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Die Geschichten
der Ungern
Und
ihrer Landsassen«
Sechster TheiL
Ungar n^s Fall.
ErtShlet von
Dr. I. A* Fessle r.
In lurhas et discorüias pesaimo euiqut plurimn vis*
T A c r V u 8 , Hist. IV. c. «1.
lsS^r¥,\ L
Leipzi«^,
bey Johann Friedrich G 1 e d i t 6 c bj
1 S 2 3.
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*OJkt
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K.^x^? ' HSX
V o r r e d e*
-Ejs möchte weder fiberflüssig noch un-
schicklich seyn, diesem und den folgen-
den Theilen dieses. Werkes mit einigen
Worten vorzureden: sie sollen das kräf-
tig erwachte, zur Nationalität sich fort-
bildende Leben der Ungrischen Völker .
darstellen. Dabey durften, weder die
wohlthätige, drey zehn Königen aus der
Osterreichischen Dynastie eigenthümli*
che Einwirkung, noch die politischen
MissgrifFe ihrer ausländischen Staatsräthe •
und Heerführer; eben so wenig aber auch
der Ungern unbfirgerUche Bestrebungen
IV —
in ilirer stäten Wechselwirkung ^ als Ur-
sachen und Folgen ;, übersehen , oder ver-
"schwiegen werden.
Es musste gesagt w' erden , wie redlich
die rechtschaffenen Könige durchaus nur
das Gerechte und das Gute gewollt; zwar
keiner der d r e y z e h n , als überwältigen-
des Herrscher -Genie, aber jeder dersel-
ben, so weit er sich selbst überlassen war^
und überall, wo seine freye Eigenthüm-
Jichkeit handelnd hervortrat, als edler
Mensch von« ungehäuchelter Gottseligkeit
und reiner Sittlichkeit sich ausgezeichnet;
— wie unglücklich gewählte, theils unwür-
dige, theils unfähige Rathgeber und Voll-
ziehet den aufrichtigen Willen der guten
Könige, bald an ihren niedrigen Eigen-
nutz , bald an gehässige Rücksichten ; jetzt
an unüberlegte Willkür, dann an empö-
renden Ul)emiuth gebunden tmd unwirk-
sam gemacht; — wie sie dadurch das ge-
genseitige Vertrauen zwischen rechtschaf-
fenen Regenten und dem edeln, hochsin-
nigen, beherzten Volke geschwächt, [un-
terdrückt, erstickt, und bey den letztern,
oft auf Kosten desselben, häutiger auf
Kosten der Könige, gerade das Gegentheil
von dem, was sie unbefugt Wollten, be-
wirkt hatten.
Werden die Geschichten dieses Z^t-
• ■
raumes von zwey hundert sechzig Jahren
(i526 — 1792) aus diesem Gesichtspunrte
gefasst , so macht sich die Erzähhnig der-
selben dem Historiogräphen allerdings als
sehr verfängliches Unternehmen bemerk-
lich; diedabey obwaltenden Schwierigkeit
ten liegen jedoch nicht in der Sache selbst,
sondern in der Leichtigkeit , womit der
Scluriftsteller und der I^eser, oft sidi sel-
ber unbewusst, jener, Motive de? pa-
triotischen Eifers, der Furcht, der
Hoffnung; dieser Forderiuigen unedler
l^'alirlieitscheu, engherziger Behutsamkeit,
rücksichtsvoller , darum immer einseitigei-
Klugheit imd kleinlichen Parteygeistes auf
die Wagscliale legen, worauf nur frey-
mütli ige Wahrheit, strenge Gerechtigkeit,
reine Achtung für das Gute, unversöhn-
liclier Hass gegen das Böse Gewicht hat
ben sollten. .
Gelang es mir, diesen Schwierigkei-
ten mich glücklich zu entwinden, so ver-
— TI
daxike ich es meinem entschiedenen Un-
glauben, an irgend eine Ansteckung unse-
rer Könige und unserer Magnaten von
der Sinnesart ihrer Höflinge; und meiner
Unempfänglichkeit für die Überzeugiuig,
dass irgend ein Monarch freymüthige und
ruhige Erzählung von den Fehlgriffen sei-
ner Vorfahren ungnädig ansehen kann;
und seinen oder seines Hauses Ruhm,
durch Verhehlung oder Entlieiligung der
Wahrheit gesichert wissen wolle.
Frey von allen, der Historie fremd-
artigen Rücksichten und Bedenklichkeiten,
erzählte ich die Begebenheiten, überall
nur nach dem Eindrucke , den sie als Er-
scheimuigen eines grossen Volkslebens, und
zugleich als Thaten des weltregierenden
'Geistes auf mich gemacht haben, und
jBuchte, 60 weit es in meinem Vermögen
stand, ^ alles das zu leisten, was ich nach
meinen Ansichten von der historischen
Kunst , andern Historiographen nicht gern
erlasse. Man gefällt in der Regel nichts
wenn man nichts gethan hat, um. zu ge-
fallen: in dieser Absicht aber ist hier kein
Satz niedergeschrieben; keine Begeben-
r— TU —
heit vor der andern in helleres odej^dunk«
leres Licht gestellt worden. Hatte ich da-
durch überall keiner politischen, keiner
kirdilidien , und auch keiner rationalis-«
tischen (in leeres , kaltes Blau hin auflge-
klärten) P a r t e y genug gethan ; den Bey-
fall k e i n e t verdient : so wäre gerade di^ff
mir selbst das erfreulichste Zeugniss, dos»
ich durchaus, nur der Wahrheit,. dearGe-
rechtigkeity der B^gion. getreu gfebliei-
ben sey, , ' - --r.";.
Ausftihrlichkeit In Erzählung der Be-
gebenheiten, welche unter Ferdinand des
I.Regierung geschehen waren, schien mir
darum nothwendig, weil seine Regipnmgs-
weise in seinen, ihm eigenthümlich ange-
Jiörigen heilsamen Einrichtungen, wie in
den widerrechtlichen Entwürfen und Be*
strebungen seiner ausländischen Rathge-
• ^^ » " • • 41 • ■
her, seinen an Redlichkeit ihm gleichen,
doch an Herrscher - Tälient und Geist ihn
nicht ganz erreichenden Nachfolgern zum
Vorbilde, ihren Räthen zur Richtschnur
dienten.
Gleichzeitige Geschichtschreiber be-
schuldigen die Ungern jener Zeiten un;
gerechten Hasses gegen Auslflnder; und
wollen ihn aus unserer Väter vorgebli-
cher Roheit^ Barbarey und :feindseligen
L^id^iscbaften herleiten. Die Geschichten
müssen i entscheiden, welcher Theil den
Has5 angezündet , >velcher ihn gereizt und
ge^il^sehtlich gi&nährt habe; ob er nicht
ftüS gßnz anderer Quelle, als jener ange-
gebenen ,. entsprungen und zu verderbli-
cher' Kraft ergtarket sey. Des .Erzählers
imerlässliche Pfliclit dabey ist, ohne Par^
teyn^hinung und unbefangen die Thatsa-
ehen:. darzulegen, und keinem Theile ir*
geiad etwas zu übersehen.
Kein ehrliebender Unger , kein unbe-
fangener Auslander, kein Kenner der Ge-
schichten kann ohne gerechten Unwillen
das viel gepriesene M a nch Hermäo n*)
l^jsen , in dem der .ungenannte Verfasser,
aller Wahrheit Trotz biethend, in der
von ihm selbst renomistisch ausgesprochen
mßtß»^
I i .; •
*)Grellinann atatistische Aufklärungeq über
wichlige Theile und Gegensläude der . östrei-
chischen Monarchie Band t SS. 330. ff* 418,
• 423 und II. S. 319, . ......
IX
nen Absicht, 'mit dem Ungri«chieÄ
Volke eine Trepanation zu versiin
c h e n ; geradehin behauptet : Ungarn sey
nur durch Schuld det Ungern tin*
ter Ttakische Bothmässigfeeit gefallen, ^lid
lediglich durcb österxelchischlls^ Böhxni'»
sches, Mahrisdies, SchleSiädies Geld'iUwi
Blut wieder erobert worden/ Dergleichen
mutfawiUige Verdrehungen der WahrhcSt
und verAchtBche Schmeicheleyen sind der
eigentlichste und gefährlii^hjste HöchVet*
rath der FOi^n und d€^ Völker; indem
sie der Letztem heimliche Unzufriedenheit
und r aufgedrungenes Misstrauen nflhten,
aufreizen, bis zur Erbitterung ' steigemi
Der Zusammenhang der erzählten Ge«
schichten wird auf das bestimmteste Zei-
gen, durch wessen Schuld, unter allen
Aufopferungen, Anstrengungen undWaf-
fenthaten der Ungern, Ungarn unterge-
gangen sey.
Sollte die Erzählung Ungrischer Waf*
fenthaten gegen die Türken Deutschen
Lesern zu ausführlich, und die nament-
liche Angabe aller bekannt gewordenen
Theilhaber zu unwichtig jschemen : so mö-
g^n sie bedejaken, dass sie die Geschich-
ten eines Volkes lesen , welches bis auf
den heutigen Tag noch nicht, durch Leicht^
sinn und Gottlosigkeit in einen kalten,
egoistischen Kosmopolitismus versunken
isU das sein Vaterland kindlich liebt, die
Thaten seiner Väter ehret, in ihrem Ruh-
me sich ttiicht fcrloss gefallt, sondern äudbr
4iXFch die Feyef derselben '-Sich- zu ähnli-
chen ermuntert, und in Vemdimungge*
recht gepriesener, glücklich angeerbter
Nahmen, zurNachalimung begeistert wirdi
Vor allem aber möchten Ausländer, bib
an, den Rhein lüu, nicht vergessen , dass
ihre Väter .'grossen, Theils. durch •:die
Waffenthaten der Ungern * von dem /Jo-
che Türkischer Herrsclwrit frey geblie-
ben sind.
.1 • '
Das grosse Werk des weltregierendeit
Geistes, was es auch durch die Profani-
f ät, Inconsequenz mid Leidenschaftlichkeit
der dabey thätigen Werkzeuge geworden
ist, die kirchliche Reformation, hat
im Laufe dieses Zeitraumes auch in Un-
gam feste Wurzeln gefasst, und ist ziim
kräftigen Klnsbente des Lebens im Gemfi«»
the, zum wirksamen Stärkungsmittel des
einheimisclien- Volkslebens geworden ^ ist
daselbst bis jetÄt noch nicht in jenen iire-
eben, kirchliche Gesinnung imd Religiosi»*:
tat erstickenden Rationalismus ausgeartet^
unter dessen parallelisirenden Einwirkiin^
gen die evangelische Kirche Jesu ul
andern Gegenden zu einem protesta,n«
tischen^ kalten^ uniruchtbaren^ Laodl«
cäischen Wesen in Lehre und vCultus her-
abgesunken, ist. Wie e$ damit in Ungarn»
unter den heftigsten Reibungen und We^
hen, unter mancherley Gewaltthaten von
der einen, unter mancherley Yerirrungen!
\on der andern Seite zugegangen sey,
musste enthüllet; in dem Streben und
Entgegenstrfeben von beyden Seiten Vie-
les gemissbilliget werden. Da war dem
Historiographen ein heller und unwandel-
barer Punct nöthig, auf dem er festen.
Fusses stehen, aus dem er ausgehen, ayf
den er Alles zurOckftkhren koimte, um
^as Geschehene vollständig zu begreifen^
und das Begriffene gerecht zu würdigen.
UI
Ich Ice9nne hierzu keinen andern liditen^
festen jr sichern Punct, als die Idee von
der Einen, göttlichen, von dem Sohne
Gottes geoffeiibarten Religion, aus wel-
eher alles Kirchenwesen , obgleich in man-
nichfaltigen imd verschiedenen Formen,
fttisgegangen ist; und in welcher es seinem
Wesen nach , ungeachtet der Verschieden*
artigkeit seiner Formen, pich wieder ei-
nigen muss. An diese Idee, so rein, so
klar und so einfach sie sich durch den
Geist der Lehre Jesu vmd «einer Apostel
offenbaret, habe ich mich überall festge.
halfen, und erscheinende Eräugnisse in ih-
rem Ijichte prtlifend, konnte ich bey den
gegen einander kämpfenden Parteyen bis-
Vi^eilen nichts Anderes sehen, als bey dei''
^inen Fanatismus für Beybehaltung ein-
gewurzelter Missbräuche , zufillliger For-
men oder verderblichen Aberglaubens,
welche mit echter Religiosität in iinaus-
gleidibarem Widerstreit stehen; bey der
andern sectirende Schwärmerey, persön-
lichen Ilass und politische Parteywuth,'
welche sich unter den Ekckmantel der
Gottseligkeit und des Eifers für das £van-
XIII
1
geluim versteckten ; oder eigennötzige An-
hang! ichkeit an das Neue^ worunter s*b
mir Kirchengöter, und wie schon £ras^
mus bemerkt hatte^ Cenmm et uxores er-
zielte. Wer an meiner Art in sehen irre
urid ungewiss wird, ob et mich bald fiir
einen Vertheidiger des Papstthumes, bald
für einen Verfechter der Augsburger oder
Schweitzer Confession halten soll, der be-
denke, dass ich als Historiograph nur
evangelisch- christlich gesinnter Religiöse,
kein Parteygänger irgend einer kirchli-
chen Secte seyn durfte. Wo wirklich das
reine Gotteswerk im Geiste der Liebe ge-
pReget und bewahret wurde, dort bin
ich gewiss, es nicht verkannt, und selbst
im Innersten davon ergriffen, es redlich
dargestellt zu haben«
Aus dem neuesten Zeiträume, vom
Jahre 1792. bis 181 1. erlaubte mir Be-
scheidenlieit nicht, mehr zu geben, als
eine Auswahl Von Denkwürdigkeiten der
Ungrischen Völker. Wer dicht am Fusse
des Kolosses steht ^ muss sich enthalten,
ihn zu beschreiben , wemi er nicht gerech-
— XIV —
teti Tadel oder Spott von den Fernhin-
stehenden» die den Koloss ganz über-
schauen können, ämten will.
Saratow, den ^Januar 1822.
F e s s 1 e r.
In halts-An. zeige.
m *
Zehntes Buc h,
Ungarns Fall.
I.
Lnd^g des IL acht ertte Regienrngsjahre?
Seite 3. Dem Sohne Wladitlaw*«, Ludwig dem IT. wird
fehal Ugt. — Dessen £rsielier. — Sein Verderber« Geor|(
Markgraf von Brandenbarg. -* Die Zapoljer finden an König
Sigmund keine Slütse mehr. -— 7. Leo des X. fiemiihnngen
einen aiigeffleineu Heerzug vider nie Osmanen au Stande an
brüigni. — Maxlailian'a Eifer. — 0er Papst sendet den
Operations ptan an den Kaiser und nach Ungarn. — Nachrichtea
sus dem Orient Ton Selim*s bedenklicher Lsge bringet den
Uikgriscben Staatsrath an keinem Entsehluss. — ' j3. Der ZiSpo-
Ijer Abiicfat , die Einsetsiuig eines Statthalters Ton dem Land-
tage an erawiugen , wird hintertrieben. — Trennung «wischen
der AdeUgesammtheit ond dem Magnaten - Stande. — Particular«
ConrentioB der erstem su Tolna. — Ihre Verordnungen. — iS«
Sacsher Tag. Verordnungen; Einsetaung eines Staatsrathea. —
Der Eeichstsg an Augsbftrg. — a3w Rathschiäge ^§ Köniu
Sigmund an den Ungrischen Staatsrath. — maximilian s
Tod. — KeichsTersammlung su Pesth. Streit über die Bacshcr
Artikel; derLsndadel swinget den Magnatenstand sie ansunehmen
und 2u bestätigen. — 39. Tod des Palatins. — llÜnke und Ge-
walt der Psrtejen. Die neue Wahl ^fit Herrn Stephan B^-
thorj. — Sigmund's WicbUgkeit für Ungsrna Wohlfahrt.
— 54. Drejjihriger Waffenstillstand mit Sei im. — Der Krieg
nit dem Deutschen Orden in Preiusen hindert Sigmunden
an Ungarns Angelegenheitelt thätigen Antheil au nehmen. — - Dec
Crakaner Friede. — Das Ordensland Preussen wird ein weltli-
ches Hersogthum unter Pohlnitcher Lehnsherrlichkeit. -— Sy*
Schlaffheit der Ungern In Vollsiehung und Beobachtung der
ReichsTerordnungen* ^— Niederlage des Wessprimer Bischofs imd
Vraner Priort Petrua Berisslo. — Der berühmte Kriegs-
■ann Faul Tomorj begibt sich in don Frsnciscaner Orden*
— 43. König Ludwig in Presburg. — Seine Schildenuig der
Bedrängnisse des Reidies an seinen Oheim Sigmund. — de-
lim 's Tod. «— Solejraan Grossherr. — Unkluges Varhalten
gfgen seinen Bothschafter in Ungarn. — 48. Der theure Vogel
xa Brlao. — Vermählung der Königinn Anna mit dem Erz-
bersog Ferdinand^ die Erzherzoginn Maria wird den Ungern
bberlieferf . Bin Angriff der Osmanen auf Jaicza Wird von P e -
terKeglericah aurückgeschlagen. — Der Reichstag su Worms.
--Die Ungrischen Gesandten und Martin Luther daselbst»
— 55* SoJtfjiBatt'a Bothschafter wird an dem Hoflager nocb
^^mm BctflwH nvnokbahalten i woniber der Groathtrr
— XVI
erifirnet fiegfen SxKbacih und Belgrad auszieht^ — Elchder Zu^
•iaQ<I beyaer Platze. — Ach in et erobert SzabaCab. — Sole}-
man'« Bothschafter mit aeinem Gefolge wird zu Dotis ennor-
det. — Der Uugem Uutbätigkeit bcy des Feindea Fortschritten •
_5e. Des Königa Hülfloskkeit. ---Belgrad getath in Sole) -
Qian'a Gewalt, -^ Gi. öfefier Landtag; eine beträ'chtlicho
Kriegsstetier wird bewilliget; iiber nicht bezahlt. — Auch die
übrigen Verordnungen werden schlecht oder gar nicht Tollzogen«
*^ 69« Ludwig erkläret ii^h zu Stuhl weissenbnrg für mündig»
leistet den Krönungseid , lasirt Maria zur Königinn von Ungarn
krönen» und fe3'0rt d/ia Beylager. — 74« In die Croatischen
Gränzfestungen wird Österreichische Besatzung aufgenommen. —
lye* Königs Pragerfflhrt. — KrOnung der Königiiin. — Lud*
wig'a Hinrichtungen nnd Verßigungen in Böhmen. — * Beson-*
dcre Vorbündungen in Üngiam wider, ond ftir den König, —
70. Gräulicher Unfug der Steuersammler und Einnehmer. — ^
Thätigkeit des Palfttms Stephan Bathory in Abwesenheit
des Königs. — Zustand der Moldau ond Walachey. — 84. Der
Nürnberger Reichstag bewilligt den Ungern Hülfe , sie wird aber
tiicht geleistet, — Staatsbestehlung in Ungarn. *r- Unwirksame
Verordnungen. — 87. Ptulua Tomory wird wider feinen
^Villen Erzbischof von Colocza Und General Capitan des zwi<«
•cbeo der Sawe, Drawe und Donau gelegenen Eeichagebiothe*«
IL
Verwirrnng des Reiches im Innern durch Unter^
drückung der königUchea Gewalt ^ Eifersucht und
Treiinniig unter den Ständen^ schlechte Staat»^
wirthschaft^ nnd Verfall der Rechtspflege«
Seite 87. Paul Tomory vermochte aach mit den fn-Öss«*
ten Eigenschaften nicht, das Reich su retten. '^ 88. In £mie-
drigung de« könifilichen Ansehens ist Wiadislaw selbst der
thätigste. ,-~ Nicht er, sondern die Magnaten tu seiner Demü-
tliigung ernennen Kronhüter. ^^ Wiadislaw 's Krieg wider
seinen Verächter Lorenz, Herzog ton Ujlak. — 93. Die Ver-
ordnungen des Ofener Landtages t. J. i4q5. verrathen die Zer»
rüttuBg im Innern des Reiches. -«- 100. Reichsgericht über den
Vraner Prior Bartholomäus Berisalo; über Peter Poky;
über Loren« von Ujlak. «-^ Klagen des Landadels über die
Kriegssteuer » über Staatsbestehlung. -» Der kÖnigl. Schatimeister
SSgismundua firnat« wird ge£uigen gesetsi, su beträcbt*
Ikher Geldbusse verurtheilt. •— 107. Versöhnung des Herzogt
von Ujlak mit dem Könige. -^ Wiadislaw schwächt das kö*
nigliche Ansehen durch leichtsinnige Übertretung der Reichsge*
setze. — Gesinnungen einzelner Prälaten und Magnaten gegen
den König. *— iii« Testament des Stephan Zapolya. -^
Des Emerich Perdnvi« — Reichsbeschlnsse , Handluiigen
cinrelner iVIagnaten und Herren untergraben die königliche Ge-
walt. — 116. Zwietracht unter den Standen und der einzelnen
Standesgenossen unter sich. — Ausschweifende Pi^ocht des Prä-
laten-Standes. — Neid und Eifersucht der Laien. Nur in Be-
drückung des Landadels sind Prälaten - und Magnatenstand einig.
«— Folgen. — Bedrückungen der Szäkler. — lat. Harte Verfü-
gungen über den Bauernstand nach dem Kreuakriege« ^« 135«
XVII T—
ürol&eiide Stellinig d«r AdeUgeflamaitlieit Mpn de& PrSteten^
und MagBStntstUMi aaf dem Kakoaer Landtage i. J. • 1^4. -^
DesMA Artikel. — iSi* Stürmischer Rakoier Tag vom Jahre 1S2X
•<- iS5. Sdil^etey in StaaUrathe. — Unfug nnd Gewalt lu
Oba. — Verlmiidoiig der l'riflaten nUd Magiltteni — ^ Der König
mbiädiet dem ComJtata - Adel die .Reise zu dem Hattanfer-
Ti^e. -^ t>er HatTaoer Tag. — l4o. Der König erscheinet da-
hej. — Vortrage dea Stepliali Werböczy; — des Grauer
Erxläschofs ; — dea Palatin ) — des Jndex Curia. -^ Aüsfiille
dn Adels wider aie. -^ Schlass des ersten Tages. -^ Zweytaf
Tag. — t44. Der Palatin Wird tnmultuarisch abgesetzjt und S-te-
ahsn WerbÖesy sum Palatifa ausgerufen. £bett so werden
todere Rcidiaaalter besetzt, abwesende Barone, Magnaten >
Lsadbetren geichteU -^ Dritter Ta^. — Hattaner Artikel« —
i%8. Die ftfiäersdialt Kalandos. -^ Landtage dCfr letzte« auf
des RalLoaer Felde. ^^ i53. Stephan Werböczy fiuchtet
sich aus Ofeai <— er wird mit Michael Zobj geächtet; — -
Stephan Btft&or j iu das ^alatinat Wieder eingesetzt. <&- R^
koMc BeschlSase. -^ Herthaftigkdt der Königinn. — iS^. Schlusä
tt% letzten Rakoaer Landtage«* -^ Verruchter S^aisgnindsati
aller Staade. ^^ Schlechtd Staatswirthschaft unter Wladi^Uwt
— tfj. unter Ludwig; -^ heyder Könige Arlnuth und Notfai
«- Schlechte Miijlxe. -^ 187* Der Staude Bestreben nsoh einer
SmaJmig der Reichagesetze nnd allgemein anerkannter Richt-
sdumr for die Rechtapflc;ge. -^ »89. Das Tripartitnte d^a Sie-»
phan Werböcay* -^
Öl-
Vtrfall der Liuide8-> Geistes *y Sitten -CuHw Imcl
det KIrchenweseiiB. — Die Reformation im Ung^
Reiche.
Seite 195. tlnterdrückutig des Bauertstande^. f- Prti» üef
D'mge. -^ Stadtische Gewerbe. — Preis ihrer Arbeiten. — 1984
Preis der Artikel des Luxus. — Handel. — Ursarhen der ge-»
ringen Fortschritte iü der Geistes -Cultor. — aoa. Gejehtte Un-
g^m dieser Zeit. ^^ Plünderung und Zernückelung der grossen
ibiiothek dea Matthias. — aio. Buchhandel in Ofem -^ Bi-
schöfe der Vtigriachen Kirche. —>> aal. Raub der Laien ah Kir-«
eben- und KJostergutern« — Missbrauch des Patron atrechtes. — <
Bedrängnisse der Abtey zu Sanct Gotthard unter ihren Schirm-
▼ögten, Hetren von Sz^chs. Verfall der klösterlichen Zucht
in den Abterte. -* 227. I*rümonstratenser Otden. -^ Vergeh-^
Üche Vetorwungen der Landtage über den Unfug 1 welcher mif
dem Patronatreäta begangen wurde. «^ Ausbreitung des Domi-»
nicaner nnd Franciscaner Ordens. — a3o4 Der Pauliner Orden«
** Das Griechiaciie Kirchenwesen. — Joannes erster Bischof
zu Mnnkacah. — Schicksal eines Vngrischen Bischofs in deif
Tstarej. 354« Formen kirchlicher Andacht. — Eigentliche^
üttprong der Reformation* — 24i. Michael Saiiklosy Pfar-«
nt zo Sator -Ujhely erster Verbreiter Lutlierischer Lehren iii
CBfim. Verfolgung derselben -zu Ofen. Veit Ortel und
Simon GrTnana. — 344. Reiehsverordnungen nnd königliche
^cie wider die Anhänger der Lehren Luthers. — :x4g. Ver-
trctfutf der I«trttieriacbeii Lehren au HerffiannsUdt f durch A m»
— XVIII —
■ ■ I
brosSas Slesita und Conrad Wich« Eifer des Graner
ErzbischofesXadisIaus Sza Ik AU dawider. — a55. Ankunft
der aus Schlesien flüchtigen Mönche Georgius und Joannes
Surdaster in Hermannstadt — • fClagschrift der Hermannstäd-
ter Clerispy. — a6o. Der Könipsrlrhter Marcus Pemflinger
nimBt Ausland die königlichen Vcrfolgungsbefehle au vollziehen«
IV.
' Verfidl des Kriegswesens. — Ludwig*« zwej letzte
^ Jahre, t— Tag bey MoMcsh.
Seite 261. Auflösung des stehenden Heeres und der schwär«
aen Legion. Wiedereinführung der ßanderial - Verfassung. Be«
" .streben des Prälaten ~ und Magnaten - Standes » die bist der
Kei^hsvertheidigung dem Könige und dem Comitata- Adel aufzu-
bürden« Prälaten und Magnaten entledigen sich' der Banderial-
Pflicht mit Geld. — siTy. Erlöschung des kriegerischen Geistes.
Der Colotaer Erzbischof Tomory schlagt den Ferhat^
B e g. a73. Drohendes Sendschreiben Solejman's an den Kö •
„Jg. : — LudwigM Antwort. — 27^. Usref-ßeg wird Toa
Cnristoph Frangepani an der Spitze der Croateu vor Jaicza
^geschlagen. — Der Serwische Bojar Paul &i a k i c s ii , als Über-
flofer von den Qsmanen^ bringt Nachrichten von Solejman*s
Sntwürfen und Rüstungen. — 281. VerordAungeu und Verfügun-
gen des letzten Bakoser Landtages für den bevorstehenden Feld-
zag. — Clemens des VII. thätiger Beystand. — Ludwig 's
' Geldnoth. Aus den Kirchen und Klöstern von Ofen und Pestlt
-wird die Hälfte alles Goldos und Silbers genonimeu und vcr-
«münzt. — ' 28C. Schrecklicher Zustand des Reiches, arge Ver-
liUndung der Ungern , überall Vorbothen des nahen Uutergan-
gea. — Onrch das ganze Reich werden Eilbothen gesatidt, theila
um die Kriegsstcuer einzusammeln , thcils um in die W^iFcn zu
mahnen. — Sole j man*s- Vortrab zieht in Belgrad ein. — 292.
Im ganzen Reiche wird ein BlutbuUfcktes Schwert, als AufTorde«
ning zum Aufsitzen herumgetrapen. -— Von Kirchen und KIÖ5ttru
Sm Reiche wird die Hälfte alles Goldes und Silbers gefoidert,
aber nicht verabfolget. — Zweymahl hunderttan^end Türken
•etzen bey Sanct Demeter über die Sawe. — Peterwardein wird
Ton dem Feinde bedrohet. — Tomory's Hülflosigkeit. — 297.
Solejman'a Ankunft zu Belgrad. — Peterwardeins Belagerung
tStzIicfa. — Solejman erobert Peterwardein und andere festo
Plätze am fechten Ufer der Drawe^ — Stephanus Brode-
rica h gibt der Königinn von dem Zustande der Dinge Nachricht.
«— 5o5. Zuzug einiger Prälaten und Magnaten mit ihrem Waffen-
Tolke zu dem Könige. *— Der Palatin aoll den Obergang über die
Drawe besetzen und vertheidigen ; aber der Adel verweigert dea
Dienst n&ter des Palatins Panier. — Paulus Tomory und
Gaorg YonZapolya werden wider ihren Willen zu obersten
Feldherren ernannt. -^ Das königliche Lager bey Mohaesh. —
Der Adel in Tomory'a Lager weigert sieh, dem königlichen
Machthaufen zuzuziehen. -^ 3ii. Golejman'a Übergang über
die Drawe. — Heilsame Rathachläge werden Ton Ungern rer-
werfen. — 5i6« Dia Schlacht wird auf den ag« Augnst beacUoa-
ftB. — > DgnJi dio Anknnft verf chledener H erresi mh threm Volla
wird die {enininte XJngritche Heermacht gegc^n 97,000 M«nn ftark
vrider aoo,ooo Osmanen , Bewainiet^ bnd Tross. — Aastog ^er
Ungmi aiu dem Lager auf den ICampfpIffts. <— 619. Stellung
det Uiipi\c)ien Heeres. — Stellang de« Feindet. — . Dm Heer
wirdroo dea K.Önigs /In Wesenheit Uberzeuet und lu wohlgeord-
cfjer Tapferkeit ermahnet. — Anfang der Schlacht. — 5a4. Vor-
oügt Si'vgesbotbachaft an den König jin HintertrefTen« Der Feind
wird nnforsichtig verfolgt. — Tomory fällt. — Der reditt
Pla^el der Uagem ureiclit. — Der König wird nnaichtbsr. — Die
Schlacht ist verloren. — Der König im Caellye - Bache rtrauikeii
«od tudt. Sieben Pra'Uten, Acht und swansig Megnaten« liinf-
lumdert Lasdherren und zwey und awansigtauaend Mann bl«ib«ii
in der Schlacht. — Soleiman'a Zug durch Ungarn. •— fiaS*
Soleiman'a Einstig in Ofen. — Sein Abxng aua Ungarn. -«
Drs Königs Leichnam wird gefunden und uafib Stuhl weiaiöibnig
gebracht. — Übersicht. <•—
£ i 1 f t e g B u c h.
Zerrüttetes Wellleben ^ der üngrischen Völ-
ker unter dem Ge^en- Könige Johann von
Z«(polya, und unter dem rechtmässigen Kö-
nige Ferdinand, in den ersten sechs und
zwanzig Jahren seiner Regierung,
J.. C. 1S2G ^r- i553.
[/
Kampf der Farteyen. — Sieg des Rechtes* •
J. C. i6a6 -— 1627»
Seite 335. Ungarn iat (aua aeinem Urapmnge efn Erb -. kein
Wahlreich; — nach dem Rechte der Erstgeburt in ma'nnuclier»
her Erlöscliung deraelben auch in weiblicher Linie. — Dieaa be-
weisen mehrere Snccefsions- Fälle. — 54o. Johann Zapolya*a
rechtswidrige und treulose Anschlage. — , PeterPerdnyi und
Stephan Werböczy für Zapolya tha'tig. ~- 3i5. Ferdi-
ms ad zögert 9 ron Ungarn Besitz cu nehmen; — beinrirbt sich
lua die Böhmische Krone; — wird rou den Böhmen Bum Könige
■atgerofen. 5iQ» Ermahnungen seiner Schwester Maria, ver-
"•iuweten Üngrischen Königinn, an die Ungern. — Widerrecht-
licher Landtag zu Stuhlweissenhurg. — Johann Zspolya wird
▼OD setoer Factiön aum Könige der Ungern ausgerufen und ge-
kiOBet. Seine Sendungen an auswärtige Fürsten. — 354. Prea-
'^*'|er Landtag. Ferdinand wird von seinem Anhange sum
Köaije Tfiu Ungarn ansgerurcn ; doch lässt er sich voriier su
Png SQB, Köni;;e tod Böhmen krönen. — - Des Gegenkönigs po-
KtJk&e JMttsgritTe* — * ^^ Ferdinanda Maasregeln dagegen. —
frniiui ü i j a n farfifin '«*» Gegenkönig and Frans dem 1. ron
lArtnkreich. ^ 363« Obermüthige Erkllnxng der ZtfpolyUcfien
Ftcdoii gegen König Ferdinand. — Z^bolya's drückende
Auflagen. _ Tig lu OJmuU«— 36?. Ferdinand^« Anwald
nnd Spreeher giebt Bl^tsen. -^ Krfolglotigkeit des Taget.
*Pefl Königs Langmadi.— 370. Ferdinand* s ofibner Brief an
_^polyc , „^ ... ^ .. .^
Ungarn. Tokaj wird von den Königlichen erobert. •— Zdpo?
l^ra^ flüchtet nach Siebenbürgen, 384. Der Ofener Landtag be-
ttätiget die Erhebung des rechtralfasigen Königs, und die Adela-n
gesammtheit unterwirft sich ihm und seinen Leibeserben für alle
Zukunft, -rr Zäpolya's Tergebliches Widerstreben. — Fer-
dinand'fl Krönung zuStuhlweiasenburg.-^ 390. Zäpolyaund
Werböoay werden geächtet. — 393. Besetzung der hohen
Rdchawürden. -^ Lo^vrig's feyerliche Beysetaung^
u.
Johann Zripolya't unglückliche Unternehmnn«
gen. — Sein Verrath des Vaterlandes. — Solej-
man vor Wien. — Ludwig Gritti, Statthal-
ter des Reiches. — Waffenstillstand, -r- Gritti's
Ermordune. — Erneuerung des Krieges^ -^ Fa^^
scher Friedeut — Z&polya's Tod.
•
S, C. 15*7 —r i54o.
Seite 396. Hieronymus Laszky, dea Gegenkönlg^
Bothscbafter an den Grqsssultan. 1- Georg Uthystenics,
genannt Martinuzzi, Pauliner Eremi t» Z ä p o 1 y a' s thätiger
Sachwalter. — 507. Sieg der Königlichen bcy Erlau. — Franz
^ödö. — Patriotische Antrage der Ungeni auf dem Ofener
Landtage. — 4oi. Jaicza's und mehrerer Schlösser Verlqst in
3osnieq. -^ Zäpoiya't Rüstnngen. --r- Ferdinand yerlässt
SU Ungarns langwierigem Unglücke die Hanptstadtf und fängt an,
Ausländer, fast immer unglücklich in der Wahl, zu Oberbefehls-
habern über die Ungern zu ernennen. — ^äpolya^ Niederlage
oej Stina. — ^ Seine Flucht nach Fohlen. -— 4o5* Die Ungeni
werden durch Scheingründo über Ferdinand' a Entfernung
aus dem Reiche getröstet. ^- Zäpolya's Vorstellungen an die
Deutschen Keichsfiirsten. -^ Schlechtes Betragen der Deutschen
Hauptleute im nördlichen Ungarn. — 4io. Die Königlichen er-
obern Trencsen, dann mehrere Schlösser ander Waag.— Laaz-
<]?y*a Unterhandlungen zu Constantinopel. -r* 417. Ferdi-
aand's unglückliche Massregeln bey den Gefahren des Reichs. -r
419. Seine Tergebliche Sendung an die Pforte; •— an den König
von Fohlen. — Zdpolya's Kupkkehr nach Ungarn, «r- Sieg
aeiner Faction bey retak. — Reichstag zu Speyer. — Solej-
man*a Anzug gegen Ungarn. >-; 424. Des Deutschen Reichar
tagea nie erfüllte Elülfsverheissungen. — r Solejman bey Mo-
hÄca. T- Peter Perenyi gerä>h in Gefangenschaft, die Ung-
|4sche Reichskrono in des Grosasultans Gewalt.— Qfen wird yoi^
JDeutachen UanpUeuten an Solejman überliefert. -7- Tho-?
piaa Nidaadj. -^ Solfjman^a Zug Tor Witn* — - 429» Sein
icliiiipniAer RH^mg, «»« Sdira Verftomgwi nn Otaji -* ZA«
Bolym wif4 Ton ihm feyerlieli som Könige ron Ungani;^ einge-
mW; eiiiät die ReiohsIsTono und Kleinodien snrlipk. — f Nimm|
irfSoIejnian*« V^nnitteiong den wtnkelmüüiigen Graner Bn«
IWofmd Feter Pereuji wieder fo Gnaden an.-T- 4^.So-r
lejamnfa Absnf «na Unganu -«• Zäpolya Terachtet den
■Judkiws Bann.-'-?- Zoatand d^r Dinge in Siebenbflrgen.rt- Be^
fingn*«* der trenei» Sachaengeaammtlieit.-^ Gegenaeitiger Kampf
der Paiteye» in Ungarn nnd Croatien, ^- 49Qf Z4polya'a.
fj-.j»«p sa Ofen. — Sdne wankende Herrsichan« Die Folgen
* st TcmtheriaclMO BSudniMta mit der Pforte trefiep anch
— 4^. Wilhelm von EbgendQrff. OberbefehUhaben
ZApülj- - - _
Z4nolYeckien Fection bedHTngty werden ron Ferdinand b'ulOoa ger-
liMcn. — Banderttt der B/Ugnaten an Babolcaa, an Belarar. «— \
455. Der bedtakMe Weaaprimer Tag wird ron dem Körnte
und ▼OB dem G^enkönige ^untertrieben. — Verlängemng dea
Waffc^ftOlftaadea swiaefaen Beydep. — * 45^. Keneser Tag» — •
Drobcnde Tfirkcnaoth. » Deaucbe Reichabfilfe. — Gfitti'a
ttcaJoee ftn***"^ md Solejman^a Terderblidie Bn^wUe
imdctt Tcrrathen.— « 465,PerdinaBd'a ZorSatuiuen, -^ Laa«r
kj'i Feindaeligkeiten im Zipaerlande. «v Gritti'a Einang in
StcbeBbSncen« — Feter rerenji'a Schicktal im Lagisr 3cw
To^ei^gt nnd behanptet. — Solejman'a Rücksua. -^ 476^
Bn Stmf-Hecr der ötmanen wird in Otterreich aofgerieben. — ^
4&1. Ajaflötang der bey Wien yeraanmielten Heermacht.—- Fer^
dinand't Bothtcfa»ft an die Pforte. -^ Verlängerung det Waf-*
leattillstandea machen Ferdinand und S^^polya. r^ 485.
EntarBOog dea HLanbtchlottet Palota. Flacht des Qesitaera L»-i
ditlawmort^ — Serejy's und Katsianert Gewalttha-
len in Ungama nöidlichem Gebiet)ie. -^ 483. Fortgang der Frie-
dent-Unterliandlongen an Conttantinopel. •— Mattregeln dea
det. Grittl in Megyea eingetchlotten uqd gefangen > wird
kiogerichteti gleiche^ Schicktal trifft den Mörder Docay. V
499. Sniejman ISatt Gritti't Srmordmig ungerachet.-*- Un<-
temndlangen awiacben Ferdinand nnd Zäpolya^ -- Va<n
lentin Török*« jM>ftU von Ferdin«nd; Lataky'a von
Zipolya. — 5o4. LandUg an Pretburg. — Betonderer Tag au
YTiau •-- 5o8» IHe Hermannttltdter. Ton dem Könige Tergeblich
BiUe crwarteoda r»««*«« •><* •» ZApolya.-r- Detten UnredT
Kdikait im Unterbandeln. -^ ?*i*"» VV B4n/^J'» Wglöck-
BckerFeJdnv* -r- Frana Bel^ek und l4aditlaw Naay gen
ka la zivoly^ iiber« -r* Ihm wird auch Katchau durch Ver^
Wk äwiiÄert. — ' Ii«ndug au Pretburg. Der Ungern grotit-
■iAuM A»«rhietbnngen. -rt 6i4. Bey det K#n{ga unaullnglicheii
C»lpilui »i» F«l*» •«UIb* SApolya'» Beer and «lobMt
XXII
*
Tok^ wieder. — 617. Nach »iebenwÖchenllicher Belaßerimg auch
Ale FeJ^enburg Säros. — Krieg in Croatien. — Kiissa wird von
Otmanen^ eingenommen, •— 619. Katzianera Feldzug und Nie-
^ clerlage in Siawouit'n. — 628. Er und Pekry werden auf de»
Königs Befehl gefangen gesetzt. Katzianer entilieht «us dem
Gefängnisse , begehet Hochverrath und wird auf Veranstaltung
des Grafen ^riny erniordet. ^ — Wiederanknüpfung der Unter-
handlungen zwischen Ferdi nand 'und Zäpolya. — 53o. Pe-
\ terKeglevics und Thomas Nädasdyi Baue von Croa-
tien. — Mit unredliclier Gesinnung geschlossener Friedensver-
trag zwischen Zdpolya und Ferdinand. — bSfu Innere Un-
gültigkeit d<*sselhen.-— Des Grosssultans Rüstung wider Ungarn,-i-
63g. Sein Uiickzug. — Zdpolya^ a Verm'ählung. — Seine Wei-
gerung den Grosswardeiner Vertrag zu pobliciren. — 545. Sein
• treuloses Betr..;» n gegen dtn Moldauer Woiwoden. — Unter-
gang seines Glückes, — Empörung der Woiwoden Majiäth
und Balassa wider den Gegenköuig ; Dessen Anstalten zu ihrer
Bezwingung. — 55o. Sein letzter Wille. — Sein Tod.
ÜL
Ofen in Solejman^ft GexValt. — Unglückliche Vep-
_ Miche zur Wiedereroberung. — Fünfkirchen, Gr«^n,
Dot*8, Stuhlwelsseuburg von den 0«manen einge-
nommen.— Df'e Ungern im Schmalkaldisciien Krie-
ge. ^- Waffenstillstand mit Soiejman« — Sie-
^ benbürgens Übergabe an Ferdinand. — Mar-
tinuzzi'8 Ermordung.
J. C. i54o — i55i.
Sexte 554. Folgen der Abwesenheit des Königs aus dem
Reiche. — Der Cotocser Rrzbischof Franc iscus Fjangepa-
11 i tritt zu Ferdinand über. — Sendung der Zäpolyschen Fac«
tion anSolejman. — Martinuzzi^s Charakter und Macht.—
669. Majldth bewarbt sich bey Solejman um Belehnung mit
Siebenbürgen. — Convent zu GyÖngös. — Die Siebenbürger er-
klifren sich für Ferdinand. — Majldth^s Ranke werden von
lsabel 1« vereitelt. — 564. Des Königs zauderndes Verfahren,
«eine vergebh'che Sendung an I s a b e 1 1 a. — Verunglückter Feld-
zng gegen Ofen, unter dem Oberbefehlshaber Leonard von
' Fels 8. — 569. Dessen Rückzug, — Ursache misslungener, von
Ferdinand angeordneter Feldzüge in Ungarn. — 575. Günsti-
fe Aussichten für den König in Siebenbürgen und zu Ofen, durch
Ingrischo Unterhändler rröfinet. — Wilhelm von Rogen-
dorff wieder Oberbefehlshaber in Ungarn Vergeblich bekennt
er sein Unvermögen. Er unternimmt Ofens Belagerung. —
677. Durch unredliches Betragen verscherzt er die Kinnahme der
Barg. — 684, Majiäth wird in Siebenbürgen gefangen genom-
men. -^ Rogendorffs schlechte Anstalten vor Ofen. — Vor-
theile der feindlichen Feldherren, — 590. Sein schimpflicher und
unglücklicher Rückzug, Niederlage seines Heeres; — 59a. Sein
Tod. ^ — Solexman im Lager zu Alt -Ofen. — Sein falschef
Verfiihrea mit IiabelU und mit ihren B|tben. — .01c;ii wird
— XXIIl —
Ton den Ossuen In Berits genommen. -^ 698. Itabella mrd
tvs Ofco Dtdi Siebenbärgej^^ im Besitze tcheinbarer Herrschaft
über die Provinz , Terwiesen. — SolejmAn^t feyerllcher Ein*
zuf u Ofea. -— Valentin Török wird xu ewiger Gefiin-
gesKiaß nach Cotistantinopel abgeführt. •— , Ferdinand be«
mit sich ▼ergeblicli um Frieden mit Soiejmai). -^ 6o3. Pa«-
tKoüscbe Stimmung der Ungern , angekündigt durch Tenohiedena
raterbacdlungeu , und durch die Reichabeschlüsse auf dem Man«
tohler Landtage — • Sie wird von P e r d i n a n d nicht benufat. «-
Beidüan dea ReichaUgea xu Speyer. — 609. PrSchtiger Feld- N
gug unter Joachina*a ron Brandenburg Oberbefehl naah
Uagam.— Langtimer Marsch.—« Watsen wird eingenommen.—
611. Pesth nacbläaaig und vergeblich belagert«^ — Scbimpflieher
Itore mit seinen Söhnen in Tüikiscber Gefangenschaft« —
610. Vslpo, %Uoa nnd Funfkirchen werden von Murath Beg
cia^enoramea, Solajman's Einaug in iatatere Stadt. — So-
le') man in Ofen. Gran wird belagert. — Von den Spanitdieil
Bdebbiubem , Martin Li skani und Franz Salamahca,
an AcJbmetilbergebeo. — Eben ao Dods.; Stuhlweissenburg nadt
dea authigtten Widerstände. — 616. Erst nach dem Rückzuge
des GrosssoUans erscheinet der König mit Heermacht in Ungarn»
Böboien und Italer ▼erweigeni den Dienst und fordern Ent-'
lassuog. — Landtag au Neusohl. — Der Ungein grossmütbiga
Aacibietbung^n. — 6%t. Gross -Orossi wird Ton Osmanen ans-
fe|>lttiidert y Visegräd eingenommen. — Die königlichen Besai-
sungeo entfliehen aus Nögrad und Hatyan , und überlassen diese
Ptitxe dem Feinde. — S36« .Weitere Forlachritte des Feindes in
llngim und CToatfeB« *!— Pstriotisciie Beschlüsse der Ungern zu
Saio-Sscnt-P^ter» — Der Bau der Festung Sissck wird ron den
Agrsraer Domkerren onternommeu. — Landtsg zu Tymau. -^
C\}, Reich«rag zn Worms. — 0t9 Kaisers und des Königs Sen-
duag zu Frieoeosunterhaudlnngen mit der Pforte. — Versamm-
luDg der Aji/iJnger Isabella's zul^ebrccz^n. — 6iC*L8ndtsg zu
Pirsborg. — C«Q. Der Schmalkalder Bund. — 662. Der Ungern
Autheii an dem Scbmalkaidikchen Krieg, -w. 653. Ihr Antheil au
Diopffifg df!% Prager Aufstanile« wider Ferdinand. — 6G5. Dio
mit der Pforte sbgesch1ossi?nc riinfjahrige WafT« nrulie- wird auf
^m TyrnauFr Laudtage vermeldet. — 669. Reichstag su Angs-
btirp. -^ Verletzungen des Wairenstillstandcs von Seiten der
Oiovamn. — 67 a. Yy^r Presburger Landtag. — Zerrüttungen 9n
IsabeJIs^s Hoflager. -^ Msrtinuzzi^s Unterhandlungen mit
Ferdinand über Siebenbürgen. — Oyy. Feidsug wider die
SiÖrer 6e% Lr.ndiriedens, Melchior Balassa und Matthias
Basö. — 684. Sieg der Uncem über den S^uhhveisscnburger i'a-
•cha bey Bernhida. — 6S5. Langsamer Fortgang dor Unierhand«»
hia^en üb«r Siebenbürgen zwischen dem -Könige und Marti-
auzzi. 690. Antonius Wrdnczy's Überganj^ zu Fer-
dinand. 693. Martinuzzi's ungemein verwickelte Lage;
*i«rrordeutljcheKlugheift womit er sich idr entwand. — 7i3. Sie-
••L«
— XXIV —
det Gffonliemi VeiitigungeA und Anstalten in grosse Verlegen-»
Beit gesekit.'^ Cestaldo Oberbefehlshaber in Siebenbürgen.-^
Seine Vntüchtigkeit. — Mattinursi bereitet sich durch keind
jloBttschen Künste Itegeii die I^forte seinen .eigenen Untergang»
« 724. Lippa und dienrere feste PU'tze hu der Tenleser I^roiriiui
weirdto Tdn Osmäuen eingenommen; TeihesviLr eingi^schlosaeit.
Martinuiai wird ron Julius demllt. als Graner ßnbiachof
|beatStiget und lum Cardinal ernannt; iroh Chstaldo bey Fer^
dinand boshaft angescfa wärst« «- 733. Lippa wird wieder er^
6bert{ 737 TeKoa?£r entieiat« -^ 739^ Mattinnaai^t Bnboi»
6Ähgk
Äwölftes Buch-
2ert*ütt6t69 . Weltleben der Ungrischeti Volker
in den letzten zwölf Sahiren des rechünasugeti
Königs Fetdiniind.
J. G* i56a ^ t564«
t
Der pät)8tliclie äann über die Ürbebet tmd VoUziV
ber des Mencbelmordes. — Niederlage der Un-»
gern bej Szegedin. — Weizprim, Teme^yir, Ka-»
Mnsebe'8»' Ltigo8> Li})pa, lu a. werden iron Oa-^
manen eingepommen« *^ Erlau wird Teir^eblich
ton ihnen belagert — * Verwirmngen in Sieben-»
bürgen. •— Die Oimänen TOr Sziget. ^— Friedens-^
tmterhandlan^en zu ConitantinopeL -^ Maxi-«
milian's Krönung smn Könige tön Ungarn**-^
Ferdinand'a Tod*
J. G i65a -^ t564i
Seite 74s. Vbigebliche Kfinste und Bemfihnngeii den M^
diordeten Martinussi des Hochterraths sdiuldig ku finden. -^
Julius der III. fordert Anstifter nüd Vollaieher des Mordea toil
aeinen Riditerstuhl nach R0&14 »- Julius verhänget den groa-*
aHi Kirchenbann über sie, über Caataldo, über den Kön^lg.-^
Die Untertnchbng wird partevlich nnd uiiredlich geführt« --•
948. Durch welche Küaite, Wendungen und Rücksichten Papst
J all US cur Wiederrufhng des Bannea bestiount wurde.— Miss^
Ihrtgcne Unternehmung und grSuliehe Niederlage der Ungern bey
Ssegedin. -^ 754. Landtag zu Presburg. — Andrejs BAtho-
Tjf Woiwod' Ton Siebenbürgen. — Wessnrim ist schlecht rer«
sorgt. — 769. Es wird dem Feinde überliefert. — Achmet
Paacha belsgert TeniesTär. -^ Georg Zondy^a heldenmü-^
Kampf und Tod auf der Dregiiel/tt finig» -«- TapHnkelt
f
, \
teüviefB Hiclimel Tmrehjt Stephan Siuha/p An«
iiettNagy and Andreas Deak. — 764. Die üngntcheB
ioadn» nm Ipoly • 8 Aali » G jamutb » HoUokÖ«» ^9'^ ^^^"^
Immb lädhtig, odtr Wf^rgeoeh tnaloä ihrePiStse demFeii|4eb—
oitp&aa LoasoatBj sa l^MoefrAr in Ndth} sein fidde»»
■Mk -* fir wird genwnngeny TemesTar ab tiberaeblttä, ' Bein
ftgiichai Bnoe. <^. ^70. Kmntebe» und Lnäoi <*rgeben aic6; <-^
U^ wird adilndlioli voo dem SfMnier Aid Ana dem Feinda
tUrlmea, — Der Oatetreither Braamua Teufel^ Oberlie^
ieUskaber in üagani. — ^76. Seine Niederltae, Gefangennali«
B»B§,UinnclituDg..-«ScliiclLsal oea Sforäia rallaVioini uni
der gefbagenen Haiiptlente. ^-^ 778. iSottand der F^lhng Ssol^
aoL ^ Sie wird toh. Aehniet Paacha ohne SchwertacU^
nngaiaaiaen. -^^ Ybrkelimngeb ond Apstalten d^t Stephas
Dobö CO Bvhn^a Vertjheidignng. — » ^8s. Gewaltige ^lagemag
des wichÜKen Plataei } kunstgerechte uii'd heldeumüthige Veitlitl«
digona nnd behaiiptnug deaselbeü ron Seiten der Ungctti^ -^
SoL Solejiiatt*ä drohende jftefehle an die Siebenbürgerj Ita-^
1 e 11 a BDt ihrem. Sonne snrfickiiinihrien, — 8o8« l)et &Önig^
Gctaadticftaft nadi Conatantlnopfel an FriedenfiinterhandlDngen,— •
fe8. GtgMfieitiger Knnpf der Parteyen in Siebenbürgen. — Aa-
loa Wrincay und Frana Zpj xa Conitantiüopel« ^^ Ihit
lawtige 2ettpimct sa rr]edenaunterhandlniM|eh wird am könig^
Adben floCa anaaer Acht aelaaaen. -^ 8ii. Riake der ItnBblU
aad dea FrankeskSniga HeinricH dea Ü» irider Ferdinand
nad aeine Bothadialter .in Conatalitinonel. -^ 8isi4. Fülek gehl
dardi Pra.ns BebeVa nnd Cabriel P'erenjiS Ünent^
addaeecnheit feilo'i«n> r« JBa'7* Lannanier ^ort^ang der Frie<»
diiMiiiitf ilmidiiiiii^f ■ I JLnger Giilen Bnabeo, anaterordent^
MhaeGcaandfte an Solejman.-^ S3i«8echiniohatlicfaeWafienA
|iibe. — Zweyte Seindong Bnsbeo'a nach Conttantihopeh — ^
I>er WaKamdllstand wild von den Patchen in Uogarh nirgend«
geachtet. Ferdinand' a Tergebliche Klagen. — 84a. Abfall
awhierer Hagnaten Ungarns , und der drey Kationen Siebenbiuw
gros Ton l'erdinandl — '84d. Sendung der letztem an den
Unig. — 847. Aufstand in Hermannsudt. — UnterdHi<}kUng der
königlichen Partey ih Siebenbürgen. — taabella*s Ankunfl
dstdhst ond Einsng nach äausenbui^. <^ 851. Isaball a'a
lÜMhtanch Tofci der ihr übertrsgenen HerrschaAi — Auswande^
laac des Bischof Paulus Bornemisassa. — Dobö über-
giebt bjTar nnd wird gtgen Treue und Glauben gefsngen ge-
sacat. — Esipöriuyg der Beheker in Üngtms nordöstlichem
Gcbiethe g^gen Ferdinand. ->^ 856. Schändliche Flhclit dei^
hfiaiglicben Feldherren, Marceil Dietrich und Wolfgauff
Pachaias. — > Gyula wird von Caspar Mag:ocshy^ Husst
TOB Michael Corlath und Benedict Saalay gegen Isa^
belle* a Parte jrgSnger tapfer Vertheidigt ^ Husit in Gefahr«
Ferdinand TerschnShet den Dienst tapferer Ungern Und aea-
det den An tlander Andreas Brand eis cur Kettbng desPlat-^
«es. — Huast wirdTUbeigeben ; nach einigen Mbnathen aUoh
Groiswardein; beyde ans Mangel nötbigen Bevstandes. «^ Sziget->
v^wir^Tonnaly-Paacha belagert^ von Marcus HorTath
StiiiJoa behauptet. — 866. Schiacht ein Rihya - Wässet Tbi(
Bilsöa TimThomaa Nidaadyund Niklaa Zriny geifon-
mm*. ayt. Amkmdt daaBnhnsog* Fetdinaad im Iiafer,«^
-— XXVI
Korothnt w ird erobert. — 877. Emerich Telekcsay Feld-
hauptmann im nöidlichen Gcbielhe. — Seine Waffenthatcn.
Kaiser Carl' a Ab claiikufi^ und ZurücLeiehong in die £insam-
kcit. — 8?0. Ferdinand ab Kaiser, leistet auf Siebenbürgen
Verzicht, und will, dass unter jeder mit seiner Ehre yertragli-
cben Bedingung der Friede mit Soiejman abgeschlossen wer«
de, — F e r h a t , Pascha von Bosnien wird in Croatien geachia—
fteu. -— Ankunft der - königlicl>en BotbschaÄer Wränczy und
Zay in Wien mit wenig cVfreulichen Friedensbediugungen. —
884. Tclekessy^s siegreiche Unternehmungen wider Isabel-
la'a Faction. — Verworrener Zustand der Dinge in Siebenbür-
gen. — 893. Stephan Dobö in Freyheit, am Wiener Hofe. —>
Verschwörung des Franz Bebek uud der Kendyer wider
Isabel] a. 895. Sie wcrilen auf Geheiss der Königinn aus dem
Wege geschalFc diircli Meuchelmord, welchen der Thorenburger
Landtag fiir rcchimassig geschehen erklärt. — Abfall der Mag-
naten G eorg Bebek , Gabriel Perenyi und Melchior
B al a SS a von der Königinn. Telekessy^s Siege über ihre
Faction, — Johann Nagy wird wegen Dotis Verlust enthaup-
tet. — 900. Tclekessy verfolgt Isabell a^s Partcyga'nget
Frans Neraethy; — schlaft die Türken bey dem Dorfe Ka-
sa. — Scheiiikrieg zwischen Telekessy und Balassa. —
IsabeUa^s bedenkliche Lage, ihre Bereitwilligkeit zuti Fric—
denmitFerdi nand. — 906. Ihr Tod. — Ihres Sohnes Johann
Sigmund Friedensanträ'ge unter unstatthaften Bedingungen. —
Ferdinand bewilligt nur einjährigen Waffenstillstand, zu
grosser Unzufriedenheit der Ungern. — Der günstige Zcitpunct,
der glücklichsten Umstände Zusammenflüsse unter welchen Un^
garn von Türkischer Herrschaft befreyet werden konnte , wird
ungenützt gelassen. — 9if.Telekessy und Horva'th-Stan- -
sica werden durch den Tod; Magocsy durch Überdruss an
dem schlecht unterstützten Burgdieuste, dem Vaterlande entzo-
gen; an ihte Stellen Franz Zay, Niklaa Zriny und La-
dislaw Kerecsdny gesetzt. — Ferdinand^s misslungener
Versuch auf einem Tage zu Wien seinem Erstgebornen Sohne
Maximi lia n die Erbfolge in Ungarn zu versichern. — Der
Abenteurer Jakob Basilikus Heraklides in der Moldau.—
Qib. Se'n Glück und sein Untergang. — Niederlage des Frans
Nömethy und der Siebenbürger bey Hadad. — 911. Johann
Balassa^s Niederlage bey Sz^tsöny. — Szathmar wird von den
Ofener und Temesvärer Paschen zu Gunsten der Za'polyer ver-
foblich belagert. — Der Usmanen Raubburg Hegyes<t wird ron
Ungern eingenommen. — Aufstand der Szöklcr in Siebenbürgen
trider Johann Sigmund. — 026. Sieg Osml'nischer Treuto-
aigkeit über die Ungern im Bafogher Wald. — Achtjähriger
Friede zwischen Selejman und Ferdinand. — g34. Des
Palatinos Thomas Nadasdy Tod. Die erste Reichswürde
bleibt unbesetzt. — Landtag zu Pfesbnrg. — • 956. Uneinigkeit
der Stände. — Maximilian wird zum Könige von Ungarn an-
genommen uud gekrönet. — Johann Sigmu n d* s schwanken-
des Beuagcn in den Friedens Unterhandlungen mit Ferdi«
Qaad« — Dessen Tod. —
J
1
Zehntes Buch,
nga*n8 Fall.
TL.a.
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« ■ ■ ■ ■ ■ 1 • ■ ■
Ludwig des IL acht etste Regiefung.v
■
jähre.
Nach Wladisiaw's Bc<$tättuDg in der Sluhl-
vreis.^enburger Gruft der Könige huldigten die
Stände ohüe Widerrede seinem bereits gekrön-
ten Sohne Ludwige dem Jünglinge, welcher
Bu dein herrlichsten Erwartungen berechtigte
md wahrscheinlich keine unerfüllt gelassen
lätte, wäre nicht durch seines Vaters unselig-
;ten MissgrifFy ihm ein Verderben an die Seite
jesetzt, durch ein bitteres Verhängnlss höhe-
er Mächt über Ungarn seine Lebensfrist ver-
LÜrzt worden. Die Natur hatte' ihn sanfty
rutmüthig> biegsam, zur Rechtschafienheit und
R.edlichkeit geneigt, gebildet; sein Lehrer'
fakob Bors6dy (Pisa) Achtung für Wahr-
keit und Geschmack an Kenntnissen ihm* bey-
^ebracht; sein Hofmeister Johann Borne-
niszsza ihn zur Ordnui^g und Thätigkeit
vewöhnt^ auch fest darauf gehalten, dafss er
utt Lust vorn öfFentlichen Angelegenheiteni
iCenntniss nahm, die seinem Vater eingereich-
.en Bittschriften oder Berichte durchsah, Elen-
len und Dürftigen Gehör verlieh^ Beweise sei-
ler Gnade und Freygebigkeit ertheilte , seiri Hets?
3er Gottesfurcht uad Andacht .weihete. Ad
1
• J
Besonnenheit, Entschlossenheit, Standhafti^kei^
Verschwiegenheil war er jetzt schon mehr alsJün^'
ling. Sein Vater hatte ihn auf dem TodtenbeOl
mit zärtlicher, nur leider nicht gleich klugdi'
Sorgfalt ausser xlem Grüner Cardinal und deÄ*
würdigen Born emiszsza, auch dem Br^jndeil^.
Bürger Markgrafen Georg, grossem Schwelj
zur Leitung, dem Könige Sigmund und d
Papste Leo zur Beschirinunjj empfohlen. Je^^
ner sandte sogleich den aufgeklärten Gnesnei:^
Erzbischof Joannes Lascy, und den Reichsr
kanzler Christoph Szydlowicz; dieser d^n;
hochachtbaren Roh er tus, Erzbischof TOniRh<(i^.{
gio nach Ungarn"), um den Cardinal B&ki^iflk]
in allem, was er für des jungen Koni^ «Ä^
cherheit und des Reiches Wohlfahrt zu vörfügm^,
für erspriesslich erachten' dürfte , durch! iliH.
eignen Einsichten und durch das Ansehen Slljk\
Ter Sender kräftig zu unterstützen. Überlimpi'
unterliess Leo nichts, was seine besondfläl'
Sorgfalt für den Könige seine Gewogenheit g^
fen das Ungiische Volk, sein thatige.s Bestilh^
en^ dem sinkenden Reiche aufzuhelfen ^ ilAtT
weisen konnte, wovon seine grösstenTheils eriiilljL,
tenilülfsverheis.sungen und seine dringenden! SdJF
mahnungsschrelben an den jungen König^..1l[K
dessen Uheim Sigmund, an den Graner Qi|@i
dina], an denWeszprimer Bischof und an BMJg
garns Tornehmsie Magnaten zeugen^). iwt
WaS( Ludwig unter solchem Schutze nnfP
besserer Leitung dem . Ungrischen Volke
. i I flr?
a) Literao Leonit P. X. «d re||, Ludov. — ad R«gi'SI|lM"
iBttnd. ap Frey £|iiAt. procor. P. 1. p. iii. seuq. -*- ,ad Tfj^K
mam Card. Strigoii. ap. Fri^ Annal. P. V. p. 18 et'ai. »---^H
Bp<acop. - WtfMpriinieii«» k^. Pr*ty Annal, P, IV*. p» i6(^J '4if
■f
/
jJen Iconnte, zeigte er .schon -aut dem ersten
liandtage, welcher zu Georg! bei Pcstli ver-
-sam m el t war **)♦ Da wurde von Z «i p o 1 y a' s
JKacticm nichts unversucht gelassen, den von
■Wladislaw gesetzten Vormündern des Königs
mit der Vormundschaft auch die Reichsver-
waltung zu entrei^sien, und die- Wahl eines
•Statthalters zu erzwingen. Als hefliger Streit
Bich hierüber erhob**), fragte Ludwig dieii
^u seiner Seite sitzenden Graner Cardinal, was
^in Statthalter sey?- Dieser erwiederte: „Gö^
«yjblether über d^n König und das Reich ;^^
^^und idh?^* fragte Ludwig; — j>cin Schätz
-,^en-' Könige ohile'' Macht und Ge\valt;** war
•ctes Cardinals Antwort. ^yT^er will ich nicht
^^siayri;** versetzte der König; ^,und wir nichit
„Willens," sprach Thomas Bukucsh, » ei-
'^^ensolchen zu dulden," „Wohlan," sagte L ud-
w^ig, i,so möget ihr euch mit ihir allein begnü-
j,gen*=)." Doch bald verschwanden die hiermit von
ihm erweckten Hoffnungen, indem Markgtaf Ge-
org, durch nahe Verwandtschaft begünstiget,
^s unerfahrnen zuttaulichen Jünglings sich
jranz bemächtigte, von seinen bessern Führern
ihn ali-mählig abzog, in mancherley Zerstretif
utigen tind üppige Brgetzlichkeiten verwickelte,
Abneigung und £kel vor ernsthaften Geschäf-^
ten ihm beybrachtc, wozu er an Ziipolya'.i
Anhängern stäCs bereitwillige und sinnreiche
a) Dass der Landtag \i-irk1icli war gcTialten worden, und zwar
vor 25. May, beweiset das Sendschreiben des Papstes an Tho-
mas Bakucsh, vom 34.Jumus bey I*ray Anna). V. p.21. und
fiiie Urkunde des Palatiniis £mi>ric]i Pcreny l>ey Kova-
ihU'h Siippltrui. ad Vc^tig. Comit. T. II. p. 5o5, A) Uthn-
■ iiffy Kib. VI. p. 63. <) Dubraviiis Lib. XXXIII. p.
836. Balbinu« mi^cellan. Lib. VIT. p. 253.
Dieutr fand*^), und sicli dafür von ihiMÜi
bald zum Werlizeuge, bald zur Stutze in ibreji
Entwürfen brauclien Hess. Auf König Sigr
fnund dHrften sie nicht mehr rechnen; ihito
Ränke waren ihm bey dem ^Viener Congreilk
hiplähglich aufgeklärt worden. ■«•
Schpi^ im vorigen Jahre, nachdem seine Gä»
mahlinn Barbara, Johann >^upQlya\s Schwell*
fer in der.,Blüthe ihres Allers. hingeschiedeB
var, und ihm ihre Mutter JEledw ige sowoh^
9I& ihr Bruder Johann durch eine G&uadtr
Schaft das hofmässige Bcyl^id bezeugten, Hess
er die Herzoginn ersuchen, ihren Sohn dahin
z\\ vermögen, d^ss er sich als treuen un'd-folg^
samen Vasall seines Königs betrage, aller äah
inas.^ung königlicher Einkünfte sich enthal^jj^
von fernem Versuchen, das Königs Anseiqa
herabzusetzen, abstehe, überall nur sewß{
Pfliclit folge und seine hoclxstrebendeu . Enlr
.würfe aufgebe. 'Jeizi, als er von Szydlowi^
über die Verhandlungen des Kakoser Landttr
ges Bericht erhalten, und daraus die Unwiiifrr
3amkeit seiner Ermahnungen ersehen hal||k|
f^rklürte er sein entscheidendes Missfallen tUM||
der Zapolyer übermüthij;es Verfahren. Wü
ihnen auch begegnen dürfte, nie würde er -M
wieder seiner Mahnungen würdigen, noch HÄ
niijer in ihrem Unfutje wider ihren vechtmässM
gerj Herrn iliner^ beysteheq ; mögen sie docfl
auf eigene Gefalir ihr Ziel verfolgen. Del
Herzogin von Teschen versicherte er, sein
NelFe Ludwig und dessen Reich werde d^B
thätit^sten Beschützer nie in ihm vermisaea«
a) Dubf avius '|.. p, p. 837. Pet«i|ia Mart. MoraTic^'p
aber auch ihr uroUe er stau getrogen Mjn,
und ihren Söhnen huldreich sich bezeigeoi
so 1an»;e sie die Pflichten getreuer Untertha-
nei vegen ihren König nickt verletzten"). Un-t
ier (Ü^-^er Bedin^uni; wolhen sie Nichts mehr
TOD Sit/mund, Alles von eigener Macht und
nsch foruchreitender Verwirrung im Reiche .«a
erwarten.
Feindliche Andeutungen gegen die. Wal«
lachei und Moldau^ Versuche auf Jaicza, Knin^
ClUsa, Scardona, und übertriebene Gerüchta
TOQ Selim's starker Krie^srüstun<; wider Un-?
gara «etzlen gleich im ersten Jahre Ludwig's
die Ileichsverweser in äusserste Verlegenheit,:
den PsLpst in fleissige Betriebsamkeit. Den
Sc/uf zkammer fehlte Geld, die • königlichen/
Freystädte mussten zu ausserordentlicher Kriegs-^ ^^- JuUu$
Steuer aufgefordert ^) , einige Krongtiter. iü»
svölftausend Goldgulden verpfändet werdenii
Leo der X. mahnte den König Sigmund^-ii^
die Waifen zu Ungarns Verlheidigung, und er-
suchte den ritterlich gross gesinnten König
ron Frankreich Franz, wenigstens um fünf- 15. ;i/#^7.
leiiotausend Ducaten , zu welchen er eben so
viel aus der päpstlichen Kammer zulegen und.
dem hochpriesterlichen Ban Feter Beriszlo
zu zweckmässiger Verwendung . übermachen
iToIIle^). Inzwischen hatte Sei im gegen alle.
Enrartunix duröh eine Bothsohaft Frieden oder.
s^ LlttT. Sigisniuncli Reg. i|d Chrisioph. Szy<]1r>wics et »d
^J^ij. 'i'fS.sineoÄ- ilcm Respons. a Reg. Sigismund* datum ^
XitKCfi, J.iann. de Zttpolya ei Matris e/iis ap. En^e) Acten-*
>fHij. Skizze in Schediu$ Zditschr. Bü. I. S. 3-1-*. If. h\,
Liln. Lucio vici Keg. iid Ünilphons. ap. Pray Epistol. Pro-
Ber. r. L p. 119. c) Litcsr. Leoaif Pop» X» ad Reg. FriA.-
^T. ip. Pray 1. c. p. ii5.
— 8 —
Verlängerung, des Waffeastilblandes yerlangef,
4er Graner Cardinal TOn dem Antrage eiligst
S7. May. Bericfait nach Rom erstattet. Leo widerrietU
jedön Vertrag! .mit dem arglistigen, keines
Glaubens und Vertrauens würdigen Feinde, ver-
tröstete die Ungern auf den £rfolg seiner Vev-r
24./tt7fxiM. Wendungen bey den ^ cbristlicken Fürsten, um;
ergiebige HülFe, und versicherte, er seli>9t
w!axe bereit, für Ungarns und des Ungrischen
Volkes Rettung, nicht nur Alles was er besässe;
sondern auch sein Blut und Leben darzubie-7
then*). Sigmund, mit Ungarns innerm Zu-
stande genauer, als der Papst, ))ek«nnt, u<id
9U gerecht,^ um die unter bestehender WaiSenn
ruhe eigenmächtig unternommenen Raubzüge
der Bässen, der Treulosigkeit der Gross -Sul-
'tfine zuzurechnen, ermahnte die Reichsverwt-
ser lieber unter erträglichen Bedingungen -FriiGL-r
den mit Selim zu unterhalten, als auf auswärti-
gan Beystand rechnend, das Krieg.sschwert wider
ihn voreilig zu erheben. Allein bey. der Mehr-
heit im Staatsrathe überwogen die päpstlichen
Verheissungen die königlichen Einsichten und
Warnungen der Klugheit; Selim's Bothschaf-
ter wurde ohne Entscheidung entlassen, be*-
gleitet von dem Zewriner Bau Barnabas Be-
lay mit dem Auftrage, den Grossherrn so
lange als möglich mit Unterhandlungen hin-
zuhalten , welches nicht einmahl nöthig war^
da Selim mit ge.sammter Heermacht in Sy-
rien stand, fest entschlossen, erst nach völli-
ger Unterjochung Ägyptens nach Europa zu-
rück zu kehren.
«) Liter. Leon ii Pap. X. ad Cardihak Strigonicnt. ap. Prmy
Annal. P. V. p. 21. *
igen Eode des Jahres vermittelte deT
zwiM^liea dem Kaiser, den Yenetenii
L>Di«rea von Spanien und Frankreicli fünf-
WatFenruhe, selbst allgemeiner Friede
ald zu Stande, und die päpstlichen Er-'
ngen cu gemeinschaftlichem Türkenzuge
I bey Maximilian und. Franz, zwey
I voll romantLschen Ilittersinnes , niclu
Wirkun^r. Schon am Sonnabende vor /. c. 1.517.
fait 8<;hrieb Erslerer aus Mecheln in ho- ^®' ^**'''
»«veLsleruM^ an • L e o : ,. seine Heiligkeit
te nichl erst den Auibrucli der übrigen
llidien Fürsten, welclie noch lai^e ^ch
>j{era dürfte, erwarten, sondern ohne
ohub «ich selbst mit dem mächtigen
r'ejte d€s Herrn umgürten und ausziehen.
Saumseligkeit anderer Fürsten könnte n6r
ft Zuges Ruhm und Verdienst erhöhen,
desto l^äufiger würden sich chi*j^tliche
er, voll ]>rennender Begierde, dem £wi-r
wohlgefällige Opfer darzubringen, unter
) Fahae stellen. Auf um sollte seine
i^keit »ich zuversichtlich verlassen, da
les Verlangen ihn drängte, aastatt der ir-
len, gebrechlichen ICroue die unvergiing-
? Märtyrer - Ivione sich zu erw^erben.
it gar so hoch möchte der Tapst die
II der Osmanen anschlagen; Gott wäre
a, für >velchen sie streiten wollten, er
le ihre Hand im Kampfe stärken , ihre
e gleich einem ehernen Bogen spannen,
n den Schirm seines Heils verleihen, mit
*r Hechten sie leiten. Sollte jedocli
dieser Kniwurf, wie viele frühere scliei-
, und die helHüe l'niernehmuni' hinter-
eil werden, so moIIc er Coli zu Zcugcu
10 '-^
„rufen, wie bereit er gewesen wäre, fiir das
^,Heil der Chrislenhelt sein Blut und Leben
j,aufzuopfern; wer Ursache war, dass es nicht
„geschah, der möge es einst vor Gottes Rich-
„terstuhl verantworlen*)/^
Zu gleicher Zeit 'mit diesem Schreiben
kam nach Rom Bericht von dem vollkomme-
24. Januar. nen Siejj , welchen Selim's Glück über Tu-
i-T^f man-Bay's Tapferkeit unweit Kairo erfochten
^' hatte. Selim that nichts hajb, er verfolgte
den Feind bis zur Vernichtung r dass er zu
diesem Ziele nicht langsam hinstreben, und*
nach dessen Erreichung Ungarn überfallea
würde, befürchtete Leo nicht ohne Grund;
tim so nothwendiger schien ihm, des Kai-
sers günstige Stimmung rasch zu benutzen;
und zu unterhalten. In der zwölften und.
16. Mdrz. letzten Sitzung der Synode im Lateran liess
er Maximilian''s Sendschreiben aus Mi-
cheln vorlesen ," brachte den Türkenzugj-
und zum Behufe desselben die Ausschreibung
drejrjähriger Zehentsteuer von allen Kirchen-
gütern in Vorschlag, und eröffnete am Ende
seinen Entsohluss das Conciliüm aufzulösen.
Dagegen erklärten viele redlich gesinnte Prä-
laten die vom Kaiser und Papst in Anregung
gebrachte Heerfahrt für frommen Wunsch,
einer schwärmerischen Anwandlung flüchtiges
Erzeugniss; die Ausschreibung det Zehenten,
vor wirklicher Aufstellung der Kriegsvölker
für eben so bedenklich als unnütz; die Fort-
setzung der Svnodo bis zur Beenditjunij einer
gründlichen Kirch^nreform für unbedingt nothr^
a) Liter* Maximilian, ad Papamap./Ia^iiali. ad ann, 15 17
p. laG.
11
t
wendiü; allein sie wurden von äe% Papstes Far^?
(ey überstimmt y der Cardinal von Sanct Eu-
stach rief: |,Zieliet hin in Frieden 1^^ Das Chor
iDfirorlete: „Gott sey DankH^ Leo intonirte
das feyerliche Te Deum und mit dem letzten
Verse desselben war das Concilium gäscklossen *)•
Am folj^enden Tage fertigte der Papst den
Augustiner Mönch Nicolaus Schomberg .aii n.T^mz.
den Ungarischen Staatsrath ab, mit vöUstän-- *"''*'
digen Berichte von Allem , was bisher '
cur B&scliirmung und Sicherheit Ungarns von
ihm geschehen oder bewirkt worden sey;
^e weitem Entwürfe und ATnstalten würde zu
Tecbier Zeit ein Cardinal überbringen, und in
Aasrüüirung derselben ihm beystehen^ Bis
iAia sollte er mit Hintansetzung jeder an-
dern Beschäftigung lediglich auf Erweckung
und beträchtliche Vermehrung seiner Streit-
kräfte bedacht seyn*'). Sobald die eifrigen,
I tut Reform dringenden Bischöfe Rom verlas^
len hallen, sandte Leo die Zehentsammler
aus, und ernannte einige Cardinäle zu eige^
ner Coo^regation, welche den Plan des allge-r
meinen Kreuzzuges entwerfen; die Mittel zu
den eingehenden Zehent - und Ablass - Gel-
dern am geschwindesten und wohlfeilsten zu
gelangen, angeben; für treue Verwaltung und
Ausspendung derselben, zweckmässige Kegeln
fe.sL<etzen sollten. Der Entwurf welcher diess
Alles in zwey und vierzig Functen umfasste,
war Montac; nach Martini beendii^et und wurde i^»N»vhr,
Ton dem Papste durch den ehemahligen Donii-
fl/Parit de Graatit in Diario ap. Raynald* ad an. cit.
/*• 229. h) Liter «^ Leonia F. X. ad Reg. ap. Pray Annal.
i*' \' p. 36.
— la —
nikaner - Greiimal - Meister : jetst CarcUnal T h o-
j: C.1518. H||i;s de.Yio aus Gacta,- diem Ungrischeä
\&taatsrariie^) adwöhl, als 4iem Kaiser und xleo
RelchsEurftCea zur Früiking, BerlcliiticruQ^, -Be-
Bcliränkuii<g: oder Ervreiteriing zugesandt ^).
Um di^jruher zu berartusclilagen und die
nötliigen Verfügungen für den kün Fügen Land-
.' - tag vorzubereiten , beriefen die lleichsyerKre<^
Her in . des Königs Nakmen einii^e Frälaten)
Mac^naten und Landherren nadi Ofen zu bo-
her Rathsyefsamnilung, nicht zweifelnd, dass
Aüe erkennen würden , wie erwünscht der
gegenwärtige . Zeiitpunct auch ohne Mitwirkung
auswärtiger Für^tea., eine kräftige Unteraeh«
»ung der Ungern wider die Osmanen begüns^
Uge. Des Königs Obermundschenk Johann
Bunffy von Unter -Limbach hatte gegen Enda
dos. vorigen Jahres ViOn seinem Ilofcapellan,
prüder Gabriel von Feterwardein aus-
führliche Nachrichten aus dem Orient erhel-«
ten über Selim's kostspieliges Glück in Un-
terjochung der Mameluken und Ägyptens Un-
terwerfung; wie er nach drey Tage lang wü-
tlisnder Sohlachl in den ent^en Stra.<;sen undauC
den riälzeiL. der grossen Stadt Kairo endlich
dei*selben .Herr und Meister blieb, den Sultan
T u m a n -B a j** in dLe Flucht jagte, ,- ihn voo^
seinem Fcldherrn M u £ t a p h a verfolgen , und
nachdem er in dessen Gefangenschaft 'gerathen
war, zu Kairo ihn erdrosseln liess; Belim
- war mit drey mahl hundei't tausend Mann nach
a) Liter. Lconis P. JC. ad Reg. ap. Pray Annal. P. V. p;
3i. b) Proposita et tractata liomae a Summ. Pviitifuc /»f
Savr. Cardinal. Colleg, in VitnsultaiioHtb. S. lixpötlitionh, qitae
ad iViitcipeg Imperit mitte/ida t-'ita tuni' 0to. äp. KayDüld.
ad am:. 1017. p. 3J3.
— i3 —
sm gezogen, Syrien und' Ägyjnen war er-
rt; aber Wine -Heetmncliit *attf sechztiittm-^
i Maim zn.satntnentfdschmolzete' und äeine
^tzkammrer erjichopft. „Dammf eilet," 50
loss Bruder G«a'brlel seinen Bericht, „ ei-
zu den Wafterf wider den durch blutir^e
5sre entJtTSfteteit Feind, iHlnÄrtrmehr wird
ch ein jjünslijjerer AuijenbKek erscheinen,
itt M'iTd- euch bevstehen ■). " Doch uösre-
tet 'dieses einladenden Berichtes ging die
3se Kaihsrrersammlun^ zu Ofen aus einan-«
, blino etwas zu beschliessen.
Gleicli^n Aüsgaög kattd' die zweyte rot
are, danm an di^seW Täfge schrieben diei4.A/«rx.
chWerwes^r unter Lüdwig's- Nahmen an
lann von Z^polya^: ,j das- Reich im In-
m und an den Granzen schweben in aus-
pster Gefahr y in zwey besondern Yersamm-
Qgen dieses Jahres sey Nichts geschehen
n ihr zu begegnen; längerer Aufschub führe
i gewissem Verderben. Auf Georgii soll
gemeiner Landtag zu Ofen «eyn, damit
dlich gemein;}.chafilicher erwogen werde,
e nahe das txtömeinwesen dem Rande dies
bgrundes stehe , und -woher Rettung von
im Uniergange zu hoffen sey. Auch er
»rde eingeladen, und bey gesetzlicher Strafe
fgefordert, zu dem wichtigen Tage sich
nzuslellen; aber nicht wie sonst, mit be-
iftneter Schar um den Widersachern sei-
T Anmassungen mit Gewalt zu drohen, son-
jrn mit redlichen Gesinnunjjen für des Va-
I LittT. Fr. Gftbriclis ile Petrirftrarlino ad Joann.
ify Hf' UndvA d?»!. in littore Mori.s Cvpri in V«^il. Absump-^
lÄ. 2617. ap. Pray Epist. Procer. P. 1. p. i:ii.
— 14
y^terlande^ Wohlfahrt und ihit edler Bereit-
,,-willijirkeit au rathen und zu thun, -vras Bür-
y^gerpllicht in äusserstem Bedrängnisse des Staa*
„tes von jedem rechtscI^afFenfen Bürger fordert*)/*
Der übermüthige Ma^at bedingte sein
1. ^pr»L Erscheinen auf Bornemiszszä's Entfernung
von dem Oberbefehl über die Ofener Burg ^),
und der Falatin Emerich Fereny war hier-
übet mit ihm einverstanden; Seine Absicht
ivar, auf dem Landtage siöh zum General-
Statthalter dem Reiche aufzudringen j wogegen
er Bornemiszsza's Maeh.t und Ansehen fürch-
tete. Zum Glücke verrieth er sich selbst durch
voreiliges Prahlen; unverzüglich sandten did
lleichsverweser von seinen Anschlägen an deii
!i(.önig von Fohlen und an den Kaiser Berichte
Der Augustiner Mönch Nicölaus Schom-
berg, des Fapstes Boths^hafter^ war noch in
Ofen, mit der heimlichen Weisung , wenn auf.
Einsetzung eines Statthalters angetragen \^ürde^
und die Meinungen getheilt wSren^ das Recht
' l^einer Ernennung dem päpstlichen Stuhle zu.
erstreiten: Mit dem Befehl jedem Antrage zu
einer Statthalterschaft sich zu widersetzen wa-
ten von Sigmund) Herr Andreas Tantziil
und Propst Karnkowski; von Maximilian^
die Herren Sigmund von Herbersteiuj
Veit von Sckwarzenau und Ulrich Ber-.
hecker abgeordnet; dazu viertausend Lanzen-^
Lt^echte und fünfhundert Reiter von dem Kai-^
ser an Ungarns Gränzen gesandt mit dem Be-
fehl, auf den ersten Wink der Reichsverwe-
, ü Liter. Ludoyici ad Joanrt. de Zapolya; ap, Pray Epitt.
ri-ocpr. P. I. p. 125. b) Liter. Zapolyae et Steph« Bathöry
äp: Präy llist. Ucg. P. IL p. 58o;
— f5 —
gen Ofen Tdrzutücken *). Bey 50 ernst-^
L VorLehrungeo wollte Zapolya's Fac-
nicht wagen , mit ihren Kntwiirfen her-
üeten; aber ihr geheimer Einflass he-
den Landlag seiner ganzen, Wirksamkeit,
ue die Spaltung zwischen dem Landadel
lern Magnatenstande unterstützte, und
verleitete durch unstaltliaften- Eingriff
• • • o
r Grundverfassung des Reiches ein ver--
dies Beyspiel für die Zukunft aufzustellen^
i'ach Yorjiergegangener Berathschlagung U3,jäpriL
die Gefahren des Vaterlandes^ . und über
edürfoLsse der Gränzfestungen wurde von
«■y Baronen und Magnaten^ die unter
bias oft bewilligte Suhsidie . eines Ducaten
icUagen; dawider brachte der Landadel
sdrückung und Verarmung seiner Bauern
Tortrage, und erboth sich nur zur Hälfte
orgeschlagenen Steuer. Die Magnaten,
den auf ihrem Antrage, die Landherren
brcr Weigerung. Die Zupolyer, unter
laske eifriger Volksfreunde ergrillen die
" der letztem ; es erhob sich heftiger
; von der einen Seite bittere, nicht un-
Dte Vorwürfe, von der andern eitlej em-
le Drohungen; der Landadel verwahrte
lurch Einspruch gegen alle weitere Ver-*
;en und zog ab; zehn Bischüfe^)^ drey
ackenberg SaihnJnn^ von iingeclr. ii. rareb Schriften
. SecC. Ii. II. 3. II erborst ein Tagebuch bey Koua-^
nml. ungedr. SlUcitie Bd. I. S. 166. h^ der Graner
'J'iiomas Bäkacsh; der Krlauer Cardinal Hippo~
o II iC s t e ; G e u r g i ti 8 S 7 a t h m n r y, v. Fünf kirrhen ;
:cua Warday, von Siebonbüigen; Simcin ßäkdcali
d V. Agram ; Petrus Bcriszlo, you \V(>8/.prini } J o-
ioszton, V. ]\aab ; L a d i • 1 a u a S 9: a 1 k a n , Ton
Stephanua Fodmaniczky, von Neitra] Michael
«uxft Uoanicn.
— i6 —
Pröpste *), ein und dreyssig Magnaten **) bKeben
allein y setzten den Landtag fort, und machten
einseitig ein und zwanzig Verordnungen ^} über
die Steuer, über die Art ihrer Eintreibung^
über die Einsetzung eines Staatsräthes, dessen
Befugnisse Entfernung der -Reichsyerweser and
fast gänzlicbe Auf liebung der königlichen Ge-
walt bezweckte. Das ganze Verfahren wir
"(Verfassungswidrig; der 'Magnaten urkundlich
geäusserte Hoflnung, dass der Landadel es
hinterher genehmigen werde, widerlegte des-
selben entschlossenster Widerstand. Da nun
keine der einseitigen Verfügungen voUzogen
25*JuUus. werden konnte!/, so wurde auf Jakohi- ein an-
derer Landtag' nach Tolna ausgeschrieben«
Hier gewann der Landadel folgenreichen Sieg
über die Prälaten und Magnaten, welche we-
^n fortwährender Spaltung zwischen ihnen
lind der Adelschaft bey dem Könige in Ofen
Zurückgeblieben waren, die von der Adelsge-
sammtheit allein auf der darum sogenannten
Tolner Particular- Convention **) verfass-
a) LaurentinSf ron StiililweSsscnbtirg ( Paulas Wardar^
Propst V. Sanct Si^und; Blatiuc Paxy, von Ofen. 1}
Emerich Peröny, Palatin; Georg» Markgraf von Brandra-
bürg; Johann von Zdpolva» Woiwod von Siebenbürgen;
Lorenz^ Heriog von Ujlak;' Stephan Bäth^öry, Temeaer
Graf; Johann Draghfy, Andreas Bathory, Anton P4«
löczy, Stephan Uoszgony, Frana und Emerich Orc«
zagh, Johann Btinrfy von Unter -Limbach, Gabriel Pe-
r^ny, Ladislrfw Kanisay, Peter Graf von Sanct Görffen,
mpses Bnsflay, Peter von Korlathkö, Johann Pe-:
theo» Johann Bornemiszssa, Emerich Török, Am«-
bros Sarkan, Caspar Kaskay, Gabriel Csaky, Jo~'
hann Szc'keiy, Benedict Batthyäny, Caspar von
Som, Michael Podmaniczky, Franz BalassSflGe-
org Nckche, Ladislaw More, Franz Harazthy» c)
Kovacliich bat sie zuerst an das Licht gebracht, oupplem.
im! VesL-g. Comilior. T. IL p. 3o8. d) Kovarhich 1. c.
p. -iio.
^
— . 17 —
:en -zwanzig Artikel wurden hernach von dem
KLönige . und von dem Magnaten - Stande als
allgemeines Reich.sge.setz *) angenommen.
j, Waffen und G es fetze j" — also be-
gann die Adelsgesammiheit ihre Verordnungen,
und sie hätie; staatsbürgerliehe Gesin-
bung und Sitten hinzusetzen sollen;— sind
^,Bller 'Staaten unentbehrliche Stützen;, beyde
k,aiisefin Ongrischen Reiche jetzt völlig ent-
jjironen, jungiingc, i«i<iui;iica in \jeiangen-
3^sehaft der Feinde des Kreuzes; und Verlust
^^wichtiger Gränzfestungen i besonders Bogäcs
^yund Jezew. Jaicza allein mit Banjalukä ist
'^yiioch librig; aber schwach an 'Besatzung und
j,Mangel leidend an Mundvorrath: Wird nicht
^^eiligst Räth geschafft und Hülfe gesandt , so
^ۊlt der Plat^ unveriheidlich in des Peindes
^,Gewaltj* dann ist es auch um Slawonien; ünot
^jdte* Gespannschaften von Fossega- und Wallcb
y,geschehiBn ; das Innere des Reiches in be-
^^^tändiger Gefahr, 'ider Zug nach Dalmatien^
^yKärnthen; Ösferreicb, Beutgohland den raiib-^
(^gierigen Feindm offen." • -
Ini Erwägung, desseii wurde verordnet J
Ä^a cum DD- Pra^latU €t BaronibuM confirmatam,** ■ «^
&öTaehioh 8äp|»l«n. ad Ventig, T. 11.' p. 4ao.
VI« Thtii. a
i8
die Besatzung Tön Jaicza ted Banjaluka'
Yerzug beträchdicli zu verstärken, und 1
Plätze mit Lebensmitteln reichlich zu i
hen. Zur Unterstützung des nächsten \
meinen Türkensuges sollten sämmtliche
laten, Barone, Magnaten mit ihren ges
chen fianderien, die Landherren und auch
einzigen Edelhofes Eigenthümer . in, .vci
Kxiegstüstung , wie es ihrem Stande gn
und ihre ; y erpfliditung an die Kröne {b;
.4Luf nächste Michaelis hej Bacsh sich pe
lieh einsteUen. Die Landherren y'' die <
teil Propsteyen, Convente, Abteyen, «usrä
Mannschaft, zu deren Haltung .sie dev Zi
ten wegen yerbiiidlich waren; femer die
nen und grundsässigen. Pfründner, TfinkeA
\Vittwen, sollten von jedem zwanzig.
Bauerhöfe Einen Reiter, wenigstens mit 1
und Schild btfwaiFnet ; die . Gespanscl]
Trencsin , Arya , Neitra , Thurocz , • > L
S;f:ohl un4 Zips^ Matt des zwatizigsten Rc
den zwanzigstel^ MiQnn zu Eus^e ; Edelleub
fünfzig^ hundert oder mehrere , JobbagyiA:
Mranzigsten Maon, als.Huszar gerüstet,
bringen oder senden. Edelleute bey I
der Prälaten i oder Barone dienend, sollte
nen andern Waifenmann für sich stellen.
Da man für schicklich und geziemen
kannte, dass der König an -dem allgem
Heerzuge . wider die Osmanen\ in Person '
nehme, so wollte man ihn auch in Stand
een,' seine Banderie auszurüsten und an
Spitze persönlich bey Bäcsh zu ersehe
dazu wurden von jedem Bauerhofe der I
len und Magnaten sowohl^ als des Land
durch das g^nze Reich fuiifiEig Silberpfej
— 19 —
n lialber Goldgulclen bewilliget.
) sollte sogleich, nach des Landtages
ng eingesammelt und an den konigli-
katzmeister oder an seine Beamten ab-
werden. Verfügungen über treuere
iing der königliclien Einkünfte, und
islosung der verpfändeten , gerade die
;te Angelegenheit, wurden auf den nach-
csher Tag Terschoben.
a den Tolner Verordnungen selbst war
nieste Tollzo^en worden, und auch auf
iGsner Tage hatten sich f&st gar, keine
I und Magnaten , Landherren in sehr 29. Se^U,
r Anzahl eingefunden. Die .BeLschlus.se
bewaffiaeten Versammlung;, in welcher
der Landadel das Übergewicht behaup-
gannen gleich mit bittern IClagen,- dass
1 zweckmässigsten und heilsamsten Ver*
jen^der häufigen Landtage bisher Nichts
worden ; darum seyen die meisten
islungen unter Bothmässigkeit des Fein-
irathen, die Mauern und Werke der
verfallen, eine Menge Menschen, theils
cimischen Befehdungen getödtet^ theils
ingenschaft weggefünrt, die dem Kö-
brmahls bewilligten Hülfsgelder, entwe*
iit entrichtet, oder schlecht verwendet,
igelegenheiten des Gemeinwesens, sie
1 des Reiches Vertheidigung, oder des
Verwaltung betreffen, in die äusserste
*ung gebracht worden. Nun sollten aus
iel zwey treue und gewissenhafte Schatz-
, einer für das Gcbieth diesseits, der
für das Gebieth jenseits der Donau er-
; in jeder Gespanschaft ein beeidigter
»m zur Zählung und Schätzung der
to
s - >
lIetT8cK«fteii ) Gruter, Besitzungen ^ Jobbagy
sowohl der Magnaten^ als des Landadels;
Ausmittelung des gesetzlichen Steuerbetrages,
Einsammclung der bewilligten Subüdien^ z^
Ducaten ftir die nächsten zwey Jalire, yero
net, von diesen Geschwornen .die eingegan
nen Summen an die zwey Schatzmeister^ :
Anwerbung tauglicher iCriegsvölker in h
länglicher Anzahl ^ abgeliefert werden.' Ai
Huch die an den Gränzen ansässigen Ban
und Magnaten sollten ihre gesetzlichen 4M
derien sowohl, als die der Zahl ihrer Bau<
hofe angemessene Mannschaft immer voUzali
nnterhalten und an den Gränzen aufstelle
die Prälaten, von ihrem, der Zehenten v
der Güter wegen, zu stellenden Kjriegsrol
wenigstens die Hälfte eben dJahin senden, i
andere Hälfte stäts bereit halten« und sobald i
General -Capitan ihres Bezirkes Mahnung^ i
gehen liei^e, sie unverzüglich abfertigen, i
Um die Tafel des Königs mit den nöd
gen Lebensmitteln zu versorgen, wurden di
königlichen Verwalter der Ofener Burg; ,t
Schlosser Munkacs, Dotis, Comorn; das u
tere Gebieth von WLschegrad, Alt-Ofea, c
Donau-Inseln Kos (Sanct Andreas) und GaqH
die Marktflecken Sambek, Solmär, Keszo, M
Zub^ör; und die Einkünfte von den Kua
nern und Baiistariern angewiesen.
Über Zurückstellung der verpfändei
Herrschaften, Güter, Kammergefalle und Ja
künfte des Königs; über ihre Verwaltung nl
Verwendung, über Rechtspflege und Wafi«
dienst wurden viele zweckmässige und strenj
Verordnungen gemacht, in Vollziehung li«
selben den zwey Schntsmeistem die aoagj
21 •**
ehntesten Befugnisse eingeräumt^ eine Meng«
•ide gefordert und yorgeschrieben^ harte Stra-
m an Gut und ^eben yerha'nget; doch Alles
lieb todter Buchstab, nur tieF bewurzelte Yer«
erbtheit offenbarend, weil überall des guten
Willens und der rechtschaffenen Gesinnung
siebende Kraft erloschen war. Die in hef-*
ver Gährung sich verzehrenden Elemente des
ationallebens durch Gesetze beruhigen und
*dnen wollen, heisst stürmenden Ungewittem
id Wolkenbrüphen durch musikalische Sym-
lonien oder harmonisches Glockengeläut ge-*
ethen. Mehr sphädlich als heilsam ist das
inschreiten «der gesetzgebenden Gewalt in den
üthenden Kampf der überlegenen Bösen wi-
»r das schwächere Gute; unaufgehalten will
Des ausrasen, bis zu seiner eigenen Yernich-
ng; erst dann wird das nicht ganz vertilg-
re Gute der Dinge bessere Ordnung von
Ibst gebären. Mie haben Gesetze ein in po-
Lscher Auflösung begriffenes Gemeinwesen
!schränket; nie Galgen, Rad und Henkerbeil
de ihrem Verderben zueilende Yolkschaft
rettet.
Vergeblich war daher auch Verhängung
r Geldbusse, achthundert Goldgulden über
ignaten, vierhundert über Landherren, wel-
e den königlichen Befehl verachtend, auf
m B^csher Tage nicht erschienen waren;
d was konnte der Abwesenden eidliche Ver-
ichtung zur Annahme und Befolgung der
csher Beschlüsse frommen, wo aller Ge-
lingeist verschwunden, .aller Bürgersinn er-»
rben war? Arbeitete doch selbst in den
iwesenden nur Ehrsucht, Herrschbegierde
d aristokratischer Obermuth, wodurch die
s— aa —
Gewalt der drey Reictsyerweser aufgehoben,
und alle Befu^^nisse des Küni^thumes einem
.souveränen Rathe von vier- Prälaten"), vier
Blajjnaten^) und sechzehn Landherren, gröss-
tentheils Ziipolya's Anhängern*'), eingeräumt
würden. Der Vice - Palatin , der Vice -Judex
Curiae und die Reichs - Protonotarien waren
berechtigt und verpflichtet, den Rathsversamm-
lungen bcyzuwohnen; und von diesem 'Rathe
blieb der König bis an das Ende seiner Tage
abhängig. Seine Ausbildung und Leitung, die
. Anordnung seines Hofstaates, Vergebung und
Einziehung der Reichsämter, Verwaltung und
Verwendung der Salz-, Berg-, Mauth- und
Zollgefälle, Oberaufsicht über Kanzelley- und
Schatzmeisteramt, Versorgung der Gränzfes-'
tungen und Besoldung ihrer Befehlshaber; diess
Alles gehörte zu dem MachtkreLse des Rathes^
dessen Halfle sich nie entfernen sollte von
dem hiermit in Ruhe gesetzten, entwürdigten^
vernichteten Könige"*)
Da man dergestalt auf dem Bdcsher Tage
nur die Zerrüttung, nicht die Sicherheit und
Wohlfahrt des Ungrischen Gemeinwesens be-
fördert hatte, so war der Gutgesinnten letzte
a) Thomas Bilcacth« Graner Cardinal; Gregorin«
F r a n g e p a n i, Colocscr Erzbicchof ; Georgiuc Szathmary,
von Fünfkirchen, Franciscus Wardav von Siebenbürgen«
/*) Eine rieh Per^ny, Palatin dea Reichet, Lorenz, Hvr-
z 'g von Ujlak, Judex Cariae; Johann von Zipolya, Woi-
wod von Siebenbürgen; Stephan Bathory, Temeser Graf.
c) Michael ▼. Zob, Johann r. Pakoa, Franz Bodo r*
Gergcw, NiklaaMacedouiay, Sigmund Pogan, Nik-
laa V. Pernet, Paul Arthandy, Niklaa Gleaan, M i-
chacl Kendercay y. Gyal, Johann v. Faya, Blasiua
Csiny, Niklaa Thurocz, Lokaa Kutaaay, Georg
Derencaheny» Stephan Amade, Gregor v. Sittkc»
d^ Lud o vi Ol 'n, Decretun IL ap. Kouackick Veatigia Comi-
tior. p. 4^5 atjq.
i
— a5 —
yfliniiig noch auf Maximilian und auf doi
igsburger Reichstages Ausgang hingeirendet.
er Ta^ war -ungeinein zahjreica besucht und 'm JalL
sicfcickty der Kaiser vom Anfange hls zum
Ucsse in Person gegenwärtig , der wich«
sie Berathschjaguni;.spunct betraf' den allge-
inen Heersug wider die Domänen , wozu
iximilian selbst den- Papst aufj^eforderr^
wr den Kauer zum obei^sten Feldherru
I dirisllichen Heeres ernannt^ und durch seinen
ptcn Caidinal Thomas de Yio von Gaeta
I geweihten Helm und Degen ihm libersandt
ae. Nach Überreichung der geheiligten
bluB? wude TOn Thomas in nachdrück-
her Hede des Zuges Nothwendigkeit und
tfriiBBStlichkeit bewiesen ; aber niemand ge^
irt oder überzeugt, dehn das grosse, von
a AVeltregierenden Geiste über das Papst-
m verhängte j durch Leo des X. Unglück-*
m Massregeln beschleunigte 9 durch seiner
rbhren gottlose Reformscheu verschuldete
rieht hatte in gewaltiger Trennung der Ge-«
Aer, durch widerstreitende Ansichten, Mei-
gen und Begehrungen bereits begonnen«
des Legaten Rede und Forderung des
nten der Einkünfte von Kirchenpfründnern,
Zwanzigsten von Laien, wurde geantwor-
mit kühnen Vorwürfen über päpstliche
ierpressungen, Verletzungen der (Joncor-
p Eingrüfe in die Kirchenfreyheit, lieim-
! Ränke raubsüchtiger Curiallsten, Flünde-
en der Clerisey durch Schätzungen, der
1 durcK Ablassliandel, Verschwendung der
ten , Verkauf alles Heiligen. ,,Niclit iu
n,*' .sprach der beherzte deutsche Rit-
inn Ulrich von Hütten eifernd: „nidit
— a4 —
,,liinter Thracietis Gebirgen ^ sondern in Italien
,,müsse man den Feind aller Fürsten, Reiche
i)Und Völker suchen. Dem Gross- Sultan sej
^,jöder benachbarte Fürst, der seine Staatskräfta
yyZVL gebrauchen weiss, gewachsen; dem Papste
„nicht die ganze christliche Welt. Jener habe
,,den deutschen Völkern noch wenig gescha-p
„det; litten die benachbarten von ihm, so
„büssten sie nur ihrer eigenen Trägheit, Karg-
„heit und Zwietracht Schuld. Der Feind zu
„Rom begehre allenthalben der Unglücklichen
„Gut und Blut; ihn könne nur ein Goldstrom
„befriedigen u. ^. w. *)*^ Nun wagte Niemand
mflif' von den Zehenten der Ffründner und
dem Zwanzigsten der Laien zu sprechen; um
jedoch dem Kaiser, welcher {üi* den Zug sehr
schwärmerisch eingenommen schien^ in etwas
nachzugeben, wurden die Anträge des Legar
ten in den Reichsabschied aufgenommen, und
jitt/.O'ihr.Aut drey Jahre der zehnte Theil eines Rhei^
nischen Gulden von jedem Erwachsenen bey*
derley Geschlechtes bewilliget; die Fürsten
und Herren solhen nach Belieben Mehrere»
bey tragen; von den eingehenden Geldern Mann-
schaft zu Pferde und zu Fasse angeworben und
unterhalten, die weitem Anstallen zur Heerfahrt
auf dem vom Kaiser angesetzten nächsten
\^ ormser Reichstage in Überlegung genommen
werden **). Also war denn auch von Kai-
ser und Reich keine Hülfe, kein Heil für.Un-^
garn zu erwarten.
a) Richard] Bartholini de Conventu Aiignttano narratio
in Senchenberg aclect. }ur/et hist.' T. IV. p. &i sqq. Hut«-!
Uli Oratio diauatoric ap. Freher SS. Germ. T. IL P*.70i —
7o4. h) RfsichtabMch. zu Augsburg t. J. x5i8t in der n€U€H
Sümml. der Rei4hsabich. Thl. U. S. 170.
— a5 —
Es war entweder scliiinpfliclie Yerzweifr
Dg an eigener Kraft, oder dringendes Be-
irfnisft auswärtiger Stutzer oder Behauptung
SS gesetzlichen Nationalwillena gegen aristo-
"tttLsche Übermacht im Innern, was die Toi-*
T. Adelsgesammtheit und die Bacsher Yer-
mmlung bestimmt hatte , zur Verfügung^
raft welcher ihre Verordnungen an den Tapst,
i d^n Kaiser, und an den König von Foh-
n gesandt werden sollten. Nach Inspruck
id nach Rom wurde damit S^tephan von
'''erböcz*) aas der ügocser Gespanschaft^), nnrh
ilehrt , beredtsam,. unternehmend , Verfechter ^^- -^Vouftr.
SS Landadels gegen den Magoalenstand , lei-
Inder Geist der Zapolyschen' Faction: nach
ohlen. Faul von Arthand, Zapolya's An-
äDger, und Michael Kenderesy von
yal^) gesandt. Die letztern brachten von
em klugen und bedachtsamen Sigmund nach-
rückliche Klagen über des Ungrischen Staats-
ithes unentschlossenes, zwey deutiges, und un-
orsichtiges Benehmen gegen den Gross - Sul-
in, in Ablehnung des aogebothenen WatFen«
iLUstandes. Ungarns Machthaber möchten doch
inmahl bedenken, dass ihr Zustand und der
leiten Drang zögernde Berathschlagungen und
chleichende Ausweichungen nicht mehr ge-
tatten ; sondern rasche und gerade £ntschei-
lung fordern; sie möchten unbefangen erwägen,
vev die WalFenruhe anbiethe, wer sie anzu-
lahmen zauderte.; und wenn der siegreiche
a) Liter. Stepb. Werböczii ad Wetzprimiens. tp. Prqy
Spist. Procer. P. I. p. 137. b) Szirmay Notit. Comitatuc
Jgochienais p. 79. c;) KovmchiQli Suppfem. ad Vtsüg. co«
uiiior. T. IL p. 4ai.^ "^
— a6 —
S e I i m dem Frieden mit Ungarn abgeneigt wi
ob sie ihn nicht selbst danim' inständigst
flehen, und auch mit einigen Aufopferun
sich Ruhe von ihm erkaufen 'miissten. Ni
MräreZeit; gleich nach seinem glorreichen E
Zuge nach Constäntinopel', halte Seiim Bo
ischafler an Sigmund j;esandt, ihm Ägypl
Unterjochung und der O.^mänlschen Herrscl:
betrachtliche Ausbreitung gemeldet, dabeyV
läns^eruni; des zwischen dem Orossherrn u
ihm bestehenden WaiFensfillstandes angelfra^
£r, zu schwach sich erkennend^ -der 'ünj
heuern Ge^valt des übermächtigen Feindes '
widerstehen, habe den Antrag angenommc
seinem Beyspiele möchte der Staatsrafh seil
NeiFen folgen, und den günstigen Augenblii
dem Reiche einige Sicherheit zu verschafPd
sich nicht entschwinden lassen •). '
Die Machthaber Ungarns zogen aus d
scheinbaren Kriegsanstalten, aus der Sammliii
der Subsidien, aus den päpstlichen Hülfsge
dern und aus unterlassener Versorgung di
Gränzfestungen bedeutenden Gemnn ; die§f
entging ihnen, sobald sie Waffenstillstand n
Sei im errichteten, ihr Eigennutz hielt sie
daher fest an die Hoffnung auf des Papst<
Betriebsamkeit und des Kaisers Schwärmere]
Nachdem aber der Au^^sbur^er Reichsta«; dei
Tapste und den Ungern die Aussicht auf ei
nen allgemeinen Türkerizug weiter hinaus ge
setzt, und der nach drey Mönathen el^^olgf
XC. 1519. Tod Maximilian's sie völlig verschlösse
is^oiiuar. liatten, da mussten in Ungarn andere Massregel
' o) Brut! Hiit. Huiig. MS. Lib. V. ap. Prty Annal. P. 1
p. 55.
\
*'?
— 17 —
• ■
lifFen , musste der Klagen und . Ermahnun-^
L des weisern Königs TOn Pohlen geachtet
rden. Vor allem wurden Eilbothen nach
istantinopel abgefertigt, mit dem Auftrage ad
rnabas Belay die Abschliessung der Waf-
ruhe ohne langem Verzug zu vollbringen*
E Pauli Bekehrung wurde eine ausseror- 25./aiiiMir.
itliche Reiohsversammlung nach Feslh aiis-^
chrieben ^ von dort aus der Böhmische
Dzler, Ladislaw von Sternberg als Be«
Imäclitigter des Königs und Churfürsten
I Böhmen nach Frankfurth am Mayn zur
iserwahl abgeordnet , dann über Annahme
1 Bestätigung der vorjährigen Bacsher Ar*
el heftig gestritten. Die Magnaten, einige
Einsieht^ ändert au List, die meisten an
ennülziger Herrschsucht der Adelschaft ober-
en, wollten allein und ausschliessend über
1 König und über die Einkünfte der Krone
liethen, und alle Reichslasten dem Land-
d aufbürden; sie verwarfen daher die Bacs-
r Artikel unter dem nicht ungegründeten
rwande^ dass sie des Thrones Würde ge-*
jrdeten^ und des Königs Befugnisse zu sehr
schränkten. Dagegen bestand der Landadel,
1 herzhaften und kenntnissvollen Männern,
s Stephan yonWerböcz, Benedict von
keny, Joannes Statileo geleitet, den
ignaienstand an Gemeingeist übertreffend,
t und trotzend auf Genehmigung und YoU-
hung der Artikel des Bacsher Tages. Der
latin Emerich Tereny lag auf dem Tode;
ige Magnaten fürchteten bey bevorstehen-
r Wahl seines Nachfolgers alle Macht gegen
hann von Zäpolya, allen Einiluss auf
i Adelschaft zu verlieren; andere sahen ein^
- ?» -
jdass längeres lYiderstreben die Spaltung zwi-
schen ihnen und dem Landadel befestigen, da«
raus leicht völlige Auflösung der Reich-sver^
fassung zum Nachtheilje des Magnatenstandes
erfolgen könnte; wesswegen s^e für rathsam
liielteni nachzugeben, die Artikel für den Au-
genblick zu genehmigen^ und ihre Vollziehung
lieber durch geheime Künste, als durch offen«
baren Widerstand zu hintertreiben; die Bäcs*
her Verordnungen -mirden endlich von den
Prälaten und Magnaten einhällig angenommeui
und zwar vermehrt mit sieben Artikeln, deren
einer die Ungrische Gerichtsordnung auch auf
Slawonien und Siebenbürgen ausdehnte; ein
anderer in Betreif der königlichen Subsidien,
Schulden und deren Bezahlung an den Si««
benbürger Woiwoden, sich lediglich auf des
verordneten Staatsrathes mündlich^ Erklärung
berief; der letzte die unverzügliche Auflösung^'
aller besondern Bündnisse und Verschwörun-'
gen der Magnaten unter sich verordnete*).
Auf des Adels Forderung sollte nun den
Bäcsher Beschlüssen zu Folge der Magnat Jo-
hann Bornemiszsza über Munkacs, der
Mairnat Feter Korlatkö über Comorn und
Dotisy dem Oberbefehl entsagen, dessen sich
beyde weigerten, gestützt auf ihre von Wla-
dislaw eidlich übernommene Verpflichtung,
die wichtigen Flätze niemanden als dem Kö^
a) Art. XXIT. XXKVIT. XL1V. in /im togeninnten De:-
oretoIII. Luiiovici II. in Comitin üachiaß A. 1619. celmhratU
praetemive conditp ; welches jedoch ein und dasselbe i>ecrct
des Bäcsher Tages vom J. i5i8 ist, -wie Korachich Supplem,
ad Zeitig. Comit, T. //. /?. 482 sqq. gründlich bewiesen • und.
das Nicbtseynj oinei Bicsber Ts^os. Tom lahre 1619 BAcS^inii^
telt hit.
ch mit irgend etwas > befnssea würden,
nidit ,be]rde Magnaten die genannteK
ij ina s« ßioih. war verordnet worden,
I koniglicheii Verwalter der Ofener Btirg
rfert allen. Darüber wurde drey Wo-
Usg gestritten; und nachdem der König
iMttag einiger Magnaten den fi o r ii e-
!szä selbst Kum Verwalter der Ofener
ananiit hatte^ kam as in dem Paläste
nnar Cardinals sogar zu Auftritten der
I. Gegen tausend Säbel waren wider
raiitBaza und die ilui beschirmenden
AM gezogen..: Thomas BiSkäcsh musste'
ganze G<i-4tes-Macht aufbiethen, um des
bnchtea AdeU Wuth zu bändigen *).
/ntardessen starb am Sonnabende vor" Do- *■■''•*'.
• Sit Ofen der Falatin '') und Hess Kräug-
1^ den Pirtevungen eine andere Kich-
DerAdel wollte den Siebenbiirger Woi-
Johann Zapolya zur obersten Heichs-
erheben; etnii^e Magnaten hielten für äua-
efahrlich, wahrend di»KünigH Unmündig-'
is wichiige Amt zu besetzen ;. trugen darairf
erledigt zu lassen, und nur die Reichs'
~ oo —
Verwaltung dem Vice-«-FaIatin zu übertragen*};
die meisten und diess Mahl wirklich die klüg-
sten behaupteten 9 gerade des Königs Unmün-
digkeit und die geheimen Anschläge einer
mächtigen Faction bewiesen die äusserste Noth-
wendigkeit eines Falatins, welcher Kraft sei-
ner gesetzlichen Gewalt das königliche Anse-
hen aufrecht erhalten und die Monarchie un<*
ter der Oligarchen und Aristokraten, stürmi-
scher Opposition vor völligem Untergange be-
wahren könnte. Während diese Farteyen ge-
gen einander noch kämpften , vereinigten sich
6. JUanr. Dinstag nach Estomihi, ungeachtet des unlängst
erlassenen Yerbothes, der Cdoczer Erzbischof
Gregorius Frangepani, Johann Zipolya,,
Georg Szathmary von Fünfkirchen , Fran-
ciscus Warday von Siebenbürgen und Ste*
phan Bathory, in einen besondem Bund der
Treue gegen den König unter allen Verhalt-
nissen, Stürmen und Gefahren^). Diess wir
der ausgehangene Schild der Einigung; die
Absichten und Gesinnungen der Bundesgenos^*
sen waren verschieden. Die zwey ersten^ des
Bundes Stifter , wollten die drey letztern nur
gebunden halten, dass sie ihrem Zwecke ent-
weder dienten, oder wenigstens nicht widieB-
strebten ; diese', redlich gesinnt gegen Konig
und Vaterland, gaben sich jenen mit verstell«-
ter Anhänglichkeit hin , um die Entwürfe und
Anschläge derselben desto leichter zu durch-
kreuzen. Beyde schlössen sich nun inniger
an den Adel, die Einen um ihn zu ungestü-
a) Liter. Hieronjm« Balbi id Christoph. Sijdlowics
Opp. T. I. Epitt.VIlf. p. n6 sqq, Edit. Ilal^r. b) Kofa-
caich VctUg. Conitior. pt 5oa>
-.31 —
ner Forderuifg eines Falatins antufeuern, die
inderii um ihn jsu bewegen , bey bewilligter
/Vabl den Siebenbürs^er Woiwoden. zu über-
reden. \^ en er wäblen sollte, wurde ihm
''QU den Magnaten, welche nicht - im Bunde
tanden, eingegeben. Also vorbereitet, zogen
Lie anwesenden Landherren mit ihrem Waf-«
envolke Ton Festh über die Donau lünauf
'ok die Ofener Burg, um wie sie vorgaben^
[ßn König in die Versammlung abzunole'n^
lämil er entscheide^ was nach dem Hintntte
[M.Falatins des. Reiches Wohlfahrt fordere.
?aul Tomoxy liess auf den andiingenden
Saufen die Kanonen richten^ JoKaAn Bor-
lemiszsza, in jeder Gefahr der entschlos-»
enste Mann , die Brücken aufzi^en und die
ordersten Dfänger in den Grabem ' stürzen ;
[ann verwies er den übrigen das ungebührli:-
Aie Verfahren und besänftigte sie mit der Yer-
icherung, der König würde am folgenden
rage in der Versamnuting erscheinen« Ba be-
kielt zw«r die Fartey,^ welche Wiederbeset-«
iüDg des Falatinates forderte, die Oberhand,
loch Johann von Zapolya wiurde bald ge-
rahr, dass die Wahl nicht ihn, sondern den
Cemeser Grafen, Stephan Bdthory, weit äl-
ern und edlem Geschlechtes, dazu berufen
lürfte. Vergeblich liess er den Grafen erin-«
lern an sein zu Temesv^ gegebenes Wort,
lass er gegen des Woiwoden Willen sich
ireder um eine Reichswürde bewerben, noch
lie ihm angebothene ohne dessen Genehmi-
'ung annehmen werde; Bathory erklärte ge-
*adezu, er werde unterlassen, was dem recht-
ichaii'enen Bürt^er Bescheidenheit verbiethet;
md unweigerlica folgen, wozu ihn Vaterland,
5a
Fflicht und. Eiire rufen. Die Wahl geschah;
die Faction stinimte für Zapolya; König, Prä-
laten, Magnaten und Adelsge.sammtheit ernannten
einhallig * Herrn Stephan B^thory-, des An-
dreas YOiiEcsed Sohn zum Falatin des Reiches,
worauf der Woiwod voll. Groll und Bitter-^
keit, sein Anhang an verderbUchen Anl^clilit-
gen brütend, aus der Versammlung abzogen*)«
Um ' ihnen vorzubeugen, benutzten de^
Fünfkirchner Bischof Georgius Szathmary^
der Markgraf von Brandenburgs und der Pres^
burger Propst Hieronymus Balbi die güns-*
tige Stimmung der Magnaten und vieleif vom
Landadel für Sigmund König von Pohlen.
Durch ihre Betriebsamkeit gewann diei Mei««
nung, dass den Übeln im Innern des Reicha
nur Sigmund' s Klugheit, Ansehen, Oberauf-*
sieht und Macht abhelfen könnte, immer mehr
Anhang; die frühere Abneigung gegeii ihn
hatte nur in seiner Verbindung mit dem in
Ungarn gehassten Maximilian ihren Gruiidi
nach dessen Tode erloschen auch Misstraueil
Vnd Verdacht wider den grossherzigen Ko<^
nig. Gern stützte sich jetzt die Hoifnung al«*
1er Gutgesinnten auf ihn; nur er konnte ihre
zunehmenden Sorgen für des Vaterlandes Wohl-
fahrt vermindern. Die Machtbothen der Böh-
hii.<)chen Stände verweilten schon geraume Zeit
am Ungrischen Hoilager mit vergeblicher Ein-*
ladung des jungen Königs nach Prag; sie ver^
sprachen, ihm alle Krongüter, schuldenfrey xa
überliefern und reichliche Einkünfte zu ver-*
schallen, nur sollte er durch seine baldigd
a) Itthuanffy Lib* VI- p« 53. KoTtchicb Supplrm. ad
Veatigi Comitior* p« 44o«
— 33 —
Ankunft zeigen^ dass er ihr König, seyli wolle;
allein mehrere Magnaten und Landherm, von
Z^polyern unmerklich geleitet, widersetzten
sich unter^^ dem Vorwande d^r Türkennolh
seiner ReL^e, und auf die Drohuhg der Böh-^
men mit Erwählung eines andern Königs, wil^-
liglen sie nur in einen Hoftag zu Presbu*g,;
wohin die Böhmischen Stände ihre Bevoll-
xnächtigten senden sollten. Des Königs Schwes^
ter Anna, blühende Jungfrau von sechzehn-
Jahren, an Maximilian getrauet, an Einea^«
Aeiner Enkel verlobt, lebte noch unvermähh>
in Wien; Carl, am Vorabende Petri und Pault'28./iMiija,
zum Komischen K(!nige erwählt, und von dem'
Böhmischen Kanzler Ladislaw von Stern-'
befg zur Vollziehung der Ehe mit Anna-
gemahnet, verlangte unter mancherlei Aus-»
nüchten Aufschub der Vermäilung, und nie-'
mand konnte ihn jetzt zur Entscheidung, ent-.
weder für sich, oder für seinen Bruder Fer-
disand wirksamer anhalten, als der König von
Pohlen, unter den gleichzeitigen Fürsten der
grösste an «Geist, Erfahrung und Rechtschaf-
lenheit. Würde die Vermählung seiner Nichte
zu lange verzögert oder wohl gar hintertrie-
ben, so lief Ungarn Gefahr, Zapoly^'s Beute
zu werden, und mit ihm, entweder unter
des bürgerlichen Krieges, oder unter der sie-
f enden Osmanen Waffengewalt unterzugehen!
ficht mehr im Vertrauen, bloss unter sich, .
sondern frey und ötfentlich sprach Zäpolya's
FactioB von Ludwig's kurzer Lebensdauer, auf'
sein • schnelles Wachsthum und rasches Forf>^
schreiten zur Reife sich berufend. Wohin sie
damit zielte, zeigte ihr unablässiges Bestreben^
seinen b^h^sstq^tei». .und^ schar&ionigsten Be-'
VI. TbeÜ. ' 3
— 04 —
Schützer Bornemiszssay seinen Vetter, In-
der auch seinen Verführer, Georg von Branden-
« bürg, und alle auswärtigen, ihm treuergebenen
Beamten seines Hofes von ihm zu entfernen.
Niemand als Sigmund mit obervormund^
schaftlicher Gewalt konnte auch hierin kxäftir
ger in das Mittel treten.
Diess alles reiflich erwägend, schrieb Hie-
ronymusBalbi in Einverständniss mitSzath^
miry und mit den Brandenburger Markgrafen
an den Papst, ihn bittend um eilige Sendung
eines Legaten an Ungarns Stände, mit der Erklä-
rung, seine Heiligkeit habe der Entfernung
wegen die ihm von Wladislaw zuerkannte
Vormundschaft über den Unmündigen Kön^
und die Oberaufsicht über das Ungrische Reich
dem Könige yon Fohlen übertragen, und ver-
lange, dass alles, was dieser in Reichsangele-
genheiten verfügen dürfte, aLso geachtet und
vollzogen werde, als wäre es unmittelbar von
dem apostolischen Stuhl verordnet worden.
Zu gleicher Zeit mochte Leo den König Sig-
mund durch dringendes Sendschreiben sur
Annahme dieser Vormundschaft und Oberauf-
sicht einladen; ihn als des Papstes Stellver-
treter und als des unmündigen Königs Oheim,
zu tliäliger Führung derselben ermahnen*).
Was der Papst gethan, wird nirgends be-
richtet; aber Hieronymus Balbi wurde bald
im Julius, nach CarVs Erwählung zum Römischen Könige,
nach Pohlen gesandt, um den König Sig-
mund über Ungarns Zustand zu belehren.
Nach seuiem Berichte war es dem Graner Car-
a) Liter. Balbi ad Chriatoph. Ssydlowics h
Lrsttionia Cmroli üuoia ad Sigiain. Reg. Pol. 1, Ob
o« SmiBa
I
— 55 —
linal, den Biscliofen von Fiinfkirclien und
Mebenbürgen, dem Falatin Stephan Bäthory
und dem rresburger Grafen Johann Borne-
miszsza gelungen, die vom Bäcsher G^n«-
rente aus dem Landadel erwählten Beysitzer
mbefugter Anmassungen wegen aus dem Staats-
rathe auszuschliessen , und die Zügel der Re-
^erung mit yereinigter Kraft für sich allein
BU behaupten. Düren ihre Yermittelung hatte
1er König am Montage nach Oculi , S e 1 i m 28. nrdrz.
km Montage nach Rogate , den dreijährigen 30. Maj.
iYa£Fenstillstand nach seinem ganzen Inhalte^
me er von dem Bane Barnabas Belay zu
Donstantinopel war eingegangen, ron Hamal
les Gross - Sultans Bothschafter nach Ofen
frar gebracht worden, unterzeichnet und be-
tätiget; die Bedingungen waren nicht sehr
ühmlich; aber die Nothwendigkeit hatte Un-
CA'werfung gebothen. Ausser UJkarn, Dal-
natien und Croatien, waren, acRft Böhmen^
Hähren, Lausitz, Schlesien, und was in Bos-
lien, Serwien und Bulgarien noch zur Ungri-
chen Krone gehörte, in dem Vertrage mit
ingeschlossen; dem Papste, dem spanischen
Könige und Erzherzoge Carl, seinem Bruder
Ferdinand und andern christlichen Fürsten
far Eine Jahresfrist bewilliget, diesem Still-
tande beyzutreten und ihren Beytritt urkund-
ich zu bezeugen; unterliessen sie dieses, so
»blag dem Könige von Ungarn, den Heer-
charen der Osmanen freyen Durchzug durch
eine Länder zli giewähren. In Ansehung des
?reystaates Ragusa und der Woiwodien Von
ler Moldau und Wala^hey war festgesetzt^
lass sie den bisher üblichen Tribut an die
Jngrisqhe Ktone: und an die Fforte jährlich
3*
— 36 —
entrichten, ron beyden Seiten mit neueu I
ten verschont bleiben sollten*).
Da nun Ungarn im Innern auf einige j
^enblicke der Ruhe ^enoss, und an den Gl
•zen wenn auch niciit £!;eji;en eigenmächtige .
frilFe ven Seiten unruhiger Bässen , , doch
Iberfälleh mit des Grossh^rrn gesammter Krii
macht gesichert war, so ersuchte Balbi W
mens der UngrLschen M^chthabqr den Kl
von Fohlen die Vormundschaft über den
mübdigen König und des Reiches Beschirm
zu übernehmen. Doch möchte dieser An<
der Ungrischen Adelsgesammtheit ein Gehe
niss bleiben, bis sie zur Ertragung dessel
hinlänglich vorbereitet wäre. Man hoffte
gar den Siebenbürger Woiwoden mit der \
dafür zu gewinnen, wo nicht, so würde
weiterhin mit seinem Anhänge gegen die gri
JMehrheit g^hts vermögen. Eine Zusamm
kunft beyTOT. Könige wäre gerade jetzt
Keüsamen Folgen; doch weder Ludwig •n
der Sta^tsrath dürfte den König von PqI
oiFenbar dazu einladen ; . darum möchte er i
selbst dazu anbiethen und die Betreibung',
verzögerten Eheangelegenheit zwischen scj
Kichle, Luawig^s Schwester und eiuem-j
kel Maximilian's zum Verwände nchn
Sign^jLind bezeigte grosse Zufriedenheit u
die ,scheiabai*e Eintracht der obersten Reichsrä
versprach 'die ihm angebothßae Vormundsd
anzunehmen I .wollte zur.fieststellung. ^i\
y^hälil^ßes gegen Invocabit des .Qächi
Ji^l^e^ ia. Fre$plirg oder Brunn mit Iau^J
zusammenkommen^ und unter schicklid
■ y 1 1
ü:dj Tiifion fipitomd p. x^. 9«*^ BUu.Reg. P. lu'.p.
— 37 -
len bey dem Staatstathe auf diese Zu-
»kunft antragen*). Allein sie musste
Reiben, 'iFeil in diesem Jahre noch auf
PetriLower Reichstage wider den Preus-
D Hochmeister Markgraf Albrecht von
enbuTg, -welcher der Pohlnischen Krone
ildigung standJiaft verweigerte, der Kriege
essen, Dinsta;; nach dem Weihnachts- 27. Z)tfc5r.
von den Fohlen im Iliesenburgischen
ich angefangen , durch fünfzehn Mona-
von beyden Theilen mit gleicher Erbit-
g und ungleichem Glücke fortgefühtt wurde
mit vierjährigem Wallenstillstandä endigte.
i Abflüsse desselben kam der merkwürdige
•Her Friede zu Stande^), dessen ßedin-
m der siegreiche König vorgeschriebepj^
drängte , von Deutschem Reiche ver •
le Hochmeister Alb recht durch Yermitte-
des Königs von Ungarn angenommen
Das Freussische Ordensland wurde iif
«reltViches und lehenbares Erbherzogthum
wandelt; der Hochmeister Alb recht für sich,
eine Brüder und für ihre männlichen Nach-
aen als erster erblicher Herzog, von Sig-
d, mit Preussen belehnt, Pohlen des Deut-
{ Ordens als immer unruhigen Nachbar»
vet; wo bisher nur zeitiger, verzehren-
Genuss war, bleibendes, höhere Cultur
demdes Ei^enthum gegründet; anstatt der
hure entstanden Landes- Hauptleutc; an-
der Ordens - Gebielhiger, vier Landrällie,
amm« Leji;atinnis Hier. Balbi mit^etbeilt von En^el in
ijiit Zeitschr. Band lU. S. 287 ff. h) Vom 27. JOc-
' 1JX9 bis 7. April 1621. da der Hochmeister Albrecht
DiK-r^etzHchen Veduit cum Frieden eich gezwungen iah«
tf. ApriL i525. . . -^ :
— 58 —
als vier höcLste Beamte des weltlichen Hc
zogthumes« Zwey Tage nach Abschluss d
folgereichen Friedens empfing König 8 ig mui
die Huldigung von Herzog Alb recht, c
theilte ihm die Belehnung durch Übergabe i
ner weissen Fahne mit eingesticktem neuen La
deswappen, (ein schwarzer Adler den Anfang
buchstaben des königlichen Nahmens S. auf o
Brust tragend); schlug ihn nach geleistetem L
henseid zum Ritter, schmückte ihn mit golden
Kette und liess ihn das Ordensgewand mit i
nem Kleide von Goldstück vertauschen,- fiie
mit hatten, der grösste und der schwächa
König dieser Zeit das erste Beyspiel decYe
Wandlung eines kirchlichen Institutes ia e
weltliches Fürstenthum aufgestellt; dafür wes
Vorwürfe und Bannflüche von Rom her i
erwarten; um ihnen vorzubeugen war d
Fohlnische Gesandte von Sigmund angewi
sen, dem Papste zu melden, Fohlen habe d
Deutschen Orden nicht gestiftet, sey dah
auch nicht verbunden für Erhaltung desselk
zu sorgen. Des Hochmeisters Weigerung^ •
Freussens Besitz der Fohlnischen Krone' 1
huldigen, habe den Krieg entzündet; dun
den Frieden der König nicht mehr, als ik
gebührte, genommen. Der ehemalige Hod
meister, jetzt Herzog Albrecht, nichts wi
ter, als was er schon hatte, erlanget; die ganj
Sache beträfe bloss die politischen Vernü]
nisse zwischen Fohlen und Freussen, ui
stehe in. keiner Beziehung auf das Kirche)
Wesen, welches vorher schon im Lande, ^
im Geiste des Ordens, völlig verfallen war'
o) Hirtknoch Preuftiichd Kirchenhiatorie. S. i66 -* a
— 39 —
/So ^»nge nun Sigmund einer Seits mit
m Deutscnen Orden im Krieji^e verwickelt
(Wesen, anderer Seiu TOn Überfallen der
mkoper Tataren nie sicher war, konnte er .
fib so wirksam j wie gutgesinnte Magnaten
wunscLten, der Ungrlschen Angelegenheit
sich annehmen; Ungarn sollte und konnte,
' seine eigene Kraft gestutzt, allen mögH-
in Stürmen Trotz biethen, und masste, sich
b» entstehend, sich selbst entnervend, durch
^e Schuld zu Grunde gehen. In dem Zü-
nde unablässiger Reibung der Parteyen*
r e^ene Vortheile , und allgemeiner £r^
khiffiiiig' für die Wohlfahrt des Gemein-«
maf, rerrieth jeder Landtag, jede Yer-'
dsaag nur der Machthaber Kri^ftlosigkeit/
1 derer, welche vollziehen oder gehorchet^
hen, tiefe Verderbtheit. Am Feste Dorö-r. V«^**^-
a war wieder Landtag; was daselbst war
bndelt und beschlossen worden^ musste
r Sualsrath noch durch besondere Kreis-
^iben den GespanschaFten berichten, be-
llen , einschärfen , weil ihn häufige Er-
rungen belehrt hatten, dass der heilsam-
I Verordnungen fast nirgends war ge-
let worden. Das eidlich bestätigte Bäcsher
chsgesetz, dem zu Folge die Prälaten, Ba-
e und Land^ierren, sowohl wider auswar-
Feinde, als auch wider einheimische Ge-
tige ihre pflichtmässige Mannschaft stäts in
eitschaft halten sollten, hatte der diessjäh«
I Landtag erneuert, mit Androhung der
ife des Meineides verschärft und unverziig-
(■•r Gesch. Ton Litthtnen» Preatien und Oitpreoiaen. 5»
69S
rr- 40 —
y^l^e Vollziehung' desselben verordnet, mit der
Bemerkung, dass ohne Kriegsmacht kein kräftiges
Yerfahren wid^r freche Verächter der Gesetze
if^ddes Rechtes möglich sey. Dieser nothwen-
di^n Verordnung sollte die Adelsgesammtheit
jeder Gespanschaft augenblicklich naclikom-
I. Marx, m^n^ Über dia^s solhc sie ihren Sammlern
""■■■' ut^ JEinnehmern über die bereits eingetriebene
Knegsstcuer genaue Rechenschaft abfordern,
nachdem sich ergeben hatte, dass kaun^ die
£(älfte der eingenommenen Gelder an den Ober--
^chalj^meister abgeführt worden sey. Die Rück^r-
stände sollten überall mit unerbittlicher Strenge
ei^ngefordert, und ohne Abbruch den EinneJ^-
mern überliefert, von diesen, an den Schatz-«
n^eister bef^rdeirt -werden, damit es zur Un-
terhaltung der Reichsheermacht in nöthiger
.'Anzahl an unentbelirlichen Mitteln nicht £e-
• bräche*)« *
2i. Marx. Drey.W.ochen später wurden die Befehls*
haber der Gespanschaften von dem Könige un-
ter Strafe der Absetzung, .aufgefordert, von
sämmtlichen Landherren ihres Bezirkes, wel-
che) den königlichen Befehl verachtend, auf
dem letzten Bacsher Tag sich nicht eingestellt
hatten, die- daselbst über sie verhängte Geld-
bliese von vierhundert Guldon ohne Schonung
und Begünstigung einzutreiben , den Betrag
derselben ungeschmählert zu königlicher Yer--
fügung aufzubewahren. Allein trotz den Kreisr
schreiben des Siaatsrathes und des Königs,
wurde die pllichlmässige Mannschaft von We-
nigen nur zum Thisilc^ ^von den Meisten gar
a) Liter. Atiessorum aodis judiciar. Reg. Majest. adWesi-
pViiniena. ap. Pr(yr £p. Procer» P, I« p. i34.
— 4i —
loht aufgestellt, die Kriegssteuer, nach wie
ör, theils Verweigert, tlieils von Sammlern
Lud Einnehmern untergeschlagep , <len Einfor-
Lerem der verschuldeten Geldl^u^se Gewalt
intgegen gesetzt; und so gesdiah, dass As- '
.am-ßegh, Befehl.shaber^ von Zwornik die
cliwach untersliilzle Heermacht des damahli-<
;en "Judei Curia, Lorenz Herzog von Uj-
i^k, untor den Mauern der Festung fast ganz-
ich aufrieb, und ohüleich im^ erneuerten Tref-
fen durch Stephan Revay's Tapferkeit As-
lam-Begh gefallen war.*), dennoch Musta*-
>ha, JBassa von. Verhosaniet^' den Weg nach
!!roatien otfen, die Festung Knin schlecht ver- Anf.Maj.
»Qr^t fand, sie im Sturme überwältigen, ohne
i^jd^rstand bis Sibenico vorrücken, und die-
ias Platzes Belagerung unternehmen konnte.
}ehr.spät hatte der tapfere Bati von Croatien^
3ls^hof und yraner Prior, Pet,rus Beriszlo
uniges WaflPenvolk" zusammengebracht; womit.
mti es wagen durfte, d^m Bassa nachzuziehen und
len Entsatz der Stadt zu .versuchen ; aber auf dem
[Co^eniczer Felde unter dem Gr.änzberge Pllssi-
ficza ^erieth erzwischen des Feindes Hauptmacht
md Hinterhalt; Rückzug war nicht mehr mög-
lich, die Schlacht unvermeidlich; in der Hitze,
las Gefechtes wurde er niedergehauen und;
m'thauptet. Der Sieg schien für die Osmanen
s^tschieden ; als der Vice - Ban Balthasar
(z) IrfUd o vici II. Diploizf« de 26. May i5ai. ap. Bei No«
:it. Nov. Hungar. T. 11. p. 5 18. Kein Vaterland isolier Historie-
i;raph gibt ßericlit von der Schlacht bey Zwornik, welche Kö-
lig Ludwig mit der Niederlage der KÖmer bey Cannk* ver-
gleicht, und deren Makel Stephan llcvay von dem Glänze
der- Ungrischen Wafil'en so rühmlich abgewischt hat. Kräftige
Xhuten untergehender Völker müssen dem Uistorigraphen eben
so inerkwürdig seyn« wie die letzten Ileden aterbcnder Ileideu
dem Biographen.
— 4a —
Alapi mit der Nachhut aus Bihicsh anrückte,
das Treffen erneuerte und den Feind in die
Flucht jagte. Faul Medossicsh bradhte des
Bischofs Haupt und Leichnam nach Bihaiih,
von dort aas wurde er nach Weszprim ge«
führt und in der Gruft seiner Vorfahren bey-
gesetzt.
Das erledigte Banat von Slawonien, Croa-
tien und Dalmatien erhielten Johann Garlo-
▼itz Torquati, Graf von Korbaw, und
Franz Batthydny, des Königs Kämmerer,
Bas Priorat von Yrana Matthias Bardthj^
des Königs Küchen -und Garderohe -Meister.
Paul Tomory, Befehlshaber der Ofener
Burg -Besatzung, durch manche schwere Waf-
fenthat rühmlich ausgezeichnet, durch freywilli«
ges Gelübde zur Ehelosigkeit verpflichtet*), hatte
um das mouchs -ritterliche Priorat angehalten, und
war abgewiesen worden; denn unter schwa--
chen oder unmündigen Königen gilt kein An-
spruch auf Belohnung weniger, als der des
Verdienstes. Darum missfiel dem zurückge-
setzten Kriegsmanne Welt und Hof, er mochte
beyden nicht länger dienen, nahm Abschied
von dem Könige und zog sich in die Gemüths-
welt zurück, wie mehrere Staats -und Itriegs-
männer thaten in dieser schweren Zeit, ge-
trieben durch die Furcht in dem ggwaltig
gährenden Nationalleben unterzugehen , oder
sich selbst zu verlieren: in dem Franciscaner
Kloster zu Ujlak^ wo der Leichnam des gott-
d) Er hatte sich iEwey Mahl Terloht, hejde Bräato. atarben
knrz Tor der Hochzeit*, diett ala Wink der Vorsehung betrach-
tend und Terehrend , gelobte er lebeiiaUngUcho EnUiiütaaiBkeit»
lathuanify Lib. VII. p. 66.
, ^ 45 -
selige Belgrader Helden und Bruders Joan-*
nes von Capistrano ruhete^ widn^ete sich
Faul US der Betraclitun^ des JEwigen, bb ihn
J^apst und König, von nöherer Macht gebun^
den, zur Vollziehung schrecklicher Verhäng«
nisse seiner Einsamkeit entrissen.
Da Knin's Verlust, des Weszprimer Bi-
schoCs Niederlage, und der Bässen fortwäh-
rende Streifereyen den König und den Staats-
rath belehrten, wie wenig das Reich durch
den Wa£Penstiilstaiid mit S e 1 i m gesichert
war, mussten wirksamere Massregeln zur Dec-
kung der Gränzplätze ergriiFen werden. Mil
steigender Ungeduld forderten Böhmens Stande
den König in ihr Land ; die Ungern weU-
len ihn nicht weiter als bis Fresburg ent-
lassen, und auch vor dieser Reise noch, sollte
für die Sicherheit der Gränzplätze besser ge-
sorgt werden* Dazu war Geld und Kriegs-
volk nöthi^; um diesem Bedurfnisse abzuhel-
fen, bewilligten die Stände auch den dritten
Pucaten als Subsidie*") für das laufende Jahr.
Allein bey der bereits bekannten Fertigkeit der
Stände imBewilligen und Langsamkeit im Zahlen,
durfte weder auT baldigen Eingang, noch auf
a) ^iQuas nosira» regnique et confiniorum nostrorum grayis'^
tfina9 necessitates nuper regnicolae nostri consideranies , no-
ffbis ad sublttuandas ilias tertium Subsidium obtulerunt, *'
Liter. LudoTici ad Civitates rcgiaa de i.Junii ap. P/-q^ Epiat«
Procer. P. I. p. f38. Diess war entweder auf dem Ofeiier Land-
tage im Februar, worauf sich daa Kreiaschreiben dea Staata-
rathea an die Weazprimer berief, geachehen; oder ea muaate
swiachen Februar undJuniua ein zweyter Landtag, von dem aonat
nirgenda Spur zu finden iat, im Jahre 1620 gehalten worden
aeyn. Der Bäcaher Tag vom ag. Septbr. i5i8. hatte art. XLV.
fiir die nächaten awey Jahre zwey Subf idi^n, jede zu einem Gold*
gülden genehmiget; die dritte Subaidie , welche der König am
I. Juiiiaa i5ao erwähnte , konnte alao nicjita audera ala ein ix^
di^ien Jahre bewilligter dritter Duetten aeyn«
— 44 —
Ergiebigkeit dieser Hiilfsgelder gerechnet
den« ' Die Noth war dringend, der Sold der
Befehlsliaber in den Gränzfestungen seit lan-
ger Zeit rückständig, selbst zur Bestreitung
der königlichen Reise nach Fresburg fehlten
die Mittel. Um Kath zu schaffen wurden die
i.JTuniuM. königlichen Freystädte in Ungarn und Siel)en-
bürgen, sie*niochten sleuerfrey oder an Mag-
naten verpfändet seyn, zu ausserordentlicher
Abgabe, jede mit sechs Goldgulden ^ ohne
Nachsicht und Verzug angestrenget **).
2^.JuUu9. Am Vorabende Jakobi war der Propst
.Paulus Warday, königlicher Scliatzmeisier
im Stande, den König und seinen Ho£staat
zum Zuge nach Fresburg mit aller Nothdurft
7. uiuguif. zu versehen. Von dort aus eröffnete Lud-
wig seine und des Reiches grosse Bedräng-
nisse seinem Oheim Sigmund^). Es war ihm
schwer anzugeben, ob es mit Böhmen oder
mit Ungarn schlechter bestellt wäre; hier
lebte er verlassen, in äusserster Dürftigkeit,
von feindlichen Einfällen immerfort geängstigt^
ip. Stator Furcht des Unglückes, welches der
Insassen Sorglosigkeit, Zwietracht und Träg-
l^eit unfehlbar herbeyführten. In Böhmen wäre
Alles in Verwirrung, ein Stand gegen den an-
dern in Aufruhr, nirgends Sicherheit vor herr-
schender Seuche oder vor heimlicher Gift-
mlscherey. Der Gefahren wegen an den Grun-
zen wollte man ihn von hier nicht wegziehen
lassen; gegen den Zug nach Böhmen drängten
sich ilini eine Menge Be.denklichkeiten au£.
a) Liter. LudoTici R. ad Civitatea Regiaa ap. Prr^ ]. c.
h) Liter. Ludovici ad Sigiiround. R. de y« Augusli i5a<K
initgotheilt von Bngeliu Sehe diu a ZeiUchrift. Bd. UL. S. S91.
— 45 —
^chon seit vierzehn Tagen sässe er in Pres-*
)UTg und erst gestern hätte er ron Böhmens
ständen unhefriedigende Antwort erhalten auf
seinen Befehl, dem zu Folge sie, zu vorläufi-
ver Beylegung ihrer innem Zwistigkeiten Bevoll-
mächtigte nachPresburg senden sollten, indem er
M weder für rathsam, noch seiner würdig hielte,
For völlig hergestellter Ruhe im'Lande sich und
iie Seinigen ihnen anzuvertrauen. Ohne sich
über irgend Etwas bestimmt zu erklären, dro-
beten sie, im Falle er sich nicht zu Bartho-^
lömäi Tage bey ihnen einfände, zusammen zu
treten und gegen Ungarn als nicht sehr an-
jrenehme Gäste vorzurücken. Darauf hätte er
ihnen einen Tag auf Bartholomäifest in ihreni
Lande anbefohlen, wozu er auch seine Ge-
irliltbothen senden würde, durch d^ren Ver-
rnittelung sie entweder selbst Frieden und Ein-
traoht- im Lande herstellen, oder zur Sendung
bevollmächtigter Landbothen nach Ungarn sicn
bequeinen sollten; denn anständig, wie es der
königliclien Würde geziemt, müsste er bey ih-.
nen einziehen können, auch wissen, wovon er •'
dort leben und Hof halten könnte, da alle
Güter und Einkünfte der Kammer daselbst
verpfändet wären. Auf dem verordneten Tage
konnten Ludwigs Bolhschafter nicht verhin-
dern eines neuen Reichsgesetr.es Aufstellung, 4. Octoher.
wodurch die. Stände, in der verkehrten Sin-
nesrichtung iast aller Völker dieser Zeit' be-
fangen, .auch: Böhmen in -fein Wahlteich* ye=r-
wandeln, und oligaroliische Erschtilterün^eri
oder aristokratisohe ' Zerrüttungen bey sich
Verewigen wollten*); doch die Hindernisse,
a) Goldait Comnmit; de Hegn* Böhem, iJnr. "t. II. p. Say.
— 46 —
welche dem Könige die Fragerffthrt. um dieM
Zeit Terbotheii) mussten sie für vollgültig an-
erkennen.
Auf einer Wahlfalxrt nach .Adrianopel zn
2USeptlr. den Gräbern seiner Vorfahren, am Tage Mat-
thäi*) starb Selim zu Ciurlu gerade dort, -wo
er als Empörer vor neun Jahren TOn seinem
Vater war geschlagen worden. In den Ge-^
schichten seines Volkes wird er als der grosste
Eroberer seiner Zeit, als scharfsinniger, yiel
umfassender Geist, als ungemein staatsklu^er
Herrscher gepriesen ; übermässige ICraftfuJIe
Ton willkürlicher Gewalt unterstützt, war die
Quelle der Grausamkeiten, womit er nicht sei*
ten den Ruhm seiner Thaten befleckt hatte.
Der Erbe seiner Herrschaft war sein einzigee
Sohn Solejman, ein schrecklicher Nähme in
den Jahrbüchern der Ungern, weil sie in
überschwänglicher Freude über Selim's Tod
vergessen, oder überhaupt nicht mehr Ter-
standen hatten, seines grösseren Nachfolgers
gediegenen Geistesgehalt zu rechter Zeit zu
ycvemher. wiirdi«;en. Zu Anfang; des Wintermondes kam
sein Bothschafter Bergham mit dem öffent-
lichen Auftrage, die Thronbesteigung des neuen
Grossherrn und dessen Bereitwilligkeit zu red-
licher Beobachtung des WafFenstillstandes zu
melden; im Geheim aber sollte er erforschen,
wie . {ler König gegen die Osmanen gesinnt
wäre, welche Waffenhülfe er von auswärtigen
Fürsten zu hoffen hätte, in welchem Zustande
sich die Gränzfestungen und die Kriegsanstal-
ten der Ungern befänden; ob Eintracht zwi-
c) LeuBolaT* hift« Maanlman. p» ySS*
- 47 -
chen dem Koni^ und den Ständen herrscliei
ind welcher Erfolg nach Abfluss des WaF«
enstillstandes von einem Angriifskriege sich
wahrscheinlich erwarten liesse. Anstatt den
[efährlichen Kundschafter mit bestimmter Ent-
cheidung^ wie sie des Reiches bedrängte Lage
on selbst darboUi, so schnell als möglich aus
.em Lande zu schaffen , hielt man ihn mit
ichtssagenden Antworten und Ausflüchten zu-
iicki man bemäntelte seine Unentschlossenheit,
'olge trauriger Verblendung^ mit dem armse-*
igen Vorgeben^ an Solejman's Gesandten zu
ergelten, was Sei im yor zwey Jahren an
em Viigfrischen Bothschafter Barnabas Be-
ay, ihn mit sich in Syrien und Ägypten her-
mziehend, gethan hatte. Unterdessen wur-
en Propst Stephanus Brodericsh, bald
ach ihm Stephan von Werböcz, um den
Brühigen' und unternehmenden Mann von Jo-
ann Zäpolya zu entfernen, nach Rom, an-
ere Silbothen nach Fohlen abgeordnet, um
ie päpstliche Kammer um Hiilfsgelder , den
reisen König Sigmund um klugen Rath an-
usprechen. Dieser schlug unverzügliche Be-
ätigung, wo möglich sogar Verlängerung und
efestigung der WaiFenruhe yor, da er so
ben dasselbe gethan hätte, und ohne Treu-
>sigkeit zu begehen den Ungern keinen Bey-
:and leisten könnte. Von Rom wurde Geld
aholft; bis zur Ankunft desselben wollte man
em türkischen Botlischafter die Kntschei-
ung vorenthalten: er musste mitziehen nach
rlau und zusehen, oder erfahren, wie der
Lonig der Ungern ungehindert von seinem
taatsrathe handelte.
Montag nadb Egidx war Cardinal Hippo- s.Sepilr.
— 48 —
lytus ToiE Este, Bischof von Erlau gestor-
ben; die beträchtlichen Einkünfte des Bis-
thumes Mrurden bis zur Wiederbesetzung zum
Vortheile der kÖDi<;lichen Kammer eingezo*
gen. Jetzt solhe der Verwalter des Bistuunu
dieselben abführen und Rechnung ablegen ^ di
fehlten nicht weniger als vierzii^tausend Gold-
gülden. Zum Glücke besass der treulose Be-
amte einen zahmen Falken ^ und einen Vogel-
steller, beyde in allerley lustigen Kunststückea
gewandt; mit zudringlicher Heftigkeit verlangte
der König den Vogel und den Mann; der Ver-
walter bezeigt sich ungefällig, der König for-
dert ungestüm, der Verwalter beharret auf
der Weiijerunij^ Ludwiij will den Falken
und dessen Meister für jeden Preis ; der Be-'
amte benutzt den Augenblick, verlangt nichts^
als die Entbindungsschrift übe%.vierzigtausend
Goldgulden , der König gibt sie ihm' mit Sie^
gel und Unterschrift, der Falk und Vogelstel-
ler sind sein*). Diess geschah in Untjarn im
dreyssigsten Jahre nach des.- grossen Königs
Matthias Tode, im sechsten vor Ungarns
unglücklichstem Tage bey MohcJcsh. Tausende
hörten es, und sprachen oder dachten:
,,Wenu der erzürnte Colt die Völker zur Strafe
zieht,
,,Benimmt er ihnen zuvor den rechten Sinn, -
„Damit sie blind in iJir Verderben stürzien^).'*
Bischof zu Erlau wurde nach zwei Jahren der
Waczner Ladislaw Szalkany; zu Waczea
a) Dubrarius' (des Königs Geheixnschrciber und Augen-»
zcn^c) Lib. XXXIII. p. Sog.
b) y^lratuM ad poenam si quoM Deu9 traltit^
ffAuferre mentem priut »ölet iie, .
f^aat B# in^ clädet'velui catci ritOMi.*^
— 49 -
inmer Joannes Orszagh von Gutli, in
en Ladislaus Macedoniay Archidia-
I TOn Baranya, und Domherr von Fünf-
». Das Coloczer Erzbisthum, in den
Tagen des Herbstmondes durch Fran-
li'« Tod') erlediget, blieb durch drey
unbesetzt.
rachdem Kaiser Carl der V. seinem
r Ferdinand Österreich, Steyermark,
, Grain und Kämthen erb- und eigen-
ick abgetreten hatte, wurden die yon
rer Macht zu schweren Leiden und hei-
!T Rettung ausersehenen Königinnen An-
ud Maria mit ihrem gesammten Hof-
> nach Inspruck geführt. Dinstag nach ii. Declr.
i&npfangniss vollzog Anna daselbst ihre
ihinng mit Ferdinand durch dessen
Marschall und Anwalt Willielm von Ro-
.orf, Freyherrn von Mollenburg. Die
img verricntete Leonardus Frä'monstra-
sr Abt von Wiltau in Anwesenheit der
-ischen Boihschafter Ambros Särkäny
Akoshiza, Freyherrn auf Onod, Szala-
Jbergespans, und des Presburger Propstes
*onymus Balbi; sie waren auch Zeu-
des am Abende gefeyerten ceremoniellen
igers, und bestätigten den an diesem Tage
sten ßeschluss , Kraft dessen nach Quasi- ^'J}^^*
»veniti des nächsten Jahres die Königin- '^'
flLnna dem Erzherzoge, Maria dem Kö-
zur Feyer des wirklichen Beylagers iiber-
-t werden sollten ^\ Diess 2£eschah zu
CitoDt Hist. Eccles. Colocens. F. I. p. 5i2 seqq. h)
'rkmden hierüber Ton dem apostolischen und kaiserlichen
LSy Joannes Croner aus Siebenbürgen y ausgefertigt^
bej P ray AnnaL P. V. p. 38 sqq.
TkmL 4
Linz am Sonntage Trinitatis Ton Ferdina
mit Gottes Segen. Maria wurde zwai^
BrachmonatKe von Ludwig zu Ofen empf
gen; aber dasBeylager verschob er bis nach,
rer Krönung: seine Hoffnung auf Nachkomm
Schaft mochte schwach stehen, denn er war
seinem fünfzehnten Jahre schon überreif ,
achtzehnten am ganzen Hau'pte Greis , nur
Geist und Willen noch Kind«
Inzwischen wurden von dem Bassa Mi
tapha -die Festungen Szokol, Strebernik, T
San durch die Schuld ihres Befehlshab
Th omas MatKusnay weggenommen u
Jaicza angegrifien. Hier war feiet Keg
vicsh, wackerer y erfinderischer Kriegsma
Befehlshaber. Der Feind stand ror der i
t^rn Stadt im Thale. Hinter dasselbe san
Kegle vicsh in der Nacht einen schwer
waiinetea Reitertrupp mit dem Befehl ,
den ersten Kanonenschüss von der Festu
aus ihrem tiinterhalte hervor zu sprengen i
die Osmanen im Rücken anzufallen. Mit >
ges Anbruch entliess er eine Anzahl {
schmückter Frauen und Mädchen aus
Stadt; unter fröhlichen Gesängen wani
sie sich ilirer Anweisung gemäss, in reitz
den Tänzen längs dem Ufer der Bliva hini
lüstern eilten ihnen die Ospianen nach j
Haube; diesen Augenblick erscholl der Ka
nenschuss, Keglevicsh fiel mit der gesan
ten Besatzung aus, die Reiterey brach
dem Hinterhalte hervor, die überraschten^
schreckten, entmuthigten Feinde wurden '
vorn und im Rücken zugleich angegriffen,
schlagen, niedergemacht, und nur \t enige (
kamen dem achrecklichen Gemetzel^ um
— 5i —
Ton der blutigen ^ todtlichen Morgen«
in der Bliva zu erzählen*).
t zu gleicher Zeit mit dieses Sieges
ift traf Stephan von Werhocz in
I, nut tröstenden YerheLssaugen Ton
»te. Bald darauf kam der Cardinal
s de Vio mit ansehnlichen Geldsum-
gleitet von Thomas Nadasdy, wel-
Italien seine Studien vollendet, und
Reise dem Legaten als Dolmetscher
liatte. Unter so günstigen Umständen
ier Staatsrath sich noch der Gesinnun-»
d. des Bejstandes der Deutschen Fürs--
aichem, dann erst Solejman's Both-*
' mit stolzer Zuversicht abfertigen.
Carl hatte seinen ersten Reichstag auf
t der drey Könige nach Worms aus-
ben; er dauerte bis zum Sonntage Tri«-
Der Kaiser, sechs Churfürsten, der
lie Legat Hieronymus Aleander,
eislliche und weltliche Fürsten waren
ich anwesend; zur Vertretung des Kö-
n Böhmen der Presburüjer Propst Hie-
US Balbi und der Bühmische Kanzler
aw von Sternberg gesandt. Mitt-
lach dem Osterfeste stellte er.sterer der 3. jtpriL
a weit ausgebreitete Herrschaft und
5y; der Ungrischen Völker seit hun-
rzig Jahren unablässig geführten Kampf
ieselbe; der übrigen christlichen Fürs-
impiliche Gleichgültigkeit dabey, die
liehen Folgen ihrer Zwietracht, de»
iren Solejman's neue Rüstungen, Un-
issers te Noth, Europas nahe Gefahr in
oanffjl^ib. VI. p. 55.
— 52 —
erschütternder Rede den versammelten Re
ständen vor*). Man bewunderte des Mz
schöne Beredtsamkeit , man meinte sogar,
von Kaisers und Reichs wegen etwas gesch
müsste, man schickte sich an mit deutsch!
samer Bedächtlichkeit die Sache in Überle
' zu nehmen: doch alle diese Wirkungen
Baibischen Fracht - , Schreck - und Stra:
16. April, hatten ein Ende , als dreyzehn Tage di
•*— - der Augustiner Mönch Martin Luther,
J*"- f dem Welt regierenden Geiste als Werkzeug
braucht, von lebendiger Überzeugung bes
auf die Macht des Glaubens gestützt, in
Reichsversammlun^ erschien, tiefe Religic
mit sectirendem Hochmuthe im Kampfe,
f reifend in sich zeigte, und eben dadurc
irchlicher und politischer Ordnung der E
tieue Geburt, freylich nur den Scharfsinn]
' verständlich, ankündigte; da musste selbst
Tresburger Propst die Obergewalt des Cn
thes über die Macht der Worte anerkei:
und ohne tröstenden Bescheid heimkel
Dennoch wagte man es dem Gesandten
Grossherrn Antwort und Entlassuoi; zu
weigern; selbst des Graner Cardinals^ 1
ll./tfuuc«. mas Bakacsh, am Feste. Barnabä erfol
Tod''), und des erledigten Erzbisthumes 1
derbesetzung mit Georgius Szathm
wurde zum Vorwande genommen, den u;
duldigen Bothschafter zurückzuhalten.
Darüber gerieth Sole j man in Zorn, b
'' mit asiatischer Mannschaft aus Constantin
a) Balbi Oratio ad Caesar, et Tmp. Proceres pro ioipc
di8 aappetiis contra TurcaA, haUta Wormatii. inter Opera
J. p. 647 — 56i. b) Cdntinoit, Fleury Histoir» E
Lir. CXXVII. n. 71.
k
— 55 —
au£ und stand an Fetil und Faüli Tage im 29* Junm*.
Lager bey Adrianopel mit drey mahl hundert
tausend Mann; von dort aus verbreitete sich
schnell das Gerücht nach Ofen^ er habe be-
schlossen seines Vaters Gelübde zu erfüllen«
Sei im hatte yor Kairo bey dem Propheten '
geschworen 9 wurde ilim Sieg bescheret, aa
iWoUe er der Anbethung des einzigen, nie er-
:zeugten, und nie erzeugenden Gottes drey
^Moscheen, eine im Osten zu Jerusalem, die
andere im Norden zu Ofen, die dritte im Wes-
ten zu Rom erbauen: diess auszuführen sey
Solejman gerüstet. Zweymalil hunderttau-
send behielt er unter seiner Anführung, mit
achtzigtausend sandte er den Mohamed-Beg
•gegen die Walachey, mit zwanzigtausend den
Achmet-Beg gegen Szab^tsh; seine Haupt-
absieht auf Belgrad war nicht zu verkennen^).
Oberbefehlshaber daselbst war Franz von
Iledervara, hochmüthiger , reicher Magnat,
schlechter Kriegsmann. Als Uauptleute dien-
ten unter ihm Michael More, ein Yerräther,
Blasius Olahy und Johann Bdth von
Bajna, beherzte Männer. Diese berichteten
dem Könige noch zu rechter Zeit, dass die un-
tere Stadt und die obere Burg mit Mund- und
Kriegsvorrath schlecht versorgt sey, auch, was
das Schlimmste war, seit Johann Zäpolya's
Niederlage bey Sarno und schimpflicher Flucht,
alles schwere Geschütz mangle. Da wurde
Andreas Bäthory an Hederväry's Stelle
von Ludwig zum Befehlshaber von Belgrad
a^ Liter. Ludovici Reg« ad Papam, et td Emmanuel. Reg.
LuBitan. de 29. Junü iSsi. ip, Prcy Epiat. Procer. P. I. p.
i43 — 149.
*
*
54
ernannt nnd mit einiger Mannschaft dabin i
geordnet; aber unter dem Vorwande unzuläi
licher Lebensmittel für verstärkte Besätze
von Hederväry zurückgewiesen. Doch J
bann B6th liess nicht ab, den König, i
Staatsrath, die als kluge und grosssinnige F:
bereits bekannte Koniginn Maria, um 6t
um Kanonen, um Kugeln und Pulver ane
flehen. Geld wurde ohne Verzug gejsaii
aber die Befrachtung einer Anzahl Schmev
schwerem Geschütze, Kugeln, Pulver und 1^
fen dem getauften Juden Emerich Si
rents^s, am Hoflager und bey Magnaten 1
creditirendem , darum auch viel vermögend
Manne, übertragen; dieser berechnete nur i
nen Gewinn, nicht die Zeit, nicht die Gefa!
die Schilfe wurden nicht flott, Belgrad b]
hülflos verlassen, und als die Gefahr na
kam^ ergriif auch Franz von Hederv
die Flucht*); um so weniger durfte SzibS
jetzt auf Beystand rechnen.
A c h m e t hoifte diesen wichtigen Plats
ersten Anlaufe zu erstürmen. Die BesalBi
war nicht über siebenhundert Mann stark; fl
ihr Hauptmann der tapfere Piliser, Sin
Logady begeisterte sie mit dem Muthe ei
zaUreichen Heeres; sie schwor bis auf i
letzten Mann um Sieg oder Tod zu kämp
-und alle Stürme wurden abgeschlagen. A<
met unternahm die Belagerung und setzte
mit ä'usserster Anstrengung und vielem \
luste fort, bis die zerstörten Mauern seh
Volke das Eindringen gestatteten. Da sei
Alles verzweifelt war, hätte es dem edeln
o) If thuanffy Lib. VII. p. 58.
— 55 —
mon Logidj und seiner Mannsoliaft noell
frey gestandeoi den Flatz zu verlassen und auf
' der Siwe sieb einzusd.iffeD ; es mangelte nicht
m Kihnen, und der Feind konnte die Flucht
mdu limdern; aber eingedenk ihres Eides^^
der Ehre und des Ruhmes ihrer Vater, ent-
Amte «dl nicht Ein Mann. In dreht ge-
•cUossenen Reihen, schlagfettig, standen sia
uf dem Markte , als Achmet in die Festung
Sund durch Niederlegung der Waffen £r-r
ung zur Gefangenschaft forderte. Sie ant-
ivorleten mit dem entschlossensten AngrüFe,
es numte geschlagen werden, Simon Logady
bUeb wh seinem ganzen Haufen todt auf deni
Fbtie, Bnd Achmet verlor in diesem wü;'
tfcefldi» Xampfe gerade die Tapfersten, seiner
Heerscbir. Die siebenhundert Ungrischen'^
Nanaer ron Szab^tsli waren nicht die letzten.
Helden unsers Vaterlandes, wir werden. noch
von mdirern tausend Siegenden und Fallen-
den zu erzäUen haben ; allein wenn der Rei«
de 5ell>stTerschuldetes Schicksal der Wag-
lebx/e des Verhängnisses einmahl abgewogen
M| kvm sie Nichts mehr retten, und inre
fldden werden nur bewirken, dass sie mit
Iben, selbst in ihrem Falle noch ehrwür-t
ig, untergehen.
Ifachdem die Bolhschaft von dem Ver-
bte der Festung Szäbdtsh*) und von Solej-
lin's Eilmärschen gegen Semendria in Ofen.
sgeLommen war, wurden der Gesandte Bcr-
lam und sein Gefolge nach Dotis geführt,
iscllist lieimlicli getödtet, die Leichname in
t) Ihre Unterhaltung hatte jährlich nur 4o5o Docaten gekot-
KoTtcliich Supplem. id Yestig. Conit. T* U« p* 9A
I
— 56 —
deb grossen Teich an der Ostseite der Scliloas-f
mauern versenkt*). Der Konig , von Maria
angetrieben, liess allgemeines Aufgeboth erge^
hen und rechnete wenigstens auf sechzigtau^
send Mann, welchen er zum Sammelplatz ToIah
bestimmte. Dort woUie er sich mit ihaai.
vereinigen, und Belgrad, welches bereits seit
2. /m^iiw. Maria Heimsuchung belagert wurde, zu HüUa
eilen. Trotz der wiederhohlten Verordnung^!
der Landtage, dem Aufgebothe des König^:
den Drohungen der Gefahr, blieben die mei»^
ten Magnaten und Landherren zu Hause, di»
wenigsten sandten Kriegsvolk, nur mit einjrv
gen tausend Mann Reiterey konnte der PabK
tin Stephan Bäthory gegen Szentha hinab-^
ziehen, von dem, was sich bey Tolna gesgmr*
melt hatte, Ludwig einige tausend der be-
lagerten Stadt zu Hülfe senden. Der Erz-
herzog Ferdinand versprach drey tausend
Mann Fussvolk, der König von Fohlen
sechstausend Mann Reiterey; aber beyder
Hülfsvölker und der Fropst Joannes Stati-
leo, jetzt erst an den Yeneter Senat UK
Hülfsgelder gesandt, und mit dreyssigtausend
Ducaten entlassen, kamen zu spät. Montag
29. JuUv». vor Fetri Kettenfeyer war auch S emiin schon
in Feindes Hand ; Szalankemen überfallen doch
nicht genommen; Zewrin von Mohammed-
Beg eingeschlossen; die Feesher Burg im Te-
meser Gebiethe zwey Mahl vergeblich bela-
gert; Sirmien von Ali-Beg verwüstet, die-
ser von Stephan Bäthory zwar geschla-
gen und in die Flucht gejagt, aber mit ver-
stärkter Macht wieder gekommen ; Belgrad seit
o) lathnanffy Lib. VII. p. 58.
ik
4
0
- 57 -
ad zwtnsig Tagen beschossen; und der
stand an eben diesem Montage mit ei?-
frenigen Magnaten und Landlierren noch
etleny, zwey Meilen unter Ofen, der
)thenen Yertheidlger ihres eigenen Herdes
:h harrend. Vergeblich hatte er auch
ibenburger Woiwoden aufgefordert, auf-*
ben und bey Szentha sich mit dem
zu vereinigen, die Feindschaft zwi-
ihni und Büthory war unversöhnlich;
ichle keine Lorbern mehr mit diesen^
u Die Böhmischen Stände achteten kei-
lahnung des Königs um Hülfe; Ritter
'veje cogen, trotz seinem Yerbotlie, dem
;e TOn Frankreich Franz wider Kaiser
XU| weil er hohem Sold bezahlte, ala
rig biethen konnte*). Williger bezeig-
ch die treuen, nur in der Leistung lang-
Schlesier. Von dem Fürstentage an, qb. JuUut.
m Herzog Friedrich von Liegnitz und
nir von Brandenburg, als oberste Lan-
.uptmanne, am Sonntage nach Jakobi zu
Mu gehalten hatten, bis Kreuz Erhöhung, f4. s^tir,
bon Alles verloren war, hatten Fürsten
itadte erst einige hundert, Breslau allein
;rt Reiter und acht und neunzig Fuss-*
te zusammen getrieben, womit Herzog
nir und Herr Carl von Schomberg
vergeblichen Zug nach Ungarn unter-
sn^).
ün dreyssigsten Tage der Belagerung
Solejman durch glückliche Ausfälle
ter. LudoTici ad Sigismund. Reg. de 99. Julii 1.53 1.
■ Ton Engel in Schedius Zeitschr. Dd. III. Ö. 293. h)
yetchichte TOn Brulau Bd. üi. ThL H. S. 926^-
— 58 —
deir Besatzung schon manchen Verlust erlitten ;
aber noch wenig Hoffnung, die Stadt zu be-
zwingen. Zu ihrer und Szabdtshes stärkerer
Befestigung hatte der Fünfkirchner Bischof
Sigismundus Ernst in letztwilliger Verfü-
gung zehntausend Ducaten angewiesen ; das
Vermächtniss war ron Johann Gyulay, Voll-
zieher des Testamentes , redlich ausgezahlt
tmd zweckmässig angewandt worden. ßelgrad*s
Mauern waren seit der Zeit unzerstörbar, wie
den Gross -Sultan bisher das Unvermögen sei-
nes Geschützes, und jetzt auch zwey Rascier^
Überläufer aus der Stadt, belehrten. Auf ih-
ren Vorschlag Hess er die grössten Kanonen
auf die Insel, welche die Sawe bey ilirem Ein-
fluss in die Donau bildet, hinüberführen, und
Belgrad von der Semliner Seite, wo man der
Mauern Verstärkung des Stromes wegen für
unnöthig erachtet hatte, mit erwünschtem Er-
folge beschiessen. Jenen Stadttheil bewohn-
ten grössten Theils Rascier, dem nicht unir-
ten Griechischen Kirchenwesen eifrig zugetlian,
den unduldsamen Ungern abhold. Sobald diess
Volk unter Gewalt des feindlichen Geschützes
die Mauern stürzen sah, zündete es die Stadt
von mehrern Seiten an, und flüchtete sich ge-
en die Burg hinauf* Blasius Olahy und
oannes B6th wollten den Rasciern den
Einlass verweigern, doch unter dem Verwände
an Vertlieidigern zu gewinnen, setzte der Ver-
räther Michael More ilire Aufnahme durch.
Ohne Widerstand drangen nun die Feinde von
der westlichen Seite in die Stadt, üJFneten ili-
ren Waflengeföhrten die übrigen Thore, lösch-
ten die Feuersbrunst und begannen von drey
Seiten die Belagerung der Burg.
f
— 59 -
Kack zehn Tagen frucKtloser AnstrenguAg
Uess Soiejman Minen graben , ohne dass die
Besatzung aus vierhundert Ungern bestehend,
IM Mangel an Werkzeugen und bey dürftigem
Fomth an* Pulver es hindern oder entgegen
arbttten konnte. Am heftigsten wurde dem
■ngemein festen Hirse- Thurme zugesetzt,
Jakob Utissenitz, Bruder des merkwürdi-
gm Georgius Martinuzi, vertheidigten ihn
mt unersdaütterlicher Standhaf tigkeit , bis ihn
die Tlintenkugel eines Janitscharen tödtete.
Glttch. darauf wurde ein Theil .des Thurmes
dnrdi die angezündete Mine gesprengt, doch
dnrck den Sturz der Trümmern einwärts dem
Feüde das Eindringen erschwert. Die Ras-
aar erleichterten ihm die Arbeit; einige Ff eile
m% der Burg woran Zettel geheftet waren,
krtben gegen Sicherheit des Lebens und freyen
Abzug Übergabe des Platzes an. Erst am
ledia und fünfzigsten Tage der Belagerung,
Montag nach Bartholomäi , als S o 1 e j m a h' s ß6. utuffun
flerolde Bewilligung dessen, was angeblicher
Heise ^e Besatzung verlangt hatte, von den
Siaduhürmen und aufgeworfenen Wällen ver-
kündigten, wurde den wackern Hauptleuten
Olahy und B6th der Rascier Treulosigkeit
oifenbar. Sie und ihre vierhundert Ungern
Temahmen den Antrag mit Abscheu, beschwo-
ren die Verräther zu ausdauernder Treue, be-
stürmten sie mit Bitten, mit Gründen der
Pflicht und £ihre, überliäuften sie mit den bit-
tersten Vorwürfen; Alles fruchtlos: der Ober-
BefelUshaber Michael More von Chula,
schon früher mit Sole j man einverstanden,
unterstützte die an Zahl den Ungern weit über-* ,
legaen Rascier. IMit sicherm Geleitsbriefe ver-
r*
— 6ü —
sehen, ^ing er aus der Burg, scUoss mit des
Gross - Sultans vornehmsten Feldherren Pyrri
und A c h m e t die Unterhändluog ab, und
brachte die Sicherheitsurkunde für Leben^ £i«
genthum und freyen Abzug zurück. Donners-
29.>#ifj'«M«.tag Abend, am Feste Joannis Enthauptung«
i** \ '20g die Besatzung zwischen den Reihen dar
' Janitscharen aus der Burg, ßlasius Olahy,
Johann B<Sth von Bajna und sämmtliche
'Ungern wurden, gegen Treue und Glauben, auf
der Stelle niedergemetzelt, die Häupter der
Vornehmsten auf Stangen vor Pyrri' s Zelt
. aufgesteckt ; melirere Rascier , für Ungern ge-
halten, traf ein gleiches Loos. Die Yerräther^
welchen freye Fortsetzung ihres Handeigewer-
•'bes zu Belgrad zugesichert war, wurden nach
Constantinopel verwiesen, in der eroberten
Stadt nur abgelebten Greisen fernerer Aufent-
halt bewilligt*).
Von nun an blieb Belgrad durch hundert
sieben und sechzig Jahre ununterbrochen un-
ter der Osmanen Herrschaft. Frohlockend
über das Glück dieser Eroberung, nach wel-
chem zwey seiner grossen Vorfahren, Mu-
rath und Mohammed vergeblich gestrebt
hatten, bereitete sich Solejman zum Rück-
zuge, befahl die eiligste Wiederherslellung der
beschädigten Werke von Szabdtsh und Belgrad,
setzte den Bali-Beg darüber zum Statthal-
ter, übergab ihm zur Behauptung der er*
oberten Plätze vierzigtausend Mann, und führte
a) Isthuanffy Lib» VII. p. 69 taq. Tubero Commea-
tar. suor. tempore Lib. XL {. VII. Die UnterhaltuDg Belgrad«
hatte jährlich a5,o4S Dacaten gekoatet« Kovachich Supplem.
«d V. C. T. IL p. 5i9.
— 6» —
Hauptmacht nacb Constantinopel zurück,
lan Bi thöry hatte an dem Tage, da
d £eJ, nur sechs Meilen davon bey Tit-
standen, zu schwach an Streitkräften,
len Versuch des Entsatzes zu wairen; er
B der erste durch Ambros S^rkany
nriederbringlichen Verlust dem Könige *).
r bedeutend^ dass Ludwig auf seinem
Feldzuge, von seinen Völkern verlas-
erade am Joannis Enthauptungsfeste im
aber Bezirke Lager hielt ^); eben dieser
md derselbe Standpunct war nach fünf
I sein letzter. Aus dem Moh^csher La-
ardieille er sein und des Falatins Kriegs-
■acb Feterwardein und Ujlak; ernannte
id den Siebenbürger Woiwoden mit glei-
rewalt, doch unabhängig von einander,
aend - Capitanen für den Künftigen Feld-
sd schrieb auf den Sonntag vor Dionysii 6. Octoher.
besondere Versammlung der Magnaten
les Adels nach Ujiak aus, um die Ge-
I des Reiches zu erwägen und über die
zur Wiedereroberung des Verlornen,
wenigstens zu stärkerer Befestigung Sza-
aens, Feterwardeins und Tittuls zu be-
Uagen. Kränklichkeit halber konnte
rig selbst auf dem Tage nicht erschein
er Hess sich durch Verordnete vertreten
Dg nach Fünfkirclien ®).
rahrscheinlich hatle dieUjlakerVersamm-
hument» Gesch* i^, Breslau, a. a. O. S. gSG. li) Liter,
ici ad Sisiam. Reg. de i. Octobr. iSzi. mitgcth. v.
I Schedius Zeitichr. BJ. III. S. spS. c) Liter. Lu*
ad Sigitmund. R. ex Castris ad Oppid« Mohicth de i«
.5ai« niit£eCh. t. Engel a. a. O«
— 6a —
lung seinte oder des StaatsratKes Erwartungen
scmecht entsprochen, weil sogleich ein Land-
19. Novbr. tag auf das Fest der heiligen Elisabeth nach
Ofen ausgeschrieben wurde, wo die Stände im
Beschliessen und Verordnen es wieder recht
ernstlich meinten« Sogar Bauern, Einlieg er
und Jedermann im ganzen Reiche, we.ss Stan-
des er seyn mochte, welcher eigene Nahrung
trieb und eigenen Herd besass, wurden zur Ab-
gabe eines Ducatens; ausser diesem sämmtli-
<die Handwerker noch für jeden ihrer Läden
und jede Werkstätte, die Müller für jedes Mühl-
rad, die Fischer für jedes grosse Netz zu Ei-
nem Ducaten; Kaufleute, Apotheker, Tuchhänd^
1er, Mäkler y Krämer, Wechsler, in gemauer-
ten Städten wohnend , zu . dem zwanzigsten
Theile des Werthes ihrer Waaren; .auf dem
Lande lebende und herumziehende Handelsleute '
für jedes Wagenpferd zu fünfzig Silberpfen-
nigen; Landpfarrer, Kapläne,, gemeine Priester
weder Jobbagyen noch Yiehstand besitzend^
zum zehnten Theile ihrer baren Einkünfte
und ihres goldenen oder silbernen Hausgeräthes;
sämmtliche Juden im Reiche, männlich und
weiblich, 'Knaben und Mädchen, Kopf für
Kopf, mit Übertragung der Armem von den
Reichern , zu Einem Ducaten angehalten.
Jedes ganze ^ass Wein , eigenen Zuwach-
ses, oder gekauft, wurde mit fünfzig; mittel-»
massige , jedes mit fünf und zwanzig ; ge-
wöhnliche Presburger Fässer (draylyngK) mit
fünf und siebzig Silberpfennigen ; grossere
(Iwadar) mit Einem Ducaten; jedes ganze
Fass Bier mit zehn, jedes mittelmässiger mit
fünf; Ochsen, Kühe, Acker-, Wagen- oder
Weidepferde das Stück mit fünf; Schafe, Zie^
— 63 —
1, Schweine und Bienenkorbe jedes Stück
L xwey Silberpfennigen besteuert*).
Vi'm nur diese einzige Verordnung pünct-
h ToUzoi^en, die Abgabe willig bezahlt, das
•fsammelie Geld an den Schatzmeister Bi-
o( Paulus Warday, nicht an den Kam-
rzahlmeister , getauften Juden un^ Gauner^
lerich Szerentses, redlich abgeliefert
rden, so hätte der König wenigstens
T {ün£ Millionen, eine Summe, wel-
i weder ihm noch seinem Vater jemahls
Gebothe stand , verfügen können. Der
tfjaüigste für Ochsen, Kühe und Stuten im
indel wäfarend des Krieges sollte von zwan-
<f auf fünfzig Silberlinge für das Stück er-
ilket werden, Hengste aaszuführen bey Strafe
m Verlustes verbothen bleiben. Bey den
vfugungen über Auslösung und Verwaltung
r königlichen Güter wurde bemerkt, dass
KM durch bessere Einrichtung der Ofener
ad Ivremnitzer Münz ~ und der Siebenbürger
ilz -Kammern ein jährlicher Ertrag von drey
nbl huaderttausend Ducaten dem Könige zu-
Bssen konnte.
Beli'rads Verlust muss die Stände wirklich
{ jüerühn haben, denn am Ende erkannten
{ sogar für notliwendig, und beschlossen ein-
üthig, dass bey allgemeinem Drange der Ge-
ir zur Abwendun«' derselben auch alljje-
sin bevgetraijen werden müsste. Es sollten
ther sammtliche Tralalen, höhere Ffründner^
b) L n d o T i c i IL Reg. Deere t. IV. «p. Kor ach ich Y estig»
vitior. p. 5i3. Art. I. bis X. Da» der Laiultag in diesem
im am 19 Norember, nicht wie in Corpore Juris Hungar*
Meben wird, im J. iSia gehalten wonlen aey, beweiset Ko»
CA ich in SuppL ad Vetu Comitior. X. IL p. 499 aqq.
_ 64 —
Barone , X Landherren und Grundsassen, unge-
achtet ihrer Steuerfreyheit für dieses Eine Mahl
zu dem bevorstehenden Kriege von ihren Ein-
künften an barem Gelde, von ihren Gefällen,
Fischereien^ Bergwerl^en, Eichelwäldern, Wein-
Ernte und Wein - Neunteln gerade zu die Hälfte,
von ihren Schafherden und Viehstande die
Steuer gleich den Bauern; Edelleute, welche
weder Bergwerke, grosse Fischereyen, Ei-
chelwälder besässen, noch von ihren Jobba-
gyen bare Geldeinnahmen bezögen, sollte den
Werth der Dienste, welche die Jobbagyen der
Acker- und Wiesenwirthschaft jährlich ihnen
leisteten, gewissenhaft zu Gelde berechnen und
davon die Hälfte; Edelleute ohne Grundbesitz
für ihre Person Einen Ducaten beytra{>en. Da
die Prälaten ihrer Zehenten wegen Banderien
unterhalten müssten, so sollten sie von den
Zehenten selbst keine weitere Abgabe leisten;
aber andere, von der Banderien-Pflicht befreyete
Kirchenpfründner von ihren Zehenten die
Hälfte abgeben. Und damit keine Quelle ir-
gend eines Ertrages unbenutzt bliebe, sollte
der König auch die Testamente der hohen-
Prälaten, Thomas Bdkäcsh von Gran, Gre-
gorius Frangepani von Colocza, Sigis-
mundus von Fünfkirchen, Lucas von Agram^
Franciscus Bäkäcsh von Raab, Domini-
ons und Sigismundus Thurzo von Gross-
wardein, Nicolaus Csäky von Wdtzen, un-
tersuchen und von den Vollziehern derselben
Rechenschaft fordern lassen ; wahrscheinlich
würden sich auch hieraus beträchtliche Ein-
nahmen für ihn ergeben.
Wenn irgend ein Magnat, Landherr, Bür-
ger oder Bauer etwas Steuerbares verhehlte
— 65 -^
es mu^effimden wurdei so soll es von dem
lUBnunmler vre^genommen , verkauft , von
h gelosten Gelde vor allem die Steuer ent-
itety das übrli^e dem V^ce-Ge.span, den
blriditera und dem Sammler zu Theil wer-
. Der Konig sollte dafür sorgen und hej
benachbarten Fürsten bewirken, dass
em und Insassen, welche, um der fest-
itzten Besteuerung zu entgehen, etwa aus--
idenen, weder beschützt, noch geduldet^
dem unverzüglich zurück geliefert werden;
ae diese Vorsichtsmassregel, dürften Bauern-
Ca an den Gränzen bald verlassen, Dörfer
klvolkcrt stehen.
Diese ausserordentliche Besteuerung sollte
r Sir diess Eine Mahl Statt haben, der Ko*
l darüber an sämmtlLche GespanschaFten
len Versicherungsbrief ausfertigen. Der
Bie Steuerertrag mit den übrigen Einkünften
Dip in Gottes Nahmen dem Könige unge-
hmahUrt zulliessen; er aber nach der Weise
'iner Yorfalxren, die königlichen Banderien
iron bestreiten, Schiire bauen las.sen, die
ranzfesiungen und ihre Befehlshaber mit
alanglichem Kriegs- und Mundvorrath Ver-
ben.
Noth und Trübsal lehrt gemeine Leute
ihcn; Fürsten, Reichsstäude und vornehme
erren werden dadurch zur Selbsterkenntniss
fgekläret, und wenn sie noch nicht ganz
itlerbt sind, auch zur Besserung angetrieben,
olejman's Schwert und drohendes Joch hatte
ovarns Stände wenigstens zur Selbsterkenntniss
ibrackt ; denn aufrichtig bekannten sie sich .selber
tre Furcht, dass auch diess Mahl ihre Verordnun-
a in Rauch aufgehen, unvollzogen bleiben, in
n. ntiL 5
— 66 --
Nichts yersinken dürften*); und nahmen da-
her zu dem, bey obwahender RechtschafFen-
.heit überflüssigsten, bey schlechter Gesinnung
unwirksamsten Mittel ihre Zuflucht: sie ver-
pflichteten die Sammler und Einnehmer der
Abgaben, die zwey zu erwählenden General-
achatzmeister, die zwey yom Könige zu er-
nennenden obersten Feldherren über treue Er-
füllung der ihnen angewiesenen Pflichten zu Ei-
den, deren Abschwörung sie dem Könige urkund-
lich mit Siegel und Unterschrift bezeugen müss-
ten. Ludwig selbst sollte sich bey seinem
königlichen Worte, die Prälaten und Magnatva
bey ihrem christlichen Glauben, Alle mit Siegel
und Brief verpflichten, die Constitution dieses
Landtages nach ihrem ganzen Inhalte zu voll-
ziehen, und eben dazu die abwesenden Mag-
naten und Reichssassen anzuhalten. Wer je-
doch sich erfrechete, dawider zu handeln, und
diese Constitution im Ganzen oder in ihren
Theilen zu verletzen, der sollte als Zersturer
der allgemeinen Wohlfahrt, als Feind des
Ungrischen Gemeinwesens und der ganzen
Christenheit , von dem Könige an Person
und Yermögen streng bestraft, seine Güter
ohne Schonung und Erbarmen für den Fiscufl
eingezogen, wider solche Verbrecher dem Kö-
nige von sämmtlichen Prälaten, Baronen,' Land-
herren und Reichssassen kräftiger Beysland ge-
leistet werden. Die Sammler und Einnehmer der
Abgaben, so wie die zwey Generalschatzmeis-
ter wurden versehen mit Vorschriften, deren
a) 9,Pra€9ßn» etiam Constitutio in fumum eonperiefur ^ im
^/uUn redigetur {guod Deiu aperiai) , exeeutionem non ha-
,,behit.'* LudoT. II. Decret. IV. «rt. XXIIL ap. Kopac/äck
Veaeig. Cooiitior. p. £5i.
^
\
- 67 -
btchtung alle Unterschleife, Win-
|iiDgen y Ausfälle , StaatsbesteKlung
abgei^endet hätte.
Snig vrurde von den Standen, seit
zum ersten Mahle mit erbaulicher
aA Ehrfurcht, für ihren Fürsten,
Lerrsclier, obersten Heerführer und
ihrer Verordnungen anerkannt*);
dessen über so Vieles König und
it über Alles in Person wachen,
od walten könnte, so wurden die
u ernennenden obersten zwey Feld-
- seine Stellvertreter angewiesen, in
tmen die einheimischen und auswar-
[STolker anzuwerben, und überhaupt
Mnrohl die Vollziehung dieser Con-
[s der glückliche Erfolg des bevor-
Feldzuges forderte, zu yerfügen.
erlichen Heerscharen sollten von
glich aus dem öiFentlichen, durch
ordentliche Besteuerung aufgebrach-
gcmielhet, ausgerüslet, besoldet wer-
1 Magnaten, Landherren und Reichs-;
t Ausnahme der Banderiepflichtigen
)efehlshaber, des persönlichen Waf-
vor der Hand entbunden bleiben,
ssten sich die zwey obersten Feld-
den Generalschatzmeistern in das ge-
rhültniss setzen, diese die Zahl und
g der gemietheten Mannschaft per-
Augenschein nehmen, von ihrer
.eit sich überzeugen und jenen im-
est, regiam Älafestatem 9olam €9»e Principem^
rm, Aectoremqu9 et Capiianeum nosirum ac exe^
um rerum^ €t coiuiiiuiionum nastrarum»** Lu<*
iU IV. 1. c
5*
— 68 —
mer cini<;e Scliatzbeamten mit gewuser Geld*
summe für moi^Uche Erüugnis.se und Vorfall»
beyordnen. Diess Alles sollte in Frist von
zwey MonatKen, und zwar bestimmt bis zu
nächster' Fetri Rümisclxer Stuhlfeyer in Aus-
fiibrung gebracht seyn, damit es durch längere
Verzögerung ihrer Kraft und Wirkung nicht
ermangle.
Am Schlüsse yerurtheilten die Stände die-
jenigen, welche für den letzten Feldzug Sold
genommen, aber im WaiFendienste nicht aus«
geharret hatten, zur Rückzahlung des empfan*
genen Soldes und zur Bitte an den König um
gnädige Wiederherstellung ihrer Ehre. Über
die Güter der Landherren, welche dem letz-
ten Aufgebotlie des Königs, nicht achtend der
dringenden Gefahr des Vaterlandes, keine Fol^e
geleistet hatten; auch über die Schlösser, Dör-
fer, Güter und Besitzrechte, der Befehlsha-
ber, durch deren Schuld; oder der benach-
barten Herren, durch deren Hülfsverweiirc-
ning^) Belgrad und Szabaths verloren gingen,
wurde Beschlag verhängt. Sie sollten unter
sicherm Geleite vor Gericht gefordert, wenn
sie ihre Unschuld nicht darthun könnten, yer«-
a) Dicst kann nur <!er Sinn der Verordnung •e3m | denn S i«
moii Lo(>uc]y «owohl, sU Johann Both und Blasiui
Olahy hatten ihre Pflichten gctiian , atarben alt Helden
auf ihrem Platze und blieben rein von der .Schuld det Verluatei '»
alter Frans Hedervary und sein Unterhanptmanu der junge
Valentin TÖrök sind ona Belgrad davon gelaufen, und die
Herren in der Nachbarschaft Tun Szabatsh hatten den oimoK
l^ogaüy hüMl;>s gcriüSficn ; sie konnten des Verlustes beschuU
diget wcultii und waren stral'tallig. ^^o lassen sicli die iierirlita
der altem Histonugraphcn Ton der Niedcmietzlung der 700 Un-
gern in ScHbäthh und der vierhundert mit ihren Hauptleutita
bey dem Absuge aua Belgrad, mit der Strafverhängung dieaci
und dea nScbaten Landtagea Ttfraiaigea.
- 69 -
., ikn Besitzungen an andere rerdiente
' Ttrsabet werden.
idk jLufl'isung des Landtages wurden
Verordnungen an den Papst , an Kaiser
nd an 'König Sigmund gesandt ^ zum
y zu welchen Opfern die Un'gern für
ttuog willige wie bedürftig und wür^
aucb des auswärtigen Beystandes sieb.
D. Die meisten Prälaten ^ Magnaten
srren begleiteten den König sogleich
lublweissenburg. In ihrer Yersamm-
nelbst^ Dinstag nach Maria Empfang- io. Dccbr.
Uirte sich Ludwig für mündig, für "^,
I uiiBittelbarer Führung der Herrschaft^
^xwm den königlichen ICrönungseid, wie
I Vater Wladislaw vor dreizehn Jah-
ihn geleistet hatte. Am folgenden
rorde seine sechzehnjährige Braut die
lame und gemüthvolle Spanierinn Ma-
tt dem Weszprimer Bischof Paulus
ly zur Königin n von Ungarn gesalbt
krönt. Das ßevlai'er mit ilir feyerie
sr am achten Ta^e nach dem Feste der
ooige*); und von nun an diente auch ^. C. 1522.
irferer Vernunftsinn in dieser scliwe- ^^''*»'*»*^''-
it seiner Charaklerschwäche oft 2ur
nun die Stände Böhmens immer dro-
auf das Königs Pragerfahrt drangen^
endlich sein Staatsraui selbst für noth-
dass Ludwig sich ihnen willig und
!zeigte; diess machte er, sey es auf
LudoTici ad Si^ismond. Reg. de 27. Decomhr.
II. bey Mi^tl OtHÜu de« Ungr. Reiches ThI. IV.
. aoo.
— ^o —
dem Landtage, o^er auf dem besondem Con-
2. i^r^ruar. yente, in Ofen, zur Maria Lichtmesse bekannt.
Eben daselbst vollzog er die Urkunde über
die Morgengabe an die Königinn, wodurch ihr
die den Ungrischen Königinnen von Alters
her angewiesenen Städte, Schlösser und Herr-
schaften verschrieben wurden*). Dahin wa-
rei\ auch Franz Hederväry und Valentin
Török vorgeladen, zur Verantwortung über
ihre feige, unzeilige, der Verrätherey ver-
dächtige Flucht aus Belgrad ; und weil sie sich
nicht gestellt hatten , machte der König an
22-F*6niar.pet|.i Antiochischer Stuhlfeyer das Urtheil ih^
rer Verbannung, als Landesverräther bekannt.
Valentin Török erhielt in der Folge in An-
sehung der Verdienste seines Vaters £merichy
seiner unerfahrenen Jugend, und des. Markus
^ Femphlinger, Kammerherrn der Königinn,
dessen Tocliter er geehelicht hatte, Verzei-
hung, Ehre und seine Güter wieder; aber He-
der vdry 's Herrschaften und Besitzungen wur-
den unter den Ban Franz Batthyany und
andere Herren vertheilt. Da zu hinläni^licher
Besetzung sämmtlicher Gränzplätze noch im-
mer Geld und Mannschaft fehlte, so billigten
der Staatsrath und die Stände, dass der Kö-
nig seinen Schwestermann Erzherzog Ferdi-
nand ersuchte, die Festungen Zengh, Clissa,
Krupa, Lika, Jaicza und andere Plätze Croa-
tiens mit Österreichern zu besetzen« Ferdi-
nand that es gern, da er hiermit zugleich
sein Istrien und Friaul vor feindlichen Über-
fällen beschirmte.
n) Die Urkunde bcy Kollar in Auotuio Diplom, ad Felii Vf"
9ini liiator. p. 317.
„_ nuRien^v' BewiMigHm tut
ueod Maoih, nach 'AfeAihdfoiil .
äilKr, entweder gaBM,-dd«r MM
i Ungern zu Hülfe geatoAk m'iätia
^Auf solche VerheiMung traf -nicht
^ gewit-'^ete Hülfe erwariets ma^- ai» .
JliircU des Königs Vermittehing. *
per Rehe dahin war er Dosnenf^ 6. JTlrt.
Hiü ZU Holic-i^ BJontag nach OciiU iT.JHa»-».
Hrod in Bühmeb. Aa der Gränza / "Z^^
^m die Abgeordneten der Stfad« ^
jrtea ihm sogleich daMlhstijAea Kkh
ab; er abar 'tries nie xarÜl^-ntit der
[i «r aey ihr erblicher König "»d ,...,{
tpnd anderswo , als auf dem Traget " * ' "
^ "- Dies» that er jPreytag vor 9. Jl%.-
[ Slinntag, nach Allerheilign 4
i-Jfajestätsbrie£ zu dv *Uindi-r
_tA Bestätigung. Zur Krönunff
1 Maria war der Sonntag Sxawds 1
r dem feierlichen Zuge aii^d«k
1 die BömLschen Barone in hef-
■l)F>-'mr TOB ihnen die Krone,' dtfa
ia»''BiiGliMpfel, du Schwort saitn-
^ . ' IL. -Ur.». ^..U..! ».^t* "Amt
^ 7» -^
j
Zlepter^ in die Linke den Relchsapfd^ hiess
den Herzog Albrecht von Preussen^ wel-
chen Sigmund als seinen Stellvertreter ge-
sandt hatte, das Schwert vortragen, die Köni-
ginn ihm folgen und der Zug ging vorwärU.
Die Krönung verrichtete der Olmiitzer Bi-
schof Stanislaus Thurzo^).
Erst auf den Januar des nächsten Jahres
berief er die Böhmischen und Mährischen Stände
zum Reichstage nach Frag, bis dahin unterrichtete
er sich von dem bisherigen Gang der Verwaltung
im Ganzen, entschied im Einzelnen mancheriejr
Streitigkeiten, und machte sich durch seinen
Eifer fiir das Römische Kirchenwesen viele
Feinde. Seine massigem Rathgeber waren die
kluge Königinn und der viel überschauende
Herzog Albrecht; sein mehr vermögender
Lenker Ladislaus Szdlkan, ernannter Bi-
schof von Erlau. Auf dessen Eingebung ge-
schah, dass er Kraft herkömmlichen Rechtes
•j^- ^J*23. nlg neuer König Freytag vor Estomilii die
'Landtafel aufhob, diese Regierungs- und Ju-
stiz-Behörde, das Kuttenbcrger Bergamt und
alle übrigen wichtigenAmter neu besetzte. Zum
obersten Landeshauptmann über Böhmen und
Mähren ernannte er den Munsterberger Her-
zog Carl, einen ihm treu ergebenen Fürsten,
Abkömmling Georgs von Podjebrad, ver-
ständigen und beredten Mann; zum Reichs-
kanzler Herrn Adam von Neuhaus, zu den
übrigen Amtern Männer von unbescliohenem
Rufe, anerkannter RechlschafFenheit und vor-
5, April, züglichem Ansehen^). Das Osterfest feyerte
er zu Olmütz, von der Reise nach Schlesien
a) DubrtTiut Lib. XXXUI« b) Idem iUd.
- 75 -
im der Landtag ab, welchen tf notix
■g ans auf das Fext der drej Kö^
idi Ofen ausgeschrieben; dann auf
anabend vor Estomihi yerschoben *),
auf Georgii festgesetzt hatte. Böh-
d Mähren verliess er, ohne viel be-
;u haben; seines Ungrischen Gefolges
eifender Luxus, beleidigender Hoch-
agebührliche Anmassungen, hatten Ab*
wider ihn erweckt und die Unzufrie-
mit seinen Verfügungen verstärkt,
aaaer Zwischenzeit war in Ungarn viel Ar-
l wenig Erspriessliches ges.chehen. Lud-
ir noch nicht bey Holics über die Grän-r
pngen, so entstand unter ^äpolya'^ /. C.1522.
schon eine Verschwörung wider die *'*^'^^"''*'
Bte allgemeine Besteuerung^*). Auf S te-
Bl t h u r y' s ernsthafte Vorkehrungen
swar einigen Schein ihrer Auflösung,
der lenkende Mann derselben Johann
ra nach Siebenbürgen, wo Moham-
Jcg mit Überfällen drohete, sich zu- v.lT.Marz,
^*); aber der schlechte Bund verbarg
r in dichteres Dunkel, aus dem er sich
)n durch frechem Unfug offenbarte.
traten wider ihn die Bischöfe Fran-
\ Warday, von Siebenbürgen; Fran-
Per^ny, von Grosswardein ; Fran-
Chaholy, von Csanad; Joannes
;h von Sirmien, ernannter von Watzen;
Regal. Ludor. ad Saxones Transyly. 6c 3i. Deobr.
le ap. Kot/achiih Siipplcm. ad Vcst. Comitior. T. lU
b) Liter. Ludovici K. ad Palslinum de 6. Martii
roe Holics ap. Kovachich Sfipplem. ad V^stig. Co^
II. p. 6o3. c) Liter. L udo vi ci R. ad Falatin. de
1^33. ex ßrodt AlemtBic. ap. Fra^ Epist. Procer* P*
- 74 -
und die Magnaten Johann Dr^ghfy Ober-
Reichsschatzmeister; Anton Fälöczy, An-
dreas Bäth6ry, Stephan von Räzgon^
Peter von Per^n, Ladislaw von Ka-
nisa, Franz Orszdgh, Caspar R^skay^
Sigmund Bänffy, Franz Drugeth von
Homonna in einen Verein zusammen, und
S7^M^iM<. verbanden sich, Mittwoch nach Bartholomäi
in Ofen, dem Könige treu und redlich zu
dienen, seine gerechten Yortheile fleissig zu be-«
fördern, seine Würde, Macht und sein Ansehen
kräftig zu unterstützen; aber auch sich selbst
unter einander und gegenseitig wider jede un-^
befugte Gewalt getreu und standhaft zu ver-
theidigen *).
Der Besteuerung erwünschten Fortgang
und richtige Zahlung der verordneten Kriegs-
beyträge konnten eben so wenig des Königs
Befehle aus Frag^), als des Falatins drohende
Mahnbriefe aus Ofen*') bewirken. Zwar zo-
gen die Sammler in den Gespanschaften her-
um; aber sie betrugen sich wie Flager, Drän-
f[er, Wucherer, nicht wie Diener des Vater-
andes und Beamte des Königs; Hessen sich
überall uncntgeldlich verpflegen , forderten
köstliche Bewirthung, lebten schwelgerisch,
und tränkten bisweilen mit dem edelsten Weine
soiiar ihre Hunde zu muthwilli<{er Lust. Ein--
nelimer der gesammelten Knegsbeyträge war
Alexius Thurzo königlicher Münz -Kam-
mergraf, redlicher, nur mit grossen Geschäften
d) Die Bunclea-Urbinde bey Katona Hist. Reg. T. XIX.
p. 58 1. b) Liter. Lndovici R. ad Sarosiens. Pragae aa*
April. i522. ap. Pray Epist. Procer. P. L p. i5q. c) Liter«
Palati ni ad Comitat. Saroaiena. Budme i4. Aiaji i5aa. ap.
Ffay^ !• c. p. i63.
- *
*•• * / •
*
ti^J^'-' .,1^ ' '^>^
/ ■
MahIii ini SlMi6irgOMBdHw
Johann At»6lj TertretoQ.-'
rtfoMpil^rSehatKmeLiter'war JobaJiÄ
•KTf 'dfie Sammler waMn dieser bev-^
bjbrjywililte, oder jga|^ reichliuAö
il^ttt angesteUte CreatÜMr^ . wd^|dw
i- nnd • mit sich handelnr; Kesaen^v '^^
K'^eapuischaft rarweigeijülatt GeiSaay
Ij.dia ZaUang der Kri^nsteiier ganfcpft
iten sich {(egien wetterq.An&dJi'
U' rHie Süidt ' Leutsebu. '«lall*
loh de»>Hi«sec2alLksl>0iiQkatii
mBt^ sich über eino^-Saman
Tenngen. Sie forderten TiA»*
ii liessen sich aber mit «#m^
^imd zwanzig^ ond^adblzehn lur
befriedigeiu Nachi einigen;
sie wieder y/ji^ .Hioserweis^
schätxen; da Uessen * aia 'sich dio
it hundert siebeozigDsoaten-ab^
darauf forderte Johann Ata^ly
_ ohne Thurzo's Wissen, ausser d«m
fifllMii Grundzins ron den Leutschaiiem
llit, Ton den Bartfeldem Tierhundert,
I Bperiesem eben so. riel, ron den
s zweyhundert Ducateui als unerliMH
budien für den König. Die einzigen
mer widersetzten 'sich; und fertigten
sweyhundert Ducaten, ihrem jä&Ur
nndzinse, mit zehn für ihn als Ehren'-
; wogegen er ihnen den Empfang be-
te und ihrer bey dem Grafen Thurzo
mä SperTogel (la der Zeit Stadtrichter in L«ut-
raoti Aimalw So^oa. ap. Jfagn^r Analitnta Scapua.
- 76 -
niclit sehr liebreicli zu gedenken rerspfieh*).
So war es ron jeher und überall , bis zur
Auflösung der Gemeinwesen gegangen , wo
Fürsten ihres Berufes vergessen, oder unkun^
dig, von llsugen Hofleuten, oder schuldbe-
wussten Staatsdienern gehalten und gebunden,
aas ihrem Cabinette, Frunksaale oder Schlaf-
gemache regieren wollten, ihre Länder nicht
aelbst bereisten, ihre Völker nie hörten, nie
mit offenen und mit eigenen Augen sahen.
Ks lässt sich für gewiss annehmen, dass
in Leutschau, weder das einzige, noch das
ffelindeste Beyspiel ron räuberischer Vollzie-
hung der Reichsrerordnungen war gegeben
worden; was indessen ohne grössern Kosten-
aufwand^ bloss durch Klugheit, Wachsamkeit
und Thätigkeit sich ausführen liess, war you
dem rechtschaffenen Falatiu Stephan Bäthory
in Abwesenheit des Königs geschehen« Er
hatte TOn den Städten des nördlichen Reichs-
gebietlies zehn Zentner Pulver gefordert; da-
mit die Gränzfestungen versorgt; den hoch-
bejahrten Zewriner Ban, Jakob von Geriis-
ihe in Ruhe gesetzt, den wackern Herrn Jo-
hann Källay 2um Ban verordnet und mit
einer Schar Fussvolk hingesandt; die Besat-
zung von Tittul mit zweyhundert Mann ver-
stärkt; den Oberbefehl über Temesvdr dem
Herrn Niklas Macedoniay übertragen; mit
Sigismund Bdnffy , Franz Batthyany
una Johann Carlowicsh Torquati, wel-
che über die österreichische Besatzung in ih-
rem Banate eifersüchtig waren, guten Ver-
gleich zu Croatiens Vertheidigung abgeschlos-
sen. Mit des Herrn Gyelethfy königlicher
Ernennung zum Ban von Jaicza schien er nicht
— 77 —
gmz xotnedm; der König entschuldigte sich
Btti dem >hngel eines andern Mannes, da Pe-
I ter Ke^leiricsh schlechterdings nicht län-
^ aof diesem Platze dienen wollte. Weder
ibfliy noch manchen andern Ungrischen oder
Groatischen Landherren war es anständig, dem
XdiTbacher Landeshauptmann Johann Kac-
sianer, welchen Ferdinand zum Oher-Be-
fffhlshaher der österreichischen Besatzungen
TOa Zengh, Klissa, Kruppa und Jaicza be-
atelk baue, sich unterzuordnen. Da der Ko-
niv fiir nothwendig hielt in den yorzüglich-
sten TestoDgen, die Baustelle doppelt zu he-
selzcB| so uberliess er es dem Palatm den
swcjflen Ban für Jaicza und die Befehlshaber
. im* Binjaluka und Orbazvara nach seiner bes-
te» Emsicht zu ernennen*).
Trotz der Sorgfalt und Betriebsamkeit des
Stephan Bathory fand Bali-Beg dennoch
kern lündemiss über die Donau zu setzen, in
das Temeser Gehiedi einzufallen, die Pecser
Burg eiDzaschliessen und Orsova zu erstür-
^). Zu gleicher Zeit führte der türkische
c) Liter. Ludovici 8f1 Falatin. de 17. Martü iS«. »p.
ftwr Epiit. Pto«'i.T. P. n. p. ncj. b) ^^ Vehementer dolemuSt
ijf rf TuFci eastru/m Orsova expugnarunt ^ et Pech obM^Me-'
«r««/.«* Liier, /.uäovici ad Talatin. 1. c. Über dirseiPech
icbvibt Pray Hi«tor. lieg. P. Jf. p. 69'). „f«r# Sclapnnia
^ftreargata , (Ju int/u e ecclesia4 obsederri t. •* Dirae
«fe VrrwccJul'in;; dca l'j - l'cr* in dem TrmciiiT (frl>ie:lie|
Torontairr ATithcü«, mit dem Peta (Füfißtrc/itm) in der Ba-
tayicr Ge^-paiKrhaft miisste hi>r gerade danim angemerkt wcr-
•■1 Mrril lie fiii Gelehrter von »••ichem Gewichte, wie Pray
U aciieiD neucctrn WVrJie hc;;.:iigpn haf , damit der Irrthnm
vim teiiiffai Ansch.^ti unferttii'^ir , »ich nic)it furtTjUanzo, Um
fcae Zt'ii "Hi-rni jiu<:ii kfiiic 'i'iiiken hlier die Urüwi*, viel we-
il^ Tür J*'ünilircheii gckoiuiucii. Dicaoa Pech, von welch9iB
^^äwi^ am 17. Mars iSia an den Palatin arhrich, ist daa-
*ft«f Bit dem Peech, vod welchem er am ag. Jnliua 1631 an
SVBuiad bctficlilrt lulle : „ jircem FeeLh big jam oppugnaruMt^
- 7» -
Statthalter TOn der Herzegowina einige Hau*
fen vor §cardona; da sandten der Yorstelier
der Stadt, Marcus Jussicsh und die Bür-
gergesammtlieit durch, die Herren Georg
ptansicsh und Michael Squorlicsk die
29. Aför«« Stadtschlüssel nach Ofen mit der Erklärung
.y ' / > ihres Unvermögens, den Platz gegen den mäch-
tigen Feind zu hehaupten*). Der Falatin eben
80 wenig im Stande, ihnen Hülfe zu senden^
musste sie ihrem Schicksale überlassen; Scar-
dona unterlag des Feindes Gewalt. Der Bassa
von Verbosanien zog vor Ostrowicza und be-
mächtigte sich des festen Burgschlosses, wurde
jedoch auf dem Rückzüge drey Mahl, bey
Kuin, bey Skradin, und bey Kruppa, ge-
schlagen.
Stephan Bogdanowicsh, Woiwod der
Moldau, da ihn weder Sigmund noch Lud-
wij' ijeijen die ÜbermacKt der Osmanen be-
. ' • ' schirmen konnte , verschaffte sich Ruhe durch
Erneuerung des Zinsvertrages mit Solejman^).
In der Walachey wüthete die schrecklichste
Anarchie, nachdem Mohammed - Beg den
unmündigen Erben des Fürstenstuhls Theo-
dosius, des Nagul Bessaraba Sohn, mit
seiner Mutter, sämmtlichen Schätzen und
Kriegsvorrath nach Nikopel entführt und nach
Constantinopel gesandt hatte. Solejman er-
yfled fruitra^ r^puUi enim fuerunt cum multa caede tttonmi.*
Hier ^vl^d Zewnns Einichliessung daran» dort -vvird et an Or^
tova'a Eiiiiiahme gereihet ; das eine lat also eben so wenig, all
das andere, Fünfkirchen; sondern beydes, Uj-Ptfc«, der
Hanptort im Ujpöcser Besirkc der heutigen Torontaler 6e-
tpanschaft 5 Meilen südwestlich ron Tcmesvdr.
a) Lit^r. Scardonensium ad Keg. de 29. Martii ap. Pray
Epist. i'rocer. P. I. p> i56. b) Sigleri Chronoiog. ap,
iitl Monimi. Decad. I. p« G6»
— 79 —
nannte den Mohammed auf dessen dringen-
des Ansuchen zum Hospodar der Provinz ; diess
führte die Bojaren zur Eintracht zurück, sie
wählten Naguls Eidam, Radul, aus dem
Dorfe Affumaz, zum Woiwoden; und nun
musste der WaiFen Gewalt zwischen ihm und
Mohammed entscheiden. Zwey Mahl, hey
Glubayy und bey Kieschan wurde der aufge-
drungene Hospodar, aber in dritter Schlacht
der Woiwod von Mohammed geschlagen
und in die Flucht gejagt. Radul zog mit
seinen übrigen Bojaren nach Siebenbürgen und
bath den Woiwoden Johann Zdpolya um
Beystand. Von diesem mit Ungrischer Mann-
schaft unterstützt, brach er wieder in die Wa-
lachey ein, sandte die Szekler voraus, liess die
in Städten undDörfern angestellten Hauptleute des
Hospodars fangen und enthaupten. Bey Grumatz
kam es zu vierter Schlacht, sie dauerte von
Morgen bis zum Abend« Mohammed verlor
seine tapfersten Leute, Dely genannt, Radul
blieb Sieger und Herr des Landes. Allein
Mohammed kam mit neuer Heermacht und
schlug den Iladul im fünften Treffen wieder
in die Flucht. Nun führte ihn Johann von
Zipolya selbst, an der Spitze von dreyssig
tausend Untern und Szeklern in die Provinz
zurück, und rückte bis Rukur und Fitescht
vor, aber mit ihm wollte Mohammed sich
nicht messen und eilte über die Donau nach
Nikopel. Radul nahm Besitz von Tergo^
wischt und blieb Woiwod, bis der grosse
Rath der Bojaren für heilsam erkannte, ihn
selbst nach Constantinopel zu senden, um die
Belehnung mit dem Fürstenthume bey dem
Grossherrn und dessen Schutz gegen Moham^
— 8o —
mcd-BegVs Anfälle naclususuclien. Solej-
m a n ' behielt den Woiwoden als Gefanjjenen
zurück^ ehrte der Walachen in fünf Schlach-
ten bewiesene Tapferkeil, beschloss die Walt-
chey in ein türkisches Pasclialikat zu verwan-
deln, sandte den Bojaren Wlad mit der Lehns-
fahne als Fürsten in das Land, und die Boja-
ren schienen seiner Herrschaft sich willig
zu unterwerfen. Doch dauerte sie kein gan-
zes Jahr; Wlad beleidigte den Vornehmsten
der Bojaren B a r b u 1 , Ban von Krajowa,
und wurde von diesem sius dem Lande ge^
jagt. Solejman beorderte einen Capidschi
Bassa mit dreyhundert Spahi\s, unter dem
Yorwande den Krajower Ban auf den Fürs-
tenstuhl zu erheben , in die Walachey.
Barbul und die ihm anhängenden Bojaren
traueten dem trieglichen Vorgeben und büss-
ten ihre Leichtgläubigkeit mit dem Tode^ wo-
rauf der Grossherr den gefangenen Radul
wieder, als von ihm erwälilten und belehn-
ten Fürsten, den Walachen zurücksandte^).
^ In solchen Verhältnissen stand das Un-
grische Reich zu seinem gewaltigsten Feinde,
als die deutschen Fürsten anfingen, einige vor-
übergehende Beängstigungen für ihre Lust-
schlösser, ßlarställe, Thiergärten und Jagden^
wenn Ungarn unterginge, zu empfinden. Es
1. S^pflf . wurde ein lleichsiag nach Kürnberg auf Egidi
angesetzt, dessen Erülinung aber erst zu Ende
13. Dtehr. des Jahrcs erfolgte. Am Michaelis Tage voU-
zoiT Ludwi«; zu Praij die Vollmacht und An-»
Weisung für die Gesandten^ womit er den
n) Engel GetcL. des Vuai Reich. TU. IV. ÄbthtU. J. S.
»q5 iL
— öl —
Nürnberger Tag beschickte. Es waren: die
Bischöfe Joannes Gosztony von Raab, La«
dislaua Mace.doniay, ernannter von Sirmien;
und die Herren Johann Drughfy, oberster
Reichsschatzmeister ; Feter Korlathkö von
Buchan, Hofmarschall ; Meister Stephan von
Werböcz, königlicher Personal; Johann
Kewthew von Kethegyan, Vice Falatin;
Sigmund Pogän und Michael Kende-
rcssy*)- Bie Reichs Versammlung war unge-
mein zahlreich; des Kaisers Statthalter, Erz-
Herzog Ferdinand und Ffalzgraf Friedrich,
gegenwärtig. Es wurde beschlossen, dass vier-
tausend ]\iann Fassvolk., mit den nöthigen
Hauptleuten, mit hundert Centner Fulver und
zwanzig Buchsenmeistern auf den nächsten Ur-
bani Tag zu Odenburg eintreffen und von dem
Deutschen Reiche besoldet, sechs Monathe
lang dienen sollten. Den Reichsschluss un-
terzeichneten am Montage nach Thomä der 22. Deehr.
Elrzherzog, der Mainzer Churfürst und Cardi-
nal Albrecht von Brandenburg, Herzog Lud-
wig von Bayern; von Ungarns Gesandten der
Sirmier Bischof, der Hofmarschall Kor-
lathkö, der Meister Werböcz, Sigmund
Pogän**); und dabey war es geblieben. Wa-
rum sollten auch die Deutschen sich in Kos-
ten und Bewegung setzen, so lange die Un-*
gern sich selber lielfen konnten , aber zur
Vertheidigung ihres eigenen Landes^ weder Geld
geben, noch in Waffen dienen wollten. Wo
ein einziger Reichsbeamter, wie Johann Za«*
t
a) Bey Koraohich Supplem. ad Vettig. Comitior. T. IL
6aa. b) Harpreoht SttauardiiT. Xb. IV. Abtheil. II.
63. S. 4i. u» Urkuod* 1^ Sa4. &• 170«
TL TiiaiL 6
— öa —
^ polya zum Scliutze des benachLarten Lehn-
lursten Radul augenblicklicli dreyssigtausend
Mann auftreiben konnte ^ dort war Betteley
um auswärtigen Beystand entehrend, und Vor-
enlhaltung desselben billig.
X c. 1523. Man darf indessen nicht übersehen, dass
uA.jtpriL Ungarns Stände auch auf dem nächsten Ofe-
ner Landtage am Feste Georgii in Gegenwart
des Kunigs, die Noth des Vaterlandes ernstlich
erwogen, die Entartung der Ungrischen Yolks-
gesammtheit scharf in das Auge fassten, klar
erkannten, wie derselben abzuhelfen wäre,
zweckmässige Wollungen zu dem Bessern* ver-
riethen, einzig und allein der redlichen Ge-
sinnung und des festen Willens entbehrten.
Ks wurde verordnet, den Betrag der königli-
chen Einkünfte zu untersuchen, und den Go-
mitats- Sammlern, General- Schatzmeistern und
obersten Befehlshabern über Eingang und Ver-
wendung der ausserordentlichen Kriegssteuer,
wovon Ein Viertel zur Bestreitung der Be-
dürfnisse des Königs, drey zur Anwerbung
und Besoldung der Heere bestimmt waren,
genaue llechenschaft abzufordern*). Dadurch
waren schimpüiche Dinge an den Tag gekom-
meh. Nur sechs und zwanzig Gespanschaften, die
Biharer und die kleine Csanader, hatten das Mehl^-
ste, die reichern Szohler das Wenigste^) ; von dem
a) Ariiculi in Diaeia festi B. Georgii M, A, D. iSaS. Bu»
das celehrata pro Regni iutela ap. Kovachich Sapplem, ad
Vestig. Comitior. T. II. p, 5i5. art. L II. b) Nach Abiug
des \iertei8 hatten bezahlt: Bihor, ByiS. Csanad, SaSa. Ara£
5ooo. Zarand, a4oo. Ssathnia'r, 2600. Heyes , a38o. Ssaboica,
3286. Neitra, 2006. Gömör, Trcncsin, Temea, jede, aooo.
Bäcfh, 180Ü. Hont, i4oo-*Pesth, i586. Bekva, 1260. Bodrogh,
13 15. Auttere Zolnok, ii33. CsODfrad, doo, Thurocs, 5oo.
Mittlere Zolnok, 488* Torontalf Sei. Kraaana, Comom, Pvm-
bürg, jedop 3oo. Nögrtd, 85. SnU, 4o.
— »5 —
itaB^ nur Johann Zdpolra ^^^ Jo-
itiuinffy hatten bezahltJ^^avon di«
ertel nicht mehr, als vier und vierzigtau-
benliiindert fünf und zwanzig; das eine
Für des Königs Bedürfnisse yierzeha-
neunhundert fünf ein Drittel Ducaten
Vieleft war also noch rückständige
itten sich die Sammler abhandeln las-
Jes hatten die Ober- und Vice-Ge-
itweder aus Fahrlässigkeit nicht abge-
>der zu ihrem eigenen Yortheil unter«
eii| weil des Luxus dringende Bedürf-
Lcfat anders mehr, als durch Be^tech-
und durch Staatsbestehlung zu befrie-
ven. Sogar von der Pflicht auf dem
rtigen Landtage sich einzufinden, wie
y fahren von dem WafiPendienste zu
Rieltung, hatten viele Landherren von
Iber- oder Vice - Gespanen mit Geld
gekauft« Über alle diese Verbrecher
■e l^ütschuldigen wurde mit kraft- und
isem Eifer, der verweigerten oder un-
Jacrenen Steuer doppelter Betrag, £in-
der Güter, beträchtliche Geldbussen
Setzung von Ämtern verhänget. Von
rdurch einkommenden Summen sollten
d der königlichen Hauptleute, Gehalt
uilden der Gesandten auf dem Nürnber-
chstage, und die dem Lande von eini-
srren gemachten Vorschüsse bezahlt^
ige zu Feterwardeins Befestigung ver-
werden •*)•
a übrigen Verordnungen zu Folge soll-
Too KaniB« für Zipol^ra's Rechnung» 3000; fiiir ilid
BM 5oo. Johinn bthuanfiy fioo. &rr Xopachich a«
16. ^) Vo& Art. IV. bU XL
5«
— 84 —
ten die Banderien des Koni}!S, der Frälateii
^und Barone sogleich an die Temeser und an-
dere Keichsgränzen beordert; alle Ämter nur
mit Uni^ern und mit eini^ebornen Reichssassett
besetzt y in jeder Gränzfestung zwey Befehls-
haber, mit der Pflicht*, dass immer wenigstens
Einer von ihnen ^ bey Strafe an Leib und
Vermögen, auf dem Platze sey, angesetzt, tob
jedem zehnten Bauernhofe im Unterlande Ein
Reiter mit Spiess, Schild, Bogen und Kcicheri
im Oberlande Ein Fussknecht mit Feuerbüchse
ausgerüstet, von den Magnaten ^ und von dem
Landadel zu dem königlichen Heere gebracht
werden ; die Besitzer Eines Edelhofes in eige-
ner Person und zwar zu Pferd oder zu Fus8^
wie Kriegern es geziemt, nicht in KutscheD,
wie die meisten zu thun pflegten, sich ein-
stellen; die Heerscharen im Marsche und im
La^er sich alles Unfugs gegen die Landbe-
wohner enthalten, von keinem Edelhof, Pfarrer
oder Bauern Bewirthung verlangen. Der Haupt-
mann jeder Schar sollte den Vorletzten unwei-
gerlich entschädigen, käme im Unterlassung^*
falle Klage vor den Feldherrn, von diesem nach
Bescliaifeuheit der Sache mit Absetzung oder
Schlägen bestraft werden*). Alle besondere i
und geheime Yerbündungen der Magnaten oder I
der Landherren unter sich zu was immer
für Zwecken wurden verbothen^). Zu kräf-
tiger Abwendung der dem Yaterlande drohen-
den Gefahren wurden von jedem Herde (Für
matim) im ganzen Lande zwey Ducaten, der
eine sogleich, der andere zu Martini zahlbar
bewilliget« Niemand davon ausgenommen^ so-
a) Von Art. Xm — XZX. h) Art. XXIL
— 85 —
Enfiegcr, ein Vermögen Ton drey Duca-
m l^erÜi besitzend, dazu angestrengt ; auch
enbui^^en, Slawonien und die Sächsiche
omllieit dazu angehalten. Die hierdurch
benden Summen sollte der Konig ledig-
nr Bestreitung der Kriegskosten und des
^s Yertheid j^ung ; nichts daron zur Be-
ig seiner Schulden oder zu andern Zwec<
rerwenden *). Diess war die höchste
', welche jemahls von den Ständen war
iget worden. Unter Matthias wurde
teiis Ein Ducaten und nur nach Thor-
4 hier zwey von jedem Herde gefordert.
lO überraschender Freigebigkeit wird man
ckl za glauben, dass in den Herzen der
fimrfest beschlossen war, Nichts zu ge-
Iminoch hatten sich die anwesenden
tn, Barone und Magnaten ausser dieser
Steuer noch zu freywilligem Geschenke
aem Mark Silber an den König erkläret '')•
[nter Strafe des Hocliverrathes und Vet-
der Güter sollte in Zukunft nach er-
lern Aufgebothe des Königs Niemand
rm Waffendienste entziehen dürfen, wahr-
ranke und Greise aus^^enommen. Aus-
a zehnten Mann yon Jobbagyen, sollten
I, Abte, Domherren, Klosterleute und
ij jeder noch für seine Person einen
stellen'). Der König sollte für jede
(chaft einen eigenen Hauptmann ernen*
dcher lediglich dem König untergeord-
del und Mannschaft im Comitate aus-
[XiU — XXVII. Xrvn. h) U\nr. Liidnv. ad-
l'i.i>oiii] !• Febrnnr. i5i4. ap. fVagntr Diplomatar.
p. 161. c) Art. XL. XLI.
~ 06 —
zulieben^ zu mustern , und der gesamr^an
Heermacht zuzuführea rerpliichtet wäre").
Ausser diesen Verordnungen, und schon
bey Eröffnung des Landtages hatten die Stände
in den König gedrungen y endlich einmahl das
seit drey Jahren ledige Coloczer ErzbLsthuni,
und zwar mit einem thätigen, entschlossenen
und kriegserfahrnen Prälaten zu besetzen, weil
seit Belgrads unersetzlichem Verluste gerade
die vereinigte Bacsher und Coloczisr Diöces
am meisten feindlichen Einfällen ausgesetzt
wäre. Ludwig, in der Ungrischen Cierisey
nach des Weszprimers Petrus Tode keinen
solchen Mann kennend, forderte Vorschläge
yon den Ständen. Da nannte Johann Bor-
nemiszsza seinen ehemahligcn WalFengefähr-
ten, jetzt einsamen Franciscaner Mönch Pau-
lus Tomory zu Ujlak. Sämmtliche Prälaten
und Magnaten gaben unbedenklich ihre Zu-
stimmung dazu, der König genehmigte ihre
Wahl, und ohne Verzug wurde Bothschaft in
das Ujlaker Kloster abgeordnet, um dem Bru-
der Paulus seines Königs ^Yillen und der
Stände Wahl bekannt zu machen. Allein er
lehnte diese Erhebung mit achtbaren Gründen
ab, und beliarrte auch nach wiederhohltem zu-
dringlichem Ansinnen fest, wahrhaft nicht ver-
stellt^), auf seiner Weigerung. Ludwig be-
schloss, ihn mit Hülfe des Papstes zum Ge-
horsam zu zwingen, und übertrug vorläufig
die Angelegenheit dem anwesenden päpstli-
a) Art. XLTII. XLIV* h) „ Posiulatum fuit in publica
^TBf^ni cont/entu ah omnibit», ut Paulus e rMiigione^ <i exirt
^^abnuereif etiam vi et auctorifaie summt pontißcis Romaiu
ffextractuMf Uli eccUsiae^ illisquä locis ab host» defendendi»
^^raejiceretur, Diu^ multumque^ ae pste^ non simulat9 relue^
t^iatum , tandan poluntati regiaa «f regni parwa coegenttU*
- 87 -
cKen Legaten. Dieser geboth dem Mönche
im Nahmen des Papstes y Kraft apostolischer
Machtfiille das Erzbisthum anzunehmen; Pau-
lus Tomory musstesich unterwerfen, und von
bangen Ahnungen im Innersten durchdrungen,
seine liebgewonnene Zelle verlassen. Hadria- («<-?/ 9./aif.
BUS der Vi., Leo des X. Nachfolger, bestä- ^^^J;^^^^^^^^^^
tigte ihn, Ludwig ernannte ihn für Slrmien 1523.)
und für das Reichsgebieth zwischen der Sawe,
Drawe und Donau zum obersten Feldherm;
er aber bey sorgfältigster Erfüllung seiner
Amtspflichten veränderte Nichts in seinem bis-
herigen strengen und gottseligen Wandel*).
Also wurde das über Ungarn verhängte Schick«
sal durch königlichen und päpstlichen Zwang
an einen Mann geheftet, dem zu glücklicher
Wendung desselben, nichts aLs seines ver-
klärten Ordensbruders Joannes von Capis-»
trano Geistesmacht und Heiligkeit, von dem
weltregierenden Geiste unterstützt, mangelte.
IL
Verwirrung des Reiches im Innern dnrch
Unterdrückung der königlichen Gewalt,
Eifersucht und Trennung unter den Stän*
den, schlechte Staatswirthschaft, und
Verfall der Rechtspflege.
Und wäre Paulus Tomory so gelsierft
mächtig und heilig gewesen^ wie Joannes
^Drodericui. — nEum pbI reluetaniem ae ingenue se ex^
mutantem f Ludouicus f adhihita etiam^ quo magit obtempera-
f,ret^ legati pontijicii aueioritat^, oollegio monachorum exem-^
jftum Coiocenti Higniiaie ac earum partium militari praefec»
ftiura hon4^tauit, Iithuaiiffy.
«) BieM bexengen der gleictizeitige , mit ihn genan bekannto
■
TOn Gapistrano; so kriegserfalireii und tap*
fer, wie Johann Hunyady, .so ideenreich}
kraftvoll, staatswelse. und durchgreifend wie
sein Ordensbruder und Zeitgenoss, Francisco
Ximenes; sass kein Mattliias auf dem
Throne, er würde das Reich vom Untergange
nicht gerettet haben, weil auch die höchste
Geisteskraft des Feldherren oder Staatsmanneft
unvermögend ist, den charakterschwachen Re-
genten zu halten^ oder dessen mangelnden
Geistesgehalt zu ersetzen. Von dem Ausen^
blicke an, als Matthias in die Gruft der Ko-
nige gesenkt wurde, bis auf den Mohäcsber
Tat; war kein König mehr im Lande; mit den
zwey auf einander folgenden Schattenbildern,
Könige genannt, verfuhren dreyssig Land-
tage nach Willkür, und was diese etwa Zweck-
massiges- und Heilsames abgeschlossen hatten^
yereitelle entweder die Gewalt übermächtiger
Oligarchen, oder der beherzte Trotz der Adels-
gesammthcit geleilet von Zapolya's Faction.
Nachdem Wladislaw durch Verlust der
Österreichischen Provinzen, welche Matthias
erobert hatte; durch empfindsame Schonung des
Feindes im ICriege ; durch schimpfliche Erkaufung
des Friedens von Maximilian unter staatsrecht-
lich unzulässigen Bedingungen; durch mehr-
mahls gewagte Versuche, derselben Annahme
und Bestätigung von den Ständen zu erlangen;
dftrch seine UnbehülAichkeit und Unentschlos-
senheit in Leitung der üiFentlichen Angelegen-
heilen; durch seine Vorliebe für gemächliche
Ruhe und unthätiges Daheimsitzen auf der
Ofener Burg, schon in den ersten drey Jah-
Bischof Stephanus Broderioih de cUdo Mohact, und d*r
niclit Tiel jüngere lathaanffy Lib. VIL p» 56.
- «9 -
ren seiner scheinbaren Herrscliaft sein Anse-»
hen selbst untergraben hatte, und Ungarns
Magnaten verächtlich geworden war, so musste
er auch stillschweigend es dulden, als die
Herren seine Erniedrigung, mit Anmassung
eines ihm ausschliessend gebührenden Rechtes,
begannen, eigenmächtig die von ihm ernann-
ten Hüter der Krone Andreas Bdthory
und Stephan US Fodör, Bischof von Sir-*
mien, ihres Amtes entsetzen, und die Bewah-
rung dieses Heiliglhumes mit den übrigeti
Reichs - In.signien dem Falatiti Stephan Zä-
polya, und dorn Erlauer Bischof Thomas
Bäk^csh übertragen. Beyde, zn beständiger
Anwesenheit im Staatsrathe verbunden, ernann-
ten jeder Einen aus ihren vertrauten Uofbe-^
beamten zum Castellan der MS ischegrader Burg,
des Verwahrungsortes der Ki-one, als ihren
Stellvertreter; und jeder verpflichtete den sei-
nigen durch einen Eid, in weichem wieder
das königliche Ansehen bedeutend angegriifea
wurde. l)ie Castellane schworen, in ihren
Amte, jeder seinem Herren getreu zu dienen;
die Burg und die Krone mit aller möglichen
Sorgfalt und Wachsamkeit zu bewahren und
zu erhalten. Trüge sich zu, dass des Einen
oder des Andern llerr stürbe, oder einem wi-
drigen Schicksale unterläge, so würde der
Eine dem Tropsle Franciscus Bakdcsh^
Bruder und Verordnetem des Erlauer Bischofs,
oder der Andere dem Johann von Za polya,
Sohn und Verordnetem des Talatin, die \V1-
schegrader Burg und die Krone vorbehalten;
letztere, ohne Wissen und ausdrücklrchen Be-
fehl beyder Verordneten, nicht von der Stelle
rücken« nicht berühren, sie nicht einmahl
— 90 —
dem Könige^ noch weniger den Prälaten
und Baronen 9 noch irgend jemanden auslie-
fern. Sie verpflichteten sich, wenn den Ei-
nen sein Herr der Bischof, oder dessen ver-
ordneter Bruder, den Andern der Palatin,
oder dessen verordneter Sohn Johann, zur
Übergabe der Burg und Krone aufforderte,
und einen andern Stellvertreter für sich ein-
setzte, ohne Weigerung, Ausflucht, oder Wi-
derstand abzutreten; so lange sie aber im Amte
wären, wollten sie weder dem Einen, noch
dem andern Her^n, mit grosserer Anzahl he-
waflneter Mannschaft, als sie selbst bey sich
hätten, den Einzug in die Burg gestatten; nur
wenn sie irgend ein Mächtiger belagerte, wür-
den sie der Herren Kriegsvalk , doch in glei-
cher Zahl von beyden , aufnehmen. Übrigens
erklärte sich jeder Stellvertreter, in Behaup-
tung der Burg und Bewahrung der Krone, zu
gleichmässiger Treue gegen den Herrn des
Andern, wie gegen seinen eigenen, verbunden;
und diess Alles bey Verlust seines Adels und
Standes, bey der Strafe ewiger Ehrlosigkeit*).
Wladislaw war empfindlicher gegen Läs-
terungen seiner Person, als gegen Eingriffe
in seine Rechte und Verletzungen seiner Würde.
Unter den Grossen verachtele ihn keiner ver-
wegener und offenbarer als Lorenz Herzog
von Ujlak; allen Einladungen und Befehlen
trotzend, hatte er verweigert bey des Königs
Krönung;* dann unter die königliche Fahne
vor Kascliau und Stuhlweissenburg, hernach
a) Fetr« de Rewa Commentar. de Sacr. Bcgn. Huag. Co-
roiu «p. Sckwandiner SS. ner. tiung. T« II« p. 460*
— gl ~
bey Wladislaw's Zusammenkunft mit Jo-
hann Albrecht zu Leutschau^ sicli einzu-
stellen; endlich sogar die königlichen Steuer- /.C. 1494.
Sammler auf seinem Gebiethe todt schlagen
lassen^ und die Osmanen auf einem Streif«-
zuge durch Sirmien^ anstatt sie anzugreifen,
begünstiget. Da beschloss Wladislaw in sei-
nem Zorne, den muthwilligen Magnaten zu
züchtigen und zu erdrücken. Er berief ihn
mit seinen vorzü^jlichen Anhängern, Johann
Kishorvath, Niklas von Szecsh und Bar-
tholomäus Beriszlo Prior von Yrana, nach
Bäcsh vor seinen Richterstuhl zur Verantwor-
tung. Keiner erschien. Lorenz sandte seine
bejahrte Mutter um den König zu besänftjigen
und von raschen Vorschritten , welche von
dem Erzürnten wohl zu fürchten waren, zu-
rückzuhalten. Allein vergeblich war die Ver-
wendung der ehrwürdigen Matrone, verwitt-
weten Königinn von Bosnien; zu heftig Wla-
dislaw's Erbitterung; sogar die dreyhundert
Reiter, von dem Herzoge zur Heerfahrt wi-
der die Türken gestellt, und einige Geschenke
um Versöhnung gesandt, wurden ungnädig
von ihm verschmähet und zurück gewiesen.
Sind die Blöden einmahl in Überspannung ge-
rathen, so hält es eben so schwer, sie herab^
als in ihrer Abspannung hinauf zu stimmen.
Darum halten auch des Erlauer Bischofs Tho-
mas Bäkacsh wichtige Gründe wider den
beschlossenen Versuch, den Widerspänsti-
gen durch Wairengewalt zur Unterlhänigkeit
zu zwingen, bey ihm kein Gewicht. Bar-
tholomäus Dräghfy, Peter Gereb, Nik-
las Banffy, Andreas Both von Bajna und
Serwiens Dfwnot Wuk Brankowicsh, erhiel-
— 9» —
f en Yon ihm den Auftrag, des Herzogs sämmt-
Iiche Burgen zu überwältigen.
Lorenz war darauf gefassl; das ihm ge-
hörige Futak am linken Donauufer, nur fiin{
Meilen von Bucsh entlegen, wo er den ersten
AngrilF erwartete, halte er am stärksten, nicht
viel schwächer Ujlak und Sanct Demeter, in
Sirmien ; Rohacza bey Possega in Slawonien
und Kaposvur in der Siimegher Gespanschaft
mit WalFenvolk und Kriegsvorrath versorgt,
seine Gemahlin und kleine Familie auf die
Güssingor Felsenburg in der Eisenburger Ge-
spanschaft gebracht. Drtighfy ging Futak
vorbey und führte die königliche Heermacht
bey Uj-Palanka über die Donau und versuchte
die damahls grosse , nur von hohem "Walle
umgebene Stadt Ujlak im ersten Anfalle zu
ersliirmen. Zurückaeschla^en von der Be-
Satzung, befahl er die Schanzen zu zerstören,
und stellte eine Schar Pfeil - 'und Büchsen-
schützen auf, um die Besatzung von dem
/. C.1404. Walle abzutreiben. Die ernsthafte Massregel
21, Decbr. benahm den reichen Einwohnern den Muth
zu längerm Widerstände, die Stadtthore wur-
den den königlichen Scharen ^geölFnet, die
Besatzung warf sich in das mit doppelten
Mauern befestigte untere Schloss, gegen wel-
ches Draghfy nunmehr das schwere Geschütz
ohne Unterlass spielen Hess. Inzwischen kam
auch der König in das Lager, und seine He-
rolde verkündii^ten den Rebellen eine Gnaden-
zeit von dreyssig Tagen, nach Ablluss dersel-
ben Ehre- und Gülcrverlust, Tod oder Ver-
bannung. Diess schwäcbte des Herzogs Macht
an der Zahl, die Tapfersten blieben ihm ge-
treu; am meisten beunruhigte die Furcht ihn
— 90 —
(tj'Ton ihr getrieben, naliin er seine Zu-
it zu dem Falatin Stephan von Zapo-
, seinem Freund und Verwandten, ihn um
stand oder Vermiltelung bey dem Könige
nd. AValFenhülfe verweigerte Zapolya;
Bothen sandte er in das Lager mit an-
enden Ansprüchen. Wladislaw solhe
nken, dass Herzog Lorenz weder ange-
;, noch verurlheilt sey; haftete irgend eine
Jd auf ihm, so müsste er vor den Ge-
.4idC des Palatins, welchen altes Herkom-
und Reichsgesetze zum ordentlichen Rieh-
Ewischen Vasallen und dem König bestellt
eoy geladen werden. Diese Ordnung ver*
eodes Verfahren; bewailneter Überfall an-
gerichtlicher Vorforderung, Gewalt für
11, gezieme dem rechtmässigen Könige nicht,
»wecke Verdacht eines heimlichen Stre-
-iiach willkürlicher Tyranney; der Fala-
fcrUnge, dass Wladislaw seinem Zorne
ieihe, den Krieg auf andere Zeit und wi-
andere Feinde verspare, und die Ent-
»düng über Herzog Lorenz, einen der
lehmsien Magnaten Ungarns, dem gesetz-
m Richterstuhle anheimstelle.
Alle Majestät war dort schon verwirkt,
ein Reichsbeamter solche Bothschaft an
höchsten Machthaber ungestraft senden
tc, oder als AVächter für der Stande Frey-
m senden musste; und der heftii^e Zorn,
reichen Wladislaw darüber entbrannte,
leth nur, -wie wenig er jetzt noch König
Folgendes liess er dem Falatin vermel-
er, welcher unlängst an Joannes Cor-
IS durch Wegnahme der Samboker Burg
widerrechtlichsten Raub beginge und durch
-. 94 -
wieclerliohlte kuuigliche Befehle darin sidi
niclit hindern liess, hätte am allerwenigstem
sich erfrechen sollen , für einen aufriihreiir
sehen Magnaten in das Mittel zu treten und
was Rechtens sey seinem Könige vorzuhalten.
Des Uj lakers Verbrechen seyen oiFenbar und
allgemein bekannt, der königlichen Vorladung
habe er verachtenden Trotz entgegen gesetstt
Waffengewalt müsse also und werde ihn tä'
pAichtma'ssiger Unterthänii^keit nöthigen. Die«
«er möchte auch der Palatin sich nie ent«
winden, wenn ihm daran läge in seinem KcH
nige forthin einen gnädigen und wohlgawoge-
nen Herrn zu finden"). Hierauf gab er dem
Draghfy Befehl, der Ujlaker Burg mit IA|^
schinen und Kanonen ^ewaltisrer zuzusetMKJ
Die verwittwete Königmn von Bosnien , aii#
Gehörne von Gara, reich an Gold, Silber aH^
Edelsteinen, hoilie mit diesen Schätzen hfäk
Draghfy den königlichen Befehl aufzuwiiitf'
gen, das Anerbiethen beträchtlicher Summeie
sollten seinen Belagerungseifer unterdrücken;
aber Ehrliebe und Treue gegen König uftd
Vaterland wojjen schwerer auf der Was^sdiale
des Feldherrn, und nachdem die Mauern schon
ziemlich beschädiget waren, geboth er in fin-
sterer Nacht Sturm. Als aller Widerstand
vergeblich war, warf die Besatzung die Waf-
fen weg, ergab sich auf Gnade, und wurde un-
gekränkt in ihre Heimath entlassen.
Grössere Anstrengung schien die Übef-^
wältigung der obern Felsenburg zu fordern;
schon von Natur fest^ war sie auch von des
a) Bonfin. Decad. V« Lib« IV. p« SCj. lathnanffj. Lik
HL p. a5.
<l
- 9» -
I
befrahrtesten DieaHtnannen besetzt
der Belagerer Verlust der Mann-^
■ft scbeuete, f iiglich. nicht anderi«, als durch
1^ SU erzwingen. Darauf wollten es die
itzuDg und des Herzogs Mutter^ die Racjie
Draghfy fürchtend, nicht ankommen las*
sie erbothen sich zu freywilliger Üher-
egen sichern Abzug mit Waffen und
. Bey dem Einzüge empfing den Ko-
die tief gebeugte Mutter unter dem Thore
ikxea Knien, für den verirrten Sohn um
&e bittend. Wladislaw tröstete sie mit
Vetbrnsung, er werde nach geendigter
K&kt Ton der Reichsversammlung über
^ lOg erkennen lassen, dem für schuld-
mten redlich allen Schaden ersetzen,
■f.4ca Sachfälligen nicht anders als nach
^esetzen verfahren. Nachdem ihr
Geld, Geräthschaften und Kostbarkeit
iagenlktimlich Angehörige ausgeliefert war,
I er ne nach Ofen abführen und wies ihr
Brdessen* drey Dörfer zu standesmässigem
erbalte an. Als herzogliches Eigen thum
deo bedeutende Summen baren Geldes,
hundert neue Kleider von kostbarem Stoffe
Zobel und Marder gefüttert, eine Menge
ene und silberne Gefässe und dreytausend
er des besten Sirmischen Weines gefun-
von dem allen behielt Wladislaw das
ligste für sich; das Meiste diente den Feld-
en und Hauptleuten zur Belohnung.
Von dem Despoten Wuk Brankowicsh, /• d49k
le Sanct Demeter und in Zeit von vier
!n sämmtliche Schlösser, welche Johann
horvath von Halapsics, des altem
n Lorenz Banffy vonGara Eidam, zwi-
&'
- 0 -
sehen der Sawe und der Donau besass, einge-
nommen. Zum Befehlshaber liher das eroberte
Gebieth ernannte Wladislaw Herrn Andreas
B 6 1 h von Ba j n a ; gegen Kaposvär wurde
Dräghfy, gegen Güs.sing der Temeser Graf
Joseph von Som, gegen Rohacza der Des-
ot von ihm beordnet; er selbst bezog mit
iklas Bänffy die Werowiczer Burg, um
nahe zu seyn den drey getlieilten HeernaufeD,
wenn sie seiner Weisung bedürfteD^ und auch
den Rebellen, wenn sie auf das Äusserste ge«
trieben , etwa zu seiner Gnade Zuflucht nah-
men, oder wie das Gerücht ging, mit Söld-
nervolk aus Steyermark sich verstärken woll-
ten. Vor Kaposvar erhielt Dräghfy die heil-
same Lehre, den Feind nie zu verachten.
Denn als er den Befehlshaber der Burg, Da-
vid Dombay, mit seinen Streitkräften zu
gering anschlagend, die Belagerung fahrlässig«
ger betrieb, auf den Schlössern benachbarter
Herren sich belustigte, auch seiner Mann-
schaft im Lager grössten Theils Reiterey, man-
cherley Jubel und Schwelgerey gestattete, wagte
Dombay in mondheller Nacht mit gesammter
Besatzung einen Ausfall, findet alles Volk von
dem geistreichen Schelitzer Wein berauscht,
in tiefen Schlaf versenkt; bemächtiget sich vor
allem des schweren Geschützes, weckt durch
den Donner desselben nur Wenige zum Kampfe
und Tode, die Meisten zu schimpflicher Flucht
in den nächsten Wald, erbeutete das Lager,
und kehrte mit sämmtlichen Kanonen und be-
trächtlichem Kriegsvorrathe in die Burg zu-
rück« Dräghf y hatte Alles verloren, nur sich
selbst nicht , darum fand er unverzüglich Mit-
tel seine Ehre zu retten imd das selbst Ter-
~ 97 —
(cliuldete Unglück wieder gut zu machen,
drey Tagen hatte er für erhöhten Sold ein
Ireiches Heer gesammelt, aus der, acht
den weit entlegenen, vom Bischöfe Sigis-
ndus mit allerley Kriegsvorrath reichlich
idrgten Stadt Fiinfkirchen Kanonen, Ku-
1 und Pulver herbey geschafft; die Ofener
L Pesther sandten ihm zu rechter Zeit ei-
s Scharen Fussvolk, welches früher ihm
Igelte, zu Hülfe; daniit erneuerte er die
agerunj;. Sobald die Kaposer Sühipfe, wei-
den Platz umgaben, mit Reisbunden und
le angefüllet, Dämme aufgeworfen und
Liffbrücken geschlagen waren, Hess er das
were Geschütz aufpflanzen, zuerst Sturm
Pen, und da dieser misslungen war, die Burg
chiessen. Dadurch gerieth ein Pulver -Ma-
in in Brand, Mauern und Thürme werden
prengt, Mund- und Kriegsvorrath fliegt in
Luft , die Burg steht in Flammen , Ma-
linen, Waffen, Rüstung der Mannschaft
innen; in diesem Augenblicke des Schreckens
1 der Verzweiflung biethen Dombay's He-
de Ergebung, rufen um Schonung und Ret-
g, die Zugbrücken fallen nieder, die Thore
rden eröffnet. Niemand ist mehr Feind;
[e, Belagerer und Besatzung sind nur Un-
>n, Brüder, Söhne Eines Vaterlandes, ver-
igt zur Löschung der Feuerbrunst. Nach
Ewingung derselben blieb Draghfy im Be-
be von Kaposvär; David Dombay zog mit
1 Seinigen ungefährdet ab.
Inzwischen kam eine zweyte Gesandtschaft
a dem Palatin an den König mit der Bitte
a genug gedemüthigten Herzog nicht wei-
zu befehden, sondern die endliiche Ent-
I. Thtil. ^
- 9« —
scl^eidung über seine Strafbarkeit nach alter
Landesverfassung dem Reichsratlie zu über-
lassen. Allein die Prälaten und Magnaten,
welche zu Weröwicza um den König 'waren,
und dem Herzoge nicht wohl wollten, hiessca
jenen antworten wie es der Majestät gebührte;
er würde widerspänstige Vasallen und Feinde
des Gemeinwesens nicht aufhören zu Terfol-
gen, bis sie genug gezüchtiget, vor dem Throne
ihres rechtmässigen Herrn um Gnade bäthen.
Wie weit die Züchtigung gehen dürff , zu er-
messen, gezieme dem Keichsherrscher , nicht
den einzelnen Reichsbeamten. Einen Beamten,
welchen der Herzog mit demüthiger Abbitte
an Wladislaw gesandt hatte, fertigte dieser,
seinem eigenen Sinne folgend, mit einem Aus-
bruche gemeiner Empfindlichkeit ab. Des
echten Königs Persönlichkeit soll in der Ma-
jestät aufgehen; er darf der letztern (yewifiht
den lästernden Muthwillen auf das schmerz-
lichste empfinden lassen; aber Äusserung«!
des Ärgers darüber, ziehen ihn zur Gemeui-
heit herab.
Wladislaw's Ungnade würde Herzog
Lorenz noch lange getrotzt haben, hätte er
nur vermocht einiger Magnaten Neid und Ei-
fersucht zu besiegen, und seine Schlösser ge-
gen der Ungrischen Feldherren Bürgersinn, JSlir-
liebe und Tapferkeit zu behaupten. Dragkf j,
Buth von Bajna, der von Som und Wak
Brankowicsh waren mehr seine, als des
Königs Freunde; aber Drang des Ehrgefühls
nöthigte, sie den Auftrag redlich zu vollziehen,
welchen sie von dem constitutionellen Machu-
haber angenommen hatten ; und so hörte Wla-
dislaw bis Weröwicza den Kanonendoimery
— 99 ~
wodurch Wuk Brankowicah die Roluczer
Felsenburg ohne Unterlass er3chiitterte. AJs
endlich auch diese von des Herzogs Befehlsr
habes Ladislav BaJk.oczj^ war übergeben
worden und Gussing, sich noch tapfer yer-
theidigte, verwendeten f^ich selbst Andrea3
B6th, Josctph von Sonii und der Fünf-
Jurchner Bischof Sigismundus für den Uj:-
laker, und riethen dem Könige zur Mässi>-
gung. Diese Fürsprecher durfte Wladislaw
nicht unerhört abweisen , er bewilligte dem
Herzoge gnädiges Gehör, und gab dem Ter
jtieser Grafen den Auftrag, ihn von Güssing
nach Fünfkirchen zu geleiten. Lorenz von 1. JUHr«.
Ujlak mit seinen Auhängern Ifiklas von
Sz6csh^ und Johann Kishorvith, daselbst
erscheinend, wurde von den Magnaten mit
euszeichnender Achtung empfangen und vor
den König geführt. Nach abgelegtem reumü-
thigen Bekenntnisse seiner Yergehungen, de^
ren ganze Schuld er bösen Ramgebi^rn, vor-
züglich dem Yraner l^rior Bartholomäus
Beriszlo aufbürdete, versicherte ihn Wla-
dislaw in allgemeinen Ausdrücken der Yer-
zeihuDg, die weitere Entscheidung seines Schickr
sals sollte er von der nächsten Reichsversamm-
lung zu Ofen erwarten. Nach geheimer Un-r
terredunff ^niit ihm erhielt Joseph von Soqi
Befehl, den Yraner Prior unverzüglich Vß^ Y^r-:
haft, seine Beamten, Wagen, F&cde .und Ge-^
nthscfaaften in Beschlag zu n^inen.. Be-
riszlo »vieler Yerbrechen und MU-sethaten sich
hewusst ,: fürchtete für sein L'ebciii^ und Hess
den König bitten ^ um. Erlaubniss sich in ei-r
nen Mönchsorden zu. Begeben.- Dciiti^uf ^erhielt
er zum Besohtid« kejhe iromm» 0^4^usg.e-
■7*
XQO
»I '
meinde konnte einen so lasterhaften und ver-
ruchten Mann unter sich aufüehmeri oder dul-
den; und damit er sich nicht etwa durch Selbst-
mofd der Gerechtii^keit entzöc^e^ wurde et ao{
Wladislfrw-s Befehl kreuzweise geschlossen zn
dem Reichsgerichte nach Ofen abgeführr. Die
ungewöhnliche Strenge reizte das Fünfkirch-
Her Volk zum Aufstande; welchen nur des
Reichskanzlers und Bischofs Bakicsh öffent-
liches Vermelden^ dass des Priors ungeheuere
•VeArechen noch härteres Verfahren forderteni
dämpfen konnte.
Die Reichsrersammlung' und das Octayal-
gericht war auf Georgii Fest nach Ofen aus-
geschrieben; ausser den ' Prälaten , Baronen
und Magnaten hatten sich dabey aus jeder Ge-
spanschäft zehn Landhefren als Yerördneta
eingefunden; da wollte sich Wladislaw zur
Betriedigung mürrischer Grossen über seine
bisherige Reichsverwaltung, besonders über
sein Verfahren wider Lorenii, Herzog yon
Ujlak, reräntworten , und die Stände über
sich erkennen lassen. -Doch Thomas Bi-*
kacsh und Sigismundus £rnst widersetz^
len sich seinem, die Majestät des Ungrischen
KÖnigthumes entwürdigenden Vorhaben ; an-
dere Magnaten , weil sie fürchteten gleiche
Verantwortung mochte auch von ihnen gefor-
dett werden; nur die Wenigen, welche ihr
Ge^vrissen keines • Unrechts beschuldigte, «ber
auch k*eine Spur von Majestät in Wladislaw
entdecken kofcinten, hätten ihn im Zustande
dieser Selbsterniedrigung gern gesehen. Schon
dieser Landtag deckte in: seinen Verordnungen
die Hinfälligkeit des königlichen Ansehensi
und die gräulichste VarwintiAg im intern
\-
— 101 —
Staatsleben auf. Was schon- gute Ordnung
und Redlichkeit von selbst geleistet hättey
musste erst befohlen; was Selbstachtung ^ Aus-
stand und Wurde 'durchaus nicht gestatten/
musste ausdrucklich verbothen werden. Die
Verwalter, der königlichen Einkünfte solltea
über Einnähme und Ausgabe jährlich dem Kö-
nige Rechenschaft ablegen; bey Landtagen^,
deren Dauer für die Zukunft auf fünfzehn
Ta^e beschränkt wurde , sollten die Magnaten
nicht mehr, wie. bisher, mit unnützem Ge«
schwätze, gesuchten Zänkereyen, zwecklosem
Treiben die Zeit verschwenden, und dadurch
den minder yermöglichen Landadel zu langem^
kostspieligen Aufenthalte nöthigen. Zu den
Xiandtagen sollte der König nidit eine auser-
lesene Anzahl, sondern die ganse Gesammt-^
heit der Prälaten, Magnaten und des Adels be-
rufen; den Tag jedes Mahl wen^stens einen
Monath vorher, ausschreiben; unterdessen mit
seinem Staatsrathe des Reiches Bedürfnisse im
reifliche Überlegung nehmen, Alles gehörig
erwogen, eingeleitet und vorbereitet, sodann
den versammelten Ständen vortragen lassen,
damit diese friedlich und anständig, ohne Bit-
terkeit, Streit und Anzüglichkeiten, wie ea
ehrwürdigen Sachwaltern des Vaterlandes ge-
ziemt , darüber . berathschlagen und entschei-
den. Der König sollte nicht befugt seyn, Aus-
ländem kirchliche Pfründen in Ungarn zu
verleihen, und der Ausländer, welcher von
jemand Anderm, als von dem Könige, oder von
dem Besitzer des Patronatrechtes eine Pfründe
erworben hatte, sollte ersäuft werden •).
a) WUdiflai IL Decrettun IL in Coxp. Jor* Qnog« T« L
p. a83 aqq» . ;
XOl
Nach diesen und einigen andern Verfü-
gungen über Majestäts- Verbrechen und Recht»-
yerwaltung wurde dem Könige von den Prä-
laten und Magnaten eine Kriegssteuer zu Ei-
nem Ducaten von jedem Bauerhof angebothen;
Sie selbst als Banderiepflichtige waren da-
TOn ausgenommen; die ganze Last fiel auf die
A-delsgesammtheit. Darüber entstand zwischen
ihnen und dem Landadel heftiger Streit. Letz-
lerer bestand auf der hergebrachten Gcrwohn-
heit, nach welcher bey dringender Noth nur
von fünf Bauerhöfen £in Ducaten war gefor-
dert worden. Wahrscheinlich wäre es zu ge-
waltsamen Auftritten zwischen beyden gekom-
men^ hätte nicht Wladislaw von erstem sich
zu einem listigen Streich missbrauclien ]asse&
Sr versprach die Beschwerden des Adels der
Prüfung bewährter Manner zu unterlegen und
bestimmte dazu den Weszprimer Bischof Jo-
annes Vit6z, den Stuhl welssenburger Propst
Dominions und den Rechtsgelehrten Meister
Stephan von -Werböcz« Diese zögerten in
Behandlung der Sache unter mancherlei Vor-
wände ^ wie sie in Geheim angewiesen waren,
90 lange, bis der grösste Theil des Adels des
geflissentlichen Verzuges überdrüssig, und ge-
-drückt von Geldmangel, ohne Beurlaubong
dies Königs von Ofen abzog. Die Wenigen,
welche zurückgeblieben waren , wurden - zur
Einwilligung in den Antrag erkauft, die an-
gebothene Steuer wurde gesetzlich, und Kraft
-des erschlichenen Reichsschlusses auf Kosten
des Vertrauens in den König und seines An-
sehens eingetrieben.
Nach Entlassung des Landtages eröffnete
der König das Reichsgericht; zuerst wurde
— loa —
der Vraner Prior yorjjeführr, der Empörung
gegen den Koni;;, des Landesverrathes an die
Türken^ der Münzverfälschung , des Raubes,
der 9n ehrbaren Matronen und Jungfrauen be-
gangenen Schändun«^ angeklagt, durch Zeugen
überwie^ien , zum Tode verurtheilt, aber aus
KiicLsicht auf seine kirchlich-ritterliche Wurde
nnd einige Weihungen, des Nachts in der Do-
nau ertränkt; oder -wie Andere berichten, nach
TemesTur zu lebenslänglicher Gefangnissstrafe
abgeführt *). Hierauf begann die Untersu-
chung über die Verbrechen der Gewalt, des
Mordes und des Raubes, welche während der
Kriege mit Johann Albrejcht und Maxi-
milian' waren begangen worden. Unter an-
dern hochgebornen Verbrechern wurde auch
des Herzoj^s Joannes Corvinus Befehls-
haber auf der Baymoczer Burg, Feter Foky
von M^rges, des Stephan Zapolya stäts
fertiger Diener zu Gewaltthaten, des Todes
schuldig erkannt. Johann Gyulay, Lud-
wig Szerecseny und Georg Perneszy von
Osztopan, des Corvinus Amtleute, Man-'
lier von Ehre und Ansehen waren seine An-
kläger; er soll seinem Herrn die Übergabe
der Burg gegen Eid und Treue verweigert;
als dieser im Baymoczer Bade seiner Gesund-'
heit pflegte, Meuchelmörder wider ihn bestellt,
seinen eigenen Bruder, um dessen Erbtheils
sich zu bemächtigen, in den Fluss gestürzt, und
als er sich durch Schwimmen retten wollte, ihn
-a) BoBfiniDi Dectd. Y. Lib. V. p. 573 iq. Ttthaanfry
Lib. III. p. 27. Der Bartholomä'ut also, welcher unter
dem Titel eines Vraner Prior« den ReichsschlufS rom Jahr
1606 unterichricheo hat, und auch Graf yon Dubitz hieis, iniist
roh anderm Getchlecht . ala Ton dem der üeriazloer » güwe-
aea aeyn.
— io4 —
durch einige Lanzenstösse ermordet haben.
Foky^ auf des Falatins Schulz vertrauend, leug-
nete Alles, wurde aber durch glaubwürdige Zeu«
gen sämmtlicher Verbrechen überführt und ai|£
dem^ Sanct Georgs Platze geviertheilt.
Unterdessen ging Lorenz Herzog ron.
Ujlak in demüthigem Anzüge unter Mag-
naten und Herren trübsinnig herum, sich be-
werbend um ihre Verwendung; denn andern
Sinnes schien Wladislaw in Ofen als in Fünf-
kirchen , unentschlossen , ob er die er(J>ertea
Schlösser dem Herzoge wieder einräumen, oder
für sich behalten sollte; am Ende yerschob
er die Entscheidung seines Schicksals bis auf
nächsten Landtag, welchen er zu Martini yer-«
sammeln wollte. Bis dahin musste Loreii»
seiner Güter und Einkünfte noch entbehreoi
er ertrug den Aufschub mit Geduld, um ge-
gen seiner Feinde böse Anschläge und des
Königs Arg^vohn sich zu verwahren*).
Die auf dem letzten Ofener Tage verord-
nete Kriegssteuer war entweder von den we-
nigsten Landherren bezahlt, oder von treulosen
Sammlern untergeschlagen worden; daher for-
derte Wladislaw in der Reichs Versammlung zu
Martini vor allem verschärfte Verfügungen über
die Bezahlungder beträchtlichen Rückstände. Da-
gegen erhob die Gesammtheit desi Adels bittere
Klagen über unerträgliche, der Reichsverfassung
widerstreitende Erpressung und freche Staats-
bestehlung; im Laufe von fünf Jahren hätte,
sie bloss an dergleichen Hülfsgeldern gegen
zwey Millionen achtmahl hunderttausend Du-
tt) Bonfioins Dccad. V. Lib, V. p. SyS- Itthuanffj Lib.
III. p. 27.
— ieS( ^.
bauUt^ und es w&e .nicht wustwSin^
)der iranuif jnMu $6 aiuiDlxnlicIie Surnfm^pt
mdet liatte*). Auf des. Königs Ywwhlhi
. er lube nicht mehr als sechzigtai^f«iA'
mgSBj brach der Adel in 4ie:Achimpflkib-'
tittemngen wider den königlichea Sohatl.«
xr aus. Diess war der FüiiflkirchjMr Qi^
Si2ismunJ.ttS ' Ernst p', ;durch seif M.
»9 HaQtts Brnst^ zugenapnt Hampoi.
fagieni^ Vermögen, durch eigene Wirthr^;
tJfjMiflt** und einiraglichen KupferhAndel .
reich; aber karg in AuswiluiiE ^ dal?
y«r«cWendemcIi «gewi«enen
und Gnadengelder, hart und Atimig;
j der. Abgahen und r RiicLalSnde {
n eilen 9 welche auf Kosten des Königs
Mnichem und gemächlich leben woUten^
BSi; . Gher diess nachlässig in der Rech-
jfipSbonuig, hierin auf seinen. Unterbeaniitw
V&cH Dombay sich gansyerlassendt; un«
Jbtag in seiner Geringschätzung der riH'
«ist- und kenntnissleeren Magnaten und
Inenen) zu vertraulich im Umgange.
lern Könige,' schonungslos gegen dessen
nehheiten^) ; und was sein, ärgstes Ver-
lan war, in Verbindung mit dem^ Erlauer-
m^s Bäkdcsh, Urheber und eifrigster-
tchter der neulich verordneten Kriegs-
r.' Höchst empfindlich über des Adels
iruhrige obgleich nicht namentliche An-
auf ihn , entsagte er sogleich in der.
flunlung dem lästigen Amte, welches er
for z wey Jahren auf zudringliches Bitten
/
oafiniiis h e. j>. 574. 2>) Liter 1 Petri AEp. C(K;
a^ KolUr Hitt. Epitcopai« QEcdea. T. JV. p« i%u
I
— io6 —
des Königs und des Staatsrathes übernommen
hatte. Sein Schritt wurde als Merkmahl ei-
nes bösen Gewissens angesehen, der Adel fasste
Muth ihn förmlich der Staatsbestehlung anza-^
klagen, forderte stren^^e Untersuchung', that
Einspruch wider jeden Beschluss über die TOn
ihm Vorgeschlagene Kriegssteuer, und liess
sich weder durch königliche Befehle, noiji
durch Vorstellungen der Magnaten bewegen,
den Austrag der iSache auf dem Tage abzu-
warten; die Reichsyersammlung musste aus
einander gehen").
Sigismundus und sein Unterbeamte
Bombay wurden in Yerhaft genommen; die
Bischöfe, Dominicus Von Grosswardein und
Antonius von Neitra; aus den Magnatoi
Ladislaw von Loszoncz; aus dem Adel
Franz Bornemiszsza; von Wladislaw zu
Richtern verordnet. Diese fanden des Bischofs
Rechnung in arger Verwirrung, erkannten ihs
für schuldig, und verurtheilten ihn zu yier-
mahl hunderttausend Ducaten theils Geldbuase,
theils Ersatz. Wladislaw milderte die
Summe auf zweymahl hundert achtzigtausend
Ducaten, bis zur Entrichtung derselben wurde
Sigimundus nach Temesydr in das Gefan^
liivs gebracht, worüber die Landherren un massig
iVohlockten und allenthalben jubelnd riefen:
endlich haben wir einen König**), Wahr-
jicheinlich hatten die Richter geheime Weisung,
den viel beneideten, arg gehassten Prälaten
aoliuIdis!er zu finden als er war, um dem wi-
m) Honfiniui ). c. lathuanffy Lib^ ITI. p, a8. &)
Bck«finitti 1» cv p« 576- Tubero ConiDentar. de Ten-
|«0f ib, MU«. L. lY. f. >
"^
— 107 —
ler alle Magnaten aufgebrachten Adel zu besanf-
igen; «k jkönnte jemals feige Nachgiebigkeit
)ur StaaNJLlugheit gehen , oder Unrecht aus
MaCsrucksichten begangen, irgend einem Stande
iieiaem Unfu^e zur Stütze dienen 1
Nachdem die Reichsyersammlung we^en
Ikug der AdeLsgesammtheit sich aufgelöst
fttei konnte die Sache des Herzogs ron Uj-
ik nicht irielir zum allgemeinen Vortrage ge-
mAx werden y um so eifriger vervirendeten
idider Coloczer Petrus Warday, der £r^
awr Thomas JBakacsh, die Herren Johann
ftoTnemiszAza und Andreas Both TOn
Bijia für ihn bey dem Könige. Nicht unbeF*'
kiut wir ihnen, dass der Falatin Stephan
Zipoija Ton Liorenz über dessen Schlösser
nd Herrscliaften einen Erbvertrag erschlichen
bitte. Zur Vernichtung desselben geschah
hI ihren Antrag, dass Wladislaw dem Her-
le^e aammtliclie Burgen und Güter , wie
er sie Tor dem Kriege in Besitz hatte, wie-
der einräumte; sollte er jedoch ohne Leibes*
erben hinscheiden, so müssten alle seine Be-
iitZQngen an den König und seine Nachfolger
beimbllen, und jetzt schon seine gegenwärti-
pn und künftis; anzustellenden Beamten zu
ttweigerlicher Übergabe derselben im ange-
Bommenen Falle eidlich yerpilichtet werden.
Die Ton Xhomas Bikdcsh darüber ausge-
fartigte Urkunde wurde von dem Könige und
▼on dem Herzoge vollzogen , womit Feind-
schaft und Fehde zwischen bey den für immer
ein finde hatte *).
«) lathuanff y Lib. HL p. 97. Da Lorens Ton U)lak
*■ J. 1496 «ich wirklich schon wieder im Betitle «einer Güter
be&od, und tob dieaea Jahre tnaber keine Spor einea Laiidtagea
— io8 —
Der scliadenfrohe Ruf des Adels: „end-
lich, haben wir einen König ; ^^ wurde bald von
Wladislaw selbst zum Schweigen gebracht
durch Handlungen, wodurch er entweder leicht- _
sinnige Ansicht yon Verbindlichkeit der Reicht-
Verordnungen für ihn; oder Hang zu ganz
Willkürlicher Herrschaft yerrieth. Nach aet-
J. c. 1497. ner Rückkehr aus Böhmen erklärte er Dou-
«6 Ociober, iierstag nach Ursula zu Szegedin den Italer
Angel US, Doctor des ICirchenrechtes , durch
gesetzwidrige Einsetzung von Seiten des Paps-
tes Verweser der Cisterzienser Abtey zu Petar-
wardein, des Besitzes jeder hohem Pfründe
im Ungrischen Reiche fähig und zur Bewer-
bung darnach befugt, ungeachtet der Reichs-^
Verordnung, wodurch Ausländer von Ungti-
sehen Pfründen und Amtern ausgeschlossea
wurden*). Eine Folge seines unbedachtsamea
Verfahrens war^ dass sobald es auf dem nächs-
ten Pesther Landtage zu Martini bekannt wo^
den war, die Stände ohne irgend Etwas zu
beschliessen, voll bittern Unwillens wieder ab-
zogen , er selbst die . Verordnungen der £ol- i
^^^^?^genden Reichsversammlung bestätigend,, diese
2./iiiiii. Verletzung seines Ansehens bekennen^) und
Verfügungen genehmigen musste, welche theils
offenbar theils versteckt der Majestät eines
oder Octival - Gerichtea entdeckt worden ist, so sind wir der
Meinung, diM in dem Briefe des Coloczers (Petri de JfTatia
Atp* Voioc, BpUioiiu editat a Carol. fFagner ifj^^ Poto»
in 4. p. laS.) an Lorenz von Ujlik die Zeitbestimmni^
^Jm pigilia Simonis et Judue apost, A* D* 1496. unrichtig wy^
und der Brief in das Jahr 1496 gehöre.
a) Liter. Wladislai ap. Pray Annal. P. IV. p« 383. ^ h)
pCum — — — inter delecta grana frumenti zizaniam £mpo~
„nendo omnia subpertisscnt , et sie ipsi Jiarones et regnieola»
f/ioetri nihil boui una nohiecum cancludentee p cum jactura
fjtwwn tuarum MOtis srandi ad proprio remeare coacii Jki§^
9^ni.** Wladialai Ues. DeoreuUL Fraefat. |. 6.
— log —
ouverSnen Machthabers zu nahe träten. So
oUte er in Zukunft zu der Verhandlung all-
;emeiner Reichsan^elegenheiten , ausser deiti
)tut<ra(he, auch noch' acht, von den Standen
rwShlte Beyffitzer berufen. Es solhe ihm
ivir frey stehen, auch Güter von mehr als
lodert Bauernhöfen ohne Genehmigung^ der
daten und Barone zu yer<;abeh ; aber diirch-^
s nicht befugt seyn, kirchliche Ffriinden oder
indereyen an Ausländer zu verleihen. Doch
nz dieser von ihm genehmigten Beschränkung
■annte er nach sechs Jahren den Cardinal-
egaten Fetrus Isvalia von Rhegio zum Bi-
:liofe von Weszprim; er konnte nie begrei-
», dass der Herrscher seine Macht und sein
nselien durch nichts fester gründen könne^
I wenn er sich selber strisnir an die von ihm
statigten Gesetze bindet, seines schon oft
niriesenen Leichtsinnes wegen konnten sich
M Stande nicht enthalten, ihre Reue über
me Erhebung, ihn fühlen zu lassen; diess
\g wenigstens als Nebenabsicht verborgen in
er Verordnung, dass bey jeder künftigen Er-
digung des Thrones ohne Erben, nimmer
>n auswärtigen Fürsten Bothschaft er, welche
ir kämen um Farteyungen anzuzetteln, oder
e Herren zu bestechen, angenommen, ge-'
Jrt, oder in die Wahlversammlung zugelas-
II werden sollten. Die Reichssassen behiel-
a sich ausschliessend vor denjenigen, wel*-
len sie ohne fremde Einmischung erwählen
ürden, auch mit Ehren auf den Thron zu
tzen, ihn gegen jede fremde Anmassung und
ewalt zu vertheidigen : die Hauptabsicht war
ffn Könige die Nichtigkeit aller bisherigen
irerträge' mit den Kaisem - Friederich «uad
— ^ 110 —
^Maximilian zu zeij^en. Übrigens war es kein
Wunder, dass die Stände ihren König nicht
ganz verschonten, da sie sich nicht scheuetM
gleich in der ersten Verordnung ihre eigene
Ausartung, ihre eingerissene Gleichgültigkelc
für des Vaterlandes Wohlfahrt, und ihres Bür^
gersinnes Erloschenheit aufzudecken, indem aie
über Prälaten, Magnaten und Landheiteoi
welche künftighin unterlassen würden, gleich
am ersten Tage einer allgemeinen Reicnsver^
Sammlung zu erscheinen und durch funfsehn
Tage den Berathschlagungen beyzuwohneni eine
unerlässliche Geldbusse von achthundert und
von vierhundert Ducaten verhängten: der A"
nen unterlagen Prälaten und Magnaten, der anr
dem die vom Landadel. Ausgenommen wiieb
nur die Beamten des Königs, der Prälaten^ dAr
Barone in .den Gränzfestungen oder auf G^
sandtschaften, die Kranken, Blinden, Lahinfttl^
Verarmten, odier in wichtigen Geschäften iin
Auslande Reisenden. Herren von einem Edd-
hof sollten ihrer Zehn Einen aus ihrem Mit^
tel auf den Landtag senden. Obergespane odoe
ihre Stellvertreter, welche durch Geld odec
Geschenke bestochen, Jemanden der Pfllehl
auf dem Tage sich einzustellen entbändevy
sollten in die Strafe von vierhundert Ducalfik
verfallen'). .,
Wie einzelne Prälaten und Magnaten Wft
diese Zeit gegen König und Vaterland geainni
waren, zeigten des einen und andern letzwit»
7. c. 1499. lige Verfügungen. So vermachte der jet^t veTr
storbene . Agramer Bischof Oswaldus Thu%
welcher vom Könige Matthias mit Wohl-'
:4i)..W.iadi«lau Dtciet. HL art. I. YIL XXVL XLV«
■/
— ili —
n iiberliauftj dessen Soline Joannes Co>-
AS mehrere Güter mit Gewalt entrissen hatte,
seinem Nachlasse dem Konige Wladii^-
zehntausend, ehen so viel der Aj^ramer
be; dem Vaterlande zu besserer Befesti-
der Gränzplätze Jaicza, Belgrad, Szar-
und Ze^vTin zwey und dreyssigtausend,
D Aämmtlichen Verwandten nicht mehr als
lausend dreyhundert Ducaten ') : hinge-
der eben um diese Zeit hingeschiedene
in Stephan von Zapolya, reichster
a m Ungarn, dem Könige einen Schenk'^
i, xwey Becher und zwey. Ff erde ver-
hile, von der Ffandsumme für die an ihn
rfandeten Dreyssigstämter erliess er ihm
ifaosend Ducaten. Für sein Seelenheil ver^
Lte er seine Herrschaft Gönz in der Ahft-
rer Gespanschaft der Kirche zu San et
in auC der Zipser Burg; dem Vaterlände
tfa. Das ganze Testament^) trägt das Ge-
fjt des ehrsüchtigen Emporkömmlings, und
IMS von kleinlicher, gemeiner Sinnesart,
len Mahl brachte er darin seine grossen
iste, Anstrengungen, Opfer, Mühseligkei-
Wunden für König und Vaterland in An*
Bg; vier Mahl bath er inständigst, derKo*
mochte im Andenken seiner ungemeinen
lienste seinen Söhnen Johann -und Ge*
sich jederzeit gnädig bezeigen^ ihnen bey-
m, die hülfsbedürftigen Waisen, das Ist,
Erben von mehr als königlichen Reich-
oam, in Zeiten der Noth nicht verlassen,
hsinniger und eitler verlangte der stolze
'irlati Illyricum tacrum T. V. p. Sog. b) Ea ateht
Mgner Anaiect. Soepuaü P. J. p.
•— 112 —
Magnat und nachmahlige Falatia Emerick
Terinj^ aus altem Geschlechte entsprossen,
in seinem letzten , bey völliger Gesundheit
aufgesetzten Willen, nichts für seine Familie^
nur seinen Leichnam sollten der König bis
an das Donauufer, die Barone und Magnaten
über den Strom bis zu den Festher Vorstädten
hinaus begleiten; in dem von ihm gestifteten
Eremitorio des vaterländischen Fauliner Or-
dens zu Terebes in der Zemplener Gespan-
N Schaft wollte er beygesetzt werden; dabey
hatte er mit ängstlicher Genauigkeit die ZaM
der Fackeln, der Bedienten in tiefer Trauer,
der Wagen, Sänger und Friesler, welche fol-
gen, wie viel Meilen des Tages gemacht wer-
den müssten, und in welchen Dörfern ange-
halten werden sollte, vorgeschrieben ■)•
IVeben und über solchen Magnaten von
so übermässigem Hochmuthe und so kleinher-
ziger Denkungsart, wäre es selbst einem Kraft-
manne wie -Matthias schwer geworden zu
herrschen , ohne zu erdrücken. Wladislaw
war es längst müde geworden, und selbst
seine geistvolle Gemahlinn war nicht mehr ver-
mögend, einigen Hochsinn und Mannesgehall
jr. C. 1503. in ihm aufzuregen. Im dreyzehnten Jahre sei-
ner scheinbaren Herrschaft und wirklicher Er-
niedrigung, auf dem Rakoser Landtage, wo
eine Menge oligarchische Anmassungen, Staats-
bestehlungen und Unterschleife zur Sprache
gekommen, die Thäter waren genannt und
durch Zeugen überführt worden, sass er, der
König zwey grosser Reiche, der Gemahl eines
edeln, gemüth- und kraftvollen Weibes^ der
a) lithaanff j Lib, VL p. 5o.
^ it3 *-
^atcr Eines deiA Vaterlande von Gottes Vor-
übung verliehenen Heilpfandes , in der Ver-*
&mmlung gleicligdltigy stumtn, Init dem Geiste
or einem HeHigen-Bilde, oder auf einer Jagd-*
arde abwesend, liess die entlarvten Verbre-«
ber- tin^straft, die Stände in Heftigem "Wort-
^HMifasel sieb erbitJBen und ohne irgend Etwas
ir des Thrones und des Reiches Wohlstand
II be^chliesseh , aus einander gehen '). ^ Da-
egeii bezeigte ^r sich selbst zu jeder Über-«
•^lig der von ihm bestätigten ReichsVerord-
üngen entschYossen- und fertig; es Wcrr ver-»
öthen künftighin einen Bischotfur sifih^ noch
lebr für alle seine Nachfolger , zum Oberge^
pan 2U' bestellen^); dennoch ernannte er nach / c;. 1501
rey Jahren den Neitraer Bischof Nicolaus
.<skay filr sidi und für seine Nachfolger
im Obergespan von Neitra« Leichtsinn^ Un-»
edachisainkeit und Charakterschwäche, nicht
oser Wille überfüllten seine ReiehsverWaltung
lit dergleidien gesetrwidrigen Handlungen«
in seltener Mann unter seinen Hofherreui
aistreicb, feinsinnig und freymüthig^ Bohus-^
iw Hassenstein von Lobkowic;^ hatte
in Gespräch zwischen ihm und dem Glücke
ediehtet^ und ihm auch zu seiner Erbauung
m^elegt. Fortuna wirft ihm die Unordnung
Ad Bedrückuni^en unter seiner Regierung vor ;
BS geschieht nicht/^ antwortet der Könige 5,auf
leinen Befehl;^' -^ 9,doch auf deine Zulas-^
sung,*^ versetzt die Göttin. — • »Ich will
gnädig seyn;** irwiedert Wladislaw* — -
o) Liter. Joannif Schlechta, Secretarii \Vlac!islai Reg.
t j3ohuiiium Hauenstem. ap. Kouachith Supplem. ad Vettig.
>iiiit]or. T. II. p. 5o5, l) Wlidialal II. Decretujn Ul
• an. 1498. art. LVll«
VI. ThtiL 8
— 1x4 —
^yDafür wirst du {gelästert, verliÖhnet; yer*
y^achtet; trag, untliätig, erbärmlich, nickt gna-
^^dig nennen dich deine Magnaten .und; Priu*
„ter." — »Wa» soll ich thun?" fragt erj „ich
„befehle unablässig; abeir Niemand gehpi:«^/^.
■ — „Sey. König !^^ ist der enjcHiche Bej^heid;
„dem Herrscher Matthias würde auf seine
j, Winke gehorcht."
So wenig fehlte es aa. Männern 9. .welche
die Wahrheit in grellen und^ in anmutliigeA
Formen ihm vorhielten; allein wer Sinajund
Herz für sie verloren hat, ist der Y^racl^tHng
werlh, welche ihm widerfährt: und. so i)umta
Wladislaw- sich gefallen lassen; d^.^ iitch
JC.1505. des Herzogs Joannes Corvinus Tqde «flec
einzelne Landherr Bernhard von Tliiirocs
den Sla\¥Onischen Edelleuteu bey Lebensstrafe
verbothy den Frovincial-Tag, welchen .die
neu ernannten Bane von Slawonien^ A 21 d real
Buth von Bajna und Franz Balassa yos
Gyarmath au£ königlichen Befehl ausge-
schrieben hatten, zu besuchen oder zu lieschiifr
Len^); dass den einzelnen Gespanschaften u|id
Landherren aus uobürgerlicher Eifersucht l^ef
Strafe der Ehrlosigkeit und Ausschliessung, aus
der Adelsgesammtheit untersagt würde, ausjMr
den Keichsversammlungen einseitig dem Ko*
nige Subsidien zu bewilligen^); dass Frähitepi
Magnaten und Landadel auf dem Festher JLand-
tage in grösster Anzahl von dem Könige und
von dem Staatsrathe sich trennten, durch förm-
lichen Reichsschluss bey erblos erledigtem
ä) Liter. Wliditlai Heg. ad Bernard. de Thnrocs ap. Pray
Epittt. Procerum P. I. p. 6i* &] WItdiilai Decrttum V.
de Inno i5o4. Art. I.
— ii5 —
Him SnraMung des neuen Herrsehen
bduelteD; nicht ohne kränkende Hin-
■ aiiC Wladislaw, für alle künftige
■lindtsf^en Fürsten die. Wahl fahinkeit
ui, luid ihm nichts anders übrig lies^
Bck und die Seinigen der göttliöhen
^ SU empfehlen; dass hey-Ludwig's
»gar die Ss^kler es wagten ^ die he)^
le Abgabe Eines Mastochsen von je^
viiho& XU Verweigern ; den Ungrlseheii
n Paul Tomory, welcher sie ourch
isv Waffen dazu anhalten wüQfe^ sehtt*^
iwondet mit seiner ganzen Mannschaft
Kladit jagten und nicht ehe gehordi^
: bis ne Ton dem y mit sidblreicheresr
bt reistärkten Tomory' bey Maroet
r die • blutigste Niederlage' erlitten hat-
B'dav'dr^y- und zwaazigjahlige Jt^
6u Zipolya sich erfredhite, ungertf- /• c. 1510,
I Srennier zu kommen, um die T<idi^
M Königs zur Gemahlinn anzuhalten^
L*Hahmen der gesammten Stände Vn^
hat aait Ausschliessung aua^er könig«
Keiier Bui^ zu drohen, wetm er seine
mter nichtigem Verwände der Pest in
suruckliesse; dass Zipolja's Faction /• C. iil4.
it seinem Leben nachstellte, und selbst
0 Ret<:habeamte Emerich Peräny der
iha zwischen WladislaVs Kindern
iximilian's Enkeln widersprach^ das
am Aufstände reitzte, als &r yom Ko-
rn Widerrufe seines straflichen Verfah-
t^ef ordert wurde, die Recht mfissigkeit
m Tertheidigte , und auf dem nächsten
|e es noch zu verfechten drohete.
fib nie ist ein König, welcher bey völ-
8»
.s
Ca
.)
— 116 —
liger Unfähigkeit zu regieren y bloss auf das
jBufallige Recht der Erstgeburt gestützt, seine
fähigem und würdigern Brüder verdränget;
nie eiji Volk, welches mit verruchter Gesin-
nung, aus verdammlichen Absichten, vorsSli^
lieh eine gelst- und kraftlose Menschengestalt
auf den Thron seiner Heldenkönige berufen
hatte , empfindlicher gestraft worden ! Was
wSre in drey Jahraiehnden aus Ungarn gewor-
den, hätte nicht der Fünfkirchner Bischof Ge-
örgius Szathmäry sich des unvermogendaii
OeWalihabers ganz bemächtiget, uiid da . er bey
yerderbtheit der Grossen, einer kräftigen Un-
terstützung vom Throne entbehrend^ nicUtviel
Gutes stiftje« konnte, wenigstens durch wack^
aame Klugheit vieles Unheil verhindert 1 •... .
; Mit dem Untidrgange des gekrönten Schwidb*-
lings in Nichtigkeit und Verachtung matsle
auch unter, den Ständen Gemeiiisinn und Bin-
tracht verschwinden. Seit des Matthias Tode
war Ungarn . im Allgemeinen in zwey Haupt-
parteyen, 4ie Osterreichische und ZdpolysoOi^
getrennt; dietrefllich berechneten und gemee-
^enen Scliritte der einen, die listigen AnsohUffe
^nd Ränke der andern sind bereits erzählt
Ausser di^seir allgemeinen waren Spaltung, die
Genossen JQdes einzelnen Standes unter sidL aa
Feindschaft . und die Stände unter einander in
immerwährendem Zwiste; Johann Kishoryttli,
Lorjcnz Bänffy, Bischof Oswaldus, Heir-
.zog Lorenz von Ujlak, Stephan vonZi-
polya, Ladislaw von Loszoncz,* waren
nicht die einzigen, welche an Bisthüm^m,
Abteyen, Kirchen, Freystädten, Szeklern, ein-
gewanderten Landsassen, minder mächtigen
Magnaten und Landherren Gewalt und Raub
— 117 —
libt lialteni es befanden sich im ganzen
ciha nur Weni^je, welche nicht, entweder
r gewaltsame Verletzungen ihres Eigenthu-
■nd ihrer Rechte idagten, oder des Mor-
■od des Raubes angeklagt waren , wie die
eblichen , nie befolgten Verordnungen
ntlicher Reichsrersammlungen bezeugen.
Die Prälaten y an Geist , an Bildung, an
hmack , an Ilaushaltungskunst und an
hlkuin den meisten Baronen und Magna-
ibeilejfen, woUten diese auch an Wohlleben,
mnd, Pracht und Glanz übertreiFen. Ver^
idh war Ton Landtagen verordnet, dass kein
itficher zwey oder mehrere Pfründen be-
m sollte^ die hohen Prälaten hatten Macht,
fiesetze zu überwältigen, sobald sie ihrer
nicht im Wege standen* Das Qberliaupt
Ungr»chen Kirche selb.^, der hochmü-
I Cardinal Thomas Bikäcsh liess sich
ar dem Graner Erzbisthum kaum mit fünf
zwanzig der fettesten Pfründen beCriedi-r
Nach seinem Beyspiele wetteiferten die
gen mit einander und mit den weltlichen
Daten in Aufstellung einer zahlreichen und
bar tf erlisteten lleiterey, zum Staate, nicht
Verlheidigung des Vaterlandes: drey- bis
shundert ^[ann und Boss glänzten in Gold,
er und Edelsteinen , wenn sie auf die
Jurersammlungen oder an das Uoflager
sn. Fast jeder besass in der Hauptstadt
n Palast; durch alle Strassen und Plätze.
ai^ Trompeten 'Schall, wenn sie sich zur
•1 setzten,^ um einige Stunden lang froh-
zu schwelgen. Sigmund Freyherr von
rberstein^i fast an allen Höfen Europa's,
Tajo bis an die Mosqwa, Maximilian's
~ 118 —
I
Gesandter, hatte dergleichen Luxas und Ge-
pränge nirgends gesehen; seiner richtigen An«
sieht nach ,,hatte es in Ungarn solche Gestalt,
,ials sollte es nicht mehr lange währen;^' doch
gefiel ihm noch y dass er seihst hey Hofir
einen Mann fand, welcher ihn versicherte:
,ischwerlich dürfte je ein Reich mit ausgelasa-
,,nerer Lust und Freude, mit grösserm Glans
„und Frohlocken^ als das Ungrische seinem'
„Untergange zugeeilet seyn*).** r*
Diese Ausscnweifungen der hohen Clerisejr
mussten nothwendig die Aufmerksamkeit der
Laien erwecken, der minder yermögenden
Magnaten und des ärmern Adels Neid, ffifer«
sucht und Mlssgunst wider sie aufreitzen, nir
Beschränkung mrer Vorzüge, zum Raub aä
ihren Gütern, zur Entziehung der Zehentes
anlocken. Bitterlich klaffte darüber Fapst Ja-
lius der IL an den König ^); der Coloczer
Erzbischof Petrus Warday nannte es eine,
drückende Verfolgung der Kirche, bedauerte
das tiefe Dahinsinken der bischöflichen Würden
rieth zur Geduld, um die Wespennester nidu
noch mehr aufzustechen; bekannte redliclii
unersättliche Habbegierde und gränzenloser
Ehrgeitz hätte Ungarns Prälaten, welche der
Herde Gottes zum Vorbilde dienen sollten, so
ganz entwürdiget, dem frommen Kön^e rer-
ächtlich gemacht, unter dem Volke mit Spotl
und Schande überhäuft; und ermahnte seine
Standesgenossen zur Besserung , Mässigkeity
<i)Herber8t«in in Commentar. Renim Moscoviticaniiii,
und in seinem Tagebuche bey Kovachich Sammlang nn«
gedruckter Stücke Band I. S. 168. b) Liter. Juli i II. i'apae
•d Keg, de 28. August. i5o&. ap. Pray Epist. Frocer« P. L
p. 49.
— "9 —
m *k ■
Kcneidenlieit, damit sie nicht fremden Gü^
m n«cfaja;^end^ auch noch um das Wenige^
IS sie begossen ^ gebracht, und an ihnen er-
iDft würde, "was ein alter Dichter sagt : ^^das
Balte fftürzt, das Aufgeblasene platzt^ das Ge-
«hwollene wird gepresst ■). "
Zum irlücke war noch Ein fester Funct
dianden, ia Trelchem sich die Magnaten mit
n Prälaten immerfort wieder einigten. Beyde
inde betrachteten und behandelten mit glei-
er Gesinnung dah Reich, als Quelle der
sidhlhumer für sich, woraus im vollsten
bCEnnasse zu schöpfen, sie ausschliessend be-
sditiget waren. Die Nährung derselben durch
»eUiche Zuflüsse, die Kosten' und Lasten
Ter Vcrthcidigung suchten sie mit vereinig-
r Anstrengung, und dabey sich einander
aftig unterstützend, von sich abzulehnen^
id der Adelsgesammtheit allein, durch sie
$m Bauernstände aufzubürden. Daher die
raiigen, immer unruhigen und erfol<;losen
landtat^e: daher die besondern Verbündnn«jen
irischen Prälaten und Ma^^naten, ani^eblich
ir Bcschirmunij des Königs, in der That zur
Dterdrückung des Landadels, welcher, gegen
» Küni«; immer treu uad redlich gesinnt,
ir gegen das eiserne Joch der gesalbten und
agesalbtpn Unterkönige sich sträubte; daher
sr präuliclie Kreuzkrieg mit Wuth geführt
m Bauern , zu deren Bedrückung der Adel
tdi nothgedrungen sah, um sich unter den
lackereyen der höhern zwey Stände noch ci-
«) nVagna cadunf , vißata crepant , tumefactä premuntur**^
•er. Fe tri de "War da ap. Kollar HiäL £pisc. QEcclea. T.
f. 491.
lao
\
ntger Massen eu behaupten; daher des KSiiigs
Unvermögen | die Gränzfestungen in gutem
Vertheidlgungsstand zu erhalten, und hey feiad-
]ichen Überfallen zahlreiche Heerscharen apf-
zubringen ; daher der Verlust ron Tessän, Szre-
bernik, Szokol, Szdbdtsh, Belgrad , und endr
]xQk des Reiches yülUger Untergang,
Schrecklich ist zu vernehnieni was das
tapfere SzcLler-Yolk, alten , durch ruhmlicho
Kriegsth^ten yerdienteD| unTermbchten^) Adelsi
J. c. 1493. 70i| dem ersten Woiwodea Siebenbürgens, und
^ yon seinen Unterbeamten Leonard Barbös
ypn Hederfaja, Anton Katzay und. AI--
breght Imreffyi unter Zulassung des zwei-
ten Woiwoden Biirtholomäus Dräghfy und
des Bischofs L^dislaus Ger6b, hatten er»
dulden miissen. Unbefugte Erpressungen^ als
Ein Kübel Weizen, Ein Kübel Hafer ^ Sine
Kuhy Ein Huhn und Ein Brot von jedem
{lause; ^^wey Mastochsen, zwey Fässer Bier^
aiwey Wagen jßlsen, und Eine Speckseite TOn
jedem Ffarrdorfe; für nicht geschehene Leis-
tung e\n halber Ducaten Geldbusse zum Er-
sätze Eines Huhns oder Brotes; beträchtlich
Qiehr für unerfüllte höhere Forderungen, wa-
ren das Geringste; sogar schuldlose Herren, und
um ^uch von verwittweten Hausmüttern zu
gewinnet^, uninündige Kinder wurden unter
fiilsclilich anschuldigten Verbrechen einge^cogen
und mussten sich von Gefangenschaft und
Jlarter mit fünf }^nd sswanzig Ducf^ten Igslgm-
f
i
bsm Xnuim^ wurden ihsem WirnnSanam
L^ Um» mit Sdilägeni geinisjsfaaiidelt^
fggtßkat und ges^iXndet« Wer e»
es Volkes Klagen vor. den Konig. «u
wie StepLun und Andreas Yör-e«!
IS seinen Gütern geworfen», Der yfair
te bekannt machen Ussen n ner K&r
Siebenbürgen; wer xu dem König
L -Spuckt nehmen wollte, miUste
3^£i J^ben, um Einen vor dem Htnr
£, dem Ruckzuge yerlieren. %a können;
nam Verbrecher erklärte, der musste
«nd bleiben; möchte ihn der König
||en Mahl begnadigen/ der Bache, des
lein wurde er nicht entgeheur Stöben
1 veiche Szdkler Herren ohne männlir-
en, so liess er ihre Töchter mit Ge^
Bfjlubren und mit seinen' Günstlingen
eyi, damit die Erbgüter dem Sz^Uer
niisqgen würden« Gleich bey seinem
. der Verwaltung erpresste er ' unter
nigi Nahmen zehntausend BIsstochsen;
nuf erliess er ein Aufgeboth zur Heer«
nd forderte den achten Theil des Vol*
die WalFen; da sghossen die Sz^er
r Rüstung einmahl hunderttausend Du-r
usammen, der gewaltige Mann berief
rnehmsten 4u sich, dr^ng ihnen das
I, nnd erklärte den Feld^ug für aufge«-
ui doch- die edlem und würdigem Vwnh-
rer Zeiten immer gewusst hätten^ welr
ex IlbeUat «eptein 'Se^Iani Sicalioallnia ad
I 11. «p. Engri CwcluQbto dea Ifo^, fioicbot 1U UL
•cten Ö. 4i IT.
— 133 —
cKe Gräueltkaten in Ihrem Nahmen, Ton ihrtn
Beamten, an ihren Völkern verübt wurden^
Wahrlich der Thron wäre ihnen zur Marter-
bank geworden; und wiissten es viele der he(t-
tigen, bald würden sie die Summen zur Vit^
richtung zweckmässiger Zucht - und Besstf-
rungshäuser ausmitteln : bey Fürsten, von Wla^
dislaw's Gehalt, blieb und bleibt auch didseft
Wissen unfruchtbar. Als er von der Leut*
, schauer Znsammenkunft mit seinen beyden Brü-
dern nach Siebenbürgen kam, legten ihm di6
Sz6kler in Unterthänigkeit ihre gerechten Klä^
gen vor, begleitet mit freymüthiger Erofikung
ihres Entschlusses auszuwandern; aber ihre
ganze Genugthuung war, dass er die VeiWal^
tung der Provinz dem Woiwoden Bartholo-
mäus Drdghfy allein übertrug und den ei-
nen Woiwoden Ladislaw Loszonczy xu
seinem Hofmarschall ernannte. Was sollten be j
dieser Feigheit Wla d i sla w' s im Bestrafen andere
und mächtigere Magnaten in ihren Gewalt schrit-
ten gegen den Adel fürchten ? Was sollte des
Königs Schwestersohn Georg Markgrafen von
Brandenburg; was den Ban Johann Tahy
JBurückhalten , jenen als Besitzer der Corvini-
schen Herschaft Medve die benachbarte Adels-
gesammtheit auf dem Turopolyer Felde, die-
sen die Landherren von Croatien , Dalmatien.
und Slawonien immerfort zu befehden? konn-
ten doch selbst vier Landtage*) nicht bewir-
ken, dass den Bedrängten gegen ihre gewal-
a) Ludovici II. Dccret. II. de anno i5i8. art. XXXVITT.
Bjnfd. Decret. III. de ann. 1S19. art. XL. Ejusd. Beeret. IV.
de ann. iSsi. art. VII. Ejusdem Decret. V. de ann. 1625. art
VU. et XXIV.
— ia3 —
tigen Unterdrücker Gerecht^keit yersoliaffl
würde. Der einzige Herzog Lorenz von Uj-
lak musste Wladislaw's.Zom empfinden aber
weniger weil er Landesyerrätlierey , Mord, an
Kirchen und Adel Raub begangen; als weU er
den König geschimpft hatte. Als sich demnach /. c. 1506«
der Adel mehrerer Gespans chaften unter dem Pa-
nier der Biharer zur Empörung wider den Magna-
tenstand vereiniget, und der ihm zuerkannten
Last zu Jaiczas Yertheidigung Steuer zu be-
zahlen und Mannschaft zu steilen, sich wider-
setzt hatte, blieb dem Könige nichts weiter
übrig, als den Aufruhr ungestraft hingehen
zu lassen und durch Drohung mit päpstlichen
Hülfstruppen wider die Rebellen, Furcht für
die Zukunft zu erwecken^), *
Unter solchen Erscheinungen energischen
Treibens yon der einen, und der Ohnmacht
TOn der andern Seite , musste die Spal-
tung zwischen dem Magnatenstande und der
Adelsgesammtheit immeriort tiefere Wurzeln
schlagen und in heftigem Ausbrüchen sich
offenbaren. Doch wie rrälaten und Magnaten
augenblicklich Eines Sinnes waren, wenn es
darauf ankam : alle bürgerliche Lasten dem
Landadel aufzuwalzen, so schien auch Ein-
tracht zwischen ihnen und dto Adelsgesammt-
heit wieder hergestellt, als kurzsichtige Rach-
sucht und blödsinniger Eigennutz anriethen,
den staatsbürgerlichen Zustand der Bauerschaft
aufzuheben. Diess geschah nach unmensch-
lich geendigtem Kreuzkriege tind nach miss-
lungenem Inordanschlage auf des Königs Le-
a) Liter. WUditUi. Reg. ad Palatin. Fetrum de Win-
Sirui de 8« Julii« i5o6. ap. Frcir EpUu Procer. P. I. p. 69.
— »4 —
/. c. 1514. ben am Feste Elisabeth^ auf dem Ofener Land- |
19. Navlfr. tage; da wurde zu grossem Schaden der Lan- i
descultur dem Bauernstände die früher durch ,^
yiele Reiohsverordnungen ihm zuerkannte Frey- .
zügigkeit genommen , und das Landrolk wd ,
ewiger Leibeigenschaft yerurtheih) damit alle ^
Jahrhunderte wissen möchten, dass Auflehnui^ ■
der Unterthanen wider ihre grausamen Herren ^
ein gräuliches Verbrechen gegen Gott und Ye* J
terland sey. In jeder Gespanschaft sollten zwölf ^.
verordnete adelige Richter den im Kreuzkri^ r^
zugefügten Schaden schätzen, die Bauern mit
-den Edelleuten ihres Anhanges zu des Bein-
fes Ersatz angehalten; für einen erschlagenen .
landherren seine Bauern mit zweyhundert, iSr
einen körperlich gemisshandelten mit hundMf
Ducaten gerecht werden ; die Güter des ersterBp '
im Mangel männlicher Erben, der Wittwe ud \
den Töchtern bleiben. Über freywillige Haufip ^
leute oder Rottenführer der Bauern und uMT '
Notbzüchtiger der Matronen oder JungfraMA *
wurde die Todesstrafe verhängt, der letztem ^
Verbrecher ganze Nachkommenschaft mit ün- ,
ehrlichkeit; belegt. Priester, Cleriker mid ^
Schüler, unter den Kreuzrotten ergrilFen, soUr "-'
ten ihren Bischöfen überliefert und von 'die- ^
sen gleich den welllichen Anführern und Haupl- ^
Verbrechern bestraft ; die von Obergespar-
pen unterlassene Bestrafung schuldiger Luob ^
von dem gesammten Adel der GespanschaCMi ^
voUzogen werden. Aufrührischen Landher-
ren wurden ilire Güter abgesprochen und den
Wittwen, Kindern oder Geschwistern der er- -
sclilagenen Treuen zuerkannt. Weder der Kö-
nig, noch die Stände sollten befugt seyn, die
verordueiQ Strafe zu erlassen. Alles geraiJMe -
Gtviiy wenn es nicht ih ScUachten vrät erbeu-^
tet worden y iSoUte den Ei^enthüinefn JfturuGk->-
gegeben werden. Sämnitlicheil Läüdherreii
wurde etlnubt mit Genehmigung des Königs
Huf ihren CrtitdrUy Schlösser und Thürme 2u
erbauen; Heyducken , Bauern, Schülern und
unbepfründeted Priestern Tei'bothen, WaiFen
c>der Büchsen tu besitzen« Das Schulzenamt
luf den Dorf erb Wurd e abgeschafft. Ninraiermehr
loUte ein Geistlicher von bäuerischer Herkunft
zu einer hohem Kirchenpfründe befördert wer*
den. Um Antrieben zu künftigen Emporun-^
gen zuvorzukommen, wurden die Dienste und
Abgaben der Bauern an ihre Herren genau be-
stimmt*); und sogar den Kumanem und Jasr
£onem ihre Rechte tind Freyheiten abgespro-
chen. Gleich den Jobbagyeü und Bauern soll-
ten sie in Zukunft Steuern und Zehenten
bezahlen. Ungrisohe Missgunst hatte sie ge-
heimer Einverständnisse mit Georg D6sa vei^
däohtig Seemacht ^); aber ihr Kraft- und Werth-
gefühl, ihres obersten RichterSi Emerich Fe-
T^nj Beharrlichkeit auf alten Rechten, und
die Gewohnheit j Vieles zu verordnen, Nichts
zu vollziehen , retteten ihre staatsbürgerliche
Selbstständigkeit.
Nach der Einigung des Prälaten - und
Magnaten -Standes mit dem Landadel zu die-*
■i^M^
ft) Corpus Jnttt Hdngtf. ¥. L p. iji. Alt We Abgatie
iottit aar Terebelichl» fiaim, Uautbetitser oder Binlieger, tei-
nem Herrn jifbrlich £inen Ducaten zthlen; Einen Tag in der
Woche dem Herrn Dienst leisten; ihm monatlich £in Huhn
bringen; von allen Feldfriichten oen Prälaten den Zehenten»
dem Herrn den Nennteri gehen; dem letztem jährlich zwey
OÜnse ; zehn Bauernhöfe jährlich zu Weihnachten ein Mastschwein
liefern. Der Menfchenwerth , oder das Wehrgeld (Homagium)
für jeden Einzelnen, war «üf vierzig Ducaten geschätzt. Art«
XV— XX. b) WUdisUi II. Decret. YIL u% XXUI.
V
— jia6 —
sea BeschlÜMen durch gememschaftlicheii SU
gennutz, arbeitete die Spaltung durch die fol-
genden neun Jahre unablässig wieder fort, und
pfienbarte sich mit zunehmender Kraft auf ^ie-
j. C1524. ben Reichsyers^mmlungen; am stärksten in der
8, Sepibr. n^l^ten , auf dem Rakoser Felde zu Maria Ge-
burt. Sie wurde durch mehrere Yersanunlun-?
gen des StaatsratheSj zu welchen unter Andetm
auch Johann' von Z^polya, Johann
Qr.äghfy, Johann Tahy, Ladislaw tob
Kanisa und Andreas Bithory berufen wie
r^n^); und durch einige dem Adel, wie .den
Magnaten, höchst missfällige Schritte yorbem^-
tet« Der ärgste yrar, die Erhebung des Etlaweff
6. Moj. Bischofs Ladislaus Szälkin, Schuster Soh?
nes, zu dem Graner Erzbisthume, nachdwi
Donnerstag vor Mlsericordia der König .; uaid
7. ^;)m7. das Reich durch den Tod des Georgji,u4
Szathmäry^) ihre festeste Stütze yerlonn
hatten. Die Unzufriedenheit liber diese Beffir-
deruhig war so allgemein, dass die Unbefan-»
, gensten von dem ausgeschriebenen Landiaga
Unheil fürchteten, und bey den vornehmsten
Beysitzern des Staatsrathes bey Zeiten sicik
nach der anscheinlichen Richtung und Stim-
mung der bevorstehenden Versammlung erlutaie-
digten *").
Der König eröffnete aie mit dem Antruf^
an die Stände für Ergänzung der Donau -FIottQ
und Besoldung der Heerscharen ernstlich zu
sorgen ; Gesandtschaften an den Fapst« und an
a) Liter. Ep. A grient, ad Andr. Batbory de 5. Mtrtii iSsi«
ap. Pray £piat. Proccr. P. J. p. 176* &) Nicol. Olalii
CnronicoB. «p. Bei Monoment. Decad. l* p. 5g, c) Liter. Ep.
Varadiens. ad Andr. Bathory de 6« Au^tuti i5a4. af>. Kova^
chich Vestig. Comitior« p. 66 1«
andere cliristliühe Fürsten .mit -Malmungeii um*
Beystand zu yerordnen; zur Bestreitung der
dringendsten ReiphsbedürfnissiB Subsidien . zW
l>ewilligen> und *wider . diejenigen, welche, sei^
nen und des Taliains Befehlen Gehorsam rer-
sag^nd^, d^ gemeinsdiafdichen Pflicht, dem
1^.. Gefahr; schwebenden -Gemeinwesen O^f&f
2|u. bringen 9 Mch enttögen,. mit! Verhängung*
gerechter Strafen, zu verfahreti : .worauf er mit
3^iqen Käthen in die OfenerBwpg. zurückkehrte.
Sogleidi erfasste* ^e Adelsgesammtheit das
(}}>el bey der MVuxzolj und glaubte es durch.
Ansetzung eines neugei^ allgemeinen Landtages^
wie blslier noch. }ieinc)r war gehalten worden,
und. dtirchi ^yer0sdnungen• über Relchsverwal-
tun^, ]Lfber;;A^«l4p4^r,iüber GrÜnzberichtigung
und Besit;^tfind>:iibep Rechtspflege, Stlaats^
wirihsqhaf^,. --fSoHTj Münz.- und I^rieg^wesen
gänzlich auszuiiotif^ *}• Damit iidiese sowohl^
ai» ,die früh^fn, K jR.eichsyerordnung^n gewisser
yollzo}{en wüjrdaa^ aolUe dorStaaetanth in böJi^'
sere Yerfasavipgj.gf^aetzt, mithin von dem Kö-
nige noch eina Apzahl Prälaten qnd Barone
hinzugezogen werdeii» mit .'der Vollmacht, bey^
getheihen Stimmen de» Staatsrathes zu ent-'
adieidpq, alle .Beidisämtec und Befehlshaber-
Stellen zu vergeben, über Eingang und Aüs^
spendung :der. königlichen. Einkünfte die Auf-
sicht zu fühi;en| und über Alles als höchste
I^ehqrde zu vef fügen.
•. Nimmermehr . sollten Ausländer in den
Staatsrath zug/al^sen, oder zu Hofä'mtern des
Königs und dcp Königinn, zu Befehlshabern
d) Articnli in Ccnyeiitu Generali pro fetto Nativitati« D.
V. Mariao tnno lösi. editi ap. Kovachich Vestig. Comitior. p.
^ »8 -r-
der Schlosser I suVenraltern der Salz-, Münz-;
Berg-^ Zoll-Kammei'ü angestellt, weder in
Gespanschafteä zu Ober^ und Vice -* Gespanen
ernannt, noch zu kirchlichen Pfründen befor^
dert; die bereits also Angestellten ohne Verzti^
entlassen werden. Das Ring -Siegel soUte der
Konig keinem andern als seinem Ungrisehev
Geheimschreiber {^ergeben, das Reichssiegel
und die Kanzlerwürde nur dem würdigsten rri^
laten TOn Ungrischer Abkunft rerlemen. Um
Fugger, wekhe als Pächter der Berg- und'
Münzämter die Schätze des Reiches erschöpfe
ten und ausführten, sollten des Landes Ter^
wiesen; die an Ausländer bewilligten Geludte
eingezogen, an sie geschehene YerschreibttngiM:
Juiniglidier Einkünfte widerrufen, die Gesandt*
ten des Kaisers und der Yeneter fortgesdiaffl^'
der getaufte Jude Salomon, Emerich Sze«
rencs6s genannt, nicht ntir aller seiner AUt»'
t^r entsetzt, und Ton dem Hoflager des K&«'
nigs und der Koniginn w^gejagt, soBdem
auch seiner bereits angegebenen tind von Zsur
gen bestätigten Verbrechen wegen, bestraft
werden; nur der Waffendienst für gewöhnfi«
chen Sold an den Ungrischen Reichsgriti^'
zen wurde Ausländem offen gelassen und ge-«
währet *^
Weil aber boshafte Storer des Gemeinwe^
sens'die Vollziehung der heilsamsten BeschlüsM,
Verordnungen und Verfügungen bisher hiU'*-
tertrieben , der Reichssassen Kostenaufwand^
Arbeiten und Anstrengungen des erwünschten
Erfolges beraubt hatten, so wurde für noth-
wendig erachtet, diesen Feinden der öffentli^-
a) Articnli etc. t<-V.
— • 129 —
ien YToUfabrt endlich einltiälil dutch ktäfti^
Assregeln £u begegnen und sie zu entwarf-^
BD. Hiermit meinte der Adel die tnächti-
eaFrilateii und gewaltigen Magiiateri, welche
UeD bürgerlichen Lasten sich entzogeil, die
lesetze ihrer Willkur unterwarfen, jedem An-
ihen und jedem Gerichtshofe Trot2 hotheti^
i{ .den Wegen des Rechtes nie zu erreichen
aten. £-*« sollte daher auf Johannis Taj^e des
ichsteu Jahres das ganze Reich bey Uatvail
B Fusse der Matra bewaffnet sich vehsam->>
ido; jeder Edelmann, er möchte Landh^rr^
Aer nur Sines Edelhofes Besitzer seyn, sich
n Penon dabey einstellen ^ jener von zehii
BtBonibofen , dieser von zehn seines Standes^
rraa ihr bewegliches Vermögen nüi* hutidert
Bacaten an Werth betrüge, Einen bewäifne-^
ea Mann zu Pferde} die gebirgigen Gespan-
(diaCten Einen zu Fuss mit bringen; Capiiel^
[km^enle, Propste, Äbte und Nonnen ausser
dem Einen yon zehn Bauernhöfen, auch für
ihre Person, gleich den adeligen Hausbeamteil
der Magnaten- Ff auen, fiinen Reiter senden*
Der Pflicht persönlich txx erscheinen würden
die Gränzgespanschaften Temes , Torontalj
Bdcsh, Valkow, Sirmien, Possega ^ der Adel
Ton Siebenbürgen und Slawonien entbunden)
doch sollten sie eine Anzahl Bevollmächtigter
senden 9 über diess die Siebenbürger sowohl^
aU die Slawonier, tausend Mann Reiterey zu
jeder Verfügung des grossen Landtages in Be-^
reitschift halten. Läge den Prälaten und Ba-
ronen des Vaterlandes Wohlfahrt, des Königs
Würde und Ansehen , des Adels und ihre ei-
gene Freylieit am Herzen, se könnten sie un-
gefährdet auf dem grossen Tage erscheinen,
TL Tita. 9
— i3o —
und sich als' treue Reichsgenossen bewähren;
doch jeder Ausländer müsste aus ihrem Ge-
folge wegbleiben. Edelleute im Dienste der
Magnaten oder Landherren sollten nur unter
der Bedingung dass ihre Patronen auC den
Landtag ziehen, im Dienste verbleiben; widri^
gen Falles für Yerräther des Reiches und des
Adels geachtet, ihre Güter eingezogen, ihr
bewegliches Vermögen dem Adel der Gespan-
schaft Preis gegeben, ihre Häuser niederge-
rissen, sie enthauptet, ihre Söhne und Tochter
für immer in den Bauernstand herabgesetzt
werden. Eben dieser Strafe sollten die Land-
herren unterliegen, welche den Landtag aus
Verachtung zu besuchen unterliessen ; l&iner
sollte sich unterfangen, unter Vorwand einer
Reise in das Ausland, oder unter andern Aus-*
flüchten wegzubleiben. Die Adelschaft jedes
Comitates sollte unter Anführung ihres Vica-
Gespanes oder des von ihr erwählten Haupt--
mannes ausziehen, unter Weges Niemanden an
Person oder Eigenthum verletzen, und also
sich einrichten, dass sie spätestens am Abende
des ersten Versammlungstages in Hatvan ein-
treffe, damit die Zeit nicht in Erwartung der
Abwesenden vergeudet werde. Während der
Dauer des grossen Landtages sollten die Zehen-
ten der Prälaten und aller andern Kirchen-
pfründner eingezogen, und von der Reichsver^-
ftammlung des Ertrages Anwendung zum Vor<-
theil der Gränzfestungen und verfallenen Städte
bestimmt werden. Zöge desswegen ein Prälat sein
M^affenvolk von den Gränzen zurück , so spllf q
er seiner Zehenten für immer verlustig werden *)(
«) Artiemli •tu XXXI — XLIL
AT die iiuseMte Yersweifluiig könnte roa
r Yersammlting .etwas Erspriessliches Hof-',
ider ner der böseste nille eine al^e«
Umwfilziing der Dinge, durcli sie bezwee-^
M«uterey und Aumihr, nicht Ordnung
eckt liesA sich yon ihr erwarten; diess
ten der Koniff, die Koniginn, der Staats-*
i banger Wehmuth, als die Artikel zur
[fing «uf die Ofener Burg gebrächt wins
^taatsklugheit Hess dem Konige hierbey^
lus keine andere WaU, als entweder die«
als Majestät verletzende Verfügungen nut
laemer Entschlossenheit unbedingt zu yer-*
a, oder sich selbst durch unbedingte Be*
lig an die Spitze der Adelsgesamihtheit
eilen 9 um in Yereinigutig mit ihr die
aacltt des Prälaten- und Magnaten- Stan-
n bezwingen. Anstatt dessen versprach
as Gerechte und Rechtliche in den Ar*'
i w>gleich zu vollziehen; aber das Decret
ranzen der nächstens, von ihm zu beru*
na Reichsversammlung zu nochmaliger Pru'*
nnd Berichtigung zu übergeben; dadurch
\ er den höchst bedenklichen Hatväner
zu hintertreiben.
Der Landtag wurde zu Georgii des nach-^*^*^^«
Idires auf das Räkoser Feld ausgeschrie- -^^^
nnd Ton Magnaten sowohl als von dem
adel zahlreich besucht; alle in Waffen an
mtze ihrer Dienstmannen. Bis zum Sonn-
Mnlate wurden die Artikel der letzten 7. Mn/f*
hsversammlung geprüft, bestritten, verthei-
t und IQ einigen ausserwesentlichen Be-
■nagen gemildert *). Die Verordnungen
iici— cn «ie in der Robrik aUer Handaclniftttn : M«t
Huta tüniUuT Gtfurali pro Dominica Juhilat4 in Campo
9*
— 132 —
über den grossen Hatvaner Tag zu Joannis
blieben unverändert; und da sowohl dawider^ ab
aucb gegen des Adels bewaffneten Aufzug voii
Prälaten und Magnaten gestritten wurde , zog
10, May. ersterer am Mittwoche unter Anführung des
Herrn Stephan von Werböcz nach Festli
herein ) versammelte sich in der Sonct Peters*
kirche, und beschloss die Waffen unter kei- ^
ner Bedingung niederzulegen, auch durch frey- ^
miithige Erklärung hierüber an den König sei^r -
' nem Befehl zuvorzukommen« Mitunter liesseil. ^
sich heftige Ausbrüche der Erbitterung wider ^
die schlechte Münze und wider den getattfteii| ^
hochansehnlichen Juden Emerich Szerenc- ':
8 es, als Urheber alles Unheils, nicht miodAr ^
/ wider den Falatin Stephan Bathorj, dem \
Belgrads Verlust zur Schuld gelegt wurde, ver- -
nehmen. Die Prälaten und Magnaten Uessaii ^
ihre Völker auf dem Rakoser Felde zurück^ ■
und begaben sich zum Könige auf die Öfener :
Burg« An diesem Tage noch erschien in der
Versammlung der Neitraer Bischof Stepha-
nus Podmäniczky von dem Könige go$and^
die edeln Herren über die Ursache ihrer Tren^ :
nung von dem Prälaten- und Magnatenstande
zu befragen, sie zur Niederlegung der Waffen^
und zur Rückkehr auf das Rakoser Feld, wo
sie des Königs Anträge hören sollten, zu er-**
mahnen, worauf sie erwiederten, sie wiirdaa
die Waffen behalten, um ihre Rechte und Fmj^
heiten zu verfechten, die Eröffnung seiner
^yKdho» ctlebrata reformati antto iSiS'' und sind auch nur m
dieser gemilderten Form vorhanden , "wie uns nach aUem wM
iCoracliich in Veatigiia Comitiorum und in Supplementit gründ-
lich darüber Torgetragen hat, als eadÜchca Reaultat, «iiüeacli«
ttü. woUte.
I
«
— i35 —
Vorschläge mochte der König bis zum näch-
sten Frey tag' aussetzen. Um ihn gefügiger zvl
machen, zogen sie Donnerstags nach Ofen und
versammelten sich in der Sanct Joaiiniskirche^
wo sie zur Beybehaltung der Waffen schwo-
ren, und mancherley Forderungen zur Sprache
brachten. Zwey Pfennige neuer Münze soll-
ten nur Einen alten gelten; der Konig soUte
befragt werden : warum von den Verordnungen
des letzten Landtages noch Nichts vollzogen
worden, das Hoflager noch immer mit Deut-
schen besetzt sey; sie sollten fortgeschafft, und
auch der Graner Erzblschof, Ladislaus Szdl-
kan, der Gesetze und des Adels Feind, ent-
fernt werden, sonst müsste man sie sammtlich
ermorden. Am Freytage erwartete die Adels-
Hesammtheit des Königs Ankunft auf dem Rd-
koser Felde. Des päpstlichen Nuncius A.nlo-
nius Fulleo de Durgo ErmahnMngen zur
Eintracht waren vergeblich ^^ man erhitzte sich
in Lästerungen wider den Grauer jßr^bischof
und seinen vertrauten Rath, den getauften Ju-
den; man beschloss den König mit einem Mag-
naten in die Versammlung einzuladen; Beglei-
tung; von Prälaten wurde verbethen. Anstatt
seiner kam Ein Bischof und Ein Bivron mit
der Vermeldung, da ungewbs ¥färe, ob der
Gross -Sultan Ungarn nicht in diesem Jahrß
noch überfiele, so möchte die Adelschaft die
Sache in Überlegung nehpien imd Subsidie^
bewilligen.
Sonnabends sandte sie sechzig Verordnet^ 13. Maf^
aus ihrem Mittel an Ludwig mit vier For^
derungen. In Frist von fünf Tagen sollten
alle Deutsche von Hofe entlassen; die Gesand-
ten des Kaisers tmd der Veueter aus dem
V.
— i54 —
Lande geschafft; der Staatsrath, der Verord-
Aung des letzten Landtages gemäss, eingerich-
tet; der verruchte Jude, Emerich Szereno-
b6s yerhrannt werden. Der König versprach
am nächsten Montage sich darüber zu erklären,
wobey der Adel sich beruhigte; doch mit der
nachdrücklichen Versicherung an die königli-
chen Bothen, er würde sich nicht lange mehr
mit leeren Ausflüchten und Verheissungen hin-
halten lassen ; und wenn man. etwa die Ofener
und Festher Bürgerschaft wider ihn zu den
Wa£Fen mahnte, wäre er hinlänglich stark, auch
fest entschlossen, mit einer mitgebrachten Mann-
schaft beyden Städten alle Zufuhr abzuschnei-
15. May. den. Am Montage erschienen hundert zwanzig
Abgeordnete des Adels vor dem Könige, um
seine Erklärung zu vernehmen. Ludwig be-
mühte sich ihnen begreillich zu machen , dass
gerade jetzt daSoleiman das Reich bedrohte,
es äusserst unklug wäre, durch Fortschaffung
der Gesandten und der Deutschen die benach-
barten Völker wider Ungarn aufzubringen ; die
.Gesammtheit des Adels mochte seinem Könige
.vertrauen, welcher hierin allmählig und unver-
merkt ganz zu ihrer Zufriedenheit handeln,
auch wider den getauften Juden nach den Rech-
ten verfahren würde. Inzwischen entwendeten
die Edelknaben aus Ludwig's Gemach eine
für den Sohn des Königs von Fohlen zum Ge-
^qhenke verfertigte Puppe, einen Ungrischen
Bitter in völliger Rüstung, brachten sie auf
^ das Rdkoscr Feld, und riefen: „Sehet wozu
^,die Einkünfte des Landes verwendet werden;
9,mit welchen Kriegern der König das Land
j,zu vertheidigen gedenket; solche l^jrieger brin-
ugen die Deutschen tioffrauen der Königinn
k..
— i35 — .
^«UT Welt!** worauf das niedliche Spielzeug
feyerlicU zum Tode verurtheilt und an einen
Baum aufgeliäDi^t wurde.
Bej aller Redlichkeit und Mässigung, wo-
mit die Abgeordneten die königliche Erklärung
Sinstag» der Adelschaft vortrugen, brach sie
deonoch in lärmendes Geschrey aus; sie wolle
nicht langer hintergangen und aufgehalten wer-
den, bezeigte «sich ihr der König günstig und
gerecht, so würden sie ihm getreu anhängen
und dienen; wo nicht, solche Vorkehrungen
treffen, wodurch dem Untergange des Reiches
forgebeugt würde. Am Mittwoche sandte sie 17. fiay,
wieder hundert zwanzig Verordnete auf die
Bnfj;, um den König zu befragen, ob er auf
Am% Kakoser Feld zu ihr kommen werde oder
nicht. Der päpstliche Nuncius widerrieth es
dem Konige, als einen seiner Würde nicht
geziemenden Schritt ; Ludwig aber entliess
die Verordneten mit dem Versprechen, er werde
am folgenden Tage ohne Bej^leitung in ihrer
Mitte erscheinen. Er hielt Wort und wurde 18. A/«r
mit grosser Ehrfurcht empfangen. Auf die
Frage der Herren wer Ursache sey, dass die
Torjährigen. Reichsverordnungen un vollzogen
blieben; antwortete er, der Ungarn Ungehor-
sam, Mangel an Bürgersinn und an Vaterlan-
des Liebe. Darauf verlangte der Sprecher des
Adels , Stephan von Werböcz, kein
schlechter Mann an Gesinnung, aber unwill-
kürlich fortgerissen von der Verwirrung im
National - Leben , und befangen in Zapolya*s
Faction, weil er bey der Gegenpartey nicht
mehr der erste seyn konnte; in langer Rede
Entlassung der Gesandten, der Deutschen und
der Fuüffcr: Besetzuni: aller Hofstellen mit
— i56 —
Upgem ; Ablieferung sä'mmtllclier EinkunCte
4e.s Königs in die, Hände des Schatzmeisters;
Bestrafung des Juden Emerioli Szerencses;
j^bsiellung der sohlecUten Münze; Vollziehung
4er Reiohsyerordnun}; ; bessere Staätswirih-
i$chaft; Untersuchung über die Amtsführung der
]^lünzmeLster ; Rechenschaft über den Nachlass
der verstorbenea Erzbischöfe; Entfernung des
Johann T^hy von dem Baryte Dalmatiens,
Kroatiens und Slawoniens; Beschirmung des
$iebenbürger im Genüsse ihrer Rechte und
^reyheiten; bessere Einrichtung des Staatsrä-
thes; Beendigung des Rechtsstreites über dio
(jüler de^ verstorbenen Herzogs Lorenz TOn
Ujl^k, worauf Johann von Zäpolya Kraft
ßines früher erschlichenen Erbvertrages An*
Spruch n^achte, wider des Königs Vergabung
derselben I mit des Herzogs junger Wittwe an
3einen Ob^r-Truchsess und Mundschenk, La^
4isli(W Mor6. Der Erbvertrag war weder in
Ungarn geschlossen und mit Ungrischem Sie-
gel bekriiftiget , noch zur Kenntniss des Ko-
pigs Wladislaw gebracht und von ihm ge-
peliqiiget, sQndprn heimlich zu Prag, bey fröh-
lichem Trinkgelage, zwischen Lorenz und
Zapqlya abgem?icht •) ; da hingegen bey dem
Vergleiche jj ipi folge dessen des Herzogs Gü-
ter nach seinem erblosen Tode dem Könige
heimfallßn sollten, alle Bedingungen staatsrecht-
licher Gültigkeit waren erfüllt worden. Schlüss-
Jioh bath der Sprecher den König, er möchte
en41ich sich als Herrn und Gebiether zeigen,
mehr auf sicrhi als fiuf seine Räthe vertrauen,
. i ji ^
a) Thurnschwimb bey Engel Getc|i. dei Unsr. Reichf*
Thl. I. 3t. 196.
^
i57 —
mit Kraft und Nachdruck selbst herrsdien,
wobey der Adel ihn mit Gut und Blut gegen
seine Widersacher rertheidigen würde. Lud-
wig verlangte Einen Tag cur Überlegung.
,,Nein,*^ schrie die Versammlung, ,,keine Zo-
^^gerungy keinen Aufschub, auf der Stelle
,,wollen wir Entscheidung ! ^^ Da standen die
Uauptleute des Adels auf, gebothen Stillschwei-
gen und erklärten im Nanmen der Gesammt-
heit, sie wollten sieh in Ansehung der Gesand-
ten und der Ausländer ganz auf den König
verlassen, nur sollte ihr Emfluss auf den Staats-,
rath sogleich aufhören; der König den Juden
nicht beschützen, sondern strafen; den rer-
hassten Adelsfeind Johann Tahy von dem
Banale unverzüglich abrufen ; die Hofämter so-
gleich mit adeligen Ungern besetzen; die bes-
sere Einrichtung des staatsrathes wollten sie
von seiner RechtsohafPenheit erwarten; in Be-'
treif der schlechten Münze mit den Magnaten
sich berathschlagen wie sie mit seinem und
des Reiches geringstem Schaden abgestellt wer-
den könnte; über diess Alles möchte er sicU
des folgenden Tages auf das bestimmteste er-
klären. Hiermit begleiteten sie ihn auf die
Barke, führten ihn nach Ofen zurück, und
luden mit Verheissung aller möglichen Sicher-
heit und anständiger Aufnahme die Prälaten
und Magnaten auf den folgenden Tag zur Ver^
Sammlung.
Allein der König gab keinB Erklärung)
die Prälaten und Magnaten hielt Misstrauen zti^
rück in die Versammlung der Adelschaft sich
zu begeben. Da beschloss sie, von dem Tage
an den Prälaten und der gesammten Clerisey
die Zehenten zu entziehen, den Betrag d^rr
selben sur Befestigung der Stadt Szalankemen
und anderer Gränzburgen anzuwenden. Ste*
' phan Werbe czy benutzte die Stimmung dea
erbitterten Adels und verglich in ergreifender
Hede*) den gegenwärtigen Verfall des Reiches
mit den schönen Zeiten dejr Könige Ladis-
law des Heiligen, Andreas des III. Carl des
h Ludwig des Grossen und Matthias toq
Uunyad; ein eben so gefahrlicher als unfehl«
bar wirkender KunstgrüF, da dem Menschen
schon von selbst eigen ist, im Bilde seines
vergangenen Zustandes die widrigen, in seinem
gegenwärtigen die annehmlichen Züge vorsätz-
lich zu verhüllen; aus jenem das Behagliche,
aus diesem das Missfällige, eines wie das an-«
dere, geflissentlich übertreibend, in den Vor-
dergrund hervorzuziehen, dann beyde Zustande
mit einander zu vergleichen, und so sein ei-
Senes Unglück zu erzeugen, seine Unzufrie-
enheit zu nähren. Zürnte der Redner, bo
schien Alles in Zorn entflammt; sprach er wei-
nerlich von des Vaterlandes Untergänge, so
wollte die ganze Versammlung in Thränen zer-
fiiessen; und offen standen alle Herzen dem
Tröste, welchen er ihnen in der, vom vorjäh-
rigen Landtage verordneten grossen Reichs-
versammlung bey Hatvan zeigte; und schnell
gefasst war der Entschluss, seinem Vorschlage
gemäss, ungesäumt aufzubrechen, auf das Hat-
vaner Feld zu ziehen, dort die noch abwesen-^
den AdeLsgenossen zu erwarten, dann in un-
auflöslicher Vereinigung unter sich dem be-
drängten Vaterlande aufzuhelfen. Diess wurde
20. Map durch Verordnete Sonnabend vor Rogate dem
m) Ap» Itthaanffy Lib. VIU. p. 69.
- i$9 -
Könige und d^mStaatsratlie^ in welchem diessMaU
auch der päpstliche Legat, Cardinal Lorenzo
de Campeggis sass, gemeldet mit dem Wun-^
sehe, dass auch die jPrälaten und Magnaten
sich dahey einstellen mochten; und mit der
Drohung, da.ss die vorsätzlich Abwesenden als
Reichsverräther betrachtet und behandelt wer-,
den sollten« Vor dem Cardinal -Legaten ent'-
schuldigten sie die beschlossene Kinziehung
der Zenenten mit dem Drange der Nothwen-
digkeit; er aber ermahnte sie zur Eintracht
init dem Könige und den Magnaten, both zur
"Wiederherstellung 'der Einigkeit seine Vermit-
telung an, und untersagte Kraft apostolischer
Machtfülle, sowohl den AngriiF auf die Ze-
henten, als auch die Versammlung bey Hat-
van. Befriedigender Hess der König den ge-
tauften Juden sogleich in Verhaft setzen; zeigte
sich geneigt, des Adels sämmtliche Forderun-
en zu bewilligen, versprach, die Deutschen,
is auf zwey für sich, und zwey für die Kö-
niginn, aus dem Lande zu entlassen, und bath
mit dem Beschlüsse über die Zehenten und
über den Hatvaner Tag noch einzuhalten,
über beydes würde er sich am folgenden Tage
bestimmter gegen sie' erklären.
Am Sonntage eröffneten die Sendbothen
des Adels dem Könige geradezu, es sey unwi-
derruflich beschlossen den Hatvaner Tag, dem
vorjährigen Reichsschlusse gemäss , und zwar
unter Waffen zum nächsten Jpannisfeste zu
eroffnen, und die Zehenten der ClerLsey ein*«-
zuziehen, weil die Adelsgesammtheit der lee-
ren Yerheissungen bis zum Überdrusse satt
wäre. Gegen alle Zudringlichkeit des Staats-
rathes, welcher diesen Augenblick zu kräfti-
I
— MO —
^
, Terschob Ludwig seine
xmt wurde dadurch der Ilinnei-
ixifc^^ej verdächtii^. Also am
Ro;?itey da die Verordneten vom
J^ui-e die gemilderten Artikel des
Liindta«;es dem Küni<;e zur Be-
^:v5ir-«^ TUtctlc^en wollten, versagte er aus-
^•^.%.>w.:ca «iac Einwilliijuni{ in den Hatvaner
Tix 1-^ -- ^^® Aufhebung der Zehenten, wor-
4dui ^".e K^koser Versammlung sich augenblick-
lot lad: sie und nur einige Bevollmächtigte
MU-iCÄ.Mess, um durch ihre Betriebsamkeit die
^ftf^citUninff der Artikel von dem Köni^'e zu
Der entschlossene Schritt des Adels er-
weckte auf der Ofener Burg ängstliche Besorg-
nU<e. Ludwig berief den Staatsrath zur Be-
iralhschlaguug über zweckmässige Vorkehrun-
gen. Babey geriethen der Graner Erzblschof
Ladislaus Szalkcin und der alte Kriegsheld
Graf Christoph Frangepani in "Wortwech-
sel, worunter sich beyde so heftig erhitzten,
dass der Erzblschof den Grafen bey dem Barte
ergriff, dieser den Reichs - Primas mit geball-
ter Faust in das Angesicht schlug. Beyde
ruften ihre bewaiFneten Leute zu Hülfe, und
a) Dat Ganze ist ersählet, nach dem Diario Actorum in Ca-
fnitiis Pestanis Anno i535. inter Epistolas Baronis de Burgio,
Bey Engel Gesch. det Ungr* Keiches. Thl. II. in den Voracteit,
$. 45 fl* — In dem Auszuge, welchen fCovachich (Vettig.
Comitior. p. 568.) nach Pra j's Abschrift daraus liefert, siud
ilie Togo 31. 33. 34. Mag unrichtig angegeben, und die Acten
dra Hakosora mit den Acten des Hatvaner Tages zaaammenge*
achohen seyn, wodurch unrichtige Schlüsse t wie z. B. dass der
König am* 34. May die Hatvaner Artikel unterschrieben habe,
unvermeidlich veranlasst wurden; wie der unermiidete For-
ach ar in Supplement» ad Vestig. Comitior. T, IIL p. 3. selbst
bttoierkt«
. — i4i —
ts entstand Mutige Schlä'gerej. Der König
lam dazu, gebotb. Frieden, und Hess den
trafen in den unvollendeten Burgüiurm fe$t-
«tzen. Auf Verwendung der Croatischen Her-
ren, Franz Batthyäny, Johann Carlo-
ricsh und Anderer , erliielt Frangepani
lacK drey Tagen seine Freyheit wieder, . er
iber zog voll Verdrusses, ohne den König zu
>egrüssen, von Ofen ab. Während zwey der
vornehmsten Magnaten in der Burg handge-
nein waren, geriethen vor dem Thore dersel-^
>en bey Flünderung der Wagen des abreisen-^
len Böhmischen Kanzlers Adam von Neu<^
laus die Diensüeute der Herren Johann
Sornemiszsza und Franz Batthydny in
Streit und Raufliändel, worunter von bey den
leiten mehrere todt auf dem Platze blieben,
andere überfielen des getauften Juden £me-
rieh Szerencscs Haus, er und seine Leute
3rgrüFen die Flucht; sein kostbares Hausge-
räth und mehr als sechzigtausend Goldgulden
»wurden von dem rasenden Volkshaufen ge-
raubt •).•
Unter allen diesen Gefahren und Aus-
schweifungen wussten leider, eilf Frälaten^)
ind sechzehn Magnaten "") den König in der
a) Ifthaanffy Lib. VIII. P*7i- h) LaditUat
} H a 1 k d n Erzbischof von Gtan ; die aiachÖfe : Paulos War-
lay, Ton Erlau; Simon ErdÖdy, von Agram; Joannea
&oaatony, ron Siebenbürgen, Kanzler der Königinil) Fran-
Biacua Per^nV, von Gtx>88Wardein ) Thomas Zalaliüsy^
ron Weszprim; l'h ilippus Mor^, von Fünfkirchen ; * fi I a-'
riQs PaxT» von Raabs Stephan Podmaniczky, von Nei-
tra| Ladislaoa Macedoniaj, von Sjrmien; und Lan->
rentitts^ Propst von Stuhlweissenburg. c) Stephan Bä*
t h o ry, Palatin ; Graf Ambros Särkan von Akoshäza, Ju-
fax Curiae} Georg von Zäpolya, Zipjet Erbgraf für sich
jnd jeiütn Bruder Johann, Wöiwod von Siebenbürgen i Ale-r
— i4a -^
Barg umgebend, nicKts Besseres und Kraft!«
gers, als zu eigener Sicherheit und zur Auf-
rechthaltung des königlichen Ansehens, der
ReichsY^rfassung und des öffentlichen Frie-
dens sich zu yerbiinden, Worte darüber zu
Fapier zu bringen, und die Urkunde zu den
Acten zu legen ■). In zuversichtlichem Wahne,
dass sie recht yiel gethan hätten, bewogen sie
& JuniuM. den König Montag nach dem Pfingstfeste an
sämmtliche ' GespanscHaften zu schreiben , und
dem Adel derselben die Reise auf den Hatra-
ner Tag zu verbiethen, -weil nicht einzusehen
wäre, welche Vorlheile derselbe dem Rei(^he
bringen könnte; denn was des Landes Wohl-
fahrt und Freyheit fordern diirfie, sey er oh-
nehin bereit zu thun, darin wären auch dio
Prälaten und Barone mit ihm einig; ihnen
nicht minder, als ihm, läge des Reiches Frey-
heit am Herzen. Er würde sich nicht dahin
rerfügen, und eben so wenig zugeben, dass
die Magnaten hinziehen; der Adelsstand allein,
in Abwesenheit der iibri}i[en Stände, könnte
nichts Bleibendes und Rechtskräftiges beschlies-
sen. Die Vollziehung zweckmässiger Verord-
nungen des letzten Landtages hätte der König
bereits angefangen , und mit Entfernung ' der
xiut Thurio Oberreiclis - und auch königlicher Schatsme^-
tert Peter Korlathkö von Bticzän königlicher Uof-
marschall*, Peter Fereny dea Aba>nivarer; Ladialaw Ton
Kanisat und Thomaa Ss^csh, des £i<enburger; An ton
FAldcay des Zeinplener, Johann Banffy des Veröcser Co«
mitaies Obergespsn; Frans Orszagh von Giith Oberkämme-
l«*r; Wolfgang Graf yoo Pösing, Sigmund llanffj toh
Uattr Limbach, Peter Erdödy, Frans Hampo ron Caik-
tornya, und iSmerich Bebek königlicher Geheimachreiber.
II) ,1 In arce Budensi Feria II. Rogationum (aa. Mar^ -'•
J>. i6a5/* «p. ICoTichtch Supplem« ad Vestig, Oomit. T. II.
rv
~ i45 -r
Länder begonnen; so wurde ef fortfatiren^
für die rreylieit des Reiches ron allen
ten gesorgt y und der Zweck der Reichs-
Ordnungen erreicht wäre. Darum ^ sollten
Edelleute zu Hause bleiben, weder Läste-
tgen noch Drohungen der Ruhestörer ach-
; er sey ihr König und Fürst; er werde
ht gestalten y dass ihnen an Ehre oder Ver-
gen irgend ein Abbruch geschehe. Weil
och über die gegenwärtii;en hodhst wichti-
i Angelegenheiten des Vaterlaiides , ausser
em allgemeinen und einträchtigen Landtag
;lich Nichts beschlossen werden könnte, so
(Ite er für nothwendig, eine solche Reichs-
rsammlung auf das nächste Michaelisfest nach'
en anzusetzen, wozu er sie unter der ge-
zlichen Strafe einlüde. Unterdessen sollten
ihre Kriegsvölker an den Gränzen vollzah-
unterhalten und die Zehenten der Clerisey,
Iche dafür Mannschaft zu stellen verpflich-
wäre, gewissenhaft entrichten*).
Allein was überall und zu allen Zeiten
dlich geschah, wo die Regierung weder ihre
it noch ihr Volk begriff; wo der untertha-
le Theil den Gebiethenden aii Kraft über-
f , oder an Einsichten auf höherem Stand-
ncte stand; wo die Einen im Be.*$itze der
istesmacht waren, die Andern arm an Geiste,
rch Ahnen, Titel, Geld und physische Ge-
ilt sich allmächtig träumten; diess geschah
ch hier; des Königs und seiner Befehle,
r blschöÜichen Infuln und Kreuze, der Ah-
n, Ansehen y Titel, der Barone und ihrer
c) Liter. Ludovtci Re^ ad GounUtot ap. Pray £(Mt
>€er. P. L p. igo*
. — i44 —
Bündnisse wurde von der beherzten Adek-^
gesammtheit niclit geachtet; ihren Yerfiigun-
gen nicht gehorcht , ihrer Gewalt getrotzt ,
und die Reichsversammlung bey Hatyan^
am ¥us%e der Matra war seit langer Zeit die
zahlreicheste , mächtigste, kühnste; Stephan
Werböczy, ihr belebender Geist; und vier-
zehn tausend Mann leichte Reiterey standen
da, den Gemeinwillen , welchen er schaiFen
würde 9 nur nicht zu erhalten und zu befesti-
gen-wusste^ gegen jedes Ansehen, gegen Infuln
und Titel) selost gegen die Krone, su rer^
fechten.
Die Versampilung bestand- unbeweglioll
darauf, dass der König in ihrer Mitte er*
scheine, und durch seine Gegenwart ihre
Rechtmässigkeit anerkenne* Eine Bothschaft
folgte der andern nach Ofen; der hochgeborfie
Staatsrath, nachdem er durch geistlosen Stols
und fi*eche Anmassungen die Spaltung so weit
hatte kommen lassen, erklärte sich dawider;
der unbefangene König zeigte sich dazu bereit-
willig, und die vernunftsinnige, kluge Köni-^
ginn, alles tiefer durch- und schneller über«
schauend, bestimmte seinen Entschluss. In
Begleitung der auswärtigen Gesandten, der
Frälaten und Magnaten, mit einem Gefolge
von drey tausend Mann zog der König Sonn-
9. Jului§. tags, am Maria Heimsuchungsfeste, in das Hat-»
vaner Schloss ein.
Am folgenden Tage wurde er von Ver-
ordneten des Adels feyerlich in die Yersamm-^
lung auf dem Felde abgehohlt« Da wurde ihm
gesagt die Anwesenden wären kaum der vierte
TheU der Adelsgesammtheit, sie stände zu sei-
nem Dienste unbedingt bereit, sobald er sich
— i45 —
Bntsdiliesseii wurde, selbst 2u hemelieii. Das
Feld war mit einem Geländer eingescUossen^
Mtsser demselben stand die bewannete Mann--
Schaft geordnet 9 binter ihr unzahlige Volks-
kaufen; Auf erhabener Stelle eine Bühne, da-
jeauf Sitze für die Gesandten und Staatsräthe,
der höchste für .den- König; ringsherum die
Sitze für den Adel. Stephan 'von Wer- 3. /«&«#.
bocz gab das Zeichen zum Stillschweigen und
begann zu reden in Ungrischer Sprache ^ mit
Geist und Kunst, von den Ursachen und (Jr«
kebem der schrecklichsten Verwirrung aller
Pinge im Reiche; Ton den Bemühungen, von
dem Ringen des Adels nach einem bessern
Zustande, ^^on der Vergeblichkeit seiner An«
strengung, von der allgemeinen und einhälli*
gen Überzeugung, dass nicht der gutmüthigei
zu allem Guten und Heilsamen geneigte lui-^
nig, dass lediglich sein Staat^ath, von uner-
sättlicher Habbegierde getrieben-, darum für
sich stäts das Einträglichste, für das Vaterland
das Verderblichste anradiend, daran Schuld
9ty. Von dieser klaren Ansicht der Dinge er-*
griiFen, habe die Gesammtheit des Adels in
mren Berathschlagungen über Wiederherstel-«
king der öffentlichen Wohlfahrt für erspriess-
Ijtchund nothwendig erkannt, dass der König
seine ' sämmtlichen Beamten und den ganzen
Staatsrath auf einmahl abdankte, und zu den
erledigten Stellen Männer von bewährter £in-t
sieht und Rechtschaffenheit beförderte. Ge-
schähe diess, so verspräche der Adel seiner
Majestät zu zeigen , dass der Geist seiner Vä-
ter , jener Ungrische , den Feinden so furcht-
bare Heldengeist, mit voller Kraft noch in
ihm lebe. Nachdem er hierüber ' mit steigen-
VI. TheiL ' lO
— i46 —
dem üjTacbdracke zwey Stunden lang giBSpro-*
phen hajtte, wendete er sich an die adeiiga
Gesammthelt mit der Frage, ob das, was €C
ausgesproclien habe, wirklich, ihre eiEhSUige
Gesinnung, ihr vereinigter Wille^ sey ; und Tont
allen Seiten erschollen bejahende, dann.atick
bittende Stimmen, der König möchte ehdlidk
sich selber und sie yon der Tyranney böaexi
Rathgeber befreyen^ . * :
I)a stand der Graner Erzbischof, von Wer-:
böczy gar nicht genannt, auf, richtete selnd
Rede an den König, und berief sich' auf t^ömi
ZeugnLss^ dass er am Tage seiner Eraeni^uiig
zum Grauer Erzbisthume der KanzIemÜBdai
entsaget, und erst vor drey Tagen wieder uiikL
Entlassung dieses Amtes gebethen; der König.
aber, weder damahls, noch neulich, seineic;
dringenden Bitte Gehör gegeben habe; inde*-
sen würde sowohl seine Majestät, als audi .ditt
Adelschaft in Zeit von wenigen Monathen sein»
treuen Dieu^tß erkennen. JSr wurde von iet.
grossen Mehrheit ruhig und anständig ange*-
nört, nur einige Stimmen riefen: ,,fort jakL
^ihm, mit dem Schusters Sohne und Adek;
„Hasser ! **
Nach ihm sprach der Falatin, dass ung6-i
ziemend sey,. Reichsbeamte schlecht wej^
ohne Urtheil und Recht abzusetzen; er* sifft
bereit sich vor Gericht zu stellen, und würdai
er schuldig befunden, mit seinem Amte zi*^
gleich sein Leben zu verlieren» Hier braob
die Yersammlnng in verworrenes Geschrey aus;
der eine Theil wollte, dass er ohne viele Um-
stände, der andere dass er erst nach gericht-
lichem Ausspruche abgesetzt würde. Unter
diesem Lärm wagte der Judex Curiae^ Am-
— l47 r-
bros Särktfiä von Akösh^a aufzutreten und
mit alberner Selbstgefälligkeit seine gössen
und ' wichtigen Verdienste um König Kind Va-
terland anzurühmen, w^rin er nicht ckey im'^
ganzen ^ Reiche seine» Gleichen hätte. Jetzt »
«ittg das Schimpfen Bnd Lästern an, Erbitte- ^
rpng verdrängte alle Ehrfurcht vor . dem K6* >
rige. „Du lügst wie ein Verräther j" brüllten
mehrere tausend Stimmen dem Eiteln xuy ,,das8 '
,,du dem Reiche besser als jeder Toh uns ge-
.^dienet hast. Wir wissen zu gut, wie un-
ybarmherzig du, gleich einem semeinen Krä-
yfner, oder niedrigen Gastwirth,. mit Vieh-
.,tind Häutehandel, mit Weinschank und Dreys-^'
^.sigstpacht, was deinei Amtes * unwürdig ist,*
,dj:e Armen schindest. Nieder mit dem rer-
,rätherischen Hunde !'^ und hätte ;sie niicht des
Königs • Gegenwart zurückgehalten, er wäre
nedergehauen worden. Alexius Thurzo
3berr6ichs - und königlicher Schatzmeister,
iBtte kein Wort gesprochen, dennoch musste
^r sich mit, „sechzehn Huren Hurer, Fohlni-
(cher Bauerlümmel, bäuerischer Hurensohn und
,Quaksalber ; ^^ betiteln lassen; und rathsam
$phien ihm auch/ dazu zu schweigen. Noch
Idüger hatte der Eisenburger Obergespan Tho-<
mal von Sz^csh, über welchen gleichfalls
bitler ..losgezogen wurde, gethan; er war von.
Hatvan weggeblieben« Ludwig der wilden
Kraft und Galleäusseruti^en des Adels über*
driisBiig, versprach auf Werböczy's.Rede am
Folgenden Tage zu antworten, und hob für
den gegenwärtigen die Versammlung auf.
Die bewiesen ihre Unfähigkeit und Un-
wiirdigkeit in dem Staatsrathe zu sitzen, wel* •
g0 rieben, anstatt die Versamm«^
lo*
— 1$0 — r
ReficksversammluDg nicht eiagestellt hatten^ für
Yerräther erklärt und geächtet.
5. Julius. Am Mittwoche begab sich der Konig wie-
der in Person auf das Hatvaner Feld, und er-
fuhr, wie viel er vermocht hätte , wäre er
auch des Tages zuvor, nur seinem eigenen
Sinne folgend, in der Versammlung erschie-
nen« Stephan von Werböcz wagte es^
nicht, in Ludwig's Gegenwart, bloss auf , den
Grund seiner Erwählung und der durch Both-
schaft angekündigten königlichen Genehmigung,
den Sitz des Falatins einzunehmen; und als^
ihn der Konii^ selbst dahin rief und mündlich
\ in der hohen Würde bestätigte, sprach ex von
seinen, beschränkten Geistesgaben, und hau-
chelte mancherlei Gebehrden der Bescheiden-
heit. Erst auf Ludwig^s ausdrücklichen B0-^
fehl schwor er den vorgeschriebenen Amt^eid.
und setzte sich zur Rechten des Königs z^VL"
gehen dem päpstlichen Nuncius und dem Fahl-
nischen Gesandten. Hierauf Hess sich Lu4--
ffig die Beschlüsse der Versammlung vortra-,
Sen*); der neue Falatin las Folgendes; Der
Lönig soll seiner Yerheissung gemäss ^ seinen
bisherigen Staatsrath abdanken und mit andern
Männern besetzen. Acht Herren aus der Adel-
schaft sollen als Mitglieder in demselben auf-
genommen, und bey Verhandlung der Reichs-
angelegenheiten den Magnaten an Macht und
Ansehen gleich geachtet werden. In jeder Ge-
spanschaft soll ein kriegserfahrner Hauptmann
das Waifenvolk ausheben^ im Dienste üben
a) Vollständig liefert die Artikel Kovaobicii Vest^. Comi-
tior. p. 593 sqq. uun dem Codic€ Vaticano ; und Supplem. ad
Vestig. C(»niitiDruin T« lil« p. 33 tqq. aus dem Oodioo Palatiiii
Ihoaü« de ^aditd.
- i5i ^
und auf jede Malmiing zum AuHzufff bereit
halten. Die laichte und schwere Reiterey soll
zu ihrem monathlichen Solde Einen Ducaten
Zulage empfangen. Zwey neue Kuj^ferpfen-
nige ■ sollen Einen silbernen gelten, und ' in Zu-^
kunft gute Münze ^ wie sie zu Zeiten des Kö-^
nigs Matthias war, geschlagen werden. Da
der- getaufte Jude Szerencs^s aus den Kup^
f er - Bergwerken dem Reiche grossen Gewinn
rersprach, so soll man sie den Fuggern ab-«
kiehmen, und ihm übergeben.
Dawider erhoben sich unzählige Stimmen
mit grossem Geschrey, leugnend dass diess deiP
Wille, der Beschlass der Landschaft sey; ^^nia
„werde sie gestatten; dass ein Mensch, den
9',man erst neulich rerbrenhen wollte, der zum
j, Verräther gemacht worden, noch Verräther^
„und- über die.^S' alles ein Ungläubiger ist, imr
„Lande ein Amt, Rente, oder Gut besitze«^
„Wer möchte vor einem solchen den Hut rüc-*
„ken, oder ihm Ehre erzeigen? Seine Maje^
„stät, ihr gnädiger Herr^ möge ^ie damit yer-«
„schonen I« • ^ j:
Alle Güter und Einkünfte sollen dem Kd-^
nige zurückgegeben, die rerpfandeten Dreys^
sigst- Einnahmen dem Siebenbürger Woiwodenr
abgenommen ; dafür aber der Rechtsstreit über
des Uj laker' s Güter niedergeschlagen, die
königlichen Vergabungen davon widerrufen^'
und die ganze Erbschaft des Herzogs dem
Woiwoden eingeräumt werden. Die Stadt
Zengh mit dem vortheilhaft gelegenen Hafen
soll der König dem Grafen. Christoph Fran-
gepani abnehmen und ihn mit andern Besit-
zungen entschädigen. Den seine Schuldlosig-
keit an Betgrads Verlust behauptenden Eranz
— i5i —
H«lr»rTirT xntTcKte Aer Konig begnadlgeOk
Dies^ A--.e* sewiLiit* der Kuniv; als er aber
;£e^«^-i<si var::»»^ cäh Erlauer Warday zum
iLia^er-. i^i l^zxr'xfj zuai Judex Curiae; dea
S.xi.«>i7 ranL Lifa«*rr±LC£L<.«ciiatzmeiiter zu be*
«iuäu:»?3. üe i7Ü.:±r res Tir^anv dem Franz
3*jv:.^ »1. 7<3Cj£jüie3. iia rum Bau von Dalma«
at^a. ^r^hLinsat inu. ^la^rcoien: den Jobann
j'- ;^^ riflL E-CTLsiriiJ» cer FroTinz, zu cr-
n^ta n ▼trwjis iT ier Vercammlunjv das
ru^r^^^i^lintf ^irahu^Mi. w>iiircb sie Tages
a«fiir ^vz.^:ie. :a itriatt Ä..'ai^Ilcbea Recbte ein*
ita« SmiriT^tfinrrt? ^x -fSTseanen, abwe-
^ ^<U^:;7misa ami Laa^Lierr^» « welcbe sei*
^^srüuiixe « idB. Sjirwiofse Ta£ zu J^esu-«
vKaui^^ai 'aetfw j j^tir-nr. zu acblen, den
r^u^Ä^t^ ^ie ^:ix«nea ii:.rj>Trecben. Nicbts
Ä> a A. oiie ^ 3ipv' .i-^ea :c'ir gestatten. Er
Xu:v ^-^s^ii v-.r-!t . i-te >**:i'i.* and jeden ein-
ze-s^a Acs&cu>>*^^><±a st rcascx Recbten und
^ itf^x r^ j«ftoi.r^isi. wvse^en er zu
-!%^^:;^i ?<*'' . Är^^ von ihnen auch
*-Tf *.^*^;..:? icra .rt-.*^^ i^^ Tbrones unange-
a^^v _T'i>x«x ^^Tti:ra. Zr verlange daher,
-.jL». ^.i _*»^^**^i^^uniiruij5-; sogleich widemifö^
'•«^'^««■t ^^ 'ü^^aui^^tmia Ta^ anbefugter AVeise
. "^ "^ ur«T*:o* fÄlirse *xe, dass sie in
v-^ A'*«*^:!:^^ ^-ar 'i*cisiÄt*r fernerhin sich
Tjkw.-^. »-ri-::r»t. ^e A::tö«<rkLimng der abwe-
>^M^-i«r ^•i^-^.:;»t ami Lanviiierren für nichtig
^>. u- -ift. ^^i« T-^uJOfa ia Entrichtunir der
lv.«^.a»-.f* ;jesn%:a& '«TÄritta* nnd altes Übrige
«n:rfs ja-.^^^'-^xc?s« MS KJisi^ anheimstellen
«%. ;. u» iÄÄ jirwulic-*? *i^ ütm noch die
von jedem Bauern-
— i53 —
lole^ wovon, aber ein Viertel dem neuen Pä-
•tia zufliessen soUie. Stephan, ren: Wer^
3ÖCZ| welcher, um die Kdniginn zu blenden^
ihr achon früher heimlich hatte melden Usr
»en, dais der Hatvaner. Tag wider die deut-
>ohen Hofleute nichts rerfügen werde, lehnte
letzt den ihni zuerkannten Antheil der Subsi'r
üe von sich ab , und bewirkte dass er der
&öniginn angewiesen WHrde«. Sie musste tot
illem gewonnen werden, wenn man wirklich^
wui scharfsichtige Erspän^r der Staatsgeheim*
niase glaubten, di^ Absicht hatte > den König
gelegentlich aus -der Welt zu schatfen , die
holde Frau mit Johann von Zdpolya^zn
irer mahlen, und ihn auf den Thron zu erhe<f
ben ^). Wirklich war . die . Adelsgesammtheil;
iröllig unwissend^ auf beyden Tagen, vor F^ath
und vor Hatyani nur dienstbares Werkzeug
»einer Factionv JDer päpstlichei Nuncitis An-^
tonius Full^o ofienbar te depi Könige und
der Königinn das von ihm erforschte Gdieim-
nisS) deekte ihnen den. verborgenen Sinn und
die eigentliche Richtung der Hatvaner Artikel
auf; und rieth ernstlich, zt| :jpcichter 2^eit nooh
der übermasaigen Mdpht des Woiwoden und
der übrigen Magnaten Gränzen zu setzen« Viel
glaubte er schod gewonnen , wenii der geist*
reiche und rechtsohaiFene , von ihm und dem
Papste empfohlene Propst Stephanus Bro-r
dericsh ^um Reichskanzler und Bisohofe er-^
nannt würde ^), welchfes auch am Sonntagii
a) Dm Game nach def\ übereinttiiiupeiid^nBctriplite^ de« pS(p«^-
licKen Nuncio« Antonii Pullei de Burgio, bej Engel
Gesch. de« Ungr. Reich. Thl. IL S. 65^ and eine« ungeimhhte^
Xiandbothen bey JÜQvachich Sammlmig.UDgedrHck. StUcke Bd^ ly
S. 97« h) L\itT', fiiron. de Burg.io a4 Sadoletuia, ap. Fray
EpUL Frocar« P. L.'p..i99». ^
« • . »
— i54 •-
/. c. 1526. Xätare • des uScbsten Jahres geschah, als-L»-
ii.Aftfrx.4i][5laus Macadoniay der Sirmier Inful ent-
sagte.
Schwerer waren die Mittel zu finden, die
AdeLschaft den unsichtbaren Banden der Fto*
tion zu entreissen, das Ziel fast unerreichlMri
gelänge es nicht, den thätigen Anwalt ders^
'Den, den neuen Falatin bey dem Adel in Yeie^
dacht zu bringen. Dazu verhalf MV eth&czj
gelbst; denn wer ohne festgegründete Wwrde
in seinem Innern aus der Niedrigkeit zu ho^
hen Ehren emporgestiegen ist, weiss sich' aöf
schwindelnder Höhe nicht zu behaupteo* &
trat in Bündniss mit dem Graner Erzbiseno^
«chloss sieh inniger an die Maj^naten, und tbac
nichts von allem, was er aui dem Hatf^mat
Tage versprochen hatte. Sein vornehmes Be*
tragen beleidigte die Landherren, sie erkanii'*
ten sich von ihm getäuscht, und von Seitem
des Hofes unterliess man nicht, ihnen anxn-
^deuten, wem sie eigentlich durch seine Bi^
Hebung gedient hätten. Ihr Abfall von ihm
und ihr Misstrauen gegen den angeblichieD
Adelsfreund Zipolya wurden merklich; da*^
rauf gründete die Königinn weitaussehende
Entwürfe. Der Falatin sollte fallen, derWoi-^
wod, der Graner Erzbischof, einige andere
Barone sollten ausser Wirksamkeit gesetzt wer-
den. Alexius Thurzo war dabey Maria-s
vertrauter Rathgeber und treuer Vollzieher^
Durch seine Vermittelung vereinigte sich eine
beträchtliche Anzahl Landherren und Magna-
ten zur Brüderschaft, unter dem Nahmen Ka-
landos, wider Johann von Zapolya, wi-
der Stephan von Werböcz, und wider al-
le, welche es mit ihnen hielten. Sie wollten
— i5d -^
das Tolle Ansehen des Königs wieder herstel-
len, ihm zu souveräner Gewalt verhelf en, sei-
ner Einkünfte unneschmählerten Genuss ihm
verschaffen, und ihre Minen auf der Reichs-
Yersammlung , welche den Hatvaner . Artikeln
zu Folge, auf nächstem Gebrgii Feste bey Festh
versammelt werden musste, springen lassen.
Darauf verliessen sich der König und die Kö-
niginn, gegen des päpstlichen Nuncius kluge
Warnung, welcher missbilligte, dass der Kö-
nig selbst öhl . in das Feuer giessen ; die Mag-
naten, welche die Anschläge wider sie gewiss
durchschauea würden, gegen sich aufreitzen^
Verwirrungen, welche seit vierzig Jahren das
Reich zerrüttet hätten, durch die Verschwö-
rung einiger wankelmüthigen Menschen in fünf-
zehn Tagen aufheben wollte« J)e% Römischen
Staatsmannes . tiefere Einsicht verlor alles Ge-
wicht in dem Zauber der Luftschlösser, an
deren Bau sich ^er König ergetzte; ihm war
nichts gewisser, als baldige . Erlangung der Be- /
fugnlss, das Reich nach Belieben mit neuen
Auflagen zu belästigen; und von stürmischen
Landtagen unbeschränkt, zu herrschen^)«
Dinstag nach Jubilate lagerten sich zwey- H.ApnL
hundert verbrüderte Landherren bewaffnet, mit
grosser An2&ahl Bauernvolkes, auf dem Riko-
ser Felde zum Landtage, und wählten Herrn
Faul Artanay zu ihrem Sprecher, gleichsam
zur Genugthuung für die Schläge, womit ihn
ihre Standesgenossen auf dem Hatvaner Felde
beschimpft hatten. In den Sitzungen der fol-
genden zwey Tage zu Sanct Joannis in der
o) Liter» Baron, de Bnrgio td Sadoletmn de Majo iSay. ap«
Praty Bpiat. Froöer» P. L p. a5i aq^. ■
äta4t Ofen spVKch er über das Bedarf niss ei-
ne» Reichskanzlers tou hohem Ansehen und
völliger Unabhän|^gkeil^ dessgleichen derjenige
nicht wäre, welcnen der Papst und dessen
Nuncius, Antonius Pulleo de Burgio, in
die Reichsangelej^enheiten sich unbefugt ein-
mengend, empfohlen hatten; über solche Ein-
Mrirkungen müsste gewacht werden, damit der
Wille der Stände nicht ganz von auswärtigem
Einflüsse bestimmt werde. Nur zwey oder
.drey Herren gaben ihm Beyfall.
27. April Am Frey tage versammelte sich die nnze
Adelschaft auf deni Räkoser Felde. Herr Nik-
las Tarcsayi Hauptmann der Brüderschaft
knachte ihr Daseyn und ihren Zweck, Beschir-
mung des Adelstandes ge^en Unterdrückung
von Seiten der Mächtigen, bekannt, und liett
die Bundessatzungen vorlesen, worauf Paul
A T t a n d y hinzusetzte , er und zweyhundert
Anwesende seyen also verbrüdert; Welche von
den übrigen es ndch nicht wären, konnten
dem Bunde beytreten, und /würden bereitwil-
lig aufgenommen werden. Dann Wurde über
den Graner Erzbischof Ladislaus Sz^lk^a
schonungslos gesqhmahet; der vorige firzbi-
schof habe Belgrad verloren ; der jetzige wolle
das ganze Reich in Verderben stürzen. Hie*
rauf wurde den Bothen des alten Pälatins Ste-
phan B^thory Gehör verliehen; sie klagten
über ihres Senders gewaltsame Unterdrückung
auf dem Hatvaner Felde. Der König begrüsste
di^ Versammlung, und sie den König mit
Bolhschaften. Mit der Forderung eines lies-
Sern Münzfusses endigte die Sitzung.
28. April. Sonnabends begab sich Stephan von
Werböcz zu Hofe» wo der König üiid. die
— IÖ7 — •
Cöniginn toit ^fiil MagnäteiKTersammeh *war*
pn. In Aller Gegenwart bethßuerte er^ dasd
sc ' das Falatinat nur gezwu.ngto übhrnptnmbn
l^^be^ und jetzt desseibeii sith freynirillig he*-
^ebe. I^an hiess ibn nach Hause gfehen iiiid
laselbst die Elit9,cheidung erwarten. Auf. dem
Ukdser ^elde klagten königliche -Bölhen Aber
las widerrechtliche y die Würde des Uiigri-
qhen Thrones yerletzende Beträgen und Yer^^' .
ahreii der Adelsg^sammtheit atlf dem lIlitYB^
xet Tage gegen den König;- deimoch sdjr er
;p]ieigt, ihr Alias zu reizmieit, jdä er^Wusste
luss sie an dqp* Schuld ulreit gmn^eii Antheil'
3#tt^i als der Sin2ige> ron welchem ^ sie :su
;eheimen Zwecken: gcimissbrauclht' worden war.
^gleich wurde äit geiheldet; .dass so eben
1er neue Palatin- rot denk Könige sich -^emt-'
(chuldiget uiid sein Amt nicidergelegt, der alte
Mredhtigkdit gefördert, .und dev König :ika
pneder einges^tKI- habea Die ganiSe Versarttm^
[ttng brach .in LöbeserhebünffeH' des gnädigitt-
Kumijgs y iti Lästerungen des Hatraner Palauna *
iuS| und etbojth sicih die Waffen iniedersule-''
;fia. In der Nicht war Werböciy's Wdh-
lung Ton Bithdry^s Diensdeüteo^ in der Ab^'
ncht| ihn zu erttiorden, umringt^ er aber idnt^-
knm n^it seinefai Freunde M i c-'h a e 1 Z o b y
gUicklich aus. der Stadt^ und saiidte am fol-
^ndto Morgen YOii seiner £nt{ernung Rechen-
sebaft an den König;
;. iAm Sonaitage . und Montage versammelten ^* 30. ^pr.
»oh die Bruder und Landheiren bewaffnet auf
dem ' Burgpjatze« Bei^ König liess ihnen mel-
den, er habe zur Übergabe der Waffen einii
Vierordnete : ernannt, sie möchten einige auch
aus ihrem Miitel/dasu bestellen« Biess* erklär-
— i58 —
t^n 'Sie ilirer'Seits für unnotliig, da sie ge-^
kommen wären, den königlichen Verordneten'
unbedenklich zu gehorchend Nach Übergahic
der Waffen wurde über Abstellung der neuen
Münze berathschlaget ; den Bischöfen*, Äbten
und jsämmtlichen Pfründnern persönlicher Waf-'
fendienst an den Gränzen unter 'Verlust ^ihr«r
Pfründen zur Pflicht gemacht. Stephan von
Werbücz wurde in Frist von drey 'Tagen'
vor Gericht gefordert; von der Plünderungi
seines Hauses lies.en sich die, seiner Fluchr
wegen Erbilterlen-Ton dem Könige abn^ahnen^ ;
da nichts darin zu «finden wäi*e>* als Scfarifleft!»
und 'Wein, . die Zerstörung der erstem -^deia^
Drit^n -und ' Vierten in Schaden setzen; 'd^j
letztere sie berauschen und zu Ausschweiftl|l^
gen" anreizen.' würde'.. Der wieder eingeset^fib
Padaiin Stephan Bäthory trat' in die Ver»
samtniung) und rühmte dankend ihre Rück-*v-
kehr zur Ordnung und Gerechtigkeit; sie ver«'
laasigte dass der König ihn für immer bestS-^
tige, den entflohenen Werböczy für einen
Verräther und Aufrührer erkläre; den Prälaten*
und Magnaten befehle, sich mit' -dem Adel. in.;
der Sanct Joannis Kirche zu versammeln'^ •
wozu sogleich hundert Herren aus der Adel*'
Schaft erwählet wurden ^ die übrigen nahmen^
Abschied zur Heimkehr. Die Böthen des An^j
bros Sdrkiny, um des Adels Verwendung^
für ihn bey dem Könige bittend, wurden. alM^i .
-> "' gewiesen mit dem Bescheid, man wolle den
König mit dergleichen Fürbitten nicht mebr^
behelligen^ er $ey Herr^ zu thun, was ihm
gut dünke.
i. May. Des folgenden Tages wurden die Prälaten,
welche mit einigen Magnaten durch mancher-
^ i5^ —
sy- Hanke di^ Kalandos -Brüder JE lir sich )eu*
;ewinnengesiidit: hatten, ror den König und.
lie ^ Kioniginii' bemfi^« l Sie wtirden von bey-'
beik w^ekrnddeutend ermahnt, der Tom Throne.
TOt^fängenen * I W.6hlthaten zu gedenken, und
[nre ^Erkenntlichkeit in der Versammhing mii'
leih) Adel :diiroh: treue und< j^efallige Dienste'
li hew3ir(&n;' "Vfias etwa hiermit heabsichtiget -
rurde, ^ zeigte sich gleich hey ihrer ' Ankunft
SLSt den Afaigneten in der Johanniskirche; der!
idAy schon in Farieyen zwischen .dem König i
ind: den Prälaten gelheilt, erhob, rge^faldges:
Iresohr ey y '• dmr einen i^er t disii «Graner ' •£ ä^I
lis^laus SzälkäA lund den ^Kslaneär, £aalits>
/^rday; die cäiidernr wider den/ Sirmier S-te^.:
»hanus Brodericsh, durch pafistUche- £i^-<j
MJchung R^cKJkanzler ; Nichts.konntein.die* .wir *
er • Sitzung 'beschlossen werden^ - . *' /
' In der folgenden war 'der: ' Anhang der^^* ^^y^
^ridaten und .Miignsteii durch ihre Betrieln-
amkeit unter dem Adel beirächtlich vermeh-'
et, wie der Huncitt» Fülle O" de Burgio demt
Lönigi^ Torherg^sagt hatte. ' Jüehrer^ des KÖ«^«
offs Ansehen und Macht besch1ji(nkende^Ber*:
«hliisse wurden gefieisst, und «zur Genehmig»',
ping naöh Hofe gesandt» Die beherzte Köni^ »
onn strich sie durch, schrieb eigenhändig/-
Utu: „nur Ein König £in Herr;^^ und'
(duckte di&Böthen damit isüriick,.- Von jeher
iserstanden Frauen das Herrschen besser als
iiifänner, weil in jenen der .Yemunftsinn le«:
>endiger, das Leben der Idee kräftiger ist, als
n diesen, und die Alles schnell überschauende.
(Vernunft unbedingt schalten und walten will,
1er klügelnde Verstand nur das Regieren lehrt,
ind auch der stärkste, nur dazu hinreicht.
— i6a —
Ber Hiaindzug der Konigma setete die Yer-
ftammlung in Feuer und Flammen; wider sie,
wider ihfb deutschen Hofieute^ deren Ratlies
sitt gar nicht bedurfte^ wurde mschriea;^ aber
die Baschliis.4e bliebeü durchslnchen^ Und ^A1-
les hätte eine andere TTendiiiig genoimneo,
hätte Ludwig seine Maria durchaus^ als die-
sto Einen Koni^, Einen Herrn-^ für aidi
handeln lasseh. iAiussei^ ihr griffen auch die
Kalandos- Bruder den Prälaten «^ lind Magna-
ten «-Stand Ton sehr empfindlicher Saite an;
iUe iiaroUten^; dass kein Edelmann meiir bey
Höfen der Frälaten und Magnaten diene; weil
eigentlich didurbh der Adelätänd so tief her-
ab^ewürdig^t worden wan Bie Sitzuag - mt-
digte mit Aufstand. . -
4. MoTi . Freytag. nach Ki*euzer£naung . Sias . der
Konig mit dem Staatsrathe in der Versaiilltii*
.. \ü .*4ang| liess 'die. gesetzlich yorgeladenen , aber
nicht erschienenen Stephan Werbticzy und
Michael Z6bjr} als hartnäckige, ihrer Schuld
sich bewusste Staatsverbrechen in die Acht
^klären*);, beurlaubte die Adelschaft, doch
sollte sie vorher aiis ihrem Mittel eine kleine
Anzahl bewährter Männer wählen, mit wai*^
eben er die Reichsangelegenheiten in Geheim^
wie die Zeitumstände es forderten, verhandln
würde. Der Atisschüss wurde gewählt, und
5. May. die Übrigen Yom Adel zogen heim. Vobl den
Zurückgebliebenen rerlangte der Konig, dass
man die Exercitual- Gelder unmittelbar ihm
überliefern möchte , wovon er selbst die ncH
thige Heermacht . aufstellen, die Gränzen beset*-
*c^ Dif AchUerkUtfms liefert Prajp Aimal. P/ V. f. 87.
— »6i —
;en, das Reiph vertlieidigen ^ und sein An«
elien beliaupten wollte. Am Sonntage Ro- 6. jifoy.
rate hatten die Prälaten und die Magnaten,
>eyde besonders, yor dem Könige und der
!(.öniginn Vorstand, ^er König erklärte, er
labe ihren oft wiederhohlten Vorstellungen
remäss beschlossen, die Zügel der Regierung
nit fester Hand zu ergreifen, und ohne fremde
Einmischung zu führen ; vermöge es aber nich^
)hne ansehnliche Heermacht, darum möchten
ie seine Forderungen der Exercitual- Gelder
*edlich unterstützen. Der junge Fürst schien,
licht wissen zu wollen, dass niemanden an
meiner Selbstregierung weniger gelegen » war,
ils gerade dem Prälaten- und Magnaten-Stande;
1er eine wie der andere erbath sich Einen Tag
Bedenkzeit. Redlicher dachte noch immer
ier Adelsausschuss auf dessen Verlangen ihm
SU geheimer Zusammenkunft die Pachtbriefe
ier Fugger über die Kupfergruben, die Be-
rechnung der Ausgaben des laufenden Jahres,
und der getaufte Jude Szerencses, der mit
den Wuchergeheimnissen einiger Bischöfe und
Magnaten yertraut war, von dem Könige ge-
^ndt wurden. Feigheit, Furcht, Angst, mach-
ten den Juden offenherzig; er entdeckte Ding^
vor welchen dem Adelsausschuss grauete. Der
Graner Erzbischof Ladislaus Szälkän, der '
Erlauer Paulus AYarday, Ambros S4r-
kany, die Thurzo und die Fugger standen
als unersättliche Slaatsräuber - und Wucherer-
Bande da; das ärgste war, die sich aufdrin-
Sende Überzeugung, dass dem Könige und dem
Leiche nicht mehr zu helfen sey. Sie sprach 7. Mof.
sich in der Sitz\ing des folgenden Tages in
den bittersten Klagen über Ludwig, in den.
VI. Th«iL \\
— i6i —
•«ctimpfliclisteii Schmähungen wider die ge-
:t -nannten Prälaten und Magnaten aus.
8. Moy. , Din.stag war der fünfzehnte^ mithin der
letzte gesetzliche Tag^ seit jener Zeit der
letzten Reichsversamniiung auf dem Rakoser
Felde. Prälaten, Magnaten und Adelsausschius
Sassen in scheinbarer Ruhe beysammen uad
entwarfen in Eile durch einander ein und vier-
zig Artikel. Durch einen wurde der Graner,
welcher schon wieder Partey gewonnen hatte,
unter die vier Räthe des Königs mit unum-
schränkter Macht gesetzt; aber^ die mit ihm
<)azu ernannten, Stephan Bäthory und Jo-
hann Draghfy, lehnten ihre Anstellung ab;
die meisten Magnaten mit dem Adelsausscku&se
widersetzten sich derVerfiigung, schlössen den
Latldtagy Hessen Alles in Verwirrung und gin-
gen aus einander. Nur des Königs inständi-
ges Bitten hielt sie noch zwey Tage zurück,
um die Artikel genauer zu überlegen und an-
ständiger auszusprechen*). Bis zum zweyten
ging Alles ruhig und ehrerbiethig vor sich,
y,die Prälaten" hiess es, „Barone und sämmtr
„liehe Stände überhaupt haben beschlosseD,
„und den König gebelhen, dass er seine Afacht-
„fülle und Gewalt anwenden wolle, um alles
„zur Sicherheit und Wohlfahrt des Reiches
„Erforderliche nach reiflicher t/berlegunjj za
„befehlen, zu thun und einzurichten; die Em-
,jkunfte der Krone nach eigenem Gutachten
,-,zu verwallen, zu vermehren, zu verwenden;
„und was inimer zur Beschützung ^ Vertheidi-
. «) Diarium acfonxm in Comitiit PesCiiits A. iSsl». «)ie al«
Afirii, von dem. Augcnzeußen Antonio Puiieo deAorxd
brj Pray C|iiK. Prooer. P. I. p. 4zo iqq«
— i63 --
inij, Erhaltung der Freyheit und zur ^efrie-
Lgung der übrigen Reichsbediirfnis.se nöthig
jyn möchte, gnädigst zu verÄnstallen.*^ Doch
lon in dem vierten und folgenden Artikeln,
rde wieder diese ganze Sorgfalt dem Schatz-
lister und seinen Beamten übertragen ; durch
1 achten, der König in Person zum Feld-
*e verpflichtet; durch den vierzehnten, zur
rufung auswärtiger WaflFenhülfe aufgefor-
pt; und durch den .achtzehnten, dennoch
j Wahl eines General- Capitans verordnet,
e Exercitual - Gelder sollten nicht dem Kö*
fe, sondern den Gespanschaften abgeliefert;
i Besoldungen an Ausländer eingezogen, die
jlamter der Königinn schlechterdings an ün-
rn verijeben und die Deutschen entfernt
jrden. Die Hatvaner Artikel wurden zwar
r nichtig erklärt, aber den von Stephan
erbüczy als Falatin in rechlicher Form
sgefertigten Urkunden volle Gültigkeit zu-
kannt, und auch die Verordnung beybehal-
B, Kraft welcher acht Herren aus dem Adels-
mde in den Staatsralh aufgenommen werden
Uten *). Endlich, gerade jetzt, wo die Ge^
hr dem Yaterlande sich mit Riesenschritten
herte, Solejmän bereits mit ungeheurer
eermacht ausgezogen, die Noih am dringend-
en, war, der König, um sich und seine Ge-
ahlinn nothdürflig zu ernähren, sein Silber-
jschirr an Juden verpfändet hatte, kaum mit
chuhen versehen war, und zur Absendung
nes Bothen an d^n Coloczer Erzbischof naca
eterwardein der päpstliche Nui^cius das Rei*
a) Carpn« Jar* Haag« T« I. p« 549*
11*
— i64 —
segeld Yorschiessen musste *); wurden fünfzig
SUberpfennige von jedem BauernKo^ mu Ein-
reclmung des Kammei^ewinnes^ als Subsidie
bewilliget. Der unerwartete Inhalt dieser Ar-
tikel hielt den König gebunden in TÖlIiger Un-
cntschlossenheit y wem er sich forthin anver-
trauen, ob er sich den Kalandos - Brüdern
und der AdeLsgesammtheit ganz ergeben; oder
zur Fartey des Prälaten- und Magnaten -Stan-
des zurückkehren sollte»
Als Ursache alles bisher Erzahlten, kün-
diget sich nichts deutlicher an, als die durch
s^chs und dreyssig Jahre beyspiellos schlecht
fortgeführte Staatswirthschaft. Nachdem Mat-
thias durch grosse Unternehmungen und häu-
Jige Kriege die Stände des Gebens überdrüs-
sig gemacht, und Wladislaw bald nach sei-
ner Thronbesteigung gezeigt hatte, dass ihm
über alles, was zum Regieren gehört^ der
haushälterische Sinn am meisten fenlte, wurde
von Vielen laut behauptet, der Ungern Frey-
heit fordere^ dass der König arm, und un-
vermögend sey, durch Heerscharen in seinen
Solde einer unbeschränkten Herrschaft sich an-
zumasseo. Das gesammte Staatsvermügen müsse
in den Händen der Magnaten seyn, weil ih-
nen zustände, des ^yaf^endienstes Last und
Kosten zu tragen ^ des Reiches Besckirmung
a) ffRexjamnon habet , tfaoi tdat^ tt srgenUm vm»m im'
j^daeis oppignoravit,^^ Anton Pulle, de Burg. £pi«u ad
Sadoleu de i. Maji i5i6. ap. Prujr Episf« Procer. P. I. ^ jj^.
— y,Dicunt^ tjceat Res cum suo vexülo in camputn, 4t nr
y^non habet calceot^ ne dicam apparatum ad extundtun ut ntn
j,pum.^^ Idem Epist. de i4- Maji ibid. p, a36. — ^^Cum de-
yyberet unus nobilit mitti a Rege^ non potuerit id fiai ob
y,drfectum expensarum ei praebemdanuHf ei jui comctmSp mi <#•
j^darem expensas.'^ l<(«n fipUt« 19* JuaM. i^MlMt p. ^4«.
— i()5 —
1 bestreiten*). lJie99 wurde bald des hohem
dels allgemeine Gesinnung, und eben fo all-
emein sein^ Bestreben, den iCönig zu plündern
nd den Staat zu bestehlen.
Seit dem Konige Matthias betrugen, der ^
old des Palatins, des Siebebbürger Woiwo-
en, der Hof marsohälle , des Königs und der
Loniginn, der Kronhüter, des Oberkämmerers^
immtlicher Bane^ Castellane, Hauptleute; und
ie Unterhaltungskosten der Gränzfestungen,
ihrlich an barem Gelde eininahl hundert rier
nd dreyssig tausend neunhundert yier und
eunzig; an Salz, yier und zwanzigtausend *
chthundert yier und achtzig Ducaten^), Seit
em zweyten Jahre nach Wladislaw:'8 Tode/^c.l5l&
oUte den Bacsher Verordnungen gemäss, das
alz in Gelde bezahlt werden. In. eben dem
ahre sollten aus den Kremnitzor und Ofener
fünzkammern, aus den Dreyssigstämterh yon
)fen, Stuhl^eissenburg, Fresburg, Kaschau;
US den Siebenbürger Abgaben, Steuern, Zöll-
en und Sachsenzins; aus den Abgaben der
Itädte, Qfen, Festh, Szegedin, S tunl weissen •
lurg, Clausenburg, Gran, Odenburg, Leut-
chau, Bartfeld^ Eperies und Zeben, dem Ko^
lige jährlich zweymahlhundert zwey und yier-
igtausend neunhundert sechs^ und dreyssig
)ucaten zufliessen. Dazu kam noch der £r-
rag der Krongüler, der Bergwerke, der Salz-
noLter und anderer Quellen königlicher Ein-
LÜnfte, welche insgesammt in den ersten Jäh-
en imch Matthias Tod betrachtlich mehr
fl) Tnbero Coaimentar. de Temporib. tni« Lib. Xr* §. IV*
p, SehwantUmr Scriptt. Rer. Hung. T. II. h) Die beiondem
kügaben liefert KoTacbicb Supplem. ad Veitig. Comitior* T
I. p» 5o6 «fq.
— i66 —
betrugen; dennoch war Wladislaw schon m
den Feldzüc^en wider Johann Albrecht und
Maximilian nicht mehr im Stande, ohne
grosse Darlehne den Sold der Miethsvölker zu
bezahlen, weil er bis in das dritte Jahr seiner
Königschaft' yOn sämmtlichen Einkünften, nach
Abzug der Gehalte für die Reichsbeamten^
kaum yierzigtausend Ducaten empfangen hatte;
so arg war schon von «deinem damaligen Rent«
meister Lukas, Bischof von Csanod, hausga«
halten worden. Nach Entlassung desselben über-
nahm auf zudringliches Bitten des Königs und der
/. C. 1494. Magnaten der Fünfkirchner Bischof Sigis-
mundus Ernst die Verwaltung, tind dieStände
bewilligten eine ausserordentliche Beschatzung
der Städte, und Besteuerung des Landes mit
Einem Ducaten von jedem Bauernhofe.' Da-
durch, und aus den Lösegeldern für Stellung
der Mannschaft sollten in dem Einen Jahre
einkommen zweymahlhundert fünf und sech-
zigtausend sechshundert neunzehn Ducaten;
davon aber war von dem gnädigen Könige
eine bedeutende Summe '^) erlassen worden;
sie und die Einheb ungskosten^) betrugen bey-
nahe die Hälfte, so dass ihm wirklich nur
hundert fünf und sechzigtausend einhundert
acht und neunzig blieben, und zur Bestreitung
der Ausgaben von den Städten , Siekenbürger
Sachsen und Juden noch zwölftausend einhun-
dert sieben Ducaten vorschussweise auf näch-
stes Jahr verlangt werden mussten, womit die
gesammte Einnahme hundert sieben und sieb-
zigtausend dreyhundert fünf; die Ausgabe hin-
' g®J?cn, nach des Bischofs Berechnung, hun-
a) 9i,266|> h) 9,155). Bejd» suttmmen ioo,42i.
~ 167 -
t
dert sechs und lieunzigtausend iteubhund^
Tier UDd yierzig betrug; mithin diese, dßn £mr^
pfang um neunzehntausend sechshundtol joeuD
und dreyssig Ducaten überstieg.
Dieselbe Besteuerung des ILiandes ^ wtirdei
für das nächste Jahr wieder bewilliget; daraus:/. C.149i
sollten von drey und vierzig Gespanschaften^.
von Slawonien und Siebenbürgen eingehen r^
zwey mahl hundert neunzehn tausend fünf
hundert zwey und achtzig Ducaten; wirLlichi
aber kamen um zwey und achtzigtai^send neun-»
hundert sechs und vierzig weniger ein> welcha
theils waren erlassen, oder nicht bezahlet^
theils von den Sammlern als Lohn waren be^.
zogen worden; und die Ausgabe überstieg uno^
drey tausend zwey hundert zwey den Empfang*).
Die Rechnungsfehler in des ßischofs Rechen-
buch verrathen die Unrichtigkeit, einige An-
gaben auch die xUnredlichkeit . der Yerwaltung.
Mehrere Ausgaben werden doppelt aufgeführt^
andere erhöht ^) angegeben ; den Ausfall desi
einen Jahres von neunzehntausend sechshundert
neun und dreyssig Ducaten deckte der .BLscho£
theils aus eigener Casse, theils durch frem-^
des Darlehn; im folgenden Jahre machte ei;
sich aus dem Empfange mit einem Zusatza
von zehntausend, also mit mehr als fünfzig
für hundert bezahlt.
Durch die hohen Einhebuugskosten lyurde
des Zeitalters Unbehülflichkeit bey wirthschaft-
a) Biete Resultate ergeben sich ans dem Registro omnium^
proventuum Regalium per D, Sirismundum Episcopum QEccle^
tiens, pro annit 1494 et 1496 in parata pecunia perctptorum ;
welche» Elidel (Geach. des Ungr. Reich. ThI, 1. 5. 17 bis 190.)
mit seinen Uerichtiguiigrn vollständig mitgetheilt hat« h) Z. B.
3690 anauu 1726. FK &Dgel a. a. O.
— i68 —
liGhen Einriclitungen gebüsst« In die Gespan-
Schäften abgeordnete Sammler, der örtlichen
Verhältnisse unkundig, machten die Ansclilägei
yertheilten den Steuerbetrag, verfuhren will-
kürlich, meisten theils parteylich, liessen sich
bestechen, hafteten dem Könige und dem
Schatzmeiser fiir jiichts, unterschlugen man-
chen Empfang und setzten ihre Kosten zu
Koch 9n. In der Folge wurden ihnen Comi-
tatsbeamten zum Beystande, vier oder mehr
verordnete Landherrn zur Abfassung der An«
schräge und Yertheilung des Betrages heyge^
seilet. Hiermit verlor man weniger durch Be-
trug, desto mehr durch Vermehrung der Kos-
ten; denn die Beamten und Verordneten dien-
ten nicht anders, als für Tagegelder; dazu be^
hielten die letztern von ihren Besitzungen oft
eigenmächtig die Steuer zurück. Als diess
immer häufiger und verwegener geschah, wie
in der Szalader Gespanschaft der niedere Adel,
nach des höhern Beyspiele, vierhundert sechs
und zwanzig Ducaten von seinen Gütern vor^
enthielt, wurden mit nouen Kosten Husziren
zur Eintreibung gesandt. Zur Einlieferung der
Gelder war keine bestimmte Zeit angesetzt;
einige Sammler lieferten früher, andere jspäier,
manche Zahlungen wurden sogleich an sie
selbst angewiesen, welches ihnen wieder un-
ter Vorwand nicht hinlänglichen Geldvorrathes,
zu Unterschleif und Gewinn verhalf. Nie
konnte der Schatzmeister zu deutlicher Über-
sicht des jedesmaligen Cassenbestandes gelan-
gen; fehlte ihm Geld, so wurden die Samm-
ler durch kostspielige Bothen zur Einlieferung
ermahnt, und wenn grossere Noth dränj^lc,
von Prälaten und Baronen Anleihen verlan^iit.
%H0
— 169 —
Des Königs Imclitsiiiiiige Erlassungen
breiteten die Lust, Eiiass zu yerlangen; bald
ei^ob Aäk der Mutb auch die .unerlassene
Zablong su yersagen , und die zu diensteifri-
MB Semmler fortzuscbaffeD, oder wie der Uj«*
laker Herzog Lorenz tbat, todtschlagen zu
Janen« Am eifrigsten bewarben sieb die reicb-
slen and miebtigsten Magnaten um ibrer Gun-
ter Ausnabme ron der Besteueruiig ; also der
Pdntin Stepban TOn Ztfpolya, welcher un-
ter rerscbiedenen Titeln eilftaasend Ducaten
als Gehelt bezog *)• Nichts wurde auch be-
nUt, Ton den Gutem seiner Hofleute und'
Baamten, nichts Ton den Herrschaften des
Barzogs Joannes Corrinus, dem ein jähr-
lidier Gehalt Ton zehntausend Ducaten ange-
wiesen war; nichts ron den Gütern des "Te-
Maaer Grafen, Joseph ron Som, welcher
fir den jährlichen Gehalt ron siebentausend
Ducaten bar, zwey tausend in Salz, nur bunt*
dert Reiter zu unterhalten hafte ; nichts yon-
den Gütern aller übrigen hochbesoldeten Reichs-
barone, der reichlich dotirten Bischöfe^),
Propste, Äbte und ihrer Verwandten, welche
ohnehin beträchtliche Zehenten und Neunten
bezogen; und auch nichts von den Benitzun-
gen müssiger Hofleute, welche sich königliche
«) AI» PaUtin 4ooo bar; 3000 an Sala; 4ooo ala Befehltha-
Ur der 8ar6aer Burg, 1000 alt Kronhfiter. Von seinen Gütern
mtmm er in den JJ» 1^94 u. 95. dem Vaterlande den Beytrag tob
li^SlSf Dac 3) Der Erltner Thomas Bakacth hätte von
Vachöflichen %}fitem im J. 1494 dreytautend dreyhundert
* eiebafc i« J* 1496 drey tausend neunhundert ein nnd
_Q , der FUnfktrchner t>igitmundut i. J. 1494 lunftau-
vierlinndert seht nnd iwansig ; i. J. 1496 fünftausend iwej«
kndert aecha Ducaten befahlen müssen: ao rersagten nur swej
fitseböle dem Vnterlaadft in awey Jahren in pflichtmSaaiger HiU£i
— 170 -^
Nacnlass - Befehle erschlichen hatten« Dem
ärmer n Adel wurden nicht mehr als fünf von
hundert, und .den dürftigen Hintersassen, wel-*
che weniger als drey Ducaten Werthes in^
Yertnögen hatten, wurde nur aus grosser Barm-
herzigkeit Alles nachgelassen. Auf diese Weise
ging es in Wladislaw's viertem und fünftem
Jahre, und so geschah hey allen folgenden
Besteuerungen durch ein und zwanzig Jahre.
Reiche Bischöfe, wie die Brüder Thomas
und Franciscus Bikdcsh, von Erlau und
Raah; Dompröpste, wie Georgius Meckhey
von Zips, Dominien s von Stuhl weissenburg,
Thomas von Fünfkirchen, scheueten sich
nicht von dem Könige beträchtliche Summen
Almosen, unter dem Titel Subsidie, zu erbetH
teln; dem Neitraer Bischöfe Antonius wurde
sogar seine Inful für hundert zwanzig Ducaten
aus der königlichen Gasse gekauft. Wollte
Wladislaw bey der Leutschauer Zusammen*.
Lunft mit seinen Brüdern, als König zwey:
grosser Reiche, mit zahlreichem und ansehn-
lichem Gefolge erscheinen, so musste auch
diess auf seine Kosten geschehen. Die beson«.
dern Auslagen, welche die ihn begleitenden
Prälaten und Barone der Ehre des Reichs und
ihres Amtes wegen gemacht hatten, Hessen sie
sich, wie Stephan von Zdpolya und der
Erlauer Thomas Bakacsh, selbst der Schatz-
meister Sigismundus Ernst von dem Könige
ersetzen; war er durch dergleichen Ausgaben el^-»
schöpft, so halfen sie ihm mit seinem eigene]^
Gelde, als Darlehen, gegen Pfandverschreibung.
Eine grosse Anzahl Stücke Atlass, Damast,
Camelott, Scharlach, Nürnberger, Iglauer,
Breslauer Tuch und Wollenzeug, Fernisch ge-
— 17* —
nannt, nmsste mit scKweren Kosten*) aus dem
königlichen Schatze angekauft werden^ unkt
das zahlreiche Gefolge . seiner Begleiter , des
Siebenbürger Woiwoden , B a r tb o I o m an s^
Dri^bfj; des Gross wardeiner Bischofs, Va-*!
lentinusWuk; des Fünfkirchners Sigismun-«
das JSrnst, des Niklas B^nffj und Blai-
sins RAskay anständig zu bekleiden; schwer^*.
bdi werden die Prälaten und Magna ten, wel-^
che den Konij; zehn Jahre darauf zur Pres^
biurger und Wiener Zusammenkunft begleitet
katten, bescheidene* oder schonender mit ihnk
Terfahren haben; denn in zunehmender Tha-:
n^eit zeigte sich ihres Standes unablässige&
Botrebeaiy den geldarmen König in Abhän^
gigkeit zu erhalten , damit ihm unmoglidL
wurde 9 ihrer lästigen Anmassungen sich zu.
mrtschlagen,.
Unter den auf zwey Jahre von dem Fünf-'
kirdinetr Bischöfe berechneten ausgaben findea
sich nur hundert Ducaten wöchentlich für dier
königliche Küche, eine ungemein massige Summe
iur den Konig zweyer Reiciie. Die königli-«
eben Weinberge waren theiLs verschenkt, theils
Terpfandet; die Arpadischen Könige hatten in
jeder Gespanschaft, wo Wein gebaut wurde,
ihre eigenen, gut versorgten Keller; für Wla-
dislaw mussten die Weinzehnten von den Bi-*
schofen zu Weszprim, Fünfkirchen, Syrmieny
gepachtet werden. Der ganze Bedarf des ein-
nnnuschen Weines hatte in den zwey Jahren
fünftausend neunhundert fünfzig ; des Italischen
Malrasier, hundert zwey und achtzig Ducaten
gekostet. Für goldgewirkten türkischen Sammt,
m) Vacfa de« Bitchol« Rechenbuch füf a55i Dneateik
— l^2 —
£(ir Seidenzeugy Hermelin und anderes theue-
res Pelzwerk zu Geschenken, wurden sechs
tausend neunhundert vier und zwanzi«r, zui
Unterhaltung der Hafleute, hloss an Besoldung,
ein und zwanzigtausend fünfhundert acht und
zwanzig Duoaten ausgegeben. Unter den £in^
nahmen wird nichts von Bergwerken und Saht-
gruben aufgeführt; dennoch wurden zur Un-
terhaltung der einen zwölftausend fünfhundert
ein und dreyssig; zur Arbeit in den andern
fünftausend angewendet; und zu königlichem
Haus- und Tisch^eräth das Silber mit drei-
tausend sechshundert sechs und dreyssig, das
Kupfer mit achtzehnhundert fünf und neunzig
Ducaten bar gekauft. An Apfelsinen find Por-
meranzen genoss der König durch die zwey
Jahre für sechzig; Musik und Sänger kosteten
ihn gegen zweynundert; Fechterspiele hundert
und zwanzig; lustige Zwer£;e und russische
Bärentreiber gegen vierzig; Falkenmeister ein
und zwanzig; und ein Schatzgräber Versuch
in der Bodroger Gesp^nschaft zehn Ducaten.
Klöster der Bettelmönche empfingen an milden
Gaben drey hundert sechzig; Opfer bey dem
Hochamte an Festtagen gab der König zu drey
bis vier, im Ganzen vierzig; Almosen den Bett«
lern zu ein bis drey Ducaten, überhaupt zwej
und fünfzig; mehr als drey Mahl so viel hiUH
dert von ihm erbettelten von ihm Bischöfe
und Pröpste, als Unterstützungsgelder. Hiel«
ten Prälaten und Magnaten zu Reichsversamm-
lungen mit einigen Haufen Reiterey und yar-
ausziehender Feldmusik ihren Einzug, so musste
der König diese Pracht bezahlen; solche Yer-
gütigung empfing Bartholomäus Draghfy
mit neunzehnhundert zwanzig ^ der Goloczer
— 173 —
Enbisehof Petrus Wardty and andere mit
tausend Goldgulden zu einer Zeit, wo das Stück'
ausgemästetes Rindyieh vier Goldgulden kos-
tete. Dagegen mussten die Bothen der GrSnz«
festuDgen, um den gebührenden Sold der Be-
satzungen und Befehlshaber bittend, wochen-
Jaog warten 9 durch Wart- und Kostgelder in '
Geduld erhalten werden ; wahrend die Besat-
zoogeii Yt)n Noth. gedruckt, durch Raub sich
hdifen, oder abzogen^
Hieraus wird begreiflich, wie es endlieh
so weit kommen konnte^ dass Wladislaw zur
?eyer seines Beylagers den Coloczer Erzbi*^. c. I50t
scaof Liadislaus Gereb, einer alten Schuld
wegen um Frist bitten, zweytausend Ducaten
Wgen, bey den Städten um Hochzeitgeschenke
ansuchen musste; dass er nicht mehr vermo*- ^
gend ans den Einkünften der Krone die Be^
Isoldnngen der Reichsbeamten zu bezahlen, ih-
nen für ruckständigen Gehalt ganze Herrschaf-
ten, wie dem Szekler Grafen Johann Tarc-
ZMj das Gut Al-Gy6gy für zwölf lausend Gold-
Julden *}, verschrieb ; dass er vor und nach/^Cl^OS.
em Tode der Köni^iun , selbst an täglichen
Lebensbedürfnissen Mangel litt, und bisweilen
nothgedruRgen war, sein Mittagmahl von der
Gasttreundschaft seiner Magnaten zu erbetteln,
oder das Fleisch von den Metzgern, den Wein
ans ' dem Keller des Fünfkirchner Bischoff
Ssathmary auf Borg zu nehmen^); dass zwey
«) Urftande bey Wtgner Diplümatar. Saroi. p. 397. B)
Caipar Heltajr Chronica p. aoS. -^ Alt die Hoiente mit
ciai^ni l«eren Fl««cii«n tu dem nitchofe um Wem kamen, fragt«
«r mit Verwiindemns ob sie keinen Wein in der Burg bitten.
ttp» Antwort, ,9iiit£t einmaM Speise;^ brachte ihn 10 heftig
Mfy 4mm er mxwettii^tkh u&ck Hofe iubri den Rentraeitter ru-
y
— 174 —
Jahre vor deinem Tode die meisten königli-
chen Städte, Marktflecken, Schlösser, Zölle,
und Einkünfte der Krone verpfändet waren').
7. C. 1514.- Auf dem Landtage vor dessen Eröffnung man
19, iVovJr.^^j^ Wladislaw auch noch das kümmerliche
Leben zu nehmen versucht hatte, wollten die
Stände der äussersten Noth des Mannes, den sie
König nannten, abhelfen und setzten die Vexv
lördnung durch, Kraft welcher die verpfän-
deten Dreyssigst und Z wanzigst, Salzkammem,
jBergwerke,' Städte, Schlösser und Uerrschaf-
fen liess , und ihm in Gegenwart des Königs seines Amtes Ver-
^naobläftsi^ung , seinen Hnnclcl und Wucher, den Reichthura sei*
ner Vorrath.shäuser, durch Untersciileife von den königlichen
'Einkünften erworben; die Entehrung des Reiches, als wäre es
iU))irermögend seinen König anständig zu verpflegen, auf datnadl«
drücklichste verwies. Dubravius Lib. XXXII. c. 3i, —
a) An den Siebenbürger WoJAvoden Johann von Zapolya,
der Trencsincr Dreyssigst mit den Städten 'iyrnau und Skaücs.
— An Gyurycshko, Stadt uud Herrscliaft O^enburg. An
den Graner Erzbischof Thomas ßakacsh, Stadt und Herr-
.«achait Gran. — An den Palatin Ejnerich Pertfny, Städte
und Herrschaften Eperies und Szegedin. ■'— An Ladislaw Ka-
'nisay, Schlösser und ilerschaftrn Schintau und Csokakö. —
•An die Wittwe des Andreas Döth, Schloss und Herrschaft
Dios-Györ. An den Waczner Bi- rhof Ladislaus Ssäl-
kdA, die Insel Cscpel. An den Siehenhürger Rischof Fr an«
eise US Pereny, Schloss und Herrschaft Munkärsh. An Ga*
briel Pereny, Schloss und Herrschaft Htiszt mit den Mar-
maroser Salz- Kammern. An Emerich Czöbor Schlot« und
Herrschaft Holicsh* An Caspar von 8om» Schloaa ool
Herrschaft Geszthes. An Ladislaw Mord das Dorf ThenyeW*
An den Ober- Hofmarschall Moses Buzlay, Schloss imd
Herrschaft Sanibek und das Dorf Keszi. An den Arzt Jo häuft
Jakob, das Dorf Kysyng. An die Car th äu ser in Lewddy
'die Dörfer Szent-Gdl und Nämethy. An die Erben Sea Georg
Kastell an ffy, der Marktflecken Mezö>Kevesd. An Amibyo«
Sarkany und Stephan fCesserii, der Presl)urger und Ofc-
nerDreyssigst. An Thomas Szecsh und Johann Gynlay,
der Üreyssigst von Sla\v«»nien. An die Kaschauer Bürger-
schaft, der Dreyssigst von Kaschau. Au die Florentiner Kaof*
leute M i c h a e I e und F e 1 i c e , der Siehenbürger Zwanaig«!.
An Georg Thurzo, die Kremnitzer Berg- und Münzkammer.
An Stephan Barbe r, die Herrschaft Alt-Ofen. An Johann
Podmaniczky, Schloss und Herrschaft Salmar. u. a, w. Bej
Kprachich Supplem. ad Vestig* CqmiUor« T. U. p. 4a6*
— 175 —
ten dein Konige zurückgegeben werden sollten;
die Rechte der Pfandgläubiger wurden auf die
Hälfte des Ertrages bescliränkt, - die andere
Hälfte sollte dem Könige zufliesen ; was 'sie
•von den Einkünften über den Zinsenbetrag be-
zogen hatten, sollte ihnen auf Abschlag der
•Ffandsumnie angerechnet werden ;^ Johann
von Zäpolya zur Belohnung seiner Waffen-
thaten im Kreuzkriege -sollte den Trencsiner
Dreyssigst und die Freystädte ungeschmähleit
fortbesitzen , bis durch das jedesmahlige Fünf-
tel von den bewilligten Landesbesteuerungen
zu Einem Goldgulden von jedem Bauernhcro^
selbst Zapolya's Güter nicht ausgenommei^
das von ihm gegebene Darlehen ganz bericK^
tiget wäre. In Zukunft sollte der König auch
im dringendsten Nothfalle nicht mehr befugt
seyn, ohne Genehmigung^ de» Staatsrathes ir-
gend etwas von seinen Einkünften oder Kam-
mergütern zu verpfänden. Wer dieser Verord-
nung zuwider, etwas dergleichen von Wla-
dislaw in Pfand nähme, tollte die Pfand-
summe verlieren, und darüber noch eine ihr
gleiche Geldbusse zu erlegen j angehalten wer;*
den *). Viel wäre hiermit geholfen gewesen^
hätten die Stände Muth und Mächt gehabt^
auch auf Volliziehung ihres Gesetzes zu beste^
hen, und den Kampf mit der Verderbtheit^
sie mochte in der Inful, oder im Hermelin-
Mantel erscheinen, aufzunehmen; bey den
geld - und prachtgierigen BakÄcsern , Zdpo-^
lyem, Fer6nyern, Bäthoryern, und andern
Blächtigen hatte das Königthum alle Gewalt^
die Landtage alle Wirksamkeit, die Gesetze
d) Corpna Jor. HuBg« T» h p* 5a5. ait» I «— III»
— 176 —
allp Kraft 9 das Yaterland allen Schutz , die
Bürgerwürde allen Werth^ selbst Ruhm und
Ehre allen Reitz verloren. Darum wurde auch
X C. I5i8.die Verordnung des Ofener Tages auf den
1527. Reichsversammlungen zu Tolna^ zu B^csh,
und zu Ofen, yergeblich erneuert ; ihre frucht-
lose Wiederhohlung zeigte üur an Ungarn,
dass unter der Übermacnt unklug erhobener
Oligarchen, Konig und Reich unrettbar un-
tergehen müssen.
Durch sechs und dreyssig Jahre also
herrschten Mangel und Noth in der Lonigli-
.chen Bur£(; Überfluss, Fracht, Verschwendung
in den Palästen der Bischöfe und bey den Hö-
fen der Magnaten; im letzten Jahre wurde Lud-
wig gleich einem Steine gefühllos, schlief bis
2um Mittage, sein Rentmeister Ladislaus
Macedoniay, gewesener Sirmier Bischof
•versorgte die königliche Küche täglich mit
fünf und zwanzig Ducaten ; wo er sie her-
nahm, darum bekümmerte sich der König eben
so wenig, als um den Staatsrath, welchen er
um Mittag zusammenberief, bis zum Abend
streiten, und ohne etwas zu beschliessen^ aus
einander gehen liess*). Wie dürftig er war|
wie schlecht die auf dem letzten Rakoser Tagt
bewilligte Subsidie bezahlt wurde, wie hart* .
sinnig und niedrig Prälaten und Magnaten dem
in äusserster Gefahr schwebenden Vaterlande
ihre Hülfe yersagten, beurkundet des Rent*
/. C. 1526. meisters Macedoniay Berechnung der Au^
i^i^/äi o*^®*^ von vierzig Tagen ^). Sie betrugen im
a) Liter. Anton. Pull ei de Borg 10 de 19. Jon. i5i6« apu
^Tor £piil* Procer. P. I. p. a44. h) Fragmentum libri ratio-
narii tuper erogationibut aulac Regit Ludovici U. de anno xbA
ap. Engel MonoMianla Ungrica p« 67^236.
%
I
L
— 177 —
Ganzen NeunzeUntausend Tlerhundert vier und
vierzig Ducateo^ sechs und sechzig Silberpfen-
nige. Von zweytausend zweyhundert sieben
und neunzig Ducaten vier und fünfzig Silberpfi
musste ein beträchtlicher Theil verwendet wer-^
den 9 Äuf Wart-, Kost- und Reisegeld an die
Boüien^ welche von den Granzplätzen gesandt
waren ^ um den Sold der Besatzungen einzu-
fordern, und nicht sogleich abgefertigt wer^
den konnten; Diess beweist, dass die Ein-*
nahmen Miumselig und unrichtig eingegangeä
waren. AVäre aber auch die angegebene Summe
iminer behend und richtig abgeliefert worden^
uid nichts davon erborgt gewesen, so hätte
der Konig zWeyer Reiche, welche die Natui^
mit ihren besten Gaben in überiliessender Fülle
versorgt hatte, in neun Mahl vierzig Tagen^
also jährlich, dennoch nicht mehr an Ein-
künften als Kinmahlhundert sieben und sielM
Eiguusend achthundert acht und achtzig Duci^
ten zwey und zwanzig Silberpfenni^e bezogen *)4
So arm war um diese Zeit icein König in Eu-
ropa; Johann von Z^polya allein, die Bä-^
thoryer, Per^nyer, und Thurzoner zu-*
sammen, waren reicher, der Graner Erzbischo^
o) DäTOii waren g^geBeii worden; zur Besoldung der Keicht-t
Warnten « der fieaatsnng in den Granzfettuugen und AnschaiTung
dn Kriegavorrathea : 9834 Duc. 96 tlbpf. — Zur Besoldung
dcrHofleate: S4a4 Doc. 3i tlbpf. — Der KÖniginn: 1986 Due^
^ Znr Vereorgung der kOnigl. Küche, täglich an 26 Duc. : looa
Dac ^- Auf Gewürze: i6j Duc. 60 tlbpf. — Auf Wein: 77
Doc So albpf. — Zu Rleidern und zur Rüatung des Königs :
16a Duc. 60 slbpf. — Zu Bier: 5 Duc. 5o Pf. — An Pfeiler
iHid Siiger: 19 Duc. — An Fechter: 10 t)uc. -* Au Almo-«
•en: 8 Duc. »5 slbpf. — * Auf Pspier; 5 Duc. 35 slbpf. — Zur
i'merhaltung der Falken und anderer Vögel: 1 Duc. — . Zur
Bewirlhung des Poblnisc^en Gesandten, durch 34 Tage, tliglich
an II Duc.: 288 Duc. — Zu Geschenken: 169 Duc. 36 slbpf. —
Zum HocfazeiULahl det königl* Kämmerers Johann Podkt
60 Ddc
TL Thtil 1»
— ijH —
'und Erlauer Biscliof, jeder nur ein wehiges
ärmer an jährlichem Einkommen.
Wie den König, der Prälaten Kargheit "Und
der Magnaten Habsucht , so drückte den nied-
rigen Adel und die ärmern Reichssassen die
arge, aus Unkunde in der Staatswirlhschaft
entsprungene Verschlechterung des Munzfus-
ses, welche wieder, wie bey falschen Flnap2-
Massregeln immer unvermeidlich ist, gefade auf
den König am verderblichsten zurückwlrläe.^
Es war verbothen, ungemilnztes Gold uhd Sil-
ber auszuführen') ; scnon der einheimische Lu-
xus verbrauchte dieser edeln Metalle iu' vTl^I
■
Den Bergbeamten war untersagt, mit aüdern'
Bergbebauern in Gesellschaft der Kosten ntii
des G.^winnes zu . treten *') ; als man hernach
den A*usfall an zu Tag6 gefordertem Güte be-
merkte, wurde der Bergbau allgemein und 6hn6
Einschränkung bewilliget*); aber das gewönnen^
Gold und Silber durfte an niemand andern',
als an die königlichen Berg- und Münzkamr-
mern zu dem unter Matthias üblich gewese**
hen Preise verkauft werden^); das sicherste
Mittel, dieselben in Mahgel der edelh Metalle
zu versetzen; das Eigentnumsrecht verletzen-
den Verordnungen wird am allgemeinsten und
entschlossensten getrotzt. Der Ausfulir des
gemünzten Goldes und Silbers wurde erst dre^
Jahre vor Ludwig's Ende durch ein ver-
gebliches Gesetz begegnet*); der vieljährige
fl) Wladislai II. Decret. I. de ann. 1492. art. XXXTL
De er et. Ilf. de ann. 1498. art, XXXI. Ludov. II. Decret.
II. de ann. i5i8. art. XlV. Articuli Rakosiens. de an. löxS.
art. XXVIII. Articuli Hatvaniens. de an. i5a5. art. XXVIL
b) LudoT. II. Decret. III. de an. i5i8. art. VII. c) Arü-
culi Duden sei de ann. 1625. art. XXXVIII. d) Ludor. IL
Decret. IIl« art. IX. e) Art. Budeuaea de ann. i523« art
XXXIII.
— 179 -^
Imu«^ durcH reichlichen WtKxliergewinn
ü^tKt, WMT »tärker, als ^r ^esetz^refeeDde
fajtabe, den schon das Leben dfes Handels^
Ui^mcher Prachtliebe genahret, todten
üt. Die' Einfuhr des auswärtigen Gelde.4
-mt gleicher llBbedachtsamkeit z« grossem
lÜea des Aptir- Handels mit deta AuMla'nde
lodiem*)« Durch*' diese MissgrifFe in de^
slxg^Miiig ^ entstand Mangel an Gold ' liiid
OT f^efj den Münzktimmern ', an* Geld im
üdfidien Verkehr. Man wusste ihm niohl
erfs nbBah.el{en, als durch wefit Sr^e^'n Mi^s^
^ mani vorfuhr in Heilung den sieiiht^
btofeerpers sleich einem Arzte^ welcher den
nmidsuiditigen durch Verderbufig scfin^
HBMüM und Hemmung ihres Umlarufe^ UeV-
«w«illte. ^
>Un«er WUdirlaw galt dki ^Mark 6dli
wj' und uehpg^ die Surk Silki^r' sehwe^M
Mistes vier Ducaten oder- YierKund ort Si9^
mIeDDige; die leichtere Mark hundc5l<t /• dil
icmeste, wie bey den Siebenburger Sz^klent^
ifzig Silberpfehnige. Im Handel uikl Wan*
1 gak nur die schwere Mark; der-Ducaten^
M- und zwanzig Karat acht Gran all Gewicht^
MBch um zwey Gran leichter als unter KcH-
m Sigmund, noch immer hundert Silber-
leanige^). Seit Bela des lY. Zlsiten, bi^
fsnund hatten die nach Neii-*"Szohl geru*
SMi Sachsen yorziiglich nur die Gold-^'und
-j
-r x8o —
Silber - Minen learbehet^ die Kupfer - Minen
yemacliläs&igt. Als aber die Bergleute die Sil-*
berhältigkeit des Neu - Szohler Kupfers ent-
deckten, suchten sie es benjieriger auf und
schafften das Erz in die Schmelzhütten bejr
Breslau und hej Crakau^ wo es geseigert
wurde. Über diesen ,vom Kupfer geschieden
nen Silbergewinn entstand hernach Streit, wel«
eben Matthias damit endigte, dass er die
Neu - Szohler Kupfergruben und den Kupfer-^
handel an sich zog« Sein Sohn Joannes
Corvinus wurde Erbe dieser reichhaltigen
J. C. 1494. Quelle von Einkünften; von ihm erhielt sie
der Fünfkirchner Bischof Sigismundua
Ernst und er gab sie den Herren Johann
T h u r Ä o und Jakob Fugger in Facht.
Diese bauten zu Neu-Szohl selbst. Schmelz^
und Seigerhütten, worüber ihnen Wladislaw
Frejbriefe ertheilte. Von Sigismundus
«rbte den Neu -Szohler Kupferhandel dessen
Bruder Johann, zugenannt Hampo, Herr auf
GUktornya, welcher den Facht mit den Thur^
zonern undFuggern für zweyhundert zwey
und fünfzig Ducaten in. seiner frommen Ein-^
f alt fortsetzt e^ Wladislaw ver] ieh ihnen
dazu noch die Kremnitzer Münzkammer, und
dort wurden unter ihrer Aufsicht und Leitung
Silberpfennige von gutem Schrott und Ko^
vierhundert sechzehn auf eine üngrische Mark
Silber geschlagen. Für den üngrischen Gold-
gulden, zu hundert solcher Pfennige, gaben
die Fohlen fünf und dreyssig*) Fohlnische
d) 35 Pohl, tiuld. nicht 53 muss tfa im Tharnachwärab
hey En^el helßsen , 'wenn der Pohln. GId. um diece 'Zeit hö*
htm Werth Iwtto «!• ^ Ungr. Silbeipfenofge.
— i8i -•
Gulden; daher ror und nach dem Yerbotbe
die häufige Ausfuhr dieser Pfennige').
Im sechsten Jahre der Regierung Lud-/. C. 1521.^
wig's wurden Silberpfennige von schlechterm
Gehalte geschlagen, ohne ihre Geltung her-*
abzusetzen ; die Mark war mit zwölf Seenzehn-
theil Kupfer legiert^). Auf der Reichsyersamm-
lung zu Ofen, am Tage Sanct Elisabeth ver-
ordneten die Stände mit Schlagung dieser neuen
vierlölhigen Münze fortzufahren, und verspra-r
eben dem Könige davon btträchtli,che Ein-
künfte: nur sollte er Annahme und Umlatif
derselben auch in Osterreich, ' Steyeripark^
Crain, Kärnthen, Böhmen, Mähren, Schlesien
und Fohlen durchsetzen; oder wenn er diess
nicht könnte^ überall gangbare Münze, neben-
bey aber auch gute Silberpfennige von alten^
Schrott und Korn münzen lassen, damit gutes
Geld nicht ganz aus Ungarn verschwinde®).
Allein die neue Münze wurde im Lande selbst
als schlecht verrufen, und im Umlaufe entwe-
der auf den halben Werth der alten herabge-
setzt, oder gänzlich verschmähet; und nun
waren alle königliche Briefe unvermögend, der
öffentlichen Meinung zu gebiethen. Die Theucr-
rung aller Dinge stieg in dem Verhältnisse, in^ *
welchem die gute alte Münze, theils aasge-
führt, theils versteckt, aus dem Umlaufe vePr
schwand; nicht der König sondern die Mäklet
und Wucherer gewannen.
Zwey Jahre darauf wollten die Stände auf f* A <S|^
dem Ofener Landtage dem Übel wieder durch '^''^
a) Thurnacliwaiiib hej Engel Gesdh. des XJngr. Rtie))«.
il. I. S. 207. b) Sperfogel Annalet Scepusü ap. IVagnfT
lal. Scep. P. n. p. xk^ e) Ludor. II, Pvcrtt. IV. 4«
ThI
A|ial
— i«a —
Verordnungen ahLelfen. Bis der König bes-
sere Münze sclila^cn lies.se, sollte die neue
Jilünze nach dem Werthe ^er alten von jedem
Prälaten, Baron, Landherrn, Edelmann und
Reichssassen in allem Kauf, Verkauf und Ge-
schäft, bey Verlust seines beweglicbeii Ver-
mögens, angenommen werden. Der Marktflec-
ken oder das Dorf, welches auf Anweisung semes
Grundherrn ihre Annahme verweigerte, sollte
Von dem Konige eingezogen und an "wen es
ihm beliebte, vergäbet werden. Unter eben
dieser Strafe sollten die Herren gehalten sejn,
die neue Münze auch von ihren Bauern in
^er Abgabe-, Zins- oder Schuldzahlung anzu-
nehmen. Wer mit der allen Münze Wucher-
wechsel triebe, oder des Gewinnes wegen Sil-
ber aufkaufte, sollte Münze und Silber ver-
lieren. Wer dieses Metalles zu eigenem Ge-
brauche benölhiget war, sollte die Mark nicht
anders, als mit sechs und einem halben Ducaten
in neuer Münze bezahlen. Dadurch wurde
das Silber ausser den Handel gesetzt; denn
wer mochte Lust haben, oder konnte gezwun-
fen werden, seines reinen Mctalles sechzehn
lOth hinzugeben, für neunzehn ein halb Lolh
Kupfer, sechs ein halb Loth Silber ? Diess
war des festgesetzten Preises innerer Gehalt
und Werth. Der Stände UolFnung, dass die
Eigenthümer ihr Silber desto flelssiger. an die
Münzkammern bringen würden, ward betro-
', gen; wer Silber hatte, bewahrte es auf, bis
d,ie schlechte Münze völlii[ verfiel. In der
Auswechselunij der alten Münze für die neue
;ab die Münzkammer für das hundert alte Sil-
ierpfennige, nur hundert zehn neue, und nie-
mand sollte befugt seyn, mehr von ihr zu for-
.9^ ;itt5 — .
dem. Damit wollte man dem Volke j^Iaublich
Biackea, die neue Mii^f^isey nur um ein Zehn-
tbeil sddechler als die alte. Allein dem klü-
-ffiiJk Volke lag nicht daran , was i^mer liir
Pfennige » als Zeichen des Werthe; der Dinge^
was das Geld nicht ist; sondern Silber in.ver-.
kaltniaamässigem Gehalte^ als Pfand und Waare;
was das Geld wirklich ist, zu bekommen«
Niemaad war daher so thqjricht, bey der Kan^
Aer sich für hundert alte Pfennige, a]^ für
drey Loth Silber , hundert zehn neue Ffeii-
aige^ das ist ein Loth yier und zwan2;ig Gran
Swber und drey Loth .Kupfer einzuwechseln«
Kein auswärtiger oder einheimischer Kaufmann
lallle, der neuen Münze wegen, seine Waan,
kein Handwerksmann seine Arbeit höhet als
sonst für die alte Münze anschlageii dürfan.
Die Folge war, dass entweder der Kaufmann .
seine Waare behielt, der Handwerker <^ie Ar-'
beit Terweigerte, oder dass der Bedürftige üb^
die Kurzsichtigkeit der Gesetzgeber und der
Regierung^ seufzend, bezahlte was verlangt
wurde* I)er König hatte früher einigen Mag-
naten und Herren zu münzen erlaubt; bald
münzten auch Unbefugte, unter diesen sogar
Bauern, wodurch noch schlechteres Geld, als
die neue Münze schon war, in Umlauf kam^;
jetzt wurd^ befugtes und unbefugtes Mü]t^en
widerrufen , beydes für die Ziikunft unter
ichweren Strafen verbothen*).
Dennoch verlieh Ludwig schon im na<;h- /. c.i52^
sten Jahre wieder dem Bosner Bischof Mi-^^'^*^** ''
chael Kesserii in Gesellschaft mit dem
fl) Articuli iD'Diaeta Fetti B. GeorAii M. A. D. i5a|.^
Bodae celebrata mrt. XXUL tXjL. XXXI« XXXIL yXXlY/
XXXV, XXXUL
königlichen Kämmerer Johann Szerecsdny
einen Freybrief, wodurch sie befugt wurden,
zu Eszek eine Münzstätte anzulegen, für !Ein
Jahr die neue Münze dem Kainm'^rfu.<se ge-
mäss zu schlagen, und die alte zu ihrem Vor-
thelle einzuwechseln. Dafür soUte der Bischof
dem Könige die kostspielige Versorgung der
Croatischen Festungen erleichtern, seine eige-
nen Gränzburgen in guten Vertheidigungsstand
setzen und erhalten *). Aber des Bischofs
Geld wurde in Croatien und Slawonien eben
so wenig, als das königliche in Ungarn jen-
seits dem linken Theissufer angenommen. Der
König liess daher forthin zu neuer Münze die
Mark nur mit zehn Sechzehntheil Kupfer le-
giert ausprägen, und auf Verordnung der
Reichsyersammlungen , zu Jubilale auf dem
/. C 1526.K^koser, zu Joannis auf dem liatvaner Felde^
sollten vom Laurentii Tage an zwey Pfennige
dieser Münze für Einen Silberpfennig der al-
ten genommen, folglich an Waaren, Lebens-
mitteln und Arbeit für zwey neue Pfennige
gerade, so viel, als sonst für Einen gegeben
und geleistet werden, da zwey Mark der neuen
Münze, Einer Mark der allen an Silber-Ge-
halt völlig gleich wären ^). Diess machte
^l"'^^^'Ludwig an sämmtliche Gespanschaften und
Reichssassen bekannt, und verhängte über die
Übertreter Verlust der Waaren und des Gel-
des, wovon zwey Drittel dem Grundherrn,
Eines dem Richter heimfallen sollte*^). Ver-
a) Liter. Ludoyici ap* iTo //er Bist. Episc. QEccIei. T. V»
?u 79 b) Articuli Uakosiens» pro Dominica Jubilate re«
brinati ani^o }636* art. XX. Articuli Hatvaniens, art. XXIL
m Exemplar. Romano XXI. c) Liter. Ludovici ap. tVagntr
Diplomatar. Saroaiens. p. Sa. et Liter. Ludovici ap. Kova-
fkich Supplem. ad Vesti^* Comit. T. 111. p« 5i«
(eblich rersicherte er dabey, dass dieser Münz^
iuss, diese Werthbestiminung uäyerändert blei-«
l>en sollte; der Glaube an die Einsicht ^ und
Rechtlichkeit der Regierung war einmahl vei^
loreii^ und dieser Verlust bleibt für RegieruBr-
gen ewig unwiederbringlich. Der Geldmakler
ftj und dem Wucher war der Tummelplatz
mbedachtsam eröffnet worden , und ausser des
)char£richters Schwert und Rad, war keine
Macht mehr im Stande, ihn daraus zu yer-^
treiben. Man nahm nun auch ' der bessern
neuen Münze drey, vier und mehr Pfennige
{ur Einen Silberpfennig; in gleichem Verhaltr-
nisse stieg aller Dinge Theuerung; und ob-
glejiJi Ludwig mit wiederhohlten Befehlen/, c. 1526.
nad Drohungen dawider vorschritt, ja sogar ^ ^*^''*
bewilligte, dass jedermann für zwey neue Pfeu'-
Bive, so viel er nur bringen möchte, bey der
Ofener Kammer Einen alten guten ausgewech-
selt erhalten könnte *), so wurde dennoch die
schlechte, und die weniger schlechte Münze
nicht anders, als drey Pfennige zu Einem gu-
ten angenommen, bis der letze Rakoser Land«- 24. April
Ui; die völlige Aufhebuni^ der schlechten
Münze und des alten, guten Münzfusses Wie-
dereinführung verordnete.
Ein zum königlichen Schatzmeister err-
wihlter rechtschaifener Mann sollte bey der
Ofener Kammer alle neue Münze, welche ihm
lebracht würde, drey Pfennige gegen Einen
guten einwechseln, dabey selbst die schlech-
teste oder falsche nicht zurückweisen, nur
den falschen Münzer auszumitteln suchen und
«)Litene Lndofioi ad Cibinien«. ap* TVagncr Diplomatar«
Siroiiau, p. iy7»
-- i86 —
ihn dem Könige zur Bestrafung angeben* Im
oifentlichen Handelsverkehr sollten bis Jacobi
schlechterdings nur zwefy neue Pfennige für
Eiuea alten gegeben und genommen werden;
nach Jacobi die neue Münze ausser Umlauf
und aller Geltung gesetzt seyn; der Schalx-
meister aber mit der Einwechselung bis zu
-völligem Verschwinden der neuen Münze fort- -
fahren. Da man sie in Böhmen, Schlesien
und Mähren ungescheuet und von noch schlech- -
term Gehalte nachgeprägt hatte, so sollten die- _-
jenigen, welche dergleichen falsches Geld in -^
das Land brächten, nach Wegnahme ihrer ~
[anzen Habe enthauptet, und auf gleiche "Weise
iiejenigen, welche die neue Münze anderswO| -^
als bey der Ofener Kammer auswechselten,
oder sie in das Ausland führten, bestraft wer-
den. Der Umlauf der auswärtigen Münze,
Bapken und Kreuzer genannt, wurde wäh-
rend des bevorstehenden Feldzuges gestattet;
nach Endigung desselben sollte er aufhören*).
Drey Jahre früher würden diese Verfügungen
dem Nebel gesteuert haben, jetzt dienten sie
nur dazu, es klar zu erkennen, und zu ver-
grossern ; denn jetzt entstand Geldmangel, wo-
durch aller öffentliche Verkehr gehemmt wurde.
Zwey Wege sind, auf welchen Staatsmänner
und Re<jierunHen zum Wahren ({elans^en kön-
nen; entweder der des Lebens in Ideen, oder
der der Erfahrung; jener, auf anmuthigem Ge-
filde eben und gerade fortlaufend, führt unter
allen wirklichen und möglichen Verhältnissen
unfehlbar, schnell, und allemahl zu rechter
«) Ludovici II. Decret. VII. «rt. ÜL XXXIV. XXXV-
XXXVI et XXXVU.
Zeit an da.^ Ziel; dieser zwischen Wüsteneyen^
Domeneebiischen und stellen Abgründen sicU
kinwlnaend, -wird unter mancherley Mühsfp
ligknlen gewohnliöh zurückgelegt^ wenn d^
Zid schon entrücket ist; aut dem einen waur
delten die Lykurgen und Solonen der Alf-
teO| auf diasem verirrten, erschöpften und ver-
nitdt«n sicK Reccared der West-Gothis^
fern an do der III. von Castilla, Ludwig Ca-
pet der Heilige,- Kaiser Friedrich der II,
die EiUglLsche Baronen- Aristokratie und' die
UngriftC^en Landlage der mittlem Zeit.
Kicht glücklicher als in der Gesetzgebung
über die Staatswirthschaft waren sie Alle aiu
dittem. Wege in .ihren Verordnungen über die
fiechtsverwaltuDg ; und die UngrLschen Land-
t^e finden endlich an, sich selber zu miss- .
trauen^ indem sie unter Ludwig die Kraft
nnd Gültigkeit ihrer Gesetze fast jedes Mahl
\a% auf dto nä.cKst£eIgQildei;L Landtag beschränk-
ten •y» Viel war es^ dass unter der Oligar-
chen rastlosem Streben^ das Königthum zu er-
niedrigen; unter den Stürmen der Eifersucht
und der. Spaltung zwischen den .Ständen, \xxl^
ter dem Treiben der. Hab -und RaubbegierdeL
unter TÖUiger Verarmung des Thrones und
des Staates, die Gerechtigkeit zwar häufig
wrletzt wurde; doch die rechtliche Gesinnung
im Unj^rischen Volke nicht gänzlich erstarb.
Sa gab Zeichen ihres Lebens auf dem ersten
litudtage unter Wladislaw, wo die Stände/. c,;i492.
die personliche Gegenwart der Richter bey
ic^ Verhandlung der Rechtssachen als unerlässlich
^1 «)Artlculi DUetie de anno i5i8. «rt« XXL Arücali
I Baesliiente« de anuo i5i8« arc. XLIV.'
^ i88 —
yerordneten; auf Abschaffung der hier und da
"wieder eingeschlichenen Comitatsyersammlungen
durch Aufgeboth, des Rechtsganges ^^ durch
dreymahl ölFentlichen Ausruf, der gerichtli-
chen Zweykämpfe bestanden , iind manche
heilsame, ypn dem Eigennutz der Richter und
Sachwalter völlig ausser Acht gelassene Vor«
«chriften für genauere und raschere Rechts^
pflege wieder erneuertea *). Auf dem Ofener
i. C. 1498/Landtage, im achten Jahre Wladislaw's, ah-
nete den Ständen , was dem socialreoht^ichen
Stande im Reiche Noth that; sie beschlossen^
da die Frotonotarien bey Gerichten immer die
alten Gewohnheiten anzuführen, und bald will-
kürlich zu deuten, bald nach geheimen Ab-
sichten anzuwenden pflegten; so sollten die
'reichsherkömmlichen Rechte genau aufgezeich-
net und zusammengetragen werden. Diejeni-r
gen, welche der König und die Richter für
rechtmässig und zweckdienlich erkennen wur-
den, sollten als Richtschnur für gerichtliche
Aussprüche beybeliaUen, was als Missbrauch
oder als unvereinbar mit dem Bessern sich an-
kündigte, als abgeschafFt angesehen werden,
Das wichtige Werk übertrug der König dem
Protonotar Meister Adam von Harväthy,
die St/inde sollten für seine Belohnung sorgen
und mit ihm hierüber sich einverstehen *)♦
Aber sey es, dass solches Einverständniss hin-
tertrieben, oder, wie wahrscheinlicher, dass
seine Arbeit, zu tief in die, auf Missbräuche
gestützten Anmassungen der Grossen eingrei-
xend, unterdrückt wurde, das Bedürfniss recht-«
fl) Wl|id|«lai II. Decret J. art. X. XXXV = XXXVIir.
Xt. LH = LVIII. UPlI — LXXIV, b) WladitUi H.
Deccet. lU. ait. VI.
*ik
— 109 —
r Ordnung YOn dem SinAe fuirfllecbt lur«
rtiiy drängte die Stände nach sechs Jahren'/, c. 1504.
iem Rakoser Felde zu wiederhohlter Fol*^'
Bg einer gültigen Sammlung der reichs?v
ommlichen Rechte und üeichsgesetzö .^)i
rscfaeinlich scheueten sich die mehr vor-i-
igett, .als beherzten rechtsgelehrten Ungenli^
der Übermacht der Magnaten die Te^tang-*
und undankbare Arbeit zu libetnehmeni;
auch nach drey Jahren -v^ar in der drin- X. ^•' l507j^
ent Angelegenheit noch Nichts geschehe^/ ^ ^**^
4er Antrag dazu auf dem Rakoser Landn:
imeuert worden ^)i Damit eadlich Etwa»
[«g käme, wurde das schwierige Werk*
den Ständen dem kenntnlssreichstefi, nu^
: unbefaDgensten Stephan- von WeDr;
s, damaligem Frotonotar des Judex Curiae^
stragen. Dieser brachte endlich nach sie-,
Jähren sein -dreytheiliges. Gewoha-r:
LSTecht TOji Ungarn auf die Ofener.
^Tersammlung am Sanct Elisabeths Fest-.
^ und legte es der Genehmigung des Kö--
y und der Einsicht, der Stände vor. Jen#
eh er an demselben Tage, ^^Weil Wla^
»law erkannt hätte, dass sämintliche Capi-^
I Titel und Abschnitte des Werkchens g^
lit und geziemend wären, auch die gebillig-^
I Gewohnheiten und Rechte des Ungrischen-
iches, so wie der ihm einverleibten und
terthänigen Provinzen hinlänglich beriihr-
ifi ja sogar mit dem blossen Ausdrucke der
^orle sie andeutend ^ umfassten. ^^ Die
bttsgelehrten Männer, Johann yon £11 7-'
WladiaUi II. Decret.V. trt XXXL h) Wladiilal
— igo —
welgb, Albrecht von BellVciij Paul voa
Bolgär , Stephan Kesserii von Chy-
barth, Georg von Meckho, Michael von
Zob, Paul von I)ombo, Stephan Hen-
zelffy von Petrocz, Paul von Warda und
Benedict Batthyäny wären zur Prüfung des
AVerkes verordnet; und da sie wohl Besseres
ahnen , aber nicht angeben konnten , biUigten
sie was ihnen war vorwelegt worden.
. IS17. : Montat; nach Judica wurde zu Wien darch
*'*'*• Johann Singren der Druck dieses Rechts-
buche:» angefangen, durch vierzig Tage eilfer-
Mtgy. ü^ fortgesetzt, Frevtaj; vor Cantate auf ein
und siebzig und einem halben Bogen vollendet.
In der Vorrede berichtete der Sammler: ,)Auf
,)dem nach Ofen zu Lucä (i. J. i5i4) ausge-
^scliriebenen, und in Gegenwart aller Prälaten,
^«Barv>ne« Magnaten und des Adels abgehaltenen
«.öiiVntllchen Landtage hat der Köniff
^»dieses von Allen verlangte, gebilligte, be-
^Jobte und unter seiner Leitung, unter seinem
»♦Schutre aufgearbeitete Handbuch des üngri-
^sohen Rechts mit ausdrücklichen Worten ge-
^«billi^et und solches, Kraft seiner königlicneä
^«MdcKttulIe als unwiderrufliches Gesetz besta-
ji^eL Djmil aber dieses mit so vielem Fleisse
.ttttd Mühe ausgearbeitete, von dem Könige,
^docK ohne beygedrücktes Siegel besta*
»aij:tv^ \^ erk u. s. w." Allein auf gesetzliche
W^^iv^ ist die:«es Handbuch des Ungrischen
IWchtes nie zu gesetzlicher Kraft gelangtet;
^^ ixt^ nie in die Landtags -Artikel eingetra-
^^u; tti« Yon einem Könige unterschrieben und
Wsio^^cU : nie von Amts wegen zur Nachach-
luu^^Au die Gespanschaften gesandt; in keiner
l'ouiilifcU - Versammlung bey offenen Thüren
nt gemacht; doch bald nach seiner Kr*
üUBg im Drucke in Führung der Rechts*
EU zu allgemeiner Richtschnur angenom-
worden« Seinem Inhahe" nach hat es hey
Aufwände von Gelehrsamkeit, das Be^
iss des Reiches bey weitem nicht befrie«^^
Dazu hatte es das übermässige Formen«.
n aiisiliSrzen ^ das TÜrderbliche Reihen
m^ der Streitsachen untertä.Ssen, die Weit-:
»figkeit Termeiden; überflüssige^ Teral--^
gleichlautende , einander ^id^r^prechende^
*dnungbb absondern'^ den Sinn der dun-^
erörtern müssen, und zweckmSssiger, im'
n Theile die gebilligten Reichsgewohn-r
1 aufführen, im zweyten'die allgemeinen'
ze und Entscheidungen in systematiscl](ti&
nmenhang bringen, im dritten eine Frö^*
Ordnung für alle RechtshSndel aufstelleii'
1. Gerade dieser Theil ist in dem Weite*
Werhoczy der mangelhafteste; zu deni'
fen hatte er zwar vieles von dem Seinl-
inzugethan, doch nichts, was ihn, yon
Idee der ewigen Gerechtigkeit ergriffen
TOn Ehrfurcht gegen sie durchdrungen^
a; niphts^ was eine nähere Verwandtschaft
s Geistes mit des Kaisers Justinianni^
"Csinnigern Zehnmännern oifenbarte. Seine
iichtlichen Angaben sind oft unrichtige
I juridischen Bestimmungen den Frinci-^
des allgemeinen und des Ungrischen
Iflcechtes widerstreitend. Darum blieb ein
ftes Buch, als ergänzender Nachtrag noch
er unentbehrlich; und es musste auf dem
mer Tage zwey Mahl verordnet werden : '^•C', 1505.
' Staatsrath^ die Beysilzer und die Meister *
>tonotarien des königlichen Gerichtshofes
^^sollten sammtliclie Reichsdecrete ut eine m-:
,,setzliche SamiAluDg bringen , aucli die Ge-
,,setze und gescliriebenen Aechte des Reiclies
„überlesen, von, neuem durchsehen, und daa.
,,Ganze fertig auf dem nächsten R^koser Land-
j^jage zu Georgiij dem Könige^ zur Bestätig
„g^ung mit Brief und Siegel vorlagen;" und
wiederum: „die, auf angegebene Weise ia
„eine rechtskräftige Saihmlung zu l>rin-
„g.enden Reichsv^rördnungen sowohl, als die
„g.eschriebenen Gesetze sollten bis. zum nach-«
„sten Landtage durchgesehen, bekannt gemacht
„und bestätiget werden*)."
E» blieb daher die Rechtspflege auch nach
der Bekanntmachung des Tripartitums im Gan-
s^e^ so, wie sie yorher war. Zeigten sich
auffallende Mängel in derselben, wurden durcl»
unredliche Einsprüche und Ausflüchte de^
Sacliwaller, die Aussprüche der Gerichtshof«!
zu larnjo verzögert; ausser der Reihe gesetzte
Jlechtsliändel verjähret ^) ; zu häufig unslatt-
n) fy Omnia Decreta Regni, per Dominos CDnsiliarios Re^
j\gioi et Assessores Juratos sedis judiciarine Regiae^ Magii^
yfirostfue Protonotarios infra venturam gentralem Diaeiam üi
iiunum corpus Decreti rcdigantur , et Legcs quoque y de jwrm
^ykegni scripta Interim p erleg atitur y et ex .fiovo revideaniWi
^mtfuc revisa in cadem Diaeta per Regiatn Majestatem prhi:
f,legio conß'rmentür/* — — y, In qua et Decreta in unuhi
jyCorpns Decretiy modo pratnarratö redigenda, et Ugtä
uffgni conscript'ae revidcäntur, intelligantur atque confirmm^
l(ir.*< ArUcuH Hatranieiis. irt. XXXII et XXXV III { .M
Cod. Romano, XL. Dem klaren Sinne nach ^ itt überall nur tini'
•iuer lu'hen dem Tripartitum, noch uötlii^en, authentischAi
Sammlung der geschriebenen Reichs - Decfete und Gesetacf
die llode. h) „ Quhentihus Plebcfis *< f d. i. Nobilibua iaff^
vibria Ordinia) y^quod Utes immortales a judicihua re^derentur^
lirt quae eductne^^ fextra seriem positaej ' ,"j</ic/rdmur, nun^
ftqunm decernerentür ; Rex Meto proposito cavit, üt expeiil^
$}tl0 eäuctis causis judicio statueretur , gravein, quae immine^
»,A«if, opportuno consilio seditionem cocrcuit, Bonfin. Dc-
«ade V. Lib. V. p. bji. Wiadiaiai II. Decret« IV. aitie*
AJii IV4
— igS — ^
h& Appellationen eingelegt | kul^ gewagte
ocesse der Widersetzung gegen Vollziehung
T Sentenzen ange<(trenget , auf den vorgeb*
iiea Grund neuaufgefundener Urkunden und
sclitsbelielfe boshafter Welse entschiedene
ocesse erneuert^ welches Alles nur zu oft
r Fall war; so geschah das Beste noch im-*
BT Ton den Ständen durch einzelne Yerord«*
Dgen, wie Wladislaw's und Ludwig' jl
iTzehn^ nur geg^n übermächtige Herren un-»
rkaame^ mithin selten vollzogene Decrete^
s Wunden mehr aufdeckend, als heilend^
igen')«
a^ari^MM^MiMt«
V.
trfall der Landes-, Geist^i-*, Sitten-^
iltmx nnd des Kirchenwesens« Die Re^
formation im Ungrischen Reiche«
Der Prälaten, Magnaten und Landherren
eisender Luxus, bedrückte den Landmann;
edruckung machle ihn missmuthig; untei:
ieofiEer und Thränen bauete er seines harten
pybiethers und sein eigenes Feld; sparsam ht-^
Ante diess die Mühe und Arbeit, welche
fotk nnd Zwang, nicht Lust, Liebe und Fleiss
^mtet hatten. Der mächtigste Antrieb zur
Ebi^keit liegt in des Menschen freyem Ge-»
m) ^,— — emptiqut QuifiteSf
jfäd praedam $trepüumque lucri suffragia vertUTU*
„Vtmalü populusy vettolis curia PatrUm.
»Eat/ovor in pretio^ scnibus quoque lihera virtut
uMaaitratf sparsiaque opibus conversa potestaSy
ni^M^iM Majestät auro corrupta jacebat.**^
Petroniat Bell, civil.
TL Tlitil- l3
— 194 —
braucli der gesetzmässigen Mittel zur Veri>es-
seruog seines Zustandes, diese waren dem
(/.C.i29B.)Bauernstande seit Andreas dem HL durch
das Gesetz der Frey zügigkeit zugesichert •);
das Gesetz wurde durch zweyhundert sechzehn
Xahre fast auf jedem Landtage erneuert, kei-
nes von höherm und niedrerm Adel durch
mancherley schändliche Künste häufiger ver-
letzt, oder abgewendet, bis es nach Dämpfung
/. c. 12il4. des Bauernkrieges , in dem Augenblicke ah
Schärf ung und durchgreifende Vollziehung
desselben den Landbau neu würde belebt ha-
ben y durch den schädlichsten Missgriff in der
Gesetzgebung, völlig aufgehoben wurde. Wie
diesem, so hatte es au^h allen übrigen zweck-
mässigen Gesetzen, bey den Unterthanen an
staatsbürgerlicher Gesinnung, bey den Reichs-
beamten an kräftiger und redliche!* Vollztehuag
gefehlt. Der Mächtigern Gewalt und unge-
strafter Raub, Verzögerung der Rechtspflege,
Bestechlichkeit der Richter, betrügliche Griffe
und lose Streiche der Sachwalter machten Be-
sitz und Eigenthum einzelner oder kleinerer
Güter schwankend, unsicher, mühselig; -hemm-
ten den freyen Handelsverkehr mit abgetheil-
ten Grundstücken; die Besitzer derselben ^ der
mancherley Plackereyen überdrüssig, suchten
sie an übermächtige Eigenthümer grosser Herr-
schaften zu veräussern, wodurch einzelne Fa-
milien an Ausdehnung ihres Gebiethes gewan-
nen; aber des Landes Bewirthschaftung ver-
schlechtert, seine Erzeugnisse vermindert ww-
den. Vermögende Edelleute gaben ihre Gel-
a) Decret. Andreae IXt. de 4. Angntt. 1198. art, LXX
et LXXIll. ap. Kovackich Supplem. ad Vettig. Cooüt» p. 181
et i83.
der auf Darlehen aus^ öffneten durch den Wu-
cher eine neue Quelle des Verderbens, unter-
stützten durch Leichtigkeit des Borgens der
Konige und der Grossen Hang zur Verschwen-
dung.
In dem allen zusami^en lag der Grund warum .
in diesem Zeiträume von sechs und dreyssig Jahren
derWerth der Ländereyen gefallen, derPieis der
ersten Bedürfnisse gestiegen war; ein untrüg-
liches Zeichen verfallender Landes-Cultur. Im
vierten Jahre Wladislaw's wurde das Land-/. C. 1491
£t Gubach, in der Festher Gespanschaft für
s Dominicaner Kloster zu Ofen für hundert
Ducaten gekauft; ein gemeines Reitpferd mit '
zwej bis dreizehn, selbst ein königliches Wa-
genpferd nicht viel theurer; ein türkisches
mit sechs und vierzig, ein Prachtpferd für den
Konig von Fohlen zum Geschenke mit fünf-
zig; und das theuerste womit der König den
Herrn Joseph von Som bey dessen Ernen-
nung zum Temeser Grafen beschenkt hatte^
mit hundert Ducaten bezahlt. £in Kübel Ge-
treide kostete zehn, das Viertel Haber fünf;
dieses, im letzten Jahre Ludwig's, fünf und/. C1526,
zwanzig Silberpfennige. Für Wladislaw
hatte der Schatzmeister Bischof Sigismundua
das Fass Wein von Altya in der Szathmdrer
Gespanschaft mit eilf, das Fass Werschetzer
mit zehn und einem halben, das grosse Fres-
borger Fass mit fünf und zwanzig, das Fasa
des gemeinsten mit acht und einem halben Duca-
ten bezahlt; Ludwig's Schatzmeister konnte
den königlichen Keller nicht wohlfeiler, als
das Fass zu fünf und zwanzig bis dreyssig Du-
caten versorgen. Der Centner feines Schiess-
pulver hatte unter Wladislaw sechzehn, un-
i5»
— 19^ —
ler Ludwig fünf und zwanzig his dreyssig;
der Centner ßley unter jenem Einen und einen
lialbcn, unter diesem zehn Ducaten gegolten*).
Die städtischen Gewerbe hatten sich in
dieser Zeit nicht vermindert; es gab überall
zünjTtijUe Bierbrauer, Metzger, Schneider, Schus-
ter, \Veber, Tuchscherer, Hutmacher, Woll-
arbeiter, Gärber, Kürschner, Sporer, Bader,
Riemer, Zaummacher, Sattler, Wagner, Tisch-
ler, Schmide, Schlosser, Bleygiesser, Kup-
ferschmide, Steinmetze, Mahler, Edelstein-
schleifer, Goldarbeiter, und andere Handwer-
ker*')^ aber entweder waren ihrer überall nicht
genug, oder die Tlieuerung der Lebensmittel
zu gross, denn ihre Waaren und Arbeiten
standen in hohem Preise, Im vierten Jahre
Wladlslaw's kostete ein Winterrock, mit
Lämmerfellen gefüttert, zwey Ducaten dreys-
sig Siiberpfennige; mit gemeinen Fuchs-, acht
ein Viertel; mit Fuchs-ßauchfellen zehn; mit
Wieselbalgen, achtzehn; mit Marder zwanzig;
das Zimmer (vierzig) Ilermelinbälge vier, das
Zimmer Zobelbälge vier und achtzig:. In Lud-
wig's letztem Jahre ein Winterrock mit Her-
melin gefüttert, siebzig Ducaten. Unter Wla-
dislaw galt die Elle grober Leinwand zu ein
bis zwey Silberpfennige; das Stück zu Tisch-
zeug einen, bis zwey einen halben; unter
Ludwig drey bis fünf, das Stück feiner Lein-
wand sechs bis sieben: unter Jenem das Par
feine Strohhüte für den König zwey weniger
' a) Registrura Proyentuum etc. her Engel Geacb« det
U^gr. Reichs. Thl. I. S. 4o «qq. Verglicli. mit Frai$mciit.
Libri rationiril de anno 1626. ap. Engel Monum. Un-
grica. p. 187 sqq. b) Liidovici II. Decret. IV. de anuo
i5ai* art. 111 et V. ap. Kovachich Vesti^, Comit. p. 6i5.
-^ »97. — '
•
zebn Pfennige; fünf und siebzig dicke Wachs-
lichter > acht und zwanzi^f zweyhundert Fac-
keln und eben so viel Wachskerzen, von dem
Apotheker Valentin gegossen, sechs und sieb-
zig einen halben; fünf und zwanzig Centner
Sisenstangen^ sechs und zwanzig einen halben;
Mseme Topfe ^ halben Centner an Gewicht,
fünf; zwey Schnittmesser und fünf LdfFel in
die Küche 9 Einen; eben so viel ein eiserner
Rost ; %'wej Zäume, drey ; zwey Far Schwanz-'
riemen für Fferde, zwey einen halben; untn
Lesern drey Zäume mit Zügel, zwey Ducaten
zehn Pfennige'; ein vergoldeter Zaum, vier;^
ein Riess Fapier, dinen und ein Viertel, aucli
zwey einen halben; vierzehn Fackeln und
I Tierzehn Wachslichter zu Einer Woche, drey;
Ein Fass Bier, drey und einen halben Duca--
ten; das Far Schuhe, wie sie die HofdieiieF-
Schaft trug, zwölf bis sechz^hn^ das Far Kehr-^
besäen vier Silberpfennige,
(Schlichter Menschenverstand und einfache
Rechenkunde hatten Ungarns Könige und Mag-
naten bewahret, vor dem tliöricnten Wahne,
unter welchem in neuerer Zeit so manehes
pt>sse Reich mit Naturgesohenken in Über-
flusse gesegnet, wuchernde Monopolisten .be-r
lohnet, zum Schleichhandel reitzt, den Nalio*
aal- Charakter verselilechtert, und so mit gleir-
dtor Thätigkeit seine Verarmung und seine
I YerderCtheit befördert. Die Ungern dachten
nicht an Manufacluren und Fabriken für Be-
diirhnsse der Fracht, so lange der Landbaii
^J ihnen noch in der Kindheit lag, und noch
nicht Hände genug da waren*, um den einhei-
Huschen Reichlhum ihrem Boden abzugewin-
oen. In Ofen, Fresburg, Odenburg, Stuhl--
■r^
— ujS —
wel'wenburg, Gran und KascKau standen Ung-
rlsche*) und ¥loreDtiaisclie Handelsleute**) ge-
nug, von welchen die praclillieb enden Üngörn,
mit allem, was sie wünschen, was sie nur mit
grössern Kpslen von der einen, mit grösserm
Verluste von der andern Seite selbst verferli-
[et hätten, reichlich versorgt wurden und für
lie etwa zu hohen Preise in der Bezahlung^
für ihre rohen Erzeugnisse hinlänglichen Er-
satz erhielten. Bey mehrern, dem liandhiäu
gewidmeten Händen würden sie allein für den
Überfluss ihrer mannigfaltigen und vortreffli-
chen Weine drey Mahl mehr, als sie he4iM'£t
hätten, an auswärtigen Erzeugnissen zur Fracht
eingehandelt haben. Edelsteine, Golc)) Silber
und andere Metalle hatten sie mehr als irgend
ein anderes westliches und nördliches Reicsk
im eigenen Lande; es fehlte nur, wie damahls
noch in den meisten Landern, an Kunde, an
Fleiss, an Staats wirthschaftlichen Einsichten.
Sie kleideten sich gern in feines Tuch, in
Scharlach, in einfachen und in türkischen,
mit Gold durchwirkten Sanimet, in Atlns^
Damast, Talfet, Camelot , Farkan {Pernya)^
Brocat, Mohr und gewässerten Seidenzeug
{Thabyj ThalytK)\ diess Alles schaffte ihnen
der Handel mit dem Auslande wohlfeiler, als
sie es mit Vernachlässigung ihres Bodens, Berg-
baues und ihrer Viehzucht zu Hause erkün-
nesh, h) Frank, Octaviano, Francesco MarsupinOf
Feiice» A.thAnianOy Raaoni Martincotttj Baptiatii
Betnardino,
— »99 —
ütelt halten. Ums Stück Nürnberger Tiicli hal^
ten sie unter beyden Köni«>en su sechs einem
halben bis sieben; das breitere zix zwölf; das
Breslauer zu rier und Ein Viertel; das Trau-
tenauer, zu sechs einem halben; das Italische^ '
die£IIe zu Einem bis zu drej; den Scharlack,
die SUe zu vier bis fünf; einfachen Sammet,
die Bile zu drey; mit Gold durchwirkten^ die
EU« BU sechzehn ; den Atlasy die EOe zu Ei«
D^n und einem halben Ducaten; vierzehn Ellen
gehorten zu Einem Kleide. Einfacher Damast
wurde die Elle mit Einem und halbem; mit
Goldfaden durchwirkter , die Elle mit drey;
Goldbrbschierter , die Elle mit fünf; Taffe^
schlechter 9 fünf und neunzig Ellen ^ mit rier-^
zdm; bester fünf Ellen mit zwey einem hal-
ben Ducaten ; mittel massiger die Elle mit dreys-
sig bis fünf und dreyssi^ Silberpfennigen be-
saklt. Das Stück röther Camelot liatte untep
Wladislaw zwölf, dunkelblauer das Stück
neun^ das Stück firocat sechs und zwanzig;.'
gewässerler Zeug (37ta6y) zwanzig; Mohr
(TAalyth) sechs und dreyssig; Farkan unle^
Ludwig das Stück zwanzig; das Buch Gold-
schaum für MaUer fünf; Silberschaum Einen
Ducaten gekostet^)« .
Zur Begünstigung der im Lande ansässi-
fStfaj sowohl eingebornen als ausländischen
Kaufleute rerlieh und bestätigte Wladislaw^^- ^^•
itn Städten Ofen, Presburg, Odenburg -und
Tymau das Niederlagsrecht, Kraft dessen aus-
wärtige Handelsleute ihre Waaren nirgend an-
deninohin als in die genannten Städte führen
«) Ab« dem •ngefuhrten Registro ProTontuum uii4
Fngaieiito L i b r i r a t i OB a r ii.
-^ 100
und daselbst absetzen durften^). Wichtigen
Handel trieben die Ungern mit Rind - . und
Wollenvieht Um diese Waare in gutem Preise
SU erhalten, verboth unter Ludwig im ach-
f^C. 1523. ten Jahre der Ofener Landtag, Ochsen und
W» "ipr^frt 3chafe herdenweise aus dem Lande zu trei-
)>en. Es waren innerhalb des Reiches Plätze
KU Märkten bestimmt, wo Auswärtige derglei-
chen Vieh aufkaufen konnten; nur Hengste^
Stuten ' und Kühe ausser Landes zu verkaufen
odev auszufuhren , war nicht erlaubt, damit
ttaheimische Zucht keinen Abbruch leide ^).
; Der nervigen Ungern wilde, physische
K-raft arbeitete noch in zu heftiger Gähhmg,
als dass es ihrem Könige Mattnias, ihren
Bischöfen Johannes Yitez und Janus Pan«
nonius gelingen konnte, sie im Ganzen zd
höherer Geistes - Cultur emporzuheben. Zwar
fehlte es nicht an Prälaten und Magnaten, wel^
che in der Reihe der geistreichsten Männer
ihres Zeitalters genannt zu werden verdienten;
nicht an solchen, welche edles Bestreben nach
Kenntnissen gern unterstützten und höhere
Geistesbildung au schätzen wussten; noch we-
niger an solchen, welchen die von Italiens,
und Frankreichs hohen Schulen mitgebrachte
Gelehrsamkeit/ wenn nicht Element des Le-
bens; doch wenigstens des Lebens äussere
VerzieruD«; war: und man muss «jerecbt be-
kennen, dass unlpr den neua und dreyssig Bir
schüfen, Ungern von Geburt, welche in 'dier'
sen sechs iind dreyssig Jahren der Ungri^cheiV'
aus fünfzehn Diöcesen besuchenden Kirche -get)
a) Urkunde Wladislavv's im Ungr. Magaz, Dil. T. S." 475.
h) Ärticiili ßude.p0'«8 de anno idsS« art. LViil. ap. Kovachich
Supplem. ad Vest. Cpinit. p. 55i. .. .
101
standen hatten, kaum drey genannt werden
könnten, welche der Menge unwissender Bi*-
schüfe dieser Zeit in andern Ländern gleich*^
gestellt werden durften« Allein im Allgemei-
nen blieben dte Ungrischen Völker dennook-
um Vieles hinter andern Völkern an Geistescul-;
tur zurück. Familien - Eifersucht , Parteyun-^
gen, Gewalt der Mächtigen im Lande, unab-
lässige Reibung der Stände an einander, im*-
meriort drohende Gefahr von dem benachbar-
ten Feinde ; unwiderstehlicher, von reger phy-
sischen Kraft unterstützter Hang zur Fracht^
zum Genüsse, zur Sohwelgerey; diess Alles
liess ihnen nieht Zeit, nicht Rune genug, wo^
runter das höhere i und edlere Bedürfniss ^ in
und mit sich selbst zu leben, sich selbst zu
beschauen, den eigentlichen Grund ihrer Un-^
Zufriedenheit zu erforschen, der reinern Quelle
echter Seligkeit nachzuspüren, erwachen konnte.
Und hätte sich auch dieses Bedürfniss bey Ei-
nigen vernehmlicher angemeldet, so fehlte es-
doch an Erzeugungs-, Auflösungs- und Reita-
mitteln, in deren Gebrauch sie vermocht hät-^
ten, ihr Innerstes zu entfalten, zu beleuchten|'
au ordnen. Wohl war das ewige Licht/
der klarste und untrüglichste Spiegel des geis-'
tigen Menschenlebens, seiner Bedeutung zu-t
gleich reinste Erkenntnissquelle, durch den
Eremiten des vaterländischen Faulinerordens
Latlislaus Bäthory bereits in die Ungrisoha
Sprache übertragen; aber in die Hände der
Wenigsten handschriftlich gekomm'en, undnoob
nichts davon durch den Druck gemeinnützige
geworden. Noch war kein Andachtsbuch in
Ungrischer Sprache gedruckt, kein Werk des
classischen Alierthumes, keine Schrift der hei<«
— aoa —
ligen Väter übersetzt; überhaupt vor Sebas^
tian Tinodi's Szorzcse Chronica kein mJun-
baftes Buch in vaterläiKllscher Sprache g^
schrieben ; wer daher die Lateinische und Gne«j
chLsche, oder eine de^ neuern cuhivirten Yöl-«
Ler nicht erlernet hatte, der konnte nicht d^
kostbaren von Matthias und von Joanne»
Vitez aufgehäuften Geistesschätze , nicht der
unvergänglichen Wohlthat der Buchdrucker-
kunst, nicht des, nach eigenem Denken wirk-
samsten Bildungsmittels, des Lesens, theilhaftig
irerden.
^ Nichts wirkten zur Gesammtbildung der
Ungrischen Völker ihre gelehrten Bischöfe und
Mlönche; nichts die vortrefflichen Bibliotheken
au Ofen und zu Gran; nichts ilire hohen Schu-
len zu Fünfkirchen, üfen und Presburg^ nichts
ihre Lehranstalten zu Gran, Watzen, Bartfeld,
Leutschau, Kaschau, und noch weniger ihre
gelehrten Gesellschaften zu Ofen und in Sie-
benbürgen; nirgend war es auf gemeinsame
Mittheilung abgesehen, nirgend war ein üng-
xischer Juan Manuel, ein Giovanni Boo^
Qaccio, ein Philippe de Comines, in der
Sprache seines Volkes schreibend, singebdy
erzählend, oder lehrend, aufgetreten. Hätten
nur der Klausenburger Dominicaner Möncbi
Nicolaus Csudar {de Mirahihhus) sein Tf^erk
von der Vorhestimmungj und seine AbhandUmg
von wahrer Glückseligkeit; und die zwey Fran-
ciscaner Mönche Michael de Ungar ia und'
Felbartus de Temesvar, jener seine J^or-
rathskammer des Christlichen Lebens y und sein
FaJirzcyg des Heils ^); dieser seine Sammlung
a) Sermones XIIL. universales Coloniae i5o5* Pariiiia*
»fok i6i5. i5i8. IXnUr dem Tit«I: Pcnuarium ChrUtimtM
kistorischer Red^n von den Heiligen *), ia Ung-
irischer Sprache nleder^esclirieben) ^e -würdeii^
dadurch die Bildung ihrer Volkssprache zur
Ißüchersprache angefai^igeia, sch^n dadurch dem,
Geiste der Ungern mehr, als die gesammte üb^
rige Clerlsey mit ihren Biblioüieken und Schu-
len, wirksamen Anstoss und Vorschub gege-
ben haben. Wenn aber auch von gemeinsa-
mer, Europas übrigen Völkern gleicnkommen-
der Gelstescultur bey den Ungern noch lange
nicht die Rede seyn dürfte, so hatten sie docK
auch jetzt schon keinen Mangel mehr an Män-
nern, welche in jedem andern Reiche, wo die
Landessprache zu geistigen Mittheilungen ge-
fügig diente, den Ruhm kräftiger BildQer ih.-
xes Volkes sich erworben hätten.
Es war inderThat sehr beträchtliche, frey-
lich nur in die ehrwürdigen Reste todter Sprachen'
niedergelegte Masse gelehrter Kenntnisse in Un-
farn vorhanden, zu eifriger Sammlung dersel«
en trieb der aufgeweckte, aber zugleich ernst*
hafte, strenge, tiefe Sinn; im Ungrischen Natio«
nal-Charakter eigenthümlicher und herrschendes
Zug, Reisen in das Ausland, nährten und be-
friedigten die Begierde zu sammeln; und die
.Lust zu reisen fand in der liberalen Grossmuth
der Prälaten und Magnaten immer reichlicho
Unterstützung, Kein berühmter Italer, oder
vertriebener Byzanter, konnte zu Rom, Flo-
renz, Bologna, Fadua seinen Kenntnissschatz so
Koch anschlagen, dass di^ Eröffnung desselben
der begüterte Deak aus seinen Mitteln^ für
Vitae, Coloniat, 1611. in 8. SermonM de Sanctis oder Biga
Salutis, Argentinae, 1^. in 4t.
a) Pomoerium Sermonum dt SanctU, Uagenaiu* i5o8« und
Lugduni i6x4. in MqU
— 2o4
denÄrmern sein Bischof oder sein Magnat, mit
Ungrischem Golde nicht freudig bezahlt hätte.
Auf solche Weise erlangten die Theolo-
gen, Oeorgius Cöelius Pauliner Prior zu
Rom, Gabriel von Pecsh-Värad und (Ge-
orgias von Szegedin, des Franciscaner Or-
den» Provincialen j Gabriel Pesty, Ugocser
Archidiakonus , Übersetzer des neuen Testa-
mentes; die Reohtsgelehrten Stephan Wer-
bdczy, Michael M^rei, Stephan Kes-
serii, Paul Bolgär, Paulus Warday; die
vielseitig gebildeten Bischöfe , Georgias
Szathm^ry, Ladislaus Szalkan, Fran-
öiscus Warday, Thomas Zalahdzy, Phi-
lippus Mor6, Franciscus Percny, äto-"
phanus Brodericsh; der vielgereiste Fd-^
lix Petanczy; die eifrigen Verehrer der Mu-
sen, Valentinus Cybely, Paul Orosz*),
Hadrian Wolphard^), Johann Kovats"),
Sebastian Maggy*^), Laurentius von Bisz-
fritz^), Philipp von Stuhlweissenburg^,^
Ladislaw Bebreczeny ?), Benedict von
Bekeny, Jakob und Stephan Borsody (P#- .
a) Er hat >m Jahre x5i3 dnig(^ Gedichte cjp« Janus Pan*
noniua zu Wien herausgegeben, und dem Ugoscer und Mir*
maroser Obergespin Gabriel Percny dedi eiert. b) ^
Siebenbürger, welcher ^u Gross -Eiiycd sein Museum hatte ud4
der erste eine critische Revision der Gedichte des Janut Pan*
Bonius i. J. i5i3 zu Wien herausgab. c) ^fEruditionit
^multijugae faherrimus qui multuiji 171 fronte, pollicetur , »/■-
y,riina vero habet in recessu,^^ Magius Kpist. d) Ein Zöf-
Hag der hohen Schule au Bologna, ^VQ er des Janus Pan*
nonius Gedichte herausgab, und sie dem FüufKirchner Geoi^
gl US dzathmäry dedicierte. e) Propst von Stuhlweisscn-
hurg, Neue des liischofs Szathmäry, Zögling yon Bolojnf«
fy^ui ad eloqucn^iae et eriiditignis cacwncn Bononia teste aif
^yspiravit,*^ Jviagius Kpistol. dedicat. f) Archidiakonus voB
Orosswardeiii, Zögling von Bologna, „Juvenil optimae indoli*
et hl litcrh nerjuaquam poenitendus, ^^ Magius i^pist. g)
CS Magius Preuud und Mitschüler zu- Bologna.
ü
aoD
der scharfsinnige Joannes Statileo^
ler streng richtende Hagusaner L'udoyi-
Cervarius^ zugenannt Tubero, Bene-
er Aht*), von au.swäi'tigen Zeitgenossen
ch und für ihr Volk das ruhmliche Zeug-
dbss zu bewundern sey, wie Ungarn, vott
sgefahren und Wafiengetümmel unabläs-
mfiruhiget| solche Männer heryorbringen
Im so befremdender ist, dass weder diese
tTy noch die Mitglieder der gelehrten
r Gesellschaft die Zerstückelung und
erung der Bibliothek des Königs M^t-^
verhindert hatten; allein letztere waren
entheils Ausländer, wie der Würzburger
ad Meissel, Geltes genannt; Aug.us-*-
; Kasenbrot, Fronst von Olmütz und<
i; Johann Spiesshammer, Christo«-
us von Waitmyl, Propst von Prag;
onymus Balbi, Propst von Fresburg;
tnnSchlechta und Georg Neudecker,
[liehe Geheimschreiber; Johann Kra^-
i b e rg er ( Gr accus Pierius ) , J o a c hi m
Watt {Vadinnus) , Jakob Ziegler und
islaw Hassenstein von Lobkowicz.
Iweck war Würzung des Lebensgenusses
L gelehrte Unterredungen, nicht tieferes
ringen in das Gebieth der Wissenschaf-
mit den Musen wurde nur gekoset, dem
hus hingegen wacker geopfert^). Diese
Scliedius Zeitschnft Band IV. S. i^o. ^/Zichs-
rheobald Hussitenkrieg. Th). lU. S. i5u Bohuiltw
eastein ron Lobkowicz Epist. ad ^ficrnard. Aldennaim.
mtpius mectim rigido sub axe
''rigus Arctoum pepulistis altis
ioctibus blando mea dum cnlebantf
f ^Tempora Eaccho»^^
— . iö6 —
AicKtUog det Ge.^elLscliaß bezeicKnete auch,
gbldene^ dem Genius und dem Vater Lil
feheiiigte Bedher^ womit sie der Olmüi
ropst Augustinus beschenkt hatte*). E
8Ö lustige Verbrüderung hatte für den grü:
lieh gelehrten Unger, bey seiner nationa
Neigung zu Ernst und Feyerlichkeit^ we
Atiziehendes, und den ihr einverleibten De
sehen und Böhmen war mehr an^er Eruc
batkeit der Ofener Weinberge, als an Erl]
tuilg der königlichen Bibliothek (gelegen ; 'ho<
Stetts betrachteten sie Einige als eröiFnete Scha
Laiiimer, woraus sie unter günstigen Verkalti
sen ihren eigenen gelehrten Hausrath vermeh
und fnit kostbaren Seltenheiten bereichern koi
ten: schwerlich mochten in diesem Erw«
fieisse die gelehrten Ungrischen Bischöfe i
Pröpste das Feld ihnen allein überlassen hab
80 fang Conrid Celtei an« der Ferne der gelebrten I
dertchaft an der Donau $ und einstioiniig mit ihm aua Ofoi
den entfernten Mitgenouen Johann Scnlechta, B oh aal
Hataenitein:
f^Inur Pannonio9*versamur Schleehta penatn^
y^Si auae agimus ^uaeris: vivimus et bibimut.
fyCarminibutque mihi plus Bacchi dona probantuTf
yyComig'ero et cedit casta Minerva Deo,
f^Plutqut placet crater, auam magni Musa MarofiU^
yyJPlua calices ipso denit/ue Maeomde.^^
Wallaaaky Tentam. Historiae literariae anb BlatthU dil
nyad. p. 72«
a) Am lutaem Rande de« Becliert war Folgende^ eingegrali
FHOEBIGENUM» SACRATA. COHORS. ET. MYSTIC
ORDO.
HAC. PATERA. BACCHI. MUNERA. LARGA. FERANl
PROCUL. HliNC. PROCUL. ESTE. PROPHANL
Am FuMo:
AUG. OLOM.
SIBf.
ET. GHATA^.
FOSTERITATI.
M. D. VlIL
Wallaaiky 1. c p. 75.
Ihc
— ao7 —
Nichts war ron dem immer durftigeii|
-glosen, gefalligen Wladislaw lei<^hter 2u
lalten, als was gerade ilim das iiherflüssigste
0*1 gelehrte Schätze. Zur Anschaffung neuer^
er zur Besoldung treuer Bewahrer der yor^
idenen fehlte das Geld; acht Ducaten dem
itonius de Bonfinis, Yerfiisser der Ung*
ükßa Decaden, worin ihm zu viel unver-
B<es Lob gespendet wird; zwey^ und ein
elsbrief dem Joannes, Abschreiber der De^
len; vierzehn zum Ankaufe des Pergaments}
er dem Schonschreiber Paulus für Ab-
ffift eines Messbuches; sechzig dem Abte
I Madocsa, welcher die Decaden des B o n«
lis mit Mahlereyen ausschmückte, und zwer
I Studenten auf der hohen Schule Ton Fün^
eben*), in Allem also acht und achtzig
caten und ein Adelsbrief; diess . ist alles
(kannte, was von Wladislaw auf Bücher
d Gelehrsamkeit war rerwendet worden^
didem König Matthias mehr als so viel
isend auf die einzige Bibliothek rerwendet
tte. Dieser war bereit, einträgliche Besit«
ngen für eine seltene Griechische oder Rö-
sche Handschrift hinzugeben; Wladislaw
)h, wenn ein verdienter oder geachteter
uin für seinen Dienst oder zu seiner Aus-
ichnung nichts weiter verlangte, als die dem
5nige unbedeutende, Kleinigkeit, einen band-
krittlichen Fla ton oder Tacitus aus des
rossen Matthias Bibliothek.
Also war des Nicephorus Calistus
^antopulus handschriftliche Kirchenge-
«j Aus clem Registro PrOTetitniim bcy Engel a* «• O,
d BeytT^iije zur Lelicnngearh. cfc« Marc. Äntou lionfini« im
ogr. Magaein. Baud 1. S« 3o6.
— 20« — .
• /schichte) aas derselben in die Hänae eines
üngrischeü Bischofs oder Propstes; bey der
nachfolgenden Verheerung Ungarns durch die
Osmanen , als Beute nach Constantinopel auf
den Trödel; und erst von dort wieder nach
Ungarn zurückgekommen *) z so mehrere Hand«
Schriften in die Wienerischen Universität^- und
ICloster- Bibliotheken durch Vermittelung oder
Begünstigung der Pröpste Augustinus yon
Olmütz, und Balbi von Presburg, welqhe
dem Könige als Geheimschreiber dienten. Bas
Plündern ward ärger im Gange der Unterhand-
lungen zwischen Maximilian und Wladis-
law über die zwischen den Enkeln des einen
und den Kindern des andern zu schliessend^
.Wechselqhe* Dieser Angelegenheit wege%
war Johann Spiesshammer in fünf Jahren
vier und zwanzig ]Malil an dem Ungrischen
Hoflager, und schwerlich dürfte er nur vier
Mahl mit dergleichen Kostbarkeilen, wie die
Handschriften von Philostratus, Diodorus
SiculuSy Prokopius, und Merboldus von
den Edelsteinen^), belohnet, heimgekehrt seyn*
Bass Bilibald Pirckheimer auf Maximi-^
lian's Antrag die Handschrift von den Anna*
len des Joannes Zonaras aus der Ofener '
Bibliothek genommen hatte, ist aus des Kai«*
sers Sendschreiben^) an ihn bekannt; dass er
den Codex wieder zurückgestellt habe, wird
nirgends gemeldet und ist nach dem obersten
Grundsatz der fiiblioklepten , dass Bücher
eben so wenig, als Tauben | Objecte des
a) Schier de regiae Budensis Bibliothecae Matthiae Corrini
Ortu , L»ps(i, Interitu. p, 39. b) Schier K c. p» 43* c)
Liter. Maximilian. Imp. ad Bilib« Pirck. de iim. l6i4« ap«
Pray Epiat. Procer. P* I. p« gi*
— »09 —
siiid*), niöht äinmahl i^ahrscheinlicli.
och Sölejman nach dem Mohacsher
in heiiiige.sucht hatte, war des Bon- V-^- 1513.
teiniiftche Übersetzung der Schriften des
ratuSy als Geschenk Wladislaw's^
.itn Csiremper's, die Handschrift yoil
ehern des GregOrius Trapezun^
1er Fla ton, und ein Codex von Fltl^
chriften in Hasseristein's Händen^);
Lon im zweyten Jahre nach Wladis- /.c. 1518.
'ode hatte sich Jakob Spiegel den'
Codex Yon dän Annaleü und Histo-
; Tacitus aus der Ofenet Bibliothek
chafien gewusst und' ihn an seinen
t e a tus Bilde (Hhenafius) verschenkt ^)i
Fahre darauf führte Johann Alexän-»/. & lÄ^
»hlburger (Brassicanus), Gefahrte
serlicheü Gesatidteii Wilhelm ron
ein, durch LudMrig's leichtsinnige
igkeit eine gute Anzahl Gri^chischei?
nUcher Handschriftcln5 unter ändern ei-»
Tarke des Philo, des Froklus^ ded
achus^ den Jamblichus yon dem
»rischen Leben; den Fapinius Sta-'
id die Schriften des heiligen Salvia-^
a Ofen weg *^). Öie Blschöie und FrSp^
HMn doch «elbst im Jahre i8i4. in tnancben LSnderiij
ilifciertfe und rechtliche Staaten Torstellen wollen, iü
i^TIbeorie noch nicht einmahi fo weit «uijgeklärti
cheo, daaa der literarische Straaaenninb y Bücher^
ek genannt, ein wirkliches, nidit hnf dtfm Schrift^
d Verleger, sondern mehr noch der g^sammten Litc^-
hMt schiidliches Verbrechen wider das Recht; dei'
n^k^r ein gekiftseii - und ehrloser Mahn sej! b)
in Velii lüst. de belh Pann. m z. B.öhmtf TracU^
tino Olomuc^ns. p. iSy. Hasseästein Lucnbration.
p. q4. 99. io4, 109» c) Kovats Martinyi Frag-»
rar. P. IL p. 19* d) Epist. Johann Aletandrl
aai ad £p« Chriatophi a Stadion ap« Mader de Bib«
eiL l4
l'
— aio —
8te Ungarns mussten wahrllcli das Fra
aller Art weniger geILel>t, und alles, y^
in Italien gelernt , oder in Achtung gi
hatten, ToÜiH yergessen haben, wenn t
der Quelle sitzend, mit geringerer Bej
als gelehrte Ausländer nach den, von
Konige Matthias aufgehäuften Schätseei
~~ de ausgestreckt hätten.
Bey der Leichtigkeit, aus dieser *
sich einige «gelehrte Seltedheiten zum Ge
zu erwerben, und bey dem Mangel des
Triebes , Geistiges zu schaffen, liessen d:
;ern auch die, Ton ihrem gelehrten Bi
adislaus Gereb zu Ofen eingeri
Puchdruckerey des Andreas Hess ein]
doch hielten sich noch einige Buchhan^
der Hauptstadt: Johann Faep, The^
Feger, Urban Kaym, Michael Fe
nitz und Stephan Heckel, welche z
nedig, Wien, Augsburg, Strassburg, M
eher ^ 3ynodal* Satzungen, Legenden dei
ligen, des Johann Thurocz Ungrische
nüL, des Micha eTs ron Breslau i)ia
auf .ihre Kosten drucken liessen , und i
garn damit handelten. Mit diesem düi
Verlage hatten sie einträglichen Mark
Kirchen und in Klostern, während ib
triebsamerer Gewerbegenoss , G a o r g ,
Martin Luther's Schriften Handel tre
zu Ofen seinen Eifer auf dem Scheiteil
I.e. iS2/k büsste*). Was sollten auch Schriften yc
christlichen Freyheit, von der Busse, von
pelter Gerechtigkeit, yon den Mondisgel
a) Seckendorf Hittorie d«t Latbartlra«« Badi L
X.XI1I. §. iSS. 8«iilteti AMoifet Bwmg^ rawtAt. L
ad uio. i5ai*
I
an
und TOu Babylonischer Gefangenschaft doTt^
wo Recht und Wahrheit vom Hofe, Gerech-
tigkeit von den Richterstühlen, apostolischer
Geist aus dem hohen Friesterthume , Zucht
und Contemplation aus den Klöstern, Redlich-
keit und Billigkeit aufi dem gesellschaftlichen
Verkehr zu verschwinden; wo Nehmen, Rau-
ten, Prangen, Geniessen, Schwelgen, herr-
schende und fast allgemeine Sitte zu Verden
begonnen hatte*)?
Mit dem allmähligen Ersterben rechtlicher
und sittlicher Gesinnung musste zugleich die
kirchliche in Clerisey und Volk erloschen^
wären auch die Könige Wladislaw und Lud-
wig iti Ernennung der hohen Prälaten überall
lediglich durch derselben Verdienste und Wür-
digkeit bestimmt worden. Wie viel weniger
war zu erwarten von Ernennungen, bey wel-
chen entweder nur Familien - Verhaltnisse, oder,
durch Erpressungen und Wucher aufgehäufte
Keichthümer, zu vorzüglicher Triebfeder dien-
ten? Aber zur Ehre des gediegenen Ungri-
schen Volkcharakters sey es gesagt, dass selbst
von so profanen Rücksichten geleitete Ernen-
nung , in Zeiten, wo in der Römischen Kirche
Männer, wie Alexander der VI. und Julius
der IL auf dem apostolischen Stuhl geduldet
und .gefürchtet wurden, in der Ungrischen
Kirche nie einen ganz Unwürdigen oder Nichts-
würdigen getroffen hat. Unter ein und vier-
zig Bischöfen, welche in sechs und dreyssig
Janren die Ungrischen Bisthümer verwaltet
hatten, waren nur Zwey, der Erlauer Hip-i
a) B r u t n i m Hiitor. Hangtr. MS. ap. Pray Annal.^ P. V.
p. aq. LndoT. Xnbero CoauoenUr. de temporibut iuii. Lib»
XL $. IV.
l4»
ai%
polytus von Este, ubd dfer Weszprim<
retruslsualia, Ausländer, nicht Einer durc
päpstliclien Vorbehalt eingesetzt, Alle von de:
Konige ernannt oder versetzt *). Darunter neu
,und dreyssig beherzte Ungern, welche ktäft:
mitwirkten, dass das Majestätsrecht der Un|
rischen Krone in Besetzung der Bisthiimer g<
gen Römische Anmassungen aufrecht erhalte
wurde. Ohne Zweifel hatten sie den wichtii
sten Antheil an den Verordnungen, Kraft we.
eher , Ausländer von dem Besitze kirchliche
Pfründen in Ungarn ausgeschlossen, und wen
sie dieselben von jemand anderm, als von dei
Konige oder von dem ordentlichen Kircheo
a) Thomaa Bakicih Ton ErdOd^, (io wollni wir di
gelehrtem oder die würdigem bezeichnen;) von Kaab, £i
%^%u y Gran* — Georgius Szathamary**, von Grosswai
deiiif Fünfkirchen, Gran. — Ladislau« Ssaikän*, to
Witsen» Erlau, Gran. — Ladislaus Gereb**, von Sieben
bürgen, Colocza. — Gregorius Frangepani*, von Weil
prim , Colocza. — Bruder Paulus Tomory**» Ton Colocs
— Hippolytuff von Este» Ton Erlau. — Paulus Wai
diy^« • von Weszprim, Erlau. — Sigismundus Ernst*
von Fünfkirchen, l'hilippus Morö*, ebendas. — Joanne
Vit€i*, von Weszpnm. -^ Petrus Isualia*» ebendas. -
Petrus Beriszld, ebendas. Thotnas von Szalahaza^
ebendas. — FranciscusBäkacsh, von Raab. — ' B 1 a s J n
Paxy, ebenilas, — Joannes Orszägh, von 6irmien, Watzen
— Antonius, von Neitra. — Nicolaus Kaskay, von Sir
nlen , Neitra, Siebenbürgen. ->- Sigismundua Thurfo^
Ton Sirmien» Neitra, Sieben bür)!en , Gross wardein. — Step ha-
nus Podnianiczky, von Neitra. — Valentinus Wuk^
von Grosswardein. — Dominien s^^, von Grosswardein , Sie'
benbtirgeu. — Franc iscus Pereny*, von Siebenbürgen
Grosswardein. — Franciscus Warday**, von Watzen, Sie-
benbürgen. — Joannes Gosztony*, von Raab , 6iebellbü^
gen. — Lucas, von Bosnien, Csanad, Agram, ^ Nicola ul
Csaky^y von Csanad« — Franciscus Chaholy, ebendas
Joannes Bikacsh, von Agram. — Simon Bäkäcsh vok
Erdöd, ebendas. — Stephanus Zarmath, von Sirmien. —
Ladislatis Maöedoniay, ebendas. — Stephan üs Bro-
der icsh**, »bendas. — Gabriel Polner, von Bosnien.—
Michael Kesserii*, ebendas. — Georgiuft von Paliss*
na, ebendas. — Paulus yon Ilsva, vun Milkow. — Ladis*
1 A u Sy ebendas* — < Dcmetrius, ehciidas. ^- M i c ii a e 1, ebendas
~ ai5 ~
patron erhalten hätten^ zum Ersäufen rerur«
theilet wurden').
Wäre diesen ein und vierzig Bischöfen,
von dem Oeiste des Evangeliun^s so viel zu
Theil geworden I als sie Gelehrsamkeit hes^s«
sen; wären ihre Kenntnisse Kraft und Lehen
feworden, nicht hloss todter Buchstab geblie-^
en^ so könnte von ihnen gesagt werden,
wirklich kein anderer Geist als der heilige'
habe sie gesetzt zu weiden die Gemeinde Got-<
tes; so hätten sie nicht die Fähigkeit alleini
sondern auch die Erleuchtung ^ die WSrme,
die Salbung, die Lusf schabt, zu reden wie'
es sich ziemte naeh der heilsamen Lehre allen
Ständen und Altern; auch allenthalben sich
selbst aufzustellen zum Vorbilde guter Werke
in unverfälschter Lehre, in Ehrbarkeit,* in\
RechtschaiFenhcit, in anständiger und untadel-'
hafter Rede. Anstatt dessen aber wollten sie'
von dem unreinen Geiste der Wölt und dey
Zeit besessen, reich werden an vergänglichen,
Gütern, glänzen und prangen vor Menschen'
in eitler Fracht, wohllebeii und schwelgen im
Genüsse, sich mästen von dem Lösegeld der'
Sünden und von dem Erbtheile der Armen ;
den Laien nicht weiden, lehren, erbauen ; son-
dern beherrschen und ihre Händel aller Art
schlichten. Daher bey Einigen das unersättli- -
che Streben nach einer Anzahl einträglicher
KircheDpfründen, Thomas ßäkdcsh suchte
durch maacherley Schleichwege auch noch die
Zipser Fropstey^) und das Milkower Bisthum
i
a) Decret. 11. Wl ad isla! "Reg, de snii. i4g5. Art XXX.
XXXI. XXXII. b) Pray SpfMnmen Ilierarch. P. L p. 6i.
Wagner Analect. Sc^pok. P. lU. p« jb aqq.
— ai4 —
seiner Hentkammer einzuyerleLben ; gerieüi
durch Aufhebung des letztern mit der^oächsi-
sehen Gesammtheit in Siebenbürgen in ärgerli-
chen Streit^), und bereitete dadurch des edeln,
Terständigen Volkes gänzlichen Abfall von der
Römischen Kirche vor. Andere trieben Han-
del, wie der Fünfkirchner Sigismundus
Ernst; Andere Wucher in Verbindung mit
ludeui wie der Graner Ladislaus Szilkan^)
und der Erlauer Paulus Warday. Vertrauen
der Könige auf priesterliche Treue und Ge-
mssenfaaftigkeit berief den Agramer Oswald,
den Csanader Lukas, den Sigismund, den
Szdlkin, den Warday z\ß, Schatzmeistern;
und die Könige litten drückendere Noth, als
wenn ihre Einkünfte von Laien yerwaltel wur-
ieuk Jmmerfort schwebten vor den . geistli-
chen Gerichtshöfen Streitigkeiten über Zehen-
ten; vor den weltlichen nicht selten Klagen
wider Bischöfe und Äbte, über Erpressung,
Raub und Anmassung richterlicher Gewalt la
bürgerlichen Rechtssachen. Also verfielen meh-
rere hohe Prälaten der Ungrischeu Kirche im-
mer tiefer in Versuchung und Stricke, in thö-
richte und schändliche Lüste^, welche sie in
Verderbtheit und Untergang versenkten, der
Schmach und Verachtung der Laien Preis gaben.
Drey Mahl, doch immer vergeblich, wurde
auf Landtagen der Besitz mehrerer Pfründen
a) P r a j Hierarch. P. I. p. 4a6. B e n k ö TranssIlFinia P. II«
p. i4i et tqq.
b} Dennoch wird er gerühmt:
,, — — — - — . dexter agundis
y^Pannoniae in rebus , Charitum Phoehigue Sacerdos^
y^Emunctae nimium nariSy pede sive ligatOy
yySive luhtt magnum sermonetonare soliuo,
yfAequavit vetereSy praesentia nomina vincir»
Steph. Taurinna Stauromach* Lib. !• 4a sq^«
r
I
— ai5 —
ycrbothen*); die riel bepfrundeten Thomas
Bakacsh, Hippolytus von Este, und an-*
dere sassen dabey und wirkten zu den Ver-
ordnungen ifiit, sieb yerlassend auf ibre Macbt^
die YoUziebung zu hintertreiben. Um der
oberpriesterlicben Habsucht Schranken zu set-
zen, verordneten die Stände im achten Jahre
WladislaVs, dass die Bbchöfe und Fräla«
ten, weder für sich, noch für ihre Kirchen
liegende Gründe und Besitzungsrechte yon
dem Konige zu erwerben, yon Eigenthümern
auf ewige Zeiten zu kaufen, oder pfandweise
zu besitzen, befugt seyn sollten. Wesswegen
auch alle, mit Bischöfen und Prälaten einge^^
gangen en oder künftigen Verträge, als nichtige
und alle hierüber ausgestellten Urkunden, selbst
die gerichtlichen oder yon dem Konige be-
stätigten, als ungültig angesehen werden müss-
ien ^). Dessen ungeachtet blieb Thomas
Bdkacsh im ruhigen Besitze der Burg und
Herrschaft Sztropk6, welche er roh Em er ich
Fereny für zwanzigtausend Di^caten käuflich
erworben hatte; und trotz dem Reichsgesetze^
theilten nach fünf Jahren Herzog Joannes^* C. 1503:
Coryinus und der Fünfkirchner Bischof
Sigismundus die Güter des yerstorbenen
Palatins Peter Ger^b dergestalt unter sich,'
. dass der Bischof für sich und erblich für sei*
nen Bruder Johann Ernst, die Munk^csher,-
die Hälfte der Fogaraser Herrschaft, und den ^
Besitz yon Eszek mit dem Her2X>ge gemein-
«) Wladialai II. Beeretom m. de aan. i4q8. «rt. LVL
Dccret. VI. de ano. ]5o7. art. XIII. LudoTici ll« Decret. I.
de ann. i5i8. ait; Xyi. XVIL XXVI.— Articoli Bacshiens.
art. Xir. XUL XXUI. b) WladiaUi U.Decrttlll. an.LV
et LXV. '
ichaftlich bekam; Walpovar, Attya, Szomba«
thely und Bodola überliessen sie der Wittwe
des Pal^Üns; wenn sie aber obne {jeibeserben
stürbe, sollte die Hälfte dieser Herrschaftea
an den ßispbof und seinen Bruder, eben so
der g^pzß Antbeil des Herzogs, wenn er, oder
des ßiscliofs Antbeil, wenn dessen Bruder
erblos verschiede, an den Herzog heimfallen ^).
Wiederhoblten Reichsgesetzen gemäss, sollte
kein Bischof zur Obergespanswürde beför<-
dert ^), in bürgerlichen Rechtshändeln Niemand
ypr den bischöflichen Gerichtshof gefordert*),
Niemand im Streite (iber Zehenten voreilig
mit Kirchenbann und Interdict verfolget^)}
kein Rechtshandel mit Übergehung einheimi-?
3cher Richter vor dem päpstlichen Stuhle an-?
hängig gemacht^); die Fiscalen der Bisthümer
abgeschafft'}; Kirchenpfründen Unfähigen oder
Unwissenden nicht verliehen, die Pfründner
zur Erscheinung bey der bischöflichen Synode
angehalten^), die Landpfarrer wider den Wil-
len der Patrone nicht bestätiget; mit der Bi*?
schüfe weltlicheu Angelegenheiten nicht beläs-f
tiget'*); von den Bischöfen nicht beschatzet^);
an Dom -Kanzelgeld von wohlhabenden Pfar-
reyen nicht mehr als Ein Ducaten, von ver?
armtea nichts gefordert^); Cleriker, welche
sich weltlich kleideten^ aus dem Besitze ihrer
a) Urkunde det Vergleiches bej Koller Hist. Episeopat«
QEccie«. T. IV» n. 608. i) WitdisUi II« Decret. UI. art.
tVlI. c) Ibid, Art, LX. LXl. LXII. d) Wladi»!. II.
Decret. V, irt. XXIII. e) W 1 a d i s 1. II. Decret. III. art.
LXIII. /) Wladisl. II. Decret. IV. de ann. i5oq. art.
XXXIV. >) Wlüdlal. II. Decret. III. ärt. LXVII. LXVitl.
^) Wladiaf. II. Decret. III. art. LXVI. Decret. V. art. XXVL
et DecreL IV. art. XXXVI. 0 Wladisl. II. Decret. UI. art.
LXIX. ik) Ibid. «It. tlU. et Decret. IV. art. XXX VUI.
Ffründen yerwlesen *) ; die Zehenten nicht in
Geld abgetragen^ nicht in Geld gefordert wer-r
den ^) ; und rf ichts von dem allen wurde von
manchen Bischöfen geachtet , Nichts befolgt*
Dennoch wagten sie es, gestützt auf die eyau"^
gelLsche Vorschrift, dass Andere nach ihrei»
Worten, nicht nach ihren Werken thun soU-^
ten, ihre untergebene Clerise^ zu Synoden
^u versammeln und daselbst gegen das Conou-
}>inat| gegen geweihte Säufer, Schenkenbesu-»
eher, Wucherer und geitzige Priester, welchei
für Geld zu verbothenen Zeiten Verlobte au£f|
bothen und traueten, strenge Gesetze zu er-** >
lassen'')« Als aber im vierzehnten Jahre Wld-^. c. 1614,
dislaw's auf den^ Ofener Landtage die weit« '-•"'
liehen Stände endlich auch die Bisghöfe .$i^' '•'
erbaulicher m Wandel anhalten wollten, d;(
scheueten diese sich nicht, ihre Unverbesser-t
^chkeit durch den heftigsten Widerätiind a4S
zukündigen *^),
Unbillig waren demnach ihre Klagen übe? \
Verfolgungen der Kirche , über Spott un4
Verachtung, welche sie sich von den Laieq;
zugezogen hatten*'); ihnen allein, nicht de9
Kirche galt das gerechte Verhängniss; un<t
unvermeidliche Folge war, dass bey der henr*^«
sehenden Neigung ziun Rauben ^ weltliche Her«
a) Decret. III. art. LIK. 5) Ibid. art. XUX. c) Syno-*
dus^ Strigpniena. 1495. i5io. Nitrien^ia. i^g^» West«^
fTimiensis. i6i5. Agriensi». 161a. Peterffy Concil.
tiungar. P. I. p. 199 sqq. d) „Demtis articulis ho»'
^,nest(item clericaUm concementibuBy ad <fuo% ips} Domini Prot"
y^lnti consentire non potuerutit,^^ Wladislaus 11. Praefat,
ad Decret. VII. e) ,, Dpiemus certe Ecclesiarum Dei prez^
jySuras , dohmus ttiam episcopßUm viluisse hoc temj*ore dignir
^jtatem et ad lias conditipne» devenisse ad quas devenit ete.*^
Also klaffte Petrna \Yard«y l^piat. bev KolUr Hist. Eniscop,
QEcclcs. T. IV. p. 491.
s
— 218 —
ren Muth fassten sie yor allen an den Besitzun-^
gen und Einkünften der Bischöfe zu befriedi'^
[en^ um ihnen die Mittel un^^eziemender Fracht^
ppigkeil und Schwelgere^r zu entziehen.
Hierdurch entstanden unendliche Streithändel
vor den Gerichtshöfen, von welchen die Prä-
laten, sie mochten gewinnen, oder sachfällig
werden, fast immer mit Verlust an Achtung
und Ansehen abziehen mussten ^). Wäre Ju-
lius der II. von der Lebensweise der Ungri-
achen Clerisey richtiger belehret, oder Ton
der Verpflichtung der Bischöfe zu erangeli-
schem Lebenswandel selbst lebendig überzeugt
gewesen, so hätte es ihn nicht so mächtig' er-
j. C.i505.griiFen, als er vernahm, dass die UngrLschen
23. -^»'Ä^«*'-liif agnaten und Landherren der Clerisey die
Zehenten häufig verweigerten, und sie mit
noch furchtbarem Drohungen ängstigten^);
die Bischöfe selbst waren innen auch hierin
schon lange mit Beyspielen vorangegangen,
g Oft genug waren sie unter sich, oder mit Ab-
teyen, Capiteln, Klöstern, Landpfarrern, über
Zehentrecht und Zehentraub in Streitigkeiten
Verflochten j nicht ein Mahl die gottgeweihten
Jungfrauen des heiligen Dominicas auf der
Margarethen -Insel blieben von Prälaten unan-
gefochten im Genüsse ihrer Einküpfte; und
^f^^^Wladislaw musste den Bischöfen, Sigis-
mundus von Fünfkirchen; sogar, was wir
ungern melden^ den gelehrtern und würdigem,
0) y, Tot jurgia inter ecclesiastieoe viros nunquam Muecre-
.„vU*ent j €X quihus non solum apud principem nostrunty gra-
ffVitsimum et tacrosancti judicii et omnis integritatis viruniy
ffSed et a^ud omnet omnino regnicolas, et omnem vulgum
^f^ontemptibiles jam sumus reputaiU*^ Petras de AVirila
k o* b) Littr. Julii II, ad \Vl«disUiiiii Reg. ap. Pray EpUt.
Procer. P. I. p. 49.
— 2119 —
Nicolaus BÄthory ron Waczen •) und Jo-
annes Vit^z Ton Weszprim ^) sein höchstes
MissCiJlen urkundlich erklären^ und seine Un-
gnade androhen , um den Unterhalt der from-
men Schwestergemeinde gegen oberpriesterliche
Anfalle zu sichern ^).
Wenn hernach die Laien sich an den
Besitzungen und Einkünften des Clerus yer-
greifen wollten , so machten sie, da ihnen
der ganze Stand verächtlich geworden war^
keinen Unterschied mehr, zwischen den schlech-
lem und den würdigem« Unter die letztem
gehSrte unstreitig der Coloczer Erzbischof, P e-
trus Ward ay. Er besass ausgebreitete Gelehr-
samkeit, hielt streng auf Zucht und Ordnung in
seinem Sprengel, liebte das Recht und entzog
sich zur Yertheidigung desselben keiner Aufop-
- «) Vbn Ihm inti besenget: y,^tudiU humanitath ih Itfitia
f^tnadÜMMf cmra et diligentia doetriuam adaugtns ; nüul Imbcri»^
^^nßUl virilimrum subterfugitniy quod ad doct^inam convenirwtf
„frrcvi ^fkcitf ut docti$$imi$ acutissimisque philosophis ejuM
^fdmcuinm ei literatura summa cum admiratione prabaretur»
ff^^ -^ — Semper in ejus domo aut oratur , aut studetur aut
yycmmun cmmatur ad Ijram^ aut sermo habetur honestus.*^
Galeotua de dictU et facti« Mttthiae c. XXXI. SeineGrab*
•dirift meldet Folgendes:
X^icülaus Bathor jacet hoc sub marmore Praesul^
Gloria qui sanctae Religionis erat.
Qui quid habent legum speciosa volumina noratf '
Noverat et quidquid pagina Sacra docet,
Bietorias omnes cclebravit carmine vateSy
Lingua latina sibi , graecaque notafuit etc.
() Ihn rühmt G.aleotus 1. c. c. XXVII. und Aldnt'Ma-
latios in der Dedication des Athenaeiis : ^tQutmtum gratuler
ntiH Jane f quantum ipsi Hungariae , non facile dixerinij
»ffiied tantum jam projeceris Graecis literis , nondum annum
tsMidima Musurum Cretensem^ idque Venetiis ^ ut primus
yi(der war ror ihm Janus Fannoni us) Graecas Musas attice
ijiequentes brevi relaturus in patriam videare, Retulit vir ille
ffJenus FannoniuSf nunquam saiis laudatus^ in patriampri-
i>miM latinas musas; tu et latinas et atticas Musuro doctore
l^latwüs videris,^*" c) Liter« Wladialai Keß. ap. Koller
niat £piicop. T. IV« p. 5o5.
220
ferung; dennocli entzogen ihm die Landlierren
derGespanscliaftenvonBäcsh, Csongrad^^ Bodrogh
.und Sirmien die Zehenten*); Herzog Lorenz
.von Ujläk liess ihm aus Foruksa sieben Müh-
•len' mit den dazu gehörigen Leuten };eMra]tsam
wegführen, dessen sich Thomas B^käcsh,
Jamals noch Raaber Bischof, kein Freund des
freymiithigen W a r d a y , herzlich freuete ^);
Johann Kishoryath und Lorenz Bänffj
bemächtigten sich seines Schlosses Zatha ia
der Wal ko wer Gespanschaft; und als iha
(der König nicht mehr kräftig genug beschüt-*-
jsen konnte, empfahl er ihn gelegentlich in
xaehlrem Sendschreiben an die Cardinäle, an
die Päpste Innocentius VIIL und Alexan-
der VI. der Beschirmung des apostolischen
iStuhlSt Den Schaden, welchen die Herren
Anton und Michael Päloczy der Främon-r
l&tratenser Fropstey auf dem wemreicben Hü-
;el Parn6 bey Saros-Fatak durch Baub und
rewalt zugefügt hatten, berechnete der Propst
Francis cus auf fünfzig tausend 'Ducaten.
^•^*^^- Seine am Joannis Enthauptungstage eingelegte
*^'Frotestation ^) blieb unwirksam bey Menschen,
unter welchen die Fäloczer mächtiger wa^
ren, als das Recht; aber nach vier und dr^ys-
sig Jahren, an eben dem Johannis Enthaup-
tungstage übte die ewige Nemesis auf dem
Mohäcsher Felde Wiedervergeltung und Ge-
rechtigkeit; dort fiel Anton von Pdl6c2
unter feindlichen Spiessen und mit ihm erlosch
das ganze ^ vieler Ungerechtigkeiten und Ge*
m) Liter* Wladislal ap« Katona Iltst. Ecel. Colocent. F.
I. p, 475. b) Liter. Petri de Warda ad Reg. ap. Enniitn
1. c. p. 48a. c) Bey Sxirmay Noti^ Topogr* Gomitit
ZempÜn« p. 399.
— aal —
waltthaten schuldige Päloczer-Gesclileclit. So-»
^ar den einsamen Thoren vor Menschen, aber
Weisen vor Gott, welche sich der Betrachtung
des Unendlichen geweihet hatten ^ entzog der
Laien unersättliche Hab - und Raubbegierd^
bisweilen den nothdürftiijsten Unterhalt. Was
waren dem Besitzer königlicher Reichthümer^
Stephan von Zapolya zwey Stück böh-
misches Tuch und zwey Tonnen Heringe P
was den weinreichen Bürgern von Szikszd
zwey. Fässer ihres Überflusses? dennoch musste
sowohl jenen, als diese, Wladislaw elrst
durch strenge Befehle anhalten^ diese stif»
tungsmässigen milden Gaben den CarthäaseM
im Lechniczer Sanct Anlons - Thale jahrlidbi
zu entrichten ■). Wenn in dieser schweren
Zeit ehrwürdigen Bischöfen und gottseligen.
Gemeinden, deren Lehre und Wandel die Laa*
terhaften strafte , also von dem Laienvolke
begegnet wurde, wie mochte es den hohen
Prälaten und Pfründnern ergangen seyn, wel-
che mit den Laien an Yerderbtheit Wetteifer-*
ten, und das Priesterthum in sich entwür«*
en
?
digt
Doch Gerechtigkeit verbiethet, dort, wo
Joannes Pruis von Prostanna und Joannes
Zokoly ihre Gemeinden früher als Bischöfe
regieret, dann als Ordensmänner, jener unter
der Regel des heiligen Franclscus^ dieser als
Eremit des heiligep Paulus, erbauet hatten;
wo Georgius Szathmary ^), Gregorius
a) Wignet Aoalect« Scepns. P. IJI. p. 188.
b) ,, — insignis Praesul Qüinque Ecclcsiarum
y, Integer et purus sceleris ^ cui maxima regni
y,Res curae est, et cui sua caneellaria curae esu
y,Vir probitate ingens, hoc non conaultior alter
221
Frangcpany*) Joannes Gosztony *»), Mi-
chael Ke«8erii *^), Franciscus Warday ^)
der Kirche vorstanden, den Verfall des Kii^
ohenwcsens in Ungarn lediglich oder vorzüg-
lich einigen, prächtigen , wuchernden, schwd-
genden öischofcn anzurechnen; den grossten
und verderhlich.sten Antlieil daran hatte das
Patfonatrccht, von jeher Quelle vieles Unheils,
-wenig Segens; und mehrerer Könige von den
Kirchenpfründen , als Versorgungsanstalten,
I profane Ansicht, in welcher sie das eigenthüm-
iche Krnennungsrecht der Ungrischen Krone
gleich einem gemeinen Fatronatrecht behan-
delten, als solches habsüchtigen Magnaten ver-
liehen, und dadurch das Einschleichen gleich
schädlicher päpstlicher Vorbehalte begünstig-
ten. "Wenn selbst Könige ihr Majestätsrewt
missbrauchend, wie Matthias und Wladis-
„Ki-ftus in amhtffuis, fandi gnarissimuSy illo
Pratsult nil usque vidtas studiosiusy illo
l]Ntmo minus iolus^ quam soluSy quippe diei
,,iVoc/fm optrose addit mxtltam^ furatur et horas,
ffOutit vtttrum evolvit^ volvit monumenta novorum,
Stephan. Tnurini Stanroinachiae Lib. I. 64 sqq*
n) y^Vauae Archißamcn Bachiae Grcgorius omni
yyl'tVmte insigniSy bonitatt fidtque probatus,
1 dem iliiti. 3o.
h) y^ — Joannes Goston^ veterum atque novorum
^yJiistofias sacramque cheliny qui sidera caeli
„iVovit ceu proprios ungues,
Id e m ibid. 57*
c) yyHuic (LidisUo Zaikan) hagsit parili studiorum laui€J^
thedrag
f^Boznensis Praesul ; reliquos strmone Pelasgo
yy Pontißces magno post se videt intervalloy
^yQuorum plus mmio nomtnclatura vagata est,
I de m ibid. 47.
4) Franciscus JVardai praestans cognomine avÜ9
^yPraesuly turrigeras Daci qui temperat urbesy
^yPhotbeis celtWr studiis, cui docta Thalia
iiComposiro dedit ort loquiy euo pectora regum
^^Mwetcunt y bonus et pius txtrematn usqu€ ad anuaum,
id«m ibid. Lib. V» 1 «qq^
law, Knaben y Jünglinge , Laien zu Bischöfen
und Pröpsten ernannten*); wenn sogar Päpste,
durch Vorbehalt in die Rechte der Patrone
eingreifend, weltliche Cleriker in Abteyen
einsetzen Hessen ^) , wer konnte Magnaten und
Herren zurückhalten, das ihnen verliehene Pa«
tronatrecht als Mittel der Bereicherung; für
sich zu benutzen und die Güter geistlicher
Stifte, deren Schirmvögte sie seyn sollten, zu
verprassen ?
Die Wittwe des. Falatin Stephan von
Zapolya, Hedwige, Herzoginn von Te-
sehen, obgleich fromme Frau und Stifterinn
zweyer Zellen in der Carthause auf dem Zu«-
fluchtsfels *"), beging dennoch mit ihren Söh-
nen Johann und Georg den Unfug, dass sie
den ungebildeten Jüngling, Johann Horvi^th
von Lomnicsa zur Propstey von Sanct Martin
auf dem Zipserhause berief. Zur Ehre des
a) Sieben oder nenn Jahr alt war Hiopoljtot von Bste^
als iho Matthias aum Qraner Enbischof, und Jünglinge wa-
renGregoriusFrangepani» Laurentius vonB isstri ta,
Fhiiippus von Stuhl weissenbuirgy Valentinus Cjbeljr«
als sie Wladiala.w den eraten zum Wessprimer Bischof^
die übrigen zu Pröpsten uod Domherren ernannte. k) Keia*
Papst dieser Zeit hätte es gewagt, in das Emennun^srecht der
Vugrischen Könige eha ugr ei fen ; kühner schritten sie for» gegen,
das von Königen an Magnaten und Herren verliehene Patronat-
recht und so gab Innocentius der VIU. der Gsferuenser
Abtey cu Peterwardein den Vincensias de Pistaciis, der
Benediciiner Abtey au Szeksxard den Fünftircfaner Weihbischof
Antonius eu Verwesern; Alexander der Vf. der Abtej
Gotho den Mönch Joannes aum Abte, Julius der If. der-
Abtey Rndina , den Cleriker Stephan von Gibolt; der
Ssekstarder Abtey den Cardinal Petrualsualia au Verwe-
aem; der Abtej Gotho den Fünftirchner Cleriker, loaonea
Bettokrj^hy unter der Bedin^iing, dass er aacli cwey Jahiva
förmlich in den Cistersieaser Orden eintrete; Clemens der
Vif. der Abtey Rudina den Fünfkirchner. Cleriker Nicoiaua
Desöffy, mit der Verpflichtung, nach ^hn Jahren aur Bene-
dictiner Regel 8i\ schwören; au Verwesern und künftigen Abten.
c) Wagner aual. Sccp. P. IL p, 79.
— 3ia4 —
TJngrischen Episcopate» verweigerte itm Aet
Iraner Erzbischof Thomas ßak^csh die
Bestätigung und Einsetzung; Hedivige sandte
den Jüngling auf ihre Kosten zur hohen Schule
nach Rom> setzte dessen Vater« Michael
Horyath zum Verwalter der propsteylichen
Einkünfte ) und ernannte den Erlauer Priester
Ladislaw yon Chobad zum Propste^ Auch
diesem versagte Thomas B^kacsh die Be-
stätigung; er erhielt sie von Julius dem II. ^
aber Michael Horvath blieb iih Besitze der
Einkünfte. Noth, Gram und Verdruss riebeii
Ladislaw^s Lebenskräfte frühzeitig auf; und
nun wurde Johann Horvath zum zWeyteii
Mahle zur Propstey berufen, auch von ThcH
mas Bakäcsh bestätiget; doch von diesem
sowohl als von dessen Nachfolger unablässig
angefeindet*). Er verfocht gegen sie die sei-»
ner Kirche verliehenen Freyheitenj durch
Handlungen bewies er sich ihrer und des
Priesterthums unwürdig.
Nicht selten wareli dergleichen MissgrüKf
in Ausübung des Patronatrechtes über Pfrün-*
den, welche zur Seelenpflege verpflichteten}
häufiger noch der Unfug, welcher von Patro-
nen und Schirmvügten an Abteyen begangen
wurde. Was der Cisterzienser Abtöy zu Sanct
Gotthard von ihren Patronen widerfahren
war, hatten auch die meisten übrigen von ih-*
ren Schirmherren erdulden müssen« Die Her-*
ren Niklas, Thomas und Stephan von
Szecsh behandelten die Güter von Sanct Gott-»
hard als ihr unbedingtes Eigenthüm, das Klos-^
a) Wagner aaali Scep. Pi L p. 363 sqq« 366. 969. F. m«
p. 73 »qq.
«Eturg; wiesen es Uiren Btatnteb zur '
«n, liessea Vier bis {üof, höobstens
tche- ohoe emen Ahl oder Prior küm-
'erpäegen, und nölhij^len aucli von
ch einige durch MUsbandlun^en zur
Stephan der Solm raubte alles
UDdKircIieD<;erätli von einigem Wer-
Omas der Vater nülliigte die der
tergeordDeten Landpfarrer seine Jagd- •
alken und Fferde zu unlerhallen*).
Ichea BädrängnisKea verschwand aus
idictinar, Ci'üerzienser und l'rämon-
Süftern alle Zucht und Rej^elmäs- '
Andacht erkaheie, Antrieb zur Coa-
j , say es zur religiösen , oder zur
aftlicnen, erlosch. Doch minder lie£
9 begüterte Orden mochte das Cisler-
i4titut aus der Gnade in Yerderbthett
seyn, die M'achsamkeit und Sorg-
jahrlichen Generalcapitels im Thale '
, den Zustand des j^anzen Ordens
lend, erhielt ihn auch in Ungarn
■ht in der Liebe, wenigstens im Dien-
jeisies. Von Zeit zu Zeif sandle es
Ordensmänner mit ausgedehnter Voll-
len Wandel der Gemeinden zu unter-
Abte abzusetzen und unwürdige Glie-
islossen. Diess geschah mit der Pili-
■y zwey Mahl in diesem Zeiträume '„.1509.
lo, Tom General-Abte .ToaDnes ver-
Reforniator Michael, strengen Abt
igen Kreuze im Wiener Walde '').
^eu £ifer$ freueten sich Bischöfe,
ib Notitia Abbitiae S. Gotthtidi p. 77. h) Haiub
L iS
220 — ^
welche die Weihe des Geistes wirklich em-
pfangen und des G]aul)ens Geheimniss, nicht
ihres Geschlechtes Stammbaum, im reinen Ge-
wissen hatten. Darum trug des gottseligen
Joanoes Pruis NefFe, Zögling und Nach-
folger in der Grosswardeiner Kirche, Va 1 en-
tin us Wuk, ernstlich darauf an, dass der
entartete Prämonstra tenser Orden im ganzen
Reiche aufgehoben und seine Propsteyen den
Cisterziensern eingeräumt würden. Dagegen
that Nicolaus Osthffy, Propst von Lelesz
nachdrücklichen Einspruch und obsiegte in
Wladislaw's bestechlichem Staatsrathe über
J. C.1493.den Bischof*); doch musste er geschehen las- '
sen, dass seine Ordensgenossen auf dem Grossr
wardeiner Berge ihres ausgelassenen Wandels
wegen, von Valentinus verwiesen, in den
Besitz ihrer Propstey und Güter Sanct Bru-
nos weisere Söhne, der göttlichen Ideenwelt
würdigere Bürger, eingesetzt wurden. Der
Verlust der ersten und ältesten Ordenspropstey
in Ungarn weckte den Leleszer Propst Sigis-
mundus von Werner, des Königs Schatz-
meister, des Nicola US Nachfolger, zu sorg-
samer Thätigkeit; aber bald erschlaffte sie
wieder, nachdem er das Stift mit reichlichem
Salzcinkünften versorgt hatte. Nach ilun
wurde Benedictus Kornis, früher Watzner
Domherr, seines Bischofs Nicolaus Bathorj
Geistesverwandter und Freund, zu Lelesx
J. C. 1500. Propst, sein edlers Bestreben unterwarf die
Gemeinde strengerer Zucht; und besser ward
j; C. J502.es mit 'dem hinfälligen Orden, nachdem der
Cardinal-Legat Petrus Isvalia dem Csornaer
a) Ssi.rinay Notit. topogr. Comitat. Zemplds. p. St5«
— a27 —
und andern Pröpsten die Aufnahme würdiger
Männer aus strengern Mönchsorden bewilli-
get *); Wladislaw sä'mmtlichen Pra^monstra*^ C. ISia
i tenser Abteyen die Befugnlss, ihre Pröpste zvl
^ erwählen eingeräumt^ sich und den Patronen
- nur die Bestätigung der Wahl vorbehaltea
*' hatte **); • die Reise des Thuroczer Propstes
la Uriel nach Premontrß um dem General-Capi«
■ tel die Nothwendigkeit einer durchgreifenden
18 Reform darzustellen war vergeblich; er fand
' daselbst nur grössere Pracht^ erstorbenen Div
densgeist und frechen Widerstand gegen das
Bessere.
» Mit bestem Erfolge wäre dem völligen
Er Verfalle der, in ihrer ursprünglichen Rich-
m. tung ehrwürdigen Institute vorgebeugt worden^
K. hätte es nicht immer den heilsamsten Reichs-
L Verordnungen an redlichen und beherzten Voll-
a ziehern gefehlt. ^ Klar sahen die Stände des ^
Verderbens reicl\haltigste Quelle, und vie» •
K Mahl erneuerten sie unter Wladislaw das *
ik alte Gesetz, dem zu Folge nimmermehr An-
c dere, als wirkliche Ordens.männer zu Äbten
und Klosterpröpsten ernannt werden sollten");
fe^ £inmahl erklärten sie den entgegengesetzten,
^ durch Sigmund's Leichtsinn eingeführten und
begründeten Missbrauch, sogar für Gottesraub
B. und Lästerung; doch unwirksam blieb ihr £i-
W fer bey der Übermacht, hochgeborner, roher,
gewissenloser Patrone und Schirmvögte, welche
sich das Mittel von Kirchengütern zu schwel-
gen, oder ihre elenden Günstlinge mit fetter
a) Liter. Petri Cardin, ap. Pray Hierarch. P. I.p.i4^ hy
Timon Epitom. p. 102. c) Wladislai II. Decret. IIL
art. LVIII. Decret. IV. art. XXII. Decret. V. art. XXVU. De-
cret. VII. art. UX.
— S28 —
I
MaH 2u versorgen, schlechterdings nicht ent-
rei^sea Hessen; und muthiger behaupteten sie
sich in dem Besitze , da sie sahen, dass der
König, trotz den Reichsgesetzen das Patro-
Batrecht über die Leleszer Propst ey der. raub-
V gierigen PäI6czer Familie; die Benedictiner
Abtey Földvar dem Coloczer Erzblschofe' tum
Tafelgute 4 die Peterwardeiner dem Italer An- •
gelo zur Commenthurey rerlieh; und dass so* *
gar « von Päpsten junge Cleriker , ohne sie ao- ^
gleich zur Regel und zum Ordensgewande zu '
verpflichten, regulären Abteyen als Verweser ^
vorgesetzt wurden.' Um so mehr verdient die ^
Handlung des Siebenbürger Woiwoden Jo- -
/•ai513«hänn von Zipolya bemerkt zu werdeii; ^
ohne 'Zwang und ohne Gewinn entsagte et .^
der Schirmherrschaft über die Szirtzer Abtej *
in dem schon selir entheiligten Bakonjer
Waldes und gab sie dem Cistel*zienser Orden ^
zu freyer Besetzung und Verwaltung zurück*).
Kräftiger, nur nicht in geziemender Ab- 1
sieht, erfassten die Stände des Übels VTur- "
J. C. 1518. zel auf dem B^csher Landtage , wo sie ver«*
ordneten, dass alle von Ludwig und voa' ^
dessen Vater, an wen immer verlienene Patro- '
natrechte über Abteyen,. Kirchen und Pfrun- ^S
den von nun an ungültig, widerrufen und aitf- if
gehoben seyn; sämmtliche Pfründen, mit Aus* T
nähme der Canonicate in Zukunft von Mia* ^
manden als von dem Könige vergeben; da*, t
Besitzern mehrerer Pfründen alle bis auf Eia^ ^
abgenommen; Abteyen, Propsteyen und aiH— '
dere Kirchen, welche bisher Prälaten nebsK-
ihrem Bisthume besessen hatten, wären sii9
a) Timon I.e.
— sag — •
ihnen auch durch papstliche Bullen angewie-
sen oder bestätiget wordeh, dieser Verbindung
entnommen werden sollten;' damit Mehrere
Gott wohlgefällig dienen mögen; haupt.^äch-
lieh aber^ damit - eine zahlreichere Clerisey
die Pracht des königlichen Hoflagers erhöhete
und die Pflicht, zu des Reiches Vertheidi-
gung Mannschaft zu stellen^ untei^ Mehrere
vertheilt würde. Einträglichere Kirchen sollte
der König so lange unbesetzt lassen, bis er
aus den Einkünften derselben seine Schulden
bezahlt hätte*). Hiermit wurde dem Könige'
gesetzlich bewilliget, was Patrone und Schirm-
vögte bisher widerrechtlich an Abteyen und
Pfründen verübt hatten; allein die mäch-
tigern Herren bothen der Bacsher Verordnung
Trotz, im festen Glauben, dass ihnen billig
sey, was der Landtag dem Könige in der
Noth für gerecht hielt; und dabey beharrten
sie, selbst nachdem die Beichsverordnting auf
dem Hatvaner und auf dem letzten Räkoserl525u.l526.
Tage erneuert worden war**).
Indem die Institute der Heiligen, Ben*-
dictus, Norbertus und Bernardus an dem
Geiste ihrer Stifter verarmten, und in der
Sorge für ihre zeitlichen Güter untergingen,;
gewannen die Orden der heiligen Dommicus • ^
und Franciscus in ihrer Armuth- weitere
Ausbreitung ; und keine Heimsuchungen hab- ' .
süchtiger Magnaten und Herren zerrüttete ihre
innere Verfassung. Die strengere Observanz
der Franciscaner allein, zählte in dieser Zeit,
durch Ungarn und Siebenbürgen zwey Pro-
a) Ludovici n. Beeret. II. irt. XVI. XVIT. b) ArtiruH
UatTaniens. art. XXXVL Ludov. U. DecreU VII. art. XXI.
— a3o —
TiDzen; die eine des götlliclien Erlösers, zwey
und siebzig Klöster in zehn, die andere der
heiligen Jungfrau, drey und fünfzig Klöster
in acnt Custodien getheilt; in beyden zusam-
men gegen zweytausend sechshundert fünfzig,
theils Priester, theils Laienbrüder ^); so stark
war noch zu dieser Zeit der Drang zum Schei-
den aus dem W^ltgetiimmel und zum Leben
in der Gemüthswelt , und zwar in strenger
Form, tiefer Erniedrigung, unablässiger Selbst-
verläugnung; wenn auch bisweilen ein Ver-
brecher wie Benedict Fejes, des Coloczer
ErzbLschofs ßittersmann, um sich der bürger-
lichen Gerechtigkeit zu entziehen, die Auf-
nahme ^) ; oder ein übel berüchtigter Mönch,
wie d^r Fünfkirchner Gustos Andreas, die
Beförderung zu hohen Ordensämlern*^) erschlich.
Nicht minder stark war der Ziiüuss ge-
müthlicher, des gemeinen Treibens überdrüs-
siger, in tiefer Wehmuth über die Leiden cjes
Vaterlandes nach der Einsamkeit sich sehnen-
der Männer, zu döm vaterländischen Orden
der Eremiten des heiligen Paulus, ersten Ein-
siedlers. Seit dreyhundert Jahren hatte er
sich schon im Ganzen und Allgemeinen, durch
unwandelbare Zucht und Ordnung als vortreff-
liches Institut bewähret, bey Ungarns Königen,
Bischöfen, Magnaten und Volk in hoher Ach-
tung behauptet. Der fein gebildete JoannesT
Corvinus, der schrecklich tfipfere Held Paul
a) Pauli Györffy Ortus, Progressus etc. Ciisti>diae naoc
Frovmciae Transylvan. 1737. 'iyix. Oonv. Csik. iu 4. Fridrich
Hiit. Provinc. SS. Salvator. Casaov^. 1759. fol. Z») Epist. P e-
tri de Warda ad Guardian, in Ujlak ap. Katona Hist. EccI.
Colocena. P. I. p. 600. c) Epist. Pctri de Warda ad
CiMtod. Qainc][ii£ccl. ap« Koller IJisL Episcup. Q£ccl, T, XY.
p. 496.
a3i ^
I
Kinisy und der hocksinnige Emerich Fe-,
reny haben, ihm Eremitorien, das isl^ herrli-.
che bis in die Tage der habsüchtigen und zer-*.
störenden . Aufklärung von der Gottseligkeit,
bewahrte Denkmahle ihrer Verehrung, der^
erste im Walde bey Lepoglava, der zweyte
zu Vasonkö, der letzte zu Terebes^ aufgeführt.
Hiermit be^as ,der liberale Opden yor dem
Mohäcsher Tage ein und zwanzig Yicariate,
drey und /vierzig Priorate , nur wenige von
Königen, die meisten von Magnaten und Her-,
ren, welchen das edle Gepräge des Ungrischenr
National - Charakters, Ernst, Sittsamkeit und»
feyerlicher Anstand an ihm geilel, gestiftet,* begü«;
tert und begünstiget. Zu dieser Bürgschaft seinei;
Würdii^keit kam ihm noch die fromme Freude,
dass im achten Jahre Ludwig's das Haupt //c. 1525
seines Schulzheiligen Paulus ersten £insied-.
lers aufgefunden*^); und bald ^fjurauf die Ge-
legenheit zu dem unvergesslichen "Verdienste^ -
wodurch die geheiligte Reichskfone in äusser-^s
ster Gefahr schwebend, von seinen: Brüdern,
gerettet wurde. ;
Im Laufe dieses Zeitraumes erhielt auch
das Griechische Kircjienwesen ^it ^^r Römi-
schen Kirche vereinigt, in Ungarn eine ange-:
messenere Form, als Wladislaw ipi zweyten
Jahre seines Köniijlliumes den Mönch Joan- /• C.1401
nes aus dem ßasilianer Kloster auf d^m Cser-. .►► r^ ^
neker Berge bey Munkäcsh zum Bischöfe er- ^ ^
nannte^). Leo der X. setzte hernach durch ^[q ^}^^^^^
eine allgemeine Bulle die Verhältnisse fest, in
a) Liter, LadoTici R«B, nä Palatin. Steph. Bilhory cje ö.
Martii i523. ap. Pray «le Dextra S. Stcphani p. ya. //) Ba-
8 i 1 o V i t ■ Notitia Fundationis pro (leligio«ls iluthenis Ö. S.
Baaiiii i'. !• p. ai; ' . '
welchen die Grieckische Clemoy zur Lateini-^
seilen y wie überall, so auch in Unc^arn stehen
sollte. Den Lateinischen Erzbischöfen und Bi-«
schofen wurde dadurch für die Zukunft verbo«'
then, griechische Cleriker zu weihen. In Diö-
zesen, wo Lateinische und Griechische Kir-
chengenossen vermischt wohnen und letztere
keinen eigenen Bischof haben, sollte der La-
teinische Bischof die kirchlichen Angelegen-
heiten der Griechen durch einen von ihnen
erwählten Vicarius verwalten lassen. Kein
liateinischer Priester sollte in den Kirchen -der
kriechen wider ihren Willen Messe lesen,
oder irgend eine gottesdienstliche Handlung
verrichten; eben so wenig ihre, von der Flo-
rentiner Synode gebilligten Kirchengebräuche
anfechten, bestreiten, tadeln oder verachten;
nirgends der Lateinische Bischof in die Ge-
ricntsbarkeit des Griechischen eingreifen; Abte,
Mönche,' Kloster und Güter der Griechischen
Clerisey sollten aller Freyheiten und Privile-
gien geniessen, welche durch die Bulle, Marc
jnagnumj dem Franclscaner Orden verliehen
worden sind*).
Das Merkwiirdiijste von dem Kirchenwe-
sen in der Moldau und Walachey ist das
Schicksal und die Gesinnung eines Unjjrischen
Bischofs, wahrscheinlich des Milkower Pau-
/.C. 140*— lus von Illosva. Nachdem die Nogayer
• Tataren unter dem Woiwoden Bogdan, Stc-
. phan\s Sohne, bis nach Stephanesti und La-
puschnia gestreift, dann vier und siebzig tau-
send Christen aus der Moldau gefansjen wejj-
geführt hatten, kamen einige Söhne der men-
a) Leonis X. Bulla ap, Pra;y Specim. Hierarch. P.l* p.f8s.
_ a33 -^
9chen£reundliclieii Heili^eii, losLnnes'fbn Mitw
tha und Felix von Valois, durch ihr Of-;;
densgelübde, auch mit Aufopferung ihrer* inin.
genen Freyheit, zur Auslösung chrbtlicheir.
Gefangenen unter den Ungläubigen verpfliohH
tet^ in die Tatarey. Im wilden Gebirge be-*
gegneten sie einer zahlreichen Schafherde, da^
reu Hirt in der Gesichtsbildung einen ^Eurön
pter, in den Zügen des tiefsten Grams einea
Unglücklichen yerrieth, am meisten aber wa^
Ten ilinen zwey Bockshörner vor seiner Stica
aufgefallen. Sie redeten ihn in Tatarischei::
Sprache an, er antwortete ihnen fertig in Lan
teibi9cher. Auf die Frage nach seinem yaterr^.
terlande und seiner Herkunft erwiederte er .4
,,mein Geschlecht Lst edel, angesehen und ge-n
„ehrt unter Untern*); vom Stande bin Ach
,,Cleriker, Ton Würde Bischof; durch das Ver-
„hängnlss meiner Kirche entführt und zum
^Sklaven verkauft, weide ich die Schafe mei-^
„nes Tatarischen Herrn ;^^ und um sie tob
der Wahrheit seiner Angaben zu überzeugen^
sprach er noch Vieles von der Kirchenlehrer
Ton den Sitten und Gebräuchen des Ungri^
sehen Volkes. Die Ursache der Bockshörner
Tor seiner Stirn gab er folgendermassen an:
„Nachdem man mich, weder durch Verheissun-*
„gen, noch durch Qualen mancherley Art zum
.,Abfalle von dem Chrlstenthume hatte bewegen
„können, wurde mir zur Verspottung meines
„Glaubens und bischöflichen Standes die Haut von
„derStirn abgelöst, einem Bocke die Hörner abge-
),Bommen, warm und blutend mir aufgesetzt, an*
a) Damm, und Tfeil die Begebenheit aaf keinen andern Bi-
•ckof Dutcr Matthias, Wiadialaw und Ludwig paast,
fermnihen wir, daas es Paulus von Illösva war.
•A
— a34 —
jjygebunden^*' bis sie mir fest angewachsen war*
^ren^ -worauf man mich diese Herde weiden
y^hiess. Schon seit einer Reihe von Jahrrä.
)'iist diess mein Geschäft/^ Theilnehmend er-
hathen sie sich, ihn yor allen andern Gefan-
genen loszukaufen, und iii sein Vaterland zu*
Yttckiuf (ihren, er aher lehnte es ah. ,,Mein
^Volk," sprach er, „ist zu leichtfertig um
y,m^ne Stirnzierde nach dem Verdienste, wo-
,,durch ich sie erhielt, zu würdigen; und ich
^bin zu schwach, um die Marter des Abschin-
j^dens noch ein Mahl zu leiden. Lasset mich
^,hier Gottes Vorsehung mit Ergebung aabe-.
,,then, und in dieser weiten Einöde, den Wan-
^del der heiligen Einsiedler des altern Chris-
,,tenthums nachahmen/^ Hiermit zog er sith
in des Waldes Dickicht hinein*).
Ungern vermissen wir in den Geschichten
der Völker Züge ihrer Gemüthliclikeit ; und
ungern übergehen wir sie in den Geschichtet
der Ungern; denn sie sind die leuchtenden
Funkte ihrer innern "Welt, und zugleich Äus-
serungen ihres Lebens in ihr. So sprechend
auch Ungrische Prälaten, Magnaten und Her-
ren den Glauben an Gott und an ihre ewige
Fortdauer in göttlicher Welt, welchen sie mit
dem Munde bekannten, in ihrem Lebenswan-»
del verläugnen mochten, nimmer erlosch in
ihrem Gemüthe die Ahnung einer hohem
Weltordnung, nimmer mehr der Wiederstrahl
von der wesentlichsten und heiliijslen Form
der menschlichen Vernunft; von der Idee des
göttlichen Seyns. Dadurch erwachte in Eini-
a) Keinaudus in Corona aurea, sire liistoria Ordinis SS.
Trinitatis de llcdemptiou. Captivor. ap. Fray Specim. Hierardu
P. II. p. 273.
— a35 —
[en der flücklige Wunsch, in Andern die anhalten-
le Sehnsucht^ mit übersinnlichen Wesen in Yer-
biodung zu gelangen ; dadurch wurden von Golt-*
losesten wie von Frömmsten, Kirchen erbaut,
begeisternde Wohnsitze der Andacht und Con-
templation bereitet, ihr ehrwürdiges Dunkel
zu Ruhestätten für die -sterbliche Hülle auser-r.
koren; die Ungrischen Abtejen^ Klöster und,
Eremitorien mit berufenen und unberufenen,,
mit guten und schlechten Bewohnern anger*
füllt; dadurch erhielten für Alle auch die zu-
fälligsten Eräugnisse eine religiöse Bedeutung.
Joannes Corvinus, Faul Kinisy, Emericli:
F^reny wollten nach ihrem Hinscheiden nirgend
anderswo bestattet werden^ als in den von ih-«.
nen gestifteten Fauliner Eremitorien. Der.
keusche Siebenbürger Woiwod Stephan Bir
thory wollte, dass seine Hülle unter Für--.
bitte des heiligen Franciscus in dem zu Nyir-;
Bithor Ton ihm erbaueten Minoriten lUoster.
bis zur Auferstehung ruhete; und lange fühlr^,
ten sich dort seine Neffen und Nachkommen.
Ton des Grabsteines todtem Buchstab'') leben*«
dig angesprochen.
Den Leichnam der Teschner Herzoginn •^- ^- ^•'^2!.
Hedwige, Wiltwe des Palatin Stephan Zi- ^^ ^^"^
polya begleiteten gegen vierhundert Mönche
«) yyQui Curios vita vicit, prohitate Catones,
j^Ag^wLavitgue I^^umam religione Dei,
^^vn eoluit verum prisca pictate Tonantem^
))Et nunquam domuit foeda lihido virum.
jfHie eapit AlpinoSy Molda^ vos, protegit idan.
yySanguine Sjrlvanos et tegit ipse suo.
ii^gregius Stcphanas, saevos qui pectore Turcos
y,Pro$travit totieSy hac requiescit humo,
))Ai noSy o Bäthoruni gern hunc lugete parentcm;
fylfam Bäthorum ctcidit Jirma cglumna domus,
Timon Epitome p. ^.
1
i
— aä6 —
zur Gnxh in der Propstey Sanct Martin auf
dem Zipserhaase, jedem wurde Ein Ducaten^
denen welche Mes.se lasen, jedem noch fünf
und siebzig Silberpfennige und eine Fackel ge-
spendet*). Immerhin mag der gemeine Beo-
bachter solchen Aufwand fiir eitles Gepränge
und Geprahl halten ; der Sinnigere erkennt und
ehrt darin die Ahnung, dass geliebte Todten
nicht in Nichts verschwinden ; dass der Tod
Geburt zum eigentlichen Leben sey.
Nachdem Johann von Zapolya in dem
Kreuzkriege viel unschuldiges Blut vergossen
und unmenschliche Grausamkeiten begangen
hatte, erblindete er jedes Mahl, so oft der
Priester in der Messe die verwandelte Hostie
dem Volke zur Anbethung zeigte. Zwey Jahre
lang dauerte die wunderbare Strafe; erst nach
vielem Bethen , Fasten , Almosengeben seiner
frommen Mutler Hedwige und Schwester
^ Barbara, wurde sie von ihm genommen: so
erzählten und glaubten seine Zeitgenossen , ah-
nend das Wallen eines ewigen Rechtes in der
Mensch enführung wie in der Weltregierung**).
Als des Fünfkirchner Bischofs Sigis-
mundus Dienstmann Niklas, am Maria £m-
/. c. 1494. pfängnissfeste von Ofen nach Bacsh reiste und
als herzlicher Verehrer der göttlichen Mutter,,
in Andacht des festlichen Tages gedachte, ver-»-
nahm er unweit Sollh ein ijewallii^es Donner-
geiüs in der Luft. Er sprang vom Pferde,
warf sich zur Erde, blickte gen Himmel und
sah weit hin sich ergiessende Klarheit, darin
die Gestalt der heiligen Jungfrau mit dem gött-
a) Spcrvogel anniles ap« PV agner Anal. Sceput. P. II. p-
l4o. b) Isthuanffy Lib. VI. p. 5a.
Uchen Kinde von reinstem Licbtstronie *umr
flössen, '{^gen Ofen hinschwebend. Eben diess
saken seine Reisegefährten; Keiner dachte Bk
ein zufalliges, wundersames Wolkengebilde^
sie ersählten, bestätigten es eidlich dem Bi«-
adiofei dem Konige; und von nun an wurde
das Maria Empfangnissfest von den meisten
Ungern mit grösserer Fracht, von einigen audi
mit innigerer Andacht, yon den wenigsten,
TieUeicht von Keinem , mit Kenntniss seiner
iKihen Bedeutung geCeyert^).
In dieser leidigen Unbekanntschaft n^
dem tiefen Sinne der kirchlichen Dogmen und
Gebrauche; in dem geistigen Unvermögen, Von
den lyrischen Formen des Cultus sich zur Sr^
kenntniss ihrer eigentlichen idealischen Ben*
deutung zu erheben; in dem traurigen Ver*
sinken in die Sinnlichkeit, worin die Schale
für den Kern , das sichtbare Zeichen f lir , das
unsichtbare Bezeichnete gehalten, genomme&
und aufgedrungen wurde; in dem unseligen
Bestreben, das Unaussprechliche' auszusprechen,
das Unendliche zu begranzen, das Göttliche
zu yenixenschlichen, und das kleinliche Mach-
werk für Gottes untrügliche OiFenbarung, für
ToUständige Wahrheit, für vollkommenen In-*-
begrüF der Religion auszugeben, lag der Grund
der Verirrung, in welcher der fromme Au-
gostiner Mönch Martin Luther, aufgereget
durch die angehäufte Sundenlast des Fapstthu-*
mes, getrieben von Abscheu vor der Verderbt^
hcit und Unwissenheit in der Clerisey, ent-
flammt von Eifer für ein rein evangelisches
Kirchenthum; in seiner Riesenkraft, als Werk-
«) B o n f 1 n i u • Decad. V. Lib. V. p. 570.
— a38 —
zeug gebraucht von dem Weltreglereiulen Geu*
te; die kirchlichen Dogmen, Gebräuche und
Formen des Cuhus schlecht bekämpfte*); die
Dominicaner' und Franclscaner. Mönche, die
BLschöfe und Cardinäle, wie überall so in Un-
Em, noch schlechter sie vertheidigten,
arger Verblendung der Unwissenheit und der
Leidenschaft befangen, war weder die angrei-
fende, noch die angegriffene Partey vermö-
gend, in dem grossen Ganzen des Kirchenwe-
sens den mit unbesiegbarer Macht waltenden
Geist aufzufassen, seine symbolischen Offen-
barungen zu verstehen, seine Wirkungen ge-
recht zu würdigen: nicht die eine, noch die
andere in ihrer Einseitigkeit fähig, den Be-
* griff einer Kirche klar zu denken, und die
wesisntlich nothwendigen Bedingungen ihres
Bestandes, (einen rechtmässigen Vertrag der
Vereinigung, Unterordnung und Unterwerfung,
als ihre Grundlage; ein symbolisches Lehrbe-
kenntniss, als Beurkundung ihrer äussern so-
cialen Einheit; einen in mannigfaltigsten For-
men sich darstellenden Cultus, als Befriedi-
gungsmittel der verschiedenartigsten Bedürf-
nisse des menschlichen Gemüthes,) anzuerken-
nen , einerseits zu achten , und andererseits
geltend zu machen.
Nur durch den alles vermittelnden Sinn*
der Religion und durch die ruhigste Beson-
nenheif konnte diess möglich werden; allein
grelle Erscheinungen der äussersten Gottlosig-
a) Wie er nach der Eigenthümlichkcit seines Geistes in der
^ Richtung and im Drange seiner Zeit Reformator werden masste»
fc und es gerade so, nicht anders ^vurde, ist angedeutet in Fess-
iers Ansichten von Religion und Kirchenthum, Thl. HL S»
— 339 —
keit im Monchthume , wie im holien und nie-
deren Friesterthume ^ unterdrückten die Re-
gungen jenes Sinnes; und Gräuel der Ver-
derbtheit' erzeugten bittere Leiden, deren
schmerzliches Gefühl die Ruhe der Gläubigen
störte, die Besonnenheit raubte; woran sollte
sich nun der Glaube halten, dass diejenigen',
welche vor und nach den Synoden zu Costanz
und Basel den Stuhl Fetri zu Rom kauften
oder erschlichen, bey der allgemein sich auf-
dringenden Nothwendigkeit einer durchgreifen-
den Reform , allen Bestrebungen eifriger Bi-
schöfe, gewissenhafter Fürsten und erleuchteter
Lehrer widerstanden, zu wirklichen Statthal-
tern des Allerhöchsten auf Erden, zu sichtba-
ren Oberhäupterji der Kirche Gottes, zu fes^-
tem Mittelpuncte der kirchlichen Einheit ge-
setzt waren und seyen? Worauf konnte sich
noch die Achtung des verständigen Deutschen,
des bedachtsamen Xlngers gründen gegen Bi-
schöfe, welche er selten vor dem Altare, nie
auf dem Fredigtstuhle, am fleissigsten auf Rit-
terspielen, Turnieren, Jagden und Reiherbcit-
zen sah; welche bey öffentlichen Aufzügen,
Hoffesten , Reichs - und Landtagen mit meh-
rern hundert, in Gold, Silber und Sammet
prangenden Reitern, unter Trompeten - und
Faukenschall einritten; welche mit unerbittli-
cher Strenge dem armen Landvolke die Ze-
_
beuten abforderten, nothgedrungene Verweige-
rung gerichtlich oder mit Bann und Interdict
verfolgten, dann von dem mühseligen Erwerb
desselben in Überfluss und Üppigkeit schwelg-
ten, während bessere Seelenpfleger niedrigem
Ranges in Noth und Elende darbten? Wo-
durch sollte die Meinung der Laien von der
, Heiligkeit des Priester iKumes fortbestehen,
wenn hohe und niedere Geweihte desselben
iphrislliche Ehen für unverträglich mit der
Würde ihres Standes erklärten , und dennoch
^ durch Verführung ehrbarer Jungfrauen und
jy[atronen|V Reichere durch üiFentliches Concu-
binat sich entschädigten? Was konnte den
- Gläubigen in Deutschland und Ungarn an der
Innern Güte und Heiligkeit der Ordensregeln
liegen, da dem evangelischen Geiste derselben
die Gesinnungen, Sitten und Wandel des
meisten ilirer ßekenner widersprachen? Die
Gesammtheit solcher Männer sollten gottes«
fürchtige Laien als göttliche Hierarchie ver«^
ehren ; sie als oberste Behörde der Kirchf
Gottes achten^ sie als Schiedsrichter über ihrt
Ansichten, über ihr Glauben oder Wissen von
dem Ewigen und Unendlichen anerkennen;
ihnen das Innerste ihres Gewissens in der
Beichte aufschliessen, aus ihren besudelten
Händen die geheiligten Zeichen der vergött-
lichten Menschheit empfangen, von ihnen sich
.Gottes Reich entweder eröffnen oder verschlies-
sen lassen ? Nein ; an die Stelle des vermit-
telnden Sinnes der Religion, trat Abscheu;
an die Stelle der Liebe, Hass; an die Stelle
ruhiger Besonnenheit, leidenschaftliche Erbit-
terung; und die eben so natürlichen als un-
vermeidlichen Folgen davon waren, dass zu
7. c. 1520. Wittenberg Montag vor Luclae das kanonisch^
10. Decbr. Recht, dem die westlichen Reiche ihre Fort-^
schritte in socialreclillicher und geselzgeben*
der Cullur zu verdanken hatten; in andern
Städten, Martin Luther' s Schriften, welche
nichts Unchristliches , vieles der Beherzigung
Würdiges enthielten, verbrannt wurden; und
i^ a4i —
LWm miUiige Gebtether veraaliD » das büstteii die Völlcer.
j^arch Trennung, Frerel, Betrog, durch Zorn ulid Begierde,
^rinnen sowohl ward gefehlt in llioi Mauern, wie auawlrta *)•*<
Damals befaDden sicli auf der hohei^
Schule zu Wittenberg aus Ungarn Michael
Sziklösjp Martin Cyriak, Stephan GäI-
z^cshy, Emerich Azary^ Dionysius
Linczy^ Balthasar Gleba, Johann Uth-
mann, Christian Lanyi, und Andere; alle
begierige von dem yielver folgten , yielgeläster-
ten Manne und von dessen gelehrterem Freunde
Philipp Mel an chthon Unterricht im Kam-
pfe wider das Verderben der Zeit zu empfan-
gen. Michael Szikl6sy wurde nach seiner
Znrückkunft von dem Kirchenpatron Anton
Palöczy zum Pfarrer in dem Marktflecken
Vjhely am Sätor Berge ernannt. Er* hatte deri.C.1522.
erste Martin Luther's bis dahin erschienene
Schriften nach Ungarn gebracht ^ sich ihrer
selbst mit religiöser Gesinnung bedienet, mit
grosser Behutsanikeit sie seinen empfänglichen
rfarrgenossen^ benachbarten Herren und Land-
priestern milgetheilt; in der Kirche den Got-
tesdienst nach gewöhnlicher Weise gefeyert,
nur mit seinen Vertrauten in ihren Häusern
Lehr- und Erbauungsstunden gehalten. Fem
'\ war noch von ihm der Gedanke einer Tren-
', nung von dem Römischen Kirchenwesen; und
': da er mit jedermann in Frieden und Eintracht
*^ lebte y auch alles Aufsehen vermied, wurde er
' weder von den Eremiten des heiligen Paulus
zu Sanct Egidi^ noch von seinem Bischöfe
c) ^^QuU^uid deUrant regen, plectuntur Aehivu
ttStditionty doliSy scelere atque libidint et ira,
tyßiücot intra murot peccatur et extra,
Horatiua I. EpüU II. ^4.
Vi. TkmL 16
Ladisltu^ Szilkän von Erlau erkannt und j
angefochten.
Zu Ofen 9 wo die Bischöfe am Hoflager
ärgerlicher an Pracht und Üppigkeit wettei-
ferten, wo sie durch ihre . glänzende Verwclt- ,
lichuntr die Eifersucht der Magnaten, den Neid .
der. Bürger 9 den religiösen Sinn der From- i
men, zu lautern und heftigeirn Aiüfällea auf- .
reitzten; dort brach die erste Flamme der i
Verfolgung wider die beherzten Feinde der .
Yerderbtheit aus. Schon waren durck die ^
Kaufleute Luther's Übersetzungen derButfs- ,.
Ssalmen und des neuen TestamentS| seine ^
chriften von der christlichen Freyheit, von -
der Macht des Papstes, von den Mönch^e'
lübden, und IVfelanchthon^s Hauptartikel der
christlichen Lehre durch Ungarn und Sieben-
bürgen in grosser Anzahl verbreitet« Veit
Ortel von Windsheim und Simoi^ Gry-
näusy beyde mit der Literatur der Alten ver-
traut, beyde öffentliche Lehrer an der hohen
Schule zu Ofen, predigten freymüthig über
den Verfall des Chrlstenthumes durch Entartung
der ClerLsey, und verkündigten unerschrockea ;
die Nothwendigkeit einer Kirchenreform. Dafür ^
wurde Ortel des Landes verwiesen , der küh-
nere Grynäus in den Kerker geworfen. Die .
Verwendung der vornehmsten Magnaten und
selbst der Königinn Maria für den, seiner
Gelehrsamkeit und seines Wandels wegen ffi^
achteten Mann bey dem Könige, befreyete
zwar ihn aus dem Gefängniss; verrieth aber
zugleich Prälaten und Mönchen die feindselige
Stimmung der Laien gegen sie, und machte
ihnen bemerkbar, welchen Bey fall die Wit-^
tenberger Lehren, Evangelium genannt.
~ 343 —
%
Lande bereits gewonnen hatten. Als Zeichen
der Zeit hätten sie schon längst bemerken sol«
len, dass eine Lateinische Übersetzung der
Bibel der Königinn JVIaria angenehmstes £r-
bauungs-^ Lehr- und Unterhaltungsbuch war,
-welches sie sogar auf die Jagd und andere
Lüstreisen mitzunehmen pflegte^ wie ihr ge-
lehrter und helldepkender Hofpredig^r Joan«
nes Henkel aus Leutschau von ihr bezeugte»
Anstatt sich zu einer Reichs <- Synode zu
vereinigen y und durch erns^iche Anstalten zu
ihrer eigenen Besserung L u th e r^ s und seiner
Anhänger Beschuldigungen für Ungarn zu wir
derlegen, machten sie sich nur des bösen Wil-
lens und der Unverbesserlichkeit rerdächtiger.
Auf ihren Betrieb verordnete der Ofener
Landtag des nächsten Jahres^ dass der K.ÖÄtg>^^*Jf!5*
als Catholischer Fürst ^ sämmtliohe Lutheraner
mit ihren Anhängern und Begünstigern ^^ als
öifentliche Ketzer und als Feinde der heUigen
Jungfrau, mit dem Tode Und mit Einziehung
ihrer Güter bestrafen sollte *)• Allein glei--
ches Schicksal mit den übrigen Reichsverordl* ^
Bungen hatte auch diese^ sie wurde nicht voll-
aipgen. Die Begünstiger der neuen Lehre wa-
ren grosse mächtige Herren ^ mit welchen def' '
König nicht brechen durfte; die Wittenberger
hohe Schule wurde von Ungern und Sieben-
bürgern um so eifriger besucht; L u t h e r^s
Schriften wurden häufiger eingeführt ^ geflis-^
sentlicher verbreitet ^ begieriger gelesen; und^
im folgenden Jahre war auch schon im Zipser/. c. 1524»
Lande und in der Saroser Gespanschaft die
Zahl der Anhänger Luther's so gross ^ dass
I
(i) Lndoriei II. Daent V. «t. LTV«
i6»
•— a44 —
sie es wagen durften, öfFentUcIi aufzutreten;
unter d^m Verwände des zurückgekehrten
Eyangöliums sich der Kirchen -Einkünfte zu
bemächtigen, den Pfarrern die Zehenten zu
verweigern, und wenn diese von äusserstem
Mangel gedri&ckt, entweder ihre Gemeinden
verliessen, od^r starben, sogenannte evangeli-
sche Prediger, zu berufen» Zu spät eiferte
Joannes Horvath, Propst zu Sanct Martin,
<lawider ; seine Sendschreiben und Befehle
«wurden verachtet, denn er selbst war ganz
weltlich gesinnter Mann, hatte aus Rom man-
cherley theologisches und juridisches Schul-
wissen, viel Priesterstolz, wenig evangelischen
Geist und Gottseligkeit mitgebracht; strebte
nach Reichlhümern, bedrückte die Landpries-
ter, und veräusserte Kirchengüter*).
In der Säroser Gespanschaft hatten sich
mehrere Stadt- und Landpfarrer offenbar und
•beherzt für das, was sie Gottes Wort nannten,
.erkläret; aber anstatt die Bischöfe zur Lei-
tung utid Unterstützung der allenthalben mäch-
Äg sich ankündigenden Neigung zu dem Bes-
sern anzuhalten, sandte der König am Sonn-
J. C. 1525.|age nach Hilarii an die Saroser Gesammthoit
**^''^Befehi , ihre abtrünnigen Priester einzufangeo,
und sie dem Verweser des Erlauer Bisthumes
zur Bestrafung zu überliefern ^). Zwanzig
i4.Fehru4u'JTB^e darauf schrieb er an die Bartfelder,
dem Richter und den Geschwornen der Stadt
bey Lebensstrafe und Güter Verlust gebiethend,
•*• streng zu halten auf Beobachtung seines öffent-
lichen Edictes, wodurch unter gleicher Strafe
a) Liter. Joann. Horvtith de Lomnicza m Memorahili^'
August. Coofess. T. II. p. 4o3. Wagner Analect. Scep. P
III« p. 80. &) Wagner Diplomatar. Sarotieaa. p. 5i.
— a45 —
!>ot]ien wurde 9 dem Luther zu folgen,
er Secte beyzutreten^ seine Schriften zu
Izen, und seine Lehre auszubreiten. Dem
Folge solhen sie nicht länger taub und
erspänstig gegen königliche Befehle, den
ihnen verweilenden Lutherischen Lehrer
Crakau unyerziiglich aus ihrer Stadt yer--
(en, sämmtliche Beförderer der ketzeri-
tn Seuche in ihrem Gebiethe aufsuchen^
Dglich einziehen, die Laien mit allen
liehen Martern und. Qualen züchtigeq, die .
tlichen nach £rlau abführen*). Und ea
Igte was immer geschehen wird , wenh
lerungen^ wenn Fürsten, Päpste, Bischöfe
Gemuthe oder dem Gewissen des Men-
n gebiethend, nur ihre Unfähigkeit verra-*
den Drang und die Erscheinungen ihrer
zu begreifen, die darin liegende That dea
regierenden Geistes in erfassen, und zu
n; mit Rettung ihres Ansehens der Notli-
digkeit weislich zu huldigen, die Gemüths--
heit des Menschen durcli kluge Vorsicht
zarte Schonung für ihre Absichten zu
nnen. Selten wird das wirkliche oder
Lnbare Böse verfolget, weil es böse ist
scheinet ; selten das echte oder yoorgebliqhe
i begünstiget, weil es an sich für gut er-
it wird; immer trifft die Verfolgung dea
Tersüchtigten oder gerhassten, die Begün-
mg den gefälligen oder geliebten Menschen ;
wie der gemeine gesellschaftliche Ver-
r, so waren auch kirchliche und bürgerli-
Regierungen gewöhnlich in unlautern per-
ichen Rücksichten befangen; die von ih--
Wagner ibid. p. i5a«'
— a46 —
nen dadurch in die Weltordnung eingezwängt
.ten Missyerhältnisse durch gerade entgegenge-
setzte Wirkungen aufzulösen, auszugleichen,
SU dem ewigen Endzwecke der Menschheit
hinzuleiten, war dann immer das. erhabene
Werk, das tiefe Geheimniss des über alle
Herrscher und Völker waltenden WeltgeLites.
Völlig unwirksam für die Absicht, und
ungemein fruchtbar für das Gegentheil blieb
daher auch des Hatvaner Landtages Verord-
nung; Kraft welcher sämmtliche Lutheraner
aus dem Ungrischen Reiche vertilgt, wo sie
immer getroffen würden, von geistlichen und
weltlichen Machthabern frey , also ohne ge-
richtliches Verfahren, verbrannt, ihre Güter
für ' den königlichen Fiscus oder von den
Grundherren eingezogen werden sollten*). Zu
eigenem Schaden versuchten es in den Berg-
städten Eiferer für die alte Verderbtheit, die
Hatvaner Verordnung zu vollziehen. Da zeigte
sich die bisher noch unbekannte grosse An-
zahl der Eiferer für Verbesserung mit über-
legener Macht in Waffen. Der da mahlige Pa--
i. C. ISW-^***** Stephan Werböczy zog hin, um den
14. ^yriL heftigen Aufstand zu dämpfen. Seine Bercdt-
samkeit besänftigte die aufgebrachten biedern ii
Bergleute; seine Klugheit verboth ihm, XiU- 1«
ther's Schriften zum Scheiterhaufen ihnen ab- ^
äsufordern; und da die Mehrheit sich in Frie-
den zurückzog, begnügte er sich mit dem Ver-
sprechen, wodurch Einige sich verpflichteteo,
der Lutherischen Ketzerey zu entsagen, der
Belehrung ihrer rechtmässigen, unter des Pap"
stes und Grauer Erzbischofs Gehorsam stehen-
«) Artituli Hatvanient« trt. IV.
- a47 ^ ^
den Ffarrdr/ a|a wahre Katholiken» Gehör zu.
gebeii]^ und ihr Versprechen eidlich zu he-
kiifiii^n *)•
Noch wenjiger als in Ungarn wurde von
den Siebenhurger Sachsen der befehle des Ka- ^
a%i) der Bischöfe und der Landtage geachtet.
In der Zeit, du Johann Lulal zu Her-
flwnnstadt Konigsrichter ^ Petrus Deel
Stndtpfarrer war, hatte der Graner Erzhischof
ud Cardinal Thomas B^k^csh von Julius
dem IL und Leo dem X. die Einverleibung'
des Blilkower Bisthumes' in das Gnaner Erz-
bisthuui erschlichen* Dadurch yerloren dia;
zur Milkower Diöces gehörigen Decanate von
Hermannstadi und Burzenland ihre Vorrecht«.
und Frey heilen, unter anderm die fireye.Wahl
ihrer Decane und den yierten Thml iluraOr
Zihenten. Ihre Abgeordneten Fetrua Deel
«ad Petrus Rasoris, Pfarrer von Stolzen**
huTE, wurden mit ihren Einsprüchen ron dem
Inbischofe abgewiesen; aber der sehr anger-.
Mhaae Kön^srichter Lulai nahm sich der
gefiilirdeten KirchenEreyheit seines Volkes an,
ittd bewog den König zu Vollziehung einer /. C. 1513.
Urkunde 9 wodurch die geschehene Yereini- ^'^ •'^**'^
XUQg, ohne Yorwissen und Genehmigung das
Königs bewirkt, dem Majestätsrechte der Ung?«.
liicken Krone widerstreitend, dem kirchlichen;
VoUsiande der Clerisey und des Volkes
Ucktheilig, für ungültig eddärl, und dem
Iribischofe befohlen wurde, die beyden De-.
CüUkie in ihren alten Vorrechten und Frej-
Pf Wtea ungekränkt zu lassen^). Da indessen
•) WerböeiVt Urkanüe darüber ber Katona Hitt. Reg.
Tom. XIX. p. 579 »y\. V) Acten und Urkunden bey fienko
"ilUm Tom. t V. «(9— aa6.
Fit
Tf
der herrsclisuchtige und pfrundengierige Tho**
mas Bäkäcsh, über alle Protestatio nea und
königliche Befehle sich wegsetzend ^ in sei-
nen widerrechtlichen Anmassungen fortfuhr^
bis Michael zum eigentlichen Bischof von
/• C. 15l8.Milkow mit Bewilligung des Königs und des
Moldauer Woiwoden von dem Papste einge^
setzt wurde ^); so entstand und befestigte sieb
in der Sächsischen Gesammtheit gegen die Gra-
uer Erzbischöfe jene unfreundliche Gesinnung^
welche in dem Augenblicke, als der Sächsi-
schen Kirche in Siebenbürgen die Macht und
das Ansehen des Oberhauptes der Ungrischen
Ton entschiedenster Wichtigkeit war, in trotz-
biethende Feindschaft ausbracfh.
Nach Johann Lulai's Tod, wurde der
Kämmerer der Königinn Maria, Marcus
P e m f 1 i n g e r, rechtlicher, helldenkender, be-
herzter Mann, der Gerechtigkeit Verehrer, der
Zuchtlosigkeit und des Lasters Feind, von
Ludwig zum Grafen und Königsrichter der
/• C^ l52i.Sächsischen Nation ernannt. Damals waren
Marti nus Huet (Pileusy Pilades) Stadtpfar-
rer; Petrus Thonhäuser, Pfarrer von
Gross - Scheuern , des Hermannstädter Capitels
Decan. Unter ihrer Verwaltung flüchteten sich
Ambrosius (^Slesita) Dominicaner- Mönch
aus Schlesien, und Conrad Wich, eifrige
Verfechter der Wittenberger Lehren nach
/. C. 1522.Hermannstadt. Von dem Königsrichter und
andern vornehmen Mitgliedern des Rathes
günstig aufgenommen, fassten sie Muth, Lu-
ther's hinlänglich verbreitete Schriften al-
lenthalben als Gottes Wort zu empfehlen,
a) Acten und Urkunden bej Benkö 1* Ok p. 337—337.
—»949.—
über Verfall des Chris t en thumes ^ Verderbtheit '
der Kirche, Ausschweifungen der Qerisey o£-'
fentlich zu predigen. Pal>eganneii die Bürger
den kirchlichen Gottesdienst zu yerachten^*
mancherley Eingriffe in die geistliche Ge-*
richtsbarkeit des Graner Erzbischofs und des
Decans zu wagen, Städte und Landgemeinden-
ihren Pfarrern die Zehenten zu entziehen. Pe-; .
trus Thonhäuser sandte davon dem Erzbi-
schof Georgius Szathmdry Bericht, und
auf desseti Betrieb erliess der König an die 2. jtpriL
Oberbeamten zu Hermannstadt strenges Yer-
both, in die Gerichtsbarkeit, Freyheiten und.
Vorrechte des Graner Erzbischofs, seines Vi-
carius, des Decans, und der übrigen Clerisey
auf was immer für eine Art einzugreifen*).
Bald darauf kamen wiederholte Kla-
gen nach Ofen über die peuen Prediger^
über häufige 'Einfuhr Lutherischer Schrift eai
aus Sachsen, über ihren öffentlichen Verkauf,
und über die verderblichen Folgen ihrer Ve;r-
breitung. Hierauf erhielten Königsrichter und/- C. 1523.
Rath von Hermannstadt geschärften königli- ^^'
eben Befehl, bey Verlust ihrer Güter, so-
gleich in der Stadt und auf dem Lande ge-
naue Haussuchung zu verfügen, Luther's
Schriften allenthalben wegnehmen und öffent-
lich verbrennen, dann allgemein bekannt mä-
chen zu lassen j dass fernerhin niemand mehr^
wess Standes er auch sey, sich erfreche, sol-
che Schriften einzuführen, feil zu biethen^
zu kaufen, zu lesen, zu besitzen, bey unver-
meidlicher Einziehung seiner Güter und sei-
a) Liter. LndoTJci U. ap. Prmy Spedm. Hierarohiae Fv U.
p. ai8.
nm Vermögens*). Dieser Befehl, und das
einige Wocken früKer wider die Lutheraner
im Allgemeinen ergangene Reichsgesetz, machte
die zwey Prediger für ihre Sicherheit zu Her*
mannstadt besorgt; ihre Gönner verhalfen ih*
nen zu einem verborgenen Ruhesitz^); aber
die Haussuchung und das Feuerwerk mit Lu*
ther's Schriften unterblieb^ denn wenn "Prä-
laten und Magnaten trotz allen Reichsgesetzen
und gerechten königlichen Verfügungen sich
erkühnten, Unrechtes zu thun, so hielten sich
der Königsrichter und Hermannstädter Ratk
noch mehr befugt, ihrer Ansicht nach unkluge
' Befehle nicht zu befolgen. Eben dadurch, ge-
schah, dass diye Kirchen immer leerer, dia
häuslichen Gottesverehrungen, Lehr- und E)t-
<i) Liter. LudoTicl II« ap. Eund. 1. c p. 334. h) Sei-
fert berichiet {Beytr. zur Acligionsgcsch, von Hermanns^ im
Ungr, Magaz, Band IV.) Ambrosius und Conrad Wich
aeyen Tor den Gerichtshof des Graner General - Vicariaa gefor-
dert worden; aber Markus Pemflinger habe sich der be-
dräoMen Flüchth'nge anftenommen, und während der Ersbiacbof
Ton Gran und Cardinal Ladislaus Ssalkan in Rom aich be-
Diod, den König bewogen, dem General- Vicariua die weitere
gerichtliche Verfolgung der zwej Geistlichen, bis von dem Erz-
ischofe aus Rom Antwort käme, au verbiethen. Seirert
gründot. tich auf eine Ton Oltard suerst bekannt gemeclite
Urkunde • worin der Graner Erzbischof genannt wird: L«dia-
fada, S, Martini in Montibus S, Rom, Eccl. Presbyter Cor-
dinalis — -* Patriarcha Constantinopolit. Die awey Geiali-
chen heiaaen Plebani Civitatis Nostrac Cibiniensisy und die Ur-
kohde ist datiert: Sabbato proximo ante Dominicam Cantate
r523. Allein alles was Seirert daraufbauet, ist nirbtie; dmn
Martini in Mpmib US et Patriarcha Constantinoplt, Thomas
BäkAca, im J.' 1623. nicht mehr im Leben ; wohl aber war er
im J. i6i3. in Rom« Anstatt Ladislaus, rouss es alao in der
Urkunde Thomas; anstatt i5a3 — i5i3. heissen; und in die-
aem Jahre mochten awey Plebani Ciritatis Cibiniensia Tor den
^Gerichtshof dea General- Vicaiius von Gran berufen worden
Wfffn \ ^pfßß weitere Verfolgung W 1 .1 d i a 1 « w , nicht Ludwig,
anüiuachieben befahl.
\ %
Itaimgsstunden zalilreicher, Priester und Moh-
eke rerächtlicher , und sogar mit Spottschrif-
ten rerfolgt wurden. Die unbekannten Ver-
fasser der letztem forderte der Stadtpfarrer
Marlin US Hu et vor den Gericktsliof des Ca-
pitek; und als sie nicht erschienen, belegte er/, c. 1524.
sae durch öffentliche Anschläge an die Kir-^^" ''**'***^*
dieBthuren mit dem Banne.
Unterdessen folgte Ladislaus Sz4lkda
dem hingeschiedenen Georgius Szathmdry
auf dem erzbLschöflichen Stuhl zu Gran und & •M«^«
kJd nach vollbrachten Feyerlichkeiten seiner
Kaseizung, beurkundete er seinen wachsamen
Eifer für das hinfällige Kirchenwesen unter
dar Sächsischen Gesammtheit. Am Feste Mar^^* '^iugutt.
7Ü Himmelfahrt schrieb er mit oberhirtlicher
Macht an die Decane von Hermannstadt und •
TOB Burzenland: |,er habe in tiefer Wehmuth^
uTemommen, dass in ihren Decanaten Geist-
),Uche und Laien beyderley Geschlechtes , au£
^Smtans Anstiften, die gotteslästerlichen Irr-
^thümer und gottlosen Dogmen eines gewissen
,iMaTtin Luther' s^ ungeachtet ihrer und sei*
^ner Verdammung von dem apostolischen
^Stuhle I behaupteten, billigten , lehrten, ver-
nbreitelen, vertheidigten ; ja was noch ärgerli-
)icher sey, zur Schmach und Schändung des
)iPapstes und des gesammten Clerus Spottlieder
),diditeten, bey ihren Gelagen und auf den
3iStrassen muthwillig absängen, räudige mit
»dem Banne belastete Schafe zu dem kirchli-
9)Chen Gottesdienste und zur Theilnahme an
»den Sacramenten zuliessen; die Priester Got-*
),teS| durch deren Dienst sie Christen wären,
),id(tige Schlangen und ehrlose Leute lästerten,
„ihrem Leben durch gedungene Meuohelmör*
— i5i —
,,der naclLstellten ; an Fasttagen, Flelscli, Käse,
y^Butter, Eier und Milch genossen; das Kano-
y^nische Recht unter Leitung des göttKchen
yyGeistes entstanden , für Teufels List und £r-^
y^dichtung hielten; für gänzliche Aufhebung
^^Icirchlicher Gerichtsbarkeit, für Abschaffung
),aller Vorzüge des Clerus, der Kirchenopfer
i,und der Beichte sich erklärten; Luther's
„verdammte Schriften ohne Scheu feil böthen,
„kauften, läsen und den grossen Bann, in
„welchen sie dadurch verfielen, mit frecher
j^Stirn verachteten. In Erwägung dieser Gräuel
„befehle er den Decanen und sämmtlichen
^,P£arrern der Sächsischen Gesammtheit, in
„Kraft des heiligen Gehorsams und bey Strafe
„des grossen, durch die That selbst vcrachul-
„deten Bannes, dass sie alle Sonn- und- Feyer-
„tage in ihren Kirchen, Klöstern, Capellen,
„das versammelte Volk aller Stände unter An-
9,drohung des Bannes in dem Herrn ermahn-
„ten, abzustehen von Luther's und seiner
„Anhänger Irrthümern, Ketzereyen, Lästerun-
„gen wider Gott und Menschen; sich zu ent-
„halten des Verkaufes, AnschaiFens, Lesens,
„seiner gottlosen Schriften; Rath, Hülfe, Bey-
„stand zu versagen denen, welche wider des
„Königs Befehl, mit so giftiger Waare haur-
„delten und mäckelten, überall, wo und bey
„wem sie etwas von den verdammten Schrif-
„ten fänden, es wegzunehmen, zu zerreissen,
j,zu verbrennen, und wenn sie Widerstand er-
„f Uhren, die Halsstarrigen der geistlichen und
„weltlichen Obrigkeit anzuzeigen; worauf die
„Decane und Pfarrer alle Sonn- und Feyer-
„tage wider die hartnäckigen Verächter ihrer
„Ermahnungen feyerlich und nahmentlich den
|.^.
— a55 — ,
^Bann Terkundigen; damit so lan^e, bis sei-
vjnexky oder vielmehr den apostolischen Yer*
,,OTdnungen pünctlicher Gehorsam geleistet
^yinirde, fortfahren, und alles was sie hierin
.^^ethan hätten, gewissenhaft nach Gran berich-
9,ten sollten*).
Hiermit glich der Graner ErzbLschof, und
die gesammte hohe ClerLsey dieser Zeit einem
Volke, welches von seinem benachbarten feinde
mit neuen Waffen und neuer Belagerün^^
kunst überfallen, sich mit veralteten, abgebut»-
.ten Waffen und längst verachteter Befestigungs-
kunst vertheidigen, und den Feind aufreiben
wollte; es würde von allen Seiten geschlagen
.werden; und also geschah dehn auch den Vw»
ischtern des Catholicismus dieser Zeit in Un-
garn und Siebenbürgen , wie in Deutschland
und zu R^m. Die Richtung der Zeit sollte
erwogen, der Feind mit. der Bibel in der
Hand durfte nicht verachtet, anstatt de», ka-
nonischen Rechtes, der päpstlichen Bullen und
der Bannflüche, musste ebenfalls zur Bibel
gegriffen, zu ihrem natürlichen Sinne, dabey
auch zu den Grundsätzen des natürlichen So«
cialrechtes Zuflucht genommen und fest dar-
auf gehalten werden. Diess erkannten und
thaten hernach die ehrwürdigen, zu Trient
versammelten Väter, freylich unter den lästi-
gen Wendungen, Krümmungen und. Einwir-
kungen des Fapstthumes, nur zum Theile;
aber auch sc.hon insofern lässt sich behaupten^
dass Bruder Martin Luther durch seine
Trennung dem Catholicismus mehr genutzt,
a) Liter. LiditUiSstlkin AEp. Strigom ap* Savert Bej-
tnge sar ReligionsgetcH.. t. Hermaniut, im Ungr. Mügaz, Bd.
IV- S. 176.
.X
— «54 —
Äh gMebadet kftbe, indem er ihn endlidk swM
sich gleich dem Lvtherthume von neuem i
^ie Bibel su gründen; das kanonische Re<
den deutlicäien Aussprüchen des Byangeliu
un^eVAiordnen ; die Scholastik einer solide
Gelehrsamkeit aufzuopfern; seine Vorsteh
%jehrer und Biener zu sittlicherm Wandel i
zuhalten; den Formen seines Cultus mt
.^urde und Anstand zu geben; und mit scha
^siinntger Klugheit die Gonsequenz seines Ld
iMgrmes zu rollenden«
An dem Allen hätte Luther keinen Thi
Itrin 'Verdienst gehabt ^ wäre damit ance£ni|
worden I womit man endigte; allein Xeid«
sehaft und persönliche Gäiässigkeit 8cUu|
^it VerUendung; Besonnenheit rersdiwai
Auf Antrag des Graner Erzblschofs sandte c
'Konig seinen Kämmerer Caspar Raska
und jeinen Gehe^ntschreiber, Propst Nicola
*G h er endy als erzbischöfliche Verordnete na
Hermannsudt mit ausgedehnter Vollmac
eeine und Szilk^n's Befehle zu roUziehi
Da wurden nun alle Häa<$er durchsucht^ <
aufgespürten Schriften Luther's weggenoi
men, auf dem grossen Marktplatz zusamm
getragen 9 und onentlich bey der Schandsai
yerbrannt, alle Sonn- und Feiertage- m d
Kirchen einige Bürger unter GlowengeUh
und Auslöschung der Kerzen nahmentlicn vi
.'bilDneti und bis zu ihrer Besserung mit d
rRotte Korah, Dathan und Abiram der ef
'gen V«rdammniss übergeben. Dafür Imsb i
^aei^geatalt- verbannter Kaufmann ^ dem na
feyerlicher Handlung nach seiner Pfarre Grof
^Scl^ heimkehranden Decan Thonht
9mr fenseil des Altenberges durch Stadtfeil
r
— »55 ~
anühuem , und ihn mit derben Schlagen miss-
handeln.
Nach dem Hatvaner Reiok^schluss, wel-/.c.l525,
eher den Scheiterhaufen über die Lutheraner
feffhangt hatte , kamen angewiesen von dem
entwichenen Ambrosius, der Dominicaner
Georgius^ pcnmer Seholasticusj sich toen-
•and, und der Fmnciscaner Joannes Sur-
^mster, flüchtig i|us Schlesien «ach Hermann*
Stadt; erstem nahm der Rathsherr Johann
Hecht zur Erriclitung einer sogenannten eran-
geUsehen Schule in sein Haus; da wurde Un-^-
'tanicht gegeben nach Luther's und Me«
lato dh t ho n's Schriften, und Gt>ttesverehruiig
im Deutscher Spra<^he gehalten. Ak Hechtes
Baus die zulaufende Menge nicht mehr fassen
konnte 9 weihete Georg mehrere Häuser die^
sen Srbauungen, wobey ihn die angesehensten
Siadtherren 9 Matthias Armbruster, Jo-
hann Rappolt, Johann Agnethler, Mar-
tin .Hahn, Georg Hutter, Peter Wolf,
Andreas Seydner mit ihren Verwandten und
Freunden thätig unterstützten. Während dar
Konigsrichter Pemflinger sich zu Ofen auf
dem Landtage befand , erzwang der Stadtpfar- ^- c.iSTB.
rar Martin Huet und das Capitel einen ^'
Rathsbefehl, Kraft dessen Georg H e cht' s Haus
▼erlassen, und er aus der Stadt verwiesen wer-
den sollte; er aber flüchtete sich in Pem-
flin^er's Haus, und der Rath gab vor, ifim
sey nicht erlaubt, in des Königsrichters Be-
haoBung Gewalt zu üben* Bisher hatte der
cemässigtere und mehr behutsame Joannes
§ardaster vor dem Elisabeth - Thore bey
dem Kreuze gepredti^et; jetzt aber ersuchte
dtfriRath den Stadtpfarrer, ausländischen Geist-
— 256 —
liehen däü Predigen in Kirchen zu erlauhen,
Martin Huet, die Vergeblichkeit seiner Wei-
gerung vorher sehend, bewilligte es ; und nun
predigte Sucdaster in der xranciscaner Kir-
che zu Sänct Elisabeth mit ungemeinem Bey-
fall, wogegen alle Bannflüche Thonhäuser's
nichts mehr vermochten.
Wie weit es nunmehr mit dem sogenann-*
ten Evangelium unter der Sächsischen Gesammt-
.heit • gekommen , und wessen Inhaltes es ge-
.wesen war, beurkundet die Klageschrift, wel-
12. JunuM.. che das Hermannstädter Capitel Dinstag nach
.Barnabä an den Graner Erzbischof gesandt
hatte. „ Hier zu Hermannstadt , ^^ so lautete
die ^Klage, „im Mittelpuncte der Lutherischen
^,Ketzerey, im' Hause des Meisters Johann
.„Hecht, ist eine Schule eröffnet worden, wo
^,in Deutscher Sprache, das Nicänische Glau-
.„bensbekenntniss, anderer Gesang, und die
„Messe von der Frau, den Kindern und den
„Hausleuten gesungen und völlig Deutsche
„Messe gehalten wird. In demselben Hause
„wird ein Apostat aus dem- Dominicaner Or-
„den unterhalten; Er nennet sich Georgius
„und gibt vor, er sey von dem Gewände und
„den Gelübden des Ordens losgesprochen, ohne
„darüber sich gehörig auszuweisen. Dieser
.'„predigt ohne Erlaubniss des Stadtpfarrers in
.„den Filial- Kirchen, abziehend das Volk vcm
„Gehorsam, Fasten, und andern kirchlidien
.„Einrichtungen, kein Geld nehmend, um das-
. „selbe mit dem Scheine evangdLscher Armuth
„und Uneigennützigkeit zu blenden. Gesandt
„hat ihn Ambro s ins aus jenen Gegenden,
.„wo Luther sich aufliält, um das Volk von
„dem Gehorsam gegen die Römische Kirche
^ 257 —
^und andere kirchliche Vorgesetzte ahzuzie-
^en. Eben dieser Apostat rühmet sich öf-
,,fentlichy eines Befehles von dem Könii^srich-
yyter, Hermannstadt nicht eher zu verlassen,
^yils bis dieser von Ofen zurückgekehrt wäre»
y^obgleich ihn ein Befehl des hochwelsen Ha«-
,,thes aus der Stadt verwiesen hat*)."
^^Häufig kommen Anhänger der LutherU
,^chen Seele, Clerikcr und Laien,. nach Her-
„mannstadt^ wo sie gastfreundlich aufgenom-
,jmen, geliebt, und als Feinde des gebtlichen
„Standes, reichlich unterstützt werden* Sogar
-der hochweise Rath verwendet sich für dies«
^radicanten und Afterprediger hey dem Stadt-^
„pfarrer um die Erlaunniss, öffentlich zu pre7
„digen; und nicht wagen darf es dieser, si6
„solchen falschen Propheten und yolksverfuh-«
,prern zu verweigern."
„Bey den Gastgelagen der Kaufleute he-
i^auptet der genannte Apostat niit übermüthi-
„ger Treybeit, das Evangelium sey länger als
„durch vier Jahrhunderte verborj^eil lind un-*
„terdrückt gewesen^); von den Priestetil keine
„Wahrheit geprediget worden ; die Christen
„seyen durch die evangelische Fteyheit aller
„Menschenerfindungen und Satzungen der Vater
«)- Lob aocl Beyfsll aller itxtun terdienett J^tf^ierhttgcn thä
Obrigkeiten, welche sich nicht hingeben einer unwissenilen nnd
verderbten Clentey zur Unterdrückung der heiligsten Hechte
4et Menschen , de« Gemüthes , und dea Getiristens. b) Et
wtr •• wirklich in dem profanen ärgerlichen WandM der TSpat^^
der fiiadiöfe und der Priester; ea war es durch die Unwisten-
bat der Seelenpflegcr , die ea nicht lasen , oder lesend iiicht
Tttstaiiden« Aber unrecht war es, wenn man der katholischen
lUrcbe zurechnete, was ihre achlerhtcn Beamten begingen } eben
to nnrecht« als wenn man die Ehebrüche ^ die Unzucht ^ di6
Üothsüchtignng I den Meuchelmord des Hermann^tadter Capel-
Uns Joannes Giemen ti s , seiner Anhiinglickkeit an das
Lutherthaui zurechnen wollte.
VI. TbaÜ. 17
— a58. —
,,entbunden •). Fast abgötliscn werden die
^^Lutheraner ihrer gotteslästerischer Lehren
jjWegen, von den Hermannstädter Kaufleuten
^ygeehrt, und zu allen Gastmahlen, fast nie
,,ohne Zank und Streit unter den Hausyätenii
„wer sie zuerst bey sich haben soll, gezogen;
^^dadurch sind jenen auch die Hörner so hoch
„gewachsen."
„Die geistliche Gerichtsbarkeit ist be3mahe
. 9,ganz vernichtet; niemand will sie melur an-
.„erkennen. Ehesachen und Streitigkeiten zwi*
„sehen Glerikern und Laien über Besitz und
'jjEigenthum werden vor den bürgerlichen Rieh-
„terstuhl gezogen. Ajpostaten werden gedul-
„det, selbst abtrünnige Priester und Diakonen
„zur Erlernung der Handwerke und zu andern
„Gewerben zugelassen. In der Kirche zu
„Sanct Elisabeth predigt ein Franciscaner Las-
„teruDgen wider die Clerisey; die Kaufleute
„halten ded unwissenden Mönch für einen
a) Das können die reinen Christen sejn, welche keiner ficht-
baren Kirche als socialrechtlich eingerichteter Gesellschaft an»
gehören wollen. Wo immer eine sichtbare Kirche als recht«
Jiche GeseHschaft unerschütterlich bestehen soll, und ihre Anfr
lösung yermeiden will , muss sie mit einem unwandelbar fettate-^
henden Glaubens - Symbol , als Schlussglied der Einigkeit Hl
Bekenntniss, und mit einer höchsten» zu allgemeingültigen But-
acheidungen befugten Social - Autorität versehen seyn. Die
evangelische Freyheit ihrer Glieder besteht in der nnkränkbarea
Befugniss, die Dogmen und Formen der Kirch'e sich nach dem
Grade seiner Erleuchtung für, sich au deuten; nicht in dar
Befugniss, ihre Deutungen , ihre Ansichten , ihre Meinungen ih-
ren Mitgenossen oder der ganzen Kirchengemeinde aufzndringen.
Einheit im Denken, Sehen, Fühlen, ist weder möglich, noch
in dem Bestände einer sichtbaren Kirche nöthig; aber Einheit
im äussern Bekennen und Lehren unerlässlich. Leider war da*
mahls weder den Bestreiten!, noch den Vertheidigem des Ca*
tholicismus die Idee ron Religion, zu voller und bewuaster
Anschauung; der Begriff von sichtbarer Kirchet als
rechtlicher Gesellaohafti ru völliger Bcatimmtikait mid
Klarheit gekommen!
,,vro.<9sen Lichtspender, obgleich seine sämmt-
„liehen Predigten nichts sind, als Irrthunii
^yFinHtemiss und Lutherisches Gifu Die Blitz-
,^^trahlen des Kirchenbannes zünden bey uns
,,oicht mehr; sie werden von niemanden ge^
,y{urchtet oder geachtet. Die Verführung ist
,,Yon den Hermanstädtem auch auf dem Lande
,yTerbreitet worden; die Bauern fangen schon
,,aa ihren Leitpriestem mit Lästerungen zu
yybegegnen» Die heiligsten Ceremonien des
yyPalmsonntags und des Charfreytags werden ver-
i^achtet; die Weihungeu der Speisen am Oster«-
yytage verschmähet*); die gewöhnlichen Qua-»
),tember- Opfer den rriestenii die Zehent«
iiUühner den Capellanen verweigert ^ die
„Sammler mit Spottreden abgefertigt. '<
,,Bey dem feverlichen üm^^ange am Frohn«
„leichnamsfeMe haben sich einige Hermann«*
„Städter mit argen Reden und Gotteslästerun'«
),gen vernehmen lassen. Die Einen sagten:
,,unsere Priester müssen glauben^ Gott sey blöd-
y^sichtig geworden I da sie ihm so viele Lieh--
,,ter anzünden: die Andern, unsere Priester
„halten Gott für ein Kind, welches auf den
,,Armen alter Weiber in der Stadt herumge-
„tragen seyn will^); lauter Thorheit und Fries-
«) Der grdMte Theil der Schuld lag auf den Priettem aelbtt»
n4ca aie Boterlieaceii, die»er Gebränclie höhere Bedeutung de«
Volke Mm erkJIren. i) HStten die Seelenpfleger oft und deut*
Üch ihre Gemeindeii belehret | daas den Gebrauch der Lichter
urtprimglich die Nothwendigkeit cingeliihrt habe, weil die er«.
•tea ohiiatlichen Geoaeinden in den' Zeiten der Verfolgungfa
aich aar dea Nachta und in unlerirdischen Hßhlen Tersanmeln
lumoien ; nunmehr aber, theila sura frommen and dankbaren An-
denken dicaer abgewendeten fiedriickung von den Gl£ubi|tett»
theila ala Sinnbild dea Lichtea, weldiea durch Jeaua dem
Metiachtngeschlechte erachienen war, ron der Kirche beibehal-
ten würden; hSftten aie ihnen mit redlicher OfTenheit bemerkbar
gemacht» daaa die FrohnlciGhBuna-l'roceaaion wedar durch «ine
— 26o —
I
„terbetpug." Mit empörender Frectlieit lästern
„sie die heilige Jungfrau Maria, verspotten
„die kirchlichen Leichenbegängnisse und See-
„lenmessen, erklären die kanonischen Tage-
szeiten für ihörichte Zeitvergeudung, da uns
„Cliristus ein sehr kurzes Gebeth gelehret
„hat*). Durch solche Trübsale niedergedrückt,
„erbitten wir uns um des barmherzigen Gottes
„Willen den oberhirtlichen Schutz ; kaum dass
„wir .uns mehr zu athmen getrauen; bald
„dürfte an uns erfüllt werden, dass wir zur
„Schmach und zum Scheusal des Volkes ge-
„worden sind ^)."
Diese Klageschrift brachte Petrus Hut-
ler, vertriebener Pfarrer von Baumgarten (Bun-
19. /uZiu«. gart) an Ladislaus Szalkdn, dieser vor den
Konig» Darauf wurde der Königsrichter Mar-
cusPemflinger in seinem Verhalten genen
die königlichen Befehle und Reichsgesetze von
Ludwig der sträflichsten Lauigkeit und Nach-
lässigkeit beschuldigt ; bey unvermeidlichem
Verluste seiner Würde und Güter sollte tr so-
gleich durch ernstliche Untersuchung und ge-
päpstliche Bulle, nocti durch eine Synotlal - Verordnung tinge-
führet; nur als Nachahmung yon den Aufzügen tier Itnelitai
mit der heiligen Bundeslade, als Triumph -Aufzug clea Glaabcos
gegen den Unglauben gestattet-, durch das ßedürfnisa cinnlidier
Anschauungen von dem Heiligsten, allenthalben üblich gewor-
den ; und dem kirchlichen Cultus gar nicht, noch weniger der
Religion wesentlich sey; so wäre es den besonnenen Hermann-
slädter Deutschen gewiss nie eingefallen, die FrohnleiclmaBis»
Procession zu verspotten.
a) Alles nur Folgen der Unbekanntschaft tron Seiten der Laien
mit dem Geiste ^ mit der Bedeutung kirchlicher Dinffe; nnd der
Nachlässigkeit von Seiten der Clerisey in Unterriöhtung des
Volkes, Viele Trübsal, welche dem Priesterthume ron jeher wi-
derfuhr, war nur Strafe seiner Unwissenheit» Trägheit und Geist«
losigkcit. b) Der Klage-Libell stehet bey Lampe in His-
toria Eccies, Reform, in Hung. et Transsilvan. p. 6o» xichtiger
bey Seivert im Ungr. 'Magaz« Band IV« S* 187 ff«
1
26l ■—
seizliclie Bestrafung der Abtrünnigen dieJRuIie
der Kirche wieder herstellen, um so mehr,
als die längst yerdammten Irrlehren nun nicht
mehr im Finstern schlichen , sondern mit
gottloser Dreistigkeit sich öffentlich und all-*
gemein geltend zu machen strebten *)• Doch
Pemflinger dachte zu christlich und zu
weise 9 um Menschen , welche nichts weitei^
begangen hatten, als worüber das Capitel
klagte« zum Scheiterhaufen führen, zu lassen^i
und sie dem irreligiösen Friesterhasse aufzu-
opfern-. Er machte sich auf zur Reise an das
Hoflager, um daselbst, von der klugen Köni-
ginn unterstützt, den König von der Vergeb-
hchkeit und Schädlichkeit alles gewaltsamen
Massregeln zu überzeugen. Bevor er abeb
noch die Theiss erreichte , begegnete ihm die
Kunde von Erfüllung des schrecklichen Yer-:*
bännnisses über Un^^aim auf dem Mohacsher
Felde; und er kehrte nach Hermannstadt
zurück, mit der Sicherheitsbothschaft für die
sowohl, welche das Evangelium im Gemüthe
empfangen hatten; als auch für jene, welcl^e
es bloss im Munde führten.
■•^
.VI.
Verfall des Kriegs^wesen», ■•— Lndwig'a
zwey letzte Jahre. — Tag hev
Muhäcsh.
■^■■^
War es den Magnaten gelungen, bey der
rechtlichen Gesinnung des Üngrischen Volkes,
a) Liter. Ludorici II. Marco Femriiiigero bey Seivert a. 6.
O. S. 196.
•rt
den Rechtsgang nach ihren Vortheilen zu len-
. ken oder aufzuhalten; den Fralaten, bey der
ärgerlichen Ausartung der Clerisey über Be-
förderer und Anhänger der kirchlichen Refor -
matioh, Güterrerlust, Landesrerwelsung und
' Todesstrafen zu bewirken ; so war beyden
noch weit leichter, bey allmähliger Erlöschung
des kriegerischen Geistes, sich der Pflicht des
Waffendienstes für Vaterland und König zu
entwinden , und dadurch des Ungrischen
Kriegswesens und des Reiches völligen Verfall
zu beschleunigen. Das schwarze Heer, wel-
ches Matthias errichtet und gebildet, wo-
mit er die meisten .feiner Siege erfochten hatte,
da man nicht mehr vermögend war, es or-
dentlich zu besolden, noch in Zucht und
Ordnung zu erhalten , entschädigte sich durch
die gräulichsten Räubereien und Gewaltthaten.
Paul Kinisy musste mit beträchtlicher Heer-
macht wider dasselbe ausziehen, um es zu
•^. C. 1492. bändigen. Es wurde geschlagen, aufgelöst,
zerstreuet; ein kleiner Theil trat unter Wla-
dislaw's Banderium; ein anderer unter die
Fahne des Palatin Stephan von Zapx)lya,
und des Siebenbürger Wolwoden Stephan
Bathory; die grösste Anzahl verlegte sich
an Österreichs und Mährens ^Gränzen ganz
auf das Strassenräubergewerbe, wurde endlich
eingefangen, theils hingerichtet, theils zu le-
benslänglicher Arbeit in Kalkbrüchen ver-
urtheilt").
Nach dem Verluste dieses siej^berühmlen
Krieusvolkes mus>te für "des Reiches Verthei-
diwunij auf andere Weise ^esorüt werden, wel-
^:'-
^ Boirfin. Decad. V. Lib. III. p. 653.
r^ 265 — / X
au£ dem ersijsn Landtage unler .Wlajdis-
TOD den Fralalcn und Magnaten, mit sorg-
jer ^alin]elimun<; ihres VortlxeUs^ geschah.
alte Banderial - Verfassung wurde wieder
ordnet ; aher nicht auf die alte M\ eise. *
1 SigmundVs und Alhrec^ht's Y^rord-
ren war festgesetzt, dass so oft des Ko*-
besoldete Heermacht wider den Feind
t zureichte, die Prälaten und Barone mit
a pflichtmässigen Banderien zu Felde zie-
und erst, wenn auch diese zu wenig y er-
bten, der g&sammte Landadel aufgebothen
len sollte. Dafür bezogen die Prälaten
Zehenten, die Barone hohen Gehalt und
ts Salz. Jetzt wurde von den Oligarchen
YerhältnLss umgekehrt, und verordnet,
sobald das kÖDigliche Banderium die
izen nicht hinlänglich deckte, ein Aufga-
L ausgeschrieben, die Zahl der Mannschaft
den Banderien auf vierhundert herabije-
K^, und jedes Mahl auch von dem Landa-
f auf jeden zwanzigsten Bauernhof, Ein
in in Waffen gestellt werden müsste*).
Da war der Adelsgesammlheit klar gewor-
^ dass die zwey -hohem Stände nichts Ge^-
eres beabsichtigten, als die gange Last ihr
dem Könige aufzubürden. Darum for-
e sie auf dem Ofener Landtage im achten /. c. 1490.
'e Wladislaw's, dass Pflicht und Last
Waffendienstes auf alle Stände Verhältnbs-
lig vertheilet würden. Der von ihr be-
Lten Ordnung zu Folge, sollten nun sämmt-
e Erzbischöfe , Bischöfe , Pröpste , Äbte
Frioren ihre Banderien vollzählig her-
WUditlti Decrot. I. a^.XVII<-XX.
^
— 464 —
Atellen und unterhalten ;'' Ate übrigen ga
Ucheu ZeheütempfiiDger, nach dem Yerh
nisse Ihrer Einnahme; die weltlichen Gm
sas^en, nadi der' Zahl ihrer Jobbagyen,
rdn jedem aiedu nnd dreyssigsten Bauernh
Ißinen Mann ausrasten, besolden und zu t
Reicksheere senden. Bis xu, 'nächstem Mar
Feste müsaten dieVöIker Tonzähligund gehi
'gerüstet in Bereitschaft stehen. Urohete t
Reiche früher Gefahr, so sollte der Kilnig
tagt aern} Zuerst die banderiepAichtigen J
lalen, Barone, Reichsheantten j lind nur 1
drlngenderAr Noth, die Adejsgesammtheit i
zubiethen, Die Ton dem KUnige, wie die '
den Ständen bemldeten Jobbagyen müsslen
ihren Anführern ■ nach Erfordemiss der l
stüpde auch über die Heichsgränzen hie
der k{jaigli(^en Fahne folgen ; nicht also
Adel^ wenn äusssrste Nothwendigkeit gebot
hätte f neben den Süldaern auch ihn eu'j
SÜnliober Heerfolge aufzurufen.
Damit der König für jeden Fall auf <
bestimmte Anzahl bereitstehender Mannscl
rechnen könnte ^ wurde zugleich festgesf
wieviel jeder Fralat und Baron von Zehen
oder von Amtes wegen, an Kriegsvolk
stellen hätte. Der Graner ErzbischoF und'-
lauer Bischof, jeder zwey Ban^erien, die Ba
BU vierhundert Mann; der Erzbischof vdn '
tbpza, die Bischöfe von Grosswardein , Fi
klt>chen^ 'Siebenbürgen, Agram und der A
ttW Prior,., i^er ißine; die Bischöfe von Rt
"Weszprim , Waczen ; dje ■ Dpm - Capitol •
Gran , Erlab , Grosswardein , Siebenbürj
FünOdrchen; die Äbte von Fecsh - Ydi
FaterwarduDi Sanbt Maninflliarg und ä^t C
-- ti65 —
thSusto Prior Von Loweld^ jeder eine halber;
der Bischof yon Csanad^ der Abt von Szek-
asudr, der Grrosspropst ron Stuhlw^issenbuiA
jeddp huiiden Reiter; das Gapitel von Bucs%
dior ]P!r6p)<te yon' Siuhlwei^senburg, Dömös und
Und, jeder fünfzig; der Könige und der Des«*
pot ' Ton Serwien jeder > Ein Banderium tob
laiBeiid ; der Siebenbürger Woiwod, der Sz^-^
1er Graf 9 der-BanTon Groatien und der Te^
meber Gnt, jeder Bine Banderie ' ron acht*-
InmAert Mann; Nach dieser Bestimmung hau*
feik' jedei^ Zeit eilftausend - und achthundert Maim
Reiterey zu des Königs Verfügung bereit ge(-
siandfen. Dazu waren noch seclis und dreys-
sig Magnaten -Familien^) gerechnet, welche
TOn jedem sechs und dreyssigsten ihrer BmP
ttnhSfe Einen Mann liefern sollten^).
Da einige wichtige Gränzfeitungen durch
Nachlässigkeit ihrer Befehlshaber^ ' nahmentlich
Tersat und Nerethya durch Lad^klaw Eger-
Yiry'Sy Kossuruyär durch F ran 2i Harasz^
ty's und Komothin durch Popowicsh Gc^
org's Schuld^ in Feindes Hände gedrathen wa^
c) £• waren Lorens Heraog von U)lax, dio Zipter
Gnfini, die Grafen von PÖtring, die Grafen* ron Frangep'a-
■fi, .Jobann Draghfy, Johann Banffy yon Unter-» I«ifB*
kadi, Georg Bathory aut dem Haute Somlyo, Andreaa
Bithory aut dem mute Ected, Johann Erntt Ton
Caiktornya, Peter Per^ny» Gabriel Per^ny, Ste-
phan Ton^Rozgon, Laditlaw und Johann von Ra-
iiiaa, Anton yon Palöcz» Frani Drngeth yon Mo-
aoaaa» Thomaa Sz^oahyt Fraua Oraaigh, Anton
Loaaonciy, Sigmund von Lewa, Catpar Ratkay,
Sigttnnd Banffy, Franz HedervAry, Peter Erdödy»
HenEOg Joannet Corvinua» Peter Ger^b yon Wingarth«
Uatthiaa Pongraoz, Peter Groff» Georg Paumkir-
eher, Johann Elderbach, Sigmund yon Kompolth,
Andreaa Böth» Johann Ungor yon Nadatd, die
Wittwe Margaretha Sz>i(cthy und die Wittwe Grälin yon
Salm. b) Wladtalai U. Deoratum UU •xU XV— XXUL
^ a66 ^
Xtüf so ioIlMk ;iii ZukdBft dergleichea ]
-fehlshaber streng bestraft werden ; . ui^d
. 4eni Schaden bey Zeiten yorzubeug^n^* . i
JPalatm und der Judex Curiae jährlich k
Mahl durch .treue und beieidigle Beamten^ i
•Befehlshabern unerwartet^ d^.n Verpflegen
.«nd Yertheidigungsstand der Festungen um
suchen lassen. .\Vag4en es> diese durch .',
-etechungi oder durch partej^iche.Begiinstigi
•die Yoraefundenen Nachlässigkeiten :und ,j
4erschleiui- zu Terhehlen, so sollten siA-
Todes Schuldig seyn, und ihre Güter jif
-lieren. • v m
Und Yon dem allen geschah nichts ;| yidm
-war es immer üblicher geworden ^ sich von
*Banderialpflicht mit Gelde loszukaufen. So I
ten schon yor yier Jahren der Wicznet ,
schof, Nico laus Bithory mit heunhund
Herr Andreas Bathory mit tausend^ *
Verweser der Abtey Pecsh-Varad mit fü
-"^hundert, Herr Fodminiiczky mit zweyhi
•dert Ducaten, der Last, Mannschaft^ zu sl
•len, auf £in Jahr sich entlediget*). San
der Koni«; zur Verstärkung der Besatzunj
FussTolk iq die Gränzplätze, so lief der grö.<
Theil desselben^, nicht bezahlten Soldes weg
wieder fort**). War es doch so* weit gekq
/. c. 1496. men , dass der König den behenden Zigeui
9.Juniu^. Woiwoden Thomas Bolgir mit seiner Hoi
yon fünf und zwanzig Jurten in Schutz i
Dienst nehmen musste, um durch seinen «
der Seinigen Fleiss hinlänglichen Vorrath
a) Liber ProTentuum RegaKum bcy Engel Gesch. des U
. Reicht. Thh I. S. m9« b) Liter. A£pi«c. Coloceas» Pctri
..Kos* ap. Prax Anaal« F» IV. p. aaS. atg. a5a.
I i
— a67 ~
Flintenkugeln und WafFpn zu. erhalten'')! Man
wähnte dem Übel wirksam abzuhelfen, als man
im letzten Jahre des Jahrhunderts auf dem*^-^-^^«
Rakoser Felde die Reichsverordnungen über ' ^
gesetzliche Heerfolge erneuerte, und ins ße-
.sondere die Banderiepflichtigen Fralaten und
Ffründner anhielt, in Stellung des Kriegsvol-
kes sich pünctlich nach dem Register des
Kaisers und Königs Sigmund, wie es in dem
königlichen Tavernical- Hause niederi;ele«£t war,
ZU richten ''). Dessen ungeachtet hatte Joan-»'
nes Corvinus in demselben Jahre noch zu
thun, um ein Heer, womit er die Osm^nea
bey Jaicza schlagen konnte, zusammen zu trei-
ben. Mach zwey Jahren, während Wla4i3T^' ^' ^502^
law sein Beylager feyerte, zeigte des Feindes
leichter Übergang über die Sawe, wie schlecht
die Gränzen besetzt waren; Sirmien und, Sla-
wonien konnte von völliger Verheerung nur
durch einen Strj^ifzu^ in das feindliche Ge- '
bieth nach Bulgarien gerettet werden, und
der mit ßajazid geschlossene, sieben jährig^
"Waffenstillstand verkündigte, dass in Ungarn
der Geist der Väter schon längst nicht mehr
auf den Söhnen ruhe; nicht in Thaten, nur ijDi
Worten, war das Aftergeschlecht noch stark,
und auch diese zeugten nur von herrschender
Selbstsucht und Arbeitscheu, wie zu verAeh-
men war im vierzehnten Jahre Wladis-law's«^»^- ^504.
auf dem Rakoser Felde, wo der Magnatenstand ^"^^^
dem Adel einzelner Gespanschaften bey Strafe
der Treulosigkeit, des Meineides, und der Ehr-
losigkeit untersagte, ausser den Kammerge-
n) Liter. Wltdialai II. Liter. Salvi Conducins. ap. KoUer
Illst, Episcop. QEccle8. T. IV. p. 495. Ä) WUdislii IL
Üecret. IV. art. XXL XXII.
~ a68 —
fallen) einseitig und auf eiijenen Antrieb, dem
Könige Hülfsgelder anbiethen, oder zu ent-
richten; wo sie verordneten, wenn bey Aus-
bruche eines ICrieges des Königs Söldner zu
des Reiches Vertheidij^unjj nicht mehr hin-
reichten, vor allen die Prälaten und Pfriind-
ner mit ihren' Banderien und Söldnern zu
Hülfe eilen, und erst wenn auch dieser Ver-
stärkung des Feindes Übermacht Trotz böthe,
die Barone, Magnaten und Landherren aufge-
« bothen werden sollten. Auf diese Weisie war
nunmehr die Last, das Vaterland im ersten,
heftigsten, gefährlichsten Anfalle zu verthei-
digen , ganz dem Könige und dem Prälaten-
• ' ' Stande, aufgebürdet"), und als ersterem drüc-
kender Geldmangel nicht mehr gestattete, sein
Banderium zu besolden, wies ihn der nächste
.h c, 1507. Landtat; bloss auf die alte Reichsgewohnheit
24. Apru. j^j^ welcher zu Fol^je der Künis; von Un^jarn
immerfort tausend Reiter unterhallen musste**).
Wo der meisten Prälaten, Magnaten, Land-
herren Muth, Tapferkeit und Ehrliebe war,
als Georg D6sa mit seinen Kreuzbanden wi-
der sie wüthete, ist bereits erzählet worden.
Ohne Bornemiszsza, Tomory, Bathory
und Zilpolya, hätte der schreckliche Adels-
feind sie grössten Theils unter den Trümmern
ihrer Paläste und Freyhöfe begraben ; desto
beherzter und beredter waren sie alle auf dem
nächstfolgenden Landtage, als es darum zu
thun war, das drückende Joch der Bauerschaft
zu erschweren.
Also war es unter Wladislaw, und im-
a) Wladitlai IL Decret. V. art. I. XXIV. h) Wladisl.
IL Decret. VI. art. VI.
cMecliter wurde es unter Ludwig; be-^
ten die Stände Subsidien oder Kriegs-
u, so, wurden sie kaum zur Hälfte: be-
; verordneten sie Ergänzung der Bände*-
Ifid Stellung der Mannschaf t ,' so geschah
j. Vergeblich wurden von beeidigfea
Emeistern^ Stuhlridhtern und adeligen
*dneten Schätzungen der Güter und £m*-
e, Zählungen der Bauernhöfe angestellt;
blich S i g m u n d' s Regest als gesetzliche
jschnur für Unterhaltung des Kriegsvol-*-
rorgeschrieben ; auf jedem Landtage Ba-
sse über Versorgung der Gränzplätze nut
zungy mit Mund- und Waffenvorrath ge^
treulosen oder fahrlässigen Befehlsha«* ^
Baub und Erpressung an Landbewohneni
senden WaiFenscharen Verlust der Güter^
Ehre, des Lebens an^edrohetj die Beei*
n liassen sich bestechen; schätzten und'
en nach dem Betrage des Gebothes; das
5st wurde als verahetes Gesetz verachtet) %V'
Gränzfestungen mangelte es an Mannschaft,
trod, an \Vaifen und Geschütz ; die zur
tärkung des Besatzes abgesandten Söldner,
er Regel ohne Sold, betrugen sich auf
Marsche, als Feinde; an ihrem Standorte,
läuber ; die Befehlshaber, bald Lebensmit-
bald Pulver und Geschütz, das eine wie
andere fast immer untsonst, verlangend;
unvermögend, das hungrige, mlisver-
jte, widerspänstige Volk in Zucht und
lung zu erhalten, überliessen die Festun-
ihren Hauptleuten, und zogen eigenmäch-
luf ihre Güter oder zu. fronerm Lebensge-
e in die Hauptstadt. So verfielen eine
ung nach der andern, und am Ende auch
— a7o —
Je* Reiches Vormauern, Szahacsh und I
nr^ in Feindes Gewalt. Da zeigten die I
laten und Magnaten noch einige Funken
IQ ihnen hinsterbenden Gemein<{eiste$ . d<
sie liessen sich von dem entsetzlichen Ver
auf einige Augenblicke erschrecken; als a
die Rede war von Mitteln, dem völligen 1
tergange vorzubeugen, wussten sie wie
nichts Wirksameres, als Verordnungen; i
nichts Gemächlichers , als eines kriegserfa
nen CoToczer Erzbischofs Anstellung zum (
neral - Capitan des Granzgebiethes. Damit a
die grossen Herren so lange als möglich i
Anstrengung und der Opfer überhoben hl
ben, musste der gottselige Franciscaner Möi
seiner Ujlaker Zelle den Rücken kehren, z
Enfbischofe sich weihen lassen, und auch
solcher noch das Kreuz und den Hirtens
mit dem Kriegsschwerte vertauschen.
Dass er letzteres meisterhaft zu fühl
/• C.tStI« noch nicht verlernet hatte, bewies er, als Fe
hat-Beg von Verbosanien mit sechzehnte
send Mann Reiterey über die Sawe setzte u
Sirmien verheerte. Tomory sandte den I
terwardeiner Befehlshaber Georg Bdthjai
mit auserlesenem Fussvolke voraus an die Sa¥
um Ferhat-Beg*s Nachhut, welche dort c
Schilfe bewachte, zu überfallen, aufzureibt
die Fahrzeuge entweder wegzuführen, oder
jeerstören. Als diess geschehen, und die Fluc
dadurch dem Feinde abgeschnitten war, z
dff Krzbischof wider lerhat aus. Jac(
IHnfry, Radicsh Bossicsh, Franz Bod
Johann Kailay, Stephan Bardy, wacke
Uauptleute der Reiterey, und Thomas Bo
niak| des Ujlaker Herzogs Feldhauptman
Iten durch punctliche VbllziehoDg semer
irdnupgen des Tages Arbeit^ Gefaliren und
im mit ihm. Vor dem Foliaker Walde
neu sie auf des Feindes Yortrabi welcher
dem Anblicke der Slawonier auf die Haupt*
Jit sich zurückwarf. Ferhat-Beg liess
tte an Vieh und Menschen im Walde zd-
k.;^ zog seine Heermacht zusammen und
Ite sidi dem Erzbischofe • zur Schlacht.
wüthete bis Untergang der Sonne. Nach
I Gefechte liess Tomory auf die Osma-
. feuern y da setzten sich diese in wilde
dil, ihnen voraus Ferhat-Beg. Sein Un-«
üeldherr will sie aufhalten, wurd von dem
hjagenden Stej^han Bardy ereilt und ia
dgster Gegenwehr getödtet. Des Bassa'a
spt an Bardy's Lanzenspitze verscheuchte
übrige Volk von dem Kampfplatze. Yer-
Vi von den Siegern bis an die Sawe, fand
euch dort keine Rettung mehr; die Fahr-^
Ige waren verbrannt; was der Gefangen-
laft, oder dem Schwerte entronnen war, er-
nk in dem Strome. Dem Ferhat gereichte
Flucht nicht zum Heil; der Gross -Yezier
rahim Bassa liess ihn erdrosseln^).
Stephan Bardy wurde mit vierzig er-^
ifeten Fahnen, mit den Köpfen der vor-
imsten Anführer, mit den schönsten Ffer^
1, kostbarsten Säbeln und Wa£Pen nach
na an den König gesandt, und von diesem
I folgenden Tages in feyerlicher Versamm-
ig der Magnaten zum Ritter geschlagen, mit
I &iter. Anton Pullei de Burgio an. Pray Epitt. Pro«
P. I. p. ai3. — Unrichtig lattt den Ferhat-Beg Isth-
Sy. nadi diesem Timon und Prav, auf der Flucht Ton
iphan Bard j tödten uijd aemn JLOpf ntch Ofen brins«!.
goldener «Keife y Sporen, und , EHreii - S^b<
ilUberner Scheide beschenkt- Von freoc
Begeisterung: 'überwältiget zog. Bardy in
1er Anwesenheit den Säbel und schwor
Könige so unbegränzte Treue, so thätigen
fer, dass er, ausser Zwey.en im ganzen Rei
auch nicht Eineiv seiner Widersacher,
Beleidiger' jseines Ansehens verschonen yy
Wahrsdieinlich - dachte er . uot^. den Zw(
niemand Andern, als seinen Vater und se
Feldherrn Tomory; aber die Anwesei
deuteten: die Ausnahme auf die Zwey Zi
Erbgrafen Johann und Georg, das .mI
auf sich, fühlten durch seine Grosssprech
sich beleidigt, und sannen auf Bache«,
hernach, zu Colocza bey d^m Verkauf der
beuteten Pferde und Gefangenen an die TA
biethenden, Ritter Bar dy. und Thomas I
nidk, sich gegenseitig überbiethend, in I
del gerathen, waren, und jener diesen töd|
verwundet hatte, versteckte sich die Rad
gierde unter den Eifer für Gerechtigkeit; L
wig, von einigen Magnaten unablässig bestü
musste ihr seinen treuen Rittersroann opf
Stephan Bardy wurde vor Gericht gezo
ohne Rücksicht auf seine Verdienste oder
seine Brauchbarkeit in den , Tagen der ]
dennoth, zum Tode verurtheilt und entlu
tet*). Zu dem Unglücke fallender R^
kommt gewöhnlich noch das Missgescb
dass sie ihrer edelsten Genossen gar' n
echten, oder sie nicht zu gebrauchen wis
Ungestraft blieb dagegen der Befehl
ber von Zengh> Gregor Orlowicsh^
«) ItthuanffT Lil^ VH. p. 65*
i:
^ ^3 --
Sietretda .ymkifiifl hatte^ wdidiea;Ton^enn
e Hadrianus dem VI. xw^ Vertheilaiig
im CroM^Mdie» Grän^fe/Hungcm jdahiiViWar
,dt wordeo.;. ein scluriftlicher. VieivreU, i^
^ und d^r-Bcüfeld/ das durohild^. stKÜfr
a Verkauf eingi^Ipste Geld^. jifff . 5lJiaf^ dfs
«8 , an den Nunclus AnloAr .rilUfbOridlil^
gio abauliefern^ was alle99.'waA Aiben.din^
lAtti Kornwucherer verhängii 'ftANl4lß*)iikW^
Grosf^s fköch Q«30|id«re3 liegt ^idemnaPg^
^, wenn Sole^mani ;toii 4M4icZua<ande
Dinge iu'.Upgarn geni^u rüptendohteti 4^
Jicker KoiHT der Tiiahtn^ilmA^ JScri^hff^^
b9};ebli!eh.ek König der SAm^ritgty Elami^^
Perser, Moabit er, Jjfgypii^^^.eisi Bewahr
dir drey -^räme, Vorsteher-rdfi' irdücheji
^dieses^ Beschützer des Grobes ifk weleheif^
Gekreuzigte gelegen hat, vom „udtffgßng/S
.Sonne bis zum .Niedergange ' JQSffy^ der
,|gir.i Herr der Herren , ' J^st \ der Fürs-
Enkel und: Raih des Gottes ZAaoih uni
l^omed^s von Jordan' des öhristlichen Glau^
r an den König der Uogeirn aus Belgrad 20. r^r,
scbreiben wagie: „Wisse | d99a ,wir soion
f unserer ersteh Ankunft die Vormauem
Ines Reiches übiQrwaltiget iMiben« Jetzt
llst du, wie ich'yernommeni ba^e, Krieg
A mir führen I vergessend, d^ss. injt fast, die
ibe Welt untertbänig sey; dass^meine Henrr
liaCt keine andere Grädzen^f: a^^-' die tder
eil erkennen i^oll^. . Ist, . dir den^ ^o un-^
^[reinich, dass 'ich nur ein^ lUl^ipen "^^^
uuetr Macht i^Äder dich aiis^tüMnd^n brau^
• . . . ^ ^ *
Liter. Clemeiitlt VS. Vid S^tftiei ^ ao. Pdttutr;
•>\r .'?
;^d)eltt hwoKy öbks wolil in VMoirtleUliutig
7jrfeiv" ' ^öÄ wiir önterjochtrti Reichen j^i
iJtM / afas-edi" ÄiaJL ' fJüch' •oh»'» Umsoht
-^fitX' "..sprfcbliÄhy • » fech will flem ^ Öeer »ckl
l^l^iiietA'Olkufceii'^chweijf^b g«4>2^theD^ tl«i
i^^^ider^iAnioil'er^rntfeti t^oTie troii^eii^ und
3jfersl«;'HJM:Äd^i^-, iGh"mfem«f d»ihe Für
^'^^ein^-^KitööKtef'' m«iiiem' Joche tinterwej
V^i)eines^G4ätA>e6$ Aijiu>ig<^ \fiH i%:h am.F
',Jbraten 'od<!¥ >cpiesSen lasseti, auf solche tl
y^xiich und ■ »die ^©üiiigeh'-^ deiw« JVähmen
^'dir meldeti werde; VTerliljjen, datiA' die D
„i^chett noch. Weit ärtjerals di^h heimsuc
^) Alles t bTiwtf" was ich mit dir und Aii<
^■tioch vorhabel) will ich dir jetzt n
y,schreiben. "
•* ' liin' besonnener, weiser Staat<;rath wi
auf den Ma.^sstab » der Staalskrafie hing
lien, in dem hochtrabenden -Töhe des Gr
Sullans laichts, als Aufforderunjj zu Unferha
•t' \ •' ' lun^ten «^eleseö j die Gel^izenheh d*izu kliii»
öufüefasst, und für einii^e Zeit 'sich Fri«;t ^
fichaÜt haben}" allein Lu-dwig-.-^ stolzer^ ho
huiihiiic* Staiilsfalh hielt den Gro^slierrn
fit^'a^ wahnMiiftig, lind lie.ss den König :
H^önder- MaHsert vornehm, • grfehrt, miini
6. Ji/«rs. -atizüglich aniSi'drteo: ,^Zu-*9ehr gefällst
:,dir darin, da^s du, geschlossenen Verirä;
„treulosi-; Ort J"' Frieden »mt mir unterhandel
jjBe^rad ■ durch A ei^riit herer «der ün.nrig
„nichl*^tt«h-'deine-Ta]»ferk«ft, doch mit gr
,,sem Verluste der I)einij:en , bekommen h
„llUllest ^djn^mi^' aljj, ei,a ^übi^r Feldherr Su
,,geliallen^ und^pacl^t.wie.eift^KeuiiDg itnUai
. — *)^ —
164 t. didi platfllieh .zurückgezogob^ so
rt. tdtt erfa Itfbn haben^ was Hn^erM Waf«--
ipewalt vieffmagJ riDem Theile deiner
yTiwelcken du wider una senden willst^
'^ wir in das Angnsicht sehen^ und sein
j»I tkfi^ keriditeihv. Möchiest du dock
nftchichten'* deiner . Yorüdiren .erwägen^
ir siic&t trerber^^eni dass so oft ne seit
^ . JÜhsen* i Airn Waffenloos : : mit. ! uns ge^
Hatten/ fast dnüner das Blut der* Ihrigen
^ / Oefilde ' ' ttbecstrcimte. Dein WUle^
^mbzerni deiner Herrschaft von einem
Ür Welt ins *jiu dem andern 2U erwei»-
islu nichtig}^ »die ^Italer^ Sjpanier^ iOallieri
^^firiUttnleiy'iind andere unzählige Chris»*
ies'' gewaltigen «Gottes tapfere Völkeri
a noch, uhri^f unter ihren* Streichen
in du wünschen deine Gränzen- nicht
itfitten zh Jbabeni Wider* un.<4ern Glau«
od unsem Gott, .des meüsohliehen Ge^
iktes gekreuzigten Erlöser^ . treibst du
ih« deiner Weise. Es ist dir nicht ge-«
für aller Völker gemeinschaftlichen
•zu gelten; damit du tun so tiefer stür^*
willst du, gleich den Giganten^ ' den
blichen Gott .selbst bekriegen^ Das
) deines Briefes lassen wir unbeantwor-
a enthält nur Drohungen ^ und drohen
auch der feigste Wicht; mit solchen
n hat nie ein guter Feldherr gefochten.
1 menschlichen Absichten werden wir
baten begegnen ; unser gekreuzigter Gott^
u verachtest, wird dir gewiss verstand-
als du wünschest für sich antworten *)/^
r. Solimani ad Lndor. Reg. Ht La do viel ad So»
. Bei Notitia novae Hunsar. T. III. p. a5ä aq^ . r
18*
Wie hehrlich y Wienn diesen) BrLsf' L^iidr
'wis (ler L, Joannes^i oder Matthias iroji
'H u n y a d geschrieben hätten ! ' Ludwig dem
IL, dem Könige eines Volkes, wie "es auf
dem Rakoser und Hatvaner Feldern sieh bald
darauf zeigte, geziemte: diese Sprache .eben ^
fWenig, als einem Knaben'^ der erhsthaAe- Ge-
brauch der Rüstung eines Rittermannea rau5
dem mittlem Zeitalter. . Wie auf geitaal»!^
Feldern Ludwig gar nicht Königy.wie.
nig daselbst die Ungern achtbares Yelk
Ten, ist oben erzählet. Während die'Ungeca
/.C. lS25..auf dem Hatvaner Felde nur im Siabunpfen ,
.und Lästern Muth und Stärke; hur im.Verr
ordnen immer fertigen Willen bewährten; zeig-
.ten die Croatischen Herren vor Jaicza, was
das herrschende stolze Volk, wollte es seiner ^
Väter, seines Ranges, und seiner Vorzüge. wür-
dig handeln, thun sollte und könnte. Fer- .
hat-Beg's Nachfolger in Verbosanien, Ü8-
-ref-Beg, mit Sinan-Bassa von Epiras ■
-und Bali-Beg von Semendria vereinigt, führte .
zwanzigtausend Mann, vor Jaicza. Zum Glücke
hatten die wachsamen Bane, Niklas Gye-
lethfy und Johann Horväth von 3^ed-
läk*^) die Gefahr bey Zeiten dem Könige ge-
a) Unrichtig lasten It th uanff j, Tim on, Pray und Eb-
A e 1 Jaicza durch Peter Keglewicth vertheidigen. Nach
Liidwiß'a Schreiben an den Palatin aua Deutach brod r. 34.
Mars 1 533 war Keglewicah entlasten , G y e I e t h f j sum
ersten Ban ernannt ; den Zwryten tollto der PaJatia bestellen
und dieser war Johann Horvathvon Seedldk, wie *dk%
Fragmentum Libri rationarii super erogationihus — > de mn%9
ibid. bey Engel (Monument. Üngrica p« 187) bey den Aus-
faben am 3i. May und i6. Juniu« ausser allen Zweifel seixt.
'eter Keglewicsh diente um diese Zeit bloss unter dea
|lo/- Hussareu Yon Possega für geringen Sold, welcher in deaii*
••elben tragiiieuto auf dea 4. 7* i5. und 19,- Jmiiua bemerkt
,'^^er sor^lüge Burmflegw Johann
liytli die Testung*) mit allein Noihigen
TerselieDy dass sie im Stander war^ auch
ingere Belagerung auszuhalten. DÜr Kö-.
Dobte sich auf die Bane der FröyiA2 Jp^
€arlowicsh und Franz Batthyiny
ganz verlassen; Graf Christoph Fran-^
li wurde yon ihm zum Beystahde. auf-
n.iind dieser, in des Kaisers Kriege mit
^enelem rühmlichst hewälurle'. F^ldherr^
noch patriotische Selbstbeherrschung g'e->
um dir unlängst in Ofen erlittenen Be^
pfung nicht mehr zu gedenken , sondern
lufe der Pflicht zu folgen. Ohne Eifer-^
ordneten .sidbi auch Carlo wies h und
ky£nj seiuMa Oberbefehl unter, . und
folgten' seiner Fahne Feter Krasicsh,
or Orlöwicsh, jener Von KHssa, die*-
in Zengh Befehlshaber, dierHerrea' 0<8-
M%QMy und' Johann Zriny ; der Yra-
rior Matthias Baräty sandte den- ge-
en~ Ban Johann Tähy für sich. Fran-r
ai kam. mit sechzehn tausend Mann von
ea längs dem östlichen Abhänge des
:zer Gebirges herauf, und ,fand Jaiq^'a
n TOn feindlichem Geschütze, schon söhr
idiget. Er stellte sich yor das feindliche
y dehnte seine Reihen halbmondfösmig
t Unterhaltung kbttete jährlieli i5»i5o Doeatmil JaTdii:
ij Baoen, welche 300 Ueiter und 3oo Faraknechte auf
iten xa «teilen hatten 11,000 bar, aooo in Sala; V lä
und Reparaturen 5ooo; — hundert fonfarg Fiisskmfchtä
y 36oo } — hundert fünf und awanaig leicht bewuITnet^
iooo. — SU Unterhaltung der Landmilits yorr;.— au
Itung de« Fraiieiscaner KJoster«, 300; •— dem Salpeter^
iS«9 -* den Einwohnern zur Beyeteucri 3co; — den
Urem, i5o', — dem Burgpfleger . »6o. KoTachicU
u äd ViC T. IL p.3i6.
.^m*;
IuxL-!n Fliypl uDler
ui Äatuhrtrxz la iiss ^kidt und
Ta*. ien. rc^rlitsn über
•r xri j "v. : - L xid Bx 1 1 1:
^raucnca Mncm:7t?^ira. ^^ Lir^ai Li-
•:^n teax 7'»i3Ujf- -fs^« betric
mswsait . ^ ' in 1 - iixci Kt:<!
.ir -U:^ r ■ ^iiiii^ >. iMiO. ütsser Zwe
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jL-jT-L-r*: itin Aj* *bpr Tr
■.4> -^1 »•••'^ y-u-i^-^OiXiz auf dei
-'.-f*-x;. */.:'-i\'. AuffLür^n , die
lij-vc^ l:^^ *^>«iC ^^*^ iaimer wii
^ bjiJ nicht
iOi^r :: »Or^-
^rt.
^-'5 .^Ä* S^'^i iind des
x*r ZTiifrtet'hJ^haber de
«•tf« -^fT-i-xavIeten Sinan.
risuf»f'J '^i^rte Verzwe:
.^rc-.-.u^a inj^Ciit- ^ on der
;^^i*i: Ätn KuDige l\sref-J
:m»£ «ecd^ig Fahnen. Lu<
— »w —
i|e iBh mit- urkundlicher Virleiliun,^ de»
Titels» Defensor DaloialLens, . Croaiiens^
lawonieos} die übiigen Feldherren mit:
reyen '). .
iu Anfapi^ des fol-jenden Jehre« kam dör/. c. I^JG.
iche Cojar, j;ewe»cner .Geheimschreiber
loImetscUer des Ferhal-Beji, l'aul ßa*
k mit seinfln Brüdern, l'eter, Clemens^
el, Demeter, und Michael^ als LihejU.
von den Türken , im des Erzbinchofii*
iry Be<;leilunfj nacli Üfeo. - Seitdem A9Ü
chüf General - Capiiaii de« üranzj^ebieJi
rar, stand Bakicsh mit ihm in geheW
erbindun};, jetzt alwr nüthiijie ihn seincj
8ic]ierbeit aur Fluchl. Deiin nnciideirf
ross- Sezier Ibrahim Baä^a den- Ter-«
3«K halle hinricluen la-^sen, War iinieif
initscharen Aufruhr eniManc)en<, woicKoi»
;sh ge(U«enthch unlerhiell. DiCn« arJ
der Gposs- Yezier; und da' auch derf
at baie.i Geld in bedeutenden Summen»
bakicsh in V'erwahnini; laij-j' verklastte
1 bey dem Gross -Sultan,, "«»rauf dem
:r nichts übriji Wieb, al.s die eilii;-;te
t. Seinen -neitern Nachrichll-a ifamjssj
en alle VorLehrunf;en'> ^S ole j m a n s auf
Feldzug nach Ungarn. In »einem B.'ithb
teschlossen, die tlauplstadl Ofen zu übeii4
en; den Weg dahin durchf.die '\\'^]achay.
nebenhiiruen h;ttle ein Larlde.tUu'ndit;i^
är, als den lieschwerlichslen -\viderratiaen;
Meinunt] nach, fiilirte der Z»2 über din
weit sicheicr und gemächlicher zuJn
sein Vorschlag wäre angenomipen wU-'r
tbnkuHT LiJf.,Va.^_'f7; .'i .v..- t'i .:- .1 > •'i-'
— a8a —
den; gleich dafauf hatten dreyssig Wagen NS-
gdl und Eisenwerk ^zu Brücken <- und Schiffbau
nach Belgrad ^ ' andere zu demselben Zwecke
Bauholz an die Sawe, Sanct Demeter gegen-*
Atiber^ gebracht. - Den Grossherrn zöge zwar
aelne Neigung mehr zur Jagdlust ^ zur Ruhe
und zu den FrcKiden im Serail^ als auf den
I&dmpfplatz; es , wäre aber äusserst schwer, das
Janitscnareu-^Yölk ohne Krieg in Zucht und
Okdnung zu «erhalten. Zu gleicher Zeit ging
Bericht ein: von.. dem Pohlnischen Gesandten
aus Constantinopel. Seine Unterhandlung mit
Ibrahim -. Bässa über WäiFenstillstand für^
Ungarn gaben wenig Hoffnung; der Gross-
Yezier wollte anfanglich gar nichts davon hö-»
ren, doch erklärte er weiterhin für nicht ganz
unmöglich, dass der Gross -Sultan, aus Rück-
sicht der Verwandtschaft des Königs von Foh-
len mit dem Könige von Ungarn, auch mit
letzt erm in Verträge sich einliesse, '^enn sie
unter anständigen Bedingungen angebothen
würden; nur der Gross-Vezier für sich mochte
nicht daran glauben *).
Nach solchen drohenden Anzeigen und
Berichten blieben Ungarns Prälaten und Mag-
naten, uneinig unter sich, in Spaltung mit
der Adelsgesammlheit, unzufrieden mit dem
Könige, auf dem nächsten Landtage dennoch
80 kalt, gefühllos und unbesorgt, dass sie zur
Subsidie nicht mehr, als fünfzig Silberpfennige
von jedem Bauernhofe, und erst zu Martini
zahlbar, bewilligten. Zwar wurde verordnet,
dass diess Mahl des Krieges Last gemeinschaft-
a) Liter. Anton. Pal 1. de Burg io de a8. Jaanarii iSiß»
ap, Pray Epist. Picioer, P. I. p« »lo «^q«
. md Ton AHeir getragen Verclen^ die gaoib
dsgesammtheit aufstehen müsste; der fünfte
lil der Bauernschaft sollte bewttfinet, 'm
lerster Noth sollten auch sämmtliGhe Bliuerd
Cebothen werden. Die Fralatenr; ifiarotte^* t^'
idherren sollten steh unter gegepwärtigeib
rm und- Dran£;e nicht auf mre- gew^hnltr«
in Verbindlichkeken' besohrinken^ sobdem
h -• Massgabe ihres. YermÖgensi^ Reiterey;
iSTolky Geschütz und andern. Kriegsvo«^
li in mögliolister Menge - herbaysohaiFeBl . * '\
r^König sollte auvFührung des nnvermeid-« • -^ -'
neo Krieges £inen oder zirey oberste Feld-^ -
Ten ernennen; Bie Klöster -»Güter sollten '• ''
ick den Gütern des Adels in den Gespan-*
laften geschätzt und besteuert ^ die Kriegs4
ner zur Unterhaltung der Truppen in die
säen der Gespanschaften abgeführt, die Au»«
üang der Mannschaft unverzüglich Torgfr*
mmen werden*). Zum Sammelplätze wak
I Feld bey Tolna ; zur Ankunft der gesamm*«
1- 'Reichsmacht das Fest Maria Heimsuchung
nimmt. Da einleuchtend war, dass der Er^
der bewilligten Sub.sidie, wenn sie auch
tig und sogleich bezahlt würde, zu dieses
i^es Bestreitung nicht hinreichte, so wurde
Vorschlag gebracht, aus den Kirchen alles • >
tbehrliche Gold und Silber mit den yorrä^
gen Geldern zu Hülfe zu nehmen; die Be-
{niita dazu sollte der Legat hej dem apo^
tischen Stuhle bewirken. Allein; wie iwe-r
9 diess Alles der Mehrheit unter den Stän*-
B Ernst war, zeigte auch die Verordnung,
I
.o-
«».
t) Lodorici n. Decret VII. wU IX. X. XL ZJY* XVHL
CüL XXVU. XXIX.
dats Sich dfliF; Konig bey* auijwiirtigen Fürsieh
nm kk'äfti^exi- WaiFenbeystand bewerben sollte;
nigte allos Empörende , was sie nach dem
for. ^foy.— Landtage- TOn Cnrlsu Himmelfahrt Feste an,
29. Jugust.]^ 2U dem- schrecklichen ,: UogrLschen Gemü-
thera ewig imyergesslichen Joannis Enthaup^
tiihg.s Tage thäten und iinterliessen.
Niemand bewies in dieser Zeit des aus-*
fersten BedrängnLsses thätigern Willen und re-
gern Eifer, Ungarn; beyzustehen, als Tapst
72. Fifhr. Clemens der YII ; er schrieb an Kaiser Carl;
f., Marx, an die. Herzoge von M önmoreucy, Von Lau-
:3. ^prt7. trec, von Angouleme, toq Alen90Q) !ron
6. Afuy. y^ndöme lind von Lothringen; an Heim-
rieh den. YIIL, König Von England; aa* Erz-
berzog Ferdinand und asuebrere Deutsche
Fürsten;- er ermahnte r^ie alle zur Eintracht
unter sich, zur Vereinigung ihrer Macht wi-
der der Christenheit gemeinschafilichen Feind*);
und fand nirgends Gehör: nur der sicherste
unter allen ^ ILeinr ich, .sandte dem Könige
von Ungarn eine bedeutende Geldsumme, wiel*
che Clemens, aus der päpstlichen Scliatzkammer
mit funfzigtausend Ducaten vermehrte. Am
euversichllichsten rechnete er auf des franzö-
sischen Königs Franz edeln Kittersinn, . an
23. ApriL ihn ' schrieb er am nachdrücklichsten , schU'»-
^erte ihm Ungarns und seines Königs grosse
Trübsale, und oöenbarte dabey seine tragische
Ansicht Yon den Zeitorsclieinun^en. * „Gottes
„gerechter Zorn,", schrieb er für seine,, und
für spätere Zeiten treffend, „verfolget und
„dränget uns, denn unsere Sünden sind schwer
„rer als dass wir Barmherzigkeit verdienten.
rvr
1. • •
a) Raynald. ad ann, 1626«
HteOier ullmaclitige Senr':itDS.'pIfcgtiif%«Mwt
btigMiiy flt> käue er imn^rhia M6rd| ^jRäur:
ijren y Feuersbriin.ste y • Kmporiui)^ y. 'JSa1|f^
ttod Fest über uns yerhängeB mögen ;-d«a0r
aber den -Chrlstlicben 'f iirsten /nditi|fmt
n und Überlegung entnommen Kit ^ dartiif
weder dax allgemeine £lend ^flehen ^ micm)^
i himinkenden Gemelnweiien beyziuiprim
S denken; das ist aller Sinken <dio
ichi^ie, weil sie uns keine Hoffnung
ir vbrig iSsst *). ^^ Ludwig schrieb an
tritterfesten König inständigst unt :Hul£a
ad; aber. Franz halte für diesen Augei^
. für; nichts anders Sinn, als für rHachn
Laiser Carl; die unwürdige Behandlung
^end. seiner Gefangenschaft zu Madrit,; uoa
ihm aufgedrungene schiibpfliche Friede ,
i ihm näher,. als die Türkennoth der.UiH , -v.^
an dem Sawestrome. rr>v
Am schwersten drückte den Konig .de#
Bim in diesem Augenblick der Geldmann
um i}iai abzuhelfen hatte er schon Mon*
lach Misericordia den Neuszohler Kupfer- 16. jipriL
lel an Anton Fug g er auf fünfzehn Jahre^
BWanzigtausend Ducaten jährlich, . yerpach'*
und funfzigtausend im Voraus genommen^};
: nahmen auf seinen , auf des Graner Erz-
lofs, und des päpstlichen Nuncius Befehl
■«'ünfkirchner Fropst Ladislaus Macedo^
f und Feter Bornemisz.sza Yon Kapolr
lus der Franciscaner Kirche zu Sanct Fe-^
n Festh den silbernen Sarg des heiligen
ader Bischofs und Märterers Gerardus,
I.
Lifer. Clementia VII. ad Francitc. Reg. ap. Pray Epist.
r. P. I« p* 319. b) Th um ach warn b, bey Engel
,. dea UD£r% Keicka. Till. I. S. ao4.
n- i84 —
sw^ykatidert neunzehn Mark an Gettickt;
' «tis der Franclscaner Kirche zu Sanct Johainn.
in Ofen sesjchshundert dreyssig Ducaten in al-r.
ter Ungrischer Münze und fünfhundert Dqk
caten in Golde , niederjjelegt , yon dem Ujla-.
laker Herzoge zur Bestreitung der Heilig-^
sprechung des seligen Joannes von CapisT^
trano; aus den üorigen Kirchen und KImt^
lern zu Ofen und Festh die Hälfte alier gol-n
denen und silbernen Kelche , Kreuze ^ Leuch-i
tet und Gefässe, wogegen der König nach ge-.
endigtem Kriege aus dem Presburger Dreys-^
aigst und andern Kammergefällen yollkomme-
nen Ersatz versprach *). Mit dem unergiebi-«
2S. May. a^jj^ Schatze wurdcn Münzmeister und Mün-*
ter auf Wischegrad gesandt, um das alte Geld
umzuprä(J[en , aus dem geheiligten Golde und
4./tt>i»u#. gilber Pfennige zu schlagen. In acht Tagen
war die Arbeit geschehen ^), das Gold in des
Kdnii>;s Schatzkasten, und es war höchste Zeit,
dass Rath geschafft wurde, denn unterdessen
hatten die Osmanen Sanct Demeter in Sirmien
am linken Sawe - Ufer überfallen, die Be-
satzung, fünfzig Mann Fussvolk, die Flucht
ergriffen , mehrere Befehlshaber der Granz-
platze Yerzichtleistung auf ihre Ämter dem
Könige zugesandt, die Bothen Anderer der
Zahlung des Soldes für sich und für die Be-'
Satzungen ungeduldig in Ofen geharret. Pau-
^ lus Tomory, auf dem letzten Landtage, aus
der fast allgemeinen Stimmung der Magnaten
und Landherren den unvermeidlichen Unter-
gang des Reiches yorherse'hend ; sein und des
a) Liter. Ludovici II. Reg. ap« Pray Annal. P. V« p. 97.
h) Fragmeut. libri rationarii ap. Engel Moaum« iJ^gr.
]^ 191 et' 199.
— i85 —
Königs entsckiedenes Unvermögen , den Sturz
aufzunalteii ' ierkennend ; r ::wahrsclieinlick "auf
i^ine Dar»tellungen der nahen Gefahr von den
-yersammehen Ständen mit dem kränkenden
-Vorwurf e- ' klösterlicher Zaghaftigkeit abgewieK
Js0nL*); hätte sein Amt niedergelegt , Feterwar«-
idein verlassen', nach Colocza sich zurückget-
ao^n, und den. festen Entschhiss/geCasst^ Ach.
•niitih des jErzbisthumes zu begeben. Nur. der
ipips'tliche Ntincius, Anton- Füllea.del'Büy*-
igio war noch im Stande, diesem, leider, üiOr»'
-ssigen Mann .auf seinen Fosteu' suriickzuführen
-mit • vierzigtausend Ducaten:: .des- papstliblieil
Oeldes, womtt er seinem Kriegst und Sohiffil^
Volke dien seit langer Zeit rückständigen Soll
auszahlen kozmte. Nach der Ansicht d^s
iNunciuSi-von dör Dinge bedenklichem Zastande,
sollte der ;£apst^ ' entweder, von den übrig^ii
f ursten der "Christenheit . unterstützt , noch .
^zwey Mahl htinderttauseiid' Ducaten aufbrin*
igen , worauf sich allen Falls einige Hoffnung
guten Erfolges gründen liess« oder gar kein
Geld mehr senden; denn das wenigere wäre
Vfeggeworfen, das bisher gesandte überflüssig
.jyenug, des .apostolischen Stuhls Bereitwillig-
keit, zur Hülfe zu beurkunden^).
1 ' ■' » < \
a) y\iNeque unüm habeni capitaneum tui höc negotium eomf
fmmittere possent» praetor Colocensem^ tt illum ita tractaruntS"
Liter. A nto«. PpM. de Burg. ap. Fror P* I. p. 228. h)
:|jiter« cittt. Antoiir.Pull. de Bvirg^ fiudae, dU Sanctorum
(Marcellioi et I'etrfi d. i. am a. Juniua — aö Termuthe ich)
1626. ap. Pray 1. c p. 126 sqq. Denn wenn der £rxbicchof
aeiiien Posten verlassen hat, so- kann ea nicht Yor, sondern muaa
n'vcfii dete Landtigei' welcher am 10. May .endigte und worauf
tFddiorj achltfefat Ivbandelt wurde, geschehen .aeyn; alao nicht
auf Phil»ppi und- Jaoobi, d«a ist 1. M47 wie -Pray rermuthety
bezieht sich das die Sanctcrum. Zwischen den 1. und 8* May.
ist Jceip .Dies 'Saactonim oaehrt der hachste 'Brief dea Nnnctua
an Sadolet vom Ai«LMay:bosiekt aieh auf feinen letaten vom 8>
— 486 —
Von 4em aus . Kirchensilber gemühzften
Gelde^ wurde soglexcli Johann Sze^
vcf'C.seny, königlicher Kämmerer mit dreytau*
sebd - einhundert funfzi«;^ nach gutem Münz-
füae^fuDßsehohunderl fünf und siebzig »Ductf*
-teo, als Sold für Kadicsh^ Bossicsh «ad
•Faul B'akicsh^ Haiiptleule über lausend Mank
jfichiiEsyolk.nBch'Feterwardein abgesandt*);, dem
'PÜatin . Staphan ßithory konnten auf AIh-
•schlag' seine« ' Gehaltes sechshundert fünf ncid
6.Juniua..^l^zigy dem . Hauptmann Benedict KömiyQa
für hundert Mann' Fussvolk zu Temasvar dier
iKiidi'mit 'seehishundiert fünfzig Ducaten gviber
-Münze bezahlt; »und vier Centnier Fulreri'aii
Aterwardeinr .Vertheidigung fiir -sieben 'und
«eölizig 'Ducaten gekauft werden. .'Aber ichon
an eben dem Tage musste Feter Feket^,
•Bothe des Zewriner Bans, Johann Kallny;
7. /Mniu«. um folgenden: Michael K oppiiny/ ßothe des
•Coloczer Erzbisch'ofs, den Gelialt für ihre
Herren verlaogend, auf die Bezahlung in Ofen
•warten**).
Dringendere' Ausgaben yer.<clilangen so-^
gleich jede eingegangene Geldsumme; am
31, May. Frohnleichnams Feste wurde der Königliche
Kämmerer Niklas Froznoc-zky nach Bohe-
men beordert , um bey den Landherren und
Rittern um Hülfstrüppen anzuhahen; zur Be-
streitung seiner Reisekosten eippiing er hun-^
BkJuniui. Attt fünfzig Ducaten. Freytag vor Barnabae
I *
llij» Der hier angefUtirte Bnef , kann aUo aoch nicht auf d«
tien diem Sancturani awisclien dem 8. und a4. May gehören und
oaoh dem 34« May ist kein dies Sahctorum mehr bia autai' su
Juniua.
• a) Fragment. Libr! Rationarii ap. Engel 1» c. p* 'ä99*
h) Fragmeut« Lib» K«Ltiont !• c. p« 199. ao2«
— % -*
Joha tiii ^!B«isi>f thy MÜi <TMalkf«^ mit*' >" ' ^^i
auend rD'bOMfen «ur BezftUiiiigtiier. ^^[<$.
<we7cW''d«r^:]p(äp.uUchtf 'iNlinÜtti 'inir 1m»^ .
tkendim He^rfakrt ange^oi^blfb r 'ÜkAtAT;
Reiise. kostet« 1 2 wey tihdf-'ii^bKl^ DttotMh
ig fflenmw^ Minwach tla^Mf Wurde 'd4& 12. /imim.
y th y , H crr Vn 1 e ht i ti i&.<JiUH bin. 'AH^
deri königliche' 'G^heinifk^eitMf^w««^
:e inacbgVMi^/' Üm-d|i 'S^dliifl 'dMr 28. /»mW
iTÜlker'2iu^ bew^eb*)!» deur •86fami4ek||Mi
eil Wir ihre SftutnfteligUifiik'^'bi^kt eu iMS
I ^* ^ lieahdieni Ungarti» abgeüekenmr Pfblet
detii letalen Levidtage d«tm::OI«)ftGl2ier Bt^
F.Siatiti^laui^' ThüVso veriitsliert' hmü^
iteiufvhothig,'c)af).$ die fiSbä^Ml* teiid MffkF-
nele Marinstchaft schiökt^Q^^^nijrr Leute
viele Fahnen wären erfut^^T^Ubb j; dei^k
d^r 2ia)il der ktzteiHi 'berechneten d^
men •• de» gegenüber stek%)kitlea feifld^
.e« ^ G4ifg dotSi'^ie Verblenduiif«^ »o >feit>
gütigere Herren vom Adel- j^den Beda«kt<^
rn ftir des Väterlandes' Feitid oderWer^
T erklärten • ivolcher bez^veifeltcj dtfJis isi^
'eige, ungläubige, ;<^cht^cht^ labttscharen-
^ blcvHs mit den Ringetü/ Welche flie*-lin
©im- trügen, erdrücken wurden-^). Dabejr
le in der Hauptstadt .«selbst gemordet ,' ge^
t, unter den Augen des Königs gejül^lf,
LEt, um die'Wetle auf fünf, auf zeHtf^
nehr Tiirkenköpfe , welche ;feder abhaueft
te, gerecht; und diese Haser^y <tfls Fav-
ismus y aU Muth / äh «deiige Bravhek
*t*gm. Lih. Ration. 1. c. p. io4. 2o4. 208. h) Du-
itt«, nU.OkrtiiMUg«. Ltd. XXXIIK • ■ -^ -^'^ ^ '
— i8ß ~
14. /iMi II«.: : r Ersc-Mn Donnerstage. hacH .Yiti reiste des
JKjonig^ Hofberr .JolianQ Graf von Hardek
.iu|t • tausend fünfzig Ducaten nack Wien,, um
;Waffen ..und anderes Feldzeug einzukaufen;
lUnd an eben dem Tage wurden dem Woiwoden
< «.^ aMartin Lukaricsh und seinen Gefährten, als
• Söild für dreyhundert Fussknechte zu laicza,
neunlmndert fünf und siebzig, als Kostener-
..\ .>- - aa'tz und Wartegeld für «deben Monathe und
»wey Woche», dreyhundert zwey und funf-
, ^i^ Ducaten bezahlt« Zwey Tage yorher- war
jTnomas Nidasdy mit königlichen Briefen an
•^^n Erzherzog Ferdinand, und an Deutsch-
lands Fürsten nach Speyer abgegangen"). Dort
.wurde Montag nach Joannis ein Reichstag er-
öffnet, und unter andern auch des Ungriachen
Königs Bitte um WafFenbeystand vorgetragen«
Er wurde auf Ferdinand' s eifrige Verwen-
dung bewilliget und versprochen; aber weder
Ein Mann noch Ein Häller gesandt. Die
Ileichsfürsten durch das Torgauer Bündniss
seit kurzem vereinigt, hatten vollauf zu thuo,
um unter dem Vorwande, Gottes Dienst von
.Ffaffentrug zu reinigen, Gottes Wort von Pfaf-
fendruck zu befreyen, sich dem weit hinaus
berechneten Bestreben des Kaisers Carl nach
souveräner Herrschaft kräftig zu widersetzen,
die zweyhundert acht und achtzigjährige Spal-
tung zwischen Kaiser und Reich anzufangen,
und Deutschlandes Schicksal, welches wir er-
lebt haben, unausbleiblich vor:iubereiten ; das
Deutsche Volk hatte Martin Luther geleh*
ret: dem echten Christen gezieme Unrecht zu
leiden; weder der Gewalt des Kaisers, noch
a) Fraj;ment. Lib. Karton. ]. c. p* aoB« an*
Tgend anderer verfolgenden Macht tu* wider--
(tehen: wider den. Türken streiten, • beisse ge-^
ren Gottes ziichtigende . Heimsuchung kam-*
)fen ; warum könne keine Heerfahrt wider ihn
glücken, jede nur seine Macht verstärken^
leine Herrschaft erweitern; und diess war AI-
eU) welche den pflichtmässigen oder den be-«
k)Ideten Waffendienst scheueten^ recht zuträg**-
iches Gottes Wort ; aus. Deutschland also hatte
Jngarn keine Hülfe zu erwarten;
Von Barnabä bis Gervasü und Frotasii zo-ii-*i9./uii«
Jen königliche fiofhen, Johann: Fytthor
lach Weszprim und Sluhlweissenburg | um
iron den Capiteln daselbst die ihnen auferlegte
bleuer zu erheben , und damit sogleich dem
hn begleitenden Herrn Sigmund Banffj
Jen rückständigen Gehalt zu bezahlen; Jo-^
lann Thomicsh nach Gran, Georg Bri-^
lacsh wieder nach Stuhlweissenburg) um
^on den Bürgerschaften beyder Städte, dort
ausend, hier drey tausend Ducaten zu fordern^
lamit die Jaiczer Huszaren besoldet werden
konnten; Johann S^ffär nach Colocza,
Stephan Fekete nach Gran und Watzen^
um von den Dom -Capiteln die Kriegssteuer
Tür den König einzutreiben '^). Andere Bothen
sogen in eben diesen Tagen mit königlicheni2— 22./iiii.
Briefen in die Gespanschaften, Uriel Koz-
tholyäny nach Bars, Trencshin^ Thurocz,
Liptau, Arva; Niklas £rdely an die Äbte
v^on Szekszard und von Batta; Niklas Deak
von Rahotza an das Fünfkirchner Capitel, in
das Baranyaer Comilat, an die Abte von Pccsh-^
Varad und von Sümegh, an die Herren Lo-
a) Ibid. 1. c* p* 207. ai3. ax8. 219.
VI. TheiK I9
renz hinity^ Valentin Toruk und an
die Witlwe des Falatins Emerich Fer6ny;
Johann Acz6i an die Städte Kaschau, Epe-
ries, Bartfeld) Zeben und Leutschau; Ste-
phan von Nagy-Lak wieder in die Barser
Gespanschaft und an den Abt auf Martinsberg;
Gregor Deal£ von Szegedin, in die Gespan-
achaften B^kes und Bihar, an Herrn Stephan
Cniky, an den Buchof und das Capifel von
Grosswardein ; Dionysius Pogrin in die Ge-
spanscbaft, an den Bischof und das Capitel
TOn Neiira: sie alle wurden gemahnet, der
letzten Reiohsverordnung gemäss, unter Strafe
der Treulosigkeit, Prälaten,. Herren und Adel
mit ihren Banderien und Dienstleuten ^ am
Feste Maria Heimsuchung auf dem Tolbef
Felde sich einzufinden; Äbte und Capitel, ihr
W^AFenvolk zu senden •).
Inzwischen warSolejman's Vorfrab nach
Belgrad eingezogen; der Donaustrom bedeckt
von seinen Schiiien, mit Volk und Kriegs-
vorrath befrachtet; da wurden Eilbothen ab-
gefertigt an den Grafen Christoph Frange-
pani und Niklas Grafen von Salm, um ih-
nen die oberste Feldherrnstelle anzubiethen;
Hannibal von Cy pern mit päpstlichem Gelde
nach Mähren, um Söldner anzuwerben; eben
15— 22./Mit.dahin Johann Wankony, um Packpferde
einzukaufen; Bernhard Baran, königlicher
Kämmerer, und gleich hinterher des Köoi^i
Hofmarschall, Andreas Trepka, um die
Mährischen Stände zur Absendung der Hülfs-
truppen anzutreiben; Kmericus Bebelc^ j
Propst zu Sanct Niklas in Stuhlweissenbur^i ;
I
a) Ihidm 1« €• p« aoS. ai3« ai4* 117. aa4. aaS«
i
an den Falatin Stephan Bithory, an des
Königs Ober- Mundschenk Ladislaw Mor^
an den Fünfkirchner BUchof, Philipp us
Mor^y an die Äbte von FtScshyarad und von
Ssekszard, mit dem königlichen Befehl, dem
SU Folge sie mit ihrem Kfiegsvolke zur Yer*
theidigung de's Granzgebielhes und der Über^
fahrten an der Sawe unverzüglich dem Co*
loczer Erzbischofe zuziehen sollten *). Das
Reisegeld für den Fropst Bebek^ zwey und
neunzig Ducatett| musste bey Leerheit der kö«
oiglichen Gasse, der Nuncias del Burgio
Tonchie.Hsen. Von dem Grafen Salm kam
Ablehnung der obersten Feldherm- Stelle, mit
Yorschützung von Aller und Kränklichkeit;
von Frangepani Aufschub seines Sntschlus^
se.s; der Falatin und die übrigen Herren moch-
ten ^m Befehl des Königs, der Landadel ih-
nen nicht gehorchen. Die Lage des Königs
war »chrecklich; schrecklicher die der klugen
Königinn, welche sie tiefer fühlte, und bey ihren
Einsichten an keine Rettung glauben konnte«
Ausser der päpstlichen, keine Hülfe vom Aus«-
lande, nicht einmahl von nahen Verwandten;
keine Unterstützung von Vasallen, kein Gehor-
sam von Beamten, kein guter Wille in den
Reichssassen, keine Finsicht und keine Ein-
tracht in dem Staatsrathe, kein Geld in der
Gasse, keine Schiffe auf der Donau, überall
nur dürftiger Kriegsvorrath ; in des Königs
Umgebungen nicht £in Mann, welcher einen
Haufen, noch weniger ein ganzes Heer zu
ordnen verstand, nicht Einer, welcher je ein
blosses, mit Feindesblut übertünchtes Schwert
a) Tru^mtuU Lib. Ration. L e. p. iia. aiS. iiS. itS. aaS.
— ig* —
gesehen liälle; und zu dem allen der schreck-
liche Solejman mit dreymahl hunderttausend
Mann };cgen Ungarn im Anzüge*).
19./ttiiuM. Am Tage Gervasii und Protasii wurde be-
schlossen, die Reichsgesammtheit durch Her-
umsendung eines heutigen Schwertes aufzubie-
then. \^er in älterer Zeit auf solches Auf-
geboth dem Waffendienste sich entzogen hatte,
verfiel in den Stand der Knechtschaft, später
in Ehrlosigkeit; jetzt, setzte das blutige
, Sthwert niemanden mehr, als die Herolde,
welche es herumtrugen, in Bewegung. Für
fünfzehn Bx)then, welche den Befehl dazu in
die Gespanschaften, an Magnaten und bn Her-
ren bringen sollten, mussten die Reisekosten,
zweyhundert acht und neunzig Ducaten, erst
23. Junrti«. aufgebracht werden; und am Vorabende Joan*-
nis waren in allen Gegenden und Provinzen
des Ungrischen Reichen blutige Schwerter,
ohne^Furcht und ohne Rührung, anzuschauen^).
26. 27. Jan.Am nächsten Dinstag und Mittwoch gingen
anch die Verordneten , mit königlicher und
päpstlicher Vollmacht versehen, ab, Michael
(Jsaky und Caspar Szeredy in die Gross-r
' M^ardeiner Diüces; Michael Petherdy nach
Stuhl weissenburg, Johann Deak nach Gran,
um überall aus Kirchen und Klöstern die
Hälfte alles vorhandenen Goldes und Silbers
in Empfang 2u nehmen. Mehrere rückstän-
dige Besoldungen waren bereits darauf und
geradezu nach dem Gewichte, angewiesen. AI*
\ ^.
m) So «childert den Zustand der Dinge der beeonnene Beo*
baeliter Anton Piillco del Burgio in seinem Sendschrei-
ben an Sadojet Ofen vom 19. Junius 1626. bey Praj £pist
Viocer. P. I. p. a43. ^)• Liter, ead. Au ton. de Burgio
1. a. — Fragment. Lib. Bat. 1. e. p. 216-^237.
I
r
I
(
— "Sä -
e: Y«r<x^jieten fanden alleolhalben >Vi-
id. Der Versicbening Ludwig'«, dasn
h dem.Kntse Alles reichiicli erseizcn-
wurde nicht jjejjlaubl; seiner Noih
jffeachtol; seinen »escharflen Gefehlea
fpl^e j»eleMlet'); und wo noch etwa»"
ti wurde, dort {»in^ es nicht viel hes-
ilt am Laureotii Tage zu Leutschau.
•bin Verordneten waren der Erlauer
Ton SanCt Peter und Herr Stephan
■der Magistrat liess sie herrlich beivir-
» de» Stadtpfarrer«, Meister Sebastian
al.s Haus, und beschenkte jeden mit
Ubernen LülTelB. Dalur tiessen s'te zwey
'•uzen , drey grosse Kreuze und einigt
1, an Gewicht hundert fünf und zwan-'
irk, aus dem Verzeichnis TiJlIig weg;
irin aufgeführte Gold und Silber wog
t vier und sechzig Mark, slo scliiieben
undert zwölf, bestimmten davon die ,
{ür den König, und liessen {^eh diei^es
in Verwahrung der Leulschauer, bis
i» ausdrücklich hefehlen würde, wenn
ohin es abzuliefern sey ''). Für alle.
, welche solche Vollzieher ihrer Ver--
ffen , entweder nicht kettnen woHeD/.
.illschweigend dulden,, ein treuer S|^ie-
is Bild ibres gewissen Unterganjjes dar-
L Bcy dem ehr- und treulosesten Be-
der Üngrlschen Staatsbeamten in des ,
ndes gefahrvollster Lage darf es nicht
befremden, dass selbst der Talatin Bi-^^-^-f""
er. I.ndovici id Statu* et Ordine« VandlHni. DiÖ'-
"rax Kpi>t- Trocer. P. I. stS. 3.S0. Fragm. Li b. R a-
c t>. a.^o. 3.11. 33.S. i) Sp«cfogcl Annal. Con-
ITagtttr Aiui*!. &«rp(u> P. IL p. UG.
- a9* -
thory^ der Bau Carlowicshy und der zum
obersten Feldherm berufene Graf Frangepani
die Zahlung ihres Soldes durch Sendbolhea
mussten betreiben lassen*).
Unterdessen hatten zwej Mahl hundert-*
tausend Türken bey Sanct Demeter über die
Sawe sesetzl und im Umfange einer halben
Meile mr Lager aufgeschlagen, die HoiFnuBgi
die Überfahrten an diesem Strome zu behaup-
ten, war Terschwunden ; der Falatin, welchen
man an den Gränzen in voller Waffenarbeit
glaubte, sass in der Sümegher Gespan!»chaft
auf seines Bruders Andreas Burg Babocsa
an der Fussnicht leidend. Durch den Hof-
bothe'n, welcher ihm des Königs wiederhohlte
Befehle gebracht hatte, liess er melden, er
sey bereit auszuziehen, doch so, wie es dem
Palatin geziemt, an der Spitze eioes gehörig
bewaifoeten Heeres; Bauernvolk. köi>nle er
nicht brauchen. Vorschüsse im Dienste des
Königs halten auch seine Gasse erschöpft;
Ludwig möchte ihm eiligst Geld und Mann-
schaft nach Mohacsh senden. Da nichts von
beyden kam, reiste er selbst nach Ofen, be-
schwerte sich über die Dienstverweigerung des
Adels in den südlichen Gespanschaften, und
blieb an dem Hoflager bis zu des Königs Aas-
zuge. Der Erzbiscliof Paulus Tomory hatte
nicht Fleiss, nicht Verheissungen , nicht Ge-
walt gesparet, um den Bacsher und Sirmier
Adel unter Waffen zu bringen; Alles vergeb-
lich; das elende Vonthum bestand auf seinen
aogemassten Freyheilen, nach welchen es un-
ter keines andern Fahne, als unter der könig-
a) Fragin. Lib. Ration. K e. p. aSa— a34«
— ag6 —
liehen^ und nnler des Königs persohlicher An-
führung zuni Waffendienste verpflichtet seyn
wollle. T o m o r y' s ganze Kriegsmacht bestand
aus tausend Reitern und fünfhundert Manli
FussYolk, welche ihm der Papst gesandt hatte.
Des Feindes Absicht ging auf Peterwar-
deiD, der Platz, heute fast unbezwinglich, war
damahls nur wichtig, doch nicht so fest, dasa
er sich leicht behaupten liess. Die Stadt liegt
auf der flachen niedrigen Erdzunge, welchie
die Donau in ihrer Wendung Ton Südwest ge-
gen Südost bildet; yor derselben waren ntur
noch wenige Aussen werke und Wälle«. Die
breit, tief und reissend vorbeyströmende Do-
nau litt in jener Zeit weder steinerne noch
hölzerne Brücke. Die Festung auf dem Fel-
senberg in Fjelsen gehauen, liegt hart am Ge-
stade des Flusses, welcher so wie die Stadt
Ton ihr beherrscht wird. Die Stadt konnte
schon damahls nur von östlicher, die Felsen-
burg nur von östlicher und südlicher Seite an-
gegriffen werden; ein AngriiF von der Wasser-
seite war nicht zu befürchten. Befehlshaber
des schwach besetzten Platzes war George
Sohn des Benedict Alapy. Tomory ver-
langte von (Jfen Yerhahungsbefehle, ob er mit
seinen wenigen Streitkräften sich dem Feinde
Preis geben, ob er von Peterwardein abzie-
hen , ob er dem Könige zuziehen , oder was
er sonst thun sollte. Wie kein Geld, so war
auch selten guter Hath an Ludwig's Hofla-
j^er; der Staatsrath war grössten Theils aus
einander gegangen, die zwey oder drey zu-
rückgebliebenen konnten zu keinem Entschlüsse
kommen. Statt aller Weisung kam ein Hof-
herr mit zweyhundert Huszaren, um den Bacs-
— agö —
■Lor, BodrogWy Barahyaer und Sirmier Adel
-£ur Bewaifaung anzustrengen. Allein wo des
Erzbischots Ansehen nichts wirkte , wusste
man auch zwey hundert Huszaren in gefälliger
.Höflichkeit zu erhalten, und artig abzufertigen.
Zweckmässiger, nur zu spät, war der von
einem Unbekannten eingesandte Vorschlag, dem
SU Folge der König dem Siebenbürger Woi-
den Johann v.on Zapolya befehlen sollte,
in Verbindung mit lladul, Woiwoden der
Walachey, entweder Solejman's Heer im
Rücken zu überfallen, oder einen Streifzug
durch Bulgarien und Thracien zu unterneh-
men. Der Vorschlag schien anfänglich ver-
dächtig, weil ihn Zäpolya, an dessen Treue
und Redlichkeit man zweifelte, ausführen sollte;
als aber der Graner £rzbLsoho(^ Ladislaus
Szalkän die Sache bililgle, wurde Urban
Batthyäny mit dem ßefelil der eiligsten Voll-
ziehung an Zapolya abgeferllgt. lladul war
der Ungrischen Überherrlichkeit getreu crge-
25. Junius.hen^ und noch am Dinstage nach JoannLs
war sein Abgeordneter, Johann Szalanczy,
mit geheimen Nachrichten bey dem Könige^};
wahrscheinlich ist sogar, dass der Vorschlag
entweder yon Radul selbst, oder von Sza-
lanczy kam; allein Zapolya rechtfertigte
den Verdacht wider sich, dass er Nichts that,
80 lange noch Zeit war £twas ^u unternehmen;
gpäterhin musste Radul zum Geissei für seine
Treue gegen die Pforte, seinen einzigen Sohn
in des vorsichugen Solejman's Lager senden^).
a) Fragment. Lib. Ration, 1. c. p. 'j5o, ft> Liter. Ant.
Pull, dv Uurgio ad Sadolct. Dudae 3o. Junii 1026. ap. Prof
Epitt, Prncer. P. 1. p, aoi. Stephan Broderic. Deicript.
Ciadia Mohäua,
— ^97 — ^
Am Feste Maria Heimsuchung ^ an dem 2. JuU'ut.
Tage, da die gesammte Ungrische Reichsmacht^
drey Mahl, durch den Reichaschlu^s, durch
eigene Böihen, und durch Herumtragung blu-*.
tiger Schwerter, aufgerufen, auf dem Tolner
Felde schlagfertig stehen sollte, aber noch
nicht ein Mann daselbst stand, zog Solejma:ifc
nach Belgrad ein: und der König sass noch
auf der Ufener Burg, in wehmiithiger Geduld
des Geldes harrend, welches aus karglich ein-
geliefertem Kirchensilber gaschlagen werdeli
sollte; und ängstlich erwartend, wer etwa von
Fralaten und Magnaten mit Kriegsvolk ankom*
men dürfte, um ihn auf die Heerfahrt zu h^-
fileiten *). Sonntag nach Margaretha gegen I5w JuUm.
Mittag bestürmten die Osmanen zum ersten
Mahle die untere Stadt Peterwardein , und die
gegenüber liegende, jetzt Neusatz genannte
Schanze zugleich. Jene vertheidigte Georg
Alapy mit der Besatzung; diese Paulus To--
mory mit vierzig kleinen Kähnen; an Mann-«
Schaft hatte er noch nicht mehr, als tausend
Reiter und dreytausend Mann ungeübtes,
schlecht bewaffnetes Landvolk; der Feind hun-^
dert Kähne, und drey und zwanzig dreyrude-
rige Galeeren. Bis zum Einbrüche der Nacht
wüthete auf beyden Plätzen der Kampf. An
den Stadtmauern wurden über tausend Janit^
scharen getödtet, von der Schanze aus Eine
Galeere in Grund gebohrt , mehrere feindliche
Kähne genommen, die Mannschaft niederge-o
macht, wobey Toniory nur acht Mann,
Emerich Czybilk, Hauptmann der Reiterey,
a) Liter. Ant« Fall« de Burgio Budae 8. Jul* i526. 1« o.
— ag» —
. min Pferd rerlor. Dem ersten Glücke
• trauend y hielt der Erzbischof in der Nacht
■och Krtegsmth. Man berechnete die gerin«
Cen Streitkrifce gegen des Feindes überlegene
Macht, und beschloss die Schanze zu yerlaa-
aen. Mit Tages Anbruch zog sich Tomorj
an die Palanker Fuhrt hinauf«
16./aftZiiM. Am folgenden Tage wichen die Osmanen
so weit Ton der Stadt zurück , dass die Be-
satzung ohne Gefahr, aus der Donau sich mit
17. JmliuM. Wasser versorgen konnte. Dinstag Mittag
wurde der Sturm zum zwejten Mahle mit
nicht besserm Glücke versucht, der Besatzung
schweres Geschütz streckte die Janitscharen
!•• JtUitf. haufenweise hin. Mittwoch steckte der Feind
Futak und die an der Donau liegenden Dorfer
in Brand, begann die förmliche Belagerung,
und besclioss die Stadt von vier Seiten. Nach
Tomory's Kenntniss konnte sie längstens
durch zehn Ta«{e sich behaupten ; diess mel-
dete er' dem Könige durch den Bosner Bi-
schof Georgius vonPaliszna, und verlangte
zehntausend Mann Fussvolk, womit er des
Grossherrn Schitfsmacht aufreiben, die Peter-
wardeiner Schanze wieder erobern, und die
Stadt entsetzen wollte; müsste er ihm aber
diese Hiilfe versagen, so wäre die höchste Zeit,
um von Solejman^ auch unter den härtesten
Bedingungen, selbst unter der, eines jährlichen
Tributes, bis auf günstigere Zeit sich Waffen-
stillstand zu erbitten. Wahrscheinlich würde
er ihn gewähren, da des Feldzuges Verlänge-
rung ihn bald mit Mangel an Lebensmitteln
drücken müsste, sein Ehrgeitz an dem bewil-
ligten Tribut hinlängliche Befriedigung ge-
wänne: Leider dass es mit Ungarn so weit
gekommen ware^ docli aach seiner klaren An-
sicht von den Dingen ^ könnte er dem Könige
keinen andern ^ noch bessern Ralh ertheilenM«.
Gern hätte ihn . auch der König und sein klei-.
ner Staatsrath angenommen ; aber sie fürchte-
ten des Adels Uaeufriedenheit, und die Wuih
der Lungen <- Helden, welche taglich unter
-wildem Zetergeschrey auf >aUcn -Stl^assen und
Plätzen Ofens ihre Säbel an den Steinen wetz«*
ten^ um mit dem, was ihnen mangelte , mit
Muth und Vaterlandsliebe, wenigstens zu prah-^ v
len. WirklichlDs, geübtes Waffen volk hatte
Ludwig um diese Zeit zu Ofen noch nicht
tausend Mann beysammen; er war daher un-
vermögend dem JSrzbischöfe zehntausend zu-
zusenden. Dagegen wurde Stephan Ba- «
thory, aus dem Hause Somlyo, eiligst nach 19. /»Zum
Siebenbürgen abgefertigt, mit des Königs ge-
messenstem Befehl, dem zu Folge, Johann
von Z^polya mit der gesammten Macht sei-^
ner Provinz aufbrechen, unter Weges alle
-waffenfähige Mannschaft an sich ziehen, und
bey Tolna mit dem königlichen Heere sich
•vereinigen sollte **)• Am fünften Tage war
Bäthory zu Klausenburg eingetroifen ; von.
dort über Lugos, Temesvir, Szegedin und Ha-
lasz bis Tolna sind drey und sechzig Meilen; .
hätte Zapolya^sich sogleich auf den Marsch
gesetzt, zwey Tage hinter einander jedes Mahl
nur fünf Meilen* gemacht, jeden dritten Tag
geruhet, so konnte er zu Laurentit, spätestens
zu Maria Himmelfahrt bey Tolna eintreffen.
Endlich am Freytage vor Maria Magda- 20. JuUu
a) Liter« Ant. Poll. de Burgio Buda« aa. Julius. L e»
p. a65 «qq. h) Brodtric 1. c.
— 3oo —
leua tog der König • aus der Hauptstadt ^ in
kleinem Gefolge Ton' Prälaten und Magnaten^
mit zireytansend fünfliundert Mann, von papst^
liehen Hülfsgeldem angeworbenem Fussrolke;
tausend Huszare« der Königinn, und fiunf-
ktindert Reitern. des Graner Kratbischöfs.; -alae
ikicht einmahl dtf höch3te PrSlat des Ungii«
sehen Reichcäi hakte seine pftichtmassigen anrejr
Banderien Tcdlzahlig im Stande! Ludwig's
erster Marsch ging nur bis Erd ; dort verweilte
er zwey Tage, verlor sein liebstes, völlig g»*'
Sundes Pferd durch plötzlichen Tod', sah'
schlimme Bedeutung des Vorfalls in unglicki-i
schwangerer Zeit, und nahm auf der Insel:
Csepel zum letzten Mahle von der Königuuv
aS—sa/ftZ. Abschied« Zu Eresin blieb ;er vier Ti^e^
des Zuzugs einiger Prälaten und Magnaten har-
rend; aber niemand kam, als Andreas Bil-
; th6ry, des Palatins Bruder, aus dem Hause
Ecsed, mit einigen Haufen seiner Dtenst-
t mannen. Von dort aus sandte Ludwig den
PalatLQ nach Tolna, um den Adel der Tolner,
Sümegher, Szalader und Baranvaer Gaspan-
sohaften aufzubiethen ; bey des Königs An-
kunft daselbst sollte kein Landlierr fehlen.
Vier Meilen weiter^ am rechten Donau->
27. /ift^, ufer , bey Pen tele, wo in alter Zeit Römi-
a) So berichtet« Ant« Palleo del Bnrsio am aa« Jnliu
Btch i«oni: ^,di ptii tanto ho travagUatCy che no fatta usirt
ffla Maesta del Re da Buda a li XX, di tf netto fa Im prim»
^fOllogiamento dua miglia lontano di qui ovc e $tato in ßnM
^,ad hogi.*^ 0er Italische Text ^tcht bey Roriar Hist. JSpitc
QEccI. I . V. p. i47« Nach Brodericshs Bericht, wSr« dar
König erat den a4. Juliua auf|;esogen, weil aber del Burgio
grÖsaten TheiU aeineti Bemühungen dea Königs Aiilaug atiacbreibr,
und deaaen Aufenthalt in Erd bestimmt aufden as. Jnliua beachrSokt»
ao wollten wir lieber dem ruhigen, beaonnenen NuDclua, als
dem durch die Lage der Dinge gewiaa sehr gejfngatigten» Biithia
tecatreuten Rciohakapiler Broderieah in acsner Angab« toJIgea»
— OOl —
sehe Pfeilschützen standen, und der Ott I fi-
te reis a hiess, traf der König Herrn Ste-
-phan Bäthory von Somlyo mit Georg^
fidcsy, Johann Z^polya's Geheimschreiberp
^welcher meldete^ der Woiwod hätte vierzig^
tausend Mann in Bereitschaft, wüsste jedoch
nicht, wie er sich bey des Koni;;» wechseln**
den und widersprechenden Befehlen zu ver^
halten hätte. Zuerst wäre Caspar Horvath
TOn Wingarth, königlicher über - Truchsess^
j;ekominen mit der yVcisung, dass er, ohne
Verzug nach Ungarn aufbrechen sollte. Gleich
darauf wäre Urban Batthyäny erschienen mit
dem Auftrage, entweder den Gross- Sultan
im Rücken anzugreifen, oder mit dem Woi^
woden von der Walachey nach Bulgarien ein-«
zufallen. Jetzt hätte ihm Stephan ßathory
von Somlyo den Befehl überbracht, sich au-
genblicklich gegen Tolna auf den Marsch zu
setzen. Er wäre bereit, hinzuziehen, wohin
der König ihn rufen möchte; er selbst müsste
seine Vereinigung mit des Königs Heermacht für
das Zuträglichste halten, da es zu Angriifen
des Feindes im Rücken schon zu ^spät wäre,
und Sole j man von der Treue des Walachi-
schen Woiwoden durch dessen einzigen Soh-
nes Abforderung zum GeLssel sich bereits ver*
sichert hätte. Damit er nun zuversichtlich
handeln könnte, sollte Ludwig den früher
durch Batthyiny übersandten Befehl förm-
lich widerrufen.
Diess that der König im nächsten Lager TB. JuUu».
zu Földvir öiFentlich im Kriegsrathe, Zapo-
lya's Bothen entlassend mit mündlichem und
schriniichem Befehl, Kraft dessen, bey Ansicht
desselben , der Woiwod , der Siebenbürger Bi«
— 3o3 —
ftcliofy Jotniies Goszionyi, die Adelig»-
ftammtheit, die Sachsen und' die Sz^kler unter
Strafe der Treulosigkeit unverzüglich sich auf-
machen ^ nach Tolna ziehen, Johann toh
Zäpolya nicht nur den Adel, sondern auch
alles Landvolk unter Weges ausheben ^ und in
das königliche Lager mitbringen sollte. Georg
Bdcsy erhielt noch die besondere Weisung,
auf der Heimreise sich nirgends aufzuhalten*
und um Alles desto kräftiger und schneller zu
bewirken, wurde ihm der Ofener Propst und
königlicher Geheimschreiber Joaifnes Stati-
lep, scharfsinniger und gelehrter Mann^ mit-
gegeben. So wenig durchschauete auch nur
ein einziger Mann tu Ludwig's Umgebungen,
dass Zapolya's Bothschaft leere Ausflucht,
dass der Propst Statileo nicht nur Zipo-
lya's und Werböczy's Partey ganger, son-
dern im königlichen Staatsralhe auch ihr Kund-
schafter war*). An Petri Kettenfeyer, dass
ist längstens in fünf Tagen, konnten B^csy
und Statileo zu Klausenburg anlangen; Jo-
hann TOn Zäpolya am folgenden Taga auf-
hrechen, und nach dreyzehn Marsch-, füaf
Ruhetagen an dem Feste des heiligen Königs
Stephanus in L u d w i g' s Lager einziehen.
77. jiugMtiD'ie Siebenbürger yernahmen des Königs Be-
fehl, diess Mahl mehr des bedrängten Va-
terlandes ängstlichen Ruf; aber niemand folgte
ihm; Johann vonZapolya war unerschöpf--
lich in Vorwänden, seinen Ausmarsch zu rer-
zögern^); und die Sächsische Gesamnitheit
a) Thurnichwamb bey Engel Gesch. cles Ungr. Reidii.
ThI. I. S. 198. b) Wa« verdiente ein Feldherr» welcher un-
ter solchen Umständen also handelte, wie wir diesen Mann bis-
her, und selbst in dem |(egeuw5rüsen enttcheidendea AuaeaUidi:
[
— 5o5 --
Mliian kein Vaterland melir zu haben | seit
dem kirchliche Unduldsamkeit den Gemiilhem
ihrer Genossen Gewall angethan hatte.
Noch waren Bdcsy und Statileo tu,
Foldvär, als die Bothschaft ankam, Stadt und
Festung Peterwardein , mit ausserster Anstren-*-
gon^ yertheidiget^ sey endlich überwältiget, die
tapfere Besatzung in Solejman's Gegenwart
Biedergehauen, Ujlak, und Krdöd, am £ibflusse
der Drawe in die Donau, zur Über^^abe aufgefor-
dert worden. Sogleich wurden Königliche Bo-
then in alle Gegenden um freundschaftlichen Bey^^
tttind und um pflichtmässigen Dienst ausgesandt;
Propst LadislausMacedoniay nach Ofen tth
die Königinn, sie sollte bey ihrem Bruder er-
ligste Sendung der vers{^rochenen Reichshiilfe;
in Böhmen, schnellen Zuzug der auf ihre
Kosten angeworbenen Söldner betreiben; ein
anderer Botlie an Thomas Nadasdy lüit
TolLständigem Berichte von Peterwardeins Ver-
lust, Ton Solejman's ungeheurer Heermacht,
von Ungarns Noth an Maniischaft, Geld, Pul-
ver, Büchsen, schwerem' Geschütze; er sollte
die, durch vorgewendeten Eifer für Gottes
Wort und -reines Christenthum getrennten
Fürsten Deutschlandes wenigstens zu einigem
Beystande christlicher Liebe und Barmherzig-
keit bewegen. Unweit Stuhlweissenburg, hiess
es^ stände Georg von Zapolya mit fünf-
tausend Mann; er wurde einberufen. Früher
liniMn geMhen liabeni ron tefnem Könige, von seinen Zeit-
§e0OMen und Ton 4er Kachwelt ? — « Und dennoch gibt 99 heute
noch Ungern, ja sogar Ungritche Hiaton'ographen , welchen der
▼erabscheunngiwÜrdige Nähme J o h a u n Z^apolya, mehr gilt,
alt Wahrheit und Recht; und nicht errörhen des gottlnacn lle»
atrebent, diesen Mohrvn, Aiou allen Acten und Urkunden,
weist an wMdteiu
hatte Fr an'ss Batthydny^ Bau von Dalmatien^
Croatien und Slawonien, Ton Ludwig drin-
gendst aufgefordert, Croatiens Landherren zu
Racha versammeh; Christoph Frangepani
und Johann Garlowicsh Torquati unter^
stützten seinen Antrag, welchem gemäss der
König während des Krieges monathlich mit
drey tausend. Ducaten unterstützt werden, der
gesammte Adel der Provinz mit dem fünften
Theile des Landvolkes persönlich aufsitzen,
jund am Jacobi Tage dem königlichen Lager
zuziehen sollte«
Unterdessen hatte Paulus Tomory seine
noch übrigen Scharen, zweytausend Mann Bei'*-
terey, bey Bezdän über die Donau geführt^
und längs dem rechten Ufer des Karasso,
{Kdrdsitza) zwischen Monoster und Bodola
sich gelagert. Tausend Mann Fussvolk und
ein Haufen Reiter, womit er Peterwardeins
Besatzung verstärkt hatte, waren bey Über-
gabe der Festung niedergemacht worden. , An
1. AuguMt. Petri Kettenfeyer war auch schon Ujlak, Wu-
kovär Dalya und Erdöd in Solejman's Ge*-
walt. Bali-Be^ stand mit zwanzi^^tausend
Mann vor Eszek, um den Übergang über die
Drawe zu erzwingen. Die Nachricht davon
erhielt Ludwig in Paks, seine Umgebungen
drangen auf weiteres Vorrücken; und am Feste
e, Augutt. der Verklärung Christi geschah es. Unter
Weges, aus Duna-Szent György, schrieb der
Reichskanzler Stephanus Brodericsh an
die Königinn: „Er wisse in der schrecklich«-
„sten Verwirrung der Dinge selbst nicht mehr,
„wozu er dem Könige rathen, welche Ent-
„schlüsse dieser fassen sollte; Alles sey zu
y^spät^ König und Reich am Rande des Ab*
9r
9>
— 3a$ —
gründen. Er vermöge wenig oder gar nichtSy'
denn im Gefolge des Königs wäre nicht ein
^^Einziger, welcner mit ihm gleich dächte«
,,Sie würde erstaunen, wenn sie den Berath-
,,schlagungen befy wohnte, fast alle glauben^
,,(liegen zu können ohne Flügel, und erklären
„ihn^ weil er behutsamer spreche, und zur
„Bedachtsamkeit rathe, für engheifzig^ klein*
„müthig und feige. Gott gebe, das» seine
„Verzweiflung üngegründet sey. Alle ihre
„Vorschläge seyen entwfder nicht ausführbar^
„oder führen geradezu in Verderben; sie mö-
„gen ihre Einfälle wirklich für das Zuträglich-
„ste halten, und er wolle nicht glauben, dass
„sie des Königs Untergang yorsätzlich beför-
„dem, dennoch werde er nicht ablassen, auch
„mit seines Hauptes Gefahr für des Königs
„Sicherheit zu reden. Die Königinn möchte
„festen, standhaften Muthes seyn , und auf
„Gott vertrauen, welcher den König nicht ver^
„lassen werde. Sie solle in Ofen bleiben,
„denn ihre Entfernung aus der .Haupts^tadt
„dürfte ein allgemeines Flüchten veranlassen«
Auf ihn könnte sie sich verlass.en, dass er.
die Wahrheit ihr nie .verhehlen werde; •)".
Am Abende des Festes ritt Ludwig mit
etwas mehr als viertausend Mann Kc^iterey,
auf dem Tolner Felde ein; dort empiiog ihn
der Falatin mit den Scharen, welche ps|ch un-
terdessen da gesammelt hatten. Der Ruf von
seiner Ankunft setzte .die benachbarten Ger
spanschaften in Bewegung. Georg von Zh-
polya.kam mit 4i*ej^^adert, theils leuchten,
• ■ _ .
a) Liter. Steph. Bro'deriei ad itegin. de 6. Auguit. apü
Pn^ Kpi»t« Piocer. P* I. p. 26^.
VI. ThaiL 20
»9
*- 9o6 —
ihetls' ^ehambcliteti Reitern , und zwölfliun-
dert Büchsenschützen; Hah'nihal von Cy-
pern und Johann Baylathy brachten vier-
tausend Mann, auf päpstliche Kosten angewor-
benes Fussvolk, auserlesene^ starke, gut ge-
rüstete Leute; Leonhard Gnojenszky,
als berühmter Lagermeister ron dem Nuncius
del Burgio in Sold genommen, fünfzehn-
hundert Fohlen; die Bischöfe, Paulus War-
day von Erlau, FrancTscus Pereny von
Grosswardein, einige andere 'Prälaten ihre Ban-
derien; mehrere Magnaten und Landherren
ihre Dienstmannen; Alexius Thurzo und
der Weszprimer Bischof T ho m a s Szalahäzy
vrurden nach Ofen zum Schutz und Dienste
der Königinn zurückgesandt; ihr zum Tröste
var auch der Nuncius del Burgio in der
Hauptstadt- geblieben«
- ■ T&glich wurde hiin zu Toi na Rath ge-
haltei 5 tras zu thun sey. Der Reichskanzler
Brod«ricsh und mit ilim' die Einsichtsvoll-
sten erklarten, starke Besetzung; der Drawe,
um den Übergang dem Feinde zu verwehren,
für das Zuträglichste; dazu wurde dem Pala-
tin eine Anzahl Magnaten und Landherren mit
ihren Leuten angewieseö. Allein die allge-
meine, laut ausbrechende Unzufriedenheit ver-
weigerte den Gehorsam^ und hintertrieb die
Ausfüfa%^ng. „Wir haben kein Vaterland
mehry^* so rasten die Verblendeten, „sobald
„unsere Freyheiten utrd Vorzuge gekränkt, ver-
„leftzf/' aufgehoben werden. Wir haben von
„unsenif Vätern gelerfit, nifcht achterid des
„Lebens, in die überlegenste Anzahl der Feinde
^eiM.udripgen, zu kämpfen, 'ZU sterben; nur
P^Eines soll uns niemand gebicthen, dass wir
I »
— 3o7 '—
unter anderer Fahne , als unter der konigli*
„chen fechten. Von jeher war es der Üngri-
„sehen Könige höchster Ruhm, dass sie, als
„die obersten Feldherren des Adels, an des-
„«en Spitze sich persönlich dem Feinde liegen
über stellten; das^ von jeher \des Adels Stolz^
„Khre und Belohnung, dass er keines Andern
„Befehlen, als den königlichen gehorchen^
„keinem andern Panier, als dem des Königs
„auf den Kampfplatz folgen durfte*)".
Diese Gesinnung, an jedem der fol-
genden Tage lauter sich aussprechend, nicht
Paulus Tomory, entschied das Unglück des
Mohacsher Tages. Aufgebracht antworttete der
König: „Mit Schreck und Entsetzen erfahre
„ich, alle Zucht, Ordnung, Bescheidenheit
„und Klugheit seyen aus den Heerscharen der
„Untrem verschwunden; Alles neige siqh zu
„unvermeidlichem Verderben und Untergänge;
„Feigheit und Trägheit verkriechen sich hin-
„ter den Eifer für Rechte, Freyheiten und
„Vorzüge, auf die Gefahr meines Heils suche
„jeder sich seine Haut zu sichern. Wohlan
„ich bin gekommen , um mich selbst für des
„Reiches und eure Wohlfahrt der Gefahr bloss
„zu stellen; und damit Niemand seine Feig-
„heit mit meiner Sorgfalt für Selbsterhaltung
„bemänteln könne, will ich morgen unter
„Gottes Führung in Person mit euch dahin
„ziehen^ wohin ihr, ohne mich, meinen Be-
„fehlen zu gehorchen, euch weigert."
Am Vorabende Maria Himmelfahrt brachi4. ^««„^
er vom Tolner Felde auf und kam Abends
a) BroHericus 1. e* Brutus IJist. Hunf. MS. ap. P^^jr
Aii»«l. I*. V. p. i«'5.
— 5o8 —
16. ^a^M«t.Tor Szekszard, in zwey Märschen bey Batta
an^ einige Bothen waren vorausgegangen, um
das in Dörfern und Marktflecken zerstreut lie-
gende Kriegsvolk zu sammeln und dem Kö-
.nige zuzufiihre.n; der Bischof Georgius yon
Faliszna , um den Coloc^er Erzblichof
.aus seinem Lager , nach Batta abzuhohlen.
Dort wurden die Berathschlagungen fortge-
setzt, und endlich auch, was längst gesche-
hen sollte, auf Ernennung der obersten Feld-
herren Bedacht genommen. Heimlich und
einzeln erforschte Ludwig das Gutachten der
Prälaten und Magnaten; die grosse Mehrheit
der Stimmen vereinigte sich für Paulus To-
mory, die übrigen für den Zipser Erbsfrafen
Georg von Zapolya. Bey de widersetzten
sich aufrichtig und nachdrücklich ihrer Erwäh-
lung; der, Coloczer schützte seine Kloster-
gelübde, seine Gewohnheit, fremden Willen
zu thun, nicht den seinigen; seine Unerfah-
renheit, seinen Mangel an Kräften vor; er
nannte den anwesenden Palatin, den abwesen-
den Siebenbürger Woiwoden; das wären in
Waffen, grossen Heerfahrten und ifefahrvoUen
Unternehmungen erfahrne, bewährte Männer;
eine Schlacht, wie die bevorstehende wahr-
scheinlich werden müsste, hätte er nie gese-
hen; er unfällig sie zu leiten, müsse den Ober-
befehf von sich ablehnen , und werde ihn
auch bey des Königs schwerster Ungnade nicht
annehmen. Georg Zapolya gab seine Ju-
gend dem Könige ernstlich zu erwägen; dazu
noch, da.ss er von der Kriegskunst durchaus
nichts verstände, bisher auch nur auf Tur-
nierplätzen und in RitlerspieJen die Wallen
, geführt hätte. Beyde beharrten durch einige
— Sog —
Tage auf ilirem redlichen Widerstände; endlich:
fügte sich Zapolya in des Königs Willen,
doch nur unter der Bedingung-, dass er nie-
mand anderm, aLs dem Bruder Paulus To-
mory beygesellet, und sobald sein Bruder,
der Woiwod Johann, ankäme, er seines
Oberbefehls entlassen werde. Nun wurde dem
Coloczer von dem Könige, yon den übrigen
Prälaten und Magnaten geradezu Gehorsam
gebothen, und keine Widerrede mehr von
ihm angehört.
Gleich darauf wurden die obersten Feld-
herren mit einigen Hauptleuten nach Moh^csh
abgesandt , um das Lager abzustecken , und
den Kampfplatz zu bestimmen. Oberhalb Batta
theilet sich der Donaustrom in zwey .Arme,,
der breitere bespühlt das linke Ufer, der
schmählere Batta, Szekcsö und Moiiacsh..
Beyde yereinigen sich bey dem Einflüsse des-
Karasso wieder, und bilden die vier Meilen
lange, waldige und sumpfige Brigitten- Insel.
Wenn man von Batta herunter kommt, brei-
tet sich die von Simontornya her auslaufende,
anmuthige, mit Wein bepflanzte Hügelkette,
anfänglich west-, dann südwärts, und wendet
sich wieder zwischen Bodola und Vörös-Märt
unter dem Ausflusse des Karasso gegen den
Donaustrom hin. Auf der geräumigen Ebene,
zwischen dem Fusse dieser Hügel und dem.
rechten Donauarm, liegt Moh^csh; eine halbe
Meile oberhalb durchschneidet der sumpfige
Bach Csellye das Feld, macht mehrere Pfüt-.
zen, und fliesst in kaum merklicher Bewegung
in die Donau. Eine halbe Meile unterhalb
I^Iohäcsh wurde der Platz zum königlichen
Lager gewählt. Jenseit* des Karasso stand To^
Ö%0
/
ttory*» JKjrteMTolk/ durch die ADlunft iw
Temeser Gnnii Feter Färenj und anderer
Herren bU tuf sechstausend Mann Reiterey
rermehrt. Nadlidem Leonard Gnojenszky
das Lager abgesteckt, und jeder Abtheilung
der Mannschatt ihren Platz angewiesen hatte,
ging Tomory zu. den Seinigen zurück, um
mit ihnen dem Könige zuzuziehen. •
fiey Vermeidung seines' und des kSoigli-
' chen Befehles wurde die gesammte Heerschar
plötzlich von gewaltiger Muthbrünstigkeit er^
griiien ; „Torwarts,*^ schrien Alle, „dem Feinde
^entgegen, nicht rückwärts heisst uns Fflicht
i,tind Ehre ziehen. Was uns angesonnen wird,
i,hat den Schein, als . wollö man sich zur
^,Flucht^ nicht zur Schlacht , bereiten. Nur
„feige, Kampf und Anstrengung scheuende
„Herren konnten den König zu solchem Be-
„fehl yerleiten; er komme^^und führe uns über
„die Hügel weg an die Drawe, der Sieg wird
„unser seyn. Wohl wissen wir, dass der Feind
„eine ungeheure Anzahl Volkes und Kanonen
„mit sich schleppe; doch Volk Ist noch keine
.„Heermacht, und unter seinen Scharen ist
„kaum der zehnte oder zwanzigste Mann mit
„Waffen und Gewehr versehen. Eben so gut
„wissen wir, dass seine tapfersten Kämpfer
„zuerst Tor Belgrad, dann vor Rhodus gefür
„len sind ; mögen nur die zwey obersten Feld-
„herren pünktlich thun, was wackern Heer-
„führem geziemt, so ist an dem glücklichsten
„Erfolg nicht zu zweifeln. Möge doch der
„König sich und jeden beherzten Krieger los-
„reissen von jenehi nichtswürdigen Haufen
„träger Friester und Herren, welche seine
,^wahrhaft königliche Natur zu Terderben, den
A .
.1 f
t
y^B sich TortraffUchen Jui^Qg;iiaf TMnve^c^.
y^dben und sich gleich ifcu : macfaeit jtnichten/f
— Wollte Paulas Tomory m Minem Fraii-r
cUcaner Gewände ihren GehorMm,. sein Aar.
sehen ^ und ihr Yerirauen nicht Tenrid(.eng
so ma^te er schweigen«
Unterdessen hatte dasi königliche Heer eine
halbe Meile unter Mohicsh das Lager, au^e^
schlagen und bezogen ^ der König jDMt ^einigea
Herren stand noch in Neudorf zwischem^Batta
und Mohäcsh. Bald darauf kam Mi chael Pod-;
maniczky aus dem Lager nach. Neudorf uo^
Mitternacht aogesprengt^ meldend : S o lie j m «a.
sey mit dem grossten Theile seines Waifen-*
Tolkes über die Drawe gegangea» *sein Nach-'
trab werde eiligst übergeführt;* die Schlacht
sey nicht mehr zu vermeiden ^ noch zu rer*
zögern; die Magnaten liessen den König bit«*.
ten^ ohne Verzug im Lager zu erscheinen^
und mit ihnen vereinigt, das Nöthige über den
bevorstehenden Kampf zu verfügen« Noch
in derselben Nacht sandte Ludwig den Reichs-
kanzler in das ' Lager mit gründlichen Vor-
stellungen für Aufschub der Schlacht bb zur
Ankunft des Siebenbürger Woiwoden Johann
von Zäpolya und des Grafen Christoph'
Frangepani. Brodericsh wendete sich zu-
erst an die zwey obersten Feldherren, welche '
gleichfalls in das königliche Lager waren ^e-'
lordert worden; auch an den Graner Brzbi-
schof und an den Falatin, welche ^ Kraft ih-
res Ansehens und Einflusses^ die übrigen
Herren und den Adel für des Königs Wün-
sche stimmen sollten. Ergreifend legte er ih* .
nen die schreckliche Wahrscheinlichkeit vor
Äugen, dass, wie jetzt noch Alles in Unor4'
»
I
t
— - &*• -*--
tjÜBA^ wdlr'übötlegtfnel^aoht sie Alle erdru«^beii'
würde; «worauf, da nach des Königs Falle und
Aufreibiitig des Heeres y dem Feinde titckts
mehr im^ WeM wäre, auch nichts gewil«lser,
als des Reiches völligd Unterjochung folgen
könnte; Bathsamer dürfte seyn, bis zur An-
kunft dtt Y Siebenbürger , Croaten , Slawonler^
Böhmen «ftd? Mahrer, das Lager auf einuu ai-
oberertf Flatk^ oder wenn der Feind rascher
TOiTÜckte, ' ^s weiter zurück zu Verlegen; denn
wenn S<yleiman wii'klich das Land Ton Mo*
bticsh bis rresburg verheerte, so wäre bey
weitem 'noeh' nicht so unwiederbringlich viel
rerloren, als- wenn der König, wenn so Tiele
Prälaten, Magnaten und Edelleute auf dem
Mohäcsher Felde hingeopfert würden.. -Bey
den zwey Prälaten, bey Bathory und Z<-
polya fand der Reichskanzler die regste Em-
pfänglichkeit für seine Gründe; nicht so mit
nbruche des Tages im Rathe der übrigen
Magnaten, der Häuptleute und des Adels. So
eindringend er auch sprechen mochte, so nach-
drücklich die yier yornehmsten Grossen seinen
Vortrag unterstützten, nichts war vermögend,
in den Einen die überspannte HoiFnung des ge-
wissen Sieges herabzustimmen, nichts ia den
Andern die brennende Kampfbegierde zu küh-
len ^ nichts den Blick aller lür Erkenntniss
ihres gefahrvollen Zustandes zu schärfen ; so
allgemeine Verblendung ist alle Mahl das Ver-
hängniss höherer Macht, welche über das
Schicksal der Reiche, wie der Welten, mit
. unbezwinglich freyer Nothwendigkeit waltet.
19.^1^'Mf. Sonntag an seinem Nahmensfeste *) ^ er-
■ ■ '■ ■ ■
w) Be^d« KÖnif« LsAwig der I. und d«r n. wtrtn auf dm
i
t
— 3i5 —
f
schien Ludwig selbst in dem Lager. Die
Schiffe mit semem Zelte ^ Feldgepäcke und
anderm Kriegsgeräthe waren von Ofen nocK
nicht angekommen; er.musste des Fünfkirch-
ner Bischofs Landhaus bey Mohdcsh beziehen.
Der Feind war nicht mehr zwey Meilen von
dem königlichen Lager entfernt. Prälaten und
Herren solhen noch Ein Mahl ernstlich in
Überlegung nehmen, ob die Schlacht zu wa-
gen, oder ob erspriesslicher sey, die Kriegs-
und Hülfsvölker aus Siebenbürgen, Croatien^
Slawonien, Böhmen, Mähren zu erwarten ; un-
Isdessen das Lager abzubrechen und sich zu-
rückzuziehen. Mit grosser Befremdung hörte
der König den Coloczer Erzbischof selbst sich
für die Schlacht erklären; Tomory wurde
desswegen von Zeitgenossen und Nachkommen
der blindesten Verwegenheit und Tollkühn-
heit beschuldiget: allein der Mann sah nur
zu klar, dass am San et Ludwigs Tage keine
andere Wahl mehr übrig blieb. Man mochte
durch raschen oder durch langsamen Rückzug
der Schlacht sich entziehen wollen, so war
nichts gewisser, als Aufruhr unter der Mann-
schaft, und mörderische Verfolgung von des
nahen Feindes schneller Reiterey: des Kamp^
fes glückliche Entscheidung war möglich; bey
der muthvollen Stimmung; der Heerscharen
und bey der geheimen Verbindung der Deut-
schen und Italer, Solejman's Kanonierer,
mit dem Erzblschofe, sogar wahrscheinlich.
Auf Ludwig's Frage, wie stark die Ung-
rische Reichsmacnt, und wie zahlreich So*
Nahmen des heiligen Enhitchofs Ludoricnt Sohnes der Ar-
pitdischen Maria* dessen Fett auf den 19* August (äUt, g««
tauft worden«
— 5i4 —
lejtnan's Volker scheinen dürften; antwortete
Tomory: mit seinen Leuten, welche hinter
dem Karasao ständen, möchte der König höchs-
tens über zwanzigtausend Mann zu gebiethen
haben; Ton dem Feinde wüsste er gewiss, dass
er mit dreymahl hunderttausend Mann an der
Sawe angekommen sey. Seine Angabe erweckte
allgemeines Entsetzen; diess bemerkend und
wohl wissend, dass der höchste Muth an die
ausserste Verzweiflung gränze, versicherte er
zugleich, die angegebene Zahl wäre nicht zu
fürchten, denn ihm sey durch Kundschaf-
ter und Überläufer zuverlässig bekannt, diMi
kaum siebzigtausend streitgeübt und gehörig
bewaifnet, auf dem Kampfplatz sich stellen
dürften"). Aber auch vor dieser Zahl wurde
Vielen bange um das Herz; der König meinte^
dass dennoch rathsamer wäre, Nachgiebigkeit
mit Sicherheit, der Hartnäckigkeit mit Ver-
derben, vorzuziehen ^) ; und vieles wurde noch
darüber geredet, als Bolhen aus dem Lager
jenseit des Karasso erschienen und vor dem
Kriegsraihe Gehör verlangten. „Der Kriegs-
,,rath sollte sich nicht erfrechen, dem K6-
^,nige von der Schlacht abzurathen, oder ihn
„davon abzuhalten; sie seyen mit den, obgleich
„beträchtlichen, Slreilkräflen des Feindes ge-
„nau bekannt; der Sieg sey in ihren Händen,
„wenn sie das von Gottes Vorsehung ihnen
a) In den Annalibus Sultanorum Oihmanidarum a TurcU
Lingua sua scriptis ex Interpret, Jo, heunclavii ad ann. i6a6.
waren et höchstens sechzigtansend; und es ist bekannt^
dass die türkischen Annalisten die Kriegsmacht ihrer Grossher-
ren lieber vergrösseni, als vermindern. h) j^Obsequium po-
fjtius cum securitate y quam contumaciam cum pernicie eligen'
j^dam censeamus.^^ Isthuauffy Lib. VIII. p. 78. Oie Uo-
fiem thaten diea^ Alalil, und fast zwey Jahrhunderte fort» das
Gegeotheil.
— 3i5 —
^zugewandte GliicL nicht mulhwillig Ton sich
,,9ties8en; der König möchte daher mit .seinem
,,Machthaufea ihr Lager beziehen, weil e%
yydeuk Feinde näher, zum Angritte auch gele-*
,,geoer sey. Wer ihn immer davon zurück'*
,,nieltey den würden sie als Yerräther behan-
,,deln ; und wenn« die bey Mohicsh Gf lagerten
,,nock anständen, aufzubrechen, und sich mit
„denen jenseits des Karasso zu vereii^igen, so
„wären diese fest entschlossen, anstatt auf
„den Feind loszugehen, das Moh^csher La^^
„zu stürmen/^ So ernsthaft lautete die Both'-
Schaft über den Karasso her; und obgleich .sa
eben angekommene £ilbothen berichteten, Jo-*
bann von Zäpolya stehe mit vierzigtausend
Mann bereits bey Temesv^r; Markgraf Georg
Ton Brandenburg und Adam yon Neuhaus mit
Böhmischen und Mährischen Hülfsvölkern bey
Raab; Christoph Frangepani und Johannr
Carlowicsh mit funfzehntausend Croaten bey
Kreuz; und könnten die Ungrische Reichs-^
macht wenigstens auf achtzit^tausend Mann
yerslärken; wurde dennoch beschlossen, sie
nicht abzuwarten, dem unerbittlichen Verhäng-
nisse sich zu überlassen, und Mittwoch künf-
tiger Woche, am Sanct Joannis Enthauptungs-
tage zu schlagen.
Dieses Beschlusses und seiner gewissen
Vollziehung musste Paulus Tomory seine^O. -^m^«««.
Scharen bey priesterlicher Treue und Würde
versichern , bevor sie sich bewegen Hessen,
ihr Lager abzubrechen, und weiter zurück
g^en M ohacsh zu ziehen , um mit der kö-
nij^lichen Hauptmacht sich zu vereinigen ; aber
selbst dort noch forderten sie, dass ein Zwi-21. ^w^i«^
schenraum ihr Lager von dem königlichen
— 5i6 —
' sondere. In diesen Tagen kamen endlich auch,
die Schiffe aus Ofen an, befrachtet mit des
Königs Feldgepäck, schwerem Geschütze, ei-
nigen Fässern Pulver, einer Anzahl Stückku-
geln und neun grossen Kanonen aus dem Wie-
ner Zeughause, begleitet von zweyhundert
Lanzenknechten des Grafen Alexius Thurzo*
^ ^i^ii«<.Sonntag daraufzogen der Ban Franz Batthy-
iny, die Herren Johann T^hy, Johann
Bänffy und Sigmund Fog^n mit dreytau-
send Slawonischen Reitern und tausend Mann
Fussvolk in das Lager ein. Montag kamen
der Agramer Bischof Simon Erdödy und
dessen Bruder Feter mit siebenhundert gehar-
nischten Reitern, an eben dem Tage Stephan
Acz6l, Hauptmann des alten Johann Bor-
^nemiszsza, mit drey hundert Reitern und
zehntausend Ducaten, dem letzten Geschenke,
welches der treue Pfleger und Erzieher sei-
nem königlichen Zöglinge vom Herzen sandte;
und am Abende noch des Königs Kämmerer,
Johann Szerecseny mit zweytausend Scharf-
schützen, welche er auf seinen Gütern an der
Drawe in Sold genommen hatte. Die letzten
waren der Fünfkirchner Bischof Philippus
More und dessen Bruder Ladislaw mit ih-
ren Dienstmannen. Hiermit war des Königs
gesammte Heermacht gegen dreyzehntau-
send Reiter, und yierzehntausend Mann
Fussvolk stark; und als bey der Musterung
der genialische Grosswardeiner Bischof Fran-
ciscus Pereny unter den übrigen Prälaten
und Magnaten an des Königs Seite ritt, sprach
er; „Mittwoch also werden unter Anführung
„des Bruders Paulus Tomory gegen sechs
iiund zwanzigtausend Ungern als Härterer für
■
^den Glauben in das Himmelreich eiDgehen;
,,wobey nur zu wünschen, dass der Kanzler
yyBrodericsh, dem Papste und den Cardinä-
^ylen bekannt, übrig bleibe, damit er die Hei-
yyligsprechung in Rom betreiben könne. ^^
Unterdessen war Solejman an seines
Heeres Spitze über Darda« bis an den südli-
dien Abhang der Hügelkette vorgerückt^ hatte
sich im Thale daselbst gelagert ^ und einige
Haufen als Vorhut auf den Anhöhen aiLsge-
setzt. Mit diesen mass sich in den letzten
drey Tagen das UngrLsche Wa£Penyolk in klei-
nen und immer glücklichen Gefechten, wäh-
rend die obersten Feldherren , Prälaten, . und
Magnaten im Lager über den Kampfplatz, über
die Schlachtordnung, über Yertneilung uqd
Stellung der Reiterey, des Fussvolkes, der
Bombarden und Kanonen^ deren sie nur acht-
zig ^ die Osmanen ^egen drey hundert hBtten,
berathschlagten. Am eifrigsten und ängstlich^
sten wurde gestritten über des Königs Standort
und Sicherheit. Kinige meinten, er sollte un--
ter Bedeckung yon einigen Tausend auserle^
sener Mannschaft in ziemlicher Kntfernung-
TOn dem Schlachtfelde stehen; Andere behaup*-
teten, djer Adel werde des Königs Anwesen-
heit im Treffen schlechterdings fordern. Da
geschah der Antrag, einen aus den Magnaten^
TOn gleichem Wüchse mit dem Könige ^ die
königliche Rüstung anziehen zu lassen, ihn
selbst aber heimlich in Sicherheit zu bringen;
doch bald wurde eingesehen, dass der schwer
zn verhehlende Betru«; den Adel auf das äus-
aerste erbittern, das Wattenvolk auf eipmahl
entmuthen würde. Endlich einigte man sich
za dem Beschlüsse ^ dass die Sorge für des
\
I
— 5iö —
, Königs SichcTheit und Rettung im Sturme der
Schlacht Männern von bewährter Treue und
Anhänglichkeit an seine Person, nahmentlich
dem Caspar Räskay, Valentin Törok und
, Johann Kalnay übertragen werden, und
diess unter allen Wendungen des Treffens,
bey jedem Wechsel des Glückes, ihr einziges
Geschäft bleiben sollte. In Ansehung der
Schlachtordnung erklärte Leonard Gno-
jenszky für das Ralhsamste, in festgeschlos-
sener Wagenburg sich aufzustellen, darin, wie
in einer Festung, sich mehr vertheidigend,
als angreifend, zu verhallen, und einige Zeit
lang dem Feinde nur durch geschickte Aus-
fälle empfindlichem Schaden zuzufügen. An
Wagen und Ketten war hinlängliche Anzahl
vorhanden. Radicsh Bossicsh und Paul
Bakicsh gaben seinem Vorschlage Beyfall;
und da letzterer versicherte, er hätte in Asien,
bey drey Hauptschlachten Solejman's mit-
fechtend, gesehen, wie überaus schwer es den
Osmanen fiele, kunstmässig geschlagene Wa-
genburgen zu überwältigen, so wurde allge-
mein für die Stellung in der Wagenburg ent-
28. ufu^wf.schieden. Dinstag Abends erliielt Gnojensz*
ky den Auftrag, sie zu schlagen; doch bey
' so kurzer Frist, und im Mangel an Arbeitern,
welche keine Anstrengung scheueten, war die
Sache ^nicht mehr auszuführen.
In voller, herzerhebender Pracht stieg am
29. ufM^*'.Morgen des grossen, folgenreichen Mittwoches
über die weiten Ebenen jenseits der Donau
die Sonne empor; der Himmel war durch kein
Wölkchen getrübt. Da zogen die Scharen,
i Keitern Sinnes und hohen Muthes, aus ihren
.r Lagern auf das zum Kampfplatze ausersehene
k
I
I
— 3i9 —
Feld) eine Meile unterhalb Mohäcsh, eine
halbe von dem Donaustrome ab. Des Siemes
Hoffiiung hob jede Brust, spiegelte sich in
Aller Aujjen. Niemanden ahnete Unglück^
alü dem Könige; denn als ihn sein Küchen-
meisler Elias Gond6ss bey dem Auszuge
fragte, ob er das Mahl im Lager, oder im
Dorfe bereiten sollte; antwortete Ludwig:
„Gott weiss, wo wir heute speisen werden."
Die gesammte Heermacht wurde in zwey
TreiFen gestellt, und um sie gegen Überfliir
gelung zu bewahren, so weit als möglich aus-
gedehnt. Im Vordem, bestimmten Noth, Ge-
fahr, des Feindes -Wendungen^ den Standoit
der zwey obersten Feldherren. Das schwere
Geschütz war vor der Fronte aufgepflanzt; der
rechte Flügel dem Ban Franz Uatthyäny
und Herrn Johann Tähy; der linke in Ab-
wesenheit des Woiwoden Johann von Zi-
polya, welcher an dem Tage ruhig bey Sze*
gedin, sechzehn Meilen vom Platze der Ent-
scheidung stand, dem Temeser Grafen Peter
Pereny übergeben; in den Reihen grösslen
TheiLs Fussvolk, zehntausend Mann, aufge-
stellt; angeführt, von Anton Paloczy, Franz
Drugeth von Homonna, Gabriel Pereny,
Thomas Szecshy, Andreas Buthory,
Emerich Czybak, und andern streitbegie-
rigen Landherren.
Das Hintertreffen, in Steinwurfs Weite'
Ton dem Vordem entfernt, hatte den grössten
Theil der Reiterey, an den Seilen etwas Fuss-
volk, gedeckt von Huszaren- Haufen. In der
ersten Reihe, des Königs Kämmerer mit ihren
Dienstleuten, unter Anführung des wackern
Kriegsmannes, Miklas Tar^zay; in der
— • 020 —
zweyten die meisten Barone mit ihrem Waf-
fenvolke; in der dritten die Hülfs- und Mietha-
TÖlker aus Böhmen und Mähren, an ihreir
Spitze die Ober- Hofmarschälle, Pe'ter Kor-
lathkc), Andreas Trepka und Stephan
Schlik; endlich der Kern des Heeres, in
dessen Mitte der Koni^, ihm zur Rechten,
der Graner Erzbischof Ladislaus Szdlkiuj
neben diesem in breiter Linie die Bischöfe,
Simon Erdödy von Agram, Franciscus
Pereny von Grosswardein , Fhilippus Mo-
r& von Fiinfkirchen , der Reichskanzler Ste-
phan us Brodericsh von Sirmien, Stepha-
nus Fodmaniczky von Neitra, Gcorgius
Ton Faliszna aus Bosnien, der Stuhlweia-
senburger Propst £mericus Bebek mit
den übrigen Geheimschreibern und Kämme-
rern des Königs; hinter diesen die Beschirmer
seiner Person, Raskay, Törok und Kai-
nay. Unmittelbar in Ludwig' s Rücken,
sein Hofjunker Ulrich von Zettritz, sein
Schaffner Stephan Mayläth, und sein
Stallmeister Caspar Horvath mit dem ra-
schesten Pferden« Zur Linken des Königs der
Falatin Stephan Bathory, neben diesem
in fortlaufender Linie die Bischöfe, Blasius
Paxy von Raab, Franciscus Chaholy
von Csanad, Joannes Orszagh von Watzeo;
hinter jedem seine tapfersten und treuesten
WaiFenleute; der Erlauer Paulus Warday
war aus Balta an die Königinn gesandt wor-
den, und nicht mehr zurückgekommen. Tau-
send geharnischte Reiter schlössen die vier
Reihen; in ihrer Mitte sass der Judex Curia
Johann Dräghfy mit der Reichsfahne za
ff erde, nach altungrischer Sitte ohne Spor^
Ö21 —
reriy 2um Zeichen dass ihm die Flucht rerho*«
then sey« Zweytausend Lanzenknechte waren
zur Beschirmung der Lager zurückgehliebeb,
rings um dieselben herum die Wagen gestellt^
und mit Ketten verbunden.
In dieser Stellung auf dem^ von keinen
Wäldern 9 Gebüschen, Gewässern, oder Anhö-
hen durchschnittenen Felde, hatten die Reihen
hinter sich die zwey Lager, weiterhin Mo- ,
häcsh; links, gegen die Donau zu, Sümpfe,
mit Rohr und Riedgras bewachsen; zur Rech-
ten und rot sich, die gleich einem Theater
in die Länge sich hinziehende Hügelkette; am •
Fusse derselben die Kirche Sanct Feter, und
das Dorf Földyar, von den Janitscharen besetzt;
rechts an dem Dorfe. in einiger Vertiefung di^
feindliche Artillerie, von Deutschen, Italem^
Basciem und Bulgaren, im geheimen Einver-
ständnisse mit Tomor^y bedient; hinter den
Hügeln das Lager des Grossherm.
Nach aufgestellter Schlachtordnung ritt der
Palatin mit dem Könige durch sä'mmtliche Rei-
hen, zeigte ihn den 6ez weiflern seiner Anwe-
senheit mit der Hand; „seht ihn,^* sprach er,
„wie er entschlossen ist, für Vaterland und
„Glauben sich aufzuopfern! durch euern Willen
„steht ihr hier, er mitten unter euch. Kurer
„Väter Ruhm und euer eigenes Ehrgefülü rufe
„euch unablässig zu, dass ihr Ungern, dass
„ihr Enkel, Söhne, Brüder, Streitgefährien der
„edlen Kämpfer seyd , deren Nahmen , Thaten
„und Siege über den dort stehenden Feind in
„unsers Volkes Gesängen und Jahrbüchern glor-
„reich leben. Gross ist euch gegenüber die
„Zahl; darauf gegründet des Feindes Stolz und
„Trotz : der Ungern Muth und Tapferkeit, det
VI. Thmü. «a i
322 —
^yOrdnung folgend, wird ihn beugen. Ordnung
^^führt euch zum Siege; Tapferkeit allein zum
• ^^Tode; so lange ihr Ordnung haltet , ist Gott
,,mit uns und mit dem Könige/^
Als Ludwig wieder auf seinem Platze
war^ liess er Trompeten und Heerpauken zur
Schlacht erschallen; aber die Osmanen blie^
ben unbeweglich jenseits der Hügel, und auch
nach wiederhohlten Aufforderungen stellte sich
kein Feind. So stand das Ungrische Heer
schlagfertig durch acht Stunden, bis drey Uhr
Nachmittag ; in Ungeduld des Kampfes harrend.
Einige glaubten, c^olejman wolle sie in die
engen Wege zwischen den Hügeln hineinloc-
ken, oder durch yerdrüssliches Warten ermü-
den; Andere, seine Absicht sey, das Gefecht
in offenem Felde abzaschlagen, und in der
Nacht das Lager zu überfallen. Schon trugen
mehrere Magnaten darauf an , die Scharen, vor
|>ed€fnklichern Ausbrüchen der Unzufriedenheit,
in das Lager zurückzuführen, als der Coloczer
Erzbischof gewahr wurde, dass zur rechten
Seite im Thale, jenseits der Hügel, ein zahl-
reicher Haufen, — - es waren sieben tausend
Mann Reiterey, — in tiefster Stille, nur durch
den Schimmer ihrer stählernen Spiess - Enden
bemerkbar, in der Richtung gegen Mohicsh
sich hinaufzog. Die Bestimmung desselbeui
entweder das Lager zu plündern, oder den
Ungern in Rücken zu fallen, errathend, mel-
det es Tomory dem Könige, und befiehlt zu-
gleich dessen Beschirmern, Raskay, Törok
und Valnay mit ihrem Reitertrupp dem feind-
. liehen Haufen entgegen zu eilen, und seine Ab-
sicht, welche sie auch sey, zu hintertreiben.
Ihrlsr Einwendung, sie seyen zur Wache für
I
— 323 ~
des Königs Sicherheit bestellt, achtet der
Coloczer nicht; er will durch Absendung
anderer Rotten die aufgestellten Reihen nicht
schwachen 9 sie müssen seinem wiederhohlten
Befehl gehorchen , da Ludwig selbst dazu
schweigt.
Kaum ist der Coloczer wieder im Vorder-
treffen , so sieht er von den gegenseitigen Hü-
geln die feindliche Reiterey, hinter mr den
foossherm an der Spitze seiner Leibwache
herabkommen*, imd in halbmondförmiger Stel-»
lung anrücken« Eiligst sprengt er zum Könige
zurück, ruft zur Schlacht, ist augenblicklidk
wieder voran bey den Seinigeti. Trompeten
und Heerpauken erschallen durch alle Reihen;
jetzk erst wird dem Könige der Helm angesetzt,
wobey Todtenblässe sich auf seinem Ange-
sichte, zum Schrecken der Umstehenden, zeigt.
Unter heftigem AI ah - Geschrey des Feindes^
anter gesanti[arti£em Jesu -Ruf der Uni^ern na^
Kern sich einander die Schlachthaufen. To-
mory lässt die Bombarden abfeuern, doch
ohne erhebliche Wirkung. Gewaltiger wüthet
das Handgemenge. Von beyden Seiten wird
mit gleicher Tapferkeit, Anstrengung und Aus-
dauer gefochten. Niemand weicht von seinem
Platze; doch wo die Flamme des Muthes lässi-
ger zu treiben scheint , dort nähreü und stärken
sie To mory 's begeisternde Worte. Überall
&Ilen dem Tode haufenweise Opfer, theurere
unter den Ungern, zahlreichere unter den Os-
manen. Nach heisser Stunde werden diese
über die Leichname der Ihrigen zurückgedrängt,
im Weichen theils hingestreckt, theiLs gewor-
fen. Solejmaiis Leibwache, anstatt vorzu-
dringen, wendet sich zurück, die Reiter ey
21 *
' — 3i4 —
wirft sich-gegcn Földvar in verstellter Flucht
Tomory's Scharen verfolgen sie; er selbst
vor ihnen her.
Mit Schweiss und Staub bedeckt^ «ntei
weithallendem Freudenrufe kommt Andreas
Bäthory, des Verhängnisses schrecklicher
Bothe y in das feststehende Hintertreffen ange-
sprengt : „Unser ist der Sieg ! der . Feind flie-
het! vorwärts ihm nach!^^ so ruft er, mehrere
tausend frohlockende Stimmen wiederhohleir
seine begeisternde Bothschaff^ und stürzen mit
dem Könige ihm nach. Auf dem Platze, wo
das YordertrefFen focht, verstummet ihr Ju}>el*
geschrey; da sehen sie schon Tausende ihrer
WaiFenbrüder , die meisten als Leichen , viele
noch mit dem Tode ringend, liegen. Nichts
hält sie auf, sie eilen, um die dem Feinde
Nachsetzenden zu unterstützen* Mit diesen
zugleich erreichen sie das Dorf; aber auch
Paulus Tomory und Georg Zäpolya he-
gen schon unter den Todten; Franz Bat-
thyäny und Peter Pereny leiten noch den
Sturm des Gefechtes. Als aber jetzt Raskay,
mit seinen Gefährten flüchtig aus dem Lager
kommend , die schreckliche Kunde bringt, dort
herrsche Todtenstille , beyde Lager seyen über-
wältigt, geplündert, zerstört, alle Mannschaft
niedergemacht; als zu gleicher Zeit aus der
Vertierung bey Földvar ein anhaltender Kugel-
regen aus drey hundert F^uerschlünden, duffck
vorsätzlich ffidsche Richtung der Deutschen,
Italer, Serwier und Bulgaren, 'mehr erschrec-
kend als treffend, über die Häupter der an-
stürmenden Ungern weg sich entladet, und hin-
ter dem Dorfe über zwanzig tausend Janitscha-
ren in dicht geschlossenen Reihen aufgestellt
t'
— 3a5 —
nch zeigen: da 'beginnt auf dem rechten Flii--
gel der ungern Mutn zu sinken ; da yerschwin«-
det der König aus dem Gefechte ; gleich darauf
fallt der Graner Erzbischof; die zaghaftesten^
obgleich in geringer Anzahl , suchen Heil in
der Flocht. Die Reihen gerathen in Unord-
nong^ dennoch dringen sie fechtend und schla-
fend TOr; nur zehn Schritte sind sie noch von
aen Kanonen entfernt; als Johann Dräghfy
mit der Reichsfahne zu Boden stürzt; als der
linke Flügel, yon des Geschützes Donner be-
täubt, TOn Rauch und Dampf geblendet, sich
in das sumpfige Thal hinunterzieht. Des Hee-
res übrigen Theil erhalten Bätthyäny und
Tahy im Kampfe ; vorsätzlich rerscniessen die
Deutschen und Italer ihre Munition; stände
Tomory noch, die Kanonen würden genom-
men. Yon Scham ergriffen, kommen auch
die aus dem Thale wieder herauf, und unter-
stützen das Gefecht, bis unter fortwährendem
Feuern niemand mehr sieht.
Nun werden Unordnung und Flucht allge-^
mein; die noch übrigen Prälaten, Magnaten und
Landherren müssen ihren Völkern folgen ; der
R^chskanzlerj derPalatin, Franz Batthyihy^
Faby, Peter Peröny, die letzten im Flie-
lien, entkommen nur durch die treue Anhäng-
ücbkeit ihrer Dienstleute. Die Meisten fluch-
en über das Feld, wo sie vor anderthalb
Stunden als Sieger gejubelt hatten; Viele fin-
len in den Sümpfen ihr Ende. Solejman,
lie plötzliche Wendung für List haltend , er-
lubt« erst mit Einbruch der Nacht, sie zu
erfolgen ; diess, und der bald darauf erfolgte
latzregen gereichte den mehrsten zur Rettung;
ur der König, yon Ulrich Zettritx
~ 326 —
und Johann Trepka aus dem Ge-
fechte zu eilfertig entfunrt) lag am Abende
schon todt im Gsellye - Bache , eine halbe
l^eile links oberhalb Mohäcsh^ wo das Dorf
Gsellepatak stand, neben Ludwig Trepka,
und mehrere seines Gefolges; denn *der Bach
war durch die ausgetretene Donau angeschwol-
len, die Furcht, von nachsetzenden Feinden
ereUet zu werden , hatte dem Könige . nicht ge-
stattet, die seichteste Furt zu suchen; wo er
angekommen war, sprengte er hinein. An das jen-
seitige hohe Ufer setzend, überschlug sich das
Fferd, stürzte rücklings in den tiefen Schlamin,
und erdrückte seinen Reiter. Ulrich Zett-
ritz voraus, war an anderer Furt glücklich
durchgekommen, sah seinen Herrn versinken;
Rettung war unniöglich; aber er merktQ sich
den Flatz«»
Also endigte sich des Un^rischen Volkes
blutigster, in der That rühmlichster, in sei-
nen nächsten Folgen, schrecklichster; in den
entferntem, unter Gottes Führung, glücklich-
ster Tag bey Mohdcsh *). Wahrlich, unver-
kennbar ist des weltregierenden Geistes beson-
deres Walten über ein schwer verschuldetes
Reich, welches so rühmlich fällt, und nach
harten Züchtigungen so glücklich wieder
aufei:3teht« Ruhnuicher war der Fall, als der
Sieg es gewesen wäre; dieser gehört oft der
Kunst ^ öfter dem günstigen ZufSdle anj der
**) itQuidquid longa serieSj inultis lahorihuSj muffet Deüm in-
jydulgenlia struxity id unu% dies spargit ac diaipaU Ltongam
j,moram dedü malis properantibusy qui diem dixit; hora mo»
•fmentumque temporis everiendis imperin suffccerc.^ 8«aeca
Bpitt. XCI.
Crey willige Tod- für Vaterland und Fflibkt dem
Edelsten im Menschen, dem entschlossenen
Willen. Diesen Tod starben am Joannis-£nt-'
hauptungstage sieben Prälaten, acht und
zwanzig Magnaten, fünfhundert Land-
herren*), und zwey und zwanzigtausend
Mann. Von vier - bis fünftausend Flüchtigen
wurden am folgenden Morgen fünfzehnhundert
in Solejmans Lager gebracht, auf sein Ge*
heisa in Kreis gestellt, und mit Ausnahme we-
niger, im Angesichte seines gesammten Hee-
res enthauptet. Niklas Herczegh, Johann
Pileczky, Johann Macziejowsky, Mi*-
€hael Fekete, Bartholomäus Maytiny
waren verschont geblieben, und weiterhin für
hohes Lösegeld entlassen worden; jetzt' muss-
a) Dl« Nabmen der Tornehmaten Opfer mögen andi dfttee
Blatt zieren 9 und die ihnen verwandten Nachkommen aa pa*
triotischen Opfern begeistern. Es waren geblieben:
Unter den Prälaten .- Ladialaut Ssilkä(n Ton Gran, Pait-
laa Tomory vonCoIooia» Francisoua Pertfny ronGroaa-
Wardein, Philippos Mortf von Fünfkirchcn, Blaaiua Paxy
TDu Raab^ Franciscna Chaholy von Csanad, Georgine
Paliaana von Bosnien.
■
Unter den Magnaten: Georg von Zapolya, Jobann
DrJghfTf Judex Coriae mit der Reichsfahne; Frans Ora-
2igh, Feter Korlathkö, Simon Horvdth, Thomaa
SsScahy, Gabriel Pertfny, Ambros Särküny« Aa-
ton Paiöczy, MatthiaaPrangepani, Sigmund Binf--
ff, Franz Ilampo^ Johann Battnyani, LorensBinf»
fy, Caapar Albaghy von B e k d n y, Zabolcaher Obergeapan.
Unter den fünfhundert Landherren: Niklaa Tirozay,
Frans Balassa, Johann Paxy, Dionyaiua Ssirmar ,'
Jphann lathuänffv, Emerich Warday, Michael Pod-
■ anicky, Georc Mor^, Georg Orlowicah, Stephan
Aesdl« Sigmund Pogan, Johann Tornaly, Jonann
und Stephan Kalnay, Niklaa Forgacah, RadicaK
Boaaicali«
Unter den Böhmischen Landherren: Johann ron Kolo«
wraty Stephan Schlik, Chriatoph von Gutatein,
Heinrich Burggraf von Dohna» Jakob und Johann
Uraesowicah.
— Sag-
ten sie dem Grossherrn auf seinem Streifzuge
durch Ungarn al$ Wegweiser und Dolmetscher
dienen.
Indem Solejman nach einigen Tagen ge-
aria,
die Bi~
Pau-
lus Warday yon Erlau, der Propst Ladis-
laus Macedoniay^ die meisten Einwohner
aus der Hauptstadt ; die Bischöfe Joannes Ors-
xdgh yon Watzen; Stephanus Podma-
nic^ky von Neitra und der Agramer Simon
Erd^ody yon dem Schlachtfelde weg^ nach
l^resburg geflüchtet; Johann yon Zäpolya
mit yierzigtausend Siebenbürgern bey Szegedin
unbeweelich stehen geblieben ; die Böhmischen
und Mänrischen Hülisyölker bey Stuhlweissen-
bürg und Raab in grösster Eile heim gelaufen ;
Christoph Frangepani mit funfzehntausend
Croaten bey Kreuz zurückgekehrt; und so
hatte Solejman in Verheerung des westlichen
Ungarns kein Hinderniss mehr zu besiegen«
Fünfkirchen wurde angezündet, die mit dem
Kirchenschatze flüchtigen Domherren trafen
Unterweges den gleichialls fliehenden Palatin
Bäthory, welcher ihnen den Schatz mit Ge-
walt abnahm und sich aneignete. Nach dem
siebenten Tagemarsch längs- der Donau ^ wo
Abteyen, Städte und Dörfer ausgeplündert ^ in
Brand gesteckt, die Einwohner theils nieder^
gemacht, theils weggeführt wurden, zog Sole j**
^»Sepumi.iadLn in Ofen ein, fand es ohne Besatzung, Hess
allenthalben Feuer anlegen, nur die Burg, den
königlichen Marstall, den Thiergarten yerscho-
nen, alles Land zwischen der Donau, Raab und
dem Plattensee abbrennen, yerwüsten und ent-i
1-
— Jag ~
Tolkem« Den Leichnam des heiligen Almo-^
sengebers Joannes yon Alexandrien hatten dio
Eremiten des heiligen Paulus aus der Burg-
Capelle nach Marienthal gebracht. Stuhlweis^
senborg, Dotis und Comorn bothen der Auf^
forderung zur Übergabe entschlossenen Trotz;
die Belagerungswerkzeuge standen noch jen-»
seits der JDrawe. Die Wischegrader Burg, wo
Krone und Reichs - Insignien lagen, verthei-
digten die dahin geflüchteten Eremiten des va-
terländischen Fauliner Ordens mit einigen Bau-
ern; die Graner Burg, der Trabanten Haupt-
mann Matthäus Nagy. Unweit davon, im
Tert^ser Wald, bey Maroth, standen mehrere
tausend flüchtige Landsassen, mit Frauen und
Kindern in einer Wagenburg, sie wurden über-
üUen, niehrmahls angegriffen; doch schlugen
816 jedes Mahl den Feind mit Verlust zurück»
Snmich wurde das schwere Geschütz aufige^
fuhrt, die Wagenburg gesprengt, und aUes
Volk, gegen zwanzig tausend an .Zahl, ge-r
todtet.
Schon rüstete sich Soiejman in OSevXt. Septbr.
zum Zuge vor Wien , und das Flüchten begann
auch dort, als er vier und zwanzig Tage nach
der Mohäcsher Schlacht Nachricht erhielt, Nato-
lien sey von Kaien der -Beg in Aufruhr ge^
setzt y der Empörer Herr des Asiatischen Rei-
ches. Da liess er unverzüglich Brücken nach
Pcsth achlagen, führte am fünfzehnten Tage
seines Aufenthaltes in Ofen sein Volk hinüber,
und zog in Eilmärschen durch die Pesther,
Bacsher und Bodrogher Gespanschaften, über-
all, bis an die ThcLss lun, beerend und mor-
dend, aus Ungarn ab, ohne in Ofen oder an-
derswo sonst Besatzung zurück zu lassen; das
— 53o —
Land lutte er um zwey Mahl hunderUaiisend
Eingeliome ärmer gemacht, die rüstigsten in
GeuDgenachftft weggeführt, aus der Ofener
Burg die aus Metall gegossenen Bildsäuleo,
Hercules, Apollo und Diana, von Matthias
aufgestellte Kunstwerke des Dalmaters Jakob
von Traw, als Siegeszeichen nach Constan-
tinopel mitgenommen *).
a Oetob, Bald darauf reisten auf Ersuchen der Köni-
ginn Ulrich von Zeltritz und Franz Särf-
ly, Befehlthaher von Raah , gegen Mohäcsh,
um des Königs Leichnam aufzusuchen. Vergeb-
lich suchten sie ihn im Sumpfe, aber um Csel-
le-patak herum und auf dem Mühacsber Fel-
de trafen sie vierhundert Arbeiter, von der
meusciheQfreundlichen Wltlwe des Falatins Fe-
r^ny, Dorothea Kanisay gedinget, mit Be-
erdigung der Todten beschäftiget ''). Wahr-
scheinlich waren sie von diesen an das ausge-
zeichnete Grab gewiesen worden , worin sie
auch wirklich den königlichen Leichnam un~
versehrt, nur an den Lippen etwas verwundet,
entdeckten. Sie brachten ihn, nach Stuhlweis-
seoburg, und überlieferten ihn bis zu dessen
feyerlicher Beysetzung, der Clerisey und dem
Magistrat; bis dahin verwahrte ihn Martin
H o r T ^ t h in einem Gewölbe der Gross-
propstey '').
Ludwig der II. war der letzte iCxfni^
welchen die Ungern in die^ durch Sanct Ste-
ll) Bit bieher fanben tnr nach 5 tt>pli b
fUchm mit IithnanffT Lib. VJII. pag. 7C — te
) l.thnänffj Lib. Vllr. p.83. r) Lit. Frti ■
tj td SKph. Btoderic. de ig. Oct. iSio. ap. Ptm
— 33i —
pkftn geheiligte Gruft der Arpadier za Sti^-
weisseniKirg ninabsenktea; er war der zehiita<
und leute des zweyien, zweyhuadert, sechs
und zwaDz^ährigea Zeitraumes , ia dessen
Ltnffl das Ungrische Volk, während der Herr-
schalt des Arpadischen Geschlechtes politisch
geboren und erzogen, — unter Carl's Tier und
dreyssigjähriger Sorgfalt fiir sein Haus; unter
Ludwig den I. vierzigjähriger Behauptung sei-
ner Majestät und der Grösse seines Volkes ;
unter Sign#und's ein und fünfzigjähriger Fü-
gung in den Tillen der ihn beherrschenden
Aristokraten; unter Matthias ron Hunyad
dray tmd drejrssigjähriger drückender Geistes-
geiralt seine Kräfte kennen gelernt, und sein
Seres National -Leben begonnen hatte. Doch
BS Mahl wäre es gleich wieder erloschen,
hätten die vier genannten Regenten ihnen, an
Mittelmässigkeit, oder an Grösse, gleiche Fürs-
ten zu Nachfolgern gehabt; hätten nicht der
aufgeregten Lebenskratt stolze Garayer unter
Marions, grossiierzige Hunyader und ver-
ruchte Cilleyer unter Wladislaw's und
Ladislaw's Nahmen zu Wetzsteinen gedienet,
an welchen sie sich reiben, schärfen, und da-
durch erharten konnte zu jener Stärke, welche
des Matthias zwey Nadbfolgern, Wladis-
law und Ludwig durch sechs und dreyssig.
Jahre nichts Anderes übrig Hess, als des Kö-
nigs Titel, weil sie Höheres zu tragen und
SU behaupten, weder verraügend, noch wür-
dig waren. — Jetzt schreiten wir zur Er-
zähluDg von den Zeiten , in welchen das Un-
grucheVnJk, unier hartem Kampfe und schwe-
ren Leiden, aUmahlig von der Volkschaft
33a
zur Kationali tat ia des Wortes höherer Be-
deutung f ortschritt; in welchen
„'— dauert unsterblich der Stamm ^ und Räume
' von Jahren
, ^^Blühet der Glanz des Hauses ^ und Ahnherrn
XfUilt man von Ahnherrn^ t).
^) n'*' *~ Genu$ immoTtale manet^ muUos^ue per annos
ffStat Fortuna domüs y et avi numerantur avorum.^^
' Virgiliaa Georg« lY, 208.
/
- .4-
Eilftes Buch.
Zjerruttetes Weltleben der Uogrisclien Völker,
unter dem Gegen - Könige , Johann von Zi--
polya, und unter dem rechtmässigen Könige^
Ferdinand, in den ersten sechs und zwan-
zig Jahren seiner Regierung.
J. C. i5a6 ^ i55a.
Opnt aggredior inopinmii eatibnt, atraz
diacort aedicionibus » ipaa ietiam pace aaevaai
Tacitus. Uiat. I, a.
*
pf der Farteyen. — Sieg des Rechtes;
J. C. 1626 — 1627.
Tierliundert acht und achtzig Jah-
1er Ungrischen Monarchie war nunmehr
lännliche Linie des Herrscherstammes zum
iten Mahle erloschen ; doch kein Mahl das
!i, im staatsrechtlichen Sinne des Magya-^
en Urvertrages verwaiset. Die sieben
shäupter, welche zwischen der Wolga und
Uralgehirge Einem unter ihnen, für sich
ihre Nachkommen ) zugeschworen hatten^
in alle Zukunft, ihr und ihrer Nachkom-
>chaft Herr und Heerführer aus dem Ge-
wehte desselben seyn sollte; waren unver-
bar Stifter eines Erb -, keines Wahl-
les: und da sie dieses Geschlechtes weib-
I Abkömmlinge nicht ausgeschlossen; da
elbst noch ihre Herrschaft in Europa ge-
det; und da die Europäischen Staaten, in
a Erbreichen , ausser dem Fränkischen,
ihls bey Erlöschung des männlichen Re-
snstammes, die weibliche Linie noch nir-
s gesetzlich von der Erbfolge ausge-
)ssen war, ihren sechsten Herzog Ste-«
n, als König, anerkannt und in ihren
1 aufgenommen hatten, so mussten auch,
sehen von allgemeingültigen Rechts- Axio-
— 33& —
meii*)^ ihre Bestimmungen der StaatSTer£ai9-
sung Yon jeher tiacli Europäisclien Staatsgrund-
Sätzen verstanden und ausgedeutet; folglich
die Erbfolge bey Erlöschung des männlichea
Regentenstammes nach dem ^Näherrecht der
Geburt auf die weibliche Linie übertragei»
werden ^).
Also geschah auch wirklich gleich nach
des ersten Königs Stephanus Tode; die Erb-
folge kam auf seine Schwester Gisela; durch
sie auf ihren 5ohn Feter« Nach Andreas
des III. Hintritt behauptete Maria^ Königinn
von Neapel I Ladislaw des lY. Schwester,
ihr Erbrecht; übertrug es auf ihren Sohn Carl
Martelly von ihm erhielt es ihr Enkel Carl
Robert. Damahls wurde zum ersten Diablo
von dem päpstlichen Stuhle, dem in der ge-
sammten Christenheit zu jener Zeit noch an--
erkannten Orakel des Rechts , auf Erden ^ wie
im Himmel y auf das bestimmteste ausge-*
sprochen: das Un<];rische Reich könne
nur durch Erbrecht, nicht durch Wahl
a) yjFavores sunt ampliandi, odia vero restringenda^*' •-
' ^^Contra tum, qui loqui potuit apertias et non est locutus^ ift"
y,terpretatio est facienda. b) Nicht einmahl das Stlische Ce«»
setz, rechtlich verstanden » schlietst in l^rankreich bey Erlö-
FchuQg der männlichen Regenteulinie die weibliche Ton der Erb-
folge aus , wie Joh. PeterLudewig (in Opusculit Miscellis
Tom. 11. Opusc. IX. de Jure Anglorum in Galliam cap. ii.
r» 457*) gründlich bewiesen hat; wenn es noch der Beweise be-
durfte, da yyUt proximus quisque heres »uccedaty ordo non ton-
y^tum naturae ac divinae legis ^ sed etian omnium ubique gen-
.,iium postulatt^* Bodinus de Republie. Lib. YI. cap. V*
.IJiess hat selbst Ibrahim- Pascha erkannt, alt er gegen Za-
— 337 —
erlangei urerdan*); und auch &u? durch
jenes bestieg nach Ludwig; des ersten Tode
seine Tochter Maria den Üngrischen Thron^
als der Ungern regierende Frau und Koniginn.
Ihr folgte^ mit Übergehung des nähern Erben
Ladislaw von Neapel ^ widerrechtlich Sig*
mund; rechtmässiger König wurde er erst^
nachdem der Napler Ladislaw sein Hecht
fahren liess^ kein anderer Erbe mehr Vorhanr
den war 9 und Ungarns Stände ihn dafür an-
erkannten« Eben dieser Stände vereinigter^ ur-
kundlich bekräftigter Wille berechtigte her-
nach seine einzige Tochter Elisabeth mit
ihrem Gemahl Albrecht yon Ostreich, und
ihren Erben zur Üngrischen Thronfolge; und
auf diesem Grunde war Wladislaw der L,
so lange sie lebte und nach ihrenoi Tode, nur
rechtswidrig eingedrungener Partey - König;
rechtmässiger^ ihr und AI brecht 's Sohn^ La-
dislaw der V) von seiner Geburt an; was
auch ein Theil der Üngrischen Stände von ei-
nem Wahlrechte wähnte und behauptete; zu
Rom^ zu Neustadt I und im Reiche selbst^
widersprach der rechtskundigere Theil. Nach
Ladislaw's frühzeitigem Hinscheiden war der^
unter Sigmund staatsrechtlich festgesetzten
und angenommenen y die weibliche Linie nicht
tusschliessenden Erbfolge gemäss ^ Sigmund 's
Bnkelinn^ Albrecht's Tochter , Ladislaw's
Schwester 9 Elisabeth^ natürliche Reichser-
l)inn und die Gewalt der mächtigen Fartey^
Welche den grossen Matthias von Hunyad
^ ■ ■
a) y^Scripti eanönis teriet aperit; Regnum iptum Unga~
ttHae aueettsionis jure provenü ; tUctianu arbitrio non dntr^
»i^ur^^ Bonifacii VIlI. Bnll« Spectator cmniunu 3o. Jon.
Ti. ThtiL aa
— 538 —
Äuf den Thron erhob, konnte weder für die
Ungern ein Wahlrecht begründen, noch das
{Erbrecht der Königmn Elisabeth aufheben.
•Um drey und dreyssig Jahre zu spät wurde es
idurch angemasste Wahl, zu Ungarns Unglück
an ihrem erstgebornen Sohn Wladislaw,
wider ihren bessern Willen vollzogen, ihm
folgte sein Sohn Ludwig, und nachdem
dieser bey Mohäcs vollendet hatte, war seine
Schwester Anna, schon Mutter in der Hoff-
nung, mit ihrem Gemahl Ferdinand, mit
gleichem Rechte, wie Gisela nach Stephan
dem Heiligen, Maria nach Andreas damUI.,
Maria nach Ludwig dem L, Elisabeth
nach Sigmund, Elisabeth nach ihrem Bru-
, der Lad isla w dem Y. nicht zu bestreitende
Reichserbinn. Und sieh* es geschah was Rech-
tens war, obgleich ohne Erkenntniss des Rech-
tes, weil es dessen Verfechtern sowohl, als
seinen Gegnern zu nahe lag, um gesehen zu
werden; Anmassung und Tamilien • Eifersucht
mussten dem Rechte dienen.
/. c. 1526. Als S o 1 e j m a n nach der Mohacser
23. Septbr, Schlacht gegen Ofen hinaufzog, als er durch
fünfzehn Tage in der Hauptstadt verweilte,
Sonntag nach Matthäi über die Donau giog^
die Festher, B^cser, Bodroger Gespanschaften
verheerte, entvölkerte und zwey Mahl hundert-
tausend Reichssassen in Gefangenschaft über
Belgrad abführte^ stand der Siebenbürger Woi-^
wod, Johann von Zapolya an der Spitze
von vierzigtausend Mann, eben so unbeweg-
lich, als am Johannis -Enthauptungstage, in
verschanztem Lager am linken Theiss-Ufer
vor Szegedin; that nichts, um den nach Ofen
ziehenden Feind im Rücken zu beunruhigen.
[
— 559 —
mclitS| um den Rückzug ihm abzuschneiden^
niclits^ um dem mit Beute und Menschen heim-
kehrenden Sieger auch nur Einen edeln Sohn
des Vaterlandes abzujagen. Aus Mangel an
Urkunden kann ihn zwar die historische Kri-
tik jetzt noch keines verratherischen Einver-
ständnisses mit dem Feinde anklagen und über-
führen; aber auch nur der blindeste Factions-
geist dürfte ihn von den unredlichsten Absich-
ten und genau berechnetem , plan massigem Ber* '
tragen zur Erreichung derselben irej sprechen*
Alles, was er seit Ludwig's Vermählung mit
Maria, yor und nach dem Mohäcser Tage,^
§ethan hatte, begründet die gerechte Vermu*
iiung wider ihn , dass der päpstliche Nuncius,
Anton Fülle o de Burgio richtig gesehen
hatte; dassJohann von Zäpolya, durch sair
nes Vaters geraubte Schätze mächtig, diurch die
einzige Besiegung des Georg Dösa berühmt,
durch zweymahlige Flucht vor den Osmfnen
besclumpft, durch Belgrads Entblössung von
schwerem Geschütze, und durch dessen Ver-
lust des Unterganges dieser Vormauer Ungarns
schuldig, seinen bey Mohnes bedrängten Kö-
nig vorsätzlich verliess, nach dessen beförder-
ter tmd erwünschter I^lederlage mit der jun-
fen, klugen königlichen Wittwe sich yermäh-
m, und der Ungern König werden wollte«
Während Ofen, auf Solejman's Geheissl6. Septir.
angezündet, noch brannte, rersammelten Fau*
lus Warday, Bischof von Erlau, und Jo-
hann Bebek von Felsöcz die Bevollmächtig-
ten des Adels aus den Gespanschaften Heves,
Gömör, Borsod, Torna und Aba-Ujv4r zu
Miskolcz, um über die Mittel zur Befreyung
des Vaterlandes von dem schrecklichen Feinde
— 34o —
zu berathschlagen« Allgemeiner Aufstand Mrurde
beschlossen, das Yerpel^tlier Feld in der He-
veser Gespanschaft am linken Ufer der Tarna,
zum Sammelplatze bestimmt. Einladung 2fum
Zuzüge mit schwerem Geschütze, Büchsen und
Fulver an Kaschau und andere nördliche
Städte gesandt; da war Einfluss und Anhang
Zugewinnen, darum versprach Zäpolya, sich
ehestens daselbst mit beträchtlicher Heeres-
macht einzustellen''). Zu gleicher Zeit sandte
er die Herren NiHas Gherendy und Cas-
par Horvith nach Fresburg an die Terwitt-
wete Königinn mit der Ermahnung, ohne Yer-
' -zug einen Landtag auszuschreiben, damit be-
schlossen und verfüget würde, was de3 ver-
waisten Reiches Freyneit und Wohlfahrt heisch-
te ^). Aus ihren und des bey ihr verweilen-
den Palatins Stephan Bäthory Vorkehrun-
gen wollte er errathen, was beyde mit ihrem
Anhange im Sinne führten, und was er für
das Ziel seiner Ehrsucht erwarten dürfte. Als
9. Octob. sie demnach am Tage Dionysii die Reichs-
versammlung auf das Fest Catharinä nach Cö-
morn ausscmrieben ^) , und in ihren Sendbrie-
fen keiner vorzunehmenden Königswahl et^
wähnten, sondern im Allgemeinen nur Aus-
mittelung der Art und Weise, wie den gegen-
wärtigen und künftigen Bedrängnissen des Rei-
''^ ches abzuhelfen sey, als Zweck der Zusam-
menkunft andeuteten; da eilte Zapolya, die
scheinbare Saumseligkeit der Königinn und des
a) Liter. Agriensis et vicinor. Comitatuum td CasfOTiens«
ap. Prar Epist. Procer. P. I. p, 272. h) Liter. Reg in. ad
Joann. Zäpo]. ap. Eund, p. 274. c) Liter. Reg in. ad Sutut
et Ordinea ap. Prar ikniial. l\ V. p. ia3. — Liter. Paiatint
ad SS. et 00. ibid.
— 34i —
Falatins, oder die geflissentliclie Verhehlung
iKrer Absichten zu seinem Yortheile zu be*
nutzen und ihren Entwürfen zuvor zu kom-
men. Auf den Sonntag nach Dionysii beschied 14, Octob.
er seine gesammte Faction, dsiiii die Magna-
ten und Landherren aus den nördlichen und
östlichen Gespanschaften nach Tokaj^ und
ruckte selbst von Szegedin mit seinen Heer*
scharen Hinauf *).
Unterdessen hatten Peter Per^nyl, Te-
meser Graf und Kronhiiter^ am Mohacser Blut-
tage dem Tode durch Flucht entronnen^ auf
der VLseOTader Burg die geheiligte Krone mit
den Reichs - Insignien von den £remiten des
heil. Paulus in 'Empfang genommen, damit
nach Terebes sicji begeben ^ dann' Säros - Pa-
tak überfallen und gewaltsam sich angeeignet^
fest entschlossen, die Reichskrone nur demje-
nigen zu überliefern, welcher ihn in dem Be-
sitze der geraubten Herrschaft bestätigen wür-
de. Sie war das £igenthum der Paloczer;
dieses Geschlechtes letzter männlicher Spröss-
ling Anton, war in der Mohacser Schlacht
geblieben, seine sämmtlichen Besitzungen muss-
ten, den Reichsgesetzen gemäss, dem Fiscus
heimfallen. Zdpolya Hess dem widerrecht-
lichen B&sitznehmer von Saros-Patak auf das
bestimmteste errathen., dass ihn das Recht des
Fiscus nicht im gering^ften gefährden sollte,
wenn die Stände einen Sohn des Vaterlandes
auf ^en Ungrischen Thron beriefen; und so-
gleich war Peter Perenyi des Woiwoden
eifrigster' Parleygänger und thätigster Stimmen-
a) Kovachich Vestig. Comitior. p. 627* et Suppl. ad V^ttig.
CcmiC T. IIL P' 70*
— 34a —
werbet für ihn*). Wirksam untersliitzte ihn
dabey der mächtige Yolksredner Stephan
TOn Werbücz; nur durch Zapolya^s Erhe-*
' bung konnte dieser Falatin des stürmischen
7. JW«y« Hatväner Tages, vor fünf Monaten^ Montag
nach Kreuzerfindung von den zu Ofen ver-
sammelten Ständen als öffentlicher Reichsfeind,
Hochverräther, Störer des Landfriedens geäch-
tet, und seiner Güter verlustig erklaret, zu
Ehren, Macht und Reichthum wieder empor
steigen. Als begeisterter Sprecher zog er her-
um in dem Lager, in den Städten, auf den
Burgen der Landherren; schilderte die Macht,
die Wohlfahrt , die Herrlichkeit des. Reiches,
die politische Wichtigkeit und den Ruhm der
Ungern unter dem ein^ebornen Könige/ Mat-
thias, den tiefen Yer^ll unter ^em äasw ar-
tigen Wladislaw und seinem Sohne Lud-
wig, die fast unheilbaren Wunden des Vater-
landes und die ihm noch bevorstehenden Ge-
fahren des völligen Unterganges, Nur von ei-
nem, im Lande gebornen, erzogenen, durch
grosse Eigenschaften und anerkannte Verdien-
ste ausgezeichneten Manne, mit Sanct Stephan's
Kreuz auf dem Haupte, seyen wieder Helden-
thaten der Arpader, sey Rettung und Heil zu
erwarten. Diess habe schon vor ein und zwan-
zig Jahren die Räkoser Reichsversammlung un-
ter allen, welche die Noth des Vaterlandes
scharf in das Auge gefasst , und in patriotischer
Wehmuth mit warmem Herzen erwogen hatte^
die zahlreichste und würdigste, erkannt; dar-
um, als unabänderliches Grundgesetz aufgestellt,
dass nimmermehr ein auswärtiger Fürst auf den
a) Iffthuanffy Hitt Lib. IX. p. 84.
fc-a
— 545 —
Ungrischen Thron berufen werden , und wer
immeT einen Ausländer auch nur in Vorschlag
bräclite, als Landesverräther in ewige Knecht-
schafi verfallen sollte. Ehre, eigenes Werth-
gefiihl, Vaterlandsliebe und treue Sorgfalt für
des Reiches Selbstständigkeit und Freyheit
fordern y dass jeder edle Unger sich fest
an jenes Grundgesetz halte, und fiir Vollzie-^
hung desselben , besonders jetzt , da des Va-
terlandes Unabhängigkeit, oder Dienstbarkeit
auf dem Spiele stehet, kein Opfer scheue, nicht
Gut und Leben schone. Selbst die Vorsehung
des Weltregier ers habe den Ungern gezeigt,
was sie diesen Augenblick zu thun /hätten.
Durch wunderbare Fügung und Verkettung der
Umstände habe der .Ädlerhochste den einzigen
Mann^ den würdigsten der Krone, mit ihm die
meisten seiner Freunde und Verehrer dem
schrecklichen Mohdcser Verhängnisse entnom-
men ; es sey der reiche *) , mächtige , tapfere^
gerechte, leutselige Johann yonZäpolya, es
sey der glückliche Bezwinger des Bauernauf-
standes, welcher, ohne diesen Einzigen, Un-
garns gesammten Adel vertilgt hätte, wesswe-
gen der glorreiche Ketter schon damahls all-
gemein des Thrones würdiger, als der träge
.Konig und dessen unreifer Sohn, geachtet wur-
de; es sey der vortreffliche Sohn des grossen
Stephan von Zapolya, dessen Tapferkeit
a) Unter den swey und tiehzig Schlössern seines Täterlichen
Erbtheils waren die Tornehmsteii : Trents^n, Sudcha, L^ra, Kaza,
Lietara, Szklabinya, Baymocz, Arva , LikaTka, Ujvär, Dunajecs,
ZipserhauSy Keatnark, Ilichnyo, Szadvär, Murany, Rnkos, Toma,
Kegecz, Bodokö, Tällya , Tokaj, Papa, Ui;od , Csesznek , KÖvar,
Zelenevar. Mehrere Freystäiltc und Drelssigstämtcr besass er zu
Pfand. Petrus de Kcva de Monarchia et S. Corom. Regn.
Uuo^. ap» Schwandtncr Tom. II. p. 711.
— 544 --
f
selbst dem Könige Matthias seine meisten
und schönsten Lorberkränze erkämpft^ dessen
ech'tbürgerliohe BeiKiheidenheit die ihm schon
gebührende Krone, leider dem unwürdigen
Ausländer Wladisläw überlassen hatte. Bil-
lig werde daher dem Erben seines Geistes und
seiner Verdienste jetzt übertragen , was dessen
Vater unsterblichen Ruhmes war abgelehnt wor-
den *),
Kräftig und anziehend unterstützte Jo^
hann von Zäpolya seiner Sachwalter Be-
triebsamkeit durch Bestechungen , Verheissun-
gen und leutseliges Betragen; dem Feter Fe-
renyl Terspraoh er die Woiwodschaft Ton
Siebenbürgen; dem Emerich Czybak die
Temeser Grafschaft und die Güter des Gross-;
wardeiner BLsthumes; dem Stephan Wer-
boczy die Kanzlerwürde, dem Stephan Dru-
geth die Zemplener Obergespanschaft ^ dem
Erlauer Paulus Warday das Graner Erzbis-
thum^ dem Alt -Ofener Propst Joannes Sta-
tileo das Siebenbürger Bisthum; und in der
14. Octob. Versammlung am Tage Galli war allgemein
entschieden, dass er König werden sollte« Ihm
aber waren der Anwesenden ^u wenig , um
Wahl und Ausrufung zu gestatten ; dazu
schrieb er auf das Fest des heiligen Emerictis
einen Landtag nach Stuhlwelssenburg aus, liid|
unter dem Vorwande, dem Könige Ludwig
durch feyerliche Beysetzung die letzte Ehre
zu erweisen, sogar die Königinn Maria mit
den bey ihr versammelten Magnaten dahin ein,
a) Brutus Hist. MS. Lifo. VII. ap. Pray Annal. P. V. p.
126* Ittbuänffv. I. c.
— 545 —
und liess sogleich durcli Feter Perenyi rdn
jeder der königlichea Freystädte zur Yerthei-
digung der Gränzplätze dreyhundert Ducaten
einsammeln^); die Sendbriefe waren unter-r
zeichnet Johann von Zäpolya, Siebenbür-
ger Woiwod; Paulus yon Warday^ Bischof
von Erlau; Feter von Fer^n, Temeser Graf
und die übrigen zu Tokaj yersammelten Her-
ren und Edelleute.
Weder diese Vorschrittei noch ihre Be-
deutung und Kichtung waren am Hoflager der
yerwittweten Königinn zu Fresburg yerborgen ;
sehnlichst hatte man daselbst gewünscht ^ dass
Ferdinand, drey und zwanzig Jahr alt, iu/
Spanien unter Aufsicht seines mütterlichen
Grossyaters, und unter Leitung des grossen
Kirdien - imd Staatsmannes Ximenes, zum
thiiigen, gerechten und klugen Regenten er-
zenen, auf das Erbrecht seiner Gemahlinn
Anna gestützt, unyerzü^lich nach Ungarn sich
begeben, und yon dem Jieicbe Besitz genom-
men j oder wenigstens auf befriedigende Weise
zu seines Anhanges Vermehrung seine be->
stimmte Willensmeinung angekündigt hätte ;
allein der junge Fürst, des Genies ermangelnd,
war gewohnt, in allen seinen Handlungen eir*
nen regel - und ordnungsmassigen Gang zu
yerfolgen, und keine Rücksicht konnte ihn be-
wegen, dayon abzuweichen; wahrscheinlich
kannte er sich selbst, woUte nicht fliegen, wo
er nur festen Schrittes gehen konnte, und
ehrte die Einrichtung der Natur, nach welcher
nur das Genie aller Regeln entbunden ist, das
bj Liter. Ja ans. Zäpol. id eiritt. reg. ap. Pray Epiat.
Frocer. P« I. p. 176-
— 346 —
TiSent me ungestraft dieselben übersclireitet.
Ihm sciuen zuträglicher und der Ordnung ge-
mässer, von zwey^ in Factionen getheilten Rei-
chen sich vorher desjenigen, in dem er noch
keinen bestimmten und eingebomen Mitwerber
.hatte, und völlig rechtsgültige Staatsverträge
fiir ihn sprachen, zu versichern, dann erst,
durch das eine verstärkt, auf das andere, in
welchem bereits ein mächtiger Mitbewerber
dastand , einige ihm günstige Staatsverträge auf
der Wagschale des Rechts zu leicht waren,
tmd nur der letzte Ehevertrag mit der Reichs-
erbinn volle Rechtsgültigkeit oesass, sein Recht
zu verfolgen. Da nun Böhmens Stände unter
sich getheilt waren, die £inen ein freyes Wahl-
recht geltend machen wollten ; die Andern, be-
sonders die Utraquisten, Ferdinand 's kirch-
lichen Eifer fürchteten, so hielt [er für das
rathsamste, die Böhmische Krone lieber zu er-
bitten, als mit Darstellung seiner Rechtsan-
sprüche sie zu fordern. Seine zum Reichs-
tage eingesandte Schrift berührte nur leise seia
auf die Ostreicliische Herkunft gegründetes
Recht und die seiner Gemahlinn Anna zuge-
sicherte Erbfolge; grösseres Gewicht legte er
auf seine Abstammung von Kaisern, auf seine
nächste Nachbarschaft, auf seine Würde, als
Verweser des hell. Rom. Reiches, auf sein
brüderliches Yerhaltniss zu dem mächtigen
Kaiser Carl; durch diess Alles zusammen
würde Böhmens Thron mit ihm nur geehret,
er in den Stand gesetzt, Böhmen, mehr als
irgend ein anderer Fürst, gegen alle auswärtige
Feinde zu vertheidigen. Süllscliweigend er-
kannte er dabey der Stände Walilrecht, doch
so, dass ihm sicherer Ausweg übrig blieb,
— 347 —
bey günstiger Gelegenheit es wieder zu rer-
werfen ■).
Am Feste Francisci wurde der Reichstag 4» Octoh.
zu Prag eröffnet^ die Wahl -Capitulation ent-
worfen, eine Auswahl von acht Männern aus
jedem der drey Stände ernannt, mit der Voll-
macht einen recht würdigen König zu erwäh-
len. Ferdinand^ mit den zwey letzten, un-
tauglichen, verschwenderischen , leichtsinnigen
Königen verglichen, erschien ein ausserordent-
licher Mensch; seine Vorsicht, Wachsamkeit,
Standhaftigkeit und Tapferkeit wurden hoch
gepriesen^ bewundert, geglaubt; und am Mitt-
woche nach Lucä riefen ihn die vier und 24. Oetob.
zwanzig verordneten Wahlherren mit einhälliger
Stimme zum Könige von Böhmen aus. Sobald
seine Schwester Maria Kunde davon erhalten
hatte y schrieb sie an Ungarns Adelsgesammt- 31. Oetoh.
heit: ihr sey nicht unbekannt, wie geflissent«
Hehr mnige Eiirsüchtige, unter dem Verwände
der allgemeinen Freyheit nur ihren eigenen
Vortheu und ihres Ehrgeizes Befriedigung su-
chend, durch mancherley falsche Eingebungen
und Scheingründe redliche Gemüther irre führ-
ten; wesswegen sie den Adel insgesammt und
insbesondere ermahnte, er möchte weder durch
Drohungen, noch durch Bedenklichkeiten ir-
gend eines Menschen sich verführen lassen^
sondern mit unbefangenem Sinne sich einstel-
len am festgesetzten Tage und Orte, wo der
freye und gemeinschaftliche Wille beschliessen
soUte, was des Reiches bedenklicher Zustand
forderte. Die Adelschaft würde nach dem AI-«
a) Goldaat Commentir. de Regnl Bohem. Jarib. II. p. 533.
Glafey Pragmut. Geach. der Krön Böhmen S. 42a— 476«
\
— 54Ö —
lerKSclisteii Zeugo seyn, dass weder sie, noch
ihre Brüder, der Kaiser und der König von
Böhmen ) nicht der Falatin, noch auch ihre
Räthe irgend etwas im Sinne führten^ was
zur Spaltung ynter deiji Reichssassen 'oder zu
innerlichen und auswärtigen Kriegen Anlass
geben könnte, Sie sowohl, als ihre Brüder
und ihre Räthe, yerlangeten nichts sehn-
licher, als dass das herrliche Reich und die
Ungrische /Nation ihren ehemahligen Glanz,
•und mit den verlornen Festungen auch ihre vo-
rige Unabhängigkeit von auswärtiger Gewalt
wieder erhalten möchte, wozu auch ihre Brü-
der mit Gottes Hülfe bereit und entschlossen
seyen, ihre gesammte Macht und die Kräfte,
ySOwoU des Römischen Reiches, als ihrer be-
sondern Erbstaaten, in Bewegung zu setzem
Wenn demnach ihre Brüder einige Heerscha-
ren nach Ungarn zu senden genöthigt würden,
oder zur Vernichtung feindseliger Entwürfe
der König von Böhmen selbst an der Spitze
seiner Heermacht einzöge, sollten die Retchs-
sassen weder erschr,ecken, noch glauben, er
komme als Feind zu ihrem Verderben« Le-
diglich zur * Vertheidigung ihrer Rechte und
Beschirmung ihrer Freyheit, welche so eben
von allen Seiten angefochten wird, werde er
erscheinen. Sie möchten ihn daher freundlich
aufnehmen ^und gegen billige Bezahlung mit
allem Nothdürftigen versorgen, wogegen seine.
Mannschaft nirgends Unfug oder Gewah sich
erlauben werde*).
Doch ungeachtet dieser Ermahnungen veit*
stärkte sich Zapolya's Faction, machte sich
a) Liter. Reg in. ad Nobiles ap. Pray Epist. Procer. P. !•
p. 277.
l
— 349 —
auf den Weg nach Stahlweissenburg; auch
Viele, der Könininn Anna und ihrem Gemahl
im Herzen ergeben, zogen dahin, und selbst
Sigmund, König von Fohlen, von Zäpo-
lya falschlich im Nahmen der Prälaten, Ba-
rone^ Magnaten und Landherren ersucht, sandte
den Przemlschler Bischof Andreas, und den
Bietscher Castellan Stanislaw von Sprowa^
als Botschafter auf den gesetzwidrigen Land-
tag. Da lieis die Königinn Maria, alle Scho-
nung gegen den Woiwoden aufgebelid, noch
ein Mahl, nicht mehr an die Adelschaft allein^
sondern an sämm'tliche Reichsstände dringende
Warnung ergehen. „Wir haben," schrieb sie,
„auf Anrathen des Siebenbürger Woiwoden
^,und anderer Prälaten und Barone mit d^ni
„Palatin, den Reichsgesetzen und der Landes-
„freyheit gemäss, eine allgemeine Reichsyer-
„Sammlung auf das Fest Catharinä nach Go-
„mom berufen, damit daselbst über des Reiches
^,Rettung, über öffentliche Wolilfahrt und über
3,Erhaltung der Freyheit 'Aller in Eintracht
„verhandelt, berathscnlaget, beschlossen würde.
„Fast zu gleicher Zeit aber hat der Sieben«
„bürger Woiwod, nach Bestechung einiger
„Herren und Edelleute^ den Reicnsgesetzen
„zuwider, und gegen der Stände Freyheit, ei-p
„nen andern Landtag unter schweren Strafen
„auf das Fest des heiligen Emerichs nach
„Stuhlweissenburg aasgeschrieben, in der Ab-
„slcht^ sich daselbst, nicht der Reichsverfas-
„sung gemäss, sondern nach Willkür seiner
„wenigen Anhänger zum Könige ausrufen, und
„die Krone, welche er bereits in seiner Ge-
„walt hat, sich aufsetzen zu lassen. Diesem
„durchaus widerrechtlichen Verfahren werden
— 35o —
y^ilr mit unsern Brüdern, dem Kaiser und
>>dem Könige von Böhmen, mit dem Falatin
9^und unsern Käthen durch kräfti^^e Massregeln
'9,begegnen, in keiner andern Absicht, als dass
jjdes • Reiches und eure Freyheit wider den
'9,'Woiwoden und seine Faction beschützt werde.
y,i>iesls wollten wir euch darum yermeldeoy
},dass'^ wenn auch der Woiwod rechtswidriger
"jl^ünd^ stürmischer Weise seinen Zweck er- .
'^Veichte, ihr euch nicht irre maChen lasset;
y^standhaft in der Treue gegen uns und gegen
^,euch selbst beharret ; sowonl die Befehle und
',,Drohungen, als auch die Bitten und Yerheis*
^jsungen des Woiwoden terachtet. Seyd ver-
unsichert, dass wir mit unsern Brüdern, Käthen
,,un'd dMr Keichssassen Mehrheit keine Yerlet-
„zung der Landesverfassung und eurer Frey-
Jäheit dulden werden. Eheatens sollt ihr den-
,~ Jenigen sehen, welcher mit Gottes Beystand
,,euth g^gen die Anmassungen der Mächtigen
'^,und gegen die Störer der öifentlichen Wonl-
,,fahrt wirksam vertheidigen, schützen, beschir-
,,men wird" •)•
Der verfassungswidrige Landtag wurde am
5. NovenihJPefiXe des heiligen Emericus eröffnet , und bis
die Zahl der Anwesenden sich vermehrte, un-
ter dem Spiele mancherley Känke fortgesetzt.
Die Botschafter, an ihrer Spitze der Sirmier
Bischof und Reichskanzler Stephanus Bro-
dericsh, von Maria und Ferdinand ge-
sandt, um allen Verhandlungen zu widerspre-
chen, wurden verächtlich behandelt, nicht ge-
hört, von den Versammlungen ausgeschlossen.
a) Liter. Reginae ad Stat. et Ord. ap. Pray Epiat. Froc F.
I. p. 281.
-• 35i —
BLs Vorabend Martini waren die meisten Ma|^ 10. Novbr.
naten, Landherren und Edelleute aus den Gch.
vpanscbaften Stuhlweissenburg , Sümegh, Sza*
lad und Eisenburg angekommen; nun wurde
Ludwig 's Leichnam feyerlich in die Chruft
der Könige gesenkt *). Sonntag, am Feste Mar- !!• Novhr.
tini, lieas Zäpolya sämmiliche Magnaten und
Herren in den Ddm der heiligen Jungfrau zuf
Königswahl fordern, zugleich die Stadtthore^
Strassen, flätze und Kirchthürme von seinem: .. vi
WaiFenrolke besetzen. Noch waren die ver^.
sammelten Herren, nicht einig in der Wahl,-
als die bewaifnete Mannschaft, scheinbar der
Zögerung überdrüssig, in Geheim aber, dazu •
angewiesen, den Herrn Johann von Zipo-^
lya zum Könige der Ungern ausrief, ihniffrlücky
Heil, langes Leben wünschte, und Gewalt .4ro-
hend, die Wahlherren in ihr lärmendes Ge-
schrey mit einzustimmen nöthigte ^). An die-
sem Tage noch ernannte der Gegenkönig den
Erlauer Paulus Warday zum Graner Erz-
bischofe; zu Bischöfen, di6 £[eistlichen Herren
Geargius Sulyok für Fünikirchen, und Jo-*
annes Geryan von Mutina für Cs^inad, da-
mit sie bey der Krönungsfeyerlichkeit mit dem
anwesenden Neitraer Stephan us Fodma-.
niczky, dem einzigen wirklichen Bischof e,
dem Graner beyständen. Allein gegen alle Er-
wartung verweigerte Paulus Warday, sey es
nach eigener kluger Einsicht, oder von St e-
phanus Brodericsh in Geheim für Fer-
dinand bereits gewonnen, den Krönungs-
a) Liter. Anonymi ap, Pray Epist. Procer. P. I. p, ^^<^
b) ßeati Widemanni Acta convpatiu Olomaceiif« ap* Pray
ABoal. ?• V. p. i54h
— 95a —
TAensty yorwendend er sey Tor Erlangung der
pSpsttichen Bestätigung noch nicht Graner, und
nach Annahme seiner Ernennung für die Gra-
tker Kirche, nicht mehr Erlauer. In dieser
Verlegenheit bemächtigte sich Z^polya des
Neitraer's Stephanus Fodmaniczky^ und
liess ihm keine andere Wahl, als entweder zu
dterbfen, oder am folgenden Tage seiilen Hofm
zu krönen« Der Bischof entschloss sich zu
12. Novhr* letzterem , und vollzog Montag nadi Martini
an defn Gegetikönige , wozu dessen unbefugte
Gewalt ihn gedrängt hatte*).
Noch von Stuhlweissenburg aus sandte
* Z a p o 1 y a Bothschafter an Franciscus
König der Franzosen; an Sigmund, König
TÖn Fohlen und an den Grossherrn S o 1 e j-
man, 'mit dem lügenhaften Bericht: da die
Stände, den Grundgesetzen des Reiches zu
Folge ^ keinen auswärtigen Fürsten auf Un-
garns Thron berufen durften, sey das Joch
der- Regierung durch einhällige Stimmen der
Prälaten, Barone, Magnaten und Landherren
ihm aufgebürdet worden. Vergeblich habe er
die Last von sich iLbzulehnen gesucht, nach
langem Widerstreben habe er endlich dem ver-
eibigten Willen der Reichsyersammlung sich
untetwerfen, und seine Erwählung zum Kö-
nige genehmigen müssen^). Erloschene' Ach-
tung für Wahrheit ist das untrüglichste Zei-
chen tiiefgewurzelter Verderbtheit, in ganzen
Völkern und Regierungen, wie im einzelnen
a) Liter. Anonym. 1. e. Liter. Ferdinand. R« ap. Wag^
ner Analect. Scepus. P. IV. p. 37. b) Liter. J o a n n. Z a->
pol. ad Sigism. R. Pol. apl Kovachieh Supplem. ad Veat. Co-
mit. T. IlL p. ^9.— Inatruetio pro Stepfa« Droget^ ap.
Szirmay Notit. histort Comit. Ztoiplön. p. 60«
— 353 —
hea. Bej. den Königen ron Frankreidbi
on FoUen gewannen die Gesandten gun-
^ufnalime und bereitwillige Anerkennung
}gßBL Sender; aber von zwey nach Slam-
Bsandten Botben war der eine unter We^
mordet^ der andere von dem Albanischen
eurer Johann T.^charnojewicsh (Ni"
Ferdinands Farteygänger, au^efang^n
»n*); Z^polya musste die wichtige Sen-^
an Solejman auf andere Zeit yerschie*-
fur den Augenblick lag ihm mekr daran^
jesetzlichen Gang der rechtlichen Fartay
immen und zu seiner Behauptung wider
be^ Geld^ als unentbehrlicnstes Mittel^
EU TerschaiFen« Schon friiher hatte er
halben, wo seine Macht hinreichte, den
»othen der Königinn und des Falatins
lem, und die Einladunffsfariefe zu dem
»mer Landtage ihnen abnehmen lassen;
sandte er Mannschaft aus, um Komom
(Setzen, und da der Palatin hierauf den
tag nach Fresburg verlegte, schrieb er an
fliehe Gespanschaf len und Freystädte, dass
big, ia sogar sträflich sey, die Fre.^burger
unenkunft zu Ije.suchen, oder zu beschic-
iadein er, als rechtmässig erwählter imd
Dter König, die Regierung bereits, liber-
len habe. Auf .feinen Befehl sollte der
n Stephan Bathory bey Verlust seines
I in Frist von yierzenn Tagen Fresburg
.seii und zu Stuhlwelssenburg sich ein-
[i^)« Da Bathory nicht gehorchte, er*-
ieronyn. L&szicy Arcaaa Legation. ad Solymni« afw
»ument. Decad. L p. i84. b) Liter* Anonymi a^^
— 554 —
iMinnte Zäpolya Herrn Michael Kesgeru
von Gybarth zu seinem Palatin^ Herrn Ja-
kob von Thornallya zu seinem Schatzmeis-
25.Novbr. tcr, und meldete es am Feste Catharinä an
sämmtliche Städte und ' Gespanschaften , wie-
derhohlend die Unwahrheit, dass er durch
Gottes Vorsehung und Gnade mit Übereinstim-
, mung aller Prälaten , Barone , Magnaten und
Herren zum Konige von Ungarn erwählet und
gekrönt worden sey*).
/• C. 1I8S. An demselben Tage eröffnete Stephan
Bäthory, durch das, vor ein und vierzig
Jahren festgestellte Grundgesetz ausschliessend
dazu berechtiget, in Fresburg die rechtmässige
Reichsversammlung; ausser ihm waren unter
zahlreich Anwesenden die vornehmsten: Franz
Batthydnyi, Ban von Croatien und Dalmatien,
Graf Christoph Frangepani, die Grafen
von Fösing und Sanct Jörgen, die Herren
Valentin Török von Enning, Urban
Batthyänyi, Balthasar Bdnffy, . Ale-
xius Thurzo, Reichsschatzmeister; Ludwig
Fekry, Stephan Giulay, Caspar Czo-
bor, Kmerich Nagy von Vargyas, Vice-Fa-
latin; Caspar Horvath von Wingarth, Ober-
Truchsess ; Franz Revay, des Falatinats Pro-
tonotatius; Thomas Nädasdy, Caspar Sze-
redy, Franz Nydry, Stephan Majldth,
Johann Szalay, Stephan Amade, Burg-
herr von Ungrisch Altenburg ; Johann Tihy,
Verweser des Vraner Priorales; unter den Prä-
laten: Stephan Brod.ericsh, ReicLskanzler
von Sirmien, Thomas Szalahäzy von
/i) Liter, cncycltc. Joann. Zapol. ad Re|gnicol. ap« Pray
ßpl. Procer. F. I. p* aSi.
— 555 —
Weszprim, Bischöfe; Albrecht Peregh von
Fünfkirchen^Ladislaus Macedoniay eben*
daselbst, Pröpste; Nicolaüs Olahj, Graner
Archidiakonus , und Nicolaus Gherendy,
Dom - Gustos von Stuhlweissenburg. Dazu noch
von einigen königlichen Freystädten verordnete
Machtbothen. Von längst genährtem und im-
merfort verstärktem Hasse wider Zäpolya be-
geistert > und bey Wiederbesetzung des Thro-
nes durch das Girundgesetz zur ersten Stimme
berechtigt , erklärte Stephan B^thory die
Koniginn Anna^ Wladislaw's Tochter, Lud-
irigs Schwester, für die rechtmässige Reichs-
erbinn und ihren Gemahl Ferdinand zum
Könige und Herrn der Ungei'n^ Die ganze
Reichsversammlung stimmte dem Falatin bey,
und rief Ferdinand zum Könige aus,.ilicnt
nreil es also für Recht erkannt, sondern weil
Zäpolya gehasst war; nur Graf Chri.^toph
Frangepani und der Sirmier Bischof Sie-
phanus Btodericsh schwiegen, im Herzen
dem Gegenkönige ergeben. Glockengeläut und
Kanonendonner verkündigten, dass Ferdi-
land angenommen und anerkannt sey; eine
insehnlicne Gesandtschaft wurde unverzüglich
lach Wien abgeordnet, dem Könige seine Be-
rufung auf den Ungrischen Thron zu vermel-
ien, mm der Stände Huldigung darzubringen
ind zu eiliger Besitznehmung voü dem Reiche
hn einzuladen. Dazu verlangte aber der König
lOch einige Frlst^ geleitet von der Einsicht, dass
nr zu des Ungrischen Thrones Behauptung wi-
]er Zäpolya und Solejman der Böhmischen
9ülfe nicht entbehren > diese vor seiner JCrö-
lung zu Prag und erlangter Huldigung der
Böhmen nicht füglich fordern könnte; doch
23*
-1^ 556 ~
genehmigie ßv ^Ine Beriifung und entliess die
30. i^av&rvOesandten am Tage Andrea mit einer Urkunde,
worin er der Ungrischen Reichsgesammtlieit
feyerlicK versprach, die Prälaten, JSarone, den
Adel, die königlichen Freystädte und sämml-
liehe Stände bey ihren Freyheiten, Gesetzen,
Reichsrerordnungen , wie sie dieselben von
cden Zeiten der heiligen Konige her empfan-
gen hatten > er möchte durcn Waffengewalt
oder durch einsUmmige Wahl zu dem B^tze
des Reichen gelangen, zu erhalten und' zu be^
schützen \ Frälaturen, Ffründen, erblose Güter,
Staatsämter nie an Ausländer zu vergeben, in
dem Staatsrathe des Ungrischen Reiclu» keinen
Ausländer zu ernennen, vorzüglich aber die
goldene Bulle Andreas des IL, zu welcher sich
Ungarns Könige gewöhnlich bey ihrer Krö-
nung durch feyerlichen Eid verpflichteten,
pünKtlichji zu beobachten **)• In einer zweyten
Urkunde von demselben Tage versprach er Al-
len, welche ihm, wie Recht und Fflicht es
heischten, und sie auf dem Fresburjjer Tage
gelobet hatten, zum wirklichen Besitze des
Thrones durch Rath und That verhelfen wür-
den, wider den eingedrungenen Woiwoden Zi-
polya Schutz, Aufenthalt, Jahrgelder und
Schadenersatz in seinen Erbländern^).
i3. Deelr. Am Tage Luciä versicherte er den Böh-
men urkundlich seine Vertretung gegen Un-
garns Stände, welche diese auf das ißigenthum
a) Isthuanffy Lib. IX. pag. 8C. Liter. Ferd Ina ndi I.
Vieonae. ult. mens. Novbr. i5aG. -* Zuerst von Jos. Nicol.
Kovachich dem Sohne, aufgefunden, und in Druck betont
gemacht in bei neu Monument» t^et, Legislation. Hungar» Zingm-
biae iSiS, Segment. II. Monument. III. p. 58. b) Liter« Fer-
dinand. I. ap. Pray Annal« F. V. p. tag.
— 35^ —
liSnder Mähren, Schlesien und Lausitz bis
Entrichtung <Jer vertragsmässigen Geld-
aine bestehen sollten^ und Sonnabend da-
f vollzog er die zweyte Urkunde, worin
rersprach, die Compactaten aufrecht zu er-
ten, einen Frager Erzbischof zu ernennen
:er Bedingung, dass er eben so utraquisti-
e, wie katholische Priester weihe ; des Lan-
Freyfaeiten, Gewohnheiten, alte Gebräuche
ht zu verletzen; Nichts von dorn Reiche zu
äussern, das Veräusserte zurück zu bringen;
chliche und bürgerliche Ämter mit gebor-
I Böhmen zu besetzen, das Schloss Carl-
m mit dem Schatze, das Reichsarchiv, die
one und die Landtafel, Niemanden ohne der
rren und Ritter Genel^i^iigung zur Verwahr
lg anzuvertrauen *). Diess Alles beschwor
am Mittwoch Dorothea des folgenden Jah-«^C-iM?.
zu Iglau, worauf er zu Prag, am Sonntage
surge mit seiner Gemahlinn Anna gekrönt 24. F#6r.
irde; gleich darauf in Schlesien und Mäh*
i der Stände Huldigung empfing.
"Während Uno[arns rechtmässiger König
h also in richtig abgemessenen Schrit-
. verstärkte, hielt der Gegenkönig Zäpolya
vechselnd zu Ofen, Gran und Visegräd
»f; sammelte Geld^), der Allmacht des
ttalles vertrauend; erfreuete sich der von
rcht gebothenen Huldigung der Kaschauer^
1 der ohne Huldigung dargebrachten Ge-
lenke der Leutschauer, Eperieser, Bartfei-
r und Zebenyer ^) ; verschmähete die heil-
) Die Urkunden stehai bey Goldatt CommenUr. de Jar«
I. T. !• p. 2o6* 307\ b) Liter. Joann. Za pol. ad £pe-
• ajK fragner Diplomatar. Saros. p. 261. c) SperTOgel
lal. oooiraot. ap. IVagner Analeot. Scepus. P. U- p« i4g.
I
X
— 35» —
Samen Anträge des wackern, siegberühmten
Christoph Frangepani, welcher sich er-
both^ Steyermark und Osterreich zu -verheeren,
während Zäpolya in Ungarn mit WaflPenvolk
herumziehend, die Gespanschaften, Städte und
Landherren, welche deim Österreicher anhingen,
seiner Bothmassigkeit unterwürfe und seinem
Gegner empünden liesse, dass ihm mit einem
tapiern , unternehmenden , mächtigen Feinde
scnwerer Kampf bevorstände *). Des übermü-
thigen Anmassers gemeine, weder durch Reich-
thum, noch durch Ehrenstellen, noch endlich
durch die Krone des heiligen Stephanus
verwandelte Natur bei^ückte ihn mit dem Wah-
ne, dass er ohne ^ Anstrengung das Recht und
den Berechtigten mit dem ganz gemeinen, un^
zählige Mahl abgenutzten^ und von jämmer-
lichen Staatsleuten bis auf unsere T^ge unzah-*
lii^e Mahl versuchten Kunstgriffe der Lüge
und Verleumdung besiegen könnte. Allent-
halben Hess er das Gerücht verbreiten , im
Rathe Ferdinands sej[ besol49Jssen . sämmt-
liche Staatsämter und Kircheni
Deutschen zu besetzen, ihnen
3(]oIk völlig^ unterzuordnen , und
mit seiner Sprache aus der Reil
Völker zu "veffil^eni " XJin qif
mens, für sich zu gibwinnen, ernannte er Herrn
Christoph Frangepani, Grafen von Zengh,
Veglia und Modrusch, zu seinem General-Ca-
Sitan und zum allgemeinen Beschützer der
Leiche Croatien, Dalmatien, Slawonien, und
der Gespanschaften Sümegh und Fossega; trug
Slawo-
/-'
a) Istbaanffy Lib. IX. p. 65.
- 559 -
ihm auf, zum Feste der drey Kduige Slawo-
niens Magnaten^ Herren und Adel in Dombro
zu vet^sammeln , ihnen die Gefahr des Vater-
landes und ihrer nationalen Selbstständigkeit
darzustellen, die an sich nichtige Reichsver-*
Ordnung, welche Ungarn als Wahlreich vor-
aussetzend, Wladislaw's Tochter Anna von
der Erbfolger, auswärtige Fürsten für ewige
Zeiten von dem Ungrischen Throne ausschlies-
sep 'wollte, Ton den Ständen annehmen, bestä-
tigen und im Lande verkündigen zu lassen.
Diess geschah auf Frangepani^s und des
Agramer Bischofs Simon Erdödv eifrigen
Betrieb Dinstag nach drey Könige m Gegen-
wart der Gesandten Z^pjilya^s, Johann
B^nffy von Unter -Limbach und Michael
KesAerü von Gybärth, unter Beglaubigung
des' Vice ^ Bans und Kreuzer Obergespans Eme-
rieh Brjdäcsh von Ladomerez; allein die
Bane Franz Batthyänyi und Johann Gar-«
loTtcsh Torouati standen unerschütterlich
für Ferdinand; mit ihnen Ludwig Fekry,
mit seinen Dienstmannen allein die festen Plätze
Rizano, Ostrpwicza, Fakracz und.Fetrina ver-
theidigend; mit den Banen Johann und Ni-
klas 21riny, Lukas Szekely, Jakobs Sohn,^
Georg Szluny, Franz Blagay, Feter
Kegievits, und Peter Erdudy, unter den
Slawoniem vielvermögender Mann , wesswegen
Ferdinand Donnerstag nach drey XCönige an^O. /onuÄr.
ihn schrieb, er möchte bewirken, dass die von
Ungarns Prälaten, Magnaten und Adel an ihm
und seiner Gemahlinn getroffene Wahl in der
Provinz von den Ständen urkundlich angenom-
men und genehmiget, er folglich, wie sich ge*
^ 36o ^
zieqjite, fiir iKren angebornen König und BtIh
herrn anerkannt werde ").
Um den listigen Nachreden und Verleum-
dungen Zäpolya's auf kräftige und glaubwür--
dige Welse zu begegnen , vollzog er Sonn-*
19» Jßn» abend vor Sebastiani an Ungarns Prälaten, Gra-
fen, Freyherren, Ritter und edle Reichssassen
einen olienen Brief in deutscher Sprache, wo-
rin es unter andern hiess: ,,Niemand glaube,
^ ^,da8S wir Treue und Gehorsam durch Furcht
^,oder Kriegsbedrängnisse erzwingen, , sondern
„wie es einem guten, frommen, christlichen
,,Könige geziemt, mit Genehmigung, gutem
„Willen und Liebe unserer Untertnanen die
,)Regierung antreten wollen. Wir werden mit
„aller Kraft und Macht darauf dringen, dass
„Belgrad und andere Gränzfestungen der Ge*
„walt des Feindes entrissen werden , und ihr
„eurer Rechte und Freyheiten vor einheimi-
„sehen Anmas.sern und Störern gesichert, in
„Frieden und Ruhe geniessen möget. Gewiss
„und sicher sollet ihr seyn, dass vrir die edle,
„um das christliche Gemeinwesen höchstver-
' „diente Ungrische Nation und ihre Sprache
„nach unsern Kräften und Vermögen handha-
„ben ; Prälaten , Grafen , Freyherren , Ritter,
„Adel, Freystädte und andere Stände des Un-
„grischen Reiches in und bey ihren Freyhei-
„ten, Vorzügen, Herrlichkeiten, Gesetzen,. Rech-
„ten und Gerechtigkeiten erhalten und be«
„schirmen, in Ungrischen Angelegenheiten uns
„keiner Ausländer bedienen, nie kirchliche
„Pfründen, Ämter und erbliche Anfalle an
„Fremde verleihen wollen , damit auch nie Ur-
a) Ungr. Magazin Band IV. S. 377.
^ 56> —
yrerAe^ io euem Besitzungen^ Vermo-
Recliten und Fersonea irgend eine Go-
ing zu befürchten. Aber "wobLlmeinend
i wir eucb, jetzt scbon auf Anschaffung
)y Mundyorrathes in Fülle Bedacht zu
en; wogegen wir unsem Hauptleuten
Criegsvölkern, welche wir nach Ungarn
gegen die Gränzen wider die Türken
irider einheimische Friedensstörer näch-
senden dürften, ernstlich und nachdrück-
^ebiethen werden, euch keinen Schaden
ugen^ sondern alle ihre Nothdurft für
e Bezahlung von euch zu erkaufen und
eiler** •).
ieser Brief that bey Vielen die beabsich-
lYirkung; denn Ferdinand stand allge-
n dem guten Rufe des rechtlichen, Wort-
, Mannes. Johann Zäpolya, seines
iges Schwächung befürchtend, gab' den
1 von sich, als wüsste er nichts von sei-,
ejgners Versicherungsurkunde, und schrieb
'ockk nach Maria Lichtmesse einen Land- 6. Febr*
iif Reminiscere nach Ofen aus, nothge-
;en, wie er vorgab, durch des Feindes
st, welcher unter dem Scheine des Guten
il bereitete, und unter Vorwand des
tzes dem Unijrischen Volke und seiner
;be Gefahr der Vertilgung herbeyführte **).
läpolya's und seiner Faction Trost und '
de, zog einige Tage vor Eröffnung des
tages der Spanische Überläufer Antonius
con, als Bothschafter des König;» Fran-
Die Urkunde steht bey Koyachich Snp^lem. 'ad Ve«t.
. T. 11* p* 97 i^- c) Liter. Joann. KapoL ad Bart*
, ap. Kovachich !• c. p. io4.
~ 56? ~
• ^iscu9 in Ofea ein; Briefe hiingend von sei-
nem Herrn an einige Magnaten Ungarns vom
ersten Range, und Anträge zu einem Bündnisse
mit dem Gegenkönige. Diess wurde in der
deutschen Kirche der heiligen Jungfrau durch
Vermittelung des Kanzlers Stephaif Wer-
böczy unter folgenden Bedingungen geschlos-
sen. Johann Zdpolya sollte mit seiner ge-
sammten Heermacht wider Ferdinand zu
Felde ziehen, und die durch vereinigten. Na-
tio\ial - Willen erlangte königliche Würde sich
weder durch Waffengewalt, noch durch listige
Verträge entreissen lassen; zur Bestreitung. der
Kriegskosten würde der König von Frankreich
ihm monathlich dreyssigtausend Livres, in Ve-
nedig oder in Ragusa zahlbar ) anweisen; —
eiii nie erfülltes Versprechen; — der Paps^
die Veneter und die Florentiner, Verbündete
des Französischen Königs wider Kaiser Garl^
sollten in dem Bündnisse mitbegriffen sejn •).
Bey dieses Vertrages Unterzeichnung erlosch
in Zapolya^s Seele jeder Zweifel an seiner
Festigkeit auf dem . angemassten Throne. Die
Briefe des Französischen Königs ^n die Mag-'
naten waren für die zu Ofen anwesenden
überflüssig, für die andern, welche, wie Ste-
han Bäthory und Franz Batthyänyi für
erdinand standen, unwirksam. Wie fest
die erstem an dem Anmasser hingen, zeigte
ihre freche Antwort auf Ferdinands und
Kaiser Carls Ermal^ungsschreiben ^), welche
i
a) Hieronym. Lasslci Arcan. Legat, ad Solyman. ap. Bei
Monum. Decad. I. png. i65* lathuatiffy Lib. IX« pag. 86«
b) Liter. Caroli Imperat. Granadae de 26. Novembr. 1626. Lie.
Perdiuandi lieg. Pragae de 7, Martii. i5i7. ap. Äovachick.
dupplem. ad Veat. Com. T. UI. p. iu5 sqq.
^ 563 ^
auf dem Landtage yorgelesen wurden, Sie 17. Mär
sollten den Starrsinn al^legen, womit sie ihren
rechtmässigen König verschmähet en; sie soll-
ten das Erbrecht derKöoiginn Anna anerken-
nen und die Heiligkeit der Verträge, welche
ihre Könige, Matthias und Wladislaw mit
den Kaisern Friedrich und Maximilian
geschlossen hatten, in Ehren hallen; sie soll-
ten reiflich erwägen, was in des Reiches be-
. denklicher Lage zu ihrem Heil gereiche, und •
als treue Unterthanen sich dem Fürsten unter-
werfen, welcher mit dem festen .Willen auch
hinlängliche Macht besässe, sie gegen auswär-
tige und einheimische Feinde kräftig zu be*
schützen.
Hierauf erwiederten sie : ,)wie sie nicht ^ -Aföri
„begreifen könnten, mit welchem Rechte, ödet
„aai wessen Rath Ferdinand sich König von
„Ungarn, sie seine Unterthanen zu nennen
„wagte. Er sey von einigen Ungern, welche
„ehemahls ihre Brüder und Freunde waren,
„jetzt ihre Feinde sind, und der £hr#, der
„Pflicht, des Vaterlandes vergessen, bey Pres-
„burg herumschweifen, schimpflich hintergan-
i,gen worden. Nie werden sie ihn für ihren
„König erkennen und annehmen; ihr König
„sey Joannes, einhällig von, ihnen erwählt
„und mit dem geheili<^ten Reichs - Diadem ge-
„kronet; kein Zufall, kein Wechsel. des Glüc-
„kes werde sie im Leben von ihm trennen«
„Vergeblich berufe er sich auf ein Erbrecht;
„das Ungrische Reich, frey, niemanden zins-
„bar, keinem auswärtigen Fürsten unterworfen,
„könne nie erlieirathet, und könnte von kei-
„nem ihrer anerkannten und gekrönten Könige
„wider ihre ötfenlUche Freyheit irgen^d jeman-
^ 364 --
%
^,den zvLT Erbfolge Terschrieben werdeiu Über-
^^diess seyen auswärtige Fürsten durch ein un~
,, yeränderliches Reichsgesetz ausgeschlossen ; da-
,)her ermahnten und bäthen sie ihn, er möchte
,,sich künftighin des Titels, König von Un-«
,,garn^ enthalten, sie nicht mehr seine Unter-
,,thanen nennen, noch irgend einer Gerichts-
„barkeit im Reiche sich anmassen. Wollte er
„aber mit ihrem Könige Joannes gute Nach-
^barschaft halten, und mit ihm wider den Erb-
„feind der Christenheit sich verbindeD, ^o hoff-
9,ten sie, ihr gnädigster König werde sich zu
„allen freundsqhafüichen Diensten bereitwillig
„erzeigen" ■).
Zupolja freuete sich des hochmuthigen,
'verwegenen Tones, in welchem ^seine nichtsehr
zahlreiche Faction ^) die bescheidenen Ermah-
nungen seines Gegners beantwortete; darauf
gründete er die ungeheure, bis dahin uner-
hörte Forderung des zehnten Theils von den
Einkünften und von der beweglichen Habe
sämmflicher Reiclissassen ohne Ausnahme.
Prälaten, Magnaten, Herren, Adelschaft, Bür-
ger und Bauern sollten ' ihres rohen und ver-
arbeiteten Goldes und Silbers, so wie ihres
baren Geldes zehnten Theil ohne Weigerung
und Aufschub seinem verordneten Einnehmer
Johann von Szerdahely, oder dessen Be-
amten überliefern, dabey nach vorgeschriebe-
ner Formel eidlich versichern, dass sie ihr
Vermögen und ihre Habe wahrhaft angegeben
a) Liter. Stat. et Ord. ad Ferdinand, «p. Kovachick» I« e.
p. ii5 sqq. — b) ^Responsum «atis inciviliter; paaconim
yienim sententia expetita est, quid m't rescribenduio.<* Spar*
Togel ap, fFagner Analoot. Soqpua. P. II. p. i^
k^.
-^ 565 —
und nidits dtvon rerhelUet liStten. Frey stände
federn ) yerarbeitetes Silber mit sechs Ducaten
für die Mark; Gold, mit dem vollen Gewictt
des Gcrätlies auszulosen. Für einön Pflugock-
sen sollten drey Ducalen; für Kühe, Kälber^
Schafe und Schweine der gewissenhaft geschätzte
Werth derselben bezahlt werden. Nachdem
die versammelten Prälaten und Herren ihres
gnädigsten Königs Forderung zum Keichsbe-»
schluss erhoben hatten, liess er sie selbst so^
Hleich denselben beschwören und zu pünkt^
ucher Erfüllung sich verpflichten» Sie schwo-
ren und leisteten, und überall^ wo er als Kö-
nig * anerkannt war, wurde gejgeben •). Also
werden Völker in ihrer tiefsten Selbsternie-
drigung gezü cht Iget ; sie müssen in Furcht und
Zittern den kühnen Forderungen eines gewal-
ligen Emporkömmlings zu seiner Erhebung leis-
ten ^ was sie, in niedrigem Geitze b^apgen^
dem heiligen Rechte ihres besorgten Gebietners
für Gemeinwohl verweigert haben. Zum
Schlüsse des Landtages bezeigte die Faction
ihre Ergebenheit an Zäpolya noch durch
eine Achtserklärung wider den Palatin Ste-
phan B a t li o r y , den Reichsschatzmeister
Alexius Thurzo, den Weszprimer Bischof
Thomas Szalahdzy^), und er vergab die
Guter der Geächteten an seine Anhänger, ohne
die geringste Ahnung, dass ein bedeutender
TheU derselben ehestens zu demjenigen über-
gehen werde, dem sie weniger genen, und von
dem sie Mehreres hoffen dürften.
a) Liter. Josnn. Zapol. ad BartpK^ns. de 7. Msii iSaj. ap*
Pra^ Epiat. Proc. 1'. J. p. 2^. — Sparvogel i*p. Wagrur
_ 366 —
Jetzt erkannte Sigmund, König von Poh-
lei;i seine Übereilung, welche er durch Sen*
düng seiner Bothschafter auf den widerrecht-
lichen Landtag nach Stuhlweissenburg, ohne
die Erhansprüche seiner Nichte Anna anzu-
regen, begangen hatte. Bey reiflicher Erwä-
gung der bisherigen Fortschritte Ferdinands
und Zapolya's schien ihm der bürgerliche
Krieg in Ungani unvormeidlich, der Aufbruch
desselben selbst für Fohlen gefährlich; darum
erboth er sich zum Vermittler und wurde als
solcher von Ferdinand in redlicher Überzeu-
-gung von seinem Rechte, yon Z^polya im
. Vertrauen auf seine Verschwägerung mit Sig-
mund, und in Furcht vor den Urtheilen der
Fürsten Europa's angenommen. Durch Unter-
handlungen des Fohlnischen Reichskanzlers
Christoph von Szydlowicz mit Beyden,
1. Juniu: wurdö bis zum Sonnabende vor Exaudi Ein-
halt gegenseitiger Feindseligkeiten bewilliget;
eine Zusammenkunft beyderseitiger Machibo-
then am erwähnten Tage zu Olmütz beschlos-
sen; nicht nlänger als durch vierzehn Tage soll-
ten die Verhandlungen dauern ; ilach Abfluss
derselben die Feindseligkeiten ncteh durch
zehn Tage ruhen , damit die Machtbothen tey-^
der Part'eyen sicher heimkehren konnten •).
Zu Schiedsrichtern wurden Andreas, Bischof
von Floczk, und Christoph von Szydlo-
wicz von Sigmund bevollmächtiget; der
Breslauer Bischof, Jakob von Salza, Ale--
xius Thurzo, Lenhard Harrach, Hof-
kanzler; Andreas Adler, Geheimschreiber;
und der Rechtsgelehrte, Beatus Wiedemann,
a) Dogiel Codex diplom« Folon. T. L p« lai ..tqq.
— 567 —
ftls Sprecher^ waren Ferdinands; 7oanne3
Orszäg>h, .sonst Watzner, jelzt ernannter Co-
loczer Erzbischof , Johann F^lffy, Andreas
von Gran, Joannes Stattleo von Ofen
Propste, beyde Rechts - Doctoren , Zapolya's
Maehtbothen.
Der erste Vortrag wurde dem Herrn
Wiedemänn für Ferdinand zuerkannt; und
er führte seines Herrn Sache, wie jede anßere
ewohnlicli gefuhrt wird, wenn man in dun-
e]n Begriiien schwankend,, seines Rechtes
nicht völlig gewiss ist^ oder mit A/fitz und
Gelehrsamkeit prangen will; man rafft schein-
und unhaltbare Gründe zusammen, vermenget
sie mit gewissen und entscheidenden, entkräf-
tet diese durch jene, gibt dem Gegner Blos-
sen; und indem man zu viel bewoisenr will,
beweiset man nichts. Also Wiedemänn, da
er Ferdinands Rechtsansprüche auf drey
Grunde befestigen wollte , wovon nur der letzte
haltbar, vollgültig und für sich allein hinläng- •
lieh war; die zwey ersten dem scharfsinnigen
Gegner Statileo es leicht machten, den letz-
ten in Widerspruch mit jenen zu zeigen, und
dadurch zu vernichten. Wiedemänn stützte
Ferdinand's Recht zuerst auf den Neustäd- ^l^'^^'
ter Vertrag und den Presburger Vergleich; xc. 1491.
dann auf seine, im Jahr 1527. auf dem, vom ^•'^<^-
Ffalzgrafen (Palatin) ausgeschriebenen, und un-
ter dessen Auetori tat abgehaltenen Landtage
geschehene Erwählung zum Ungrischen Konige;
endlich auf das unstreitige Erbrecht seiner
Gemahlinn, der Königinn Anna. Mit dem er-
sten Grunde räumte er dem Statileo, Zäpo-
lya's Sachwalter ein, dass Matthias, mit
tibergehung der Reichserbinn Elisabeth und
— S68 —
ihrer Bohne, rechtmässig zum König erwählet
worden sey; und mit Anregung der Erwäh-
lung des Kaisers Friedrich von vier und
zwanzig Prälaten und Magnaten, dass wohl
auch eine kleine Faction wider den ein mahl
anerkannten König einen Gegen^ünig wähleD,
dieser dadurch Rechtsansprüche gewinnen, und
durch erzwungene Verträge sich darin befesti-
gen könne. Mit dem zwejten, ohgleich un^
wahren") Grunde gab Wiedemann zu, dass
Ungarn ein Wahlreich sey; mit dem dritten
erklärte er es wieder für ein Erbreich, und
hob mit diesem die Beweiskraft der zwey er-
sten, und durch sie die Bündigkeit des letz-
ten auf.
Was Statileo den Verträgen zwischen
Matthias und Friedrich, Wladislaw und
Maximilian entgegensetzte, wäre unvermo-
j[end gewesen, ihre verbindende Rechtskraft
aufzulösen, hätten sie nur an sich nicht aller
Rechtsgültigkeit ermangelt ; nichts, als den un-
rechtmässigen Thronbesitzer, mithin den unbe-
fugten Contrahenten Matthias, hätte er be-
streiten; dann aber 'freylich, was er durchaus
nicht wollte, zugleich die in männlicher Li-
nie zwey und zwanzig Mahl; in weiblicher
sechs Mahl bestätigte Erblichkeit des Ungri-
schen Reiches eingestehen, und Wiedemanns
dritten Grund für vollgültig entscheidend an-
nehmen müssen. Wenn aber Statileo Zä-
polya's WinkelM^ahl zu Tokay und Stuhlweis-
senburjr auf die elendeste Weise jjeijen Fer-
dinands Anerkennung und Annahme auf der
a) Ferdinand war auf dem Fresbnrsev Landtage nur aa*
erkannt, auascnileQ, aBgenonmen ; nicht erwä'hlet wprd«ii«
- dÖ9 - •
nassi^en Pnsburger Rioichsrersalbinltiiig
rtheidigen suchte: so musste sich Wie^
,nn nicht minder künstlich oder possier^
renden und drehen, als er Von dem wit«
Gegn<$r bey dem Widerspruche zwischen
i zwey ersten und seinem letzten Rechts-
a gefasst wurde *)•
ficht unerfahren war Wiedamtun im
sehen Staatsrechte; das zeigte di^ bon^
Ausführung des dritten Rechtsgrufides;
BT Yerscherzte den Sieg durch seme tot-
gangene Berufung auf die Verträge und
10 "Wahl; da überdless auch Siatilao^
m für ein Wahlreich haltend^ in pffen-
1 Irrthume schwebte, und die Fohlnischen
dsriiditer ihre Farteylichkeit für Zäpo-
«hr deutlich yerriethen^ so ging die Vei^
lang bald in unnützen, mitunter auch all-
shan Wortstreit über. Um diesen zu an-
ij bothen Ferdinand' s Sachwalter einen
laich an, Kraft dessen Zdpolya dem an-
isaten Throne entsagen, dafür das Ungri^
Bosnien mit dem Königstitel erhalten ^
igtausend Ducaten und alles, was ron sei-
ubgütern bis jetzt in Beschlag genommen
eu war, wieder empfangen sollte. Diess
ia von Zipolya's Machlbothen verschmä-
und statt dem Könige Ferdinand, untei^'
mg, dass er auf das Ungrische Reich
t leiste, das von Matthias erkämpfte
Lt der Uligrischen Krone auf Schlesien ^
ran tmd Lausitz angebothen» £s war na-
rs^ OeuUch ttehet Wxedemanni Dedoction ber Ooldait
mt. de regni BohezB.' Juribua T» II. p. 7. -^ Lat«iniicli
tati looU Einwendniifiea ktjFr^ Annal. V. p* i55 a^*
TbmL a4
— 370 —
tfirlich^ dass F e r d i n a a d' s Berollmächtig- -
te den Antrag mit Verachtung zurückwiesen;
und die Olmützer Zusamnienkunft endigte mit
beyder Theile Überzeu^ng, dass im Mangel
eines obersten Schiedsrichters streitige König-
reiche nicht durch Rechtsgriinde^ sondern
durch das Schwert gewonnen werden.
Damit rasch zu verfahren ^ war Ferdi-
nand zu besonnen, zu bescheiden , zu men-
schenfreundlich gewinnt. NachsichtSToU gegen
politische, wie gegen kirchliche IrrthümeTi wenn
er sich selbst überlassen war, yersudble et
noch ein Mahl den ^yeg der Güte« Am Fest-
29. Ainitti.tage Fetri und Fauli liess er an Ungarns a&nmt-
liehe Prälaten I Barone, Magnaten, Landherren
und Reichssassen offenen Brief ergehen, wer*
in er sich zwar ebenfalls auf die von Ungarns
Ständen genehmigten Erbverträge zwischen
Matthias und Friedrich, Wladislaw und
Maximilian; zugleich aber auch auf das
Erbfolgerecht seiner Gemahlinn Anna berieL
„Obgleich Ferdinand schon bey unglüddi-
„eher Erledigung, und hernach verfassungswi-
„driger Anmassung des Thrones, an Recht und
„an Macht stärker als der Graf, unverzüglich
y „des Reiches sich bemächtigen konnte, so nabe
„er doch auf das Erbrecht seiner GemahKnn
„und auf frühere Verträge gestützt^ die Ver-
„fassung und Freyheit des Reiches in Ehren
„halten, und durchaus den Reichsgesetzen ge-
„mäss verfahren wollen; darum habe er den
„vomFalatin berufenen und versammelten Stän-
,^den die Rechte seiner Gemahlinn, die altem
„Verträge und seine darauf gegründete An-
„sprüche vorleben lassen, worauf er nach ru-
„luger Berathsdilagung und reiflicher Überle-
— 37i —
ing, durch Gottes Fügung, £rey und ein-
immig für Ungarns rechtmässigen Konig
lerkttint, angenommen und aasgerufen wor«-
iUf .dadurch, die angebliche Erwählung des
ipsor Grafen, als That der Faction, der An-
assung, der Gewalt, unwirksam und nichtig
worden sey. Diese hätten ihn berechtiget,
gleich mit seiner Heermacht auszuziehen,
a die Unterwerfung des Grafen und seiner
ihänger zu erzwingen; doch in Erwägung
r unlängst geschehenen Landesverheerung
irch den Erbfeind der Christenheit, habe
p als christlicher König und Fürst, das Blut-
rgiessen yermeiden, seiner Treuen schonen^
in Recht durch gelindere Mittel behaupten,
id unlängst auch des Königs von Fohlen
gebothene Yermittelung auf dem Olmützer
lg annehmen wollen. Dort habe er seine
mg gesetzmässige Gelangung zu dem Thro«
I, semer Gemahlinn Ernf olgeracht , seiner
erfahren Verträge mit Ungarns Konigen
sf uhrlich darlegen und gründlich beleuch-
I lassen, in der Hoffnung, dass ihm der
af Von dem angemassten Throne friedlich
ichen würde; aUein alle Anträge und Yer-
che zu freundschaftlichem Vergleich sejen
aslungen, welches ihn um seiner Treuen,
selbst um des Grafen und seines Anhanges
llen, desto empfindlicher schmerze, je ge-*
sscr er voraussehe, dass längere Verweige-
Dg der Unterthänigkeit , des christlicnea
Utes Yergiessung , des Landes Verwüstung
d vieler Reichssassen Verderben unver-
udlich nach sich ziehe, wessen er doch bis
zt in gütiger Gesinnung sich enthalten woU-*
Da nun der Graf und seine Faction diess
i4«
— 071 ■'^
y,AIIeft für nichts achten^ yielmelir seinen und
-),se'iner Gemahlinn unstreitigen Rechten wider-
9,streben, so sey er noth^^edrungen, dem Na-
jyturrechte gemäss, Gewalt mit Gewalt zu be-
,,kämpfen , und wider Pflichtvergessene thätlicli
),zu verfahren. Er habe demnach als Ungarns
^^rechtmässiger « und einziger / König beschloß-
^>sen, in einigen Tagen seine Heerscharen nacb
9,Ungarn zu senden, sein Recht auf die ihm,
9,vor Gott und Menschen gebührende Krone
),durch Waifengewalt zu verfolgen, die ihm
'„treuergebenen Unterthanen in Gnaden aufzu-
9,nehmen, zuversichtlich erwartend^ dass sie,
^,als biedere und rechtliche Männer, ihm, ih-'
„rem rechtmässigen Erbherrn, redlich dLeaen
„und thäiig beistehen werden, wogegen er aie^
„nicht nur, wie er mehrmahls versprodieoi
„von des Grafen gewaltsamen Erpressungen be-
„freyen, sondern auch Alle, welche smner
9,GnQde sich überlassen, bey ihren Vorzügen,
^,Rechten, Gewohnheiten erhalten, allen Reichs-
„und Landsassen ohne persönliche Rücksicht'
),ten zu ihrem Rechte verhelfen, ihnen Sicher-
„heit vor auswärtigen und einheimischen- Fein*
„den, Ruhe, Frieden und Wohlstand verschaff
„fen wolle; damit die minder vom Glück Be-
„günsliglen sowohl, als die Machtigern, auf
„Burgen und Schlössern, in Städten und Falas-
„ten , ihres Fleisses Früchte, oder ihres Reich^
„thums Fiiile ungestört geniessen mögen, wcl-
„ches jeder sich mit Gewissheit von ihm verspre-
„chen könne. Doch wer es wagte, sich ihm
„zu widersetzen, oder dem Grafen Johann
„beyzustehen , welches er ihnen insgesammt
„und insbesondere, als walirer König von Ün-
„garn, hiermit verböthe, der wisse, daas der
— 373 ^
„Markirraf Casimir von Brandenburg*)
„zum obersten Feldherrn ernannt worden sey,
„find dieser mit seinen ünlerbefelilshabern al-
„len Abtrünnigen, Rebellen und Anhängern des
„Grafen nach dem strengen Kriegsrechte be-
^^gegnen werde '')/^
De» cdeln Fürsten gemässigte^ Ton, selbst
wenn er von seinem Gegner sprach, überzeugte
TOn der Redlichkeit seiner Gesinnung, und
beweg manchen wichtigen Mann zum Abfalle
von Zäpolya, wie oiFenbar sich zeigte, als
Markgraf Casimir bey dem -vor Presburg ge-
lagerten Heere anlangte« Die Felsenburg De-
rin- an dem Ausflusse der Ma^ch in die Do- *
naU| und das Fresburger Schloss waren von
Zitpojiya's Kriegsvolke besetzt; jene er^ab
sich der ersten Aufforderung; dieses nahm
deuLsdhe Mannschaft um die Hälfte stärker als
die Ungrische Besatzung war, gutwillig auf; so-
bald Ferdinand Herr von Ofen wäre, woll-
ten die Ungern das Schloss völlig übergeben,
Jobann Katzianer von Katzenstein führte'
fünfhundert Mann Reiterey vor Tyrnau; Tages
vorher war Zapolya's Besatzung abgezogen,
die Bürgerschaft öffnete die Thore und hul-
digte dem rechtmässigen Könige. Dessen An-
kunft wurde im Lager vor Presburg am rech-
ten Donauufer erwartet. Am Vorabende vorsi. Julius.
Fetri Kettenfeyer empfing ihn der Falatin mit
einer Anzahl Frälaten und Magnaten bey Kit-
see. Das Wort der Begrüssung und zugleich
d) "Er war W 1 a d i s 1 a iv' a von Ungarn und C a s i m i r* a von
Pohleu ScLwestcrsohii , staatskluger un<1 tnpferer Mann, den;
Toraiiglich Carl V. die £r1aiif;iing der R&i&cr würde zu verdau-
ien hatte* b) Liter. Perdlnandi R. ad Stat» et Ord» HuBg.
■p. Prajr J^p* Proc. P. I. p. 996.
- 574 ~ .
da Bitte um eidliche Bestätigung der Freyliei-
ten des Reiches und der Stände fülirte der
■
Weszprimer^ Thomas Szalahäzy; Ferdi*
n and antwortete durch Beatus Wiedemann;
aber den Eid sprach er dem Bischöfe wört-
lich nach* Er schwor bey-Gott^ der heiligen
Jungfrau und allen Heiligen ^ die Kirche Got-
tes m Ungarn^ die Prälaten, Barone, edle
Herren 9 fireye Städte und sämmtliche Reichs-
Sassen in ihren Vorzügen, Freyheiten, Rech-
ten, alten und gebilligten Gewohnheiten zu
. beschirmen ) Allen unparteyliche und^unver-
zögerte Gerechtigkeit zu yerwalten; das Grund-
gesetz Andreas des U. getreu zu beobachten;
. von Gränzen und Um£ang des Ungrischen Reiches
nichts zu yeräussem^ sie vielmehr zu erwei-
tern; imd fiir die WohlfieJirt des Reidiies so«-
wohl, als der Stände, alles, was ihm möglich
ist und Gerechtigkeit erlaubt, zu thim, so
wahr ihm Gott und seine Heiligen helfen
. mögen*).
^* ^ugun. Am folgenden Tage zog er unter Vortritt
seiner gesainmten Heermacht in Ungrisch AI-*
tenburg ein. Freudig^ übergab Stephan Ama-
de die Burg. Hier erhob sich Streit, ob der
König daselbst verbleiben,' oder den Marsch
in das Innere des Reiches fortsetzen sollte; je-
nes verlangten die Herren aus Böhmen luid
Österreich, ängstlich besorgt für ihren achtungs-
wertheh Fürsten; dieses wünschten die Ungern
im Gefühl ihres Kdelmuthes, der sichersten
Schutzwehr Ihres Königs. Da kam die verwitt-
weteKöniginn Maria aus Wien dazwischen mit
a) C a s p a r U r x i n u s V e 1 i u s de beUo Paanouico «x edit.
Kol lär Lib. 1. p. i mjij.
— 375 —
et freudigen Bothscliaft, F erdinand sej Vaietf
Ines Sohnes, den ihm Anna Tages vorher
lücUich geboren und Maximilian genannt
latle. Nun entschied Ferdinand, von Ya-
erfreude begeistert, für der Ungern Wünsche,
liess Böhmen und Österreicher schweigen,
ind entliess die Herren, welche nicht zum
Waffendienste gehörten, in ihre Beimath, Das
ley Altenburg versammelte Heer war achttau-
and Mann xussvolk, drey tausend Reiterey
tark; damit zog der König gegen Raab, Tho-
las Nädasdy mit drey hundert Reitern vor-
uSy um Stadt und Burg zur Unterwerfung
ufzufordem. Bürgerschaft und Clerisey er^
aben sich der Gnade des neuen Gebiethera,
iirem Beispiele folgte Tages darauf die Burg-
esatzung. Das Deutsehe Kriegsvolk wollte
lündam; Ferdinand untersagte es, und als
iutes Murren sich erhob , liess er den vor-
lehmstea Aufwiegler aa dem nächsten Baume
luChängen« Mehr als die Hälfte des Elendes
m Kriege verschwindet, wo der rechtschof'«-
ene Monarch selbst an der Spitze des Heeri»
teht. Hundertfunfzig Mann blieben in Raab
Is Besatzung zurück. Komorn ergab sich
lach zweytägigem Widerstand; Dotis nahm
Llexius Thurzo mit hundert Mann. Die
»raner Burg wurde erstürmt; der ErzbLschof
^aulus Warday, in seiner ganzen Handlungs-
reise nur nach dem Yortheile des Augenblickes
ich bestimmend, darum stets wandelbaren Sin*
les , unzuverlässig , allemahl dem Meistbiethen-
en feil, für die Behauptung seines unlängst
on Zapolya erlangten Ranges, als Oberhaupt
er Ungriscnen Kirche, besorgt, Ferdinand'.s
'^erhelssuQgen nicht trauend, und an dem
\
^ 576 .—
01udL6*de$ GegenkSnigs verzweifelnd^ wtf aus
der Burg enlflohen; aber das Erz-Capitel leis-
tete dem Könige im Dome zu Sanct Adalbert
feyerliche Huldigung. Unterdessen verliess
Stephan Reyay, Hauptmann der Tschaiken-
Flotte auf der Donau, von der Königinn Ma-
ria und von seipem Bruder Franz gemalmety
mit seinen SchüFshauptleuten Johann Fike-
ressy und Ambros Fogasy, Zdpolya's
Fartey, ruderte die Donau hinauf, fand vor
Festh-und Ofen den Strom durch eine Kette
gesperrt, und au beyden Ufern schweres Ge-
schütz aufgepflanzt. Trotz diesen Hindernis-
sen kam die FlQtte , mit geringem Verluste
j{lücklich durch, und erboth sich zwischen
Gran und Komorn zu treuen Diensten dem
Könige , welcher die Anführer mit dem Markt-
flecken Sellye an der Waag, als erblichem
Eigenthume beschenkte. Des Thurmes j wel-
cher die Yisegräder Burg von der Donauseite
deckte, bemächtigte sich Thomas NiLdasdv
mit zweyhundert Mann; die Burg selbst ergab
sich dem Köhige ohne Widerstand,
Bis zu den Höhen von Yisegräd erscholl
der Kanonen Donner, womit Zdpolya den
vduvch Meuchelmord im Dorfe Dorosma bey
Szegedin erlangten Sieg verkündigen Hess.
Von Ferdinand' s Parteigänger Johann
Tscharnojewiösh mehrmahls befehdet,
hatte er den Siebenbürger Woiwoden Peter
Per^nyi mit einigen Scharen Siebenbürger
und Szekler wider ihn ausgesandt. Im Tref-
fen auf den Ebenen bey Szegedin wurden zwey
tapfere Männer Franz Bezeredy und Cle-
mens Bakicsh von Tscharnoj ewicsh ge-*
tödtet, Perenyi in die Flucht gejagt, seia Volk
— 577 —
Ais gefangen genommen ^ theils zerstreuet;
nerich OzySäk sammelte die zerstreuete
Einnschaft und bolh dem Albaner erneuerten
impf, aus welchem dieser sich mit einigem
srluste zurückzog» Doch verstärkt kam er
leder, überfiel ozegedin in der Nacht und
hinderte; da versetzten ihm die Bürger in der
ifte eine Wunde, zu deren Heilung er sich
ch Dorosma bringen Hess. Valentin Tö-
k, jetzt schon wieder Zäpolya's Anhän-
r, eilte ihm mit einem Reitertrupp nach,
s ihn von seinem Lager, ermordete ihn, und
idte seinen Kopf nach Ofen, um dem Ge*
nkdnige seine Treue zu bewähren. Die welt-
llende Siegesfeyer hielt den König nicht
y Minen Marsch gegen die Hauptstadt fort-
setzen. Unvorsichtiger Weise hatte Zäpo*
a nach seiner Krönung den grössten Theil
iner Heerscharen beurlaubet, sein eigenes
LOBStvolk im Lande vertheilt; jetzt war ihm
erdinand an Streitkräften beträchtlich üBer-
gen. Mit dem AgraYner Simon ErdÖdy,
[>annes Stateleo, und einer kleinen An-
hl seiner Anhänger zog er aus, gab Ofen
sm Mächtigern Preis, lagerte sich bey Hat-
in und zog die Herren Franz Drugethvon
omonna, Lucas Kissmariay, Franz B6-
S und Faul ßakicsh mit ihrer Reiterey
L sich.
Montag nach Maria Himmelfahrt gegeni9. Augu$t^
bend kam Ferdinand mit seiner Heermacht
>r Alt-Ofen an; dort erwarteten ihn bereits
;r Rath und die Bürjjerschaft mit den Schlüs-
In der Hauptstadt und der Ofener Burg. Zum
sfehlshaber der letztern ernannte er sogleich
inen wackern Vorlauf er Thomas-Nu das dy^
- 378 -
übergab ihm die königUcke Fahni^ und hless
ihn denselben Abend noch des Platzes Besitz
/ ergreifen. Am folgenden Tage^ es war das
20. .^uf »St. Fest des heiligen Stephanus^ ersten Königs
der Ungern, zog Ferdinand^ unter Glocken«
geläut und Kanonendonner in die Burg hinauf
und -dankte im Dome der heiligen Jungfirau
dem Kwigen für den unblutigen Sieg, Bald
kamen auch von Städtegemeinden und den
westlichen Gespanschaften Verordnete ^ um
' dem rechtmässigen Könige ihre Untetwerfinig
und Unterthänigkeit zu bezeigen; er bewies
sich Allen gnädig und yersicherte seiner Huld
sammtliche Prälaten, Magnaten, Herren und
Städte,, welche seiner Einladung auf das nacb«
ste Michaelisfest nach Ofen zum Landtage fol-
gen würden.
24. August.' I^^g^g^^ ^^^^ Zäpolya aus. seinem Lager,
jetzt schon bei Erlau, an seine Anhänger stren-
ges Yerboth ergehen, bey F erdin and' sLand-
tat^e zu erscheinen. Sie sollten gedenken des
heiligsten Eides, welcher sie Alle verpflichtete»
nie einen auswärtigen Fürsten auf dem Thro-
ne ihrer Väter zu dulden oder anzuerkennen.
Nur auf kurze Zeit habe er genöthigt werden
können, die Hauptstadt zu yerlassen , und bis
er die gesammte Reichsmacht gesammelt hätte,
ein Feldlager zu beziehen. Mit jedem Tage
yermehren sich jetzt seine Scharen, und ehe-
stens würde er mit ihnen, nicht nur den Feind
aus dem Lande jagen, sondern auch allen yei^
übten Unfug schrecklich an ihm rächen. Er
befehle ihnen daher, bey Verlust ihres Lebens
und Vermögens, in Treue und Pflicht gegen
ihn standhaft zu beharren, und die Sendmriefe
— 379 —
land'Sy als öffentlichen ReidbafelndeSi
anzunehmen y noch zu lesen ^ oder in
ndessprache zu übertragen; vielmehr die
inger derselben gefangen zu nehmen und
ler Majestät zur Bestrafung zu überlie-
Würden sie dagegen handeln^ oder bey
lindlichen Landtage sich einstellen, so
er sie zu abschreckendem Beyspiele für
eitgenossen und Nachkommen mit nie
sr Strenge bestrafen*"). Dennoch ant-^
)ten ihm viele der Seinigen , wenn er
lögend wäre 9 den König von Böhmen
chaelis aus der Hauptstadt des Reiches
treiben, so wurden sie den Landtag bezie-
id dem Könige, welcher ihn an Recht
überträfe, sich unterwerfen.
nerfüllbar zeigte sich diese Bedingunj
lern, was unterdessen in Croatien sicJ
Igen hatte. Dort arbeitete für ihn Graf
;toph Frangepani; auch der Verweser
raner Friorats Johann Tähy und der
ier Bischof Stephanus Broderics
zu seiner Faction übergegangen; seine
Ferdinands Fartey in dieser Provinz
n wider einander in WaJfen, Frange*
bey Kreuz, Franz Batthy^nyi ain
n Ufer der Drawe bey Varasdin gelagert.
lern jener aus alter Feindschau wider
vig Fekry von Fetrovina, dessmi Güter
r Kreuzer Gespanschaft verheert hatte,
\ er gegen Varasdin vor. Da Hess Bat-
nyi der Drawe rechtes Ufer mit hinläng-
ater. Joann. Zapolyae ad Regnicolas ap. Pray £p.
F. 1. p. 507.
I
^ 38o —
licliw Mannschaft besetzt, * zog sich mit der
Hauptmacht über den Strom zurück, lagerte
sich bey Ormosd \Fridaü) und vermied gc-
flissenthch die Schlacht.- Nun machte Fran-
epani Anstalten zu Yarasdins Belagerungi
offend) der Ban werde zum Entsatz herber-
«ilen, und in eine Schlacht sich einlassen. Die
Stadt ergab sich bey dem ersten Anlaufe; die
mit aller Mund- und Kriegsnothdurft reichlich
versorgte Varasdiner Burg vertheidigte Paul
Caprara, welcher am Mohacser Tage sem
eigenes Pferd dem fliehenden Palalin gegeben
hatte, dadurch in SolejmanVs Gefangenschaft
gerathen; aber von dem geretteten Bäthory
sogleich für beträchtliches Losegeld ausgekauft
worden war. Durch seinen tapfem Widerstand
angefeuert, beschleunigte Frang epani die
Belagerung, leitete die Arbeilen überall selbst,
und indem er sich kühn bis an die Mauern
der Burg waj^te, wurde er tödilich verwundet
Als des Todes Gewissheit entschieden war,
versammelte er die Unterbefehlshaber und Croa-
tiens Herren seiner Partey vor seinem Lager,
beschwor sie, ihren König Joannes nicht
zu verlassen, die Belagerung der Varasdiner
Burg eifrig fortzusetzen, und auf seine Empfeh-
lung den kriegserfahrnen Johann Tähy zu
ihrem obersten Feldherrn anzunehmen. Für Z j-
polya war dieses grauen, siej;berühmten Helden
Verlust unersetzlich; Schade, dass der edle Mann
für eine ungerechte Sache starb ! Er lag noch
nicht in der Gruft seiner Väter zu Modruss,
als die Herren die Söldner beurlaubten, mit
ihren Dienstmannen heimzogen, dann auf dem
von ßatthyänyi versammelten Kreuzer Tage
fast alle bis auf den biedern Bdnffy und den
l
— sax ^.
scltwankenden Agramer^ S t m o n d Bt-
I sicli. für Ferdinand erklärteo^ ^).
'ast zu gleicher Zeit ward auch in CJn-
des Unglückes Schale uberZapoly« aui^-
^n^, Graf Niklas von Salpx mU dem
jchen Kriegsyolke wider ihn ausgesandt^
r Erlau überwältiget^ für die Anhänglich«
an den Afterkonig hart ge£Üchtigt> ihn
;t henach hijf an die Theiss zunicke-
gt, und am linken Ufer der Hernäth sich
l0tL In tiefer Nacht überfielen Zäpol 7 a's
ptleuto Franz Bodo von Dunaszent-Grör*
und Paul Bakicsh mit ikren Reiter-
ea das Lagör der Deutschen, hieben Vbr-^
en und Wuchen nieder , drangen bis ati.die
men ror und begannen die Vernagelung^
ikannt mit der Ordnung, in welcher d«r
ünne Feldherr seine Mannschaft gestellt
r.: Durch das Geräusch enreckt, ruurNik-^
srin Fussvolk zum Kampfe; augeuBlick--
stand es schlagfertig da; aas kleinem Ge-
r nnd . aus schwerem Geschütze wird auf.
[Jngern gefeuert, Bodäiind Bakicsh mit
! Mannschaft ergreifen die Flucht. ^Bey
SS Anbruch ordnete Zapolya den Rück-
unter die Tokajer Burg; um, ihn zu dec-
sandte er zwey tausend Mann Reiterey den^
dienden Deutschen entgegen. Den ganzen
über hielten diese da^ Gefecht yorwärts
;end aus, und am Abende lagerten sie sich
rtausend Schritte weit vor Tokaj. Des
its versuchte Franz B6d6 den zweyten
fall mit gleich günstigem Anfange und
Sermegh ap. Sehwandtner T» IL p^SSg. VtliQsZib.L
IsiJiuanffy Lib. IX» p. 91« ^
— 58a —
schleclitem Ende, wie den ersten. Nikla$
YOh Salm, des Feindes Bestürzung benutzend^
rückte in Schlachtordnung vor, der Kampf
musste bestanden werden und der Sieg ent-
schied sich für Ferdinand' s gerechte Sadie.
Yön Zäpolya's Hauptlisuten fielen Lucas
Kismariay; die übrigen flüchteten sich mit
ihm über die« T h e i s s , sein Lager blieb der
Deutsthen Beute; yon siebenhundert Fohlen,
welche ihm ohne Wissen ihres Königs zuge-
zogen waren, wurden viele in der Schlacht und
auf djer Flucht niedergehauen, die Gefangenen
zur Knechtschaft verkauft. Die Stadt Tokaj
ergab sich ohne Weigerung dem Sieger; die
feste Burg auf der Insel im Zusammenflusse
der Bodrog mit der Theiss am dritten Tage
der Belagerung. ValentinTörok ging wic-
.der zu Ferdinand über ; er diente überall
nur dem Glücke nicht dem Herrn, und Vor-
theil galt ihm mehr, als Pflicht, Ehre, Ruhm.
Faul Bakicsh. auf der Flucht gegen Sze-
gedin von dem I^alatin durch Verhelssung der
Raaber Burgherrschaft und höhern Soldes für
Ferdinand gewonnen, beharrte bis an das
£nde seiner Tage in treuem Dienste. Zäpolya
ging nach Siebenbürgen, um neue Streitkräfte
zu sammeln.
Der Siegesbothe, von dem Graf Salm an
AI ex ins Thurzo gesandt, wurde des Abends
zu Peslh von Thomas Nidasdy aufgegrif-
fen, für einen Kundschafter gehalten, seiner
Briefe beraubt und vor den König geführt.
Weder Antwort, noch Nachricht konnte dieser
von dem Bothen erhalten; die eidliche Ver-
pflichtung an seinen Herrn, Niemanden irgend
etwas von den Begebenheiten im* Lager zu ent-
— 383 -=-
;kcQ, bevor er sein er' Aufträge und Briefe
Thurzo sich entlediget hätte, gab er als
Sache seines Schweigens an. Ferdinand
rte sie, gab ihm die Briefe unentsiegelt zu-
Ay und liess ihn gehen, wohin er gesandt
\T. Die den rechtschaffenen Fürsten begriffen,
lueten sich dieses Beweises seiner Mässigung,
nes Vertrauens, seiner Zuversicht, und er«
nnten darin den Charakter der Grösse, wel«
er eine vortreffliche Regierung hoffen liess»
iter den Briefen lag ^iner auch an den Kö-
^; damit eilte Thurzo noch vor Tages
ibruch in die Burg; es war der ausfiihrliäe
bricht fiber die gelieferte Schlacht und d^ii
Pochlenen Sieg. Der Tag wurde vou Fer-
L n a n d gottseligen Sinnes und freudigen Her^
HS dem Danke gegen den allmächtigen Herrn
ar Heerscharen geweihet*).
Einige Tage darauf wurde die Reichsver-29. SepOr.
mmlung zu Ofen eröffnet; sie war zahlreich
»ucht und beschickt, denn nurWenige, un*-
ir den Magnaten ersten Ranges nur fünf^
ochten demjenigen noch anhangen, welchen
IS Glück verlassen zu haben schien. Fer-
i n a n d berief am Sonntage nach Francisci 6. Oetoh.
le Prälaten und Magnaten auf die Burg, sprach
it Würde, Zuversicht und Bescheidenheit von
Bm Erbrechte der Königstochter Anna; und
a er nicht minder als sämmtliche Ungern in
Tthume befangen war, auch von früheren Erb-*
ertragen, von seinen darauf gegründeteii An-
prüchen, von seines Gegners Anmassungen^
erfassungswidrigen Unternehmungen und des-
en jüngst erlittener Niederlage bey Tokaj,
a) V e 1 i o fl Lib. I. p. 22 sqq.
— 384 —
wodafch der Ewige zeigen wollte , da^ dem-
selben bey alle« Rechtes Ermangelunjr ftuch
gottlicbe Segnung seiner ungerechten Waffen
.yersagt sey. Dabey vemcherte er, er würde
im Gebrauche der ihm gebührenden und über-
tragenen königlichen MachlfüUe redlich sich
bestreben , dass es die Stände nij3 gereuen soU^
ihn für ihren Erbherrn und König anerkannt
lind angenommen zu haben; nur möchten sie^
jetzt zahlreicher anwesend , einhällig genehmi-
§en und basiätigen, was von dem Falatin auf
em f resburger Tage mit geringerer Anzahl
beschlossen worden war.
Darauf nahm Paulus Warday, in der
.Würde des Graner Erzbischofs von dem Könige
anerkannt und bestätiget, darum von dem be-
drängten Z^polya abgefallen, für die Gesammi-
heit das Wort und sprach: er erkenne Fer-
dinand's Erwählung zu Presburg für recht-
mässig, und diess sey auch die aufrichtige Ge-
sinnung aller Anwesenden. Sie bezeugten es
durch allgemeinen Aufruf. Der ErzbLschof fuhr
fort: von nun an müsse jeder anders Denkende
für einen Keichsfeind erklärt und gehalten , der
Zipser Graf als Majestätsverbrecher und An-
masser des Reiches geächtet und mit Waffen-
fewalt verfolgt M'erden ; darin wolle er seiner
lajestät mit allen seinen Kräften und Yermö-
fen beystehen, nur möchte er sogleich mit
räftiger Hand die Zügel der Regierung er-
f reifen und auch seine feyerliche iCrönung zu
tuhlweissenburg beschleunigen. Dazu wurde
der Sonntag nach Allerheiligen bestimmt^ und
die Gesandtschaft ernannt ^ welche den feilen
Herrn PeterPerenyi unter Verbürgung, dass
ihn der König im Besitze der Herrschaft Saros-
5»5
'I .•
?atak und in der Siebenbüi^ev Woiwodsdiaft
Gestängen werde , bereden sollte^ Zäpolya's
Faction zu verlassen, und die ibm anvertraute
Eleichskrone nach Stuhlweissenburg zu bringen.
1/fas auf der. Burg vor Prälaten und IMung-
uaten war verbandelt worden^ brachte der '
Weszpnmer^ jetzt schon ernannter Erlauer Bi*
schof) Thomas Szalahäzy in die Adelsverr-
»mmtung , und wurde auch daselhst ohne Ein-
sprach angenommen 9 gu^eheissen und zum
^eidubescuUuss erhobeD. Von den königlichen
Freyatädten fehlten nur die Machtbothep der
treuen Bartfelder *) und der Kaschauer, welche
HOS Furcht oder Hartnäcl^keit noch an Zä-
polya hingen* Folgendes Tages zeij^te sich der 7* Oet^b.
K.onig auf dem Throne , welcher auf dem Burg-
platze errichtet war; rings herum standen die
Prälaten^ Magnaten und der Adel versammelt^
m ahnen sprach Ferdinand: ^^da ich nun-
i,mehr durch euern gemeinschaftlichen Willen
i^von dem Reiche Besitz genommen habe, so
y^haltet euch versichert, dass ihr in meiner
,, Verwaltung desselben mehr die väterliche
^,Giite, als die königliche Herrschaft empfinden
I, werdet« ^^ Diess der wesentliche Inhalt seiner
Anrede. Worauf der bevollmächtigte Sprecher
der Adelsgesammtheit erwiederte : , JCeiner der
>,edeln Reichssassen hätte seiner Thronbestei-
^,gung sich widersetzt, wäre ihnen nicht von
»,den Häuptern der Faction unzählige Mahl be-
^theuert worden, dass des Zipser Crrafen Er-
>,hebung mit Wissen und Genehmigung des
«) Liter. Perdin« R, ad BartpBent. ap. Kövachich Sop«
^lem. •d Vett« Comit. T. 1(1. p. lao. Liter. Alexii Thurio
md Bart^cne. de »7. Sept. 1637« ap. Pray Epitt. Procer. P. I*
^ 319.
YL Theil. 2 5
^ ?86 -
^^Kaisers Carl und Königs Ferdinand ge-
^^schelien sey; jetzt von der Wahrheit beleh-*
^^ret^ unterwürfen sie sich freudig ihrem recht-«
y^mässigen Herrn und seinen Leibeserben £ur
,^alle Zukunft, und begrüssten ihn mit treuer-
y^gebenen. Herzen als ihren König; ^^ und was
der Sprecher gesagt hatte, bekräftigte der ein-
Stimmige Ausruf der ganzen Versammlung *).
Zu spät kamen nun, und auch firüher wä-
ren yergeblich gekommen des flüchtigen Za-
pölya's mehrere Abmahnungen an die zu Ofen
versammelten Stände, welchen zu Folge sie in
der Treue gegen ihn beharren , und sich hüten
sollten, durch Furchjt* oder Überredung in Ver-
wickelungen zu gerathen, denen sie henUch
sich nicht mehr entwinden könnten ^).
Eben so fruchtlos waren seine Ermahnun««
*gen an Peter Perßnyi, von dessen Wankel-
muth er bereits Kunde hatte •). Alte Freund-
schaft^ genossene Wohlthaten, Eide, Ehrei
Huhm, guter Nähme bey den Nachkommen,
alles wog bey Per^nyi zu gering in dem Au-
genblicke, da eigener Vortheil nur durch Un-
dankbarkeit, Meineid und Verrath erzielbar
schien; was wäre auch schön längst aus der
menschlichen Gesellschaft geworden , hätte nicht
häufig der Umstände Verkettung selbst die Nie-
derträchtigkeit und Verruchtheit gez^ung^n,
den Sieg des Rechtes in der Weltordnung zu
befördern ? Per^nyi war mit der Krone und
den Reichskleinodien unter sicherm Geleit tob
a) Veliufl Lib.II. p. 28 «qq. und der Ohren-Zeuge Wiede«
mann bey Pray Anna). V. p. 145. b) Liter. Joann. Zap. ad
Regnioo!. de 4. Octobr. ex Varadino ap. Pray Epitt. Prooer.
P* I. p. 309. et 320« de 16. Octobr. ex Colosyar. Ungr. Magaz*
Band IV. &. 385. c) Liter. Joann. Zap. ad Petr.reröoyi dci
4* Oütofar. ex Thlele^d sp-. Pray 1. c. p. 3i6.
— 387 —
ifzehnliundert Mann Reiterey schon auf dem
ege nach Stuhlweissenburg. Donnerstag nach 10. Ocfcb»
onysii schrieb der König an die Bartfelder
d an die Kaschauer : ^^er zweifele nicht, dass
;leieh seinen übrigen treuen Städten und ün-
erthanen auch sie ihre Verordneten zur Reichs-
ersammlung gesandt hätten, wäre das könig^
iche Kreisschreiben ihnen zugekommen ; jetzt|
bgleich der Landtag beynahe geendiget sej^
•etehle er ihnen bey Ansicht dieses Briefes^
hne Verzug die Vornehmsten ihrer Mitbür-^
«r nach Ofen abzuordnen , damit sie ihm, als
lirem wahren, rechtmässigen, erblichen Ko-
tige Nahmens ihrer Gelneinden, huldigen und
ttch teiner Krönung beywohnen^ 'vi'Ogefgeii
ir^keine Entschuldigung annehmen, im Un-
efltsrangsfalle sie als Abtrünnige und Re-
lellen betrachten werde *). " Sonnabend dar- ^^ 04^^^
if schrieb Alexius Thurzo noch beson-
srs an die Kaschauer, sie freundlich und zu
irem Heil ermahnend, dass sie ja dem ko-'
iglichen Briefe Folge leisten, iiire Machtbo-^
len zur Huldigung und zur Krönung senden,
iessauch den benachbarten Stidten angelegent-
chst empfehlen ^).
Nach Beurlaubung des Landtages kamen
le Köni^nnen Anna und Maria auf der
k>aaa, zn Schiffe vor Ofen an, um die Krö-
on^eyerlichkeit des Gemahls und Bruders
vrw ihre Gegenwart und ihr schönes Gefolge
D verherrlichen. Dinstag nach Simonis und ^d- Octoh.
uda trat Ferdinand die Reise nach der Krö-^
«) Liter. Fcrdiaan^. R. ad Bartphent. sp.Kovachick Ruppig
I Vcft. Comitior. T. lÜ. p. 120« ad CastoWens. ap. Kapri-
»jr Hang. Diplomat. P. I. p. 5ii. /') Liter. Alozii Thurao
i CftatOTiens. ap» Kovaehuh 1« c. p. i2i.
a5«
. ^ 5H8 —
nungftstadl an} dreytausead Mann Fussrolk nuc
vierzehn Kanonen voraus, dann der König mit
seiner Gemahlinn und seiner Schwester; drej-
lausend Mann, theils UngrLsche, theils Deut-
31. Oetoh. sehe Reiterey fol^^ten. Am Donnerstage gesdbali
der prachtvolle Einzug nach Stuhlweisaenburg.
1. jyToirh'. Frey tag kam der ernannte, noch nicht bestä-
tigte Graner Erzbischof mit zweihundert Rei-
tem und einer Anzahl Ungrischer Magnaten.
4Lm folgenden Tage zogen der Falatin, diefii-
achöfe, die Reich sbarone mit auserlesenem Ge^
folge vor die Stadt , um den mit . der Reiche
kröne ankommenden Siebenbürger Woiwodafl^
Feter Per^nyi, einzuhohlen. Sonntag firnk
wurde der König in das zur Capelle geheiligll
Gemach, in welchem alter Sage nach, der hä«
lige Emericus, Sanct Stephans Sohn, war
geboren worden, geführt, und seinen Betrach-
tungen überlassen , in der neunten Stunde ia
den angränzenden Dom der heiligen Jungfitia
zur Krönung abgehohlt. Voraus Wolfgang
Graf von Fösing imd Sanct Jörgen mit dem
Reichsschwerte in der Scheide; Alexias
Thurzo mit dem Reichsapfel, Feter Pa**
r ^ n y i mit dem Zepter. Unmittelbar vor dem
Könige derFalatin Stephan Bithory, der
Fussgicht wegen auf einer Sänfte getragen, mit
der neichskrone. Das Hochamt beging Ste*'
phanus Fodmaniczky von Neitra, der
älteste Bischof, der Graner hatte das enbi-
schöfliche Fallium noch nicht empfangen. Mit
Anfang der feyerlichen Messe wurde der Kö-
nig mit dem Faludament des heiligen Ste pha-
nus bekleidet, dann auf den für ihn bereite-
ten Thron gesetzt ; nach abgesungener Epistel ^
von den Bischöfen zu dem Altar geführt, imd
^
— 389 —
ich geschwornem Krönungseide unter den
sgnungendes KirchengebetheSy von Steplia*
US eesdbt. Dieser nahm hierauf die Krone
>m Allare und hielt sie hoch über des Kö^
Lgs Haupt; zu gleicher Zeit wandte sich der
alatin g^eu die umstehenden Ma^^aten^ Her-^
la una Adelschaft, rief drey Mahl in Ung«
ischer Sprache: ob sie den Durchlauchtig-
en Fürsten Ferdinand zum Könige der
nffsra wollen , begehren, fordern; und jedes
'Jal erfolgte mit betäubendem Geschrej die
atifoart: 99 wir fordern Ferdinand zumKS^
eige und keinen Andern; ihn wollen und
beMhren wir, seinen und keines Andern Be^
EaUen werden wir gehorchen 1 ^^ Worauf ihm
teplianus die Krone auf das Haupt setzte,
en Zepter in die Rechte, den Reichsapfel in
ie Linke gab ^ mit dem Sdliwerte des heiligen
tephanus ihn umgürtete , und ihn auf den
liitm zurückführen liess« Nach dem Credo
estteg der Doctor Caspar Yel, Ursinus
ugenannt, Schweidnitzer yon Geburt, Laie von
lande 9 auf Italiens Akademien zum Poeten,
Ledner ) beyder Rechte Doctor gebildet , früher
es Gurker Cardinais Geheimschreiber, dannMa-
imilian's Hlstoriograph, jetzt Ferdinand's
Lath und Redner, die Kanzel, und hielt an
ie Ungern eine gutgemeinte Oration. Bey dem
kfferlorio legte der König hundert Ducaten als
Ipfer auf den Altar; bey der Communion em-
nng auch er aus des Bischofs Händen das Sa-
rament. Bey dem allen hatten sinnige Ungern
ie Freude, zu bemerken, dass ihres Königs An-
tand und Würde nicht erkünstelt, seine An-
seht nicht gehäuchelt, das eine wie das an-
ere, im reinen Gemüthe erzeugt , tiefempfun*
I
— * ^ -3g0 —
den; Ton hobetn SelbstgefiiU und gettseligem
Sinne belebt war. '
ISfach ToUbracbtem Hochamte erhob neb
der feyerliche Zug zu Fusse in die Sanct Fe
terskirche, wo der König eine Anzahl Edelleate
zu Rittern {Equites Aurati) schlug. Ausser
der Stadt bey Sanct Martin schwor er die Frejr-
^ heiten der Stände und die Reichsverfassung am-
reoht zu erhalten , nach der Eidesformel , welchs
ihm der ernannte Erlauer Thomas Szala-
h £ z y vorsagte ^ worauf er zur aniit^esenden
'Volksmenge ungesuchte aber kräftige Worte aus
ToUcin Herzen über Vaterlandsliebe und Ach-*
tUDg der Gesetze sprach. Auf dem Riickw^e
in die Stadt ritt er muthig den nahen Hügel
hinauf 9 zog Sanct Stephans Schwert, und führte
gegen die vier Weltgegenderi Kreuzstreiche zur
Andeutung seiner Entschlossenheit , das Reich
wider alle Feinde zu beschirmen und zu ver-
theidigen. Zu dem festlichen Mahle waren die
ÜngrLschen Prälaten und Magnaten, drey und
dreyssig an ZaM geladen *). Diess war die
letzte König^krönung in Stuhlweissenburg.
^.Nevhr. Montag, nach vollbrachter Krönung der
Königinn Anna eröfinete Ferdinand des
Landtag. Die erste Angelegenheit der Stände
war Achtserklärung wider den Zipser Grafen
und seinen ICanzler Stephan von WerbocXi
welche der König urkdndlich vollzog. An dcnr-
selben Tage unterzeichnete er für den Grafen
Alexius Thurzo und für dessen Vettern
Georg und Franz den Schenkungsbrief üb^
Z a p o ly a's eingezogene Güter Göncz .und Telki-
a) Casp« Urs in. Velins Lib. II. p. 55 sqq* Kovachick
Solcmnia iuauguraü« Principum p. i sqq.
Unya in der Aba-Ujvärer; und Hen^d-^H'^-
nethy in der Zempl^ner Gespanschaft; überall
ifird' ausdrücklich gesagt : Johann Zäpolya
;ey langst auf Anmassung des Reiches für sich
t>edaeht gewesen, darum habe er auch^ ob*
deich durch Briefe und durch Bothen von dem
^drängten Könige Ludwig auf das Mohäcser
Peld berufen, treulos und pflichtyerachtend^
ach geweigert, zur Unterstützung und Yerthei*
ligung seines Herrn mit der ihm anvertrauten
Seermacht zu erscheinen. Nach des Königs
md des Reiches unglücklicher Niederlage, habe
sr durch Gewalt und Verbrechen wider Reichs*
rerfiBissung, Recht und Gesetz, der Krone und
lea königlichen Titels sich angemasst, seinem
*echtmässigen Könige als ofFenoarer Feind wi-
lerstanden; Verheerungen, Mord, Raub und
}rand im Reiche verübt; Stephan Wer*
>öczy sey früher schon, boshafter Aufwie*
relung wegen, geächtet worden; seitdem habe
BT durch verderbliche Rathschläge den Zipser
Srafen in allen sträflichen Unternehmungen be*
(larkt und unterstützt; darum seyen beyde auf
lern Stuhlweissenburger Landtage von den ver-
lammelten Ständen einmüthig und einhäUig des
Sochverrathes und Maj es täts Verbrechens schul*
lig erkannt, für Reichsfeinde erklärl und ver*
Mmnet worden *)
Mit gleicher Strenge verfuhren die Stände
tu Stuhlweissenburg wider die fünf Magnaten
Mmon Erdödy, Bischof von Agram; Jo-
lann Banffy von Unter Limbach, Anton
Jänffy von Bolondocz, Johann Tahy und
a) Veliufl Lib. II. p. 38. 5a. Liter. F<!rdinancl R. d« 7.
lorembr« ap. Szinnay Notit. histor. Comitat. Zempl^n. p. S3«
t Liter. F«rdiuand. K. Strigoaü dr 3o. NoT«inpr,
— 391 —
FrunsDrttgatliTonHomoiitta, weldiei dem
rechtmässigen Könige Unterwerfung verwei-
gernd, bey Z&polya in Siebenbürgen verweil-
ten. Dock wurden sie der Gnade , od«r bey
unbiegsamer Hartnäckigkeit der Yerurtheilung
des Kön^s überlassen : alle übrigen Reichssaa-
sen von Zapolya's Faction, welche bis su dem
näcbsten Festtage Catharinä sich-nicht zuv Hul-
digung vor dem Könige stellen werden , soll-
, ten ohne ^weiteres Erkenntniss des Majestätsver-
brechens schuldig, für verurtheilt und verbannet
geachtet werden. Diess wurde auch den Un-
grischen Landherren in Siebenbürgen, den Sz^k-«
lern, und der Sächsischen Gesammtheit durch
-Sendbothen vermeldet; jene standen unter dem
Drucke Z^polyscher Gewalt, die Sachsen be-
währten Ferdinanden sieben Jahre lang, bis
zur ihrer Verlassenheit von aller Hülfe, ihre
Treue.
Alle Vergabungen, von der verwittweten
Königinn und von Ferdinand bisher voll-
zogen, wurden von dem Landtage genehmiget
und bestätiget ; dagegen Zapolya's Schenkun-
gen für nichtig erklärt. Endlich wurden dem
Könige zur Yertheidigung des Reiches von je-
der Pforte im Lande zwey Ducaten, der eine
sogleich, der andere auf das Georgifest des fol-
genden Jahres zahlbar bewilliget *).
5*Noifbn Am Festtage des heiligen Emericus leiste-
ten dem Könige dreyzehn Prälaten ^); ein
a) Velins Lib. IL p. 4o. et Corpnt Jur. Hnng. T« I»
p. 55d. mit unrichtiger Angabe det Ortet » Ofen fiir Stunlwett-»
tenburg. b) Paulus Warday, Graner Erzbischof; T h o m a •
SzalahÄsyi ernannter Erlauer \ CeorgiusSuljok, ernann-
ter Fünfkirchner ; Stephanus Podmanicaky von Neitra,
Joannes Orssagh'von Guth, seiner Ernennung Ton Zapoly^
zum Coloczer Erzbisthum entsagend» wieder Wicsner Biacliofi
- 395 —
md drejssig Magnaten und Landherren *)^ die
neisten yon Zäpolya's Faction, den Eid der
Freue. Ihrem fieyspiele folgtea Donnerstag
larauf Ladislaw Orszagh ron Guth für sich
und für seinen Vater Michael, nach zwej
Monathen zu Gran Johann Tahy, Sigmund
Leray, Bäcser Obergespan ; und der Agramer
Bischof Simon Erdudy ^). Sonntag nach lO. i\roi;^r.
geschehener Erwählung der Herren Stephan
Bithory und Feter Ferenyi zu Kronhü-
tem, beurlaubte der König den Landtag, be-
stätigte jenen im Falatinat, diesen in der Sie-
benhürger Woiwodschaft, und ernannte zu den
Reichsämtem folgende Herren: den Graner F a n*^
lus Warday zum Grosskanzler; den Erlauer
Joannea Geryliii emannter Biachof ron CMxiad; Andreaa,
Biadiof von Knin; Laditlaut Maoedoniay, eraanntet
Groatwardeistr; Nacolaut Gherendy, emannter ttielben«
bürgert Laurentius ron Bitztrita, Stuhl weisseobiirser
Doflipmali Enericut Bebek, Propst bey Sanct Niklats
Franciaeaa Ujlaky, Pretburger Domproptt) Micolana
0 1 ab y » Graner Archidiakonut.
a) Stephan Bäthory, Palatino Peter Per^oyi, Sieben«
bäi^ger Wohrod ; Aleziua Thurso, Ladialaw'Mord von
Chula, Emexich Orazagh von Guth, Caspar Horvath von
Win^rtb, PeterErdodyvon Monyoroker^k, die Grafen W o 1 A«
gang und Franz von Pösing, Stephan, Titular -> Deapo^
der Raaaier; Anton von Loasoncz, Johann Carlovicth
Torqoati, Graf von Korbaw i Valentin TÖrök, üeorg
Graf Too Zluin, Peter K^ruaicsh, Capitan von 2^Bgb; Jo-*
bann Lengyel von Tothi, Thomas NAdasdy, Andreai
Bithory von Ecsed» Saathmarer Obergeapan; Veit Sad-
nitaer» Saolnokcr Obeigeapan; Peter Seglericai Jobann
Horrdtb, Johann Castellanffy, Jobann Saalay,
Georgt Markgraf Von Brandeiibnrg ; Stenban Sadcaby von
Ober Lindau, Stephan Pemflinger, Binder dea Hamann»
Städter Königarichters Marcus; Stephan Ddshazy, Jo«-
bann Hampo von Cshaktomya» Georg von RaLkoca imd
Caapar von Kazm^r, die Gesammtheit der Zemplöner Ge-*
apanachaft vertretend {Szirmajr Notit. Iiistor« Comit. Zerapl^*
ßSs.^; Georg Drugeth von Homonna. iUr sich , fiir aeina
ntter, für seine Brüder Gabriel, Stephan, ZenpMner
Obergespan ; Anton und £ ni e r i c h.
^^jLovachich Supplcm. ad Vestsg. Cosiit* T. III. p. ia4*
futt
— 094 —
Thomas Szalahazy zum Kanzler; Alexius
iThurzo zum Judex Curiae; Andreas Ba-
thory von Ecsed zum Ober-Reichssohatzmeis-
ter; Emerick Orszagk und Niklas von
.Thurocz zu Hof marsclxällen ; Caspar Hör-
T^th von Wingartli zum Oberkämmerer; An-
ton Lossonczy zum Obermundscbenk; Jo-
bann Lengyel von Tolhi zum ObertrucLsess;
Franz Revay zum Personal. Praesentiae Re-
iae; Nicolaus Gherendy zum königlichen
chatzmeister; JoliannSzalay vonKereczeny
zum Grafen von Presburg; Valentin Török
SBum Grafen von Temesvar; Thomas Nadasdy
und Michael Imreffy zu Befehlshabern der
Ofener Burg "). Nächstfolgenden Montags wurde
der Leichnam des Königs Ludwig in das für
ihn bereilele Grabmahl mit grosser Feyerlich-
keit beygesetzl; die Grabsclirift ^) bezeichnet
seinen Tod rühmlicher als sein Leben. Er,
/ . der Ungern ein und dreyssigster *) König
« ■' ',• '"' ' wy ^fTersxe und der letzte, welcher uajj^jiipjfe
für das Vaterland starb ; er der letzte re^t-
'*^* . , " massige, dessen Hülle in der Gruft des heili-
gen Step ha nus ruhte; imd was das traurigste
f*
.-*•
* h) INCLnO, AC. MAGNANIMO. PANNONIORUM. BO-
HEMORLMQUE. REGI. LUDOVICO. WLADISLAI. FILIO.
8ÜI. PRO. RELIGIONE. AC. PATRIA. ADVERSUS. IMMA-
ISSIMOS. TURCAS. ACIE. DECERNENS. ANNOS. PRI-
MÜM. NATUS. XX. OCCUBUIT. INVICTüS. AG. POTEN-
TISS. REX. FERDINANDUS. AFFINI. CHARISSIMO. MARIA.
DÜLCISSIMO. CONJÜGI. ANNA. FRATRF. AMANTISSIMO.
MOERENTES. PJE. INFERIAS. PERSOLVERÜNT. ANNO.
AB. OBITU. ILLIUS. ALTERO. DIE. XI. NOVEMBRIS.
CEcmrr. vero. anno. a. christo. nato. mdxxvl
MENSE. AÜGÜSTO. DIE UNDETRIGESIMO. ,Veliui.
üb« n. p. 43«
€) Darunter rechnen wir nicht 6ie eingedfrangeaen Könige:
Samuel Aba, Wcncetlawt Otto und Carl von Du-
rais o| noch Ladislaw daa Kind^ Emericki Sohn.
- 395 -.
ntjn dürfte, er auch der letzte, welcher für
beständig unter den Ungern gewohnt hatte:
Ach in dieser trübseligen Zeit war riel Gutes,
Ehrwürdiges und Heilsames den Ungern y durch
ihre eigne Schuld , zum letzten Mahle er-
schienen !
m0mm^lm
Johann Z^polja's nngl äckliche Untern eh-
mnngen. — ßein Yerrath des Vaterlan-
des. — Solejinan ror Wien. — * Lndwig
Gritti Statthalter des Reiches. — Waf-
fenstillstand. — Gritti's Ermordung.
•— Erneuerung, des Krieges. -<— Falscher
frieden. — Zapoiya's Tod.
J. C. s5s7 — i54o.
Ferdinand hatte Stuhlweissenhürg noch
nicht verlassen, als er von des Gegenkönigs
feindlichen Bewegungen Nachricht erhielt. Dia
öffentliche Kunde sagte: Franz B6d6 seymit
dem Reste des zerstreuten Heeres, von Sz6k-
lem und Landvolke verstärkt, aus Siebenbür-
gen im Anzüge gegen die Hauptstadt; Geheim«
niss war noch, dassZäpolya einen wichtigen,
ihm befreundeten Mann aus Fohlen zu sich
fceschieden, und ihn eiligst nach Constantinppel
fesandt habe mit der Vollmacht, ein Schutz-
ündniss mit dem Grossherm wider Ferdi-
nand und das Vaterland zu schliessen: eben
so geheim, dass ein geistreicher, kühner^ rast«-
los thäliger, ehrsüchtiger Pauliner Eremit in
Ungarns nördlichem Gebiethe und in Fohlen
-- 596 ~
moSieKog) für Zlpolya Geld sammdnd. An-*
bänger und Mannschaft anwerbend.
Jener war der berühmte , gelehrte, ge-
wandte Kriegs -und Staatsmann Hieronymus
LaszLvy Falatin Ton Siradien, des Gnesner
Erzbischo£s , Joannes Laszky, Neffe, von
dem Rotterdamer Erasmus, grösstem Gelehr-
ten seiner Zeit, geachtet und hochgefeyert, un-
ruhigen Sinnes, Verwirrung der Dinge liebend,
und jede Gelegenheit zu Staatsverwickelungen
begierig ergreifend, um in Leitung oder Be-
herrschung derselben an dem Spiele seines
Witzes und Scharfsinnes sieb zu efgetzen : die-
ser, Georg Uthysenicsh, zu Kamisacz
in Groatien geboren ; seine Mutter war aus dem
Yenetiscben Geschlechte der Martinuzzi,
deren Nahmen er weiter hin annahm. Als acht-
jähriger Knabe kam er an den Hof des Her-
zogs Joannes Corvinus, welcher ihn nach
Siebenbürgen auf seine Burg Hunyad sandte,
wo er durch dreyzehn Jahre in Rohheit, Ver-
gessenheit und Mangel lebte. In seinem zwan-
zigsten Jahre kam er an den Hof der Zipser
Gräiinn, Teschner Herzogin n Hedwige, und
wurde zum Kammerheitzer angestellt. Unter-
dessen starb sein Vater im Kampfe wider die
Osmanen; seine Brüder Niklas und Matthias
an Krankheit; Jakob in tapferer Vertheidi-
gung des Hirse - Thurmes unter Belgrads Be-
lagerung. Diese Todesfälle versenkten ihn in
tiefe Sckwermuth; von ihr getrieben ging er
zu dem Fauliner Eremitorium San et Lorenz bey
Ofen, bath um Aufnahme und erhielt sie, da
ihm alle Schulkenntnisse mangelten , in der
Klasse der Laienbrüder. Ein gutmüthiger Or-
denspriester lehrte ihn Lesen, Schreiben und
-^ 397 ^
die Lateinische Sprache; in vier Jahren was
er so weit, dass die Ordensobem, vorztiglichQ
Geistesgaben in ihm bemerkend, ihn zum rries-
terthume beförderten« Nach ausj^ezeichneten
Fortschritten in dem, was damahls Mönchen
für Philosophie und Theologie galt, wur4e er
zum Frocurator des Ordens gesetzt, und in
dieses Amtes Verwaltung offenbarte sich die
Schärfe seines ökonomischen, merkantilischea
und politischen Sinnes zu allgemeiner Bewun-«'
derung. Nach einiger Zeit wurde er zum Prior
des Eremitoriums auf Czenstochow in der Woi-«,
wodschaft Crakau gewählt, u(id nachdem er
sich bey den FohlnLschen Xiandherren in hohes
Ansehen, des Klosters Zucht und Wirthsch^ft
in besten Stand gesetzt hatte, zog er sich in
das Ungrische Eremitorium bey Sajo-Lid ia
der Borsüder Gespanschaft zurück« Dort trat
Johann Zipolya nach seiner Flucht aus
Ofen in Verbindung mit ihm , liess ihn Reiche
thümer und Ehrenstellen hoffen, gewann an
Sun einen klugen imd thätigen Freund, welcher
ihn bis an sein Ende nicht verliess ^).
Ferdinand im Glauben, er habe es yor
der Hand bloss mit Franz B6d6 und dessea
Rotten zu thun, sandte ihm die bewahrten
Wa£fenmänner Faul Bakicsh, Valentin Tö-*
rök, Caspar Faxy, Stephan Mayläth und
Ludwig Fekry mit einigen Ungrischen und
Deutschen Reiterhaufen entgegen. Doch als
sie über die Eger setzten, natte B6d6 Stadt
und Bur^ Erlau, bey dem ersteh Anfiedle von
der königlichen Besatzung zurückgeschlagen ,Ari^ 27,«^.
a) Liter. Georgil Martinutii ad Anton. Verantiiun tp«
Prfi^- Annal. P. V. 371. Terglich. mit B echot Hittoire da Ml*
nitcore du GsidiiMl MituuMmt 4 Paria 1716« p* i^-aa»
- 398 -
dann mit verstärkter Mannschaft wiederkeh-
rend^ überwältiget, und seinen Marsch gegen
Tokaj gerichtet. Die königlichen Feldherren
jagten mm nach, und Paul Bakicsh, seinen
Zug für Flucht haltend, sprengte niit der leich-
ten Reiterey gegen Keresztes voraus. B6d6
hielt an und stellte sein Volk in Schlachtord-
xiung, auf den rechten Flügel Tataren und
Fohlen^ auf den linken Ungrische Reiterey^
in die Mitte Heiducken, unersättlich räuberi-
sches Fussvolk auf Märschen, unbeweglich
stehendes im Gefechte. In dicht geschlossenen
Reihen rückt die königliche Reiterey, das dar-
gebothene Treffen nicht versagend, wider sie
an; aber Bakicsh wirft sich mit seinen Hus-
zären und Rasciem den zum Angriffe loszie^
henden Tataren und Fohlen entgegen, begin-
net den Kampf, ergreift nach einigen hitzigen
und vergeblichen Anfällen verstellte Fluwt;
verfolgt, wie er wünschte, wendet er sich
plötzlich, fallt über die getrennten Haufen her^
vollbringet ein gräuliches Gemetzel und. jagt
die Fliehenden in den schwarzen Sumpf ( F e^
keteto). Unterdessen hatten Török,Paxy,
Mayldth und Pekry den linken Flügel an-
gegriffen und geworfen; im Verfolgen sehen
lie Husziren, der Deutschen Reiterey beyge-
sellt, des Bakicsh blutige Arbeit in der Fer-
ne, wähnen, er sey geschlagen, und reissen
aus, nicht achtend des Zurufes ihrer Führer
und der Deutschen. Der Sieg wäre verloren
worden, hätte B6d6 seine Ungern bewegen
können, Stand zu halten. Nur Wenige bringt
er zu den Heiducken zurück, welche mit den
Königlichen im heftigsten Kampfe verflochten
sind) Und schon auf Leichenhügeln der Ihri-
— 399 --
gen fechten? Bodo befeuert sie mit neueilt
MutKe, kämpft selbst zu Fusse. in ihrer Mitte^
Kauet wüthend in die Feinde ein; aber trotz
der gewaltigsten Anstrengung werden seino
Reihen durchbrochen, niedergehauen und nie--»
dergeritten; er selbst wird nach der hartnäc-
kigsten Gegenwehr von Ludwig Pekry's
Männern gefangen. Lager, schweres Geschütz j|'
Zipolya's, B6d6's und Statileo's Fahnen
sind. der Sieger ruhmliche Beute.
Ihrer ersten Aufforderung ergab sich heN>
nach die Erlauer Stadt- und Burgbesatzung;
dort wurde dem Heere während der Wein-
nachtsfeyer Ruhe bewilliget; B6d6, im Ye?-
trauen auf sein Ehrenwort, minder streng be-
wacht: die königlichen Feldherren achteten
den tapfem Mann, und er zeigte auch als Ge«
fangener durch Rechtschaffenheit und Charak--*
ierstärke, wie würdig er gewesen wäre, eina
bessere Sache zu verfechten und dafür zu sie-
gen. Valentin Török lud ihn zum Gast-
mahle, wobey von Allen in fröhlicher Stim-
mung der begeisternden Gabe des Vaterlandes^
des nerrlichen Weines übermässig genossen
wurde. Taumelnde Dienerschaft half ihren
trunkenen Herren nach Hause und zu' Bette;
nur B6d6's treuer WafFeuknecht war nüch-
tern« Zwey Türkische Rosse hatte ,er in Be-
reitschaft; in der Nacht packte er seinen be-
sinnungslosen Herrn auf das eine, und sprengte
mit ihm nach Gyöngyös, wo er ihn ausruhen
liess. Erwacht und nüchtern erschrack B6d6
eiber die Verletzung seines Ehrenwortes durch
seines Knechtes wohlgemeinten Dienst; liess
diesen sogleich mit den Fferden zu Zipo-
lya abziehen^ um ihn vor der Strafe zu si-
£1
— 4üo . —
^dierni forderte von den 6y5n|nroj(em schnel-
les Fulirwerk, befahl nach ilürlau zurück-
zufahren , und stellte sich selbst den könig-«
liehen Feldherren, welche schon von allea
^Seiten Reiterhaufen ausgesandt hatten, um }hu
j/^, 1593^ au&usuchen. Zu Gran dem Konige Torge-
im JanuarßSieUiy gewann er dessen gesammte Umgebung
für sich; und Ferdinand war sehr geneigt,
auf ihren Fürspruch ihn £rey zu lassen, nur
sollte er, dem Zapolya absagend, hinfort wi-
ndet ihn, dem rechtmässigen Könige in Waffen
dienen, und da er diesen Antrag entschlo5»ea
zurückwies, wenigstens in friedlicher Zurück-
[ezogenheit keiner Fartey dienend, für sich
(ben. Aber auch dessen weigerte er sich, er-
wiedernd; er habe zu Zäpolya geschworen;
lieber Volle er im Gefängnisse sterben, als
durch Treulosigkeit seine Freyheit erkaufen
und eines ehrlosen Lebens gemessen; man
möge nach dem Kriegsrechte mit ihm verfah-
ren. Ferdinand verwies ihn auf die Wie-
nerisch-Neustädter Burg in anständigen Yer-
^ haft, wo der edle, besserer Zeiten würdige
T o 1 n e r Unger nach einigen Jahren seine Tage
beschloss*).
2(. Jdn. Dinstag nach Sebastiani eröffnete der Ko-
nig zu Ofen einen Landtag zur BerathscUa-'
gung über die Mittel, das Reich wider So-
iejman's zu befürchtende Angriffe zu ver-
theidigen, und im Innern Zapolya' s Faction
gänzlich zu vertilgen. Für den ersten Fall
erklärten sich die Stände bereitwillig nach er-
a) Veliut Lib. HI. p- 43. — Liter. Ferdinand. TL uä
Butbphena. Strigon. de i8. Decemb. 1627. et de t. Janav. iSuS'
•p. Pray epiat. Proc. P. I. p. 5aa aqq. — Itthuanffj Lib.
IX. p. 90.
f— 4oi —
ssener Malmun^ des Königs^ mit ihrem ge-
istet^n Landvolke aufzusitzen ; rerhängten die
träfe des Giiterverlustes über die Zurückblei-
enden, und verordneten, dass der zu Stuhl-
reissenburg bewilligte erste und zweyte Du-
aten TOn jeder Pforte im Lande streng und
;e wissenhaft eingetrieben werde. Wider Zä-
olya's Anhänger sollte Ferdinand denen,
reichen er Ein Mahl auf ihre erklärte Bereit-
irilligkeit zur Unterwerfung sicheres Geleit
ur Reise an das Hoflager ertheilet hätte, nach
Lbfluss der ihnen bewilligten Frist neue 6e-
eitsbriefe versagen; weil sich ergeben hatte,
lass Mehrere sich derselben nur bedienten,
im sicher im Lande umherzuziehen und An-
länger für die Faction zu werben. Wider
iie bewaffneten Rotten derselben sollte sogleich
1er dritte Feldzug unternommen werden*). .
Dazu, ermunterte noch mehr die neue Un-
glücks-Bothschaft , welche bald nach Auflö-
sung des Landtages in der Hauptstadt eingel^
gangen war. Mohammed Pascha von Bel-
t^ad und Semendria, von dem Kampfe der
Parteyen in Ungarn durch Hieron ymus
Laszky, Zäpolya's unrühmlichen ßoth-
schafter an den Grosslierrn, genau unterrichtet,
hatte Jaicza mit starker Macht überfallen. Des
Platzes Befehlshaber war Stephan Gorbbl-
nogh, des königlichen Feldherrn Johann
Katzianer Günstling, eben so schlecht, wie
sein Gönner, und noch schlechterer Kriegs-
mann , als dieser. Weder mit Mannschaft noch
mit Kriegsvorrath war der wichtige Platz hin-
a) Veliut Lib. m. p. SO. Corp, Jnrit Husg. T. I.
p. 367.
TL TKtO. 26
— 402
länglich versorgt^, von den zwey Hauplleufen
war Blasius Cshery auf Urlaub abwesend
in der Honter Gespanscbaft ; Johann Ho-
bordansky la^ krank an Wunden, welche
er im Zwey kämpfe mit einem Türkischen Rot*
tenfiihrer, obgleich Sieger, empfangen hatte.
Am zehnten Ta^^e der Einschlie.ssunv übervab
O CTO
Gorbon ojjh gegen freycp Abzug Stadt und
Burg dem Feinde. Gleich darauf wurden die
Schlosser: Bela, Jezero^ Orbovacz, Serepyar,
Greben> Ferga, theils schimpflich übergeben;
theils muthlos verlassen; Bossatsch und Zokol
waren schon früher übergegangen, Banyilluka
zündete der Befehlshaber Andreas Radt-
towicsh selbst an, und suchte mit der Be-*
Satzung Sicherheit hinter den Bergen. Achtser-
klärung brandmarkte alle diese Yerräther; ihrer
Güter beraubt, starben sie elend und ehrlos in
der Verbannung; aber Bosnien , Croatiens und
Slawoniens Vormauer, war für die Ungrlsche
Krone verloren ■): auf demselben Feldzuge
überwältigten die Osmanen auch Udwina, Lika
und Korbaw, Herrschaften und Schlösser des
Baues Johann Carlovicsh, welcher auf
der Medveburg tödtlich krank lag, und im
nächsten Jahre, als letzter Sprössling des Tor-
q u a t e r - Geschlechtes , erblos starb ; sein
öchwestersohn Niklas Zriny beerbte ihn
durch Ferdinand's Verleihung,
Inzwischen hatte JohannZapolya den
Franciscaner Mönch, Grafen Franciscus
Frangepani zum Coloczer Erzbischof er-
nannt, und ihn mit Stephanus Brodericsh
und Melchior Warkotsh nach Petrkow, wo
a) Veliat Lib. IV. Itthuanffy Lib. IX. p. 93. .
r
— 4o5 —
K.onig Sigmund Reichstag hielt, abgeordnet,
mit dem Auftrage Pohlnlsche Hülfsvölker zu
unterhandeln. Die Sendung blieb zu Ofen kein
Geheimniss« Ferdinand's Bothschafter , Sig-*
mund von Herberstein, der Stuhlweissen-
burger Propst Laurentius von Bisztritz
und Georg yon Logschau kamen ihm in
Peirkow zuvor , und arbeiteten seinen Sachwal^
tem kräftig entgegen. Sigmund versprach 20. Febr.
dem rechtmässigen Köni^ in Allem zu will«
£üiren, und jene seiner Reichssassen, sowohl
welche bereits unter Zdpolya's Fahne dien-*
ten^ heimzurufen, als auch fernem Zuzug bey
Verlust der Güter zu verbielhen ■). Aber auch
der PauUner Eremit G eorgiusMartinuzzi
war in Pohlen für Z a p o 1 y a thätig, und wirkte
durch seine Geistesmacht heimlich mehr, all
dessen Machtbothen auf dem Reichstage und
als des Königs drohende Verbothe, Wackere
Herren und Ritter mit ihrem Volke zogen durch
verschiedene Pässe über die Carpaten nach Sie-
benbürgen und Ungarn, und so verstärkt, führte
Zipolya seine Siebenbürger und Szekler Scha-
ren gegen Kaschau hinaujL
Montag nach Maria Lichtmesse verliess^ ^. Fibr.
zu langwierigem Unglücke der Ungern,
Ferdinand Ofen, und weder er noch seine
Nachfolger durch zweihundert drey und
zwanzig Jahre, bis auf Maria Ther e-i^^^ö— 1751.
aia, den Ungern unvergessliche iCöniginn und
Frau, sah die Hauptstadt des Reiches wieder.
Welches Reich wäre Ungarn, welche Nation
das Ungrische Volk geworden , hätten die Kö-
a) Herberttein'0 Tagebuch bcy Kovachieh Samml. klein.
Stacke S. ai6. Liter. Herberateinii ad Bartphcnset de 28«
F«bru«r. 1638. ap. Pray Hpl. Proc« P. I« p. 3a5.
26 *
— 4o4 —
Bige, selbst die bessern ^ niclit den Käiserdtel
der flJlyermogenden Macht liberUngrischeCremu-
ther, und das unfruchtbare Walten in deranarchi?
^ sehen Verwirrung des Deutschen ReicheSy ihr
rem hehren Berufe zur Erhebung und Beglüc-
kung eines edeln, bidern Volkes vorgezogen;
hätten nicht die Ungern durch kleinliches Mus-
. trauen^ wandelbare Treue, stürmische Land-
tage und unklugen Widerstand das Wohnen
unter ihnen ihren Königeir verleidet 1
Zu Gran ernannte Ferdinand für den
bevorstehenden Feldzug wider Zdpolya com
Obersten Befehlshaber Herrn Johann Kat-
zianer, seines Vertrauens den unwürdigsten;
als Unterfeldherren waren ihm Leonard Co-
lonna Freyherr vonFelss, Valentin T8-
rök und Ludwig Pekry beygeordnet. Ihre
Heermacht bestand aus dreytausend zweyhun-
dert Deutschen Lanzenknechten und fünfhun-
dert schwerbewatineten Reitern; aus den Un-
gern waren zweytaasend Mann zu Pferde auf-
gebothen, wovon sich aber nur dreyhundert
unter Török's und Pekry's Fahne gestellt
hatten. Der Zug ging in Eilmärschen gegen
Kaschau; auf der zweyten Meile davor , bey
Szina, stand Zapolya mit zweytausend Mann
leichter Reiterey , dreyhundert geharnischten
Reitern, fünfhundert Tatarn, tausend Fohlen
zu Fusse, tausend Heiducken, und zweytau-
send Mann Fussvolk gelagert. Das Übergewicht
der Macht war auf seiner Seite; seine Haupt-
leute Emerich Czybäk, Franz Drugeth,
Simon Atthinay, Stephan Bäthory
aus dem Hause Somlyo, von ihm ernannter
Siebenbürger Woiwod, und Gotthard Kun
waren geübte VTafFenmänner ; nichts fehlte^ als
-*- 4o5 —
hm .selber, Geistesmacht und Kriegskunst, wo
nr keine bewaffnete Bauern und keinen betrun-
kenen Befehlshaber, wie einst bey Tcmesydr^
(icli g^en über hatte. Vor allem bemächtig-
ten iich die Königlichen des Waldes bey Szina,
welchen Zipolya's Vorposten besetzt hatten^
dann 'schlügen sie tausend Schritte weit von
dem Feinde das Lager auf und erstürmten auch^
den Hügel, welcher zwischen ihm und ihnen
lag. Sätion nahte der Abend, und Torök
rietlf die Schlacht für den Morgen zu verschie«
ben; aber die Mannschaft zeigte Entschlossen-
heit und Kampfbegierde, 'es musste ohne Auf-
schub geschlagen werden; und noch vor Ein-
bruch der Nacht war durch kunstvolle Leitung
des Gefechtes von Leonard Felss, der Sieg
erkämpft, die feindlichen Haufen nach beträcht-
lichem Verluste zerstreuet; Z^polya, wel-
cher von dreyhundert Reitern bedeckt, in ei-
niger Entfernung zugesehen hatte, der erste auf
der Flucht nach Homonna, von wo aus ihm
Franz Dru^eth nach Fohlen verhalf, zu
seinem 'alten Freunde Johann Tarnovsky,
Crakauer Castellan, mächtigem' und ^rossmiitm-
gem Manne. Auf dessen .Schlösse zu Taroow fand
der Ge'jenkonig gastfreundliche Aufnahme und
ADgeDehmen Rulxeplatz *). Hülfe wurde ihm
ron Sigmund standhaft verweigert , doch
lichere Zufluchtstätte in seinem Reiche wollte
M dem Unglücklichen nicht versagen ^).
In Ungrisch- Altenburg empfing Ferdi-
nand, schon fertig zui' Reise aus dem Lande,
lie Siegesbothschai't, und von dort aus machte
a) Veliut Lib. IV. p. 57 aqq. h\ Ittliuanffy Lib. IX.
90.
-rsf '4o6 —
7. MSrz, er Sonnabend ror ReminUcere Ungarns Stan-
den urkundlich bekannt: ,, nichts gewisser« sey
,,zu erwarten^ als dass Solejnian des nacL-
,,sten Sommers mit ungeheurer IVIacht das Roch
^jüberfallen werde. £r als ihr König müsse
^,bey Zeiten auf HerbeyschaiFung ergiebiger
^^Streitkräfte bedacht seyn , diese könne er htj
„gegenwärtiger Lage der Dinge yon Ungarn al-
„lein nicht erwarten, und müsse sie in seinen
„übrigen Erbländem, bey seinem Bruder und
„seinen Verwandten suchen. In dieser Absicht
„habe er, Nahmens des Kaisers, den Deutschen
„Reichsfürsten und Ständen auf nächsten Senil-
is. März, .„tag Oculi einen Tag nach Regensburg ausge*
^,schrieben. Zwar wolle er nicht bezweifeln,
„dass er ron dem Reiche imd seinen übrigen
„Ländern auch durch Bothschaften eipi^e Hülfe
„erlangen würde; aber wirksamerer Beystand
„sey zu erwai:ten, wenn er in Person die I^oth-
„wendigkeit desselben mit der Grösse der dre-
schenden Gefahr darstellte. Für die Zeit seiner
„Abwesenheit habe er zu R&ichsverwaltern den
„Graner Krzblscliof Paulus, Primas des.Rei-
„ches; dan ernannten Erlauer Thomas, kö-
„nigliclien Kanzler; den ernannten Siebenbür-
„ger Ni colaus Gherendy, seinen Schatz-
„meister; den Judex Curiae Alexius ThurzO|
„den Reiclisschatzmeister AndreasBathory
„und einige Räthe ; zu seinem Stellvertreter
„den Falatin Stephan Bathory ernannt;
„und damit Alles mit gehöriger Macht, Kraft
„und Ansehen geschehe, auch sein geheimes
„Siegel dem Kanzler übergeben; alle in ko-
„niglichem Nahmen und unter diesem Siegel
„ausgeferl igten Briefe, sollen so, als hätte er
„selbst sie vollzogen, geachtet werden. Die
— 4ü7 -^
^Granzplatze habe er mit Besatzungen , BefeKk-
^habem und Beamten wohl versorgt. Übrigens
lysolljiiamand fürchten, dass seine Abwesenheit
iy'van luLger Dauer seyn werde ^ oder das Reich
f^uk Gebhr setzen könne; denn «nie werde er
lysich so weit davon entfernen, dass er es im
»yNothfalle nicht mit Heerscharen und Kriegs-
^riUtUDg längstens in Frist von zehn Tagen
»^erreichen konnte. Die Stände sollen daher
^sich, weder von Furcht, noch von Besorg-,
i^nissen , beunruhigen lassen ; nie würde er für
i^das Ungrische Reich so viele Bemühungen und
„Kosten übernommen haben ^ wäre er nicht
.^festen Willens, den Besitz desselben sich^
,jieineii Kindern und der Nation zu eihalten..
,Das wider Johann Zäpolya ausgesandte
,Heer werde ihn und seine boahafte Faction.
,bis zu völliger Ausrottung verfolgen^ und
,keine lügenhaften Gerüchte von den geäcjite-
,len Yerräihern über seine Reise verbreitet^
„sollen' sie irre machen; er werde nicht nur
:,sie nlemahls verlassen; sondern wenn es die
,lVothwendigkeit fordert, für ihre Wohlfahrt
,und für des Reiches Vertheidigung auch sein
, Leben bereitwillig hingeben *). So lauteten
,die königlichen Worte.
Kein Regensburger Reichstag kam diess
blahl zu Stande; vergeblich also war auch Zä-
jolya's lügenvolle Vorstellung an Fürsten und
itände des Reiches aus Tarnow, wahrschein-
ich von seinem Kanzler Stephan Werböczy^
der von seinem Geheimschreiber Br od er i es h, 8. Apiil.
eschrieben. Frech wollte er damit den Reichs-
a) Liter. Fcr f1 i ii a n d i lieg, ad SUt. et Ord. ap. /Va/
piit. Procer» P. 1. p. 337.
— 4o8 —
tag belugen und berücken : ,,er sey durck Sb
^^einhällige Stimme der gesammten Nation zum
^jKönige erwählet; Ferdinand nur TOn we-
^,nigen, welche Dürftigkeit drückte, Haiss ]>e-.
^^seelte^ Eigennutz zu des Vaterlandes Yefnrth
,)drängte, mm entgegen gesetzt worden, wahr
)^rend er lediglich darauf bedacht war, dar
^^westlichen Christenheit Fortdauer derjenigen
,,Ruhe vor dem Erbfeinde, welche sie durch hun-
,,dertfunfzig Jahre Ungarn zu verdanken hättCi
^^mit dem Blute der Ungern zu sichern* Auf dem
yyOlmützer Tage sej Ferdinand durch die ein-»
,,z^e Darlegung des eidlich bestätigten Reichs-
^Schlusses wider auswärtiger Fürsten Berufung
,3auf Ungarns Thron sachfällig geworden; den-
9,noQh habe derselbe durch Bestechung, Dro-
y^hungeuj Yerheissungen , viele Magnaten zur
^^Treulosigkeit und zum Meineide verführt, wo-
,,durch er sich endlich gezwungen sah, sein
„Reich zu verlassen und gegen die Nachstel-
„lungen der Yerräther in Fohlen Sicherheit zu
„suchen. Er wolle sich lieber ihrem und je-
„des andern rechtschaffenen Richters Ausspru-
„che unterwerfen, als mit verderbender Waf-
„fengewalt wider christliche Völker verfahren.
„Sollte er indessen gezwungen werden, zu sei-
^,ner Vertheidigung Massregeln, welche d^ ge-
„sammten Christenheit Gefahr und Unhol
„brächten, zu ergreifen ^^; (er hatte von seinem
Bothschafter Laszky schon Nachricht aus
Constantinopel) „so rufe er die Fürsten und
„'Stände des Deutschen Reiches vor der gan-
„zen Welt zu Zeugen auf, dass nicht er, wel*
„cher das Äusserste erduldet und alles Mog-
„liehe versucht hat, sondern derjenige, welcher
„mit seinen Erbländern nicht beuriediget, durch
4o9
Arglist und Treulosigkeit eines fremden
ches sich bemäclitigen will, daran Schuld ^eyw
^^AiVas übrimns Yon dem yorgeblichen uud.prah-r
,,lenden Verfechter der duistlichen Freiheit
99F erdin and^ zu erwarten sey, lasse sich
^^schon daraus abnehmen ^ dass selbst untev
^yder unglücklichen Feyer seiner Krönung ein.
^Schwärm Tataren das Land bis sieben Mei^
)^en yon Ofen ungehindert verheeren y und mit
9,reicher Beute unyerfolgt zurückkehren konn-
),ten; dass er Jaicza, der ganzen Christenheit
),festeste Burg^ mit mehrer a Gränzfestungen
,,durch schimpfliche Unthätigkeit unter Türki-
yySche Bothmässigkeit gerathen liess. Wer seine
^^Herrschaft also begann^ upd das bedi^^ngte
»»Ungarn solche Früchte von seiner Regenten-
^Klugheit arnten Hess, der sey des ^National*
^yVertrauens unwürdig; deü hätte auch die ept^
),schiedensten Rechte auf den Thron verwirkt'^^).
Unterdessen hatten die königlichen Feld-
lierren die Verfolgung der in nördlichen Ger
iipansduften überall noch mächtigen Faction
rüstig, fortgesetzt. Ehe noch yon jenen Hülfe
kam 9 waren die Ferdinanden ergebenen Göl^
nitzer yon Kaschauem und Leutschauern un-
terstützty yon Niklas Derencscny, Schlqss-^
hauptmanne auf dem Zipserhause in Verbindung
mit Franz Mariassy und Michael Rosen^
Cisterzienser Abt zu Schaynik, befehdet wor-
den. Die beherzten Bürger wehrten sich so
standhaft, dass Derencseny nach Verlust yon
yierhundert Mann mit dem Abte nur durch
äligste Flucht sich retten konnte. Erst Mon- s3..Marx.
a) Liter. Joann. Zipol. id. Sut. et Ord. Imperii ap. Fray
1. c« p. 33a«
4io
tag nach La'tare kam Niklas von Thurn
mit dreyhundert Reitern nach Leutschau zum
Beystande den Zipsern gegen Deren cseny 's
ferner^ Angriffe; allein der von Thurn, feiler
Genuss - IViensch , wurde bald schwelgender
Gästfreund des Schlosshauptmannes , welcher
nun in Bedrückung und Befehdung der An--
faanger Ferdinand'», wofür auch er zum,
Scheine sich erklärt hatte, nicht mehr gehin-
dert wurde. Montag nach Judica zog Jonann
Katzianer n\it * fünfhundert Mann Deutscher
Reiterey, fünfhundert Husz^rn und dreytau-
send Lanzenknechten in Leutschau ein, lag der
Stadt durch fünf Wochen zur Last, nahm ihr
gegen Bescheinigung yierzehnhundert Ducalea
. ab, und wies sie an den König zahlbar an.
Die Zipser litten von ihren Beseht! Izern mehr,
als yon Ferdinand's und iliren Feinden.
£rst nach dem Feste Kreuzerfindung setzte
Katzianer seinen Marsch in die Liptauer Ge-
10. May. spanschaft fort. Am Sonntage (Kantate ersttirmle
iseine Mannschaft die yom l^atra- Gebirge um-
gebene Fclsenburg Lykavka; die gesammte Be^
Satzung wurde niederj^ehauen, die Burg mit der
Obergespanschaft dem vorzüglichen Lenker der
WalFenthat Ludwig Pekry von Fetrovina
Terliehen ■).
Blit ungemeinen Schwierigkeiten kämpfend,
führte hernach Katzianer Kriegs volk und
Geschütz über das hohe Gebirge gegen Trencsön;
Unterweges wurde in der Thuroczer Gespanr
Schaft die fast unbezwingliche Burg Sni6
{Thuroczjy dem Gegenkünige anhangend, zur
aS Sperfogel Arinal. Sccpus. ap. IVtigner Aiiuil. Srepuc
^P. H. p. 150 sqq.
^ 4ii —
l'bert^abe aufgefordert; da .*sie Widerstaad leis-
tete, nach mülisamer Belagerung erobert .und
völlig zerstört ' ) ; Trencsen vertlieidigten f ir
Zapolya Faul Barazcsöny und Benfi-^
dictKozir mit zweitausend Mann Fussvolk;
Die Burg liegt auf einem hohen Felsen, dicht
am linLeu Ufer der Waag^ von welcher Serite
der steil sich erhebende Fels keinen Zugang
gestattet; ait der östlichen Seite, wo ehmahls
ein anmuthiger Lustwald gepflanzt war, bef
herrscht sie' ein Berg, von dessen Gipfel sie
beschossen werden k-onnte;* darum halte Ste*
phan Zapolya daselbst eine doppelte, hohe,
dicke Mauer aufführen, den Graben Tcsrtielfen
und beyderseits mit Quadersteinen bele«^ las-
sen. Dort schlugen die Königlichen das* Lager
auf. Das schwere Geschiitz wurde auf des Ber-
ges Spitze geschafft, und die Burg durch dreys-
5ig Tage anhakend, doch vergeblich besch'ös^
sen. Katzianer, an des Platzes Bezwingung
verzweifelnd, wäre endlich abgezogen ,' hätten
ihm nicht Türök, Pekr'y und Caspar Se-
r^dy mit den übrigen Uauptleuten der Ungern
widerstand eu. Cnspar Czobor, einst in
Zupolya's Diensten , mit der Festigkeit der
Burg und mit ihrem Überflusse an Mund- und
Kriegsvorrath gen^iu bekannt, widerrieth zwar
alles fernere Beschiessen als unnütz, brachte
jedoch eine künslliclie Anzündung derselben
als einziges Mittel , die Besatzung zur Übergabe
zu zwingen, in Vorschlag, die auch hierbey
obwaltende Schwierigkeit bemerkend, indem die
Ziegeldächer sammllicher Gebäude mit Glasur
a) Timon Epitom. Chroiv)Iog« p. ii<. Bei Notilii Hung.
Nov. T. II' p. 3do.
— 4i2 —
•überzogen waren. Johann Gfobiosfa Haupt-
maniL der* Feldzeugmeisterey^ erfand und yer-
• fertigte sogleich Feuerkugeln, welche was brenn-
bar, war, plötzlich :entzünden mussten. Zum
Glücke - standen einige Dachfenster zur Lüftung
das daselbst aufbewahrten Yorrathes offen; da-
hin h^ess er die JBüchsenmeister zielen , und
mehrere Kugeln trafen, zündeten, und das
Feuer . griff um sich , bevor es die Besatzung
noch bemerkte. Löschung wurde duf^h das Auf-
fliegen einiger Fulyerthürnte yerWehrt^ schreck-
lich war die dadurch bewirkte Zerstörung und
unablässiges Feuern .der Belagerer steigerte dai
allgepdeine Entsetzei* Wer dem Tode entrin-
nen wollte , liess die Feuersbrunst wüthen und
-rettete sich in festgemauerte Wallkeller; aller
Mund - lind Kriegsvorrath wurde der Flammen
Eaub. Nun erst gaben Zäpolya'S Befehls*
haber Zeichen ihrer Bereitwilligkeit ztur Über*
gäbe: gegen freyen Abzug der Besatzung imt
dem, was sie etwa gerettet hatte, übernahmen
die königlichen Feldherren die ruinirte und
noch rauchende Burg. Hierauf ergaben sich
Neuhäusel und die übrigen festen Plätze an der
Waag ohne Widerstand **). Die nördlichen Ge-
spansi^haften waren dem Könige wieder unter-
worfeii;. aber .man dachte nicht daran, durch
Besatzungen und Befehlshaber von erprobter
Treue an den G ranzen die Rückkehr in das
Reich dem geflüchteten Feinde zu erschweren.
Über allen erlittenen Verlust tröstete die-
sen bald nach Ostern Laszky's Ankunft zu
Tarnow und dessen ausführlicher Bericht von
dem günstigen Erfolge seiner Sendung. Am
a) Isthuanffy. Lib. IX. p. 92.
— 4i5 —
Sonntage vor Weihnachten war er m Cdnstan- /. c. 152
iinopel angekommen ; aber erst an dem Un- ^ ^'**
heil bringenden Schalttag das yerratherisclie iJ''^^
Bündniss zwischen Zdpolya und Solejmaa
gescillossen und durch den yerdammlichsten
fid^bekxäftiget worden. Anfänglich wurde •
Ithnky von den yielyermögenden Faschen
Ibrahim und Mustapha ziemlich schnöde
behandelt; denn er war ohne Fracht und Glanz
erschienen 9 brachte weder an den Grossherm,
noch an dessen Beherrscher Geschenke, yer^
schmähete standhaft alle Anträge zu seines Sen-
ders zinsbarer Unterwerfung , both hochtrabend
nur dessen, nebenbey auch des Königs Sig-
mund, wichtige Freundschaft und Bienstfer-
tigkeit an, und bloss um diese wirksam zu
machen, yerlangte er für beyde Solejman's
bewaffnete Unterstützung. Ben Gross -Sultan
gewann er für seine Absicht durch Ibrahim-
Fascha, diesen durch gefallige Schmeicheleyea
und durch Vermittelung, zu welcher Ludwig
Gritti, unter Ungern und allen Menschen yon
£hre yerabscheueten Nahmens, des Andreas
Gritti, Böge von Venedig unehelicher Sohn^
tückischen Herzens, gewinn- und ehrsüchtig, zu
allen Verbrechen entschlossen , zu jeder Schand-
that dienstwillig; als kriechender, zu rechter
Zeit auch freygebiger, Schmeichler, bey So-
lejmann und seinen Grossen beliebt; als an-
geblicher Juwelenhändler , Venedigs Kunst-
schafter, und mit des Hofes geheimsten Ver-
hältnissen yertraut; sich gebrauchen liess.
Laszky hatte ihm die Einkünfte des einträg-
lichsten 13 isthumes in Ungarn, und vorläufig drey-
bis viertausend Bucaten jährlich zugesichert.
Gleich darauf gingen die Unterhandlungen ganz
— 4i4 —
nach des BothscTiafterAiWun^cIi, besonders nach-
12. Januar Aem dieser auch in fünf jährliche y endlich so*
gar in jährliclie Sendung an den Grossherm
mit ati^emessenen Geschenken, welche jedoch
nie Trihut heissen .sollten , eingewilligt hatte.
27. Januar^ Montag nachFauli Bekehrung sprach ^^az-
ky vor Solejman Folgendes: ^^So banF du
-y^nach. deinem glorreichen Sieg, durch welchen
,,Ludwig umgekonunen war, Ofen eingenom-
i,men und ohne Besatzung wieder yerlassen hat*
Jätest, war mein Herr von sämmtlichen Stän-
y,den nach reiflicher Erwägung und mit Ein-
y^hälligkeit der Stimmen auf den Thron heru-
,yfen uad gekrünet worden. Er hat diese
..Erhebun«; aufgenommen in der HoiFnuns, dass
yysie auch dir angenehm seyn werde, und mit
,,festem Vorsätze, unverzüglich Bothschaft an
,,dich zu senden ; von zwey Boihen, welche
,,er mit dem Anerbiethen seiner Herrschaften
y,und seiner selbst zu deinem Dienste in ge-
,,genseitigem Freundschaftsbunde an dich ab-
„gefertigt hatte, wurde der eine aufgefangen,
„der aüdere ermordet; ich, der dritte, wurde
„in der Walachey überfallen, meines Gefolges
„und Gepäckes beraubt, und nur mit Fristun«;
„eines dürftigen Lebens entlassen. Dennocli
„wollte ich lieber in meiner Nolli vor dir er-
„scheinen, als zurückkehren , wissend, wie ge-
„ring deine Grösse das Gepränge der Gesand-
„ten mit prächtigem Gefolge achtet. Durch
„mich also begrüsset dich der König, meia
„Herr, mit dem Wunsche fortdauernden Wohl-
„seyns und immer gliicklicher Herrschaft.
„Nicht nur mit dem Ungrischen Reiche und
„mit seinen Erbländern ; sondern auch mit
„seiner eigenen Ferson und mit seiner Freunde
— 4i6 —
5,Bey8tande will er sich stats nach deinen Wiin-
^,schen fügen. Betrachte von nun an ihn selhs^
„sein Reich und seine Erbgüter als dein £i-
^ygenthum zum Dienste wider alle deine Feinde^
^^wog^en er, von wem immer bedränget, bey
y^Niemand anderm mehr, als bey deiner Güte,
9,Hülfe, Schutz und Zuliucht suchen will. So
yM9^z ist evy als von dir erkannter Köni^ mit
,,Keich, Vermögen und Macht der Deinige.
^,Was ich noch über das Bündniss mit dem
9iKonige von Pohlen und über den ICrieg mei-
9,nes Herrn mit Ferdinand vortragen sollte,
,,werd6 ich deinen erlauchten Taschen eroifnen/^
^^Angenehm ist mir", erwlederte Sölej-
man, i^die Ergebenheit deines Königs, dessea
„Reich, durch Kriegesrecht und Säbelschärfe
^,erworben, bis jetzt das meinige war, und nicht
„das seinige. Von seiner guten Gesinnung ge-
„l^en mich unterrichtet, will ich nun nicht nur
„dasselbe an ihn abtreten, sondern auch wider
,^den Österreicher Ferdinand so kräftig ihn
^, beschirmen, dass er in völliger Sicherheit auf
„beyden Seilen des ruhigsten Schlafes Wohl-
„that geniessen könne. Sein Vertrauen ehrend,
„werde ich sein Schicksal nie anders, als hätte
„es mich selbst betroffen, ansehen."
Montag nach Maria Lichtmesse hatte Lasz- 3. Fehr.
ky das Abschieds - Verhör vor dem Grosshern,
wobey dieser das Bündniss bey dem von Gott <
geliebten Propheten Mohammed und bey sei-
nem Säbel bekräftigte, jenör bey dem Einea
lebendigen Gott und bey dem Welterlöser es
beschwor; doch erst am Ende des Monaths
wurden die Urkunden hierüber ausgefertigt und
vollzogen, dazu dem neueii Bundesgenossen
4t6
fünfzig grosse Kanonen und fünfhundert CenN
Her Pulver versprochen, die Absendung auf
der Donau in die Theiss veranstaltet, und an
sämmtliche Tangiaken Befehle zur Rüstung er-
lassen ^).
Zur Belohnung des wichtigen Dienstes
wurde Laszky von Zäpolya zum Erbgrafen
des Zipserlandes ernannt, mit dem Zipseäause
und mit den Sdilössern, Kesmark, Dunajeti
Richno, Gölnitz beschenkt. Das Zipserhaus .
wurde ihm von dem Schlosshauptmann Niklai
Derencseny sogleich eingeräumt; diesMf hatte
Katzianer, von ihm bestochen, oder durch
gehäuchelte Unterwerfung^ desselben betrogen,,
m der Burghauptmannschaft bestätiget. jDie
• übrigen Plätze waren nicht mehr in Zipo-
lya*s Gewalt, und mussten den Königlicnen
erst entrissen werden ; Geld und Kriegsvolk
schaffte dazu die Betriebsamkeit des Pauliner
Eremiten Martin uzzi. Dreymahl wanderte
er. aus Pohlen zu Fusse nach Uni^arn, um die
vornehmsten Factions - Genossen Jakob von
Tornallya, Stephan ßathory von Som-
lyo, Paul Arthdndy und Andere in der
Treue gegen ihr Oberhaupt zu erhalten, ihre
Freygebiglveit anzusprechen, und sie in Thi-
tigkeit für ihn zu setzen ^). Diess gelang ihm
über alle Erwartung nach L a s z k y' s Zurück-
kunft, als er von Zäpolya's frohen Aussich-
ten auf mächtigen Beystand^ ohne zu offenba-
ren woher, viel Erfreuliches erzählen konnte«
a) Hieronym. Lassky Histor. arcan. Legationit ad Soly-
man. ap. BeL Monum. Decad.I. p* 159—189. b) Liter. Georg.
Martmntia ad Anton. Verandnaii ap» Pray Annal. V; p^syi.
Inzwischen hatte König Sigmund erfah--
ixky welcher Dienst auch ihm, ungebethen,
on L a s z k y bey dem Grössherm geleistet
7^'orden sey; die traurigen Folgen der ganzen
Jnterhandlung in banger Besorgmss TOrherse-
lend^ sandte er Herrn Feter Opolnicz]ki
lach Frag an Ferdinand mit dringenden
Vorstellungen über die Nothwendigkeit irgend
ines Vergleiches mit seinem Gegner, dessen
eheimer und öffentlicher Anhang zahlreich^
lüchtig, unternehmend sey^ und wahrschein-
ich yoii Sole j man durch wiederhohl ten Ein-
bU nach Ungarn verstärkt werden dürfte ; wo-
ey der Gesandte nicht undeutlich bemerken
iess^ dass die Einladung dazu von Zapolya
slbst in seinem äussersten Bedrängnisse aus-
egangen sey. Der Bescheid , welchen der i'JuUu9.
Lönig dem Gesandten durch den ernannten
Tosswardeiner Ladislaus Macedoniay im
taatsrathe ertheilen liess, zeigte nichts wenig-
er als Neigung , der Vorstellungen Sigmund 's
Li achten. Der Hofmarschall Niklas Thu-
ocxy setzte noch hinzu, man möchte doch
n Fohlnlschen Hofe die treue Ergebung und
nhänglichkeit der Ungrischen Stände an ihren
önig auf den Grund leerer Gerüchte nicht
^zweifeln; von dem Tage an, als Ferdinand
ngarns Regierung übernahm, sey noch nicht
In Reichssass zu Johann Zapolya überge-
eten; aber Viele haben seitdem, seine Faction
erlassend, ihrem rechtmässigen Herrn und
önig sich unterworfen; der Gesandte möchte
iher seinen König von der Ungern unerschüt-
rlicher Standhaftigkeit versichern , in welcher
fharrend sie für das Heil ihres Gebiethers
»ber in den Tod gehen, als mit der Schande
%
— 4i8 —
des Leichtsitines oder der Treulosigkeit sich
beflecken werden *).
Allein was Ehrliebe hier den Hofmarschall
sprechen hiess, war jetzt schon mehr wiin-
schenswerth, als wahr; denn kurz vor des Ge-
sandten Ankunft halle der Agramer Bischof
Simon Erdüdy, der letzte, der Ferdinan-
den Treue schwor, und der erste, welcher,
sie brechend, seine Priesterwürde durch den
Meineid schändete, die Landherren Slawoniens
eigenmächtig versammelt und sie eingeladen,
wenigstens in Geheim, so lange an Zipolya
zu halten , bis bald eintretende günstigere Um-
stände erlaubten, es öffentlich zu wagen« Sein
6. Jutdta. treuloses Betragen kam vor den König und die-
ser sandte an die Reichsverweser Befehl, des
Bischofs Winkelversammlung zu zerstreuen,
auch ohne Ansehen der Person die Güter der-
jenigen für den Fiscus einzuziehen , welche
Verbindungen für Zapolya stifteten, ihnen
beyträten, zu ihm übergingen, und ihm öffent-
lich oder in Geheim anhingen **). Doch, unter
den obwaltenden Umständen gehörte zur Ein-
ziehung der Güter etwas melir, als königliche
Befehle aus der Ferne; selbst unter den Reichs-
verwesern standen einige, wie Paulus War day
und Peter Perenyi nicht sehr fest in der
Treue, Stephan ßathory von Ecsed war
durch die Fussgicht fast anhaltend an das Kran-
kenlager geheftet, und die Landherren hatten
auf ihren Gütern WafFenkueclite, womit sie den
Besitz derselben wider des Fiscus Beamten be-
haupten konnten. Nichts halfen demnach des
Falatins Ermahnungen an den Agramer, er
a) Velius lab. IV. p. 73 soq. b) Liter« Ferdintndi
R. im Ungr, Magazin Band. IV, S. SqS.
— 4i9 —
!chte seines Eides gedenken und Rottierun*
n unterlassen 9 welche seiner Würde wider*
itten^ die öffentliche Ruhe störten, seine -
imiUe in Gefahr setzen, ihm selbst Yerder-^
n bringen könnten; hartnäckig erklärte er
;h nun öffentlich für Zapolya, auf dessen
Idige Erscheinung mit unbezwinglicher Macht
rtrauend.
Bey aller Frömmigkeit, Rechtschaffenheit,
tte, Mässigung, Klugheit und Gerechtigkeit,
»durch der neue Regentenstamm in Ungarn
chst rühmlich sich auszeichnete, entsprachen
ch die Erfolge nicht immer den Wünschen.
so jetzt auch Ferdinand, da er den muth-
liiistigen, tapfern Kriegsmann Johann Ho-^ J^ineJum.
»rdansky und den Deutschen Herrn Sig-
und Weixeiberger zu Bothschaftem nach
»nstantinopel ernannte, um dem Gross- Sultan
ter gewissen Bedingungen Frieden anzubie-
en, oder Waffenruhe zu unterhandeln. Sie
gen mit ansehnlichem Gepränge hin, wurden
t S^lejman's Geheiss mit tausend Pferden
igehohlt,^ in die Hauptstadt geleitet, sogleich'
die fü|r sie bereitete Wohnung geführt, an-
Indig yerpfleget •), streng bewachet, und erat
af Wochen nach ihrer Ankunft dem Gross-
rrn vorgestellt. Da forderte Hobordansky
geradezu, als beföhle er Sturm oder Ein-
uen in den Feind, Nahmens des Königs,
tlgrads Räumung und Abtretung alles Gebie-
^, welches Sole j man seit Ludwig's Re-
) Hobordansky hatte drey and dreyMig, Weizelber-^
r swanzig Reiter. Ihnen und ihrem Gefolge uvurden taalich
rieht: Wein, 3o Cimer; Hühner, 30; Ga'nse« 4; Schafe,
Zockerhüte jeder zu sechs Pfund , G ; allerley Gewürz ; grosae
cbakmen, 6; Schmalztöpfe, 2; Honigtöpfe ^ 3. Ungr. Ma-
tin Band. IV. $• 396«
27 *
— Alo —
Sierung der Ungrlschen Krone entrissen hatte;
tfür versprach er Frieden, Freundschaft und
gute Nachbarschaft. Ohne Bescheid liess der
erbitterte Monarch den kühnen Sprecher mit
seinem Gefährten wegführen , und beyde in ihrer
Herberge sieben Monathe lang wieder so hart
bewachen 9 dass ihnen nicht einmahl* erfri-
schende Luft durch die Fenster oder Aussicht
auf die St^rasse vergönnet wurde *)•
Mim'juliu Bald darauf ging Herr Joachim Mal^
sahn, als Ferdinand 's Gesandter, nach Foh-
len; aber anstatt den König Sigmund zu er*
suchen, dass er den Gegenkönig Zäpolya un-
ter mancherley Yorwande im Lande und an
seinem Hofe zurückhalten, ihm auch geflissent-
lich alle Mittel und Wege zu feindlichen Uft-
ternehmuAgen abschneiden möchte, liess ihm
vielmehr Ferdinand sein Befremden eröffnen,
wie derselbe bey bestehendem Freundschafts-
bündnisse seinem Feinde freyen Aufenthalt in
Fohlen, und von dort aus aufwiegelnde Sen-
dungen nach Ungarn gestatten könnte. Niir
der gefährlichste Verführer kurzsichtiger Staats-
männer, der Urheber unzähliger politischer
MissgrifFe, persönlicher Hass der Hofleute ge-
gen Zd pol ya, nicht Staatsklugheit, mochte zu
solchem Vorwurfe unsern König verleitet ha-
ben; und zu dessen offenbarem Nachtheil wurde
Zapolya von Sigmund ohne Anstand aus
Fohlen verwiesen. Jenem hatte Martinuzzi
günstige Aufnahme in Ungarn bereitet; Franz
Drugeth, Jakob von Tornallya und Faul
Arthändy mit ihrem Waffenvolke standen bey
a) Joann. Zermegh Rer. gettar. int^r Ferdin. et Joünk
Comment. ap« Schwandtner. Scriptt. Rer. Hung. T. II. p. 593.
I
\
431
Homonna tu seinem Empfange und zum Kampfe
für rhu gerüstet; yoreilig begannen letztem
Christoph Thöke, Feter Koss und Feter
HoraBSzky, Aryaer Landherren ^ sie wollten
die Liptauer Gespanschaft ihrem Oberliaupte
untarwerfeUi wurden ledoch am rechten Ufer
der Waag bey Szent Mild6s geschlagen *). Nach
dem Feste Maria Geburt sandte Zäpolya sei-
nen treuen Farteyganger Simon At tu inay mit
siebenhundert Fohlnischen Reitern nach Ungarn
Toaraus; er kam über Stola ^ Leutschburg, Ku-.
bacfa^ Wagendrüssel^ und wollte sich der Berg-
flecken Schmölnitz und Gölnitz bemächtigen^
fuid aber zu starken Widerstand ^). Auf wei-
term Zuge vereinigte sich Gotthard Kun mit
ikm^ und bey Sar6s-Fatak war er durch meh^
rere Zuzüge viertausend Mann stark« Stephan
Revay^ Caspar Seredy und Thomas Lis-*
kani^ welche mit einigen Scl^ren Fussvolk^
fünfzehnhundert Huszaren und Spanischer Rei-
terey bey Kaschau standen , brachen wider ihn
auf» Mittwoch nach Matthäi kam es vor Fatak
zur Schlacht ; R c v a y mochte die Ankunft
Liskani's mit den langsamem Spaniern nicht
erwarten y schimpflich endigte die neisse Stunde
für Ferdinand's Fahne^ in der ersten Hitze
des Kampfes ergriffen die Huszaren die Flucht^
fünfhundert Mann Fussvolk wurden nieder-
gehauen ^\
Durch die Nachricht von dem ersten Siege
seiner Faction erfreuet, zog Zipolya, von
Laszky begleitet, einige Tage Jiach MichatYisAnf. Oethir.
a)S perfogel tp. Wagner Analect. Scepnt. P« IL p* t53.
b) operfogel 1. c. c) 8perfogel 1. c. Original. Coronio.
Leatachoviens. au. Szirmay Noiit. hivtor. Comit« ZoiQplöa«
». 53. lathutnffj Lib. X. p. 97.
_ 421 — ^
in Ungarn ein, und mit seinen Freunden fcej
Homonna in die. Temeser Gespannschaft hin-
unter auf die stark befestigte Burg Lippft^ wo
er bis zu Solejman's Ankunft in zienilickff
Dürftigkeit Hof hielt. Das Gerücht von seiner
Ankunft vermehrte in Siebenbürgen, Ungwn
und Slawonien seinen Anhang, und erschreckte
Ferdinand' s treue Vasallen zu spät. Freytag
27. No^hr. nach Catharina war der König zu l^resbvirg ')
um anzuordnen, was des Reiches Sichernd
forderte und den Erfolg seiner Gesandtsduft
an den Gross -Sultan zu erwarten. Aber aa-
Matt der Ankunft der Gesandten, folgte eine
Bothschaft der andern von Solejman's ge^
waltigen Rüstungen, welche an nahem Em*
brucne nach Ungarn keinen Zweifel übrig lies-
sen. Inzwischen war auch der Verweser des
Vraner Priorates Johann T^hy meineidig ge-
worden und von Ferdinand abgefallen; bey
solchem Wankelmuth einiger Grossen des Reiches
sank des Königs Vertrauen auch auf die Stand-
haftigkeit der Übrigen , und es konnte ihm in
Ungarn nicht behaglich werden. Der von Kai-
ser Carl auf Lichtmesse nach Speyer ausge-
sdhriebene Reichstag both ihm schicklichen
Vorwand, nach Wien zurückzukehren.
fi^Af^* Doch erst Montag nach Judica konnte der
* Reichstag erölFnet werden ; sämmtliche Oknr-
fürsten, ausser dem BrandeuburgeF, waren an-
wesend, Ferdinand führte den Vorsitz, nach
des Kaisers Vli'^eisung sollte vor allem über die,
christlichen Völkern bevorstehende Türkenge-
o) Liter. Ferdinindi R. datom Potonii de 27. Norltr. iSaS«
ap. iVagnir Analect. Soepu«, P. I. p. 76.
— 4a5 —
lAxtj dann erst über die Freyheit der LutKeri-
chen Secte, welche Religions-Sache hiess^
ndlich über die Keichsver waltung und das
Cammtrgericht Rath gepflogen werden. Allein
iie Torbesserungsscheuen Vertheidiger des her-
^OBunlichen Kirchenwesens ^ und die eifrigen
l^erfechter der Wiederherstellung des angebUck
'erlomeni leider ihnen selbst fremden Kvange-^
iums^ nahmen die Sache der Secte zuerst vor,
tritten fünf und dreyssig Tage dawider und
iafür, und endigten Montag nach Jubilate n^ti9. ApnU
Hier von letztern eingelegten^ von erstern zu-
ückgewiesenen Frotestation^ wovon jene her-r
lach 'die Behennung Protestanten erhielten.
Jnterdessen war Solejman mit starker Heer- 2. ilpr«7.
nacht aus Constanlinopel ausgezogen und ge-^
;ea Belgrad vorgerückt; l^erdinand's Ge-
andten hatte er Sonnabend vor Palmsonntage 20. ilförz.
nit hochmüthigem Bescheide, doch jeden mit
iwey hundert Ducaten beschenkt, entlassen und
myerzüglich aus Constantinopel abzuziehen ge-
ieissen;N „saget- euerm Könige, meine Heer-
yscharen stehen gerüstet; ich sey zum Aus-
^marsche ferlig. Die Schlüssel sämmtlicher
^Festungen, welche in Ungarn mir unterwor-
,fen sind, werde ich an meinem Halse han-
pgend auf das Mohacser Feld , wo ich mit
^Got;es Hülfe den König Ludwig geschlagen
^und besieget habe, bringen; dort mag ^euer
^Konig sich mit mir messen, und wenn er
pmich überwältiget, mir den Kopf abhauen,
^die Schlüssel nehmen , und der Festungen,
, welche er von mir verlanget, forthin Besitzer
^und Herr seyn. Finde ich ihn auf jenem
.Felde nicht, so möge er mir in Ofen be-
gegnen ; und wenn er sich auch dort
— 4^4 —
^^iiiclit stellt^ iierde ich Um zu Wien Iiam-
„suchen •). *^
Diese Antwort , mit furchtbaren Nachxich*
ten von des Feindes ungeheurer Kri^smaeht
und nahem Auszüge^ brachten HobordansLy
und Weixelberger nach Speyer. Jetzt erst
wurde über die unentbehrliche Hülfe in her-
annahender Türkenno th berathschlaget, -mid be-
schlossen, dass die dem Kaiser zum Römer-
' zuge bewilligte und noch nicht gestellte Mann-
achaft zu Gelde angeschlagen , dieses ungesäumt
nach Augsburg und Regensburg abgeliefert wer-
« den soUte; die Ausmittelung beharrlicher Htilfe
wurde auf den nächsten Reichstag yerscho-
ben ^ ). Hätte Solejmann verstanden seine
Siege zu benutzen, Deutschland wäre unter
dem Sturme aus Osten schon in diesem Jahre
geworden , was es zweyhundert acht und siebzig
Jahre später unter schmerzlichen Heimsuchun-
gen aus Westen wurde.
Wirksamem Beystand versprachen dem
Könige die Stände Böhmens, Mährens, Schle-
siens und der Lausitz; allein um von dem
Versprechen bis zu dem Erfüllen vorzurücken,
brauchten sie längere Zeit, als ihnen diess Mahl
selbst des Feindes Langsamkeit gewährte. Darum
28. ^^tt«».liess Ferdinand noch Sonnabend vor Joan-
nis Enthauptung, als Solejman's Vortnb
schon auf dem Ofener Gebiethe stand, aus Linz
einen offenen Brief voll der drin^^endesten Vor-
Stellungen und Bitten um Hülfe an sämmtliche
Fürsten und Obrigkeiten christlicher Länder
a) Joann Zeriilegh ap. Sckwandtner 1. c. p. 394. h)
Reichsabschied zn Spevor iSa«}. §, i6 — 26. in der Neuen
Samml. der DcuUch. Heivbaabach« Tbl. II. S. a96 fl.
— 4a5 —
len *). Erst liach vollbracliter Ernte fiilirta
e j m a n hundert f unfzigtausend Mann über
Dnwe auf das Mohäcser Feld; dort em-
l und begrüsste ihn Johann Zipolya,
Lasxky und den ihm anhangenden Mag-
1 begleitet; sechstausend Mann Reiterey
m sein Gefolge und seine ganze ICriegs-
it. Kurz vor des Gross« Sultans Einzüge
. Ungarn hatte Feter Ferenyi mit der
le und den Reichskleinodien , mit seiner
ilie und sämmtlichen Schätzen feinen bis-
Jen Wohnplalz , die Sikloser Burg ver-
n, um sich nach Sär6s-Fatak in Sicher-
zu begeben. Sein erstes Nachtlager schlug
n Dorfe Kajdacs am Särwasser auf; dort
ie er von dem Tolner Obergespan ^ Jo-
n Szerecseny, Zäpolya's Fartey-*
er, in dei^ Nacht überfallen, mit seiner
ilie, seinen Leuten und Schätzen gefangen
•mmen, und dem Johann Bänffy in
sre Venvahrung übergeben. Aber S o 1 e j -
I forderte seine Aaslieferung, und es musste
►rcht werden. Die Krone, die Reichs-In-
en undPerenyi's Kostbarkeiten behielt
Grossherr bey sich, ihn selbst mit dessen
ahlinn, Kindern und Leuten^ schenkte er
lapolya^).
Am Bartholomäi Tage zeigten sich die er-QA.jiugusi.
feindlichen Haufen bey Oien, dessen Ein-
Der sich grössten Theils nach Wien ge-
ltet hatten; die Besatzung der Burg be-
1 aus siebenhundert Mann Deutsches Fuss*»
, unter den Uauptleuten Christoph Bes-
liiter. Ferdinand. R. ap. Pray Annal. P. V. fi. 3i4.
ann. Zermegh ap. Srnwandtner 1. c. Itthuanffy
C. p« Ao4.
— 4a$ —
8 er er und Johann Traubinger^« 01>er-
29. yfu^ust.befehlshaber war Thomas Nddasdy. Sonn-
tags darauf nahm Solejman mit der Haupt-
macht "die unvertheidigte Stadt und feyerte das
Andenken seines Mohäcser Tages. BelagerungJi-
Werkzeuge und schweres Geschütz hatte er «uf
Versicherung Zäpolya's, dass er nirgendi
Widerstand finden werde, in Sirmien zurück-
gehrssen. Diess bemerkend, eröffnete Nä da sdy
der Besatzung seinen Entschluss, die Burg stand-
haft zu behaupten, und yerpilichtete sie noch
ein Mahl eidlich zu ausdauernder Gegenwehr.
Mit kräftiger Lunge schwor das mkulbraye Volk,
was der beherzte Unger ihm vorsagte, lies»
sich auf die Mauern und in die Thürme ver-
theilen und lauerte mit bangem Herzen, dem
Feinde gegen freyen Abzug des Platzes Über-
gabe anzubiethen. Nachdem die erste Auffor-
derung ab- und der erste Sturm zurückgeschla-
gen war, liess der Grossherr Minen graben;
doch bald überhoben ihn die Deutschen Haupt-
leute der mühsamen Arbeit durch ihres schänd-
lichen Vorhabens Ausführung. JMan versprach
ihnen, was sie verlangten; sie entdeckten ihre
Willensmeinung dem Oberbefehlshaber, und
als dieser, anstatt sie augenblicklich niederzu-
hauen, durch dringende Ermahnungen den letz-
ten Funken des Pflicht- und Ehrgefühls in
ihnen wecken will, nehmen sie ihn gefangeo,
binden ihn mit Stricken, verschliessen ihn in
unterirdisches Gewolb und öffnen das Thor
dem Feinde. Auf seinen Befehl stellt sich die
Besatzung im Hofe der Sanct Joanniskirche auf;
dort soll sie nach Abgabe der Waifen des Ge-
leitbriefes Ausferligung erwarten. Aber So-
lejman iliren Verrath, der ihm ehrenvoUern
— 4^7 —
Siegnubte^ rerab^clieuend ^ übergiebt sie nach
zwey Tagen den Janitscharen , lasst sie ror die
Stadt führen und insgesammt niedermetzeln.
Vorher noch war Nädasdy in der Burg
aufgesucht, im Gefängnisse gefunden , und vor
Ibvahim-Fascha geführt worden. Dieserver-
wies ihm die Hartnäckigkeit, womit er die
Burgy welche durch das Recht der Waffen
früher schon dem Grossherrn angehörte, yer-
theidi|ren wollte. Darauf erwiederie Nadasdy,
sein König Ferdinand, nicht der Gross-Sul-
tan habe seiner Tceue und Tapferkeil sie an-
vertrauet;, gleiche Standhaftigkeit würde er auch
im Dienste des letztern bewiesen haben. Ibra-
him's Antrag, unter Solejman's oder unter
Zdpolya's Fahne zu treten, lehnte er ab,
indem er seines Eides an Ferdinand noch
nicht entbunden sey, und vorher, unbesclutdet
des Gewissens und der Ehre, zu keines andern
Gebielkers Fahne schwören könne. S o 1 e j m a n,
des wackern Ungers Gesinnung achtend, ge-
währte ihm mit seinen Leuten und seiner Habe
freyen Abzug nach Alt -Ofen. Von dort wei-
ter zu Schule lief er Gefahr mit den Seinigen,
bald von Osmanen, bald von Zdpolya's Un-
gern geplündert und ermordet zu werden. Auf
einem kleinen Kahn entronnen, schwamm er
die Donau hinunter, und landete, wo der Un^
Mm Laser stand. Der glückliche Zufall führte
dto aüm hier Verfolgten in Zäpolya's Zelt;
wollte er dessen wüthenden Anhängern ent-
kommen, so musste er eidlich angeloben, we-
der zu Ferdinand zurückzukehren, noch
wider Z^polya die Waffen zu führen. Diess
versprach er, Ludwig Gritti, Stephanus
Brodericsch, und Joannes Statileo
— 4aö —
t
leisteten für iKn Burgscliaft; unter Bedlngaag^
dass er, berufen, sich pünctlick stelle^ liess um
Z i p o 1 y a heimziehen *),
So verlor Ferdinand, Deutschen mdir
als Ungern vertrauend, 4es Reiches Hauptstadt
und einen edeln^ treuen, tapfern Mann; die-
sen gewann er in der Folge wieder; dbei in:
unklugem Vertrauen beharrend, die Hauptstadt
nimmer. Solejman übergab sie seinem Schnta-
genossen, liess seinen Günstling Ludwig Gritti
mit drey tausend Mann als Besatzung zurück,
9. Septbr. Und zog Donnerstag mit seiner Heermacht aus,
um vor Wien dem Könige zu zeigen, dass er
Wort halte. Die Flotte von hundert sechzig
SchiiFen mit Mund - und Kriegsvorrath konnte
ihm gegen den Strom nur langsam folgen. Yise-
grad ergab sich der ersten Aufforderung; un*
aufgefordert überlieferte die Graner Stadt und
Burg der Erzbischof Paulus Warday. Mit
dreyhundert, theils Vajker, theils Vereb^yer
Edeln zu Pferde, und mit eben so vielen zu
Fusse zog er dem anrückenden Grossherm ent-
gegen, küsste ihm die Hand und empfahl sich
seiner Gnade. Solejman begegnete ihm mit
auszeichnender Huld, hiess ihn bey dem Heere
bleiben, und wies ihm seinen Platz im Lager
neben Ibrahim-^ Pascha' s Standorte an. Aus
Komorn und DotLs waren die Deutschen Be-
satzungen entflohen; beyde Plätze liess der Feind
unangefochten, und setzte mitten durch seinen
Marsch auf der Ebene fort. Christoph Lam-
berger, Befehlshaber von Raab, hatte das
schwere Geschütz nach Wien abfülxren lassen^
a) Joann Zermogh 1. c. p. ^gC Veliut Lib. VI. p»
loa aq(|. Itthuanfry Lib. X. p. 98.
— 429 —
die Burg angezündet und mit seinem Deutschen
Volke den Platz verlassen. Dasselbe traten
Befehlshaber und Besatzung von Un^risch AI-
tenborgy bejde ungestraft und ungefährdet an i
ihrer Ehre vor dem Könige. Was kümmerte
ancli die Deutschen ihres Herrn Herrschaft in
firendem Lande ? und was hätte noch die jetzt
3chon an ihrem Nationalstolz gekränkten Un-
gern bewegen können, in Gesammtheit aufzu-
sitzen fiir den Herrn y welcher gleich nach des
Reiches Besitznahme die wichtigsten Plätze fei-
{;en Ausländern anvertraute , UngrLsche Haupt-
eute, deren Väter durch mel^ als |iundert
fünfzig Jahre der Osmanen Fortschritte aufge-
halten hatten, Deutschen Feldherren unterord-
nete, oder Ungrischen Befehlshabern Deutsche
Hauptleute mit Deutschen Besatzungen an die
Seite setzte? Darum konnten aber auch Un-
grische Stadt - und Landgemeinden , von ihren
ausländischen Beschirmern sträflich Preis ge-
jeben, von dem Feinde ausgeraubt oder in (je-
fangenschaft weggeführt, nicht mehr aufrichtig
rufen: es lebe König Ferdinand! Den so
Verlassenen war nur in Unterwerfun<j an So-
lejman und Zdpolya Heil; dem Könige nur
in der Ungrischen Magnaten Zwietracht, Fami-
lien-Eifersucht und gegenseitigem Hasse Glück;
die Einträchtigen, imter sich selbst Recht und
Eigenthum Aclitenden, hätte bey solcher Beichs-
verwaltung seine, seines Bruders, seiner übri-
gen Erbländer und des Deutschen Reiches ge-
rammte Macht nicht in Unterthänigkeit er-
halten.
Sonnabend vor Michaelis stand Solejman 25.Sepihr
vor der schleclit befestigten, und schwach
besetzten Stadt Wien ; kaum vierzehn tau«
send *) Mann konnten zu ihrer Vwllieictigung
aufgestellt werden. Ffalzgraf Friedrich^ auf
deni Reichstage zu Speyer zum Oberbefekli-
haber ernannt, unvermögend, von den kummer-
lich eingegangenen Reichs - Subsidien mehr als
einige tausend Mann zusammenzubringen^ kam
zur Hülfe zu spät, und war zum Entsataa^za
schwach; statt seiner führte den Oberbefehl
sein Vetter Ffalzgraf Fhilipp, redlich unter*
stützt von den Feldherren N i kl as Grafen von
Salm, Wilhelm Rogendorf, Johann
Grafen von Hardeck, Johann Katzianer,
Leonard Colon na von Felss, und Nik-
las Turriani mit Spanischem Fussvolke^
und Faul Backicsh mit zwey hundert Ras-
UB.Sepihr. eiern, zu Fferde. Schon am folgenden Tage
, war die Stadt, ringsherum eingeschlossen. Mehr-
mahls gewagte Stürme wurden abgeschlagen,
beschädigte Mauern schnell wieder ausgebessert,
das kleine Gewehrfeuer des Feindes auf der
Mauern und Wälle Vertheidiger that geringe
Wirkung, dagegen brachten mm Ausfälle der
Besatzung jedes Mahl empfindlichen Verlust
Schwer drücikte ihn jetzt des groben Geschützes
Mangel, und das Untergraben der Mauern am
Stuben - und am Kärtner Thor machte so un-
erhebliche Fortschritte, dass Solejman alle
Hoffnung verlor, durch diese Anstrengung sei-
nes Volkes der Stadt sich zu bemeistern. Aber
den Eingeschlossenen stieg mit jedem Tage der
Muth; zuversichtlich thaten Befehlshaber ^ und
Krieger, jeder auf seinem Fosten ihre Fflicht,
Bürger und Studenten zogen auf die Mauern,
a) Herberatein Tagebuch bejr KovachUh SammL unirfdr.
Stücke S. 924. ^
— 43i —
Wälle, Thiirme zum Kampfe oder zur Ablö-
sung der ermüdeten Soldaten. Auf Bezwin«
gung der Stadt durch Hunger war nicht zu
rechaen, das benachbarte Landvolk hatt<3 sich
mit semem Yie^ und Erntese^en dahin geflüch-
tet. Um so näher trat täglich die Aussicht auf
Mangel an Allem bey dem feindlichen Heero.
Aus den benachbarten Ungrischen Gespanschaü-
tan war nichts zu hohlen , vermögendere Land-»
bewohner hatten ihre Erzeugnisse zu rechter
Zeit in Sicherheit gebracht; was noch da ge-
wesen war, die Scharen des Feindes, aufge-
bracht, dass sie auf dem Herzuge überall keine,
oder nur dürftige Einwohner fanden, angezün-
det und vernichtet. Die Scham über den aben-
teuerlich gewagten und schletht ausgeführten
Zug ergriiJF zuerst den Grossherm selbst; Dins-
tag nach Dionysii machte er sich im Stillen 12. OHohr.
fort, den Verlust von zwanzig tausend seiner
Krieger' bedauernd , Unzufriedenheit und Auf-
stand de» Heeres fürchtend. Ibrahim-Fa-
sc ha hatte den geheimen Befehl, nach zwey
Tagen die Belagerung aufzuheben und die Völ-
ker nach Ofen zurückzuführen. Tages vorher
liess Ibrahim Landhäuser und Dörfer um
Wien herum in Brand stecken; am Morgen gab i*« Octobr.
er das Zeichen zum Rückmarsche, worauf die
Mannschaft in jämmerliches Geheul über ver-
geblich erduldete Mühseligkeiten ausbrach;
mit fünfzig tausend Mann deckte er den flucht-
ahnlichen Rückzug; dennoch, obgleich zu spät,
jagten Faul Bakicsh üna Katzianer mit
acht Reiterhaufen und zwey Scharen Fussvolk
dem Feinde nach, nahmen einzelne, auf Raub
und Beute umherziehende Rotten gefangen und
befreyeten eine ademliche Anzahl Landleute mit
— 432 —
Weibern und Kindern aus graulicher
KneclLtschaft *),
18. Octohr. Am Tage Lucä zog Solejman ivieder ia
Ofen ein; und lenkte durcli mancherlej' Be-
weise von Huld und Gnade der Ungern Auf-
merksamkeit ab von seinem schimpflicnaijiJlitGk-
zuge und erlittenen Verluste. Am Donnerstage
yersammelte er auf der Ofener Burg den DiwaD^
Jobann Zapolya, die Prälaten und Mag-
naten seines Anbanges ^ unter jenen jetzt auch
der Fünfkircbner Biscböf GeorgiusSulyok,
abtrünnig von Ferdinand, zu dem er ge-
scbworen batte, waren dazu eingeladen. Ia
voller Versammlung wurde nun Z a p o I y a von
ibm zum Könige von Ungarn ernannt, mit der
Benennung Bruder^ Freund und Lehenmann
beehrt, durch Überlieferung der geheiligten
l^rone und der Reichs - Kleinodien , welche
Solejman nach Wien mitgenommen hatle,
im Besitze der königlichen Würde befestiget
•und auch urkundlich bestätiget. Der darüber
ausgefertigte Brief, worin sich der Grossherr un-
ter einer Menge anderer Titel, den glorreiobeo,
grossen, unüberwindlichsten Kaiser aller Kai-
ser, König aller Könige, Ausspender der Kro-
nen und Gottes Sonnejischirm auf Erden nannte,
enthielt den feyerlichen Schwur: ,,lCraft dessen
,jer den König Johann in keinem Bedräng-
„nisse verlassen wolle, sollte er auch darüber
„seine eigenen Reiche, Länder, Ilerrschaftea
„einbüssen. Bliebe ^er allein oder mit ihm noch
„zwey bis vier beschnittene Moslemer übrig,
„so müsse er ihm zueilen, ihn beschirmen;
a) Veliut Lib. VI. Joannes Zermeghl. c. Isthuanffy
Lib. X* p* 99*
%J.
— 435 —
yysagen, sieh' liier bin ich, zu leisten was dir
,,Notli thut y und zu vollbringen was dir f rom*
^^met. Erfüllte er seine Yerneissung nicht, so
,^mog6 der Zorn des höchsten Gottes und des-
,,sen Gerechtigkeit über sein Haupt kommen,
„ihn verderben, alles, was sein Leib berührte^
„in Stein verwandelt werden, der Erdboden
„ihn nicht mehr tragen, sondern sich aufthun
„und ihn mit Leib und Seele verschlingen *).^^
Zu den Ungrischen Prälaten und Magnaten
sprach er, die rechte Hand an seinen Säbel ge-
legt: „Euch befehle ich, diesem euern Könige
„ehrerbiethig zu begegnen, ihm unter allen
„Verhältnissen und Abwechselungen des Glückes
„treu und unterthänig zu verbleiben, wenn ihr
„mich nicht mit diesem Werkzeuge als schreck-
„liehen Rächer wieder sehen wollet« ^^ End-
lich stellte er seinem Schutzgenossen den Gra-
uer Erzbischof und den gefangenen Feter F e-
renyi vor, mit dem Ersuchen, beyde wieder
zu Gnaden anzunehmen, auch in ihre Würden
und Güter einzusetzen. Z £ p o 1 y a trug einige
Augenblicke Bedenken ; diess bemerkend sprach
Paulus Warday: „ Gott ist mein Zeuge, dass
„die göttliche Mutter ihren Sohn, unsers Heils
„Urheber, nicht tiefer betrauert habe, als ich
„dich, da du aus deinem Reiche flüchten muss-
„test." — „Und doch vergassest du, erwie-
„derte Zäpolya, dass die heilige Jungfrau
„dem Sohne bis unter das Kreuz geK)lgt war ^)/^
Dem Gross -Sultan bekannte er seine innigste
Überzeugung, das beyde ihn bald wieder verb-
lassen würden. „Und was könnte dir,^^ ver-
a) VolUtändig tteht der Brief bey Toppe It in Oriffinet et
occaciu TranMylvan. p. 169» edit Vienn. ayCa* h) Joann*
Zermtgh i* c. p. Sq?.
VI. Thafl. a8
— 454 —
setzte Solejman, ^iim Leben Anständigers
^jUnd Ehrenvollers begegnen, als wenn deine
„Feinde y von dir begnadiget, deine Güte mit
^^Undankbarkeit belohnend , mit ewiger Schande
,,sich brandmarken, du hingegen der Güte und
,yGrossmuth unvergänglichen Ruhm behältst?'^
Z^polya gab nach, und Hess den ErzbLschof
auf seine Burg, den Fer^ny auf seine Güter
heimkehren. Solejman bestellte den Vene-
ter Ludwig Gritti zu seinem Beyo>llmäch-
tigten an d^m Hoflager seines Lehenmannes, den
Kazum-Fascha mit dreitausend Mann Rei-
terey zur Beschirmung desselben, einen Tfaeil
der Donauflotte zu dessen Gebrauch, und ging
mit sechzigtausend Gefangenen, grossten Thdls
Ungern, in sein Reich zurück *)• ,
Ausser Sole j man' s geheimen Bundes-*
genossen, Franz, König von Frankreich, der
zur Sättigung seiner Rachbegierde wider Kaiser
Carl gern die ganze Welt in Feuer und Flam-
men gesetzt hätte, verabscheu et en alle übrigen
Fürsten Europa's den Gegenkönig, welcher als
Verräther seines Vaterlandes und als entwür-
digter Lehenmann des Gross - Sultans , an Rang
sich ihnen gleich stellen wollte. Clemens
der VII. schloss ihn mit seinen Anhängern aus
der kirchlichen Gemeinschaft aus, und sandte
die Bannbulle an den Rossaner Erzbischof Vin-
centius Fimpinella, päpstlichen Legaten an
Ferdinand's Hof; aberZupolya mit seinen
feilen Bischöfen und Magnaten verachtete den
Streich des kirchlichen Schwertes, dessen hau*
a)Joann Zcrmegh 1. c. p. 397* Velius Lib. Vf. p*
107 sqq. Paulus Joviu« Ilistoriar. sui Tempor. Lib. XWIII.
Isthiianffy Lih. X. p. 10'*, Uevay de Aloiiarchia Umtg
•p. Schxuandtner 1\ 11« p« 719.
— 435 — '
^e Missbrauchung seine Schärfe für yornehme
ler kräftige Nacken schon völlig abgestumpft
atte *)• Was lag ihm an der Gemeinschaft
Lit den Gläubigen, so lange das Wafiengliick
it ihm und den Seinigen in treuer Yerbin-
ting zu stehen schien?
Sobald er sich im vorigen Jahre nach Foh-
n geflüchtet hatte, waren reter Fer^ny und
alentin Török mit einiger Mannschaft nach '
ebenbiirgen gezogen, um die ihm daselbst
)ch anhängenden Landherren zur Unterwer-
ng gegen Ferdinand zu zwingen und die
ichsische Gesammtheit in der Treue gegen
n zu erhalten. Im ßurzenlande überßel sie
nr Moldauer Woiwod Feter Raresch, schlug
» in die Flucht und plünderte das Land,
fahrend Zäpolya hernach auf der Burg Lippa
of hielt, und Valentin Török, Stephan
ajläth, der Siebenbürger Bischof Nicolaus
herendy und der Königsrichter Marcus
emflinger beschäftiget waren, Siebenbücr
»ns Städte und Festungen für den rechtmäa-
jen König zu gewinnen, kam Woiwod Feter
m zweyten Mahle und lieferte Dinsfag vor22. Junius.
annLs bey Marienburg in ßurzen Lande den
5nig]ichen eine blutige Schlacht, erbeutete
iger und schweres Geschütz, Nicolaus Ghe-r
ndy rettete sich nach Hermannstadt, Maj-
th. unter eine Brücke über die Aluta. Hier*-
f begrüäste Zäpolya den ihm höchst wich-
;ea Woiwoden durch eine Gesandtschaft,
nkte ihm für den guten, unverhotFten Dienst,
d erbath sich zur Behauptung seiner Herr-
liaft in Ungarn und Siebenbürgen dessen Bey-
) Brstna Hi«t. Hung. MS. anud Fray Aimal. i\ V» p. aai»
18*
— 436 —
V
/ s.tand auch für die Zukunft. Bereitwillig war
dieser zu Diensten, für welche er sich immer
mit reichlicher Beute bezahlt machen konnte;
rnd während Solejman yor Wien stand, fiel
er wieder in das Burzenland ein, steckte Sonn-
17. 0</o^. tag vor Lucä den Flecken Frasmar in Brand,
scnloss Kronstadt ein, und als ihn zu mächti-
ger Widerstand ermüdete, zündete er das Schloss
an5 zog raubend und verheerend in das Nös-
ner Land hinauf, bemächtigte sich der reich-
haltigen Silbergruben bey Rodna, legte starke
Besatzung in die Stadt, und begann, auch die
Dörfer der Szekler, und des Ungrischen Adeh.
Güter plündernd und zerstörend heimzusucheD,
unter dem Yorwande, sie hätten sich seinem
Heerzuge für ihren König widersetzt, und seine
Forderungen der Lebensbedürfnisse abgeM^esen«
Schonend verwieg ihm Zapolya das gewalt-
same Verfahren, und ersuchte mn, dasNösner
Land zu räumen; allein Feter antwortete, er
hätte auf die an ihn ergangene Einladung sei^
nes Freundes nach seinen Kräften gehandelt,
und dürfte von dessen königlicher Freygebig-
keit wohl erwarten , dass ihm derselbe zur Be-
fm Noübr. Anmasser musste schweigend dulden. Bald dar-
auf kam Moses, Wlads Sohn, Woiwod der .
Walachey, vor Kronstadt, belagerte es mit
Walachen und Türken vergeblich, verwüstete
aber das umliegende Gebieth, und führte ebe
grosse Anzahl der Einwohner als Gefangene mit
a) Ambro 911 Simigiani Histor. rer. Ungario. et Traiu jl-
Ttnic. ab aim. 1490— i6o6. adcurante /«#» Car» JSäen p. 68 i^q«
— 457 —
ih Yfeg *)• So wurde dem Zapolyschen
oiwoden von Siebenbürgen ^ Stepnan Bä-
ory von Somlyö, die Bezwingung der Sach-
ichen Gesammtheit vorbereitet und erleichtert,
egyes musste sieb in diesem Jabre noch er-
ben ^ und näher rückte mit jedem Tage den
)uen Hermannstädtern das Verderben; schon
tte der Somly6er Bathory auch das Stolzen-
rg«r Schloss überwältiget^ und zum Schreo-
n der Anhänger Ferdinand's die Besatzung,
Spiesse gezogen, um die Mauern herum auf-
i€ken lassen.
JNicht minder grasslich wurde in Ungarn
roh ordentlichen WafFenkampf sowohl , als
rch gewaltthätiges Einreiten , Rauben, Mor-
n und Brennen, von beyden Farteyen ge-
n einander gewüthet« Es schien kein Ungri-
bes Volk mehr da zu seyn^ es gab nur so-
nannte verächtliche Österreicher^ und söge-
nnt9 verfluchte Türken, beyde doch Söhne
A bedrängten Vaterlandes ^ )• Gleich nach
3lejman's Abzug aus Ungarn eroberte Graf
ardeck Ungrlsch- Altenburg wieder für den
)nig. Katzianer vertrieb einige Rotten Zi-
ly scher Parteygänger aus Tyrnau und Trenc-
!!• Die Stadt Gran ergab sich dem Grafen Nik-
s Salm, die Graner Burg vertheidigte wider.
a der Erzbischof. In Croatien schlug Lud-
Lg Fekry mit dreyhundert Reitern den Agra-
iT Bischof Simon Erdody, welcher an der
atze zahlreicher und prächtig gerüsteter Rei-
rey von Ofen zurück kam ; der Bischof wurde
rwimdet, sein Volk zerstreuet, sein Gepäck,
) Katona Hist crit. Reg. T. XXL p. 53i, h) Joann.
rmegh. L c. p« 4oi.
— 4oö —
womit er vor dem Gross-Sultan gepranget hatte,
erbeutet, undvon Pekry, ohne etwas für sidi
zu behalten, unter seine Mannschaft vertheilt.
Inzwischen schrieben der König und der Oa-
se. JNTovdr. manische Lehenmann, jener Trostbriefe an die
^2. Dechr. Ungern '^) , dieser an die Österreicher Beyleids-
briefe, worin er ihrer ausgestandenen Trübsale
Schuld, mit Unterschiebung mancherley Lügen
und betrüglicher Klagen, Ferdinanden zu-
rechnete, und sie dringend, versteckt auch dro*
, hend bath, für allgemeine Wohlfahrt der Chria-
tenheit ihn zu friedlichen Gesinnungen zu be-
wegen ^).
J.c. 1530. Zu Anfang des! nächsten Jahres erstürmte
17. Ämuar.jf ij^l^, Kosztka, Zipolya's Hauptmann die
FeLsenburg Dunajecz, Hess den Befehlshaber
derselben, den Liptauer Herrn und Zipser Vice-
Gespan, Stephan Po tthurnyanszky von
Potthurnya, als Ferdinand's Parteygänger
enthaupten, und machte sich auf gegen Kis-
/. c. 1528. mirk , welches vor siebzehn Monathen zu F er-
16. ^tigust.^'iY^2Lnd geschworen, und dieser es mit Lypt6-
\ Ujvar (Itradek) an Franz ßatthyänyi ver-
gäbet hatte; doch Caspar Seredy mit hun-
dert Huszaren und Söldnern von Leutscbau,
Kperies, Zeben, war zu rechter Zeit auf dem
Platze, jagte ihn nach Dunajecz zurück; sein
Versuch, den Feind auch daraus zu vertreiben,
war vergeblich. Günstiger war ihm das Waf-
fenglück bey Kaschau und Erlau, wo er mit
Franz Bebek vereinigt, Zäpolya's Haufen
schlug, dann dem Befehlshaber des Bergschlos-
ses Boldogko in der Aba-Ujvarer Gespanschaft
a) Liter. Ferdinandi R. ad Hangarot ap. Pta/ Annal. F. V.
]). a3o. b) Liier. Joaun. ZapoL ad Sut. et Onl. AutUiae
ap. Prax Epiat. Procer. P. L p. 3^0.
ch sechswüchenlliclier Belagerung dan eid-
he Versprechen, Ferdinand's Anbänger
Akt mehr zu befehden, abnölhigte. Seinem
Snlgo getreu, unternehmend und tapfer war
irödy; aber raubsüchtig für sich, gestattete
auch seiner Mannschaft alle Ausschweifung
d Gewalt, wodurch er seinen Herrn verhass-
machte, als dessen Gegner mit seinem Schutz-
rm *). Die schlimmsten Verräther der Für*
n sind solche Anhänger; die gefährlichsten,
il sie höchst selten von den Verrathenen ge-
nnt werden.
Nach Maria Lichtmesse hielt Zdpolya zu
en Landtag und hatte das Missvergnügen ,
1% nur Wenige sich einstellten, um seine
irrlichkeit anzuerkennen. Die Nahmhaftesten
ren Stephanus Broderics, Bmerich
;ybäk, Johann Bänffy, Stephan Wer-
czy, die Gebrüder Arthindy, Johann
(hy, Gregor Pesth^ny, Alexius
Btlen; unter ihnen auch der Überläufer
oifgang Graf von Pösing und Sanct
irgen, letzter Sprössling seines Geschlech-
, welches mit dessen Tode in der Schande
s Meineides gegen den rechtmässigen König
osch. So^ heillos wirkten wankelmüthige
ignaten mit ^ dass Ferdinand' s Vertrauen
faer Ungern Treue schwand, Mtnd in dem
uen Hegentenstamme das MlsstrSuen, Quelle
zähliger Übel, erblich wardo Auf diesem
ndtage war Johann BanfTy zum Falatin
lannt, weiter nichts beschlossen worden;
) Sperfogcl ap. TVagmr Anälect. Scepuf. F. II. p. i&4.
. iDO. Liter. Steph. Potthurnyanasky ap. fVagnrr
il. Scepus. P. III. p. i42. — Liter. Ferdinaiid. Keg. ap.
nd, P. I. p. 76.
— 44o .—
denn nichts weniger als fest und glar/»send stud
Zäpolya'Sy durch Vaterlandes - Yerrath er-
kaufte Majestät in der Hauptstadt; darum musste
er auch, wo Macht und Kraft ihm fehlte^ cur
Verleumdung, dem Hülfsmittel niedertrachtiger
und Tcrruchter Gemüther, Zuflucht nehmeoi
um seinen Gegner zu entkräften. Durch Send-
briefe machte er durch ganz Ungarn b^Lum^
Solejman sey nur darum von Wien abge-
zogen ^ weil unter dieser Bedingung Ferai-
nand versprochen hatte, das Ungrische Reich
ihm zinsbar zu unterwerfen; aber des Königs
19. Jifar«.- offener Brief vom Josephi Tage an sämmtlicho
Reichssassen *) vernichtete in Unbefangenen ,
und selbst in manchem irre geleiteten Knechte
des Gegenkönigs die schändlicne Beschuldigung;
der Lehenmann des Gross - Sultans in seiner
Niedrigkeit, und die Schande ihrer Anhäng-
lichkeit an ihn, trat ihnen nur um so greller
vor die Augen ^). Johann Tahy zog von
dem Landtage nach Slawonien ab, ohne Ab-
schied zu nehmen von seinem Herrn: Send-
bothen des Alexius Thurzo an ihn er-
weckten Verdacht in seine Treue. Thomas
Nadasdy, mehrmahls nach Ofen berufen, ver-
zögerte geflissentlich seine Ankunft. Die Ein-
künfte wurden treulos verwaltet, Zäpolyalitt
mit seinem Hofstaale Mangel. Stephan Bro-
derics, der wichtigste Mann dabey, klagte
über trübe Tage und kümmerliche Mahlzeiten.
Ferdinand's Rüstungen in seinen Erblän-
dern drohten mit naher Kriegsgefahr; um sie
auszuhalten, wurde Michael Somlay zudem
a) Er steht bey /Vcry Annal. P. V. p. 23a. h) Bratoi
Rittor* MS. ap. Pray 1. c. p. 233.
— 44i —
schaTon Belgrad, Ludwig Gritti und To-
inn Fek^te nach Constantinopel um Hülfe
tsandt^); Valentin Török übte ron Szi-
ttliTar aus Feindseligkeiten und Gewalt an i^ ä -
olja's Anhängern bis gegen Ofen hin; dazu
im noch das beunruhigende Gerücht von N a -
lady's und Paul Arthindy's Anschlag mit
im Schatze des Anmassers zu dem rechtmäs-
;en Konige überzugehen, und es gewann
Wahrscheinlichkeit durch des erstem vorsätz-
:he Zögerung in Ofen sich einzustellen. Sein
tzter Vorwand war Seredy's Belagerung
55^ Bergschlosses Boldogkoj dessen Entsatz er
»warten wollte ^). Sobald sie aufgehoben war, 27, /»nüM.
]|idte ihmZäpolya den gemessensten Befehl^
sm zu Folge nach Besetzung der Ecseder Burg
it hundert Reitern , Caspar Nagy das übrige
xtegarolk gegen Erlau führen , er aber ohne
mtem Verzug Tag und Nacht nach Ofen ei-
m aoUte, um seine weitere Bestimmung zu
emehmen °). Gleich nach seiner Ankunft er-
ielt er den Auftrag, mit «Tohann Szerecseny
nd Franz Kapolnay, Szigethvdr zu über-
''ältigen und Valentin Török gefangen ein-
ubringen; mit zehntausend Mann sollten sie
as schwere Werk vollziehen. Allein ihre drey-
lOnathliche Anstrengun«^ yerroochte nichts ge-
en Valentin Török' s Vorsicht, Tapfer-
mtf Kunst in seines Platzes Versorgung, Be-
aatigung und Vertheidigung. Hingegen strafte
r sie bey häufigen Aasfällen mit manchem
a) Liter. Step. Brocierica ad Thom. de Nidasd de a4.
Uy« i63o* ap. Pray Epist. Procer. P. I. p. 35a. () Liter,
'ranciac. Frangepani ad Thom. de Nadasd de 18. Juni!
53o. ap. Pray l, c. p. 354. c) Liter. Joann. Zapol. ad
rhom. de Nadasd« de 37. Junii i53o. ap. Pray 1. c. p. 356.
— 442 —
«cliwer zu erselzenden Verluste an Mannschaft
und Geschütz 9 worunter ein mahl auch der
Hauptmann Emerich Nagy am zweyten Tage^
nachdem er einen hoffnungsvollen Ungrischea
Jüngling an einen Türken gecren dessen Pracht-
pferd vertauscht hatte, mit eben diesem Cferde
und vierundzwanzig Reitern in seine Gewak
gerieth. T ö r ö k Hess diesen zu gerechter Strafe
enthaupten , und den Kopf auf einen Pfahl dem
Feinde gegenüber aufstecken, die Gefangenen
ohne Lösegeld abziehen, um ihren Haupt-
leuten die Ursache so strengen Verfiihrens zu
eröifnen *).
Unterdessen war auch Mohammed*Be?,
von Z d p o 1 y a durch MichaelSömlay ein-
geladen, mit fünf und zwanzigtausend Mana
^epthr, in Ungarn eingerückt; des Grossherrn LeKeo-
mann darob erfreuet, sandte ihm seinen Yer-
- wandten, Herrn Peter Petrovics und ei-
nige "Wegweiser entgegen, welche ihn nur in
die Besitzungen der Königlichen, oder an Öster-
reichs und Mährens Gränzen Tiiliren sollten:
aber dem befreundeten Beg beliebte auf selbst
gewähltem Wege fortzuziehen, zu rauben und
zu beeren, weder der Freunde, noch der Feinde
seines Bundesgenossen schonend. So machte
er das ganze Gebieth zwischen der Waag und
der Neitra, die Güter der Thurzoner und Pod-
maniczkyer, wie die des Graner ErzbLschofs und
der Rdskayer in sieben Tagen wüst, und führte
über zehntausend Ungern , Edelleute und Land-
volk, in Gefangenschaft weg, nicht achtend
der Einsprüche Zapolya 's, noch des angebe-
n) Liter. Joanii. Zapolyaead Ludovic. Gritti de G. Octobr.
i!>3o. «p* Proy 1. c. |i. 363.
W
443
I «
jnen Lo.segeMes , wenij^steus für die),enigen)
liehe seiner Faction angekörten. Mehr, als
tj yerlome Schlachten, schadete dem An-
isser dieser* Zug; er soll geweinet haben,
\ er Ton allen Seiten her Jammerberichte er-
elt, und in AYuth gerathen seyo, als ihm
»mand mehr glauben wollte, dass Ferdinand
es Elendes Urheber sey. Um seine schlechte
che aufirecht zu erhalten , schrieb er an meh- 6» Oetoh.
'e Gespanschaften , sie würden bereits erfah-
I haben, wie es denjenigen im Oberlande
gangen sey, welche Ferdinand's Anhänger
ter sich geduldet hatten* Das Unglück der*
ben möchte ihnen zur Warnung dienen,
ror Mohammed- Beg ron dem Grosssql-
L zum ' zweyten Mahle als .Rächer gesandt
irde. Vereinigt sollten sie wider Ferdi-
.nd's Anhänger aufsitzen und aus ihrer Mitte
I Tertilgen. Ganz besonders aber beföhle er
aen, auf das nächste Allerheiligen Fest,
tweder persönlich und häupterweise, oder
urch Abgeordnete in Ofen sich einzustellen;
inn wissen wolle er endlich, wer ihn liebe
id wer ihn hasse *).
Da er die ihn Liebenden so schlecht be-
hützte, so sorgten diese selbst nicht ohne
inen Schaden für ihre Sicherheit. So schlos- 8. Ocuh.
B der Agramer Bischof Simon, Johann
4h y und Peter Erdödy mit den furcht-
iren Feldherren des Königs in Croatien Lud-
ig Pekry und Peter Keglevits in Dez-
cze bis zu künf ticken Jahres Anfang VTaffen-
ihe für die Provinz, um bis dahin Bedacht
v) Liter. Joftnn. Zapol, ad Comitat. Cattri ferrei ap. Pr»y
c. p. äött.
•■"'^ 0*1rw "■■■
ZU neliinen auf Mittel, wodurch EintracKt un-
ter den Ständen und des gesammten Reiches
l/VoKlfalirt wieder herzustellen sey *). Das
Zweckmässigste und Wirksamste hätte Ferdi-
nand gefunden, wäre er glücklicher gewesen
in der Wahl des Mannes, der es anwendoi
sollte. Nachdem ihn der Augsburger RMchsti^
zur Abwendung der Tiirkennoth und Berle*
gung der Sectiererey, Donnerstag nach retri
und Pauli von Kaiser Carl in Person eröffnet,
wieder hülflos gelassen hatte, sandte er zehn-
tausend Mann, theUs Spanier, theils Böhmen
und Österreicher nach Ungarn , um des Reiches
Hauptstadt einzunehmen. Zum Oberbefehlshi-
ber ernannte er Herrn Wilhelm von Ro-
eendorff, vortrefflichen Kriegsmann ^ wo es
darum zu thun war, den festen Platz , auf dem
er stand, zu vertheidigen; unbehülflichen und
unentschlossenen Zauderer, wo es auf richtige
Zeit- und Kraft- Berechnung, schnelles Handdn
und vielseitiges Wirken ankam. Hinter Pres-
burg zogen ihm mehrere Ungrische Landher-
ren mit ihrem Waffenvolke zu, und so ver-
stärkt ging er vor Gran. Der Erzbischof Paulus
Warday, auf seinen Gütern durch den Streif-
zug des Mohammed-Beg schmerzlich mitge-
nommen, und wider den Türkischen lieh^-
mann, der König der Ungern seyn wollte,
heftig aufgebracht, übergab die Graner Borg
ohne Weigerung, dem rechtmässigen Konige
treue Unterweriung wieder angelobend; und
mit zwey Märschen auf geradem Wege hätte
Rogendorff vor Ofen stehen können; aber
wähnend, er mü^se sich den Rücken frey ma-
tt) Pray Uist. Regnm. P. III. p« a6.
>
— 445 —
hen^ untemaliin er, gegen der Ungern bes*
em Rath, die Belagerung ron Yisegrad
ind Walzen, deren schwache Besatzungen
^on einigen hingestellten Scharen beobachtet,
hsi nicnt schaden konnten, doch hinter ihren
Hauern stark genug waren, ihn aufzuhalten.
>eina unkluge Zeitverschwendung rettete den
Teind, indem er Frist dadurch gewann, zu
einer Yertheidigung und Behauptung sich zu
»ereilen. Ludwig Gritti war aus Constan-
inopel mit drey tausend Mann im Anzüge; Eil-
»othen forderten ihn auf, seinen Marsch zu
leschleunigen ; Eilbothen sprengten nach Bel-
rrad zu Mohammed-Beg, um zu ungesäum-
em Beystande ihn zu mahnen. Zu dem allen
iess Rogendorff Zeit; schon Mitwochs ror
Mmon und Judä war Gritti mit seiner Schar
[U Ofen, war alle waffenfähige Mannschaft Ton
Pesth in die Burg verlegt, waren Zipolja,
Emvich Gzybäk, Simon Atthinay, Ste-
phan Werböczy, Franciscus Drugeth,
zu des Platzes Befestigung in roller Thätigkeit.
Jetzt erst am Vorabende Allerheiligen zog das 31. Ocubr,
königliche Heer längs der Donau herab. Tang-
sam durch Alt- Ofen, lagerte sich vor der '
Hauptstadt und begann des folgenden Tages
die schlecht berechnete Einschliessung, da mr
das linke Donauufer offen gelassen wurde. Das
Übergewicht der Macht war auERo^endorff's,
der Klugheit auf Zapolya's Seite. Bey so
gefalligem Belagerer konnte letzterm nicht fehl-
schlagen , Verstärkung an sich zu ziehen. „Ofen
„ist eingeschlossen ^% schrieb er an Nadasdy,
„die Stadt in unserer Gewalt, eilet wenn ihr
„treu seyd. Johann der König ^^ Augen«
— 446 —
hlicklicli brachen Nadasdy und Szerec!>$£ny
Szigethy^s heillose Belagerung ab^ und zogen
in Eilmärschen nach StuhlweLssenburg adbLtzäa
Meilen weit, hinauf. Dort erfuhren sie Ton
dem Dompropste St anislaus Yirilly den
ganzen Umfang der Gefahr, zugleich Rogen-
dorff's Vorkehrungen, welche ihnen denKin-
zug nach Ofen erschwerten, besonders nach-
dem Franz Kapolnay mit seinen Haufen TOn
ihnen sich getrennt, und zu Ferdinand' i
Fahne geschworen hatte. Ein Ofener Fuhr*
mann, Blasius, zu StuhlweLssenburg yerwei«
lend, besser als die Deutschen Reiter aller Ne-
ben* und Schleichwege kundig, erboth sich,
sie ungefährdet in die Stadt zu geleiten* Seiner
Führung folgend, kamen sie glücklich an, als
Ofen schon von drey Seiten unablässig be^
schössen wurde, ein Theil der Mauern zer-
störet war, ein von Spaniern kühn unternom-
mener, aber mit ihrem Tode bestrafter Sturm
den Muth der Deutschen zur WiederLohlung
erstickt hatte. Rogendorff Hess Minen gra-
ben, und als man damit in ausserordentliäer
Anstrengung schon ziemlich weit fortgeruckt
war, fehlte Pulver, um sie zu sprengen; ehe
diess von Wien anlangte, verrieth ein Bajer-
scher Überläufer der Minen Richtung den Be-
lagerten, und diese zerstörten in wenigen Stan«-
9. Novbr. den die langwierige Arbelt. Des an die Nci-
traer Gespanschaft von Rogendorff ergan-
genen Befehls, durch Herumsendung eines blu-
tigen Schwertes die Gesammtheit der Insassen
aufzubiethen , weil er von einem Deutschen
Feldherrn, von dessen Deutschem Geheimschrei-
ber Johann Mruk unterzeichnet kam, wurde
~ 447 —
nicht geachtet *). N^dasdy's und Szerec-
säny's Ausfall, dem Balthasar Bänffy von
Thallocz mit seinen Huszärenhaufen muthig be-
gegnete, endete mit gleichem Verluste von bey*
den Seiten, und mit dem Ruhme, dass Nä-*
dasdy und Bänffy im Zweykampfe an ihren
gegenseitigen Schilden ihre Lanzen brachen,
ohne dass einer den andern besiegte. Unter
dem in die • Stadt zurückkehrenden Feinde
schlich Johann Hcbordansky sich hinein
mit dem Entschlüsse, durch Zäpolya*s Er-
mordung, und so das Schicksal es wollte, mit
eigenem Tode das Vaterland von vieler Trüb-
sal zu befreyen. Er wurde entdeckt, und da
man den Dolch in seinem Rockärmel fand, in
einen Sack eingenähet und in die Donau ver^
senkt ^). Die Ungern beklagten des tapfem
Mannes Verlust, wurden u*übsinnig und sahen
unzufrieden auf den Deutschen Befehlshaber
hin. Der eingetretene Winter mit abwechseln-
den dicken Nebeln und kalten Winden, Regen,
Glatteis und Schnee machte vollends alle Ar-
beit und Anstrengung unwirksam. Rogen-
dorff war gezwungen, die Belagerung einzu-<
stellen, und da Überläufer den in der Stadt
drückenden Mangel an Nahrungsmitteln ver-
riethen, rechnete er auf ihre Bezwingung durch
Hunger, und sandte jetzt erst Reit erey auf das
linke Donauufer, um den Eingeschlossenen alle
Zufuhr abzuschneiden. Dazu stark' genug, war
sie zu schwach, um Moharamed-Beg's
slark bemannte, mit Mund- und Krieg svorrath
reichlich beladene Flotte, auch ihn selbst an
a) Liter. Rogendorfii ad Comiut. Njtriens. ap. Pmy Epist.
Proc«'. P. I. p. i63. h) Isthuaiiffy Lib. X. p. 96*
— 448 —
I
der Spitze von zwey tausend Mann Reiterey ge-
geu Pesth anrückend , aufzuhalten; und da zu
{[leicher Zeit Johann Binffy mit betracht-
icher Anzahl Reiterey und Fussvolk durch ^ie
Tolner und Stuhlweissenburger GespanscbaftMi
zum Entsätze im Anmärsche war^ gab Ro-
i9.Deeh: gcnd orff Montag vor Thomä dem Heere Be j
fehl, das Lager abzubrechen und den Rückzug
nach Gran anzutreten ^). So schlechtes Ende
nahm der erste königliche Versuch, die aaf
lange Zeit verlorne Hauptstadt wieder su er-
obern.
Nach dem Feste der drey Konige km
Hieronymus La3zky unter sicherm Ge-
leite nach Visegräd, um WaiFenstillstandzam-
terhandeln. Unter Bedingung, dass beyde Theik
in dem Besitze des ron ihnen eingenommenoi
Gebiethes bleiben und die Einkünfte davon be-
ziehen, eigenmächtige Befehdungen beydersei-
tiger Vasallen unter einander streng bestraft
werden, Handelsleuten und Sendbotheit frejer
Zug durch beyder Theile Gebieth gewäluret
sey, und keine Fartey der andern Anhänger
an sich locke oder Überläufer aufnehme, go-
^ währte ihn Rogendorff am Sanct Agna
Tage auf drey Monathe ^); was konnte er,
was sollten auch die Ungarn anders thun, da
ihr Gebietlier im Laufe dieser wichtigen Be-
gebenheit, in weiter Ferne von dem Vaterlands^
weniger auf eigenem, als auf seines Ixerrsch-
süchtigen Bruders Antrieb, um einen neuen
kostspieligen Titel sich bewarb. Am Von-
/. c. iÄ*i8. bende des Festes der drey K.öniKe wurde Fer-
5. Januar» •^ ^
a) Velins Lib. IX. p« 167 sqq. Joann. Zermegh sa
'Schwandtner L c* p. 4oi sqq. 6) Pray Histor. Regnm P* U*
p. 29.
^ 449 -
linand; trotz den Binspriichen des Churfür-
iten von Sachsen upd mehrerer Ileichsstände^
ron sechs Churfürsten in Köln zum Römischen
Könige genannt y und Mittwoch darauf zrtiachen n. Januar.
gekrönt.
Unterdessen hatte Zdpolya einen politi-
ichen Missgriff gemacht, dessen Folgen seiner
Qerrlichkeit unfehlbar ein Ende gemacht hät-
tm, wäre Ferdinand zu rascher Benutzung
leaselben auf dem Platze gewesen. Gleich nach
les königlichen Heeres Aückzuge von Ofen^
»tarb sein Talatin Johann Bdnffy, edler
Ifann^ von unwandelbarer Treue und Stand-
lüfiigkeity entschlossen lieber Gut und Leben
m lassen 9 als seinen , dem Anmasser geleister-
»n Eid zu brechen, und seinen Nahmen vor
]er unparteylich richtenden Nachwelt zu schän-
len *). Sein Verlust war für Z i p o 1 7 a un-
nrsetzlich; undverderblich der Versuch , womit
IT an des Rechtschaffenen Stelle den schlech-
testen Mann um eine Stufe höher setzte. Auf
Laszkj's und Werböczy's Anrathen trug er
leinen Magnaten im Staatsrathe Tor, er sey mit
Ihrer Bewilligung gesonnen ^ seinen bisherigen
Schatzmeister^ aen um das ^Schutzbündniss
mit dem Gross -Sultan hoch verdienten Herrn
Ludwig Gritti zum Erbgrafen von der
Marmaros und zum Statthalter desUngrischen
Eleiches zu ernennen und einzusetzen. Das war
nu' erschütternder Schlag für die Anwesenden;
liesen Augenblick sahen sie in dem Afterkö-
aige nur den Sohn des Trabanten Hauptmaon'Si
Solejman^s entwürdigten Unterthan^ des Va-
terlandes ehrsüchtigen Verrather, den sie er*
a) Joann. Zermegh 1. c^ p. 391.
Vf. Theil. 29
_ 45o —
•hoben, für den sie gekämpft^ Güter, Vermö-
gen, Ehre, Ruhm in Gefahr gesetzt hatten ; in
dem vorgeschlagenen Erbgrafen und Statlhalta
den Alfenteurer von unehrbarer Abkunft, de&
verhasslen Ausländer, den verschmitzten Ve-
neter, der ihnen Allen an Hang vorgehen, der
ihnen gebiethen sollte : aber niemand wider-
-sprach beherzter und heftiger als. Thomas
Nädasdy; er schloss seine dringenden Vor-
stellungen mit der Bemerkung, dass wenn Za-
polya doch als rüstiger, noch lange nicht
-fünfzigjähriger Mann öffentlich seih Unvermo-
fen bekennen , und sich selbst für unfähig mm
Legieren erklären wollte, die Ungern wahr-
lieh keines Ausländers bedürften , um ihn n
vertreten und das Reich ihrer Väter zu vw-
walten. Dennoch drangen Las zky und Wer-
böczy durch; Ludwig Gritti wurde Mir-
maroser Erbgraf und Reichsstatthalter, zu glei*
eher Zeit auch Las zky Woiwod von Sieben-
bürgen, Peter Perenyi Aba-UjvÄrer Erb-
fraf und Reichskanzler. Noch vor Ende des
ahres vollzog Zdpolya die Urkunde*) üb«
Gritti's Erhebung und Hess sie in allen Ge*
genden des Reiches bekannt machen; aber za
seinem grossen Missvergnügen hatten sich die
Pröpste Joannes Statileo und Stanislaus
Varally; die Herren, Emerich Czybak,
Simon Atthinay, die Brüder Arthinflj
und Thomas Nädasdy geweigert, ihre
Nahmen durch Unterzeichnung des Diplomes
a) Sie fehlt l)ey Pray Epist. Procer. P. I. p. 367. nncl iit
sigiiirt Budae i63o. Dacs Gritti zu Anfang des nachtlen Jah-
res bereits Statthalter uar, beweist das Datum, Budae 8. Mensis
Januani i53i in Zäpolya's Brief au dos Gemeiiiweaeii Ton
R^Suaa bey Pray a. a« O. 8. 570.
— 45l —
SU sciländen *). Um den Letztem, und durch
ihn die übrigen für sich zu gewinnen, ernannte
ihn Gritti, von Zäpolya als Shrenboth-
schafter an Soleiman gesandt, für die Zeit
seiner Abwesenheit, zu seinem Stellvertreter;
aber gleichen Abscheu trug Nädasdy ror der
Stelle, wie ror dem Manne; und sobald die^
aer abgereiset war, verlangte er unter dem Yor-
uninde aeiner bevorstehenden Vermählung mit
Ladiälaw Kanisay's einziger Tochter roti
Zipolra Entlassung und Entbindung aller
Verpflichtungen gegen ihn. Beydes wurde ihm
«ifanglich verweigert; doch da er unbeweg-
fick darauf bestand , endlich unter der Bedin-*
ng bewilliget, dass er im Frieden für sith
ba, und keiner Partey wider die andere in
Waffen di^ne: diess versprach er und hielt
es durch drey Jahre piincdich.
Ungeachtet des Visegrader Waffenstillstan-
des trienen Zapolya's Factionsgenosseü in
rerschiedenen Gegenden des Reiches Unfug und
Gewalt; am ärgsten N iklas Kosztka im Zip-
aerlande. Darum sandten am Feste Matthiä die 2. März.
treuen Städte ^ K aschau, Leutschau, Eperies,
Bartfeld und Zehen Bolschaft an Ferdinand,
um entscheidende Erklärung bittend, ob er
wirklich ihr gnädiger Herr und. König seyn,
und sie thätiger als bisher, beschirmen, oder
als unglückliche Opfer seinem und. ihrem Feinde
Preis geben wolle. Redlich hätten sie bis zur
Stunde ihr Hab und Gut für ihn hingegeben,
nichts sey ihnen übrig als ein elendes tjehen,
welches sie gleichfalls in seinem Dienste bloss
0) Itthuanf'fy Lib. XIL p. 119. aber nnrichtig sa dem
Jahre s633.
— 452 —
«teilen wollten, sobald sie wiissten, dass es
mcht vergeblich geschähe. Allein der König
der Ungern hatte im Deutschen Reiche mit den
sogenannten ^evangelischen Fürsten für seinen^
-einkünfte- und freudenleeren Römischen Kö-
nigslitel zu streiten und zu kämpfen, worunter
die Sofge für treuergebene Städte ifnd furntTn^
-garns^ Völker seinem Herzen immer fremder
wtiräe. Mit allgemeinen und un&esummten
erheissungen kamen die Bothen von ihm zu-
rikk f und das Schicksal der verlassenen Städte
war nicht geeignet , ihm der übrigen Stände
-'Zuneigung, Liebe und Vertrauen zu erwerben.
""B^T gichtbrüchige Falatin Bäthory war todt,
*kein anderer an seine Stelle erwämet; der in
'•Fardinand's langer Abwesenheit das Räch
'Terwaltende Staatsrath unvermögend, kräftig zu
wirken, seines Oberhauptes Paulus Warday
Treue wandelbar, der Judeic Curiae Thurzo
auf Anhäufung ungeheurer Schätze bedacht,
-derOberreichsschatzmeister Andreas Bdthory
'"unthätig, der Kanzler Thomas Szalahizy
* ' utid des Königs Schatzmeister Nicolaua Obe-
ren dy in Dürftigkeit; die Einkünfte ihrer
'Bisthümer bezogen gewaltige Herren aus dem
Laienslande; nirgends Geist, Macht, Ansehen,
Eifer, Anstrengung für Gesetz, Recht, Ord-
nung und allgemeine Wohlfahrt. Um so be-
denklicher wurden die Massregeln, welche ei-
nige Magnaten und Landherren jetzt su i
Selbsthülfe ergriffen.
Auf Peter Perenyi's Einladung versav-
6.* Marx, melten sich Montag nach Reminiscere zu Ba-
bolcsa in der Sümegher Gespanscliaft die ^Her-
ren Georgius Sulyok ßischof von Fünf-
kirchen, Valentin Törük, Georg Bäthory,
{
— ^00 —
idwig Pekry, Joannes Lengyel und
komas Fetho von Gerse. Ihr ange)>licher
irefsk war, Berathsclilagung über die wirk*
malm Mittel, des Glaubens Reinheit zu er-
Iteiiy und das, durch Farteyungen zerrüttete,
•a dem eiaen König verlassene, von dem ku-
m verrathene, in äusserster Gefahr schwe*
nde Vaterland zu retten; aber die An- und
»sichten dieser Siebenmänner waren sehr ver-
lieden. Perenyi, den mächtigsten unter
len, stachelte die Lust, selbst König zu wer*
u; von den übrigen wollten die Kinen dem
irdinand, die Andern dem Zapolya ab-
jen; alle einigten sich endlich dahin , eine
Sssere Versammlung auf den Sonntag Lätare i^* ^'^^*
ch Belavär auszuschreiben *}• Von beyden
neyen hatten daselbst Prälaten, Magnaten und
mren ^) sich zahlreich eintfestellt. Sie er-
•
d toTiobioli Snpplein. td VettigimCoiiitior. T. III. p. i95«
Die Vomehmttexi waren in eigener Person: Peter Per^n j.
org und Blatius Sulyok, Valentin TörÖk, Ludwig und
klmM Pekry, Anton Banffy ron Unter- Limbach, Stephan
^cahj Yon Ober- Lindau , Georg Bäthory, Frans und
tun Bttthyanyi, Propst Laurentiua von Biaztrits,
laon Lengyel von Tüthy> Johann KasteUanffy^ Tho«-
B PethÖ, Stephan Gyuiai, Johann Horvath von Sa<|Dlak,
lann und Christoph Zcmeisey, Franz Kapolnay, Wolf*
lg Dombay, Peter Bodo, Peter Toiref^y von Zerdahtl»
kJea Herczeg von Zekchew, Johann Hagymäiy von Ba-
•so, Peter Bornemiissza vonKapqlna, Dionys Hashag j,
IMIB Fars, Johann Kapolnay, Meister Johann von Ko-
thna, Meister Thomas Warday, Frans Soöa» Ladialaw
^öky Bcnihard Sarkiny, Abt Matthäus von Kapor-
k p und Stephan G y u 1 a f f y : durch hevoUtmHekiigte Bcihgk :
' Agnuner Bischof Simon Erdody, der Knhier Bischof An-
eaa, Johann Cariovicsh Torquati, kurs vor aeinem
de| Ladislaw Mor^ von Chnia, Johann Tihy, Pater Br-
dy von Monyoroker^k « Sophia, Hecaoginn von MaaDwien»
ittwa des Falatins Stephan Bathory; Dorothea von Ka«
ay, Wittwe des PaUtins Emerich Perenyi , Peter Keg4e-
ta von Busyn, Andreas Choron von Dewetier, und Frana
iaeghvary; ceteriifue auam plurimi Pr9cere§ ei NMU% üe-
I M ilae fnveniu penonmhUr exiäiemiee.
— 454 —
wogen des sonst so blühenden , hey allen VSt»
kern geachteten ^ jetzt getheilten^ zerrissensni
Terrathenen, yerheerten Reiches tiefen YevUI;
sie wünschten die Ungrische, in Factionen ge-
trennte y in bürgerliche Kriege yerwickelte Na*
tion zur Eintracht zurückzuführen ^ und den
völligen Umsturz des Vaterlandes schon am
Rande des Abgrundes aufzuhalten *) ; doch hcj
£er6nyi's deutlicher rerrathenen Anschlagea,
bey der beharrlichen Treue der Einen gegea
Ferdinand^ und der hartnäckigen Aimang-
fichkeit der Andern an Zdpolya^ erkanntsn
tUMän^ sie schon am dritten Tage ihrer vorgewende-
ten, und ihrer aufrichtigen Wünsche Vergab«
lichkeit, und thaten, was nach Deutscher Reichs«
weise in politischen Verwirrungen so oft go-
schah) wenn man nicht wusste^ oder nicht
wollte, was man wollen sollte; sie yerschoben
die wichtige Sache auf einen andern Reichstag
18. Jfojr. und schrieben ihn auf Christi Himmelfahrts
Tag nach Weszprim aus. Ihre Einladung er*
ging durch das ganze Reich, an die Freystädt^
• wie an die Gespanschaften. Ohne Hass^ Neid,
Eifersucht, Parteylichkeit und Begierde nach
fremdem Gute, wollte man daselbst nur Got^
nur Wiederherstellung der Ruhe und Wohl-
fahrt des Ungrischen Gemeinwesens vor Augen
haben. Niemanden sollte Zwang oder Gewah
geschehen, AUes frey, und nichts AnderS| ab
was des Vaterlandes Reftung, des Ungrischai
Volks Freyheit^ des reinen Glaubens Krhi^l^nng
fordern dürfte , verhandelt und beschlossea
werden. Bey Treue und Glauben^ bey Ehn
— 455 —
und Menschlichkeit. wurde Allen völlige Sicher-
heil imHin-' und Rückzüge, ungefährdete Stirn-
menfireyheit y Achtung ihrer WiUensmeinung^
5iie mochten die durch Stimmenmehrheit ge-
Caüsteii Beschlüsse verwerfen oder annehmen ^
Terburget; und diese Bürgschaft wollten sie
jedem Einzelnen gleich bey seiner Ankunft
ausfertigen ').
Hierdurch erfuhr die Osterreich-Emestisclia
Regentenlinie zum ersten Mahle ^ dass sie es
in Ungarn mit einem beherzten, kühnen, un-
ternehmenden Volke zu thun habe; hätte Fer-
dinand doch auch zu rechter Zeit erkannt^
dass es diesem Volke nur noch an einem gros-
sen Kopfe fehlte, welcher, die aufgeregten
Kräfte unter seinen festen Willen vereinigend,
und zu einem klar gefassten Ziele hinlenkend,
ihn und seine Erben mit unsäglichen Wider-
wärtigkeiten bedrängen dürfte; dass er folglich
dasselbe anders, als seine übrigen angeerbten
Volker beherrschen müsste. Für den Augen-
blick begriff, er sowohl, als Zdpolya, wie
nachtheilig der Weszprimer Tag für sie wer-
den könnte; und Bey de suchten ihn zu hin-
tertreiben. Schon die erste Zusammenkunft zu
Babolcsa, noch mehr die zweyte zu BelaTdr
erweckte Zdpolya's Verdacht. Nicht unbe-
kannt war ihm der unruhige, hoch strebende
Sinn seines Kanzlers und Aba-UjvÄrer Erb-
grafen Ferönyi, dessen Betriebsamkeit bey de
Versammlungen zu Stande gebracht hatte, und
dessen Känke nunmehr auch schon die Rich-
tung der dritten zu seinem Zwecke vorberei-
teten. Es war kein Geheimniss mehr, dass er
o) Liter« Procerum ap. Kovachich !• c f>« 137-
_ ^6 —
beträchtliche Geldsummen nadh Constantmopel
an Ibrahim und andere Faschen von KiwiJMiy
gesandt habe, um den Gross -Sultan für seine
Absichten zu gewinnen; und laut wurde ia
Ungarn gesagt und versichert, der Weszprmer
Tag werde allem Unfuge und Unheile im Lande
ein Ende machen ; denn es sey darauf ab»-
sehen^ entweder den lehenspflichtigen oder m
immer abwesenden König abzudanken , oder
auch einen neuen, durch allgemeine Stimmen*
fireyheit zu erwählen , wobey die meisten Stim-
men wohl für den ungemein reichen F er £nyi,
Herrn vieler Herrschaften und fester Burgen
sich vereinigen möchten *). Also noch vor
Abschluss des dreymonathlichen WaflPensüll-
Standes ging Hieronymus Laszky nach
Frag, um auf Verlängerung desselben anzutn*
gen. Ferdinand bezeigte sich willig, et"
nannte die Herren Wilhelm von Rogen-
dorff, Leonard Colonna von Felss und
Sigmund von Herberstein, — keinem
Unger mochte er nach dem Belavärer Conveat
vertrauen, — zu seinen BevoUmächtigten, und
bestimmte YLsegräd zu den Unterhandlungen.
Dahin kamen mit sicherm Geleite von Zdpo«
lya's Seite der Coloczer Erzbischof Fran-
ciscus Frangepani, Hieronymus LaszLj
und Caspar Iläskay. Bevor noch die Macht-
bothen versammelt waren ^ nahm der König die
Waffenruhe, besonders da auch Solejman
die Abschliessung derselben genehmigte, schoa
20« Apnl. Donnerstag vor Misericordia , für entschieden
27. Jprü. an ^)9 erklärte acht Tage darauf den Weszpii«
a) Sperfogel ap. Wagner Anaicct. Scepiu. P« ü* p. ifo*
h) Liter. Ferdinand. R. ad Caatovien«. ap« Kovathich Soppl»
ad Vett. Gomitior. T. l\U p. i4i.
•%
— 457 —
mer Tag für zwecklos und überflüssige ver-
botli sämmtlichen Reichssassen bey seiner Un*
gnade und -andern willkührlicben Strafen d^n
ausgeschi^ebenen Tag zu besuchen oder zu be-
schicken, und trug jedem noch besonders auf^
auch seine yemrandten^ Freunde und Nachbarn,'
darott abzuhalten *). Eben so rasch trat Zä- 30«
polya in das Mittel, untersagte den Seinigen
die Aeise zu dem Weszprimeer, von ihm Win-
kel-Convent genannten Tage, und schrieb auf
den Sonntag Exaudi eine allgemeine Reichs-
Versammlung nach Stuhl weissenburg aus ^).
Sonnabend vor Gantate traten die BevoU- 6- ^<7>
machtigten beyder Parteyen a|if Yisegrad zu-
sammen und beschlossen Verlängerung der Waf-
fenruhe von dem nächsten Tage Gregorii bis 9* May.
zu demselben Tage des folgenden Jahres.* Die
Bedingungen waren dieselben des letzten Still-
standschlusses; ihre Erfüllung und Beobadi-
timg verbürgte, auf Ersuchen l>ey der Parteyen,
KiOnig Sigmund und Markgraf Georg von'
Sachsen und Meissen, wogegen den Bürgen,
TOn Ferdinand, über die Graner und Yise-
grider untere Burg; von Zäpolya über Mül-
lenbach und einige Schlösser in Siebenbürgen ^
die übmacht als Pfand übergeben wurde ®).
Der Weszprimer Tag artete, nun wirklich UJuUu».
in einen Winkel -Convent aus; denn da die
meisten ReicLssassen dem Yerbothe ihrer Far-
tayhäupter gehorchten, so versammelten sich
die wenigen, welche nach zügelloser Un-
«H
u) Edict. Ferdinind. IL ip. Kovaehich Vettis* Covitior.
p. 648* h) Liter. Jotnn. Zipolyae td Franc. Dobö. tp.
KavaehUh 1. c p. 65o« c) Herberstcina Tagebuch bej
Kcvaehiek Samml. nngedr. Stückt S. aaS* UEkuaden bty Do''
gi«l Codex diplom« rolon. p. 128 aqq.
— 45« —
abliangxgkeit) TOn Ferdinand wie von Za-
polya, strebten^ unter iKnen Peter Per^nji
undLadislaw More von Ghula^ die Häup»
ter; letzterer durch die Stuhlweissenburger,
Siimegher, Tolner und Weszprimer Gespan-
schafteü gewaltiger Räuber; diese besdhlossan
in ihrem Wahnsinne wider beyde Konige ei-
sen Landeshauptmann aus ihrem Mittel zu er^
wählen^ und für Sicherheit in ihren Entwur«
fen oder in ihrem Gewerbe dem Crrossherrn
jährlichen Tribut anzubiethen *)• Schlimm war,
dass Ferdinand, in die, seinem wahren Yop-
theile fremden Angelegenheiten des Deutschen
Beiches verwickelt , unter solchen Umständen
sich zu wenig um Ungarn bekümmerte; und
auf Zäpolya der ewig unauslöschliche Flecken
der Verbindung mit dem Erbfeinde der Chris-
tenheit haftete. Dadurch wurden auch die
Bessergesinnten , sich selbst überlassen ^ noth-
gedrungen, ja sogar berechlijjet, für des Vater-
landes Sicherheit und Wohlfahrt zu sorgen.
Obgleich demnach Ferdinand die Her-
ren Leonard Nogarola von Verona und
Joseph Lamberger mit reichlichen Geschen-
ken nach Constantinopel gesandt hatte, um Ver-
längerung des Visegräder WafFenslillstandes zu
unterhandeln; doch, weil weder der recht-
mässige König, noch ein wohlgeordneter, seine
Stelle vertretender Staatsrath im Reiche war,
und auch Zäpolya, anstatt den ausgeschrie-
benen Stuhlweissenburger Landtag zu halten,
bis zu Ende des Jahres zu Müllenbach in Sie-
benbürgen verweilte, schrieben die besorgten
a) Liter. Francitc. Frangepani ad Steplu Broderioi ap.
Prof Hift. Reg. P. III. p. 3a.
- 459 -
Patrioten, nicht ohne Genehmigung, aber auch
nicht ohne Verdacht Ferdinand's eine Kelchs^
yersammlung auf des neuen Jahres ersten Tag
nach Kenese in der Weszprimer GespaaschaU
aus. Am ersten Advent Sonntage schrieb der 3. Dccir«
König aus Lospruck an Bartfeld und andere
Freystädte: ihm werde zwar von allen Seiten
Tersichert, dass der Keneser Tag, seine Rechte
und Yortheile nicht zu gefährden denke; den-
noch, weil auch sie dabey erscheinen miissten,
so möchten sie kluge und vorsichtige Macht-
bothen aus ihrem Mittel erwählen, und diese
versehen mit Anweisungen, welchen zu Folge
sie nicht nur allen, ihm und dem Reiche nach-
theiligen Beschlüssen standhaft widersprechen,
sondern auch einige wichtigere Anhänger der
Gegenpartey für ihn zu gewinnen suchen soll-
ten *). Anders, und minder guten Willens^
wendete sich Zäpolya an Thomas Na-
dasdy, den er noch immer für seinen Freund iS^Dtphr.
luelt, mit dem Befehl., Kraft dessen er von
dem Keneser Tage und allen dergleichen Win-
kelversammlungen wegbleiben sollte ^).
In grosser Anzahl erschienen Prälaten , J. c. I&32
Magnaten und Landherren aus den Gespanschaf- ^* ^^nuar
ten zwischen der Donau und der Drawe am
Neuenjahrstage zu Kenese am Plattensee; des
Vaterlandes Trübsal schwebte allen klar und
ei^reifend vor Augen ; ihre Herzen waren von
liitterer Wehmuth überfüllet; viele zeräossen
in Thränen bey Vergleichung der gegenwärti-
gen Auflösung mit dem glänzenden Zustande
unter Matthias; die meisten waren auch be-
a) Liter* Ferdinand. R. ad Bartphen«. tp. Kovachich Sup«
plem. ad Vett. Comit T. III. p, t46* h) Liter. lotnn. Z4-»
poL ap. Si^' !• c. p. t44.
4(>o —
Anstrengung zu scheuen ; nicht
an Geist y Kraft und Redlichkei
seelt TOn gutem Willen , für Ztnrückfiäuruno
desselben jedes Opfer zu bringen , und keine
nichts fehlte, ak^Bin
eit der Gesinnung
überwiegender Kopf, welcher ihre Anstrengung
zu leiten, ihre Opfer zu gebrauchen gewusst
hätte; Thomas Nädasdy, unstreitig der
hellste, kräftigste und redlichste, trat aus sei-
ner Zurückgezogenheit nicht hervor. Dieses
Mangel fühlend, gestanden die Herren schon
3. /onuar. am dritten Tage ihrer Zasammenkunft sich
selber und ihren abwesenden Mitständen jen-
seits der Donau die Yerg^blichkeit aller bishe-
rigen Versuche, die gesammte Ungrlsche Na-
tion in ihren Stellvertretefn und Beyallmäch-
iigten an Einem Orte zur Rettung des Vater-
landes durch Beylegung der einheimischen^ am
Throne gewurzelten Zwietracht zu versammeln.
Weil aber dennoch zur Vermeidung des nahen
und gewissen Unterganges ausser den Reichs-
Tersammlungen kein anderes Mittel erdenklidi
sey; weil sie verlassen von dem rechtmässigen,
wie von dem ein^^edrungenen Könige, in äos-
serster Noth und schrecklichster Gefahr sich
befinden, so seyen sie einig geworden, noch
den letzten Versuch zu wagen und auf das
12. März, nächste" Fest des Papstes Gregorius sämmt-
liche Reichssassen zu allgemeinem Landtage
nach Berhida in der Weszprimer Gespanschaft
einzuladen * ). An Ferdinand und an Zi-
polya sandten sie Bothschaft mit dringende-
ster Bitte um Sendung ihrer Bevollmächtigten,
' welche auf dem bestimmten Tage die Art und
a) Liter. Praelat. Baron, ac Re^nicol. In Keneae ad
Umyerait. Nobilium Poaon. ap* Kovaehick 1. c. p^ i46.
— 46i —
Weise y das Reich und ihre Frey heiteD zu er-
tialtea^ in augenblicklichen und wirksamen An-
stallen, nicht mit leeren Worten ^ anzeigen
soUtoti; sie gaben Beyden die nachdrücklichste
Verncherung ilires festen und aufrichtigen Wil-
lenJi^ nur demjenigen, welcher sie des Reiches
und ihrer Freyheiten ergiebigste Beschirmung
eurersiclitlich erwarten liess, unwandelbar an*-
zuhangen und bis auf ihren letzten Blutstropfen
ihm zu dienen. Endlich sandten sie mit den
bittersten Klagen auch Einladung zu dem Tage • -^ •«
nach Berhida an Fohlens sämmtliche Stände^ 6.Janumr.
in der Hoffnung, dass diese die Sorgfalt für
ihres eigenen Landes Sicherheit zur Sendung
ihrer Machtbothen bestimmen werde *).
Um diese Zeit sass Ferdinand mit sei-
nem, Bruder zu Regensburg auf dem Reichff-
fai^e, welcher am Jbeste der drey Könige war
eröffnet worden. Beylegung der Kirchenspal-
tung in Deutschiandy Beystand in Türkennoth,
Landfrieden, Rechtspflege und Folizey im Reiche
wnren die Gegenstände der Berathschlagung;
If ogarola's und Lambergers Ankuntt mit
des Grossherrn zwoydeutiger^ mehr auf Krieg,
als auf Frieden hinweisender Antwort , und
ihr Bericht yon seinen drohenden Zurüstungen
fcePirog diess Mahl die Reichsstände, die Tür-
kennoth zuerst zu beherzigen. Sie beschlossen,
unyerzüglich ein Reichsheer, vier und zwanzig
tausend Mann stark aufzustellen, den überhe*
fehl darüber erhielt der Ffalzgraf Friedrich.
In Böhmen both Ferdinand achttausend, in
»einen übrigen Erbländern dreyzehntausend
a) Liter. Praelat. Baron, etc. in Kenete adSut. ^Ord.
Regn. PoloD. ap. Do^el Cod. Ke^. Pol. T. 1. p. i3i.
— 462 —
Mann auf. Kaiser Carl gab zwolftausend
Deutsche Söldner und achttausend Spanier, be-
währte Krieger, unter Anführung der Feld-
herren Alfonso delVasto und Antonio
Leyya, welchen noch eilftausend Italer zu-
zogen : zum Glücke wurde diess Mahl auch
überall den Mahnungen und Aufgebothen ge-
horcht. Mit der tröstenden Kunae von diesen
Beschlüssen entliess der König die Bothen der
Keneser Versammlung, und schrieb auf das
26. Jf8r«. nächste Georgi Fest nach Gran einen Landtag
aus, dessen Besuch und Beschickung Zdpo*
lya, von Solejman's Absichten bereits un-
terrichtet, seiner Faction bey Strafe des Hock-*
verrathes rerboth *). Die besser Genanten,
durch den Regensburger Beschlass und des
Königs ernstliche Yerthcidigungsanstalten eini-
ger Massen beruhiget, hielten auch keinea
ierhider Tag,
Solejman's Vorbothe, Ludwig Gritti,
voll Anschläge des Mordes und Verderbens im
32. Ma>2« tückischen Herzen, stand schon Frey tag vor
Palmsonntag mit Osmanischen Rotten in der
"Walachey, um Walachen und Moldauer unter
des Gross - Sultans Fahne zu sammeln. Von
dort aus berief er seinen Feind, Thomas
N^dasdy zu sich nach Tirgo wischte, unter
dem Vorwande, wichtiger Eröffnungen für Zi-
polya, welche er weder schreiben, noch ei-
nem andern , als ihm anvertrauen dürfte ^}.
Aber Nadasdy, ge warnet von dem Trawcr
Tranquillus Andronicus, Gritti's Gc-
heimschreiber , folgte dem Rufe nicht, und
a) Kovachicli Vcstig. Comitior. p. 65i. h) Liter. Lodo-
ric. Gritti ad Thom. de Nadainl. ap. Pray Epiat. Piocer.
P. ir. p. 12.
— 465 — .
Tranquillus, durch Wohlthaten ilim yer*
pflichtet^ entdeckte ihm sogleich, noch Wich-
tigeres. Zäpolya war von G r i 1 1 r angewie-
sen^ eine grosse, ungemein zahlreiche Reichs-*
▼eisammluDg nach der Hauptstadt auszuschrei-
ben, welches von dem leichtgläubigen Lehen-
könig auch wirklich geschehen war. Während
derselben wollte Gritti sich Siebenbürgens be-
mächtigen y Solejman plötzlich Ofen über-
fallen, die versammelten Stände mit ihrem
Oberhaupte gefangen nehmen, Ungarn für eine
Provinz des Üsmanischen Reiches erklären , und
ibre Verwaltung unter der Statthalterschaft sei-
nes Freundes Gritti den Yenetern gegen jähr-
lichen Zins überlassen^ Diess sey der geheimo
Zweck des Grossherrn bey dem gegenwärtigen
Feldzuge nach Ungarn, wodiurch er beträwt-
liehen Zuwachs an Macht zu erlangen , und
den Weg nach Italien und Deutsckland sich
zu bahnen hoffte. Nidasdy offenbarte dem
verblendeten Zapolya Gritti's Ränke und
des Gross- Sultans Absichten; der grosse Ofe-^
ner Landtag wurde ohne Verzug abbestellt;
aber Solejman war mit drey mahl hundert-
tausend Mann bereits aus Gonstantinopel aus-
jgasogen, die Flotte mit ungeheuerm Kriegs-
YOrrathe in die Donau eingelaufen, die Heer*-
üahrt musste fortgesetzt werden *)•
Unterdessen geschah von Ferdinand
alles Mögliche, um dem Feinde nachdrückli-
chen "Widerstand entgegen zu setzen. Seine
Verfügungen vom Vorabende Barnabä forder- ^0. Junita
ten das Landvolk auf, I^nonenschüsse, Gloc-
a) Anton. Verantius de Rcb. gestlf Joann. Heg. ap. Ko^
tfaekich. Script. Min. T. I. p. 42. etc. Gabriel Zentgiargy
Tita Thomae de l^iädAad «p. EuntL T. II. p. i33.
— 464 —
ken- Geläut) angezündete Feuer auf Thurmen,
und Rauch auf ßergspltzen , als Zeichen feind-
licher Einfälle zu beachten, und sogleich mit
M'^eibern, Kindern, Vieh und Lebensmiueln
in die Städte, auf Burgen, und in befisstigle
Marktflecken sich zu flüchten. Die Bürger ia
Städten sollten sich mit Ueberfluss an Lebens-
mitteln yersorgen, und in ihren Landhäusern
nichts, was dem Feinde zum Tortheil oder zur
^ Beute dienen könnte, zurücklassen. Dem Ober*
landeshauptmann Johann Katzianer war
aufgetragen, alles, was er auf dem Lande nack
Flüchtung der Bewohner noch yorfande, sei-
nem KriegsTolke Preis zu geben, oder t«^
iiichten zu lassen '). Um der Flotte auf der
Donau die Fuhrt zu hemmen , besetzte dar
wackere Spanier Petrus Zapata die Insel
Schutt mit einigen Scharen Deutscher Fuss-
knechte, Italer und Spanier, rerschanzte sich
daselbst und traf künstliche Anstalten zu un-
vermeidlicher und unauslöschlicher Anzündung
der herannahenden feindlichen Schifte. Cle-
\B,juniu9. mens der Yll. sandte den Cardinal Hippo-
lytus de Medici als Legaten mit beträcht-
lichen Geldsummen, wovon derselbe zehntae-
send Ungrischen Kriegern monathlich den Sdd
bezahlen sollte ^).
In Ungarn wurde von Seiten der Faclion
des bestehenden WaiBPenstillstandes schon lange
nicht mehr geachtet. Die Herren Em er ich
und Franz Bebek waren von dem Könige
abgefallen und zu Zapolya übergegangen.
Kesmärk war dem Laszky unterthänig, be-
a) Link Annal. Clararall. T. II. h) tjs^r, Clementis
P. VII. Qcl C«Mar. et lieg. ap. iV/ir AnnaK P. v. p. a^ij«
— 405 —
shdete unter meiner Anführung Leutschau,
.periesy Bartfeld> Zeben, Kaschau^ und fand
berall muthigsten Widerstand. L ^ s z k y wollte
Le mit Unwahrheiten berücken, Torgebendj
Ferdinand sey vom Deutschen Reiche verb-
issen, leide drückenden Mangel an Geld und
n Kriegsvolk I sey von Ungern , Walachen,
iebenbürgern I Slawen verabscheuet; für den
'ally dass Zäpolya umkäme^ sey das Brfug-
iss, den künftigen König zu erwählen , acht
fagnaten übertragen, und diese würden detl
7hron mit einem weit mächtigem Mann da
fdpolya (wahrscheinlich mit Ludwig Gritti)
esetzen* Die Städte möchten sich also lieber
ey- Zeiten an Zäpolya ergeben ^\ Sie aber
ersagten ihm Glauben und verabscheueten den
binn ohne Redlichkeit , Gewissen und Gottes*
ircht, voU Geist und Kraft zu Verbrechen.
Nach Siebenbürgen war Gritti mit eLcht- Ende Mi
luaend Mann Walachen, Moldauern , Türken
LDgezogen« Hermannstadt bestürmte er ver-
emich; zu langwieriger Belagerung war er
Lcht gerüstet, er gewährte ihr sechsmonath-
che Wa£Fenruhe; lieferte in dieser Zeit Fer-
i n a n d dem Grossherm keine siegreiche
chlä<:ht'y so sollte sie sich dem Gegenkönige
Dtenrerfen : dafür nahm er einige angesehene •
ürgto zu Geissein mit sich. Zu Vizakna
Salzfjurg) eine Meile von Hermannstadt hielf
r Iiandtag mit Siebenbürgens Ständen , häu^
lielte vielen Eifer für Zdpolya's Befesti-
ung in der Herrschaft ^), übte Aache an Si-*
a) Sperfogel ap. Jfagner Annal. SceptM- P. II. p. |68.
l^itcr. Franc. Fraiijtepaiii et 8tepb. Broderica ad
hom. N^aad. de a4, Juuii i532. ap. iVay Epiat. l'roeer. F. II*
i5.
VI. T1i«fl. 3o
V
466
mon Atthinay seinem Feinde, welcher am
dem Diplom über seine Statthalterschaft die
Unterschrift verweigert hatte. Unter Anschul-
digung einer Staatsbestehlung in Verwaltung der
konighchen Salzgefälle, liess er ihn, ohne Zi«
polya's Wissen an hohem Galgen sterben*),
und. eilte nadbi Ungarn, um bey dem Einzüge
Solejman's sich einzufinden. Zu dem Em-
SO. May. pfange desselben beschied der eingedrungene
König bey Strafe des Hochyerrathes die rri-
laten, Magnaten und Landherren seines An-
hanges auf Joannufest nach Festh; aber meh-
rere thaten wie der Agramer Simon Erd^dy;
II. /uZm. „sey versichert , ^^ schrieb er an Nddasdj,
5,dass ich yor dem Gross -Sultan nicht ersdiBi-
„nen werde, es sey denn , dass man nMh,
„was Gott verhüten wolle, in Ketten Üb-
„schleppte^^ ^). Die allgemeine Verzeihung, tob
dem Erlauer Thomas Szalahazy aus dem
14. Jmhiu«. Fresburger Convent in Ferdinand's Nah- .
men durch das Land rerkiindiget , hatte die
Wirkung, dass einige Herren dem Eingednis-
genen absagten; mehrere, an keiner Fartey
mehr theilnehmend, auf ihren Gütern ia Ruhe
des Kampfes Ausgang erwarteten.
Unbesonnener stürzte sich Feter P^r^nyii
von Ehrsucht getrieben, in Gefahr: nadidem
seine Absicht durch keinen, der von ihm
veranlassten Tage zu Babolcsa, Belavir und
Kenese war begünstiget worden, hatte er im«
• geheure Summen nach Gonstantinopel gesandt|
um sich Erhebung zum unabhängigen Fürsten
unter des Grossherm Schutz zu eäaufen. Jeixt
#) UthuinUy Lib. Xu. p. lao. l) Pny EpitL Piocer.
F« il« p« i5.
_ 467 —
tauschte er sich mit der Hoffnung^ zu seinem
Ziele zu gelangen« Von seiner Burg Walpo
aus zog er mit sechshundert prachtToU geriis^
teten Reitern und seinen Haupleuteu Miklas
Pekry^Faul Isthudnffy und StephanD^ljT
nach JBszek dem Gross* Sultan entg^en^ und
erbothsich ihm zu unmittelbarer ^ keinem der
beyden Könige untergeordneter Lehenspflicht»
Solejman empfing ihn mit Terstellter Huld^
und hiess ihn dem Heere über die Drawe au€
das Mohacser Feld folgen. Dort wurde ihnk
und. seinem Gefolge ein ehrenroller Fiats im:
Ijsger angewiesen 9 und schon am Tage nach
dar Ankunft in das^Zelt des Ibrahim-^Fa«-
scJka berufen, um des Gebiethers Entscheid-
3«Bg SU remehmen. Diese war von Ludwig
Grritti euDgegeben. In voller Fracht mit sei?*
nem- Gefolge durch die Reihen der aui^estelh«
ton Janitscharen dahin reitend , wurde er rem
Pferde henrntergerissen, gefsngen genommen 9.
in. sichere Verwahrung gebracht, sein Gefolge
des Schmuckes der Wa£Pen und Kleider be*-
Baubt, wer sich widersetzte, niedergehauen,
oder ndt Stricken gebunden weggeführt. Faul
Isthuinffy kaufte sich, los; aber Niklas
Pekry und Stephan D61y zogen den Sa«
bei, .hieben in die Janitscharen ein, und todte--
ten eine Anzahl, bis sie selbst der Übermacht
unterliegend , des ritterlichen Todes starben«
Nach, einigen Tagen erhielt Ferönyi von So-
le jnmn die Gnade des Lebens gegen Übergabe
seines altem siebenjährigen Sohnes Franz zum.
Leibbürgen für des Vaters künftige Treue. Der-
unglückliche Knabe wurde beschnitten, nach
Cpnstantinopel abgeführt ui}d sah seinen Ya-
ler und sein Vaterland nimmermehr wieder«
3o*
— 468 —
Per^nyi massta «ich Ton Ludwig Gritti
dem Lehenkunig überliefern lassen , und die-
mtn war freygestellt, mit ihm nach Willkur zu
Terfahren« Zipolya verzieh dem reichen
Manne, dessen Gelder er bedurfte. Ferenyi
schwor ihm zum dritten Mahle Treue, und
hielt sie so lange, bis ihm von Ferdinand
mehr gebothen wurde *)•
IMut ihm brachte Gritti zugleich Solej-
man's Befehl an Zipolya, die Donau-Fe-
stungen Visegr^d, Gran, Komom wegnehmea
zu lassen, um der Flotte des Grosshsrrn fireyen
Lauf nach Wien zu sichern und die abbestellte
Reichsversammlung eiligst wieder auszuschrei-
ben, weil sich erwarten liess, dass hey So-^
lejman's bewaffneter Anwesenheit im Ijand^
sämmtliche Farteygänger Ferdinand'a die-
sen verlassen, und auf dem Tage sich einstel-
len würden« Zäpolya wusste schon, wo di&ts
Alles hinzielte, und betrog seine treulosen Be-
schützer durch gehäuchelte Folgsamkeit. Gern
liess er geschähen, dass der von ihm abgefal-
lene Graner Erzbischof gezüchtiget wurde, dazu
ernannte er den Statthalter Gritti auch zum
Obersten Feldhauptmann, und verstärkte dessen
Kriegsvolk mit den drey tausend Türken, welche
Solejman nach letzter Heerfahrt in Ofen
zurückgelassen hatte; damit sollte er die Do-
naufestungen bezwingen. Den Landtag schrieb
er aus, mit Gewissheit erwartend, dass Nie-
mand dabey erscheinen, mitbin Solejman's
und Gritti's geheimer Plan scheitern werde.
17. Juliui. Mittwoche nach Margaretha verliess er die
Hauptstadt mit nicht sehr zahlreichem Gefolge,
a) lathuanffy Lib. XI. p. iii.
— 4(k) —
im seinen Oberherm hey Moliic9 zu begrüs-
»en •).
Inzwiscben scilmte sich Joannes Sta-
iileo mit dem Statthalter aus, er hatte an
diesem gleiches Verbrechen, wie Simon At-
hinay, begangen. Die mitschuldigen Brüder
)lasius und Faul Arthändy sassen zu Ofen
m Gefangniss als rerdächtig der Absicht, zu
lern rechtmässigen Kooig überzutreten; diess
;ab dem Statthalter schicklichen Yorwand, auch
n diesen Widersachern sich zu rächen. Ohne
Verhör und Yertheidigung Hess er sie ausfüh*
en und als Hochverräther enthaupten. Nach
ollbradiiter Gewaltthat führte er sein Kriegs-
olk Yor Visegräd, fand Stadt und Burg, yon
er Besatzung yerlassen, legte einige Mann-«
chaft hinein und rückte weiter hinauf vor
rran; dort war der Spanier Thomas Lis-
ani Befehlshaber; zu des Platzes Yertheidi-
ung hatte er tausend Spanier und des Erzbi-^
i^liofs Dienstmannen von den Vajker und Ve-
^b^Iyer Stühlen unter des Bartholomäus
[orväth Befehl. Paulus Warday war
lit einem Theile seines Watfenvolkes dem Sie-
?nbürger Königsrichter Markus Pemflinger
1 Presbiu'gs Yertheidigung zugezogen. An
rans Wegnahme durch Verrath oder unge-
irungeiie Übergabe war diess Mahl nicht zu
»nken. Ungern und Spanier verband Eintracht,
ie in feyerliclier Gemüthlichkeit und ernstem
jme, so im Dienste: der Gewalt des Belage-
rs trotzte des Platzes natürliche Lage, schwer
I bezwingende Festigkeit, und seiner Yerlhei-
i) Liter. Step Tl. Broderica. ad Thom. Nadtad. de i8*
it i533. ap. Prny Epist. Procer. P. II. p. 18.
— 47o —
diger ausdauemda Anstrengung. Die Felsenbaig
hart an der Donau beschirmte die Stadt imd
«den sogenannten Wassei^lkurm am Fasse des
Schlossberges ; der gegenüber liegende Tlio-
" masberg beschützte die Burg. Berennung und
Stürme wurden zurückgeschlagen , Beschies*
sung blieb unschädlich, das Unterminicnren er-
schwerte die Härte des -Gesteins , störten häu-
fige, immer glückliche Ausfälle der Besatzung^
Tereitelte der Spanier rastlose Gegenwehr, wozu
noch das Unglück kam , dass Ueberladung die
sswey grossten Kanonen des Statthalters zer-
sprengte. Nun hob er die Belagentng auf,
hoffend, er werde den Platz in langwieriger
Einschliessung durch Hunger bezwingen^ nach'
dem Ton sechzig Schiffen, welche mit Mann-
Schaft und Mundvorrath beladen, die Donau
herab fuhren, die meisten seiner Flotte zum
Haube eingelaufen, oder yon ihr waren ver-
senkt worden *)•
Mit Zdpolya zugleich hatten sich noch
ein Mahl Nogarola und Lamberger in So-
le jman's Lager bey Mohdcs eingestellt, mel-
dend, ihr Gebiether sey zum Frieden bereit, aba
auch zum Kriege gerüstet; die Wahl dem Gross-
herrn überlassen. Übermüthig geboth ihnea
dieser in seinem Gefolge ^u yerbleiben, damit
sie als Augenzeugen seiner Entscheidung^ ih-
rem Sender sie glaubwürdig überbringen iLOnn-
2.^. JuUu$. ten. Dinstag nach Magdalena brach er voa
Mohnes auf; mit dem fünften Marsche stand
er Tor Stuhlweissenbur
er würde nun gegen
urg. Jedermann glaubte^
O^n fortrücken, in wei-
«) lathoaaffy LiB. XL p. iio.
— 47i —
term Zuge Gran, Komom, Raab wegnehmeii,
dann in Verbindung mit der Flotte gegen Wien
sich fortbewegen; doch sey es, dass er noch
immer den yorgefassten Staatsstreich auf Z ä-
polya und auf den versammelten Landtag aus*
zufuhren dachte^ oder dass Ibrahim •?«-
sehm seinen Herrn geflissentlich auf Abwege -
leitete y Solejman entliess seinen Lehenmann
in Gnaden zur Eröffnung des ausgeschriebenen
Landtages; er aber wendete sich gegen Aller
Erwartung links, sandte Ibrahim mit der Vor* 28. JuUui
liut über Fapa und Siryar yoraus nach GünSy
und folgte drey Märsche hinter ihm mit der
Hauptmacht nach. Sobald die Kunde von die^
sem Marsche zu Griiti gelanget war,' er auch
an Grans Bezwingung bereits verzweifelte, hob
er die £inschliessung auf und ging nach Ofen
zurück. Zum Landtage hatte Niemand sich
eingefunden^ da Zäpolya aber auch dem
Statthalter nicht mehr trauete, Hess er ihn in
der Hauptstadt nach Belieben walten, und be-
zog die Visegrdder Burg ■).
Mittwoch nach Martha lagerte sich Ibra- 31. /m/«im
him-^ Pascha vor Güns und da seine Auffor«
derung zur Übergabe beherzt zurückgewiesen
wurde, schloss er den Flatz ein. Am dritten U Auguif
Tage, nach drey Mahl schon yergeblich ge-
wagtem Sturme, kam auch Solejman an.
Von hier aus entliess er Ferdinand's Both-
schafter, mit seidenen Gewändern und silber-
nen Trinkschalen beschenkt, und yersehen mit
Sendschreiben an ihren König, und an den
Kaiser, worin der Grossherr ihnen meldete.
a) Ifthuinffjf 1. c. p. 111.
•— 47a —
er sey zur Rache des *an .seinem Schuta^enos-
ften und Freunde rerübten Unrechts gekommeD,
werde in das Herz ihrer Länder feindlich ein-
dringen, mit Gottes und des Propheten. Hülfa
jeden Widerstand überwältigen; wären sie also
von königlichem Ehrgefühl beseelt, so solltoi
sie im offenen Felde sich ihm entgegenstelleii.
In einer einzigen Schlacht Hesse sich entschei-
den ^ ob die Herrschaft der Welt ihnen oder
ihm gebühre. Die Briefe waren in Arabischef
Sprache mit goldenen und blauen Buchstaboi
geschrieben ^ in Gold gesiegelt und in purpurne
Beutel- eingeschlossen. Nach dem Berichte
der Gesandten hatte er gegen drejmahl' hun-
derttausend Menschen, Waifenvolk und Trass,
doch nur dreyhundert kleine Feldstücke mit
sich, das gröbere Geschütz beladete die Flotte;
und nacli ihrem Geständniss, fühlten sie sich un-
gemein behaglich in seinem Lager. Da herrsche
ÜberBuss, Sicherheit, Eingezogenheit, Zucht
und Ordnung. Er selbst billig, enthaltsami
edelsinnig, gro.ssmüthig scheine seines Ranges
und Glückes ihnen würdig; sein Äusseres sey
Ehrfurcht erweckend, mehr anziehend als ab-
schreckend ; Zutritt zu ihm werde nicht leicht
gestattet. Ibrahim- Pascha hochherzig,
staatsklug, gewandt, besonnen, leutselig und
des Verdienstes Kenner, besitze seines Hern
unbegränztes Vertrauen ; er sey aller seiner
Gnaden Ausspender und seiner Befehle Ver-
kündiger; ohne seine Unterstützung oder Mit-
wirkung geschehe nichts. Ihre Aufnahme und
Behandlung habe sich durch edelste Gastfreimd-
Schaft ausgezeichnet; ausser dem nie erfüUtea
Verlangen nach Wein, sey jedem ihrer Wün-
sche zum Genüsse oder zur Bequemlichkeit
— 475 —
▼orgekommen worden *). Weder lie noxAk
re Sender hätten für möglich gekalten, das8
ungeheure Heermacht unter solchen Anfüh-
m mit dem siegberühmten Beherrscher des
rients yor dem Städtchen Güns würde zu
Kunden werden.
Dort liegt es in der Eisenburger Gespan-
haft am Günser Bache, klein und beschei-
;q, zwischen zwey anmuthigen Hügeln in
böner fjruchtreicher Umgebung, mit eiper
urg im nördlichen Winkel, damahls des edeln
^nghers Niklas Jurissicsh gefahrroller
ampfplatz für unsterblichenr Ruhnu Sobald
Nacnricht von dem Anzüge des Feindes -er-
ilten hatte , sandte er hinter «inander Eilbo-
en nach Wien an den, im unweisen. Yer-
iuen bestellten obersten Feldhauptmann Kat-
an er; um Mannschaft und Kriegsvorrath
ttend; aber völlig hülflos Hess ihn der Crai-
xr Landherr von Katzenstein, und würdigte
sn wackern Sohn des Vaterlandes kaum einer,
ntwort. Da nahm Jurissicsh auf eigene
Osten zehn Ungrische Reiter schwer bewaif-
tt und ichtundzwanzig Huszaren in Sold;
imit wollte er als treuer Reichssass seinem
önige zuziehen, wenn der Feind ohne An-
chtung der Stadt vorbeygezogen wäre* Sonn-
g vor Martha kündigte ihm allgemeines Fluch-
n des Landvolkes die Nähe des Feindes an.
inige tausend Menschen, darunter nur sieben-
undert waffenfähige Männer; das übrige
reise, Jünglinge, Knaben, \y eiber und Mad-
ien^ suchten Zuflucht bey ihm in der Stadt;
•%
tt) Paulus Joriut Hlstoriar. sui Teiup. Lib. XXX. pt
C «14.
' ^
— 474 —
und nim bescUoss er f^einen Platz bis zum
Tode zu vertheidigen. Sein ganzer Pulveryor-
rath in der Burg war ein Centner ^ eiligst kaufte
er dessen noch für dreyhundert GoldgiddeA
an, und vertheilte es in der Stadt. Alslbra-
him-Fasclia drey Meilen davor sein letztes
Nachtlager hielt, liess er die Thore schliesien
und verrammen, bewaffnete die Einwohner und
die ' Flüchtlinge mit allerley rorräthigem Ge*
wehr, yertheilte sie auf die Mauern und Thürme^
gab ihnen einige von seinen streitgeübten Rei-
tern und Huszaren zu Führern, und was kräf-
tiger noch, als diese Anstalten wirkte , begeis-
terte sie Alle mit seinem Muthe und mit sei-
nem Vertrauen auf Gott.
Nach Solejman's Ankunft liess Ibra-
him an vier Stilen um die Stadt herum eine
Anzahl Kanonen aufführen; die acht grössten
auf die Hügel, welche Stadt und Burg be-
herrschten. Nach drey Tagen waren sammt-
liche, zum Schutz der Stadtmauern aufgeführte
"Werke in Grund geschossen. Hierauf wurden
die Leitern angelegt und Sturm gelaufen; aber
sowohl dieser, als dreyzehn andere, in fol-
genden Tagen gewagte, wurden mit beträcht-
lichem Verluste für den Feind zurückgeschla-
gen. Keinen bessern Erfolg hatte das UnteiP'
graben und Sprengen der Mauern; die beschä-
digten wurden durch rastlose Anstrengung der
Belagerten sogleich wieder hergestellt. Vier
grosse Öffnungen , eine derselben sechzehn El-
len breit, gestatteten dem Feinde Einbruch in
die Stadt, haufenweise drangen die Janitscharen
ein, und in mörderischem Gemetzel wurden
sie haufenweise niedergemacht oder hinausge-
drängt. Waren Stürme misslungen, hatte das
_ 475 —
isfiillen der Graben mit ^ Holz und Reisbun-
1 nichts geholfen, Einbrüche hur Verlust
l>nchty so würde Stadt und Burg unablässig
schössen, und obgleich sämmtliche Gebäude
r mit Schindeln gedeckt waren, dennoch
ine FeuersbruDst entzündet. Doch verlor
rissicsh in einem Gefechte seine besten
reitgenossen; und am zwey und zwanzigsten22. >f uirus/.
Ige der Belagerung, an dem er yon. seiner
ge Bericht an den König sandte *), lag
lon die Hälfte seiner siebenhundert Mit-
mpfer unter den Todten.
Solejman ward ungeduldig und die Lage
s Heeres bedenklich, nachdem Ludwig
ikry mit einigen Haufen Ungern und Croa-
1, anfänglich bey Stein am Anger, nur eine
sUe von dem feindlichen Nachtrab, dann bey
irmend gelagert , dem Feinde die Zufuhr
ihrmahls weggenommen hatte ^). Es musstei4.^M>^fM«.
r Befriedigung des Grossherm irgend Etwas
schehen, was die yor Güns erlittene Yer-
tzung seines \yaiFenruhmes einiger Massen
ckte. Vier Ungrische Meilen yon dort liegt
rrir am linken Ufer der Gyöngyös mit ei-
m festen Schlosse, welches Ursula Kanisay
rem yerlobten Thomas Nidasdy zu^e«
acht hatte. Dahin zogen einige tausend. Ja-
tscharen, um es einzunehmen« Nach wieder*
^hlter und immer yergeblicher Berennung des
atzes, welchen der Eisenburger Obergespan
ranz Batthyanyi mit Nädasdy's Haupt*
Uten, Benedict Sybrik und Stephan
i)^ Er tteht bey Pray Epiat. Procer. P. IT. p* as. lud bei^di-
t ihn durchaus alt hUuu von unerschütterlicher StancUiafti|keit
d alt Helden ron lebeudi^er Qottaeligkeit« b) LSter, LiidoT.
ikry ad Thoai. liidafd. ap. Pray Epstt. Proctr. P« IL p* ig*
— 476 —
iS* jiuffutt!KeT4s tapfer vertheidigte , ktm e8 am Fest-
tage M&riä HimmelCaihrt , zu entacheidendem
Gefechte I in dem <lie Ungern ihr Yorziiglichstes
Marienfest von finih Morgen bb Abend blutig
fejerten. Sybrik wurde verwundet, Keriis
getodtet; aber auch mehrere feindliche Aa-
fuhrer fielen, mit ihnen einige hundert ihres
Volkes, die übrigen zogen ab, der Flalx und
des Tages Ruhm nlieb den Ungern *)•
Da nun diess Mahl zwischen der Raab und
der Leitha keine Siegeslorbem fiir Sole j man ,
grünten, Eilbothen auch die Nachricht ihm
erachten, des Kaisers Admiral Andreas Do-
ria sey mit stark bemannter Flotte an Morea's
Küste angelanget und die wichtige Stadt G)-
rone werde von ihm bedrohet, fasste er den
Entschluss mit Sicherheit und einigem Scheine
Ton Ehre sich zurückzuziehen. Um sein de-
müthigendes Vorhaben zu verhehlen , sandte fr
den Beglerbeg Kazum-Pascha mit Reiterey
und den O.sman-Aga mit Janitscharen, ins-
gesammt funfzehntausehd Mann nach Osterreich
auf einen Streifzug aus; und um von Güns
ohne oiFenbare Schande vor seinem Volke weg-
2e.wftf^«f.zukommen, lud Ibrahim Montag nach Bar-
tholomäi den Gühser Helden , nach Zusendung
vornehmer Gebsein, unter sicherm Geleit, in
das Lager zu Unterhandlungen. Diess geschah,
als Jurissicsh kaum noch ein Drittel seiner
Streiter, unter diesem auch mehrere verwun-
det, die meisten von Nachtwachen und an-
gestrengten Arbeiten entkräftet, übrig hatte.
Ibrahim rühmte die Treue gegen .seinen Konig
a) Liter. Franci»r. Battl^^'anyi ad Thum. NaV!asd. de
16. Aiigait. 1&33. ap. I-'rny 1. c. p. tu.
seine Tapferkeit^ womit er sie behauptete;
ihm jedoch zu erwägen , welche Yermes-
leit es wäre, gegen Unmöglichkeiten anzu-
ipfen. Er möchte es doch nicht auf das
sersta ankommen lassen; übergäbe er die
;er unhaltbare Stadt , so wolle ihn der Gross-
r mit dem umliegenden Gebiethe belehnen;
^erte er sich dessen , so müsse er ihm ge«
le Geüangenschaft oder unvermeidlichen Tod
ler sagen. Tod, erwiederte Jurissi csh,
e sein lioos, wozu er such auch entschlies-
möchte; nur ehrenvollerer im Kampfe bis
den letzten Mann , schimpflicher unter dem
iden der erbitterten Deutschen und wüthen«
Spanier, woraus die Besatzung bestände
TOn er nicht einen einzigen hatte), sobald
Dur das Wort, Übergabe, ausspräehe.
ler Standhaftigkeit weichend ^ verlangte nun
ahim nichts weiter, als dass er «eine kleine
ar Janitscharen in die Stadt einziehen und
ogstens zum Scheine der Unterwerfung, den
imen das einzigen Gottes und einzigen Pro-
len von den Zinnen der Burg ausruten lasse,
auf sie unverzüglich in das Lager zurück-
ren sollten. Auch diesen Antrag lehnte
iasicsh ab unter demVorwande, dass die
: überlegenen Spanier und Deutschen von
ibenshass entflammet, die kleine Schär zer-
chen und vernichten würden, ohne dass in
er Macht stände, es zu verhindern« Er-
dung der Einwohner und Einäscherung des
zes wäre dann unausbleiblich, und dazu
inlassung zu geben , verböthe ihm Mensch-
keit, Klugheit,^ Pflicht und Ehre« Aber
L Solejman's 'Ehre musste gerettet wer-
; dazu bewilligte endlich Jurissicsh, dass
— 478 —
«elm Mann Janitscharen in die Stadt kämen'i
und eine Osmanlsche Faline auf der Mauer
xT. ^H^pifff^ufisteckten. Diess geschah am folgenden Tage
unter des Jurissicsh meisterhafter SLeitung«
Unter dem Thore empfing er selbst die sehn
Mann, trank ihnen , den von Fuss auf bu aa
den Nabel Aufgeklärten , des schweren Hollin*
ger - und starken Eisenherger Weines ' wacker
x\x\ nahm ihnen die Fahne ab, liess sie tob
seinen Leuten in Türkischer Kleidung , als hatte
er sie erbeutet, über dem Thore unter weit*
hallendem All ah- Rufe au£itecken, und sandte
die begeisterten Moslemer in Frieden heim *).
Die Fanne wurde noch lange hernach in der
Pfarrkirche gesehen, dort steht auch das mar-
morne Grabmahl des Ungrisch * DalmatischeB
Helden Jurissicsh.
29. Juguit. Solejman trat am Vorabende des tot
aechn Jahren für ihn so glorreichen Mohicser
Tages seinen Rückzug an; aber nicht gegen
Ofen, oder der Donau zu, sondern über Fw-
kafeld und Hartberg nach Steyermark gegen
Grätz; nach Verheerung der umliegenden he-
gend längs der Muer hinunter nacüa Maibu^
wo er unter mancherley Mühseligkeiten über
die Drawe setzte, und schon gedrängt TOn nw-
herer Jahreszeit mit dreyssigtausend gemublen
Alenschen durch Slawonien und Serwien aadi
Belgrad« Dahin kam auch Ludwig Gritti
mit Zäpolya's Bitte, der grossnrüthige Ober-
herr möchte zur Beschirmung seines Lehen-
mandes gegen Ferdinand's yermuthliche An-
J griffe einen Theil seiner Schiff- und Land-
macht in Ungarn zurücklassen. Die Donau-
m) Paulas Jotiu«. L o« Itthuiaffj Lib, XI. p« ii5.
~ 479 —
otte, unbraucLbar im Winter, wurde zwar
ach Belgrad ' beordert, doch bewilli||[te So-
e^man, dass secbzigtausend Mann bey Eszek
jotum das Winterlager bezögen*): Gritti,
D schändlichen Anschlägen arbeitend, blieb
I seinem Gefolge; von seinen nach Oster-
sich gesandten Feldherren sah er keinen wied-
er. Kazum-Fascha streifte durch den
ITiener Wald bis £ns; Ferdinand flüchtete
ch hey Zeiten nach Straubingen, von dort
ich Regensburg zu seinem Bruder. i)as Reichs-«
eer stand unbeweglich bey Wien^ den Zug
ber die Gränzen beherzt verweigernd: mit
un vereinigt, und von Katzianer in Unthä-
gkeit gehalten, waren zwölf tausend Ungern ^)
I papstlichem Solde , unter Anführung . der
[erren Valentin Török, Faul Bakish,
althasar Banffy und Franz Nyiry,
.azurn hätte ganz Österreich ohne Wider-
and ausplündern können, wäre nicht upter-
essen Ffalzgraf Friedrich in Wien ange-
ommen«
Dieser sandte Herrn Sebastian Schärt}in
ik einigen Scharen Spanier, Deutscher Lan-
Sttknöchte und einem Theile der UngrLscben
ttterey aus, um dem Feinde den Rückzug
MBuscnneiden« Schärtlin lagerte sich bey
tahrenberg; die streitbegierigen Spanier mit
iren Führern Aloysius Cueva und Fer«-
andez Gabrera eilten voraus in das Li-
enfelder Thal und überfielen den Beglerbeg,
elcher am Ufer der Trasen seiner Mannschaft
a) Liter. Stepb. Broderict ad Simon. Erdociy es Qnfn'*
leeccle«. 16. Octobr. i533. ap. Kollar H2«tor. Episc, QBccIe«.
. V. p. 3a6. h) Liter. Älarci Pemflinger. ad Steph. May-*
tli de 9* Jnlii i63a« ap* Pray Bpiü« Pxooer* F« IL p* X7«
— 4({<) —
Ruhetag gewäkrte und ihre Rosse weiden liess.
Überlegen an Macht steUte sich dieser zum
Kampfe, in dessen erster Hitze Cabrera £el|
und dessen Ende nur wenige Spanien mit Cueyt
überlebten, während der OsterreichLscha Feld-
hauptmann Caspar Ryck mit Deutschem Fuss-
Yolke Yom nahen Hügel ruhig zusah, wie das
beherzte Volk geschlachtet wurde. Nun merkte
wohl Kazum, dass ihm noch mancher Kampf
beyorstände, ehe er Ungarns Gränze erreichte;
um sich hierbey eines beschwerlichen Trosses
zu entledigen, liess er auf der Stelle viertau-
send Gefangene alles Alters und Geschlechtes
niederliauen , theilte sein Kriegsvolk in sswaj
Haufen, übertrug des einen Führung südwärts
dem Feris-Beg; er selbst rückte in der
Nacht mit achttausend Mann und mit der ge-
sammten Beute vor, und sah des Morgens, ah
der Nebel verschwand, sich rechts und links
von Sümpfen eingeschlossen, vor sich Schärt-
lin's Lager und die Unmögliclikeit, dem Tref-
19. Septhr. {^xi auszuweichen. Schärtlin begann es mit
Abfeuerung des schweren Geschützes ; des Fem-
des vordere Reihe wurde hingestreckt , eia
Theil ergriiF die Flucht, Viele versanken und
erstickten in Sümpfen , die Verwegensten foch-
ten an Kazum's Seite, bis auch dieser von
den Geharnischten den Todesstreich empfing.
Den Fliehenden wurde Üsman-Aga unglück^
lieber Führer; denn am folgenden Tage ge-
riethen sie vor Ludwig Lodrons und Joa-
chim's, Brandenburger Markgrafen Heer-
macht, von welcher sie hart empfangen und
in die Flucht geschlagen wurden. Auf der
Ebene zwischen Baden und üraskirchen wie-
der gesammelt, wähnten sie sich endlich in
~ 4«i —
liherlieit. Dort überfiel sie Aer Pfalzgnf *
'iedrich mit Katzianer und Turriani
n Leopoldsdorf her, schlug sie zum dritten
ahle ; und auf der Flucht gegen Neunkirchea
Dunter yollendete mit ihnen Valentin Tö-
k an der Ungern Spitze. Osman~Aga
urde Ton Faul JBakicsh erlegt, seine Mann-
iiaft in acht Meilen weiter Verfolgung nie-
rgehauen, von acht Tausenden entkam nickt
ner : von den sieben Tausenden, womit F er is-
igy über Fürstenfeld nach Ungarn eingezo-
n, bey Güns, Körmend, Eisenburg und Wesz-
iaa die Türkische Hauptmacht aufsuchte, die
ipigaten, welche zu Belgrad des gesammten
»enuufens yöllige Auf reibung dem Gross -
Itan berichten konnten *).
Erst nachdem Solejman yon Grätz ab-
Bogen war, kamen Kaber Carl und König
irdinand nach Wien« In und ausser der ^* ^«^p^^***
idt waren sechs und siebzig tausend Mann
riammelt, für ihre Verpflegung sowohl, als
r hinlänglichen Vorrath an grobem Geschütze
ir schlecht gesorgt worden; das Heer musste
gleich entweder entlassen ^ oder besser als
lier mit Kriegsyorradi yersorgt, nach Un*-
m zum Kampß geführt werden« Sehnlichst
inschte, und dringendst yerlangte Ferdi-
md das letztere. Diese einzige Heerfahrt,
ich unternommen und kräftig durchgeführt,
ite im nördlichen Ungarn den räuberischen
hden des Laszky, derBebeker, derDru-
\ Paul. JoTiui Histor. tili tempor. LiB* XXx^y, i44tqq.
h. Zermegh ap. Schwandtner T, II. p. 407. In e Ich 10 r
iter do hello Pannonic. ap. Eundem T. I. p. 690 aeqq»
:huinffy Lib. XI. p. ii4. Ambroa, Simigiannt ap*
rr Scri^tQorea TianaailT. T. IL p. 101 aqq*
nr. ThefL 3l
— 48i —
fether*^}, im siidliclieD dem ReicKe Z^po-
ya's ein Ende gemaclit, dem rechtmässigen
König die ungetneilte Herrschaft erworben,
und die Ungrischen Völker vor langer Reihe
bitterer Bedrängnisse beschirmet. Allein nur
unbändiger Ehrgeitz^ kühne Begehrungen , tren
bende Unruiie^ ausschweifende Geschäftigkeit;
nicht gediegene, ausdauernde, das klar genssto
Ziel unwandelbar verfolgende Kraft arbeitete
in Kaiser CarPs Brust; er hatte dieseai Anr
genblick nichts Angdiegen tlichers zU' thun, ab
nach dem Wunsche der Deutschen den Papst
zur Ausschreibung eines General - Concilinflis
zu bweden. Dazu musste er eiligst nach Itt-
lien , die acht tausend Spanier sollten ihn dahin
begleiten, seine zwölf tausend Soldner wdlte
I er entlassen, seinem Bruder both er die eilf
tausend Italer an; mit diesen, mit den Bök'-
men , mit den Österreichern und mit dem Reichs-
heere unter des Ffalzgrafen Oberbefehl, wäre
er noch immer stark genug, den Krieg in Dn-
garn glorreich zu Tollenden. Ffalzgrat Fried-
rich hielt über diese Anträge Kriegsrath und
30. 5fpi&r. die Theilung der Heermacht wurde verworfen;
vereinigt, wäre sie bereit, ungeachtet des ein-«
getretenen Herbstes zu ziehen, wohin der Kai-
ser sie senden möchte, nicht zweifelnd andern
Siege; aber die Theilung Hesse dem mächti-
gen, nur gedemüthigten, nicht besiegten Feinde
gegenüber, keinen glücklichen Erfolg hoffen,
und in diesem Falle dürften die Reicnsfürstea
schwerlich sich entschliessen, ihren Antheil an
der Reichsmacht länger zu unterhalten. Da
der Kaiser dessen ungeachtet auf seinem Vor-
ü) Wagner Andect. Seepui* ?• IL p< i4« 5i« 170«
— 483 —
[laben behante, Hess der Ffalzgraf die Deut-
»eben Hiilfstriippen aus eiiumder gehen *). Die
[taler y^rweigerten den Dienst , setzten sich in
Aufruhr und begingen gräuliche Gewaltthaten
Buf ihrem Heimzuge durch Steyermark', Käm-
ihen und Crain ^). Nun liessen sich auch die
Bübmen und Österreicher nicht länger mehr
lalten^ und die unrühmliche Auflösuug einer
ICriegsmacht, wie Deutschland lange keine auf-
restellt hatte^ setzte Ferdinanden in die
jiTothwendigkeit) den WaiFenstilLstand mit Zä-
lolya auf vier Monathe zu verlängern^ und
len Grossherrn um gleiche Beiirilligung der-
dben durch eine Gesandtschaft zu begrüssen.
Zu dieser ernannte der König Herrn Hie-
'Onymus von Zara; zur AbsdUiessung der
iYafienruhe den Landeshauptmann Johann
{.atzianer, den ernannten Grosswardeiner
tlacedoniay, den Fresburger Grafen Sza-
ay, den Yizthum von Österreich Marcus
iek und den Huszaren- Hauptmann Faul Ba-
kicsh« Die Zusammenkunft war zu Gross-
Üagendorf auf der Insel Schutt; dahin waren
ler Goloczer^ Bruder Franciscus Fran-
;epani, Stephan Werböczy und Tho-
aas Nadasdy von Zapolya als Machtbo-
hen gesandt. Vom Neuen Jahrstai^ an^ bis
ilittwoch vor Jubilate sollte Stillstand aller ge-
[enseitigen Feindseligkeiten obwalten; inzwi-
chiaixteyUig nach Dorothea zu Ungrisch-Al- •^•^•^^33.
enbturg ein Tag gehalten , und von beyden
'arteyen beschickt werden, um Friedensunter-
umdlungen zu eröffnen ^)« Vorher noch, und
a) Melchior Soiter 1« c. ap. Sehivandiner T* !• P« 6oa.
} Paul JoTiua Hiatoriar. Lib« JÜUC p. 453 aqq* c) Ardculi
3i*
— 486 —
men^ Gewölben' und Kellem fast alle Scbatse
aus den Gespanscliaften Weszpriniy Stohlweis-
senburgy Tolna^ Baranya^ Sümegh und Szalid
bereits vergraben lagen. Zapolya gab Mann-
schaft^ grossten Theils Türken; Ferdinand
sandte vierhundert Bergleute zum Mmengn-
ben; Laszky unternahm die Belagerungi
worauf M.ot6 nicht vorbereitet war. Bald er-
kannte er die Unmöglichkeit, g^g^i^ den gewal-
tigen Stürmer den Platz zu behaupten. Za
rechter Zeit noch machte er Anstalt su sicke-
rer Flucht. Bethört von seiner Yerheissung
baldiger Rückkehr mit zahlreichem WaiFenyolkfl^
Hessen ihn seine Dienstleute in der Nacht mit
Stricken die Mauer hinunter, und glücklich
entkam er in den Bakonyer Wald, noch nahe
6./1UIMM. genug, um bald nach Tages Anbruch von sei"
ner Burg her, das Getöse einer in die Luft
gesprengten Mauer zu hören. L a s z k y ' s Mann-
schaft stürmte ein , der Beute begierig die Tür-
ken voraus, die ganze Besatzung vrurde nie-
dergehauen. Während die Moslemer die Thürmo
ausräumten, Gewölbe und Keller durchwühlten
und in der Theilung nur, was ihnen nicht an-
ständig war, ihrem Pohlnischen Anführer Lasz-
ky überliessen, waren die Ungern und die
Bergleute nur auf Rettung und Befreyung ihrer
Xandesgenossen, theils Burgsassen, theils Mo-
t6*s Gefangenen bedacht. JDer Sohn und die
Tochter des faochmögenden Räubers wurden
an Zäpolya abgeliefert, von ihm bis an sein
Ende m Gefangenschaft gehalten, Burg und
Herrschaft Falota an die Brüder Raphael
und Joannes Fodmanitzky, nicht minder
als Ladislaw Morö wacker im Einreiten und
Rauben, vergäbet. Die von Türken gemachte
— 4Ö7 —
euta «n Barem Gelde wurde auf einmahl hun-
ert fünfzig tausend, an kostbaren Kleidern, £del*-
«IneB, goldenen und silbernen Gefässen zwey-*
lahl hundert tausend Ducaten geschätzt *).
Bald daraufkamen wieder lügenhafte Briefe i9. Julius.
US Constantinopel von Ludwig Gritti, J>e-
Lciitend , der Friede zwischen dem Grosshorm
od König Ferdinand sey geschlossen un-
V Bedingung, dass letzterer allen Ansprüchen
nd jedem Antheile an Ungarn entsage; die
olMehung derselben habe Solejmaa ihm
bertragen, wozu er auch ehestens mit hin*-
i^Kcher Heermacht unterstutzt aufbrechen
rcirde ^). Die Kunde daron, schnell durch
as gttize Land verbreitet^ führte so riele in
rnhiim> wirkte so nachtheilig für Eerdi-
and, dass er für nothwendig erkannte, durch
fFene Briefe ihr als frecher Unwahrheit zn2S.Auguti.
widersprechen^ die ihm treuen Gespanschaften
nd Freystädte zu beruhigen ^). Um sie Tor
kufoehtuBgen und Gewalt der Z^polyschea
acüon zu beschirmen, sandte er seinenKatzen-*
feiner und Herrn Caspar Seredy in das
iirdliche Gebieth; aber diese Schutzherren
rieben es weit ärger als. der Feind. Der Un-
er erlaubte sich die unerträglichsten Erpres-
imgen; der Grainer hielt es für Geld heim-
Lck mit der Faction, beyde täuschten dem
Lonig mit falschen Berichten ron ihrer Thä-
Lgkeit, womit sie die öfientliche Sicherheit
berall hergestellt hätten^, und die klagenden
— 488 —
Sendbothen der Leutschauer fanden bey Fer-
dinand kein Gehör*).
Dass Solejman zum Kriege in Ferslen
sich rüstend, Friede haben wollte in ÜDgam;
tmd dass Gritti, diesen Augenblick feindlicher
gesinnet gegen Z^polya, als gegen Ferdi-
nandy wider diesen , der seinen ehrsiichtigea
Entwürfen weniger im Wege zu stehen schieoi
als jener, nichts i/V^idriges bey der Pforte durch-
setzen wollte oder*' konnte, war gewiss^). Der
Bothschafter des Grossherm war sehen unter
Weges nach Wien , der König zu feyerUchem
/. c. 1534. Empfianj^e desselben bereitet« Am Sonntaee La«
*■** tare wurde der Chiaus Mohammed zur Über-
gabe seiner Briefschaften in die Wiener Bn^
geführt; Ferdinand empfing sie auf den
Throne, umgeben von Bischöfen, Ungrischen
: Magnaten und Böhmischen Herren. Die Rede
des Bothschafters war kurz, des Gross -Sul«
tans Wille in seinem, und dessen Erklämag
in dem Briefe des Ibrahim-Pascha aitt
•das bestimmteste ausgesprochen. Solejman
wollte den Papst Clemens als Vater ehren;
den Kaiser Carl und den König Ferdinand
als Brüder behandeln. Ludwig Gritti käme
mit dem Auftrage, den König zu anständigem
Vergleiche mit Ferdinand anzuhalten. TjO-
rone, welches der kaiserliche Admiral An-
dreas Doria eingenommen hatte, sollte der |
Pforte zurückgegeben werden; dafür wollte 1
Solejman dem Könige ein weit grösseres
Gebielh in Ungarn anweisen, auch siebenjäh-
a) Selecta ex Chronicit Leibitierianit ap. Wagner Am*
lect. Sceput. p. 62. et Sperfogel ibid. p« 172. h) Liter*
Asrienflis &a Thomam de Nadaid. de 12. Octobr. i595. ip*
Prax Bpist. Frocer. £. U. p« 43.
\
B und laDgere WafiPennilie mit dem Kaiser
1 mit dem Papste eingehen. Der Friede
ischen ihm und Ferdinand sollte lebeni^
glich, oder so lange es letzterm beliebte,
liehen ; wogegen er bloss zum Zeichen
B des Königs JSrgebenheit Übersendung der
blüssel yon der Graner Burg verlangte, er
rde sie unverzüglich wieder zurücksenden.
s Sendscitoeiben des Ibrahim-Fascha gab
liehe Versicherung, dass unter dem Verlan-
1 Solejman's, weder List, noch irgend
m andere unredliche Absicht versteckt liege;
SS beruhigte Ungarns Magnaten. Am Palm- 29. MUr».
intage beurlaubte der König den Bothschaf«
mit vornehmen Begleitern, welche dem
ossherm die Schlüssel von Gran übergeben,
1 aus seinen Händen wieder empfangeil soll-
L. Damit brachten sie kostbare Geschenke
d die schriftliche Versicherung , Ferdinand
lehmige alle Bedingungen, und werde bey
n Papste sowohl, als bey dem Kaiser, Go^
ne^s Räumung zu bewirken suchen. Auch
rahim-Pascha, Ludwig Gritti und Hie-
nymus von Zara erhielten königliche
Schriften, Geschenke und Mahnung, die end-^
he Abschliessung des Friedens emsig zu be-
iben *).
Alles dessen erhielt auch Zäpolja von
nem Oberherrn sowohl, als von dem recht-
Issigen Könige Bericht ; ihm war es Antrieb,
ch vor Gritti' s Ankunft ungeachtet der
stehenden Waüenruhe seinen Anhang zu ver*
;hren und seinen Machtumfang zu erweitem«
irheissungen , List, Zwang und Gewalt muss-
) Isthat nffy Lib. XII. p. 121«
— 49^ —
ten ihm dazu dienen; mehrere IitndlieTTenj
welche dennoch mit unwandelbarer Treue an
Ferdinand hielten, wurden aus ihren Be-
sitzungen, Gütern und Burgen hinausgewor-
9. Junius. f en. l)a ernannte der König seinen Statthalter
Alexius Thurzo, den Reichskanzler Tho-
knas Szalahdisy und seinen Kämmerer Leo-
nard Nogarolla zu seinen bevollmächtigtea
Stellvertretern und Beamten mit ||fasgedehnte«
sten Befugnissen, Reichssassen aller Stande^
welche bis jetzt der Faction des Zipser Grafen
Zäpolya angehangen hatten, und zur Treoa
;egen ihren rechtmässigen Regenten zurück-
Lehren wollten, mit ihren Frauen, Kinden,
Verwandten, Dienstleuten und Gütern unbe-
dingt, oder durch Verträge aufzunehmen^ sie
den Eid der Treue schwören und urkundlich
bestätigen zu lassen; ihnen nicht nur völlige
Verzeihung aller bisher begangenen Verbrechen
und Ausschweifungen, sondern auch des Königs
Gnade, Wohlwollen, Schutz und Beschirmung
zu versichern. Alles, was sie besclili essen, vei^
mittein, eingehen, bewilligen würden, sollte
mit voller Kraft des königlichen Wortes un-
widerruflich bestehen, und weder von ihm
noch von seinen Nachfolgern jemahls verletzt
werden *)•
Die erste Frucht dieser königlichen Mas-
sigung war die Rückkehr des Herrn Thomas
6. August. Jf ä d a s d y ; sie geschah am Verklärungsfette
des Herrn zu Vasarhely. Dort verbürgten
Thurzo und Szalah^zy in des Königs Nah-
men urkundlich ihm seiner Verlobten, Ur-
a) Liter* Ferdintndi R. td RegnicoUfl Bp.PrayEpitC Fio-
cer. P. II. p. 48. r y r
(
— 491 —
sula Kanisay und ihren Erben Verleihung
sämmtlichisr Erbgüter Rechte und Ansprüche,
welche ChrafLadislaw von Kanisa und d&s--
aen Sohn Franz besessen hatten; Zurückstel-
lung aller seiner eingezogenen Burgen und Be-
sitzungen mit angemessener Entschäaigungy Be-
förderung zum königlichen Hauptmann mit dem
festgesetzten Solde zu hundert Reitern , Vor-
sog bey der Verpachtung der Bergkammem^
welche derKöniginn Maria als l/Vitthum ver-»
schrieben waren. Die Abtey Kapomak, deren
Verweser er sonst war, werde der König für
diess eine Mahl demjenigen verleihen , welchea
Thotoias als tauglichen und würdigen vor-
stellen wurde« lue solle er angehalten wer-
den wider den Zipser Grafen Zäpolya unter
Waffen zu treten, es sey denn, König Ferdi'-
nand stände selbst an des Heeres Spitze, . oder
der Zipser hätte Osmanen unter seiner Fahne;
in beyden Fällen müsse er von persönlicher
Heerfolge gehindert, gleich den übrigen treuen
Vasallen, sein Dienstvolk in gehöriger Rüstung
und Anzahl senden. Für alle diese Bedingun-
gen werde ihm von dem Könige, selbst im
Falle das ganze Reich dem Zipser überlassen
würde, Gewähr geleistet; sollte aber nur eine
Theilung geschehen , so werde der König nicht
zugeben, das Thomas zu dem Zipser über-
gehe. Er sowohl als seine Verwandten, Freunde
und Hofbedienten, welche zur Pflicht zurück-
kehren würden, sollten für alles, bisher Be-
ngene der unbedingtesten Verzeihung und
traflosigkeit geniessen *).
Um diese Zeit war Ludwig Gritti schon
t
«) Die Urkunde bej Pray Epitt« Prootr. F. IL p. 54*
— 49» -^
I
mit zahlreichen Reiterrotten und Janitscharen
im Anzüge gegen Ungarn; Johann Zipolyt
zu seinem Empfange in ^Grosswardein ; doch
als dieser aus Oonstantinopel von des Yeneten
kühnen Entwürfen und tückischen Anschlägen
warnende Kunde erhielt^ kehrte er unverzüg-
lich nach Ofen zurück. Gritti kam, um un-
ter Solejman's Gunst und Schutz der Herr-
schaft Ungarns und Siebenbürgens sich zu be-
mächtigen; dazu sollten Zäpolya und viek
wackere Männer seines Anhanges aus dem Wege
geschafft werden. Hieronym'us Laszky,
{'eder Verwirrung sich freudig hingebend^ Ur-
^an Batthyänyi, Johann Doczy und Cas-
par Fernsicsh im Herzen schon lange von
Zäpolya abgefallen, von Gritti höheren Ge-
winn an Macht und Keichthum hoffend, waren
des Geheimnisses Vertraute. Der erste zog dem
Veneter aus Fodolien in die Moldau entgegen,
die letztem mit ihren Dienstmannen erwarte-
ten ihn am Oitoser Pass. Sobald er mit seiner
Mannschaft bey Silistria, langsamer als er er-
wartet hatte, über die Donau gesetzt hatte,
Hess er den vornehmsten Bojaren der Walachen
aufhängen, weil er zu wenige Schiffe herbey-
geschafft hatte, wodurch er sich die bereitwU^
ligste Unterstützung seines schnellen Zuges nach
der Moldau verschaflte. Dort stellte sich der
Woiwod Peter Rare seh auf seinen Ruf.
Gritti zeigte des Gross - Sultans Befehle^ dti
Ibrahim-Pascha' s Vollmachten vor, gab
Geschenke, schreckte mit Drohungen, forderte
Ueerfolge nach Siebenbürgen, und Peter ge-
Korchte, Ergebenheit häuchelnd, Hass verber-
gend. Durch ihn und durch die drey Magna-
ten am Oitoser Passe war Gritti zu sieben
— 495 r-
Mann Terstä'rkt. Siebenbürgen rerwal-*
einem Jahre Emerich Gzybak, all-'
beliebter und geachteter Mann ^ schon
nanche schwere WafFenthat berühmt^
im Gehrauche der Macht, g^en jeder-
ienstfertigy Laie von Stand , dennoch
ihafter, dem kirchlichen Lehrbflgriffe
erweser des Crrosswardeiner Bisthumes ;
Magnat in der Pflicht gegen den ein-
enen und den rechtmässigen König
Lcnd, der Verbindung des erstem mit
rte Feind | G r i 1 1 i' s beherzter Gegner;
her hatte er der Erhebung desselben
tthalter - Würde nachdrücklich wider^
n und der Urkunde darüber seini$ Un-
ft verweigert ; dafür war er dem Vene-
lasst. Hieronymus Laszky war ihm
aus Eifersucht; er hiess Woiwod von
ürgen, Czybak war es an Macht^ an
a, an Einkünften , weil Zdpolya es
agen durfte, den Ausländer, besonders
hlen, in die von ganz Magyarisch ge-
Ungern und Szeklem bewohnte Pro-
nzusetzen. Der freche Schwätzer und
Johann Doczy trug unyersöhnliche
haft wider den Woiwoden, der ihn ein-
ffentlich mit Backenstreichen zur Ord-
'erwiesen hatte. Yen Gritti in das
bey Kronstadt berufen, sandte Czybak
Hauspriester Petrus ihn zu begrüssen^
Zuzug aber auf sichern Geleitbrief zu
;n. Darüber entbrannte der.Yeneter in
a Zorn; mit gräulichen Lästerungen und
Igen wider den Woiwoden, wurde der
r aus dem Lager verwiesen. Aber Doczy
im nach imd erkaufte sich von ihm mit
— 494 —
einem goldenen Bebher das Versprechen , er
Volle seinem Sender versichern und betheueni|
Gritti habe in seine geweihten Hände dem
Czybak sichere Ankunft und ungefährdete
Heimkehr zugeschworen. Der treulose oder
unkluge Haaspfaffe hielt l/Vort» worauf Czj-
bak vertrauend, mit einem Gefolge von zwey-
hundert Reitern gegen Kronstadt zog und am
Vorabende Laurentii ' auf dem Felde bey den
Dorfe Felmem im Repser Stuhle sechs MeOen
von Kronstadt sich lagerte. Sein Verderben
war bey Gritti beschlossen; Johann Doczj
both sich ihm zum Vollzieher dar. Mit einem
Reitertrupp von zweyhundert Mann und eini-
gen hundert Janitscharen kam er des Nachts
in die Gegend von Felmern zu Wagen ; erfuhr
durch Kundschafter, Czybak's Begleitung
liege grösstentheils im Dorfe, er mit einigen
Hauptleuten der Kühle wegen auf freyem Felde;
überfiel in der ersten Nachtwache des Woiwo-
io. August, den Zelt und weckte ihn zum Tode. Nach
vollbrachter That, liess er das Haupt des Er-
mordeten vom Rumpfe trennen und Lielt es in
der nächsten Morgenstunde dem Gritti vor.
Nicht unerfreulich war diesem, entsetzlich dem
Laszky, welcher so eben in wichtigen Be-
ratlischla^un^i^en ihm zur Seite sass, der gräss-
liche Anblick. „Es ist das Haupt, '^ sprach
jener nach langem Schweigen, „eines grossen,
„aber hartnäckigen, hochmüthigen, gefahrlichen
„Mannes '^ — „So schien es mir nicht," er-
wiederte Laszky, bloss der Folgen wegen
die That missbilligend ; „ so lange es noch auf
„seinen Schultern sass/^ Worauf Gritti, die
Folgen ahnend, betheuerte, Czybak habe
xwar den Tod verdient, doch seiner Absicht
bu
- 495 -. ,
iasS| sollte er nur gefangen dem Grossherm
rliefert, nicht getödtet werden. *
Der Ruf von Gzjbak's Ermordung setzte
is Siebenbürgen in Bewegung; ein blutige»
iwert allenthalben herumgesandt , rufte zur
£e. In wenigen Tagen standen über vier^
tausend Ungern ^ Szekler, Sachsen^ Wala-
n unter Waffen im Lager bey Hermann-
lt| angeführt von Gzybäk's Verwandten,
klas Fatoczy tmd Franz Kendy; von
»phan MajHtii und Emerich Balassa,
Iche unlängst zuZipolya's Faction über-*
reten waren; von den Herren Gotthard
in, Wolfgang Betlen, Michael Bänffy
I Lossoncz ; von den mächtigen Sz^ern
lomas Bernädy, Niklas Kornia und
irtin, Andräsy; durch ihre Wahl wurde
ephan Majläth, Nädasdy's Schwes-
mann oberster Befehlshaber. Schon gebun-«
& YOn der Macht des Verhängnisses, ent-
doss sich Gritti anstatt zur Flucht durch
r Moldau y zum Widerstände aus einem festen
itze. Gewaltsam erzwang er sich die Auf-
ime in Megyes; die Stadt war mit einer
rken Mauer umgeben, auf dem Hügel gegen
irden die Hauptkirche Sanct Margareth mit
syCacher Mauer^ mitThürmen und tiefem Was-
graben befestiget. Sie wählte Gritti mit
a Janitscharen zu seinem Standorte; -die Tür-
iche Reiterey mit den Ungern unter Bat-
yänyi's und Doczy's Anführung^ beor-
rte er zur Vertheidigung der Stadt; der Mol-
iier Woiwod Peter sollte mit seinem Volke
r der Stadt den anrückenden Feind beschäf-
en, bis Hülfe käme aus Gfen^ aus Belgrad,
8 Semendria, wohin er £ilbothen abgefertiget
- 496 -
f
hatte; und aas Ungarns nSrdliclxen Gespan^
Schäften, woliin Laszky abgegangen war, mn
der Theilnahme an Gritti's Schicksal sich
zu entziehen. Allein gehoffte und Terheissene
Hülfe blieb aus; Feter Raresch, gewöhn^
sich immer mit dem Starkem zu yerbindeny
trat in Waffengesellschaft mit den Rächen«
Die aufgeworfenen Wälle und Bollwerke wor-
den bald zerstört; das Sturmlaufen Terboth
Majläth, doch d^ rachgierige Volk liess
sich nicht zurückhalten , bis einige hundert mi*
ter schrecklichem Pfeil- und Kugelregen ge-
iaUen waren« Da verordnete Majlith Kih
Schliessung der Stadt, auf unvermeidlich ein-
tretenden Mangel an Mundvorrath rechnend
Zugleich liess er im Lager und in der Stadt
Allen, welche in Frist von vier Tagen dem
Veneter absagen würden, völlige Verzeihung
des Vergangenen zusichern; wer nach Abfluss
dieser Gnadenzeit in seine Gewalt geriethe,
sollte nicht als Kriegsgefangener, sondern als
Verbrecher behandelt und mit dem Tode be-
straft werden. Urban Batthyinyi und
Caspar Ferusicsh waren die ersten, welche
sich im Lager einstellten; ihnen folgten fast
sämmtliche Ungern. Nun fingen auch die Me-
gyeser an, die in der Stadt zurückgebliebenen
Türken zu ermorden; die dem Tode entran-
nen, flüchteten sich auf den befestigten Kirch-
hof hinauf. Die Bürger bemächtigten sich ihres
groben Geschützes, öifneten den Ungern die
Thore, und die Belagerung des Kirchhofes
begann.
Inzwischen nagten Sorgen, Anstrengung,
Angst, Mangel, Gewissensbisse und Verzweuh
lung an Gritti's Lebenskraft; von heftigem
— 497 —
Aer ergrifFen^ dachte er nur auf sichere
Licht; mit Gold I Silber und Edelsteinen wollte
sie fiir sich und seine zwey Söhne ^ Ante-»
US, von Zdpolya ernannten Erlauer Bi-
bLof, und Andreas erkaufen; aber unbe-
»chlich waren die Befehlshaber und Haupt-
ite; sie und die Mannschaft keines andern
»tzes, als des der Rache empfänglich. Nur
r Moldauer Woiwod versprach ihm rerrä-
erlsch Deckung seiner Flucht, wenn es ihm
länge, bey einem Ausfalle das Moldauer La-
r am östlichen Thore zu erreichen«
Am Wenceslai Tage des Morgens stürzte 38. 5«pi(r.
ier Gewalt des groben Geschützes von öst-
her Seite die Mauer d^s Kirchhofs nieder^,
d nun schreckten weder Pfeile noch Kugeln
»hr die haufenweise durch geräumige Off-
in({ eindrint^enden Ungern zurück. Im Sturme
s wüthenden Gefechtes und Gemetzels ent-
m Gritti mit seinen Söhnen glücklich aus
!m Kirchhofe; aber ausser der Stadt, dort,
> ihn die Moldauer empfangen und seine
ucht begünstigen sollten, gerieth er in Franz
e n d y ' s Gewalt. Sogleich versammel len sich
»fehlshaber und Hauptleute zum Standrechte,
r Ausspruch über den Verruchten war Tod;
geuner vollzogen ihn durch Abhauung sei-
r bejden Hände und darauf folgende £nt-
uptung. Indem diess geschah, wurde auch
»annes Doczy, Czybak's Mörder , ge->
Igen gebracht und unter grausamem Martern
Qgerichtet. G r i 1 1 i ' s unschuldige Söhne
irden dem Moldauer Woiwoden überliefert,
d nach einiger Zeit von ihm aus dem Wege
schafft. Gritti war mit unschätzbaren Kost-
rkeiten von Consiantinopel ausgezogen; die
fh Thcil. 3i
— 49H —
Edekteine allein , welche man nach seiner Hin-*
richtung in einem Beutel an seinem Leibe ge*
fanden hatte, wurden auf yiermahl hundert-
tausend Ducaten geschätzt. Also endigte dtt
Herzogs von Venedig unehelicher Sohn^ vieles
Unheils Stifter j der Nemesis weggeworfenes
Werkieugy nur gehraucht^ den Ungrischen
Völkern harte Züchtigungen zu ihrer Besserung
2U bereiten. Auch sein nicht viel besserer,
nur klügerer Mitarbeiter Hieronymus Lasz*
ky musste die der Ungerechtigkeit geleisteten
Dienste hüssen. Unter dem Vorwanoe wichti-
ger Verhandlungen berief ihn Z ^ p o 1 y a nach
Ofen; er kam, wurde der Theilnalime an Grit-
ti's Anschlägen schuldig befunden , und als
Verbrecher in das Gefängnlss geworfen; von
dem über ihn verhängten Tode rettete ihn nur
die zudringliche Verwendung der Könige von
Tohlen und von Frankreich; auch die person-
liche Fürbitte der Herren Johann Tar-
nowsky und Matthäus Tarlo, Zipo-
lya's Wohlthäter, welche über den geistrei-
chen und brauchbaren Staatsmann den schlech-
/. c. 1535. ten Menschen übersahen« Die letztern nahmen '
im April, j^^ £j^ Freyheit gesetzten Laszky nach Foh-
len mit; der Gewinn ihres Besuches war ein
Theil der erbeuteten Kostbarkeiten des Gritti,
vierzigtausend Ducaten an Werth, womit sie
Zäpolya, zu seines Schatzmeisters Mtrti-
nuzzi grosser Unzufriedenheit über die arge
Verschwendung, beschenkt hatte *). Den haus*
a) Joann. Zermegh ap. Schwandtner T. TT. p. 4o8. An-
ton. Vera n tili 8 ap. Kovaehick Script. Minore«. T. II. p 43.
Ambros. Simigian. ap. Eder, Scriptor. Rer* Transailvaiu
T. II. p. 116. lathutfnffy Lib. XU, p. i«5. beyde au« i*au-
laa JoTiua (Hiator. Lib. XlCXII. p. 5a5. ) welcber sehr wi-
— 499 —
terischen Schatzmeister beruKigte er durch
rleihuD^ des Grosswardeioer Bisthumes ^ wo-
1 Ladislaus Macedoniay nur den Ti-
fiilirte; Siebenbür«^ens Verwaltung übertrug
mit gleicher Macht seinen neuen Fartey--
igern Stephan Majlath und Bmerich
.lassa^ Krie^serfahrnen Männern^ wie die
lenklichen Verhältnisse es forderten , da vor-
izusehen war, dass Solejman Gritti'sEr--
•rduug nicht ungerachet lassen würde.
Bald kam aucli dessen Bothschafter nach
088Wardein> dem eingedrungenen Lehenkö-
{o den Unwillen seines Oberherm anzukün-
reuj ihn mit Vorwürfen der Undankbarkeit
überhäufen, und die von Gritti erbeute-
I Kostbarkeiten zurückzufordern. Doch nach-
m Sole j man seinen Günstling und Gross-
sier Ibrahim-Pascha hatte erdrosseln las-
1, aus dessen Papieren Gritti's Anschläge
der Zapolya mm klar geworden waren,
auch mit grossem Verluste aus Fersien sich
tte zurückziehen müssen , sandte er, um nicht
ch in Ungarn seine Obermacht zu verlieren,
len andern Abgeordneten nach Grosswardein,
1 den Lehenmann wieder als Freund und
■oder des Grossherrn zu begrüssen und ihi|
Lt der Versicherung, seine Unschuld und des
mlosen Gritti Sträflichkeit sey unverkenn-
r aufgedeckt worden, zu erfreuen. Mehr
ruhigend, als diese freundschaftliche Both-
haft, war für Zapolya der Auftrag, Kraft
issen der Gesandte auch nach Wien reisen
id seines Senders Wunsch, dass in Ungarn
Nterlich die Wahrheit befleckte ^ um .den gelehrten JLfteakj
enUiiiidiiiea,
3i*
— 5oo —
Waffenruhe fortbestehe, dem Konige Ferdi-
nand eröflnen sollte; denn schon seit ceran-
mer Zeit bereaete er die eingegangene Yerbin-
düng mit Solejmati, dessen Beschirmung ihm
sehr kostspielig geworden war, und auf dessen
Freundschaft er nie ganz vertrauen konnte.
Der Wankelmuth seiner meisten Parteygänger
angstigte ihn ; eben jetzt waren auch der Agra-
mer Simon Erdtfdy, Peter Pälffy, und
der Moldauer Woiwod Peter Raresch*)
von ihm wieder abgefallen; sein sehnliches
Verlangen nach Auffindung irgend eines Aus-
weges zu ehrsamem Vergleich wurde von sei-
nen treuen Käthen, Franciscus Frangepan^
Stephanus Broderics, und dem Ofener
Propste Antonius Wränczy; standhaften,
rechtschaffenen, von beyden Parteyen geachte-
ten Männern, fleissig genähret. Die ersten
zwey mit Stephan Werböczy, Benedict
Bayony und Sigmund Von Rhom^n be-
gleiteten jetzt Soxejman's Bothscliafter nach
Wien, bevollmächtiget, den zu Friedens - Un-
terhandlungen nöthigen Waffenstillstand zu be-
wirken, und zum rriedensmittler den Kaiser
Carl, von dessen Grossmuth Zapolya keine
entehrenden Forderungen fürchtete, anzurufen;
als Stellvertreter und Schiedsrichter zwischen
beyden Königen wurde von dem Kaiser der
gewesene Lundner Erzbischof Joannes von
Wesel gesandt.
Noch im Gange der Unterhandlungen ver-
lor Ferdinand einen wackern Kriegsmann.
29,Jujiiuu'DeT Serwier Faul Bakisch feyerte zu Lak
ß) Liter. Ferdinmdi R. ad Woiwod. Petrom de 17. Jt«
nnirii i535. ap. Proy Anntl. P. V. p. 277.
— 5ox —
seia Nahmensf est^ wozu auch ValeutinTörok^
in der benachbarten und von ihm widerrecht-
[ich eingenommenen Abtey Sanct Egid zu Su-
tnegh verweilend, eingeladen war. Auf dem
Elückwege überfiel ihn des Serwiers Feldhaupt-
nann Faul D^ly, wahrschehilich durch eine
ron Torok erlittene Beleidigung zur Rache
ingetrieben 9 schwerlich von seinem biedern
lerrn zum Meuchelmord gesandt. Der Streich
raf nicht, die Hellebarde blieb an der Seite
les Wagens stecken, Dely ergrifF die Flucht.
Eifersucht und Abneigung des Ungers gegen
len Serwier erzeugten in Torök des Ver-
brechens Arg^vohn wider Bakicsh; er for^
lerte ihn zum Zwoykampfe; der Angeschul-
iigte wollte sich stellen, aber Ferdinand trat
But strengem Yerbothe dazwischen ; auf gesetz-
lichem Wege sollten sie ihre Sache schlichten^
er selbst both sich ihnen zum Richter an. Tu-
rök, wilde Rache, nicht ordentliches Recht
verlangend, zog sich erbittert auf seine Szige-
ther Burg zurück und unterhandelte mit Za-
polya. Um ihn zu besänftigen, und wo mog-
ich zu erhalten, verlieh ihm Ferdinand die 26./u/;uy
Befugniss, die Güter des Yraner Friorates , wel-
che für drey zehn tausend Ducaten den Grafen
Fohann und Niklas Zriny verpfändet waren,
einzulösen; das Priorat selbst verlieh er sei-
nem Sohne Johann, unter der Bedingung,
lass er bey erreichter Mannbarkeit in den Sanct
foannis Ritterorden eintrete; bis dahin sollte
3er Vater, dessen Verdienste in der Urkunde")
bioch gepriesen wurden , das * Stift verwalten
und die Einkünfte beziehen« Allein Török
a) Ap. jPray D inert« t. «Ic Priorot. Aurftnin p. (j5 sqq.
— 5o2 —
Latte CSt des Kocis^ Fdiaa?nde Bdmufllni*
keinen Sinn. Z^polva rer^pncli ilim die
Hunrader HcRsdizIt in Siebenburgen «adDe-
brecz^n mit dem umliegenden GeÜMedie; &
diesen Preis befled^te er sieb mit derScknde
des Meineides und der Trralaa;!Leit *). Seinea
Abiall ersetzte dem Röni« ein rieidi iric^
tiger, nur an ecbtem Mensckenwertb um nicitfs
besserer Mann, Hieronymas Laszky, ml-
eher dnrch Katzianer's BetiicbsamLeb das
eingedrungenen Ronige absagte, tob Ferdi-
nand zu Gnaden angenommen wurde, vad m
IHenste desselben , wie in seiner bisberigen Ver-
bindung mitZ^polva, Erpressungen j Gevdl
und Raub Teriible ^).
TUjiMg^Mt, Sonnabend nach ^larii Hxinmel&lirt wv
in Wien der Waffenstilbtand bis zum Idalta
Uomung des näcksten Jahres zwischen Fer-
dinand und Zapolva abge<chlo>>en. Ur-
kundlich Terspraca jener, seinen Feldheirea
und Haupdeuten in Ungarn alle Feindseligkei-
ten wider seines Gegners \nhanger und Üb-
terthanen zu yerbiethen; keinen Einfall nadi
Siebenbili^en zu gestatten; j^e^enseitige Befeh-
dungen zwischen den FarteTgia^em seiner Seils
streng zu bestrafen. Eben dre«s sollte auch
von seinem Gegner redlich beobachtet werden,
vor allem aber Stephan Majlatb die Be-
lagerun«{ von Hermannstadt aufheben; dasGe-
bieth der Sächischen Gesammtheit, soweit das-
selbe noch am rergangenen Mittwoche nadi
Exaudi dem Konige unterthäni^ war, räumen;
nicht weiter mehr anfechten oder beschädigeni
o; Iithuicffr LiL. XTI. p. 139. ^) Spetfogel sp-
t}.igrur A&aIcci. Scrpiu. P. 11. p. 176 iqq.
— 5o5 ~
den Bewobnem desselben freye Zu- und Aus-
fuhr an Lebensmitteln, ungeuihrdeten Handel,
ihren so wie des Königs Sendbothen sicheres
Geleity gleichmässi«; wie es auch Zi[polya's
Untnrthanen und Sendbothen durch Ferdi-
naad^s Gebieth zugesichert werde, gewähren.
DiMS Alles wurde von des eingedrungenen Kö-
nigs BeTolImächtigten angenommen, yerspro-
chen, angelobet; und er sdbst sollte es in
Monathsfnst auf Treue und Glauben mit Sie-
gel und Unterschrift bestätigen *)•
Nachdem diess geschehen war, reiste der
Lnndner Erzbischof, von des Königs Machtbo-
dien begleitet, an Zupolya^s Hoflager nach
Grosswaraein , um die nähern Friedens -Unier-
handlungen einzuleiten. Eine Meile vor der
Sladt empiiDgen ihn Joannes Statileo, des
Siebenbtirger Bisthumes Besitzer, und Valen-
tin Török an der Spitze eines prächtig ge-
rüsteten Reiterzu2;es von fünfhundert edeln
Herren; man wollte dem kaiserlichen Schieds-
richter bemerklich machen, dass noch keine
Noth zum Frieden dränge. Man hatte in Wien
zuviel auf das, durch Gritti's Ermordung
gespannte Yerhiiltnlss zwischen Zdpolya und
Solejman gerechnet ; und gleich die ersten
ErolFnungen des Lundners erstickten die Hoff-
nung auf die AKSglickkeit eines Friedens. Den-
noch geboth Ziipolyai von seinen staatsklu-
gen Freunden, Frangepani, Broderics,
Wranczy und Werbüczy besser, als Fer-
dinand von seinen viel begehrenden Öster-
reichern, berathen, seinem Unwillen; und es
a) Uter. Ferdf nand i R. ap« Pray Annal. P* V. p. »jS>
Rder Sctiptore» Kur. Tri>us&ilvan. T. 11. p. i37.
— 5o4 —
ward bescKlossen, ia Fortsetzung der Usier-
handlungen den schlecht unterrichteten Fxie-
densmittler unter mancherlei Yorwänden in
Grosswardein aufzuhalten , bis von dem Erfolge
des nach Tyrnau aasgeschriehenen^ nadi. Fm-
burg verlegten königlichen Landtages Naciuidu
eingegangen, die Zeit der Waffenmb.e abge-
flossen, und der Ausgang der auf Hermann-
Stadt und Kaschau gemacnten Entwürfe nidit
mehr zweifelhaft wäre *).
Der Landtag war auf das Fest Vrttmiuk
angesetzt, als aber der König nicht in Persoa
dabey erschien, gingen die Ständen aus eiiuuidflr
und sandten fünf Artikel * an ihn , welche iba
belehren sollten, dass sie ihrer Leiden Quelk
bereits erkannten, und wohl auch M Utk besi»-
sen , ihr einen festen Damm entgegen su aetiWL
Des Königs beständige Abwesenneit aus dem
Reiche sey alles Unheils Ursache, daher die
fortwährenden Befehdungen von Seiten der Os-
manen an den Gränzen; daher die schreck-
licLsten Gewaltthaten der^kleinen Tyrannen im
Lande; daher die nicht mehr erträglichen Er-
pressungen seiner ausländischen Feldherren ,
welche das Reich, anstatt zu beschirmen, aus-
saugten und treulos seinem Widersacher yer-
kauften; daher die Überschwemmung mit
schlechter Münze, welche von den übermacb-
tigen Baronen ungescheuet ausgeprägt und ia
Umlauf gesetzt würde. Eine Theüung des
Reiches und Volkes wollten sie nie gestatten;
zwey Könige nicht länger mehr dulden; Einer
sey König; über diess Alles soUte in der nach-
a) Allton. Verantiat de Reb. geatis Joamiit Reg. ap.
KovachUh Scriptor. Miu. T. II. p. 4^ sqq.
— 5o5. —
m ReichsrersammluDg) welche nicht länger
( bis zu dem Feste Andrea zu verschieben
ire, berathschlaget und entschieden werden*).
Der Stände freymüthige Sprache mahnte
n König an seinen beliebten Wahlspruch:
ras gerecht ist, geschehei sollte auch
lie lYelt darüber unterffehen;^' und
«h firiiher y auf das Fest der heiligen Elisa- 19. Novir.
th schrieb er den Landtag nach Fresburg aus ^),
I wurde unter andern neschlossen und fest-
setzt, dass bey den obwaltenden Friedens-
iterhandlungen keine Theilung des Reiches
•wiUiget werden, der König überhaupt den
ieden nicht ohne Wissen und Genehmigung
Ines Ungrischen, und nur aus Ungern be-
shenden Staatsrathes abschliessan sollte. For-
srte des Reiches Wiederergänzung und H<
)llung seiner Freyheit grössere Anstrenpung,
wären die Bannerherren erböthig mit ihren
mderien, die Reichssassen mit dem fünften
heile ihrer Bauern aufzusitzen®); vorläufig
rwilligten sie dem Könige die Subsidie von
rey Ducaten von jeder r forte, den einen im
chsten Januar, den andern im Falle der
Snig zu Felde ziehen wollte, im JuHus zahl-
r ^). Fresburg wurde zu dem Sitze der
sichsyerwaltung bestimmt, und der König
orsprach, so bald es die Umstände erlaubten,
ich dem Wunsche seiner treuen Unterthanen,
len Reichsgesetzen gemäss, in Ungarn Hof
i halten/). Allen, welche von des Gegen-
ft) Sperfogel ap. JVagner Analect* Scepnt. P* IL p« i8o«
Literae 11 egal es de ai. Octobr. i536. ap. Kovaehiek Sup-
•n. ad Vestig. Comitior. T. II. p. 1A9. e) Ferdinandi
fcrtt. in. an. I. XXIII— XXV. d) Art. XX. #) Art.
LIX. LVII.
— 5o6 —
knnlgs Faction sich dem rechtmässigen Könige
unterworfen hatten , oder abgefallen ron die-
sem, zur Filicht wieder zurückfrekehrt wareii|
sollten ihre Güter wieder zurückgegeben wer-
den; die königlichen Vergabungen derselben
an Andere aller Gültigkeit und Kraft entbeh-
ren *)• Der König wurde ersuchti wider die
Aasftchweifungen und Gewaltthaten seiner Feld-
herren, Hauptleute und Kriegsyölker wirkiame
Vorkehrungen zu trelFen, und dem Unfuee
durch kräftige Massregeln zu steuern ^). Die
falsche und schlechte Münze sollte Terrufeo,
und dafür gutes Unjnrisches Geld nach Krem-
niizer Schrott und Korn, wie es unter Mat-
thias, Wladislaw und Ludwig war, in
^ Umlauf gebracht werden °). Schutz und Trotz-
bündnisse, überhaupt alle Verbündungen zu
was immer für Zwecken, wurden bey Strafe
des Hochverrathes Ständen und lleichssassen
untersagt; für ülFentliche Sicherheit werde der
König sorgen, und Niemanden sollte erlatibt
»eyn, sich selbst Hecht zu schalFen, oder er-
littenes Unrecht eigenmächtig zu rächen ^).
Dass der König bis jetzt Ungriscke Burgen imd
Pestungen Deutschen Befehlshabern anvertrauen
xnusste, lai; in dem Drange der Umstände, dem
er sicli nicht anders als in Wehmuth unter-
warf — (schonend schwieg er von der Ungern
AVankelmuth und Unzuverlässj;;keit) unter ^üa-
sligern Verhältnissen werde ihm auch luerin
nur des Ungrischen Volkes Zufriedenheit zum
Augenmerke dienen ®). Und damit nichts ge-
schehe, was das Eintreten dieser glücklichern
a) Art. VII — XII, h) Art. If — IV. XXVI. XXVIf. c) Art.
XIX. J) Art. XL. e) Art. XLIIl.
hindern konnte, sollte die zwi-
sehen dem Könige und seinem Gegner beste-
hende Waffenrune redlich beobachtet , "wider
jeden Yerletzer derselben von dem Fiscal der
geheiligten Krone mit aller Strenge des Rech-
tes renahren werden ^).
Auf heiligen Drey Könige berief Ferdi- J. c. 1536.
nand Ungarns Prälaten , Magnaten, Machibo-^*^*""*^*
then der Gespanschaften und Verordnete der
Freystadte zu eineni Tage nach Wien. Wahr-
scheinlich irre geleitet von seinem Osterreichi-
schen Staatsrathe wollte er einen Deutschen
Herrn zum Statthalter in Ungarn setzen; sie
aber widersprachen einhällig und beherzt sei-
nem Vorhaben und widersetzten sich auch aller
weitem Sendung Deutscher Kriegsvölker als Be-'
Satzung in ihres Landes feste Plätze. Dagegen
yersagte er den ihm vorgelegten Artikeln seine
Bestätigung, vorwendend, er müsste erst seinen
Bruder den Kaiser dabey zu Rathe ziehen.
Höchst unzufrieden verliessen sie Wien; Meh-
rere sprachen sehr eifrig für Johann Zapo-
lya; kein Augenblick war ihm günstiger als
dieser, in dem sie ihren König in seiner Öster-
reicher unklugen Anschlägen so ganz befangen
sahen; und nätte nur auf dem Gegenkönige
nicht das Verbrechen des verrathenen Vater-
landes an die Pforte gehaftet, auch der Mag-
naten besser gesinnte Theil hätte ihnen bei-
gepflichtet , und der Abfall von Ferdinand
wäre allgemein geworden ^). Beherrscher meh-
rerer Völker sollten keinem derselben ausschlies-
send angehören wollen , noch anzugehören schei-
a) Art. LH. Corp. Juri« Hangar. T. I. p. 3^7- *J
S per fug ei op. IVa^ner Aiialect. Scepua. 1*. IL p. itta.
— 5oö —
nen, wenn sie, ine Staatskraft und Reichs-
Wohlfahrt es fordern , der Einigungspunct Al-
ler werden woll^pn.
Auf dem Tage zu Wien waren auch Send-
bothen von Hermannstadt, um eiligste Hülfe
bittend y wenn ihre nach viel jähriger Treue auf
das'Äusserste gebrachte Gesammtheit nicht gleich
bey Abschluss des Waffenstillstandes in des Ge-
[enkönigs Gewalt gerathen sollte *). Sie wur-
ien wie die Leutschauer mit nie erfüllten Yer-
2^.i'«^niar.heissungen abgefertigt. Dinst^ nach Estp mihi
ging der Waifenstillstand zu £nde, keine Ver-
längerung desselben war unterhandelt, und auch
kein Friede geschlossen worden; die von ih-
rem Könige verlassenen Hermannstädter öffne-
ten seinem Gegner ihre Thore und hiermit
war Zäpolya von ganz Siebenbürgen Herr^).
Jetzt erst entliess er den Lundner Erzbi-
schof und Ferdinand's Machtbothen mit ei-
ner Menge Versicherungen von seiner Geneigt-
heit zum Frieden, sobald man ihm Bedingun-
gen vorlegen würde, welche Ehre und Macht
einzugehen erlaubten. Statt milderer AnträgCi
ernannte der König die Herren Niklas Os-
trossicsh von Gyletincz, und Balthasar
Banffy von Thallocz zu Feldherren, jenen
f für Ungarns nördliches, diesen für das südliche
Gebieth. Letzterm gab er einige Scharen Öster-
reicher, welche jedoch mit ^S iderwilleh unter
dem Ungrischen Befehlshaber dienten ^), und
seiner Führung ge^en Siebenbürgen folgten.
Als Zapolya's wütnender Feind erlaubte sich
Banffy gegen die Anhanger desselben die ärg-
o) Sperfogel 1. c* '&).Edcr Scnpt. Rer. Transsilr. T. II.
p. i58» c) Sperfo^el 1. c. p. i&i.
— 5o9 ~
sten Grausamkeiten. Nach Verheerung des Nyi-
rer Bezirkes in der Szathmärer Gespansdnft
überfiel er die Städte Szathmar und Nemethi
des Nachts, übergab sie der Flüliderung seiner
Mannschaft, und steckte sie in Brand. Die
aufgeschreckten Einwohner ergriffen die Flucht^
Viele ertranken in dem Szamos, welcher die
zwej Städte von einander scheidet; Andere käm-
men in* den Flammen um. Dreyzehn Meilen
davon bey Grosswardein stand GotthardKun
im Lager ; atif Zdpolya's Geheiss brach er
auf und zog dem Mordbrenner entgegen. Bin^
f y y durch Kundschafter von der Stärke des an-
rückenden Feindes unterrichtet, und den Deut-
schen Scharen misstrauend, wagte es nichts
den Kampf mit ihm aufzunehmen. Um den
Platz zu behaupten, wies er seinen Hauptleu-
ten Matthias Horvath und Franz Farlaghy .
den befestigten Kirchhof zum Standorte an^
und begab sich mit dem unzufriedenen Theile
seines Heeres auf den Rückzug« Im heftig-
stem Kampfe wurde Kun tödtlich verwundet;
diess entflammte seine Streiter zur Wuth, sie
erstürmten den ICirchhof und erfochten ihrem
Anführer den Sieg. Matthias Horväth
mit einer kleinen Anzahl Ungern wurden ge-
fangen nach Grosswardein gebracht, bey dem
Einzüge daselbst am Bartholomäi Tage Btaxh 24. Au^uh.
Gotthard Kun an seiner Wunde. Im ra-
senden Schmerz über des tapfem Waffenman-
nes Verlust Hess Zapolya sämmtliche Gefan-
genen aufhängen, Franz Farlaghy wurde
enthauptet, dem Matthias Horväth ein
spitziger Ffahl durch den Leib getrieben *).
a) Joann. Zermegh tp. SehwandiMr, T. IL p. 4o7.
— 5xo —
Um diese Zeit ging Franz Bebek xum
zweylen Mahle zu dem Gegenkönige über, die
rechtliche Parley verlor an ihm nur einen
schlechten Mann mehr* Wichtiger war der
Folgen wegen der Abfall des Ladislaw Nagy,
Burghauptmannes auf Tillva und Makayicza");
die Überlieferung dieser rlätze an Zäpolya
erweiterte sein Afachtgebieth in den Grnpan-
schaften Zemplen und Aba-Ujyir und erleich-
terte die Unternehmung seiner Ehuptleute auf
Kaschau, die Hauptstadt des Landes im Nor-
den. Sobald der Regeczer Burghauptnuuin
Franz Horväth Rakamaz, Tokaj gegenüber^
zu sicherm WaiFenplatze befestiget hatte , zog
er mit den Hauptleuten Ladislaw Eödenffy
und Johann Kallay gegen das Kaschauer Ge-
bieth hinauf. Des Königs Oberbefehlshaber in
der Stadt war Caspar Seredy, wacker im
Kampfe wie im Ilaub , unersättlicher Bedränger
der dem Könige treuen Städte; seine Unter-
beamten Georg Eszteny, Martin Ghecs-
hey und Gregor Lonyay hatten sich as
den Gegenkönig verkauft ^ unterhielten mit des-
sen Hauptleuten heimliches Einverständniss und
harrten des günstigen Augenblickes, in dem
sie ihnen die Stadt ohne Gefahr und Anstren-
gung überliefern konnten. Ihre verrätlierischen
Absichten ahnend , sandten die vereinigten Städte
Kaschau, Leutschau, Bartfeld, Kperies und Ze-
4.Novbr.hen Sonnabend nach Allerheiligen an Ferdi-
nand wiederum Abgeordnete mit Klagen über
Unthätigkeit und Erpressungen seiner Befehls-
haber, mit Darstellung der ihnen bevorste-
henden Gefahr, mit wehmüthiger Bitte um end-
a) Sperfogel I. c. p. i84»
— Oii —
he Anerkennung ilirer bewahrten Treue und
I schnelle^ kräftige Hülfe ^ ohne welche sie
:li endlich dem Gegenkünige auf Gnade und
ignade unterwerfen müssten ^). Ferdinand
mesa sie mit Vertröstung auf den nahen Frie-
n, zu dessen Abschliessung der Lundner
zblschof zum zwejrten Mahle nack Gross-
irdein gesandt worden sey ^). Allein Z&-
»lya vermied alle bestimmten Erklärungen,
i er sich gegen Ferdinand in bedeutendem
irtheile s^ Am Tage Barbara ward seine ^ />a^«
Wartung erfüllt, während Caspar Seredy
Nagy-Ida, zwey Meilen von Kaschau, im
*else seiner Familie verweilte. In der neun-
I Stunde des Morgens, hieben Martin
biecshey und Gregor L6nyay am un-
Ti Stadt thore die Wache nieder, die übrige
isatzung führte Georg Eszteny zum obern
lore hinaus, um die Stadt herum, zu Za<-
^lya's Rotten, mit welchen Ladislaw
idenffy, Johann Killay und die übri-
n Hauptleute in K aschau einzogen ^).
Während nun die unglückliche Stadt geh-
indert, ihre Freyheiten und Vorrechte ab-
schafft, ihre Bürger, theils verwiesen, theils
Gefangenschaft weggeführt, die Yerräther
lecshey und Lonyay mit den Gütern
) Sperfogel. I. c p. i85. h) Sperfogel bericbtet Ton
lerer Zeit : ,, Legatua CaroU V* ad JSap^lyam AvehitpiMcopu»
tmdenMts rtdiii p'aradino CoMtoviam** g Anton« Verantiaa:
mim ponf exinlenle adhuc If^alo /-"aradinif cuju* dimi—ionem
anne9 oh has causa$ profelahaiy infereepia CoMOvis cif , et im
ttJrtalem Joannü redacta.**^ Daraiij JcnÜeaten wir auf eine
ymahligo Sendung; die sweyie nach Balthaaar Banffy'a
inglürktem Feldaiigc. c) Sprrfogc»! 1. c. p. iA5. Anton«
rantiua de reb. gest. Joanu. Reg. ap. Xovackiek Script.
. Tom. II. p. 60. Vergl. mit {athuanffy üb. Xil. p, ia6.
Tiinoa Epit. chroaolog. p. ia8*
3i2
und Einkiinften der ABteyen Szuplak und AIs<H
Misle belohnet wurden ^ versammelten sich Rieh*
ter, Gieschworne und Verordnete der Städte
Leutschau, Bartfeld, Eperies und Zehen; Ter-
achteten Källay's Mahnbriefe, Yerheissun-
gen , Drohunj^en ; und beschlossen , lieber Ver-
mögen, Freyneit, Lehen fahren zu lassen ^ ab
die Treue g^gen Ferdinand zu brechen und
dem Gegenkönige sich zu ergeben. Um so
viel achtungswürdiger war zu dieser Zeit in
Ungarn der Bürgerstand, seines festen rechtli-
chen Sinnes wegen, vor vielen hochgebomen,
mächtigen Herren : jenen banden Leiden und
* Trübsale nur noch inniger an ihren rechtmas-
sigen, obgleich irre geleiteten Erbherrn; dies^
unbekümmert um Recht und Pflicht, wechsel-
ten nach der mehr verheissenden Aussicht auf
Gewinn ZM'ischen den Herrschern.
6. Declr. Die Leutschauer Sendbothen , am Nicolai
Tage abgefertigt"), waren die ersten, welcho
die traurige Nachricht von Ivaschau's Verlust
dem Könige überbrachten; bald nach ihnen
kam auch der Lundner Erzbiscliof , mit gestei-
gerten Forderungen von Zapolya entlassen **).
Da wusste man dem Könige keinen bessern
Kath, als eiligste Ausschreibung eines Landti-
eres und bey röllig erschöpfter Schatzkanuner
Forderung ergiebigerer Geld-Subsidien. Dia
Summe der im laufenden Jahre mit Ausnahme
einiger Rückstände eingetriebenen zwey Duca-,
ten von jeder Pforte war also dahin, ohne
dass durch ihre Verwenduns; etwas Erhebliche-
rtsi^ als Balthasar Banffy's unrühmlicher
o) Sperfogel I. c, p. i85. l) Ant. Verantiaa I. a.
p. 5i«
— 5i5 —
üizug "v^ara unternommen worden. Der Land-
y war zu PauU Bekehrungsfeste nach Pres- J. c. t637.
irg ausgeschrieben. Die von Ferdinand^a^"^*^"'"'*
swaltbothen geflissentlich erweckte Hoffnung,
werde das Heichsheer in Person anführen^
geisterte die Stände zur Freygebigkeit und
ossen Yerheissungen. Drey Ducaten von je-*
r Pforte wurden als Subsidia bewilliget, zu
rer Einsammlung sehr ernstliche und zweck*
iasige Massregeln verordnet *)•
Voraus sandte Ferdinand die Henm
bersdorff und Niklas Schnitzbau-
er* mit zwey tausend Lanzenkaechten und
ndert Reitern; Seredy und Cseretinzky
lltan mit ihrem Waffenvolke die Deutschen
ISahlshaber verstärken. Schon am Sonntage ii. Febr.
to mihi zogen diese in Leutschau; dort
»ersdorff in das Haus des Senators Gon^
d Sperfogel ein. Nach einigen Ruhetagen
ichen sie gegen Eperies auf, wo sie zehn
Ige lang der Ankunft des Soldes harrten. In
r Wowe vor Oculi rückten sie aus gegen
s feste, von Zapolyern stark besetzte Burg-
iloss S6var. Im Mangel des Belagerungsge-
lützes wurde der Versuch gewagt, des Platzes
h im Sturme zu bemächtigen ; aber die kühn-
n Stürmer fielen, den übrigen erlosch der
ith; bey übereilter Fljucht wurden nicht ein
ihl die Sturmleitern gerettet. Die Gespan-
laften SSros, Aba-Ujv^ und Zempl^n waren
stark von Zipolyern besetzt, dass Ebers-
rf f mit seinen dürftigen Streitkräften sich
IT weitem Unternehmungen enthalten musste.
) Ferdinand! R. Decret. IV. in Corpor. Iuris Haag*
:. p. 365.
I. Theil. 33
— 5i4 —
Auf seinen Bericht beorderte der Konig
. Feldherm Leonard von Felss mit fi
tausend Lanzenknechten, zweytaasend schi
bewafineten Reitern, dreyhundert Husziren
dreyhundert grossen Feldstücken. Alleiii
war noch im Anzüge zu Leutschau, als
Hauptleute des Gegenkönigs, mit zwölf taw
3. Afoy. fünmundert Mann am Kreuzerfindungsfeste
kaj überwältigten. Ebersdorff hatte in a]
dreitausend fünfhundert Mann und war di
Tiel zu schwach, um den Flatz zu entsetz
19. Afoy. Am Vorabende des Pfingstfestes ToUbrai
Leonard von Felss in der Aba-Ujv
Gespanschaft seine Wa£Penthat mit Erstürm
der Regeczer Burg, ungeachtet anderthalb I
len davon bey Göncz Z^polya's achtze
tausend Mann starkes Heer stand, angefi
von dem Grosswardeiner Bischof Georg M
tinuzzi, eben so gewandtem Kriegsmann
strengem Mönche m dem weissen Paulii
Eremiten - Gewände unter dem Panzer, wel(
er weder auf dem bischöflichen Stidil, n
im Staatsrathe, noch auf Feldzügen ablej
wesswegen er auch fast in allen damahli
Staatsschriften und öiFentlichen VerhandluD
schlechtweg nur der Mönch oder der Ei
mit genannt wurde. An demselben Tage
Sturmes brachte ein vom Felss er ausgesa
ter Reilertrupp zwey und dreyssig WVgeo,
frachtet mit wohlgestalteten Mädchen, Ja
frauen und Jünglingen in das Lager; ui
Zipolya's Begünstigung hatte sie Peter]
renyi im Kaschauer Gebiethe auf fangen. lasJ
um sie als Theil des Lösegeldes für sei
Sohn Franz dem Gross - Sultan zuzus
^ 5i5 —
len * )• Solche Gräueldiaten erlaubte sich F e-
renyi| welcher Ton dem irreligiösen Seelen-
reute als einer der eifrigsten Beförderer des
reinen Erangeliums, als Zeuge der Wahrheit,
Ln Ungarn gepriesen wurde.
Nachdem Zä pol ya auch die Herren Franz
Behek und Peter Ferönyi mit ihren Dienst-
mannen aufgebothen hatte, so bedurfte Co-
lonna von Felss beträchtlicher Verstärkung;
bereitwillig dienten auf seine erste Aufforde-
rung die bidern Leutschauer, ohne deren Treue
Ferdinand lange schon Alles im nordlichen
igebiethe verloren hätte; sie sandten ihm
sine Sdiar Söldner, drey hundert Stückkugeln
rerschiedenen Calibers und neun Fässer Ful«
rer^)« Bald darauf zogen ihm Franz Ny^ry,
Peter Bakicsh mit ihren Yölkem, Niklas
Ostrossicsh mit seinen und des Alexius
Thurzo Reiterhaufen zu; gern yergassen die
Ungwn, des Mannes Kriegskunde achtend, des
Oberbefehlhabers Deutsche Herkunft, und voll-
zogen seine Befehle mit Vertrauen« Schon vor
Ihrer Ankunft war auch die Felsenburg Bol-
dogko in seiner Gewalt. Mit ihnen zog er in
die Zemplener Gespanschaft, nahm T^Uya imd
Makovicza weg und erwartete den Feind bey
Mad in verschanztem Lager. Martinuzzi's
Vereinigung mit Bebek und Fer^nyi hatte
er verhmdert, ihn genöthigt auf das linke Ufer
der Bodrog sich zurückzuziehen, sie von dem
Strome abgeschnitten. Jetzt ermüdete er sie
durch falsche Anerbiethungen zum Schlagen,
und schwächte sie in kleinen Gefechten. Des-
sen überdrüssig wagten sie einen Angriff auf
a) Sperfogdl I. c. p. 187. l) Sperfogel I. c. p. 187.
35*
— 5i6 —
m
t sem Lager; doch das trefFlich geleitete Spd
der Falkaunen und Feldschlangen streckte Viele
zu Boden ^ und die noch Stehenden ergriflp die
Scheu über die Leichen der Ihrigen vorzudriit-
gen. Schnell wandten sie sich um» und folg-
ten in ziemlicher Unordnung flüchtend ihren
zwey unter sich selbst uneinigen Feldherren
unterhalb Tokaj über die Theiss. Verfolgend
erreichte dort die Ungrische Reiterey Zipo-
lya's Nachhut I welche des Fussyolkes Zug
über den Strom und das Lager deckte; da kam
es zu hitzigem Gefechte, in welchem Bakicsh
und Ostrossicsh den Sieg entschieden^ Jo-
hann Kornis von Ruszka, Niklas Bitkory
aus dem Hause Gägy und Johai^n TOn K6-*
kedy Ferenyi's Hauptleute^ mit einigen Haii-
fen in den Fluss gesinrengt, jämmerlich er-
tranken.
In übereilter Flucht hatten Zäpolya's
Befehlshaber unterlassen, Tokaj's Besatzung
zu yerstärken und mit Alundvorrath zu yer-
sorgen, darum wurde es nach kurzem VRder-
Stande zur Ergebung an den von F e 1 s s ge-
zwungen; der vorsichtigere Sieger hinterliess
Stadt und Burg in gutem Vertheidigungsstandi
das linke Ufer der Theiss und der Bo6rog
stark besetzt, und führte die Hauptmacht ia
die Saroser Gespanschaft hinauf zur Belagerung
der Felsenburg Siros, deren Zäpolysche Be-
?6. JuUuM. Satzung ,am Jakobitage an der treuen Stadt
Zehen Gewalt geübt und sechs und dreyssig
Bürger in Gefangenschaft weggeführt hatte. Un-
ter Weges dahin bemächtigte er sich der Berg-
schlösser Kapi-vir und Sebes. Sonnabend vor
4. AugufM. Christi Verklärung schloss er Saros ein, zur Be-
lagenmg sandte Hieronymus Laszky hun-
~ 5i7 ~
rt 21entner Fulrer. Sieben Wochen und yier
Ige lanj; leistete die Besatzung Widerstand,
ifrisser Rettung harrend; als aber alle Ho£F-*
ng derselben verschwunden, der Mundyor*
ih aufgezehrt, und* von den Belagerern der
Inen Bntzundun«; bereitet war, both der Burg-
uptmann des Platzes Übergabe an, gegen
yen und ehrenvollen Abzug, welchen Co-
nna von Felss, des Feindes Tapferkeit
itend, unbedenklich gewährte *)^
Hiermit war den lange genug geangstigtan
(dten Zehen, Eperies, Bartpha, Leutsehau
1 dem ganzen Zipserslande Ruhe geschafft;
Mmders nachdem Ferdinand den seines
rtrauens unwürdigsten Mann, Johann Kat-
iner von Katzenstein aus )^nen Gegenden
gerufen , und durch die unglücklichste Wahl,
n Slawoniens Yertheidigung angewiesen hatte.
. seine Stelle setzte Leon.ard von Felss
1 Zipser Dompropst Joannes Horvith
1 Lomnicza mit dem Beamten Georg Bol*
r zum Landeshauptmann von Zips. Ferdi-
nd wollte ein Ende machen den kleinen
liden, welche unter den vorigen Königen an
; Reiches südlicher Gränze zwischen den
adsassen und den Osmanen, unbeschadet ei-
'* bestehenden Friedens oder Waffenstillstan-
j geduldet wurden, um sie in einiger Übung
^arischer Tapferkeit zu erhalten. Ungern,
wonier, Croaten und Türken, alle leicht
itten, konnten im gleichen Kampfe und bey
I Sperfogel I. c. p. 187. Selecta ez Cliroiilcif Leibitse»
nit ap. Jf''agntr, Analect. Scepus. P. II« p, 55« Terglichen
Joann. Zeriucgh. ap. Schwandin^r, T. II. p. 4io. und
mit mancherloy Unwahrheiten ▼crmenstcn Bericblen dea
hna&f'fy Lib. All, p. 127.
— 5iö —
ziemlldi gleichen Kräften sich gegenseitig Bidil
beträchtlich schaden; streiften auch biswttkn
einige Horden nach Crain, Kämthen, oder
Steyermark, so geschah es in fremdem Lande,
und die Faschen fanden in Slawonien und Croa-
tien fast immer einige gefällige Landherren ,
welche sie für eigene Kühe und Sichcfhat,
vielleicht auch wie Joannes Thuz TOn Lak,
für Theilung der Beute , unangefochten hin und
zurückziehen Hessen. Nach dem Mohicser Tage
waren andere Verhältnisse eingetreten; Sole)-
man behielt Sirmien mit den Gespansehafiea
Yeröcze und Possega in seiner Gewalt ^ um näk
nach Crain, wie nach Ungarn freyen Zug za
sichern. Fanden jenseits der Kulpa seine Pa-
schen Widerstand, so waren es schwer bewaff-
nete österreichische Reiter, welche wider der
Osmanen leichte und schnelle Reiterey nicbts
vermochten *).
Eben jetzt sahen sich die Crainer und
Kfimthner durch des Grossherrn feindliche An-
deutungen gegen die Yeneter, und durch die
Unternehmungen des Belgrader Sangiaks Mo-
hammed Jahi-Ogli, von Gefahr bedrohet
und geängstigt« Mohammed hatte Eszek und
Possega stark befestiget, von dort aus den Mu-
rath-Beg von Y erbosanien , nach Croatien aaf
Eroberungen und Raub ausgesandt. Nachdem
dieser Bozko, Beriszlö und Obravitz ein^
nommen hatte, schloss er die durch Waf-
fengewalt unbezwingliche Bergfestung Klissa
ein, um sie durch Hunger zu bezwingen. Die
arge Yerletzung des mit Solejman beste-
a) A m b r o t. S i m i g i a n. ip. F^der Script. Tranttilv. T. II*
p. i46.
— 5i9 —
Elenden Waffenstillstandes gaib den Klagen der
Grainer, Kärnthner und Croaten, welche zum
Kriege aufforderten, bey Ferdinand entschei-
dendes Gewicht. Mit ungemeiner Schnelligkeit
wiurden zwey Heere ausgerüstet; das eine un-
ter des Burgnauptmannes Feter Krussicsli
Anführung nach Croatien, das andere unter
des Katzianer's Oberbefehl nach Slawonien
gesandt. Jenen unterstützten Graf Niklas Tup-
riani mit dreitausend Mann Reiterey, und
Lucas TOn Ancona, Paulus des IIL Feld-
ibersteTj mit päpstlichen Söldnern ^ schwerem
Bttchutze und anderm Kxiegsvorratfae. Damit
nlle Peter Krussicsh zuKlissa's Entsätze;
ibtt M.urath-Beg's erster stürmischer An-
üall schlug die Italer und Deutschen zurück,
lire Flucht brachte die Croaten tmd Dalmater
n Unordnung; dennoch unterhielt Krussicsh
loch eine Weile das Gefecht, und als auch
liese nicht mehr Stand hielten, war er der
fetzte , welcher ihnen, an die Küste zu den Schif-
fen fliehend , folgte. Athli-Aga erreichte
lin an' Bord, üBerwältigte ihn und brachte
meinen Kopf an Mohammad; ihn Klissa's
iTertheidigern vorzeigend, yerlangte der Bejg
1er Festung Übergabe; Schreck und Yerzwcfif-
ung erstickten den Muth und die Besonn en-
ieit, die Besatzung ergab sich, und die wich-
ige Felsenburg, einst unter Ungarns Mongo-
ischer Entvölkerung für Bela des IV. Familie
ichere Zufluchtsstätte, war für die Ungrische
(rone verloren •).
Als diess geschah, stand Johann Kat-
hie n er bereits mit sechzehn tausend Mann
fl) Iithuanffj Lib. XIII. p. i3o.
Fuhsvolky acKt tausend Mann Reiteny im Lügir
bey Kaprontza^ umgeben von bewährten KriegH
mAnnem ; aber weder ihre Achtung noch ur
Vertrauen besitzend, und unfähig, ihre Eiir
sichten im Entwürfe, ihre Kräfte in der Aus-
führung zur Einheit zu verbinden« An da
Spitze der Reiterey stand Ludwig Fekry^
darunter waren Faul Bakicsh, Balthasar
Bänffy und der wieder begnadigte Rauhhair
Ladislaw Morö mit einigen tausend Hiu-
ziren. Ludwig Chraf Lodron führte das
FussTolk, Albrecht Schlick die Böh^la^
Julius Graf von Hardek die ö^erreicheri
Johann Ungnad die Sleyermärker^ Eras-
mus Mager, von Fuchsstadt die Kämthnar.
Des Heeres Versorgung mit Mundvorratli bytt
ten der Agramer Simon Erdody und der
königliche Froviantverwalter Jobst Lilen-
berg übernommen; aber das Geschäft ihren
Unterbeamten überlassend, schlecht geleistet
31. wf H^iMi.Frey tag vor Egidi wurde das Lager von Ka-
prontza nach Berzencze in die Sümegher Gc^
spanschaft verlegt; und schon hier liess einiger
Mangel an Lebensmitteln sich wahrnehmen;
doch der Verpfleger zuversichtliche Verheis-
sungen beruhigten den Katzensteiner. Un-
besorgt rückte er weiter vor, setzte bey Baros
10. Sepihr. wieder über die Drawe^ und lagerte sich Mon-
tag nach Maria Geburt bey Yeröcze. Hier
fragte er zum ersten Mahle, was weiter zu un-
ternehmen, ob die Zufuhr zu erwarten, .oder
ob weiter und wohin zu ziehen sey. Die Klu-
gem und Besonnenem rieihen ersteres; die Jün-
gern und Verwegenem drangen auf letztere^i
welchen er, von der Unruhe seines unstäten
Sinnes getrieben, beystimmte. Mohammed
-: 5n -
ahi-Oglii von des anrückenden Feindes Be-
ilegungen und Yerlegenlieiten genau untenKch-
jetf halte das rechte Ufer der Drawe bis gd-
•ren Kapincze hinauf besetzt gehalten^ um inm
lle Zufuhr zu Wasser abzuschneiden; was zu
Lande gebracht jwerden sollte ^ theils mit Ge-
pralt wegnehmen, theils durch Angeboth ho-
laror Preise aufkaufen lassen. Der ron ihm
lusgestellte 9 dem königlichen Heere nächste
Posten stand bey Szopie, drey Meilen östlich
ron Yeröcze; dahin wurde auf Betrieb der
iTorsichtigem Faul Bakicsh mit tauaend
Siiszjüren und zwey Scharen. Tyroler Büchsen«-
(chützen auf Kundschaft gesandt. Wähnend ^
1er Ungern gesammte Heermacht sey im An-
luge^ verwüsteten die Osmanen ihren aufge-
lauften Yorrath, steckten Szopie in Brand und
9n davon. Bakicsh erreichte die Fluch-
n und nur Wenige entrannen den tödtenden
ein ihrer Verfolger. Die eingebrachten Ge-
Eangenen berichteten, Jahi-Ogli erwarte den
Feind vor Eszek, um dort in einer Haupt-
schlacht zu entscheiden. Zu solcher Aussage
waren sie auf alle Fälle von ihm angewiesen,
(jerade diess hätte den Katzensteiner be-
stimmen sollen, ohne weitere Anfrage rechts ab
gegen Fossega den Marsch zu richten , und sich
blawoniens zu bemächtigen; der Kriegsrath
entschied für Beybehaltung des geraden ebenen
Weges gegen Eszek.
Nach zehn Tagemärschen stand das Heer ^ Sepfhr.
bey Yalpo, schon in sich geschwächt durch
die Ungewissheit seines geistlosen Oberbefehl-
hi^ers und daraus erfolgter Uneinigkeit sei-
ner Anführer, gedrückt von Mangel, vermin-
dert durch Krankheilen, Folgen des unmässigen
— 5aa —
Obstgeniisses und der nasskalten Harbstwitte-
rung. Auf drey Tage mit Lebensmittela ver-
sorgt, zogen die Scharen ron Yalpo ab; am
27. Septlr. dritten Tage schlugen sie dreytausend Schritte
vor Eszek das Lager auf. Zur Linken hatten
sie die Drawe, vor sich und zur Rechten wal<
d^e Hügel; hier das Dorf Kra vicza , von Türki-
schen Vorposten besetzt, täglich die Ungern la
kleinen Gefechten aas dem Lager lockend, bis
diesen das unnütze WaiFenspiel von den Feld-
herren verbothen wurde, und die Feldzeag-
meisterey Befehl erhielt , die anrückenden Os-
manen- Haufen durch anhaltendes Feuern aas
schwerem Geschütze zurückzutreiben. Die Stel-
lung war nicht gut gewählt; von der einen
Seite waren der Reiterey alle Tränkplätze von
dem Feinde verwehret; von den Hügeln zur
Rechten und aus dem Dorfe wurde das Lager
unablässig beunruhiget. Katzianer liess ei-
nige Scharen gegen die Tränken und gegen die
Hügel ausziehen, das schwere Geschütz thit
überall die erwünschte Wirkung, und sobald
die Sümpfe zur Linken geräumt waren, die
feindlichen Vorposten die Hügel und Kravicza
verlassen hatten, rückte Katzianer eine halbe
Meile näher gegen Eszek vor. Einige Ver-
suche durch Abfeuerung der grössten Kanonen
zeigten, dass man noch zu entfernt stände,
um den Stadtmauern schaden zu können. Über
diess lag der genommene Standpunct um vieles
tiefer als die Stadt; aber südostwärts dersel-
ben , jenseits der Untervorstadt erhob sich ebe
Anhöhe,' von welcher die Stadt beherrscht
wurde. Nach heftigem. Streit wider die Vor-
sichtigen, welche in Erwägung, dass die Mann-
schaft höchstens auf sieben Tage mit Lebens-
— 520
nitteln versehen sey, die Ankunft der Zufulir
in Ort und Stelle erwarten wollten, besdüoss
1er ICriegsrath, Eszek zu umgehen utkd auf
jenseitigen Anhöhen Stand zu fassen. Der Weg
dahin führte durch einen dichten Wald. Jahi-
Ogli von dem Vorhaben der Königlichen durch
seine gewandten Kundschafter unterrichtet ,
stellte durch Nebenwege tausend Reiter und
eine Schar Janitscharen in Hinterhalt; von die-
sen wurde die Nachhut , aus Böhmischer Rev-
terey und Tyroler Schützen bestehend^ anse-
Eallen. Jene warfen sich in schnelle Flucnt,
diese wehrten sich tapfer, und im gefährlich-
sten Augenblicke eilte ihnen Erasmus Mager
mit seinen Kämthnern zu Hülfe; mit gerin-
gem Verluste kam die gesammte Heermacht
lurch den >Vald.
Sobald sie jene Anhöhen erreicht hatte, l^^<^^^''-
CiroUockten Katzianer und alle, die* nicht
weiter sahen, als er, in ihrem Waline, nichts
gewisser glaubend, als Jahi*0gli sey nun-
mehr von Belgrad völlig abgeschnitten; . seine
von dieser Seite eilfertig aufgeführten Werke
bald in Grund geschossen; sein grobes Geschütz,
gegen ihren vorigen Standort gerichtet, nicht
ohne Anstrengung und Zeitaufwand nbennetz-*
bar; unterdessen würden ihnen Sirmier und
Rascier, des OsmanLschen Joches überdrüssig,
baufenweise zuziehen; und auch von Eszek's
gegen sechzehn tausend christlichen Einwoh-
nern liesse sich ehestens allgemeiner Aufstand
erwarten. Aber anstatt mit Kühner Entschlos-
senheit wenigstens auf die Untervorstadt Sturm
laufen zu lassen, führte Katzianer nach Ta-
gesanbruch seine Scharen in Schlachtordnung
aus dem Lager, und ladet den Feind zum
ScUagieii in offenem Felde ein. Doch Jahi-
Ogli lässt keinen Mann aus der Stadt. Seine
Werke sind auch von dieser Seite mit grohem
Geschütze rersorgt; daraus lässt er ohne Un*
terlass auf die Königlichen feuern , welches
diese aus ihren Kanonen mit gleicher Thatig-
keit zu grösserm Schaden des Feindes bis ge^
gen Ahend erwiedern. Da auf ähnliche Weise
mehrere Aufforderungen zur Schlacht abgelehnt
wurden, trug Balthasar Bänffy nachdrück-
lich darauf an, vor allem das Kriegsvolk ga-
ren äussersten Mangel zu sichern und für Her-
»eyschaffung hinlänglicher Nahrungsmittel zu
sorgen. Drey Meilen von Eszek an der Drawe
liegt die Burg Erdüd; nach glaubwürdivoB
Aussagen der Überläufer war dort reichlicher
Mundvorrath aufbewahrt, der Flatz nicht sehr
fest, die Besatzung schwach, die Eroberung
leicht, der Gewinn gewiss. Sein Vorschlag
wurde mit allgemeinem Beyfalle aufgenommen,
er voraus gesandt, die Ausführung vorzube-
reiten; in der zweyten Nachtwache das Lager
abgebrochen, der Marsch nach Erdöd in gross-
ter Eile und Unordnung angetreten. Nicht mehr
«Is zwanzig Mann verUieidigten die Burg, den-
noch dauerte der Kampf bis Mittag, ihre Be-
zwingung kostete die Sieger fünfzig Mann, und
als sie überwältiget war, wurden nicht mehr,
als zwey Fässer Mehl, eben so yielHirse^ und
einige Fässer Wein gefunden.
So gewaltig in im'en Erwartungen getäuscht,
führten die Feldherren ihre Scharen über die
Wuka und brachen die Brücke hinter sich ab,
um dem wider sie ausgezogenen Feinde das
Nachsetzen zu erschweren; allein dieser, ihren
Zügen und Bewegungen fleissig nachspürend,
— 525 —
latte sich andere Wege zu itirem Verderben
lusersehen. Als sie jen.seits der Wuka stan-
len^ wurde, Rath gepflogen, in welcher Rich^
lUDg der Marsch nach Valpo hin zu nehmen
)ey; ob, mit Zurücklassung der Kanonen ,
Sturmleitern, Brückenzeuges, und alles schwe-
ren Gepäckes auf dem kürzesten Weg, oder ob
längs den Gränzen der Fosseger Gespanschaft
iberNustdr, Yinkovcze, Ivan ca, Deäkov^r und
Gran (jetzt Gor j an) , Wo man überall reichlichen
(Torrath finden dürfte, das an Kräften erschöpfte
iToIk zu weiterm Zuge zu erquicken. Jenes
>eliebte dem Katzensteiner, und wenn etwa
1er Kanonen Zurücklassung änstössig wäre, 'sö
(ollte man sie zerschlagen und das Metall auf
Sjirrenwagen mitführen; er erbothe sich, sie
luf seine Kosten wieder giessen zu lassen. Da«
/egen widersetzte sich die Mehrheit, erklärte
len Antrag für schimpflich, entschied für den
Umweg, und Katzianer^ dem vom Geiste^
^eder Fähigkeit, noch Recht, zum Befehlen
md Durchgreifen verliehen war, musste pach«
;eben. Die Burg und der Marktflecken Ivanka,
ror des Feindes Einfall Eigenthum des Herrn
Pranz Zay, welcher jetzt noch als Rotten- v
'ührer bey dem Heere diente, wurde ohne Ver-
ust genommen, die Mannschaft in vollem Über-*
lusse gespeiset und getränkt, doch in unge-
;tümer Begierde beträchtlich mehr verwüstet,
Js genossen. Es war ihr letzter schwelgeri-
;cher Tag und frohe Nacht. Schon beym Aus-
luge des Morgens wurden sie von feindlichen
laufen mit Pfeilen und Falkaunenkugeln em^
>fangeu, sie mussten sich den Ausweg durch
ilutigen Kampf erzwingen. Jahi-Ogli hatte
hnen Klissa's Eroberer Murath mit Janit-
— 326 —
ftcharen und vom Raube lebenden, aller Schluch-
ten, Hohl- und Schleichwege kundigen Mar-
talossen auf dem geradesten Wege von Eszäc
nach Deakovär entgegen gesandt. Wider ihre
Anfälle sollten nun vier Reihen Karren, zu
beyden Seiten an einander gekettet , den Heer-
zug schützen; in der Vorhut Fekrj undBa-
kicsh mit Ungrischer leichter ^ im Nachzuve
Albrecht Schlick mit schwei^erüsteter Böh-
mischer Reiterey. Das frommte wohl , so laiige
der Marsch bergan und auf dem hohen Yer-
biczer Bergrücken fortging; aber Thaler und
Ebenen waren alle Mahl yon Martalossea^ enge
Pässe Ton Janitscharen besetzt , die Wege
schlecht, die Witterung unstät, zwischen Re-
[en und Schneegestöber wechselnd, die Tage
.urz, Martini längst vorüber; da ging mancher
wackere Mann, der auf dem Schlachtfelde har-
ten Kampf bestanden hätte, ohne Verdienst und
Ruhm jämmerlich zu Grunde.
Sobald man hinter Deäkoyar geräumigeres
Feld gewonnen hatte und die Feinde sich in
füsserer Anzahl zeigten, achtete Paul Ba-
icsh das Yerboth Katzianer's, dem zu
Folge man sich nirgends in ein Treffen ein-*
i./>ec«m&r. lassen sollte, nicht mehr* Es musste Sonna-
bend nach Andrea Halt gemacht werden, er
forderte zum Gefechte, schlug seiner würdigi
. ward von einer Kugel getroffen und fiel , mit ihm
seine Hauptleute raul Fodor und Theodor
Peiticsh; gefangen wurden Demeter Skan-
droricsh, Wolf Milola, Paul Dely und
obgleich die Huszären, rächend ihres Anfüh-
rers Tod, den Feind mit mörderischer Wuth
zurück schlugen, so war dennoch auf seiner
Seite schon der entschiedenste Sieg ; denn dort,
— 527 "~
der nie besiegte Bakicuh gefialleo war,'
oschen auch des Muthes letzte FuDken in
Fehlshabern wie im Volke. G^en Abend
.rde die Ebene zwischen Gara und Siroko-
Ije erreicht, das Lager aufgeschlagen. Ma-
th sammelte seine Häufen im Thale bey
dnyanye, erwartend , wohin die Königlichen
h wenden würden. Nur zwey Auswege stan-
1 diesen hier offen; der eine über Koszka
^h Yalpo durch drey Meilen langen dichten,
er diess noch durch Verhaue unwegsam ge^
chten Wald, yor welchen man Geschütz,
irren, Kriegsyorrath , Gepäck zurücklassen
isste; der andere links ab von Gara, in das
he Gebirge hinein zur Burg Sanct Elisabeth,
m Raubherrn Ladislaw Morä gehörig;
»hin der Feind sie nicht verfolgen konnte,
ch heftigem Streit wurde für den Weg nach
Ipo entschieden, und die Hauptleute trenn-
i sich jeder mit dem geheimen Entschluss,
8se Nacht noch für seine eigene Sicherheit
sorgen. In der zweyten Nachtwache brach
idislaw Morä mit seinen Rotten der erste
f, und nahm die Flucht ^egen Sanct Elisa-
th. Fast auf dem Fusse folgten ihm Johann
Qgnad und Bischof Simon Erdody mit
ren Völkern. Der Oberbefehlshaber wurde
weckt, ihr Abzug ihm gemeldet, wähnend,
e er nachmahls vorgab, die gesammte Mann-
haft, Zucht und Ordnung verachtend, sey
bon voraus, schwang er sich auf sein Fferd
id ritt davon ; und bevor der Tag noch grauete,
ir auch Ludwig Fekry schon hinter den
irgen.
Als Graf Lodron beym Erwachen sich
it dem Fusavolke so schimpflich verlassen
— 5aö ^
sah y und aus den Bewegungen des F^des in ,
der Nähe dessen Absicht zu schlagen errieth,
fasste er den heldenmüthigen Entschluss, den
geCahnroIlen Kampf, wie er auch endigen mwe^
zu bestehen; dazu erklärten sich gleichfiüls
2. Declr. seine Scharen mit der Reiterey aus Böhmen,
Österreich und Kärnthen bereit In dicht ge-
schlossenen Reihen vor dem Lager aufgestdit,
erwarteten sie den unter furchtbarem Geschrey
heranstürmenden Feind« In einer schrecklichen
Stunde war ihr ehrenvolles Schicksal und das
schimpfliche Ende des unbesonnen untemom-
mehen, erbärmlich durchgeführten Feldzuges
entschieden. Von den Herren entkamen nur
Albrecht Schlick und Niklas Turriani
durch die Flucht^ der eine bald nach des Ge-
fechtes Beginn, der andere am Schlüsse des
Gemetzels. Erasmus Mager blieb auf
dem mit Todten bedeckten Kampfplatze, Graf
Lodron, stark verwundet und dennoch Erge-
bung verweigernd, wurde niedergehauen; bey-
der Kopfe mit dem dritten des Paul Bakicsh
sandte Jahi-Ogli an Sole j man. Katzia-
ner und Fekry wurden nach Wien berufen,
und bis zum Ausspruche des Kriegsgerichts ge-
fangen gesetzt. Jener, das verdiente Todesur-
theil fürchtend, entwischte durch seiner Freunde
Beystand aus dem Gefängnisse, floh nach Croa-
tien auf die Burg Kostanitza, seinen letzten
Raub, unlängst dem Yraner Priorat entrissen;
both dem Beli^rader San^^iak MohammedJahi-
Ogli Übertritt und ganz Groatiens Überliefe-
rung an, wurde von Ferdinand geächtet,
suchte die Grafen Zriny, seine Nachbarn,
zum Landesverrath mit sich zu verbinden, und
wurde auf ihre Veranstaltung bey einem Gast-
— Sag —
hl ermordet. Fekry büsste den seinen Yez^
insten angehängten Flecken durch Erblm-
Qg im Kerker zu Grätz und Inspruck| wurde
ih erst nach sieben Jahren auf zudringliche
rmittelung der Ungrischen* Stände des Yer*
ftes von dem ICönige entlassen; ein T^rüeus-
igs widriges *), obgleich nothwendiges Bey-
el der otrenge in dieser Zeit^ um so wirk-
ner, da es an einem immer treuen^ hoch-
rdienten, minder schuldigen Magnaten gege-
n wurde ^). Wo die Majestät unter frechen
imassungen übermiithiger Oligarchen schon
tief gesunken war^ musste bisweilen ener*
icher Despotismus mit willkürlicher Gewalt
ischreiten^ um ihr wieder empor zu helfen.
Der unglückliche Erfolg des kostspieligoii
Idzuges gegen Eszek una das mulhwilSge
ohlocken des Feindes über die leicht gelun-
ne Aufireibung so auserlesener Heermacht^
ssen kühnere Unternehmungen von ihm be-
rchten , machten den rechtmässigen König für
s übrige Slawonien besorgt, und ihn sowohl,
I den Gegenkönig friedfertiger, nur nicht
3ich redlicher Gesinnungen empfänglich. Um
e seinigen letzterm zu eröffnen, sandte er in
nrerständniss mit dem Kaiser den Lundner
*zbischof, und nicht etwa, wie es sich wohl
ziemet und Staatsklugkeit angerathen hätte,
len Ungrischen Magnaten, sondern den Ty-
1er Leonard Colonna von Felss, wei-
ter Kaschau so eben eingeschlossen hielt, und
i) Ludwig 'i'ekry ron Petrowina moMte» dm XJogrifdieB
ichs - Grundgesetzen gemäst , von Ungriiehen RichUm cehöif,
urtheilty oder frey gesprochen werden. h) Nach Pauli
▼ ii Histor.Lib.XXXVl. Isthuanffy Lib.XlII. p.i9l aqa.
mon Epitom. p. i33. Kovachtch Script. Mia. Tom. L
46.
V^I. TbeiL 34
— 55o —
/. c. ]d38. dort besser ouC seinem Platze gewesen wäre,
^'"''''""'nacli Grosswardein, versehen mit nöthiger VoD-
macht und Anweisung zu Unterhandlun^ren.
Franz Bätthyunyi, Bau von Slawonien,
wahrscheinlich gekränkt, dass für den Eszuker
Feldzug der Oberbefehl dem Katzensteiner,
als Vollzieher höherer ßefelile wackerm Waf-
fenmanne, als oberster Machthaber untau(;li-
chem Feldherrn , war übertragen worden , hatte
so eben die Verwaltung der Provinz dem Kö-
nige aufgekündiget. Es war nicht zweifelhaft,
dass die Stände derselben sich ehe dem Ge-
X genkönige, ja selbst dem Erbfeinde, als einem,
wenn auch bey ihnen grundsässigen Ausländer
unterordnen würden; da also Batthyänyi an-
beweglich auf seiner Entlassung^bestand, wur-
den Peter Keglevits und Thomas Na-
dusdy zu Banen ernannt mit dem Auftragei
Magnaten und Adel der Provinz sogleich za
versammeln, und was des Landes Sicherheit
forderte, beschliessen zu lassen. Diess geschah
am Feste der drey Könige in sechs und zwan-
zig Artikeln zu Creutz. Dem Könige wurde
in zwey Fristen die Subsidie zwey Ducaien
von jeder Pforte angebothen; des sechs und
dreyssigsten Mannes Stellung und Ausrüstung zu
Pferde verordnet; überdiess sollten sämmtliche
Landsassen sich bereit halten, bey dringen-
derer Gefahr mit dem fünften Tneile ihrer
Jobbagyen aufzusitzen; die Städte, Creütz sech-
zehn, Agram vier und zwanzig, die gesamm-
ten Eremitorien der Pauliner im Lande zvrSli
Pferde mit den nöthigen Wagen zu Kriegsfuhr
ren stellen, der Zustand der Gränzfestungen
alle Quartale untersucht, zu Veröcze, Uj-Ud-
vär und Yelika Vorrathskammern angelegt, dazu
— ' 53i —
m iiamnttiichen €htindbesitzern fiir jede zwftii^
9 Feuerstellen Ein Fuder Lebensmittel zu fest-,
isetzten Preisen geliefert , in die Gränzfestaik-
m der zwanzigste Tlieil aller Feldfrüchte
gefiihret, und von dem Allen Niemand, wess
andes er auch, sey, für ausgenommen geachtet
Brden ')- '
Diese Vorsicht setzte die neuen ' Bane in
n Stand, die Fortschritte der Osmanen m-
'oatien aufzuhalten. Während Mohammed
ihi-Ogli in der Veröczer Gespanschaft mit
x£reibuDg des königlichen Heeres beschiiftiget
vcj hatte Usum-Beg die zum Yraner Priorat
hörige, den Zrinyem verpfändete Burg Du-
cza überfallen, eingenommen, gleich daniul
t Schlösser Jeszenovacz und Szuydy sich
mächtiget, Chrastovicz, Sissek und Agram btt^
ohet. Da Keglevits krank danieder lag,
g Nidasdy allein wider den Feind' aus ^
ISS Jeszenovacz berennen, bdkam es durch
e Tapferkeit seiner Hauptleuie, Marcus und
»ter Thomas sovicsh in seine Gewalty
eilte die vorgefundene Beute unter das Kriegs-
Ik, führte Befehlshaber und Besatzung gefan-
n we^, liess die Festungswerke schleifett ^}
d so lange er als Ban die Ptovinz verwal- hi* i54o
:e *), konnte sich keine feindliche Rotte mehr
I linken Ufer der Kulpa oder am rechten der
we in Groatien halten.
Inzwischen hatten der Lundner Erzbischof
d der Leonard Colonna von Felss
Grosswardein den Friedensvertrag mit Zä-
() Corpus Jnr. Hiing. T. I. p. 166. h) Lifer. Petri
d o dy ap. Kovachieh Notif. praeliminar« p. 36i. Intimänff/
». Xlll. p. i36. e) Uattkay Memoria Reg. et Binor;
►. IV. p. 124.
54 *»
— 532 —
polya's Berollmaclitigten, Franciscns Ftüi-
epani, Steplianus Broderics, Joannes
»tatileOy Georgius Martinuzzi, Jo-
annes von Eszäk, Fünfkirchner Bischof;
Peter Fer6nyi und Stephan Werboczy;
zwey Ausländer, wenig bewandert im Staate-
rechte der Ungern y weniger noch bekannt mit
ihrer Verschlagenheit, wenn sie gemessenen
Schrittes ein geheimes Ziel verfolgten, sieben
Männern gegenüber, von erstem Range an Geist
und Gewandtheit, den Friedensvertrag in swey
und vier;&ig Artikeln ^) abgeschlossen und an
24.i^tf(nMr.Festtage Matthiä unterzeichnet. Das Gaiikel-
werk gab dem rechtmässigen Könige, nahm
dem eingedrungenen Nichts, brachte diesem
tielmehr wichtige Yortheile; der Gmind lu
Ausflüchten, um seiner seits sich aller scfaein-
I)ar eingegangenen Verbindlichkeit zu entledi-
gen und zu rechter Zeit den ganzen Scheiii-
irieden in Nichts aufgehen zu lassen, war von
den Siebenmännem meisterhaft in den Vertilg
als Grundbedingung eingeflochten worden. Zi-
olya wollte Siebenbürgen und mehr als die
lälfte Ungarns, unangefochten von dem Kai-
ser und Könige, besitzen und beherrschen; das
wurde ihm durch den siebenten Artikel ver-
sichert. Er wollte zur Behauptung dieses Reichs-
antheils gegen die Forderungen, Anmassungen
und Naclistellungen seines selbstgewählten Ober-
u
a) Dio vollständige Urkunde steht bey Wolf gang» Bftlfi
Histor. Lib. II. p. aZj aqq. and tie enthalt keine SpoTp mntni
Seschlossen werden könnte, was der Ausländer fi ratna md
ie Ungern, Johann Zermegh iiud Niklaa lathainffj
liehaupien, daaa dem Gegenkönigo Siebenbürgens erblicher Beats
snerkynnt worden sev. Vielmehr steht ausdrücklich: Art« VHt
TroHMMylventia vero siib diiicne potetiaieque Scr* Jounnit Kegis pflr-
manente; ei hoe viia ejus durante*
— 553 =
mm Soiejman sogar des Laiserlidiefn '
Iniglichen Beystandes gewiss werden; ^esAi
langte er durch den fünf und dreyssigsten
id ein und vierzigsten Artikel. Zur Bleiesti-
ing seines Besitzes und seiner Unabhängig-
it wollte er sich mit dem mächtigen Konig
gmund von Fohlen durch ein zweytes Fä-^
ilienband yerbinden, und mit dessen Toch-
r Isabella sich yermähleh ; dazu war un-
ftgänvlich nothwendig^ dass er von dem Kai-
r und von Ferdinand als ' wirklidier , sou«^
rainer König von Ungarn aneikannt würde.
tess verschaiFten ihm seine Sachwalter durch
n vierten Artikel; Über diess sollte' hef^
rseitigen Vasallen nicht ertaubt seyn , von
m, einen Konige abzufallen^ imd zu dem an-
m überzugehen, Beyde sollten, anstatt Ab-
innige aufzunehmen, vielmehr' in Zurückfuh-
ng derselben zur Pflicht sich gegenseitig bey-
dien. Im Falle der Kaiser Carl My^oSk^ ab
fr König Ferdinand ohne ' männliche Lei-
iserben das Zeitliche verliessen, sollte dis
temmte Ungrische Reich - den Söhnen und
ichkommen Zäpolya'a ziUn Srbe heini-
flen.
Dafür wollte er allen Bündnissän und Yer-
Igen, welche er mit was immer für Königen
,d Fürsten wider den Kaiser und König em-
gangen wäre, entsagen, doch forderte es sei-
r Ehre und Würde Behauptung, von- dem
genwärtigen Friedensschlüsse seinen Verbün-*
ten Kenntniss zu geben, und für das Wohl
s christlichen Gemeinwesens zum Beytritte
) zuladen. Alles , was Ferdinand von Un-
m bereits hatte, sollte er hinfort frey mit
niglicher Machtfülle innerhalb der Gränzen,
— 554 —
9^1mi adl* vergrdmte Uogera fiir.heyde Thmk
^Hismittela und lesutellen würden , beüuen, ihm
»ifdk-SIawoniQA) Groatien und DdlnutLen rqft^
bleiben. Das , ;aUgemeine Wolil. Ungama mi
der Christeniieiti so wie die Erwägung dier Tnib-
a^la^ von welckea das Yaterliind jsdbovi linm
^is[ eilf Jahre bedrängt, würde, bestiinm^a inn,
8«Uie: und seiner NadikonunAn Reebte^ Anr
spr liebe und.VprtbeUe ibm üiFentUc^ea £1^
lAckzusetzen, fplglicb zu erklären und eipun-
ifilUgen j dass nach seinem Tode , w^nn «r aucb
ehfcea^; Sohn iunterliesse, d«|S .Ungriscb^ Reidi
Pingf^eilt, ink allen dazu geljLÖrigen Frorinao^
und: n»a . allfsjr^ königlLcben'.MacbtfüUe ßn 4m
Kiintv .Ferdi.n;f Ad> wenn diesjer fniber buiT
scbie^e'i an desseaSohn und seine goaeiaüdbMVi
If achkomnieii , und wenn ai^ diese ausaiJB*
bedj an dea Kaiser, dessen Subne und denn
gesetzlicbe Erben TerEalle. Zu festerer Be*
griindang . dieser . j^bfolge sollten sammtliobe
depi -König- Jobann untertbänige Fralateai
Barone, ecUe Herren, Reichssassen, MagistnM«
der V^^jen Städte, .am Tage, an welchem ider*
selbe diesen Fpeden öffentlich bekannt na-
chen würde, dem Kaiser und dem Könige
Ferdinand fiir den festgesetzten Fall den
Huldigungs-Eid leisten, ihn 4iuch durch &ie{
und Siegel bekräftigen. Eben diess sollte von
jedem neu ernannten Prälaten und Reicbsbe-
amten, von l^IagistraLspersonen und von mün-
digen Erben ihrer väterlichen Güter bey dem
Antritte ihrer Würden, Ämter, oder ErbscBaf-
ten; von den Freystädten alle fünf Jahre ge-
schehen, und die schriftliche Urkunde dar-
über an den König Ferdinand eingesandt
werden.
— 555 — .
Im Falle dass Kunig J o Ii a n n - mjit einem
Solme erfreuet würde ^ solle dieser £rbe seyn
aller \äterliclieii Erbgüter des Königs, ^ auch
der von üim erst erworbenen oder in Zukunft
fesetzUch zu erwerbenden, so wie der von
ea vorigen Königen an ilm verpfändeten Be-
sitzungen .und Herrscbaften im ganzen Reicbe.
Diese sämmtlichen Güter sollte der Kaiser verei-
nigt mit der Zipser - Gespanscbaft zu einem
He^zogthume erbeben, und unter diesem Titel
dem Sohne des Königs Johann zuerkennen.
Kcst wenn dieser in aen vollen Besitz des iSip-
SKt j^[|^zogthumes eingesetzt wäre, sollte König
Ferdinand zur Besitznahme des durch Z ä-
pojya's Tod erledigten Reichsantheils berech-
a* »et; die darin gruudsässigen Prälaten ^ Barone,
erren , Städte zur Unterthänigkqit an ihn yer-«
piliduet seyn.
Vor Eröffnung der Unterhandlungen setz-
ten beyder Tbeile Bevollmächtigte eidlich lest^
des Gross -Sultans wegen, den abzuschliessen-
den Frieden so lange geheim zu halten, bis
Ungara's Stand und Zapolye's königliche
Verhältnisse befestiget und von allen Seiten ge-
sichert wären *"). Diesem staatalistigen Ekle
za folge, wurde hernach im neiin und dreys-
sigsten Artikel beschlossen! den Friedens-
vertrag erst .dann öffentlich zu ver-
kündigen, wenn von seiner Bekannt-
machung für das Reich keine Ge,fahr
mehr zu befürchten sey; zum Schiedsricli-
ter dieses Zeitpunctes wurde der uastäte, mit
Spanischen, Italischen und Deutschen Angele-
«) Anton. Vertntius de reb. gcbt. Joann. Reg. «{>• Xi»«
uackick 8rri|>t. Min. T. 11. p. 67.
— 556 —
fenhd&en uberLaufite, Kaiser von Zipolyt's
achwaltem geflissentlich vorgeschlagen, von
Ferdinand's Bevollmächtigten mit unpofi«
tischer Bereitvnlligkeit angenommen; und auf-
geschlossen war hiermit dem GegenkSnise die
Quelle unendlicher Ausflüchte. Die -ubrigeii
Artikel verordneten Verzeihung für die Par-
teigänger, Zurückstellung eingezogener Guter,
Zerstörung der Rauhschlosser, Auslief erung der
Gefangenen, Gültigkeit geschehener Vergabun-
gen, ErwäUung Eines, beyden Reichsanüieilen
gemeinschaftlichen Falatins; die meisten warw
edinget auf öffentliche Kundmachung
des fnedensschlusses, welcher hald allgomeia
bekanntward), aber nie verkündiget wurde.
Wäre es aber auch geschehen, und der
Vertrag von bejden Theilen mit gleich redfi-
cher Gesinnimg errichtet worden, so durfio
man dennoch seine Rechtskräftigkeit bezwei-
feln« Wohl hatte Ferdinand, gleich allen
Königen von Ungarn, die souveräne BefugnisS|
wie Krieg anzukündigen, so Frieden zu scnlies-
sen; auch, wenn er Ungrischen Magnaten nuss«
trauete, Ausländer zu Unterhandlungen zu be-
vollmächtigen : allein zur Bewilligung des ÜDg-
rischen Königstitels an einen Eingedrungenen;
zur Abtretung Siebenbürgens und mehr als der
Hälfte von Ungarn mit Königlicher Machtfiüle
o) Am vierten Jnlias übertrug Papst Panlot der IIL maem
Legaten an Ferdinand's und Zipolya'a Hoflagem dei
Friedent BettStigung (Pray Annal. P. V. p. 5o3.)i nnd Kbon
im April war er unter den Oimanen kein Geheimnitt nAr,
Soiejman im Ansuge; swischen Semlin und Sadbacach Mo«
kammed-Jabi-Ogii mit a5yOoo Mann. (Liter. Alatthiae
Boronyay de 7. Junii i558. ap« Pray Epist. Proccr. F. II.
E. 73.. — Joann. Zermegh ap. Sehwandtner T. IL p. 4ii.
iter. Anton. Verantii ad Stepli. Majldth de i3. April. l558.
ap. Kafona Hiitoi. Reg. T. XX. p. ]i4o. )
— 557 —
i den Anmasser; zu solcher Theilung des
eichesy zur Zerstückelung seines kleinen An-
teils noch durch kaiserliche Errichtung eines
ipser Herzogthumes ^); also zur Annahme der
gentlichen Grundlage des ganzen Vertrages^
BT er ohne Wissen und Genehmigung der
»sammten Stände, so lange sie Geld^ Mann-
tihaft, Waffendienst willig darbothen, schlecht
rdings nicht berechtiget, wenn Ungarn nicht
>n dem Range einer constitutionellen und erb-
chen Monarchie zu einem blossen Fatrimonial-
ite herabsinken sollte. Dazu war ihm noch
inrch seinen Krönungseid sowohl, als dureh
MB von ihm anerkannte Reichsgesetz des Pres>-
arger Landtages ^), jede Theilung des Reiches j.c. 1535.
isdriicklich untersagt; und wenn Ferdinand, ^^••^•''*^'
ie es sich rechtlich nicht bezweifeln )iess,
usschliessend rechtmässiger Konig der üngom,
r auch dessen sich bewusst war, nach wei-
hen Rechtsgründen konnten seine beroUtnäch-
Sen Ausländer beschliessen, und in seinem
unen gelten lassen, dass Ungrischen Präla-
m, Baronen, Landherren, StKdten, der Über*
ritt von dem Anmasser zu ihrem rechtmässig
en Erbherren und Könige yerbothen, dieser
erpflichtet seyn sollte, siie abzuweisen, und
lOtnigen Falles auch mit Gewalt unter den Ge-
LOrsam desjenigen , der keinen einzigen Rechts-
;nmd auf ihre Unterthanigkeit hatte ^ zurück-
a) Die Urkunde darüber wurde von ICaiaer Carl lu Toledo
m aa. Novembr« i538. ausgefertiget. Sie ateht bey Sder Script*
Lffr. Tranaailv. T. II. p. i68. h) yyQuum StaiuM ei OnÜHe*
Bumgariae hoc i empöre nihil magia y quam regfd partitionem inr-
ier regiam majesialcm et ejus adveracwio» fuiuram iimeant ; pro
ea evilanda majettat %ua sine «ciiu 'conäilica-iorum »uorum Uns^a-
rorum iraetalun paeia netjuaquam irantigat* Art« I* Corp« Jn-
ia HuDgar. T. !• p. 367.
^ 55» -^
Zutreiben? UngrUche UnterKäii41er würden
den schimpflLclien ADtra«;^ welcher freye Vi-
sallen, leibeigenea Uxitertlianen zur Befestigung
de& Anmassers gleich, stellte, und ihnea^ nacb
Anerkennung der staatsrechtlichen Erbfolge,
liirem Gewissen zu folgen verwehrte, mit J^
scheu verworfen haben , eingedenk wie w-
ständig, ehrbar und edel es war gehalten wiir-
den unter Andreas dem IL und Bela dem IV.,
nachdem zwischen ihnen und- ihren Erstgtr
bornen, Bela und Stephan, uustreiti^
Ileichserben , gekrönten Königen, abwaltende
Fehden durch Verträge aufgehört; Jiatten. D^t-
mahls, wo das Recht gar nicht zweifelhafi,
das Gewissen in keine Verlegenheit gesetzt war,
hatte es dennoch jedem Keichsvasallen frey ga-
standen, auch nach geschlossenem Frieden von
dem Vater zum Sohne, von diesem zum Vater
ungefährdet, ohne Schaden und Nachtheil, wie
jedem gut düiji.te,^ .überzugehen und seinem
freygewählten Herrn zu dienen ^).
Das unhaltbare Blendwerk des Groaewar-
deiner Friedens für jetwas Wirkliqhes, und von
Seiten seines Lehenmannes für Verrath anse^
hcnd, war Solejman mit zahlreicher Heer-
macht aus Constantinopel ausgezogen. Unge-
wiss über seiner Bewegungen Ziel und Absicht,
verlangte Z ä p o 1 y a von Ferdinand ver-
traj^smassigen Beystand, schrieb in Siebenbür-
gen und in Ungarn seines Antlieils Aui^ebolh
aus, mahnte die Woiwoden Peter von der
Moldau und Radyl von der Walachey mit
ihren Völkern zur Waffenvereinigung unter
a) ßiilU Aiirca A n d r e a e 11. &rt. XVIII. Diploma StepbaniV.
ap. li^l Notit. llung. Tom. I. p. ii3.
— 539 —
Famer. Am Feste LaurentU Atand ,eriauf«^«f.
:hon mit achtzigtausend Mann im liager;, die
Lebenbürger Woiwoden MajHth und. Ba-
li ssa sandte er voraus den Oitoser F«$3 tax
eaetzen , im Yerdachle ^uf .der Saehsen Treue
{gte er nach Hermannstadt und ICronsted( Un-
nscbe Besatzung *"). Mittyroch'oack Sanct Sle-^^--^"^««'^*
bans Tag^ erschien Hieronymua Lasczky
n Lager hßy .Thordfi yordem Gegenikö-
ige ^)9 meldend die Ankj»ii£t der HüUsYÜlr-
er Ferdinand'a hey Ofen ^ siebentousond
lanzenknechte, drey tausend, in des Kaisers Sie^
en geübte Spapier^ dreyt^usend Ungrische
[Msz4ren, alle auf sech^ Monathe bereits be-
ladet, angeführt von Franz Vyir.'jii Bai-
hasar Banffy.vpB ThaUocz und JNiklas
^strosslcsh, untec.Jjasf^ky'a Oberbefdil,
reicher jetzt ; die nöth^en Anstalten zu ihrer
Vl^ntlichen . Yerpüegiing. zu billigen :Freisen
Wl. Z.dpolya yerabredefep. IdiltMFOch na6ii2d. August.
lartholom^i kehrte er zurück zu seinen Heer-
charen^ für welche der -Gege.kk'önig -zweytau-
and Schlachtochsen nachtveiben liess; in acht-
ehn Tagen solllen die Völker in Siebenbür-
gen stehen *").
Während FeterAarejchin der M0I7
lau^ wider Solejman sich rüstete, lief er Ger-
im Aufruhr von aeinen eigenen Bojaren
•) Joann. Zermegh. ap. SehwtMdiner 1. c. Liter« Anton*
^erantii ad Nicol. Boganiium de ,10. Ausuat. i5^ ap. Ka^
ma Histor. lieg. T. XX. p. ii42. 6) So müssen wir ihn bis
B a^n Ende folgerichtig nennen; denn -weder seine 'BrwXhIung
n Stulü weissen bürg» noch seine Kröuung, nicht der listige Gross-
rardeiner Frieden, nicht des Ksisers, Papstes, Ferdinand*!
nd Sigmund's Ajierkennung konnte ihn sum rechtmSasi-
.e n machen. c) Liter. Anton. V e r a n t i^ ad Hieremiam
acobin. de 31. August, et ad Joann. Statileum de 38. August«
d38. ap« Katona 1. c p. 1 1^6 sqq«
-* 54o —
gefangen und seinem Feinde überliefert ±a int-
den« Zu rechter Zeit noch entkam er nadi
-Siebenbüi^en und schloss sich in seine Bong
:i3.jiugu9uCsiks6 ein. Freytag nach Bemardi setzte der
Gross -Sultan mit hundert acht und funizig-
-tausend Mann bey Silistria über die Donau^ vm
' seine wahre Absicht auf Siebenbürgens Unttr-
jochung verhehlend, liess erschtinen.^ als wifB
er nur zur Züchtigung des ihm Terhii^sten Mal*
dauer Woiwoden ausgezogen* Sein Marsch ^tf
gerade nach Sutschawa^ wo ihm alles ijoldm
»ilber^ welches Peter bis dahin in Siisbei-
i>urgen, Fohlen , Walachey, und bey seinen
eigenen Volke geraubt^ in Fässer • ^epackt vad
im Burgkeller versteckt hatte , mit iäeraus gnii-
sem Yorrathe an Pelzwerken und reichgesn<^-
ten' Kleidern fette Beute wurde. In der Ver-
sammlung der Bojaren y welche ihm untertban^
huldigten, ernannte er Peter 's Bruder, Ste«-
phan, zum Woiwoden; und un^ die Froriaz
in Unterthä'nigkeit zu erhalten , erklärte er AkiiBr-
man für eine Osmanische Festung, l^gte Be-
satzung mit einem Pascha hinein, wies ihr ein
Gebieth, das sich vom Pruth biis zum Dniester
erstreckte, zum Unterhalt an, womit die so-
genannte Raja (Bezirk) von Akierman einge-
richtet war. Der herannahende Herbst und die
kriegerischen Anstalten Zupolya's, wovon So-
1 e j m a n durch seine Kundscliafter genau un-
terrichtet war, dämpften für diess Mahl seine
Lust zu weitem Unternehmungen ; aber eb
Chiaus, von ihm gesandt, trat vor den Lehen-
mann in Siebenbürgen und sprach im Nahmen
seines Oberherrn zu ihm: „Undankbarer! so
„bald konntest du der Wohllhaten vergessen,
„und ^o frech wider denjenigen, welcher dich
— 54i —
der VerBannuDg zuruckgefühn , auf den
ron gesetzt, und den Ungern dich für ik*
König zu erkennen 9 gebothen hat, das
Lwert ziehen? Das Loos ist über dich ge-
rfen; da du meine Grossmuth gemissbraucht
t, sollst du bald meinen gerechten Zorn
pflnden.^^ Aber zu gleicher Zeit kam ein
dmer Bothe von dem Grossvezier Lufti-
;, den Gegenkönig zur Annahme einer de-
tiigen Stellung, zu glaubwürdiger Entschul-
ng seiner Rüstung, vor allem aber zur
rsendung der vertragsmässigen, seit eitiiger
vorenthaltenen Geschenke mit reichlichem
btrage ermahnend, wodurch wohl bewirkt
]en könnte, dass ihm der Grosdherr Ter-
e, und ohne Siebenbürgens Anfechtung
akehrte. Da wurde unrorzüglich die Ge«
mtheit der drey Nationen des Landes zu
m Tage nach Klausenburg berufen, die Be-^^* Septhr.
erung nicht nur der Bauernhöfe, sondern
X sämmtlicher, bisher befreyeter Städte^
ktflecken, Dörfer und Besitzungen mit ei-
L Ducaten beschlossen; die eingegangenen
imen mit beträchtlichem Zusätze aus Za-
lya's Schatz vermehrt und an Solejman
mdt, mit unterthäniger Betheuerung, sein
kbarer Knecht, der König voa Ungarn habe
it wider ihn, sondern wider den Woiwo-
Feter, öifentlichen Feind der erhabenen
rte, zu den Waffen gegriffen, welchen er
h diesen Augenblick noch in seiner Burg
k.s6 belagere; er werde zum Beweis seiner
erbrüchlichen Treue Alles anwenden, um
lebendig in seine Gewalt zu bekommen,
lit er ihn gefangen seinem Oberherrn über-
542
liefern koinie *). Des Gelde.^ Ziuher
delte das Vorgeben in scheinbare AVahrbeit;
Solejman war wieder auf eine Zeit dem Ge-
genkünige gnädiger, woblgewogener Oberbeiri
Forti.Oef.und zog aus der Moldau ab ^).
Zipolya Kielt den Woiwoden Peter
wirklich eingeschlossen in der Burg Gsiksö,
und übertrug jetzt die förmliche BelageniDg
derselben dem Grosswardeiner Bischöfe Geor-
gius Martinuzzi; denn sehr willkommen wir
ihm die Nothwendigkeit, dem Grossherm seine
Treue zu bewähren, damit zugleich die Gde-
genheit, die einst an die Moldauer Woiwodeo
Tisrgabeten Schlösser Csikso , KiiküUo und Bil-
yanyos für seine Kammer einzuziehen. Nach
Tiermonathlichem Widerstände nahm Peter
Zäpolyä's Grossmnth in Anspruch , und es
ward ihm bewilliget, dass er UngrLsche Be-
satzung in die Burg aufnehmend , mit sei-
ner Familie frey und sicher in Csiksö leben
könnte ^).
j. c.i5S9. Im folgenden Jahre, am Sonntage Invoca-
' ' ''' yit, als kirchlich gesinnten Gemüthern durch
alte und ehrwürdige Zuchtgesetze hochzeidiche
Freuden schon yerbothen waren, feyerle Za-
p o 1 y a zu Stuhlweissenburg den politischen
Triumph, welchen ihm, gerade jetzt yor ei-
nem Jahre, zu Grosswardein aufgestelltes Frie-
o) Anton. Verant. de Reb. Gest. Joannis Reg. ap. XS»«
vaehick SS. 2VI1VI. T. II. p. C3 — 83> Joannes Zeraiegh ap.
Schwandincr J. c. p. 4i3. Constitutiones Dominorum Nobil.
Transsilvan. ap. Lder Script. Her. Transsilv. T. II. p. 173.
b) yi.^ XWca hoe aAno iufi sumus ; ettrnim averlimus illum a
^^nobiü i]ua dando ^ qua poUiccndo y nonnihil etiam Icrrendo am-
^yputlojiton'bu» appitrnlihuM no^irU ^ ai modo ianfa Jiellua exigTOlstt
y^noMlrn lerreri pomit *'^ Au ton. Verantiut fipist. ad yaJtii«
tin. Bason. de 12. Octobr. i638. ap. Katana T. XX. p. 1160.
c) Joviua Histor. Lib. XL«
— 545 —
ens -Blendwerk bereitet hatte. Da führte der
wey und fünfzig jährige GegeDkönig die kö-
igli che Jungfrau Isahella, Sigmund'» und
er übel berüchtigten Mailänderinn B o na
forzia Tochter, im achtzehnten Jahre ihres
Jters^ Italische Lebhaftigkeit mit Fohlnischer
razie in voller Jugendblüthe vereinigend, zum
Itare, Hess sie zur Königinn krönen und als
emählinn sich antrauen *). Der Watzner Bi*
diof Stephanus Broderics, Teter Fe-
unyi, Stephan Werboczy und StephaioL
'rugeth von Homonna hatten um sie ge-
orben; ohne Anerkennung ihres Senders als
>uyeränen Königs von Seiten CarPs und
erdinand's dprch den Grosswardeiner Verm-
ag, wären ihre Anträge zu Crakau auf das
sstimmteste abgelehnt worden ^). Die Ver-
lählungsfeyer beehrte Ferdinand mit einer
esandtschaft; ihr Anführer war Caspar Se-
jdy, schlauer, besonnener, unter allen Um-
äiiden seiner mächtiger, beredter Mann. Bey
sm fröhlichen Trinkgelage verleitete er den
eterFerenyi zu wiederhohltem Abfalle von
inem Herrn, indem er ihn, der durch Sza-
ihäzy's Tod erledigten Kanzler - Würde an
»m Hofe des rechtmässigen Königs versicherte,
ieser genehmigte Ser6dy*s Verheissung und
ejrenyi war wieder Ferdinand's Mann ^).
i^ie unter WaiFen nach altem Sprichworte die
esetze schweigen , also hört unter den Wehen
a) Joannes Zermegh ap. Sehwandtner p. 4i3. Paulus
ivius Lib. XXXIX. Woifg. Betten Lib. II. p. 3S8.
Diess versicherte König Sigmund am 7. Septbr. iSSq. dem
;&an(Iteii Ferdinaiid'fl , Sigmund von Herberstein zu Cra-
u ausdrücklich, liethlen Lib. II. p. aai. Die Urkunden
s Ehevertraget stehen hey Dogiel Cod. Diplomi Toiu» 1. p.
7 — xio. c) Ittfauinffj Lib. XlII. p. 139.
— 544 —
der Volker, im ungewissen Kampfe des Rechts
und der Ordnung wider Gewalt und Yennr-
rung, alle moralische Würdigung des Menschen
auf; nur seine Kraft und Brauchbarkeit zur
Reibung, Auflosung, Zerstörung wird geschätzt
wo es lediglich um Werkzeuge zu thun ist:
und als Werkzeug dient der schlechte Mann,
im bösen und freventlichen Treiben sich selbst
verderbend, wirksamer, als des bessern. Men-
schen prüfende Vorsicht und gewissenhafte Tha-
tigkeit.
Zu Ferdinand's Nachtheil, aber auch
zu eigenem Schaden hatte Z^polya noch im-
mer des Grosswardeiner Vertrages öfientltchs
Kundmachung verweigert ; beyderseitiger Über-
einkunft gemäss, hätte sie schon am Ende des
vorigen Jahres geschehen sollen ^) ; statt des-
sen wurde vorgewendet, Verheissung und Er-
wartung zahlreicher Hülfsvölker zu dem letz-
ten Siebenbürger Feldzuge seyen nicht halb
erfüllet worden ; Ungarn schwebe noch in Ge-
fahr; Solejman rüste; die Anstalten zu ge-
meinschaftlicher Heerfahrt wider ihn werden
in Deutschland und Italien zu langsam betrie-
ben; selbst Kaiser Carl erkenne Geheimhal-
tung des Friedens noch für nothwendig, um
den übermäclitigen Feind nicht voreilig aufzu-
reitzen. Doch dass diess Alles nur leerer Vor-
wand war, verrieth bey weiter m Bestehen des
Königs auf Bekanntmachung des Friedens Za-
polya's eigene Erklärung: „Ferdinand sollte
„ihn nur ohne längeren Verzug in den Besitz
„seiner väterlichen £rbherrschaften wieder ein-
a) y^Necfactam pacem cum aäversarioy uii ex paeto in ttlft
yyanni äebuerai, promulgaviu*'' Anton. Verantina EpfC. fti
Thom. Nadatd. «p. Katona T. XXI. p. xo84.
— 545 —
etzejii so werde er sich nicht scheuen | den
^rosswardeiner Vertrag selbst in Constantino-
lel ausrufen zu lassen * ). ^^ Vergeblich war
imnach auch des Königs Bothschaft an Sig-
und mit dem Ersuchen ^ seinen Eidam zur
»llziehung und Beobachtung des Friedens an*
ihalten« Z a p o 1 y a wiederhohlte nur die längst
genutzten Ausflüchte, belog seinen Schwie^
rrater mit grundlosen Beschwerden .wider
erdinand) und achtete nicht einmahl sel-
ig gerachten und bescheidenen Verlangens ^
as wenigstens von des Gegenkonigs Staatsrat
6q der Vertrag beschworen, und was von
andnuichung desselben unabhängig wäre, in
*füllung gebracht würde ^). Unterdessen wiur*
n Ton 2iipolya's Parteigängern die Feh«*
in wider des Königs treue Reichsassen unge-
ndet fortgetrieben, Besitzungen weggenom**
en, Verletzten auf ihre Klagen kein Recht
sprochen; Thomas Liskani, welcher
kbefugter Gewalt mit WaiFenrolk sich wider»
tzt hatte, erschlagen ^)«
Aber auch des Gegenkonigs Glück schien
^h zum Untergange zu wenden ; Sonnabend 17. ßfwh-.
ch Martini starb zu Watzen Bischof Ste-
lan Broderics *^), feste Stütze seiner
errschaf t unter Ungern , und seines Ansehens
L Auslande. Solejman forderte drohend
:htigere Sendung der jährlichen Geschenke
id des Moldauer Woiwoden P e t e r ' s un-
rzügliche Auslieferung; beydes trübte seine
) Liter.-Sigi tmund. Reg. ad Joann. R. de 8* Octobr. iSSg.
ff^olfg. BeÜiUn Lib. II. p. 298. h) Bethltii 1. c. p. Sog.
Select« Leibiteriana ap. IVagner Analect. Soepoa. P. U«
S3. d) Anton. Verantii Epiat. ad Petr. OpaJenaski d«
NoTembr. 1639. ap. Kaiona Hut. Reig. T. XX. p. ixjh*
n. ThaO. ä5
— 346 —
Freuden an Isabella's Sehe auf der Ofener
Burg. Das Eine nöthigte ihn , durch Besteue-
rung des Landes sich verhasst zu machen ; dis
Andere mit der Schande des verletzten Wortes,
welches er dem gedemüthigten Feinde gegeben
hatte ) sich zu beladen« Durch jenes warefi
drey Mahl hundert tausend Ducaten eingetrie-
ben worden ) aber sie verschwanden , und nie-
mand wusste wohin ")• Der Fauliner Eremit,
Bischof,, Schatzmeister Georgius Marti-
nuzzi war zum Bothschafter ausersehen ^ den
Grossherrn zu besänftigen; aber durch man-
cherley Yorwände verzögerte er seine Abreise
j. c. 1540. mit leeren Händen. Donnerstag vor Septuage-
21. /anwar. g£jj^^ solltc Woiwod Potor nach Constanlino-
pel abgeführt werden; da er alle Geheunnisse
Zipolya's wusste, und Verrath derselben an
Solei man drohete, war langsam tödtendes
Gift inm beyzubringen , im Staatsrathe vorge^
schlagen, aber nicht genehmiget, und seine Aas-
lieferung auf einige Tage verschoben worden ^).
Inzwischen hatte Hieronymus LaszLy, als
Ferdinand' s Gesandter an den Grossherrn,
ohne Auftrag von dem Sender, bloss von Räch-
begierde gegen seinen eliemahligen Freund Za-
polya, den Grosswardeiner Vertrag ausfuhr-'
lieh, mit gehässigen Bemerkungen über dessen
Inhalt, Zweck und Folgen den Faschen , der
Grossvezier seinem hohen Beherrscher^ mitge-
theilt. „Wie unwürdig, ^^ sprach Solejman,
„tragen diese zwey christlichen Könige die
„Krone; da weder Scham vor Menschen^ noch
a) Anton. Verantil Epist. od Michael. Verant. de ao. Ja-
nuar« i54o. ap. Kaiona I. c. p. i5o4. h) Anton. Vcrantii
Epist. ad Michael. Verant. de 4. Febr. i54o. verglich, mit £piit»
ad» Bund, de i5. Febr. ap. Kaiona 1. c. p« i3o6« et i3ia.
— 547 —
^^Ehrfurclit vor Gott sie zurückhalten kaniii
^^gegenseitigen Eid der Treue nach Rücksicht
„ten der Zuträglickeit zu brechen ! ^^ und hin-
ter einander folgten mehrere Mahnungen aus
dem Serail an den yerrathenen Lehenkönig zu
Geschenken und zur Demüthigimg vor dem er-
bitterten Oberherrn *).
Am Ende steckten auch die Siebenbürger
Woiwoden Stephan Majlath und Emerich
Balassa wider ihn die Fahne der Empörung
auf. Ungern und Sz6kler folgten ihr in gros-
ser Anzahl; nur die sächsische Gesammtheit war
zu besonnen! um von ihm abzufallen imd einen
nicht ganz yerächtlichen Herrn, mit zwey viel
schlechtem zu vertauschen; denn nicht über-
zeugen konnte sie sich, von der Woiwoden
redBcher Gesinnung gegen Ferdinand, den
sie früher treulos verlassen hatten*, und jetzt
nur für ihn zu handeln vorgaben. Beyde stan-
den mit den vornehmsten Magnaten des recht*-
massigen Königs durch Verwandtschaft in Yer*
bindung. Melchior Balassa, von Fer-
dinand geachtet, setzte seinem ohnehin nicht
sehr festsuini^en Bruder Emerich unaufhör-
lich zu, um ihn zur Pflicht gegen den recht-
mässigen König zurückzuführen.. Stephan
MajHth*, des mächtigen Thomas Nädasdy
Schwestei>Mann, nach Unabhängigkeit von Za-
polya strebend, hatte sich vor einigen Mo-
nathen um Belehnung mit Siebenbürgen gegen
jährlichen Tribut bey Solejman beworben,
und von diesem an seinen Herrn verrathen,
die Rache fürchtend, jetzt erst mit Emerich
a) A. VerAntii Ep. ad Micliael. Vertut, de g. Febnur. ap.
Katona I. C p. l3lO.
35«
— 548 —
Balaasa rereini^^ gogon N^dasdy zu Sie-
benbürgen's Überlieferung an Ferdinand ocb
erbothen. DIess sollte auf dem von ibnen
9. Mtirx. zum Dinstage nach Lätare aasgeschriebenen Tag
der drey Nationen zu Märos - Vdsarhely kund
gemacht, dann mit Waifengewalt durchgesellt
werden«
AUein die veränderte Gemuthsslimmung
des cum Tage versammelten Adels , und die
Nachricht von Zdpolya^s baldiger Ankunft
in Siebenbürgen machte die Woiwoden schiich*
tem, und liess ihnen Yerrath ihrer Anschl&e
ahnen. Vergeblich sandten sie vier Ungrische
und' vier Szekler Herren ihres Bundes nach
Ofen ab 9 um einige Beschwerden der dre^
Nationen zum Scheine dem Gegenkönige vor-
zutragen, nebenbey seiner Reise in die Pro-
vinz, und widrigen Eindrücken, welche ihn
etwa dazu bestimmt hätten, entgegen zu arbei-
28. MarM. ten *). Nach dem Osterfeste ernannte er Heim
Stephan Räskay zum Befehlshaber über
Ofen, dem wackern Gregor Pesthenj und
dem edelsten Manne seines Hofes, Benedict
Bajony, empfahl er die Königinn, führte ei-
nige schnell aufgebothene Heerscharen aus der
18. ^prt/. Hauptstadt, und lagerte sich am Sonntage Ju-
bilate vor Gyalu bey Klausenburg. Von dort
aus berief er die drey Nationen auf Vlen Frey-
7. May. ^^g y^^ Exaudi nach Tliorda , und forderte
auch beyde Woiwoden zur Verantwortung auf
, den Tag ^). Stephan Majläth, aeintt
a) A. Verantii Epistolae ad Jnann. Slatileum de 7. et n.
Martii ad Boiiam Uegin. de a4. Martii ap. Kafona U c. p. i358aqq«
i348 sqq. ()Joann. Zermegh ap. Schivandinerm T. IL p.
4i4. Isthuanffj Lib. XIU. p. i3g. Wol/g. Bethlen
Lib. II. p. 5i6.
- 549 -
Schuld sich bewu8st^ und seiner Tapferkeit
yertnuend, verachtete die Yorkdung, sam-
melte die mit ihm Verbündeten, und schloss
sich in Fogaras, wovon er Herr war, ein.
Emerich fialassa erschien zwar zu Thorda,
doch das gerichtliche Verfahren scheuend , ent-
wich er des Nachts auf seines Amtsgenossen
sichere, für lange Belagerung mit aller Noth-
dürft versorgte Burg^ Beyde wurden Mittwoch ^- •'^%-
vor dem Fflngstfeste von der Versammlung des
Verbrechens beleidigter Majestät schuldig er-
kannt, zum Tode verurtheilt und geachtet.
Nach des Tf^es Schluss sandte Zipolya Kriegs-
Tolk aus, die Schlösser des Belasse einzu**
nehmen. Almas übermb der Burghauptmann
Michael von Szombor auf die erste Auf-
forderung; Leta wurde mit einem Bombarden-
schuss genommen; Djod', durch zwey Tage
anhaltend beschossen, ergab sich am dritten ^
gegen Sicherheit des Lebens und Eigenthumes;
*nur der Befehlshaber Feter Gerendy, zum
vierten Mahle abtrünnig, wurde aus dem Lande
verbannet. Die Belagerung der Fogaraser Burg
leiteten Valentin Törok und Andreas
Bäthory aus dem Hause Somlyo mit fünf-
tausend Mann Ungrischer Reiterey, einigen Szdk-
ler Haufen und vielem Sächsischen Fussvolke;
wider diese "Macht ver theidigte M a j 1 a t h sei-
nen Flatz nur mit drey hundert Mann. Von
den übrigen Verschwornen bath keiner um
Gnade, als Franz Kendy, Herr der Burg
Väcsh, Emerich Czybak'a muthiger Rächer
in Gritti's Tode, jetzt auf seinen Knieen
liegend, mit weibUchen Tliränen um Schonung
des Lebens flehend. Er wurde mit Einziehung
seiner Güter und ewiger Verbannung aus Sie-
~ 55o —
benburgen ' bestraft« Zapolya, tin seiner fis-
•^ 24- ken Seite vom Schlage gelähmt , lag zu Gyub-
"^^ Weusenbui^ krank; dorl harrte seit einmal
Tagen Solejman's Bothschafter der AbseB-
24. /uniiM. düng der Geschenke; zehn goldene | hundert
silberne Schalen, vierzig kostbare goldgestickte
Kleider, und der zweyjährige Tribut ^ funfzig-
tausend Ducaten waren in Bereitschaft; dooi
weil der Eremit M artinuzzi aus klugen RüdL-
sichten damit abzuziehen noch immer zögerte^
6-iu/iiif« ernannte der Lehenkönig seinen Kanzler W er-
böczy zu dieser Sendung*).
10.JuUh9. Sonnabend vor Margaretha wurde ZiEpo-
lya auf Anrathen der £rzte yon Weissenbiirg
nach Mühlenbach gebracht; seines Endes An-
näherung fühlend ^ berief er seine yertnutesten
Bäthe, reter Fetrowics, seinen Yerwandten
und schlechtesten 3fann an seinem Hofe, den
Kanzler Werboczy, den Eremiten Marti-
nuzzi) den Bischof Joannes von Eszek
und seinen Feldherrn Valentin Torök zu
sich; den einsichtsvollen bidem Propst Anton
Wr^nczy hatte er in Weissenburg zurück«
felassen; der hochmüthige, verschnutzte Sie-
enbürger Bischof Joannes Statileo war
als Gesandter und Spieler neuer Bänke wider
Ferdinand in Frankreich. Unter mancher«
ley Verhandlungen mit ihnen, kam ihm aus
Ofen Bothschaft, Isabella habe einen Sokn,
7. JuUu9. in der Taufe Johann Sigmund genannt, ge-
bohren; diess war seine letzte Freude, und
sein Ritt in das Lager die Anstrengung seiner
a) Epistolae Anton. Verantii ad Joann. Statileom de 34*
Junii; ad Stcpli. W'erbÖczy d# 6. et 7. Julii ap. Katona Hiit«
Reg. T. XX. p. i5Go. 1369. — Wolfg. Bethlen. Üb. II.
p. 34i.
— 55i —
stan Kraft. Das Freudenfeuer aus schwe^
n Geschütze, und das Bestreben, den Seini-
a reclit heiter und gesund zu scheinen, hatte
A so betäubt und erschöpft, dass er am fol-
nden 7age das Krankenbett nicht mehr ver-i
fsen konnte, nur noch Besonnenheit genug
rig behielt, seinen letzten Willen zu ero££
D, und dadurch die Gesinnung, womit er den
osswardeiner Vertrag geschlossen hatte, zu
rrathen-
„Dich, Georg Uthyssenicsh,^^ sprach 14. JmUu«.
f „welchen ich mir aus dem niedrigen Stande
um Menschen gebildet, hoch erhoben und
lit Zurücksetzung vieler mächtigen und be-
[ihmten Männer, fast zu meinem leiblichen
»ruder angenommen habe, dich ernenne ich
um besondern Vormund meines Sohnes, zum
knwalt und Beschirmer meiner Gemahlinn;
br aber, meine übrigen Brüder, von mir nicht
linder geliebt und begünstigt, seyd meinem
»ohne und seiner Mutter treue Väter, ihrem
Beschützer Georg in Eintracht und Vertrauen
edliche Ratligeber. Dass doch eure Klug-
leit und Mässigung aller, innern Zwietracht
nd Eifersucht ein Ende mache, bevor ihr
uch selbst verderbet und aus Herren Knechte
ines Ausländers werdet! Dünket es euch zu-
räglich, so krönet meinen Sohn bey Zeiten,
VoUet ihr nicht noch Ärgeres als bisher er-
.ulden, so scheuet kein Opfer, keine^ An-
trengung, um ganz Ungarn von dem Oster-
eichisclien Joche zu befreyen, und hütet euch
B aus diesem Geschlechte einen Fürsten an-
unehmen. Leider habt ihr nirgend mehr
Schutz und Heil zu hoffen, als bey Solej-
nan; christliche Fürsten unter sich selbst
— 55a —
^durdi Herrschsucht und Habbesierda geMüt^
i^werden euch stets mit stolzer Verachtung be-
^ygegnen, und eure Unterjochung Schutz nm«
,,nen. Eilet nach meinem Tode, die'bereita-
9,teten Geschenke an den Gross -Sultan zu über-
eisenden , damit er meine treue Ergebanheb Ik
, j^nn das Ende erkenne und fortfahre, euch, mei-
liuem Kinde, der verlassenen Wittwe und dem
^,Terwaisten Reiche das zu seyn, was er nir
„in äusserster Noth und Trübsal war.^
Diess waren seine letzten Worte; ei&wie«
derhohltdr Anfall des Schlages lähmt« smnä
Zunge, durch neun Tage lag er sprachlos,
grässiich schielende Blicke um sich herum wer-
fend, mit dem Tode ringend, dem er an Sänct
22. JuUuM. Magdalena Tage in der achten Stunde des Mor-
Sens unterlag. Seinen Leichnam brachte Snir
er Martinuzzi nach Stuhlwelssenburg b
die Gruft der Könige *). Die Geschichten der
Völker stellen keinen Emporkömmling auf, wel-
cher, ohne Genie und ausdauernde Kraft, bqr
weniger Talent zum Herrschen, und bey ge-
ringerer Tapferkeit als Krieger, mit so fiel
Eifer und Anstrengung, als Johann Ton Zä-
olya, sich selbst ein mühseliges, sorgen- und
Lummeryolles Leben, seinem Yaterlande den
Untergang bereitet hätte. Aber auch nur un-
ter Königen, wie Wladislaw und Ludwige
i
a) Antoniot Vertiitiut Epitt* id Joamu StitileiiB ^
26. Jttlii i54o. ap. Kovaehiek SS. MM. T. I. p. 48 sqq. Die-
sem durchaaa glaubwürdigen Augenzeugen sind wir gefolgt } dit
gleichieitigen Joannea Zermegh und Faulna JoTint be-
richten nur ant Hörensagen , aus ihnen Isthuinffy, Simi-
gianus und Wolf gang Bethlcns alle mancherfey Unrich-
tijgea. Mit Zapol^a's Leiche und mit seineu SchStxen reiit^n
die Reichsverureser in Begleitung einiger tausend Bewaffneten »n
a4. August aus Siebenbürgen ab; am i5. Sepbr. war am StuU-
\7eiasenburg die feyerliche Beysetzung.
— 555 ^
war sein EmporkonnDen möglicli; dass gfist-
reiche und kraftvolle Männer y wie Stephanui
Broderics, Franciscus Frang^^paüi,
Joannes Statileo, Georgius IMla'rti-
nu2zi, Antonius Wrinczy, Fran^ Böd6y
Emericli Gzybak, Stephan Werhöczy
und Benedict Bajony so treu und stand-
haft an ihm hingen, war nicht seines Geistes
Macht, seines Charakters Grosse, seiner Ver-
dienste Glanz, oder seiner Freygebigkeit Reitz *) ;
sondern das Werk des göttlichen Verhängnis-
ses, welches ihn mit solchen Pfeilern unter-
elutzte, um bey der Geburt besserer Ordnung
in Ungarn durch langwierige Leiden, ihn als
tüchtiges Werkzeug zu gebrauchen.
a) Was Jer gemSthToUe und dinkbarü Verantint fn teiiMn
Briefen und mttorischea Prigmenten Ton der BedllieUEaitp
Klugheit^ Bedachtiamkeit y Mäßigung, Fettigkeit und devgileicbeii
VoitBafllichkeiten Zäpoly&'t rühmt» wird durch deMen grase
HaadI— gaweite und Thatea widerlegt, Selbtt Ve^antiua
könnt» oh der Wahrheit nicht widerstehen, und muMte tehrei-
ben : m Omnia in die» maßiM vaeiUani ei infirmiora reddunfur^
^yiiee omAate Hungarorum Trans4ilvan9rum«fue eadem voluntOM in
^^regmm» Uirujue haesitabundi adkuc et male mffecii «6 <u%iduaa^
^yUi ajuidy cenauum exadioneM. I» noster^ ui eoepii^ eiiam nunc
^fditcurrif: modo hune, modo iUum ex jfrocerihuü^ ei^quemifUe
pyprouf m«rhus posiulat y connueia faeiliiaie auf blande emiai auf
g^eUmenfer exfolUi ; nee aliud projteiiy <juam tfuod loi dominoMy
fyVely »t iia dicam , reget »iH ipti creaiy eoBipie^ ne vm/uam eor^
^^reptionem dUciplinamque accipiani^ armai et erudii, Hmec me
^uam vehementer excruciant y cogifaJ* (Epitt. ad Frafren. g«
Febr. l54o.) -^ pSeia» ubivi» gentium Mwe me id iemporis ene,
^yifuam in JVmnaMilvania. 7am mihi adverti «luif modemi ejus mo^
,yre« y per nimiam cum auam ipaorum lieentiam y tum per tummam
^y/aamnU regi* indulgentiam corrupti,^' (Epiat. ad Joan. Statil«
la« Martii i54o. ) „ Illud obett quod MoUto mör€ marmm ineepHs
^yneetimuBf dum gratis omnia y et conditionibus y utdieunt, yiw
„impentia parcunt^ honertis ohtinere ttudemu»,** (Epiat. ad Joan*
otatil. a4. Jun. i64o.) Daraus geht wohl herror, oass Verin-
tioa nichts weniger, als Staatsweisheit, RegentenUugheit, Fea-
tigkeit in Zs'polya's Regierung, und gediegenen Gehalt in
seinem Charakter anerkannte.
— 554 —
ni.
Ofen in Solejman's Gewalt. -— Unglück-
liche VersucJUe snr Wiedererobernng. —
Funfkirclien, Grany Dotis« Stahlweis-
senburg von Osmanen eingenommen« —
Ihre siegenden Fortschritte in Ungara.
— DieUngerninSchmalcaldischenKrie^c.
— Waffenstillstand mit Solejman. — Si»-
benbürgeo's Übergabe an Ferdinand. —
Martinuzzi's Ermordung.
J« C l54o — i55i«
Die Quelle dieser langwierigen Leiden ent-
sprang und ergoss sich gewaltig in des Königs
unseliger AbwesenKeit aus dem Reiche zu ei-
nem Zeitpuncte, in dem rasche und energische
Schriue ihn unfehlbar zum Herrn von ganz
Ungarn und Siebenbürgen gemacht, doch die
£ntwickelung und Härtung der Ungrischen Na-
tionalkraft weniger begünstiget hätten. Fer-
33.;i/<nr(Mdinand sass auf dem Reichstage zu Hagenau,
28. JuUu9. ^^^ politischen Rücksichten arbeitend an Hinter^
treibung einer theologischen Yergleichs-
Unterredung zwischen Römischgläubigen und
Lutherischgesinnten über kirchliche Dog-
men, deren tiefere religiöse Bedeutung beyde
Parteyen, lebendiger Religiosität ermangelnd,
in Fesseln der Schule, der \¥eltklugheit, des
Eigennutzes befangen, nie begriften hatten , ihr
umiciliges Gezänk darüber dennoch mit dreister
Anmassung Religionsgespräche nannten.
Inzwischen wurden in Siebenbürgen und Un-
garn Massregeln getroffen , deren entscheidende
Wirkungen dem Könige hernach, als er gegen
/:/t<Ztf5«-/if(.MichaelLs zu Wienerisch Neustadt Hof nielt,
nichts Anderes mehr übrig Hessen, als die Un-
— 555 —
rksamkeit seiner yerspSteteB Yorkehrütigen'
bedauern.
Zdpolya's Leichnam lag noch nicht in
m Sarge I als you Utraquistischen Ständen
ihmen's und Mähren's Abgeordnete zu Klau-
nburg anlangten und ihn zur Übernahme ihres
nches einluden. Die Wahlurkunde, von be-
utender Anzahl Herren unterzeichnet und be-
Sgelty sprach ihre Unzufriedenheit aus mit
erdinand's Eifer in Verfolgung der Utra-
listen und mit seiner immerwährenden Yer-
Ickelung in die Deutschen Reichsangelegen-
»ten, unter deren Betreibung abwesend , -er
n nur den Druck ^ nicht die Wohlthat seiner
egierung empfinden liesse *): sie blendete die
ngem mit scheinbarem Wanken seiner aus-
artigen Herrschaft^ stärkte ihren Glauben a«
in Unyermögen, den Besitz seiner übrigen
ander gegen Solejman's weit überwiegende
[acht zu behaupten, und erhöhte ihren Muth
L schützender Verbindung mit diesem ^ und in
er Treue gegen die Koniginn, Mutter des
*hronerben aus Ungrischem Geschlechte^ zu
eharren. Bevor noch die Vertrauten des Ver-
orbenen seinen Tod durch Siebenbürgen all-
»mein bekannt werden liessen, beriefen sie
le Vornehmsten der Abwesenden, unter die-
nt die Herren Valentin Torök, Johann
odmäniczky, Niklas Telegdi tmd den
oloczer Erzbischof Franciscus Jrranj
m in Verbindung mit ihnen sich eidJ
BT Ferdinand für Isabella und ihren Sohn
a erklären ^). Nur der Erzbischof widersetzte
igepani,
lucn wi*
a) Anton. Verantii EpjKtoL ad Michiel. Frttrem üe 39>
ugu»t. iSio« ap« Kaiona T. XX. p. i4o4. h) Anton. V«-
— 556 —
sicK und TerMgte den Schwur. Auf die Hei-
lii^keit des Grosswardeiner Vertrages ^ an wd-
qnem .er, der- einzij^e, mit redlicher Gesinnang
gearbeitet hatte , wies er ihri 'Ausflucht ^ der
Vertrag sey aus Mangel üiFentlicher Bekannt-
machung nicht verbindlich, mit Verachtuag
zurück und beharrte auf seinem Sinne.
Nachdrücklicher liess er seinen "Widtf-
spruch vernehmen, als sie den FünflurchSer
Bischof Joannes von Esz^k und den Kanz-
ler Werböczy mit den Geschenken und dem
seit zwey Jahren rückständigen Tribut nach
Constantinopel abfertigten. Sie sollten den lan-
{;ern . Aufschub der Sendung mit der Sieben-
lürger Woiwoden gefährlicher Verschwönug
und ihres Herrn langwieriger Krankheit ent-
schuldigen, dann dessen letzten treuergebenen
Willen seiner Grossherrliclikeit eröifhen; ihn
versichern, ihr Gebiether habe nie vergesseo,
und in seiner letzten Stunde noch erkannt,
dass er des Ungrischen Reiches Besitz nächst
Gott, lediglich der Gnade des Grossherm zu
verdanken hatte. Mit eben dieser Gesinnung
treuer Dankbarkeit habe er es seinem Sohne
hinterlassen, und sey hingeschieden in der trös-
tenden HoHnung , Solejman würde nicht
nur demselben die Nachfolge grossmüthig &-
währen, sondern auch im Besitze desselben aen
unmündigen Erben mit gleicher Huld, wie den
Vater, beschützen, und der verlassenen MuUer
wider den benachbarten Feind beystehen. Mas
Frangepani auch. wider diese, Vaterland und
Christenheit verrathenden Aufträge einwenden
rant. Epitt. ad Joaim. Statil. ap. Kovachieh SS» MM. T. !•
p. 53.
— 557 —
^chte^ er fand kein Gehör mehr bey Men-
xen, ,, welche weder Recht noch Billigkeit
aerkennend^ über Besseres und Schlechteres
inweg sehend, unbekümmert ob es nütze oder
chade, nur ihrer Leidenschaft blindlings fol-
en *)/^ Er trat sogleich aus ihrer Verbindung
d ging zu dem rechtmässigen König über.
Seinem Beispiele folgten Franz Bebek
d Sigmund Balassa, keiner derselben
illte sich auf dem Rakoser Felde , wo nach nach 15.
Spolya's Bestattung Reichsversammlung ge- "^p*******-
Iten, Johann Sigmund zum Könige von ^
igarn ausgerufen , bis zu seiner Mündigkeit
B Reichsverwaltun^ der beherzten Koniginn
abella in Gemeinschaft mit dem Eremiten
artinuzzi, Peter Fetrovicsh und Ya--
intin Töruk übertragen wurde ^); aber
>ermacht des Geistes und der Kraft berech^.
rte den Eremiten über sie Alle zu herrschen,
on ihm hatte Ferdinand schon früher ge-
»tj er möchte seinen Gegner um nidits mehr
sneiden, als um den Einen Mann in der Mönchs«
ippe^ welcher zu des Reiches Behauptung dea
ienst zehntausend Geharnischter aufwöge ®).
snnoch war jetzt nicht der geringste Yersucli
in ihm gemacht worden, den seltenen Mann
r sich zu gewinnen. Das Verschiedenartigste
schien in Martinuzzi's Sejn und Wirken
iben einander: bey des Menschen sanftem
efühlen, und des T}n*annen empörender Grau-
mkeit; bey des Mönches Ernst^ Trübsinn ,
a) y^Neque /u«. neifue honum^ aique aequmm neiunif melius ^
ejuMy proaify 0097 1 ^ nihil vi Jeni, nisi guod luhet.** Francis c«
:ang«*pani Epist. ad Faulum Pap. lil. ap. Pmy Epiit. Pro-
r. P. I]. p. 96 soq. b) Anton. Verant. Epitt. ad Joann.
alanesy de la. Octobr. i&4o. an. Kniona T. JCX. p. 1«17«
Paul. JoTiiis Historian Lib, XXXIX. p. 235-
— 558 —
Andacht, Schwarmereyi und des Weltmnmes
"Witz^ Leutseligkeit 9 Gewandtheit und Fracht;
bey des Priesters hohem Anstände, ehrfurckt-
gebiethender Würde, heiterer Ruhe, und des
Feldherrn rascher Entschlossenheit, ausdauern-
der Tapferkeit und unerbittlicher Strenji^e; bey
des Scnatzverwalters scharfsinnigster Betrieb-
samkeit in* dem Aufspüren, ordentlicher Fünct-
lichkeit in dem Benutzen aller Quellen des
Reichsertrages, und bey des Staatsministen
tiefer Einsicht und allunuassendem Überblicke
der wichtigsten und verworrensten Angelegefr-
heiten ; fehlte ihm zum grossen Manne nidits,
als echt religiöser und rechtschaffener Sinn,
durch dessen Mangel auch Einheit, Abgeschlos-
senheit und Harmonie im Gemüthe. Ohne diese
Grundlage wahrer Grösse war er nur ausser-
ordentlicher Mensch, zwischen hoher Idealität
und gemeinen Rücksichten schwankend; durcL
verwickelte Verhältnisse lieber künstlich sich
durchwindend, als kühn sie bezwingend; der
Umstände öfters Diener, als derselben Beherr-
scher, oder Schöpfer: und so musste er in
seinem Doppelwesen von Vielen verkannt, häu-
fig mlssverstandea, in seinen AViadungen be-
argwöhnet, seiner Machthandlungen wegen, ob-
gleich frey von Hochmuth und Aufgeblasen-
heit, fast allgemein gehasst werden.
Ihn hassend und verabscheuend *) behar-
ten Majläth und Balassa auf der Fogaraser
Burg, gegen alle ihnen angebothene Bedingun-
gen, im widerstände, zwangen den obersten
Feldhauptmann Valentin Török die Bebt-
o) Anton. Voran tiufl Epiat. ad Joann. Sutil. ip« Xb-
umekick SS. MM. T. I. n. 67.
- 559 -
gerun;^' aufzuheben. Nach dessen Abzüge mit
den übrigen für Johann Sigmund Verbün-
deten gegen Ungarn, traten sie aus der Burg
heraus und setzten Siebenbürgen in die ausser-
8te Verwirrung. Majlath^ den unlängst yer-
unglückten Entwurf seiner Herrschbegierde wie-
der aufnehmend, und fest entschlossen, sich
entweder des Grossherrn Belehnung mit Sie-
benbürgen zu erwerben; oder wenn dieser Auf-
schlag zum zweyten' Mahl misslänge, die Pro-
Tinz dem rechtmässigen Konige zu tmterwer-
fen , sandte Eilbothen an Sole j man mit Ge-
schenken aas Gritti's Beute und mit War-
nung, sich nicht hintergehen zu lassen durch
die mchricht von der angeblichen Geburt eines
männlichen Erben Zdpolya's, womit die Ge-
sandten der Verbündeten ehestens vor ihm er^
scheinen würden. Er habe, seitdem Zdpo-
lya sich in Verträge mit Ferdinand wider
die hohe Pforte eingelassen hatte, die Provinz
in der Treue gegen den Grossherm erhalten,
dafür vieles Unrecht erdulden müssen; wollte
derselbe ihn jetzt mit Siebenbürgen belehnen^
so könnte er ihm auch ganz Ungarns baldige
Unterwerfung verbürgen.
Zwey Tage nach Entfernung der Verbün-26. Augtut.
deten, meldete Peter Perenyi atis dem
Gyorigöser Convenle, wo er, wo der Coloczeir
Frangepani, Franz Bebek, Sigmund
Balassa die Häupter waren, den abgeschlos-
senen Verein zahlreicher Magnaten und Her-
ren für den rechtmässigen König Ferdinand,
dem auch der Befehlshaber von Ofen Stephan
Raskay, mit Waflenvolk von Isabella zu
Hintertrelbung desselben gesandt, beygetreten
— 56o —
Hey ^)/ Dazu wollte er auch die drey NatU-
j&en Siebenbürgens dringendst ermahnen und
^einladen; besonders aber sollten sie, trotz al-
len Befehlen des Eremiten und seiner Genos-
sen, von aller weitern Befehdung der Woiwo-
den abstehen, widrigen Falles er diesen mit be-
trächtlicher Heermacht zu Hülfe eilen würde ^).
Ferenyi's Sendschreiben und auch MajHtb's
jiusvehangener Schild für Ferdinand be-
wirkte, dass auf dem nach Schäsburg ausge-
be. ^<<H^M<«iichriebenen Tage der Ungrische Landesadel die
Szekler und die Sachsen in ungemeiner Anzahl
sich einstellten, gleich anfänglich Ma jl^th und
Balassa zu General -Capitanen mit aller Macht,
welche sie bisher als Woiwoden besassen, er-
nannten, zu ihrer Yertheidigung dreytausend
bewaffnete zu stellen rersprachen, zur Besol-
dung derselben von jeder Ungrischen Pforte
siebzig Silberpfennige bewilligten, Szekler und
Sachsen zu einer Summe im Ganzen sich er-
klärten. Lberdiess sollten die jetzt ernannten
General - Capitane sämmtliche Salzkammem,
Berggefälle, Zölle übernehmen und bis zu dem
Antritte des neuen Königs verwallen mit dem
Befugnisse, sowohl für ihren bisherigen Kos-
tenaufwand, als auch für ihren Sold sich dar-
aus bezahlt zu machen. Versagte der in Frank-
reich abwesende Bischof (Joannes Statileo)
diesen Beschlüssen seinen Bey tritt, so wjire er
Bischof gewesen. Niklas Tomory, Zipo-
lya's Kämmerer, Hauptangeber der Yerschwor-
nen, sollte in Frbt von vierzehn Tagen am
dem Lande ziehen, später jedem £rey stehen
a) Anton. Verantii Epittol. ad Michael. Fratr. de9i4. Oo-
tobr. i54o. ap. Kaiona T* XX. p. i426. h) Anton. Verant*
Bpiat« ad Maritiao. de a6. August, ap. Kaiona 1. c, p« i4of«
— 56i —
a zu ermorden. Die Terwittwete Konigim
f durch Bothschäft von der Ergebenkeit dec
ey. Nationen zu versichern. Dem von ihren
iu^en in Miihlenbach eingesetzten. Burghaupt-
inne Balthasar Bornemiszsza, wie
ren übrigen Hauptleuten zu melden ^ dass sie
ihren Plätzen unangefochten, ausser densel-*
n aller Feindseligkeiten sich enthalten. Kein.
sbenbiirger sollte ausser Landes ivider den
illen der General - Capitane in Waffen die7.
n,. und Niemand sich erfrechen, einen an-.
m König auszurufen oder einzuführen ^ als
dchen diQ Magnaten Ungarns annehmen imd
arkennon werden *)•
Nachdem es Majldth so weit gebracht,
tte, rückte er raschen Schrittes zu seinem
ele vor* Aus Constantinopel war ihm er-,
inschte Bothschaf t , ungewiss ob wahr oder
geblich , von Sole j man gesandt , angekom-
bai diese musste öffentlich und feverlich ver-
immen werden. Dazu berief «r die drey Na- 21. Septhr.
men auf Matthäi nach Berethalom« ^^Der
lächtigste Kaiser S o 1 e j m a n,'^ — so redete
r beschnittene y vielleicht auch bestochene
»sandte: „dem ihr ^ sowohl ^ aU die Ungern^
urch AfValfengewalt besiegt und unterjocht ,
sibetgen seyd , würde . den treulosen König
ohann^ hätte ihn der Allerhöchste nicht
US dem Leben genommen ^ gesucht und ge^
unden haben. Jetzt belehnet er seinen treuen
»tephan Majlath, euern Landesgenossen^
} Anton. Verant. Epist. td Joann. Statu, tie 4« Sepbr.
o. ap, Xafona 1, Q, p, l4o6.
ri. TbciK 36
— 564 .--
9. Ocfo&r. Sdion am Sonniibende nach Franciaci sandte
Isakella den gewesenen Stulilweissenburgar
Propst, < jetzt unwürdigen Anliänger Luther's,
seiner Lelire durch rrevelthaten Verlaugneri
Emerlch Bebek nach Siebenbürgen mit £p-
nvahnungsschrelben an die Landsassen, sich nicht
zu Ihrem eigenen Verderben dem nut Ein-
setzung eines General -Capitans gespielten Be-
itrüge hinzugeben ^ Indem sie ganz andere
1.1. O^&r. iji'^^^^leii aus Constantlnopel erbeten hätte*).
.Noch vor Bebek's Ankunft wurde der im«
mer schwachherzlge Emerlch Balas^sa tod
Balthasar Bornemlszsza für die Koni-
;Inn gewonnen und zu gegenseitigem Sduit»-
^^ndniss wider JMajlath verleitet. Zu Luet
war Bcbek schon in lUausenburg^ der nadi
xH.Oetpbr. Qfen gesandle Chlaus wieder In ConstaintiiKH
pel. S o 1 e j m a n erkannte die Bothschafter
der Verbündetea für gereditfertiget, Iless d^
ICönigs Gesandten HIeronymus Laszky in
die sieben Thürme gefangen setzen, erklärte
Zapolya's Sohn für den Erben des unge-
theilten väterlichen Thrones. Majliith hielt
für zuträglich, unter dem Yorwande, dass er
den Zuzug Nädasdy's mit den übrigen -Mas^*
itaten aus Ui^garn erwarten wolle, den Yasir-
helyer Tag auszusetzen ^.); und erst nachdem
31. Octohr. (Hess Alles gestehen war, ergingen auch tob
Ferdinand aus Neustadt an die Siebenbür-
ger Yersicherungsbriefe, nach deren Inhalt sie
a) Liter. Itabellte Regin. u^. JEder Script. Trftntsilr. T.D.
B, ai4. 6) Anton. Vera nt. Epist. ttl Michael. Frtitr. de %i>
ctobr. et ad Reginani i8. Octobr. ap. Katona 1. c« p. i45i «l^t
Faul. JoTi ui HiUor. Libr.XXXlX.p. 227. Liter. Werb^öcsii
ad Martiuuiium etc. de 17. Ocfobr. ap. Pray Epiit. Procer. P. !!•
p*. 87. Liter. Fordinmdi Reg. ad. Traiis;iilvaiio« do 5i« Oc-
tobr. ap. EJt^ Script., Tranaaalv. T. 11. p. aiOt
-- 563 —
der Bothschafter an den Gross -Sultan wurde
ein Tag auf Lucä nach Väsärhely angesetzt*).
Aber noch yor dem V^drhelyer Ti^e hatte
sowohl die Köoiginn als Ferdinand, jene
f r ülier als dieser yoUständige Kunde yon M a j-
l^th's Ränken und Yorschritten. Solejman
gegen ihn nicht minder, als gegen die Gesand-
ten der Verbündeten, misstrauisch, hatte mit
dem Bothen nach Siebenbürgen zugleich einen
bewährten Chiaus nach Ofen abgeordnet, um
sich yon Isabella's Entbindung mit einem
Sohne zu überzeugen» In tiefer Trauer, mit
dem Kinde auf dem Arme tmd schone Thrä-
neu weinend, empfing ihn die lieblich anzu-
sehende Wittwe, zeigte ihm den Knaben, des
yerewigten Königs Sohn, Solejman's Schutz-
befohlnett yor ; 6£Pnete mit reitzender Züchtig-
keit den Busen und reichte dem Säugling die
Brust. Da brach dem Moslemer das Herz , er
warf sich der Mutter zu Füssen, legte seine
Rechte auf das Kind und yollzog seinen Auf-
trag, schwörend in Sole) man's nahmen, dass
dieser Knabe, Jahannes Sohn, der schutz-
genossene Konig yon ^Ungarn sejn und yon
dem Grossherm nie ein Anderer geduldet wer-
den solle ^). Hiermit waren alle Entwürfe
MajHth's gescheitert und ihih harte Strafe
für den schlecht angelegten Betrug bereitet.
•Whi
«^ Antofi. Vertnt. Epitt« ad Reginam de i3. October. ap.
Xaionm \m o. p« l4i<). ^) y^O miram Turcae cum honiiaie cte^
Wranczy (Epitt. ad Joann. Sstltnciy de 13. Octobr. ) ani,
TerigeueDd , aast er in frühern Biiefen seinea Herrn Yerbindung
Vit der Pforte mehrmahb bejammert bat; und so arg werden
aelhat {^eirtrolle, beibehende« gelehrte Männer Ton dem Partejf«
ceiate rerblendet und in FoJgvwidrigkeiten rerwickelt«
36*
— 566 —
troTiQsli und Mmrtinuszi der Zutritt
Königiim durch mehrere Tage yerwehret^ doA'
nicht verborgen konnte ihr seine Ankunft U«-
ben. Das Verfahren ihrer Räthe^ Widuo^
des Misstrauens in ihre Festigkeit , beleidigle
ihren Stolz; entschlossen erklärte sie, lieber
den Tod, als solche entehrende Beschränkung
zu dulden: Diess war der erste Stoss , den ibr
Vertrauen zu dem Eremiten erhielt; ihm ab«
lag weniger' an dem Besitze desselben, als aa
Fesselung ihres Willens, welches er woteilua
auch vollständig erzielte. Für jetzt musste der
Graf ihr vorgestellt werden, sie antworisBy
was ihr Martinuzzi vorgeschrieben batie.
Dem zu Folge enviederte sie auf des GmCn
Vortrag : sie könne und dürfte über nichts ant-
scheiden ohne Rath ihres Vaters. Sie-sej über-
zeugt, Konig Ferdinand werde diesen Schieds-
richter von bewährter RechtschaiFenheit und
allgemein anerkannter Gerechtigkeit nidit ab*
lehnen. Sie bitte daher um die nothige Frist
zur Berathung mit ihm, von dessen Gutachten
weder sie noch Ungarns Magnaten abgehen wür-
den. Wollte man ihr diese Frist versi^eii,
und ohne weiteres zu den Wa£Pen greifen, so
dürfte die Bestürmung einer, von Scnmerz ver-
zehrten Wittwe und eines weinenden Kindes
in der Wiege dem Kaiser und dem Konige zu
nicht sehr edelm Ruhm gereichen.
Wie Sigmund, vier und siebzig jähriger
Greis, unter £influss der herrschsüchtigen Ita-
lerinn Bona Sforzia entscheiden würde,
konnte Ferdinand schon aus dessen Zuschrift
von Agapiti mit aller Zuverlässigkeit errathen;
es war einleuchtend, dass man zu Ofen nur
Zeit gewinnen wollte, um sich mit Solej-
— 567 —
man';! Hiilisyölkern zu verstäiken. Ohne lan-
gem Verzug wurde die Donauflotte mit an-
geworbenem FussYolke, mit Mund- und Kriegs-
FOfTtth beladen und nach Gran abgelassen^ Stadt
und Bürg hatte der Erzbischof raulus War-
day bisher y trotz allen Angrüi'en glücklich Ter-
tfaeidigt und erhallen. Mit der österreichischen
Reiterey rereinigten sich in Ungarn Feter
Perenyi) der Coloczer Frangepani^ Bal-
thasar Bunffy, mehrere Magnaten und Her-
ren mit ihren leiclitberitteuen Haufen, Zum
Oberbefehlshaber über die gesammte Heermacht
war Ton dem Könige Leonard Colonna
Freyherr von Felss ernannt. Von Gran fül|rte9.0cfo6r.
er die Scharen vor Yisegräd und liess die un-
lere Stadt mit dem Wasserthurm beschiessen.
Anoi, neunten Tage waren die Mauern einge-iJ.qaohr.
stürzt; die Königlichen drangen ein, die JBe-
satzung wurde von den Deutschen , in Erbitte-
rung iäer den Verlust zwey hundert ihrer Waf-
fenbrüder, ^^^^^^^^^^ niedergemacht 9 des
Platzes Befehlshaber Valentin Atthynay,
gefangen. Um Rogendorf f^s frühem Feh-
ler der Verspätung zu vermeiden ^ und über-
sehend, dass in dieser Jahreszeit mit Deutschem
Volke in dürftiger, eng und kurz zugeschnit-
tener Kleidung ') sein Feldzu^ selbst schon
Verspätung war, verschob Freyherr von Fielss
die Belagerung der Visegrader Burg auf seinen
Rückmarsch, brach Montag nach Galli auf und i8. 0ci«^r.
nahnv unter Weges Watzen ein. Sogleich setzte
er wieder über die Donau, luckte gegen Ofen
*) 9> ^^'^ ertdimuM eju» militem hUmiem Aungaricam in eastris
^yfoleraiurum ; nimU enim curla ^ perteUsn et eircumeisa vertt ve^
yMiiur, " A II t o n. V e r a n t. Bpist« ad MichaeL Fntr. de i4.
Öotobr. «p. Ka9t%a 1. a p. i45a.
— 568 —
rotj lagerte sich her den obera WannUAen^
hielt .schlechte Zucht und 'stand vier Wodkcft
unbeweglich. Inzwischen zof;en Deutsche flot-
ten in die umliegenden Dörfer auf Raab imd
Beute aus. Die Ungern widersetzten aidi dem
Unfuge, geriethen in kurzen Streit, in rasche
und heftige Schlägerey, am Ende wurde Alles
gegen einander handgemein. Der Feränyer
und der von Felss eilten herhey^ um die Wii-
thenden aus einander zu treiben ; Rachb^ieide
hört ihre Befehle nicht ^ Hass yerachtet sisi
Erbitterung reitzt zum Widerstände. Frejbarr
Ton Felss wird am Schenkel, Perenyi durch
einen Steinwurf am Halse verwundet; Beyde
müssen zu eigener Rettung fliehen. Das mUr
sehe, Spanische, Dalmatische Schiifsvolk konunt
den Ungern zu Hülfe und endigen durch Ver-
jagung der Deutschen das schimpfliche Gefecht,
welches mehr, als Wälle und Mauern, dem
Eremiten und dem Oberbefehlshaber Ofens, Ya-
lentin Török, des Platzes Sicherheit ver-
bürgte. Bey solchem Volke war es wohl dem
Feldherrn, nachdem er unterlassen hatte, es
gleich anfänglich in das Feuer zu jagen, nip^it
zu verargen, dass er keine weitere Untemek-
mung wagte; aber auch eben so wenig den
Ungern der laut ausbrechende Unwille, dass
nichts geschah. Dieser trieb den Balthasar
Bänffy unter guter Bedeckung an das Stadt^
thor; der verlangte Klnlass zur UnterreduDg
mit seinem alten Freunde Török ward ihm
gewährt; er trank und schwelgte mit ihm und
Urban Batthyanyi, was er nicht bezweckte;
und erlangte dadurch, dass ihm in des Weines
Begeisterung die Stärke der Besatzung ange-
geben, die Vorrathskammeru , die Stellung
— 509 —
I VertheSung clefi groben Geschützes ', die
lutzwehren und Festungswerke gezeigt wur-
ly was seine eigentliche Absicht war. Von
em gründlich unterrichtet, kehrte er des
ends in das Lager zurück und erklärte un-
hohlen : Ofen sey durch seiner Werke Fes-
keit, durch seiner Befehlshaber Vorsicht und
iegskunde, durch seiner Besatzung Zucht
1 Tapferkeit in so vortrefflichem Yerthei-
;ungsstande, auch mit Mund- und Kriegs«
rrathe so reichlich versorgt , dass es von des
•nigs anwesender Heermacht linmöglich er-«
rmt, und eben so wenig durch förmliche
lagerung überwältiget, als durch langwierige
ischliessung zur Übergabe gezwungen wer-
1 könne; zu dem Allen müssen kräftigere
istalten gemacht ^ und mit mehr EnlsCmos-
dieit vorgeschritten werden.
Leonard von Felss, missmuthig in der
isncht auf unrühmlichen Rückzug, verdrüss-
h in seinen Leiden von dem Steinschmerz
d der Fussgicht, uneinig aus Argwohn mit
(ter Ferenyi und den übrigen Üngrischen
Idherren, unvermögend sein Deutsches Volk
geduldiger Ertragung der stürmbchen Herbst-
tterung zu erhalten, benutzte Bänffy^s
hritt zu schicklichem Yorwande, sich aller
srlegenheit zu entwinden '). Nachdrücklich
rwies er ihm den eigenmächtig unternomme-
n Zug auf Kundschatt in die feindliche Stadt,
schuldigte ihn des Verbrechens verletzter Un-
:) In seinem Schreiben an NiSdaidy tagt er nar: ,fviden»,
tod etctrcifus meu* ad obiidionerrty ei oppugnalionem civiiaii»
udenai» , -par viribua euMe non poMset , fnctuen^qne hihfrna ^ri^
>rrt , et alia e)u$ tcmp^ialis invomTnodof bellandique importw
i/afem, a veieri IJuda eaefra movi«
— 570 —
terordnungi Liess ihn von dem Heera wegEf»-
16. riovhr. Ken , hob Dinstag ror EUaabeth Ofens rergeb-
liche Einschliessung auf , ging mit einem Tfueik
seiner Mannschaft . über die Donau , und be-
setzte mit vier Tanieren Böhmen , zwey Panie-
ren Deutschen , dreihundert Huszaren , tauaeod
Mann SchiüsTolk Festh» welches Martin vsii
menschenleer und ohne Besatzung gelassen hattei
Den Rest seiner Heennacht führte er nach Viie-
grad hinauf, und unternahm die Belagerung
der Burg. Seines groben Geschützes unabläs-
sig fortwirkende Gewalt erzwang von der zwey-
hundert fünfzig Mann starken Beiatzung amVor-
24. ATov&r. abende Catharmä die Übergabe. Unterdessen
hatte Feter Ferenyi auch die Stuhlweis-
senburger zum Abfalle ron Isabella gebracht,
und den heranrückenden Valentin Törok
tapfer zurück geschlagen. Leonard Toa
Fei SS wollte noch, trotz dem eingetretenen
Froste, Dotis angreifen und verschiedener Schlos-
ser Törok' s an der Donau sich bemächtigen;
aber Krankheit und Unzufriedenheit trieben ihn
nach "Wien zurück •). Folgendes sehen wir
als Ursache, durch deren Wirkung dieser Feld-
zug solchen Ausgang hatte, und mehrere künf-
tige nicht glücklicher endigten.
Kaiser Friedrich der III. hatte seinem
Stamme in dem Symbol der fünf Selbstlauter
ein solches Ziel angedeutet, seine nächsten En-
kel hielten es fest im Auge und strebten mit
unermüdlicher Anstrengung es zu erreichen.
Vor Allem solhe die Deutscne Kaiserwürde Ton
dem Österreicher Hause nimmermehr getrennt
o) Leonardi Felis Kpiit. iid Thom. Nadasd j de a5. No-
vembr. i54o. ap. Pray Epist. Pröcer. P. 11. p. 90. Terslkh. mit
Paul Joviua IlMton Lib. XXXIX. p. a43.
- 571 -
nerden; die souveräne Gewalt über das Deut*
che Reich würden , entweder dessen kleine
Tyrannen) in ewiger Fehdschaft gegen einan-
Ler erschöpft, eigener Erhaltung wegen end-
ich selbst anbiethen, oder günstige Umstände
n staatsweiser Benutzung derselboa künftigen
lemchem einräumen. Es war allerdings an-
ockendi der Christenheit weltliches Obeniaupt,
ider höchster Inhaber der Weltherrschaft ; wie
[^pnAU noch geschah, fast allgemein genannt
ind TOn vielen geglaubt zu werden; darum war
ühon Ferdinand mit ganzer Seele Römi-
eher König und Reichsverweser ^ zugleich thä-
iger König von Böhmen der churfürstliohen
i/Vürde wegen, welche ihn mit dem Deutschen'
ileiche verband, und auch König der Ungern^
lenen er, dem sie, bey unstreitiger Würaig-
ceit beyder, ungetheilt angehören sollten. Al-
iein der fürstliche Mensch wie der gemeinste,
Eolgt lieber dem mächtigen Drange zu seiner
Erwmterung , als dem Berufe - zu ruhiger Wirk-
Bamknft in seinem beschränktem Kreise. Zum
Unglüeke für Ungarn waren eben jetzt ganze
Völkerschaften im Gemüthe getrennt; überall
wurde gerade für und wider das Heiligste des
Menschen, für und wider des Gemüthas Rechte,
des Gewissens Freyheit, der Staaten Selbststän-
digkeit, noch nicht mit Waffen, *nur mit Scharf-
sinn, dialektischer Kunst, Witz, Gelehrsamkeit,
List und Argwohn gekämpft. Häupter, auf
einer Seite , unter sich selbst wieder durch ihr
besonderes Interesse getrennt, waren Papst Pau-
lus, Kaiser Carl und König Ferdinand; sie
mussten anhalten und ausharren, hätte auch
diese Art Kampfes, welche im Ausgange Sieg
des Verstandes über der Menschen Verstand,
— 574 —
stand und Beschirmung wider einheimisclie Frie-
densstörer und auswärtige Feinde zu erbitten *}.
Wie Vieles , wie Alles hätte Ferdinand vcr-
mocht, in Person erscheinend unter dem treue& I
Volke, bey dem es dem Gegenkönige leicht 1
gewesen war, bisweilen vierzig, bisweilen acht-
zig tausend Mann in Waifen aufzustellen? So-
gar Emerich Bebek, ron Nadasdy zum
Abzüge aus Siebenbürgen genöthigt, Hatte be-
reits m Isabella^s Nahmen mit Franz Re-
Tay und Peter Perenyi über Ofens iriecl-
liehe Abtretung Unterhandlungen angefangen ^};
aber den König rief wieder ein Reichstag nach
Regensburg, vor seiner Abreise dahin schrieb
3. Februar, er ein Aufgcboth aus , forderte ron dem Adel
hundert Silberpfennige Kriegsbeytrag für jeden
Bauernhof*'); ernannte durch verhängnissvol-
len MissgrilF wieder einen Österreicher, Frey-
herrn Wilhelm ron Rogendorff zum
Oberbefehlshaber in Ungarn und tibertrug auch
ihm die weitere Führung der Ofener Sache.
Da hörten die Unterhandlungen augenblicklich
auf, und damit niemand auf dem rechten, sei-
nem Geiste und seiner Kraft angemessenen
Platze sey, mussten Ungarns wichtigste Män-
ner auf dem Kampfplatze wie im Staatsrathe,
unter Andern der Krzbischof Frangepani
und Thomas Nadasdy mitziehen nach Re-
gensburg , um Deutschlands Fürsten durch Vor-
trag bitterer Wahrheiten zu erschüttern, und
zur Hülfleistung zu bewegen.
a) Liter. Ferdinancl. Reg. ad TranasiWinot de a5. Ja-
nuarii i54i* ap. Eder Script!. Tranaiilv. T. II. p.a4i. h!\ Liter.
Ferdinand. Reg. ad Francisc. R^vay de 33. Januar. ia4i. ap.
BeL Notit. Hungar« Tom. III. p. 3ii. e) Liter. Ferdinand.
Reg. td Saroaiena. de 3. Febr* i54i. ap« Katona Tom. XJü.
p* 10.
— 575 —
Mit Frühlings Anfang führte Usref Pa-
scha TOn Bosnien, Jahi-Ogli von Belgrad
und Murath von KlUsa auf Solejman's ge-
messenste Befehle ihre Rotten und Scharen
nach Ofen zum Schutze der Königinn. Schon
im Winter hatten sie sich auf der Donau ein-
{geschifft, aber bey plötzlich eingetretenem hef-
tigen Froste nur Tolna erreicht. Jetzt führte
sie, mit schwerem Geschütze versehen , Valen-
tin Torök vor Watzen, welches die von Felss
zurückgelassene schwache Besatzung, ini ver-
feblichen Widerstände fast gänzlich aufgerie-
en, der Übermacht übergab. Schwerere und
schlecht belohnte Arbeit fand der Feind vor
Festh. Da hielt der Deutsche Mann Otto von
Discha sein Volk vortrefflich in Wachsam-
keit^ Zucht, Muth; und Marius Specia-
c a s a 9 erprobter Kriegsbaumeister , ersetzte
schneUy was des groben Geschützes Gewalt zer^
störet hatte. Lebensmittel konnten in dieser
Jahreszeit den Osmanen nur sparsam zu^^e-
messen werden; ihre Mannschaft, grossten-
theils Reiterey, verweigerte das' Stürmen, ein
Verboth ihrer Kriegsregeln vorwendend; sie
überlieferten dem Török die Kanonen und
zogen ab, verfolgt von Franz Ny^ry^s und
Horvdth Bertalan's Huszaren - Haufen,
von deren Säbeln Achmet-Aga, Führer der
Nachhut, mit vielen der Seinigen den Todes-«
streich empfing *).
Inzwischen erwartete Wilhelm von Ro-
st endorff zu Komom noch immer die An-
kunft der ihm angewiesenen Scharen aus Oster-,
reich, Mähren, Böhmen; und als ihn der König
a) Paul, lorios Lib. XXXIX. p. a49.
__ 576 —
dutch Sigmund von Herberstein zum
2. Marx. Auszüge malineu liess , erölfnete er freymütliig
seine Abneigung gegen diesen Feldzug und sei-
nen Wunscn, entlassen -zu werden des Ober-
l>efehls, zu welchem er selbst sieb untaugUdi
^klären müsste. Hobes Alter gestatte ibm keine
grossen Anstrengungen mehr; Jähzorn raube
ihm bisweilen die nüthige Besonnenheil) und
der H^ss, womit das WidFenvolk wider ihn
erfüllt wäre^ ersticke gegenseitig das unent-
behrliche Vertrauen.- Dem Dienste. wolle er
sich nicht ganz entziehen, er sey bereit ^ die
Heerfahrt mitzumachen , und jedem andom
Oberbefehlshaber zu gehorchen , nur nicht etwa
dem einzigen Günser Freyherrn und Landes-
hauptmann Niklas Jurissicsh, mit wel-
chem er' weder Arbeit noch Ruhm 'iheilen
wolle '). Wahrscheinlich hatte ihn der Croa-
tische Held von Güns durch den Vorwurf des
schimpflichen Rückzuges von Ofens Belagerung
vor zehn Jahren bis zur Unvßrsöhnlichkeit be-
leidigt. Wohl hätte die gehässige Ausnahme
den König für den Mann von erprobter Geis-
tesgegenwart und Tapferkeit ^ oder für einen
andern, ihm Ahnlichen bestimmen können und
auch sollen; allein .wenn des Verhängnisses
Loos einmahl gefallen ist, sind alle Warnungen
unwirksam. Ferdinand bestand auf seiner
Ernennting; Rogendorff stand mit. Ungern,
^.May, Mährem, Böhmen und Österreichern Mittwoch
nach Kreutzerfindung ^) vor Ofen ; und vier
und zwanzig Eilbothen des Eremiten, bis Bel-
grad in Stationen vertheilt, jedes Tages Ge-
fahr meldend, mahnten zupi Bey stand.
^
a) Herberstein's Tagebuch bey Kovachick
Stucke $. 367. h)Vx^j Hist. Reg, T. III. p. 64.
Samml. &!•
r\
~ 577 —
Lof Sand Oerliards Beige ^ an si
der Stadt ordnete Rogendo^rff die Ba-
genug und Hess seine sechs und dreyssig
SsheuerU) hundert fünfzig kleinem Feuer-
linde gerade gegen das königliche Schloss^
»rsatzlich in unschädlicher Richtung abfeuern;
mn seit Mittwoch nach Quasimodogeniti wa- 27.
n des Königs Sigmund Bothschafter hey
ir Königinn mit dem Auftrage^ sie unter je-
X Bedingung zur Übergabe der Stadt und
irg zu bewegen. Sie hatte eingewilligt; so-
r den Entsduuss gefassty sich selbst nut dem
inde in das Lager, unter Rogendorff's
shtitz zu begeben; aber Martin uzzi Hess
I in dem Sciilosse streng bewachen , und fol-
mden Tages die Fohlnischen Gesandten aus
»r Stadt jagen * ) ; dabey versicherte er Allen,
siehe ihn liören wollten, er würde lieber der
aufe entsagen und zu dem Fropheten schwö-
n , als Ofen den Deutschen übergeben ^ ). So
nigst war dieser gewaltige Staatsmann im
^önchskleide überzeugt, dass Ferdinand bey
iner Handlungsweise, bey seinem ' Vertrauen
if ausländische Befehlshaber und Deutsche
eichshülfe , sich unmöglich gegen S o 1 e j -
an's überwiegende Macht imd rasches Yer«
hren behaupten könne, folglich alle seine
echaungen falsch, seine Yerheissungen leere'
Torte seyen ^).
ajJoannis Eiieler Epittolae ad Thona* Md«f4» de 9.
i6. May i54i. ap. Pray JBpp. Procer. P. II. p« io3. et io6«
Teatimonia Antonii Vernntii et Petri Piletintikl
Proceaa« Judicario. ap. Pray 1. c. p. 385. e) Dieae Ueber^
jgung aprach er auch in aeinem Sendaehreiben an die SSchai«
!ie Geaammtheit in Siebenbürgen (rom 7, April l54i. bej
ler SS. Tranaailr. T. II. p. 289.) anf daa beatimmteate ana {
d daaa aie ihm Emat war , zeiste er in der Folge durch aUea«
ta er für Ferdinand that.
VI. Tbeil. 0^ .
— 578 —
TjtBck des Eremiten gewaltsamem VerCpli-
ren wider die Königinn und die PohlnisÄn
Friedensmittler bef alil Rogendorf^ das ScUon
ohne weitere Schonung zu beschiessen. Ab
die äussere Mauer schon etwas beschädiget war,
und der neue Thurm den Einsturz drohete,
liess er mit dem Feuern inne halten. Die^^Maner
war drejfach^ zwischen dem Berge und dem
Schlosse ein Thal, in dasselbe hinab und dm
Schlossherg hinauf mussten die Belagerer stür-
men y wollten sie nach der leicht ausführbarea
Zerstörung der Mauern in wuthendem Hand-
gemenge des Platzes sich bemeistem« Sey o^
dass der Feldherr geheime Weisung Imttej des
herrlichen Werkes höherer Baukunat ao vid
möglich zu schonen, oder dass er aelbM des
grossen Königs Matthias ehrwürdigen Wolm-
sitz erhalten wollte, sein Herold ermahnte die
Königinn noch ein Mahl, die Bande ihrer Haus-
feinde muthig zu zerreissen , den Frieden nicht
langer zu yerschmähen, das Zipser Herzog-
thum für ihren Sohn anzunehmen, und ihn so
der traurigen Nothwendi^keit zu überheben,
welche im Weigerungsfalle ihm geböthe^ die
prächtige Burg in einen Schutthaufen zu Ter*
wandeln. Anstatt ihrer, antwortete Marti-
nuzzi: „die Königinn sey weit erhaben über
,',die Thorheit, das Ungrisclie Reich fiir das
„Zipserland hinzugeben; dagegen scheine ihr
„Rogendorff ein aberwitziger Greis | weil
„er in die Grube, wo man ihn schon ein Mabl
„jämmerlich zugerichtet hatte, sich wieder im-
„bedachtsam begab, um in unvermeidlichem
„Verderben seine Verwegenheit zu büssen. Al-
i,bern denke er, wackere Männer, welche für
„Vaterland und König aus Ungrischem Ge*
— 579 —
sdileclite^ wider betrunkene Haufen kSmpfen^
zu ersclirecken ; doch als besondere GeuUig*
keit wurde sie es ansehen^ wenn er seine
Morser und Stücke sparsamer losbrennen wollte^ *
denn sie habe eine träcbtige Sau^ die durch
anhaltenden Donner seines Geschützes er«
schreckt y zu grossem Leidwesen der könig-
lichen Tafel -Gäste missgebären konnte *).
Des muthwilligen Femdes Spott verach-
md^ räumte der Rogendorffer des heili-
en Gsanader Bichofs Gerardus Marterberg und
erlegte das Lager auf die westliche Seite der
ladt an den Juden -Gottesacker zwischen den
{biet angehenden Weinhügeln und dem Ju-
en-^ Jetzt Stuhlweissenburger Thor, wo er
eines Frachtgebäudes zu schonen , und nur die
chwierigkeit der entlegenem Tränke zu über-
inden hatte. Die Untern mit einigen Haufen
Ohmen und nÖthtgemTeldzeuge sandte er un-
5r Feter Ferenyi's Befehl nordöstlich hin-
Lif vor das Sabbather, heute Wiener- Thor
egen die neuen, am Orszdgher Hofe aufge-
ihrten Festungswerke. Der übermüthige £re-
lit konnte der Lust nicht widerstehen, den
Oberbefehlshaber in seiner neuen Stellung zu
egrüssen : „Rogendorff sollte vergeben ,
dass man ihn unlängst für einen aberwitzigen
Greis gehalten hätte; dort am Juden -Gottes-
acker erkenne man jetzt seine Klugheit in
der richtigen Wahl des Standortes, wie er
seinem erschöpften Alter und seiner unglück-
lichen Mannschaft geziemte/^ Zu gleicher
eit Hess er zwey Deutsche Söldner, welche
I den königlichen Gärten die Gebäude anzün-
a) Pmul. JoTini Hift. Lib. XXXIX. p. 356.
57»
— 58o —
deA sollten 9 an holiem Galgen auf der Stadt-
mauer^ jeden in Verbindung mit einem Schweb
auQiangen *). Über solche Verhöhnung hefiig
ergrimmet, antwortete der hochbejahrte Feld-
herr nur mit gewaltiger Erschütterung der
Mauern durch des groben Geschützes unabUs-
1. Juniu9. siges Spiel. Mittwow Abends yor dem Pfingst-
feste war auf eine Strecke yon hundert und
einigen Schritten die Mauer eingestürzt, theSs
einwärts, theils, von dem zusammengeworfen-
nen Schanzen gedränget, auswärts gefallen,
weiterhin gegen die königlichen Gärten bis auf
massige Mannshohe niedriger geworden; mit
Entsetzen sahen die Belagerten der Gefahr ei-
nes wütheoden Sturmes und einer schreekli"
eben Nacht entgegen. Allein Roffendorff
und seine Deutschen scheueten die Macht mehr
als den Feind; nur die Sturmleitern wurden
vor Einbrüche derselben noch angelegt, das
Eindringen auf den Morgen verschoben, das
Glück verschlafen und verscherzt. Dagec^en
arbeiteten Besatzung und Einwohner durch die
ganze Nacht an Verschliessung der öffnuugeUf
an Wiederherstellung und Erhöhung der Schan-
zen, nahmen die Leitern weg, und stellten
sich bereit zur Abschlagung des Sturmes. Mit
2. /un»i4*. Anbruch des Tages wurde er hier sowohl als
am Sabbather Thore von Per6nyi gewagt;
überall vergeblich ; doch von diesem ohne er-
heblichen Schaden, von den Deutschen mit
Verlust von achthundert Mann, unter welchen
auch Hieronymus von Zara gefallen war^}.
Nach diesem Unglücke erkannte der Kriegs-
a) Paul. Jovial 1. c. h) Claudii RatUboneni. EpXit. de
4. Junii 254i, ap. Pray AnnaJ. P, V, p, 345.
— 5öi —
I
rath fiir das Zuträglichste, die Stadt rings herum
einzuschliessen , die Mauern untergraben zu las-
sen, und in die Luft zu sprengen; im ^eere
war hinlängliche Anzahl Böhmischer und Ty-
rolischer Bergleute, welche in der mühseligen
Arbeit geübt, ihre Dienste und Behendigkeit
anbothen. Während nun diese das Werk mit
ausdauernder Anstrengung betrieben, die Be-
lageirten , von des Feindes Vorhaben unterrich-
tet ^^ mit gleicher Thatigkeit entgegen arbeite-
ttti. fasste der Stadtrichter Johann Athädy
itna zwölf Mitglieder des Rathes den Entschlüsse
ihren Bedrängnissen auf andere Weise abzur
helfen. Die Ausführung war dem Thomas
Bornemiszsza übertragen, yon ihm die Un^
terhandlung nur mit Franz Röyay, Rotten-
führer und Richter in Rogendorff's Heer,
gepflogen. Zwischen dem Joannis- (Wasser-)
Thore und der Deutschen Pfarrkircme führte
aus dem Deutschen Kirchhofe eine kleine Thuv
aus der Stadt zur Donau hinunter; durch sie
wollte Bornemiszsza in zweyter Nachts
wache Herrn Franz R6yay, doch um seine
Mitbürger gegen der Deutscnen Wuth zu si-
chern, schlecnterdings mit keinefn andern, als
Ungrischem Volke hineinlassen. ^Nachdem Alles
verabredet war, der edleR^vay, um die Ver-
bündeten in ihrem Vorhaben fest zu halten, für
glücklichen Ausgang ihnen und ihren Erben
seine Burg Szklabynya mit seinen gesamn^^
ten Besitzungen verschrieben halte, entdeckte
er dem Oberbefehlshaber den Anschlag, vei^
langte tausend Mann Ungern mit Ausschlies-
sung der Deutschen zur Ausführung, imd uih
den misstrauischen Alten von seiner Treue und
— 5»a —
I
Redlichkeit zu versicbterU) libei^gab er Uun a«-
nen Sohn JVIichael zum Leäbürgen. Ro-
Eendorff billigte, versprach Alles; aberfrolh
eckend in hinterlistig kluger Seele über die
schone Gelegenheit, sich und seinen Deutschai
herrlichen Sieg zu erschleichen ^ vergass er,
dem bidem Unger die Losung abzufragen«
13. JufRut. Gegen Ende der ersten Nachtwache sandte
er seinen Sohn mit yier Haufen Fussvolk iiad
einen Trupp Reiter, lauter Deutsche yorauSi
Bornemiszsza mit den Verbündeten ist auf
dem Platze, er öiFnet das Thürchen, ungestüm
drängen sich die Deutschen hinein, die Mit-
glieder wollen sich an die Spitze der Haufen
stellen, um sie in tiefster Stille auf die ange-
deuteten Flätze zu führen; doch mit lärmen-
der Ungeduld dringt das wilde Volk vor, Bor-
nemiszsza fordert die Losung, ruft mehr-
mahls nahmentlich, R^vay, statt dessen Ter-
nimmt er ihm unverständliche Deubiche Flüche
und Schimpfnahmen; Er und seine Gefährten
sehen sich schändlich betrogen, sie beklagen
ihrer Mitbürger Schicksal und flüchten sich
hinaus; zu rechter Zeit noch, denn die auf-
geschreckten Wächter rufen Yezrath und zu
den Waffen, IJrban Batth.ydnyi mit der
Streif *, Peter Pet'rovics mit der Schar-
wache eilen heran, die Deutschen werfen sidi
in die unordentlichste Flucht ^ im Gedränge
am engen Ausgange entrinnen nur Wenige dem
Tode oder der Gefangenschaft. Tages darauf
begann das halspeinliche Verfahren gegen den
Z&polyschen Züpser Propst FranzBiosy, den
einzigen, welcher yon den Yerschwornen zu-
— 5b5 —
geblieben war; sein Richter Martinuzzi
ihn viertheilen *).
Rogendorff hatte hiermit der Ungern
sloscnlichen Hass wider sich au^ereitzt^
dem gesammten Heere Vertrauen und Ajchr-
verwirkt ; beydes setzte ihn ausser Stand,
h Fortsetzung des Felddienstes seines Herrn
liges Vertrauen zu rechtfertigen : aber Stolz
Eigensinn hielten ihn fest auf dem Platze^
ihn bald der gerechten Strafe seiner Treu-
keit und Farteylichkeix zu überliefern. Un-
lelbar stand jetzt in Solejman's Seele
Vorsatz^ unter der HiUle grossmüthiger
hützung der königlichen Wittwe und ihres
»en, den längst bereiteten Staatsstreich auf
urn auszuführen. Auf die erste Kunde von
königlichen Heeres Ankunft vor Ofen war
IS Constantinopel ausgezogen. Seinen ans
anopel erlassenen Befehlen gemSsS| «oljlaa
hammed -Pascha voraus nach XJngjffai
icken^ die Nachhut Ulman-Beg^ des
schiedenen Uzr^f's Nachfolger in Bos-
, bb Belgrad führen; Achmet Sangiak
Nikopel durch die Moldau, mit dem wie-
eingesetzten Woiwoden Peter Raresch
inigty zu Majlath's Züchtigung nach
enbürgen einfallen ; der tirossherr blieb mit
Hauptmacht im Lager bey Adrianopel noch
ck; sein Liebling und Eidam Rustam
cha war ihm zur Seite^ Hieronymiis
izky in seinem Gefolge.
Fetr. RtfyaTt def Frans K^tit Enkel« dem das
m lein Vat»r Michael Rtfray Ubenieferi Kat, fle AU»*
ia et a. Coron. Centur. VI. ap. SekuHvtd^ner. T. II. p. 737.
eh. mit Pauli Jovii Histnr. Lib. XXXIX. p. a66. et
fg. Bethlen. Lib. III. p. 367.
— 584 —
Achm et yollbrachte der erste sein Werk;
vor der Fogaraser Burg^ in welche sich Maj-
lith eingeschlossen hatte, gelagert , dort die
Festigkeit des Platzes und die Beschwerlidi*
keit langwieriger Belagerung erwagend , erboth
er sich zu Unterhandlungen und Ihd den be-
herzten Vertheidiger seiner Zufluchtsstätte zu
sich« MajHth forderte sicheres Geleit und
G^isseln, A ch m e t sandte vier gemeine Knech-
te, als Tomehme Haüptleute gekleidet. Leidii-
glauhig und sorglos folgt jener seinem Schick-
19« Juliu». sale, wird im feindlichen Lager freundlich em-
pfangen, Yon Achmet mit grossen Hofinungeni
weldae die Unterhandlungen des folgenden Ta-
ges deutlicher offenbaren würden, geblendet|
und dem Woiwoden Peter zu angemessener
Bewirthung übergeben. Bey 'dem Gastmahle
beginnen Feter 's Tischgenossen mit anzüg-
lichen Reden wider Ungern; Majläth rer-
theidigt seines Volkes Ehre, sie brechen in
Lasterungen aus, und entflammen ihn zum hef-
tigsten Zorn. Er zieht den Säbel, sie nehmen
ihn als Yerletzer dei: Gastfreundschaft gefan-
gen. Vergeblich klagt er über Treulosigkeit
und Verrath. Plötzlich erscheint Achmet,
häuchelt Unwillen und Abscheu über den Auf-
tritt, überhäuft den Woiwoden mit Vorwür-
fen; dieser versichert, Majläth sey nach
Verdienst behandelt worden , er werde ihn un-
ter sicherer Bedeckung dem Grossherrn über-
liefern, und diesem den Ausspruch überlassen,
ob er mit Recht oder mit Unrecht festgenom-
men worden sey. Diess wird von Achmet
20. Juliu». genehmiget, Ma jlath abgefiihrt. Fogaras wurde
übergeben, und am Festtage Magdalena schwo-
ren Siebenbürgens Stände der Königinn Isa-
— 585 —
»IIa und ihrem Sohne treue Unterwer-
Unterdessen war Mohammed-Pdscha
Lt dem Belgrader Sangiak Jahi-Ogli über
a Drawe gegangen; yon dem königlichen
eere vor Ofen immer noch nichts geschehen^ Eiu^^/unn.
IS sie entweder aufhalten ^oder zur Beschleu-
gun? ihres Marsches nöthigen konnte; gleiche
»rtschritte mit ihren Schiffen auf der Donau
Itend, rückten sie gemächlich gegen Ofen
ir. Als ihre Annäherung im Lager kundbar
arde, ging man zu Rathe was zu thun sey;
i stimmten Einige für Verlegung des Heeres
ich Festh; Andere wollten, dass dem Feinde
itgegengezogen und der Kampf mit ihm'be-
inden werde. Die vorsichtigem Ungern rie«
Jen zur Besetzung der Insel Csepel^ um den
und wenigstens aufzuhalten ; oder zum Rück-
ige nach Gran y um die noch ziemlich unge-
hwachten Streitkräfte für günstigem Zeit*
inct zu yersparen. Nichts von dem allen
mehmigte der eigensinnige Rogendorffer;
' wollte die Osmanen erschrecken, und in
^esem eitel n Vorhaben befahl er das Lager
iterhalb des Sanct Gerhardsberges, am^Fusse
isselben, wo eine geräumige Ebene sich aus*
reitete, der* heilige Berg ihnen den Rücken,
e von ihm auslaufende Bergkette die rechte,
nr Donaustrom die linke Seite deckte ^ aufzu-
hiagen. Den nächsten Bergrücken redits wies
r den Ungern zum Standorte an; auf der
leinen Insel im Strome liess er eine Schanze
ifwerfen, mit grobem Geschütze besetzen, und
a) Jovias Lib. XL. p. 3o6* Tcrg]jch. mit Katonm Hitt.
-g. T. XXf. p. 97. et £ der SS. Tr«nsfil?an. T. Tl. p. 287.
— 5tt6 —
durch eine Brücke mit dem Lager yerbindeii.
Gewiss die vortheilhafteste Stellung für einen
zum Schlagen entschlossenen Feldherrn , wel-
cher zugleich die Insel Csepel besetzt und in
die Thaldörfer Budaörs, Budakerzy, Turbal,
und Torbagy Posten ausgestellt hätte; für den
Rogen dor ff er war es die unglücklichste.
Ungehindert von ihm, zog Valentin
Török mit zweitausend Mann R^terey So-
lejman's Feldherren entgegen , [unterrichtete
sie von der Starke der königlichen Heermacht|
von dem Gehalt ihrer Anführer und ihres ober-
sten Befehlshabers, von dessen Vorkehrungen
und Entwürfen. Gleich hinter Fromontor^ von
Rogendorff's Lager sechshundert S<duritte
entfernt, lagerte sich Mohammed Pascha.
Jahi*Ogli wendete sich links, gewann die
unbesetzten Hügel und nahm seine Stellung
östlich von Budakeszy auf den Höhen, den
Ungern näher als den Deutschen, wodurch er
dem Mohammed die Verbindung mit der
Stadt sicherte. Auf dem Strome hatte Rogen-
dorf f vier und zwanzig doppelrudrige Galee-
ren, achtzij' grössere und kleinere Nacihen (Na-
zadas) und hundert FrachtschilFe ; nur halb so
stark war Mohammed'sDoDauflotte. Zu ihrem
Schutze besetzte er die Insel Csepel, Hess an
ihrer nördlichsten Spitze ein Bollwerk auffüh-
ren und daraus sowohl des Rogendorf fer's
verschanzte Insel, als auch seine ab- und zu-
rudernden Fahrzeuge immerfort beunruhigen.
Alle seine Aufforderungen zur Schlacht wurden
abgelehnt; denn der abgelebte Deutsche Feld-
herr rechnete mit kindischer Zuversicht auf
baldige Ankunft Deutscher Hülfsvölker, deren
unverzügliche Stellung und AbsenduAg der Re-
— 587 —
gensburger Reichstag seiner Meinung nach schon
längst müsste bescmossen haben.
Wohl war von Deutschen Fürsten und
Herren zu Regensburg vom Dinstage nach Ju- ^•-äprU^
dica bis Martha über die zunehmende Türken- '*'*^*
gefahr bisweilen gesprochen 'und berathschla-^
get^ auch Donnerstag nach Pfingsten in Yer- 9.Jumus.
Sammlung der Fürsten von dem Coloczer Fr an- ^
ciscus Frangepani eine erschütternde Rede,
^eit Jahrhunderten die bündigste ^)y gehalten,
von dem hochherzigen Thomas Nddasdy
und seinen Gelahrten inständigst um Beystand
gebethen; endlich sogar eine eilende Hülfe,
drey bb vier monatlmcher Sold für zehntau-
send Lanzenknechte und zweytausend Reiter,
beschlossen worden; allein es war ein Deut-
scher, das ist, in der Regel unwirksamer Reichs-
beschluss. Rogendorf f's Erwartungen blie-
ben unerfüllt, und um der bittern vorwürfe
Ton Unentschlossenheit , Trägheit und Unthä-
tigkeit sich zu erwehren, musste er wenigstens
anfanglich der kampfbegierigen Mannschaft ge- '
statten, den Einladungen des Feindes zu klei-
nen Gefechten zu folgen. An dergleichen wa-
ren die Ungern gewöhnt, durch Übung und
Rüstung den Osmanen ganz gewachsen, leicht
wie diese beritten, besser, als sie, durch Schild,
Helm und Panzer beschirmet, öfters Sieger als
Besiegte. Nicht so die Deutschen auf ihren
hohen, schwerfälligen Rossen gehamischt sit-
zend, mehr zum unbeweglich Stehen und Schla-
fen, als zum Herumreiten, Anlaufen, Hauen,
iielxen imd wieder Ansprengen abgerichtet; sie
a) Sie itcht bey Priy Aimal. F. V* p. 345.
— 5»8 ~
/
kostete daher ÜEist jedes Gefecht einige Üieore
Opfer.
Keine Ruhe gewährte auch Mohammed
dem unglücklichen y von elendem Befehlshaber
in Unthätigkeit gebannten Heere ; täglich Über-
fälle im Lager raubten ihm Kraft ^ Muth| Zu-
versicht. Die kleine Insel wurde von den Ja-
nitscharen genommen, das Geschütz erbeutet,
YOn der Besatzung sechshundert Deutsche nie-
dergehauen; die Flüchtigen brachen mit der
Brücke ein und. fanden in der gewaltigen Do-
naufluth ihr Ende. Zwar schlugen Specia-
casa und Ebersdorfer, mit ihren Schiffen
herbeyeilend, die Janitscharen von der Insel
zurück^ und überwältigten den Feind auch
auf der Insel Csepel; aber diese einzige Waf-
fenthat wurde nicht weiter benutzt. J a h i-
Ogli trieb die Ungern von ihren Höhen in
das Hauptlager hinunter; Valentin Törok
bemächtigte sich des Sanct Gerhardberges, und
so von allen Seiten eingeschlossen, wäre Re-
ge ndorff mit seinem Volke jetzt in allge-
meinem Überfalle schon völlig aufgerieben wor-
den, hätte nicht Torok, der Ungern sich
erbarmend, den von Mohammed ihm anbe-
fohlnen Angriff im Rücken lässig ToUzogen,
und den gefangenen Feldhauptmann Ferenyi'Si
Georg Warkotsch frey gelassen, mit pa-
triotischer Warnung an dessen Herrn ^ ,,zu
„rechter Zeit noch sich und die Seinigen dem
„bevorstehenden Verderben zu entreLssen; denn
„im Anzüge sey das um^eheure wilde Thier,
„das sie alle mit Einer Oifnimg seines Rachens
„verschlingen würde,"
Jetzt trat Perenyi vor Rogendorff,
der entschlossene Unterfeldherr vor den Ober-
- 589 —
lefehlshaber von bewährter Unfähigkeit , eili-
gen Rückzug auf sicherern Standort fordernd^
)der der Ungern Trennung von ihm ankiindi*
rend. Die Meinungen des versammelten Kriegs^
*athes waren getheilt ; doch alle in dem Einen
ibereinstimmend^ dass man sich nach Festh
linüber ziehen müsste. Rogendorff jedes
Vlahl seinem eigenen ^ folglich schlechtesten
[jrutdünken folgend ^ erklärte: ohne Ferdi-
1 and 's ausdrücklichen Befehl I von Ofen kei-
len Schritt zu weichen; und um den könig-«
liehen Willen ednzuhohlen^ wurde Niklas
Grraf von Salm unverzüslich nach Wien ab*
gefertigt. Anstatt Deutscher Hülfsvölker oder
königlicher Vorschriften -für den Oberbefehls-
liaber kamen von dorther Sigmund von^* Augwa,
Herberstein von dem Könige, Johann
Thomas Ficus^ Graf von Mirandula , von
dem Kaiser gesandt, mit Vollmachten zu Frie-
densunterhandluni^en« Allein mit aufrichtij;em
1 Till •Ol
Bedauern wurde von Isabella, mit Schaden-
freude von ihren Räthen, versichert, es sey zu
spät; Sole j man selbst stehe schon in Feter-
wardein, bereit, ehestens als Freund und Be-
schützer gegen die Hauptstadt aufzubrechen:
und was sie nun auch versuchen mochten ,
nichts konnte ihnen weiteres Gehör verschaf-
fen •).
Inzwischen war Solejman wirklich bb
Belgrad vorgerückt, hatte dort die Freude, den
gefangenen M a j 1 d t h seiner Gewalt überliefert
zu sehen, und den Verdruss des von ihm un-
längst abgefertigten französischen Gesandten
a) Herbertteia Tagelmth boy Kowuhieh SamaL tugedr.
Su S. 268»
— Sgo —
Anton RinconV<s Ermordung bey Fayia, za
yernehmen. Argwöhnend , die Tnat sey in!
Carlas und Ferdinand's Geheiss gescke-
lien, liess er. des letztern Gesandten Hiero-
nymus Laszky zu Belgrad gefangen setzeoi
den unglücklichen Majläth aber nach Cons«
tantinopel zu ewiger Geiangenschaft in den sie-
ben Thürmen abführen.
2$.jiugu&i. Am Sonntage nach dem Feste des heiligen
Königs Stephanus setzte die eben so schreck-
liche als gewisse Nachricht, der Grossherr sej
nur noch sechs Tagemärsche von Ofen ent-
fernt^ das königliche Lager in die unordent-
lichste Bewegung. Mit Ungestüm wqrde dem
Rogendorffer die iNothwendigkeit des
schnellsten Rückzuges dargestellt und der Be-
fehl dazu abgedrungen. In vier Abtheilungen
sollte er bey mondheller Nacht auf das linke
Donauufer geschehen; seine Anordnung wurde
den Hauptleuten Georg AVarkotsch und
Balthasar von Fuchaim, Freyherm zu
Winkelberg übertrajjen, von diesen sä'mmt-
liches SchifRsvolk bey Schlaj{ung der Schiffs-
brücke im Angesichte der Ofen er den ganzen
Tag über angCvStrengel. Zwey Huszaren- Über-
läufer, des ehrlosen WalFendienstes unter Deut-
schen Oberbefehlshabern überdrüssig, verriethen
die Absicht an Török und Martinuzzi; je-
ner schwieg, dieser meldete die Sache den Pa-
schen und mahnte sie zum Widerstände« Bey
einbrechender Nacht setzten die ersten zwey
Abtheilungen, die Untern mit dem schwerern
Geschütze, dann die Deutsche und Böhmische
Reiterey glücklich über den Strom. Als aber
jet^t ein schrecklicher Sturm sich erhob, des-
sen Gewalt die Brücke sprengte, die Anker-
— Sgl —
16 zernsSy die Schiffe zerstreuete; all zu
ncher Zeit, der Feind das Lager von allen
iten überfiel; da war dem zurückgebliebenan
issToIk OMr Tod im Kampfe, Tod in der
uch^ bereitet. Rogendorff wurde in sei-
m Zelte verwundet, trotz seinem Wider-
eben, von seinem Kammerdiener und seinem
zte weggetragen^ und dem Speciacasa zu
literer Rettung anempfoblen. £r musste den
tsgang seines letzten schimpflichen Feldzuges
eneben; bitter klagend sprach er zu Her«-
rstein: „Also hat mich mein Herr tun
Ihre, Leib und Leben gebracht *}1^^
Unterdessen wurden Lanzenknechte ii;id
*oss im Lager haufenweise niedergemetzelt^
) zu den SchifiPen Fliehenden von der aus*
zogenen Besatzung Ofens am Wasserthurme
Tgdialten; geg^n drey tausend, welche den
rg hinauf zur Kirche des heiligen Gerardus
tronnen waren, daselbst zusammengehauen. '
n den yerfolgeilden Würgern von allen Seti
1 zu leuchten, liess Martinuzzi bey des
inigs Matthias Marställen am Wasser hoch
fgerichtete Heu- und Strohschober anzün-
n. Das verderbliche, von dem Priester Jesu
geordnete Leuchtfeuer benutzend, verfolgte
r Moslemer Kassa n, der feindlichen Flotte
tfehlshaber, die königlichen Schiffe; nahm
»hrere weg und versenkte viele mit der dar-
( befindlidien Mannschaft; nur einige zwey-
Irige Galeeren und grossere Nachen, auf
lem derselben Rogendorf f, entkamen nach
)morn. Mit Tages Anbruch landet Kassan32*.^tai^«#.
r Testh. Yon Schrek und Entsetzen gejagt^
) Uerbdvtteia Tagebnch t. •• O.
— 59a —
sprenget, die Deutsche und Böhmische Reitcrq^
cur Stadt hinaus; nur die Ungrisdien Husa-
ren halten noch aui plündernd der Bürger
Kaufläden und Häuser^ um dem Feinde die
Beute zu entziehen. Kassan findet das Stadt*
ihoroiFeuy die Mauern unbesetzt^ stört die Un-
gern in ihrer schandlichen Geschäftigkeit ^ in-
dem er einige tödtet, die übrigen verjagt , er-
beutet alles schwere Geschütz mit reichliGheni
Kiciegsvorrathe , und bleibt Herr der Stadt
Ferenyi und Warkotsch verloren noch an(
der Flucht gegen Erlau eine Anzahl ihrer Leatfii
Zu Ofen und zu Festh wurden zwanzijjtausend
nommen. Der Schuldträger der blutigen Nacat,
Wilhelm von Rogendorff, starb nach ei-
nigen Tagen zu Somerein auf der Insel Schüu
an seiner Wunde, deren Heilung die Qualen
des Gewissens verhindert hatten ^).
!t6.Avgu9i. Frey tag nach Bartholomäi führte Solej«
man seine Heerscharen über das mit Leichen
bedeckte Lager -Feld, längs des Stromes rech-
tem Ufer, durch Ofens Vorstädte, nach Alt*
Ofen hinauf, und liess daselbst das Lager auf-
27. ^iijiMf. schlagen. Am folgenden Tage wurden ihm
die Gefangenen vorgestellt; er ritt durch ihre
Reihen, verlieh einigen der vornehmsten Haupt-
leute, unter andern dem Fuchaimer» die
Gnade ewiger Gefangenschaft, und nbergab die
a) Paulai Jovial Lxb. XXXTX. p. 167 aqq. Herber-
ftein Tagebach a. a. O. Epist. Matthiae Loboesky ad
Ktftmarkient. de 3i. August. ]54i. ap. JFagner Analect. Scepot.
P. I. p. 76. £p]f t. Alexii Thurio ad Eperieainens« de 5.
S^ptbr. i6ii* «p. J^agner DjpJomatar« Sarofieas. p. a(a*
- 595 -
igen den Janitscharen ^um Tode. Diess
r die Vorbereitung zu dem ihm mehxmalils
liciien Joannis Enthauptungstage y an dem
zum dritten Mahle Herr von Ofen und Un^-
n werden und bleiben wollte« Am Yot-- t^jiu^ai,
inde sandte er den Chiaus- Pascha auf die
rg, die Königinn zu begriissen und seinen
ittsch ihr vorzutragen» Sein Gefolge war
aden mit kostbaren Geschenken für siö, für
en Sohn, für ihre Räthe. Nach Abliefen
kg derselben erölFnete ihr der Chiaus -Pascha
aes Senders Bedauern , dass der Osman^
s Satzungen, ihren Fürsten den Zutritt zu
mden Frauen verbiethend,. auch ihm nicht
iubten, sie in Person zu besuchen; doch
•chte die kein Bedenken tragen, ihm ihi^eta
bn , seines Freundes Erben , sein Schutzkind^
(sen Beschirmung er übernommen hat^ .491
gleitung ihrer vertrauten Rathe in das La:-
r zu senden, damit er ihn nach seinem Her«
aswunsche sehen, umarmen, küssen, seinen
hnei» zeigen, und auch ihrer Liebe empfelr-
I möge»
"Durch das unerwartete Begehren, verwirrt
d grosses Unglück ahnend, wagte Isabe.llipi
^ht) sogleich zu entscheiden. Die. JNTaoht
irde in ßerathschlagungen zugebracht) -und
IS Andere auch Kluges, Ausweichendes, Yoi^
ihtiges in Vorschlag bringen mochten, der
'emit Martinuzzi wusste keinen andern
isweg, als unbedingten Gehorsam, und ver-
irf alles, was beleidigendes Misstrauen ver--
thend, die bescheiden fordernde Willkür zu
Penbarer Gewalt reitzen könnte»
Also am fünfzehnten Jahrstage iet srOS'^29i Augutf.
n Mohäcsar Schlacht ^ für die spatea Enk^
VI. Thell. Ö6
- 594 -
t
der Helden, welche daselbst mit dem yate^
lande gefallen waren, ewi^ glorreichen An-
denkens, wurde des Geu[enkönigs Zu pol ja
Sohn, begleitet von dem Eremiten und BiscM
Martinuzzi, von Peter Petrovics, Yalen-
lin Török, Stephan Werboczy und ür-
ban Batthy^nyi, mit grosser Fracht und
Feyerlichkeit in Solejman's Lager gefühlt;
und in derselben Tagesstunde, zu 'welcner vor
fünfzehn Jahren des Vaterlandes edelste Sohne
bereits tatseelt auf der Wahlstatt lagen, wir
auch schon des Vaterlandes Hauptstadt, nur noch
nicht des Ungrischen Volkes Hochsinn , Ehre,
Ruhm, der Osmanen Herrschaft auf hundert
fünf und vierzig Jahre unterthänig. Nur einige
Janitscharen-Haufen waren beordert, sie-fireirad-
lich in Besitz zu nehmen. Sobald der Fracht-
mxg mit dem Kinde aus dem Tliore war, schli-
chen sie sich in kleinen Abtheilun<^en unter
der Volksmenge, welche zur Schau des herr-
lichen Zuges ausgezogen War, in die Stadt.
Ihnen folgten bald andere, der Vorwand sich
in der schönen Königsstadt umzusehen, er-
weckte keinen Verdacht, der Haufe hineinzie-
hender Neugierigen wurde immer zahlreicher,
die Schar der zurückkehrenden kleiner und die
Thore, vorzüglich das Sabbather, waren eis-
fenommen^ bevor in den Wächtern auch nitt
ie leistete Ahnung yon Unheil sich regte. Als
endlich alle Strassen und Flatze mit den nein
gierigen Freunden besetzt waren , ritt der Janit-
scharen -Aga von einem Trupp Herolde be-
gleitet in die Stadt, und liess allenthalben aus-
rufen: Bürger und Einwohner von Ofen sollen
aller Furcht und Besorgniss sich entschlagen,
in ihren Häusern verbleiben, und wenn ihnen
- 595 -
>en, Freyheit^ Eigenthum lieb sej^ bereit«
lig und ohne Verzug ihre Waffen abliefern.
e gehorchten, gaben die Wa£Pen an die
'Ordneten ab, und nahmen die ihnen einge-
ten Janitscharen mit bangem und blutendem
rzen in ihre Häuser auf. Abends brachte
Aga dem Grossherrn die erfreuliche Nach-
it, die Einnahme der Stadt sey vollbracht,
a sandte Solejman das Kind mit dessen
^gefrauen zur Mutter heim; aber die fünf
gnaten behielt er im Lai^er zurück.
Noch hatte er so viel Achtung, oder viel-
ir Scheu vor des Ungrischen Volkes Kraft
l Muth, dass er in den Augen desselben
^nigem Scheine des Rechts, nicht durch
t oder durch Gewalt als Herr und Meister
Hauptstadt erscheinen wollte. In der. Fa-
en Versammlung sollten die fünf Magnaten
1 als Bevollmächtigte der Königinn angeben,
1 als solche Ofen dem Grossherrn förmlich
reten und überliefern. "Was dort schon gc-
lehen war, wussten sie noch nicht, wider-
achen daher dem Antrage beherzt, ihn ab>
lusführbar, dem Ruhme Solejman's nach-
ilig, selbst seiner Herrschaft gefährlich, dar-
Uend. Als die Faschen hierauf mit maa-
jrley Beschuldigungen und furchtbaren Dro-
Qgen antwQprteten, verlangten die Magnaten
nigstens die Bewilligung zu einer Reichs-
^sammlung, damit des Grossherrn Wille durch
en allgemeinen Reichsschluss der Stände ge-
zlich und für immer gültig vollzogen werde ;
:* diesem Wege würden sie durch ihren Ein-
is für den Grossherrn noch weit mehr,
er verlangen oder hoiFen könnte, bewirken.
i Paschen hielten den Vorschlag für listige
58*
- 596 -
Ausweichung und traten unwillig i^', um der
Unterhandlungen Erfolg ihrem Gebiether zu
melden; die Magnaten blieben* von weiterer
Zudringlichkeit verschont *^).
30. August. -^"^ folgenden Tage sandte Isabella in
den Grross - oultan für des Kindes huldreiche
Behandlung ihre Dankbezeugungen, an Rus-
tam-7ascha eine goldene Kette, und yoa
ihrem eigenen Schmucke eiin mit Edelstemen
besetztes Halsband, dazu die dringendeste Bitte
um ihrer vertrauten Käthe Entlassung durch
seine Fürsprache. Desselben Tages noch zog
der Überläufer und Renegat Sole j man, Unger
von Herkunft, als ernannter Pascha von Q£ui
in die Stadt, verboth alles Glokengeläut, be-
fahl der entwaffneten Ungrischen Besatzung au-
genblicklichen Abzug , und nahm die Bürger-
schaft in Treue und Pflicht.
Unterdessen obwaltete im Lager vor So-
lejman heftiger Streit über Ungarns weiteres
Schicksal. Jahi-Ogli, die Ungern unver-
söhnlich hassend, war der folgericntigen Mei-
nung: j^der Grossherr sollte rasch und kühn
a) Au&luhrlicb erzählt die Unterhandlungen und der Mtgnaten
)e))en so fVe^üthigen aU gründlichen Vortrag an die Paacben
Anton. Verantiua ( castigationea in Jovium her K»wmckick
SS. MM. T« II. p. i4 8qq. ) nur nicht in richtiger rolge der Be-
gebenheiten, in deren Zusammenstellung wüi lieber dem Panlni
J o V X u a gefolgt aiud» Bcyde waren den fiegebenhei ten nleichxei-
tig; aber keiner dabey anwesend. Gute Nachrichten hatten beydf,
Joviua selbst über die specielJsten Local Verhältnisse Ofens*
Beyder Berichte geben nicht die geringste Spur an » welcher ^l-
gend, man den Eremiten Martinuzsi des Vvrrathea der HanpN
atadt beschuldigen könnte. Isthuanffy, SimigianusDod
B e t h 1 e n haben den Joviua grÖssten l'beils abgeachriebeo ;
Ihren Zusätsen mangeli daa Gepräge der Wahrscheinlichkeit; ei-
nige , selbst von P r a y in sein neuestes Werk (Hist. Reg. P. III.
fi67.} Bufgenommen» verrathen zu deutlich die Abaii£t, dem
• rtinuasi alle möglichen Verbrechen aulzabürden, um die
in ihn begangene FrcYclthat zu entschuldigen.
9y
— 597 —
vollenden. Ofen sey in seiner Gewalt, das
,,Ungri.sclie Volk schon unter sich uneinig, er-
,,schrekt, erschüttert, zu Boden gedrückt, ent«
,,TQUthet; nichts könne ihn diesen Augenblick
„hindern, das wichtige Reich in eine Osmani- -
„sehe Provinz zu verwandeln, und zu ganz
„Europa's Eroberung sich den Weg zu bahnen.
„Die Königin n sey ihrem Vater nach Fohlen
„zurückzusenden, ihr Sohn nach Constantino-
„pel zu bringen , und nach der Osmanen Weise
„im Serail zu erziehen. Widerspänstige Mag*
„naten seyen zum Tode zu führen, ihre Schlos-
„ser zu zerstören, die vornehmsten Familien
^„nach Asien zu versetzen; das übrige Volk
„werden wachsame Besatzungen der vorzüg-
„lichern Städte an Unterthänigkeit gewöhnen
„und darin erhalten/^ Die Mehrheit der Fa-
schen trat seiner Meinung bey; Rustam und
Sole j man verwarfen sie. Ein Glück fiir Men-?
sehen, Völker und Staaten, dass es so schwer,
fast unmöglich ist, das Gefühl für Ehre und
den Sinn für Recht völlig zu ersticken; dass
auch den verwegensten Machtnienschen, fre-^
chesien Bösewichtern und kühnsten Weltstür-
mern in Entschliissen und Handlungen Folge-
richtigkeit gewöhnlich mangelt. „Nicht also,
„Fascnen," sprach der Grossherr, „ungezie-
„mend ist es Fürsten, wider Wittwen und Wai-
„sen zu wüthen; gewissenlos und unmensch-
lich, die von Gott und dem Glücke Verlas-
senen völlig zu unterdrücken. Hinlänglich
„sind sie gebeugt und unterjocht durch den
„Verlust ihrer Hauptstadt, deren wir zur Be-
„festigung unserer Herrschaft nicht entbehren
„konnten. Des Künigssohnes unglückliche Wai-
„senschai't und eines tapfern Volkes tiefer Ver-
79
5>
— 59« -
,,fall gebiethen lins tniileidigo Schonung *).^
Mittwoch darauf entschied er das Schicksal
31. ^i/^«f.beyder. Der Chiaus -Pascha braclite der Ko-
niginn Versicherungen seiner Gnade; £rey und
unabhängig unter seinem Schutze solle sie tiber
ganz Siebenbürgen, mit Einschluss der Ge-
spanschaften Szathmar, Zarund, Bihar^ Zolnok,
Marmaros ^); in Ungarn über alles Land am
linken Ufer der Theiss, über das Kaschaoer
Gebieth bis an Siebenbürgen , über Lippir und
Temesrär herrschen. Des Reiches Erhaltung
für ihren Sohn fordere, dass er bis zu dessen
Mündigkeit Ofen in Besitz nehme; von ihrer
Klugheit erwarte er, dass sie ihm auch die
Burg mit allem Waffen - und Mundvorrath eiii-
räumen werde.
u Sepihr. Zur Übernahme derselben kam der Janit-
scharen -Aga, und der Nothwßndigkeit huldi-
gend übercrab ihm Isabella die Schlüssel
Worauf mit grosstcr Eilfertigkeit und Anstren-
gung der hohe Dom der lieiligen Jungfrau,
'Pfarrkirche der Deutschen, von den KönigeD,
Bela dem IV., Carl, Ludwig, Sigmund
fortgeführtes, von Matthias vollendetes Pracht-
M^erk, mltZerstürung und Vertilgung aller christ-
lichen Zeichen, zur Moschee eingerichtet, die
notliigen Vorkehrungen zuSolejman's feier-
lichem Einzüge getrolFen wurden. Kr geschah
2. 5«rpf6r. Frey tag. Nach vollbrachtem Gebethe kehrte
Ofens neuer Gebiether und Herr wieder in das
4. 5<;pf6r. Lager zurück, und erst folgenden Sonntags
Hess er der Königinn den Eremiten Marti-
nuzzi als Vormund des Kindes und Verweser
a) AntoD. Verantiua castigationes in Joyjiim a]). Kovaeheh
SS. MAI. p. i33. b) Hdcr Sciiptores Traiicsilv. T. II. p. 264.
— 599 —
des ihr zugelheilten Geblethes, Feter Petro--.
vics als Stallhalier von Temesvur, Urban...
Batthyanyi als ihren Feldhauptmann liberr
liefern. Zum llichter über Ofens christliche
Einwohner ernannte er den Stephan voiv^
Werböcz, der jedoch nach einigen Mona-
then unter bitterer Spätreue starb und auf dem
ludengottesacker beerdiget wurde. Valentin
TürÜK musste, ungeachtet aller Kosten und
Bemühungen Isabella's, nach Constantinopel'
Hrandern und nach fünfjähriger Gefangenschaft
in den sieben Tliürmen sterben; den gross und,
unverzeihlich waren seine Verbrechen in den
Aiugen des Grossherrn. Er war der Ungera
tapferster Kriegsmann, Besitzer der festesten
Burgen, deren Eroberung der Gewaltige noch
im Sinne hatte; von ihm waren Kazzums flüch-
tige Haufen vor neun Jahren bey Neunkirchea
völlig aufgerieben worden, und als er jetzt yoa
Mohammed des vernachlässigten Angriffes der
Deutschen am Wasserthurme und der warnen-
den Bothschaft anFerenyi angeklagt wurde,
antwortete er vor Sole j man voll Ungrischen
Stolzes und Trotzes, er habe nur edel gehan-
delt, indem er seine Volks- und Blutsver-
wandten auswärtigen und wahren Feinden ent-
zog, damit man die Deutschen desto leichter
bezwingen mochte; jene hingegen, dem Ver-
derben entwunden, in ähnlichem Falle der wich-
tigen Wohlthat gedenkend, sie mit gleicher
Liebe und Treue erwiedern könnten *).
Sonntai^ nach Kreuzerhuhung zog die er- 18. S*fpihr.
niedrigte König in n mit der Reichskrone und
a) Anton. Verantius 1. c. p. i34 sqq. Faul. Jovius
L C. p. 296 sqq-
— 6oo —
den Reichs - Insignien aus der Hauptstadt Back
Llppa, begleitet von ihren drey yertrautenj Ri-*
theui wel<Jie dem Yalerlande, ihr, sieh selber
verderblich gerathen hatten ; diess in ihrer tief
erniedrigten Herrlichkeit sich selbst bekennen
mussten *) , und weil sie nicht M uth hatten , von
den Schlangen^äagen einseitiger und aehseltra-
Sender Staatsklugheit auf den geraden Weg des
Leohts und der RechtschaifeDheit Burüduni-
kehren, fernerhin auch von Missgrififen za
Missgriifen bis zu ihrem Unteigange fortgeiis-
aen wurden,
tu), s^pf^Tt Sechs Tage früher waren Ferdinand 's
Bothschafier , Sigmund von Herbersteia
und Niklas Graf von Salm, gesandt Friedea
au unterhandeln und für den Besitz des üngri-
schen Reiches sogar jährlichen Tribut, wie dar
Gegenkönig in letztem Jahren ihn entrichtet
halte, anzubiethen; von Solejman entlassen
worden, mit der Entscheidung, es möge Friede
seyn zwischen ihm und dem Rcimisclien Kö-
nige, sobald dieser alles Ungrische Gebieth,
so weit es Ludwig besessen hatte, räumen,
und für Österreichs Besitz zu jährlichem Tri-
but sich verpflichten würde ^). Der grossher^
zige König wählte Fortsetzung des Krieges,
doch mit nicht glücklicherm Erfolge.
W. Stpihr. Am Vorabende Matthäi trat Solejman
seinen Rückzug an; unterdessen hatte sich Hie-
ronymus Laszky von seines Königs ün-^
schuld an Ermordung de$ Französischen Ge^
"V
o) yy Sie aniiqua mit mullo» äominaia per anno»
„ Üngariae Regum. sodes civilibu* armis .'
Christian. Scheaäi Jluinac Pannon. Lib. f. y. a36. ap, Eder
SS. Tranttaiiv. T. I. p. 17. b) Herberstei B'a Tagebuch oey
Xovaehich a, h, O, S. 269 und fl'.
^ 6oi —
sandten überzeugende Beweise rerschafFt^ und
sie dem Grossherrn bey dessen Ankunft in Bel-
grad vorgelegt. Auf den Grund derselben wurde
er aus'dem Gefängnisse entlassen; aber er trug
den Tod schon in seinem Innern. An lang-
sam und unmerklich verzehrendem Gifte ^ wie
allgemein geglaubt wurde, starb er gleich nach
seiner Ankunft in Fohlen*). Gritti, sein Mit-**
genoss in Stiftung des verätherischen Bünd-
nisses wider Ungarn ermordet; der Gegenkönig
todty sein Leichnam selbst von seinen Mosle-
mischen Bundesgenossen aus der Gruft der Kö-
nige hinausgeworfen; sein thatigster Beförderer
Werböczy von den Furien des Gewissens zu
Tode gequälet, und ohne kirchliches Leichen-
begängniss unter Juden ein gescharret; Maj-^
lith und Torök im Gefängnisse unter Bar-«
baren; so jämmerlich endigten in Fri^t weni-*
gar Jahre Männer von Geist und Kraft, reich^
mächtig und angesehen, lange geachtet und be-
wundert, welche das Göttliche in sich erstic-
kend, für das Zuträgliche des Augenblickes,
für den Glanz des Tages, der Achtung für
Recht, und den Gesinnungen der Rechtschaf-«
fenheit, dem einzigen Werthe des Menschen,
entsagt hatten.
Nachdem auch Wilhelm von Rogen-«
dorff seinem erloschenen WafFenruhme in das
Grab gefolgt war, gab Ferdinand wieder-r
Kohlten Beweis seiner unglücklichen Abhängig-«
keit in AYahl der Menschen von seinen aus-r
ländLsohen Rath^bern. Seit kurzem hatten ihn
zwey Deutsche r eldherren, als Oberbefehlsha-r
a) Paul. JoTius Lib. XL. p, 3o5. It thuanffy Lib. XlVt
p. i5i.
l
— 6oa —
*
ber in Ungarn angestellt/ und Ungern^ Mei-
- ' Stern im WaiFenyerkehr mit Osmanen, vor{;e-
setzt, jeder über zwanzigtausend Mann, eine
Menge Schiffe und schwer ersetzlichen Kriegs-
z. Sepilr. yomx\x gekostet; dennoch sandte er in leidi-
ger Vergessenheit seiner FehlgriiFe, jetzt wie-
der den Ausläadelr Leonard von Felss,
welcher erst im vorigen Jahre vor Ofen der
Ungern Verachtung yerdient hatte, nacli So-
tnerein und Komorn, um Rogendorff's zer-
« streuete Heerhaufen unter seinen Oberbefehl
zu sammeln i^nd zu dem nächsten Feldzuge
bereit zu halten*); diess in dem Augenblicke,
in welchem die meisten Magnaten und Land«
herren von Zdpolya's Faciion durch 0£ens
Verfall in Feindes Gewalt erschüttert, und von
noch ausgedehhterm Unglücke bedrohet, g^ns
gestimmt waren, mit unwandelbarer Treue dem
rechtmässigen Könige^ sich anzuschliessen ; in
dem sein Vertrauen ihnen huldreich entgegen-
kommend sie zu grossen Opfern und Helden-
thaten begeistert, mit ihm allein, dem wirk-
lich Herzhaften und Bidern, an ihrer Spitze,
sie jeden Feind besiegt hätten !
Angesehene Landherren gingen als Abge-
ordnete nach Briinn und Frag, um den Mäh-
rischen und Böhmischen Ständen Ungarns Be-
drängnisse darzustellen und durch ihre Bitte
um nachbarlichen Beystand die Mahnung ih-
res gemeinschaftlichen Königs zu den \Valfen
22./>ec&r.zu unterstützen; überall wurden sie mit auf-
richtiger Theilnahme und redlichen Verheis-
sungen entlassen ^). Zu derselben Zeit kamen
a) Herberstein'a Tageb. a. n. O. S. a6o. h) Der Bc-
acheid der Mä'hrerSind der Ungern Vortrag an dio Böhmen ateht
bey Fray Annal. P. V. p. 56^.
— 6o5 ^
nach Wien geheime Bothea von Isabella,
von Martinuzzi, Fetroyics und Statileo.
Erbittert über Solejman's arglistiges Verfah-
ren, erboth die Wittwe sich zu billigem Friar*
den, ihr Anhang zur Unterwerfun«;;* clie Un-
terhandlungen wurden angefangen *), aber von
dem Österreichischen Staatsralhe mit überspann-
ten Forderungen Monathe lang fortgeschleppt.
In den ersten Tagen des folgenden Jahres /. c. t540.
versammelten sich auf eigenem patriotischen An-
trieb die adeligen Gesang mtlieiten von fünfzehn
dem Könige ergebenen Gespanschaften ^), und
beschlossen in Eintracht, ihre Dienste und ihr
Vermögen zur Befreyung der Hauptstadt und
Rettung des Reiches ihm darzubiethen *'). Er-
freuet über die muthvolle Stimmung eines Vol-
kes^ in dessen Mitlelpunct der gewaltigste Feind
festen Fuss gefasst hat, schrieb Ferdinand
auf den Sonntag Exsurge allgemeinen Landtag 12. Febr.
nach Neusohl au.<. Drey und dreyssig Präla-
ten und Magnaten **), der königlichen Frey-
städte Maclitbothen, die Abgeordneten von drey
und dreyssig G^spanschaften ^) stellten sich ein
a) Litcrae Ferdinandi Heg. ad Univeraitatea Nobilium de
15. Januar. 1612. ap. Kouachich Supplem. ad Vest. Comitior.
T. III. p. 182. h) Von liorsod, Gömörf Nögrad , Hcrec, Aba-
Ujvar, Saros, Zipi» Zempidn, Sohl, fiihar, Zolnok, Ssathm^r,
Szabolcsh, Beregh und U^ocsh. c) Literae Ferdinandi R.
(^ie oben Nor. a). d) Untrr diesen waren von Zäpolya'a
Faction zur Treue gegen Ferdinand zurückgekehrt: Eme-
rich Balassa, Joannes Podmaniczky und Emerieh
Werböczy des verstorbenen Stephan Sohn. e) Zur Kennt*
nisa des Umfanges, in w( Ichem zu dieser 2eit Ferdinand
noch König war ,'• werden sie nahmentlich hierher gesetzt : Xiorsud,
GömÖr» Nögra'd, Hcves, Aba-Ujvar, Neitra, ßars, Zips, Hont»
ücregh, Trencsen, Sohl, Saros, .SüiDcgh, Szalad, Eisenburg,
Weszprim, lUab, Wieselhur;!, Odenburg , Presburg, Lypto,
Tl'hurocz, Unghvär, Gran, Komorn, Zemplän, Stuhlweissen-
burg , Arva , Toina , Zolnok , Szabolcsli , Pesth , Torna« K o •
yachich Suppl. ad Vest. Comit. T. 111. p. 568.
— 6o4 —
auf dem Tage, und Dinstag nach Retoiniseere
waren ein und funCzig Verordnungen festge-
setzt, deren Ton die reinste Verehrung, und
berisilwiUigste Folgsamkeit der Stände g^en
den würdigen König offenbarte ; deren InEalt
den aufrichtigsten Willen, ihn kräftig zu un-
terstützen, unter sich jeden Funken des Hasses,
der Eifersucht, der Zwietracht zu vertilgen;
ihre vereinigte Kraft, Gut und Leben nur zur
Wiederherstellung des Reiches anzuwenden,
verkündigte.
7.M&rM. Alle ungerechter Weise angemasste Besit-
zungen sollten geräumt; der König um Zu-
xückstellung der eingezogenen Güter an die zur
' Pflicht zurückkehrenden Reichssassen ^ auch um
Entlassung des hochverdienten und unschuldig
gen Magnaten Ludwig Fekry aus dem Ge-
fangnisse in aller Unterthänigkeit gebethen •};
dem Könige ein Ducaten von jeder Pforte ia&
Kriegssteuer entrichtet, ordentlich eingetrieben,
getreu abgeliefert, Niemand davon ausgenom-
men werden ^); sämmtliche Grundsassen soll-
ten in Person mit dem Könij^e zu Felde zie-
hen, und von zwanzig Bauernhöfen einen Rei-
ter mitbringen, Capilel-Pfrüadner, Hofleute
der Mpgnaten, Greise und Kranke, jeder für
sich Einen Heiter stellen; zur Erhaltung und
]ßeförderung der Zucht und Gottesfurcht im
Lager, zum Dienste der Andacht und zu reli^
giöser Begeisterung des Waffenvolkes jedes
Kloster zwey Mönche von bewährter Sittlich-
keit und Frömmigkeit zu dem Heere senden ^y
a) Ferdinand! I. Decret. V. arl. I— XXV. Corp. Jor.
Hung. T. 1. p. 37b. h) Art. XXVI— XXXI. XXXV— XL.
XLU — XLV. c) Act. XXXll— XXXIV. XLl.
— 6o5 —
Wie hätte der Renegat Solejinan-Pascha
mit seinen sechstausend Mann Besatzung auf
der Ofener Burg bestanden, wäre 4er bren-
nende £ifer der Neusohler Reichsversammlung
unverzüglich benutzt und durch kräftigen YoU-^
zug ihrer Verordnungen noch mehr entflam-
met worden? Allein Ferdinand^ keine Er«-
fahrung würdigend, darum mehr auf oft yer^
heissene, selten geleistete, und wenn sie er-
schien, that- und ruhmlos wieder heimzie-
hende Deutsche, Reichshülfe, als auf der Ungern
Kraft 9 Nationalsinn und Ausdauer vertrauend,
war fern von dem Lande, sass zu Speyer in ^- •^<^''-,—
der Versammlung Deutscher Fürsten und Her- ^ ' -4P»*^
ren, welche seine, mehr eingebildete, als. wahre
Nodi benutzten, die Einen, um ihres Gemü-
thes, Gewissens und Standes Freyheit cu» er-
zwingen; die Andern, um ihren unbefugten
Druck auf das Heiligste und Unverletzlichsfe
des Menschen zu behaupten: bey ihnen suchte,
von ihnen erflehte er, was ihm von seinem
treuesten Volke in lebendiger Sorge für eige-
nes Heil angebothen, von seinen schleichenden
Rathgebem schnell und nachdrücklich zu ge-
brauchen, nicht gestattet war. Nach langem
Streiten und Unterhandeln beschloss endlich
der Reichstag: „zur Rettung des christlichen
^,Blutes und zu erspriesslichem Widerstände ge-
igen des christlichen Gemeinwesens Erbfemd
„sich stattlich hoch anzugreifen, und die be-
„harrliche Türkenhülfe also vorzunehmen, dass
,,dadurch der Feind in Einer Feldschlacht be-
„siegt, oder zum Abzüge genöthigt, das Kö-
,,nigreich Ungarn mit der ijtauptstadt Ofen wie-*
„der erobert werde." Joachim, Churfürst
von Brandenbiurg , wiurde zum obersten Feld-
— 6o6 —
hfluptmann ernaunt; das walire BekenntnUs sei-
ner Unerfalirenlieit im Kriegswesen überhaupt
und in der Kampfweise mit Türken ins be-
sondere, wurde nicht angenommen ; acht Räthe
aus jedem Keichskreise Einer ^ nur älter aa
Jahren als er, in der Kriegskunst ihm gleich
unerfahren, wurden ihm beigeordnet; ohne
ihre Genehmigung sollte er nichts Wichtiges
unternehmen. Hiermit war die Kraft der Her-
kules^ Keule einigen lahmen Alten Preis ge-
geben, und der Arm des jungen Mannes, der
sie führen sollte, an den Ffahl ihrer Z^faaf-
tigkeit gebunden. Es war geheimer Beschluss,
entweder ihrer eigenen, oder der erbärmlichea
Klugheit ihrer Kreisherren, keinen Kampf for
Ungarn, keine Gefahr zu wagen; nur Deutsch-
jandea Kraft dem Feinde zu zeigen, und sei^
nen Muth, es anzugreifen zurückzuschrecken*).
Wären die Ueichsstände mit Solejman im
Bunde gewesen , sie hätten zu seinem Vortheile
nicht angemessener handeln können. Aber nein,
sie, und leider auch Ferdinand folgten der-
gleichen zweckwidrigen Anschlägen, weil sie
in der Macht des Verhängnisses als Werkzeuge
befangen waren.
30. jfpriL Ferdinand war zu Jubilate schon wieder
in Linz, bestäligle dort die von Christoph
Bätthyanyi und Georg Ilakovsky ihm
vorgelegte Neu -Sohler Verordnungen, ohne die
Bitte um Frey lassung des erfalirnen WafFen-
mannes Fekry zu gewähren, und reiste nack
Wien, iim die Erscheinung des hellsten Ster-
nes seiner Hoßnung, die Ankunft des Reichs-
heeres zu erwarten. Unterdessen nahm er die
«) Ptnlat JoTiaa Lib. XLII.
— 6o7 -^
Italer Philip Tornielli, Sforzia Pallayi-
cini und Carl Zanetti, in der Belaji^erui^gs-
kunst erprobte Meister, in Sold. Jakob de
Medici stand als Befehlshaber der Donauilotte
seit vorigem Jalilre in seinem Dienste; dieser
schon längst vor Gran gelandet , sandte eine
Mahnung nach der andern, den Feldzug zu be-
schleunigen; die Seuche habe denSolejman-
Pascha hin weggerafft, die Besatzung beträcht-
lich geschwächt, ohne grosse Anstrengung müs-
sen Ofen und Festh übergehen, bevor neue
Verstärkungen anlangten. ' Da wollte Ferdir-
n-and selbst, der Waffenehre begierig, nichts
weniger als arbeitscheu, * und lebendig fühlend,
wie geziemend es sey', dass ■ der Ungern König
sich an die Spitze seiner Heermacht stelle,
inJPerson ausziehen ; aber dks tmbedingte Yei^-
ttauen in seine Österreichischen* Hofherren hielt
ihn an ihr Gutdünken gefesselt. ' Fremdet Y^'r
dienst verkleinem; Freymüthigkeit, Wahrheit,
Tugend, so Weit seine bessere Natur ihre An-
schläge nicht vereitelte, aus seinen Umgebun-»
gen verbannen; ihm künstlich weiss machen^
der Majestät Erhaltung verböthe jetzt schon
Fürsten ihre Kriege anders, als nach des Kai-
sers grossem Beyspiele, durch ihre Feldherrn
zu führen, und Schlachten aus dem Heilig-
thume ihrer Cabinette zu lenken; mit erhäu-
chelten Besorgnissen ihn blenden; durch Vor-
gaukelung mancherley Schreckengespenster ge-
gen Ungarns vorzüglichste Männer uninerklich
mit Argwohn ihn erfüllen; und mit ahnungs-
vollen Hinweisungen auf Wladislaw und
Ludwig, auf Yarna und Mohnes ihn ängsti-
gen: das war ihr höllisches Kunstgewebe, wo-
durch sie des gutmüthigen Ungenrolkea Abnei-
— 6o8 —
giing gegen Österreicher 2u langwierigem Hme
steigerten ; dass Ferdinand nicht Ungans
grösster König ward , yerhinder ten ; und natts
nicht seine innere Reichsyerwaltuiig der Chi-
rakter der Klugkeit , Festii^keit, Ordnung und
Rechtlichkeit so vortreiflich ausgezeichnet , ihn
noch um alle Achtung und Anhänglichkeit der
Ungern gebracht hätten *).
Der Deutschen Fürsten Saumseligkmt in
Aufstellung der Reichsmacht gewährte dem
Feinde hinlängliche Frist , die Besatzung»
yon Ofen und Festh zu verstärken. Der neuen*
scha Bali hatte ^ur noch zweytausend Maon
Torgefunden ; auf seine Mahnung waren tob
Solejman gesandt Jusuph Sagmar mit tau-
send Janitscharen y Murath-Beg von Klissa
mit tausend, Ulman-Beg von Bosnien mit
dreytausend Mann Reiterey angekommen, be-
vor man noch Einen Reichs - Lanzenkne.dit in
Wien gesehen hajtte. Erst ein zweyter Reichs^
t^g zu Nürnberg, wo Ferdinand wieder in
Person erscheinen musste , wenn etwas gesche-
26*^i/^iMf«hen sollte; und der Reichsabschied, dem zu
Folge der kaLserliche Fiscal wider fürstliche und
«) yyEa Contilia Fe rdinandu9 aiUae auae principihu» mai^
y^ditre eredens — — . di^fuUrat, Mot enim erat amivorum intimUy
yobtreciarey alicnae vtrIuUy improhe susvicari menlirit^tie j et n&-
' y^mineirt in aula paii , qui eerta virtuie aa Heeitt graiiam ntteretV'
^,fi»dem artihu» — — Regem avilo ingenio belUceie laudU appe-
yyientem, militari exirtimatione apoliaranf, Nunquam. enim «orv«
y^adulatione eireumvenio hotiilem aciem videre lieueraii quum
ffper legaio9 gerenda heUa et regit nominis maf'esiaiemi nequa-
yyquam manu , sed conitilio procul a periculis , iuendam. »uoMtüeidy
y^eenii quidem exempU fbrtunae Caesari» , qui per duees lai Irt-
yfphaea de Gallis hoatibus erexisaety quum duo Pannoniae rtffe*
yfiemere in aciem progretai, occisique ipaorum genti et nomini väde
ysinsignem ealamiiaiem attuUaaeni, Hia de cauaia Ferdinandm*
yfin una »eeuritate prudeniiae nomen reponena , iam, proeul a peri-
^culo, [quam a frucln aperatae laudia remoiua J^'iennae aubttiiii»''*
Paula« JoTiui 1« c«
— 6o9 —
herrliche Weigeret oder Zögerer mit ' schnei«-
1er und unvermeidlicher Strenge verfahren sollte,
setzte Deutschland einmahl in eilfertige Bewe-
gung *). Einige Tage nach Kreuzerhöhung jifif«.j^pf.
standen vierzigtausend Mann zu Fuss^ achtta'u--
send zu Fferde, an ihrer Spitze der prächtige
Churfürst Joachim von Brandenburg: Jo-*
liann Ungnad Landeshauptmann von ^teyer-
mark mit zehntausend, Alexander Vitelli
mit dreytausend Mann, von Paulus, dem IIL
besoldet, hatten ihn schon Wochen lang da«
selbst erwartet; auf den Kbenei^ der Wiesel-
burger Gespanschaft auch Caspar Serödy
und FeterPerenyi mit sechzehntausend
Mann Upgrischer Reiterey seiner in Ungeduld
[eharrt. Dazu brachten noch des Graner Erz-»
»ischofs alter. Feldhauptmann Bertalan Hor-^
vath, die Magnaten, Andreas Bäthory^
Balthasar Banffy von Thallocz, Fraiia
Bebek, Stephan A^akay^ Ladislaw Or«^
8z&gh, Franz Nyäry, Ladislaw Binffy^
Stephan von Losontz, Niklas Ostros-«
siosh, Gabriel Levay, undEmerich Wer-
böczy^), Feldherren, mit welchen, aussei
dem Herzoge Moritz von Sachsen, bey den
Reichsheerscnaren keiner verglichen 'Wjurden
konnte, jeder vier bis fünfhundert Reiter«* Bat
nunmehr über achtzigtausend Mann starken Hee-
res langsamer Frachtzug war folgender Massen
geordnet.
Voraus Caspar Seredy mit dreyssig
Haufen Ungarischer Reiterey; dann Alexan-
der Vitelli mit dem päpstlichen, und Sf or-^
a) Sleidanui Hiff. lAh, XIV* P. aSo* Neoe Stand« dar
ReichMbtdi. Thl. Ui^St 47a ff. h) l$thuin{fy Üb. XV.
Vf. Th«i1. 39
— 6io — '
zia Pallavicini mit Mailändiscliem WafTen-
volke; luerauC PercriTi und Bathorv mit
drey grossen Un^rlsclien* Haufen, geharnischter
Reiter; hinter ihnen JohannUng n-a d . mit
seiner Mannschaft. Nach dieser das Deutsche
Reichsheer, voraus die schwerbewalFnete Rei-
terey^ hinterher die Scharen des Fussvdlkes in
geyierter Ordnung; an den Seiten die leich-
tern Feldstücke, Falkaunen und Feldschlangen;
endlich der Churrürst mit seiner geharnischten
Leihwadhe, -worauf eine lange Reihe Wagen
und Karren folgte. An diese Ordnung gebun-
den, wülzte sich die ungeheure Masse, von der
Donau nie sich entfernend, alle Abende be-
quemes Lager, beziehend, in kurzen Tagemär-
sehen fort und stand am Ende des Herbstmon-
des vor Gran; Dec Ungern und Italer drin-
gendeste Mahnungen zur Eile halten kei-n Ge-
kör gefunden ) den heftigem Ausbrüchen ihres
Unwillens warvofi den Acht -Männern Schwei-
gen gebothen -worden *). Erst vor Gran Wurde
gefragt, %ras.nun weiter -'fcu beginnen sey. -„Vor-
„wärts ohne Verzug, Furcht und Angst, vor
^,Ofen hin!" rief mit gewaltiger Stimme Pe-
r^nyi; „vorwärts,'^ und „Ofen;" war der
donnernde Nachhall sämmtlicher Ungern und
j^aler, des SA'chsen Herzogs Moritz, und des
mit Ofens Zustand genau bekabtaten Flotten«
fiihrers , Jakob v o n M e d i c i. Aber die
Achtmänner, AVilhelm Graf von Ren*neberg,
unter ihnen der leitende Geist, verhängten über
^ • ,
. a) Ohne Miarühriirhere Enahliing dieier nnd ähnKcher Heer«
fahrten , blieben der Ungern Hais gegen die Deutschen , beton-
der« Österreicher, in jenen Zeiten^ und die weiterhin daraoi
tacfolgiea Mentereyen der Mist vergnügten wider die Könige, ent-
weder, rätiitelhaft ; iMler abtcheulicber Fl^ckfeb in dem National-
Charakter dct Ungri.<tciien Volkes.
— 6ii —
die Stadt Pesth Belagerung, ah scheinbar leich-
teres, durch Gelingung den Math der Völker
erhöhendes Werk, Trotz den gründlichsten
Widersprüchen der erfahrnem Ungern und be^
herztern Italer wurden über den durch di)s
Sanct Andreas Insel getheilten Donaustrom
Brücken geschlagen^ das Heer auf das linke
Ufer gesetzt, aiif der Achtmänner Verordnung
das menschenleere, fast ganz zerstörte Wdtzen
von Vitelli eingenommen, und so nach meh-
rerer Tage Verschwendung gegen Pesth vor^'
gerückt. Während die Deutschen in gesicher-
ter Entfernung, Vitelli, Tornielli, Pal-
laricini, mit den Italern an der nördlichen^
F e r e n y i mit den Ungern^ an der östlicheii
und südlichen Seite ihre Lager aufschlugen ^
vertrieb Jakob von Medici den Feind von
der Hasen -Insel, und setzte sich darauf fest.
Nur ihm, den Ilalern, Ungern und dem Her-
zog Moritz war That, Ehre, Ruhm beschie«
den; das Deutsche Reich^eer bedeckte sich
mit Schande^ denn es kam,, sah und floh am.
siebenten Tage seines furchtsamen, zaghaften
Standes.
Pesth hielt Jusuph Sagmar mit Jan it-
scharen besetzt; sein Ausfall 'both den ersten
Kampf den Ungern; er endigte des Abends
ohne Entscheidung mit unerheblichem Verluste
von beyden Seiten. Am folgenden Tage nahm
Vitelli mit einigen Haufen und Scharen des
Platzes Umgebungen in Augenschein, und wagte
sich bis an die Stadtmauern ; plötzlich brachen
die Feinde aus zwey Thoren heraus, umzin-
gelten ihn und nur mit unerschütterlichem Mu-
the und angestrengtester Kraft sich durchschlag
gend, entrann erder völUgen Aufreibung. Mift
39*
i
1
6l2
Anbruch des näclisten Tage» führte er das
päpstliche Fussvolk zur Rache gegen das un-
tere Donau -Ufer, die Ungern, von seinem
Vorhaben unterrichtet, standen im Hin t erbalt.
Jusuph, durch des gestrigen Tages Erfolg
kühn, zieht zum östlichen und zum Donau-
Thore heraus, wird handgemein mit den Itt-
lern, in der ersten Hitze des Treffens, nimmt
Vitelli in festgehahener Ordnung verstellte
Flucht. Jusuph verfolgend, entfernt sich von
den Thoren, Perenyi bricht mit überlegener
Macht aus dem Hinterhalte hervor, schneidet
den Feind von seinen Thoren. und von den
Italern ab, und biethet Schlacht, welche unter
Theilnehmung des Sachsen - Herzogs Moritz
mit schwerbewaffneter Reiterey, ohne des Sie-
«^es Entscheidung, bis gegen Abend fortwüthet.
Niklas Zriny mit vierhundert .streitgeübten
Reitern aus Croatien schon hinter Soroksdr im
Anzüge, hört des Geschützes Donner, der fech-
tenden Haufen Geschrey; lä'sst mit verhängtem
2ügel ansprengen, hauet gewaltig in des Fein-
des Rücken ein, und vollendet durch dessen
Niederlage und Flucht des Tages Arbeit.
Jetzt endlich, am vierten Tage, geneh-
migten die Achtmänner des Platzes Beschies-
sung; aber nach lange vergeblichem Teuern,
mussten Vitelli und Jakob von Medici
des Geschützes Stellung und Richtung die
Reichsbüchsenmeister erst lehren. Unter Ge-
walt von vierzig grossen Feuerschlünden, stürzte
die Mauer einige Schritte weit ein. Da erboth
sich Vitelli des nächsten Morgens den Sturm
mit den Seinigen anzuführen, wenn die Ungern
und Deutschen ihre wackere Unterstützung ihm
versicherten. Ihrer Verheissung trauend^ wagt
— 6i5 —
er die Untern ehmung ; seine ersten Reihen
er.sleigen die Mauern und werden von mäcli-
tl^em Kugel- und Pfeilregen zurückgeworfen.
Vitelli hält sie auf, jagt stärkere Haufen
nach, ruft die Deutschen, die Ungern, heran;
jene stehen unbeweglich; ihr Hauptmann,
Conrad Bemelherg, zugenannt der Hesse,
wird nicht gehört; Niemand ist da, der ihnen
mit Macht befühle. Churfürst Joachim, Un-
gnad, die Achtmänner stehen in weiter Ferne
und sehen zu, wie die Italer auf den Mauern
kämpfen und fallen. Tornielli und ütto
von Discha reiten hin, fordern den Ober-*
befehlshaber in die Mitte der Mannschaft auf
seinen Tlatz, und sprechen kräftige Worte von
Ehre, Treue, Pflicht in den Wind. Die Un-
gern zu schwach an Zahl, um über die Deut-
schen herzufallen, jagt Zorn, Abscheu, Ver-<
achtung, Verzweiflung vom Platze weg. Vi-
telli muss mit grossem Verluste der Seinigen
zurück, die Feinde richten ihr Geschütz gegen
die Deutschen, mehr derselben, als Vitelli
im rühmlichen Gefechte verlor, werden zu Bo-
den gestreckt, die übrigen werfen sich in die
yn ordentlichste Flucht. Jakob von Medici,
beherzt an dem Kampfe theilnehmend, schwebte
mehrmahls in Todesgefahr. Gabriel Levay
wurde von einer Kugel aus feindlicher Feld-
schlange zerrissen , Ladislawßanffy ihm
zur Seite stehend gestreift^ und ohne Zeichen
des Lebens von den Seinigen weggetragen. So
endigte der fünfte Tag; der Deutschen Reichs-
heermacht unvermeidlich der letzte, hätte den
Feind nicht eigener Verlust von entschlosse-
nem Ausfalle mit seinen gesammten Streitkräf-
ten zurückgehalten.
— 6i4 —
In der Nacht yersainmelte der Churfurst
.den Kriegsrath, wo die Achtmänner ungeach-
tet der dringendesten Gegenvorstellungen Ale«
xander's Yitelli und Jakob's von Me-
dici; für Ferenyi'.s und der Ungern lästernde
Ausfälle die Rache versparend, beschlossen ^ die
Belagerung aufzuheben und da, nach ihrer will-
kürlichen Wetterdeutung, die ungemein hei«
tern Tage des Weinmonaths nichts GewLsserei^
als baldigen Eintritt stürmischer Herbstwitle-
rung erwarten Hessen, bey Zeiten nach Deutsch-
land zurückzukehren. Um diesen Bescbluss
selbst gegen die Einsprüche mehrerer Deut-
schen Hauptleute zu rechtfertigen, wurde eia
gedungener Kundschafter in die Rathsversamm-
lung geführt, welcher^ der erhaltenen Wei-
sung gemäss, aussagte, Achmet sey mit mehr
als hundert tausend Mann über die Drawe ge-
gangen und zur Entsetzung der Stadt in schnel-
lem Anmärsche. Das Ungrische und das Deut-
sche WafFenvolk brach nun wetieiTernd in die
bittersten Schmähungen wider den Oberbefehls-
haber, wider seine Käthe und wider ihren Kö-
nig au.« ; in beissenden Gesängen aus dem Ste-
gereif beklagten die Einen ihres Matthias,
die Andern ihres Maximilian 's, der letzten
echten Könige, Tod; mit ihnen der Ungri-
schen und der Deutschen Ehre ewi<>en Unter-
gang, das YerschM'inden alles Wanenruhmes,
den empörenden Zwang von oben herab zur
Trägheit, Feigheit und Schande. Um diese
nur in etwas zu verhüllen, erhielten die Feld-
herren, dass am folgenden Morgen, während
der Vorkehrungen zum Abzüge die Stadt noch
einige Mahl beschossen werden durfte. Allein
der wachsame, das Vorhaben des Feindes er-
V
— bi5 —
tbende Jusuph Sagmar liess e.s nicht dazu
JLOmmen. Nach Aufj^^ang der Morgenrolhe zog
«r mit Janitscharen und Reilerhaufen aus der;
Stadt und forderte zum Gefecht. Nur die Un-
gern stellten sich ihm; nachdem sich aber bald
wieder gezeigt hatte, dass auf beyden Seiten-
Tapferkeit und Gewandtheit gleich standen.^
Biachten beyde Theile Stillstand ernsthafter-
'Feindseligkeiten und einigten sich zu Lustii^
bungen im gegenseitigen Wettkampfe, der Un-
Snrn wie der Türken angenehmster Erhohlung.
ur die Achtmanner argwöhnten aus der treu-
herzigen und freundschaftlichen Yermengung
beyder unter einander geheimen Yerrath. Die
Deutschen und Italischen Uauptleute sahen den
Kampfspielen mit Vergnügen zu. In der Zwi-
schenzeit verlangte Ulman-Beg's Feldhaupt-
mann den tapfern Yinclli zu sehen; von
Ungern zu ihm hingeführt, stieg der Moslemer
vom Fferde und bewies dem ruhmwürdigea
ArVaffenmanne seine Achtung und Ehrenbe-
zeigung.
Am siebenten Tage des Morgens trat die
gesammte Ilcermacht den Rückmarsch an '');
ein Eilbothe war vorau^gesandt nach ^Vicn,
mit Bericht an den Küni<> über des Feldzu^es
.schlechten Erfolg und vereitelten Z^-eck durch
P er c n y i ' s Widerspänslij^keit uod Verräthe-
rey. Dennoch waren ohne dieses Mannes tap-
a) Seba Atia n S eil är tlin Rirrer von ßnrtenba ch (Le-
bensbcsrhroih. diis desM-n cifictili'unli^oi Anr&ät/.cn 1777* Seit, ^u.)
belichtet: ,,*»>>•«</«/.• («h-s Ki/irlisheer^ eihl au^ den llfrh<^i hit"
^jmbgezo**en y Jür P'.'sih Airh i:t'In^er1 ^ übersvhanxi .Uf'd orilettt'it'h
^^etl'iirmt y und vtit <pnlt ^ d*-r :;unzen Chri^ifnheii zu iVni'hihcilf
^yab^ezo^en y w6or J5,CK1() AJam ran guten J.^uthen vt^rlohren ^ da»
jnGefd tinnulzlich verschwendet. 11. •• w/^ bo ^enau sUmoiMi der
Italische Bischof Jo V i ua und der Deutsche KrirKsm^mi Schärt-
liu, bcyde gleichseitig, iu Bciicht und Urthtii übercin.
~ 6i6 —
fern Beystand die Deutschen Sdiaren isell>st auf
dem Rückzuge noch grösstentheils aufgerieben
worden. Jusuph und Ulman Beg mit ihrer
^esammten Mannschaft jagten ihnen nach und
ihr Nachtrab war fast ganz umzingelt^ als der
ihn deckende Y i t e 1 1 1 , allein za schwach^
dem gewaltigen Andränge zu widerstehen, die
schon Weiler vorgerückten Per enyi und Her-
zog Moritz mit ihrer Reiterey zu Hülfe rief.
Schnell wandten sich beyde, griffen an, kämpf-
ten bis an späten Abend, schlugen den Feind
zurück und verfolgten ihn bis an die bereits
verschlossenen Thore der Stadt, wo er nach
grossem Verluste durch Flucht auf seine Schüfe
der völligen Niederlage entrann. Nach preis-
würdig vollbrachtem Tagewerke folgten Vi-
t^lli und Herzog Moritz dem übrigen Heere;
Per enyi wendete sich mit seinem Waffen-
Volke gegen Erlau« Auf dem zweyten Marsche
kam ihm des Churfürsten Befehl, dem zu Folge
seine Haufen in ihre Heimath abziehen könn-
ten; er aber zu Gran im Rathe der Feldherren
sich einstedlen sollte; er zog hin, des ihm be-
reiteten Schicksals unkundig.
' Sein Reichthum, seine Macht, sein An-
sehen im Lande, sein Gepränge, des verarm-
ten Königs dürftige Pracht überglänzend, hatte
die Scheelsucht der Wiener Hofherren und
vertrauten Ralhgcber ■) Ferdinand's beschäf-
tigt. Vor der Abreise auf den Neu -Sohler
Landtag hatte er auf der Sar6s-Fataker Burg
mit Franz Bebek, Caspar Dräghffy, Ga-
briel Emerich und Anton Drugeth Schutz-
a) isHegii ignaxdque Jiomine», €fuihus aUena virttiä oneri tt es-
^ylumnia virtutu odio geniia^ mag-n9 quaevtui »emptrjuiu^* Jo-
TlUl*
— 6i7 —
lind Trotzhündniss vrider Aufruhrer utid Be-
fehder geschlossen'); das blieb den Wiener
Herren nicht unbekannt; die Kirchengütc^ dev
Coloczer Erzbislhumes waren ih Ferndi*s: 6e*
walt, um den Erzbischof Franciscun Fran^
gepani zu entschädigen, hatte ihn Ferdinand
zum Verweser des Erlauer Bisthumes ernannt;
aber die Güter desselben waren durch des 'Kö-
nigs stillschweigende Zulassung von Fer^nyi
in Besitz genommen; daher auch Fl^ang^-
p a n i sein bitlerer Feind ; während d^s Deut-^
ftchen Schandzuges war sein erstgeborneV Sohn[
Franz aus Solejman\s Bothmässigkeit ent-^
fuhrt und glücklich nach Siebenbürgen gebracht
worden; darunter mussten nach der Wiener
Hofherren verkehrter Ansicht wichtigere Dinge'
verborgen liegen. Jetzt beschuldigte ihn der
Bericht aus dem Festher Kriegsrathe der Wi-
derspänstigkeit und der Verrätherey; hiermit
war ihnen Alles aufgeklärt, und Ferdinand^
nachdem er ihnen Verstand und Willen gefan-
gen gegeben hatte ^), musste auf ihre Angabe
glauben, Peter Percnyi strebe nach der
Königswürde und sey nicht mehr weit von
diesem Ziele.
Auf königlichen Befehl nahm ihn zu Gran
der Burghauptmann Martin Liskanrin Yer-
haft. Jakob von Medici führte ihn als'
Staatsgefangenen mit achtungsvoller Behandlung
nach Wien; und ohne Gehör oder Vertheidi-
gung ihm zu bewilligen, sandte ihn Ferdi-
nand nach Neustadt in dasselbe Gefangniss^
ä) Korachich Ind. Tract. Fubl. No* ]io3. () ^yAdeo pro^
nU €t Muspicacibua ad i^ Ferdinandi auribus y ui nuum vera
jylehiaiaque de Familiaribus minime crederet^ genio dceepfun JaUa
^yde alieni» liheniUtimt ad animum iraAMmiilerei.** J o vi U4.
»
— 6iö —
in welchem der standhafte FranzDubÄ seine
Tage beschlossen hatte. Dorl sass Ferenyi
durc)i sieben Jahre, ohne andern Trost, als
wekhen die Bibel ihm gab, deren Geschichten
er in Ungrische Verse brachte ■). Alle Ver-
wendungen einzelner Magnaten und ganzer
lleichsversammlungen für seine Befreyung wa-
ren vergeblich; die nächsten Folgen dieses kö-
niglichen Gewaltstreiches waren, dass gleich
bey Ferenyi's Gefangnehmung zwölftausend
Mann Ungri^cher lleiterey, die Deutschen ver-
fluchend^ von Gran abzogen^); dass Alexius
Thurzo, Ferdinand's Statthalter in Un-
garn, mit Ferenyi verschwägert, dem Kö-
nige den Dienst aufkündigte ^); dass der Ere-
mit Martinuzzi in seinem Glauben, Fer-
dinand werde sich durch solche Machthand-
lungen eben so wenig bey den Ungern, ak
durch solche Heerfahrten ge<;en S o 1 e j m an
behaupten ) verstärkt wurde und auf seine Kio-
h
a) Wetzprämy Biograph. MedJcor. T. TV. p. 555. h) Bis
ieiher Paulu» Jovius Lib. XUI. p. 4i5 — 438. und oadi
ihm lathuanffy Lib. XV. p. i53 — 167. c) Hier seine ce-
rechten und «len hö^eii Geist des Frrdinandischen Hof^i offen-
barenden Bew^'ggrüiide : ,, Greivfn cum* ei a::xü'iateM m^a» capli-
jyvifaf J), Pen^nyi non mödiocriier aiixii. — i^f'^uaijuam mihi 1u-
yjum exintimOy inier lalea principum con^mlioren versari, Ferri
^J'or^ilan res poM«e1 , si iecle ittia ptvccJert^nl ; verum eo proceMe-
y^runl maligni et e/fronle» homine* , ut palatn ^ extra eonsilium , »
f^mensa , et alii« colloquiis ejiismodi tyrannica tUcfre non verean-
y,tur,^^ Alezii Thurzo hpistul. ad 'J hom. Nadasd. de 13.
Noveinbr. i.S42..ap. J^a^ner Analect. Scepns. P. 1\\ p. 85.
Thnrzo, von Österreichischer Ahkunrt war nichts weniger alt
fanatiacher Unger; warum erwog der Übermut Jiige Verfasser des
Manch Herma'on (Statistisrhe Anfklarunpen Band I.) der-
gleichen Geschichten nicht vorher, bevor vr über die bedrängten
Uiigern ausriet': ^.mnlunt contumaciam ettm p:rnicie^ quam olme^
^,quium cum securitatc .'** Die Sendung der fvatzianer, Ro-
geudorif^r, Felsser n. .-.. als Übcrbef«hUhaher Über Un-
goni; und die Einkerkerung der Pekry und Heren vi ohne
UrthrH nnd Kecht war<;n doch wahrJicli" keine Üewcggründe su
obsequiia cum tecuritiite.
— 6i9 —
gebungen Isabelli^ TOn dem , am Festtage26. Juliu»,
Anna gesclilossenen Frieden*)^ keine Bedin-
gung desselben erfüllend, zurücktrat; die blei-»
bende und vieljäbriges Unheil erzeugende, daas
auch vieler gutgesinnten Ungern Vertrauen, An-
liängliclikeit, Achtung und Liebe gegen den '
irregeleiteten König zu erlöschen begann.
Noch war es dieser Gefühle Begeisterung,
was sie auf dem Fresburger Landtag« zu Aller- 1. Noubr
heiligen in der Freude über Ferdinand'»
persönliche Anwesenheit bestimmte, dass sie ^
ihm auch für das nächstfolgende Jahr eine Ab-
gabe von zwey Ducaten, den einen zur Reichs-
verwaltung im Innern, den andern als Bubsidie '
für den nächsten Feldzug, bewilligten; /dazu
Stellung des sechs und dreyssigsten Mannes als
Reiter und persönliche Heerfolge der Magna-
ten und der Adelsgesammtheit zusicherten, mit
der ausdrücklichen, leider fruchtlosen, Ver-
warnung, dass der Feldzug nicht wieder zu
spät eröffnet werde **), Dass von jeher die Ge-
schichten der Völker und Reiche den wenig-
stea Fürsten zur Quelle der Belehrung gedient
haben, beurkunden ihre missrathenen Entwürfe
und unüberlegten V^'^agnisse; von ihrer Fertig-
keit, auch ihrer eigenen Erfahrungen schnell
zu vergessen, gab Ferdinand auffallende
Beysplele. Ungeachtet der bedeutenden Ver-
warnung, womit ihn die Stände zu Fresburg
von seinem Glauben an das Deutsche Reich
zurückführen wollten , sass er wieder durch
vier Monalhe auf dem Reichstage zu Nürnberg /. C.15-
und eben so lange zu Prag, überall Hülfe wi-^^^"*)!
a) Liter. Isabell. Regin. de 26. Julii i543. Mp. Dogiel T. I.
n. i4^. 6) Ferdinand, lieg. I. Decret. VI. Corp. Jur. Uung.
T. 1. p. 377.
020
der die Osmanen yerlan(;end. Dort wurden
ihm durch Mehrheit der Stimmen Fussvolk
zwanzigtausend, Reiterey viertausend Mann yer-
heissen *); aber kaum ein Viertel gesandt; mit
dera, was die Böhmen an Mannschaft gestellt
1. /unlus. hatten, kam er zu spät; denn schon Freytag
nach Petrpnilla stand S o 1 e j m a n , aufuefor-
dert wider Osterreich, von dem^ Franken Kö-
nige Franz, mit starker Heermacht zu Se*
mendria, und noch vor dessen Ankunft hatten
Ulman-Beg, Murath und Kassen in
Slawonien einiger festen Burgen sich bemäch-
tiget, und den unverbesserlichen Strassenräuber
Ladislaw More aus Rahocza vertrieben.
Dem, allgemeiner Vertilgung würdigen Flücht-
ling r^cumte dessen edlerer Verwandte Ste-
phan Losontz seine Burg N^na am Fasse
des Matra - Gebirges ein , wo er sich ruhig ver-
halten sollte. Doch kühner als jemahls trieb
er von dort aus wider Ungern und Osmanen
das Raubgewerb, bis Bali-Pascha von Ofen
wider ihn auszog, die Burg erstürmte, ihn mit
seinen Söhnen gefangen nahm und in Ketten
nach Constantinopel sandte, wo sie und der
Vater für Krleichlerung ihres Schicksals mit
dem Munde das Chrislenthum abschworen, wel-
ches sie nie gekannt, durch Frevellhalen seit
langer Zeit schon geschändet halten ^').
Inzwischen hatten Ulman-Beg, Mu-
rath und Achmet auf grosslieriliclien Be-
fehl die Burg Valpo unweit des rechten Drawe-
Üfers eingeschlossen. Ihr Besitzer Terenvi
sass zuKeustadt im Gefängnisse, ausser Stande
a) Neue Samml. der Rcicli&absch. TIi. II. p. 484. 6> Ittliu-
inffy Lib. XV. p. i6<j tqq.
— 6ai -—
für de% wiclitij^'en Platzes Erhaltung zu sorgen.
Der Graner Erzbiscliof Faulus "VVarday an
Thurzo's Stelle zum Statthalter des Aeiches
ernannt, konnte. kleinen Beystand senden; den- -
noch leisteten Perenyi's Gemahlinn, Clarai
Szekely von Ormozd und der Burghauptmaiin
Archo dem Feinde durch mehrere Wochen
den beherztesten Widerstand. Als aber am Vor- ••
abende Joannis Sole j man selbst vor dcv Bttrg23. Juniu
sich lagerte y und Ergebung forderte y da nahm
die Besatzung den Befehlshaber ge&iigen und
überlieferte ihn, mit ihm devxPlalz dem Feinde ^).
Nun setzte S o 1 e j m a n übet die Drawe ; voraus '
zogMurath yorSikl6s, welthes zweyküiidert
edle Ungern in Perönyi's Diensten ^ tapfer ,
yertheidigten, doch' endlich der Übermacht un-**
terliegen und unbedingt sich ergeben musstcn;
Der grausame Sieger liess : sie^bey dem^Aus^
zuge insgesammt niederhauen'^' üfti durch diess ^
blutige Beyspiel . in den Yertheidigern anderer
Plätze den Muih zum Widerstände zu erstic-
ken^). Bey Fünfkirchen that diess sogleich
seine Wirkung; die Besatzung bestand aus tau-
send Mann Fussvolk, eben soviel Reiterey, un-^
ter Befehl des Lucas Szekely, welchei>. in •»•'*•*
seinen eigenen Geldgeschäften, nicht achtend
der Pflicht gegen das Vaterland, zu Grätz yer-s-
weilte. Bevor noch die feindlichen Haufeli
den Thoren der Stadt sich genähert- hatten,
entflohen die Burghauptleute Valentip Mä.t
yar und Matthias Allya; ihnen folgten
ranz Bocskay, Sebastian Polany, .
Stephan Bänffy und Melchior Castel-
a) Joann. Martin. Stella £p.I. ad Fratret ap. SeAwandi-
ner T. I. p. 604. PauiusJoviQt Lib. XLIII» p.476. () Fau^
lua Joyiua 1. c p. 477. Stella 1. o. -1
622
Idnffy mit der Besatzung; eben so die ver-
mögendem Bürger y zuletzt auch der von allen
yerlassane Bischof Stänislaus Yarally. Am
20. JuUu*. Frey tage vor Jakobi zog S o 1 e j m a n in die
Stadt)' und weihete für hundert drey* und vier-
zig Jahre die prächtige Sanct Peterskirche zur
Moschee *).
16. JuUuM. Vier Tage vo Aer hatte der Reichs - Pri-
mas «nd Statthalter Trost- und Mahnbriefe
ausgesandt, welche des Königs Ankunft mit
beträchtlichem Heero in den ersten Tagen nach
Petri Ketten fejer versprachen , bis dahin den
Ungrischen Magnaten und Edelleuten mit ih-
rem WafFenvolke Neitra und Raab zu Sammel-
lätzen anwiesen; in letzterer Stadt. hatte Phi-
ipp Tornielli bereits siebentausend Mann
Italer und Deutsche , welche nach dem Pes-
ther Zuge in Ungarn zurückgeblieben waren ,
gesammelt« Aber schneller als JFardinand's
geschäftige Sorgfalt entwarf und vollzog So-
le j man 's rasche Entschlossenheit; am Fest-
22. /u^iu«. tag Magdalena zog er in Ofen ein; vier und
zwanzig tausend Tataren streiften verheerend ge-
gen Raab, Weszprim, Stuhlweissenburg mn,
24. JuUu§, und Dinstag darauf begann von drey Seiten der
Graner Stadt und Burg Belagerung. Burghaupt*
mann war der Spanier Martin Liskani^
NeiFe des bey Kaschau erschlagenen Thoma^
seinem Oheime an Tapferkeit und an Habsudit
gleich, geschmückt mit der goldenen Kette,
welche er dem Peter Per^nyi bey dessen
Verhaftung unbefugt vom Halse gerissen hatte.
Franz Salamanca sollte die untere Stadt
fi
■ a) If thuanffy Lib. XV. p* i6i. StBnislal Bpiat. QEc-
des. £pitt. ad Thom. Nadaid. de aS. Julii ap. Pmy Spccim.
Hierarch. F. I. p. a6a.
— 623 —
heliauplen, sor}»te jedoch bald £iir aeine -eigene
Sicherheit in der Burg. Als Hauptleute dien-
ten Alexius Nardo, Vinzenz Matriciy
Tristan Vierthaler^ Johann Blarao
und MichaelKegensbnrger. Dier Be-t
Satzung, in allem dreyzehnhundert Mann , theils
Italer, theils Deutsche, war zu edelmiitlng^iii
Widerstände gestimmt , zam Kampfe um Sieg
oder Tod entschlossen.* fan wüthenden .AuM».
falle erlegtenNardoundRegensburger fünf-«
hundert' Moslemer und. den ^ Ferser InLraaiOJft^
Befehlshaber der feindlichen Flotte. Dev:64unii
an Christiyerklärungsfeste kostete den VtindS.jiugu§f.
drey tausend Mann^ und dien Sangiak you Se-^
lymbria Ali-;Beg Baltaogli. Mehrere Auf^
forderun^en zur Übergabe^ Von Yerheissungen
und Drohungen unterstützt^' wurden redlicher
und beherzter Ton der Besatzung,' als von den
Befehlshabern zurückgewiesen. ' Nachdem aber
der j^ewandfestc Feldzeugmeister, Caiabresef
von Herkunft, entlaufen war, und auf' dessen
Rath Achmet von der Gran gegenüber lie^
genden Insel den Wasserthurm durch anhal-
tend heftiges Feuern schon stark beschädiget
hatte, da sank den Belagerten der Muth, da
erlosch den Befehlshabern in der Sorge für
gesammelten Raub der Glaube an des Platzes
längere Haltbarkeit. i \
Ohne Wissen der Hauptleute und der Mabn«^
scfaaft schlich Franz Salamanca sich hinaus
zu Achmet, und both gegen freyen Abzug
mit Habe und Gut des Platzes' Räumung an.
Achmet behielt den Yerräther über Nacht bey
sich, sandte am folgenden Morgen den Sicher^ iO*^ugu9
heitsbrief auf die Burg mit Salamanca's
schriftlicher Mahnung, zum Zeichen ^er Un«
— 624 —
terwerfung die Schlüssel unrerziiglicli zu über-
senden. In grösster Unordnung, in Verwii^
rung der Scham und der Verzweiflung werden
sogleich AVachen und Mauern von ihren Yer-
theidigern verlassen, jeden drängt nur die Sor-
ge, was und wie viel er von dem Gepäcke
mit nehmen könne. Eben so ungestüm drin-
gen die Janitscharen ein und helssen jene nacb
Ablegung der Waffen abziehen. Vor dem Thon
werden ihnen auch Pinzer, Hamischje, Helma
abgenommen. VonLiskani erbittet sich Ha*
ly-Aga Ferenyi's goldene Kette zu freund"
licheim Andenken, gleich darauf vier stattlicha
Pferde, deren Sättel der Spanier mit Ducatea
angefüllt hatte. Ungern lässt er den schwerai
Raub - und Nothschatz fahren ; aber bedeutsam
räth ihm der Moslemer, sich der unnützen
Thiere zu entledigen, da er mit seinen Ge-
fährten zu Schiü'e weggefülirt werden solL
Liskani muss Alles hingeben, mit den übri-
gen sich einschiffen, bey Farkany am linken
Ufer aussteiften, zu Fasse nach Fresburv wan-
dern und mit Salamanca, Matrici, Nardo
und Vier thaler auf Köni<>lichen Befehl Ver-
hör und Urtheilsspruch im Gefängnisse abwar-
ten ""). Also gerieth die erzblschüfliclie Stadt
Gran am Festtage des heili({en Laurentius un*
ter der Osmanen Bothmäs^i^keit und trus das
harte Joch durch zwev und fünfzig Jahre.
Dotis, klein zwar, doch fest, prächtig,
und leicht zu vertheidi^^en, unterwarf sich die-
sem Joche nach der ersten Aufforderung. Die
abziehende Besatzung wurde mit seidenen Klei-
a) Paolos Joriot Lib. XLIII. p. 477 sqq. Stella sp.
Schwandtner T. I« p. Ü09 sqq. nach bejdca Isthuanffj Lib-
XV. p. iG3.
— 625 — .
ern besclienkt, der Platz ohne Schonung der
.uni^lichen Pracht «^ebäude, als unMrichtiv zer- .
tört; der feige Burghauptmann aber, Hanni-
• al Tasso, ausser der Gefahr gewalliger Held,
.nd wenn kein Donnerwetter tobte, kühner
Gotteslästerer, auf Befehl seines Feldobersten
Tornielli enthauptet *). Am vierten Taijei3.^a^M«f.
ach Grans Verlust, walzte sich der Sturm über
ie heilige Kronungs- und Begrabniss- Stadt der
Iten Könige; durch zM'anzig Tage wurde er
on ihr abgehalten, durch die unermüdete An-
trengung, womit die Befehlshaber Octavian
icruzado, Carl Rossi, Oscasalli, Domi-
licus Tornielli, Georg Warkptsch und
iire Mannschaft die Vorstadt vor dem Ofener
7hore vertheldigten. Am Johannis Enthaup- 29. ^u^u^f.
Lingstage geboth Sole j man, an der Zeiten
(edeutung glaubend , Erstürmung des der Lage
ach leicht zu bezwingenden Platzes. Von
rühem Morgen an bis Abend wird auf der
flauer gefochten. Frauen und Mönche kämp-
ea und morden an der Seite Italischer Sald-
ier, die Feinde werden mit grossem Verluste
urückveschla^en. Unter verstärkten An^^rilFen
[er foli^enden Tajje unterliesjt endlich die aus-
iauerndeste Tapferkeit der Übermacht. Carl
iecco, Scruzado, Tornielli, War-
. o t s c h , E T a s m u s Würzburger fallen ;
(eglerbcg Achmet ist am Kgldi-Tage Meis- i- s^^piir,
er der Vorstadt; Dinstag darauf Solejman^. Scptbr.
iurch der Bürger zaghafte Übergabe für sicli
ind seine Nachfolger auf hundert fünf und
ierzig Jahre Herr der Stuhlweissenburger Stadt.
)ie wackere Besatzung liess er unter sicixerm
a) Paulus Joviut L c. p. 439. Stella I. c. p. 6]5.
VI. Thpil. 4o
— 626 —
Geleit des Omar-Aga bis an das künigViclie
Gebieth abfilhren; den lliclxter, die Rathmäti-
ner und die Bürjjer, "welche ihm noch vor der
Belagerung die Überlieferung der Stadt ver-
sichert halten, jene zur Strafe ihres frühem
Abfalles von Isabella, diese zur BestrafuD<;
der Treulosigkeit sjeijcm ihren König, theil^
hinrichten, theils nach Ofen und Belgrad ia
Gefangenschaft abführen.
Hiermit endigte er seinen diessjährigen
Feldzug. Vor Antritt d^s Rückmarsches er-
nannte er den Ilussain für Gran, den Bali-
Beg für Sluhlweissenburg zu Fasclien; deo
Mohammed Jahi-Ogli zum Beglerbeg von
Ofen und ganz Ungarn, AVahrend dieser Be-
lagerungen standen die Herren Niklas Zriny^
Andreas Bathory, zwey Horvathe, beyde
Bertalaii genannt, Peter Bakicsh, Paul
llattkay, Niklas Katlcsh und Franz
Kapolnay an der Spitze ihrer Reiterey ia
imablä.ssigem Kampfe mil den Tatarischen Slreif-
horden, welche Verstärkung und Entsatz der
belaj'erten Städte unmöglich machten. Zrinv
schlug sie am Somlyo- Berge, wo ihrer drey-
tausend niedergehauen, er sell).st aber verwun-
det und dadurch in Verfoliiunix seines Siemes
aufgehalten wurde: Iv a p o l n a v vollbrachte an
ilinen am Ausihisse des Silio-AVassers aus dem
Blatten -See seine letzte "NVairenthat; er bUeb
auf dem Schlachtfelde '').
8— I4.5<'pi. Jetzt erst, nach Abziii^e des Feindes zwi-
schen Maria Geburt und Kreuzerhühung kam
der König von Ungarn aus Böhmen zu seines
o) Paulus Jovius Lib. XLlü. p. ^90. Stella I. c. p.
Ciö. Jsthuaurfy Lib. X. \u 167. Anonymi JExcidium Al-
bae Renalis ap. KuLuchUh 6S. i\i:^I. T. I. p. '69 s(|q.
— 627 —
landes Beschirmung nach Fresburg. Vor sei-
er Ankunft standen achttausend Ungern in
VafFen aus den nördlichen Gespanschaften da-
sibst ihn erwartend, yief tausend Italer zu Fusse^
on Paulus dem III. ausgerüstet, waren zuge-
Dgen , achttausend Deutsche Lanzenknechte,
veanzig tausend Mann Böhmen und Mährer
»Igten ihm. Mit dieser Macht wollte er wie-
ererobern, was durch Versaumniss der Zeit,
n Mangel des Vertrauens auf der Ungern Wil-
m und Kraft, in trieglicher Rechnung auf
Lswärtigen Beystand verloren gegangen war:
>er anhaltende kalte Platzregen machten der '
[annschaft den Stand im Lager unerträglich;
n reissender Sturmwind zerriss die Schilfs-
rücke, und bevor sie wieder geschla|ren wurde,
erlangten die Böhmen und Mährer Entlassung,
)r^vendend, der Feind sey aus Ungarn abge-
>gen, sey fern von ihres Landes Gränzen, zu
5ren Vertheidigung allein sie sich für ver-
lichtet hielten. Gegen Ferdinand's Vor-
ellungen, Bitten, Befehle, beriefen sie .sich
if ihre wohlhergebrachten Rechte und Frey-
iiten, beharrten auf ihrem Verlangen, die
eimkehr musste ihnen gewähret, die Italer
id das Reichsvolk konnten noch weniger ge-
ilten werden *). In seiner Angst und Noth
hrieb er vor seiner Abreise nach Wien einen
indtag nach Neu -Sohl aus, wo diess Mahll9..Voi/ii
T Ungern Slarkmuth im Unglücke und ho-
ir Nationalsinn im hellsten Lichte sich of-
abarte.
Da war kein Bischof, welcher durch der
x) Stella I. c. p. Gio. Sebastian Schä'rtlin'a Lo*
^beschreib. S. 63.
4o*
— 03ü —
Jäheit und Wolilfahrt kann uns niclit anders
„als zu unser m {gnädigen Wohlgefallen gerei-
yyclien/^ Wahrlich, unhedachtsam und blind
hätten sie in den Tag hinein leben müsseiii
wenn diesen Augenblick der Betrag ihrer jähr-
lichen, fruchtlos gebliebenen Subsidien, ihrer
Güter Verfall und Verlust unter des Feindes
immer siegender Walfengewalt, ilirer vorzüg-
lichen Städte Ofen 9 resth, Watzen^ Eszek,
Fünf kirchen , Gran, Stuhlweissenburg trauriger
Untergang ihrem Gedächtnisse entfallen wäre;
wenn sie seiner beständigen Abwesenheit aus
dem Reiche, seiner falschen Uoirnungen auf
Deutsche Reichshülfe, seiner Versäumnisse der
zum Handeln günstigsten Zeitpuncte; ihrer be-
währten Kriegsmänner Pekry und Perenyi
ohne Schuld, Verhör, rechtliches Erkenntniss
im Gefängnisse; und seiner unfähigen Oberbe-
fehlshaber Katzianer, Felsser, Ro^jen-
dorffer, Churfürst Joachim und der Acht-
znänner vergessen sollten.
An das, was weiter folgte, mochten sie
nicht mehr glauben* „Nächsldcm wollen %vir
„euch nicht verhehlen," — so lassen den edeln
König seine Wiener Hofherren nach ihren Ab-
sichten fortfahren; „dass, wie wir bisher nur
„getrachtet haben, das bedrängte Reich, dessen
„getreue Unterlhanen und Reichs.sassen den
„Klauen der Türken zu entreissen, sie aucli
„bejr dauej'hafteni Frieden zu beschützen, in
„ungestörter Ruhe zu erhallen, also auch un-
„ser gegenw^ärtiges Bestreben lediirlich dahin
„gerichtet sey, und wir mit aller Arbeit, 3lühe
„und Nachtwachen nichts Anderes erzielen wol-
„len, als was zu Ungarns Befreyung und un-
„serer treuen Unterlhanen Schulz gereichen
Landherren insgesammt , Mann für Mann, auf-
sitzen, ihm, nach ihrer Väter rühmlicher Weise,
Lleerfo]ge leisten, und in diesem erwünschtea
L'^alle, ausser den sechs Heitern, noch für je-
den zehnten Bauernhot: zwey Mann zu Fusse
mit Büchsen und andern Waffen aufstellen **).
Die Verordnungen wurden von dem Wesz-
primer Bischof jMartinus von Kechet,
über das Kirchenwesen , Zeitendrang und ei-
gentliche Nolh des Vaterlandes sehr aufgeklär-
tem Manne; von den Herren Franz Nyary
von Bedegh, Uonter Obergespane; Georg
llakoczy Thuroczer, und Martin Ber-
thol d y Saroser Vice - Gespanen dem Könige
zii Prag zur Bestäligimj^ vorgelegt. Weniger
in Überzeugung von der "Wahrheit, als in der
Absicht sein Vertrauen zu gewinnen, dankten
ihm die Stände in ihrer Zuschrift einhällig für
die ahrem von allen Seiten bedräni^ten Reiche
in ihrer äussersten Noth geleistete Hülfe; aber
nicht erwehren konnlön sie sich der unange-
nehmsten und wehmülhigsten Gefühle, als sie
in seinem Bestäligungshriefe, an dem er M'ahr*
scheinlich, ausser seinem Nahmen, keinen M'ei-
lern Antheil halte, lasen: „dass ihr einsehet, ;/^. C. 1544
„mit welchem Fleisse, unermüdcter Sorgfalt*
„und väterlicher Liehe wir seit Anfang unserer
„lleüierunir für Ungarns Beschirmun«; und eure
„Krhaltunsi "esorüt, Avelche ungeheure Sum-
,,nien, grosse Gefahren und unermessliche
„Arbeilen es uns liekoslet habe; diess euer
„Zeu^niss von unsern häufigen und mannichfal-
„tigen Anstrengungen für des Reiches Sicher-
«)Fcrdinancli Reg. Dccret. VII. Aiücüü VII lU XXV.
Corp. Jur, Jlu'f^, T« 1. p« 3ä4>
— 652 —
Kaiser Ctrl eröfFnet, blieb bis Freyta^ vor
Joannis versammelt. Nach yiermonathlichem
Streif bewilligten die Stände eine Geldhülfe
zur Unterhaltung eines Heeres von viertausend
Mann zu Pferde , vier und zwanzig tausend Mann
zu Fuss, wovon der Kaiser einen Theil sei-
nem Bruder zur Heerfahrt wider die Osmanen
überlassen sollte. Weil aber dieses Geld nickt
anders als langsam eingetrieben werden konnte,
so sollte durch das ganze Reich täglich Mit-
tags die Bethglocke geläutet werden, um christ-
liches Volk zum Gebethe um Abwendung der
Türkenno th zu mahnen ^).
Inzwischen hatte Ferdinand in seinem
Reiche neuen Verlust erlitten; mancher Ung-
rische und Croatische Magnat durch Thaten
gezeigt, wie viel geschehen könnte unter per-
sönlicher Anführung eines Königs, welcher dem
Un wischen Volke Vertrauen, und uanz ihm
angehören wollte. In der Nograder Gespan-
schaft im fruchtbaren Thale der Jenoer Berge
liegt das Dorf Gross - Oro^izi , einst AVohnsiiz
der königlichen Orozen, (Trabanten, Thürhü-
ter,) darum damahls von allen andern Lasten
befreyeter ansehnlicher Marktflecken. ^ach
Ofens Eroberung erbolhen sich die Einwohner
den Osmanen zu freywllllijer Unterwerfung und
sicherten sich dadurch auf einige Zeit vor Raub
und Bedrückung. Diess bewog viele Mohllia-
bende Familien bey ihnen sich niederzulassen^
und in kurzem scliien Gross- Oro.szi an Ein-
wohnerzahl und AVolilsiand eine bedeutende
Stadt. Noch war der Donaustrom mit Eis be-
a) Neue Samml. des Deutsch, llei rlisab tnli. ThI. U.
S. 497. Sebastian Scliärtliut Lcbciisbc&chrcib. S. 71.
— 655 —
leckt, als jetzt einige Rotten aus Gran den
Jrt überfielen 9 plünderten, die Einwohner theils
ödteten, theils gefangen wegführten. Sie wa-
*en nur der Yortrab des Machthaufens, wel-
chen Hussaiu-Fascha von Gran in Yerbin-
luDg mit dem Beglerbeg IMohammed Jahi-
Dgli in des Frühlings ersten Tagen zur Be-
lagerung der Yisegrader Burg ausführte. Die
Besatzung war schwach, bey der Höhe und
Festigkeit des Platzes untefr dem beherzten und
virachsamen Befehlshaber Peter Amade keine
stärkere nothwendig; aber ihr ganzes Heil hing
(Ton der Behauptung des Wasserthurmes ab.
Bevor noch die untere Festung überwältiget
waTy meldete Amade die Gefahr an Philipp
Tornielli in Komorn und an den Staatsrath
in Wien; doch nirgendher kam Entsatz. Yon
Sran bis Komorn waren beyde Donaüüfer von
iem Feinde besetzt; Tornielli, selbst he-*
drohet, konnte nicht, die Wiener, in voreili-
ger Furcht und Angst mit Befestigung ihrer
Stadt beschäftiget, wollten' nicht helfen« Das
untere Yise^^rud musste endlich der Gewalt des
Feindes sich ergeben. So lange die hohe Fel-
senburg keinen Mangel an Wasser litt, war
keine Macht im Stande, sie zu bezwingen, so
reiclilich hatte sich Amade mit allen andern
Bedürfnissen versorgt, so thätig alle Anstren-
gung der Belagerer im Stürmen, Beschiessen
und Minengraben vereitelt; nachdem aber auch
der Wasserlhurm gesprengt und genommen, die
Cisternen erschöpft, alle Weinkeller geleeret
waren, und die treue Ungrische Mannschaft
schon durch vier Tage mit beyspielloser Ge-
duld des Durstes Qualen erduldet hatte, ixher-voriO.May
gab Amade gegen freyen Abzug und Sicher-
— 634 —
helt des Lebens die Biirv. Trotz allem Yer-
botlie und Widerslande des Beglerbeg's, wurde
die Besatzuni; bey dem Auszuge von Janitscha-
ren bis auf den letzten Mann niedergehauen;
zu kühnem Ausfälle und mörderischem Kampfe
um ihres Lebens Preis war sie schon zu sehr
erschöpft. Den edeln Befehlshaber achtend,
entriss Mohammed den treulosen Mordern mit
Gewalt. Hiermit war S o 1 e j m a n Herr der
Donau bis Komorn^ welches Tornielli nun
schon durch zwey Jalire zu unbezwinglichem
Waff'enplatze befestigte ').
Die Ermordung der Helden auf Yisegrad
ersclireckte die Nograder Besatzung so gewal-
tig, dass sie bey der ersten Kunde von des
Feindes Anzug, die Flucht ergrilF, und die
leere Burg, welche der Watzner Bischof von
Aussen stark befestiget, im Innern durch die
Kunst des Baumeisters Jakob von Traw in
ein Frachtschloss verwandelt hatte, dien Bar-
baren überliess. In der Entfernung von sieben
Meilen, von gleichem Schreck ergriÜ'en, wähn-
ten die Gebrüder Taul und Ambros Dancza
auf llatvan, Mohammed stehe schon vor den
Thoren; eiligst steckten sie Burg und Jlarkt-
ilecken in Brand und lliicliteten sich nach Er-
lau, welches in Ferenyi's Besitz, von ihm
gut versorgt und von seinem Burghauptmann
Thomas "NVarkotsch wacker verlheidigt,
Schutz und Sicherheit gewahrte. Moham-
med kam noch zu rechter Zeit, die Feuers-
brunst zu löschen, erkannte die AVichtigkeil
des rialzes, liess was verwüstet war, wieder
herstellen und die Burg starker befestigen; da-
a) Stella p. EpiitoL IV. de lo. Maji. i544. 1. c.
— 035 —
rch war das Pesiher Gebieth get^^en Streife-
ren aus Erlau gesicliert. Um ähnlichen Schulz
:h den Stuhl weis.senburger und Fünfkirchner
zirken gegen AVeszprnn und Sümegh hin zu
reiten 9 setzte er bey röldvär über die Donau
d nahm Simontornya, Ozora, jeden haltbaren
t an dcQ Kaposer Sümpfen bis Dübrökoz^
ne AViderstand zu finden, in Besitz.
Seine Fortschritte reitzten auch den Bosner
man-Beg ±u Unternehmungen. Mit dem.
Tczegowiner Sangiak Melek vereinigt, ging
über die Sawc, schloss Kralowa, Welika ein^
d verlangte von Mohammed eilic^e Unter*
itzung mit Janitscharen. Bey ihrer Ankunft
r Ulman-Beg schon im Besitze der festen
irg, denn das dahin geflüchtete zahlreichere
ndvolk hatte die schwächere Besatzung über-
Itiget und den Platz übergeben; den Yer-
hern war, ohne Schonung eines einzigen, zu
rechter Strafe Tod; dem pflichttreuen Waf-
ivolke für Lösegeld Freyheit geworden. Wei-
' hinauf unterwarf sich Ulman-Beg der
dddier Ilerrscliaft und Burg Moszlovina
Ions Claudius), bedrohete Ivanicsh, Tsasma^
•mbro, und schlug des Niklas Zriny,
lul llattkay, Stephan Dcrsffy, Franz
ihy und des Kärnthner Feldhauplmannes
;org Bilden stein vereinigte Haufen bey
elnicz in die Flucht, nicht ohne eigenen
>ssen Verlust, der iliu zum Rückzuge he-
mmte. Glücklicher war der llonter Ober-
>pan Franz N y a r y auf dem Felde bey
dka, wo er mit jNIelchior Balassa, Ber-
lin Ilorvath nnd Lorenz Zoltay über
issain-Beg, auf dessen Rückzuge von Le-
icz nach Gran den vollkommensten Sieg er-
— 656 —
f oclit. U u 8 s a 1 a selbst wurde von Z o 1 1 a v
erleijt, seine Heilerey versprengt; und von den
Janilscharen kamen die wenigsten nacH Gran
zurück *).
x.JuUun— Diess Alles hatte sich zugetragen, bevor
^'*"^'*ö"*'noch Ferdinand von Speyer nach Trag, von
dort nach Wien zuriickjiekommen war. Carl
drang nach geendigtem Reichstage mit funfzi»-
tausend Mann in Champagne ein^ brauchte dazu
die von den Rcichsständen bewilligte Geld-
nüire ungethellt und vertröstete seinen Bruder
auf baldii^e Beendi<;un<: des Krie^^es mit Köniif
Franz^ worauf er an der Heerfahrt wider den
Gross -Sultan persönlich Theil zu nehmen ver-
sprach; und diess auch Ungarns Ständen durch
Brief und Bothschaft versicherte. Dafür ber
6. Juhii9. zeugten sie Sonntag nach Maria Heimsuchung,
zu Sajo-Szent-Peter in der Borsoder Gespan-
schaft versammelt, ihm sowohl als dem Kö-
nige ihren innigsten Dank; bathen aber letz-
tern zus^leich um Gottes Willen, den Neu-Soh-
1er Verordnunsjen "emäss, ohne län<jern Verzug
einen General- Capllan für ihre Gegend zu er-
nennen, welcher bey ihnen verbleibe, sie un-
ter sein Panier versammle und zu des Landes
Vertheidiüunu dem Feind entijeijen führe. Eben
daselbst beschlossen sie:, dass, da Erlau, als
die einzli^e Vormauer für die nordlichen Ge-
spanschaflen mit aller möglichen Anstrengung
erhallen werden müsse, alle Anweisungen, Ver-
schreibungen und Anmassungen der Erlaucr Ein-
künfte und Zehenten aufhören, diese unge-
schmälilert den königlichen Beamten Matthias
Brodericsh und JoannZölessy abgeliefert,
a) IithuÄnffy. Lib. XVI. p. iG8.
— 657 —
5ur BefeMigung und Verpflejjung der Erlauer
Bur^ verwendet Averden sollen. Die Herren^
Franz I3ebek, Emericli und Sigmund
Balassa, die Abgeordneten der Herren Cas-
par Draj^ffy, Caspar Sercdy, Michael
Bidy, der Ürujjetlier von Ilomonna, des
Franz Dobo und Caspar II orväth, sogar
des Grosswardeincr Bischofs Martinuzzi,
leisteten im Nahmen ihrer Sender auf ihren
A.ntheil Verzicht^ und erbothen sich aufzusitzen
»rider jedermann, der auf seinen Yerschreibun-
gen oder Anmassungen bestehen wollte. Sio
verordneten eine allgemeine Zählung und Rüs-
tung ihrer waflenfahi^en Bauern, Herren und
Unterlhanen sollten sich in Bereitschaft setzen^
auf des General - Capitans erste Mahnung un-
ter seiner Anfiihruns; auszuziehen. Über diess
sollte der Künii; ehestens Ta«{ und Ort be-
stimmen, wo sämmtliche Stände des Landes
diess- und jenseits der Theiss, auch die Sie-
benbürger zusammen treten könnten^ um bey
drängender Gefahr über kräftige Massregeln und
Anstalten sich zu vereinigen'). Zriny's. und
Bilden stein 'S Niederlage bey Szelnicz setzte
sogar die verarmten Agramer Domherrn in pa-
triotische Thätiiilveit. Zum Schutze Slawoniens
und Croatiens unternahmen sie auf ihre Kosten
den Bau der Festung; Sissek auf den Ruinen
der alten Stadt Siscia am Zusammenliusse der
Kulpa und der Sawe. Dazu wurden der Bau-
meister Peter von Milano und die Maurer
aus Italien berufen. Simon Erdody's Nach-
folger, Nicolaus Olahy^ edelgesinnter und
a) Articuli CoiiTcntut in Sa jo-Sssent* P^ter ap. Au-
taehich Suppl. ad Vett, Com. T. IlL p. 186 §*ni.
— 638 —
gelehrter Mann, würdiger Blscliof , durch. Ge-
schlecht und Geist mit dem Könige Matlhia.«
verwandt, unterstützte nach Mass seiner Kräfte
das Werk ■). So war in dieser Zelt des Un"-
rischen Volkes Stimmung, deren Benutzung
der König, verwickelt in seines Hofes Ratli-
schlage, immerfort vernachlässigte.
Noch bereitwilliger zu Opfern, und ent-
schlossener zum Handeln offenbarte sich jene
im nächsten Jahre auf dem Tyrnau6r Landtage.
24. i\r«v(r. Montag vor Catharinä hatte ihn Ferdinand
zu Maria Lichtmesse ausgeschrieben; in dem
offenen Briefe seine Arbeiten, Anstrengungen,
beschwerliche Reisen, ungeheure Kosten an-
gerühmet; den zu Crespy vollzogenen Fric-
I8.5c7»f(r. densschluss zwischen Kaiser Carl und König
Franz gemeldet, dass ersterer die Heerfahrt
wider den Erbfeind in Terson anführen, letz-
terer eine Anzahl Hülfsvölker dazu senden
werde, HoHnung gegeben; und sowohl zu dem
Landlage, als auch zu dem allgemeinen Feld-
zuge seine eigene persünliche Gegenwart ver-
sprochen^). Von so herrlichen Vcrheissunifen
/.C. 1S45. und Aussichten begeistert, versammelten sich
2. Febn giände und 3Iachlboihen zu Tyrnau in grosser
Anzahl, von palrioiiscliem Sinne belebt und
mit tröstenden Erwarluntren erfüllt; doch wur-
den diese gleich anfaniillch durch des Küniüs
Abwesenheit merklich herabgestimmt, jener tief
gekränkt. Dennoch wurden sämmiliche Präla-
ten, Barone, Magnaten, Landherren, Grund-
sassen bey Strafe des Hochverrathes verpflich-
tet, in Ferson mit dem Kaiser und mit dem
a) Kerchelich Hiaf* Eccics. Zagrabicns. p. 326. i) Fer-
dinand! !• Liter. Regal, op. jL^vachu-h Vestig. Comit. ]>. 6G5.
- 639 -
nige auszuziehen , von zehn Bauerhöfen £i-
i vollsländij^ gerüsteten Reiter mitzubringen;
rfandgluubiger auf Gütern, Prälaten und
ündner Zehenten beziehend, angehalten, von
em hundert Goldgulden ihrer Einkünfte fünf;
rrer der Berg- und Freystädte, der Markt*
ken Bereghszasz, Szulös, Saros-Patak und
lieber Ortschaften nach demselben Verhält-
(6 zwey Reiter zu unterhalten. AVer bey
steruDg der 3Iannschaft den Reiter eines An-
n als den Seinigen hingestellt hätte, und
$en überführt würde, sollte so wie der Be-
.stiger dieses Betruges enthauptet werden.
I Gespanschaften wurde aufgetragen, für
diliche Zufuhr der Lebensmittel in des Kai-
\ und des Königs Lager zu sorgen; den
irleulen bey Hin - und Rückfahrt Alauth
r Dreyssigst abzufordern bey Verlust des
Lithreclites verbotlien; Raub an der Fracht
er Weges oder im Lager begangen, mit
hauptung bedrohet. Wie die Stände jetzt
on von des '\>'iener Hofes Regierung und
L dem regierten Könige .dachten, zeigt die
'Ordnung, welcher zufolge Hauptleute, Ober-
. Vicegespane verantwortlich gemacht wur-
, wenn sie den allgemeinen ]\eu- Sohler
. diesen Tyrnauer Reichsgeselzen widerspre-
nde Briefe des Königs oder seines Statthai-
vollzögen *).
Der König sass mit so oft getäuschter,
h immer noch starker, kindlich- treuher-
jr Zuversicht auf dem Reichstage zu Worms,
Deutsche Uülfe gegen Türkennolh an-
Ferilinandi Decret. VIII. art. V— XXVII. XXVin —
I. XXXIII. Corp, Jur, Hang, T. I. p. Sqo.
— 64o —
haltend, eigener und einheimischer Kraft miss-
trauend ; dorthin wurden ihm die Tyrnauer
:iO. -^pr»7. Reichsverordnungen zur Besläligung gesandt,
und von dort aus liess er den Ständen bloss
durch ein Kanzelleyschreiben versichernd ant-
-worten, er habe ihre Beschlüsse wohlgefälL'j;
vernommen y einige nach Erforderniss der Ge-
rechtigkeit und der Majestät verändert. Seine
Anträge auf Reichshiilfe wider die Türken wur-
den zu Worms mit beherztem Widerspruche
zurückgewiesen. Der Kaiser lag in Niederlan-
den an der Fussgicht krank , die wenigsten
Stände M'aren in Tcrson erschienen, ihre an-
wesenden Gewaltbothen M'ollten keinen Auf-
schub der Verhandlungen über llefornialion und
Einigung im Kirchenwesen gestatten, den Er-
folg der Trienter Kirchenversammlung nicht
abwarten; wie dieser auch seyn möchte, sie
würden iiin weder anerkennen, noch anneh-
men; unabliängig von irgend einer päpstlichen
Synode müssle vorher den Gemülhern ihr Recbt|
dem Gewissen seine Freylieit, den Deutschen
Völkern kirchlicher und slaatsbürgerlicher Frie-
de zugesichert werden, dann könnte erst über
den auswarli^en Krieij wider die Ungläubigen
berathschlaiit werden. So wurde durch drev
IG. May> IMonalhe, bis zur Ankunft des Kaisers, Sonna-
bend nach Sophia, gestritten.
Es war ein liTihcrcr, ewiger, heiliger Wille,
dass das grosse "Werk des hierarchischen Geis-
tes in Uni^arn und in Deutschland, trotz mensch-
lichem Widerstreben, durch zwey biderer und
talentvoller Regenten politische Fehlschritle
selbst, gedeihe und festgegründet werde. Wd
in Ungarn, Siebenbürgen, Slawonien, Croatler.
Solejman's Fahne wehte, und seine Taschen
I
— 64i —
Tschten , dort \v;aren die Anhänger der Leh-
i Luther's und Calyin's in der Anj;ele-
iheit ihres Gemüthes und Gewissens vor Yer-
gungen gesichert. Durch Ferdinand^«
tilge Abwesenheit auf Reichstagen, durch
Lerlassenen, oder mit auswärtigen Befehlsha*
*n misslungenen Gebrauch der Ungrischen
eitkräfte, wurde Solejman's Machtumfang
Reiche immerfort erweitert, mit diesem
:K der Secten Freyheit und Verbreitung be-
dert; und indem auf jedem Reichstage der
nig zur Wiedereroberung seines in Untfarn
lisgegebenen Gebiethes um Deutsche Hülfe
b bewarb, der Kaiser, durch Aufforderun-
I an die Reichsfürsten und Stände zum Ileer-
je wider den Erbfeind der Christenheit, ihre
(merksamkeit von seinen politischen Bestre-
ogen abzulenken suchte; ward ihnen eben
se unablässig vorgehaltene Türkennoth zum
rksamsten Mittel^ beyder Monarchen Nach-
bigkeit zu erzwingen, ihrer i||andschaft
chte oder Anmassungen rettend zu erwei-
n, ihres Gewissens, Meinens, Glaubens Frey-
X zu behaupten, ihres protestierenden Kir-
mwesens Anhang zu vermehren, zu verstär-
1 und auszubilden.
Bey aller Mässigung und Freundlichkeit,
mit der Kaiser jetzt zu AVorms erscheinend
1 Abgeordneten der protestantischen Stände
jegnete, und bey der seltenen Geduld, wo-
t er noch zwey Monathe lang über ihre
rderungen unterhandelte, bewirkte er doch
hts weiter, als dass sie sich einen Aufschub
r kirchlichen Angelegenheiten auf den näch-
n Regensburger Landtag zu drey Könige des
•{enden Jahres, und als Vorbereitung dazu,
I. ThcH. 4l
— 64a —
wieder em tlieolo«;isclie^ Gespräch am Dm^tas«
nach. Andrea gefallen Hessen; die lleicksKuUe
wider die Osmanen wurde standhaft rerwei-
gert '). Wahrscheinlich rechnete Carl ausk
für die Zukunft nicht sehr fest darauf, danu
wurde er mit dem Künii^e einig, eine Sendai^
nach Constantinopel mit Anträgen zum Frieda,
oder wenigstens zu längerer WatFenruhe zu Te^
suchen. Des Kaisers Geheimschreiber Ger-
hard Veltwvck wurde noch ans YTonb
als Cothschafter abgeordnet.
Um diese Zeit war von Solejman der
Ofener Defterdar Ualul nach StuhlweLssenbui*
beordert worden, mit dem Auftrage den Acii-
met-Fascha, welcher einige Kirchen ausge-
plündert, den kostbaren Raub sich an^^ee^^mt
hatte, abzusetzen, und was in christlichen Got-
teshäusern an Gold. Silber und Edelnestein nodi
übrijj seyn dürfte, für den Grossherrlichen
Schatz elnzTiziehen. Der iJeflerdar vollzo«' dw
Befehl S(> püinctlich und <treng, dass er aucii
nicht Einen Sarij der allen Könige lerschonte.
Alle wurden aufgesprenül, die Leichname der
Kronen, Zepter, HaLskeiten, Illn^e und andern
Schmuckes beraubt ; doch mit den Gebeinen
kein weiterer Frevel jjeiileben, nur Zapolva's
Leichnam, als unwürdig der Rulies^tatte unter
rechtmäsM«;en Königen, wurde aus der Gruf«
j{eworfen, und dem Dur«ermeisier der Stadt
auf^'eiragen , ilin ander^wu zu beerdigen ^). Da
der Gro<i*J - Suhan seines Ijeamten Tliat uns«-
ahndet liess, <o diente auch dles<, Isabella's
Glauben an Solejmans redhche Gesinnung
o) Xe-u'f Samml. d^r 7?<ric/x«ff?.«cÄ. Thl, IL S. 5l8 ff- '
Wolfgang Bcthlen. Lfb. III. p. 4i8.
— 643 —
ge^en sie und ihren Sohn von neuem zu er-
schüttern. Theils um ihn in erhäuchelter
Freundschaft noch eine Weile zu erhalteui theils
um gegen mögliche Angriffe sich in guten Yer-
tlieidigungsstand zu setzen, hielt der Eremit
Martinuzzi mit den der Königinn unterthä-
tiigen Ständen am Sonntage nach Fronleichnam 7. /mh'»«.
zu Debreczen einen Tag, welchen auch Land-
herren aus Ferdinand's Reichsgehiethe , theils
besuchten, theils herschickten. Da wurde un-
ter anderm beschlossen, den jährlichen Zins
dem Gross -Sultan mit den gewöhnlichen Ge-
schenken an die Paschen einzusenden ; zugleich
aber allgemeine Bewaffnung yerordnet. Mag-
naten und Landherren sollten yon ihren Un-
terthanen den zwanzigsten Mann, Edelleute von
hundert Ducaten Einkünften Einen vollständig
gerüsteten Reiter stellen; dürftigere von zwan-
zig Ducaten jährlicher Einnahme, in Person
mit Büchse, Kugeln und Pulver versehen, noch
ärmere mit Lanze, Schild und Schwert be-
waffnet, dem Heere zuziehen. Am Schlüsse
machte sich auch die Dehrecztsner Versamm-
lung anheischig, bey dem Könige um P ere-
il yi's, bey dem Gross -Sultan um Török's
und Majläth's Befrey ung anzuhalten *). Lud-
wig Fekry war seines Gefängnisses bereits
entlassen, imd wieder geachteter Übergespan
von Lipt6, auch des Königs Oberster Truch-
sess.
Durch den Graner Erzbischof und Statt-
halter Paulus Warday erhielt Ferdinand
die Debreczener Artikel in Worms ^ und noch
n) Articiili D. D. et Nobil. in Comitiifl Debrecsinent. «p.Jr»-
vachich Supplem. ad. Vest. Ckim. T« HI. p. 191 aqq«
4i»
— 644 —
von dort aus liess er strenges Yerbotli durd
das Land er^^ehen , dem zw Folge ilim unter-
5. Juliu9. tliänige Reiciissassen in Zukunft, bey schvrerer
Ahndung, des Besuches solcher Versammlun-
gen sich enthalten sollten *)•
Erst nach FetrI Kettenfeyer kam er nacl
Wien zurück, reiste sogleich nach Frag und
i7ijiugukt.eröffneXe Montag nach Maria Himmelfahn den
Böhmischen Landtag, auf dem er mit vieler Ge-
wandtheit durchsetzte, was er schon lange im
2. Septlr. Sinne geführt hatte. ÜNlitlwoch nach Ejjidi
brachte er die Stände dahin, dass sie seine über
die Wahl vor neunzehn Jahren ausgestellte Ur-
kunde aus der Landtafel wegnahmen, und seine
Gemahlinn Anna mit ihren ehelichen Leibes-
erl)en als rechte Erhinn und Königinn des Böh-
mischen Reiches erkannten, nach dem Hintriite
derselben ihn als ihren König und Erben an-
zuerkennen versprachen , nur nach ErlüschuniL'
seiner «^esammten Nachkommenschaft das Recht
einen König zu wählen sich vorbehielten, und
E e r d i n a n d' s Bescheinitjunj' hierüber in die
Landtafel eintragen Hessen. Damit war auch
seiner letzlwilligen , vor zwey Jahren aufge-
setzten Verfügung die öirentliche Gültigkeit be-
reitet; dieser gemäss, solhe Böhmen auf sei-
nen aheslen Sohn Maximilian, und wenn
dieser unbeerbt abträte, auf den nächsten Sohn
und dessen Nachkommenschaft, endlich aber
auch auf die männliclien Nachkommen seiner
Tochter Anna, der Gemahlinn Herzogs Alb-
recht von Bayern, fallen ^). Solche Erb-
folge, in erblichen Reichen schon an sich Staats-
o) Liter. Ferdiiiandi Reg. ad Locumtenentem etc. ap. AV
vnchich Supplem. ad Vest. Comit. T. HL p. ig6. b) Goidait
Commcnt. de K. Boh. Juribu« T. JI. p. 538.
— 645 —
*eclit1ich, musste in Böhmen vrie in Ungarn,
iTsprünglicIi Erhreiclien, erst durch mancher-
ey künstliche Wendungen und Umwege he-
;ründet werden; Anschläge der Klugheit, be-
lutsam ausgeführt, mussten endlich dem Rechte
iber die Gewalt aristokratischer Anmassungen
len Sieg erwerben.
Zum Feste Maria Empfängniss war Ger- 8.D#c6r.
lard Veltwyck bereits in Wien ■) mit dem
Bericht von dem Erfolge seiner Sendung. Der
ijrosS'Sultan hatte zu Gewährung längerer Waf-
!enruhe sich geneigt erklärt; der Bothschafter
sur Beseitigung mancherley Beschwerden und
Forderungen ein anständiges Ehrenge-*-
( c h e n k ^ ) , welches jährlich im Lenzmonathe
lern Grossherrn überbracht werden sollte^ yer-;-
»prochen. Darüber verlangte der Divan des
[Kaisers und des Köni^^s urkundliche Versiehe-
*ung, zu deren Verschallung Veltwyck zu-»-
:ückgekommen war. Ferdinand genehmigte
k-orläufjg dessen Anerbiethen; wies ihn zu wei-
terer Verhandlung der Sache an den Kaiser,
ind berief Freytag vor Thomä in erfreulicher 18. Dedr.
\ussicht auf liuhc in Unjiarn iu Pauli Bekeh-
•ung nach Fresburg den Landlag ''), welchen
jr zu einigem Tröste der Uimern in Person
sröfinete, wofür ihm bey aller Anerkennung
»einer Verdienste, mit edler Ehrerbiethigkcit
lie äussersle Nolh dns Vaterlandes aufjjedeckt, /. c. 1546.
Lind manche heiLsamc Wahrheit freymüthig vor- """"'*'
getragen wurde. Überhaupt zeigen, Ton und
a) Am 5. Decpmhr. schrieb er noch aus Ofen an Thoma*
Nadasdy. Prny Epist. Procer. P. II. p. i4i. b) ,Jfoneh1um
.^aliffuotl honorariumipic munut, quolannis menMe Alariio Ap/imaiio
t,mii1emlum.** Isthuänl'fy Lib. XVI. p. 171. r) Fcrdin.
Literne Rf*ga]. ad Ludov. Fe]:ry ap. Koiachick Veslig. Cuiiiitiur.
p. 668.
— 646 —
Inhalt dfs hier in sechzig; Artikeln Terfassten
Reichs{;esetzes^ dass das Unglück die Ungern
noch nicht gebeugt, yielmehr das echte GefüU
der Selbstachtung stärker in ihnen angereget,
den Sinn für Recht und Ordnung mächtiger
aufgeweckt, sie zu richtigerer Würdigung des
monarchischen Königtliumes hingeleitet, nad
dadurch ihren Übergang von zerrütteter Volk-
schaft zu wohlgeordneter Nationalität vorberci'
tet habe.
Gleich im Anfange priesen sie die Klug-
heit, womit der König diess Mahl in seinea
schriftlichen Anträgen sowohl seine bisherigs
Bemühungen, Anstrengungen, Opfer und An-
stalten für des Reiches Sicherheit und Wohl-
fahrt; als auch die Ursachen, welche den Er-
folg seiner Sorgfalt und Thätigkeit jedes MiU
yereitelten, mit Stillschweigen überging; diess
entband sie der unangenehmen Mothwendigkeit,
zu ihrer eigenen Rechtfertijjunj; ihm sein über-
massiges Vertrauen auf Deutsche Hülfe und die
von ihm gesandten Oberbefehlshaber Katzia-
ner, Felss, Rogendorff, Churfürst Jo-
achim, Liskani, Salamanca vorzurüc-
ken: doch nicht enthalten konnten sie sich
der Bemerkung, dass neben dem göttlichen
Strafverhängniss auch wohl seine langwierige
Abwesenheit aus dem Reiche ihnen vieler Lei-
den Ouelle geworden ser. Er musste verneh-
men, dass ihm seit kurzem durch des Feindet
leicht erkämpfte Siege von dem Ungrischen
Reiche sehr wenig übriggeblieben, auch diess
Wenige mit lediglich einheimischen Kräften
^etzt nicht mehr zu behaupten sey, da die meis-
ten Stände und Reichssassen kaum mehr so
viel, als des täglichen Lebens Erhaltung for-
— 647 —
derte, besässen; um ihn jedoch zu überzeugen,
dass die Ungern selbst dann, wenn Alles un-
tergegangen und verloren scheinet, zur Yer-
theidigung des Vaterlandes gegen auswärtige und
einheimische Feinde kein Opfer scheuen, erbo-
tlien sie sich auf Reminiscere und auf Lauren-
tii, Jodes Malil zur Abgabe Eines Ducaten von
jeder Pforte und für des Königs besondere Be-
dürfnisse nach ihrer Pfortenzahl zu zwanzig
Silberpfennige Nachschuss aus eichener Börse.
Besitzer Eines Freyhofes sollten fünfzig Silber-
pfennige, Stadt- und Landpfarrer für jeden
verehlichten Ffarrgenossen Einen , und wenn
sieGrundeigenthum besässen, für jeden Hof fünf-
zig^ eben so viel Capellaue und Altarpfründ-
ser von ihren Einkünften entrichten ^ wodurcK
dem Könige beträchtliche Summen, ohne Be-
«j^ünstigung eingetrieben, und ohne Unterschleif
abgeführt, einkommen müssten*
Auf seine wiederhohlte Rüge ihrer innern
Zwietracht erwiederten sie: es könnte wohl
niclits dieselbe wirksamer aufheben, Frieden
und Eintracht herstellen, die Widerspänstigen
und Rebellen bändigen, sämmtliche Stände und
lleichssassen in den Schranken der FHicht er-
hallen , als des Königs beständige Anwesenheit
im Lande. Ob<![leich sie demnach den lieilsa-
men Zweck seiner vielen Reisen nicht bezwei-*
lein, vielmehr glauben sollten, dass er sie wirk-
lich nur zum Besten seiner treuen Ungern un-
ternähme, so bathen sie ihn dennoch instän-
digst, seine Wachsamkeit und Thätigkeit vor
allem dahin zu richten , wo die Gefahr am au-«,
genscheinlichsten droht; mithin wenn auch
nicht anhaltend 9 wenigstens durch des Jalires
grössten Theil^ nach der alten Könige rühm-
— 648 —
llcKer Weise, in Ungarn unter seinen Getreuen
zu verbleiben, und mit dem Beystande seiner
Eersönliclien Gegenwart sie zu beglücken. Da-
ey -wiesen sie ihm aucb. sogleich, einen ange- 1
messenen Wirkungskreis an: Yertheidigung der
Gespanschaften Neitra, Hont, Bars, Nugrad,
Weszprim, Szalad, Heyes und Sümegli; mehr
als die Uälfte des ihm noch übrigen Landes,
welche der Ofener Beglerbeg Jahi-Ogli mehr-
mahls schon, Feuer und Schwert^ drohend, zur
Unterwerfung unter Solejman's Herrscfaafi
aufgefordert hatte; ferner Versorgung undBe*
schützung der wichtigen Gränzplätzq in äi-
wonien und Croatien wider der Osmanen fort-
währende Anfälle. Auch in Ungarn müssten
die wichtigen Burgen und Festungen , im west-
lichen Gebiethe, Dombo, Kapos, Ujvar, So-
mogyyur, Kuk, Szigeth, Tiliany, Csesznekund
Sanct Martinsburg; im östlichen Sa^^li, Fasztu,
Dregely, Szecseny, Buj^k, Lewencz und Er-
lau, ohne des Königs eiligste Hülfe und kräf-
tige Vorkehrungen ehestens verloren gehen, an
deren Erhaltung aber dem Könige der Unjjern
doch mehr, als an Deutschlandes kirchliclien
Sireitigkeilen gelegen seyn sollte *).
27. J^ebr* Sonnabend vor Exsurge bestätigte Fer-
dinand das Reichs - Beeret urkundlich, und
21. Marx, am Sonntage Reminiscere war er schon wieder
in Wien, wo er den Ständen Croatiens und
Slawoniens einen Ta^; auf Ouasimodo^eniti nach
Agram ausschrieb, auch Üngri.sche Magnaten»
unter andern den Lyptuer Obergespan, Lud-
a) Ferdinandi Decret. IX. art. I. IL IV — VIII. XVIU.
XL. XLII — XLV* Cot-p, Juri» Hun^* T. 1. p. 5'JQ sqij.
- 649 -
wig Pekry, dahin beschied *), um über die
nöiliigen Anstalten zur Beschirmung der Pro-
vinz zu berathschlagen und die gefassten Be-
schlüsse zu vollziehen. Am Sonnabende vorio. ^pn7.
Judica fand Kaiser Carl noch niemanden zu
llegensburg als seinen Bruder Ferdinand; zu
Speyer hatte er in einer . Zusammenkunft mit
Philipp, Landgrafen von Ues.«fen, sich ver-
geblich bemühet, ihn zu persönlicher Erschei-
nung auf dem Reichstage zu bewegen; auch
seiner besondern Einladungen des Churfürsten
Johann Friedrich von , Sachsen wurde
nicht geachtet. Unterdessen war auch Martin
LiUther Donnerstag vor Septuagesima zu Eis- 18. i^«&r.
leben durch den Tod dem .Kampfplatze ent-
nommen worden, und dem Kaiser, welcher
den hingeschiedenen Mann für den Urheber
das Werkes hielt, zu dessen Beginn er nur
"Werkzeug war, wollte es nun leichter schei-
nen, die getrennten Parteyen zu vereinigen.
Ex liess daher ein neues Ausschreiben in das
Reich ergehen mit bittern Kla^^en über die
fruchtlose Zerreissung des letzten theologischen
Gespräches, und mit den nachdrücklichsten Er-
mahnungen an die Fürsten, sich jetzt in Person
auf' den Reichstag einzustellen; aber von den
protestierenden Fürsten kam, ausser Morits
von Sachsen, Erich von Calenberg, Johann
von Cüstrin und Albrecht von Culmbach,
niemand; die übrigen sandten nur Abgeord-
nete ohne hinlängliche Vollmachten, denn die
Schmalkader Bundesgenossen hatten schon vor-
her beschlossen, sich wider die Vollstreckung
h) Ferdinandi Literac Regal, ad Ludor. F^ry ap. A'ova*
chich VcAtig* Comit. p. 670*
— 65o —
aller kalserliclien Verordaungen mit Gewalt zu
verllieidigen.
Die Kinwirkungen dieses Beschlusses yer-
riethen sich bald nach Eröffnung des Reicks-
5. /uRiiM. tages am Sonnabende vor Exaudi durch die
Forderungen der Gesandten und durch ihre ent-
schiedene Weigerung von der zu Trient ver-
sammelten General 'Synode Kenntniss zu neh-
men, oder sie zu beschicken. Der völlig frucht-
lose Ausgang des Reichstages Hess sich nichl
mehr bezweifeln; der Kaiser betrachtete das
Wegbleiben der luirsten als trotzende Verach-
tung des kaiserlichen Ansehens, beschloss nua-
mehr"" Gewalt zu brauchen, den Schmalkalder
Bund zu zerstören, die vornehmsten Bundes-
glieder zu überwältigen, und nach hergestell-
ter Ruhe das Deutsche Kirchenwesen nach dem
Guiachten massig gesinnter Männer einzurich-
ten, wozu ihm Ferdinand ihalige Mitwir-
iUJuniu*. kung versprach. Schon Freylag vor dem Piing<Jt-
feste sandle er sämmlliche Uauptleute seines
17. /a/i*M«. Gefülltes auf Werbun«» aus; und Donnerstag
nach dem Feste erklärie er in oilenem Briefe, er
habe beschlossen, "vvider die Fürsten des Schmal-
kalder Bundes zu den AVaüen zu greifen, nicht
ihres Eifers wegen für das protestierende R'ir-
qhenwesen; sondern M'eil sie sich als ungehor-
same Slörer des gemeinen Friedens und Rech-
tes betrügen, unerlaubte Zusammenkünfte an-
stelleten, unter dem Scheine der llelii»ion ihre
Hintersassen unlerdrücivten, der Kirchengüler
sich widerrechtlich anmassten, der kaiserlichen
Majestät verachtenden Trotz zu biethen sich
erfrechelen, und mit auswärtigen Fürsten ■ari-
der das lleichsüherliaupi sich verbänden. Thi-
lipp von Hessen und Johann Friedrich von
— 65i —
:)achseii beschuldigten in der Antveort den Kai- 15. Julia«,
(er, dass er der Stände Freyheit unterdrückte,
hr Widerstand gerecht und durch die Reli-
gion geheiligt sey ■).
Frey tag nach Apostel theilung fertigte er in 16. JuUut.
leinem und Ferdinand' s Nahmen Gerhard
Veit Wyk nach Constantinopel ab mit Voll-
machten, den Waffenstillstand abzuschliessen.
\n demselben Tage vereinigte sich Landgraf
Philipp bey Meiningen mit dem Churfür-
Uen Johann Friedrich zum gemeinschaft-
lichen Ueerzuge durch Franken und Schwaben
nach der Donau, und Dinstag darauf erklärte 20. /u/iu« .
Carl, noch immer zu Regensburg in öffent-
licher Urkunde beyde Fürsten, als Ungehor-
!(ame, Untreue, Pflicht- und Eidbrüchige, Re-
bellen, Aufrührer, Verächter und Verletzer der
kaiserlichen Hoheit und Majestät, und als Ver-
brecher des gemeinen Landfriedens in die
Reichsacht; sprach ihre Unterthanen yon Eid
und Treue los, und bedrohete ihre Anhänger
und Unterstützer mit gleicher Strafe ^). Wie
nun die Bundesfürsten an der Spitze von funf-
zigtausend Mann zögerten , den weit schwächern
Kaiser bey Landshut anzugreifen; warum Land-
graf Philipp „den Fuchs nicht beissen wollte,
„alle Furthen und Graben ihm zu tief und die
Moräste zu breit waren ^);^* wie die Bundes-
häupter selbst in nichts sich einigen konnten,
und Carl über Neuburg, Donauwerth, Höch-
städt, Dilingen, Lauingen, GundelJingen ero-
a) Sleidinus Lib. XVII. p. 275 aqq« Seckendorf Lib.
III. p. 57o sqq. SohSrtlin't Lebensbeachr. 5. 84 (T. b) Dio
heftige AchUerklärung steht bey Hortleder, Ilcichshandhin-
gca von den Ursachen und der Rechtniäss. des Deutsch. Krieges
Thi.U. B.IIL S.5l2fi'. r) Sohärtlin'« Lcbenabetchr. S. 102.
— 652 —
bernd fortrückte; Augsburg und Ulm bedco-
hete; die Verbundenen, ohne zu einem Tref-
fen gefordert zu werden, immer weiter zurück-
drängte; wie Herzog Moritz von Sachsen,
im Bündnisse mit dem Kaiser, das Churfür-
stenlhum Sachsen einnahm; diess Alles wird
in den Geschichten der Deutschen erzählet;
nur was Ungern dabey thaten, gehört hierher.
Niklas Graf von Salm, in Ungarn schon
lange grundsässig und gesetzlich eingebürgert,
warb auf Ferdinand' s Geheiss für Sold und
Beute Ungrische Reiterey. Dazu stellten sich
bey Tyrnau Franz Nyiry mit seinem Bru-
der Lorenz, Paul Sarkany, Joseph
Kabay, Lukas Faraossy, Johann Pe-
tho von Gerse, Peter Erdody, Petcr's
Sohn, Bertalan Horyäth, Feter ßakicshy
Franz Zay, Sebastian Bornemiszsza und
Franz Gettey, jeder mit einem Reiierlrupp,
insi^esammt eilf hundert funfzii^ INlann unter
JV y a r y\s oberster Feldhauptmannscliaft. Nach
1. Octohr. empfangenem Solde zogen sie nach Frag dem
Könige zu. Dort hatte Ferdinand schon
^
29. Julius, Dinstag nach Jakobi auf dem Landtage alljje-
meines Aufgeboth der Buhmischen Landmacht
.verordnet, und Herrn Sebastian von >Vcil-
mühl zum obersten Befehlshaber derselben
erwühlet. Seit sieben und achtzig; Jaliren be-
Stand zwischen Böhmens Landständen und dem
Cluirfürsten von Sachsen ein Vertrag, Kraft
dessen sich jene aller Feindseligkeiten gegen
diese und ihr Land enthalten sollten. Fer-
dinand erklärte durch den kaiserlichen Acht-
brief den Vertrag für aufgehoben, und verboth
a) Schärtlin'B Lelcnsbcdchr. S. 117. laS iT.
— 653 —
e Zuruhr nach Sachsen, den WaiFendienst
1 Churfürstlichen Heere bey Todesstrafe. Zu
eicher Zeit aber kamen von Philipp und23.>fi^rt.
3hann Friedrich Warnungsbriefe; von dem
Tittenberger Fastor Bugenhagen christliche
ermahnungen in das Land, um die Böhmen
i belehren, dass ihnen ihr Gewissen verbö-
ey dem ungerechten Aufgebothe zu gehör--
len, des Kaisers religionswidrige Befehle zu
)llziehen, und wider ihre Glaubensbriider in
ichsen zu fechten. Der Briefe und Yermah-
ingen böse Wirkung zeigte sich bey Käthen,
s der von Weitmiihl der Vorhut Befehl
ndte, in das Vogtland einzudringen ; sie be- ^- ö*^*^**-
and ausser den Ungern aus sechstausend Höh-
en grössten Theils UtraquLsten und Luthera-
3rn, unter Anführung des Grafen Alb recht
c h 1 i c k. Die Böhmen verweigerten unter
orwand des Gewissens den Dienst über die
ranzen, und erst auf dringendes Bitten folg-
n die Prager und einige Krelshauptleute ih-
im Feldherrn; die übrigen kehrten nach ihren
reisen zurück. Die Ungern, welchen Schlick
hon mehr vertraute als seinen unzufriedenen
;haren, zogen voraus, drangen durch die Ver-
tue im Schlaggenwalder Forst, jagten die
ichsischen Vorposten in die Flucht, und si-
lerten den Marsch gegen Adorf. In einiger
oitfernung vor der Stadt fanden sie der Sach-
n stark verschanztes Lager leer an Mann-
haft; sie hatte sich hineingezogen in die
adt, und als die Ungern am Abende sich
eser näherten, wurden sie mit gewaltigem
mern empfangen. Dessen ungeachtet drangen ^^' Ocfhr.
i ein, zündeten die Vorstädte an, sprengten
ey Thore; die Sachsen zogen ab, und lager- •
I
— 654 —
ten sicii auf den Ebenen vor Olsnitz. Adorf
wurde für Ferdinand in £id und Ffliclit ge-
nommen.
1. Xovhr. Am Allerheiligen Tage kam es zwisclien
Adorf und ÖLsnitz zu wüthendem Gefechte,
bey welchem die Böhmen auf dem Arnolds-
grüner Berge unthätig zusahen, die Ungern,
mitNyiry an ihrer Spitze, die Sachsen schlu-
gen, über tausend derselben im Kampfe und
auf der Flucht niedermachten , zwölf Feld-
stücke erbeuteten. Am fol<;enden Ta^^e erboth
sich die Stadtsememde TOn Olsnitz zur üb
gäbe und Unterwerfung gegen Ferdinand uod
ölFnete den Ungern die Thore. Ihre schreck-
liche Ankunft fürchtend, riefen die Bewoh-
ner von Plauen den Herzog Moritz, w^elcher
eben jetzt bey dem Heere angekommen war,
zu Hülfe. Mit Schlick 's und Nyary's Be-
willigung zog Moritz hin, übernahm die Stadt
5. Novhr» und des Rallies Huldigung. Frey tag darauf
führte er die Untern und Böhmen vor Zwic-
kau, welches sich auf die zweyle Aufforderuni;
ergab. Diesem Beyspiele folgten AVerdau , Crim-
mitschau, Schneeberg, Altenburg und Torgau;
überall versprach Moritz die Einwohner bey
ihrem Kirclienwesen , ihren Gütern, Freyhci-
ten, Rechten und Herkommen zu schützen;
die Ungern Hessen sich leicht von ihm in Zucht
erhalten, der tapfere Fürst hatte sich vor Pcsth
ihre Achtuni^ und ihr Vertrauen erworben. Die
Böhmen thaten überall nichts, verliessen so-
gar zu Martini ihre Fahnen und zogen heim.
INlit den Ungern und des Königs Deutschen
Söldnern hatte sich der Herzog noch vor Ende
des Jahres, des ganzen Churfürslenthums, aus-
ser Gotha 9 Eisenach und Wittenberg bemäch-
r\
— 655 —
iiget ■); Johann Friedrich abei' den Win-
:er über bis Aschermittwoch alles wieder, au»- J-C. i547.
ier Leipzijr, Dresden, Pirna, erobert und sei- •'^""•
nen Vetter Herzog Moritz in die bedenklichste
Lage gebracht.
Zur Rettung seines Bundesgenossen schrieb
Ferdinand Mittwoch nach drey Könige ini2. Januar.
Böhmen, trotz der bestimmtesten Weigerung
les Landtages, ein Aufgeboth aus. Jeder Reichs-
&ass sollte auf eigene Kosten zu Felde ziehen,
ind Ton jedem tausend Schock seines Yermu-
;ens einen Reiter oder drey Fussgänger stel-
len, ausrüsten, mitbringen und unterhalten. Auf
Vorstellung der Stände, dass man seinem un-
befugten Aufgebothe nicht gehorchen dürfe ,
intwortete er mit dem unbedingtesten Gesetze
üer Nothwendigkeit; darüber setzten sich die
Prager und Landherren in drohende Bewegun-
gen. Sonnabend nach Pauli Bekehrun^r starb29. Januar.
die Kuniginn Anna in fünfzehnter Entbindung.
Nun sollte Ferdinand förmlich als erblicher
Regent anerkannt, dazu von ihm der Landtag
irersammelt werden; statt dessen ging er nach
Leitmeritz, um den mit Mannschaft anrücken-
len Kaiser zu empfangen. Unterdessen scKlos- 16. Febr.
sen Landherren, Ritterschaft, Burgermeister
jnd Rath, die Altesten, Geschwornen und Ge-
meinden der alten, neuen und kleinern Stadt
Prag, auch einige andere Städte Bund zur Ver-
:heidigung mit vereinigter Kraft wider den Kö-
aig. Die Häupter desselben forderten von ihm
a) Franc. Nyary Epist. ad Paul Warday. ÖUnit. de 4.
^ovembr. et N i c o J a i 0 1 a h. Epist. ad Band. Prag, de 5. No-
rembr. i54G. an. Pray Epist. Procerr. P. II. p. 1.S5 anq. vergl.
nit Sleidan Lib. XVIII. p. 3oG. ot lathuänffy Lib. XVI.
J. 171.
— 656 —
Ausschreibung cles Landtages in Frist von acht
Tagen, widrigenfalls sie ihn selbst, ihren Rech-
ten und Freyheiten gemäss, yersammela 'wür-
sai^tfir. den. Ferdinand, Zorn und Unwillen unter-
drückend^ forderte sämmtliche Landstande zum
17. uiprü. Tage auf das Osterfest nach Frag.
Des Königs scheinbare Nachgiebigkeit
machte die Bundesherren zu vermessenem Yor^ 1
23. März, schritten beherzt; Mittwoch nach Lätare traten
sie zusammen, errichteten zu Frag eine besoii'
sondere Landes-Regierung, befahlen den Bür-
gern zu Saatz, dem mit auswärtigem Watten-
Volke vorrückenden Könige ihre Thore zu ver-
schliessen, bothen die gesammten Bürger und
Landleute bey Güterverlust und Landesverwei-
sung auf, die Grundsässigen unter das ständi-
sche Fanier, die unberittenen Bürger zu der
Fahne der Frager Städte; erwählten Herrn Cas-
par Ff lug von Rabenstein zum obersten Feld-
hauptmann der christlichen Stände - Vereini-
gung, und verpflichteten ihn, das Vaterland
wider des Kaisers und des Königs eingefülirte
Spanier und Ungern zu vertheidigen. Darauf
sandten die Frager an Ferdinand Versiche-
rungen ihrer unerschütterlichen Treue, doch
freymüthig dabey erklärend, dass sie sein Vor-
haben, die Böhmische Reichsverfassung zu ver-
nichten, hintertreiben würden, und wenn er
nicht abliesse den Churfürsten von Sachsen zu
verfolgen, sie diesem durch ihre Einigung al-
len möglichen Beystand leisten müssten.
M.April Am Ostertage erschienen der Olmützer Bi-
schof Joannes Dubraviüs, Mährens Landes-
hauptmann Wenzel von Ludanitz und vier
Herren des Ritterstandes zu Frag mit königli-
cher Vollmacht^ den Landtag zu eröttiien, wenn
— 657 —
e Stande vorher die \VafFcn niedergelegt und
ts Bündniss zur Selbsthiilfe aufgehoben hat-
n. Dagegen behaupteten die Stände: Reichs-
isetze und Herkommen berechtige »ie zur
slbsthülfe: und als die Bevollmächtigten auf
3S Königs Forderung beharrten ^ « traten auch
yt oberste Burggraf, mit ihm die übrigen Her-
in 'Und Ritter, welche sich bisher noch zu-*
Ickgehallen hatten, dei|i Bunde der Selbst-^
srtheidigung bey. Inzwischen waren Carl|
erdinand und der neu ernannte Churfiirst
[oritz mit vereinigter Heermacht, fünftau-
nd Reitern, dreyssigtausend Fussknechten, in
ichsen eingedrungen. Am Vorabende Georgii ^»^pnL
anden sie hinter Mügeln drey Meilen von
[eissen, dort der geächtete Churfürst mit neun«
usend Mann, den Zuzug der Böhmischen
ülfsvülker erwartend. Durch des Feindes An-
unft überrascht, verliess er Meissen^ brannte ^^-^p^l*
le Eibbrücke hinter sich ab, und zog sich
ngs dem rechten Elbc-Ufcr hinunter bis Mühl-
eru. Am Sonntasje Misericordia früh Mor- 24*-^pri7*
9ns stand Carl mit gesammter Macht an der
Ibe, Mühlberg gegenüber, und liess eiligst
ne Brücke für das Fussvolk schlagen« Die
idringende Gefahr wird dem Churfürsten ge-
Loldet, als er eben in andächtiger Gemeinde
I der Fredigt sich erbauete, mit der Yersi^
lerung, es sey nur Moritzens schlechtes
olk; Carl von Gent^ (so nannte er den
^iser im Übermuthe) noch fern; weiset er
ie Unglücksbothen ab. Als aber jetzt ein Hau-
\n Spanisches Fussvolk sich in den FIuss stürzt,
II Schwimmen auf die Sächsischen Vorposten
n rechten Ufer feuert; Feter Bakicsh durch
cliere, von einigen Ungern aufgespürte Furt
VI. Thcil. 42
— b38 —
mit der gesammten UngrlscLcn Reilerey über
den Strom setzt, die Spanisclie iiim foI*2t, der
Kaiser und der Könii» mit der scliwerbevafi-
neten nacheilt, uod auch dass Fussvolk schon
über die fertige Brücke zieht; da tritt erst
Johann Eriedrich in ziemlicher UnordnuD^
den Rückzug gegen Wittenberg an, wird von
der nachjagenden leichten Reiterey der Ungern
und Spanier vor dem Lochauer Walde einge-
liohlt, aufgehalten, von dem nachrückenden
Kaiser zum Treuen gezwungen. Bis zum £m-
bruche der Nacht wird gefochlen; doch nidiL«
vermag Johann Friedrich' s persönliche Tap-
ferkeit ge^en weit überlegene Stärke mit glei-
cher Herzhaftigkeit und übertreiFender Ge-
wandtheit. Seine Reiterey wird in die Flacht
getrieben, nur vierhundert Mann sind ilim noch
zur Seite, alles übrige ist entweder niederv^e-
hauen, oder gefangen; zu spät sucht auch er
Iletlunnj in der Flucht. Joseph J^ukacsv'\
aus Fünfkirclien, Nyary's Feldhauptmann er-
eilet ihn mit seinem llaufen, verwundet ihn
unter heftigster Gegenwehr am linken Backen,
nimmt ihn, unbekümmeri, wer er sev, jfcfan-
gen, bemächtiget sich bloss seines kostbaren
Schwertes, und überliefert ihn den eben so
wenig mit ihm bekannten Spaniern zur Be-
wahrung. Unter diesen erkennt der Meissni-
»che Ritter Thiele von Trott seinen chc-
mahligen Herrn, nimmt ihn den Spaniern ab,
und bringt ihn vor C a r 1. „Allergnadi«;ster
„Kaiser," sprach Johann Friedrich, ^,da5
„Waifenloos macht mich zu Euer Majestät Ge-
a) RollerHistoTia Episcop. QmnqneeccI. T. V. p. aSi. Prtt
fibertetst den Lucauu« des Isthuänffy mit Erdeiy; ob»
OW Lateinische Lucus, heiast Ungritch lierek, nicht '£rd0.
- 65o -
„fangenen;" „Ha, bin ich nun Kaiser ? '< ant-
wortete jener; „ich erwarte," fuhr dieser be-
herzt fori, „fürstliches Gefängniss." „Wie Ihr
es verdient habt, versetzte Carl; und übergab
ihn der Aufsicht des harten Herzogs von Alba.
Ausser dem Churfürsten wurden noch Her*
zog Ernst von Braunschweig-« Grubenhagen ^
drey Grafen von Gleichen, der Graf von t
Beichlingen, der Graf Reuss von Flauen^
und verschiedene vornehme Hauptleute gefan-
gen; die meisten der Un^^ern verdankten der
Beute des Tages ihren Wohlstand; Johann
Kusicsh und Johann Petho von Gerse den
grössten Zuwachs ihres Reichthumes. Auf des
Kaisers weilerm Zuge ergab sich Torgau ohne *j6.jfprii.
Widerstand. Im Lager vor Wittenberg wurde
der Churfürst als geächteter Rebell zum Tode
verortheiit, um dieVViitenbergerzu erschrecken, lo. Afoy.
und zur Übergabe ihrer festen Stadt zu bewe-
gen. Diess geschah am Sonntage Exaudi, nach- 22. May.
dem der Kaiser das Todesurtheil widerrufen,
Johann Friedrich für sich und seine Nach*
kommen der Cliurwiirde völlig entsagt hatte.
Bald darauf wurde auch Philipp von Hessefi 19. /^
zu Halle, als Gast bey dem Mahle der Her-
zogs von Alba, in Yerhaft genommen. Hier^
mit war der Schmalkalder Krieg geendiget,
der Bund aufgelöst, der Käisor in Deutschland
mehr als jemahls gefürchteter Herr. Vor Fer-
dinand's Abzug nach Böhmen schlug Carl die
Ungrischen Hauptleute zu Reichsrittern, be-
schenkte sie mit goldenen Halsketten und liess
ihrer Mannschaft einen Monathssold auszahlen.
Im Nahmen aller dankte der feinere Hofmann
Johann Fetho dem Kaiser in Ungrischer
Sprache mit zierlicher Rede , welche der Agra-^
4a*
MMIU«.
— 66o —
mer Bischof und koniglicKe Kanzler Nico-
laus Olahy in der Sprache der Kümer wie-
derhohhe **).
Auf dem bevrafFneten Zuge nach Böhmen
«empfing Ferdinand die Abgeordnelea der
Stände und der Frager mit der Nachricht , die
meisten Herren und Ritter seyen von dem Bund-
nLsse zur Selbst vertheidigung ausgetreten; Pflug
habe Befehl erhalten , das ständische WaiTen-
Volk unverzüglich zu entlassen; sie brachten
Glückswünsche über die Besiegung des Fürsten,
den die Stände kurz zuvor für ihren, vom
Kaiser und vom Könige höchst ungerecht ver-
folgten treuen Freund erkläret hatten; sie soll-
ten beyde Monarchen bewegen, ihr siegreiches
Heer sogleich wider die Osmanen nach Ungarn
zu führen, wozu sie Zufuhr aller nothigen Le-
bensmittel, und mit Böhmens gesammter Reichs-
macht zu folgen versprachen; und da die kö-
niglichen Machtbothen auf dem letzten Reichs-
tage die Stände des Verbrechens verletzter kö-
niglichen Hoheit und Majestät angeklagt hatten,
80 sollten die Gesandten in den als Hochver-
rath angedeuteten Handlungen das Strafbare so
gut als möglich bemänteln, und durch Bitte
um Gnade vorbauen, wenn der König etwa
erfahren hätte, dass ihr Bündniss nicht nur
nicht aufgelöst, sondern vielmehr durch Ein-
Keichnung desselben in die Landtafel rechts-
kräftiger gemacht worden sey **). Mit dem
Allen sandte sie Ferdinand nach Saclisen an
den Kaiser, und setzte seinen Marsch nach
Böhmen fort, um seinen längst gefassten Ent-
a) Isthuanffy Lxb. XVI. p. 171. verglich, mit Sieidan
Lib. XIX. p. 3i8 sqq. Hortleder Thl. U. S. &f»Q iE 712 ff.
h) Uortlcdcr. Tiü. II. S. 886.
— 66x —
rf zur ^yIederIIerstelIuDg und Begründung
Lveräner Königsmacht im Lande festen Sin-
( auszuführen.
Frejrtag nacli dem Ffingstfeste zog er, noch 3. luliut.
ey Tagemärsche vor Trag, im Leitmeritz
y mahnte die Lausitzer und Mährer zur Yer-
rkung seines Heeres, und sandte den be- '
hrten ICriegsmann Feter Bakicsh mit den
gern, den Mährer Landherrn Carl Ziero-'
i mit tausend Geharnischten voraus, das Fra-
* Schloss zu besetzen. Uni^eübtes Volk mit
Tosteten Waifen und Drescliilegeln von den
igem ausgesandt, ward von den gut gerüs-^
en, mit Feuergewehr versehenen Kriegern
inell aus einander gesprengt und auf der
icht niedergemacht. Die Stadtthore wur-
1 verschlossen und verrammelt; aber die
gern fanden eine seichte Furt durch die Mol-
i, wo sie die Altstadt mit der kleinen Seite
'bindet; da drangen sie ein, bemächtigten
h des Schlosses und brandschatzten die Kin-
»hner unbarmherzig. Am Feste Maria Heim- 2, JuUut.
:huog kam der König mit starker Heermacht.
3 Bürger öIFneten die Thore und blieben an-
rglich in Ruhe ; ihn feyerlich zu empfangen,
3h ihren verwegenen Schritten, 'war ihnen
derrathen worden. Einen Theil der Mann-
laft verlegte er auf die kleine Seite, das
iwere Geschiitz licss er gegen die Altstadt
hten. Als aber Dinstag darauf das. Kriegs- 5. JulUn.
Ik gegen die Altstädter Gewaltthätigkeiten
(ring, wurde die Sturmglocke geläutet, der
bei , mit dem haufenweise zuströmenden
ndleutcn vereinigt, erweckte wüthenden Auf-
nd, richtete die Stadt - Kanonen gegen das
bloss, Alles zu seinem eigenen Verderben,
— 66a —
I
da es ihm an tüchtigen Anführern fehlte: das
bessere Volk besänftigte der Magistrat und yer-
a/u/kut. hütete ein allgemeines Morden. Freytag vor
Margaretha forderte er die Vorsteher der ge-
sammten Bürgerschaft vor seinen Richterstuhl
auf das Schloss, zusammen über sechshundert
Männer. Ferdinand sass in vollem königli'-
chen Schmuck auf dem Throne , ilim zu bey-
den Seiten die obersten Beamten Böhmens und
Mährens, die Schlesischen Fürsten , die Bischöfe
von Olmütz und Breslau, als Richter. Der
Fiscal klas;te die Fräser als Hochverräther an;
M'ogegen sie alle Rechtsvertheidigung ablehn-
ten, sich unbedingt der königlichen Gnade un-
terwarfen und kniefällig um Vergebung ha*
then. Difrse wurde ihnen gewähret, doch nicht
ohne Strafe, welche ihnen die Mittel entzogt
in Zukunft ähnlicher Vergebungen sich schui-
diii zu machen. Der Könii^ forderte nichts Ge-
ringeres, als Ablieferungen, aller Stadt- und
Innungs-Gnadenbriefe; des gesammten WafFen-
und Fulvervorrathes der Frager Städte; der
\\airen jedes einzelnen Bürgers; die erbliche
Übertragung des Stadtgebiethes , aller Gemeinde-
Güter, der Zö]le und der äussern Stadt- ün-
tertlianen ; endlich Bewilligung einer ewigdau-
ernden Bier- und Mahlabgabe. Dafür sollte den
Bürgern und Einwohnern im Allgemeinen Gnade
widerfahren; doch Einige von ihnen müssten
zu abschreckendem Beyspiele die Strenge der
Gesetze empfinden. Sämmtliche Forderungen
wurden ohne Widerstand erfüllt. Dasselbe
Schicksal traf mehrere Städte; und nur Pilsen,
Budweis, Aussig, behielten ihre Vorrechte,
Güter, WalFen, weil sie ihren Bey tritt zu dem
Bündnisse versagt hatten.
— 603 —
Von zwey und dreys.sig ror^eladenen Her-
1 und Rittern erscliienen nur sechs und zwan-
[ um Gnade bittend. Sie wurden theils mit
fängnlss, theils mit Geldbusse, einige mit
Lterverlust bestraft; zwey von dem Ritler-
nde, die Obersten^der Altstadt, und ein Bür-
r der Neustadt am Magdalena Tag öi\eniliclii2. Juiu».
thauptet. Caspar Tflug, Schlick Herr
[ Einbogen, und vier andere Herren, fliich-
aus dem Lande, zum Tode verurtlieilt und
t StecLbriefen verfolgt. Auf dem Landtage
Bartholomäi setzte Ferdinand auf jeden 24. ^»^Mi#.
^en den Konig und dessen Majestätsrechte
»chlossenen Bund, und auf jede von Ständen
kva<;te Ausschreibuni' des Landtages die To-
;strafe; er drang auf Anerkennung seines
clites, uneingeschrankle, doch den Reichs-
»etzen und Rechten nicht widerstrebende
rordnungen zu erlassen. Das Erbrecht der
niiilichen Nachkommenschaft auf die Bühmi-
le Krune, wie es vor zwey Jahren bestimmt
irden war, mussle anerkannt werden. Die
richlsbarkeit des Landrechtes wurde blos.9
: Erbfällc und peinliche Verbrechen be-
iränkt: die Berufung von dem könli;lichen
if- und Kammeruericht auf das Landrecht
"bothen; sämmtlichcn Städten Böhmens die
ichssiandschaTt abgesprochen; 'jeder Stadt von
rn Könige ein Hauptmann und ein Richter
rordnet, mit der Flucht ihren Ralhs versamm-
igen bey^uwohnen und darauf zu achten,
?s nichts den Majestätsrechten Widerstrei-
ides beschlossen werde *). Durch diess Alles
) Hortledcr. Thl. IL S. 883. 908. 911. Nicolai Olahy
-onicon, ap. 7itf£ Mqnuinent. Decad. I. p.4o. Anonymi (t.
Mhoy) ÜpittoK ad Thom. Nadusd. Pragae t6. Au^'ust. i&«7.
— 666 —
den und zur Eintracht unter sloh, zur Unter-
lassun^i; aller gegenseitigen Gewaltthaten und
Bedrückungen der Scli^ackern, entlehnten sie
den Anlass, abermahls seine immerwährende
Abwesenheit aus dem Reiche als alles Unheils
Quelle anzudeuten. Er möchte daher seinen
höchsten sowohl, als seinen Ober- Landes und
Feldhauptmann mit Befugniss, Macht und Mit-
tel versehen, widerspänstige, freche, Terruchle
Ileichssassen ^ ohne Ansehen der Person, zu
bezwingen; damit den Bedrängnissen der Ar-
men ein Ende gemacht, der Majestät pilicht-
massige Ehrfurcht, den Reichsgesetzen endlich
einmahl Achtung und Gehorsam verschalft
wurde; wozu auch die treuen Stände den Lan-
deshauptleuten zu kräftigem Beystande i^ich er-
böthen, \Veil sie jedoch Alle die Erfahrung
schon längst überzeugt hätte, dass nur durch
des Königs länji^ere Abwesenheit aus Ungarn,
Frechheit und Übermuth vieler Reichssassen aut
das Ilüchste gestiegen sey; da zugleich hin-
länglich bekannt wäre, dass in altern Zeiten
bey Anwesenheit der Könige, in allen Gegen-
den des Reiches mehr Ruhe, Ordnung und Si-
cherheit gewesen, desswegen auch von ehrwür-
digen Vorfahren verordnet worden sey, dass
Ungarns König den grössten Thell des Jahres
im tleiche Hof hallen sollte; dem zu Folge,
selbst die Römischen Kaiser und mehrerer Län-
der Herren , dennoch, als Ungrische Könige,
grössten Theils in Ungarn gewöhnet hatten,
richtig einsehend, von welcher Wirksamkeit
ihre Gegenwart war, um aljer Stände Genossen
und Unterthanen in Pilicht und Ordnung zu
erhalten: darum bathen auch sie jetzt den Kö-
nig dringendst und inständigst, er möchte doch
— 667 —
mdlich nach Ungarn sicli begeben, und als
las Haupt seine ermatteten Glieder pflegen und
»tärken« Sollten aber die Angelegenheiten des
shristlichen Gemeinwesens ihn immer noch ent-
fernt halten, so möchte er seinen Sohn Maxi-
tnilian, ihren Her/n, nach Ungarn in die
Mitte seiner Getreuen senden ; denndasämmt-
liehe Stände nicht nur seiner Majestät,
londern auch der Herrschaft und Ge-
iralt seiner £rben für ewige Zeiten sich
unterworfen haben, so würden sie seinem
im Reiche wohnenden Sohne mit nicht gerin-
gerer £hrfurcht und Folgsamkeit, als der Per-
ion des Königs gehorchen*); zuversichtlich
doiFend, die Gegenwart desselben würde der
Ausgelassenheit, Straflosigkeit und Kühnheit
stt Verbrechen festere Schranken setzen. Diese
hre Bitte müsste der König um so gewisser
^währen, als er vor kurzem, für die Zeit sei-
aiev Abwesenheit seinen zweyten Sohn Ferdi-
nand bey den Böhmen zurückgelas.%en hätte*
Da im Waffendienste wider die Osmanen
lie Ungrischen Völker vor auswärtigen den Vor-
o) ,« Quod 81 forte Majeatas »uOf chrUiianae reipuhUeac n^go-
,^n« prafpedila , nonilum venire y vel inier fideUt muom in Jlunga"
„ria nondum poteni ptfrMt*tere; dignetiir Mereniakimum, principem
niaxi ini li anu m n Jilium auum ^ Dominum noairum im
f^ntedium /idelium auoruni in llungariam dimiUere, Nam tiuuim
yCe«« Ordint* et Siatu» regni non «0^iiVn majetiaii
^^muae^ Med eliam auorum. heredum itnperio ei poiea-^
•yf »"ii inomnetempua aubdiderini^ iiom minori ^de , atu-^
^dio aifftte obxcrvantia ab omnibua Ordinibua et Stalibua iiliy im
^^Hungnria perrnaneiiti parcbifur y quam ipsi peraomaeauae maieala"
^miiam ^ Id vero rnajeataa hua vel ideo beni*ine debei in praeaeniia
^^fidelibua auia concL-d^ri* , tfuod ae abaenfe acreniaa» principem J'er^
^^dinandum , alterum Jilium Auum y paulo ante apud Uoemoa reli^
,,oM»f.*' Decret. X. Art. V. So richtig dochten und «prachen
die Ungern über die ftaatcrechtmäsAise Erbfolge, wenn ihre Ein-
Aicht und Wahrheitsliebe nicht von Paxtejgeist oder Leidenschaft
waren.
— 663 —
Eug bebaupteten, aucb für geringem Sold i
Xetiy so sollle der König aus jenen, wel
▼on dem Feinde aus ibren Wobnsitzen ver
ben, berumirrten , so viele als möglicb an
ben lassen, und in verschiedene Gegenden
Landes vertbeilen; wodurch das Reich b
beschirmt, den einheimischen Rebellen und
brechern , welche gewöhnlich dergleichen i
loses WafFenvolk in grosser Anzahl an
zögen, ihre Macht und Stärke entwunden wi
Auf seine Forderung einer Subsidie bathei
ihn, zu erwägen den kläglichen Zustand
ihm angehörigen kleinen Reste des einst <
sen und mächtigen Reiches; den VerfaU i
Vermögens, die mannichfaltigeYertheilungi
ärmlichen Einkünfte, und wie geringe £
noch davon sich erwarten liesse. Dem
wollten sie, mehr, um selbst in äusserster 1
ihren guten Willen darzulhun, als um e
Ergiebiges zu leisten, ihm eine Kleinigkeit
biethen. Sie bathen ihn, es gn^tdig anzui
man, und da es weder zu auswärti<'er i
zu einheimischer Feinde Bezwinirunsy hinreic
den Kaiser und das Deutsche Reich um seil
len Beystand anzurufen, Wahrlich, das E
musste ihnen bluten bey solchen Ausserun*
denn nicht sie, sondern des Königs eitle H
nungen, seine Hofherren, seine Oberbefe
};aber] Katzianer, Felsser, Rogendorf
Xiiskaner, Salamanker, in Ungrischen
miithern unauslöschliche Nahmen, waren Sd
daran, dass so Vieles verloren ging. Zwey
caten zu zwey Tagsatzungen von der Tl
wurden nebst den Kammergef allen an^^ebotl
Damit aber diese Abgabe nur zu Unterhall
4er Reichsmacht und Versorgung der fe
- 669 -
ktze angewendet würde, wühlten sie zwejr
batzmelster; den Neitraer Bischof Francis-^
s Thurzo aus dem Herrn Stande; Sig-r
ind Forgats aas der Adelsgesammtheit mit
j^emessenem, doch zu kostspieligem Unter-
It, und den nöthigen Vorschriften zu der
^gahe Eintreibung. An Mannschaft wolltea
von hundert Bauerhöfen drej Reiter und
ey Fussknechte unter die Fahde des General-*
,ndes- oder des obersten Feldhauptmannes
Uen, im Notlifalle auch insgesammt in Fer-<
& aufsitzen ").
Der König erhielt das Reichs -^Decret auf
m Reichstage zu Augsburgs wohin er Mon-*
r nach Dionysü von Frag abgereiset war. io. Oetohr.
>nnersta^ nach Invocabit erklärie er sich mit J. c. 1548.
QEimtlichen Ylerordhungen der Stande zufrie- ^^' ^^'''
üy und liess aus seinet Kanzelley die Be-
itjfvungsurkunde darüber ausfertigen. Auf dem
»ehstage wurde über die Angelegenheiten des
irchen Wesens, ohne echt religiösen Sinn, mit
ctierendem' Fanalismus verhandelt, darum
ohts Erspriessliches beschlossen, der Kaiser-
2he und der Cliurfürstliche, das ist der Augs-
irger und der Leipziger Yermltlelungs- Entw-
urf, Interim genannt, von Einigen ange-
»mmen, von den Meisten verschmähet; der
gerliche Streit über den Unterschied zwischen
esentlichen und Mitteldingen im kirchliche^
shrbegrilfe begonnen; Carl's redliche Ab-
dit^ Sorgfalt für Zuchtreform, Billigkeit und
[ässigung verkannt, beargwöhnt, verlästert;
ne Menge heftiger Schriften, Volkslieder,
a] Ferdinand. L Dccret. X. Art. L Ü. JV^XL XVII.
irp. Jur, Uung, 1* I, p. 4o8 iqa.
— 670 —
Schandgemahlde , Holzschnitte, verbreitet: und
durch alle diese Ausschweifungen kund gethan,
dass man bey dem entschiedensten Mangel an
Religiosität unfähig war, das Eine, Göttliche,
Ewige, Heilige der Religion von dem Man-
nichfaltigen , Menschlichen, Zufälligen, nur
durch seine tiefere Bedeutung Ehrwürdigen des
Kirchenwesens zu unterscheiden ; bey dem l^t-
len durch die That gerade bewiesen, was man,
wider Fapst, Concilium, Kaiser kämpfend,
leugnen wollte, dass keine Kirche als sich^
bare Gesellschaft ohne unwandelbar feststehen-
des Bekenntniss-Symbolutn, und ohne eine
höchste, zu allgemeingültigen Entscheidungen
befugte Social -* Auctorität bestehen, und ihre
Auflösung vermeiden könne.
In Ansehung der Reichshülfe wider die
Osmanen stellte Ferdinand den Ständen seine
dringende Nolh vor, und balh um Jährliche
Beysleuer zur Unterliallung seiner Gränzfestun-
gen und zu bewafrnelem Widerslande, wenn
etwa der Feind den geschlossenen Stillstand
verletzen sollte. Dazu M'urde ihm, so lange
die Waffenruhe bestände, eine jährliche Summe
T'on hunderttausend Gold^ulden bewilliget *).
Solejman's Taschen in Ungarn und an den
Grunzen achteten des Waffenstillstandes nicht **);
sie zogen jetzt wie vorher auf Plünderung und
Verheerung aus; verbothen auch den llngri-
schen Grundsassen ihres Gebiethes, dem Ver-
trage ganz zuwider, sowohl die Bezahlung der
tt) Nt'ite Samml. der i?. AUch, TM. II. S- 543 ff. Sleidao.
Lib. XX. p. 353. b) Liter. Ferdinancli ad Veltwyck. Au-
(üAtae a4. Januar« i548. Liter. Ca roll V. ad Solyroan. August.
'iudel. 4. Februar. — £jnid. ad Ruatan-Bassam cod. ap*
Pruy Epp. Procer. P. IL p. 16a sqq.
— 671 —
.rieg.s.Hteuer und die Entrichtung der Zehnteäi
s auch die Leistung der Beyiräge zur Unter-
altun«^ der Gränzfestun^en. DiewUni;ern wur-
Bn also immer unzufriedener mit einer Waf-
snruhe, welche sie gegen des Feindes Anfälle
icht sicherte, und ihnen AngriiFe auf ihn un-
Tsagte. Getäuschtes Vertrauen und nicht er-
illte Erwartung der Hülfe von dem Kaiser
nd dem Reiche; von Seiten des Königs, theÜB
Dthgedrungenen, theils aus Verwickelung in
IS wärt ige Angelegenheiten entspringende Saum-r
digkeit in Vollziehung der Reichsverordnun-
sn für innere Sicherheit; vieler Herren, be-
mders der Fodmaniczky, Balassa, fiaso,
[glich zunehmende Kühnheit im Einreiten,
efehden , Rauben und Mordbrenntfn ; diess
lies steigerte das Missyergnügen der treuge-
nnten Reichssassen in Ferdinand^s Antheil;
ie in Isabella 's Gcbiethe genossen der Ruhe,
UT von einiger Scham geprickelt, denn es
'ar die Ruhe der Dienstbarkeit "*). Die Gutg-
esinnten bevder Farteven kränkte auch die
ruchtlosigkeit aller Verwendungen für die
efreyung der bewährten Kriegsmänner, Maj-
ith und Török aus der Osmanen Gefangen-
;haft, nachdem der Deutsche Friedensunter-
ändler ihre Auslösung als Bedingung zu for-
a) Von den Ungern schreibt Anton. Verantiuf an Sta-
•law LafTota (1'*. Februar. i548 ). y^Fenlinandi /actio va-
•iim tludiia o^i/nfur, ffuod ei Joeüu^ quintjMiennate ivfum cum
rurea indigne J'erani ^ utpo/e damnosunif ^ avoealo fratre eju9
Zarolo Imp. novi.s lialiae motiluSy a tfuo vfl hoc lempore ^ de-'
ficiin atffue nubaeiis Germanin omnem xpem reMfifufionis »uae ex^
ipectttbant ^ dfludi ne^e nrhilraniurm Neque ob hae(* dftn^funt
fuidam rfgitli difiladiari invicem , mului» Aiudenle* praedationi"
»IM eteJ* Von »einer Faction sagt er: ^yXorfra pars foro uii-
ur, Sil*'niuSy ataenlamur y donamuM ^ »ervimus ^ chtcquimur^
dque quamquam mi*er& et eum ruhore; non famtn inufiliier %
tuoad Deo pluruerii^'* ap. Katona Hiat, Iteß. T. XXI. p. f*ij'
- 67a -
dem unterlassen hatte, und Peter Perenyi's,
Verdacht erregender, Tod im sieben und Tier-
^igsten Jahre seines Alters, in dem er dem
Yaterlande erst recht nützlich hätte dienen kön-
nen. Ferdinand hatte ihn endlich auf wie-
derhohlie Verwendung der Stände freygelasseo,
unter Bedingung, dass er Erlau dem Könige
' abtrete und für die widerrechtlich bezogenen
Einkünfte des Erlauer BLsthumes vierzigtau-
send Gulden erlege. Als aber diese Summe
eingesandt, und der Unglückliche von Neu-
stadt nach Wien gebracht wurde, beschloss er
.^ein mühseliges mit manchem Verbrechen wi-
der Recht und Redlichkeit beflecktes Leben %
Seine AVittwe Clara Szckely von dem Kö-
nige durch den Propst Paulus ßornemiszsza
20. 7uZ»u«. aufgefordert ^), Hess die Erlauer Burg mit al-
lem Kriegs- und Mundvorrath durch ihren
Burghaupimann Thomas Warkot.sch an den
General -l'apilan Niklas Graf von Salm ohne
Weiiieruni; überleben, und nachdem sie auch
die Güter des Bisihumes geräumt hatte, er-
23. -flTottr.nannte der König Freylag nach Entla»isung der
Presburger Rcichsversammlung seinen gelehr-
ten und hochverdienten Kanzler, den Agra-
mer Nico laus Olciliy zum Erlauer Bischöfe.
Die Presburijer Reiclisversammlunff, in An-
18. Orf&r.— Wesenheit des Königs von dem Feste Lucä bis
a2.iVoiy6r. (^jj^j]j:^ i'3g dauciud, War an wichtigen Folgen
fruchtbar; sie war unter Ferdinand die erste,
welche die Reichssassen durch politische Par-
teyungen und habsüchtige Bestrebungen ge-
o) Isthuanffr LJb. XVI. p. 178. l) Fordinandi In-
«tructio pro Paulo Bornciniszsza Auj;u5t. Vindcl. de 19. Mtrtii
i548, ap. Sehmiitk Kpisc. Agr. T. U. p. 3üG. Sobast« Ti-
nody ap. Auiuna llist. Ueij. T. XXII. p. oi-i.
— G^5 —
trennt, durch klrclilicliey die Anhänger der
Reformalion verfolgende Landtags- Artikel auch
im Gemüthe entzweyte; wahrscheinlich er-
schreckt durch das Beyspiel des Weszprimer
Bischofs Martinus Kechety, welcher seine
Kirche verlassend, zu dem Lutherischen Kir-
chenwesen übergetreten war, und mit Barbara
Drugeth sich vermählte. Unglücklicher, als
der Üsmanen Gewalt, machten Ungarn die von
nun an fortgesetzten Angriffe auf die Rechte
des Gemülhes; jene liess sich durch überle-
gene Macht oder Kunst der Waffen besiegen;
dieses, nur durch Überlegenheit des Geistes
[ewinnbar, verstärkte sich durch Alles, wo?-
lurch Eifer ohne Kenntniss und Klugheit ,
kirchliche Schwärmerey ohne Liebe, Leiden-
schaft ohne hinlängliche Macht, es bezwingen
wollten.
Günstigem Erfolg Hessen die auf dem
Landtage erschienenen Zeichen der Zerrüttung
an Isabella's Hoflager hoifen. Teter Fe-
trowics und Martinuzzi lagen wider einan--
der in Feindschaft; jener hasste den hochmü-
thigen, oft grausamen, Luther's Anhänger
verfolgenden Priester; dieser verachtete den
rohen, geistlosen Mann, der nichts weiter war,
als mittelmässiger Krieger, filziger Geld Wuche-
rer, und Solejman's blinder Parteygänger *).
Der Eremit herrschte unumschränkt, wie es
unter so verwickelten Verhältnissen dem scharf-
sinnigsten Kopfe gebührte. Er behandelte die
Königinn hart, entwand ihr alle Macht, damit
a) jyPelroviua sonut nuvquamfuii^^^ («o schreibt von ihm An-
ton. Verantius an Nadaidj bey Kniona Iliit. Reg. T. XXI.
p. 1080.) ^yfitc viicn» vivuM eaf, optimrtfue illud i'n eum quadrat:
fyoui tiudum ohiUtei aui natu* monjuiaaei,'*
VI. Theil. 43
- 6:4 -
ihr Leichtsinn nicht dieselbe 3Ienschen ihres
Vertrauens^ wie Fetrowics, welche sie mit
Schiheicheleyen beruckten, Preis geben konnte.
Ihr neunjähriger Sohn war noch inomer unter
Weiblicher Pflege ; nichts geschah yon der Mut-
ter 5 nichts von seinem Verwandten Fetro-
wies zu seiner geistigen Entwickelung; diess
musste dem Grosswardeiner Bischof missfialleo,
tind nicht selten zu bittern Erklärungen gegen
seine Gebietherinn bestimmen ^ da dem ehemah-
ligen Karamerheitzer dann Fauliner Laienbru-
der aus eigener Erfahrung bekannt war, dass
tüchtige Staatsmänner und Regenten nicht an
iippigen Höfen und in Futzzimmern der Frauen
gebildet würden^ Er liess als Schatzmeister
die K önigstochtelr darben und verweigerte ibr
Rechenschaft über seine Verwendung der Ein-
künftOi Sie klagte bey Solejman; dieser ge-
both dem IMönche Gehorsam gegen die Küni-
ginn, er aber verabscheute im Herzen den Herr-
scher am Bosporus nicht minder, als er die
Ivankelmüthige Frau verachtete; beyde sollten
ihm nur als AVerkzeuge dienen , sich über seine
frühern politischen Vergehungen mit sich selbst
und mit dem Vaterlande wieder auszusöhnen;
dann wollte er den Gross -Sultan mit dessen
eigenen Künsten betriegen , und sein Joch zer-'
brechen; die Königinn in ihr Vaterland zu-
rückbefördern; denn seit Ofens Verlust ergriff
ihn Entsetzen und Abscheu , so oft er sich als
Unterstützer des Schutzbündnisses mit Solej-
man dachte.
Antonius Wranczy, von ihm geschmei-
chelt^ und mit grossen, nie erfüllten Verheis-
sungen getäuscht , seiner Geistesfülle wegen
eigentlich gescheuet , arbeitete für ihn zu
— 675 — •
)m ^). Des mächtigen Eremiten Ansehen da-
Ibst war so gross, dass ihm von Paulus dem
'.. selbst gewisse UoiFnung zur Cardinais-
ürde gegeben wurde. Von dem Kaiser und
m Könige durfte er wohl nicht erwarten,
SS sie dazu mitwirken wiivden ; aber sie konn-
1 die ihm erwünschte Beförderung hinter-
tiben: damit diess nicht geschehe, schritt er
zt zu seines längst genährten Vorhabens Aus-
braüg, und sandte vertraute Bothen zu dem
esburtrer Landtage an Ferdinand mit der
tte, seine Majestät möchte des Ungrischen
;iches Wiederergänzung ihre angelegentlichste
rge seyn lassen; ihr Sender bestrebe sich <
lon lange mit aller Anstrengung und Kunst,
m Könige Siebenbürgen yollständig zu über-
fern, nur möchte dieser ohne Verzug be-
cht seyn auf Mittel, wodurch er die könig-
he Wittwe und ihren Sohn in einen gemäch-
hen, ihrem Range angemessenen Stand ver-
tzen könnte, damit sie ihm die Provinz um
bereitwilliger abtrete, wie er aus ihrer ei-
nen Zuschrift und Eröffnung ihrer Wünsche
utlicher ersehen werde ^). Darin hat sich
abella, von Martinuzzi gedränget, wirk-
h gegen Einräumung der Erbherrschaften
£ p o 1 y a ' s bereit erklärt , Siebenbürgen zu
ergeben, und zur Rückkehr nach Pohlen um
;heres Geleit gebethen ''). Indessen da Fer-
nand sich erst mit dem Kaiser darüber be-
thschlagen wollte, ging der erste günstige
litpunct vorüber.
t) Anton. Verantii Epiftol. ad Georg. Utiaenium de iC
tobr. 1548. ap. Kaiona Hiit. Heg. T. XXI. p. ycjS, 6) Pray
p. I'roc. P. ir. p. 160. c) Anton. Verantii Epiai. ad
:hael. fratrem 37, May 1549, ap« Xaiona Hiat. Reg. 1. XXI.
85i.
43*
— G76 —
/. c. 1549. Fetrowics und die Kuniginn Bona hin-
tertrieben den Anschlag; des Eremiten , und
bemächtigten sich des Willens der gelenkigen
Wittwe. Andreas Zebridow, Bischof von
Cujayien, kam in glänzendem Gefolge von zwey-
hundert Rittern nach Gyula-Weissenburg, um
zwischen Fetrowics und Martinuzzi Frie-
den, zwischen diesem und Isabella besseres
Verhältniss zu vermitteln. Für seine Gewandt-
heit eingenommen, wähnte der Bischof Alles
bewirkt und fest gegründet zu haben; aber er
war noch nicht an Fohlens Gränzen, als die
alle Zwietracht und Zerrüttung wiederkehrte'},
und Martinuzzi in Geheim seiu Ziel yer-
folgte, nicht achtend, dass bald darauf selbst
Antonius Wranczy, in Isabella's Staats-
rathe unstreitig der hellste, scharfsinnigste, ein-
sichtsvollste Kopf, ihm den Dienst aufLündiglc
und seinen Entschluss, zu einem andern Herrn
überzugehen, nicht undeutlich merken liess^).
Erst in den letzten Tagen des Januars, auf
Martin uzzi's wiederliohlte Anträge, ernannte
Ferdinand den General- Capltan Niklas Gra-
fen von Salm, den oher<;ten Feldhauptmann
und Oberreichsschatzmcl.ster Andreas B a-
thory, und den Judex Curla Thomas Na-
dasdy zu Verordneten, welche dem Gross-
wardeiner den Ort ihrer Zusammenkunft an-
weisen sollten. Sanct Matthias -Tag war von
diesem zu den Unterhandlungen bestimmt wor-
den. Allein Andreas ßathory lag an der
Fussgicht krank; Nadasdy zögerte, sey es,
a) „Fide omniay ei in -prUiinn jur^ia confuiionemque hreiirf
yylapsura,*' schreibt Veran ti 11 s a. a. O. i) Anton. Ve-
raxitii Epistel, ad Georg. Uiibenium de 27. Alay. iS-iq. tp>
Kafona Hist. Reg. T. XXI. p. 85^.
- 677 -
dass er den Anerbiethungen des Eremiten nicht
sehr yertrauete^ oder dass ihn seine eigenen
Angelegenheiten gebunden hielten; undNiklas
von Salm, trug Bedenken, allein mit der
wichtigen Sache sich zu befassen *).
Inzwischen rückte der Zeitpunct heran ^ den
auf letztem Landlage beschlossenen und yer-
ordneten Feldzug wider die hochgebornen fie-
Tehder und Strassjpnräuber, Melchior Ba-
lassa und Matthias Bas6 von Chioltho zu
sröiFnen. Ersterer trieb seinen Unfug in der
Honter Gespanschaft, von dem Bergschlosse
^zitna herab, aus Csabr^gh, Feter Falf-
Ty's, Yon Balassa geraubtem Eigenthume, und
lus der Lewenczer Burg, Besitzer derselben
lurch seine Vermählung mit der Wittwe des
jrabriel Levay, welcher in dem Sturme auf
lie Feslher Mauern geblieben war; in und
lüsser diesem Dreyecke war kein Einwohner
;eines Eigenthumes, kein Reisender seiner Habe .
sicher, und fast aller zu Tage geförderter Se-
ren der Bergstadt Scliemnitz kam in seine Ge-
yalt. Matthias Bas 6 hielt sich für unbe-
:winglich auf der hohen Felsenburg Muranjr,
ir hatte sie als treuloser Vormund sich an^e-
eignet, seinen Mündel Johann Tornallya,
;wöirjährigen Knaben nach Fohlen an Johann
Tarnovsky's Hof entfernet, und so fort Ver-
brechen aul Verbrechen gehäuft. Niklas von
ialm, zum obersten Befehlshaber ernannt, Vieas
dannschaft anwerben, both den Adel der Ge-
panschaflen von Gömör und von Nograd auf,
'erstärkte sich mit den in Ungarn dienenden
a) Nicolai de Salm Epiat. ad Thom. Nadaidy FoiOiiii 3.
'cbruar. iS^q. tp. Pray £pp. i'rocc. ?• II. p> 175«
— 67Ö —
Spanischen Söldnern und sieben Fahnen der
Deutscheni wozu Yinzenz Gregoroczyi
Wolfgang Fechy^ Gregor Bornemisz-
sza und Matthias Martaliny, jeder hun*
dert Mann Fussyolk brachten. Als Feldhaupt*
leute führten Uriel Majthenyi die für Sold
dienenden Ungern; Franz Bebek den Ni*
' gräder und Gömörer Adel; Ulrich £bers-
torffer die Deutschen; Caspar Ca stelle
und Feter Zapata die Spanier. So atandea
17. Marx, schon ZU Reminiscere fünftausend Mann an der
Eypel bey Sagh im Lager; und in weniger
Tage Frist sammelten sich daselbst noch eu"
mahl so viel Ungern aus den benachbarten Ga-
spanschaften. Mit Vertrauen und Freude stell-
ten sie sich unter den Oberbefehl des einge«
' bürgerten Ausländers, welcher klüger und ge-
rechter, als die Katzianer, Felsser und
Rogendorffer, ihren Werlh zu würdigen
verstand, und ihnen mit Achtung begegnete.
Die Sorge für ihre Verpflegung war dem ge-
lehrten und betriebsamen W^tzner Bischof Au-
gustinus Sbardellaii übertragen. Vor dem
Auszuge sandte der Salm er Graf Herrn Jo-
hann Desüffy an den Ofener Beglerbeg Ja-
hi-Ogli mit der Meldung, dass des Kriegs-
volkes Versammlung an der Eypel keine Feiod-
Seligkeit gegen die Pforte, nur Bändigung ein-
heimisclier und geächteter Uebellea bezwecke;
er folglich diesen weder Bey.stand, noch dca
Flüchtigen Schutz gewahren mochte. Der Beg-
lerbeg versprach, weder die eine^ noch die
hindere Fartey zu begünstigen, oder anzufeindeD.
Nacli dieser Versicherung zog Graf von
' Salm längs der Seimetz liinauf und sandte die
Herren Ulrich von Eberstor ff mit Deut-
— 679 —
sehen, Bertalan Horvatinovicsh mit
Ungern ge^^en Szilna voraus« Jener blieb mit
seinem Volke am Fasse des Berges bey dem
schweren Geschütze, die Ungern erstiegen den
abgeplatteten Gipfel, um zu erforschen , von
-welcher Seite die Burg anzugreifen sey. Dort
irar Lukas Makry Befehlshaber; der Be-
satzung grösster Theil bestand aus Heiducken,
unter dem Räuber?- Hauptmann Urban-Bakus^
Sein kühn gewagter Ausfall, hitziger Kampf
mit den Ungern, grässliche Niedermetzlung sei-^-
ner Leute, seine Verwundung und Gefangneh-
mung, war die Arbeit Faner helssen Stunde}.
Um zurückgebliebenen zwangen den Makry
zur Übergabe; Horvatinovicsh, des Platzes
Herr und Meister, bewilligte ihnen freyen Ab-
zug, unter Verpflichtung bey Todesstrafe nim-
mermehr die Wallen wider Ferdinand zu
führenr; dem Eberstorffer liess er melden,
seinem Volke das mühsame Hinaufziehen des
schweren Geschützes auf den Berg zu ersparen.
Bey Szebeklcb vereinigten sich beyde wieder
mit der Hauptmacht. Der Unger hatte nun
seine Wafienthat vollbracht; den seines Ruh-
mes Frohen sandte der Salmer rechts ab, um
Csabrugh einzuschliessen. Mit dem Ebers-
torffer zon er links vor Lewencz, woraus
Balassa, erschreckt durch Szitna's Verlust,
bereits nach Siebenbürgen unter Isabella 's
Schutz entflohen war. Nach der Einnahme des
Lewenczer Marktfleckens, liess er am zweyten
Oster tage das Burgschloss von zwey Seiten be- 22, jipril,
schiessen ; der Besatzung tapferer Widerstand
und rastlose Thätigkeit vereitelte die Anstren-
gung der Belagerer durch drey und zwanzig
Tage.
^ 6ÖÜ —
Jetzt erst zerstörte verstärkte Gewalt die
Mauern so arg, dass keine Wiederherstellung
möglich, des Sturmes Erfolg nicht mehr zwei-
^ felhaft war; weil aber die Ungern um Scho-
nung des Blutes ihrer Landesgenossen bathen,
Hess der Salmer dem Burghauptmann Tho-
mas Dacsü gegen Übergabe des Platzes freyen
Abzug mit den Seinigen anbiethen. Sein An-
trag wurde yerschmabet, erst nach dreyssig
16. May. Tagen sollte er angenommen werden. Salm
befiehlt Sturm; von der einen Seite dringen
Ungern und Deutsche durch die Öffnungen
ein^ von der andern ersteigen die Spanier die
Mauern; überall wüthendes Gefecht und gniu*
liches Gemetzel. Den im Morden Srmüdeteo
sendet Salm ausgeruhete Haufen nach ; da
fallen Balassa's wackere, ehrsamern Kampfes
und edlern Todes würdige Hauptleute, An-
dre a s K i s , Thomas und Blasius Tö-
rök, Niklas Poharnok, Andreas Ke-
lecseny, Clemens Tesscny, Johann
Kaväsy, VeitHorvuth, UemeterK6-
roskosy, Thomas Nemesy; Dac.s6
springt in Verzweiflung von der zerstörten
Mauer in den tiefen Sumpf hinab, bleibt bis
an den Hals in Schlamm und Wasser stecken,
muss sich gefangen geben; was von der Be-
satzung übrig ist, folgt seinem ßeyspiele, wird
von den Spaniern und Deutschen erschosseD,
die Entronnenen auf der Flucht getodtet. Nur
die Untern enthielten sich des Verfoli;ens, und
bestrebten sich nach entschiedenem Siege, ibrei
unglücklichen Landsleute so viele als mögUch
zu retten.
Uriel Majth6nyi blieb als Burghaupt-
mann mit hinlänglicher Mannschaft auf Le-
— . 6öi —
ivencz; die übrigen Scharen fülirte Salm ror
Csabragh, welches rings herum von hohem
Bergen beherrscht , nicht lange behauptet wer-
den konnte. Schreck sollte die Übergabe be-
schleunigen; zwey und dreyssig Köpfe der ge-
tüdtelen Lewenczer Uaupileute^ dem Grafen
zum Siegesgeschenke gebracht, wurden nahe
um die Mauern herum an hohen Stangen auf-
gesteckt; dazu die Gefangenen Johann Mor^
und Anton Szckely in Ketten hingestellt
mit dem Befehl, den Eingeschlossenen zuzu-
rufen: Lewencz sey gefallen, die hartnäckigen
Yertheidiger desselben fast alle getödtet, die
Csabrügher sollten zwischen heilbringender Un-
terwerfung und unvermeidlichem Schicksale der
Lewenczer wählen. Sie entschieden für Wi-
derstand ; nachdem aber durch anhaltendes
Feuern die Mauern von mehrern Seiten gespren-
get waren, batlien sie um günstige Bedin^^un-
gen. Zu spät; der Graf fordert unbedingte Er-
gebung mit Walfen und Gepäck. Sie öffnen
die Thore; ihres Lebens wird geschont, als
Gefangene müssen sie gegen Muruny mitziehen,
erst nach geendigtem Teldzuge wurden sie frey
entlassen.
Aus dem Muranyer Thale zwischen Süvete
und Chisnyo ging Franz Bebek um drey
Märsche voraus, um das Kaubschloss einzu-
schliessen und am schicklichsten Platze das La-
ger abzustecken. Nach drey Tagen folgte Salm
mit gesammter Heermacht und lagerte sich am
linken Ufer der Jolsva. Die Muruny er Burg
steht auf hohem Fels; ein gleich hoher erhebt
sich ihr gegen über gegen Süden , auf der Spitze
desselben ein Castell, welches Bas 6 mit aus-
erlesener Besatzung versehen hatte; zwischen
- 68a —
beyden war der einzige Zugang zur Burg ia
Stein gehauen. Gegen Norden beherrscht sie
der Schanzberg, ihn wählte Salm zu seinem
Standpuncte und Hess mit ungemeiner Anstren-
gung die acht 'grössten Kanonen hinaufschaf-
fen. Die Belagerung an der östlichen Seite
übertrug er dem BebekerFranz, an der
westlichen den Ungern ; Horyatinovicsk
beschirmte das Lager und hielt den siidlichea
Fels mit dem Steinwege in die Burg einge-
schlossen. Nach dem ersten heftigen Feuer
Hess Basö durch seinen Bruder Martin Er-
gebung anbiethen; aber alle seine Verbrechen
sollten verziehen, und da sein Mündel Johann
Tornallya glaubwürdigen Nachrichten zu
Folge in Fohlen gestorben sey ; Murany recht-
lich ihm zuerkannt, auch anständiger Sold für
gewisse Anzahl Reiterey und FussTolk ange-
wiesen werden. Sein Antrag wurde mit Ver-
achtung zurückgewiesen, sogleich des schon
»ehr beschädigten Caslells Erstürmung angeord-
net , und von Horvätinovicsh mit seinen
Leuten so glücklich ausgeführt, dass von der
Besatzung nicht ein Einziger dem Tode entrann.
Nun wurde die Burg auch von dieser Seite
beschossen, ein bald darauf gewagter Sturm
mit empfindlichem Verlust zurückgeschlageD,
Horvätinovicsh in der Brust verwundet,
Caspar Castello den Fels hinabgestürzt,
nur durch seine feste eiserne Rüstung am Le-
ben erhalten, Zapata getödtet; aber auch
Martin Bas 6 schwer verwundet , und eine
Anzahl der beherztesten Vertheidiger des Plat-
zes niedergemacht. Unter fortgesetztem Feuern
ward Gregor Kovätsy von Matthias
Basö abtrünnig und kam mit zwanzig Über-
— 6ö5 —
fem zu den Ungern; auf des Bebeker's
rwendung nakm sie Graf Salm in Sold.
is6's übrige Raubgtoossen und Gebülfen,
isstentheils Russen und Walacben, im Dienste
\ kargen und grausamen Raubberrn scbon
Ige unzufrieden j der langwierigen Einschlies-
lg überdrüssig, die schrecklieben Folgen
er Bezwingung fürcbtend, vereinigten sieb
m Verralh,
Ein vertrauter Botbe kam zu Salm, zeigte
g und Stunde an, zu welcber sie seiner
tnnscliaft das Tbor öiFnen wollten. Nur sech-
in waren dem Murinyer treu geblieben,
iwiegen zu dem Vorhaben der übrigen und
tdeckten es heimlich seinen Brüdern, M ar-
n und Demeter. Von diesen erfuhr es
a 1 1 h i a s und erloschen war ihm M uth und
sonnenheit für jede andere Massregel, als
r Flucht durch eine abgelegene, Allen un-
kannte Thür. Schon war er durch Thäler
d Gebüsche liber den Schanzberg weg, ge-
n Felgart in Sicherheit, als die Ungern, Spa-
3r und Deutschen von den Yerräthern be-
nstiget, eindrangen. Niemand dachte an Ver-
eidigung; die liauptleute Franz Tarnoky,
ndreasBejus, Peter Sor^nyi fluch-
1 sich mit B a s 6 ' s Gemahlinn , dessen Sohn
olfgang und Bruder Demeter in den
liurm, wo Martin an seiner Wunde krank
f. Während die Eroberer Bas6*s geraubte
ihätze unter sich theilen, nehmen die Ver-
hwornen jene gefangen und bringen sie vor
m Grafen. Niemand fehlt als der Eine, des
ödes schuldigster. Dieser wähnt sich bey dem
Jbafmeister von Felgart, sonst seinem wackern
siubgefäbrten , bereits in Sicherheit; freuet
— 6Ö4 ~
sich seines sichern Geleites nach Fohlen ; doch
der Schafmeister unterscheidet den furchtsamen
geflüchteten Räuber yon dem furchtbaren mäch-
tigen Räuberhauptmann; ruft seine drey Brü-
der, Räuber wie er, zu Hülfe, sie tödten Ba-
s6's zwey treue Be^^leiier, binden ihn mit
Stricken und überliefern ihn dem Salmer.
Dieser lässt Standrecht halten und nach dem
Auspruche desselben werden zuerst Franz
7. Augu9i. T a r n o k y dann yierzehn Hauptleute , darauf
die Brüder Martin und Demeter^ zuletzt
Matthias Baso enthauptet. Dessen unmün-
digen Sohn nahm der Graf zu sich und Hess
ihn an seinem Hofe erziehen ^).
Un.<j;eachtet Jahi-Ügli strenge Beobach-
tung der Unparteylichkeit und des WalFeDSlill'
Standes versprochen hatte, so besass er doch
nicht Macht und Ansehen genug, Tielleiclit
auch nicht den Willen, die ihm untergeord-
neten Paschen in Ordnung zu erhalten. Zu
gleicher Zeit, als Niklas von Salm auf dem
Marsche nach Murany war, durchstreifte, plün-
derte und verheerte der Terser Vejjlian,
Pascha von Stuhlweissenburg mit viertausend
.Türken das ganze Gebieth zwischen Raab und
l^apa. Da vereinigten sich der Weszpriraer
liurgliauplmann Emerich Telekessy und
der von Papa, Paul Rattkay mit den Raa-
Ler liauptleuten, Ehrenfried Kunsper-
ger, Hieronymus Carlovicsh, Ladis-
lawGyulaffy, Johann Paxy, Vincenz
Gregoroczy, Johann Kolosy und Gre-
gor Petreny bey ßernhida, um des Pascha's
c) l5thuanffy Lib. XVI. p. l^S sqq. Chronic. Leibitzer.
«p. ff^oßner Analect. Scepua. P. 11. p. i)4.
— 685 —
reyen Rückzug an die Nothwendigkeit einer
chlacht zu binden. Er nahm sie an; vor Be-*
inn derselben ritten Rattkay und Tele-
.essy, wissend dass zwischen Paxy und Fe-*
reny Feindschaft obwalte ^ vor^ und sprachen:
n die Schlacht gehen, hiesse dem Tode sich
reihen; da müsste in christlichen Kriegern
lass und Feindschaft erlöschen; darum bäthen
ie die zwey Herren, entweder augenblicklich
^einzuziehen , oder sich zu yersöhnen : und im
Angesichte des gesammten Heeres bothen sielt
^ a xy und F e t r e n y die Hand und den Frie-
lenskuss; diess war zugleich das Zeichen zum
Vordringen und Angreifen. Der Feind wird
reschlagen, Veglian verwundet, in die un-
>rdentlichste Flucht gejagt, sechshundert seines
/"olkes, weit mehrere Fferde werden gefangen
renommen , weggeschlepptes Landvolk in Frey-
leit gesetzt, dreyzehn Fahnen erbeulet und an
len König gesandt*), welcher schon seit An-
fang des Jahres zu Frag verweilte.
Dort wurde am Dinstage nach Circumde- 19. Fehr,
lerunt Maximilian, des Kaisers Statthalter
n Spanien, als erbrechtlicher Thronfolger in
Böhmen von den Ständen anerkannt ^). Eben
lahin sandte der Grosswardeiner Bischof Mar-
;inuzzi einen Vertrauten an den König mit
peiederhohlterAnerbielhung seiner guten Dienste
In Vereinigung Siebenbürgens mit Ungarn; nur
OAÖchte er einen seiner vertrauten Räthe zu
ihm nach Grosswardein abordnen, dem er seine
Gesinnungen unverhohlen eröfFnen könnte. Fer-
dinand beordnete den Fiinfkirchner Fropst
a) lathuanffy 1. c. p. i8f> h) Nicol. Olahi Chronic,
ip« Btl Monum. Decad« 1. p« 4i.
— 686 —
Albertus Fereg, welclier bej seiner Rück-
kunft MartinuzzL's aufrichtigste Bereitwillig-
keit\ die wichtige Angelegenheit auszuführen,
und .auch dessen Vermögen dazu bezeugte. Di
nun der verabredete Sanct Matthias Tag we-
gen Bathory's Krankheit, Nädasdy's Ab-
wesenheit und des Sa Im er Grafen anderwei-
tiger Bestimmung nicht gehalten worden war,
so liess der König durch seinen Rath Faul
Isthuanffy dem Grosswardeiner melden , er
würde den Grafen von S a 1 m und Herrn An-
dreasBithory zu den Unterhandlungen be-
Tollmächtigen; sie sollten sich in Eperies eia-
finden, Martinuzzi nach Kaschau kommen,
auf welche Weise man der Osmanen Aufmerk-
samkeit a'm fiiglichsten hintergehen könnte *).
Allein die bedenklichen Verhältnisse^ in wel-
chen Martinuzzi sich befand, yerbothen
ihm die Reise nach Kaschau, und des Fetro-
yics Ränke nöthigten ihn zur Rettung der
Sache selbst eiligst nach Siebenburgen zurück-
zukehren ^).
Von nun an wurden die königlichen Be-
YoUmächtigten mehrmahls, fast immer zweck-
widrig, gewechselt, u^d die Unterhandlungen,
welche Vertrauen, Entschlossenheit, Gewandt-
heit, Menschenkenntniss, klarer Überblick dtt
Umstände, richtige Würdigung derselben und
nachdrückliche Unterstützung, längstens inzwej
Monathen beendiget hätten, durch Mi^straueni
Ängstlichkeit , Unbehülflichkeit , Blissdeutung
der Menschen und der Dinge, Eifersucht und
ia^/>.i549.Schlaff heit , durch zwey Jahre und drey Mo-
t55l.
a) lathaanffy Lib. XVI. p. 180. () Franc. .Kendj
Epiat. «d Thom. Nadafd. de i5. April. 1949. «p. Pray Epp.
Trocc. P. II. p. 181 •
— 687 —
nathe hingezogen; so ganz ohne Martinuz-
zi's Schuld, dass man bey unbefangener An-
sicht den unter solchen Verhältnissen in der
Sache ausdauernden Staatsmann, entweder als
den kurzsichtigsten Sklaven seiner Ehrsucht
verachten, oder als den edelmüthigsten^ gross-
herzigsten Staatsdiener verehren müsste: als
jeder Anderer, wäre er schon in den ersten
Monathen von seinem Vorhaben abgestanden,
hätte es lediglich dem Könige und seinen Hof-
herren überlassen , wie sie zu dem Besitze Sie-
benbürgens und der Reichskrone ohne seine
Bfitwirkung gelangen möchten. Viel hatte der
jetzt sieben und sechzigjährige Martinuzzi
Auf der einsamen Hunyader Burg, bey. den
Dfen der Teschner Herzoginn Hedwige; in
der Fauliner Eremiten - Zelle als Laienbruder,
tiann als Priester -Eremit und Oberster seines
Ordens; als des* Gegenkönigs vertrauter Rath
und festeste Stütze ; als Bischof, Schatzmeister,
Feldhauptmann, Reichsverweser erfahren, beo-
bachtet, gedacht, gelernet; nur das Eine noch
nicht, wie ungemein schwer es sey, in Ver-
bindung mit kleingeistigen, engherzigen, an
diplomatisc]ie Formen gebundenen Menschen
rieh als grossen Mann geltend zu machen ,- oder
zu behaupten; und wie verderblich für ihn
lelbst, kühn und gross zu handeln.
Schon zu Maria Verkündigung hatte Fer-
dinand, anstatt des Grafen von Salm, den
Judex Curia Thomas Nudasdy den Unter-
händlern Bischof Paulus Bornemiszsza
und Andreas Bdthory beygesellet; tüch-
tig dazu und unbefangen genug war bloss der
Bischof; Bathory zählte im Jahre nur we-
nige Wochen, in welchen er von der Fuss-
— 68Ö —
gicht gequält, das Krankenlager verlassen konnte.
STadasdy, dem Eremiten nie Freund, trug
•jetzt auch Hass und Feindschaft wider ihn,
[eblendet von Argwohn , dass nur dessen Ränke
»ey der Pforte die Befreyung seines Freundes
und Schwestermannes Majläth hintertrieben.
In solcher Gesinnung war er nicht mehr-fil'
hig, von Martinuzzi's Vorhaben , Antragen
und vorsichtigen Schritten eine richtige An-
sicht zu erfassen. Nachdem ihn also jener,
von Umständen in Kolos - Monostor festgehal-
ten,' eingeladen hatte mit den übrigen Unter-
händlern ohne Verzug nach Siebenbürgen su
34. uf;)r»L kommen y schrieb er geradezu an den König:
des Bruder Georg's Einladung zeige deut-
lich, dass er gar nicht Willens sey, zu unter-
handeln ; indem er verlangte, was ihnen der
königlichen Würde Behauptung untersagte. Auf
dem Landlage zu Gyula-Weissenburg sey er
mit Fohlen und Türken umgeben; wahrschein-
lich wolle er sie nur diesen, als Bothschafter
von dem Könige sogar bis in sein Haus ihm
nachgesandt, vorstellen und der Sendung Ab-
sicht nach seinen besondern Yortheilen vor ili-
nen ausdeuten ^).
Die feindselige Unterschiebung unredlicher
Absichten blieb in Ferdinand' s Gemüth
nicht unwirksam. Auf seinen Befehl stellten
sich gleich nach Muranvs Eroberung; Graf von
Salm, der Watzner Bischof Augustinus
Sbardellati, Georg Sybrik und Paul
a) Georgii Martinnsii Eplst. ad Thom. Narlasd. de i<*.
April, et Thom«ic de Nadasd. Epi«t- ad Ile»em de a*. April.
ap. Pray Epist. Procc. P. IL p. 182 sqq. h) Ferdin. Rf...
Lhor. ad Coiisili.irios Camer. Poson. dea?. Judü. au. Pray Eri
Procc. P. II. p. IQ,. f J i
{
- 689 -
udnffy bejr Martinuzzi ein**), um
Gesinnungen zu erforsclien und ihm Nyir-
)r in der Szathmarer Gespanscliaft zur Zu-
lenkunft mit des Königs Bevollmächtig-
^orzuschlajuren. Er nahm' den. Antrag an
bald darauf .trafen daselbst. Graf yon'Salm^
reaa Bathory und der WeLssprimer Fau-*
^ornemissHSza mit ihtpiuzusammen. Sia
nicheii im Nahmen des Köiiyga'für Isa*«
a und ihfen Sohn Belehoung. mit dem
enthümern Oppeln und Battbor^ Zurück-
ng der Zupo'l^rsclien Erbj^iiter und £nt->
injj der Morgcn^abe, iv eiche der Wiltwa
hrieben war. Die treuen Dienste des Ere-
L wollte der König mit Erneuerung des«
Q zu dem Graner Erzbisthume belohnen ^
bey dem Fapste. sich um . die .Cardinais-
e f ür ihn bewerben. Martinuzzi er-
) sich durch die königliche^ Anerbiethun-
luv die Königinn und seinen: Mündel be-
,t; et werde zwar alles Mögliche an wenden,
Isabella bey ihrer Bereitwilligkeit zur
eferung der fieichskrone und Siebenbiir-
Abtretung zu erhalten; da indessen ihr
kelmuth und des Fetrovics Anhänglich-«
an die Fforte seiner Betriebsamkeit noch
.tige Schwierigkeiten entgegen setzen dürf «
so sey vor allem das Nüthigstey dass der
g eine beträchtliche Heermacht an den
zen der Frovinz aufstelle, wodurch die
ginn zur Erfüllung des Vertrages im nö-
n Falle gezwungen, und der dawider sich
>enden Fforte Widerstand geleistet werden
I. In BetrelT der Belohnung seiner treuen
^XCy wolle er der Gnade des Königs un-
Theil. 44
— 690 —
bedingt yerirauen *). Und diess war alles, iris
in diesem Jahre noch für die wicliüge Ange-
legenheit geschah.
Aber auch davon wusste Antonioi
^Vranczy noch nichts, als er, toii Marti-
nuzzi gekränkt durch tauschende Verheis-
sungen und wirkliche Zurücksetzung, aus dem
Dienste der Königinn trat, und zu Ferdi-
8. ATof/^r. n a n d überging. Frey tag vor Martini kam
10. Dethr. er nach Wien; Dinstag nach Maria Empfanj^-
niss war er zu Sarvdr nach Verdienst geach-
teter Gastfreund und glücklicher Schutzgeno^s
des mächtigsten Magnaten Thomas Na*
dasd y ^)^ dessen thatige Verwendung bey dem
Könige ihm die herrlichsten Aussichten eröff-
nete. Aber seine Erbitterung über Marti-
nuzzi, welchen früher, er, der einzige an
Zäpolya's und Isabella's Hofe, richti«^
begriffen und gerecht gewürdiget hatte, nährte
und verstärkte jetzt überall, wo er durch seine
hohe Geistesbildung Gewicht und Ansehen ge-
wann, das Misstrauen und den Ars^wohn ne-
gen seinen ehemahligen Herrn ; den Unbefan-*
gensten war es unbegreiflich, wie dieser einen
solchen Mann von sich entlassen konnte, ond
fühlten sich gedrungen, M'enigstens seine Geis-
terkunde, tieferer Staatsklugheit unerlässlichste
/. r. 1550. '^^^^"S"".^» ^" bezweifeln.
6. Janunr-^ ZtVL Anfang dcs nächsten Jahres wurde auch
J3. lebr. . °
a) Isthiianfry Lib. XVI. p. 180. Liter. Ferdinaodi
Reg. ad Coiixiliar. Cavierie roson. de ig. IVIaji et 27. Juuii ap.
Pray Epp. Pruro. P. II. p. lyo. And reae Bathoiv Epiit.
ad Thoia. Nadasd. de 5o. Septbr. 1660. ap. Eund, p. 2c'«8. i)
Antonii Verantii Kpist. ad Gregor. Bornenuszasa. Viennia
i3. Novembr. — ad Liicani Slavicum. Vietmae i. Decehibr. —
ad Joatin. Fratrem. Sarvar 10. Dercmbr. — ad Caspar. Potiif.
Sdrvär i3. Decembr. 1619. ap. Kaiona liiat. Reg, T. XXI. p.
899—919.
— 691 —
ie Redliclikelt seiner Gesinnungen und an
Vahrlieit seines Vorhabens noca so wenig
übt, dass die Stände vielmehr auf dem
)ur^er Landtatje den anwesenden Konig
;endst ersuchten , den beträchtlichen Theil
jrespanschaften Hevesy Aba-^Ujvar| Zem-
r, Siros, Ungh^ Szaboicsh und Szolnok|
hen Martinuzzi seit einiger Zeit zu
.em Nachtheil des Kgnit^s und Schaden des
bst grundsässij^en Adels, von Gehorsam
Unterthänigkeit abgezogen hatte , seiner
massten Bothmässigkeit zu entziehen und
a seine drückende Gewalt zu verlheidi-
*). Wirklicher und wichtiger, als dem
ige und den Ungern, schienen dem Gross-
en des Eremiten geheime Schritte; sobald
on der Dathorer Zusammenkunft Kunde
[ten hatte, sandte er einen ßothschafter
Wien an den König, scheinbar, um So-
lan's Siege in Persien zii melden; in wah-
Absicht, Zweck und Erfolg der Unterband-
en zu Bailior auszukundschaften« Dazu
geflissentlich der Renegat Ach met, Deut-
r von Geburt, dessen Mutter und Verwand-
ln Wien lebten, ausersehen worden ^); und
König selbst bestätigte durch unvorsichtige
Fnungen ^), was der Grossherr nur vermu-
hatte. Am Sonntage Judica trat der reich- 73. a/;;
beschenkte und über des Eremiten Ent-
fe wohlunterrichtete Gesandle seine Rück-
} an«
Ferdin«ndi I. Decret. XII« Ccrp. Jur, Ifung, T. T. p.
irt. LIX. b) Pauli Boriiemiasszae Epist. ää Tliom.
id. Vieiinao a3. JVlartii i56o. ap. Pray £pi»t* f'roe. P. II.
5» c) y, jichmetu» y cui mmle quaedam nuper a reg^ no§1ro
liaauni,**^ Anton. Verantiu« £p« ad Thom. Nädaad.
e 4* Octobr« i56o. ap. KaUna T« XaI. p. xocfin
44»
— 691 —
Seine Nachrichten an der Quelle geschöpft,
verstärkten den Nachdruck der Klai^en , womit
Isabella und Fetrovics sich an Solejman
gewendet hatten. Er rüstete sich zu Sieben-
bürgens Yertheidigung in der richti(;en Ansicht^
dass er einmahl nur aus dieser Provinz ganz
11.11.17. Ungarn unterjochen könne. Drey Mahl mel-
^J;;^?\^f- dete Martinuzzi die Gefahr an Thomas
Mädasdy, und an den neuen Feldherrn, Jo)-
hann Castaldo, tapFern, in schweren Krie*
gen seit fünf und zwanzig Jahren erprobten,
aber eiteln, ehrsüchtigeo , habgierigen Mann,
welchen Kaiser Carl dem Könige zugesandt,
dieser zum obersten Feldhauptmann über Sie-
benbürgen ernannt halle; beyde sollten mit
ihren lleerscharen eiligst gegen Siebenbürgen
aufbrechen I und der Burg Deva in der Hunya-
der Gespanschaft sich bemächtigen, bevor der
Temeser Graf Fetrovics des wichtigen Flatzes
sich bemeisterte und ihnen die Pässe verschlösse.
Seiner Seits würden sie alles zu ihrer Unter*
Stützung Nüthige bereitet finden "). Doch kei-
ner achtete seiner Aufforderungen, des Königs
ausdrückliche Befehle aus dem Wiener Staatf-
rathe vergeblich erwartend, weil man dort, um
Arbeit und Kosten zu ersparen, dergleichen
Bewegungen für Verletzung des Watfenstill-
.standes erklärte^). Inzwischen sandte Solej-
man dem Uatvaner und Coloczer Sangiak Oroz-
lan, als hohes Geschenk, Bogen, Pfeile und
Turban, dazu ein Schwert mit dem gemessen-
a) Marti nusii Epiat. ad Thon. Nadaad. de 5. Jniiii i55o.
■p. Pray i.e. p. aoo. 6) yyNoh dum alia domi euramus^**' achreibt
Anton. Verantiiis an Niidasdi, (^Katona 1. c. p. 1075.) .M
yytociorum regna ambimus; hoaletforu notiri» augemu9 , «om/««i-
9,<fue minua paraii rehun bellicia^ iamifuam adEuroiam ageilahuMdi
yydetidcntea extpectamua,^*
— 6(j3 —
sten Befehl, wenn er nicht durch dasselbe
ächwert umkommen wolhe, Krlau ehestens zu
belagern und einzunehmen. Marcus Szin-
nyey, königlicher Geheimschreiber, von Fer-
dinand in Beg1eitun<r des Bothschafters Ach-
tnet mit dem jährlichen Ehren «beschenk oder
Tribut an den Grossherrn «gesandt , war dem-
selben noch nicht vorgestellt, der Tribut nicht
ibgenommen, keine Bewirthung ihm gereicht,
jnd von dem Taschen ihm angedeutet worden,
Dur unter Bedingung, dass Erlau unverzüglich
übergeben würde, könne längere Waöenruhe
gestattet werden *).
Während Orozlan wider Erlau sich rüs-
tete, kam der Renegat Achmet nach Gyula-
Weissenburg und verkündigte den daselbst ver-
sammelten drey Nationen ihres Oberherrn Be-
fehl, dem zu Folge .sie dem Eremiten nicht
mehr gehorchen, insgesammt wider ihn auf-
stehen , ihn entweder gefangen in Eisen und
Banden, oder .seinen Kopf nach Constantinopel
»enden, in Zukunft nur gegen die Königinn,
ihren Sohn und Tetrovics in treuer Unter-
ihänigkeit beharren sollten^). Martinuzzi
tvar aus der Trovinz abwesend, um .so leichter
schien es, dem von Grosswardein zurückkeh-
renden den Kinzn({ zu verschlie.s.sen. Anton
Losontzy und Franz Tatoczy, Isahella's
treue Anliänger sammelten Mann.schaft; Feter
Pelrovics forderte die Rascier aus der Ka-
ran.sebcser, Lugoser und wüsten Sirmier- Ge-
ilend in die Wallen, sandte einen Thcil der-
n) Anton. Verantii fipixt. a«l Thom. Nadasd. de iS.May.
ip. üTafona 1. c. Nicolai Mvkulicth Epist. ad Etind. )\(!riac
i5. Junii ap. Prny 1. c. p. 3o,V 6) Andre«« Üatbory L|ti«t.
id Thoni. Na'daad« ap. Pruy 1. c* p. üjB.
— 6tj4 —
«elLen unter Anführung des Niklas Gsere-
powicsli zu Csanads Belagerung, die übrigen
führte er nach Siebenbürgen, nahm Marti-
nuzzi'a neubefe.stigte Burg Alvintz im ersten
Anlaufe weg, und lagerte sich bey Gyula-Weia^
senburg»
Mit zahlreichen Söldnerhaufen kehrte der
Grosswardeiner in Eilmärschen nach Sieben-
bürgen zurück, nahm Mühlenbach und Megyes
ein, sandte von hieraus Eilbothen mit GescJieii-
ken zu seiner Rechtfertigung an Solejman,
zog, sich dann nach Maros-Visarhely hihan^
wo die ihm ergebenen Szckler seine Heermacht
beträchtlich verstärkten. Kaszszun-Fascha,
Stellvertreter des unlängt verstorbenen Mo-
hammed Jahi-Ogli zu Ofcn^ und die
Woiwoden der Moldau und AValachey, von
Isabella um ße3^stand ersucht, waren im An-
züge. Jener hielt vor Lippa an, und sandte
den Fervai^an mit zwevhundert Reitern nach
Deva voraus, die Königinn zu fragen, wo er
hinziehen sollte; da verlangte Johann Tü-
rök Rache atlimend wider die Osmanen, welche
so eben seinen Vater Valentin im Gefängniss
hatten sterben lassen, von Isabella des Dien-
stes Entlassung; überfiel den Fervagan des
Nachts und lodtete ihn mit dem grossten Theile
seiner Mannschaft im Kampfe; der Bericht der
Gell achteten von dem Schicksale ihres Anfüh-
rers und ihrer Gefährten bestimmten den Kasz-
s zun- Pascha zum eiligsten Rückzüge, Die
Moldauer hielten vor dem Oitoser Tass an,
>veil er von Sziklern besetzt war. Die >Va-
lachen wurden von Johann Kendeffy und
Ladialaw Üdenffy, Martinuzki's Haupt-
leuteiii am Rothenthurmer Fass zurückge-
jclila«;en.
Also an Macnt und Glück der Koniglnn
überlegen ) wollte Martinuzzi, schlecht un-
terstützt von dem Herrn , für den er arbeitete,
dennoch die öffentliche Meinung schonen. An«-
xtatt ihr Lager bey Weissenburg zu überfallen,
Itess er nur ihre eifrigen Anhänger, seine hef-
tigsten Gegner Andreas und Valentin Mir-
tonffy, welche sich nach Yasarhely, schwer-
lich in friedlicher Absicht gewagt hatten, heim-
lich, um die Schuld von sich abzuwälzen, er-
morden; worauf er sich zum Frieden mit ihr
erboth. Sie sollte ihren jetzt zehnjährigen Sohn
ihm zu Erziehung, Abhärtung und Ausbildung
für seine künftige Bestimmung übergeben; dann
wollten, er sowohl, als die mit ihm vereinigten
Landesgenossen ihr treu ergeben bleiben. Des
Knaben Entfernung von weiblicher Pflege ver-
'weigerte sie unter dem Yorwande seiner Schwäch-
liclikeit ; den Frieden , würde er aufrichtig ge-
bothen, wollte sie annehmen. "Weislich gab
der Eremit nach, und bewilligte bis Michelis
Wafienstillstand; denn bey fortgesetzter Feind-
schaft hatte er Solejman's Macht zu be-
fürchten; von Ferdinand Aoch lange keine
nachdrückliche Unterstützung zu hoifen ").
Dieser war Sonnabend nach Maria Heim- ^* Juliu§
suchung in Augsburg, mit grösserer Fracht als
jemahls, wieder zum Reichstage eingezogen,
um mitzuwirken zur Entscheidung der grossen
•Frage: -^ ob die protestierenden Fürsten
Deutschlandes das General- Concilium zu Trient
•) Andreae Bathory Epist. eit. 1. c. Isthuaaffy Lib.
XVI« p, i8i« Christ* Sohlesäi Ruinaa Pannonicae Lib. I.
V. 654 aqq* ap. EtUr Script. TranssUr. T« L p. 4aai|f|.
- 69G -
besciucken, und ihre kircMicIie Reform den
Aussprüchen desselben unterwerfen müssten.
Der Streit darüber dauerte bis Yalenlini des
**•'•'*•*''• nächsten Jahres und blieb unentschieden, k
diesen acht Monalhen waren die Untern von
ihrem Künii^e verlassen, sein Statthalter , der
llaaber Bischof, Franciscus Ujlak, kurz
vorher an die Stelle des verstorbenen Paulus
Warday eingesetzt, aus Mangel an Mitteln
unthäiii;; Martinuzzi in manclierley Be-
drängnissen; Ungarn und Siebenbürgen mehr*
mahls in Gefahr. Um jenes zu beschützen,
und für dieses einen sichern WalFenplatz zu
gewinnen, hatte der Salnver Graf schon im
""r 9'*'^' vorigen Jahre bey Szolnok, am Zusammenilusse
der Zagyva mit der Theiss, den Bau einer
Festung unternommen, und war hierin dem
Feinde, welcher zu demselben Vorhaben schon
alle Anstahen getroil'en hatte ^), glücklich zu-
vorgekommen. Jetzt stand der Bau vollendet,
13. Sepihr. und Sonnabend vor Kreuzerhöhung zogen mit
dem Salmer Grafen der Watzner Augusti-
nus Sbardellati, Franz Bebek, Stephan
IjOsontzy, Franz Pcrcnyi und Erasraus
Teufel Freyherr zu Gundersdorf, wieder
ein aus Osterreich gesandter, unberufener Krie{>$*
mann unglücklichen Andenkens; in die Festung;
versahen sie mit Besatzung, mit Kriegs- und
Mundvorrath; setzten Franz Zay zum Be-
fehlshaber ein, und sandten ihm einige Tajse
darauf Johann Balassa zum Gehülfen. l)a
Kaszszun-Fascha's Bewegungen auf dem
a) Uiiivers. Nobill. Cnmitat. Ileves. Hpistola ad Paul, de
Var»Jt de ii. Marlii lö-icj. ap. Pray Epist. Procc. P. II. p. 17Ö.
Anton. Verantii Epist. ad Thoin. Nddasd. Agrime lo. Oc-
tobr. looo. ap. Katona L c. p. iio3.
N
— 697 —
Räkoser Felde einen AngriiF'aiif'-Szolnoki^oder
auf Erlau erwarten Hessen, so zog der S'al-^
mer Graf mit Heermacht aus, lagerte sich zwey v
Meilen südlich TOn Erlau bey Faszta-Sziksz6,
und sandte Bothschaft anKaszszun, um iha
vom Bruche des WaiFenstillstandes abzumahnen,
weil von Seiten der Ungern nichts geschehen
sey, als was ihrer Gränzen Sicherung heischte.
Darauf Hess ihm Kaszszun melden: Erlau
und Szolnok , oder er mit seinen Moslemern
müsste fallen. Doch beyden Plätzen geschah
vor der Hand kein Leid ; einige Rotten zogen
auf einen Raubzug hinauf in die Nogrider,
•Honter und Barser Gespan'schaften und begnüg-
ten sich mit Beute an Menschen und Vieh;
seinen übrigen Heerhaufen führte Kaszszun
in drey Meilen Entfernung Szolnok vorbey,
über Magy- Koros nach Szegedin, wo er den
Zuzug der Rascier erwartete, um in Sieben-
bürgen einzurücken. Wurde gleich diess Mahl
Szolnok von ihm verschonet , so befanden sich
dennodi der Sa Im er Graf, Andreas Ba-
thory, Johann Castaldo und die übri-
j;en Feldherrn in peinlicher Lage, durch des
-Königs Willen in Unthätigkeit gebunden. Alle
Eräugnlsse mussten an ihn berichtet, über jede
Bewegung sein Befehl aus Augsburg erwartet,
mithin jeder günstige Augenblick zum Handeln
ungenutzt gelassen, der Walfenstillstand streng
beobachtet, und in Wehmuth zugesehen wer"*
den, wie der Feind durch des Königs Entfer-
nung und Gesinnung ermuntert und gesichert,
nach Lust ihn verletzte ^). *
•) ^*Revrrentia indueimrum koxtium ifmerifali parcendum juhet^
j^vuliffue de singulis rtrum mom€nii§ suhinde tdoetri: sieifuti inM-
1
Kasisszun^Fasclia's Marsch gegen Sie-
benbürgen veranlasste den Grafen von Salm
21. Septlr. am Tage Matthäi an Thomas Nddasdyzu
schreiben: „dem Bruder Georg gehet es ia
,,Siebenbiirgen nicht wohl; die Rascier habea
„ihm eine Burg eingenommen, sie helsst W'inz;
yyund'Gsanad gar verbrannt, und liegen vor den
5,SchIosse daselbst. Ich besorge, es iv^erde ihm
,,nicht wohl gehen. Man verlässt ihn; wird
„er ausgejagt, so ist er vertrieben aus Sieben-
„biir^ren , und das Land kommt dadurch in der
„Türken Gewalt. Besser wäre es gewesen, wir
),hätten das Hufeisen angenommen *)/^ Dieser
einzige Trost blieb in diesen Tagen den Ung-
ri^iclien Feldherren übrig, dass sie ihren Grtm
und Überdruss einander klagen konnten. InBe-
eug auf Siebenbüriren und Bruder Georg wurde
der Graf bald darauf beruhiget. Als er dem
Nddasdy seine Besorgnisse eröffnete, hielt
Martinuzzi mit fünf und zwanzigtausend
Mann die Königinn und den Fetrovics schoa
seit Donnerstag nach Egidi in Gyula- Weissen-
bürg eingeschlossen. Sie hatte ungeachtet des
kurz vorher mit ihm geschlossenen Waifen-
stillstandes einen Landtag ausgeschrieben^ wo-
rauf dem drückenden Gebiether Untergang und
Verderben bereitet werden sollte. Jetzt for-
y^iilifer omnet aefionea diff^runfur^ äonee ejun niajeitftrtU rtmnlU
y^referantur, B^ndemu» iiaque ; non heilig eramuM ; 9oliioque ip^e
fyfimore anfror y ne idemfinihuit no^fris eveninly 7uoc2 »Sn^un/o •£■«
fjde quo dictum e%i: Sagunlunt fuUne expugnalum ^ dum Jiomti
ffConMulfatur, Jam enim ah crecio Szolnoko quatuor noxtra itfrf
yyTurcae ineurMoruni y neque eredimu.% adhuc induciarum mNMi
i,vi9Ea/um. Sed ulinam monteM noa non parturiamu» ! ^^ Aato-
niut Vernntiiia. So wenig konnte den bidern Mann aock
die freudige Aufsicht auf hohe königliche Begüaatiguogen %tf^
die Wahrheit verblenden.
a) Niklaa Graf von Salm an Thon. Nadaady Tom Sit Sep-
lembr» bey Prttf Epiat. Procc. P. II. p. mcij.
— 699 —
lerte er Au.nlieferung des küDiglic^n Knaben
SU besserer Erziehung, und des Petrovics
il.s üiientlichen Feindes, zur Strafe. Erst nach-
dem er Kunde erhalten hatte, dass von der
nnen Seite Kaszszun-Fascha mit Ras-
ciern, von der andern die Woiwoden der Mol-
dau und Walachay von der Königinn und von
Petrovics zu Hülfe gerufen, gegen Sieben-«
bürgen anrücken, fing er an die Stadt zu be*
schiessen. Sonnabend nach Dionysii, am sie- tl. Oeü^r.
ben und dreyssigsten Tage der Einschliessung
und Belagerung verlangten, die Königinn und
Petrovics bittend, des jßremiten Anhänger
rathend, Stillstand. Martinuzzi gewährte
ihn bis zu Martini, in welcher Zeit friedli«
chere Verhältnisse zwischen ihm, der Königinn
und ihrem schlechten Hathgeber Petrovics
genau bestimmt und festgesetzt werden sollten.
Der- Vergleich ward gescnlossen, die erste und
vorzüglichste Bedingung war, dass die Königinn
der Osmanen, Moldauer und Walachen Rück*
zug bewirke; der Eremit seine Heerscharen
entlasse. Dieser erfüllte seiner seits die Be*
dingung ohne Verzug; beurlaubte seine Völker,
beorderte mit seinen Söldnern den Thomas
Warkotsch, seit Übergabe der Erlauer Burg
Martin uzzi's Dienstmann, zum Entsätze der
Csanader Burg, welche Niklas Cserepo-
vricsh, mit seinen Rasciern, durch Türkische
Haufen verstärkt, noch immer belagerte, Cas-^
par Ferusics standhaft vertheidigte; An-
dreas Bäthory von Somlyo und Georg
Horvath, des Eremiten Abgeprdnete, hiel«-
ten auch bey dem S a 1 m e r Grafen um Waf- 12. Oeubr.
fenbeystand für die Csanader Burg und für
ihren Sender an; nicht als schwebte dieser ge-
— T00 —
genwärtig in Gefahr ^ nur um gegen künftige
ihn zu Deschirmen. Aber aucfe Ferusics
bedurfte der Hülfe des Grafen nicht mehr,
W a r k o t s c h hatte unter Csanads Mauern die
Rascier geschlagen, zweytausend fünfhundert
getodtet, viertausend gefangen genommen , ih-
ren Anführer Cserepowics mit wenigen seioa
Volkes in schimpfliche Flucht gejagt ^)y die
Türkischen Haufen vorsätzlich nach Lippa tob
dort gegen Siebenbürgen entwischen lassen, des
Petrovics Schlösser Nagy - Lak , Challva,
Kgres, Oroszlamos eingenommen und besetzt.
Unterdessen reuete die Königinn der ein-
t6. Ocftf^r. gegangene Vergleich; schon am dritten Tag6
nach Ab.schluss desselben sandte sie die Ur-
kunde derh Eremiten mit Ankündigung* ihrer
Ungnade und Feindschaft zurück. Kaszszun-
Pascha und die \yoiwoden wurden durch
Eilbothen zur Beschleunigung ihres Einbruches
nach Siebenbürgen gemahnt, der Wankelmuth
der von Petrovics irregeleiteten Fürstinn
machte die Volkschaften der Provinz von ihr
abtrünnig, und setzte ihren Feind in entschie-
denen Vortheil. Zahlreich stellten sie sich auf
den von ihm ausgeschriebenen Tag zu Thorda.
Die Schwäche der Königinn verachtend, und
des Landes treulosen Verrath an die Türken
verabscheuend, entzog sich Niemand der An-
wesenden dem Waliendienste. Das Blutbefleckte
Schwert durch sämmtliche Kreise herumgetra-
gen, rufte und ermuthigte die Abwesenden;
in wenigen Tagen stand ein zahlreiches Heer
bey Vasärhely unter der Fahne des wunder-
a) Fetr. Röraj de Monarch. Centur. VI. ap. Sekunndimr
T. 11. p. 736.
— ^o^ —
laren Faulimscheti Raben ^) in weusem^. im
Einhornes im blauem Felde, Martin uz zi^s
ff Bippen, versammelt. Damit verhinderte eä
lle Vereinigung^ der, durch den'.Oitoser Vmn9
yin^edrungenen und schon bis Miihledbach vor^
jerückten Moldauer mit den Türken und Wa-^.
lacfaeD, trieb diase durch den Aothentkurnuto
Pass zurück, nahm, nach* der Flacht der Köni-^
^inn und des Petrovics auCdie Dioder Burg^
VVeissenburg ein/licss die M(ddauer von sechs-*
tausend Mann Reiterey bis an:dioiGnnzen ver-»
tol^nj gewann dadurch, dass ^die. TürkäB|
«reiche bereit)» zwey Meilen Jiintar Djeva stan«
den, den Feldhauptmann Warkdtsok mit
neuntausend Mann im Rücken hatten, Isablal^
la's Einladung als treulose Nachstellung bf^
trachteten , und sich eiligst auf den Rückmatsjch
begaben. Da hätte nicht Ein. Muselmann detal
Tode entrinnen können, wäre es dem Eremi-
ten und seinem Fieldhauptmann Ernst gewesen,
sie aufzureiben ; allein Klugheit geboth beyden,
des furchtbaren Solejman'sYolk zu schonen;
mit einer einzigen Heerfahrt zur Rache konnte
er Siebenbürgens Überlieferung an Ferdinand
unmönlich machen. Nur zum Scheine und
langsam zog Warkots ch dem Kaszszun-
Fascha nach, um ihn durch Furcht, nicht
durch Angriffe aus dem Lande zu jagen. Den
Feldherren in Ungarn hätte es geziemt^ den
a) Dnrch sechsig Tahre brachte ein Rabe dtm beiligen F«n-
Ina, erstem Eiiisiedier, in der Wütte tüglich ein lialbes; alt
ihn aber luletzt der heilige Abt Antoniua beauchte, ein ganiea
Brot; ao erzählte der neilige Hieronymus; gottaeligwciaa
aienachen älterer Zeit glaubten eas der Pauliner - Orden nahm
den Raben mit dem Brote im Schnabel in daa Ordenawappen an£|
und Martinuisi^ die Schul» aeiuer Bildung ehrend , Ttrattat»
ihn auch in das aeinigt«
— -yoa —
femdlichen Macläliaufen an dem Meszeser FaM
au empfangen und in seiner TÖlltgen Kiedff*
läge die so oft verletzte Waffenruhe zu rächet,
wozu sie Martinuzzi zu reckler Zeit nodk
23.0tfte&r. dringendstaufgefordert hatte ^). In leidiger üi-
fähigkeit, die yerwickehen Verhähnisse, in wd-
chen er handeln musste, zu überschauen , kon*
ten die Wenigsten sein kluges Verfahren ge-
gen die Türken - begreifen ; leichler , und do
{gemeinen Natur des Haufen angemessener mr
es 9 ihn zu beargwöhnen. Leider dass aelkt
geistreiche Zeitgenossen , unter diesen a^fft
Antonius Wrinczy ^)^ wähnten, er stidk
mit den Türken im ireheimen Einverständnis
wolle den König, die königliche Witlwe, im
ihm anvertrauten Mündel hintergehen , und be-
wirken, dass er allein mit der Herrschaft über
Siebenbürgen von Solejman belehnet werde.
/.C.i55f. In den ersten Tagen des nächsten Jahres
7. Januar, sandte er aus Gross wrardein von seinen bishe-
rigen Unternehmungen nach Augsburg Bericht
an den König und an den Ffälzer Churfürsten
Friedrich, mit inständigster Bitte an letzten,
er möchte den Kaiser und den König duxth
unablässige Ermahnungen dahin vermögen, dasi
sie doch endlich die in äusserster Gefahr schwo-
a) Georg. Martiiiiizii EpUtol. ad Tliom. Nidatd. itsi
Octobr. et £jusd. Epitt. ad Andream Batborv de 29. Octolr.
ap. Pray Epist. Prorc. P. H. p. 216. 22a. 6) ^^Timf, nti»
y^ne rfrutn omni um fr Hat Jit'fffm Keremiia , fallai Heginam Ita-
y,bellam et pupiUum aibi vrediium ; ailnilaturtft^ oftini eondih
„M< in TransMilvana Dominalione tine colle^a altfue cenMore confr-
f,mefur , «frvaia Turcae clandeulina amiciiia**'*' Auton. Veran-
tius. Und über den ganzen Gang der eraählten BegebeoheittB
Anton. Verantii Epist. ad Tbom. Nidasdy de 26. Sept. >•
4. 6. 8. 10. 12. 26. Octobr. et 2?. Novbr. ap. 'Katona Hist. Heg.
T. XXI. p. loSi — 11 10* ad Nicolaum Oiahy de 2. et 26. Sept-
s. et 11. Octobr. i5* Kovembr* ihid. p. ix34«i-ii6i. «d Faul*
Gregorianczi de 22« Norembr. Ihid* p« ii6a*
— -yo5 —
bende FroYinz sich alles Ernstes angelegen Mirn
hülsen *}• Von den koniglicheii fievollniäon-^
ttgten verlangte er eine Zusammenkunft auf den
Dinstav nach Maria Lichtmesse zu Diöszeg in 3. r^r.
der Biharer Gespanschafi , drey Meilen TOn
Gvosswardein. Zum Unglücke für ihn und für
Ungarn hatte' der rechtschaffene Staatsmann imd
bewährte Feldherr, Niklas Graf yon Salmi*
i^u Erlau, Sonnabend yor Weihnachten, seine
Laufbahn rollendet; an seine Stelle wühlte An-^
llY«as B^thory den freyh^erm Etasihü^
Venfäl zu seinem Gefahnen nach Diö^zlftgi
Bayde fanden Martinuzzi 's Vorschläge 'gd>^
Mcht, klug, ausführbar'; und erstatteten daToA
dem Konige Bericht. Da die yon ihm einge-i;
zogenen yälerlicheh Erbgüter Zäpolya's ' fär
ansehnliche Summen yerpfändet waren, und
nicht so bald ausgelöst werden konnten , so lag
die grösste Schwierigkeit in' Ausmittelung einer
fürstlich anständigen Versorgung des Waisen.
Hierüber, so wie über die Morgengabe der
königlichen Wittwe, möchte der König ohne
längere Säumniss etwas Festes und Gewisses be-«
stimmen. Eine beträchtliche Heermacht an den
Gränzen der Froyinz wäre unentbehrlich; doch
das unerlässlichste, Eilfertigkeit, um dem Gross-
Sultan zuTorzukotiimen ; fasste dieser erst fes^
ten Fuss im Lande, so sey es nicht nur ü'm
Siebenbürgen, sondern auch um Ungarn ge-
ichehen. Welche Opfer auch der König brin-
gen müsste, die mit Siebenbürgens Besitz ge-
wonnenen Vortheile würden sie alle überwie-
gen. Kaschau, Stadt und Gebieth, mehrere Ung-
a) Georg. Martiaufti Ep. td Friderie. niieiii PaUtia.'
4t 7« Janutria i65t. ap. Pray Bpiit. Frocc. P. II. p. aiG.
— ^o^ —
mdie Bezirke» die geheiligte ReicHskrone mit
diia. übrigen.KJje^aodien; durch Aaszahlung d«r
MOrgengabe an die ^^'iltwe die FeslÜDgen So-
Lymos, Lippa, KüküUo, Boldogkö; der ein-
trägliche KasdhLauer.Dreyssig.<ity und die zYm
nicht yerschiiebenen y aber von Isabella uaii
F.etrovics airgemässien Güley des Grosswir-
dAiner Bisthumes. k^imeü wi^ev 'an das Reickj
eine bedeut^pde. Aiizahl Ungrischer Magnatea,
d^r 3iebeubiirger Adefl, die S^iehsis^he Gasammt«
heiiXf die S;^6klery bisher du^ohildem Eid dar
^reue an Zapoly^'s Sohn Verpfli.4^ieiy wiif»-
dLen dem Könige, wieder ünlerthäpig. Die Lif*
ffoser und Karanl^cbaser haben ßo eben dem
retTOvics abgesagt und.mit.Ma r t inuzzi
Pündniss geschlossen; durch schnelle Beset-
zung ihrer Burgen mit Mannschaft und Haupt-
leuten, könnte vielen verderblichen Unterneh-
mungen des Fetrovics begegnet werden.
Myrxe, Woiwod der Walachey, sey seiner
Grausamkeit wegen im Lande verhasst; der
Moldauer Woiwod Elias, seines letzten Rück-
zuges wegen dem Gross -Sultan verdächtig, und
flach Constantinopel zur Verantwortung beru-
JEen, worden *); leicht wäre es dem Könige,
durch rasches Verfahren in beyden FroviDzeu
neue Woiwodeii einsetzen zu lassen^ wodurch
auch von jener Seite manche Gefahr von Sie-
benbürgen abgewendet würde. Sollte aber diess
Alles den König nicht bewegen , sollte durch
Unentschlossenheit in Entwürfen, und Saum-
seligkeit in der Ausführung die Provinz ganz
in des Feindes Bothmässigkeit verfallen, so
a) Zu seiner Rettung liest er tich zum Muselmann beschnei-
den und kam als Sangiak unter dem Nahmen Mohammcd-
Beg zurück.
üchte es doch nicht dem Eremiten zur Schuld
rechnet ; vielmehr erwogen werden , dass ihn
[lon Alter, Kränkliclikeit und mancherley Unr
mach niederdrücken, .seine Kräfte nicht mehr
nreichen, eine so grosse Angelegenheit unter
linden und Gegnern von allen Seiten, der
thigen Unterstützung entbehrend, durchzu-^ *
bren.
Mehrere dieser Vorschläge zeigen , wie we-
y Martinuzzi des Königs Gemüthsart, sei-
n mehr festen, aLs scharfen Sinn, seines Le-
ns und Wirkens vorgefassles Ziel, seine Ge-
indenheit an Re<;el und Ordnung im Handeln,
ine Befangenheit in Absichten und Ränken
rtrauter Räthe, kannte; dass übrigens der
*emit er ernstlich meinte und redlich in der
che gesinnt war, darüber fühlten sieh selbst
B Bevollmächtigten gedrungen ihm Zeugnlss zu
ben vor dem Könige *); aber dieses Zeugniss
weiset zugleich, dass Misstrauen und Arg-
3hn wider ihn, hier von Geistesarmuth, dort
»n Feindschaft und Hass erzeuget, auch bey
ofe schon obwalteten.
Am Tage Agatha schrieb auch Thomas 5. F«&r.
£dasdy aas Kanisa an Ferdinand: nichts
Y gewisser, als dass Ungarn nur von Sieben-*
irgen aus wieder erobert, nur durch Sieben-
irgen behauptet werden könne; hätte Solej-
an diese Provinz einmahl in seiner Gewalt,
i) „Ceterum Clemenlianme Domine/* to tchricbeB fie: ^^UcH
•« ^«K»w»^.»..^ y »w.» «-.r..«».». , »vn««....«.!^ .»www «...,. ^
•^f, de statu Jilii quondam Hegia J oanniM deeernat, eonätan—
rm , ae Jidelem juturum , ac voeptum negotium ßnem 6onif m
trtiturum, Andreac Batbory et Eraim. Teufal Bpiit.
Rejt. de 4. Febr. i55i. et Georg. Martinuszi Epistol.
Reg. de 4. Febr. ap. Pray Epitt. Prooc. F. 11. p. 229 tqq«
VU Theil. 45
1
— 7^6 —
so wiirdjß er in kurzer Zeil mit geringer Sorge
und leichter Arbeit, auch den nocli übrigen
traurigen Best des ün^rischen Reiches an sich
nehmen. Die wichtige Festung Szigeth sey ia
Gefahr, werde während des unseligen Walfen-
Stillstandes ärger bedrün^et als im Kriege; der
Feind aus Fünfkirchen hemme alle Zufuhr^ die
Besatzung laufe Gefahr, des Hungers zu stet*
ben ; der Sold müsse ihr richtiger bezahlt,
Reiterey und Fussvolk vermehret werden, sonst
geht der Platz oline Einschliessung und Bela-
gerung unvermeidlich verloren. Auch um Ver-
mehrung seiner Keilerey und seines Fussvolkes
hielt er an; er hatte nur auf zweyhundert
Reiter Sold , ' davon lagen hundert mit dem
Fussvolke in Szigeth; weiter war nirgend» Waf-
fenvolk, er unvermö^^end mit so weniger Mann-
schaft die Gespanschaflen Sümegh und Szalad
zu behaupten, von den ohnehin zu schwachen
Besatzungen zu Weszprim, Raab, Komorn keine
Unterstützung zu verlangen; sein Amts^enoss,
der oberste Feldhauplmann Teufel weit von
ihm, jenseits der Theiss; wird nicht eili^^st
Rath ges.cliaflt, so müsse ihm zum Schimpfe,
dem Könige zur Schande, Alles untergehen.
Sehr bedeutsam unterzeichnete sich der jetzt
erst drey und fünfzigjährige Magnat als: sei-
ner Majestät treuen, docli beynahe schon
völlig unnützen und von Alter gebeu«'-
ten Diener. Wohl mochte ihn schmerzen,
dass die Stände nun schon zum zwölften Mahle
höhere Kriegssteuer als je unter dem grossen
Matthias, bewilliget hatten, und doch so we-
nig zu des Reiches Vertheidigung geschah- das
feindliche Gebieth jährlich erweitert, das kö-
nigliche in engere Grunzen eingeschlossen, und
-^ 707 —
1 diess noch von dem Feinde^ Läufig ge-'
idert und verheeret wurde *). ' Während
meisten Magnaten und Landherren bejr adl-
r Lage det* t)inge selten Geduld' und be-
nene Achtung gegen die Majestät bewiesen^
Thomas Nadasdy allerdings der yoll^
imen berechtigte Mann, dem an sich guten
. rechtschaffenen Könige* ernste Wahrheit
zutragen ; Aber die StiAitfi^r' des freymütht-^
Patrioten yerhallet ungehort, -WO Kurasich-^
:eit, Willkür und schlechte Künste 'der Ga-^
stsdiener des Fürsten Einsicht ^ Filichtge^^
l und hdlb Ruhmbegierde gefangen halteti.
Gleich nach der Dioszeger Zusammenkunft
shten zwey Chiausen dei durch Fe tro Vi es
rirkten Befehl des Grö.^merrn an die KS^
inn, ihren Sohn ohne Yerisug krönen feu
en. Schon versammelten sich die
: Abgeordneten der drey Nationen zu Wels-*
bürg, als Martin uzzi einen Theil seiner
dner zur Verheerung und Flünderung der
;er des Fetroyics heimlich' aussandte; mit
a andern etwas drohend die Herren und
idbothen heimzukehren ersuchte. Weil aber
Diess, und dnrch weuen voriiigliohe Schnld to viel TOd
Ungritchen Reiche .verloren ging« lauttta der Verfttaer
Manch Hermäon gerecht erwSgeiiy wenn er alt red*
>r Rechnenmeister ( Grellmann* ttalütiaehe Aufklarungen /•
31. 404. verglüh, mit IL S. 319.) den Ungern die fiel»
Ionen y welche die Vertreibung der Türken aua Ungarn ^ die
;ogc von Öfterreich, Markgrafeii von Mähren, «nd Könige
Böhmen gekoatet Hatte, ehrli«^* Nriorrechnen wollte. Ala
diaand der I. den Thron beitieg. 'hatte Solejni an in
im , Siebenbürgen , Slawonien und Cniatien noch kein Dorf
tft$ und noch im a5iten Jahre aeineaKÖnigthnmea achrieb Tho-
Na^aady an ihn: ^^Quod nunc uno ßareno twifiei poMet^ paulo
f non expedietur cum miUe," Epiatol. ad Rtft* Kaniaae , 6»
•nar. i55i. ap. Mh-ay Epiat. Procc. P. IL p* aMh Bej fort-
«dem Verluate mutaten natürlich auch dieae xanaeude auf
iouen ateigen.
45*
I t
7...I
die riiiau^on c!»?n i:eme^<en»iten Aufira«» liTillen,
Sit'benbiiri^f^n nlchl zu vpila^Hen, lievur ^lo Z.':-
i)iil va*N Sulin mll der Kri.mo aul dem lla-jp.-*
i;e-<»lien hallen ' ^ ; <o ^clirleh I>alM.>lla am
13. .l/./i-T. Judica einen Landta«: nacli Gr«i^K-Knved au-,
m
^\'0 die drev ^alii.mf?n, jt^de mil laufend Kei-
lern erNcheinen *^tdlie. .Dem Kreniiten ^amlie
sie den hesundern liefehl, cdine bewalinete^
Gefuljio >icli einzu-ilellen •}. lielierzl, nur mil
seiner tiei^leNmaclit bewallnet, fand er sicJi ein;
niemand wa^le c<y ihm zu "\vldt*rNpreclien ; rocli I
•\veniiier, nacli der K(Ini*iinn «»elieimer M'ei-
sun;», ilin anzujireifen. Beschämt und erziimet
ZO'^ ^i** die efNic aus Knved ab, um ilire Ver-
lraut«>n, Micliael (yNjL\j Telor Kis, yie]-
chlor IJalassa und Anlon Ivendv, deren
Au^lieferuni; er t:eh)rderl lialie, zu reiten. Die
KWInuni; drs Knaben wurde von dem Kremi-
ten hinlerlrieben, die vt»n So le j man verlans:le
Einräumuni{ der Fesiunü Bi'c<(* an der The'iss
in dt'r Turontalor Ge^j^in^^chaft unter mancher- \
loy Iviinslllchen Au^Iliichlon abgel»?hnl; die
CiiiauNcn duich GeschenLe zum Abzüge be-
ivowen: der Tribut von fünfzig» tausend l)ui'J-
ten an den Gro^^hnrn und t»ine Anzahl ce-
miilhljif'r, «iclimrichrlliafler Briefe, voll erlo-
gener Ver.sich«M-uni»en ' ) von seint?r Treue in
Solejman's Uiensle, an verscliiedene rascliea
gesandt ').
«) Anton. Vrrantii Kp. ad Tliom. Närlpscl. 8. Martii i5.':»
ap. Pray J. r. \t, a«.H. i) Andr. ßatliory Ep. ad 'I!-».
Küd.ud. «hr jS. MäiIü ap. Pray I. c. p. 2*6. * r) I)ir«e i.;-.:!-"
hr'inri'Ii >«ir.e rcinili*; i. J. ihuft, sogar I*ray, für .mmi:*» w;:-
Gc.ii'.ijiiiip und er*!irkten rril.r ^olli>»v«tliVh dir L !:Lvi«nj:!*J '• .:
Hl I^■^r!hl*ill!^,^ i« ii-.ir Vffrhaltiii;..se und »cimt ^;i»s,'.uinift»:i T *• •*-*■"■•
S o 1 f i :!i ;> s; Iiinti.-i li.%t.';:rn , pc^en F p rd i n a n d n diu hra Itit-'-'
lun^>\vi-i.w . .'i Ci^oT^ Alartinusüi K|iKto!ae ad Ba<a£a sf«
Pnty r. 11. p. 3i''j s'j'i- löthuanfl'y Lib. XVI. p. loa«
~ 709 —
Donncrstaij endlich nach La'tare zog Fer- I2.;if2rr«.
dinand von Aujrsburg ab, doch erst am zwey- 30.MUrx.
ten Osterfeste vollzog er für die Herren Tho-
mas Nadasdy, Andreas Balhory und
Sigmund von Ilerberslein Vollmacht und
Anweisung zu förmliclien Unterhandlungen mit
Isabella, Georg Marlinuzzi, Peter
Petrovics und Georg Bland rata, Leib-
arzt der Königinn. Am nachdrücklichsten M'ar
den Machtbothen darin eingeschärft, des guten
und gewissenhaften Königs Gesinnung und Wille,
zu Siebenburgens Besitz, niclit durch Waffen-
gewalt, Bürgerkrieg und Blutvergiessen; son-
dern dtirch klui^e und friedliche Unterband-
lungen zu gelangen ; entspriiche diesen kein
erwünscliter Krfolg, so möchte die Königinn
lieber wie bisher unter des Eremiten Verwal-
tung im Besitze beharren; nur sollte sie in
keinem Verhähnisse bey den Osmanen Schutz
suchen oder sie zur Hülfe in das Land zie-
hen •).
Zur Vollziehung des abzuschliesscnden Ver-
trages und friedlicher l-berhahme der Provinz
standen zwischen Debrezcn und dem Meszeser
Passe dreytausend, in schweren Kriegen be-
währte Spanier, tausend Lanzenknechte unter
des Grafen Johann von A r c o, und gehar-
nischte Heiter unter (-arl Zirotini's, dre)-
tausehd Mann Ungrische leichte Reiterey und
lausend Mann Fussvolk unter Stephan Lo-
sontzv's Anfüliruni;. Alle unter Johann
C a s t a i d o\s (.)herbelt»hl. jVoch vor dem Teste
Christi Himmelfahrt ging Ilerberslein vor-
«> VoII«t^'ii(1i^ lieferte cIh? l'rkuiide Pray Annal. !*• V. p. 4oo.
und Kalo na llist. lle^. T. XXii. p. 4.
710
aus, um die Gesinnungen der Küniginn zu cr-
forsclien und fand sie zu nichts weniger, al*; zur
Ablrelunij der Trovinz yeneii^t. Um so tlia>
jjer berellele der Eromii und Bi<cliof , in nie
uniieslraft blelbendfin \A alme der ^^ ellLlus-
Leit, dass politlscb(3 Zwecke jedes unsitllicHe
Millel erlauben, die llcicbs.sa'isen durch man-
cherlev Unwahrheiten auf die baUl eintretenden
Veränderungen vor; aber Isabel] a Hess seine
Briefe auffanden , und T e t r o v i c s , ivelcher
7. May. als Späher auf der Tenieser Burg sass, verrieih
Alles an den Gro^isherrn und anMustapha-Bev^).
17. May. Sonuta«; nach Sophia kehrte 11 e r b e r s t ein
zu seinen Gefährten nach Ungarn zurück mit
Martinuzzi\s dringender Aufforderun^f, ohne
Verzug nach Siebenbürgen mit Heermacht ein-
zurücken; da zu friedlicher Beendi^un^ der
Sache keine Ilollnung mehr übrig sey '*}. Er
selbst führte von Thorda seine Mannschaft vor
Gy ula - Welssenburg. I s a b e 1 1 a war nacK Mük-
lenbach gezogen ; F r a n z 11 o r v a t li von Boj-
nics vertheidigte den Tlatz, dessen Belagerung
10. May. Jej. £remit nun begann, und durch zwanzig
Tage eifrigst fortsetzte. Als die Mauern voa
melirern Seiten eingestürzt waren, trug er Be-
denken das raubsüchtige Wallenvolk eindrin«
gen zu lassen, und ihm sowohl die Habe der
Bürger, als die Schätze der Küniginn Preis zu
geben. Auf seinen Antrag sandte IsabelU
ihrem Feldhauptmann Befehl, Stadt und Burj;
augenblicklich zu übergeben. Vor seinem Ein-
züge ersuchte Martinuzzi die königlichen
a) Petri Pctrovics Epist. ad Miisttiph. Bp;». rx arre TcinpJ.
ilic AsciMis. 1). i,').»i. ap. Pray Kpi-st. Proer. P. II. y. yfii. M
J\l arti iiuz2:i Kpistol. ad Cuiniuicisar. Kcg. de 17, May. ap. Pro«
!• ( . p. 2j5.
— 7" —
SYollmachtitften bey Enyed^ -wo »le unterdes- 7. /unü.
n mit dem Heere ans^ekommen waren , stehen
bleiben, weil es schiene, als wollte die Kö-
£inn der Nothwendiijkeit nicht länger wider-
eben ■). Nachdem er von Weissenburjj Be-
z genommen hatte, liess er der Königinn
CS, was ihr gehörte, überbringen und ver-
igte eine Unterredung mit Ihr in Mühlen-
eh. Thomas N a d a s d y , von ihm berufen,
gleitete ihn dahin, und jener war es eigebt-
k, der ihr Vertrauen für sich und für den
inig gewann; auf Martinuzzi's Vorstel-
igen, Anträge, Bitten, Thränen, Betheue-
ngen antwortete sie nur mit Vorwürfen, Nä-
sdy's treuherziges Zureden brachte sie end-
h so weit, dass sie sich zu Unterhandlungen
reitwillig erklärte *'), und auch dem Eremi- i2./MRiia.
i wieder freundlicher begegnete, ihn sogar
rollmächtigte , in ihrem Nahmen sich vor-
ifig mit den Machtbothen des Königs zu un-
reden, wozu er den Sonntag vor Fetri und
uli bestimmte ^).
Folgende Bedingungen brachte er aus dem
oss-Knyeder Lager zurück. Ihre Morgen-
de, hunderttausend Ducaten wolle ihr der
inig auszahlen öder bis zur Zahlung mit fünf
' Hundert verzinsen. Mönsterberg oder Fran-
istein in Schlesien ihr zum Wohnsitze ein-
imen; im Falle sie sich wieder verehelichen
llte, für eine ihrem königlichen Stande an-
nessene Verbindung sorgen; iliren Sohn mit
I Marti I1 11 zzi Epist. ad Commiisar. Reg. de 7. Jiinii ap.
f I. c. p. 258. h) Joaiin. Caatatcli Epift. ad Thora.
flivd. ex ca&tris ad ICnyedin. i3. Jnnii ap* Pra\ J. c. p, 3tio.
lartiiiuxzi Up. ad Commissar. Reg. ex Szasz-Scbea 27.
i ap. Pray 1. c. p. 263«
— 7" —
den Herzoglliiimerii Sagan , Friebus und Naum*
bürg belehnen, und was von zwölf bis funf-
zehntausend Ducaten jährlicher Einkünfte feh-
len sollte I aus der königlichen Kammer nach«
tragen. Auch die Sorge für des Knaben Er-
ziehung wolle er übernehmen; wenn sie es
genehmigte, an seinem Bofe ihn behalten, ihm
als Vater begegnen, und mit seiner jüngstge-
bornen Tochter Johanna ihn verloben. Dem
Fetrovics wurde für Temesvär, Lippa, Lu-
cos und Karansebes die Munkäcser Burg; allen
rarteygängern des Z«!polya, der Königinn,
des Martinuzzi Verzeihung angebothen *)•
Nädasdy's Zeugniss für die Wahrheit dieser
Bedingungen bewog die königliche Wittwe zur
Einwilligung; von ilir und dem Grosswardei-
18./u2iiM. ner wurden die drey Nationen auf Sonnabend
nach Margaretha zum Tage nach Klausenburg
eingeladen; dahin kamen auch Castaldo mit
sämmtlichen Feldherren, die Bevollmächtigten
des Königs, und die bedrängle Wittwe mit
ihrem Sohne. Nach wiederhohltem Vortrage
der Bedingungen und beiderseitiger Bestätigung
derselben wurde der Vertrajj au$^eferti«{et und
vollzogen. Bevor ihn noch Isabella unter«
zeichnete, bath sie um Schutz und Sicherheit
für ihre vier vertrauten Freunde; ihr Verlan-
gen wurde gewährt, Castaldo, Nadasdy,
Bathory und llerberstein gaben ihr darauf
die lland, verbürgten ihr Elirenwort, Marti-
nuzzi musste mit einstimmen. Die Freunde
Melchior Balassa, Anton Kendy, relcr
Kis, Michael Csaky, traten aus inrer Ver-
c) So sind die Bedingungen in der königlichen VoHinaclit bb^
Anweisung für die verordneten Uulerliändlcr angej;ebcn.
— 7*5 "^
orgenlieit Itervor; in ihrer Gegenwart ent-
Bgte sie feyerlich für sich und für den Wai-
en der Herrschaft üher Siebenbürgen , über
Laschau und über alles, was sie in Ungarn
•esass; entliess ihre Vasallen der Eidespfl^cht,
ind unterzeichnete an ihre Burghauptleule den
lefehly ihre Schlösser und Festungen den Yer-
rdneten des Königs zu übergeben.
Sonntag darauf wurde in der Hauptkirche
;u Sanct Michael nach dem Hochamte der Ver-
rag am Altare beschworen, von Castaldo^
fidasdy, Bathory für Ferdinand und
iessed Tochter Johanna, dann von Isabella
ür sich und ihren Sohn; zuletzt von dem
Eremiten und Bischöfe Georgius Martinuzzi.
)ie Vertrauten der Königinn brachten vor dem
ütar einen Kasten, enthaltend die geheiligte
leichskrone, das Zepter, den Reichsapfel,
ianct Stephans Faludament, die Sandalien, dio
itola, den Gürtel, einen zersprungenen Krysta'll|
inen grossen, in Gold gefassten Hyacinth,
inen Hals- und Brustschmuck mit Edelsteinen
lesetzt, und ein Stück Seidenzeug mit Gold
ind Edelsteinen gestickt ")• Indem die BevoU-
däohtigten diesen Schatz übernahmen, sprach
sähe IIa: „Hiermit übergebe ich euch. Ung-
arische Männer, die Krone und die Kleinodien
,des Ungrischen Reiches für Ferdinand euern
,König. Gebe der allmächtige Gott, dass es
^euch, euerm Vaterlancle und der gesammten
,Ghristenheit zum Heil gereiche. Mir aber
,ahnet es, wollte Gott! trieglich, dass ihr
,nimmer mehr in alle Zukunft einen I^önig
a) Liter. Ferdintndi Reg. Posod. a5. Martii i552. 'ap* Pray
Uiwl. V. V. p. 456.
- 7^4 -
„aus euerm Volke und Rlute mit diesen Kleino-
„(lirn .sclimiiclveii werdd. Ich kann das Ge-
,y(ülil, dass mir und meinem Sohne unrecht
„geschehe, nicht verbergen; dennocli will ich«
„was fiomder \VilIe mir iiebielhet, vulibrint^en,
„mit fester Uoirnun»; mich tröstend, der ^^al^e,
„zur llerrscliafl «»choren und erzo^ieriy werde
„einst, uni^eachtet unserer gegenwärtigen Au>-
„wanderunü, durch Gottes ßeystand und seilet
„durch eure Mitwirkung wieder zu seinem
„Kechte i;elan};en."
Andreas ßathory von Somlyo, Domi-
nik Dnbo von Jiuzka und Lorenz IVyary
von ßedejih brachten die Heichskleinodien nach
Tokaj, wo Sforzia Tallavicini undiGeorg
Sercciv den Auftrai; hallen, sie zu iiberneh-
men und zu Fresburi; dem Könige zu iiherlie-
fern. Stephan Losontzy war von CastaJdo
an Teter Petrovics abgeordnet worden, um
Temesvar und die übriiien Feslunjjen zu über-
nehmen, bevor diess nicht geschehen war,
wollte der vorsichtige Oberbefehlshaber den
Abzui: der Köni^inn nicht üestatten. Tetro-
vi CS räumte Lippa, Karansebes, Lugos und
seine übrigen Buriren ohne ^Vei«;erunir; bev
Temesvar.s l-bergabe sagte er sehr bedeuteod
zu Losontzy: „wer nach mir diesen Platz durch
„drey Jahre gegen die Türken behauptet, dem
„ver|)nichte ich mich eidlich als Stallknecht
„zu dienen und seine Itosse zu striegeln *)."
fi. .:rM^M*i. JVach seiner Ankunft in Klausenbur«' trat Lsa-
bella mit ihm ihre Heise nach Kaschau an;
Michael Csuky, Melchior Balassa,
Franz Patoczv und JMartinuzzi mit ihren
a) ChriAt. 5^ch(:saci Ruin. I'annoii. Lib. II. t. io4.
Lterhaufeii geleiteten sie; letEterer nur bi;ik
Iah am Fusse de.% Me.szeser 'Gebirges: dort
im er unter häuß»en Thränen Abschied von
' beherzten Dulderihn; umaicmte und küsste
sahli<;e Mahl seinen Mündel, beschenkte Mut-
und Sohn, jedes mit tausend üucaten, und
irte im Herzen zerrissen , vom Yerhä'qgnisse
mnden, zurück, wo auch ibnx sein L009
•eitet war *). Sein Werk war vollbracht;
r Zillah hätte er sein politlschea Wirken
JiesseD, seinen verwickelten Verhältnissen sich
winden, die Behauptung der Provinz dem
nige und den Männern seines Vertrauens
leimstellen , - und weni<^stena^ am Spätabend;
des Lebens nichts weiter mehr, als deoi
rwiirdigen Pauliner Orden Stütze und Zierde^
ner Kirche Bischof, sich selber Freund seyn,
len; dazu rieth ihm Klugheit, berechtigte.
i sein Alter, verpflichtete ihn sein Stand,
rnte ihn Ludwig Pekry's und Feter Fe-
nyi's Schicksal; allein äusserst wenigen, un--
diesen, nur vollendeten Staatsmännern, ist
I Erzeugniss der höchsten Idealität, die Kunst,
ßjrall zu rechter Zeit aufzuhören, verliehen.
Auf der höchsten Spitze des Meszes, wel-*
er Siebenbürgen von Ungarn scheidet, stieg
ibella aus dem Wagen, hiess ihr Gefolge
igsam vorausziehen, sah wehmüthig in das
nd zurück, ergab sich in Gottes Willen und
initt in die Linde, unter deren Schatten sie
nd, ihren Nahmen ein mit dem Beysatze:
; fata volunt ^). Zu Kaschau entliess sie
) Itthiianffy Lib. XVI. p. tR.3. h) ..So will tM c/a«
'kicktal.** Die Anfangs BuLh^tahcn S. F. V. Iir»f sie in der
ge auch auf ihre Münxcn |iijigrn. Thuaniif Hift. Lih. IX.
a-iQ« edit. raria* Eder iu ^hcsaei Uuin- Fannon. p. Sa.
— 7^^ —
danivbar das gesammte Gefolge nach Sieben-
bürgen; nur der treue Fetrovics und ibr
Geheimscbreiber sollten mit ihr naQh Schlesien
'ziehen. Letzterer war Michael Csäky, Pries-
ter, Domherr, Archidiakonus gelehrt , aber Ton
weltlichem Sinne längst entweihet.
Misstrauen und Leichtgläubigkeit, jenes
von Charakter- Schwäche, diese von stolzer Zu-
versicht erzeugt, sind die Gemütlis-Foley unt
welche sich gewöhnlich alle Einsichten und
Kntschliessungen der Grossen ohne grossen
Geist, in immer schwankender Bewegung dre-
hen. Die Charakterschwachen sehen unter d-
fen Gestalten nichts, als den Willen sie n
hintergehen; die in Überschätzung ihres Scharf«-
blickes zuversichtlichen trauen Nieiiianden so
yiel Muth, oder so grosse Gewandtheit zu. sie
£u betriegen. Zu den lelztern gehörte Sole/-
man, mit dem der arme und dürftige
Mönch") Martinuzzi, zuFerdinand's
Vortheil, leider nur vor kurz- und blöd^ich-
ticken Zuschauern, darum zu seinem eigenen
Verderben, die listigste Rolle durchspielte.
I. JuUm. Noch Dinstai; vor Maria Heimsuchunif, da schon
Alles entschieden war, glaubte der Grossherr,
von dem Eremiten berichtet, Fetrovics habe
des für die Pforte bestimmten Tributes sich
bemächtigen wollen , in dieser Absicht das Land
liberrallcn, zwey Sclilösser überwältiget und
zerstöret. Zu gleicher Zeit habe Melchior
Balassa einen Aufstand erreget, und einen
Theil des Tributes geraubt: darum habe Bru-
der Georg die Landmacht aufgebothen . und
m) ., Pituftrr rf ^j;yenut Monarkufr ;^* *so unterschrieb er »ch In
allen iSiiclcii an eleu Groaa- Sultan und
au die Tasclicu.
...SL^^
1
— 7*7 —
ila- Weiss enbuTg eingenommen , darum
d 1 Q a n d einen TJieil seiner Deutschen Heer«
reu an die Gränzen der Provinz gesandt,
end aus dem Zwiespall im Innern Gewina
sich zu ziehen. Dennoch wo}le er 4Ie iSier
>ürger erinnern, dass ihr Land ein Theil
SS Reiches und der Sohn ihres Königs isein
er Lehenmann sey. An Bruder Georg
i er Befehl zu allgemeinem Aufjgebothe der
Ler gesandt y er müsse das Land wider- die
tschen yertheidigen und von Binigen diä
fe,- Andere gefangen an die höhe Pforta
eh. Sollte jedodh innerer Zwiespalt ' dem
tehe im W^ege seyn, so gehiethe er den
men, Ilaupileuten und Burgvögten Ein-
li, damit dem Feinde das Einrücken ver^
ret, oder wenn er schon eingedrungen wäre^
ckgeworfen werde. Der so eben bey der
te angekommene Bothschafier des. Bruders
irg habe yersichert, die Deutschen seyen
er im Anzüge , noch im Lande; nach deii
chien der Ofen er Pascha's des Fetrovics
anderer Sangiaken sollen sie bereits mitten
Lande stehen; bey so widersprechenden
[irichten habe er dem Mohammed-Pas-
Beglerbeg von Rumilien, und dem Hai y-
cha von Ofen Rüstung anbefohlen. Der
;iak von Widdin, Malchochowicsh
le mit den Walachen aufbrechen; der San-
von Nikopel und der unlängst zum wah-
[jlauben bekehrte Moldauer Woiwod Elias,
Möhbmmed-Beg genannt, und Sangiak
Deretzilien, seyen zu Feldherren liber die
jauer und Deretziler Tataren gesetzt; auch
Gross* Chan sey in die Wafl'en gemahnt,
der Gross-Yezier Rttstan-Fascha werde
— ^lH —
mit dea Janitscharen und SpaKLs ehestens auf-
brechen. Sie alle seyen angewiesen, bestimvi*
tere Nachricliten aus dem Lande zu erwaiteii|
dann aber, wenn die Deutschen den EinfaB
wagten und der Tribut mit Haly-Chiaus nidil
ubersandt würde, unverzüglich, jeder yon a^
nem Standorte, einzubrechen *).
Der Beglerbeg Mohammed 'war etaes
Bulgarischen Pirlesters Sohn^ Szokolyi ge^
nannt, ia seinem Knabenalter ' gefangen weg-
geführt, i^nteir des Grossherrn besonderer Fiir^
sorge erzogen, glücklicher Waffenthaten w^en
zum Fascha erhoben , und mit S eli m ' s ' Toär
ter, Solejman's Enkelinn, vermählet wor-
den. Zum Sammelplätze der in Rumilien aiif-
gebothenen A^ölker hatte er. Szalankemen be-
stimmt; dorthin zogen ihm zu, der Perser
Ulman-Beg Fascha von Bosnien; Ali-Beg .
aus Sirmien, Achmet Mihalogli und Kasz- !
szun ehemahli«;er Fascha von Ofen, entsetzt,
weil er in Aufführung der Szolnoker Festung
die Ungern sich hatte zuvorkommen lassen.
31. ^w^iMf.Sonntag vor Egidi standen sechzigtausend Mann
in Lager bey Szalankemen; und auch jetzt
noch glaubte der Beglerbeg auf des £remilen
AYort^ dass die Deutschen nur darum nach Sie-
benbürgen gekommen wären, weil Isabella 's
Sohn mit König Ferdinand' s Tochter ver^
lobt worden sey; doch die Verbindung selbst
missbilligte er, und rügte zugleich, dass ilui
Martinuzzi noch mit keiner Bothschaft be-
grüsst habe ^}.
a) Soljmanni Liter, ad TranisilTanos de i. Julii. i55i. ip*
Pray P. II. p. 118. 6) Mehmet £piat. ad Martinuszi ap. Pfoy
£pi«t. rrocc P. II, p. aSa.
it\
— 7^9 —
I
Inzwischen hatte Fetrovics von slleniy
LS mil der Köni«rinn in Siebenbürgen yorgefal*
i war, an den Gross -Sultan Bericht gesandt;
\T kaiserliche Bothschafter Johann Mal-
izzi wurde vor den Divan gerufen , über
3 Veränderung der Dinge befragt, und als'.e^
theuerte, nichs davon zu wissen; noch Kundig
rüber von seinem Herrn empFängen zu liä-
n, als Lügner gelästert tiiid in die Aiök'en
lürme, wo Stepiian MajldtK unlängsi ger
»rben war, gelangen gesetzt.' An Marti-
izzi und an sämmtlichei Stände Siebenbürgens
hrieb der Gross -Sultan , er würde sie insge-r i'njiuguH.
tnmt niedermetzeln lassen , wenn sie zugäbisny
SS Zäßolya's Sohn, Sängiak der Provinz,
in Lehen mann und Unterthan, von Deütscniiäi
ülkern weggeführet würde, oder ihte'.und
!r Küniginn Gewalt geschähe *)• Das fe^nd-
;he Lager bey Szalankemen, des Gross -Sul^
OS Drohungen von nachdrücklichem Handeln
iterstützt, Rüstungen in der Moldau und Wa-^
chey, vriederhohlte Yorwürfe des Beglerbegs
>er die Besetzung der Schlösser im Temeser
ebiethe mit königlichem Kriegsvolke, lang-
me Vertheidigungsanstalten von Seiten des
önigs und seiner Befehlshaber Castaldo und
allavioini; diess Alles ängstigte den Gross-
ardeiner Bischof mit der Aussicht auf schreck-
che Folgen. Der König wollte aus Sieben-30 JuUut.
lirgen sogleich Einkünfte beziehen, die Pässe
ad Burgen des Landes stärker befestiget ha-
en, dazu sollten die Landstände das Geld, die
rbeiter geben ^ und die Besatzungen mit Le-
a) Solimanni Liter, ad Martmnxzi et Traiuulvaiioti ap*
fay 1. c. p. a85*
— 7*^ •"
bensmilteln versorgen *); ihre Bereitwilligkeit
3azu sollte Castaldo, welclier im Lande scIiob
^ehasst wurde ^ weil er das aasländisclie \Ta{-
fenvolk allen Unfug ungestraft begehen liess ^)^
und sich selbst Erpressungen erlaubte ^), anf
einem Landtag bewirken; . aber der hochm£-
thige, eitle, habgierige Augendiener Gastaldc^
Markgraf von Cassano, war nicht der Mani^
welcher bey den besonnenen Ungern irgend
etwas für den König bewirken konnte, seioe
Forderungen wurden von den Ständen entschlos-
sen abgelehnt, und auch des Königs an ilm
wiedernohlte Aufträge, soviel als nxüglich Ar-
2i,AuguMi.heixeT und Geld aufzubringen, blieben erfolglos.
yVie wenig auch Castaldo, als Oberbe-
fehlshaber auf seinem Platze war, zeigt scbon
aein unnützes Verweilen in Siebenbürgen, wah-
rend der Beglerbeg Mohammed sechzigtay^
send Mann bey Petcrwardein über die Donau,
bey Tittul über die Theiss führte, und gegen
die Festung Bccse hinaufrückte. Sein Wabn,
Thomas Szent-Annay und Gabriel Fi-
edy würden diesen Platz, Johann Fetho
lippa, Stephan Losontzy Temesvar, Peter
Kagy Csanud mit ihren schwachen Besatzun-
gen wider des Feindes weit überlegene Macht
vertlieidigen und behaupten können, bewies
seine Untüchtigkeit zum obersten Feldherni
in Ungarn wider Türken, deren Kriegswesen
a) Terdinand. R. Liter, ad Castaldam de ao. Juli!« etiA
Fratr. Georgium de 21. August, ap. Pm 1. c. p. «70. et aji
h) Martin 11 zzi Epist. ad Tliom. Nadasd. ap. JPray 1. c. p-ad^
r) »fCas ta Idiia, homo omninm mortalilim nequissimDi, "
y,riUlluni e»l liooiiDum genus , quod noti iJIi maledicat.^ Soicbrieb
von ihm an Nadatdy Caspar Pechy (Pray 1. c. p. 36o.) lein
Freund Martinuzzi'a , früher laabcila^a, danh Ferdinand't
treuer Anliänger.
E
r\
»-
— ^2l —
ihm noch völlig unbekannt trar. Siehenbiir«
gen, durch seine Felsengebirge und engen Fasse
Segen Osten und Süden «resichert, musste er
em Grosswardeiner überhissen, er mit seiner
gesammten Heermacht die linken Ufer der
Theiss und der Donau decken , die benachbar-
ten Gespanschaften aufbiethen, und dem Beg-
lerbeg den Zug über die Ströme Torwehren.
Martinuzzi's Ansehen allein ^^T'äMfs und
rgy um^ wenn Siebenbu^en*
C#elahr bedrohet würde, die drey Nationen un-
kraftig genüge um^ wenn SiebenbuSJen • von
ter- das von ihnen geachtete Panier des Rabens
und des Einhorns zu vereinigen. Bey der auf-
fifienden Unfähigheit und Unthätigkeit des
OlMBriMfehlshabers blieb dem Bischöfe nichts
anders übrig, als durch seine Geistesmacht,
firaylich, wie er gewohnt war, in falscher Rich-
tung, die feindlichen Angriffe so 'lange als
mo^ich abzuhalten, und wenn es auf das Aus-
Mrste- käme, die von Castaldo schlecht ver-
sorgten Plätze in Ungarn dem Feinde Preis zu
gi^en, um ihn nur von Siebenbürgen zu ent-
fernen. Für diesen Fall sandte jer heimlich
1/Veisung an die bey Grosswardein und Lippa
Blähenden kleinen Haufen, sich in kein Tref-
Seii mit dem mächtigern Beglerbeg einzulassen,
und an seinen Burghauptmann von Gsanad Pe-
ter Nagy, bey entscniedener Yergeblichkeit l^* ^fp'^'-*,
das längern Widerstandes auf vortheilhaften
.Vergleich den Platz zu übergeben *)•
Nur den Maximen der Verschmitztheit^
nicht den sittUchen Grundsätzen echter Staats- '
ireisheit dem verschmitzten Feinde gegen über
folgend , beantwortete er Mittwoch nach Mb- ^o* Stpthr.
a) Ap. Priy !• e. p. SoB.
VI. Theil. 46
— ^22 —
riä Geburt aus Gyula-Weissenburg die Vor-
würfe des Beglerbegs mit einem dichten Ge-
webe künstlicuer Zweydeutigkeiten und grober
Un wabrheiten , um dessen und des Grossberra
Glauben an seine unwandelbare Treue zu er-
halten. ^^Eben so wahrhaft und getreu, al<
,,er dem Gross -Sultan von jeher ^war^ sey er
,,es noch und werde es bleiben. Den jäbrli-
,,chcn .Tribut habe er immer richtig an die
„hohe Pforte eingesandt, wie es auch in Zu-
„kunft von ihm geschehen soll. Dass Ba-
„thory Lippa und Solymos besetzt hibe,
„könne ihm dem Treuen nicht zur Schuld ve-
rrechnet werden; seit dem Tode des Küoigs
„Johann, warPetrovics dieser Plätze Be-
„fehlshaber. Nun werden wohl endlich nicht
„er, sondern seine Ankläger bejr dem Gross-
„herrn als treulose Verräther dastehen; was
„seiner A^erwaltung anvertrauet war, sey Alles
„noch durch Gottes Gnade im Frieden, und
„der Pforte unterthänig; und obgleich bey dea
„von seinen Gegnern aufgeregten Unruhen ei-
^,nige Deutsche Haufen in das Land eioge-
„drungen Maren, so seyen sie doch jetzt gross-
„ten Tiieils -wieder abgezogen, und auch die
,,noch zurückgebliebenen zu entfernen, werde
,,er mit Gottes Hülfe Mittel finden. Sieben-
„bürgen, dem Königssohne so, wie bisher,
,^noch immerfort geliürig, stehe ganz unter
„seiner Verwaltung und Macht; wer anderes
„sagt, spricht Unwahrheit und verdient keinen
„Glauben; er lioiFe auch, seine jetzigen Ver-
„leumder bey der I'forte werden so wie un-
„längst der Ofener Beglerbeg Kaszszun-Fa*
„scha zu Schanden werden. Der Köni^ssobn
„sey aus Siebenbürgen nicht in fremdes Land,
-— 7^3 — •
mdern nach seiner Stadt Kaschau gereut,
m sein Verlobniss mit der Tochter des Ro-
ischen Königs , welcher mit dem Gross-
ultan im Frieden steht, zu vollziehen; dort
\j er nicht minder als in Siebenburgen des
crossherm Knecht (servua tt niancipiu^i). Der
lächtigste Kaiser sowohl, aU der Beglerbeg
Lhen jetzt schon die Treue des. P e t e r F e--
r o V i c s seines Anklägers vor der erhabenen
forte, und er vertraue zu Gott, auch seiner
brigen Verleumder Treulosigkeit werde nicht
inge mehr verborgen bleiben. Eine unan-
Bnehme ErEiihrung habe ihn abgeschreckt, den
eglerbeg , als vornehmen Mann und Knecht
es mächtigsten Kaisers, durch Bothschaft zu
Russen. Sein Bothe, welchen er im vori-
an Jahre mit Geschenken an den Belgrader
angiak gesandt hatte, werde von demselben
eute noch jgeiangen zurückgehalten *)/<
Bey unbefangener Ansicht von diesem
hreiben, kann man wohl manches sittlich
lerlaubte, aber nichts politisch Sträfliches
rin finden. Anders urtheilte davon Tho-
is Nudasdy, von jeher des Eremiten Feind,
zt auch von Antonius Wranczy angesteckt
t Argwohn des Verrathes wider ihn; daher
(T die Vorsicht unklug, womit der Bischof
EU das Schreiben vor Absendung vorlegte,
cht nur desselben Unterdrückung, sondern
ch Vorenthaltung des Tributes rieth er an,
; wären die im Temeser Gebiethe und in Sie-
nbürgen stehenden schwachen Haufen stark
aug gewesen, der gesammten Kriegsmacht
') Martinnzfi Epi«t. ad Beglerbeg Albae Juliaa iq. Septbr.
Pray 1. c p. 297,
46 •
— 7*^ —
des auflgereitzten Solejman's zu widersteh».
Frey lieh war es für den Fauliner Eremiten xh
kühnes Wagniss, den vornehmsten Afagnaiei
Nadasdy auf seinen Rath abzufertigen mit der
Antwort: dass die obwaltenden YerhaltiiiM
seine Einsichten überstiegen * ). Bey dem Bog-
lerbeg und bey dem Grossherm bewirkte £s
Schreibet! die Vollkommenste Täuschung, wel-
che dem 'Gross wardeiner nöthig war, um Se-
benbürgen vor feindlichen Einfallen zu be-
%^ahren.
Felix und Johann Grafen ron Arco
standen mit drey, Andreas Graf von Braa-
dis mit eilf Fahnen zu Hermannstadt; {ua(
Fahnen Böhmischer, Spanischer und Schlesi-
18-28. 5«^.scher Mannschaft im Burzenlande, von Cas-
taldo dahin verlegt, wo sie nicht nölhi^ wa-
ren, während Becse, Becskerek, VTagy-Lak,
Fel-Lak, Solymos, Arad, Csanad und mehrere
feste Schlösser im Temeser Gebietlie von dem
Feinde fast ohne Schuss und Schwerthieb tin-
[enommen, und Lippa jetzt von dem Begler-
leg eingeschlossen wurde ^). Aus dem Lager
2. Ociolr. daselbst schrieb er an Martinuzzi: seit
Angesicht sey rein und weiss befunden wer-
a) „ Credo , <fuod in ioto mundo non faerinf major^o mmti*
f,ffutnn ipAg F. (jeorgiuM, ei eßo ^ ei propier privatwt cauau • H
^^publieaa. Osfendehai alitjuag liierarum eopiao ^ quoi Ütt-
^fhai , Jte miiiere ad Turcanim Principem , in quibu* riiam eoiäi'
,yneltafury ifuod rcgia^i copias es^et expuUurut ex TrantiilmMU,
y»t1irebni<jue iphe Fraier : ita oporfei deludere Turra«. cum Umt*
yyserio hoc agebat , ut expuUa re^ina etfiUof ipae oolun im Traft-
^f»Uuania dominareiur» •— -« Cum munuruM esuet Iributum mdPr»'
„cipem Turcarum , et e^o tuaderem ui differrtt mtMtiomem pnf^
dieui TU Hermannitadt 9 in der ZeitfoJge derllegebeiihdtcaclaBf-
wiirdifier, all Iithuanffy.
— ^2b — »
den. ToV dem mächügsien Kaiser Und vor allen
San viaken , weil er - den Tribut richtig ibge-
seirat und die Wahrheit seiner Worte bewahr'
Fet habe. Seine Feinde Petrowics und An-r
dibe seyen zu Schanden geworden; man habe
ihre Treuloaigkeit erkannt, indem .sie die Deut-
sdien in die Schlösser des Grossherrn eingC:-
liiihrt und heimlich die Flucht ergrüFen hätten.
-'**< Mittwoch nach Francisci, an dem Tage, ^- O'*'«'^''-
m welchem Johann Fetho von Gerse, den
Eeiiid.und die diesem gewogene Bii#gergesammt-i
keit fürchtend, mit der Besatzung aus Lippa
echimpflich entflohen , und derBeglerbeg ohne
Widerstand eingezogen war, erluell Marti-
Btt^zi noch ausdrücklichere" Yeniicherungen
roh'Haydar-Fascha, wfihrachaiidich einem
Heniegalen aus Groatien , weil er sich als Bhitsr.
verwandten des Bischofs unterzeichnet hatte.
y^Der Fascha sowohl als der Gross -Suhan er-
^kernte ihn für Siebenbürgens wachsamen Be-
^^schirmer; für den wahrhaftesten und treue-
^yStto. Diener der erhabenen Fforte; obgleich
y^eben jetzt sogar der Römische König ilm au-
sgeklagt habe, dass alles in der Frovinz Vor-
^gefallene auf des Bischofs Antrag und mit
»^dessen Genehmigung geschehen se y ^ ) ; wel-.
Piches jedoch der Divan für listige Verleum-
r^dung erkläret hätte. Zu Csanad sey Allen
»yklar und einleuchtend geworden , dass Fetro-
^^Txcs der Urheber alles Unheils war, denn
ijdie ihm durch des Grossherrn Gnade verlie-
i^henen Schlösser und Festungen haben sie
^überall von Ferdinand's Söldnern besetzt
a) Ein hödut unvorsichtiger Vemtht deMen EntdeclEiing»
MilMme, doch vergebliche Wainims fiir Marti iinaai| tich
logaabiicklicb aurüduaaieliea.
7^6
i
,,^efunden. Jetzt seyen diese glücklich Te^
y^trieben; aber man höre, dass in Siebenbüi^es
^^^elbst noch einige Haufen Spanier, Itaier,
,, Deutsche ) Haiducken und manche.s andere«
yyKriegsvolk herumstreite; ^agte er diese nidit
,,1iinaus, so müsse Hay dar - Fa s cha des
„Grossherrn gemessenste Befehle vollziehen,
,,und mit Feuer und Schwert das Land Ter-
„liecren. Nur seine Überzeugung von desBi-
),scliofs Treue habe ihn bisher zurückgehalten
,,und so(;ar bewogen, den Moldauern , Tataren
,,und AValachen den Einfall nach Siehenbiir^
,,zu verbielhen. Die Königinn und ihr Sdm
,,müssen elie.stens zuriickberufen und angehal*
yyten werden, dass sie im Lande bleiben. Lippi
,,sey eingenommen, Ulman-Fasclia mit fünf
,,Sangiaken, Begen, Janitscharen und fünffau-
,,send 31ann zurückgelassen worden. Sole;-
,,man sey zu Adrianopel angelanget, zuTerläs-
,,sige Nachrichten von der Lage der Dinge *m
^^Siebenbürgen erwartend. Der Bischof sott es
,,daher nicht erst darauf ankommen lassen, dass
„die fremden Völker durch die Osinanen hin-
„ausgeworfen und die Königinn mit ihrem Sohoe
„zurückgeführt werde; er selbst solle Alles
„wieder in ruhigen Stand setzen^ mit Uimaa-
„Pascha, mit seinen Sangiaken und J3egeii
„gute Freundschaft unterlialten , dadurch in des
„Gross -Sultan Gnade sich befestigen •)."
In den Tagen, da Martinuzzi dieses
Schreiben von Haydar-Fascha erhielt^ yer-
12. Oc/uT'/r. sammelte Fapst Julius der III. zu Rom öa
ausserordentliches Consistorium, bestätigte des
Eremiten Versetzung von Grosswardein auf den
n) H a y d «1 r - I' a s r h a c Epiütol. ad MartinuEzi i n Castm ^A
civic. Li|)pani fcrit 4. {iObt Fest. Francisc« i66i. ap. proy 1. c. p.3üJ*
sbLschöflicheD Siuhl von Gran-y ernaniite ihn
Dl Cardinall toIIzo«; darüber daa Brere, und
I ihn ganz vorzüglich auszuzeichnen ^ ' erlie^s
ihm die Filicht, den rothen Hut in Rom
Euhohlen; verfitgte die Zusendung desselben
* ihn I und berechtigte ihn ^ anstatt seines
tbsen Ordenskleides für beständig den pur-
rfarbnen Talar zu tragen. Sämmtliche Carr
lale priesen sich geehrt durch seinen Eintritt
ihren erhabenen- Kreis ^),
M. Donnerstag vor Lucä wurde T^ihesvir von
in fieglerbeg eingeschlossen; . Der Oberbjsr
llshaber Ga&taldo sass noch in Müblenbacj),; 16. Ocuhr.
dian eben dem Ta^e schrieb, es an.Ferdi-
iid einen. Brief,: wie er seyni'musste, um
len König ohne durchdringende Menscheur
ontniss zu täuschen , zu ängstigen i zu :über-
ten Verfügungen zu verleiten. Es war ihm
e einigen Monalhen gelungen^ seinen je-
: »niedrigen Frevelthat fähigen Ausspäher
itc-Anton Ferrari als Geheiinschreiber
Italischer Sprache bey dem Bischöfe anzu-
ngen. ^|In der zweyten Stunde nach Mit-
nacht/^ so berichtete er an Ferdinand, —
\j Ferrari zitternd und bebend, in Thrä-
la zerfliessend zu ihm gekommen; habe
Ott zum Zeugen seines Gewiss^ens und der
Tahrheit seiner bald mitzutheilenden Geheim-
Lsse angerufen; habe ihm auf das heilige
vangelium Versicherung der Verschwiegen-
eit abgefordert; und nachdem Castaldo
3n Eid geleistet hatte, Folgendes ausgesagt«
iTirft der König den verruchten Mönch nicht
ui Siebenbürgen hinaus, so wird er nimmer-
CiacoDiua Vitae Pontific. T. III. p. 761. PalUTi-
i Hist. ConcU. Tridentin. Lib. XUI. c. L n. 4.
— 7^0 —
,imehr ztiiu Besitze desselben gelangen. Hier-
^^auf sey Ferrari in heftiger GemüthsbewegODg
„verstummt, und wie Castaldo aus seinen
„Mienen bemerkt haben woUle, sey er von
„Reue über die angefangene Rede überwältiget
„worden ; dodi nach freundlichem Zuredea
„habe er sich erhohlt und seine ErfifFnungen
„folgender Massen fortgesetzt : nie werde Bni*-
„der Georgius zum Entsätze von Lippa sich
„mit Castaldo vereinigen *) ; er werde auch
„diess Mahl nicht anders handeln, als wie er
^jgethan hat, als es um Entsatz der Festungea
„Becse und Becskerek zu thun war« Dem
„Burghauptmann von Csanad habe er den Be<-
„fehl gesandt, den Flatz an Beglerbeg zu üBer^
„geben; dann den folgsamen Dienstmann den«-
„noch in Eisen und Banden geschlossen ein*
„gekerkerl, um seine eigene Yerrätherey zu
„verhüllen ^). Dieser Mensch führe niohts
„Geringeres im Sinne, als den Gastaldo mit
„dem gesammten königlichen Heere den.Tür-
„ken zu überliefern, nollend für diese Frevel-
„tliat von dem Gross «- Sultan gegen jährlichen
„Tribut mit Siebenbürgen belehnt zu werden.
„Möge doch der König nicht glauben, Bruder
,^Georgius sey damit zufrieden gestellt^ dass
„er ihn zum Woiwoden und des Landes ober«-
„sten Schatzmeister ernannt oder zur Cardir
„nalswürde ihm verholfen hat, diess Alles habe
a) Der OberliefehUhabcr Caataldo wUMte alto am 16.
October noch nicht einmahl, ilacs Lippa schon seit acht Tsgfo
vom Feinde eingenommen \var (von Lippa bia Mühlcnhach siail
344- ^f*Qgr. Meilen); oder wenn era wusste, verboüi ihm sein
schühlbewiisstes Gewissen , es dem Könige za melden, h) Nicht
darum, sondern, wie der gleichseitige 8ebaat.Tinodi mA
aus ihm Isthuanffy berichtet, weil er i,extremo pavore ei fr'
^^midine tonAf/»rnafu§ nuUo fxtrjtfeiaio iciu formentorum elmtCM arew
fpAichjmeio obvium iHluUi^ eumt^ue exlempl» deditldt»^*
— 729 —
£ Mtmcjt infr gesücbf, um «dea: Konig hb^
0 Faldkeffren :desto leicht «r zu hetnegw^
sher zu machea, lüid JikzinvavUo, bis 4iQ
ärkeü angelangt iwären ; 'darum« habe 'er auch
f dem Landtage, dem Wülea^^deB Köiiig$|
M die Stadt e-y- ^Burgen^ JNUvktfledLen hefias-
«et uhd mit Lebensmitteln vevsorgiiiwurdeliy
itgegen gearbeitet: C a b lia 1 d ö i solle • - sie)),
irch deSjKönigsJ&hadenbvi^ fiis.den Möai^H
m keiiiev Massregel der Yoi Mebl . au^^uKSkr
ilten lastßHii. de^n. .dieaeri-.welrde.seHi ¥oi:t
iben nicht aufgeben, und Seilt Ziel der
lumschränkten Herrschaft über Siebenbür-
m. unwaofdelbar yerfplgeiu: .Sehon* haben
ine jRän^^ .die V^reinigMp^ deaSfor^i^
allavicini mit Castaldo's. Hauptma^^
b Siebenbürgen verhindert *);r,.ihm; sogpur i^u^-
rücUich befohlen, mit seiner Mannscnaft bey
rosswardeia^ Stand zu halira« Lfber diess
Ues habe, er einen Ungeheuern. Schatz heini^
ch aus dem Lande geschaifu ^e^^rari habe
in oft inständigst gebethen.,. .seioe unchrist-
eben £ntwüi:fe fahren zu Luisen, und zu he*
enken, za .welchepi Kostenaufvrand für Sie^
snbürgen. er selbst den Konig verleitet habe^
ad wie schändlich er dessen Vertrauen auf
üne Treue, Keclitschalfenheit und Gewandt-»-
eit hintergehe^ doch kein Bitten und Flehen
abe ihn gerührt; das Herz des Pharao war
arhärtet/^
,,Der König möge nun selbst entscheiden,
b Bruder Gepi^gius mehr dem. Judas voa
(charioth an Yerrätherey, oder dem Lucifer
) Weil lio nirgendj überQiisaiger wir aU in Siebenbürgen«
die ausUnditqhen.MuuMciiaften lich übenU eeht nngaiu
indlich auilubrtcn.
— iSo —
,,an Undatikbwkatt gleiche; dabey volle er
^^bemerken, das» Castaldo auf seinem Posten
yj\n des Mübches Gewalt steka, machte dieser
,, Anschläge auf sein Leben, so werde er es
),ihm nicht' aifders als zu dem htichsten Preise
,^verkaufen, doch minder den Verlust dessel-
,,beny als die verderblichen Folgen der Ver-
y^rätherey für den König bedauern. Könne er
;;iwdes$en ifiir «eine Yereiingung mit Sf orzia
,,Pallayicini durchsetzen, so solle es dem
„Verräther schwer werden, seio Werk zu voll-'
„bringen. *).*^ '•
• ■
Diese Vereinigung bewirkte j*tzt Marti-
^uzzi selbst, indem er den Oberbefehlshaber
tUastaldo nöthi;;te, seine durch Siebenbürgen
zwecklos vertheilten Völker zu sammeln, und
mit ihm zu Lippa's Wiedereroberung und Te«
mesvars Entsalz auszuziehen. Er selbst both
des Landes Ungrische Adelsgesammtheit, die
Szckler, Sachsen und ^yalachen in die Waffen
auf, und in weniger Tage Frist standen sei«
nem Befehl zu Folge sechzigtäiisend Mann auf
dem Brodfelde ^), mit der einzigen Forde-
rung der Reiterey, dass man sie nicht zur Er-
steigung und Stürmung der Mauern zwinge;
wojjegen er versprach, wenn Siegesvortlieil dazu
riethe, es dem freyen Willen eines jeden zu
überlassen. An Andreas Bathory sandte er
die Weisunjr, seine getheihen Scharen verei-
nigt nach Tüt-V*1rad, am linken Ufer de» Mi-
ros zu führen, und daselbst die Ankunft der
a)Joann. Hapt. Castaldi Epist. ad Ferdinand. R. Ssai-
tobes iG. Ortobr. if^Si. ap. Pray 1. c. p. 3u7 «l<i* h) Fox«
gacs llcr. Ilung. Coinmentar. p. 6C.
— 7'* —
Bptmacht Mui Siebenbürgen su erwarteiL' Er
\e mit &a'briel Fer^nyi^ ;P^ter'.s 'Sohn in
* Biharer Gespanschaft bejr Tamdsda; TIio-
,8 WarkotAchv in der Anidw bey Erdö^;
ry; Franz F;arthoczy und. Melchior Ba-
isa bey .Oyula; Sf orzia'; Pallavicsni.
r*Gro.sswardein geständen.: Tdiiiälsda U^gt in.
«der Linie gegen eilf Meilen von Toi-Yind
Ma "
nty der Marsch mit "^zehntausend MannV
»sstentheüi B^terey iibev- das hohe Asader
btrge an den Miros jhinuniBr .war beschwer^
li ; B i t h o r y "vtrieder an. der .Fussgicht krank,
ntr Haufen :f ühning 'übemahm* für ihn G'a-'
iel F:;e rjSn y i|; in seinem :iieunzehnten Jahra
tim beherzter -"Waffenmann.. Als demnacb
tat a 1 d o und M a r t i n üi^z ir Cüilf Meilen vor
3pa in das Läger bey Tot-Yarad einzogbo^ iTniid Orfo6.
r.dte geaammte» Heermachtf:^egen drey bisl
if und achtzigtättsend Mann stfcrk.
># I •«
Dort pfl^te die vereinigte Mannschaft nödh
iige Tage der Ruhe, als des Königs Abg»«-
Inete dem Bischöfe das päpstliche Breve,.
n rothen Hut, des Cardinal - Gdllegiums lob-
Msendes Sendschreiben und Ferdinand 's:
iekwünschende Zuschrift überbrachten. Ma'r-^
nuzzi l^te Alles mit auffallender, sey es'
liäuchelter, oder verachtender Kaltsinnigk^it.
y Seite. Castaldo feyerte seine Erhebung
irch mehrmahliges Losbrennen alles schwe-,
a Geschützes, und berichtete durch Eilbo-'
en an F e r d 1 n a n d, es sey die höchste Zeil,.
it dem Mönche zu vollenden, er habe selbst
irch sein gleichgültiges, fast verächtliches
»tragen bey Empxang der höchsten Beweises
nigucher Gnade', seine verrätherischen Ge-
- 732 -
sinnunven, Bein geheimes Bestreben nach ganz
andern Dingen , am deutlichsten efttliüllet *'').
2. ßfoulr. Sonntag nach Allerheiligen *') M^ar das Heer
vor Lippa angelanget; unterdessen hatte Ste-
phan Losontzy's und seiner Hauptleute,
Bernard Aldana, AlphonsFerez, Cas-
par Castello und Iloderioh Villan-
dr a d a ' s Tapferkeit durch häufige Ausfalle aus
Temesvar den Beglerbeg fast zur Yerzweifluoi;;
26. o<rfo5r. gebracht ; Sanct Demeter's Tag, der Janitscha-
ren und Timarioten pilichtmässige Dienstzeit,
ivar vorüber; nur durch die • lockendesten Ver-
heissungen konnte er sie noch im Lager erhal-
ten; dennoch öffnete sich noch lange keine
Aussicht Temesvar durch seines Ungrischen Be*
fehlhabers Muth und Kunst unüberwindlick|
zu bezwingen. Sieben Meilen davon bey Lippa
hatte sich nun auch eine furchtbare Heermaciit
4.iVoi/&r. gelagert und Dinstag nach Allerheiligen dieses
riat'/es Belagerung von drey Seiten negonnen.
Auf dem Berge, welcher Stadt und Burg von
östlicher Seite beherrscht, stellte Castaldo
die Spanier und Deutschen auf; die südliche
Sehe nahm Martinuz. zi mit den Siebenbiir-
grrn; die ^restliclie bis an des Maros Ufer,
Nadasdy mit den Ungern ein. Durch Ta^
T.J^ov&r.und Nacht fortgesetztes Teuern waren Freytag
o) ^yPullicatn rei laelUiam Ca%ialdu% ipne diAplout p^ Ma
y^cüMfra iormeniin ictiatut eitf ^ Geor^iuM vero gen f rote eatn dU*
^ihimulavil ^ et honorem illum quasi infra a« eontemnere vuu* elf«
,,n«» videlicet eo nntnine obsirictior Fe rdinando creJerefur* (iuod
yitpsi exilium maturavil , inimicis eum, capto inJe ocrmtione coi»
y^lumniis ei t^pnrhis rufnoribus opud Heuern iraduceniibus ^ quoti
,,riim Turris Accrria mnsilia ofiitarei et ope Ferdinandi t^^Caü
y%ej^e1a y de ipso tlfmum op^ Turcaruni Daeia penitus expelUnd»
n,coj^itaret,*^ Tliua uns Histor. Lib. IX« p. 2&i. h) Anton*
Verantli Epi*t. ad l'aul. GrKgorianci de id« Novbr« ap. A«-
fona Hift. Riii« T. XXII. p. 8a.
•-^ .^55 —
nach Leoniardi die Stadtmauern schon dei*g«^
stalt beschädiget, dass ein ordentlich geleitelef
Sturm nicht leicht mlsslingen konnte. Casr
taldo liess ihn ansagen, Martinuzzi stellte,
seinem Worte gemäss, den Siebenbürgem die
Theilnahme an der Lorber- Ernte trej. Die
Mannschaft sollte des Leibes pflegen 9 und in
der Mittagsstunde das Zeichen^ zum Anlauf er-
warten. Den Spaniern ist • der : Aufschub zu
langi sie wollen den Rühflli. für sich allein^
die Muthbriinstigsten drängen ror, überschreyen
di» zurückrufende Stimmet ihrer Hauptleute^
ersteigen die Mauer und werden von Janitscha-
ren- «niedergemetzelt. Ihr Fall: entflammet iluoe
tibr^en Volksgenossen zur Wulh; diese treibt
YÜ haufenweise zum Anlaufe^ yerwegen -er-r
neuem und unterhalten sie den Kampf, sie
sind in Gefahr dem übermachtigen Feinde zu
unterliegen ; die Deutschen der Grafen A r c o
stürmen nach, doch vergeblich ist ihre Anr
Strengung gegen die grössere und gleich tap7
fere Anzalil; Vier Fahnen sind bereits verloT
ren. Tausende liegen in ihrem Blute, die noch
librigen fliehen. Nädasdy b^egnet ihneUi
reisst dem nächsten Unger die Fahne aus der
Hand, er Toraus, sein Volk ihm nach, sie wie?
derhohlen den Sturm; durch ihre Geschrey
und Schlachtgetümmel werden. Gastaldo,
Martinuzzi, sämmtliche Haup.tleute von dem
Mahle aufgeschreckt. Das gesammte Heer ge-
nth in Bewegung, eilet auf den Kampfplatz,
Castaldo und Martinuzzi in den vorder-
sten Reihen. Nach lange fortgesetztem Gefechte
muss Ulman-Fascha mit seinem Volke
der Li hermacht weichen, die Stadt den Stür-
mern überlassen, aich in das Bergschloss hinauf
I
— ^34 —
Mtten. Gastaldo gibt die Stadt der Fluade«
l^Dg Preis ) und verordnet am folgenden Ti^
die Belagerung der Burg.
Unter eifriger Fortsetzung derselben kirn
Ferdinand's Oberstallmeister Julius Si-
ta zar mit dem königlichen Befehl an Gas«
taldo: yydieser sofle sorgen, dass Sie-
yybenbiirgen durch des Eremiten verrS-
)^therische Absichten nicht Gefabr
^, 1 a u f e/^ Auf wiederhohlten Befehl durch den
Grafen Scipio TonArco, übertrug Gas taldo
seinem Vertrauten 9 SforziaFallavicini, den
Vollzug. Doch dieser hatte nur den WiUeoi
noch nicht Muth genug, um ohne Gehulfen
und Theilnehmer Vollzieher zu se/n. ^^Ber
,,Mönch scheint sogar' zu wissen,'^ schrieb er
in seiner Unentscmossenheit an den Konigi
9, was ich denke; in dem Augenblicke , als iä
9,mit ihm abzuschliessen gefasst bin, l^tet er
,,irgend etwas in Euer Maj. Dienste dergestalt
,,einy dass er mir den Sinn entrückt, und mich
,jglauben macht, es könne nicht anders seyn«
),Darum habe ich die Sache schon Gott an-
^yheimgestellt; er möge mir eingeben , was bes-
„ser seyn dürfte ; und mir beystehen, dass ich
9,zu rechter Zeit, was mir obliegt, yollzieben
)>könne, da ich der Vollbringung oft schon
jfSO nahe war, dass ihre Hintertreibung nur
„unmöglich schien. Wahrlich mehr als mensch-
)jlicher Scharfsinn wäre nöthig, um dieses Man-
„nes Natur zu begreifen und seine Gesinnun-
„gen zu ergründen. In einem und demselben
„Augenblicke lachet und weinet, verspricht und
„rerweigert er, verräth heilige Absicnten , und
„begeht teuflische Werke} adxwöret mir Treue
— 755 —
^nlbd: Glauben^- und lässt mich gleich darauf
iLfUge und B^U'ug mit Händen ■ greifen. Am
yEnae glaube^ich^ er sey mehc Türk^ als Christ^
.^ein Lucifer^ iLein- Joannes. Seine Ränke und
^nscHläge mit'dem Beglerbeg . sind mannich-
faltig; seine 'BoÜi6n und Banefa im die Ttir^
pykim ; die Chiattfiten» welche iaunerfort' zu ihm
r^ommen, uneäMig. Seinenk Yorgeben nach^
^^eachieht diessAUes ia beslalr.Abwdit. NooU
i^nmahly so weil idi ihn Lobie, ist er niefaif
^^Turke, ala Chriit *)."
•• . '
In diesem Al^gwohne be^tSrkteMartinuzjBi
aeine Feinde noch' mehr , ala am ta^tinten T$tg6 i^ i^^vir.
Atr Belagerung, -gerade an dötn Tage, als der
Aaglerbeg von seinem unruhigiii WaffenyöÜt
Sewunsen « auf TeolosTir^s «Einnahme Verzicht
^tey Lippe )»ein^m Schickillil6' -ilberliess , und
iuf seinem Riüdkzuge gefgen Belgrad yon Lb-
s<]ftitzy einige Meilen wttf' Verfolgt -v^rde,
Ulman-Fascha die Burg Lippa und Csandd
asu • abergeben versprach, wenn man ihm zwan-«
a^ig Tage Waffenruhe, dann freyen Abzug und
sieüeres Geleit gewährte. Gta's tä I d o, dem als
Freindling nur ai^ Ruhm* uiad feftter Beute von
daa^Eeiiides HalMSy Iti^s an Folget, nichts -an
üilgarfts und SiebeiAürgens Auhe vor der Ge^
-waU eines äusserst gereitzten Feindes lag, ver^
'trarfr'Ulma'n's Anerbietheü geradezu, und
fimlerie« : unbedingte Ergebung:^ ^ IKe ausländi-^
uchmi Feldhaupil^ute; erklärten' sich gleichet
iSinnes mit ihmJ Yon'lTngernwiirtfn Thomas
-N i da IS d y , ^ J o häf n n F e-t h^, vor kurzem
.'aVSforsrae Falltfyiciui £pist a«1 J^erdinanid. Rrg. es
lüf^acK'aiovtiaW-fSSirtip. Priy EpiiU-Piooo; T. IL-p- S^^^
— 736 —
Flüchtling aus Lippa, jetzt' r listiger Held; da
junge Gabriel FerenyiyiFathoczyi Bt*
iassa, und alle, "W eiche gewöhnlich der V<^
flieil des Augenblickes geg^en die. Folgen ver*
blendete, seiner Meinung. - Aber Martin uzxi,
Urheber und leitender Geist der Unternehmung
wodurch Siebenbürgen und Ungarns beträcht-
licher Thml der Ungrischen Krone wieder sa-
fallen sollte , dabey- das Yerhakniss . der poli-*
tischen Ohnmacht Ferdinand's zur Kraft*
fülle Solejman's nie aus deni Auge lassend,
und fürchtend des Erbitterten gewaltige Rache^
welcher man ihn hülflos überla98Qn wütde, de-
ren Stürme er allein, aushalten mSsste, hielt
für rathsamer, den um freyen und sichern Ab«
Eug bittenden Feind anstandig zu.aAlIassen^ mit
aller Nothdurft zu yersehenj' und..iio.thigen Falls
ihm sogar hequeme Brücken ^u Jbauen. Hef-
tig widersprachen ihm die Ausländary und die
ihn als Emporkömmling verachtenden Magna*
ten Ungarns. Castaldo stützte. sich auf sei-
nen Obersten Befehlshaber Sti^b; Fallaviciai
und die Spanischen Hauptleute beriefen sich
auf ihre WaiFenthaten in Ungarn und im Aus-
lände; die Ungrischen. Magnuten ^erkündigtea
ihm die Pflicht der UnteMrai^ung : do^ nidHf
von dem Allen liess der tCardinal gegen aema
bessere Einsicht gellen. Da man., seine Meir
nung nicht als guten Rath achtqn woUle,; :av*-
klärte er, sie sey sein fester Wäle» und weil
Kriegs- und Mundvorrath in seinen .Handea
war, mussten der Oberbefehlshaber und die
übrigen nachgeben. jMLit Hüter Zulassung er-
liielt Ulman-Fascha die verlangte WaSenr
ruhe, Martinuzzi versorgte ihn mit reidi-
lichem Yorrathe an LebenamittdUi« mich mit
— 75? —
hinlän»lichen Anzahl Wagen und Karren zur
Wegfuhrung der Verwundeten und des Ge-
päckes.
Nach der Mitternachtstunde , Freytag Tor s. Dechr.
Nicolai im Lichte des Vollmondes zog Ulman-
Tascha mit dreyzehnhundert Mann, dem Reste
von fünftausend, aus der Burg. Auf Anord->
nung des Cardinais begleiteten ihn die Rascier
Hauptleute, Niklas Cserepowicsh, Ste-
phan Szabö, Feter Boss ich mit drey bis
vierhundert Reitern bis hinter Temesvar an das
Ufer der Temes. Jenseits desselben standen
Franz Horvath und Melchior Balassa
mit ihren Rotten, aufgebracht, dass der Feind
%vider den Willen der Feldherren entlassen wor-
den sey. Sobald sein Geleit sich zurückgezo^
gen hatte, brachen sie aus ihrem Hintenialte
bervor und griffen ihn an; aber Ulman-Fa-
scha, von dem* vorsichtigen Cardinal gewarnet^
hatte sein Volk in geschlossenen Reihen bey-
simmen, und auf jeden Fall schlagfertig ge-
halten , die Ungera erfuhren beherzten W ider-^
stand. Der Ferser litt einigen, sie empiindli-
ehern Verlust; der tapfere Ritter Ambros
Bosniak von Nagy-Lak blieb auf dem Kampf-
platze, Melchior Balassa wurde schwer
verwundet zurückgebracht. Vergeblich drang
der Cardinal auf Bestrafung verletzter Treue,
der Oberbefehlshaber liess sie ungeahndet; desto
sclirecklicher wurde^ sie in der Folge von dem
Feinde bey Temesvar gerächet.
Der Feldzug war geendiget, harter Frost
eingetreten, das YV'afFenvolk der Ruhe und ge-
vi. Theil. 4y
mäclillchen ^Vinlerlagers bedürftig« Auch dar-
über entstand zwischen Castaldo und Mar-
tin uz zi heftiger Streit. Jener wollte die
MiclLsvülker in Siebenbiirfien» Städte veriliei-
len ; dieser drang auf Schonung der Städte,
welche durch ab^enülbigte Lieferungen der
Kriegs- und Mundbedürfuiase schon sehr er-
schöpft ivaren ; vorsichtiger und billiger M'ürdo
man mit den Söldnern die Besatzungen der
Gränzplätze verslärken. Diess geschah dann
auch mii dem grossem Theile; aber gestatten
musste der Cardinal j das» C a s t a 1 d o \s ge-
Ixeimen Anschlägen gemäss , \venig«tens die Hau-
fen, welche bey Lippa's Belagerung sich be-
sonders ausgezeichnet hatten, nach den Städten
Siebenbürgens beordert wurden« Nach gesche-
hener Vertheilung zog Martinuzzi, von
fünfzehnhundert Mann seiner auserlesenen Leib-
16. 7>rc6r. wache begleitet, ab, und kam Binstag nach
Luciä in seinem Schlosse zu Alvintz am linken
Ufer des jNluros an. Von dort wollte er fol-
genden Tages nach Vusarhely hin zum Land-
tage, sandte daher sogleich seine Leibwache
voraus, und behielt nur einige Mann zur Be-
packung der \^ agen zuriigk. Gegen Abend
trafen auch, Castaldo mit kleinem Trupp
lleiierey, später, und einer nach dem andern,
wie sie angewiesen waren, Sforzia Palla-
vicini, Lorenz Campegio, Joannes
Monino, Scaramuccia, Andreas Lo-
pez, Joannes Mercada und Teter von
Avila zu Alvintz ein. Jeder wusste bereits
was er zu thun hatte, und nahm Herberge im
]\Iarktllecken; nur Castaldo bath um Ga^^t-
frcundschaft in dem Schlosse. Der Cardinal
— 7*9 —
es ihm seiae Fracbtzimmer an; otid bewir-
kte ihn sowohl 9 als seine Hauptleute mit
stlichem Mahle. Bevor er sieh zur Ruhe
gab, erhielt er von seinen Treuen, Georg
»rpay und Franz Yas die letzte War«
ng vor seinen Gästen. Martinuzzi, schon
bunden von höherer Macht, beruhigte sie
d sich selbst mit des Kaisers, des Königs,
i Papstes Gnadenbriefen und Bullen; kraft«
len Urkunden gegen göttliche Verhängnisse,
gen Cabinetsränke und geheime Anschläge
rachmitzter Yerruchtheit *).
Einige Stunden vor Tages Anbruch, als 16. Dtehf,
r Schlosshof geöiFnet wurde, und des CW^
inls Dienerschaft bey Zurüstung . der Reise^^
Lgen beschäftiget war, schUdbl sich der Feldt
erst Andreas Lopez mit vier und zwan-^
f Spaniern in das Schloss und yertheilte sie
sechs in die vier Thiirme. . Ihm folgte
forzia Pallavicini mit den Verschwor^
n. Marc-Anton Ferrari trat in des
rdinaLs Gemach mit Papieren, welche seinem
n^eben nach an den König gesandt, dahei;
n ihm unterzeichnet werden sollten. Mar-«
auzzi stand vor dem Tische und bethete
me Horas. Indem er sich neiget und seinen
ihmen unterschreibt, stösst inm der Italev
a Dolch in den Nacken. Der Cardinal .setzt
dl gegen den Bösewicht zur Wehr, der au-
ssende Franz Yas ruft um Hülfe. Diesen
igenblick stürzen Tallavicini und seine
^£ihrten hinein, werfen den siebzigjährigen
i) Forgics p. 3i.
— 7^^ —
Greis zu Boden, steclien, kauen, und sa'tti<!eii
ihre Wulh in seinem lUule. Unter Anrufung
Jesu und üMariü gibt er seinen Geist auf. Auch
sein treuer Diener, Zeuge der Freveltliat, bleibt
nicht verschont; an sieben AVunden scheinbar
todt, lassen sie ihn liefen und eilen davon;
jMercada mit dem ab^^eschittenen^ von Ge-
burt an haarigen rechten Ohr des Cardinals,
für den Künijj zum A\ ahrzeichen des -wirklich
erfolgten Ablebens desselben "). Der Leiche I
nani des Krmordeten blieb an der Stelle, wo
VT liol, durch fünf und siebzig Tage unbeer-
digi liogen. Castaldo Jliiclitete sich nach voll-
brachter Tliat nach Miililenbach ; von dort
aus meldete er an liuthory und Nadasdy
mit diplomatischer Frechheit: „es habe dem
„allmächtigen Gott gefallen den erlauchten
„Herrn Grosswardeiner (Jardinal, seligen An-
„denkens in das andere Leben durch eine ge- 1
„wisse Art plötzlichen Todes abzuführen. — '
„ — 31 a r c - A n t o n habe unter Allen , der
„erste, mit dem Dolche den IVacken des Uodi-
„würdigsten durchstochen. Dieser INlarc-An-
„ton empföhle sich ihnen zu unterthäni<;en
„Diensten^)." Zu Mülilenbach bemächtigte
sich Castaldo des Franz R o n a y und
Paul Bank, treuer Ilauptleute des Cardinals;
dann eilte er in Furcht und Angst nach Uer-
mannstadt, um unter den iSachsen in Sicher-
heil abzuwarten , wie die JMordthat auf die
Lngern und Szckler wuuven dürfte "-*}.
a) Thuaiiu- Lib. IX. p. aSß. Istljnanffy TMu XVfL p.
Kjo. l) Castaldi J^pist. ad Thom. Nüdasdy ex Szaszsebc» 17.
Di-'i-cmür. k'jjI. ap. Pray Epist. Procor. P. II. p. 517. e)
Furgäca Lib. 1. p. 33.
V
\
— 7*1 —
Also endigte idieNemeftts mit dem Fauliner
KremUen, Bischof, Cardinal, W«lt*-, Kriegs-,
und Staatsmann, Georgias. Martinuzzi
für manche Gewallihat, für de&. mit unredli-
cher Gesinnung geschlossenen^ Grosawardeiner
Frieden, für die durch Türkenhiilfe hinter-
triebene Übergabe der Hauptstadt Ofen an den
rechtmässigen Könij^, für d'en Abfall von sei-
nem heiligem Berufe, für den profanen Eifer,
womit er sich in verworrene Wellhändel ein-
gedränget, und dem Verhängnisse als Werk-
zeug gedienet hatte. Er starb nicht ohne
Schuld ; war aber seine ungerechte Ermordung
ein politischer Streich» so hatte ihn die ein-
seitigste armseligste Staatsklugheit angegeben;
er wird Ungarns Krone Siebenbürgen kosten.
Meuchelmord, wo gerichtliches Verfahren ent-
scheiden; und schonende Grossmuth, wo rä-
chende Gerechtigkeit handeln sollte, bleiben
aber in der Politik eben so wenig, als in dem
Kriegswesen ungestraft. Von den Vollziehern
des Mordes entging, ausser Castaldo, kei-
ner der Strafe. Noch vor eines Jahres Ab-
iluss« gerieth Sforzia Fallavicini in
Türkische Gefangenschaft, wurde mit Ruthon-
streichen und StockschI|gen gemisshandelt,
durch einige Zeit in hartem Gefängnisse ge-
quälet, und nur gegen hohes Lösegeld wieder
freygelassen. Marc-Anton Ferrari starb
in seiner Vaterstadt Alessandria durch Urtheil
und Recht als Verbrecher an hohem Galgen*
M e r c a d a verlor zu Augsburg in einem Rauf-
handel die rechte Hand, womit er das Ohr
des Cardinais abgeschnitten hatte. Campe-
gio wurde bald darauf zu Wien bey einer
— ^A% —
iagdbeluiideuiig unter Ferdinand'« Au^en
von einem U>er zerflebclit; Monino zu Saint
Germain in Piemont enthauptet ; Scarafiiac-
c i a in der Provence von seinem eigenen Waf-
fen volke medergehauen *)»
a) Isthniaffy L c« p. ij^i.
mm^
Zwölftes Buch.
Serrttttetes Weltleben der UnKrischen
Tölker in den letzten zwölf Janren des
eclilmässigen Königs Ferdinand, und
tnter der Herrschaft des Königs Maxi-
milian,
1. C« i55a — 1576«
Suadert princtpif guoä oporteat^ multi iatorLi: tutttiiatio
rga primcipem quetneumtfut sine affccta peragitur.
Tacitu« Hi«t. I, i5.
745
FSpitlicher Bann über dlo Urhebev und
Vollzielier des Slenchelinordes* — .Nie-
derlage der Ungern bey Szegedin. —
'Weszprimy — TemesT^r, Karansebes^
Lugos, — Lippa, n. a. werden ron Osma-
nen einge<iomraen. -— Erlan wird Ter-
geblich von ihnen belagert. — - Verwir-
rungen in Siebenbürgen* — Isabella in
Siebenbürgen. — Die Osmanen Vor Szi-
Jeth. — Friedensunterhandlnngen afü
onstantlnopel. — Maximilian's Krö-
nung zum Könige* — Ferdinaad's Tod*
J. C. I552--1564»
Der Wiener Staatsrath sali voraus, dass dei^
strenge Papst Julius III., des, Vor zwey Mo-
naüien noch hochgepriesenen Cardinais Ermor-
dung nicht ungeahndet lassen werde; man hielt
für Uug und zuträglich, seinen Verfügungen
zuvorzukommen, und durch Anklage dessen^
der sich nicht mehr verantworten konnte, die
That zu rechtfertigen; das hiess, sich selber
anzuklagen. Was der Erlauer Bischof und Ung-
rische Kanzler Nicolaus Olahyim Nahmen
des Königs von Mar tinuzzr's gräulichen
Verbrechen Montag hach Weihnachten an dle^O.Dfcb
Königinn Isabella nach Kaschau *), und
a) Ferdinand. Re;;. Liter, ad laabellam Fngao 39* Decbr.
' i&5i. ap. Wolfg. BeikUn, Lib. IV. p. 6i5.
— 7^6 —
/.C.I552. Sonnabend nach drey Könige an den königli-
8./tt»««r. ^]^g^ Stalthaller in Ungarn Franciscus Üj-
laky^ an 8äintnlliclie Prälaten, Magnaten, Land-
lierren und Reichssassen *) geschrieben batte,
das entliielt auch das königliche Sendschrei-
ben , welches C a s p a r F (i c h y , als Bo thschafter
des Königs, an Julius III. überbrachte^); es
war ubeHiU nicLtts anders, als was Gastaldo,
Tön der Begierde* nach Märtinuzzi's Scliat-
zen, und F'allairiöinl ton Hass und Scheel-
sucht angetrieben, unfähig daa attsserordeotli-
chen Madn zm ergründen, seine und des Lan-
des ganz besondern Yerhältniss6 zu begreifen,
seine Handlungsweise zu beurtheilen, nach Wien
berichtet hatten; und es wurde in Rom eben
so wenig,, alls ^y Oll: irgend einem Ubbefimgenen
in Ungarn^ und Siebenbürgen geglaubt ; bt§an-
ders nachdem Castaldo von festgehaltenen
Chiausen, welche nach der Mordthat in Sie-
benbürgen angekommen waren, selbst durch
Folterqualen nichts erpressen konnte^ was wi-
der den Cardinal' zum Beweise oder zu recht-
licher Yermuthung verrätherischer Absichten
gedienet hätte *').
„Wenn es M^alir wäre," sprach Julius
bey der Abweisung der Gesandten, „dass 3Iar-
„tinuzzi seinen König, sein Vaterland, dift
„christliche Gemeinwesen an die Osmanen ver-
„rathen wollte, und mit dem Gross- Sultan in
„gottlosem Bündnisse stand, wie konnte man
„ihn vor einigen IMonathen noch dem aposto-
„lischen Stuhl als Mann von ausserordentlichen
o) Ferdinand. Hc^. Liter, ad Locumtenent. et Sutos cC
<)0. Huiif;. Prag. 8. Jaimarii löba. «p. Pray Annml. P. V- p.
45o Kiq. 6) Wolfg. ßethlen 1. c p. 525. r) Thtttam
Lib. IX. p. 25G. lac^uanffy Üb. XVIL
— 7*7 —
^^Verdienftteii) iingemein hohem Sinne, bewähr-
^yier Rechtschaffenheit ; als feste Stütze des
j^Chrlstenthumes empfehlen und die Gardinais-
,,würde für ihn verlangen ? Oder ist es auf
,,blosses ZAgtiiss verruchter Meuchelmörder
,,glaublich, dass der Ordensmann , der Friest€r,
,ider Bischof, welchen man von jeher als ehr-
,,bar im Wandel, gottesfürchtig in der Geiiin-
„nung, gewissenhalt inl Handwi will gekannt
9,haben, plötzlich in den letstteti zwey Mona-
,,then seines siebzigjährigen Lebens zum Böse-
„Wichte geworden sey ? ^^ Ohne den Gesandten
weiteres Gehöir zu verleihen , forderte er des
Mordes Anstifter, Vollzieher, und da die Botli-
Mlufter «ausgesagt hatten, die That sey auf Be-
fehl des Königs geschehen^), toch ihn vor 30. Jan«ar.
deinen Richteifstuhl.
Nachdeib niemand erschienen, und alle
Ilechtsförmlichkeiten beobachtet waren, fällte
Julius in öffentlichem Gonsistorio die Sen-
tenz, verhängte am Donnerstage der Charwoche I4.wf/in7.
üb« Ferdinand, über Gastaldo und sammt-
liche Theilhaber an dem Meuchelmorde dem
Crossen Bann, und verordnete der Bulle Yer-
iLÜndigung in der ganzen Ghristenheit. Fer-
dinand war klug genug, dem Oberhaupte der
Kirche nicht Trotz zu biethen zur Freude der
Protestanten, denen er nichl hold war. Er
enthielt sich des öffentlichen Gottesdienstes,
und liess seinen Bruder für sich handeln. Kai-
ser Carl hatte allein Gewicht und Ansehen
genug, den Papst zu bewegen, dass er die all-
gemeine Bekanntmachung der Bulle bis auf
■ I
a) yyDe »Clin et mandato Megis^* Julii IH. Liier, ad Ferdi-
nand. 3o. Januar. i55a. ap. Uatthyany Seriea Epiicopp. Cfana-
dieni. p. 139.
— 748 —
den Elfolg einer genauerD Untersachung aus-
setzte. Diese übertrug er vier Cardinälen , welcLe
entweder heimlich von ihm angewiesen, oder
auf Antrieb eigener Klugheit, des Österreichi-
schen Hofes möglichste Schonui^ sich zur
Hauptregel setzten. Der Bischof Hierony-
mus Martinengo mit einigen Verordneten
kam nach Wien, wo er von f erdinand und
Maximilian mit grossen Ehrenbezeigungen
aufgenommen wurde. Die Untersuchung sollte
zu \Vien, Gratz, Neustadt, Ödenburg und in
Siebenbürgen vorgenommen werden; dazu wa^
ren sieben und achtzig Fragen mit vieler Vor«
sieht vorgesclirieben. Auf wessen Befehl der
Meuchelmord geschehen sey, wurde nirgends
und von Niemanden gefragt.
Verhöret wurden die angesehensten Mag-
naten , aber entweder durch An to n ius Wr a n c-
zy von Argwohn angesteckte, oder anerkannte
Feinde und Widersacher des CardinaLs, zu
Grätz die Bischöfe Paulus Bornemis;&sza.
von Weszprim und Nicolaus Olahy von
Erlau; zu Ödenburg der Statthalter und llaa-
her Bischof Franciscus Ujluky, der Com-
menihur der Pornoer Abtey Antonius
Wranczy, die Herren, Thomas Nadasdy,
Johann Fetliö von Gerse, Franz Borne-
miszsza, Caspar Fe chy und, der OCener
Stadtrichter Peter Filetins;&ky; zu Wien
Isabella's Leibarzt, Georg Blandrata,
endlich sogar Martinuzzi's , zwey ICanzel-
leyschrelber , Em er ich und Adam, von
Castaldo, wie laut gesagt wurde, unterrich-
tet, bestochen und nadn Wien gesandt ""). Das
a) Pray (Epp. Frocerr. F. II. p. 583 iq«!.) lieiprt die Aui-
— 7*9 —
ganze Verfahren war leere FormliCnkeit. D^r
König, der Wiener Staatsrath, die Vollzieher
des ertheilten Befehls sollten aller Schuld ent-
Jiunden, der Cardinal als Majestätsyerbrecher
und Landesyerräther dargestellt; dass wegen
augenscheinlicher Gefahren des Aufruhrs er auf
ordentlichem Rechtswege nicht zu erreichen ,
die Vollendung seines V errathes nahe war, be^
wiesen werden: dazu wurden unter nachsi^*
tiger Zulassung der Verordneten beschwerende
Zeugnisse auf «gebracht ''), die entschuldigenden
oder rühmlichen des Gyula - Weissenburger
Gross -Vicars und Anderer unterdrückt. Aber
der Papst war noch immer so eigensinnig, daa!s
e)r auf den Bericht der yier Cardinäle, in zwey*
ter Sentenz nur unter der Bedingung, wenn
die Aussagen und ausgemittelien Zeugnisse sich
auf Wahrheit gründeten, den Bann widerrief.
Diese Clausel offenbarte zu deutlich, wie man
in Rom von der Sache dachte ^). Doch erst
•«gen det Antonius Wranczy, Thomas N^clasdy und
Caspar Föchy; nsch seiner Absicht gewiss die stärkstem
aber auch diese, erzählten nur Martinuizi's ältere Farteyiing
wider Ferdinand; strenge Staatsverwaltung« hartes Verfah-
ren gegen Isabelia, listiges , von ihnen nie begrÜFenes Ver-
bältniss lur Pforte : irgend eine verräthe^isohe Absicht oder That
beweiset Keiner, und Jeder widerspiicttt fcich selber in der Be-'
hanptung, dass gerichtliches Verfahren widrr den Cardinal nicht
möglich war. Wer von einem ganzen Lande geliasst und vcrab-
acheuet wurde, wie sie sagten, konnte eben so' leicht in Ver-
liaft genommen, vor Gericht gestellt und verurthcilet, wie
meuchlings ermordet werden , ohne dass ein einziger Mann , wie
rie nach ihren Aussagen von Tausenden fürchten wollten , fiir ihn
aufsitzend, ihn der öflentlichan Gerechti;>keit entrissen hätte.
a) ,y Juibricota J'iennac lexlimonia y Quai'öiion'iuM haud duhie
^^nd cafumnia.i conniventli/ux ^ Jlomam ad Cardinalea perf^erunlur :
fyffuibu* in spectiM , quatnvia J^erdin andn » nihil contra G for-
yy*jl ium proharei , iamt'n tfüiä factum injcetum ßcri nun polfraty
^ymajorit motu» evilandi caumty in CacMtris ^atiam disaimulari
^^rem plavuit, Thuanus Lib. Xt p. 394. sqj. 6) ^yQuantfuam
^^njuMie occiAurnJuihhe Gcargium nemo in Pannonia ambi^errt,
^c me Homae quidem duhiiariiur**^ Thugnus I» c«
— 7^0 —
niacli längm Unterliandlungen ^) erhielt der
Kaiser, deLSs Julius die Urheber und YoUzie-
ber dei? Mordthat unbedingt yon dem Banne
lossprach, nur des Cardinais hinterlassnenes
Vermögen für die päpstliche Kammer forderley
und endlich auch davon abstand , nachdem
Ferdinand die geschehene Verwendung des-
selben zur Besoldung der KriegsYÖlker versi-*
chert hatte ^). Martinuzzi's ganzer Nach-
lass wurde auf dreymahl hundert taasend Du-
caten geschätzt, und auch davon war der
grüsste Theil Castaldo's Baub geworden '^).
Etwas davon überliess er dem Faul Csäky,
dafür überlieferte ihm dieser des Cardinais feste
Burg Ujvar am östlichen Ufer des kleinen Sza-
mos, den Bau derselben von den Ruinen des
Schlosses Balvunos hatte der Bacser Faul Bank,
Martinuzzi's Feldhauptmann , angefangen und
vollbracht. Die Furcht vor den Szeklern, zu
welchen Bank und Ronay dem Castaldo
entkommen waren, besiegte in ihm den Geiz;
er theilte den Raub auch mit Franz Kendy,
und versprach ihm von Ferdinand grosse
Gnadenbezeigungen, wofür er selbst sein Vor-
haben Martinuzzi's Ermordung zu rächen,
aufgeben, und auf dem Vusärhelyer Landtage
aucn die Szekler davon abbringen sollte '^).
Bald darauf hätte der Ungern Kampflust
dem Castaldo die erwünschteste Gelegenheit
da^gebothen, seine Wichtigkeit dem Könige
durch ehrsamere Thaten, als durch Meuchele
a) yyAfuUo lahom nee *ine summa difficultaf^. '^ Isth^nffy
Lib. XVII. p. 194. b) Ray uald Anna I. Eccles. ad aun«
1662. n. b <(}((. Bet]i(en Lib. IV. p. 625. c) Timon £pi-
tom. Cliripnol. p. 168. c2)For£ucs Lib, I. p. 33. liotliien
Lib. IV. p. 6**.
\
•rd 2U zeigen >' wäre er melir g^we-^op,. aU
iphmeidiger Aiigendlener, nur durch den
tueiu des Verdienste»., dassen Btehm und Be-
unung erschleiclx^ncl. Mit «eifern BeyCall,
ßh ohne s^ne Theilnahme. odejp .Unterstüt-
Qgy wagten MiQ.b.ael Tot Mad Ambros
i^g y mit f unftaunond zuaammangßrafiten Frey-
kitorni Heiducken genannt^ /Fouiden aller Un-
ordnung und Mannszucht, -einti .Untemeh-
ipg auf Szegedin. Auf ihr^ Hah^upg waren
eil Bernard Aldana^ fon Castaldo
Oa Befehlshaber über Lippa ^^etzt, Alp h ans
ixez aus Temesvar, der Schlesische Ritter
ila^mOpperstorf mit drey hundert gehar^
ichten Keilern, Teter Bakics, Stephan
ersfy, Niklaa .Duczy und Franz Ilorv-
;th mit leichter .Ueäterey aufgebrochen; do^
cne ihre Ankunft zu erwarlen, eiltQ Tot mit
tuen Uaüfen voraus. In der Naclit vor Mat- 23. F#ir.
iä wurde die l'hat, unter Begünstigung der
nwohner mit Ermordung der schlafenden Se-
tzung angefangen. In Schreck und Verwir-
ng diachte. niemand an ICampl und Wider*
md; der Aga lieder-Beg mit kleinem
aüfen entrann dem Gemetzel durch schnelle
.ttcht in die Burg. Michael Tot befahl
) zu erstürmen; aber nur -fünfhundert ge*
>rchten. Von lleder-Beg zurückgeschla-
my kamen . die wenigsten wieder zu ihren
efährten, welche sich im: Flundern, ihrem
gentlichen Geschäfte, durch nichts unterbre^
len Hessen. Ein wiederhohlter Versuch mit
srstärkter Anzahl wäre gelungen; allein der
efehsliaber von Geist, Macht und Ansehen
hlte; über Tat herrschtc/die ungeordnete
lasse. Jetzt kameiL' die zuirWaüengesellschaft
^
— 762 **-
eingeladenen Kriegsmänner in die ausgeplün-
derte Stadty sahen den Unfug der Heiducken,
welche unterdessen einige Keller voll des edel-
sten Sirmier, Baranyer, Sümegher Weines auf-
gespürt hatten und vor völliger Erschöpfung
dieser begeisternden Quellen nichts hören woll-
ten von Lagerdienst und WaiFenarbeit. Jenen
war das runige Verhalten des Feindes in der
Burg verdächtig 9 sie suchten den Grund des-
selben in etwas Anderem, als in der Furcht,
durch welche die betrunkenen Heiducken sich
gesichert wähnten. Sie erkannten , dass mit die-
sem unbändigen Volke nichts Wichtiges aus-
zuführen sey; riethen, es zu entlassen, er-
mahnten es selbst in Glücke sich zu massigen
und mit der Fülle ihrer erbeuteten Schätze zu
rechter Zeit noch abzuziehen. Allein die Fäs-
ser waren nocht nicht geleert, den besonnenen
Malmern wurde in frechem Muthwillen geant-
wortet, wenn sie für sich, für ihre Frachtrosse
und ihr kostbares Reitzeug fürchteten, so möch-
ten sie eben so früh wieder heimkehren, wie
sie zu spät gekommen wären, ohne einen Feind
gesehen zu haben.
Inzwischen war Haly-Fascha von Ofen^
zu Hülfe gerufen von Heder-Beg, mit star-
ker Heermacht im Anzüge ; das zur Stadt flüch-
tende Landvolk verkündiget seine Nähe. Al-
dana und Bakics beschliessen, in offenem
Felde Schlacht ihm anzubiethen. Nur der Spa-
nier hat Fussvolk, die Ungern nichts als Kei-
terey. Die Heiducken werden in Reihe und
Glied gefordert; aber kein Befehl, kein Bitten,
kein Drohen bringt die übermüthigen Zecher
aus den Kellern, bis H e d e r - B e g des Pa-
scha's anrückende Machthaufen erblickend, das
>
— 753 —
Lwere Geschütz von der Burg herab in die
dtgebäude abfeuern lässt. In wilder Un-
Inung) taumelnd und schwankend laufen sie
1 den ausgezo|(enen Scharen nach, und
diessen sich willkürlich an, wo sie Platz
Jen. In drey Treffen steht Haly-Fascha
lagfertig, seine beyden Flügel deckt eine
tgeschlossene Wagenreihe, yon Janitscharen
t Feuergewehr beschützt; zwölf Feldschlan-
I yertheidigen seine Fronte, er in der Mitte
r fünftausend Mann starken Heereskraft er-
rtet den Angriff. Opperstorf und Aldana 15. MUiA.
i geharnischten Reitern und Spaniern zu
sse dringen in seinen linken ; Feter Ba-
ßs mit der Ungrischen Reiterey in seinen
hten Flügel ein, wüthend erhebt und yer*
rkt sich durch einige Stunden der Schlacht-
rm , ^ die Flügel des Feindes keinen Fuss
sit zurückweichend, stehen wie eingewurzelt;
r Janitscharen anhaltendes Feuer treibt die
igem und Spanier zurück, keilförmig er-
lern sie den Kampf, stürmen in des Fein-
I Mittelpunct ein; aber aus seinen Feuer-
dünden ereilet der Tod die Tapfersten , init
len den Bannerherm, das königliche Sanier
het schon aus des Moslemers Hand und jagt
) hintersten Reihen in übereilte Flucht; ih-
A folgt die gesammte Reiterey, Aldanay
rez und Opperstorf gegen Lippa, Ba-
CS, DersFy und Hory^th über die Theiss.^
I zu yerfolgen yefbiethet Haly-Fascha,
er die Heiducken yerhanget er yöllige Auf-
bung; sie werden umzingelt, und theils in
Kthigster Gegenwehr, theils auf der Flucht
»dergehauen. Nur mit zwanzig seiner Ge^
1. Theil. .48
— 754 --
fahrten entkam Michael Tot nach Szent
György am Ludaser See.
Drey Tage vor dieser Niederlage waren
Valentin Wagy und Peter Török mit
vierhundert Ungern ausgezogen , um den K a z -
zun, welcher mit achthundert Reitern aus Becs-
kerek igegen Szegedin anrückte, aufzuhalten.
Sie begegneten ihm hinter Martonos und wur-
den mit ihm handgemein. Im dreystiindigen
Gefechte st(irzi er schwer verwundet von sei-
nem Pferde; mit Mühe rettet ihn sein Volk
und bringet ihn in Sicherheit. Mehr als die
Hälfte desselben blieb auf dem Platze. Bey
der Bückkehr der Sieger mit Beute und zwey
Karren feindlicher Köpfe war Haly-Pascha
schon Herr der Stadt. Warnende Kunde da-
von kam ihnen entgegen; die Führer wollen
seitwärts einlenken, aber die verwegene Mann-
schaft spottet ihrer Leichtgläubigkeit, wider-
strebt ihrer Vorsicht, dringet vor, und wird
vor der Stadt von dem Feinde bis auf Einige,
welche mit Valentin Nagy die Flucht ret-
tete, niedergemetzelt. Fünrtausend Nasen und
vierzig Fahnen mit etlichen Gefangenen sandte
Haly-Beg als Siegeszeichen an den Gross-
r herrn *).
Die traurige Kunde von dieser heillosen
Verschwendung der Ungrischen Streitkräfte traf
den König inPresburg, wo er den zum Land-
^^fjr-'^tage versammelten Ständen wieder Vieles von
seiner regen Sorgfalt, unablässiger Anstren-
gung, ungeheuerm Kostenaufwand vorsagte, sie
eben so au&ichtig und wahrhaft, als er es be-
hauptete, ihm dafür Dank sagten. Um sie zur
a) Fotgic» Lib. IL p. 45. Itthninffy Lib. XVn. p. 194.
\
— ^55 —
Bewilligung und Erhöhung der Kriegssteuer zu
bewegen, ercilFnele er ihnen seine Besorgnisse
über eingegangene glaubwürdige Nachrichten
von des Gross -Sultans gewaltigen Rüstungen;
verspra^ch ihnen die Reicnsmacht in Person an-
zuführea, und in Zukunft durch den grössten
Theil des Jahres, entweder selbst in Ungarn
Hof zu halten, oder wenigstens seinen Sohn
Maximilian mit aller Machtfiille zurückzu-
lassen. Sie waren schon so gefällig , seinen kö'^
niglichen Verheissungen ohne weitere Bürg-»
8<maft zu glauben, und bathen ihn nur, auch
für den Fall, dass der Grossherr Ungarn nicht
überfiele , sein heilsames Vorhaben auszuführen
und an der Spitze seiner Getreuen den Feldzug
zu Wiedereroberung des von Türken besetz-
ten Reichsgebiethes zu unternehmen. Zu die-
sem Zwecke und in dieser tröstenden Hoffnung
verordneten sie, dass sämmtliche Prälaten, Mag-
naten, Landherren, Grundsassen und Edelleute
£ines Freyhofes Eigenthümer, aufsitzen, dem
persönlich im Felde stehenden König oder sei-
nem Sohne, König Maximilian zuziehen und
auf ihre eigene Kosten von jeden zehn Bauer-
höfen Einen gehörig gerüsteten Reiter, von
jeden zwanzig Höfen Einen Büchsenschützen
zu Fusse, auf Kosten der Bauern mitbringen
sollten. Zur Bestreitung der Kriegskosten be-
willigten sie drey Ducaten von der Pforte in
zwey Tagsalzungen zahlbar, doch unter der
ausdrücklichen Bedingung, dass das Landvolk
nicht mehr so, wie bisher geschehen war^
noch mit andern Lasten, Geldbey trägen ,, Lie-
ferungen , Festungsarbeiten , Bewirthung und
Verpflegung einheimischer oder auswärtiger
Mannschaft in ihren Hütten bedrückt werde.
48*
— 7^6 —
Die Stände konnten und wollten sich niclit
^thalten, bey dargebrachten schweren Opfern
dem edelmüthigen Könige bemerklich zu ma-
chen, was sie bisher schmerzlich empfunden,
mit rühmlicher Geduld ertragen hatten, und
ohne ihren Volkswerth zu verlieren, länger
nicht mehr aushalten durften; aber sie thaten
es, wie es ihrer würdig war, und Ehrfurcht
gegen die Majestät es forderte, bittweise: Nim-
mer mehr sollte der König für Ungrische Heer-
scharen Ausländer, sondern Ungern zu Feld-
herren, und wenn ihm nöthig dünkte, .die
Heermacht zu theilen, für die Ungern auch
einen Ungrischen Überbefehlshaber ernennen •).
Da auswärtige Feldobersten durch verlorne
Schlachten, durch Versäumniss günstiger Au-
genblicke, dufch Verlust oder verrätherlsche
Übergabe der wichtigsten Plätze ihre Unfähig-
keit wider Türken zu kriegen so offenbar an
Tag gelegt; da die Ungern auf jedem Land-
tage zeigten, wie gut sie gelernt halten, das
nach sechs und dreyssigjähriger Entwürdigung
sich wieder emporhebende Königthum zu ver-
ehren, so hätten die Wiener Hofherren den
an sich gerechten und rechtschaffenen König
nicht zurückhalten sollen, von kluger Achtung
der Winke, welche ihm von einem, über seine
Freyhc^ten und Rechte wachsamen Volke in
aller Ehrfurcht gegeben wurden. Sie waren
es, welche in der Folge wieder Rakoser Land-
tage und noch ärgere Auftritte veranlasst, sie
aber auch, welche durch ihre unklugen An-
schläge gerade das, was sie verhindern wollten,
. o) Ferdinand! I. Decrct. XIIL art. I — V. XVI. XXXII.
Carp, Jur, Hung» T. !• p. 443.
.', \
7^7
bewirkt, und der Ungern Übergang von unge-
stümer Yolkscliaft zu besonnener Nationalität
auf das wirksamste befördert haben.
Ferdinand bestätigte Sonnabend vor La- 26. Afärz.
tare alle Anerbiethuogen, Verordnungen und
Bitten der Stände, und versprach letztere ge-
nau zu erfüllen. Freytag darauf ernannte er l. April.
den eines sittlichen und eines körperlichen Ge-
brechens wegen völlig untüchtigen Mann, den
schwelgerischen und gichtbrüchigen ^) An-
dreas Ba^thory von Ecsed zum Woiwoden
von Siebenbürgen, wo 'unter den obwaltenden
Verhältnissen auch der tadelloseste, einsichts-
vollste und thätigste Staatsmann einen schwe-
ren Stand gehabt hätte. In der Ausübung sei-
ner Machtbefugnisse band er ihn an die Bath-
schläge, an die Mitwissenschaft und an den
Willen seines General -Capitans Gastaldo, dem
die Szekler abhold waren, und dessen Schein- >
iverth die Ungern längst durchschauet hatten.
An eben dem Tage war in Presburg Nachricht
eingegangen, der von Soiejman zum Sangia-
ken von StuhlweisscDburg verordnete Hamza-
Beg sey auf seinem Anzüge mit zweyhundert
*Spahis und gleichviel Janitscharen von der
Weszprimer Besatzung in nächtlichem Über-
falle geschlagen , gefangen genommen , sein Ja-
nitscharen Volk grösstentheils getödtet worden;
jetzt nähere sich Hai y -Pascha von Ofen
mit zalilreicher Mannschaft in Eilmärschen
WeszpAm zu Rache. Da der Burghauptmann
Johann Paxy ausser seinem Adel nichts be-
sass, was seinen Beruf zum tüchtigen Kriegs-
manne beurkundete, so versetzte ihn der König
a) Forgaci. Lib. II. p. 4o.
— 75» —
iiadi RomoTBy welches durch die Festi^uil
seiner Lage sich selber sicherte , und emannls
für Weszprim Herrn Peter Fetho zum Bmg-
hauptmano. Diess war Alles, was Ferdinand
Tor seiner Abreise nach Wien, in dem Aa-
genblicke that, als sein schon sehr einge-
schränktes Ungrische Reich von mehrem Sä-
ten bedrohet würde. Er hatte als Friedens-
aOL^pü.— mittler zwischen seinem Bruder und dem (ur
2. Amgmti. jgj Protestanten und des Reiches Freyheit sitf-
reich kämpfenden Kurfürsten l^f oritz naä
Inspruck) nach Linz, nach YiUach, nachPat-
sau zu reisen; Fürstentage zu halten, und so
arbeiten, dass seine und seines Bruders Ent-
würfe hej dem Passauer Vertrag nicht ganzlich
scheiterten; unterdessen mochten die Tuikea
ihr Gebieth in Ungarn, wie das Glück ihneD
wohl wollte, erweitem.
Schon früher hatte Paxy, von niedrigem
Geitze getrieben, uüd durch des Königs be-
ständige Abwesenheit in seiner Gaunerey ge-
sichert, eine Anzahl Söldner ab «gedankt, den
Sold für sich eingezogen, und Weszprim mit
Heiducken, welche für Raub dienten, besetzt
Als Peter Petho jetzt kam, um den Platz zu
übernehmen, verweigerte ihm der Unterhaupt-
mann Michael Yas den Einlass, unter dem
Vorwande, Paxy habe von dem Dom-Gapitel
die Zehentep. gekauft und ihm die Einsamm-
lung derselben libertragen; vor ihrer Abfüh-
rung nach Komorn dürfte er die Burg nie-
manden übergeben. Petho zog ab, und Haly-
Pascha rückte vor die Stadt. Wacker feuer-
ten die Heiducken aus der Burg auf die Janit-
scharen, welche an der westlichen Seite bcy
den Belagerungs - Arbeiten angestellt waren.
— 7^9 ~
Nachdem aber Haly-Fascha seine Stellung 17. j^ay.
Terändert, die Burg ' von der nördlichen und
westlichen Seite zehn Tage lang unablässig be-
schossen hatte y die Heiducken zur Ausbesse-
rung der beschädigten Mauern angesti^engt wur-
den, da versagten sie den Gehorsam ^ setzten
sich in Aufruhr , brachen die Wallkeller auf,
verwüsteten den Mundvorrath, Hessen sich hau-
fenweise über die eingestürzten Mauern hinab
und liefen zum Feinde über, welcher sie im 2B^ji/iay.
Mönchs -Thale insgesammt niederhauen liess.
Nun verzweifelte Michael Vas an der Mög-
lichkeit, mit der noch übrigen kleinen Anzahl
treuer Mannschaft länger seinen Flatz zu be-
haupten. Thomas Sz^kely, beherzter Rit-
ter und bewährter WafFenmann, von ihm ger
sandt, ging in das feindliche Lager, um güns-
tige Bedingungen der Übergabe zu untenian-
deln. Haly-rascha versprach freyen Abzug
mit "Waffen, Pferden und Gepäck. Mittwoch i, ji^,,/,,«.
vor dem Filngstfeste nahm er Weszprim in
Besitz. Michael Vas und die Besatzung zo-
gen aus; bevor sie aber noch den Bakonyer
Wald erreicht hatten, wurden sie von des Fa-
scha's Reiterhaufen überfallen, ihrer Waffen
und Kleider beraubt, die Widerstrebenden ge-
tödtet, die übrigen mit Yas in Gefangenschaft
abgeführt. Niemand entkam als Thomas Sz6-
kely mit kleinem Gefolge •).
Ferdinand verschmerzte einiger Massen
Weszprims Verlust, als er zu Fassau Nachricht
erhielt, Isabella sey endlich mit ihrem Sohne,
mit Fetrovics, Blandrata, Michael Csäky
a) Nico]. Olahy Chronic, ap. Bei Monum. Decad« I« p» 4l«
Iithudnffj Lib. XVIL p. 198.
14. /«um. nach SicUesien abgereist, Kaschau sey Dinstag
vor Frohnleichnam an Georg Sercdy als
künftigen Befehlshaber des Platzes übergeben *).
Er wusste noch nicht, dass seinem kleinen
Reiche weit grösseres Unglück sich näherte,
herbeygeführt von Ach m et- Pascha, welcher
mit starker Heermacht gegen Temesvär an-
rückte. Fünf Meilen davon, auf dem Zsom-
24. /tfniiM. bolyer Felde gelagert, sandte er am Joannistage
fünfzehnhundert Reiter voraus, um den Zu-
stand der Festung auszukundschaften. Der Be-
fehlshaber Stephan Losontzy war aasge-
zogen, um allenthalben Beystand 3u suchen;
sein Unterhauptmann , der Rascier M i 1 ä k ,
schlug Achmets Kundschafter zurück, nahm
^ zwanzig derselben gefangen, ohne Einen Mann
der Seinigen zu verlieren. Von jenen erfuhr
Losontzy, welcher in der Nacht wieder zu-
rückgekommen war, des Feindes Entwürfe,
Stärke, und Kriegsvorrath. Die Besatzung be-
stand aus zweytausend zweyhundert zehn Mann,
darunter waren fünfhundert Spanier mit ihren
Hauptleuten Alphonsus Perez und Don
Caspar Castelluvio; dreyhundert Böh-
men, hundert Deutsche, hundert f unzig Stadt-
Söldner; alles übrige Ungern unter den Haupt-
leuten Alexander Wiczay, Georg Se-
r6dy und Simon Forgäcs. Aus Sieben-
bürgen hatte Losontzy nur tausend Mann
verlangt; aber Bäthory und Castaldo
sandten nicht einen einzigen; zwischen dem
erstem und dem Temesvirer Befehlshaber
herrschte Familien-Feindschaft^); Castaldo's
a) Chronic. Ji ei bitz er ap. JFa^ntr Anal. Scepns. P. II. p.
56. ForgiCcB Lib. I. p. 37. 6) Forgacs Lib. 11. p. 4o. ..
— 7^^ —
Mahnungen zu den WaflPen ohne Sold wurden
nicht geachtet, und des Geldes, »wovon er Kriegs-
volk, anwerben sollte, bedurfte er für sich
selbst ').
Schon am folgenden Tage • fochten L o -
sontzy und Alphons Ferez glücklich mit
Achmet's Vorhut; für den einzigen Ritter
StephanSulyok erlegten sie eine beträcht-
liche Anzahl Feinde. Abends an Fetri und 29. Jumw
f auli Tage brach der Pascha mit den gesamm'^
ten Heerscharen auf, lagerte sich auf dem Felde
"Vilicia , liess in der Nacht das schwere Geschütz
um die Mauern herum auffahren^ und mit An-
jbruch des Tages die Stadt yon südlicher, die
Stirg yon östlicher Seite ohne Unterlass be-
schiessen. Als die neuaufgeführten fioUwel'ke^
vor dem Versetzer- undr dem Prayk6er Thore
fast ganz zerstöret waren, verlangten die Ja-
'nitscharen Sturm. Achmet bewilligte ihn;
doch wurde er von den Spaniern und Ungern
tapfer abgeschlagen. Mustapha Debel, Beg
TOn Nicopel, blieb im Kampfe; zwey tausend
der beherzten Stürmer wurden theils getödtet,
iheils verwundet; ein unerheblicher Verlust /
für den Feind. Der wichtigere war auf Lo-
sontzy's Seite durch den Fall des Spanischen
Feldherrn Castelluvio, welcher von den Rui-
nen des Bollwerkes dem fliehenden Barbaren
nachsehend erschossen wurde.
Es war der Temesvärer Belagerung zehn- 9. JuUm
ter HagyM dem der Ungrische Mann Georg
Zondy m der Honter Gespanschaft glor-
reichen Tod und unvergänglichen Ruhm er-
a) Francis c. Kendy Epist. ad Tbom. Nidasd. Tordae i4.
Jul* 1663. ap. Pray Epp. Frocc. F. II. p. 327.
V
— 7^^ —
kämpfte. Dort auf dem BSrsSnyer Gebirge
stand die Burg Dreghely auf hohem, steilem
Fels; so lange sie von Ungern besetzt war,
mochte den Ofener und Graner Faschen kein
Raubzug in die Bergstädte Fukanz, Schemnitz,
Silla, Karpen gelingen. "Während Achmet
vor Temesvar arbeitete, führte Haly-Pascha
zehntausend Mann zu Dr^ghelys Eroberung aus.
Nicht lange widerstanden der Gewalt seiner
Kanonen die aus schlecht gebrannten Ziegeln
aufgeführten Mauern; als ein grosser Theil
derselben ^esprenget, der hohe Thurm über
dem Burgthor eingestürzt, und dessen muthi-
ger Vertheidiger Johann Zoltay gefallen war,
sandte er den Pfarrer Martin von Nagy-Oroszi
zu Zondy mit der Aufforderung zur Übergabe
des Platzes, dessen Unhaltbarkeit entschieden
wäre, der Pascha achtete ihn als Kriegsmann
von erprobter Tapferkeit; es würde ihm leid
thun , wenn er es auf das Äusserste ankommen
Hesse, und mit dem Platze auch sein Leben
verlöre. Zondy sandte mit dem Priester zwey
kriegsgefangene junge Türken, mit Geld und
scharlachenen Kleidern beschenkt, zurück; die
ihnen aufgegebene Bothschaft war: er verlange
nichts weiter von dem Pascha, als dass er die
beyden Jünglinge, für deren Ausbildung er nun
nicht mehr sorgen könne, unter seine Diener-
schaft aufnehme und in der Kriegskunst wohl
unterrichte; sein Entschluss sey^ die Burg zu
behaupten oder zu sterben. Seine Mannschaft,
unter welcher sich kein Ausländei: befand, war
eines Sinnes mit ihm; sogleich lässt er Geld,
Kleider, Gerällischaften , Mund- und Waßen-
vorrath in ^em Burghof auf einen Haufen zu-
sammen tragen , und steckt ihn selbst in Brand ;
— 7^3 —
sämmtliche Pferde sticht er todt, dann führt
er seine Männer zum Kampfe mit den schon
haufenweise eindringenden Janitscharen. Er
schlägt in der vordersten Reihe; eine Kugel
zerschmettert ihm die Kniescheibe, er fällt auf
das andere Knie, und lässt nicht ab zu käm-
pfen und zu schlagen. Endlich wird er an
Kopf tmd Brust getroffen, und sinkt todt auf
die entseelten Feinde hin, mit welchen sein
gewaltiger Arm vollendet hatte. Sein Haupt
vom Rumpfe getrennt, wurde als Siegeszeichen
dem Pascha gebracht; dieser des Mannes sel-
tene Tapferkeit ehrend, forderte auch den
Leichnam und verordnete ihm feyerliche Beer-
digung auf des Berges Gipfel der Burg gegen
über. Eine Lanze und eine Fahne von inm
auf den Grabhügel gesteckt, bezeichnete durch
mehrere Jahre des edeln Kämpfers Ruhestätte.
Von seiner Mannschaft lloh keiner, wer unter
dem hartnäckigsten Kampfe in Gefangenschaft
gerieth, wurde von dem grossmüthigen Sieger
firey gelassen ^*).
Von gleicher Gesinnung beseelt, verthei-
digten Michael Terchy, Stephan Szuhay,
Andreas Nagy und einige Dienstleute des
Herrn Sigmund Balassa den bey Busa von
Backsteinen aufgeführten, mit Gräben und Wäl-
len umgebenen Wachthurm. Aslan, Jahi-
Ogli'ß Sohn, von Haly Pascha abgeordnet,
wollte ihn im ersten Anlaufe mit sechshundert
Mann erstürmen. Nach vergeblicher Anstren-
gung verstärkte ihn Haly-Pascha mit zwey-
tausend Janitscharen; auch diese wurden von
a) Nicol. Olaliy Clironic. 1. c. Itthuanffy Lib. XVIU.
p. ao5.
— 764 —
den Ui^grLsclien Männer^n zurückgeschlagen und
naclidem der Thurm unter des schweren Ge-
schützes Gewalt schon eingestürzt war, begann
in den Gräben und auf den Wallen der nef-
tigste Kampf. Aslan berechnend, wie viele
der Seinigen er noch verlieren müsste, bevor
er mit des letzten Ungers Falle d^s Platzes
Meister würde ^ ermahnte und bath die stand-
haften Kämpfer, sich doch ja nicht in zweck-
loser Yertheidlgung einer unhaltbaren Ruine,
mehr eigensinnig als verdienstlich und rühm-
lich, aufzuopfern. Seine wiederhohlten Vor-
stellungen fanden endlich Gehör, sie überlies-
sen ihm das zerstörte Bollwerk mit seinen Tod-
ten, und zogen ab von ihm bewundert und
geehrt.
Nicht also die Besatzungen weit festerer
Burgen; sie hielten für zuträglicher, der Über-
macht zu entlaufen, als ihr zu widerstehen.
Ipoly-Sägh und Balassa-Gyarmat fand Haly
ganz verlassen; aus Szecseny musste der Burg-
hauptmann Lorenz Arokhazy seiner aus-
relssenden Mannschaft folgen. Hollokö kam
durch die Zwietracht der Befehlshaber An-
dreas Szasky und Emerich Chaak in
B a 1 y ' s Gewalt. Bujaks feste Mauern beschoss
er dur/;h fünf Tage unablässig, ohne sie im
geringsten zu beschädigen; aber in der Besat-
zung und in ihrem Hauptmanne Martin Ke-
resy war Muth und Ehrgefühl erstorben, wäh-
rend Haly die schwerbezwingliche Felsenburg
von südlicher Seite noch beschoss, zogen sie
zur kleinen Thüre an der westlichen hinaus.
Der wackere Krieger hasset und züchtiget den
Feind, .dessen Feigheit oder Treulosigk^eit ihm
die Ehre eines, durch Anstrengung. erfocht enen
— 765 —
Sieges und den Ruhm der Kunst oder der
Tapferkeit rauht. Die Flüchtigen wurden von
nachjagenden Türken erreicht, insgesammt bis
auf den letzten Mann niedergemacht, der ein-
zige Martin Keresy wurde gefangen einge-
bracht, mit Ketten belegt und in tiefen Kerker
geworfen, wo er jämmerlich verschmachtete •).
Weder Haly-Pascha's, mehr Jagd- als
Heerzug durch die Gespanschaften von Hont
und Nögr^d, noch dass Stephan Losontzy
Temesvar schon durch zwey und zwanzig
Tage muthig vertheidigend, in äusserster Notn
schwebte, schien dem königlichen Statthalter,
Bischof Francis cus von Ujldk und den
Staatsräthen zu Fresburg bekannt zu seyn, als
sie Donnerstag vor Magdalena an die zu Fassau 2i. Juli
mit dem Könige versammelten Reichsfürsten
schrieben, nur noch Weszprims Verlust mel-
deten, und dringendst um kräftigen Wallen-
beystand fleheten ^). Wahrscheinlich hielten
sie sich lediglich an die Berichte Castaldo's^
welcher für unnöthig erachtete, sie zu behälli-
gen mit Anzeigen der Gefahren, zu deren
mühsamer und kostspieliger Abwendung sie ihn
als obersten Befehlshaber und königlichen Stell-
yertreter angehalten hätten. Seit einigen Ta-
Sen war im Mangel an Fulver und Kngeln das
euern auf Temesvars Mauern von Achmet-.
Pascha eingestellt worden ; beydes wurde
ihm jetzt von Hasan, dem Beglerbeg von
Anatolien, in reichlicher Fülle zugeführt. So-
gleich richtete Achmet die. zerstörende Ge-
walt seiner Feuerschlünde gegen den festen
•) Itthuanffy Lib. XVIII. p. 3o3 «qq. h) Locumte-
nentit et Contiliarior. Reg. Epistoia ad Principct Imperii
(k ai. Jnlü i55a. ap, Pray Epp. Frocc« P. IL p, Saa.
'— 766 —
, Wasserlliurin zwischen der Stadt und der Burg.
Losontzy, von Mangel an Kriegsvorralh und
an Geld gedrückt, von Soldforderungen der
Miethsvölker bedränget, hatte schon früher
ßeinen Schreiber Stephan Feldväry an seine
Gemahlinn Anna Pekry und an die Verwal-
ter seiner Herrschaften abgeordnet; der einen
seine letztwillige Verfügung, den andern Voll-
machten zugesandt. I^aft der letztern sollten
beträchtliche Geldsummen aufgenommen, seine
Güter verpfändet, Waffenvolk angeworben und
Kriegsbedürfnisse angeschafft werden. In eini-
gen Tagen hatte Feldväry tausend Mann Fass-
volk und einige Anzahl Karren mit Pulver und
Kugeln beysammen; mit der einen Hälfte zog
Michael Tot, unglücklicher Kämpfer bey
Szegedin, voraus; mit der andern folgte Tho-
masWarkotsch, Burghauptmann von Gross-
wardein; nachdem aber jener erst am linken
Ufer des Maros, nur noch fünf Meilen von
Temesvar entfernt, der Mannschaft ihre Be-
stimmung zu des belagerten Platzes Vertheidi-
gung eröffiiet hatte, forderte sie Erhöhung des
Soldes, versagte den Dienst in der Festung,
widersetzte sich dem weitern Marsch, zog hau-
fenweise ab; was sich noch halten Hess, wurde
von feindlichen Streifhorden überfallen, ge-
schlagen und mit dem verwundeten Anführer
Tot in der Flucht gejagt. Zum Unglücke
begegneten die Flüchtigen dem anrückenden
Warkotsch; nicht Ein Mann folgte ihm wei-
ter; Losontzy blieb hülflos seinem Schick-
sale überlassen.
25. JuUuil Am Tage Jakobi lag der Wasserthurm in
Ruinen; Achmet befahl Sturm, er kostete
ihm dreytausend Mann ; nach fünf Stunden
tut.
— 767 ^
langem Kampfe blieb den Ungern der Sieg theuer ;
erkauft; hundert dreyzehA der Tapfersten wa-
ren gefallen ; grösser war die Zahl der unheil-
bar Verwundelen, unter diesen Diego Men-
doza, 'der Spanischen Männer wackerste Feld-
herr und Kämpfer zugleich. Am folgenden 26. JuL
Tage wiederhohl te Achmet den Sturm mit
rerstärkten Haufen und mit der furchtbaren
Betheuerung, wer besiegt zuriicldkehrle, ginge
den Weg zu qualyoUerm Tode. Mit helden-
müthiger Ausdauer wird beyderseits gefochten
und gemordet; dort arbeitet die letzte Kraft
in äasserster Anstrengung, hier wird die er-
schlaffende von nachgejagten frischen Haufen
unterstützt. Chiausen sprengen durch die Rei-
hen, befeuern die Wüthenden mit Lobsprüchen
und y erheissungen , treiben die Lässigen mit
eisernen Streitkolben. Die Ungern und Spanier
werden über die Leichen der Ilirigen zurück-
gedrängt. Die Wälle und des Thurmes Ruinen
sind in Feindes Gewalt, der Stadt und der
Burg festeste Schutzwehr ist verloren, alle
VerEindung jener mit dieser abgeschnitten, der
Mundvorrath in der einen, wie in der andern,
fast völlig aufgezehrt, überall nur einige Ff und
Pulver noch vorhanden. Achmet 's Herolde 27. Ju/iTus.
ermahnen zur Ergebung; versprechen freyen,
ehrenvollen Abzug, versichern Treue und Glau-
ben« Die Besatzung der Stadt sendet unter
feindlichem Geleit Bothschaft in die Burg an
Losontzy; er wird um Erbarmung für sie,
für ihre Frauen und Kinder, für sich selber
gebethen; die Männer in der Burg dringen
auf Anerkennung des harten Gesetzes der Noth-
wendigkeit, widerrathen, den Leben und Frey-
heit anbiethenden Feind auf das Äusserste zu
— ^S8 —
reitzen; aber mitten unter Entmutheten, Verzag-
ten, Verzweifelnden sieht Losontzy ungerührt,
, unerschüttert, entschlossen, auszuharren und
bis auf den letzten Athemzug zu kämpfep.
Diego Mendoza rühmt seine Standhaftigkeit,
ermahnet sein Volk dem Ungrischen Helden
rühmlich beyzustehen, den glorreichen Tod
im Kampfe, der kurzen Lebensfrist in Schande
vorzuziehen; und verschied diesen Augenblick
an seinen Wunden. Mit seines Lebens letz-
tem Hauch erlosch auch in den Sj^aniem des
Muthes letzter Funke ; kühn drohten sie, auch
wider Losontzy* s Willen über des Platzes
Bäumung mit dem Feinde zu unterhandeln.
Das Deutsche Miethsvolk trat ihnen bey, der
unerwartete Abfall beugte Losontzy's Ent-
schlossenheit, er lässt die Unterhandlung ge*
schehen. Achmet verspricht freyen Abzug
mit WaflPen und Gepäck?
30. JuUuB* Sonnabend vor Fetri Kettenfeyer zieht L o-
sontzy aus der Stadt in der von dem Pascha'
vorgeschriebenen Ordnung» Voraus in zwey
Abtheilungen die Wagen mit dem Gepäcke,
mh den Kranken, und Verwundeten; dann der
Held mit den Ungern zu Pferde; die Spanier^
das übrige Fussvolk und die Bürger mit ihren
Bündeln auf dem Rücken schlössen den Zug
zwischen zwey eng und gedrängt aufgestellten
Janitscharen- Reihen. Ausser dem Prayk6er
Thore wird Bürgern und Einwohnern links,
den Wagen rechts Stellung angewiesen* Lo-
sontzy von dem Beglerbeg und K a z z u n
freundlich begrüsst, in die Mitte genommen,
und zwischen den bewaffneten Reihen fortge-
führt. Hinter ihm schreiten die Janitscharen
zu gewaltsamem Raub, die Ungern widerstehen,
I
— 7% — •
/
Gesclirey, Waffengelümmel , Gefeclit erhebt
und verbreitet sich bis in seine Nähe;- vor
seinen Augen wird Andreas Tomery, des
Felden vergoldeten Brusthamisch und Helm
tragend^ von dem Pferde herunter gerissen.
„Zu den Waffen, Brüder!" ruft Losontzy^
„lasst uns nic^t un^erächet der Türkischen
„Treulosigkeit unterliegen und sterben;" 4d-
mit zieht er das Schwert, streckt den Haupt-
mann des Beglerbegs zu Boden, haut in die
Reihen ein f sprengt sie aus einander und schaut
den Seinigen Raum zum Todeskampfe. ' Da
g^ben Ungern, Spanier, Deutsche ihr Leben
oder ihre Freyheit für hohen Preis 'hin; kei--
ner denkt an Flucht; keiner fällt ohne vorher
mit einer Anzahl Feinde die. Rechnung für
verletzte Treue abzuschliessen ; viele edle Män-
ner, unter ihnen die bewährtesten Franz Sö-
venhdzy, Lucas Prestioczy, Alexander
Ujszaszy, Ladislaw Säfrän, Fabian Bets-
kereky, Paul Ujhely, Emerich Korlat,
Thomas Pattantyus, Lucas Pirnas, Mar-
tin Szeny, Joseph Zoltan, Fekete, N^gy,
Szabary, Szörenyi, Moga, Kasmery,
Kenderesy, Barbely liegen schon auf dem
Wahlplatze, und Stephan Losontzy kämpft
noch vergeblich um den Tod: schwer ver-
wundet am Haupte und an der linken Seite
stürzt er mit seinem erstochenen Rosse zu Bo-
den, und wird gefangen. Gleiches Loos nach
vielen Wunden trifft seine Vertheidi^er Simon
Forgacs, Wolfgang Batthyany, Milak
Rdtz, Peter Farkassicsh, Stephan Ispan,
Blasius Pattantyus und Johann Borne-
miszsza. Losontzy allein wird vor Ach-
met geführt; mit Anstrengung seiner letzten
VI. Theil. 49
i
— 77Ö ~
Lebenskraft wirft et dem Pascha den Bruch
der Treue und des Glaubens vor. Dieser nen-
net die That nur Wiedervergeliüng der nach
Lippa's Übergabe von Ungern an Ulman-Beg
^ ; begangenen Treulosigkeit, und lässt den ohne«
hin schon mit dem Tode ringenden Helden
' enthaupten, seinen Kopf mit den wenigen Ge-
fangenen nach Constantinopel abführen, die
Bürger mit ihrer Habe * in die Stadt - zurück-
kehren und unter Kazzun's Oberbefehl nach
ihren Gesetzen leben *). Also musst6 Temes-
var, weil das Land von seinejn Könige verlas-
sen, und dem schlechten Ausländer Castaldo
anvertrauet war, nicht durch der Ungern Schuld
&M f. r.v^.unt ergehen, und von nun an durch hundert
1713, yjgj. ^^^ sechzig Jahre das Joch Türkischer
Bothmässigkeit tragen.
Karansebes und Lugos, weder sehr befes-
tigt, noch stark besetzt, ergaben sich der er-
sten Aufforderung; die abziehenden Besatzun-
gen wurden unangefochten entlassen. Reichlich
versorgt mit Mannschaft, mit Mund und Kriegs-
vorratn war das festere Lippa; nur dem Spa-
nier Bernhard Aldana, von Castaldo zum
Befehlshaber gesetzt, fehlten Muth, Pflichtge-
fühl und Ehrliebe. Bevor noch Achmet ge-
gen den Platz anzurücken dachte, verzweifelte
jener schon an der Möglichkeit, ihm zu wi-
. derstehen. Ungeachtet der Rascier Demeter
Ocziarovicsh, mit seinem Reitertrupp ohne
Sold nur für Ehre dienend, Paul von Zara,
Franz Henriquez und dessen längst bewährte
Krieger sich ihm eifrigst widersetzten, |>eharrte
#
a) Sebastian Tinodi ap« Bd^r Scriptoret Transsilr« T. I.
5. a4Q. Forgact Lab. U. p. 46r-6o. lathudnffy Ulh
IVUL p. 1Q9 aqq.
— 77i —
er dcnnocli auf seinem Vorsätze, Lippaaufdas
eiligste zu verlassen. Auf sein Geheiss wur-
den die Kanonen überladen, Thore und Tliür-
me untergraben, mit Pulver angefüllt, alles;^
unter einander mit Lunten verbunden, diese,
nachdem er bey Tages AnbrucJi mit der Be-
satzung ausgezogen war, angezündet, auch an
verschiedenen Stellen der Burg und Stadt Feuer
ans£elest. Erst das fernher schallende Donner-
getöse der in die Luft gesprenglien Steinmassen
und die von der brennenden Stadt schwarz
aufsteigenden, gegen Süden und Westen sich
verbreitenden Rauchwolken Hessen den Pascha
errathen, was dort, etwas über sechs Meilen
von seinem Lager, geschehen war; unverzü<^-
Uch beorderte er Kazzun-Beg mit fünftau-
send Reitern dahin , die Feuersbrunst zu löschen^
zu retten, was nicht der Flammen Raub ge-
worden war, und in Besitz zu nehmen, was
ausser Lippa noch Aldana's Feigheit Preis
gegeben halte. Solymos und Csanad am rech-
ten. Maros - Ufer waren mit aller Nolhdurft so
reichlich versehen, dass sie der langwierigsten
Belagerung Trotz bielhen konnten; aber ihre
Vertneidiger waren entüoben, Kazzun wurde
ohne die geringste Mühe beyder Plätze Herr;
hiermit Solejman des ganzen Temeser Lan-
des von vierhundert drey und dreyssig Qua-
drat-Meilen Gebiether. Aldana wurde von
Castaldo in Fesseln nach Wien gesandt, dort
vor ein ICriegsgericht gestellt, zum Tode ver-
urtheilt, doch auf die Fürbitte der Königinn
Maria, Maximilian's Gemahlinn, der Ge-
rechtigkeit entnommen *). Wie hätte man ihn
. •}Itthoanffy Lib. XVIII. p. ao3. Aldana'« Venirtheilmig
49*
.j»
— -77» —
aucli mit einiger Folgerichtigkeit entliaupteii
können, so lange der ruhi^ in Siebenbürgen
sitzende 9 und Schätze für sich sammelnde Cas-
taldo, Temesvdrs schuldvoller Preisgeber, als
ooersier Befehlshaber geduldet wurde?
Nur von dem Verluste der Burgen in den
Gespanschaften von Hont' und Nograd hatte
Ferdinand, zu Fassau mit auswärtigen, dem
Ungrischea Reiche völlig fremden Angelegen-
heiten beschäftigt, in den Tagen vor Petri
Kettenfeyer Kunde erhalten; noch nichts von
Temesvars Hülflosigkeit und unvermeidlichem
Übergange in Feindes Gewalt vernommen ^).
Um des Haly-Pascha's weitere Fortschritte
aufzuhaken, both er die Adelsgesammtheit
der zehn nördlichen Gespanschaften auf, be-
stimmte ihr Fülek zum Sammelplätze^ sandte
fetchah^ertt i* L i554. auf die Anklage dea Ungriaclien Krön-
'iacala Johann Zomor von Fokateleke. Pray Rpp,Froec*
P. II. p. 533.
, a) Erst am 26. Auguat kam ilio Nachricht davon nacli Wien;
und nicht etwa darch dea oberaten Befehlahabera Caataldo
dienatmätaigen Bericht, aondem, wie Franz Batthjany an
Thoroaa Nadatdy am 37. Auguat von Wien aua schrieb:
iPray £pp. Procc. P. II. p. 32^) yyHeri a (fuodaniy qui rebu»
yyTemnuariensibus ah iniiio ad Jinem usque inUrfuit,** Bia dieser
Q u i d a m kam , war in Wien lauter Inceriiiudo negoliorum et
periurhatia^eM hujua lemporis inßniiae, ^ben derselbe beseugte,
das« Alles gemangelt habe, auaecunque ad loci defenMionem per-
iinereni, " Warum ? weil aer über Sicbenbürgena Grundsasaen
Allea vermögende Mann neulich ermordet, Caataldo verhasst,
. nur auf seines Beutels Füllung bedacht war. Musste doch an
der Seite dieses Mannes sogar der Woiwod Andreaa Bathory
an den König schreiben .* ^yinori te fame ^ nee ampUus supereste^
, ^yunde deincepa vivaU^' So ist der natürliche, mithin nothwen»
dige Zustand der Dinge bey Völkern, deren Fürsten überall
aind, nur dort nicht, wo Regen teupflicht sie hinweiset: er ist
zugleich der wirksaroate, um daa Gefahl eigener Kraft und
Wichtigkeit in Völkern aufzuregen, den beaonnenen Gebrauch,
derselben sie zu lehren; und vorzubereiten ihre l'Irhebung von
Tolkschaftlichcm Ungestüm zu natioiialer Ordnung und VVtirdc,
unter welcher endlich auch füratlichc Eigenmacht und Willkür
Bu> wohlgeordneter Regierung sich bekehren ;nuaa.
— 775 —
;er Anführung des Marcell Dieirich's
!y tausend Mann Deutsches Kriegsvolk , die
e^ Hälfte Buchsenschützen ^ die andere Lan-
iknechte; ernannte den Österreicher Eras-
LS Teufel, Freyherrn zu Gundersdorf zum
ersten Feldherrn ^ und befahl dem Sforzia
llavicini seine viertausend fünfhundert
lischen Söldner demselben zuzuführen : Dr^g-
y und die übrigen Burgen im Honter und
gräder Lande sollten wieder erobert werden.
t seinem eigenen Reitertrupp von zweyhun-
t Mann nahm Teufel bey £geg, am lin-
i Ufer der Schemnitz Lager; dorthin ^o-
L Fallavicini und Dietrich mit ihrer
nnschaft; die Ungrischen Herren Georg
{glewits, Franz S d n d o r^ Michael
• mbay, Franz Desoffy, Paul Ratkay,
klas Szekely, Faul Sarkandy^ Ste-'
an Yajda^ Sebastian Matusnai,
anz Jäkosics^ Caspar Csuti, Mel-
ior Masko^ Georg Thury, Niklas
rsay, Christoph Roson, Wolfgang
ly; jeder mit hundert Reitern, die meisten
iger, als Teufel, die gesammte Heer macht
uführen. Es kamen auch Wolf gang
chaim mit zweyhundert Mann und acht-
idert Fussknechte aus Böhmen und Mähren^
welchen sich noch achthundert Heiducken
imelten; der Watzner Bischof Augustinus
ardellati sorgte für Verpflegung. Cas-
d o y um seine Untüchtigkeit zu dem Platze,
rauf i ihn Augendienerey und Gunst ..gesetzt
ten, recht auffallend zu verrathen, verlangte
t ganzen, über eilfiausend Mann starken
chthaufen zum Beystande nack Siebenbür-
k^ welclies noch kein Feind beunruhigte;
— 77-* — -
und wenn »onst in Gefahr ein Martinuzzi
zu den Waffen rief, keiner fremden Hülfe be-
'durfte; Erasmus Teuf el achtete seiner Auf-
forderung nicht, und blieb auf dem Platze,
wo das Schicksal mit ihm endigen wollte, weil
er auch des Rathes der besonnenem und er-
fahrnern Ungern nicht achtete.
Es mangelte ihm grobes Geschütz, welches
aus Alt- und Neu- Sohl angefahren, von Rat-
kay, Keglerits und Matusnai bey Blauen-
stein eingehohlt, eben jetzt bey Bozok,, drey
Meilen von Egeg angelangt war. Zehn Meilen
davon bey Fülek stand der heranrückende^ber-
ländische Adel, siebentausend^'Mann stark; des
Einen und des Andern Ankunft sollte Teufel
nach dem Rathe der Ungern erwarten, bevor
er gegen Dreghely aufbräche. 'Um 'diese Ver-
einigung, welche schon, des Feldherrn Eigen-
sinn verschmähete, zu hintertreiben, war Haly-
' Pascha in die Honter Gespanschafl mit zwölf-
tausend ]NIann eingerückt. ^ Da gab Teufel
ohne längern Verzug Befehl zum Marsche; der
' erste ging bis in das geräumige, von der ICru-
pina bespülte Thal; unweit davon stand Ualy-
Pascha. Tausend Reiter, auf Kundschaft von
ihm ausgesandt, wurden von den Ungern in
iO/^u^«f.die Flucht gejagt. Früh Morgens am Sanct
Lorenz Tage forderte Aslan an der Spitze der
Reiterey zum Treffen, und es musste einge-
gangen werden, da er nicht abÜess, das kö-
nigliche Lager zu beschiessen. Es wurde mit
Heftigkeit begonnen, und war auf ieyden Sei-
. . ten für viele wackere Krieger das letzte« Franz
.Desöffy .starb desselben Tages noch an seiner ^
Wund^ Franz S^ndor und Michael Bom-
bay geriethen in Gefangenschaft. Ein zahlreicher.
^ s
\
— 775 —
Haufe Italer ^ vom Feinde umzingelt^ wäre ganz
zusammen gehauen worden, hätten ihn nicht
Franz Jakosicsh und Georg Thury mitv
ihrer Reiterey dem Gemetzel entrissen. So
wurde gefochten bis gegen Mittag, als Haly-
Pascha mit den Janitscharen auszog, das Tref-
fen erneuernd, auf das Böhmische und Ung-*
rlsche Fussvolk einstürmte, und zugleich im
Rücken desselben von dem naichst gelegenen
Hügel aus Tierzehn grossen Feldschlangen feuern
liess^ aber die Deutschen Reiterhaufen zu rech-
ter Zeit noch herbeysprengend und keilförmig
eindringend, wütheten in den Janitscharen—
Reihen, und nöthigten den Pascha zum Rück-
zuge.
Tages darauf wurde die Hauptschlacht f^e-iU Auputt.
liefert.. Nach mehrmahligem Abfeuern des
schweren Geschützes, worunter doch bald das
königliche yon dem feindlichen zum Schwei-
gen war gebracht, auch beyderseits mancher
tapfere Waifenmann hingestreckt worden, er-
hob sich ein mörderisches Gefecht, die Lei-«
chenhügel der Erschla<^enen wurden immer hö-
her, und lange schwebte der Sieg unentschie-
den bald über dem Ungrischen Doppelkreuze,
bald über dem halben Mond der Pforte, als
ein unglücklicher Schuss auf die Pulverkarren
der Ungern fiel, sie entzündete, und unter ^
schrecklichem Getöse Gepäck, Kanonen, ßüch-
senmeister und Soldaten zertrümmert und zer-
rissen in die Luft flogen. Erstarret yor Schreck
stehen die königlichen Reihen unbeweglich,
ihr Muth, ihre Kraft scheinen gelähmt, der
Oberste Feldherr von Geistes Gegenwart und
Macht yerla3sen. Diesen Augenblick benutzt
der Feind 9 nimmt unter grässlichem Allah-
— 776 —
Geschwf den Anlauf und stürzt in die Reiliai
ein. Anstatt den Andrang auszuhalten , ergici-
fen die Vordersten , Deutsches Soldnervolk, äe
unordentlicliste Flucht; die Reiterey zu ihier
Bedeckung an den Flügeln aufgestellt, eilt ibr
nen nach; kein Ruf der Führer "wird gen5it|
das MitteltrefiPen rückt vor, zu beyden Seitea
schirmen es geharnischte Reiter aus Deutschr
land; aber enen diese können das Geschreyi
den Anblick der Barbaren nicht ertragen, sie
spornen ihre Rosse und rerschMrinden Yom
Kampfplatze. ErasmusTeufel sprengt ihnen
nach^ zu spät, er wird von Spanis umringet
und gefangen genommen. Die Ungern unter-
halten noch eine Weile das blutige Gefechti
am tapfersten der Watzner Bischof; nach Tie*
len Wunden stürzt er todt zu Boden, nicht
weit von ihm auch Niklas Borsay, auch
Christoph Rosony und Wolfgang Söljr,
lange genug Spender des Todes.
Fallayicini mit seinen Italischen Hau-
fen zieht sich gegen den Csabrager Wald hin-
auf; dort will er des Kampfes Erneuerung dem
Feinde biethen, und wenn auch ihn das Glück
verliesse, sich und den Seinigen durch das
dichte Gehölz sichere Flucht bereiten. Ver-
geblich; er wird umgangen, bevor er den aus-
ersehenen Standpunct erreicht , eingeschlosseu,
gezwungen auf der Stelle zu schlagen ^ und da
er, tief in die rechte, mit Marti nuzzi's 3IorJ
belleckte Hand gehauen, sein Schwert fallen
lässt, sich gefangen zu geben. Gleiches Schick-
sal mit ihm traf seine Hauptleute, Hippo-
lytus Fallayicini, seinen Vetter; 5lar-
tius von Tibur, Albertus von Castro,
Yinceutius Antinori^ Bambinus von
Qarpi. Seiner Mannschaft grösster Theil lag
todt auf der Wahlstatt« Das königliche Lager,
alles schwere Geschütz und Gepäck wurde des
:' Siegers Beute. Bey seinem feyerlichen £in:Aig
in üfen gingen viertausend Gefangene voraus.
hinter ihnen Erasmus Teufel, ohne Har-
nisch und Helm, doch zu Pferde« Heerpau-
ker, Trompeter, Pfeifer, Sänger folgten;, so
f^ing der Zug auf den Marktplatz, wo die ge-
fangenen Ausländer, besonders die Deutschen
unter dem Spiess zu den niedrigsten Preisen,
für einen Scheffel Hafer oder Mehl, für eine
Kanne Honig oder Butter, in Leibeigenschaft
verkauft wurden. Sforzia Pallavicini
blieb 4e8 l^ascha's vielgequälter Gefangener; den
Feldherrn Teufel* mit den gefangenen Haupt-
leuten, viei*zig Fahnen und eine Anzahl aus-
fezeichnete Köpfe der Gefallenen sandte Haly-
ascha an den Grossherrn. Diesem verläug-
nete Teufel, in der Absicht, seine Freyheit
für geringeres Lösegeld zu erkaufen, seinen
Nahmen, Stand und obersten Feldherrn -Rang,
'\jf ofür ^hn der erzürnte Solejman in leder-
nen Sack einnähen und in dias Meer werfen
Hess. Pallavicini musste im Kerker zu
Ofen, unter argen Misshandlungen, Marti-
nuzzi's Ermordung büssen, bis achtzehntau-
send Ducaten für ihn entrichtet wurden ^).
Um Siebenbürgen von dem königlichen
Ungarn völlig abzuschneiden, dann beydes mit
geringerer Anstrengung ganz zu unterjochen,
mussten des nördlichen Gebiethes zwey Schutz-
wehren, Szolnok und Erlau, überwältiget wer-
a) Uthuanffy Lib. XVIU. p. ao4. Forgtfcs Lib. II.
p. 61 •
V.
^ V
den; damit wollte Achmet-Fascha seme
Z6. i^M^iAi.^iessjährige Luslfahrt, wie er es nannte, be-
schliessen. Haly-Pascha wurde zur Theil-
nalime von ihm eingeladen , und früher als er,
/^tand der rüstii^e Eunuch mit zwölftausend
Mann am Zusammenflüsse der Zagyva mit der
Theiss. Auf der Insel, welche beyde Strome
bilden, lag die Szolnoker Festung unter Lei-
tung^ des Salmer Grafen Nikläs, vor vier
Jahren kuns.tgerecht erbauet* Gegen Süden ver-
wehrte die Annäherung ein sehr breiter, tiefer,
släts mit Wasser angefüllter Graben. Ihre fes-
ten, breiten Schutzmauern und Bollwerke von
drey Seiten waren so hoch geführt, dass aus-
serhalb derselben von den Häuserdächem nichts
gesehen wurde. Versorgr war sie mit vier
und zwanzig Kanonen grössten Calibers, mit
drey tausend Stück Feldschlangen , Falkaunen
und anderm Feuergewehr; mit achtzigtausend
Pfund Pulver und überflüssigem Vorrathe an
Bley- und Eisenkugeln. Die Wallkeller ver-
wahrten Lebensmittel für lange Zeit. Der Be-r
fehlshaber ßertalan Horvatinowicsh,
dem schwerlich irgend ein Feind den Platz
genommen hätte, war vor kurzem auf einer
Reise nach Wien, zwischen Sagh und Gyar-
math in Pyri-Aga's Gefangenschaft gerathen;
seine Stelle hatte durch erschlichene Gunst,
nicht durch eigenes Verdienst, Lorenz Nyäry
'erlangt; zur^ Besatzung hatte er eilfliundert
Mann Fussvolk, iheils Ungern, theils Spanier,
Deutsche und Böhmen; dazu dreyhundert Hus-
z^ren- unter den Haupüeuten Gabriel Pekry,
Matthias Kreszenkowicsh und Caspar
Mor6.
Ohne vergeblichen Angriff zu wagen ^ hielt
— 779 —
Haly den Platz durch acht Tajje eingeschlos-
sen; Frey tag nach Kgidii in der Abendä'mme-» 2. ^^^r^r.
run^ kam Achm et -Pascha mit starker Heer-
macht an, und am folgenden Morgen sah^n 3- •^''/'''"••
ihn die in der Festung rings herum in weit
ausgebreitetem Lager stehen, Lorenz Nyä-
ry, gleich verachtet von Ungern und Spaniern,
wie von Deutschen und'Böhmen, war unfiiliig^
sie in Zucht, Ordnung, Pflicht zu erhalten.
Unter sich durch Sitten, Gebräuche, Sprachen
getrennt, lebten sie in beständiger Zwietracht^
einig nur in ihrem Verhältnisse als Söldner^
in der Unzufriedenheit mit ihrer vermischten
Dienstgenossenschaft, und in der Sorge für ei-
gene Sicherheit, nicht für des Platzes Verthei-
digung. In nächster Nacht legten sie hier und
da an den Häusern Feuer an und ergritfen die
Flucht. Nydry, mit Tages Anbruch erwa-
chend, sah sich verlassen, setzte sich zu Pferde
und zog ab; aber alle Auswege waren schon
voü dem Feinde besetzt, Gefangenschaft war
ihm gewiss; schicklicher schien ihm, auf sei-
nem Posten, dessen Behauptung er beschwo-
ren hatte, sie zu erwarten. Unter dem Thore ,
der Burg fand ihn der Haufe Janitscharen,
welche Achmet abgeordnet hatte, auszukund-
schaften, was die Stille auf den Mauern und
der aufsteigencie Rauch bedeutete. Nyäry
wurde gefangen genomrtien und mit der Kunde,
die gesammte Besatzung sey entflohen^ vor den
Pascha gebracht.
Achmet und Haly nahmen die Burg ^ ^'^*''
sogleich in Besitz und erkannten in jubelnder
Freude, dass sie bey der Festigkeit derselben,
bey dem Überflusse des vorgefundenen Mund-
und Kriegsvorraths , gegen rechtschaffene und
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welcher mit keinem ausländ isöhen Waffei^kneckt
belästiget y' seiner HcrrschaCt über Ungrisehe
Gemütuer gewiss , .und mit ungemeiner Voraicht
auf berrl&cnsteh* Sieg oder rülimlicbsten Tod
vorbereitet war. Mit patriotischem Woh^e-
»fallen verweilen wir länger bey seiner und sei-
ner Gefährten beldenmüthiger Thätigkeit.
Wenig hoffend, Nichts erwartend , bloss
- pflichtgemäss, hatte ör an den Konig die Ge*
^ fahr, das Anrücken einer Ungeheuern Kri^s-
.macht und "die Dürftigkeit seiner Streitkräfte^
swey hundert Reiter und eben soviel Fassvolk,
berichtet. Ferdirianä mit «Geld in Noih,
über die häufigen Niederlagen seiner ausländi-
schen Feldherren und Söldner entrüstet^ in
* auswärtige Angelegenheiten verflochten , darum
in den Angelegenheiten seiner Erbstaaten im-
merfort Fremdling, seiner ausländischen Ratli-
geber bloss leidendes Werkzeug, gab nur Worte
und Yerhelssungen, keine Hülfe *). Doch um
wenigstens Etwas zu thun, lie.<>s er, da Erlau
schon zwey und dreyssig Tage war bela-
gert worden,* an die Magnaten und den Adel
V /
a) ^ySpem pofiui et ampla promissa in praesens y aumm vire* et
- y^auxiUa suppeditare vi4fhafur,*^ Also der gleichzeitige !•->
thuanffy. Dagegen liest man nicht ohne Unwillen inPray
. (Hist. Reg. P« III. p. 11^.) ,yFerdinandu9f ein quidem
' ^yStephani Dohüni* qui arei praeeraty virttcti phirimuwk frAutret^
^yVeriiuM tanu^ ne howtium numero opprimtretur , Ataurifium Smx9^
« ,|iB«m I ccnlracta undique militia opem ferre ohaetti* jusMit^* P e F-
■ difiand that nichts, alu was Isthuanffy berichtet. ErUa*s
Belagerung begann am i3. September, und wurde am ig. Oc-
* töber aufgehoben. Churfiirst Moritz war am lo. Octoher noch
SU Wien; atapd am i5. Ootober bejr Raab; fragte erat an
dieaem Tage bey Franz Bebek an, was wohl der Ttirkea
Abaicht Tor Erlau aeyn möchte ; und endigte , wie die meisten
analÜndischen Helfer, er blieb bey Raab atehen, und sog heim,
ata ohne adn Zntbun , die Gefahr über Jßriau Tohibeffeganffli
^ar. (Maäritii £piatol.^ Franc. Debek Jaurini de i6. Octobr*
iö5a. ap. Pray Epp, Prooer. p. 534* } . i
— ^85 —
•
des Oberlandes' Mahnbriefe zur Hü1f& senden **).
Mehr als diese wirkten Dobo's frühere Auf-
forderungen und Metskei's ergreifender Vor-
trag an die zu Sziksz6 versammelten Landher-
ren der nördlichen Gespanschaflen. Unverwei-
let stellten sie ^ auf ihre Kostet fünfhundert
fünf und siebzig Mann; zweyhundert dreyssig
brachten Anton Blasko und Ambros Sza-
dornik; hundert, Caspar Fetho, Ste-
phan Zoltay und Johann Figedy. Gre-
gor Bornemiszsza, eines Fünfkirchner
Schlossers Sohn, brachte mit seinem eriinde^
rLschen Genie auch zweyhundert fünfzig Scharf-
schützen; durch den Zuzug der Herren Jo-
hann Festheny, Georg Kosztowicsh,
Michel Gas paricsh, Demeter File p^
Stephan Vitez, Georg (jyulay, Tho-
mas Baksay^ Franz Rnedey, Diony-
sius Kis, Peter Tegnyey, Benedict
Gersey, Stephan Fekete, Blasius
Nagy und mehrerer Grundsassen mit ihren
Leuten, war die Besatzung gegen zweytausend
Mann stark geworden.
Zur Versorgung derselben mit allen Be-
dürfnissen berief Dobo aus der Erlauer StadlF
und aus den umliegenden Marktflecken, Fene-
met, Tallya, Maklar, dreyzehn Wundärzte,
sieben Schmiede, fünf Zimmermeister, neun
Müller, acht Metzger, vierzehn Weiber zum
Bierbraüen und Brotbacken, hundert achtzig
Bauern zu allerley erforderlichen Diensten in
die Burg. Mund- und Kriegsvorrath war in
Überfluss angeschafft; Den Einwohnern , Dienst-
a) Ferdinand! Regy Liter. Viennae i3. et i4. Octo1>r. op.
Wagntr Anal. . Sceput. r« IV» p* 99 ot loo.
- 7Ö4 -
I
leuten und "WafFenvolke wurde bey unrenneid-
lieber Todesstrafe verboüien^ mit irgend je-
manden ausser den Mauern zu sprechen, unter
einander in heimliche Verabredungen sich ein-
zulassen, zu murren, eigenmächtige ohne Ge-
heiss oder Wissen der Befehlshaber und Haupt-
leute zu handeln ; und des Todes sterben soUle
ohne Schonung und Ausnahme jeder, der aodi
nur das Wort, Übergabe, aasspräche. Die
Leitung der Zeugmeisterey, der Wachen Ver-
theilung und der Arbeiter Anstellung bebielt
sich Dob6 vor; seinem Amt«genossen Mets-
kei überliess er die Dienstbestimmung für das
Waffenvolk.
Die Stadt Erlau^ von dem heiligen Könige
Stephan US erbauet, liegt am Matra Vorge-
birge zwischen weinreichen Hügeln in anmu-
thigem Thale , von dem Eger - Bache in die
östliche und. westliche Hälfte getheilt, damahls
nur noch von einem berasten Erdwalle einge«
schlössen. Bey Aufführung der grossen und
geräumigen Burg ^r^LT mehr auf die Annehm-
lichkeit der Lage, als auf den Vortheil des
Schutzes gesehen worden; sie steht auf dem
Felsenberge im Norden über dem östlichen
Stadttheil. Peter Perenyi, mehrjähriger
Besitzer derselben , hatte sie durch Zwischen-
mauer und Graben in die äussere und innere
Burg getheilt^ in jene auch den nahen Hügel,
von dem sie sonst beschossen werden konnte,
hineingezogen; Stephan Csabi und Eme-
ricli Bebek hatten sie jeder mit einem Boll-
werke befestiget, zur Vertheidigung des einen
waren jetzt Franz Rhcdey und Dionysius
Kis mit neunzig; des andern Peter Tegnyey
und Benedict Gersey mit hundert dreyssig
7»5
\
^ann aufgestellt. Zwey Haufen, jeder drey-
lundert Mann *) stark, der eine unterDob6's
lauptmann, Johann Vajda; der andere un-
er Anton Blasko und Georg lydni stan-
len auf dem grossen Burgplatz; eben daselbst
linter des Domes südlicher Seite gegen die
Pferdeställe hin, Gregor Bornemiszsza
nit seinen zweyhundert fünfzig Scharfschützen;
'unfzig Trabanten machten seinen Cohors voll-
zählig ; unweit von diesem Standorte Caspar
?eth.o mit zweyhundert zwey; und nahe an
lern Bischöflichen Paläste für alle plötzliche
Sräu^nisse Anton und Albrecht Nagy mit
:weyhundert auserlesenen Trabanten, den Be-
'ehlen Stephan Zoltai's und Johann Fi-
;edi's untergeordnet. Die innere Burg hatte
5rst Stephan Dob6 mit meinem Bollwerke
rersehen; dessen Vertheidigung besorgten Jo-
lann Pestheny, Georg Kosztovicsh und
Vfichael Gasparicsh mit hundert Mann.
Sin Anderes war nahe an dem Kerker aufge-
führt, und von Demeter Fil6p, von dem
Surgvogte Kälmän und von hundert zwey
xnd vierzig; das Sandorer Bollwerk von Ste-
phan Vitcz und Georg Gyulay mit hun-
Jert zwanzig; das Burgthor in beyder Mitte
iron Urban Nagoli und Thomas Baksay
nait hundert fünf Trabanten besetzt: in solcher
Stellung wurde des Feindes Ankunft erwartet.
Voraus zog Haly-Pascha, mit ihm
mehrere Begs und fünf und zwanzigtausend
Mann. Aslan-Beg von Stuhlweissenburg
nahm seinen Standpunct, von den übrigen ge-
a) Wenn Isthninffj wirklich frieenariae (3o) tchrieb, so
hat er wohl irecenariat (3oo) ge«ieint{ dexm 3o IfUnn geben
keinen Cohors.
VI. Theil. 5o
,•
61
trennt y bcy der Marienkirche in der Vorstadt
und ricKtete vier grosse Kanonen ge^^en die
Burg. Einige Tage darauf folglen Achmet-
F a s c h a und Beglerbeg Mohammed mit
hunderttausend Mann. Im Irsafoger Walde
überfielen unter Stephan Feke te's Anfüh-
rung Zoltay, Fethö, Figedi mit einigen
Rotten Reiterey und Fussvolk seine Vorhut,
und kamen mit kostbarer Beute an Kleidern
und prächtigen WaiTen in die Burg zurüpk.
Die Janitscharen schlugen auf 'der langen Hü-»
gelreihe vor dem Maklarer Thore ihre Zelte
auf; die übrigen Machthaufen lagerten sich
[egen Norden, längs des £ger- Baches linkem
fer, zwischen Fencmet und dem sogenannten
Königsstuhl, wo der Sage nach San et Stephan
während des Schloss- und Dom -Baues geses-
sen hatte, um die Arbeiter durch seine Ge-
genwart in regem Fleisse zu erhalten. Ach-
ime t und Mohammed wählten das liebliche
Erlauer Thal, Haly den Egyeder Berg gegen
Osten, zu ihrem Standorte. Bey dem ersten
Anblicke des gelagerten Feindes rissen die Un-
gern von den Gebäuden die Schindeldächer,
von dem Domdache die glasurten Ziegel her-
unter, steckten in der Stadt Häuser und Müh-
len in Brand, um sie der Benutzung des Fein-
des zu entziehen.
11. Septlr. Sonntag nach Maria Geburt liess Haly
die drey grössten Mauer -Kanonen den Berg
hinaufziehen und daraus mit eisernen Kugeln,
1'ede zu fünfzig Pftind, drey Mahl die Burg
>eschiessen, um anzuzeigen, dass der Belage-
rung Anfang gemacht sey; diess erschreckte
die Ungern so wenig, dass sie- nicht einmahl
die Thore schlössen ^ vielmehr kühn Tferde
- 707 -
und Schlaclitvieli an den Bacli zar Tränktt
> führten, auch fuhrenweise' die Burg mit Was-
servorrath versorgten. Am dritten Tage liess 13. Srpthr,
Achmet in der Nacht bey dem Königsstuhle
Schanzen aufwerfen, Sturmdächter errichten,
Kanonen auffahren und den einen Thurm der
Domkirche beschiessen ; worauf die Ungern von
dem andern unter Dob6's Leitung aus vier
Srössern Feldschlangen so kräftig antworteten,
ass einige Feuerwerker Und Büchsen meLster
des Feindes zu Boden stürzten, ihre^ Geschützes
Hader und Schlünde in Trümmer zersprangen.
Achmet hatte hinlänglichen Yorratn, den
Schaden zu ersetzen; und unablässig wurde
mit dem Feuern fortgefahren, zu grosserm
Nachtheile ihm, als den Belagerten, welche
des Pulvers sparend, auch aus kleinern Stücken
eine Anzahl Todesopfer nie verfehlten.
Montag nach. Matthäi war die Stadt abge« 19. Seyihr.
brannt und verlassen ; da wurden von dem
Feinde die drey grössten und eilf kleinern Ka-
nonen bey dem Fropsthofe aufgerichtet, die
Burgmauer und die sogenannte grössere Küche
durch zwey Tage in einem fort erschüttert«
Von Ungern, welchen dort ihr Standpunct an-
gewiesen war, fielen Mehrere; und auch an
dem daselbst' eingestallten Vieh litt die Be-
Satzung einigen Verlust. Mit ungeheurer An-
strengung -wurden sogleich auf allen Posten ^
tiefe Schutzgraben autgeworfen und die Erde
an dem gegenüber liegenden Rande aufgehäuft,
worauf der Feind gegen die Pferdeställe und
gegen die, rechts hinter der Kirche aufgebans-
ten Getreide-, Stroh- und Heuschober mit
glühenden Kugeln feuerte. Diess vorhersehend, ^
hatte sie D o b 6 schon früher mit nassen Thier-
5o»
mttäieu ^nni Ans&ll auf Aslan b
Ziir '3tttt«es9tunde-^^ehen Fetho;
Fig^d-i, Frans Bav, und Johann <
mit ihrer Mannschau in geschlossene
strenger Ordnung, feyeäicher Still
überfalleD die Wachen hey den Kanon
die überraschten nieder, jagen die ü
die Flucht, vernageln das Geschütz, :
die Gestelle und Rader, trerdea ha
mit den von nächstem Posten herz
Janitscharen, und »iehen sich wacker
'Michael Horrdth mit seines Rosse
Stephan Budah^zj in der rechten
verwundet, in die Burg zurück , ii
feindliche Reiterey zur Unterstützung
gen heransprenget; zufrieden, dass
muihigeu Spiele Aslan's ein Ende
hatten.
Inzwischen war von den nördlic
len b«r . ein beträchtlicher Theil d
mauer zerstöret worden; aber Dobö ]
grosse Anzahl leerer Weinfasser in
- 7.Ö9 -
4
init unermüdeter Anstrengung wieder herge-
stellt ^ was feindliche Gewalt den Tag üBer
niedergeworfen hatte.
' Dennoch hatte am Sanct Michaels t*est- 29. Septh
tage, dem neunzehnten der Belagerung, die
Burgmauer vor dem bischöflichen Paläste schon
so breite Öffnungen, dass stürmendes Eindrin-
gen nicht mehr bedenklich schien. In der
rl^acht Verkrochen sich sieben und zwanzig Ja-
nitscharen - Haufen unter die Wälle, in die
Gräben, hinter die Wände der abgebrannten
Häuser; und nach Tages Anbruch begannen
sie mit furchtbarem Geschrey die Mauern zu
ersteigen. Die Wachsamkeit der Ungrischen
Hauptleute hatte ihnen schrecklicl^en Empfang
bereitet. Die Ungern von der Mauer feuern
rasch und treffen richtig; während die er^te
neihe ladet, wüthet aus den Händen der zwey-
ten der Säbel, und von der Seite her, aus dem
Küchen - Bollwerk streckt der Feldschlangen
Gewalt die kühnen Stürmer reihenweise zu
Boden ; aber auch die Hauptleute Georg'
G y u 1 a y und Thomas* Bolyki, Verthei-
cliger des Eck-Thurmes, sind in des Sturmes
Hitze gefallen. Dort zurückgeschlagen, grei-
fen die Feinde den Eckthurm an, doch nur
Wunden und Tod werden beyderseits erkämpft^
kein Fuss breit Erde verloren und gewonnen.
Sie lassen ab und stürmen mit verstärkter An-
zahl das Festungswerk am alten Thore; hier
müssen die Ungern weichen und manchen
theuern Waflenbruder zurücklassen. Dob6
und Metskei stellen sich an ihre Spitze und
erneuern den Kampf; das Festungswerk muss
genommen werden, oder Alles ist verloren.
Hcldenmülhig wird gefochten; Gregor Bor-
N
— 790 — .
ne^miszsza Meister in künstliclien Wcndun-
j?en, gewinnt Raum; vergeblich, des Feindes
Übermacht ist zu gross, unter mehrern fällt
auch Emerich Najjy, in manchem schweren
Kampfe bewährter Rottenführer. Diesen Au-
genblick gibt Dob6 das Zeichen zum Rück-
zuge; denn seine Feuerschlünde von der öst-
lichen Mauer, und die Feldschlangen von den
zwey Thürmen der Domkirche sind auf sein
Geheiss auf die Janitscliaren gerichtet. Diese
linden keinen sichern Standpunct mehr, vor-
zudringen ist unmöglich, gegen Tausend lie-
fen auf dem Platze; die übrigen verlassen das
Festungswerk und flüchten sich in wilder Un-
ordnung in ihr Lager. Vom ersten Schimmer
der Morgenröthe an bis Mittag wüthete der
dreymahlige Sturm. Johann Fosgai kam
darin um, Gaspar Fetho und dreyssig Ung-
xische Krieger wurden mit rühmlichen Wun-
den bezeichnet.
An diesem Tage noch kam Andreas
S^ri, Sluhlweissenburger Unger in die Burg
gesandt VOn Aslan-Beg, mit einem Brief,
welchen die Befehlshaber unentsiegelt zerrissen^
die eine Hälfte in das Feuer warfen, die an-
dern den Bothen zu verschlingen zwangen, und
ihn gefangen setzten. Des Briefes Inhalt er-
fragten sie von ihm erst nach aufgehobener
Belagerung. „Sie sollten die Burg gegen freycn
„Abzug mit Waffen und Gepäck räumen; glei-
„ches Schicksal mit Losontzy bey Temes-
„var nicht befürchten. Aslan wollte bewir-
„ken, dass Haly-Beg, Achmet-Pascha
„und der Beglerbeg mit gesammter Heermacht
„und allem Feldzeuge drey Meilen weit von
„Erlau sich zurückzögen, und nicht ehe zu-
— 79» —
^jTÜckkehjten, als bisDobo mit seiner Hkpfem
,,ManQ.scliaft sich in völliger Sicherheit befände;
^^bis dahin wollte Aslan selbst zum Geissei
yyUnd Leibbiirgen sich hingeben."
Statt aller Antwort thaten Jakob Fäksj*
und Matthias Vis^sy mit zweyhunJert aus-
erlesenen Reitern verwegenen Ausfall auf die,
Holz und Futter hohlenden Türken ; wurden
jedoch im mörderischen Gefechte, unter wel-
chem Vis äs y blieb, zurückgeschlagen, Räksy^
Miklas Katitsch, Franz Tariani, Nik-
]as Janossi, Wolfgang Ratz, Franz
'S i n i mit mehrern beherzten Rittern gefangen;
der erste mit einigen Fahnen an den Gross-
Sultan gesandt, die übrigen auf dem Schdss-
wall im Angesichte der Burgmänner durch
Brechung der Arme, Schenkel, und Brust mit
Ungeheuern Hammern grausam getödtet. Hier-
auf liess A c h m e t den Belagerten zurufen :
einige Haufen, welche ihnen zur Hülfe im An-
füge waren, seyen besiegt und geschlagen, die
vornehmsten Gefangenen hingerichtet worden;^
gleiches Loos harrte ihrer, wenn sie des Platzes
Übergabe noch länger hartnäckig verweigerten.
Niemand antwortete; aber Stephan Hege-
düs, das Georg Seredy Feldhauptmana
brütete über Verralh. Er wollte von Dobö
für seine Mannschaft, welche schon mehrere
Stürme ausgehalten hatte, eine beträchtliche
Summe Greldes fordern, und wenn sie verwei-
gert würde, durch die seiner Bewachung an-
vertraute Öffnung die Türken einführen. Sein
Anschlag wurde verrathen, er in Verhaft ge-
nommen, und nach seines Verbrechens Ge-
stand niss, auf dem Burgplatze an hohem Galgen
auf^ehant^en.
~ 79»
-.BbU darauf drohte dm heiLlaHilnll!^
A 0«f4n. KSmpfem schrecklichere Crefallr. ^ Am SwK
'l^rancisci Feste entzündete aick -der ganze , k
der Do^ikirche aufbewahrte PulFerrorratli; du
Gewölbe^ du nächste halb eingefaUene Bint-
mauer stürzten zusammen ^ mehrere Gebiadi
Seriethen in Brand, Gregor Horyäth^ Faal
fagy mit einigen Büchsenmeistem , zwey Bie-
. kereyen und Boss -Mühlen mit Bäcker^, Hiil-
lerii und Vieh , wurden zerrissen in die \aSx
gesprenget^ Allgemeine Bestürzung erereifi dis
ialagerten; nur Dob6 und M-etskei be-
haupten Besonnenheit, Geistesmacht und ihrea
' Muth. Sie reiten auf alle Posten , Terlnethea
den Soldaten bey Todesstrafe yon ihren Flatzea
- zu weichen; das Landvolk' wird zur Loschunj;
' ' >. der Feuersbrunst angestellt« Der Feind , auf
die Verwirrung rechnend, sendet Herolde an
die Mauern, sie ermahnen zur Ergebung, yer-
heissen Heil, Freyheit,' Schonung des Leben^
des Eigenthumes; überall, wo gerufen wird^
lassen Dob6 und Metskei die Trommeln
' und Heerpauken schlagen , Trompeten blasen^
' das Feldgeschrey Jesus erschallen , damit die
feindlichen Ausrufer nicht gehört werden. Do-
b6's Vorsicht hatte für Überfluss an Schwefel
und Salpeter gesorgt; dieser wird unverzi^-
lich zu Pulver yerarbeitet, das Werk unter
Leitung der Zeugmeister Tag und Nacht fort-
gesetzt. Sehmiede und Müller vereinigen sich,
aus den Trümmern der zwey Mühlen Eine
herzustellen; in wenigen Tagen ist aller Scha-
den wieder ersetzt, jeder Mangel gehoben.
Die hochherzige Ausdauer der Ungnschei
Kampfer steigert des Feindes Ehrgeitz, Muih
und Siegesbegierde. Die drey grössten Kano-
— 79^ ~
nen werden in der Grosspropstey aufgerichtet,
der westliche Thurm und das Bollwerk, dem
Königsstuhle gegen über liegend, werden an-
lialtend beschossen; bald ist die Mauer in ziem-
licher Breite niedergeschmettert; zu gleicher
Zeit werden von dem Königsstuhle an bis an
die Burg unter festen Sturmdächern Minen ge-
graben*, die Ungern graben unter Leitung des
Burgvogtes Kdlmdn und Demeter Filep's.
Gegen- Minen. Ersterer zu weit in die feind-
liche Höhlung sich wagend, wird erschossen;
nach drey Tagen auch sein wackerer Nachfol-
ger, Michael Gasparits;^ der Burgrent-
jneister Johann Szuhäny vollendet mit Fi-
lep die Zerstörung der feindlichen Arbeit an
5'ener Stelle. Gleich darauf gewahren Mets-
L e i und Bornemiszsza an dem alten Burg-
' thore unterirdische Bewegungen ; letzterer lässt •
^n schiefer Richtung graben, dringet hinein,
tödtet die geschäftigsten Arbeiter, jagt die übri-
gen in eilige Flucht und erbeutet ihre Werk-
zeuge. Inzwischen lässt Achmet den Graben
zwischen dem Bebeker und dem Bolyker Boll-
werke mit Säcken voll Rasen und Sand aus-
füllen, Reisbunde darauf werfen. Ungeheuere
Menge Holz darüber aufhäufen; in wenigen
Tagen raget die mühsame Vorrichtung gegen
die Mauer empor und wehret den Belagerten
den Gebrauch der Schiessscharten. Da füllet
der erfinderische Bornemiszsza eine An-
zahl lederner Feuereimer mit Hobelspänen,
Kienholz, überladenen Pistolen, Schwefel, Fech,
Theer, Speck und in Talg getränkten Stroh-
wischen. Bey Eintritt der Wacht wird die ger
sammte Besatzung auf der Mauer zwischen bey-
den Festungswerken aufgestellt, die Eimer wer-
— 79*' -
den angezündet und in den Graben hinunter-
gelassen f die hoch aufgethürmten Holzhaufca
gerathen in Brand ; was Bornemi szsza er«
wartet hatte, geschieht; haufenweise strömen
die Türken heran, das Feuer zu löschen, die
Pistolen gehen los, springen, Kugeln und Trüm-
mer tödten weit und breit herum; wer dort
der Gefahr entrinnet, wird von der Mauer herab
niederii^eschossen oder verwundet. Das Löschen
' * unterbleibt, Achmet's ganzer Bau wird von
Flammen eingeäschert. Vergebens lä'sst er auch
die Kanonen gegen das Bebeker Bollwerk bis
an des Graben Rand hinziehen; die Ungern*
stecken durch die Schiessscharten glühend ge-
^ machte Lanzen und Spiesse hinaus, die Tür-
ken wollen sie hastig an sich reissen, verbren-
nen sich die Hände und lassen ihre Haut an
den tückischen WaiFen kleben. Bornemiszsza
lässt die Speichen des Rades von einem gros-*
sen Salzkarren mit doppelten Tafeln benageln,
die Zwischenräume mit überladenen Pistolen
und allerley schnell entzündlichen Brennstof-
fen, eben damit auch eine Anzahl, zwanzig
Eimer haltender Fässer anfüllen, und von der
JVlauer auf, die Zeugmeister hinunter rollen.
Alles entzündet sich, die Pistolen platzen, Ku-
geln fliegen treifend und tödtend herum, die
Zeugmeister eilen davon, und lassen ihr Ge-
schütz im Stiche.
So behaupteten sich Geistesgegenwart, Ent-
schlossenheit und Erfindungskraft gegen phy-
to. Ocuhr. sische Übermacht bis Montag nach Dionysii.
In der Nacht legten sich acht und zwanzig
Haufen Janitscharen an dem Wall vor die breite
Mauer- ÖiFnung bey dem alten Burgihor; und
obgleich sie dieselbe ^ durch Metskei's thä-
— 795 —
•
tige Sorgfalt mit Backsteinen , Thon und Ra-
sen wieder verschlossen fanden , wagten sie
dennoch mit Tages Anbruch den Sturm. Wäh-i*
rend sie hier mit grossem Verluste^ zurückge-
schlagen werden ) wird ein anderer Haufe von
der sogenannten Erdschanze durch Johann
Szuhany's, Johann Fribeks, Dominik
Dobo's und Caspar Fetho's angestrengteste
Gegenwehr abgetrieben. Zu gleicher Zeil acht
Haufen, gegen den Bolyker Thurm anstürmend,
von Gregor Borncmiszsza und Stephan
Zoltay in die Flucht gejagt. Dieser dreyfache
Kampf dauerte von früh Morgen bis nach Son-
nenuntergang, zweytausend Ffund Fulver, von
Ungern dabey verschossen, zeugen von seiner
Heftigkeit.
Grosser Verlust und aller Versuche Ver-
geblichkeit entflammten Achmet\s Zorn, in ^ ,
welchem er den Haly-Fascha, falscher Be-
richte wegen über Erlau's Schwäche, der Be-
satzung Dürftigkeit, und der Eroberung Leich-
tigkeit, mit den bittersten Vorwürfen über-
häufte. Er hielt Kriegsrath, und auf seinen
Antrag wurde noch ein Sturm mit der gesamm-
ten Heermacht beschlossen ; misslänge auch
dieser, so sollte der Rückzug ohne weitern Auf-
schub angetreten werden. Es war Sanct Ma- 12.0**olr.
ximilian's Tag, als die Cbiausen mit Anbruch
der Morgenröthe alles WalFenvolk, Janitscha-
ren, Asaper, Besdi«, Akangen und Spahis aus
dem Lager auf ihre Sammelplätze riefen, die
Zaghaften ermunterten, die Trägen mit eiser-
nen Kolben antrieben. Achmet als Lenker
^ des Sturmes, nahm seinen Standort auf dem
Schusswall. Haly-B^g, Ulnran-Beg. und
Aslan-Beg führten die Heermacht, in drej
A
— 796 —
Raufen getheilt, zu den Sturmplätzen. Die
Besatzung war auf alle AngrifTe gefasst; und
zugleich mit dem Feinde, liessen Dobo und
Metskei Trpmmellärm schlagen und Trom-
petenklang erschallen. Von beyden Seiten weit-
hallendes Feldgeschrey^ hier Jesus und Ma-
ria! dort, Allah, Allah! Mit Ungestüm
ersteigen Haly's Rotten die ersten die Rui-
nen des 'Bollwerkes an dem Kerker; dort steht
Stephan Dob6 Und lässt sie mit schreck-
lichem Feuer aus Büchsen und Falkaunen em-
pfangen; im wüthenden Gefechte wird er am
Fusse und in der rechten Hand verwundet, in-
dem sein Schildknappe ihni zur Seite fällt.
Jeden Augenblick vermindert sich die Zahl
seiner Kämpfer. Caspar Petho kommt ihm
zu, Hülfe; das Glück, die Ehre des Tages
hängt von dieser ersten Stunde ab. Trotz
seiner Wunde weicht Dob6 nicht von dem
Platze. Die Ungrischen Männer sehen ihn blu-
ten, hören ihn rufen: Vaterland, Pflicht,
Ehre, ewiger Ruhm, Heldentod, un-
endliche Seligkeit für gewi^isen Sieg!
Von seinen Lippen strömen die Worte wie
Flammen, zur höchsten Anstrengung belebend.
Das Landvolk stellt sich auf den ersten Ruf
und empfangt freudig die Walfen. Matronen
und Jungfrauen eilen auf die Mauern mit ver-
rosteten Schwertern aus den^ WafFenkammern
ihrer Gatten und Väter; andere mit Feuer-
bränden, mit Eimern kochenden Wassers oder
siedenden Öls. Während diese um sich hauen,
brennen und giessen, ruhen einige Augenblicke
die gerüsteten Krieger; I>ob6 stärkt sie mit
geistreichem Weine, mehr noch mit Lobsprü-
chen und Ermahnungen zu des Kampfes Er-
•^ 797 —
neucrung. Dort kommt eine Frau, einen Cenl-
nerschweren Steihblock auf dem Kopfe tra-
gend; eine feiqdliclie Kanonenkugel streckt sie
hin zu den Füssen ihrer Tochter; diese ge-
biethet ihrem Schmerz, fasst den Entschlus.H
der Rache, ergreift den Stein, eih damit auf
die Mauer, wirft ihn auf die Feinde hinun- .
ter, und frohlockt, als unter ihrem glückUchen
Wurfe zwey Türken todt zur Erde fallen,,
mehrere verwundet weichen. Weiter hin ficht
eine Matrone an der Seite ihres Eidams, die-
ser wird getüdtet; „sorge du," spricht sie be-
sonnen zu ihrer Tochter, j,für seine Beer-
„digung, während ich ihm einige Todtenopfer
„bringe." „Nicht also, Mutter," erwiederte
die junge Frau, „zu erst Rache, dann Trauer";
hiermit fasst sie ihres Gatten Säbel, läuft ge-»
gen die Stürmer, kämpft und weicht nicht ehe,
als bis sie unter ihren Streichen viele verwun-
det, drey entseelet hinstürzen sieht *). Unter
.solchen Beyspielen von Ungarns Töchtern er-
hebt sich der Männer Muth zu unbesieglicher
Begeisterung; sie stehen wie in die Erde ge-
wurzelt und schlagen, bis der Feind über die
Leichen der Seinigen zurückgeworfen wird.
Haly-Pascha's grosse vergoldete Fahne ist
erfochten ; Veli-Beg von Hatvan todlli ch
verwundet; der grösste Theil der Pesther und
Ofener Besatzung niedergemacht.
Gleich schweren Kampf bestehen Bor-
nemiszsza, Zoltay, Figedi auf dem
Bolyker Festungswerke wider Aslan-Beg
und seine Rotten: er war hundert vierzig Söh-
nen de.^ Vaterlandes^ mehrern als achttausend
a) Thuinat Lib. X. T. I. edit Francof. in 8. p. 190.
— 79» -•
Türken der letzte. ''Aslan's Hauptfahne, des
Tages That und Ruhm, des Sieges Herrlich-
keit und^ vieler Wunden Ehre gehörten den
Ungern. Bornemiszsza empßng das Ehren-'
Zeichen in der rechten Haiid, Zoltay auf
' der Schulter, Figedi durch einiger Zähne
Verlust unter harteih Schlage Ton feindlichem
Streitkolhen; eine Feldschlange, nach Bor-
nemiszsza's Anordnung mit grosser Anzahl
Fliutenkugeln geladen, und mehrmahls abge-
feuert, hatte des Feindes Verderben hier ent-
schieden.
Jetzt vollendet auch Metskei auf dem
Bollwerke an dem alten Burgthore mit dem
Kern des feindlichen Heeres. Der Zeugmeister
vortreffliches Kanonenspiel und fünfhundert
Scharfschützen werfen dort den gewaltigen Ja-
nitscharen-Aga, Mohammed mit seinem stark
verminderten Volke; der Verlust von drey-
tausend Beslis' und Akangen scheint ihn! noch
2u gering ; er sendet den Janitscharen , Siegern
vor Temesvdr, Befehl, den Sturm zu wieder-
hohlen, und rüstige Chiausen wollen die Zau-
dernden, mit Kolbenschlägen in Bewegung set-
zen; vergeblich, sie erklären bestimmt, keine
Idacht werde sie zum Kampfe treiben wider
Gottes Allmacht, welche so grosse Niederlage
über ihre Waffenbrüder verhänget hätte, und
offenbar für die Ungern "^zu streiten scheine.
Erlau ist gerettet; der unverschuldet tief ge-
sunkene Ruhm Un^rischer Tapferkeit wieder
hergestellt und erhöhet. Sechs Tage noch
wurde aus der Ferne der Krieg mit kleinem
Gewehr, Pfeilen, Wurfspiessen , Kanonen und
Falkaunen fortgeführt, ohne andern Erfolg,
als dass Dob6's Waffenträger, Christoph
y
. ' — 799 —
Tariani^ mit BefeHlen auf den Bolyker Tliurm
gesandt 9 erschössen wurde; denn Wälle und
Burgmauern Maaren schon sO übel zugerichtet,
dass ein gewandter Reiter fast überall ohne
Gefahr über die Ruinen weg hineinsprengen
konnte, und von mehrern Seiten die verfalle-
nen Häuser ohne Dächer, die Fusswanderer
auf den Gassen gesehen wurden»
^ Am Feste Lucä fiel Schnee und Eisregen, i8.0r<o&r.
mit früherm Einbrüche des Wint^rfrostes dro-
hend, glückliches Eräugniss für Achmet- Pa-
scha, um den Schimpf seines Rückzuges mit
dem Drange der Nothwendigkeit zu jaecken.
Was er ^em WafFenvolk© von der starken Heer-
macht des Churfürsten Moritz bey Raab, von
Gastaldo's und B^thory 's gewaltiger Rüs-
tung an Siebenbürgens Gränzen vorsagte, war
ungegründet. Von hundert Erlauer Helden hatte
er mehr, als von des Churfürsten Willen , von
Gastaldo 's Andeutungen, von Bathory's
Liähmung, zu befürchten; es diente ihm nur
dazu, um diejenigen, welche an die Nothwen-
digkeit nicht glauben mochten, durch Schrec«
ken zu bezwingen. In der Nacht wurde das
Lager abgebrochen, das schwere Geschütz auf
Wagen geladen, vorausgesandt und mit Tages tg.onohr.
Anbruch der Rückzug angetreten. Acht und
dreyssig Tage lang hatte die Belagerung ge-
dauert; sie bewies die alte Wahrheit, ^ass
Geistesmacht, von Eintracht , Fflichtachtung und
Ehrliebe unterstützt , auch die furchtbarste phy-
sische Gewalt unfehlbar besiege. Über zwölf-
tauseiid Karthaunen -Kugeln grossten Calibers,
womit der Feind die Burg beschossen hatte,
wurden auf dem Burgplatze als Trophee auf-
geschichtet. P,ie drey eroberten Hauptfahnen
' -^ 8oo —
mit dem ausfülirlichen Bericht von der Un-
.jjern *) Thaten brachten Johann Vajda,
Georg Ivanyi, Andreas Somogyi und
Albrecht Kiiszejjy an Ferdinand nach
Wien, wohin auch' Churfürst Moritz mit sei-
nem Volke schon wieder zurückgekehrt war.
Der Konijj beschenkte sie mit hundert Duca-
ten und Kleidern von Scharlach; Moritz mit
hundert Joachims - Thalern ; der Ungrische Hof-
kanzler und Erlauer Bischof Nicolaus Olähy
mit goldenen Bechern ; Graf JohannWeiss-
briach entledigte sich seiner schweren golde-
nen Halskette, zerstückelte sie in vier Theile,
und gab siedenSiegesbothschaftern; seinem Bey-
»piele'folgten mehrere Landherren Ostreichs, wel-
che mit ihm zum Gastmahle sassen : so gross war
die Freude über die Befreyung der Stadt Erlau ^).
Stephan Dob6 von Ruszka und Ste-
a) Ihre Nahmen , für ihre spaten Enkel noch begeisternd , mut-
•en in d4n Geschickten der Ungern geehrt werden. Hier stehen
die Nahmen derjenigen, welche bekannt, und nicht schon im
.Gange der Erzählung genannt worden sind« Joseph Pribek,
Johann Parkas, Joh. und Demeter TörÖk, Job. und
Steph. Vitez, Franz und Andreas Bay, Valentin und
Andr. Balog, Thomas Baksay, Blasius K.mmuti,
Andr. Szoke^ Wolfgang Garay, Blasius Kustos,
Coloman Szökely, Stephan Vintze, Steph. Buda-
,'liäzyy Georg und Michael Horrith, Georg Gyulay,
Georg Orboni^z, Georg Dormän, Georg SzolHti,
Emrich Kamonyai, Gedrg Baronyai, Joh* Varsany^
Joh. Bärbel y. Job., Michael, Valentin, Anton, Ga-
briel» Thomas, Blasius, Bertalan, Stephan Nagy.
Job. Ispin, Job. JAsa, Martin Szabö, IVlichael Ba-
rät, Matthe Körmendy, Michael Halmy, Micihael
Galhazy, Michael Vas, Paul Szlrmay', Caspar Den-
f elegi, Andreas Filep, Emerich Ssathai, Paul Tc*
tetleni, Michael Szabolka, PeterRäskay, Alexa;i-
der latenmezöi, Peter-Tardi, Gabriel Onon» Peter
Hös, Gabr. Kamoray, Peter Tsintzeni, £merich
Koltsir, Stephan Safar, Benedict Kovats, Blasius
Sza.katsh. b) Nach den gleichzeitigen Schriftstellern, Se-
baat. Tinodi bey Kaiona Uist. Kcg, T. XXIL p. 3i3 seqq.
Isthuanffy'Lib.XVIII. p.ao7sqq. Forgacs Lib.II. p.69— 95.
phan Metskei mit ihren edeln WafFenge-
fahrten hatten glorreich gezeigt , was der Un-
gern Kraft und Nationalsinn, sich selbst über-
lassen ^ und nicht gelähmt durch unpatriotische
Oberbefehlshaber y vermochte; aber mit gutem
Grunde fürchtend, dass sie von des Königs
vertrauten Rathgebern ehestens wieder einem
begünstigten Nicht- Unger untergeordnet wer-
den dürften 9 verlangten beyde Entlassung von
ihrem Platze. Ferdinand gewährte ihre
Bitte und sandte den unlängst aus Gefangen-^
Schaft losgekauften, und zum Gross- Marschall
von Ungarn ernannten Italer Sforzia Pal-
la vicini, dem Dob6 die Erlauer Burg über-
Seben sollte. Der tapfere, leider nut dem
leuchelmorde befleckte Feldherr war doch be-
scheiden genug, der Ungern Verdienst anzu-
erkennen, und unterhandelte mit Stephan
Metskei, dass er die Burghauptmannschaft
noch durch zwey oder drey Monathe behielt,
bis ein tüchtiger Nachfolger gefunden würde.
Nach Abfluss dieser Zeit wurde auf des Kanz-
lers Olihy Empfehlung, Gregor Borne-
miszsza dazu ernannt und Faul Zarkandy
als Amfsgenoss ihm bey gesellt. Metskei bald
darauf von Ferdinand nach Wien berufen,
^Ifurde zu Yarkony in der Borsoder Gespan-
adiaft in einem Bauernauflauf wider sein Gß-
folge . todtgeschlagen ^). Durch sonderbares
Yerhängnlss verlor Ungarn gegen Ende des
nächsten Jahres auch seinen Helden Borne-
miszsza, er wollte mit Paul Zarkandy
und Stephan Zoltay den, von Türkischer
StreiEhorde Überfallenen Poroszl6em zu Hülfe
a) latfaudLnffy L «. p. ai5«
VI. 'Shell. 5i
eilen, gerieth in den, vom Hatvaner Sangiaken
Yeli-Beg gestellten Hinterhalt, wurde mit
Zoltay gefangen genommen, nach Constan-
linopel gebracht*), und nach zwey Jahren voll
.Noih und Trübsal, auf Achmet' s eigenmäch-
tigen Befehl erdrosselt''). Um seine Auslö-
sung hatte ^tch niemand beworben, als hätte
man einige Tausend seines gleichen im Vor«
rathe gehabt! So war es von jeher; in gross-
ter Geisternoth hat nichts geringern Werth,
als Geist. Die Noth wäre nicht , wüsste man
Geist zu sulshen, zu achten, zu gebrauchen.
Währehd- Erlau noch belagert wurde,
i^.Oetoh'. sandte Solejman den Chiaus Aly an die Sie-
benbürger mit dem gemessensten Befehl, das
Deutsche Kriegsvolk ohne längern AufschuJ^
aus ihrem Lande zu jagen, Zapolya's Sohn,
ihren rechtmässigen Herrn, und dessen Mutter
zurückzurufen; bis zu deren Wiedereinsetzung
einen würdigen und angesehenen Mann zum
Oberlandeshauptmann zu erwählen, und ihm
zu gehorchen. Bewährten sie dadurch der ho-
hen Pforte ihre treue Ergebenheit, so werde
er sie im Genüsse ihrer Freyheiten schützen.
Ein Heer von zweymahl hundert tausend Mann
unter Achmet- Pas cha's Anführung werde
ihnen seinen bestimmten Willen bekräftigeuj
bevor er selbst mit gesammter Macht der Pforte
ausziehe, um dem Sohne seines neuen Lehen-
königs das ihm verliehene Reich zu erkämpfen.
Der Khan der Talarey, die Woiwoden der
Walachey und der Moldau, sämmtliche San-
«^
«) Am 17. October i555. Ferdinand! Heg. Liter, id On-
tore« Viennae 6. Novbr. i554. ap. Pray Epp. Procc. P. III. p,
5C. h) Im Octbr. i6&6. Anton. Vcrantii Bpiat« ad Mazi-
mil. Reg. 10. Octobr. i555. ap. Xatona 1. e» p. 74a«
— 9oS ~
giaken diess- und jenseits der Donau seyen
angewiesen mit Reilerey und Fussvolk die
Streitmacht des 'genannten Veziers zu verstär-
ken; er gebiethe daher auch ihnen, an die
hohe Pforte sowohl, als an Achmet-Fascha^
Bothen, Zeugen ihrer Unterthä'nigkeit und ih-«
res Gehorsams abzuordnen« Widersetzlichkeit
werde sie verderben; denn er habe bey dem
allmächtigen Gott geschworen, dass in ihrem
Lande kein Stein auf dem andern bleiben, alle
Männer durch die Schärfe des Schwertes um-
kommen, Frauen und Kinder in Sclaverey weg-
geführt, Dörfer abgebrannt, Städte und Burgen
geschleift werden sollen^ Hiermit habe er ihned
seinen festen, mehrmahls vergeblich erklärten
Willen zum letzten Mahle angekündigt; be-^
harrten sie im Widerstände, so müsse die Ver-
tilgung so vieler Seelen ihren, nicht seinen
Kacken vor Gottes Richterstuhl beschweren •):
Der Chiaus war in der Walachey bey dem
Woiwoden Radul zurückgeblieben, und hatte
den Siebenbürgem seines Herrn Befehl nur
durch einen Bothen zugesandt« Bathory und
Qastaldo wussten, dass Verschwörungen im
Serail und Krieg in Asien dem Gross-Sultaa
sieht gestatteten, seine Drohungen zu erfölleni
auch Aehmet-Fascha nach seinem schimpf-
lichen Ruckzuge von Erlau nicht sobald eine
neue Heerfahrt wagen dürfte, sie liessen daher
dem Grossherrn melden, die Siebenbürger wür-
den trotz »einen Drohungen und seinen Waf-
fen in der angelobten Treue gegen Ferdi-
nand beharren'')« Radul, durch Casial-
* __ . » - -
a) Mandatun lapcMf. Solyuani id BatboH et TfsnMilraii«
DD. CoMtmitiiiop. 7. lutiae Ootobri», ap« /V«y Aanal« P< T«
p. 48i« ^) Porgäet X-ib. II. p. ii5.
5i*
— 8a4 —
do*s Hülfe nach M yrx6'9 Vertreibung süm
Woiwoden der Walachey wieder eingesetzt ^
' enthielt sich aller Feindseligkeit gegen Sieben-«
bürgen; aber der Moldauer Woiwod Stephan
war schon unter Temesvirs Belagerung mit
fünf und dreyssig tausend Mann und sieben
hundert Tataren m das Burzenland plündernd
und verheerend eingedrungen, von Ladislaw
EdehCfy und Faul Bank mit grossem Yer«
luste an Menschen und an Beute zurück^schla-
gen worden; zu seiner vöUigen Aufreibung
waren die Sz^kler und das Deutscbe Kriegs-
yolk zu spat gekommen. Letzterm hatte Gas-
taldo den' Sold für mehrere Monathe yorent*
halten; es setzte sich in Aufruhr, bedrohte
ihn mit Gefangenschaft und Tod, überrumpelte
Klausenburg; und da es kräftigen Widerstand
erfuhr, entschädigte es sich in -umliegendem
Gebiethe durch Raub und Mordbrand. Cas-
taldo gab für. den Augenblick nach, bezahlte
den eingezogenen Sold und liess hernach des
Aufruhrs Anstifter, fünfzig an Zahl, enthaup^
Unter solchem Oberbefehlshaber des Kö-
nigs war d^m immer kränkelnden Andreas
, B ä t h o r y' nicht behaglich , die Provinz als
Woiwod länger zu verwalten; und obgleich
jenen seiner eigenen Mannschaft Widerspän-
stigkeit und der allgemeine, von Feter Fe-
trovics wider ihn und wider Ferdinand
aufgereitzte Hass des Ungrischen Adels ^ der
a)Franc]8Ci Eendy Epitt. ad Thomas N^datd. Tordaa;
i4. Jiilü 1&63. ap. Pray Epp. Procerr. P. II. p« 327. fiethlen
Lib« IV. P. 644. Itthaaaffy Lib. XVII. p. tgg. NQr war
um ^se Zeit nicht mehr £11 aa, aondetn deaaea Bnider Ste«
pji an 9^ Woiwod.
Sachsen und der Szekler £;ezwungen hatten nach
Lätare des nächsten Janres Siebenbürgen zki /. e. 1^3.
verlassen *); so hatten dennoch seine Habsucht^
Raubbegierde und Erpressungen schon soviel
Unheil angerichtet, dassB^thor^r nicht mehr -' v
für möglich hielt, das zum Abfalle geneigte
Xiand in Ruhe, Ordnung und Unterthänigkeit
durch Sftin Ansehen zu erhalten; auf dem
Odenburger Landtage verlangte er seine Ent- 9. a^-^
lassung. In eben dieser Reichsversammlung be- ^^ ^^'
forderte Ferdinand den Ungrischen Kanzler'
Nicolaus Olähy zum Graner Erzblsthume,
versetzte an dessen Stelle den Raaber Bischof 7. Mm^^.
Franciscus von Uj^lak nach Erlau. Bi-
»chöfe wurden, zu Grösswardein, Matthias
Zaberdin; zu Watzen^ Blasius von Pe-
ter war dein; zu Raab, der Agramer, Pau-
lus Gregoriancz; zu Weszprim, Andreas
vonKevess; in Siebenbürgen, der Wesz-
primer Paulus Bornemiszsza. Zu Woiwo-
den dieser Provinz setzte der Konig den Er-
lauer Helden Stephan Dob6; ihm zur Seite,
als Amtsgenossen mit gleicher Gewalt, wieder,
durch einen MissgrifF, den Kriegsmann von käuf-
licher Treue Franz Kendy von Szent-Ivin; '^
jenem wies er die Burg Deva, diesem Gyergyo
a) Br vtn. schon' am ii. Mars in Eperies mit dem Raoge:
Sacr. Homanor, reg* Majestalia eoniiliartuty aer» prineip» Afaxi-
miliani Höh, Reg. T'icegeren» in Jf Ungarin generalis» (Caf-
taldi Liter, pro Kalnassy de 3i. Martu f563. ap. fFagner Di-
plomatar.. öarosiens. p. 4oS.) Zu grosser Freude aller Recht*
schafTenen sog er am 23. Septbr. auch von dem Wiener Hofe
völlig ab 9 denn y^nuUum est homi^m genuM , quod non illi mal^
yydicaiy et i amen Maj^hiaa regia aie ilCum dimiait y quaai ubitfue
y^rem probe ei f elidier geAserii, Aeeepii aeeum eenaum annuum
„3000. florenorumy attfui* hoc ea condilione y u1 ef Jiliua in idem
^yjus siiccedat y ai ipaum conlingal mori.** (Qu spar Pöchy Epitt.
ad Thom. Madatd. Vien. aö. Öeptbr. i663. ap« Pray Cpp. Vtooe.
P. II. p. 360.)
I
^um WoliBSitze an* K e n d y stand bereits mit
Jsabella und FeterFetroyios im ge-
heimen Einverständnisse; er hin^, wie dieser,
jin den Yortheilen und Gemächlichkeiten der
peuen Kirchen* Reform, welche, von Ferdi^
nand in seinen Erbstaaten verfolgt, von Isa-
bella gleichgültig geduldet wurde. Beyde
Woiwpden erhielten Destimmte und ausführ-'
liehe Anweisung für die Verwaltung der Pro^
yinzi zu deren gewisserer Behauptung der Kö-
nig auch die NothwendFgkeit eines Friedens
mit Sole j man anerkannte»
In dieser Absicht hatte er noch vor dem
W'JitHrjff Odenburger Jjandtage den Verweser der Forner
Abtey, AntQnius Wränczy und seinen Ge<-
beimschreiber Faul von Falyna nach Ofen
an den iSeglerbeg von Ungarn Hai y «-Pascha
abgeordnet, mit. Vollmachten zu vorläufigem
Abschlüsse einer WaflP(^nruhe, welche der Beg^
lerbeg aqf sephs Monathe bewilligte ^). Die
Siebenbürger Landherren Johann Kernen y
und Wolf gang Aritnai waren zu gleicher
Zeit mit Geschenken nach Constantinopel ge^
sandt worden, um des Grossherrn Neigung zu
friedlichen Verträgen zu erfahren, und um si-r
cheres Geleit für bevollmächtigte Bothschafter
zu Unterhandlungen anzuhalten. Als auch dißss
B,JuniuM, gewähret wurde, ernannte Ferdinand den
Antonius Wrinczy an dessen fünfzigstem
Geburtstage zum Fünfkirchner Bischöfe, und
l3f/MiiiW. vollzog Sonnabend vor Sophia für ihn, für
a) Ferdinpudi Heg« Liter, ad AnU Vennt« et Paul, de
Paly. in Grats 29. Marlii i553. ap. Jae. FerJf Je MUler Epist.
jmperat. et Reg. Hung. Pestini 1808. p. 11. A n ton. Vera 11-
tii Ep. ad TiiYgaa Baas. Biidena. ai.Juiii «p. KaionaHuU Heg.
T. XXII. p. 466.
— 8o7 —
Franz Z^j TOn Csfimor , als ausserordent-
liche Gesandten^ und für Johann Maria
Malvezzij des Königs beständigen Both-
achafter bey der Pforle, die ausgedehnteste
y ollmacht ''). Zu Folge der ihnen mitgege-
benen Anweisung^ sollten sie sich vorzüglich
an Rustan-Fascha halten; ihm, wenn durch
seine Yermittelung Ungarn , wie es unter Kö-
nig Ludwig war, Ferdinanden eingeräumt
würde, und bleibender Friede zu Stande käme,
für das erste Jahr dreyssig, für dtts zwej^te
zwanzig, und für alle Zukunft jährlich zehn-
tausend Ducateu versprechen. Wenn aber nur
die im vorigem Jahre eroberten Plätze zurück-
gegeben, und Stillstand auf einige Jahre eip-
gegaugen würde, sollte er im ersten Jahre fünf,
dann jährlich dreytausend Ducalen empfangen,
Sie sollten sich bescheiden über Malvezzi's
Festsetzung in den sieben Thürmen beschwe-
ren, auf seine Befreyung dringen, dann in £in-r
verständniss mit ihm, unterhandeln; die Fa-
uchen, Achmet, Ibrahim und Havdar durch
jährlichen Ehrengeschenkes Verheissung, be-
sonders auch die vielvermögende Sultanina
Hazhathya für ihre Sache zu gewinnen su-
chen. Dem Grossherrn vorgestellt, soUteti sie
klui; und behutsam, aus mancherley politi-
schen, der Pforte selbst vortheilhaften Rück-
sichten, zu erst Ungarn wie König Ludwiig^
in AVeigerungsfalie, wie Johann Zäpolya.
es besessen hatten, verlangen; wenn auch diess
versagt würde, nachdrücklich auf mehrjährige
Waffenruhe^ mit Kinschliessung Siebenbürgens
•
a) Ferdinand] Liter, credentioiial. Vienna« iS.Jonii aS55<
ap. Miller 1. c« p. a4.
-. 6o8 —
und ZuriicLstellung der^ vorigen Jalires ero-
berten Burgen antragen, und in VerheLssung
des jährlichen Ehrengeschenkes , nach dem Ver-
hältnisse der erlangten Bedingungen, Vorschrei*
ten. Geschähe der Ermordung Martinuzzi's
Erwähnung, so sollten sie zuversichtlich die
Rechtmässigkeit derselben behaupten, da er«'
wiesen sey, dass er die Herrschaft über Sie-
benbürgen, unabhängig von dem G^ssherrn
und von dem Könige, sich anmassen wollte.
Sie waren mit Geschenken für sämmtliche Fa-
schen versehen ; aus Gefälligkeit für R u s t a n,
hatte Ferdinand auch den .in Gefangens<j|{aft
gerathenen Hamza-Beg frey entlassen *)•
Inzwischen war manches geschehen , was
auch den massigsten Erfolg der Unterhandlun-
fen erschwerte. Der Ausländ erCastaldo hatte
erdinand's Herrschaft in Siebenbürgen so
verhasst gemacht, dass viele mächtige Herren,
-besonders diejenigen, welche des kirchlichen
Gemüths- und Gewissenszwanges sich entledi-
get hatten, die KÖDiginn Isabella mit ihrem
-M^ohne durch häufige Bothen zur Rückkehr in
'^das Land einluden. Diesen vertrauend, hatte
sie mehrmahls auch den Gross -Sultan um Bei-
stand angeflehet, und von ihm die heiligsten
Versicherungen erhalten. Feter Fetrovics
sass bereits auf der ihm verliehenen M unkacser
Burg, sammelte V; äffen volk aus Fohlen, und
* ^vertröstete die Fartey der Königinn in Sieben-
bürgen auf seine baldige Ankunft. Um ihm
die Wege zu bereiten, erweckten Anton
a) Ferdinand. Reg. Literae ad Oratores rog. Vieon. 22.
Jumi i553. ap. Pray tpp. Prorcrr. P. IL p. 359. Anton. Vo-
ran tii de Itinero et legatione au« etc. dialogua ap. Koyachich
SS, MM. T. II. p. i57 «44.
1 \
— 8o9 -
Kendy und Franz Fathocsy einen Auf-
AUnd wider Stephan Dobö'a Eilzug nach ^r^r
Siebenbürgen. Andreas Bithory mit Franz ^^* J*^^>*^\
Tähy vereinigt , bändigte ihn, und bewog
durch eindringende Vorstellungen , dass die ,
Häupter des Aufruhrs wenigstens scheinbar zuv
f flicht zurückkehrten und auf dem nach Thorda
ausgeschriebenen Landtage . zu erscheinen yer-
sprachen. Dort huldigten sie und die. Stände
neuerdings dem Konige; dort liess Bäthory
die Woiwoden Dob6 und Franz Kendy
den Amtseid schworen , doch musste für letz-
tem die Anrufung der Apostel Petrus und
Fauhis, so wie die Verpflichtung, die^Luthe-* '
raner zu verfolgen , aus Vorgeschriebener Ei-
desformel weggelassen werden; er versprach
nur, die wahre, von den Aposteln überlieferte
Keligion zu vertheidigen •); wodurch er so-
gleich die gemüthlosen Verächter alles Kirchen-
thumes unter den Katholiken und die eifrigen
Verfechter der neuen Kirchenreform für seine
Partey gewann.
Erst Dinstag vor Magualena kamen Bischof 18. JuUu:
Wrinczy undZay zu Ofen an; Haly- Pa-
scha war in den Diran befördert worden;
anstatt seiner war T u y g a n in Ungarn Begler-
beg, anscheinend rechtlicher, freundlicher, in
der That hinterlistiger, bestechlicher Mann«
Drey Tage nach ihrer Ankunft erschien Gre- 22«/kZiim.
gor Bethlen, gesandt von Isahella -un^h^'
Petrovics bey Tuygan. Vergeblich suchte'
dieser ihn vor den königlichen Gesandten zu
o) Franc. P^ohy Epiit. ad Thom. Nidastl. VieDn. 39. Julü
i563. ap. Prar £pp. Procc. V. IL p. 345. Autonii Verantii
Epist. ad Ferd. Keg« Comaromii li. Julü ad. Kmiona lütt. Reg«
T. XXII. p. 46o.
•^ tJxo V-
verbergen; sie erfuLr nicht nur seine Anwe-
senheit^ sondern auch seine Aufträge. Er mel-
dete, Fetrovics sey mit fünftausend Mann
von Munkacs aufgebrochen, rücke gegen Gross-
Mrardein vor, verlange Hülfsvolk von dem Beg-
lerbeg und dessen Verwendung bey Sole j man,
; dass der Königinn mit ihrem Sohne, bis Sie-
benbürgen eingenommen wäre^ Grosswardein
2um. Wphnsitze angewiesen wctde. T u y ga n ' s
Xrahre Gesinnung blieb ihnen Geheimniss; zu
Ihrer Beruhigung versprach er, den Sangiaken,
^n Temesvär, Szolnok, Lippa; den Sieben-
bürgern und dem Petrovics Niederlegung
der Waffen zu gebiethen ; eben diess müsste
aber auch Ferdinand thun, üljerdiess den
Woiwoden Dob6 aus der Provinz abrufen und
die Verwaltung dem Herrn Andreas Bä-
thory überlassen ^).
UAuguti. Zu Petri Kettenfeyer,' an dem Tage, an
welchem Bischof Wränczy und Franz Zay
zu Consta'nlinopel angelangt waren, stand Pe-
trovic/5 bereits bey Debreczen; aus mehrern
Gespanschaften zwisciien Siebenbürgen und dem
linken Ufer der Theiss waren ihm Landherren,
. unzufrieden mit des Königs beständiger Ab-
wesenheit und mit der Regierungs - Unkunde
' des, Wiener Cabinettes, zugezogen; er erwar-
tete nur noch den Ausmarsch der Türkischen
Besatzung aus Szolnok. Grosswardein schwebte
in dringender Qefahr; der gutmüihi^e Bischof
Matthias Zaberdin^ stark im Glauben an
Worte der Fürsten , und unkundig ihrer Ge-
bundenheit an ihre Hofherren, rechnete zuver-
■*«"
a) Antonii Vcrantii Epitt. ad Ferd. Rrg. a5. Jalit et
•dJoanuem Paxy eodem. ap. Kaiona 1. c. p. 466 «qq.
— 8n ^
sichtlich auf des Königs baldige Ankunft mit -
Heichsmacht. Zur Yertheidigung der Stadt
hatte er nur Herrn Bertalan Horväth mit
einem Theile der Besatzungen von Erlau und
Ton Gyula. Aus Siebenbürgen ^ welches wi©-^
der in Aufruhr war, mochte er keinen Bey-^
stand hoiFen; aber den obersten Li^ndeshaupt«*
mann des westlichen Reichsgebiethes Franz
Tähy mahnte er dringend zu eiligster Hülfe *)•
T u y g a n hatte^ seiner Verheissung schnür-^
stracks zuwider, an die Sangiaken zu Fetro*-
TICS Gunsten Befehle; an mehrere Reichss)is-
sen und Landherren Aufforderungen zum Ab^
falle von Ferdinand ergehen lassen^).
Sonnabend nach Maria Geburt war Jo-9. Sip«(r,
hann Malvezzi aus den sieben Thiirmeo
schon entlassen und des Königs Bothschaftern
die bestimmteste Erklärung;' dass ohne Abtre^
tung Siebenbürgens an Isabella und' ihren
Sohn kein Frieden, keine Waffenruhe zu er-
langen sey *')j abgegeben; damit reiste Mal-*
vezzi Montag vor Kreuzerhöhung *^) nach li. 5«pi(rf
Wien, um sie mit einem grossherrlichen Send-r
schreiben dem König zu überbringen, und bis
zu seiner, auf drey Monathe bedingten, Hück-^
kehr, mit ausgedehntem Vollmachteii und mit
dem Tribut für Siebenbürgen, durfte auf keine
andere Entscheidung gerechnet werden. Die
künstlichsten llänke wider Ferdinand und
a) Matthiae Zaberdlnl EpUt, a<) Joann. Taliy Varad. i,
August. i553. ap. Ptay Epp. Procc. i*. II. p. 547. 6) Ferdi«-
xi&ndi Reg. Liter, ad. Oratorca Conatantinop. Viennae 3. Au-
pisti. et ad Eoadcm i8. Au^uati ap. Pray ]. c. p. 548 — 3S7,
c) Antonii Verantii Eoist. ad Feid. Reg. ConttaiHinop. g.
Öcptbr. ibb5. et Ejuad. ad Coiisiliarios Heg. d. cod. ap, Aa->
lona 1. c. T. XXII. p. 47]. J) A II t. Verantii Epiatol. ad
Verd. Reg. 11. Septbr« ap. Katona I. c.
, — 8ia —
dessen Abgeordnete spielte der Herr von Ära-
monty Heinrich des H.^ Königs Ton Frank-
reich bey der Pforte Bothschafter, von seinem
mit Kaiser Carl in Krieg verflochtenen Herrn
angewiesen y den Frieden zwischen Solejman
. und Ferdinand durch alle mögliche Mittel
zu hintertreiben ^). Unter Weges stiesA Mal-
yezzi auf den Heerzug des Tuygan-Fascha^
wo dieser sich mit den Türkischen Scharen
,ai|B Temesvar und Szolnok bey Csongrid yer-
einigen, und in Verbindung mit FetroyicS|
Grosswardein angreifen wollte. Bey Nyüyed,
zwey Meilen yon der Stadt, war der Adel aus
den Gespanschaften Szabolcs, Szathmär, Bihär,
Bekes, Szarand und Arad im Lager yersam-
melt. Malyezzi, versehen mit Sole jman's
Befehlen an die Fischen, den Waffenstillstand
zu beobachten, bestimmte den Ofener zur Rück-
kehr und die übrigen Sangiaken folgten seinem
r#r2S.*0c<.Beyspiele, Fetrovics yon den Türken ver-
lassen, wurde jetzt von Franz Tähy und
Matthias Zaberdin angegriffen, über die
Theiss n^t Verlust zurückgeschlagen, und. zur
Flucht an Fohlens Gränzen gezwungen ^)« Da-
von wusste die Ungrische Faction des Fetro-
vics in Siebenbürgen noch nichts, als sie in
Väsdrhely zu einem Tag versammelt, die iizek-
ler in die Waffen mahnte. Niklas Aldrdy
verrielh ihre Anschläge dem Woiwoden Dob6,
und dieser rückte mit Waffenvolk vor Vdsär-
hely, um den Aufrührern Schlacht oder Gnade
ai) GoillaumeRibier Lettret et Memoire» d'Etat des Roit«
Princes etc< sons les Uegnes de Fran9oifl I. Henry II. et Fr&n-
foif IT. Paris 161G. in fol. T. IL p. 436. h) Andrear Bä>
thory Epist. ad Thom. Nadasd. Bcted 33. Octobr. i565. ap.
Pray Epp* Frocc P. II. p« 56i.
— «i3 ~
atiEiibietlien. Das Übergewicht der Macht war
auf ihrer Seite; aber des Erlauer Helden Geis-
teskraft und KriegAgewandtheit wurde gefiirch*
tet; man unterhandelte Waffenruhe auf vier-
zehn Tage und versprach Unterwerfung, wenn
in dieser Frist Petrovics mit keiner Hülfe
käme. Wolfgang Börnemi»z8za Von Kä«
polna wurde eiligst nach Ungarn abgeordnet,
um^zu erkunden, ob und wie bald ergiebiger
Beystand zu erwarten sey. Seine Nachrichten
]>e8tätigten des Woiwoden Angaben, die Tür^ -
]k.en seyen heimgekehrt; Petrovics von Tahj
an P.ohlehs Gränzen zurückgetrieben. Da gin-
ffen die Ungern und die Sz^kler zu Somkerek
riedlich aus einander; nur Wolfgang ßor-
itemiszsza und Franz Pathoczy unterhielt-
ten die Faction und bereiteten sich auf der
festen Bethlener Burg zu neuen Ausbrüchen!
Dort von Dob6 eingeschlossen und belagert,
jibei^aben sie endlich die Burg unter Bedin^
guag freyen Abzuges mit ihrem Vermögen und
Anhange. Dem Vertrage gemäss liass sie der
Woi^vod unangefochten ausziehen; aber von
ihm unterrichtet, hielt Franz Tähy die Pässe
besetzt y um sich ihrer zu bemächtigen. • Diess
bemerkend häuchelten sie für xiie Gnade des
Lebens unbedingte Unterwerfung« Hiermit war
die Provinz beruhigt*), doch '.nur scheinbar,
denn der Woiwod Kendy hing heimlich an
Isabella und verrieth alles^^ waa Wrdhcz-y
und Zay von dem Gang- ihrer Vnterhandlun-
{/en an der Pforte, an den König, oder an
D ob ü< berichtet hatten, an Petrovics ^).
a) Antonii Veras tii £n«t. ad Woiwodia 17. NoremVr»
i563. ap. Katona fiiat. Reg. T.'XXII. p. 4j^. . b) Ferdi-
— 8i4 —
ZLIfwhr^ Erst einige Tage vor Cä'cilia war Mal*
vezzi mit Solejman's Sendschreiben an den
Könt(; und mit dem Berichte der Both«chaftPr
zu Wien angekommen ■). Nur Verwickelung
in häusliche Unruhen und unvermeidlicher Krieg
mit den Persern }iätte den Oros.sherm geneigt
gemacht, mit dem Konige von Ungarn in Un-
terhandlungen über Frieden oder längere Waf-
fenruhe sich einzulassen. Der glückliche Er-
folg deraelben hing von der Eilfertigkeit ab;
war Soiejman im S&rail erst wieder ruhi«'
tmd das Waffenglück in Asien ihm günstig,
ao liess sich seinerseits nichts gewisser, als
Steigerung der Bedingungen erwarten ; und jede
2ögcrung von Seiten Ferdinand's mit Mal-
vezzi's Zurücksendung zum. Abschlüsse des
Vertrages 9 war auch für Isabella's Faction
Gewinn, indem sie dadurch Frist erlangte,
durch mannichfaliige Ranke dem Zwecke der
königlichen Bothschafter entgegen zu arbeiten,
tmd ihreiHofFnungen zu vereiteln. Darum hat-
B.Deehr.ten Wr^nczy und Zay bis Sonntag vor Bar-
bara schon in sieben Briefen au den König um
Malvezzi^s eiligste Abfertigung angehalten **);
wogegen ihn sein Wiener Staatsrath so bedacht-
sam und saumselig vorschreiten liess, dass wenn
Siebeubürgen für ihn verloren gehen sollte,
nicht zweckmässiger gehandelt werden konnte.
Unter dem Vorwande, dass Malvezzi
sehr spät, auch krank in Wien angelanget sey,
seine Kränklichkeit noch fortdauere, die Wich-
»M
itandi Reg* Liter, ftd Oratdret. Viennid a. Jiilii 1554. ap. Mil^
€t p. 65. \yolfgtng Bethlen T. I. p. 56i.
a) Ferdinand i Reg. Liter, ad Orator. Viennae 32. Novbr«
ap. Pray £cp. Proco. P. II. p. 36S. b) Vom S. und 17. Oc-
tober { 1. 8. i5. i7. at. NoYeBlbr. bet KüUna Hiat* Reg. T.
XXIL p. 484—491.
• /
— »a5 —
tigkeit der Sache reifiieliere Oberlegung und
längere Beralhschlagiing fordere^ wurde die
Sendung desselben mit entscheidender Antwort
auf«;eschoben , und die^n dem Grossherm so^
wohl/ als den Bothscliaftern gemeldet, welche 5» Decbr.
durch ihre Klugkeit verhüten aollten, dass we-
der Solejman, noch seine Faschen Argwohn
daraus schöpften; in kurzer Zeit werde ent-
weder Malvezzi, oder wenn seine Krankheit
länger anhielte, ein anderer angesehener Staats--
mann mit Aufträgen abgehen ^ aus welchen der
Grossherr erkennen würde, dass der König
nichts Unbilliges verlange, und mit aufrichti--
-ger Gesinnung der hohen Pforte Freundschaft
suche ^). Erst Montag nach Sebastiani kamen /. c. 1550.
die königlichen Briefe nach Constantinopel, als^"'^'*""''"
Solejman schon seit Michaelis bey Aleppö
in Asien stand, wohin ihm Wranczy und
Zay vor Malvezzi's Ankunft nicht folgen
durften. Dort hatte er von seiner begünstig«
ten Gemahlinn, vor kurzem noch Sclavinn und
Beyschläferinn Roxolane beherrscht, Dinstag 1553, 13.
nach Dionysii im Lager unter seinen Augen ^*^^^''*
den allgemein beliebten Mustapha, seinen und
der Cirkasserinn Hazhathya Sohn, erdros«-
s^ln lassen. Mustapha musste als angeblichet
Bmpörer wider seinen Vater sterben, damit er
tils Erstgeborner, durch Geist und Kraft a«M«
gezeichnet, durch WafFenthaten schon berühmt,
-Jloxolanens schwächern Söhnen, Selim und
Bajazid bey des Thropes künftiger Erledi«
gung nicht Mitwerber werden konnte. Seine
Ermordung, deren Schuld dem Grossvezier
a) Ferdintndi Reg« Liter, tcl Oratoree Viennae 6» Decem*
brif i563. ap. MilUr p. 35 et 38.
,^ 8iß —
Rustan^ Eidam der Roxolane und Vertrau-^
ten ihrer Ränke, anjjeredinet wurde , weckte
da% Heer au9 tiefer Trauer zu unruhigen Be-
^. wegungen. Um ihren Aufbrüchen vorzubeu-
gen, wurde Rustan von Sole j man aus dem
Lager nach Constantinopel verwiesen, und Ach*
met-Pascha zum Gross vezier erhoben *).
Alles war nur Schein; dem Rustan spracii
nach seiner Entfernung mit den königlichen
Bothschaft^m über Siebenbürgen nicht minder
gebietherisch, 4ds yormahls ^)y und im zweyten
Jahre darauf, nachdem unter dem Kriegsge-
tümmel wider Sultan Thamasp, das Waf-
fenyolk der Ermordung Mustapna's verges-
sen hatte, wurde Rustan wieder Grossvezier;
dem Achmet-Fascha mit dem schwarzen
Tuche und der Schnur des Grossherrn Befehl
zu sterben überbracht. So büsste er durch des
ewigen Rechtes Verhängniss Stephan Lo-
sontzy's und Gregor Bornemiszs,za's
Ermordung.
-* e./«iiiMr. Inzwischen berichteten Wränczy und
Zay an den König, dass Montag nach drey
Könige von Isabella und von Fetrovics
Sendbothen zu Constantinopel angekommen,
und Sonntag darauf in Begleitung des Drago-
mans Mohammed nach Asien zu dem Gross-
herrn abgegangen seyen. Sie sollten ihn war-
nend vor List und Betrug, womit der Römi-
sche König durch seine Gesandten Siebenbür-
gens Besitz erschleichen und mit falschen
Eriedensunterhandlungen ihn hintergehen wollte.
o) Anton. Verantii Epist ad Ferd. Reg. 17. Octobr. et
1. Novembr. i553. ap. Katona T. XXII. p. 485. () Anton.
Verantii Epitt. ad Ferdin. Reg. 8« 17* a8. Novbr. ap«. Kaionm
L c p. .487 ic^q.
, — {ii7 —
Er mochte dca Faschen von Ofen und von
Temesvär berehlen, mit ihrem Kriegsrolke dem
Petrovics zuzuziehen; Fohlen werde ihn
unterstützen, viele Ungrische Landherren un-
ter seine Fahne sich stellen, ganz Siebenbür-
gen aufstehen, sobald sie Gewissheit von der
Faschen Theilnahme an dem Feldzuge erlangt
hätten. An leichter Eroberung der mit Fer«
dinand unzufriedenen Frovinz sey nicht zu
zweifeln; besonders wenn der Königinn und
ihreni Sohne durch grossherrliche Gnade vor-
läufig Lippa, Solymos, Csandd, Fenlak, Na*
^lek und Szolnok wieder eingeräumt würden.
Voii des Königs Gesandten sey der Bischof
einer der vorzüglichsten. Staatsräthe, der an-
dere Befehlshaber der Donauflotte, beyde ver-
traut mit Ferdinand's Geheimnissen und
auch mit den Ränken, wodurch derselbe die
hohe Pforte betriegen wollte; wesswegen der
Gro^-Sultan sie zu Constanünopel fest halten
solle. Zu gleicher Zeit sey auf Isabella's
Betrieb auch aus Frankreich ein Bothschafter
angekommen, mit 'dem Auftrage, in Heinrich
des zweyten Nahmen die Königinn dem Gross-
herrn angelegentlichst zu empfehlen *).
Bey solcher Thätigkeit der Gegenpartey
wu wohl nichts nöthiger, als Mal vezzi's,
oder eines andern Bothschafters unverzügliche
Abfertigung; allein des Königs Spanische Be-
dachtsamkeit, an der Zelt wie an Menschen
Mvöhnlich sich verrechnend, hielt ra^^ches
Handeln für Unordnung; seine vertrauten Ilath-
geber begriffen von des Ungrischen Reiches
a) Anton. Verantii Epitt. ad Ferd. Reg. 17. Jannatii
i554. ap. Kalona 1. c. T. XKII. p. 648.
VI. Theif. 52
~ 818 —
Verhältnusen zur Macht und Politik der Pforte
eben so wenig, als von des Ungrischen Volkes
Nationalsinn, Kraft und Wichtigkeit. Seine
staatsklugen Sachwalter zu Constantinopel blie*
ben noch lange in Unthätigkeit gebunden ^ mit
^chzig Menschen ihres Gefolges sogar von
TSoih gedrückt^), und wurden nur bisweilen
mit königlichen Sendbriefen voll Huld und
Gnade, verfasst und ausgefertigt von Deutschen
Kanzelleybeamten Jonas Obernburger und
Singkhmoser, erfreuet. Unterdessen wurde
^ in Siebenbürgen selbst der Zustand der Dinge
immerfort bedenklicher. Myrxe hatte den
Woiwoden Radul mit der Türken und Ta-
taren Hülfe aus der Walachey wieder verjagt;
weil er aber dem Grossherrn der Freundschaft
mit Ferdinand verdächtig geworden war,
2&. jF«(r. wurde er abgesetzt, nach Constantinopel beru-
fen, und Fetrasko, Sohn des gewesenen
^ Mönches Ra,dul, zum Woiwoden ernannt.
. Der Moldauer Woiwod Alexander rieth den
königlichen Befehlshabern Siebenbürgens in
nachbarlichem Vertrauen, sich der Wiederein-
führung Isabella' s und ihres Sohnes in die
Provinz nicht zu widersetzen, weil Solej-
man unwandelbar, darauf bestände, und der
Moldauer sowohl als der von der Walachey
auf die erste Mahnung seine Landesmacht ge-
gen Siebenbürgen in Bewegung setzen müsste.
Dob6 mit redlicher, Kendy mit falscher
Gesinnung, wendeten sich an Thomas Na-
dasdy; schilderten ihm die Gefahr, ihr Un-
vermögen sie mit ihren Streitkräften zu besie-
a^ Anton. Verantil Epist. «d Ferd. Reg. S.Febrnar. i554.
ap. Kaiona 1. c T. XXII. p. 665.
— »19 -
gen, die NotIiwendi»keh eiligsten Beystandes
mit Geld und mit MannschaU von Seiten des
Königs; doch Alles blieb, wie es war; die
Soldner in Siebenbürgen waren schon durch
einige Monathe ohne Sold, das Volk in der
Ungewissheit seines Zustandes ohne Muth, .und
ohne guten Willen, an Diensten, Abgaben,
Zinaen zu leisten, was es sollte *)•
Vopi Donnerstage vor Lätare an, bis Bar-i.^if;;,».^
iiabi gingen mehrere Gesandtschaften von Isa-il*«^'«'«'»«*
bella, Ton ihrem Bruder, dem fohlnischen
Könige Sigmund August, von Fetro-
Tics, von dem Frankenkönige Heinrich II.
durch Constantinopel an den Grossherrn nach
Asien; keine kam mit verfehltem Zwecke 21^-
ruck; jede nährte und steigerte den Verdacht
Solejman's wider Ferdinand wegen Ma 1-
vezzi's unklug verzögerter Sendung; jede
bflthorte ihn mit falschen Berichten von de^
Romischen Königs heimlichen Rüstungen zu
plötzlichem Ausbruche gewaltiger Feindselig-
keitien wider die Faschen in Ungarn ; jede ver-
stärkte in ihm. den Entschluss, Ferdinanden
nicht eine Handvoll Erde in Siebenbürgen zu
lasMn; und wenn er es Zäpolya's Sohne
nicht gutwillig einräumte, ihm auch Ungarns
ulnriges Gebietn noch durch Waffengewalt zu
entreissen« Mit Versicherungen hierüber wurde
ein Chtaas nach dem andern aus Asien an die
Woiwoden der Moldau und Walachey, nach
Fohlen, an die Faschen in Ungarn abgeordnet.
Diese Alles, auf mancherley yVeise bald ge-t
•) Antoo. Verantii Epitt. acl Ferd. Reg- i* Mirtii i554.
•p. Ktrtona I. c. T. XXII. p. 556. Francitc. Kendy et
Steph. Dobö Epiit. ad Thom. NiCdaad. i4. Martii i554. ap.
Prmy Epp. Proco. P« 111. p. 7.
5l*
Malvezzi's eil^ste Abfertigung;
ij.^^r*Lauch Herrn Thomas Kadasdy, i
tag Jubilate zu jubelnder' Freude de:
Falalio des Iteicjies; auf, die Bescli
derselben durch sein Ansehen zu
ii.JuniiM. dennoch erhiehen sie erst am Tagi
ein königUches Schreiben aus Fres
Ferdinand, von den Usifcrreichisc
Kanzelley - Beamten Obernburj
Singlthmoser unterzeichnet, won
die tröstende Nachricht ertheilt wu
Malvezzi in Frist Ton vierzehn Ta
länfjstens bis Sonnlag Kogale, mit hin
Vollmacht und ausführlicher An-wei»
Geld' zu ihrem anständigen Unterhalt
, Siebenbiirger Tribut für die Fforie,
Ehrengeschenken für die Faschen i
werden sollte '').
. So erfreulich ihnen diess zu \
war, so tief sank wieder ihr Mull
?. ^ugurt. Dinsiag nach GhtiHti Verklärung ei
künigltches Schreiben belehrte, Malv
weile auf Befehl des Koni<!s noch in
— 8ai —
imd dürfte telae Reise nach ConsUDÜnopel
sieht ehe fortsetzen/ als nachdem Sole j man
die Versicherung von sich gegeben hätte, dass
hie SU TÖlligem' Abschlüsse der Unterhandlun-
gen, FerdinTand in Siebenbürgens Besitze
sieht beunruhiget, und rön den Faschen in
Ungarn diio Waftenruhe gewissenhaft beobach-
tet werden sollte. Diese Versicherung zu bem
wirken, sejr das vorläufige Werk ihrer Klug-
heit und Gewand^theit '^). Beyde Forderungen
waten an sich billig und rechtlich; allein^ da
lerdinamd, nicht Solej man der Waifen-
nihe oder des Friedens bedurfte und begehrte,
nuisste mehr. Jiach Massgabe der Umstände und
aech der Eigenthiimlichkeit des Feindes, als
nach dem strengen Rechte unterhandelt, der
Arglistige musste überlistet, werden. Die For-
derung einer vorläufigen Versicherung' über Sie-^
benhurgens ruhigen Besitz, konnte jetzt nur
noch das Häuptgeschäft erschweren, nicht zu
einem erwünschten Ziele führen, nachdem man
dvFch MalVezzi's verzögerte Abwendung der
feschaftigen Gegenpartey so lange Frist gege^
ea: hatte, ihre Känke durchzuspielen, den
Gross-Sultan und seine Faschen. mit Misstrauen,.
Verdacht . und Argwohn zu überfüllen. Die
Unterbrechung der Reise Malvezzi's diente
nur den beygebrachten Argwohn zu verstärken,
und war verkehrte Massregel, wodurch der
Tribut zwar ersparet wurde; aber gerade das,
was man erhalten wollte, Siebenbürgen verlo-
ren ging. Mit dem Verlangen, dass die Faschen
in Ungarn den WailenstiUstand pünctlich beo*'
- ff) F e r d 1 n a n d i Reg. Liter, ad O ator. Viennae ai, Junii. -^
t'tddkae 7. August i554. ap. Aliiler 1, £• p. M.
— .öia —
_ t
backten sollten , forderte Ferdinand mehr ^ als
er selber zu leisten im Stande war. Konnte
er doch, zu Wien, also nahe an Ungarns Grän-^
zen, ruhig Hof haltend, nicht verhindern, dass
seine Deutschen Kriensvölker, Hauptleute und
Gemeine, das Ungrische Landvolk, welches sie
beschützen sollten, är^er als der Feind aus-
raubten und misshandelten; worüber von den
Ständen auf jedem Landtage die bittersten Kla-
gen ihm vergeblich vorgetragen wurden; konnte
er eben so wenig durch seine- strengsten Be-
fehle die Ungrischen Landherren, Wolf gang
Dersffy, Niklas Zriny, die Bebeker und
Andere von räuberischen Überfäilen des Tür-
kischen Gebiethes zurückhalten, wie hätte So-
lejman, als wackerer Herrscher an der Spitze
seiner Heere im fernen Asien das Kriegsschwert
führend, vermocht, seinen weit unabhängigem
und wildern Faschen in Ungarn des. nachbar-.
liehen Unfuges Beginnung oder Rache wirk-
sam zu verbtetfaenr
ror 27, Schon' früher hatte der Gross* Sultan, von
Mdr*. Misstrauen gegen Ferdinand irregeleitet,
dem Feter Fetrovics über Lugos, und Ka-
ransebes das Sangiakat verliehen und zu sei-
sem Unjterhalt den jährlichen Tribut dafür von
iw JuliuM. drey tausend Ducaten ihm erlassen ■). Jetzt
sandte R u s t a n den Faschen in Ungarn Befehl,
nach Siebenbürgen einzuziehen, wenn es ohne
Gefahr und Verlust geschehen könnte; widri-
gen Falles bis zur Rückkehr des Grossherra
aus Fersien sich ruhig zu verhalten. Die Kü-
niginn Isabella erhielt von ihm die Weisung,
a) Anton. Verantii Epitt. ad Ferd. Reg. ly.BIUrtii ap, Ka-
Unm 1. 6. T. XXll. p. S6o.
— 9»3 —
f
mk gWMi des Römischen Königs uberlekene Bfsekl
■« nicnts zu wagen, sondern ihres Schutzhelm^
ap Ankunft in Europa ruhig abzuwarten und fest
M zit glauben, dass er sie unter keiner Bedingung
wm Terlassen werde^). Malvezzi, welchen des
^ f Königs Bothschafter zu Constantinopel mit angst*-
rl lieber Ungeduld erwarteten, sassauch an Jo^-'H^ A>tguH.
^ annis Enthauptungs-Tage noch in Komorn,
i^ zurückgehalten durch des Königs Befehl ^), zu
pgi schadenfroher Zufriedenheit der Faschen in
^ Ungarn und der Faschen im Diyan: diese freue-
l ten sich mit Isabella's Sachwaltern, und den
^ Französi.schen|^Gesandten der Begünstigung ih-
^f rar Ränke selbst von ihres Gegners Seite ; jene
PI hielten sich, nach Abfluss der drey Monathe^
I welche dem Malvezzi zur Rückkehr bestimmt
^ waren, auf königlichem Gebiethe Alles für er«
g laubt, wozu sie Lust und Gewalt hatten, oder
; Gelegenheit sich ihnen darboth« So gingen
^ nun auch Didstag nach Egidii durch abscheu- 4, SepOr.
liehe Yerrätherey eines Priesters und durch
flchimpfiiche Feigheit der Herren Franz Be*
bek und Gabriel Ferenyi in der Nogräder
Gespanschaft Fülek, gleich darauf Salgo-Vir,
damit gegen achthundert Dörfer und Markt-
flecken für die Ungrische Krone, und alle Si«
cherheit für die königlichen Bergstadte ver-
loren.
Der Friester, welchen Franz Bebek in
der Absicht, Geld von ihm zu erpresscui in
den Knecht -Zwinger der Burg hatte werfen
lassen, entwischte durch eine Schiessscharte •
a) Anton. Verant. Epitt. «d. Ferd. Reg. 9. August, ap.
Kafona i. c. T. XXII. p. 683. h) Ferdinand. Heg. Liter,
ad Orttoret. Pragae aQ. Angutt. rtdäiiae att, Qetobris i564. ap.
MilUr 1. c. p. 67.
— Ö24 —
dtfV'äÖrdlichen Burgmauer, ging zu dem ^ie-
ninjer Saogtak Harnza-Ben, nahm von ihm
eine Anzahl auserlesener, kühner Stürmer und
führte sie nach Mitternacht durch di6 Sehiess--
acharte in die untere Burg. Die Besa4zun^
im Schlafe überfallen, wurde grüssteä Theils
niedergemacht; mit Tages Anbruch kam Ham-
za-Beg an der Spitze seiner Mannschaft, nahm
TOn dem Marktilecken und von der untern
«
Bur^ Besitz und mahnte den Ofener Pascha
Tuygan zum Beystande, um auch die obere
BulFg, in welcher die Besatzung sich tapfer
vel^theidigte, zu überwältigen. Franz Bebek
hatte die Füleker Burg mit der Tochter des
Blasius R^skay erheirathet; zu ihrer Wie-
dereroberung warb er Waffenvolk, und lagerte
»ich bey Vir^-Gede. Auf seine Aufforderung
sogen mm der Oberlandhauptmann Gabriel
Verenyiy der Befehlshaber von Alt -Sohl Jo-
: ]i:frun Balassa und der Erlauer Burghaupt-
mann Faul Zar kandy mit ihren Haufen zu.
Auf diese Hülfe rechnend, hatte die Be-
satzung der obern Burg schon durch vierzehn
Tage den entschlossensten Widerstand geleistet,
als Gabriel Per^nyi mit der bey Vär-Gede
versammelten Heermacht aufbrach, und in der
fünften Stunde nach Mittag auf dem, Fülek
gegenüber liegenden Berge aas Lrger aufschlug.
Mit zweviausend Reitern, eben soviel Buch-
senschützeu und viertausend Mann Landvolk
konnte gegen den nur fünfzehnhundert Mann
starken, schon zur Flucht sich rüstenden Feind
denselben Abend npch entschieden werden;
und darauf wurde auch von Bi^lassa gedrun-
gen; aber Ferenyi und Bebek hielten für
rathsamer, den Angriff auf folgenden Morgen
— 8a5 —
i verschieben. In der N^cht meldete . ebi
luer, Tuygan-Faßcha- sey mit sechz^a
^Idschlangen, sechs Karthaunen und aqhttMr
nd Mann schon bey Szetseoy eingetro£Gea;
•gleich beschlossen und gebothen die erschreck-^
n Percnyi und B e b e k eiligsten Rück-
lg; vergeblich bestand Balassa auf d^m
ampfe in der. Morgenstunde, -wäre der Feind
der Burg aufgerieben, so würde es w^edejt
L Muih, noch an Kraft fehlen, auch den
fener Pascha zurückzuschlagen; vergeblich
»rderte er Von dem Oberlandhaupimann . die
rlaubniss, mit denen, welche sich ihm fi'ey^
illig beygesellen möchten,- den Angri£P zu
agen, die übrigen, -welche die Gefahr scheuer
n, konnten sieh in die Hajnatskoer Burg ;surt
ickziehen und den Erfolg seiner Unterneh-f
lung abwarten ; B a 1 a s s a . wurde nicht ge-
ort ; vor Tages Anbruch zogen P e r (5 n y i ,
ebek und Zarkan dy ab; auf inständige?)
erlangen der Zaghaften deckte Balassa ih-
m Rückzug bis Serke, und führte seine Mann-*)
rhaft über Divöny zurück.
Nachdem T u y g a n vor Fülek angeköm-
len war, und die Besatzung der obern Burg
on aller Hülfe sich verlassen* sah, that. sie
inen verzweifelten Ausfall:, kämpfend um den
Luhm des Heldentodes, der aucn den , wenig-
ten versagt wurde *). Um diesen lie&s sich
er Burghauptmann von SalgQ, Simon Za-^
y V a y mit seiner Mannschaft von A s 1 a a -
• • ■ . • ■
a) Clironica Leibitzeriana ap. Wagner Analect. Scepiis.
. 11. p. 67. Joaiiu. üatasta Episto). ad Palatinuni. Vrie-
?zolio 21. Septbr. et Pauli Zarkantly Kpist. ad Epi^cop.
grieus. Agriae 2%. Septbr.- 1 6^5 i« ap. Pray' £pp-' Trocc. F. IIL
. 36 — 3o. Forgacs Lib. IV. p. ia6.
I
I
/ •
]fr#g^>'«idi'^'eSihl^grä Ti^en der Bin^cMieMi^
gcnm 'betrieben. 'Laago dtdce Holzblocke, vot
tmigett Jo^en Oohsea deo Berg binanfecw*
x^^'hej nebdiäiter 'Wittertm]^ fiir aDgehmt
rdhamken kdiead, übergab er die Baig ^
g^ %reyeti Abzogt). Die gaasa Unlemiii*
VnAi? rechtfarugte Hemre-Beg in seinn
BiiiSuie nfteb CoiUmomomI mit dem Yorge-
blMT^^er-biribeiii IPrans B-eb^eit nur des ^
ateinsänifiUcbM feiud dea Romiaeken KSnigi
dad^dw Pfoke^: wel^ei^ keineii lienii » kciae
CiMdnriMidieteiifÄfktatiteV' von F er disaal
adbiÜ aus der Heike aeiner <' Vaaelleii emga-
amlMaen und'- den IXirk'en Freta gegebea war,
belbbidet« Die kSnWlieben fiotbaäefter deck*
teil- die ' ITnwakiiiett dieiiev ' Angabe rauf, oai
lirrabinurFa schar, Reicksverweser su Coa*
alanünopel in Solejman's Abwesenheit, er-
klärte, Hamsa-Beg habe unbefugt * gehan-
delt, weder durch des Grrossherrny noch durdi
der Paschen Befehle dazu ermächtiget; dock
die Räumung der weggenommenen Plätze könne
von niemanden , als von Solejman selbst
verfuget werden. Wie wenig diese Verfü-
gung auch roh ihm sich erwarten liess, er-
kannten Wrdnczy und Zay aus den, jeixt
lauter als jemahls auAgesprocnenen Absicntea
und Entwürfen der Faschen. Überall wurde
sehr bestimmt von der nächsten Einnahme der
Schlösser Vigles, Sohl, Dobranira, Lipcse und
sämmtlieher Bergstädte geredet; der jälirlicke
Ertrag der Bergwerke und der beträchtliche
Zufluss an Gold und Silber in den Grossherr-
•) lathtttnff j Lib. XVHL p. ao4« mit oarichtiger Aifibi
det Jähret.
— 8*7 —
liehen Scliatz berechnet; ^2u musste auch
Tymau, und der Rundung wegen der Rest der
Sümegher Gespansehaft mit den festen Bi/rgen
Szigeih, Bab6c.say Korotna^ Somogyvir ge-
nommen werden.
Ausführliche Berichte TOn dem Allen ,
sandten Wrinczy and Zay an d^n König,
und in einer Reihe Ton Briefen voll traurigst
"Wahrheiten und- frejmüihigen Nachdrucks *)|
bathen sie um Malvezzi's * unverzügliche y
unbedingte Absendnng-, wenn ihr längerer Auf-*
enthalt zu Constantinopel nicht rollig unnütz^'^
ihrer persönlichen Sicherheit sogar gefährlich
werden;- wenn nicht jede Aussicht, noch etwas
minder Schimpfliches zu erlaageni verschwin«
den; wenn nicht -Alles verloreW gehfen soll.
Aber Ferdinand^s vertraute Wiener Räthe
Hessen ihn noch Dinstag nach All^heiligen die 6. Ifwhr.
Folgen verzögerter Sendung als dringende Be-
wejggriinde, dieselbe noch länger zu verschie-
ben, betrachten, und damit schriftlich, bey
dem Grossherrn sowohl, als bey den Bolhv*
schaftern, den Aufschub eDtschuhligen. Jetzt
sey er zwar von Tuygan -Faa ch a einer
treuem Beobachtung der WaiFenruhe versichert
worden, allein Malvezzi von anhaltendem'
bösartigen Fieber befallen, schwebe in Lebens-
gefahr, deren Entscheidung noch einige Tage
abgewartet, dann, wenn keine Hofinung seiner
Genesung mehr übrig wäre, ein anderer, der
Fforte gleich angenehmer Bothschafter gesucht
a) Vom i5. Septembr. ap. Katona Hut. Reg. T. XXII. p. $97.
— ad Palatinam. d« •• ap. Praj £pp. Proco. P. HL p. 3o. —
ad Eifnd. Prane. Zay; d. 9^' ibidem p. 5a. •— Tom 4. October
a«! Kag. ap. Maiona L cX. J^XU. p. 599. — von 9. October
ad Reg. ibid. p. 6oi. — * vom i7.NovcinfaT. ad Reg. »kd. p. 607.
yerden miSsae^ welches wieder reifliche Über*
l^gung undt« einige Tage Zeit fordere *). £.s ist
DÄcht wahr, dka^ die Menschen uJberlegeni, wenn
sie Überlegung yorwenden; sie wollen nur ihre
Geistlosigkeit, Engherzigkeit, Unentschlossen-
heii mit ei0era.. ^^hrsanoken Worjle bemänteln und
Frist .gewinnen,, bis etwa von zufälligem Kr:^
äognbsQ. oder voa veränderten Verhältnissen
ein Ausweg, -Welchen sie selbst nicht zu schaf-
fen odeY zu finden' wissen, ihnen dargebothen
wird, Der odege helle Geisd überschauet Yer-
l^eltung, Ümfgng, Richtung der Binge schnpU,
und sem Entsqliluss ist daa augenblickliche
Werk seinfp^ Kriift, Mensohea gebiethend, Ver-
hältnisse me^ster«id, oder schatfend.
26.Novhr. . Erst Mooyuig nach Catharinä, um ein vol-
les Jahr za Jiiqpät, als Malvezzi nur wenige
.f .?Tage noch zu leben hatte, wurde an seine
Stelle dtF: kla3^isch . gebildete Niederländer,
Auger Gis-le-Q von Bu.sbe.c, würdiger Zög-
ling der hohen Schulen zu Löwen, Tarls, Ve-
nedig, Bologna. und l'adua, ^tzt im zwey und
dreyssigsten Jahre meines Alters, in dem ge-
lehrten Gemeihwesen hochangesehener Bürger,
schon früher .des Bischofs A i^ t on 1 u s W r ^ n c z y
gelehrter freund, von Fjerdinand mit Voll-
machten, Anweisungen und .Siebenbürger -Tri-
7.De^r. hat nach Constantinopel abgefertigt ^% Frey-
tag nach JSifiolai wurde er zu Ofen dem Tuy-
^an-Fascha vorgestellt, und. scheiterte- schon
in dem erslen Geschäft {Seiaer Sendung. Er
forderte Zurückstellung der, während des Waf-
■ a) Ferdinand« Bef. Liter» ad Orator. Viennae (i. Novbr.
]S54. ap. Pray Kpp. Procc. P. III. p. 35. h) Ferdi-nand.
Reg. -Liter» M OratCNT. Vieuuitf a6l 'N«vbr. i654. ap. MilUr
1# 0« p« ^3. ■ ' ■ i . • , -
— 8a^ ^
feitstillstandes eingebommenen Flätzey wie es
der . Fascha dem Könige yersprochen hatte.
9,Entweder habe ich nichts Tersprochen/^ so
erklärte sich T u y g a n, j^bin folglich, auch
^^nioht verpflichiet,' etwas zurückzugeben; oder
,,wenn ich wirklich etwas verheissen hätte,
9, wirst du selbst einsehen, dass ich* es nicht
j^halten könne und auch nicht dürfe* Zur Er^
,,weiterung) nicht *zur Verminderung der Herr-
^ysohaft jneines Qerrn bin ich gesetzt; - seinen
^^Machtumfang zu besehränkeny ist mir nicht
,, erlaubt; nicht meine, sondern iseine Sache
,,fiihre ich; verlange von ihm, was dir aufgo-.
„tragen ist, und was dir gut dünkt '^).'^ Ein
K.Qnig, welcher so selten, immer nttr^ weni^
er seine mannichfaltig bedröhetea Vasallen niit
Steuerforderungen heimsachjie, • iü seüiem be-
drängten Reiche' erschien, und nie an Heeres^
spitze sich dem Feinde zeigte, 'war Ton. den
Faschen in Ungarn weder geachtet , nojch ge*
fürchtet; und eben so geschah zu €onstanti-^
nopel, 'WO die Bothsthafter niizählige Mahl
hören mussten: „ist euer König* -grpss und
„mächtig, warum stelll er sich nicht mit sei-
„ner Heermacht zum Kampfe für sein Reich
„wider unsern Grossherrn , be j dem er durch
„kostspielige Gesandtschaften um Land und um
„Frieden bettelt; fühlt er sich aber zu schwach,
„warum unterwirft er sich nicht .der Noth-*
„wendit^k^it , dem Mächtigern zu ; weichen ? ^^
Sogar im Divan wurde innen gesagt: „Ihr
„habt die, eurer Sache günstige Zeit in Arg-
„list oder in Unentscblossenheit verschlafen.
t. .t • .
a) Augerii Buabe^nii Oiaiil« qnae eztUnf. Lugd. Bau?.
i653. £pitt. ,L . • ' ^ .
— 83o —
,Jn unsers Fürsten , nicht in euers Königs
,,Reiche, haben sich unsere Faschen ausgebrei-
y^tet ; von irgend einer Zurückgabe darf nie
j^wieder die Ilede seyn. Will indessen euer
,,Ronig noch einige Schlösser in Ungarn frLed-
y^lich besitzen, so eile er Siebenbürgen zn räu-
^^men, oder mit Einem Worte, zu .erklären^
,,dass 'er nicht wolle. Bothe er für diese Pro-
,,yinz auch soviel Gold an als die See Fro-
,,pontis Wasser in sich fasst, so "würde ihm
,,^ole)man dennoch nidiit eines Baumblattes
,,Besitz darin gewähren *).'^
7. C 1555. Sonntag ror Agne*«, vierzehn Tage nach-r
aa/MMT. ^^^ Johann Maria Malvezzi zu Wien hin-
[e^hieden war^), zog Busbec zu freudigem
roste Wrinczy's und Zay's in Constanti*
nopel ein. Sole j man stand in 'Klein -Asien
bey Amasia im Lager, von dorther musste ih*
üen Erlaubniss zur weitem Reise kommen. Nach
9. M&rx. Einzug derselben, Sonnabend vor Reminiscere
7. .^prit. verliessen sie die Hauptstadt. Am Palmsonn-
tag wurden sie von Chiausen in Amasia' em-
pfangen, dem Grossvezier Achmet und den
vornehmsten Faschen vorgestellt. Nach allem,
was sie auch hier vernommen und bemerkt
hatten, verzweifelten sie an irgend einem güns-
tigen Erfolge ihrer Sendung ^). Drej rran-«
zösische Bothschafter fanden sie geehrt u;id
ausgezeichnet im Lager des^ Grossberrn, die
durch sie ausgeführten Staatsränke Heinrich
des IL wider Kaiser Carl und König Ferdi-
m) Anton. Verantii Epistolae ad Ferd. Reg. 3Q. Deebr.
l554. et 39. Norembr. i555. ap. Katona 1. c T. aXIL p. 636*
274* h) Nicolaas Olähi Ephemend. ap. JTovacA/rA Script.
Min. T. L p. q5. e) Antüfati Verantii Kpiat. ad Falau'n.
6. Februar. iS66. ap. Katona 1. c. T. XXII. p. 6^7.
— Ö3i —
nand, scheinbar zu Isabella 's Gunsteh und
zur Beschirmung der Deutschen FürAten in
ihrer Freyheit, hatten in Solejman den. rom
Glücke unterstützten Herr.scherwahn, dass diQ
Gewalt alles Rechtes Quelle sey, zu bleibenr
der Gesinnung befestiget; und mit Vergnügen
sah der eifrige Anhänger seines Gesetzes und
seines Cultus sich darin Auch Von den Köni-
ren Franz und Heinrich bestärket. Dieser
»eyden schändlicher Verrath der christlichen
Staaten- Republik an den Erbfeind der Chris-*
tenheit war das abscheulichste Erzeugnis^ der,
TOn Ludwig dem XI. ausgeheckten falschen
Staatskunst, welche aus dem Verkehr mit an-
dern Staaten Wahrheit, Rechtlichkeit, Treue,
Glauben verbannte, und je nachdem es der
Yortheil des Augenblickes anrieth, mit Bünd-^
nissen, Verträgen, Eiden spielte *).
Nach achtwöchentlichem Aufenthalte zu
Amasia und zweymahligem Verhör vor Solej-
man erhielten Ferdinand's Bothschafter
nichts weiter, ^als G&schenke an Frachtklei«
dern, einen grossherrlichen Brief an den Kö-
nig und Waffenstillstand durch sechs Monathe,
vor deren Abschlüsse Einer von ihnen Fer-
dinand's entscheidende Antwort der hohen
Fforte überbringen müsste. Mehreres zu be-
willigen, war für den Grossherrn keine Staats-
rücksicht mehr vorhanden. Seine häuslichen
Unruhen waren beygelegt; dem gedemüthigten
Ferser hatte er als Sieger den Frieden vorge- ll.Jifay.
•
o) Seit jener Zeit iat ron Frankreich wabr s^bliebtn, nttd
wird noch longo wahr bleiben, waa Antonloa Verantla»
getchrieben hat: y^Quicunque Kaetenus , vel populiy vel crviiaie»f
^yGalUcae amiciiiae infßoluerü «e pasn 9uni irretiriy ii profeeto
^ytniijgnam ei fortunarum et lihertmtü faefuram yiecerunf»*^ Bpistol.
«d Joanu. Fazy i* Jniii iSb5, ap, KaUna 1. e« T« XX U. p.Syd-
— 85a —
schtieben, und was Heinrich's des zweyten
listige Sachwalter ihm von des Ostefireichischen
Hauses ausschweifender Vergrosserungssucht
vorgestellt hatten, wog alles auf, Was Busbec,
WrÄnczy undZay von ihres Königs Recht-
* schaffenheit , Freundschaft, Mässigung und Frie-
densliebe* in zierlichen Reden vortragen moch-
ten; es beiHStigte ' ihn sogar, dass der, zum
Schimpfe des Cnristenthumes sogenannte aller-
I christlichste König de^ Franzosen, um des christ-
lichen Kaisers Carl Bestreben nach der Welt-
herrschaft zu vereiteln, dieselbe dem Verehrer
Mohammed's einzuräumen so geschäftig sich
bezeigte *).
4 juniM. ^^ Pfingstfeste wurden die königlichen
Gesandten ohne Frieden und Freude des Geis-
tes aus Amasia entlassen ; am Joannbtage ka-
üD. luUui. men sie; Sonnabend vor Magdalena, Solej-"
man in Constantinopel an ^). Wranczy und
Zay wurden daselbst gleichsam als Geissela
zurückgehalten ; B u sb e c setzte Mittwoch nach
Maria Heimsuchung seine Reise nach Wien
fort. «Ferdinand sass schon seit Sonnabend
nach dem Weihnachtsfeste zu Augsburg, und
7.jlfor«— dort seit Donnerstag vor Reminiscere bis Don-
27. Se^br. nerstag vor Michaelis auf dem Reichstage be-
\schäftigt mit Beratlischlagung über die Mittel,
Friede und Ruhe im Reiche, auch bey fort-
dauernder Verschiedenheit kirchlicher Meinun-
a) yyCarolumy" tchreibt Antonios Ver«ntiut an Sinkli-
moser (Epist. i6. Öctobr. i655. ap. Kaiona T. XXII, p. ybu)
yyCaesarem eaiholieum et chrisiianum principem y prokihet m*-
^ynarcham fieri ; SoUmanum, Turcam atque eihnicum , iacii : nUi
y%forf€U9e f . quod alioqui novere ei lippi ei ionsores , ipte per 50-
yyUmanum eum (Mouarchatum chriatianitatis) <i6i 9pondeai et
yypolUc^iur, *^ h) Aug. Busbe^. Epist. I. Anton. Ve-
rantii Epist. ad Ferdin. Ke^. i. Julii ap. Kaiona l, c* T.XXII.
p.. 68g.
— 83$ --
gen y zu erlxalien ; denn da diese Wirkung we^
der von einem allgemeinen, noch von einem
Tfational-Concilio, am allerwenigsten von wie«
derhohlten theologischen Gesprächen sich er-
warten liesse, so sollten andere christliche und
leidliche' Wege ausgemittelt werden , damit
nichts destoweniner, mittler Zeit, und bis man
zu irgend einer billigen Vergleichung gelangen
lLÖni\te, alle Stände und Unterthanen des hei-
ligen Komischen Reiches in friedlichem, ruhi-
gem Wesen beharren möchten *)« Das Resul-
tat davon war der sogenannte Augsburg er
Reiigionsfriede, der Religiosität und der
christlichen Liebe ermangelnd, voll fruchtba-
ren Samens zu künftigen Kriegen in Deutsci^li*
land, und auch in Ungarn.
Solejman's Sendschreiben, welches Bus -
bec, zu Wien krank danieder liegend, dem
Könige nach Augsburg gesandt hatte, sprach
diesem Siebenbürgens Besitz geradezu ab, und
liess ihn von dem libermüthigen Feinde noch
kühnere Anmassungen befürchten; „Ungarns
„und Siebenbürgens Länder, ^^ hiess es, „haben
„wir unter Gottes Beystand mit unserm kai«
„serlichen Schwerte erworben; sie sind ujn-
„serm Reiche einverleibt, und jetzt im Besitze
„unserer Knechte und Unterthanen. Irgend
„einen .Theil oder auch nur einen Platz davon
„so ganz ohne Nolh weggeben, verrielhe Leicht-
„sinn und will unserm kaiserlichen Ruhme
„nicht geziemen. Haben wir vor einiger Zeit
„dem Könige Johann Ungarn und hernach
„seinem Sonne mit unserer Fahne Siebenbür-
a) Lehmann ReichthandJangen eto. über den Reli^onafkit*
den Bd. L c. a. S. ^ ff. — 6a.
YI. Theil. 53
; ^
— 834 .— "
\
,,^en überlassen, so geschah es als Almoseit
^,für ihre treue Eri^ebenheit an unsere hohe
,,Pforte, wie auch jetzt noch über alle mäch«
^tijje Fürsten, welche Zeichen ihrer Anhang-
^,lichkeit an ' dieselbe an Tag legen , unsere
„Gnadenfülle sich zu ergiessen pflegt." Auf
^ den Grund der Eroberung und der almosen-
mässigen Verleihung behauptet der Grossherr
weiter, dass die blossen Nutzniesser Sieben-
bürgens nicht befugt waren , ohne seine Bewil-
ligung die Provinz abzutreten oder zu yertau-
jfchen, welches er jetzt um so weniger zuge-
ben werde, nachdem er erfahren hatte, dass
Isabella mit ihrem Sohne durch List und
Gewalt aus dem Besitze verdrängt worden sey.
Ferdina^nd müsse Siebenbürgen räumen; im
Weigerungsfälle ihn durch M'atfcngewalt dazu
:^u zwingen, habe er die nüthigen Befehle an
die Beglerbege und Sangiaken bereits erlassen;
nur auf Antrag der königlichen Gesandten noch
sechs Monathe lang Stillstand gebothen, und
dem Auger Busbec Erlaubniss ertheilet, in
dieser Frist seines Herrn letzte entscheidende
Willensmeinung einzuhohlen und an die }u)he
Fforte zu überbringen *).
An Zäpolya\s fünfzehnjährigen Sohn,
welcher mit seiner Mutter und ihrem Anhange
15. Afoj. schon zu Sanok, am Fusse der Carpaten st^nd,
schrieb er, nie werde er dem Könige Ferdi-
nand von dem an Johann Sigmund Zär
polya verliehenen Lande auch nur eine Hand-\
voll Erde oder ein schwarzes Stein eben be-
willigen. Die Faschen von Bosnien, Ofen,
Temesvär, Szolnok; die Woiwoden der Mol-
a) BUmoirei de R i b i e r Tl II* p. 563«
dau und WalacKey seyen beordert, mit ihrer
Ijanzen Kriej^stnacht auszuziehen ., sobald Jo-^
liann Sigmund ihren Bey$tand fordern würde:
nur .solle er in Sanok noch so lange yerwei*
len, biH Ferdiuand's Boihschafter anlange
,]nit der Erklärung desselben, dass er in Frie-*
den aus Siebenbürgen abziehen wolle« Dazu
liabe er sechs Monathe Frist gewähret und sei-*
Ben Faschen Stillstand aller Feindseligkeiten ge-*
bothen *). Allein die Faschen richteten sich
mehr nach ihres Gebielhers geheimen Wiin-
acken und Absichten, als nach seinen, bloss
zum Scheine erlassenen Befehlen; und noch
Tor Michaelis hatte Tuygan die königlichen
Burgen F^szt6 in der Heveser, Yäsonkö in der
Weszprimer, Szent-Jakab in der Szalader, Ka-
Eosvär, Korothna, Mesztegnyö,. Mernye, Ba-
otsa in der Sümegher Gespanschaft theils über-*
wältiget, theils durch übereilte Übergabe in
Besitz genommen ^). Die Besatzungen bestan-
den fast überall aus Heiducken , welche ohne
Sold, bloss für die Freyheit, im königlichen
wie im Türkischen Gebieth zu rauben, die-
nend, von den Burghauptleuten anstatt ordent-
licher Söldner gehalten wurden; den von dem
ICönige angewiesenen Sold behielten die Be-
fehlshaber für sich. ^Wenn Ferdinand her-
nach über des Waffenstillstandes Verletzung
. bey den Faschen klagte, erhielt er alle Mahl
zur Antwort : kein WaiFepstillstand dürfe auf
Schonung und Sicherheit für Räuber bedingt;
ihre Züchtigung und Vertilgung könne nie als
Verletzung des Viertrages angeaehen werden;
o] Mömoiret de Ribler 1. t» p. 565. V) Ferdinandi
Reg. Liter, ad Solynaa« öniponti 4.0etobr« 1666. up.Frmj £pp.
Frocc. r. III. p. 76.
55*
— 856 —
die Faschen hätten nur gethan^ was der König,
sowohl durch ihre ) als durch seines eigenen
ruinirten Landvolkes gerechte Beschwerden
aufgefordert, schon längst hätte thun sollen,
und was hey seinejn Mangel, an Willen, oder
an Macht, statt seiner, von den Faschen ge-
schehen müsste *).
U.lfovhn Donnerstag nach Martini vollzog Ferdi-
nand zu Wien für seine^Bothschafter Busbec,
Wranczy udd Zay neue Vollmachten; die
Vorschriften, nach welchen sie unterhandeln
sollten , waren von dem Osterreichischen Vice*
Kanzler Jonas Obernburger und seinem
Amtsgenossen Singkhmoser aufgesetzt wor-
'den. Die Gesandten sollten auf Siebenbürgens
Besitz bestehen, weil es der König, weder
durch List, noch durch Gewalt, sondern durch
rechtlichen Vertrag mit Isabella, gegen an-
gemessene Entschädigung iibernommea hätte:
wäre diese* noch nicht zureichend, so vfollte
sie der König nach Möglichkeit erhöhen, bloss
aus Achtung für die* Wünsche Solejman's,
und damit Zapolya's Nachkommenschaft so-
iVohl, als alle Mächte Europa's erkennen möch-
ten, wie viel ihm an Frieden und Freundschaft
mit d^r hohen Pforte gelegen sey. Wie Lsa-
|>ella, so wolle auch Ferdinand den jähr-
lichen Tribut für di^ Provinz entrichten; die
Gesandten hatten Vollmacht, sogar Erhöhung
desselben zu bewilligen; in Ansehung der Sache
könne es dem Grossherrn völlig gleichgültig
seyn, von wenn er die Zahlung erhielte, in
Rücksicht der zinspflichtigen Person aber, wäre
zwischen einer wankelmüthigen, machtlosen
o) Forgact Lib. V. p. i33 aqq.
- 837..-
Frau mit ihrem ; kleinen Anhange, und dem
YQfnehmsten, angesehensten,, mächtigsten Mo-
narchen Europa's ein grosser, für Sole jm an 's
Ruhm entscheidender Unterschied. — Die Ver-
fasser dieser königlichen Anweisung wussten
nicht, oder hatten vergessen, dass ein Könige
welcher so selten, und immer nur einige Tage
in seinem Reiche Hof hielt, nie an der Spitze
seiner tapfern Heermacht erschien, durch un*-
feschipkte K atzianer, Rogendorffer, Teu-
el, oder niederträchtige Castalder sich ver-
treten, und so üher zwey Drittelseines Reiches
sich wegnehmen l^ess, weder von dem kräfti-
gen , thätigen , siegherühmten S ol e j m a n , noch
von dem, durch seinen Geist gebildeten Divau
/ür Europa's angesehensten und mächtigsten
Monarchen gehalten wurde; ein trauriger ße**
weis, disiss die ausfertigende Staatskana^elley
aus allen inhahsvollen Berichten des Bischots
"Wränczy Nichts gelernt hatte«
Unter melirern Rücksichten^ welche den
Gross -Sultan bewegen könnten, den König in
Siebenbürgens Besitz zu bestätigen, sollten die
.Gesandten vorzüglich Ferdinand's redliche
.und treue Beobachtung der Waffenruhe, w$ih- x
rend Solejman in Per^ien Krieg führte, her-
vorheben, Pi&se Anweisung gründete sich auf
irrig vorausgesetzte Unbekanntschaft des Gross-
Kerrn mit Ungarns Verbal tnissen und Kriegs-
verfassung; ei* wusste nur. zu gut, dass Fer-
dinand sich lieber mit ^^n jpelitschen,, als
. mit den* Ungrlschen ReichsangeJegenheiten be-
fasste; dass ihn seine vertrauten Räthe und
Hofherren von Anführung der Reichsmacht in
Person stäts zurückhielten; dass die Mai^naten
und die Adelsgesammtheit, ohne den König
— flöH' --
an ihrer Spitze , nie Mann fiir Mann zu Felde
ziehen würden; dass er folglich, zöge er auch
bis nach Indien, von Ferdinand keine er-
hebliche Feindseligkeit, keine wichtige Unter-
nehmung wider seine Faschen in Ungarn zu
befürchten hätte.
Würde ungeachtet aller billigen Vorschläge,
* Verheissunjjen und Beweggründe auf Sieben-
lürgens Abtretung an Isabella un3 ihren
Sohn bestanden, so sollten die Bothschafter
bemerken, dass bey aller Bereitwilligkeit des
Königs, das Verlangen des Grossherrn zu er-
füllen, das im Europäischen Staatenbunde ob-
waltende Beeilt, dass Pflicht und £hre ihm nicht
gestatteten, hierüber ohne Berathschlagung mit
den übrigen christlichen Fürsten, mit seinen
andern Erbstaaten, ohne yorläufige Einwilli-
gung und Genehmigung seiner Ungrischeo
Reichssassen zvt entscheiden; dazu sollten sie
unter A;irühmung der grossherrlichen Geredi-
tigkeit und . Grössmuth , unter den heiligsten
Versicherungen von des Königs Aufrichtigkeit,
um Gewährung längerer Frist von zvfey Jah-
ren, oder wenigstens Einem, anhalten, ne-
lenbey auch eben so lange Waffenruhe zu er-
langen suchen. Auf die mögliche Erklärung
des Gross -Sultans und seines Divans, dass im
Falle Zäpolya's Sohn seiner Wiedereinsetzung
in Siebenbürgens Besitz entsagte, sie die Pro-
vinz entweder dem Türkischen Reiche völlig
einverleiben, oder derselben Verwaltung unter
' unmittelbarer Herrschaft der Pforte einem an-
dern Eingebornen übertragen würden; sollten
die Gesandten erwiedern, dass ihr König, un-'
. beschadet seiner Bhre, ohne Gutachten und
B^^tritt anderer christlichen Fürsten, Mächte
- 839 ^
und Staaten , weIcKen er liierin Verpflichtet sejr,
in solche Lossrelssung Siebenbürgens von Uor
garn schlechterdings nicht einwilligen dürfe;
dass er jedoch geneigt sey, allen billigen Wün-
schen des Grossherrn zu willfahren, nur möge
dieser ihm die erforderliche Zeit und Ruhe^
in welcher es ohne Verletzung seiner Ehre
und seines Rufes geschehen könne, gewäh-
ren *). Solejman unterhielt aber allenthal-
ben, vorzüglich jetzt in Ungarn auf jedengi
wichtigen Platze, emsige Kundschafter; und
die lockere Verbindung der Europäischen Staa-
ten-^Republik, Ungarns Unabhängigkeit von
auswärtigen Mächten und von des Römischen
Königs übrigen Erbländern, war in dem Divapr
so genau gekannt, das.s die diplomatische Vor-
flchiebung einer Unwahrheit hierin, gerade das
Mittel war, den Zweck, zu yerfehlen, die Ein-
gebungen des Französischen Hofes zu bestäti-
gen^ den Argwohn zu versiärkeqi, und keinen
Walfenstillstai/d zu erlangen.
In den ersten Tagen des nächsten JahrßS J^C- iSb6.*
•war Auger Gislen von Busbec zu Con- ^'^•^•**'
stantinopel angekommen. Nach ihrer Gewohn- *
lieit forderten der Grossvezier Rustan und
die übrigen Faschen vorläufige Mittheilung sei- ^
ner Aufträge; und als sie erfuhren, dass Fer-
dinand von. dem Vertrage mit Isabella über .
Siebenbürgen nicht abstehen wolle, liessen sie
den heftigsten Ausbrüchen ihres Unwillens
freyen Lauf. Vergeblich verlangten die ßoth-
schafter, dem Gross -Sultan vorgestellt zu wer-
den; „sie hätten nicht Köpfe genug zu verliQ*
o) VolNtlncItg ftiiit die lottniction bey MilUr RpUtaUo
Imperatonin ei iUliiai Ferdinamli L' et MaximiÜMii p* b^»
84o
^ren,^' erwiederten die Fauchen ^^ 9) um ihrem
i^gro.sneii Beherrscher die Bothen eines ohn-
,mächugeD, des Friedens hediirftigen, nur in
^listigen Wendungen und Ausflüchten starken
yFiir.Hen mit beleidigenden Anträgen vorzu-
,f Uhren. Solejman lasse jetzt am allerwe-
^nigsten mit sich spielen^; siegreich^ doch er-
^müdet von Anstrengung, und arm an Beute j
,habe er seinf Heerscharen aus Asien zurück-
jgebracht; nichts könne ihm erwünschter kom«
,men, als gerechter Anlass,- sie nach Ungarn
,zur Erhohlung an der Einwohner Habe und
^Gut zu führen; bald werde die Unterwerfung
,des kleinen Gebiethes, in welchem Ferdi-
,nand noch König hiesse, ToUbracht seyn.
yDarum sollten die Gesandten sich ruhig und
^verborgen halten, den schlummernden Löwen ,
,nicht aufreitzen, noch durch Unklugkeit das
^unvermeidliche Schicksal ihres Gebiethers be-
^schleunigen ; das gelindeste Loos, welches sie
^selbst treffen dürfte, wäre, dass ihrer zwey
,in tiefen Kerker wandern müssten; der dri)te
,mit abgeischnittenen Nase und Ohren seinem
, Herrn zurückgesendet würde." Sogleich wur-
den sie in ihrer Wohnung streng bewachet
Niemanden wurde, zu ihnen Zutritt gestattet;
ihnen jeder Ausgang in das Freye verweigert;
nirgends Gehör gewähret; und diese Behand-
lung mussten sie durch siebzehn Monathe er-
dulden *).
Inzwischen hatte sich die Lage der Dinge
in Siebenbürgen völlig verändert, in Ungarn
a) Auger 11 Busbequii Epistol. IT. de i4. Julil i556. A»-
ton Verantii ot Collfgar. Ep. ad Ferd. Reg. de i.Julii 1667.
•p. Kvtonal, c. T. XXII. p. y66. Ferdinand! Heg. Liter,
ad Oratorca Viunnae 19. Itfartii i656. ap« MlUUer p. ii6«
— 84i --
um ein Beträclitliches yersclilimiiiisrt. Solej«
maii's neuesten Befehlen gemäss^ sollten der
Gros.srezier Rustan zur Heerfahrt gegen Ud^
|;arn sich rüsten, der Beglerbeg von Morea
-Kriegsvolk sammeln, Haly-Fascha, an Tuy<^
gan's Stelle zum Beglerbeg von Ungarn er«-
nannt, und Kazzuh-Pascha von Temesvir
in das königliche Gebieth einfallen, die Woi**
"woden der VTalachey und der ' Moldau zum
Einrücken nach Siebenbürgen sich bereit hal-
lten. Diese Bewegungen von allen Seiten, mehr
durcli drohende Gerüchte, als durch rasches
Handeln, angekündiget , erweckten in Ungarns
nördlichem und östlichem Gebiethe sowohl, als
in Siebenbürgen die ängstlichsten Besbrgnissei
in welchen dort die mächtigsten Landherren
und Magnaten, Franz Bebek mit seinem Sohne
Georg in der GSmörer, Franz Terinji in
der Aba -* Ujvirer, Gabriel Ferenyi und
Franz Nemethy von Zeteny in der Zem^
pl^aer, Georg Tirczay in der Saroser Ge-*
spanschaft, alle berüchtigt ducch Raub un4
Gewaltthaten, mit ihren nicht minder schlechr
ten Uausverwandten und Schutzgenossen von
Ferdinand abAelen, und der Faction Isa^
))ella's beytraten; hier die drey Nationen
in Maros - Yäsirhely sich versammelten, um
über die wirksamsten Mittel ihrei^ Selbsterhal^
tung zu berathsphlagen* Der Tag wurde mit
des Königs Genehmigung gehalten; von den
Woiwoden der Fravinz, Stephan Dob6 und
Franz Ken d^y : in < Gegenwart! 4les Biscbo&
Paulus Bornemiszsza erüilnetj Herr Jor
hann Fetho vöt Gerse wohnte ihm als.kö-
niglicher Abgeordneter l>ey, und sprach von
Ferdinand'a Macht , Kifer ^ Anstrengung,
— »4a -r
fiiütne treuen Völker zu bescKirmen , eine Menge
kerriicher Worte, an welche niemand mebr
glaubte, und weckte nur der Hörenden Un-
willen, da er *Riit sichtbarer Kiinsteley sich
hütete, seinen Yortra^^ aus dem Kreise allj^e-
meiner, nichts Bestimmtes bezeichnender Re-
densarten heraustreten zu lassen. Als die Reihe ;
des Sprechens die Stände traf, ergossen sie .
sich Yor Allem in bittere Vorwürfe des Geitzes \
und der Erpressungen, wodurch der Woiwod
Dobo seinen zu Erlau erkämpften Heldenruhm
in Verwaltung der Provinz befleckt hatte. Nicht
weniger als er, war der Woiwod Kendy der-
selben Niederträchtigkeiten schuldig; aber die-
ser gehörte zu I s a b e 1 1 a ' s zahlreicher Fae«
tion, und blieb mit Vorwürfen verschont, wenn
auch mir darum, weil er aus Raubneid schon j
lange Do b6's heimlicher; seit einem heftigen <
Zanke 'über den 'Besitz eines Rappen öfFentli- j
t^her Feind war. Was seitdem das Volk nur j
unt€r sich sprach: „für einen Schimmel haben
i,unsere Vorfahren das Land erworben, welches
^, jetzt eines Rappen wegen yerloren geht;'^ j,
wurde laut in der Versammlung ausgesprochen ;
-und mit Beyfall aufgenommen. Man klagte
liber den König wegen Sendung solcher Macht-
haber; man bemerkte, dass er der erste König
sey, welcher die Provinz nicht besucht habe,
-sie vernachlässigte, verachtete; worauf sogleich
der Antrag folgte^ ihm abzusagen und für.Ziv
pölya's Sohn sich zu erklären. Da trat der
Woiwod D-ebö mit Bischof Paulus yofetlig
aus der V^rtemmlung, wähnend durch, ihre
Abwesenheit die Fassung kuhner Beschlüsse
ku^ hintertreiben; aber der Woiwod Kendr
blieb; und man einigte sich dahin, eine Both-
~ «45 ~
Schaft an den Konig abzuordnen, unterdes.^eti
'die oberste Kriegsgewalt dem Herrn Mel-
-chior Balassa zu übertragnen«
Montag nach Exsurge erhielten Ladis- g. jr«(i
^law Kemeny, der Ungern;- Johann Szom*
•bory, der Szekler^ der Rechlsgelehrte Tho-
imas Bomel, der Sächsischen Gesammtheil;
■und der Gyula-Weis.senburger Domherr Gre-
e g o rius Ramanczi, des Clerus Verordnete,
i^su Wien bey Ferdinand Gehör. Sie tru-
Igen vor: Lange genug hätten sie unter seiner
tHegierung abwechselnd an den zwey äussersten
sKnden des menschlichen Lebens, Angst und
I froher Erwartung, gestanden. Jetzt sey der
{benachbarte gewaltige Feind, nach Beruhigung
; seines Hauses und seiner Provinzen in Asien,
I Sjrey von Kriegssorgen , mächtiger, libermuthi«
ger, furchtbarer als jemahls. Er habe ihnen
angekündiget, ihr Land mit Feuer und Schwert
zu verheeren, ihre Wohnplätze zu zerstören,
«ie aus dem Leben zu vertilgen, ihre Kinder
lind Frauen in ewige Sclaverey wegzuführen«
Dass er Wort halten werde, und auch könne,
darf man nicht bezweifeln, wenn man weiss,
vie Tetnesvär, wie Lippa, wie Ungarns gröss-
ter Theil unter seine Gewalt gekommen sey..
^8eine Majestät möchte daher Siebenbürgen«
Nationen Eines von beyden gnädigst gewähren;
entweder mit einer hinlänglich starken Heer-^
macht sie und ihr Land sogleich wider des
Feindes Anfälle beschützen; oder sie des Ei-
des der Treue und Unterthänigkeit entbinden^
damit sie selbst im höchsten Drange der Ge-
fahr alle ersprieasiichen Massrageln für ihr und
des Vaterlandes Heil ergreifen Könnten. Wäre
Er des Erstem unvermögend , so könnte er
-- 844 --
Letzteres^ m Ansekuns ihrer buher bewiese«
pen Treue 9 ihres und ihrer Liebeu unvermeidr
liehen Unterganges, ihnen nicht verweigern.
Was er auch entscheidend aussprechen möge,
sie werden es annehmen, genehmigen, befol«-
gen. Das Eine oder das Andere werde ent-
weder er gewähren, oder die Nothwendigkeit
ihnen aufdringen *).
13. März. Erst Freytag vor Lätare wurde ihnen Be-
scheid ertheilt; also vier und dreyssig Tage
brauchte der Wiener Staatsrath zu überlegen,
was zu antworten sey in aem Augenblicke, in
dem der König Gefahr lief, eine ganze Pro-
vinz, voll herrlicher Maturschätze und tapferer
Völlker, zu verlieren. Und wie sprach die so
lange überdachte Antwort sich aus? „Die Sie-
„benbürger sollten treu in Eid und Pflicht be«
^,harren; keine Neuerungen anfangen, keinem
y,andern Fürsten sich ergeben, im Gange der
^,Friedensunterhandlungen mit dem Gross- Sul-
^,tan, mit dem Könige von Pohlep, mit der
^,Königinn Isabella nichts unternehmen, und
y,durch die Anschläge einiger Bösgesinnten
^,nicht mit Geringschätzung des königlichen An*
„Sehens, sich zu Schritten verfülu*en lassen,
9, welche ihrer bisherigen Treue und Standhaf-
„tigkeit zuwider liefen ^)/^ Um sie in dieser
Gesinnung zu stärken, o^er vielmehr wieder
zu ihr zu bekehren, begleitete Herr Ladis-
Jaw Bdnffy die Yerordneteti in die Provinz
zurück; .allein dort war ohne bewaifnete Macht,
a) Also dqr g1eichie]ti£e Gross wdrdeiner Bischof Fr an cis-
cus Forgacs ( ITist. Lib. VI. p. i3g,) ganz übereinstimmend
init dem ebenfalls gletchseitigeu Hermannatädler, Syndicus Mi»
cliael Siglcr (Chronolog, ap. UeL Monument. Decad. 1. p.74.
h) S ig 1er Chronol. 1. c. p. 76. Foirgdcs sagt: y^Oratom
^yhona tpe eue Juni, ambiguo reip9nso dimisti tunU** .
— 845 —
'von wenig.^tens hundeirttausend Mann unter An-
"^fiihruDg des Königs oder eines Un^rrischea
' Feldherrn ^ nichts mehr zu thun. D o b 6 ' s
*und Banffy's Vorstellungen, Verheissungen,
? Bitten, Ermahnungen wurden von Ungern und
'Sz6klern, endlich sogar von der Sächsischen
' OiBsammtheit verachtet, ^^mi^ hatte sie allein
dem Übertritte zu Zdpolyirs Sohn, seiner
i'Ton zwey Nationen bereits geschehenen Er-
^nennung zum Könige, und der Aufstellung
1' seines Wappens widerstanden; <nachdem sie aber
^TOn ihrem Verordneten Thomas Bomel, den
^Wiener Hofbescheid vernommen hatte, sandte
i der Hermannstädter Rath Bothen an Peter
i^Petrovics mit Anerbielhungen der Treue
'Und des Gehorsams gegen Z^polya*s Sohn
ü unter der Bedingung, dass vor Ankunft des
i w wählten Königs Johann Sigmund, in keine
iisächsiche Stadt Besatzung gelegt, der sfaats«
kc bürgerliche Stand der Gesammtheit unverletzt
i erhalten , das zu Hermannstadt aufbewahrte
; schwere Geschütz des Königs Ferdinand nicht^
f ehe, als bis Ruhe und Ordnung im Lande her-
^stellt sey, weggeführt, und alles Vergangene
vollkommen verziehen werde *).
Petrovics gab ihnen hierüber urkund^
liehe Versicherung, rückte aus Lugos in Sie--
l)enbürgen ein, sandte einen Theil seiner Mann-
schaft vor Deva, er selbst nahm Mühlenbach
ein. Gyula-Weissenburg belagerte Melchior
Balassa, von dem Bojaren Motzog mit acht-*
tausend Moldauern verstärkt; zwölftausend Wa-
lachen kamen über Kronstadt in die Provinz,
und wurden zur Einschliessung der Festungen
a) Sigler Chrouolog. I. c
— 846 —
. Belhlen und Samos-Vjr^r beordert. Aufrich-
tig beklagten jetzt die königlich gesinnten Land-\^
berren Martinuzzi'.s Ermordung, nichts vott \
dem Allen hätte unter seiner VerMraltung ge- \
schehen können; des gewaltigen Sturmes Aus- j
bruch wurde als göttliche Bestrafung des ab- ';
Acheulichen Staatsstreiches betrachtet. Von .
1
Ferdinand war keine Hülfe zu erwarten;!
von der sich aufdringende neuen Herrschaft j
kein Heil zu hoffen; wer früher unbewegliches :
Vermögen in bares verwandelt und in Sicherheit '
gebracht hatte y konnte auswandern , aber girund« j
sässigen Herren geboth die Noth wendigkeit eine \
andere Handlungsweise. Von dieser Nothwen- ;
digkeit gedrängt, wandte sich unter Andern auck i
Andreas Bitkory aus dem Hause Somlje,
Chrisfoph's und Stephan's Bruder, der
Margaretha Ma jläth Gemahl, dreyer Söhne,
Stephan, Balthasar und Andreas, Vater,
Besitzer vieler Güter jenseits der Theiss und
'l8.)lfKrs. in Siebenbürgen, jetzt zu Alvincz sitzend, an
>den Falatin Nadasdy, bittend um dessen Ver-
mittelung bey dem Könige, da^s ihm und sei-
ner Familie bewilliget werde, ohne den ^la~
kel der Treubrüchigkeit zu Zäpolya's Sohne
überzugehen, wozu er sich in der von Pe-
trovics verliehenen Frist von sechzig Tagen
entschliessen mü.^iste, wenn er nicht mit den
Seinigen, entweder in widerstrebendem Kam-
pfe, oder in Türkischer Sclaverey untergehen
wollte ■).
Sonnabend vor Judica kam Georg M^csh-
kissy, von Fetrovics gesandt^ nach Her-
a) Andr. Bäthojrr Epiat. ad Palatm. ia Alrinci iS. Mirtii
i560. ap. IVoj Bpiat. Frocer« P« Ui. p. 80. _,
— «47 —
I
lanoMadt, fordernd voti der SScIisischen Ge-
imintheit dreyliundert Mann Büchsenschützerii
ombarden und allerley anderes grobes Ge*
^ittz. Letzteres wurde verweijjeri , mit Be-
ifuDg auf des Petrovics urkundJiclie Ver-
cherung; die dreybundert Mann wurden aus-
»hoben und abgefertij[t ; aber aucb diess wurde
yn dem Volke als Verletzung seiner Reckte
sd Freybeiten angeseben. Iti den ersten Ta-
sn. regte sieb . drohendes Murren, und da es
cht sogleicb mit Kraft erstickt wyrde, weckte
; . zum Aufrubr. Königsricbter, nicbt aner«
innt von Ferdinand, aber als verdienstvol-
r Mann geacbtet von den Edlern im Volke,
■r Jobann Rotb; Bürgermeister, und von
erdinand ernannter Graf der Nation, Fe-
\T Hai 1er von Ilallerstein , beyde des unga-*
limeii Föbels Bewegungen veracbtend. Dins-
g vor dem Osterfeste in der zweyten Stunde
ich Mittag stand von mebrern Seiten Her-
adnstadt in Flammen; fünfbundert secbs und
»unzig Häuser und drey Klöster wurden ein-
räncbert. ,Als Jobann Rotb, am folgen-
^n Tage, von den Anfübrern gezwungen, die
erwüstun«; besicbti^^te und in sein Haus zu-
ickkebrte, wurde er durcb jeinen Flinlenscbuss
rtödtet, sein Leicbnam vor die Stadt ge-
kleppt und unter bingericbteten Missetbatern
»graben *). Die vorziiglicbsten Stifter des
ttfrubrs, Brandes und Mordes, zu spät Eife-
r für den recbtmässit'en Könit;, ilücbtetea
:h nacb Osterreicb; nur drey derselben wur-
m ergriifen und auf öiFentlicbem Marktplatze
i) Nach wiederhergeatcllter Rohe wurde er Ton jener Stätte
ijler erhoben , und mit allen Ehrenbezeigungen in der liaupt-
ehe bejrgeaetst«
/
f
— 848 ^
etithauptet. ' Jetzt erst ' übernalun Haller von
Hallerstein als Graf der Nation die Ver-
waltung; des Königsricht er -Amtes; aus Ach-
tung für Roth's Verdienste hatte er sich des
Gebrauches seiner Rechte und Vorzüge bisher
enthalten *)^
^.jipriL Die drey hundert Sachsen wurden bey
Untergrabung der Gyula-Weissenburger Mauern
aufgestellt; Donnerstag yor Jubilate übergab
die Besatzung gegen freyen Abzug und Sicher-
heit des Eigenthumes dif Stadt^und zog nach
Gyalu zu dem Bischöfe, in dessen Sold sie
stand. Von Weissenburg führte Melchior
N Bali^ssa einige Haufen an den Szdmos, die
Belagerung von fJjvar zu unterstützen. Dahin
hatte sich der Woiwod Stephan Dobö mit
seiner Gemahlinn, Tochter des Blasius Su-
lyok, mit seinem "Sohne und mit seinen Ver-
wandten Georg Bocskay, Paul Forgdcs
und Andern ) bey dem ersten Ausbruche der
Revolution zurückgezogen, seinen Bruder Do-
minik, Vice-Woiwoden nach Wien gesandt,
um dem Könige die dringende Gefahr und die
Nothwendigkeit eiliger und kräftiger Hülfe an-
zuzeigen. Bey seiner Rückkehr wurde er von
der Moldauern gefangen genommen, nach Con-
stantinopel geliefert, dort mit schweren Ketten
' belastet in die sieben Thürme eingeschlossen,
und täglich nur für Einen Asper verpfleget,
ohne dass ihm defi Königs Gesandten einige
•Unterstützung zuwenden konnten ^). Auf wie-
derhohlte Bothschaften nach Wien erhielt Ste-
* phan nichts weiter, als viel verheissende Worte
ff) Sigler Clironolog. 1. c p. 76. h) Anton. Verantii
Epiat. ad Ferd* Heg.. 9. April 16^7. ap. Kaiona 1. c. T. }LXiL
* p. 955.
- 849 -
tind dringende Ermahnungen zu standhaftem
Widerstände. Bey seiifer Einsetzung in die
"Woiwodschaft hatte der König yersprodben, im-
merfort zwey tausend Reiter und tausend Mann
FussYolk, jene sowohl als diese , Ungern von
Geburt, in Siebenbürgen zu unterhalten , Dohcj
und Kendy sollte jeder von den erstem zwey-,
von deux letztem Ein hundert besolden; det
Sold der übrigen war an die königliche Kam-
mer angewiesen '). Allein da die Stände Sie-
benbürgens zu Maros - y äsarhely sicl> versam*^
melt hatten, war nicht die Hälfte dieser Mann-
schaft unter Waffen , und die wirklich Dienen-
den halten schon seit geraumer Zeit den Sold
eu fordern. Die Kammer zahlte nicht; *Fer-
dinand, auf D ob 6s Diensteifer sich yerlassend,
sandte weder Geld noch Waffenvolk. Dob6
mochte sich in keine Vorschüsse, Bischof Pau-
lus 'Bornemiszsza m keine Darlehne ein-
lassen; in völligem Mangel des nothdürftigen
Unterhaltes zogen ehrsame WaiFenmänner heim
2u ihrem Herde, und die auch dessen, wie
der Rechtlichkeit, entbehrten, trieben anstatt
des WaJFendienstes Raub ^). Darum hatte D ob6
schon im Sommer des verflossenen Jahres von
Ferdinand seine Entlassung verlangt, doch
nicht erhalten; und eben so vergeblich, er-
neuerte er durch Nä das dy 's Verwendung sein©
Bitte jetzt, da er sich auf das Äujsserste bedrängt
sah, und fünf seiner Vettern mit fünfzig haus-
verwandten Rittern bereits in Feindes Gewalt
gerathen waren ''). .
a) Urkunde FerdinanJ't v. a8. Mty i553. hej,Pray Anna!.
P. V. p. 489. h) PorgAcf Lib» VI.'p. i4oti(q, e) Steph.
Dobo Epiit. ad Palatinum. Ujvar i3« April ap« Pray Epitt*
l'rocer. 1'. III. p. 83.
VI. Theil. 54
— 85o —
r
, In diesem Bedrängnisse nahm Ferdinand,
anstatt sein tapferes Volk unter sein Panier zu
sammeln und Thaten seiner Yortahren zu thun,
seine Zuflucht nach Rom. ' In seinem Nahmen
flehete der Agramer Bischof Paulus Grego-
20.^pra. rianczi Montag nach Misericordia yoi>Pau-«
lus dem IV. um Beystand' mit Geld- Subsidien
und mit WaiFenvolk; erhielt aber nur erbau^
liehe Tröstungen und das Bekenntniss, dass
seitdem Luther's Lehren* und der Eiirsten
"Widerspänstigkeit die päpstliche Machtfiille be-
schränkt und der apostolischen Kammer alle
Zuflüsse zeitlicher Mittel abgeschnitten hatten,
der apostolische Stuhl eben so wenig vermö-
gend sey, in Feindesgefahr schwebenden Staa-
. ten mit Geld oder mit Volk beyzustehen, als
Gottes ewiges Recht erklärend, schwächere Re-
Agenten gegen unterdrückende Willkür gewal-
tiger Weltstürmer zu beschützen. Grego-
rianczi sah in Rom selbst zahlreiche und
wohlgerüstete Haufen Reiterey und Fussyolk,
auf seinen Antrag sollte ein Theil derselben
dem Könige zu Hülfe gesandt werden ; nicht
also, erwiederte der Papst, sie reichten kaum
zu, die Hauptstadt der Christenheit und die
Grabstätte der Apostel gegen die Plünderung
christlicher Völker und Fürsten zu sichern.
Überhaupt bemerkte der Bischof sowohl bev
den Grossen in Rom, als auch bey den übri-
gen Fürsten Italiens entschiedene Abneigung,
dem Könige Hülfe zu leisten: welcher ehr-
bare Mann, hiess es, könnte sich entschliesseo,
dort in Waffen zu dienen , wo er vielleicht dem
Meuchelmörder Castaldo gehorchen müsste *)?
a) Episcopi Zagrjibienaia Epiit. ad PaUtin* Roaie a&
April |566. ap, ^ray, £pp. Procer. P. HL p. 84.
\
~ 85i — .
Spanische und Italische Hauptleute mit , ihren
Rotten bothen ihm mehrmahls ihre Dienste an ;
aber er hatte keine Vollmacht^ sie anzuwerben ;
und Ferdinand kein Geld^ sie zu besolden.
Wie Ungarns Barone, Magnaten und Landherrn
in persönlichem Aufstande , mit ihm an der
Spitze ) ihn von Siegen zu Sieg gefiihret hat«
ten, so wären hundertlausend Ungern freudig
in Dienst getreten.
Nachdem ausser Szdmos-Ujvdr alle festen
Plätze Siebenbürgens von Isabella's Faction
«Dgenommen waren, versammelten sich die
Stande und die Verordneten der drey Nationen
Montag nach Trinilatis, beschlossen, die Kö- UJMu.
ntginn mit ihreifi Sohne durch eine feierliche
Gesandtschaft abhohlen zu lassen, und bestimm-
ten viertausend siebenhundert Ungrische Gulden
zur Bestreitung ihrer Reisekosten, wozu der
Ungrische Adel und die Sz^kler von jeder
Pforte fünfzig Pfennige steuerten *)• Montag 6. JuHus.
nach Maria Heimsuchung reisten FranzKendy^
der Hermannstädter Burgermeister Augustin
Hedwig, Johann Tartier von Kronstadt,
Pater Khener von Medwisch, und Stephan
Schäfer von Schasburg, als Abgeordnete ab,
und trafen Sonnabend vor Laurentii zu Lem-
borg ein. Die Woiwoden Alexander von
der Moldau, Peter von der Walachey, rück-
ten durch Siebenbürgen bis Szathmär- Nemethy
vor^ schlugen dort mit ihrer vereinigten Macht
das Lager auf, und sandten Streifnorden bis
an die Carpaten voraus, um den Einzug der
Koniginn zu decken. Der ganze Strich wurde
von dem wilden Volke verheert, mehr als
•) Benkö Milkovit T. I. p. aoy.
54»
— Ö5a • —
dreyliaiidcrt Dorfer m die Asche gelegt. Am
23. Scpflr. Tage Theklä brach Isabella, nicht mehr züch-
tige Frau, noch ehrbaren Wandels, verderbt
durch ihrer wollüstigen Mutter Bona ärgerliche
.Beispiele, eingensinniger und herrschsüchtiger
als jemahls, mit ihrem erklärten Liebling Sta-
nislaw Nizoczky von Lemberg auf, und
22. Oeiohr. zoQ. Dounerstag nach Lucä in zahlreichem Ge-
folge Ton Fohlen, Rasciern und Ungern in
Klausenburg ein ^). Eben dahin schrieb sie
25. iVM/(r.auf das F^st Catharinä einen Landtag aus , ' zu
welchem nicht nur Siebenbürgens drey* Nation
nen, sondern auch aus Ungarns nördlichem und
ostlichem Gebiethe Magnaten und Herren, voa
ihrem rechtmässigen Könige abtrünnig, in gros-
ser Anzahl sich einstellten. Nachdem sie un-
verletzte Erhaltung der Hechte und Freyheiten
sämmtlicher Stände, auch genaue Beobachtung
der Landesgesetze versprochen hatte, wurde ihr
von den verblendeten Herren^ da ihr Sohn,
sogenannter erwählter König, ,das siebzehnte
Jahr seines Alters noch nicht erreicht hätte,
die höchste Gewalt in der Reichsverwahung
auf fünf Jahre übertragen, wovon sie auch so-
gleich auf die frecheste Weise Gebrauch machte. '
Dem Reichsgesetze zuwider, welches Veneter
und Fohlen von Würden und Ämtern sowohl,
als vün dem Rechte der Grundsässigkeit aus-
schloss, forderte sie die Befugniss, Befehlsha-
ber-Stellen, Reichsämter, Marktflecken, Bur-
gen und Dörfer nach ihrem Gutdünken zu ver-
gaben. Der bessere Sinn mahnte zwar die
Stände an das von ihren Vätern unter dem ■
grossen Könige Matthijis gegebene Reichsge-
«} Sigleri Chronolog. 1. c« p. 77.
' — 853 ^ ^
j setz; aber durch die lange Gewolinhelt zu rau-
^ ben^ zu yerrathen, heuige Eide zu brecheo,
i £hre,, Ruhm, Pflicht, Gewesen zu verkaufen,
g entwürdiget und entmuthet, willigten sie in
^ 4as Begehren ihrer Aeuen Gebietheridn , lind
]^ Hingen in ihrer Niedrigkeit so weit, dass sie
ihr zur Bestreitung einer prächtigem und üp-
^ pigern Hofhaltung sogar sämmtliche Kirchen-
4 guter in Siebenbü^en zuerkannten. Nun fand
*' auch der Bischof raulus Bornemiszsza bey
L der kirchlichen Verwaltung dieses Landes seine
Rechnung nicht mehr. Er sammelte seine be-
' wegliohe Habe, verkaufte seinen reichen Vor-
t rath an Wein und Getreide den Beamten der
. 8ffentlichen und allgemeinen Verpflegung; Hess
nichts zurück als seine Schreibfeder, und batk
. .die Königion um freye Auswanderung unter
fticherm Geleite. Sie gab ihm die Herren Nik-
las Ombozy, Michael Sändor und Bene-
. dictSiikosdzu Ehrenbegleitung; die Haupt-
leute Anton Szäkely> Franz Szalay, Mat-«
thias Szenczy, Georg Kusztovicsh und
Caspar More, jeden mit hundert Heitern zur
Sicherheit« Bey Grosswardein kehrten die Eh-
renbegleiter zurück; die Hauptleute mit ihrer.
Mannschaft traten auf sein Zureden zu Fer-
dinand über *)•
Statt lange erwarteter Hülfleistung erhielt
endlich Stephan Dob6 von |dem Könige die
Befugniss, Ujvar unter was inimer für Bedin-
l^ungen zu übergeben. Feter Fetrovics und
Melchior Balassa bewilligten ihm und der
Besatzung mit allem Ihrigen freyen Abzug; nur
o) Wolfg. Bethlen U^. VI, p. 698, Forgica Lib. VI.
p. i43 »%%.
— 854 —
Gescliutz und Kriegsvorrath , womit die Bui^
8chon Tor der Belagerung versehen war, soll-
28. iVov6r. ten sie unberührt lassen. Sonnabend Tor An-
drea, als der Landtag zu Klausenburg noch
versammelt war, führte Stephan Dobo seine,
. seines Bruders Dominik und seines Schwa-
fers Georg Bocskay Familie, sechshundert
Leiter, einiges Fussvolk und hundert Wagen
Gepäck aus der Burg. Franz Kendy aus
Eifersucht, Gabriel Ferenyi in Rechtsstreit
über Siros -Patak mit I)ob6 verflochten, beyde
zu seinem Verderben verschworen,, drangen in
r die Koniginn, ihn aus Siebenbürgen nicht zu
entlassen. Die Fohlen, mit ihnen einverstan-
den, mussten die Frau überreden, der bewährte
Kriegsmann würde Huszt und Grosswardein,
jenes von Andreas Bdthory aus dem Hause
t , Somlyo; dieses von Tliomas Warkot seh und
Georg Bäthory aus dem Hause Bathor.be^
reits belagert, unfehlbar entset^eii; sie geneh-
migte Peränyi's Anschlag der Treulosigkeit.
Auf der vierten Meile von Ujvdr wurde Dob6
von ansehnlicher B'othschaft aufgehalten, und
nach Klausenburg zur Unterredung mit der
Koniginn über wichtige Angelegenheiten ein-
geladen. Er zog mit seinem gesammten Ge-
folge hin, wurde anfanglich mit auszeichnen-
der Achtung aufgenommen^ sein «WaiFenvolk
in die nächsten Dörfer verlegt, dem Wagen
der Marktplatz zum Standorte angewiesen. Fe-
renyi's Leute waren bestellt, dieselben zu
durchsuchen und als sie einige mit drey Fal-
kauuen, sechzehn Doppjelhaken und etlichen
^ Fässchen Pulver bepackt fanden, wurde Dobö^
mit seiner Gemahlinn, mit Bocskay und La-
disläw Vas gefänglich eingezogen. Petrö-
— 855 —
I
%
TICS und Balassa^ welclie ihm freyen und*
ungefährdeten Ahzug zubeschwören ^tten^ for-
derten seine augenblickliche Befreyung und
Entlassung; aber Isabella Hess über ihn Ge-
richt halten, und nachdem dieses i}in des ver-
letzten Vertrages schuldig erklärt, die zwey
Burgen ihres Eides entbunden hatte, wurde
Sobo in Eisen und Banden nach Ujv^r in das
Gefängniss abgeführt; seine Familie nach Bisz-
triez verwiesen; was von seinem Gepäck noch
nicht wei{geraubt war, aufgezeichnet, und in
sichere Verwahrung gebracht ■).
Sobald die Bebeker von Felsöcz, Va-^
ter und Sohn, ihrer Verbrechen wegen von
dem Könige zur Verantwortung vergeblich vor-
f;eladen ^), von der Fresburger Reichsversamm-25./<uiuar.
ung des Hochverrathes schuldig erkannt und
i;eächtet waren ^), erhoben Beyde im nord-
östlichen Ungarn die Fahne der Empörung öf-
fentlich, erklärten sich für Isabella's Sohn
lind schafften sich Anhang durch List und
durch Gewalt. Den wichtigsten Farteygänger
an Macht und Reichthum, nicht an Geist ge«
"Wannen sie an dem vier und zwanzigjährigen
General - Capitan Gabriel Ferenyi; was ihm
an Kopf mangelte, ersetzten seine Hofverwand*
ten Niklas Hennyey, Georg Milicsh und •
Stephan K Utas. ^y, sie warben in der Zem*
pluner, Georg B^'thory^von Bdthor in der
inittlern Szolnoker und Krassower,. Baltha-
sar Fathoczy in der Arader Gespanschaft ,
» N
' a) Episcopl Jaurinentifl Bpictol. ad PalatiB. Potonü 26»
Decembr. i666« Georg iiS^rtfdy Epitt. ad Ferdinand. Reg.
Mtikowicsa 3. Jaonarii 1667. ap. Pray £pp. Procer. P. Ill* p* io5
aqq. Forgaca ]. c. S ig 1er Chroaolog. 1. c. p. 78. h) Fer-
dinand! Reg. Liter, ap. ff^agner Aualect. Sceput. r) F e r d i n.
lieg. Decret. XVfl. de a5. Januirü iM. Art. XXIV. '
r- Ö56 —
t
wählrend Georg Tsrozay in der Stfr6ser die
Berszevitzer, Roszkover, Horvdther
und Dob6er Edelleute zu Isabella's Ban*-
-ner sammelte *). Da Georg Bebek die Zip-
16. Febr. ser Städte bfsdrohte ^ so sandte Ferdinand
vorläufig tausend Deutsche Lanzenknechte, de-
ren eine Hälfte Leutschau besetzte, die andere
gegen Kaschau vorrückte. Hier war Feter
jyfacedoniay; auf Zehen Simon Forgäcs^
mit vielen Narnen rühmlich bezeichnet, Burg^
hauptmann. Bebek stand mit seinem YolKe
bey Rosnau in gleicher Entfernung von 'Leut-*
13. ^prii. -schau und von Kaschau; diess gerieth Montag
nach Quasimodogeniti in der neunten Situnde
d^s Abends in Brand; nach vier Stunden un^
ter heftigem Nordwinde waren die Hauptkirche,
das Rathhaus und zwey Klöster der Flammen
Raub; kaum zwey und dreyssig Häuser blie*
ben unbeschädigt in der grossen Stadt. Des
Morgens erschien Bebek mit seiner Mann«
schalt upd zahlreichen Haufen Landvolkes bey
Nagy«Ida zwey Meilen* von Kaschau und Nie-
mand zweifelte, dass er der Brandstifter war.
Am Vorabende Fetri und Fauli zogen von
dem Könige gesandt, Marcellus Dietrich
mit fünftausend Mann Deutschem Fussvolke,
und Wolfgang von Fuohaim aus dem
Hause Gellersdorf, Erbtruchsess von Österreich
mit sechshundert gehamischten Reitern in die
Saroser Gespanschaft ein; beyde wieder der
königlichen Hofherren schlechte Wahl. Die-
triclx gottlos, zur Unzeit verwegen, in ent-
scheidendem Augenblicke unentschlossen; Fu-
a) Sigism. Torda Epi«t. ad Falatin. Bptrioi i556. ap. Ptüj
Bpist. Trocer. P. UI. p. 87.'
— 85? — '
/
cliaim^ der Gräfinn Margaretha von Sanci
Jörgen Gemahl, seiner väterlichen Erhgüte^
Verschwender, vom Moi^en bis in die Nacht
dem Trünke und Kartenspiele ergeben *). Tarko
und Vjr&Ty des Rebellen Georg Tarczay
Schlösser, waren von dessen Waffenknechten
stark besetzt; Simon Forgäcs litt nicht,
dass der königliche Machthaufen dieselben im
Rücken Hess, die Deutschen Feldherm mussten
Stand halten. Sonntag vor Margaretha iiahmen u. Julius.
sie beyde Burgen ein und liessen sie des Kö-
nigs Befehlen gemäss schleifen« Nun verei-
nigte sich mit mnen Simon Forgäcs an der
Spuze seiner Reiterey zu dem Zuge gegen Ka-
schau ; dort verweilten sie durch vierzehn Tage
unthätig im Lager; ihr zuchtloses WaflFenvolk
trieb Raub und Gewalt in umliegender Gegend.
Endlich zwang sie Forgäcs vorzurücken und
Nagy-Ida zu belagern. Montag nach Maria 17. ^u^imi.
Himmelfahrt gab sich die Besatzung gefangen,
der Flatz wurde zerstöret. Indem diess geschah,
beorderte des Königs geheimer Befehl den tap^
fern Forgdcs nach Grosswardein, welches
Thomas Warkotsch und B<ithory von
Bdthor schon seit drey Monathen belagerten ' •
und vor einigen Tagen seinen wackern Yer-tz. AugiMi.
theidiger, den Bischof Matthias Zaberdin
durch den Tod verloren hatte. Br liess sei-
nen Feldhauptmann mit der Reiterey bey dem
Deutschen Heere zurück , und folgte des Nachts
im Verbo^rgenen seiner Bestimmung.
Dietrich und Fuchaim zogen zur
Züchtigung der B e b e k e r in die Gömörer Ge-
a^ Chronic. Leibltier ap. Wa^ntr Anaifct. Sceput. P. JI.
p. 67. «- Episcop. Jauriaent. Eput. ad Falat, ap. Pray £pUt.
' trpoer. P. Ill, p. 107.'
^ «5» —
/
i.SqfOr. spanschaft und begannen am Tage Egidii die
Belagerung der auf anmuthigem Hügel gele-
genen Burg Kraszna-^Horka. Sonntag Tor Ma-
ria Geburt kamen Franz und Georg Bebek
mit zweytausend Ungern, von dem'Ofener Beg-
lerbeg Haly-Fascha mit tausend Türken
yerstärkt, zum Entsätze; wagten jedocb keinen
^Angriff auf die überlegene königliche Macht
Um so jEuversicbtlicher drang die Ungrische
Keiterey auf ein Treffen, sich erbiethend yor-
aus der B e b e k e r verschanztes Lager zu über-
fallen und zu beginnen den Kampf, welchem
das Deutsche Fussvolk nachrückend kräftig un-
terstützen sollte. Kaum hatten die Ungern in
^ die Reihen der Türken eingehauen, so ergrif-
fen Dietrich und F u c h.a i m mit ihrem
Volke die unordentlichste Flucht über den Ri-
koser Berg gegen Rosnau ; weiterhin der Wege
unkundig, in dem Volbvetzer und Csertova*
Uoler Gebirge sich verirrend, Hessen sie al-
les Gepäck und zwanzig Karthaunen in einem
Thale zurück; kamen endlich über den Stro-
miser Berg und das Göllnitzer Wasser auf dem
Igloer Wege an Kräften erschöpft, mit Schimpf
und Schande bedeckt in Leutschau an, wo sie
durch frühere Ausschweifungen bey ihrem Ein-
märsche alle Theilnahme mit ihrem Schicksale
verwirkt hatten. Von ihnen betrogen, hatten
die Ungarn den Kampf bis Einbruch der Nacht
fortgesetzt, und sie wären gänzlich aufgerieben
worden, hätten nicht die B e b e k e r , der Deut-
schen schändliche Fliicht für klug berechnete
List gehalten. Mit solchem Ende ihrer Heer-
fahrt erneuerten die Deutschen Herren Die-
trich und Fuchaim in patriotischen Un-
gern der Katzianer^ Rogendorffer,
X
- «59 -
Teufel und ihres Gleichen yerachtliches An-
denken *)•
Unterdessen hatte Caspar Mag6cshy^
Burghauptmann von Gyula, in der B^lceser Ge-
spanschaft wieder bewiesen, dass wider rebel-
lische Ungern und wider Türken das Vaterland
YOn Niemanden besser vertheidiget werde, als
Yon bidern Ungern, wenn sie ohne fremde Be-
fehlshaber selbstständig handeln konnten. So
oft auch Balthasar Fathoczy^ mit den
Arader Rebellen in die Bckeser Gaspanschaft
eindringen wollte, immer wurden sie von Ma-
gd cshy zurückgeschlagen. Nachdem ihnen
Iiadislaw Radak Burghauptmann TOn Bo-
ros- Jeno, Fankota und Dezna, diese Schlösser
eingeräumt hatte, zogen sie, von Kazzuil-
Fascha aus Temesvar mit Janitscharen ver^
stärkt, vor Zaräna und Hessen allenthalben be-
kannt machen, dass Alle, welche Gehorsam
und Waffendienst, für Zapolya's Sohn yer-
weigerten, von ihnen niedergehauen, oder mit
Frauen und Kindern in Türkische Sclaverey
weggeführt werden sollten. Jelzl hatten sie
den jungen Herrn Emerich Abramffy
durch List aus seinem Schlosse Csaba nach
Jen o gelockt, und ihn gezwungen, zu Johann
Sigmund zu schwören und einzuwilligen^
dass Csaba zu einem festen Waffen platze ein-
gerichtet werde, woraus sie hernach Gyula
überwältigen und des ganzen Bekeser Gebie^
thes sich bemächtigen könnten. Doch Ma-
göcshy kam ihnen zuvor; in der Nacht zog
er mit Reitern ^ Büchsenschützen ^
a) Ckronic. Leibitser ap.^Ta^^ I, e. — Forgict Lib»
VI. p. i83* I • t h u a n f f y Lib.^ XIX. p. 33o. Fragmenta I g t o-
Tiena. in BarthoUnuuM^ Notiu Comit. GöoiÖrieBa. p. a33.
— 86o —
und einigen Falkaunen vor das mit gemauerten
Bollwerken und Thürmen versehene Schlossi
Hess bis zu Tages Anbruch feuern, des Mor*
j^ens stürmen; und als er Herr des Platzes
war, die Thürme niederreissen , die Bollwerke
Ton Grund aus zerstören, das Schloss aniünden.
Im* Gefechte war^i Fathoczy's und. Ra-
dak's Hauptleute gefangen, Abrimffy ge-
tödtet worden ■)•
Zu gleicher • Zeil belagerte Andreas hi-
thory aus dem Hause Somlyo, abgefallen yon
Ferdinand, in der Märmaroser Gespaaschaft
die Huszter Burg, durch ihre Lage auf hohem
Felsen und durch Kunst eine der festesten,
schützend das Land von dieser Seite gegen ^
Fohlnische Einfalle, einträglich für die Krone
durch ihre Umgebung von unerschöpflichea
Salzbergen; nur arm an trinkbarem Wasser;
wegen anhaltender Gebirgsnebel und Ausdün-
stungen der damahls noch dicken Wälder auch
ungesund. Zwey bewährte Kriegsmänner Mi-
chael Korlath und Benedict Szalay ver-
theidigten den wichtigen Flatz mit unerschüt-
terlicher Standhaftigkeit, und erst nachdem die
Besatzung durch unablässige Anstrengung, Man-
gel an Nahrungsmitteln, durch Durst, Fieber
Mnd Seuchen beträchtlich vermindert war, un-
terhandelten sie Waffenstillstand durch fünfzig
Tage, welchen Bdthory, ihre. Tapferkeit
achtend,, und die Vergeblichkeit ihrer Hoffnung
«u( Hülfe yon Wien kennend, ohne Anstand
fi^ewährte. Auf den kläglichen Vortrag ihrer
Bothen, pflegte Ferdinand Rath mit seinen
a) Ca«p, Magochj Epiat. ad Palatln. Gyulae so. Junii i556.
ap. Pray Kpiat. rvocer. P. III. p. 90.
— Ö6i —
1! HoflieiTen und auf ihre Empfehlung beorderte
« er Herrn Andreas Brandeis in aie Marma-
I TOS mit dem Auftrage^' >das hin und wiedelf
i zerstreute YVafPenvolk' der Deutschen Herren
'. Dietrich undFuchaim zu sammeln^ und die
1 Huszter Burg, entweder zu entsetzen, oder we-
nigstens mit Mundvorratk und irischer Maün-*
Schaft zu versehen»
Simon Forgacs 'hatte nach 'Hof gemel-
det, er könnte sich auf die Treue, Gewandt-^
Keit und Tapferkeit seines Unterhaüptmannes
in Grosswardein vtolassen; würde ihm erlaubt
Ton diesem Posten abzutreten, so wollte er
eine Macht aufbringen, mit welcher ihm der
£ntsatz beyder Burgen schwerUch misslingen
dürfte. Graf Niklas Zriny machte sich an*
lieisc^ig, Huszt auf seine Kosten zu befreyen,
neenn ilim bis zur Rückzahlung seines Auf-«
wandes die Nutzniessung des Platzes urkund^^
lieh verliehen würde. Franciscus Forgacs,
des Simon's Bruder, bath den König instän-
digst, einen des Landes und des Volkes kun*
" digen Unger als Befehlshaber zu, senden, die-
sen wollte er begleiten, und ihn von seinen
Väterlichen Erbgütern reichlich mit Geld und
Mannschaft unterstützen. Doch Ferdinand
beharrte auf der Wahl seiner Höflinge *}.
Andreas Brandeis eilte mit unterlegten
Pferden nach der Marroaros und kam bald
wieder, bringend was Niemand erwartet hatte,
was Niemanden frommte,' eine topographische
Zeichnung von den rerschiedenen Wegen, von
-!■*•
o) Forgitft Lib. Vt. p. 19^»
\ »
~ 86a —
den Gegenden und Burgen^ welche der Feind
besetzt nielt; Ton den Beschwerlickeitem und
Gefahren der Unternehmung. Der König war
in Regensburg; von dem österreichischen Staats-
rathe erhielt Brandeis Befehl y sich unverzüg-
lich aufzumachen und zu handeln. In 'Frist
einiger Tage war er in der Marmaros und
wieder in Wien mit Bericht, Ton der Noth
der Haszter Bur^ und von der Stärke der Re-
bellen. Auf Geheiss des Staatsrathes reiste er
noch ein. Mahl hin und zurück ohne irgend
etwas für den Zweck 'seiner Sendung gethan
zu haben. InzMrischen näherte sibh der Waf-
fenstillstand iieinem Ende, die Husztw Haupt-
leute entliessen ihren Unterhauptmann Paul
Sz^kely, um Hülfe herbey zu führen, wo er
sie immer fände. Bey Eperies begegnete er
dem alten Kriegsmänn Emerich Telekessy;
dieser hätte gern geholfen , aber er hatte kaum
vierhundert neiter, mit welchen sich nichts
Erhebliches unternehmen liess. Weiterhin suehte
Sz6kely Herrn Wolfgang von Fuchaim
auf; der war von seiner Spiel- und Schwel-
fergesellschaft nicht zu trennen. S z 6 k e 1 y
am nach Fresburg , trug dort dem Ungrischen
Staatsrathe das Bedrängniss seiner Sender vor,
, und erhielt nichts als patriotische Seufzer, weh-
müthige Klagen, und den Rath, sich unmittel-
bar an den König in Regensbur^ zu wenden.
Unterdessen war die Zeit des Waffenstillstan-
des abgeflossen; Andreas Bdthory forderte
^des Vertrages Erfüllung. Michael Korlath
und Benedict Szälay hielten Wort^ über-
gaben Huszt und zogen mit ihm ausgemer-
gelten kleinen Anzahl Dulder, ungefährdet und
geachtet von dem Sieger^ voll bitterer Weh-
•I
— 865 —
muth ab *)• Durch den Besitz der Huszter
Burg gewann Isabella das ganze Gebieth an
der Theiss; damit beträchtlichen Zuwachs an
Einkünften und an Macht. Grosswardein wurde
nun heftiger bestürmet, aber Simon Forgdc.%
Von dem Geiste der alten Grafen Hunt-Paz-
nän seiner Stammväter* beseelt , behauptete
seinen Platz und seinen Ruhm; so lange er
mit Gott für Grosswardein stand, hatte Isa-
bella's Faction nur ihre Todten zu zählen
und zu begraben, besonders an dem blutigen
Sanct Martins Tage, da unter dem Ausfalle ii^liovlr.
der Treuen vierhundert Rebellen geblieben wa-
ren, und dei; ausgediente Hauptmann Georg
Kapitanffy mit seiner Reiterey gefangen in
die Burg gebracht wurde. Erst im Sommer /. c. 1557.
des nächsten Jahres, nachdem Forgdcs von '^''^^•''*^
dem Konige anstatt des oft verheissenen Bey-
Standes, und rückständigen Soldes für die Be-
satzung, die Befugniss nach seinem Gutdünken
zu unterhandeln erhalten, ausser dem kleinen
Vorrath von drey ScheiFel Mehl, schon aller
andern Nahrungsmittel ermangelt, das Fuss-
Tolk. mit Aufruhr und Abfall gedrohet hatte^
musste seine Standhaftigkeit der Nothwendig-
keit huldigen, musste er gegen freyen Abzug
mit "W'aiFen, Pferden und Gepäck Grosswar-
dein an Georg Bathory von Bathor und
Thomas Warkotsch übergeben '').
Bevor der Eunuqh Haly-Pascha, zum
Beglerbeg von Ungarn ernannt, Mann von häss-
lichem Ansehen, niedrigen Wuchses,, aufge-
dunsenen Körpers^ braungelblicher Gesichts-.
a) Epitcop. Janrinent. Epitt. ad Palatin. Poapnii a6. De-
ccmbr. i566. ap. Pray Epj^. Procc F. III. p. 107. lathuanffT
**-. XIX p. 25a. b) Forgaca Llb. VU. p. J98.
/
I
864
färbe, \TOiz\gea Blickfss, breiten Scbultern, da-
, Ewischen eingepressten Kopfes mit zwey aus
dem Munde Leryorfletschenden Hauzäbnen, von
Constantinopel ausgezogen war,* hatte der Gross-
herr ihm yerbothen, vor Szigethvar's Bezwin^-
gung in Ofen einzurücken; er den leÖniglichen
Bothschaftern betheuert, er werde die Ungern
nicht mehr mit Schwert und Lanzen, sondern
mit eisernen Keulen und Kolben unter das
Joch treiben ^)» Wahrscheinlich hatte er da-
raufgerechnet, anstatt einem Ungrischen Georg
Zon^dy oder Stephan Dob6, wieder einem
Deutschen £rasm US Teufel zu begegnen»
Bey seiner Ankunft in Ungarn standen Der-
/ nys-Beg von Fiinfkirchen , Achmet-Beg
Yon Babocsa, Naz-Beg Ton Koppany mit
I ihren Sangiaken und YöliLern bereits um Szi-
gethyär herum im Lager. Die Festung liegt
m der Sümegher Gespanschaft, auf der. Insel
des Flusses Almas, ringsherum yon tiefen Süm-
pfen umgeben. Die yorz liglichsten Werke hatte
Valentin Török angelegt. Hinter drey brei-
ten, tiefen, stäts mit Wasser angefüllten Grä-
ben standen fünf Bollwerke; in ihrer Mitte
das Schloss mit hohem Wachthurme; gegen
Westen der Marktflecken mit doppeltem Walle
und Graben eingeschlossen. Befehlshaber des
Platzes war Marcus Horyäth-S tansics
yon Gradecz; Burghauptmann, Sebastian
fi./tfiiiiM. U jlaky. Am Feste Bamabä begann Haly-
i9. Juniiu. Beg die Belagerung **). Frey tag nach Viii
stand der Falatin Thomas Nadasdy sdbon
* —
a) Auger. Busbeq. Epist. III. Inthuanffj Lib. XIX.
p. 221. h) Dieser Tag wird von K. Ferdinand augegcbfa
in seinem Sendschreiben au die Geaondtea zu Constantinoprf
Tom i5. Auguat. i656i bey Miller p. ]6i.
— 865 —
I
vorBabüCsa, fünfthalb Meilen von Szigeih mit
zahlreicher Heermacht, in det Absicht durcK
Bab6csa's Belagerung den Feind von Szigelhvar
wegzuziehen. Der Fahne de» Falatins waren
Graf Niklas Zriny mit lausend, Emerich
Tclckessy mit fünfhundert Reitern , Franz
T4hy, Johann Pethö und die Banffyi^r
Stephan, Ladislaw, Niklas mit ihren
Dienstleuten zugezogen. Von Ferdioiand
beordert, hatten Johann Lenkowicsh,
Niklas Freyherr von Polweyler, Otto
Heinrich von Fuchaim, aus dem Hause
Rabs, besserer Kriegsmann, als sein Geschlechts-«
verwandter Wolf gang aus dem Hause Gel-
lersdorf, gegen zehntausend Mann Deutsche,
Steyermärker, Kärnthner, Crainer, theils Rei-
terey, theils Fussvolk nach Kanisa geführt, und
daselbst die weitere Verfügung des obersten
Feldherrn N a d a s d y erwartet.
Am Tage nach dessen Ankunft, dem zehn*«'
tcn der Belagerung, gerieth der Marktflecken
Szigeth, von dem Feinde mit glühenden Ku-
geln beschossen, in vollen Brand. Die Gewalt
der schnell um sich greifenden Feuersbrunst
und die Bestürzung der Einwohner ermuntert
den Feind zutn Stürmen; die Gräben waren
schon mit Reisbunden und Holzblöcken aus-
gefüllt; der erste Anlauf wird von der Be-
satzung zurückgeschlagen, mit nicht besserm
Erfolge wird er drey Mahl wiederhohlt. Wäh-
tend das WafFenvolk kämpft und schlägt, zün-
den d^e Einwohner auf Anweisung der Befehls-
haber an niehrern Stellen das Holz in den
Gräben an; wo das Eindringen am leichtesten
scheint, streuen sie eine Menge Pulver, Schwe-
fel, Harz auf, bedecken es mit Stroh, treiFen
VI. Thell. 53
Anstalten zur Entzündung, worauf Soldatea und
Einwohner verstellter Weise in die Burg sich
flüchten. Die Türken, frohlockend über der
Ungern scheinbare Feigheit , dringen zum fünf-
ten Mahle in den brennenden Marktflecken. eiD,
und sehen sich bald zwischen zwey Feuer.
Die Besatzung stürzt auf die Erschreckten aus
der Burg und jagt sie mit beträchtlichem Ver-
luste in die Flucht.
Unterdessen hatte N i d a 8 d y die bej Ka^
nisa angelangten Heerscharen an sich gezogen,
SOtJüMUf. und Baoocsa beschiessen lassen. Am fun&en
Tage verliess die feindliche Reiterey die Burg;
mit zweyhundert Janitscharen und einigen Hau^
fen Landvolkes vertheid^te Achmet-Beg den
Platz, wozu ihn Haly-rascha, baldigen Ent-
satz verheLssend , nacn dem fünften Sturme auf
Szigeth abgeordnet hatte. Letzterer setzte die
Belagerung noch einige Wochen mit rastlosem
Eifer fort. Fünf und zwanzigtausend Karren
brachten das Reis und die Holzblucke herbey,
womit er nun auch die drey Gräben um die
Szigether Burg ausfüllen liess. Die mühsame
Vorkehrung wurde wieder von der Besatzung
durch angelegtes Feuer vernichtet. Dasselbe
geschah mit semen aufgeworfenen Wallen ,
Schanzkorben und andern Anstalten zur Ablei-
tung des Flusses Almas ^ um der Burg ihre
sicherste Schutzwehr zu entziehen und sich
nähern Zugang zu erzwingen. Das leicht er-
rungene Glück der Faschen von Bosnien und
Herczegowina , welchen der Crainer^ V on^
^^ •^"^"'^ gracz Lustthaler, Donnerstag nach Marjp-
retha, die Festung Kosztanicza an der Vntn
in Croati^n, entweder aus Feigheit übergebeD,
oder ehrlos verkauft, gleich darauf audh die
~ 867 —
• Besatzung von N6yigrad den Flatz ihnen ein-
: geräumt hatte, spornte Haly-Pascha's Ehr«»
i tfeitz zu ausserordentlichen Anstrengungen. Al-
P. lein nachdem keine Unternehmung ihm gelun*^
q: gen, der Verlust an seiner Mannschaft schon
,r sehr beträchtlich, Achmet-Beg zu Babocsa
^ durch Nttdasdy's mannichfaltige, auf des
;; Feindes Schreck und Ermüdung berechnete Be-
wegungen mehr bedrohet, als wirklich {gefähr-
det war, hob er am Festtage Maria Magda- 22. /utiu«.
Itna die Belagerung der Szigether Burg auf;
faadte das gröbste Creschütz nach Fünfkirchea
Iturück, und rückte mit funfzehntausend Mann
ordentlichen WafiPenyolkes von gleich zahlrei-
chem Trosse gefolgt , vor Baböcsa.
Seinen Yortrab empfingen Graf Niki a 8
Zriny und Johann Lenkowicsh mit Ung-
rischer, Croatlscher und Steyermärkischer Rei-
terey am rechten Ufer des schlammigen, in
Tiele breite Sümpfe ausströmenden Rinya-Was«*
sers, über welches sie ihn, trotz seinem be-
' })Lerzten und ausdauerndem Kampfe, mehrere
Mahle zurückschlugen. Das Gefecht, vielen
; tapfern Moslemem das letzte, wüthetcf von der /
eiuAin Stunde des Tages bis zum Untergang
der Sonne; die meisten der Fliehenden ver-
sanken und erstickten in den Sümpfen der
j Rinya. Am linken Ufer derselben zeigte sich
in der Abenddämmerung Haly-Fascha mit
der Hauptmacht; doch den Übergang verschob
er bis des folgenden Tages Anbruch, und auch 23. j^Uhu
' da blieb er noch mit der leichten Reiterey
und dreyssig Feldschlangen jenseits des Was-*
sers stehen. In der Schlacht, welche mit Auf-
gang der Sonne begann, führte nach Nädas*
dy's Anordnung STiklaa Zriny das Vor*
— 86Ö —
derlreffen, aus seiner und der SlawonLschen
«eiterey bestehend; im Mitteltre£Pen stand das
eutsche Fussyolk; hinter diesem die Ungri-
sclien Reiterhaufen, welche gern dem bereits
erprobten Kriegsmann Otto Heinrich ron
Fuchaim aus dem Hause Rabs sich unterord-
neten. Zriny machte mit stürmischer Gewalt
den Angriff und sprengte die feindlichen Rei-
hen aus einander, Haly geboth 'Erneuerung des
Gefechtes und Hess zugleich die Feldschlangen
auf das königliche Heer anhaltend abfeuern.
Geflissentlich zog dieses sich zurück > und des
Feindes ganze. Gewalt warf sich auf Zriny.
Verloren für diesen« schien der Sieg der Tap-
ferkeit an die Üb^zahl, als Nddasdy, sein
Bedrängniss bemerkend, die königliche Fahne
ergriff und mit der Kraft seines Heeres zu
HüUe eilte. Unter dem heftigsten Feuer, wel-
ches Ton Bab6csa's Wällen und aus Haly 's
Lager die Ungern überströmte, wich Keiner
von seinem Platze, liess Keiner Muth und Arm
sinken^ wenn Nädasdy die Zurückgedrängten
mit begeisternden Worten zur Wiederhohlung
des Angriffes forderte. Zriny wurde gerettet,
die Schlacht gewonnen, der feindliche Macht-
haufen theils in die Sümpfe, theils in den
Graben der Bab6cser Burg gesprengt. Jetzt
setzte Haly mit seiner Reiterey durch die Furt
bey F^terhida, fiel den Ungern in den Rücken
und wollte sein prahlerisches Wort, nicht mit
Keulen und Kolben; sondern ehrbarer, mit
Schwert und Lanze erfüllen; aber das Deut-
sche Fussvolk, richtig zielend und feuernd,
trennte seine Rotten und ein gewaltiger Anfall
der geharnischten Reiter jagte die Zerstreuten
teit dem Pascha über die Rinya zurück. Des
- 869 -
i Tages Tliat und Ruhm gehorte den 'Konig)i-
r chen. Haly hatte zur Wiederhohlung des
i Kampfes Muth und Lust Terloren; zweyhua*^
s d.ert siebzig Köpfe standen vor seinem Zelte
t aufgesteckt zur Schau, S^S^^ dreyssig gerie-
B; then in Gefangenschaft«. Von Ungern wurden
g nicht mehr als vierzig yermisst; unter ihueti
^ des Falatins Bruder, Jakob Nddasdy^ Jor
0 Ka'nn Csobor, Benedict Szalay; junge
^ Manner, bey jedem d&ngriffe die ersten, x bey
f. ^Thomas Nddasdy und Niklas Zriny wa*
1 ren ausserordentliche Thaten der Klugheit und
|; Kriegskunde in der Ordnung, Otto Hei.a-
, rieh von Fuohaim und Niklas ron Fplr *"
'weyler hatten- sich der Ungern Yertrauw
und Achtung erworben,
Nddasdy^ g^g^n seine dürftigen Streitr
:e des Feindes überl^ene Macht weislich
2>erechnend, wohl auch erwägefid , dasa im
Gange der Unterhandlungen über WafFenstill^
stand und Frieden der König nur den Yer*-
theidigungskrieg gestattete, gab die Belagerung
der Babocser Burg auf, und zog sich in bester
Ordnung nach Berzencze, am zweyten Tage
nach Csurg6, und weil die Mannschaft schon
Mangel an Mundvorrath litt, am dritten nach
Kanisa hinauf. An eben dem Tage, lagerte 26. JuUm,
sich Haly-Fascha wieder bey Görösgil eine
Meile vor Szigethvar, des Belagerungsgeschütz
zes Wiederankunft aus Fünfkirchen erwartend ;
aber der Flatz, dem er nun erst recht nach-
drücklich zusetzen wollte, war sehr yerändert«
In den fünf Tagen seiner Abwesenheit hatten
die Besatzung und die Einwohner, Greise ,
Frauen, Jünglinge, sogar Knaben, von Mar*
cusHoryatn angefeuert, mit ungeheurer An-
— ^Ö7ö —
strengung > nicht nur alles, was aa den Wällen^
Gräben und Mauern der Burg yom Feinde be-
schädiget war, wieder hergestellt ; nicht nur den
abc^ebrannten Marktflecken mit Hürden und
Schanzkorben befestiget, sondern .auch dm
Feindes Wälle, Gräben, Schanzen und andere
Belagerungswerke eingenommen, dks ruinirte
ausgebessert, und in guten Yertheidigungsstand
fesetzt« Dahin hatte Hory^th sämmtliches
'ussTolk verlegt ; und nachdem Hai y die Kar-
thaunen aus Fünfldrchen an andern Orten hatte
•ufführen lassen, brach es noch vor Ladung
19. JuUut. und Richtung derSjslben, Mittwoch nach Jakobi
mit Ungestüm hervor, hieb Wachen, Zeug-
ttieister , Feuerwerker nieder ; H a 1 y sendet
seine Rotten zu Hülfe, rasch zieht Horvätk
itiit 'gesammter Besatzung aus der Burg zur
Unterstützung der Seinigen. Wüthendes Ge-
recht beginnt und stürmet einige Stunden for^
bis die feindlichen Haufen sich auf ihre Haupt-
^macht zurückwerfen. Horvith, zufrieden mit
^em Siege, verfolget sie nicht; aber des Fa-
scha's Hauptleute und Sangiaken lassen sich
weder durch Bitten und Y erheissungen , noch
dtfrch Vorwürfe und Drohungen mehr bewe«
4;en, die Belagerung zu unternehmen. Flie-
hendem gleich, zieht er in der Nacht vor Fe-
tri Kettenfeyer gegen Fünfkirchen ab ■ ). .
Unterdessen befand sich der Falatin bej
Kanisa in äusserst bedenklicher Lage; festge-
halten daselbst durch des Königs Befehl, bis
a) Der genaueste Bericht steht in Ferdinand'« Sendschrei-
ben an
uum. Oecad. I. p. 76. lathninffj lab, XIX. p. aaii.
— 871 ~
I! zur Ankunf seines zweyten Sohnes des Erz*
ni herzogs Ferdinand mit ansehnlichem Heer--
:k banne und J)eträcht]ichem Kriegsvorrathe. Das ^
El Deutsche russvolk unter Niklas yon Pol--'
b weyler's Oberbefehl, schon lange des Sol-
II des entbehrend, und in Unthatigkeit gehalten,
i durchbrach alle Schranken der Mannszucht, ^
jf zerstrenete sieb in umliegender Gegend, pliin-
i derte Dörfer aus, misshandelte das Landvolk,
' weder Alter noch Geschlecht yersohpnend;
I brachte Wein, Feldfrüchte, Vieh) Geräthschafw*
i ten in das Lager und trieb damit oflPenen Han-
i del. Da rotteten sich die Landbewohner zu-»
. 'sammen , lauerten zwischen Bergen , in WiH^
dern, in Hohlwegen den Räubern auf, be-
: mächtigten sich vieler, schlugen sie todt oder
; knüpften sie an Bäumen auf. Herr von Pol-«- ,
, weyler entschuldigte den Unfug seiner Leute
I mit dem Mangel des Soldes; Nädasdy's des
Landvolkes Verfahren mit der Bechtmässigkeit
jeder Nothwehr gegen unbefugte Gewalt. Beyde
jPeldherren schienen einig in der Gesinnung,
dass eines kleinen Gebiethes Verwüstung ge«
ringeres Übel sey, als wenn bey strenger Ver-
folgung der Verbrecher, die JDÜannschaft sich
in Aufruhr setzte, ihre Fahnen verlassend ab-
zöge und bey des mächtigen Feindes Nähe
das ganze Land in augenscheinliche Gefahr
gerieth.
Am Bartholomäi Tage trat der £rzherzog24. ^u^uti.
Ferdinand sechs und zwanzig Jahr alt, voU
kriegerischen Sinnes, hohen Muthes, und ed-
ler Ruhmbegierde, von Wien aus seine Heer-
fahrt an. Sein standhaftes Anhalten und drin-
gendes Bitten hatte bey deni Vater diess Mahl
die Eingebungen der, Uofherren besiegt; von
. /
— 872 —
jeher war ilir eifrigstes Strebeu, den Vater
und die Söline, entweder in unfruchtbare Ge*
schäftigkeit zu verwickeln, oder in mäjestäti*
sehe Unthätigkeit zu bannen. Sein Einzug in
Ungarn begeisterte die Reichssassen zu jubeln-
der Freude und tröstenden Hoffnungen. Seit
dreyssig Jahren hatten sie keinen Fürsten in
kriegerischer Rüstung an Heeres Spitze gese-
hen; allein die ruhigeru Beobachter gewahrten
bald, dass es auch, diess Mahl nur auf einen
Fracht-, nicht auf einen Schlachtzug abgese-^
hen war. Nicht mehr als dreytausend schwer-
bewaffnete Reiter und dreytausend Mann zu
Fusse, grössten Theils Söhne Österreichischer,
Böhmischer, Mährischer Magnaten und Land-
herren, mehr von Begierde, das reiclilich ge^
segnete Ungarn zu sehen, als von Kampflust
und Verlangen nach Lorbern getrieben, waren
seiner Fahne gefolgt. Bloss zur Fortschafiung
iiirer Kutschen, waren auf jedem Standorte
über zwey tausend Pferde erforderlich, mehr
noch zur Wegführung des Gepäckes. Weit
über alles Yerhältniss zur Starke des Heeres
war die mitfolgende Menge des schweren Ge-
schützes und andern Kriegsvorrathes. Ernst
damit war es Niemanden als dem Erzherzoge;
ihn drängte der alten Habsburger Geist, zu
Thaten, und die ihn beobachteten, selbst Tho-
mas Nädasdy, ernannten ihn schon jetzt in
ihrem Herzen nach seines Vaters Tod zum
Könige der Ungern; gewiss^ dass ihn keine
Wiener Hofränke seinem bideru Volke, dem
bedrängten Vaterlande , dem Wirkungskreise
des Alt-Ungrischen Herrscherruhmes entziehen
würden.
Nachdem er bey Csur}{6 sich gelagert und
: den Falalin mit seiner Kriegsmacht an sich
! gezogen hatte, fragte er, wie dem jungen Manne
[. geziemte, die durch glorreiche Thaten erprob-
, ten Feldherren^ was zu thun, ob vorzurücken,
; anzustreifen, zu schlagen, zu erobern; oder ob
nur durch mannichfaltige Bewegungen, Andeu-
tungen, Gerüchte, der Feind zu schrecken,
und in Furcht zu erhalten sey. Carl Ziro-
tin, überall nichts anders, als Kampf, Sieg
oder Tod in das Auge fassend, und eine kleine
Anzahl, welche ausser dem Schlachtfelde gleiche
Gesinnung mit ihm hä'uchelte^i wollte vorw^ts,
iFünfkirchen und Siklos zu erobern. Näd.asdy
den geringen Gehalt der neuen, prächtig ge-
vustelen Mannschaft durchschauend,- machte
aufmerksam auf Ualy-Fascha\s überlegene
Macht, auf seine Verstärkung durch die Fa-
schen von Bosnien, Scrvien, Tem^esydr; auf
seine nahe Vereinigung mit dem Be«;Ierbeg aus
Morea; und entschied für klugen Stillstand im^
befestigten Lager, aus dem man des Feindea
Bewegungen beobachten, mancherley, Furcht
ihm einjagende Gerüchte verbreiten, bisweilen
aich schlagfertig zeigen, allenfalls auch den
Szigethvärern einige Haufen zu Hülfe senden
sollte: und dabey blieb e^ durch der Stimmen
Mehrheit gegen die Wünsche des Erzherzogs,
dessen Thätigkeii im Lagerdienste, Abhärtung,
Ausdauer in Beschwerlichkeiten , und Verzicht-^
leistung auf alle GemäcÜliclikeit, von den Feld-
herren mit innigstem Wohlgefallen und fro-
hen Erwartungen für künftige Zeiten bemerkt
wurde«
Um ihm wenigstens in einigem nachzuge-r
ben, und seine Kriegslust zu nähren, uiitec-
- Ö74 - ^
Stützte Nadasdy seinen Antrag, Korothna zu
erobern. Sforzia Fallavicini, war ihm
von dem itönige als Feld - Marschall mit gege^
ben ; diesem übertrug er die Unternehmung,
unter dessen Oberbefehl Niklas von Pol-
weyler und Johann Lenkoricsh mit
ihrer Mannschaft sie ausführen sollten. Die
Nachricht von Haly^s Anzüge machte den
Feldmarschall für den Erfolg besorgt; tind die
Rückerinnerung an die von eben diesem Haly
erlittene schimpfliche Behandlung in seiner Ge-
fangenschaft sogar verzagt. Da erboth sich
ihm Niklas ZrLny mit seineni tausend Croa-
ten zum Beystande und zur Vorhut. Zuver-
sichtlich wurde nun der Zug angetreten, und
ehe noch ein Schuss geschah-, Korothna's äus-
serer hoher Wall erstürmt* .Zriny's Fahnen-
träger, Stephan Tompa und^ der wackere
Ritter Feter Fatatics waren die ersten oben;
ohne den Befehl der Hauptleute zu erwarten,
drängten sich Reiterey und Fussvolk hinauf,
um das gräulichste Gemetzel so schnell als
möglich zu vollbringen; denn niedergehauen
wurde alles, was nicht gleich bey dem ersten
AngriiFe sich in die Burg geflüchtet hatte ; und
auch dort war des Feindes Widerstand ntir von
kurzer Dauer; Anerbiethung der Übergabe,
Bitte um Gefangenschaft und Gnade des Lebens
vergeblich. Tod verhängte und vollzog das
Deutsche Kriegsvolk über die gesammte Be-
satzung ^ zur Rache seiner zweyhundert siebzig
Waftenbrüder und der Herren von Reyschach,
von Thurn, von Sigersdorf, welche bey
Babocsa gefallen waren. Viele, die zu den Un-
gern ihre Zuflucht genommen halten, wurden
selbst in den Armen ihrer mitleidigen Retter
— 875 —
I
; von den Deutschen ermordet; nur Wenige,
schnell mit Ungrischen Mützen bedeckt, und
für Ungern gehalten, entrannen der Wuth ih-
rer Verfolger« Hier bey Korothna begann der
raubgierigen Deutschen grässlicher Gebrauch,
die Leiclmame der Erschlagenen nicht nur aus-
zuziehen, sondern auch aufzuschneiden, um'.
I die Ducaten zu suchen , welche der verbreitete
Wahn die Türken vor jedem Gefechte zur
Stärkung verschlucken Hess« ^ '
Die Ankunft der wenigen Flüchtlinge zu
Bab6csa und ihre Nachrichten erweckten all-
gemeines Entsetzen; sie betheuerten, der Erz-
erzog sey über hunderttausend Mann stark,
'werde unverzüglich Bab6csa und alle in dieser
Gegend von Türken besetzte Plätze überfallen,
dann seine Heermacht theilen, den rechten
JB'lügel liach Slawonien und Sirmien, den lin-
ken längs dem Blatten -See bis gegen Stuhl-
. weissenburg senden, nach Eroberung sämmt-
licher dazwischen liegender Schlösser und Fes«
tungen«» beyde wieder bey Szigethvär an sich
ziehen, dann gegen Fünfkirchen und Siklös
\ vorrücken; so war ihnen von Ungern geilis^
sentlich versichert worden. Ihre Kunde kam
mit einiger Übertreibung bis in das Lager des
Haly-Fascha und die Besatzungen aus Ba^
b6csa, Kälmclntsa, Görosgal, Szent Morton uifa
S^Uye, in eilfertiger Flucht nach Fünfkirchen^
brachten die Bestätigung.
Szigethyär war nun ringsherum , gegen
feindliche Überfälle gesichert, hatte freye Zu*
fuhr, Johann Fetho, Carl Zirotin, Franz
Bocskay verstärkten mit ihrer Reiterey die
Besatzung und nahmen gleich nach ilirer An-
'kunft bey einem Ausfalle den Musa Kihaja,
~ 876 —
I
lyelcken der Begl^rbeg auf Kundschaft ausge-
saiidt hatte, mit einigen seiner Leute und rei-
cher Beute gefangen. Nach glücklich voll-'-
brfichter Unternehmung auC Korothna und ei^
ni{;en, den Feind irre machenden Bewegungen,
' führte der Erzherzog die gesammte königliche
Heermacht aus dem Lager bey Csurg6 nach
Legrad, dann weiter hinauf nach Ferlak, wo
Graf Niklas Zriny und Johann Len-^
kowicsh mit ihrer Mannschaft über die Drawe
setzen und durch frey(j[egebene Gefangene dem
Feinde hinterbringen liessen, dass sie in SU-r
wonien mit dem neu ernannten Ban feiet
ErdÖdy rereinigt, den Kfieg fortzusetxeii
beordert wären« Inzwischen kam K a z z u n -*
Pascha mit sechstausend Mann vor Csun;4|
•» fand das 'königliche Lager aufgehoben, machte
vergeblichen Versuch ^ die Burg zu erstürmen,
wurde auf dem Rückzuge yon Marcus Hor-
vath überfallen und über Szent Lorintz hinaus
bis in das Lager des Beglerbegs bey Patats ror
Fünfkirchen verfolgt. Das Spälherbstea rauhe
Witterung geboth beyden Theilen Endigung
des Feldzuges; beschämt brach Ualy gegen
Ofen auf, zehntausend Mann hatte er vor Szi-
geth und in verschiedenen Gefechten verloren.
Der Beglerbeg noch immer an des Erzherzogs
überlegene Macht glaubend, entliess die Pa*
.sehen auf ihre Posten und kehrte heim. Das
königliche Heer wurde bey Perlak entlassen;
der Erzherzog, von dem ihm ungemein gün-
stigen Palatin bis Eisenstadt begleitet, wurde
Ende Od. einige Tage vor Allerheiligen zu. Wien von
seinem Vater freudig empfangen. In der Zwi-^
schenzeit hatte der Raaber Burghauptmann
Adam Gdll glückliche Streilsüge nach Stuhl-
— 877 — '
I
weissenburg und Gran gemachte An letzterm 27. ^f (; .
Orte dreyhundert Türken, zvFeyhundert Ras-
cier getödtet, betrachtliclie Geldsummen, sie'-
benhundert Schladhtocksen, über zweytausend
ScBafe, eine Menge Frauen^ Kinder, Handels-
waaren weggeführt und die Stadt angezündet •).
Nach Szigethvar's Rettung und des Fein-«
des Rückzug sandte Ferdinand, keinen
seUeicbenden Empfehlungen oder Bedenklich-*
keiten seiner Deutschen Hofherren Gehör ge-
bend, auf eigene Wahl, den alten, seit der
Mohäcser Schlacht in manchem schweren
Kriege bewährten, nie geschlagenen WalFen-
meister, Emerich Telekessy mit tausend
Ungern zu Pferde, eben so vielen zu Fusse in
das nördliche Gebieth, um für das, was die
Ungrische Krone durch die schlechten Män-
ner, "Wolf gang Fuchaim, Marcel 1,
Dietrich, Andreas Brandeis an Ehre
und Vortheilen verloren hatte, Ersatz zu er^
kämpfen. Zu seiner Verstärkung waren aus
Schlesien und Böhmen ^ie Herren Johann
Geratow, Adam Taikowics, Albrecht
Jablankow mit ihren Rotten unter seine
Fahne beordert, und der Freusse Jakob Spo r-
baim mit seinem Reitertrupp in Sold genom-
men. Telekessy wählte Kascfaau , wo jetzt
Stephan Dersffy Burghauptmann war, zum
WaiFenplatze und warb auf seine Kosten die
yon Isabella abtrünnigen Hauptleute, Anton
Szekely mit zweyhundert, Franz Szalay^
a) Ferdinand! Reg. Liter, ad Oratores. VienniBe g. Octobr.
l566. ap. Aliller p. 162. Forgnca Lib. VI. p. iC4 sqq. I« -
thuanffy Lib. XlX. p. 326. Wolfg. Lazii Her. contra
TurcM gestar. Histor. ap. Schwandiner T. L p. 6a6sqq. BasiJ.
Joann. Herold Her. contra Türe, geitar. Üittor. ap. Bund*
p. 649 sqq«
— 878 —
Matthias Szenczy^ Georg Kostowics
und Caspar More, jeden mit hundert Rei-
tern, zu Ruhm yerheissendem Dienste. Mit
diesen Streitkräften überwältigte er zuerst die
Zemplener Burg, wejche der Rebell Gabriel
Ferenyi den JDrugethern; dann erstürmte
und zerstörte er die Fäl6czer Burg, welche
derselbe junge Magnat, durch Raun, Gewalt
und Treübrüchigkeit sich und sein Geschlecht
schändend, den Doböern entrissen uud be-
setzt hatte. Indem Gabriel Fer^nyi sei-
ner Besatzung auf Fal6cz 2u spat zu Hülfe
eilte, stiess er bey Yarano mit überlegener
Macht auf Johann Gersach er, wcucher
dem Feldhauptmann Telekessy drdyhiiiidert
Mann Deutsche, und eben so viel Ungern zu-
führen wollte. Dieser zu schwach, mit jenem
den ICampf in offenem Felde zu bestehen , ver^
schanzte und befestige sich in dem Markt-
flecken auf dem Schlosse der Bathofer, und
mahnte den Telekessy, welcher bey Fi-
16cz verwundet worden war und jetzt das yon
Rebellen besetzte Leleszer Stift belagern liess,
um Hülfe. Seine Bothen wurden von Fere-
nyi aufgefangen; aber Gabriel Drugeth's
Wittwe, Euphrosyne Gyulaffy meldete
eiligst Gersacher's Gefahr nach Lelesz.
Telekessy machte sich unverzüglich auf; die
^Ondova, durch heftige Flatzregen aufgeschwol*
len, hatte sich weit und breit ergossen; bey
Csicsva musste über sie gesetzt werden, keine
Furt war zu finden; darauf rechnend^ hielt
F e r e n y i den Gersacher schon drey Tage
eingeschlossen: doch Telekessy, mit hel-
denmüthiger Entschlossenheit jeder Gefahr trot-
zend, jede Schwierigkeit besiegend, war der
, -079 -
Erste übei: den Strom; und von seinem Bey-»
spiele begeistert^ blieb kein Mann zu Pferde^
keiner zu Fusse jenseits. Die unerwartete An-
kunft des furchtbaren Kriegsmannes jagte den
J'uDgen Herrn ferenyi in die unordentlichste
?lucht •).
In diesem Jahre folgte Kaiser Carl dem
Drange, welcher schon. seit vierzehn Jahren in
seinem Gemüthe gearbeitet hatte. Aus starken
Ahnungen von Weisheit, von Gottseligkeit,
TOn einzig wahrem Leben im Geiste, war er
entstanden ; er trieb ihn in das. Hieronymiten
Kloster St. Just, wo er in äussern Umgebun-
gen, Verhältnissen und Formen Befriedigung
seiner ihm selbst unerklärbaren Wehmuth
und Sehnsucht zu finden hoüte. Wäre er je
XU regem Leben in der Idee erwacht, so würde
ihn der heilige Geist der Welthierarchie er-
leuchtet, 'erwärmet, gestärkt, er in der Wirk-
lichkeit durch sieben und dreyssig Jahre an-
ders gehandelt, klar gefasste Zwecke nie ver-
fehlt, auf seinem Platze bis an das Ende aus^
geharret, und das Reich Gottes nirgend an-
f derswo, als in seinem Innersten gesucht haben»
^ Weder seine Lobredner, noch seine Tadler,
^ hatten ihn in der Eigenthiimlichkeit und Wirk-
\ samkeit seines Geistes begriflen, daher seinen
^ Entwürfen, Unternehmungen, Bestrebungen,
t bald redliche, grosse, erhabene; bald listige,
(| hochmiithige und herrschsüchtige Absichten
f und Bestimmungsgründe ; seines öffentlichen
i Lebens letztem Acte sogar Wahnsinn ^) un-
&
i'
n^ lathuanffy Lib. XTX. p.aSa. h) Papst Panloa IV.
erklärte gerade su , der Mann , welcher ao Tiele Kronen und ^
Heiche niederlegte und in eine Möncha-Zelio aich Terachloaai
aey xmpoa mentia.
: I
— 8Ö0 —
ter^eschoben. Es war in ihm nur Ahnung,
freylich stärkere, als seit Carl dem Grossen
/ in irgend einem seiner t^orfahren; nicht aus
der Idee von Staat und Hierarchie rein und
klar reflectierte ErkenntnLss von den^, was dem
Reiche und der Kirche dringend Noth that:
darum vergriiF er sich, bey aller AuCrichtig'-
keit des Willens, dem einen und der andern
zu helfen , fast immer in den Mitteln. Blosse
Ahnungen sind untauglicher Stoff zur Bildung
bestimmter BegriiFe und richtiger Schlüsse; nur
in blendenden Wahn können sie unter der Ge-
schäftigkeit eines, von Ideen verlassenen Ver-
standes übergehen. Da er, der Erkenntniss er-
mangelnd. Anderes, und auf andere Weise "vrollte,
als was und wie er wollen sollte, so hinter*
Hess er das Reich ohne Wohlstand und Ord-
nung, die Stände ohne Landfrieden und Ein*
trachr, die gealterte, hinfällige Kirche ohne
unentbehrliche Reform und Zucht, die neuen
Kirchen ohne evangelische Liebe, ohne Freude
und Frieden im heilii^en Geiste: die Anstren-
[ung seines ganzen Lebens und die Aufrei«
►ung seiner Kraft versetzte nur ihn in die be-
harrliche Gemüthsstimmung des Überdrusses,
des Ekels, der UnzuFriedeiiheit mit Menschen
und mit sich selbst ^).
In diesem Zustande übergab er zuerst die
Niederlande und die Spanischen Erbstaaten sei-
nem Sohne Philipp; und nach mehrern ver-
unglückten Versuchen, wodurch er seinen Bru-
der Ferdinand bewegen, wollte, zu Phi-
lipp's Gunsten der Römischen Konigswürdc
^ a) Gern biethe ich Achtung jeder Ansicht Anderes rot dem
«usserordentlichen Mannen aber ich «ui meinem Standpaucte
konnte keine Andere von ihm fassen.
i XXL entsann , sandte er Montag vor Christi Yer- 3. 4ftgu
! klärung Wilhelm von Oranien, den Reichs-
t Vicekanzler Dr. Seid, und seinen Geheim-
: Schreiber Hall er als Beyollmächtigte^.um die
I feyerliche Niederlegung der Deutschen Reichs-
• Berrschaf t dem Könige Ferdinand zu y er-
I laelden ^ und mit den Churfürsten auf bß.son-
/derer Versammlung das Nöthige zu verhan-
i dein *). Hiermit liatte er seinerseits mit der
5 Welt völlig und.fiir immer abgeschlossen; aber
l fiir F e r d i n a ad ' i politische Absichten und
f Bestrebungen wünd^" Ungarn nun weniger be-
j nicksichtiget. • Seine Bothschafter an der t^fortel5. jtugu*
, erhielten die Weisung unter jeder Bedingung^
, nur soviel möglich unbeschadet seines könig^
glichen Ansehens,, den Frieden mit Solejman
j dbzuschliessen ; er wolle idlen Ansprüchen auf
. Siebenbürgen entsagen ^ nur müsste auch Isa«-
I bella die zwey Schlesischen Herzogthümer,
Feier Fetrovi^s Munkacs wieder abtreten,
«in^ allen in Siebenbürgen vorhandenen, dem
Iwönig gehörigen Kriegsvorrath ausliefern; die
dor^ .Fisrhafteten Stephan Dob6, Ladislaw
Yas, Georg Bocskay mit ihren Familien;
die zu Consta ntinopel Gefangenien, besonders
Dominik Dob6 sollten freygelassen wer-
den^). Sobald der Erzherzog von dem Üng-
rischen Feldzuge zurückgekommen war, reiste
ferdinand auf den Reichstag nach Regens-
burg, um die bleibende Verbindung der Deut-9.D«c. I5S
sehen Kaiserwürde mit seinem Hause, seines"" ^•^"'*
politischen .Lebens höchstes Zid, wirksamer
a) JoIk Wilh. Hoffmaaa't Samihlmig nitffedr. Nach-
ri.chtea Thl. I. 3. aS ff. 979.33 fT. h) Ferdinaodi Reg.
Liter. ad^Orator* Viennae i5. Angoat« «656» «p. Miller p. lig.
.VL Theil. 56
— 8«i —
vorzubereiten y und nur nebenher um Bey-
stand zu Ungarns Yertheidigung anzuhalten"^*).
I.e. i557. In den ersten Monathen des nächsten Jab-
res ging Ferhat-Fascha*TÖn Bosnien über
die Sawe und verheerte, plünderte, entvölkerte
■ zwischen Agram und Iwanicza das ebene Land.
Der Ban Feter Erdddy lag an der Fuss«
gicht krank; statt seiner zogen Johann Len*
kowicsh und Johann Aläpy mit den Gränz-
truppen, mit dreyhundert dreyssig Deutschen
geharnischten Reitern und huiadert Scharfschiit-
. zen zu Pferde wider den Feind. Unter Weges
wurden sie von den Brüdern-Ladislaw, An-
dreas, Johann und Matthias Kerecs^ny
mit ihren Leuten verstärkt. Bey dem Dorle
Szent- Helena stiessen sie auf Ferhat, griffen
an und schlugen ihn mit Verlust von mehr
als der Hälfte seiner Rotten in die Flucht.
Allen Raub an Menschen, Vieh und Geräth*
Schäften liess er zurück; Pferde wurden in so
grosser Menge erbeutet^ dass sie nicht, wie
gewöhnlich, durch Meistgeboth veräussert, son*
dem zu zwey bis drey unter die Soldaten ver«
theilet wurden ^). Unterdessen, und den gan-
zen Sommer über hatte das königliche Waf-
fenvolk bey Kaschau im Lager gestanden , ohne
irgend etwas wider die Türken oder wider die
Rebellen zu unternehmen; so war von dem
^Könige befohlen, um seinen Gesandten zu Con-
stantinopel die Friedens- Unterhandlungen nicht
zu erschweren. Sold wurde der Mannschaft
nicht bezahlt ; in äusserst«? Noth zog sie durch
die benachbarten Dörfer und nahm mit Gewall,
a) Ferdinand, Reg. Literae ad Stnson. AEp. Rati^x». 9.
Decembr. i556. ap. Pray Epp. Frocc P. III. p. io3. h) !••
thuanff j Lib. jCX« p. s55»
— «85 —
was sie für sich und iKr Vieh bedurfte. Die
Eeämten hatten von der königlichen Kammer
die geheime Weisung, den jedesmahligen Raub
zu berechnen und zu schätzen ; der angegebene
Betrag wurde hernach, wie es hiess, zum Vorf
theile des Fiscus, der Mannschaft von dem
Solde abgezogen; aber dem verletzten Land-
rolke keine Entschädigung gegeben *). Fer^-
iinand^s rechtlicher Sinn macht es unglaub^
lieh, dass er von diesem empörenden Unfug
wusste; allein welche Gräuelthaten werden von
liohen und niedrigen Staatsdienern nicht ge-
nragt unter Fürsten , welche von ihren Reichen
licnts weiter als die Hauptstadt kennen, nichts
lehen als was ihnen ihre Hofherren zeigen,
md die gerechtesten Klagen nie unmittelbar
ron den Lippen ihres bedrängten Volkes ver-*
lehmen ?
Dinstag nach Joannls Enthauptung wurden^O. August,
mdlich Antonius Wränczy und Franz
Say mit bestimmter, doch wenig erfreulicher
b*klärung des Grossherrn und des Grossveziers
iustan-Fascha aus Constantinopel entlas-
ten. Auger Gislen von Busbec unter Yer-
licherung der gastfreundlichsten Behandlung zu-
rückgehalten ^« Erst Dinstag nach Luea ka- 19. Oetohr.
nen sie nach Wien ^), berichtend, dass der I
S.önig und der Gross -Sultan in dem Besitze
lessen, was diesen Augenblick dem Einen und
lern Andeirn in Uttgarn unter thänig wäre^ he-
larren sollen. Szigethvir müsse schlechter«
a) Forgaet Lib. VII. p. 199. 5) Anton. Verantif
ipiatolae ad Ferdinand. Reg. 1. 8. Jalii 4. 17. Angntt. ap. JTa-
»na Hist. Reg. T. XXII* P* 965—978. Busbequius Enist.UI.
) Perdinandi Reg. Liter, ad Anton. Verantiom« Viennao
8. Octobr« 1567. ap. Pray Epp« Procc, F. III. p. 135*
56*
— 884 —
dings veiftasseQ) zerstöret^ geschleift werden,
ohne diess sey durchaus kein Frieden su er-
warten. Das seit zwey Jahren rückständige
Ehrengeschenk solle ehestens übersandt| über
desselben jährlichen Betrag für die Zukunft,
ter die Bestimmung der Granzen zwischen
n Reichsantheilen beyder Monarchen, und
über andere Bedingungen des Friedens sey wei-
terhin noch zu unterhandeln.- Über Kostanit^
in Croatien; über Grosswardein , Muhkdcs,
Huszt in Ungarn; über andere > während des
Waffenstillstandes von Paschen oder von Re^
bellen eingenommene Plätze waren die Gesand-
ten von Solejman und Rustan-Pascha
gar nicht angehört worden *)b Diess war der
Erfolg ihres viel jährigen mühseligen Aufent-
haltes bey der hohen Pforte; diess die Ver-
geltung der von Ferdinand durch yier Jahre
pünctlich beobachteten Waffenruhe; diess die
Folge unpolitischer Rechnung auf der Mosle-
mer Rechtlichkeit) Billigkeit, Friedfertigkeit;
diess die Strafe der Unentschlossenheit und
vernachlässigter Gelegenheiten, dem Feinde
nach den yon ihm selbst in Thaten aufgestell-
ten Gesetzen zu begegnen , und anstatt von iliin
den Frieden zu erkaufen^ ihn zu" erzwingen
und vorzuschreiben^
Nun hielt Emerich Telekessy mcht
länger Stillstand im Liager bey K^schau» In
den Tagen der Weinlese rückte er in die Ung-
her Gespanschaft hinauf^ wo Isabella's Haupt-
o) Anton ii Vertntli EpistoU td Feid. Reg. 17. Aogust
iSSy. ap. Katona •!. c» p. 977. Summa Succotao« uitimae «ctio-
aif Legator. Auton. Verant., Franc« Zay. et Auger. a Basbeq.
ap, Princip. Turcar. haluU x667. an» Kowukick Script. Mion.
T. II. p. 180 f qa* ^
~ 885 —
^ leute^ Christoph Hagymisay und Be-
• nedict Bon^emiszsza Unghy^r und Sze-
redny e heunruhi^^ten. Der hlosse Ruf von T e- .
lekessy's Ankunft jagte sie in die Flucht^
einige Haufen nach Siebenbargen zurück, ei-
^nige nach Huszt, andere auf die Munkdcser
jC'el.senburgy dahin folgte ihnen der königliche.
Feldherr und schloss sie ein bis Melchior
. Balassa und Franz Bebelc, mit tiberle-»-
äener Macht aus Siebenbürgen in Anmarsch^
in nöthigten^ sich an die Theiss zuräckzu-«
^ ziehen. Unterweges überwältigte und zerstörte
er die Koyasz6er Burg, der Rebellen Sammele
' platz, am rechten Ufer der Borsova. Isabel-*
'^a's eifriger Parteygänger, der Rebellen mäch^
' tige Stütze, Franz Fer^hyi; aus der Ugocsev
' liinie, auf seinem Erbsitze sich völlig sicher
glaubend, bezog mit seiner Gemahlinn Ca tha-^
' rina Bebek, mit seinen Kindern, Ilausver-
"wandten und Schätzen Nagy-Szöllos, raubte
die an Gold- und Silberopfern reiche Fran-
ciscaner Kirche aus, liess den Leichnam des
heiligen Joannes von Capistrano, welchea
oie Ordensmänner bey der Osmanen Einfall
nach Sjrmien aus Ujlak dahin gebracht hatten,
in tiefen , versiegten Brunnen werfen , jagte die
3lönche nach gräulichen Misshandlungen aus
dem Kloster, und verwandelte es in eine Schutz-^
wehr vor der K^nko-Burg, auf welcher er
sich wider den herannahenden Rächer ver^ .
theidigen wollte. Telekessy kam, forderte
Ergebung und Unterwerfung unter den recht-^ ,
massigen König, ward nicht gehört, liess das
schwere Geschütz die Zerstörung beginnen und
nahm nach einigen Tagen die Ik^nko - Burg im
Sturme. Ferenyi gerieth mit seiner gesamm-F«rl3.;v<»v.
/
I
-V 886 —
ten Familie in Gefanvenschaft. Telekeasy
liess ihn nach Sär6s abführen, dortsasser mit
den Seinigen au£ hoher relsenburg durch sechs
Jahre in Verhaft. Seine erbeuteten Kostbar-
keiten, vierzigtausend Ducaten an. Werlh, ver-
theihe der Sieger unter die IVIannschaft; zur
Besatzung liess er den wackern , beherzten,
entschlossenen, von der alten Sz6kler Helden-
muth beseelten Anton Szekely *) mit acht-
hundert Mann auf der Kiinko-Burg zurück.
Telekessy zog wieder vor Lelesz, wo Ga-
briel Ferenyi aus der Aba-Ujvarer Linie
nach Yerjagung der Främonstratenser Mönche
sich hartnäckig vertheidigte; doch endlich an
längerer Behauptung des stark beschädigten
Flatzes verzweifelnd, ihn unter Begünstigung
finsterer Nacht mit seinem Waifenvolke räumte,
Die Wachen machten Lärm; aber Telbkessy
verboth im Geiste der ahen Kriegshelden , ihn
zu verfolgen, die Ermordung seiner verirrten
Mitbürger verabscheuend, wenn weder Noth
noch Fflicht es geböthe.
Das Gerücht, MelchiorlBalassa, Franz
Bebek und Johann TörSk seyen mit ge-
sammter Heermacht Siebenbürgens im Anzüge,
um bey Szathmdr mit Stephan Bäthory
von Somlyo vereinigt, Nagy-SzoUos mit der
Känko - Burg wieder zu erobern , bestimmte
den vortrelflichen Feldherrn- über die Theiss
zu gehen und bey Ncmelhy an des Szamos
rechtem Ufer, Szathmär gegen über, sich zu
lagern. In dieser Jahrszeit war durch den
Szamos keine Furt, noch weniger litt er Brüc-
a) So empfahl ihn Sigif mupd Torda an den Palatint lo
seinem Sendschreiben Ton i3. Novbr. 1667. bey Vrtv^ £pp- Procc
P. 111. p. 12C.
- ötfT -
ken; beyde Theile liefehdeten sich gegenseitig
« durch einige Tage bloss mit schwerem Ge-
'" schütze; dann zündeten die Königlichen die
: Vorstadt yon Nemethy an und zögen sich über
^ die Theiss zurück. Aber Donnerstag nach 23. Dechr»
ü Thomä war der Strom bey Szäthmär mit dich-
. ter Eisdecke belegt; die Rebellen l>rachen auf;
e nach zwey Märschen standen si^ vor Nagy-
*: Szollos und belagerten die Känzo-Burg. Bey
{ Terunglücktem Sturme fiel unter grosser An-^
i 2ahl Isabella's Farteygänger Georg Tirc-
ft zay, der letzte seines Geschlechtes. Anton
i Szekely hatte noch keinen Mann verloren^
s als Telekessy zum Entsätze kam. Die Re-
( bellen y obgleich stärker an Zahl, verweigerten .
,^ das Treffen, setzten über die Theiss und war-
i fen sich in die Nyaläber Burg. Indem ihnen
. die Königlichen dahin nachfolgten, geriethen
^ achtzig Fuhren mit Mundvorrath aus Sieben-
j bürgen kommend, in ihre Gewalt. Da jene
^ mehrmahls zum Kampfe gefordert, .sich nicht
stellten, hätte es in Telekessy's IVf acht ge-
standen, sie durch Hunger umkonümen zu las-
sen oder zur Ergebung zu zwingen, freylich
• nicht ohne Gefahr eigenen Verlustes durch ver-
i zweifelte Ausfälle der Eingeschlossenen, durch
f Frost und Krankheiten. Diess erwägend, ge-
währte er dem Feinde gegen Versicherung, im
f Gebiethe des Königs keinen Platz mehr zu be-
fehden, freyen Abzug; liess die Känko-Burg
, zerstören^ zog den Anton Szekely mit sei-
ner Mannschaft an sich; und kehrte rühmlicher
Thaten: froh, in das Winterlager bey Kaschau
zurück*).
a) Forgaci Lib. VU. p. 199. Sig|er Ciironolog. ap. Bei
_ 888 —
Diess ganze Jalir durch herrscEleii in Sie-
benbürgens Völkern Unzufriedenheitf ^ Miss-
muth, Reue; an Isabella's Hoflager Üppig-
« keit, Verschwendung 9 Zwietracht und Ränke.
Naclx ihrer Ankunft in dem Lande Katle >sie
den Anton Kendy zu ihrem Sehatzmeister
' bestellt, als er aber eine wirthschafUiche Be^
rechnung ihres Hofhaltes ihr vorlegte, und
sogar die Summen bestimmen wollte ^ liber
welche sie jährlich verfügen könnte, wurde er
von der beleidigten Frau seines Amtes entsetzt.
Franz BeH^ek natte ihr *die Wichtigkeit sei«-
ner geleisteten Dienste zu ihrer Wiedereinset-^
zung angerühmt, dafür um die Woiwod.4cliaft
in der Provinz angehalten, auch um Verlei-
N hung der Gyalu-Burg und der KolosmonosUh-
rer Abtey gebethen. Amt und Besitsungea
wurden ihm abgeschlagen. Von nun an tru-r
gen Kendy und Bebek Hass und verräthe^
risehe Anschläge wider die Königinn im Her-
zen. Bebek begab sich nach Gonstantinopefj
bestach die Faschen, erhielt durch sie Gehör
und Gunst beySolejman, schilderte Isabel-
la's willkürliche, leichtsinnige, verschwende-
rische Verwaltung; um dem Übel zu steuern,
und noch schlimmem Folgen vorzubeugen,, sey
er von den Ständen einhällig*- zum Statthalter
von Siebenbürgen ernannt worden, der Gross-
herr sollte diese Wahl in Gnaden genehmigen.
Il.^/)n7. gQiejn^jani belehnte ihn mit der Fahne und
sandte den Woiwoden der Moldau und Wa-
Mönum. Dec. I. p. 79. vergl. mit L 1 a thi i Epiatola ad Palatin.
Yien. la. Januar. lObS- (die Jahrzahl 1667. iat unrichtig.) S'i-
gismund Torda Epiat. ad Palatin. Eperiei j3. Novbr. iSij*
ap. Pray £pp. Procc. P. llt. p. ii5 et 11 6* Ifthuinffr
Lib. Xa. p. a37* doeh sind die Begebenheiten irrig auf da« Jabr
1669. gcaeut.
— 889 —
t lachey Befehl, ihn euizuführeii. Ehe difss
f noch geschah, erfuhr der Gross -Sultan durch
ii I sähe 11 ift 's Gesandtschaft Bebek's Betrug,
1 ihrv Geschenke wogen mehr als der begiins-;
I tigt3 Yerräther, und da er Wichtigeres an ihr
, / Toli /.lehen wollte, bezeigte er sich im Kleinen
{ gefäioig; seine Eilbothen brachten den Woi-^
1 wodeu die Weisung den Bebeker der Koni-
^. sinn als Gefangenen zu überliefern; doch der
, jifoldauer stiftete zwischen ibm und ihr Yer-
I ^öhnung, bey welcher sich beyde Theile mit
, glatten Worten betrogen^ im Herzen einander
, Rache schworen *).
, * Isabjella's Bothschafter, Johann Sza*
Hnczy und Johann Kem^ny, welche bey
^ der Pforte um Wiedereinräumung des südüst-
^ liehen Gebieths von Ungarn, besonders der
Burgen Lippa, Temesvär, Becskerek, und Or->
sova angehalten hatten, wurden mit dem für
die Königinn und für die Stände kränkenden
Bescheid entlassen, es sey Solej'man's ent-
schiedener Wille, dass in Zukunft die Quellen
der Flüsse Fekete-rUgy und des Grosse Szi-
mos, Szilägyszög, Kokelburg und Deva, für
die äussersten Gränzpuncte Siebenbürgens ge^-
halten werden. Alles dazwischen Eingeschlos^-
sene, sollte der Königinn und ihrem Sohne,
' was ausser den angedeuteten Functen liegt, der
f forte angehören ^). Kein unbefangener und
redlicher Insass in Siebenbürgen zweifelte jetzt
a) Qeorg Sertfdy Epift. ad Ferdfn. Reg« 5.- Janaar« tSSj»
ap. Pray 1. c. p. io8. Anton., Verantii Epist. ad Ferd.
Reg. 22. May. ap. Kalona Hi«t. Reg. T. XXII. p. QÖS »qq.
Sigler Chronolog. ap. Bei 1. o. p^ 78. h) Casp. Magocthy
Epist. ad Palatin. i5. JuUi 1S67. *P- P^^^ J* c p. lai. Antou.
Verantii Epiat« ad Ferd. Reg. 4« August. 1667« ap. Kaiomm.
L c. p» 971»
— «90 ^
noch an des G^ross - Sultans Yorliaben, das
ganze Land sich unmittelbar zu unterwerfen;
das schmerzliche Vorgefühl dieses Unglückes
verschärften die Erpressungen von Seiten der
Königin n, ihrer begünstigten Fohlen, lund des
(1556. Feter Fetrovics. In eilf Monathen hatte
^1^1557? ^i®s®^^ dreyzehn drückende Geldabgaben ein-
26. 5«pffrr. )treiben lassen , zu welchen Hermannstadt al-
lein zwey und^ funfzigtausehd Gulden^ bezah-
len musste *). Von diesem yerruchten Wu-
therich befreyete der Tod Mittwoch nach Dio-
nysii Siebenbürgens Völker und des Rönüschen
Kirchenwesens Anhänger; er starb ohne Nach-
kommen; Isabella w^r von ihm zu einziger
Erbinn des zusammens;erafiten un«;erechten Gu-
tes eingesetzt ^).
6.iV«v&r. Drey und zwanzig Tage darauf ^ in der
Nacht vor Leonardi, entkam Stephan Dob6
von Ruszka glücklich aus seinem Kerker auf
10. iVdvlr. ggiimos - Ujvär. Am Vorabende Martini ruhete
er schon auf seiner Burg Szerednye in der
Beregher Gespanschaft, nichts mehr ientbeh-
rend, als seine GemaÜinn^ Sffiinen Sohn und
seine Freunde, welche von ihm getrennt ^ auch
jetzt noch im Gefängniss sassen, und um deren
Befreyung er ^ sich an den König wendete*").
Ferdinand berief ihn nach Wien; der Held
von Erlau stelhe sich zuerst vor des Königs
Hofherren y dann vor dem Monarchen; Tor je-
nen mit stämmigen 9 den Siebenbürger Stein-
salzführern entrissenen Ochsen, mit vielem, der
Krone aus den Bergwerken entwendetem Golde^
o) Pauli Bornemiasfsa Epist. ad Palitin. Nitriae a&
Septbr. 1667. ap. Pray Epp. Procc. P. III. p. ia3. h) Sigler
Chronolog. ap. liA 1. c. p. 79. cj Steph. Dobö Epitt. 9(1
Ferd. lieg. Ssereduye lo. Decembr. 1667. ap. Pray 1. c. p. lad*
i und mit grosser Anzahl silberner^ durch Raub
i gewonnener Becher , die Gunst der Yielver*
I 'mögenden erkaufend (die grössten Heldenlha-
11 ten^ wäre auch die Welt durch sie gerettet
g -worden, können und dürfen Niederträchtigkeit
g ten vor dem Richterstuhle der Historie nicht
^ bedecken); vor dem Könige in schlechter Klei-
, düng, mit steifem Nacken , über Schultern und
, Brust herabhangenden Haaren und Bart, um
^ Theilnahme und Mitleiden zu erwecken. Fer«-'
dinand,. von seinen Hofherren geleitet, liess
: ihm ausser dem rückständigen Genalt vierzig-
1 tausend Goldgulden auszahlen, ernannte ihn zu
seinem Rath, und belehnte ihn mit der Le-
^ ventzer Burg, mit Vigles, Göncz und Telki-
banya *).
Am Ende des Jahres ging Christoph
\ Bäthory aus dem Hause Somlyo, der Fran-*
züsLschen, Italischen und Spanischen Sprache
kundig, nach Frankreich als ßothschafter Isa-
'* bella's an Heinrich den II. mit der Bitte,
um seine Verwendung bey der Pforte, damit
de;r Königinn nicht nur Siebenbürgen unzer-
' stückelt überlassen, sondern auch Lippa, Te-r-
[ mesvär, Becskerek, ürsova, ohne welche das
' Reich seines Werthes und aller Sicherheit ent-
' behrte, zurückgegeben werde. Bäthory kam /. c.i558.
' zurück in Begleitung des königlichen Gesand-^^^^^«^/'^-
ten Feter Franz von Martinez, welcher in
öffentlicher Versammlung der Stände im Nah-
men seines Senders dessen Tochter dem jetzt .
siebzehnjährigen Sohne Zupolya*.^ zur Braut
anboth, fünftausend Mann Hülfsvölker für fünf
Jahre, Einschliessung der Königinn und ihres
a) Isthuänffy Lib. XX. p.244. doch irrig auf das Jahr i56o.
' — 89a —
a
Sohnes in alle seine Bündnisse, und seine tlia-
ti^ste Vermittelung bey [Solejman versprach •).
So erfreulich die Aussicht auf die Folgen die-
' ser wichtigen Verbindung den Siebenbürgern
war, so «schnell und so leichtsinnig bewirkte
Isabella selbst , derselben Verschyrinden,
Martinez hatte geheimen Auftrag", bey der
Königinn und bey den Magnaten darauf zu
dringen, dass Johann Sigmund den Kreisen
der Frauen entnommen , yon achtbaren M^a«
nern seiner künftigen Bestimmung gemäss ge-
bildet, zu Staatsgeschäften angehalten, und im
Waffendienste geübt werde. Je eifriger Mel-
chior Balassa, Franz Bebek, Frahs
Kendy, Michael Csdky und andere Bfag-
naten dem^ Gesandten beystimmten, desto ei-
\gensinniger widerstrebten • die Königinn und ihr
Günstling Stanislaw Nlzoczky, argwöh-
nend, dass Heinrich des II. (jiFentliche und
geheime Anträge mit' den verborgenen Absich-
ten der Ungern übereinstimmend , lediglich da-
hin zielten, ihr und dem Fohlen die Herrp
Schaft zu entwinden. Sie liess den Gesandten
durch kalte Begegnung ihr Missfallen empfin-
den, und warf auf die genannten Magnateii
unversöhnlichen Hass ^).
Nun erfolgte zum Theile wirklich ^ was
sie argwohnte. Franz Bebek und dieKen-^
dyer verschworen sich, ihr in Allem entgegen
zu arbeiten, und dienten damit zugleich dem
Verhängnisse, die von ihnen begangenen Yer*
brechen an ihnen selbst zu bestrafen. Bebek
zog sich nach Alm^ zurück und folgte kei^
a) Porgäc« Llbr Vm. p. 306« (} Forgica Lib. VIH.
p. aoS.
— 895 —
nem Rufe mekr an das Hoflai^en Die Koni-
ginn entsetzte ihn der Feldkmiptdiaiinsstelle
und anderer Hofamter, vergab jene an Mel-
chior Balassa, welcher , obgleich in Feind-
schaft mit Beb ek^ sie ablehnte. Auf dem von
ihr ausgeschriebenen Landtage , erschien weder
der eine noch der andere, noch Johann Tö-
TÖk} die Kendyer nur, uln heimlich An-
liang zu werben für ihren Anschlag; sie woll-
ten Isabella von ihrem Sohne trennen^ die-*
ten in Siebenbürgen behalten , jene mit ihrem
Fohlnlsohen Hefstaat nach Grosswardein ent-*
fernen. Auf diesem Landtag wurde Solej-
inan's B.efehl bekannt gemacht, Kcaft dessen
Isabella dem Moldauer Woiwoden Alexan-«
der Lapuschan die Herrschaft Kokelburg
überliefern sollte. Georg Bethlen und St e-*
phan Cser^ny gingen als Bothen der Köni^
ginn nach der Moldau, den Woiwoden zu
mahnen, dass er Bevollmächtigte tixr Besitzer-^
greifung« der Herrschaft abordne. A 1 e x a n -^
der behielt die Siebenbürger Herren bey sich
und fertigte zwey Bojaren an die Koniginn ab.
Sie gab ihnen Machtbriefe an ihren Burghaupt-*
mann Margay auf Kokeburg; er aber ver-
weigerte die Übergabe unter dem Yorwande,
er habe von seiner Gebietherinn noch keinen
unmittelbaren Befehl dazu. Da kehrten^ die
Bojaren voll Verdrusses heim, und der Woi-
wod liess sie des übereilten Abzuges wegen,*
die Bothen der Koniginn für den rauthmass-
liehen Betrug mit Schlägen süchtigen, sandte
sie zurück^ Drach sogleich. in Einverständniss
mit Bebek nach Siebenbürgen ein, verheerte
Burzenland, und entschädigte sich durch Raub,
~ Il^abella «das blutige Schwert widet
/
- «94 -
ihn herumtragen Hess, und äusserst Wenige
zu den Waffen griffen *). '
So demüthigend von dem Sinken ihrer
Herrschaft belehret, nahm sie wieder zu So-
. le jman ihre Zuflucht mit der Bitte, er mochte
zur Sicherung ihrer Gränzen gegen Ferdi-
nand, wenigstens den Landstrich zwischen
Lippa und Hunyad, mithin den östlichen Theil
der LCrassoyer, die Hunyader Gespanschaft und
das Haczeker Thal Siebenbürgen noch hinzu-
fügen. Zu gleicher Zeit mit ihren Bothen
trafen auch von Bebek und yon den Ken-^
d y er n Abgeordnete bey der Pforte ein. Diese
berichteten, Isabella" sey wieder des Vorha-
bens, sobald der Grossherr ihre listige Bitte
erfüllet hätte, ausz^wandern und Siebenbürgen
dem Könige, yon Ungarn zu überliefern« ' Bald
fühlten die Bothschafter der Königinn in har-
ter Behandlung die Folgen der falschen An-
klage. Auf ihren Bericht sahdte die geängstigte
Frau eine Anzahl Beweise von den häufigen
Verräthereyen der Dreymänner, und unteiv
stützte ihre Glaubwürdigkeit mit reichlichen
Geschenken. Wie diese Wohlgefallen , so fand
die Spenderinn Glauben; ein Chiaus führte die
Bothschafter beyder Theile zurück, die Aei
Bebek's und der Kendyer wurden in. der
Walachey geflissentlich aufgehalten; mit den
Andern eilte der Chiaus zur Königinn, welche
nun nicht länger anstehen wollte, zu vollzie-
hen , was sie längst über die genannten drey
Männer, wohl auch über Melchior Balassa
a) Antonii Verantii £pitt. adCasp, Magocthy. Agriae 18.
April. i558. ap. Kaiona T. XXUI. p. 73. Caap. Magocthj
Bpist. ad Palatin. 6« Junii i568. ap. Pray Epp> Frocc p^ iSo«
— «95 —
lind Michael (tsdky'') besclilosseii hatte.
Nur fehlte noch der Vollzieher^ und diesen
Fand Nizoczkjr an Melchior Balassa,
nachdem er dem Weigernden Kendy's ein-
trägliche Burg und Herrschaft Y^tsh in der
Thorenburger Gaspanschaft versprochen, und
ihm höchst unbesonnen eröffnet hatte, auch er
Bey zum Tode ausersehen, ntir durch Leistung
des verlangten Dienstes kenne er ihm entge-
hen , Und die Gnade der Königinn sich wiedet
erwerben.
Unter dem Vorwande höchst wichtiger
Berathschlagungen wurden Franz Bebek,
Franz und Anton Kendy auf Egidi Tag
nach Gyula-Weissenburg zu dem Staatsrathe
berufen, Abends vorher auf der Burg in Ge-
sellschaft der Hotverwandten Isabella's köst-
lich bewirthet, am folgenden Tage die Vor- i.Septlr.
bereitungen au nächtlicher Frevelthat getroiFen.
Kurz vor der • Mitternachtsstunde, da die drey
Opfer weiblicher Rache und Pohlnischer Ei-
fersucht im ersten Schlafe lagen, zieht Mel-
chior Balassa mit fünfhuDdert Bewaffneten
in die Burg, die Königinn empfängt ihn mit
zudringlicher Mahnung rasch zu vollbringen, ^
was er übernommen hatte. Er dringt in das
Gemach der K e n d y e r und vollbringt an
Beyden ohne vielen Widerstand den schänd-
lichen Meuchelmord. Mühsamere Arbeit ha-
ben der alte Kriegsmann Caspar Ferus-
sicsh und Thomas Däczo^ beordert wi-
a) Dieser Freund des Bischofs Antonius Wrancij^ als
Kanaler, treu im Dienste der Königinn» und keines andern Ver-
lirechens schuldig y als dass er ihr verderbliehes Verfahren mit
ihrem Sohne freymUthig tadelte | entrann durch Zufall ihrer
Rache*
- «96 -
der Bebek, durcli dessen wuthende Gegen-
wehr, unter welcher sie fast todtlich yerwun-
• det, den Muth verlieren, mit ihm zu Tollen-
den^ Das eindringend« Waffenvolk rettet sie^
und mordet ihn mit vielen Wunden. Auf Be-
trieb der Königinn erkannte der gefällige Tho-
renburger Landlag die drey Männer des Hoch-^
verrathes schuldig , und entehrte sich mit der
Erklärung , dass der Meuchelmord rechtmässig
geschehen sey. Bebek's Leichnam wurde ge-^
viertheilt, und an den vier Thujen von W^s-^
aenburg aufgesteckt; den Kendyern Beerdi-
gung bewilliget»
Also endigten unter gerechtem Verhäng-
nisse der Nemesis die mächtigen Magnaten
Franz Bebek von Felsöcz^ Gömörer Ober-
f gespan, drey Mahl Abtrünniger von seinem
^ recntmässigßa ICönig^ Yerräther seiner neuen
. GebietherinU) gewaltiger Unterdrücker des fir«
mern Landadels und s^ner eigenen Geschlechts-
verwandten aus dem Hause Csetnek; von Ko^
jiig und Ständen geächteter Störer de% Land-^
iriedenSy häuchelnder Yerfölger der neuen
Secte^ frecher Kirchenräuber) aller göttlichen
und menschlichen' Gesetze kühner Verächter»
Eben so FranZ Kendy, Ferdinand's wie
Johann Zapolya's Verräther^ Stephan Do*
b6\s Verfolger; als Woiwod Siebenbürgens ,
des Volkes Geissei ; der . Söhne des Walachi-
schen Bojaren Zokol Erbbestehlen Zokol,
der Vergiftung des Woiwoden Fetrasko
^imDeehr. schuldig oder Verdächtig, hatte sich mit seiner
^•^ Familie und seinen Schätzen zu Kendy ge-
flüchtet; von Solejman verfolgt, hatte er
die letztern dem Kendy anvertrauet mit der
Verbindlichkeit^ wenn er auf weiterer Flucht
— «97 —
uthkommen sollte ^ sie seisen Kindern zu über-
liefern. Zokol gerieth in Gefangenschaft und
büsste zu Constantinopel sein Verbrechen mit
dem Tode. Kendy behielt dessen Reichthü-
mer für sich, und liess die Wittwe mitilires
Söhnen im Elende darben; daher die unge«*
heuern Schätze an Gold und Silber, welche
nach seinem Tode dem Fiscus der Königinn
heimfielen , dennoch nicht zureichend , den Hass
der Magnaten Ungarn.^ und Siebenbürgens, wel-^
eher die willkürliche Herrscherinn > der Foh-
len leichtsinnige Beförderinn^ des Meuchel«
mordes rachgierige Gebietherinn von nun an
verfolgte, zu besänftigen oder zu ersticken').
Schon ^ im vorigen Jahre war Franz Be«
bek's Sohn, Georg, nicht viel besser, als
der Vater, von ihr abgefallen und zu Ferdi-
nand übergegangen; im gegenwärtigen began-
nen auch ihre übrigen' Stützen unter den Un-
gern zu wanken; die vornehmsten derselben^
die Herren, Gabriel Ferenyi und Mel-
chior Balassa, wurden durch Telekes-
sy's glückliche Unternehmungen zur Bntschei«
düng gebracht. Durch die nachdrückliche Rede^
welche der Grosswardeiner Bischof Francis-
Gus Forgäcs, als Bothschafter der Ungern
auf dem Regensburger Reichstage zu Antang
des Jahres über die Nothwendigkeit Deutscher
Hülfe wider die Türken gehalten halte, waren
die Fürsten bewogen worden, Subsidien an
Geld zu achtmonatlicher Unterhaltung eines
Heeres von achttausend Reitern^ vierzigtausend
a) Antonii Verantii Epist. ad Palatin. Viennae 19. Sep«
tembr. i558. ap. Katana Biat, lieg. T. XXIII. p. 67. For-
gHCf Lib. VI 11. p. aio. Sigler Cbronolog. ap. Bei Monum*
Decad. I. p. 8l«
VI. Theil. 67
/
f
- B98 _
Fussknechten zu versprechen. Mit dieser trös-
tenden Versicherung kamen der Bischof und
seine Gefährten Peter Macedoniay und
Georg Hoszutholy einige Tage vor Re-
miniscere nach Ungarn zurüde ^ und man glaubte
hier auf wirkliche Leistung dieser HiÜfe um
so zuversichtlicher rechnen zu dürfen ^ da gleich
14. Afar«. darauf ) Montag nach Oculi^ Ferdinand auf
dem Churfürstentag zu Frankfurth als Römi-
scher Kaiser anerkannt und ausgerufen worden
war. Allein von allen eingegangenen Hülfs-
ei dem konnten nicht mehr, als sechzehnhun-
ert Reiter^ eben soviel Fussvolk angeworben
.und durch einige Monathe besoldet werden*}:
ut dass der Ungern kluger Feldherr Tele-
essy auf Hülfe , die aus Deutschland kom-
men sollte, nie vertrauete. '
Noch vor Ostern hatte er, mit Stephan
Dersffy vereinigt, die Rebellen Gabriel
' P e r Ä n y i und Franz N^methy im Saros-
Pataker und Tokajer Gebiethe befehdet; erste-
rer hielt nirgends Stand; dem letztern zer-
fetzte Dersffy's Hauptmann, Bertalan
Fekete', im Gefechte das Angesicht. Kis-
Varda von Siebenbürgern hartnäckig belagert,'
wurde entsetzt, Stephan Bathory von Sern*
ly.
di
und Melchior Balassa aiufgefi
tutig überwältiget und geschleift. Mit erbeu-
teten zehn Karthaunen,' welche der fliehende
Bdthory dort hinterla.ssen hatte, kehrte Tc-
lekessy über die Theiss zurück, lagerte sicli
vor Zeth^ny, Franz Nemethy's £rbburg,
a) Forgact JÜst. Lib« VL p. igS*
- «99 -
liess ' die KartKaunen gegen die Mauern dersel-
ben aufführen y und täaschte die Besatzung mit
scheinbaren Belagerungsanstalten; zum. Ernste
Fehlte ihm nichts GeriDgers, als Kugeln und
Pulver. Diesen Mangel ersetzte die Furcht vor
leiner gewaltigen Tapferkeit; ohne Widerstand
rrurde ihm die Burg auf die erste Aufforde'*
rung übergeben; Ferdinand vergab sie an
len virackem Feldherrn. Eine Meile unter
Somonnai am rechten Ufer der Laboroza stand
las feste 13ergschloss Barko, Mitgabe der Bar-
bara Drugeth, als sie der gewesene Wesz-
)rimer Bischof Martin Kechety nach seinem
[fbergange zur Reformation ehelichte. Jetzt
latte Franz Kendy, Kechety's Wittwe zur
Jemahlinn und die ßurg im Besitze; darum
iberfiel sieTelekessy feindlich , zwang Ken-
ly's Volk zur Räumung und liess die Fes-
iingswerke zerstören. Endlich nachdem er auch i--^/>«X—
lie Kövesder Burg überwahiget hatte, führte "^'z"*'^-
sr sein Kriegsvolk in das Lager bey Kaschau
surück. Gabriel Perenyi vor ilim nir-
rend mehr sicher , ergab sich lieber seinen Er-*
nahnungen, als seinen Wafien; sandte seinen ^
Sausverwandten Ladislaw ßarkoczy an
len Graner Erzbischof Nicolaus Olahy
und an den Judex Curia^, Andreas Bathory
lus dem Hause Ecsed, seine Unterwerfung an-
biethend, und beyde um Vermittlung bey dem
[Cönige anflehend. Ferdinand nahm ihn in
Gnaden auf, und erhob ihn als obersten Reichs-
Schatzmeister zum Reichsbaron, um den, ed-
lerer Antriebe Ermangelnden, wenigstens durch
üen Ehrentitel, in der Treue fest zu halten ^).
a) Anton. Vertntii BpUt^ id Caap« Vi»g6€9hj 18. April.
57*
~ 900 —
In der Zwischenzeit hatte Hanza-Be!
' von Stuhlweissenburg Dotis des Nachu über^
fallen und eingenommen , Mrährend der Bui*-
hauptmann Johann Nagy mit seinen eigen«
Angelegenheiten zu Komorn beschäftic^et wir.
Weil er dieReiterey zu seiner Bedeckung auf
der Reise mitgenommen und nur das Fu.ssroli
zur Besatzung zurückgelassen hatte , wurde ib
der Verlust zur Schuld gerechnet, und nad
16. Julius, dem Urtheile des Standrechfes der Kopf al>«^
schlagen. Der erwachte gesetzliche' Sinn der
Ungern liess jetzt schon über Verrath und tct-
nachlässigte Pflicht die ganze Strenge der G^
setze walten ^}.
Nachdem Telekessy seiner Älannduft
durch einige Wochen Ruhe gewahret hattf.
zog er wieder in die Zemplener Gespan schalt,
um den einzigen noch übrigen Rehellen za
bezwingen. Es war Franz Nemethy un-
redlicher Vormund des verwaisten Stephac
Seredy, übergegangen zulsabellas Factlon.
um ungestraft seines Mündels Krb<jüter beson-
ders die Tokajer Herrschaft, welche der Künij
an Caspar Ser^dy und dessen Sohn Bene-
dict vergäbet hatte, sich anzueii^nen. Fe>t,
und durch mehrere Jahre noch unbezwin^'Uck
»ass er auf der Tokajer Burg, und wälirenJ
Telekessy die Rebellen anderswo ver-
folgte, hatte jener die Benedictiner Abtev auf
dem Szerencser Berge, dem ersten glückHcIie!:
Lagerstande der altan Magyaren von Edums
lijusd. Epist. ad Palttin. 19. Septembr. ap. Kafona T. XXHI
p. 77 et 61. Forgäc» Lib. VUI. p. aio. Istiiuanflrr Lik-
XX. p. 238.
a) Forgact Üb. VUI. p. ao4, Micbael. Verinti.
Epitt. ad Fratrem. Viennie 26. Mtj. sp. Xatona h «. p. 5i.
«
. Gesclileclite^ dem Abte Geoi'g Bebek anl-
i rlsseo, die Mönclie vertrieben, das Kloster zu
j einer Festung und Bollwerk vor Tokaj einge- *
g richtet. Davor stand Teleke ssy, die Bela-
gerung leitend, als ein Eilbotbe von Szikszö
1 kam, meldend, der Marktflecken sey von Os-
manen überfallen, ausgeplündert, angezündet^
^ die Einwohner gefangen weggeführt worden.
S,chon hatten sich die Räuberhorden, dreytau«
•^ send Mann stark, angeführt von Welitzan^
h' Beg aus Fülek durch die Borsoder Gespan-*
Schaft, längs dem linken Sajo-Ufer hinauFge-«-
zogen, als Telekessy mit fünfzehnhundert
Mann zwischen Edelcny und Futnok bey dem
r Dorfe Kaza im Thale sie erreichte, und Don<^ 13. oaohr.
nerstag vor Galli in der Morgendämmerung ,
Zixm Schlaj^en nöthigte. Georg Bebek war
. aus Felsöcz mit seinem Volke zu rechter Zeit
auf dem Flatze, und stürmte in des Feindes
linken Flügel' ein^ In der ersten Hitze des
Gefechtes war bey Ehre-, Gut- und Lebens-
verlust von dem Feldherrn verbothen, irgend
einen Moslemer, anstatt ihn niederzuhauen , _
gefangen zu nehmen. Bey des Feindes dop«
pelter Überlegenheit musste die Zeit gewon-*
hen, und anstatt ordentlichen Treffens, wildes
Gemetzel vollführt werden. In der Sclilacht
und auf der Flucht entkamen kaum hundert
Osmanen dem Tode; mehrere Agen und vor-^
nehme Hauptleute blieben auf der Wahlstatt,
dreihundert wurden am Ende des Gefechtes
gefangen genommen, vier Fahnen erbeutet^
über zweytausend Bürger und Landleute mit
ihren Kindern aus der Sclaverey befreyet. Der
längst bewährte, vielbenarbte .WaiFenmeister
Simon Forgdcs und Johann Fethu von
I
Gerse theilten mit Telekessy und Bebak
des Tage9 Anstrengung und Ruhm ^).
Melchior ßalassa, seine Absichten^ und
Entwürfe sorgfältig verbergend ^ hinderte sie
die Belagerung der Szerencser Abtey wieder
vorzunehmen. Nach dem an Franz Bebek
und den Kendyern vollbrachten Meuchel-
mord hatte ihn Isabella zu ihrem Feldmar-
schall ernannt,' Szathmdr zum Wohnsitze, die
Tasnader Burg zum WaiFenplatze, die Zehen-*
ten der drey benachbarten Gespanschaften , dazu
noch das gold- und silberreiche Nagy-Banva
zur Verpflegung des WalFenvolkes ihm ange-
wiesen. In diesem Gebiethe M^altete er, nicht
als Nutzniesser^ sondern als . Oberherr , vom
Adel und Landvolke der unerträglichsten Er-
pressungen sich erfrechend. Entw^*der um sei-
nen Gewaltkreis zu erweitern, oder wenn es ihm
nicht glückte, im Besitze seines Gebiethes aller
Abhängigkeit von Isabella sich zu entledi-
gen,' führte er bald nach seiner Einsetzung
zahlreiche Heerscharen, Siebenbürger und Un-
gern vor Kis-Yarda hinauf, und gab den Schein,
als wollte er sich der Burg mit Sturm bemäch-
tigen. Sobald Telekessy zum Entsätze her-
aisrückte, betrieb er die Belagerung fahrlässi-
ger, unterhandelte heimlich mit ihm über sei-
nen Übergang zu Ferdinand, liess ihn' ge-
flissentlich seitwärts vorbey ziehen, im Rücken
sich die Zufuhr abschneiden, und dadurch
scheinbar zum Rückzüge sich nöthigen. Ge-
troffener Verabredung gemäss, folgte ihm Te-
lekessy auf dem Fusse nach; beyde liessen
o) ReUti» Du cum ad Ferdin. Reg. Ssen*dro iS.Octobr. iS&d«
«p. KaUna T. XXIII. f. 84. Porgio« Üb. VUl. p. 317.
^
— 9^3 —
es bisweilen rorsätzlich zu gegenseiti«/en An«
grüFea mit kleinem Gen^ehrleuer und schwe-
rem Geschütze kommen, und |{ehothen Rück-
zugy wenn ernstliches Gefecht beginnen wolhe.
Balassa's Hauptleute und Walienvolk, streit-*
begierig, an Zahl beträchtlich stärker, als der
königliche Feldherr, schöpften Verdacht, Isa-
bella, davon unterrichtet, sandte ihm die ge«
messensten Befehle, anzugreifen und zu schla-
gen; er täuschte sie mit dem Vorgeben un-
überwindlicher Schwierigkeiten , oder weiter .
hinaus berechneter Entwürfe; sie rief ih^ zu-
rück, wogegen er ihr die Nothwendigkeit sei-
nes Ausharrens bewies und den glänzendesten
Erfolg versprach* Auf diese Weise hin und
Eurück ziehend, setzte er die Unternehmung .
lufKis-Varda bis Anfang des nächsten Jahres
fori , während Telekessy und der gewesene
N^eitraer Bischof, jetzt Anhänger der Keforma-
lion und Arvaer Obergespan, Franz Thurzo,
lessen Schwester ßalassa zur Gemahlinn
latte, für seine Aufnahme in Gnaden hey dem
K.ouige eifrigst sich verwendeten •). Seine
9vandelbare Ireue, seiqe ßäubereyen und Ge-
F^altthaten wurden, in Erwägung seiner Er-
fahrenheit und Gewandtheit im Kriegswesen i
übersehen.
Dennoch bewirkten seine Fürsprecher die
\rers(ihnun«{ nicht sogleich; denn seit nach-
sten Jahres Anfang bis Sonnabend nach Maria /. C 1559.
Elimmelfahrt sass Ferdinand zu Augsburg,^^*^-^"^^"^'
zum ersten Mahle als Kaiser dem Reichstage
a) Forgacs I. c. Anton. Verantii Epitt. ad Archiduc.
Maximilian* £peries i. Januarii. Ejuad. Epiit. ad Telekessy.
Bperies ii. Januarii 1669. ap. Kaiona i. cv p, 176 et 191. Is-
thuänffy l^b. XX. p. 24a.
\
./"
t
I
9o4 —
29. MHra. yoT : dahin berief er aucK Mittwoch nach dem
Osterfeste seinen, unter Ungern einsichtsvoll-
sten Staatsmann, Antonius Wränczy, Bi-
schof von Erlau. S^ine Charakterwürde und
(jreistesfülle, seine eindringende Beredsanvkeit,
unterstützt durch gründliche Kenntnis» von der
Macht und von der gefährlichen Staatsklugheit
der hohen Pforte, sollte die Reichsstände be-
wegen , die beharrliche Türkenhülfe zu bewil-
ligen. Nach langen Berathschlagungen wurde
endlich die Berichtigung der, von fraher an-
gewiesenen Subsidien rückständigen vierzigtau-
send Gulden verordnet, und für die nächst-
folgenden drey Jahre zur Unterhaltung der
Xingrischen Gränzfestungen die Sunune von
fünfmahl hunderttausend Gulden versprochen *).
jinf. Sept. Bey seiner Zurückkunft In Wien fand Fer-
dinand den Gnesner Erzbischof Frserem-
sky, als Gesandten des Königs von Fohlen,
und Herrn Michael Gyulay, als Isabel-
la's Bevollmächtigten. Isabella, seit meh-
rern Monathen kränkelnd, von ihren mächtig-«
sten Anhängern, Georg Bebek und Ga-
briel Perenyi verlassen, von ihrem Feld-
marschall B a 1 a s s a verrathen ^ ) ; von ihren
Staatsräthen und Hauptleuten Andreas Ba-
thory von Somlyo, Michael Csäky, Jo-
hann Szaldnczy, Georg Bäthory von
Bäthor, Johann Török, Clemens Ar-
tändy, Thomas Warkocsh, entweder
— 9^9 — *
' Gulden Kriegssteuer bewilliget; und wenn der
* König oder einer seiner Söhne in Person zu
i Felde zöge, Mann für Mann mit ihren Völ-
? kern zur Heerfolge sich angebothen.
i Seit vielen Jahren waren auch die Um-
t stände zu kräftig entscheidendem Kriege nichjt
: so günstig, wie in dieser Zeit, da Solejman
i im laufenden und nächstfolgenden Jahre an
«i keine Feindseligkeit gegen Ungarn, an keine
3 Heerfahrt dahin denken konnte; die vereinigte
'^ Spanische, päpstliche, Sicilische Flotte he-
i drohte die Dardanellen; die^O^manische, web-
1«, che aus dem Arabischen Meerbusen ausgelau-
. fen, im Indischen Ocean kreuzte, hatten die
^ Portugiesen theils versenket, theils genommen ;
0 Bajazid hatte sich in Asien festgesetzt, mit
^ dem Ferser Schah Thamasp Waifenbiindniss
li geschlossen, und an der Spitze von mehr als
,j vierzigtausend Mann seinem Vater Trotz gebo-
k then *). Solejman selbst war seit Bonifacii
. des vorigen Jahres in Asien, über die Auslie-
1 ferung seines Sohnes mit dem Schah unter^
■.^ handelnd, im Weigerungsfalle mit seiner gan-
r, zen Macht ihn bedrohend. Den königlichen
-. Bothschafter Busbec hatte er mitgenommen,
, damit er ausser Stand gesetzt würae, seinem
Herrn von des Gross - Sultans Bedrängnissen
Bericht zu senden ^ )• Erst im folgenden Jahre
wogen Solej.man's fünf Mahl hunderttau-
send Piaster bey S ch a h T h a m a.s p so schwer,
dass er seines Schutzgenossen sich entledigte,
auf die Jagd von ihm begleitet, ihn von sich
^«K^B>^a
a) Anton. Verantii Epist. »d Ferdin. Reg. .Agnae t3.
Martii iSSg. op. Kalpna 1. c. P* aay. h) Augor. Busbequii
Bpist. III. Aar. Verantii JBpiat. «d Ferdin« Reg. Agriae 4.
Junii i56i* ap. Xatona I. c p. i8i.
— goß — .
I
Tod im acht und dreyssig.slen Jahre ihres AI-
^ ters die weitem Unterhandlungen ^).
Jetzt fasste Johann Sigmund Zäpo-
lya's Anhang unter Ungern und Siebenbiir-
gern neuen Muth und rasehern Entschluss, ihn,
den König aus Ungrischem Geschletshte auf
i das kräftigste wider Ferdinand zu unter-
stützen und zu befestigen. Dazu schien mit
* diesem Friede, oder wenigstens längere Waf-
fenruhe unentbehrlich, weil für den Augen-^
blick Yon Solejman kein Beystand zu er«
/. C.l'560. warten war. Als Unterhändler sandte Johann
Sigmund seinen Kanzler Michael Csiky
und den Huszter Burghauptmann Christoph
H a g y m ä s y nach Wien. Ihren Anträgen
* sollte der Gnesner Erzbischof, als des Königs
von Fohlen Bothschafter, einiges Gewicht ge-
ben. Kühn nannten sie gleich bey erstem öf-
26. Januar* f entlichen Verhör ihren Sender erwählten
König von Ungarn, Dalmatien, Croatien
und Slawonien, und forderten nichts Gerin-
üers, als Ferdinand's Tochter zur Gemah-
linn für ihren Herrn, die Donau zur Gränze
seines Reiches; und nach Erlöschung der Nach-
kommenschaft Ferdinand's, Heimfall des
' Gebiethes jenseits der Donau an Johann Sig-
mund, Z^polya's Nachkommen. Mit edler
Mässiguög wies der König die verwegenen An-
träge der Boihschafter, bloss mit der Weisung
zurück, sich anständigere Bedingungen aus
Gyula- Weissenburg zu Verschaffen, wozu er
ihnen Sendung eines Eilbothen, und bis zu
dessen Rückkehr Aufenthalt in Wien bewil-
a>Fargacfll. c. Sigler Chronolog« ap. £€L Monum. De*
cad. I. p. 82.
— 907 ~
ligte. Aber Johann Sigmund erklärte auf
das bestimmteste: 019 werde er dem Köoi^n^ i. jipnl.
Titel entsagen, er führe ihn durch seines Vol-
kes freye Wahl, durch Erbrecht, durch des
Gross -^Sultans Verleihung. Seine Besitzun-
gen ausser Siebenbürgen werde er nicht ab-
treten, vielmehr Erweiterung seines Gebiethes
in Ungarn von dem Kaiser fordern. Die über- :
herrlichkeit desselben als Kaiser wolle er an-
erkennen, doch unabhängig von ihm, als selbst-
ständiger König über Siebenbürgen und Un^ "^
farn herrschen. Stürbe er ohne männliche «
«eibeserben, so wolle er genehmigen, dass
sein Reiohsantheil auf Ferdinand's Erben
übergehe. Für den Fall," dass er Töchler hin-
terliesse^ soll der Kaiser jetzt ^chon die Art
und Weise ihrer Versorgung und den Betrag
der ihnen gebührenden anständigen Mitgabe
bestimmen; eben so, ihm selbst den Ort sei-
nes künfti^^en Aufenthaltes und ani^emessene
Verpilegung anweisen, wenn er etwa des ein-
gegangenen Friedens wegen von Solejma)i
aus Siebenbürgen vertrieben würde ^).
Auf des Kaisers ungemeine Nachsicht und
Geduld rechnend, trugen ihm diess Alles die
Gesandten unbedenklich vor; er aber entliess
sie mit dem Bescheid, ohne dass ihr Sender
dem Königs -Titel entsage, aus Ungarn völlig
abziehe, und der Ungrlschen Krone Oberherr- '
lichkeit über Siebenbürgen anerkenne, müssen
alle Unterhandlungen erfolglos bleiben. Den- -
noch bewilligte er Watfenruhe^ auf ein Jahr,
zu grosser Unzufriedenheit der ihm treu er-
«) Wolfg. Bethleii Lib. V. p. a. Forgie» Lib. X. p.
a3-*. iithuauffj Lib. XX. p. i%4.
I
#
— 9*^ ~
mund Zapölya verlor^ ia Uugam reichli-
chen Ersatz gewährte *).
Bald darauf berief der Konig die Prälaten
und ßeichsbarone zu wichtigeu Verhandlungen
nach Wien, und empfahl ihnen, nach Anriih-
mung seiner Verdienste um des Ungrischen
Reiches Sicherheit und Wohlfahrt, seinen erst-
gebornen Sohn Maximilian, vier und dreys-
-sig Jahr alt zu seinem bestimmten Nachfolger
auf Ungarns Thron; nicht tindeutUch yerra-
thend, dass -er seines i^echtmässigen Wunsches
unweigerliche Erfüllung yon ihnen verlangte.
Der unerwartete Antrag, weder zu rechter Zeit,
noch an geziemendem Orte gemacht, wahr-*
scheinlich yon Fremden, der Ungrischen Reichs-
yerfassung entweder unkundigen, oder nicht
achtenden Hofherren eingegeben , setzte die yer-
sammelten Magnaten in einige Verlegenheit, und
ihr tiefes Schweigen war bedeutsam. Endlich
nahm der beherzte Falatin Thomas Nä-
dasdy das Wort und bemerkte, in dem alten
Irrthume der Ungern von einem Wahlrechte,
befangen; „so entschieden das Erbfolge - Recht
„der königlichen Nachommenschaft sey, so.ge-
„griindet sey auch das Recht der Ungrischen
„Stände, auJ^ mehrern Leibeserben des Königs,
„denjenigen zu ihrem Herrn zu erwählen,
„welchen sie in Hinsicht auf des Vaterlandes
„Bedürfnisse und Wohlfahrt für den fähigsten
„und würdigsten erkenneten. Seit fünf und
„dreyssig Jahren habe er sowohl, als der ge-
a) Liter. Ferdinand. Reg. Vienn. i4. Septembr. i56i. ap.
TFog^ntfr Anal. Scepu». p, iSa. Georg. Draskowics Epist.
\ienn. 21. Septbr. i56i. ap. Eund. p. i83. lathuaDffy Lib.
XX. p. 943. mit irriger Angabe des Jähret. Liter. Ferdinandi
Reg. pro Melch. Üalasta. Pragae 39. Januarii 1662. ap. Pro/ An-
nal. P. V. p. 537.
— 91^ —
y^sammte Adel in Ferdinand einen edelmü*
yjthigen^ milden ^ gerechten^ gnädigen König
9,Terelirt; und Niemanden sey bisner in den
yySinn gekommen 9 einen andern sich zu wiin-
yySchen: ihn möge der Allerhöchste ihnen noch
y^lange erhalten; sollte er aber einst zu ewir
9,ger Belolinung seiner Verdienste abgerufen
y^werden^ so würde der Landtag, dem es allein
y^geziemt, berathschlagen , welcher von seinen
,,drey Söhnen auf den Ungrischen Thron er-
,,hoben werden soll. Hiermit habe er seinem
y^Gewissen genug gethan, und ^uch seiner Pflicht,
,,über die Rechte und Freiheiten der Stände
„zu wachen."*
Ferdinand vernahm den Einspruch ohne
irgend ein Merkmahl des Unwillens ; das Zweck-
widrige seines geschehenen Antrages fühlend,
lenkte eir ein mit der Wendung, er habe sich
mit seinen Treuen vorläufig nur berathen wol-
len; der Sache Entscheidung gehöre allerdings
zu anderer Zeit für die Heichsversammlung,
Er kannte des Falatins und der meisten Mag-
naten Vorliebe für seinen zweyten Sohn Fer-
dinand, welcher sich ihnen im La^er bey
Csurg6 als wackern Kriegsmann, wie ihn Un-
garn längst bedurfte, gezeigt hatte; ohne Zwei-
fel wäre er dem Erstgebornen vorgezogen wor-
den, hätte der König, in der Sorge für seines
Hauses Grösse jeder Theilung semer Erblän-
der widerstrebend, nicht für gut befunden
nachzugeben ^).
Scnon waren die meisten Magnaten heim-
gekehrt, nur der Graner Erzbischof Nicolaus
a) Forgicd Lib. XIII. p. 3ia. lathuAnffy Lib. XX,
p. a6o»
VI. Thcil. 58
^
I
— 9i4 —
Olahy, die Biscliöfe Georgias Drasko-
wics von Fünfkirchen, Franciscus For{;^C8
von Grosswardein und - der Falatln zu Wien
noch anwesend, als eines kühnen Abenteurers
Anerbiethungen, und des Ober -Feldhauptman-
nes Franz Zay pflichtmässige Anfrage schein-
bare Hoffnung gaben, die Moldau der Ungri*
schen Landeshoheit wieder zu unterwerfen.
Johann Basilikus, eines Schiffers Sohn,
aujt der Insel Greta geboren \ von Johann
Laskaris auf Chios unterrichtet, dann io
den Kriegen des Kaisers Carl Dienstmann des
angeblichen Herakliden, Jakob, Titular-^Des-
potens von den Ageischen Inseln; von die-
sem auf dem Todbette an Sohnes Statt ange-
nommen, und seiner Urkunden Erbe, hatte
sich seines Pflegevaters Nahmen, Titel und
Ansprüche angeeignet und den Waffendienst
im Spanischen Heere mit einiger Auszeichnung
fortgesetzt* Der Griechische^ , Lateinischen,
Italischen, Deutschen Sprachen mächtig, und
in gelehrten Kenntnissen nicht unbewandert,
erschien er nach CarTs Zurückziehung unter
dem Nahmen Jakob Bäsilicus Herakli-
des, Despot von Samos, Markgraf auf
Faros, Ritter vom goldenen Sporn, kai-
serlicher Ffalzgraf, zu Wittenberg. Er
bekannte sich zur Reformation ; beschäftigte
sich mit Mathematik und Astronomie; ernannte
auf den Grund des Diploms^ das Kaiser Carl
seinem Pflegevater verliehen hatte, gekrönte
Foeten: und gelehrte Männer, welche an all-
gemeine Concilien und an des Papstes Friraatle
nicht mehr glauben mochten, glaubten an des
Abenteurers Nahmen, Titel, Würden und Be-
fugnisse. *
Gleichen Glauben fand er in Fohlen ; bald
<iarauf auch in der Moldau, wo des Woiwo-
den Alexander 's Gemahlinn, Roxanda,
soi^ar an seine ansjebliche Verwandtschaft mit
ihr glaubte. An ihrem Hofe fasste er den An-
schlag, sich des Woiwoden Stuhls zu bemäch-
tigten. Er fand Anhang unter Bojaren und im
Volke; denn Alexander war seiher Grau-
samkeiten wegen allgemein gehasst. Von die-
sem als Betrüger vor Jahres Ablauf aus der
Moldau verjagt, und mit Steckbriefen verfolgt,
gewährte ihm Albrecht Laszky, des Hie-
ronymus Sohn, Falatin von Siradien, Burg-
herr auf Kesmark, gastfreundliche Aufnahn/ia
und thätige Unterstützung seines Anschlages
auf die Moldau. Von Laszky's Gelde* wur-
den Fohlen und Ungern angeworben, neue
Feldstücke angeschalFt, die Heerfahrt über die
Carpaten unternommen; aber jenseits derselben
von dem Statthalter Galiziens auf Alexan-
der's Ersuchen mit bewaffneter Hand zurück-
getrieben. Nach Misslingen des ersten Ver-
suches wandte sich der Titular - Despot an
Franz Zay in Kaschau, und unter dessen
Vermittelung an den König, um Geldhülfe und
Waffenbeystand. Auf Alexahder's Abmah-
nung antwortete Ferdinand: er werde, det
Sitte der alten Könige Ungarns folgend, die
Verwandten der Woiwoden aufnehmen, ohne
diesen feindlich zu begegnen. Über des Aben-
teurers Anträge und des Feldhauptmannes Gutr
achten zog er die drey Prälaten und d«n Pä-
latin zu Rathe. . Die staatsklugen Ülahy und
Draskowics mit dem besonnenen Nadasdy
erklärten sich geradezu wider des Königs Be-
fässung mit dieser, nur leeren Titel yerheis-
58*
X ^
- -v
— 9i6 —
senden, aber manclierley Unheil drohenden
Angelegenheit; desto eifriger sprach und stritt
dafür der sirenge Grosswardeiner Francis-
cus Forgdcs, dem Crraner^ wie dem Fünf-
Kirchner abhold *)• Seiner Meinung trat Fer-
dinand bey, bewilligte die Unternehmung^
sandte dem After -Despoten achttausend Duca-
ten, dem Feldhauptmann Zay Befehl, das Ge-
schäft rüstig, doch so geheim als möglich zu
betreiben.
Mit siebzehnhundert Mann und acht Ka-
nonen, unter dem Oberbefehl des tapfern An-
ton Szekely wurde der Zug nach der Mol-
dau angetreten, von diesem und ¥on Laszky
derVortrab Alexander's, unter dem Bojaren
Moezog glücklich geschlagen , Sutschawa ohne
Widerstand eingenommen , Sz^kely's Heer-
Ihacht durch den Zuzug von fünf und zwan-
jfcigtausend Moldauern vermehrt, sein Feldzeug
mit zwey und dreyssig Kanonen verstärkt. Bey
weiterm Vorrücken fand er die Brücke über
den Sereth-Fluss mit Kanonen besetzt, und
längs dem linken Ufer das gesammte Heer des
Woiwoden aufgestellt» Durch das Gerücht von
Sz^kely's grosser Überlegenheit an Mann-
schaft , dachte Alexander weniger an An-
griff, als an Vertheidigung; der Despot hin-
gegen, des Feindes zahlreiche Völker, Moldauer,
Walachen, Türken, Tataren, überschauend,
drang auf sichern Rückzug zu rechter Zeit.
Nie und nirgends hatte der feurige Szökely
für Rückzug Sinn ; er entschied für entschlos-
10. JYovhr» senes Schlagen am folgenden Tag. Ein ver-
^ a) Seine Commeniarii Rer, Hunsaric, MuiiemporU, PoMoniiiJSS»
liefern mehr aua Einen Beweit davon^^
stelltet AngrifF unterhalb der Brücke machte
den Wolwoden irre; eiligst beorderte er Ka*
nonen und WaiFe|ivolk auf den angefochtenen
Funct. Inzwischen erstürmet Szökely's Mann«
Bchaft die Brücke, setzt über den Strom , die
Scharfschützen fassen des Feindes rechten Flii-^
gel 9 Walachische Reiterey, von der Seite; des
schweren Geschützes Gewalt aus verstecktet
Stellung sprenget das Centrum ^ die Walacheni
werfen sich mit ihren scheugewordenen Pfer-
den in wilde Flucht; die Moldauer, selbst
sein Feldherr Moezog, verlassen den ver^
hassten Herrscher, auck er sieht sich nach
langer und tapferer Gegenwehr nothgedrungen|
sein Heil in der Flucht zu suchen. Von sei-^
nem eigenen Volke verfolgt, entkam er unter
Türkischer und Tatarischer Bedeckung nach
Akierman. Das Land huldigte dem Despoten,
und Sole j man, den klagendeia A 1 e x a n d e ]*>
auf günstigeren Zeitpunct vertröstend, bestätigte
den Abenteurer durch Übersendung der Keule^
des Schwertes und der Fahne in dem Besitze;
er hatte dip Faschen reichlich bestochen und
dem Grossherrn zu des jährlichen Tributes
Erhöhung mit zehntausend Goldgulden sich
erbothen •)♦
Jakob, oder wie er sich jetzt nannte, Jo-
annes Basilicus, Despot der Inseln Fa-
ras, Samos und Doris, natürlicher Erbe
und Herr der Moldau, Falatin der Wa-
lachey und Verfechter derFreyheit des
Vaterlandes, hatte den guten Willen, auch
a) Forgacs Lib. XI. p. 271. Isthuanffy Lib. XX. p.
347. yergl. mit den Nachrichten aus Johann Sommer und-
Anton Maria Gratianus bey Engel Gesch. des Ungr.
Reich. Tbl. IV. Abüiell. I. S. 67 «. und Abth. II. S. 198 ff.
— 918 —
die nöthigea Kenntnisse , nur nidit die Klug-
heit, das wilde Moldauer Volk zur Cultur und
Siulichkeit zu erziehen; unbesonnene Überei-
lung, ungestüme Leidenschaftlichkeit, drän-
t;endp Unruhe, schlecht durchgeführte Hauche-
ey> freche Lügenhaftigkeit, stoUe Zuversicht,
empörende Grausamkeit, läuter Eehler genxei-
ner Emporkömmlinge, vereitelten alles^
was er durch Schulen und strenge Bestrafung
der Verbrecher bewirken wollte,; reitzten zum
Aufi^uhr und beschleunigten seinen Sturz. la
Suischawa von den Aufrührern belagert ^ und
gezwungen dl^ Burg zu Verlassen, wurde er
(9. iVovhr. luh zweytea Jahre, seiner Herrschaft, Dinstag
i^^.) y^ Martini iiodi eiserner Keulß zu Boden ge^
^teJpJage^, und von einem Tatar nach mehrern
«phmerzlichen. Hie(ben in liegender Stellung'
enthauptet. Alexander wqrd^ von Solej-
man wieder zum^Woiwoden eingesetzt, der von
dem Despoten für den. Lutherischen Culius in
Bakow angefangene Kirchenbau niedergerissen,
seine Bibliotliek vernichtet, seine Schule zer-
stört: die Obe^herrlichkek der Ungrischen
Krone über die Moldau war wieder aufgeho-
, ben •)•
War gleich Solejman durch den Drang
der Umstände, in. welchen er sich selbst be-
fand, genötbiget, den Joannes Basilicus
auf dem Woiwödenstuhl zu bestätigen, so be-
schwerte er sich dennoch bey Ferdinand
• über die demselben geleistete Unterstützung;
aber von dem .Wiener Staatsrathe sowohl als
von dem königlichen Bothschafter Busbec,
a) E n £ e 1 Geidi. dei Ungr. Reich. ThL IV. Abtheil. II. S.
204 ff.
erging die diplomatisclie Antwort: der Konig
habe keinen Theil an dem Eräugnisse; und
Gränzstreifereyen eines ungezügelten, leichten
ICriegsvolkes können dem Könige um so we-
niger zugerechnet werden , als dergleichen von
Seiten der Türken noch häufiger vorfallen ,
ohne dass es der Gross - Sultan verhindern
konnte. Solejman empfing diesen Bescheid
in gehörigem Unglauben; doch Hess er ihn
gelten, und versparte die Rache auf füglicherQ,
Zielt *). Der sogenannte katholische Fer-
dinand von Spanien und Ludwig der XL
von Frankreich hatten für ganz Europa den
Geist der Lüge mit der Diplomatie vermählet}
und seit der Zeit hat von einer Scheidung,
dieser politischen £he noch nirgeücl etwas ver^t'
lautet.
Erst zu Anfang des nächsten Jahres^ nach- /. C 1562.
dem Franz Zay die ülcsva-ßurg am Szar^,^"^*^"''-
mos wieder, eingenommen , Melchior B a -*;
lassa zu Szathmar unthätig im Winterlager!.-
gestanden , und die von Johann Sigmund
zur Besoldung des Waüenvolkes übersaudtan
zehntausend Gulden dem Überbringer Adam
Torday^ ohne ihn in die Sladt zu lassen,,
abgenommen hatte; war dessen Mod Niklas.
Bathory\s Abfall in Siebenbürgen kundhac
geworden. 'Eiligst Wurde gerüstet und gewaü-^
net; von der Sachsen- Gesammtheit ^lannsphaft^l
schweres Geschütz^ von dem Landvolke deir-,
dritte Mann gefordert. Niklas Orbay und
St e phan Kesser Uy Johann Sigmund's
Hduptleute,. nahmen Mühlenbägh ein; er selbst
niit der Hauptmacht, Ba lasse's- Burgen Dy 6d4.u.i2. leb.
. I
a) Forgica L c. Auger. Busbequii Epiat. IV.
und Letlia. Zur Belagerung der Hadader Burg
in der miltlern Szolnoker Oespänschaft beor-
derte er seine Ober -Feldherren Franz N^-
methy und Stephan Bäthory von Som-
lyo mit achttausend Mann. Simon Pauer^
]^.ronstädter Rath^ und Matthias Seler,
Schesburger Königsrichter ^ waren mit Süohsi-
rr. Fehr. schem Fussyolke zugezogen. Freytag nach
4. MHrxm Matthiä überwältigten sie die Burg. Mittwoch
darauf kamen Melchior Balassa und Georg
Sulvok mit viertausend Mann angezogen.
Bätnory wollte im verschanzten Lager, un-
ter den Kanonen von Hadad's Mauern sicher,
den Angriff erwarten; aber Franz N^me-
thy, verwegen 9 übermüthig, schon versehen
mit seidenen Stricken , um die besiegten und
gefangenen Balasser damit zu binden , führt
*' — Heiterey und Fussvölk aus dem Lager dem
"Feinde entgegen; der jüngere Bäthory muss
seinem altern Amtsgenossen folgen. Balassa
wirft sich mit seinen dichtgeschlossenen Rei-
terhaufen auf die Sachsen im VordertreiFen,
und sprengt sie aus einander. Franz Nöme«
thy kann den Anblick ihrer Flucht nicht er-
tragen, ohne ihnen mit seiner Reiterey zu f öli-
gen, in einem fort, zehn Meilen weit, bis zur
Abtey Szent-Jogh fliehend, woraus er die
Mönche verjagte, und sich daselbst verschanzte.
Standhafter und edler hielt Stephan Ba-
thory im Kampfe aus, und erst nachdem er
rühmliche Wunden auf Brust und Armen em-
pfangen hatte, seine Streitgefährten Niklas
Telegdi, Faul Csäky, Benedict Bor-
nemiszsza gefangen waren , zog er ab. Nach
geendigter Schlacht ergab, sich die Burg; vier-
tausend Mann Sachsen , Sz6kler ^ Walachen wur-
>«• >* I u
— gol-
den gefangen genommen, und entwaffnet, ohne ^,
Lösegeld freygelassen. Vier und zwanzig Ka-
nonen und zwey und fünfzig Fahnen erbeulet,
Johann Sigmund durch die Niederlage so
fanz enlmuthet, dass er ohne Verzug naoh
ohlen sich geflüchtet halte, wäre er nicht
durch die dringendesten Vorstellungen der Brü^
der Stephan und Christoph Bäthory zu-
rückgehalten worden *).
Die faschen von Ofen und von Temesvir
hatten aus Constantinopel die Weisung, dem
Sohne Zäpolya's, w^er den Kdnig^ sowohl,
als wider die von ihm abtrünnigen lülagnaten
den kräftigsten Beystand zu leisten; wirksamd
Beweggründe dazu gab ihnen Johann Sig-
mund auf Kosten der Siebenbürger, welche ■
'init drückenden Besteuerungen belästiget wur-
den. Der Ofener Pascha allein erhielt von ihn!
in kurzer Zwischenfrv^t zuerst sieben, dann
zehntausend [Ducaten ^), wofür doch endlich
etwas geschehen musste. Die nächste Gele-
genheit dazu gab Johann Balassa, Burg-
hauptmann auf Alt -Sohl, indem er mit vier-
tausend Mann Fussvolk, grössten Theils Berg-
leuten, die Belagerung der Sz^lsenyer Burg in
der Nograder Gespansdiaft unternahm. An
Reiterey hatte er gegen tausend Mann, von
Johann Krusics angeführt, Am Charfrey- 27. AfaV«.
tage erschien Hazzan-fieg aus Fülek zum
£ntsatze. Unter mancherley Andeutungen und
kleinen Gefechten verflossen einige Tage ; aber
a) Sigler Chronolog. ip. Bei Monum. Decad. I. p. 84. For-
gaca Lib. XII. p. 385. lathuanffy Lib. XXI. d. 365. h)
Überbringer yrur FaulBaky, lof aeiiier Rückkehr Ton RiUer
Blaaiua Kamüthy aua Krlau gefangen genommen. Caap.
Ftfoahy EfnaC. id Paittin. Ujfalu ^a.Mart* i66a» vp. P^oy £pp.
Procc. P. lil. p. i6o.
<
— 9^^ —
4. ApriL Sonnabend nach Ostern forderte der Feind zu
entscheidender Schlacht. Bey seinem ersten
Andrängte warf sich die Ungrische Reiterey in
schimpfliche Flucht, auf welcher Johann
KrusicSy Thomas Filffy und Stephan
S6s6, Dob6-s Hauptmann, in Gefangenschaft
geriethen, Demeter M^tthyusy in der Eypel
unterging,, Sebastian Tariany,* welcher die
Fliehenden aufhalten wollte, in entschlossen-
ster Gegenwehr mehrmahls verwundet, schein-
bar todt liegen blieb. Der beherzte Balassa
ek^neuerte an der Spitze des Fussvolkes den
Kampf, doch den Sieg musste er der Reiterey.
des Feindes überlassen. JMit einer Wunde in
der linken Hand war er der letzte auf dem
Rückzuge über drey tausend Leichen def Sei-
nJgen *)• . , , s
Günstiger als ihm, war seinem altern Bru-
' der Melchior das WafFenglück bey Szathmar.
Während Valentin Bdnffy von Thallocz
bey Oväri das für die Hadader Beute einge-
löste Geld, über einmahl hunderttausend Gold-
gulden unter das Kriegsvolk austheilte, rück-
ten die Paschen von Ofen und von Temesvar
nach vergeblicher Belagerung der Roszalyer-
Burg, jener gegen N^methi, dieser gegen Szath-
mar vor. Ersteres vertheidigte Franz Zay,
zu rechter Zeit von Anton Szekely mit fünf-
tausend Mann verstärkt; letzteres Melchior
Balassa; und nachdem dieser auf Mahnung
• des benachbarten Adels und Landvolkes aus-
a) Tcatimonia NoTizolientiuin Cirium et Seetorun
}iiratorum 4. Augiut. 1662. ap. Kalona Hist. Heg. T. XXIII. p.
567 seqq. Forgacs Lib.,XlI» p. 288. Chron. Leibitser.
ap. ff^agner An^iect. Scepua. F. II* p. j5p. vergl. mit lathu-
& n f fy Lib. XXI. p. a56.
^'
Kjjezogen war, Simon Forg^cs und Valen-
'wtin ßiinffy* Nach sechzehn Tagen vergeh- 13— 28. ufp.
i lieher Anstrengung hoben die Paschen , ge-
[ drückt von Mangel an Lebensmitteln, die Be- '
c lagerung auf und zogen heim; der Ofener ohne
t Kaub^ ohne Ruhm, und ohne Dank von dem
Schutigenossen seines Herr^; der Temesyärer
anioh mit Schande, von Ladislaw Kerec-
«scny zurückgeschlagen, als er auf dem Rück-
1 wege Gyula überrumpeln wollte *).
. Im vorigen Jahre hatte Hamza-Beg
j. von Stuhlweissenburg einigevHaufeh Martalos-^
p sei: auf Beute -ausgesandt; di^ae hatten das fefste'-
] Bergischloss Hegyesd in der Szaläder Gespan-
^ Schaft unweit des Blatten- Sees, der ehemahls
. berühmten, jetzt gesunkenen Familie Särkany^
gdiürig, unbesetzt gefunden, und es dem Beg
'abigezeigt; dieser seinen Unterhauptmann Ba«-
, jägtjid mit zweyhundert Mann hinbeordert,
- um es in Besitz zu nehmen , zu befestigen und
das. umliegende Gebieth daraus zu befehden.
Jetzt zog Eginö Graf von Salm, Presburger
: Obergespan, Raaber Burghauptmann, von dem
* Falatin aufgefordert aus, die Burg dem räube-
rischen Volke zu entreissen. Franz Török,«
Johann Chorom, Ladislaw Gyulaff^
und andere Landherrn der Gespanschaft unter-
stützten die Unternehmung; Valentin Ma-
gyar^ Feldhauptmann des Falatins, brachte ans
dessen Burg Sarvar Mannschaft, schweres Ge-
schütz und Kriegsvorrath. Hegyesd wurde ei-
nige Tage hinter. einander von zwey Seiten be-
schossen uüd stärk beschäd^et, dennoch wies
a) Forgaca Iib« XII. p. 390 aqq« lathnanffj lab«
XXL
.■>» ,
— 9»* —
I
V
Bajazid alle Auffoi^erungen de5i Grafen zur
^ Überi^abe zurück | und auch die Drohung mit
baldiger Ankunft des Falatins, an der Spitze
Deutscher Völker^ von welchen keine Scho*
nung des Lebens sich hoffen liesse, schreckte
ihn nicht. Als aber der ganze Vordertheil der
Burgmauer einstürzte, verzweifelte er an des
Platzes längerer Behauptung und verlatigte mit
Pferden 9 Wafiten und Gepäck freyen Abzug
' nach Stuhlweissenburg. Der menscl^enfireund-
liehe Salm er war nicht abgeneigt ihn zu be-
willigen; aber die Ungrischen Hauptleute er-
klarten sich nachdrücklidi dagegen und for-
13. uipril. derten unbedingte Ergebung. Am zehntel Tage
der Belagerung zog Bajazid mit achtzig Mann
Besatzung aus der Burg, sie wurden gefangen
in Fesseln nach Raab geführt, ihr Raub und
Gepäck unter die Ungrischen Hauptleute und
Dienstmannen yertheilt, die Schanzen und Boll-
werke' von Grund aus zerstört •).
Um diese Zeijt waren die Szekler, von
ihrem geachteten Volksgenossen , Anton Sze-
kely, und vop Melchior Balassa zum
Aufstande wider Johann Sigmund ermun-
tert, auf einen Tag zu Yisärhely versammelt;
dort schworen sie, Vaterland und Frey heit bis
in den Tod zu vertheidigen , und wider den
allgemein anerkannten Feind des Gemeinwe-
sens, welcher dem edeln Sz^kler Volke das
Joch der Knechtschaft aufbürden wolle, nim-
mermehr die Waffen abzulegen. Dazu verban-
den sich sechzigtausend Mann, wählten den
Szükler Georg Nagy von^Gilfalva zu
a) Forgact Lib. XII. p. 289. lathnaDffj Lib. XX. p.
a46. mit unriclitifer Augabo dea Jahres;
1
mführer, und lagerten sich auf dem Yayader
elde, längs dem Bache Nyarad. Von dort
US sandten sie äothschaft an die Sächsischen
remeinden mit der Einladung zum WafFen-
unde für verletzte Rechte und Freyheiten.
iu Hermannstadt forderten ihre Bothen Mat-
hias Antalffy und Johann Ember zwey
lathmänner in das Lager, welche die patrio-
sehe, beyder Nationen Heil belteftende Un-
»rnehmung mit ihren Einsichten unterstutzen
)llten. Allein der Hermannstädter Ilath sandte
ie Abgeordneten gefangen und gebunden an
ohann Sigmund; dieiser Donnerstag ror 14. May.
fingsten Bothen in das Szeklör Lager, um
izufragen, was ihr Aufstand bezwecke, und
arum sie unlängst wider Melchior Balassa
sn Waffendienst verweigerten. Erst nach zwölf 25. May.
agen gaben sie zur Antwort, sie seyen zur
ertheidigung ihrer alten Freyheiteii gerüstet« .
Dnntag darauf wagte es Gabriel MajHth, di. A/aj.
•s in Türkischer Gefangenschaft hingeschie-
men Stephans Sohn, Nadasdy's Neife,
*undsässig in Siebenbürgen, darum Johann
igmund's Farteyganger, mit kleinem Macht-*
lufen wider sie auszuziehen; aber die Szek-*
r waren ihm an Zahl beträchtlich überlegen,
ehrere seiner EUiuptleute wurden im Gefechte
itödtet, er selbst gerieth in Gefahr, iadem
in Pferd unter einigen Lanzenstichen zu Bo-
rn sank« Auf der Flucht fand er Udv^rhely
ibesetzt, zog ein, ^arf sich in das Schloss
id befestigte sich darin. Des Aufstandes
ünpfung jforderte gewaltigere Anstrengung,
adislaw Radak mit zweytausend Manu
siterey und Fussvolk vorgerückt,' mahnte das
ihne Volk vergeblich zur Unterwerfung« J o •«
\.
hann Sigmund fol^^te mit der Hauptmacht
und lieferte vor Va.sarhely entscheidendes Tref-
fen, unter welchem die schlecht angeführten
Rotten die Flucht ergriffen, die vornehmsten
Szekler, Stephan Läzar, Michael Kor-
nis, Niklas Valkay, Niklaa Ferro;
selbst der Oberbefehlshaber Georg Nagy,
mit einigen Häuptern der Empörung gefangen
und nach Thorenburg abgeführt wurden. Das
Standrecht erkannte sie des Hochverrathes und
des Todes schuldig; dem Urtheild gemäss wur-
den Nagy und einige Stifter des Aufruhrs
enthauptet, Yalkay und Forro nach über*
standener Todesangst begnadiget, die übrigen
mit abgeschnittenen Nasen und Ohren entlas-
sen, Lazdr und Komis mit Kerkerslrafe
belegt; dem gesammten Szekler Volke, mit
Ausnahme der Aranyaserj welche der Theil-
nahme an dem Aufruhr sich enthalten hatten,
durch den ßeschluss des Schässburger Landta-
ges alle Rechte und Freyheiten abgesprochen;
zum Andenken ihrer Niederlage zwey Schanz-
werke, das eine, Szekelytämad (^Szekler-
Aufruhr) bey Udv^rhely, das andere Szeke-
lybanya (^Szekler - Grube) unweit davon auf-
geführt *).
Zu gleicher Zeit traf auch die Ungern in
der Gömörer Gespanschaft ' ein harter Schlag
dui^ch Georg Bebek's Leichtnlaubii^keit. Der
getaufte und wieder abtrünnige Überläufer Hus-
sain, von dem Füleker Beg Hassan zum
Sangiaken auf Rima-Szombath bestellt, häu-
chelte zum zweyten Mahle Bekehrung, und
n) Siglor Chronolog. ap. Bei Monum. Decad. I. p. 85» For-
gäcs Lib. XII. p. 29« t<]q» Isthuanff/ Lib. XXJ. p. 359*
- »
■ versprach, unter Bedingung seiner Wiederauf-
a"Xiahme den Hassan-Beg der Gewalt des Be-
-beker's zu überiiefern, wozu dieser Zeit und
f Ort . bestimmen sollte. B e b e k brachte den
- dicken Ralojjher Wald, unweit des Rima-Flus-
- ses in Vorschlag. Hassan-Beg, von Allem
r, unterrichtet, war mit der Füleker Besatzung
:, und einigen Haufen Pesiher, Ofener, Nograde»
., Janitscharen der erste in dem Walde, und ver-
^ theilte sein Volk in mehrere Hinterhalte. Zu
* heilsamem Misstrauen ermahnet, hatte Bebek
Herrn Caspar Magöcsy von Torna, den
Burghauptmanrt Michael Sarközy von Haj-
' natsko und den Reg6czer Johann Allagby
\ mit ihren Leuten zur Theilhahme an dem
.* Abenteuer eingeladen. Des Nachts zogen sie vor 24. J»«.
S in den Wald ninaus, wo Hassan-Beg sie
^f bereits erwartete. Plötzlich sahen sie sich,
* gleich eingestelltem Wild, von mehrern tau-
^ send Türken umzingelt und angegriilen. Die
r muthigste Gegenwehr konnte sie nicht retten;
* die Wenigsten ihres Volkös entrannen durch
^ Flucht dem Tode. Bebek, Sarközy, Ma-
^ g6csy, an Brust und Haupt schwer verwundet,
^^_ Georg Rakoczy, Stephan Bokry, Georg
i' Hangony, wurden gefangen genommen; die
ersten drey nach Constantinopel gesandt, die
k übrigen für hohes Lösegeld entlassen *).
b So ungestraft verübten die Paschen Gewalt,
^ Baub, Betrug und Niederträchtigkeiten in Un- - ^
1^ garn , während der König unwandelbar liuf den
h vom Feinde verachteten Stillslands- Vertrajr sich
j^ verliess, um des treulosen Beherrschers der
n) Forgtca Lib. XU. p. 5oo. lathuanffy Lib. XXI.
p. 268«
— 9»ö —
Osmanen*tückisGKe,FreukidscIiaft angstlich sicli
bewarb, und seinen Bothschäfter' Busbec an*
bielt, einen nicht minder schlechten Frieden
i5.AuguH.yon der Pforte zu erkaufen. Am Tage Maria
Himmelfahrt ') vollzog Solejitiän darüber die
Urkunde, das nicht sehr preLswürdige und un-
fruchtbare Werk achtjiähriger Unterhandlungen,
unvergängliches Denkmahl, wie tief der Ung-
Tischen Krone Macht und Herrlichkeit in sechs
und dreyssig Jahren gesunken war^ ungeachtet
,es im Ungrischen Volke noch mehr als Einen
Ifddasdy, Jurissicsh, Bdthory, Dob6y
Zondy, Telekessy, Zriny gab.
Nicht einmahl König von Ungarn, nur
erwählter König der Römer, der Wenden,
König von Böhmen und Croatien wurde Fer-
^ dinand in der Friedensurkunde genannt. Auf
seine Bitte sollte ganzer acht Jahre lang wahre,
feste Eintracht und Freundschaft zwischen ihm
und dem Grossherrn bestehen^ unter der Be-
dingung, dass jener jährlich dreyssigtausend
Ungrische Ducaten als Ffandschilling des Waf-
fenstillstandes mit dem rückständigen Betrag
von zwey Jahren an die erhabene Pforte ein-
sende. Dafür versprach der Grossherr, mit
dem Sohne des Königs Johann und dessen
Erbvölkern, welche im disseitigen Ungarn oder
{'enseits der Theiss , durch das Kriegsrecht der
'forte unterthänig, wohnen, im Laufe dieses
achtjährigen Stillstandes , weder feindliche,
noch freundschaftliche Verbindung wider den
a) Auf diesen Tag traf im J. i56a der Neumond, den i. Tür-
kische Septembr. / von welchem die Urkunde datirt war. Dasa
ea nicht der i. Christliche Septembr. war, iat dadurch gewiss,
dass B u 8 b e c schrieb : ,, Sie bom's avibun , »uh fi nem m c> n -
,>«»* August i 0p1atum iler ingrestus sum^ mecum refereum an-
gynorum Qci^frucium^ octcnnales indueias.
^ gig —
Köni^ einzugehen. Hierm miisse ihm au
gedachter Königs Sohn dermalen gehorchen^
dass er während des achtjährigen Friedens ,
weder Feindschaft, noch Krieg wider den Kö-»
nig führen, dessen Unterthatfen nicht verfol-
fen, in dessen Städten, Schlössern , Dörfern^
eine Gewalt üben ; noch irgend etwas daselbst
fordern, wegnehmen, oder sich aneignen dürfe«
Der Grossherr selbst wollte kein Recht haben^
noch Gelegenheit suchen, des Königs Völker
zu befehden, zu beschädigen, gefangen weg-«
zuführen; vielmehr in dieser ganzen Zeit Frie-^
den und Eintracht mit ihm gewissenhaft he**
obachten. Melchior Balassa, Niklas Bi-
thory mit ihren Gütern und Herrschaften ^
und Alle, welche mit jenen gleichmässig ge-
handelt haben, sollten in diesen Frieden ein-»
geschlossen, dem Könige, so wie dem Soh^a
des Königs' Johann unterthänig seyn. Sollten
des Einen und des Andern Unterthanen noch
vor dem Kriege sich gegenseitig aus dem Be-*
sitze Ton Ländereyen oder Herrschaften hin-«
ausgeworfen haben, und dadurch Streitigkeiten
sich jetzt erheben, so verordnete der Gross-
hetty dass die Entscheidung darüber bis nach
Abfluss de» achtjährigen Stillstandes ausgesetzt
bleibe. Sollte in dieser Zeit zwischen ihm
und dem Könige über die Gränzen der Ge-
richtsbarkeit Streit entstehen, und dieser nicht
friedlich ausgeglichen werden können, so soll
mit Beseitigung des Zankes und der Feind-
schaft^, der Eine wie' der Andere im Besitze
der Seinigen beharren. Die Dörfer im DotLser
Gebiethe und an der Donau sollen von der
Dotiser Besatzung nicht mehr beunruhiget; da-
mit aber Friede und Eintracht fester bestehen
Tl. Tiieil» - 69
mögen, die von Ungrischen Herren in Gefan-
genschaft gehaltenen edeln Türken frey, ohne
Schaden und Lösegeld entlassen werden , wel-
ches auch von Seiten des Grossherrn mit ei-
nigen gefangenen Ungern, nur nicht mit den
gefährlichen Kriegsmännern Georg Bebek
und Caspar Mag6csy geschah. Diese Frie-
dens- und Bundes-Urkunde soll nicht nur allen
Statthaltern, Faschen, Heerführern, Hauptleu-
ten, Heerscharen zu Wasser und zu Landq
kund gemacht, sondern auch von allen treu
und pünctlich vollzogen und beobachtet ; auch
die beyden Woiwoden der Walachey und Mol-
dau darin begrüFen und dazu verpflichtet wer-
den; so, dass die Ungrischen, Croa tischen,
Slawonischen Völker von Seiten der Gross-
herrlichen Unterthanen allenthalben der unge-
störtesten Ruhe und, Sicherheit geniessen mö-
fen. Überläufer sollen von beyden Theilen
estraft, ihre mitgebrachten Güter ihren Lan-
desherren zuriickgeliefert werden. Den könig-
lichen Hauptleuten soll erlaubt seyn, an Un-
garns Gränzen, Städte, Schlössek*, Dörfer zu
befestigen; sie mit Besatzung, mit Mund- und
WaiFen-Vorrath zu versorgen. Gegenseitigen
Staatsbothen wurde freyer Zug umd sicheres
Geleit verbürget. Besondere Gefechte zwischen
beyderseitigem Waffenvolke an den Gränzen
wurden verbothen. Streitigkeiten über Eigen-
thum und Ackergränzen unter Unterthanen
Dieyder Theile sollen von beyderseits ernann-
ten Schiedsricht^n beygelegt werden. Diess
Alles beschwor der Grossherr hey dem wah-
ren, lebendigen Schöpfer Himmels und der
Erde; bey den wahren Zeichen des grossen
und ehrwürdigen Propheten; bey seiner gross-r
herrlichen Macht und seinem wahren Glauben;
so dass weder ron ihm^ noch von seinen Ve-
zieren , Faschen , Statthaltern ^ Hieiuptleuten^
Woiwoden, noch auch von dem Könige Ste-
phan, (so nannte die Pforte Zäpolya's Sohn);
irgend Etwas dawider unternommen werde *)•
Frey tag nach Catharinä wurde die Frie- 27, yoi*»
densurkunde von dem Staatsbothen Ibrahim
in Begleitung des Herrn von Busbec zu Frank-^
fürt am Mayn dem Kaiser Ferdinand mit
grosser Feyerlichkeit überreicht; der Inhalt
derselben in Slawischer Sprache mündlich vor-*
getragen^); und wäre gleich darauf von einem
J)atriotisch begeisterten Bischöfe Franciscus
frangepani, oder Antonius Wrdnczy,
oder Georgius Draskowics über den Text:
,,wie sie mein Volk hintergingen! Frie-'
,,de! riefen sie ihm zu; und doch ist
kein Friede. Es führte eine Wand auf;
und jene übertünchten sie mit Mörtel
,,ohne Spreu ^);^^ eine nachdrückliche Fire-
digt gehalten worden^ so hätte er Gpttes und
der Wahrheit weissagendes Wort rerkündiget.
Wem sonst y als dem Feinde^ frommte das
I kostspielige Blendwerk? Keine Burg, kein
Dorf, während der yertragsmässigen Wa£Pen-
ruhe .ungebührlich weggenommen, wurde zu-
rückgegeben. Wariun wurde die leere Ver-
I heissung einzustellender Feindseligkeiten jähr-
I lieh mit dreyssigtausend Ducaten erkauft, da
I hinlängliche Streitkräfte vorhanden waren, ver-
99
99
a) Bufbequii omnia qnie eztiDt. p. 463. Der Brief dtr
Gross -SulUnt ist von dem kaiserlichen Dolmetscher Johann
Spiegel aus dem Arabischen in das Lateinische übertragen«
worden. Isthnanffy Lib. XXI. p, a6o« I) Bnabeq« L o.
p, 449. c) Uesekiel XUL t. lo.
59*
— 9^a —
lomes Gebieth, wirkliche Ruhe und Sicherheit
rühmlicher zu erkämpfen? Weni^ bloss ge-
heime Anreitzung des Melchior Balassa
und Anton Szekely so mächtig wirkte, dass
sechzigtausend Szökler zu den Waffen griffen,
was hätte der geistreiche, thätige, beherzte
und verehrte König Ferdinand vermocht,
wäre er, dem künstlich geschlungenen Gewebe
seiner HoEherren sich entwindend, .ein einziges
Mahl an der Spitze seiner tapfern Untern er-
schienen? Dass Auger Gislen, Herr von
Busbec den theuer erkauften, doch häufig
wieder verletzten Frieden für wohlthätige Ma^s-
regel der Klugkeit hielt *), war ihm nicht zu
verargen; er war ja sein eigenes, mühsames
Werk: dass er inn aber nir unumgänglich
nothwendig erklärte, weil Konig Sigmund
bev Nikopel; Wladislaw bey Yarna; Lud-
wig bey Mohdcs war geschlagen worden;
weil, wie er fälschlich angibt, Solejman
Güns überwältiget hat ; weu Konig Ferdi-
nand zweymahl hunderttausend Feinden sich
mit nicht mehr als fünf und zwanzig bis dreys-
sigtausend Mann jFussvolk und unbeträchtlicher
Heiterey entgegen stellen konnte; das war des
XJngrischen Volkes eben so unwahre als un-
gerechte Beschimpfung.
Trotz diesem Frieden, den ein Ungrls eher
Staatsmann als Unterhändler schwerlich einge-
fangen wäre, liess der Beglerbeg von Ofen
[rtiztan, von dem durchreisenden Both-
schafter mit dem Staatsbothen Ibrahim schon
unterrichtet von dem Vertrage des Königs mit
der Pforte, dennoch geschehen, dass Hassan-
a) Bntbeq. Epjit« IV. p. 579. '
~ 955 .—
Beg von Fiilek in die Toriier und Borsoder 10. 5«pi
Gespan^^cliaften einfiel; in der einen Jablontza
und Perkupa, ^n der andern Szalonna plün-
derte, in Brand stepkie^ und das Landvolk
we<;führte; dass er von dem Erlauer Bischof
W r ä n c z y , gewaltijje Verheerungen andro-
hend, die Übergabe mehrerer Dörfer forderte;t;or26.5<
dass Kara-Gziaffer aus Hatvan^ in der Bor-
.soder Gespanschaft zu Fapi raubte und Ostoros
überwältigte •). Doch diess waren nur unbe-
deutende Vorspiele zu den weiterhin erfolgten
erheblichem Friedensbriichen ; für jetzt glaubte
niemand fester als dbr König, dass Friede sey;
sass niemand zufriedener^ als er, an der mit
losem Mörtel übertünchten Wand, nicht ahnend^
dass sie unter dem nächsten einbrechenden
Sturmwinde zusammen stürzen werde.
Aber im Vorgefühl des baldigen Endes
seiner Tage dächte er ernstlich daran, sein
Haus zu bestellen, dessen Macht und Herr-
schaft zu befestigen. Nach seinem Wunsche
waiEl Maximilian am Sonntage vor Matthai 21. ^«pi
von dem Prager Erzbischofe Joannes Bruss,
dem ersten nach hundert ein und zwanzigjäh-
riger Krledigung des Stuhls, zu Prag als König
von Böhmen gekrönet worden. Dinstag nach 24.iVot/i
Cäciliä erreichte Ferdinand auch seines rast-,
losen politischen Strebens höchstes Ziel; er
sah die Kaiserwürde mit seinem Hause blei-
bend verbunden, indem Maximilian zu
Frankfurt einmüthig zum Römischen Könige
erwählet und sechs Tage darauf eben daselbst
gekrönet wurde. Desto sehnlicher verlangte
n) Autonii Verantii Epist« ad Hnitztait-Biasaiii Budeni •
^mo a6« Sepibr. i60a. ap. Kaionm T.- XXIU. p. Ci3.
f
I
- 934 --
er noch vor seinem Ende auch die Uogmcho
Thronfolge seinem Erstgebornen zu versichern.
Ein starkes Hindemiss hierbey war ihm be-
2./imijM. reits saus dem Wege geräumt. Dinstag nach
Frohnleichnam , hatte der Falatin Thomas
Nädasdy auf Egerrär in der Eisenburger
Gespanschaft im vier und sechzigsten Jahre
seines Alters das Zeitliche gesegnet, und Fer-
dinand, nur den Yortheil des Augenblickes
auffassend, zu vielen Drangsalen seiner Nach-
folger und des Vaterlandes, die Wiederbeset-
zung dieser wichtigen Reichswürde , auf welche
sich das National -Vertrauen stützte, anstatt sie
mit staatskluger Vorsicht zu bewilligen, ver-
weigert. Zwey Mahl hatte er schon einen
Landtag nach Fresburg ausgeschrieben '^), und
) unter mancherley Vorwänden wieder abbestel-
let, dadurch Verdacht erweckt, als wollte er
unmerklich die Reichsversammlungen, der
Ungrischen Verfassung und Freyheiten festen
Grundpfeiler, völlig aufheben. Nachdem ihm
aber der Ungern ziemlich laute und freymü-
thige Äusserungen darüber bekannt geworden
waren ^), erkannte er, Trotz den Eingebun-
gen seiner Hofherren, die Nothwendigkeit ei-
ner bedenklichem Erbitterung vorzubeugen,
/. C. 1563« und Sonnabend nach dem Fiingstfeste des näch-
6«/iiiisiM. ^^^^ Jahres berief er die Stände auf den Fest-
tag des heiligen Königs Stephanus zum Land-
tage nach Fresburg ^).
Eine Verletzung, welche Maximilian
a) Am 3. Decembr. i56o. auf jen G. Janaar i56i. und am
17. Jouius i56i. auf den i. August desselbeu Jahres. Literae
Regaloa bey Xovachich Sunplem. ad Vestig. Comit. T. III.
p. 243 sqq. &^ Kov«chich 1. c p. aSi. c) Literae Re-\
gales Oeniponü 6. Jujui i563. ap* Kovachich 1. c. p. a48.
9^5
durch das Um&llen seines Wagens erhalten hatte^
war Ursache, dass die Eröftnung des Landta*
ges, worauf Ferdinand seines Erstgebomea
Krönung durchsetzen wollte, vierzehn Tage
später eröffnet wurde. Inzwischen hatten sidl
ausser den Bevollmächtigten der Gespanschaf-
ten und der königlichen Freystädte acht Bi-^SO-^ir^Mf;
schöfe •), fünf Pröpste **), drey Äbte *'), sie-
ben und vierzig Magnaten ^), zu Fresburg
a) Nicolans Olaliyi, Hooter Obergetpan, Graner Erzbt*
«chöff Oberster Reichtkanxler , kÖnigliclier Statthalter. Die Bif
Hchöfe : Autoniu-8 Wra'nczj von Brian , Obergespan der
Heycser, Verweser der Borsoder, Stellvertreter der l'estner Ge»
apanschaften» Pnulua Bornemiszaaa von Siebenbüi^gen ,
Commenthur des Neitraer Bisthufnes. Paulus Gregorianczi,
von Raab. Pranciscns Porgaca, von Grosswardein. An-
dreas Dudiosb-Sbardella ti, von Csabad. Andrea»
Kev^ssy, von Weszprim. Joannes Ujl^^y» ^on Watxen«
Alle königliche RSthe ; der Pünfkirchner Georgius Drasko*
wies sass als allgemein verehrter Bischof und Bevolimächtigtar
dos Königs in der General - Synode zu Trient. h) Joannes
Kereostfny, zu Altofen. Gregorius Bornemiszsaay
zu Sanct Martin im Zipserlandc. Die Pratmonstraienser Pröpste
von Lelesz, von Ipoly-Sagh« von Csoma. c) Von Borsmo-
nostra\ von Szalavir, voxi Sanct Martinsberg. el) Michael
Mdrey, Palatinal - Stallvertreter. Stephan Dobö, gewe-
sener Siebenbürger Woiwod. Peter Erdo'dy, Ban von Dal-
matien , Croatien und Slawonien. Andreas Bathory von
Kcsed, Szaboleser und Ssatbmarer Obergespan, Judex Curia. Graf
Niklas Zriny, Ober- Reichsschatzmeister, mit seinen Söhnen,
Gregor und Christoph. Lad isla w Banffy, Oberster
Thürhüter. Stephan B auf fy, Oberster Truchsesa. Chris-
toph Bätthyänyi, QbeYster Muudscheuk. Franz Tahy,
Oberster Stallmeister, mit. seinen Söhnen, Balthasar und
Gabriel. Franz Zay, Oberster Landeshauptmann mit se^
nem Sohne Peter. Johann Batassa» von Gyarmath, Sob-
Icr Obergespan. Balthasar Balassa, Melchior 's Sohn.
Gabriel Pertfnyi, Aba-Ujvircr Obergespan. Ladislaw
Kerecsdny. Burghauptmann von Gyula. Stephan Dersffy,
Ober- Landeshauptmann. Caspar und Niklas Drugeth,
von Homonna. Graf Stephan Prangcpani. Dominie
Dobö, Johann Choron, Johann Gyiilay, Caspar und
Stephan Alapy, Franz Török von Enyng , Johann Pe-
rdnyi von Nyalab, Niklas Bathory von Bcsed» Franz
Priny von Nagyida. Matthias und Fe ter Kegle wicsh,
Franz Nadasdy, des Thomas Sohn; Stanislaw Thur-
S0| Ptul ondEmericb Czuborf Michaeli Johann und'
-. 956 —
eingestellt, und insgesammt drejtausend Mann
Reiterey, prächtig gerüstet, mit Gold, Silbor
und Edelsteinen gescKmückt, mitgebracht. Von
dens Könige war streng verbothen, aus den
Gränzplätzen von dem in Sold stehenden Waf-
fenvolke auch hur Einen Mann in dem Ge-
^ folge mitzunehmen. In tiefer Wehmuth ver-
glichen die altem Herren., . -welche noch in
ihrer Jugend auf dem R^koser Felde über acht-
zigtausend Mann unter Waffen versammelt und
glänzend gesehen hatten, die vergangene Zeit
mit der gegenwärtigen; ihrer Väter Reich-
thum, Macht, Ruhm und Herrlichkeit mit der
Söhne heutiger Dürftigkeit und Erniedrigung.
„Jetzt, ^^ -^ hiess es unter den meisten, theils
' in Wahrheit , theils in Irrthum : „ sey die
„höchste Zeit, Freyheit und Wohlfahrt wieder-
'^,herzustellen. Auf allen Landtagen sey man
„bisher nur mit leeren Worten abgefertigt wor-
„den. Einen Thronfolger soll man auf hö«
i,hern Befehl annehmen , vor Allem müsse ein
„Falatin erwählet werden, ohne welchen weder
„Wahl, noch Krönung rechtmässig geschehen
„kann, da ihm das Reichsgesetz bey jeder
„Wahl die erste Stimme zuerkennt *)• "
31, ^pgiui. Sonntag nach Joannis Enthauptung zog der
flrzherzog Maximilian mit seinen Brüdern
Ferdinand und Carl, begleitet von seinen
Söhnen Rudolph undErnest; am folgenden
Tage der König Ferdinand mit seinen sämmt-^
liehen Hofherren in Presburg ein. Beyde wur-
den von den;i Graner Erzbischof Nicolaus
■ I I ■
FransR^yay, Wolfg'iing Batthyanyi, Michael Büdy,
NiklasCtatzar, PaulBakicsh, Peter'a Sohn; Chria*
'toph Ungnad ron Sotineg , zum Ungcr «rhobeni
Ol&hj ihlt einer, der Erwartuiig^. Toa seiriefA
Geiste nicht entspredhenden Anrede empfanr
gen. Weder der Eine noch der Andere an^ /
ly ortete selbst; für den Erzherzog , welcher
dem Ungrischen Volke noch« zu nichts vtw^
bunden, als König von Böhmen {gekommen
war, der Breskiiet Bischof; für den König
von Ungarn / nicht , ohne heimliche Kränkung
des hochsinnigen Ungervolk'es , der gelelirte
Augsburger, Doctor Juris, und Deutscher Yice^
Kanzler Georg Sigmund Seid« £r war es
auch, durch welchen der König der Ungen
•Tages darauf, in rein Ungrischer Angelegei»*-
heit, den versammelten Ständen die von ddm
Aasländer aufgesetzte Denkschrift, die könig<~
liehe Willenserklärung über mancherley Ge-
genstände, besonders über seines Erstgebornen
Krönung enthaltend, feyerlich überreichen liess.
Um die Denkschrift zu vernehmen, versamr
melten sich, nicht mehr unbefangta, desselben
Tages noch die I^älaten und Barone im erz«-
bischöuichen Paläste; die Adelsgesammtheit in
dem Franolscaner Kloster. Dia Erstem fügten
sich grössten Theib ohne Wid^rrede^ in den
Willen des Königs und in die Nothwendig^
keit, Furcht, persönliche Rücksichten, HoiF-i
nungen für die Zukunft unter staatstechtliche
Gründe verbergend. Freymüthiger stritt die
Letztere durch einige Tage gegen jene für
zuerst vorzunehmende ' Wahl eines Falalins;
worauf der Thronfolger nicht gekrönet, son-
dern erwählet werden sollte; wobey schon
Viele für den kriegerischen, darum mehr be*
liebten £rzbe|[zog Ferdinand stimmten. In«*
j^wischen . erhob sich das Gerücht j der Graner
Erzbischofj Graf Niklas Zriny und Frans
)
— 9«» —
Bitthyinyii hätten heimlich dem KSnige
Torgeschlagen I da die Reichskrone und Insi-
gnien in seinen Händen waren, ohne weitere
Anfragen und Umstände zu befehlen, dass
sein Erstgeborner gekrönet werde, Niemand
würde es wagen, sich zu widersetzen. Nik-
las Ol&hy, Walach yon Geburt, als Bischof
streng gegen die Clerisey, als Magnat geitzig
und nabgierig, wurde von Vielen im Besitze
der höchsten Kirchen- und Staatswürde Ungarns
mit bitterer Missgunst angesehen. Von Zriny
und Bätthyänyi war bekannt, dass der Eine
auf die Falatinal- Würde rechnete, der Andere
über unbefugte Güter -Anmassung von Mat-
thäus undLiadislaw Sibrik yor Gericht
Terfolgt wurde, und durch königliche Gunst
das Recht zu beugen hoiFte; um so leiden-
schaftlicher beharrte die Adelsgesammtheit auf
ihren Forderungen. Zu entscheidendem Vor-
theile der Magnaten -Fartey stützte sie diesel-
ben auf Gründe , welchen staatsrechtliche Halt-
barkeit mangelte. Leicht war den Magnaten
zu beweisen, dass wenn auch ein König meh-
rere Söhne hinterlassen hatte^, dennoch alle
Mahl der Erstgeborne den übrigen vorgezo-
gen und auf den Thron erhoben worden sey.
In Ansehung der Falatinal-Wahl sprach das
Reichsgesetz offenbar und bestimmt wider des
Adels Forderung, indem es nur für den Fall,
dass der königliche Regentenstamm erloschen
wäre, und eine neue Herrscher- Dynastie er-
wählet werden sollte, die Wahl eines Falatins
verordnete; ihm die erste Stimme bey solcher
Königswahl zuerkannte, und derselben Gültig-
keit auf des Falatins vorzügliche Mitwirkung
bedingte.
— 9^9 — ,
Dadurch zum Schweigen ^ und durch man-*
cherley andere Künstle zum Nachgeben gebracht^
wurde des Adels Mehrheit [mit den Frälateo
und Magnaten Eines Sinnes; yon beyden Thei-«
len am ' Vorabende Maria Geburt der Beschlusa
gefassty den folgenden Festtag durch Maxi-
milian's Krönung zu verherrlichen. Es ge- 8. Scpf^.
schah zum ersten Mahle im Fresburger Dome
unter den von Alters her üblichen Feyerlich-
keiten^ doch nicht mit alter Wahrheit und
Freude; denn die dem Könige vorgetragenea
Fahnen von Siebenbürgen, Dalmatien, Slawo«*
nien, Serwien , Bosnien, Bulgarien, Kumanien
bezeichneten, was einst gewesen, nun nicht
mehr war; und erweckten nur schmerzliche
Rückerinnerungen. Tages darauf wurde der
Gemahlinn Maximilian's, Schwester des Kö^
nigs Philipp von Spanien, eine neue Krone
auf das Haupt, die geheiligte Reichskrone auC
die rechte Schulter gelegt'^); dann in stürmi-»
scher Verhandlung der ö£Pentlichen Angelegen-
heiten der Reichstag bis Sonnabend nach Mar« 13.iVMr
tini fortgesetzt. ^
Vergeblich waren demnach alle Bemühun- J. c. 15^
gen des bidern Stephan Bäthory von Som-
lyo, für seinen des Friedens begierigen • und
bedürftigen Sender Johann Sigmund den
Königstitel, oder auch nur die Benennung:
„Sohn des durchlauchtigen Johann, Kö*
„nigs von Ungarn, Dalmatien, Croatien;
„Fürst von Ungarn und SiebcÄibürgen;'^
dazu den unbestrittenen Besitz * der Burgen
a) Forgacfc 1. c. Joannit Listhii Commentarioliis de
Coronatiouc MaziuiiliADi ap. Bei Monum. Decad^ I. p. 3o3 sqq.
et ap. KQWichicK Solennia iitaugoralia Peatini 1790. in fol. p.
12 sqq.
./
— 94o —
*
Munkäcs, Tokaj, Szerencs, Has2t, mit der
gatizen Marmaros; die Gespanschaften zwischen
der Theiss und Siebenburgen; die Herzo^hii-
mer Oppeln und Ratibor; endlich auch Fer-
dinand's jüngste Tochter Johanna zur Ge-
mahlinn zu erwerben : der Konig bewilligte
von dem allen nichts ^ als Siebenbüi^enft Be-
sitz unter dem Herzogstitel ^); und nachdem
er nur- zu gefällig in geheimerer Unterhand-
lung mit Johann Sigmund's Leibarzt, Georg
Blandrata, bloss YerzichtleLstung auf den
Königstitel gefordert, ausser Siebenbürgen Un-
garns erblichen Besitz bis an das linke Theiss-
Ufer und die Vermählung mit Johanna nach-
gegeben hatte, brach Johann Sigmund die
Unterhandlungen plötzlich ab, untl berief den
Stephan Bathory zurück, weil ihm ^ne
R^the, Michael Csäky, Johann Szai^nc^
i^y, StanislawMizowsky und Georg Blan-
drata des Bothschafters Treue verdächtig ge-
macht, des Beystandes der Pforte ihn versi-
chert, und mit der Aussicht auf grössere Yor-
theile getäuscht hatten ^)* i
Seit Anfang des Jahres genoss Ferdinand
wenig gesunder, heiterer Stunden, ein abzeh^
rendes Fieber heftete ihn endlich an das Kran-
kenlager; dennoch Hess er nichts nach von
seiner vieljährigen Ordnung im Rathhalten,
Berichtannehmen und Unterzeichnen nöthiger
Yerfügungep. Franz Batthydnyi, unter Un-
gern sein Vertrautester, ermahnte ihn mehr-
mahls, aller Geschäfte sich zu entschlag^; wo-
gegen er erwiederte: j^von Jugend auf zur
a) Wolfg. Bethlen Lib. V. p. 33* h) Forgacs Lib.
XIII. p. 334. Isthuauffjr Lib. XXL p. aC8.
,,Thätigkeit gewöhnt, finde er in der Arbeit
9,vLelmehr erquickende Lust, als ermüdende
9,JLast, drey andere Dinge seyen esy welche
,,an seiner Lebenskraft erschöpfend zehrten;
,,.sein Missgeschick in Ungarns Erhaltung; sei-^
,,nes Maximilian's Neigung zu dem Luther-
^^thume, und seines Ferdinand's Standes^
„widrige Verbindung mit der Augsburgeriun
„Philippine Welser." In diesem inneru
Leiden diente ihm nichts mehr zur Erhohlung»
als einfach- erhabener Kirchengesang, von Mu-
sik begleitet. Die letzten Tage seines ein und
sechzigjährigen Lebens in der Unterhaltung mit
seines Gewissens Vertrauten, MatthiasSir
tardus, Dominicaner Ordens Priester^ aus-
schliessend der Gottseligkeit weihend, segnete
er am Festtage des heiligen Apostels Jakob 25. Juli
seine Söhne, und entschlief im Glauben mit
kindlicher Ergebung in Gottes Willen *); auf
Erden und auf dem Throne eines bessern
Schicksals würdig. .
Durch seiner Hofherren yerderbliche Künr
sie, durch seiae Beharrlichkeit Jm Vertrauen
puf Menschen,, welchen er es einmahl gesdbe.nkt
hatte, durch s^ne Vorliebe für des Dleutscheii
lleiches Angelegenheiten , und durch sein Strer
ben nach Erhebung seines Hauses zur Kaisern
würde, war an ihm den Ungern ein grosser
König, der WelthLstorie ein grosser Mensch
entzogen worden. Er hätte es werden kümven,
durch seinen religiösen Sinn, durch s^ined
Ordnungsgei.^t, dtj^rch seine Ehrfurcht vor Recht,
und Achtung für Wahrheit, Massig, keusch,
a) Forgacs Lib. XIV, p. 538. UthuinfTf Lib. XXIi
p. 269. . .
redlicliy Mmflmiiihig und friedfertig *) ; hatte
er, bis in seio drey und zwanzigstes Jahr un*
ter zuriickkahenden Spaniern lebend, dann auf
ein mahl vieler Länder Herr, Reichsverweser,
Böhmischer und Ungrischer König; nur die,
den gebornen Fürsten seltene Kunst, mit eige-
nen Augen zu sehen, Menschen zu ergründen,
seine einmahl liebgewonnenen Umgebungen
unbefangen zu würdigen, fremde Eingebungen
anzuhören , doch nur nach seiner eigenen bes-
sern Einsicht selbstständig und zuversichtlich
sich zu bestimmen, nicht gelernt.
Als ihn die Ungern, dem Rechte gemäss,
and im vollen Vertrauen, auf den Thron be-
riefen, besass Sole j man noch keinen Fuss-
breit Erde im eigentlichen Ungarn und Sie-
benbürgen; als er starb, waren durch anhal-
tende Unglücksfälle, ganz Siebenbürgen, Vieles
von Slawonien und Croatien , gegen zwey Drit-
tel von Ungarn verloren , das Übrige der Pforte
zinsbar geworden, und hierdurch ein starkes
Misstrauen gegen das Ungrische Volk ihm ein-
feflösst worden. Wahr ist es allerdings, vieler
lagnaten Betragen war eben nicht geeignet,
die aus Misstrauen entstandenen Eingebitngen
mehrerer Rathgeber bey ihm zu widerlegen;
aber ein beträchtlicher Theil dieses Betragens
fällt wieder auf die Massregeln zurück^ welche
ihm als noth wendige Staats -Maximen unterge-
schoben wurden. Das Missverhältniss war
beyderseits verschuldet, mehr doch von seiner
Seite, als von Seiten des Volkes. Misstrauen
a) llhetorisch ausführlicher »childem ihn B u s b e q. Epist. IV.
r. 37^. Franciscus Forgacs Oratio Funebrit p. 362 sqq.
sthuahffy Lib. XXL p. 269. und Jotnnes Sambucua
Appeud. ad Bonfin. p« 780.
musste nothwendig Misstrauen erzeugen; ihm,
dem Machtmenschen, war geziemend, es zuerst
abzulegen, die Treulosen zu verfolgen, oder
zu verachten; die Treuen, als die eigentliche
Nation zu ehren, ihnen mit Vertrauen zuvor-*
zukommen, sich ihnen zuversichtlich hinzuge-
ben; und selbst der Treulosen Viele würden
aufgehört haben es zu seyn. Allein der Fürst,
welcher seinem Volke, bey ihm zu wohnen,
in den Angelegenheiten desselben nur der be-
währtesten Männer im Volke als Rathgeber
sich zu bedienen, die Kampfbegierigen und
Tapfern in Person wider den Feind anzufüh-
ren, zwölf Mahl feyerlich versprochen, und
von dem Allen nichts gehalten hat, möchte
wohl Vieles, was ein edles, ehrliebendes, kraft-
volles Volk seinem Fürsten seyn sollte, und .
seyn könnte, vor dem unbestechlichen Rich-
terstuhle der Historie verwirket haben«