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Full text of "Die geschichten der Ungern und ihrer landsassen .."

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Die    Geschichten 

der       Ungern 


Und 


ihrer    Landsassen« 


Sechster    TheiL 


Ungar  n^s    Fall. 


ErtShlet  von 

Dr.     I.    A*    Fessle  r. 


In    lurhas    et    discorüias  pesaimo   euiqut  plurimn   vis* 

T  A  c  r  V  u  8  ,  Hist.  IV.  c.  «1. 


lsS^r¥,\  L 


Leipzi«^, 

bey     Johann   Friedrich    G  1  e  d  i  t  6  c  bj 

1  S  2  3. 


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*OJkt 


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K.^x^?  '  HSX 


V    o  r  r  e   d  e* 


-Ejs  möchte  weder  fiberflüssig  noch  un- 
schicklich seyn,  diesem  und  den  folgen- 
den Theilen  dieses.  Werkes  mit  einigen 
Worten  vorzureden:  sie  sollen  das  kräf- 
tig erwachte,  zur  Nationalität  sich  fort- 
bildende Leben  der  Ungrischen  Völker  . 
darstellen.  Dabey  durften,  weder  die 
wohlthätige,  drey zehn  Königen  aus  der 
Osterreichischen  Dynastie  eigenthümli* 
che  Einwirkung,  noch  die  politischen 
MissgrifFe  ihrer  ausländischen  Staatsräthe  • 
und  Heerführer;  eben  so  wenig  aber  auch 
der  Ungern  unbfirgerUche    Bestrebungen 


IV       — 

in  ilirer  stäten  Wechselwirkung  ^  als  Ur- 
sachen und  Folgen ;,  übersehen ,  oder  ver- 
"schwiegen  werden. 

Es  musste  gesagt  w' erden ,  wie  redlich 
die  rechtschaffenen  Könige  durchaus  nur 
das  Gerechte  und  das  Gute  gewollt;  zwar 
keiner  der  d  r  e  y  z  e  h  n ,  als  überwältigen- 
des Herrscher -Genie,  aber  jeder  dersel- 
ben, so  weit  er  sich  selbst  überlassen  war^ 
und  überall,  wo  seine  freye  Eigenthüm- 
Jichkeit  handelnd  hervortrat,  als  edler 
Mensch  von«  ungehäuchelter  Gottseligkeit 
und  reiner  Sittlichkeit  sich  ausgezeichnet; 
— wie  unglücklich  gewählte,  theils  unwür- 
dige, theils  unfähige  Rathgeber  und  Voll- 
ziehet den  aufrichtigen  Willen  der  guten 
Könige,  bald  an  ihren  niedrigen  Eigen- 
nutz ,  bald  an  gehässige  Rücksichten ;  jetzt 
an  unüberlegte  Willkür,  dann  an  empö- 
renden  Ul)emiuth  gebunden  tmd  unwirk- 
sam gemacht;  —  wie  sie  dadurch  das  ge- 
genseitige Vertrauen  zwischen  rechtschaf- 
fenen Regenten  und  dem  edeln,  hochsin- 
nigen, beherzten  Volke  geschwächt,  [un- 
terdrückt, erstickt,  und  bey  den  letztern, 
oft  auf  Kosten   desselben,    häutiger   auf 


Kosten  der  Könige,  gerade  das  Gegentheil 
von  dem,  was  sie  unbefugt  Wollten,  be- 
wirkt hatten. 

Werden  die  Geschichten  dieses  Z^t- 

•  ■ 

raumes  von  zwey hundert  sechzig  Jahren 
(i526 —  1792)  aus  diesem  Gesichtspunrte 
gefasst ,  so  macht  sich  die  Erzähhnig  der- 
selben dem  Historiogräphen  allerdings  als 
sehr  verfängliches  Unternehmen  bemerk- 
lich; diedabey  obwaltenden  Schwierigkeit 
ten  liegen  jedoch  nicht  in  der  Sache  selbst, 
sondern  in  der  Leichtigkeit ,  womit  der 
Scluriftsteller  und  der  I^eser,  oft  sidi  sel- 
ber unbewusst,  jener,  Motive  de?  pa- 
triotischen Eifers,  der  Furcht,  der 
Hoffnung;  dieser  Forderiuigen  unedler 
l^'alirlieitscheu,  engherziger  Behutsamkeit, 
rücksichtsvoller ,  darum  immer  einseitigei- 
Klugheit  imd  kleinlichen  Parteygeistes  auf 
die  Wagscliale  legen,  worauf  nur  frey- 
mütli ige  Wahrheit,  strenge  Gerechtigkeit, 
reine  Achtung  für  das  Gute,  unversöhn- 
liclier  Hass  gegen  das  Böse  Gewicht  hat 
ben  sollten.    . 

Gelang  es  mir,  diesen   Schwierigkei- 
ten mich  glücklich  zu  entwinden,  so  ver- 


—      TI       

daxike  ich  es  meinem  entschiedenen  Un- 
glauben,  an  irgend  eine  Ansteckung  unse- 
rer Könige  und  unserer  Magnaten  von 
der  Sinnesart  ihrer  Höflinge;  und  meiner 
Unempfänglichkeit  für  die  Überzeugiuig, 
dass  irgend  ein  Monarch  freymüthige  und 
ruhige  Erzählung  von  den  Fehlgriffen  sei- 
ner Vorfahren  ungnädig  ansehen  kann; 
und  seinen  oder  seines  Hauses  Ruhm, 
durch  Verhehlung  oder  Entlieiligung  der 
Wahrheit  gesichert  wissen  wolle. 

Frey  von  allen,  der  Historie  fremd- 
artigen Rücksichten  und  Bedenklichkeiten, 
erzählte  ich  die  Begebenheiten,  überall 
nur  nach  dem  Eindrucke ,  den  sie  als  Er- 
scheimuigen  eines  grossen  Volkslebens,  und 
zugleich  als  Thaten  des  weltregierenden 
'Geistes  auf  mich  gemacht  haben,  und 
jBuchte,  60  weit  es  in  meinem  Vermögen 
stand, ^  alles  das  zu  leisten,  was  ich  nach 
meinen  Ansichten  von  der  historischen 
Kunst ,  andern  Historiographen  nicht  gern 
erlasse.  Man  gefällt  in  der  Regel  nichts 
wenn  man  nichts  gethan  hat,  um. zu  ge- 
fallen: in  dieser  Absicht  aber  ist  hier  kein 
Satz  niedergeschrieben;   keine  Begeben- 


r—     TU     — 

heit  vor  der  andern  in  helleres  odej^dunk« 
leres  Licht  gestellt  worden.  Hatte  ich  da- 
durch überall  keiner  politischen,  keiner 
kirdilidien ,  und  auch  keiner  rationalis-« 
tischen  (in  leeres ,  kaltes  Blau  hin  auflge- 
klärten)  P  a  r  t  e  y  genug  gethan ;  den  Bey- 
fall  k  e  i  n  e t  verdient :  so  wäre  gerade  di^ff 
mir  selbst  das  erfreulichste  Zeugniss,  dos» 
ich  durchaus,  nur  der  Wahrheit,.  dearGe- 
rechtigkeity  der  B^gion.  getreu  gfebliei- 
ben  sey,       ,  '  -  --r.";. 

Ausftihrlichkeit  In  Erzählung  der  Be- 
gebenheiten, welche  unter  Ferdinand  des 
I.Regierung  geschehen  waren,  schien  mir 
darum  nothwendig,  weil  seine  Regipnmgs- 
weise  in  seinen,  ihm  eigenthümlich  ange- 
Jiörigen  heilsamen  Einrichtungen,  wie  in 
den  widerrechtlichen  Entwürfen  und  Be* 

strebungen  seiner  ausländischen  Rathge- 

•      ^^      »  "  •  •  41  •  ■ 

her,  seinen  an  Redlichkeit  ihm  gleichen, 
doch  an  Herrscher  -  Tälient  und  Geist  ihn 
nicht  ganz  erreichenden  Nachfolgern  zum 
Vorbilde,  ihren  Räthen  zur  Richtschnur 
dienten. 

Gleichzeitige  Geschichtschreiber  be- 
schuldigen die  Ungern  jener  Zeiten  un; 


gerechten  Hasses  gegen  Auslflnder;  und 
wollen  ihn  aus  unserer  Väter  vorgebli- 
cher Roheit^  Barbarey  und  :feindseligen 
L^id^iscbaften  herleiten.  Die  Geschichten 
müssen  i entscheiden,  welcher  Theil  den 
Has5  angezündet ,  >velcher  ihn  gereizt  und 
ge^il^sehtlich  gi&nährt  habe;  ob  er  nicht 
ftüS  gßnz  anderer  Quelle,  als  jener  ange- 
gebenen ,.  entsprungen  und  zu  verderbli- 
cher' Kraft  ergtarket  sey.  Des  .Erzählers 
imerlässliche  Pfliclit  dabey  ist,  ohne  Par^ 
teyn^hinung  und  unbefangen  die  Thatsa- 
ehen:. darzulegen,  und  keinem  Theile  ir* 
geiad  etwas  zu  übersehen. 

Kein  ehrliebender  Unger ,  kein  unbe- 
fangener Auslander,  kein  Kenner  der  Ge- 
schichten kann  ohne  gerechten  Unwillen 
das  viel  gepriesene  M a nch  Hermäo n*) 
l^jsen ,  in  dem  der  .ungenannte  Verfasser, 
aller  Wahrheit  Trotz  biethend,  in  der 
von  ihm  selbst  renomistisch  ausgesprochen 


mßtß»^ 


I  i .;  • 


*)Grellinann  atatistische  Aufklärungeq  über 
wichlige  Theile  und  Gegensläude  der  .  östrei- 
chischen  Monarchie  Band  t  SS.  330.    ff*    418, 

•    423  und  II.  S.  319,       .  ...... 


IX 


nen   Absicht,  'mit  dem    Ungri«chieÄ 
Volke  eine  Trepanation  zu  versiin 
c  h  e  n ;  geradehin  behauptet :  Ungarn  sey 
nur  durch  Schuld  det  Ungern  tin* 
ter  Ttakische  Bothmässigfeeit  gefallen,  ^lid 
lediglich  durcb  österxelchischlls^  Böhxni'» 
sches,  Mahrisdies,  SchleSiädies  Geld'iUwi 
Blut  wieder  erobert  worden/  Dergleichen 
mutfawiUige  Verdrehungen  der  WahrhcSt 
und  verAchtBche  Schmeicheleyen  sind  der 
eigentlichste  und  gefährlii^hjste  HöchVet* 
rath  der  FOi^n  und  d€^  Völker;  indem 
sie  der  Letztem  heimliche  Unzufriedenheit 
und  r  aufgedrungenes  Misstrauen  nflhten, 
aufreizen,  bis   zur  Erbitterung  '  steigemi 
Der   Zusammenhang   der   erzählten    Ge« 
schichten  wird  auf  das   bestimmteste  Zei- 
gen,  durch  wessen  Schuld,   unter  allen 
Aufopferungen,  Anstrengungen  undWaf- 
fenthaten  der  Ungern,   Ungarn  unterge- 
gangen sey. 

Sollte  die  Erzählung  Ungrischer  Waf* 
fenthaten  gegen  die  Türken  Deutschen 
Lesern  zu  ausführlich,  und  die  nament- 
liche Angabe  aller  bekannt  gewordenen 


Theilhaber  zu  unwichtig  jschemen :  so  mö- 
g^n  sie  bedejaken,  dass  sie  die  Geschich- 
ten eines  Volkes  lesen ,  welches  bis  auf 
den  heutigen  Tag  noch  nicht,  durch  Leicht^ 
sinn  und  Gottlosigkeit  in  einen  kalten, 
egoistischen  Kosmopolitismus  versunken 
isU  das  sein  Vaterland  kindlich  liebt,  die 
Thaten  seiner  Väter  ehret,  in  ihrem  Ruh- 
me sich  ttiicht  fcrloss  gefallt,  sondern  äudbr 
4iXFch  die  Feyef  derselben '-Sich- zu  ähnli- 
chen ermuntert,  und  in  Vemdimungge* 
recht  gepriesener,  glücklich  angeerbter 
Nahmen,  zurNachalimung  begeistert  wirdi 
Vor  allem  aber  möchten  Ausländer,  bib 
an,  den  Rhein  lüu,  nicht  vergessen ,  dass 
ihre  Väter  .'grossen,  Theils.  durch  •:die 
Waffenthaten  der  Ungern  *  von  dem /Jo- 
che Türkischer  Herrsclwrit  frey  geblie- 
ben sind. 


.1  •  ' 


Das  grosse  Werk  des  weltregierendeit 
Geistes,  was  es  auch  durch  die  Profani- 
f ät,  Inconsequenz  mid  Leidenschaftlichkeit 
der  dabey  thätigen  Werkzeuge  geworden 
ist,  die  kirchliche  Reformation,  hat 
im  Laufe  dieses  Zeitraumes  auch  in  Un- 


gam  feste  Wurzeln  gefasst,  und  ist  ziim 
kräftigen  Klnsbente  des  Lebens  im  Gemfi«» 
the,  zum  wirksamen  Stärkungsmittel  des 
einheimisclien-  Volkslebens  geworden  ^  ist 
daselbst  bis  jetÄt  noch  nicht  in  jenen  iire- 
eben,  kirchliche  Gesinnung  imd  Religiosi»*: 
tat  erstickenden  Rationalismus  ausgeartet^ 
unter  dessen  parallelisirenden  Einwirkiin^ 
gen  die  evangelische  Kirche  Jesu  ul 
andern  Gegenden  zu  einem  protesta,n« 
tischen^  kalten^  uniruchtbaren^  Laodl« 
cäischen  Wesen  in  Lehre  und  vCultus  her- 
abgesunken, ist.     Wie  e$  damit  in  Ungarn» 
unter  den  heftigsten  Reibungen  und  We^ 
hen,  unter  mancherley  Gewaltthaten  von 
der  einen,  unter  mancherley  Yerirrungen! 
\on    der   andern  Seite    zugegangen   sey, 
musste   enthüllet;    in    dem    Streben  und 
Entgegenstrfeben  von  beyden  Seiten  Vie- 
les gemissbilliget  werden.     Da  war  dem 
Historiographen  ein  heller  und  unwandel- 
barer Punct   nöthig,    auf  dem  er  festen. 
Fusses  stehen,  aus  dem  er  ausgehen,  ayf 
den  er   Alles   zurOckftkhren  koimte,  um 
^as  Geschehene  vollständig  zu  begreifen^ 
und  das  Begriffene  gerecht  zu  würdigen. 


UI 


Ich  Ice9nne  hierzu  keinen  andern  liditen^ 
festen  jr  sichern  Punct,  als  die  Idee  von 
der  Einen,  göttlichen,  von  dem  Sohne 
Gottes  geoffeiibarten  Religion,  aus  wel- 
eher  alles  Kirchenwesen ,  obgleich  in  man- 
nichfaltigen  imd  verschiedenen  Formen, 
fttisgegangen  ist;  und  in  welcher  es  seinem 
Wesen  nach ,  ungeachtet  der  Verschieden* 
artigkeit  seiner  Formen,  pich  wieder  ei- 
nigen muss.  An  diese  Idee,  so  rein,  so 
klar  und  so  einfach  sie  sich  durch  den 
Geist  der  Lehre  Jesu  vmd  «einer  Apostel 
offenbaret,  habe  ich  mich  überall  festge. 
halfen,  und  erscheinende  Eräugnisse  in  ih- 
rem Ijichte  prtlifend,  konnte  ich  bey  den 
gegen  einander  kämpfenden  Parteyen  bis- 
Vi^eilen  nichts  Anderes  sehen,  als  bey  dei'' 
^inen  Fanatismus  für  Beybehaltung  ein- 
gewurzelter Missbräuche ,  zufillliger  For- 
men oder  verderblichen  Aberglaubens, 
welche  mit  echter  Religiosität  in  iinaus- 
gleidibarem  Widerstreit  stehen;  bey  der 
andern  sectirende  Schwärmerey,  persön- 
lichen Ilass  und  politische  Parteywuth,' 
welche  sich  unter  den  Ekckmantel  der 
Gottseligkeit  und  des  Eifers  für  das  £van- 


XIII 


1 

geluim  versteckten ;  oder  eigennötzige  An- 
hang! ichkeit  an  das  Neue^  worunter  s*b 
mir  Kirchengöter,  und  wie  schon  £ras^ 
mus  bemerkt  hatte^  Cenmm  et  uxores  er- 
zielte. Wer  an  meiner  Art  in  sehen  irre 
urid  ungewiss  wird,  ob  et  mich  bald  fiir 
einen  Vertheidiger  des  Papstthumes,  bald 
für  einen  Verfechter  der  Augsburger  oder 
Schweitzer  Confession  halten  soll,  der  be- 
denke, dass  ich  als  Historiograph  nur 
evangelisch- christlich  gesinnter  Religiöse, 
kein  Parteygänger  irgend  einer  kirchli- 
chen Secte  seyn  durfte.  Wo  wirklich  das 
reine  Gotteswerk  im  Geiste  der  Liebe  ge- 
pReget  und  bewahret  wurde,  dort  bin 
ich  gewiss,  es  nicht  verkannt,  und  selbst 
im  Innersten  davon  ergriffen,  es  redlich 
dargestellt  zu  haben« 

Aus  dem  neuesten  Zeiträume,  vom 
Jahre  1792.  bis  181 1.  erlaubte  mir  Be- 
scheidenlieit  nicht,  mehr  zu  geben,  als 
eine  Auswahl  Von  Denkwürdigkeiten  der 
Ungrischen  Völker.  Wer  dicht  am  Fusse 
des  Kolosses  steht  ^  muss  sich  enthalten, 
ihn  zu  beschreiben ,  wemi  er  nicht  gerech- 


—      XIV      — 

teti  Tadel  oder  Spott  von  den  Fernhin- 
stehenden» die  den  Koloss  ganz  über- 
schauen können,  ämten  will. 

Saratow,  den  ^Januar  1822. 


F  e  s  s  1  e  r. 


In  halts-An. zeige. 


m      * 


Zehntes  Buc  h, 

Ungarns      Fall. 

I. 
Lnd^g  des  IL  acht  ertte  Regienrngsjahre? 

Seite  3.  Dem   Sohne   Wladitlaw*«,  Ludwig  dem  IT.  wird 

fehal  Ugt.    —     Dessen  £rsielier.  —      Sein  Verderber«  Geor|( 
Markgraf  von  Brandenbarg.  -*    Die   Zapoljer  finden   an  König 
Sigmund  keine  Slütse  mehr.  -—  7.  Leo  des  X.  fiemiihnngen 
einen   aiigeffleineu   Heerzug   vider   nie  Osmanen  au  Stande  an 
brüigni.  —    Maxlailian'a  Eifer.  —  0er  Papst  sendet  den 
Operations ptan  an  den  Kaiser  und  nach  Ungarn.  —  Nachrichtea 
sus  dem  Orient  Ton   Selim*s    bedenklicher  Lsge  bringet  den 
Uikgriscben  Staatsrath  an  keinem  Entsehluss.   — '  j3.  Der  ZiSpo- 
Ijer  Abiicfat ,  die  Einsetsiuig  eines  Statthalters   Ton  dem  Land- 
tage  an  erawiugen ,   wird  hintertrieben.  —   Trennung   «wischen 
der  AdeUgesammtheit  ond  dem  Magnaten  -  Stande. —  Particular« 
ConrentioB  der  erstem  su  Tolna.  —  Ihre  Verordnungen.  —  iS« 
Sacsher  Tag.    Verordnungen;    Einsetaung  eines  Staatsrathea.  — 
Der  Eeichstsg    an   Augsbftrg.   —    a3w  Rathschiäge   ^§  Köniu 
Sigmund   an  den   Ungrischen  Staatsrath.  —   maximilian  s 
Tod.  —  KeichsTersammlung  su  Pesth.     Streit  über  die  Bacshcr 
Artikel;  derLsndadel  swinget  den  Magnatenstand  sie  ansunehmen 
und  2u  bestätigen.  —  39.  Tod  des  Palatins.  —  llÜnke  und  Ge- 
walt der  Psrtejen.    Die  neue  Wahl  ^fit  Herrn  Stephan  B^- 
thorj.  —    Sigmund's  WicbUgkeit   für  Ungsrna    Wohlfahrt. 

—  54.  Drejjihriger  Waffenstillstand  mit  Sei  im.  —  Der  Krieg 
nit  dem  Deutschen  Orden  in  Preiusen  hindert  Sigmunden 
an  Ungarns  Angelegenheitelt  thätigen  Antheil  au  nehmen.  — -  Dec 
Crakaner  Friede.  —  Das  Ordensland  Preussen  wird  ein  weltli- 
ches Hersogthum  unter  Pohlnitcher  Lehnsherrlichkeit.  -—  Sy* 
Schlaffheit  der  Ungern  In  Vollsiehung  und  Beobachtung  der 
ReichsTerordnungen*  ^—  Niederlage  des  Wessprimer  Bischofs  imd 
Vraner  Priort  Petrua  Berisslo.  —  Der  berühmte  Kriegs- 
■ann  Faul  Tomorj  begibt  sich  in  don  Frsnciscaner  Orden* 

—  43.  König  Ludwig  in  Presburg.  —  Seine  Schildenuig  der 
Bedrängnisse  des  Reidies  an  seinen  Oheim  Sigmund.  —  de- 
lim 's  Tod.  «—  Solejraan  Grossherr.  —  Unkluges  Varhalten 
gfgen  seinen  Bothschafter  in  Ungarn.  —  48.  Der  theure  Vogel 
xa  Brlao.  —  Vermählung  der  Königinn  Anna  mit  dem  Erz- 
bersog  Ferdinand^  die  Erzherzoginn  Maria  wird  den  Ungern 
bberlieferf .  Bin  Angriff  der  Osmanen  auf  Jaicza  Wird  von  P  e  - 
terKeglericah  aurückgeschlagen.  —  Der  Reichstag  su  Worms. 
--Die  Ungrischen   Gesandten   und   Martin  Luther  daselbst» 

—  55*  SoJtfjiBatt'a  Bothschafter  wird  an  dem  Hoflager  nocb 
^^mm  BctflwH  nvnokbahalten  i   woniber  der  Groathtrr 


—      XVI       

erifirnet  fiegfen  SxKbacih  und  Belgrad  auszieht^  —  Elchder  Zu^ 
•iaQ<I  beyaer  Platze.  —  Ach  in  et  erobert  SzabaCab. —  Sole}- 
man'«  Bothschafter  mit  aeinem  Gefolge  wird  zu  Dotis  ennor- 
det.  —  Der  Uugem  Uutbätigkeit  bcy  des  Feindea  Fortschritten • 
_5e.  Des  Königa  Hülfloskkeit.  ---Belgrad  getath  in  Sole) - 
Qian'a  Gewalt,  -^  Gi.  öfefier  Landtag;  eine  beträ'chtlicho 
Kriegsstetier  wird  bewilliget;  iiber  nicht  bezahlt.  —  Auch  die 
übrigen  Verordnungen  werden  schlecht  oder  gar  nicht  Tollzogen« 
*^  69«  Ludwig  erkläret  ii^h  zu  Stuhl weissenbnrg  für  mündig» 
leistet  den  Krönungseid ,  lasirt  Maria  zur  Königinn  von  Ungarn 
krönen»  und  fe3'0rt  d/ia  Beylager.  —  74«  In  die  Croatischen 
Gränzfestungen  wird  Österreichische  Besatzung  aufgenommen.  — 
lye*  Königs  Pragerfflhrt.  —  KrOnung  der  Königiiin.  —  Lud* 
wig'a  Hinrichtungen  nnd  Verßigungen  in  Böhmen.  — *  Beson-* 
dcre  Vorbündungen  in  Üngiam  wider,  ond  ftir  den  König,  — 
70.  Gräulicher  Unfug  der  Steuersammler  und  Einnehmer.  — ^ 
Thätigkeit  des  Palfttms  Stephan  Bathory  in  Abwesenheit 
des  Königs.  —  Zustand  der  Moldau  ond  Walachey.  —  84.  Der 
Nürnberger  Reichstag  bewilligt  den  Ungern  Hülfe ,  sie  wird  aber 
tiicht  geleistet,  —  Staatsbestehlung  in  Ungarn.  *r-  Unwirksame 
Verordnungen.  —  87.  Ptulua  Tomory  wird  wider  feinen 
^Villen  Erzbischof  von  Colocza  Und  General  Capitan  des  zwi<« 
•cbeo  der  Sawe,  Drawe  und  Donau  gelegenen  Eeichagebiothe*« 

IL 

Verwirrnng  des  Reiches  im  Innern  durch  Unter^ 
drückung  der  königUchea  Gewalt ^  Eifersucht  und 
Treiinniig  unter  den  Ständen^  schlechte  Staat»^ 
wirthschaft^  nnd  Verfall  der  Rechtspflege« 

Seite  87.  Paul  Tomory  vermochte  aach  mit  den  fn-Öss«* 
ten  Eigenschaften  nicht,  das  Reich  su  retten.  '^  88.  In  £mie- 
drigung  de«  könifilichen  Ansehens  ist  Wiadislaw  selbst  der 
thätigste. ,-~  Nicht  er,  sondern  die  Magnaten  tu  seiner  Demü- 
tliigung  ernennen  Kronhüter.  ^^  Wiadislaw 's  Krieg  wider 
seinen  Verächter  Lorenz,  Herzog  ton  Ujlak.  —  93.  Die  Ver- 
ordnungen des  Ofener  Landtages  t.  J.  i4q5.  verrathen  die  Zer» 
rüttuBg  im  Innern  des  Reiches.  -«-  100.  Reichsgericht  über  den 
Vraner  Prior  Bartholomäus  Berisalo;  über  Peter  Poky; 
über  Loren«  von  Ujlak.  «-^  Klagen  des  Landadels  über  die 
Kriegssteuer »  über  Staatsbestehlung.  -»  Der  kÖnigl.  Schatimeister 
SSgismundua  firnat«  wird  ge£uigen  gesetsi,  su  beträcbt* 
Ikher  Geldbusse  verurtheilt.  •—  107.  Versöhnung  des  Herzogt 
von  Ujlak  mit  dem  Könige.  -^  Wiadislaw  schwächt  das  kö* 
nigliche  Ansehen  durch  leichtsinnige  Übertretung  der  Reichsge* 
setze.  —  Gesinnungen  einzelner  Prälaten  und  Magnaten  gegen 
den  König.  *—  iii«  Testament  des  Stephan  Zapolya.  -^ 
Des  Emerich  Perdnvi«  —  Reichsbeschlnsse ,  Handluiigen 
cinrelner  iVIagnaten  und  Herren  untergraben  die  königliche  Ge- 
walt. —  116.  Zwietracht  unter  den  Standen  und  der  einzelnen 
Standesgenossen  unter  sich.  —  Ausschweifende  Pi^ocht  des  Prä- 
laten-Standes. —  Neid  und  Eifersucht  der  Laien.  Nur  in  Be- 
drückung des  Landadels  sind  Prälaten  -  und  Magnatenstand  einig. 
«—  Folgen.  —  Bedrückungen  der  Szäkler.  —  lat.  Harte  Verfü- 
gungen  über  den  Bauernstand  nach  dem  Kreuakriege«  ^«    135« 


XVII      T— 

ürol&eiide  Stellinig    d«r   AdeUgeflamaitlieit  Mpn  de&  PrSteten^ 

und  MagBStntstUMi    aaf  dem  Kakoaer  Landtage  i.  J.  •  1^4.  -^ 

DesMA  Artikel.  —  iSi*  Stürmischer  Rakoier  Tag  vom  Jahre  1S2X 

•<-  iS5.  Sdil^etey   in   StaaUrathe.  —    Unfug  nnd   Gewalt  lu 

Oba.  —  Verlmiidoiig  der  l'riflaten  nUd  Magiltteni  — ^  Der  König 

mbiädiet  dem   ComJtata  -  Adel  die  .Reise    zu   dem   Hattanfer- 

Ti^e.  -^  t>er  HatTaoer  Tag.  —   l4o.  Der  König  erscheinet  da- 

hej. —    Vortrage   dea    Stepliali  Werböczy;  —  des  Grauer 

Erxläschofs ;  —    dea   Palatin )  —   des  Jndex  Curia.  -^    Aüsfiille 

dn  Adels  wider  aie.  -^    Schlass  des  ersten  Tages.  -^    Zweytaf 

Tag.  —  t44.  Der  Palatin  Wird  tnmultuarisch  abgesetzjt  und  S-te- 

ahsn  WerbÖesy    sum  Palatifa  ausgerufen.     £bett  so  werden 

todere    Rcidiaaalter    besetzt,     abwesende   Barone,     Magnaten > 

Lsadbetren    geichteU  -^    Dritter  Ta^.  —    Hattaner  Artikel«  — 

i%8.  Die  ftfiäersdialt  Kalandos.  -^  Landtage  dCfr  letzte«   auf 

des  RalLoaer  Felde.  ^^    i53.  Stephan  Werböczy  fiuchtet 

sich  aus  Ofeai  <—   er  wird  mit  Michael  Zobj  geächtet;  — - 

Stephan  Btft&or  j  iu  das  ^alatinat  Wieder  eingesetzt.  <&-  R^ 

koMc  BeschlSase.  -^  Herthaftigkdt  der  Königinn.  —  iS^.  Schlusä 

tt%  letzten  Rakoaer   Landtage«*  -^    Verruchter  S^aisgnindsati 

aller  Staade.  ^^  Schlechtd  Staatswirthschaft  unter  Wladi^Uwt 

—  tfj.  unter  Ludwig;  -^  heyder  Könige  Arlnuth  und  Notfai 

«-  Schlechte  Miijlxe.  -^    187*  Der  Staude  Bestreben  nsoh  einer 

SmaJmig   der  Reichagesetze  nnd   allgemein  anerkannter  Richt- 

sdumr  for  die  Rechtapflc;ge.  -^  »89.  Das  Tripartitnte  d^a  Sie-» 

phan  Werböcay* -^ 

Öl- 
Vtrfall  der  Liuide8->  Geistes  *y  Sitten -CuHw  Imcl 
det  KIrchenweseiiB.  —  Die  Reformation  im  Ung^ 
Reiche. 


Seite  195.  tlnterdrückutig  des  Bauertstande^.  f-  Prti»  üef 
D'mge.  -^  Stadtische  Gewerbe.  —  Preis  ihrer  Arbeiten.  —  1984 
Preis  der  Artikel  des  Luxus.  —  Handel.  —  Ursarhen  der  ge-» 
ringen  Fortschritte  iü  der  Geistes -Cultor.  —  aoa.  Gejehtte  Un- 

g^m  dieser  Zeit.  ^^  Plünderung  und  Zernückelung  der  grossen 
ibiiothek  dea  Matthias.  —  aio.  Buchhandel  in  Ofem  -^  Bi- 
schöfe der  Vtigriachen  Kirche.  —>>  aal.  Raub  der  Laien  ah  Kir-« 
eben-  und  KJostergutern«  —  Missbrauch  des  Patron atrechtes.  — < 
Bedrängnisse  der  Abtey  zu  Sanct  Gotthard  unter  ihren  Schirm- 
▼ögten,  Hetren  von  Sz^chs.  Verfall  der  klösterlichen  Zucht 
in  den  Abterte.  -*  227.  I*rümonstratenser  Otden.  -^  Vergeh-^ 
Üche  Vetorwungen  der  Landtage  über  den  Unfug  1  welcher  mif 
dem  Patronatreäta  begangen  wurde.  «^  Ausbreitung  des  Domi-» 
nicaner  nnd  Franciscaner  Ordens.  —  a3o4  Der  Pauliner  Orden« 
**  Das  Griechiaciie  Kirchenwesen.  —  Joannes  erster  Bischof 
zu  Mnnkacah.  —    Schicksal    eines  Vngrischen  Bischofs  in    deif 

Tstarej.   354«  Formen  kirchlicher  Andacht.    —    Eigentliche^ 

üttprong  der  Reformation*  —  24i.  Michael  Saiiklosy  Pfar-« 
nt  zo  Sator -Ujhely    erster  Verbreiter  Lutlierischer  Lehren  iii 

CBfim. Verfolgung   derselben -zu  Ofen.     Veit  Ortel    und 

Simon  GrTnana.  —  344.  Reiehsverordnungen  nnd  königliche 
^cie  wider  die  Anhänger  der  Lehren  Luthers.  —  :x4g.  Ver- 
trctfutf  der  I«trttieriacbeii  Lehren  au  HerffiannsUdt  f  durch  A  m» 


—       XVIII       — 

■     ■  I 

brosSas  Slesita  und  Conrad  Wich«  Eifer  des  Graner 
ErzbischofesXadisIaus  Sza  Ik  AU  dawider.  —  a55.  Ankunft 
der  aus  Schlesien  flüchtigen  Mönche  Georgius  und  Joannes 
Surdaster  in  Hermannstadt  — •  fClagschrift  der  Hermannstäd- 
ter  Clerispy.  —  a6o.  Der  Könipsrlrhter  Marcus  Pemflinger 
nimBt  Ausland  die  königlichen  Vcrfolgungsbefehle  au  vollziehen« 

IV. 

'  Verfidl  des  Kriegswesens.  —  Ludwig*«  zwej  letzte 
^  Jahre,  t—  Tag  bey  MoMcsh. 

Seite  261.  Auflösung  des  stehenden  Heeres  und  der  schwär« 
aen  Legion.     Wiedereinführung  der  ßanderial  -  Verfassung.     Be« 

"  .streben  des  Prälaten  ~  und  Magnaten  -  Standes »  die  bist  der 
Kei^hsvertheidigung  dem  Könige  und  dem  Comitata- Adel  aufzu- 
bürden« Prälaten  und  Magnaten  entledigen  sich' der  Banderial- 
Pflicht  mit  Geld.   —    siTy.  Erlöschung  des  kriegerischen  Geistes. 

Der  Colotaer  Erzbischof  Tomory   schlagt   den  Ferhat^ 

B e g.  a73.  Drohendes  Sendschreiben  Solejman's  an  den  Kö • 
„Jg.  : —  LudwigM  Antwort.  —  27^.  Usref-ßeg  wird  Toa 
Cnristoph  Frangepani  an  der  Spitze  der  Croateu  vor  Jaicza 

^geschlagen.  —  Der  Serwische  Bojar  Paul  &i  a  k  i  c  s  ii ,  als  Über- 
flofer  von  den  Qsmanen^  bringt  Nachrichten  von  Solejman*s 
Sntwürfen  und  Rüstungen.  —  281.  VerordAungeu  und  Verfügun- 
gen des  letzten  Bakoser  Landtages  für  den  bevorstehenden  Feld- 
zag.  —  Clemens   des  VII.    thätiger  Beystand.  —   Ludwig 's 

'  Geldnoth.  Aus  den  Kirchen  und  Klöstern  von  Ofen  und  Pestlt 
-wird   die  Hälfte   alles  Goldos   und  Silbers  genonimeu   und    vcr- 

«münzt.  — '  28C.  Schrecklicher  Zustand  des  Reiches,  arge  Ver- 
liUndung  der  Ungern ,  überall  Vorbothen  des  nahen  Uutergan- 
gea.  —  Onrch  das  ganze  Reich  werden  Eilbothen  gesatidt,  theila 
um  die  Kriegsstcuer  einzusammeln ,  thcils  um  in  die  W^iFcn  zu 
mahnen.  —  Sole  j  man*s- Vortrab  zieht  in  Belgrad  ein.  —  292. 
Im  ganzen  Reiche  wird  ein  BlutbuUfcktes  Schwert,  als  AufTorde« 
ning  zum  Aufsitzen  herumgetrapen.  -—  Von  Kirchen  und  KIÖ5ttru 
Sm  Reiche  wird  die  Hälfte  alles  Goldes  und  Silbers  gefoidert, 
aber  nicht  verabfolget.  —  Zweymahl  hunderttan^end  Türken 
•etzen  bey  Sanct  Demeter  über  die  Sawe.  —  Peterwardein  wird 
Ton  dem  Feinde  bedrohet.  —  Tomory's  Hülflosigkeit.  —  297. 
Solejman'a  Ankunft  zu  Belgrad.  —    Peterwardeins  Belagerung 


tStzIicfa.  —  Solejman  erobert  Peterwardein  und  andere  festo 
Plätze  am  fechten  Ufer  der  Drawe^  —  Stephanus  Brode- 
rica h  gibt  der  Königinn  von  dem  Zustande  der  Dinge  Nachricht. 
«—  5o5.  Zuzug  einiger  Prälaten  und  Magnaten  mit  ihrem  Waffen- 
Tolke  zu  dem  Könige.  *—  Der  Palatin  aoll  den  Obergang  über  die 
Drawe  besetzen  und  vertheidigen ;  aber  der  Adel  verweigert  dea 
Dienst  n&ter  des  Palatins  Panier.  —  Paulus  Tomory  und 
Gaorg  YonZapolya  werden  wider  ihren  Willen  zu  obersten 
Feldherren  ernannt.  -^  Das  königliche  Lager  bey  Mohaesh.  — 
Der  Adel  in  Tomory'a  Lager  weigert  sieh,  dem  königlichen 
Machthaufen  zuzuziehen.  -^  3ii.  Golejman'a  Übergang  über 
die  Drawe.  —  Heilsame  Rathachläge  werden  Ton  Ungern  rer- 
werfen.  —  5i6«  Dia  Schlacht  wird  auf  den  ag«  Augnst  beacUoa- 


ftB.  — >  DgnJi  dio  Anknnft  verf chledener  H erresi  mh  threm  Volla 
wird  die  {enininte  XJngritche  Heermacht  gegc^n  97,000  M«nn  ftark 
vrider  aoo,ooo  Osmanen  ,  Bewainiet^  bnd  Tross.  —  Aastog  ^er 
Ungmi  aiu  dem  Lager  auf  den  ICampfpIffts.  <—  619.  Stellung 
det  Uiipi\c)ien  Heeres.  —  Stellang  de«  Feindet.  — .  Dm  Heer 
wirdroo  dea  K.Önigs  /In  Wesenheit  Uberzeuet  und  lu  wohlgeord- 
cfjer  Tapferkeit  ermahnet.  —  Anfang  der  Schlacht.  —  5a4.  Vor- 
oügt  Si'vgesbotbachaft  an  den  König  jin  HintertrefTen«  Der  Feind 
wird  nnforsichtig  verfolgt.  —  Tomory  fällt.  —  Der  reditt 
Pla^el  der  Uagem  ureiclit.  —  Der  König  wird  nnaichtbsr.  —  Die 
Schlacht  ist  verloren.  —  Der  König  im  Caellye  -  Bache  rtrauikeii 
«od  tudt.  Sieben  Pra'Uten,  Acht  und  swansig  Megnaten«  liinf- 
lumdert  Lasdherren  und  zwey  und  awansigtauaend  Mann  bl«ib«ii 
in  der  Schlacht.  —  Soleiman'a  Zug  durch  Ungarn.  •—  fiaS* 
Soleiman'a  Einstig  in  Ofen.  —  Sein  Abxng  aua  Ungarn.  -« 
Drs  Königs  Leichnam  wird  gefunden  und  uafib  Stuhl weiaiöibnig 
gebracht.  —  Übersicht.  <•— 


£  i  1  f  t  e  g  B  u  c  h. 

Zerrüttetes  Wellleben  ^  der  üngrischen  Völ- 
ker unter  dem  Ge^en- Könige  Johann  von 
Z«(polya,  und  unter  dem  rechtmässigen  Kö- 
nige Ferdinand,  in  den  ersten  sechs  und 
zwanzig  Jahren  seiner  Regierung, 

J..  C.  1S2G  ^r-  i553. 


[/ 


Kampf  der  Farteyen.  —  Sieg  des  Rechtes*  • 

J.  C.  i6a6  -—  1627» 

Seite  335.  Ungarn  iat  (aua  aeinem  Urapmnge  efn  Erb  -.  kein 
Wahlreich;  —  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  in  ma'nnuclier» 
her  Erlöscliung  deraelben  auch  in  weiblicher  Linie.  —  Dieaa  be- 
weisen mehrere  Snccefsions- Fälle. —  54o.  Johann  Zapolya*a 
rechtswidrige  und  treulose  Anschlage.  — ,  PeterPerdnyi  und 
Stephan  Werböczy  für  Zapolya  tha'tig.  ~-  3i5.  Ferdi- 
ms  ad  zögert  9  ron  Ungarn  Besitz  cu  nehmen;  —  beinrirbt  sich 
lua  die  Böhmische  Krone; —  wird  rou  den  Böhmen  Bum  Könige 

■atgerofen.  5iQ»  Ermahnungen  seiner  Schwester  Maria,  ver- 

"•iuweten  Üngrischen  Königinn,  an  die  Ungern.  —  Widerrecht- 
licher Landtag  zu  Stuhlweissenhurg.  —  Johann  Zspolya  wird 
▼OD  setoer  Factiön   aum  Könige  der  Ungern  ausgerufen  und  ge- 

kiOBet. Seine  Sendungen  an  auswärtige  Fürsten.  —  354.  Prea- 

'^*'|er  Landtag.      Ferdinand  wird  von   seinem  Anhange  sum 

Köaije  Tfiu    Ungarn    ansgerurcn ;   doch  lässt  er   sich    voriier   su 

Png  SQB,  Köni;;e   tod  Böhmen  krönen.  — -  Des  Gegenkönigs  po- 

KtJk&e  JMttsgritTe*  — *  ^^  Ferdinanda  Maasregeln  dagegen.  — 

frniiui ü i j  a n farfifin  '«*»  Gegenkönig  and  Frans  dem  1.  ron 


lArtnkreich.  ^  363«  Obermüthige  Erkllnxng  der  ZtfpolyUcfien 
Ftcdoii  gegen  König  Ferdinand.  —  Z^bolya's  drückende 
Auflagen.  _  Tig  lu  OJmuU«—  36?.  Ferdinand^«  Anwald 
nnd  Spreeher  giebt  Bl^tsen.  -^  Krfolglotigkeit  des  Taget. 
*Pefl  Königs  Langmadi.—  370.   Ferdinand* s  ofibner  Brief  an 


_^polyc  ,  „^ ...  ^ ..  .^ 

Ungarn.  Tokaj  wird  von  den  Königlichen  erobert.  •—  Zdpo? 
l^ra^  flüchtet  nach  Siebenbürgen,  384.  Der  Ofener  Landtag  be- 
ttätiget die  Erhebung  des  rechtralfasigen  Königs,  und  die  Adela-n 
gesammtheit  unterwirft  sich  ihm  und  seinen  Leibeserben  für  alle 
Zukunft,  -rr  Zäpolya's  Tergebliches  Widerstreben.  —  Fer- 
dinand'fl  Krönung  zuStuhlweiasenburg.-^  390.  Zäpolyaund 
Werböoay  werden  geächtet.  —  393.  Besetzung  der  hohen 
Rdchawürden.  -^  Lo^vrig's  feyerliche  Beysetaung^ 

u. 

Johann  Zripolya't  unglückliche  Unternehmnn« 
gen. —  Sein  Verrath  des  Vaterlandes. —  Solej- 
man  vor  Wien. —  Ludwig  Gritti,  Statthal- 
ter des  Reiches. —  Waffenstillstand,  -r-  Gritti's 
Ermordune.  —  Erneuerung  des  Krieges^  -^  Fa^^ 
scher  Friedeut —   Z&polya's  Tod. 

• 

S,  C.  15*7  —r  i54o. 

Seite  396.  Hieronymus  Laszky,  dea  Gegenkönlg^ 
Bothscbafter  an  den  Grqsssultan.  1-  Georg  Uthystenics, 
genannt  Martinuzzi,  Pauliner  Eremi t»  Z ä p o  1  y a' s  thätiger 
Sachwalter.  —  507.  Sieg  der  Königlichen  bcy  Erlau.  —  Franz 
^ödö.  —  Patriotische  Antrage  der  Ungeni  auf  dem  Ofener 
Landtage.  —  4oi.  Jaicza's  und  mehrerer  Schlösser  Verlqst  in 
3osnieq.  -^  Zäpoiya't  Rüstnngen.  --r-  Ferdinand  yerlässt 
SU  Ungarns  langwierigem  Unglücke  die  Hanptstadtf  und  fängt  an, 
Ausländer,  fast  immer  unglücklich  in  der  Wahl,  zu  Oberbefehls- 
habern über  die  Ungern  zu  ernennen.  —  ^äpolya^  Niederlage 
oej  Stina.  — ^  Seine  Flucht  nach  Fohlen.  -—  4o5*  Die  Ungeni 
werden  durch  Scheingründo  über  Ferdinand' a  Entfernung 
aus  dem  Reiche  getröstet.  ^-  Zäpolya's  Vorstellungen  an  die 
Deutschen  Keichsfiirsten. -^  Schlechtes  Betragen  der  Deutschen 
Hauptleute  im  nördlichen  Ungarn.  —  4io.  Die  Königlichen  er- 
obern Trencsen,  dann  mehrere  Schlösser  ander  Waag.—  Laaz- 
<]?y*a  Unterhandlungen  zu  Constantinopel.  -r*  417.  Ferdi- 
aand's  unglückliche  Massregeln  bey  den  Gefahren  des  Reichs. -r 
419.  Seine  Tergebliche  Sendung  an  die  Pforte;  •—  an  den  König 
von  Fohlen.  —  Zdpolya's  Kupkkehr  nach  Ungarn,  «r-  Sieg 
aeiner  Faction  bey  retak.  —  Reichstag  zu  Speyer.  —  Solej- 
man*a  Anzug  gegen  Ungarn.  >-;  424.  Des  Deutschen  Reichar 
tagea  nie  erfüllte  Elülfsverheissungen.  — r  Solejman  bey  Mo- 
hÄca.  T-  Peter  Perenyi  gerä>h  in  Gefangenschaft,  die  Ung- 
|4sche  Reichskrono  in  des Grosasultans  Gewalt.—  Qfen  wird  yoi^ 
JDeutachen  UanpUeuten  an  Solejman  überliefert.  -7-  Tho-? 
piaa  Nidaadj.  -^  Solfjman^a  Zug  Tor  Witn*  — -  429»  Sein 


icliiiipniAer  RH^mg,  «»«  Sdira  Verftomgwi  nn  Otaji  -*  ZA« 
Bolym  wif4  Ton  ihm  feyerlieli  som  Könige  ron  Ungani;^  einge- 
mW;  eiiiät  die  ReiohsIsTono  und  Kleinodien  snrlipk.  — f  Nimm| 
irfSoIejnian*«  V^nnitteiong  den  wtnkelmüüiigen  Graner  Bn« 
IWofmd  Feter  Pereuji  wieder  fo Gnaden  an.-T-  4^.So-r 
lejamnfa  Absnf  «na  Unganu  -«•  Zäpolya  Terachtet  den 
■Judkiws  Bann.-'-?-  Zoatand  d^r  Dinge  in  Siebenbflrgen.rt-  Be^ 
fingn*«*  der  trenei»  Sachaengeaammtlieit.-^  Gegenaeitiger  Kampf 
der  Paiteye»  in  Ungarn  nnd  Croatien,  ^-  49Qf  Z4polya'a. 
fj-.j»«p  sa  Ofen.  —  Sdne  wankende  Herrsichan«  Die  Folgen 
*  st  TcmtheriaclMO  BSudniMta  mit  der  Pforte  trefiep  anch 
—  4^.  Wilhelm  von  EbgendQrff.  OberbefehUhaben 


ZApülj-  - -  _ 

Z4nolYeckien  Fection  bedHTngty  werden  ron  Ferdinand  b'ulOoa  ger- 

liMcn.  —  Banderttt  der  B/Ugnaten  an  Babolcaa,  an  Belarar. «— \ 

455.  Der  bedtakMe  Weaaprimer  Tag   wird   ron  dem  Körnte 

und  ▼OB  dem  G^enkönige  ^untertrieben.  —    Verlängemng  dea 

Waffc^ftOlftaadea  swiaefaen  Beydep.  —  *  45^.  Keneser  Tag»  — • 

Drobcnde  Tfirkcnaoth.  »  Deaucbe  Reichabfilfe.    —    Gfitti'a 

ttcaJoee   ftn***"^   md   Solejman^a   Terderblidie    Bn^wUe 

imdctt  Tcrrathen.— «  465,PerdinaBd'a  ZorSatuiuen, -^  Laa«r 

kj'i  Feindaeligkeiten  im  Zipaerlande.   «v  Gritti'a   Einang  in 

StcbeBbSncen«  —  Feter  rerenji'a   Schicktal  im  Lagisr  3cw 


To^ei^gt  nnd  behanptet.  —  Solejman'a  Rücksua.  -^  476^ 
Bn  Stmf-Hecr  der  ötmanen  wird  in  Otterreich  aofgerieben.  — ^ 
4&1.  Ajaflötang  der  bey  Wien  yeraanmielten  Heermacht.—-  Fer^ 
dinand't  Bothtcfa»ft  an  die  Pforte.  -^  Verlängerung  det  Waf-* 
leattillstandea  machen  Ferdinand  und  S^^polya.  r^  485. 
EntarBOog  dea  HLanbtchlottet  Palota.  Flacht  des  Qesitaera  L»-i 
ditlawmort^  —  Serejy's  und  Katsianert  Gewalttha- 
len  in  Ungama  nöidlichem  Gebiet)ie.  -^  483.  Fortgang  der  Frie- 
dent-Unterliandlongen    an    Conttantinopel.  •—  Mattregeln    dea 


det.      Grittl  in   Megyea  eingetchlotten  uqd   gefangen >    wird 
kiogerichteti  gleiche^  Schicktal   trifft  den  Mörder  Docay.  V 
499.  Sniejman  ISatt  Gritti't  Srmordmig  ungerachet.-*-  Un<- 
temndlangen  awiacben  Ferdinand  nnd  Zäpolya^  --  Va<n 
lentin  Török*«  jM>ftU  von  Ferdin«nd;    Lataky'a  von 
Zipolya.  —  5o4.  LandUg  an  Pretburg.  —  Betonderer  Tag  au 
YTiau  •--  5o8»  IHe  Hermannttltdter.  Ton  dem  Könige  Tergeblich 
BiUe  crwarteoda  r»««*««  •><*  •»  ZApolya.-r-  Detten  UnredT 
Kdikait  im  Unterbandeln.  -^   ?*i*"» VV  B4n/^J'»  Wglöck- 
BckerFeJdnv*  -r-  Frana  Bel^ek  und  l4aditlaw  Naay  gen 
ka  la  zivoly^  iiber«  -r*  Ihm  wird  auch  Katchau  durch  Ver^ 
Wk  äwiiÄert.   — '  Ii«ndug  au  Pretburg.     Der  Ungern  grotit- 
■iAuM  A»«rhietbnngen.  -rt  6i4.  Bey  det  K#n{ga  unaullnglicheii 

C»lpilui  »i»  F«l*»  •«UIb*  SApolya'»  Beer  and  «lobMt 


XXII        

* 

Tok^   wieder.  —  617.  Nach  »iebenwÖchenllicher  Belaßerimg  auch 
Ale  FeJ^enburg  Säros.  —  Krieg  in  Croatien.  —  Kiissa  wird  von 
Otmanen^  eingenommen,  •—  619.  Katzianera  Feldzug  und  Nie- 
^  clerlage    in    Siawouit'n.  —  628.  Er  und  Pekry    werden  auf  de» 

Königs  Befehl  gefangen  gesetzt.  Katzianer  entilieht  «us  dem 
Gefängnisse ,  begehet  Hochverrath  und  wird  auf  Veranstaltung 
des  Grafen  ^riny  erniordet.  ^ —  Wiederanknüpfung  der  Unter- 
handlungen zwischen  Ferdi  nand 'und  Zäpolya. —  53o.  Pe- 
\  terKeglevics   und   Thomas   Nädasdyi  Baue   von    Croa- 

tien. —  Mit  unredliclier  Gesinnung  geschlossener  Friedensver- 
trag zwischen  Zdpolya  und  Ferdinand. —  bSfu  Innere  Un- 
gültigkeit d<*sselhen.-—  Des  Grosssultans  Rüstung  wider  Ungarn,-i- 
63g.  Sein  Uiickzug.  —  Zdpolya^  a  Verm'ählung.  —  Seine  Wei- 
gerung den  Grosswardeiner  Vertrag  zu  pobliciren.  —  545.  Sein 
•  treuloses  Betr..;»  n  gegen  dtn  Moldauer   Woiwoden.   —     Unter- 

gang seines  Glückes,  —  Empörung  der  Woiwoden  Majiäth 
und  Balassa  wider  den  Gegenköuig ;  Dessen  Anstalten  zu  ihrer 
Bezwingung.  —  55o.  Sein  letzter  Wille.  —  Sein  Tod. 

ÜL 

Ofen  in  Solejman^ft  GexValt.  —  Unglückliche  Vep- 
_  Miche  zur  Wiedereroberung.  —  Fünfkirchen,  Gr«^n, 
Dot*8,  Stuhlwelsseuburg  von  den  0«manen  einge- 
nommen.—  Df'e  Ungern  im  Schmalkaldisciien  Krie- 
ge. ^-  Waffenstillstand  mit  Soiejman«  —      Sie- 
^  benbürgens  Übergabe   an  Ferdinand.  —    Mar- 

tinuzzi'8  Ermordung. 

J.  C.  i54o  —  i55i. 

Sexte  554.  Folgen  der  Abwesenheit  des  Königs  aus  dem 
Reiche.  —  Der  Cotocser  Rrzbischof  Franc iscus  Fjangepa- 
11  i  tritt  zu  Ferdinand  über. —  Sendung  der  Zäpolyschen  Fac« 
tion  anSolejman.  —  Martinuzzi^s  Charakter  und  Macht.— 
669.  Majldth  bewarbt  sich  bey  Solejman  um  Belehnung  mit 
Siebenbürgen.  —  Convent  zu  GyÖngös.  —  Die  Siebenbürger  er- 
klifren  sich  für  Ferdinand.  —  Majldth^s  Ranke  werden  von 
lsabel  1«  vereitelt.  —  564.  Des  Königs  zauderndes  Verfahren, 
«eine  vergebh'che  Sendung  an  I  s  a  b  e  1 1  a.  —  Verunglückter  Feld- 
zng  gegen  Ofen,  unter  dem  Oberbefehlshaber  Leonard  von 
'  Fels 8.  —  569.  Dessen  Rückzug,  —  Ursache  misslungener,  von 

Ferdinand  angeordneter  Feldzüge  in  Ungarn. —  575.  Günsti- 

fe  Aussichten  für  den  König  in  Siebenbürgen  und  zu  Ofen,  durch 
Ingrischo  Unterhändler   rröfinet.  —  Wilhelm   von   Rogen- 

dorff  wieder  Oberbefehlshaber  in  Ungarn Vergeblich  bekennt 

er  sein  Unvermögen.  Er  unternimmt  Ofens  Belagerung.  — 
677.  Durch  unredliches  Betragen  verscherzt  er  die  Kinnahme  der 
Barg.  —  684,  Majiäth  wird  in  Siebenbürgen  gefangen  genom- 
men. -^  Rogendorffs  schlechte  Anstalten  vor  Ofen.  —  Vor- 
theile  der  feindlichen  Feldherren,  —  590.  Sein  schimpflicher  und 
unglücklicher  Rückzug,  Niederlage  seines  Heeres;  —  59a.  Sein 
Tod.  ^ —  Solexman  im  Lager  zu  Alt -Ofen.  —  Sein  falschef 
Verfiihrea  mit  IiabelU  und  mit  ihren  B|tben.  —  .01c;ii  wird 


—        XXIIl       — 

Ton den  Ossuen  In  Berits  genommen.  -^  698.  Itabella  mrd 
tvs  Ofco  Dtdi  Siebenbärgej^^  im  Besitze  tcheinbarer  Herrschaft 
über  die  Provinz  ,  Terwiesen.  —  SolejmAn^t  feyerllcher  Ein* 
zuf  u  Ofea.  -—  Valentin  Török  wird  xu  ewiger  Gefiin- 
gesKiaß  nach  Cotistantinopel  abgeführt.  •— ,  Ferdinand  be« 
mit  sich  ▼ergeblicli  um  Frieden  mit  Soiejmai).  -^  6o3.  Pa«- 
tKoüscbe  Stimmung  der  Ungern ,  angekündigt  durch  Tenohiedena 
raterbacdlungeu ,  und  durch  die  Reichabeschlüsse  auf  dem  Man« 
tohler  Landtage  — •  Sie  wird  von  P  e  r  d  i  n  a  n  d  nicht  benufat.  «- 
Beidüan  dea  ReichaUgea  xu  Speyer.  —  609.  PrSchtiger  Feld-  N 
gug  unter  Joachina*a  ron  Brandenburg  Oberbefehl  naah 
Uagam.—  Langtimer  Marsch.—«  Watsen  wird  eingenommen.— 
611.  Pesth  nacbläaaig   und  vergeblich  belagert«^  —    Scbimpflieher 


Itore    mit    seinen    Söhnen    in   Tüikiscber   Gefangenschaft«    — 
610.  Vslpo,  %Uoa  nnd  Funfkirchen  werden  von   Murath  Beg 
cia^enoramea,  Solajman's  Einaug  in  iatatere  Stadt.  —    So- 
le') man  in  Ofen.     Gran  wird  belagert.  —  Von  den  Spanitdieil 
Bdebbiubem ,   Martin  Li skani   und  Franz  Salamahca, 
an  AcJbmetilbergebeo. —  Eben  ao  Dods.;  Stuhlweissenburg  nadt 
dea  authigtten  Widerstände.  —  616.  Erst  nach  dem  Rückzuge 
des  GrosssoUans  erscheinet  der  König  mit  Heermacht  in  Ungarn» 
Böboien   und    Italer    ▼erweigeni  den   Dienst  und  fordern  Ent-' 
lassuog.  —    Landtag  au  Neusohl.  —    Der  Ungein  grossmütbiga 
Aacibietbung^n.  —  6%t.  Gross -Orossi  wird  Ton  Osmanen  ans- 
fe|>lttiidert  y    Visegräd   eingenommen.  —    Die  königlichen  Besai- 
sungeo   entfliehen   aus  Nögrad  und  Hatyan ,  und  überlassen  diese 
Ptitxe  dem  Feinde.  —  S36«  .Weitere  Forlachritte  des  Feindes  in 
llngim  und  CToatfeB«  *!—  Pstriotisciie  Beschlüsse  der   Ungern  zu 
Saio-Sscnt-P^ter»  —  Der  Bau  der  Festung  Sissck  wird  ron  den 
Agrsraer  Domkerren  onternommeu.  —    Landtsg    zu   Tymau.  -^ 
C\},  Reich«rag  zn  Worms.  —  0t9   Kaisers  und  des  Königs  Sen- 
duag  zu  Frieoeosunterhaudlnngen  mit  der  Pforte.  —    Versamm- 
luDg  der Aji/iJnger  Isabella's  zul^ebrccz^n.  —  6iC*L8ndtsg  zu 
Pirsborg.  —  C«Q.  Der  Schmalkalder  Bund.  —   662.  Der  Ungern 
Autheii  an  dem  Scbmalkaidikchen  Krieg,  -w.  653.  Ihr  Antheil    au 
Diopffifg  df!%  Prager  Aufstanile«  wider  Ferdinand.  —  6G5.  Dio 
mit  der  Pforte  sbgesch1ossi?nc   riinfjahrige    WafT«  nrulie-  wird    auf 
^m  TyrnauFr  Laudtage  vermeldet.  —  669.  Reichstag  su  Angs- 
btirp.    -^    Verletzungen   des   Wairenstillstandcs    von    Seiten   der 
Oiovamn.  —  67  a.  Yy^r  Presburger  Landtag.  —    Zerrüttungen  9n 
IsabeJIs^s  Hoflager.  -^  Msrtinuzzi^s  Unterhandlungen   mit 
Ferdinand    über   Siebenbürgen.   —     Oyy.   Feidsug  wider   die 
SiÖrer  6e%  Lr.ndiriedens,  Melchior  Balassa  und  Matthias 
Basö. —  684.  Sieg  der  Uncem  über  den S^uhhveisscnburger  i'a- 
•cha  bey  Bernhida.  — 6S5.  Langsamer  Fortgang   dor  Unierhand«» 
hia^en  üb«r    Siebenbürgen  zwischen  dem -Könige  und   Marti- 
auzzi.  690.    Antonius  Wrdnczy's    Überganj^  zu    Fer- 
dinand.    693.    Martinuzzi's  ungemein  verwickelte   Lage; 

*i«rrordeutljcheKlugheift  womit  er  sich  idr  entwand.  —  7i3.  Sie- 


••L« 


—      XXIV      — 

det  Gffonliemi  VeiitigungeA  und  Anstalten  in  grosse  Verlegen-» 
Beit  gesekit.'^  Cestaldo  Oberbefehlshaber  in  Siebenbürgen.-^ 
Seine  Vntüchtigkeit.  —  Mattinursi  bereitet  sich  durch  keind 
jloBttschen  Künste  Itegeii  die  I^forte  seinen  .eigenen  Untergang» 
«  724.  Lippa  und  dienrere  feste  PU'tze  hu  der  Tenleser  I^roiriiui 
weirdto  Tdn  Osmäuen  eingenommen;  TeihesviLr  eingi^schlosaeit. 
Martinuiai  wird  ron  Julius  demllt.  als  Graner  ßnbiachof 
|beatStiget  und  lum  Cardinal  ernannt;  iroh  Chstaldo  bey  Fer^ 
dinand  boshaft  angescfa wärst«  «-  733.  Lippa  wird  wieder  er^ 
6bert{  737  TeKoa?£r  entieiat«  -^  739^  Mattinnaai^t  Bnboi» 
6Ähgk 


Äwölftes    Buch- 

2ert*ütt6t69  .  Weltleben  der  Ungrischeti  Volker 
in  den  letzten  zwölf  Sahiren  des  rechünasugeti 
Königs  Fetdiniind. 

J.  G*  i56a  ^  t564« 
t 

Der  pät)8tliclie  äann  über  die  Ürbebet  tmd  VoUziV 
ber  des  Mencbelmordes.  —  Niederlage  der  Un-» 
gern  bej  Szegedin.  — Weizprim,  Teme^yir,  Ka-» 
Mnsebe'8»'  Ltigo8>  Li})pa,  lu  a.  werden  iron  Oa-^ 
manen  eingepommen«  *^  Erlau  wird  Teir^eblich 
ton  ihnen  belagert  — *  Verwirmngen  in  Sieben-» 
bürgen.  •—  Die  Oimänen  TOr  Sziget.  ^—  Friedens-^ 
tmterhandlan^en  zu  ConitantinopeL  -^  Maxi-« 
milian's  Krönung  smn  Könige  tön  Ungarn**-^ 
Ferdinand'a  Tod* 

J.  G  i65a  -^  t564i 

Seite  74s.  Vbigebliche  Kfinste  und  Bemfihnngeii  den  M^ 
diordeten  Martinussi  des  Hochterraths  sdiuldig  ku  finden.  -^ 
Julius  der  III.  fordert  Anstifter  nüd  Vollaieher  des Mordea toil 
aeinen  Riditerstuhl  nach  R0&14  »-  Julius  verhänget  den  groa-* 
aHi  Kirchenbann  über  sie,  über  Caataldo,  über  den  Kön^lg.-^ 
Die  Untertnchbng  wird  partevlich  nnd  uiiredlich  geführt«  --• 
948.  Durch  welche  Küaite,  Wendungen  und  Rücksichten  Papst 
J  all  US  cur  Wiederrufhng  des  Bannea  bestiount  wurde.—  Miss^ 
Ihrtgcne  Unternehmung  und  grSuliehe  Niederlage  der  Ungern  bey 
Ssegedin.  -^  754.  Landtag  zu  Presburg.  —  Andrejs  BAtho- 
Tjf  Woiwod'  Ton  Siebenbürgen.  —  Wessnrim  ist  schlecht  rer« 
sorgt.  —  769.  Es  wird  dem  Feinde  überliefert.  —  Achmet 
Paacha  belsgert  TeniesTär.  -^  Georg  Zondy^a  heldenmü-^ 
Kampf  und  Tod  auf  der  Dregiiel/tt  finig»  -«-  TapHnkelt 


f 


,     \ 


teüviefB  Hiclimel   Tmrehjt   Stephan  Siuha/p  An« 

iiettNagy  and  Andreas  Deak.  —    764.  Die  üngntcheB 

ioadn»  nm  Ipoly  •  8 Aali »  G jamutb »  HoUokÖ«»  ^9'^  ^^^"^ 

Immb  lädhtig,  odtr  Wf^rgeoeh  tnaloä  ihrePiStse  demFeii|4eb— 

oitp&aa  LoasoatBj   sa  l^MoefrAr  in  Ndth}    sein  fidde»» 

■Mk -*   fir  wird  genwnngeny  TemesTar  ab  tiberaeblttä,  '  Bein 

ftgiichai  Bnoe.  <^.  ^70.  Kmntebe»  und  Lnäoi  <*rgeben  aic6;  <-^ 

U^  wird  adilndlioli  voo   dem  SfMnier  Aid  Ana  dem  Feinda 

tUrlmea,  —  Der  Oatetreither  Braamua  Teufel^    Oberlie^ 

ieUskaber  in  üagani.  —   ^76.  Seine  Niederltae,  Gefangennali« 

B»B§,UinnclituDg..-«ScliiclLsal  oea  Sforäia  rallaVioini  uni 

der  gefbagenen  Haiiptlente.  ^-^  778.  iSottand   der  F^lhng  Ssol^ 

aoL  ^  Sie  wird  toh.  Aehniet  Paacha   ohne  SchwertacU^ 

nngaiaaiaen.  -^^  Ybrkelimngeb  ond   Apstalten   d^t   Stephas 

Dobö  CO  Bvhn^a  Vertjheidignng.  — »  ^8s.  Gewaltige ^lagemag 

des  wichÜKen  Plataei }  kunstgerechte  uii'd  heldeumüthige  Veitlitl« 

digona  nnd  behaiiptnug  deaselbeü  ron  Seiten  der  Ungctti^  -^ 

SoL  Solejiiatt*ä  drohende  jftefehle  an  die  Siebenbürgerj  Ita-^ 

1  e  11  a  BDt  ihrem.  Sonne  snrfickiiinihrien,  —    8o8«  l)et  &Önig^ 

Gctaadticftaft  nadi  Conatantlnopfel  an  FriedenfiinterhandlDngen,— • 

fe8.  GtgMfieitiger  Knnpf  der  Parteyen  in  Siebenbürgen.  —  Aa- 

loa  Wrincay  und   Frana  Zpj  xa  Conitantiüopel«  ^^   Ihit 

lawtige  2ettpimct  sa  rr]edenaunterhandlniM|eh  wird  am  könig^ 

Adben  floCa  anaaer  Acht  aelaaaen.  -^  8ii.  Riake  der  ItnBblU 

aad  dea  FrankeskSniga  HeinricH  dea  Ü»  irider  Ferdinand 

nad  aeine  Bothadialter  .in  Conatalitinonel.  -^   8isi4.  Fülek  gehl 

dardi  Pra.ns   BebeVa  nnd    Cabriel    P'erenjiS  Ünent^ 

addaeecnheit  feilo'i«n>  r«  JBa'7*  Lannanier  ^ort^ang   der  Frie<» 

diiMiiiitf ilmidiiiiii^f ■  I   JLnger  Giilen  Bnabeo,  anaterordent^ 

MhaeGcaandfte  an  Solejman.-^  S3i«8echiniohatlicfaeWafienA 

|iibe.  —  Zweyte  Seindong  Bnsbeo'a  nach  Conttantihopeh  — ^ 

I>er  WaKamdllstand  wild  von  den  Patchen  in  Uogarh  nirgend« 

geachtet.    Ferdinand' a  Tergebliche  Klagen.    —    84a.  Abfall 

awhierer  Hagnaten  Ungarns ,  und  der  drey  Kationen  Siebenbiuw 

gros  Ton  l'erdinandl  — '84d.  Sendung  der  letztem  an  den 

Unig.  —  847.  Aufstand  in  Hermannsudt.  —  UnterdHi<}kUng  der 

königlichen  Partey  ih   Siebenbürgen.  —    taabella*s  Ankunfl 

dstdhst  ond  Einsng    nach  äausenbui^.  <^  851.    Isaball a'a 

lÜMhtanch  Tofci  der  ihr  übertrsgenen  HerrschaAi  —  Auswande^ 

laac  des  Bischof  Paulus  Bornemisassa. —  Dobö    über- 

giebt  bjTar  nnd  wird  gtgen   Treue   und  Glauben  gefsngen  ge- 

sacat. —  Esipöriuyg  der  Beheker  in    Üngtms    nordöstlichem 

Gcbiethe  g^gen  Ferdinand. ->^    856.  Schändliche  Flhclit  dei^ 

hfiaiglicben  Feldherren,  Marceil  Dietrich  und  Wolfgauff 

Pachaias.  — >    Gyula  wird  von   Caspar  Mag:ocshy^  Husst 

TOB  Michael  Corlath  und  Benedict  Saalay  gegen  Isa^ 

belle* a  Parte jrgSnger  tapfer  Vertheidigt  ^  Husit  in  Gefahr« 

Ferdinand  TerschnShet  den  Dienst  tapferer  Ungern  Und  aea- 

det  den  An  tlander  Andreas  Brand  eis  cur  Kettbng  desPlat-^ 

«es.  —    Huast  wirdTUbeigeben ;   nach  einigen   Mbnathen  aUoh 

Groiswardein;  beyde  ans  Mangel  nötbigen  Bevstandes.  «^  Sziget-> 

v^wir^Tonnaly-Paacha  belagert^  von  Marcus  HorTath 

StiiiJoa  behauptet.  —  866.  Schiacht  ein  Rihya -  Wässet   Tbi( 

Bilsöa  TimThomaa  Nidaadyund  Niklaa  Zriny  geifon- 

mm*.  ayt.  Amkmdt  daaBnhnsog*  Fetdinaad  im  Iiafer,«^ 


-—       XXVI       

Korothnt  w ird  erobert.  —  877.  Emerich    Telekcsay   Feld- 

hauptmann  im   nöidlichen    Gcbielhe.  —    Seine   Waffenthatcn.  

Kaiser  Carl' a  Ab claiikufi^   und   ZurücLeiehong   in    die  £insam- 
kcit.  —  8?0.  Ferdinand  ab  Kaiser,   leistet  auf  Siebenbürgen 
Verzicht,  und  will,  dass  unter  jeder  mit  seiner  Ehre   yertragli- 
cben  Bedingung  der  Friede  mit  Soiejman  abgeschlossen  wer« 
de,  —  F  e  r  h  a  t ,  Pascha  von  Bosnien  wird  in  Croatien  geachia— 
fteu.  -—  Ankunft  der  -  königlicl>en   BotbschaÄer  Wränczy  und 
Zay  in  Wien  mit   wenig   cVfreulichen   Friedensbediugungen.  — 
884.  Tclekessy^s  siegreiche  Unternehmungen  wider  Isabel- 
la'a  Faction.  —  Verworrener  Zustand  der  Dinge  in   Siebenbür- 
gen. —  893.  Stephan   Dobö  in  Freyheit,  am  Wiener  Hofe. —> 
Verschwörung  des  Franz   Bebek    uud   der   Kendyer   wider 
Isabel]  a.     895.  Sie  wcrilen  auf  Geheiss  der  Königinn  aus  dem 
Wege  geschalFc  diircli  Meuchelmord,  welchen   der   Thorenburger 
Landtag  fiir  rcchimassig  geschehen  erklärt.  —    Abfall  der  Mag- 
naten G  eorg  Bebek ,    Gabriel   Perenyi   und    Melchior 
B al a SS a   von   der  Königinn.     Telekessy^s    Siege   über  ihre 
Faction,  —  Johann  Nagy  wird  wegen  Dotis  Verlust  enthaup- 
tet.  —   900.  Tclekessy   verfolgt   Isabell a^s   Partcyga'nget 
Frans  Neraethy;    —  schlaft  die  Türken  bey  dem  Dorfe  Ka- 
sa.  —  Scheiiikrieg    zwischen  Telekessy   und    Balassa.   — 
IsabeUa^s  bedenkliche  Lage,  ihre  Bereitwilligkeit  zuti    Fric— 
denmitFerdi  nand. —  906.  Ihr  Tod. —  Ihres  Sohnes  Johann 
Sigmund  Friedensanträ'ge  unter  unstatthaften   Bedingungen.  — 
Ferdinand    bewilligt   nur     einjährigen    Waffenstillstand,     zu 
grosser  Unzufriedenheit  der  Ungern.  —  Der  günstige   Zcitpunct, 
der  glücklichsten   Umstände  Zusammenflüsse   unter   welchen  Un^ 
garn  von  Türkischer    Herrschaft  befreyet   werden   konnte ,    wird 
ungenützt  gelassen. —  9if.Telekessy  und  Horva'th-Stan-   - 
sica  werden  durch  den  Tod;  Magocsy    durch   Überdruss   an 
dem  schlecht  unterstützten  Burgdieuste,   dem  Vaterlande   entzo- 
gen; an  ihte  Stellen  Franz  Zay,    Niklaa   Zriny   und   La- 
dislaw  Kerecsdny  gesetzt.  —  Ferdinand^s  misslungener 
Versuch  auf  einem  Tage   zu    Wien   seinem    Erstgebornen  Sohne 
Maximi  lia  n  die  Erbfolge  in    Ungarn    zu   versichern.    —    Der 
Abenteurer  Jakob  Basilikus  Heraklides  in  der  Moldau.— 
Qib.  Se'n  Glück  und  sein  Untergang.  —  Niederlage  des  Frans 
Nömethy  und  der  Siebenbürger  bey  Hadad. —    911.  Johann 
Balassa^s  Niederlage  bey  Sz^tsöny.  —  Szathmar  wird  von  den 
Ofener  und  Temesvärer  Paschen  zu  Gunsten  der   Za'polyer   ver- 
foblich  belagert.  —  Der  Usmanen  Raubburg  Hegyes<t  wird    ron 
Ungern  eingenommen.  —  Aufstand  der  Szöklcr  in   Siebenbürgen 
trider  Johann  Sigmund.  —  026.  Sieg   Osml'nischer  Treuto- 
aigkeit  über  die   Ungern   im    Bafogher    Wald.    —     Achtjähriger 
Friede  zwischen   Selejman   und   Ferdinand.    —    g34.    Des 
Palatinos  Thomas  Nadasdy    Tod.      Die   erste    Reichswürde 
bleibt  unbesetzt.  —   Landtag  zu    Pfesbnrg.   — •    956.  Uneinigkeit 
der  Stände.  —  Maximilian  wird  zum  Könige  von  Ungarn  an- 
genommen uud  gekrönet.  —  Johann  Sigmu n d* s  schwanken- 
des  Beuagcn    in    den     Friedens  Unterhandlungen    mit    Ferdi« 
Qaad«  —  Dessen  Tod.  — 


J 


1 


Zehntes    Buch, 


nga*n8        Fall. 


TL.a. 


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I: 


«  ■  ■    ■  ■  ■  1  •     ■  ■ 

Ludwig    des    IL   acht  etste  Regiefung.v 

■ 

jähre. 


Nach  Wladisiaw's  Bc<$tättuDg  in  der  Sluhl- 
vreis.^enburger  Gruft  der  Könige  huldigten  die 
Stände  ohüe  Widerrede  seinem  bereits  gekrön- 
ten Sohne  Ludwige  dem  Jünglinge,  welcher 
Bu  dein  herrlichsten  Erwartungen  berechtigte 
md  wahrscheinlich  keine  unerfüllt  gelassen 
lätte,  wäre  nicht  durch  seines  Vaters  unselig- 
;ten  MissgrifFy  ihm  ein  Verderben  an  die  Seite 
jesetzt,  durch  ein  bitteres  Verhängnlss  höhe- 
er  Mächt  über  Ungarn  seine  Lebensfrist  ver- 
LÜrzt  worden.  Die  Natur  hatte'  ihn  sanfty 
rutmüthig>  biegsam,  zur  Rechtschafienheit  und 
R.edlichkeit  geneigt,  gebildet;  sein  Lehrer' 
fakob  Bors6dy  (Pisa)  Achtung  für  Wahr- 
keit und  Geschmack  an  Kenntnissen  ihm*  bey- 
^ebracht;  sein  Hofmeister  Johann  Borne- 
niszsza  ihn  zur  Ordnui^g  und  Thätigkeit 
vewöhnt^  auch  fest  darauf  gehalten,  dafss  er 
utt  Lust  vorn  öfFentlichen  Angelegenheiteni 
iCenntniss  nahm,  die  seinem  Vater  eingereich- 
.en  Bittschriften  oder  Berichte  durchsah,  Elen- 
len  und  Dürftigen  Gehör  verlieh^  Beweise  sei- 
ler  Gnade  und  Freygebigkeit  ertheilte ,  seiri  Hets? 
3er   Gottesfurcht   uad   Andacht  .weihete.      Ad 


1 


•  J 


Besonnenheit,  Entschlossenheit,  Standhafti^kei^ 
Verschwiegenheil  war  er  jetzt  schon  mehr  alsJün^' 
ling.  Sein  Vater  hatte  ihn  auf  dem  TodtenbeOl 
mit  zärtlicher,  nur  leider  nicht  gleich  klugdi' 
Sorgfalt  ausser  xlem  Grüner  Cardinal  und  deÄ* 
würdigen  Born emiszsza,  auch  dem  Br^jndeil^. 
Bürger  Markgrafen  Georg,  grossem  Schwelj 
zur  Leitung,  dem  Könige  Sigmund  und  d 
Papste  Leo  zur  Beschirinunjj  empfohlen.  Je^^ 
ner  sandte  sogleich  den  aufgeklärten  Gnesnei:^ 
Erzbischof  Joannes  Lascy,  und  den  Reichsr 
kanzler  Christoph  Szydlowicz;  dieser  d^n; 
hochachtbaren  Roh  er tus,  Erzbischof  TOniRh<(i^.{ 
gio  nach  Ungarn"),  um  den  Cardinal  B&ki^iflk] 
in  allem,  was  er  für  des  jungen  Koni^  «Ä^ 
cherheit  und  des  Reiches  Wohlfahrt  zu  vörfügm^, 
für  erspriesslich  erachten'  dürfte ,  durch!  iliH. 
eignen  Einsichten  und  durch  das  Ansehen  Slljk\ 
Ter  Sender  kräftig  zu  unterstützen.  Überlimpi' 
unterliess  Leo  nichts,  was  seine  besondfläl' 
Sorgfalt  für  den  Könige  seine  Gewogenheit  g^ 

fen  das  Ungiische  Volk,  sein  thatige.s  Bestilh^ 
en^  dem  sinkenden  Reiche  aufzuhelfen  ^  ilAtT 
weisen  konnte,  wovon  seine  grösstenTheils  eriiilljL, 
tenilülfsverheis.sungen  und  seine  dringenden! SdJF 
mahnungsschrelben  an  den  jungen  König^..1l[K 
dessen  Uheim  Sigmund,  an  den  Graner  Qi|@i 
dina],  an  denWeszprimer  Bischof  und  an  BMJg 
garns  Tornehmsie  Magnaten  zeugen^).  iwt 

WaS(  Ludwig  unter  solchem  Schutze  nnfP 
besserer  Leitung   dem  .  Ungrischen  Volke 


.    i  I  flr? 

a)  Literao  Leonit  P.  X.  «d  re||,  Ludov.  —  ad  R«gi'SI|lM" 
iBttnd.  ap  Frey  £|iiAt.  procor.  P.  1.  p.  iii.  seuq.  -*-  ,ad  Tfj^K 
mam  Card.  Strigoii.  ap.  Fri^  Annal.  P.  V.  p.  18  et'ai.  »---^H 
Bp<acop. - WtfMpriinieii«»  k^.  Pr*ty  Annal,  P,  IV*.  p»  i6(^J    '4if 


■f 


/ 

jJen  Iconnte,  zeigte  er  .schon -aut  dem  ersten 
liandtage,  welcher  zu  Georg!  bei  Pcstli  ver- 
-sam  m el t  war  **)♦  Da  wurde  von  Z  «i  p  o  1  y  a'  s 
JKacticm  nichts  unversucht  gelassen,  den  von 
■Wladislaw  gesetzten  Vormündern  des  Königs 
mit  der  Vormundschaft  auch  die  Reichsver- 
waltung zu  entrei^sien,  und  die-  Wahl  eines 
•Statthalters  zu  erzwingen.  Als  hefliger  Streit 
Bich  hierüber  erhob**),  fragte  Ludwig  dieii 
^u  seiner  Seite  sitzenden  Graner  Cardinal,  was 
^in  Statthalter  sey?-  Dieser  erwiederte:  „Gö^ 
«yjblether  über  d^n  König  und  das  Reich  ;^^ 
^^und  idh?^*  fragte  Ludwig;  —  j>cin  Schätz 
-,^en-' Könige  ohile'' Macht  und  Ge\valt;**  war 
•ctes  Cardinals  Antwort.  ^yT^er  will  ich  nicht 
^^siayri;**  versetzte  der  König;  ^,und  wir  nichit 
„Willens,"  sprach  Thomas  Bukucsh,  »  ei- 
'^^ensolchen  zu  dulden,"  „Wohlan,"  sagte  L  ud- 
w^ig,  i,so  möget  ihr  euch  mit  ihir  allein  begnü- 
j,gen*=)."  Doch  bald  verschwanden  die  hiermit  von 
ihm  erweckten  Hoffnungen,  indem  Markgtaf  Ge- 
org, durch  nahe  Verwandtschaft  begünstiget, 
^s  unerfahrnen  zuttaulichen  Jünglings  sich 
jranz  bemächtigte,  von  seinen  bessern  Führern 
ihn  ali-mählig  abzog,  in  mancherley  Zerstretif 
utigen  tind  üppige  Brgetzlichkeiten  verwickelte, 
Abneigung  und  £kel  vor  ernsthaften  Geschäf-^ 
ten  ihm  beybrachtc,  wozu  er  an  Ziipolya'.i 
Anhängern   stäCs   bereitwillige    und    sinnreiche 


a)  Dass  der  Landtag  \i-irk1icli  war  gcTialten  worden,  und  zwar 
vor  25.  May,  beweiset  das  Sendschreiben  des  Papstes  an  Tho- 
mas Bakucsh,  vom  34.Jumus  bey  I*ray  Anna).  V.  p.21.  und 
fiiie  Urkunde  des  Palatiniis  £mi>ric]i  Pcreny  l>ey  Kova- 
ihU'h  Siippltrui.  ad  Vc^tig.  Comit.  T.  II.  p.  5o5,  A)  Uthn- 
■  iiffy  Kib.  VI.  p.  63.  <)  Dubraviiis  Lib.  XXXIII.  p. 
836.     Balbinu«    mi^cellan.  Lib.   VIT.    p.  253. 


Dieutr    fand*^),     und    sicli    dafür    von    ihiMÜi 

bald  zum  Werlizeuge,  bald  zur  Stutze  in  ibreji 

Entwürfen   brauclien   Hess.      Auf  König   Sigr 

fnund    dHrften    sie    nicht    mehr  rechnen;   ihito 

Ränke    waren  ihm   bey  dem  ^Viener  Congreilk 

hiplähglich  aufgeklärt  worden.  ■«• 

Schpi^  im  vorigen  Jahre,  nachdem  seine  Gä» 

mahlinn  Barbara,  Johann  >^upQlya\s  Schwell* 

fer   in  der.,Blüthe    ihres  Allers.  hingeschiedeB 

var,  und  ihm  ihre  Mutter  JEledw ige  sowoh^ 

9I&  ihr  Bruder  Johann    durch    eine   G&uadtr 

Schaft  das  hofmässige  Bcyl^id  bezeugten,  Hess 

er  die  Herzoginn  ersuchen,  ihren  Sohn  dahin 

z\\  vermögen,  d^ss  er  sich  als  treuen  un'd-folg^ 

samen  Vasall  seines  Königs  betrage,  aller  äah 

inas.^ung   königlicher   Einkünfte   sich    enthal^jj^ 

von   fernem   Versuchen,    das   Königs    Anseiqa 

herabzusetzen,     abstehe,    überall    nur    sewß{ 

Pfliclit   folge    und    seine    hoclxstrebendeu  .  Enlr 

.würfe  aufgebe.    'Jeizi,  als  er  von  Szydlowi^ 

über    die  Verhandlungen   des  Kakoser  Landttr 

ges  Bericht  erhalten,  und  daraus  die  Unwiiifrr 

3amkeit    seiner    Ermahnungen     ersehen    hal||k| 

f^rklürte  er  sein  entscheidendes  Missfallen  tUM|| 

der  Zapolyer  übermüthij;es  Verfahren.     Wü 

ihnen  auch  begegnen  dürfte,  nie  würde  er  -M 

wieder  seiner  Mahnungen  würdigen,  noch  HÄ 

niijer  in  ihrem  Unfutje  wider  ihren  vechtmässM 

gerj  Herrn    iliner^   beysteheq ;    mögen  sie  docfl 

auf    eigene    Gefalir    ihr   Ziel    verfolgen.     Del 

Herzogin     von    Teschen    versicherte    er,     sein 

NelFe  Ludwig    und    dessen  Reich   werde  d^B 

thätit^sten   Beschützer    nie   in   ihm   vermisaea« 


a)  Dubf  avius '|..  p,  p.  837.  Pet«i|ia  Mart.  MoraTic^'p 


aber  auch  ihr  uroUe  er  stau  getrogen  Mjn, 
und  ihren  Söhnen  huldreich  sich  bezeigeoi 
so  1an»;e  sie  die  Pflichten  getreuer  Untertha- 
nei  vegen  ihren  König  nickt  verletzten").  Un-t 
ier  (Ü^-^er  Bedin^uni;  wolhen  sie  Nichts  mehr 
TOD  Sit/mund,  Alles  von  eigener  Macht  und 
nsch  foruchreitender  Verwirrung  im  Reiche  .«a 
erwarten. 

Feindliche    Andeutungen    gegen    die.  Wal« 
lachei  und  Moldau^   Versuche  auf  Jaicza,  Knin^ 
ClUsa,    Scardona,    und    übertriebene   Gerüchta 
TOQ  Selim's  starker  Krie^srüstun<;  wider  Un-? 
gara  «etzlen  gleich  im  ersten  Jahre  Ludwig's 
die  Ileichsverweser    in    äusserste   Verlegenheit,: 
den  PsLpst    in     fleissige    Betriebsamkeit.      Den 
Sc/uf zkammer    fehlte    Geld,     die  •  königlichen/ 
Freystädte  mussten  zu  ausserordentlicher  Kriegs-^  ^^-  JuUu$ 
Steuer  aufgefordert  ^) ,    einige    Krongtiter.    iü» 
svölftausend    Goldgulden    verpfändet    werdenii 
Leo  der  X.  mahnte  den  König  Sigmund^-ii^ 
die  Waifen  zu  Ungarns  Verlheidigung,  und  er- 
suchte   den    ritterlich    gross    gesinnten    König 
ron   Frankreich   Franz,    wenigstens  um  fünf- 15.  ;i/#^7. 
leiiotausend  Ducaten ,   zu   welchen   er  eben  so 
viel  aus  der  päpstlichen  Kammer   zulegen   und. 
dem  hochpriesterlichen   Ban  Feter  Beriszlo 
zu    zweckmässiger    Verwendung .  übermachen 
iToIIle^).     Inzwischen    hatte  Sei  im   gegen  alle. 
Enrartunix  duröh  eine  Bothsohaft  Frieden  oder. 


s^  LlttT.  Sigisniuncli  Reg.  i|d  Chrisioph.  Szy<]1r>wics  et  »d 
^J^ij.   'i'fS.sineoÄ-   ilcm    Respons.    a    Reg.    Sigismund*    datum ^ 
XitKCfi,  J.iann.    de  Zttpolya   ei  Matris  e/iis  ap.  En^e)   Acten-* 
>fHij.     Skizze    in    Schediu$  Zditschr.  Bü.    I.   S.    3-1-*.    If.         h\, 
Liln.   Lucio  vici    Keg.    iid  Ünilphons.  ap.  Pray  Epistol.  Pro- 
Ber.  r.  L  p.    119.        c)  Litcsr.  Leoaif  Pop»  X»  ad  Reg.  FriA.- 
^T.  ip.  Pray  1.    c.  p.  ii5. 


—    8    — 

Verlängerung,  des  Waffeastilblandes  yerlangef, 
4er  Graner  Cardinal   TOn   dem  Antrage    eiligst 

S7.  May.  Bericfait  nach  Rom  erstattet.  Leo  widerrietU 
jedön  Vertrag!  .mit  dem  arglistigen,  keines 
Glaubens  und  Vertrauens  würdigen  Feinde,  ver- 
tröstete die  Ungern  auf  den  £rfolg  seiner  Vev-r 

24./tt7fxiM.  Wendungen  bey  den  ^  cbristlicken  Fürsten,  um; 
ergiebige  HülFe,  und  versicherte,  er  seli>9t 
w!axe  bereit,  für  Ungarns  und  des  Ungrischen 
Volkes  Rettung,  nicht  nur  Alles  was  er  besässe; 
sondern  auch  sein  Blut  und  Leben  darzubie-7 
then*).  Sigmund,  mit  Ungarns  innerm  Zu- 
stande genauer,  als  der  Papst,  ))ek«nnt,  u<id 
9U  gerecht,^  um  die  unter  bestehender  WaiSenn 
ruhe  eigenmächtig  unternommenen  Raubzüge 
der  Bässen,  der  Treulosigkeit  der  Gross -Sul- 
'tfine  zuzurechnen,  ermahnte  die  Reichsverwt- 
ser  lieber  unter  erträglichen  Bedingungen -FriiGL-r 
den  mit  Selim  zu  unterhalten,  als  auf  auswärti- 
gan  Beystand  rechnend,  das  Krieg.sschwert  wider 
ihn  voreilig  zu  erheben.  Allein  bey. der  Mehr- 
heit im  Staatsrathe  überwogen  die  päpstlichen 
Verheissungen  die  königlichen  Einsichten  und 
Warnungen  der  Klugheit;  Selim's  Bothschaf- 
ter  wurde  ohne  Entscheidung  entlassen,  be*- 
gleitet  von  dem  Zewriner  Bau  Barnabas  Be- 
lay  mit  dem  Auftrage,  den  Grossherrn  so 
lange  als  möglich  mit  Unterhandlungen  hin- 
zuhalten ,  welches  nicht  einmahl  nöthig  war^ 
da  Selim  mit  ge.sammter  Heermacht  in  Sy- 
rien stand,  fest  entschlossen,  erst  nach  völli- 
ger Unterjochung  Ägyptens  nach  Europa  zu- 
rück zu  kehren. 


«)  Liter.  Leon ii  Pap.  X.  ad  Cardihak  Strigonicnt.  ap.  Prmy 
Annal.  P.  V.  p.  21.  * 


igen  Eode  des  Jahres  vermittelte  deT 
zwiM^liea  dem  Kaiser,  den  Yenetenii 
L>Di«rea  von  Spanien  und  Frankreicli  fünf- 
WatFenruhe,  selbst  allgemeiner  Friede 
ald  zu  Stande,  und  die  päpstlichen  Er-' 
ngen  cu  gemeinschaftlichem  Türkenzuge 
I    bey  Maximilian  und.  Franz,    zwey 

I  voll  romantLschen  Ilittersinnes ,    niclu 
Wirkun^r.      Schon    am    Sonnabende    vor  /.  c.  1.517. 
fait  8<;hrieb  Erslerer  aus  Mecheln  in  ho-  ^®'  ^**''' 
»«veLsleruM^    an  •  L  e  o :    ,.  seine   Heiligkeit 

te  nichl  erst  den  Auibrucli  der  übrigen 
llidien  Fürsten,  welclie  noch  lai^e  ^ch 
>j{era  dürfte,  erwarten,  sondern  ohne 
ohub  «ich  selbst  mit  dem  mächtigen 
r'ejte  d€s  Herrn  umgürten  und  ausziehen. 
Saumseligkeit  anderer  Fürsten  könnte  n6r 
ft  Zuges   Ruhm   und   Verdienst  erhöhen, 

desto  l^äufiger  würden  sich  chi*j^tliche 
er,  voll  ]>rennender  Begierde,  dem  £wi-r 

wohlgefällige  Opfer  darzubringen,  unter 
)  Fahae  stellen.  Auf  um  sollte  seine 
i^keit  »ich  zuversichtlich  verlassen,  da 
les  Verlangen  ihn  drängte,  aastatt  der  ir- 
len,  gebrechlichen  ICroue  die  unvergiing- 
?  Märtyrer  -  Ivione  sich  zu  erw^erben. 
it    gar    so    hoch    möchte   der   Tapst   die 

II  der  Osmanen  anschlagen;  Gott  wäre 
a,  für  >velchen  sie  streiten  wollten,  er 
le  ihre  Hand  im  Kampfe  stärken ,  ihre 
e  gleich  einem  ehernen  Bogen  spannen, 
n  den  Schirm  seines  Heils  verleihen,  mit 
*r    Hechten     sie    leiten.      Sollte     jedocli 

dieser  Kniwurf,  wie  viele  frühere  scliei- 
,  und  die  helHüe  l'niernehmuni'  hinter- 
eil   werden,  so  moIIc  er  Coli  zu  Zcugcu 


10     '-^ 

„rufen,  wie  bereit  er  gewesen  wäre,  fiir  das 
^,Heil  der  Chrislenhelt  sein  Blut  und  Leben 
j,aufzuopfern;  wer  Ursache  war,  dass  es  nicht 
„geschah,  der  möge  es  einst  vor  Gottes  Rich- 
„terstuhl  verantworlen*)/^ 

Zu    gleicher    Zeit  'mit    diesem    Schreiben 
kam  nach  Rom  Bericht   von    dem  vollkomme- 
24. Januar. nen  Siejj ,    welchen  Selim's  Glück   über  Tu- 
i-T^f       man-Bay's  Tapferkeit  unweit  Kairo  erfochten 
^'  hatte.     Selim   that   nichts  hajb,    er  verfolgte 

den   Feind   bis    zur    Vernichtung  r    dass    er    zu 
diesem    Ziele   nicht   langsam   hinstreben,    und* 
nach     dessen    Erreichung    Ungarn    überfallea 
würde,    befürchtete   Leo   nicht   ohne    Grund; 
tim    so    nothwendiger    schien    ihm,    des    Kai- 
sers   günstige    Stimmung    rasch     zu    benutzen; 
und    zu    unterhalten.       In    der    zwölften     und. 
16.  Mdrz.  letzten   Sitzung    der    Synode   im   Lateran   liess 
er    Maximilian''s  Sendschreiben    aus  Mi- 
cheln    vorlesen  ,"     brachte     den     Türkenzugj- 
und   zum  Behufe  desselben  die  Ausschreibung 
drejrjähriger  Zehentsteuer   von    allen  Kirchen- 
gütern   in    Vorschlag,    und  eröffnete  am  Ende 
seinen    Entsohluss    das    Conciliüm    aufzulösen. 
Dagegen    erklärten   viele   redlich  gesinnte  Prä- 
laten  die   vom  Kaiser   und  Papst  in  Anregung 
gebrachte     Heerfahrt    für    frommen    Wunsch, 
einer    schwärmerischen   Anwandlung  flüchtiges 
Erzeugniss;    die  Ausschreibung    det  Zehenten, 
vor    wirklicher    Aufstellung    der    Kriegsvölker 
für  eben   so  bedenklich  als  unnütz;    die  Fort- 
setzung   der  Svnodo  bis  zur  Beenditjunij  einer 
gründlichen  Kirch^nreform  für  unbedingt  nothr^ 


a)  Liter*  Maximilian,  ad  Papamap./Ia^iiali.  ad  ann,  15 17 
p.  laG. 


11 


t 


wendiü;  allein  sie  wurden  von  äe%  Papstes  Far^? 
(ey  überstimmt  y    der   Cardinal   von  Sanct  Eu- 
stach  rief:  |,Zieliet  hin  in  Frieden  1^^  Das  Chor 
iDfirorlete:  „Gott  sey  DankH^     Leo  intonirte 
das  feyerliche  Te  Deum  und  mit  dem  letzten 
Verse  desselben  war  das  Concilium  gäscklossen  *)• 
Am  folj^enden  Tage  fertigte  der  Papst  den 
Augustiner  Mönch  Nicolaus  Schomberg  .aii  n.T^mz. 
den  Ungarischen    Staatsrath    ab,     mit   vöUstän--        *"''*' 
digen     Berichte     von     Allem  ,     was     bisher  ' 

cur  B&scliirmung   und  Sicherheit  Ungarns  von 
ihm    geschehen     oder    bewirkt    worden     sey; 
^e  weitem  Entwürfe  und  ATnstalten  würde  zu 
Tecbier  Zeit  ein  Cardinal  überbringen,   und  in 
Aasrüüirung    derselben    ihm    beystehen^      Bis 
iAia  sollte    er    mit  Hintansetzung    jeder    an- 
dern Beschäftigung    lediglich    auf    Erweckung 
und   beträchtliche    Vermehrung    seiner   Streit- 
kräfte   bedacht    seyn*').     Sobald   die    eifrigen, 
I    tut  Reform   dringenden  Bischöfe  Rom   verlas^ 
len  hallen,    sandte    Leo    die    Zehentsammler 
aus,   und   ernannte    einige  Cardinäle    zu    eige^ 
ner  Coo^regation,   welche  den  Plan  des  allge-r 
meinen  Kreuzzuges  entwerfen;    die    Mittel   zu 
den    eingehenden    Zehent  -    und    Ablass  -  Gel- 
dern  am   geschwindesten   und   wohlfeilsten  zu 
gelangen,    angeben;   für  treue  Verwaltung  und 
Ausspendung    derselben,    zweckmässige  Kegeln 
fe.sL<etzen  sollten.     Der  Entwurf  welcher  diess 
Alles  in  zwey    und    vierzig  Functen    umfasste, 
war  Montac;  nach  Martini  beendii^et  und  wurde  i^»N»vhr, 
Ton  dem  Papste  durch  den  ehemahligen  Donii- 


fl/Parit  de  Graatit  in  Diario  ap.  Raynald*  ad  an.  cit. 
/*•  229.  h)  Liter «^  Leonia  F.  X.  ad  Reg.  ap.  Pray  Annal. 
i*'  \'  p.  36. 


—     la    — 

nikaner  -  Greiimal  -  Meister :  jetst  CarcUnal  T  h  o- 
j:  C.1518.  H||i;s   de.Yio    aus    Gacta,-    diem   Ungrischeä 

\&taatsrariie^)  adwöhl,  als  4iem  Kaiser  und  xleo 
RelchsEurftCea  zur  Früiking,  BerlcliiticruQ^,  -Be- 
Bcliränkuii<g:  oder  Ervreiteriing  zugesandt  ^). 

Um  di^jruher  zu  berartusclilagen  und  die 
nötliigen  Verfügungen  für  den  kün Fügen  Land- 
.'  -  tag  vorzubereiten ,  beriefen  die  lleichsyerKre<^ 
Her  in  .  des  Königs  Nakmen  einii^e  Frälaten) 
Mac^naten  und  Landherren  nadi  Ofen  zu  bo- 
her  Rathsyefsamnilung,  nicht  zweifelnd,  dass 
Aüe  erkennen  würden ,  wie  erwünscht  der 
gegenwärtige .  Zeiitpunct  auch  ohne  Mitwirkung 
auswärtiger  Für^tea.,  eine  kräftige  Unteraeh« 
»ung  der  Ungern  wider  die  Osmanen  begüns^ 
Uge.  Des  Königs  Obermundschenk  Johann 
Bunffy  von  Unter -Limbach  hatte  gegen  Enda 
dos.  vorigen  Jahres  ViOn  seinem  Ilofcapellan, 
prüder  Gabriel  von  Feterwardein  aus- 
führliche Nachrichten  aus  dem  Orient  erhel-« 
ten  über  Selim's  kostspieliges  Glück  in  Un- 
terjochung der  Mameluken  und  Ägyptens  Un- 
terwerfung; wie  er  nach  drey  Tage  lang  wü- 
tlisnder  Sohlachl  in  den  ent^en  Stra.<;sen  undauC 
den  riälzeiL.  der  grossen  Stadt  Kairo  endlich 
dei*selben  .Herr  und  Meister  blieb,  den  Sultan 
T  u  m  a  n -B  a  j**  in  dLe  Flucht  jagte,  ,-  ihn  voo^ 
seinem  Fcldherrn  M  u  £  t  a  p  h  a  verfolgen ,  und 
nachdem  er  in  dessen  Gefangenschaft  'gerathen 
war,    zu   Kairo   ihn    erdrosseln   liess;     Belim 

-  war  mit  drey  mahl  hundei't  tausend  Mann  nach 


a)  Liter.  Lconis   P.    JC.   ad  Reg.   ap.  Pray  Annal.  P.  V.  p; 
3i.  b)    Proposita   et   tractata  liomae  a  Summ.  Pviitifuc  /»f 

Savr.  Cardinal.  Colleg,  in  VitnsultaiioHtb.  S.  lixpötlitionh,  qitae 
ad  iViitcipeg  Imperit  mitte/ida  t-'ita  tuni'  0to.  äp.  KayDüld. 
ad  am:.   1017.  p.  3J3. 


—     i3     — 

sm  gezogen,  Syrien  und'  Ägyjnen  war  er- 
rt;  aber  Wine  -Heetmncliit  *attf  sechztiittm-^ 
i  Maim  zn.satntnentfdschmolzete'  und  äeine 
^tzkammrer  erjichopft.  „Dammf  eilet,"  50 
loss  Bruder  G«a'brlel  seinen  Bericht,    „  ei- 

zu  den  Wafterf  wider  den  durch  blutir^e 
5sre  entJtTSfteteit  Feind,  iHlnÄrtrmehr  wird 
ch  ein  jjünslijjerer  AuijenbKek  erscheinen, 
itt  M'iTd-  euch  bevstehen  ■). "  Doch  uösre- 
tet  'dieses  einladenden  Berichtes  ging  die 
3se  Kaihsrrersammlun^  zu  Ofen  aus  einan-« 
,  blino  etwas  zu  beschliessen. 

Gleicli^n  Aüsgaög  kattd'  die  zweyte  rot 
are,  danm  an  di^seW  Täfge  schrieben  diei4.A/«rx. 
chWerwes^r  unter  Lüdwig's-  Nahmen  an 
lann  von  Z^polya^:  ,j  das- Reich  im  In- 
m  und  an  den  Granzen  schweben  in  aus- 
pster  Gefahr y  in  zwey  besondern  Yersamm- 
Qgen  dieses  Jahres  sey  Nichts  geschehen 
n  ihr  zu  begegnen;  längerer  Aufschub  führe 
i    gewissem   Verderben.      Auf   Georgii    soll 


gemeiner  Landtag  zu  Ofen  «eyn,  damit 
dlich  gemein;}.chafilicher  erwogen  werde, 
e  nahe  das  txtömeinwesen  dem  Rande  dies 
bgrundes  stehe ,  und  -woher  Rettung  von 
im  Uniergange  zu  hoffen  sey.  Auch  er 
»rde  eingeladen,  und  bey  gesetzlicher  Strafe 
fgefordert,  zu  dem  wichtigen  Tage  sich 
nzuslellen;  aber  nicht  wie  sonst,  mit  be- 
iftneter  Schar  um  den  Widersachern  sei- 
T  Anmassungen  mit  Gewalt  zu  drohen,  son- 
jrn    mit  redlichen  Gesinnunjjen  für  des  Va- 


I  LittT.  Fr.  Gftbriclis  ile  Petrirftrarlino  ad  Joann. 
ify  Hf' UndvA  d?»!.  in  littore  Mori.s  Cvpri  in  V«^il.  Absump-^ 
lÄ.   2617.  ap.  Pray  Epist.  Procer.  P.  1.  p.  i:ii. 


—    14 

y^terlande^  Wohlfahrt  und  ihit  edler  Bereit- 
,,-willijirkeit  au  rathen  und  zu  thun,  -vras  Bür- 
y^gerpllicht  in  äusserstem  Bedrängnisse  des  Staa* 
„tes  von  jedem  rechtscI^afFenfen  Bürger  fordert*)/* 
Der  übermüthige  Ma^at  bedingte  sein 
1.  ^pr»L  Erscheinen  auf  Bornemiszszä's  Entfernung 
von  dem  Oberbefehl  über  die  Ofener  Burg  ^), 
und  der  Falatin  Emerich  Fereny  war  hier- 
übet mit  ihm  einverstanden;  Seine  Absicht 
ivar,  auf  dem  Landtage  siöh  zum  General- 
Statthalter  dem  Reiche  aufzudringen  j  wogegen 
er  Bornemiszsza's  Maeh.t  und  Ansehen  fürch- 
tete. Zum  Glücke  verrieth  er  sich  selbst  durch 
voreiliges  Prahlen;  unverzüglich  sandten  did 
lleichsverweser  von  seinen  Anschlägen  an  deii 
!i(.önig  von  Fohlen  und  an  den  Kaiser  Berichte 
Der  Augustiner  Mönch  Nicölaus  Schom- 
berg,  des  Fapstes  Boths^hafter^  war  noch  in 
Ofen,  mit  der  heimlichen  Weisung ,  wenn  auf. 
Einsetzung  eines  Statthalters  angetragen  \^ürde^ 
und  die  Meinungen  getheilt  wSren^  das  Recht 
'  l^einer  Ernennung  dem  päpstlichen  Stuhle  zu. 
erstreiten:  Mit  dem  Befehl  jedem  Antrage  zu 
einer  Statthalterschaft  sich  zu  widersetzen  wa- 
ten von  Sigmund)  Herr  Andreas  Tantziil 
und  Propst  Karnkowski;  von  Maximilian^ 
die  Herren  Sigmund  von  Herbersteiuj 
Veit  von  Sckwarzenau  und  Ulrich  Ber-. 
hecker  abgeordnet;  dazu  viertausend  Lanzen-^ 
Lt^echte  und  fünfhundert  Reiter  von  dem  Kai-^ 
ser  an  Ungarns  Gränzen  gesandt  mit  dem  Be- 
fehl,  auf  den  ersten  Wink  der  Reichsverwe- 


,  ü  Liter.  Ludoyici  ad  Joanrt.  de  Zapolya;  ap,  Pray  Epitt. 
ri-ocpr.  P.  I.  p.  125.  b)  Liter.  Zapolyae  et  Steph«  Bathöry 
äp:  Präy  llist.  Ucg.  P.  IL  p.  58o; 


—     f5    — 

gen  Ofen  Tdrzutücken  *).     Bey  50  ernst-^ 

L  VorLehrungeo  wollte    Zapolya's    Fac- 

nicht  wagen ,    mit  ihren  Kntwiirfen  her- 

üeten;    aber    ihr   geheimer   Einflass   he- 

den  Landlag  seiner  ganzen,  Wirksamkeit, 

ue  die  Spaltung  zwischen  dem  Landadel 

lern    Magnatenstande     unterstützte,     und 

verleitete     durch    unstaltliaften-  Eingriff 

•   •  •  o 

r  Grundverfassung  des  Reiches  ein  ver-- 
dies  Beyspiel  für  die  Zukunft  aufzustellen^ 
i'ach  Yorjiergegangener  Berathschlagung  U3,jäpriL 
die  Gefahren  des  Vaterlandes^  .  und  über 
edürfoLsse  der  Gränzfestungen  wurde  von 
«■y  Baronen  und  Magnaten^  die  unter 
bias  oft  bewilligte  Suhsidie .  eines  Ducaten 
icUagen;  dawider  brachte  der  Landadel 
sdrückung  und  Verarmung  seiner  Bauern 
Tortrage,  und  erboth  sich  nur  zur  Hälfte 
orgeschlagenen  Steuer.  Die  Magnaten, 
den  auf  ihrem  Antrage,  die  Landherren 
brcr  Weigerung.  Die  Zupolyer,  unter 
laske  eifriger  Volksfreunde  ergrillen  die 
"  der  letztem ;  es  erhob  sich  heftiger 
;  von  der  einen  Seite  bittere,  nicht  un- 
Dte  Vorwürfe,  von  der  andern  eitlej  em- 
le  Drohungen;  der  Landadel  verwahrte 
lurch  Einspruch  gegen  alle  weitere  Ver-* 
;en    und  zog  ab;   zehn  Bischüfe^)^   drey 


ackenberg  SaihnJnn^  von  iingeclr.  ii.  rareb  Schriften 
.  SecC.  Ii.  II.  3.  II  erborst  ein  Tagebuch  bey  Koua-^ 
nml.  ungedr.  SlUcitie  Bd.  I.  S.  166.  h^  der  Graner 
'J'iiomas  Bäkacsh;  der  Krlauer  Cardinal  Hippo~ 
o  II  iC  s  t  e  ;  G  e  u  r  g  i  ti  8  S  7  a  t  h  m  n  r  y,  v.  Fünf kirrhen ; 
:cua  Warday,  von  Siebonbüigen;  Simcin  ßäkdcali 
d  V.  Agram ;  Petrus  Bcriszlo,  you  \V(>8/.prini }  J  o- 
ioszton,  V.  ]\aab  ;  L  a  d  i  •  1  a  u  a  S  9:  a  1  k  a  n  ,  Ton 
Stephanua  Fodmaniczky,  von  Neitra]  Michael 


«uxft  Uoanicn. 


—    i6    — 

Pröpste  *),  ein  und  dreyssig  Magnaten  **)  bKeben 
allein y  setzten  den  Landtag  fort,  und  machten 
einseitig  ein  und  zwanzig  Verordnungen  ^}  über 
die  Steuer,  über  die  Art  ihrer  Eintreibung^ 
über  die  Einsetzung  eines  Staatsräthes,  dessen 
Befugnisse  Entfernung  der  -Reichsyerweser  and 
fast  gänzlicbe  Auf  liebung  der  königlichen  Ge- 
walt bezweckte.  Das  ganze  Verfahren  wir 
"(Verfassungswidrig;  der  'Magnaten  urkundlich 
geäusserte  Hoflnung,  dass  der  Landadel  es 
hinterher  genehmigen  werde,  widerlegte  des- 
selben entschlossenster  Widerstand.  Da  nun 
keine  der  einseitigen  Verfügungen  voUzogen 
25*JuUus.  werden  konnte!/,  so  wurde  auf  Jakohi-  ein  an- 
derer Landtag'  nach  Tolna  ausgeschrieben« 
Hier  gewann  der  Landadel  folgenreichen  Sieg 
über  die  Prälaten  und  Magnaten,  welche  we- 
^n  fortwährender  Spaltung  zwischen  ihnen 
lind  der  Adelschaft  bey  dem  Könige  in  Ofen 
Zurückgeblieben  waren,  die  von  der  Adelsge- 
sammtheit  allein  auf  der  darum  sogenannten 
Tolner    Particular- Convention **)   verfass- 


a)  LaurentinSf  ron  StiililweSsscnbtirg (  Paulas  Wardar^ 
Propst  V.  Sanct  Si^und;  Blatiuc  Paxy,  von  Ofen.  1} 
Emerich  Peröny,  Palatin;  Georg»  Markgraf  von  Brandra- 
bürg;  Johann  von  Zdpolva»  Woiwod  von  Siebenbürgen; 
Lorenz^  Heriog  von  Ujlak;'  Stephan  Bäth^öry,  Temeaer 
Graf;  Johann  Draghfy,  Andreas  Bathory,  Anton  P4« 
löczy,  Stephan  Uoszgony,  Frana  und  Emerich  Orc« 
zagh,  Johann  Btinrfy  von  Unter -Limbach,  Gabriel  Pe- 
r^ny,  Ladislrfw  Kanisay,  Peter  Graf  von  Sanct  Görffen, 
mpses  Bnsflay,  Peter  von  Korlathkö,  Johann  Pe-: 
theo»  Johann  Bornemiszssa,  Emerich  Török,  Am«- 
bros  Sarkan,  Caspar  Kaskay,  Gabriel  Csaky,  Jo~' 
hann  Szc'keiy,  Benedict  Batthyäny,  Caspar  von 
Som,  Michael  Podmaniczky,  Franz  BalassSflGe- 
org  Nckche,  Ladislaw  More,  Franz  Harazthy»  c) 
Kovacliich  bat  sie  zuerst  an  das  Licht  gebracht,  oupplem. 
im!  VesL-g.  Comilior.  T.  IL  p.  3o8.  d)  Kovarhich  1.  c. 
p.  -iio. 


^ 


— .     17     — 

:en  -zwanzig  Artikel  wurden  hernach  von  dem 
KLönige  .  und  von  dem  Magnaten  -  Stande  als 
allgemeines  Reich.sge.setz  *)  angenommen. 

j,  Waffen  und  G  es  fetze  j"  —  also  be- 
gann die  Adelsgesammiheit  ihre  Verordnungen, 
und  sie  hätie;  staatsbürgerliehe  Gesin- 
bung  und  Sitten  hinzusetzen  sollen;—  sind 
^,Bller 'Staaten  unentbehrliche  Stützen;,  beyde 
k,aiisefin   Ongrischen  Reiche    jetzt   völlig    ent- 


jjironen,  jungiingc,  i«i<iui;iica  in  \jeiangen- 
3^sehaft  der  Feinde  des  Kreuzes;  und  Verlust 
^^wichtiger  Gränzfestungen  i  besonders  Bogäcs 
^yund  Jezew.  Jaicza  allein  mit  Banjalukä  ist 
'^yiioch  librig;  aber  schwach  an 'Besatzung  und 
j,Mangel  leidend  an  Mundvorrath:  Wird  nicht 
^^eiligst  Räth  geschafft  und  Hülfe  gesandt ,  so 
^ۊlt  der  Plat^  unveriheidlich  in  des  Peindes 
^,Gewaltj*  dann  ist  es  auch  um  Slawonien;  ünot 
^jdte*  Gespannschaften  von  Fossega-  und  Wallcb 
y,geschehiBn ;  das  Innere  des  Reiches  in  be- 
^^^tändiger  Gefahr, 'ider  Zug  nach  Dalmatien^ 
^yKärnthen;  Ösferreicb,  Beutgohland  den  raiib-^ 
(^gierigen  Feindm  offen."  •  - 

Ini   Erwägung,   desseii    wurde    verordnet  J 


Ä^a    cum  DD-  Pra^latU    €t    BaronibuM    confirmatam,**  ■  «^ 
&öTaehioh  8äp|»l«n.  ad  Ventig,  T.  11.'  p.  4ao. 

VI«  Thtii.  a 


i8 


die  Besatzung  Tön  Jaicza  ted  Banjaluka' 
Yerzug  beträchdicli  zu  verstärken,  und  1 
Plätze  mit  Lebensmitteln  reichlich  zu  i 
hen.  Zur  Unterstützung  des  nächsten  \ 
meinen  Türkensuges  sollten  sämmtliche 
laten,  Barone,  Magnaten  mit  ihren  ges 
chen  fianderien,  die  Landherren  und  auch 
einzigen  Edelhofes  Eigenthümer  .  in,  .vci 
Kxiegstüstung ,  wie  es  ihrem  Stande  gn 
und  ihre ;  y erpfliditung  an  die  Kröne  {b; 
.4Luf  nächste  Michaelis  hej  Bacsh  sich  pe 
lieh  einsteUen.  Die  Landherren  y''  die  < 
teil  Propsteyen,  Convente,  Abteyen,  «usrä 
Mannschaft,  zu  deren  Haltung  .sie  dev  Zi 
ten  wegen  yerbiiidlich  waren;  femer  die 
nen  und  grundsässigen.  Pfründner,  TfinkeA 
\Vittwen,  sollten  von  jedem  zwanzig. 
Bauerhöfe  Einen  Reiter,  wenigstens  mit  1 
und  Schild  btfwaiFnet ;  die .  Gespanscl] 
Trencsin ,  Arya ,  Neitra ,  Thurocz ,  •  >  L 
S;f:ohl  un4  Zips^  Matt  des  zwatizigsten  Rc 
den  zwanzigstel^  MiQnn  zu  Eus^e ;  Edelleub 
fünfzig^  hundert  oder  mehrere , JobbagyiA: 
Mranzigsten  Maon,  als.Huszar  gerüstet, 
bringen  oder  senden.  Edelleute  bey  I 
der  Prälaten  i oder  Barone  dienend,  sollte 
nen  andern  Waifenmann  für  sich  stellen. 
Da  man  für  schicklich  und  geziemen 
kannte,  dass  der  König  an  -dem  allgem 
Heerzuge .  wider  die  Osmanen\  in  Person  ' 
nehme,  so  wollte  man  ihn  auch  in  Stand 
een,'  seine  Banderie  auszurüsten  und  an 
Spitze  persönlich  bey  Bäcsh  zu  ersehe 
dazu  wurden  von  jedem  Bauerhofe  der  I 
len  und  Magnaten  sowohl^  als  des  Land 
durch   das  g^nze  Reich  fuiifiEig  Silberpfej 


—     19    — 

n  lialber  Goldgulclen  bewilliget. 
)  sollte  sogleich,  nach  des  Landtages 
ng  eingesammelt  und  an  den  konigli- 
katzmeister  oder  an  seine  Beamten  ab- 

werden.  Verfügungen  über  treuere 
iing  der  königliclien  Einkünfte,  und 
islosung  der  verpfändeten ,  gerade  die 
;te  Angelegenheit,  wurden  auf  den  nach- 
csher  Tag  Terschoben. 
a  den  Tolner  Verordnungen  selbst  war 
nieste  Tollzo^en  worden,  und  auch  auf 
iGsner  Tage  hatten  sich  f&st  gar, keine 
I  und  Magnaten ,  Landherren  in  sehr  29.  Se^U, 
r  Anzahl  eingefunden.  Die  .BeLschlus.se 
bewaffiaeten  Versammlung;,  in  welcher 
der  Landadel  das  Übergewicht  behaup- 
gannen  gleich  mit  bittern  IClagen,-  dass 
1  zweckmässigsten  und  heilsamsten  Ver* 
jen^der  häufigen  Landtage  bisher  Nichts 

worden ;  darum  seyen  die  meisten 
islungen  unter  Bothmässigkeit  des  Fein- 
irathen,    die    Mauern     und    Werke    der 

verfallen,  eine  Menge  Menschen,  theils 
cimischen  Befehdungen  getödtet^  theils 
ingenschaft  weggefünrt,  die  dem  Kö- 
brmahls  bewilligten  Hülfsgelder,  entwe* 
iit  entrichtet,  oder  schlecht  verwendet, 
igelegenheiten  des  Gemeinwesens,  sie 
1  des  Reiches  Vertheidigung,    oder  des 

Verwaltung  betreffen,  in  die  äusserste 
*ung  gebracht  worden.  Nun  sollten  aus 
iel  zwey  treue  und  gewissenhafte  Schatz- 
,  einer  für  das  Gcbieth  diesseits,  der 
für  das  Gebieth  jenseits  der  Donau  er- 
;  in  jeder  Gespanschaft  ein  beeidigter 
»m    zur    Zählung    und    Schätzung    der 


to 


s  -  > 


lIetT8cK«fteii )  Gruter,  Besitzungen  ^  Jobbagy 
sowohl  der  Magnaten^  als  des  Landadels; 
Ausmittelung  des  gesetzlichen  Steuerbetrages, 
Einsammclung  der  bewilligten  Subüdien^  z^ 
Ducaten  ftir  die  nächsten  zwey  Jalire,  yero 
net,  von  diesen  Geschwornen  .die  eingegan 
nen  Summen  an  die  zwey  Schatzmeister^  : 
Anwerbung  tauglicher  iCriegsvölker  in  h 
länglicher  Anzahl ^  abgeliefert  werden.'  Ai 
Huch  die  an  den  Gränzen  ansässigen  Ban 
und  Magnaten  sollten  ihre  gesetzlichen  4M 
derien  sowohl,  als  die  der  Zahl  ihrer  Bau< 
hofe  angemessene  Mannschaft  immer  voUzali 
nnterhalten  und  an  den  Gränzen  aufstelle 
die  Prälaten,  von  ihrem,  der  Zehenten  v 
der  Güter  wegen,  zu  stellenden  Kjriegsrol 
wenigstens  die  Hälfte  eben  dJahin  senden,  i 
andere  Hälfte  stäts  bereit  halten«  und  sobald  i 
General -Capitan  ihres  Bezirkes  Mahnung^  i 
gehen  liei^e,  sie  unverzüglich  abfertigen,     i 

Um  die  Tafel  des  Königs  mit  den  nöd 
gen  Lebensmitteln  zu  versorgen,  wurden  di 
königlichen  Verwalter  der  Ofener  Burg;  ,t 
Schlosser  Munkacs,  Dotis,  Comorn;  das  u 
tere  Gebieth  von  WLschegrad,  Alt-Ofea,  c 
Donau-Inseln  Kos  (Sanct  Andreas)  und  GaqH 
die  Marktflecken  Sambek,  Solmär,  Keszo,  M 
Zub^ör;  und  die  Einkünfte  von  den  Kua 
nern  und  Baiistariern  angewiesen. 

Über  Zurückstellung  der  verpfändei 
Herrschaften,  Güter,  Kammergefalle  und  Ja 
künfte  des  Königs;  über  ihre  Verwaltung  nl 
Verwendung,  über  Rechtspflege  und  Wafi« 
dienst  wurden  viele  zweckmässige  und  strenj 
Verordnungen  gemacht,  in  Vollziehung  li« 
selben    den    zwey    Schntsmeistem    die    aoagj 


21       •** 

ehntesten  Befugnisse  eingeräumt^  eine  Meng« 
•ide  gefordert  und  yorgeschrieben^  harte  Stra- 
m  an  Gut  und  ^eben  yerha'nget;    doch  Alles 
lieb  todter  Buchstab,  nur  tieF  bewurzelte  Yer« 
erbtheit   offenbarend,   weil    überall  des  guten 
Willens    und    der    rechtschaffenen    Gesinnung 
siebende  Kraft   erloschen  war.     Die  in  hef-* 
ver  Gährung  sich  verzehrenden  Elemente  des 
ationallebens    durch   Gesetze    beruhigen   und 
*dnen  wollen,  heisst  stürmenden  Ungewittem 
id  Wolkenbrüphen  durch  musikalische  Sym- 
lonien   oder  harmonisches  Glockengeläut  ge-* 
ethen.     Mehr   sphädlich   als  heilsam    ist   das 
inschreiten  «der  gesetzgebenden  Gewalt  in  den 
üthenden  Kampf  der  überlegenen  Bösen  wi- 
»r   das  schwächere  Gute;    unaufgehalten   will 
Des  ausrasen,  bis  zu  seiner  eigenen  Yernich- 
ng;   erst  dann   wird   das   nicht  ganz  vertilg- 
re    Gute    der   Dinge    bessere    Ordnung   von 
Ibst  gebären.     Mie  haben  Gesetze  ein  in  po- 
Lscher    Auflösung    begriffenes    Gemeinwesen 
!schränket;   nie  Galgen,  Rad  und  Henkerbeil 
de     ihrem   Verderben    zueilende    Yolkschaft 
rettet. 

Vergeblich   war  daher    auch   Verhängung 
r   Geldbusse,   achthundert    Goldgulden    über 
ignaten,  vierhundert  über  Landherren,  wel- 
e    den    königlichen    Befehl    verachtend,    auf 
m   B^csher    Tage    nicht    erschienen    waren; 
d  was  konnte  der  Abwesenden  eidliche  Ver- 
ichtung    zur   Annahme    und    Befolgung    der 
csher    Beschlüsse   frommen,    wo    aller    Ge- 
lingeist verschwunden,  .aller  Bürgersinn  er-» 
rben   war?     Arbeitete    doch    selbst    in    den 
iwesenden    nur    Ehrsucht,     Herrschbegierde 
d   aristokratischer   Obermuth,   wodurch  die 


s—    aa    — 

Gewalt  der  drey  Reictsyerweser  aufgehoben, 
und  alle  Befu^^nisse  des  Küni^thumes  einem 
.souveränen  Rathe  von  vier- Prälaten"),  vier 
Blajjnaten^)  und  sechzehn  Landherren,  gröss- 
tentheils  Ziipolya's  Anhängern*'),  eingeräumt 
würden.  Der  Vice  -  Palatin ,  der  Vice -Judex 
Curiae  und  die  Reichs  -  Protonotarien  waren 
berechtigt  und  verpflichtet,  den  Rathsversamm- 
lungen  bcyzuwohnen;  und  von  diesem 'Rathe 
blieb  der  König  bis  an  das  Ende  seiner  Tage 
abhängig.  Seine  Ausbildung  und  Leitung,  die 
.  Anordnung  seines  Hofstaates,  Vergebung  und 
Einziehung  der  Reichsämter,  Verwaltung  und 
Verwendung  der  Salz-,  Berg-,  Mauth-  und 
Zollgefälle,  Oberaufsicht  über  Kanzelley-  und 
Schatzmeisteramt,  Versorgung  der  Gränzfes-' 
tungen  und  Besoldung  ihrer  Befehlshaber;  diess 
Alles  gehörte  zu  dem  MachtkreLse  des  Rathes^ 
dessen  Halfle  sich  nie  entfernen  sollte  von 
dem  hiermit  in  Ruhe  gesetzten,  entwürdigten^ 
vernichteten  Könige"*) 

Da  man  dergestalt  auf  dem  Bdcsher  Tage 
nur  die  Zerrüttung,  nicht  die  Sicherheit  und 
Wohlfahrt  des  Ungrischen  Gemeinwesens  be- 
fördert  hatte,    so  war  der  Gutgesinnten  letzte 


a)  Thomas  Bilcacth«  Graner  Cardinal;  Gregorin« 
F  r  a  n  g  e  p  a  n  i,  Colocscr  Erzbicchof ;  Georgiuc  Szathmary, 
von  Fünfkirchen,  Franciscus  Wardav  von  Siebenbürgen« 
/*)  Eine  rieh  Per^ny,  Palatin  dea  Reichet,  Lorenz,  Hvr- 
z  'g  von  Ujlak,  Judex  Cariae;  Johann  von  Zipolya,  Woi- 
wod  von  Siebenbürgen;  Stephan  Bathory,  Temeser  Graf. 
c)  Michael  ▼.  Zob,  Johann  r.  Pakoa,  Franz  Bodo  r* 
Gergcw,  NiklaaMacedouiay,  Sigmund  Pogan,  Nik- 
laa  V.  Pernet,  Paul  Arthandy,  Niklaa  Gleaan,  M  i- 
chacl  Kendercay  y.  Gyal,  Johann  v.  Faya,  Blasiua 
Csiny,  Niklaa  Thurocz,  Lokaa  Kutaaay,  Georg 
Derencaheny»  Stephan  Amade,  Gregor  v.  Sittkc» 
d^  Lud  o  vi  Ol  'n,  Decretun  IL  ap.  Kouackick  Veatigia  Comi- 
tior.  p.  4^5  atjq. 


i 


—     a5     — 

yfliniiig  noch  auf  Maximilian  und  auf  doi 
igsburger  Reichstages  Ausgang  hingeirendet. 
er  Ta^  war  -ungeinein  zahjreica  besucht  und  'm  JalL 
sicfcickty   der  Kaiser  vom  Anfange   hls  zum 
Ucsse    in   Person   gegenwärtig ,     der   wich« 
sie  Berathschjaguni;.spunct  betraf'  den  allge- 
inen  Heersug    wider   die   Domänen ,    wozu 
iximilian    selbst   den-    Papst    aufj^eforderr^ 
wr    den    Kauer    zum    obei^sten   Feldherru 
I  dirisllichen  Heeres  ernannt^  und  durch  seinen 
ptcn  Caidinal  Thomas  de  Yio  von  Gaeta 
I  geweihten  Helm  und  Degen  ihm  libersandt 
ae.      Nach    Überreichung    der     geheiligten 
bluB?  wude   TOn  Thomas   in  nachdrück- 
her  Hede    des    Zuges    Nothwendigkeit    und 
tfriiBBStlichkeit  bewiesen ;   aber  niemand  ge^ 
irt  oder  überzeugt,    dehn   das  grosse,    von 
a  AVeltregierenden   Geiste   über   das  Papst- 
m  verhängte j  durch  Leo  des  X.  Unglück-* 
m  Massregeln  beschleunigte  9    durch   seiner 
rbhren   gottlose    Reformscheu   verschuldete 
rieht  hatte  in  gewaltiger  Trennung  der  Ge-« 
Aer,  durch  widerstreitende  Ansichten,  Mei- 
gen    und  Begehrungen    bereits     begonnen« 
des   Legaten    Rede    und    Forderung    des 
nten  der  Einkünfte  von  Kirchenpfründnern, 
Zwanzigsten  von  Laien,   wurde  geantwor- 
mit    kühnen   Vorwürfen     über    päpstliche 
ierpressungen,    Verletzungen    der    (Joncor- 
p  Eingrüfe  in  die  Kirchenfreyheit,    lieim- 
!  Ränke  raubsüchtiger  Curiallsten,  Flünde- 
en   der    Clerisey   durch    Schätzungen,    der 
1  durcK  Ablassliandel,  Verschwendung  der 
ten ,     Verkauf   alles    Heiligen.     ,,Niclit  iu 
n,*'    .sprach  der    beherzte    deutsche    Rit- 
inn  Ulrich  von  Hütten  eifernd:  „nidit 


—    a4    — 

,,liinter  Thracietis  Gebirgen  ^  sondern  in  Italien 
,,müsse   man   den  Feind  aller  Fürsten,    Reiche 
i)Und  Völker   suchen.     Dem  Gross- Sultan    sej 
^,jöder  benachbarte  Fürst,  der  seine  Staatskräfta 
yyZVL  gebrauchen  weiss,  gewachsen;  dem  Papste 
„nicht  die  ganze  christliche  Welt.     Jener  habe 
,,den    deutschen  Völkern    noch   wenig   gescha-p 
„det;     litten    die    benachbarten   von    ihm,     so 
„büssten  sie  nur  ihrer  eigenen  Trägheit,  Karg- 
„heit   und  Zwietracht  Schuld.     Der  Feind   zu 
„Rom  begehre  allenthalben  der  Unglücklichen 
„Gut  und  Blut;  ihn  könne  nur  ein  Goldstrom 
„befriedigen  u.  ^.  w.  *)*^     Nun  wagte  Niemand 
mflif'  von    den   Zehenten    der   Ffründner   und 
dem  Zwanzigsten   der  Laien  zu  sprechen;    um 
jedoch  dem  Kaiser,  welcher  {üi*  den  Zug  sehr 
schwärmerisch   eingenommen   schien^   in  etwas 
nachzugeben,    wurden    die  Anträge   des   Legar 
ten  in  den  Reichsabschied  aufgenommen,    und 
jitt/.O'ihr.Aut  drey  Jahre   der  zehnte  Theil   eines  Rhei^ 
nischen  Gulden   von  jedem  Erwachsenen   bey* 
derley    Geschlechtes    bewilliget;     die    Fürsten 
und    Herren     solhen    nach    Belieben   Mehrere» 
bey tragen;  von  den  eingehenden  Geldern  Mann- 
schaft zu  Pferde  und  zu  Fasse  angeworben  und 
unterhalten,  die  weitem  Anstallen  zur  Heerfahrt 
auf     dem    vom    Kaiser    angesetzten    nächsten 
\^  ormser  Reichstage  in  Überlegung  genommen 
werden  **).      Also    war    denn    auch    von    Kai- 
ser und  Reich  keine  Hülfe,  kein  Heil  für.Un-^ 
garn  zu  erwarten. 


a)  Richard]  Bartholini  de  Conventu  Aiignttano  narratio 
in  Senchenberg  aclect.  }ur/et  hist.' T.  IV.  p.  &i  sqq.  Hut«-! 
Uli  Oratio  diauatoric  ap.  Freher  SS.  Germ.  T.  IL  P*.70i  — 
7o4.  h)  RfsichtabMch.  zu  Augsburg  t.  J.  x5i8t  in  der  n€U€H 
Sümml.  der  Rei4hsabich.  Thl.  U.  S.  170. 


—    a5    — 

Es   war  entweder  scliiinpfliclie  Yerzweifr 
Dg  an  eigener   Kraft,    oder   dringendes   Be- 
irfnisft  auswärtiger  Stutzer   oder  Behauptung 
SS  gesetzlichen  Nationalwillena   gegen  aristo- 
"tttLsche  Übermacht  im  Innern,  was  die  Toi-* 
T.  Adelsgesammtheit   und    die    Bacsher  Yer- 
mmlung    bestimmt    hatte ,     zur    Verfügung^ 
raft  welcher  ihre  Verordnungen  an  den  Tapst, 
i  d^n  Kaiser,   und   an   den  König  von  Foh- 
n    gesandt   werden    sollten.      Nach    Inspruck 
id   nach   Rom   wurde   damit  S^tephan   von 
'''erböcz*)   aas   der   ügocser   Gespanschaft^),     nnrh 
ilehrt ,   beredtsam,.  unternehmend ,  Verfechter  ^^-  -^Vouftr. 
SS  Landadels    gegen   den  Magoalenstand ,    lei- 
Inder    Geist    der  Zapolyschen'  Faction:    nach 
ohlen.  Faul  von  Arthand,   Zapolya's  An- 
äDger,    und    Michael    Kenderesy    von 
yal^)    gesandt.      Die    letztern   brachten  von 
em  klugen  und  bedachtsamen  Sigmund  nach- 
rückliche  Klagen  über  des  Ungrischen  Staats- 
ithes  unentschlossenes,  zwey deutiges,  und  un- 
orsichtiges  Benehmen  gegen   den  Gross  -  Sul- 
in,    in  Ablehnung  des  aogebothenen  WatFen« 
iLUstandes.    Ungarns  Machthaber  möchten  doch 
inmahl   bedenken,    dass   ihr  Zustand  und  der 
leiten  Drang  zögernde  Berathschlagungen  und 
chleichende    Ausweichungen   nicht   mehr   ge- 
tatten ;    sondern   rasche   und  gerade  £ntschei- 
lung  fordern;  sie  möchten  unbefangen  erwägen, 
vev   die  WalFenruhe  anbiethe,   wer    sie   anzu- 
lahmen   zauderte.;    und    wenn    der    siegreiche 


a)  Liter.  Stepb.  Werböczii  ad  Wetzprimiens.  tp.  Prqy 
Spist.  Procer.  P.  I.  p.  137.  b)  Szirmay  Notit.  Comitatuc 
Jgochienais  p.  79.  c;)  KovmchiQli  Suppfem.  ad  Vtsüg.  co« 
uiiior.  T.  IL  p.  4ai.^         "^ 


—    a6    — 

S  e  I  i  m  dem  Frieden  mit  Ungarn  abgeneigt  wi 

ob    sie  ihn  nicht  selbst  danim'  inständigst 

flehen,    und   auch   mit    einigen  Aufopferun 

sich  Ruhe   von   ihm   erkaufen 'miissten.     Ni 

MräreZeit;  gleich  nach  seinem  glorreichen  E 

Zuge  nach  Constäntinopel',    halte  Seiim  Bo 

ischafler  an  Sigmund  j;esandt,    ihm  Ägypl 

Unterjochung  und  der  O.^mänlschen  Herrscl: 

betrachtliche  Ausbreitung  gemeldet,  dabeyV 

läns^eruni;    des    zwischen   dem  Orossherrn  u 

ihm  bestehenden  WaiFensfillstandes  angelfra^ 

£r,    zu    schwach    sich   erkennend^  -der  'ünj 

heuern  Ge^valt  des   übermächtigen  Feindes  ' 

widerstehen,    habe    den    Antrag   angenommc 

seinem  Beyspiele    möchte  der  Staatsrafh  seil 

NeiFen  folgen,    und  den  günstigen  Augenblii 

dem  Reiche   einige  Sicherheit    zu  verschafPd 

sich  nicht  entschwinden  lassen  •).  ' 

Die   Machthaber  Ungarns    zogen    aus    d 

scheinbaren  Kriegsanstalten,  aus  der  Sammliii 

der   Subsidien,    aus    den  päpstlichen  Hülfsge 

dern    und    aus    unterlassener   Versorgung    di 

Gränzfestungen    bedeutenden    Gemnn ;     die§f 

entging  ihnen,    sobald  sie  Waffenstillstand  n 

Sei  im    errichteten,    ihr   Eigennutz    hielt   sie 

daher    fest   an    die   Hoffnung    auf  des   Papst< 

Betriebsamkeit    und  des  Kaisers  Schwärmere] 

Nachdem   aber  der  Au^^sbur^er  Reichsta«;  dei 

Tapste    und    den   Ungern  die  Aussicht  auf  ei 

nen   allgemeinen  Türkerizug  weiter  hinaus  ge 

setzt,    und    der   nach  drey  Mönathen  el^^olgf 

XC.  1519.  Tod    Maximilian's    sie    völlig    verschlösse 

is^oiiuar.  liatten,  da  mussten  in  Ungarn  andere  Massregel 


'  o)  Brut!  Hiit.   Huiig.  MS.  Lib.  V.  ap.  Prty  Annal.  P.  1 
p.  55. 


\ 


*'? 


—    17    — 

•  ■ 

lifFen ,  musste  der  Klagen  und  .  Ermahnun-^ 
L  des  weisern  Königs  TOn  Pohlen  geachtet 
rden.  Vor  allem  wurden  Eilbothen  nach 
istantinopel  abgefertigt,  mit  dem  Auftrage  ad 
rnabas  Belay  die  Abschliessung  der  Waf- 
ruhe  ohne  langem  Verzug  zu  vollbringen* 
E  Pauli  Bekehrung  wurde  eine  ausseror- 25./aiiiMir. 
itliche  Reiohsversammlung  nach  Feslh  aiis-^ 
chrieben  ^  von  dort  aus  der  Böhmische 
Dzler,  Ladislaw  von  Sternberg  als  Be« 
Imäclitigter  des  Königs  und  Churfürsten 
I  Böhmen  nach  Frankfurth  am  Mayn  zur 
iserwahl  abgeordnet ,  dann  über  Annahme 
1  Bestätigung  der  vorjährigen  Bacsher  Ar* 
el  heftig  gestritten.  Die  Magnaten,  einige 
Einsieht^  ändert  au  List,  die  meisten  an 
ennülziger  Herrschsucht  der  Adelschaft  ober- 
en, wollten  allein  und  ausschliessend  über 
1  König  und  über  die  Einkünfte  der  Krone 
liethen,  und  alle  Reichslasten  dem  Land- 
d  aufbürden;  sie  verwarfen  daher  die  Bacs- 
r  Artikel  unter  dem  nicht  ungegründeten 
rwande^  dass  sie  des  Thrones  Würde  ge-* 
jrdeten^  und  des  Königs  Befugnisse  zu  sehr 
schränkten.  Dagegen  bestand  der  Landadel, 
1  herzhaften  und  kenntnissvollen  Männern, 
s  Stephan  yonWerböcz,  Benedict  von 
keny,  Joannes  Statileo  geleitet,  den 
ignaienstand  an  Gemeingeist  übertreffend, 
t  und  trotzend  auf  Genehmigung  und  YoU- 
hung  der  Artikel  des  Bacsher  Tages.  Der 
latin  Emerich  Tereny  lag  auf  dem  Tode; 
ige  Magnaten  fürchteten  bey  bevorstehen- 
r  Wahl  seines  Nachfolgers  alle  Macht  gegen 
hann  von  Zäpolya,  allen  Einiluss  auf 
i  Adelschaft  zu  verlieren;  andere  sahen  ein^ 


-  ?»  - 

jdass  längeres  lYiderstreben  die  Spaltung  zwi- 
schen ihnen  und  dem  Landadel  befestigen,  da« 
raus  leicht  völlige  Auflösung  der  Reich-sver^ 
fassung  zum  Nachtheilje  des  Magnatenstandes 
erfolgen  könnte;  wesswegen  s^e  für  rathsam 
liielteni  nachzugeben,  die  Artikel  für  den  Au- 
genblick zu  genehmigen^  und  ihre  Vollziehung 
lieber  durch  geheime  Künste,  als  durch  offen« 
baren  Widerstand  zu  hintertreiben;  die  Bäcs* 
her  Verordnungen  -mirden  endlich  von  den 
Prälaten  und  Magnaten  einhällig  angenommeui 
und  zwar  vermehrt  mit  sieben  Artikeln,  deren 
einer  die  Ungrische  Gerichtsordnung  auch  auf 
Slawonien  und  Siebenbürgen  ausdehnte;  ein 
anderer  in  Betreif  der  königlichen  Subsidien, 
Schulden  und  deren  Bezahlung  an  den  Si«« 
benbürger  Woiwoden,  sich  lediglich  auf  des 
verordneten  Staatsrathes  mündlich^  Erklärung 
berief;  der  letzte  die  unverzügliche  Auflösung^' 
aller  besondern  Bündnisse  und  Verschwörun-' 
gen  der  Magnaten  unter  sich  verordnete*). 

Auf  des  Adels  Forderung  sollte  nun  den 
Bäcsher  Beschlüssen  zu  Folge  der  Magnat  Jo- 
hann Bornemiszsza  über  Munkacs,  der 
Mairnat  Feter  Korlatkö  über  Comorn  und 
Dotisy  dem  Oberbefehl  entsagen,  dessen  sich 
beyde  weigerten,  gestützt  auf  ihre  von  Wla- 
dislaw  eidlich  übernommene  Verpflichtung, 
die   wichtigen  Flätze   niemanden  als  dem  Kö^ 


a)  Art.  XXIT.  XXKVIT.  XL1V.  in  /im  togeninnten  De:- 
oretoIII.  Luiiovici  II.  in Comitin üachiaß A.  1619.  celmhratU 
praetemive  conditp ;  welches  jedoch  ein  und  dasselbe  i>ecrct 
des  Bäcsher  Tages  vom  J.  i5i8  ist,  -wie  Korachich  Supplem, 
ad  Zeitig.  Comit,  T.  //.  /?.  482  sqq.  gründlich  bewiesen  •  und. 
das  Nicbtseynj  oinei  Bicsber  Ts^os.  Tom  lahre  1619  BAcS^inii^ 
telt  hit. 


ch  mit  irgend  etwas  >  befnssea  würden, 
nidit  ,be]rde  Magnaten  die  genannteK 
ij  ina  s«  ßioih.  war  verordnet  worden, 
I  koniglicheii  Verwalter  der  Ofener  Btirg 
rfert  allen.  Darüber  wurde  drey  Wo- 
Usg  gestritten;  und  nachdem  der  König 
iMttag  einiger  Magnaten  den  fi  o  r  ii  e- 
!szä  selbst  Kum  Verwalter  der  Ofener 
ananiit  hatte^  kam  as  in  dem  Paläste 
nnar  Cardinals  sogar  zu  Auftritten  der 
I.  Gegen  tausend  Säbel  waren  wider 
raiitBaza  und  die  ilui  beschirmenden 
AM  gezogen..:  Thomas  BiSkäcsh  musste' 
ganze  G<i-4tes-Macht  aufbiethen,  um  des 
bnchtea  AdeU  Wuth  zu  bändigen  *). 
/ntardessen  starb  am  Sonnabende  vor"  Do-  *■■''•*'. 
•  Sit  Ofen  der  Falatin '')  und  Hess  Kräug- 
1^  den  Pirtevungen  eine  andere  Kich- 
DerAdel  wollte  den  Siebenbiirger  Woi- 
Johann  Zapolya  zur  obersten  Heichs- 
erheben;  etnii^e  Magnaten  hielten  für  äua- 
efahrlich,  wahrend  di»KünigH  Unmündig-' 
is  wichiige  Amt  zu  besetzen ;.  trugen  darairf 
erledigt  zu  lassen,  und  nur  die  Reichs' 


~    oo    — 

Verwaltung  dem  Vice-«-FaIatin  zu  übertragen*}; 
die  meisten  und  diess  Mahl  wirklich  die  klüg- 
sten behaupteten  9  gerade  des  Königs  Unmün- 
digkeit und  die  geheimen  Anschläge  einer 
mächtigen  Faction  bewiesen  die  äusserste  Noth- 
wendigkeit  eines  Falatins,  welcher  Kraft  sei- 
ner gesetzlichen  Gewalt  das  königliche  Anse- 
hen aufrecht  erhalten  und  die  Monarchie  un<* 
ter  der  Oligarchen  und  Aristokraten,  stürmi- 
scher Opposition  vor  völligem  Untergange  be- 
wahren könnte.  Während  diese  Farteyen  ge- 
gen einander  noch  kämpften ,  vereinigten  sich 
6.  JUanr.  Dinstag  nach  Estomihi,  ungeachtet  des  unlängst 
erlassenen  Yerbothes,  der  Cdoczer  Erzbischof 
Gregorius  Frangepani,  Johann  Zipolya,, 
Georg  Szathmary  von  Fünfkirchen ,  Fran- 
ciscus  Warday  von  Siebenbürgen  und  Ste* 
phan  Bathory,  in  einen  besondem  Bund  der 
Treue  gegen  den  König  unter  allen  Verhalt- 
nissen,  Stürmen  und  Gefahren^).  Diess  wir 
der  ausgehangene  Schild  der  Einigung;  die 
Absichten  und  Gesinnungen  der  Bundesgenos^* 
sen  waren  verschieden.  Die  zwey  ersten^  des 
Bundes  Stifter ,  wollten  die  drey  letztern  nur 
gebunden  halten,  dass  sie  ihrem  Zwecke  ent- 
weder dienten,  oder  wenigstens  nicht  widieB- 
strebten ;  diese',  redlich  gesinnt  gegen  Konig 
und  Vaterland,  gaben  sich  jenen  mit  verstell«- 
ter  Anhänglichkeit  hin ,  um  die  Entwürfe  und 
Anschläge  derselben  desto  leichter  zu  durch- 
kreuzen. Beyde  schlössen  sich  nun  inniger 
an  den  Adel,   die  Einen   um    ihn  zu  ungestü- 


a)  Liter.  Hieronjm«  Balbi  id  Christoph.  Sijdlowics 
Opp.  T.  I.  Epitt.VIlf.  p.  n6  sqq,  Edit.  Ilal^r.  b)  Kofa- 
caich  VctUg.  Conitior.  pt  5oa> 


-.31    — 

ner  Forderuifg  eines  Falatins  antufeuern,  die 
inderii  um  ihn  jsu  bewegen ,  bey  bewilligter 
/Vabl  den  Siebenbürs^er  Woiwoden.  zu  über- 
reden. \^  en  er  wäblen  sollte,  wurde  ihm 
''QU  den  Magnaten,  welche  nicht  -  im  Bunde 
tanden,  eingegeben.  Also  vorbereitet,  zogen 
Lie  anwesenden  Landherren  mit  ihrem  Waf-« 
envolke  Ton  Festh  über  die  Donau  lünauf 
'ok  die  Ofener  Burg,  um  wie  sie  vorgaben^ 
[ßn  König  in  die  Versammlung  abzunole'n^ 
lämil  er  entscheide^  was  nach  dem  Hintntte 
[M.Falatins  des.  Reiches  Wohlfahrt  fordere. 
?aul  Tomoxy  liess  auf  den  andiingenden 
Saufen  die  Kanonen  richten^  JoKaAn  Bor- 
lemiszsza,  in  jeder  Gefahr  der  entschlos-» 
enste  Mann ,  die  Brücken  aufzi^en  und  die 
ordersten  Dfänger  in  den  Grabem  '  stürzen ; 
[ann  verwies  er  den  übrigen  das  ungebührli:- 
Aie  Verfahren  und  besänftigte  sie  mit  der  Yer- 
icherung,  der  König  würde  am  folgenden 
rage  in  der  Versamnuting  erscheinen«  Ba  be- 
kielt  zw«r  die  Fartey,^  welche  Wiederbeset-« 
iüDg  des  Falatinates  forderte,  die  Oberhand, 
loch  Johann  von  Zapolya  wiurde  bald  ge- 
rahr,  dass  die  Wahl  nicht  ihn,  sondern  den 
Cemeser  Grafen,  Stephan  Bdthory,  weit  äl- 
ern  und  edlem  Geschlechtes,  dazu  berufen 
lürfte.  Vergeblich  liess  er  den  Grafen  erin-« 
lern  an  sein  zu  Temesv^  gegebenes  Wort, 
lass  er  gegen  des  Woiwoden  Willen  sich 
ireder  um  eine  Reichswürde  bewerben,  noch 
lie  ihm  angebothene  ohne  dessen  Genehmi- 
'ung  annehmen  werde;  Bathory  erklärte  ge- 
*adezu,  er  werde  unterlassen,  was  dem  recht- 
ichaii'enen  Bürt^er  Bescheidenheit  verbiethet; 
md  unweigerlica  folgen,  wozu  ihn  Vaterland, 


5a 


Fflicht  und.  Eiire  rufen.  Die  Wahl  geschah; 
die  Faction  stinimte  für  Zapolya;  König,  Prä- 
laten, Magnaten  und  Adelsge.sammtheit  ernannten 
einhallig *  Herrn  Stephan  B^thory-,  des  An- 
dreas YOiiEcsed  Sohn  zum  Falatin  des  Reiches, 
worauf  der  Woiwod  voll. Groll  und  Bitter-^ 
keit,  sein  Anhang  an  verderbUchen  Anl^clilit- 
gen  brütend,  aus  der  Versammlung  abzogen*)« 
Um  '  ihnen  vorzubeugen,  benutzten  de^ 
Fünfkirchner  Bischof  Georgius  Szathmary^ 
der  Markgraf  von  Brandenburgs  und  der  Pres^ 
burger  Propst  Hieronymus  Balbi  die  güns-* 
tige  Stimmung  der  Magnaten  und  vieleif  vom 
Landadel  für  Sigmund  König  von  Pohlen. 
Durch  ihre  Betriebsamkeit  gewann  diei  Mei«« 
nung,  dass  den  Übeln  im  Innern  des  Reicha 
nur  Sigmund' s  Klugheit,  Ansehen,  Oberauf-* 
sieht  und  Macht  abhelfen  könnte,  immer  mehr 
Anhang;  die  frühere  Abneigung  gegeii  ihn 
hatte  nur  in  seiner  Verbindung  mit  dem  in 
Ungarn  gehassten  Maximilian  ihren  Gruiidi 
nach  dessen  Tode  erloschen  auch  Misstraueil 
Vnd  Verdacht  wider  den  grossherzigen  Ko<^ 
nig.  Gern  stützte  sich  jetzt  die  Hoifnung  al«* 
1er  Gutgesinnten  auf  ihn;  nur  er  konnte  ihre 
zunehmenden  Sorgen  für  des  Vaterlandes  Wohl- 
fahrt vermindern.  Die  Machtbothen  der  Böh- 
hii.<)chen  Stände  verweilten  schon  geraume  Zeit 
am  Ungrischen  Hoilager  mit  vergeblicher  Ein-* 
ladung  des  jungen  Königs  nach  Prag;  sie  ver^ 
sprachen,  ihm  alle  Krongüter,  schuldenfrey  xa 
überliefern  und  reichliche  Einkünfte  zu  ver-* 
schallen,    nur    sollte    er   durch   seine   baldigd 


a)  Itthuanffy  Lib*   VI-   p«  53.  KoTtchicb  Supplrm.  ad 
Veatigi  Comitior*  p«  44o« 


—     33    — 


Ankunft  zeigen^  dass  er  ihr  König,  seyli  wolle; 
allein  mehrere  Magnaten  und  Landherm,   von 
Z^polyern   unmerklich  geleitet,    widersetzten 
sich    unter^^    dem   Vorwande    d^r   Türkennolh 
seiner  ReL^e,    und   auf  die  Drohuhg  der  Böh-^ 
men  mit  Erwählung  eines  andern  Königs,  wil^- 
liglen    sie    nur   in    einen    Hoftag   zu  Presbu*g,; 
wohin    die   Böhmischen   Stände    ihre   Bevoll- 
xnächtigten  senden  sollten.    Des  Königs  Schwes^ 
ter   Anna,    blühende   Jungfrau  von  sechzehn- 
Jahren,    an   Maximilian    getrauet,    an    Einea^« 
Aeiner  Enkel   verlobt,    lebte    noch   unvermähh> 
in  Wien;  Carl,  am  Vorabende  Petri  und  Pault'28./iMiija, 
zum  Komischen  K(!nige  erwählt,  und  von  dem' 
Böhmischen    Kanzler   Ladislaw  von  Stern-' 
befg    zur   Vollziehung    der   Ehe   mit   Anna- 
gemahnet,   verlangte    unter    mancherlei    Aus-» 
nüchten  Aufschub    der  Vermäilung,    und  nie-' 
mand  konnte  ihn  jetzt  zur  Entscheidung,  ent-. 
weder  für  sich,   oder  für  seinen  Bruder  Fer- 
disand  wirksamer  anhalten,  als  der  König  von 
Pohlen,    unter    den  gleichzeitigen  Fürsten  der 
grösste    an  «Geist,    Erfahrung    und  Rechtschaf- 
lenheit.     Würde  die  Vermählung  seiner  Nichte 
zu   lange   verzögert   oder  wohl  gar  hintertrie- 
ben, so  lief  Ungarn  Gefahr,  Zapoly^'s  Beute 
zu    werden,    und     mit    ihm,    entweder    unter 
des  bürgerlichen  Krieges,   oder  unter  der  sie- 

f enden  Osmanen  Waffengewalt  unterzugehen! 
ficht  mehr  im  Vertrauen,  bloss  unter  sich,  . 
sondern  frey  und  ötfentlich  sprach  Zäpolya's 
FactioB  von  Ludwig's  kurzer  Lebensdauer,  auf' 
sein  •  schnelles  Wachsthum  und  rasches  Forf>^ 
schreiten  zur  Reife  sich  berufend.  Wohin  sie 
damit  zielte,  zeigte  ihr  unablässiges  Bestreben^ 
seinen   b^h^sstq^tei».  .und^  schar&ionigsten   Be-' 

VI.  TbeÜ.  '  3 


—      04     — 

Schützer  Bornemiszssay  seinen  Vetter,  In- 
der auch  seinen  Verführer,  Georg  von  Branden- 
«  bürg,  und  alle  auswärtigen,  ihm  treuergebenen 
Beamten  seines  Hofes  von  ihm  zu  entfernen. 
Niemand  als  Sigmund  mit  obervormund^ 
schaftlicher  Gewalt  konnte  auch  hierin  kxäftir 
ger  in  das  Mittel  treten. 

Diess  alles  reiflich  erwägend,  schrieb  Hie- 
ronymusBalbi  in  Einverständniss  mitSzath^ 
miry  und  mit  den  Brandenburger  Markgrafen 
an  den  Papst,  ihn  bittend  um  eilige  Sendung 
eines  Legaten  an  Ungarns  Stände,  mit  der  Erklä- 
rung, seine  Heiligkeit  habe  der  Entfernung 
wegen  die  ihm  von  Wladislaw  zuerkannte 
Vormundschaft  über  den  Unmündigen  Kön^ 
und  die  Oberaufsicht  über  das  Ungrische  Reich 
dem  Könige  yon  Fohlen  übertragen,  und  ver- 
lange, dass  alles,  was  dieser  in  Reichsangele- 
genheiten verfügen  dürfte,  aLso  geachtet  und 
vollzogen  werde,  als  wäre  es  unmittelbar  von 
dem  apostolischen  Stuhl  verordnet  worden. 
Zu  gleicher  Zeit  mochte  Leo  den  König  Sig- 
mund durch  dringendes  Sendschreiben  sur 
Annahme  dieser  Vormundschaft  und  Oberauf- 
sicht einladen;  ihn  als  des  Papstes  Stellver- 
treter und  als  des  unmündigen  Königs  Oheim, 
zu  tliäliger  Führung  derselben  ermahnen*). 

Was  der  Papst  gethan,  wird  nirgends  be- 
richtet; aber  Hieronymus  Balbi  wurde  bald 
im  Julius,  nach  CarVs  Erwählung  zum  Römischen  Könige, 
nach  Pohlen  gesandt,  um  den  König  Sig- 
mund über  Ungarns  Zustand  zu  belehren. 
Nach  seuiem  Berichte  war  es  dem  Graner  Car- 


a)  Liter.  Balbi  ad  Chriatoph.  Ssydlowics  h 
Lrsttionia  Cmroli  üuoia  ad  Sigiain.  Reg.  Pol.  1,  Ob 


o«  SmiBa 


I 


—    55     — 

linal,  den  Biscliofen  von  Fiinfkirclien  und 
Mebenbürgen,  dem  Falatin  Stephan  Bäthory 
und  dem  rresburger  Grafen  Johann  Borne- 
miszsza  gelungen,  die  vom  Bäcsher  G^n«- 
rente  aus  dem  Landadel  erwählten  Beysitzer 
mbefugter  Anmassungen  wegen  aus  dem  Staats- 
rathe  auszuschliessen ,  und  die  Zügel  der  Re- 
^erung  mit  yereinigter  Kraft  für  sich  allein 
BU  behaupten.  Düren  ihre  Yermittelung  hatte 
1er  König  am  Montage  nach  Oculi ,  S  e  1  i  m  28.  nrdrz. 
km  Montage  nach  Rogate ,  den  dreijährigen  30.  Maj. 
iYa£Fenstillstand  nach  seinem  ganzen  Inhalte^ 
me  er  von  dem  Bane  Barnabas  Belay  zu 
Donstantinopel  war  eingegangen,  ron  Hamal 
les  Gross  -  Sultans  Bothschafter  nach  Ofen 
frar  gebracht  worden,  unterzeichnet  und  be- 
tätiget; die  Bedingungen  waren  nicht  sehr 
ühmlich;  aber  die  Nothwendigkeit  hatte  Un- 
CA'werfung  gebothen.  Ausser  UJkarn,  Dal- 
natien  und  Croatien,  waren,  acRft  Böhmen^ 
Hähren,  Lausitz,  Schlesien,  und  was  in  Bos- 
lien,  Serwien  und  Bulgarien  noch  zur  Ungri- 
chen  Krone  gehörte,  in  dem  Vertrage  mit 
ingeschlossen;  dem  Papste,  dem  spanischen 
Könige  und  Erzherzoge  Carl,  seinem  Bruder 
Ferdinand  und  andern  christlichen  Fürsten 
far  Eine  Jahresfrist  bewilliget,  diesem  Still- 
tande beyzutreten  und  ihren  Beytritt  urkund- 
ich  zu  bezeugen;  unterliessen  sie  dieses,  so 
»blag  dem  Könige  von  Ungarn,  den  Heer- 
charen  der  Osmanen  freyen  Durchzug  durch 
eine  Länder  zli  giewähren.  In  Ansehung  des 
?reystaates  Ragusa  und  der  Woiwodien  Von 
ler  Moldau  und  Wala^hey  war  festgesetzt^ 
lass  sie  den  bisher  üblichen  Tribut  an  die 
Jngrisqhe  Ktone:  und  an  die  Fforte  jährlich 

3* 


—     36    — 

entrichten,  ron  beyden  Seiten  mit  neueu  I 
ten  verschont  bleiben  sollten*). 

Da  nun  Ungarn  im  Innern  auf  einige  j 
^enblicke  der  Ruhe  ^enoss,  und  an  den  Gl 
•zen  wenn  auch  niciit  £!;eji;en  eigenmächtige  . 

frilFe  ven  Seiten  unruhiger  Bässen , ,  doch 
Iberfälleh  mit  des  Grossh^rrn  gesammter  Krii 
macht  gesichert  war,  so  ersuchte  Balbi  W 
mens  der  UngrLschen  M^chthabqr  den  Kl 
von  Fohlen  die  Vormundschaft  über  den 
mübdigen  König  und  des  Reiches  Beschirm 
zu  übernehmen.  Doch  möchte  dieser  An< 
der  Ungrischen  Adelsgesammtheit  ein  Gehe 
niss  bleiben,  bis  sie  zur  Ertragung  dessel 
hinlänglich  vorbereitet  wäre.  Man  hoffte 
gar  den  Siebenbürger  Woiwoden  mit  der  \ 
dafür  zu  gewinnen,  wo  nicht,  so  würde 
weiterhin  mit  seinem  Anhänge  gegen  die  gri 
JMehrheit  g^hts  vermögen.  Eine  Zusamm 
kunft  beyTOT. Könige  wäre  gerade  jetzt 
Keüsamen  Folgen;  doch  weder  Ludwig  •n 
der  Sta^tsrath  dürfte  den  König  von  PqI 
oiFenbar  dazu  einladen ;  .  darum  möchte  er  i 
selbst  dazu  anbiethen  und  die  Betreibung', 
verzögerten  Eheangelegenheit  zwischen  scj 
Kichle,  Luawig^s  Schwester  und  eiuem-j 
kel  Maximilian's  zum  Verwände  nchn 
Sign^jLind  bezeigte  grosse  Zufriedenheit  u 
die  ,scheiabai*e  Eintracht  der  obersten  Reichsrä 
versprach 'die  ihm  angebothßae  Vormundsd 
anzunehmen I  .wollte  zur.fieststellung.  ^i\ 
y^hälil^ßes  gegen  Invocabit  des  .Qächi 
Ji^l^e^  ia.  Fre$plirg  oder  Brunn  mit  Iau^J 
zusammenkommen^     und    unter    schicklid 


■  y  1 1 


ü:dj  Tiifion  fipitomd  p.  x^.  9«*^  BUu.Reg.  P.  lu'.p. 


—     37    - 

len   bey    dem  Staatstathe   auf  diese  Zu- 
»kunft     antragen*).      Allein     sie    musste 
Reiben,    'iFeil    in  diesem  Jahre    noch  auf 
PetriLower   Reichstage   wider   den  Preus- 
D  Hochmeister  Markgraf  Albrecht   von 
enbuTg,    -welcher  der  Pohlnischen  Krone 
ildigung  standJiaft  verweigerte,  der  Kriege 
essen,     Dinsta;;   nach    dem    Weihnachts- 27.  Z)tfc5r. 
von    den    Fohlen    im    Iliesenburgischen 
ich    angefangen ,    durch   fünfzehn    Mona- 
von  beyden  Theilen  mit  gleicher  Erbit- 
g  und  ungleichem  Glücke  fortgefühtt  wurde 
mit  vierjährigem  Wallenstillstandä  endigte. 
i  Abflüsse  desselben  kam  der  merkwürdige 
•Her  Friede    zu    Stande^),    dessen  ßedin- 
m   der   siegreiche  König   vorgeschriebepj^ 
drängte ,    von  Deutschem    Reiche    ver  • 
le  Hochmeister  Alb  recht  durch  Yermitte- 
des    Königs    von     Ungarn    angenommen 
Das   Freussische  Ordensland   wurde    iif 
«reltViches   und   lehenbares  Erbherzogthum 
wandelt;  der  Hochmeister  Alb  recht  für  sich, 
eine  Brüder  und  für  ihre  männlichen  Nach- 
aen  als  erster  erblicher  Herzog,  von  Sig- 
d,  mit  Preussen  belehnt,  Pohlen  des  Deut- 
{  Ordens    als    immer    unruhigen    Nachbar» 
vet;    wo  bisher   nur  zeitiger,   verzehren- 
Genuss    war,    bleibendes,     höhere    Cultur 
demdes  Ei^enthum  gegründet;  anstatt  der 
hure  entstanden   Landes- Hauptleutc;    an- 
der Ordens  -  Gebielhiger,   vier  Landrällie, 


amm«  Leji;atinnis  Hier.  Balbi  mit^etbeilt  von  En^el  in 
ijiit   Zeitschr.    Band  lU.  S.  287  ff.  h)  Vom  27.  JOc- 

'  1JX9  bis  7.  April  1621.  da  der  Hochmeister  Albrecht 
DiK-r^etzHchen  Veduit  cum  Frieden  eich  gezwungen  iah« 
tf.  ApriL  i525.  .    .      -^      : 


—    58    — 

als  vier  höcLste  Beamte  des  weltlichen  Hc 
zogthumes«  Zwey  Tage  nach  Abschluss  d 
folgereichen  Friedens  empfing  König  8  ig  mui 
die  Huldigung  von  Herzog  Alb  recht,  c 
theilte  ihm  die  Belehnung  durch  Übergabe  i 
ner  weissen  Fahne  mit  eingesticktem  neuen  La 
deswappen,  (ein  schwarzer  Adler  den  Anfang 
buchstaben  des  königlichen  Nahmens  S.  auf  o 
Brust  tragend);  schlug  ihn  nach  geleistetem  L 
henseid  zum  Ritter,  schmückte  ihn  mit  golden 
Kette  und  liess  ihn  das  Ordensgewand  mit  i 
nem  Kleide  von  Goldstück  vertauschen,-  fiie 
mit  hatten,  der  grösste  und  der  schwächa 
König  dieser  Zeit  das  erste  Beyspiel  decYe 
Wandlung  eines  kirchlichen  Institutes  ia  e 
weltliches  Fürstenthum  aufgestellt;  dafür  wes 
Vorwürfe  und  Bannflüche  von  Rom  her  i 
erwarten;  um  ihnen  vorzubeugen  war  d 
Fohlnische  Gesandte  von  Sigmund  angewi 
sen,  dem  Papste  zu  melden,  Fohlen  habe  d 
Deutschen  Orden  nicht  gestiftet,  sey  dah 
auch  nicht  verbunden  für  Erhaltung  desselk 
zu  sorgen.  Des  Hochmeisters  Weigerung^  • 
Freussens  Besitz  der  Fohlnischen  Krone'  1 
huldigen,  habe  den  Krieg  entzündet;  dun 
den  Frieden  der  König  nicht  mehr,  als  ik 
gebührte,  genommen.  Der  ehemalige  Hod 
meister,  jetzt  Herzog  Albrecht,  nichts  wi 
ter,  als  was  er  schon  hatte,  erlanget;  die  ganj 
Sache  beträfe  bloss  die  politischen  Vernü] 
nisse  zwischen  Fohlen  und  Freussen,  ui 
stehe  in. keiner  Beziehung  auf  das  Kirche) 
Wesen,  welches  vorher  schon  im  Lande,  ^ 
im  Geiste  des  Ordens,   völlig  verfallen  war' 


o)  Hirtknoch  Preuftiichd  Kirchenhiatorie.  S.  i66  -*  a 


—    39    — 

/So  ^»nge  nun  Sigmund  einer  Seits  mit 
m  Deutscnen  Orden  im  Krieji^e  verwickelt 
(Wesen,  anderer  Seiu  TOn  Überfallen  der 
mkoper  Tataren  nie  sicher  war,  konnte  er  . 
fib  so  wirksam  j  wie  gutgesinnte  Magnaten 
wunscLten,    der  Ungrlschen   Angelegenheit 

sich  annehmen;  Ungarn  sollte  und  konnte, 
'  seine  eigene  Kraft  gestutzt,  allen  mögH- 
in  Stürmen  Trotz  biethen,  und  masste,  sich 
b»  entstehend,  sich  selbst  entnervend,  durch 
^e  Schuld  zu  Grunde  gehen.  In  dem  Zü- 
nde unablässiger  Reibung  der  Parteyen* 
r  e^ene  Vortheile ,  und  allgemeiner  £r^ 
khiffiiiig'  für  die  Wohlfahrt  des  Gemein-« 
maf,  rerrieth  jeder  Landtag,  jede  Yer-' 
dsaag  nur  der  Machthaber  Kri^ftlosigkeit/ 
1  derer,  welche  vollziehen  oder  gehorchet^ 
hen,  tiefe  Verderbtheit.  Am  Feste  Dorö-r.  V«^**^- 
a  war  wieder  Landtag;  was  daselbst  war 
bndelt  und  beschlossen  worden^  musste 
r  Sualsrath  noch  durch  besondere  Kreis- 
^iben  den  GespanschaFten  berichten,  be- 
llen ,  einschärfen ,  weil  ihn  häufige  Er- 
rungen belehrt  hatten,  dass  der  heilsam- 
I  Verordnungen  fast  nirgends  war  ge- 
let  worden.  Das  eidlich  bestätigte  Bäcsher 
chsgesetz,  dem  zu  Folge  die  Prälaten,  Ba- 
e  und  Land^ierren,    sowohl  wider  auswar- 

Feinde,  als  auch  wider  einheimische  Ge- 
tige  ihre  pflichtmässige  Mannschaft  stäts  in 
eitschaft  halten  sollten,  hatte  der  diessjäh« 
I  Landtag  erneuert,  mit  Androhung  der 
ife  des  Meineides  verschärft  und  unverziig- 


(■•r  Gesch.   Ton  Litthtnen»  Preatien  und  Oitpreoiaen.  5» 


69S 


rr-      40      — 

y^l^e  Vollziehung' desselben  verordnet,  mit  der 
Bemerkung,  dass  ohne  Kriegsmacht  kein  kräftiges 
Yerfahren  wid^r  freche  Verächter  der  Gesetze 
if^ddes  Rechtes  möglich  sey.  Dieser  nothwen- 
di^n  Verordnung  sollte  die  Adelsgesammtheit 
jeder  Gespanschaft  augenblicklich  naclikom- 
I.  Marx,  m^n^  Über  dia^s  solhc  sie  ihren  Sammlern 
""■■■'  ut^  JEinnehmern  über  die  bereits  eingetriebene 
Knegsstcuer  genaue  Rechenschaft  abfordern, 
nachdem  sich  ergeben  hatte,  dass  kaun^  die 
£(älfte  der  eingenommenen  Gelder  an  den  Ober-- 
^chalj^meister  abgeführt  worden  sey.  Die  Rück^r- 
stände  sollten  überall  mit  unerbittlicher  Strenge 
ei^ngefordert,  und  ohne  Abbruch  den  EinneJ^- 
mern  überliefert,  von  diesen,  an  den  Schatz-« 
n^eister  bef^rdeirt  -werden,  damit  es  zur  Un- 
terhaltung der  Reichsheermacht  in  nöthiger 
.'Anzahl  an   unentbelirlichen  Mitteln   nicht  £e- 

•  bräche*)«  * 

2i. Marx.  Drey.W.ochen  später  wurden  die  Befehls* 

haber  der  Gespanschaften  von  dem  Könige  un- 
ter Strafe  der  Absetzung,  .aufgefordert,  von 
sämmtlichen  Landherren  ihres  Bezirkes,  wel- 
che) den  königlichen  Befehl  verachtend,  auf 
dem  letzten  Bacsher  Tag  sich  nicht  eingestellt 
hatten,  die-  daselbst  über  sie  verhängte  Geld- 
bliese  von  vierhundert  Guldon  ohne  Schonung 
und  Begünstigung  einzutreiben ,  den  Betrag 
derselben  ungeschmählert  zu  königlicher  Yer-- 
fügung  aufzubewahren.  Allein  trotz  den  Kreisr 
schreiben  des  Siaatsrathes  und  des  Königs, 
wurde  die  pllichlmässige  Mannschaft  von  We- 
nigen   nur   zum  Thisilc^  ^von   den  Meisten  gar 


a)  Liter.  Atiessorum  aodis  judiciar.  Reg. Majest.  adWesi- 
pViiniena.  ap.  Pr(yr  £p.  Procer»  P,  I«  p.  i34. 


—    4i     — 

loht   aufgestellt,    die  Kriegssteuer,    nach   wie 
ör,    theils  Verweigert,     tlieils  von    Sammlern 
Lud  Einnehmern  untergeschlagep ,  <len  Einfor- 
Lerem    der    verschuldeten    Geldl^u^se    Gewalt 
intgegen   gesetzt;     und   so  gesdiah,    dass   As-    ' 
.am-ßegh,    Befehl.shaber^   von  Zwornik    die 
cliwach   untersliilzle  Heermacht   des   damahli-< 
;en  "Judei   Curia,    Lorenz  Herzog    von    Uj- 
i^k,  untor  den  Mauern  der  Festung  fast  ganz- 
ich  aufrieb,  und  ohüleich  im^  erneuerten  Tref- 
fen  durch   Stephan  Revay's  Tapferkeit  As- 
lam-Begh  gefallen  war.*),    dennoch  Musta*- 
>ha,   JBassa  von.  Verhosaniet^'  den    Weg   nach 
!!roatien  otfen,  die  Festung  Knin  schlecht  ver-  Anf.Maj. 
»Qr^t  fand,  sie  im  Sturme  überwältigen,  ohne 
i^jd^rstand  bis  Sibenico  vorrücken,    und  die- 
ias    Platzes    Belagerung    unternehmen    konnte. 
}ehr.spät  hatte  der  tapfere  Bati  von  Croatien^ 
3ls^hof  und  yraner  Prior,    Pet,rus  Beriszlo 
uniges  WaflPenvolk"  zusammengebracht;    womit. 
mti  es  wagen  durfte,  d^m  Bassa  nachzuziehen  und 
len  Entsatz  der  Stadt  zu  .versuchen ;  aber  auf  dem 
[Co^eniczer  Felde  unter  dem  Gr.änzberge  Pllssi- 
ficza  ^erieth  erzwischen  des  Feindes  Hauptmacht 
md  Hinterhalt;  Rückzug  war  nicht  mehr  mög- 
lich, die  Schlacht  unvermeidlich;  in  der  Hitze, 
las    Gefechtes    wurde     er    niedergehauen    und; 
m'thauptet.     Der  Sieg  schien  für   die  Osmanen 
s^tschieden ;    als    der   Vice  -  Ban   Balthasar 


(z)  IrfUd  o  vici  II.  Diploizf«  de  26.  May  i5ai.  ap.  Bei  No« 
:it.  Nov.  Hungar.  T.  11.  p.  5 18.  Kein  Vaterland  isolier  Historie- 
i;raph  gibt  ßericlit  von  der  Schlacht  bey  Zwornik,  welche  Kö- 
lig  Ludwig  mit  der  Niederlage  der  KÖmer  bey  Cannk*  ver- 
gleicht, und  deren  Makel  Stephan  llcvay  von  dem  Glänze 
der-  Ungrischen  Wafil'en  so  rühmlich  abgewischt  hat.  Kräftige 
Xhuten  untergehender  Völker  müssen  dem  Uistorigraphen  eben 
so  inerkwürdig  seyn«  wie  die  letzten  Ileden  aterbcnder  Ileideu 
dem  Biographen. 


—     4a     — 

Alapi  mit  der  Nachhut  aus  Bihicsh  anrückte, 
das  Treffen  erneuerte  und  den  Feind  in  die 
Flucht  jagte.  Faul  Medossicsh  bradhte  des 
Bischofs  Haupt  und  Leichnam  nach  Bihaiih, 
von  dort  aas  wurde  er  nach  Weszprim  ge« 
führt  und  in  der  Gruft  seiner  Vorfahren  bey- 
gesetzt. 

Das  erledigte  Banat  von  Slawonien,  Croa- 
tien  und  Dalmatien  erhielten  Johann  Garlo- 
▼itz    Torquati,     Graf  von   Korbaw,     und 
Franz  Batthydny,    des  Königs  Kämmerer, 
Bas  Priorat   von  Yrana   Matthias   Bardthj^ 
des   Königs   Küchen -und   Garderohe -Meister. 
Paul   Tomory,    Befehlshaber   der   Ofener 
Burg -Besatzung,  durch  manche  schwere  Waf- 
fenthat  rühmlich  ausgezeichnet,  durch  freywilli« 
ges  Gelübde  zur  Ehelosigkeit  verpflichtet*),  hatte 
um  das  mouchs -ritterliche Priorat  angehalten,  und 
war   abgewiesen  worden;     denn    unter   schwa-- 
chen  oder  unmündigen  Königen  gilt  kein  An- 
spruch   auf  Belohnung   weniger,    als    der   des 
Verdienstes.      Darum    missfiel    dem    zurückge- 
setzten Kriegsmanne  Welt  und  Hof,  er  mochte 
beyden   nicht   länger  dienen,    nahm   Abschied 
von  dem  Könige  und  zog  sich  in  die  Gemüths- 
welt  zurück,  wie  mehrere  Staats -und  Itriegs- 
männer    thaten   in    dieser   schweren    Zeit,    ge- 
trieben   durch    die    Furcht    in    dem    ggwaltig 
gährenden    Nationalleben    unterzugehen ,    oder 
sich  selbst   zu  verlieren:   in   dem  Franciscaner 
Kloster  zu  Ujlak^  wo  der  Leichnam  des  gott- 


d)  Er  hatte  sich  iEwey  Mahl  Terloht,  hejde  Bräato.  atarben 
knrz  Tor  der  Hochzeit*,  diett  ala  Wink  der  Vorsehung  betrach- 
tend und  Terehrend ,  gelobte  er  lebeiiaUngUcho  EnUiiütaaiBkeit» 
lathuanify  Lib.  VII.  p.  66. 


,  ^    45    - 

selige  Belgrader  Helden  und  Bruders  Joan-* 
nes  von  Capistrano  ruhete^  widn^ete  sich 
Faul  US  der  Betraclitun^  des  JEwigen,  bb  ihn 
J^apst  und  König,  von  nöherer  Macht  gebun^ 
den,  zur  Vollziehung  schrecklicher  Verhäng« 
nisse  seiner  Einsamkeit  entrissen. 

Da  Knin's  Verlust,  des  Weszprimer  Bi- 
schoCs  Niederlage,  und  der  Bässen  fortwäh- 
rende Streifereyen  den  König  und  den  Staats- 
rath  belehrten,  wie  wenig  das  Reich  durch 
den  Wa£Penstiilstaiid  mit  S  e  1  i  m  gesichert 
war,  mussten  wirksamere  Massregeln  zur  Dec- 
kung der  Gränzplätze  ergriiFen  werden.  Mil 
steigender  Ungeduld  forderten  Böhmens  Stande 
den  König  in  ihr  Land ;  die  Ungern  weU- 
len  ihn  nicht  weiter  als  bis  Fresburg  ent- 
lassen, und  auch  vor  dieser  Reise  noch,  sollte 
für  die  Sicherheit  der  Gränzplätze  besser  ge- 
sorgt werden*  Dazu  war  Geld  und  Kriegs- 
volk nöthi^;  um  diesem  Bedurfnisse  abzuhel- 
fen, bewilligten  die  Stände  auch  den  dritten 
Pucaten  als  Subsidie*")  für  das  laufende  Jahr. 
Allein  bey  der  bereits  bekannten  Fertigkeit  der 
Stände  imBewilligen  und  Langsamkeit  im  Zahlen, 
durfte  weder  auT  baldigen  Eingang,   noch  auf 


a)  ^iQuas  nosira»  regnique  et  confiniorum  nostrorum  grayis'^ 
tfina9  necessitates  nuper  regnicolae  nostri  consideranies ,  no- 
ffbis  ad  sublttuandas  ilias  tertium  Subsidium  obtulerunt,  *' 
Liter.  LudoTici  ad  Civitates  rcgiaa  de  i.Junii  ap.  P/-q^  Epiat« 
Procer.  P.  I.  p.  f38.  Diess  war  entweder  auf  dem  Ofeiier  Land- 
tage im  Februar,  worauf  sich  daa  Kreiaschreiben  dea  Staata- 
rathea  an  die  Weazprimer  berief,  geachehen;  oder  ea  muaate 
swiachen  Februar  undJuniua  ein  zweyter  Landtag,  von  dem  aonat 
nirgenda  Spur  zu  finden  iat,  im  Jahre  1620  gehalten  worden 
aeyn.  Der  Bäcaher  Tag  vom  ag.  Septbr.  i5i8.  hatte  art.  XLV. 
fiir  die  nächaten  awey  Jahre  zwey  Subf  idi^n,  jede  zu  einem  Gold* 
gülden  genehmiget;  die  dritte  Subaidie ,  welche  der  König  am 
I.  Juiiiaa  i5ao  erwähnte ,  konnte  alao  nicjita  audera  ala  ein  ix^ 
di^ien  Jahre  bewilligter  dritter  Duetten  aeyn« 


—    44     — 

Ergiebigkeit  dieser  Hiilfsgelder  gerechnet 
den«  '  Die  Noth  war  dringend,  der  Sold  der 
Befehlsliaber  in  den  Gränzfestungen  seit  lan- 
ger Zeit  rückständig,  selbst  zur  Bestreitung 
der  königlichen  Reise  nach  Fresburg  fehlten 
die  Mittel.     Um  Kath   zu  schaffen  wurden  die 

i.JTuniuM.  königlichen  Freystädte  in  Ungarn  und  Siel)en- 
bürgen,  sie*niochten  sleuerfrey  oder  an  Mag- 
naten verpfändet  seyn,  zu  ausserordentlicher 
Abgabe,  jede  mit  sechs  Goldgulden ^  ohne 
Nachsicht  und  Verzug  angestrenget  **). 

2^.JuUu9.  Am    Vorabende    Jakobi    war    der   Propst 

.Paulus   Warday,    königlicher   Scliatzmeisier 

im   Stande,     den   König    und    seinen    Ho£staat 

zum  Zuge  nach  Fresburg   mit  aller  Nothdurft 

7.  uiuguif.  zu  versehen.  Von  dort  aus  eröffnete  Lud- 
wig seine  und  des  Reiches  grosse  Bedräng- 
nisse seinem  Oheim  Sigmund^).  Es  war  ihm 
schwer  anzugeben,  ob  es  mit  Böhmen  oder 
mit  Ungarn  schlechter  bestellt  wäre;  hier 
lebte  er  verlassen,  in  äusserster  Dürftigkeit, 
von  feindlichen  Einfällen  immerfort  geängstigt^ 
ip.  Stator  Furcht  des  Unglückes,  welches  der 
Insassen  Sorglosigkeit,  Zwietracht  und  Träg- 
l^eit  unfehlbar  herbeyführten.  In  Böhmen  wäre 
Alles  in  Verwirrung,  ein  Stand  gegen  den  an- 
dern in  Aufruhr,  nirgends  Sicherheit  vor  herr- 
schender Seuche  oder  vor  heimlicher  Gift- 
mlscherey.  Der  Gefahren  wegen  an  den  Grun- 
zen wollte  man  ihn  von  hier  nicht  wegziehen 
lassen;  gegen  den  Zug  nach  Böhmen  drängten 
sich   ilini    eine    Menge    Be.denklichkeiten    au£. 


a)  Liter.  LudoTici  R.  ad  Civitatea  Regiaa  ap.  Prr^  ].  c. 
h)  Liter.  Ludovici  ad  Sigiiround.  R.  de  y«  Augusli  i5a<K 
initgotheilt  von  Bngeliu  Sehe  diu  a  ZeiUchrift.  Bd.  UL.  S.  S91. 


—    45    — 

^chon  seit  vierzehn  Tagen  sässe  er  in  Pres-* 
)UTg   und  erst  gestern  hätte  er  ron  Böhmens 
ständen   unhefriedigende  Antwort  erhalten  auf 
seinen  Befehl,  dem  zu  Folge  sie,  zu  vorläufi- 
ver  Beylegung  ihrer  innem  Zwistigkeiten  Bevoll- 
mächtigte nachPresburg  senden  sollten,  indem  er 
M  weder  für  rathsam,  noch  seiner  würdig  hielte, 
For  völlig  hergestellter  Ruhe  im'Lande  sich  und 
iie  Seinigen  ihnen  anzuvertrauen.     Ohne  sich 
über  irgend  Etwas  bestimmt  zu  erklären,  dro- 
beten  sie,   im  Falle  er  sich    nicht   zu  Bartho-^ 
lömäi  Tage  bey  ihnen  einfände,  zusammen  zu 
treten    und    gegen  Ungarn    als   nicht   sehr  an- 
jrenehme  Gäste    vorzurücken.     Darauf  hätte  er 
ihnen  einen  Tag  auf  Bartholomäifest  in  ihreni 
Lande   anbefohlen,    wozu    er    auch    seine  Ge- 
irliltbothen    senden    würde,    durch  d^ren  Ver- 
rnittelung  sie  entweder  selbst  Frieden  und  Ein- 
traoht-  im  Lande  herstellen,  oder  zur  Sendung 
bevollmächtigter  Landbothen  nach  Ungarn  sicn 
bequeinen  sollten;  denn  anständig,   wie  es  der 
königliclien  Würde  geziemt,  müsste  er  bey  ih-. 
nen   einziehen  können,  auch  wissen,  wovon  er  •' 
dort    leben    und  Hof  halten   könnte,     da    alle 
Güter    und   Einkünfte     der   Kammer    daselbst 
verpfändet  wären.     Auf  dem  verordneten  Tage 
konnten    Ludwigs   Bolhschafter   nicht    verhin- 
dern   eines    neuen    Reichsgesetr.es    Aufstellung,  4.  Octoher. 
wodurch   die.  Stände,    in    der    verkehrten  Sin- 
nesrichtung  iast   aller    Völker   dieser   Zeit' be- 
fangen, .auch:  Böhmen   in  -fein  Wahlteich*  ye=r- 
wandeln,     und    oligaroliische    Erschtilterün^eri 
oder     aristokratisohe '  Zerrüttungen    bey    sich 
Verewigen    wollten*);     doch    die    Hindernisse, 


a)  Goldait  Comnmit;  de  Hegn*  Böhem,  iJnr.  "t.  II.  p.  Say. 


—    46    — 

welche  dem  Könige  die  Fragerffthrt.  um  dieM 
Zeit  Terbotheii)  mussten  sie  für  vollgültig  an- 
erkennen. 

Auf  einer  Wahlfalxrt  nach  .Adrianopel  zn 

2USeptlr.  den  Gräbern  seiner  Vorfahren,  am  Tage  Mat- 
thäi*)  starb  Selim  zu  Ciurlu  gerade  dort,  -wo 
er  als  Empörer  vor  neun  Jahren  TOn  seinem 
Vater  war  geschlagen  worden.  In  den  Ge-^ 
schichten  seines  Volkes  wird  er  als  der  grosste 
Eroberer  seiner  Zeit,  als  scharfsinniger,  yiel 
umfassender  Geist,  als  ungemein  staatsklu^er 
Herrscher  gepriesen ;  übermässige  ICraftfuJIe 
Ton  willkürlicher  Gewalt  unterstützt,  war  die 
Quelle  der  Grausamkeiten,  womit  er  nicht  sei* 
ten  den  Ruhm  seiner  Thaten  befleckt  hatte. 
Der  Erbe  seiner  Herrschaft  war  sein  einzigee 
Sohn  Solejman,  ein  schrecklicher  Nähme  in 
den  Jahrbüchern  der  Ungern,  weil  sie  in 
überschwänglicher  Freude  über  Selim's  Tod 
vergessen,  oder  überhaupt  nicht  mehr  Ter- 
standen  hatten,  seines  grösseren  Nachfolgers 
gediegenen    Geistesgehalt    zu    rechter   Zeit    zu 

ycvemher.  wiirdi«;en.  Zu  Anfang;  des  Wintermondes  kam 
sein  Bothschafter  Bergham  mit  dem  öffent- 
lichen Auftrage,  die  Thronbesteigung  des  neuen 
Grossherrn  und  dessen  Bereitwilligkeit  zu  red- 
licher Beobachtung  des  WafFenstillstandes  zu 
melden;  im  Geheim  aber  sollte  er  erforschen, 
wie .  {ler  König  gegen  die  Osmanen  gesinnt 
wäre,  welche  Waffenhülfe  er  von  auswärtigen 
Fürsten  zu  hoffen  hätte,  in  welchem  Zustande 
sich  die  Gränzfestungen  und  die  Kriegsanstal- 
ten  der  Ungern   befänden;    ob  Eintracht   zwi- 


c)  LeuBolaT*  hift«  Maanlman.  p»  ySS* 


-    47    - 

chen  dem  Koni^  und  den  Ständen  herrscliei 
ind  welcher  Erfolg  nach  Abfluss  des  WaF« 
enstillstandes  von  einem  Angriifskriege  sich 
wahrscheinlich  erwarten  liesse.  Anstatt  den 
[efährlichen  Kundschafter  mit  bestimmter  Ent- 
cheidung^  wie  sie  des  Reiches  bedrängte  Lage 
on  selbst  darboUi,  so  schnell  als  möglich  aus 
.em  Lande  zu  schaffen ,  hielt  man  ihn  mit 
ichtssagenden  Antworten  und  Ausflüchten  zu- 
iicki  man  bemäntelte  seine  Unentschlossenheit, 
'olge  trauriger  Verblendung^  mit  dem  armse-* 
igen  Vorgeben^  an  Solejman's  Gesandten  zu 
ergelten,  was  Sei  im  yor  zwey  Jahren  an 
em  Viigfrischen  Bothschafter  Barnabas  Be- 
ay,  ihn  mit  sich  in  Syrien  und  Ägypten  her- 
mziehend,  gethan  hatte.  Unterdessen  wur- 
en  Propst  Stephanus  Brodericsh,  bald 
ach  ihm  Stephan  von  Werböcz,  um  den 
Brühigen' und  unternehmenden  Mann  von  Jo- 
ann  Zäpolya  zu  entfernen,  nach  Rom,  an- 
ere  Silbothen  nach  Fohlen  abgeordnet,  um 
ie  päpstliche  Kammer  um  Hiilfsgelder ,  den 
reisen  König  Sigmund  um  klugen  Rath  an- 
usprechen.  Dieser  schlug  unverzügliche  Be- 
ätigung,  wo  möglich  sogar  Verlängerung  und 
efestigung  der  WaiFenruhe  yor,  da  er  so 
ben  dasselbe  gethan  hätte,  und  ohne  Treu- 
>sigkeit  zu  begehen  den  Ungern  keinen  Bey- 
:and  leisten  könnte.  Von  Rom  wurde  Geld 
aholft;  bis  zur  Ankunft  desselben  wollte  man 
em  türkischen  Botlischafter  die  Kntschei- 
ung  vorenthalten:  er  musste  mitziehen  nach 
rlau  und  zusehen,  oder  erfahren,  wie  der 
Lonig  der  Ungern  ungehindert  von  seinem 
taatsrathe  handelte. 

Montag  nadb  Egidx  war  Cardinal  Hippo-  s.Sepilr. 


—    48    — 

lytus  ToiE  Este,  Bischof  von  Erlau  gestor- 
ben; die  beträchtlichen  Einkünfte  des  Bis- 
thumes  Mrurden  bis  zur  Wiederbesetzung  zum 
Vortheile  der  kÖDi<;lichen  Kammer  eingezo* 
gen.  Jetzt  solhe  der  Verwalter  des  Bistuunu 
dieselben  abführen  und  Rechnung  ablegen  ^  di 
fehlten  nicht  weniger  als  vierzii^tausend  Gold- 
gülden.  Zum  Glücke  besass  der  treulose  Be- 
amte einen  zahmen  Falken  ^  und  einen  Vogel- 
steller, beyde  in  allerley  lustigen  Kunststückea 
gewandt;  mit  zudringlicher  Heftigkeit  verlangte 
der  König  den  Vogel  und  den  Mann;  der  Ver- 
walter bezeigt  sich  ungefällig,  der  König  for- 
dert ungestüm,  der  Verwalter  beharret  auf 
der  Weiijerunij^  Ludwiij  will  den  Falken 
und  dessen  Meister  für  jeden  Preis ;  der  Be-' 
amte  benutzt  den  Augenblick,  verlangt  nichts^ 
als  die  Entbindungsschrift  übe%.vierzigtausend 
Goldgulden ,  der  König  gibt  sie  ihm'  mit  Sie^ 
gel  und  Unterschrift,  der  Falk  und  Vogelstel- 
ler sind  sein*).  Diess  geschah  in  Untjarn  im 
dreyssigsten  Jahre  nach  des.-  grossen  Königs 
Matthias  Tode,  im  sechsten  vor  Ungarns 
unglücklichstem  Tage  bey  MohcJcsh.  Tausende 
hörten  es,  und  sprachen  oder  dachten: 

,,Wenu  der  erzürnte  Colt  die  Völker  zur  Strafe 

zieht, 
,,Benimmt  er  ihnen  zuvor  den  rechten  Sinn,  - 
„Damit  sie  blind  in  iJir  Verderben  stürzien^).'* 

Bischof  zu  Erlau  wurde  nach  zwei  Jahren  der 
Waczner    Ladislaw   Szalkany;    zu  Waczea 


a)  Dubrarius'   (des    Königs   Geheixnschrciber    und    Augen-» 
zcn^c)  Lib.  XXXIII.  p.  Sog. 

b)  y^lratuM  ad  poenam  si  quoM  Deu9  traltit^ 
ffAuferre  mentem  priut  »ölet  iie,    . 
f^aat  B#  in^  clädet'velui  catci  ritOMi.*^ 


—     49    - 

inmer  Joannes  Orszagh  von  Gutli,  in 
en  Ladislaus  Macedoniay  Archidia- 
I  TOn  Baranya,  und  Domherr  von  Fünf- 
».  Das  Coloczer  Erzbisthum,  in  den 
Tagen  des  Herbstmondes  durch  Fran- 
li'«  Tod')  erlediget,  blieb  durch  drey 
unbesetzt. 

rachdem  Kaiser  Carl  der  V.  seinem 
r  Ferdinand  Österreich,  Steyermark, 
,  Grain  und  Kämthen  erb-  und  eigen- 
ick  abgetreten  hatte,  wurden  die  yon 
rer  Macht  zu  schweren  Leiden  und  hei- 
!T  Rettung  ausersehenen  Königinnen  An- 
ud  Maria  mit  ihrem  gesammten  Hof- 
>  nach  Inspruck  geführt.  Dinstag  nach  ii.  Declr. 
i&npfangniss  vollzog  Anna  daselbst  ihre 
ihinng  mit  Ferdinand  durch  dessen 
Marschall  und  Anwalt  Willielm  von  Ro- 
.orf,  Freyherrn  von  Mollenburg.  Die 
img  verricntete  Leonardus  Frä'monstra- 
sr  Abt  von  Wiltau  in  Anwesenheit  der 
-ischen  Boihschafter  Ambros  Särkäny 
Akoshiza,  Freyherrn  auf  Onod,  Szala- 
Jbergespans,  und  des  Presburger  Propstes 
*onymus  Balbi;  sie  waren  auch  Zeu- 
des  am  Abende  gefeyerten  ceremoniellen 
igers,  und  bestätigten  den  an  diesem  Tage 
sten  ßeschluss ,  Kraft  dessen  nach  Quasi-  ^'J}^^* 
»veniti    des   nächsten  Jahres   die  Königin-  '^' 

flLnna  dem  Erzherzoge,  Maria  dem  Kö- 
zur  Feyer  des  wirklichen  Beylagers  iiber- 
-t    werden    sollten  ^\      Diess    2£eschah    zu 


CitoDt  Hist.  Eccles.  Colocens.  F.  I.  p.  5i2  seqq.         h) 
'rkmden    hierüber  Ton  dem  apostolischen  und  kaiserlichen 
LSy  Joannes  Croner  aus  Siebenbürgen y   ausgefertigt^ 
bej  P  ray  AnnaL  P.  V.  p.  38  sqq. 

TkmL  4 


Linz   am  Sonntage  Trinitatis  Ton  Ferdina 
mit   Gottes   Segen.      Maria    wurde    zwai^ 
BrachmonatKe   von  Ludwig  zu  Ofen  empf 
gen;  aber  dasBeylager  verschob  er  bis  nach, 
rer  Krönung:  seine  Hoffnung  auf  Nachkomm 
Schaft  mochte  schwach  stehen,  denn  er  war 
seinem    fünfzehnten  Jahre  schon   überreif , 
achtzehnten  am  ganzen  Hau'pte  Greis ,    nur 
Geist  und  Willen  noch  Kind« 

Inzwischen  wurden  von  dem  Bassa  Mi 
tapha  -die  Festungen  Szokol,  Strebernik,  T 
San    durch     die    Schuld     ihres    Befehlshab 
Th omas    MatKusnay    weggenommen  u 
Jaicza   angegrifien.     Hier   war   feiet  Keg 
vicsh,    wackerer  y   erfinderischer  Kriegsma 
Befehlshaber.      Der  Feind    stand  ror  der  i 
t^rn  Stadt   im  Thale.      Hinter  dasselbe  san 
Kegle vicsh  in  der  Nacht  einen  schwer 
waiinetea   Reitertrupp    mit    dem   Befehl , 
den    ersten    Kanonenschüss   von    der   Festu 
aus  ihrem  tiinterhalte  hervor  zu  sprengen  i 
die  Osmanen  im  Rücken  anzufallen.     Mit  > 
ges    Anbruch     entliess    er    eine    Anzahl    { 
schmückter    Frauen     und    Mädchen     aus 
Stadt;      unter     fröhlichen     Gesängen     wani 
sie    sich   ilirer  Anweisung  gemäss,    in  reitz 
den  Tänzen  längs  dem  Ufer  der  Bliva  hini 
lüstern    eilten    ihnen    die    Ospianen   nach  j 
Haube;    diesen  Augenblick  erscholl  der  Ka 
nenschuss,  Keglevicsh  fiel  mit  der  gesan 
ten   Besatzung    aus,     die    Reiterey    brach 
dem  Hinterhalte  hervor,  die  überraschten^ 
schreckten,   entmuthigten  Feinde  wurden  ' 
vorn  und  im  Rücken  zugleich  angegriffen, 
schlagen,  niedergemacht,  und  nur  \t  enige  ( 
kamen  dem  achrecklichen  Gemetzel^   um 


—     5i    — 

Ton  der  blutigen  ^  todtlichen  Morgen« 
in  der  Bliva  zu  erzählen*). 
t  zu  gleicher  Zeit  mit  dieses  Sieges 
ift  traf  Stephan  von  Werhocz  in 
I,  nut  tröstenden  YerheLssaugen  Ton 
»te.  Bald  darauf  kam  der  Cardinal 
s  de  Vio  mit  ansehnlichen  Geldsum- 
gleitet  von  Thomas  Nadasdy,  wel- 
Italien  seine  Studien  vollendet,  und 
Reise  dem  Legaten  als  Dolmetscher 
liatte.  Unter  so  günstigen  Umständen 
ier  Staatsrath  sich  noch  der  Gesinnun-» 
d.  des  Bejstandes  der  Deutschen  Fürs-- 
aichem,  dann  erst  Solejman's  Both-* 
'  mit  stolzer  Zuversicht  abfertigen. 
Carl  hatte  seinen  ersten  Reichstag  auf 
t  der  drey  Könige  nach  Worms  aus- 
ben;  er  dauerte  bis  zum  Sonntage  Tri«- 
Der  Kaiser,  sechs  Churfürsten,  der 
lie  Legat  Hieronymus  Aleander, 
eislliche  und  weltliche  Fürsten  waren 
ich  anwesend;  zur  Vertretung  des  Kö- 
n  Böhmen  der  Presburüjer  Propst  Hie- 
US  Balbi  und  der  Bühmische  Kanzler 
aw  von  Sternberg  gesandt.  Mitt- 
lach  dem  Osterfeste  stellte  er.sterer  der  3.  jtpriL 
a  weit  ausgebreitete  Herrschaft  und 
5y;  der  Ungrischen  Völker  seit  hun- 
rzig  Jahren  unablässig  geführten  Kampf 
ieselbe;  der  übrigen  christlichen  Fürs- 
impiliche  Gleichgültigkeit  dabey,  die 
liehen  Folgen  ihrer  Zwietracht,  de» 
iren  Solejman's  neue  Rüstungen,  Un- 
issers te  Noth,  Europas  nahe  Gefahr  in 


oanffjl^ib.  VI.  p.  55. 


—      52       — 

erschütternder  Rede  den  versammelten  Re 
ständen  vor*).  Man  bewunderte  des  Mz 
schöne  Beredtsamkeit ,  man  meinte  sogar, 
von  Kaisers  und  Reichs  wegen  etwas  gesch 
müsste,  man  schickte  sich  an  mit  deutsch! 
samer  Bedächtlichkeit  die  Sache  in  Überle 
'  zu  nehmen:  doch  alle  diese  Wirkungen 
Baibischen   Fracht  - ,  Schreck  -  und    Stra: 

16.  April,  hatten    ein   Ende ,    als   dreyzehn    Tage   di 
•*— -     der  Augustiner  Mönch  Martin  Luther, 

J*"-  f  dem  Welt  regierenden  Geiste  als  Werkzeug 
braucht,  von  lebendiger  Überzeugung  bes 
auf  die  Macht  des  Glaubens  gestützt,  in 
Reichsversammlun^  erschien,  tiefe  Religic 
mit   sectirendem  Hochmuthe  im    Kampfe, 

f reifend  in  sich  zeigte,  und  eben  dadurc 
irchlicher  und  politischer  Ordnung  der  E 
tieue  Geburt,  freylich  nur  den  Scharfsinn] 
'  verständlich,  ankündigte;  da  musste  selbst 
Tresburger  Propst  die  Obergewalt  des  Cn 
thes  über  die  Macht  der  Worte  anerkei: 
und  ohne  tröstenden  Bescheid  heimkel 
Dennoch  wagte  man  es  dem  Gesandten 
Grossherrn  Antwort  und  Entlassuoi;  zu 
weigern;  selbst  des  Graner  Cardinals^  1 
ll./tfuuc«.  mas  Bakacsh,  am  Feste.  Barnabä  erfol 
Tod''),  und  des  erledigten  Erzbisthumes  1 
derbesetzung  mit  Georgius  Szathm 
wurde  zum  Vorwande  genommen,  den  u; 
duldigen  Bothschafter  zurückzuhalten. 

Darüber  gerieth  Sole j man  in  Zorn,  b 
''  mit   asiatischer  Mannschaft   aus   Constantin 


a)  Balbi  Oratio   ad  Caesar,  et  Tmp.  Proceres  pro  ioipc 
di8  aappetiis  contra  TurcaA,  haUta  Wormatii.  inter  Opera 
J.  p.  647  —  56i.        b)  Cdntinoit,   Fleury  Histoir»  E 
Lir.  CXXVII.  n.  71. 


k 


—    55    — 

au£  und  stand  an  Fetil  und  Faüli  Tage  im  29*  Junm*. 
Lager  bey  Adrianopel  mit  drey  mahl  hundert 
tausend  Mann;  von  dort  aus  verbreitete  sich 
schnell  das  Gerücht  nach  Ofen^  er  habe  be- 
schlossen seines  Vaters  Gelübde  zu  erfüllen« 
Sei  im  hatte  yor  Kairo  bey  dem  Propheten  ' 
geschworen 9  wurde  ilim  Sieg  bescheret,  aa 
iWoUe  er  der  Anbethung  des  einzigen,  nie  er- 
:zeugten,  und  nie  erzeugenden  Gottes  drey 
^Moscheen,  eine  im  Osten  zu  Jerusalem,  die 
andere  im  Norden  zu  Ofen,  die  dritte  im  Wes- 
ten zu  Rom  erbauen:  diess  auszuführen  sey 
Solejman  gerüstet.  Zweymalil  hunderttau- 
send behielt  er  unter  seiner  Anführung,  mit 
achtzigtausend  sandte  er  den  Mohamed-Beg 
•gegen  die  Walachey,  mit  zwanzigtausend  den 
Achmet-Beg  gegen  Szab^tsh;  seine  Haupt- 
absieht  auf  Belgrad  war  nicht  zu  verkennen^). 
Oberbefehlshaber  daselbst  war  Franz  von 
Iledervara,  hochmüthiger ,  reicher  Magnat, 
schlechter  Kriegsmann.  Als  Uauptleute  dien- 
ten unter  ihm  Michael  More,  ein  Yerräther, 
Blasius  Olahy  und  Johann  Bdth  von 
Bajna,  beherzte  Männer.  Diese  berichteten 
dem  Könige  noch  zu  rechter  Zeit,  dass  die  un- 
tere Stadt  und  die  obere  Burg  mit  Mund-  und 
Kriegsvorrath  schlecht  versorgt  sey,  auch,  was 
das  Schlimmste  war,  seit  Johann  Zäpolya's 
Niederlage  bey  Sarno  und  schimpflicher  Flucht, 
alles  schwere  Geschütz  mangle.  Da  wurde 
Andreas  Bäthory  an  Hederväry's  Stelle 
von  Ludwig   zum  Befehlshaber  von   Belgrad 


a^  Liter.  Ludovici  Reg«  ad  Papam,  et  td  Emmanuel.  Reg. 
LuBitan.  de  29.  Junü  iSsi.  ip,  Prcy  Epiat.  Procer.  P.  I.  p. 
i43  —  149. 


* 
* 


54 


ernannt  nnd  mit  einiger  Mannschaft  dabin  i 
geordnet;  aber  unter  dem  Vorwande  unzuläi 
licher  Lebensmittel  für  verstärkte  Besätze 
von  Hederväry  zurückgewiesen.  Doch  J 
bann  B6th  liess  nicht  ab,  den  König,  i 
Staatsrath,  die  als  kluge  und  grosssinnige  F: 
bereits  bekannte  Koniginn  Maria,  um  6t 
um  Kanonen,  um  Kugeln  und  Pulver  ane 
flehen.  Geld  wurde  ohne  Verzug  gejsaii 
aber  die  Befrachtung  einer  Anzahl  Schmev 
schwerem  Geschütze,  Kugeln,  Pulver  und  1^ 
fen  dem  getauften  Juden  Emerich  Si 
rents^s,  am  Hoflager  und  bey  Magnaten  1 
creditirendem ,  darum  auch  viel  vermögend 
Manne,  übertragen;  dieser  berechnete  nur  i 
nen  Gewinn,  nicht  die  Zeit,  nicht  die  Gefa! 
die  Schilfe  wurden  nicht  flott,  Belgrad  b] 
hülflos  verlassen,  und  als  die  Gefahr  na 
kam^  ergriif  auch  Franz  von  Hederv 
die  Flucht*);  um  so  weniger  durfte  SzibS 
jetzt  auf  Beystand  rechnen. 

A  c  h  m  e  t  hoifte  diesen  wichtigen  Plats 
ersten  Anlaufe  zu  erstürmen.  Die  BesalBi 
war  nicht  über  siebenhundert  Mann  stark;  fl 
ihr  Hauptmann  der  tapfere  Piliser,  Sin 
Logady  begeisterte  sie  mit  dem  Muthe  ei 
zaUreichen  Heeres;  sie  schwor  bis  auf  i 
letzten  Mann  um  Sieg  oder  Tod  zu  kämp 
-und  alle  Stürme  wurden  abgeschlagen.  A< 
met  unternahm  die  Belagerung  und  setzte 
mit  ä'usserster  Anstrengung  und  vielem  \ 
luste  fort,  bis  die  zerstörten  Mauern  seh 
Volke  das  Eindringen  gestatteten.  Da  sei 
Alles  verzweifelt  war,  hätte  es  dem  edeln 


o)  If  thuanffy  Lib.  VII.  p.  58. 


—    55    — 

mon  Logidj  und  seiner  Mannsoliaft  noell 
frey  gestandeoi  den  Flatz  zu  verlassen  und  auf 
'  der  Siwe  sieb  einzusd.iffeD ;  es  mangelte  nicht 
m  Kihnen,  und  der  Feind  konnte  die  Flucht 
mdu  limdern;  aber  eingedenk  ihres  Eides^^ 
der  Ehre  und  des  Ruhmes  ihrer  Vater,  ent- 
Amte  «dl  nicht  Ein  Mann.  In  dreht  ge- 
•cUossenen  Reihen,  schlagfettig,  standen  sia 
uf  dem  Markte ,  als  Achmet  in  die  Festung 

Sund  durch  Niederlegung   der  Waffen  £r-r 
ung  zur  Gefangenschaft  forderte.     Sie  ant- 
ivorleten  mit  dem    entschlossensten   AngrüFe, 
es  numte  geschlagen  werden,  Simon  Logady 
bUeb  wh  seinem  ganzen  Haufen  todt  auf  deni 
Fbtie,  Bnd  Achmet  verlor   in   diesem   wü;' 
tfcefldi»  Xampfe   gerade  die  Tapfersten,  seiner 
Heerscbir.     Die     siebenhundert     Ungrischen'^ 
Nanaer  ron  Szab^tsli   waren  nicht  die  letzten. 
Helden  unsers  Vaterlandes,   wir  werden. noch 
von  mdirern  tausend   Siegenden   und  Fallen- 
den zu  erzäUen  haben ;    allein  wenn  der  Rei« 
de  5ell>stTerschuldetes    Schicksal    der   Wag- 
lebx/e  des  Verhängnisses    einmahl   abgewogen 
M|  kvm  sie  Nichts   mehr   retten,    und   inre 
fldden  werden   nur   bewirken,    dass   sie   mit 
Iben,   selbst  in   ihrem   Falle  noch   ehrwür-t 

ig,  untergehen. 

Ifachdem  die  Bolhschaft  von  dem  Ver- 
bte  der  Festung  Szäbdtsh*)  und  von  Solej- 
lin's  Eilmärschen  gegen  Semendria  in  Ofen. 
sgeLommen  war,  wurden  der  Gesandte  Bcr- 
lam  und  sein  Gefolge  nach  Dotis  geführt, 
iscllist  lieimlicli  getödtet,    die  Leichname  in 


t)  Ihre  Unterhaltung  hatte  jährlich  nur  4o5o  Docaten  gekot- 
KoTtcliich  Supplem.  id  Yestig.  Conit.  T*  U«  p*  9A 


I 


—    56    — 

deb  grossen  Teich  an  der  Ostseite  der  Scliloas-f 
mauern  versenkt*).  Der  Konig ,  von  Maria 
angetrieben,  liess  allgemeines  Aufgeboth  erge^ 
hen  und  rechnete  wenigstens  auf  sechzigtau^ 
send  Mann,  welchen  er  zum  Sammelplatz  ToIah 
bestimmte.  Dort  woUie  er  sich  mit  ihaai. 
vereinigen,  und  Belgrad,  welches  bereits  seit 
2. /m^iiw.  Maria  Heimsuchung  belagert  wurde,  zu  HüUa 
eilen.  Trotz  der  wiederhohlten  Verordnung^! 
der  Landtage,  dem  Aufgebothe  des  König^: 
den  Drohungen  der  Gefahr,  blieben  die  mei»^ 
ten  Magnaten  und  Landherren  zu  Hause,  di» 
wenigsten  sandten  Kriegsvolk,  nur  mit  einjrv 
gen  tausend  Mann  Reiterey  konnte  der  PabK 
tin  Stephan  Bäthory  gegen  Szentha  hinab-^ 
ziehen,  von  dem,  was  sich  bey  Tolna  gesgmr* 
melt  hatte,  Ludwig  einige  tausend  der  be- 
lagerten Stadt  zu  Hülfe  senden.  Der  Erz- 
herzog Ferdinand  versprach  drey  tausend 
Mann  Fussvolk,  der  König  von  Fohlen 
sechstausend  Mann  Reiterey;  aber  beyder 
Hülfsvölker  und  der  Fropst  Joannes  Stati- 
leo,  jetzt  erst  an  den  Yeneter  Senat  UK 
Hülfsgelder  gesandt,  und  mit  dreyssigtausend 
Ducaten  entlassen,  kamen  zu  spät.  Montag 
29.  JuUv».  vor  Fetri  Kettenfeyer  war  auch  S emiin  schon 
in  Feindes  Hand ;  Szalankemen  überfallen  doch 
nicht  genommen;  Zewrin  von  Mohammed- 
Beg  eingeschlossen;  die  Feesher  Burg  im  Te- 
meser  Gebiethe  zwey  Mahl  vergeblich  bela- 
gert; Sirmien  von  Ali-Beg  verwüstet,  die- 
ser von  Stephan  Bäthory  zwar  geschla- 
gen und  in  die  Flucht  gejagt,  aber  mit  ver- 
stärkter Macht  wieder  gekommen ;  Belgrad  seit 


o)  lathnanffy  Lib.  VII.  p.  58. 


ik 


4 

0 


-    57    - 

ad  zwtnsig  Tagen  beschossen;    und  der 

stand  an  eben  diesem  Montage  mit  ei?- 
frenigen  Magnaten  und  Landlierren  noch 
etleny,  zwey  Meilen  unter  Ofen,  der 
)thenen  Yertheidlger  ihres  eigenen  Herdes 
:h  harrend.  Vergeblich  hatte  er  auch 
ibenburger  Woiwoden  aufgefordert,  auf-* 
ben  und  bey  Szentha  sich  mit  dem 
zu   vereinigen,     die    Feindschaft   zwi- 

ihni  und  Büthory  war  unversöhnlich; 
ichle  keine  Lorbern  mehr  mit  diesen^ 
u  Die  Böhmischen  Stände  achteten  kei- 
lahnung  des  Königs  um  Hülfe;  Ritter 
'veje  cogen,  trotz  seinem  Yerbotlie,  dem 
;e  TOn  Frankreich  Franz   wider  Kaiser 

XU|  weil  er  hohem  Sold  bezahlte,  ala 
rig  biethen  konnte*).  Williger  bezeig- 
ch  die  treuen,  nur  in  der  Leistung  lang- 

Schlesier.      Von    dem   Fürstentage    an,  qb.  JuUut. 
m  Herzog  Friedrich  von  Liegnitz  und 
nir  von  Brandenburg,   als   oberste  Lan- 
.uptmanne,    am  Sonntage    nach  Jakobi  zu 
Mu  gehalten  hatten,  bis  Kreuz  Erhöhung,  f4.  s^tir, 
bon  Alles   verloren   war,    hatten    Fürsten 
itadte  erst  einige  hundert,   Breslau  allein 
;rt  Reiter    und    acht    und    neunzig    Fuss-* 
te   zusammen    getrieben,    womit   Herzog 
nir   und    Herr    Carl   von  Schomberg 
vergeblichen    Zug    nach    Ungarn    unter- 
sn^). 
ün    dreyssigsten    Tage     der    Belagerung 

Solejman    durch    glückliche    Ausfälle 


ter.  LudoTici  ad  Sigismund.  Reg.  de  99.  Julii  1.53 1. 
■  Ton  Engel  in  Schedius  Zeitschr.  Dd.  III.  Ö.  293.  h) 
yetchichte  TOn  Brulau  Bd.  üi.  ThL  H.  S.  926^- 


—    58    — 

deir  Besatzung  schon  manchen  Verlust  erlitten ; 
aber   noch  wenig  Hoffnung,    die  Stadt  zu  be- 
zwingen.     Zu   ihrer    und  Szabdtshes    stärkerer 
Befestigung    hatte    der    Fünfkirchner    Bischof 
Sigismundus  Ernst   in  letztwilliger  Verfü- 
gung   zehntausend    Ducaten    angewiesen ;     das 
Vermächtniss  war  ron  Johann  Gyulay,  Voll- 
zieher   des    Testamentes ,    redlich    ausgezahlt 
tmd  zweckmässig  angewandt  worden.     ßelgrad*s 
Mauern   waren  seit  der  Zeit  unzerstörbar,  wie 
den  Gross -Sultan  bisher  das  Unvermögen  sei- 
nes Geschützes,    und  jetzt  auch  zwey  Rascier^ 
Überläufer  aus  der  Stadt,    belehrten.     Auf  ih- 
ren  Vorschlag   Hess    er   die  grössten  Kanonen 
auf  die  Insel,  welche  die  Sawe  bey  ilirem  Ein- 
fluss   in  die  Donau  bildet,  hinüberführen,  und 
Belgrad  von  der  Semliner  Seite,    wo  man  der 
Mauern   Verstärkung    des    Stromes   wegen    für 
unnöthig  erachtet  hatte,  mit  erwünschtem  Er- 
folge  beschiessen.      Jenen   Stadttheil   bewohn- 
ten  grössten  Theils  Rascier,    dem  nicht  unir- 
ten  Griechischen  Kirchenwesen  eifrig  zugetlian, 
den  unduldsamen  Ungern  abhold.     Sobald  diess 
Volk    unter  Gewalt  des  feindlichen  Geschützes 
die  Mauern   stürzen  sah,    zündete  es  die  Stadt 
von  mehrern  Seiten  an,  und  flüchtete  sich  ge- 
en    die  Burg   hinauf*     Blasius    Olahy    und 
oannes    B6th   wollten    den    Rasciern    den 
Einlass  verweigern,  doch  unter  dem  Verwände 
an  Vertlieidigern  zu  gewinnen,  setzte  der  Ver- 
räther Michael  More  ilire  Aufnahme  durch. 
Ohne  Widerstand  drangen  nun  die  Feinde  von 
der  westlichen  Seite  in  die  Stadt,  üJFneten  ili- 
ren  Waflengeföhrten  die  übrigen  Thore,  lösch- 
ten   die  Feuersbrunst   und  begannen   von  drey 
Seiten  die  Belagerung  der  Burg. 


f 


—    59    - 

Kack  zehn  Tagen  frucKtloser  AnstrenguAg 
Uess  Soiejman  Minen  graben ,  ohne  dass  die 
Besatzung  aus  vierhundert  Ungern   bestehend, 
IM  Mangel  an  Werkzeugen  und  bey  dürftigem 
Fomth   an*  Pulver   es   hindern  oder  entgegen 
arbttten   konnte.      Am   heftigsten  wurde    dem 
■ngemein    festen    Hirse- Thurme   zugesetzt, 
Jakob  Utissenitz,    Bruder  des   merkwürdi- 
gm  Georgius  Martinuzi,  vertheidigten  ihn 
mt  unersdaütterlicher  Standhaf tigkeit ,  bis  ihn 
die    Tlintenkugel     eines    Janitscharen    tödtete. 
Glttch.  darauf  wurde   ein  Theil  .des  Thurmes 
dnrdi  die  angezündete  Mine  gesprengt,    doch 
dnrck  den  Sturz  der  Trümmern  einwärts  dem 
Feüde  das   Eindringen   erschwert.      Die   Ras- 
aar erleichterten  ihm  die  Arbeit;  einige  Ff  eile 
m%   der  Burg    woran   Zettel   geheftet   waren, 
krtben  gegen  Sicherheit  des  Lebens  und  freyen 
Abzug    Übergabe    des    Platzes    an.      Erst    am 
ledia   und   fünfzigsten   Tage    der   Belagerung, 
Montag   nach    Bartholomäi ,    als    S  o  1  e  j  m  a  h'  s  ß6.  utuffun 
flerolde  Bewilligung   dessen,   was    angeblicher 
Heise  ^e  Besatzung  verlangt  hatte,   von  den 
Siaduhürmen   und  aufgeworfenen  Wällen  ver- 
kündigten,    wurde    den    wackern    Hauptleuten 
Olahy  und  B6th   der  Rascier  Treulosigkeit 
oifenbar.      Sie    und    ihre    vierhundert    Ungern 
Temahmen  den  Antrag  mit  Abscheu,  beschwo- 
ren die  Verräther  zu  ausdauernder  Treue,  be- 
stürmten    sie    mit    Bitten,     mit    Gründen    der 
Pflicht  und  £ihre,  überliäuften  sie  mit  den  bit- 
tersten Vorwürfen;  Alles  fruchtlos:  der  Ober- 
BefelUshaber    Michael    More    von    Chula, 
schon    früher    mit    Sole j man    einverstanden, 
unterstützte  die  an  Zahl  den  Ungern  weit  über-* , 
legaen  Rascier.     IMit  sicherm  Geleitsbriefe  ver- 


r* 


—    6ü    — 

sehen,  ^ing  er  aus  der  Burg,   scUoss  mit  des 
Gross  -  Sultans  vornehmsten  Feldherren  Pyrri 
und   A  c  h  m  e  t    die    Unterhändluog    ab,     und 
brachte  die  Sicherheitsurkunde  für  Leben^  £i« 
genthum  und  freyen  Abzug  zurück.     Donners- 
29.>#ifj'«M«.tag  Abend,    am   Feste    Joannis    Enthauptung« 
i**    \  '20g   die  Besatzung   zwischen   den  Reihen    dar 
'    Janitscharen    aus    der  Burg,    ßlasius  Olahy, 
Johann  B<Sth   von  Bajna   und   sämmtliche 
'Ungern  wurden,  gegen  Treue  und  Glauben,  auf 
der    Stelle    niedergemetzelt,    die    Häupter    der 
Vornehmsten   auf  Stangen   vor  Pyrri' s    Zelt 
.  aufgesteckt ;   melirere  Rascier ,  für  Ungern  ge- 
halten, traf  ein  gleiches  Loos.     Die  Yerräther^ 
welchen  freye  Fortsetzung  ihres  Handeigewer- 
•'bes  zu  Belgrad  zugesichert  war,  wurden  nach 
Constantinopel    verwiesen,     in    der    eroberten 
Stadt   nur  abgelebten  Greisen  fernerer  Aufent- 
halt bewilligt*). 

Von  nun  an  blieb  Belgrad  durch  hundert 
sieben  und  sechzig  Jahre  ununterbrochen  un- 
ter der  Osmanen  Herrschaft.  Frohlockend 
über  das  Glück  dieser  Eroberung,  nach  wel- 
chem zwey  seiner  grossen  Vorfahren,  Mu- 
rath  und  Mohammed  vergeblich  gestrebt 
hatten,  bereitete  sich  Solejman  zum  Rück- 
zuge, befahl  die  eiligste  Wiederherslellung  der 
beschädigten  Werke  von  Szabdtsh  und  Belgrad, 
setzte  den  Bali-Beg  darüber  zum  Statthal- 
ter, übergab  ihm  zur  Behauptung  der  er* 
oberten  Plätze  vierzigtausend  Mann,  und  führte 


a)  Isthuanffy  Lib»  VII.  p.  69  taq.  Tubero  Commea- 
tar.  suor.  tempore  Lib.  XL  {.  VII.  Die  UnterhaltuDg  Belgrad« 
hatte  jährlich  a5,o4S  Dacaten  gekoatet«  Kovachich  Supplem. 
«d  V.  C.  T.  IL  p.  5i9. 


—    6»    — 

Hauptmacht  nacb  Constantinopel  zurück, 
lan  Bi thöry  hatte  an  dem  Tage,  da 
d  £eJ,  nur  sechs  Meilen  davon  bey  Tit- 
standen, zu  schwach  an  Streitkräften, 
len  Versuch  des  Entsatzes  zu  wairen;  er 
B  der  erste  durch  Ambros  S^rkany 
nriederbringlichen  Verlust  dem  Könige  *). 
r  bedeutend^  dass  Ludwig  auf  seinem 
Feldzuge,  von  seinen  Völkern  verlas- 
erade  am  Joannis  Enthauptungsfeste  im 
aber  Bezirke  Lager  hielt  ^);  eben  dieser 
md  derselbe  Standpunct  war  nach  fünf 
I  sein  letzter.  Aus  dem  Moh^csher  La- 
ardieille  er  sein  und  des  Falatins  Kriegs- 
■acb  Feterwardein  und  Ujlak;  ernannte 
id  den  Siebenbürger  Woiwoden  mit  glei- 
rewalt,  doch  unabhängig  von  einander, 
aend  -  Capitanen  für  den  Künftigen  Feld- 
sd  schrieb  auf  den  Sonntag  vor  Dionysii  6.  Octoher. 
besondere  Versammlung  der  Magnaten 
les  Adels  nach  Ujiak  aus,  um  die  Ge- 
I  des  Reiches  zu  erwägen  und  über  die 
zur  Wiedereroberung  des  Verlornen, 
wenigstens  zu  stärkerer  Befestigung  Sza- 
aens,  Feterwardeins  und  Tittuls  zu  be- 
Uagen.  Kränklichkeit  halber  konnte 
rig  selbst  auf  dem  Tage  nicht  erschein 
er  Hess  sich  durch  Verordnete  vertreten 
Dg  nach  Fünfkirclien  ®). 

rahrscheinlich  hatle  dieUjlakerVersamm- 


hument»  Gesch*  i^,  Breslau,  a.  a.  O.  S.  gSG.  li)  Liter, 
ici  ad  Sisiam.  Reg.  de  i.  Octobr.  iSzi.  mitgcth.  v. 
I  Schedius  Zeitichr.  BJ.  III.  S.  spS.  c)  Liter.  Lu* 
ad  Sigitmund.  R.  ex  Castris  ad  Oppid«  Mohicth  de  i« 
.5ai«  niit£eCh.  t.  Engel  a.  a.  O« 


—    6a    — 

lung  seinte  oder  des  StaatsratKes  Erwartungen 
scmecht  entsprochen,  weil  sogleich  ein  Land- 
19. Novbr.  tag  auf  das  Fest  der  heiligen  Elisabeth  nach 
Ofen  ausgeschrieben  wurde,  wo  die  Stände  im 
Beschliessen  und  Verordnen  es  wieder  recht 
ernstlich  meinten«  Sogar  Bauern,  Einlieg  er 
und  Jedermann  im  ganzen  Reiche,  we.ss  Stan- 
des er  seyn  mochte,  welcher  eigene  Nahrung 
trieb  und  eigenen  Herd  besass,  wurden  zur  Ab- 
gabe eines  Ducatens;  ausser  diesem  sämmtli- 
<die  Handwerker  noch  für  jeden  ihrer  Läden 
und  jede  Werkstätte,  die  Müller  für  jedes  Mühl- 
rad, die  Fischer  für  jedes  grosse  Netz  zu  Ei- 
nem Ducaten;  Kaufleute,  Apotheker,  Tuchhänd^ 
1er,  Mäkler y  Krämer,  Wechsler,  in  gemauer- 
ten Städten  wohnend ,  zu .  dem  zwanzigsten 
Theile  des  Werthes  ihrer  Waaren;  .auf  dem 
Lande  lebende  und  herumziehende  Handelsleute  ' 
für  jedes  Wagenpferd  zu  fünfzig  Silberpfen- 
nigen; Landpfarrer,  Kapläne,,  gemeine  Priester 
weder  Jobbagyen  noch  Yiehstand  besitzend^ 
zum  zehnten  Theile  ihrer  baren  Einkünfte 
und  ihres  goldenen  oder  silbernen  Hausgeräthes; 
sämmtliche  Juden  im  Reiche,  männlich  und 
weiblich,  'Knaben  und  Mädchen,  Kopf  für 
Kopf,  mit  Übertragung  der  Armem  von  den 
Reichern ,  zu  Einem  Ducaten  angehalten. 
Jedes  ganze  ^ass  Wein ,  eigenen  Zuwach- 
ses, oder  gekauft,  wurde  mit  fünfzig;  mittel-» 
massige ,  jedes  mit  fünf  und  zwanzig ;  ge- 
wöhnliche Presburger  Fässer  (draylyngK)  mit 
fünf  und  siebzig  Silberpfennigen ;  grossere 
(Iwadar)  mit  Einem  Ducaten;  jedes  ganze 
Fass  Bier  mit  zehn,  jedes  mittelmässiger  mit 
fünf;  Ochsen,  Kühe,  Acker-, Wagen-  oder 
Weidepferde  das  Stück  mit  fünf;  Schafe,  Zie^ 


—    63    — 

1,  Schweine  und   Bienenkorbe   jedes   Stück 
L  xwey  Silberpfennigen  besteuert*). 

Vi'm  nur  diese  einzige  Verordnung  pünct- 
h  ToUzoi^en,  die  Abgabe  willig  bezahlt,  das 
•fsammelie  Geld  an  den  Schatzmeister  Bi- 
o(  Paulus  Warday,  nicht  an  den  Kam- 
rzahlmeister ,  getauften  Juden  un^  Gauner^ 
lerich  Szerentses,  redlich  abgeliefert 
rden,  so  hätte  der  König  wenigstens 
T  {ün£  Millionen,  eine  Summe,  wel- 
i  weder  ihm  noch  seinem  Vater  jemahls 
Gebothe  stand ,  verfügen  können.  Der 
tfjaüigste  für  Ochsen,  Kühe  und  Stuten  im 
indel  wäfarend  des  Krieges  sollte  von  zwan- 
<f  auf  fünfzig  Silberlinge  für  das  Stück  er- 
ilket  werden,  Hengste  aaszuführen  bey  Strafe 
m  Verlustes  verbothen  bleiben.  Bey  den 
vfugungen  über  Auslösung  und  Verwaltung 
r  königlichen  Güter  wurde  bemerkt,  dass 
KM  durch  bessere  Einrichtung  der  Ofener 
ad  Ivremnitzer  Münz  ~  und  der  Siebenbürger 
ilz -Kammern  ein  jährlicher  Ertrag  von  drey 
nbl  huaderttausend  Ducaten  dem  Könige  zu- 
Bssen  konnte. 

Beli'rads  Verlust  muss  die  Stände  wirklich 
{  jüerühn  haben,  denn  am  Ende  erkannten 
{  sogar  für  notliwendig,  und  beschlossen  ein- 
üthig,  dass  bey  allgemeinem  Drange  der  Ge- 
ir  zur  Abwendun«'  derselben  auch  alljje- 
sin  bevgetraijen  werden  müsste.  Es  sollten 
ther  sammtliche  Tralalen,   höhere  Ffründner^ 


b)  L  n  d  o  T  i  c  i  IL  Reg.  Deere  t.  IV.  «p.  Kor  ach  ich  Y  estig» 
vitior.  p.  5i3.  Art.  I.  bis  X.  Da»  der  Laiultag  in  diesem 
im  am  19  Norember,  nicht  wie  in  Corpore  Juris  Hungar* 
Meben  wird,  im  J.  iSia  gehalten  wonlen  aey,  beweiset  Ko» 
CA  ich  in  SuppL  ad  Vetu  Comitior.  X.  IL  p.  499  aqq. 


_    64    — 

Barone , X  Landherren   und  Grundsassen,    unge- 
achtet ihrer  Steuerfreyheit  für  dieses  Eine  Mahl 
zu  dem  bevorstehenden  Kriege  von  ihren  Ein- 
künften an   barem  Gelde,    von  ihren  Gefällen, 
Fischereien^  Bergwerl^en,  Eichelwäldern,  Wein- 
Ernte  und  Wein  -  Neunteln  gerade  zu  die  Hälfte, 
von    ihren    Schafherden    und   Viehstande     die 
Steuer  gleich  den  Bauern;  Edelleute,    welche 
weder    Bergwerke,    grosse    Fischereyen,    Ei- 
chelwälder  besässen,   noch   von   ihren  Jobba- 
gyen  bare  Geldeinnahmen  bezögen,    sollte  den 
Werth  der  Dienste,  welche  die  Jobbagyen  der 
Acker-  und  Wiesenwirthschaft   jährlich  ihnen 
leisteten,  gewissenhaft  zu  Gelde  berechnen  und 
davon  die  Hälfte;   Edelleute  ohne  Grundbesitz 
für  ihre  Person  Einen  Ducaten  beytra{>en.     Da 
die   Prälaten  ihrer  Zehenten  wegen  Banderien 
unterhalten    müssten,    so   sollten    sie   von    den 
Zehenten   selbst  keine  weitere  Abgabe  leisten; 
aber  andere,  von  der  Banderien-Pflicht  befreyete 
Kirchenpfründner    von     ihren    Zehenten     die 
Hälfte  abgeben.     Und  damit  keine  Quelle   ir- 
gend   eines   Ertrages   unbenutzt   bliebe,    sollte 
der    König    auch   die    Testamente    der    hohen- 
Prälaten,  Thomas  Bdkäcsh  von  Gran,  Gre- 
gorius    Frangepani    von    Colocza,    Sigis- 
mundus  von  Fünfkirchen,  Lucas  von  Agram^ 
Franciscus   Bäkäcsh  von  Raab,    Domini- 
ons  und  Sigismundus  Thurzo  von  Gross- 
wardein,  Nicolaus  Csäky  von  Wdtzen,  un- 
tersuchen   und   von  den  Vollziehern  derselben 
Rechenschaft    fordern    lassen ;     wahrscheinlich 
würden   sich   auch  hieraus   beträchtliche  Ein- 
nahmen für  ihn  ergeben. 

Wenn  irgend  ein  Magnat,  Landherr,  Bür- 
ger  oder  Bauer    etwas   Steuerbares    verhehlte 


—   65    -^ 

es  mu^effimden  wurdei  so  soll  es  von  dem 
lUBnunmler  vre^genommen ,  verkauft ,  von 
h  gelosten  Gelde  vor  allem  die  Steuer  ent- 
itety  das  übrli^e  dem  V^ce-Ge.span,  den 
blriditera  und  dem  Sammler  zu  Theil  wer- 
.    Der  Konig   sollte  dafür  sorgen  und  hej 

benachbarten  Fürsten  bewirken,  dass 
em  und  Insassen,  welche,  um  der  fest- 
itzten  Besteuerung  zu  entgehen,  etwa  aus-- 
idenen,  weder  beschützt,  noch  geduldet^ 
dem  unverzüglich  zurück  geliefert  werden; 
ae  diese  Vorsichtsmassregel,  dürften  Bauern- 
Ca  an  den  Gränzen  bald  verlassen,  Dörfer 
klvolkcrt  stehen. 

Diese  ausserordentliche  Besteuerung  sollte 
r  Sir  diess  Eine  Mahl  Statt  haben,  der  Ko* 
l  darüber  an  sämmtlLche  GespanschaFten 
len  Versicherungsbrief  ausfertigen.  Der 
Bie  Steuerertrag  mit  den  übrigen  Einkünften 
Dip  in  Gottes  Nahmen  dem  Könige  unge- 
hmahUrt  zulliessen;  er  aber  nach  der  Weise 
'iner  Yorfalxren,  die  königlichen  Banderien 
iron  bestreiten,  Schiire  bauen  las.sen,  die 
ranzfesiungen  und  ihre  Befehlshaber  mit 
alanglichem  Kriegs-  und  Mundvorrath  Ver- 
ben. 

Noth  und  Trübsal  lehrt  gemeine  Leute 
ihcn;  Fürsten,  Reichsstäude  und  vornehme 
erren  werden  dadurch  zur  Selbsterkenntniss 
fgekläret,  und  wenn  sie  noch  nicht  ganz 
itlerbt  sind,  auch  zur  Besserung  angetrieben, 
olejman's  Schwert  und  drohendes  Joch  hatte 
ovarns  Stände  wenigstens  zur  Selbsterkenntniss 
ibrackt ;  denn  aufrichtig  bekannten  sie  sich  .selber 
tre  Furcht,  dass  auch  diess  Mahl  ihre  Verordnun- 
a  in  Rauch  aufgehen,  unvollzogen  bleiben,  in 
n.  ntiL  5 


—    66    -- 

Nichts  yersinken  dürften*);  und  nahmen  da- 
her zu  dem,  bey  obwahender  RechtschafFen- 
.heit  überflüssigsten,  bey  schlechter  Gesinnung 
unwirksamsten  Mittel  ihre  Zuflucht:  sie  ver- 
pflichteten die  Sammler  und  Einnehmer  der 
Abgaben,  die  zwey  zu  erwählenden  General- 
achatzmeister, die  zwey  yom  Könige  zu  er- 
nennenden obersten  Feldherren  über  treue  Er- 
füllung der  ihnen  angewiesenen  Pflichten  zu  Ei- 
den, deren  Abschwörung  sie  dem  Könige  urkund- 
lich mit  Siegel  und  Unterschrift  bezeugen  müss- 
ten.  Ludwig  selbst  sollte  sich  bey  seinem 
königlichen  Worte,  die  Prälaten  und  Magnatva 
bey  ihrem  christlichen  Glauben,  Alle  mit  Siegel 
und  Brief  verpflichten,  die  Constitution  dieses 
Landtages  nach  ihrem  ganzen  Inhalte  zu  voll- 
ziehen, und  eben  dazu  die  abwesenden  Mag- 
naten und  Reichssassen  anzuhalten.  Wer  je- 
doch sich  erfrechete,  dawider  zu  handeln,  und 
diese  Constitution  im  Ganzen  oder  in  ihren 
Theilen  zu  verletzen,  der  sollte  als  Zersturer 
der  allgemeinen  Wohlfahrt,  als  Feind  des 
Ungrischen  Gemeinwesens  und  der  ganzen 
Christenheit ,  von  dem  Könige  an  Person 
und  Yermögen  streng  bestraft,  seine  Güter 
ohne  Schonung  und  Erbarmen  für  den  Fiscufl 
eingezogen,  wider  solche  Verbrecher  dem  Kö- 
nige von  sämmtlichen  Prälaten,  Baronen,'  Land- 
herren und  Reichssassen  kräftiger  Beysland  ge- 
leistet werden.  Die  Sammler  und  Einnehmer  der 
Abgaben,  so  wie  die  zwey  Generalschatzmeis- 
ter  wurden  versehen  mit  Vorschriften,    deren 


a)  9,Pra€9ßn»  etiam  Constitutio  in  fumum  eonperiefur  ^  im 
^/uUn  redigetur  {guod  Deiu  aperiai) ,  exeeutionem  non  ha- 
,,behit.'*  LudoT.  II.  Decret.  IV.  «rt.  XXIIL  ap.  Kopac/äck 
Veaeig.  Cooiitior.  p.  £5i. 


^ 
\ 


-    67    - 

btchtung  alle  Unterschleife,  Win- 
|iiDgen  y    Ausfälle ,    StaatsbesteKlung 
abgei^endet  hätte. 
Snig   vrurde  von   den  Standen,   seit 

zum  ersten  Mahle  mit  erbaulicher 
aA  Ehrfurcht,  für  ihren  Fürsten, 
Lerrsclier,   obersten  Heerführer  und 

ihrer  Verordnungen  anerkannt*); 
dessen  über  so  Vieles  König  und 
it  über  Alles  in  Person  wachen, 
od  walten  könnte,  so  wurden  die 
u  ernennenden  obersten  zwey  Feld- 
-  seine  Stellvertreter  angewiesen,  in 
tmen  die  einheimischen  und  auswar- 
[STolker  anzuwerben,  und  überhaupt 
Mnrohl  die  Vollziehung  dieser  Con- 
[s  der  glückliche  Erfolg  des  bevor- 
Feldzuges  forderte,  zu  yerfügen. 
erlichen  Heerscharen  sollten  von 
glich  aus  dem  öiFentlichen,  durch 
ordentliche  Besteuerung  aufgebrach- 
gcmielhet,  ausgerüslet,  besoldet  wer- 
1  Magnaten,  Landherren  und  Reichs-; 
t  Ausnahme  der  Banderiepflichtigen 
)efehlshaber,  des  persönlichen  Waf- 

vor  der  Hand  entbunden  bleiben, 
ssten  sich  die  zwey  obersten  Feld- 
den  Generalschatzmeistern  in  das  ge- 
rhültniss  setzen,  diese  die  Zahl  und 
g    der  gemietheten  Mannschaft  per- 

Augenschein  nehmen,  von  ihrer 
.eit  sich  überzeugen  und  jenen  im- 

est,  regiam  Älafestatem  9olam  €9»e  Principem^ 
rm,  Aectoremqu9  et  Capiianeum  nosirum  ac  exe^ 
um  rerum^  €t  coiuiiiuiionum  nastrarum»**  Lu<* 
iU  IV.  1.  c 

5* 


—    68    — 

mer  cini<;e  Scliatzbeamten  mit  gewuser  Geld* 
summe  für  moi^Uche  Erüugnis.se  und  Vorfall» 
beyordnen.  Diess  Alles  sollte  in  Frist  von 
zwey  MonatKen,  und  zwar  bestimmt  bis  zu 
nächster'  Fetri  Rümisclxer  Stuhlfeyer  in  Aus- 
fiibrung  gebracht  seyn,  damit  es  durch  längere 
Verzögerung  ihrer  Kraft  und  Wirkung  nicht 
ermangle. 

Am  Schlüsse  yerurtheilten  die  Stände  die- 
jenigen, welche  für  den  letzten  Feldzug  Sold 
genommen,  aber  im  WaiFendienste  nicht  aus« 
geharret  hatten,  zur  Rückzahlung  des  empfan* 
genen  Soldes  und  zur  Bitte  an  den  König  um 
gnädige  Wiederherstellung  ihrer  Ehre.  Über 
die  Güter  der  Landherren,  welche  dem  letz- 
ten Aufgebotlie  des  Königs,  nicht  achtend  der 
dringenden  Gefahr  des  Vaterlandes,  keine  Fol^e 
geleistet  hatten;  auch  über  die  Schlösser,  Dör- 
fer, Güter  und  Besitzrechte,  der  Befehlsha- 
ber, durch  deren  Schuld;  oder  der  benach- 
barten Herren,  durch  deren  Hülfsverweiirc- 
ning^)  Belgrad  und  Szabaths  verloren  gingen, 
wurde  Beschlag  verhängt.  Sie  sollten  unter 
sicherm  Geleite  vor  Gericht  gefordert,  wenn 
sie  ihre  Unschuld  nicht  darthun  könnten,  yer«- 


a)  Dicst  kann  nur  <!er  Sinn  der  Verordnung  •e3m  |  denn  S  i« 
moii  Lo(>uc]y  «owohl,  sU  Johann  Both  und  Blasiui 
Olahy  hatten  ihre  Pflichten  gctiian ,  atarben  alt  Helden 
auf  ihrem  Platze  und  blieben  rein  von  der  .Schuld  det  Verluatei '» 
alter  Frans  Hedervary  und  sein  Unterhanptmanu  der  junge 
Valentin  TÖrök  sind  ona  Belgrad  davon  gelaufen,  und  die 
Herren  in  der  Nachbarschaft  Tun  Szabatsh  hatten  den  oimoK 
l^ogaüy  hüMl;>s  gcriüSficn ;  sie  konnten  des  Verlustes  beschuU 
diget  wcultii  und  waren  stral'tallig.  ^^o  lassen  sicli  die  iierirlita 
der  altem  Histonugraphcn  Ton  der  Niedcmietzlung  der  700  Un- 
gern in  ScHbäthh  und  der  vierhundert  mit  ihren  Hauptleutita 
bey  dem  Absuge  aua  Belgrad,  mit  der  Strafverhängung  dieaci 
und  dea  nScbaten  Landtagea  Ttfraiaigea. 


-    69    - 

.,  ikn  Besitzungen  an  andere  rerdiente 
'  Ttrsabet  werden. 

idk  jLufl'isung  des  Landtages  wurden 
Verordnungen  an  den  Papst ,  an  Kaiser 
nd  an 'König  Sigmund  gesandt  ^  zum 
y  zu  welchen  Opfern  die  Un'gern  für 
ttuog  willige  wie  bedürftig  und  wür^ 
aucb  des  auswärtigen  Beystandes  sieb. 
D.  Die  meisten  Prälaten  ^  Magnaten 
srren  begleiteten  den  König  sogleich 
lublweissenburg.  In  ihrer  Yersamm- 
nelbst^  Dinstag  nach  Maria  Empfang-  io.  Dccbr. 
Uirte  sich  Ludwig  für  mündig,  für  "^, 
I  uiiBittelbarer  Führung  der  Herrschaft^ 
^xwm  den  königlichen  ICrönungseid,  wie 
I  Vater  Wladislaw  vor  dreizehn  Jah- 
ihn  geleistet  hatte.  Am  folgenden 
rorde  seine  sechzehnjährige  Braut  die 
lame  und  gemüthvolle  Spanierinn  Ma- 
tt dem  Weszprimer  Bischof  Paulus 
ly  zur  Königin n  von  Ungarn  gesalbt 
krönt.  Das  ßevlai'er  mit  ilir  feyerie 
sr  am  achten  Ta^e  nach  dem  Feste  der 
ooige*);  und  von  nun  an  diente  auch  ^.  C.  1522. 
irferer  Vernunftsinn  in  dieser  scliwe-  ^^''*»'*»*^''- 
it    seiner    Charaklerschwäche     oft    2ur 

nun  die  Stände  Böhmens  immer  dro- 

auf    das  Königs  Pragerfahrt    drangen^ 

endlich  sein  Staatsraui  selbst  für  noth- 

dass  Ludwig  sich  ihnen  willig  und 

!zeigte;    diess   machte  er,    sey  es   auf 


LudoTici  ad  Si^ismond.  Reg.  de  27.  Decomhr. 
II.  bey  Mi^tl  OtHÜu  de«  Ungr.  Reiches  ThI.  IV. 
.  aoo. 


—  ^o  — 

dem  Landtage,    o^er  auf  dem  besondem  Con- 
2. i^r^ruar.  yente,  in  Ofen,  zur  Maria  Lichtmesse  bekannt. 
Eben    daselbst   vollzog    er   die    Urkunde    über 
die  Morgengabe  an  die  Königinn,  wodurch  ihr 
die    den    Ungrischen    Königinnen    von    Alters 
her  angewiesenen  Städte,  Schlösser  und  Herr- 
schaften  verschrieben   wurden*).      Dahin    wa- 
rei\  auch  Franz  Hederväry   und  Valentin 
Török   vorgeladen,    zur  Verantwortung    über 
ihre    feige,     unzeilige,     der    Verrätherey    ver- 
dächtige Flucht  aus  Belgrad ;  und  weil  sie  sich 
nicht    gestellt   hatten ,    machte    der    König   an 
22-F*6niar.pet|.i  Antiochischer  Stuhlfeyer  das  Urtheil  ih^ 
rer  Verbannung,    als  Landesverräther  bekannt. 
Valentin  Török  erhielt  in  der  Folge  in  An- 
sehung der  Verdienste  seines  Vaters  £merichy 
seiner  unerfahrenen  Jugend,  und  des.  Markus 
^  Femphlinger,  Kammerherrn  der  Königinn, 

dessen  Tocliter  er  geehelicht  hatte,  Verzei- 
hung, Ehre  und  seine  Güter  wieder;  aber  He- 
der vdry 's  Herrschaften  und  Besitzungen  wur- 
den unter  den  Ban  Franz  Batthyany  und 
andere  Herren  vertheilt.  Da  zu  hinläni^licher 
Besetzung  sämmtlicher  Gränzplätze  noch  im- 
mer Geld  und  Mannschaft  fehlte,  so  billigten 
der  Staatsrath  und  die  Stände,  dass  der  Kö- 
nig seinen  Schwestermann  Erzherzog  Ferdi- 
nand ersuchte,  die  Festungen  Zengh,  Clissa, 
Krupa,  Lika,  Jaicza  und  andere  Plätze  Croa- 
tiens  mit  Österreichern  zu  besetzen«  Ferdi- 
nand that  es  gern,  da  er  hiermit  zugleich 
sein  Istrien  und  Friaul  vor  feindlichen  Über- 
fällen beschirmte. 


n)  Die  Urkunde  bcy  Kollar  in  Auotuio Diplom,  ad  Felii  Vf" 
9ini  liiator.  p.  317. 


„_    nuRien^v'  BewiMigHm    tut 
ueod   Maoih,    nach  'AfeAihdfoiil    . 
äilKr,    entweder   gaBM,-dd«r   MM 
i  Ungern  zu  Hülfe  geatoAk  m'iätia 
^Auf   solche  VerheiMung  traf  -nicht 
^  gewit-'^ete  Hülfe  erwariets  ma^-  ai»    . 
JliircU  des  Königs  Vermittehing.     * 
per  Rehe    dahin    war    er  Dosnenf^  6.  JTlrt. 
Hiü  ZU  Holic-i^    BJontag   nach  OciiU  iT.JHa»-». 
Hrod    in  Bühmeb.     Aa    der  Gränza      /  "Z^^ 
^m   die   Abgeordneten    der   Stfad«     ^ 
jrtea  ihm  sogleich  daMlhstijAea  Kkh 
ab;  er  abar 'tries  nie  xarÜl^-ntit  der 
[i  «r  aey  ihr  erblicher  König  "»d     ,...,{ 
tpnd  anderswo ,    als  auf  dem  Traget "  *  '  " 
^    "-  Dies»  that  er  jPreytag  vor  9.  Jl%.- 

[  Slinntag,  nach  Allerheilign  4 
i-Jfajestätsbrie£  zu   dv  *Uindi-r 
_tA   Bestätigung.      Zur   Krönunff 
1  Maria  war  der  Sonntag  Sxawds  1 
r  dem  feierlichen  Zuge  aii^d«k 
1  die  BömLschen  Barone  in  hef- 
■l)F>-'mr  TOB  ihnen   die  Krone,'  dtfa 
ia»''BiiGliMpfel,  du  Schwort  saitn- 

^    . '  IL.  -Ur.». ^..U..!    ».^t*  "Amt 


^    7»    -^ 

j 

Zlepter^  in  die  Linke  den  Relchsapfd^  hiess 
den  Herzog  Albrecht  von  Preussen^  wel- 
chen Sigmund  als  seinen  Stellvertreter  ge- 
sandt hatte,  das  Schwert  vortragen,  die  Köni- 
ginn  ihm  folgen  und  der  Zug  ging  vorwärU. 
Die  Krönung  verrichtete  der  Olmiitzer  Bi- 
schof Stanislaus  Thurzo^). 

Erst  auf  den  Januar  des  nächsten  Jahres 
berief  er  die  Böhmischen  und  Mährischen  Stände 
zum  Reichstage  nach  Frag,  bis  dahin  unterrichtete 
er  sich  von  dem  bisherigen  Gang  der  Verwaltung 
im  Ganzen,  entschied  im  Einzelnen  mancheriejr 
Streitigkeiten,  und  machte  sich  durch  seinen 
Eifer  fiir  das  Römische  Kirchenwesen  viele 
Feinde.  Seine  massigem  Rathgeber  waren  die 
kluge  Königinn  und  der  viel  überschauende 
Herzog  Albrecht;  sein  mehr  vermögender 
Lenker  Ladislaus  Szdlkan,  ernannter  Bi- 
schof von  Erlau.  Auf  dessen  Eingebung  ge- 
schah,   dass   er  Kraft   herkömmlichen  Rechtes 

•j^- ^J*23.  nlg  neuer  König  Freytag  vor  Estomilii  die 
'Landtafel  aufhob,  diese  Regierungs-  und  Ju- 
stiz-Behörde, das  Kuttenbcrger  Bergamt  und 
alle  übrigen  wichtigenAmter  neu  besetzte.  Zum 
obersten  Landeshauptmann  über  Böhmen  und 
Mähren  ernannte  er  den  Munsterberger  Her- 
zog Carl,  einen  ihm  treu  ergebenen  Fürsten, 
Abkömmling  Georgs  von  Podjebrad,  ver- 
ständigen und  beredten  Mann;  zum  Reichs- 
kanzler Herrn  Adam  von  Neuhaus,  zu  den 
übrigen  Amtern  Männer  von  unbescliohenem 
Rufe,   anerkannter  RechlschafFenheit   und  vor- 

5,  April,  züglichem    Ansehen^).      Das    Osterfest    feyerte 
er   zu  Olmütz,    von    der  Reise  nach  Schlesien 


a)  DubrtTiut  Lib.  XXXUI«       b)  Idem  iUd. 


-    75    - 

im  der  Landtag  ab,  welchen  tf  notix 
■g  ans  auf  das  Fext  der  drej  Kö^ 
idi  Ofen  ausgeschrieben;  dann  auf 
anabend    vor    Estomihi    yerschoben  *), 

auf  Georgii  festgesetzt  hatte.  Böh- 
d  Mähren  verliess  er,  ohne  viel  be- 
;u  haben;  seines  Ungrischen  Gefolges 
eifender  Luxus,  beleidigender  Hoch- 
agebührliche  Anmassungen,  hatten  Ab* 

wider  ihn  erweckt  und  die  Unzufrie- 
mit  seinen  Verfügungen  verstärkt, 
aaaer  Zwischenzeit  war  in  Ungarn  viel  Ar- 
l  wenig  Erspriessliches  ges.chehen.  Lud- 
ir  noch  nicht  bey  Holics  über  die  Grän-r 
pngen,    so   entstand   unter  ^äpolya'^ /.  C.1522. 

schon   eine   Verschwörung   wider  die  *'*^'^^"''*' 
Bte  allgemeine  Besteuerung^*).     Auf  S  te- 
Bl  t  h  u  r  y'  s    ernsthafte    Vorkehrungen 

swar  einigen  Schein  ihrer  Auflösung, 
der  lenkende  Mann  derselben  Johann 
ra  nach  Siebenbürgen,  wo  Moham- 
Jcg  mit  Überfällen  drohete,  sich  zu- v.lT.Marz, 
^*);  aber  der  schlechte  Bund  verbarg 
r  in  dichteres  Dunkel,  aus  dem  er  sich 
)n  durch  frechem  Unfug  offenbarte. 
traten  wider  ihn  die  Bischöfe  Fran- 
\  Warday,  von  Siebenbürgen;  Fran- 

Per^ny,    von   Grosswardein ;     Fran- 

Chaholy,  von  Csanad;  Joannes 
;h  von  Sirmien,  ernannter  von  Watzen; 

Regal.  Ludor.  ad  Saxones  Transyly.  6c  3i.  Deobr. 
le  ap.  Kot/achiih  Siipplcm.  ad  Vcst.  Comitior.  T.  lU 
b)  Liter.  Ludovici  K.  ad  Palslinum  de  6.  Martii 
roe  Holics  ap.  Kovachich  Sfipplem.  ad  V^stig.  Co^ 
II.  p.  6o3.  c)  Liter.  L  udo  vi ci  R.  ad  Falatin.  de 
1^33.   ex  ßrodt  AlemtBic.  ap.  Fra^  Epist.  Procer*  P* 


-    74    - 

und  die  Magnaten  Johann  Dr^ghfy  Ober- 
Reichsschatzmeister;  Anton  Fälöczy,  An- 
dreas Bäth6ry,  Stephan  von  Räzgon^ 
Peter  von  Per^n,  Ladislaw  von  Ka- 
nisa,  Franz  Orszdgh,  Caspar  R^skay^ 
Sigmund  Bänffy,  Franz  Drugeth  von 
Homonna  in  einen  Verein  zusammen,  und 
S7^M^iM<.  verbanden  sich,  Mittwoch  nach  Bartholomäi 
in  Ofen,  dem  Könige  treu  und  redlich  zu 
dienen,  seine  gerechten  Yortheile  fleissig  zu  be-« 
fördern,  seine  Würde,  Macht  und  sein  Ansehen 
kräftig  zu  unterstützen;  aber  auch  sich  selbst 
unter  einander  und  gegenseitig  wider  jede  un-^ 
befugte  Gewalt  getreu  und  standhaft  zu  ver- 
theidigen  *). 

Der  Besteuerung  erwünschten  Fortgang 
und  richtige  Zahlung  der  verordneten  Kriegs- 
beyträge  konnten  eben  so  wenig  des  Königs 
Befehle  aus  Frag^),  als  des  Falatins  drohende 
Mahnbriefe  aus  Ofen*')  bewirken.  Zwar  zo- 
gen die  Sammler  in  den  Gespanschaften  her- 
um; aber  sie  betrugen  sich  wie  Flager,  Drän- 
f[er,  Wucherer,  nicht  wie  Diener  des  Vater- 
andes  und  Beamte  des  Königs;  Hessen  sich 
überall  uncntgeldlich  verpflegen ,  forderten 
köstliche  Bewirthung,  lebten  schwelgerisch, 
und  tränkten  bisweilen  mit  dem  edelsten  Weine 
soiiar  ihre  Hunde  zu  muthwilli<{er  Lust.  Ein-- 
nelimer  der  gesammelten  Knegsbeyträge  war 
Alexius  Thurzo  königlicher  Münz -Kam- 
mergraf, redlicher,  nur  mit  grossen  Geschäften 


d)  Die  Bunclea-Urbinde  bey  Katona  Hist.  Reg.  T.  XIX. 
p.  58 1.  b)  Liter.  Lndovici  R.  ad  Sarosiens.  Pragae  aa* 
April.  i522.  ap.  Pray  Epist.  Procer.  P.  L  p.  i5q.  c)  Liter« 
Palati ni  ad  Comitat.  Saroaiena.  Budme  i4.  Aiaji  i5aa.  ap. 
Ffay^  !•  c.  p.  i63. 


-  * 


*••  *     /  • 


* 


ti^J^'-'  .,1^  '  '^>^ 


/  ■ 


MahIii  ini  SlMi6irgOMBdHw 
Johann  At»6lj  TertretoQ.-' 
rtfoMpil^rSehatKmeLiter'war  JobaJiÄ 
•KTf  'dfie  Sammler  waMn  dieser  bev-^ 
bjbrjywililte,  oder  jga|^  reichliuAö 
il^ttt  angesteUte  CreatÜMr^ .  wd^|dw 
i-  nnd  •  mit  sich  handelnr; Kesaen^v  '^^ 
K'^eapuischaft  rarweigeijülatt  GeiSaay 
Ij.dia  ZaUang  der  Kri^nsteiier  ganfcpft 
iten  sich  {(egien  wetterq.An&dJi' 
U'  rHie  Süidt '  Leutsebu.  '«lall* 
loh  de»>Hi«sec2alLksl>0iiQkatii 
mBt^  sich  über  eino^-Saman 
Tenngen.  Sie  forderten  TiA»* 
ii  liessen  sich  aber  mit  «#m^ 
^imd  zwanzig^  ond^adblzehn  lur 
befriedigeiu  Nachi  einigen; 
sie  wieder y/ji^  .Hioserweis^ 
schätxen;  da  Uessen  *  aia 'sich  dio 
it  hundert  siebeozigDsoaten-ab^ 
darauf  forderte  Johann  Ata^ly 
_  ohne  Thurzo's  Wissen,  ausser  d«m 
fifllMii  Grundzins  ron  den  Leutschaiiem 
llit,  Ton  den  Bartfeldem  Tierhundert, 
I  Bperiesem  eben  so.  riel,  ron  den 
s  zweyhundert  Ducateui  als  unerliMH 
budien  für  den  König.  Die  einzigen 
mer  widersetzten  'sich;  und  fertigten 
sweyhundert  Ducaten,  ihrem  jä&Ur 
nndzinse,  mit  zehn  für  ihn  als  Ehren'- 
;  wogegen  er  ihnen  den  Empfang  be- 
te und  ihrer  bey  dem  Grafen  Thurzo 


mä  SperTogel  (la  der  Zeit  Stadtrichter  in  L«ut- 
raoti  Aimalw  So^oa.  ap.  Jfagn^r  Analitnta  Scapua. 


-    76    - 

niclit  sehr  liebreicli  zu  gedenken  rerspfieh*). 
So  war  es  ron  jeher  und  überall ,  bis  zur 
Auflösung  der  Gemeinwesen  gegangen ,  wo 
Fürsten  ihres  Berufes  vergessen,  oder  unkun^ 
dig,  von  llsugen  Hofleuten,  oder  schuldbe- 
wussten  Staatsdienern  gehalten  und  gebunden, 
aas  ihrem  Cabinette,  Frunksaale  oder  Schlaf- 
gemache regieren  wollten,  ihre  Länder  nicht 
aelbst  bereisten,  ihre  Völker  nie  hörten,  nie 
mit  offenen  und  mit  eigenen  Augen  sahen. 

Ks  lässt  sich  für  gewiss  annehmen,  dass 
in  Leutschau,  weder  das  einzige,  noch  das 
ffelindeste  Beyspiel  ron  räuberischer  Vollzie- 
hung der  Reichsrerordnungen  war  gegeben 
worden;  was  indessen  ohne  grössern  Kosten- 
aufwand^ bloss  durch  Klugheit,  Wachsamkeit 
und  Thätigkeit  sich  ausführen  liess,  war  you 
dem  rechtschaffenen  Falatiu  Stephan  Bäthory 
in  Abwesenheit  des  Königs  geschehen«  Er 
hatte  TOn  den  Städten  des  nördlichen  Reichs- 
gebietlies zehn  Zentner  Pulver  gefordert;  da- 
mit die  Gränzfestungen  versorgt;  den  hoch- 
bejahrten Zewriner  Ban,  Jakob  von  Geriis- 
ihe  in  Ruhe  gesetzt,  den  wackern  Herrn  Jo- 
hann Källay  2um  Ban  verordnet  und  mit 
einer  Schar  Fussvolk  hingesandt;  die  Besat- 
zung von  Tittul  mit  zweyhundert  Mann  ver- 
stärkt; den  Oberbefehl  über  Temesvdr  dem 
Herrn  Niklas  Macedoniay  übertragen;  mit 
Sigismund  Bdnffy  ,  Franz  Batthyany 
una  Johann  Carlowicsh  Torquati,  wel- 
che über  die  österreichische  Besatzung  in  ih- 
rem Banate  eifersüchtig  waren,  guten  Ver- 
gleich zu  Croatiens  Vertheidigung  abgeschlos- 
sen. Mit  des  Herrn  Gyelethfy  königlicher 
Ernennung  zum  Ban  von  Jaicza  schien  er  nicht 


—    77    — 

gmz  xotnedm;    der  König  entschuldigte  sich 
Btti  dem  >hngel  eines  andern  Mannes,  da  Pe- 
I    ter  Ke^leiricsh   schlechterdings    nicht   län- 
^  aof  diesem  Platze   dienen  wollte.     Weder 
ibfliy  noch   manchen   andern  Ungrischen  oder 
Groatischen  Landherren  war  es  anständig,  dem 
XdiTbacher    Landeshauptmann    Johann    Kac- 
sianer,  welchen  Ferdinand  zum  Oher-Be- 
fffhlshaher    der     österreichischen    Besatzungen 
TOa  Zengh,    Klissa,   Kruppa    und  Jaicza   be- 
atelk  baue,   sich  unterzuordnen.     Da  der  Ko- 
niv   fiir  nothwendig   hielt   in  den  yorzüglich- 
sten  TestoDgen,    die  Baustelle    doppelt   zu  he- 
selzcB|    so    uberliess   er   es    dem   Palatm   den 
swcjflen  Ban   für  Jaicza  und  die  Befehlshaber 
.  im*  Binjaluka  und  Orbazvara  nach  seiner  bes- 
te» Emsicht  zu  ernennen*). 

Trotz  der  Sorgfalt  und  Betriebsamkeit  des 
Stephan  Bathory  fand  Bali-Beg  dennoch 
kern  lündemiss  über  die  Donau  zu  setzen,  in 
das  Temeser  Gehiedi  einzufallen,  die  Pecser 
Burg  eiDzaschliessen  und  Orsova  zu  erstür- 
^).    Zu  gleicher  Zeit  führte  der  türkische 


c)  Liter.  Ludovici  8f1  Falatin.  de  17.  Martü  iS«.  »p. 
ftwr  Epiit.  Pto«'i.T.  P.  n.  p.  ncj.  b)  ^^  Vehementer  dolemuSt 
ijf  rf  TuFci  eastru/m  Orsova  expugnarunt ^  et  Pech  obM^Me-' 
«r««/.«*  Liier,  /.uäovici  ad  Talatin.  1.  c.  Über  dirseiPech 
icbvibt  Pray  Hi«tor.  lieg.  P.  Jf.  p.  69').  „f«r#  Sclapnnia 
^ftreargata  ,  (Ju  int/u  e  ecclesia4  obsederri  t.  •*  Dirae 
«fe  VrrwccJul'in;;  dca  l'j  -  l'cr*  in  dem  TrmciiiT  (frl>ie:lie| 
Torontairr  ATithcü«,  mit  dem  Peta  (Füfißtrc/itm)  in  der  Ba- 
tayicr  Ge^-paiKrhaft  miisste  hi>r  gerade  danim  angemerkt  wcr- 
•■1  Mrril  lie  fiii  Gelehrter  von  »••ichem  Gewichte,  wie  Pray 
U  aciieiD  neucctrn  WVrJie  hc;;.:iigpn  haf ,  damit  der  Irrthnm 
vim  teiiiffai  Ansch.^ti  unferttii'^ir  ,  »ich  nic)it  furtTjUanzo,  Um 
fcae  Zt'ii  "Hi-rni  jiu<:ii  kfiiic  'i'iiiken  hlier  die  Urüwi*,  viel  we- 
il^ Tür  J*'ünilircheii  gckoiuiucii.  Dicaoa  Pech,  von  welch9iB 
^^äwi^  am  17.  Mars  iSia  an  den  Palatin  arhrich,  ist  daa- 
*ft«f  Bit  dem  Peech,  vod  welchem  er  am  ag.  Jnliua  1631  an 
SVBuiad   bctficlilrt   lulle :   „  jircem  FeeLh  big  jam  oppugnaruMt^ 


-    7»    - 

Statthalter  TOn  der  Herzegowina  einige  Hau* 
fen  vor  §cardona;  da  sandten  der  Yorstelier 
der  Stadt,  Marcus  Jussicsh  und  die  Bür- 
gergesammtlieit  durch,  die  Herren  Georg 
ptansicsh     und    Michael    Squorlicsk    die 

29.  Aför««  Stadtschlüssel  nach  Ofen  mit  der  Erklärung 
.y '  /  >  ihres  Unvermögens,  den  Platz  gegen  den  mäch- 
tigen Feind  zu  hehaupten*).  Der  Falatin  eben 
80  wenig  im  Stande,  ihnen  Hülfe  zu  senden^ 
musste  sie  ihrem  Schicksale  überlassen;  Scar- 
dona  unterlag  des  Feindes  Gewalt.  Der  Bassa 
von  Verbosanien  zog  vor  Ostrowicza  und  be- 
mächtigte sich  des  festen  Burgschlosses,  wurde 
jedoch  auf  dem  Rückzüge  drey  Mahl,  bey 
Kuin,  bey  Skradin,  und  bey  Kruppa,  ge- 
schlagen. 

Stephan  Bogdanowicsh,  Woiwod  der 
Moldau,  da  ihn  weder  Sigmund  noch  Lud- 
wij'    ijeijen    die  ÜbermacKt    der  Osmanen   be- 

. '  • '  schirmen  konnte ,  verschaffte  sich  Ruhe  durch 
Erneuerung  des  Zinsvertrages  mit  Solejman^). 
In  der  Walachey  wüthete  die  schrecklichste 
Anarchie,  nachdem  Mohammed  -  Beg  den 
unmündigen  Erben  des  Fürstenstuhls  Theo- 
dosius,  des  Nagul  Bessaraba  Sohn,  mit 
seiner  Mutter,  sämmtlichen  Schätzen  und 
Kriegsvorrath  nach  Nikopel  entführt  und  nach 
Constantinopel   gesandt   hatte.     Solejman  er- 


yfled  fruitra^  r^puUi  enim  fuerunt  cum  multa  caede  tttonmi.* 
Hier  ^vl^d  Zewnns  Einichliessung  daran»  dort  -vvird  et  an  Or^ 
tova'a  Eiiiiiahme  gereihet ;  das  eine  lat  also  eben  so  wenig,  all 
das  andere,  Fünfkirchen;  sondern  beydes,  Uj-Ptfc«,  der 
Hanptort  im  Ujpöcser  Besirkc  der  heutigen  Torontaler  6e- 
tpanschaft  5  Meilen  südwestlich  ron  Tcmesvdr. 

a)  Lit^r.  Scardonensium  ad  Keg.  de  29.  Martii  ap.  Pray 
Epist.  i'rocer.  P.  I.  p>  i56.  b)  Sigleri  Chronoiog.  ap, 
iitl  Monimi.  Decad.  I.  p«  G6» 


—    79    — 

nannte  den  Mohammed  auf  dessen  dringen- 
des Ansuchen  zum  Hospodar  der  Provinz ;  diess 
führte  die  Bojaren  zur  Eintracht  zurück,  sie 
wählten  Naguls  Eidam,  Radul,  aus  dem 
Dorfe  Affumaz,  zum  Woiwoden;  und  nun 
musste  der  WaiFen  Gewalt  zwischen  ihm  und 
Mohammed  entscheiden.  Zwey  Mahl,  hey 
Glubayy  und  bey  Kieschan  wurde  der  aufge- 
drungene Hospodar,  aber  in  dritter  Schlacht 
der  Woiwod  von  Mohammed  geschlagen 
und  in  die  Flucht  gejagt.  Radul  zog  mit 
seinen  übrigen  Bojaren  nach  Siebenbürgen  und 
bath  den  Woiwoden  Johann  Zdpolya  um 
Beystand.  Von  diesem  mit  Ungrischer  Mann- 
schaft unterstützt,  brach  er  wieder  in  die  Wa- 
lachey  ein,  sandte  die  Szekler  voraus,  liess  die 
in  Städten  undDörfern  angestellten  Hauptleute  des 
Hospodars  fangen  und  enthaupten.  Bey  Grumatz 
kam  es  zu  vierter  Schlacht,  sie  dauerte  von 
Morgen  bis  zum  Abend«  Mohammed  verlor 
seine  tapfersten  Leute,  Dely  genannt,  Radul 
blieb  Sieger  und  Herr  des  Landes.  Allein 
Mohammed  kam  mit  neuer  Heermacht  und 
schlug  den  Iladul  im  fünften  Treffen  wieder 
in  die  Flucht.  Nun  führte  ihn  Johann  von 
Zipolya  selbst,  an  der  Spitze  von  dreyssig 
tausend  Untern  und  Szeklern  in  die  Provinz 
zurück,  und  rückte  bis  Rukur  und  Fitescht 
vor,  aber  mit  ihm  wollte  Mohammed  sich 
nicht  messen  und  eilte  über  die  Donau  nach 
Nikopel.  Radul  nahm  Besitz  von  Tergo^ 
wischt  und  blieb  Woiwod,  bis  der  grosse 
Rath  der  Bojaren  für  heilsam  erkannte,  ihn 
selbst  nach  Constantinopel  zu  senden,  um  die 
Belehnung  mit  dem  Fürstenthume  bey  dem 
Grossherrn  und  dessen  Schutz  gegen  Moham^ 


—    8o    — 

mcd-BegVs  Anfälle  naclususuclien.  Solej- 
m  a  n  '  behielt  den  Woiwoden  als  Gefanjjenen 
zurück^  ehrte  der  Walachen  in  fünf  Schlach- 
ten bewiesene  Tapferkeil,  beschloss  die  Walt- 
chey  in  ein  türkisches  Pasclialikat  zu  verwan- 
deln, sandte  den  Bojaren  Wlad  mit  der  Lehns- 
fahne  als  Fürsten  in  das  Land,  und  die  Boja- 
ren schienen  seiner  Herrschaft  sich  willig 
zu  unterwerfen.  Doch  dauerte  sie  kein  gan- 
zes Jahr;  Wlad  beleidigte  den  Vornehmsten 
der  Bojaren  B  a  r  b  u  1  ,  Ban  von  Krajowa, 
und  wurde  von  diesem  sius  dem  Lande  ge^ 
jagt.  Solejman  beorderte  einen  Capidschi 
Bassa  mit  dreyhundert  Spahi\s,  unter  dem 
Yorwande  den  Krajower  Ban  auf  den  Fürs- 
tenstuhl zu  erheben ,  in  die  Walachey. 
Barbul  und  die  ihm  anhängenden  Bojaren 
traueten  dem  trieglichen  Vorgeben  und  büss- 
ten  ihre  Leichtgläubigkeit  mit  dem  Tode^  wo- 
rauf der  Grossherr  den  gefangenen  Radul 
wieder,  als  von  ihm  erwälilten  und  belehn- 
ten Fürsten,  den  Walachen  zurücksandte^). 

^  In    solchen   Verhältnissen    stand    das   Un- 

grische  Reich  zu  seinem  gewaltigsten  Feinde, 
als  die  deutschen  Fürsten  anfingen,  einige  vor- 
übergehende Beängstigungen  für  ihre  Lust- 
schlösser, ßlarställe,  Thiergärten  und  Jagden^ 
wenn    Ungarn   unterginge,    zu    empfinden.      Es 

1. S^pflf .  wurde  ein  lleichsiag  nach  Kürnberg  auf  Egidi 
angesetzt,  dessen  Erülinung  aber  erst  zu  Ende 

13.  Dtehr.  des  Jahrcs  erfolgte.  Am  Michaelis  Tage  voU- 
zoiT  Ludwi«;  zu  Praij  die  Vollmacht  und  An-» 
Weisung    für    die    Gesandten^    womit    er    den 


n)  Engel  GetcL.  des  Vuai  Reich.  TU.   IV.  ÄbthtU.  J.  S. 
»q5  iL 


—   öl   — 

Nürnberger  Tag  beschickte.  Es  waren:  die 
Bischöfe  Joannes  Gosztony  von  Raab,  La« 
dislaua  Mace.doniay,  ernannter  von  Sirmien; 
und  die  Herren  Johann  Drughfy,  oberster 
Reichsschatzmeister ;  Feter  Korlathkö  von 
Buchan,  Hofmarschall ;  Meister  Stephan  von 
Werböcz,  königlicher  Personal;  Johann 
Kewthew  von  Kethegyan,  Vice  Falatin; 
Sigmund  Pogän  und  Michael  Kende- 
rcssy*)-  Bie  Reichs  Versammlung  war  unge- 
mein zahlreich;  des  Kaisers  Statthalter,  Erz- 
Herzog  Ferdinand  und  Ffalzgraf  Friedrich, 
gegenwärtig.  Es  wurde  beschlossen,  dass  vier- 
tausend ]\iann  Fassvolk.,  mit  den  nöthigen 
Hauptleuten,  mit  hundert  Centner  Fulver  und 
zwanzig  Buchsenmeistern  auf  den  nächsten  Ur- 
bani  Tag  zu  Odenburg  eintreffen  und  von  dem 
Deutschen  Reiche  besoldet,  sechs  Monathe 
lang  dienen  sollten.  Den  Reichsschluss  un- 
terzeichneten am  Montage  nach  Thomä  der  22.  Deehr. 
Elrzherzog,  der  Mainzer  Churfürst  und  Cardi- 
nal Albrecht  von  Brandenburg,  Herzog  Lud- 
wig von  Bayern;  von  Ungarns  Gesandten  der 
Sirmier  Bischof,  der  Hofmarschall  Kor- 
lathkö, der  Meister  Werböcz,  Sigmund 
Pogän**);  und  dabey  war  es  geblieben.  Wa- 
rum sollten  auch  die  Deutschen  sich  in  Kos- 
ten und  Bewegung  setzen,  so  lange  die  Un-* 
gern  sich  selber  lielfen  konnten ,  aber  zur 
Vertheidigung  ihres  eigenen  Landes^  weder  Geld 
geben,  noch  in  Waffen  dienen  wollten.  Wo 
ein  einziger  Reichsbeamter,  wie  Johann  Za«* 


t 


a)  Bey  Koraohich  Supplem.  ad  Vettig.  Comitior.  T.  IL 
6aa.  b)  Harpreoht  SttauardiiT.  Xb.  IV.  Abtheil.  II. 
63.  S.  4i.  u»  Urkuod*  1^  Sa4.  &•  170« 

TL  TiiaiL  6 


—    öa     — 

^  polya  zum  Scliutze  des  benachLarten  Lehn- 
lursten  Radul  augenblicklicli  dreyssigtausend 
Mann  auftreiben  konnte  ^  dort  war  Betteley 
um  auswärtigen  Beystand  entehrend,  und  Vor- 
enlhaltung  desselben  billig. 
X  c.  1523.  Man   darf  indessen  nicht  übersehen,   dass 

uA.jtpriL  Ungarns  Stände  auch  auf  dem  nächsten  Ofe- 
ner Landtage  am  Feste  Georgii  in  Gegenwart 
des  Kunigs,  die  Noth  des  Vaterlandes  ernstlich 
erwogen,  die  Entartung  der  Ungrischen  Yolks- 
gesammtheit  scharf  in  das  Auge  fassten,  klar 
erkannten,  wie  derselben  abzuhelfen  wäre, 
zweckmässige  Wollungen  zu  dem  Bessern*  ver- 
riethen,  einzig  und  allein  der  redlichen  Ge- 
sinnung und  des  festen  Willens  entbehrten. 
Ks  wurde  verordnet,  den  Betrag  der  königli- 
chen Einkünfte  zu  untersuchen,  und  den  Go- 
mitats- Sammlern,  General- Schatzmeistern  und 
obersten  Befehlshabern  über  Eingang  und  Ver- 
wendung der  ausserordentlichen  Kriegssteuer, 
wovon  Ein  Viertel  zur  Bestreitung  der  Be- 
dürfnisse des  Königs,  drey  zur  Anwerbung 
und  Besoldung  der  Heere  bestimmt  waren, 
genaue  llechenschaft  abzufordern*).  Dadurch 
waren  schimpüiche  Dinge  an  den  Tag  gekom- 
meh.  Nur  sechs  und  zwanzig  Gespanschaften,  die 
Biharer  und  die  kleine  Csanader,  hatten  das  Mehl^- 
ste,  die  reichern  Szohler  das  Wenigste^) ;  von  dem 


a)  Ariiculi  in  Diaeia  festi  B.  Georgii  M,  A,  D.  iSaS.  Bu» 
das  celehrata  pro  Regni  iutela  ap.  Kovachich  Sapplem,  ad 
Vestig.  Comitior.  T.  II.  p,  5i5.  art.  L  II.  b)  Nach  Abiug 
des  \iertei8  hatten  bezahlt:  Bihor,  ByiS.  Csanad,  SaSa.  Ara£ 
5ooo.  Zarand,  a4oo.  Ssathnia'r,  2600.  Heyes ,  a38o.  Ssaboica, 
3286.  Neitra,  2006.  Gömör,  Trcncsin,  Temea,  jede,  aooo. 
Bäcfh,  180Ü.  Hont,  i4oo-*Pesth,  i586.  Bekva,  1260.  Bodrogh, 
13 15.  Auttere  Zolnok,  ii33.  CsODfrad,  doo,  Thurocs,  5oo. 
Mittlere  Zolnok,  488*  Torontalf  Sei.  Kraaana,  Comom,  Pvm- 
bürg,  jedop  3oo.  Nögrtd,  85.  SnU,  4o. 


—    »5    — 

itaB^  nur  Johann  Zdpolra  ^^^  Jo- 
itiuinffy  hatten  bezahltJ^^avon  di« 
ertel  nicht  mehr,  als  vier  und  vierzigtau- 
benliiindert  fünf  und  zwanzig;  das  eine 
Für  des  Königs  Bedürfnisse  yierzeha- 
neunhundert  fünf  ein  Drittel  Ducaten 
Vieleft  war  also  noch  rückständige 
itten  sich  die  Sammler  abhandeln  las- 
Jes  hatten  die  Ober-  und  Vice-Ge- 
itweder  aus  Fahrlässigkeit  nicht  abge- 
>der  zu  ihrem  eigenen  Yortheil  unter« 
eii|  weil  des  Luxus  dringende  Bedürf- 
Lcfat  anders  mehr,  als  durch  Be^tech- 
und  durch  Staatsbestehlung  zu  befrie- 
ven.  Sogar  von  der  Pflicht  auf  dem 
rtigen  Landtage  sich  einzufinden,  wie 
y  fahren  von   dem  WafiPendienste   zu 

Rieltung,  hatten  viele  Landherren  von 
Iber-  oder  Vice  -  Gespanen  mit  Geld 
gekauft«  Über  alle  diese  Verbrecher 
■e  l^ütschuldigen  wurde  mit  kraft-  und 
isem  Eifer,  der  verweigerten  oder  un- 
Jacrenen  Steuer   doppelter  Betrag,   £in- 

der  Güter,  beträchtliche  Geldbussen 
Setzung  von  Ämtern  verhänget.  Von 
rdurch  einkommenden  Summen  sollten 
d  der  königlichen  Hauptleute,  Gehalt 
uilden  der  Gesandten  auf  dem  Nürnber- 
chstage,  und  die  dem  Lande  von  eini- 
srren  gemachten  Vorschüsse  bezahlt^ 
ige  zu  Feterwardeins  Befestigung  ver- 
werden  •*)• 
a  übrigen  Verordnungen  zu  Folge  soll- 

Too  KaniB«  für  Zipol^ra's  Rechnung»  3000;  fiiir  ilid 
BM  5oo.  Johinn  bthuanfiy  fioo.  &rr  Xopachich  a« 
16.       ^)  Vo&  Art.  IV.  bU  XL 

5« 


—    84    — 

ten  die  Banderien  des  Koni}!S,  der  Frälateii 
^und  Barone  sogleich  an  die  Temeser  und  an- 
dere Keichsgränzen  beordert;  alle  Ämter  nur 
mit  Uni^ern  und  mit  eini^ebornen  Reichssassett 
besetzt  y  in  jeder  Gränzfestung  zwey  Befehls- 
haber,  mit  der  Pflicht*,  dass  immer  wenigstens 
Einer  von  ihnen  ^  bey  Strafe  an  Leib  und 
Vermögen,  auf  dem  Platze  sey,  angesetzt,  tob 
jedem  zehnten  Bauernhofe  im  Unterlande  Ein 
Reiter  mit  Spiess,  Schild,  Bogen  und  Kcicheri 
im  Oberlande  Ein  Fussknecht  mit  Feuerbüchse 
ausgerüstet,  von  den  Magnaten  ^  und  von  dem 
Landadel  zu  dem  königlichen  Heere  gebracht 
werden ;  die  Besitzer  Eines  Edelhofes  in  eige- 
ner Person  und  zwar  zu  Pferd  oder  zu  Fus8^ 
wie  Kriegern  es  geziemt,  nicht  in  KutscheD, 
wie  die  meisten  zu  thun  pflegten,  sich  ein- 
stellen; die  Heerscharen  im  Marsche  und  im 
La^er  sich  alles  Unfugs  gegen  die  Landbe- 
wohner enthalten,  von  keinem  Edelhof,  Pfarrer 
oder  Bauern  Bewirthung  verlangen.  Der  Haupt- 
mann jeder  Schar  sollte  den  Vorletzten  unwei- 
gerlich entschädigen,  käme  im  Unterlassung^* 
falle  Klage  vor  den  Feldherrn,  von  diesem  nach 
Bescliaifeuheit  der  Sache  mit  Absetzung  oder 
Schlägen  bestraft  werden*).  Alle  besondere  i 
und  geheime  Yerbündungen  der  Magnaten  oder  I 
der  Landherren  unter  sich  zu  was  immer 
für  Zwecken  wurden  verbothen^).  Zu  kräf- 
tiger Abwendung  der  dem  Yaterlande  drohen- 
den Gefahren  wurden  von  jedem  Herde  (Für 
matim)  im  ganzen  Lande  zwey  Ducaten,  der 
eine  sogleich,  der  andere  zu  Martini  zahlbar 
bewilliget«     Niemand  davon  ausgenommen^  so- 

a)  Von  Art.  Xm  —  XZX.       h)  Art.  XXIL 


—    85    — 

Enfiegcr,  ein  Vermögen  Ton  drey  Duca- 
m  l^erÜi  besitzend,  dazu  angestrengt ;  auch 
enbui^^en,    Slawonien    und    die   Sächsiche 
omllieit   dazu    angehalten.     Die  hierdurch 
benden  Summen    sollte   der  Konig  ledig- 
nr  Bestreitung  der  Kriegskosten  und  des 
^s  Yertheid j^ung ;   nichts    daron  zur  Be- 
ig  seiner  Schulden  oder  zu  andern  Zwec< 
rerwenden  *).      Diess    war    die    höchste 
',  welche  jemahls  von  den  Ständen  war 
iget  worden.      Unter   Matthias   wurde 
teiis  Ein  Ducaten    und  nur  nach  Thor- 
4  hier  zwey  von  jedem  Herde  gefordert. 
lO  überraschender  Freigebigkeit  wird  man 
ckl  za  glauben,   dass  in  den  Herzen  der 
fimrfest  beschlossen  war,  Nichts  zu  ge- 
Iminoch    hatten    sich    die    anwesenden 
tn,   Barone  und  Magnaten  ausser   dieser 
Steuer  noch   zu  freywilligem  Geschenke 
aem  Mark  Silber  an  den  König  erkläret  '')• 
[nter  Strafe  des  Hocliverrathes  und  Vet- 

der  Güter  sollte  in  Zukunft  nach  er- 
lern Aufgebothe  des  Königs  Niemand 
rm  Waffendienste  entziehen  dürfen,  wahr- 
ranke  und  Greise  aus^^enommen.  Aus- 
a  zehnten  Mann  yon  Jobbagyen,  sollten 
I,  Abte,  Domherren,  Klosterleute  und 
ij    jeder    noch   für   seine  Person   einen 

stellen').  Der  König  sollte  für  jede 
(chaft  einen  eigenen  Hauptmann  ernen* 
dcher  lediglich  dem  König  untergeord- 
del  und  Mannschaft  im   Comitate   aus- 


[XiU  —  XXVII.   Xrvn.         h)  U\nr.    Liidnv.    ad- 
l'i.i>oiii]    !•   Febrnnr.    i5i4.  ap.    fVagntr  Diplomatar. 
p.  161.         c)  Art.  XL.  XLI. 


~    06    — 

zulieben^    zu    mustern ,    und    der    gesamr^an 
Heermacht  zuzuführea  rerpliichtet  wäre"). 

Ausser   diesen  Verordnungen,    und    schon 
bey  Eröffnung  des  Landtages  hatten  die  Stände 
in  den  König  gedrungen  y  endlich  einmahl  das 
seit    drey  Jahren   ledige  Coloczer  ErzbLsthuni, 
und  zwar  mit  einem    thätigen,    entschlossenen 
und  kriegserfahrnen  Prälaten  zu  besetzen,  weil 
seit   Belgrads    unersetzlichem   Verluste    gerade 
die    vereinigte    Bacsher    und    Coloczisr    Diöces 
am    meisten    feindlichen    Einfällen    ausgesetzt 
wäre.     Ludwig,    in   der  Ungrischen  Cierisey 
nach   des  Weszprimers   Petrus    Tode    keinen 
solchen    Mann   kennend,    forderte   Vorschläge 
yon    den    Ständen.     Da   nannte  Johann  Bor- 
nemiszsza  seinen  ehemahligcn  WalFengefähr- 
ten,   jetzt  einsamen  Franciscaner  Mönch  Pau- 
lus Tomory  zu  Ujlak.     Sämmtliche  Prälaten 
und    Magnaten   gaben    unbedenklich    ihre    Zu- 
stimmung   dazu,    der   König    genehmigte    ihre 
Wahl,  und  ohne  Verzug  wurde  Bothschaft  in 
das  Ujlaker  Kloster  abgeordnet,  um  dem  Bru- 
der   Paulus    seines   Königs    ^Yillen    und    der 
Stände  Wahl  bekannt   zu    machen.     Allein   er 
lehnte   diese  Erhebung  mit  achtbaren  Gründen 
ab,  und  beliarrte  auch  nach  wiederhohltem  zu- 
dringlichem Ansinnen  fest,  wahrhaft  nicht  ver- 
stellt^), auf  seiner  Weigerung.      Ludwig  be- 
schloss,   ihn   mit  Hülfe  des  Papstes  zum  Ge- 
horsam  zu   zwingen,     und   übertrug   vorläufig 
die    Angelegenheit    dem    anwesenden    päpstli- 

a)  Art.  XLTII.  XLIV*  h)  „  Posiulatum  fuit  in  publica 
^TBf^ni  cont/entu  ah  omnibit»,  ut  Paulus  e  rMiigione^  <i  exirt 
^^abnuereif  etiam  vi  et  auctorifaie  summt  pontißcis  Romaiu 
ffextractuMf  Uli  eccUsiae^  illisquä  locis  ab  host»  defendendi» 
^^raejiceretur,  Diu^  multumque^  ae  pste^  non  simulat9  relue^ 
t^iatum  ,  tandan  poluntati   regiaa  «f  regni  parwa  coegenttU* 


-    87    - 

cKen  Legaten.  Dieser  geboth  dem  Mönche 
im  Nahmen  des  Papstes  y  Kraft  apostolischer 
Machtfiille  das  Erzbisthum  anzunehmen;  Pau- 
lus Tomory  musstesich  unterwerfen,  und  von 
bangen  Ahnungen  im  Innersten  durchdrungen, 
seine  liebgewonnene  Zelle  verlassen.  Hadria-  («<-?/ 9./aif. 
BUS  der  Vi.,  Leo  des  X.  Nachfolger,  bestä- ^^^J;^^^^^^^^^^ 
tigte  ihn,  Ludwig  ernannte  ihn  für  Slrmien  1523.) 
und  für  das  Reichsgebieth  zwischen  der  Sawe, 
Drawe  und  Donau  zum  obersten  Feldherm; 
er  aber  bey  sorgfältigster  Erfüllung  seiner 
Amtspflichten  veränderte  Nichts  in  seinem  bis- 
herigen strengen  und  gottseligen  Wandel*). 
Also  wurde  das  über  Ungarn  verhängte  Schick« 
sal  durch  königlichen  und  päpstlichen  Zwang 
an  einen  Mann  geheftet,  dem  zu  glücklicher 
Wendung  desselben,  nichts  aLs  seines  ver- 
klärten Ordensbruders  Joannes  von  Capis-» 
trano  Geistesmacht  und  Heiligkeit,  von  dem 
weltregierenden  Geiste  unterstützt,  mangelte. 


IL 

Verwirrung  des  Reiches  im  Innern  dnrch 

Unterdrückung  der  königlichen  Gewalt, 

Eifersucht  und  Trennung  unter  den  Stän* 

den,  schlechte  Staatswirthschaft,  und 

Verfall  der  Rechtspflege. 

Und  wäre  Paulus   Tomory  so   gelsierft 
mächtig    und  heilig   gewesen^    wie   Joannes 

^Drodericui.  —  nEum  pbI  reluetaniem  ae  ingenue  se  ex^ 
mutantem  f  Ludouicus  f  adhihita  etiam^  quo  magit  obtempera- 
f,ret^  legati  pontijicii  aueioritat^,  oollegio  monachorum  exem-^ 
jftum  Coiocenti  Higniiaie  ac  earum  partium  militari  praefec» 
ftiura  hon4^tauit,    Iithuaiiffy. 

«)  BieM  bexengen  der  gleictizeitige ,  mit  ihn  genan  bekannto 


■ 

TOn  Gapistrano;  so  kriegserfalireii  und  tap* 
fer,  wie  Johann  Hunyady,  .so  ideenreich} 
kraftvoll,  staatswelse.  und  durchgreifend  wie 
sein  Ordensbruder  und  Zeitgenoss,  Francisco 
Ximenes;  sass  kein  Mattliias  auf  dem 
Throne,  er  würde  das  Reich  vom  Untergange 
nicht  gerettet  haben,  weil  auch  die  höchste 
Geisteskraft  des  Feldherren  oder  Staatsmanneft 
unvermögend  ist,  den  charakterschwachen  Re- 
genten zu  halten^  oder  dessen  mangelnden 
Geistesgehalt  zu  ersetzen.  Von  dem  Ausen^ 
blicke  an,  als  Matthias  in  die  Gruft  der  Ko- 
nige gesenkt  wurde,  bis  auf  den  Mohäcsber 
Tat;  war  kein  König  mehr  im  Lande;  mit  den 
zwey  auf  einander  folgenden  Schattenbildern, 
Könige  genannt,  verfuhren  dreyssig  Land- 
tage nach  Willkür,  und  was  diese  etwa  Zweck- 
massiges-  und  Heilsames  abgeschlossen  hatten^ 
yereitelle  entweder  die  Gewalt  übermächtiger 
Oligarchen,  oder  der  beherzte  Trotz  der  Adels- 
gesammthcit  geleilet  von  Zapolya's  Faction. 

Nachdem  Wladislaw  durch  Verlust  der 
Österreichischen  Provinzen,  welche  Matthias 
erobert  hatte;  durch  empfindsame  Schonung  des 
Feindes  im  ICriege ;  durch  schimpfliche  Erkaufung 
des  Friedens  von  Maximilian  unter  staatsrecht- 
lich unzulässigen  Bedingungen;  durch  mehr- 
mahls  gewagte  Versuche,  derselben  Annahme 
und  Bestätigung  von  den  Ständen  zu  erlangen; 
dftrch  seine  UnbehülAichkeit  und  Unentschlos- 
senheit  in  Leitung  der  üiFentlichen  Angelegen- 
heilen;  durch  seine  Vorliebe  für  gemächliche 
Ruhe  und  unthätiges  Daheimsitzen  auf  der 
Ofener  Burg,    schon   in   den  ersten  drey  Jah- 

Bischof  Stephanus  Broderioih  de  cUdo  Mohact,  und  d*r 
niclit  Tiel  jüngere  lathaanffy  Lib.  VIL  p»  56. 


-    «9    - 

ren  seiner  scheinbaren  Herrscliaft  sein  Anse-» 
hen  selbst  untergraben  hatte,  und  Ungarns 
Magnaten  verächtlich  geworden  war,  so  musste 
er  auch  stillschweigend  es  dulden,  als  die 
Herren  seine  Erniedrigung,  mit  Anmassung 
eines  ihm  ausschliessend  gebührenden  Rechtes, 
begannen,  eigenmächtig  die  von  ihm  ernann- 
ten Hüter  der  Krone  Andreas  Bdthory 
und  Stephan  US  Fodör,  Bischof  von  Sir-* 
mien,  ihres  Amtes  entsetzen,  und  die  Bewah- 
rung dieses  Heiliglhumes  mit  den  übrigeti 
Reichs  -  In.signien  dem  Falatiti  Stephan  Zä- 
polya,  und  dorn  Erlauer  Bischof  Thomas 
Bäk^csh  übertragen.  Beyde,  zn  beständiger 
Anwesenheit  im  Staatsrathe  verbunden,  ernann- 
ten jeder  Einen  aus  ihren  vertrauten  Uofbe-^ 
beamten  zum  Castellan  der  MS  ischegrader  Burg, 
des  Verwahrungsortes  der  Ki-one,  als  ihren 
Stellvertreter;  und  jeder  verpflichtete  den  sei- 
nigen durch  einen  Eid,  in  weichem  wieder 
das  königliche  Ansehen  bedeutend  angegriifea 
wurde.  l)ie  Castellane  schworen,  in  ihren 
Amte,  jeder  seinem  Herren  getreu  zu  dienen; 
die  Burg  und  die  Krone  mit  aller  möglichen 
Sorgfalt  und  Wachsamkeit  zu  bewahren  und 
zu  erhalten.  Trüge  sich  zu,  dass  des  Einen 
oder  des  Andern  llerr  stürbe,  oder  einem  wi- 
drigen Schicksale  unterläge,  so  würde  der 
Eine  dem  Tropsle  Franciscus  Bakdcsh^ 
Bruder  und  Verordnetem  des  Erlauer  Bischofs, 
oder  der  Andere  dem  Johann  von  Za  polya, 
Sohn  und  Verordnetem  des  Talatin,  die  \V1- 
schegrader  Burg  und  die  Krone  vorbehalten; 
letztere,  ohne  Wissen  und  ausdrücklrchen  Be- 
fehl beyder  Verordneten,  nicht  von  der  Stelle 
rücken«    nicht  berühren,  sie  nicht  einmahl 


—    90    — 

dem  Könige^    noch    weniger    den    Prälaten 
und   Baronen  9   noch    irgend   jemanden    auslie- 
fern.    Sie   verpflichteten    sich,    wenn    den  Ei- 
nen  sein  Herr  der  Bischof,    oder    dessen  ver- 
ordneter   Bruder,     den    Andern     der    Palatin, 
oder  dessen   verordneter    Sohn  Johann,    zur 
Übergabe    der   Burg    und    Krone    aufforderte, 
und    einen    andern  Stellvertreter  für    sich  ein- 
setzte, ohne  Weigerung,  Ausflucht,  oder  Wi- 
derstand abzutreten;  so  lange  sie  aber  im  Amte 
wären,    wollten    sie    weder   dem  Einen,    noch 
dem    andern  Her^n,    mit  grosserer  Anzahl  he- 
waflneter  Mannschaft,    als    sie  selbst   bey  sich 
hätten,  den  Einzug  in  die  Burg  gestatten;  nur 
wenn  sie  irgend  ein  Mächtiger  belagerte,  wür- 
den sie  der  Herren  Kriegsvalk ,  doch  in  glei- 
cher Zahl  von  beyden ,   aufnehmen.     Übrigens 
erklärte    sich  jeder   Stellvertreter,    in  Behaup- 
tung der  Burg  und  Bewahrung  der  Krone,  zu 
gleichmässiger   Treue    gegen    den    Herrn    des 
Andern,  wie  gegen  seinen  eigenen,  verbunden; 
und  diess  Alles   bey  Verlust   seines  Adels  und 
Standes,  bey  der  Strafe  ewiger  Ehrlosigkeit*). 

Wladislaw  war  empfindlicher  gegen  Läs- 
terungen seiner  Person,  als  gegen  Eingriffe 
in  seine  Rechte  und  Verletzungen  seiner  Würde. 
Unter  den  Grossen  verachtele  ihn  keiner  ver- 
wegener und  offenbarer  als  Lorenz  Herzog 
von  Ujlak;  allen  Einladungen  und  Befehlen 
trotzend,  hatte  er  verweigert  bey  des  Königs 
Krönung;*  dann  unter  die  königliche  Fahne 
vor  Kascliau   und   Stuhlweissenburg,    hernach 


a)  Fetr«  de  Rewa  Commentar.  de  Sacr.  Bcgn.  Huag.  Co- 
roiu  «p.  Sckwandiner  SS.  ner.  tiung.  T«  II«  p.  460* 


—     gl     ~ 

bey  Wladislaw's    Zusammenkunft    mit  Jo- 
hann  Albrecht  zu   Leutschau^    sicli    einzu- 
stellen;   endlich   sogar  die  königlichen  Steuer- /.C.  1494. 
Sammler    auf    seinem    Gebiethe    todt    schlagen 
lassen^    und    die   Osmanen    auf   einem    Streif«- 
zuge    durch   Sirmien^     anstatt   sie   anzugreifen, 
begünstiget.     Da  beschloss  Wladislaw  in  sei- 
nem   Zorne,    den    muthwilligen    Magnaten    zu 
züchtigen    und    zu    erdrücken.     Er    berief  ihn 
mit   seinen  vorzü^jlichen  Anhängern,    Johann 
Kishorvath,  Niklas  von  Szecsh  und  Bar- 
tholomäus Beriszlo  Prior  von  Yrana,  nach 
Bäcsh  vor  seinen  Richterstuhl  zur  Verantwor- 
tung.    Keiner  erschien.     Lorenz  sandte  seine 
bejahrte  Mutter    um  den  König  zu  besänftjigen 
und    von   raschen   Vorschritten ,    welche    von 
dem  Erzürnten  wohl  zu  fürchten    waren,    zu- 
rückzuhalten.    Allein  vergeblich  war  die  Ver- 
wendung   der    ehrwürdigen    Matrone,    verwitt- 
weten  Königinn  von  Bosnien;  zu  heftig  Wla- 
dislaw's  Erbitterung;    sogar    die    dreyhundert 
Reiter,   von   dem  Herzoge   zur  Heerfahrt  wi- 
der die  Türken  gestellt,  und  einige  Geschenke 
um    Versöhnung    gesandt,     wurden    ungnädig 
von    ihm   verschmähet   und    zurück    gewiesen. 
Sind  die  Blöden  einmahl  in  Überspannung  ge- 
rathen,  so  hält  es  eben  so  schwer,   sie  herab^ 
als    in   ihrer   Abspannung    hinauf  zu   stimmen. 
Darum  halten  auch  des  Erlauer  Bischofs  Tho- 
mas   Bäkacsh    wichtige    Gründe    wider    den 
beschlossenen     Versuch,      den     Widerspänsti- 
gen    durch    Wairengewalt    zur   Unterlhänigkeit 
zu    zwingen,    bey    ihm    kein    Gewicht.      Bar- 
tholomäus Dräghfy,  Peter  Gereb,  Nik- 
las Banffy,    Andreas  Both  von  Bajna  und 
Serwiens  Dfwnot  Wuk  Brankowicsh,  erhiel- 


—    9»    — 

f en  Yon  ihm  den  Auftrag,  des  Herzogs  sämmt- 
Iiche  Burgen  zu  überwältigen. 

Lorenz  war  darauf  gefassl;    das  ihm  ge- 
hörige Futak    am  linken  Donauufer,    nur  fiin{ 
Meilen  von  Bucsh  entlegen,   wo  er  den  ersten 
AngrilF  erwartete,  halte  er  am  stärksten,  nicht 
viel    schwächer  Ujlak    und   Sanct  Demeter,    in 
Sirmien ;   Rohacza    bey   Possega    in    Slawonien 
und  Kaposvur    in    der    Siimegher  Gespanschaft 
mit   WalFenvolk    und    Kriegsvorrath    versorgt, 
seine    Gemahlin    und     kleine    Familie    auf   die 
Güssingor  Felsenburg    in    der  Eisenburger  Ge- 
spanschaft   gebracht.       Drtighfy    ging    Futak 
vorbey   und   führte   die   königliche   Heermacht 
bey  Uj-Palanka  über  die  Donau  und  versuchte 
die    damahls    grosse ,    nur    von    hohem    "Walle 
umgebene    Stadt    Ujlak    im    ersten   Anfalle    zu 
ersliirmen.       Zurückaeschla^en    von    der    Be- 
Satzung,    befahl  er  die  Schanzen  zu  zerstören, 
und    stellte    eine    Schar    Pfeil  -  'und   Büchsen- 
schützen    auf,     um    die    Besatzung    von    dem 
/.  C.1404.  Walle    abzutreiben.     Die   ernsthafte   Massregel 
21,  Decbr.  benahm    den    reichen    Einwohnern    den    Muth 
zu  längerm  Widerstände,    die  Stadtthore  wur- 
den   den    königlichen    Scharen  ^geölFnet,     die 
Besatzung    warf    sich    in    das    mit    doppelten 
Mauern   befestigte   untere  Schloss,   gegen  wel- 
ches Draghfy  nunmehr  das  schwere  Geschütz 
ohne  Unterlass   spielen   Hess.     Inzwischen  kam 
auch   der  König  in  das  Lager,    und  seine  He- 
rolde verkündii^ten  den  Rebellen  eine  Gnaden- 
zeit  von  dreyssig  Tagen,  nach  Ablluss  dersel- 
ben Ehre-  und  Gülcrverlust,    Tod    oder  Ver- 
bannung.    Diess  schwäcbte  des  Herzogs  Macht 
an    der  Zahl,    die  Tapfersten  blieben  ihm  ge- 
treu; am   meisten   beunruhigte  die  Furcht  ihn 


—    90    — 

(tj'Ton  ihr  getrieben,   naliin  er  seine  Zu- 
it  zu  dem  Falatin   Stephan   von  Zapo- 
,  seinem  Freund  und  Verwandten,  ihn  um 
stand   oder  Vermiltelung   bey   dem  Könige 
nd.     AValFenhülfe   verweigerte   Zapolya; 
Bothen    sandte    er  in    das  Lager  mit   an- 
enden    Ansprüchen.       Wladislaw    solhe 
nken,   dass  Herzog  Lorenz  weder  ange- 
;,  noch  verurlheilt  sey;  haftete  irgend  eine 
Jd   auf  ihm,    so    müsste    er  vor  den  Ge- 
.4idC  des  Palatins,  welchen  altes  Herkom- 
und  Reichsgesetze  zum  ordentlichen  Rieh- 
Ewischen  Vasallen  und  dem  König  bestellt 
eoy  geladen  werden.     Diese  Ordnung  ver* 
eodes  Verfahren;   bewailneter  Überfall  an- 
gerichtlicher  Vorforderung,     Gewalt    für 
11,  gezieme  dem  rechtmässigen  Könige  nicht, 
»wecke  Verdacht   eines  heimlichen  Stre- 
-iiach   willkürlicher  Tyranney;    der  Fala- 
fcrUnge,    dass  Wladislaw  seinem  Zorne 
ieihe,  den  Krieg   auf  andere  Zeit  und  wi- 
andere   Feinde    verspare,     und    die   Ent- 
»düng  über    Herzog   Lorenz,    einen    der 
lehmsien    Magnaten  Ungarns,    dem  gesetz- 
m  Richterstuhle  anheimstelle. 
Alle    Majestät    war    dort    schon   verwirkt, 
ein    Reichsbeamter    solche    Bothschaft    an 
höchsten    Machthaber    ungestraft    senden 
tc,  oder  als  AVächter  für  der  Stande  Frey- 
m  senden  musste;    und    der   heftii^e  Zorn, 
reichen    Wladislaw    darüber   entbrannte, 
leth    nur,    -wie    wenig  er  jetzt  noch  König 
Folgendes   liess    er   dem  Falatin  vermel- 
er,    welcher  unlängst  an  Joannes  Cor- 
IS   durch  Wegnahme   der  Samboker  Burg 
widerrechtlichsten  Raub  beginge  und  durch 


-.    94    - 

wieclerliohlte    kuuigliche    Befehle    darin    sidi 
niclit  hindern  liess,    hätte    am    allerwenigstem 
sich    erfrechen    sollen ,     für    einen    aufriihreiir 
sehen  Magnaten    in    das  Mittel    zu   treten    und 
was  Rechtens    sey  seinem  Könige  vorzuhalten. 
Des  Uj lakers  Verbrechen  seyen  oiFenbar  und 
allgemein  bekannt,    der  königlichen  Vorladung 
habe    er   verachtenden  Trotz  entgegen  gesetstt 
Waffengewalt    müsse    also    und  werde    ihn  tä' 
pAichtma'ssiger  Unterthänii^keit  nöthigen.     Die« 
«er    möchte    auch    der    Palatin    sich    nie    ent« 
winden,    wenn   ihm  daran  läge  in  seinem  KcH 
nige  forthin  einen  gnädigen  und  wohlgawoge- 
nen  Herrn    zu    finden").     Hierauf  gab  er  dem 
Draghfy   Befehl,    der  Ujlaker  Burg   mit  IA|^ 
schinen    und   Kanonen    ^ewaltisrer   zuzusetMKJ 
Die    verwittwete    Königmn   von  Bosnien ,    aii# 
Gehörne  von  Gara,  reich  an  Gold,  Silber  aH^ 
Edelsteinen,    hoilie    mit    diesen    Schätzen    hfäk 
Draghfy    den    königlichen    Befehl    aufzuwiiitf' 
gen,    das    Anerbiethen   beträchtlicher   Summeie 
sollten    seinen   Belagerungseifer    unterdrücken; 
aber  Ehrliebe    und    Treue    gegen   König    uftd 
Vaterland   wojjen   schwerer  auf  der  Was^sdiale 
des  Feldherrn,  und  nachdem  die  Mauern  schon 
ziemlich  beschädiget  waren,   geboth  er  in  fin- 
sterer   Nacht    Sturm.      Als    aller   Widerstand 
vergeblich  war,    warf  die  Besatzung  die  Waf- 
fen weg,  ergab  sich  auf  Gnade,  und  wurde  un- 
gekränkt in  ihre  Heimath  entlassen. 

Grössere  Anstrengung  schien  die  Übef-^ 
wältigung  der  obern  Felsenburg  zu  fordern; 
schon   von  Natur  fest^    war  sie  auch  von  des 


a)  Bonfin.  Decad.  V«  Lib«  IV.  p«  SCj.    lathnanffj.  Lik 
HL  p.  a5. 


<l 


-    9»    - 

I 

befrahrtesten  DieaHtnannen  besetzt 
der  Belagerer  Verlust  der  Mann-^ 
■ft  scbeuete,  f iiglich.  nicht  anderi«,  als  durch 
1^  SU  erzwingen.  Darauf  wollten  es  die 
itzuDg  und  des  Herzogs  Mutter^  die  Racjie 
Draghfy  fürchtend,  nicht  ankommen  las* 

sie  erbothen  sich  zu  freywilliger  Üher- 
egen  sichern  Abzug  mit  Waffen  und 
.  Bey  dem  Einzüge  empfing  den  Ko- 
die  tief  gebeugte  Mutter  unter  dem  Thore 
ikxea  Knien,  für  den  verirrten  Sohn  um 
&e  bittend.  Wladislaw  tröstete  sie  mit 
Vetbrnsung,  er  werde  nach  geendigter 
K&kt  Ton  der  Reichsversammlung  über 
^  lOg  erkennen  lassen,  dem  für  schuld- 
mten  redlich  allen  Schaden  ersetzen, 
■f.4ca  Sachfälligen  nicht  anders  als  nach 
^esetzen  verfahren.  Nachdem  ihr 
Geld,  Geräthschaften  und  Kostbarkeit 
iagenlktimlich  Angehörige  ausgeliefert  war, 
I  er  ne  nach  Ofen  abführen  und  wies  ihr 
Brdessen*  drey  Dörfer  zu  standesmässigem 
erbalte  an.  Als  herzogliches  Eigen thum 
deo  bedeutende  Summen  baren  Geldes, 
hundert  neue  Kleider  von  kostbarem  Stoffe 
Zobel  und  Marder  gefüttert,  eine  Menge 
ene  und  silberne  Gefässe  und  dreytausend 
er   des   besten    Sirmischen   Weines   gefun- 

von  dem  allen  behielt  Wladislaw  das 
ligste  für  sich;  das  Meiste  diente  den  Feld- 
en und  Hauptleuten  zur  Belohnung. 
Von  dem  Despoten  Wuk  Brankowicsh,  /•  d49k 
le  Sanct  Demeter  und  in  Zeit  von  vier 
!n  sämmtliche  Schlösser,  welche  Johann 
horvath  von  Halapsics,  des  altem 
n  Lorenz  Banffy  vonGara  Eidam,  zwi- 


&' 


-  0  - 

sehen  der  Sawe  und  der  Donau  besass,  einge- 
nommen. Zum  Befehlshaber  liher  das  eroberte 
Gebieth  ernannte  Wladislaw  Herrn  Andreas 
B 6 1  h  von  Ba  j  n a ;  gegen  Kaposvär  wurde 
Dräghfy,  gegen  Güs.sing  der  Temeser  Graf 
Joseph  von  Som,  gegen  Rohacza  der  Des- 
ot  von  ihm  beordnet;  er  selbst  bezog  mit 
iklas  Bänffy  die  Werowiczer  Burg,  um 
nahe  zu  seyn  den  drey  getlieilten  HeernaufeD, 
wenn  sie  seiner  Weisung  bedürfteD^  und  auch 
den  Rebellen,  wenn  sie  auf  das  Äusserste  ge« 
trieben ,  etwa  zu  seiner  Gnade  Zuflucht  nah- 
men, oder  wie  das  Gerücht  ging,  mit  Söld- 
nervolk aus  Steyermark  sich  verstärken  woll- 
ten. Vor  Kaposvar  erhielt  Dräghfy  die  heil- 
same Lehre,  den  Feind  nie  zu  verachten. 
Denn  als  er  den  Befehlshaber  der  Burg,  Da- 
vid Dombay,  mit  seinen  Streitkräften  zu 
gering  anschlagend,  die  Belagerung  fahrlässig« 
ger  betrieb,  auf  den  Schlössern  benachbarter 
Herren  sich  belustigte,  auch  seiner  Mann- 
schaft im  Lager  grössten  Theils  Reiterey,  man- 
cherley  Jubel  und  Schwelgerey  gestattete,  wagte 
Dombay  in  mondheller  Nacht  mit  gesammter 
Besatzung  einen  Ausfall,  findet  alles  Volk  von 
dem  geistreichen  Schelitzer  Wein  berauscht, 
in  tiefen  Schlaf  versenkt;  bemächtiget  sich  vor 
allem  des  schweren  Geschützes,  weckt  durch 
den  Donner  desselben  nur  Wenige  zum  Kampfe 
und  Tode,  die  Meisten  zu  schimpflicher  Flucht 
in  den  nächsten  Wald,  erbeutete  das  Lager, 
und  kehrte  mit  sämmtlichen  Kanonen  und  be- 
trächtlichem Kriegsvorrathe  in  die  Burg  zu- 
rück« Dräghf  y  hatte  Alles  verloren,  nur  sich 
selbst  nicht ,  darum  fand  er  unverzüglich  Mit- 
tel seine  Ehre  zu  retten   imd  das  selbst  Ter- 


~    97    — 

(cliuldete  Unglück   wieder   gut   zu  machen, 
drey  Tagen  hatte  er  für  erhöhten  Sold  ein 
Ireiches    Heer    gesammelt,    aus    der,    acht 
den  weit  entlegenen,  vom  Bischöfe  Sigis- 
ndus    mit   allerley  Kriegsvorrath  reichlich 
idrgten    Stadt  Fiinfkirchen   Kanonen,    Ku- 
1  und  Pulver  herbey  geschafft;    die  Ofener 
L  Pesther   sandten   ihm    zu  rechter  Zeit  ei- 
s    Scharen   Fussvolk,    welches   früher   ihm 
Igelte,    zu   Hülfe;    daniit   erneuerte    er   die 
agerunj;.     Sobald  die  Kaposer  Sühipfe,  wei- 
den Platz  umgaben,    mit  Reisbunden  und 
le     angefüllet,     Dämme     aufgeworfen    und 
Liffbrücken   geschlagen   waren,    Hess  er  das 
were   Geschütz    aufpflanzen,    zuerst   Sturm 
Pen,  und  da  dieser  misslungen  war,  die  Burg 
chiessen.     Dadurch  gerieth  ein  Pulver -Ma- 
in in  Brand,    Mauern  und  Thürme  werden 
prengt,  Mund-  und  Kriegsvorrath  fliegt  in 
Luft ,    die  Burg   steht   in    Flammen ,    Ma- 
linen,    Waffen,     Rüstung    der    Mannschaft 
innen;  in  diesem  Augenblicke  des  Schreckens 
1  der  Verzweiflung  biethen  Dombay's  He- 
de Ergebung,  rufen  um  Schonung  und  Ret- 
g,  die  Zugbrücken  fallen  nieder,  die  Thore 
rden    eröffnet.      Niemand    ist   mehr   Feind; 
[e,   Belagerer   und  Besatzung   sind   nur  Un- 
>n,    Brüder,   Söhne  Eines  Vaterlandes,   ver- 
igt   zur  Löschung   der   Feuerbrunst.     Nach 
Ewingung  derselben  blieb  Draghfy  im  Be- 
be von  Kaposvär;  David  Dombay  zog  mit 
1  Seinigen  ungefährdet  ab. 

Inzwischen  kam  eine  zweyte  Gesandtschaft 

a   dem  Palatin  an    den  König  mit  der  Bitte 

a  genug  gedemüthigten   Herzog   nicht   wei- 

zu   befehden,   sondern   die   endliiche  Ent- 

I.  Thtil.  ^ 


-    9«    — 

scl^eidung  über  seine  Strafbarkeit  nach  alter 
Landesverfassung  dem  Reichsratlie  zu  über- 
lassen. Allein  die  Prälaten  und  Magnaten, 
welche  zu  Weröwicza  um  den  König  'waren, 
und  dem  Herzoge  nicht  wohl  wollten,  hiessca 
jenen  antworten  wie  es  der  Majestät  gebührte; 
er  würde  widerspänstige  Vasallen  und  Feinde 
des  Gemeinwesens  nicht  aufhören  zu  Terfol- 
gen,  bis  sie  genug  gezüchtiget,  vor  dem  Throne 
ihres  rechtmässigen  Herrn  um  Gnade  bäthen. 
Wie  weit  die  Züchtigung  gehen  dürff ,  zu  er- 
messen, gezieme  dem  Keichsherrscher ,  nicht 
den  einzelnen  Reichsbeamten.  Einen  Beamten, 
welchen  der  Herzog  mit  demüthiger  Abbitte 
an  Wladislaw  gesandt  hatte,  fertigte  dieser, 
seinem  eigenen  Sinne  folgend,  mit  einem  Aus- 
bruche gemeiner  Empfindlichkeit  ab.  Des 
echten  Königs  Persönlichkeit  soll  in  der  Ma- 
jestät aufgehen;  er  darf  der  letztern  (yewifiht 
den  lästernden  Muthwillen  auf  das  schmerz- 
lichste  empfinden  lassen;  aber  Äusserung«! 
des  Ärgers  darüber,  ziehen  ihn  zur  Gemeui- 
heit  herab. 

Wladislaw's  Ungnade  würde  Herzog 
Lorenz  noch  lange  getrotzt  haben,  hätte  er 
nur  vermocht  einiger  Magnaten  Neid  und  Ei- 
fersucht zu  besiegen,  und  seine  Schlösser  ge- 
gen der  Ungrischen  Feldherren  Bürgersinn,  JSlir- 
liebe  und  Tapferkeit  zu  behaupten.  Dragkf  j, 
Buth  von  Bajna,  der  von  Som  und  Wak 
Brankowicsh  waren  mehr  seine,  als  des 
Königs  Freunde;  aber  Drang  des  Ehrgefühls 
nöthigte,  sie  den  Auftrag  redlich  zu  vollziehen, 
welchen  sie  von  dem  constitutionellen  Machu- 
haber  angenommen  hatten ;  und  so  hörte  Wla- 
dislaw   bis   Weröwicza  den   Kanonendoimery 


—    99    ~ 

wodurch  Wuk  Brankowicah  die  Roluczer 
Felsenburg  ohne  Unterlass  er3chiitterte.  AJs 
endlich  auch  diese  von  des  Herzogs  Befehlsr 
habes  Ladislav  BaJk.oczj^  war  übergeben 
worden  und  Gussing,  sich  noch  tapfer  yer- 
theidigte,  verwendeten  f^ich  selbst  Andrea3 
B6th,  Josctph  von  Sonii  und  der  Fünf- 
Jurchner  Bischof  Sigismundus  für  den  Uj:- 
laker,  und  riethen  dem  Könige  zur  Mässi>- 
gung.  Diese  Fürsprecher  durfte  Wladislaw 
nicht  unerhört  abweisen ,  er  bewilligte  dem 
Herzoge  gnädiges  Gehör,  und  gab  dem  Ter 
jtieser  Grafen  den  Auftrag,  ihn  von  Güssing 
nach  Fünfkirchen  zu  geleiten.  Lorenz  von  1.  JUHr«. 
Ujlak  mit  seinen  Auhängern  Ifiklas  von 
Sz6csh^  und  Johann  Kishorvith,  daselbst 
erscheinend,  wurde  von  den  Magnaten  mit 
euszeichnender  Achtung  empfangen  und  vor 
den  König  geführt.  Nach  abgelegtem  reumü- 
thigen  Bekenntnisse  seiner  Yergehungen,  de^ 
ren  ganze  Schuld  er  bösen  Ramgebi^rn,  vor- 
züglich dem  Yraner  l^rior  Bartholomäus 
Beriszlo  aufbürdete,  versicherte  ihn  Wla- 
dislaw in  allgemeinen  Ausdrücken  der  Yer- 
zeihuDg,  die  weitere  Entscheidung  seines  Schickr 
sals  sollte  er  von  der  nächsten  Reichsversamm- 
lung zu  Ofen  erwarten.  Nach  geheimer  Un-r 
terredunff  ^niit  ihm  erhielt  Joseph  von  Soqi 
Befehl,  den  Yraner  Prior  unverzüglich  Vß^  Y^r-: 
haft,  seine  Beamten,  Wagen,  F&cde  .und  Ge-^ 
nthscfaaften  in  Beschlag  zu  n^inen..  Be- 
riszlo »vieler  Yerbrechen  und  MU-sethaten  sich 
hewusst ,:  fürchtete  für  sein  L'ebciii^  und  Hess 
den  König  bitten  ^  um.  Erlaubniss  sich  in  ei-r 
nen  Mönchsorden  zu.  Begeben.-  Dciiti^uf  ^erhielt 
er    zum  Besohtid«    kejhe  iromm»   0^4^usg.e- 

■7* 


XQO 


»I ' 


meinde   konnte  einen  so  lasterhaften  und  ver- 
ruchten  Mann  unter  sich  aufüehmeri  oder  dul- 
den; und  damit  er  sich  nicht  etwa  durch  Selbst- 
mofd  der  Gerechtii^keit  entzöc^e^  wurde  et  ao{ 
Wladislfrw-s  Befehl  kreuzweise  geschlossen  zn 
dem  Reichsgerichte  nach  Ofen  abgeführr.     Die 
ungewöhnliche  Strenge   reizte    das   Fünfkirch- 
Her   Volk   zum   Aufstande;    welchen   nur    des 
Reichskanzlers  und  Bischofs  Bakicsh  öffent- 
liches Vermelden^    dass  des  Priors  ungeheuere 
•VeArechen  noch  härteres  Verfahren  forderteni 
dämpfen  konnte. 

Die  Reichsrersammlung'  und  das  Octayal- 
gericht   war   auf  Georgii  Fest   nach  Ofen  aus- 
geschrieben;    ausser    den  '  Prälaten ,     Baronen 
und  Magnaten  hatten  sich  dabey  aus  jeder  Ge- 
spanschäft    zehn    Landhefren    als    Yerördneta 
eingefunden;    da  wollte  sich  Wladislaw  zur 
Betriedigung    mürrischer   Grossen    über    seine 
bisherige    Reichsverwaltung,     besonders     über 
sein   Verfahren   wider   Lorenii,    Herzog   yon 
Ujlak,    reräntworten ,    und    die    Stände    über 
sich    erkennen    lassen.    -Doch   Thomas    Bi-* 
kacsh   und  Sigismundus  £rnst   widersetz^ 
len   sich  seinem,   die  Majestät  des  Ungrischen 
KÖnigthumes    entwürdigenden   Vorhaben ;    an- 
dere   Magnaten ,    weil    sie    fürchteten    gleiche 
Verantwortung   mochte  auch  von  ihnen  gefor- 
dett   werden;    nur   die  Wenigen,   welche   ihr 
Ge^vrissen   keines  •  Unrechts   beschuldigte,   «ber 
auch  k*eine  Spur  von  Majestät  in  Wladislaw 
entdecken   kofcinten,    hätten   ihn   im   Zustande 
dieser  Selbsterniedrigung  gern  gesehen.     Schon 
dieser  Landtag  deckte  in:  seinen  Verordnungen 
die    Hinfälligkeit    des    königlichen    Ansehensi 
und    die    gräulichste    VarwintiAg    im    intern 


\- 


—      101    — 

Staatsleben  auf.  Was  schon-  gute  Ordnung 
und  Redlichkeit  von  selbst  geleistet  hättey 
musste  erst  befohlen;  was  Selbstachtung ^  Aus- 
stand und  Wurde  'durchaus  nicht  gestatten/ 
musste  ausdrucklich  verbothen  werden.  Die 
Verwalter,  der  königlichen  Einkünfte  solltea 
über  Einnähme  und  Ausgabe  jährlich  dem  Kö- 
nige Rechenschaft  ablegen;  bey  Landtagen^, 
deren  Dauer  für  die  Zukunft  auf  fünfzehn 
Ta^e  beschränkt  wurde ,  sollten  die  Magnaten 
nicht  mehr,  wie.  bisher,  mit  unnützem  Ge« 
schwätze,  gesuchten  Zänkereyen,  zwecklosem 
Treiben  die  Zeit  verschwenden,  und  dadurch 
den  minder  yermöglichen  Landadel  zu  langem^ 
kostspieligen  Aufenthalte  nöthigen.  Zu  den 
Xiandtagen  sollte  der  König  nidit  eine  auser- 
lesene Anzahl,  sondern  die  ganse  Gesammt-^ 
heit  der  Prälaten,  Magnaten  und  des  Adels  be- 
rufen; den  Tag  jedes  Mahl  wen^stens  einen 
Monath  vorher,  ausschreiben;  unterdessen  mit 
seinem  Staatsrathe  des  Reiches  Bedürfnisse  im 
reifliche  Überlegung  nehmen,  Alles  gehörig 
erwogen,  eingeleitet  und  vorbereitet,  sodann 
den  versammelten  Ständen  vortragen  lassen, 
damit  diese  friedlich  und  anständig,  ohne  Bit- 
terkeit, Streit  und  Anzüglichkeiten,  wie  ea 
ehrwürdigen  Sachwaltern  des  Vaterlandes  ge- 
ziemt ,  darüber  .  berathschlagen  und  entschei- 
den. Der  König  sollte  nicht  befugt  seyn,  Aus- 
ländem kirchliche  Pfründen  in  Ungarn  zu 
verleihen,  und  der  Ausländer,  welcher  von 
jemand  Anderm,  als  von  dem  Könige,  oder  von 
dem  Besitzer  des  Patronatrechtes  eine  Pfründe 
erworben  hatte,  sollte  ersäuft  werden •). 

a)  WUdiflai  IL  Decrettun  IL  in  Coxp.  Jor*  Qnog«  T«  L 
p.  a83  aqq»  .     ; 


XOl 


Nach   diesen   und   einigen  andern  Verfü- 
gungen über  Majestäts- Verbrechen  und  Recht»- 
yerwaltung   wurde   dem  Könige  von    den  Prä- 
laten  und  Magnaten   eine  Kriegssteuer    zu  Ei- 
nem Ducaten  von  jedem  Bauerhof  angebothen; 
Sie    selbst    als    Banderiepflichtige    waren    da- 
TOn  ausgenommen;  die  ganze  Last  fiel  auf  die 
A-delsgesammtheit.     Darüber  entstand  zwischen 
ihnen  und  dem  Landadel  heftiger  Streit.     Letz- 
lerer bestand  auf  der  hergebrachten  Gcrwohn- 
heit,    nach  welcher  bey  dringender  Noth  nur 
von    fünf  Bauerhöfen  £in  Ducaten  war  gefor- 
dert worden.     Wahrscheinlich  wäre  es  zu  ge- 
waltsamen Auftritten  zwischen  beyden  gekom- 
men^ hätte  nicht  Wladislaw  von  erstem  sich 
zu   einem  listigen  Streich  missbrauclien  ]asse& 
Sr  versprach   die  Beschwerden  des  Adels  der 
Prüfung   bewährter  Manner  zu  unterlegen  und 
bestimmte   dazu  den  Weszprimer  Bischof  Jo- 
annes Vit6z,   den  Stuhl welssenburger  Propst 
Dominions  und  den  Rechtsgelehrten  Meister 
Stephan  von  -Werböcz«     Diese  zögerten  in 
Behandlung  der  Sache  unter  mancherlei  Vor- 
wände  ^   wie  sie  in  Geheim  angewiesen  waren, 
90  lange,  bis  der  grösste  Theil  des  Adels  des 
geflissentlichen  Verzuges  überdrüssig,  und  ge- 
-drückt    von    Geldmangel,    ohne   Beurlaubong 
dies   Königs   von   Ofen   abzog.     Die  Wenigen, 
welche   zurückgeblieben   waren ,    wurden  -  zur 
Einwilligung   in    den  Antrag  erkauft,    die  an- 
gebothene  Steuer  wurde  gesetzlich,  und  Kraft 
-des   erschlichenen  Reichsschlusses   auf  Kosten 
des  Vertrauens    in  den  König   und  seines  An- 
sehens eingetrieben. 

Nach  Entlassung   des  Landtages   eröffnete 
der  König    das   Reichsgericht;    zuerst   wurde 


—    loa    — 

der   Vraner   Prior   yorjjeführr,    der   Empörung 
gegen  den  Koni;;,    des  Landesverrathes  an  die 
Türken^    der   Münzverfälschung ,    des   Raubes, 
der  9n  ehrbaren  Matronen  und  Jungfrauen  be- 
gangenen  Schändun«^  angeklagt,  durch  Zeugen 
überwie^ien ,    zum   Tode    verurtheilt,    aber   aus 
KiicLsicht  auf  seine  kirchlich-ritterliche  Wurde 
nnd  einige  Weihungen,   des  Nachts  in  der  Do- 
nau ertränkt;  oder  -wie  Andere  berichten,  nach 
TemesTur   zu   lebenslänglicher  Gefangnissstrafe 
abgeführt  *).       Hierauf    begann    die    Untersu- 
chung  über   die  Verbrechen   der  Gewalt,    des 
Mordes   und  des  Raubes,  welche  während  der 
Kriege   mit   Johann   Albrejcht   und    Maxi- 
milian'  waren   begangen   worden.     Unter  an- 
dern  hochgebornen   Verbrechern   wurde   auch 
des    Herzoj^s    Joannes    Corvinus    Befehls- 
haber  auf  der  Baymoczer  Burg,  Feter  Foky 
von    M^rges,    des    Stephan   Zapolya    stäts 
fertiger   Diener    zu    Gewaltthaten,    des    Todes 
schuldig    erkannt.      Johann    Gyulay,    Lud- 
wig Szerecseny  und  Georg  Perneszy  von 
Osztopan,    des    Corvinus    Amtleute,     Man-' 
lier   von  Ehre   und  Ansehen   waren  seine  An- 
kläger;   er    soll    seinem    Herrn    die   Übergabe 
der  Burg    gegen   Eid    und    Treue   verweigert; 
als    dieser  im  Baymoczer  Bade  seiner  Gesund-' 
heit  pflegte,  Meuchelmörder  wider  ihn  bestellt, 
seinen    eigenen    Bruder,    um    dessen   Erbtheils 
sich  zu  bemächtigen,  in  den  Fluss  gestürzt,  und 
als  er  sich  durch  Schwimmen  retten  wollte,  ihn 

-a)  BoBfiniDi  Dectd.  Y.  Lib.  V.  p.  573  iq.  Ttthaanfry 
Lib.  III.  p.  27.  Der  Bartholomä'ut  also,  welcher  unter 
dem  Titel  eines  Vraner  Prior«  den  ReichsschlufS  rom  Jahr 
1606  unterichricheo  hat,  und  auch  Graf  yon  Dubitz  hieis,  iniist 
roh  anderm  Getchlecht .  ala  Ton  dem  der  üeriazloer »  güwe- 
aea  aeyn. 


—     io4    — 

durch  einige  Lanzenstösse  ermordet  haben. 
Foky^  auf  des  Falatins  Schulz  vertrauend,  leug- 
nete Alles,  wurde  aber  durch  glaubwürdige  Zeu« 
gen  sämmtlicher  Verbrechen  überführt  und  ai|£ 
dem^  Sanct  Georgs  Platze  geviertheilt. 

Unterdessen  ging  Lorenz  Herzog  ron. 
Ujlak  in  demüthigem  Anzüge  unter  Mag- 
naten und  Herren  trübsinnig  herum,  sich  be- 
werbend um  ihre  Verwendung;  denn  andern 
Sinnes  schien  Wladislaw  in  Ofen  als  in  Fünf- 
kirchen ,  unentschlossen ,  ob  er  die  er(J>ertea 
Schlösser  dem  Herzoge  wieder  einräumen,  oder 
für  sich  behalten  sollte;  am  Ende  yerschob 
er  die  Entscheidung  seines  Schicksals  bis  auf 
nächsten  Landtag,  welchen  er  zu  Martini  yer-« 
sammeln  wollte.  Bis  dahin  musste  Loreii» 
seiner  Güter  und  Einkünfte  noch  entbehreoi 
er  ertrug  den  Aufschub  mit  Geduld,  um  ge- 
gen seiner  Feinde  böse  Anschläge  und  des 
Königs  Arg^vohn  sich  zu  verwahren*). 

Die  auf  dem  letzten  Ofener  Tage  verord- 
nete Kriegssteuer  war  entweder  von  den  we- 
nigsten Landherren  bezahlt,  oder  von  treulosen 
Sammlern  untergeschlagen  worden;  daher  for- 
derte Wladislaw  in  der  Reichs  Versammlung  zu 
Martini  vor  allem  verschärfte  Verfügungen  über 
die Bezahlungder  beträchtlichen  Rückstände.  Da- 
gegen erhob  die  Gesammtheit  desi  Adels  bittere 
Klagen  über  unerträgliche,  der  Reichsverfassung 
widerstreitende  Erpressung  und  freche  Staats- 
bestehlung;  im  Laufe  von  fünf  Jahren  hätte, 
sie  bloss  an  dergleichen  Hülfsgeldern  gegen 
zwey  Millionen   achtmahl  hunderttausend  Du- 


tt) Bonfioins  Dccad.  V.  Lib,  V.  p.  SyS-  Itthuanffj  Lib. 
III.  p.  27. 


—    ieS(    ^. 

bauUt^  und  es  w&e  .nicht  wustwSin^ 
)der  iranuif  jnMu  $6  aiuiDlxnlicIie  Surnfm^pt 
mdet  liatte*).  Auf  des.  Königs  Ywwhlhi 
.  er  lube  nicht  mehr  als  sechzigtai^f«iA' 
mgSBj  brach  der  Adel  in  4ie:Achimpflkib-' 
tittemngen  wider  den  königlichea  Sohatl.« 
xr   aus.     Diess  war  der  FüiiflkirchjMr  Qi^ 

Si2ismunJ.ttS  ' Ernst p',  ;durch  seif M. 
»9  HaQtts  Brnst^  zugenapnt  Hampoi. 
fagieni^  Vermögen,  durch  eigene  Wirthr^; 
tJfjMiflt**  und  einiraglichen  KupferhAndel . 
reich;  aber  karg  in  AuswiluiiE ^  dal? 
y«r«cWendemcIi  «gewi«enen 
und  Gnadengelder,  hart  und  Atimig; 
j  der.  Abgahen  und r  RiicLalSnde { 
n  eilen  9  welche  auf  Kosten  des  Königs 
Mnichem  und  gemächlich  leben  woUten^ 
BSi; .  Gher  diess  nachlässig  in  der  Rech- 
jfipSbonuig,  hierin  auf  seinen.  Unterbeaniitw 
V&cH  Dombay  sich  gansyerlassendt;  un« 
Jbtag  in  seiner  Geringschätzung  der  riH' 
«ist-  und  kenntnissleeren  Magnaten  und 
Inenen)  zu  vertraulich  im  Umgange. 
lern  Könige,'  schonungslos  gegen  dessen 
nehheiten^) ;  und  was  sein,  ärgstes  Ver- 
lan war,  in  Verbindung  mit  dem^  Erlauer- 
m^s  Bäkdcsh,  Urheber  und  eifrigster- 
tchter  der  neulich  verordneten  Kriegs- 
r.'  Höchst  empfindlich  über  des  Adels 
iruhrige    obgleich  nicht  namentliche  An- 

auf  ihn ,  entsagte  er  sogleich  in  der. 
flunlung  dem  lästigen  Amte,  welches  er 
for  z wey  Jahren  auf  zudringliches  Bitten 


/ 


oafiniiis    h  e.  j>.  574.       2>)  Liter  1  Petri  AEp.  C(K; 
a^  KolUr  Hitt.  Epitcopai«  QEcdea.  T.  JV.  p«  i%u 


I 


—    io6    — 

des  Königs  und  des  Staatsrathes  übernommen 
hatte.  Sein  Schritt  wurde  als  Merkmahl  ei- 
nes bösen  Gewissens  angesehen,  der  Adel  fasste 
Muth  ihn  förmlich  der  Staatsbestehlung  anza-^ 
klagen,  forderte  stren^^e  Untersuchung',  that 
Einspruch  wider  jeden  Beschluss  über  die  TOn 
ihm  Vorgeschlagene  Kriegssteuer,  und  liess 
sich  weder  durch  königliche  Befehle,  noiji 
durch  Vorstellungen  der  Magnaten  bewegen, 
den  Austrag  der  iSache  auf  dem  Tage  abzu- 
warten; die  Reichsyersammlung  musste  aus 
einander  gehen"). 

Sigismundus    und    sein    Unterbeamte 
Bombay  wurden  in  Yerhaft  genommen;    die 
Bischöfe,   Dominicus  Von  Grosswardein  und 
Antonius    von     Neitra;     aus    den     Magnatoi 
Ladislaw   von    Loszoncz;    aus    dem    Adel 
Franz  Bornemiszsza;   von  Wladislaw  zu 
Richtern  verordnet.     Diese  fanden  des  Bischofs 
Rechnung  in  arger  Verwirrung,  erkannten  ihs 
für    schuldig,    und   verurtheilten    ihn  zu  yier- 
mahl  hunderttausend  Ducaten  theils  Geldbuase, 
theils     Ersatz.       Wladislaw     milderte     die 
Summe    auf  zweymahl  hundert  achtzigtausend 
Ducaten,  bis  zur  Entrichtung  derselben  wurde 
Sigimundus   nach  Temesydr  in  das  Gefan^ 
liivs  gebracht,  worüber  die  Landherren  un massig 
iVohlockten    und    allenthalben    jubelnd   riefen: 
endlich    haben    wir    einen   König**),      Wahr- 
jicheinlich  hatten  die  Richter  geheime  Weisung, 
den    viel   beneideten,    arg   gehassten   Prälaten 
aoliuIdis!er  zu  finden  als  er  war,   um  dem  wi- 


m)  Honfiniui  ).  c.  lathuanffy  Lib^  ITI.  p,  a8.  &) 
Bck«finitti  1»  cv  p«  576-  Tubero  ConiDentar.  de  Ten- 
|«0f ib,  MU«.  L.  lY.  f.  > 


"^ 


—     107     — 

ler  alle  Magnaten  aufgebrachten  Adel  zu  besanf- 
igen;  «k  jkönnte  jemals  feige  Nachgiebigkeit 
)ur  StaaNJLlugheit  gehen ,  oder  Unrecht  aus 
MaCsrucksichten  begangen,  irgend  einem  Stande 
iieiaem  Unfu^e    zur  Stütze  dienen  1 

Nachdem  die  Reichsyersammlung  we^en 
Ikug  der  AdeLsgesammtheit  sich  aufgelöst 
fttei  konnte  die  Sache  des  Herzogs  ron  Uj- 
ik  nicht  irielir  zum  allgemeinen  Vortrage  ge- 
mAx  werden  y  um  so  eifriger  vervirendeten 
idider  Coloczer  Petrus  Warday,  der  £r^ 
awr  Thomas  JBakacsh,  die  Herren  Johann 
ftoTnemiszAza  und  Andreas  Both  TOn 
Bijia  für  ihn  bey  dem  Könige.  Nicht  unbeF*' 
kiut  wir  ihnen,  dass  der  Falatin  Stephan 
Zipoija  Ton  Liorenz  über  dessen  Schlösser 
nd  Herrscliaften  einen  Erbvertrag  erschlichen 
bitte.  Zur  Vernichtung  desselben  geschah 
hI  ihren  Antrag,  dass  Wladislaw  dem  Her- 
le^e  aammtliclie  Burgen  und  Güter ,  wie 
er  sie  Tor  dem  Kriege  in  Besitz  hatte,  wie- 
der einräumte;  sollte  er  jedoch  ohne  Leibes* 
erben  hinscheiden,  so  müssten  alle  seine  Be- 
iitZQngen  an  den  König  und  seine  Nachfolger 
beimbllen,  und  jetzt  schon  seine  gegenwärti- 
pn  und  künftis;  anzustellenden  Beamten  zu 
ttweigerlicher  Übergabe  derselben  im  ange- 
Bommenen  Falle  eidlich  yerpilichtet  werden. 
Die  Ton  Xhomas  Bikdcsh  darüber  ausge- 
fartigte  Urkunde  wurde  von  dem  Könige  und 
▼on  dem  Herzoge  vollzogen ,  womit  Feind- 
schaft und  Fehde  zwischen  bey  den  für  immer 
ein  finde  hatte  *). 

«)  lathuanff  y  Lib.  HL  p.  97.  Da  Lorens  Ton  U)lak 
*■  J.  1496  «ich  wirklich  schon  wieder  im  Betitle  «einer  Güter 
be&od,  und  tob  dieaea  Jahre  tnaber  keine  Spor  einea  Laiidtagea 


—     io8     — 

Der   scliadenfrohe  Ruf  des  Adels:  „end- 
lich, haben  wir  einen  König ;  ^^  wurde  bald  von 
Wladislaw   selbst   zum    Schweigen   gebracht 
durch  Handlungen,  wodurch  er  entweder  leicht-  _ 
sinnige  Ansicht  yon  Verbindlichkeit  der  Reicht- 
Verordnungen    für    ihn;    oder   Hang   zu   ganz 
Willkürlicher  Herrschaft   yerrieth.     Nach   aet- 
J.  c.  1497.  ner  Rückkehr   aus  Böhmen   erklärte   er  Dou- 
«6  Ociober,  iierstag    nach   Ursula   zu   Szegedin   den   Italer 
Angel  US,   Doctor  des  ICirchenrechtes ,   durch 
gesetzwidrige  Einsetzung  von  Seiten  des  Paps- 
tes Verweser  der  Cisterzienser  Abtey  zu  Petar- 
wardein,    des   Besitzes   jeder   hohem   Pfründe 
im  Ungrischen  Reiche   fähig   und  zur  Bewer- 
bung  darnach  befugt,    ungeachtet  der  Reichs-^ 
Verordnung,    wodurch    Ausländer    von   Ungti- 
sehen    Pfründen    und    Amtern    ausgeschlossea 
wurden*).     Eine  Folge  seines   unbedachtsamea 
Verfahrens  war^  dass  sobald  es  auf  dem  nächs- 
ten Pesther  Landtage  zu  Martini  bekannt  wo^ 
den   war,    die   Stände   ohne  irgend  Etwas   zu 
beschliessen,  voll  bittern  Unwillens  wieder  ab- 
zogen ,    er   selbst   die .  Verordnungen   der  £ol-    i 
^^^^?^genden    Reichsversammlung  bestätigend,,  diese 
2./iiiiii.  Verletzung    seines   Ansehens    bekennen^)    und 
Verfügungen  genehmigen  musste,  welche  theils 
offenbar    theils    versteckt    der    Majestät     eines 

oder  Octival - Gerichtea  entdeckt  worden  ist,  so  sind  wir  der 
Meinung,  diM  in  dem  Briefe  des  Coloczers  (Petri  de  JfTatia 
Atp*  Voioc,  BpUioiiu  editat  a  Carol.  fFagner  ifj^^  Poto» 
in  4.  p.  laS.)  an  Lorenz  von  Ujlik  die  Zeitbestimmni^ 
^Jm  pigilia  Simonis  et  Judue  apost,  A*  D*  1496.  unrichtig  wy^ 
und  der  Brief  in  das  Jahr  1496  gehöre. 

a)  Liter.  Wladislai  ap.  Pray  Annal.  P.  IV.  p«  383.  ^  h) 
pCum  —  —  —  inter  delecta  grana  frumenti  zizaniam  £mpo~ 
„nendo  omnia  subpertisscnt ,  et  sie  ipsi  Jiarones  et  regnieola» 
f/ioetri  nihil  boui  una  nohiecum  cancludentee  p  cum  jactura 
fjtwwn  tuarum  MOtis  srandi  ad  proprio  remeare  coacii  Jki§^ 
9^ni.**    Wladialai  Ues.  DeoreuUL  Fraefat.  |.  6. 


—     log    — 

ouverSnen  Machthabers  zu  nahe  träten.  So 
oUte  er  in  Zukunft  zu  der  Verhandlung  all- 
;emeiner  Reichsan^elegenheiten ,  ausser  deiti 
)tut<ra(he,  auch  noch' acht,  von  den  Standen 
rwShlte  Beyffitzer  berufen.  Es  solhe  ihm 
ivir  frey  stehen,  auch  Güter  von  mehr  als 
lodert  Bauernhöfen  ohne  Genehmigung^  der 
daten  und  Barone  zu  yer<;abeh ;  aber  diirch-^ 
s  nicht  befugt  seyn,  kirchliche  Ffriinden  oder 
indereyen  an  Ausländer  zu  verleihen.  Doch 
nz  dieser  von  ihm  genehmigten  Beschränkung 
■annte  er  nach  sechs  Jahren  den  Cardinal- 
egaten Fetrus  Isvalia  von  Rhegio  zum  Bi- 
:liofe  von  Weszprim;  er  konnte  nie  begrei- 
»,  dass  der  Herrscher  seine  Macht  und  sein 
nselien   durch   nichts   fester  gründen    könne^ 

I  wenn  er  sich  selber  strisnir  an  die  von  ihm 
statigten  Gesetze  bindet,  seines  schon  oft 
niriesenen  Leichtsinnes  wegen  konnten  sich 
M  Stande  nicht  enthalten,  ihre  Reue  über 
me  Erhebung,  ihn  fühlen  zu  lassen;  diess 
\g  wenigstens  als  Nebenabsicht  verborgen  in 
er  Verordnung,  dass  bey  jeder  künftigen  Er- 
digung  des  Thrones  ohne  Erben,  nimmer 
>n  auswärtigen  Fürsten  Bothschaft er,  welche 
ir  kämen  um  Farteyungen  anzuzetteln,  oder 
e  Herren  zu  bestechen,  angenommen,  ge-' 
Jrt,    oder    in    die  Wahlversammlung  zugelas- 

II  werden  sollten.  Die  Reichssassen  behiel- 
a  sich  ausschliessend  vor  denjenigen,  wel*- 
len  sie  ohne  fremde  Einmischung  erwählen 
ürden,  auch  mit  Ehren  auf  den  Thron  zu 
tzen,  ihn  gegen  jede  fremde  Anmassung  und 
ewalt  zu  vertheidigen :  die  Hauptabsicht  war 
ffn  Könige  die  Nichtigkeit  aller  bisherigen 
irerträge'  mit  den  Kaisem  -  Friederich  «uad 


— ^       110      — 


^Maximilian  zu  zeij^en.  Übrigens  war  es  kein 
Wunder,  dass  die  Stände  ihren  König  nicht 
ganz  verschonten,  da  sie  sich  nicht  scheuetM 
gleich  in  der  ersten  Verordnung  ihre  eigene 
Ausartung,  ihre  eingerissene  Gleichgültigkelc 
für  des  Vaterlandes  Wohlfahrt,  und  ihres  Bür^ 
gersinnes  Erloschenheit  aufzudecken,  indem  aie 
über  Prälaten,  Magnaten  und  Landheiteoi 
welche  künftighin  unterlassen  würden,  gleich 
am  ersten  Tage  einer  allgemeinen  Reicnsver^ 
Sammlung  zu  erscheinen  und  durch  funfsehn 
Tage  den  Berathschlagungen  beyzuwohneni  eine 
unerlässliche  Geldbusse  von  achthundert  und 
von  vierhundert  Ducaten  verhängten:  der  A" 
nen  unterlagen  Prälaten  und  Magnaten,  der  anr 
dem  die  vom  Landadel.  Ausgenommen  wiieb 
nur  die  Beamten  des  Königs,  der  Prälaten^  dAr 
Barone  in  .den  Gränzfestungen  oder  auf  G^ 
sandtschaften,  die  Kranken,  Blinden,  Lahinfttl^ 
Verarmten,  odier  in  wichtigen  Geschäften  iin 
Auslande  Reisenden.  Herren  von  einem  Edd- 
hof sollten  ihrer  Zehn  Einen  aus  ihrem  Mit^ 
tel  auf  den  Landtag  senden.  Obergespane  odoe 
ihre  Stellvertreter,  welche  durch  Geld  odec 
Geschenke  bestochen,  Jemanden  der  Pfllehl 
auf  dem  Tage  sich  einzustellen  entbändevy 
sollten  in  die  Strafe  von  vierhundert  Ducalfik 
verfallen').  ., 

Wie  einzelne  Prälaten  und  Magnaten  Wft 
diese  Zeit  gegen  König  und  Vaterland  geainni 
waren,  zeigten  des  einen  und  andern  letzwit» 
7.  c.  1499.  lige  Verfügungen.  So  vermachte  der  jet^t  veTr 
storbene  .  Agramer  Bischof  Oswaldus  Thu% 
welcher    vom    Könige  Matthias   mit  Wohl-' 


:4i)..W.iadi«lau  Dtciet.  HL  art.  I.  YIL  XXVL  XLV« 


■/ 


—     ili    — 

n  iiberliauftj  dessen  Soline  Joannes  Co>- 
AS  mehrere  Güter  mit  Gewalt  entrissen  hatte, 
seinem  Nachlasse  dem  Konige  Wladii^- 
zehntausend,  ehen  so  viel  der  Aj^ramer 
be;  dem  Vaterlande  zu  besserer  Befesti- 
der  Gränzplätze  Jaicza,  Belgrad,  Szar- 
und  Ze^vTin  zwey  und  dreyssigtausend, 
D  Aämmtlichen  Verwandten  nicht  mehr  als 
lausend  dreyhundert  Ducaten ') :  hinge- 
der  eben  um  diese  Zeit  hingeschiedene 
in  Stephan  von  Zapolya,  reichster 
a  m  Ungarn,  dem  Könige  einen  Schenk'^ 
i,  xwey  Becher  und  zwey.  Ff  erde  ver- 
hile,  von  der  Ffandsumme  für  die  an  ihn 
rfandeten  Dreyssigstämter  erliess  er  ihm 
ifaosend  Ducaten.  Für  sein  Seelenheil  ver^ 
Lte  er  seine  Herrschaft  Gönz  in  der  Ahft- 
rer  Gespanschaft  der  Kirche  zu  San  et 
in  auC  der  Zipser  Burg;  dem  Vaterlände 
tfa.  Das  ganze  Testament^)  trägt  das  Ge- 
fjt  des  ehrsüchtigen  Emporkömmlings,  und 
IMS  von  kleinlicher,  gemeiner  Sinnesart, 
len  Mahl  brachte  er  darin  seine  grossen 
iste,  Anstrengungen,  Opfer,  Mühseligkei- 
Wunden  für  König  und  Vaterland  in  An* 
Bg;  vier  Mahl  bath  er  inständigst,  derKo* 
mochte  im  Andenken  seiner  ungemeinen 
lienste  seinen  Söhnen  Johann -und  Ge* 
sich  jederzeit  gnädig  bezeigen^  ihnen  bey- 
m,  die  hülfsbedürftigen  Waisen,  das  Ist, 
Erben  von  mehr  als  königlichen  Reich- 
oam,  in  Zeiten  der  Noth  nicht  verlassen, 
hsinniger    und   eitler  verlangte   der   stolze 


'irlati    Illyricum  tacrum  T.  V.   p.  Sog.        b)  Ea  ateht 
Mgner  Anaiect.  Soepuaü  P.  J.  p. 


•—      112      — 

Magnat  und  nachmahlige  Falatia  Emerick 
Terinj^  aus  altem  Geschlechte  entsprossen, 
in  seinem  letzten ,  bey  völliger  Gesundheit 
aufgesetzten  Willen,  nichts  für  seine  Familie^ 
nur  seinen  Leichnam  sollten  der  König  bis 
an  das  Donauufer,  die  Barone  und  Magnaten 
über  den  Strom  bis  zu  den  Festher  Vorstädten 
hinaus  begleiten;  in  dem  von  ihm  gestifteten 
Eremitorio  des  vaterländischen  Fauliner  Or- 
dens  zu   Terebes    in    der   Zemplener    Gespan- 

N  Schaft    wollte    er   beygesetzt    werden;     dabey 

hatte  er  mit  ängstlicher  Genauigkeit  die  ZaM 
der  Fackeln,  der  Bedienten  in  tiefer  Trauer, 
der  Wagen,  Sänger  und  Friesler,  welche  fol- 
gen, wie  viel  Meilen  des  Tages  gemacht  wer- 
den müssten,  und  in  welchen  Dörfern  ange- 
halten werden  sollte,  vorgeschrieben  ■)• 

IVeben  und  über  solchen  Magnaten  von 
so  übermässigem  Hochmuthe  und  so  kleinher- 
ziger  Denkungsart,  wäre  es  selbst  einem  Kraft- 
manne  wie  -Matthias  schwer  geworden  zu 
herrschen ,  ohne  zu  erdrücken.  Wladislaw 
war  es  längst  müde  geworden,  und  selbst 
seine  geistvolle  Gemahlinn  war  nicht  mehr  ver- 
mögend,   einigen  Hochsinn   und  Mannesgehall 

jr.  C.  1503.  in  ihm  aufzuregen.  Im  dreyzehnten  Jahre  sei- 
ner scheinbaren  Herrschaft  und  wirklicher  Er- 
niedrigung, auf  dem  Rakoser  Landtage,  wo 
eine  Menge  oligarchische  Anmassungen,  Staats- 
bestehlungen und  Unterschleife  zur  Sprache 
gekommen,  die  Thäter  waren  genannt  und 
durch  Zeugen  überführt  worden,  sass  er,  der 
König  zwey  grosser  Reiche,  der  Gemahl  eines 
edeln,    gemüth-  und  kraftvollen  Weibes^    der 


a)  lithaanff j  Lib,  VL  p.  5o. 


^     it3    *- 

^atcr  Eines  deiA  Vaterlande  von  Gottes  Vor- 
übung verliehenen  Heilpfandes ,  in  der  Ver-* 
&mmlung  gleicligdltigy  stumtn,  Init  dem  Geiste 
or  einem  HeHigen-Bilde,  oder  auf  einer  Jagd-* 
arde  abwesend,  liess  die  entlarvten  Verbre-« 
ber-  tin^straft,  die  Stände  in  Heftigem  "Wort- 
^HMifasel  sieb  erbitJBen  und  ohne  irgend  Etwas 
ir  des  Thrones  und  des  Reiches  Wohlstand 
II  be^chliesseh ,  aus  einander  gehen ').  ^  Da- 
egeii  bezeigte  ^r  sich  selbst  zu  jeder  Über-« 
•^lig  der  von  ihm  bestätigten  ReichsVerord- 
üngen  entschYossen-  und  fertig;  es  Wcrr  ver-» 
öthen  künftighin  einen  Bischotfur  sifih^  noch 
lebr  für  alle  seine  Nachfolger ,  zum  Oberge^ 
pan  2U' bestellen^);  dennoch  ernannte  er  nach  /  c;.  1501 
rey  Jahren  den  Neitraer  Bischof  Nicolaus 
.<skay  filr  sidi  und  für  seine  Nachfolger 
im  Obergespan  von  Neitra«  Leichtsinn^  Un-» 
edachisainkeit  und  Charakterschwäche,  nicht 
oser  Wille  überfüllten  seine  ReiehsverWaltung 
lit  dergleidien  gesetrwidrigen  Handlungen« 
in  seltener  Mann  unter  seinen  Hofherreui 
aistreicb,  feinsinnig  und  freymüthig^  Bohus-^ 
iw  Hassenstein  von  Lobkowic;^  hatte 
in  Gespräch  zwischen  ihm  und  dem  Glücke 
ediehtet^  und  ihm  auch  zu  seiner  Erbauung 
m^elegt.  Fortuna  wirft  ihm  die  Unordnung 
Ad  Bedrückuni^en  unter  seiner  Regierung  vor ; 
BS  geschieht  nicht/^  antwortet  der  Könige  5,auf 
leinen  Befehl;^'  -^  9,doch  auf  deine  Zulas-^ 
sung,*^  versetzt  die  Göttin.  — •  »Ich  will 
gnädig    seyn;**    irwiedert   Wladislaw*  — - 


o)  Liter.  Joannif  Schlechta,  Secretarii  \Vlac!islai  Reg. 
t  j3ohuiiium  Hauenstem.  ap.  Kouachith  Supplem.  ad  Vettig. 
>iiiit]or.  T.  II.  p.  5o5,  l)  Wlidialal  II.  Decretujn  Ul 
•  an.  1498.  art.  LVll« 

VI.  ThtiL  8 


—     1x4     — 

^yDafür  wirst  du  {gelästert,  verliÖhnet;  yer* 
y^achtet;  trag,  untliätig,  erbärmlich,  nickt  gna- 
^^dig  nennen  dich  deine  Magnaten  .und;  Priu* 
„ter."  —  »Wa»  soll  ich  thun?"  fragt  erj  „ich 
„befehle  unablässig;  abeir  Niemand  gehpi:«^/^. 
■ —  „Sey.  König  !^^  ist  der  enjcHiche  Bej^heid; 
„dem  Herrscher  Matthias  würde  auf  seine 
j, Winke  gehorcht." 

So  wenig  fehlte  es  aa.  Männern  9.  .welche 
die  Wahrheit  in  grellen  und^  in  anmutliigeA 
Formen  ihm  vorhielten;  allein  wer  Sinajund 
Herz  für  sie  verloren  hat,  ist  der  Y^racl^tHng 
werlh,  welche  ihm  widerfährt:  und. so  i)umta 
Wladislaw- sich  gefallen  lassen;  d^.^  iitch 
JC.1505.  des  Herzogs  Joannes  Corvinus  Tqde  «flec 
einzelne  Landherr  Bernhard  von  Tliiirocs 
den  Sla\¥Onischen  Edelleuteu  bey  Lebensstrafe 
verbothy  den  Frovincial-Tag,  welchen  .die 
neu  ernannten  Bane  von  Slawonien^  A 21  d real 
Buth  von  Bajna  und  Franz  Balassa  yos 
Gyarmath  au£  königlichen  Befehl  ausge- 
schrieben hatten,  zu  besuchen  oder  zu  lieschiifr 
Len^);  dass  den  einzelnen  Gespanschaften  u|id 
Landherren  aus  uobürgerlicher  Eifersucht  l^ef 
Strafe  der  Ehrlosigkeit  und  Ausschliessung,  aus 
der  Adelsgesammtheit  untersagt  würde,  ausjMr 
den  Keichsversammlungen  einseitig  dem  Ko* 
nige  Subsidien  zu  bewilligen^);  dass  Frähitepi 
Magnaten  und  Landadel  auf  dem  Festher  JLand- 
tage  in  grösster  Anzahl  von  dem  Könige  und 
von  dem  Staatsrathe  sich  trennten,  durch  förm- 
lichen   Reichsschluss    bey    erblos    erledigtem 


ä)  Liter.  Wliditlai  Heg.  ad  Bernard.  de  Thnrocs  ap.  Pray 
Epittt.  Procerum  P.  I.  p.  6i*  &]  WItdiilai  Decrttum  V. 
de  Inno  i5o4.  Art.  I. 


—    ii5    — 

Him  SnraMung  des  neuen  Herrsehen 
bduelteD;  nicht  ohne  kränkende  Hin- 
■   aiiC  Wladislaw,  für  alle  künftige 
■lindtsf^en  Fürsten  die.  Wahl fahinkeit 
ui,  luid  ihm  nichts  anders  übrig  lies^ 
Bck   und   die  Seinigen  der  göttliöhen 
^  SU  empfehlen;  dass  hey-Ludwig's 
»gar  die  Ss^kler  es  wagten  ^   die  he)^ 
le  Abgabe  Eines  Mastochsen  von   je^ 
viiho&  XU  Verweigern ;  den  Ungrlseheii 
n  Paul  Tomory,  welcher  sie  ourch 
isv  Waffen  dazu  anhalten  wüQfe^  sehtt*^ 
iwondet  mit  seiner  ganzen  Mannschaft 
Kladit  jagten  und  nicht  ehe  gehordi^ 
:  bis   ne  Ton   dem  y   mit  sidblreicheresr 
bt  reistärkten   Tomory'  bey  Maroet 
r  die •  blutigste  Niederlage' erlitten  hat- 
B'dav'dr^y-  und    zwaazigjahlige  Jt^ 
6u  Zipolya  sich  erfredhite,   ungertf- /•  c.  1510, 
I  Srennier  zu  kommen,  um  die  T<idi^ 
M  Königs   zur  Gemahlinn   anzuhalten^ 
L*Hahmen   der   gesammten  Stände  Vn^ 
hat  aait  Ausschliessung  aua^er  könig« 
Keiier  Bui^  zu  drohen,  wetm  er  seine 
mter  nichtigem  Verwände  der  Pest  in 
suruckliesse;   dass  Zipolja's  Faction /•  C. iil4. 
it  seinem  Leben  nachstellte,  und  selbst 
0 Ret<:habeamte  Emerich  Peräny  der 
iha    zwischen   WladislaVs    Kindern 
iximilian's  Enkeln   widersprach^   das 
am  Aufstände  reitzte,    als  &r  yom  Ko- 
rn Widerrufe  seines  straflichen  Verfah- 
t^ef ordert  wurde,    die  Recht mfissigkeit 
m   Tertheidigte ,    und  auf  dem  nächsten 
|e     es     noch     zu     verfechten    drohete. 
fib  nie  ist  ein  König,  welcher  bey  völ- 

8» 


.s 


Ca 


.) 


—         116        — 

liger  Unfähigkeit  zu  regieren  y  bloss  auf  das 
jBufallige  Recht  der  Erstgeburt  gestützt,  seine 
fähigem  und  würdigern  Brüder  verdränget; 
nie  eiji  Volk,  welches  mit  verruchter  Gesin- 
nung, aus  verdammlichen  Absichten,  vorsSli^ 
lieh  eine  gelst-  und  kraftlose  Menschengestalt 
auf  den  Thron  seiner  Heldenkönige  berufen 
hatte ,  empfindlicher  gestraft  worden !  Was 
wSre  in  drey  Jahraiehnden  aus  Ungarn  gewor- 
den, hätte  nicht  der  Fünfkirchner  Bischof  Ge- 
örgius  Szathmäry  sich  des  unvermogendaii 
OeWalihabers  ganz  bemächtiget,  uiid  da  .  er  bey 
yerderbtheit  der  Grossen,  einer  kräftigen  Un- 
terstützung vom  Throne  entbehrend^  nicUtviel 
Gutes  stiftje«  konnte,  wenigstens  durch  wack^ 
aame  Klugheit  vieles  Unheil  verhindert  1  •... . 
;  Mit  dem  Untidrgange  des  gekrönten  Schwidb*- 
lings  in  Nichtigkeit  und  Verachtung  matsle 
auch  unter,  den  Ständen  Gemeiiisinn  und  Bin- 
tracht  verschwinden.  Seit  des  Matthias  Tode 
war  Ungarn  .  im  Allgemeinen  in  zwey  Haupt- 
parteyen, 4ie  Osterreichische  und  ZdpolysoOi^ 
getrennt;  dietrefllich  berechneten  und  gemee- 
^enen  Scliritte  der  einen,  die  listigen  AnsohUffe 
^nd  Ränke  der  andern  sind  bereits  erzählt 
Ausser  di^seir  allgemeinen  waren  Spaltung,  die 
Genossen  JQdes  einzelnen  Standes  unter  sidL  aa 
Feindschaft .  und  die  Stände  unter  einander  in 
immerwährendem  Zwiste;  Johann  Kishoryttli, 
Lorjcnz  Bänffy,  Bischof  Oswaldus,  Heir- 
.zog  Lorenz  von  Ujlak,  Stephan  vonZi- 
polya,  Ladislaw  von  Loszoncz,*  waren 
nicht  die  einzigen,  welche  an  Bisthüm^m, 
Abteyen,  Kirchen,  Freystädten,  Szeklern,  ein- 
gewanderten Landsassen,  minder  mächtigen 
Magnaten   und   Landherren  Gewalt   und   Raub 


—    117     — 

libt  lialteni  es  befanden  sich  im  ganzen 
ciha  nur  Weni^je,  welche  nicht,  entweder 
r  gewaltsame  Verletzungen  ihres  Eigenthu- 

■nd  ihrer  Rechte  idagten,  oder  des  Mor- 
■od  des  Raubes  angeklagt  waren ,  wie  die 
eblichen ,  nie  befolgten  Verordnungen 
ntlicher  Reichsrersammlungen  bezeugen. 
Die  Prälaten y  an  Geist ,  an  Bildung,  an 
hmack  ,  an  Ilaushaltungskunst  und  an 
hlkuin  den  meisten  Baronen  und  Magna- 
ibeilejfen,  woUten  diese  auch  an  Wohlleben, 
mnd,  Pracht  und  Glanz  übertreiFen.  Ver^ 
idh  war  Ton  Landtagen  verordnet,  dass  kein 
itficher  zwey  oder  mehrere  Pfründen  be- 
m  sollte^  die  hohen  Prälaten  hatten  Macht, 
fiesetze  zu  überwältigen,  sobald  sie  ihrer 
nicht  im  Wege  standen*  Das  Qberliaupt 
Ungr»chen  Kirche  selb.^,  der  hochmü- 
I  Cardinal  Thomas  Bikäcsh  liess  sich 
ar  dem  Graner  Erzbisthum  kaum  mit  fünf 

zwanzig  der  fettesten  Pfründen  beCriedi-r 
Nach  seinem  Beyspiele  wetteiferten  die 
gen  mit  einander  und  mit  den  weltlichen 
Daten  in  Aufstellung  einer  zahlreichen  und 
bar  tf erlisteten  lleiterey,  zum  Staate,  nicht 
Verlheidigung  des  Vaterlandes:  drey-  bis 
shundert  ^[ann  und  Boss  glänzten  in  Gold, 
er  und  Edelsteinen ,  wenn  sie  auf  die 
Jurersammlungen  oder  an  das  Uoflager 
sn.  Fast  jeder  besass  in  der  Hauptstadt 
n  Palast;  durch  alle  Strassen  und  Plätze. 
ai^  Trompeten 'Schall,  wenn  sie  sich  zur 
•1   setzten,^   um    einige  Stunden  lang  froh- 

zu  schwelgen.     Sigmund  Freyherr  von 
rberstein^i   fast  an  allen  Höfen  Europa's, 

Tajo  bis  an  die  Mosqwa,  Maximilian's 


~   118   — 

I 

Gesandter,  hatte  dergleichen  Luxas  und  Ge- 
pränge nirgends  gesehen;  seiner  richtigen  An« 
sieht  nach  ,,hatte  es  in  Ungarn  solche  Gestalt, 
,ials  sollte  es  nicht  mehr  lange  währen;^'  doch 
gefiel  ihm  noch  y  dass  er  seihst  hey  Hofir 
einen  Mann  fand,  welcher  ihn  versicherte: 
,ischwerlich  dürfte  je  ein  Reich  mit  ausgelasa- 
,,nerer  Lust  und  Freude,  mit  grösserm  Glans 
„und  Frohlocken^  als  das  Ungrische  seinem' 
„Untergange  zugeeilet  seyn*).**  r* 

Diese  Ausscnweifungen  der  hohen  Clerisejr 
mussten  nothwendig  die  Aufmerksamkeit  der 
Laien  erwecken,  der  minder  yermögenden 
Magnaten  und  des  ärmern  Adels  Neid,  ffifer« 
sucht  und  Mlssgunst  wider  sie  aufreitzen,  nir 
Beschränkung  mrer  Vorzüge,  zum  Raub  aä 
ihren  Gütern,  zur  Entziehung  der  Zehentes 
anlocken.  Bitterlich  klaffte  darüber  Fapst  Ja- 
lius  der  IL  an  den  König ^);  der  Coloczer 
Erzbischof  Petrus  Warday  nannte  es  eine, 
drückende  Verfolgung  der  Kirche,  bedauerte 
das  tiefe  Dahinsinken  der  bischöflichen  Würden 
rieth  zur  Geduld,  um  die  Wespennester  nidu 
noch  mehr  aufzustechen;  bekannte  redliclii 
unersättliche  Habbegierde  und  gränzenloser 
Ehrgeitz  hätte  Ungarns  Prälaten,  welche  der 
Herde  Gottes  zum  Vorbilde  dienen  sollten,  so 
ganz  entwürdiget,  dem  frommen  Kön^e  rer- 
ächtlich  gemacht,  unter  dem  Volke  mit  Spotl 
und  Schande  überhäuft;  und  ermahnte  seine 
Standesgenossen    zur    Besserung ,     Mässigkeity 


<i)Herber8t«in  in  Commentar.  Renim  Moscoviticaniiii, 
und  in  seinem  Tagebuche  bey  Kovachich  Sammlang  nn« 
gedruckter  Stücke  Band  I.  S.  168.  b)  Liter.  Juli  i  II.  i'apae 
•d  Keg,  de  28.  August.  i5o&.  ap.  Pray  Epist.  Frocer«  P.  L 
p.  49. 


—     "9    — 

m  *k  ■ 

Kcneidenlieit,  damit  sie  nicht  fremden  Gü^ 
m  n«cfaja;^end^  auch  noch  um  das  Wenige^ 
IS  sie  begossen ^  gebracht,  und  an  ihnen  er- 
iDft  würde,  "was  ein  alter  Dichter  sagt :  ^^das 
Balte  fftürzt,  das  Aufgeblasene  platzt^  das  Ge- 
«hwollene  wird  gepresst  ■).  " 

Zum  irlücke  war  noch  Ein  fester  Funct 
dianden,  ia  Trelchem  sich  die  Magnaten  mit 
n  Prälaten  immerfort  wieder  einigten.  Beyde 
inde  betrachteten  und  behandelten  mit  glei- 
er  Gesinnung  dah  Reich,  als  Quelle  der 
sidhlhumer  für  sich,  woraus  im  vollsten 
bCEnnasse  zu  schöpfen,  sie  ausschliessend  be- 
sditiget  waren.  Die  Nährung  derselben  durch 
»eUiche  Zuflüsse,  die  Kosten'  und  Lasten 
Ter  Vcrthcidigung  suchten  sie  mit  vereinig- 
r  Anstrengung,  und  dabey  sich  einander 
aftig  unterstützend,  von  sich  abzulehnen^ 
id  der  Adelsgesammtheit  allein,  durch  sie 
$m  Bauernstände  aufzubürden.  Daher  die 
raiigen,  immer  unruhigen  und  erfol<;losen 
landtat^e:  daher  die  besondern  Verbündnn«jen 
irischen  Prälaten  und  Ma^^naten,  ani^eblich 
ir  Bcschirmunij  des  Königs,  in  der  That  zur 
Dterdrückung  des  Landadels,  welcher,  gegen 
»  Küni«;  immer  treu  uad  redlich  gesinnt, 
ir  gegen  das  eiserne  Joch  der  gesalbten  und 
agesalbtpn  Unterkönige  sich  sträubte;  daher 
sr  präuliclie  Kreuzkrieg  mit  Wuth  geführt 
m  Bauern ,  zu  deren  Bedrückung  der  Adel 
tdi  nothgedrungen  sah,  um  sich  unter  den 
lackereyen  der  höhern  zwey  Stände  noch  ci- 


«)  nVagna    cadunf ,  vißata  crepant ,   tumefactä  premuntur**^ 
•er.  Fe  tri    de  "War  da  ap.   Kollar  HiäL  £pisc.  QEcclea.  T. 
f.  491. 


lao 


\ 


ntger  Massen  eu  behaupten;  daher  des  KSiiigs 
Unvermögen  |  die  Gränzfestungen  in  gutem 
Vertheidlgungsstand  zu  erhalten,  und  hey  feiad- 
]ichen  Überfallen  zahlreiche  Heerscharen  apf- 
zubringen ;  daher  der  Verlust  ron  Tessän,  Szre- 
bernik,  Szokol,  Szdbdtsh,  Belgrad ,  und  endr 
]xQk  des  Reiches  yülUger  Untergang, 

Schrecklich  ist  zu  vernehnieni  was  das 
tapfere  SzcLler-Yolk,  alten ,  durch  ruhmlicho 
Kriegsth^ten  yerdienteD|  unTermbchten^)  Adelsi 
J.  c.  1493.  70i|  dem  ersten  Woiwodea  Siebenbürgens,  und 
^  yon  seinen  Unterbeamten  Leonard  Barbös 
ypn  Hederfaja,  Anton  Katzay  und.  AI-- 
breght  Imreffyi  unter  Zulassung  des  zwei- 
ten Woiwoden  Biirtholomäus  Dräghfy  und 
des  Bischofs  L^dislaus  Ger6b,  hatten  er» 
dulden  miissen.  Unbefugte  Erpressungen^  als 
Ein  Kübel  Weizen,  Ein  Kübel  Hafer ^  Sine 
Kuhy  Ein  Huhn  und  Ein  Brot  von  jedem 
{lause;  ^^wey  Mastochsen,  zwey  Fässer  Bier^ 
aiwey  Wagen  jßlsen,  und  Eine  Speckseite  TOn 
jedem  Ffarrdorfe;  für  nicht  geschehene  Leis- 
tung e\n  halber  Ducaten  Geldbusse  zum  Er- 
sätze Eines  Huhns  oder  Brotes;  beträchtlich 
Qiehr  für  unerfüllte  höhere  Forderungen,  wa- 
ren das  Geringste;  sogar  schuldlose  Herren,  und 
um  ^uch  von  verwittweten  Hausmüttern  zu 
gewinnet^,  uninündige  Kinder  wurden  unter 
fiilsclilich  anschuldigten  Verbrechen  einge^cogen 
und    mussten    sich    von    Gefangenschaft    und 

Jlarter  mit  fünf  }^nd  sswanzig  Ducf^ten  Igslgm- 


f 


i 


bsm  Xnuim^  wurden  ihsem  WirnnSanam 
L^  Um»  mit  Sdilägeni  geinisjsfaaiidelt^ 
fggtßkat  und  ges^iXndet«  Wer  e» 
es  Volkes  Klagen  vor.  den  Konig. «u 
wie  StepLun  und  Andreas  Yör-e«! 
IS  seinen  Gütern  geworfen»,  Der  yfair 
te  bekannt  machen  Ussen  n  ner  K&r 
Siebenbürgen;  wer  xu  dem  König 
L  -Spuckt  nehmen  wollte,  miUste 
3^£i  J^ben,  um  Einen  vor  dem  Htnr 
£,  dem  Ruckzuge  yerlieren.  %a  können; 
nam  Verbrecher  erklärte,  der  musste 
«nd  bleiben;  möchte  ihn  der  König 
||en  Mahl  begnadigen/ der  Bache,  des 
lein  wurde  er  nicht  entgeheur  Stöben 
1  veiche  Szdkler  Herren  ohne  männlir- 
en,  so  liess  er  ihre  Töchter  mit  Ge^ 
Bfjlubren  und  mit  seinen'  Günstlingen 
eyi,  damit  die  Erbgüter  dem  Sz^Uer 
niisqgen  würden«  Gleich  bey  seinem 
.  der  Verwaltung  erpresste  er '  unter 
nigi  Nahmen  zehntausend  BIsstochsen; 
nuf  erliess  er  ein  Aufgeboth  zur  Heer« 
nd  forderte  den  achten  Theil  des  Vol* 
die  WalFen;  da  sghossen  die  Sz^er 
r  Rüstung  einmahl  hunderttausend  Du-r 
usammen,  der  gewaltige  Mann  berief 
rnehmsten  4u  sich,  dr^ng  ihnen  das 
I,  nnd  erklärte  den  Feld^ug  für  aufge«- 

ui  doch-  die  edlem  und  würdigem  Vwnh- 
rer  Zeiten  immer  gewusst  hätten^  welr 


ex  IlbeUat  «eptein  'Se^Iani  Sicalioallnia  ad 
I  11.  «p.  Engri  CwcluQbto  dea  Ifo^,  fioicbot  1U  UL 
•cten  Ö.  4i  IT. 


—       133       — 

cKe  Gräueltkaten  in  Ihrem  Nahmen,  Ton  ihrtn 
Beamten,  an  ihren  Völkern  verübt  wurden^ 
Wahrlich  der  Thron  wäre  ihnen  zur  Marter- 
bank geworden;  und  wiissten  es  viele  der  he(t- 
tigen,  bald  würden  sie  die  Summen  zur  Vit^ 
richtung  zweckmässiger  Zucht  -  und  Besstf- 
rungshäuser  ausmitteln :  bey  Fürsten,  von  Wla^ 
dislaw's  Gehalt,  blieb  und  bleibt  auch  didseft 
Wissen  unfruchtbar.  Als  er  von  der  Leut* 
,  schauer  Znsammenkunft  mit  seinen  beyden  Brü- 
dern nach  Siebenbürgen  kam,  legten  ihm  di6 
Sz6kler  in  Unterthänigkeit  ihre  gerechten  Klä^ 
gen  vor,  begleitet  mit  freymüthiger  Erofikung 
ihres  Entschlusses  auszuwandern;  aber  ihre 
ganze  Genugthuung  war,  dass  er  die  VeiWal^ 
tung  der  Provinz  dem  Woiwoden  Bartholo- 
mäus Drdghfy  allein  übertrug  und  den  ei- 
nen Woiwoden  Ladislaw  Loszonczy  xu 
seinem  Hofmarschall  ernannte.  Was  sollten  be  j 
dieser  Feigheit  Wla  d  i  sla  w'  s  im  Bestrafen  andere 
und  mächtigere  Magnaten  in  ihren  Gewalt  schrit- 
ten gegen  den  Adel  fürchten  ?  Was  sollte  des 
Königs  Schwestersohn  Georg  Markgrafen  von 
Brandenburg;  was  den  Ban  Johann  Tahy 
JBurückhalten ,  jenen  als  Besitzer  der  Corvini- 
schen  Herschaft  Medve  die  benachbarte  Adels- 
gesammtheit  auf  dem  Turopolyer  Felde,  die- 
sen die  Landherren  von  Croatien ,  Dalmatien. 
und  Slawonien  immerfort  zu  befehden?  konn- 
ten doch  selbst  vier  Landtage*)  nicht  bewir- 
ken, dass  den  Bedrängten   gegen  ihre   gewal- 


a)  Ludovici  II.  Dccret.  II.  de  anno  i5i8.  art.  XXXVITT. 
Bjnfd.  Decret.  III.  de  ann.  1S19.  art.  XL.  Ejusd.  Beeret.  IV. 
de  ann.  iSsi.  art.  VII.  Ejusdem  Decret.  V.  de  ann.  1625.  art 
VU.  et  XXIV. 


—    ia3    — 

tigen  Unterdrücker  Gerecht^keit  yersoliaffl 
würde.  Der  einzige  Herzog  Lorenz  von  Uj- 
lak  musste  Wladislaw's.Zom  empfinden  aber 
weniger  weil  er  Landesyerrätlierey ,  Mord,  an 
Kirchen  und  Adel  Raub  begangen;  als  weU  er 
den  König  geschimpft  hatte.  Als  sich  demnach  /.  c.  1506« 
der  Adel  mehrerer  Gespans  chaften  unter  dem  Pa- 
nier der  Biharer  zur  Empörung  wider  den  Magna- 
tenstand vereiniget,  und  der  ihm  zuerkannten 
Last  zu  Jaiczas  Yertheidigung  Steuer  zu  be- 
zahlen und  Mannschaft  zu  steilen,  sich  wider- 
setzt hatte,  blieb  dem  Könige  nichts  weiter 
übrig,  als  den  Aufruhr  ungestraft  hingehen 
zu  lassen  und  durch  Drohung  mit  päpstlichen 
Hülfstruppen  wider  die  Rebellen,  Furcht  für 
die  Zukunft  zu  erwecken^),  * 

Unter  solchen  Erscheinungen  energischen 
Treibens  yon  der  einen,  und  der  Ohnmacht 
TOn  der  andern  Seite  ,  musste  die  Spal- 
tung zwischen  dem  Magnatenstande  und  der 
Adelsgesammtheit  immeriort  tiefere  Wurzeln 
schlagen  und  in  heftigem  Ausbrüchen  sich 
offenbaren.  Doch  wie  rrälaten  und  Magnaten 
augenblicklich  Eines  Sinnes  waren,  wenn  es 
darauf  ankam :  alle  bürgerliche  Lasten  dem 
Landadel  aufzuwalzen,  so  schien  auch  Ein- 
tracht zwischen  ihnen  und  dto  Adelsgesammt- 
heit wieder  hergestellt,  als  kurzsichtige  Rach- 
sucht und  blödsinniger  Eigennutz  anriethen, 
den  staatsbürgerlichen  Zustand  der  Bauerschaft 
aufzuheben.  Diess  geschah  nach  unmensch- 
lich geendigtem  Kreuzkriege  tind  nach  miss- 
lungenem  Inordanschlage  auf  des  Königs  Le- 


a)  Liter.   WUditUi.  Reg.    ad    Palatin.   Fetrum    de   Win- 
Sirui  de  8«  Julii«  i5o6.  ap.  Frcir  EpUu  Procer.  P.  I.  p.  69. 


—    »4    — 

/.  c.  1514.  ben  am  Feste  Elisabeth^  auf  dem  Ofener  Land-  | 

19.  Navlfr.  tage;   da  wurde  zu  grossem  Schaden  der  Lan-  i 

descultur   dem  Bauernstände   die  früher  durch  ,^ 

yiele  Reiohsverordnungen  ihm  zuerkannte  Frey-  . 

zügigkeit    genommen ,    und    das    Landrolk  wd  , 

ewiger  Leibeigenschaft  yerurtheih)   damit  alle  ^ 

Jahrhunderte  wissen  möchten,  dass  Auflehnui^  ■ 

der  Unterthanen  wider  ihre  grausamen  Herren  ^ 

ein  gräuliches  Verbrechen  gegen  Gott  und  Ye*  J 

terland  sey.     In  jeder  Gespanschaft  sollten  zwölf  ^. 

verordnete  adelige  Richter  den  im  Kreuzkri^  r^ 
zugefügten  Schaden  schätzen,    die  Bauern  mit 
-den  Edelleuten  ihres  Anhanges  zu  des  Bein- 

fes  Ersatz  angehalten;  für  einen  erschlagenen  . 
landherren  seine  Bauern  mit  zweyhundert,  iSr 
einen  körperlich  gemisshandelten   mit   hundMf 

Ducaten  gerecht  werden ;  die  Güter  des  ersterBp  ' 

im  Mangel  männlicher  Erben,  der  Wittwe  ud  \ 

den  Töchtern  bleiben.    Über  freywillige  Haufip  ^ 

leute   oder  Rottenführer   der  Bauern  und  uMT  ' 

Notbzüchtiger  der  Matronen   oder  JungfraMA  * 

wurde   die  Todesstrafe  verhängt,   der  letztem  ^ 

Verbrecher  ganze  Nachkommenschaft  mit  ün-  , 

ehrlichkeit;    belegt.      Priester,     Cleriker     mid  ^ 

Schüler,  unter  den  Kreuzrotten  ergrilFen,  soUr  "-' 

ten  ihren  Bischöfen  überliefert  und  von  'die-  ^ 

sen  gleich  den  welllichen  Anführern  und  Haupl-  ^ 
Verbrechern     bestraft ;     die     von    Obergespar- 

pen    unterlassene  Bestrafung  schuldiger   Luob  ^ 

von  dem  gesammten  Adel  der  GespanschaCMi  ^ 
voUzogen    werden.     Aufrührischen    Landher- 
ren wurden  ilire  Güter  abgesprochen  und  den 

Wittwen,    Kindern   oder  Geschwistern  der  er-  - 
sclilagenen  Treuen  zuerkannt.     Weder  der  Kö- 
nig, noch  die  Stände  sollten  befugt  seyn,   die 

verordueiQ  Strafe  zu  erlassen.    Alles  geraiJMe  - 


Gtviiy  wenn  es  nicht  ih  ScUachten  vrät  erbeu-^ 
tet  worden  y  iSoUte  den  Ei^enthüinefn  JfturuGk->- 
gegeben  werden.  Sämnitlicheil  Läüdherreii 
wurde  etlnubt  mit  Genehmigung  des  Königs 
Huf  ihren  CrtitdrUy  Schlösser  und  Thürme  2u 
erbauen;  Heyducken ,  Bauern,  Schülern  und 
unbepfründeted  Priestern  Tei'bothen,  WaiFen 
c>der  Büchsen  tu  besitzen«  Das  Schulzenamt 
luf  den  Dorf  erb  Wurd  e  abgeschafft.  Ninraiermehr 
loUte  ein  Geistlicher  von  bäuerischer  Herkunft 
zu  einer  hohem  Kirchenpfründe  befördert  wer* 
den.  Um  Antrieben  zu  künftigen  Emporun-^ 
gen  zuvorzukommen,  wurden  die  Dienste  und 
Abgaben  der  Bauern  an  ihre  Herren  genau  be- 
stimmt*); und  sogar  den  Kumanem  und  Jasr 
£onem  ihre  Rechte  tind  Freyheiten  abgespro- 
chen. Gleich  den  Jobbagyeü  und  Bauern  soll- 
ten sie  in  Zukunft  Steuern  und  Zehenten 
bezahlen.  Ungrisohe  Missgunst  hatte  sie  ge- 
heimer Einverständnisse  mit  Georg  D6sa  vei^ 
däohtig  Seemacht  ^);  aber  ihr  Kraft-  und  Werth- 
gefühl,  ihres  obersten  RichterSi  Emerich  Fe- 
T^nj  Beharrlichkeit  auf  alten  Rechten,  und 
die  Gewohnheit j  Vieles  zu  verordnen,  Nichts 
zu  vollziehen ,  retteten  ihre  staatsbürgerliche 
Selbstständigkeit. 

Nach    der   Einigung    des    Prälaten  -    und 
Magnaten -Standes  mit  dem  Landadel  zu  die-* 


■i^M^ 


ft)  Corpus  Jnttt  Hdngtf.  ¥.  L  p.  iji.  Alt  We  Abgatie 
iottit  aar  Terebelichl»  fiaim,  Uautbetitser  oder  Binlieger,  tei- 
nem  Herrn  jifbrlich  £inen  Ducaten  zthlen;  Einen  Tag  in  der 
Woche  dem  Herrn  Dienst  leisten;  ihm  monatlich  £in  Huhn 
bringen;  von  allen  Feldfriichten  oen  Prälaten  den  Zehenten» 
dem  Herrn  den  Nennteri  gehen;  dem  letztem  jährlich  zwey 
OÜnse ;  zehn  Bauernhöfe  jährlich  zu  Weihnachten  ein  Mastschwein 
liefern.  Der  Menfchenwerth ,  oder  das  Wehrgeld  (Homagium) 
für  jeden  Einzelnen,  war  «üf  vierzig  Ducaten  geschätzt.  Art« 
XV— XX.       b)  WUdisUi  II.  Decret.  YIL  u%  XXUI. 


V 


—    jia6    — 

sea  BeschlÜMen  durch  gememschaftlicheii  SU 
gennutz,  arbeitete  die  Spaltung  durch  die  fol- 
genden neun  Jahre  unablässig  wieder  fort,  und 
pfienbarte  sich  mit  zunehmender  Kraft  auf  ^ie- 
j.  C1524.  ben  Reichsyers^mmlungen;  am  stärksten  in  der 

8,  Sepibr.  n^l^ten ,  auf  dem  Rakoser  Felde  zu  Maria  Ge- 
burt. Sie  wurde  durch  mehrere  Yersanunlun-? 
gen  des  StaatsratheSj  zu  welchen  unter  Andetm 
auch  Johann'  von  Z^polya,  Johann 
Qr.äghfy,  Johann  Tahy,  Ladislaw  tob 
Kanisa  und  Andreas  Bithory  berufen  wie 
r^n^);  und  durch  einige  dem  Adel,  wie  .den 
Magnaten,  höchst  missfällige  Schritte  yorbem^- 
tet«     Der  ärgste  yrar,  die  Erhebung  des  Etlaweff 

6.  Moj.  Bischofs  Ladislaus  Szälkin,  Schuster  Soh? 
nes,  zu  dem  Graner  Erzbisthume,  nachdwi 
Donnerstag    vor  Mlsericordia   der   König .;  uaid 

7.  ^;)m7.  das  Reich  durch  den  Tod  des  Georgji,u4 
Szathmäry^)  ihre  festeste  Stütze  yerlonn 
hatten.  Die  Unzufriedenheit  liber  diese  Beffir- 
deruhig  war  so  allgemein,  dass  die  Unbefan-» 
,  gensten  von  dem  ausgeschriebenen  Landiaga 
Unheil  fürchteten,  und  bey  den  vornehmsten 
Beysitzern  des  Staatsrathes  bey  Zeiten  sicik 
nach  der  anscheinlichen  Richtung  und  Stim- 
mung der  bevorstehenden  Versammlung  erlutaie- 
digten  *"). 

Der  König  eröffnete  aie  mit  dem  Antruf^ 
an  die  Stände  für  Ergänzung  der  Donau -FIottQ 
und  Besoldung  der  Heerscharen  ernstlich  zu 
sorgen ;   Gesandtschaften  an   den  Fapst«  und  an 


a)  Liter.  Ep.  A grient,  ad  Andr.  Batbory  de  5.  Mtrtii  iSsi« 
ap.  Pray  £piat.  Proccr.  P.  J.  p.  176*  &)  Nicol.  Olalii 
CnronicoB.  «p.  Bei  Monoment.  Decad.  l*  p.  5g,  c)  Liter.  Ep. 
Varadiens.  ad  Andr.  Bathory  de  6«  Au^tuti  i5a4.  af>.  Kova^ 
chich  Vestig.  Comitior«  p.  66 1« 


andere  cliristliühe  Fürsten  .mit -Malmungeii  um* 
Beystand    zu  yerordnen;    zur  Bestreitung  der 
dringendsten    ReiphsbedürfnissiB    Subsidien  .  zW 
l>ewilligen>  und  *wider .  diejenigen,  welche,  sei^ 
nen  und  des  Taliains  Befehlen  Gehorsam  rer- 
sag^nd^,    d^   gemeinsdiafdichen  Pflicht,    dem 
1^..  Gefahr;  schwebenden  -Gemeinwesen    O^f&f 
2|u.  bringen 9    Mch  enttögen,.  mit!  Verhängung* 
gerechter  Strafen,  zu  verfahreti :  .worauf  er  mit 
3^iqen  Käthen  in  die  OfenerBwpg.  zurückkehrte. 
Sogleidi    erfasste*    ^e    Adelsgesammtheit    das 
(}}>el   bey   der  MVuxzolj   und  glaubte  es  durch. 
Ansetzung  eines  neugei^  allgemeinen  Landtages^ 
wie  blslier  noch.  }ieinc)r  war  gehalten  worden, 
und.  dtirchi  ^yer0sdnungen•  über  Relchsverwal- 
tun^,  ]Lfber;;A^«l4p4^r,iüber  GrÜnzberichtigung 
und  Besit;^tfind>:iibep    Rechtspflege,    Stlaats^ 
wirihsqhaf^,. --fSoHTj  Münz.-   und  I^rieg^wesen 
gänzlich   auszuiiotif^  *}•     Damit  iidiese  sowohl^ 
ai»  ,die  früh^fn,  K  jR.eichsyerordnung^n   gewisser 
yollzo}{en  wüjrdaa^ aolUe  dorStaaetanth  in  böJi^' 
sere  Yerfasavipgj.gf^aetzt,   mithin  von  dem  Kö- 
nige  noch   eina  Apzahl  Prälaten   qnd   Barone 
hinzugezogen  werdeii»  mit  .'der  Vollmacht,  bey^ 
getheihen  Stimmen    de»  Staatsrathes    zu   ent-' 
adieidpq,   alle  .Beidisämtec  und  Befehlshaber- 
Stellen   zu   vergeben,    über  Eingang  und  Aüs^ 
spendung  :der.  königlichen.  Einkünfte  die  Auf- 
sicht zu   fühi;en|  und  über  Alles   als   höchste 
I^ehqrde  zu  vef fügen. 

•.  Nimmermehr .  sollten  Ausländer  in  den 
Staatsrath  zug/al^sen,  oder  zu  Hofä'mtern  des 
Königs  und  dcp  Königinn,    zu   Befehlshabern 

d)  Articnli   in  Ccnyeiitu  Generali   pro  fetto  Nativitati«  D. 
V.  Mariao   tnno  lösi.  editi  ap.  Kovachich  Vestig.  Comitior.  p. 


^      »8     -r- 

der  Schlosser I  suVenraltern  der  Salz-,  Münz-; 
Berg-^  Zoll-Kammei'ü  angestellt,  weder  in 
Gespanschafteä  zu  Ober^  und  Vice -*  Gespanen 
ernannt,  noch  zu  kirchlichen  Pfründen  befor^ 
dert;  die  bereits  also  Angestellten  ohne  Verzti^ 
entlassen  werden.  Das  Ring -Siegel  soUte  der 
Konig  keinem  andern  als  seinem  Ungrisehev 
Geheimschreiber  {^ergeben,  das  Reichssiegel 
und  die  Kanzlerwürde  nur  dem  würdigsten  rri^ 
laten  TOn  Ungrischer  Abkunft  rerlemen.  Um 
Fugger,  wekhe  als  Pächter  der  Berg-  und' 
Münzämter  die  Schätze  des  Reiches  erschöpfe 
ten  und  ausführten,  sollten  des  Landes  Ter^ 
wiesen;  die  an  Ausländer  bewilligten  Geludte 
eingezogen,  an  sie  geschehene  YerschreibttngiM: 
Juiniglidier  Einkünfte  widerrufen,  die  Gesandt* 
ten  des  Kaisers  und  der  Yeneter  fortgesdiaffl^' 
der  getaufte  Jude  Salomon,  Emerich  Sze« 
rencs6s  genannt,  nicht  ntir  aller  seiner  AUt»' 
t^r  entsetzt,  und  Ton  dem  Hoflager  des  K&«' 
nigs  und  der  Koniginn  w^gejagt,  soBdem 
auch  seiner  bereits  angegebenen  tind  von  Zsur 
gen  bestätigten  Verbrechen  wegen,  bestraft 
werden;  nur  der  Waffendienst  für  gewöhnfi« 
chen  Sold  an  den  Ungrischen  Reichsgriti^' 
zen  wurde  Ausländem  offen  gelassen  und  ge-« 
währet  *^ 

Weil  aber  boshafte  Storer  des  Gemeinwe^ 
sens'die  Vollziehung  der  heilsamsten  BeschlüsM, 
Verordnungen  und  Verfügungen  bisher  hiU'*- 
tertrieben ,  der  Reichssassen  Kostenaufwand^ 
Arbeiten  und  Anstrengungen  des  erwünschten 
Erfolges  beraubt  hatten,  so  wurde  für  noth- 
wendig   erachtet,   diesen  Feinden  der  öffentli^- 


a)  Articnli  etc.  t<-V. 


— •      129      — 

ien  YToUfabrt  endlich  einltiälil  dutch  ktäfti^ 
Assregeln   £u    begegnen   und   sie  zu  entwarf-^ 
BD.     Hiermit    meinte    der  Adel    die    tnächti- 
eaFrilateii  und  gewaltigen  Magiiateri,  welche 
UeD  bürgerlichen   Lasten   sich    entzogeil,    die 
lesetze  ihrer  Willkur  unterwarfen,  jedem  An- 
ihen   und   jedem   Gerichtshofe  Trot2   hotheti^ 
i{  .den  Wegen    des  Rechtes  nie  zu  erreichen 
aten.     £-*«  sollte  daher  auf  Johannis  Taj^e  des 
ichsteu   Jahres   das  ganze  Reich  bey  Uatvail 
B  Fusse    der   Matra   bewaffnet   sich  vehsam->> 
ido;   jeder   Edelmann,   er   möchte  Landh^rr^ 
Aer  nur  Sines  Edelhofes  Besitzer  seyn,    sich 
n  Penon   dabey   einstellen  ^    jener    von    zehii 
BtBonibofen ,    dieser  von  zehn  seines  Standes^ 
rraa  ihr    bewegliches  Vermögen  nüi*  hutidert 
Bacaten   an  Werth   betrüge,   Einen   bewäifne-^ 
ea  Mann   zu  Pferde}    die    gebirgigen   Gespan- 
(diaCten  Einen   zu  Fuss   mit  bringen;   Capiiel^ 
[km^enle,  Propste,    Äbte   und   Nonnen   ausser 
dem  Einen  yon    zehn  Bauernhöfen,    auch   für 
ihre  Person,  gleich   den  adeligen  Hausbeamteil 
der   Magnaten- Ff auen,    fiinen   Reiter   senden* 
Der   Pflicht  persönlich   txx   erscheinen   würden 
die     Gränzgespanschaften     Temes ,      Torontalj 
Bdcsh,    Valkow,    Sirmien,  Possega  ^    der   Adel 
Ton    Siebenbürgen    und    Slawonien   entbunden) 
doch  sollten  sie   eine  Anzahl  Bevollmächtigter 
senden  9   über   diess  die   Siebenbürger  sowohl^ 
aU  die  Slawonier,    tausend  Mann  Reiterey   zu 
jeder  Verfügung  des  grossen  Landtages  in  Be-^ 
reitschift  halten.     Läge   den  Prälaten   und  Ba- 
ronen des  Vaterlandes  Wohlfahrt,  des  Königs 
Würde  und  Ansehen ,    des  Adels  und  ihre  ei- 
gene Freylieit  am  Herzen,  se  könnten  sie  un- 
gefährdet   auf    dem    grossen   Tage  erscheinen, 
TL  Tita.  9 


—     i3o    — 

und   sich  als'  treue  Reichsgenossen   bewähren; 
doch   jeder  Ausländer    müsste  aus   ihrem  Ge- 
folge  wegbleiben.      Edelleute  im    Dienste   der 
Magnaten   oder   Landherren   sollten   nur   unter 
der    Bedingung    dass    ihre  Patronen    auC   den 
Landtag  ziehen,  im  Dienste  verbleiben;  widri^ 
gen  Falles  für  Yerräther  des  Reiches  und  des 
Adels    geachtet,    ihre   Güter   eingezogen,    ihr 
bewegliches  Vermögen  dem  Adel   der  Gespan- 
schaft Preis    gegeben,    ihre   Häuser   niederge- 
rissen, sie  enthauptet,  ihre  Söhne  und  Tochter 
für    immer    in    den    Bauernstand    herabgesetzt 
werden.     Eben  dieser  Strafe  sollten  die  Land- 
herren   unterliegen,    welche    den  Landtag  aus 
Verachtung   zu  besuchen   unterliessen ;    l&iner 
sollte    sich  unterfangen,    unter  Vorwand  einer 
Reise  in  das  Ausland,  oder  unter  andern  Aus-* 
flüchten    wegzubleiben.      Die  Adelschaft  jedes 
Comitates    sollte  unter  Anführung   ihres  Vica- 
Gespanes   oder  des    von    ihr  erwählten  Haupt-- 
mannes  ausziehen,  unter  Weges  Niemanden  an 
Person    oder   Eigenthum  verletzen,    und    also 
sich  einrichten,  dass  sie  spätestens  am  Abende 
des    ersten  Versammlungstages   in  Hatvan    ein- 
treffe,   damit  die  Zeit  nicht   in  Erwartung  der 
Abwesenden  vergeudet   werde.      Während  der 
Dauer  des  grossen  Landtages  sollten  die  Zehen- 
ten   der    Prälaten    und   aller   andern    Kirchen- 
pfründner  eingezogen,  und  von  der  Reichsver^- 
ftammlung  des  Ertrages  Anwendung  zum  Vor<- 
theil  der  Gränzfestungen  und  verfallenen  Städte 
bestimmt  werden.  Zöge  desswegen  ein  Prälat  sein 
M^affenvolk  von  den  Gränzen  zurück ,   so  spllf q 
er  seiner  Zehenten  für  immer  verlustig  werden  *)( 


«)  Artiemli  •tu  XXXI  — XLIL 


AT  die  iiuseMte  Yersweifluiig  könnte  roa 
r  Yersammlting  .etwas  Erspriessliches  Hof-', 
ider  ner  der  böseste  nille  eine  al^e« 
Umwfilziing  der  Dinge,  durcli  sie  bezwee-^ 
M«uterey  und  Aumihr,  nicht  Ordnung 
eckt  liesA  sich  yon  ihr  erwarten;  diess 
ten  der  Koniff,  die  Koniginn,  der  Staats-* 
i  banger  Wehmuth,  als  die  Artikel  zur 
[fing  «uf  die  Ofener  Burg  gebrächt  wins 
^taatsklugheit  Hess  dem  Konige  hierbey^ 
lus  keine  andere  WaU,  als  entweder  die« 
als  Majestät  verletzende  Verfügungen  nut 
laemer  Entschlossenheit  unbedingt  zu  yer-* 
a,  oder  sich  selbst  durch  unbedingte  Be* 
lig  an  die  Spitze  der  Adelsgesamihtheit 
eilen  9  um  in  Yereinigutig  mit  ihr  die 
aacltt  des  Prälaten- und  Magnaten- Stan- 
n  bezwingen.  Anstatt  dessen  versprach 
as  Gerechte  und  Rechtliche  in  den  Ar*' 
i  w>gleich  zu  vollziehen;  aber  das  Decret 
ranzen  der  nächstens,  von  ihm  zu  beru* 
na  Reichsversammlung  zu  nochmaliger  Pru'* 
nnd  Berichtigung  zu  übergeben;  dadurch 
\  er  den  höchst  bedenklichen  Hatväner 
zu  hintertreiben. 

Der  Landtag  wurde  zu  Georgii  des  nach-^*^*^^« 
Idires  auf  das  Räkoser  Feld  ausgeschrie-      -^^^ 

nnd  Ton  Magnaten  sowohl  als  von  dem 
adel  zahlreich  besucht;  alle  in  Waffen  an 
mtze  ihrer  Dienstmannen.  Bis  zum  Sonn- 
Mnlate  wurden  die  Artikel  der  letzten  7.  Mn/f* 
hsversammlung  geprüft,  bestritten,  verthei- 
t  und  IQ  einigen  ausserwesentlichen  Be- 
■nagen    gemildert  *).     Die  Verordnungen 


iici— cn  «ie  in  der  Robrik  aUer  Handaclniftttn :  M«t 
Huta  tüniUuT  Gtfurali  pro  Dominica  Juhilat4  in  Campo 

9* 


—      132      — 

über    den   grossen   Hatvaner    Tag    zu   Joannis 
blieben  unverändert;  und  da  sowohl  dawider^  ab 
aucb  gegen  des  Adels  bewaffneten  Aufzug  voii 
Prälaten  und  Magnaten   gestritten   wurde ,   zog 
10,  May.  ersterer  am   Mittwoche  unter   Anführung    des 
Herrn    Stephan   von  Werböcz    nach   Festli 
herein )  versammelte  sich  in  der  Sonct  Peters* 
kirche,    und   beschloss   die  Waffen  unter  kei-  ^ 
ner  Bedingung  niederzulegen,  auch  durch  frey-  ^ 
miithige  Erklärung  hierüber  an  den  König  sei^r  - 
'  nem  Befehl  zuvorzukommen«    Mitunter  liesseil.  ^ 
sich  heftige  Ausbrüche    der  Erbitterung  wider  ^ 
die  schlechte  Münze  und  wider  den  getattfteii|   ^ 
hochansehnlichen  Juden  Emerich  Szerenc-  ': 
8 es,  als  Urheber  alles  Unheils,    nicht  miodAr  ^ 
/     wider   den   Falatin   Stephan  Bathorj,    dem    \ 
Belgrads  Verlust  zur  Schuld  gelegt  wurde,  ver-  - 
nehmen.      Die   Prälaten   und  Magnaten  Uessaii  ^ 
ihre  Völker   auf   dem   Rakoser   Felde   zurück^    ■ 
und  begaben  sich  zum  Könige  auf  die  Öfener    : 
Burg«     An  diesem  Tage  noch  erschien  in  der 
Versammlung    der   Neitraer   Bischof  Stepha- 
nus  Podmäniczky  von  dem  Könige  go$and^ 
die  edeln  Herren  über  die  Ursache  ihrer  Tren^    : 
nung   von    dem  Prälaten-  und  Magnatenstande 
zu  befragen,  sie  zur  Niederlegung  der  Waffen^ 
und  zur  Rückkehr  auf  das  Rakoser  Feld,  wo 
sie  des  Königs  Anträge  hören   sollten,    zu  er-** 
mahnen,    worauf  sie   erwiederten,   sie   wiirdaa 
die  Waffen  behalten,  um  ihre  Rechte  und  Fmj^ 
heiten    zu    verfechten,    die   Eröffnung    seiner 


^yKdho»  ctlebrata  reformati  antto  iSiS''  und  sind  auch  nur  m 
dieser  gemilderten  Form  vorhanden ,  "wie  uns  nach  aUem  wM 
iCoracliich  in  Veatigiia  Comitiorum  und  in  Supplementit  gründ- 
lich darüber  Torgetragen  hat,  als  eadÜchca  Reaultat,  «iiüeacli« 
ttü.  woUte. 


I 

« 


—     i35    — 

Vorschläge  mochte  der  König  bis  zum  näch- 
sten Frey  tag'  aussetzen.  Um  ihn  gefügiger  zvl 
machen,  zogen  sie  Donnerstags  nach  Ofen  und 
versammelten  sich  in  der  Sanct  Joaiiniskirche^ 
wo  sie  zur  Beybehaltung  der  Waffen  schwo- 
ren, und  mancherley  Forderungen  zur  Sprache 
brachten.  Zwey  Pfennige  neuer  Münze  soll- 
ten nur  Einen  alten  gelten;  der  Konig  soUte 
befragt  werden :  warum  von  den  Verordnungen 
des  letzten  Landtages  noch  Nichts  vollzogen 
worden,  das  Hoflager  noch  immer  mit  Deut- 
schen besetzt  sey;  sie  sollten  fortgeschafft,  und 
auch  der  Graner  Erzblschof,  Ladislaus  Szdl- 
kan,  der  Gesetze  und  des  Adels  Feind,  ent- 
fernt werden,  sonst  müsste  man  sie  sammtlich 
ermorden.  Am  Freytage  erwartete  die  Adels- 
Hesammtheit  des  Königs  Ankunft  auf  dem  Rd- 
koser  Felde.  Des  päpstlichen  Nuncius  A.nlo- 
nius  Fulleo  de  Durgo  ErmahnMngen  zur 
Eintracht  waren  vergeblich  ^^  man  erhitzte  sich 
in  Lästerungen  wider  den  Grauer  jßr^bischof 
und  seinen  vertrauten  Rath,  den  getauften  Ju- 
den; man  beschloss  den  König  mit  einem  Mag- 
naten in  die  Versammlung  einzuladen;  Beglei- 
tung; von  Prälaten  wurde  verbethen.  Anstatt 
seiner  kam  Ein  Bischof  und  Ein  Bivron  mit 
der  Vermeldung,  da  ungewbs  ¥färe,  ob  der 
Gross -Sultan  Ungarn  nicht  in  diesem  Jahrß 
noch  überfiele,  so  möchte  die  Adelschaft  die 
Sache  in  Überlegung  nehpien  imd  Subsidie^ 
bewilligen. 

Sonnabends  sandte  sie  sechzig  Verordnet^  13.  Maf^ 
aus    ihrem  Mittel   an    Ludwig   mit  vier  For^ 
derungen.      In    Frist   von    fünf   Tagen    sollten 
alle  Deutsche  von  Hofe  entlassen;  die  Gesand- 
ten   des    Kaisers    tmd    der  Veueter    aus   dem 


V. 


—    i54    — 

Lande   geschafft;   der  Staatsrath,    der  Verord- 
Aung  des  letzten  Landtages  gemäss,  eingerich- 
tet; der  verruchte  Jude,  Emerich  Szereno- 
b6s  yerhrannt   werden.     Der  König   versprach 
am  nächsten  Montage  sich  darüber  zu  erklären, 
wobey  der  Adel  sich  beruhigte;  doch  mit  der 
nachdrücklichen  Versicherung  an   die   königli- 
chen Bothen,  er  würde  sich  nicht  lange  mehr 
mit  leeren  Ausflüchten  und  Verheissungen  hin- 
halten lassen ;  und  wenn  man.  etwa  die  Ofener 
und  Festher   Bürgerschaft    wider   ihn   zu   den 
Wa£Fen  mahnte,  wäre  er  hinlänglich  stark,  auch 
fest  entschlossen,  mit  einer  mitgebrachten  Mann- 
schaft beyden  Städten  alle  Zufuhr  abzuschnei- 
15.  May.  den.     Am  Montage  erschienen  hundert  zwanzig 
Abgeordnete    des  Adels   vor  dem  Könige,    um 
seine  Erklärung  zu  vernehmen.     Ludwig  be- 
mühte sich  ihnen  begreillich  zu  machen ,   dass 
gerade  jetzt  daSoleiman  das  Reich  bedrohte, 
es  äusserst    unklug  wäre,    durch  Fortschaffung 
der  Gesandten  und  der  Deutschen  die  benach- 
barten Völker  wider  Ungarn  aufzubringen ;  die 
.Gesammtheit  des  Adels  mochte  seinem  Könige 
.vertrauen,  welcher  hierin  allmählig  und  unver- 
merkt   ganz    zu    ihrer   Zufriedenheit    handeln, 
auch  wider  den  getauften  Juden  nach  den  Rech- 
ten verfahren  würde.     Inzwischen  entwendeten 
die   Edelknaben    aus   Ludwig's  Gemach   eine 
für  den  Sohn  des  Königs  von  Fohlen  zum  Ge- 
^qhenke   verfertigte    Puppe,    einen    Ungrischen 
Bitter   in   völliger  Rüstung,    brachten    sie   auf 
^  das   Rdkoscr  Feld,    und  riefen:   „Sehet    wozu 
^,die  Einkünfte  des  Landes  verwendet  werden; 
9,mit  welchen   Kriegern   der    König    das  Land 
j,zu  vertheidigen  gedenket;  solche  l^jrieger  brin- 
ugen  die  Deutschen  tioffrauen    der  Königinn 


k.. 


—    i35    — . 

^«UT  Welt!**  worauf  das  niedliche  Spielzeug 
feyerlicU  zum  Tode  verurtheilt  und  an  einen 
Baum  aufgeliäDi^t  wurde. 

Bej  aller  Redlichkeit  und  Mässigung,  wo- 
mit die  Abgeordneten  die  königliche  Erklärung 
Sinstag»   der   Adelschaft  vortrugen,    brach  sie 
deonoch  in  lärmendes  Geschrey  aus;  sie  wolle 
nicht  langer  hintergangen  und  aufgehalten  wer- 
den,  bezeigte  «sich  ihr  der  König  günstig  und 
gerecht,    so  würden  sie   ihm    getreu    anhängen 
und    dienen;    wo   nicht,    solche  Vorkehrungen 
treffen,  wodurch  dem  Untergange  des  Reiches 
forgebeugt  würde.     Am  Mittwoche  sandte   sie  17.  fiay, 
wieder     hundert   zwanzig  Verordnete    auf   die 
Bnfj;,   um   den  König  zu  befragen,    ob  er  auf 
Am%  Kakoser  Feld  zu  ihr  kommen  werde  oder 
nicht.     Der   päpstliche   Nuncius   widerrieth  es 
dem   Konige,    als    einen   seiner   Würde    nicht 
geziemenden    Schritt ;     Ludwig    aber    entliess 
die  Verordneten  mit  dem  Versprechen,  er  werde 
am    folgenden  Tage    ohne  Bej^leitung    in   ihrer 
Mitte   erscheinen.     Er  hielt  Wort    und    wurde  18.  A/«r 
mit    grosser    Ehrfurcht    empfangen.       Auf  die 
Frage    der  Herren  wer  Ursache   sey,    dass  die 
Torjährigen.    Reichsverordnungen     un vollzogen 
blieben;  antwortete  er,    der  Ungarn  Ungehor- 
sam,   Mangel    an  Bürgersinn  und  an  Vaterlan- 
des Liebe.     Darauf  verlangte  der  Sprecher  des 
Adels ,     Stephan     von     Werböcz,     kein 
schlechter   Mann    an  Gesinnung,   aber    unwill- 
kürlich   fortgerissen    von    der  Verwirrung   im 
National  -  Leben  ,    und  befangen  in  Zapolya*s 
Faction,    weil   er  bey    der    Gegenpartey    nicht 
mehr  der    erste  seyn  konnte;    in    langer   Rede 
Entlassung  der  Gesandten,    der  Deutschen  und 
der  Fuüffcr:    Besetzuni:    aller    Hofstellen    mit 


—     i56    — 

Upgem ;     Ablieferung    sä'mmtllclier    EinkunCte 
4e.s  Königs   in  die, Hände    des  Schatzmeisters; 
Bestrafung  des  Juden  Emerioli  Szerencses; 
j^bsiellung  der  sohlecUten  Münze;    Vollziehung 
4er     Reiohsyerordnun}; ;     bessere    Staätswirih- 
i$chaft;  Untersuchung  über  die  Amtsführung  der 
]^lünzmeLster ;    Rechenschaft  über  den  Nachlass 
der   verstorbenea  Erzbischöfe;   Entfernung  des 
Johann    T^hy   von    dem   Baryte  Dalmatiens, 
Kroatiens    und   Slawoniens;     Beschirmung   des 
$iebenbürger    im   Genüsse    ihrer   Rechte    und 
^reyheiten;  bessere  Einrichtung  des    Staatsrä- 
thes;   Beendigung  des  Rechtsstreites    über  dio 
(jüler  de^  verstorbenen  Herzogs  Lorenz  TOn 
Ujl^k,  worauf  Johann  von  Zäpolya  Kraft 
ßines    früher    erschlichenen  Erbvertrages   An* 
Spruch   n^achte,    wider    des  Königs  Vergabung 
derselben  I  mit  des  Herzogs  junger  Wittwe  an 
3einen  Ob^r-Truchsess    und  Mundschenk,  La^ 
4isli(W  Mor6.     Der  Erbvertrag  war  weder  in 
Ungarn   geschlossen    und  mit  Ungrischem  Sie- 
gel  bekriiftiget ,    noch   zur  Kenntniss   des  Ko- 
pigs  Wladislaw    gebracht   und  von  ihm    ge- 
peliqiiget,  sQndprn  heimlich  zu  Prag,  bey  fröh- 
lichem   Trinkgelage,    zwischen    Lorenz    und 
Zapqlya  abgem?icht  •) ;   da  hingegen  bey  dem 
Vergleiche  jj    ipi  folge  dessen  des  Herzogs  Gü- 
ter   nach   seinem    erblosen   Tode   dem   Könige 
heimfallßn  sollten,  alle  Bedingungen  staatsrecht- 
licher Gültigkeit  waren  erfüllt  worden.  Schlüss- 
Jioh  bath  der  Sprecher  den  König,  er  möchte 
en41ich   sich  als  Herrn   und  Gebiether   zeigen, 
mehr  auf  sicrhi    als  fiuf  seine  Räthe  vertrauen, 


.  i   ji    ^ 


a)   Thurnschwimb   bey  Engel  Getc|i.  dei  Unsr.  Reichf* 
Thl.  I.  3t.  196. 


^ 


i57    — 

mit  Kraft  und  Nachdruck  selbst  herrsdien, 
wobey  der  Adel  ihn  mit  Gut  und  Blut  gegen 
seine  Widersacher  rertheidigen  würde.  Lud- 
wig verlangte  Einen  Tag  cur  Überlegung. 
,,Nein,*^  schrie  die  Versammlung,  ,,keine  Zo- 
^^gerungy  keinen  Aufschub,  auf  der  Stelle 
,,wollen  wir  Entscheidung !  ^^  Da  standen  die 
Uauptleute  des  Adels  auf,  gebothen  Stillschwei- 
gen und  erklärten  im  Nanmen  der  Gesammt- 
heit,  sie  wollten  sieh  in  Ansehung  der  Gesand- 
ten und  der  Ausländer  ganz  auf  den  König 
verlassen,  nur  sollte  ihr  Emfluss  auf  den  Staats-, 
rath  sogleich  aufhören;  der  König  den  Juden 
nicht  beschützen,  sondern  strafen;  den  rer- 
hassten  Adelsfeind  Johann  Tahy  von  dem 
Banale  unverzüglich  abrufen ;  die  Hofämter  so- 
gleich mit  adeligen  Ungern  besetzen;  die  bes- 
sere Einrichtung  des  staatsrathes  wollten  sie 
von  seiner  RechtsohafPenheit  erwarten;  in  Be-' 
treif  der  schlechten  Münze  mit  den  Magnaten 
sich  berathschlagen  wie  sie  mit  seinem  und 
des  Reiches  geringstem  Schaden  abgestellt  wer- 
den könnte;  über  diess  Alles  möchte  er  sicU 
des  folgenden  Tages  auf  das  bestimmteste  er- 
klären. Hiermit  begleiteten  sie  ihn  auf  die 
Barke,  führten  ihn  nach  Ofen  zurück,  und 
luden  mit  Verheissung  aller  möglichen  Sicher- 
heit und  anständiger  Aufnahme  die  Prälaten 
und  Magnaten  auf  den  folgenden  Tag  zur  Ver^ 
Sammlung. 

Allein  der  König  gab  keinB  Erklärung) 
die  Prälaten  und  Magnaten  hielt  Misstrauen  zti^ 
rück  in  die  Versammlung  der  Adelschaft  sich 
zu  begeben.  Da  beschloss  sie,  von  dem  Tage 
an  den  Prälaten  und  der  gesammten  Clerisey 
die  Zehenten   zu   entziehen,    den  Betrag  d^rr 


selben  sur  Befestigung  der  Stadt  Szalankemen 
und  anderer  Gränzburgen  anzuwenden.  Ste* 
'  phan  Werbe czy  benutzte  die  Stimmung  dea 
erbitterten  Adels  und  verglich  in  ergreifender 
Hede*)  den  gegenwärtigen  Verfall  des  Reiches 
mit  den  schönen  Zeiten  dejr  Könige  Ladis- 
law  des  Heiligen,  Andreas  des  III.  Carl  des 
h  Ludwig  des  Grossen  und  Matthias  toq 
Uunyad;  ein  eben  so  gefahrlicher  als  unfehl« 
bar  wirkender  KunstgrüF,  da  dem  Menschen 
schon  von  selbst  eigen  ist,  im  Bilde  seines 
vergangenen  Zustandes  die  widrigen,  in  seinem 
gegenwärtigen  die  annehmlichen  Züge  vorsätz- 
lich zu  verhüllen;  aus  jenem  das  Behagliche, 
aus  diesem  das  Missfällige,  eines  wie  das  an-« 
dere,  geflissentlich  übertreibend,  in  den  Vor- 
dergrund hervorzuziehen,  dann  beyde  Zustande 
mit    einander   zu  vergleichen,    und  so  sein  ei- 

Senes  Unglück  zu  erzeugen,  seine  Unzufrie- 
enheit  zu  nähren.  Zürnte  der  Redner,  bo 
schien  Alles  in  Zorn  entflammt;  sprach  er  wei- 
nerlich von  des  Vaterlandes  Untergänge,  so 
wollte  die  ganze  Versammlung  in  Thränen  zer- 
fiiessen;  und  offen  standen  alle  Herzen  dem 
Tröste,  welchen  er  ihnen  in  der,  vom  vorjäh- 
rigen Landtage  verordneten  grossen  Reichs- 
versammlung bey  Hatvan  zeigte;  und  schnell 
gefasst  war  der  Entschluss,  seinem  Vorschlage 
gemäss,  ungesäumt  aufzubrechen,  auf  das  Hat- 
vaner  Feld  zu  ziehen,  dort  die  noch  abwesen-^ 
den  AdeLsgenossen  zu  erwarten,  dann  in  un- 
auflöslicher Vereinigung  unter  sich  dem  be- 
drängten Vaterlande  aufzuhelfen.  Diess  wurde 
20.  Map  durch  Verordnete  Sonnabend   vor  Rogate  dem 


m)  Ap»  Itthaanffy  Lib.  VIU.  p.  69. 


-    i$9    - 

Könige  und  d^mStaatsratlie^  in  welchem  diessMaU 
auch  der  päpstliche  Legat,  Cardinal  Lorenzo 
de  Campeggis  sass,  gemeldet  mit  dem  Wun-^ 
sehe,  dass  auch  die  jPrälaten  und  Magnaten 
sich  dahey  einstellen  mochten;  und  mit  der 
Drohung,  da.ss  die  vorsätzlich  Abwesenden  als 
Reichsverräther  betrachtet  und  behandelt  wer-, 
den  sollten«  Vor  dem  Cardinal -Legaten  ent'- 
schuldigten  sie  die  beschlossene  Kinziehung 
der  Zenenten  mit  dem  Drange  der  Nothwen- 
digkeit;  er  aber  ermahnte  sie  zur  Eintracht 
init  dem  Könige  und  den  Magnaten,  both  zur 
"Wiederherstellung  'der  Einigkeit  seine  Vermit- 
telung  an,  und  untersagte  Kraft  apostolischer 
Machtfülle,  sowohl  den  AngriiF  auf  die  Ze- 
henten, als  auch  die  Versammlung  bey  Hat- 
van.  Befriedigender  Hess  der  König  den  ge- 
tauften Juden  sogleich  in  Verhaft  setzen;  zeigte 
sich  geneigt,  des  Adels  sämmtliche  Forderun- 
en  zu  bewilligen,  versprach,  die  Deutschen, 
is  auf  zwey  für  sich,  und  zwey  für  die  Kö- 
niginn,  aus  dem  Lande  zu  entlassen,  und  bath 
mit  dem  Beschlüsse  über  die  Zehenten  und 
über  den  Hatvaner  Tag  noch  einzuhalten, 
über  beydes  würde  er  sich  am  folgenden  Tage 
bestimmter  gegen  sie' erklären. 

Am  Sonntage  eröffneten  die  Sendbothen 
des  Adels  dem  Könige  geradezu,  es  sey  unwi- 
derruflich beschlossen  den  Hatvaner  Tag,  dem 
vorjährigen  Reichsschlusse  gemäss ,  und  zwar 
unter  Waffen  zum  nächsten  Jpannisfeste  zu 
eroffnen,  und  die  Zehenten  der  ClerLsey  ein*«- 
zuziehen,  weil  die  Adelsgesammtheit  der  lee- 
ren Yerheissungen  bis  zum  Überdrusse  satt 
wäre.  Gegen  alle  Zudringlichkeit  des  Staats- 
rathes,    welcher   diesen  Augenblick  zu  kräfti- 


I 


—      MO      — 


^ 


,  Terschob  Ludwig  seine 
xmt   wurde    dadurch    der    Ilinnei- 
ixifc^^ej    verdächtii^.      Also    am 
Ro;?itey  da  die  Verordneten  vom 


J^ui-e    die    gemilderten    Artikel    des 

Liindta«;es    dem   Küni<;e    zur   Be- 

^:v5ir-«^  TUtctlc^en  wollten,    versagte    er  aus- 

^•^.%.>w.:ca  «iac  Einwilliijuni{   in  den  Hatvaner 

Tix  1-^  --  ^^®  Aufhebung  der  Zehenten,  wor- 

4dui    ^".e  K^koser  Versammlung  sich  augenblick- 

lot    lad: sie    und    nur  einige   Bevollmächtigte 

MU-iCÄ.Mess,  um  durch  ihre  Betriebsamkeit  die 

^ftf^citUninff   der   Artikel   von    dem   Köni^'e   zu 

Der  entschlossene  Schritt  des  Adels  er- 
weckte auf  der  Ofener  Burg  ängstliche  Besorg- 
nU<e.  Ludwig  berief  den  Staatsrath  zur  Be- 
iralhschlaguug  über  zweckmässige  Vorkehrun- 
gen. Babey  geriethen  der  Graner  Erzblschof 
Ladislaus  Szalkcin  und  der  alte  Kriegsheld 
Graf  Christoph  Frangepani  in  "Wortwech- 
sel, worunter  sich  beyde  so  heftig  erhitzten, 
dass  der  Erzblschof  den  Grafen  bey  dem  Barte 
ergriff,  dieser  den  Reichs  -  Primas  mit  geball- 
ter Faust  in  das  Angesicht  schlug.  Beyde 
ruften  ihre  bewaiFneten  Leute   zu  Hülfe,    und 


a)  Dat  Ganze  ist  ersählet,  nach  dem  Diario  Actorum  in  Ca- 
fnitiis  Pestanis  Anno  i535.  inter  Epistolas  Baronis  de  Burgio, 
Bey  Engel  Gesch.  det  Ungr*  Keiches.  Thl.  II.  in  den  Voracteit, 
$.  45  fl*  —  In  dem  Auszuge,  welchen  fCovachich  (Vettig. 
Comitior.  p.  568.)  nach  Pra j's  Abschrift  daraus  liefert,  siud 
ilie  Togo  31.  33.  34.  Mag  unrichtig  angegeben,  und  die  Acten 
dra  Hakosora  mit  den  Acten  des  Hatvaner  Tages  zaaammenge* 
achohen  seyn,  wodurch  unrichtige  Schlüsse  t  wie  z.  B.  dass  der 
König  am*  34.  May  die  Hatvaner  Artikel  unterschrieben  habe, 
unvermeidlich  veranlasst  wurden;  wie  der  unermiidete  For- 
ach ar  in  Supplement»  ad  Vestig.  Comitior.  T,  IIL  p.  3.  selbst 
bttoierkt« 


.      —    i4i    — 

ts  entstand  Mutige  Schlä'gerej.  Der  König 
lam  dazu,  gebotb.  Frieden,  und  Hess  den 
trafen  in  den  unvollendeten  Burgüiurm  fe$t- 
«tzen.  Auf  Verwendung  der  Croatischen  Her- 
ren, Franz  Batthyäny,  Johann  Carlo- 
ricsh  und  Anderer ,  erliielt  Frangepani 
lacK  drey  Tagen  seine  Freyheit  wieder, .  er 
iber  zog  voll  Verdrusses,  ohne  den  König  zu 
>egrüssen,  von  Ofen  ab.  Während  zwey  der 
vornehmsten  Magnaten  in  der  Burg  handge- 
nein  waren,  geriethen  vor  dem  Thore  dersel-^ 
>en  bey  Flünderung  der  Wagen  des  abreisen-^ 
len  Böhmischen  Kanzlers  Adam  von  Neu<^ 
laus  die  Diensüeute  der  Herren  Johann 
Sornemiszsza  und  Franz  Batthydny  in 
Streit  und  Raufliändel,  worunter  von  bey  den 
leiten  mehrere  todt  auf  dem  Platze  blieben, 
andere  überfielen  des  getauften  Juden  £me- 
rieh  Szerencscs  Haus,  er  und  seine  Leute 
3rgrüFen  die  Flucht;  sein  kostbares  Hausge- 
räth  und  mehr  als  sechzigtausend  Goldgulden 
»wurden  von  dem  rasenden  Volkshaufen  ge- 
raubt •).• 

Unter  allen  diesen  Gefahren  und  Aus- 
schweifungen wussten  leider,  eilf  Frälaten^) 
ind   sechzehn  Magnaten "")   den  König   in  der 


a)  Ifthaanffy    Lib.    VIII.    P*7i-  h)    LaditUat 

} H a  1  k d n  Erzbischof  von  Gtan ;  die  aiachÖfe :  Paulos  War- 
lay,  Ton  Erlau;  Simon  ErdÖdy,  von  Agram;  Joannea 
&oaatony,  ron  Siebenbürgen,  Kanzler  der  Königinil)  Fran- 
Biacua  Per^nV,  von  Gtx>88Wardein )  Thomas  Zalaliüsy^ 
ron  Weszprim;  l'h  ilippus  Mor^,  von  Fünfkirchen ;  *  fi I a-' 
riQs  PaxT»  von  Raabs  Stephan  Podmaniczky,  von  Nei- 
tra|  Ladislaoa  Macedoniaj,  von  Sjrmien;  und  Lan-> 
rentitts^  Propst  von  Stuhlweissenburg.  c)  Stephan  Bä* 
t h o ry,  Palatin ;  Graf  Ambros  Särkan  von  Akoshäza,  Ju- 
fax  Curiae}  Georg  von  Zäpolya,  Zipjet  Erbgraf  für  sich 
jnd  jeiütn  Bruder  Johann,  Wöiwod  von  Siebenbürgen i  Ale-r 


—    i4a    -^ 

Barg  umgebend,    nicKts   Besseres    und  Kraft!« 
gers,   als  zu    eigener  Sicherheit  und  zur  Auf- 
rechthaltung   des    königlichen    Ansehens,    der 
ReichsY^rfassung    und    des    öffentlichen    Frie- 
dens   sich   zu   yerbiinden,    Worte    darüber  zu 
Fapier    zu  bringen,    und    die  Urkunde   zu  den 
Acten  zu  legen  ■).     In  zuversichtlichem  Wahne, 
dass  sie  recht  yiel  gethan  hätten,  bewogen  sie 
&  JuniuM.  den   König    Montag   nach    dem  Pfingstfeste   an 
sämmtliche '  GespanscHaften  zu  schreiben ,    und 
dem  Adel  derselben  die  Reise  auf  den  Hatra- 
ner  Tag  zu  verbiethen,  -weil  nicht  einzusehen 
wäre,    welche  Vorlheile    derselbe   dem  Rei(^he 
bringen  könnte;    denn  was  des  Landes  Wohl- 
fahrt und  Freyheit  fordern  diirfie,  sey  er  oh- 
nehin  bereit  zu  thun,    darin    wären    auch   dio 
Prälaten    und    Barone     mit    ihm    einig;    ihnen 
nicht  minder,  als  ihm,  läge  des  Reiches  Frey- 
heit  am  Herzen.     Er    würde    sich  nicht  dahin 
rerfügen,    und   eben    so  wenig   zugeben,    dass 
die  Magnaten  hinziehen;  der  Adelsstand  allein, 
in    Abwesenheit    der   iibri}i[en    Stände,    könnte 
nichts  Bleibendes  und  Rechtskräftiges  beschlies- 
sen.     Die  Vollziehung   zweckmässiger  Verord- 
nungen des  letzten  Landtages  hätte   der  König 
bereits   angefangen ,    und  mit   Entfernung  '  der 


xiut  Thurio  Oberreiclis -  und  auch  königlicher  Schatsme^- 
tert  Peter  Korlathkö  von  Bticzän  königlicher  Uof- 
marschall*,  Peter  Fereny  dea  Aba>nivarer;  Ladialaw  Ton 
Kanisat  und  Thomaa  Ss^csh,  des  £i<enburger;  An  ton 
FAldcay  des  Zeinplener,  Johann  Banffy  des  Veröcser  Co« 
mitaies  Obergespsn;  Frans  Orszagh  von  Giith  Oberkämme- 
l«*r;  Wolfgang  Graf  yoo  Pösing,  Sigmund  llanffj  toh 
Uattr  Limbach,  Peter  Erdödy,  Frans  Hampo  ron  Caik- 
tornya,  und  iSmerich  Bebek  königlicher  Geheimachreiber. 

II)  ,1  In  arce  Budensi  Feria  II.  Rogationum  (aa.  Mar^   -'• 
J>.  i6a5/*  «p.  ICoTichtch  Supplem«  ad  Vestig,  Oomit.  T.  II. 


rv 


~    i45    -r 

Länder  begonnen;   so  wurde  ef  fortfatiren^ 
für   die   rreylieit    des   Reiches   ron   allen 
ten   gesorgt  y  und   der   Zweck   der   Reichs- 
Ordnungen    erreicht    wäre.      Darum  ^  sollten 
Edelleute  zu  Hause  bleiben,  weder  Läste- 
tgen  noch  Drohungen   der  Ruhestörer  ach- 
;   er  sey  ihr   König   und    Fürst;  er  werde 
ht  gestalten  y  dass  ihnen  an  Ehre  oder  Ver- 
gen   irgend   ein    Abbruch   geschehe.      Weil 
och  über  die  gegenwärtii;en  hodhst   wichti- 
i   Angelegenheiten   des   Vaterlaiides ,    ausser 
em   allgemeinen  und  einträchtigen    Landtag 
;lich  Nichts  beschlossen  werden  könnte,    so 
(Ite  er  für  nothwendig,  eine  solche  Reichs- 
rsammlung  auf  das  nächste  Michaelisfest  nach' 
en  anzusetzen,   wozu  er   sie   unter  der   ge- 
zlichen  Strafe   einlüde.     Unterdessen  sollten 
ihre  Kriegsvölker  an  den  Gränzen  vollzah- 
unterhalten  und  die  Zehenten  der  Clerisey, 
Iche  dafür  Mannschaft  zu  stellen  verpflich- 
wäre,  gewissenhaft  entrichten*). 
Allein   was    überall   und   zu    allen    Zeiten 
dlich  geschah,  wo  die  Regierung  weder  ihre 
it   noch  ihr  Volk  begriff;  wo  der  untertha- 
le  Theil   den  Gebiethenden  aii   Kraft  über- 
f ,    oder   an   Einsichten  auf  höherem  Stand- 
ncte    stand;    wo    die   Einen   im    Be.*$itze    der 
istesmacht  waren,  die  Andern  arm  an  Geiste, 
rch  Ahnen,  Titel,  Geld  und   physische  Ge- 
ilt  sich    allmächtig    träumten;    diess  geschah 
ch   hier;    des    Königs    und    seiner    Befehle, 
r  blschöÜichen  Infuln  und  Kreuze,  der  Ah- 
n,    Ansehen y    Titel,   der  Barone    und    ihrer 


c)  Liter.    Ludovtci    Re^   ad  GounUtot   ap.   Pray  £(Mt 
>€er.  P.  L  p.  igo* 


.     —    i44    — 

Bündnisse  wurde  von  der  beherzten  Adek-^ 
gesammtheit  niclit  geachtet;  ihren  Yerfiigun- 
gen  nicht  gehorcht ,  ihrer  Gewalt  getrotzt , 
und  die  Reichsversammlung  bey  Hatyan^ 
am  ¥us%e  der  Matra  war  seit  langer  Zeit  die 
zahlreicheste ,  mächtigste,  kühnste;  Stephan 
Werböczy,  ihr  belebender  Geist;  und  vier- 
zehn tausend  Mann  leichte  Reiterey  standen 
da,  den  Gemeinwillen ,  welchen  er  schaiFen 
würde  9  nur  nicht  zu  erhalten  und  zu  befesti- 
gen-wusste^  gegen  jedes  Ansehen,  gegen  Infuln 
und  Titel)  selost  gegen  die  Krone,  su  rer^ 
fechten. 

Die  Versampilung  bestand-  unbeweglioll 
darauf,  dass  der  König  in  ihrer  Mitte  er* 
scheine,  und  durch  seine  Gegenwart  ihre 
Rechtmässigkeit  anerkenne*  Eine  Bothschaft 
folgte  der  andern  nach  Ofen;  der  hochgeborfie 
Staatsrath,  nachdem  er  durch  geistlosen  Stols 
und  fi*eche  Anmassungen  die  Spaltung  so  weit 
hatte  kommen  lassen,  erklärte  sich  dawider; 
der  unbefangene  König  zeigte  sich  dazu  bereit- 
willig, und  die  vernunftsinnige,  kluge  Köni-^ 
ginn,  alles  tiefer  durch-  und  schneller  über« 
schauend,  bestimmte  seinen  Entschluss.  In 
Begleitung  der  auswärtigen  Gesandten,  der 
Frälaten  und  Magnaten,  mit  einem  Gefolge 
von  drey tausend  Mann  zog  der  König  Sonn- 
9.  Jului§.  tags,  am  Maria  Heimsuchungsfeste,  in  das  Hat-» 
vaner  Schloss  ein. 

Am  folgenden  Tage  wurde  er  von  Ver- 
ordneten des  Adels  feyerlich  in  die  Yersamm-^ 
lung  auf  dem  Felde  abgehohlt«  Da  wurde  ihm 
gesagt  die  Anwesenden  wären  kaum  der  vierte 
TheU  der  Adelsgesammtheit,  sie  stände  zu  sei- 
nem Dienste   unbedingt  bereit,   sobald  er  sich 


—    i45    — 

Bntsdiliesseii  wurde,  selbst  2u  hemelieii.    Das 
Feld   war  mit  einem  Geländer  eingescUossen^ 
Mtsser  demselben  stand   die  bewannete  Mann-- 
Schaft  geordnet  9   binter  ihr  unzahlige  Volks- 
kaufen;     Auf  erhabener  Stelle  eine  Bühne,  da- 
jeauf  Sitze  für   die  Gesandten   und  Staatsräthe, 
der  höchste  für  .den- König;    ringsherum   die 
Sitze   für  den   Adel.     Stephan 'von   Wer- 3. /«&«#. 
bocz  gab  das  Zeichen  zum  Stillschweigen  und 
begann   zu  reden  in  Ungrischer  Sprache  ^   mit 
Geist  und  Kunst,  von   den  Ursachen   und  (Jr« 
kebem    der   schrecklichsten   Verwirrung   aller 
Pinge  im  Reiche;  Ton  den  Bemühungen,  von 
dem   Ringen    des   Adels   nach   einem    bessern 
Zustande,   ^^on  der  Vergeblichkeit   seiner  An« 
strengung,    von   der  allgemeinen  und  einhälli* 
gen  Überzeugung,  dass  nicht  der   gutmüthigei 
zu   allem  Guten  und  Heilsamen   geneigte  lui-^ 
nig,   dass  lediglich  sein  Staat^ath,   von  uner- 
sättlicher  Habbegierde   getrieben-,    darum    für 
sich  stäts  das  Einträglichste,  für  das  Vaterland 
das    Verderblichste    anradiend,    daran   Schuld 
9ty.     Von  dieser  klaren  Ansicht  der  Dinge  er-* 
griiFen,    habe  die   Gesammtheit  des   Adels   in 
mren   Berathschlagungen  über   Wiederherstel-« 
king  der  öffentlichen  Wohlfahrt  für  erspriess- 
Ijtchund  nothwendig  erkannt,  dass  der  König 
seine  '  sämmtlichen   Beamten    und    den   ganzen 
Staatsrath  auf  einmahl  abdankte,    und  zu  den 
erledigten  Stellen  Männer  von  bewährter  £in-t 
sieht   und    Rechtschaffenheit   beförderte.      Ge- 
schähe  diess,    so   verspräche   der  Adel   seiner 
Majestät  zu  zeigen ,    dass  der  Geist  seiner  Vä- 
ter ,  jener  Ungrische ,    den  Feinden  so  furcht- 
bare   Heldengeist,     mit  voller   Kraft   noch  in 
ihm   lebe.     Nachdem  er  hierüber '  mit  steigen- 

VI.   TheiL  '  lO 


—    i46    — 

dem  üjTacbdracke  zwey  Stunden  lang  giBSpro-* 
phen  hajtte,  wendete  er  sich  an  die  adeiiga 
Gesammthelt  mit  der  Frage,  ob  das,  was  €C 
ausgesproclien  habe,  wirklich,  ihre  eiEhSUige 
Gesinnung,  ihr  vereinigter  Wille^  sey ;  und  Tont 
allen  Seiten  erschollen  bejahende,  dann.atick 
bittende  Stimmen,  der  König  möchte  ehdlidk 
sich  selber  und  sie  yon  der  Tyranney  böaexi 
Rathgeber  befreyen^  .      *  : 

I)a  stand  der  Graner  Erzbischof,  von  Wer-: 
böczy  gar  nicht  genannt,  auf,  richtete  selnd 
Rede  an  den  König,  und  berief  sich' auf t^ömi 
ZeugnLss^  dass  er  am  Tage  seiner  Eraeni^uiig 
zum  Grauer  Erzbisthume  der  KanzIemÜBdai 
entsaget,  und  erst  vor  drey  Tagen  wieder  uiikL 
Entlassung  dieses  Amtes  gebethen;  der  König. 
aber,  weder  damahls,  noch  neulich,  seineic; 
dringenden  Bitte  Gehör  gegeben  habe;  inde*- 
sen  würde  sowohl  seine  Majestät,  als  audi  .ditt 
Adelschaft  in  Zeit  von  wenigen  Monathen  sein» 
treuen  Dieu^tß  erkennen.  JSr  wurde  von  iet. 
grossen  Mehrheit  ruhig  und  anständig  ange*- 
nört,  nur  einige  Stimmen  riefen:  ,,fort  jakL 
^ihm,  mit  dem  Schusters  Sohne  und  Adek; 
„Hasser !  ** 

Nach  ihm  sprach  der  Falatin,   dass  ung6-i 
ziemend     sey,.    Reichsbeamte    schlecht    wej^ 
ohne   Urtheil    und   Recht  abzusetzen;     er*  sifft 
bereit  sich  vor  Gericht  zu  stellen,  und  würdai 
er  schuldig   befunden,    mit   seinem  Amte   zi*^ 
gleich  sein   Leben  zu   verlieren»     Hier   braob 
die  Yersammlnng  in  verworrenes  Geschrey  aus; 
der  eine  Theil  wollte,  dass  er  ohne  viele  Um- 
stände,   der    andere  dass  er  erst  nach  gericht- 
lichem   Ausspruche    abgesetzt    würde.      Unter 
diesem  Lärm  wagte  der  Judex  Curiae^   Am- 


—       l47       r- 

bros  Särktfiä  von  Akösh^a  aufzutreten  und 
mit    alberner    Selbstgefälligkeit    seine   gössen 
und '  wichtigen  Verdienste  um  König  Kind  Va- 
terland anzurühmen,  w^rin   er  nicht  ckey  im'^ 
ganzen  ^  Reiche    seine»   Gleichen    hätte.      Jetzt » 
«ittg  das  Schimpfen  Bnd  Lästern  an,    Erbitte- ^ 
rpng  verdrängte  alle  Ehrfurcht   vor .  dem  K6*  > 
rige.     „Du  lügst  wie  ein  Verräther  j"  brüllten 
mehrere  tausend  Stimmen  dem  Eiteln  xuy  ,,das8  ' 
,,du  dem  Reiche  besser  als  jeder  Toh  uns  ge- 
.^dienet   hast.     Wir   wissen   zu   gut,    wie  un- 
ybarmherzig  du,    gleich  einem  semeinen  Krä- 
yfner,   oder   niedrigen   Gastwirth,.   mit  Vieh- 
.,tind  Häutehandel,  mit  Weinschank  und  Dreys-^' 
^.sigstpacht,    was  deinei  Amtes  *  unwürdig  ist,* 
,dj:e  Armen  schindest.     Nieder  mit  dem  rer- 
,rätherischen  Hunde  !'^  und  hätte  ;sie  niicht  des 
Königs •  Gegenwart    zurückgehalten,     er  wäre 
nedergehauen  worden.     Alexius   Thurzo 
3berr6ichs  -  und    königlicher     Schatzmeister, 
iBtte  kein  Wort  gesprochen,    dennoch   musste 
^r  sich  mit,  „sechzehn  Huren  Hurer,  Fohlni- 
(cher  Bauerlümmel,  bäuerischer  Hurensohn  und 
,Quaksalber ; ^^    betiteln    lassen;     und    rathsam 
$phien   ihm  auch/  dazu  zu  schweigen.     Noch 
Idüger  hatte  der  Eisenburger  Obergespan  Tho-< 
mal  von  Sz^csh,    über   welchen   gleichfalls 
bitler  ..losgezogen  wurde,    gethan;    er  war  von. 
Hatvan    weggeblieben«     Ludwig   der   wilden 
Kraft    und   Galleäusseruti^en   des  Adels    über* 
driisBiig,  versprach  auf  Werböczy's.Rede  am 
Folgenden   Tage   zu    antworten,    und  hob   für 
den  gegenwärtigen  die  Versammlung  auf. 

Die   bewiesen  ihre   Unfähigkeit   und  Un- 
wiirdigkeit  in  dem  Staatsrathe  zu  sitzen,  wel*  • 

g0  rieben,  anstatt  die  Versamm«^ 

lo* 


—       1$0       — r 

ReficksversammluDg  nicht  eiagestellt  hatten^  für 
Yerräther  erklärt  und  geächtet. 
5.  Julius.  Am  Mittwoche  begab  sich  der  Konig  wie- 

der in  Person  auf  das  Hatvaner  Feld,  und  er- 
fuhr, wie  viel  er  vermocht  hätte ,  wäre  er 
auch  des  Tages  zuvor,  nur  seinem  eigenen 
Sinne  folgend,  in  der  Versammlung  erschie- 
nen« Stephan  von  Werböcz  wagte  es^ 
nicht,  in  Ludwig's  Gegenwart,  bloss  auf , den 
Grund  seiner  Erwählung  und  der  durch  Both- 
schaft  angekündigten  königlichen  Genehmigung, 
den  Sitz  des  Falatins  einzunehmen;  und  als^ 
ihn  der  Konii^  selbst  dahin  rief  und  mündlich 
\  in  der  hohen  Würde  bestätigte,  sprach  ex  von 
seinen,  beschränkten  Geistesgaben,  und  hau- 
chelte  mancherlei  Gebehrden  der  Bescheiden- 
heit. Erst  auf  Ludwig^s  ausdrücklichen  B0-^ 
fehl  schwor  er  den  vorgeschriebenen  Amt^eid. 
und  setzte  sich  zur  Rechten  des  Königs  z^VL" 
gehen  dem  päpstlichen  Nuncius  und  dem  Fahl- 
nischen Gesandten.  Hierauf  Hess  sich  Lu4-- 
ffig   die  Beschlüsse  der  Versammlung  vortra-, 

Sen*);  der  neue  Falatin  las  Folgendes;  Der 
Lönig  soll  seiner  Yerheissung  gemäss  ^  seinen 
bisherigen  Staatsrath  abdanken  und  mit  andern 
Männern  besetzen.  Acht  Herren  aus  der  Adel- 
schaft sollen  als  Mitglieder  in  demselben  auf- 
genommen, und  bey  Verhandlung  der  Reichs- 
angelegenheiten den  Magnaten  an  Macht  und 
Ansehen  gleich  geachtet  werden.  In  jeder  Ge- 
spanschaft soll  ein  kriegserfahrner  Hauptmann 
das    Waifenvolk   ausheben^    im  Dienste    üben 


a)  Vollständig  liefert  die  Artikel  Kovaobicii  Vest^.  Comi- 
tior.  p.  593  sqq.  uun  dem  Codic€  Vaticano ;  und  Supplem.  ad 
Vestig.  C(»niitiDruin  T«  lil«  p.  33  tqq.  aus  dem  Oodioo  Palatiiii 
Ihoaü«  de  ^aditd. 


-    i5i    ^ 

und  auf  jede  Malmiing  zum  AuHzufff  bereit 
halten.  Die  laichte  und  schwere  Reiterey  soll 
zu  ihrem  monathlichen  Solde  Einen  Ducaten 
Zulage  empfangen.  Zwey  neue  Kuj^ferpfen- 
nige  ■  sollen  Einen  silbernen  gelten,  und '  in  Zu-^ 
kunft  gute  Münze ^  wie  sie  zu  Zeiten  des  Kö-^ 
nigs  Matthias  war,  geschlagen  werden.  Da 
der-  getaufte  Jude  Szerencs^s  aus  den  Kup^ 
f  er  -  Bergwerken  dem  Reiche  grossen  Gewinn 
rersprach,  so  soll  man  sie  den  Fuggern  ab-« 
kiehmen,  und  ihm  übergeben. 

Dawider  erhoben  sich  unzählige  Stimmen 
mit  grossem  Geschrey,  leugnend  dass  diess  deiP 
Wille,  der  Beschlass  der  Landschaft  sey;  ^^nia 
„werde  sie  gestatten;  dass  ein  Mensch,  den 
9',man  erst  neulich  rerbrenhen  wollte,  der  zum 
j, Verräther  gemacht  worden,  noch  Verräther^ 
„und- über  die.^S' alles  ein  Ungläubiger  ist,  imr 
„Lande  ein  Amt,  Rente,  oder  Gut  besitze«^ 
„Wer  möchte  vor  einem  solchen  den  Hut  rüc-* 
„ken,  oder  ihm  Ehre  erzeigen?  Seine  Maje^ 
„stät,  ihr  gnädiger  Herr^  möge  ^ie  damit  yer-« 
„schonen  I«     •  ^  j: 

Alle  Güter  und  Einkünfte  sollen  dem  Kd-^ 
nige    zurückgegeben,    die  rerpfandeten  Dreys^ 
sigst- Einnahmen  dem  Siebenbürger  Woiwodenr 
abgenommen ;  dafür  aber  der  Rechtsstreit  über 
des    Uj laker' s   Güter   niedergeschlagen,    die 
königlichen    Vergabungen    davon    widerrufen^' 
und    die    ganze   Erbschaft    des    Herzogs    dem 
Woiwoden     eingeräumt     werden.      Die    Stadt 
Zengh  mit   dem  vortheilhaft  gelegenen  Hafen 
soll  der  König  dem  Grafen. Christoph  Fran- 
gepani  abnehmen   und  ihn  mit  andern  Besit- 
zungen entschädigen.     Den   seine  Schuldlosig- 
keit an  Betgrads  Verlust  behauptenden  Eranz 


—    i5i    — 

H«lr»rTirT   xntTcKte  Aer  Konig  begnadlgeOk 

Dies^  A--.e*    sewiLiit*  der  Kuniv;   als  er  aber 

;£e^«^-i<si    var::»»^   cäh    Erlauer   Warday  zum 

iLia^er-.  i^i  l^zxr'xfj  zuai  Judex  Curiae;  dea 

S.xi.«>i7  ranL  Lifa«*rr±LC£L<.«ciiatzmeiiter  zu  be* 

«iuäu:»?3.   üe  i7Ü.:±r  res  Tir^anv  dem  Franz 

3*jv:.^  »1.  7<3Cj£jüie3.  iia  rum  Bau  von  Dalma« 

at^a.     ^r^hLinsat  inu.  ^la^rcoien:    den  Jobann 

j'-  ;^^    riflL  E-CTLsiriiJ»  cer  FroTinz,    zu  cr- 

n^ta      n  ▼trwjis    iT   ier  Vercammlunjv  das 

ru^r^^^i^lintf  ^irahu^Mi.  w>iiircb  sie  Tages 

a«fiir  ^vz.^:ie.  :a  itriatt  Ä..'ai^Ilcbea  Recbte  ein* 

ita«    SmiriT^tfinrrt?    ^x  -fSTseanen,   abwe- 

^  ^<U^:;7misa  ami  Laa^Lierr^» «   welcbe  sei* 

^^srüuiixe «    idB.  Sjirwiofse  Ta£  zu  J^esu-« 

vKaui^^ai  'aetfw  j  j^tir-nr.  zu  acblen,  den 

r^u^Ä^t^  ^ie    ^:ix«nea    ii:.rj>Trecben.      Nicbts 

Ä>    a  A.  oiie  ^   3ipv'  .i-^ea   :c'ir  gestatten.     Er 

Xu:v    ^-^s^ii  v-.r-!t .    i-te  >**:i'i.*  and  jeden  ein- 

ze-s^a    Acs&cu>>*^^><±a    st    rcascx   Recbten    und 

^  itf^x    r^     j«ftoi.r^isi.     wvse^en    er    zu 

-!%^^:;^i  ?<*''  .  Är^^  von  ihnen  auch 
*-Tf  *.^*^;..:?  icra  .rt-.*^^  i^^  Tbrones  unange- 
a^^v  _T'i>x«x  ^^Tti:ra.  Zr  verlange  daher, 
-.jL».  ^.i  _*»^^**^i^^uniiruij5-;  sogleich  widemifö^ 
'•«^'^««■t  ^^   'ü^^aui^^tmia  Ta^  anbefugter  AVeise 

.  "^  "^  ur«T*:o*  fÄlirse  *xe,  dass  sie  in 
v-^  A'*«*^:!:^^  ^-ar  'i*cisiÄt*r  fernerhin  sich 
Tjkw.-^.  »-ri-::r»t.  ^e  A::tö«<rkLimng  der  abwe- 
>^M^-i«r  ^•i^-^.:;»t  ami  Lanviiierren  für  nichtig 
^>.  u-  -ift.  ^^i«  T-^uJOfa  ia  Entrichtunir  der 
lv.«^.a»-.f*  ;jesn%:a&  '«TÄritta*  nnd  altes  Übrige 
«n:rfs  ja-.^^^'-^xc?s«  MS  KJisi^  anheimstellen 
«%.     ;.       u»   iÄÄ  jirwulic-*?  *i^  ütm  noch  die 

von  jedem    Bauern- 


—    i53    — 

lole^   wovon,  aber  ein  Viertel  dem  neuen  Pä- 
•tia   zufliessen   soUie.     Stephan,  ren:  Wer^ 
3ÖCZ|  welcher,  um  die  Kdniginn  zu  blenden^ 
ihr  achon  früher  heimlich  hatte  melden   Usr 
»en,  dais  der  Hatvaner.  Tag  wider  die   deut- 
>ohen  Hofleute  nichts  rerfügen  werde,   lehnte 
letzt  den  ihni  zuerkannten  Antheil  der  Subsi'r 
üe  von  sich  ab ,    und   bewirkte  dass   er   der 
&öniginn  angewiesen  WHrde«.    Sie  musste  tot 
illem  gewonnen  werden,   wenn  man  wirklich^ 
wui  scharfsichtige  Erspän^r   der  Staatsgeheim* 
niase  glaubten,   di^  Absicht  hatte  >   den  König 
gelegentlich    aus  -der   Welt  zu   schatfen ,    die 
holde  Frau  mit  Johann  von  Zdpolya^zn 
irer mahlen,  und  ihn  auf  den  Thron  zu  erhe<f 
ben  ^).     Wirklich    war .  die .  Adelsgesammtheil; 
iröllig  unwissend^  auf  beyden  Tagen,  vor  F^ath 
und   vor    Hatyani    nur    dienstbares  Werkzeug 
»einer  Factionv    JDer  päpstlichei  Nuncitis   An-^ 
tonius  Full^o  ofienbar te  depi   Könige    und 
der  Königinn  das  von  ihm  erforschte  Gdieim- 
nisS)  deekte  ihnen  den.  verborgenen  Sinn  und 
die  eigentliche  Richtung  der  Hatvaner  Artikel 
auf;  und  rieth  ernstlich,  zt|  :jpcichter  2^eit  nooh 
der   übermasaigen  Mdpht  des   Woiwoden   und 
der  übrigen  Magnaten  Gränzen  zu  setzen«    Viel 
glaubte  er  schod  gewonnen ,   wenii  der  geist* 
reiche  und  rechtsohaiFene ,  von  ihm  und  dem 
Papste   empfohlene  Propst   Stephanus   Bro-r 
dericsh  ^um  Reichskanzler  und  Bisohofe  er-^ 
nannt   würde  ^),    welchfes    auch   am   Sonntagii 

a)  Dm  Game  nach  def\  übereinttiiiupeiid^nBctriplite^  de«  pS(p«^- 
licKen  Nuncio«  Antonii  Pullei  de  Burgio,  bej  Engel 
Gesch.  de«  Ungr.  Reich.  Thl.  IL  S.  65^  and  eine«  ungeimhhte^ 
Xiandbothen  bey  JÜQvachich  Sammlmig.UDgedrHck.  StUcke  Bd^  ly 
S.  97«  h)  L\itT',  fiiron.  de  Burg.io  a4  Sadoletuia,  ap.  Fray 
EpUL  Frocar«  P.  L.'p..i99».  ^ 


«    • . » 


—    i54    •- 

/.  c.  1526. Xätare •  des  uScbsten  Jahres  geschah,   als-L»- 
ii.Aftfrx.4i][5laus  Macadoniay  der  Sirmier  Inful  ent- 
sagte. 

Schwerer  waren  die  Mittel  zu  finden,  die 
AdeLschaft   den  unsichtbaren  Banden  der  Fto* 
tion  zu  entreissen,   das  Ziel  fast  unerreichlMri 
gelänge  es  nicht,   den  thätigen  Anwalt  ders^ 
'Den,  den  neuen  Falatin  bey  dem  Adel  in  Yeie^ 
dacht  zu  bringen.     Dazu  verhalf  MV  eth&czj 
gelbst;    denn  wer  ohne  festgegründete  Wwrde 
in  seinem  Innern   aus    der  Niedrigkeit  zu  ho^ 
hen  Ehren  emporgestiegen  ist,    weiss   sich'  aöf 
schwindelnder  Höhe  nicht   zu  behaupteo*    & 
trat   in  Bündniss   mit  dem  Graner  Erzbiseno^ 
«chloss  sieh  inniger  an  die  Maj^naten,  und  tbac 
nichts  von   allem,    was    er   aui  dem  Hatf^mat 
Tage  versprochen  hatte.     Sein  vornehmes  Be* 
tragen  beleidigte  die  Landherren,    sie  erkanii'* 
ten  sich   von  ihm  getäuscht,    und  von  Seitem 
des  Hofes  unterliess  man   nicht,    ihnen    anxn- 
^deuten,    wem  sie  eigentlich   durch  seine  Bi^ 
Hebung  gedient   hätten.     Ihr  Abfall   von   ihm 
und    ihr    Misstrauen    gegen    den    angeblichieD 
Adelsfreund  Zipolya  wurden  merklich;    da*^ 
rauf    gründete     die    Königinn    weitaussehende 
Entwürfe.     Der  Falatin  sollte  fallen,  derWoi-^ 
wod,    der   Graner   Erzbischof,    einige    andere 
Barone  sollten  ausser  Wirksamkeit  gesetzt  wer- 
den.    Alexius  Thurzo  war  dabey  Maria-s 
vertrauter    Rathgeber    und    treuer    Vollzieher^ 
Durch  seine  Vermittelung  vereinigte  sich  eine 
beträchtliche  Anzahl   Landherren   und   Magna- 
ten zur  Brüderschaft,  unter  dem  Nahmen  Ka- 
landos,   wider  Johann  von  Zapolya,   wi- 
der Stephan  von  Werböcz,   und  wider  al- 
le,  welche  es  mit  ihnen  hielten.     Sie  wollten 


—    i5d    -^ 

das  Tolle  Ansehen  des  Königs  wieder  herstel- 
len, ihm  zu  souveräner  Gewalt  verhelf en,  sei- 
ner Einkünfte  unneschmählerten  Genuss  ihm 
verschaffen,  und  ihre  Minen  auf  der  Reichs- 
Yersammlung ,  welche  den  Hatvaner  .  Artikeln 
zu  Folge,  auf  nächstem  Gebrgii  Feste  bey  Festh 
versammelt  werden  musste,  springen  lassen. 
Darauf  verliessen  sich  der  König  und  die  Kö- 
niginn,  gegen  des  päpstlichen  Nuncius  kluge 
Warnung,  welcher  missbilligte,  dass  der  Kö- 
nig selbst  öhl .  in  das  Feuer  giessen ;  die  Mag- 
naten, welche  die  Anschläge  wider  sie  gewiss 
durchschauea  würden,  gegen  sich  aufreitzen^ 
Verwirrungen,  welche  seit  vierzig  Jahren  das 
Reich  zerrüttet  hätten,  durch  die  Verschwö- 
rung einiger  wankelmüthigen  Menschen  in  fünf- 
zehn Tagen  aufheben  wollte«  J)e%  Römischen 
Staatsmannes .  tiefere  Einsicht  verlor  alles  Ge- 
wicht in  dem  Zauber  der  Luftschlösser,  an 
deren  Bau  sich  ^er  König  ergetzte;  ihm  war 
nichts  gewisser,  als  baldige .  Erlangung  der  Be-  / 
fugnlss,  das  Reich  nach  Belieben  mit  neuen 
Auflagen  zu  belästigen;  und  von  stürmischen 
Landtagen  unbeschränkt,  zu  herrschen^)« 

Dinstag  nach  Jubilate  lagerten  sich  zwey-  H.ApnL 
hundert  verbrüderte  Landherren  bewaffnet,  mit 
grosser  An2&ahl  Bauernvolkes,  auf  dem  Riko- 
ser  Felde  zum  Landtage,  und  wählten  Herrn 
Faul  Artanay  zu  ihrem  Sprecher,  gleichsam 
zur  Genugthuung  für  die  Schläge,  womit  ihn 
ihre  Standesgenossen  auf  dem  Hatvaner  Felde 
beschimpft  hatten.  In  den  Sitzungen  der  fol- 
genden  zwey  Tage   zu  Sanct  Joannis  in  der 


o)  Liter»  Baron,  de  Bnrgio  td  Sadoletmn  de  Majo  iSay.  ap« 
Praty  Bpiat.  Froöer»  P.  L  p.  a5i  aq^.     ■ 


äta4t  Ofen  spVKch  er  über  das  Bedarf niss   ei- 
ne» Reichskanzlers   tou  hohem   Ansehen    und 
völliger  Unabhän|^gkeil^  dessgleichen  derjenige 
nicht    wäre,    welcnen    der   Papst    und    dessen 
Nuncius,    Antonius  Pulleo  de  Burgio,  in 
die   Reichsangelej^enheiten    sich    unbefugt    ein- 
mengend, empfohlen  hatten;  über  solche  Ein- 
Mrirkungen  müsste  gewacht  werden,   damit  der 
Wille  der  Stände  nicht  ganz  von  auswärtigem 
Einflüsse    bestimmt    werde.      Nur   zwey    oder 
.drey  Herren  gaben  ihm  Beyfall. 
27.  April         Am  Frey  tage  versammelte   sich  die  nnze 
Adelschaft  auf  deni  Räkoser  Felde.     Herr  Nik- 
las    Tarcsayi     Hauptmann   der   Brüderschaft 
knachte  ihr  Daseyn  und  ihren  Zweck,  Beschir- 
mung   des   Adelstandes    ge^en   Unterdrückung 
von  Seiten  der  Mächtigen,   bekannt,  und  liett 
die  Bundessatzungen  vorlesen,    worauf  Paul 
A T  t  a  n  d  y    hinzusetzte ,    er   und    zweyhundert 
Anwesende  seyen  also  verbrüdert;  Welche  von 
den    übrigen   es    ndch   nicht   wären,    konnten 
dem  Bunde  beytreten,    und /würden  bereitwil- 
lig aufgenommen   werden.     Dann  Wurde  über 
den   Graner  Erzbischof  Ladislaus   Sz^lk^a 
schonungslos    gesqhmahet;    der  vorige    firzbi- 
schof  habe  Belgrad  verloren ;  der  jetzige  wolle 
das   ganze  Reich  in  Verderben  stürzen.     Hie* 
rauf  wurde  den  Bothen  des  alten  Pälatins  Ste- 
phan B^thory  Gehör  verliehen;    sie  klagten 
über   ihres  Senders  gewaltsame  Unterdrückung 
auf  dem  Hatvaner  Felde.     Der  König  begrüsste 
di^   Versammlung,    und    sie    den   König    mit 
Bolhschaften.     Mit   der  Forderung  eines  lies- 
Sern  Münzfusses  endigte  die  Sitzung. 
28.  April.         Sonnabends    begab   sich  Stephan   von 
Werböcz   zu  Hofe»  wo  der  König  üiid. die 


—    IÖ7    —  • 

Cöniginn  toit  ^fiil  MagnäteiKTersammeh  *war* 
pn.     In  Aller  Gegenwart  bethßuerte  er^   dasd 
sc '  das  Falatinat  nur  gezwu.ngto  übhrnptnmbn 
l^^be^    und  jetzt  desseibeii  sith  freynirillig  he*- 
^ebe.     I^an  hiess  ibn  nach  Hause  gfehen  iiiid 
laselbst  die  Elit9,cheidung  erwarten.     Auf.  dem 
Ukdser  ^elde  klagten  königliche  -Bölhen  Aber 
las   widerrechtliche  y    die  Würde   des   Uiigri- 
qhen  Thrones  yerletzende  Beträgen  und  Yer^^'  . 
ahreii  der  Adelsg^sammtheit  atlf  dem  lIlitYB^ 
xet  Tage  gegen  den  König;-  deimoch   sdjr  er 
;p]ieigt,  ihr  Alias  zu  reizmieit,  jdä  er^Wusste 
luss  sie  an  dqp*  Schuld  ulreit  gmn^eii  Antheil' 
3#tt^i    als  der  Sin2ige>   ron  welchem ^  sie  :su 
;eheimen  Zwecken:  gcimissbrauclht'  worden  war. 
^gleich   wurde   äit  geiheldet;  .dass   so   eben 
1er  neue  Palatin-  rot  denk  Könige   sich  -^emt-' 
(chuldiget  uiid  sein  Amt  nicidergelegt,  der  alte 
Mredhtigkdit  gefördert,  .und  dev  König  :ika 
pneder  einges^tKI-  habea     Die  ganiSe  Versarttm^ 
[ttng  brach  .in  LöbeserhebünffeH'  des  gnädigitt- 
Kumijgs  y  iti  Lästerungen  des  Hatraner  Palauna  * 
iuS|   und  etbojth  sicih  die  Waffen  iniedersule-'' 
;fia.     In  der  Nicht  war  Werböciy's  Wdh- 
lung  Ton  Bithdry^s  Diensdeüteo^  in  der  Ab^' 
ncht|  ihn  zu  erttiorden,  umringt^  er  aber  idnt^- 
knm    n^it    seinefai   Freunde   M  i  c-'h  a  e  1   Z  o  b  y 
gUicklich  aus.  der  Stadt^  und  saiidte   am  fol- 
^ndto  Morgen  YOii  seiner  £nt{ernung  Rechen- 
sebaft  an  den  König; 
;.  iAm  Sonaitage .  und  Montage  versammelten  ^*  30.  ^pr. 
»oh  die  Bruder  und  Landheiren  bewaffnet  auf 
dem '  Burgpjatze«     Bei^  König  liess  ihnen   mel- 
den, er  habe  zur  Übergabe  der  Waffen  einii 


Vierordnete  : ernannt,    sie   möchten  einige  auch 
aus  ihrem  Miitel/dasu  bestellen«    Biess*  erklär- 


—    i58    — 

t^n 'Sie  ilirer'Seits  für  unnotliig,   da  sie  ge-^ 
kommen  wären,   den  königlichen  Verordneten' 
unbedenklich   zu   gehorchend     Nach   Übergahic 
der  Waffen   wurde  über  Abstellung  der  neuen 
Münze  berathschlaget ;    den   Bischöfen*,   Äbten 
und  jsämmtlichen  Pfründnern  persönlicher  Waf-' 
fendienst   an    den  Gränzen  unter  'Verlust  ^ihr«r 
Pfründen  zur  Pflicht  gemacht.     Stephan  von 
Werbücz    wurde    in   Frist   von   drey  'Tagen' 
vor   Gericht    gefordert;    von   der  Plünderungi 
seines   Hauses   lies.en    sich  die,    seiner  Fluchr 
wegen  Erbilterlen-Ton  dem  Könige  abn^ahnen^ ; 
da  nichts    darin  zu  «finden  wäi*e>*  als  Scfarifleft!» 
und  'Wein,  .  die    Zerstörung    der    erstem  -^deia^ 
Drit^n  -und  '  Vierten  in    Schaden   setzen;  'd^j 
letztere  sie  berauschen  und  zu  Ausschweiftl|l^ 
gen" anreizen.' würde'..    Der  wieder   eingeset^fib 
Padaiin   Stephan    Bäthory    trat'  in    die  Ver» 
samtniung)    und   rühmte  dankend    ihre  Rück-*v- 
kehr  zur  Ordnung  und  Gerechtigkeit;  sie  ver«' 
laasigte   dass    der  König  ihn    für  immer  bestS-^ 
tige,   den    entflohenen  Werböczy   für    einen 
Verräther  und  Aufrührer  erkläre;  den  Prälaten* 
und  Magnaten  befehle,    sich  mit' -dem  Adel. in.; 
der     Sanct    Joannis    Kirche    zu    versammeln'^  • 
wozu  sogleich   hundert  Herren  aus  der  Adel*' 
Schaft  erwählet  wurden  ^   die    übrigen   nahmen^ 
Abschied  zur  Heimkehr.     Die  Böthen  des  An^j 
bros    Sdrkiny,    um  des    Adels   Verwendung^ 
für  ihn  bey  dem  Könige  bittend,  wurden.  alM^i . 
->  "'    gewiesen  mit  dem   Bescheid,    man  wolle  den 
König   mit    dergleichen   Fürbitten   nicht   mebr^ 
behelligen^    er  $ey   Herr^    zu  thun,  was  ihm 
gut  dünke. 
i.  May.  Des  folgenden  Tages  wurden  die  Prälaten, 

welche   mit  einigen  Magnaten  durch  mancher- 


^    i5^    — 

sy-  Hanke  di^  Kalandos  -Brüder  JE lir  sich  )eu* 
;ewinnengesiidit:  hatten,  ror  den  König  und. 
lie  ^  Kioniginii'  bemfi^«   l  Sie  wtirden  von  bey-' 
beik w^ekrnddeutend  ermahnt,  der  Tom  Throne. 
TOt^fängenen  *  I W.6hlthaten    zu   gedenken,    und 
[nre  ^Erkenntlichkeit  in  der  Versammhing  mii' 
leih)  Adel  :diiroh: treue   und<  j^efallige  Dienste' 
li  hew3ir(&n;'  "Vfias  etwa  hiermit  heabsichtiget - 
rurde,  ^  zeigte  sich  gleich  hey  ihrer '  Ankunft 
SLSt   den  Afaigneten  in  der  Johanniskirche;   der! 
idAy   schon  in  Farieyen  zwischen  .dem  König  i 
ind:  den   Prälaten   gelheilt,    erhob,  rge^faldges: 
Iresohr ey  y  '•  dmr  einen  i^er  t  disii  «Graner '  •£  ä^I 
lis^laus  SzälkäA  lund  den  ^Kslaneär,   £aalits> 
/^rday;  die  cäiidernr  wider  den/ Sirmier  S-te^.: 
»hanus  Brodericsh,   durch  pafistUche-  £i^-<j 
MJchung R^cKJkanzler ;  Nichts.konntein.die*     .wir  * 
er  •  Sitzung  'beschlossen  werden^  -  .  *'  / 

'     In   der   folgenden  war  'der: '  Anhang    der^^*  ^^y^ 
^ridaten    und  .Miignsteii    durch    ihre    Betrieln- 
amkeit  unter  dem  Adel  beirächtlich  vermeh-' 
et,  wie  der  Huncitt»  Fülle O" de  Burgio  demt 
Lönigi^  Torherg^sagt  hatte.  '  Jüehrer^   des  KÖ«^« 
offs   Ansehen   und   Macht  besch1ji(nkende^Ber*: 
«hliisse  wurden  gefieisst,    und  «zur  Genehmig»', 
ping  naöh  Hofe  gesandt»     Die  beherzte  Köni^ » 
onn    strich    sie    durch,    schrieb    eigenhändig/- 
Utu:  „nur   Ein   König  £in  Herr;^^  und' 
(duckte  di&Böthen  damit  isüriick,.-    Von  jeher 
iserstanden    Frauen    das    Herrschen   besser  als 
iiifänner,   weil   in  jenen  der  .Yemunftsinn   le«: 
>endiger,  das  Leben  der  Idee  kräftiger  ist,  als 
n  diesen,  und  die  Alles  schnell  überschauende. 
(Vernunft  unbedingt    schalten  und  walten  will, 
1er  klügelnde  Verstand  nur  das  Regieren  lehrt, 
ind   auch    der  stärkste,  nur    dazu    hinreicht. 


—     i6a    — 

Ber  Hiaindzug  der  Konigma  setete  die  Yer- 
ftammlung  in  Feuer  und  Flammen;  wider  sie, 
wider  ihfb  deutschen  Hofieute^  deren  Ratlies 
sitt  gar  nicht  bedurfte^  wurde  mschriea;^  aber 
die  Baschliis.4e  bliebeü  durchslnchen^  Und  ^A1- 
les  hätte  eine  andere  TTendiiiig  genoimneo, 
hätte  Ludwig  seine  Maria  durchaus^  als  die- 
sto  Einen  Koni^,  Einen  Herrn-^  für  aidi 
handeln  lasseh.  iAiussei^  ihr  griffen  auch  die 
Kalandos- Bruder  den  Prälaten  «^  lind  Magna- 
ten «-Stand  Ton  sehr  empfindlicher  Saite  an; 
iUe  iiaroUten^;  dass  kein  Edelmann  meiir  bey 
Höfen  der  Frälaten  und  Magnaten  diene;  weil 
eigentlich  didurbh  der  Adelätänd  so  tief  her- 
ab^ewürdig^t  worden  wan  Bie  Sitzuag  -  mt- 
digte  mit  Aufstand.  .  - 

4.  MoTi       .    Freytag.  nach    Ki*euzer£naung  .  Sias  .  der 

Konig  mit  dem  Staatsrathe  in  der  Versaiilltii* 
..  \ü  .*4ang|  liess  'die.  gesetzlich  yorgeladenen ,  aber 
nicht  erschienenen  Stephan  Werbticzy  und 
Michael  Z6bjr}  als  hartnäckige,  ihrer  Schuld 
sich  bewusste  Staatsverbrechen  in  die  Acht 
^klären*);,  beurlaubte  die  Adelschaft,  doch 
sollte  sie  vorher  aiis  ihrem  Mittel  eine  kleine 
Anzahl  bewährter  Männer  wählen,  mit  wai*^ 
eben  er  die  Reichsangelegenheiten  in  Geheim^ 
wie  die  Zeitumstände  es  forderten,  verhandln 
würde.      Der  Atisschüss  wurde   gewählt,    und 

5.  May.  die  Übrigen  Yom  Adel  zogen  heim.     Vobl  den 

Zurückgebliebenen  rerlangte  der  Konig,  dass 
man  die  Exercitual- Gelder  unmittelbar  ihm 
überliefern  möchte ,  wovon  er  selbst  die  ncH 
thige  Heermacht .  aufstellen,  die  Gränzen  beset*- 


*c^  Dif  AchUerkUtfms  liefert  Prajp  Aimal.  P/ V.  f.  87. 


—    »6i    — 

;en,  das  Reiph  vertlieidigen  ^  und  sein  An« 
elien  beliaupten  wollte.  Am  Sonntage  Ro-  6.  jifoy. 
rate  hatten  die  Prälaten  und  die  Magnaten, 
>eyde  besonders,  yor  dem  Könige  und  der 
!(.öniginn  Vorstand,  ^er  König  erklärte,  er 
labe  ihren  oft  wiederhohlten  Vorstellungen 
remäss  beschlossen,  die  Zügel  der  Regierung 
nit  fester  Hand  zu  ergreifen,  und  ohne  fremde 
Einmischung  zu  führen ;  vermöge  es  aber  nich^ 
)hne  ansehnliche  Heermacht,  darum  möchten 
ie  seine  Forderungen  der  Exercitual- Gelder 
*edlich  unterstützen.  Der  junge  Fürst  schien, 
licht  wissen  zu  wollen,  dass  niemanden  an 
meiner  Selbstregierung  weniger  gelegen  »  war, 
ils  gerade  dem  Prälaten-  und  Magnaten-Stande; 
1er  eine  wie  der  andere  erbath  sich  Einen  Tag 
Bedenkzeit.  Redlicher  dachte  noch  immer 
ier  Adelsausschuss  auf  dessen  Verlangen  ihm 
SU  geheimer  Zusammenkunft  die  Pachtbriefe 
ier  Fugger  über  die  Kupfergruben,  die  Be- 
rechnung der  Ausgaben  des  laufenden  Jahres, 
und  der  getaufte  Jude  Szerencses,  der  mit 
den  Wuchergeheimnissen  einiger  Bischöfe  und 
Magnaten  yertraut  war,  von  dem  Könige  ge- 
^ndt  wurden.  Feigheit,  Furcht,  Angst,  mach- 
ten den  Juden  offenherzig;  er  entdeckte  Ding^ 
vor  welchen  dem  Adelsausschuss  grauete.  Der 
Graner   Erzbischof  Ladislaus  Szälkän,  der  ' 

Erlauer  Paulus  AYarday,  Ambros  S4r- 
kany,  die  Thurzo  und  die  Fugger  standen 
als  unersättliche  Slaatsräuber  -  und  Wucherer- 
Bande  da;  das  ärgste  war,  die  sich  aufdrin- 
Sende  Überzeugung,  dass  dem  Könige  und  dem 
Leiche  nicht  mehr  zu  helfen  sey.  Sie  sprach  7.  Mof. 
sich  in  der  Sitz\ing  des  folgenden  Tages  in 
den  bittersten  Klagen  über  Ludwig,  in  den. 
VI.  Th«iL  \\ 


—     i6i     — 

•«ctimpfliclisteii    Schmähungen  wider    die    ge- 
:t   -nannten  Prälaten  und  Magnaten  aus. 
8.  Moy.  ,         Din.stag   war  der  fünfzehnte^    mithin   der 
letzte    gesetzliche    Tag^    seit    jener    Zeit    der 
letzten  Reichsversamniiung   auf  dem  Rakoser 
Felde.     Prälaten,  Magnaten  und  Adelsausschius 
Sassen    in    scheinbarer  Ruhe    beysammen    uad 
entwarfen  in  Eile  durch  einander  ein  und  vier- 
zig Artikel.     Durch   einen    wurde   der  Graner, 
welcher  schon  wieder  Partey   gewonnen  hatte, 
unter   die  vier  Räthe   des   Königs    mit    unum- 
schränkter Macht  gesetzt;    aber^    die    mit   ihm 
<)azu  ernannten,    Stephan  Bäthory    und  Jo- 
hann   Draghfy,  lehnten   ihre  Anstellung  ab; 
die  meisten  Magnaten  mit  dem  Adelsausscku&se 
widersetzten  sich  derVerfiigung,  schlössen  den 
Latldtagy  Hessen  Alles  in  Verwirrung  und  gin- 
gen   aus  einander.      Nur    des  Königs   inständi- 
ges Bitten   hielt    sie    noch  zwey  Tage   zurück, 
um   die  Artikel  genauer  zu  überlegen  und  an- 
ständiger   auszusprechen*).      Bis   zum    zweyten 
ging   Alles    ruhig    und    ehrerbiethig    vor   sich, 
y,die  Prälaten"  hiess  es,   „Barone  und   sämmtr 
„liehe    Stände    überhaupt    haben    beschlosseD, 
„und  den  König  gebelhen,  dass  er  seine  Afacht- 
„fülle    und  Gewalt    anwenden  wolle,    um  alles 
„zur   Sicherheit    und    Wohlfahrt    des    Reiches 
„Erforderliche    nach    reiflicher  t/berlegunjj  za 
„befehlen,  zu  thun  und  einzurichten;  die  Em- 
,jkunfte    der   Krone    nach    eigenem   Gutachten 
,-,zu  verwallen,    zu  vermehren,  zu  verwenden; 
„und  was  inimer  zur  Beschützung  ^  Vertheidi- 


.  «)  Diarium  acfonxm  in  Comitiit  PesCiiits  A.  iSsl».  «)ie  al« 
Afirii,  von  dem.  Augcnzeußen  Antonio  Puiieo  deAorxd 
brj  Pray  C|iiK.  Prooer.   P.  I.  p.  4zo  iqq« 


—    i63    -- 

inij,  Erhaltung  der  Freyheit  und  zur  ^efrie- 
Lgung   der  übrigen   Reichsbediirfnis.se  nöthig 
jyn  möchte,  gnädigst  zu  verÄnstallen.*^  Doch 
lon  in   dem  vierten  und  folgenden  Artikeln, 
rde  wieder  diese  ganze  Sorgfalt  dem  Schatz- 
lister  und  seinen  Beamten  übertragen ;  durch 
1    achten,   der  König    in  Person   zum  Feld- 
*e  verpflichtet;    durch   den  vierzehnten,  zur 
rufung    auswärtiger    WaflFenhülfe    aufgefor- 
pt;    und    durch    den  .achtzehnten,     dennoch 
j    Wahl     eines   General- Capitans    verordnet, 
e  Exercitual  -  Gelder   sollten  nicht  dem  Kö* 
fe,    sondern    den  Gespanschaften  abgeliefert; 
i  Besoldungen  an  Ausländer  eingezogen,  die 
jlamter  der  Königinn  schlechterdings  an  ün- 
rn    verijeben    und    die    Deutschen    entfernt 
jrden.     Die    Hatvaner   Artikel    wurden   zwar 
r   nichtig   erklärt,    aber   den    von    Stephan 
erbüczy    als    Falatin    in    rechlicher   Form 
sgefertigten    Urkunden    volle   Gültigkeit    zu- 
kannt,    und    auch  die  Verordnung  beybehal- 
B,  Kraft  welcher  acht  Herren  aus  dem  Adels- 
mde  in  den  Staatsralh  aufgenommen  werden 
Uten  *).     Endlich,   gerade  jetzt,  wo  die  Ge^ 
hr   dem  Yaterlande    sich    mit  Riesenschritten 
herte,    Solejmän     bereits    mit    ungeheurer 
eermacht  ausgezogen,  die  Noih  am  dringend- 
en, war,  der  König,  um  sich  und   seine  Ge- 
ahlinn  nothdürflig  zu  ernähren,   sein  Silber- 
jschirr  an  Juden  verpfändet  hatte,  kaum  mit 
chuhen    versehen    war,    und   zur   Absendung 
nes  Bothen  an  d^n  Coloczer  Erzbischof  naca 
eterwardein  der   päpstliche  Nui^cius  das  Rei* 


a)  Carpn«  Jar*  Haag«  T«  I.  p«  549* 

11* 


—    i64    — 

segeld  Yorschiessen  musste  *);  wurden  fünfzig 
SUberpfennige  von  jedem  BauernKo^  mu  Ein- 
reclmung  des  Kammei^ewinnes^  als  Subsidie 
bewilliget.  Der  unerwartete  Inhalt  dieser  Ar- 
tikel hielt  den  König  gebunden  in  TÖlIiger  Un- 
cntschlossenheit  y  wem  er  sich  forthin  anver- 
trauen, ob  er  sich  den  Kalandos  -  Brüdern 
und  der  AdeLsgesammtheit  ganz  ergeben;  oder 
zur  Fartey  des  Prälaten-  und  Magnaten -Stan- 
des zurückkehren  sollte» 

Als  Ursache  alles  bisher  Erzahlten,  kün- 
diget sich  nichts  deutlicher  an,  als  die  durch 
s^chs  und  dreyssig  Jahre  beyspiellos  schlecht 
fortgeführte  Staatswirthschaft.  Nachdem  Mat- 
thias durch  grosse  Unternehmungen  und  häu- 
Jige  Kriege  die  Stände  des  Gebens  überdrüs- 
sig gemacht,  und  Wladislaw  bald  nach  sei- 
ner Thronbesteigung  gezeigt  hatte,  dass  ihm 
über  alles,  was  zum  Regieren  gehört^  der 
haushälterische  Sinn  am  meisten  fenlte,  wurde 
von  Vielen  laut  behauptet,  der  Ungern  Frey- 
heit  fordere^  dass  der  König  arm,  und  un- 
vermögend sey,  durch  Heerscharen  in  seinen 
Solde  einer  unbeschränkten  Herrschaft  sich  an- 
zumasseo.  Das  gesammte  Staatsvermügen  müsse 
in  den  Händen  der  Magnaten  seyn,  weil  ih- 
nen zustände,  des  ^yaf^endienstes  Last  und 
Kosten  zu  tragen  ^    des  Reiches   Besckirmung 


a)  ffRexjamnon  habet ,  tfaoi  tdat^  tt  srgenUm  vm»m  im' 
j^daeis  oppignoravit,^^  Anton  Pulle,  de  Burg.  £pi«u  ad 
Sadoleu  de  i.  Maji  i5i6.  ap.  Prujr  Episf«  Procer.  P.  I.  ^  jj^. 
—  y,Dicunt^  tjceat  Res  cum  suo  vexülo  in  camputn,  4t  nr 
y^non  habet  calceot^  ne  dicam  apparatum  ad  extundtun  ut  ntn 
j,pum.^^     Idem  Epist.  de  i4-  Maji  ibid.  p,  a36.  —    ^^Cum  de- 

yyberet  unus  nobilit  mitti  a  Rege^ non  potuerit  id  fiai  ob 

y,drfectum  expensarum  ei  praebemdanuHf  ei  jui  comctmSp  mi  <#• 
j^darem    expensas.'^     l<(«n  fipUt«    19*  JuaM.   i^MlMt  p.  ^4«. 


—    i()5    — 

1  bestreiten*).  lJie99  wurde  bald  des  hohem 
dels  allgemeine  Gesinnung,  und  eben  fo  all- 
emein sein^  Bestreben,  den  iCönig  zu  plündern 
nd  den  Staat  zu  bestehlen. 

Seit  dem  Konige  Matthias  betrugen,  der  ^ 

old  des  Palatins,  des  Siebebbürger  Woiwo- 
en,  der  Hof marsohälle ,  des  Königs  und  der 
Loniginn,  der  Kronhüter,  des  Oberkämmerers^ 
immtlicher  Bane^  Castellane,  Hauptleute;  und 
ie  Unterhaltungskosten  der  Gränzfestungen, 
ihrlich  an  barem  Gelde  eininahl  hundert  rier 
nd  dreyssig  tausend  neunhundert  yier  und 
eunzig;  an  Salz,  yier  und  zwanzigtausend  * 
chthundert  yier  und  achtzig  Ducaten^),  Seit 
em  zweyten  Jahre  nach  Wladislaw:'8  Tode/^c.l5l& 
oUte  den  Bacsher  Verordnungen  gemäss,  das 
alz  in  Gelde  bezahlt  werden.  In.  eben  dem 
ahre  sollten  aus  den  Kremnitzor  und  Ofener 
fünzkammern,  aus  den  Dreyssigstämterh  yon 
)fen,  Stuhl^eissenburg,  Fresburg,  Kaschau; 
US  den  Siebenbürger  Abgaben,  Steuern,  Zöll- 
en und  Sachsenzins;  aus  den  Abgaben  der 
Itädte,  Qfen,  Festh,  Szegedin,  S tunl weissen  • 
lurg,  Clausenburg,  Gran,  Odenburg,  Leut- 
chau,  Bartfeld^  Eperies  und  Zeben,  dem  Ko^ 
lige  jährlich  zweymahlhundert  zwey  und  yier- 
igtausend  neunhundert  sechs^  und  dreyssig 
)ucaten  zufliessen.  Dazu  kam  noch  der  £r- 
rag  der  Krongüler,  der  Bergwerke,  der  Salz- 
noLter  und  anderer  Quellen  königlicher  Ein- 
LÜnfte,  welche  insgesammt  in  den  ersten  Jäh- 
en   imch  Matthias    Tod    betrachtlich  mehr 


fl)  Tnbero  Coaimentar.  de  Temporib.  tni«  Lib.  Xr*  §.  IV* 
p,  SehwantUmr  Scriptt.  Rer.  Hung.  T.  II.  h)  Die  beiondem 
kügaben  liefert  KoTacbicb  Supplem.  ad  Veitig.  Comitior*  T 
I.  p»  5o6  «fq. 


—    i66    — 

betrugen;  dennoch  war  Wladislaw  schon  m 
den  Feldzüc^en  wider  Johann  Albrecht  und 
Maximilian    nicht    mehr    im   Stande,    ohne 
grosse  Darlehne  den  Sold  der  Miethsvölker  zu 
bezahlen,  weil  er  bis  in  das  dritte  Jahr  seiner 
Königschaft'  yOn  sämmtlichen  Einkünften,  nach 
Abzug    der    Gehalte    für    die    Reichsbeamten^ 
kaum  yierzigtausend  Ducaten  empfangen  hatte; 
so  arg  war  schon  von  «deinem  damaligen  Rent« 
meister  Lukas,  Bischof  von  Csanod,    hausga« 
halten  worden.   Nach  Entlassung  desselben  über- 
nahm  auf  zudringliches  Bitten  des  Königs  und  der 
/.  C.  1494.  Magnaten     der    Fünfkirchner    Bischof    Sigis- 
mundus  Ernst  die  Verwaltung,  tind  dieStände 
bewilligten  eine  ausserordentliche  Beschatzung 
der  Städte,   und   Besteuerung   des  Landes    mit 
Einem  Ducaten   von  jedem    Bauernhofe.'    Da- 
durch,  und   aus  den  Lösegeldern   für  Stellung 
der    Mannschaft   sollten    in    dem    Einen   Jahre 
einkommen  zweymahlhundert  fünf   und    sech- 
zigtausend    sechshundert     neunzehn    Ducaten; 
davon    aber    war    von    dem    gnädigen  Könige 
eine    bedeutende    Summe  '^)    erlassen   worden; 
sie  und  die  Einheb ungskosten^)  betrugen  bey- 
nahe    die    Hälfte,    so     dass    ihm   wirklich  nur 
hundert    fünf   und    sechzigtausend     einhundert 
acht  und  neunzig  blieben,  und  zur  Bestreitung 
der  Ausgaben    von  den  Städten ,    Siekenbürger 
Sachsen  und  Juden  noch  zwölftausend  einhun- 
dert  sieben  Ducaten   vorschussweise  auf  näch- 
stes Jahr  verlangt  werden  mussten,   womit  die 
gesammte  Einnahme    hundert  sieben  und  sieb- 
zigtausend dreyhundert  fünf;  die  Ausgabe  hin- 
'  g®J?cn,    nach  des    Bischofs    Berechnung,    hun- 


a)  9i,266|>        h)  9,155).   Bejd»  suttmmen  ioo,42i. 


~  167  - 

t 

dert  sechs  und  lieunzigtausend  iteubhund^ 
Tier  UDd  yierzig  betrug;  mithin  diese,  dßn  £mr^ 
pfang  um  neunzehntausend  sechshundtol  joeuD 
und  dreyssig  Ducaten  überstieg. 

Dieselbe  Besteuerung  des    ILiandes  ^  wtirdei 
für  das  nächste  Jahr  wieder  bewilliget;  daraus:/.  C.149i 
sollten  von   drey   und   vierzig  Gespanschaften^. 
von    Slawonien    und    Siebenbürgen    eingehen  r^ 
zwey    mahl    hundert    neunzehn    tausend    fünf 
hundert   zwey   und   achtzig  Ducaten;   wirLlichi 
aber  kamen  um  zwey  und  achtzigtai^send  neun-» 
hundert  sechs  und  vierzig  weniger  ein>  welcha 
theils    waren    erlassen,    oder    nicht    bezahlet^ 
theils   von    den  Sammlern  als  Lohn  waren  be^. 
zogen  worden;   und  die  Ausgabe  überstieg  uno^ 
drey  tausend  zwey  hundert  zwey  den  Empfang*). 
Die  Rechnungsfehler  in  des  ßischofs  Rechen- 
buch  verrathen   die  Unrichtigkeit,    einige  An- 
gaben auch  die  xUnredlichkeit .  der  Yerwaltung. 
Mehrere  Ausgaben  werden    doppelt  aufgeführt^ 
andere    erhöht  ^)   angegeben ;   den   Ausfall    desi 
einen  Jahres  von  neunzehntausend  sechshundert 
neun  und  dreyssig  Ducaten  deckte  der  .BLscho£ 
theils     aus   eigener    Casse,    theils   durch  frem-^ 
des   Darlehn;   im   folgenden   Jahre    machte    ei; 
sich    aus    dem   Empfange   mit    einem   Zusatza 
von    zehntausend,    also   mit  mehr   als  fünfzig 
für  hundert  bezahlt. 

Durch  die  hohen  Einhebuugskosten  lyurde 
des  Zeitalters  Unbehülflichkeit  bey  wirthschaft- 


a)  Biete  Resultate  ergeben  sich  ans  dem  Registro  omnium^ 
proventuum  Regalium  per  D,  Sirismundum  Episcopum  QEccle^ 
tiens,  pro  annit  1494  et  1496  in  parata  pecunia  perctptorum ; 
welche»  Elidel  (Geach.  des  Ungr.  Reich.  ThI,  1.  5.  17  bis  190.) 
mit  seinen  Uerichtiguiigrn  vollständig  mitgetheilt  hat«  h)  Z.  B. 
3690  anauu  1726.  FK  &Dgel  a.  a.  O. 


—    i68    — 

liGhen  Einriclitungen  gebüsst«     In  die  Gespan- 
Schäften   abgeordnete   Sammler,    der   örtlichen 
Verhältnisse  unkundig,  machten  die  Ansclilägei 
yertheilten  den   Steuerbetrag,   verfuhren    will- 
kürlich,  meisten theils    parteylich,    liessen  sich 
bestechen,     hafteten    dem    Könige    und     dem 
Schatzmeiser   fiir  jiichts,     unterschlugen  man- 
chen  Empfang    und    setzten    ihre   Kosten   zu 
Koch  9n.     In   der  Folge  wurden   ihnen  Comi- 
tatsbeamten   zum   Beystande,    vier    oder    mehr 
verordnete  Landherrn   zur  Abfassung  der  An« 
schräge    und  Yertheilung   des  Betrages   heyge^ 
seilet.     Hiermit  verlor  man  weniger  durch  Be- 
trug, desto  mehr  durch  Vermehrung  der  Kos- 
ten;   denn  die  Beamten  und  Verordneten  dien- 
ten nicht  anders,  als  für  Tagegelder;  dazu  be^ 
hielten   die  letztern  von  ihren  Besitzungen  oft 
eigenmächtig    die    Steuer    zurück.      Als    diess 
immer  häufiger   und   verwegener  geschah,  wie 
in  der  Szalader  Gespanschaft  der  niedere  Adel, 
nach  des  höhern  Beyspiele,    vierhundert  sechs 
und  zwanzig  Ducaten  von   seinen  Gütern  vor^ 
enthielt,   wurden   mit  nouen  Kosten  Husziren 
zur  Eintreibung  gesandt.     Zur  Einlieferung  der 
Gelder    war    keine    bestimmte   Zeit    angesetzt; 
einige  Sammler  lieferten  früher,  andere  jspäier, 
manche    Zahlungen    wurden    sogleich    an    sie 
selbst  angewiesen,  welches   ihnen  wieder   un- 
ter Vorwand  nicht  hinlänglichen  Geldvorrathes, 
zu    Unterschleif    und    Gewinn    verhalf.       Nie 
konnte  der  Schatzmeister   zu  deutlicher  Über- 
sicht des   jedesmaligen    Cassenbestandes    gelan- 
gen;   fehlte  ihm  Geld,    so  wurden  die  Samm- 
ler durch  kostspielige  Bothen  zur  Einlieferung 
ermahnt,     und    wenn    grossere    Noth    dränj^lc, 
von  Prälaten   und  Baronen  Anleihen  verlan^iit. 

%H0 


—    169   — 

Des  Königs  Imclitsiiiiiige  Erlassungen 
breiteten  die  Lust,   Eiiass   zu  yerlangen;  bald 
ei^ob    Aäk    der    Mutb    auch  die  .unerlassene 
Zablong  su  yersagen ,   und  die  zu  diensteifri- 
MB  Semmler  fortzuscbaffeD,  oder  wie  der  Uj«* 
laker  Herzog  Lorenz  tbat,   todtschlagen  zu 
Janen«     Am  eifrigsten  bewarben  sieb  die  reicb- 
slen  and  miebtigsten  Magnaten  um  ibrer  Gun- 
ter Ausnabme  ron  der  Besteueruiig ;  also   der 
Pdntin  Stepban  TOn  Ztfpolya,  welcher  un- 
ter rerscbiedenen   Titeln    eilftaasend   Ducaten 
als  Gehelt  bezog  *)•     Nichts  wurde  auch  be- 
nUt,    Ton   den   Gutem   seiner  Hofleute    und' 
Baamten,    nichts    Ton    den    Herrschaften    des 
Barzogs   Joannes  Corrinus,    dem  ein  jähr- 
lidier  Gehalt  Ton  zehntausend  Ducaten  ange- 
wiesen war;   nichts  ron  den  Gütern   des  "Te- 
Maaer   Grafen,    Joseph  ron  Som,   welcher 
fir  den    jährlichen   Gehalt  ron  siebentausend 
Ducaten  bar,   zwey tausend  in  Salz,   nur  bunt* 
dert  Reiter   zu  unterhalten  hafte ;    nichts  yon- 
den  Gütern  aller  übrigen  hochbesoldeten  Reichs- 
barone,    der    reichlich    dotirten    Bischöfe^), 
Propste,  Äbte   und   ihrer  Verwandten,  welche 
ohnehin   beträchtliche  Zehenten   und   Neunten 
bezogen;    und   auch  nichts  von  den  Benitzun- 
gen  müssiger  Hofleute,  welche  sich  königliche 


«)  AI»  PaUtin  4ooo  bar;  3000  an  Sala;  4ooo  ala  Befehltha- 
Ur  der  8ar6aer  Burg,  1000  alt  Kronhfiter.  Von  seinen  Gütern 
mtmm  er  in  den  JJ»  1^94  u.  95.  dem  Vaterlande  den  Beytrag  tob 
li^SlSf  Dac  3)  Der  Erltner  Thomas  Bakacth  hätte  von 
Vachöflichen  %}fitem  im  J.  1494  dreytautend  dreyhundert 
*  eiebafc  i«  J*  1496  drey tausend  neunhundert  ein  nnd 
_Q ,  der   FUnfktrchner  t>igitmundut  i.  J.  1494  lunftau- 

vierlinndert  seht  nnd  iwansig ;  i.  J.  1496  fünftausend  iwej« 

kndert  aecha  Ducaten  befahlen  müssen:  ao  rersagten  nur  swej 
fitseböle  dem  Vnterlaadft  in  awey  Jahren  in  pflichtmSaaiger  HiU£i 


—     170    -^ 

Nacnlass  -  Befehle  erschlichen  hatten«  Dem 
ärmer n  Adel  wurden  nicht  mehr  als  fünf  von 
hundert,  und  .den  dürftigen  Hintersassen,  wel-* 
che  weniger  als  drey  Ducaten  Werthes  in^ 
Yertnögen  hatten,  wurde  nur  aus  grosser  Barm- 
herzigkeit Alles  nachgelassen.  Auf  diese  Weise 
ging  es  in  Wladislaw's  viertem  und  fünftem 
Jahre,  und  so  geschah  hey  allen  folgenden 
Besteuerungen  durch  ein  und  zwanzig  Jahre. 

Reiche  Bischöfe,  wie  die  Brüder  Thomas 
und  Franciscus  Bikdcsh,  von  Erlau  und 
Raah;  Dompröpste,  wie  Georgius  Meckhey 
von  Zips,  Dominien s  von  Stuhl weissenburg, 
Thomas  von  Fünfkirchen,  scheueten  sich 
nicht  von  dem  Könige  beträchtliche  Summen 
Almosen,  unter  dem  Titel  Subsidie,  zu  erbetH 
teln;  dem  Neitraer  Bischöfe  Antonius  wurde 
sogar  seine  Inful  für  hundert  zwanzig  Ducaten 
aus  der  königlichen  Gasse  gekauft.  Wollte 
Wladislaw  bey  der  Leutschauer  Zusammen*. 
Lunft  mit  seinen  Brüdern,  als  König  zwey: 
grosser  Reiche,  mit  zahlreichem  und  ansehn- 
lichem Gefolge  erscheinen,  so  musste  auch 
diess  auf  seine  Kosten  geschehen.  Die  beson«. 
dern  Auslagen,  welche  die  ihn  begleitenden 
Prälaten  und  Barone  der  Ehre  des  Reichs  und 
ihres  Amtes  wegen  gemacht  hatten,  Hessen  sie 
sich,  wie  Stephan  von  Zdpolya  und  der 
Erlauer  Thomas  Bakacsh,  selbst  der  Schatz- 
meister Sigismundus  Ernst  von  dem  Könige 
ersetzen;  war  er  durch  dergleichen  Ausgaben  el^-» 
schöpft,  so  halfen  sie  ihm  mit  seinem  eigene]^ 
Gelde,  als  Darlehen,  gegen  Pfandverschreibung. 
Eine  grosse  Anzahl  Stücke  Atlass,  Damast, 
Camelott,  Scharlach,  Nürnberger,  Iglauer, 
Breslauer  Tuch  und  Wollenzeug,  Fernisch  ge- 


—     17*    — 

nannt,  nmsste  mit  scKweren  Kosten*)  aus  dem 
königlichen  Schatze  angekauft  werden^  unkt 
das  zahlreiche  Gefolge .  seiner  Begleiter ,  des 
Siebenbürger  Woiwoden  ,  B  a  r  tb  o  I  o  m  an  s^ 
Dri^bfj;  des  Gross wardeiner  Bischofs,  Va-*! 
lentinusWuk;  des  Fünfkirchners  Sigismun-« 
das  JSrnst,  des  Niklas  B^nffj  und  Blai- 
sins  RAskay  anständig  zu  bekleiden;  schwer^*. 
bdi  werden  die  Prälaten  und  Magna ten,  wel-^ 
che  den  Konij;  zehn  Jahre  darauf  zur  Pres^ 
biurger  und  Wiener  Zusammenkunft  begleitet 
katten,  bescheidene*  oder  schonender  mit  ihnk 
Terfahren  haben;  denn  in  zunehmender  Tha-: 
n^eit  zeigte  sich  ihres  Standes  unablässige& 
Botrebeaiy  den  geldarmen  König  in  Abhän^ 
gigkeit  zu  erhalten ,  damit  ihm  unmoglidL 
wurde  9  ihrer  lästigen  Anmassungen  sich  zu. 
mrtschlagen,. 

Unter  den  auf  zwey  Jahre  von  dem  Fünf-' 
kirdinetr  Bischöfe  berechneten  ausgaben  findea 
sich  nur  hundert  Ducaten  wöchentlich  für  dier 
königliche  Küche,  eine  ungemein  massige  Summe 
iur  den  Konig  zweyer  Reiciie.  Die  königli-« 
eben  Weinberge  waren  theiLs  verschenkt,  theils 
Terpfandet;  die  Arpadischen  Könige  hatten  in 
jeder  Gespanschaft,  wo  Wein  gebaut  wurde, 
ihre  eigenen,  gut  versorgten  Keller;  für  Wla- 
dislaw  mussten  die  Weinzehnten  von  den  Bi-* 
schofen  zu  Weszprim,  Fünfkirchen,  Syrmieny 
gepachtet  werden.  Der  ganze  Bedarf  des  ein- 
nnnuschen  Weines  hatte  in  den  zwey  Jahren 
fünftausend  neunhundert  fünfzig ;  des  Italischen 
Malrasier,  hundert  zwey  und  achtzig  Ducaten 
gekostet.    Für  goldgewirkten  türkischen  Sammt, 


m)  Vacfa  de«  Bitchol«  Rechenbuch  füf  a55i  Dneateik 


—   l^2  — 

£(ir  Seidenzeugy  Hermelin  und  anderes  theue- 
res  Pelzwerk  zu  Geschenken,  wurden  sechs 
tausend  neunhundert  vier  und  zwanzi«r,  zui 
Unterhaltung  der  Hafleute,  hloss  an  Besoldung, 
ein  und  zwanzigtausend  fünfhundert  acht  und 
zwanzig  Duoaten  ausgegeben.  Unter  den  £in^ 
nahmen  wird  nichts  von  Bergwerken  und  Saht- 
gruben  aufgeführt;  dennoch  wurden  zur  Un- 
terhaltung der  einen  zwölftausend  fünfhundert 
ein  und  dreyssig;  zur  Arbeit  in  den  andern 
fünftausend  angewendet;  und  zu  königlichem 
Haus-  und  Tisch^eräth  das  Silber  mit  drei- 
tausend sechshundert  sechs  und  dreyssig,  das 
Kupfer  mit  achtzehnhundert  fünf  und  neunzig 
Ducaten  bar  gekauft.  An  Apfelsinen  find  Por- 
meranzen  genoss  der  König  durch  die  zwey 
Jahre  für  sechzig;  Musik  und  Sänger  kosteten 
ihn  gegen  zweynundert;  Fechterspiele  hundert 
und  zwanzig;  lustige  Zwer£;e  und  russische 
Bärentreiber  gegen  vierzig;  Falkenmeister  ein 
und  zwanzig;  und  ein  Schatzgräber  Versuch 
in  der  Bodroger  Gesp^nschaft  zehn  Ducaten. 
Klöster  der  Bettelmönche  empfingen  an  milden 
Gaben  drey hundert  sechzig;  Opfer  bey  dem 
Hochamte  an  Festtagen  gab  der  König  zu  drey 
bis  vier,  im  Ganzen  vierzig;  Almosen  den  Bett« 
lern  zu  ein  bis  drey  Ducaten,  überhaupt  zwej 
und  fünfzig;  mehr  als  drey  Mahl  so  viel  hiUH 
dert  von  ihm  erbettelten  von  ihm  Bischöfe 
und  Pröpste,  als  Unterstützungsgelder.  Hiel« 
ten  Prälaten  und  Magnaten  zu  Reichsversamm- 
lungen  mit  einigen  Haufen  Reiterey  und  yar- 
ausziehender  Feldmusik  ihren  Einzug,  so  musste 
der  König  diese  Pracht  bezahlen;  solche  Yer- 
gütigung  empfing  Bartholomäus  Draghfy 
mit  neunzehnhundert  zwanzig  ^    der   Goloczer 


—    173   — 

Enbisehof  Petrus  Wardty  and  andere  mit 
tausend  Goldgulden  zu  einer  Zeit,  wo  das  Stück' 
ausgemästetes  Rindyieh  vier  Goldgulden  kos- 
tete. Dagegen  mussten  die  Bothen  der  GrSnz« 
festuDgen,  um  den  gebührenden  Sold  der  Be- 
satzungen und  Befehlshaber  bittend,  wochen- 
Jaog  warten 9  durch  Wart-  und  Kostgelder  in  ' 
Geduld  erhalten  werden ;  wahrend  die  Besat- 
zoogeii  Yt)n  Noth.  gedruckt,  durch  Raub  sich 
hdifen,  oder  abzogen^ 

Hieraus  wird  begreiflich,  wie  es  endlieh 
so  weit  kommen  konnte^  dass  Wladislaw  zur 
?eyer  seines  Beylagers  den  Coloczer  Erzbi*^.  c. I50t 
scaof  Liadislaus  Gereb,  einer  alten  Schuld 
wegen  um  Frist  bitten,  zweytausend  Ducaten 
Wgen,  bey  den  Städten  um  Hochzeitgeschenke 
ansuchen    musste;    dass    er  nicht  mehr  vermo*-  ^ 

gend   ans  den  Einkünften    der  Krone   die  Be^ 

Isoldnngen  der  Reichsbeamten  zu  bezahlen,  ih- 
nen für  ruckständigen  Gehalt  ganze  Herrschaf- 
ten, wie  dem  Szekler  Grafen  Johann  Tarc- 
ZMj  das  Gut  Al-Gy6gy  für  zwölf  lausend  Gold- 

Julden  *},  verschrieb ;  dass  er  vor  und  nach/^Cl^OS. 
em  Tode  der  Köni^iun ,  selbst  an  täglichen 
Lebensbedürfnissen  Mangel  litt,  und  bisweilen 
nothgedruRgen  war,  sein  Mittagmahl  von  der 
Gasttreundschaft  seiner  Magnaten  zu  erbetteln, 
oder  das  Fleisch  von  den  Metzgern,  den  Wein 
ans  '  dem  Keller  des  Fünfkirchner  Bischoff 
Ssathmary  auf  Borg  zu  nehmen^);  dass  zwey 


«)  Urftande  bey  Wtgner  Diplümatar.  Saroi.  p.  397.  B) 
Caipar  Heltajr  Chronica  p.  aoS.  -^  Alt  die  Hoiente  mit 
ciai^ni  l«eren  Fl««cii«n  tu  dem  nitchofe  um  Wem  kamen,  fragt« 
«r  mit  Verwiindemns  ob  sie  keinen  Wein  in  der  Burg  bitten. 
ttp»  Antwort,  ,9iiit£t  einmaM  Speise;^  brachte  ihn  10  heftig 
Mfy  4mm  er  mxwettii^tkh  u&ck  Hofe  iubri  den  Rentraeitter  ru- 


y 


—     174    — 

Jahre  vor  deinem  Tode  die  meisten  königli- 
chen Städte,  Marktflecken,  Schlösser,  Zölle, 
und  Einkünfte  der  Krone  verpfändet  waren'). 
7.  C.  1514.- Auf  dem  Landtage  vor  dessen  Eröffnung  man 
19, iVovJr.^^j^  Wladislaw  auch  noch  das  kümmerliche 
Leben  zu  nehmen  versucht  hatte,  wollten  die 
Stände  der  äussersten  Noth  des  Mannes,  den  sie 
König  nannten,  abhelfen  und  setzten  die  Vexv 

lördnung  durch,  Kraft  welcher  die  verpfän- 
deten Dreyssigst  und  Z wanzigst,  Salzkammem, 

jBergwerke,'  Städte,   Schlösser  und  Uerrschaf- 


fen  liess ,  und  ihm  in  Gegenwart  des  Königs  seines  Amtes  Ver- 
^naobläftsi^ung ,  seinen  Hnnclcl  und  Wucher,  den  Reichthura  sei* 
ner  Vorrath.shäuser,  durch  Untersciileife  von  den  königlichen 
'Einkünften  erworben;  die  Entehrung  des  Reiches,  als  wäre  es 
iU))irermögend  seinen  König  anständig  zu  verpflegen,  auf  datnadl« 
drücklichste  verwies.     Dubravius   Lib.  XXXII.  c.  3i,  — 

a)  An  den  Siebenbürger  WoJAvoden  Johann  von  Zapolya, 
der  Trencsincr  Dreyssigst   mit   den  Städten  'iyrnau  und  Skaücs. 
—  An    Gyurycshko,    Stadt    uud    Herrscliaft    O^enburg.      An 
den  Graner  Erzbischof   Thomas  ßakacsh,    Stadt   und  Herr- 
.«achait    Gran.  —  An   den   Palatin    Ejnerich    Pertfny,     Städte 
und  Herrschaften  Eperies  und  Szegedin.  ■'—  An  Ladislaw  Ka- 
'nisay,    Schlösser   und    ilerschaftrn    Schintau   und   Csokakö.  — 
•An   die  Wittwe   des  Andreas  Döth,  Schloss    und   Herrschaft 
Dios-Györ.     An    den  Waczner   Bi- rhof    Ladislaus    Ssäl- 
kdA,    die    Insel  Cscpel.     An    den    Siehenhürger    Rischof  Fr  an« 
eise  US    Pereny,  Schloss  und  Herrschaft  Munkärsh.     An  Ga* 
briel    Pereny,   Schloss    und  Herrschaft  Htiszt    mit  den  Mar- 
maroser   Salz- Kammern.     An  Emerich  Czöbor  Schlot«  und 
Herrschaft    Holicsh*      An    Caspar    von    8om»    Schloaa    ool 
Herrschaft  Geszthes.    An  Ladislaw  Mord  das  Dorf  ThenyeW* 
An    den    Ober- Hofmarschall    Moses    Buzlay,    Schloss     imd 
Herrschaft  Sanibek  und  das  Dorf  Keszi.     An  den  Arzt  Jo häuft 
Jakob,   das    Dorf  Kysyng.     An    die  Car th  äu ser  in  Lewddy 
'die  Dörfer  Szent-Gdl  und  Nämethy.     An  die  Erben  Sea  Georg 
Kastell  an  ffy,  der  Marktflecken  Mezö>Kevesd.     An  Amibyo« 
Sarkany  und  Stephan  fCesserii,  der  Presl)urger  und  Ofc- 
nerDreyssigst.     An  Thomas  Szecsh  und  Johann  Gynlay, 
der  Üreyssigst    von   Sla\v«»nien.      An    die    Kaschauer   Bürger- 
schaft,  der  Dreyssigst  von   Kaschau.     Au  die  Florentiner  Kaof* 
leute   M  i  c  h  a  e  I  e    und   F  e  1  i  c  e ,    der   Siehenbürger   Zwanaig«!. 
An  Georg  Thurzo,  die  Kremnitzer  Berg-  und  Münzkammer. 
An  Stephan  Barbe r,  die  Herrschaft  Alt-Ofen.     An  Johann 
Podmaniczky,  Schloss  und  Herrschaft  Salmar.  u.  a,  w.     Bej 
Kprachich  Supplem.  ad  Vestig*  CqmiUor«  T.  U.  p.  4a6* 


—     175    — 

ten  dein  Konige  zurückgegeben  werden  sollten; 
die  Rechte  der  Pfandgläubiger  wurden  auf  die 
Hälfte  des  Ertrages  bescliränkt,  -  die  andere 
Hälfte  sollte  dem  Könige  zufliesen ;  was  'sie 
•von  den  Einkünften  über  den  Zinsenbetrag  be- 
zogen hatten,  sollte  ihnen  auf  Abschlag  der 
•Ffandsumnie  angerechnet  werden  ;^  Johann 
von  Zäpolya  zur  Belohnung  seiner  Waffen- 
thaten  im  Kreuzkriege  -sollte  den  Trencsiner 
Dreyssigst  und  die  Freystädte  ungeschmähleit 
fortbesitzen ,  bis  durch  das  jedesmahlige  Fünf- 
tel von  den  bewilligten  Landesbesteuerungen 
zu  Einem  Goldgulden  von  jedem  Bauernhcro^ 
selbst  Zapolya's  Güter  nicht  ausgenommei^ 
das  von  ihm  gegebene  Darlehen  ganz  bericK^ 
tiget  wäre.  In  Zukunft  sollte  der  König  auch 
im  dringendsten  Nothfalle  nicht  mehr  befugt 
seyn,  ohne  Genehmigung^  de»  Staatsrathes  ir- 
gend etwas  von  seinen  Einkünften  oder  Kam- 
mergütern zu  verpfänden.  Wer  dieser  Verord- 
nung zuwider,  etwas  dergleichen  von  Wla- 
dislaw  in  Pfand  nähme,  tollte  die  Pfand- 
summe verlieren,  und  darüber  noch  eine  ihr 
gleiche  Geldbusse  zu  erlegen  j  angehalten  wer;* 
den  *).  Viel  wäre  hiermit  geholfen  gewesen^ 
hätten  die  Stände  Muth  und  Mächt  gehabt^ 
auch  auf  Volliziehung  ihres  Gesetzes  zu  beste^ 
hen,  und  den  Kampf  mit  der  Verderbtheit^ 
sie  mochte  in  der  Inful,  oder  im  Hermelin- 
Mantel  erscheinen,  aufzunehmen;  bey  den 
geld  -  und  prachtgierigen  BakÄcsern ,  Zdpo-^ 
lyem,  Fer6nyern,  Bäthoryern,  und  andern 
Blächtigen  hatte  das  Königthum  alle  Gewalt^ 
die    Landtage   alle   Wirksamkeit,    die   Gesetze 


d)  Corpna  Jor.  HuBg«  T»  h  p*  5a5.  ait»  I «—  III» 


—    176    — 

allp  Kraft  9  das  Yaterland  allen  Schutz ,  die 
Bürgerwürde  allen  Werth^  selbst  Ruhm  und 
Ehre  allen  Reitz  verloren.  Darum  wurde  auch 
X  C.  I5i8.die  Verordnung  des  Ofener  Tages  auf  den 
1527.  Reichsversammlungen  zu  Tolna^  zu  B^csh, 
und  zu  Ofen,  yergeblich  erneuert ;  ihre  frucht- 
lose Wiederhohlung  zeigte  üur  an  Ungarn, 
dass  unter  der  Übermacnt  unklug  erhobener 
Oligarchen,  Konig  und  Reich  unrettbar  un- 
tergehen müssen. 

Durch     sechs    und     dreyssig    Jahre    also 
herrschten  Mangel    und  Noth    in    der  Lonigli- 
.chen  Bur£(;  Überfluss,  Fracht,  Verschwendung 
in  den  Palästen  der  Bischöfe  und  bey  den  Hö- 
fen der  Magnaten;  im  letzten  Jahre  wurde  Lud- 
wig gleich  einem  Steine  gefühllos,  schlief  bis 
2um    Mittage,     sein    Rentmeister    Ladislaus 
Macedoniay,     gewesener    Sirmier   Bischof 
•versorgte    die    königliche    Küche    täglich    mit 
fünf  und   zwanzig   Ducaten ;    wo    er  sie   her- 
nahm, darum  bekümmerte  sich  der  König  eben 
so  wenig,    als  um  den  Staatsrath,    welchen  er 
um    Mittag   zusammenberief,     bis   zum   Abend 
streiten,   und  ohne  etwas  zu  beschliessen^  aus 
einander   gehen   liess*).     Wie   dürftig   er   war| 
wie  schlecht  die  auf  dem  letzten  Rakoser  Tagt 
bewilligte  Subsidie   bezahlt  wurde,   wie    hart*    . 
sinnig  und  niedrig  Prälaten  und  Magnaten  dem 
in    äusserster  Gefahr    schwebenden    Vaterlande 
ihre    Hülfe   yersagten,    beurkundet  des    Rent* 
/. C.  1526.  meisters   Macedoniay    Berechnung   der  Au^ 
i^i^/äi  o*^®*^  von  vierzig  Tagen  ^).     Sie  betrugen  im 

a)  Liter.  Anton.  Pull  ei  de  Borg  10  de  19.  Jon.  i5i6«  apu 
^Tor  £piil*  Procer.  P.  I.  p.  a44.  h)  Fragmentum  libri  ratio- 
narii  tuper  erogationibut  aulac  Regit  Ludovici  U.  de  anno  xbA 
ap.  Engel  MonoMianla  Ungrica  p«  67^236. 


% 


I 


L 


—     177    — 

Ganzen  NeunzeUntausend  Tlerhundert  vier  und 
vierzig  Ducateo^  sechs  und  sechzig  Silberpfen- 
nige.      Von    zweytausend    zweyhundert    sieben 
und  neunzig  Ducaten  vier  und  fünfzig  Silberpfi 
musste  ein  beträchtlicher  Theil  verwendet  wer-^ 
den 9    Äuf  Wart-,  Kost-  und  Reisegeld  an   die 
Boüien^  welche  von  den  Granzplätzen  gesandt 
waren  ^    um  den  Sold   der  Besatzungen  einzu- 
fordern,   und   nicht  sogleich  abgefertigt  wer^ 
den    konnten;     Diess    beweist,    dass  die  Ein-* 
nahmen    Miumselig   und    unrichtig   eingegangeä 
waren.     AVäre  aber  auch  die  angegebene  Summe 
iminer  behend  und  richtig  abgeliefert  worden^ 
uid    nichts    davon  erborgt  gewesen,   so   hätte 
der  Konig   zWeyer  Reiche,    welche  die  Natui^ 
mit  ihren  besten  Gaben  in  überiliessender  Fülle 
versorgt  hatte,    in  neun  Mahl  vierzig  Tagen^ 
also    jährlich,    dennoch    nicht  mehr   an  Ein- 
künften  als  Kinmahlhundert  sieben  und  sielM 
Eiguusend  achthundert  acht  und  achtzig  Duci^ 
ten  zwey  und  zwanzig  Silberpfenni^e  bezogen  *)4 
So  arm  war  um  diese  Zeit  icein  König  in  Eu- 
ropa; Johann  von  Z^polya  allein,   die  Bä-^ 
thoryer,    Per^nyer,    und  Thurzoner   zu-* 
sammen,  waren  reicher,  der  Graner  Erzbischo^ 

o)  DäTOii  waren  g^geBeii  worden;  zur  Besoldung  der  Keicht-t 
Warnten «   der  fieaatsnng  in  den  Granzfettuugen  und  AnschaiTung 
dn  Kriegavorrathea :     9834   Duc.   96  tlbpf.   —     Zur   Besoldung 
dcrHofleate:  S4a4  Doc.  3i  tlbpf.  —    Der  KÖniginn:  1986  Due^ 
^  Znr  Vereorgung  der  kOnigl.  Küche,  täglich  an  26  Duc. :  looa 
Dac  ^-    Auf  Gewürze:  i6j  Duc.  60  tlbpf.  —     Auf  Wein:    77 
Doc  So  albpf.  —    Zu    Rleidern    und    zur  Rüatung  des  Königs : 
16a  Duc.  60  slbpf.  —     Zu  Bier:    5  Duc.   5o  Pf.   —    An  Pfeiler 
iHid   Siiger:    19  Duc.  —    An  Fechter:    10  t)uc.  -*    Au  Almo-« 
•en:  8  Duc.  »5  slbpf.  — *     Auf  Pspier;  5  Duc.  35  slbpf.  —    Zur 
i'merhaltung   der   Falken   und   anderer   Vögel:    1  Duc.  — .    Zur 
Bewirlhung  des  Poblnisc^en  Gesandten,  durch  34  Tage,  tliglich 
an  II  Duc.:  288  Duc.  —  Zu  Geschenken:  169  Duc.  36  slbpf.  — 
Zum  HocfazeiULahl    det    königl*  Kämmerers  Johann    Podkt 
60  Ddc 
TL  Thtil  1» 


—    ijH    — 

'und  Erlauer   Biscliof,    jeder  nur  ein  wehiges 
ärmer  an  jährlichem  Einkommen. 

Wie  den  König,  der  Prälaten  Kargheit  "Und 
der  Magnaten  Habsucht ,  so  drückte  den  nied- 
rigen Adel  und  die  ärmern  Reichssassen  die 
arge,  aus  Unkunde  in  der  Staatswirlhschaft 
entsprungene  Verschlechterung  des  Munzfus- 
ses,  welche  wieder,  wie  bey  falschen  Flnap2- 
Massregeln  immer  unvermeidlich  ist,  gefade  auf 
den  König  am  verderblichsten  zurückwlrläe.^ 
Es  war  verbothen,  ungemilnztes  Gold  uhd  Sil- 
ber auszuführen') ;  scnon  der  einheimische  Lu- 
xus   verbrauchte   dieser    edeln  Metalle  iu'  vTl^I 

■ 

Den  Bergbeamten  war  untersagt,  mit  aüdern' 
Bergbebauern  in  Gesellschaft  der  Kosten  ntii 
des  G.^winnes  zu .  treten  *') ;  als  man  hernach 
den  A*usfall  an  zu  Tag6  gefordertem  Güte  be- 
merkte, wurde  der  Bergbau  allgemein  und  6hn6 
Einschränkung  bewilliget*);  aber  das  gewönnen^ 
Gold  und  Silber  durfte  an  niemand  andern', 
als  an  die  königlichen  Berg-  und  Münzkamr- 
mern  zu  dem  unter  Matthias  üblich  gewese** 
hen  Preise  verkauft  werden^);  das  sicherste 
Mittel,  dieselben  in  Mahgel  der  edelh  Metalle 
zu  versetzen;  das  Eigentnumsrecht  verletzen- 
den Verordnungen  wird  am  allgemeinsten  und 
entschlossensten  getrotzt.  Der  Ausfulir  des 
gemünzten  Goldes  und  Silbers  wurde  erst  dre^ 
Jahre  vor  Ludwig's  Ende  durch  ein  ver- 
gebliches   Gesetz    begegnet*);    der   vieljährige 

fl)  Wladislai  II.  Decret.  I.  de  ann.  1492.  art.  XXXTL 
De  er  et.  Ilf.  de  ann.  1498.  art,  XXXI.  Ludov.  II.  Decret. 
II.  de  ann.  i5i8.  art.  XlV.  Articuli  Rakosiens.  de  an.  löxS. 
art.  XXVIII.  Articuli  Hatvaniens.  de  an.  i5a5.  art.  XXVIL 
b)  LudoT.  II.  Decret.  III.  de  an.  i5i8.  art.  VII.  c)  Arü- 
culi  Duden  sei  de  ann.  1625.  art.  XXXVIII.  d)  Ludor.  IL 
Decret.  IIl«  art.  IX.  e)  Art.  Budeuaea  de  ann.  i523«  art 
XXXIII. 


—    179    -^ 

Imu«^  durcH  reichlichen  WtKxliergewinn 
ü^tKt,  WMT  »tärker,  als  ^r  ^esetz^refeeDde 
fajtabe,  den  schon  das  Leben  dfes  Handels^ 

Ui^mcher  Prachtliebe  genahret,  todten 
üt.  Die'  Einfuhr  des  auswärtigen  Gelde.4 
-mt  gleicher  llBbedachtsamkeit  z«  grossem 
lÜea  des  Aptir- Handels  mit  deta  AuMla'nde 
lodiem*)«  Durch*'  diese  MissgrifFe  in  de^ 
slxg^Miiig  ^  entstand  Mangel  an  Gold  '  liiid 
OT  f^efj  den  Münzktimmern ',  an*  Geld  im 
üdfidien  Verkehr.  Man  wusste  ihm  niohl 
erfs  nbBah.el{en,  als  durch  wefit  Sr^e^'n  Mi^s^ 
^  mani  vorfuhr  in  Heilung  den  sieiiht^ 
btofeerpers  sleich  einem  Arzte^  welcher  den 
nmidsuiditigen  durch  Verderbufig  scfin^ 
HBMüM   und  Hemmung  ihres  Umlarufe^  UeV- 

«w«illte.  ^ 

>Un«er  WUdirlaw  galt  dki  ^Mark  6dli 
wj'  und  uehpg^  die  Surk  Silki^r' sehwe^M 
Mistes  vier  Ducaten  oder- YierKund ort  Si9^ 
mIeDDige;  die  leichtere  Mark  hundc5l<t /•  dil 
icmeste,  wie  bey  den  Siebenburger  Sz^klent^ 
ifzig  Silberpfehnige.  Im  Handel  uikl  Wan* 
1  gak  nur  die  schwere  Mark;  der-Ducaten^ 
M-  und  zwanzig  Karat  acht  Gran  all  Gewicht^ 
MBch  um  zwey  Gran  leichter  als  unter  KcH- 
m  Sigmund,  noch  immer  hundert  Silber- 
leanige^).  Seit  Bela  des  lY.  Zlsiten,  bi^ 
fsnund  hatten  die  nach  Neii-*"Szohl  geru* 
SMi  Sachsen  yorziiglich  nur  die  Gold-^'und 


-j 


-r     x8o     — 

Silber  -  Minen  learbehet^    die  Kupfer  -  Minen 
yemacliläs&igt.     Als  aber  die  Bergleute  die  Sil-* 
berhältigkeit   des    Neu  -  Szohler   Kupfers    ent- 
deckten,    suchten    sie    es    benjieriger    auf   und 
schafften   das    Erz    in    die    Schmelzhütten    bejr 
Breslau    und    hej    Crakau^    wo    es     geseigert 
wurde.     Über  diesen  ,vom  Kupfer   geschieden 
nen  Silbergewinn  entstand  hernach  Streit,  wel« 
eben   Matthias   damit   endigte,    dass    er   die 
Neu  -  Szohler  Kupfergruben   und   den   Kupfer-^ 
handel    an    sich    zog«      Sein    Sohn  Joannes 
Corvinus   wurde   Erbe   dieser   reichhaltigen 
J.  C.  1494.  Quelle   von   Einkünften;     von   ihm   erhielt  sie 
der     Fünfkirchner     Bischof     Sigismundua 
Ernst    und    er  gab    sie   den   Herren  Johann 
T h u r Ä o    und    Jakob    Fugger    in    Facht. 
Diese  bauten   zu   Neu-Szohl  selbst.  Schmelz^ 
und  Seigerhütten,  worüber  ihnen  Wladislaw 
Frejbriefe     ertheilte.      Von    Sigismundus 
«rbte   den  Neu -Szohler   Kupferhandel    dessen 
Bruder  Johann,  zugenannt  Hampo,  Herr  auf 
GUktornya,  welcher  den  Facht  mit  den  Thur^ 
zonern  undFuggern  für  zweyhundert  zwey 
und   fünfzig  Ducaten   in.  seiner    frommen  Ein-^ 
f alt   fortsetzt e^      Wladislaw    ver] ieh   ihnen 
dazu  noch  die  Kremnitzer  Münzkammer,    und 
dort  wurden  unter  ihrer  Aufsicht  und  Leitung 
Silberpfennige    von  gutem   Schrott    und  Ko^ 
vierhundert  sechzehn  auf  eine  üngrische  Mark 
Silber  geschlagen.     Für  den  üngrischen  Gold- 
gulden,   zu   hundert   solcher   Pfennige,    gaben 
die    Fohlen    fünf    und    dreyssig*)    Fohlnische 


d)  35  Pohl,  tiuld.  nicht  53  muss  tfa  im  Tharnachwärab 
hey  En^el  helßsen ,  'wenn  der  Pohln.  GId.  um  diece  'Zeit  hö* 
htm  Werth  Iwtto  «!•  ^  Ungr.  Silbeipfenofge. 


—    i8i    -• 

Gulden;    daher  ror  und  nach  dem   Yerbotbe 
die  häufige  Ausfuhr  dieser  Pfennige'). 

Im    sechsten   Jahre    der   Regierung  Lud-/. C.  1521.^ 
wig's  wurden  Silberpfennige  von  schlechterm 
Gehalte    geschlagen,    ohne   ihre    Geltung  her-* 
abzusetzen ;  die  Mark  war  mit  zwölf  Seenzehn- 
theil  Kupfer  legiert^).    Auf  der  Reichsyersamm- 
lung   zu  Ofen,    am  Tage  Sanct  Elisabeth  ver- 
ordneten die  Stände  mit  Schlagung  dieser  neuen 
vierlölhigen  Münze  fortzufahren,  und  verspra-r 
eben    dem    Könige    davon    btträchtli,che    Ein- 
künfte:   nur    sollte   er   Annahme    und    Umlatif 
derselben     auch    in    Osterreich,   '  Steyeripark^ 
Crain,  Kärnthen,  Böhmen,  Mähren,  Schlesien 
und  Fohlen   durchsetzen;    oder  wenn   er  diess 
nicht  könnte^  überall  gangbare  Münze,  neben- 
bey    aber    auch   gute  Silberpfennige  von  alten^ 
Schrott  und  Korn  münzen  lassen,  damit  gutes 
Geld    nicht    ganz    aus   Ungarn    verschwinde®). 
Allein  die  neue  Münze  wurde  im  Lande  selbst 
als  schlecht  verrufen,  und  im  Umlaufe  entwe- 
der   auf  den  halben  Werth  der  alten  herabge- 
setzt,    oder    gänzlich    verschmähet;    und    nun 
waren  alle  königliche  Briefe  unvermögend,  der 
öffentlichen  Meinung  zu  gebiethen.    Die  Theucr- 
rung  aller  Dinge  stieg  in  dem  Verhältnisse,  in^    * 
welchem   die  gute   alte   Münze,     theils  aasge- 
führt, theils  versteckt,   aus  dem  Umlaufe  vePr 
schwand;  nicht  der  König  sondern  die  Mäklet 
und  Wucherer  gewannen. 

Zwey  Jahre  darauf  wollten  die  Stände  auf  f*  A  <S|^ 
dem  Ofener  Landtage  dem  Übel  wieder  durch      '^''^ 


a)  Thurnacliwaiiib  hej  Engel  Gesdh.  des  XJngr.  Rtie))«. 
il.  I.  S.  207.  b)  Sperfogel  Annalet  Scepusü  ap.  IVagnfT 
lal.  Scep.  P.  n.   p.  xk^         e)  Ludor.  II,  Pvcrtt.  IV.  4« 


ThI 
A|ial 


—     i«a    — 

Verordnungen  ahLelfen.  Bis  der  König  bes- 
sere Münze  sclila^cn  lies.se,  sollte  die  neue 
Jilünze  nach  dem  Werthe  ^er  alten  von  jedem 
Prälaten,  Baron,  Landherrn,  Edelmann  und 
Reichssassen  in  allem  Kauf,  Verkauf  und  Ge- 
schäft, bey  Verlust  seines  beweglicbeii  Ver- 
mögens, angenommen  werden.  Der  Marktflec- 
ken oder  das  Dorf,  welches  auf  Anweisung  semes 
Grundherrn  ihre  Annahme  verweigerte,  sollte 
Von  dem  Konige  eingezogen  und  an  "wen  es 
ihm  beliebte,  vergäbet  werden.  Unter  eben 
dieser  Strafe  sollten  die  Herren  gehalten  sejn, 
die  neue  Münze  auch  von  ihren  Bauern  in 
^er  Abgabe-,  Zins-  oder  Schuldzahlung  anzu- 
nehmen. Wer  mit  der  allen  Münze  Wucher- 
wechsel triebe,  oder  des  Gewinnes  wegen  Sil- 
ber aufkaufte,  sollte  Münze  und  Silber  ver- 
lieren. Wer  dieses  Metalles  zu  eigenem  Ge- 
brauche benölhiget  war,  sollte  die  Mark  nicht 
anders,  als  mit  sechs  und  einem  halben  Ducaten 
in  neuer  Münze  bezahlen.  Dadurch  wurde 
das  Silber  ausser  den  Handel  gesetzt;  denn 
wer  mochte  Lust  haben,  oder  konnte  gezwun- 

fen  werden,  seines  reinen  Mctalles  sechzehn 
lOth  hinzugeben,  für  neunzehn  ein  halb  Lolh 
Kupfer,  sechs  ein  halb  Loth  Silber  ?  Diess 
war  des  festgesetzten  Preises  innerer  Gehalt 
und  Werth.  Der  Stände  UolFnung,  dass  die 
Eigenthümer  ihr  Silber  desto  flelssiger.  an  die 
Münzkammern  bringen  würden,  ward  betro- 
',  gen;  wer  Silber  hatte,  bewahrte  es  auf,  bis 
d,ie  schlechte  Münze  völlii[  verfiel.  In  der 
Auswechselunij  der  alten  Münze  für  die  neue 
;ab  die  Münzkammer  für  das  hundert  alte  Sil- 
ierpfennige, nur  hundert  zehn  neue,  und  nie- 
mand sollte  befugt  seyn,  mehr  von  ihr  zu  for- 


.9^    ;itt5    —      . 

dem.     Damit  wollte  man  dem  Volke  j^Iaublich 
Biackea,  die  neue  Mii^f^isey  nur  um  ein  Zehn- 
tbeil  sddechler  als  die  alte.     Allein  dem  klü- 
-ffiiJk  Volke   lag  nicht   daran ,   was   i^mer  liir 
Pfennige »  als  Zeichen  des  Werthe;  der  Dinge^ 
was  das  Geld  nicht  ist;  sondern  Silber  in.ver-. 
kaltniaamässigem  Gehalte^  als  Pfand  und  Waare; 
was    das   Geld    wirklich   ist,    zu    bekommen« 
Niemaad  war  daher  so  thqjricht,  bey  der  Kan^ 
Aer   sich   für  hundert  alte  Pfennige,    a]^  für 
drey  Loth  Silber ,    hundert  zehn   neue   Ffeii- 
aige^  das  ist  ein  Loth  yier  und  zwan2;ig  Gran 
Swber  und  drey   Loth  .Kupfer  einzuwechseln« 
Kein  auswärtiger  oder  einheimischer  Kaufmann 
lallle,  der  neuen  Münze  wegen,  seine  Waan, 
kein   Handwerksmann    seine   Arbeit   höhet  als 
sonst  für    die   alte   Münze  anschlageii  dürfan. 
Die  Folge  war,    dass  entweder  der  Kaufmann . 
seine  Waare  behielt,  der  Handwerker  <^ie  Ar-' 
beit  Terweigerte,  oder  dass  der  Bedürftige  üb^ 
die  Kurzsichtigkeit  der   Gesetzgeber   und   der 
Regierung^    seufzend,     bezahlte    was    verlangt 
wurde*     I)er  König  hatte  früher  einigen  Mag- 
naten   und    Herren  zu   münzen    erlaubt;    bald 
münzten   auch   Unbefugte,    unter  diesen   sogar 
Bauern,    wodurch  noch  schlechteres  Geld,   als 
die   neue  Münze  schon  war,  in  Umlauf  kam^; 
jetzt  wurd^  befugtes  und  unbefugtes    Mü]t^en 
widerrufen ,    beydes    für    die    Ziikunft    unter 
ichweren  Strafen  verbothen*). 

Dennoch  verlieh  Ludwig  schon  im  na<;h-  /.  c.i52^ 
sten  Jahre  wieder  dem  Bosner  Bischof  Mi-^^'^*^**  '' 
chael     Kesserii    in    Gesellschaft    mit   dem 


fl)  Articuli  iD'Diaeta  Fetti  B.  GeorAii  M.  A.  D.  i5a|.^ 
Bodae  celebrata  mrt.  XXUL  tXjL.  XXXI«  XXXIL  yXXlY/ 
XXXV,  XXXUL 


königlichen  Kämmerer  Johann  Szerecsdny 
einen  Freybrief,  wodurch  sie  befugt  wurden, 
zu  Eszek  eine  Münzstätte  anzulegen,  für  !Ein 
Jahr  die  neue  Münze  dem  Kainm'^rfu.<se  ge- 
mäss zu  schlagen,  und  die  alte  zu  ihrem  Vor- 
thelle  einzuwechseln.  Dafür  soUte  der  Bischof 
dem  Könige  die  kostspielige  Versorgung  der 
Croatischen  Festungen  erleichtern,  seine  eige- 
nen Gränzburgen  in  guten  Vertheidigungsstand 
setzen  und  erhalten  *).  Aber  des  Bischofs 
Geld  wurde  in  Croatien  und  Slawonien  eben 
so  wenig,  als  das  königliche  in  Ungarn  jen- 
seits dem  linken  Theissufer  angenommen.  Der 
König  liess  daher  forthin  zu  neuer  Münze  die 
Mark  nur  mit  zehn  Sechzehntheil  Kupfer  le- 
giert ausprägen,  und  auf  Verordnung  der 
Reichsyersammlungen ,     zu   Jubilale    auf    dem 

/.  C  1526.K^koser,  zu  Joannis  auf  dem  liatvaner  Felde^ 
sollten  vom  Laurentii  Tage  an  zwey  Pfennige 
dieser  Münze  für  Einen  Silberpfennig  der  al- 
ten genommen,  folglich  an  Waaren,  Lebens- 
mitteln und  Arbeit  für  zwey  neue  Pfennige 
gerade,  so  viel,  als  sonst  für  Einen  gegeben 
und  geleistet  werden,  da  zwey  Mark  der  neuen 
Münze,  Einer  Mark  der  allen  an  Silber-Ge- 
halt   völlig    gleich    wären  ^).       Diess     machte 

^l"'^^^'Ludwig  an  sämmtliche  Gespanschaften  und 
Reichssassen  bekannt,  und  verhängte  über  die 
Übertreter  Verlust  der  Waaren  und  des  Gel- 
des,  wovon  zwey  Drittel  dem  Grundherrn, 
Eines   dem  Richter  heimfallen   sollte*^).     Ver- 

a)  Liter.  Ludoyici  ap*  iTo //er  Bist.  Episc.  QEccIei.  T.  V» 

?u  79  b)  Articuli  Uakosiens»  pro  Dominica  Jubilate  re« 
brinati  ani^o  }636*  art.  XX.  Articuli  Hatvaniens,  art.  XXIL 
m  Exemplar.  Romano  XXI.  c)  Liter.  Ludovici  ap.  tVagntr 
Diplomatar.  Saroaiens.  p.  Sa.  et  Liter.  Ludovici  ap.  Kova- 
fkich  Supplem.  ad   Vesti^*  Comit.  T.  111.  p«  5i« 


(eblich  rersicherte  er  dabey,  dass  dieser  Münz^ 
iuss,  diese  Werthbestiminung  uäyerändert  blei-« 
l>en  sollte;  der  Glaube  an  die  Einsicht  ^  und 
Rechtlichkeit  der  Regierung  war  einmahl  vei^ 
loreii^  und  dieser  Verlust  bleibt  für  RegieruBr- 
gen  ewig  unwiederbringlich.  Der  Geldmakler 
ftj  und  dem  Wucher  war  der  Tummelplatz 
mbedachtsam  eröffnet  worden ,  und  ausser  des 
)char£richters  Schwert  und  Rad,  war  keine 
Macht  mehr  im  Stande,  ihn  daraus  zu  yer-^ 
treiben.  Man  nahm  nun  auch '  der  bessern 
neuen  Münze  drey,  vier  und  mehr  Pfennige 
{ur  Einen  Silberpfennig;  in  gleichem  Verhaltr- 
nisse  stieg  aller  Dinge  Theuerung;  und  ob- 
glejiJi  Ludwig  mit  wiederhohlten  Befehlen/,  c.  1526. 
nad  Drohungen  dawider  vorschritt,  ja  sogar  ^  ^*^''* 
bewilligte,  dass  jedermann  für  zwey  neue  Pfeu'- 
Bive,  so  viel  er  nur  bringen  möchte,  bey  der 
Ofener  Kammer  Einen  alten  guten  ausgewech- 
selt erhalten  könnte  *),  so  wurde  dennoch  die 
schlechte,  und  die  weniger  schlechte  Münze 
nicht  anders,  als  drey  Pfennige  zu  Einem  gu- 
ten angenommen,  bis  der  letze  Rakoser  Land«-  24.  April 
Ui;  die  völlige  Aufhebuni^  der  schlechten 
Münze  und  des  alten,  guten  Münzfusses  Wie- 
dereinführung verordnete. 

Ein  zum  königlichen  Schatzmeister  err- 
wihlter  rechtschaifener  Mann  sollte  bey  der 
Ofener  Kammer  alle  neue  Münze,  welche  ihm 
lebracht  würde,  drey  Pfennige  gegen  Einen 
guten  einwechseln,  dabey  selbst  die  schlech- 
teste oder  falsche  nicht  zurückweisen,  nur 
den  falschen  Münzer  auszumitteln  suchen  und 


«)Litene  Lndofioi  ad  Cibinien«.  ap*  TVagncr  Diplomatar« 
Siroiiau,  p.  iy7» 


--     i86    — 

ihn  dem  Könige  zur  Bestrafung  angeben*     Im 
oifentlichen  Handelsverkehr   sollten  bis  Jacobi 
schlechterdings    nur   zwefy   neue   Pfennige   für 
Eiuea   alten  gegeben   und   genommen  werden; 
nach  Jacobi    die    neue   Münze   ausser  Umlauf 
und   aller    Geltung    gesetzt  seyn;  der    Schalx- 
meister    aber    mit   der   Einwechselung    bis  zu 
-völligem  Verschwinden  der  neuen  Münze  fort-    - 
fahren.      Da    man   sie    in   Böhmen,    Schlesien 
und  Mähren  ungescheuet  und  von  noch  schlech-    - 
term  Gehalte  nachgeprägt  hatte,  so  sollten  die-   _- 
jenigen,    welche    dergleichen    falsches  Geld  in  -^ 
das    Land    brächten,     nach    Wegnahme    ihrer    ~ 
[anzen  Habe  enthauptet,  und  auf  gleiche  "Weise 
iiejenigen,  welche  die  neue  Münze  anderswO|    -^ 
als    bey    der    Ofener   Kammer    auswechselten, 
oder  sie  in  das  Ausland  führten,  bestraft  wer- 
den.      Der    Umlauf    der    auswärtigen    Münze, 
Bapken  und  Kreuzer  genannt,  wurde  wäh- 
rend   des    bevorstehenden   Feldzuges    gestattet; 
nach  Endigung  desselben  sollte  er  aufhören*). 
Drey  Jahre   früher  würden  diese  Verfügungen 
dem  Nebel    gesteuert    haben,   jetzt   dienten  sie 
nur  dazu,    es  klar    zu  erkennen,    und  zu  ver- 
grossern ;  denn  jetzt  entstand  Geldmangel,  wo- 
durch aller  öffentliche  Verkehr  gehemmt  wurde. 
Zwey  Wege    sind,    auf   welchen    Staatsmänner 
und  Re<jierunHen  zum  Wahren  ({elans^en   kön- 
nen;  entweder  der  des  Lebens  in  Ideen,  oder 
der  der  Erfahrung;  jener,  auf  anmuthigem  Ge- 
filde eben  und  gerade  fortlaufend,  führt  unter 
allen    wirklichen    und  möglichen  Verhältnissen 
unfehlbar,    schnell,   und   allemahl   zu   rechter 


«)  Ludovici  II.  Decret.  VII.  «rt.  ÜL  XXXIV.  XXXV- 
XXXVI  et  XXXVU. 


Zeit  an  da.^  Ziel;  dieser  zwischen  Wüsteneyen^ 
Domeneebiischen  und  stellen  Abgründen  sicU 
kinwlnaend,  -wird  unter  mancherley  Mühsfp 
ligknlen  gewohnliöh  zurückgelegt^  wenn  d^ 
Zid  schon  entrücket  ist;  aut  dem  einen  waur 
delten  die  Lykurgen  und  Solonen  der  Alf- 
teO|  auf  diasem  verirrten,  erschöpften  und  ver- 
nitdt«n  sicK  Reccared  der  West-Gothis^ 
fern  an  do  der  III.  von  Castilla,  Ludwig  Ca- 
pet  der  Heilige,-  Kaiser  Friedrich  der  II, 
die  EiUglLsche  Baronen- Aristokratie  und'  die 
UngriftC^en  Landlage  der  mittlem  Zeit. 

Kicht  glücklicher  als  in  der  Gesetzgebung 
über   die  Staatswirthschaft  waren   sie  Alle  aiu 
dittem.  Wege  in  .ihren  Verordnungen  über  die 
fiechtsverwaltuDg ;   und  die  UngrLschen  Land- 
t^e  finden   endlich  an,   sich  selber  zu  miss-  . 
trauen^   indem   sie  unter   Ludwig   die  Kraft 
nnd  Gültigkeit  ihrer  Gesetze   fast  jedes    Mahl 
\a%  auf  dto  nä.cKst£eIgQildei;L  Landtag  beschränk- 
ten •y»    Viel   war   es^  dass    unter    der   Oligar- 
chen  rastlosem  Streben^  das  Königthum  zu  er- 
niedrigen;  unter   den  Stürmen    der  Eifersucht 
und   der.  Spaltung  zwischen  den  .Ständen,  \xxl^ 
ter  dem  Treiben  der.  Hab -und  RaubbegierdeL 
unter    TÖUiger   Verarmung    des    Thrones    und 
des   Staates,     die    Gerechtigkeit    zwar    häufig 
wrletzt  wurde;  doch  die  rechtliche  Gesinnung 
im  Unj^rischen  Volke    nicht   gänzlich  erstarb. 
Sa  gab  Zeichen  ihres  Lebens  auf  dem  ersten 
litudtage   unter  Wladislaw,   wo    die   Stände/.  c,;i492. 
die  personliche    Gegenwart    der   Richter    bey 
ic^    Verhandlung  der  Rechtssachen  als  unerlässlich 


^1       «)Artlculi    DUetie    de    anno    i5i8.    «rt«  XXL  Arücali 
I     Baesliiente«  de  anuo  i5i8«  arc.  XLIV.' 


^    i88    — 

yerordneten;  auf  Abschaffung  der  hier  und  da 
"wieder  eingeschlichenen  Comitatsyersammlungen 
durch    Aufgeboth,    des    Rechtsganges  ^^    durch 
dreymahl   ölFentlichen    Ausruf,    der    gerichtli- 
chen   Zweykämpfe    bestanden ,     iind     manche 
heilsame,  ypn  dem  Eigennutz  der  Richter  und 
Sachwalter   völlig    ausser  Acht   gelassene  Vor« 
«chriften   für    genauere    und   raschere   Rechts^ 
pflege  wieder  erneuertea  *).      Auf  dem  Ofener 
i.  C.  1498/Landtage,  im  achten  Jahre  Wladislaw's,    ah- 
nete    den  Ständen ,    was    dem  socialreoht^ichen 
Stande    im  Reiche  Noth  that;  sie  beschlossen^ 
da  die  Frotonotarien  bey  Gerichten  immer  die 
alten  Gewohnheiten  anzuführen,  und  bald  will- 
kürlich  zu    deuten,    bald  nach  geheimen  Ab- 
sichten   anzuwenden    pflegten;     so   sollten   die 
'reichsherkömmlichen  Rechte  genau  aufgezeich- 
net  und  zusammengetragen    werden.     Diejeni-r 
gen,    welche    der  König    und    die  Richter  für 
rechtmässig  und  zweckdienlich  erkennen  wur- 
den,   sollten    als   Richtschnur   für    gerichtliche 
Aussprüche    beybeliaUen,    was    als    Missbrauch 
oder  als  unvereinbar  mit  dem  Bessern  sich  an- 
kündigte,    als    abgeschafFt   angesehen    werden, 
Das   wichtige  Werk   übertrug    der  König   dem 
Protonotar    Meister    Adam    von    Harväthy, 
die  St/inde  sollten  für  seine  Belohnung  sorgen 
und    mit    ihm    hierüber  sich    einverstehen  *)♦ 
Aber  sey  es,  dass  solches  Einverständniss  hin- 
tertrieben,   oder,    wie    wahrscheinlicher,    dass 
seine  Arbeit,  zu  tief  in    die,    auf  Missbräuche 
gestützten   Anmassungen    der  Grossen    eingrei- 
xend,  unterdrückt  wurde,  das  Bedürfniss  recht-« 


fl)  Wl|id|«lai  II.  Decret  J.  art.  X.  XXXV  =  XXXVIir. 
Xt.  LH  =  LVIII.  UPlI  —  LXXIV,  b)  WladitUi  H. 
Deccet.  lU.  ait.  VI. 


*ik 


—    109    — 

r  Ordnung  YOn  dem  SinAe  fuirfllecbt  lur« 
rtiiy  drängte  die  Stände  nach  sechs  Jahren'/,  c.  1504. 
iem  Rakoser  Felde  zu  wiederhohlter  Fol*^' 
Bg  einer  gültigen  Sammlung  der  reichs?v 
ommlichen  Rechte  und  üeichsgesetzö  .^)i 
rscfaeinlich  scheueten  sich  die  mehr  vor-i- 
igett,  .als  beherzten  rechtsgelehrten  Ungenli^ 
der  Übermacht  der  Magnaten  die  Te^tang-* 

und   undankbare  Arbeit  zu  libetnehmeni; 

auch  nach  drey  Jahren  -v^ar  in  der  drin- X.  ^•' l507j^ 
ent  Angelegenheit  noch  Nichts  geschehe^/ ^  ^**^ 
4er  Antrag  dazu  auf  dem  Rakoser  Landn: 
imeuert  worden  ^)i  Damit  eadlich  Etwa» 
[«g  käme,  wurde  das  schwierige  Werk* 
den  Ständen  dem  kenntnlssreichstefi,  nu^ 
:  unbefaDgensten  Stephan-  von  WeDr; 
s,  damaligem  Frotonotar  des  Judex  Curiae^ 
stragen.  Dieser  brachte  endlich  nach  sie-, 
Jähren  sein  -dreytheiliges.  Gewoha-r: 
LSTecht  TOji  Ungarn  auf  die  Ofener. 
^Tersammlung  am  Sanct  Elisabeths  Fest-. 
^  und  legte  es  der  Genehmigung  des  Kö-- 
y  und  der  Einsicht,  der  Stände  vor.  Jen# 
eh  er  an  demselben  Tage,  ^^Weil  Wla^ 
»law  erkannt  hätte,  dass  sämintliche  Capi-^ 
I  Titel  und  Abschnitte  des  Werkchens  g^ 
lit  und  geziemend  wären,  auch  die  gebillig-^ 
I  Gewohnheiten  und  Rechte  des  Ungrischen- 
iches,  so  wie  der  ihm  einverleibten  und 
terthänigen  Provinzen  hinlänglich  beriihr- 
ifi  ja  sogar  mit  dem  blossen  Ausdrucke  der 
^orle  sie  andeutend  ^  umfassten.  ^^  Die 
bttsgelehrten  Männer,   Johann  yon  £11 7-' 


WladiaUi  II.  Decret.V.  trt  XXXL       h)  Wladiilal 


—     igo    — 

welgb,  Albrecht  von  BellVciij  Paul  voa 
Bolgär  ,  Stephan  Kesserii  von  Chy- 
barth,  Georg  von  Meckho,  Michael  von 
Zob,  Paul  von  I)ombo,  Stephan  Hen- 
zelffy  von  Petrocz,  Paul  von  Warda  und 
Benedict  Batthyäny  wären  zur  Prüfung  des 
AVerkes  verordnet;  und  da  sie  wohl  Besseres 
ahnen ,  aber  nicht  angeben  konnten ,  biUigten 
sie  was  ihnen  war  vorwelegt  worden. 
.  IS17.  :  Montat;  nach  Judica  wurde  zu  Wien  darch 
*'*'*•  Johann  Singren  der  Druck  dieses  Rechts- 
buche:» angefangen,  durch  vierzig  Tage  eilfer- 
Mtgy.  ü^  fortgesetzt,  Frevtaj;  vor  Cantate  auf  ein 
und  siebzig  und  einem  halben  Bogen  vollendet. 
In  der  Vorrede  berichtete  der  Sammler:  ,)Auf 
,)dem  nach  Ofen  zu  Lucä  (i.  J.  i5i4)  ausge- 
^scliriebenen,  und  in  Gegenwart  aller  Prälaten, 
^«Barv>ne«  Magnaten  und  des  Adels  abgehaltenen 

«.öiiVntllchen    Landtage hat   der   Köniff 

^»dieses  von  Allen  verlangte,  gebilligte,  be- 
^Jobte  und  unter  seiner  Leitung,  unter  seinem 
»♦Schutre  aufgearbeitete  Handbuch  des  üngri- 
^sohen  Rechts  mit  ausdrücklichen  Worten  ge- 
^«billi^et  und  solches,  Kraft  seiner  königlicneä 
^«MdcKttulIe  als  unwiderrufliches  Gesetz  besta- 
ji^eL  Djmil  aber  dieses  mit  so  vielem  Fleisse 
.ttttd  Mühe  ausgearbeitete,  von  dem  Könige, 
^docK  ohne  beygedrücktes  Siegel  besta* 
»aij:tv^  \^  erk  u.  s.  w."  Allein  auf  gesetzliche 
W^^iv^  ist  die:«es  Handbuch  des  Ungrischen 
IWchtes  nie  zu  gesetzlicher  Kraft  gelangtet; 
^^  ixt^  nie  in  die  Landtags -Artikel  eingetra- 
^^u;  tti«  Yon  einem  Könige  unterschrieben  und 
Wsio^^cU :  nie  von  Amts  wegen  zur  Nachach- 
luu^^Au  die  Gespanschaften  gesandt;  in  keiner 
l'ouiilifcU  -  Versammlung    bey  offenen    Thüren 


nt  gemacht;  doch  bald  nach  seiner  Kr* 
üUBg  im  Drucke  in  Führung  der  Rechts* 
EU  zu  allgemeiner  Richtschnur  angenom- 
worden«  Seinem  Inhahe"  nach  hat  es  hey 
Aufwände  von  Gelehrsamkeit,  das  Be^ 
iss  des  Reiches  bey  weitem  nicht  befrie«^^ 
Dazu  hatte  es  das  übermässige  Formen«. 
n  aiisiliSrzen  ^  das  TÜrderbliche  Reihen 
m^  der  Streitsachen  untertä.Ssen,  die  Weit-: 
»figkeit  Termeiden;  überflüssige^  Teral--^ 
gleichlautende ,  einander  ^id^r^prechende^ 
*dnungbb  absondern'^  den  Sinn  der  dun-^ 
erörtern  müssen,  und  zweckmSssiger,  im' 
n  Theile  die  gebilligten  Reichsgewohn-r 
1  aufführen,  im  zweyten'die  allgemeinen' 
ze  und  Entscheidungen  in  systematiscl](ti& 
nmenhang  bringen,  im  dritten  eine  Frö^* 
Ordnung  für  alle  RechtshSndel  aufstelleii' 
1.  Gerade  dieser  Theil  ist  in  dem  Weite* 
Werhoczy   der   mangelhafteste;    zu  deni' 

fen  hatte  er  zwar  vieles  von  dem  Seinl- 
inzugethan,  doch  nichts,  was  ihn,  yon 
Idee  der  ewigen  Gerechtigkeit  ergriffen 
TOn  Ehrfurcht  gegen  sie  durchdrungen^ 
a;  niphts^  was  eine  nähere  Verwandtschaft 
s  Geistes  mit  des  Kaisers  Justinianni^ 
"Csinnigern  Zehnmännern  oifenbarte.  Seine 
iichtlichen  Angaben  sind  oft  unrichtige 
I  juridischen  Bestimmungen  den  Frinci-^ 
des  allgemeinen  und  des  Ungrischen 
Iflcechtes  widerstreitend.  Darum  blieb  ein 
ftes  Buch,  als  ergänzender  Nachtrag  noch 
er  unentbehrlich;  und  es  musste  auf  dem 
mer  Tage  zwey  Mahl  verordnet  werden : '^•C',  1505. 
'  Staatsrath^  die  Beysilzer  und  die  Meister  * 
>tonotarien   des    königlichen   Gerichtshofes 


^^sollten  sammtliclie  Reichsdecrete  ut  eine  m-: 
,,setzliche  SamiAluDg  bringen ,  aucli  die  Ge- 
,,setze  und  gescliriebenen  Aechte  des  Reiclies 
„überlesen,  von,  neuem  durchsehen,  und  daa. 
,,Ganze  fertig  auf  dem  nächsten  R^koser  Land- 
j^jage  zu  Georgiij  dem  Könige^  zur  Bestätig 
„g^ung  mit  Brief  und  Siegel  vorlagen;"  und 
wiederum:  „die,  auf  angegebene  Weise  ia 
„eine  rechtskräftige  Saihmlung  zu  l>rin- 
„g.enden  Reichsv^rördnungen  sowohl,  als  die 
„g.eschriebenen  Gesetze  sollten  bis. zum  nach-« 
„sten  Landtage  durchgesehen,  bekannt  gemacht 
„und  bestätiget  werden*)." 

E»  blieb  daher  die  Rechtspflege  auch  nach 
der  Bekanntmachung  des  Tripartitums  im  Gan- 
s^e^  so,  wie  sie  yorher  war.  Zeigten  sich 
auffallende  Mängel  in  derselben,  wurden  durcl» 
unredliche  Einsprüche  und  Ausflüchte  de^ 
Sacliwaller,  die  Aussprüche  der  Gerichtshof«! 
zu  larnjo  verzögert;  ausser  der  Reihe  gesetzte 
Jlechtsliändel   verjähret  ^) ;    zu   häufig   unslatt- 

n)  fy  Omnia  Decreta  Regni,  per  Dominos  CDnsiliarios  Re^ 
j\gioi  et  Assessores  Juratos  sedis  judiciarine  Regiae^  Magii^ 
yfirostfue  Protonotarios  infra  venturam  gentralem  Diaeiam  üi 
iiunum  corpus  Decreti  rcdigantur ,  et  Legcs  quoque  y  de  jwrm 
^ykegni  scripta  Interim  p erleg atitur y  et  ex  .fiovo  revideaniWi 
^mtfuc  revisa  in  cadem  Diaeta  per  Regiatn  Majestatem  prhi: 
f,legio  conß'rmentür/*  —  —  y,  In  qua  et  Decreta  in  unuhi 
jyCorpns  Decretiy  modo  pratnarratö  redigenda,  et  Ugtä 
uffgni  conscript'ae  revidcäntur,  intelligantur  atque  confirmm^ 
l(ir.*<  ArUcuH  Hatranieiis.  irt.  XXXII  et  XXXV III { .M 
Cod.  Romano,  XL.  Dem  klaren  Sinne  nach  ^  itt  überall  nur  tini' 
•iuer  lu'hen  dem  Tripartitum,  noch  uötlii^en,  authentischAi 
Sammlung  der  geschriebenen  Reichs  -  Decfete  und  Gesetacf 
die  llode.  h)  „  Quhentihus  Plebcfis  *<  f d.  i.  Nobilibua  iaff^ 
vibria  Ordinia)  y^quod  Utes  immortales  a  judicihua  re^derentur^ 
lirt  quae  eductne^^  fextra  seriem  positaej  '  ,"j</ic/rdmur,  nun^ 
ftqunm  decernerentür ;  Rex  Meto  proposito  cavit,  üt  expeiil^ 
$}tl0  eäuctis  causis  judicio  statueretur ,  gravein,  quae  immine^ 
»,A«if,  opportuno  consilio  seditionem  cocrcuit,  Bonfin.  Dc- 
«ade  V.  Lib.  V.  p.  bji.  Wiadiaiai  II.  Decret«  IV.  aitie* 
AJii  IV4 


—     igS    — ^ 

h&  Appellationen  eingelegt  |  kul^  gewagte 
ocesse  der  Widersetzung  gegen  Vollziehung 
T  Sentenzen  ange<(trenget ,  auf  den  vorgeb* 
iiea  Grund  neuaufgefundener  Urkunden  und 
sclitsbelielfe  boshafter  Welse  entschiedene 
ocesse  erneuert^  welches  Alles  nur  zu  oft 
r  Fall  war;  so  geschah  das  Beste  noch  im-* 
BT  Ton  den  Ständen  durch  einzelne  Yerord«* 
Dgen,  wie  Wladislaw's  und  Ludwig' jl 
iTzehn^  nur  geg^n  übermächtige  Herren  un-» 
rkaame^  mithin  selten  vollzogene  Decrete^ 
s  Wunden    mehr  aufdeckend,    als   heilend^ 

igen')« 


a^ari^MM^MiMt« 


V. 

trfall    der  Landes-,  Geist^i-*,   Sitten-^ 
iltmx  nnd  des  Kirchenwesens«     Die  Re^ 
formation  im  Ungrischen  Reiche« 


Der  Prälaten,  Magnaten  und  Landherren 
eisender  Luxus,  bedrückte  den  Landmann; 
edruckung  machle  ihn  missmuthig;  untei: 
ieofiEer  und  Thränen  bauete  er  seines  harten 
pybiethers  und  sein  eigenes  Feld;  sparsam  ht-^ 
Ante  diess  die  Mühe  und  Arbeit,  welche 
fotk  nnd  Zwang,  nicht  Lust,  Liebe  und  Fleiss 
^mtet  hatten.  Der  mächtigste  Antrieb  zur 
Ebi^keit  liegt  in  des  Menschen  freyem  Ge-» 


m)  ^,— — emptiqut  QuifiteSf 

jfäd  praedam  $trepüumque  lucri  suffragia  vertUTU* 
„Vtmalü  populusy  vettolis  curia  PatrUm. 
»Eat/ovor  in  pretio^    scnibus  quoque  lihera  virtut 
uMaaitratf  sparsiaque  opibus  conversa  potestaSy 
ni^M^iM  Majestät  auro  corrupta  jacebat.**^ 

Petroniat  Bell,  civil. 

TL  Tlitil-  l3 


—    194    — 

braucli  der  gesetzmässigen  Mittel  zur  Veri>es- 
seruog    seines    Zustandes,     diese    waren    dem 

(/.C.i29B.)Bauernstande  seit  Andreas  dem  HL  durch 
das  Gesetz  der  Frey  zügigkeit  zugesichert  •); 
das  Gesetz  wurde  durch  zweyhundert  sechzehn 
Xahre  fast  auf  jedem  Landtage  erneuert,  kei- 
nes von  höherm  und  niedrerm  Adel  durch 
mancherley  schändliche  Künste  häufiger  ver- 
letzt, oder  abgewendet,  bis  es  nach  Dämpfung 

/.  c.  12il4.  des  Bauernkrieges ,  in  dem  Augenblicke  ah 
Schärf ung  und  durchgreifende  Vollziehung 
desselben  den  Landbau  neu  würde  belebt  ha- 
ben y  durch  den  schädlichsten  Missgriff  in  der 
Gesetzgebung,  völlig  aufgehoben  wurde.  Wie 
diesem,  so  hatte  es  au^h  allen  übrigen  zweck- 
mässigen Gesetzen,  bey  den  Unterthanen  an 
staatsbürgerlicher  Gesinnung,  bey  den  Reichs- 
beamten an  kräftiger  und  redliche!*  Vollztehuag 
gefehlt.  Der  Mächtigern  Gewalt  und  unge- 
strafter Raub,  Verzögerung  der  Rechtspflege, 
Bestechlichkeit  der  Richter,  betrügliche  Griffe 
und  lose  Streiche  der  Sachwalter  machten  Be- 
sitz und  Eigenthum  einzelner  oder  kleinerer 
Güter  schwankend,  unsicher,  mühselig; -hemm- 
ten den  freyen  Handelsverkehr  mit  abgetheil- 
ten  Grundstücken;  die  Besitzer  derselben ^  der 
mancherley  Plackereyen  überdrüssig,  suchten 
sie  an  übermächtige  Eigenthümer  grosser  Herr- 
schaften zu  veräussern,  wodurch  einzelne  Fa- 
milien an  Ausdehnung  ihres  Gebiethes  gewan- 
nen; aber  des  Landes  Bewirthschaftung  ver- 
schlechtert, seine  Erzeugnisse  vermindert  ww- 
den.     Vermögende   Edelleute  gaben    ihre  Gel- 

a)  Decret.  Andreae  IXt.  de  4.  Angntt.  1198.  art,  LXX 
et  LXXIll.  ap.  Kovackich  Supplem.  ad  Vettig.  Cooüt»  p.  181 
et  i83. 


der  auf  Darlehen  aus^  öffneten  durch  den  Wu- 
cher eine  neue  Quelle  des  Verderbens,  unter- 
stützten durch  Leichtigkeit  des  Borgens  der 
Konige  und  der  Grossen  Hang  zur  Verschwen- 
dung. 

In  dem  allen  zusami^en  lag  der  Grund  warum  . 
in  diesem  Zeiträume  von  sechs  und  dreyssig  Jahren 
derWerth  der  Ländereyen gefallen,  derPieis  der 
ersten  Bedürfnisse  gestiegen  war;  ein  untrüg- 
liches Zeichen  verfallender  Landes-Cultur.  Im 
vierten  Jahre  Wladislaw's  wurde  das  Land-/.  C.  1491 

£t  Gubach,   in   der   Festher  Gespanschaft  für 
s  Dominicaner  Kloster  zu  Ofen  für  hundert 
Ducaten   gekauft;    ein   gemeines  Reitpferd    mit  ' 

zwej  bis  dreizehn,  selbst  ein  königliches  Wa- 
genpferd    nicht    viel   theurer;     ein    türkisches 
mit  sechs  und  vierzig,  ein  Prachtpferd  für  den 
Konig   von  Fohlen   zum  Geschenke    mit  fünf- 
zig; und    das  theuerste  womit  der  König  den 
Herrn  Joseph   von  Som  bey    dessen  Ernen- 
nung   zum   Temeser  Grafen    beschenkt   hatte^ 
mit  hundert  Ducaten  bezahlt.     £in  Kübel  Ge- 
treide kostete    zehn,    das  Viertel    Haber   fünf; 
dieses,  im  letzten  Jahre  Ludwig's,  fünf  und/. C1526, 
zwanzig    Silberpfennige.       Für    Wladislaw 
hatte  der  Schatzmeister  Bischof  Sigismundua 
das   Fass   Wein    von  Altya   in  der  Szathmdrer 
Gespanschaft   mit   eilf,    das    Fass    Werschetzer 
mit  zehn  und  einem  halben,   das  grosse  Fres- 
borger  Fass   mit   fünf   und   zwanzig,    das  Fasa 
des  gemeinsten  mit  acht  und  einem  halben  Duca- 
ten bezahlt;  Ludwig's  Schatzmeister  konnte 
den  königlichen  Keller  nicht    wohlfeiler,    als 
das  Fass  zu  fünf  und  zwanzig  bis  dreyssig  Du- 
caten versorgen.      Der  Centner  feines  Schiess- 
pulver hatte  unter  Wladislaw  sechzehn,  un- 

i5» 


—    19^    — 

ler  Ludwig  fünf  und  zwanzig  his  dreyssig; 
der  Centner  ßley  unter  jenem  Einen  und  einen 
lialbcn,  unter  diesem  zehn  Ducaten  gegolten*). 
Die     städtischen  Gewerbe    hatten    sich    in 
dieser  Zeit  nicht  vermindert;     es   gab    überall 
zünjTtijUe  Bierbrauer,  Metzger,  Schneider,  Schus- 
ter, \Veber,  Tuchscherer,  Hutmacher,  Woll- 
arbeiter,   Gärber,    Kürschner,    Sporer,   Bader, 
Riemer,  Zaummacher,  Sattler,  Wagner,  Tisch- 
ler,   Schmide,    Schlosser,     Bleygiesser,    Kup- 
ferschmide,     Steinmetze,    Mahler,     Edelstein- 
schleifer,  Goldarbeiter,  und  andere  Handwer- 
ker*')^ aber  entweder  waren  ihrer  überall  nicht 
genug,    oder   die  Tlieuerung  der  Lebensmittel 
zu   gross,    denn   ihre    Waaren    und    Arbeiten 
standen    in  hohem   Preise,      Im   vierten    Jahre 
Wladlslaw's     kostete    ein   Winterrock,     mit 
Lämmerfellen   gefüttert,    zwey  Ducaten  dreys- 
sig  Siiberpfennige;  mit  gemeinen  Fuchs-,  acht 
ein  Viertel;    mit  Fuchs-ßauchfellen  zehn;  mit 
Wieselbalgen,  achtzehn;   mit  Marder  zwanzig; 
das  Zimmer  (vierzig)  Ilermelinbälge  vier,    das 
Zimmer  Zobelbälge  vier  und  achtzig:.  In  Lud- 
wig's  letztem  Jahre  ein  Winterrock  mit  Her- 
melin gefüttert,  siebzig  Ducaten.     Unter  Wla- 
dislaw  galt  die  Elle  grober  Leinwand  zu  ein 
bis  zwey  Silberpfennige;  das   Stück  zu  Tisch- 
zeug   einen,     bis    zwey    einen    halben;     unter 
Ludwig  drey  bis  fünf,  das  Stück  feiner  Lein- 
wand sechs    bis    sieben:    unter  Jenem    das  Par 
feine  Strohhüte    für  den  König   zwey  weniger 


'  a)  Registrura  Proyentuum  etc.  her  Engel  Geacb«  det 
U^gr.  Reichs.  Thl.  I.  S.  4o  «qq.  Verglicli.  mit  Frai$mciit. 
Libri  rationiril  de  anno  1626.  ap.  Engel  Monum.  Un- 
grica.   p.  187  sqq.  b)   Liidovici    II.    Decret.    IV.    de  anuo 

i5ai*  art.  111  et  V.  ap.  Kovachich  Vesti^,  Comit.  p.  6i5. 


-^    »97.   —  ' 

• 

zebn  Pfennige;  fünf  und  siebzig  dicke  Wachs- 
lichter >  acht  und  zwanzi^f  zweyhundert  Fac- 
keln und  eben  so  viel  Wachskerzen,  von  dem 
Apotheker  Valentin  gegossen,  sechs  und  sieb- 
zig einen  halben;  fünf  und  zwanzig  Centner 
Sisenstangen^  sechs  und  zwanzig  einen  halben; 
Mseme  Topfe  ^  halben  Centner  an  Gewicht, 
fünf;  zwey  Schnittmesser  und  fünf  LdfFel  in 
die  Küche 9  Einen;  eben  so  viel  ein  eiserner 
Rost ;  %'wej  Zäume,  drey ;  zwey  Far  Schwanz-' 
riemen  für  Fferde,  zwey  einen  halben;  untn 
Lesern  drey  Zäume  mit  Zügel,  zwey  Ducaten 
zehn  Pfennige';  ein  vergoldeter  Zaum,  vier;^ 
ein  Riess  Fapier,  dinen  und  ein  Viertel,  aucli 
zwey  einen  halben;  vierzehn  Fackeln  und 
I  Tierzehn  Wachslichter  zu  Einer  Woche,  drey; 
Ein  Fass  Bier,  drey  und  einen  halben  Duca-- 
ten;  das  Far  Schuhe,  wie  sie  die  HofdieiieF- 
Schaft  trug,  zwölf  bis  sechz^hn^  das  Far  Kehr-^ 
besäen  vier  Silberpfennige, 

(Schlichter  Menschenverstand  und  einfache 
Rechenkunde  hatten  Ungarns  Könige  und  Mag- 
naten bewahret,  vor  dem  tliöricnten  Wahne, 
unter  welchem  in  neuerer  Zeit  so  manehes 
pt>sse  Reich  mit  Naturgesohenken  in  Über- 
flusse gesegnet,  wuchernde  Monopolisten  .be-r 
lohnet,  zum  Schleichhandel  reitzt,  den  Nalio* 
aal- Charakter  verselilechtert,  und  so  mit  gleir- 
dtor  Thätigkeit  seine  Verarmung  und  seine 
I  YerderCtheit  befördert.  Die  Ungern  dachten 
nicht  an  Manufacluren  und  Fabriken  für  Be- 
diirhnsse  der  Fracht,  so  lange  der  Landbaii 
^J  ihnen  noch  in  der  Kindheit  lag,  und  noch 
nicht  Hände  genug  da  waren*,  um  den  einhei- 
Huschen  Reichlhum  ihrem  Boden  abzugewin- 
oen.     In    Ofen,    Fresburg,   Odenburg,   Stuhl-- 


■r^ 


—     ujS    — 

wel'wenburg,    Gran  und  KascKau  standen  Ung- 
rlsche*)  und  ¥loreDtiaisclie  Handelsleute**)  ge- 
nug, von  welchen  die  praclillieb enden  Üngörn, 
mit  allem,  was  sie  wünschen,  was  sie  nur  mit 
grössern  Kpslen   von  der  einen,    mit  grösserm 
Verluste    von   der  andern  Seite  selbst  verferli- 
[et  hätten,  reichlich  versorgt  wurden  und  für 
lie    etwa    zu   hohen    Preise   in   der   Bezahlung^ 
für  ihre   rohen  Erzeugnisse    hinlänglichen  Er- 
satz  erhielten.      Bey   mehrern,    dem    liandhiäu 
gewidmeten  Händen  würden  sie  allein  für  den 
Überfluss  ihrer    mannigfaltigen    und    vortreffli- 
chen Weine   drey  Mahl  mehr,    als  sie  he4iM'£t 
hätten,  an  auswärtigen  Erzeugnissen  zur  Fracht 
eingehandelt  haben.     Edelsteine,   Golc))  Silber 
und  andere  Metalle  hatten  sie  mehr  als  irgend 
ein  anderes    westliches    und    nördliches    Reicsk 
im  eigenen  Lande;  es  fehlte  nur,  wie  damahls 
noch  in   den   meisten  Landern,  an  Kunde,  an 
Fleiss,    an    Staats wirthschaftlichen    Einsichten. 
Sie    kleideten    sich    gern   in    feines   Tuch,    in 
Scharlach,     in     einfachen    und     in   türkischen, 
mit    Gold    durchwirkten     Sanimet,     in     Atlns^ 
Damast,     Talfet,    Camelot ,    Farkan    {Pernya)^ 
Brocat,     Mohr     und    gewässerten     Seidenzeug 
{Thabyj    ThalytK)\   diess    Alles  schaffte  ihnen 
der  Handel   mit  dem  Auslande   wohlfeiler,  als 
sie  es  mit  Vernachlässigung  ihres  Bodens,  Berg- 
baues  und   ihrer  Viehzucht  zu  Hause    erkün- 


nesh,  h)  Frank,  Octaviano,  Francesco  MarsupinOf 
Feiice»  A.thAnianOy  Raaoni  Martincotttj  Baptiatii 
Betnardino, 


—     »99    — 

ütelt  halten.     Ums  Stück  Nürnberger  Tiicli  hal^ 
ten   sie    unter  beyden  Köni«>en  su  sechs  einem 
halben   bis  sieben;   das  breitere  zix  zwölf;  das 
Breslauer  zu  rier  und  Ein  Viertel;   das  Trau- 
tenauer,  zu  sechs  einem  halben;  das  Italische^    ' 
die£IIe  zu  Einem  bis  zu  drej;  den  Scharlack, 
die  SUe    zu  vier  bis  fünf;    einfachen  Sammet, 
die  Bile  zu  drey;  mit  Gold  durchwirkten^  die 
EU«  BU  sechzehn ;    den  Atlasy  die  EOe  zu  Ei« 
D^n  und  einem  halben  Ducaten;  vierzehn  Ellen 
gehorten  zu  Einem  Kleide.     Einfacher  Damast 
wurde    die   Elle  mit  Einem   und  halbem;    mit 
Goldfaden   durchwirkter ,    die   Elle    mit  drey; 
Goldbrbschierter ,    die   Elle   mit   fünf;   Taffe^ 
schlechter  9  fünf  und  neunzig  Ellen  ^   mit  rier-^ 
zdm;  bester  fünf  Ellen  mit  zwey  einem  hal- 
ben Ducaten ;  mittel  massiger  die  Elle  mit  dreys- 
sig   bis  fünf  und   dreyssi^  Silberpfennigen  be- 
saklt.      Das  Stück  röther  Camelot  liatte  untep 
Wladislaw  zwölf,    dunkelblauer    das    Stück 
neun^    das  Stück   firocat  sechs    und    zwanzig;.' 
gewässerler    Zeug    (37ta6y)     zwanzig;     Mohr 
(TAalyth)   sechs    und    dreyssig;     Farkan   unle^ 
Ludwig  das  Stück  zwanzig;  das  Buch  Gold- 
schaum  für  MaUer  fünf;    Silberschaum  Einen 
Ducaten  gekostet^)«    . 

Zur  Begünstigung  der  im  Lande  ansässi- 
fStfaj  sowohl  eingebornen  als  ausländischen 
Kaufleute  rerlieh  und  bestätigte  Wladislaw^^- ^^• 
itn  Städten  Ofen,  Presburg,  Odenburg -und 
Tymau  das  Niederlagsrecht,  Kraft  dessen  aus- 
wärtige Handelsleute  ihre  Waaren  nirgend  an- 
deninohin    als  in  die  genannten  Städte  führen 


«)  Ab«  dem    •ngefuhrten    Registro    ProTontuum    uii4 
Fngaieiito  L  i  b r i  r a t i OB a r ii. 


-^       100       

und  daselbst  absetzen  durften^).  Wichtigen 
Handel  trieben  die  Ungern  mit  Rind  - .  und 
Wollenvieht  Um  diese  Waare  in  gutem  Preise 
SU  erhalten,  verboth  unter  Ludwig  im  ach- 
f^C.  1523.  ten  Jahre  der  Ofener  Landtag,  Ochsen  und 
W»  "ipr^frt  3chafe  herdenweise  aus  dem  Lande  zu  trei- 
)>en.  Es  waren  innerhalb  des  Reiches  Plätze 
KU  Märkten  bestimmt,  wo  Auswärtige  derglei- 
chen Vieh  aufkaufen  konnten;  nur  Hengste^ 
Stuten  '  und  Kühe  ausser  Landes  zu  verkaufen 
odev  auszufuhren ,  war  nicht  erlaubt,  damit 
ttaheimische  Zucht  keinen  Abbruch  leide  ^). 
;  Der  nervigen  Ungern  wilde,  physische 
K-raft  arbeitete  noch  in  zu  heftiger  Gähhmg, 
als  dass  es  ihrem  Könige  Mattnias,  ihren 
Bischöfen  Johannes  Yitez  und  Janus  Pan« 
nonius  gelingen  konnte,  sie  im  Ganzen  zd 
höherer  Geistes  -  Cultur  emporzuheben.  Zwar 
fehlte  es  nicht  an  Prälaten  und  Magnaten,  wel^ 
che  in  der  Reihe  der  geistreichsten  Männer 
ihres  Zeitalters  genannt  zu  werden  verdienten; 
nicht  an  solchen,  welche  edles  Bestreben  nach 
Kenntnissen  gern  unterstützten  und  höhere 
Geistesbildung  au  schätzen  wussten;  noch  we- 
niger an  solchen,  welchen  die  von  Italiens, 
und  Frankreichs  hohen  Schulen  mitgebrachte 
Gelehrsamkeit/  wenn  nicht  Element  des  Le- 
bens; doch  wenigstens  des  Lebens  äussere 
VerzieruD«;   war:    und  man   muss    «jerecbt   be- 

kennen,  dass  unlpr  den  neua  und  dreyssig  Bir 

schüfen,  Ungern  von  Geburt,  welche  in 'dier' 
sen  sechs  iind  dreyssig  Jahren  der  Ungri^cheiV' 
aus  fünfzehn  Diöcesen  besuchenden  Kirche -get) 

a)  Urkunde  Wladislavv's  im  Ungr.  Magaz,  Dil.  T.  S."  475. 
h)  Ärticiili  ßude.p0'«8  de  anno  idsS«  art.  LViil.  ap.  Kovachich 
Supplem.  ad  Vest.  Cpinit.  p.  55i.     ..     . 


101 


standen  hatten,  kaum  drey  genannt  werden 
könnten,  welche  der  Menge  unwissender  Bi*- 
schüfe  dieser  Zeit  in  andern  Ländern  gleich*^ 
gestellt  werden  durften«  Allein  im  Allgemei- 
nen blieben  dte  Ungrischen  Völker  dennook- 
um  Vieles  hinter  andern  Völkern  an  Geistescul-; 
tur  zurück.  Familien  -  Eifersucht ,  Parteyun-^ 
gen,  Gewalt  der  Mächtigen  im  Lande,  unab- 
lässige Reibung  der  Stände  an  einander,  im*- 
meriort  drohende  Gefahr  von  dem  benachbar- 
ten Feinde ;  unwiderstehlicher,  von  reger  phy- 
sischen Kraft  unterstützter  Hang  zur  Fracht^ 
zum  Genüsse,  zur  Sohwelgerey;  diess  Alles 
liess  ihnen  nieht  Zeit,  nicht  Rune  genug,  wo^ 
runter  das  höhere  i  und  edlere  Bedürfniss  ^  in 
und  mit  sich  selbst  zu  leben,  sich  selbst  zu 
beschauen,  den  eigentlichen  Grund  ihrer  Un-^ 
Zufriedenheit  zu  erforschen,  der  reinern  Quelle 
echter  Seligkeit  nachzuspüren,  erwachen  konnte. 
Und  hätte  sich  auch  dieses  Bedürfniss  bey  Ei- 
nigen vernehmlicher  angemeldet,  so  fehlte  es- 
doch  an  Erzeugungs-,  Auflösungs-  und  Reita- 
mitteln,  in  deren  Gebrauch  sie  vermocht  hät-^ 
ten,  ihr  Innerstes  zu  entfalten,  zu  beleuchten|' 
au  ordnen.  Wohl  war  das  ewige  Licht/ 
der  klarste  und  untrüglichste  Spiegel  des  geis-' 
tigen  Menschenlebens,  seiner  Bedeutung  zu-t 
gleich  reinste  Erkenntnissquelle,  durch  den 
Eremiten  des  vaterländischen  Faulinerordens 
Latlislaus  Bäthory  bereits  in  die  Ungrisoha 
Sprache  übertragen;  aber  in  die  Hände  der 
Wenigsten  handschriftlich  gekomm'en,  undnoob 
nichts  davon  durch  den  Druck  gemeinnützige 
geworden.  Noch  war  kein  Andachtsbuch  in 
Ungrischer  Sprache  gedruckt,  kein  Werk  des 
classischen  Alierthumes,  keine  Schrift  der  hei<« 


—     aoa     — 

ligen  Väter  übersetzt;  überhaupt  vor  Sebas^ 
tian  Tinodi's  Szorzcse  Chronica  kein  mJun- 
baftes  Buch  in  vaterläiKllscher  Sprache  g^ 
schrieben ;  wer  daher  die  Lateinische  und  Gne«j 
chLsche,  oder  eine  de^  neuern  cuhivirten  Yöl-« 
Ler  nicht  erlernet  hatte,  der  konnte  nicht  d^ 
kostbaren  von  Matthias  und  von  Joanne» 
Vitez  aufgehäuften  Geistesschätze ,  nicht  der 
unvergänglichen  Wohlthat  der  Buchdrucker- 
kunst,  nicht  des,  nach  eigenem  Denken  wirk- 
samsten Bildungsmittels,  des  Lesens,  theilhaftig 
irerden. 
^  Nichts  wirkten   zur   Gesammtbildung  der 

Ungrischen  Völker  ihre  gelehrten  Bischöfe  und 
Mlönche;  nichts  die  vortrefflichen  Bibliotheken 
au  Ofen  und  zu  Gran;  nichts  ilire  hohen  Schu- 
len zu  Fünfkirchen,  üfen  und  Presburg^  nichts 
ihre  Lehranstalten  zu  Gran,  Watzen,  Bartfeld, 
Leutschau,  Kaschau,  und  noch  weniger  ihre 
gelehrten  Gesellschaften  zu  Ofen  und  in  Sie- 
benbürgen; nirgend  war  es  auf  gemeinsame 
Mittheilung  abgesehen,  nirgend  war  ein  üng- 
xischer  Juan  Manuel,  ein  Giovanni  Boo^ 
Qaccio,  ein  Philippe  de  Comines,  in  der 
Sprache  seines  Volkes  schreibend,  singebdy 
erzählend,  oder  lehrend,  aufgetreten.  Hätten 
nur  der  Klausenburger  Dominicaner  Möncbi 
Nicolaus  Csudar  {de  Mirahihhus)  sein  Tf^erk 
von  der  Vorhestimmungj  und  seine  AbhandUmg 
von  wahrer  Glückseligkeit;  und  die  zwey  Fran- 
ciscaner  Mönche  Michael  de  Ungar ia  und' 
Felbartus  de  Temesvar,  jener  seine  J^or- 
rathskammer  des  Christlichen  Lebens  y  und  sein 
FaJirzcyg  des  Heils  ^);    dieser  seine  Sammlung 

a)  Sermones  XIIL.    universales  Coloniae   i5o5*    Pariiiia* 
»fok    i6i5.  i5i8.    IXnUr  dem  Tit«I:    Pcnuarium  ChrUtimtM 


kistorischer  Red^n  von  den  Heiligen  *),  ia  Ung- 
irischer  Sprache  nleder^esclirieben)  ^e  -würdeii^ 
dadurch  die  Bildung  ihrer  Volkssprache  zur 
Ißüchersprache  angefai^igeia,  sch^n  dadurch  dem, 
Geiste  der  Ungern  mehr,  als  die  gesammte  üb^ 
rige  Clerlsey  mit  ihren  Biblioüieken  und  Schu- 
len, wirksamen  Anstoss  und  Vorschub  gege- 
ben haben.  Wenn  aber  auch  von  gemeinsa- 
mer, Europas  übrigen  Völkern  gleicnkommen- 
der  Gelstescultur  bey  den  Ungern  noch  lange 
nicht  die  Rede  seyn  dürfte,  so  hatten  sie  docK 
auch  jetzt  schon  keinen  Mangel  mehr  an  Män- 
nern, welche  in  jedem  andern  Reiche,  wo  die 
Landessprache  zu  geistigen  Mittheilungen  ge- 
fügig diente,  den  Ruhm  kräftiger  BildQer  ih.- 
xes  Volkes  sich  erworben  hätten. 

Es  war  inderThat  sehr  beträchtliche,  frey- 
lich nur  in  die  ehrwürdigen  Reste  todter  Sprachen' 
niedergelegte  Masse  gelehrter  Kenntnisse  in  Un- 

farn  vorhanden,  zu  eifriger  Sammlung  dersel« 
en  trieb  der  aufgeweckte,  aber  zugleich  ernst* 
hafte,  strenge,  tiefe  Sinn;  im Ungrischen Natio« 
nal-Charakter  eigenthümlicher  und  herrschendes 
Zug,  Reisen  in  das  Ausland,  nährten  und  be- 
friedigten die  Begierde  zu  sammeln;  und  die 
.Lust  zu  reisen  fand  in  der  liberalen  Grossmuth 
der  Prälaten  und  Magnaten  immer  reichlicho 
Unterstützung,  Kein  berühmter  Italer,  oder 
vertriebener  Byzanter,  konnte  zu  Rom,  Flo- 
renz, Bologna,  Fadua  seinen  Kenntnissschatz  so 
Koch  anschlagen,  dass  di^  Eröffnung  desselben 
der    begüterte  Deak  aus   seinen   Mitteln^    für 


Vitae,    Coloniat,   1611.    in  8.  SermonM  de  Sanctis  oder  Biga 
Salutis,  Argentinae,  1^.  in  4t. 

a)   Pomoerium  Sermonum  dt  SanctU,  Uagenaiu*  i5o8«  und 
Lugduni  i6x4.  in  MqU 


—     2o4    

denÄrmern  sein  Bischof  oder  sein  Magnat,  mit 
Ungrischem  Golde  nicht  freudig  bezahlt  hätte. 
Auf  solche  Weise   erlangten   die  Theolo- 
gen,   Oeorgius    Cöelius    Pauliner    Prior    zu 
Rom,  Gabriel  von  Pecsh-Värad  und  (Ge- 
orgias von  Szegedin,  des  Franciscaner  Or- 
den» Provincialen j    Gabriel  Pesty,    Ugocser 
Archidiakonus ,    Übersetzer   des   neuen   Testa- 
mentes;   die   Reohtsgelehrten   Stephan  Wer- 
bdczy,     Michael    M^rei,    Stephan    Kes- 
serii,  Paul  Bolgär,  Paulus  Warday;    die 
vielseitig     gebildeten    Bischöfe ,       Georgias 
Szathm^ry,     Ladislaus    Szalkan,    Fran- 
öiscus  Warday,  Thomas  Zalahdzy,  Phi- 
lippus   Mor6,    Franciscus   Percny,    äto-" 
phanus    Brodericsh;    der   vielgereiste    Fd-^ 
lix  Petanczy;  die  eifrigen  Verehrer  der  Mu- 
sen,   Valentinus    Cybely,    Paul   Orosz*), 
Hadrian  Wolphard^),  Johann  Kovats"), 
Sebastian  Maggy*^),  Laurentius  von  Bisz- 
fritz^),  Philipp  von  Stuhlweissenburg^,^ 
Ladislaw  Bebreczeny  ?),    Benedict   von 
Bekeny,  Jakob  und  Stephan  Borsody  (P#-  . 


a)  Er  hat  >m  Jahre  x5i3  dnig(^  Gedichte  cjp«  Janus  Pan* 
noniua  zu  Wien  herausgegeben,  und  dem  Ugoscer  und  Mir* 
maroser  Obergespin  Gabriel  Percny  dedi eiert.  b)  ^ 
Siebenbürger,  welcher  ^u  Gross -Eiiycd  sein  Museum  hatte  ud4 
der  erste  eine  critische  Revision  der  Gedichte  des  Janut  Pan* 
Bonius    i.   J.    i5i3    zu    Wien    herausgab.  c)    ^fEruditionit 

^multijugae  faherrimus  qui  multuiji  171  fronte,  pollicetur ,  »/■- 
y,riina  vero  habet  in  recessu,^^  Magius  Kpist.  d)  Ein  Zöf- 
Hag  der  hohen  Schule  au  Bologna,  ^VQ  er  des  Janus  Pan* 
nonius  Gedichte  herausgab,  und  sie  dem  FüufKirchner  Geoi^ 
gl  US  dzathmäry  dedicierte.  e)  Propst  von  Stuhlweisscn- 
hurg,  Neue  des  liischofs  Szathmäry,  Zögling  yon  Bolojnf« 
fy^ui  ad  eloqucn^iae  et  eriiditignis  cacwncn  Bononia  teste  aif 
^yspiravit,*^  Jviagius  Kpistol.  dedicat.  f)  Archidiakonus  voB 
Orosswardeiii,  Zögling  von  Bologna,  „Juvenil  optimae  indoli* 
et  hl  litcrh  nerjuaquam  poenitendus,  ^^  Magius  i^pist.  g) 
CS  Magius  Preuud  und  Mitschüler  zu- Bologna. 


ü 


aoD 


der  scharfsinnige  Joannes  Statileo^ 
ler  streng  richtende  Hagusaner  L'udoyi- 
Cervarius^  zugenannt  Tubero,  Bene- 
er  Aht*),  von  au.swäi'tigen  Zeitgenossen 
ch  und  für  ihr  Volk  das  ruhmliche  Zeug- 
dbss  zu  bewundern  sey,  wie  Ungarn,  vott 
sgefahren  und  Wafiengetümmel  unabläs- 
mfiruhiget|  solche  Männer  heryorbringen 

Im  so  befremdender  ist,  dass  weder  diese 
tTy  noch  die  Mitglieder  der  gelehrten 
r  Gesellschaft  die  Zerstückelung  und 
erung  der  Bibliothek  des  Königs  M^t-^ 
verhindert  hatten;  allein  letztere  waren 
entheils  Ausländer,  wie  der  Würzburger 
ad  Meissel,  Geltes  genannt;  Aug.us-*- 
;  Kasenbrot,  Fronst  von  Olmütz  und< 
i;  Johann  Spiesshammer,  Christo«- 
us  von  Waitmyl,  Propst  von  Prag; 
onymus  Balbi,  Propst  von  Fresburg; 
tnnSchlechta  und  Georg  Neudecker, 
[liehe  Geheimschreiber;  Johann  Kra^- 
i  b e rg  er  (  Gr accus  Pierius ) ,  J o a  c hi  m 
Watt  {Vadinnus) ,  Jakob  Ziegler  und 
islaw  Hassenstein  von  Lobkowicz. 
Iweck  war  Würzung  des  Lebensgenusses 
L  gelehrte  Unterredungen,  nicht  tieferes 
ringen  in  das  Gebieth  der  Wissenschaf- 
mit  den  Musen  wurde  nur  gekoset,  dem 
hus    hingegen    wacker   geopfert^).     Diese 


Scliedius  Zeitschnft  Band  IV.  S.  i^o.  ^/Zichs- 
rheobald  Hussitenkrieg.  Th).  lU.  S.  i5u  Bohuiltw 
eastein    ron  Lobkowicz  Epist.  ad  ^ficrnard.  Aldennaim. 

mtpius  mectim  rigido    sub  axe 
''rigus  Arctoum  pepulistis  altis 
ioctibus  blando  mea  dum  cnlebantf 
f ^Tempora  Eaccho»^^ 


—  .  iö6    — 

AicKtUog  det  Ge.^elLscliaß  bezeicKnete  auch, 
gbldene^    dem  Genius   und  dem  Vater  Lil 

feheiiigte  Bedher^  womit  sie  der  Olmüi 
ropst  Augustinus  beschenkt  hatte*).  E 
8Ö  lustige  Verbrüderung  hatte  für  den  grü: 
lieh  gelehrten  Unger,  bey  seiner  nationa 
Neigung  zu  Ernst  und  Feyerlichkeit^  we 
Atiziehendes,  und  den  ihr  einverleibten  De 
sehen  und  Böhmen  war  mehr  an^er  Eruc 
batkeit  der  Ofener  Weinberge,  als  an  Erl] 
tuilg  der  königlichen  Bibliothek  (gelegen ;  'ho< 
Stetts  betrachteten  sie  Einige  als  eröiFnete  Scha 
Laiiimer,  woraus  sie  unter  günstigen  Verkalti 
sen  ihren  eigenen  gelehrten  Hausrath  vermeh 
und  fnit  kostbaren  Seltenheiten  bereichern  koi 
ten:  schwerlich  mochten  in  diesem  Erw« 
fieisse  die  gelehrten  Ungrischen  Bischöfe  i 
Pröpste  das  Feld  ihnen  allein  überlassen  hab 

80  fang  Conrid  Celtei  an«  der  Ferne  der  gelebrten  I 
dertchaft  an  der  Donau  $  und  einstioiniig  mit  ihm  aua  Ofoi 
den  entfernten  Mitgenouen  Johann  Scnlechta,  B  oh  aal 
Hataenitein: 

f^Inur  Pannonio9*versamur  Schleehta  penatn^ 
y^Si  auae  agimus  ^uaeris:   vivimus  et  bibimut. 

fyCarminibutque  mihi  plus  Bacchi  dona  probantuTf 
yyComig'ero  et  cedit  casta  Minerva  Deo, 

f^Plutqut  placet  crater,    auam  magni  Musa  MarofiU^ 
yyJPlua  calices  ipso  denit/ue  Maeomde.^^ 

Wallaaaky  Tentam.  Historiae  literariae  anb  BlatthU  dil 
nyad.  p.  72« 

a)  Am  lutaem  Rande  de«  Becliert  war  Folgende^  eingegrali 

FHOEBIGENUM»    SACRATA.    COHORS.    ET.    MYSTIC 

ORDO. 
HAC.  PATERA.  BACCHI.  MUNERA.  LARGA.  FERANl 
PROCUL.  HliNC.  PROCUL.  ESTE.  PROPHANL 

Am  FuMo: 

AUG.  OLOM. 

SIBf. 

ET.  GHATA^. 

FOSTERITATI. 

M.  D.  VlIL 

Wallaaiky  1.  c  p.  75. 


Ihc 


—    ao7    — 

Nichts  war  ron  dem  immer  durftigeii| 
-glosen,  gefalligen  Wladislaw  lei<^hter  2u 
lalten,  als  was  gerade  ilim  das  iiherflüssigste 
0*1  gelehrte  Schätze.  Zur  Anschaffung  neuer^ 
er  zur  Besoldung  treuer  Bewahrer  der  yor^ 
idenen  fehlte  das  Geld;  acht  Ducaten  dem 
itonius  de  Bonfinis,  Yerfiisser  der  Ung* 
ükßa  Decaden,  worin  ihm  zu  viel  unver- 
B<es  Lob  gespendet  wird;  zwey^  und  ein 
elsbrief  dem  Joannes,  Abschreiber  der  De^ 
len;  vierzehn  zum  Ankaufe  des  Pergaments} 
er  dem  Schonschreiber  Paulus  für  Ab- 
ffift  eines  Messbuches;  sechzig  dem  Abte 
I  Madocsa,  welcher  die  Decaden  des  B o n« 
lis  mit  Mahlereyen  ausschmückte,  und  zwer 
I  Studenten  auf  der  hohen  Schule  Ton  Fün^ 
eben*),  in  Allem  also  acht  und  achtzig 
caten  und  ein  Adelsbrief;  diess  .  ist  alles 
(kannte,  was  von  Wladislaw  auf  Bücher 
d  Gelehrsamkeit  war  rerwendet  worden^ 
didem  König  Matthias  mehr  als  so  viel 
isend  auf  die  einzige  Bibliothek  rerwendet 
tte.  Dieser  war  bereit,  einträgliche  Besit« 
ngen  für  eine  seltene  Griechische  oder  Rö- 
sche Handschrift  hinzugeben;  Wladislaw 
)h,  wenn  ein  verdienter  oder  geachteter 
uin  für  seinen  Dienst  oder  zu  seiner  Aus- 
ichnung  nichts  weiter  verlangte,  als  die  dem 
5nige  unbedeutende,  Kleinigkeit,  einen  band- 
krittlichen  Fla  ton  oder  Tacitus  aus  des 
rossen  Matthias  Bibliothek. 

Also  war   des    Nicephorus  Calistus 
^antopulus      handschriftliche     Kirchenge- 

«j  Aus  clem  Registro  PrOTetitniim  bcy  Engel  a*  «•  O, 
d  BeytT^iije  zur  Lelicnngearh.  cfc«  Marc.  Äntou  lionfini«  im 
ogr.  Magaein.  Baud  1.  S«  3o6. 


—      20«      — . 

•  /schichte)     aas   derselben   in    die    Hänae    eines 
üngrischeü   Bischofs    oder  Propstes;    bey    der 
nachfolgenden  Verheerung  Ungarns  durch   die 
Osmanen ,    als   Beute    nach  Constantinopel    auf 
den  Trödel;   und   erst   von   dort  wieder    nach 
Ungarn  zurückgekommen  *)  z  so  mehrere  Hand« 
Schriften  in  die  Wienerischen  Universität^- und 
ICloster- Bibliotheken  durch  Vermittelung  oder 
Begünstigung    der   Pröpste   Augustinus    yon 
Olmütz,     und  Balbi    von   Presburg,    welqhe 
dem  Könige  als  Geheimschreiber  dienten.    Bas 
Plündern  ward  ärger  im  Gange  der  Unterhand- 
lungen   zwischen  Maximilian   und  Wladis- 
law  über  die  zwischen  den  Enkeln  des  einen 
und  den  Kindern   des   andern   zu  schliessend^ 
.Wechselqhe*       Dieser     Angelegenheit     wege% 
war  Johann  Spiesshammer  in  fünf  Jahren 
vier    und   zwanzig    ]Malil    an    dem  Ungrischen 
Hoflager,    und   schwerlich    dürfte   er  nur  vier 
Mahl   mit   dergleichen  Kostbarkeilen,    wie  die 
Handschriften  von  Philostratus,  Diodorus 
SiculuSy  Prokopius,  und  Merboldus  von 
den  Edelsteinen^),  belohnet,  heimgekehrt  seyn* 
Bass  Bilibald    Pirckheimer   auf  Maximi-^ 
lian's  Antrag  die  Handschrift  von  den  Anna* 
len    des    Joannes    Zonaras    aus    der    Ofener  ' 
Bibliothek  genommen    hatte,    ist  aus  des  Kai«* 
sers  Sendschreiben^)   an   ihn  bekannt;    dass  er 
den  Codex   wieder   zurückgestellt  habe,    wird 
nirgends   gemeldet   und  ist  nach  dem  obersten 
Grundsatz     der     fiiblioklepten ,      dass     Bücher 
eben    so    wenig,    als     Tauben  |     Objecte    des 


a)  Schier  de  regiae  Budensis  Bibliothecae  Matthiae  Corrini 
Ortu ,  L»ps(i,  Interitu.  p,  39.  b)  Schier  K  c.  p»  43*  c) 
Liter.  Maximilian.  Imp.  ad  Bilib«  Pirck.  de  iim.  l6i4«  ap« 
Pray  Epiat.  Procer.  P*  I.  p«  gi* 


—  »09    — 

siiid*),  niöht  äinmahl  i^ahrscheinlicli. 

och  Sölejman   nach  dem  Mohacsher 

in    heiiiige.sucht   hatte,    war   des  Bon- V-^- 1513. 

teiniiftche  Übersetzung  der  Schriften  des 

ratuSy    als    Geschenk   Wladislaw's^ 

.itn  Csiremper's,  die  Handschrift  yoil 

ehern    des    GregOrius    Trapezun^ 

1er  Fla  ton,   und  ein  Codex  von  Fltl^ 

chriften  in  Hasseristein's  Händen^); 

Lon   im  zweyten  Jahre  nach  Wladis- /.c.  1518. 

'ode   hatte  sich   Jakob  Spiegel   den' 

Codex  Yon  dän  Annaleü  und  Histo- 
;  Tacitus  aus  der  Ofenet  Bibliothek 
chafien  gewusst  und'  ihn  an  seinen 
t  e  a  tus  Bilde  (Hhenafius)  verschenkt ^)i 
Fahre  darauf  führte  Johann  Alexän-»/. &  lÄ^ 
»hlburger  (Brassicanus),  Gefahrte 
serlicheü  Gesatidteii  Wilhelm  ron 
ein,  durch  LudMrig's  leichtsinnige 
igkeit  eine  gute  Anzahl  Gri^chischei? 
nUcher  Handschriftcln5  unter  ändern  ei-» 
Tarke  des  Philo,  des  Froklus^  ded 
achus^  den  Jamblichus  yon  dem 
»rischen  Leben;  den  Fapinius  Sta-' 
id  die  Schriften  des  heiligen  Salvia-^ 
a  Ofen  weg  *^).     Öie  Blschöie  und  FrSp^ 

HMn  doch  «elbst  im  Jahre  i8i4.  in  tnancben  LSnderiij 
ilifciertfe  und  rechtliche  Staaten  Torstellen  wollen,  iü 
i^TIbeorie  noch  nicht  einmahi  fo  weit  «uijgeklärti 
cheo,  daaa  der  literarische  Straaaenninb  y  Bücher^ 
ek  genannt,  ein  wirkliches,  nidit  hnf  dtfm  Schrift^ 
d  Verleger,  sondern  mehr  noch  der  g^sammten  Litc^- 
hMt  schiidliches  Verbrechen  wider  das  Recht;  dei' 
n^k^r  ein  gekiftseii  -  und  ehrloser  Mahn  sej!  b) 
in  Velii  lüst.  de  belh  Pann.  m  z.  B.öhmtf  TracU^ 
tino  Olomuc^ns.  p.  iSy.  Hasseästein  Lucnbration. 
p.  q4.  99.  io4,  109»  c)  Kovats  Martinyi  Frag-» 
rar.  P.  IL  p.  19*  d)  Epist.  Johann  Aletandrl 
aai  ad  £p«  Chriatophi    a  Stadion  ap«  Mader  de  Bib« 

eiL  l4 


l' 


—    aio    — 

8te  Ungarns  mussten  wahrllcli  das  Fra 
aller  Art  weniger  geILel>t,  und  alles,  y^ 
in  Italien  gelernt ,  oder  in  Achtung  gi 
hatten,  ToÜiH  yergessen  haben,  wenn  t 
der  Quelle  sitzend,  mit  geringerer  Bej 
als  gelehrte  Ausländer  nach  den,  von 
Konige  Matthias  aufgehäuften  Schätseei 
~~     de  ausgestreckt  hätten. 

Bey  der  Leichtigkeit,  aus  dieser  * 
sich  einige  «gelehrte  Seltedheiten  zum  Ge 
zu  erwerben,  und  bey  dem  Mangel  des 
Triebes ,  Geistiges  zu  schaffen,  liessen  d: 
;ern  auch  die,  Ton  ihrem  gelehrten  Bi 
adislaus  Gereb  zu  Ofen  eingeri 
Puchdruckerey  des  Andreas  Hess  ein] 
doch  hielten  sich  noch  einige  Buchhan^ 
der  Hauptstadt:  Johann  Faep,  The^ 
Feger,  Urban  Kaym,  Michael  Fe 
nitz  und  Stephan  Heckel,  welche  z 
nedig,  Wien,  Augsburg,  Strassburg,  M 
eher ^  3ynodal* Satzungen,  Legenden  dei 
ligen,  des  Johann  Thurocz  Ungrische 
nüL,  des  Micha eTs  ron  Breslau  i)ia 
auf  .ihre  Kosten  drucken  liessen ,  und  i 
garn  damit  handelten.  Mit  diesem  düi 
Verlage  hatten  sie  einträglichen  Mark 
Kirchen  und  in  Klostern,  während  ib 
triebsamerer  Gewerbegenoss ,  G  a  o  r  g , 
Martin  Luther's  Schriften  Handel  tre 
zu  Ofen  seinen  Eifer  auf  dem  Scheiteil 
I.e.  iS2/k  büsste*).  Was  sollten  auch  Schriften  yc 
christlichen  Freyheit,  von  der  Busse,  von 
pelter  Gerechtigkeit,  yon  den  Mondisgel 

a)   Seckendorf  Hittorie  d«t  Latbartlra««  Badi  L 
X.XI1I.  §.  iSS.  8«iilteti  AMoifet  Bwmg^  rawtAt.  L 
ad  uio.  i5ai* 


I 


an 


und  TOu  Babylonischer  Gefangenschaft  doTt^ 
wo  Recht  und  Wahrheit  vom  Hofe,  Gerech- 
tigkeit von  den  Richterstühlen,  apostolischer 
Geist  aus  dem  hohen  Friesterthume ,  Zucht 
und  Contemplation  aus  den  Klöstern,  Redlich- 
keit und  Billigkeit  aufi  dem  gesellschaftlichen 
Verkehr  zu  verschwinden;  wo  Nehmen,  Rau- 
ten, Prangen,  Geniessen,  Schwelgen,  herr- 
schende und  fast  allgemeine  Sitte  zu  Verden 
begonnen  hatte*)? 

Mit  dem  allmähligen  Ersterben  rechtlicher 
und    sittlicher  Gesinnung   musste  zugleich   die 
kirchliche    in    Clerisey    und    Volk    erloschen^ 
wären  auch  die  Könige  Wladislaw  und  Lud- 
wig iti  Ernennung  der  hohen  Prälaten  überall 
lediglich  durch  derselben  Verdienste  und  Wür- 
digkeit  bestimmt   worden.     Wie  viel  weniger 
war  zu  erwarten  von  Ernennungen,   bey  wel- 
chen entweder  nur  Familien  -  Verhaltnisse,  oder, 
durch  Erpressungen   und  Wucher   aufgehäufte 
Keichthümer,  zu  vorzüglicher  Triebfeder  dien- 
ten?    Aber   zur   Ehre   des   gediegenen  Ungri- 
schen  Volkcharakters  sey  es  gesagt,  dass  selbst 
von  so  profanen  Rücksichten   geleitete  Ernen- 
nung ,  in  Zeiten,  wo  in  der  Römischen  Kirche 
Männer,  wie  Alexander  der  VI.  und  Julius 
der  IL   auf  dem  apostolischen  Stuhl   geduldet 
und  .gefürchtet    wurden,    in    der   Ungrischen 
Kirche  nie  einen  ganz  Unwürdigen  oder  Nichts- 
würdigen   getroffen  hat.     Unter  ein  und  vier- 
zig Bischöfen,    welche   in   sechs   und  dreyssig 
Janren    die    Ungrischen    Bisthümer    verwaltet 
hatten,   waren  nur  Zwey,   der  Erlauer  Hip-i 

a)  B  r  u  t  n  i  m  Hiitor.  Hangtr.  MS.  ap.  Pray  Annal.^  P.  V. 
p.  aq.  LndoT.  Xnbero  CoauoenUr.  de  temporibut  iuii.  Lib» 
XL  $.  IV. 

l4» 


ai% 


polytus  von  Este,  ubd  dfer  Weszprim< 
retruslsualia,  Ausländer,  nicht  Einer  durc 
päpstliclien  Vorbehalt  eingesetzt,  Alle  von  de: 
Konige  ernannt  oder  versetzt  *).  Darunter  neu 
,und  dreyssig  beherzte  Ungern,  welche  ktäft: 
mitwirkten,  dass  das  Majestätsrecht  der  Un| 
rischen  Krone  in  Besetzung  der  Bisthiimer  g< 
gen  Römische  Anmassungen  aufrecht  erhalte 
wurde.  Ohne  Zweifel  hatten  sie  den  wichtii 
sten  Antheil  an  den  Verordnungen,  Kraft  we. 
eher ,  Ausländer  von  dem  Besitze  kirchliche 
Pfründen  in  Ungarn  ausgeschlossen,  und  wen 
sie  dieselben  von  jemand  anderm,  als  von  dei 
Konige   oder  von   dem  ordentlichen  Kircheo 


a)  Thomaa  Bakicih  Ton  ErdOd^,  (io  wollni  wir  di 
gelehrtem  oder  die  würdigem  bezeichnen;)  von  Kaab,  £i 
%^%u y  Gran*  —  Georgius  Szathamary**,  von  Grosswai 
deiiif  Fünfkirchen,  Gran.  —  Ladislau«  Ssaikän*,  to 
Witsen»  Erlau,  Gran.  — Ladislaus  Gereb**,  von  Sieben 
bürgen,  Colocza.  —  Gregorius  Frangepani*,  von  Weil 
prim ,  Colocza.  —   Bruder  Paulus  Tomory**»  Ton  Colocs 

—  Hippolytuff  von  Este»  Ton  Erlau.  —  Paulus  Wai 
diy^«  •  von  Weszprim,  Erlau.  —  Sigismundus  Ernst* 
von  Fünfkirchen,  l'hilippus  Morö*,  ebendas.  —  Joanne 
Vit€i*,  von  Weszpnm.  -^  Petrus  Isualia*»  ebendas. - 
Petrus  Beriszld,  ebendas.  Thotnas  von  Szalahaza^ 
ebendas.  —  FranciscusBäkacsh,  von  Raab.  — '  B 1  a s J n 
Paxy,  ebenilas, —  Joannes  Orszägh,  von  6irmien,  Watzen 

—  Antonius,  von  Neitra.  —  Nicolaus  Kaskay,  von  Sir 
nlen ,  Neitra,  Siebenbürgen.  ->-  Sigismundua  Thurfo^ 
Ton  Sirmien»  Neitra,  Sieben  bür)!en ,  Gross  wardein.  —  Step  ha- 
nus  Podnianiczky,  von  Neitra.  —  Valentinus  Wuk^ 
von  Grosswardein.  —  Dominien s^^,  von  Grosswardein ,  Sie' 
benbtirgeu.  —  Franc iscus  Pereny*,  von  Siebenbürgen 
Grosswardein.  —  Franciscus  Warday**,  von  Watzen,  Sie- 
benbürgen. —  Joannes  Gosztony*,  von  Raab ,  6iebellbü^ 
gen.  —  Lucas,  von  Bosnien,  Csanad,  Agram,  ^  Nicola ul 
Csaky^y  von  Csanad«  —  Franciscus  Chaholy,  ebendas 
Joannes  Bikacsh,  von  Agram.  —  Simon  Bäkäcsh  vok 
Erdöd,  ebendas.  —  Stephanus  Zarmath,  von  Sirmien. — 
Ladislatis  Maöedoniay,  ebendas.  —  Stephan  üs  Bro- 
der icsh**,  »bendas. —  Gabriel  Polner,  von  Bosnien.— 
Michael  Kesserii*,  ebendas.  —  Georgiuft  von  Paliss* 
na,  ebendas.  —  Paulus  yon  Ilsva,  vun  Milkow. —  Ladis* 
1 A  u  Sy  ebendas*  — <  Dcmetrius,  ehciidas.  ^-  M  i  c  ii  a  e  1,  ebendas 


~    ai5    ~ 

patron   erhalten   hätten^   zum  Ersäufen   rerur« 
theilet  wurden'). 

Wäre   diesen    ein   und   vierzig   Bischöfen, 
von    dem   Oeiste   des  Evangeliun^s    so    viel   zu 
Theil   geworden  I    als  sie  Gelehrsamkeit  hes^s« 
sen;   wären   ihre  Kenntnisse  Kraft  und  Lehen 

feworden,  nicht  hloss  todter  Buchstab  geblie-^ 
en^     so   könnte    von    ihnen    gesagt    werden, 
wirklich    kein   anderer  Geist   als    der    heilige' 
habe   sie  gesetzt  zu  weiden  die  Gemeinde  Got-< 
tes;    so    hätten    sie  nicht  die  Fähigkeit  alleini 
sondern   auch   die   Erleuchtung  ^     die   WSrme, 
die  Salbung,    die   Lusf   schabt,    zu  reden  wie' 
es  sich  ziemte  naeh  der  heilsamen  Lehre  allen 
Ständen    und    Altern;    auch   allenthalben    sich 
selbst  aufzustellen  zum  Vorbilde   guter  Werke 
in    unverfälschter   Lehre,    in   Ehrbarkeit,*  in\ 
RechtschaiFenhcit,  in  anständiger  und  untadel-' 
hafter  Rede.     Anstatt   dessen  aber  wollten  sie' 
von   dem    unreinen    Geiste   der  Wölt  und   dey 
Zeit  besessen,   reich  werden  an  vergänglichen, 
Gütern,    glänzen   und   prangen   vor    Menschen' 
in  eitler  Fracht,  wohllebeii  und  schwelgen  im 
Genüsse,    sich  mästen  von  dem  Lösegeld   der' 
Sünden   und  von   dem  Erbtheile    der   Armen ; 
den  Laien  nicht  weiden,  lehren,  erbauen ;  son- 
dern  beherrschen    und  ihre   Händel   aller  Art 
schlichten.     Daher  bey  Einigen  das  unersättli-  - 
che    Streben   nach    einer   Anzahl   einträglicher 
KircheDpfründen,     Thomas  ßäkdcsh  suchte 
durch  maacherley  Schleichwege  auch  noch  die 
Zipser  Fropstey^)   und  das  Milkower  Bisthum 


i 


a)  Decret.  11.  Wl  ad  isla!  "Reg,  de  snii.  i4g5.  Art  XXX. 
XXXI.  XXXII.  b)  Pray  SpfMnmen  Ilierarch.  P.  L  p.  6i. 
Wagner  Analect.  Sc^pok.  P.  lU.  p«  jb  aqq. 


—    ai4    — 

seiner  Hentkammer  einzuyerleLben ;  gerieüi 
durch  Aufhebung  des  letztern  mit  der^oächsi- 
sehen  Gesammtheit  in  Siebenbürgen  in  ärgerli- 
chen Streit^),  und  bereitete  dadurch  des  edeln, 
Terständigen  Volkes  gänzlichen  Abfall  von  der 
Römischen  Kirche  vor.  Andere  trieben  Han- 
del,  wie  der  Fünfkirchner  Sigismundus 
Ernst;  Andere  Wucher  in  Verbindung  mit 
ludeui  wie  der  Graner  Ladislaus  Szilkan^) 
und  der  Erlauer  Paulus  Warday.  Vertrauen 
der  Könige  auf  priesterliche  Treue  und  Ge- 
mssenfaaftigkeit  berief  den  Agramer  Oswald, 
den  Csanader  Lukas,  den  Sigismund,  den 
Szdlkin,  den  Warday  z\ß,  Schatzmeistern; 
und  die  Könige  litten  drückendere  Noth,  als 
wenn  ihre  Einkünfte  von  Laien  yerwaltel  wur- 
ieuk  Jmmerfort  schwebten  vor  den .  geistli- 
chen Gerichtshöfen  Streitigkeiten  über  Zehen- 
ten; vor  den  weltlichen  nicht  selten  Klagen 
wider  Bischöfe  und  Äbte,  über  Erpressung, 
Raub  und  Anmassung  richterlicher  Gewalt  la 
bürgerlichen  Rechtssachen.  Also  verfielen  meh- 
rere hohe  Prälaten  der  Ungrischeu  Kirche  im- 
mer tiefer  in  Versuchung  und  Stricke,  in  thö- 
richte  und  schändliche  Lüste^,  welche  sie  in 
Verderbtheit  und  Untergang  versenkten,  der 
Schmach  und  Verachtung  der  Laien  Preis  gaben. 
Drey  Mahl,  doch  immer  vergeblich,  wurde 
auf  Landtagen   der  Besitz    mehrerer  Pfründen 

a)  P  r  a  j  Hierarch.  P.  I.  p.  4a6.  B  e  n  k  ö  TranssIlFinia  P.  II« 
p.  i4i  et  tqq. 

b}  Dennoch  wird  er  gerühmt: 

,,  —  — — -  — .  dexter  agundis 

y^Pannoniae  in  rebus  ,  Charitum   Phoehigue   Sacerdos^ 
y^Emunctae   nimium  nariSy  pede  sive  ligatOy 
yySive  luhtt  magnum  sermonetonare  soliuo, 
yfAequavit  vetereSy  praesentia  nomina  vincir» 
Steph.  Taurinna  Stauromach*  Lib.  !•  4a  sq^« 


r 
I 


—    ai5    — 

ycrbothen*);  die  riel  bepfrundeten  Thomas 
Bakacsh,  Hippolytus  von  Este,  und  an-* 
dere  sassen  dabey  und  wirkten  zu  den  Ver- 
ordnungen ifiit,  sieb  yerlassend  auf  ibre  Macbt^ 
die  YoUziebung  zu  hintertreiben.  Um  der 
oberpriesterlicben  Habsucht  Schranken  zu  set- 
zen, verordneten  die  Stände  im  achten  Jahre 
WladislaVs,  dass  die  Bbchöfe  und  Fräla« 
ten,  weder  für  sich,  noch  für  ihre  Kirchen 
liegende  Gründe  und  Besitzungsrechte  yon 
dem  Konige  zu  erwerben,  yon  Eigenthümern 
auf  ewige  Zeiten  zu  kaufen,  oder  pfandweise 
zu  besitzen,  befugt  seyn  sollten.  Wesswegen 
auch  alle,  mit  Bischöfen  und  Prälaten  einge^^ 
gangen en  oder  künftigen  Verträge,  als  nichtige 
und  alle  hierüber  ausgestellten  Urkunden,  selbst 
die  gerichtlichen  oder  yon  dem  Konige  be- 
stätigten, als  ungültig  angesehen  werden  müss- 
ien  ^).  Dessen  ungeachtet  blieb  Thomas 
Bdkacsh  im  ruhigen  Besitze  der  Burg  und 
Herrschaft  Sztropk6,  welche  er  roh  Em  er  ich 
Fereny  für  zwanzigtausend  Di^caten  käuflich 
erworben  hatte;  und  trotz  dem  Reichsgesetze^ 
theilten  nach  fünf  Jahren  Herzog  Joannes^*  C.  1503: 
Coryinus  und  der  Fünfkirchner  Bischof 
Sigismundus  die  Güter  des  yerstorbenen 
Palatins  Peter  Ger^b  dergestalt  unter  sich,' 
.  dass  der  Bischof  für  sich  und  erblich  für  sei* 
nen  Bruder  Johann  Ernst,  die  Munk^csher,- 
die  Hälfte  der  Fogaraser  Herrschaft,  und  den  ^ 
Besitz  yon   Eszek   mit   dem  Her2X>ge  gemein- 


«)  Wladialai  II.  Beeretom  m.  de  aan.  i4q8.  «rt.  LVL 
Dccret.  VI.  de  ano.  ]5o7.  art.  XIII.  LudoTici  ll«  Decret.  I. 
de  ann.  i5i8.  ait;  Xyi.  XVIL  XXVI.—  Articoli  Bacshiens. 
art.  Xir.  XUL XXUI.  b)  WladiaUi  U.Decrttlll.  an.LV 
et  LXV.       ' 


ichaftlich  bekam;  Walpovar,  Attya,  Szomba« 
thely  und  Bodola  überliessen  sie  der  Wittwe 
des  Pal^Üns;  wenn  sie  aber  obne  {jeibeserben 
stürbe,  sollte  die  Hälfte  dieser  Herrschaftea 
an  den  ßispbof  und  seinen  Bruder,  eben  so 
der  g^pzß  Antbeil  des  Herzogs,  wenn  er,  oder 
des  ßiscliofs  Antbeil,  wenn  dessen  Bruder 
erblos  verschiede,  an  den  Herzog  heimfallen  ^). 
Wiederhoblten  Reichsgesetzen  gemäss,  sollte 
kein  Bischof  zur  Obergespanswürde  beför<- 
dert  ^),  in  bürgerlichen  Rechtshändeln  Niemand 
ypr  den  bischöflichen  Gerichtshof  gefordert*), 
Niemand  im  Streite  (iber  Zehenten  voreilig 
mit  Kirchenbann  und  Interdict  verfolget^)} 
kein  Rechtshandel  mit  Übergehung  einheimi-? 
3cher  Richter  vor  dem  päpstlichen  Stuhle  an-? 
hängig  gemacht^);  die  Fiscalen  der  Bisthümer 
abgeschafft'};  Kirchenpfründen  Unfähigen  oder 
Unwissenden  nicht  verliehen,  die  Pfründner 
zur  Erscheinung  bey  der  bischöflichen  Synode 
angehalten^),  die  Landpfarrer  wider  den  Wil- 
len der  Patrone  nicht  bestätiget;  mit  der  Bi*? 
schüfe  weltlicheu  Angelegenheiten  nicht  beläs-f 
tiget'*);  von  den  Bischöfen  nicht  beschatzet^); 
an  Dom -Kanzelgeld  von  wohlhabenden  Pfar- 
reyen nicht  mehr  als  Ein  Ducaten,  von  ver? 
armtea  nichts  gefordert^);  Cleriker,  welche 
sich  weltlich  kleideten^  aus  dem  Besitze  ihrer 


a)  Urkunde  det  Vergleiches  bej  Koller  Hist.  Episeopat« 
QEccie«.  T.  IV»  n.  608.  i)  WitdisUi  II«  Decret.  UI.  art. 
tVlI.  c)  Ibid,  Art,  LX.  LXl.  LXII.  d)  Wladi»!.  II. 
Decret.   V,  irt.  XXIII.  e)   W  1  a  d  i  s  1.   II.   Decret.  III.  art. 

LXIII.  /)   Wladisl.    II.  Decret.   IV.   de    ann.   i5oq.   art. 

XXXIV.  >)  Wlüdlal.  II.  Decret.  III.  ärt.  LXVII.  LXVitl. 
^)  Wladiaf.  II.  Decret.  III.  art.  LXVI.  Decret.  V.  art.  XXVL 
et  DecreL  IV.  art.  XXXVI.  0  Wladisl.  II.  Decret.  UI.  art. 
LXIX.      ik)  Ibid.  «It.  tlU.  et  Decret.  IV.  art.  XXX VUI. 


Ffründen  yerwlesen  *) ;    die  Zehenten  nicht   in 
Geld  abgetragen^  nicht  in  Geld  gefordert  wer-r 
den  ^) ;    und  rf ichts  von  dem  allen  wurde  von 
manchen  Bischöfen   geachtet ,    Nichts  befolgt* 
Dennoch  wagten  sie  es,  gestützt  auf  die  eyau"^ 
gelLsche  Vorschrift,    dass   Andere    nach   ihrei» 
Worten,   nicht  nach  ihren  Werken  thun  soU-^ 
ten,    ihre    untergebene    Clerise^    zu   Synoden 
^u  versammeln  und  daselbst  gegen  das  Conou- 
}>inat|    gegen  geweihte  Säufer,    Schenkenbesu-» 
eher,  Wucherer  und  geitzige  Priester,  welchei 
für  Geld  zu  verbothenen  Zeiten  Verlobte  au£f| 
bothen    und    traueten,    strenge  Gesetze   zu  er-**    > 
lassen'')«     Als  aber  im  vierzehnten  Jahre  Wld-^.  c.  1614, 
dislaw's  auf  den^  Ofener  Landtage  die  weit«  '-•"' 
liehen    Stände   endlich   auch   die   Bisghöfe  .$i^'  '•' 
erbaulicher m    Wandel    anhalten    wollten,     d;( 
scheueten   diese  sich  nicht,    ihre  Unverbesser-t 
^chkeit   durch   den  heftigsten  Widerätiind  a4S 
zukündigen  *^), 

Unbillig  waren  demnach  ihre  Klagen  übe?  \ 
Verfolgungen  der  Kirche ,  über  Spott  un4 
Verachtung,  welche  sie  sich  von  den  Laieq; 
zugezogen  hatten*');  ihnen  allein,  nicht  de9 
Kirche  galt  das  gerechte  Verhängniss;  un<t 
unvermeidliche  Folge  war,  dass  bey  der  henr*^« 
sehenden  Neigung  ziun  Rauben  ^  weltliche  Her« 


a)  Decret.  III.  art.  LIK.  5)  Ibid.  art.  XUX.  c)  Syno-* 
dus^  Strigpniena.  1495.  i5io.  Nitrien^ia.  i^g^»  West«^ 
fTimiensis.    i6i5.     Agriensi».    161a.    Peterffy   Concil. 

tiungar.  P.  I.    p.  199  sqq.         d)    „Demtis   articulis ho»' 

^,nest(item  clericaUm  concementibuBy  ad  <fuo%  ips}  Domini  Prot" 
y^lnti  consentire  non  potuerutit,^^  Wladislaus  11.  Praefat, 
ad  Decret.  VII.  e)   ,,  Dpiemus   certe  Ecclesiarum  Dei  prez^ 

jySuras ,  dohmus  ttiam  episcopßUm  viluisse  hoc  temj*ore  dignir 
^jtatem  et  ad  lias  conditipne»  devenisse  ad  quas  devenit  ete.*^ 
Also  klaffte  Petrna  \Yard«y  l^piat.  bev  KolUr  Hist.  Eniscop, 
QEcclcs.  T.  IV.  p.  491. 


s 


—    218    — 

ren  Muth  fassten  sie  yor  allen  an  den  Besitzun-^ 
gen  und  Einkünften  der  Bischöfe  zu  befriedi'^ 
[en^  um  ihnen  die  Mittel  un^^eziemender  Fracht^ 
ppigkeil  und  Schwelgere^r  zu  entziehen. 
Hierdurch  entstanden  unendliche  Streithändel 
vor  den  Gerichtshöfen,  von  welchen  die  Prä- 
laten, sie  mochten  gewinnen,  oder  sachfällig 
werden,  fast  immer  mit  Verlust  an  Achtung 
und  Ansehen  abziehen  mussten  ^).  Wäre  Ju- 
lius der  II.  von  der  Lebensweise  der  Ungri- 
achen  Clerisey  richtiger  belehret,  oder  Ton 
der  Verpflichtung  der  Bischöfe  zu  erangeli- 
schem  Lebenswandel  selbst  lebendig  überzeugt 
gewesen,  so  hätte  es  ihn  nicht  so  mächtig'  er- 
j. C.i505.griiFen,  als  er  vernahm,  dass  die  UngrLschen 
23.  -^»'Ä^«*'-liif  agnaten  und  Landherren  der  Clerisey  die 
Zehenten  häufig  verweigerten,  und  sie  mit 
noch  furchtbarem  Drohungen  ängstigten^); 
die  Bischöfe  selbst  waren  innen  auch  hierin 
schon  lange  mit  Beyspielen  vorangegangen, 
g  Oft  genug  waren  sie  unter  sich,  oder  mit  Ab- 

teyen,  Capiteln,  Klöstern,  Landpfarrern,  über 
Zehentrecht  und  Zehentraub  in  Streitigkeiten 
Verflochten  j  nicht  ein  Mahl  die  gottgeweihten 
Jungfrauen  des  heiligen  Dominicas  auf  der 
Margarethen -Insel  blieben  von  Prälaten  unan- 
gefochten im  Genüsse  ihrer  Einküpfte;  und 
^f^^^Wladislaw  musste  den  Bischöfen,  Sigis- 
mundus  von  Fünfkirchen;  sogar,  was  wir 
ungern  melden^  den  gelehrtern  und  würdigem, 


0)  y,  Tot  jurgia  inter  ecclesiastieoe  viros  nunquam  Muecre- 
.„vU*ent  j  €X  quihus  non  solum  apud  principem  nostrunty  gra- 
ffVitsimum  et  tacrosancti  judicii  et  omnis  integritatis  viruniy 
ffSed  et  a^ud  omnet  omnino  regnicolas,  et  omnem  vulgum 
^f^ontemptibiles  jam  sumus  reputaiU*^  Petras  de  AVirila 
k  o*  b)  Littr.  Julii  II,  ad  \Vl«disUiiiii  Reg.  ap.  Pray  EpUt. 
Procer.  P.  I.  p.  49. 


—      2119      — 

Nicolaus  BÄthory  ron  Waczen  •)  und  Jo- 
annes Vit^z  Ton  Weszprim ^)  sein  höchstes 
MissCiJlen  urkundlich  erklären^  und  seine  Un- 
gnade androhen ,  um  den  Unterhalt  der  from- 
men Schwestergemeinde  gegen  oberpriesterliche 
Anfalle  zu  sichern  ^). 

Wenn  hernach  die  Laien  sich  an  den 
Besitzungen  und  Einkünften  des  Clerus  yer- 
greifen  wollten ,  so  machten  sie,  da  ihnen 
der  ganze  Stand  verächtlich  geworden  war^ 
keinen  Unterschied  mehr,  zwischen  den  schlech- 
lem  und  den  würdigem«  Unter  die  letztem 
gehSrte  unstreitig  der  Coloczer  Erzbischof,  P  e- 
trus  Ward  ay.  Er  besass  ausgebreitete  Gelehr- 
samkeit,  hielt  streng  auf  Zucht  und  Ordnung  in 
seinem  Sprengel,  liebte  das  Recht  und  entzog 
sich  zur  Yertheidigung  desselben  keiner  Aufop- 


-  «)  Vbn  Ihm  inti  besenget:  y,^tudiU  humanitath  ih  Itfitia 
f^tnadÜMMf  cmra  et  diligentia  doetriuam  adaugtns  ;  nüul  Imbcri»^ 
^^nßUl  virilimrum  subterfugitniy  quod  ad  doct^inam  convenirwtf 
„frrcvi  ^fkcitf  ut  docti$$imi$  acutissimisque  philosophis  ejuM 
^fdmcuinm  ei  literatura  summa  cum  admiratione  prabaretur» 
ff^^  -^  —  Semper  in  ejus  domo  aut  oratur ,  aut  studetur  aut 
yycmmun  cmmatur  ad  Ijram^  aut  sermo  habetur  honestus.*^ 
Galeotua  de  dictU  et  facti«  Mttthiae  c.  XXXI.  SeineGrab* 
•dirift  meldet  Folgendes: 

X^icülaus  Bathor  jacet  hoc  sub  marmore  Praesul^ 

Gloria  qui  sanctae  Religionis  erat. 
Qui  quid  habent  legum  speciosa  volumina  noratf ' 

Noverat  et  quidquid  pagina  Sacra  docet, 
Bietorias  omnes  cclebravit  carmine  vateSy 
Lingua  latina  sibi ,  graecaque  notafuit  etc. 
()  Ihn  rühmt  G.aleotus   1.  c.   c.  XXVII.  und  Aldnt'Ma- 
latios  in  der  Dedication  des  Athenaeiis :  ^tQutmtum  gratuler 
ntiH  Jane  f    quantum   ipsi   Hungariae ,    non    facile    dixerinij 
»ffiied  tantum  jam  projeceris  Graecis  literis ,     nondum  annum 
tsMidima   Musurum   Cretensem^   idque   Venetiis  ^    ut  primus 
yi(der  war   ror   ihm    Janus    Fannoni us)     Graecas   Musas   attice 
ijiequentes  brevi  relaturus  in  patriam  videare,     Retulit  vir   ille 
ffJenus    FannoniuSf   nunquam  saiis  laudatus^  in  patriampri- 
i>miM  latinas  musas;  tu  et  latinas   et    atticas  Musuro   doctore 
l^latwüs  videris,^*"        c)  Liter«  Wladialai  Keß.  ap.  Koller 
niat  £piicop.  T.  IV«  p.  5o5. 


220 


ferung;  dennocli  entzogen  ihm  die  Landlierren 
derGespanscliaftenvonBäcsh,  Csongrad^^  Bodrogh 
.und  Sirmien  die  Zehenten*);  Herzog  Lorenz 
.von  Ujläk  liess  ihm  aus  Foruksa  sieben  Müh- 
•len'  mit  den  dazu  gehörigen  Leuten  };eMra]tsam 
wegführen,    dessen    sich    Thomas    B^käcsh, 
Jamals  noch  Raaber  Bischof,  kein  Freund  des 
freymiithigen    W  a  r  d  a  y ,    herzlich    freuete  ^); 
Johann  Kishoryath  und  Lorenz  Bänffj 
bemächtigten   sich    seines    Schlosses    Zatha   ia 
der    Wal ko wer     Gespanschaft;     und     als     iha 
(der  König    nicht  mehr  kräftig  genug  beschüt-*- 
jsen    konnte,     empfahl   er  ihn   gelegentlich  in 
xaehlrem   Sendschreiben   an    die    Cardinäle,  an 
die  Päpste  Innocentius  VIIL  und  Alexan- 
der VI.   der  Beschirmung    des    apostolischen 
iStuhlSt      Den   Schaden,   welchen   die    Herren 
Anton  und  Michael  Päloczy  der  Främon-r 
l&tratenser  Fropstey   auf  dem  wemreicben  Hü- 
;el  Parn6   bey  Saros-Fatak   durch  Baub    und 
rewalt  zugefügt  hatten,  berechnete  der  Propst 
Francis cus    auf    fünfzig    tausend  'Ducaten. 
^•^*^^- Seine  am  Joannis  Enthauptungstage   eingelegte 
*^'Frotestation  ^)  blieb  unwirksam  bey  Menschen, 
unter   welchen   die  Fäloczer  mächtiger  wa^ 
ren,  als  das  Recht;  aber  nach  vier  und  dr^ys- 
sig  Jahren,    an    eben    dem  Johannis    Enthaup- 
tungstage   übte    die    ewige   Nemesis    auf   dem 
Mohäcsher   Felde   Wiedervergeltung    und    Ge- 
rechtigkeit;   dort    fiel   Anton  von  Pdl6c2 
unter  feindlichen  Spiessen  und  mit  ihm  erlosch 
das   ganze  ^  vieler   Ungerechtigkeiten   und  Ge* 


m)  Liter*  Wladislal  ap«  Katona  Iltst.  Ecel.  Colocent.  F. 
I.  p,  475.  b)  Liter.  Petri  de  Warda  ad  Reg.  ap.  Enniitn 
1.  c.  p.  48a.  c)  Bey  Sxirmay  Noti^   Topogr*   Gomitit 

ZempÜn«  p.  399. 


—    aal     — 

waltthaten  schuldige  Päloczer-Gesclileclit.  So-» 
^ar  den  einsamen  Thoren  vor  Menschen,  aber 
Weisen  vor  Gott,  welche  sich  der  Betrachtung 
des  Unendlichen  geweihet  hatten  ^  entzog  der 
Laien  unersättliche  Hab  -  und  Raubbegierd^ 
bisweilen  den  nothdürftiijsten  Unterhalt.  Was 
waren  dem  Besitzer  königlicher  Reichthümer^ 
Stephan  von  Zapolya  zwey  Stück  böh- 
misches Tuch  und  zwey  Tonnen  Heringe  P 
was  den  weinreichen  Bürgern  von  Szikszd 
zwey. Fässer  ihres  Überflusses?  dennoch  musste 
sowohl  jenen,  als  diese,  Wladislaw  elrst 
durch  strenge  Befehle  anhalten^  diese  stif» 
tungsmässigen  milden  Gaben  den  CarthäaseM 
im  Lechniczer  Sanct  Anlons  -  Thale  jahrlidbi 
zu  entrichten  ■).  Wenn  in  dieser  schweren 
Zeit  ehrwürdigen  Bischöfen  und  gottseligen. 
Gemeinden,  deren  Lehre  und  Wandel  die  Laa* 
terhaften  strafte ,  also  von  dem  Laienvolke 
begegnet  wurde,  wie  mochte  es  den  hohen 
Prälaten  und  Pfründnern  ergangen  seyn,  wel- 
che mit  den  Laien  an  Yerderbtheit  Wetteifer-* 
ten,    und    das  Priesterthum    in   sich   entwür«* 


en 


? 


digt 

Doch  Gerechtigkeit  verbiethet,  dort,  wo 
Joannes  Pruis  von  Prostanna  und  Joannes 
Zokoly  ihre  Gemeinden  früher  als  Bischöfe 
regieret,  dann  als  Ordensmänner,  jener  unter 
der  Regel  des  heiligen  Franclscus^  dieser  als 
Eremit  des  heiligep  Paulus,  erbauet  hatten; 
wo    Georgius    Szathmary  ^),     Gregorius 


a)  Wignet  Aoalect«  Scepns.  P.  IJI.  p.  188. 

b)  ,, —  insignis  Praesul  Qüinque  Ecclcsiarum 
y, Integer  et  purus   sceleris  ^  cui  maxima  regni 
y,Res  curae  est,  et  cui  sua  caneellaria  curae  esu 
y,Vir  probitate  ingens,  hoc  non  conaultior  alter 


221 


Frangcpany*)  Joannes  Gosztony  *»),  Mi- 
chael Ke«8erii  *^),  Franciscus  Warday  ^) 
der  Kirche  vorstanden,  den  Verfall  des  Kii^ 
ohenwcsens  in  Ungarn  lediglich  oder  vorzüg- 
lich einigen,  prächtigen ,  wuchernden,  schwd- 
genden  öischofcn  anzurechnen;  den  grossten 
und  verderhlich.sten  Antlieil  daran  hatte  das 
Patfonatrccht,  von  jeher  Quelle  vieles  Unheils, 
-wenig  Segens;  und  mehrerer  Könige  von  den 
Kirchenpfründen ,      als     Versorgungsanstalten, 

I profane  Ansicht,  in  welcher  sie  das  eigenthüm- 
iche  Krnennungsrecht  der  Ungrischen  Krone 
gleich  einem  gemeinen  Fatronatrecht  behan- 
delten, als  solches  habsüchtigen  Magnaten  ver- 
liehen, und  dadurch  das  Einschleichen  gleich 
schädlicher  päpstlicher  Vorbehalte  begünstig- 
ten. "Wenn  selbst  Könige  ihr  Majestätsrewt 
missbrauchend,  wie  Matthias   und   Wladis- 

„Ki-ftus  in  amhtffuis,  fandi  gnarissimuSy  illo 

Pratsult  nil  usque  vidtas  studiosiusy  illo 
l]Ntmo  minus  iolus^  quam  soluSy  quippe  diei 
,,iVoc/fm  optrose  addit  mxtltam^  furatur    et  horas, 
ffOutit  vtttrum   evolvit^  volvit  monumenta  novorum, 

Stephan.  Tnurini  Stanroinachiae  Lib.  I.   64  sqq* 

n)  y^Vauae  Archißamcn  Bachiae  Grcgorius  omni 
yyl'tVmte  insigniSy   bonitatt  fidtque  probatus, 

1  dem  iliiti.  3o. 

h)  y^ —  Joannes  Goston^  veterum  atque  novorum 
^yJiistofias  sacramque  cheliny  qui   sidera  caeli 
„iVovit   ceu  proprios    ungues, 

Id  e  m  ibid.    57* 

c)  yyHuic  (LidisUo  Zaikan)  hagsit  parili  studiorum  laui€J^ 

thedrag 
f^Boznensis  Praesul ;   reliquos  strmone  Pelasgo 
yy  Pontißces  magno  post  se  videt  intervalloy 
^yQuorum  plus  mmio  nomtnclatura  vagata  est, 

I  de  m  ibid.  47. 

4)  Franciscus  JVardai  praestans  cognomine  avÜ9 
^yPraesuly  turrigeras  Daci  qui  temperat  urbesy 
^yPhotbeis  celtWr  studiis,  cui  docta  Thalia 
iiComposiro  dedit  ort  loquiy  euo  pectora  regum 
^^Mwetcunt  y  bonus  et  pius  txtrematn  usqu€  ad  anuaum, 

id«m  ibid.  Lib.  V»  1  «qq^ 


law,  Knaben y  Jünglinge ,  Laien  zu  Bischöfen 
und  Pröpsten  ernannten*);  wenn  sogar  Päpste, 
durch  Vorbehalt  in  die  Rechte  der  Patrone 
eingreifend,  weltliche  Cleriker  in  Abteyen 
einsetzen  Hessen  ^) ,  wer  konnte  Magnaten  und 
Herren  zurückhalten,  das  ihnen  verliehene  Pa« 
tronatrecht  als  Mittel  der  Bereicherung;  für 
sich  zu  benutzen  und  die  Güter  geistlicher 
Stifte,  deren  Schirmvögte  sie  seyn  sollten,  zu 
verprassen  ? 

Die  Wittwe  des.  Falatin  Stephan  von 
Zapolya,  Hedwige,  Herzoginn  von  Te- 
sehen,  obgleich  fromme  Frau  und  Stifterinn 
zweyer  Zellen  in  der  Carthause  auf  dem  Zu«- 
fluchtsfels  *"),  beging  dennoch  mit  ihren  Söh- 
nen Johann  und  Georg  den  Unfug,  dass  sie 
den  ungebildeten  Jüngling,  Johann  Horvi^th 
von  Lomnicsa  zur  Propstey  von  Sanct  Martin 
auf    dem   Zipserhause   berief.      Zur  Ehre   des 


a)  Sieben  oder  nenn  Jahr  alt  war  Hiopoljtot  von  Bste^ 
als  iho  Matthias  aum  Qraner  Enbischof,  und  Jünglinge  wa- 
renGregoriusFrangepani»  Laurentius  vonB  isstri  ta, 
Fhiiippus  von  Stuhl weissenbuirgy  Valentinus  Cjbeljr« 
als  sie  Wladiala.w  den  eraten  zum  Wessprimer  Bischof^ 
die  übrigen  zu  Pröpsten  uod  Domherren  ernannte.  k)  Keia* 

Papst  dieser  Zeit  hätte  es  gewagt,  in  das  Emennun^srecht  der 
Vugrischen  Könige  eha ugr ei fen ;  kühner  schritten  sie  for»  gegen, 
das  von  Königen  an  Magnaten  und  Herren  verliehene  Patronat- 
recht  und  so  gab  Innocentius  der  VIU.  der  Gsferuenser 
Abtey  cu  Peterwardein  den  Vincensias  de  Pistaciis,  der 
Benediciiner  Abtey  au  Szeksxard  den  Fünftircfaner  Weihbischof 
Antonius  eu  Verwesern;  Alexander  der  Vf.  der  Abtej 
Gotho  den  Mönch  Joannes  aum  Abte,  Julius  der  If.  der- 
Abtey  Rndina ,  den  Cleriker  Stephan  von  Gibolt;  der 
Ssekstarder  Abtey  den  Cardinal  Petrualsualia  au  Verwe- 
aem;  der  Abtej  Gotho  den  Fünftirchner  Cleriker,  loaonea 
Bettokrj^hy  unter  der  Bedin^iing,  dass  er  aacli  cwey  Jahiva 
förmlich  in  den  Cistersieaser  Orden  eintrete;  Clemens  der 
Vif.  der  Abtey  Rudina  den  Fünfkirchner.  Cleriker  Nicoiaua 
Desöffy,  mit  der  Verpflichtung,  nach  ^hn  Jahren  aur  Bene- 
dictiner  Regel  8i\  schwören;  au  Verwesern  und  künftigen  Abten. 
c)  Wagner  aual.  Sccp.  P.  IL  p,  79. 


—    3ia4    — 

TJngrischen  Episcopate»  verweigerte  itm  Aet 
Iraner  Erzbischof  Thomas  ßak^csh  die 
Bestätigung  und  Einsetzung;  Hedivige  sandte 
den  Jüngling  auf  ihre  Kosten  zur  hohen  Schule 
nach  Rom>  setzte  dessen  Vater«  Michael 
Horyath  zum  Verwalter  der  propsteylichen 
Einkünfte )  und  ernannte  den  Erlauer  Priester 
Ladislaw  yon  Chobad  zum  Propste^  Auch 
diesem  versagte  Thomas  B^kacsh  die  Be- 
stätigung; er  erhielt  sie  von  Julius  dem  II. ^ 
aber  Michael  Horvath  blieb  iih  Besitze  der 
Einkünfte.  Noth,  Gram  und  Verdruss  riebeii 
Ladislaw^s  Lebenskräfte  frühzeitig  auf;  und 
nun  wurde  Johann  Horvath  zum  zWeyteii 
Mahle  zur  Propstey  berufen,  auch  von  ThcH 
mas  Bakäcsh  bestätiget;  doch  von  diesem 
sowohl  als  von  dessen  Nachfolger  unablässig 
angefeindet*).  Er  verfocht  gegen  sie  die  sei-» 
ner  Kirche  verliehenen  Freyheitenj  durch 
Handlungen  bewies  er  sich  ihrer  und  des 
Priesterthums  unwürdig. 

Nicht  selten  wareli  dergleichen  MissgrüKf 
in  Ausübung  des  Patronatrechtes  über  Pfrün-* 
den,  welche  zur  Seelenpflege  verpflichteten} 
häufiger  noch  der  Unfug,  welcher  von  Patro- 
nen und  Schirmvügten  an  Abteyen  begangen 
wurde.  Was  der  Cisterzienser  Abtöy  zu  Sanct 
Gotthard  von  ihren  Patronen  widerfahren 
war,  hatten  auch  die  meisten  übrigen  von  ih-* 
ren  Schirmherren  erdulden  müssen«  Die  Her-* 
ren  Niklas,  Thomas  und  Stephan  von 
Szecsh  behandelten  die  Güter  von  Sanct  Gott-» 
hard  als  ihr  unbedingtes  Eigenthüm,  das  Klos-^ 


a)  Wagner  aaali  Scep.  Pi  L  p.   363  sqq«  366.  969.  F.  m« 
p.  73  »qq. 


«Eturg;  wiesen  es  Uiren  Btatnteb  zur  ' 

«n,  liessea  Vier  bis  {üof,  höobstens 
tche-  ohoe  emen  Ahl  oder  Prior  küm- 
'erpäegen,  und  nölhij^len  aucli  von 
ch  einige  durch  MUsbandlun^en    zur 

Stephan  der  Solm  raubte  alles 
UDdKircIieD<;erätli  von  einigem  Wer- 
Omas  der  Vater  nülliigte  die  der 
tergeordDeten  Landpfarrer  seine  Jagd-  • 

alken  und  Fferde  zu  unlerhallen*). 
Ichea  BädrängnisKea  verschwand  aus 
idictinar,    Ci'üerzienser    und    l'rämon- 

Süftern  alle  Zucht  und  Rej^elmäs-  ' 
Andacht  erkaheie,  Antrieb  zur  Coa- 
j ,  say  es  zur  religiösen ,  oder  zur 
aftlicnen,  erlosch.  Doch  minder  lie£ 
9  begüterte  Orden  mochte  das  Cisler- 
i4titut  aus  der  Gnade  in  Yerderbthett 

seyn,  die  M'achsamkeit  und  Sorg- 
jahrlichen    Generalcapitels    im    Thale  ' 

,  den  Zustand  des  j^anzen  Ordens 
lend,  erhielt  ihn  auch  in  Ungarn 
■ht  in  der  Liebe,  wenigstens  im  Dien- 
jeisies.      Von  Zeit   zu  Zeif  sandle  es 

Ordensmänner  mit  ausgedehnter  Voll- 
len  Wandel  der  Gemeinden  zu  unter- 
Abte  abzusetzen  und  unwürdige  Glie- 
islossen.  Diess  geschah  mit  der  Pili- 
■y  zwey  Mahl  in  diesem  Zeiträume  '„.1509. 
lo,    Tom  General-Abte   .ToaDnes  ver- 

Reforniator  Michael,  strengen  Abt 
igen  Kreuze  im  Wiener  Walde ''). 
^eu    £ifer$    freueten    sich    Bischöfe, 

ib  Notitia  Abbitiae  S.  Gotthtidi  p.  77.  h)  Haiub 
L  iS 


220      — ^ 

welche   die  Weihe   des    Geistes   wirklich    em- 
pfangen   und  des  G]aul)ens    Geheimniss,    nicht 
ihres  Geschlechtes  Stammbaum,  im  reinen  Ge- 
wissen   hatten.      Darum    trug     des     gottseligen 
Joanoes  Pruis    NefFe,    Zögling    und  Nach- 
folger in  der  Grosswardeiner  Kirche,  Va  1  en- 
tin us   Wuk,     ernstlich    darauf    an,    dass    der 
entartete    Prämonstra tenser    Orden     im    ganzen 
Reiche  aufgehoben    und   seine   Propsteyen    den 
Cisterziensern    eingeräumt    würden.       Dagegen 
that   Nicolaus  Osthffy,   Propst   von    Lelesz 
nachdrücklichen    Einspruch    und    obsiegte    in 
Wladislaw's    bestechlichem    Staatsrathe  über 
J.  C.1493.den  Bischof*);  doch  musste  er  geschehen  las-    ' 
sen,  dass  seine  Ordensgenossen  auf  dem  Grossr 
wardeiner   Berge   ihres    ausgelassenen  Wandels 
wegen,   von   Valentinus    verwiesen,    in   den 
Besitz    ihrer   Propstey    und    Güter    Sanct  Bru- 
nos   weisere  Söhne,    der    göttlichen    Ideenwelt 
würdigere     Bürger,     eingesetzt    wurden.      Der 
Verlust  der  ersten  und  ältesten  Ordenspropstey 
in  Ungarn  weckte  den  Leleszer  Propst  Sigis- 
mundus    von   Werner,    des  Königs   Schatz- 
meister,   des  Nicola  US  Nachfolger,    zu  sorg- 
samer   Thätigkeit;    aber    bald     erschlaffte    sie 
wieder,  nachdem  er  das  Stift  mit  reichlichem 
Salzcinkünften     versorgt     hatte.        Nach     ilun 
wurde  Benedictus  Kornis,  früher  Watzner 
Domherr,  seines  Bischofs  Nicolaus  Bathorj 
Geistesverwandter     und     Freund,     zu     Lelesx 

J.  C.  1500. Propst,    sein    edlers   Bestreben    unterwarf    die 
Gemeinde    strengerer  Zucht;    und  besser  ward 

j;  C.  J502.es    mit  'dem   hinfälligen  Orden,   nachdem   der 
Cardinal-Legat  Petrus  Isvalia  dem  Csornaer 

a)  Ssi.rinay  Notit.  topogr.  Comitat.   Zemplds.  p.  St5« 


—    a27    — 

und    andern  Pröpsten   die  Aufnahme  würdiger 
Männer    aus  strengern    Mönchsorden    bewilli- 
get *);    Wladislaw  sä'mmtlichen  Pra^monstra*^ C.  ISia 
i    tenser  Abteyen   die  Befugnlss,  ihre  Pröpste  zvl 
^   erwählen    eingeräumt^    sich    und   den  Patronen 
-  nur    die    Bestätigung    der    Wahl    vorbehaltea 
*'  hatte  **);  •  die    Reise    des    Thuroczer   Propstes 
la  Uriel  nach  Premontrß  um  dem  General-Capi« 
■  tel   die  Nothwendigkeit   einer   durchgreifenden 
18  Reform  darzustellen  war   vergeblich;    er   fand 
'    daselbst  nur  grössere  Pracht^    erstorbenen  Div 
densgeist   und  frechen   Widerstand   gegen    das 
Bessere. 
»  Mit    bestem   Erfolge    wäre   dem   völligen 

Er   Verfalle   der,     in    ihrer    ursprünglichen   Rich- 
m.   tung  ehrwürdigen  Institute  vorgebeugt  worden^ 
K.   hätte   es  nicht  immer  den  heilsamsten  Reichs- 
L     Verordnungen  an  redlichen  und  beherzten  Voll- 
a   ziehern    gefehlt.    ^  Klar   sahen    die    Stände  des    ^ 
Verderbens    reicl\haltigste     Quelle,     und    vie»   • 
K   Mahl    erneuerten    sie    unter    Wladislaw    das     * 
ik    alte   Gesetz,   dem   zu  Folge   nimmermehr   An- 
c    dere,    als    wirkliche   Ordens.männer   zu   Äbten 
und  Klosterpröpsten  ernannt  werden  sollten"); 
fe^   £inmahl   erklärten   sie    den    entgegengesetzten, 
^    durch  Sigmund's  Leichtsinn  eingeführten  und 
begründeten  Missbrauch,  sogar  für  Gottesraub 
B.    und  Lästerung;  doch  unwirksam  blieb  ihr  £i- 
W    fer  bey  der  Übermacht,  hochgeborner,    roher, 
gewissenloser  Patrone  und  Schirmvögte,  welche 
sich  das  Mittel  von  Kirchengütern  zu  schwel- 
gen,   oder  ihre   elenden  Günstlinge   mit  fetter 

a)  Liter.  Petri  Cardin,  ap.  Pray  Hierarch.  P.  I.p.i4^  hy 
Timon  Epitom.  p.  102.  c)  Wladislai  II.  Decret.  IIL 
art.  LVIII.  Decret.  IV.  art.  XXII.  Decret.  V.  art.  XXVU.  De- 
cret. VII.  art.  UX. 


—      S28      — 

I 

MaH  2u  versorgen,   schlechterdings  nicht  ent- 
rei^sea  Hessen;   und  muthiger  behaupteten  sie 
sich   in  dem  Besitze ,    da  sie  sahen,  dass  der 
König,    trotz  den  Reichsgesetzen    das    Patro- 
Batrecht  über  die  Leleszer  Propst ey  der.  raub- 
V        gierigen    PäI6czer    Familie;    die    Benedictiner 
Abtey  Földvar  dem  Coloczer  Erzblschofe'  tum 
Tafelgute  4  die  Peterwardeiner  dem  Italer  An-   • 
gelo  zur  Commenthurey  rerlieh;  und  dass  so*  * 
gar « von  Päpsten  junge  Cleriker ,   ohne   sie  ao-  ^ 
gleich   zur  Regel  und  zum  Ordensgewande  zu  ' 
verpflichten,   regulären  Abteyen   als  Verweser  ^ 
vorgesetzt  wurden.'     Um  so  mehr  verdient  die  ^ 
Handlung    des    Siebenbürger    Woiwoden    Jo-  - 

/•ai513«hänn  von  Zipolya  bemerkt  zu  werdeii;  ^ 
ohne  'Zwang  und  ohne  Gewinn  entsagte  et  .^ 
der  Schirmherrschaft  über  die  Szirtzer  Abtej  * 
in  dem  schon  selir  entheiligten  Bakonjer 
Waldes  und  gab  sie  dem  Cistel*zienser  Orden  ^ 
zu  freyer  Besetzung  und  Verwaltung  zurück*). 

Kräftiger,   nur  nicht   in  geziemender  Ab-    1 
sieht,   erfassten    die  Stände    des    Übels    VTur-    " 

J.  C.  1518.  zel   auf   dem  B^csher   Landtage ,   wo    sie  ver«* 

ordneten,  dass  alle  von  Ludwig  und  voa'  ^ 
dessen  Vater,  an  wen  immer  verlienene  Patro-  ' 
natrechte  über  Abteyen,.  Kirchen  und  Pfrun-  ^S 
den  von  nun  an  ungültig,  widerrufen  und  aitf-  if 
gehoben  seyn;  sämmtliche  Pfründen,  mit  Aus*  T 
nähme  der  Canonicate  in  Zukunft  von  Mia*  ^ 
manden  als  von  dem  Könige  vergeben;  da*,  t 
Besitzern  mehrerer  Pfründen  alle  bis  auf  Eia^  ^ 
abgenommen;  Abteyen,  Propsteyen  und  aiH— ' 
dere  Kirchen,  welche  bisher  Prälaten  nebsK- 
ihrem   Bisthume    besessen    hatten,    wären    sii9 

a)  Timon  I.e. 


—    sag    — • 

ihnen  auch  durch  papstliche  Bullen  angewie- 
sen oder  bestätiget  wordeh,  dieser  Verbindung 
entnommen  werden  sollten;'  damit  Mehrere 
Gott  wohlgefällig  dienen  mögen;  haupt.^äch- 
lieh  aber^  damit  -  eine  zahlreichere  Clerisey 
die  Pracht  des  königlichen  Hoflagers  erhöhete 
und  die  Pflicht,  zu  des  Reiches  Vertheidi- 
gung  Mannschaft  zu  stellen^  untei^  Mehrere 
vertheilt  würde.  Einträglichere  Kirchen  sollte 
der  König  so  lange  unbesetzt  lassen,  bis  er 
aus  den  Einkünften  derselben  seine  Schulden 
bezahlt  hätte*).  Hiermit  wurde  dem  Könige' 
gesetzlich  bewilliget,  was  Patrone  und  Schirm- 
vögte  bisher  widerrechtlich  an  Abteyen  und 
Pfründen  verübt  hatten;  allein  die  mäch- 
tigern Herren  bothen  der  Bacsher  Verordnung 
Trotz,  im  festen  Glauben,  dass  ihnen  billig 
sey,  was  der  Landtag  dem  Könige  in  der 
Noth  für  gerecht  hielt;  und  dabey  beharrten 
sie,  selbst  nachdem  die  Beichsverordnting  auf 
dem  Hatvaner  und  auf  dem  letzten  Räkoserl525u.l526. 
Tage  erneuert  worden  war**). 

Indem    die  Institute   der  Heiligen,  Ben*- 
dictus,  Norbertus  und  Bernardus  an  dem 
Geiste    ihrer   Stifter    verarmten,    und    in     der 
Sorge    für  ihre   zeitlichen   Güter   untergingen,; 
gewannen  die  Orden  der  heiligen  Dommicus  •        ^ 
und    Franciscus    in    ihrer   Armuth-    weitere 
Ausbreitung ;   und  keine  Heimsuchungen    hab- '  . 
süchtiger  Magnaten  und  Herren  zerrüttete  ihre 
innere   Verfassung.      Die    strengere   Observanz 
der  Franciscaner    allein,    zählte  in    dieser  Zeit, 
durch  Ungarn    und    Siebenbürgen    zwey    Pro- 


a)  Ludovici  n.  Beeret.  II.  irt.  XVI.  XVIT.         b)  ArtiruH 
UatTaniens.  art.  XXXVL  Ludov.  U.  DecreU  VII.  art.  XXI. 


—    a3o    — 

TiDzen;  die  eine  des  götlliclien  Erlösers,  zwey 
und  siebzig  Klöster  in  zehn,  die  andere  der 
heiligen  Jungfrau,  drey  und  fünfzig  Klöster 
in  acnt  Custodien  getheilt;  in  beyden  zusam- 
men gegen  zweytausend  sechshundert  fünfzig, 
theils  Priester,  theils  Laienbrüder ^);  so  stark 
war  noch  zu  dieser  Zeit  der  Drang  zum  Schei- 
den aus  dem  W^ltgetiimmel  und  zum  Leben 
in  der  Gemüthswelt ,  und  zwar  in  strenger 
Form,  tiefer  Erniedrigung,  unablässiger  Selbst- 
verläugnung;  wenn  auch  bisweilen  ein  Ver- 
brecher wie  Benedict  Fejes,  des  Coloczer 
ErzbLschofs  ßittersmann,  um  sich  der  bürger- 
lichen Gerechtigkeit  zu  entziehen,  die  Auf- 
nahme ^) ;  oder  ein  übel  berüchtigter  Mönch, 
wie  d^r  Fünfkirchner  Gustos  Andreas,  die 
Beförderung  zu  hohen  Ordensämlern*^)  erschlich. 
Nicht  minder  stark  war  der  Ziiüuss  ge- 
müthlicher,  des  gemeinen  Treibens  überdrüs- 
siger, in  tiefer  Wehmuth  über  die  Leiden  cjes 
Vaterlandes  nach  der  Einsamkeit  sich  sehnen- 
der Männer,  zu  döm  vaterländischen  Orden 
der  Eremiten  des  heiligen  Paulus,  ersten  Ein- 
siedlers. Seit  dreyhundert  Jahren  hatte  er 
sich  schon  im  Ganzen  und  Allgemeinen,  durch 
unwandelbare  Zucht  und  Ordnung  als  vortreff- 
liches Institut  bewähret,  bey  Ungarns  Königen, 
Bischöfen,  Magnaten  und  Volk  in  hoher  Ach- 
tung behauptet.  Der  fein  gebildete  JoannesT 
Corvinus,  der  schrecklich  tfipfere  Held  Paul 


a)  Pauli  Györffy  Ortus,  Progressus  etc.  Ciisti>diae  naoc 
Frovmciae  Transylvan.  1737.  'iyix.  Oonv.  Csik.  iu  4.  Fridrich 
Hiit.  Provinc.  SS.  Salvator.  Casaov^.  1759.  fol.  Z»)  Epist.  P  e- 
tri  de  Warda  ad  Guardian,  in  Ujlak  ap.  Katona  Hist.  EccI. 
Colocena.    P.    I.    p.    600.  c)   Epist.   Pctri    de  Warda   ad 

CiMtod.    Qainc][ii£ccl.   ap«   Koller  IJisL   Episcup.  Q£ccl,  T,  XY. 
p.  496. 


a3i    ^ 

I 

Kinisy    und   der  hocksinnige  Emerich  Fe-, 
reny  haben,  ihm  Eremitorien,  das  isl^  herrli-. 
che  bis  in  die  Tage  der  habsüchtigen  und  zer-*. 
störenden  .  Aufklärung    von    der    Gottseligkeit, 
bewahrte    Denkmahle     ihrer    Verehrung,    der^ 
erste   im  Walde    bey   Lepoglava,     der   zweyte 
zu  Vasonkö,  der  letzte  zu  Terebes^  aufgeführt. 
Hiermit    be^as  ,der  liberale    Opden  yor    dem 
Mohäcsher  Tage    ein  und   zwanzig    Yicariate, 
drey    und /vierzig   Priorate ,    nur   wenige   von 
Königen,  die  meisten  von  Magnaten  und  Her-, 
ren,  welchen  das  edle  Gepräge  des  Ungrischenr 
National  -  Charakters,    Ernst,    Sittsamkeit    und» 
feyerlicher  Anstand  an  ihm  geilel,  gestiftet,*  begü«; 
tert  und  begünstiget.   Zu  dieser  Bürgschaft  seinei; 
Würdii^keit  kam  ihm  noch  die  fromme  Freude, 
dass    im    achten   Jahre    Ludwig's    das   Haupt //c.  1525 
seines  Schulzheiligen   Paulus    ersten  £insied-. 
lers    aufgefunden*^);    und    bald ^fjurauf  die  Ge- 
legenheit   zu   dem   unvergesslichen  "Verdienste^       - 
wodurch  die  geheiligte  Reichskfone  in  äusser-^s 
ster   Gefahr    schwebend,   von    seinen: Brüdern, 
gerettet  wurde.    ; 

Im  Laufe    dieses   Zeitraumes   erhielt   auch 
das  Griechische  Kircjienwesen  ^it  ^^r  Römi- 
schen Kirche  vereinigt,  in  Ungarn  eine  ange-: 
messenere  Form,    als  Wladislaw  ipi  zweyten 
Jahre    seines  Köniijlliumes  den  Mönch    Joan-  /•  C.1401 
nes  aus  dem  ßasilianer  Kloster  auf  d^m  Cser-.     .►►  r^  ^ 
neker  Berge   bey  Munkäcsh   zum  Bischöfe  er-     ^    ^ 
nannte^).     Leo  der  X.    setzte   hernach  durch  ^[q  ^}^^^^^ 
eine  allgemeine  Bulle  die  Verhältnisse  fest,  in 


a)  Liter,  LadoTici  R«B,  nä  Palatin.  Steph.  Bilhory  cje  ö. 
Martii  i523.  ap.  Pray  «le  Dextra  S.  Stcphani  p.  ya.  //)  Ba- 
8  i  1  o  V  i  t  ■  Notitia  Fundationis  pro  (leligio«ls  iluthenis  Ö.  S. 
Baaiiii  i'.  !•  p.  ai;  '  .    ' 


welchen  die  Grieckische  Clemoy  zur  Lateini-^ 
seilen y  wie  überall,  so  auch  in  Unc^arn  stehen 
sollte.  Den  Lateinischen  Erzbischöfen  und  Bi-« 
schofen  wurde  dadurch  für  die  Zukunft  verbo«' 
then,  griechische  Cleriker  zu  weihen.  In  Diö- 
zesen, wo  Lateinische  und  Griechische  Kir- 
chengenossen  vermischt  wohnen  und  letztere 
keinen  eigenen  Bischof  haben,  sollte  der  La- 
teinische Bischof  die  kirchlichen  Angelegen- 
heiten der  Griechen  durch  einen  von  ihnen 
erwählten  Vicarius  verwalten  lassen.  Kein 
liateinischer  Priester  sollte  in  den  Kirchen  -der 
kriechen  wider  ihren  Willen  Messe  lesen, 
oder  irgend  eine  gottesdienstliche  Handlung 
verrichten;  eben  so  wenig  ihre,  von  der  Flo- 
rentiner Synode  gebilligten  Kirchengebräuche 
anfechten,  bestreiten,  tadeln  oder  verachten; 
nirgends  der  Lateinische  Bischof  in  die  Ge- 
ricntsbarkeit  des  Griechischen  eingreifen;  Abte, 
Mönche,'  Kloster  und  Güter  der  Griechischen 
Clerisey  sollten  aller  Freyheiten  und  Privile- 
gien geniessen,  welche  durch  die  Bulle,  Marc 
jnagnumj  dem  Franclscaner  Orden  verliehen 
worden  sind*). 

Das  Merkwiirdiijste  von   dem  Kirchenwe- 
sen    in    der    Moldau    und    Walachey    ist    das 
Schicksal  und  die  Gesinnung  eines  Unjjrischen 
Bischofs,   wahrscheinlich  des    Milkower  Pau- 
/.C.  140*— lus    von    Illosva.       Nachdem    die    Nogayer 
•     Tataren  unter  dem  Woiwoden  Bogdan,  Stc- 
.     phan\s  Sohne,    bis  nach  Stephanesti  und  La- 
puschnia  gestreift,    dann  vier  und  siebzig  tau- 
send Christen  aus  der  Moldau    gefansjen   wejj- 
geführt  hatten,  kamen  einige  Söhne  der  men- 


a)  Leonis  X.  Bulla  ap,  Pra;y  Specim.  Hierarch.  P.l*  p.f8s. 


_    a33    -^ 

9chen£reundliclieii  Heili^eii,  losLnnes'fbn  Mitw 

tha  und  Felix   von  Valois,  durch  ihr  Of-;; 

densgelübde,    auch  mit  Aufopferung  ihrer*  inin. 

genen    Freyheit,     zur    Auslösung    chrbtlicheir. 

Gefangenen    unter   den   Ungläubigen   verpfliohH 

tet^  in    die   Tatarey.     Im   wilden  Gebirge  be-* 

gegneten  sie  einer  zahlreichen  Schafherde,  da^ 

reu  Hirt  in    der   Gesichtsbildung   einen ^Eurön 

pter,    in    den  Zügen   des  tiefsten  Grams  einea 

Unglücklichen  yerrieth,   am  meisten  aber   wa^ 

Ten  ilinen   zwey  Bockshörner  vor   seiner  Stica 

aufgefallen.      Sie    redeten    ihn    in    Tatarischei:: 

Sprache  an,  er  antwortete  ihnen  fertig  in  Lan 

teibi9cher.     Auf  die  Frage  nach  seinem  yaterr^. 

terlande   und    seiner   Herkunft  erwiederte    er .4 

,,mein  Geschlecht  Lst  edel,  angesehen  und  ge-n 

„ehrt    unter    Untern*);    vom    Stande   bin  Ach 

,,Cleriker,  Ton  Würde  Bischof;  durch  das  Ver- 

„hängnlss    meiner    Kirche    entführt   und    zum 

^Sklaven  verkauft,  weide  ich  die  Schafe  mei-^ 

„nes  Tatarischen    Herrn  ;^^     und    um    sie  tob 

der  Wahrheit   seiner  Angaben   zu    überzeugen^ 

sprach   er   noch  Vieles  von    der  Kirchenlehrer 

Ton    den    Sitten   und    Gebräuchen    des    Ungri^ 

sehen  Volkes.      Die   Ursache    der  Bockshörner 

Tor    seiner  Stirn   gab    er  folgendermassen   an: 

„Nachdem  man  mich,  weder  durch  Verheissun-* 

„gen,  noch   durch  Qualen  mancherley  Art  zum 

.,Abfalle  von  dem  Chrlstenthume  hatte  bewegen 

„können,  wurde    mir  zur  Verspottung    meines 

„Glaubens  und  bischöflichen  Standes  die  Haut  von 

„derStirn  abgelöst,  einem  Bocke  die  Hörner  abge- 

),Bommen,  warm  und  blutend  mir  aufgesetzt,  an* 

a)  Damm,  und  Tfeil  die  Begebenheit  aaf  keinen  andern  Bi- 
•ckof  Dutcr  Matthias,  Wiadialaw  und  Ludwig  paast, 
fermnihen  wir,  daas  es  Paulus  von  Illösva  war. 


•A 


—    a34    — 

jjygebunden^*'  bis  sie  mir  fest  angewachsen  war* 
^ren^  -worauf  man  mich  diese  Herde  weiden 
y^hiess.  Schon  seit  einer  Reihe  von  Jahrrä. 
)'iist  diess  mein  Geschäft/^  Theilnehmend  er- 
hathen  sie  sich,  ihn  yor  allen  andern  Gefan- 
genen loszukaufen,  und  iii  sein  Vaterland  zu* 
Yttckiuf (ihren,  er  aher  lehnte  es  ah.  ,,Mein 
^Volk,"  sprach  er,  „ist  zu  leichtfertig  um 
y,m^ne  Stirnzierde  nach  dem  Verdienste,  wo- 
,,durch  ich  sie  erhielt,  zu  würdigen;  und  ich 
^bin  zu  schwach,  um  die  Marter  des  Abschin- 
j^dens  noch  ein  Mahl  zu  leiden.  Lasset  mich 
^,hier  Gottes  Vorsehung  mit  Ergebung  aabe-. 
,,then,  und  in  dieser  weiten  Einöde,  den  Wan- 
^del  der  heiligen  Einsiedler  des  altern  Chris- 
,,tenthums  nachahmen/^  Hiermit  zog  er  sith 
in  des  Waldes  Dickicht  hinein*). 

Ungern  vermissen  wir  in  den  Geschichten 
der  Völker  Züge  ihrer  Gemüthliclikeit ;  und 
ungern  übergehen  wir  sie  in  den  Geschichtet 
der  Ungern;  denn  sie  sind  die  leuchtenden 
Funkte  ihrer  innern  "Welt,  und  zugleich  Äus- 
serungen ihres  Lebens  in  ihr.  So  sprechend 
auch  Ungrische  Prälaten,  Magnaten  und  Her- 
ren den  Glauben  an  Gott  und  an  ihre  ewige 
Fortdauer  in  göttlicher  Welt,  welchen  sie  mit 
dem  Munde  bekannten,  in  ihrem  Lebenswan-» 
del  verläugnen  mochten,  nimmer  erlosch  in 
ihrem  Gemüthe  die  Ahnung  einer  hohem 
Weltordnung,  nimmer  mehr  der  Wiederstrahl 
von  der  wesentlichsten  und  heiliijslen  Form 
der  menschlichen  Vernunft;  von  der  Idee  des 
göttlichen  Seyns.     Dadurch   erwachte  in  Eini- 

a)  Keinaudus  in  Corona  aurea,  sire  liistoria  Ordinis  SS. 
Trinitatis  de  llcdemptiou.  Captivor.  ap.  Fray  Specim.  Hierardu 
P.  II.  p.  273. 


—    a35    — 

[en  der  flücklige  Wunsch,  in  Andern  die  anhalten- 

le  Sehnsucht^  mit  übersinnlichen  Wesen  in  Yer- 
biodung  zu  gelangen ;  dadurch  wurden  von  Golt-* 
losesten  wie  von  Frömmsten,  Kirchen  erbaut, 
begeisternde  Wohnsitze  der  Andacht  und  Con- 
templation  bereitet,  ihr  ehrwürdiges  Dunkel 
zu  Ruhestätten  für  die  -sterbliche  Hülle  auser-r. 
koren;  die  Ungrischen  Abtejen^  Klöster  und, 
Eremitorien  mit  berufenen  und  unberufenen,, 
mit  guten  und  schlechten  Bewohnern  anger* 
füllt;  dadurch  erhielten  für  Alle  auch  die  zu- 
fälligsten Eräugnisse  eine  religiöse  Bedeutung. 
Joannes  Corvinus,  Faul  Kinisy,  Emericli: 
F^reny  wollten  nach  ihrem  Hinscheiden  nirgend 
anderswo  bestattet  werden^  als  in  den  von  ih-«. 
nen  gestifteten  Fauliner  Eremitorien.  Der. 
keusche   Siebenbürger  Woiwod  Stephan  Bir 

thory   wollte,    dass    seine   Hülle    unter   Für--. 

bitte  des  heiligen  Franciscus  in  dem  zu  Nyir-; 

Bithor   Ton   ihm  erbaueten  Minoriten   lUoster. 

bis  zur  Auferstehung  ruhete;    und  lange  fühlr^, 

ten    sich  dort   seine  Neffen  und  Nachkommen. 

Ton  des  Grabsteines   todtem  Buchstab'')  leben*« 

dig  angesprochen. 

Den    Leichnam    der    Teschner    Herzoginn  •^-  ^-  ^•'^2!. 

Hedwige,  Wiltwe  des  Palatin  Stephan  Zi- ^^  ^^"^ 

polya   begleiteten   gegen  vierhundert  Mönche 


«)  yyQui  Curios  vita  vicit,  prohitate  Catones, 

j^Ag^wLavitgue   I^^umam  religione  Dei, 
^^vn  eoluit  verum  prisca  pictate   Tonantem^ 

))Et  nunquam   domuit  foeda  lihido  virum. 
jfHie  eapit  AlpinoSy  Molda^  vos,  protegit  idan. 

yySanguine  Sjrlvanos  et  tegit   ipse  suo. 
ii^gregius  Stcphanas,  saevos   qui  pectore  Turcos 

y,Pro$travit  totieSy  hac  requiescit  humo, 
))Ai  noSy  o  Bäthoruni  gern  hunc  lugete  parentcm; 

fylfam  Bäthorum  ctcidit  Jirma  cglumna  domus, 

Timon  Epitome  p.  ^. 


1 
i 


—    aä6    — 

zur  Gnxh  in  der  Propstey  Sanct  Martin  auf 
dem  Zipserhaase,  jedem  wurde  Ein  Ducaten^ 
denen  welche  Mes.se  lasen,  jedem  noch  fünf 
und  siebzig  Silberpfennige  und  eine  Fackel  ge- 
spendet*). Immerhin  mag  der  gemeine  Beo- 
bachter solchen  Aufwand  fiir  eitles  Gepränge 
und  Geprahl  halten ;  der  Sinnigere  erkennt  und 
ehrt  darin  die  Ahnung,  dass  geliebte  Todten 
nicht  in  Nichts  verschwinden ;  dass  der  Tod 
Geburt  zum  eigentlichen  Leben  sey. 

Nachdem  Johann  von  Zapolya  in  dem 
Kreuzkriege  viel  unschuldiges  Blut  vergossen 
und  unmenschliche  Grausamkeiten  begangen 
hatte,  erblindete  er  jedes  Mahl,  so  oft  der 
Priester  in  der  Messe  die  verwandelte  Hostie 
dem  Volke  zur  Anbethung  zeigte.  Zwey  Jahre 
lang  dauerte  die  wunderbare  Strafe;  erst  nach 
vielem  Bethen ,  Fasten ,  Almosengeben  seiner 
frommen  Mutler  Hedwige  und  Schwester 
^  Barbara,    wurde  sie  von  ihm  genommen:    so 

erzählten  und  glaubten  seine  Zeitgenossen ,  ah- 
nend das  Wallen    eines  ewigen  Rechtes  in  der 
Mensch enführung  wie  in  der  Weltregierung**). 
Als    des    Fünfkirchner    Bischofs    Sigis- 
mundus  Dienstmann  Niklas,  am  Maria  £m- 
/.  c.  1494.  pfängnissfeste  von  Ofen  nach  Bacsh  reiste  und 
als   herzlicher  Verehrer  der  göttlichen  Mutter,, 
in  Andacht  des  festlichen  Tages  gedachte,  ver-»- 
nahm   er  unweit  Sollh  ein  ijewallii^es  Donner- 
geiüs    in    der    Luft.      Er    sprang   vom    Pferde, 
warf  sich  zur  Erde,    blickte  gen  Himmel  und 
sah   weit  hin  sich  ergiessende  Klarheit,    darin 
die  Gestalt  der  heiligen  Jungfrau  mit  dem  gött- 


a)  Spcrvogel  anniles  ap«    PV agner  Anal.  Sceput.  P.   II.  p- 
l4o.        b)  Isthuanffy  Lib.  VI.  p.  5a. 


Uchen  Kinde  von  reinstem  Licbtstronie  *umr 
flössen,  '{^gen  Ofen  hinschwebend.  Eben  diess 
saken  seine  Reisegefährten;  Keiner  dachte  Bk 
ein  zufalliges,  wundersames  Wolkengebilde^ 
sie  ersählten,  bestätigten  es  eidlich  dem  Bi«- 
adiofei  dem  Konige;  und  von  nun  an  wurde 
das  Maria  Empfangnissfest  von  den  meisten 
Ungern  mit  grösserer  Fracht,  von  einigen  audi 
mit  innigerer  Andacht,  yon  den  wenigsten, 
TieUeicht  von  Keinem ,  mit  Kenntniss  seiner 
iKihen  Bedeutung  geCeyert^). 

In  dieser    leidigen  Unbekanntschaft  n^ 
dem  tiefen  Sinne  der  kirchlichen  Dogmen  und 
Gebrauche;  in  dem  geistigen  Unvermögen,  Von 
den  lyrischen  Formen  des  Cultus  sich  zur  Sr^ 
kenntniss    ihrer    eigentlichen  idealischen   Ben* 
deutung  zu   erheben;    in   dem   traurigen  Ver* 
sinken  in  die  Sinnlichkeit,   worin  die  Schale 
für   den  Kern ,   das  sichtbare  Zeichen  f lir ,  das 
unsichtbare   Bezeichnete   gehalten,    genomme& 
und   aufgedrungen   wurde;    in    dem    unseligen 
Bestreben,  das  Unaussprechliche'  auszusprechen, 
das    Unendliche   zu   begranzen,    das   Göttliche 
zu  yenixenschlichen,  und  das  kleinliche  Mach- 
werk für  Gottes   untrügliche  OiFenbarung,  für 
ToUständige  Wahrheit,   für  vollkommenen  In-*- 
begrüF  der  Religion  auszugeben,  lag  der  Grund 
der   Verirrung,    in  welcher  der   fromme  Au- 
gostiner   Mönch  Martin   Luther,   aufgereget 
durch  die  angehäufte  Sundenlast  des  Fapstthu-* 
mes,  getrieben  von  Abscheu  vor  der  Verderbt^ 
hcit  und    Unwissenheit  in   der    Clerisey,    ent- 
flammt   von  Eifer   für    ein    rein  evangelisches 
Kirchenthum;  in  seiner  Riesenkraft,  als  Werk- 


«)  B  o  n  f  1  n  i  u  •  Decad.  V.  Lib.  V.  p.  570. 


—    a38    — 

zeug  gebraucht  von  dem  Weltreglereiulen  Geu* 
te;  die  kirchlichen  Dogmen,  Gebräuche  und 
Formen  des  Cuhus  schlecht  bekämpfte*);  die 
Dominicaner'  und  Franclscaner.  Mönche,  die 
BLschöfe  und  Cardinäle,  wie  überall  so  in  Un- 

Em,  noch  schlechter  sie  vertheidigten, 
arger  Verblendung  der  Unwissenheit  und  der 
Leidenschaft  befangen,  war  weder  die  angrei- 
fende, noch  die  angegriffene  Partey  vermö- 
gend, in  dem  grossen  Ganzen  des  Kirchenwe- 
sens den  mit  unbesiegbarer  Macht  waltenden 
Geist  aufzufassen,  seine  symbolischen  Offen- 
barungen zu  verstehen,  seine  Wirkungen  ge- 
recht zu  würdigen:  nicht  die  eine,  noch  die 
andere  in  ihrer  Einseitigkeit  fähig,  den  Be- 
*  griff  einer  Kirche  klar  zu  denken,  und  die 
wesisntlich  nothwendigen  Bedingungen  ihres 
Bestandes,  (einen  rechtmässigen  Vertrag  der 
Vereinigung,  Unterordnung  und  Unterwerfung, 
als  ihre  Grundlage;  ein  symbolisches  Lehrbe- 
kenntniss,  als  Beurkundung  ihrer  äussern  so- 
cialen Einheit;  einen  in  mannigfaltigsten  For- 
men sich  darstellenden  Cultus,  als  Befriedi- 
gungsmittel der  verschiedenartigsten  Bedürf- 
nisse des  menschlichen  Gemüthes,)  anzuerken- 
nen ,  einerseits  zu  achten ,  und  andererseits 
geltend  zu  machen. 

Nur  durch  den  alles  vermittelnden  Sinn* 
der  Religion  und  durch  die  ruhigste  Beson- 
nenheif  konnte  diess  möglich  werden;  allein 
grelle  Erscheinungen  der    äussersten  Gottlosig- 


a)  Wie  er  nach  der  Eigenthümlichkcit   seines  Geistes  in  der 

^  Richtung  and  im  Drange  seiner  Zeit  Reformator  werden  masste» 

fc  und  es  gerade  so,  nicht  anders  ^vurde,  ist  angedeutet  in  Fess- 

iers  Ansichten    von  Religion   und  Kirchenthum,     Thl.  HL  S» 


—    339    — 

keit  im  Monchthume ,   wie  im  holien  und  nie- 
deren   Friesterthume  ^    unterdrückten    die   Re- 
gungen   jenes    Sinnes;    und   Gräuel    der   Ver- 
derbtheit'   erzeugten     bittere    Leiden,      deren 
schmerzliches  Gefühl  die  Ruhe   der  Gläubigen 
störte,   die  Besonnenheit  raubte;    woran  sollte 
sich   nun   der  Glaube   halten,    dass  diejenigen', 
welche  vor  und  nach  den  Synoden  zu  Costanz 
und  Basel   den    Stuhl   Fetri   zu    Rom    kauften 
oder  erschlichen,   bey  der  allgemein  sich  auf- 
dringenden Nothwendigkeit  einer  durchgreifen- 
den  Reform ,    allen   Bestrebungen   eifriger  Bi- 
schöfe, gewissenhafter  Fürsten  und  erleuchteter 
Lehrer   widerstanden,   zu  wirklichen  Statthal- 
tern des  Allerhöchsten  auf  Erden,  zu  sichtba- 
ren Oberhäupterji   der  Kirche  Gottes,    zu  fes^- 
tem  Mittelpuncte    der  kirchlichen   Einheit  ge- 
setzt waren   und  seyen?     Worauf  konnte  sich 
noch  die  Achtung  des  verständigen  Deutschen, 
des   bedachtsamen  Xlngers   gründen   gegen  Bi- 
schöfe, welche  er  selten  vor  dem  Altare,    nie 
auf  dem  Fredigtstuhle,  am  fleissigsten  auf  Rit- 
terspielen, Turnieren,  Jagden  und  Reiherbcit- 
zen   sah;    welche    bey    öffentlichen   Aufzügen, 
Hoffesten ,   Reichs  -  und  Landtagen  mit    meh- 
rern   hundert,    in   Gold,    Silber    und    Sammet 
prangenden    Reitern,    unter    Trompeten  -  und 
Faukenschall   einritten;    welche  mit  unerbittli- 
cher Strenge  dem    armen   Landvolke   die  Ze- 

_ 

beuten  abforderten,  nothgedrungene  Verweige- 
rung gerichtlich  oder  mit  Bann  und  Interdict 
verfolgten,  dann  von  dem  mühseligen  Erwerb 
desselben  in  Überfluss  und  Üppigkeit  schwelg- 
ten, während  bessere  Seelenpfleger  niedrigem 
Ranges  in  Noth  und  Elende  darbten?  Wo- 
durch  sollte   die  Meinung   der  Laien   von  der 


,     Heiligkeit     des     Priester  iKumes     fortbestehen, 
wenn    hohe    und   niedere    Geweihte    desselben 
iphrislliche    Ehen    für     unverträglich    mit    der 
Würde    ihres  Standes  erklärten ,    und  dennoch 
^       durch    Verführung    ehrbarer   Jungfrauen     und 
jy[atronen|V  Reichere  durch  üiFentliches  Concu- 
binat    sich    entschädigten?     Was    konnte    den 
-  Gläubigen   in  Deutschland   und  Ungarn  an  der 
Innern  Güte    und  Heiligkeit   der   Ordensregeln 
liegen,  da  dem  evangelischen  Geiste  derselben 
die    Gesinnungen,     Sitten     und    Wandel    des 
meisten    ilirer   ßekenner   widersprachen?     Die 
Gesammtheit    solcher    Männer    sollten    gottes« 
fürchtige  Laien    als   göttliche    Hierarchie    ver«^ 
ehren ;     sie    als    oberste    Behörde    der    Kirchf 
Gottes  achten^  sie  als  Schiedsrichter  über  ihrt 
Ansichten,  über  ihr  Glauben  oder  Wissen  von 
dem    Ewigen     und    Unendlichen    anerkennen; 
ihnen    das    Innerste    ihres    Gewissens     in     der 
Beichte    aufschliessen,     aus    ihren    besudelten 
Händen    die    geheiligten  Zeichen   der    vergött- 
lichten  Menschheit  empfangen,  von  ihnen  sich 
.Gottes  Reich  entweder  eröffnen  oder  verschlies- 
sen    lassen  ?    Nein ;    an    die  Stelle    des   vermit- 
telnden   Sinnes    der    Religion,     trat    Abscheu; 
an    die  Stelle  der  Liebe,    Hass;    an    die  Stelle 
ruhiger  Besonnenheit,   leidenschaftliche  Erbit- 
terung;   und   die    eben    so    natürlichen  als  un- 
vermeidlichen   Folgen    davon    waren,    dass   zu 
7.  c.  1520.  Wittenberg  Montag  vor  Luclae  das  kanonisch^ 
10. Decbr.  Recht,    dem   die  westlichen  Reiche  ihre  Fort-^ 
schritte    in    socialreclillicher    und  geselzgeben* 
der   Cullur   zu     verdanken    hatten;     in    andern 
Städten,  Martin  Luther' s  Schriften,  welche 
nichts  Unchristliches ,    vieles    der  Beherzigung 
Würdiges  enthielten,     verbrannt  wurden;  und 


i^    a4i    — 

LWm  miUiige  Gebtether  veraaliD »  das  büstteii  die  Völlcer. 
j^arch  Trennung,  Frerel,  Betrog,  durch  Zorn  ulid  Begierde, 
^rinnen  sowohl  ward  gefehlt  in  llioi  Mauern,  wie  auawlrta  *)•*< 

Damals    befaDden     sicli    auf    der    hohei^ 
Schule   zu   Wittenberg  aus  Ungarn    Michael 
Sziklösjp  Martin  Cyriak,   Stephan  GäI- 
z^cshy,      Emerich     Azary^      Dionysius 
Linczy^  Balthasar  Gleba,  Johann  Uth- 
mann,  Christian  Lanyi,  und  Andere;    alle 
begierige  von  dem  yielver folgten ,  yielgeläster- 
ten  Manne  und  von  dessen  gelehrterem  Freunde 
Philipp  Mel  an  chthon  Unterricht  im  Kam- 
pfe wider  das  Verderben  der  Zeit  zu  empfan- 
gen.    Michael  Szikl6sy  wurde  nach  seiner 
Znrückkunft  von  dem  Kirchenpatron   Anton 
Palöczy    zum   Pfarrer   in   dem   Marktflecken 
Vjhely  am  Sätor  Berge  ernannt.     Er* hatte  deri.C.1522. 
erste  Martin  Luther's  bis  dahin  erschienene 
Schriften    nach  Ungarn   gebracht  ^    sich   ihrer 
selbst   mit   religiöser  Gesinnung  bedienet,    mit 
grosser  Behutsanikeit  sie  seinen  empfänglichen 
rfarrgenossen^  benachbarten  Herren  und  Land- 
priestern milgetheilt;    in  der  Kirche  den  Got- 
tesdienst  nach    gewöhnlicher   Weise   gefeyert, 
nur  mit    seinen   Vertrauten    in    ihren    Häusern 
Lehr- und  Erbauungsstunden   gehalten.      Fem 
'\    war   noch   von  ihm  der  Gedanke  einer  Tren- 
',    nung  von  dem  Römischen  Kirchenwesen;  und 
':    da  er  mit  jedermann  in  Frieden  und  Eintracht 
*^    lebte y  auch  alles  Aufsehen  vermied,  wurde  er 
'     weder  von    den  Eremiten  des  heiligen  Paulus 
zu  Sanct   Egidi^    noch    von  seinem  Bischöfe 


c)  ^^QuU^uid  deUrant  regen,   plectuntur   Aehivu 
ttStditionty  doliSy  scelere  atque  libidint  et  ira, 
tyßiücot  intra  murot  peccatur  et  extra, 

Horatiua  I.  EpüU  II.  ^4. 

Vi.  TkmL  16 


Ladisltu^  Szilkän  von  Erlau   erkannt  und  j 
angefochten. 

Zu  Ofen  9  wo  die  Bischöfe  am  Hoflager 
ärgerlicher  an  Pracht  und  Üppigkeit  wettei- 
ferten, wo  sie  durch  ihre .  glänzende  Verwclt-  , 
lichuntr  die  Eifersucht  der  Magnaten,  den  Neid  . 
der. Bürger 9  den  religiösen  Sinn  der  From-  i 
men,  zu  lautern  und  heftigeirn  Aiüfällea  auf-  . 
reitzten;  dort  brach  die  erste  Flamme  der  i 
Verfolgung  wider  die  beherzten  Feinde  der  . 
Yerderbtheit  aus.  Schon  waren  durck  die  ^ 
Kaufleute  Luther's  Übersetzungen  derButfs-  ,. 

Ssalmen    und    des    neuen    TestamentS|    seine  ^ 
chriften  von   der   christlichen  Freyheit,  von  - 
der  Macht   des  Papstes,    von   den   Mönch^e' 
lübden,  und  IVfelanchthon^s  Hauptartikel  der 
christlichen  Lehre  durch  Ungarn  und  Sieben- 
bürgen  in    grosser   Anzahl    verbreitet«      Veit 
Ortel     von    Windsheim    und    Simoi^    Gry- 
näusy  beyde  mit  der  Literatur  der  Alten  ver- 
traut,   beyde  öffentliche  Lehrer  an  der  hohen 
Schule    zu   Ofen,    predigten   freymüthig   über 
den  Verfall  des  Chrlstenthumes  durch  Entartung 
der  ClerLsey,  und  verkündigten  unerschrockea    ; 
die  Nothwendigkeit  einer  Kirchenreform.    Dafür   ^ 
wurde  Ortel  des  Landes  verwiesen ,   der  küh- 
nere Grynäus  in  den  Kerker  geworfen.     Die  . 
Verwendung   der   vornehmsten   Magnaten   und 
selbst   der   Königinn   Maria   für   den,   seiner 
Gelehrsamkeit    und   seines  Wandels  wegen  ffi^ 
achteten   Mann    bey    dem    Könige,    befreyete 
zwar    ihn    aus    dem   Gefängniss;    verrieth  aber 
zugleich  Prälaten  und  Mönchen  die  feindselige 
Stimmung    der  Laien    gegen    sie,    und    machte 
ihnen    bemerkbar,   welchen    Bey  fall    die   Wit-^ 
tenberger  Lehren,  Evangelium  genannt. 


~    343    — 

% 

Lande  bereits  gewonnen  hatten.  Als  Zeichen 
der  Zeit  hätten  sie  schon  längst  bemerken  sol« 
len,  dass  eine  Lateinische  Übersetzung  der 
Bibel  der  Königinn  JVIaria  angenehmstes  £r- 
bauungs-^  Lehr-  und  Unterhaltungsbuch  war, 
-welches  sie  sogar  auf  die  Jagd  und  andere 
Lüstreisen  mitzunehmen  pflegte^  wie  ihr  ge- 
lehrter und  helldepkender  Hofpredig^r  Joan« 
nes  Henkel  aus  Leutschau  von  ihr  bezeugte» 
Anstatt  sich  zu  einer  Reichs  <- Synode  zu 
vereinigen  y  und  durch  erns^iche  Anstalten  zu 
ihrer  eigenen  Besserung  L  u  th  e  r^  s  und  seiner 
Anhänger  Beschuldigungen  für  Ungarn  zu  wir 
derlegen,  machten  sie  sich  nur  des  bösen  Wil- 
lens und  der  Unverbesserlichkeit  rerdächtiger. 
Auf  ihren  Betrieb  verordnete  der  Ofener 
Landtag  des  nächsten  Jahres^  dass  der  K.ÖÄtg>^^*Jf!5* 
als  Catholischer  Fürst  ^  sämmtliohe  Lutheraner 
mit  ihren  Anhängern  und  Begünstigern  ^^  als 
öifentliche  Ketzer  und  als  Feinde  der  heUigen 
Jungfrau,  mit  dem  Tode  Und  mit  Einziehung 
ihrer  Güter  bestrafen  sollte  *)•  Allein  glei-- 
ches  Schicksal  mit  den  übrigen  Reichsverordl*  ^ 

Bungen  hatte  auch  diese^  sie  wurde  nicht  voll- 
aipgen.     Die  Begünstiger  der  neuen  Lehre  wa- 
ren grosse  mächtige  Herren  ^  mit  welchen  def'  ' 
König  nicht  brechen  durfte;  die  Wittenberger 
hohe  Schule  wurde   von  Ungern  und  Sieben- 
bürgern um  so   eifriger   besucht;   L  u  t  h  e  r^s 
Schriften   wurden   häufiger  eingeführt  ^    geflis-^ 
sentlicher   verbreitet ^   begieriger  gelesen;    und^ 
im  folgenden  Jahre  war  auch  schon  im  Zipser/.  c.  1524» 
Lande    und    in  der   Saroser  Gespanschaft  die 
Zahl  der  Anhänger  Luther's   so  gross ^   dass 

I 

(i)  Lndoriei  II.  Daent  V.  «t.  LTV« 

i6» 


•—    a44    — 

sie  es  wagen  durften,  öfFentUcIi  aufzutreten; 
unter  d^m  Verwände  des  zurückgekehrten 
Eyangöliums  sich  der  Kirchen -Einkünfte  zu 
bemächtigen,  den  Pfarrern  die  Zehenten  zu 
verweigern,  und  wenn  diese  von  äusserstem 
Mangel  gedri&ckt,  entweder  ihre  Gemeinden 
verliessen,  od^r  starben,  sogenannte  evangeli- 
sche Prediger,  zu  berufen»  Zu  spät  eiferte 
Joannes  Horvath,  Propst  zu  Sanct  Martin, 
<lawider ;  seine  Sendschreiben  und  Befehle 
«wurden  verachtet,  denn  er  selbst  war  ganz 
weltlich  gesinnter  Mann,  hatte  aus  Rom  man- 
cherley  theologisches  und  juridisches  Schul- 
wissen, viel  Priesterstolz,  wenig  evangelischen 
Geist  und  Gottseligkeit  mitgebracht;  strebte 
nach  Reichlhümern,  bedrückte  die  Landpries- 
ter, und  veräusserte  Kirchengüter*). 

In    der    Säroser   Gespanschaft   hatten   sich 
mehrere  Stadt-  und    Landpfarrer   offenbar   und 
•beherzt  für  das,  was  sie  Gottes  Wort  nannten, 
.erkläret;    aber   anstatt    die    Bischöfe    zur   Lei- 
tung utid  Unterstützung  der  allenthalben  mäch- 
Äg  sich  ankündigenden  Neigung   zu  dem  Bes- 
sern anzuhalten,    sandte  der   König    am  Sonn- 
J.  C.  1525.|age  nach  Hilarii   an  die    Saroser  Gesammthoit 
**^''^Befehi ,  ihre  abtrünnigen  Priester  einzufangeo, 
und  sie  dem  Verweser    des  Erlauer  Bisthumes 
zur    Bestrafung     zu    überliefern  ^).       Zwanzig 

i4.Fehru4u'JTB^e  darauf  schrieb  er  an  die  Bartfelder, 
dem  Richter  und  den  Geschwornen  der  Stadt 
bey  Lebensstrafe  und  Güter  Verlust  gebiethend, 

•*•  streng  zu  halten  auf  Beobachtung  seines  öffent- 

lichen Edictes,  wodurch  unter  gleicher  Strafe 


a)    Liter.   Joann.   Horvtith   de  Lomnicza   m  Memorahili^' 
August.   Coofess.    T.  II.   p.  4o3.    Wagner   Analect.  Scep.  P 
III«  p.  80.       &)  Wagner  Diplomatar.  Sarotieaa.  p.  5i. 


—    a45    — 

!>ot]ien  wurde 9  dem  Luther  zu  folgen, 
er  Secte  beyzutreten^  seine  Schriften  zu 
Izen,  und  seine  Lehre  auszubreiten.  Dem 
Folge  solhen  sie  nicht  länger  taub  und 
erspänstig    gegen  königliche   Befehle,    den 

ihnen  verweilenden    Lutherischen   Lehrer 

Crakau  unyerziiglich  aus  ihrer  Stadt  yer-- 
(en,  sämmtliche  Beförderer  der  ketzeri- 
tn  Seuche  in  ihrem  Gebiethe  aufsuchen^ 
Dglich  einziehen,  die  Laien  mit  allen 
liehen  Martern  und.  Qualen  züchtigeq,  die  . 
tlichen  nach  £rlau  abführen*).  Und  ea 
Igte  was  immer  geschehen  wird ,  wenh 
lerungen^  wenn  Fürsten,   Päpste,   Bischöfe 

Gemuthe  oder  dem  Gewissen  des  Men- 
n  gebiethend,  nur  ihre  Unfähigkeit  verra-* 

den  Drang    und   die  Erscheinungen  ihrer 

zu  begreifen,  die  darin  liegende  That  dea 
regierenden  Geistes  in  erfassen,  und  zu 
n;  mit  Rettung  ihres  Ansehens  der  Notli- 
digkeit  weislich  zu  huldigen,  die  Gemüths-- 
heit  des  Menschen    durcli  kluge   Vorsicht 

zarte  Schonung  für  ihre  Absichten  zu 
nnen.  Selten  wird  das  wirkliche  oder 
Lnbare    Böse   verfolget,    weil    es   böse    ist 

scheinet ;  selten  das  echte  oder  yoorgebliqhe 
i  begünstiget,  weil  es  an  sich  für  gut  er- 
it  wird;  immer  trifft  die  Verfolgung  dea 
Tersüchtigten  oder  gerhassten,  die  Begün- 
mg  den  gefälligen  oder  geliebten  Menschen ; 

wie  der  gemeine  gesellschaftliche  Ver- 
r,  so  waren  auch  kirchliche  und  bürgerli- 
Regierungen  gewöhnlich  in  unlautern  per- 
ichen  Rücksichten   befangen;    die   von  ih-- 


Wagner  ibid.  p.  i5a«' 


—    a46    — 

nen  dadurch  in  die  Weltordnung  eingezwängt 
.ten  Missyerhältnisse  durch  gerade  entgegenge- 
setzte Wirkungen  aufzulösen,  auszugleichen, 
SU  dem  ewigen  Endzwecke  der  Menschheit 
hinzuleiten,  war  dann  immer  das.  erhabene 
Werk,  das  tiefe  Geheimniss  des  über  alle 
Herrscher  und  Völker  waltenden  WeltgeLites. 
Völlig  unwirksam  für  die  Absicht,  und 
ungemein  fruchtbar  für  das  Gegentheil  blieb 
daher  auch  des  Hatvaner  Landtages  Verord- 
nung; Kraft  welcher  sämmtliche  Lutheraner 
aus  dem  Ungrischen  Reiche  vertilgt,  wo  sie 
immer  getroffen  würden,  von  geistlichen  und 
weltlichen  Machthabern  frey ,  also  ohne  ge- 
richtliches Verfahren,  verbrannt,  ihre  Güter 
für  '  den  königlichen  Fiscus  oder  von  den 
Grundherren  eingezogen  werden  sollten*).  Zu 
eigenem  Schaden  versuchten  es  in  den  Berg- 
städten Eiferer  für  die  alte  Verderbtheit,  die 
Hatvaner  Verordnung  zu  vollziehen.  Da  zeigte 
sich  die  bisher  noch  unbekannte  grosse  An- 
zahl der  Eiferer  für  Verbesserung  mit  über- 
legener Macht  in  Waffen.  Der  da  mahlige  Pa-- 
i.  C.  ISW-^*****  Stephan  Werböczy  zog  hin,  um  den 
14.  ^yriL  heftigen  Aufstand  zu  dämpfen.     Seine  Bercdt- 

samkeit  besänftigte  die  aufgebrachten  biedern  ii 
Bergleute;  seine  Klugheit  verboth  ihm,  XiU-  1« 
ther's  Schriften  zum  Scheiterhaufen  ihnen  ab-  ^ 
äsufordern;  und  da  die  Mehrheit  sich  in  Frie- 
den zurückzog,  begnügte  er  sich  mit  dem  Ver- 
sprechen, wodurch  Einige  sich  verpflichteteo, 
der  Lutherischen  Ketzerey  zu  entsagen,  der 
Belehrung  ihrer  rechtmässigen,  unter  des  Pap" 
stes  und  Grauer  Erzbischofs  Gehorsam  stehen- 


«)  Artituli  Hatvanient«  trt.  IV. 


-    a47    ^  ^ 

den  Ffarrdr/  a|a  wahre  Katholiken»  Gehör  zu. 
gebeii]^  und  ihr  Versprechen  eidlich  zu  he- 
kiifiii^n  *)• 

Noch  wenjiger  als   in  Ungarn  wurde  von 

den  Siebenhurger  Sachsen  der  befehle  des  Ka-    ^ 

a%i)  der  Bischöfe  und  der  Landtage  geachtet. 

In    der  Zeit,    du  Johann   Lulal  zu  Her- 

flwnnstadt    Konigsrichter ^     Petrus    Deel 

Stndtpfarrer  war,  hatte  der  Graner  Erzhischof 

ud  Cardinal  Thomas  B^k^csh  von  Julius 

dem  IL    und  Leo  dem  X.  die  Einverleibung' 

des   Blilkower  Bisthumes'  in   das  Gnaner  Erz- 

bisthuui    erschlichen*      Dadurch  yerloren   dia; 

zur  Milkower  Diöces  gehörigen  Decanate  von 

Hermannstadi  und  Burzenland   ihre  Vorrecht«. 

und  Frey  heilen,  unter  anderm  die  fireye.Wahl 

ihrer  Decane    und    den    yierten    Thml    iluraOr 

Zihenten.     Ihre   Abgeordneten  Fetrua  Deel 

«ad  Petrus  Rasoris,  Pfarrer  von  Stolzen** 

huTE,  wurden  mit  ihren  Einsprüchen  ron  dem 

Inbischofe  abgewiesen;   aber  der  sehr  anger-. 

Mhaae  Kön^srichter   Lulai    nahm   sich    der 

gefiilirdeten  KirchenEreyheit  seines  Volkes  an, 

ittd  bewog  den   König    zu  Vollziehung    einer /.  C.  1513. 

Urkunde  9   wodurch    die    geschehene   Yereini- ^'^  •'^**'^ 

XUQg,   ohne  Yorwissen  und  Genehmigung  das 

Königs  bewirkt,  dem  Majestätsrechte  der  Ung?«. 

liicken  Krone  widerstreitend,  dem  kirchlichen; 

VoUsiande     der    Clerisey    und     des    Volkes 

Ucktheilig,    für    ungültig    eddärl,    und    dem 

Iribischofe  befohlen  wurde,   die  beyden  De-. 

CüUkie  in   ihren   alten   Vorrechten  und  Frej- 

Pf     Wtea  ungekränkt  zu  lassen^).     Da  indessen 

•)  WerböeiVt  Urkanüe  darüber  ber  Katona  Hitt.  Reg. 
Tom.  XIX.  p.  579  »y\.  V)  Acten  und  Urkunden  bey  fienko 
"ilUm  Tom.  t  V.  «(9— aa6. 


Fit 
Tf 


der  herrsclisuchtige  und  pfrundengierige  Tho** 
mas  Bäkäcsh,  über  alle  Protestatio nea  und 
königliche  Befehle  sich  wegsetzend  ^  in  sei- 
nen widerrechtlichen  Anmassungen  fortfuhr^ 
bis   Michael   zum    eigentlichen  Bischof    von 

/•  C.  15l8.Milkow  mit  Bewilligung  des  Königs  und  des 
Moldauer  Woiwoden  von  dem  Papste  einge^ 
setzt  wurde  ^);  so  entstand  und  befestigte  sieb 
in  der  Sächsischen  Gesammtheit  gegen  die  Gra- 
uer Erzbischöfe  jene  unfreundliche  Gesinnung^ 
welche  in  dem  Augenblicke,  als  der  Sächsi- 
schen Kirche  in  Siebenbürgen  die  Macht  und 
das  Ansehen  des  Oberhauptes  der  Ungrischen 
Ton  entschiedenster  Wichtigkeit  war,  in  trotz- 
biethende  Feindschaft  ausbracfh. 

Nach  Johann  Lulai's  Tod,  wurde  der 
Kämmerer  der  Königinn  Maria,  Marcus 
P  e  m  f  1  i  n  g  e  r,  rechtlicher,  helldenkender,  be- 
herzter Mann,  der  Gerechtigkeit  Verehrer,  der 
Zuchtlosigkeit  und  des  Lasters  Feind,  von 
Ludwig   zum  Grafen    und  Königsrichter  der 

/•  C^  l52i.Sächsischen  Nation  ernannt.  Damals  waren 
Marti nus  Huet  (Pileusy  Pilades)  Stadtpfar- 
rer; Petrus  Thonhäuser,  Pfarrer  von 
Gross  -  Scheuern ,  des  Hermannstädter  Capitels 
Decan.  Unter  ihrer  Verwaltung  flüchteten  sich 
Ambrosius  (^Slesita)  Dominicaner-  Mönch 
aus  Schlesien,  und  Conrad  Wich,  eifrige 
Verfechter    der     Wittenberger     Lehren     nach 

/.  C.  1522.Hermannstadt.  Von  dem  Königsrichter  und 
andern  vornehmen  Mitgliedern  des  Rathes 
günstig  aufgenommen,  fassten  sie  Muth,  Lu- 
ther's  hinlänglich  verbreitete  Schriften  al- 
lenthalben    als    Gottes    Wort    zu    empfehlen, 

a)  Acten  und  Urkunden  bej  Benkö  1*  Ok  p.  337—337. 


—»949.— 

über  Verfall  des  Chris t en thumes  ^  Verderbtheit ' 
der  Kirche,  Ausschweifungen  der  Qerisey  o£-' 
fentlich  zu  predigen.     Pal>eganneii  die  Bürger 
den    kirchlichen     Gottesdienst     zu    yerachten^* 
mancherley    Eingriffe     in    die     geistliche    Ge-* 
richtsbarkeit  des    Graner  Erzbischofs    und  des 
Decans  zu  wagen,   Städte  und  Landgemeinden- 
ihren  Pfarrern  die  Zehenten  zu  entziehen.    Pe-;    . 
trus  Thonhäuser  sandte  davon   dem  Erzbi- 
schof  Georgius    Szathmdry    Bericht,    und 
auf   desseti   Betrieb    erliess  der   König   an    die  2.  jtpriL 
Oberbeamten   zu    Hermannstadt   strenges   Yer- 
both,    in  die  Gerichtsbarkeit,    Freyheiten   und. 
Vorrechte    des  Graner  Erzbischofs,  seines  Vi- 
carius,  des  Decans,   und  der   übrigen  Clerisey 
auf  was  immer  für  eine  Art  einzugreifen*). 

Bald  darauf  kamen  wiederholte  Kla- 
gen nach  Ofen  über  die  peuen  Prediger^ 
über  häufige  'Einfuhr  Lutherischer  Schrift eai 
aus  Sachsen,  über  ihren  öffentlichen  Verkauf, 
und  über  die  verderblichen  Folgen  ihrer  Ve;r- 
breitung.  Hierauf  erhielten  Königsrichter  und/-  C.  1523. 
Rath  von  Hermannstadt  geschärften  königli-  ^^' 
eben  Befehl,  bey  Verlust  ihrer  Güter,  so- 
gleich in  der  Stadt  und  auf  dem  Lande  ge- 
naue Haussuchung  zu  verfügen,  Luther's 
Schriften  allenthalben  wegnehmen  und  öffent- 
lich verbrennen,  dann  allgemein  bekannt  mä- 
chen zu  lassen  j  dass  fernerhin  niemand  mehr^ 
wess  Standes  er  auch  sey,  sich  erfreche,  sol- 
che Schriften  einzuführen,  feil  zu  biethen^ 
zu  kaufen,  zu  lesen,  zu  besitzen,  bey  unver- 
meidlicher Einziehung   seiner   Güter  und   sei- 


a)  Liter.  LndoTJci  U.  ap.  Prmy  Spedm.  Hierarohiae  Fv  U. 
p.  ai8. 


nm  Vermögens*).  Dieser  Befehl,  und  das 
einige  Wocken  früKer  wider  die  Lutheraner 
im  Allgemeinen  ergangene  Reichsgesetz,  machte 
die  zwey  Prediger  für  ihre  Sicherheit  zu  Her* 
mannstadt  besorgt;  ihre  Gönner  verhalfen  ih* 
nen  zu  einem  verborgenen  Ruhesitz^);  aber 
die  Haussuchung  und  das  Feuerwerk  mit  Lu* 
ther's  Schriften  unterblieb^  denn  wenn  "Prä- 
laten und  Magnaten  trotz  allen  Reichsgesetzen 
und  gerechten  königlichen  Verfügungen  sich 
erkühnten,  Unrechtes  zu  thun,  so  hielten  sich 
der  Königsrichter  und  Hermannstädter  Ratk 
noch  mehr  befugt,  ihrer  Ansicht  nach  unkluge 
'  Befehle  nicht  zu  befolgen.  Eben  dadurch,  ge- 
schah, dass  diye  Kirchen  immer  leerer,  dia 
häuslichen  Gottesverehrungen,  Lehr-  und  E)t- 

<i)  Liter.  LudoTicl  II«  ap.  Eund.  1.  c  p.  334.  h)  Sei- 
fert berichiet  {Beytr.  zur  Acligionsgcsch,  von  Hermanns^  im 
Ungr,  Magaz,  Band  IV.)  Ambrosius  und  Conrad  Wich 
aeyen  Tor  den  Gerichtshof  des  Graner  General  -  Vicariaa  gefor- 
dert worden;  aber  Markus  Pemflinger  habe  sich  der  be- 
dräoMen  Flüchth'nge  anftenommen,  und  während  der  Ersbiacbof 
Ton  Gran  und  Cardinal  Ladislaus  Ssalkan  in  Rom  aich  be- 
Diod,  den    König   bewogen,   dem  General- Vicariua  die  weitere 

gerichtliche  Verfolgung  der  zwej  Geistlichen,  bis  von  dem  Erz- 
ischofe  aus  Rom  Antwort  käme,  au  verbiethen.  Seirert 
gründot.  tich  auf  eine  Ton  Oltard  suerst  bekannt  gemeclite 
Urkunde •  worin  der  Graner  Erzbischof  genannt  wird:  L«dia- 
fada,  S,  Martini  in  Montibus  S,  Rom,  Eccl.  Presbyter  Cor- 
dinalis  —  -*  Patriarcha  Constantinopolit.  Die  awey  Geiali- 
chen  heiaaen  Plebani  Civitatis  Nostrac  Cibiniensisy  und  die  Ur- 
kohde  ist  datiert:  Sabbato  proximo  ante  Dominicam  Cantate 
r523.    Allein  alles  was  Seirert  daraufbauet,  ist  nirbtie;  dmn 


Martini  in  Mpmib US  et  Patriarcha  Constantinoplt,  Thomas 
BäkAca,  im  J.'  1623.  nicht  mehr  im  Leben ;  wohl  aber  war  er 
im  J.  i6i3.  in  Rom«  Anstatt  Ladislaus,  rouss  es  alao  in  der 
Urkunde  Thomas;  anstatt  i5a3  —  i5i3.  heissen;  und  in  die- 
aem  Jahre  mochten  awey  Plebani  Ciritatis  Cibiniensia  Tor  den 
^Gerichtshof  dea  General- Vicaiius  von  Gran  berufen  worden 
Wfffn  \  ^pfßß  weitere  Verfolgung  W  1 .1  d  i  a  1 «  w ,  nicht  Ludwig, 
anüiuachieben  befahl. 


\  % 


Itaimgsstunden  zalilreicher,  Priester  und  Moh- 
eke  rerächtlicher ,  und  sogar  mit  Spottschrif- 
ten rerfolgt  wurden.  Die  unbekannten  Ver- 
fasser der  letztem  forderte  der  Stadtpfarrer 
Marlin  US  Hu  et  vor  den  Gericktsliof  des  Ca- 
pitek;  und  als  sie  nicht  erschienen,  belegte  er/,  c.  1524. 
sae  durch  öffentliche  Anschläge  an  die  Kir-^^" ''**'***^* 
dieBthuren  mit  dem  Banne. 

Unterdessen   folgte   Ladislaus  Sz4lkda 

dem  hingeschiedenen  Georgius  Szathmdry 

auf  dem   erzbLschöflichen  Stuhl  zu  Gran    und  &  •M«^« 

kJd   nach  vollbrachten  Feyerlichkeiten  seiner 

Kaseizung,  beurkundete  er  seinen  wachsamen 

Eifer   für  das    hinfällige   Kirchenwesen    unter 

dar  Sächsischen  Gesammtheit.     Am  Feste  Mar^^* '^iugutt. 

7Ü  Himmelfahrt   schrieb  er  mit  oberhirtlicher 

Macht  an   die  Decane   von  Hermannstadt  und  • 

TOB  Burzenland:  |,er  habe  in  tiefer  Wehmuth^ 

uTemommen,   dass  in  ihren  Decanaten  Geist- 

),Uche  und  Laien  beyderley  Geschlechtes ,  au£ 

^Smtans  Anstiften,    die   gotteslästerlichen    Irr- 

^thümer  und  gottlosen  Dogmen  eines  gewissen 

,iMaTtin  Luther' s^  ungeachtet  ihrer  und  sei* 

^ner    Verdammung     von     dem     apostolischen 

^Stuhle I  behaupteten,    billigten ,  lehrten,  ver- 

nbreitelen,  vertheidigten ;  ja  was  noch  ärgerli- 

)icher   sey,    zur  Schmach   und  Schändung  des 

)iPapstes  und  des  gesammten  Clerus  Spottlieder 

),diditeten,    bey  ihren    Gelagen   und  auf  den 

3iStrassen    muthwillig    absängen,    räudige   mit 

»dem  Banne  belastete  Schafe  zu  dem   kirchli- 

9)Chen    Gottesdienste  und   zur  Theilnahme   an 

»den  Sacramenten  zuliessen;  die  Priester  Got-* 

),teS|  durch  deren  Dienst   sie  Christen  wären, 

),id(tige  Schlangen  und  ehrlose  Leute  lästerten, 

„ihrem  Leben  durch  gedungene  Meuohelmör* 


—    i5i    — 

,,der  naclLstellten ;  an  Fasttagen,  Flelscli,  Käse, 
y^Butter,  Eier  und  Milch  genossen;  das  Kano- 
y^nische  Recht    unter   Leitung    des   göttKchen 
yyGeistes  entstanden ,  für  Teufels  List  und  £r-^ 
y^dichtung    hielten;    für    gänzliche   Aufhebung 
^^Icirchlicher  Gerichtsbarkeit,   für   Abschaffung 
),aller  Vorzüge   des  Clerus,    der  Kirchenopfer 
i,und    der   Beichte   sich   erklärten;    Luther's 
„verdammte  Schriften  ohne  Scheu  feil  böthen, 
„kauften,   läsen    und    den   grossen    Bann,    in 
„welchen   sie    dadurch   verfielen,    mit  frecher 
j^Stirn  verachteten.     In  Erwägung  dieser  Gräuel 
„befehle    er    den    Decanen    und    sämmtlichen 
^,P£arrern    der    Sächsischen    Gesammtheit,    in 
„Kraft  des  heiligen  Gehorsams  und  bey  Strafe 
„des  grossen,  durch  die  That  selbst  vcrachul- 
„deten  Bannes,  dass  sie  alle  Sonn-  und-  Feyer- 
„tage    in    ihren   Kirchen,    Klöstern,    Capellen, 
„das  versammelte  Volk  aller  Stände  unter  An- 
9,drohung  des  Bannes   in  dem  Herrn  ermahn- 
„ten,    abzustehen    von    Luther's    und  seiner 
„Anhänger  Irrthümern,  Ketzereyen,  Lästerun- 
„gen  wider  Gott  und  Menschen;    sich  zu  ent- 
„halten    des    Verkaufes,    AnschaiFens,    Lesens, 
„seiner  gottlosen  Schriften;  Rath,  Hülfe,  Bey- 
„stand    zu   versagen  denen,    welche  wider  des 
„Königs  Befehl,    mit  so  giftiger    Waare    haur- 
„delten  und  mäckelten,   überall,    wo   und  bey 
„wem    sie   etwas  von  den  verdammten  Schrif- 
„ten  fänden,    es  wegzunehmen,    zu   zerreissen, 
j,zu  verbrennen,  und  wenn  sie  Widerstand  er- 
„f Uhren,  die  Halsstarrigen  der  geistlichen  und 
„weltlichen  Obrigkeit    anzuzeigen;   worauf  die 
„Decane   und   Pfarrer  alle   Sonn- und  Feyer- 
„tage    wider    die  hartnäckigen  Verächter  ihrer 
„Ermahnungen  feyerlich  und  nahmentlich  den 


|.^. 


—    a55    —  , 

^Bann  Terkundigen;  damit  so  lan^e,  bis  sei- 
vjnexky  oder  vielmehr  den  apostolischen  Yer* 
,,OTdnungen  pünctlicher  Gehorsam  geleistet 
^yinirde,  fortfahren,  und  alles  was  sie  hierin 
.^^ethan  hätten,  gewissenhaft  nach  Gran  berich- 
9,ten  sollten*). 

Hiermit  glich  der  Graner  ErzbLschof,  und 
die  gesammte  hohe  ClerLsey  dieser  Zeit  einem 
Volke,  welches  von  seinem  benachbarten  feinde 
mit  neuen  Waffen  und  neuer  Belagerün^^ 
kunst  überfallen,  sich  mit  veralteten,  abgebut»- 
.ten  Waffen  und  längst  verachteter  Befestigungs- 
kunst vertheidigen,  und  den  Feind  aufreiben 
wollte;  es  würde  von  allen  Seiten  geschlagen 
.werden;  und  also  geschah  dehn  auch  den  Vw» 
ischtern  des  Catholicismus  dieser  Zeit  in  Un- 
garn und  Siebenbürgen ,  wie  in  Deutschland 
und  zu  R^m.  Die  Richtung  der  Zeit  sollte 
erwogen,  der  Feind  mit.  der  Bibel  in  der 
Hand  durfte  nicht  verachtet,  anstatt  de»,  ka- 
nonischen Rechtes,  der  päpstlichen  Bullen  und 
der  Bannflüche,  musste  ebenfalls  zur  Bibel 
gegriffen,  zu  ihrem  natürlichen  Sinne,  dabey 
auch  zu  den  Grundsätzen  des  natürlichen  So« 
cialrechtes  Zuflucht  genommen  und  fest  dar- 
auf gehalten  werden.  Diess  erkannten  und 
thaten  hernach  die  ehrwürdigen,  zu  Trient 
versammelten  Väter,  freylich  unter  den  lästi- 
gen Wendungen,  Krümmungen  und.  Einwir- 
kungen des  Fapstthumes,  nur  zum  Theile; 
aber  auch  sc.hon  insofern  lässt  sich  behaupten^ 
dass  Bruder  Martin  Luther  durch  seine 
Trennung    dem   Catholicismus   mehr    genutzt, 

a)  Liter.  LiditUiSstlkin  AEp.  Strigom  ap* Savert  Bej- 
tnge  sar  ReligionsgetcH..  t.  Hermaniut,  im  Ungr.  Mügaz,  Bd. 
IV-  S.  176. 


.X 


—    «54    — 

Äh  gMebadet  kftbe,  indem  er  ihn  endlidk  swM 

sich   gleich  dem  Lvtherthume  von  neuem  i 

^ie  Bibel  su   gründen;  das   kanonische  Re< 

den  deutlicäien   Aussprüchen   des  Byangeliu 

un^eVAiordnen ;   die    Scholastik   einer  solide 

Gelehrsamkeit    aufzuopfern;     seine    Vorsteh 

%jehrer  und  Biener  zu  sittlicherm  Wandel  i 

zuhalten;    den    Formen    seines    Cultus    mt 

.^urde  und  Anstand  zu  geben;  und  mit  scha 

^siinntger  Klugheit  die  Gonsequenz  seines  Ld 

iMgrmes  zu  rollenden« 

An  dem  Allen  hätte  Luther  keinen  Thi 

Itrin  'Verdienst  gehabt  ^  wäre  damit  ance£ni| 

worden I   womit  man   endigte;   allein  Xeid« 

sehaft  und    persönliche  Gäiässigkeit   8cUu| 

^it   VerUendung;    Besonnenheit    rersdiwai 

Auf  Antrag  des  Graner  Erzblschofs  sandte  c 

'Konig   seinen   Kämmerer   Caspar   Raska 

und  jeinen  Gehe^ntschreiber,  Propst  Nicola 

*G h er endy  als  erzbischöfliche  Verordnete  na 

Hermannsudt     mit    ausgedehnter    Vollmac 

eeine  und  Szilk^n's  Befehle  zu  roUziehi 

Da  wurden  nun  alle  Häa<$er  durchsucht^  < 

aufgespürten  Schriften   Luther's   weggenoi 

men,   auf  dem  grossen  Marktplatz   zusamm 

getragen  9   und  onentlich  bey  der  Schandsai 

yerbrannt,  alle  Sonn-  und  Feiertage-  m  d 

Kirchen   einige    Bürger    unter   GlowengeUh 

und  Auslöschung  der  Kerzen  nahmentlicn  vi 

.'bilDneti  und  bis   zu   ihrer  Besserung   mit  d 

rRotte    Korah,    Dathan  und  Abiram   der  ef 

'gen  V«rdammniss   übergeben.     Dafür  Imsb  i 

^aei^geatalt-  verbannter    Kaufmann  ^    dem    na 

feyerlicher  Handlung  nach  seiner  Pfarre  Grof 

^Scl^  heimkehranden  Decan    Thonht 

9mr  fenseil  des  Altenberges  durch  Stadtfeil 


r 


—    »55    ~ 

anühuem ,  und  ihn  mit  derben  Schlagen  miss- 
handeln. 

Nach  dem  Hatvaner  Reiok^schluss,   wel-/.c.l525, 
eher  den  Scheiterhaufen  über   die  Lutheraner 
feffhangt    hatte ,    kamen    angewiesen    von   dem 
entwichenen    Ambrosius,    der   Dominicaner 
Georgius^     pcnmer   Seholasticusj    sich  toen- 
•and,    und   der   Fmnciscaner   Joannes    Sur- 
^mster,  flüchtig  i|us  Schlesien  «ach  Hermann* 
Stadt;    erstem    nahm    der  Rathsherr   Johann 
Hecht  zur  Erriclitung  einer  sogenannten  eran- 
geUsehen  Schule  in  sein  Haus;  da  wurde  Un-^- 
'tanicht   gegeben    nach    Luther's   und   Me« 
lato dh t ho n's  Schriften,    und  Gt>ttesverehruiig 
im  Deutscher  Spra<^he  gehalten.     Ak   Hechtes 
Baus  die  zulaufende  Menge  nicht  mehr  fassen 
konnte 9  weihete  Georg  mehrere  Häuser  die^ 
sen  Srbauungen,  wobey  ihn  die  angesehensten 
Siadtherren  9    Matthias    Armbruster,     Jo- 
hann Rappolt,  Johann  Agnethler,  Mar- 
tin .Hahn,    Georg   Hutter,   Peter  Wolf, 
Andreas  Seydner  mit  ihren  Verwandten  und 
Freunden   thätig   unterstützten.      Während  dar 
Konigsrichter  Pemflinger   sich  zu  Ofen  auf 
dem  Landtage  befand ,   erzwang  der  Stadtpfar-  ^-  c.iSTB. 
rar    Martin    Huet   und    das    Capitel    einen  ^' 

Rathsbefehl,  Kraft  dessen  Georg  H e cht' s  Haus 
▼erlassen,  und  er  aus  der  Stadt  verwiesen  wer- 
den sollte;  er  aber  flüchtete  sich  in  Pem- 
flin^er's  Haus,  und  der  Rath  gab  vor,  ifim 
sey  nicht  erlaubt,  in  des  Königsrichters  Be- 
haoBung  Gewalt  zu  üben*  Bisher  hatte  der 
cemässigtere  und  mehr  behutsame  Joannes 
§ardaster  vor  dem  Elisabeth  -  Thore  bey 
dem  Kreuze  gepredti^et;  jetzt  aber  ersuchte 
dtfriRath  den  Stadtpfarrer,  ausländischen  Geist- 


—    256    — 

liehen  däü  Predigen  in  Kirchen  zu  erlauhen, 
Martin  Huet,  die  Vergeblichkeit  seiner  Wei- 
gerung  vorher  sehend,  bewilligte  es ;  und  nun 
predigte  Sucdaster  in  der  xranciscaner  Kir- 
che zu  Sänct  Elisabeth  mit  ungemeinem  Bey- 
fall,  wogegen  alle  Bannflüche  Thonhäuser's 
nichts  mehr  vermochten. 

Wie  weit  es  nunmehr  mit  dem  sogenann-* 
ten  Evangelium  unter  der  Sächsischen  Gesammt- 
.heit  •  gekommen ,   und   wessen    Inhaltes   es   ge- 
.wesen  war,  beurkundet  die  Klageschrift,  wel- 
12.  JunuM..  che   das  Hermannstädter  Capitel   Dinstag  nach 
.Barnabä    an    den    Graner    Erzbischof    gesandt 
hatte.      „  Hier  zu    Hermannstadt ,  ^^   so   lautete 
die  ^Klage,  „im  Mittelpuncte  der  Lutherischen 
^,Ketzerey,    im'  Hause    des    Meisters  Johann 
.„Hecht,  ist  eine  Schule  eröffnet  worden,  wo 
^,in  Deutscher  Sprache,   das    Nicänische  Glau- 
.„bensbekenntniss,    anderer    Gesang,     und    die 
„Messe   von  der  Frau,    den  Kindern  und  den 
„Hausleuten     gesungen    und     völlig    Deutsche 
„Messe   gehalten  wird.      In    demselben   Hause 
„wird    ein  Apostat   aus   dem-  Dominicaner  Or- 
„den    unterhalten;  Er   nennet   sich  Georgius 
„und  gibt  vor,  er  sey  von  dem  Gewände  und 
„den  Gelübden  des  Ordens  losgesprochen,  ohne 
„darüber    sich    gehörig    auszuweisen.       Dieser 
.'„predigt    ohne  Erlaubniss    des  Stadtpfarrers  in 
.„den  Filial- Kirchen,  abziehend  das  Volk  vcm 
„Gehorsam,    Fasten,    und   andern  kirchlidien 
.„Einrichtungen,  kein  Geld  nehmend,  um  das- 
.  „selbe  mit  dem  Scheine  evangdLscher  Armuth 
„und   Uneigennützigkeit   zu    blenden.    Gesandt 
„hat   ihn   Ambro  s ins    aus    jenen   Gegenden, 
.„wo  Luther  sich  aufliält,    um   das  Volk  von 
„dem  Gehorsam   gegen   die  Römische  Kirche 


^    257    — 

^und  andere  kirchliche  Vorgesetzte  ahzuzie- 
^en.  Eben  dieser  Apostat  rühmet  sich  öf- 
,,fentlichy  eines  Befehles  von  dem  Könii^srich- 
yyter,  Hermannstadt  nicht  eher  zu  verlassen, 
^yils  bis  dieser  von  Ofen  zurückgekehrt  wäre» 
y^obgleich  ihn  ein  Befehl  des  hochwelsen  Ha«- 
,,thes  aus  der  Stadt  verwiesen  hat*)." 

^^Häufig  kommen  Anhänger  der  LutherU 
,^chen  Seele,  Clerikcr  und  Laien,. nach  Her- 
„mannstadt^  wo  sie  gastfreundlich  aufgenom- 
,jmen,  geliebt,  und  als  Feinde  des  gebtlichen 
„Standes,  reichlich  unterstützt  werden*  Sogar 
-der  hochweise  Rath  verwendet  sich  für  dies« 
^radicanten  und  Afterprediger  hey  dem  Stadt-^ 
„pfarrer  um  die  Erlaunniss,  öffentlich  zu  pre7 
„digen;  und  nicht  wagen  darf  es  dieser,  si6 
„solchen  falschen  Propheten  und  yolksverfuh-« 
,prern  zu  verweigern." 

„Bey  den  Gastgelagen  der  Kaufleute  he- 
i^auptet  der  genannte  Apostat  niit  übermüthi- 
„ger  Treybeit,  das  Evangelium  sey  länger  als 
„durch  vier  Jahrhunderte  verborj^eil  lind  un-* 
„terdrückt  gewesen^);  von  den  Priestetil  keine 
„Wahrheit  geprediget  worden ;  die  Christen 
„seyen  durch  die  evangelische  Fteyheit  aller 
„Menschenerfindungen  und  Satzungen  der  Vater 


«)-  Lob  aocl  Beyfsll  aller  itxtun  terdienett  J^tf^ierhttgcn  thä 
Obrigkeiten,  welche  sich  nicht  hingeben  einer  unwissenilen  nnd 
verderbten  Clentey  zur  Unterdrückung  der  heiligsten  Hechte 
4et  Menschen ,  de«  Gemüthes ,  und  dea  Getiristens.  b)  Et 
wtr  ••  wirklich  in  dem  profanen  ärgerlichen  WandM  der  TSpat^^ 
der  fiiadiöfe  und  der  Priester;  ea  war  es  durch  die  Unwisten- 
bat  der  Seelenpflegcr ,  die  ea  nicht  lasen ,  oder  lesend  iiicht 
Tttstaiiden«  Aber  unrecht  war  es,  wenn  man  der  katholischen 
lUrcbe  zurechnete,  was  ihre  achlerhtcn  Beamten  begingen  }  eben 
to  nnrecht«  als  wenn  man  die  Ehebrüche  ^  die  Unzucht ^  di6 
Üothsüchtignng  I  den  Meuchelmord  des  Hermann^tadter  Capel- 
Uns  Joannes  Giemen  ti  s ,  seiner  Anhiinglickkeit  an  das 
Lutherthaui  zurechnen  wollte. 

VI.  TbaÜ.  17 


—    a58.   — 

,,entbunden  •).  Fast  abgötliscn  werden  die 
^^Lutheraner  ihrer  gotteslästerischer  Lehren 
jjWegen,  von  den  Hermannstädter  Kaufleuten 
^ygeehrt,  und  zu  allen  Gastmahlen,  fast  nie 
,,ohne  Zank  und  Streit  unter  den  Hausyätenii 
„wer  sie  zuerst  bey  sich  haben  soll,  gezogen; 
^^dadurch  sind  jenen  auch  die  Hörner  so  hoch 
„gewachsen." 

„Die  geistliche  Gerichtsbarkeit  ist  be3mahe 
.  9,ganz  vernichtet;  niemand  will  sie  melur  an- 
.„erkennen.  Ehesachen  und  Streitigkeiten  zwi* 
„sehen  Glerikern  und  Laien  über  Besitz  und 
'jjEigenthum  werden  vor  den  bürgerlichen  Rieh- 
„terstuhl  gezogen.  Ajpostaten  werden  gedul- 
„det,  selbst  abtrünnige  Priester  und  Diakonen 
„zur  Erlernung  der  Handwerke  und  zu  andern 
„Gewerben  zugelassen.  In  der  Kirche  zu 
„Sanct  Elisabeth  predigt  ein  Franciscaner  Las- 
„teruDgen  wider  die  Clerisey;  die  Kaufleute 
„halten    ded    unwissenden    Mönch    für    einen 


a)  Das  können  die  reinen  Christen  sejn,  welche  keiner  ficht- 
baren Kirche  als  socialrechtlich  eingerichteter  Gesellschaft  an» 
gehören  wollen.  Wo  immer  eine  sichtbare  Kirche  als  recht« 
Jiche  GeseHschaft  unerschütterlich  bestehen  soll,  und  ihre  Anfr 
lösung  yermeiden  will ,  muss  sie  mit  einem  unwandelbar  fettate-^ 
henden  Glaubens  -  Symbol ,  als  Schlussglied  der  Einigkeit  Hl 
Bekenntniss,  und  mit  einer  höchsten»  zu  allgemeingültigen  But- 
acheidungen  befugten  Social  -  Autorität  versehen  seyn.  Die 
evangelische  Freyheit  ihrer  Glieder  besteht  in  der  nnkränkbarea 
Befugniss,  die  Dogmen  und  Formen  der  Kirch'e  sich  nach  dem 
Grade  seiner  Erleuchtung  für,  sich  au  deuten;  nicht  in  dar 
Befugniss,  ihre  Deutungen ,  ihre  Ansichten ,  ihre  Meinungen  ih- 
ren Mitgenossen  oder  der  ganzen  Kirchengemeinde  aufzndringen. 
Einheit  im  Denken,  Sehen,  Fühlen,  ist  weder  möglich,  noch 
in  dem  Bestände  einer  sichtbaren  Kirche  nöthig;  aber  Einheit 
im  äussern  Bekennen  und  Lehren  unerlässlich.  Leider  war  da* 
mahls  weder  den  Bestreiten!,  noch  den  Vertheidigem  des  Ca* 
tholicismus  die  Idee  ron  Religion,  zu  voller  und  bewuaster 
Anschauung;  der  Begriff  von  sichtbarer  Kirchet  als 
rechtlicher  Gesellaohafti  ru  völliger  Bcatimmtikait  mid 
Klarheit  gekommen! 


,,vro.<9sen  Lichtspender,  obgleich  seine  sämmt- 
„liehen  Predigten  nichts  sind,  als  Irrthunii 
^yFinHtemiss  und  Lutherisches  Gifu  Die  Blitz- 
,^^trahlen  des  Kirchenbannes  zünden  bey  uns 
,,oicht  mehr;  sie  werden  von  niemanden  ge^ 
,y{urchtet  oder  geachtet.  Die  Verführung  ist 
,,Yon  den  Hermanstädtem  auch  auf  dem  Lande 
,yTerbreitet  worden;  die  Bauern  fangen  schon 
,,aa  ihren  Leitpriestem  mit  Lästerungen  zu 
yybegegnen»  Die  heiligsten  Ceremonien  des 
yyPalmsonntags  und  des  Charfreytags  werden  ver- 
i^achtet;  die  Weihungeu  der  Speisen  am  Oster«- 
yytage  verschmähet*);  die  gewöhnlichen  Qua-» 
),tember-  Opfer  den  rriestenii  die  Zehent« 
iiUühner  den  Capellanen  verweigert  ^  die 
„Sammler  mit  Spottreden  abgefertigt.  '< 

,,Bey  dem  feverlichen  üm^^ange  am  Frohn« 
„leichnamsfeMe  haben  sich  einige  Hermann«* 
„Städter  mit  argen  Reden  und  Gotteslästerun'« 
),gen  vernehmen  lassen.  Die  Einen  sagten: 
,,unsere  Priester  müssen  glauben^  Gott  sey  blöd- 
y^sichtig  geworden  I  da  sie  ihm  so  viele  Lieh-- 
,,ter  anzünden:  die  Andern,  unsere  Priester 
„halten  Gott  für  ein  Kind,  welches  auf  den 
,,Armen  alter  Weiber  in  der  Stadt  herumge- 
„tragen  seyn  will^);  lauter  Thorheit  und  Fries- 

«)  Der  grdMte  Theil  der  Schuld  lag  auf  den  Priettem  aelbtt» 
n4ca  aie  Boterlieaceii,  die»er  Gebränclie  höhere  Bedeutung  de« 
Volke  Mm  erkJIren.  i)  HStten  die  Seelenpfleger  oft  und  deut* 
Üch  ihre  Gemeindeii  belehret  |  daas  den  Gebrauch  der  Lichter 
urtprimglich  die  Nothwendigkeit  cingeliihrt  habe,  weil  die  er«. 
•tea  ohiiatlichen  Geoaeinden  in  den'  Zeiten  der  Verfolgungfa 
aich  aar  dea  Nachta  und  in  unlerirdischen  Hßhlen  Tersanmeln 
lumoien ;  nunmehr  aber,  theila  sura  frommen  and  dankbaren  An- 
denken  dicaer  abgewendeten  fiedriickung  von  den  Gl£ubi|tett» 
theila  ala  Sinnbild  dea  Lichtea,  weldiea  durch  Jeaua  dem 
Metiachtngeschlechte  erachienen  war,  ron  der  Kirche  beibehal- 
ten würden;  hSftten  aie  ihnen  mit  redlicher  OfTenheit  bemerkbar 
gemacht»  daaa  die  FrohnlciGhBuna-l'roceaaion  wedar  durch  «ine 


—     26o     — 

I 

„terbetpug."  Mit  empörender  Frectlieit  lästern 
„sie  die  heilige  Jungfrau  Maria,  verspotten 
„die  kirchlichen  Leichenbegängnisse  und  See- 
„lenmessen,  erklären  die  kanonischen  Tage- 
szeiten für  ihörichte  Zeitvergeudung,  da  uns 
„Cliristus  ein  sehr  kurzes  Gebeth  gelehret 
„hat*).  Durch  solche  Trübsale  niedergedrückt, 
„erbitten  wir  uns  um  des  barmherzigen  Gottes 
„Willen  den  oberhirtlichen  Schutz ;  kaum  dass 
„wir  .uns  mehr  zu  athmen  getrauen;  bald 
„dürfte  an  uns  erfüllt  werden,  dass  wir  zur 
„Schmach  und  zum  Scheusal  des  Volkes  ge- 
„worden  sind  ^)." 

Diese  Klageschrift   brachte  Petrus  Hut- 
ler, vertriebener  Pfarrer  von  Baumgarten  (Bun- 
19. /uZiu«.  gart)  an  Ladislaus  Szalkdn,  dieser  vor  den 
Konig»     Darauf  wurde  der  Königsrichter  Mar- 
cusPemflinger    in    seinem   Verhalten  genen 
die  königlichen  Befehle  und  Reichsgesetze  von 
Ludwig  der  sträflichsten  Lauigkeit  und  Nach- 
lässigkeit   beschuldigt ;    bey    unvermeidlichem 
Verluste  seiner  Würde  und  Güter  sollte  tr  so- 
gleich durch  ernstliche  Untersuchung  und  ge- 
päpstliche Bulle,  nocti  durch  eine  Synotlal  -  Verordnung  tinge- 
führet;   nur  als   Nachahmung  yon   den   Aufzügen   tier    Itnelitai 
mit  der  heiligen  Bundeslade,  als  Triumph -Aufzug    clea  Glaabcos 
gegen  den  Unglauben  gestattet-,  durch  das  ßedürfnisa   cinnlidier 
Anschauungen   von  dem  Heiligsten,   allenthalben   üblich  gewor- 
den ;  und  dem  kirchlichen  Cultus  gar  nicht,  noch  weniger  der 
Religion  wesentlich  sey;   so  wäre  es  den  besonnenen  Hermann- 
slädter  Deutschen   gewiss   nie   eingefallen,    die  FrohnleiclmaBis» 
Procession  zu  verspotten. 

a)  Alles  nur  Folgen  der  Unbekanntschaft  tron  Seiten  der  Laien 
mit  dem  Geiste  ^  mit  der  Bedeutung  kirchlicher  Dinffe;  nnd  der 
Nachlässigkeit  von  Seiten  der  Clerisey  in  Unterriöhtung  des 
Volkes,  Viele  Trübsal,  welche  dem  Priesterthume  ron  jeher  wi- 
derfuhr, war  nur  Strafe  seiner  Unwissenheit»  Trägheit  und  Geist« 
losigkcit.  b)  Der  Klage-Libell  stehet  bey  Lampe  in  His- 
toria  Eccies,  Reform,  in  Hung.  et  Transsilvan.  p.  6o»  xichtiger 
bey  Seivert  im  Ungr. 'Magaz«   Band  IV«  S*  187  ff« 


1 


26l      ■— 

seizliclie  Bestrafung  der  Abtrünnigen  dieJRuIie 
der  Kirche  wieder  herstellen,  um  so  mehr, 
als  die  längst  yerdammten  Irrlehren  nun  nicht 
mehr  im  Finstern  schlichen ,  sondern  mit 
gottloser  Dreistigkeit  sich  öffentlich  und  all-* 
gemein  geltend  zu  machen  strebten  *)•  Doch 
Pemflinger  dachte  zu  christlich  und  zu 
weise  9  um  Menschen ,  welche  nichts  weitei^ 
begangen  hatten,  als  worüber  das  Capitel 
klagte«  zum  Scheiterhaufen  führen,  zu  lassen^i 
und  sie  dem  irreligiösen  Friesterhasse  aufzu- 
opfern-. Er  machte  sich  auf  zur  Reise  an  das 
Hoflager,  um  daselbst,  von  der  klugen  Köni- 
ginn  unterstützt,  den  König  von  der  Vergeb- 
hchkeit  und  Schädlichkeit  alles  gewaltsamen 
Massregeln  zu  überzeugen.  Bevor  er  abeb 
noch  die  Theiss  erreichte ,  begegnete  ihm  die 
Kunde  von  Erfüllung  des  schrecklichen  Yer-:* 
bännnisses  über  Un^^aim  auf  dem  Mohacsher 
Felde;  und  er  kehrte  nach  Hermannstadt 
zurück,  mit  der  Sicherheitsbothschaft  für  die 
sowohl,  welche  das  Evangelium  im  Gemüthe 
empfangen  hatten;  als  auch  für  jene,  welcl^e 
es  bloss  im  Munde  führten. 


■•^ 


.VI. 

Verfall    des  Kriegs^wesen»,  ■•—     Lndwig'a 
zwey   letzte    Jahre.  —      Tag    hev 

Muhäcsh. 


■^■■^ 


War  es  den  Magnaten  gelungen,  bey  der 
rechtlichen  Gesinnung  des  Üngrischen  Volkes, 


a)  Liter.  Ludorici   II.  Marco  Femriiiigero  bey  Seivert  a.  6. 
O.  S.  196. 


•rt 


den  Rechtsgang  nach  ihren  Vortheilen  zu  len- 
.  ken  oder  aufzuhalten;  den  Fralaten,  bey  der 
ärgerlichen  Ausartung  der  Clerisey  über  Be- 
förderer und  Anhänger  der  kirchlichen  Refor  - 
matioh,     Güterrerlust,    Landesrerwelsung    und 

'  Todesstrafen    zu    bewirken ;     so     war    beyden 

noch  weit  leichter,  bey  allmähliger  Erlöschung 
des  kriegerischen  Geistes,  sich  der  Pflicht  des 
Waffendienstes  für  Vaterland  und  König  zu 
entwinden  ,  und  dadurch  des  Ungrischen 
Kriegswesens  und  des  Reiches  völligen  Verfall 
zu  beschleunigen.  Das  schwarze  Heer,  wel- 
ches Matthias  errichtet  und  gebildet,  wo- 
mit er  die  meisten  .feiner  Siege  erfochten  hatte, 
da  man  nicht  mehr  vermögend  war,  es  or- 
dentlich zu  besolden,  noch  in  Zucht  und 
Ordnung  zu  erhalten ,  entschädigte  sich  durch 
die  gräulichsten  Räubereien  und  Gewaltthaten. 
Paul  Kinisy  musste  mit  beträchtlicher  Heer- 
macht  wider   dasselbe    ausziehen,     um    es    zu 

•^.  C.  1492. bändigen.  Es  wurde  geschlagen,  aufgelöst, 
zerstreuet;  ein  kleiner  Theil  trat  unter  Wla- 
dislaw's  Banderium;  ein  anderer  unter  die 
Fahne  des  Palatin  Stephan  von  Zapx)lya, 
und  des  Siebenbürger  Wolwoden  Stephan 
Bathory;  die  grösste  Anzahl  verlegte  sich 
an  Österreichs  und  Mährens  ^Gränzen  ganz 
auf  das  Strassenräubergewerbe,  wurde  endlich 
eingefangen,  theils  hingerichtet,  theils  zu  le- 
benslänglicher Arbeit  in  Kalkbrüchen  ver- 
urtheilt"). 

Nach  dem  Verluste  dieses  siej^berühmlen 
Krieusvolkes  mus>te  für  "des  Reiches  Verthei- 
diwunij  auf  andere  Weise  ^esorüt  werden,  wel- 


^:'- 


^  Boirfin.  Decad.  V.  Lib.  III.  p.  653. 


r^    265    —  /  X 

au£  dem  ersijsn  Landtage  unler  .Wlajdis- 

TOD  den  Fralalcn  und  Magnaten,  mit  sorg- 
jer  ^alin]elimun<;  ihres  VortlxeUs^  geschah. 

alte  Banderial  -  Verfassung   wurde   wieder 
ordnet ;    aher  nicht    auf    die    alte  M\  eise.     * 
1  SigmundVs    und   Alhrec^ht's   Y^rord- 
ren    war   festgesetzt,    dass  so  oft  des  Ko*- 

besoldete  Heermacht  wider  den  Feind 
t  zureichte,  die  Prälaten  und  Barone  mit 
a    pflichtmässigen  Banderien  zu  Felde  zie- 

und  erst,  wenn  auch  diese  zu  wenig  y er- 
bten, der  g&sammte  Landadel  aufgebothen 
len    sollte.      Dafür    bezogen    die   Prälaten 

Zehenten,  die  Barone  hohen  Gehalt   und 

ts  Salz.      Jetzt  wurde  von   den  Oligarchen 

YerhältnLss    umgekehrt,     und    verordnet, 

sobald  das  kÖDigliche  Banderium  die 
izen  nicht  hinlänglich  deckte,  ein  Aufga- 
L  ausgeschrieben,  die  Zahl  der  Mannschaft 
den  Banderien  auf  vierhundert  herabije- 
K^,  und  jedes  Mahl  auch  von  dem  Landa- 
f  auf  jeden  zwanzigsten  Bauernhof,  Ein 
in  in  Waffen  gestellt  werden  müsste*). 
Da  war  der  Adelsgesammlheit  klar  gewor- 
^  dass  die  zwey -hohem  Stände  nichts  Ge^- 
eres  beabsichtigten,  als  die  gange  Last  ihr 

dem  Könige  aufzubürden.  Darum  for- 
e  sie  auf  dem  Ofener  Landtage  im  achten  /.  c.  1490. 
'e  Wladislaw's,  dass  Pflicht  und  Last 
Waffendienstes  auf  alle  Stände  Verhältnbs- 
lig  vertheilet  würden.  Der  von  ihr  be- 
Lten  Ordnung  zu  Folge,  sollten  nun  sämmt- 
e    Erzbischöfe ,    Bischöfe ,    Pröpste ,   Äbte 

Frioren    ihre   Banderien   vollzählig   her- 


WUditlti  Decrot.  I.  a^.XVII<-XX. 


^ 


—     464    — 

Atellen  und  unterhalten ;''  Ate  übrigen  ga 
Ucheu  ZeheütempfiiDger,  nach  dem  Yerh 
nisse  Ihrer  Einnahme;  die  weltlichen  Gm 
sas^en,  nadi  der'  Zahl  ihrer  Jobbagyen, 
rdn  jedem  aiedu  nnd  dreyssigsten  Bauernh 
Ißinen  Mann  ausrasten,  besolden  und  zu  t 
Reicksheere  senden.  Bis  xu,  'nächstem  Mar 
Feste  müsaten  dieVöIker  Tonzähligund  gehi 
'gerüstet  in  Bereitschaft  stehen.  Urohete  t 
Reiche  früher  Gefahr,  so  sollte  der  Kilnig 
tagt  aern}  Zuerst  die  banderiepAichtigen  J 
lalen,  Barone,  Reichsheantten  j  lind  nur  1 
drlngenderAr  Noth,  die  Adejsgesammtheit  i 
zubiethen,  Die  Ton  dem  KUnige,  wie  die  ' 
den  Ständen  bemldeten  Jobbagyen  müsslen 
ihren  Anführern  ■  nach  Erfordemiss  der  l 
stüpde  auch  über  die  Heichsgränzen  hie 
der  k{jaigli(^en  Fahne  folgen ;  nicht  also 
Adel^  wenn  äusssrste  Nothwendigkeit  gebot 
hätte  f  neben  den  Süldaern  auch  ihn  eu'j 
SÜnliober  Heerfolge  aufzurufen. 

Damit  der  König  für  jeden  Fall  auf  < 
bestimmte  Anzahl  bereitstehender  Mannscl 
rechnen  könnte  ^  wurde  zugleich  festgesf 
wieviel  jeder  Fralat  und  Baron  von  Zehen 
oder  von  Amtes  wegen,  an  Kriegsvolk 
stellen  hätte.  Der  Graner  ErzbischoF  und'- 
lauer  Bischof,  jeder  zwey  Ban^erien,  die  Ba 
BU  vierhundert  Mann;  der  Erzbischof  vdn ' 
tbpza,  die  Bischöfe  von  Grosswardein ,  Fi 
klt>chen^ 'Siebenbürgen,  Agram  und  der  A 
ttW  Prior,.,  i^er  ißine;  die  Bischöfe  von  Rt 
"Weszprim ,  Waczen ;  dje  ■  Dpm  -  Capitol  • 
Gran ,  Erlab  ,  Grosswardein ,  Siebenbürj 
FünOdrchen;  die  Äbte  von  Fecsh  -  Ydi 
FaterwarduDi  Sanbt  Maninflliarg  und  ä^t  C 


--    ti65    — 

thSusto  Prior  Von  Loweld^  jeder  eine  halber; 
der  Bischof  yon  Csanad^  der  Abt  von  Szek- 
asudr,  der  Grrosspropst  ron  Stuhlw^issenbuiA 
jeddp  huiiden  Reiter;  das  Gapitel  von  Bucs% 
dior  ]P!r6p)<te  yon'  Siuhlwei^senburg,  Dömös  und 
Und,  jeder  fünfzig;  der  Könige  und  der  Des«* 
pot  '  Ton  Serwien  jeder  >  Ein  Banderium  tob 
laiBeiid ;  der  Siebenbürger  Woiwod,  der  Sz^-^ 
1er  Graf  9  der-BanTon  Groatien  und  der  Te^ 
meber  Gnt,  jeder  Bine  Banderie  '  ron  acht*- 
InmAert  Mann;  Nach  dieser  Bestimmung  hau* 
feik'  jedei^  Zeit  eilftausend  -  und  achthundert  Maim 
Reiterey  zu  des  Königs  Verfügung  bereit  ge(- 
siandfen.  Dazu  waren  noch  seclis  und  dreys- 
sig  Magnaten -Familien^)  gerechnet,  welche 
TOn  jedem  sechs  und  dreyssigsten  ihrer  BmP 
ttnhSfe  Einen  Mann  liefern  sollten^). 

Da  einige  wichtige  Gränzfeitungen  durch 
Nachlässigkeit  ihrer  Befehlshaber^ '  nahmentlich 
Tersat  und  Nerethya  durch  Lad^klaw  Eger- 
Yiry'Sy  Kossuruyär  durch  F ran 2i  Harasz^ 
ty's  und  Komothin  durch  Popowicsh  Gc^ 
org's  Schuld^  in  Feindes  Hände  gedrathen  wa^ 


c)  £•  waren  Lorens  Heraog  von  U)lax,  dio  Zipter 
Gnfini,  die  Grafen  von  PÖtring,  die  Grafen* ron  Frangep'a- 
■fi,  .Jobann  Draghfy,  Johann  Banffy  yon  Unter-» I«ifB* 
kadi,  Georg  Bathory  aut  dem  Haute  Somlyo,  Andreaa 
Bithory  aut  dem  mute  Ected,  Johann  Erntt  Ton 
Caiktornya,  Peter  Per^ny»  Gabriel  Per^ny,  Ste- 
phan Ton^Rozgon,  Laditlaw  und  Johann  von  Ra- 
iiiaa,  Anton  yon  Palöcz»  Frani  Drngeth  yon  Mo- 
aoaaa»  Thomaa  Sz^oahyt  Fraua  Oraaigh,  Anton 
Loaaonciy,  Sigmund  von  Lewa,  Catpar  Ratkay, 
Sigttnnd  Banffy,  Franz  HedervAry,  Peter  Erdödy» 
HenEOg  Joannet  Corvinua»  Peter  Ger^b  yon  Wingarth« 
Uatthiaa  Pongraoz,  Peter  Groff»  Georg  Paumkir- 
eher,  Johann  Elderbach,  Sigmund  yon  Kompolth, 
Andreaa  Böth»  Johann  Ungor  yon  Nadatd,  die 
Wittwe  Margaretha  Sz>i(cthy  und  die  Wittwe  Grälin  yon 
Salm.        b)  Wladtalai  U.  Deoratum  UU  •xU  XV— XXUL 


^    a66    ^ 

Xtüf  so  ioIlMk  ;iii  ZukdBft    dergleichea  ] 

-fehlshaber   streng    bestraft    werden ; .  ui^d 

.  4eni    Schaden    bey  Zeiten   yorzubeug^n^* .  i 

JPalatm  und  der  Judex  Curiae   jährlich   k 

Mahl  durch  .treue  und  beieidigle  Beamten^  i 

•Befehlshabern  unerwartet^    d^.n   Verpflegen 

.«nd  Yertheidigungsstand  der  Festungen  um 

suchen  lassen.     .\Vag4en    es>  diese    durch  .', 

-etechungi  oder  durch  partej^iche.Begiinstigi 

•die    Yoraefundenen  Nachlässigkeiten  :und  ,j 

4erschleiui-  zu  Terhehlen,    so    sollten   siA- 

Todes    Schuldig    seyn,    und   ihre    Güter  jif 

-lieren.    •  v  m 

Und  Yon  dem  allen  geschah  nichts  ;|  yidm 

-war  es  immer  üblicher  geworden  ^  sich  von 

*Banderialpflicht  mit  Gelde  loszukaufen.    So  I 

ten    schon   yor  yier  Jahren    der  Wicznet  , 

schof,  Nico  laus  Bithory   mit  heunhund 

Herr   Andreas    Bathory    mit    tausend^   * 

Verweser    der   Abtey  Pecsh-Varad  mit  fü 

-"^hundert,  Herr  Fodminiiczky  mit  zweyhi 

•dert  Ducaten,   der  Last,    Mannschaft^  zu   sl 

•len,    auf  £in  Jahr   sich    entlediget*).     San 

der    Koni«;   zur   Verstärkung    der    Besatzunj 

FussTolk  iq  die  Gränzplätze,  so  lief  der  grö.< 

Theil  desselben^,  nicht  bezahlten  Soldes  weg 

wieder  fort**).      War  es  doch  so*  weit  gekq 

/.  c.  1496.  men ,    dass   der  König  den  behenden  Zigeui 

9.Juniu^.  Woiwoden  Thomas  Bolgir  mit  seiner  Hoi 

yon    fünf  und   zwanzig  Jurten   in  Schutz  i 

Dienst  nehmen  musste,    um  durch    seinen  « 

der   Seinigen   Fleiss  hinlänglichen  Vorrath 


a)  Liber  ProTentuum  RegaKum  bcy  Engel  Gesch.  des  U 
.  Reicht.  Thh  I.  S.  m9«  b)  Liter.  A£pi«c.  Coloceas»  Pctri 
..Kos*  ap.  Prax  Anaal«  F»  IV.  p.  aaS.  atg.  a5a. 


I  i 


—    a67     ~ 

Flintenkugeln  und  WafFpn  zu.  erhalten'')!  Man 
wähnte  dem  Übel  wirksam  abzuhelfen,  als  man 
im  letzten  Jahre  des  Jahrhunderts  auf  dem*^-^-^^« 
Rakoser  Felde  die  Reichsverordnungen  über  '  ^ 
gesetzliche  Heerfolge  erneuerte,  und  ins  ße- 
.sondere  die  Banderiepflichtigen  Fralaten  und 
Ffründner  anhielt,  in  Stellung  des  Kriegsvol- 
kes sich  pünctlich  nach  dem  Register  des 
Kaisers  und  Königs  Sigmund,  wie  es  in  dem 
königlichen  Tavernical- Hause  niederi;ele«£t  war, 
ZU  richten  '').  Dessen  ungeachtet  hatte  Joan-»' 
nes  Corvinus  in  demselben  Jahre  noch  zu 
thun,  um  ein  Heer,  womit  er  die  Osm^nea 
bey  Jaicza  schlagen  konnte,  zusammen  zu  trei- 
ben. Mach  zwey  Jahren,  während  Wla4i3T^' ^' ^502^ 
law  sein  Beylager  feyerte,  zeigte  des  Feindes 
leichter  Übergang  über  die  Sawe,  wie  schlecht 
die  Gränzen  besetzt  waren;  Sirmien  und,  Sla- 
wonien konnte  von  völliger  Verheerung  nur 
durch  einen  Strj^ifzu^  in  das  feindliche  Ge-  ' 
bieth  nach  Bulgarien  gerettet  werden,  und 
der  mit  ßajazid  geschlossene,  sieben  jährig^ 
"Waffenstillstand  verkündigte,  dass  in  Ungarn 
der  Geist  der  Väter  schon  längst  nicht  mehr 
auf  den  Söhnen  ruhe;  nicht  in  Thaten,  nur  ijDi 
Worten,  war  das  Aftergeschlecht  noch  stark, 
und  auch  diese  zeugten  nur  von  herrschender 
Selbstsucht  und  Arbeitscheu,  wie  zu  verAeh- 
men  war  im  vierzehnten  Jahre  Wladis-law's«^»^- ^504. 
auf  dem  Rakoser  Felde,  wo  der  Magnatenstand  ^"^^^ 
dem  Adel  einzelner  Gespanschaften  bey  Strafe 
der  Treulosigkeit,  des  Meineides,  und  der  Ehr- 
losigkeit   untersagte,    ausser    den    Kammerge- 

n)  Liter.  Wltdialai  II.  Liter.  Salvi  Conducins.  ap.  KoUer 
Illst,  Episcop.  QEccle8.  T.  IV.  p.  495.  Ä)  WUdislii  IL 
Üecret.  IV.  art.  XXL  XXII. 


~    a68    — 

fallen)  einseitig  und  auf  eiijenen  Antrieb,  dem 
Könige  Hülfsgelder  anbiethen,  oder  zu  ent- 
richten; wo  sie  verordneten,  wenn  bey  Aus- 
bruche eines  ICrieges  des  Königs  Söldner  zu 
des  Reiches  Vertheidij^unjj  nicht  mehr  hin- 
reichten,  vor  allen  die  Prälaten  und  Pfriind- 
ner  mit  ihren'  Banderien  und  Söldnern  zu 
Hülfe  eilen,  und  erst  wenn  auch  dieser  Ver- 
stärkung des  Feindes  Übermacht  Trotz  böthe, 
die  Barone,  Magnaten  und  Landherren  aufge- 
«  bothen  werden  sollten.     Auf  diese  Weisie  war 

nunmehr  die  Last,  das  Vaterland  im  ersten, 
heftigsten,  gefährlichsten  Anfalle  zu  verthei- 
digen ,  ganz  dem  Könige  und  dem  Prälaten- 
•  '  '  Stande,  aufgebürdet"),  und  als  ersterem  drüc- 
kender Geldmangel  nicht  mehr  gestattete,  sein 
Banderium  zu  besolden,  wies  ihn  der  nächste 
.h  c,  1507.  Landtat;  bloss  auf  die  alte  Reichsgewohnheit 
24.  Apru.  j^j^  welcher  zu  Fol^je  der  Künis;  von  Un^jarn 
immerfort  tausend  Reiter  unterhallen  musste**). 
Wo  der  meisten  Prälaten,  Magnaten,  Land- 
herren Muth,  Tapferkeit  und  Ehrliebe  war, 
als  Georg  D6sa  mit  seinen  Kreuzbanden  wi- 
der sie  wüthete,  ist  bereits  erzählet  worden. 
Ohne  Bornemiszsza,  Tomory,  Bathory 
und  Zilpolya,  hätte  der  schreckliche  Adels- 
feind sie  grössten  Theils  unter  den  Trümmern 
ihrer  Paläste  und  Freyhöfe  begraben ;  desto 
beherzter  und  beredter  waren  sie  alle  auf  dem 
nächstfolgenden  Landtage,  als  es  darum  zu 
thun  war,  das  drückende  Joch  der  Bauerschaft 
zu  erschweren. 

Also  war  es  unter  Wladislaw,  und  im- 


a)  Wladitlai  IL  Decret.  V.  art.  I.  XXIV.      h)  Wladisl. 
IL  Decret.  VI.  art.  VI. 


cMecliter  wurde  es  unter  Ludwig;  be-^ 
ten  die  Stände  Subsidien  oder  Kriegs- 
u,  so,  wurden  sie  kaum  zur  Hälfte: be- 
;  verordneten  sie  Ergänzung  der  Bände*- 
Ifid  Stellung  der  Mannschaf t ,' so  geschah 
j.  Vergeblich  wurden  von  beeidigfea 
Emeistern^  Stuhlridhtern  und  adeligen 
*dneten  Schätzungen  der  Güter  und  £m*- 
e,  Zählungen  der  Bauernhöfe  angestellt; 
blich  S  i  g  m  u  n  d'  s  Regest  als  gesetzliche 
jschnur  für  Unterhaltung  des  Kriegsvol-*- 
rorgeschrieben ;  auf  jedem  Landtage  Ba- 
sse über  Versorgung  der  Gränzplätze  nut 
zungy  mit  Mund-  und  Waffenvorrath  ge^ 
treulosen    oder    fahrlässigen  Befehlsha«*  ^ 

Baub  und  Erpressung  an  Landbewohneni 
senden  WaiFenscharen  Verlust  der  Güter^ 
Ehre,  des  Lebens  an^edrohetj  die  Beei* 
n  liassen  sich  bestechen;  schätzten  und' 
en  nach  dem  Betrage  des  Gebothes;  das 
5st  wurde  als  verahetes  Gesetz  verachtet)  %V' 
Gränzfestungen  mangelte  es  an  Mannschaft, 
trod,  an  \Vaifen  und  Geschütz ;  die  zur 
tärkung  des  Besatzes  abgesandten  Söldner, 
er  Regel    ohne   Sold,    betrugen    sich  auf 

Marsche,  als  Feinde;  an  ihrem  Standorte, 

läuber ;  die  Befehlshaber,  bald  Lebensmit- 

bald  Pulver    und  Geschütz,   das  eine  wie 

andere   fast   immer   untsonst,    verlangend; 

unvermögend,  das  hungrige,  mlisver- 
jte,  widerspänstige  Volk  in  Zucht  und 
lung  zu  erhalten,  überliessen  die  Festun- 
ihren  Hauptleuten,  und  zogen  eigenmäch- 
luf  ihre  Güter  oder  zu.  fronerm  Lebensge- 
e  in  die  Hauptstadt.  So  verfielen  eine 
ung  nach  der  andern,    und  am  Ende  auch 


—    a7o    — 

Je*  Reiches  Vormauern,  Szahacsh  und  I 
nr^  in  Feindes  Gewalt.  Da  zeigten  die  I 
laten  und  Magnaten  noch  einige  Funken 
IQ  ihnen  hinsterbenden  Gemein<{eiste$ .  d< 
sie  liessen  sich  von  dem  entsetzlichen  Ver 
auf  einige  Augenblicke  erschrecken;  als  a 
die  Rede  war  von  Mitteln,  dem  völligen  1 
tergange  vorzubeugen,  wussten  sie  wie 
nichts  Wirksameres,  als  Verordnungen;  i 
nichts  Gemächlichers ,  als  eines  kriegserfa 
nen  CoToczer  Erzbischofs  Anstellung  zum  ( 
neral  -  Capitan  des  Granzgebiethes.  Damit  a 
die  grossen  Herren  so  lange  als  möglich  i 
Anstrengung  und  der  Opfer  überhoben  hl 
ben,  musste  der  gottselige  Franciscaner  Möi 
seiner  Ujlaker  Zelle  den  Rücken  kehren,  z 
Enfbischofe  sich  weihen  lassen,  und  auch 
solcher  noch  das  Kreuz  und  den  Hirtens 
mit  dem  Kriegsschwerte  vertauschen. 

Dass    er    letzteres   meisterhaft    zu    fühl 

/•  C.tStI«  noch  nicht  verlernet  hatte,  bewies  er,  als  Fe 

hat-Beg   von    Verbosanien   mit   sechzehnte 

send  Mann  Reiterey  über  die  Sawe  setzte  u 

Sirmien  verheerte.     Tomory   sandte  den  I 

terwardeiner  Befehlshaber   Georg    Bdthjai 

mit  auserlesenem  Fussvolke  voraus  an  die  Sa¥ 

um  Ferhat-Beg*s  Nachhut,  welche  dort  c 

Schilfe  bewachte,    zu  überfallen,    aufzureibt 

die  Fahrzeuge  entweder  wegzuführen,  oder 

jeerstören.     Als  diess  geschehen,  und  die  Fluc 

dadurch    dem    Feinde  abgeschnitten  war,   z 

dff    Krzbischof    wider    lerhat    aus.      Jac( 

IHnfry,  Radicsh  Bossicsh,  Franz  Bod 

Johann  Kailay,  Stephan  Bardy,   wacke 

Uauptleute  der  Reiterey,    und  Thomas  Bo 

niak|    des    Ujlaker  Herzogs  Feldhauptman 


Iten  durch  punctliche  VbllziehoDg  semer 
irdnupgen  des  Tages  Arbeit^  Gefaliren  und 
im  mit  ihm.  Vor  dem  Foliaker  Walde 
neu    sie  auf  des  Feindes  Yortrabi  welcher 

dem  Anblicke  der  Slawonier  auf  die  Haupt* 
Jit  sich  zurückwarf.  Ferhat-Beg  liess 
tte  an  Vieh  und  Menschen  im  Walde  zd- 
k.;^  zog  seine  Heermacht  zusammen  und 
Ite    sidi    dem    Erzbischofe  •  zur    Schlacht. 

wüthete  bis  Untergang  der  Sonne.  Nach 
I  Gefechte  liess  Tomory  auf  die  Osma- 
.  feuern  y  da  setzten  sich  diese  in  wilde 
dil,  ihnen  voraus  Ferhat-Beg.  Sein  Un-« 
üeldherr  will  sie  aufhalten,  wurd  von  dem 
hjagenden  Stej^han  Bardy  ereilt  und  ia 
dgster  Gegenwehr  getödtet.  Des  Bassa'a 
spt   an  Bardy's  Lanzenspitze  verscheuchte 

übrige  Volk  von  dem  Kampfplatze.  Yer- 
Vi  von  den  Siegern  bis  an  die  Sawe,  fand 
euch  dort  keine  Rettung  mehr;  die  Fahr-^ 
Ige  waren  verbrannt;  was  der  Gefangen- 
laft,  oder  dem  Schwerte  entronnen  war,  er- 
nk  in  dem  Strome.     Dem  Ferhat  gereichte 

Flucht  nicht  zum  Heil;  der  Gross -Yezier 
rahim  Bassa   liess  ihn  erdrosseln^). 

Stephan  Bardy  wurde  mit  vierzig  er-^ 
ifeten  Fahnen,  mit  den  Köpfen  der  vor- 
imsten  Anführer,  mit  den  schönsten  Ffer^ 
1,  kostbarsten  Säbeln  und  Wa£Pen  nach 
na  an  den  König  gesandt,  und  von  diesem 
I  folgenden  Tages  in  feyerlicher  Versamm- 
ig der  Magnaten  zum  Ritter  geschlagen,  mit 


I  &iter.  Anton  Pullei  de  Burgio  an.  Pray  Epitt.  Pro« 

P.  I.  p.  ai3.  —    Unrichtig    lattt  den  Ferhat-Beg  Isth- 

Sy.  nadi  diesem  Timon  und  Prav,  auf  der    Flucht   Ton 

iphan  Bard  j  tödten  uijd  aemn  JLOpf  ntch  Ofen  brins«!. 


goldener  «Keife y  Sporen,  und ,  EHreii - S^b< 
ilUberner  Scheide  beschenkt-  Von  freoc 
Begeisterung:  'überwältiget  zog.  Bardy  in 
1er  Anwesenheit  den  Säbel  und  schwor 
Könige  so  unbegränzte  Treue,  so  thätigen 
fer,  dass  er,  ausser  Zwey.en  im  ganzen  Rei 
auch  nicht  Eineiv  seiner  Widersacher, 
Beleidiger'  jseines  Ansehens  verschonen  yy 
Wahrsdieinlich  -  dachte  er  .  uot^.  den  Zw( 
niemand  Andern,  als  seinen  Vater  und  se 
Feldherrn  Tomory;  aber  die  Anwesei 
deuteten:  die  Ausnahme  auf  die  Zwey  Zi 
Erbgrafen  Johann  und  Georg,  das  .mI 
auf  sich,  fühlten  durch  seine  Grosssprech 
sich  beleidigt,  und  sannen  auf  Bache«, 
hernach,  zu  Colocza  bey  d^m  Verkauf  der 
beuteten  Pferde  und  Gefangenen  an  die  TA 
biethenden,  Ritter  Bar dy. und  Thomas  I 
nidk,  sich  gegenseitig  überbiethend,  in  I 
del  gerathen,  waren,  und  jener  diesen  töd| 
verwundet  hatte,  versteckte  sich  die  Rad 
gierde  unter  den  Eifer  für  Gerechtigkeit;  L 
wig,  von  einigen  Magnaten  unablässig  bestü 
musste  ihr  seinen  treuen  Rittersroann  opf 
Stephan  Bardy  wurde  vor  Gericht  gezo 
ohne  Rücksicht  auf  seine  Verdienste  oder 
seine  Brauchbarkeit  in  den  ,  Tagen  der  ] 
dennoth,  zum  Tode  verurtheilt  und  entlu 
tet*).  Zu  dem  Unglücke  fallender  R^ 
kommt  gewöhnlich  noch  das  Missgescb 
dass  sie  ihrer  edelsten  Genossen  gar'  n 
echten,  oder  sie  nicht  zu  gebrauchen  wis 
Ungestraft  blieb  dagegen  der  Befehl 
ber  von  Zengh>  Gregor  Orlowicsh^ 


«)  ItthuanffT  Lil^  VH.  p.  65* 


i: 


^   ^3   -- 

Sietretda  .ymkifiifl  hatte^  wdidiea;Ton^enn 
e  Hadrianus  dem  VI.  xw^  Vertheilaiig 
im  CroM^Mdie»  Grän^fe/Hungcm  jdahiiViWar 
,dt  wordeo.;.  ein  scluriftlicher.  VieivreU,  i^ 
^  und  d^r-Bcüfeld/  das  durohild^.  stKÜfr 
a  Verkauf  eingi^Ipste  Geld^. jifff .  5lJiaf^  dfs 
«8 ,  an  den  Nunclus  AnloAr .rilUfbOridlil^ 
gio  abauliefern^  was  alle99.'waA  Aiben.din^ 
lAtti  Kornwucherer  verhängii  'ftANl4lß*)iikW^ 
Grosf^s  fköch  Q«30|id«re3   liegt  ^idemnaPg^ 

^,  wenn  Sole^mani  ;toii  4M4icZua<ande 
Dinge  iu'.Upgarn  geni^u  rüptendohteti  4^ 
Jicker  KoiHT  der  Tiiahtn^ilmA^  JScri^hff^^ 
b9};ebli!eh.ek  König  der  SAm^ritgty  Elami^^ 
Perser,  Moabit  er,  Jjfgypii^^^.eisi  Bewahr 
dir  drey  -^räme,  Vorsteher-rdfi'  irdücheji 
^dieses^  Beschützer  des  Grobes  ifk  weleheif^ 
Gekreuzigte  gelegen  hat,  vom  „udtffgßng/S 
.Sonne  bis  zum  .Niedergange '  JQSffy^  der 
,|gir.i  Herr  der  Herren  , '  J^st  \  der  Fürs- 
Enkel  und:  Raih  des  Gottes  ZAaoih  uni 
l^omed^s  von  Jordan'  des  öhristlichen  Glau^ 
r  an  den  König  der  Uogeirn  aus  Belgrad  20.  r^r, 
scbreiben  wagie:  „Wisse  |  d99a  ,wir  soion 
f  unserer  ersteh  Ankunft  die  Vormauem 
Ines  Reiches  übiQrwaltiget  iMiben«  Jetzt 
llst  du,  wie  ich'yernommeni  ba^e,  Krieg 
A  mir  führen I  vergessend,  d^ss.  injt  fast,  die 
ibe  Welt  untertbänig  sey;  dass^meine  Henrr 
liaCt  keine  andere  Grädzen^f:  a^^-'  die  tder 
eil  erkennen  i^oll^.  .  Ist, .  dir  den^  ^o  un-^ 
^[reinich,  dass 'ich  nur  ein^  lUl^ipen  "^^^ 

uuetr  Macht  i^Äder  dich  aiis^tüMnd^n  brau^ 

•  .   .  .  ^      ^  * 

Liter.  Clemeiitlt  VS.  Vid  S^tftiei  ^  ao.  Pdttutr; 


•>\r     .'? 


;^d)eltt  hwoKy  öbks  wolil  in  VMoirtleUliutig 
7jrfeiv" '  ^öÄ  wiir  önterjochtrti  Reichen  j^i 
iJtM  /  afas-edi"  ÄiaJL  '  fJüch'  •oh»'»  Umsoht 
-^fitX'  "..sprfcbliÄhy  • » fech    will    flem  ^  Öeer    »ckl 

l^l^iiietA'Olkufceii'^chweijf^b  g«4>2^theD^  tl«i 
i^^^ider^iAnioil'er^rntfeti  t^oTie  troii^eii^  und 
3jfersl«;'HJM:Äd^i^-,  iGh"mfem«f  d»ihe  Für 
^'^^ein^-^KitööKtef''  m«iiiem'  Joche  tinterwej 
V^i)eines^G4ätA>e6$  Aijiu>ig<^  \fiH  i%:h  am.F 
',Jbraten 'od<!¥  >cpiesSen  lasseti,  auf  solche  tl 
y^xiich  und  ■  »die  ^©üiiigeh'-^  deiw«  JVähmen 
^'dir  meldeti  werde;  VTerliljjen,  datiA'  die  D 
„i^chett  noch.  Weit  ärtjerals  di^h  heimsuc 
^) Alles  t  bTiwtf"  was  ich  mit  dir  und  Aii< 
^■tioch  vorhabel)  will  ich  dir  jetzt  n 
y,schreiben. " 

•*  '  liin'  besonnener,  weiser  Staat<;rath  wi 
auf  den  Ma.^sstab  »  der  Staalskrafie  hing 
lien,  in  dem  hochtrabenden -Töhe  des  Gr 
Sullans  laichts,  als  Aufforderunjj  zu  Unferha 

•t'  \  •' '  lun^ten  «^eleseö  j  die  Gel^izenheh  d*izu  kliii» 
öufüefasst,  und  für  einii^e  Zeit  'sich  Fri«;t  ^ 
fichaÜt  haben}"  allein  Lu-dwig-.-^  stolzer^  ho 
huiihiiic*  Staiilsfalh  hielt  den  Gro^slierrn 
fit^'a^  wahnMiiftig,  lind  lie.ss  den  König  : 
H^önder-  MaHsert    vornehm,  •  grfehrt,     miini 

6.  Ji/«rs. -atizüglich  aniSi'drteo:  ,^Zu-*9ehr  gefällst 
:,dir  darin,  da^s  du,  geschlossenen  Verirä; 
„treulosi-;  Ort J"' Frieden  »mt  mir  unterhandel 
jjBe^rad  ■  durch  A  ei^riit  herer  «der  ün.nrig 
„nichl*^tt«h-'deine-Ta]»ferk«ft,  doch  mit  gr 
,,sem  Verluste  der  I)einij:en ,  bekommen  h 
„llUllest  ^djn^mi^'  aljj,  ei,a  ^übi^r  Feldherr  Su 
,,geliallen^  und^pacl^t.wie.eift^KeuiiDg  itnUai 


.  —   *)^  — 

164  t.  didi  platfllieh  .zurückgezogob^  so 
rt.  tdtt  erfa Itfbn  haben^  was  Hn^erM  Waf«-- 
ipewalt  vieffmagJ  riDem  Theile  deiner 
yTiwelcken  du  wider  una  senden  willst^ 
'^  wir  in  das  Angnsicht  sehen^  und  sein 
j»I  tkfi^  keriditeihv.  Möchiest  du  dock 
nftchichten'*  deiner  .  Yorüdiren  .erwägen^ 
ir  siic&t  trerber^^eni  dass  so  oft  ne  seit 
^ .  JÜhsen*  i  Airn  Waffenloos : :  mit. !  uns  ge^ 
Hatten/  fast  dnüner  das  Blut  der*  Ihrigen 
^  /  Oefilde ' '  ttbecstrcimte.  Dein  WUle^ 
^mbzerni  deiner  Herrschaft  von  einem 
Ür  Welt  ins  *jiu  dem  andern  2U  erwei»- 
islu nichtig}^ »die ^Italer^  Sjpanier^  iOallieri 
^^firiUttnleiy'iind  andere  unzählige  Chris»* 
ies''  gewaltigen  «Gottes  tapfere  Völkeri 
a  noch,  uhri^f  unter  ihren*  Streichen 
in  du  wünschen  deine  Gränzen-  nicht 
itfitten  zh  Jbabeni  Wider*  un.<4ern  Glau« 
od  unsem  Gott,  .des  meüsohliehen  Ge^ 
iktes  gekreuzigten  Erlöser^ .  treibst  du 
ih«  deiner  Weise.  Es  ist  dir  nicht  ge-« 
für  aller  Völker  gemeinschaftlichen 
•zu  gelten;  damit  du  tun  so  tiefer  stür^* 
willst  du,  gleich  den  Giganten^  '  den 
blichen  Gott  .selbst  bekriegen^  Das 
)  deines  Briefes  lassen  wir  unbeantwor- 
a  enthält  nur  Drohungen ^  und  drohen 
auch  der  feigste  Wicht;  mit  solchen 
n  hat  nie  ein  guter  Feldherr  gefochten. 
1  menschlichen  Absichten  werden  wir 
baten  begegnen ;  unser  gekreuzigter  Gott^ 
u  verachtest,  wird  dir  gewiss  verstand- 
als  du  wünschest  für  sich  antworten  *)/^ 

r.  Solimani  ad  Lndor.  Reg.   Ht  La do  viel  ad  So» 
.  Bei  Notitia  novae  Hunsar.  T.  III.  p.  a5ä  aq^  .       r 

18* 


Wie  hehrlich  y   Wienn  diesen)  BrLsf' L^iidr 
'wis  (ler  L,    Joannes^i  oder  Matthias   iroji 
'H  u n  y  a d  geschrieben  hätten ! '   Ludwig  dem 
IL,    dem    Könige    eines    Volkes,    wie  "es    auf 
dem  Rakoser  und  Hatvaner  Feldern    sieh  bald 
darauf  zeigte,  geziemte: diese  Sprache  .eben  ^ 
fWenig,   als  einem  Knaben'^  der  erhsthaAe- Ge- 
brauch   der    Rüstung    eines    Rittermannea  rau5 
dem    mittlem    Zeitalter.     .  Wie    auf  geitaal»!^ 
Feldern  Ludwig   gar   nicht  Königy.wie. 
nig    daselbst   die   Ungern    achtbares  Yelk 
Ten,  ist  oben  erzählet.     Während   die'Ungeca 
/.C.  lS25..auf  dem    Hatvaner   Felde    nur   im    Siabunpfen , 
.und  Lästern   Muth   und  Stärke;    hur  im.Verr 
ordnen  immer  fertigen  Willen  bewährten;  zeig- 
.ten    die    Croatischen   Herren   vor   Jaicza,    was 
das  herrschende  stolze  Volk,    wollte  es  seiner  ^ 
Väter,  seines  Ranges,  und  seiner  Vorzüge. wür- 
dig  handeln,    thun  sollte  und    könnte.      Fer-  . 
hat-Beg's    Nachfolger  in  Verbosanien,    Ü8- 
-ref-Beg,     mit    Sinan-Bassa     von    Epiras  ■ 
-und  Bali-Beg  von  Semendria  vereinigt,  führte  . 
zwanzigtausend  Mann,  vor  Jaicza.     Zum  Glücke 
hatten    die    wachsamen    Bane,    Niklas  Gye- 
lethfy  und  Johann    Horväth   von  3^ed- 
läk*^)  die  Gefahr  bey  Zeiten  dem  Könige  ge- 

a)  Unrichtig  lasten  It  th  uanff  j,  Tim  on,  Pray  und  Eb- 
A e  1  Jaicza  durch  Peter  Keglewicth  vertheidigen.  Nach 
Liidwiß'a  Schreiben  an  den  Palatin  aua  Deutach brod  r.  34. 
Mars  1 533  war  Keglewicah  entlasten ,  G  y  e  I  e  t  h  f  j  sum 
ersten  Ban  ernannt ;  den  Zwryten  tollto  der  PaJatia  bestellen 
und  dieser  war  Johann  Horvathvon  Seedldk,  wie  *dk% 
Fragmentum  Libri  rationarii  super  erogationihus  — >  de  mn%9 
ibid.    bey   Engel  (Monument.  Üngrica  p«   187)   bey   den  Aus- 

faben    am   3i.  May    und    i6.  Juniu«    ausser   allen  Zweifel  seixt. 
'eter    Keglewicsh    diente    um    diese  Zeit  bloss   unter  dea 
|lo/- Hussareu  Yon  Possega  für  geringen  Sold,  welcher  in  deaii* 
••elben   tragiiieuto    auf  dea  4.   7*  i5.  und  19,-  Jmiiua  bemerkt 


,'^^er  sor^lüge  Burmflegw  Johann 
liytli  die  Testung*)  mit  allein  Noihigen 
TerselieDy  dass  sie  im  Stander  war^  auch 
ingere  Belagerung  auszuhalten.  DÜr  Kö-. 
Dobte  sich  auf  die  Bane  der  FröyiA2  Jp^ 
€arlowicsh  und  Franz  Batthyiny 
ganz  verlassen;  Graf  Christoph  Fran-^ 
li  wurde  yon  ihm  zum  Beystahde.  auf- 
n.iind  dieser,  in  des  Kaisers  Kriege  mit 
^enelem  rühmlichst  hewälurle'.  F^ldherr^ 
noch  patriotische  Selbstbeherrschung  g'e-> 
um  dir  unlängst  in  Ofen  erlittenen  Be^ 
pfung  nicht  mehr  zu  gedenken ,  sondern 
lufe  der  Pflicht  zu  folgen.  Ohne  Eifer-^ 
ordneten  .sidbi  auch  Carlo  wies  h  und 
ky£nj  seiuMa  Oberbefehl  unter, .  und 
folgten' seiner  Fahne  Feter  Krasicsh, 
or  Orlöwicsh,  jener  Von  KHssa,  die*- 
in  Zengh  Befehlshaber,  dierHerrea'  0<8- 
M%QMy  und' Johann  Zriny ;  der  Yra- 
rior  Matthias  Baräty  sandte  den-  ge- 
en~  Ban  Johann  Tähy  für  sich.  Fran-r 
ai  kam.  mit  sechzehn  tausend  Mann  von 
ea  längs  dem  östlichen  Abhänge  des 
:zer  Gebirges  herauf,  und  ,fand  Jaiq^'a 
n  TOn  feindlichem  Geschütze,  schon  söhr 
idiget.  Er  stellte  sich  yor  das  feindliche 
y    dehnte   seine   Reihen   halbmondfösmig 


t  Unterhaltung  kbttete  jährlieli  i5»i5o  Doeatmil  JaTdii: 
ij  Baoen,  welche  300  Ueiter  und  3oo  Faraknechte  auf 
iten  xa  «teilen  hatten  11,000  bar,  aooo  in  Sala;  V  lä 
und  Reparaturen  5ooo;  —  hundert  fonfarg  Fiisskmfchtä 
y  36oo }  —  hundert  fünf  und  awanaig  leicht  bewuITnet^ 
iooo.  —  SU  Unterhaltung  der  Landmilits  yorr;.—  au 
Itung  de«  Fraiieiscaner  KJoster«,  300;  •—  dem  Salpeter^ 
iS«9  -*  den  Einwohnern  zur  Beyeteucri  3co;  —  den 
Urem,  i5o',  —  dem  Burgpfleger .  »6o.  KoTachicU 
u  äd  ViC  T.  IL  p.3i6. 


.^m*; 


IuxL-!n   Fliypl    uDler 
ui  Äatuhrtrxz  la   iiss  ^kidt  und 
Ta*.    ien.    rc^rlitsn  über 
•r  xri  j  "v.  :  -  L    xid    Bx  1 1 1: 

^raucnca   Mncm:7t?^ira.      ^^  Lir^ai  Li- 

•:^n    teax  7'»i3Ujf-   -fs^«  betric 

mswsait .      ^ '  in  1  -  iixci    Kt:<! 

.ir  -U:^  r  ■  ^iiiii^       >.  iMiO.  ütsser  Zwe 

vortx"«j 


9»ch   c 


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LI-.  ir.jMeiu  ?r  «sein  F 
-*-    ^:jr  Sjhridi    der 

t5^     1     rrr^-'    ■■■M-'T  .laitrmi  anL***?«!   <ic 

jL-jT-L-r*:   itin     Aj*  *bpr  Tr 
■.4>    -^1  »•••'^   y-u-i^-^OiXiz    auf  dei 

-'.-f*-x;.     */.:'-i\'.    AuffLür^n ,   die 
lij-vc^     l:^^  *^>«iC    ^^*^   iaimer  wii 

^   bjiJ  nicht 


iOi^r ::      »Or^- 


^rt. 


^-'5     .^Ä*    S^'^i    iind    des 

x*r  ZTiifrtet'hJ^haber  de 
«•tf«  -^fT-i-xavIeten    Sinan. 
risuf»f'J    '^i^rte    Verzwe: 
.^rc-.-.u^a  inj^Ciit-     ^  on  der 
;^^i*i:   Ätn  KuDige  l\sref-J 
:m»£  «ecd^ig  Fahnen.     Lu< 


—  »w  — 

i|e  iBh  mit- urkundlicher  Virleiliun,^  de» 
Titels»  Defensor  DaloialLens, .  Croaiiens^ 
lawonieos}  die  übiigen  Feldherren  mit: 
reyen ').        . 

iu  Anfapi^  des  fol-jenden  Jehre«  kam  dör/.  c.  I^JG. 
iche  Cojar,  j;ewe»cner  .Geheimschreiber 
loImetscUer  des  Ferhal-Beji,  l'aul  ßa* 
k  mit  seinfln  Brüdern,  l'eter,  Clemens^ 
el,  Demeter,  und  Michael^  als  LihejU. 
von  den  Türken ,  im  des  Erzbinchofii* 
iry  Be<;leilunfj  nacli  Üfeo.  -  Seitdem  A9Ü 
chüf  General  -  Capiiaii  de«  üranzj^ebieJi 
rar,  stand  Bakicsh  mit  ihm  in  geheW 
erbindun};,  jetzt  alwr  nüthiijie  ihn  seincj 
8ic]ierbeit  aur  Fluchl.  Deiin  nnciideirf 
ross- Sezier  Ibrahim  Baä^a  den- Ter-« 
3«K  halle  hinricluen  la-^sen,  War  iinieif 
initscharen  Aufruhr  eniManc)en<,  woicKoi» 
;sh  ge(U«enthch  unlerhiell.  DiCn«  arJ 
der  Gposs- Yezier;  und  da'  auch  derf 
at  baie.i  Geld  in  bedeutenden  Summen» 
bakicsh  in  V'erwahnini;  laij-j'  verklastte 
1  bey  dem  Gross -Sultan,,  "«»rauf  dem 
:r  nichts  übriji  Wieb,  al.s  die  eilii;-;te 
t.  Seinen  -neitern  Nachrichll-a  ifamjssj 
en  alle  VorLehrunf;en'>  ^S  ole  j  m  a  n  s  auf 
Feldzug  nach  Ungarn.  In  »einem  B.'ithb 
teschlossen,  die  tlauplstadl  Ofen  zu  übeii4 
en;  den  Weg  dahin  durchf.die  '\\'^]achay. 
nebenhiiruen  h;ttle  ein  Larlde.tUu'ndit;i^ 
är,  als  den  lieschwerlichslen  -\viderratiaen; 
Meinunt]  nach,  fiilirte  der  Z»2  über  din 
weit  sicheicr  und  gemächlicher  zuJn 
sein  Vorschlag  wäre  angenomipen  wU-'r 

tbnkuHT  LiJf.,Va.^_'f7;  .'i  .v..- t'i  .:-  .1       >     •'i-' 


—    a8a    — 

den;  gleich  dafauf  hatten  dreyssig  Wagen  NS- 
gdl  und  Eisenwerk  ^zu  Brücken  <-  und  Schiffbau 
nach  Belgrad  ^ '  andere  zu  demselben  Zwecke 
Bauholz  an  die  Sawe,  Sanct  Demeter  gegen-* 
Atiber^  gebracht.  -  Den  Grossherrn  zöge  zwar 
aelne  Neigung  mehr  zur  Jagdlust ^  zur  Ruhe 
und  zu  den  FrcKiden  im  Serail^  als  auf  den 
I&dmpfplatz;  es ,  wäre  aber  äusserst  schwer,  das 
Janitscnareu-^Yölk  ohne  Krieg  in  Zucht  und 
Okdnung  zu  «erhalten.  Zu  gleicher  Zeit  ging 
Bericht  ein:  von.. dem  Pohlnischen  Gesandten 
aus  Constantinopel.  Seine  Unterhandlung  mit 
Ibrahim -.  Bässa  über  WäiFenstillstand  für^ 
Ungarn  gaben  wenig  Hoffnung;  der  Gross- 
Yezier  wollte  anfanglich  gar  nichts  davon  hö-» 
ren,  doch  erklärte  er  weiterhin  für  nicht  ganz 
unmöglich,  dass  der  Gross -Sultan,  aus  Rück- 
sicht der  Verwandtschaft  des  Königs  von  Foh- 
len mit  dem  Könige  von  Ungarn,  auch  mit 
letzt erm  in  Verträge  sich  einliesse,  '^enn  sie 
unter  anständigen  Bedingungen  angebothen 
würden;  nur  der  Gross-Vezier  für  sich  mochte 
nicht  daran  glauben  *). 

Nach  solchen  drohenden  Anzeigen  und 
Berichten  blieben  Ungarns  Prälaten  und  Mag- 
naten, uneinig  unter  sich,  in  Spaltung  mit 
der  Adelsgesammlheit,  unzufrieden  mit  dem 
Könige,  auf  dem  nächsten  Landtage  dennoch 
80  kalt,  gefühllos  und  unbesorgt,  dass  sie  zur 
Subsidie  nicht  mehr,  als  fünfzig  Silberpfennige 
von  jedem  Bauernhofe,  und  erst  zu  Martini 
zahlbar,  bewilligten.  Zwar  wurde  verordnet, 
dass  diess  Mahl  des  Krieges  Last  gemeinschaft- 


a)   Liter.  Anton.  Pal  1.  de  Burg io  de  a8.  Jaanarii  iSiß» 
ap,  Pray  Epist.  Picioer,  P.  I.  p«  »lo  «^q« 


.  md  Ton  AHeir  getragen  Verclen^  die  gaoib 
dsgesammtheit  aufstehen  müsste;  der  fünfte 
lil     der   Bauernschaft    sollte   bewttfinet,  'm 
lerster  Noth  sollten  auch  sämmtliGhe  Bliuerd 
Cebothen    werden.     Die   Fralatenr;  ifiarotte^*     t^' 
idherren   sollten  steh  unter  gegepwärtigeib 
rm   und-  Dran£;e   nicht  auf  mre- gew^hnltr« 
in  Verbindlichkeken'  besohrinken^   sobdem 
h  -•  Massgabe    ihres.  YermÖgensi^    Reiterey; 
iSTolky    Geschütz    und    andern.  Kriegsvo«^ 
li     in    mögliolister    Menge  -  herbaysohaiFeBl  .  * '\ 
r^König  sollte  auvFührung  des  nnvermeid-«  • -^  -' 
neo  Krieges  £inen  oder  zirey  oberste  Feld-^       - 
Ten   ernennen;     Bie  Klöster -»Güter  sollten    '• '' 
ick  den  Gütern   des  Adels   in  den  Gespan-* 
laften   geschätzt  und  besteuert  ^   die  Kriegs4 
ner   zur  Unterhaltung  der   Truppen   in  die 
säen  der  Gespanschaften  abgeführt,  die  Au»« 
üang   der   Mannschaft   unverzüglich    Torgfr* 
mmen    werden*).     Zum   Sammelplätze    wak 
I  Feld  bey  Tolna ;  zur  Ankunft  der  gesamm*« 
1- 'Reichsmacht  das  Fest  Maria  Heimsuchung 
nimmt.     Da  einleuchtend  war,  dass  der  Er^ 
der   bewilligten  Sub.sidie,   wenn  sie  auch 
tig  und  sogleich  bezahlt  würde,    zu  dieses 
i^es  Bestreitung  nicht  hinreichte,  so  wurde 
Vorschlag  gebracht,   aus  den  Kirchen  alles  •  > 
tbehrliche  Gold   und  Silber   mit   den  yorrä^ 
gen  Geldern  zu  Hülfe  zu  nehmen;  die  Be- 
{niita   dazu   sollte  der  Legat  hej  dem  apo^ 
tischen    Stuhle    bewirken.      Allein;  wie  iwe-r 
9  diess  Alles  der  Mehrheit   unter  den  Stän*- 
B   Ernst   war,   zeigte  auch  die  Verordnung, 


I 


.o- 


«». 


t)  Lodorici  n.  Decret  VII.  wU  IX.  X.  XL  ZJY*  XVHL 
CüL  XXVU.  XXIX. 


dats  Sich  dfliF;  Konig  bey*  auijwiirtigen  Fürsieh 
nm  kk'äfti^exi- WaiFenbeystand  bewerben  sollte; 
nigte  allos  Empörende ,  was  sie  nach  dem 
for.  ^foy.— Landtage- TOn  Cnrlsu  Himmelfahrt  Feste  an, 
29.  Jugust.]^  2U  dem-  schrecklichen ,:  UogrLschen  Gemü- 
thera ewig  imyergesslichen  Joannis  Enthaup^ 
tiihg.s  Tage  thäten  und  iinterliessen. 

Niemand   bewies   in   dieser  Zeit  des  aus-* 
fersten  BedrängnLsses  thätigern  Willen  und  re- 
gern   Eifer,    Ungarn;  beyzustehen,    als    Tapst 
72.  Fifhr.  Clemens  der  YII ;  er  schrieb  an  Kaiser  Carl; 
f.,  Marx,  an  die. Herzoge  von  M önmoreucy,  Von  Lau- 
:3.  ^prt7.  trec,  von  Angouleme,  toq  Alen90Q)  !ron 
6.  Afuy.  y^ndöme  lind  von  Lothringen;  an  Heim- 
rieh  den.  YIIL,  König  Von  England;  aa*  Erz- 
berzog    Ferdinand    und    asuebrere   Deutsche 
Fürsten;-   er    ermahnte  r^ie   alle   zur  Eintracht 
unter  sich,    zur  Vereinigung  ihrer  Macht    wi- 
der der  Christenheit  gemeinschafilichen  Feind*); 
und  fand    nirgends    Gehör:    nur    der    sicherste 
unter    allen ^    ILeinr ich,  .sandte  dem  Könige 
von  Ungarn  eine  bedeutende  Geldsumme,  wiel* 
che  Clemens,  aus  der  päpstlichen  Scliatzkammer 
mit    funfzigtausend   Ducaten     vermehrte.      Am 
euversichllichsten  rechnete    er   auf  des  franzö- 
sischen   Königs    Franz    edeln    Kittersinn,  .  an 
23.  ApriL  ihn '  schrieb     er   am   nachdrücklichsten ,   schU'»- 
^erte   ihm    Ungarns  und    seines  Königs    grosse 
Trübsale,  und  oöenbarte  dabey  seine  tragische 
Ansicht    Yon    den  Zeitorsclieinun^en.  *   „Gottes 
„gerechter  Zorn,",  schrieb   er    für  seine,,    und 
für     spätere    Zeiten    treffend,    „verfolget    und 
„dränget  uns,  denn  unsere  Sünden  sind  schwer 
„rer  als    dass    wir   Barmherzigkeit   verdienten. 


rvr 

1.  •  • 


a)  Raynald.  ad  ann,  1626« 


HteOier  ullmaclitige  Senr':itDS.'pIfcgtiif%«Mwt 
btigMiiy  flt>  käue  er  imn^rhia  M6rd|  ^jRäur: 
ijren  y  Feuersbriin.ste  y  •  Kmporiui)^  y.  'JSa1|f^ 
ttod  Fest  über  uns  yerhängeB  mögen  ;-d«a0r 
aber  den  -Chrlstlicben  'f  iirsten  /nditi|fmt 
n  und  Überlegung  entnommen  Kit  ^  dartiif 
weder  dax  allgemeine  £lend  ^flehen  ^  micm)^ 
i  himinkenden  Gemelnweiien   beyziuiprim 

S denken;  das  ist  aller  Sinken  <dio 
ichi^ie,  weil  sie  uns  keine  Hoffnung 
ir  vbrig  iSsst  *).  ^^  Ludwig  schrieb  an 
tritterfesten  König  inständigst  unt  :Hul£a 
ad;  aber.  Franz  halte  für  diesen  Augei^ 
.  für;  nichts  anders  Sinn,  als  für  rHachn 
Laiser  Carl;  die  unwürdige  Behandlung 
^end.  seiner  Gefangenschaft  zu  Madrit,;  uoa 
ihm  aufgedrungene  schiibpfliche  Friede  , 
i  ihm  näher,. als  die  Türkennoth  der.UiH   ,     -v.^ 

an  dem  Sawestrome.  rr>v 

Am  schwersten   drückte  den   Konig  .de# 
Bim  in  diesem   Augenblick   der  Geldmann 

um  i}iai  abzuhelfen  hatte  er  schon  Mon* 
lach  Misericordia  den  Neuszohler  Kupfer-  16.  jipriL 
lel  an  Anton  Fug g er  auf  fünfzehn  Jahre^ 
BWanzigtausend  Ducaten  jährlich, .  yerpach'* 
und  funfzigtausend  im  Voraus  genommen^}; 
:  nahmen  auf  seinen ,  auf  des  Graner  Erz- 
lofs,  und  des  päpstlichen  Nuncius  Befehl 
■«'ünfkirchner  Fropst  Ladislaus  Macedo^ 
f  und  Feter  Bornemisz.sza  Yon  Kapolr 
lus  der  Franciscaner  Kirche  zu  Sanct  Fe-^ 
n  Festh  den  silbernen  Sarg  des  heiligen 
ader    Bischofs    und    Märterers    Gerardus, 


I. 


Lifer.  Clementia  VII.  ad  Francitc.  Reg.  ap.  Pray  Epist. 
r.   P.    I«    p*   319.  b)  Th  um  ach  warn  b,   bey   Engel 

,.  dea  UD£r%  Keicka.  Till.  I.  S.  ao4. 


n-    i84    — 

sw^ykatidert  neunzehn  Mark  an  Gettickt; 
'  «tis  der  Franclscaner  Kirche  zu  Sanct  Johainn. 
in  Ofen  sesjchshundert  dreyssig  Ducaten  in  al-r. 
ter  Ungrischer  Münze  und  fünfhundert  Dqk 
caten  in  Golde ,  niederjjelegt ,  yon  dem  Ujla-. 
laker  Herzoge  zur  Bestreitung  der  Heilig-^ 
sprechung  des  seligen  Joannes  von  CapisT^ 
trano;  aus  den  üorigen  Kirchen  und  KImt^ 
lern  zu  Ofen  und  Festh  die  Hälfte  alier  gol-n 
denen  und  silbernen  Kelche ,  Kreuze  ^  Leuch-i 
tet  und  Gefässe,  wogegen  der  König  nach  ge-. 
endigtem  Kriege  aus  dem  Presburger  Dreys-^ 
aigst  und  andern  Kammergefällen  yollkomme- 
nen  Ersatz   versprach  *).     Mit  dem   unergiebi-« 

2S.  May.  a^jj^  Schatze  wurdcn  Münzmeister  und  Mün-* 
ter  auf  Wischegrad  gesandt,  um  das  alte  Geld 
umzuprä(J[en ,    aus   dem   geheiligten   Golde  und 

4./tt>i»u#.  gilber  Pfennige  zu  schlagen.  In  acht  Tagen 
war  die  Arbeit  geschehen  ^),  das  Gold  in  des 
Kdnii>;s  Schatzkasten,  und  es  war  höchste  Zeit, 
dass  Rath  geschafft  wurde,  denn  unterdessen 
hatten  die  Osmanen  Sanct  Demeter  in  Sirmien 
am  linken  Sawe  -  Ufer  überfallen,  die  Be- 
satzung, fünfzig  Mann  Fussvolk,  die  Flucht 
ergriffen ,  mehrere  Befehlshaber  der  Granz- 
platze  Yerzichtleistung  auf  ihre  Ämter  dem 
Könige  zugesandt,  die  Bothen  Anderer  der 
Zahlung  des  Soldes  für  sich  und  für  die  Be-' 
Satzungen  ungeduldig  in  Ofen  geharret.     Pau- 

^  lus  Tomory,   auf  dem  letzten  Landtage,  aus 

der  fast  allgemeinen  Stimmung  der  Magnaten 
und  Landherren  den  unvermeidlichen  Unter- 
gang des  Reiches  yorherse'hend ;   sein   und  des 

a)  Liter.  Ludovici  II.  Reg.  ap«  Pray  Annal.  P.  V«  p.  97. 
h)  Fragmeut.  libri  rationarii  ap.  Engel  Moaum«  iJ^gr. 
]^  191  et'  199. 


—    i85    — 

Königs  entsckiedenes  Unvermögen ,  den  Sturz 
aufzunalteii '  ierkennend ;  r  ::wahrsclieinlick  "auf 
i^ine  Dar»tellungen  der  nahen  Gefahr  von  den 
-yersammehen  Ständen  mit  dem  kränkenden 
-Vorwurf e- '  klösterlicher  Zaghaftigkeit  abgewieK 
Js0nL*);  hätte  sein  Amt  niedergelegt ,  Feterwar«- 
idein  verlassen',  nach  Colocza  sich  zurückget- 
ao^n,  und  den.  festen  Entschhiss/geCasst^  Ach. 
•niitih  des  jErzbisthumes  zu  begeben.  Nur.  der 
ipips'tliche  Ntincius,  Anton- Füllea.del'Büy*- 
igio  war  noch  im  Stande,  diesem,  leider,  üiOr»' 
-ssigen  Mann  .auf  seinen  Fosteu'  suriickzuführen 
-mit  •  vierzigtausend  Ducaten::  .des-  papstliblieil 
Oeldes,  womtt  er  seinem  Kriegst  und  Sohiffil^ 
Volke  dien  seit  langer  Zeit  rückständigen  Soll 
auszahlen  kozmte.  Nach  der  Ansicht  d^s 
iNunciuSi-von  dör  Dinge  bedenklichem  Zastande, 
sollte  der ;£apst^ '  entweder,  von  den  übrig^ii 
f  ursten  der  "Christenheit .  unterstützt ,  noch . 
^zwey  Mahl  htinderttauseiid'  Ducaten  aufbrin* 
igen ,  worauf  sich  allen  Falls  einige  Hoffnung 
guten  Erfolges  gründen  liess«  oder  gar  kein 
Geld  mehr  senden;  denn  das  wenigere  wäre 
Vfeggeworfen,  das  bisher  gesandte  überflüssig 
.jyenug,  des  .apostolischen  Stuhls  Bereitwillig- 
keit, zur  Hülfe  zu  beurkunden^). 


1 '  ■' » <  \ 


a)  y\iNeque  unüm  habeni  capitaneum  tui  höc  negotium  eomf 

fmmittere  possent»  praetor  Colocensem^  tt  illum  ita  tractaruntS" 

Liter.  A  nto«.  PpM.  de  Burg.  ap.  Fror  P*  I.  p.  228.        h) 

:|jiter«  cittt.  Antoiir.Pull.   de  Bvirg^     fiudae,  dU  Sanctorum 

(Marcellioi    et  I'etrfi   d.  i.    am   a.  Juniua  —   aö  Termuthe  ich) 

1626.   ap.    Pray  1.   c   p.  126  sqq.     Denn  wenn  der   £rxbicchof 

aeiiien  Posten  verlassen  hat,  so- kann  ea  nicht  Yor,  sondern  muaa 

n'vcfii  dete  Landtigei'  welcher  am  10.  May  .endigte  und  worauf 

tFddiorj  achltfefat Ivbandelt  wurde,  geschehen  .aeyn;  alao  nicht 

auf  Phil»ppi  und- Jaoobi,  d«a  ist  1.  M47  wie  -Pray   rermuthety 

bezieht    sich   das  die   Sanctcrum.     Zwischen  den  1.  und  8*  May. 

ist  Jceip  .Dies  'Saactonim  oaehrt   der  hachste 'Brief  dea  Nnnctua 

an  Sadolet  vom  Ai«LMay:bosiekt  aieh  auf  feinen  letaten  vom  8> 


—    486    — 

Von  4em  aus  .  Kirchensilber  gemühzften 
Gelde^  wurde  soglexcli  Johann  Sze^ 
vcf'C.seny,  königlicher  Kämmerer  mit  dreytau* 
sebd  -  einhundert  funfzi«;^  nach  gutem  Münz- 
füae^fuDßsehohunderl  fünf  und  siebzig »Ductf* 
-teo,  als  Sold  für  Kadicsh^  Bossicsh  «ad 
•Faul  B'akicsh^  Haiiptleule  über  lausend  Mank 
jfichiiEsyolk.nBch'Feterwardein  abgesandt*);,  dem 
'PÜatin  . Staphan  ßithory  konnten  auf  AIh- 
•schlag'  seine«  '  Gehaltes    sechshundert  fünf  ncid 

6.Juniua..^l^zigy  dem . Hauptmann  Benedict  KömiyQa 
für  hundert  Mann'  Fussvolk  zu  Temasvar  dier 
iKiidi'mit 'seehishundiert  fünfzig  Ducaten  gviber 
-Münze  bezahlt;  »und  vier  Centnier  Fulreri'aii 
Aterwardeinr  .Vertheidigung  fiir  -sieben  'und 
«eölizig  'Ducaten  gekauft  werden.  .'Aber  ichon 
an  eben  dem  Tage  musste  Feter  Feket^, 
•Bothe  des  Zewriner  Bans,    Johann   Kallny; 

7. /Mniu«.  um  folgenden:  Michael  K  oppiiny/ ßothe  des 
•Coloczer  Erzbisch'ofs,  den  Gelialt  für  ihre 
Herren  verlaogend,  auf  die  Bezahlung  in  Ofen 
•warten**). 

Dringendere'  Ausgaben  yer.<clilangen  so-^ 
gleich     jede     eingegangene      Geldsumme;     am 

31,  May.  Frohnleichnams  Feste  wurde  der  Königliche 
Kämmerer  Niklas  Froznoc-zky  nach  Bohe- 
men beordert ,  um  bey  den  Landherren  und 
Rittern  um  Hülfstrüppen  anzuhahen;  zur  Be- 
streitung  seiner    Reisekosten    eippiing    er  hun-^ 

BkJuniui.  Attt  fünfzig   Ducaten.      Freytag  vor  Barnabae 


I    * 

llij»     Der  hier  angefUtirte  Bnef ,  kann  aUo  aoch  nicht  auf  d« 

tien  diem  Sancturani  awisclien  dem  8.  und  a4.  May  gehören  und 

oaoh    dem  34«  May  ist    kein  dies  Sahctorum   mehr   bia   autai'  su 

Juniua. 

•  a)  Fragment.   Libr!   Rationarii  ap.  Engel    1»  c.  p* 'ä99* 

h)  Fragmeut«  Lib»  K«Ltiont  !•  c.  p«  199.  ao2« 


—  %  -* 

Joha  tiii  ^!B«isi>f  thy    MÜi  <TMalkf«^    mit*' >"  '  ^^i 
auend  rD'bOMfen  «ur  BezftUiiiigtiier.  ^^[<$. 

<we7cW''d«r^:]p(äp.uUchtf  'iNlinÜtti  'inir  1m»^  . 
tkendim     He^rfakrt    ange^oi^blfb  r  'ÜkAtAT; 

Reiise. kostet« 1 2 wey  tihdf-'ii^bKl^  DttotMh 
ig  fflenmw^  Minwach  tla^Mf  Wurde  'd4&  12.  /imim. 
y  th y ,  H crr  Vn  1  e ht i ti  i&.<JiUH bin.  'AH^ 
deri  königliche' 'G^heinifk^eitMf^w««^ 
:e  inacbgVMi^/'  Üm-d|i 'S^dliifl  'dMr  28. /»mW 
iTÜlker'2iu^  bew^eb*)!»  deur  •86fami4ek||Mi 
eil  Wir  ihre  SftutnfteligUifiik'^'bi^kt  eu  iMS 
I  ^*  ^  lieahdieni  Ungarti»  abgeüekenmr  Pfblet 
detii  letalen  Levidtage  d«tm::OI«)ftGl2ier  Bt^ 
F.Siatiti^laui^'  ThüVso  veriitsliert'  hmü^ 
iteiufvhothig,'c)af).$  die  fiSbä^Ml*  teiid  MffkF- 
nele  Marinstchaft  schiökt^Q^^^nijrr  Leute 
viele    Fahnen  wären   erfut^^T^Ubb  j;    dei^k 

d^r  2ia)il  der  ktzteiHi  'berechneten  d^ 
men  ••  de»  gegenüber  stek%)kitlea  feifld^ 
.e«  ^  G4ifg  dotSi'^ie  Verblenduiif«^  »o  >feit> 
gütigere  Herren  vom  Adel-  j^den  Beda«kt<^ 
rn  ftir  des  Väterlandes' Feitid  oderWer^ 
T  erklärten  •  ivolcher  bez^veifeltcj  dtfJis  isi^ 
'eige,  ungläubige,  ;<^cht^cht^  labttscharen- 
^  blcvHs  mit  den  Ringetü/ Welche  flie*-lin 
©im-  trügen,  erdrücken  wurden-^).  Dabejr 
le  in  der  Hauptstadt  .«selbst  gemordet ,' ge^ 
t,  unter  den  Augen  des  Königs  gejül^lf, 
LEt,  um  die'Wetle  auf  fünf,  auf  zeHtf^ 
nehr  Tiirkenköpfe ,  welche  ;feder  abhaueft 
te,  gerecht;  und  diese  Haser^y  <tfls  Fav- 
ismus y    aU    Muth  /    äh    «deiige    Bravhek 


*t*gm.    Lih.    Ration.   1.  c.  p.  io4.  2o4.  208.       h)  Du- 
itt«,  nU.OkrtiiMUg«.  Ltd.  XXXIIK  •  ■    -^  -^'^       ^  ' 


—    i8ß    ~ 

14. /iMi  II«.: :  r     Ersc-Mn  Donnerstage.  hacH  .Yiti  reiste  des 
JKjonig^   Hofberr  .JolianQ  Graf  von  Hardek 
.iu|t •  tausend  fünfzig  Ducaten  nack  Wien,,  um 
;Waffen  ..und    anderes    Feldzeug    einzukaufen; 
lUnd  an  eben  dem  Tage  wurden  dem  Woiwoden 
<   «.^  aMartin  Lukaricsh  und  seinen  Gefährten,  als 
•  Söild   für  dreyhundert  Fussknechte  zu    laicza, 
neunlmndert   fünf   und  siebzig,   als   Kostener- 
..\  .>-  -  aa'tz   und  Wartegeld   für   «deben  Monathe    und 
»wey   Woche»,    dreyhundert   zwey  und  funf- 
,     ^i^  Ducaten  bezahlt«     Zwey  Tage  yorher-  war 
jTnomas  Nidasdy  mit  königlichen  Briefen  an 
•^^n  Erzherzog  Ferdinand,  und  an  Deutsch- 
lands Fürsten  nach  Speyer  abgegangen").    Dort 
.wurde  Montag  nach  Joannis  ein  Reichstag  er- 
öffnet, und  unter  andern  auch  des  Ungriachen 
Königs  Bitte  um  WafFenbeystand    vorgetragen« 
Er  wurde    auf   Ferdinand' s    eifrige  Verwen- 
dung bewilliget  und  versprochen;    aber  weder 
Ein    Mann    noch    Ein    Häller    gesandt.       Die 
Ileichsfürsten    durch    das   Torgauer    Bündniss 
seit  kurzem  vereinigt,   hatten  vollauf  zu  thuo, 
um  unter  dem  Vorwande,    Gottes    Dienst   von 
.Ffaffentrug  zu  reinigen,  Gottes  Wort  von  Pfaf- 
fendruck   zu  befreyen,    sich  dem  weit   hinaus 
berechneten  Bestreben    des  Kaisers    Carl  nach 
souveräner  Herrschaft   kräftig   zu    widersetzen, 
die  zweyhundert  acht  und  achtzigjährige  Spal- 
tung   zwischen  Kaiser    und  Reich    anzufangen, 
und  Deutschlandes  Schicksal,  welches  wir  er- 
lebt   haben,    unausbleiblich  vor:iubereiten ;  das 
Deutsche  Volk  hatte   Martin  Luther  geleh* 
ret:    dem  echten  Christen  gezieme  Unrecht  zu 
leiden;    weder   der  Gewalt  des  Kaisers,    noch 


a)  Fraj;ment.  Lib.  Karton.  ].  c.  p*  aoB«  an* 


Tgend  anderer  verfolgenden  Macht  tu*  wider-- 
(tehen:  wider  den. Türken  streiten, •  beisse  ge-^ 
ren  Gottes  ziichtigende .  Heimsuchung  kam-* 
)fen ;  warum  könne  keine  Heerfahrt  wider  ihn 
glücken,  jede  nur  seine  Macht  verstärken^ 
leine  Herrschaft  erweitern;  und  diess  war  AI- 
eU)  welche  den  pflichtmässigen  oder  den  be-« 
k)Ideten  Waffendienst  scheueten^  recht  zuträg**- 
iches  Gottes  Wort ;  aus.  Deutschland  also  hatte 
Jngarn  keine  Hülfe  zu  erwarten; 

Von  Barnabä  bis  Gervasü  und  Frotasii  zo-ii-*i9./uii« 
Jen  königliche  fiofhen,  Johann:  Fytthor 
lach  Weszprim  und  Sluhlweissenburg  |  um 
iron  den  Capiteln  daselbst  die  ihnen  auferlegte 
bleuer  zu  erheben ,  und  damit  sogleich  dem 
hn  begleitenden  Herrn  Sigmund  Banffj 
Jen  rückständigen  Gehalt  zu  bezahlen;  Jo-^ 
lann  Thomicsh  nach  Gran,  Georg  Bri-^ 
lacsh  wieder  nach  Stuhlweissenburg)  um 
^on  den  Bürgerschaften  beyder  Städte,  dort 
ausend,  hier  drey tausend  Ducaten  zu  fordern^ 
lamit  die  Jaiczer  Huszaren  besoldet  werden 
konnten;  Johann  S^ffär  nach  Colocza, 
Stephan  Fekete  nach  Gran  und  Watzen^ 
um  von  den  Dom -Capiteln  die  Kriegssteuer 
Tür  den  König  einzutreiben  '^).  Andere  Bothen 
sogen  in  eben  diesen  Tagen  mit  königlicheni2— 22./iiii. 
Briefen  in  die  Gespanschaften,  Uriel  Koz- 
tholyäny  nach  Bars,  Trencshin^  Thurocz, 
Liptau,  Arva;  Niklas  £rdely  an  die  Äbte 
v^on  Szekszard  und  von  Batta;  Niklas  Deak 
von  Rahotza  an  das  Fünfkirchner  Capitel,  in 
das  Baranyaer  Comilat,  an  die  Abte  von  Pccsh-^ 
Varad   und   von  Sümegh,   an   die  Herren  Lo- 


a)  Ibid.  1.  c*  p*  207.  ai3.  ax8.  219. 

VI.   TheiK  I9 


renz  hinity^  Valentin  Toruk  und  an 
die  Witlwe  des  Falatins  Emerich  Fer6ny; 
Johann  Acz6i  an  die  Städte  Kaschau,  Epe- 
ries,  Bartfeld)  Zeben  und  Leutschau;  Ste- 
phan von  Nagy-Lak  wieder  in  die  Barser 
Gespanschaft  und  an  den  Abt  auf  Martinsberg; 
Gregor  Deal£  von  Szegedin,  in  die  Gespan- 
achaften  B^kes  und  Bihar,  an  Herrn  Stephan 
Cniky,  an  den  Buchof  und  das  Capifel  von 
Grosswardein ;  Dionysius  Pogrin  in  die  Ge- 
spanscbaft,  an  den  Bischof  und  das  Capitel 
TOn  Neiira:  sie  alle  wurden  gemahnet,  der 
letzten  Reiohsverordnung  gemäss,  unter  Strafe 
der  Treulosigkeit,  Prälaten,.  Herren  und  Adel 
mit  ihren  Banderien  und  Dienstleuten  ^  am 
Feste  Maria  Heimsuchung  auf  dem  Tolbef 
Felde  sich  einzufinden;  Äbte  und  Capitel,  ihr 
W^AFenvolk  zu  senden  •). 

Inzwischen  warSolejman's  Vorfrab  nach 
Belgrad    eingezogen;    der  Donaustrom    bedeckt 
von    seinen    Schiiien,    mit   Volk    und    Kriegs- 
vorrath    befrachtet;    da   wurden  Eilbothen    ab- 
gefertigt an  den  Grafen  Christoph  Frange- 
pani  und  Niklas  Grafen  von  Salm,  um  ih- 
nen  die    oberste    Feldherrnstelle    anzubiethen; 
Hannibal  von  Cy  pern  mit  päpstlichem  Gelde 
nach  Mähren,    um  Söldner  anzuwerben;    eben 
15— 22./Mit.dahin    Johann    Wankony,    um    Packpferde 
einzukaufen;    Bernhard  Baran,    königlicher 
Kämmerer,    und    gleich  hinterher    des  Köoi^i 
Hofmarschall,     Andreas    Trepka,     um   die 
Mährischen  Stände  zur  Absendung    der  Hülfs- 
truppen     anzutreiben;     Kmericus     Bebelc^  j 
Propst   zu   Sanct   Niklas   in    Stuhlweissenbur^i  ; 

I 


a)  Ihidm  1«  €•  p«  aoS.  ai3«  ai4*  117.  aa4.  aaS« 


i 


an  den   Falatin   Stephan  Bithory,   an   des 
Königs   Ober- Mundschenk  Ladislaw  Mor^ 
an    den    Fünfkirchner    BUchof,     Philipp us 
Mor^y   an  die  Äbte  von  FtScshyarad   und  von 
Ssekszard,    mit  dem  königlichen  Befehl,   dem 
SU  Folge  sie  mit  ihrem  Kfiegsvolke  zur  Yer* 
theidigung   de's  Granzgebielhes  und  der  Über^ 
fahrten   an   der  Sawe   unverzüglich   dem   Co* 
loczer   Erzbischofe    zuziehen    sollten  *).     Das 
Reisegeld  für  den  Fropst  Bebek^   zwey   und 
neunzig  Ducatett|  musste  bey  Leerheit  der  kö« 
oiglichen    Gasse,    der   Nuncias    del    Burgio 
Tonchie.Hsen.     Von    dem   Grafen   Salm    kam 
Ablehnung  der  obersten  Feldherm- Stelle,  mit 
Yorschützung    von    Aller   und   Kränklichkeit; 
von  Frangepani   Aufschub  seines  Sntschlus^ 
se.s;  der  Falatin  und  die  übrigen  Herren  moch- 
ten ^m  Befehl  des  Königs,  der  Landadel  ih- 
nen   nicht    gehorchen.      Die  Lage    des  Königs 
war  »chrecklich;  schrecklicher  die  der  klugen 
Königinn,  welche  sie  tiefer  fühlte,  und  bey  ihren 
Einsichten   an   keine  Rettung  glauben  konnte« 
Ausser  der  päpstlichen,  keine  Hülfe  vom  Aus«- 
lande,    nicht  einmahl  von   nahen  Verwandten; 
keine  Unterstützung  von  Vasallen,  kein  Gehor- 
sam   von    Beamten,    kein   guter  Wille   in   den 
Reichssassen,   keine   Finsicht   und  keine  Ein- 
tracht   in    dem  Staatsrathe,    kein  Geld   in    der 
Gasse,    keine  Schiffe   auf  der  Donau,   überall 
nur    dürftiger    Kriegsvorrath ;    in    des  Königs 
Umgebungen    nicht  £in  Mann,    welcher   einen 
Haufen,    noch   weniger    ein    ganzes    Heer   zu 
ordnen  verstand,  nicht  Einer,  welcher   je   ein 
blosses,  mit  Feindesblut  übertünchtes  Schwert 


a)  Tru^mtuU  Lib.  Ration.  L  e.  p.  iia.  aiS.  iiS.  itS.  aaS. 


—    ig*     — 

gesehen  liälle;  und  zu  dem  allen  der  schreck- 
liche Solejman  mit  dreymahl  hunderttausend 
Mann  };cgen  Ungarn  im  Anzüge*). 

19./ttiiuM.  Am  Tage  Gervasii  und  Protasii  wurde  be- 

schlossen, die  Reichsgesammtheit  durch  Her- 
umsendung eines  heutigen  Schwertes  aufzubie- 
then.  \^er  in  älterer  Zeit  auf  solches  Auf- 
geboth  dem  Waffendienste  sich  entzogen  hatte, 
verfiel  in  den  Stand  der  Knechtschaft,  später 
in  Ehrlosigkeit;  jetzt,  setzte  das  blutige 
,  Sthwert  niemanden  mehr,  als  die  Herolde, 
welche  es  herumtrugen,  in  Bewegung.  Für 
fünfzehn  Bx)then,  welche  den  Befehl  dazu  in 
die  Gespanschaften,  an  Magnaten  und  bn  Her- 
ren bringen  sollten,  mussten  die  Reisekosten, 
zweyhundert    acht   und  neunzig  Ducaten,    erst 

23. Junrti«.  aufgebracht  werden;  und  am  Vorabende  Joan*- 
nis  waren  in  allen  Gegenden  und  Provinzen 
des  Ungrischen  Reichen  blutige  Schwerter, 
ohne^Furcht  und  ohne  Rührung,  anzuschauen^). 

26. 27.  Jan.Am  nächsten  Dinstag  und  Mittwoch  gingen 
anch  die  Verordneten ,  mit  königlicher  und 
päpstlicher  Vollmacht  versehen,  ab,  Michael 
(Jsaky  und  Caspar  Szeredy  in  die  Gross-r 
'  M^ardeiner  Diüces;  Michael  Petherdy  nach 
Stuhl weissenburg,  Johann  Deak  nach  Gran, 
um  überall  aus  Kirchen  und  Klöstern  die 
Hälfte  alles  vorhandenen  Goldes  und  Silbers 
in  Empfang  2u  nehmen.  Mehrere  rückstän- 
dige Besoldungen  waren  bereits  darauf  und 
geradezu  nach  dem  Gewichte,  angewiesen.    AI* 


\  ^. 


m)  So  «childert  den  Zustand  der  Dinge  der  beeonnene  Beo* 
baeliter  Anton  Piillco  del  Burgio  in  seinem  Sendschrei- 
ben an  Sadojet  Ofen  vom  19.  Junius  1626.  bey  Praj  £pist 
Viocer.  P.  I.  p.  a43.  ^)•  Liter,  ead.  Au  ton.  de  Burgio 
1.  a.  —  Fragment.  Lib.  Bat.  1.  e.  p.  216-^237. 


I 

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I 

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—  "Sä    - 

e:  Y«r<x^jieten  fanden  alleolhalben  >Vi- 
id.  Der  Versicbening  Ludwig'«,  dasn 
h  dem.Kntse  Alles  reichiicli  erseizcn- 
wurde  nicht  jjejjlaubl;  seiner  Noih 
jffeachtol;  seinen  »escharflen  Gefehlea 
fpl^e  j»eleMlet');  und  wo  noch  etwa»" 
ti  wurde,  dort  {»in^  es  nicht  viel  hes- 
ilt  am  Laureotii  Tage  zu  Leutschau. 
•bin  Verordneten  waren  der  Erlauer 
Ton  SanCt  Peter  und  Herr  Stephan 
■der  Magistrat  liess  sie  herrlich  beivir- 
»  de»  Stadtpfarrer«,  Meister  Sebastian 
al.s  Haus,  und  beschenkte  jeden  mit 
Ubernen  LülTelB.  Dalur  tiessen  s'te  zwey 
'•uzen ,  drey  grosse  Kreuze  und  einigt 
1,  an  Gewicht  hundert  fünf  und  zwan-' 
irk,  aus  dem  Verzeichnis  TiJlIig  weg; 
irin  aufgeführte  Gold  und  Silber  wog 
t  vier  und  sechzig  Mark,  slo  scliiieben 
undert    zwölf,     bestimmten    davon     die  , 

{ür  den  König,  und  liessen  {^eh  diei^es 
in  Verwahrung  der  Leulschauer,  bis 
i»  ausdrücklich  hefehlen  würde,  wenn 
ohin  es  abzuliefern  sey '').  Für  alle. 
,  welche  solche  Vollzieher  ihrer  Ver-- 
ffen ,  entweder  nicht  kettnen  woHeD/. 
.illschweigend  dulden,,  ein  treuer  S|^ie- 
is  Bild  ibres  gewissen  Unterganjjes  dar- 
L  Bcy  dem  ehr-  und  treulosesten  Be- 
der  Üngrlschen  Staatsbeamten  in  des  , 
ndes  gefahrvollster  Lage  darf  es  nicht 
befremden,    dass  selbst  der  Talatin  Bi-^^-^-f"" 


er.  I.ndovici  id  Statu*  et  Ordine«  VandlHni.  DiÖ'- 
"rax  Kpi>t-  Trocer.  P.  I.  stS.  3.S0.  Fragm.  Li  b.  R  a- 
c  t>.  a.^o.  3.11.  33.S.  i)  Sp«cfogcl  Annal.  Con- 
ITagtttr  Aiui*!.  &«rp(u>  P.  IL  p.  UG. 


-    a9*    - 

thory^  der  Bau  Carlowicshy  und  der  zum 
obersten  Feldherm  berufene  Graf  Frangepani 
die  Zahlung  ihres  Soldes  durch  Sendbolhea 
mussten  betreiben  lassen*). 

Unterdessen  hatten   zwej  Mahl  hundert-* 
tausend  Türken   bey  Sanct  Demeter   über   die 
Sawe    sesetzl  und   im  Umfange  einer  halben 
Meile  mr  Lager  aufgeschlagen,   die  HoiFnuBgi 
die  Überfahrten  an  diesem  Strome  zu  behaup- 
ten, war  Terschwunden ;  der  Falatin,  welchen 
man  an    den    Gränzen   in    voller   Waffenarbeit 
glaubte,    sass  in   der   Sümegher   Gespan!»chaft 
auf    seines    Bruders   Andreas    Burg   Babocsa 
an  der  Fussnicht   leidend.      Durch   den    Hof- 
bothe'n,  welcher  ihm  des  Königs  wiederhohlte 
Befehle    gebracht  hatte,   liess   er   melden,   er 
sey  bereit  auszuziehen,   doch  so,    wie  es  dem 
Palatin   geziemt,   an    der  Spitze    eioes   gehörig 
bewaifoeten    Heeres;     Bauernvolk.    köi>nle     er 
nicht   brauchen.      Vorschüsse    im    Dienste    des 
Königs    halten     auch    seine    Gasse    erschöpft; 
Ludwig  möchte  ihm  eiligst  Geld  und  Mann- 
schaft   nach  Mohacsh   senden.     Da   nichts  von 
beyden  kam,    reiste  er  selbst  nach  Ofen,    be- 
schwerte sich  über  die  Dienstverweigerung  des 
Adels    in    den   südlichen    Gespanschaften,    und 
blieb  an  dem  Hoflager  bis  zu  des  Königs  Aas- 
zuge.    Der  Erzbiscliof  Paulus  Tomory  hatte 
nicht  Fleiss,   nicht   Verheissungen ,   nicht  Ge- 
walt gesparet,    um    den    Bacsher    und    Sirmier 
Adel  unter  Waffen  zu  bringen;    Alles  vergeb- 
lich; das  elende  Vonthum  bestand  auf  seinen 
aogemassten  Freyheilen,   nach  welchen  es  un- 
ter keines  andern  Fahne,  als  unter  der  könig- 


a)  Fragin.  Lib.  Ration.  K  e.  p.  aSa— a34« 


—    ag6    — 

liehen^  und  nnler  des  Königs  persohlicher  An- 
führung zuni  Waffendienste  verpflichtet  seyn 
wollle.  T  o  m  o r y' s  ganze  Kriegsmacht  bestand 
aus  tausend  Reitern  und  fünfhundert  Manli 
FussYolk,  welche  ihm  der  Papst  gesandt  hatte. 
Des  Feindes  Absicht  ging  auf  Peterwar- 
deiD,  der  Platz,  heute  fast  unbezwinglich,  war 
damahls  nur  wichtig,  doch  nicht  so  fest,  dasa 
er  sich  leicht  behaupten  liess.  Die  Stadt  liegt 
auf  der  flachen  niedrigen  Erdzunge,  welchie 
die  Donau  in  ihrer  Wendung  Ton  Südwest  ge- 
gen Südost  bildet;  yor  derselben  waren  ntur 
noch  wenige  Aussen  werke  und  Wälle«.  Die 
breit,  tief  und  reissend  vorbeyströmende  Do- 
nau litt  in  jener  Zeit  weder  steinerne  noch 
hölzerne  Brücke.  Die  Festung  auf  dem  Fel- 
senberg in  Fjelsen  gehauen,  liegt  hart  am  Ge- 
stade des  Flusses,  welcher  so  wie  die  Stadt 
Ton  ihr  beherrscht  wird.  Die  Stadt  konnte 
schon  damahls  nur  von  östlicher,  die  Felsen- 
burg nur  von  östlicher  und  südlicher  Seite  an- 
gegriffen werden;  ein  AngriiF  von  der  Wasser- 
seite war  nicht  zu  befürchten.  Befehlshaber 
des  schwach  besetzten  Platzes  war  George 
Sohn  des  Benedict  Alapy.  Tomory  ver- 
langte von  (Jfen  Yerhahungsbefehle,  ob  er  mit 
seinen  wenigen  Streitkräften  sich  dem  Feinde 
Preis  geben,  ob  er  von  Peterwardein  abzie- 
hen ,  ob  er  dem  Könige  zuziehen ,  oder  was 
er  sonst  thun  sollte.  Wie  kein  Geld,  so  war 
auch  selten  guter  Hath  an  Ludwig's  Hofla- 
j^er;  der  Staatsrath  war  grössten  Theils  aus 
einander  gegangen,  die  zwey  oder  drey  zu- 
rückgebliebenen konnten  zu  keinem  Entschlüsse 
kommen.  Statt  aller  Weisung  kam  ein  Hof- 
herr mit  zweyhundert  Huszaren,  um  den  Bacs- 


—    agö    — 

■Lor,  BodrogWy  Barahyaer  und  Sirmier  Adel 
-£ur  Bewaifaung  anzustrengen.  Allein  wo  des 
Erzbischots  Ansehen  nichts  wirkte ,  wusste 
man  auch  zwey hundert  Huszaren  in  gefälliger 
.Höflichkeit  zu  erhalten,  und  artig  abzufertigen. 
Zweckmässiger,  nur  zu  spät,  war  der  von 
einem  Unbekannten  eingesandte  Vorschlag,  dem 
SU  Folge  der  König  dem  Siebenbürger  Woi- 
den  Johann  v.on  Zapolya  befehlen  sollte, 
in  Verbindung  mit  lladul,  Woiwoden  der 
Walachey,  entweder  Solejman's  Heer  im 
Rücken  zu  überfallen,  oder  einen  Streifzug 
durch  Bulgarien  und  Thracien  zu  unterneh- 
men. Der  Vorschlag  schien  anfänglich  ver- 
dächtig, weil  ihn  Zäpolya,  an  dessen  Treue 
und  Redlichkeit  man  zweifelte,  ausführen  sollte; 
als  aber  der  Graner  £rzbLsoho(^  Ladislaus 
Szalkän  die  Sache  bililgle,  wurde  Urban 
Batthyäny  mit  dem  ßefelil  der  eiligsten  Voll- 
ziehung an  Zapolya  abgeferllgt.  lladul  war 
der  Ungrischen  Überherrlichkeit  getreu  crge- 
25.  Junius.hen^  und  noch  am  Dinstage  nach  JoannLs 
war  sein  Abgeordneter,  Johann  Szalanczy, 
mit  geheimen  Nachrichten  bey  dem  Könige^}; 
wahrscheinlich  ist  sogar,  dass  der  Vorschlag 
entweder  yon  Radul  selbst,  oder  von  Sza- 
lanczy kam;  allein  Zapolya  rechtfertigte 
den  Verdacht  wider  sich,  dass  er  Nichts  that, 
80  lange  noch  Zeit  war  £twas  ^u  unternehmen; 
gpäterhin  musste  Radul  zum  Geissei  für  seine 
Treue  gegen  die  Pforte,  seinen  einzigen  Sohn 
in  des  vorsichugen  Solejman's  Lager  senden^). 


a)  Fragment.  Lib.  Ration,  1.  c.  p.  'j5o,  ft>  Liter.  Ant. 
Pull,  dv  Uurgio  ad  Sadolct.  Dudae  3o.  Junii  1026.  ap.  Prof 
Epitt,  Prncer.  P.  1.  p,  aoi.  Stephan  Broderic.  Deicript. 
Ciadia  Mohäua, 


—    ^97    —       ^ 

Am   Feste   Maria  Heimsuchung  ^   an   dem  2.  JuU'ut. 
Tage,  da  die  gesammte  Ungrische  Reichsmacht^ 
drey  Mahl,    durch   den   Reichaschlu^s,    durch 
eigene  Böihen,  und  durch  Herumtragung  blu-*. 
tiger  Schwerter,    aufgerufen,  auf  dem  Tolner 
Felde   schlagfertig    stehen    sollte,    aber    noch 
nicht  ein  Mann  daselbst  stand,  zog  Solejma:ifc 
nach  Belgrad   ein:    und    der  König   sass   noch 
auf  der  Ufener  Burg,  in  wehmiithiger  Geduld 
des  Geldes  harrend,  welches  aus  karglich  ein- 
geliefertem   Kirchensilber     gaschlagen    werdeli 
sollte;  und  ängstlich  erwartend,  wer  etwa  von 
Fralaten  und  Magnaten  mit  Kriegsvolk  ankom* 
men  dürfte,  um  ihn  auf  die  Heerfahrt  zu  h^- 
fileiten  *).       Sonntag    nach    Margaretha    gegen  I5w  JuUm. 
Mittag   bestürmten    die   Osmanen    zum    ersten 
Mahle  die  untere  Stadt  Peterwardein ,  und  die 
gegenüber   liegende,    jetzt  Neusatz    genannte 
Schanze   zugleich.     Jene   vertheidigte    Georg 
Alapy  mit  der  Besatzung;  diese  Paulus  To-- 
mory  mit  vierzig  kleinen  Kähnen;  an  Mann-« 
Schaft  hatte  er  noch  nicht    mehr,    als    tausend 
Reiter     und     dreytausend     Mann      ungeübtes, 
schlecht  bewaffnetes  Landvolk;  der  Feind  hun-^ 
dert  Kähne,  und  drey  und  zwanzig  dreyrude- 
rige  Galeeren.     Bis  zum  Einbrüche  der  Nacht 
wüthete  auf  beyden   Plätzen   der  Kampf.      An 
den  Stadtmauern    wurden    über   tausend   Janit^ 
scharen    getödtet,    von    der   Schanze   aus  Eine 
Galeere  in  Grund  gebohrt ,  mehrere  feindliche 
Kähne    genommen,    die   Mannschaft   niederge-o 
macht,     wobey     Toniory    nur     acht     Mann, 
Emerich  Czybilk,  Hauptmann  der  Reiterey, 


a)  Liter.  Ant«  Fall«  de  Burgio  Budae  8.  Jul*   i526.  1«  o. 


—    ag»    — 

.  min  Pferd  rerlor.  Dem  ersten  Glücke 
•  trauend  y  hielt  der  Erzbischof  in  der  Nacht 
■och  Krtegsmth.  Man  berechnete  die  gerin« 
Cen  Streitkrifce  gegen  des  Feindes  überlegene 
Macht,  und  beschloss  die  Schanze  zu  yerlaa- 
aen.  Mit  Tages  Anbruch  zog  sich  Tomorj 
an  die  Palanker  Fuhrt  hinauf« 

16./aftZiiM.  Am  folgenden  Tage  wichen  die  Osmanen 

so  weit  Ton  der  Stadt  zurück ,    dass  die  Be- 
satzung ohne  Gefahr,  aus  der  Donau  sich  mit 

17.  JmliuM.  Wasser  versorgen  konnte.  Dinstag  Mittag 
wurde  der  Sturm  zum  zwejten  Mahle  mit 
nicht  besserm  Glücke  versucht,  der  Besatzung 
schweres   Geschütz    streckte    die   Janitscharen 

!••  JtUitf.  haufenweise  hin.  Mittwoch  steckte  der  Feind 
Futak  und  die  an  der  Donau  liegenden  Dorfer 
in  Brand,  begann  die  förmliche  Belagerung, 
und  besclioss  die  Stadt  von  vier  Seiten.  Nach 
Tomory's  Kenntniss  konnte  sie  längstens 
durch  zehn  Ta«{e  sich  behaupten ;  diess  mel- 
dete er'  dem  Könige  durch  den  Bosner  Bi- 
schof Georgius  vonPaliszna,  und  verlangte 
zehntausend  Mann  Fussvolk,  womit  er  des 
Grossherrn  Schitfsmacht  aufreiben,  die  Peter- 
wardeiner Schanze  wieder  erobern,  und  die 
Stadt  entsetzen  wollte;  müsste  er  ihm  aber 
diese  Hiilfe  versagen,  so  wäre  die  höchste  Zeit, 
um  von  Solejman^  auch  unter  den  härtesten 
Bedingungen,  selbst  unter  der,  eines  jährlichen 
Tributes,  bis  auf  günstigere  Zeit  sich  Waffen- 
stillstand zu  erbitten.  Wahrscheinlich  würde 
er  ihn  gewähren,  da  des  Feldzuges  Verlänge- 
rung ihn  bald  mit  Mangel  an  Lebensmitteln 
drücken  müsste,  sein  Ehrgeitz  an  dem  bewil- 
ligten Tribut  hinlängliche  Befriedigung  ge- 
wänne:   Leider   dass    es    mit   Ungarn   so  weit 


gekommen  ware^  docli  aach  seiner  klaren  An- 
sicht von  den  Dingen  ^  könnte  er  dem  Könige 
keinen  andern  ^  noch  bessern  Ralh  ertheilenM«. 
Gern  hätte  ihn .  auch  der  König  und  sein  klei-. 
ner  Staatsrath  angenommen ;   aber  sie  fürchte- 
ten des  Adels  Uaeufriedenheit,  und  die  Wuih 
der   Lungen  <-  Helden,    welche    taglich    unter 
-wildem  Zetergeschrey    auf  >aUcn  -Stl^assen  und 
Plätzen  Ofens  ihre  Säbel  an  den  Steinen  wetz«* 
ten^    um    mit  dem,    was  ihnen  mangelte ,    mit 
Muth  und  Vaterlandsliebe,  wenigstens  zu  prah-^    v 
len.      WirklichlDs,    geübtes    Waffen volk    hatte 
Ludwig   um   diese  Zeit  zu  Ofen  noch  nicht 
tausend  Mann  beysammen;    er  war   daher  un- 
vermögend dem   JSrzbischöfe  zehntausend   zu- 
zusenden.      Dagegen     wurde     Stephan    Ba-   « 
thory,  aus  dem  Hause  Somlyo,  eiligst  nach  19. /»Zum 
Siebenbürgen  abgefertigt,    mit   des  Königs  ge- 
messenstem   Befehl,    dem   zu  Folge,    Johann 
von  Z^polya    mit  der  gesammten  Macht  sei-^ 
ner   Provinz    aufbrechen,    unter    Weges    alle 
-waffenfähige  Mannschaft  an    sich    ziehen,   und 
bey    Tolna   mit    dem    königlichen    Heere   sich 
•vereinigen    sollte  **)•       Am    fünften    Tage    war 
Bäthory    zu    Klausenburg    eingetroifen ;    von. 
dort  über  Lugos,  Temesvir,  Szegedin  und  Ha- 
lasz  bis  Tolna  sind  drey  und  sechzig  Meilen;  . 
hätte  Zapolya^sich  sogleich  auf    den  Marsch 
gesetzt,  zwey  Tage  hinter  einander  jedes  Mahl 
nur   fünf    Meilen*  gemacht,    jeden  dritten  Tag 
geruhet,  so  konnte  er  zu  Laurentit,  spätestens 
zu  Maria  Himmelfahrt  bey  Tolna  eintreffen. 

Endlich   am    Freytage   vor   Maria   Magda-  20.  JuUu 


a)  Liter«   Ant.  Poll.   de  Burgio   Buda«  aa.  Julius.  L  e» 
p.  a65  «qq.        h)  Brodtric  1.  c. 


—    3oo    — 

leua  tog  der  König  •  aus  der  Hauptstadt  ^  in 
kleinem  Gefolge  Ton'  Prälaten  und  Magnaten^ 
mit  zireytansend  fünfliundert  Mann,  von  papst^ 
liehen  Hülfsgeldem  angeworbenem  Fussrolke; 
tausend  Huszare«  der  Königinn,  und  fiunf- 
ktindert  Reitern. des  Graner  Kratbischöfs.;  -alae 
ikicht  einmahl  dtf  höch3te  PrSlat  des  Ungii« 
sehen  Reichcäi  hakte  seine  pftichtmassigen  anrejr 
Banderien  Tcdlzahlig  im  Stande!  Ludwig's 
erster  Marsch  ging  nur  bis  Erd ;  dort  verweilte 
er  zwey  Tage,  verlor  sein  liebstes,  völlig  g»*' 
Sundes  Pferd  durch  plötzlichen  Tod',  sah' 
schlimme  Bedeutung  des  Vorfalls  in  unglicki-i 
schwangerer  Zeit,  und  nahm  auf  der  Insel: 
Csepel  zum  letzten  Mahle  von  der   Königuuv 

aS—sa/ftZ. Abschied«      Zu    Eresin    blieb  ;er    vier   Ti^e^ 
des  Zuzugs  einiger  Prälaten  und  Magnaten  har- 
rend;   aber  niemand   kam,   als    Andreas  Bil- 
;  th6ry,    des   Palatins  Bruder,   aus   dem  Hause 

Ecsed,    mit    einigen    Haufen    seiner   Dtenst- 
t  mannen.     Von    dort  aus    sandte   Ludwig  den 

PalatLQ  nach  Tolna,  um  den  Adel  der  Tolner, 
Sümegher,     Szalader    und   Baranvaer   Gaspan- 
sohaften    aufzubiethen ;    bey    des  Königs  An- 
kunft  daselbst  sollte  kein  Landlierr   fehlen. 
Vier  Meilen    weiter^   am   rechten    Donau-> 

27. /ift^,  ufer ,    bey  Pen  tele,   wo   in  alter  Zeit  Römi- 

a)  So  berichtet«  Ant«  Palleo  del  Bnrsio  am  aa«  Jnliu 
Btch  i«oni:  ^,di  ptii  tanto  ho  travagUatCy  che  no  fatta  usirt 
ffla  Maesta  del  Re  da  Buda  a  li  XX,  di  tf netto  fa  Im  prim» 
^fOllogiamento  dua  miglia  lontano  di  qui  ovc  e  $tato  in  ßnM 
^,ad  hogi.*^  0er  Italische  Text  ^tcht  bey  Roriar  Hist.  JSpitc 
QEccI.  I .  V.  p.  i47«  Nach  Brodericshs  Bericht,  wSr«  dar 
König  erat  den  a4.  Juliua  auf|;esogen,  weil  aber  del  Burgio 
grÖsaten  TheiU  aeineti  Bemühungen  dea  Königs  Aiilaug  atiacbreibr, 
und  deaaen  Aufenthalt  in  Erd  bestimmt aufden  as.  Jnliua  beachrSokt» 
ao  wollten  wir  lieber  dem  ruhigen,  beaonnenen  NuDclua,  als 
dem  durch  die  Lage  der  Dinge  gewiaa  sehr  gejfngatigten»  Biithia 
tecatreuten  Rciohakapiler  Broderieah  in  acsner  Angab«  toJIgea» 


—      OOl      — 

sehe  Pfeilschützen  standen,  und  der  Ott  I fi- 
te reis  a  hiess,  traf  der  König  Herrn  Ste- 
-phan  Bäthory  von  Somlyo  mit  Georg^ 
fidcsy,  Johann  Z^polya's  Geheimschreiberp 
^welcher  meldete^  der  Woiwod  hätte  vierzig^ 
tausend  Mann  in  Bereitschaft,  wüsste  jedoch 
nicht,  wie  er  sich  bey  des  Koni;;»  wechseln** 
den  und  widersprechenden  Befehlen  zu  ver^ 
halten  hätte.  Zuerst  wäre  Caspar  Horvath 
TOn  Wingarth,  königlicher  über  -  Truchsess^ 
j;ekominen  mit  der  yVcisung,  dass  er,  ohne 
Verzug  nach  Ungarn  aufbrechen  sollte.  Gleich 
darauf  wäre  Urban  Batthyäny  erschienen  mit 
dem  Auftrage,  entweder  den  Gross- Sultan 
im  Rücken  anzugreifen,  oder  mit  dem  Woi^ 
woden  von  der  Walachey  nach  Bulgarien  ein-« 
zufallen.  Jetzt  hätte  ihm  Stephan  ßathory 
von  Somlyo  den  Befehl  überbracht,  sich  au- 
genblicklich gegen  Tolna  auf  den  Marsch  zu 
setzen.  Er  wäre  bereit,  hinzuziehen,  wohin 
der  König  ihn  rufen  möchte;  er  selbst  müsste 
seine  Vereinigung  mit  des  Königs  Heermacht  für 
das  Zuträglichste  halten,  da  es  zu  Angriifen 
des  Feindes  im  Rücken  schon  zu  ^spät  wäre, 
und  Sole j man  von  der  Treue  des  Walachi- 
schen Woiwoden  durch  dessen  einzigen  Soh- 
nes Abforderung  zum  GeLssel  sich  bereits  ver* 
sichert  hätte.  Damit  er  nun  zuversichtlich 
handeln  könnte,  sollte  Ludwig  den  früher 
durch  Batthyiny  übersandten  Befehl  förm- 
lich widerrufen. 

Diess   that   der  König   im  nächsten  Lager  TB.  JuUu». 
zu  Földvir   öiFentlich  im  Kriegsrathe,    Zapo- 
lya's  Bothen  entlassend  mit  mündlichem  und 
schriniichem  Befehl,  Kraft  dessen,  bey  Ansicht 
desselben ,  der  Woiwod ,  der  Siebenbürger  Bi« 


—    3o3    — 

ftcliofy  Jotniies   Goszionyi,    die    Adelig»- 
ftammtheit,  die  Sachsen  und'  die  Sz^kler  unter 
Strafe  der  Treulosigkeit  unverzüglich  sich  auf- 
machen ^    nach   Tolna   ziehen,    Johann   toh 
Zäpolya   nicht    nur  den  Adel,   sondern  auch 
alles  Landvolk  unter  Weges  ausheben  ^  und  in 
das  königliche  Lager  mitbringen  sollte.    Georg 
Bdcsy   erhielt  noch   die    besondere   Weisung, 
auf  der  Heimreise    sich  nirgends    aufzuhalten* 
und  um  Alles  desto  kräftiger  und  schneller  zu 
bewirken,    wurde  ihm  der  Ofener  Propst  und 
königlicher   Geheimschreiber  Joaifnes  Stati- 
lep,  scharfsinniger  und  gelehrter  Mann^    mit- 
gegeben.     So    wenig   durchschauete    auch  nur 
ein  einziger  Mann  tu  Ludwig's  Umgebungen, 
dass   Zapolya's   Bothschaft    leere    Ausflucht, 
dass    der   Propst   Statileo    nicht   nur  Zipo- 
lya's   und   Werböczy's    Partey ganger,     son- 
dern im  königlichen  Staatsralhe  auch  ihr  Kund- 
schafter   war*).      An    Petri    Kettenfeyer,    dass 
ist  längstens    in  fünf  Tagen,    konnten    B^csy 
und    Statileo    zu  Klausenburg  anlangen;  Jo- 
hann TOn  Zäpolya  am  folgenden  Taga  auf- 
hrechen,    und    nach    dreyzehn    Marsch-,   füaf 
Ruhetagen   an    dem  Feste  des   heiligen  Königs 
Stephanus     in    L  u  d  w  i  g'  s     Lager    einziehen. 
77.  jiugMtiD'ie  Siebenbürger   yernahmen   des   Königs  Be- 
fehl,   diess    Mahl     mehr    des    bedrängten  Va- 
terlandes ängstlichen  Ruf;  aber  niemand  folgte 
ihm;  Johann  vonZapolya  war  unerschöpf-- 
lich  in  Vorwänden,  seinen  Ausmarsch  zu  rer- 
zögern^);     und    die    Sächsische    Gesamnitheit 

a)  Thurnichwamb  bey  Engel  Gesch.  cles  Ungr.  Reidii. 
ThI.  I.  S.  198.  b)  Wa«  verdiente  ein  Feldherr»  welcher  un- 
ter solchen  Umständen  also  handelte,  wie  wir  diesen  Mann  bis- 
her, und  selbst  in  dem  |(egeuw5rüsen  enttcheidendea  AuaeaUidi: 


[ 


—    5o5    -- 

Mliian  kein  Vaterland  melir  zu  haben  |  seit 
dem  kirchliche  Unduldsamkeit  den  Gemiilhem 
ihrer  Genossen  Gewall  angethan  hatte. 

Noch    waren    Bdcsy    und   Statileo    tu, 
Foldvär,  als  die  Bothschaft  ankam,  Stadt  und 
Festung  Peterwardein ,  mit   ausserster  Anstren-*- 
gon^  yertheidiget^  sey  endlich  überwältiget,  die 
tapfere   Besatzung  in   Solejman's  Gegenwart 
Biedergehauen,  Ujlak,  und  Krdöd,  am  £ibflusse 
der  Drawe  in  die  Donau,  zur  Über^^abe  aufgefor- 
dert worden.    Sogleich  wurden  Königliche  Bo- 
then  in  alle  Gegenden  um  freundschaftlichen  Bey^^ 
tttind  und  um  pflichtmässigen  Dienst  ausgesandt; 
Propst  LadislausMacedoniay  nach  Ofen  tth 
die  Königinn,  sie  sollte  bey  ihrem  Bruder  er- 
ligste Sendung  der  vers{^rochenen  Reichshiilfe; 
in  Böhmen,    schnellen    Zuzug    der    auf  ihre 
Kosten   angeworbenen   Söldner  betreiben;    ein 
anderer    Botlie    an    Thomas   Nadasdy    lüit 
TolLständigem  Berichte  von  Peterwardeins  Ver- 
lust, Ton  Solejman's  ungeheurer  Heermacht, 
von  Ungarns  Noth  an  Maniischaft,  Geld,  Pul- 
ver,  Büchsen,  schwerem' Geschütze;    er  sollte 
die,     durch   vorgewendeten    Eifer    für   Gottes 
Wort     und    -reines    Christenthum     getrennten 
Fürsten    Deutschlandes    wenigstens    zu  einigem 
Beystande  christlicher  Liebe  und  Barmherzig- 
keit bewegen.     Unweit  Stuhlweissenburg,  hiess 
es^   stände    Georg   von   Zapolya    mit   fünf- 
tausend Mann;   er  wurde    einberufen.     Früher 


liniMn  geMhen  liabeni  ron  tefnem  Könige,  von  seinen  Zeit- 
§e0OMen  und  Ton  4er  Kachwelt  ?  — «  Und  dennoch  gibt  99  heute 
noch  Ungern,  ja  sogar  Ungritche  Hiaton'ographen ,  welchen  der 
▼erabscheunngiwÜrdige  Nähme  J o h a u n  Z^apolya,  mehr  gilt, 
alt  Wahrheit  und  Recht;  und  nicht  errörhen  des  gottlnacn  lle» 
atrebent,  diesen  Mohrvn,  Aiou  allen  Acten  und  Urkunden, 
weist  an  wMdteiu 


hatte  Fr an'ss  Batthydny^  Bau  von  Dalmatien^ 
Croatien  und  Slawonien,  Ton  Ludwig  drin- 
gendst  aufgefordert,  Croatiens  Landherren  zu 
Racha  versammeh;  Christoph  Frangepani 
und  Johann  Garlowicsh  Torquati  unter^ 
stützten  seinen  Antrag,  welchem  gemäss  der 
König  während  des  Krieges  monathlich  mit 
drey tausend.  Ducaten  unterstützt  werden,  der 
gesammte  Adel  der  Provinz  mit  dem  fünften 
Theile  des  Landvolkes  persönlich  aufsitzen, 
jund  am  Jacobi  Tage  dem  königlichen  Lager 
zuziehen  sollte« 

Unterdessen  hatte  Paulus  Tomory  seine 
noch  übrigen  Scharen,  zweytausend  Mann  Bei'*- 
terey,  bey  Bezdän  über  die  Donau  geführt^ 
und  längs  dem  rechten  Ufer  des  Karasso, 
{Kdrdsitza)  zwischen  Monoster  und  Bodola 
sich  gelagert.  Tausend  Mann  Fussvolk  und 
ein  Haufen  Reiter,  womit  er  Peterwardeins 
Besatzung  verstärkt  hatte,  waren  bey  Über- 
gabe der  Festung  niedergemacht  worden.   ,  An 

1.  AuguMt.  Petri  Kettenfeyer  war  auch  schon  Ujlak,  Wu- 
kovär  Dalya  und  Erdöd  in  Solejman's  Ge*- 
walt.  Bali-Be^  stand  mit  zwanzi^^tausend 
Mann  vor  Eszek,  um  den  Übergang  über  die 
Drawe  zu  erzwingen.  Die  Nachricht  davon 
erhielt  Ludwig  in  Paks,  seine  Umgebungen 
drangen  auf  weiteres  Vorrücken;  und  am  Feste 

e,  Augutt.  der  Verklärung  Christi  geschah  es.  Unter 
Weges,  aus  Duna-Szent  György,  schrieb  der 
Reichskanzler  Stephanus  Brodericsh  an 
die  Königinn:  „Er  wisse  in  der  schrecklich«- 
„sten  Verwirrung  der  Dinge  selbst  nicht  mehr, 
„wozu  er  dem  Könige  rathen,  welche  Ent- 
„schlüsse  dieser  fassen  sollte;  Alles  sey  zu 
y^spät^  König   und  Reich  am  Rande  des   Ab* 


9r 

9> 


—    3a$    — 

gründen.     Er  vermöge  wenig  oder  gar  nichtSy' 
denn    im  Gefolge   des  Königs  wäre  nicht  ein 
^^Einziger,    welcner    mit    ihm    gleich    dächte« 
,,Sie  würde  erstaunen,    wenn    sie  den  Berath- 
,,schlagungen    befy wohnte,     fast    alle    glauben^ 
,,(liegen  zu  können  ohne  Flügel,  und  erklären 
„ihn^  weil   er   behutsamer   spreche,   und   zur 
„Bedachtsamkeit  rathe,    für  engheifzig^   klein* 
„müthig    und   feige.      Gott    gebe,    das»   seine 
„Verzweiflung    üngegründet    sey.      Alle    ihre 
„Vorschläge  seyen  entwfder  nicht   ausführbar^ 
„oder  führen  geradezu  in  Verderben;  sie  mö- 
„gen  ihre  Einfälle  wirklich  für  das  Zuträglich- 
„ste  halten,  und  er  wolle  nicht  glauben,  dass 
„sie    des  Königs   Untergang  yorsätzlich  beför- 
„dem,  dennoch  werde  er  nicht  ablassen,  auch 
„mit     seines    Hauptes   Gefahr   für   des    Königs 
„Sicherheit    zu   reden.     Die  Königinn    möchte 
„festen,    standhaften   Muthes    seyn ,     und     auf 
„Gott  vertrauen,  welcher  den  König  nicht  ver^ 
„lassen    werde.      Sie    solle    in   Ofen  bleiben, 
„denn    ihre    Entfernung    aus    der  .Haupts^tadt 
„dürfte   ein  allgemeines   Flüchten   veranlassen« 
Auf  ihn  könnte    sie  sich   verlass.en,    dass    er. 
die  Wahrheit  ihr  nie  .verhehlen  werde;  •)". 
Am  Abende    des  Festes  ritt  Ludwig  mit 
etwas    mehr    als    viertausend    Mann    Kc^iterey, 
auf  dem  Tolner  Felde  ein;    dort   empiiog  ihn 
der  Falatin  mit  den  Scharen,  welche  ps|ch  un- 
terdessen da  gesammelt   hatten.     Der  Ruf  von 
seiner    Ankunft    setzte  .die    benachbarten    Ger 
spanschaften  in  Bewegung.     Georg   von  Zh- 

polya.kam   mit  4i*ej^^adert,   theils  leuchten, 

•  ■    _ . 

a)  Liter.   Steph.   Bro'deriei  ad  itegin.  de  6.  Auguit.  apü 
Pn^  Kpi»t«  Piocer.  P*  I.  p.  26^. 
VI.  ThaiL  20 


»9 


*-    9o6    — 

ihetls'  ^ehambcliteti  Reitern ,  und  zwölfliun- 
dert  Büchsenschützen;  Hah'nihal  von  Cy- 
pern  und  Johann  Baylathy  brachten  vier- 
tausend Mann,  auf  päpstliche  Kosten  angewor- 
benes Fussvolk,  auserlesene^  starke,  gut  ge- 
rüstete Leute;  Leonhard  Gnojenszky, 
als  berühmter  Lagermeister  ron  dem  Nuncius 
del  Burgio  in  Sold  genommen,  fünfzehn- 
hundert Fohlen;  die  Bischöfe,  Paulus  War- 
day  von  Erlau,  FrancTscus  Pereny  von 
Grosswardein,  einige  andere 'Prälaten  ihre  Ban- 
derien;  mehrere  Magnaten  und  Landherren 
ihre  Dienstmannen;  Alexius  Thurzo  und 
der  Weszprimer  Bischof  T ho m a s  Szalahäzy 
vrurden  nach  Ofen  zum  Schutz  und  Dienste 
der  Königinn  zurückgesandt;  ihr  zum  Tröste 
var  auch  der  Nuncius  del  Burgio  in  der 
Hauptstadt-  geblieben« 

-  ■  T&glich  wurde  hiin  zu  Toi  na  Rath  ge- 
haltei  5  tras  zu  thun  sey.  Der  Reichskanzler 
Brod«ricsh  und  mit  ilim'  die  Einsichtsvoll- 
sten erklarten,  starke  Besetzung;  der  Drawe, 
um  den  Übergang  dem  Feinde  zu  verwehren, 
für  das  Zuträglichste;  dazu  wurde  dem  Pala- 
tin  eine  Anzahl  Magnaten  und  Landherren  mit 
ihren  Leuten  angewieseö.  Allein  die  allge- 
meine, laut  ausbrechende  Unzufriedenheit  ver- 
weigerte den  Gehorsam^  und  hintertrieb  die 
Ausfüfa%^ng.  „Wir  haben  kein  Vaterland 
mehry^*  so  rasten  die  Verblendeten,  „sobald 
„unsere  Freyheiten  utrd  Vorzuge  gekränkt,  ver- 
„leftzf/' aufgehoben  werden.  Wir  haben  von 
„unsenif  Vätern  gelerfit,  nifcht  achterid  des 
„Lebens,  in  die  überlegenste  Anzahl  der  Feinde 
^eiM.udripgen,  zu  kämpfen,  'ZU  sterben;  nur 
P^Eines  soll  uns   niemand  gebicthen,    dass  wir 


I » 


—     3o7     '— 

unter   anderer  Fahne ,   als  unter  der  konigli* 

„chen  fechten.     Von   jeher  war  es  der  Üngri- 

„sehen  Könige   höchster  Ruhm,    dass    sie,   als 

„die    obersten  Feldherren    des  Adels,    an  des- 

„«en  Spitze  sich  persönlich  dem  Feinde  liegen 

über  stellten;    das^  von  jeher \des  Adels  Stolz^ 

„Khre  und  Belohnung,  dass  er  keines  Andern 

„Befehlen,     als    den    königlichen     gehorchen^ 

„keinem    andern  Panier,    als   dem    des  Königs 

„auf  den  Kampfplatz  folgen   durfte*)". 

Diese   Gesinnung,    an   jedem    der   fol- 
genden Tage   lauter   sich   aussprechend,   nicht 
Paulus  Tomory,  entschied  das  Unglück  des 
Mohacsher  Tages.     Aufgebracht  antworttete  der 
König:    „Mit    Schreck    und  Entsetzen    erfahre 
„ich,    alle    Zucht,    Ordnung,    Bescheidenheit 
„und  Klugheit  seyen  aus  den  Heerscharen  der 
„Untrem   verschwunden;    Alles    neige  siqh    zu 
„unvermeidlichem  Verderben  und  Untergänge; 
„Feigheit   und  Trägheit   verkriechen  sich  hin- 
„ter    den    Eifer    für    Rechte,    Freyheiten    und 
„Vorzüge,  auf  die  Gefahr  meines  Heils   suche 
„jeder  sich    seine  Haut  zu   sichern.      Wohlan 
„ich  bin  gekommen ,    um    mich  selbst  für  des 
„Reiches  und  eure  Wohlfahrt  der  Gefahr  bloss 
„zu    stellen;    und    damit  Niemand    seine   Feig- 
„heit   mit   meiner  Sorgfalt   für  Selbsterhaltung 
„bemänteln    könne,     will    ich    morgen    unter 
„Gottes    Führung    in    Person    mit    euch    dahin 
„ziehen^  wohin  ihr,  ohne  mich,    meinen  Be- 
„fehlen  zu  gehorchen,  euch  weigert." 

Am  Vorabende   Maria  Himmelfahrt   brachi4.  ^««„^ 
er   vom    Tolner   Felde    auf   und   kam  Abends 

a)    BroHericus   1.   e*  Brutus   IJist.  Hunf.  MS.  ap.  P^^jr 
Aii»«l.  I*.  V.  p.  i«'5. 


—    5o8    — 

16.  ^a^M«t.Tor  Szekszard,   in   zwey   Märschen   bey   Batta 
an^  einige  Bothen  waren  vorausgegangen,    um 
das  in  Dörfern  und  Marktflecken  zerstreut  lie- 
gende Kriegsvolk   zu    sammeln   und    dem  Kö- 
.nige  zuzufiihre.n;   der  Bischof  Georgius  yon 
Faliszna  ,      um     den      Coloc^er     Erzblichof 
.aus   seinem    Lager  ,     nach    Batta     abzuhohlen. 
Dort    wurden     die    Berathschlagungen    fortge- 
setzt,  und    endlich  auch,    was   längst    gesche- 
hen sollte,   auf  Ernennung  der  obersten  Feld- 
herren   Bedacht    genommen.       Heimlich    und 
einzeln  erforschte  Ludwig  das  Gutachten  der 
Prälaten  und    Magnaten;    die    grosse    Mehrheit 
der  Stimmen  vereinigte   sich  für  Paulus  To- 
mory,    die    übrigen  für  den  Zipser  Erbsfrafen 
Georg    von    Zapolya.      Bey  de    widersetzten 
sich  aufrichtig  und  nachdrücklich  ihrer  Erwäh- 
lung;   der,  Coloczer    schützte   seine  Kloster- 
gelübde,   seine    Gewohnheit,    fremden    Willen 
zu  thun,    nicht   den    seinigen;    seine  Unerfah- 
renheit,     seinen    Mangel    an    Kräften    vor;    er 
nannte  den  anwesenden  Palatin,  den  abwesen- 
den   Siebenbürger    Woiwoden;     das    wären    in 
Waffen,  grossen  Heerfahrten  und  ifefahrvoUen 
Unternehmungen   erfahrne,    bewährte  Männer; 
eine    Schlacht,    wie    die    bevorstehende    wahr- 
scheinlich   werden  müsste,    hätte    er  nie  gese- 
hen; er  unfällig  sie  zu  leiten,  müsse  den  Ober- 
befehf   von    sich    ablehnen ,     und    werde    ihn 
auch  bey  des  Königs  schwerster  Ungnade  nicht 
annehmen.      Georg    Zapolya    gab    seine   Ju- 
gend  dem  Könige    ernstlich  zu  erwägen;  dazu 
noch,    da.ss    er   von   der  Kriegskunst  durchaus 
nichts    verstände,     bisher    auch    nur  auf    Tur- 
nierplätzen   und    in    RitlerspieJen     die    Wallen 
,    geführt    hätte.      Beyde  beharrten  durch  einige 


—    Sog    — 

Tage  auf  ilirem  redlichen  Widerstände;  endlich: 
fügte  sich  Zapolya  in  des  Königs  Willen, 
doch  nur  unter  der  Bedingung-,  dass  er  nie- 
mand anderm,  aLs  dem  Bruder  Paulus  To- 
mory  beygesellet,  und  sobald  sein  Bruder, 
der  Woiwod  Johann,  ankäme,  er  seines 
Oberbefehls  entlassen  werde.  Nun  wurde  dem 
Coloczer  von  dem  Könige,  yon  den  übrigen 
Prälaten  und  Magnaten  geradezu  Gehorsam 
gebothen,  und  keine  Widerrede  mehr  von 
ihm  angehört. 

Gleich  darauf  wurden  die  obersten  Feld- 
herren mit  einigen  Hauptleuten  nach  Moh^csh 
abgesandt ,  um  das  Lager  abzustecken ,  und 
den  Kampfplatz  zu  bestimmen.  Oberhalb  Batta 
theilet  sich  der  Donaustrom  in  zwey  .Arme,, 
der  breitere  bespühlt  das  linke  Ufer,  der 
schmählere  Batta,  Szekcsö  und  Moiiacsh.. 
Beyde  yereinigen  sich  bey  dem  Einflüsse  des- 
Karasso  wieder,  und  bilden  die  vier  Meilen 
lange,  waldige  und  sumpfige  Brigitten- Insel. 
Wenn  man  von  Batta  herunter  kommt,  brei- 
tet sich  die  von  Simontornya  her  auslaufende, 
anmuthige,  mit  Wein  bepflanzte  Hügelkette, 
anfänglich  west-,  dann  südwärts,  und  wendet 
sich  wieder  zwischen  Bodola  und  Vörös-Märt 
unter  dem  Ausflusse  des  Karasso  gegen  den 
Donaustrom  hin.  Auf  der  geräumigen  Ebene, 
zwischen  dem  Fusse  dieser  Hügel  und  dem. 
rechten  Donauarm,  liegt  Moh^csh;  eine  halbe 
Meile  oberhalb  durchschneidet  der  sumpfige 
Bach  Csellye  das  Feld,  macht  mehrere  Pfüt-. 
zen,  und  fliesst  in  kaum  merklicher  Bewegung 
in  die  Donau.  Eine  halbe  Meile  unterhalb 
I^Iohäcsh  wurde  der  Platz  zum  königlichen 
Lager  gewählt.     Jenseit*  des  Karasso  stand  To^ 


Ö%0 


/ 


ttory*»  JKjrteMTolk/  durch  die  ADlunft  iw 
Temeser  Gnnii  Feter  Färenj  und  anderer 
Herren  bU  tuf  sechstausend  Mann  Reiterey 
rermehrt.  Nadlidem  Leonard  Gnojenszky 
das  Lager  abgesteckt,  und  jeder  Abtheilung 
der  Mannschatt  ihren  Platz  angewiesen  hatte, 
ging  Tomory  zu.  den  Seinigen  zurück,  um 
mit  ihnen  dem  Könige  zuzuziehen.  • 

fiey  Vermeidung   seines'  und  des  kSoigli- 

'  chen  Befehles   wurde  die  gesammte  Heerschar 

plötzlich  von  gewaltiger  Muthbrünstigkeit   er^ 

griiien ;  „Torwarts,*^  schrien  Alle,  „dem  Feinde 

^entgegen,  nicht  rückwärts  heisst  uns   Fflicht 

i,tind  Ehre  ziehen.     Was  uns  angesonnen  wird, 

i,hat    den    Schein,     als .  wollö    man    sich  zur 

^,Flucht^   nicht   zur    Schlacht ,  bereiten.     Nur 

„feige,    Kampf    und    Anstrengung    scheuende 

„Herren   konnten  den  König  zu   solchem  Be- 

„fehl  yerleiten;  er  komme^^und  führe  uns  über 

„die  Hügel  weg  an  die  Drawe,  der  Sieg  wird 

„unser  seyn.    Wohl  wissen  wir,  dass  der  Feind 

„eine  ungeheure  Anzahl  Volkes  und  Kanonen 

„mit  sich  schleppe;  doch  Volk  Ist  noch  keine 

.„Heermacht,    und    unter    seinen   Scharen    ist 

„kaum   der   zehnte  oder  zwanzigste  Mann  mit 

„Waffen  und  Gewehr  versehen.     Eben   so  gut 

„wissen   wir,     dass    seine   tapfersten   Kämpfer 

„zuerst  Tor  Belgrad,   dann  vor  Rhodus   gefür 

„len  sind ;  mögen  nur  die  zwey  obersten  Feld- 

„herren  pünktlich   thun,   was   wackern  Heer- 

„führem  geziemt,  so  ist  an  dem  glücklichsten 

„Erfolg   nicht  zu  zweifeln.      Möge   doch   der 

„König  sich  und  jeden  beherzten  Krieger  los- 

„reissen    von    jenehi     nichtswürdigen    Haufen 

„träger    Friester    und    Herren,    welche    seine 

,^wahrhaft  königliche  Natur  zu  Terderben,  den 


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y^B  sich  TortraffUchen  Jui^Qg;iiaf  TMnve^c^. 
y^dben  und  sich  gleich  ifcu  :  macfaeit  jtnichten/f 
—  Wollte  Paulas  Tomory  m  Minem  Fraii-r 
cUcaner  Gewände  ihren  GehorMm,.  sein  Aar. 
sehen  ^  und  ihr  Yerirauen  nicht  Tenrid(.eng 
so  ma^te  er  schweigen« 

Unterdessen  hatte  dasi  königliche  Heer  eine 
halbe  Meile  unter  Mohicsh  das  Lager,  au^e^ 
schlagen  und  bezogen  ^  der  König  jDMt  ^einigea 
Herren  stand  noch  in  Neudorf  zwischem^Batta 
und  Mohäcsh.  Bald  darauf  kam  Mi  chael  Pod-; 
maniczky  aus  dem  Lager  nach.  Neudorf  uo^ 
Mitternacht  aogesprengt^  meldend :  S  o  lie  j  m  «a. 
sey  mit  dem  grossten  Theile  seines  Waifen-* 
Tolkes  über  die  Drawe  gegangea»  *sein  Nach-' 
trab  werde  eiligst  übergeführt;*  die  Schlacht 
sey  nicht  mehr  zu  vermeiden  ^  noch  zu  rer* 
zögern;  die  Magnaten  liessen  den  König  bit«*. 
ten^  ohne  Verzug  im  Lager  zu  erscheinen^ 
und  mit  ihnen  vereinigt,  das  Nöthige  über  den 
bevorstehenden  Kampf  zu  verfügen«  Noch 
in  derselben  Nacht  sandte  Ludwig  den  Reichs- 
kanzler in  das '  Lager  mit  gründlichen  Vor- 
stellungen für  Aufschub  der  Schlacht  bb  zur 
Ankunft  des  Siebenbürger  Woiwoden  Johann 
von  Zäpolya  und  des  Grafen  Christoph' 
Frangepani.  Brodericsh  wendete  sich  zu- 
erst an  die  zwey  obersten  Feldherren,  welche ' 
gleichfalls  in  das  königliche  Lager  waren  ^e-' 
lordert  worden;  auch  an  den  Graner  Brzbi- 
schof  und  an  den  Falatin,  welche  ^  Kraft  ih- 
res Ansehens  und  Einflusses^  die  übrigen 
Herren  und  den  Adel  für  des  Königs  Wün- 
sche stimmen  sollten.  Ergreifend  legte  er  ih* . 
nen  die  schreckliche  Wahrscheinlichkeit  vor 
Äugen,  dass,   wie  jetzt  noch  Alles  in  Unor4' 


» 

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— -  &*•  -*-- 

tjÜBA^  wdlr'übötlegtfnel^aoht  sie  Alle  erdru«^beii' 
würde;  «worauf,  da  nach  des  Königs  Falle  und 
Aufreibiitig  des  Heeres  y  dem  Feinde  titckts 
mehr  im^  WeM  wäre,  auch  nichts  gewil«lser, 
als  des  Reiches  völligd  Unterjochung  folgen 
könnte;  Bathsamer  dürfte  seyn,  bis  zur  An- 
kunft dtt  Y  Siebenbürger ,  Croaten ,  Slawonler^ 
Böhmen  «ftd?  Mahrer,  das  Lager  auf  einuu  ai- 
oberertf  Flatk^  oder  wenn  der  Feind  rascher 
TOiTÜckte, ' ^s  weiter  zurück  zu  Verlegen;  denn 
wenn  S<yleiman  wii'klich  das  Land  Ton  Mo* 
bticsh  bis  rresburg  verheerte,  so  wäre  bey 
weitem 'noeh'  nicht  so  unwiederbringlich  viel 
rerloren,  als- wenn  der  König,  wenn  so  Tiele 
Prälaten,  Magnaten  und  Edelleute  auf  dem 
Mohäcsher  Felde  hingeopfert  würden..  -Bey 
den  zwey  Prälaten,  bey  Bathory  und  Z<- 
polya  fand  der  Reichskanzler  die  regste  Em- 
pfänglichkeit für  seine  Gründe;  nicht  so  mit 
nbruche  des  Tages  im  Rathe  der  übrigen 
Magnaten,  der  Häuptleute  und  des  Adels.  So 
eindringend  er  auch  sprechen  mochte,  so  nach- 
drücklich die  yier  yornehmsten  Grossen  seinen 
Vortrag  unterstützten,  nichts  war  vermögend, 
in  den  Einen  die  überspannte  HoiFnung  des  ge- 
wissen Sieges  herabzustimmen,  nichts  ia  den 
Andern  die  brennende  Kampfbegierde  zu  küh- 
len ^  nichts  den  Blick  aller  lür  Erkenntniss 
ihres  gefahrvollen  Zustandes  zu  schärfen ;  so 
allgemeine  Verblendung  ist  alle  Mahl  das  Ver- 
hängniss  höherer  Macht,  welche  über  das 
Schicksal  der  Reiche,  wie  der  Welten,  mit 
.  unbezwinglich  freyer  Nothwendigkeit  waltet. 

19.^1^'Mf.         Sonntag  an  seinem   Nahmensfeste  *)  ^    er- 

■  ■  '■  ■   ■ 

w)  Be^d«  KÖnif«  LsAwig  der  I.  und  d«r  n.  wtrtn  auf  dm 


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—    3i5    — 

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schien    Ludwig    selbst   in   dem   Lager.      Die 
Schiffe    mit    semem    Zelte  ^    Feldgepäcke   und 
anderm   Kriegsgeräthe    waren    von   Ofen   nocK 
nicht  angekommen;    er.musste  des  Fünfkirch- 
ner Bischofs  Landhaus  bey  Mohdcsh  beziehen. 
Der  Feind   war  nicht    mehr  zwey  Meilen  von 
dem  königlichen  Lager  entfernt.     Prälaten  und 
Herren    solhen    noch    Ein    Mahl   ernstlich   in 
Überlegung  nehmen,    ob  die  Schlacht  zu  wa- 
gen,   oder  ob  erspriesslicher  sey,   die  Kriegs- 
und  Hülfsvölker  aus    Siebenbürgen,    Croatien^ 
Slawonien,  Böhmen,  Mähren  zu  erwarten ;  un- 
Isdessen  das  Lager  abzubrechen  und  sich  zu- 
rückzuziehen.    Mit    grosser  Befremdung  hörte 
der  König  den  Coloczer  Erzbischof  selbst  sich 
für  die  Schlacht    erklären;    Tomory   wurde 
desswegen  von  Zeitgenossen  und  Nachkommen 
der   blindesten   Verwegenheit    und   Tollkühn- 
heit beschuldiget:    allein    der   Mann    sah  nur 
zu  klar,    dass   am  San  et   Ludwigs  Tage  keine 
andere  Wahl  mehr  übrig  blieb.     Man   mochte 
durch  raschen  oder  durch  langsamen  Rückzug 
der   Schlacht    sich    entziehen   wollen,   so    war 
nichts  gewisser,  als  Aufruhr  unter  der  Mann- 
schaft,  und   mörderische  Verfolgung   von    des 
nahen  Feindes    schneller  Reiterey:  des  Kamp^ 
fes  glückliche  Entscheidung  war  möglich;  bey 
der     muthvollen    Stimmung;    der    Heerscharen 
und  bey  der  geheimen  Verbindung    der  Deut- 
schen    und   Italer,     Solejman's    Kanonierer, 
mit  dem  Erzblschofe,  sogar  wahrscheinlich. 

Auf  Ludwig's  Frage,  wie  stark  die  Ung- 
rische   Reichsmacnt,    und   wie   zahlreich   So* 

Nahmen  des  heiligen  Enhitchofs  Ludoricnt  Sohnes  der  Ar- 
pitdischen  Maria*  dessen  Fett  auf  den  19*  August  (äUt,  g«« 
tauft  worden« 


—    5i4    — 

lejtnan's  Volker  scheinen  dürften;  antwortete 
Tomory:    mit  seinen  Leuten,   welche    hinter 
dem  Karasao  ständen,  möchte  der  König  höchs- 
tens   über  zwanzigtausend  Mann  zu    gebiethen 
haben;  Ton  dem  Feinde  wüsste  er  gewiss,  dass 
er   mit  dreymahl  hunderttausend  Mann  an  der 
Sawe  angekommen  sey.    Seine  Angabe  erweckte 
allgemeines  Entsetzen;    diess    bemerkend    und 
wohl  wissend,    dass   der  höchste  Muth  an  die 
ausserste  Verzweiflung  gränze,    versicherte    er 
zugleich,    die    angegebene  Zahl  wäre  nicht  zu 
fürchten,    denn    ihm    sey    durch    Kundschaf- 
ter  und  Überläufer   zuverlässig   bekannt,    diMi 
kaum    siebzigtausend    streitgeübt    und    gehörig 
bewaifnet,    auf    dem   Kampfplatz    sich  stellen 
dürften").     Aber   auch  vor  dieser  Zahl  wurde 
Vielen  bange  um  das  Herz;  der  König  meinte^ 
dass   dennoch    rathsamer  wäre,    Nachgiebigkeit 
mit   Sicherheit,    der   Hartnäckigkeit   mit  Ver- 
derben, vorzuziehen  ^)  ;  und  vieles  wurde  noch 
darüber   geredet,    als   Bolhen    aus   dem    Lager 
jenseit    des    Karasso    erschienen   und    vor   dem 
Kriegsraihe    Gehör  verlangten.      „Der  Kriegs- 
,,rath   sollte    sich   nicht    erfrechen,    dem  K6- 
^,nige   von   der  Schlacht  abzurathen,  oder  ihn 
„davon  abzuhalten;  sie  seyen  mit  den,  obgleich 
„beträchtlichen,    Slreilkräflen  des  Feindes  ge- 
„nau  bekannt;    der  Sieg  sey  in  ihren  Händen, 
„wenn   sie    das   von   Gottes    Vorsehung    ihnen 

a)  In  den  Annalibus  Sultanorum  Oihmanidarum  a  TurcU 
Lingua  sua  scriptis  ex  Interpret,  Jo,  heunclavii  ad  ann.  i6a6. 
waren  et  höchstens  sechzigtansend;  und  es  ist  bekannt^ 
dass  die  türkischen  Annalisten  die  Kriegsmacht  ihrer  Grossher- 
ren lieber  vergrösseni,  als  vermindern.  h)  j^Obsequium  po- 
fjtius  cum  securitate  y  quam  contumaciam  cum  pernicie  eligen' 
j^dam  censeamus.^^  Isthuauffy  Lib.  VIII.  p.  78.  Oie  Uo- 
fiem  thaten  diea^  Alalil,  und  fast  zwey  Jahrhunderte  fort»  das 
Gegeotheil. 


—    3i5    — 

^zugewandte  GliicL  nicht  mulhwillig  Ton  sich 
,,9ties8en;  der  König  möchte  daher  mit  .seinem 
,,Machthaufea  ihr  Lager  beziehen,  weil  e% 
yydeuk  Feinde  näher,  zum  Angritte  auch  gele-* 
,,geoer  sey.  Wer  ihn  immer  davon  zurück'* 
,,nieltey  den  würden  sie  als  Yerräther  behan- 
,,deln ;  und  wenn«  die  bey  Mohicsh  Gf lagerten 
,,nock  anständen,  aufzubrechen,  und  sich  mit 
„denen  jenseits  des  Karasso  zu  vereii^igen,  so 
„wären  diese  fest  entschlossen,  anstatt  auf 
„den  Feind  loszugehen,  das  Moh^csher  La^^ 
„zu  stürmen/^  So  ernsthaft  lautete  die  Both'- 
Schaft  über  den  Karasso  her;  und  obgleich  .sa 
eben  angekommene  £ilbothen  berichteten,  Jo-* 
bann  von  Zäpolya  stehe  mit  vierzigtausend 
Mann  bereits  bey  Temesv^r;  Markgraf  Georg 
Ton  Brandenburg  und  Adam  yon  Neuhaus  mit 
Böhmischen  und  Mährischen  Hülfsvölkern  bey 
Raab;  Christoph  Frangepani  und  Johannr 
Carlowicsh  mit  funfzehntausend  Croaten  bey 
Kreuz;  und  könnten  die  Ungrische  Reichs-^ 
macht  wenigstens  auf  achtzit^tausend  Mann 
yerslärken;  wurde  dennoch  beschlossen,  sie 
nicht  abzuwarten,  dem  unerbittlichen  Verhäng- 
nisse sich  zu  überlassen,  und  Mittwoch  künf- 
tiger Woche,  am  Sanct  Joannis  Enthauptungs- 
tage zu  schlagen. 

Dieses  Beschlusses  und  seiner  gewissen 
Vollziehung  musste  Paulus  Tomory  seine^O. -^m^«««. 
Scharen  bey  priesterlicher  Treue  und  Würde 
versichern ,  bevor  sie  sich  bewegen  Hessen, 
ihr  Lager  abzubrechen,  und  weiter  zurück 
g^en  M ohacsh  zu  ziehen ,  um  mit  der  kö- 
nij^lichen  Hauptmacht  sich  zu  vereinigen ;  aber 
selbst  dort  noch  forderten  sie,  dass  ein  Zwi-21.  ^w^i«^ 
schenraum    ihr  Lager    von    dem    königlichen 


—    5i6    — 

'  sondere.     In  diesen  Tagen  kamen  endlich  auch, 
die  Schiffe    aus  Ofen    an,    befrachtet    mit    des 
Königs  Feldgepäck,    schwerem  Geschütze,   ei- 
nigen Fässern  Pulver,    einer   Anzahl  Stückku- 
geln und  neun  grossen  Kanonen  aus  dem  Wie- 
ner   Zeughause,     begleitet    von     zweyhundert 
Lanzenknechten  des  Grafen  Alexius  Thurzo* 
^  ^i^ii«<.Sonntag  daraufzogen  der  Ban  Franz  Batthy- 
iny,     die   Herren   Johann   T^hy,    Johann 
Bänffy   und  Sigmund  Fog^n  mit  dreytau- 
send  Slawonischen  Reitern  und   tausend  Mann 
Fussvolk   in   das    Lager    ein.      Montag    kamen 
der    Agramer   Bischof  Simon   Erdödy    und 
dessen  Bruder  Feter  mit  siebenhundert  gehar- 
nischten Reitern,  an  eben  dem  Tage  Stephan 
Acz6l,    Hauptmann  des  alten   Johann    Bor- 
^nemiszsza,      mit    drey hundert    Reitern    und 
zehntausend  Ducaten,    dem   letzten  Geschenke, 
welches   der   treue    Pfleger   und    Erzieher    sei- 
nem königlichen  Zöglinge  vom  Herzen  sandte; 
und  am  Abende   noch    des  Königs   Kämmerer, 
Johann  Szerecseny  mit  zweytausend  Scharf- 
schützen, welche  er  auf  seinen  Gütern  an  der 
Drawe  in  Sold    genommen  hatte.     Die    letzten 
waren    der    Fünfkirchner   Bischof  Philippus 
More   und    dessen  Bruder  Ladislaw  mit  ih- 
ren Dienstmannen.      Hiermit    war   des    Königs 
gesammte  Heermacht  gegen  dreyzehntau- 
send  Reiter,    und    yierzehntausend  Mann 
Fussvolk    stark;    und    als    bey    der   Musterung 
der  genialische  Grosswardeiner  Bischof  Fran- 
ciscus    Pereny    unter    den    übrigen  Prälaten 
und  Magnaten  an  des  Königs  Seite  ritt,  sprach 
er;    „Mittwoch   also  werden  unter  Anführung 
„des  Bruders   Paulus  Tomory    gegen    sechs 
iiund  zwanzigtausend  Ungern  als  Härterer  für 


■ 

^den  Glauben  in  das  Himmelreich  eiDgehen; 
,,wobey  nur  zu  wünschen,  dass  der  Kanzler 
yyBrodericsh,  dem  Papste  und  den  Cardinä- 
^ylen  bekannt,  übrig  bleibe,  damit  er  die  Hei- 
yyligsprechung  in  Rom  betreiben  könne.  ^^ 

Unterdessen  war  Solejman  an  seines 
Heeres  Spitze  über  Darda«  bis  an  den  südli- 
dien  Abhang  der  Hügelkette  vorgerückt^  hatte 
sich  im  Thale  daselbst  gelagert  ^  und  einige 
Haufen  als  Vorhut  auf  den  Anhöhen  aiLsge- 
setzt.  Mit  diesen  mass  sich  in  den  letzten 
drey  Tagen  das  UngrLsche  Wa£Penyolk  in  klei- 
nen und  immer  glücklichen  Gefechten,  wäh- 
rend  die  obersten  Feldherren ,  Prälaten, .  und 
Magnaten  im  Lager  über  den  Kampfplatz,  über 
die  Schlachtordnung,  über  Yertneilung  uqd 
Stellung  der  Reiterey,  des  Fussvolkes,  der 
Bombarden  und  Kanonen^  deren  sie  nur  acht- 
zig ^  die  Osmanen  ^egen  drey hundert  hBtten, 
berathschlagten.  Am  eifrigsten  und  ängstlich^ 
sten  wurde  gestritten  über  des  Königs  Standort 
und  Sicherheit.  Kinige  meinten,  er  sollte  un-- 
ter  Bedeckung  yon  einigen  Tausend  auserle^ 
sener  Mannschaft  in  ziemlicher  Kntfernung- 
TOn  dem  Schlachtfelde  stehen;  Andere  behaup*- 
teten,  djer  Adel  werde  des  Königs  Anwesen- 
heit im  Treffen  schlechterdings  fordern.  Da 
geschah  der  Antrag,  einen  aus  den  Magnaten^ 
TOn  gleichem  Wüchse  mit  dem  Könige  ^  die 
königliche  Rüstung  anziehen  zu  lassen,  ihn 
selbst  aber  heimlich  in  Sicherheit  zu  bringen; 
doch  bald  wurde  eingesehen,  dass  der  schwer 
zn  verhehlende  Betru«;  den  Adel  auf  das  äus- 
aerste  erbittern,  das  Wattenvolk  auf  eipmahl 
entmuthen  würde.  Endlich  einigte  man  sich 
za    dem  Beschlüsse  ^  dass   die  Sorge   für  des 


\ 

I 


—    5iö    — 

,  Königs  SichcTheit  und  Rettung  im  Sturme  der 

Schlacht   Männern    von    bewährter  Treue   und 
Anhänglichkeit   an    seine    Person,    nahmentlich 
dem  Caspar  Räskay,   Valentin  Törok  und 
, Johann     Kalnay    übertragen     werden,     und 
diess     unter    allen    Wendungen     des    Treffens, 
bey  jedem  Wechsel  des  Glückes,   ihr  einziges 
Geschäft     bleiben    sollte.       In    Ansehung     der 
Schlachtordnung      erklärte     Leonard     Gno- 
jenszky  für  das  Ralhsamste,  in  festgeschlos- 
sener Wagenburg  sich  aufzustellen,  darin,  wie 
in    einer    Festung,     sich    mehr    vertheidigend, 
als  angreifend,  zu  verhallen,    und  einige  Zeit 
lang    dem  Feinde    nur   durch    geschickte  Aus- 
fälle   empfindlichem  Schaden    zuzufügen.      An 
Wagen    und    Ketten    war   hinlängliche    Anzahl 
vorhanden.      Radicsh    Bossicsh    und   Paul 
Bakicsh    gaben    seinem    Vorschlage    Beyfall; 
und  da  letzterer  versicherte,  er  hätte  in  Asien, 
bey    drey    Hauptschlachten    Solejman's    mit- 
fechtend, gesehen,  wie  überaus  schwer  es   den 
Osmanen  fiele,    kunstmässig    geschlagene    Wa- 
genburgen   zu   überwältigen,    so    wurde  allge- 
mein für  die  Stellung   in  der  Wagenburg  ent- 

28.  ufu^wf.schieden.     Dinstag  Abends  erliielt  Gnojensz* 

ky    den  Auftrag,    sie   zu   schlagen;    doch  bey 
'  so  kurzer  Frist,  und  im   Mangel  an  Arbeitern, 

welche  keine  Anstrengung  scheueten,    war  die 
Sache  ^nicht  mehr  auszuführen. 

In  voller,   herzerhebender  Pracht  stieg  am 

29.  ufM^*'.Morgen  des  grossen,  folgenreichen  Mittwoches 

über    die    weiten    Ebenen   jenseits    der    Donau 

die  Sonne  empor;  der  Himmel  war  durch  kein 

Wölkchen    getrübt.      Da    zogen    die    Scharen, 

i  Keitern  Sinnes    und  hohen  Muthes,    aus  ihren 

.r  Lagern    auf   das  zum  Kampfplatze  ausersehene 


k 


I 

I 


—    3i9    — 

Feld)  eine  Meile  unterhalb  Mohäcsh,  eine 
halbe  von  dem  Donaustrome  ab.  Des  Siemes 
Hoffiiung  hob  jede  Brust,  spiegelte  sich  in 
Aller  Aujjen.  Niemanden  ahnete  Unglück^ 
alü  dem  Könige;  denn  als  ihn  sein  Küchen- 
meisler  Elias  Gond6ss  bey  dem  Auszuge 
fragte,  ob  er  das  Mahl  im  Lager,  oder  im 
Dorfe  bereiten  sollte;  antwortete  Ludwig: 
„Gott  weiss,    wo    wir  heute  speisen  werden." 

Die  gesammte  Heermacht  wurde  in  zwey 
TreiFen  gestellt,  und  um  sie  gegen  Überfliir 
gelung  zu  bewahren,  so  weit  als  möglich  aus- 
gedehnt. Im  Vordem,  bestimmten  Noth,  Ge- 
fahr, des  Feindes  -Wendungen^  den  Standoit 
der  zwey  obersten  Feldherren.  Das  schwere 
Geschütz  war  vor  der  Fronte  aufgepflanzt;  der 
rechte  Flügel  dem  Ban  Franz  Uatthyäny 
und  Herrn  Johann  Tähy;  der  linke  in  Ab- 
wesenheit des  Woiwoden  Johann  von  Zi- 
polya,  welcher  an  dem  Tage  ruhig  bey  Sze* 
gedin,  sechzehn  Meilen  vom  Platze  der  Ent- 
scheidung stand,  dem  Temeser  Grafen  Peter 
Pereny  übergeben;  in  den  Reihen  grösslen 
TheiLs  Fussvolk,  zehntausend  Mann,  aufge- 
stellt; angeführt,  von  Anton  Paloczy,  Franz 
Drugeth  von  Homonna,  Gabriel  Pereny, 
Thomas  Szecshy,  Andreas  Buthory, 
Emerich  Czybak,  und  andern  streitbegie- 
rigen Landherren. 

Das  Hintertreffen,  in  Steinwurfs  Weite' 
Ton  dem  Vordem  entfernt,  hatte  den  grössten 
Theil  der  Reiterey,  an  den  Seilen  etwas  Fuss- 
volk, gedeckt  von  Huszaren- Haufen.  In  der 
ersten  Reihe,  des  Königs  Kämmerer  mit  ihren 
Dienstleuten,  unter  Anführung  des  wackern 
Kriegsmannes,     Miklas    Tar^zay;     in     der 


— •      020      — 

zweyten  die  meisten  Barone   mit  ihrem  Waf- 
fenvolke; in  der  dritten  die  Hülfs- und  Mietha- 
TÖlker    aus   Böhmen   und    Mähren,    an    ihreir 
Spitze  die  Ober- Hofmarschälle,    Pe'ter  Kor- 
lathkc),    Andreas    Trepka    und    Stephan 
Schlik;    endlich    der    Kern    des    Heeres,    in 
dessen    Mitte   der    Koni^,     ihm    zur   Rechten, 
der  Graner   Erzbischof  Ladislaus  Szdlkiuj 
neben    diesem  in    breiter    Linie    die   Bischöfe, 
Simon    Erdödy     von   Agram,    Franciscus 
Pereny  von  Grosswardein ,    Fhilippus  Mo- 
r&  von  Fiinfkirchen ,    der   Reichskanzler   Ste- 
phan us  Brodericsh  von  Sirmien,  Stepha- 
nus  Fodmaniczky  von  Neitra,    Gcorgius 
Ton  Faliszna  aus  Bosnien,    der  Stuhlweia- 
senburger    Propst    £mericus    Bebek    mit 
den    übrigen    Geheimschreibern    und    Kämme- 
rern des  Königs;  hinter  diesen  die  Beschirmer 
seiner   Person,    Raskay,    Törok  und  Kai- 
nay.       Unmittelbar     in     Ludwig' s     Rücken, 
sein  Hofjunker  Ulrich  von  Zettritz,  sein 
Schaffner     Stephan     Mayläth,     und    sein 
Stallmeister   Caspar    Horvath    mit    dem  ra- 
schesten Pferden«     Zur  Linken  des  Königs  der 
Falatin    Stephan   Bathory,    neben    diesem 
in  fortlaufender  Linie  die  Bischöfe,   Blasius 
Paxy    von    Raab,     Franciscus    Chaholy 
von  Csanad,  Joannes  Orszagh  von  Watzeo; 
hinter    jedem    seine    tapfersten    und    treuesten 
WaiFenleute;    der  Erlauer  Paulus  Warday 
war    aus    Balta    an  die  Königinn  gesandt   wor- 
den, und  nicht  mehr  zurückgekommen.    Tau- 
send   geharnischte    Reiter    schlössen    die  vier 
Reihen;    in   ihrer  Mitte    sass   der   Judex  Curia 
Johann    Dräghfy   mit   der  Reichsfahne  za 
ff  erde,    nach   altungrischer  Sitte   ohne  Spor^ 


Ö21       — 

reriy  2um  Zeichen  dass  ihm  die  Flucht  rerho*« 
then  sey«  Zweytausend  Lanzenknechte  waren 
zur  Beschirmung  der  Lager  zurückgehliebeb, 
rings  um  dieselben  herum  die  Wagen  gestellt^ 
und  mit  Ketten  verbunden. 

In  dieser  Stellung  auf  dem^  von  keinen 
Wäldern 9  Gebüschen,  Gewässern,  oder  Anhö- 
hen durchschnittenen  Felde,  hatten  die  Reihen 
hinter  sich  die  zwey  Lager,  weiterhin  Mo- , 
häcsh;  links,  gegen  die  Donau  zu,  Sümpfe, 
mit  Rohr  und  Riedgras  bewachsen;  zur  Rech- 
ten und  rot  sich,  die  gleich  einem  Theater 
in  die  Länge  sich  hinziehende  Hügelkette;  am  • 
Fusse  derselben  die  Kirche  Sanct  Feter,  und 
das  Dorf  Földyar,  von  den  Janitscharen  besetzt; 
rechts  an  dem  Dorfe.  in  einiger  Vertiefung  di^ 
feindliche  Artillerie,  von  Deutschen,  Italem^ 
Basciem  und  Bulgaren,  im  geheimen  Einver- 
ständnisse mit  Tomor^y  bedient;  hinter  den 
Hügeln  das  Lager  des  Grossherm. 

Nach  aufgestellter  Schlachtordnung  ritt  der 
Palatin  mit  dem  Könige  durch  sä'mmtliche  Rei- 
hen, zeigte  ihn  den  6ez weiflern  seiner  Anwe- 
senheit mit  der  Hand;  „seht  ihn,^*  sprach  er, 
„wie  er  entschlossen  ist,  für  Vaterland  und 
„Glauben  sich  aufzuopfern!  durch  euern  Willen 
„steht  ihr  hier,  er  mitten  unter  euch.  Kurer 
„Väter  Ruhm  und  euer  eigenes  Ehrgefülü  rufe 
„euch  unablässig  zu,  dass  ihr  Ungern,  dass 
„ihr  Enkel,  Söhne,  Brüder,  Streitgefährien  der 
„edlen  Kämpfer  seyd ,  deren  Nahmen ,  Thaten 
„und  Siege  über  den  dort  stehenden  Feind  in 
„unsers  Volkes  Gesängen  und  Jahrbüchern  glor- 
„reich  leben.  Gross  ist  euch  gegenüber  die 
„Zahl;  darauf  gegründet  des  Feindes  Stolz  und 
„Trotz :  der  Ungern  Muth  und  Tapferkeit,  det 
VI.  Thmü.  «a  i 


322       — 

^yOrdnung  folgend,  wird  ihn  beugen.  Ordnung 
^^führt  euch  zum  Siege;  Tapferkeit  allein  zum 

•  ^^Tode;  so  lange  ihr  Ordnung  haltet ,   ist  Gott 
,,mit  uns  und  mit  dem  Könige/^ 

Als  Ludwig    wieder    auf    seinem   Platze 
war^  liess  er  Trompeten  und  Heerpauken   zur 
Schlacht  erschallen;   aber   die   Osmanen   blie^ 
ben  unbeweglich  jenseits  der  Hügel,  und  auch 
nach  wiederhohlten  Aufforderungen  stellte  sich 
kein   Feind.      So    stand   das    Ungrische    Heer 
schlagfertig  durch  acht  Stunden,  bis  drey  Uhr 
Nachmittag ;  in  Ungeduld  des  Kampfes  harrend. 
Einige  glaubten,    c^olejman  wolle   sie  in  die 
engen  Wege  zwischen   den  Hügeln  hineinloc- 
ken, oder  durch  yerdrüssliches  Warten  ermü- 
den; Andere,   seine  Absicht  sey,   das  Gefecht 
in   offenem    Felde   abzaschlagen,    und    in  der 
Nacht  das  Lager  zu  überfallen.     Schon  trugen 
mehrere  Magnaten  darauf  an ,  die  Scharen,  vor 
|>ed€fnklichern  Ausbrüchen  der  Unzufriedenheit, 
in  das  Lager  zurückzuführen,  als  der  Coloczer 
Erzbischof  gewahr  wurde,    dass    zur  rechten 
Seite  im  Thale,  jenseits  der  Hügel,    ein  zahl- 
reicher  Haufen,    — -  es  waren    sieben   tausend 
Mann  Reiterey,  —  in  tiefster  Stille,  nur  durch 
den  Schimmer  ihrer  stählernen   Spiess  -  Enden 
bemerkbar,    in    der   Richtung   gegen  Mohicsh 
sich   hinaufzog.       Die    Bestimmung    desselbeui 
entweder  das    Lager    zu    plündern,    oder   den 
Ungern   in   Rücken  zu  fallen,  errathend,  mel- 
det es  Tomory  dem  Könige,  und  befiehlt  zu- 
gleich dessen  Beschirmern,    Raskay,  Törok 
und  Valnay  mit  ihrem  Reitertrupp  dem  feind- 

.  liehen  Haufen  entgegen  zu  eilen,  und  seine  Ab- 
sicht, welche  sie  auch  sey,  zu  hintertreiben. 
Ihrlsr  Einwendung,    sie  seyen  zur  Wache  für 


I 


—     323     ~ 

des  Königs  Sicherheit  bestellt,  achtet  der 
Coloczer  nicht;  er  will  durch  Absendung 
anderer  Rotten  die  aufgestellten  Reihen  nicht 
schwachen  9  sie  müssen  seinem  wiederhohlten 
Befehl  gehorchen ,  da  Ludwig  selbst  dazu 
schweigt. 

Kaum  ist  der  Coloczer  wieder  im  Vorder- 
treffen ,  so  sieht  er  von  den  gegenseitigen  Hü- 
geln die  feindliche  Reiterey,    hinter   mr    den 
foossherm  an    der  Spitze    seiner   Leibwache 
herabkommen*,  imd  in  halbmondförmiger  Stel-» 
lung  anrücken«     Eiligst  sprengt  er  zum  Könige 
zurück,   ruft  zur  Schlacht,  ist  augenblicklidk 
wieder   voran  bey  den   Seinigeti.     Trompeten 
und  Heerpauken  erschallen  durch  alle  Reihen; 
jetzk  erst  wird  dem  Könige  der  Helm  angesetzt, 
wobey    Todtenblässe   sich   auf  seinem    Ange- 
sichte, zum  Schrecken  der  Umstehenden,  zeigt. 
Unter  heftigem  AI  ah  -  Geschrey  des  Feindes^ 
anter  gesanti[arti£em  Jesu -Ruf  der  Uni^ern  na^ 
Kern  sich  einander  die  Schlachthaufen.     To- 
mory  lässt  die    Bombarden    abfeuern,    doch 
ohne  erhebliche  Wirkung.     Gewaltiger  wüthet 
das  Handgemenge.     Von  beyden  Seiten  wird 
mit  gleicher  Tapferkeit,  Anstrengung  und  Aus- 
dauer gefochten.     Niemand  weicht  von  seinem 
Platze;  doch  wo  die  Flamme  des  Muthes  lässi- 
ger zu  treiben  scheint ,  dort  nähreü  und  stärken 
sie   To  mory 's   begeisternde   Worte.     Überall 
&Ilen  dem  Tode  haufenweise  Opfer,    theurere 
unter  den  Ungern,  zahlreichere  unter  den  Os- 
manen.       Nach   heisser   Stunde   werden    diese 
über  die  Leichname  der  Ihrigen  zurückgedrängt, 
im  Weichen  theils  hingestreckt,  theiLs  gewor- 
fen.     Solejmaiis   Leibwache,    anstatt  vorzu- 
dringen,   wendet   sich    zurück,    die    Reiter ey 

21  * 


'  —    3i4    — 

wirft sich-gegcn Földvar  in  verstellter  Flucht 
Tomory's  Scharen  verfolgen  sie;  er  selbst 
vor  ihnen  her. 

Mit   Schweiss   und  Staub  bedeckt^    «ntei 
weithallendem    Freudenrufe   kommt  Andreas 
Bäthory,     des    Verhängnisses     schrecklicher 
Bothe  y  in  das  feststehende  Hintertreffen  ange- 
sprengt :  „Unser  ist  der  Sieg !   der .  Feind  flie- 
het! vorwärts  ihm  nach!^^  so  ruft  er,  mehrere 
tausend    frohlockende    Stimmen   wiederhohleir 
seine  begeisternde  Bothschaff^  und  stürzen  mit 
dem  Könige  ihm  nach.     Auf  dem  Platze,   wo 
das  YordertrefFen  focht,  verstummet  ihr  Ju}>el* 
geschrey;    da  sehen  sie  schon  Tausende  ihrer 
WaiFenbrüder ,  die  meisten  als  Leichen ,   viele 
noch  mit  dem  Tode  ringend,    liegen.     Nichts 
hält  sie  auf,    sie   eilen,   um   die  dem  Feinde 
Nachsetzenden    zu    unterstützen*      Mit    diesen 
zugleich   erreichen   sie   das    Dorf;    aber  auch 
Paulus  Tomory  und  Georg  Zäpolya  he- 
gen schon   unter   den   Todten;    Franz  Bat- 
thyäny  und  Peter  Pereny  leiten  noch  den 
Sturm  des  Gefechtes.  Als  aber  jetzt  Raskay, 
mit  seinen  Gefährten  flüchtig  aus   dem  Lager 
kommend ,  die  schreckliche  Kunde  bringt,  dort 
herrsche  Todtenstille ,  beyde  Lager  seyen  über- 
wältigt, geplündert,   zerstört,   alle   Mannschaft 
niedergemacht;    als   zu   gleicher   Zeit   aus   der 
Vertierung  bey  Földvar  ein  anhaltender  Kugel- 
regen aus  drey hundert  F^uerschlünden,   duffck 
vorsätzlich    ffidsche   Richtung    der   Deutschen, 
Italer,    Serwier  und  Bulgaren,  'mehr  erschrec- 
kend als  treffend,    über  die    Häupter   der   an- 
stürmenden Ungern  weg  sich  entladet,  und  hin- 
ter dem  Dorfe  über  zwanzig  tausend  Janitscha- 
ren  in   dicht  geschlossenen   Reihen  aufgestellt 


t' 


—    3a5    — 

nch  zeigen:   da 'beginnt  auf  dem  rechten  Flii-- 
gel  der  ungern  Mutn  zu  sinken ;  da  yerschwin«- 
det  der  König  aus  dem  Gefechte ;    gleich  darauf 
fallt  der  Graner  Erzbischof;    die   zaghaftesten^ 
obgleich  in  geringer   Anzahl ,   suchen    Heil  in 
der  Flocht.     Die    Reihen  gerathen   in  Unord- 
nong^  dennoch  dringen  sie  fechtend  und  schla- 
fend TOr;  nur  zehn  Schritte  sind  sie  noch  von 
aen  Kanonen  entfernt;  als  Johann  Dräghfy 
mit  der  Reichsfahne  zu  Boden  stürzt;  als  der 
linke  Flügel,  yon  des  Geschützes  Donner  be- 
täubt,  TOn  Rauch  und  Dampf  geblendet,  sich 
in  das  sumpfige  Thal  hinunterzieht.     Des  Hee- 
res übrigen   Theil  erhalten   Bätthyäny  und 
Tahy  im  Kampfe ;  vorsätzlich  rerscniessen  die 
Deutschen  und  Italer  ihre    Munition;    stände 
Tomory  noch,  die  Kanonen  würden  genom- 
men.    Yon    Scham    ergriffen,    kommen    auch 
die  aus  dem  Thale  wieder  herauf,  und  unter- 
stützen das   Gefecht,  bis  unter  fortwährendem 
Feuern  niemand  mehr  sieht. 

Nun  werden  Unordnung  und  Flucht  allge-^ 
mein;  die  noch  übrigen  Prälaten,  Magnaten  und 
Landherren  müssen  ihren  Völkern  folgen ;  der 
R^chskanzlerj  derPalatin,  Franz  Batthyihy^ 
Faby,  Peter  Peröny,  die  letzten  im  Flie- 
lien,  entkommen  nur  durch  die  treue  Anhäng- 
ücbkeit  ihrer  Dienstleute.  Die  Meisten  fluch- 
en über  das  Feld,  wo  sie  vor  anderthalb 
Stunden  als  Sieger  gejubelt  hatten;  Viele  fin- 
len  in  den  Sümpfen  ihr  Ende.  Solejman, 
lie  plötzliche  Wendung  für  List  haltend ,  er- 
lubt«  erst  mit  Einbruch  der  Nacht,  sie  zu 
erfolgen ;  diess,  und  der  bald  darauf  erfolgte 
latzregen  gereichte  den  mehrsten  zur  Rettung; 
ur   der  König,    yon    Ulrich  Zettritx 


~  326  — 

und     Johann     Trepka     aus    dem    Ge- 
fechte  zu  eilfertig  entfunrt)    lag   am  Abende 
schon    todt    im    Gsellye  -  Bache ,     eine    halbe 
l^eile   links   oberhalb   Mohäcsh^   wo  das  Dorf 
Gsellepatak   stand,    neben  Ludwig  Trepka, 
und  mehrere  seines  Gefolges;   denn  *der  Bach 
war  durch  die  ausgetretene  Donau  angeschwol- 
len,  die  Furcht,  von    nachsetzenden   Feinden 
ereUet  zu  werden ,  hatte  dem  Könige .  nicht  ge- 
stattet,  die  seichteste  Furt  zu  suchen;  wo  er 
angekommen  war,  sprengte  er  hinein.  An  das  jen- 
seitige hohe  Ufer  setzend,  überschlug  sich  das 
Fferd,  stürzte  rücklings  in  den  tiefen  Schlamin, 
und  erdrückte  seinen  Reiter.     Ulrich  Zett- 
ritz voraus,   war  an  anderer    Furt  glücklich 
durchgekommen,    sah  seinen  Herrn  versinken; 
Rettung  war  unniöglich;   aber   er  merktQ  sich 
den  Flatz«» 

Also  endigte  sich  des  Un^rischen  Volkes 
blutigster,  in  der  That  rühmlichster,  in  sei- 
nen nächsten  Folgen,  schrecklichster;  in  den 
entferntem,  unter  Gottes  Führung,  glücklich- 
ster Tag  bey  Mohdcsh  *).  Wahrlich,  unver- 
kennbar ist  des  weltregierenden  Geistes  beson- 
deres Walten  über  ein  schwer  verschuldetes 
Reich,  welches  so  rühmlich  fällt,  und  nach 
harten  Züchtigungen  so  glücklich  wieder 
aufei:3teht«  Ruhnuicher  war  der  Fall,  als  der 
Sieg  es  gewesen  wäre;  dieser  gehört  oft  der 
Kunst  ^    öfter   dem   günstigen  ZufSdle   anj  der 


**)  itQuidquid  longa  serieSj  inultis  lahorihuSj  muffet  Deüm  in- 

jydulgenlia   struxity  id  unu%  dies  spargit  ac  diaipaU      Ltongam 

j,moram  dedü  malis  properantibusy  qui  diem  dixit;  hora  mo» 

•fmentumque  temporis  everiendis   imperin    suffccerc.^   8«aeca 

Bpitt.  XCI. 


Crey willige  Tod-  für  Vaterland  und  Fflibkt  dem 
Edelsten   im    Menschen,    dem    entschlossenen 
Willen.     Diesen  Tod  starben  am  Joannis-£nt-' 
hauptungstage    sieben    Prälaten,    acht  und 
zwanzig  Magnaten,    fünfhundert    Land- 
herren*),   und  zwey  und  zwanzigtausend 
Mann.     Von  vier  -  bis   fünftausend  Flüchtigen 
wurden  am  folgenden  Morgen  fünfzehnhundert 
in  Solejmans  Lager  gebracht,   auf  sein  Ge* 
heisa  in  Kreis  gestellt,  und  mit  Ausnahme  we- 
niger,  im  Angesichte  seines   gesammten  Hee- 
res enthauptet.     Niklas  Herczegh,  Johann 
Pileczky,    Johann   Macziejowsky,   Mi*- 
€hael    Fekete,    Bartholomäus    Maytiny 
waren  verschont  geblieben,   und  weiterhin  für 
hohes  Lösegeld  entlassen  worden;  jetzt' muss- 


a)  Dl«  Nabmen  der  Tornehmaten  Opfer  mögen  andi  dfttee 
Blatt  zieren  9  und  die  ihnen  verwandten  Nachkommen  aa  pa* 
triotischen  Opfern  begeistern.    Es  waren  geblieben: 

Unter  den  Prälaten .-  Ladialaut  Ssilkä(n  Ton  Gran,  Pait- 
laa  Tomory  vonCoIooia»  Francisoua  Pertfny  ronGroaa- 
Wardein,  Philippos  Mortf  von  Fünfkirchcn,  Blaaiua  Paxy 
TDu  Raab^  Franciscna  Chaholy  von  Csanad,  Georgine 
Paliaana  von  Bosnien. 

■ 

Unter  den  Magnaten:  Georg  von  Zapolya,  Jobann 
DrJghfTf  Judex  Coriae  mit  der  Reichsfahne;  Frans  Ora- 
2igh,  Feter  Korlathkö,  Simon  Horvdth,  Thomaa 
SsScahy,  Gabriel  Pertfny,  Ambros  Särküny«  Aa- 
ton  Paiöczy,  MatthiaaPrangepani,  Sigmund  Binf-- 
ff,  Franz  Ilampo^  Johann  Battnyani,  LorensBinf» 
fy,  Caapar  Albaghy  von  B e k d n y,  Zabolcaher Obergeapan. 

Unter  den  fünfhundert  Landherren:  Niklaa  Tirozay, 
Frans  Balassa,  Johann  Paxy,  Dionyaiua  Ssirmar  ,' 
Jphann  lathuänffv,  Emerich  Warday,  Michael  Pod- 
■  anicky,  Georc  Mor^,  Georg  Orlowicah,  Stephan 
Aesdl«  Sigmund  Pogan,  Johann  Tornaly,  Jonann 
und  Stephan  Kalnay,  Niklaa  Forgacah,  RadicaK 
Boaaicali« 

Unter  den  Böhmischen  Landherren:  Johann  ron  Kolo« 
wraty  Stephan  Schlik,  Chriatoph  von  Gutatein, 
Heinrich  Burggraf  von  Dohna»  Jakob  und  Johann 
Uraesowicah. 


—    Sag- 
ten sie  dem  Grossherrn  auf  seinem  Streifzuge 
durch  Ungarn  al$  Wegweiser  und  Dolmetscher 
dienen. 

Indem  Solejman  nach  einigen  Tagen  ge- 

aria, 
die  Bi~ 

Pau- 
lus Warday  yon  Erlau,  der  Propst  Ladis- 
laus  Macedoniay^  die  meisten  Einwohner 
aus  der  Hauptstadt ;  die  Bischöfe  Joannes  Ors- 
xdgh  yon  Watzen;  Stephanus  Podma- 
nic^ky  von  Neitra  und  der  Agramer  Simon 
Erd^ody  yon  dem  Schlachtfelde  weg^  nach 
l^resburg  geflüchtet;  Johann  yon  Zäpolya 
mit  yierzigtausend  Siebenbürgern  bey  Szegedin 
unbeweelich  stehen  geblieben ;  die  Böhmischen 
und  Mänrischen  Hülisyölker  bey  Stuhlweissen- 
bürg  und  Raab  in  grösster  Eile  heim  gelaufen ; 
Christoph  Frangepani  mit  funfzehntausend 
Croaten  bey  Kreuz  zurückgekehrt;  und  so 
hatte  Solejman  in  Verheerung  des  westlichen 
Ungarns  kein  Hinderniss  mehr  zu  besiegen« 
Fünfkirchen  wurde  angezündet,  die  mit  dem 
Kirchenschatze  flüchtigen  Domherren  trafen 
Unterweges  den  gleichialls  fliehenden  Palatin 
Bäthory,  welcher  ihnen  den  Schatz  mit  Ge- 
walt abnahm  und  sich  aneignete.  Nach  dem 
siebenten  Tagemarsch  längs-  der  Donau  ^  wo 
Abteyen,  Städte  und  Dörfer  ausgeplündert ^  in 
Brand  gesteckt,  die  Einwohner  theils  nieder^ 
gemacht,  theils  weggeführt  wurden,  zog  Sole  j** 
^»Sepumi.iadLn  in  Ofen  ein,  fand  es  ohne  Besatzung,  Hess 
allenthalben  Feuer  anlegen,  nur  die  Burg,  den 
königlichen  Marstall,  den  Thiergarten  yerscho- 
nen,  alles  Land  zwischen  der  Donau,  Raab  und 
dem  Plattensee  abbrennen,  yerwüsten  und  ent-i 


1- 


—    Jag    ~ 

Tolkem«  Den  Leichnam  des  heiligen  Almo-^ 
sengebers  Joannes  yon  Alexandrien  hatten  dio 
Eremiten  des  heiligen  Paulus  aus  der  Burg- 
Capelle  nach  Marienthal  gebracht.  Stuhlweis^ 
senborg,  Dotis  und  Comorn  bothen  der  Auf^ 
forderung  zur  Übergabe  entschlossenen  Trotz; 
die  Belagerungswerkzeuge  standen  noch  jen-» 
seits  der  JDrawe.  Die  Wischegrader  Burg,  wo 
Krone  und  Reichs  -  Insignien  lagen,  verthei- 
digten  die  dahin  geflüchteten  Eremiten  des  va- 
terländischen Fauliner  Ordens  mit  einigen  Bau- 
ern; die  Graner  Burg,  der  Trabanten  Haupt- 
mann Matthäus  Nagy.  Unweit  davon,  im 
Tert^ser  Wald,  bey  Maroth,  standen  mehrere 
tausend  flüchtige  Landsassen,  mit  Frauen  und 
Kindern  in  einer  Wagenburg,  sie  wurden  über- 
üUen,  niehrmahls  angegriffen;  doch  schlugen 
816  jedes  Mahl  den  Feind  mit  Verlust  zurück» 
Snmich  wurde  das  schwere  Geschütz  aufige^ 
fuhrt,  die  Wagenburg  gesprengt,  und  aUes 
Volk,  gegen  zwanzig  tausend  an  .Zahl,  ge-r 
todtet. 

Schon  rüstete  sich  Soiejman  in  OSevXt.  Septbr. 
zum  Zuge  vor  Wien ,  und  das  Flüchten  begann 
auch  dort,  als  er  vier  und  zwanzig  Tage  nach 
der  Mohäcsher  Schlacht  Nachricht  erhielt,  Nato- 
lien  sey  von  Kaien  der -Beg  in  Aufruhr  ge^ 
setzt  y  der  Empörer  Herr  des  Asiatischen  Rei- 
ches. Da  liess  er  unverzüglich  Brücken  nach 
Pcsth  achlagen,  führte  am  fünfzehnten  Tage 
seines  Aufenthaltes  in  Ofen  sein  Volk  hinüber, 
und  zog  in  Eilmärschen  durch  die  Pesther, 
Bacsher  und  Bodrogher  Gespanschaften,  über- 
all, bis  an  die  ThcLss  lun,  beerend  und  mor- 
dend, aus  Ungarn  ab,  ohne  in  Ofen  oder  an- 
derswo sonst  Besatzung  zurück  zu  lassen;  das 


—    53o    — 

Land  lutte  er  um  zwey  Mahl  hunderUaiisend 
Eingeliome  ärmer  gemacht,  die  rüstigsten  in 
GeuDgenachftft  weggeführt,  aus  der  Ofener 
Burg  die  aus  Metall  gegossenen  Bildsäuleo, 
Hercules,  Apollo  und  Diana,  von  Matthias 
aufgestellte  Kunstwerke  des  Dalmaters  Jakob 
von  Traw,  als  Siegeszeichen  nach  Constan- 
tinopel  mitgenommen  *). 

a  Oetob,  Bald  darauf  reisten  auf  Ersuchen  der  Köni- 
ginn  Ulrich  von  Zeltritz  und  Franz  Särf- 
ly,  Befehlthaher  von  Raah ,  gegen  Mohäcsh, 
um  des  Königs  Leichnam  aufzusuchen.  Vergeb- 
lich suchten  sie  ihn  im  Sumpfe,  aber  um  Csel- 
le-patak  herum  und  auf  dem  Mühacsber  Fel- 
de trafen  sie  vierhundert  Arbeiter,  von  der 
meusciheQfreundlichen  Wltlwe  des  Falatins  Fe- 
r^ny,  Dorothea  Kanisay  gedinget,  mit  Be- 
erdigung der  Todten  beschäftiget '').  Wahr- 
scheinlich waren  sie  von  diesen  an  das  ausge- 
zeichnete Grab  gewiesen  worden ,  worin  sie 
auch  wirklich  den  königlichen  Leichnam  un~ 
versehrt,  nur  an  den  Lippen  etwas  verwundet, 
entdeckten.  Sie  brachten  ihn,  nach  Stuhlweis- 
seoburg,  und  überlieferten  ihn  bis  zu  dessen 
feyerlicher  Beysetzung,  der  Clerisey  und  dem 
Magistrat;  bis  dahin  verwahrte  ihn  Martin 
H  o  r  T  ^  t  h  in  einem  Gewölbe  der  Gross- 
propstey ''). 

Ludwig   der   II.   war   der   letzte   iCxfni^ 
welchen  die  Ungern  in  die^  durch  Sanct  Ste- 


ll) Bit  bieher  fanben  tnr  nach  5  tt>pli  b 

fUchm  mit  IithnanffT  Lib.  VJII.  pag.  7C  — te 
)  l.thnänffj  Lib.  Vllr.  p.83.  r)  Lit.  Frti  ■ 
tj  td  SKph.  Btoderic.  de  ig.  Oct.  iSio.  ap.  Ptm 


—    33i    — 

pkftn  geheiligte  Gruft  der  Arpadier  za  Sti^- 
weisseniKirg  ninabsenktea;  er  war  der  zehiita< 
und  leute  des  zweyien,  zweyhuadert,  sechs 
und  zwaDz^ährigea  Zeitraumes ,  ia  dessen 
Ltnffl  das  Ungrische  Volk,  während  der  Herr- 
schalt  des  Arpadischen  Geschlechtes  politisch 
geboren  und  erzogen, —  unter  Carl's  Tier  und 
dreyssigjähriger  Sorgfalt  fiir  sein  Haus;  unter 
Ludwig  den  I.  vierzigjähriger  Behauptung  sei- 
ner Majestät  und  der  Grösse  seines  Volkes ; 
unter  Sign#und's  ein  und  fünfzigjähriger  Fü- 
gung in  den  Tillen  der  ihn  beherrschenden 
Aristokraten;  unter  Matthias  ron  Hunyad 
dray  tmd  drejrssigjähriger  drückender  Geistes- 
geiralt  seine  Kräfte  kennen  gelernt,    und  sein 

Seres  National -Leben  begonnen  hatte.  Doch 
BS  Mahl  wäre  es  gleich  wieder  erloschen, 
hätten  die  vier  genannten  Regenten  ihnen,  an 
Mittelmässigkeit,  oder  an  Grösse,  gleiche  Fürs- 
ten zu  Nachfolgern  gehabt;  hätten  nicht  der 
aufgeregten  Lebenskratt  stolze  Garayer  unter 
Marions,  grossiierzige  Hunyader  und  ver- 
ruchte Cilleyer  unter  Wladislaw's  und 
Ladislaw's  Nahmen  zu  Wetzsteinen  gedienet, 
an  welchen  sie  sich  reiben,  schärfen,  und  da- 
durch erharten  konnte  zu  jener  Stärke,  welche 
des  Matthias  zwey  Nadbfolgern,  Wladis- 
law  und  Ludwig  durch  sechs  und  dreyssig. 
Jahre  nichts  Anderes  übrig  Hess,  als  des  Kö- 
nigs Titel,  weil  sie  Höheres  zu  tragen  und 
SU  behaupten,  weder  verraügend,  noch  wür- 
dig waren.  —  Jetzt  schreiten  wir  zur  Er- 
zähluDg  von  den  Zeiten ,  in  welchen  das  Un- 
grucheVnJk,  unier  hartem  Kampfe  und  schwe- 
ren Leiden,    aUmahlig   von   der    Volkschaft 


33a 


zur  Kationali  tat  ia  des  Wortes  höherer  Be- 
deutung f ortschritt;   in  welchen 

„'—  dauert  unsterblich  der  Stamm ^   und  Räume 

'  von  Jahren 

,  ^^Blühet  der    Glanz   des  Hauses  ^    und  Ahnherrn 

XfUilt  man  von  Ahnherrn^  t). 


^)  n'*'  *~  Genu$  immoTtale  manet^  muUos^ue  per  annos 
ffStat  Fortuna  domüs  y  et  avi  numerantur  avorum.^^ 

'      Virgiliaa  Georg«  lY,  208. 


/ 


-  .4- 


Eilftes    Buch. 


Zjerruttetes  Weltleben  der  Uogrisclien  Völker, 
unter  dem  Gegen  -  Könige ,  Johann  von  Zi-- 
polya,  und  unter  dem  rechtmässigen  Könige^ 
Ferdinand,  in  den  ersten  sechs  und  zwan- 
zig Jahren  seiner  Regierung. 

J.  C.  i5a6  ^  i55a. 


Opnt  aggredior  inopinmii  eatibnt,  atraz 
diacort  aedicionibus »  ipaa  ietiam  pace  aaevaai 

Tacitus.  Uiat.  I,  a. 


* 


pf  der  Farteyen.  —    Sieg  des  Rechtes; 

J.  C.  1626 — 1627. 


Tierliundert  acht  und  achtzig  Jah- 
1er  Ungrischen  Monarchie  war  nunmehr 
lännliche  Linie  des  Herrscherstammes  zum 
iten  Mahle  erloschen ;  doch  kein  Mahl  das 
!i,  im  staatsrechtlichen  Sinne  des  Magya-^ 
en  Urvertrages  verwaiset.  Die  sieben 
shäupter,  welche  zwischen  der  Wolga  und 
Uralgehirge  Einem  unter  ihnen,  für  sich 
ihre  Nachkommen )  zugeschworen  hatten^ 
in  alle  Zukunft,  ihr  und  ihrer  Nachkom- 
>chaft  Herr  und  Heerführer  aus  dem  Ge- 
wehte desselben  seyn  sollte;  waren  unver- 
bar  Stifter  eines  Erb  -,  keines  Wahl- 
les:  und  da  sie  dieses  Geschlechtes  weib- 
I  Abkömmlinge  nicht  ausgeschlossen;  da 
elbst  noch  ihre  Herrschaft  in  Europa  ge- 
det;  und  da  die  Europäischen  Staaten,  in 
a  Erbreichen ,  ausser  dem  Fränkischen, 
ihls  bey  Erlöschung  des  männlichen  Re- 
snstammes,  die  weibliche  Linie  noch  nir- 
s  gesetzlich  von  der  Erbfolge  ausge- 
)ssen  war,  ihren  sechsten  Herzog  Ste-« 
n,  als  König,  anerkannt  und  in  ihren 
1  aufgenommen  hatten,  so  mussten  auch, 
sehen  von  allgemeingültigen  Rechts-  Axio- 


—    33&   — 

meii*)^  ihre  Bestimmungen  der  StaatSTer£ai9- 
sung  Yon  jeher  tiacli  Europäisclien  Staatsgrund- 
Sätzen  verstanden  und  ausgedeutet;  folglich 
die  Erbfolge  bey  Erlöschung  des  männlichea 
Regentenstammes  nach  dem  ^Näherrecht  der 
Geburt  auf  die  weibliche  Linie  übertragei» 
werden  ^). 

Also  geschah  auch  wirklich  gleich  nach 
des  ersten  Königs  Stephanus  Tode;  die  Erb- 
folge kam  auf  seine  Schwester  Gisela;  durch 
sie  auf  ihren  5ohn  Feter«  Nach  Andreas 
des  III.  Hintritt  behauptete  Maria^  Königinn 
von  Neapel I  Ladislaw  des  lY.  Schwester, 
ihr  Erbrecht;  übertrug  es  auf  ihren  Sohn  Carl 
Martelly  von  ihm  erhielt  es  ihr  Enkel  Carl 
Robert.  Damahls  wurde  zum  ersten  Diablo 
von  dem  päpstlichen  Stuhle,  dem  in  der  ge- 
sammten  Christenheit  zu  jener  Zeit  noch  an-- 
erkannten  Orakel  des  Rechts ,  auf  Erden  ^  wie 
im  Himmel  y  auf  das  bestimmteste  ausge-* 
sprochen:  das  Un<];rische  Reich  könne 
nur  durch  Erbrecht,  nicht  durch  Wahl 


a)  yjFavores  sunt  ampliandi,  odia  vero  restringenda^*'  •- 
'  ^^Contra  tum,  qui  loqui  potuit  apertias  et  non  est  locutus^  ift" 
y,terpretatio  est  facienda.  b)  Nicht  einmahl  das  Stlische  Ce«» 
setz,  rechtlich  verstanden »  schlietst  in  l^rankreich  bey  Erlö- 
FchuQg  der  männlichen  Regenteulinie  die  weibliche  Ton  der  Erb- 
folge aus ,  wie  Joh.  PeterLudewig  (in  Opusculit  Miscellis 
Tom.  11.  Opusc.  IX.  de  Jure  Anglorum  in  Galliam  cap.  ii. 
r»  457*)  gründlich  bewiesen  hat;  wenn  es  noch  der  Beweise  be- 
durfte, da  yyUt  proximus  quisque  heres  »uccedaty  ordo  non  ton- 
y^tum  naturae  ac  divinae  legis  ^  sed  etian  omnium  ubique  gen- 
.,iium  postulatt^*  Bodinus  de  Republie.  Lib.  YI.  cap.  V* 
.IJiess  hat  selbst  Ibrahim- Pascha  erkannt,  alt  er  gegen  Za- 


—    337    — 

erlangei  urerdan*);   und  auch  &u?  durch 
jenes   bestieg  nach  Ludwig;  des  ersten  Tode 
seine   Tochter  Maria  den  Üngrischen  Thron^ 
als  der  Ungern  regierende  Frau  und  Koniginn. 
Ihr  folgte^  mit  Übergehung  des  nähern  Erben 
Ladislaw   von   Neapel ^   widerrechtlich  Sig* 
mund;    rechtmässiger  König  wurde   er   erst^ 
nachdem   der   Napler    Ladislaw    sein   Hecht 
fahren  liess^  kein  anderer  Erbe  mehr  Vorhanr 
den  war  9  und  Ungarns   Stände   ihn   dafür  an- 
erkannten«    Eben  dieser  Stände  vereinigter^  ur- 
kundlich  bekräftigter   Wille    berechtigte   her- 
nach seine   einzige    Tochter    Elisabeth   mit 
ihrem  Gemahl  Albrecht  yon  Ostreich,  und 
ihren  Erben  zur  Üngrischen  Thronfolge;   und 
auf  diesem   Grunde  war  Wladislaw  der  L, 
so  lange  sie  lebte  und  nach  ihrenoi  Tode,  nur 
rechtswidrig    eingedrungener    Partey  -  König; 
rechtmässiger^  ihr  und  AI  brecht 's  Sohn^  La- 
dislaw der  V)   von    seiner   Geburt   an;    was 
auch  ein  Theil  der  Üngrischen  Stände  von  ei- 
nem   Wahlrechte   wähnte  und   behauptete;    zu 
Rom^    zu   Neustadt I    und   im  Reiche    selbst^ 
widersprach  der  rechtskundigere  Theil.     Nach 
Ladislaw's  frühzeitigem  Hinscheiden  war  der^ 
unter    Sigmund    staatsrechtlich    festgesetzten 
und  angenommenen  y  die  weibliche  Linie  nicht 
tusschliessenden  Erbfolge  gemäss  ^  Sigmund 's 
Bnkelinn^  Albrecht's  Tochter ,   Ladislaw's 
Schwester 9   Elisabeth^   natürliche   Reichser- 
l)inn   und   die   Gewalt    der   mächtigen   Fartey^ 
Welche  den  grossen  Matthias  von  Hunyad 
^         ■     ■ 

a)  y^Scripti  eanönis  teriet  aperit;  Regnum  iptum  Unga~ 
ttHae  aueettsionis  jure  provenü ;  tUctianu  arbitrio  non  dntr^ 
»i^ur^^    Bonifacii  VIlI.   Bnll«   Spectator  cmniunu  3o.  Jon. 

Ti.  ThtiL  aa 


—    538    — 

Äuf  den  Thron  erhob,  konnte  weder  für  die 
Ungern  ein  Wahlrecht  begründen,  noch  das 
{Erbrecht  der  Königmn  Elisabeth  aufheben. 
•Um  drey  und  dreyssig  Jahre  zu  spät  wurde  es 
idurch  angemasste  Wahl,  zu  Ungarns  Unglück 
an  ihrem  erstgebornen  Sohn  Wladislaw, 
wider  ihren  bessern  Willen  vollzogen,  ihm 
folgte  sein  Sohn  Ludwig,  und  nachdem 
dieser  bey  Mohäcs  vollendet  hatte,  war  seine 
Schwester  Anna,  schon  Mutter  in  der  Hoff- 
nung, mit  ihrem  Gemahl  Ferdinand,  mit 
gleichem  Rechte,  wie  Gisela  nach  Stephan 
dem  Heiligen,  Maria  nach  Andreas  damUI., 
Maria  nach  Ludwig  dem  L,  Elisabeth 
nach  Sigmund,  Elisabeth  nach  ihrem  Bru- 
,  der  Lad  isla  w  dem  Y.  nicht   zu   bestreitende 

Reichserbinn.  Und  sieh*  es  geschah  was  Rech- 
tens war,  obgleich  ohne  Erkenntniss  des  Rech- 
tes, weil  es  dessen  Verfechtern  sowohl,  als 
seinen  Gegnern  zu  nahe  lag,  um  gesehen  zu 
werden;  Anmassung  und  Tamilien •  Eifersucht 
mussten  dem  Rechte  dienen. 
/.  c.  1526.  Als     S  o  1  e  j  m  a  n    nach     der     Mohacser 

23.  Septbr,  Schlacht  gegen  Ofen  hinaufzog,   als    er  durch 
fünfzehn    Tage    in    der   Hauptstadt   verweilte, 
Sonntag  nach  Matthäi    über   die    Donau    giog^ 
die  Festher,  B^cser,    Bodroger  Gespanschaften 
verheerte,  entvölkerte  und  zwey  Mahl  hundert- 
tausend  Reichssassen    in    Gefangenschaft   über 
Belgrad  abführte^  stand  der  Siebenbürger  Woi-^ 
wod,   Johann  von  Zapolya   an   der   Spitze 
von  vierzigtausend  Mann,    eben   so    unbeweg- 
lich,    als    am    Johannis -Enthauptungstage,    in 
verschanztem   Lager   am    linken    Theiss-Ufer 
vor  Szegedin;  that  nichts,  um  den  nach  Ofen 
ziehenden  Feind   im  Rücken   zu   beunruhigen. 


[ 


—    559    — 

mclitS|  um  den  Rückzug  ihm  abzuschneiden^ 
niclits^  um  dem  mit  Beute  und  Menschen  heim- 
kehrenden Sieger  auch  nur  Einen  edeln  Sohn 
des  Vaterlandes  abzujagen.  Aus  Mangel  an 
Urkunden  kann  ihn  zwar  die  historische  Kri- 
tik jetzt  noch  keines  verratherischen  Einver- 
ständnisses mit  dem  Feinde  anklagen  und  über- 
führen; aber  auch  nur  der  blindeste  Factions- 
geist  dürfte  ihn  von  den  unredlichsten  Absich- 
ten und  genau  berechnetem ,  plan  massigem  Ber*  ' 
tragen  zur  Erreichung  derselben  irej  sprechen* 
Alles,  was  er  seit  Ludwig's  Vermählung  mit 
Maria,  yor  und   nach   dem   Mohäcser   Tage,^ 

§ethan  hatte,   begründet   die  gerechte  Vermu* 
iiung  wider  ihn ,  dass  der  päpstliche  Nuncius, 
Anton  Fülle o   de   Burgio  richtig  gesehen 
hatte;  dassJohann  von  Zäpolya,  durch  sair 
nes  Vaters  geraubte  Schätze  mächtig,  diurch  die 
einzige  Besiegung  des  Georg  Dösa  berühmt, 
durch  zweymahlige   Flucht  vor   den   Osmfnen 
besclumpft,  durch   Belgrads   Entblössung   von 
schwerem  Geschütze,  und   durch   dessen  Ver- 
lust des  Unterganges  dieser  Vormauer  Ungarns 
schuldig,  seinen   bey   Mohnes  bedrängten  Kö- 
nig vorsätzlich  verliess,  nach  dessen  beförder- 
ter tmd   erwünschter   I^lederlage   mit  der  jun- 
fen,  klugen  königlichen  Wittwe  sich  yermäh- 
m,  und  der  Ungern  König  werden  wollte« 

Während  Ofen,  auf  Solejman's  Geheissl6.  Septir. 
angezündet,  noch  brannte,  rersammelten  Fau* 
lus  Warday,  Bischof  von  Erlau,  und  Jo- 
hann Bebek  von  Felsöcz  die  Bevollmächtig- 
ten des  Adels  aus  den  Gespanschaften  Heves, 
Gömör,  Borsod,  Torna  und  Aba-Ujv4r  zu 
Miskolcz,  um  über  die  Mittel  zur  Befreyung 
des  Vaterlandes  von  dem  schrecklichen  Feinde 


—    34o    — 

zu  berathschlagen«  Allgemeiner  Aufstand  Mrurde 
beschlossen,   das  Yerpel^tlier  Feld  in  der  He- 
veser  Gespanschaft  am  linken  Ufer  der  Tarna, 
zum  Sammelplatze  bestimmt.      Einladung  2fum 
Zuzüge  mit  schwerem  Geschütze,  Büchsen  und 
Fulver     an     Kaschau    und    andere    nördliche 
Städte  gesandt;    da  war   Einfluss    und  Anhang 
Zugewinnen,  darum  versprach  Zäpolya,   sich 
ehestens    daselbst   mit   beträchtlicher    Heeres- 
macht  einzustellen'').     Zu  gleicher  Zeit  sandte 
er  die  Herren   NiHas   Gherendy  und  Cas- 
par Horvith  nach   Fresburg  an  die  Terwitt- 
wete  Königinn  mit  der  Ermahnung,  ohne  Yer- 
'  -zug  einen  Landtag   auszuschreiben,    damit  be- 
schlossen und  verfüget  würde,    was   de3  ver- 
waisten Reiches  Freyneit  und  Wohlfahrt  heisch- 
te ^).     Aus  ihren  und    des    bey  ihr  verweilen- 
den Palatins   Stephan  Bäthory  Vorkehrun- 
gen wollte  er  errathen,  was  beyde  mit  ihrem 
Anhange  im   Sinne  führten,    und   was    er   für 
das  Ziel  seiner  Ehrsucht  erwarten  dürfte.     Als 
9.  Octob.  sie    demnach   am    Tage   Dionysii  die   Reichs- 
versammlung auf  das  Fest  Catharinä  nach  Cö- 
morn  ausscmrieben  ^) ,    und  in  ihren    Sendbrie- 
fen   keiner    vorzunehmenden    Königswahl   et^ 
wähnten,    sondern  im  Allgemeinen   nur   Aus- 
mittelung  der  Art  und  Weise,  wie  den  gegen- 
wärtigen und  künftigen  Bedrängnissen  des  Rei- 
''^  ches  abzuhelfen  sey,    als    Zweck    der   Zusam- 
menkunft andeuteten;    da  eilte  Zapolya,    die 
scheinbare  Saumseligkeit  der  Königinn  und  des 


a)  Liter.  Agriensis  et  vicinor.  Comitatuum  td  CasfOTiens« 
ap.  Prar  Epist.  Procer.  P.  I.  p,  272.  h)  Liter.  Reg  in.  ad 
Joann.  Zäpo].  ap.  Eund,  p.  274.  c)  Liter.  Reg  in.  ad  Sutut 
et  Ordinea  ap.  Prar  ikniial.  l\  V.  p.  ia3.  —  Liter.  Paiatint 
ad  SS.  et  00.  ibid. 


—    34i    — 

Falatins,     oder   die   geflissentliclie   Verhehlung 
iKrer  Absichten   zu   seinem   Yortheile    zu    be* 
nutzen  und  ihren    Entwürfen    zuvor   zu    kom- 
men.    Auf  den  Sonntag  nach  Dionysii  beschied  14,  Octob. 
er  seine     gesammte  Faction,    dsiiii  die  Magna- 
ten und   Landherren    aus    den  nördlichen    und 
östlichen    Gespanschaften     nach    Tokaj^     und 
ruckte  selbst  von  Szegedin  mit  seinen  Heer* 
scharen  Hinauf  *). 

Unterdessen  hatten  Peter  Per^nyl,  Te- 
meser  Graf  und  Kronhiiter^  am  Mohacser  Blut- 
tage dem  Tode  durch    Flucht    entronnen^    auf 
der   VLseOTader  Burg  die  geheiligte  Krone  mit 
den    Reichs  -  Insignien   von    den  £remiten  des 
heil.    Paulus    in  'Empfang    genommen,    damit 
nach  Terebes   sicji  begeben  ^   dann'  Säros  -  Pa- 
tak  überfallen  und   gewaltsam   sich  angeeignet^ 
fest  entschlossen,  die  Reichskrone  nur  demje- 
nigen zu  überliefern,  welcher  ihn  in  dem  Be- 
sitze der  geraubten  Herrschaft  bestätigen  wür- 
de.    Sie  war   das    £igenthum    der   Paloczer; 
dieses  Geschlechtes  letzter  männlicher  Spröss- 
ling  Anton,    war    in    der    Mohacser   Schlacht 
geblieben,  seine  sämmtlichen  Besitzungen  muss- 
ten,    den  Reichsgesetzen   gemäss,    dem  Fiscus 
heimfallen.     Zdpolya   Hess    dem    widerrecht- 
lichen B&sitznehmer   von  Saros-Patak  auf  das 
bestimmteste  errathen.,  dass  ihn  das  Recht  des 
Fiscus    nicht    im    gering^ften    gefährden    sollte, 
wenn  die  Stände   einen    Sohn   des  Vaterlandes 
auf  ^en  Ungrischen   Thron  beriefen;    und  so- 
gleich  war   Peter    Perenyi    des  Woiwoden 
eifrigster' Parleygänger  und  thätigster  Stimmen- 


a)  Kovachich  Vestig.  Comitior.  p.  627*  et  Suppl.  ad  V^ttig. 
CcmiC  T.  IIL  P'  70* 


—    34a    — 

werbet  für  ihn*).     Wirksam   untersliitzte   ihn 
dabey    der    mächtige    Yolksredner    Stephan 
TOn  Werbücz;  nur  durch  Zapolya^s  Erhe-* 
'  bung   konnte    dieser    Falatin    des    stürmischen 
7.  JW«y«  Hatväner  Tages,   vor   fünf  Monaten^   Montag 
nach  Kreuzerfindung   von    den    zu   Ofen   ver- 
sammelten Ständen  als  öffentlicher  Reichsfeind, 
Hochverräther,  Störer  des  Landfriedens  geäch- 
tet,   und   seiner   Güter   verlustig    erklaret,    zu 
Ehren,  Macht  und   Reichthum   wieder   empor 
steigen.     Als  begeisterter  Sprecher  zog  er  her- 
um in  dem    Lager,   in   den    Städten,  auf  den 
Burgen  der  Landherren;  schilderte  die  Macht, 
die  Wohlfahrt ,    die  Herrlichkeit  des.  Reiches, 
die  politische  Wichtigkeit  und  den  Ruhm  der 
Ungern  unter  dem   ein^ebornen  Könige/ Mat- 
thias,  den  tiefen  Yer^ll   unter    ^em   äasw ar- 
tigen  Wladislaw   und   seinem    Sohne    Lud- 
wig, die  fast  unheilbaren  Wunden  des  Vater- 
landes und  die  ihm    noch  bevorstehenden  Ge- 
fahren des  völligen  Unterganges,     Nur  von  ei- 
nem,  im  Lande  gebornen,   erzogenen,    durch 
grosse  Eigenschaften    und  anerkannte  Verdien- 
ste ausgezeichneten  Manne,  mit  Sanct  Stephan's 
Kreuz  auf  dem  Haupte,  seyen  wieder  Helden- 
thaten    der  Arpader,  sey  Rettung  und  Heil  zu 
erwarten.     Diess  habe  schon  vor  ein  und  zwan- 
zig Jahren  die  Räkoser  Reichsversammlung  un- 
ter allen,    welche    die    Noth   des   Vaterlandes 
scharf  in  das  Auge  gefasst ,  und  in  patriotischer 
Wehmuth  mit  warmem  Herzen  erwogen  hatte^ 
die  zahlreichste  und  würdigste,  erkannt;    dar- 
um, als  unabänderliches  Grundgesetz  aufgestellt, 
dass  nimmermehr  ein  auswärtiger  Fürst  auf  den 


a)  Iffthuanffy  Hitt  Lib.  IX.  p.  84. 


fc-a 


—    545    — 

Ungrischen  Thron  berufen  werden ,  und  wer 
immeT  einen  Ausländer  auch  nur  in  Vorschlag 
bräclite,  als  Landesverräther  in  ewige  Knecht- 
schafi  verfallen  sollte.  Ehre,  eigenes  Werth- 
gefiihl,  Vaterlandsliebe  und  treue  Sorgfalt  für 
des  Reiches  Selbstständigkeit  und  Freyheit 
fordern  y  dass  jeder  edle  Unger  sich  fest 
an  jenes  Grundgesetz  halte,  und  fiir  Vollzie-^ 
hung  desselben ,  besonders  jetzt ,  da  des  Va- 
terlandes Unabhängigkeit,  oder  Dienstbarkeit 
auf  dem  Spiele  stehet,  kein  Opfer  scheue,  nicht 
Gut  und  Leben  schone.  Selbst  die  Vorsehung 
des  Weltregier ers  habe  den  Ungern  gezeigt, 
was  sie  diesen  Augenblick  zu  thun /hätten. 
Durch  wunderbare  Fügung  und  Verkettung  der 
Umstände  habe  der  .Ädlerhochste  den  einzigen 
Mann^  den  würdigsten  der  Krone,  mit  ihm  die 
meisten  seiner  Freunde  und  Verehrer  dem 
schrecklichen  Mohdcser  Verhängnisse  entnom- 
men ;  es  sey  der  reiche  *) ,  mächtige ,  tapfere^ 
gerechte,  leutselige  Johann  yonZäpolya,  es 
sey  der  glückliche  Bezwinger  des  Bauernauf- 
standes, welcher,  ohne  diesen  Einzigen,  Un- 
garns gesammten  Adel  vertilgt  hätte,  wesswe- 
gen  der  glorreiche  Ketter  schon  damahls  all- 
gemein des  Thrones  würdiger,  als  der  träge 
.Konig  und  dessen  unreifer  Sohn,  geachtet  wur- 
de; es  sey  der  vortreffliche  Sohn  des  grossen 
Stephan    von   Zapolya,     dessen    Tapferkeit 


a)  Unter  den  swey  und  tiehzig  Schlössern  seines  Täterlichen 
Erbtheils  waren  die  Tornehmsteii :  Trents^n,  Sudcha,  L^ra,  Kaza, 
Lietara,  Szklabinya,  Baymocz,  Arva ,  LikaTka,  Ujvär,  Dunajecs, 
ZipserhauSy  Keatnark,  Ilichnyo,  Szadvär,  Murany,  Rnkos,  Toma, 
Kegecz,  Bodokö,  Tällya ,  Tokaj,  Papa,  Ui;od ,  Csesznek ,  KÖvar, 
Zelenevar.  Mehrere  Freystäiltc  und  Drelssigstämtcr  besass  er  zu 
Pfand.  Petrus  de  Kcva  de  Monarchia  et  S.  Corom.  Regn. 
Uuo^.  ap»  Schwandtncr  Tom.  II.  p.  711. 


—    544    -- 

f 

selbst  dem  Könige  Matthias  seine  meisten 
und  schönsten  Lorberkränze  erkämpft^  dessen 
ech'tbürgerliohe  BeiKiheidenheit  die  ihm  schon 
gebührende  Krone,  leider  dem  unwürdigen 
Ausländer  Wladisläw  überlassen  hatte.  Bil- 
lig werde  daher  dem  Erben  seines  Geistes  und 
seiner  Verdienste  jetzt  übertragen ,  was  dessen 
Vater  unsterblichen  Ruhmes  war  abgelehnt  wor- 
den *), 

Kräftig  und  anziehend  unterstützte  Jo^ 
hann  von  Zäpolya  seiner  Sachwalter  Be- 
triebsamkeit durch  Bestechungen ,  Verheissun- 
gen  und  leutseliges  Betragen;  dem  Feter  Fe- 
renyl  Terspraoh  er  die  Woiwodschaft  Ton 
Siebenbürgen;  dem  Emerich  Czybak  die 
Temeser  Grafschaft  und  die  Güter  des  Gross-; 
wardeiner  BLsthumes;  dem  Stephan  Wer- 
boczy  die  Kanzlerwürde,  dem  Stephan  Dru- 
geth  die  Zemplener  Obergespanschaft ^  dem 
Erlauer  Paulus  Warday  das  Graner  Erzbis- 
thum^  dem  Alt -Ofener  Propst  Joannes  Sta- 
tileo  das  Siebenbürger  Bisthum;  und  in  der 
14.  Octob.  Versammlung  am  Tage  Galli  war  allgemein 
entschieden,  dass  er  König  werden  sollte«  Ihm 
aber  waren  der  Anwesenden  ^u  wenig ,  um 
Wahl  und  Ausrufung  zu  gestatten ;  dazu 
schrieb  er  auf  das  Fest  des  heiligen  Emerictis 
einen  Landtag  nach  Stuhlwelssenburg  aus,  liid| 
unter  dem  Vorwande,  dem  Könige  Ludwig 
durch  feyerliche  Beysetzung  die  letzte  Ehre 
zu  erweisen,  sogar  die  Königinn  Maria  mit 
den  bey  ihr  versammelten  Magnaten  dahin  ein, 


a)  Brutus  Hist.  MS.   Lifo.  VII.   ap.   Pray  Annal.    P.  V.  p. 
126*    Ittbuänffv.  I.  c. 


—    545    — 

und  liess  sogleich  durcli  Feter  Perenyi  rdn 
jeder  der  königlichea  Freystädte  zur  Yerthei- 
digung  der  Gränzplätze  dreyhundert  Ducaten 
einsammeln^);  die  Sendbriefe  waren  unter-r 
zeichnet  Johann  von  Zäpolya,  Siebenbür- 
ger Woiwod;  Paulus  yon  Warday^  Bischof 
von  Erlau;  Feter  von  Fer^n,  Temeser  Graf 
und  die  übrigen  zu  Tokaj  yersammelten  Her- 
ren und  Edelleute. 

Weder  diese  Vorschrittei  noch  ihre  Be- 
deutung und  Kichtung  waren  am  Hoflager  der 
yerwittweten  Königinn  zu  Fresburg  yerborgen ; 
sehnlichst  hatte  man  daselbst  gewünscht  ^  dass 
Ferdinand,  drey  und  zwanzig  Jahr  alt,  iu/ 
Spanien  unter  Aufsicht  seines  mütterlichen 
Grossyaters,  und  unter  Leitung  des  grossen 
Kirdien  -  imd  Staatsmannes  Ximenes,  zum 
thiiigen,  gerechten  und  klugen  Regenten  er- 
zenen,  auf  das  Erbrecht  seiner  Gemahlinn 
Anna  gestützt,  unyerzü^lich  nach  Ungarn  sich 
begeben,  und  yon  dem  Jieicbe  Besitz  genom- 
men j  oder  wenigstens  auf  befriedigende  Weise 
zu  seines  Anhanges  Vermehrung  seine  be-> 
stimmte  Willensmeinung  angekündigt  hätte ; 
allein  der  junge  Fürst,  des  Genies  ermangelnd, 
war  gewohnt,  in  allen  seinen  Handlungen  eir* 
nen  regel  -  und  ordnungsmassigen  Gang  zu 
yerfolgen,  und  keine  Rücksicht  konnte  ihn  be- 
wegen, dayon  abzuweichen;  wahrscheinlich 
kannte  er  sich  selbst,  woUte  nicht  fliegen,  wo 
er  nur  festen  Schrittes  gehen  konnte,  und 
ehrte  die  Einrichtung  der  Natur,  nach  welcher 
nur  das  Genie  aller  Regeln  entbunden  ist,  das 


bj  Liter.    Ja  ans.    Zäpol.   id   eiritt.   reg.  ap.    Pray  Epiat. 
Frocer.  P«  I.  p.  176- 


—    346    — 

TiSent  me  ungestraft  dieselben  übersclireitet. 
Ihm  sciuen  zuträglicher  und  der  Ordnung  ge- 
mässer,  von  zwey^  in  Factionen  getheilten  Rei- 
chen sich  vorher  desjenigen,  in  dem  er  noch 
keinen  bestimmten  und  eingebomen  Mitwerber 
.hatte,  und  völlig  rechtsgültige  Staatsverträge 
fiir  ihn  sprachen,  zu  versichern,  dann  erst, 
durch  das  eine  verstärkt,  auf  das  andere,  in 
welchem  bereits  ein  mächtiger  Mitbewerber 
dastand ,  einige  ihm  günstige  Staatsverträge  auf 
der  Wagschale  des  Rechts  zu  leicht  waren, 
tmd  nur  der  letzte  Ehevertrag  mit  der  Reichs- 
erbinn  volle  Rechtsgültigkeit  oesass,  sein  Recht 
zu  verfolgen.  Da  nun  Böhmens  Stände  unter 
sich  getheilt  waren,  die  £inen  ein  freyes  Wahl- 
recht geltend  machen  wollten ;  die  Andern,  be- 
sonders die  Utraquisten,  Ferdinand 's  kirch- 
lichen Eifer  fürchteten,  so  hielt  [er  für  das 
rathsamste,  die  Böhmische  Krone  lieber  zu  er- 
bitten, als  mit  Darstellung  seiner  Rechtsan- 
sprüche sie  zu  fordern.  Seine  zum  Reichs- 
tage eingesandte  Schrift  berührte  nur  leise  seia 
auf  die  Ostreicliische  Herkunft  gegründetes 
Recht  und  die  seiner  Gemahlinn  Anna  zuge- 
sicherte Erbfolge;  grösseres  Gewicht  legte  er 
auf  seine  Abstammung  von  Kaisern,  auf  seine 
nächste  Nachbarschaft,  auf  seine  Würde,  als 
Verweser  des  hell.  Rom.  Reiches,  auf  sein 
brüderliches  Yerhaltniss  zu  dem  mächtigen 
Kaiser  Carl;  durch  diess  Alles  zusammen 
würde  Böhmens  Thron  mit  ihm  nur  geehret, 
er  in  den  Stand  gesetzt,  Böhmen,  mehr  als 
irgend  ein  anderer  Fürst,  gegen  alle  auswärtige 
Feinde  zu  vertheidigen.  Süllscliweigend  er- 
kannte er  dabey  der  Stände  Walilrecht,  doch 
so,    dass   ihm    sicherer    Ausweg    übrig  blieb, 


—    347    — 

bey    günstiger  Gelegenheit  es  wieder  zu  rer- 
werfen  ■). 

Am  Feste  Francisci  wurde   der  Reichstag  4»  Octoh. 
zu  Prag  eröffnet^   die  Wahl -Capitulation  ent- 
worfen,   eine  Auswahl  von   acht  Männern  aus 
jedem  der  drey  Stände  ernannt,  mit  der  Voll- 
macht  einen  recht  würdigen  König  zu  erwäh- 
len.    Ferdinand^  mit  den  zwey  letzten,  un- 
tauglichen,   verschwenderischen ,  leichtsinnigen 
Königen  verglichen,  erschien  ein  ausserordent- 
licher Mensch;   seine   Vorsicht,  Wachsamkeit, 
Standhaftigkeit   und    Tapferkeit   wurden   hoch 
gepriesen^  bewundert,  geglaubt;  und  am  Mitt- 
woche   nach    Lucä    riefen   ihn    die   vier   und  24.  Oetob. 
zwanzig  verordneten  Wahlherren  mit  einhälliger 
Stimme  zum  Könige  von  Böhmen  aus.     Sobald 
seine  Schwester  Maria  Kunde  davon  erhalten 
hatte  y    schrieb  sie  an  Ungarns   Adelsgesammt-  31.  Oetoh. 
heit:  ihr  sey  nicht  unbekannt,    wie  geflissent« 
Hehr  mnige  Eiirsüchtige,    unter  dem  Verwände 
der   allgemeinen    Freyheit    nur  ihren    eigenen 
Vortheu  und  ihres  Ehrgeizes  Befriedigung  su- 
chend, durch  mancherley  falsche  Eingebungen 
und  Scheingründe  redliche  Gemüther  irre  führ- 
ten; wesswegen  sie  den  Adel  insgesammt  und 
insbesondere  ermahnte,  er  möchte  weder  durch 
Drohungen,    noch  durch  Bedenklichkeiten  ir- 
gend  eines    Menschen   sich    verführen   lassen^ 
sondern   mit  unbefangenem  Sinne  sich  einstel- 
len am  festgesetzten  Tage  und  Orte,    wo  der 
freye  und  gemeinschaftliche  Wille  beschliessen 
soUte,   was  des  Reiches  bedenklicher   Zustand 
forderte.     Die  Adelschaft  würde  nach  dem  AI-« 


a)  Goldaat  Commentir.  de  Regnl  Bohem.   Jarib.  II.  p.  533. 
Glafey  Pragmut.  Geach.  der  Krön  Böhmen  S.  42a— 476« 


\ 


—    54Ö    — 

lerKSclisteii  Zeugo  seyn,  dass  weder  sie,    noch 
ihre   Brüder,    der   Kaiser   und   der   König  von 
Böhmen )   nicht  der  Falatin,    noch  auch    ihre 
Räthe   irgend   etwas    im    Sinne   führten^    was 
zur  Spaltung  ynter  deiji    Reichssassen  'oder  zu 
innerlichen   und    auswärtigen    Kriegen    Anlass 
geben  könnte,    Sie   sowohl,    als    ihre   Brüder 
und    ihre    Räthe,     yerlangeten    nichts    sehn- 
licher,   als    dass  das   herrliche   Reich  und  die 
Ungrische  /Nation    ihren    ehemahligen    Glanz, 
•und  mit  den  verlornen  Festungen  auch  ihre  vo- 
rige   Unabhängigkeit    von    auswärtiger    Gewalt 
wieder  erhalten  möchte,  wozu  auch  ihre  Brü- 
der mit  Gottes   Hülfe  bereit    und  entschlossen 
seyen,    ihre  gesammte  Macht   und  die  Kräfte, 
ySOwoU  des  Römischen  Reiches,   als  ihrer  be- 
sondern Erbstaaten,    in    Bewegung  zu   setzem 
Wenn  demnach  ihre  Brüder  einige  Heerscha- 
ren nach  Ungarn  zu  senden  genöthigt  würden, 
oder    zur    Vernichtung    feindseliger   Entwürfe 
der  König   von  Böhmen   selbst   an    der  Spitze 
seiner  Heermacht  einzöge,  sollten  die  Retchs- 
sassen   weder    erschr,ecken,    noch   glauben,   er 
komme  als   Feind   zu    ihrem   Verderben«     Le- 
diglich   zur  *  Vertheidigung   ihrer   Rechte   und 
Beschirmung   ihrer    Freyheit,    welche  so  eben 
von  allen  Seiten  angefochten   wird,    werde  er 
erscheinen.     Sie  möchten  ihn  daher  freundlich 
aufnehmen  ^und    gegen   billige   Bezahlung   mit 
allem  Nothdürftigen  versorgen,  wogegen  seine. 
Mannschaft  nirgends  Unfug    oder  Gewah  sich 
erlauben  werde*). 

Doch  ungeachtet  dieser  Ermahnungen  veit* 
stärkte   sich   Zapolya's  Faction,   machte  sich 

a)  Liter.  Reg  in.  ad  Nobiles   ap.   Pray  Epist.   Procer.  P.  !• 
p.  277. 


l 


—    349  — 

auf  den    Weg    nach    Stahlweissenburg;    auch 
Viele,  der  Könininn  Anna  und  ihrem  Gemahl 
im  Herzen    ergeben,   zogen  dahin,    und  selbst 
Sigmund,     König  von    Fohlen,    von  Zäpo- 
lya  falschlich   im    Nahmen  der  Prälaten,    Ba- 
rone^ Magnaten  und  Landherren  ersucht,  sandte 
den  Przemlschler  Bischof  Andreas,   und  den 
Bietscher  Castellan  Stanislaw  von  Sprowa^ 
als  Botschafter  auf  den   gesetzwidrigen   Land- 
tag.  Da  lieis  die  Königinn  Maria,  alle  Scho- 
nung gegen   den  Woiwoden   aufgebelid,    noch 
ein  Mahl,  nicht  mehr  an  die  Adelschaft  allein^ 
sondern  an  sämm'tliche  Reichsstände  dringende 
Warnung  ergehen.     „Wir  haben,"  schrieb  sie, 
„auf   Anrathen    des    Siebenbürger    Woiwoden 
^,und   anderer   Prälaten   und  Barone  mit   d^ni 
„Palatin,  den  Reichsgesetzen  und  der  Landes- 
„freyheit  gemäss,    eine   allgemeine   Reichsyer- 
„Sammlung    auf  das  Fest   Catharinä   nach  Go- 
„mom  berufen,  damit  daselbst  über  des  Reiches 
^,Rettung,  über  öffentliche  Wolilfahrt  und  über 
3,Erhaltung    der   Freyheit  'Aller    in   Eintracht 
„verhandelt,  berathscnlaget,  beschlossen  würde. 
„Fast   zu  gleicher  Zeit   aber   hat   der   Sieben« 
„bürger    Woiwod,    nach    Bestechung    einiger 
„Herren    und    Edelleute^   den   Reicnsgesetzen 
„zuwider,  und  gegen  der  Stände  Freyheit,  ei-p 
„nen  andern   Landtag    unter   schweren  Strafen 
„auf    das    Fest    des    heiligen    Emerichs   nach 
„Stuhlweissenburg  aasgeschrieben,  in  der  Ab- 
„slcht^  sich  daselbst,  nicht   der   Reichsverfas- 
„sung    gemäss,    sondern   nach   Willkür   seiner 
„wenigen  Anhänger  zum  Könige  ausrufen,  und 
„die  Krone,    welche    er   bereits  in  seiner  Ge- 
„walt  hat,    sich  aufsetzen   zu   lassen.     Diesem 
„durchaus  widerrechtlichen  Verfahren  werden 


—    35o    — 

y^ilr   mit   unsern  Brüdern,    dem   Kaiser   und 
>>dem  Könige   von  Böhmen,    mit  dem  Falatin 
9^und  unsern  Käthen  durch  kräfti^^e  Massregeln 
'9,begegnen,  in  keiner  andern  Absicht,  als  dass 
jjdes  •  Reiches    und    eure   Freyheit   wider    den 
'9,'Woiwoden  und  seine  Faction  beschützt  werde. 
y,i>iesls   wollten    wir   euch   darum    yermeldeoy 
},dass'^  wenn  auch  der  Woiwod  rechtswidriger 
"jl^ünd^  stürmischer    Weise    seinen    Zweck    er- . 
'^Veichte,   ihr  euch  nicht  irre  maChen  lasset; 
y^standhaft  in  der  Treue  gegen  uns  und  gegen 
^,euch  selbst  beharret ;  sowonl  die  Befehle  und 
',,Drohungen,  als  auch  die  Bitten  und  Yerheis* 
^jsungen  des  Woiwoden  terachtet.     Seyd  ver- 
unsichert, dass  wir  mit  unsern  Brüdern,  Käthen 
,,un'd  dMr  Keichssassen  Mehrheit  keine  Yerlet- 
„zung  der   Landesverfassung   und  eurer  Frey- 
Jäheit  dulden  werden.     Eheatens  sollt  ihr  den- 
,~ Jenigen  sehen,  welcher   mit   Gottes   Beystand 
,,euth  g^gen  die   Anmassungen   der  Mächtigen 
'^,und  gegen  die  Störer  der  öifentlichen  Wonl- 
,,fahrt  wirksam  vertheidigen,  schützen,  beschir- 
,,men  wird"  •)• 

Der  verfassungswidrige  Landtag  wurde  am 
5.  NovenihJPefiXe  des  heiligen  Emericus  eröffnet ,  und  bis 
die  Zahl  der  Anwesenden  sich  vermehrte,  un- 
ter dem  Spiele  mancherley  Känke  fortgesetzt. 
Die  Botschafter,  an  ihrer  Spitze  der  Sirmier 
Bischof  und  Reichskanzler  Stephanus  Bro- 
dericsh,  von  Maria  und  Ferdinand  ge- 
sandt, um  allen  Verhandlungen  zu  widerspre- 
chen, wurden  verächtlich  behandelt,  nicht  ge- 
hört, von  den   Versammlungen  ausgeschlossen. 


a)  Liter.  Reginae  ad  Stat.  et  Ord.  ap.  Pray  Epiat.  Froc  F. 
I.  p.  281. 


-•    35i    — 

BLs  Vorabend  Martini  waren  die  meisten  Ma|^  10.  Novbr. 
naten,  Landherren  und  Edelleute  aus  den  Gch. 
vpanscbaften  Stuhlweissenburg ,  Sümegh,  Sza* 
lad  und  Eisenburg  angekommen;  nun  wurde 
Ludwig 's  Leichnam  feyerlich  in  die  Chruft 
der  Könige  gesenkt  *).  Sonntag,  am  Feste  Mar-  !!•  Novhr. 
tini,  lieas  Zäpolya  sämmiliche  Magnaten  und 
Herren  in  den  Ddm  der  heiligen  Jungfrau  zuf 
Königswahl  fordern,  zugleich  die  Stadtthore^ 
Strassen,  flätze  und  Kirchthürme  von  seinem:  ..  vi 
WaiFenrolke  besetzen.  Noch  waren  die  ver^. 
sammelten  Herren,  nicht  einig  in  der  Wahl,- 
als  die  bewaifnete  Mannschaft,  scheinbar  der 
Zögerung  überdrüssig,  in  Geheim  aber,  dazu  • 
angewiesen,  den  Herrn  Johann  von  Zipo-^ 
lya  zum  Könige  der  Ungern  ausrief,  ihniffrlücky 
Heil,  langes  Leben  wünschte,  und  Gewalt  .4ro- 
hend,  die  Wahlherren  in  ihr  lärmendes  Ge- 
schrey  mit  einzustimmen  nöthigte  ^).  An  die- 
sem Tage  noch  ernannte  der  Gegenkönig  den 
Erlauer  Paulus  Warday  zum  Graner  Erz- 
bischofe;  zu  Bischöfen,  di6  £[eistlichen  Herren 
Geargius  Sulyok  für  Fünikirchen,  und  Jo-* 
annes  Geryan  von  Mutina  für  Cs^inad,  da- 
mit sie  bey  der  Krönungsfeyerlichkeit  mit  dem 
anwesenden  Neitraer  Stephan  us  Fodma-. 
niczky,  dem  einzigen  wirklichen  Bischof e, 
dem  Graner  beyständen.  Allein  gegen  alle  Er- 
wartung verweigerte  Paulus  Warday,  sey  es 
nach  eigener  kluger  Einsicht,  oder  von  St e- 
phanus  Brodericsh  in  Geheim  für  Fer- 
dinand   bereits   gewonnen,     den    Krönungs- 


a)  Liter.  Anonymi  ap,  Pray  Epist.  Procer.  P.  I.  p,  ^^<^ 
b)  ßeati  Widemanni  Acta  convpatiu  Olomaceiif«  ap*  Pray 
ABoal.  ?•  V.  p.  i54h 


—    95a    — 

TAensty  yorwendend  er  sey  Tor  Erlangung  der 
pSpsttichen  Bestätigung  noch  nicht  Graner,  und 
nach  Annahme  seiner  Ernennung  für  die  Gra- 
tker  Kirche,  nicht  mehr  Erlauer.  In  dieser 
Verlegenheit  bemächtigte  sich  Z^polya  des 
Neitraer's  Stephanus  Fodmaniczky^  und 
liess  ihm  keine  andere  Wahl,  als  entweder  zu 
dterbfen,  oder  am  folgenden  Tage  seiilen  Hofm 
zu  krönen«  Der  Bischof  entschloss  sich  zu 
12.  Novhr*  letzterem ,  und  vollzog  Montag  nadi  Martini 
an  defn  Gegetikönige ,  wozu  dessen  unbefugte 
Gewalt  ihn  gedrängt  hatte*). 

Noch    von    Stuhlweissenburg    aus   sandte 
*  Z  a  p  o  1  y  a    Bothschafter    an    Franciscus 
König  der  Franzosen;    an  Sigmund,    König 
TÖn  Fohlen   und    an    den    Grossherrn  S  o  1  e  j- 
man, 'mit   dem   lügenhaften    Bericht:    da   die 
Stände,     den    Grundgesetzen    des    Reiches   zu 
Folge ^     keinen   auswärtigen    Fürsten   auf   Un- 
garns  Thron    berufen    durften,    sey   das  Joch 
der-  Regierung   durch   einhällige    Stimmen  der 
Prälaten,    Barone,    Magnaten    und   Landherren 
ihm  aufgebürdet  worden.     Vergeblich  habe  er 
die  Last  von  sich   iLbzulehnen   gesucht,    nach 
langem  Widerstreben  habe  er  endlich  dem  ver- 
eibigten   Willen    der   Reichsyersammlung   sich 
untetwerfen,  und    seine  Erwählung    zum    Kö- 
nige genehmigen   müssen^).     Erloschene' Ach- 
tung für  Wahrheit  ist   das    untrüglichste   Zei- 
chen   tiiefgewurzelter   Verderbtheit,    in    ganzen 
Völkern  und  Regierungen,    wie   im   einzelnen 


a)  Liter.  Anonym.  1.  e.  Liter.  Ferdinand.  R«  ap.  Wag^ 
ner  Analect.  Scepus.  P.  IV.  p.  37.  b)  Liter.  J  o  a  n  n.  Z  a-> 
pol.  ad  Sigism.  R.  Pol.  apl  Kovachieh  Supplem.  ad  Veat.  Co- 
mit.  T.  IlL  p.  ^9.—  Inatruetio  pro  Stepfa«  Droget^  ap. 
Szirmay  Notit.  histort  Comit.  Ztoiplön.  p.  60« 


—    353    — 

hea.  Bej.  den  Königen  ron  Frankreidbi 
on  FoUen  gewannen  die  Gesandten  gun- 
^ufnalime  und  bereitwillige  Anerkennung 
}gßBL  Sender;  aber  von  zwey  nach  Slam- 
Bsandten  Botben  war  der  eine  unter  We^ 
mordet^  der  andere  von  dem  Albanischen 
eurer  Johann  T.^charnojewicsh  (Ni" 
Ferdinands  Farteygänger,  au^efang^n 
»n*);  Z^polya  musste  die  wichtige  Sen-^ 
an  Solejman  auf  andere  Zeit  yerschie*- 
fur  den  Augenblick  lag  ihm  mekr  daran^ 
jesetzlichen  Gang  der  rechtlichen  Fartay 
immen  und  zu  seiner  Behauptung  wider 
be^  Geld^  als  unentbehrlicnstes  Mittel^ 
EU  TerschaiFen«  Schon  friiher  hatte  er 
halben,  wo  seine  Macht  hinreichte,  den 
»othen  der  Königinn  und  des  Falatins 
lem,  und  die  Einladunffsfariefe  zu  dem 
»mer  Landtage  ihnen  abnehmen  lassen; 
sandte  er  Mannschaft  aus,  um  Komom 
(Setzen,  und  da  der  Palatin  hierauf  den 
tag  nach  Fresburg  verlegte,  schrieb  er  an 
fliehe  Gespanschaf len  und  Freystädte,  dass 
big,  ia  sogar  sträflich  sey,  die  Fre.^burger 
unenkunft  zu  Ije.suchen,  oder  zu  beschic- 
iadein  er,  als  rechtmässig  erwählter  imd 
Dter  König,  die  Regierung  bereits,  liber- 
len  habe.  Auf  .feinen  Befehl  sollte  der 
n  Stephan  Bathory  bey  Verlust  seines 
I  in  Frist  von  yierzenn  Tagen  Fresburg 
.seii  und  zu  Stuhlwelssenburg  sich  ein- 
[i^)«     Da  Bathory  nicht  gehorchte,  er*- 


ieronyn.  L&szicy  Arcaaa  Legation.  ad  Solymni«  afw 
»ument.  Decad.  L  p.  i84.         b)  Liter*  Anonymi  a^^ 


—    554    — 

iMinnte  Zäpolya  Herrn  Michael  Kesgeru 
von  Gybarth  zu  seinem  Palatin^  Herrn  Ja- 
kob von  Thornallya  zu  seinem  Schatzmeis- 

25.Novbr.  tcr,  und  meldete  es  am  Feste  Catharinä  an 
sämmtliche  Städte  und  '  Gespanschaften ,  wie- 
derhohlend  die  Unwahrheit,  dass  er  durch 
Gottes  Vorsehung  und  Gnade  mit  Übereinstim- 
,  mung  aller  Prälaten ,  Barone ,  Magnaten  und 
Herren  zum  Konige  von  Ungarn  erwählet  und 
gekrönt  worden  sey*). 

/•  C.  1I8S.         An   demselben    Tage   eröffnete   Stephan 
Bäthory,    durch   das,    vor  ein   und   vierzig 
Jahren  festgestellte  Grundgesetz  ausschliessend 
dazu  berechtiget,  in  Fresburg  die  rechtmässige 
Reichsversammlung;   ausser   ihm    waren    unter 
zahlreich  Anwesenden  die  vornehmsten:  Franz 
Batthydnyi,  Ban  von Croatien  und Dalmatien, 
Graf  Christoph    Frangepani,     die    Grafen 
von  Fösing  und  Sanct  Jörgen,  die  Herren 
Valentin   Török    von   Enning,     Urban 
Batthyänyi,      Balthasar    Bdnffy,   .  Ale- 
xius  Thurzo,  Reichsschatzmeister;  Ludwig 
Fekry,    Stephan    Giulay,    Caspar   Czo- 
bor,  Kmerich  Nagy  von  Vargyas,  Vice-Fa- 
latin;  Caspar  Horvath  von  Wingarth,  Ober- 
Truchsess ;  Franz  Revay,  des Falatinats  Pro- 
tonotatius;  Thomas  Nädasdy,  Caspar  Sze- 
redy,    Franz  Nydry,    Stephan  Majldth, 
Johann  Szalay,    Stephan  Amade,    Burg- 
herr von  Ungrisch  Altenburg ;  Johann  Tihy, 
Verweser  des  Vraner  Priorales;   unter  den  Prä- 
laten:   Stephan  Brod.ericsh,    ReicLskanzler 
von  Sirmien,     Thomas    Szalahäzy   von 


/i)  Liter,  cncycltc.  Joann.  Zapol.  ad  Re|gnicol.  ap«   Pray 
ßpl.  Procer.  F.  I.  p*  aSi. 


—    555    — 

Weszprim,  Bischöfe;  Albrecht  Peregh  von 
Fünfkirchen^Ladislaus  Macedoniay  eben* 
daselbst,  Pröpste;  Nicolaüs  Olahj,  Graner 
Archidiakonus ,  und  Nicolaus  Gherendy, 
Dom  -  Gustos  von  Stuhlweissenburg.  Dazu  noch 
von  einigen  königlichen  Freystädten  verordnete 
Machtbothen.  Von  längst  genährtem  und  im- 
merfort verstärktem  Hasse  wider  Zäpolya  be- 
geistert >  und  bey  Wiederbesetzung  des  Thro- 
nes durch  das  Girundgesetz  zur  ersten  Stimme 
berechtigt ,  erklärte  Stephan  B^thory  die 
Koniginn  Anna^  Wladislaw's  Tochter,  Lud- 
irigs  Schwester,  für  die  rechtmässige  Reichs- 
erbinn  und  ihren  Gemahl  Ferdinand  zum 
Könige  und  Herrn  der  Ungei'n^  Die  ganze 
Reichsversammlung  stimmte  dem  Falatin  bey, 
und  rief  Ferdinand  zum  Könige  aus,.ilicnt 
nreil  es  also  für  Recht  erkannt,  sondern  weil 
Zäpolya  gehasst  war;  nur  Graf  Chri.^toph 
Frangepani  und  der  Sirmier  Bischof  Sie- 
phanus  Btodericsh  schwiegen,  im  Herzen 
dem  Gegenkönige  ergeben.  Glockengeläut  und 
Kanonendonner  verkündigten,  dass  Ferdi- 
land  angenommen  und  anerkannt  sey;  eine 
insehnlicne  Gesandtschaft  wurde  unverzüglich 
lach  Wien  abgeordnet,  dem  Könige  seine  Be- 
rufung auf  den  Ungrischen  Thron  zu  vermel- 
ien,  mm  der  Stände  Huldigung  darzubringen 
ind  zu  eiliger  Besitznehmung  voü  dem  Reiche 
hn  einzuladen.  Dazu  verlangte  aber  der  König 
lOch  einige  Frlst^  geleitet  von  der  Einsicht,  dass 
nr  zu  des  Ungrischen  Thrones  Behauptung  wi- 
]er  Zäpolya  und  Solejman  der  Böhmischen 
9ülfe  nicht  entbehren  >  diese  vor  seiner  JCrö- 
lung  zu  Prag  und  erlangter  Huldigung  der 
Böhmen    nicht   füglich   fordern  könnte;   doch 

23* 


-1^    556    ~ 

genehmigie  ßv  ^Ine  Beriifung  und  entliess  die 
30.  i^av&rvOesandten  am  Tage  Andrea  mit  einer  Urkunde, 
worin  er  der  Ungrischen  Reichsgesammtlieit 
feyerlicK  versprach,  die  Prälaten,  JSarone,  den 
Adel,  die  königlichen  Freystädte  und  sämml- 
liehe  Stände  bey  ihren  Freyheiten,  Gesetzen, 
Reichsrerordnungen ,  wie  sie  dieselben  von 
cden  Zeiten  der  heiligen  Konige  her  empfan- 
gen  hatten  >  er  möchte  durcn  Waffengewalt 
oder  durch  einsUmmige  Wahl  zu  dem  B^tze 
des  Reichen  gelangen,  zu  erhalten  und' zu  be^ 
schützen  \  Frälaturen,  Ffründen,  erblose  Güter, 
Staatsämter  nie  an  Ausländer  zu  vergeben,  in 
dem  Staatsrathe  des  Ungrischen  Reiclu»  keinen 
Ausländer  zu  ernennen,  vorzüglich  aber  die 
goldene  Bulle  Andreas  des  IL,  zu  welcher  sich 
Ungarns  Könige  gewöhnlich  bey  ihrer  Krö- 
nung durch  feyerlichen  Eid  verpflichteten, 
pünKtlichji  zu  beobachten  **)•  In  einer  zweyten 
Urkunde  von  demselben  Tage  versprach  er  Al- 
len, welche  ihm,  wie  Recht  und  Fflicht  es 
heischten,  und  sie  auf  dem  Fresburjjer  Tage 
gelobet  hatten,  zum  wirklichen  Besitze  des 
Thrones  durch  Rath  und  That  verhelfen  wür- 
den, wider  den  eingedrungenen  Woiwoden  Zi- 
polya  Schutz,  Aufenthalt,  Jahrgelder  und 
Schadenersatz  in  seinen  Erbländern^). 

i3.  Deelr.  Am  Tage   Luciä  versicherte    er  den  Böh- 

men   urkundlich    seine    Vertretung    gegen  Un- 
garns Stände,  welche  diese  auf  das  ißigenthum 


a)  Isthuanffy  Lib.  IX.  pag.  8C.  Liter.  Ferd Ina ndi  I. 
Vieonae.  ult.  mens.  Novbr.  i5aG.  -*  Zuerst  von  Jos.  Nicol. 
Kovachich  dem  Sohne,  aufgefunden,  und  in  Druck  betont 
gemacht  in  bei  neu  Monument»  t^et,  Legislation.  Hungar»  Zingm- 
biae  iSiS,  Segment.  II.  Monument.  III.  p.  58.  b)  Liter«  Fer- 
dinand. I.  ap.  Pray  Annal«  F.  V.  p.  tag. 


—    35^    — 

liSnder  Mähren,  Schlesien  und  Lausitz  bis 
Entrichtung  <Jer  vertragsmässigen  Geld- 
aine  bestehen  sollten^  und  Sonnabend  da- 
f  vollzog  er  die  zweyte  Urkunde,  worin 
rersprach,  die  Compactaten  aufrecht  zu  er- 
ten,  einen  Frager  Erzbischof  zu  ernennen 
:er  Bedingung,  dass  er  eben  so  utraquisti- 
e,  wie  katholische  Priester  weihe ;  des  Lan- 

Freyfaeiten,  Gewohnheiten,  alte  Gebräuche 
ht  zu  verletzen;  Nichts  von  dorn  Reiche  zu 
äussern,  das  Veräusserte  zurück  zu  bringen; 
chliche  und  bürgerliche  Ämter  mit  gebor- 
I  Böhmen  zu  besetzen,  das  Schloss  Carl- 
m  mit  dem  Schatze,  das  Reichsarchiv,  die 
one  und  die  Landtafel,  Niemanden  ohne  der 
rren  und  Ritter  Genel^i^iigung  zur  Verwahr 
lg  anzuvertrauen  *).  Diess  Alles  beschwor 
am  Mittwoch  Dorothea   des   folgenden  Jah-«^C-iM?. 

zu  Iglau,  worauf  er  zu  Prag,  am  Sonntage 
surge   mit   seiner  Gemahlinn  Anna  gekrönt  24.  F#6r. 
irde;  gleich  darauf  in  Schlesien   und  Mäh* 
i  der  Stände  Huldigung  empfing. 

"Während  Uno[arns  rechtmässiger  König 
h  also  in  richtig  abgemessenen  Schrit- 
.  verstärkte,  hielt  der  Gegenkönig  Zäpolya 
vechselnd  zu  Ofen,  Gran  und  Visegräd 
»f;  sammelte  Geld^),  der  Allmacht  des 
ttalles  vertrauend;  erfreuete  sich  der  von 
rcht  gebothenen  Huldigung  der  Kaschauer^ 
1  der  ohne  Huldigung  dargebrachten  Ge- 
lenke der  Leutschauer,  Eperieser,  Bartfei- 
r  und  Zebenyer  ^) ;   verschmähete   die   heil- 

)  Die  Urkunden  stehai  bey  Goldatt  CommenUr.  de  Jar« 
I.  T.  !•  p.  2o6*  307\  b)  Liter.  Joann.  Za  pol.  ad  £pe- 
•  ajK  fragner  Diplomatar.  Saros.  p.  261.  c)  SperTOgel 
lal.    oooiraot.  ap.  IVagner  Analeot.  Scepus.  P.  U-  p«  i4g. 


I 


X 


—    35»    — 

Samen  Anträge  des  wackern,  siegberühmten 
Christoph  Frangepani,  welcher  sich  er- 
both^  Steyermark  und  Osterreich  zu  -verheeren, 
während  Zäpolya  in  Ungarn  mit  WaflPenvolk 
herumziehend,  die  Gespanschaften,  Städte  und 
Landherren,  welche  deim  Österreicher  anhingen, 
seiner  Bothmassigkeit  unterwürfe  und  seinem 
Gegner  empünden  liesse,  dass  ihm  mit  einem 
tapiern ,  unternehmenden ,  mächtigen  Feinde 
scnwerer  Kampf  bevorstände  *).  Des  übermü- 
thigen  Anmassers  gemeine,  weder  durch  Reich- 
thum,  noch  durch  Ehrenstellen,  noch  endlich 
durch  die  Krone  des  heiligen  Stephanus 
verwandelte  Natur  bei^ückte  ihn  mit  dem  Wah- 
ne, dass  er  ohne ^ Anstrengung  das  Recht  und 
den  Berechtigten  mit  dem  ganz  gemeinen,  un^ 
zählige  Mahl  abgenutzten^  und  von  jämmer- 
lichen Staatsleuten  bis  auf  unsere  T^ge  unzah-* 
lii^e  Mahl  versuchten  Kunstgriffe  der  Lüge 
und  Verleumdung  besiegen  könnte.  Allent- 
halben Hess  er  das  Gerücht  verbreiten ,  im 
Rathe  Ferdinands  sej[  besol49Jssen .  sämmt- 
liche  Staatsämter  und  Kircheni 
Deutschen  zu  besetzen,  ihnen 
3(]oIk  völlig^  unterzuordnen ,  und 
mit  seiner  Sprache  aus  der  Reil 
Völker  zu  "veffil^eni "  XJin  qif 
mens,  für  sich  zu  gibwinnen,  ernannte  er  Herrn 
Christoph  Frangepani,  Grafen  von  Zengh, 
Veglia  und  Modrusch,  zu  seinem  General-Ca- 

Sitan    und    zum    allgemeinen    Beschützer    der 
Leiche    Croatien,    Dalmatien,    Slawonien,  und 
der  Gespanschaften  Sümegh  und  Fossega;  trug 


Slawo- 


/-' 


a)  Istbaanffy  Lib.  IX.  p.  65. 


-    559    - 

ihm  auf,    zum  Feste  der  drey  Kduige  Slawo- 
niens Magnaten^  Herren   und  Adel  in  Dombro 
zu  vet^sammeln ,   ihnen  die   Gefahr   des  Vater- 
landes  und    ihrer    nationalen    Selbstständigkeit 
darzustellen,    die  an  sich   nichtige    Reichsver-* 
Ordnung,    welche   Ungarn  als  Wahlreich   vor- 
aussetzend, Wladislaw's  Tochter  Anna  von 
der   Erbfolger,    auswärtige   Fürsten    für    ewige 
Zeiten  von  dem  Ungrischen  Throne  ausschlies- 
sep  'wollte,  Ton  den  Ständen  annehmen,  bestä- 
tigen   und   im    Lande    verkündigen    zu   lassen. 
Diess    geschah    auf    Frangepani^s    und    des 
Agramer    Bischofs    Simon    Erdödv   eifrigen 
Betrieb  Dinstag  nach   drey  Könige  m  Gegen- 
wart   der    Gesandten    Z^pjilya^s,     Johann 
B^nffy  von   Unter -Limbach   und   Michael 
KesAerü  von  Gybärth,  unter  Beglaubigung 
des' Vice  ^  Bans  und  Kreuzer  Obergespans  Eme- 
rieh   Brjdäcsh   von   Ladomerez;    allein  die 
Bane  Franz  Batthyänyi  und  Johann  Gar-« 
loTtcsh   Torouati   standen   unerschütterlich 
für  Ferdinand;  mit  ihnen  Ludwig  Fekry, 
mit  seinen  Dienstmannen  allein  die  festen  Plätze 
Rizano,  Ostrpwicza,  Fakracz  und.Fetrina  ver- 
theidigend;    mit  den  Banen  Johann  und  Ni- 
klas  21riny,  Lukas  Szekely,  Jakobs  Sohn,^ 
Georg    Szluny,     Franz    Blagay,     Feter 
Kegievits,  und  Peter  Erdudy,  unter  den 
Slawoniem  vielvermögender  Mann ,  wesswegen 
Ferdinand  Donnerstag  nach  drey  XCönige  an^O. /onuÄr. 
ihn  schrieb,  er  möchte  bewirken,  dass  die  von 
Ungarns  Prälaten,  Magnaten  und   Adel  an  ihm 
und  seiner  Gemahlinn   getroffene  Wahl  in  der 
Provinz  von  den  Ständen  urkundlich  angenom- 
men und  genehmiget,  er  folglich,  wie  sich  ge* 


^    36o    ^ 

zieqjite,  fiir  iKren  angebornen  König  und  BtIh 
herrn  anerkannt  werde "). 

Um  den  listigen  Nachreden  und  Verleum- 
dungen Zäpolya's  auf  kräftige  und  glaubwür-- 
dige  Welse   zu   begegnen ,    vollzog   er   Sonn-* 
19»  Jßn»  abend  vor  Sebastiani  an  Ungarns  Prälaten,  Gra- 
fen, Freyherren,    Ritter  und  edle  Reichssassen 
einen  olienen  Brief  in  deutscher  Sprache,  wo- 
rin es  unter   andern  hiess:    ,,Niemand  glaube, 
^  ^,da8S  wir  Treue  und  Gehorsam  durch  Furcht 
^,oder  Kriegsbedrängnisse    erzwingen,  ,  sondern 
„wie   es   einem   guten,  frommen,   christlichen 
,,Könige    geziemt,    mit   Genehmigung,    gutem 
„Willen   und   Liebe    unserer  Untertnanen   die 
,)Regierung  antreten  wollen.     Wir  werden  mit 
„aller  Kraft  und  Macht   darauf  dringen,    dass 
„Belgrad  und  andere  Gränzfestungen   der  Ge* 
„walt  des  Feindes  entrissen    werden ,    und  ihr 
„eurer  Rechte  und  Freyheiten   vor   einheimi- 
„sehen  Anmas.sern    und    Störern   gesichert,   in 
„Frieden  und   Ruhe  geniessen  möget.     Gewiss 
„und  sicher  sollet  ihr  seyn,  dass  vrir  die  edle, 
„um    das   christliche    Gemeinwesen  höchstver- 
'  „diente   Ungrische    Nation   und    ihre   Sprache 
„nach   unsern  Kräften  und  Vermögen  handha- 
„ben ;    Prälaten ,    Grafen ,    Freyherren ,    Ritter, 
„Adel,  Freystädte  und  andere  Stände  des  Un- 
„grischen    Reiches  in  und  bey  ihren  Freyhei- 
„ten,  Vorzügen,  Herrlichkeiten,  Gesetzen,. Rech- 
„ten   und    Gerechtigkeiten    erhalten    und    be« 
„schirmen,  in  Ungrischen  Angelegenheiten  uns 
„keiner    Ausländer    bedienen,    nie    kirchliche 
„Pfründen,     Ämter    und    erbliche    Anfalle    an 
„Fremde  verleihen  wollen ,  damit  auch  nie  Ur- 


a)  Ungr.  Magazin  Band  IV.  S.  377. 


^    56>    — 

yrerAe^  io  euem  Besitzungen^   Vermo- 
Recliten  und  Fersonea  irgend  eine  Go- 
ing zu  befürchten.     Aber  "wobLlmeinend 
i  wir  eucb,  jetzt  scbon  auf  Anschaffung 
)y  Mundyorrathes   in   Fülle   Bedacht  zu 
en;    wogegen    wir    unsem    Hauptleuten 
Criegsvölkern,   welche  wir  nach  Ungarn 
gegen   die    Gränzen   wider    die    Türken 
irider   einheimische  Friedensstörer  näch- 
senden dürften,  ernstlich  und  nachdrück- 
^ebiethen  werden,  euch  keinen  Schaden 
ugen^    sondern   alle   ihre  Nothdurft  für 
e  Bezahlung  von  euch  zu  erkaufen  und 
eiler**  •). 

ieser  Brief  that  bey  Vielen  die  beabsich- 
lYirkung;  denn  Ferdinand  stand  allge- 
n  dem  guten  Rufe  des  rechtlichen,  Wort- 
,   Mannes.      Johann    Zäpolya,    seines 
iges   Schwächung   befürchtend,   gab'  den 
1  von  sich,  als  wüsste  er  nichts  von  sei-, 
ejgners  Versicherungsurkunde,  und  schrieb 
'ockk  nach  Maria  Lichtmesse  einen  Land-  6.  Febr* 
iif  Reminiscere   nach    Ofen   aus,    nothge- 
;en,   wie  er   vorgab,    durch  des   Feindes 
st,  welcher  unter  dem  Scheine  des  Guten 
il    bereitete,     und    unter    Vorwand    des 
tzes    dem    Unijrischen    Volke    und    seiner 
;be  Gefahr  der  Vertilgung  herbeyführte  **). 
läpolya's   und   seiner  Faction  Trost  und  ' 
de,    zog   einige    Tage   vor   Eröffnung  des 
tages  der  Spanische  Überläufer  Antonius 
con,   als  Bothschafter  des  König;»  Fran- 


Die  Urkunde  steht  bey  Koyachich  Snp^lem.  'ad  Ve«t. 
.  T.  11*  p*  97  i^-  c)  Liter.  Joann.  KapoL  ad  Bart* 
,  ap.  Kovachich  !•  c.  p.  io4. 


~    56?    ~ 

•  ^iscu9  in  Ofea  ein;  Briefe  hiingend  von  sei- 
nem Herrn  an  einige  Magnaten   Ungarns   vom 
ersten  Range,  und  Anträge  zu  einem  Bündnisse 
mit   dem   Gegenkönige.      Diess  wurde   in    der 
deutschen  Kirche  der  heiligen  Jungfrau  durch 
Vermittelung    des    Kanzlers    Stephaif  Wer- 
böczy  unter  folgenden  Bedingungen  geschlos- 
sen.    Johann  Zdpolya  sollte  mit  seiner  ge- 
sammten    Heermacht    wider    Ferdinand    zu 
Felde  ziehen,    und  die  durch   vereinigten. Na- 
tio\ial  -  Willen  erlangte  königliche  Würde  sich 
weder  durch  Waffengewalt,  noch  durch  listige 
Verträge  entreissen  lassen;  zur  Bestreitung. der 
Kriegskosten  würde  der  König  von  Frankreich 
ihm  monathlich  dreyssigtausend  Livres,  in  Ve- 
nedig oder  in  Ragusa   zahlbar )    anweisen;  — 
eiii    nie    erfülltes   Versprechen;  —  der  Paps^ 
die  Veneter  und  die   Florentiner,    Verbündete 
des  Französischen  Königs  wider  Kaiser  Garl^ 
sollten  in  dem  Bündnisse   mitbegriffen  sejn  •). 
Bey   dieses    Vertrages   Unterzeichnung    erlosch 
in  Zapolya^s    Seele   jeder  Zweifel    an    seiner 
Festigkeit  auf  dem .  angemassten  Throne.      Die 
Briefe  des  Französischen    Königs  ^n  die  Mag-' 
naten    waren    für    die     zu    Ofen    anwesenden 
überflüssig,   für  die  andern,  welche,  wie  Ste- 
han  Bäthory  und  Franz  Batthyänyi  für 
erdinand   standen,    unwirksam.      Wie   fest 
die  erstem  an    dem   Anmasser   hingen,    zeigte 
ihre    freche   Antwort    auf   Ferdinands    und 
Kaiser  Carls  Ermal^ungsschreiben  ^),  welche 


i 


a)  Hieronym.  Lasslci  Arcan.  Legat,  ad  Solyman.  ap.  Bei 
Monum.  Decad.  I.  png.  i65*  lathuatiffy  Lib.  IX«  pag.  86« 
b)  Liter.  Caroli  Imperat.  Granadae  de  26.  Novembr.  1626.  Lie. 
Perdiuandi  lieg.  Pragae  de  7,  Martii.  i5i7.  ap.  Äovachick. 
dupplem.  ad  Veat.  Com.  T.  UI.  p.  iu5  sqq. 


^    563    ^ 

auf  dem  Landtage  yorgelesen  wurden,  Sie  17.  Mär 
sollten  den  Starrsinn  al^legen,  womit  sie  ihren 
rechtmässigen  König  verschmähet  en;  sie  soll- 
ten das  Erbrecht  derKöoiginn  Anna  anerken- 
nen und  die  Heiligkeit  der  Verträge,  welche 
ihre  Könige,  Matthias  und  Wladislaw  mit 
den  Kaisern  Friedrich  und  Maximilian 
geschlossen  hatten,  in  Ehren  hallen;  sie  soll- 
ten reiflich  erwägen,  was  in  des  Reiches  be- 
.  denklicher  Lage  zu  ihrem  Heil  gereiche,  und  • 
als  treue  Unterthanen  sich  dem  Fürsten  unter- 
werfen, welcher  mit  dem  festen  .Willen  auch 
hinlängliche  Macht  besässe,  sie  gegen  auswär- 
tige und  einheimische  Feinde  kräftig  zu  be* 
schützen. 

Hierauf  erwiederten  sie :  ,)wie  sie  nicht  ^  -Aföri 
„begreifen  könnten,  mit  welchem  Rechte,  ödet 
„aai  wessen  Rath  Ferdinand  sich  König  von 
„Ungarn,  sie  seine  Unterthanen  zu  nennen 
„wagte.  Er  sey  von  einigen  Ungern,  welche 
„ehemahls  ihre  Brüder  und  Freunde  waren, 
„jetzt  ihre  Feinde  sind,  und  der  £hr#,  der 
„Pflicht,  des  Vaterlandes  vergessen,  bey  Pres- 
„burg  herumschweifen,  schimpflich  hintergan- 
i,gen  worden.  Nie  werden  sie  ihn  für  ihren 
„König  erkennen  und  annehmen;  ihr  König 
„sey  Joannes,  einhällig  von,  ihnen  erwählt 
„und  mit  dem  geheili<^ten  Reichs  -  Diadem  ge- 
„kronet;  kein  Zufall,  kein  Wechsel. des  Glüc- 
„kes  werde  sie  im  Leben  von  ihm  trennen« 
„Vergeblich  berufe  er  sich  auf  ein  Erbrecht; 
„das  Ungrische  Reich,  frey,  niemanden  zins- 
„bar,  keinem  auswärtigen  Fürsten  unterworfen, 
„könne  nie  erlieirathet,  und  könnte  von  kei- 
„nem  ihrer  anerkannten  und  gekrönten  Könige 
„wider  ihre  ötfenlUche  Freyheit  irgen^d  jeman- 


^    364    -- 

% 

^,den  zvLT  Erbfolge  Terschrieben  werdeiu  Über- 
^^diess  seyen  auswärtige  Fürsten  durch  ein  un~ 
,, yeränderliches  Reichsgesetz  ausgeschlossen ;  da- 
,)her  ermahnten  und  bäthen  sie  ihn,  er  möchte 
,,sich  künftighin  des  Titels,  König  von  Un-« 
,,garn^  enthalten,  sie  nicht  mehr  seine  Unter- 
,,thanen  nennen,  noch  irgend  einer  Gerichts- 
„barkeit  im  Reiche  sich  anmassen.  Wollte  er 
„aber  mit  ihrem  Könige  Joannes  gute  Nach- 
^barschaft  halten,  und  mit  ihm  wider  den  Erb- 
„feind  der  Christenheit  sich  verbindeD,  ^o  hoff- 
9,ten  sie,  ihr  gnädigster  König  werde  sich  zu 
„allen  freundsqhafüichen  Diensten  bereitwillig 
„erzeigen"  ■). 

Zupolja  freuete  sich  des  hochmuthigen, 
'verwegenen  Tones,  in  welchem  ^seine  nichtsehr 
zahlreiche  Faction  ^)  die  bescheidenen  Ermah- 
nungen seines  Gegners  beantwortete;  darauf 
gründete  er  die  ungeheure,  bis  dahin  uner- 
hörte Forderung  des  zehnten  Theils  von  den 
Einkünften  und  von  der  beweglichen  Habe 
sämmflicher  Reiclissassen  ohne  Ausnahme. 
Prälaten,  Magnaten,  Herren,  Adelschaft,  Bür- 
ger und  Bauern  sollten '  ihres  rohen  und  ver- 
arbeiteten Goldes  und  Silbers,  so  wie  ihres 
baren  Geldes  zehnten  Theil  ohne  Weigerung 
und  Aufschub  seinem  verordneten  Einnehmer 
Johann  von  Szerdahely,  oder  dessen  Be- 
amten überliefern,  dabey  nach  vorgeschriebe- 
ner Formel  eidlich  versichern,  dass  sie  ihr 
Vermögen  und   ihre  Habe  wahrhaft  angegeben 


a)  Liter.  Stat.  et  Ord.  ad  Ferdinand,  «p.  Kovachick»  I«  e. 
p.  ii5  sqq.  —  b)  ^Responsum  «atis  inciviliter;  paaconim 
yienim  sententia  expetita  est,  quid  m't  rescribenduio.<*  Spar* 
Togel  ap,  fFagner  Analoot.  Soqpua.  P.  II.  p.  i^ 


k^. 


-^    565    — 

und  nidits  dtvon  rerhelUet  liStten.  Frey  stände 
federn )  yerarbeitetes  Silber  mit  sechs  Ducaten 
für  die  Mark;  Gold,  mit  dem  vollen  Gewictt 
des  Gcrätlies  auszulosen.  Für  einön  Pflugock- 
sen  sollten  drey  Ducalen;  für  Kühe,  Kälber^ 
Schafe  und  Schweine  der  gewissenhaft  geschätzte 
Werth  derselben  bezahlt  werden.  Nachdem 
die  versammelten  Prälaten  und  Herren  ihres 
gnädigsten  Königs  Forderung  zum  Keichsbe-» 
schluss  erhoben  hatten,  liess  er  sie  selbst  so^ 
Hleich  denselben  beschwören  und  zu  pünkt^ 
ucher  Erfüllung  sich  verpflichten»  Sie  schwo- 
ren und  leisteten,  und  überall^  wo  er  als  Kö- 
nig *  anerkannt  war,  wurde  gejgeben  •).  Also 
werden  Völker  in  ihrer  tiefsten  Selbsternie- 
drigung gezü  cht  Iget ;  sie  müssen  in  Furcht  und 
Zittern  den  kühnen  Forderungen  eines  gewal- 
ligen Emporkömmlings  zu  seiner  Erhebung  leis- 
ten ^  was  sie,  in  niedrigem  Geitze  b^apgen^ 
dem  heiligen  Rechte  ihres  besorgten  Gebietners 
für  Gemeinwohl  verweigert  haben.  Zum 
Schlüsse  des  Landtages  bezeigte  die  Faction 
ihre  Ergebenheit  an  Zäpolya  noch  durch 
eine  Achtserklärung  wider  den  Palatin  Ste- 
phan B  a  t  li  o  r  y ,  den  Reichsschatzmeister 
Alexius  Thurzo,  den  Weszprimer  Bischof 
Thomas  Szalahdzy^),  und  er  vergab  die 
Guter  der  Geächteten  an  seine  Anhänger,  ohne 
die  geringste  Ahnung,  dass  ein  bedeutender 
TheU  derselben  ehestens  zu  demjenigen  über- 
gehen werde,  dem  sie  weniger  genen,  und  von 
dem  sie  Mehreres  hoffen  dürften. 


a)  Liter.  Josnn.  Zapol.  ad  BartpK^ns.  de  7. Msii  iSaj.  ap* 
Pra^  Epiat.  Proc.  1'.   J.    p.  2^.  —    Sparvogel  i*p.  Wagrur 


_    366    — 

Jetzt  erkannte  Sigmund,  König  von  Poh- 
lei;i   seine    Übereilung,     welche   er  durch  Sen* 
düng   seiner  Bothschafter    auf  den  widerrecht- 
lichen  Landtag   nach    Stuhlweissenburg,    ohne 
die   Erhansprüche    seiner   Nichte   Anna  anzu- 
regen,  begangen  hatte.     Bey  reiflicher  Erwä- 
gung der  bisherigen  Fortschritte  Ferdinands 
und    Zapolya's    schien    ihm  der   bürgerliche 
Krieg  in  Ungani  unvormeidlich,  der  Aufbruch 
desselben  selbst  für  Fohlen  gefährlich;   darum 
erboth  er  sich  zum  Vermittler  und  wurde  als 
solcher  von  Ferdinand  in  redlicher  Überzeu- 
-gung   von   seinem   Rechte,    yon   Z^polya  im 
.  Vertrauen  auf  seine  Verschwägerung  mit  Sig- 
mund,   und  in  Furcht  vor  den  Urtheilen  der 
Fürsten  Europa's  angenommen.     Durch  Unter- 
handlungen    des    Fohlnischen     Reichskanzlers 
Christoph   von    Szydlowicz    mit  Beyden, 
1.  Juniu:  wurdö  bis   zum   Sonnabende   vor   Exaudi  Ein- 
halt gegenseitiger    Feindseligkeiten    bewilliget; 
eine    Zusammenkunft   beyderseitiger    Machibo- 
then  am  erwähnten  Tage  zu  Olmütz  beschlos- 
sen; nicht nlänger  als  durch  vierzehn  Tage  soll- 
ten die    Verhandlungen   dauern ;    ilach    Abfluss 
derselben    die     Feindseligkeiten     ncteh     durch 
zehn  Tage  ruhen ,  damit  die  Machtbothen  tey-^ 
der   Part'eyen    sicher    heimkehren    konnten  •). 
Zu  Schiedsrichtern  wurden  Andreas,  Bischof 
von  Floczk,    und  Christoph   von    Szydlo- 
wicz   von    Sigmund     bevollmächtiget;     der 
Breslauer   Bischof,    Jakob  von  Salza,  Ale-- 
xius    Thurzo,     Lenhard    Harrach,    Hof- 
kanzler;   Andreas  Adler,    Geheimschreiber; 
und  der  Rechtsgelehrte,  Beatus  Wiedemann, 


a)  Dogiel  Codex  diplom«  Folon.  T.  L  p«  lai  ..tqq. 


—    567     — 

ftls  Sprecher^  waren  Ferdinands;  7oanne3 
Orszäg>h,  .sonst  Watzner,  jelzt  ernannter  Co- 
loczer Erzbischof ,  Johann  F^lffy,  Andreas 
von  Gran,  Joannes  Stattleo  von  Ofen 
Propste,  beyde  Rechts  -  Doctoren ,  Zapolya's 
Maehtbothen. 

Der     erste    Vortrag    wurde    dem    Herrn 
Wiedemänn  für  Ferdinand  zuerkannt;  und 
er  führte  seines  Herrn  Sache,  wie  jede  anßere 
ewohnlicli  gefuhrt  wird,    wenn  man  in  dun- 
e]n    Begriiien    schwankend,,    seines    Rechtes 
nicht  völlig   gewiss   ist^    oder   mit   A/fitz   und 
Gelehrsamkeit  prangen  will;  man  rafft  schein- 
und  unhaltbare  Gründe  zusammen,   vermenget 
sie  mit  gewissen  und  entscheidenden,  entkräf- 
tet diese  durch   jene,   gibt   dem  Gegner  Blos- 
sen; und  indem    man  zu   viel   bewoisenr  will, 
beweiset  man  nichts.     Also  Wiedemänn,  da 
er   Ferdinands  Rechtsansprüche   auf  drey 
Grunde  befestigen  wollte ,  wovon  nur  der  letzte 
haltbar,  vollgültig  und  für  sich  allein  hinläng-    • 
lieh  war;    die  zwey  ersten  dem  scharfsinnigen 
Gegner  Statileo  es  leicht  machten,  den  letz- 
ten in  Widerspruch  mit  jenen  zu  zeigen,  und 
dadurch  zu  vernichten.     Wiedemänn  stützte 
Ferdinand's  Recht  zuerst  auf  den  Neustäd-  ^l^'^^' 
ter  Vertrag  und  den  Presburger  Vergleich;  xc.  1491. 
dann   auf  seine,  im  Jahr  1527.  auf  dem,  vom  ^•'^<^- 
Ffalzgrafen  (Palatin)  ausgeschriebenen,  und  un- 
ter  dessen    Auetori  tat    abgehaltenen    Landtage 
geschehene  Erwählung  zum  Ungrischen  Konige; 
endlich    auf  das  unstreitige  Erbrecht  seiner 
Gemahlinn,  der  Königinn  Anna.   Mit  dem  er- 
sten Grunde  räumte  er  dem  Statileo,   Zäpo- 
lya's    Sachwalter    ein,    dass    Matthias,     mit 
tibergehung  der  Reichserbinn  Elisabeth  und 


—    S68    — 

ihrer  Bohne,  rechtmässig  zum  König  erwählet 
worden  sey;  und  mit  Anregung  der  Erwäh- 
lung des  Kaisers  Friedrich  von  vier  und 
zwanzig  Prälaten  und  Magnaten,  dass  wohl 
auch  eine  kleine  Faction  wider  den  ein  mahl 
anerkannten  König  einen  Gegen^ünig  wähleD, 
dieser  dadurch  Rechtsansprüche  gewinnen,  und 
durch  erzwungene  Verträge  sich  darin  befesti- 
gen könne.  Mit  dem  zwejten,  ohgleich  un^ 
wahren")  Grunde  gab  Wiedemann  zu,  dass 
Ungarn  ein  Wahlreich  sey;  mit  dem  dritten 
erklärte  er  es  wieder  für  ein  Erbreich,  und 
hob  mit  diesem  die  Beweiskraft  der  zwey  er- 
sten, und  durch  sie  die  Bündigkeit  des  letz- 
ten auf. 

Was  Statileo  den  Verträgen  zwischen 
Matthias  und  Friedrich,  Wladislaw  und 
Maximilian  entgegensetzte,  wäre  unvermo- 
j[end  gewesen,  ihre  verbindende  Rechtskraft 
aufzulösen,  hätten  sie  nur  an  sich  nicht  aller 
Rechtsgültigkeit  ermangelt ;  nichts,  als  den  un- 
rechtmässigen Thronbesitzer,  mithin  den  unbe- 
fugten Contrahenten  Matthias,  hätte  er  be- 
streiten; dann  aber 'freylich,  was  er  durchaus 
nicht  wollte,  zugleich  die  in  männlicher  Li- 
nie zwey  und  zwanzig  Mahl;  in  weiblicher 
sechs  Mahl  bestätigte  Erblichkeit  des  Ungri- 
schen  Reiches  eingestehen,  und  Wiedemanns 
dritten  Grund  für  vollgültig  entscheidend  an- 
nehmen müssen.  Wenn  aber  Statileo  Zä- 
polya's  WinkelM^ahl  zu  Tokay  und  Stuhlweis- 
senburjr  auf  die  elendeste  Weise  jjeijen  Fer- 
dinands  Anerkennung  und  Annahme   auf  der 


a)  Ferdinand  war  auf  dem  Fresbnrsev  Landtage  nur  aa* 
erkannt,    auascnileQ,    aBgenonmen ;     nicht    erwä'hlet    wprd«ii« 


-    dÖ9    -      • 

nassi^en  Pnsburger  Rioichsrersalbinltiiig 
rtheidigen  suchte:  so  musste  sich  Wie^ 
,nn  nicht  minder  künstlich  oder  possier^ 
renden  und  drehen,  als  er  Von  dem  wit« 
Gegn<$r  bey  dem  Widerspruche  zwischen 
i  zwey  ersten  und  seinem  letzten  Rechts- 
a    gefasst    wurde  *)• 

ficht  unerfahren   war  Wiedamtun   im 
sehen  Staatsrechte;     das  zeigte  di^  bon^ 
Ausführung  des   dritten    Rechtsgrufides; 
BT  Yerscherzte  den  Sieg  durch  seme  tot- 
gangene   Berufung   auf  die  Verträge  und 
10  "Wahl;  da   überdless   auch   Siatilao^ 
m  für  ein  Wahlreich  haltend^     in  pffen- 
1  Irrthume  schwebte,  und  die  Fohlnischen 
dsriiditer  ihre  Farteylichkeit  für  Zäpo- 
«hr  deutlich  yerriethen^  so  ging  die  Vei^ 
lang  bald  in  unnützen,  mitunter  auch  all- 
shan  Wortstreit  über.     Um  diesen  zu  an- 
ij  bothen  Ferdinand' s  Sachwalter  einen 
laich  an,  Kraft  dessen  Zdpolya  dem  an- 
isaten  Throne  entsagen,    dafür  das  Ungri^ 
Bosnien   mit    dem  Königstitel   erhalten ^ 
igtausend  Ducaten  und  alles,  was  ron  sei- 
ubgütern  bis  jetzt  in  Beschlag  genommen 
eu  war,  wieder   empfangen   sollte.     Diess 
ia  von  Zipolya's  Machlbothen  verschmä- 
und  statt  dem  Könige  Ferdinand,  untei^' 
mg,     dass  er  auf  das  Ungrische  Reich 
t  leiste,   das  von  Matthias  erkämpfte 
Lt   der  Uligrischen   Krone   auf  Schlesien  ^ 
ran  tmd  Lausitz  angebothen»     £s  war  na- 


rs^  OeuUch  ttehet  Wxedemanni  Dedoction  ber  Ooldait 
mt.  de  regni  BohezB.'  Juribua  T»  II.  p.  7.  -^  Lat«iniicli 
tati  looU  Einwendniifiea  ktjFr^  Annal.  V.  p*  i55  a^* 

TbmL  a4 


—     370    — 

tfirlich^  dass  F  e  r  d  i  n  a  a  d'  s  Berollmächtig-  - 
te  den  Antrag  mit  Verachtung  zurückwiesen; 
und  die  Olmützer  Zusamnienkunft  endigte  mit 
beyder  Theile  Überzeu^ng,  dass  im  Mangel 
eines  obersten  Schiedsrichters  streitige  König- 
reiche nicht  durch  Rechtsgriinde^  sondern 
durch  das  Schwert  gewonnen  werden. 

Damit  rasch  zu  verfahren ^    war   Ferdi- 
nand zu  besonnen,   zu  bescheiden ,   zu  men- 
schenfreundlich gewinnt.    NachsichtSToU  gegen 
politische,  wie  gegen  kirchliche  IrrthümeTi  wenn 
er   sich    selbst   überlassen  war,     yersudble  et 
noch  ein  Mahl  den  ^yeg  der  Güte«   Am  Fest- 
29.  Ainitti.tage  Fetri  und  Fauli  liess  er  an  Ungarns  a&nmt- 
liehe  Prälaten I  Barone,  Magnaten,  Landherren 
und  Reichssassen  offenen  Brief  ergehen,  wer* 
in  er  sich  zwar  ebenfalls  auf  die  von  Ungarns 
Ständen    genehmigten     Erbverträge     zwischen 
Matthias  und  Friedrich,    Wladislaw  und 
Maximilian;     zugleich   aber    auch    auf  das 
Erbfolgerecht  seiner   Gemahlinn  Anna  berieL 
„Obgleich  Ferdinand   schon  bey   unglüddi- 
„eher  Erledigung,  und  hernach  verfassungswi- 
„driger  Anmassung  des  Thrones,  an  Recht  und 
„an  Macht  stärker  als   der  Graf,  unverzüglich 
y     „des  Reiches  sich  bemächtigen  konnte,  so  nabe 
„er   doch  auf  das  Erbrecht  seiner  GemahKnn 
„und  auf  frühere  Verträge   gestützt^   die  Ver- 
„fassung  und  Freyheit  des   Reiches    in  Ehren 
„halten,  und  durchaus  den  Reichsgesetzen  ge- 
„mäss  verfahren  wollen;     darum   habe   er  den 
„vomFalatin  berufenen  und  versammelten  Stän- 
,^den  die  Rechte  seiner  Gemahlinn,  die  altem 
„Verträge   und   seine    darauf  gegründete    An- 
„sprüche  vorleben  lassen,   worauf  er  nach  ru- 
„luger  Berathsdilagung  und  reiflicher  Überle- 


—    37i    — 

ing,  durch  Gottes  Fügung,  £rey  und  ein- 
immig  für  Ungarns  rechtmässigen  Konig 
lerkttint,  angenommen  und  aasgerufen  wor«- 
iUf  .dadurch,  die  angebliche  Erwählung  des 
ipsor  Grafen,  als  That  der  Faction,  der  An- 
assung,  der  Gewalt,  unwirksam  und  nichtig 
worden  sey.  Diese  hätten  ihn  berechtiget, 
gleich  mit  seiner  Heermacht  auszuziehen, 
a  die  Unterwerfung  des  Grafen  und  seiner 
ihänger  zu  erzwingen;  doch  in  Erwägung 
r  unlängst  geschehenen  Landesverheerung 
irch  den  Erbfeind  der  Christenheit,  habe 
p  als  christlicher  König  und  Fürst,  das  Blut- 
rgiessen  yermeiden,  seiner  Treuen  schonen^ 
in  Recht  durch  gelindere  Mittel  behaupten, 
id  unlängst  auch  des  Königs  von  Fohlen 
gebothene  Yermittelung  auf  dem  Olmützer 
lg  annehmen  wollen.  Dort  habe  er  seine 
mg  gesetzmässige  Gelangung  zu  dem  Thro« 
I,  semer  Gemahlinn  Ernf olgeracht ,  seiner 
erfahren  Verträge  mit  Ungarns  Konigen 
sf uhrlich  darlegen  und  gründlich  beleuch- 
I  lassen,  in  der  Hoffnung,  dass  ihm  der 
af  Von  dem  angemassten  Throne  friedlich 
ichen  würde;  aUein  alle  Anträge  und  Yer- 
che  zu  freundschaftlichem  Vergleich  sejen 
aslungen,  welches  ihn  um  seiner  Treuen, 
selbst  um  des  Grafen  und  seines  Anhanges 
llen,  desto  empfindlicher  schmerze,  je  ge-* 
sscr  er  voraussehe,  dass  längere  Verweige- 
Dg  der  Unterthänigkeit ,  des  christlicnea 
Utes  Yergiessung ,  des  Landes  Verwüstung 
d  vieler  Reichssassen  Verderben  unver- 
udlich  nach  sich  ziehe,  wessen  er  doch  bis 
zt  in  gütiger  Gesinnung  sich  enthalten  woU-* 
Da  nun  der  Graf  und  seine  Faction  diess 

i4« 


—    071    ■'^ 

y,AIIeft  für  nichts  achten^  yielmelir  seinen  und 
-),se'iner  Gemahlinn  unstreitigen  Rechten  wider- 
9,streben,  so  sey  er  noth^^edrungen,  dem  Na- 
jyturrechte  gemäss,  Gewalt  mit  Gewalt  zu  be- 
,,kämpfen ,  und  wider  Pflichtvergessene  thätlicli 
),zu  verfahren.  Er  habe  demnach  als  Ungarns 
^^rechtmässiger  « und  einziger  /  König  beschloß- 
^>sen,  in  einigen  Tagen  seine  Heerscharen  nacb 
9,Ungarn  zu  senden,  sein  Recht  auf  die  ihm, 
9,vor  Gott  und  Menschen  gebührende  Krone 
),durch  Waifengewalt  zu  verfolgen,  die  ihm 
'„treuergebenen  Unterthanen  in  Gnaden  aufzu- 
9,nehmen,  zuversichtlich  erwartend^  dass  sie, 
^,als  biedere  und  rechtliche  Männer,  ihm,  ih-' 
„rem  rechtmässigen  Erbherrn,  redlich  dLeaen 
„und  thäiig  beistehen  werden,  wogegen  er  aie^ 
„nicht  nur,  wie  er  mehrmahls  versprodieoi 
„von  des  Grafen  gewaltsamen  Erpressungen  be- 
„freyen,  sondern  auch  Alle,  welche  smner 
9,GnQde  sich  überlassen,  bey  ihren  Vorzügen, 
^,Rechten,  Gewohnheiten  erhalten,  allen  Reichs- 
„und  Landsassen  ohne  persönliche  Rücksicht' 
),ten  zu  ihrem  Rechte  verhelfen,  ihnen  Sicher- 
„heit  vor  auswärtigen  und  einheimischen- Fein* 
„den,  Ruhe,  Frieden  und  Wohlstand  verschaff 
„fen  wolle;  damit  die  minder  vom  Glück  Be- 
„günsliglen  sowohl,  als  die  Machtigern,  auf 
„Burgen  und  Schlössern,  in  Städten  und  Falas- 
„ten ,  ihres  Fleisses  Früchte,  oder  ihres  Reich^ 
„thums  Fiiile  ungestört  geniessen  mögen,  wcl- 
„ches  jeder  sich  mit  Gewissheit  von  ihm  verspre- 
„chen  könne.  Doch  wer  es  wagte,  sich  ihm 
„zu  widersetzen,  oder  dem  Grafen  Johann 
„beyzustehen ,  welches  er  ihnen  insgesammt 
„und  insbesondere,  als  walirer  König  von  Ün- 
„garn,  hiermit  verböthe,   der  wisse,    daas   der 


—    373    ^ 

„Markirraf  Casimir  von  Brandenburg*) 
„zum  obersten  Feldherrn  ernannt  worden  sey, 
„find  dieser  mit  seinen  ünlerbefelilshabern  al- 
„len  Abtrünnigen,  Rebellen  und  Anhängern  des 
„Grafen  nach  dem  strengen  Kriegsrechte  be- 
^^gegnen  werde '')/^ 

De»  cdeln  Fürsten  gemässigte^  Ton,  selbst 
wenn  er  von  seinem  Gegner  sprach,  überzeugte 
TOn    der   Redlichkeit    seiner    Gesinnung,    und 
beweg  manchen  wichtigen   Mann  zum  Abfalle 
von  Zäpolya,     wie  oiFenbar  sich  zeigte,    als 
Markgraf  Casimir  bey  dem -vor  Presburg  ge- 
lagerten Heere  anlangte«     Die   Felsenburg  De- 
rin-  an  dem  Ausflusse  der   Ma^ch   in   die  Do-  * 
naU|     und  das  Fresburger   Schloss   waren  von 
Zitpojiya's   Kriegsvolke   besetzt;     jene    er^ab 
sich   der   ersten    Aufforderung;     dieses    nahm 
deuLsdhe  Mannschaft  um  die  Hälfte  stärker  als 
die  Ungrische  Besatzung  war,  gutwillig  auf;  so- 
bald Ferdinand  Herr  von  Ofen  wäre,  woll- 
ten die  Ungern  das  Schloss   völlig  übergeben, 
Jobann  Katzianer   von    Katzenstein   führte' 
fünfhundert  Mann  Reiterey  vor  Tyrnau;  Tages 
vorher  war   Zapolya's    Besatzung  abgezogen, 
die  Bürgerschaft   öffnete   die    Thore   und  hul- 
digte dem  rechtmässigen  Könige.     Dessen  An- 
kunft wurde  im  Lager  vor  Presburg  am  rech- 
ten Donauufer   erwartet.      Am    Vorabende  vorsi.  Julius. 
Fetri  Kettenfeyer  empfing  ihn  der  Falatin   mit 
einer  Anzahl  Frälaten  und  Magnaten  bey  Kit- 
see.    Das  Wort  der   Begrüssung   und  zugleich 


d)  "Er  war  W 1  a  d  i  s  1  a  iv'  a  von  Ungarn  und  C  a  s  i  m  i  r*  a  von 
Pohleu  ScLwestcrsohii ,  staatskluger  un<1  tnpferer  Mann,  den; 
Toraiiglich  Carl  V.  die  £r1aiif;iing  der  R&i&cr würde  zu  verdau- 
ien  hatte*  b)  Liter.  Perdlnandi  R.  ad  Stat»  et  Ord»  HuBg. 
■p.  Prajr  J^p*  Proc.  P.  I.  p.  996. 


-    574    ~    . 

da  Bitte  um  eidliche  Bestätigung  der  Freyliei- 
ten  des   Reiches   und   der   Stände  fülirte  der 

■ 

Weszprimer^  Thomas  Szalahäzy;  Ferdi* 
n  and  antwortete  durch  Beatus  Wiedemann; 
aber  den  Eid  sprach  er  dem  Bischöfe  wört- 
lich nach*  Er  schwor  bey-Gott^  der  heiligen 
Jungfrau  und  allen  Heiligen  ^  die  Kirche  Got- 
tes m  Ungarn^  die  Prälaten,  Barone,  edle 
Herren  9  fireye  Städte  und  sämmtliche  Reichs- 
Sassen  in  ihren  Vorzügen,  Freyheiten,  Rech- 
ten, alten  und  gebilligten  Gewohnheiten  zu 
.  beschirmen )  Allen  unparteyliche  und^unver- 
zögerte  Gerechtigkeit  zu  yerwalten;  das  Grund- 
gesetz Andreas  des  U.  getreu  zu  beobachten; 
.  von  Gränzen  und  Um£ang  des  Ungrischen  Reiches 
nichts  zu  yeräussem^  sie  vielmehr  zu  erwei- 
tern; imd  fiir  die  WohlfieJirt  des  Reidiies  so«- 
wohl,  als  der  Stände,  alles,  was  ihm  möglich 
ist  und  Gerechtigkeit  erlaubt,  zu  thim,  so 
wahr  ihm  Gott  und  seine  Heiligen  helfen 
.  mögen*). 
^*  ^ugun.  Am  folgenden  Tage  zog  er  unter  Vortritt 
seiner  gesainmten  Heermacht  in  Ungrisch  AI-* 
tenburg  ein.  Freudig^  übergab  Stephan  Ama- 
de  die  Burg.  Hier  erhob  sich  Streit,  ob  der 
König  daselbst  verbleiben,'  oder  den  Marsch 
in  das  Innere  des  Reiches  fortsetzen  sollte;  je- 
nes verlangten  die  Herren  aus  Böhmen  luid 
Österreich,  ängstlich  besorgt  für  ihren  achtungs- 
wertheh  Fürsten;  dieses  wünschten  die  Ungern 
im  Gefühl  ihres  Kdelmuthes,  der  sichersten 
Schutzwehr  Ihres  Königs.  Da  kam  die  verwitt- 
weteKöniginn  Maria  aus  Wien  dazwischen  mit 


a)  C  a  s  p  a  r  U  r  x  i  n  u  s  V  e  1  i  u  s  de  beUo  Paanouico  «x  edit. 
Kol  lär  Lib.  1.  p.  i  mjij. 


—    375    — 

et  freudigen  Bothscliaft,  F erdinand  sej  Vaietf 
Ines  Sohnes,  den  ihm  Anna  Tages  vorher 
lücUich  geboren  und  Maximilian  genannt 
latle.  Nun  entschied  Ferdinand,  von  Ya- 
erfreude  begeistert,  für  der  Ungern  Wünsche, 
liess  Böhmen  und  Österreicher  schweigen, 
ind  entliess  die  Herren,  welche  nicht  zum 
Waffendienste  gehörten,  in  ihre  Beimath,  Das 
ley  Altenburg  versammelte  Heer  war  achttau- 
and  Mann  xussvolk,  drey tausend  Reiterey 
tark;  damit  zog  der  König  gegen  Raab,  Tho- 
las  Nädasdy  mit  drey  hundert  Reitern  vor- 
uSy  um  Stadt  und  Burg  zur  Unterwerfung 
ufzufordem.  Bürgerschaft  und  Clerisey  er^ 
aben  sich  der  Gnade  des  neuen  Gebiethera, 
iirem  Beispiele  folgte  Tages  darauf  die  Burg- 
esatzung.  Das  Deutsehe  Kriegsvolk  wollte 
lündam;  Ferdinand  untersagte  es,  und  als 
iutes  Murren  sich  erhob ,  liess  er  den  vor- 
lehmstea  Aufwiegler  aa  dem  nächsten  Baume 
luChängen«  Mehr  als  die  Hälfte  des  Elendes 
m  Kriege  verschwindet,  wo  der  rechtschof'«- 
ene  Monarch  selbst  an  der  Spitze  des  Heeri» 
teht.  Hundertfunfzig  Mann  blieben  in  Raab 
Is  Besatzung  zurück.  Komorn  ergab  sich 
lach  zweytägigem  Widerstand;  Dotis  nahm 
Llexius  Thurzo  mit  hundert  Mann.  Die 
»raner  Burg  wurde  erstürmt;  der  ErzbLschof 
^aulus  Warday,  in  seiner  ganzen  Handlungs- 
reise nur  nach  dem  Yortheile  des  Augenblickes 
ich  bestimmend,  darum  stets  wandelbaren  Sin* 
les ,  unzuverlässig ,  allemahl  dem  Meistbiethen- 
en  feil,  für  die  Behauptung  seines  unlängst 
on  Zapolya  erlangten  Ranges,  als  Oberhaupt 
er  Ungriscnen  Kirche,  besorgt,  Ferdinand'.s 
'^erhelssuQgen    nicht    trauend,      und    an    dem 


\ 


^  576  .— 

01udL6*de$  GegenkSnigs  verzweifelnd^  wtf  aus 
der  Burg  enlflohen;  aber  das  Erz-Capitel  leis- 
tete   dem   Könige  im  Dome  zu  Sanct  Adalbert 
feyerliche    Huldigung.       Unterdessen    verliess 
Stephan  Reyay,  Hauptmann  der  Tschaiken- 
Flotte  auf  der  Donau,  von  der  Königinn  Ma- 
ria und  von  seipem  Bruder  Franz  gemalmety 
mit  seinen  SchüFshauptleuten   Johann  Fike- 
ressy   und  Ambros   Fogasy,     Zdpolya's 
Fartey,     ruderte  die  Donau  hinauf,     fand  vor 
Festh-und  Ofen  den  Strom   durch   eine  Kette 
gesperrt,  und  au  beyden   Ufern   schweres  Ge- 
schütz aufgepflanzt.     Trotz   diesen   Hindernis- 
sen  kam    die   FlQtte  ,  mit   geringem    Verluste 
j{lücklich    durch,     und  erboth   sich   zwischen 
Gran    und   Komorn   zu   treuen   Diensten  dem 
Könige ,  welcher  die  Anführer  mit  dem  Markt- 
flecken  Sellye   an   der  Waag,     als  erblichem 
Eigenthume  beschenkte.     Des   Thurmes  j  wel- 
cher die  Yisegräder  Burg  von  der  Donauseite 
deckte,  bemächtigte  sich   Thomas   NiLdasdv 
mit  zweyhundert  Mann;  die  Burg  selbst  ergab 
sich  dem  Köhige  ohne  Widerstand, 

Bis  zu  den  Höhen   von  Yisegräd  erscholl 
der  Kanonen   Donner,    womit  Zdpolya   den 
vduvch  Meuchelmord   im    Dorfe   Dorosma  bey 
Szegedin     erlangten    Sieg     verkündigen    Hess. 
Von  Ferdinand' s   Parteigänger   Johann 
Tscharnojewiösh  mehrmahls   befehdet, 
hatte   er  den  Siebenbürger   Woiwoden   Peter 
Per^nyi   mit    einigen    Scharen    Siebenbürger 
und    Szekler  wider  ihn  ausgesandt.     Im  Tref- 
fen auf  den  Ebenen  bey  Szegedin  wurden  zwey 
tapfere    Männer  Franz  Bezeredy  und  Cle- 
mens Bakicsh  von  Tscharnoj  ewicsh  ge-* 
tödtet,  Perenyi  in  die  Flucht  gejagt,  seia  Volk 


—    577    — 

Ais  gefangen  genommen  ^  theils  zerstreuet; 
nerich  OzySäk  sammelte  die  zerstreuete 
Einnschaft  und  bolh  dem  Albaner  erneuerten 
impf,  aus  welchem  dieser  sich  mit  einigem 
srluste  zurückzog»  Doch  verstärkt  kam  er 
leder,  überfiel  ozegedin  in  der  Nacht  und 
hinderte;  da  versetzten  ihm  die  Bürger  in  der 
ifte  eine  Wunde,  zu  deren  Heilung  er  sich 
ch  Dorosma  bringen  Hess.  Valentin  Tö- 
k,  jetzt  schon  wieder  Zäpolya's  Anhän- 
r,  eilte  ihm  mit  einem  Reitertrupp  nach, 
s  ihn  von  seinem  Lager,  ermordete  ihn,  und 
idte  seinen  Kopf  nach  Ofen,  um  dem  Ge* 
nkdnige  seine  Treue  zu  bewähren.  Die  welt- 
llende  Siegesfeyer  hielt  den  König  nicht 
y  Minen  Marsch  gegen  die  Hauptstadt  fort- 
setzen. Unvorsichtiger  Weise  hatte  Zäpo* 
a  nach  seiner  Krönung  den  grössten  Theil 
iner  Heerscharen  beurlaubet,  sein  eigenes 
LOBStvolk  im  Lande  vertheilt;  jetzt  war  ihm 
erdinand  an  Streitkräften  beträchtlich  üBer- 
gen.  Mit  dem  AgraYner  Simon  ErdÖdy, 
[>annes  Stateleo,  und  einer  kleinen  An- 
hl  seiner  Anhänger  zog  er  aus,  gab  Ofen 
sm  Mächtigern  Preis,  lagerte  sich  bey  Hat- 
in  und  zog  die  Herren  Franz  Drugethvon 
omonna,  Lucas  Kissmariay,  Franz  B6- 
S  und  Faul  ßakicsh  mit  ihrer  Reiterey 
L  sich. 

Montag  nach  Maria  Himmelfahrt  gegeni9. Augu$t^ 
bend  kam  Ferdinand  mit  seiner  Heermacht 
>r  Alt-Ofen  an;  dort  erwarteten  ihn  bereits 
;r  Rath  und  die  Bürjjerschaft  mit  den  Schlüs- 
In  der  Hauptstadt  und  der  Ofener  Burg.  Zum 
sfehlshaber  der  letztern  ernannte  er  sogleich 
inen  wackern  Vorlauf  er  Thomas-Nu  das  dy^ 


-    378    - 

übergab  ihm  die  königUcke  Fahni^  und  hless 
ihn  denselben  Abend  noch  des  Platzes  Besitz 
/      ergreifen.     Am  folgenden  Tage^     es   war    das 
20. .^uf »St. Fest  des  heiligen  Stephanus^   ersten  Königs 
der  Ungern,  zog  Ferdinand^  unter  Glocken« 
geläut  und  Kanonendonner  in  die  Burg  hinauf 
und -dankte   im  Dome   der  heiligen   Jungfirau 
dem  Kwigen   für   den   unblutigen   Sieg,     Bald 
kamen    auch  von    Städtegemeinden    und    den 
westlichen    Gespanschaften    Verordnete  ^      um 
'    dem  rechtmässigen  Könige  ihre   Untetwerfinig 
und  Unterthänigkeit  zu   bezeigen;     er  bewies 
sich  Allen  gnädig  und  yersicherte  seiner  Huld 
sammtliche   Prälaten,    Magnaten,   Herren   und 
Städte,,  welche  seiner  Einladung  auf  das  nacb« 
ste  Michaelisfest  nach  Ofen  zum  Landtage  fol- 
gen würden. 

24. August.'  I^^g^g^^  ^^^^  Zäpolya  aus. seinem  Lager, 
jetzt  schon  bei  Erlau,  an  seine  Anhänger  stren- 
ges Yerboth  ergehen,  bey  F  erdin  and' sLand- 
tat^e  zu  erscheinen.  Sie  sollten  gedenken  des 
heiligsten  Eides,  welcher  sie  Alle  verpflichtete» 
nie  einen  auswärtigen  Fürsten  auf  dem  Thro- 
ne ihrer  Väter  zu  dulden  oder  anzuerkennen. 
Nur  auf  kurze  Zeit  habe  er  genöthigt  werden 
können,  die  Hauptstadt  zu  yerlassen ,  und  bis 
er  die  gesammte  Reichsmacht  gesammelt  hätte, 
ein  Feldlager  zu  beziehen.  Mit  jedem  Tage 
yermehren  sich  jetzt  seine  Scharen,  und  ehe- 
stens würde  er  mit  ihnen,  nicht  nur  den  Feind 
aus  dem  Lande  jagen,  sondern  auch  allen  yei^ 
übten  Unfug  schrecklich  an  ihm  rächen.  Er 
befehle  ihnen  daher,  bey  Verlust  ihres  Lebens 
und  Vermögens,  in  Treue  und  Pflicht  gegen 
ihn  standhaft  zu  beharren,  und  die  Sendmriefe 


—    379    — 

land'Sy  als  öffentlichen  ReidbafelndeSi 
anzunehmen  y  noch  zu  lesen  ^  oder  in 
ndessprache  zu  übertragen;  vielmehr  die 
inger  derselben  gefangen  zu  nehmen  und 
ler  Majestät  zur  Bestrafung  zu  überlie- 
Würden  sie  dagegen  handeln^  oder  bey 
lindlichen  Landtage  sich  einstellen,  so 
er  sie  zu  abschreckendem  Beyspiele  für 
eitgenossen  und  Nachkommen  mit  nie 
sr  Strenge  bestrafen*").  Dennoch  ant-^ 
)ten  ihm  viele  der  Seinigen ,  wenn  er 
lögend  wäre  9  den  König  von  Böhmen 
chaelis  aus  der  Hauptstadt  des  Reiches 
treiben,  so  wurden  sie  den  Landtag  bezie- 
id  dem  Könige,  welcher  ihn  an  Recht 
überträfe,  sich  unterwerfen. 


nerfüllbar  zeigte  sich  diese  Bedingunj 
lern,  was  unterdessen  in  Croatien  sicJ 
Igen  hatte.  Dort  arbeitete  für  ihn  Graf 
;toph  Frangepani;  auch  der  Verweser 
raner  Friorats  Johann  Tähy  und  der 
ier    Bischof     Stephanus    Broderics 

zu  seiner  Faction  übergegangen;  seine 
Ferdinands  Fartey  in  dieser  Provinz 
n  wider  einander   in   WaJfen,   Frange* 

bey  Kreuz,  Franz  Batthy^nyi  ain 
n  Ufer  der  Drawe  bey  Varasdin  gelagert. 
lern  jener  aus  alter  Feindschau  wider 
vig  Fekry  von  Fetrovina,  dessmi  Güter 
r  Kreuzer  Gespanschaft  verheert  hatte, 
\  er  gegen  Varasdin  vor.  Da  Hess  Bat- 
nyi  der  Drawe  rechtes  Ufer  mit  hinläng- 


ater.  Joann.    Zapolyae   ad  Regnicolas  ap.  Pray  £p. 
F.  1.   p.  507. 


I 


^    38o    — 

licliw  Mannschaft  besetzt,  *  zog  sich  mit  der 
Hauptmacht  über  den  Strom  zurück,  lagerte 
sich  bey  Ormosd  \Fridaü)  und  vermied  gc- 
flissenthch  die  Schlacht.-  Nun  machte  Fran- 
epani  Anstalten  zu  Yarasdins  Belagerungi 
offend)  der  Ban  werde  zum  Entsatz  herber- 
«ilen,  und  in  eine  Schlacht  sich  einlassen.  Die 
Stadt  ergab  sich  bey  dem  ersten  Anlaufe;  die 
mit  aller  Mund-  und  Kriegsnothdurft  reichlich 
versorgte  Varasdiner  Burg  vertheidigte  Paul 
Caprara,  welcher  am  Mohacser  Tage  sem 
eigenes  Pferd  dem  fliehenden  Palalin  gegeben 
hatte,  dadurch  in  SolejmanVs  Gefangenschaft 
gerathen;  aber  von  dem  geretteten  Bäthory 
sogleich  für  beträchtliches  Losegeld  ausgekauft 
worden  war.  Durch  seinen  tapfem  Widerstand 
angefeuert,  beschleunigte  Frang  epani  die 
Belagerung,  leitete  die  Arbeilen  überall  selbst, 
und  indem  er  sich  kühn  bis  an  die  Mauern 
der  Burg  waj^te,  wurde  er  tödilich  verwundet 
Als  des  Todes  Gewissheit  entschieden  war, 
versammelte  er  die  Unterbefehlshaber  und  Croa- 
tiens  Herren  seiner  Partey  vor  seinem  Lager, 
beschwor  sie,  ihren  König  Joannes  nicht 
zu  verlassen,  die  Belagerung  der  Varasdiner 
Burg  eifrig  fortzusetzen,  und  auf  seine  Empfeh- 
lung den  kriegserfahrnen  Johann  Tähy  zu 
ihrem  obersten  Feldherrn  anzunehmen.  Für  Z  j- 
polya  war  dieses  grauen,  siej;berühmten  Helden 
Verlust  unersetzlich;  Schade,  dass  der  edle  Mann 
für  eine  ungerechte  Sache  starb !  Er  lag  noch 
nicht  in  der  Gruft  seiner  Väter  zu  Modruss, 
als  die  Herren  die  Söldner  beurlaubten,  mit 
ihren  Dienstmannen  heimzogen,  dann  auf  dem 
von  ßatthyänyi  versammelten  Kreuzer  Tage 
fast  alle  bis  auf  den  biedern  Bdnffy  und  den 


l 


—  sax  ^. 

scltwankenden  Agramer^  S  t  m  o  n  d  Bt- 

I  sicli.  für  Ferdinand  erklärteo^ ^). 

'ast  zu  gleicher  Zeit  ward  auch  in  CJn- 
des  Unglückes  Schale  uberZapoly«  aui^- 
^n^,  Graf  Niklas  von  Salpx  mU  dem 
jchen  Kriegsyolke  wider  ihn  ausgesandt^ 
r  Erlau  überwältiget^  für  die  Anhänglich« 
an  den  Afterkonig  hart  ge£Üchtigt>  ihn 
;t  henach  hijf  an  die  Theiss  zunicke- 
gt,  und  am  linken  Ufer  der  Hernäth  sich 
l0tL  In  tiefer  Nacht  überfielen  Zäpol 7 a's 
ptleuto  Franz  Bodo  von  Dunaszent-Grör* 
und  Paul  Bakicsh  mit  ikren  Reiter- 
ea  das  Lagör  der  Deutschen,  hieben  Vbr-^ 
en  und  Wuchen  nieder ,  drangen  bis  ati.die 
men  ror  und  begannen  die  Vernagelung^ 
ikannt  mit  der  Ordnung,  in  welcher  d«r 
ünne  Feldherr  seine  Mannschaft  gestellt 
r.:  Durch  das  Geräusch  enreckt,  ruurNik-^ 
srin  Fussvolk  zum  Kampfe;  augeuBlick-- 
stand  es  schlagfertig  da;  aas  kleinem  Ge- 
r  nnd .  aus  schwerem  Geschütze  wird  auf. 
[Jngern  gefeuert,  Bodäiind  Bakicsh  mit 
!  Mannschaft  ergreifen  die  Flucht.  ^Bey 
SS  Anbruch  ordnete  Zapolya  den  Rück- 
unter die  Tokajer  Burg;  um,  ihn  zu  dec- 

sandte  er  zwey tausend  Mann  Reiterey  den^ 
dienden  Deutschen  entgegen.     Den  ganzen 

über  hielten  diese  da^  Gefecht  yorwärts 
;end  aus,  und  am  Abende  lagerten  sie  sich 
rtausend  Schritte  weit  vor  Tokaj.  Des 
its  versuchte  Franz  B6d6  den  zweyten 
fall    mit    gleich  günstigem  Anfange   und 


Sermegh  ap.  Sehwandtner  T»  IL  p^SSg.  VtliQsZib.L 
IsiJiuanffy  Lib.  IX»  p.  91«         ^ 


—    58a    — 

schleclitem  Ende,  wie  den  ersten.  Nikla$ 
YOh  Salm,  des  Feindes  Bestürzung  benutzend^ 
rückte  in  Schlachtordnung  vor,  der  Kampf 
musste  bestanden  werden  und  der  Sieg  ent- 
schied sich  für  Ferdinand' s  gerechte  Sadie. 
Yön  Zäpolya's  Hauptlisuten  fielen  Lucas 
Kismariay;  die  übrigen  flüchteten  sich  mit 
ihm  über  die«  T  h  e  i  s  s ,  sein  Lager  blieb  der 
Deutsthen  Beute;  yon  siebenhundert  Fohlen, 
welche  ihm  ohne  Wissen  ihres  Königs  zuge- 
zogen waren,  wurden  viele  in  der  Schlacht  und 
auf  djer  Flucht  niedergehauen,  die  Gefangenen 
zur  Knechtschaft  verkauft.  Die  Stadt  Tokaj 
ergab  sich  ohne  Weigerung  dem  Sieger;  die 
feste  Burg  auf  der  Insel  im  Zusammenflusse 
der  Bodrog  mit  der  Theiss  am  dritten  Tage 
der  Belagerung.  ValentinTörok  ging  wic- 
.der  zu  Ferdinand  über ;  er  diente  überall 
nur  dem  Glücke  nicht  dem  Herrn,  und  Vor- 
theil  galt  ihm  mehr,  als  Pflicht,  Ehre,  Ruhm. 
Faul  Bakicsh.  auf  der  Flucht  gegen  Sze- 
gedin  von  dem  I^alatin  durch  Verhelssung  der 
Raaber  Burgherrschaft  und  höhern  Soldes  für 
Ferdinand  gewonnen,  beharrte  bis  an  das 
£nde  seiner  Tage  in  treuem  Dienste.  Zäpolya 
ging  nach  Siebenbürgen,  um  neue  Streitkräfte 
zu  sammeln. 

Der  Siegesbothe,  von  dem  Graf  Salm  an 
AI  ex  ins  Thurzo  gesandt,  wurde  des  Abends 
zu  Peslh  von  Thomas  Nidasdy  aufgegrif- 
fen, für  einen  Kundschafter  gehalten,  seiner 
Briefe  beraubt  und  vor  den  König  geführt. 
Weder  Antwort,  noch  Nachricht  konnte  dieser 
von  dem  Bothen  erhalten;  die  eidliche  Ver- 
pflichtung an  seinen  Herrn,  Niemanden  irgend 
etwas  von  den  Begebenheiten  im*  Lager  zu  ent- 


—    383    -=- 

;kcQ,  bevor  er  sein  er' Aufträge  und  Briefe 
Thurzo  sich  entlediget  hätte,  gab  er  als 
Sache  seines  Schweigens  an.  Ferdinand 
rte  sie,  gab  ihm  die  Briefe  unentsiegelt  zu- 
Ay  und  liess  ihn  gehen,  wohin  er  gesandt 
\T.  Die  den  rechtschaffenen  Fürsten  begriffen, 
lueten  sich  dieses  Beweises  seiner  Mässigung, 
nes  Vertrauens,  seiner  Zuversicht,  und  er« 
nnten  darin  den  Charakter  der  Grösse,  wel« 
er  eine  vortreffliche  Regierung  hoffen  liess» 
iter  den  Briefen  lag  ^iner  auch  an  den  Kö- 
^;  damit  eilte  Thurzo  noch  vor  Tages 
ibruch  in  die  Burg;  es  war  der  ausfiihrliäe 
bricht  fiber  die  gelieferte  Schlacht  und  d^ii 
Pochlenen  Sieg.  Der  Tag  wurde  vou  Fer- 
L  n  a  n  d  gottseligen  Sinnes  und  freudigen  Her^ 
HS  dem  Danke  gegen  den  allmächtigen  Herrn 
ar  Heerscharen  geweihet*). 

Einige  Tage  darauf  wurde  die  Reichsver-29.  SepOr. 
mmlung  zu  Ofen  eröffnet;  sie  war  zahlreich 
»ucht  und  beschickt,  denn  nurWenige,  un*- 
ir    den   Magnaten    ersten    Ranges    nur    fünf^ 
ochten  demjenigen  noch  anhangen,    welchen 
IS  Glück  verlassen  zu  haben  schien.      Fer- 
i  n  a  n  d   berief  am   Sonntage   nach   Francisci  6.  Oetoh. 
le  Prälaten  und  Magnaten  auf  die  Burg,  sprach 
it  Würde,  Zuversicht  und  Bescheidenheit  von 
Bm  Erbrechte  der  Königstochter  Anna;   und 
a  er  nicht  minder  als  sämmtliche  Ungern  in 
Tthume  befangen  war,  auch  von  früheren  Erb-* 
ertragen,   von  seinen  darauf  gegründeteii  An- 
prüchen,    von   seines   Gegners   Anmassungen^ 
erfassungswidrigen  Unternehmungen  und  des- 
en   jüngst    erlittener   Niederlage    bey   Tokaj, 


a)  V  e  1  i  o  fl  Lib.  I.  p.  22  sqq. 


—    384    — 

wodafch  der  Ewige  zeigen  wollte ,  da^  dem- 
selben bey  alle«  Rechtes  Ermangelunjr  ftuch 
gottlicbe  Segnung  seiner  ungerechten  Waffen 
.yersagt  sey.  Dabey  vemcherte  er,  er  würde 
im  Gebrauche  der  ihm  gebührenden  und  über- 
tragenen königlichen  MachlfüUe  redlich  sich 
bestreben ,  dass  es  die  Stände  nij3  gereuen  soU^ 
ihn  für  ihren  Erbherrn  und  König  anerkannt 
lind  angenommen  zu  haben;  nur  möchten  sie^ 
jetzt  zahlreicher  anwesend ,  einhällig  genehmi- 

§en  und  basiätigen,   was  von   dem  Falatin  auf 
em   f  resburger   Tage    mit   geringerer  Anzahl 
beschlossen  worden  war. 

Darauf  nahm  Paulus  Warday,  in  der 
.Würde  des  Graner  Erzbischofs  von  dem  Könige 
anerkannt  und  bestätiget,  darum  von  dem  be- 
drängten Z^polya  abgefallen,  für  die  Gesammi- 
heit  das  Wort  und  sprach:  er  erkenne  Fer- 
dinand's  Erwählung  zu  Presburg  für  recht- 
mässig,  und  diess  sey  auch  die  aufrichtige  Ge- 
sinnung aller  Anwesenden.  Sie  bezeugten  es 
durch  allgemeinen  Aufruf.  Der  ErzbLschof  fuhr 
fort:  von  nun  an  müsse  jeder  anders  Denkende 
für  einen  Keichsfeind  erklärt  und  gehalten ,  der 
Zipser  Graf  als  Majestätsverbrecher  und  An- 
masser  des  Reiches  geächtet   und  mit  Waffen- 

fewalt  verfolgt  M'erden ;  darin  wolle  er  seiner 
lajestät  mit  allen  seinen  Kräften  und  Yermö- 
fen  beystehen,  nur  möchte  er  sogleich  mit 
räftiger  Hand  die  Zügel  der  Regierung  er- 
f  reifen  und  auch  seine  feyerliche  iCrönung  zu 
tuhlweissenburg  beschleunigen.  Dazu  wurde 
der  Sonntag  nach  Allerheiligen  bestimmt^  und 
die  Gesandtschaft  ernannt  ^  welche  den  feilen 
Herrn  PeterPerenyi  unter  Verbürgung,  dass 
ihn  der  König  im  Besitze  der  Herrschaft  Saros- 


5»5 


'I  .• 


?atak  und  in  der  Siebenbüi^ev  Woiwodsdiaft 
Gestängen  werde ,  bereden  sollte^  Zäpolya's 
Faction  zu  verlassen,  und  die  ibm  anvertraute 
Eleichskrone  nach  Stuhlweissenburg  zu  bringen. 
1/fas  auf  der.  Burg  vor  Prälaten  und  IMung- 
uaten  war  verbandelt  worden^  brachte  der  ' 
Weszpnmer^  jetzt  schon  ernannter  Erlauer  Bi* 
schof)  Thomas  Szalahäzy  in  die  Adelsverr- 
»mmtung ,  und  wurde  auch  daselhst  ohne  Ein- 
sprach angenommen  9  gu^eheissen  und  zum 
^eidubescuUuss  erhobeD.  Von  den  königlichen 
Freyatädten  fehlten  nur  die  Machtbothep  der 
treuen  Bartfelder  *)  und  der  Kaschauer,  welche 
HOS  Furcht  oder  Hartnäcl^keit  noch  an  Zä- 
polya  hingen*  Folgendes  Tages  zeij^te  sich  der  7*  Oet^b. 
K.onig  auf  dem  Throne ,  welcher  auf  dem  Burg- 
platze errichtet  war;  rings  herum  standen  die 
Prälaten^  Magnaten  und  der  Adel  versammelt^ 
m  ahnen  sprach  Ferdinand:  ^^da  ich  nun- 
i,mehr  durch  euern  gemeinschaftlichen  Willen 
i^von  dem  Reiche  Besitz  genommen  habe,  so 
y^haltet  euch  versichert,  dass  ihr  in  meiner 
,, Verwaltung  desselben  mehr  die  väterliche 
^,Giite,  als  die  königliche  Herrschaft  empfinden 
I, werdet«  ^^  Diess  der  wesentliche  Inhalt  seiner 
Anrede.  Worauf  der  bevollmächtigte  Sprecher 
der  Adelsgesammtheit  erwiederte :  ,  JCeiner  der 
>,edeln  Reichssassen  hätte  seiner  Thronbestei- 
^,gung  sich  widersetzt,  wäre  ihnen  nicht  von 
»,den  Häuptern  der  Faction  unzählige  Mahl  be- 
^theuert  worden,  dass  des  Zipser  Crrafen  Er- 
>,hebung   mit  Wissen    und   Genehmigung    des 


«)  Liter.  Perdin«  R,  ad  BartpBent.  ap.  Kövachich  Sop« 
^lem.  •d  Vett«  Comit.  T.  1(1.  p.  lao.  Liter.  Alexii  Thurio 
md  Bart^cne.  de  »7.  Sept.  1637«  ap.  Pray  Epitt.  Procer.  P.  I* 
^  319. 

YL  Theil.  2  5 


^    ?86    - 

^^Kaisers  Carl  und  Königs  Ferdinand  ge- 
^^schelien  sey;  jetzt  von  der  Wahrheit  beleh-* 
^^ret^  unterwürfen  sie  sich  freudig  ihrem  recht-« 
y^mässigen  Herrn  und  seinen  Leibeserben  £ur 
,^alle  Zukunft,  und  begrüssten  ihn  mit  treuer- 
y^gebenen.  Herzen  als  ihren  König;  ^^  und  was 
der  Sprecher  gesagt  hatte,  bekräftigte  der  ein- 
Stimmige  Ausruf  der  ganzen  Versammlung  *). 

Zu  spät  kamen  nun,  und  auch  firüher  wä- 
ren yergeblich  gekommen  des  flüchtigen  Za- 
pölya's  mehrere  Abmahnungen  an  die  zu  Ofen 
versammelten  Stände,  welchen  zu  Folge  sie  in 
der  Treue  gegen  ihn  beharren ,  und  sich  hüten 
sollten,  durch  Furchjt*  oder  Überredung  in  Ver- 
wickelungen zu  gerathen,  denen  sie  henUch 
sich  nicht  mehr  entwinden  könnten  ^). 

Eben  so  fruchtlos  waren  seine  Ermahnun«« 
*gen  an  Peter  Perßnyi,  von  dessen  Wankel- 
muth  er  bereits  Kunde  hatte  •).  Alte  Freund- 
schaft^ genossene  Wohlthaten,  Eide,  Ehrei 
Huhm,  guter  Nähme  bey  den  Nachkommen, 
alles  wog  bey  Per^nyi  zu  gering  in  dem  Au- 
genblicke, da  eigener  Vortheil  nur  durch  Un- 
dankbarkeit, Meineid  und  Verrath  erzielbar 
schien;  was  wäre  auch  schön  längst  aus  der 
menschlichen  Gesellschaft  geworden ,  hätte  nicht 
häufig  der  Umstände  Verkettung  selbst  die  Nie- 
derträchtigkeit und  Verruchtheit  gez^ung^n, 
den  Sieg  des  Rechtes  in  der  Weltordnung  zu 
befördern ?  Per^nyi  war  mit  der  Krone  und 
den  Reichskleinodien  unter  sicherm  Geleit  tob 


a)  Veliufl  Lib.II.  p.  28  «qq.  und  der  Ohren-Zeuge  Wiede« 
mann  bey  Pray  Anna).  V.  p.  145.  b)  Liter.  Joann.  Zap.  ad 
Regnioo!.  de  4.  Octobr.  ex  Varadino  ap.  Pray  Epitt.  Prooer. 
P*  I.  p.  309.  et  320«  de  16.  Octobr.  ex  Colosyar.  Ungr.  Magaz* 
Band  IV.  &.  385.  c)  Liter.  Joann.  Zap.  ad  Petr.reröoyi  dci 
4*  Oütofar.  ex  Thlele^d  sp-.  Pray  1.  c.  p.  3i6. 


—    387    — 

ifzehnliundert  Mann  Reiterey  schon  auf  dem 
ege  nach  Stuhlweissenburg.    Donnerstag  nach  10.  Ocfcb» 
onysii   schrieb   der  König  an  die  Bartfelder 
d  an  die  Kaschauer :  ^^er  zweifele  nicht,  dass 
;leieh  seinen  übrigen  treuen  Städten  und  ün- 
erthanen  auch  sie  ihre  Verordneten  zur  Reichs- 
ersammlung  gesandt  hätten,  wäre  das  könig^ 
iche  Kreisschreiben  ihnen  zugekommen ;  jetzt| 
bgleich  der  Landtag  beynahe  geendiget  sej^ 
•etehle  er  ihnen  bey  Ansicht   dieses  Briefes^ 
hne  Verzug  die  Vornehmsten  ihrer  Mitbür-^ 
«r  nach  Ofen  abzuordnen ,  damit  sie  ihm,  als 
lirem  wahren,  rechtmässigen,  erblichen  Ko- 
tige Nahmens  ihrer  Gelneinden,  huldigen  und 
ttch  teiner  Krönung  beywohnen^    'vi'Ogefgeii 
ir^keine  Entschuldigung  annehmen,    im  Un- 
efltsrangsfalle   sie   als  Abtrünnige   und   Re- 
lellen  betrachten  werde  *).  "     Sonnabend  dar-  ^^  04^^^ 
if  schrieb  Alexius  Thurzo   noch  beson- 
srs  an  die  Kaschauer,  sie  freundlich  und  zu 
irem  Heil  ermahnend,    dass  sie  ja  dem  ko-' 
iglichen  Briefe  Folge  leisten,   iiire  Machtbo-^ 
len  zur  Huldigung  und  zur  Krönung  senden, 
iessauch  den  benachbarten  Stidten  angelegent- 
chst  empfehlen  ^). 

Nach  Beurlaubung  des  Landtages  kamen 
le  Köni^nnen  Anna  und  Maria  auf  der 
k>aaa,  zn  Schiffe  vor  Ofen  an,  um  die  Krö- 
on^eyerlichkeit  des  Gemahls  und  Bruders 
vrw  ihre  Gegenwart  und  ihr  schönes  Gefolge 
D  verherrlichen.  Dinstag  nach  Simonis  und  ^d-  Octoh. 
uda  trat  Ferdinand  die  Reise  nach  der  Krö-^ 


«)  Liter.  Fcrdiaan^.  R.  ad  Bartphent.  sp.Kovachick  Ruppig 
I  Vcft.  Comitior.  T.  lÜ.  p.  120«  ad  CastoWens.  ap.  Kapri- 
»jr  Hang.  Diplomat.  P.  I.  p.  5ii.  /')  Liter.  Alozii  Thurao 
i  CftatOTiens.  ap»  Kovaehuh  1«  c.  p.  i2i. 

a5« 


.       ^     5H8     — 

nungftstadl  an}  dreytausead  Mann  Fussrolk  nuc 
vierzehn  Kanonen  voraus,  dann  der  König  mit 
seiner  Gemahlinn  und  seiner  Schwester;  drej- 
lausend  Mann,   theils  UngrLsche,    theils  Deut- 

31.  Oetoh.  sehe  Reiterey  fol^^ten.   Am  Donnerstage  gesdbali 
der  prachtvolle  Einzug  nach  Stuhlweisaenburg. 

1.  jyToirh'.  Frey  tag  kam  der  ernannte,  noch  nicht  bestä- 
tigte Graner  Erzbischof  mit  zweihundert  Rei- 
tem   und   einer  Anzahl  Ungrischer  Magnaten. 
4Lm  folgenden  Tage  zogen  der  Falatin,  diefii- 
achöfe,  die  Reich  sbarone  mit  auserlesenem  Ge^ 
folge  vor  die  Stadt ,   um  den  mit .  der  Reiche 
kröne  ankommenden  Siebenbürger  Woiwodafl^ 
Feter  Per^nyi,  einzuhohlen.    Sonntag firnk 
wurde  der  König  in  das  zur  Capelle  geheiligll 
Gemach,  in  welchem  alter  Sage  nach,  der  hä« 
lige  Emericus,   Sanct  Stephans  Sohn,  war 
geboren  worden,  geführt,  und  seinen  Betrach- 
tungen überlassen ,    in  der  neunten  Stunde  ia 
den  angränzenden  Dom  der  heiligen  Jungfitia 
zur  Krönung  abgehohlt.     Voraus  Wolfgang 
Graf  von  Fösing  imd  Sanct  Jörgen  mit  dem 
Reichsschwerte    in    der    Scheide;     Alexias 
Thurzo   mit  dem  Reichsapfel,   Feter  Pa** 
r  ^  n  y  i  mit  dem  Zepter.     Unmittelbar  vor  dem 
Könige  derFalatin  Stephan  Bithory,  der 
Fussgicht  wegen  auf  einer  Sänfte  getragen,  mit 
der  neichskrone.     Das  Hochamt  beging  Ste*' 
phanus   Fodmaniczky   von  Neitra,    der 
älteste  Bischof,   der  Graner  hatte   das  enbi- 
schöfliche  Fallium  noch  nicht  empfangen.     Mit 
Anfang  der  feyerlichen  Messe  wurde  der  Kö- 
nig mit  dem  Faludament  des  heiligen  Ste pha- 
nus bekleidet,   dann  auf  den  für  ihn  bereite- 
ten Thron  gesetzt ;    nach  abgesungener  Epistel  ^ 
von  den  Bischöfen  zu  dem  Altar  geführt,  imd 


^ 


—    389    — 

ich  geschwornem  Krönungseide  unter  den 
sgnungendes  KirchengebetheSy  von  Steplia* 
US  eesdbt.  Dieser  nahm  hierauf  die  Krone 
>m  Allare  und  hielt  sie  hoch  über  des  Kö^ 
Lgs  Haupt;  zu  gleicher  Zeit  wandte  sich  der 
alatin  g^eu  die  umstehenden  Ma^^aten^  Her-^ 
la  una  Adelschaft,  rief  drey  Mahl  in  Ung« 
ischer  Sprache:  ob  sie  den  Durchlauchtig- 
en Fürsten  Ferdinand  zum  Könige  der 
nffsra  wollen ,  begehren,  fordern;  und  jedes 
'Jal  erfolgte  mit  betäubendem  Geschrej  die 
atifoart:  99 wir  fordern  Ferdinand  zumKS^ 
eige  und  keinen  Andern;  ihn  wollen  und 
beMhren  wir,  seinen  und  keines  Andern  Be^ 
EaUen  werden  wir  gehorchen  1  ^^  Worauf  ihm 
teplianus  die  Krone  auf  das  Haupt  setzte, 
en  Zepter  in  die  Rechte,  den  Reichsapfel  in 
ie  Linke  gab  ^  mit  dem  Sdliwerte  des  heiligen 
tephanus  ihn  umgürtete ,  und  ihn  auf  den 
liitm  zurückführen  liess«  Nach  dem  Credo 
estteg  der  Doctor  Caspar  Yel,  Ursinus 
ugenannt,  Schweidnitzer  yon  Geburt,  Laie  von 
lande  9  auf  Italiens  Akademien  zum  Poeten, 
Ledner )  beyder  Rechte  Doctor  gebildet ,  früher 
es  Gurker  Cardinais  Geheimschreiber,  dannMa- 
imilian's  Hlstoriograph,  jetzt  Ferdinand's 
Lath  und  Redner,  die  Kanzel,  und  hielt  an 
ie  Ungern  eine  gutgemeinte  Oration.  Bey  dem 
kfferlorio  legte  der  König  hundert  Ducaten  als 
Ipfer  auf  den  Altar;  bey  der  Communion  em- 
nng  auch  er  aus  des  Bischofs  Händen  das  Sa- 
rament.  Bey  dem  allen  hatten  sinnige  Ungern 
ie  Freude,  zu  bemerken,  dass  ihres  Königs  An- 
tand  und  Würde  nicht  erkünstelt,  seine  An- 
seht nicht  gehäuchelt,  das  eine  wie  das  an- 
ere,  im  reinen  Gemüthe  erzeugt ,  tiefempfun* 


I 

— *  ^  -3g0     — 

den;  Ton  hobetn  SelbstgefiiU  und  gettseligem 
Sinne  belebt  war.  ' 

ISfach  ToUbracbtem  Hochamte  erhob  neb 
der  feyerliche  Zug  zu  Fusse  in  die  Sanct  Fe 
terskirche,  wo  der  König  eine  Anzahl  Edelleate 
zu   Rittern   {Equites  Aurati)    schlug.     Ausser 
der  Stadt  bey  Sanct  Martin  schwor  er  die  Frejr- 
^  heiten  der  Stände  und  die  Reichsverfassung  am- 
reoht  zu  erhalten ,  nach  der  Eidesformel ,  welchs 
ihm  der  ernannte  Erlauer  Thomas  Szala- 
h  £  z  y    vorsagte  ^    worauf    er   zur  aniit^esenden 
'Volksmenge  ungesuchte  aber  kräftige  Worte  aus 
ToUcin  Herzen  über  Vaterlandsliebe  und  Ach-* 
tUDg  der  Gesetze  sprach.     Auf  dem  Riickw^e 
in  die  Stadt  ritt  er  muthig  den  nahen  Hügel 
hinauf 9  zog  Sanct  Stephans  Schwert,  und  führte 
gegen  die  vier  Weltgegenderi  Kreuzstreiche  zur 
Andeutung  seiner  Entschlossenheit ,    das  Reich 
wider  alle  Feinde  zu  beschirmen  und  zu  ver- 
theidigen.     Zu  dem  festlichen  Mahle  waren  die 
ÜngrLschen  Prälaten  und  Magnaten,    drey  und 
dreyssig  an   ZaM   geladen  *).      Diess  war  die 
letzte  König^krönung  in  Stuhlweissenburg. 
^.Nevhr.  Montag,    nach  vollbrachter  Krönung  der 

Königinn  Anna  eröfinete  Ferdinand  des 
Landtag.  Die  erste  Angelegenheit  der  Stände 
war  Achtserklärung  wider  den  Zipser  Grafen 
und  seinen ICanzler  Stephan  von  WerbocXi 
welche  der  König  urkdndlich  vollzog.  An  dcnr- 
selben  Tage  unterzeichnete  er  für  den  Grafen 
Alexius  Thurzo  und  für  dessen  Vettern 
Georg  und  Franz  den  Schenkungsbrief  üb^ 
Z a p  o ly  a's  eingezogene  Güter  Göncz  .und  Telki- 


a)  Casp«  Urs  in.  Velins  Lib.  II.  p.  55  sqq*  Kovachick 
Solcmnia  iuauguraü«  Principum  p.  i  sqq. 


Unya  in  der  Aba-Ujvärer;  und  Hen^d-^H'^- 
nethy  in  der  Zempl^ner  Gespanschaft;  überall 
ifird' ausdrücklich  gesagt :  Johann  Zäpolya 
;ey  langst  auf  Anmassung  des  Reiches  für  sich 
t>edaeht  gewesen,  darum  habe  er  auch^  ob* 
deich  durch  Briefe  und  durch  Bothen  von  dem 
^drängten  Könige  Ludwig  auf  das  Mohäcser 
Peld  berufen,  treulos  und  pflichtyerachtend^ 
ach  geweigert,  zur  Unterstützung  und  Yerthei* 
ligung  seines  Herrn  mit  der  ihm  anvertrauten 
Seermacht  zu  erscheinen.  Nach  des  Königs 
md  des  Reiches  unglücklicher  Niederlage,  habe 
sr  durch  Gewalt  und  Verbrechen  wider  Reichs* 
rerfiBissung,  Recht  und  Gesetz,  der  Krone  und 
lea  königlichen  Titels  sich  angemasst,  seinem 
*echtmässigen  Könige  als  ofFenoarer  Feind  wi- 
lerstanden;  Verheerungen,  Mord,  Raub  und 
}rand  im  Reiche  verübt;  Stephan  Wer* 
>öczy  sey  früher  schon,  boshafter  Aufwie* 
relung  wegen,  geächtet  worden;  seitdem  habe 
BT  durch  verderbliche  Rathschläge  den  Zipser 
Srafen  in  allen  sträflichen  Unternehmungen  be* 
(larkt  und  unterstützt;  darum  seyen  beyde  auf 
lern  Stuhlweissenburger  Landtage  von  den  ver- 
lammelten  Ständen  einmüthig  und  einhäUig  des 
Sochverrathes  und  Maj es täts Verbrechens  schul* 
lig  erkannt,  für  Reichsfeinde  erklärl  und  ver* 
Mmnet  worden  *) 

Mit  gleicher  Strenge  verfuhren  die  Stände 
tu  Stuhlweissenburg  wider  die  fünf  Magnaten 
Mmon  Erdödy,  Bischof  von  Agram;  Jo- 
lann  Banffy  von  Unter  Limbach,  Anton 
Jänffy  von  Bolondocz,  Johann  Tahy  und 


a)  Veliufl  Lib.  II.  p.  38.  5a.  Liter.  F<!rdinancl  R.  d«  7. 
lorembr«  ap.  Szinnay  Notit.  histor.  Comitat.  Zempl^n.  p.  S3« 
t  Liter.  F«rdiuand.  K.  Strigoaü  dr  3o.  NoT«inpr, 


—    391    — 

FrunsDrttgatliTonHomoiitta,  weldiei  dem 
rechtmässigen  Könige  Unterwerfung  verwei- 
gernd, bey  Z&polya  in  Siebenbürgen  verweil- 
ten. Dock  wurden  sie  der  Gnade ,  od«r  bey 
unbiegsamer  Hartnäckigkeit  der  Yerurtheilung 
des  Kön^s  überlassen :  alle  übrigen  Reichssaa- 
sen  von  Zapolya's  Faction,  welche  bis  su  dem 
näcbsten  Festtage  Catharinä  sich-nicht  zuv  Hul- 
digung vor  dem  Könige  stellen  werden ,  soll- 
,  ten  ohne  ^weiteres  Erkenntniss  des  Majestätsver- 

brechens schuldig,  für  verurtheilt  und  verbannet 
geachtet  werden.  Diess  wurde  auch  den  Un- 
grischen  Landherren  in  Siebenbürgen,  den  Sz^k-« 
lern,  und  der  Sächsischen  Gesammtheit  durch 
-Sendbothen  vermeldet;  jene  standen  unter  dem 
Drucke  Z^polyscher  Gewalt,  die  Sachsen  be- 
währten Ferdinanden  sieben  Jahre  lang,  bis 
zur  ihrer  Verlassenheit  von  aller  Hülfe,  ihre 
Treue. 

Alle  Vergabungen,  von  der  verwittweten 
Königinn  und  von  Ferdinand  bisher  voll- 
zogen, wurden  von  dem  Landtage  genehmiget 
und  bestätiget ;  dagegen  Zapolya's  Schenkun- 
gen für  nichtig  erklärt.  Endlich  wurden  dem 
Könige  zur  Yertheidigung  des  Reiches  von  je- 
der Pforte  im  Lande  zwey  Ducaten,  der  eine 
sogleich,  der  andere  auf  das  Georgifest  des  fol- 
genden Jahres  zahlbar  bewilliget  *). 
5*Noifbn  Am  Festtage  des  heiligen  Emericus  leiste- 

ten dem  Könige  dreyzehn  Prälaten  ^);    ein 


a)  Velins  Lib.  IL  p.  4o.  et  Corpnt  Jur.  Hnng.  T«  I» 
p.  55d.  mit  unrichtiger  Angabe  det  Ortet »  Ofen  fiir  Stunlwett-» 
tenburg.  b)  Paulus  Warday,  Graner  Erzbischof;  T h o m a • 
SzalahÄsyi  ernannter  Erlauer  \  CeorgiusSuljok,  ernann- 
ter Fünfkirchner ;  Stephanus  Podmanicaky  von  Neitra, 
Joannes  Orssagh'von  Guth,  seiner  Ernennung  Ton  Zapoly^ 
zum  Coloczer  Erzbisthum   entsagend»   wieder  Wicsner  Biacliofi 


-    395    — 

md  drejssig  Magnaten  und  Landherren  *)^  die 
neisten  yon  Zäpolya's  Faction,  den  Eid  der 
Freue.  Ihrem  fieyspiele  folgtea  Donnerstag 
larauf  Ladislaw  Orszagh  ron  Guth  für  sich 
und  für  seinen  Vater  Michael,  nach  zwej 
Monathen  zu  Gran  Johann  Tahy,  Sigmund 
Leray,  Bäcser  Obergespan ;  und  der  Agramer 
Bischof  Simon  Erdudy  ^).  Sonntag  nach  lO. i\roi;^r. 
geschehener  Erwählung  der  Herren  Stephan 
Bithory  und  Feter  Ferenyi  zu  Kronhü- 
tem,  beurlaubte  der  König  den  Landtag,  be- 
stätigte jenen  im  Falatinat,  diesen  in  der  Sie- 
benhürger  Woiwodschaft,  und  ernannte  zu  den 
Reichsämtem  folgende  Herren:  den  Graner  F  a  n*^ 
lus  Warday  zum  Grosskanzler;    den  Erlauer 


Joannea  Geryliii  emannter  Biachof  ron  CMxiad;  Andreaa, 
Biadiof  von  Knin;  Laditlaut  Maoedoniay,  eraanntet 
Groatwardeistr;  Nacolaut  Gherendy,  emannter  ttielben« 
bürgert  Laurentius  ron  Bitztrita,  Stuhl weisseobiirser 
Doflipmali  Enericut  Bebek,  Propst  bey  Sanct  Niklats 
Franciaeaa  Ujlaky,  Pretburger  Domproptt)  Micolana 
0 1  ab  y »  Graner  Archidiakonut. 
a)  Stephan  Bäthory,  Palatino  Peter Per^oyi,  Sieben« 


bäi^ger  Wohrod ;  Aleziua  Thurso,  Ladialaw'Mord  von 
Chula,  Emexich  Orazagh  von  Guth,  Caspar  Horvath  von 
Win^rtb,  PeterErdodyvon  Monyoroker^k,  die  Grafen  W  o  1 A« 
gang  und  Franz  von  Pösing,  Stephan,  Titular -> Deapo^ 
der  Raaaier;  Anton  von  Loasoncz,  Johann  Carlovicth 
Torqoati,  Graf  von  Korbaw  i  Valentin  TÖrök,  üeorg 
Graf  Too  Zluin,  Peter  K^ruaicsh,  Capitan  von  2^Bgb;  Jo-* 
bann  Lengyel  von  Tothi,  Thomas  NAdasdy,  Andreai 
Bithory  von  Ecsed»  Saathmarer  Obergeapan;  Veit  Sad- 
nitaer»  Saolnokcr  Obeigeapan;  Peter  Seglericai  Jobann 
Horrdtb,  Johann  Castellanffy,  Jobann  Saalay, 
Georgt  Markgraf  Von  Brandeiibnrg ;  Stenban  Sadcaby  von 
Ober  Lindau,  Stephan  Pemflinger,  Binder  dea  Hamann» 
Städter  Königarichters  Marcus;  Stephan  Ddshazy,  Jo«- 
bann  Hampo  von  Cshaktomya»  Georg  von  RaLkoca  imd 
Caapar  von  Kazm^r,  die  Gesammtheit  der  Zemplöner  Ge-* 
apanachaft  vertretend   {Szirmajr  Notit.  Iiistor«  Comit.  Zerapl^* 

ßSs.^;    Georg  Drugeth  von  Homonna.  iUr  sich ,   fiir  aeina 
ntter,    für   seine  Brüder  Gabriel,    Stephan,    ZenpMner 
Obergespan  ;    Anton  und  £  ni  e  r  i  c  h. 

^^jLovachich  Supplcm.  ad  Vestsg.  Cosiit*  T.  III.  p.  ia4* 


futt 


—  094  — 

Thomas  Szalahazy  zum  Kanzler;  Alexius 
iThurzo  zum  Judex  Curiae;  Andreas  Ba- 
thory  von  Ecsed  zum  Ober-Reichssohatzmeis- 
ter;  Emerick  Orszagk  und  Niklas  von 
.Thurocz  zu  Hof marsclxällen ;  Caspar  Hör- 
T^th  von  Wingartli  zum  Oberkämmerer;  An- 
ton Lossonczy  zum  Obermundscbenk;  Jo- 
bann  Lengyel  von  Tolhi  zum  ObertrucLsess; 
Franz  Revay  zum  Personal.  Praesentiae  Re- 
iae;  Nicolaus  Gherendy  zum  königlichen 
chatzmeister;  JoliannSzalay  vonKereczeny 
zum  Grafen  von  Presburg;  Valentin  Török 
SBum  Grafen  von  Temesvar;  Thomas  Nadasdy 
und  Michael  Imreffy  zu  Befehlshabern  der 
Ofener  Burg ").  Nächstfolgenden  Montags  wurde 
der  Leichnam  des  Königs  Ludwig  in  das  für 
ihn  bereilele  Grabmahl  mit  grosser  Feyerlich- 
keit  beygesetzl;  die  Grabsclirift  ^)  bezeichnet 
seinen  Tod  rühmlicher  als  sein  Leben.  Er, 
/     .      der  Ungern  ein  und  dreyssigster  *)  König 

«  ■'  ',•  '"' '  wy  ^fTersxe  und  der  letzte,  welcher  uajj^jiipjfe 
für  das  Vaterland   starb ;    er  der  letzte  re^t- 

'*^*  . ,  "  massige,  dessen  Hülle  in  der  Gruft  des  heili- 
gen Step  ha  nus  ruhte;   imd  was  das  traurigste 


f* 
.-*• 


*  h)  INCLnO,  AC.  MAGNANIMO.  PANNONIORUM.  BO- 
HEMORLMQUE.  REGI.  LUDOVICO.  WLADISLAI.  FILIO. 

8ÜI.  PRO.  RELIGIONE.  AC.  PATRIA.  ADVERSUS.  IMMA- 
ISSIMOS.  TURCAS.  ACIE.  DECERNENS.  ANNOS.  PRI- 
MÜM.  NATUS.  XX.  OCCUBUIT.  INVICTüS.  AG.  POTEN- 
TISS.  REX.  FERDINANDUS.  AFFINI.  CHARISSIMO.  MARIA. 
DÜLCISSIMO.  CONJÜGI.  ANNA.  FRATRF.  AMANTISSIMO. 
MOERENTES.  PJE.  INFERIAS.  PERSOLVERÜNT.  ANNO. 
AB.  OBITU.  ILLIUS.    ALTERO.    DIE.    XI.  NOVEMBRIS. 

CEcmrr.  vero.  anno.  a.  christo.  nato.  mdxxvl 

MENSE.   AÜGÜSTO.    DIE    UNDETRIGESIMO.    ,Veliui. 
üb«  n.  p.  43« 

€)  Darunter  rechnen  wir  nicht  6ie  eingedfrangeaen  Könige: 
Samuel  Aba,  Wcncetlawt  Otto  und  Carl  von  Du- 
rais o|   noch  Ladislaw  daa  Kind^  Emericki  Sohn. 


-    395    -. 

ntjn  dürfte,  er  auch  der  letzte,  welcher  für 
beständig  unter  den  Ungern  gewohnt  hatte: 
Ach  in  dieser  trübseligen  Zeit  war  riel  Gutes, 
Ehrwürdiges  und  Heilsames  den  Ungern  y  durch 
ihre  eigne  Schuld ,  zum  letzten  Mahle  er- 
schienen ! 


m0mm^lm 


Johann Z^polja's  nngl äckliche Untern eh- 
mnngen.  —  ßein  Yerrath  des  Vaterlan- 
des. —  Solejinan  ror  Wien.  — *  Lndwig 
Gritti  Statthalter  des  Reiches.  —  Waf- 
fenstillstand. —  Gritti's  Ermordung. 
•—  Erneuerung,  des  Krieges.  -<—  Falscher 
frieden.  —  Zapoiya's  Tod. 

J.  C.   s5s7  —  i54o. 


Ferdinand  hatte  Stuhlweissenhürg  noch 
nicht  verlassen,  als  er  von  des  Gegenkönigs 
feindlichen  Bewegungen  Nachricht  erhielt.  Dia 
öffentliche  Kunde  sagte:  Franz  B6d6  seymit 
dem  Reste  des  zerstreuten  Heeres,  von  Sz6k- 
lem  und  Landvolke  verstärkt,  aus  Siebenbür- 
gen im  Anzüge  gegen  die  Hauptstadt;  Geheim« 
niss  war  noch,  dassZäpolya  einen  wichtigen, 
ihm  befreundeten  Mann  aus  Fohlen  zu  sich 
fceschieden,  und  ihn  eiligst  nach  Constantinppel 

fesandt  habe  mit  der  Vollmacht,  ein  Schutz- 
ündniss  mit  dem  Grossherm  wider  Ferdi- 
nand und  das  Vaterland  zu  schliessen:  eben 
so  geheim,  dass  ein  geistreicher,  kühner^  rast«- 
los  thäliger,  ehrsüchtiger  Pauliner  Eremit  in 
Ungarns   nördlichem  Gebiethe  und  in  Fohlen 


--  596  ~ 

moSieKog)  für  Zlpolya  Geld  sammdnd.  An-* 

bänger  und  Mannschaft  anwerbend. 

Jener   war   der   berühmte ,    gelehrte,    ge- 
wandte Kriegs -und  Staatsmann  Hieronymus 
LaszLvy    Falatin   Ton  Siradien,    des  Gnesner 
Erzbischo£s ,    Joannes  Laszky,    Neffe,    von 
dem  Rotterdamer  Erasmus,  grösstem  Gelehr- 
ten seiner  Zeit,  geachtet  und  hochgefeyert,  un- 
ruhigen Sinnes,  Verwirrung  der  Dinge  liebend, 
und  jede  Gelegenheit  zu  Staatsverwickelungen 
begierig  ergreifend,   um  in  Leitung  oder  Be- 
herrschung   derselben    an    dem    Spiele    seines 
Witzes  und  Scharfsinnes  sieb  zu  efgetzen :  die- 
ser,  Georg  Uthysenicsh,    zu  Kamisacz 
in  Groatien  geboren ;    seine  Mutter  war  aus  dem 
Yenetiscben   Geschlechte    der   Martinuzzi, 
deren  Nahmen  er  weiter  hin  annahm.   Als  acht- 
jähriger Knabe  kam  er  an  den  Hof  des  Her- 
zogs Joannes  Corvinus,  welcher  ihn  nach 
Siebenbürgen   auf  seine  Burg  Hunyad   sandte, 
wo  er  durch  dreyzehn  Jahre  in  Rohheit,  Ver- 
gessenheit und  Mangel  lebte.     In  seinem  zwan- 
zigsten Jahre  kam   er  an   den  Hof  der  Zipser 
Gräiinn,  Teschner  Herzogin n  Hedwige,  und 
wurde  zum  Kammerheitzer  angestellt.     Unter- 
dessen starb   sein  Vater  im  Kampfe  wider  die 
Osmanen;    seine  Brüder  Niklas  und  Matthias 
an  Krankheit;    Jakob  in  tapferer  Vertheidi- 
gung  des  Hirse  -  Thurmes   unter  Belgrads  Be- 
lagerung.    Diese  Todesfälle  versenkten  ihn  in 
tiefe  Sckwermuth;    von  ihr  getrieben  ging  er 
zu  dem  Fauliner  Eremitorium  San  et  Lorenz  bey 
Ofen,  bath  um  Aufnahme  und  erhielt  sie,    da 
ihm   alle   Schulkenntnisse    mangelten ,    in    der 
Klasse  der  Laienbrüder.     Ein  gutmüthiger  Or- 
denspriester lehrte  ihn  Lesen,    Schreiben  und 


-^    397    ^ 

die  Lateinische  Sprache;  in  vier  Jahren  was 
er  so  weit,  dass  die  Ordensobem,  vorztiglichQ 
Geistesgaben  in  ihm  bemerkend,  ihn  zum  rries- 
terthume  beförderten«  Nach  ausj^ezeichneten 
Fortschritten  in  dem,  was  damahls  Mönchen 
für  Philosophie  und  Theologie  galt,  wur4e  er 
zum  Frocurator  des  Ordens  gesetzt,  und  in 
dieses  Amtes  Verwaltung  offenbarte  sich  die 
Schärfe  seines  ökonomischen,  merkantilischea 
und  politischen  Sinnes  zu  allgemeiner  Bewun-«' 
derung.  Nach  einiger  Zeit  wurde  er  zum  Prior 
des  Eremitoriums  auf  Czenstochow  in  der  Woi-«, 
wodschaft  Crakau  gewählt,  u(id  nachdem  er 
sich  bey  den  FohlnLschen  Xiandherren  in  hohes 
Ansehen,  des  Klosters  Zucht  und  Wirthsch^ft 
in  besten  Stand  gesetzt  hatte,  zog  er  sich  in 
das  Ungrische  Eremitorium  bey  Sajo-Lid  ia 
der  Borsüder  Gespanschaft  zurück«  Dort  trat 
Johann  Zipolya  nach  seiner  Flucht  aus 
Ofen  in  Verbindung  mit  ihm ,  liess  ihn  Reiche 
thümer  und  Ehrenstellen  hoffen,  gewann  an 
Sun  einen  klugen  imd  thätigen  Freund,  welcher 
ihn  bis  an  sein  Ende  nicht  verliess  ^). 

Ferdinand  im  Glauben,  er  habe  es  yor 
der  Hand  bloss  mit  Franz  B6d6  und  dessea 
Rotten  zu  thun,  sandte  ihm  die  bewahrten 
Wa£fenmänner  Faul  Bakicsh,  Valentin  Tö-* 
rök,  Caspar  Faxy,  Stephan  Mayläth  und 
Ludwig  Fekry  mit  einigen  Ungrischen  und 
Deutschen  Reiterhaufen  entgegen.  Doch  als 
sie  über  die  Eger  setzten,  natte  B6d6  Stadt 
und  Bur^  Erlau,  bey  dem  ersteh  Anfiedle  von 
der  königlichen  Besatzung  zurückgeschlagen  ,Ari^  27,«^. 

a)  Liter.  Georgil  Martinutii  ad  Anton.  Verantiiun  tp« 
Prfi^-  Annal.  P.  V.  371.  Terglich.  mit  B echot  Hittoire  da  Ml* 
nitcore  du  GsidiiMl  MituuMmt  4  Paria  1716«  p*  i^-aa» 


-    398    - 

dann  mit  verstärkter  Mannschaft  wiederkeh- 
rend^ überwältiget,  und  seinen  Marsch  gegen 
Tokaj  gerichtet.  Die  königlichen  Feldherren 
jagten  mm  nach,  und  Paul  Bakicsh,  seinen 
Zug  für  Flucht  haltend,  sprengte  niit  der  leich- 
ten Reiterey  gegen  Keresztes  voraus.  B6d6 
hielt  an  und  stellte  sein  Volk  in  Schlachtord- 
xiung,  auf  den  rechten  Flügel  Tataren  und 
Fohlen^  auf  den  linken  Ungrische  Reiterey^ 
in  die  Mitte  Heiducken,  unersättlich  räuberi- 
sches Fussvolk  auf  Märschen,  unbeweglich 
stehendes  im  Gefechte.  In  dicht  geschlossenen 
Reihen  rückt  die  königliche  Reiterey,  das  dar- 
gebothene  Treffen  nicht  versagend,  wider  sie 
an;  aber  Bakicsh  wirft  sich  mit  seinen  Hus- 
zären  und  Rasciem  den  zum  Angriffe  loszie^ 
henden  Tataren  und  Fohlen  entgegen,  begin- 
net den  Kampf,  ergreift  nach  einigen  hitzigen 
und  vergeblichen  Anfällen  verstellte  Fluwt; 
verfolgt,  wie  er  wünschte,  wendet  er  sich 
plötzlich,  fallt  über  die  getrennten  Haufen  her^ 
vollbringet  ein  gräuliches  Gemetzel  und. jagt 
die  Fliehenden  in  den  schwarzen  Sumpf  ( F  e^ 
keteto).  Unterdessen  hatten  Török,Paxy, 
Mayldth  und  Pekry  den  linken  Flügel  an- 
gegriffen  und  geworfen;  im  Verfolgen  sehen 
lie  Husziren,  der  Deutschen  Reiterey  beyge- 
sellt,  des  Bakicsh  blutige  Arbeit  in  der  Fer- 
ne, wähnen,  er  sey  geschlagen,  und  reissen 
aus,  nicht  achtend  des  Zurufes  ihrer  Führer 
und  der  Deutschen.  Der  Sieg  wäre  verloren 
worden,  hätte  B6d6  seine  Ungern  bewegen 
können,  Stand  zu  halten.  Nur  Wenige  bringt 
er  zu  den  Heiducken  zurück,  welche  mit  den 
Königlichen  im  heftigsten  Kampfe  verflochten 
sind)  Und  schon  auf  Leichenhügeln  der  Ihri- 


—    399    -- 

gen  fechten?  Bodo  befeuert  sie  mit  neueilt 
MutKe,  kämpft  selbst  zu  Fusse.  in  ihrer  Mitte^ 
Kauet  wüthend  in  die  Feinde  ein;  aber  trotz 
der  gewaltigsten  Anstrengung  werden  seino 
Reihen  durchbrochen,  niedergehauen  und  nie--» 
dergeritten;  er  selbst  wird  nach  der  hartnäc- 
kigsten Gegenwehr  von  Ludwig  Pekry's 
Männern  gefangen.  Lager,  schweres  Geschütz j|' 
Zipolya's,  B6d6's  und  Statileo's  Fahnen 
sind. der  Sieger  ruhmliche  Beute. 

Ihrer  ersten  Aufforderung  ergab  sich  heN> 
nach  die  Erlauer  Stadt-  und  Burgbesatzung; 
dort  wurde  dem  Heere  während  der  Wein- 
nachtsfeyer  Ruhe  bewilliget;  B6d6,  im  Ye?- 
trauen  auf  sein  Ehrenwort,  minder  streng  be- 
wacht: die  königlichen  Feldherren  achteten 
den  tapfem  Mann,  und  er  zeigte  auch  als  Ge« 
fangener  durch  Rechtschaffenheit  und  Charak--* 
ierstärke,  wie  würdig  er  gewesen  wäre,  eina 
bessere  Sache  zu  verfechten  und  dafür  zu  sie- 
gen. Valentin  Török  lud  ihn  zum  Gast- 
mahle, wobey  von  Allen  in  fröhlicher  Stim- 
mung der  begeisternden  Gabe  des  Vaterlandes^ 
des  nerrlichen  Weines  übermässig  genossen 
wurde.  Taumelnde  Dienerschaft  half  ihren 
trunkenen  Herren  nach  Hause  und  zu'  Bette; 
nur  B6d6's  treuer  WafFeuknecht  war  nüch- 
tern« Zwey  Türkische  Rosse  hatte  ,er  in  Be- 
reitschaft; in  der  Nacht  packte  er  seinen  be- 
sinnungslosen Herrn  auf  das  eine,  und  sprengte 
mit  ihm  nach  Gyöngyös,  wo  er  ihn  ausruhen 
liess.  Erwacht  und  nüchtern  erschrack  B6d6 
eiber  die  Verletzung  seines  Ehrenwortes  durch 
seines  Knechtes  wohlgemeinten  Dienst;  liess 
diesen  sogleich  mit  den  Fferden  zu  Zipo- 
lya   abziehen^    um   ihn  vor  der  Strafe  zu  si- 


£1 


—    4üo   . — 

^dierni  forderte  von  den  6y5n|nroj(em  schnel- 
les   Fulirwerk,    befahl    nach    ilürlau     zurück- 
zufahren ,     und  stellte  sich  selbst  den  könig-« 
liehen   Feldherren,    welche   schon    von   allea 
^Seiten  Reiterhaufen  ausgesandt  hatten,  um  }hu 
j/^,  1593^  au&usuchen.     Zu   Gran    dem    Konige  Torge- 
im  JanuarßSieUiy   gewann  er  dessen  gesammte  Umgebung 
für  sich;  und  Ferdinand  war  sehr  geneigt, 
auf  ihren  Fürspruch   ihn  £rey  zu  lassen,     nur 
sollte  er,  dem  Zapolya  absagend,  hinfort  wi- 
ndet ihn,  dem  rechtmässigen  Könige  in  Waffen 
dienen,  und  da  er  diesen  Antrag  entschlo5»ea 
zurückwies,  wenigstens  in  friedlicher  Zurück- 
[ezogenheit  keiner   Fartey  dienend,     für  sich 
(ben.     Aber  auch  dessen  weigerte  er  sich,  er- 
wiedernd;   er  habe  zu  Zäpolya  geschworen; 
lieber  Volle   er   im  Gefängnisse   sterben,     als 
durch    Treulosigkeit   seine   Freyheit    erkaufen 
und   eines   ehrlosen    Lebens    gemessen;     man 
möge  nach  dem  Kriegsrechte  mit  ihm  verfah- 
ren.    Ferdinand  verwies   ihn    auf  die  Wie- 
nerisch-Neustädter   Burg   in   anständigen   Yer- 
^   haft,     wo  der  edle,     besserer  Zeiten  würdige 
T  o  1  n  e  r  Unger  nach  einigen  Jahren  seine  Tage 
beschloss*). 
2(.  Jdn.  Dinstag  nach  Sebastiani  eröffnete  der  Ko- 

nig zu  Ofen  einen  Landtag  zur  BerathscUa-' 
gung  über  die  Mittel,  das  Reich  wider  So- 
iejman's  zu  befürchtende  Angriffe  zu  ver- 
theidigen,  und  im  Innern  Zapolya' s  Faction 
gänzlich  zu  vertilgen.  Für  den  ersten  Fall 
erklärten  sich  die  Stände  bereitwillig  nach  er- 


a)  Veliut  Lib.  HI.  p-  43.  —  Liter.  Ferdinand.  TL  uä 
Butbphena.  Strigon.  de  i8.  Decemb.  1627.  et  de  t.  Janav.  iSuS' 
•p.  Pray  epiat.  Proc.  P.  I.  p.  5aa  aqq.  —  Itthuanffj  Lib. 
IX.  p.  90. 


f—    4oi    — 

ssener  Malmun^  des  Königs^  mit  ihrem  ge- 
istet^n  Landvolke  aufzusitzen ;  rerhängten  die 
träfe  des  Giiterverlustes  über  die  Zurückblei- 
enden, und  verordneten,  dass  der  zu  Stuhl- 
reissenburg  bewilligte  erste  und  zweyte  Du- 
aten  TOn  jeder  Pforte  im  Lande  streng  und 
;e wissenhaft  eingetrieben  werde.  Wider  Zä- 
olya's  Anhänger  sollte  Ferdinand  denen, 
reichen  er  Ein  Mahl  auf  ihre  erklärte  Bereit- 
irilligkeit  zur  Unterwerfung  sicheres  Geleit 
ur  Reise  an  das  Hoflager  ertheilet  hätte,  nach 
Lbfluss  der  ihnen  bewilligten  Frist  neue  6e- 
eitsbriefe  versagen;  weil  sich  ergeben  hatte, 
lass  Mehrere  sich  derselben  nur  bedienten, 
im  sicher  im  Lande  umherzuziehen  und  An- 
länger  für  die  Faction  zu  werben.  Wider 
iie  bewaffneten  Rotten  derselben  sollte  sogleich 
1er  dritte  Feldzug  unternommen  werden*).    . 

Dazu,  ermunterte  noch  mehr  die  neue  Un- 
glücks-Bothschaft ,  welche  bald  nach  Auflö- 
sung des  Landtages  in  der  Hauptstadt  eingel^ 
gangen  war.  Mohammed  Pascha  von  Bel- 
t^ad  und  Semendria,  von  dem  Kampfe  der 
Parteyen  in  Ungarn  durch  Hieron ymus 
Laszky,  Zäpolya's  unrühmlichen  ßoth- 
schafter  an  den  Grosslierrn,  genau  unterrichtet, 
hatte  Jaicza  mit  starker  Macht  überfallen.  Des 
Platzes  Befehlshaber  war  Stephan  Gorbbl- 
nogh,  des  königlichen  Feldherrn  Johann 
Katzianer  Günstling,  eben  so  schlecht,  wie 
sein  Gönner,  und  noch  schlechterer  Kriegs- 
mann ,  als  dieser.  Weder  mit  Mannschaft  noch 
mit  Kriegsvorrath  war  der  wichtige  Platz  hin- 


a)  Veliut  Lib.  m.  p.  SO.    Corp,   Jnrit  Husg.  T.  I. 
p.  367. 

TL  TKtO.  26 


—       402       

länglich  versorgt^,  von  den  zwey  Hauplleufen 
war  Blasius  Cshery  auf  Urlaub  abwesend 
in  der  Honter  Gespanscbaft ;  Johann  Ho- 
bordansky  la^  krank  an  Wunden,  welche 
er  im  Zwey kämpfe  mit  einem  Türkischen  Rot* 
tenfiihrer,  obgleich  Sieger,  empfangen  hatte. 
Am  zehnten  Ta^^e  der  Einschlie.ssunv  übervab 

O  CTO 

Gorbon ojjh  gegen  freycp  Abzug  Stadt  und 
Burg  dem  Feinde.  Gleich  darauf  wurden  die 
Schlosser:  Bela,  Jezero^  Orbovacz,  Serepyar, 
Greben>  Ferga,  theils  schimpflich  übergeben; 
theils  muthlos  verlassen;  Bossatsch  und  Zokol 
waren  schon  früher  übergegangen,  Banyilluka 
zündete  der  Befehlshaber  Andreas  Radt- 
towicsh  selbst  an,  und  suchte  mit  der  Be-* 
Satzung  Sicherheit  hinter  den  Bergen.  Achtser- 
klärung brandmarkte  alle  diese  Yerräther;  ihrer 
Güter  beraubt,  starben  sie  elend  und  ehrlos  in 
der  Verbannung;  aber  Bosnien ,  Croatiens  und 
Slawoniens  Vormauer,  war  für  die  Ungrlsche 
Krone  verloren  ■):  auf  demselben  Feldzuge 
überwältigten  die  Osmanen  auch  Udwina,  Lika 
und  Korbaw,  Herrschaften  und  Schlösser  des 
Baues  Johann  Carlovicsh,  welcher  auf 
der  Medveburg  tödtlich  krank  lag,  und  im 
nächsten  Jahre,  als  letzter  Sprössling  des  Tor- 
q  u  a  t  e  r  -  Geschlechtes ,  erblos  starb  ;  sein 
öchwestersohn  Niklas  Zriny  beerbte  ihn 
durch  Ferdinand's  Verleihung, 

Inzwischen  hatte  JohannZapolya  den 
Franciscaner  Mönch,  Grafen  Franciscus 
Frangepani  zum  Coloczer  Erzbischof  er- 
nannt, und  ihn  mit  Stephanus  Brodericsh 
und  Melchior  Warkotsh  nach  Petrkow,  wo 


a)  Veliat  Lib.  IV.  Itthuanffy  Lib.  IX.  p.  93.  . 


r 


—    4o5    — 

K.onig  Sigmund  Reichstag  hielt,  abgeordnet, 
mit   dem  Auftrage  Pohlnlsche   Hülfsvölker  zu 
unterhandeln.     Die  Sendung  blieb  zu  Ofen  kein 
Geheimniss«    Ferdinand's  Bothschafter ,  Sig-* 
mund  von  Herberstein,  der  Stuhlweissen- 
burger  Propst  Laurentius  von  Bisztritz 
und  Georg  yon  Logschau  kamen  ihm  in 
Peirkow  zuvor ,  und  arbeiteten  seinen  Sachwal^ 
tem   kräftig  entgegen.     Sigmund  versprach  20.  Febr. 
dem  rechtmässigen  Köni^  in  Allem  zu  will« 
£üiren,   und  jene  seiner  Reichssassen,    sowohl 
welche  bereits  unter  Zdpolya's  Fahne  dien-* 
ten^  heimzurufen,  als  auch  fernem  Zuzug  bey 
Verlust  der  Güter  zu  verbielhen  ■).     Aber  auch 
der  PauUner  Eremit  G  eorgiusMartinuzzi 
war  in  Pohlen  für  Z  a  p  o  1  y  a  thätig,  und  wirkte 
durch  seine  Geistesmacht  heimlich   mehr,    all 
dessen  Machtbothen   auf  dem  Reichstage  und 
als  des  Königs  drohende  Verbothe,     Wackere 
Herren  und  Ritter  mit  ihrem  Volke  zogen  durch 
verschiedene  Pässe  über  die  Carpaten  nach  Sie- 
benbürgen und  Ungarn,  und  so  verstärkt,  führte 
Zipolya  seine  Siebenbürger  und  Szekler  Scha- 
ren gegen  Kaschau  hinaujL 

Montag  nach  Maria  Lichtmesse  verliess^  ^.  Fibr. 
zu  langwierigem  Unglücke  der  Ungern, 
Ferdinand  Ofen,  und  weder  er  noch  seine 
Nachfolger  durch  zweihundert  drey  und 
zwanzig  Jahre,  bis  auf  Maria  Ther e-i^^^ö— 1751. 
aia,  den  Ungern  unvergessliche  iCöniginn  und 
Frau,  sah  die  Hauptstadt  des  Reiches  wieder. 
Welches  Reich  wäre  Ungarn,  welche  Nation 
das  Ungrische  Volk  geworden ,  hätten  die  Kö- 

a)  Herberttein'0  Tagebuch  bcy  Kovachieh  Samml.  klein. 
Stacke  S.  ai6.  Liter.  Herberateinii  ad  Bartphcnset  de  28« 
F«bru«r.  1638.  ap.  Pray  Hpl.  Proc«  P.  I«  p.  3a5. 

26  * 


—    4o4    — 

Bige,  selbst  die  bessern  ^  niclit  den  Käiserdtel 
der  flJlyermogenden  Macht  liberUngrischeCremu- 
ther,  und  das  unfruchtbare  Walten  in  deranarchi? 

^  sehen  Verwirrung  des  Deutschen  ReicheSy  ihr 
rem  hehren  Berufe  zur  Erhebung  und  Beglüc- 
kung eines  edeln,  bidern  Volkes  vorgezogen; 
hätten  nicht  die  Ungern  durch  kleinliches  Mus- 

.  trauen^  wandelbare  Treue,  stürmische  Land- 
tage und  unklugen  Widerstand  das  Wohnen 
unter  ihnen  ihren  Königeir  verleidet  1 

Zu  Gran  ernannte  Ferdinand  für  den 
bevorstehenden  Feldzug  wider  Zdpolya  com 
Obersten  Befehlshaber  Herrn  Johann  Kat- 
zianer,  seines  Vertrauens  den  unwürdigsten; 
als  Unterfeldherren  waren  ihm  Leonard  Co- 
lonna  Freyherr  vonFelss,  Valentin  T8- 
rök  und  Ludwig  Pekry  beygeordnet.  Ihre 
Heermacht  bestand  aus  dreytausend  zweyhun- 
dert  Deutschen  Lanzenknechten  und  fünfhun- 
dert  schwerbewatineten  Reitern;  aus  den  Un- 
gern waren  zweytaasend  Mann  zu  Pferde  auf- 
gebothen,  wovon  sich  aber  nur  dreyhundert 
unter  Török's  und  Pekry's  Fahne  gestellt 
hatten.  Der  Zug  ging  in  Eilmärschen  gegen 
Kaschau;  auf  der  zweyten  Meile  davor ,  bey 
Szina,  stand  Zapolya  mit  zweytausend  Mann 
leichter  Reiterey ,  dreyhundert  geharnischten 
Reitern,  fünfhundert  Tatarn,  tausend  Fohlen 
zu  Fusse,  tausend  Heiducken,  und  zweytau- 
send Mann  Fussvolk  gelagert.  Das  Übergewicht 
der  Macht  war  auf  seiner  Seite;  seine  Haupt- 
leute Emerich  Czybäk,  Franz  Drugeth, 
Simon  Atthinay,  Stephan  Bäthory 
aus  dem  Hause  Somlyo,  von  ihm  ernannter 
Siebenbürger  Woiwod,  und  Gotthard  Kun 
waren  geübte  VTafFenmänner ;   nichts  fehlte^  als 


-*-    4o5    — 

hm  .selber,  Geistesmacht  und  Kriegskunst,  wo 
nr  keine  bewaffnete  Bauern  und  keinen  betrun- 
kenen Befehlshaber,  wie  einst  bey  Tcmesydr^ 
(icli  g^en  über  hatte.  Vor  allem  bemächtig- 
ten iich  die  Königlichen  des  Waldes  bey  Szina, 
welchen  Zipolya's  Vorposten  besetzt  hatten^ 
dann  'schlügen  sie  tausend  Schritte  weit  von 
dem  Feinde  das  Lager  auf  und  erstürmten  auch^ 
den  Hügel,  welcher  zwischen  ihm  und  ihnen 
lag.  Sätion  nahte  der  Abend,  und  Torök 
rietlf  die  Schlacht  für  den  Morgen  zu  verschie« 
ben;  aber  die  Mannschaft  zeigte  Entschlossen- 
heit und  Kampfbegierde,  'es  musste  ohne  Auf- 
schub geschlagen  werden;  und  noch  vor  Ein- 
bruch der  Nacht  war  durch  kunstvolle  Leitung 
des  Gefechtes  von  Leonard  Felss,  der  Sieg 
erkämpft,  die  feindlichen  Haufen  nach  beträcht- 
lichem Verluste  zerstreuet;  Z^polya,  wel- 
cher von  dreyhundert  Reitern  bedeckt,  in  ei- 
niger Entfernung  zugesehen  hatte,  der  erste  auf 
der  Flucht  nach  Homonna,  von  wo  aus  ihm 
Franz  Dru^eth  nach  Fohlen  verhalf,  zu 
seinem 'alten  Freunde  Johann  Tarnovsky, 
Crakauer  Castellan,  mächtigem' und  ^rossmiitm- 
gem  Manne.  Auf  dessen  .Schlösse  zu  Taroow  fand 
der  Ge'jenkonig  gastfreundliche  Aufnahme  und 
ADgeDehmen  Rulxeplatz  *).  Hülfe  wurde  ihm 
ron  Sigmund  standhaft  verweigert ,  doch 
lichere  Zufluchtstätte  in  seinem  Reiche  wollte 
M  dem  Unglücklichen  nicht  versagen  ^). 

In  Ungrisch- Altenburg  empfing  Ferdi- 
nand, schon  fertig  zui'  Reise  aus  dem  Lande, 
lie  Siegesbothschai't,  und  von  dort  aus  machte 


a)  Veliut  Lib.  IV.   p.  57  aqq.      h\  Ittliuanffy    Lib.  IX. 
90. 


-rsf     '4o6      — 

7.  MSrz,  er  Sonnabend  ror  ReminUcere  Ungarns  Stan- 
den urkundlich  bekannt:    ,, nichts  gewisser«  sey 
,,zu  erwarten^  als   dass  Solejnian  des   nacL- 
,,sten  Sommers  mit  ungeheurer  IVIacht  das  Roch 
^jüberfallen  werde.      £r  als  ihr  König  müsse 
^,bey   Zeiten    auf    HerbeyschaiFung    ergiebiger 
^^Streitkräfte  bedacht  seyn ,  diese  könne  er  htj 
„gegenwärtiger  Lage  der  Dinge  yon  Ungarn  al- 
„lein  nicht  erwarten,  und  müsse  sie  in  seinen 
„übrigen  Erbländem,   bey  seinem  Bruder  und 
„seinen  Verwandten  suchen.     In  dieser  Absicht 
„habe  er,  Nahmens  des  Kaisers,  den  Deutschen 
„Reichsfürsten  und  Ständen  auf  nächsten  Senil- 
is. März,  .„tag  Oculi  einen  Tag  nach  Regensburg  ausge* 
^,schrieben.     Zwar  wolle  er  nicht  bezweifeln, 
„dass  er  ron  dem  Reiche  imd  seinen   übrigen 
„Ländern  auch  durch  Bothschaften  eipi^e  Hülfe 
„erlangen   würde;    aber  wirksamerer  Beystand 
„sey  zu  erwai:ten,  wenn  er  in  Person  die  I^oth- 
„wendigkeit  desselben  mit  der  Grösse  der  dre- 
schenden Gefahr  darstellte.     Für  die  Zeit  seiner 
„Abwesenheit  habe  er  zu  R&ichsverwaltern  den 
„Graner  Krzblscliof  Paulus,   Primas  des.Rei- 
„ches;    dan  ernannten  Erlauer  Thomas,   kö- 
„nigliclien  Kanzler;    den  ernannten  Siebenbür- 
„ger  Ni  colaus  Gherendy,   seinen  Schatz- 
„meister;   den  Judex  Curiae  Alexius  ThurzO| 
„den  Reiclisschatzmeister  AndreasBathory 
„und   einige  Räthe ;    zu    seinem    Stellvertreter 
„den    Falatin    Stephan    Bathory    ernannt; 
„und  damit  Alles  mit  gehöriger  Macht,    Kraft 
„und  Ansehen   geschehe,    auch  sein   geheimes 
„Siegel   dem  Kanzler  übergeben;    alle    in  ko- 
„niglichem  Nahmen    und    unter    diesem  Siegel 
„ausgeferl igten  Briefe,    sollen  so,    als  hätte  er 
„selbst    sie  vollzogen,     geachtet   werden.     Die 


—    4ü7     -^ 

^Granzplatze  habe  er  mit  Besatzungen ,  BefeKk- 
^habem  und  Beamten  wohl  versorgt.  Übrigens 
lysolljiiamand  fürchten,  dass  seine  Abwesenheit 
iy'van  luLger  Dauer  seyn  werde ^  oder  das  Reich 
f^uk  Gebhr  setzen  könne;  denn  «nie  werde  er 
lysich  so  weit  davon  entfernen,  dass  er  es  im 
»yNothfalle  nicht  mit  Heerscharen  und  Kriegs- 
^riUtUDg  längstens  in  Frist  von  zehn  Tagen 
»^erreichen  konnte.  Die  Stände  sollen  daher 
^sich,  weder  von  Furcht,  noch  von  Besorg-, 
i^nissen ,  beunruhigen  lassen ;  nie  würde  er  für 
i^das  Ungrische  Reich  so  viele  Bemühungen  und 
„Kosten  übernommen  haben  ^  wäre  er  nicht 
.^festen  Willens,  den  Besitz  desselben  sich^ 
,jieineii  Kindern  und  der  Nation  zu  eihalten.. 
,Das  wider  Johann  Zäpolya  ausgesandte 
,Heer  werde  ihn  und  seine  boahafte  Faction. 
,bis  zu  völliger  Ausrottung  verfolgen^  und 
,keine  lügenhaften  Gerüchte  von  den  geäcjite- 
,len  Yerräihern  über  seine  Reise  verbreitet^ 
„sollen' sie  irre  machen;  er  werde  nicht  nur 
:,sie  nlemahls  verlassen;  sondern  wenn  es  die 
,lVothwendigkeit  fordert,  für  ihre  Wohlfahrt 
,und  für  des  Reiches  Vertheidigung  auch  sein 
, Leben  bereitwillig  hingeben  *).  So  lauteten 
,die  königlichen  Worte. 

Kein  Regensburger  Reichstag  kam  diess 
blahl  zu  Stande;  vergeblich  also  war  auch  Zä- 
jolya's  lügenvolle  Vorstellung  an  Fürsten  und 
itände  des  Reiches  aus  Tarnow,  wahrschein- 
ich  von  seinem  Kanzler  Stephan  Werböczy^ 
der  von  seinem  Geheimschreiber  Br  od  er i  es h,  8.  Apiil. 
eschrieben.   Frech  wollte  er  damit  den  Reichs- 


a)    Liter.    Fcr  f1  i  ii  a  n  d  i     lieg,    ad    SUt.    et    Ord.    ap.    /Va/ 
piit.  Procer»  P.  1.  p.  337. 


—    4o8    — 

tag  belugen  und  berücken :  ,,er  sey  durck  Sb 
^^einhällige  Stimme  der  gesammten  Nation  zum 
^jKönige  erwählet;   Ferdinand  nur  TOn  we- 
^,nigen,   welche  Dürftigkeit  drückte,   Haiss  ]>e-. 
^^seelte^  Eigennutz  zu  des  Vaterlandes  Yefnrth 
,)drängte,  mm  entgegen  gesetzt  worden,  wahr 
)^rend  er  lediglich  darauf  bedacht  war,    dar 
^^westlichen  Christenheit  Fortdauer  derjenigen 
,,Ruhe  vor  dem  Erbfeinde,  welche  sie  durch  hun- 
,,dertfunfzig  Jahre  Ungarn  zu  verdanken  hättCi 
^^mit  dem  Blute  der  Ungern  zu  sichern*  Auf  dem 
yyOlmützer  Tage  sej  Ferdinand  durch  die  ein-» 
,,z^e  Darlegung  des  eidlich  bestätigten  Reichs- 
^Schlusses  wider  auswärtiger  Fürsten  Berufung 
,3auf  Ungarns  Thron  sachfällig  geworden;    den- 
9,noQh  habe  derselbe  durch  Bestechung,  Dro- 
y^hungeuj   Yerheissungen ,   viele  Magnaten  zur 
^^Treulosigkeit  und  zum  Meineide  verführt,  wo- 
,,durch  er  sich  endlich  gezwungen  sah,   sein 
„Reich  zu  verlassen  und  gegen  die  Nachstel- 
„lungen  der  Yerräther  in  Fohlen  Sicherheit  zu 
„suchen.     Er  wolle  sich  lieber  ihrem  und  je- 
„des  andern  rechtschaffenen  Richters  Ausspru- 
„che  unterwerfen,    als  mit  verderbender  Waf- 
„fengewalt  wider  christliche  Völker  verfahren. 
„Sollte  er  indessen  gezwungen  werden,  zu  sei- 
^,ner  Vertheidigung  Massregeln,  welche  d^  ge- 
„sammten     Christenheit    Gefahr     und    Unhol 
„brächten,  zu  ergreifen ^^;   (er  hatte  von  seinem 
Bothschafter   Laszky    schon   Nachricht  aus 
Constantinopel)   „so  rufe   er  die  Fürsten  und 
„'Stände  des  Deutschen  Reiches  vor  der  gan- 
„zen  Welt  zu  Zeugen  auf,  dass  nicht  er,  wel* 
„cher   das  Äusserste  erduldet   und   alles  Mog- 
„liehe  versucht  hat,  sondern  derjenige,  welcher 
„mit  seinen  Erbländern  nicht  beuriediget,  durch 


4o9 


Arglist  und  Treulosigkeit  eines  fremden 
ches  sich  bemäclitigen  will,  daran  Schuld  ^eyw 
^^AiVas  übrimns  Yon  dem  yorgeblichen  uud.prah-r 
,,lenden  Verfechter    der    duistlichen  Freiheit 
99F erdin and^    zu   erwarten   sey,    lasse  sich 
^^schon    daraus   abnehmen  ^    dass    selbst   untev 
^yder  unglücklichen  Feyer  seiner  Krönung  ein. 
^Schwärm  Tataren   das  Land  bis  sieben  Mei^ 
)^en  yon  Ofen  ungehindert  verheeren  y  und  mit 
9,reicher  Beute  unyerfolgt  zurückkehren  konn- 
),ten;    dass  er  Jaicza,    der  ganzen  Christenheit 
),festeste   Burg^    mit  mehrer a   Gränzfestungen 
,,durch  schimpfliche  Unthätigkeit  unter  Türki- 
yySche  Bothmässigkeit  gerathen  liess.    Wer  seine 
^^Herrschaft  also   begann^    upd  das  bedi^^ngte 
»»Ungarn  solche  Früchte  von  seiner  Regenten- 
^Klugheit  arnten  Hess,   der  sey  des  ^National* 
^yVertrauens  unwürdig;    deü  hätte  auch  die  ept^ 
),schiedensten Rechte  auf  den  Thron  verwirkt'^^). 
Unterdessen  hatten  die  königlichen  Feld- 
lierren  die  Verfolgung   der  in  nördlichen  Ger 
iipansduften    überall   noch    mächtigen   Faction 
rüstig,  fortgesetzt.     Ehe  noch  yon  jenen  Hülfe 
kam 9  waren  die  Ferdinanden  ergebenen  Göl^ 
nitzer  yon  Kaschauem    und  Leutschauern  un- 
terstützty  yon  Niklas  Derencscny,  Schlqss-^ 
hauptmanne  auf  dem  Zipserhause  in  Verbindung 
mit  Franz  Mariassy  und  Michael  Rosen^ 
Cisterzienser  Abt  zu  Schaynik,    befehdet  wor- 
den.    Die  beherzten  Bürger  wehrten  sich  so 
standhaft,  dass  Derencseny  nach  Verlust  yon 
yierhundert  Mann    mit   dem   Abte  nur   durch 
äligste  Flucht  sich  retten  konnte.     Erst  Mon-  s3..Marx. 


a)  Liter.  Joann.  Zipol.  id.  Sut.  et  Ord.  Imperii  ap.  Fray 
1.  c«  p.  33a« 


4io 


tag   nach  La'tare   kam    Niklas    von    Thurn 
mit  dreyhundert  Reitern  nach  Leutschau   zum 
Beystande  den  Zipsern   gegen  Deren  cseny 's 
ferner^  Angriffe;   allein  der  von  Thurn,  feiler 
Genuss  -  IViensch ,    wurde    bald    schwelgender 
Gästfreund   des  Schlosshauptmannes ,    welcher 
nun  in  Bedrückung   und  Befehdung  der  An-- 
faanger  Ferdinand'»,    wofür    auch    er    zum, 
Scheine  sich  erklärt  hatte,   nicht  mehr  gehin- 
dert wurde.     Montag  nach  Judica  zog  Jonann 
Katzianer   n\it  *  fünfhundert  Mann  Deutscher 
Reiterey,    fünfhundert  Husz^rn   und  dreytau- 
send  Lanzenknechten  in  Leutschau  ein,  lag  der 
Stadt  durch  fünf  Wochen  zur  Last,  nahm  ihr 
gegen  Bescheinigung  yierzehnhundert   Ducalea 
.    ab,     und   wies  sie  an  den  König  zahlbar  an. 
Die  Zipser  litten  von  ihren  Beseht! Izern  mehr, 
als    yon    Ferdinand's    und    iliren    Feinden. 
£rst    nach    dem    Feste    Kreuzerfindung    setzte 
Katzianer  seinen  Marsch  in  die  Liptauer  Ge- 
10.  May.  spanschaft  fort.    Am  Sonntage  (Kantate  ersttirmle 
iseine  Mannschaft  die  yom  l^atra- Gebirge  um- 
gebene Fclsenburg  Lykavka;    die  gesammte  Be^ 
Satzung  wurde  niederj^ehauen,  die  Burg  mit  der 
Obergespanschaft  dem  vorzüglichen  Lenker  der 
WalFenthat  Ludwig   Pekry   von   Fetrovina 
Terliehen  ■). 

Blit  ungemeinen  Schwierigkeiten  kämpfend, 
führte  hernach  Katzianer  Kriegs volk  und 
Geschütz  über  das  hohe  Gebirge  gegen  Trencsön; 
Unterweges  wurde  in  der  Thuroczer  Gespanr 
Schaft  die  fast  unbezwingliche  Burg  Sni6 
{Thuroczjy    dem  Gegenkünige  anhangend,    zur 


aS   Sperfogel   Arinal.    Sccpus.    ap.  IVtigner   Aiiuil.  Srepuc 
^P.  H.   p.   150  sqq. 


^    4ii    — 

l'bert^abe  aufgefordert;   da  .*sie  Widerstaad  leis- 
tete,   nach  mülisamer  Belagerung  erobert  .und 
völlig  zerstört  ' ) ;     Trencsen  vertlieidigten  f ir 
Zapolya  Faul  Barazcsöny  und  Benfi-^ 
dictKozir  mit  zweitausend  Mann  Fussvolk; 
Die  Burg  liegt  auf  einem  hohen  Felsen,  dicht 
am  linLeu  Ufer  der  Waag^  von  welcher  Serite 
der   steil  sich  erhebende  Fels  keinen  Zugang 
gestattet;    ait  der  östlichen  Seite,   wo  ehmahls 
ein    anmuthiger  Lustwald   gepflanzt  war,     bef 
herrscht  sie'  ein  Berg,   von   dessen  Gipfel   sie 
beschossen  werden  k-onnte;*  darum  halte  Ste* 
phan  Zapolya  daselbst  eine  doppelte,  hohe, 
dicke  Mauer  aufführen,    den  Graben  Tcsrtielfen 
und  beyderseits  mit  Quadersteinen  bele«^  las- 
sen.    Dort  schlugen  die  Königlichen  das*  Lager 
auf.    Das  schwere  Geschiitz  wurde  auf  des  Ber- 
ges Spitze  geschafft,  und  die  Burg  durch  dreys- 
5ig  Tage  anhakend,  doch  vergeblich  besch'ös^ 
sen.     Katzianer,   an  des  Platzes  Bezwingung 
verzweifelnd,   wäre  endlich  abgezogen ,' hätten 
ihm  nicht  Türök,  Pekr'y  und  Caspar  Se- 
r^dy  mit  den  übrigen  Uauptleuten  der  Ungern 
widerstand eu.       Cnspar    Czobor,     einst   in 
Zupolya's  Diensten ,    mit  der  Festigkeit  der 
Burg  und  mit  ihrem  Überflusse  an  Mund-  und 
Kriegsvorrath  gen^iu  bekannt,  widerrieth  zwar 
alles   fernere  Beschiessen   als  unnütz,   brachte 
jedoch    eine    künslliclie    Anzündung   derselben 
als  einziges  Mittel ,  die  Besatzung  zur  Übergabe 
zu  zwingen,    in  Vorschlag,    die   auch  hierbey 
obwaltende  Schwierigkeit  bemerkend,  indem  die 
Ziegeldächer  sammllicher  Gebäude  mit  Glasur 


a)  Timon   Epitom.   Chroiv)Iog«  p.  ii<.    Bei  Notilii  Hung. 
Nov.  T.  II'  p.  3do. 


—    4i2    — 

•überzogen  waren.  Johann  Gfobiosfa  Haupt- 
maniL  der*  Feldzeugmeisterey^  erfand  und  yer- 
•  fertigte  sogleich  Feuerkugeln,  welche  was  brenn- 
bar, war,  plötzlich  :entzünden  mussten.  Zum 
Glücke  -  standen  einige  Dachfenster  zur  Lüftung 
das  daselbst  aufbewahrten  Yorrathes  offen;  da- 
hin h^ess  er  die  JBüchsenmeister  zielen ,  und 
mehrere  Kugeln  trafen,  zündeten,  und  das 
Feuer .  griff  um  sich ,  bevor  es  die  Besatzung 
noch  bemerkte.  Löschung  wurde  duf^h  das  Auf- 
fliegen einiger  Fulyerthürnte  yerWehrt^  schreck- 
lich war  die  dadurch  bewirkte  Zerstörung  und 
unablässiges  Feuern  .der  Belagerer  steigerte  dai 
allgepdeine  Entsetzei*  Wer  dem  Tode  entrin- 
nen wollte ,  liess  die  Feuersbrunst  wüthen  und 
-rettete  sich  in  festgemauerte  Wallkeller;  aller 
Mund  -  lind  Kriegsvorrath  wurde  der  Flammen 
Eaub.  Nun  erst  gaben  Zäpolya'S  Befehls* 
haber  Zeichen  ihrer  Bereitwilligkeit  ztur  Über* 
gäbe:  gegen  freyen  Abzug  der  Besatzung  imt 
dem,  was  sie  etwa  gerettet  hatte,  übernahmen 
die  königlichen  Feldherren  die  ruinirte  und 
noch  rauchende  Burg.  Hierauf  ergaben  sich 
Neuhäusel  und  die  übrigen  festen  Plätze  an  der 
Waag  ohne  Widerstand  **).  Die  nördlichen  Ge- 
spansi^haften  waren  dem  Könige  wieder  unter- 
worfeii;.  aber  .man  dachte  nicht  daran,  durch 
Besatzungen  und  Befehlshaber  von  erprobter 
Treue  an  den  G ranzen  die  Rückkehr  in  das 
Reich  dem  geflüchteten  Feinde  zu  erschweren. 

Über  allen  erlittenen  Verlust  tröstete  die- 
sen bald  nach  Ostern  Laszky's  Ankunft  zu 
Tarnow  und  dessen  ausführlicher  Bericht  von 
dem   günstigen  Erfolge   seiner  Sendung.     Am 

a)  Isthuanffy.  Lib.  IX.  p.  92. 


—    4i5    — 

Sonntage  vor  Weihnachten  war  er  m  Cdnstan-  /.  c.  152 
iinopel  angekommen ;  aber  erst  an  dem  Un-  ^  ^'** 
heil  bringenden  Schalttag  das  yerratherisclie  iJ''^^ 
Bündniss  zwischen  Zdpolya  und  Solejmaa 
gescillossen  und  durch  den  yerdammlichsten 
fid^bekxäftiget  worden.  Anfänglich  wurde  • 
Ithnky  von  den  yielyermögenden  Faschen 
Ibrahim  und  Mustapha  ziemlich  schnöde 
behandelt;  denn  er  war  ohne  Fracht  und  Glanz 
erschienen  9  brachte  weder  an  den  Grossherm, 
noch  an  dessen  Beherrscher  Geschenke,  yer^ 
schmähete  standhaft  alle  Anträge  zu  seines  Sen- 
ders zinsbarer  Unterwerfung ,  both  hochtrabend 
nur  dessen,  nebenbey  auch  des  Königs  Sig- 
mund, wichtige  Freundschaft  und  Bienstfer- 
tigkeit  an,  und  bloss  um  diese  wirksam  zu 
machen,  yerlangte  er  für  beyde  Solejman's 
bewaffnete  Unterstützung.  Ben  Gross -Sultan 
gewann  er  für  seine  Absicht  durch  Ibrahim- 
Fascha,  diesen  durch  gefallige  Schmeicheleyea 
und  durch  Vermittelung,  zu  welcher  Ludwig 
Gritti,  unter  Ungern  und  allen  Menschen  yon 
£hre  yerabscheueten  Nahmens,  des  Andreas 
Gritti,  Böge  von  Venedig  unehelicher  Sohn^ 
tückischen  Herzens,  gewinn-  und  ehrsüchtig,  zu 
allen  Verbrechen  entschlossen ,  zu  jeder  Schand- 
that  dienstwillig;  als  kriechender,  zu  rechter 
Zeit  auch  freygebiger,  Schmeichler,  bey  So- 
lejmann  und  seinen  Grossen  beliebt;  als  an- 
geblicher Juwelenhändler ,  Venedigs  Kunst- 
schafter,  und  mit  des  Hofes  geheimsten  Ver- 
hältnissen yertraut;  sich  gebrauchen  liess. 
Laszky  hatte  ihm  die  Einkünfte  des  einträg- 
lichsten 13  isthumes  in  Ungarn,  und  vorläufig  drey- 
bis  viertausend  Bucaten  jährlich  zugesichert. 
Gleich  darauf  gingen  die  Unterhandlungen  ganz 


—    4i4    — 

nach  des  BothscTiafterAiWun^cIi,  besonders  nach- 
12.  Januar Aem  dieser  auch  in  fünf  jährliche  y  endlich  so* 
gar  in  jährliclie  Sendung  an  den  Grossherm 
mit  ati^emessenen  Geschenken,  welche  jedoch 
nie  Trihut  heissen  .sollten ,  eingewilligt  hatte. 
27.  Januar^  Montag  nachFauli  Bekehrung  sprach  ^^az- 
ky  vor  Solejman  Folgendes:  ^^So  banF  du 
-y^nach.  deinem  glorreichen  Sieg,  durch  welchen 
,,Ludwig  umgekonunen  war,  Ofen  eingenom- 
i,men  und  ohne  Besatzung  wieder  yerlassen  hat* 
Jätest,  war  mein  Herr  von  sämmtlichen  Stän- 
y,den  nach  reiflicher  Erwägung  und  mit  Ein- 
y^hälligkeit  der  Stimmen  auf  den  Thron  heru- 
,yfen  uad  gekrünet  worden.  Er  hat  diese 
..Erhebun«;  aufgenommen  in  der  HoiFnuns,  dass 
yysie  auch  dir  angenehm  seyn  werde,  und  mit 
,,festem  Vorsätze,  unverzüglich  Bothschaft  an 
,,dich  zu  senden  ;  von  zwey  Boihen,  welche 
,,er  mit  dem  Anerbiethen  seiner  Herrschaften 
y,und  seiner  selbst  zu  deinem  Dienste  in  ge- 
,,genseitigem  Freundschaftsbunde  an  dich  ab- 
„gefertigt  hatte,  wurde  der  eine  aufgefangen, 
„der  aüdere  ermordet;  ich,  der  dritte,  wurde 
„in  der  Walachey  überfallen,  meines  Gefolges 
„und  Gepäckes  beraubt,  und  nur  mit  Fristun«; 
„eines  dürftigen  Lebens  entlassen.  Dennocli 
„wollte  ich  lieber  in  meiner  Nolli  vor  dir  er- 
„scheinen,  als  zurückkehren ,  wissend,  wie  ge- 
„ring  deine  Grösse  das  Gepränge  der  Gesand- 
„ten  mit  prächtigem  Gefolge  achtet.  Durch 
„mich  also  begrüsset  dich  der  König,  meia 
„Herr,  mit  dem  Wunsche  fortdauernden  Wohl- 
„seyns  und  immer  gliicklicher  Herrschaft. 
„Nicht  nur  mit  dem  Ungrischen  Reiche  und 
„mit  seinen  Erbländern ;  sondern  auch  mit 
„seiner  eigenen  Ferson  und  mit  seiner  Freunde 


—    4i6    — 

5,Bey8tande  will  er  sich  stats  nach  deinen  Wiin- 
^,schen  fügen.  Betrachte  von  nun  an  ihn  selhs^ 
„sein  Reich  und  seine  Erbgüter  als  dein  £i- 
^ygenthum  zum  Dienste  wider  alle  deine  Feinde^ 
^^wog^en  er,  von  wem  immer  bedränget,  bey 
y^Niemand  anderm  mehr,  als  bey  deiner  Güte, 
9,Hülfe,  Schutz  und  Zuliucht  suchen  will.  So 
yM9^z  ist  evy  als  von  dir  erkannter  Köni^  mit 
,,Keich,  Vermögen  und  Macht  der  Deinige. 
^,Was  ich  noch  über  das  Bündniss  mit  dem 
9iKonige  von  Pohlen  und  über  den  ICrieg  mei- 
9,nes  Herrn  mit  Ferdinand  vortragen  sollte, 
,,werd6  ich  deinen  erlauchten  Taschen  eroifnen/^ 

^^Angenehm  ist  mir",  erwlederte  Sölej- 
man,  i^die  Ergebenheit  deines  Königs,  dessea 
„Reich,  durch  Kriegesrecht  und  Säbelschärfe 
^,erworben,  bis  jetzt  das  meinige  war,  und  nicht 
„das  seinige.  Von  seiner  guten  Gesinnung  ge- 
„l^en  mich  unterrichtet,  will  ich  nun  nicht  nur 
„dasselbe  an  ihn  abtreten,  sondern  auch  wider 
,^den  Österreicher  Ferdinand  so  kräftig  ihn 
^, beschirmen,  dass  er  in  völliger  Sicherheit  auf 
„beyden  Seilen  des  ruhigsten  Schlafes  Wohl- 
„that  geniessen  könne.  Sein  Vertrauen  ehrend, 
„werde  ich  sein  Schicksal  nie  anders,  als  hätte 
„es  mich  selbst  betroffen,  ansehen." 

Montag  nach  Maria  Lichtmesse  hatte  Lasz-  3.  Fehr. 
ky  das  Abschieds  -  Verhör  vor  dem  Grosshern, 
wobey  dieser  das  Bündniss  bey  dem  von  Gott  < 
geliebten  Propheten  Mohammed  und  bey  sei- 
nem Säbel  bekräftigte,  jenör  bey  dem  Einea 
lebendigen  Gott  und  bey  dem  Welterlöser  es 
beschwor;  doch  erst  am  Ende  des  Monaths 
wurden  die  Urkunden  hierüber  ausgefertigt  und 
vollzogen,    dazu    dem    neueii   Bundesgenossen 


4t6 


fünfzig  grosse  Kanonen  und  fünfhundert  CenN 
Her  Pulver  versprochen,  die  Absendung  auf 
der  Donau  in  die  Theiss  veranstaltet,  und  an 
sämmtliche  Tangiaken  Befehle  zur  Rüstung  er- 
lassen ^). 

Zur  Belohnung  des  wichtigen  Dienstes 
wurde  Laszky  von  Zäpolya  zum  Erbgrafen 
des  Zipserlandes  ernannt,  mit  dem  Zipseäause 
und  mit  den  Sdilössern,  Kesmark,  Dunajeti 
Richno,  Gölnitz  beschenkt.  Das  Zipserhaus  . 
wurde  ihm  von  dem  Schlosshauptmann  Niklai 
Derencseny  sogleich  eingeräumt;  diesMf  hatte 
Katzianer,  von  ihm  bestochen,  oder  durch 
gehäuchelte  Unterwerfung^  desselben  betrogen,, 
m  der  Burghauptmannschaft  bestätiget.  jDie 
•  übrigen  Plätze  waren  nicht  mehr  in  Zipo- 
lya*s  Gewalt,  und  mussten  den  Königlicnen 
erst  entrissen  werden ;  Geld  und  Kriegsvolk 
schaffte  dazu  die  Betriebsamkeit  des  Pauliner 
Eremiten  Martin uzzi.  Dreymahl  wanderte 
er.  aus  Pohlen  zu  Fusse  nach  Uni^arn,  um  die 
vornehmsten  Factions  -  Genossen  Jakob  von 
Tornallya,  Stephan  ßathory  von  Som- 
lyo,  Paul  Arthdndy  und  Andere  in  der 
Treue  gegen  ihr  Oberhaupt  zu  erhalten,  ihre 
Freygebiglveit  anzusprechen,  und  sie  in  Thi- 
tigkeit  für  ihn  zu  setzen  ^).  Diess  gelang  ihm 
über  alle  Erwartung  nach  L  a  s  z  k  y'  s  Zurück- 
kunft,  als  er  von  Zäpolya's  frohen  Aussich- 
ten auf  mächtigen  Beystand^  ohne  zu  offenba- 
ren woher,  viel  Erfreuliches  erzählen  konnte« 


a)  Hieronym.  Lassky  Histor.  arcan.  Legationit  ad  Soly- 
man.  ap.  BeL  Monum.  Decad.I.  p*  159—189.  b)  Liter.  Georg. 
Martmntia  ad  Anton.  Verandnaii  ap»  Pray  Annal.  V;  p^syi. 


Inzwischen  hatte  König  Sigmund  erfah-- 
ixky   welcher  Dienst  auch  ihm,    ungebethen, 
on   L  a  s  z  k  y   bey  dem   Grössherm    geleistet 
7^'orden  sey;    die  traurigen  Folgen  der  ganzen 
Jnterhandlung  in  banger  Besorgmss  TOrherse- 
lend^  sandte  er  Herrn  Feter  Opolnicz]ki 
lach   Frag   an   Ferdinand    mit    dringenden 
Vorstellungen  über  die  Nothwendigkeit  irgend 
ines  Vergleiches  mit  seinem  Gegner,    dessen 
eheimer   und   öffentlicher  Anhang   zahlreich^ 
lüchtig,  unternehmend  sey^   und  wahrschein- 
ich  yoii  Sole j man  durch  wiederhohl ten  Ein- 
bU  nach  Ungarn  verstärkt  werden  dürfte ;   wo- 
ey  der  Gesandte   nicht  undeutlich   bemerken 
iess^  dass  die  Einladung  dazu  von  Zapolya 
slbst  in  seinem   äussersten  Bedrängnisse   aus- 
egangen   sey.      Der   Bescheid ,    welchen   der  i'JuUu9. 
Lönig  dem    Gesandten    durch    den    ernannten 
Tosswardeiner  Ladislaus   Macedoniay  im 
taatsrathe  ertheilen  liess,   zeigte  nichts  wenig- 
er als  Neigung ,  der  Vorstellungen  Sigmund 's 
Li  achten.     Der  Hofmarschall   Niklas   Thu- 
ocxy  setzte  noch  hinzu,    man   möchte  doch 
n  Fohlnlschen  Hofe  die  treue  Ergebung  und 
nhänglichkeit  der  Ungrischen  Stände  an  ihren 
önig    auf  den   Grund    leerer   Gerüchte    nicht 
^zweifeln;   von  dem  Tage  an,  als  Ferdinand 
ngarns  Regierung  übernahm,  sey  noch  nicht 
In  Reichssass  zu  Johann  Zapolya   überge- 
eten;   aber  Viele  haben  seitdem,  seine  Faction 
erlassend,     ihrem    rechtmässigen    Herrn    und 
önig  sich  unterworfen;    der  Gesandte  möchte 
iher  seinen  König  von  der  Ungern  unerschüt- 
rlicher  Standhaftigkeit  versichern ,  in  welcher 
fharrend    sie    für    das   Heil   ihres    Gebiethers 
»ber  in  den  Tod  gehen,  als  mit  der  Schande 


% 


—    4i8    — 

des  Leichtsitines    oder  der  Treulosigkeit  sich 
beflecken  werden  *). 

Allein  was  Ehrliebe  hier  den  Hofmarschall 
sprechen   hiess,    war   jetzt   schon   mehr   wiin- 
schenswerth,  als  wahr;   denn  kurz  vor  des  Ge- 
sandten   Ankunft   halle    der   Agramer   Bischof 
Simon  Erdüdy,  der  letzte,  der  Ferdinan- 
den Treue  schwor,    und  der  erste,   welcher, 
sie  brechend,   seine  Priesterwürde   durch  den 
Meineid  schändete,  die  Landherren  Slawoniens 
eigenmächtig  versammelt   und   sie  eingeladen, 
wenigstens   in  Geheim,    so  lange  an  Zipolya 
zu  halten ,  bis  bald  eintretende  günstigere  Um- 
stände erlaubten,  es  öffentlich  zu  wagen«     Sein 
6.  Jutdta.  treuloses  Betragen  kam  vor  den  König  und  die- 
ser sandte  an    die  Reichsverweser  Befehl,  des 
Bischofs    Winkelversammlung    zu    zerstreuen, 
auch  ohne  Ansehen  der  Person  die  Güter  der- 
jenigen  für    den   Fiscus    einzuziehen ,    welche 
Verbindungen    für    Zapolya    stifteten,     ihnen 
beyträten,  zu  ihm  übergingen,  und  ihm  öffent- 
lich oder  in  Geheim  anhingen  **).     Doch,  unter 
den  obwaltenden  Umständen   gehörte  zur  Ein- 
ziehung der  Güter  etwas  melir,  als  königliche 
Befehle  aus  der  Ferne;   selbst  unter  den  Reichs- 
verwesern standen  einige,  wie  Paulus  War day 
und   Peter  Perenyi    nicht    sehr   fest   in  der 
Treue,    Stephan    ßathory    von    Ecsed   war 
durch  die  Fussgicht  fast  anhaltend  an  das  Kran- 
kenlager geheftet,    und  die  Landherren  hatten 
auf  ihren  Gütern  WafFenkueclite,  womit  sie  den 
Besitz  derselben  wider  des  Fiscus  Beamten  be- 
haupten konnten.     Nichts  halfen  demnach  des 
Falatins    Ermahnungen    an    den    Agramer,    er 

a)  Velius  lab.  IV.  p.  73  soq.        b)  Liter«  Ferdintndi 
R.  im  Ungr,  Magazin  Band.  IV,  S.  SqS. 


—    4i9    — 

!chte  seines  Eides  gedenken  und  Rottierun* 
n  unterlassen  9  welche  seiner  Würde  wider* 
itten^  die  öffentliche  Ruhe  störten,  seine  - 
imiUe  in  Gefahr  setzen,  ihm  selbst  Yerder-^ 
n  bringen  könnten;  hartnäckig  erklärte  er 
;h  nun  öffentlich  für  Zapolya,  auf  dessen 
Idige  Erscheinung  mit  unbezwinglicher  Macht 
rtrauend. 

Bey  aller  Frömmigkeit,  Rechtschaffenheit, 
tte,  Mässigung,  Klugheit  und  Gerechtigkeit, 
»durch  der  neue  Regentenstamm  in  Ungarn 
chst  rühmlich  sich  auszeichnete,  entsprachen 
ch  die  Erfolge  nicht  immer  den  Wünschen. 
so  jetzt  auch  Ferdinand,  da  er  den  muth- 
liiistigen,  tapfern  Kriegsmann  Johann  Ho-^  J^ineJum. 
»rdansky  und  den  Deutschen  Herrn  Sig- 
und  Weixeiberger  zu  Bothschaftem  nach 
»nstantinopel  ernannte,  um  dem  Gross- Sultan 
ter  gewissen  Bedingungen  Frieden  anzubie- 
en,  oder  Waffenruhe  zu  unterhandeln.  Sie 
gen  mit  ansehnlichem  Gepränge  hin,  wurden 
t  S^lejman's  Geheiss  mit  tausend  Pferden 
igehohlt,^  in  die  Hauptstadt  geleitet,  sogleich' 

die  fü|r  sie  bereitete  Wohnung  geführt,  an- 
Indig  yerpfleget  •),  streng  bewachet,  und  erat 
af  Wochen  nach  ihrer  Ankunft  dem  Gross- 
rrn  vorgestellt.     Da  forderte  Hobordansky 

geradezu,  als  beföhle  er  Sturm  oder  Ein- 
uen  in  den  Feind,  Nahmens  des  Königs, 
tlgrads  Räumung  und  Abtretung  alles  Gebie- 
^,  welches  Sole j man  seit  Ludwig's  Re- 

)  Hobordansky  hatte  drey  and  dreyMig,  Weizelber-^ 
r  swanzig  Reiter.  Ihnen  und  ihrem  Gefolge  uvurden  taalich 
rieht:  Wein,  3o  Cimer;  Hühner,  30;  Ga'nse«  4;  Schafe, 
Zockerhüte  jeder  zu  sechs  Pfund ,  G  ;  allerley  Gewürz ;  grosae 
cbakmen,  6;  Schmalztöpfe,  2;  Honigtöpfe ^  3.  Ungr.  Ma- 
tin  Band.  IV.  $•  396« 

27  * 


—    Alo    — 

Sierung  der  Ungrlschen  Krone  entrissen  hatte; 
tfür  versprach  er  Frieden,  Freundschaft  und 
gute  Nachbarschaft.  Ohne  Bescheid  liess  der 
erbitterte  Monarch  den  kühnen  Sprecher  mit 
seinem  Gefährten  wegführen ,  und  beyde  in  ihrer 
Herberge  sieben  Monathe  lang  wieder  so  hart 
bewachen  9  dass  ihnen  nicht  einmahl*  erfri- 
schende Luft  durch  die  Fenster  oder  Aussicht 
auf  die  St^rasse  vergönnet  wurde  *)• 
Mim'juliu  Bald  darauf  ging  Herr  Joachim  Mal^ 
sahn,  als  Ferdinand 's  Gesandter,  nach  Foh- 
len; aber  anstatt  den  König  Sigmund  zu  er* 
suchen,  dass  er  den  Gegenkönig  Zäpolya  un- 
ter mancherley  Yorwande  im  Lande  und  an 
seinem  Hofe  zurückhalten,  ihm  auch  geflissent- 
lich alle  Mittel  und  Wege  zu  feindlichen  Uft- 
ternehmuAgen  abschneiden  möchte,  liess  ihm 
vielmehr  Ferdinand  sein  Befremden  eröffnen, 
wie  derselbe  bey  bestehendem  Freundschafts- 
bündnisse seinem  Feinde  freyen  Aufenthalt  in 
Fohlen,  und  von  dort  aus  aufwiegelnde  Sen- 
dungen nach  Ungarn  gestatten  könnte.  Niir 
der  gefährlichste  Verführer  kurzsichtiger  Staats- 
männer, der  Urheber  unzähliger  politischer 
MissgrifFe,  persönlicher  Hass  der  Hofleute  ge- 
gen Zd  pol  ya,  nicht  Staatsklugheit,  mochte  zu 
solchem  Vorwurfe  unsern  König  verleitet  ha- 
ben; und  zu  dessen  offenbarem  Nachtheil  wurde 
Zapolya  von  Sigmund  ohne  Anstand  aus 
Fohlen  verwiesen.  Jenem  hatte  Martinuzzi 
günstige  Aufnahme  in  Ungarn  bereitet;  Franz 
Drugeth,  Jakob  von  Tornallya  und  Faul 
Arthändy  mit  ihrem  Waffenvolke  standen  bey 


a)  Joann.  Zermegh    Rer.    gettar.  int^r  Ferdin.  et  Joünk 
Comment.  ap«  Schwandtner.  Scriptt.  Rer.  Hung.  T.  II.  p.  593. 


I 


\ 


431 


Homonna  tu  seinem  Empfange  und  zum  Kampfe 
für   rhu   gerüstet;    yoreilig   begannen  letztem 
Christoph  Thöke,  Feter  Koss  und  Feter 
HoraBSzky,  Aryaer  Landherren ^  sie  wollten 
die  Liptauer   Gespanschaft   ihrem    Oberliaupte 
untarwerfeUi  wurden  ledoch  am  rechten  Ufer 
der  Waag  bey  Szent  Mild6s  geschlagen  *).  Nach 
dem  Feste  Maria  Geburt  sandte  Zäpolya  sei- 
nen treuen  Farteyganger  Simon  At tu inay  mit 
siebenhundert  Fohlnischen  Reitern  nach  Ungarn 
Toaraus;  er  kam  über  Stola  ^  Leutschburg,  Ku-. 
bacfa^  Wagendrüssel^  und  wollte  sich  der  Berg- 
flecken   Schmölnitz   und   Gölnitz  bemächtigen^ 
fuid  aber  zu  starken  Widerstand  ^).     Auf  wei- 
term  Zuge  vereinigte  sich  Gotthard  Kun  mit 
ikm^  und  bey  Sar6s-Fatak  war  er  durch  meh^ 
rere  Zuzüge  viertausend  Mann  stark«     Stephan 
Revay^  Caspar  Seredy  und  Thomas  Lis-* 
kani^   welche  mit  einigen  Scl^ren  Fussvolk^ 
fünfzehnhundert  Huszaren  und  Spanischer  Rei- 
terey  bey  Kaschau  standen ,  brachen  wider  ihn 
auf»     Mittwoch  nach  Matthäi  kam  es  vor  Fatak 
zur  Schlacht ;    R  c  v  a  y   mochte   die   Ankunft 
Liskani's  mit  den  langsamem  Spaniern  nicht 
erwarten  y  schimpflich  endigte  die  neisse  Stunde 
für  Ferdinand's  Fahne^   in  der  ersten  Hitze 
des  Kampfes  ergriffen  die  Huszaren  die  Flucht^ 
fünfhundert   Mann    Fussvolk    wurden    nieder- 
gehauen ^\ 

Durch  die  Nachricht  von  dem  ersten  Siege 
seiner  Faction  erfreuet,  zog  Zipolya,  von 
Laszky  begleitet,  einige  Tage  Jiach  MichatYisAnf.  Oethir. 


a)S perfogel  tp.  Wagner  Analect.  Scepnt.  P«  IL  p*  t53. 
b)  operfogel  1.  c.  c)  8perfogel  1.  c.  Original.  Coronio. 
Leatachoviens.  au.  Szirmay  Noiit.  hivtor.  Comit«  ZoiQplöa« 
».  53.    lathutnffj  Lib.  X.  p.  97. 


_      421       —  ^ 

in  Ungarn  ein,  und  mit  seinen  Freunden  fcej 
Homonna  in  die.  Temeser  Gespannschaft  hin- 
unter auf  die  stark  befestigte  Burg  Lippft^  wo 
er  bis  zu  Solejman's  Ankunft  in  zienilickff 
Dürftigkeit  Hof  hielt.  Das  Gerücht  von  seiner 
Ankunft  vermehrte  in  Siebenbürgen,  Ungwn 
und  Slawonien  seinen  Anhang,  und  erschreckte 
Ferdinand' s  treue  Vasallen  zu  spät.  Freytag 
27. No^hr.  nach  Catharina  war  der  König  zu  l^resbvirg ') 
um  anzuordnen,  was  des  Reiches  Sichernd 
forderte  und  den  Erfolg  seiner  Gesandtsduft 
an  den  Gross -Sultan  zu  erwarten.  Aber  aa- 
Matt  der  Ankunft  der  Gesandten,  folgte  eine 
Bothschaft  der  andern  von  Solejman's  ge^ 
waltigen  Rüstungen,  welche  an  nahem  Em* 
brucne  nach  Ungarn  keinen  Zweifel  übrig  lies- 
sen.  Inzwischen  war  auch  der  Verweser  des 
Vraner  Priorates  Johann  T^hy  meineidig  ge- 
worden und  von  Ferdinand  abgefallen;  bey 
solchem  Wankelmuth  einiger  Grossen  des  Reiches 
sank  des  Königs  Vertrauen  auch  auf  die  Stand- 
haftigkeit  der  Übrigen ,  und  es  konnte  ihm  in 
Ungarn  nicht  behaglich  werden.  Der  von  Kai- 
ser Carl  auf  Lichtmesse  nach  Speyer  ausge- 
sdhriebene  Reichstag  both  ihm  schicklichen 
Vorwand,  nach  Wien  zurückzukehren. 

fi^Af^*  Doch  erst  Montag  nach  Judica  konnte  der 

*  Reichstag  erölFnet  werden ;  sämmtliche  Oknr- 
fürsten,  ausser  dem  BrandeuburgeF,  waren  an- 
wesend, Ferdinand  führte  den  Vorsitz,  nach 
des  Kaisers  Vli'^eisung  sollte  vor  allem  über  die, 
christlichen  Völkern  bevorstehende  Türkenge- 


o)  Liter.  Ferdinindi  R.  datom Potonii  de  27.  Norltr.  iSaS« 
ap.  iVagnir  Analect.  Soepu«,  P.  I.  p.  76. 


—     4a5     — 

lAxtj  dann  erst  über  die  Freyheit  der  LutKeri- 
chen  Secte,  welche  Religions-Sache  hiess^ 
ndlich  über  die  Keichsver waltung  und  das 
Cammtrgericht  Rath  gepflogen  werden.  Allein 
iie  Torbesserungsscheuen  Vertheidiger  des  her- 
^OBunlichen  Kirchenwesens  ^  und  die  eifrigen 
l^erfechter  der  Wiederherstellung  des  angebUck 
'erlomeni  leider  ihnen  selbst  fremden  Kvange-^ 
iums^  nahmen  die  Sache  der  Secte  zuerst  vor, 
tritten  fünf  und  dreyssig  Tage  dawider  und 
iafür,  und  endigten  Montag  nach  Jubilate  n^ti9.  ApnU 
Hier  von  letztern  eingelegten^  von  erstern  zu- 
ückgewiesenen  Frotestation^  wovon  jene  her-r 
lach 'die  Behennung  Protestanten  erhielten. 
Jnterdessen  war  Solejman  mit  starker  Heer- 2.  ilpr«7. 
nacht  aus  Constanlinopel  ausgezogen  und  ge-^ 
;ea  Belgrad  vorgerückt;  l^erdinand's  Ge- 
andten  hatte  er  Sonnabend  vor  Palmsonntage  20.  ilförz. 
nit  hochmüthigem  Bescheide,  doch  jeden  mit 
iwey hundert  Ducaten  beschenkt,  entlassen  und 
myerzüglich  aus  Constantinopel  abzuziehen  ge- 
ieissen;N  „saget-  euerm  Könige,  meine  Heer- 
yscharen  stehen  gerüstet;  ich  sey  zum  Aus- 
^marsche  ferlig.  Die  Schlüssel  sämmtlicher 
^Festungen,  welche  in  Ungarn  mir  unterwor- 
,fen  sind,  werde  ich  an  meinem  Halse  han- 
pgend  auf  das  Mohacser  Feld ,  wo  ich  mit 
^Got;es  Hülfe  den  König  Ludwig  geschlagen 
^und  besieget  habe,  bringen;  dort  mag  ^euer 
^Konig  sich  mit  mir  messen,  und  wenn  er 
pmich  überwältiget,  mir  den  Kopf  abhauen, 
^die  Schlüssel  nehmen ,  und  der  Festungen, 
, welche  er  von  mir  verlanget,  forthin  Besitzer 
^und  Herr  seyn.  Finde  ich  ihn  auf  jenem 
.Felde  nicht,  so  möge  er  mir  in  Ofen  be- 
gegnen ;     und     wenn     er     sich     auch     dort 


—    4^4    — 

^^iiiclit  stellt^  iierde  ich  Um  zu  Wien  Iiam- 
„suchen  •).  *^ 

Diese  Antwort ,  mit  furchtbaren  Nachxich* 
ten  von  des  Feindes  ungeheurer  Kri^smaeht 
und  nahem  Auszüge^  brachten  HobordansLy 
und  Weixelberger  nach  Speyer.  Jetzt  erst 
wurde  über  die  unentbehrliche  Hülfe  in  her- 
annahender Türkenno  th  berathschlaget,  -mid  be- 
schlossen, dass  die  dem  Kaiser  zum  Römer- 
'  zuge  bewilligte  und  noch  nicht  gestellte  Mann- 
achaft  zu  Gelde  angeschlagen ,  dieses  ungesäumt 
nach  Augsburg  und  Regensburg  abgeliefert  wer- 
«  den  soUte;  die  Ausmittelung  beharrlicher  Htilfe 

wurde  auf  den  nächsten  Reichstag  yerscho- 
ben  ^ ).  Hätte  Solejmann  verstanden  seine 
Siege  zu  benutzen,  Deutschland  wäre  unter 
dem  Sturme  aus  Osten  schon  in  diesem  Jahre 
geworden ,  was  es  zweyhundert  acht  und  siebzig 
Jahre  später  unter  schmerzlichen  Heimsuchun- 
gen aus  Westen  wurde. 

Wirksamem  Beystand  versprachen  dem 
Könige  die  Stände  Böhmens,  Mährens,  Schle- 
siens und  der  Lausitz;  allein  um  von  dem 
Versprechen  bis  zu  dem  Erfüllen  vorzurücken, 
brauchten  sie  längere  Zeit,  als  ihnen  diess  Mahl 
selbst  des  Feindes  Langsamkeit  gewährte.  Darum 
28. ^^tt«».liess  Ferdinand  noch  Sonnabend  vor  Joan- 
nis  Enthauptung,  als  Solejman's  Vortnb 
schon  auf  dem  Ofener  Gebiethe  stand,  aus  Linz 
einen  offenen  Brief  voll  der  drin^^endesten  Vor- 
Stellungen  und  Bitten  um  Hülfe  an  sämmtliche 
Fürsten    und    Obrigkeiten    christlicher   Länder 


a)  Joann  Zeriilegh  ap.  Sckwandtner  1.  c.  p.  394.  h) 
Reichsabschied  zn  Spevor  iSa«}.  §,  i6  —  26.  in  der  Neuen 
Samml.  der  DcuUch.  Heivbaabach«  Tbl.  II.  S.  a96  fl. 


—    4a5    — 

len  *).  Erst  liach  vollbracliter  Ernte  fiilirta 
e  j  m  a  n  hundert  f unfzigtausend  Mann  über 
Dnwe  auf  das  Mohäcser  Feld;  dort  em- 
l  und  begrüsste  ihn  Johann  Zipolya, 
Lasxky  und  den  ihm  anhangenden  Mag- 
1  begleitet;  sechstausend  Mann  Reiterey 
m  sein  Gefolge  und  seine  ganze  ICriegs- 
it.  Kurz  vor  des  Gross«  Sultans  Einzüge 
.  Ungarn  hatte  Feter  Ferenyi  mit  der 
le  und  den  Reichskleinodien ,  mit  seiner 
ilie  und  sämmtlichen  Schätzen  feinen  bis- 
Jen  Wohnplalz ,  die  Sikloser  Burg  ver- 
n,  um  sich  nach  Sär6s-Fatak  in  Sicher- 
zu  begeben.  Sein  erstes  Nachtlager  schlug 
n  Dorfe  Kajdacs  am  Särwasser  auf;  dort 
ie  er  von  dem  Tolner  Obergespan  ^  Jo- 
n  Szerecseny,  Zäpolya's  Fartey-* 
er,  in  dei^  Nacht  überfallen,  mit  seiner 
ilie,  seinen  Leuten  und  Schätzen  gefangen 
•mmen,  und  dem  Johann  Bänffy  in 
sre  Venvahrung  übergeben.  Aber  S  o  1  e  j  - 
I  forderte  seine  Aaslieferung,  und  es  musste 
►rcht  werden.  Die  Krone,  die  Reichs-In- 
en  undPerenyi's  Kostbarkeiten  behielt 
Grossherr  bey  sich,  ihn  selbst  mit  dessen 
ahlinn,  Kindern  und  Leuten^  schenkte  er 
lapolya^). 

Am  Bartholomäi  Tage  zeigten  sich  die  er-QA.jiugusi. 
feindlichen  Haufen  bey  Oien,  dessen  Ein- 
Der  sich  grössten  Theils  nach  Wien  ge- 
ltet hatten;  die  Besatzung  der  Burg  be- 
1  aus  siebenhundert  Mann  Deutsches  Fuss*» 
,  unter  den  Uauptleuten  Christoph  Bes- 

liiter.  Ferdinand.    R.   ap.  Pray  Annal.   P.  V.  fi.  3i4. 
ann.    Zermegh    ap.   Srnwandtner  1.   c.   Itthuanffy 
C.  p«  Ao4. 


—    4a$    — 

8  er  er  und  Johann   Traubinger^«  01>er- 
29. yfu^ust.befehlshaber  war  Thomas  Nddasdy.     Sonn- 
tags darauf  nahm  Solejman  mit  der  Haupt- 
macht "die  unvertheidigte  Stadt  und  feyerte  das 
Andenken  seines  Mohäcser  Tages.    BelagerungJi- 
Werkzeuge  und  schweres  Geschütz  hatte  er  «uf 
Versicherung  Zäpolya's,    dass   er   nirgendi 
Widerstand  finden  werde,   in  Sirmien  zurück- 
gehrssen.   Diess  bemerkend,  eröffnete  Nä da sdy 
der  Besatzung  seinen  Entschluss,  die  Burg  stand- 
haft zu  behaupten,    und  yerpilichtete  sie  noch 
ein   Mahl  eidlich  zu  ausdauernder  Gegenwehr. 
Mit  kräftiger  Lunge  schwor  das  mkulbraye  Volk, 
was   der  beherzte  Unger  ihm   vorsagte,    lies» 
sich  auf  die  Mauern   und  in  die  Thürme  ver- 
theilen  und  lauerte  mit  bangem  Herzen,    dem 
Feinde  gegen  freyen  Abzug  des  Platzes  Über- 
gabe anzubiethen.     Nachdem  die  erste  Auffor- 
derung ab-  und  der  erste  Sturm  zurückgeschla- 
gen  war,    liess   der   Grossherr   Minen    graben; 
doch  bald  überhoben  ihn  die  Deutschen  Haupt- 
leute der  mühsamen  Arbeit  durch  ihres  schänd- 
lichen Vorhabens  Ausführung.     JMan  versprach 
ihnen,  was  sie  verlangten;    sie  entdeckten  ihre 
Willensmeinung    dem    Oberbefehlshaber,     und 
als  dieser,  anstatt  sie  augenblicklich  niederzu- 
hauen, durch  dringende  Ermahnungen  den  letz- 
ten  Funken    des   Pflicht-   und   Ehrgefühls  in 
ihnen  wecken  will,    nehmen  sie  ihn  gefangeo, 
binden  ihn  mit  Stricken,    verschliessen  ihn  in 
unterirdisches    Gewolb    und    öffnen    das    Thor 
dem  Feinde.     Auf  seinen  Befehl  stellt  sich  die 
Besatzung  im  Hofe  der  Sanct  Joanniskirche  auf; 
dort  soll  sie  nach  Abgabe  der  Waifen  des  Ge- 
leitbriefes  Ausferligung    erwarten.      Aber  So- 
lejman iliren  Verrath,  der  ihm  ehrenvoUern 


—    4^7    — 

Siegnubte^  rerab^clieuend  ^  übergiebt  sie  nach 
zwey  Tagen  den  Janitscharen ,  lasst  sie  ror  die 
Stadt  führen  und  insgesammt  niedermetzeln. 

Vorher  noch  war  Nädasdy  in  der  Burg 
aufgesucht,  im  Gefängnisse  gefunden ,  und  vor 
Ibvahim-Fascha  geführt  worden.  Dieserver- 
wies  ihm  die  Hartnäckigkeit,  womit  er  die 
Burgy  welche  durch  das  Recht  der  Waffen 
früher  schon  dem  Grossherrn  angehörte,  yer- 
theidi|ren  wollte.  Darauf  erwiederie  Nadasdy, 
sein  König  Ferdinand,  nicht  der  Gross-Sul- 
tan  habe  seiner  Tceue  und  Tapferkeil  sie  an- 
vertrauet;, gleiche  Standhaftigkeit  würde  er  auch 
im  Dienste  des  letztern  bewiesen  haben.  Ibra- 
him's  Antrag,  unter  Solejman's  oder  unter 
Zdpolya's  Fahne  zu  treten,  lehnte  er  ab, 
indem  er  seines  Eides  an  Ferdinand  noch 
nicht  entbunden  sey,  und  vorher,  unbesclutdet 
des  Gewissens  und  der  Ehre,  zu  keines  andern 
Gebielkers  Fahne  schwören  könne.  S  o  1  e  j  m  a  n, 
des  wackern  Ungers  Gesinnung  achtend,  ge- 
währte ihm  mit  seinen  Leuten  und  seiner  Habe 
freyen  Abzug  nach  Alt -Ofen.  Von  dort  wei- 
ter zu  Schule  lief  er  Gefahr  mit  den  Seinigen, 
bald  von  Osmanen,  bald  von  Zdpolya's  Un- 
gern geplündert  und  ermordet  zu  werden.  Auf 
einem  kleinen  Kahn  entronnen,  schwamm  er 
die  Donau  hinunter,  und  landete,  wo  der  Un^ 
Mm  Laser  stand.  Der  glückliche  Zufall  führte 
dto  aüm  hier  Verfolgten  in  Zäpolya's  Zelt; 
wollte  er  dessen  wüthenden  Anhängern  ent- 
kommen, so  musste  er  eidlich  angeloben,  we- 
der zu  Ferdinand  zurückzukehren,  noch 
wider  Z^polya  die  Waffen  zu  führen.  Diess 
versprach  er,  Ludwig  Gritti,  Stephanus 
Brodericsch,    und   Joannes    Statileo 


—    4aö    — 

t 

leisteten  für  iKn  Burgscliaft;  unter  Bedlngaag^ 
dass  er,  berufen,  sich  pünctlick  stelle^  liess  um 
Z  i  p  o  1  y  a  heimziehen  *), 

So  verlor  Ferdinand,  Deutschen  mdir 
als  Ungern  vertrauend,  4es  Reiches  Hauptstadt 
und  einen  edeln^  treuen,   tapfern  Mann;   die- 
sen gewann  er  in  der  Folge  wieder;    dbei  in: 
unklugem  Vertrauen  beharrend,  die  Hauptstadt 
nimmer.   Solejman  übergab  sie  seinem  Schnta- 
genossen,  liess  seinen  Günstling  Ludwig  Gritti 
mit  drey tausend  Mann   als  Besatzung  zurück, 
9.  Septbr.  Und  zog  Donnerstag  mit  seiner  Heermacht  aus, 
um  vor  Wien  dem  Könige  zu  zeigen,  dass  er 
Wort  halte.     Die  Flotte  von  hundert  sechzig 
SchiiFen  mit  Mund  -  und  Kriegsvorrath  konnte 
ihm  gegen  den  Strom  nur  langsam  folgen.   Yise- 
grad  ergab  sich  der  ersten  Aufforderung;   un* 
aufgefordert  überlieferte   die  Graner  Stadt  und 
Burg  der  Erzbischof  Paulus  Warday.   Mit 
dreyhundert,    theils  Vajker,    theils  Vereb^yer 
Edeln  zu  Pferde,    und  mit  eben   so  vielen  zu 
Fusse  zog  er  dem  anrückenden  Grossherm  ent- 
gegen, küsste  ihm  die  Hand  und  empfahl  sich 
seiner  Gnade.      Solejman  begegnete  ihm  mit 
auszeichnender  Huld,  hiess  ihn  bey  dem  Heere 
bleiben,   und  wies  ihm  seinen  Platz  im  Lager 
neben  Ibrahim-^ Pascha' s  Standorte  an.    Aus 
Komorn  und  DotLs  waren   die  Deutschen  Be- 
satzungen entflohen;  beyde  Plätze  liess  der  Feind 
unangefochten,  und  setzte  mitten  durch  seinen 
Marsch  auf  der  Ebene  fort.     Christoph  Lam- 
berger,    Befehlshaber  von  Raab,    hatte  das 
schwere  Geschütz  nach  Wien  abfülxren  lassen^ 


a)  Joann   Zermogh  1.   c.   p.  ^gC     Veliut  Lib.   VI.  p» 
loa  aq(|.    Itthuanfry  Lib.  X.  p.  98. 


—    429    — 

die  Burg  angezündet  und  mit  seinem  Deutschen 
Volke  den  Platz  verlassen.  Dasselbe  traten 
Befehlshaber  und  Besatzung  von  Un^risch  AI- 
tenborgy  bejde  ungestraft  und  ungefährdet  an  i 
ihrer  Ehre  vor  dem  Könige.  Was  kümmerte 
ancli  die  Deutschen  ihres  Herrn  Herrschaft  in 
firendem  Lande  ?  und  was  hätte  noch  die  jetzt 
3chon  an  ihrem  Nationalstolz  gekränkten  Un- 
gern bewegen  können,  in  Gesammtheit  aufzu- 
sitzen fiir  den  Herrn  y  welcher  gleich  nach  des 
Reiches  Besitznahme  die  wichtigsten  Plätze  fei- 

{;en  Ausländern  anvertraute ,  UngrLsche  Haupt- 
eute,  deren  Väter  durch  mel^  als  |iundert 
fünfzig  Jahre  der  Osmanen  Fortschritte  aufge- 
halten hatten,  Deutschen  Feldherren  unterord- 
nete,  oder  Ungrischen  Befehlshabern  Deutsche 
Hauptleute  mit  Deutschen  Besatzungen  an  die 
Seite  setzte?  Darum  konnten  aber  auch  Un- 
grische  Stadt  -  und  Landgemeinden ,  von  ihren 
ausländischen  Beschirmern  sträflich  Preis  ge- 
jeben,  von  dem  Feinde  ausgeraubt  oder  in  (je- 
fangenschaft  weggeführt,  nicht  mehr  aufrichtig 
rufen:  es  lebe  König  Ferdinand!  Den  so 
Verlassenen  war  nur  in  Unterwerfun<j  an  So- 
lejman  und  Zdpolya  Heil;  dem  Könige  nur 
in  der  Ungrischen  Magnaten  Zwietracht,  Fami- 
lien-Eifersucht und  gegenseitigem  Hasse  Glück; 
die  Einträchtigen,  imter  sich  selbst  Recht  und 
Eigenthum  Aclitenden,  hätte  bey  solcher  Beichs- 
verwaltung  seine,  seines  Bruders,  seiner  übri- 
gen Erbländer  und  des  Deutschen  Reiches  ge- 
rammte Macht  nicht  in  Unterthänigkeit  er- 
halten. 

Sonnabend  vor  Michaelis  stand  Solejman  25.Sepihr 
vor    der    schleclit    befestigten,     und    schwach 
besetzten    Stadt    Wien ;     kaum    vierzehn   tau« 


send  *)  Mann  konnten  zu  ihrer  Vwllieictigung 
aufgestellt  werden.     Ffalzgraf  Friedrich^  auf 
deni  Reichstage  zu  Speyer  zum  Oberbefekli- 
haber  ernannt,  unvermögend,  von  den  kummer- 
lich eingegangenen  Reichs  -  Subsidien  mehr  als 
einige  tausend  Mann  zusammenzubringen^   kam 
zur  Hülfe  zu  spät,    und  war  zum  Entsataa^za 
schwach;    statt   seiner   führte   den   Oberbefehl 
sein  Vetter  Ffalzgraf  Fhilipp,  redlich  unter* 
stützt  von  den  Feldherren  N  i kl as  Grafen  von 
Salm,   Wilhelm  Rogendorf,  Johann 
Grafen  von  Hardeck,  Johann  Katzianer, 
Leonard  Colon  na  von  Felss,  und  Nik- 
las    Turriani    mit    Spanischem   Fussvolke^ 
und  Faul  Backicsh  mit  zwey hundert  Ras- 
UB.Sepihr.  eiern,  zu  Fferde.     Schon  am   folgenden   Tage 
,    war  die  Stadt,  ringsherum  eingeschlossen.  Mehr- 
mahls   gewagte  Stürme    wurden    abgeschlagen, 
beschädigte  Mauern  schnell  wieder  ausgebessert, 
das  kleine   Gewehrfeuer   des   Feindes    auf  der 
Mauern    und  Wälle  Vertheidiger  that    geringe 
Wirkung,    dagegen  brachten  mm  Ausfälle  der 
Besatzung   jedes    Mahl    empfindlichen    Verlust 
Schwer  drücikte  ihn  jetzt  des  groben  Geschützes 
Mangel,   und  das  Untergraben  der  Mauern  am 
Stuben  -  und  am  Kärtner  Thor  machte  so  un- 
erhebliche Fortschritte,    dass  Solejman  alle 
Hoffnung  verlor,  durch  diese  Anstrengung  sei- 
nes Volkes  der  Stadt  sich  zu  bemeistern.     Aber 
den  Eingeschlossenen  stieg  mit  jedem  Tage  der 
Muth;    zuversichtlich  thaten  Befehlshaber  ^  und 
Krieger,   jeder  auf  seinem  Fosten  ihre  Fflicht, 
Bürger  und  Studenten  zogen  auf  die  Mauern, 

a)  Herberatein  Tagebuch  bejr  KovachUh  SammL  unirfdr. 
Stücke  S.  924.  ^ 


—    43i     — 

Wälle,    Thiirme  zum  Kampfe  oder  zur  Ablö- 
sung   der    ermüdeten    Soldaten.     Auf  Bezwin« 
gung  der   Stadt  durch  Hunger   war   nicht   zu 
rechaen,   das  benachbarte  Landvolk  hatt<3  sich 
mit  semem  Yie^  und  Erntese^en  dahin  geflüch- 
tet.    Um  so  näher  trat  täglich  die  Aussicht  auf 
Mangel  an  Allem  bey  dem  feindlichen  Heero. 
Aus  den  benachbarten  Ungrischen  Gespanschaü- 
tan  war  nichts  zu  hohlen ,  vermögendere  Land-» 
bewohner  hatten  ihre  Erzeugnisse  zu  rechter 
Zeit  in  Sicherheit  gebracht;    was  noch  da  ge- 
wesen war,    die  Scharen  des  Feindes,    aufge- 
bracht, dass  sie  auf  dem  Herzuge  überall  keine, 
oder  nur  dürftige  Einwohner  fanden,  angezün- 
det und  vernichtet.     Die  Scham  über  den  aben- 
teuerlich gewagten  und  schletht  ausgeführten 
Zug  ergriiJF  zuerst  den  Grossherm  selbst;   Dins- 
tag  nach  Dionysii   machte  er   sich   im  Stillen  12.  OHohr. 
fort,    den  Verlust  von  zwanzig  tausend  seiner 
Krieger' bedauernd ,   Unzufriedenheit  und  Auf- 
stand de»  Heeres  fürchtend.     Ibrahim-Fa- 
sc  ha  hatte  den  geheimen  Befehl,    nach  zwey 
Tagen  die  Belagerung  aufzuheben  und  die  Völ- 
ker nach  Ofen  zurückzuführen.     Tages  vorher 
liess    Ibrahim  Landhäuser    und   Dörfer    um 
Wien  herum  in  Brand  stecken;    am  Morgen  gab  i*«  Octobr. 
er  das  Zeichen  zum  Rückmarsche,  worauf  die 
Mannschaft  in  jämmerliches  Geheul   über  ver- 
geblich    erduldete    Mühseligkeiten     ausbrach; 
mit  fünfzig  tausend  Mann  deckte  er  den  flucht- 
ahnlichen  Rückzug;    dennoch,  obgleich  zu  spät, 
jagten  Faul  Bakicsh  üna  Katzianer  mit 
acht  Reiterhaufen  und  zwey  Scharen  Fussvolk 
dem  Feinde  nach,  nahmen  einzelne,  auf  Raub 
und  Beute  umherziehende  Rotten  gefangen  und 
befreyeten  eine  ademliche  Anzahl  Landleute  mit 


—    432    — 

Weibern    und    Kindern   aus    graulicher 
KneclLtschaft  *), 
18. Octohr.  Am  Tage  Lucä  zog  Solejman  ivieder ia 

Ofen  ein;    und  lenkte  durcli   mancherlej' Be- 
weise von  Huld  und  Gnade  der  Ungern  Auf- 
merksamkeit ab  von  seinem  schimpflicnaijiJlitGk- 
zuge  und  erlittenen  Verluste.     Am  Donnerstage 
yersammelte  er  auf  der  Ofener  Burg  den  DiwaD^ 
Jobann  Zapolya,    die  Prälaten  und  Mag- 
naten seines  Anbanges  ^  unter  jenen  jetzt  auch 
der Fünfkircbner  Biscböf  GeorgiusSulyok, 
abtrünnig  von  Ferdinand,   zu   dem  er  ge- 
scbworen   batte,   waren   dazu    eingeladen.     Ia 
voller  Versammlung  wurde  nun  Z  a  p  o  I  y  a  von 
ibm  zum  Könige  von  Ungarn  ernannt,  mit  der 
Benennung   Bruder^    Freund    und   Lehenmann 
beehrt,     durch   Überlieferung    der   geheiligten 
l^rone    und   der   Reichs  -  Kleinodien ,     welche 
Solejman    nach  Wien   mitgenommen   hatle, 
im  Besitze  der   königlichen  Würde  befestiget 
•und  auch  urkundlich  bestätiget.     Der  darüber 
ausgefertigte  Brief,  worin  sich  der  Grossherr  un- 
ter einer  Menge  anderer  Titel,  den  glorreiobeo, 
grossen,    unüberwindlichsten  Kaiser  aller  Kai- 
ser, König  aller  Könige,  Ausspender  der  Kro- 
nen und  Gottes  Sonnejischirm  auf  Erden  nannte, 
enthielt  den  feyerlichen  Schwur:  ,,lCraft  dessen 
,jer  den  König  Johann  in  keinem  Bedräng- 
„nisse  verlassen  wolle,    sollte  er  auch  darüber 
„seine   eigenen  Reiche,    Länder,    Ilerrschaftea 
„einbüssen.    Bliebe  ^er  allein  oder  mit  ihm  noch 
„zwey  bis  vier   beschnittene  Moslemer   übrig, 
„so   müsse   er  ihm  zueilen,    ihn  beschirmen; 


a)  Veliut  Lib.  VI.  Joannes  Zermeghl.  c.  Isthuanffy 
Lib.  X*  p*  99* 


%J. 


—    435    — 

yysagen,  sieh'  liier  bin  ich,  zu  leisten  was  dir 
,,Notli  thut  y  und  zu  vollbringen  was  dir  f rom* 
^^met.  Erfüllte  er  seine  Yerneissung  nicht,  so 
,^mog6  der  Zorn  des  höchsten  Gottes  und  des- 
,,sen  Gerechtigkeit  über  sein  Haupt  kommen, 
„ihn  verderben,  alles,  was  sein  Leib  berührte^ 
„in  Stein  verwandelt  werden,  der  Erdboden 
„ihn  nicht  mehr  tragen,  sondern  sich  aufthun 
„und  ihn  mit  Leib  und  Seele  verschlingen  *).^^ 
Zu  den  Ungrischen  Prälaten  und  Magnaten 
sprach  er,  die  rechte  Hand  an  seinen  Säbel  ge- 
legt: „Euch  befehle  ich,  diesem  euern  Könige 
„ehrerbiethig  zu  begegnen,  ihm  unter  allen 
„Verhältnissen  und  Abwechselungen  des  Glückes 
„treu  und  unterthänig  zu  verbleiben,  wenn  ihr 
„mich  nicht  mit  diesem  Werkzeuge  als  schreck- 
„liehen  Rächer  wieder  sehen  wollet«  ^^  End- 
lich stellte  er  seinem  Schutzgenossen  den  Gra- 
uer Erzbischof  und  den  gefangenen  Feter  F e- 
renyi  vor,  mit  dem  Ersuchen,  beyde  wieder 
zu  Gnaden  anzunehmen,  auch  in  ihre  Würden 
und  Güter  einzusetzen.  Z  £  p  o  1  y  a  trug  einige 
Augenblicke  Bedenken ;  diess  bemerkend  sprach 
Paulus  Warday:  „ Gott  ist  mein  Zeuge,  dass 
„die  göttliche  Mutter  ihren  Sohn,  unsers  Heils 
„Urheber,  nicht  tiefer  betrauert  habe,  als  ich 
„dich,  da  du  aus  deinem  Reiche  flüchten  muss- 
„test."  —  „Und  doch  vergassest  du,  erwie- 
„derte  Zäpolya,  dass  die  heilige  Jungfrau 
„dem  Sohne  bis  unter  das  Kreuz  geK)lgt  war  ^)/^ 
Dem  Gross -Sultan  bekannte  er  seine  innigste 
Überzeugung,  das  beyde  ihn  bald  wieder  verb- 
lassen würden.     „Und  was  könnte  dir,^^   ver- 

a)  VolUtändig  tteht  der  Brief  bey  Toppe It in  Oriffinet  et 
occaciu  TranMylvan.  p.  169»  edit  Vienn.  ayCa*  h)  Joann* 
Zermtgh  i*  c.  p.  Sq?. 

VI.  Thafl.  a8 


—    454     — 

setzte  Solejman,  ^iim  Leben  Anständigers 
^jUnd  Ehrenvollers  begegnen,  als  wenn  deine 
„Feinde y  von  dir  begnadiget,  deine  Güte  mit 
^^Undankbarkeit  belohnend ,  mit  ewiger  Schande 
,,sich  brandmarken,  du  hingegen  der  Güte  und 
,yGrossmuth  unvergänglichen  Ruhm  behältst?'^ 
Z^polya  gab  nach,  und  Hess  den  ErzbLschof 
auf  seine  Burg,  den  Fer^ny  auf  seine  Güter 
heimkehren.  Solejman  bestellte  den  Vene- 
ter  Ludwig  Gritti  zu  seinem  Beyo>llmäch- 
tigten  an  d^m  Hoflager  seines  Lehenmannes,  den 
Kazum-Fascha  mit  dreitausend  Mann  Rei- 
terey  zur  Beschirmung  desselben,  einen  Tfaeil 
der  Donauflotte  zu  dessen  Gebrauch,  und  ging 
mit  sechzigtausend  Gefangenen,  grossten  Thdls 
Ungern,  in  sein  Reich  zurück  *)•     , 

Ausser   Sole  j  man' s    geheimen   Bundes-* 
genossen,  Franz,  König  von  Frankreich,  der 
zur  Sättigung  seiner  Rachbegierde  wider  Kaiser 
Carl  gern  die  ganze  Welt  in  Feuer  und  Flam- 
men gesetzt  hätte,  verabscheu  et  en  alle  übrigen 
Fürsten  Europa's  den  Gegenkönig,  welcher  als 
Verräther   seines  Vaterlandes   und  als   entwür- 
digter Lehenmann  des  Gross  -  Sultans ,  an  Rang 
sich  ihnen  gleich  stellen  wollte.      Clemens 
der  VII.  schloss  ihn  mit  seinen  Anhängern  aus 
der  kirchlichen  Gemeinschaft  aus,    und  sandte 
die  Bannbulle  an  den  Rossaner  Erzbischof  Vin- 
centius  Fimpinella,  päpstlichen  Legaten  an 
Ferdinand's  Hof;    aberZupolya  mit  seinen 
feilen  Bischöfen   und  Magnaten  verachtete  den 
Streich  des  kirchlichen  Schwertes,  dessen  hau* 


a)Joann   Zcrmegh   1.    c.    p.  397*     Velius    Lib.    Vf.  p* 
107 sqq.  Paulus  Joviu«  Ilistoriar.  sui  Tempor.  Lib.  XWIII. 
Isthiianffy    Lih.  X.    p.  10'*,      Uevay  de  Aloiiarchia  Umtg 
•p.  Schxuandtner  1\  11«  p«  719. 


—    435    —  ' 

^e  Missbrauchung  seine  Schärfe  für  yornehme 
ler  kräftige  Nacken  schon  völlig  abgestumpft 
atte  *)•  Was  lag  ihm  an  der  Gemeinschaft 
Lit  den  Gläubigen,  so  lange  das  Wafiengliick 
it  ihm  und  den  Seinigen  in  treuer  Yerbin- 
ting  zu  stehen  schien? 

Sobald  er  sich  im  vorigen  Jahre  nach  Foh- 
n  geflüchtet  hatte,  waren  reter  Fer^ny  und 
alentin  Török  mit  einiger  Mannschaft  nach  ' 
ebenbiirgen  gezogen,  um  die  ihm  daselbst 
)ch  anhängenden  Landherren  zur  Unterwer- 
ng  gegen  Ferdinand  zu  zwingen  und  die 
ichsische  Gesammtheit  in  der  Treue  gegen 
n  zu  erhalten.  Im  ßurzenlande  überßel  sie 
nr Moldauer  Woiwod Feter Raresch,  schlug 
»  in  die  Flucht  und  plünderte  das  Land, 
fahrend  Zäpolya  hernach  auf  der  Burg  Lippa 
of  hielt,  und  Valentin  Török,  Stephan 
ajläth,  der  Siebenbürger  Bischof  Nicolaus 
herendy  und  der  Königsrichter  Marcus 
emflinger  beschäftiget  waren,  Siebenbücr 
»ns  Städte  und  Festungen  für  den  rechtmäa- 
jen  König  zu  gewinnen,  kam  Woiwod  Feter 
m  zweyten  Mahle  und  lieferte  Dinsfag  vor22.  Junius. 
annLs  bey  Marienburg  in  ßurzen  Lande  den 
5nig]ichen  eine  blutige  Schlacht,  erbeutete 
iger  und  schweres  Geschütz,  Nicolaus  Ghe-r 
ndy  rettete  sich  nach  Hermannstadt,  Maj- 
th.  unter  eine  Brücke  über  die  Aluta.  Hier*- 
f  begrüäste  Zäpolya  den  ihm  höchst  wich- 
;ea  Woiwoden  durch  eine  Gesandtschaft, 
nkte  ihm  für  den  guten,  unverhotFten  Dienst, 
d  erbath  sich  zur  Behauptung  seiner  Herr- 
liaft  in  Ungarn  und  Siebenbürgen  dessen  Bey- 


)  Brstna  Hi«t.  Hung.  MS.  anud  Fray  Aimal.  i\  V»  p.  aai» 

18* 


—    436    — 

V 

/  s.tand  auch  für  die  Zukunft.  Bereitwillig  war 
dieser  zu  Diensten,  für  welche  er  sich  immer 
mit  reichlicher  Beute  bezahlt  machen  konnte; 
rnd  während  Solejman  yor  Wien  stand,  fiel 
er  wieder  in  das  Burzenland  ein,  steckte  Sonn- 
17.  0</o^.  tag  vor  Lucä  den  Flecken  Frasmar  in  Brand, 
scnloss  Kronstadt  ein,  und  als  ihn  zu  mächti- 
ger Widerstand  ermüdete,  zündete  er  das  Schloss 
an5  zog  raubend  und  verheerend  in  das  Nös- 
ner  Land  hinauf,  bemächtigte  sich  der  reich- 
haltigen Silbergruben  bey  Rodna,  legte  starke 
Besatzung  in  die  Stadt,  und  begann,  auch  die 
Dörfer  der  Szekler,  und  des  Ungrischen  Adeh. 
Güter  plündernd  und  zerstörend  heimzusucheD, 
unter  dem  Yorwande,  sie  hätten  sich  seinem 
Heerzuge  für  ihren  König  widersetzt,  und  seine 
Forderungen  der  Lebensbedürfnisse  abgeM^esen« 
Schonend  verwieg  ihm  Zapolya  das  gewalt- 
same Verfahren,  und  ersuchte  mn,  dasNösner 
Land  zu  räumen;  allein  Feter  antwortete,  er 
hätte  auf  die  an  ihn  ergangene  Einladung  sei^ 
nes  Freundes  nach  seinen  Kräften  gehandelt, 
und  dürfte  von  dessen  königlicher  Freygebig- 
keit  wohl  erwarten ,  dass  ihm  derselbe  zur  Be- 


fm  Noübr.  Anmasser  musste  schweigend  dulden.  Bald  dar- 
auf kam  Moses,  Wlads  Sohn,  Woiwod  der  . 
Walachey,  vor  Kronstadt,  belagerte  es  mit 
Walachen  und  Türken  vergeblich,  verwüstete 
aber  das  umliegende  Gebieth,  und  führte  ebe 
grosse  Anzahl  der  Einwohner  als  Gefangene  mit 


a)  Ambro 911  Simigiani  Histor.  rer.  Ungario.  et  Traiu jl- 
Ttnic.  ab  aim.  1490— i6o6.  adcurante  /«#»  Car»  JSäen  p.  68  i^q« 


—     457     — 

ih  Yfeg  *)•  So  wurde  dem  Zapolyschen 
oiwoden  von  Siebenbürgen ^  Stepnan  Bä- 
ory  von  Somlyö,  die  Bezwingung  der  Sach- 
ichen  Gesammtheit  vorbereitet  und  erleichtert, 
egyes  musste  sieb  in  diesem  Jabre  noch  er- 
ben ^  und  näher  rückte  mit  jedem  Tage  den 
)uen  Hermannstädtern  das  Verderben;  schon 
tte  der  Somly6er  Bathory  auch  das  Stolzen- 
rg«r  Schloss  überwältiget^  und  zum  Schreo- 
n  der  Anhänger  Ferdinand's  die  Besatzung, 
Spiesse  gezogen,  um  die  Mauern  herum  auf- 
i€ken  lassen. 

JNicht  minder  grasslich  wurde  in  Ungarn 
roh  ordentlichen  WafFenkampf  sowohl ,  als 
rch  gewaltthätiges  Einreiten ,  Rauben,  Mor- 
n  und  Brennen,  von  beyden  Farteyen  ge- 
n  einander  gewüthet«  Es  schien  kein  Ungri- 
bes  Volk  mehr  da  zu  seyn^  es  gab  nur  so- 
nannte  verächtliche  Österreicher^  und  söge- 
nnt9  verfluchte  Türken,  beyde  doch  Söhne 
A  bedrängten  Vaterlandes  ^  )•  Gleich  nach 
3lejman's  Abzug  aus  Ungarn  eroberte  Graf 
ardeck  Ungrlsch- Altenburg  wieder  für  den 
)nig.  Katzianer  vertrieb  einige  Rotten  Zi- 
ly scher  Parteygänger  aus  Tyrnau  und  Trenc- 
!!•  Die  Stadt  Gran  ergab  sich  dem  Grafen  Nik- 
s  Salm,  die  Graner  Burg  vertheidigte  wider. 
a  der  Erzbischof.  In  Croatien  schlug  Lud- 
Lg  Fekry  mit  dreyhundert  Reitern  den  Agra- 
iT  Bischof  Simon  Erdody,  welcher  an  der 
atze  zahlreicher  und  prächtig  gerüsteter  Rei- 
rey  von  Ofen  zurück  kam ;  der  Bischof  wurde 
rwimdet,  sein  Volk  zerstreuet,  sein  Gepäck, 


)  Katona  Hist  crit.  Reg.  T.  XXL  p.  53i,        h)  Joann. 
rmegh.  L  c.  p«  4oi. 


—    4oö    — 

womit  er  vor  dem  Gross-Sultan  gepranget  hatte, 
erbeutet,  undvon  Pekry,  ohne  etwas  für  sidi 
zu  behalten,  unter  seine  Mannschaft  vertheilt. 
Inzwischen  schrieben  der  König  und  der  Oa- 
se. JNTovdr.  manische  Lehenmann,  jener  Trostbriefe  an  die 
^2.  Dechr.  Ungern  '^) ,  dieser  an  die  Österreicher  Beyleids- 
briefe,  worin  er  ihrer  ausgestandenen  Trübsale 
Schuld,  mit  Unterschiebung  mancherley  Lügen 
und   betrüglicher  Klagen,    Ferdinanden  zu- 
rechnete, und  sie  dringend,  versteckt  auch  dro* 
,    hend  bath,  für  allgemeine  Wohlfahrt  der  Chria- 
tenheit  ihn  zu  friedlichen  Gesinnungen  zu  be- 
wegen ^). 
J.c.  1530.  Zu  Anfang  des!  nächsten  Jahres  erstürmte 

17. Ämuar.jf  ij^l^,  Kosztka,  Zipolya's  Hauptmann  die 

FeLsenburg  Dunajecz,  Hess  den  Befehlshaber 
derselben,  den  Liptauer  Herrn  und  Zipser  Vice- 
Gespan,  Stephan  Po  tthurnyanszky  von 
Potthurnya,  als  Ferdinand's  Parteygänger 
enthaupten,  und  machte  sich  auf  gegen  Kis- 
/.  c.  1528.  mirk ,  welches  vor  siebzehn  Monathen  zu  F  er- 
16.  ^tigust.^'iY^2Lnd  geschworen,  und  dieser  es  mit  Lypt6- 
\  Ujvar  (Itradek)  an  Franz  ßatthyänyi  ver- 
gäbet hatte;  doch  Caspar  Seredy  mit  hun- 
dert Huszaren  und  Söldnern  von  Leutscbau, 
Kperies,  Zeben,  war  zu  rechter  Zeit  auf  dem 
Platze,  jagte  ihn  nach  Dunajecz  zurück;  sein 
Versuch,  den  Feind  auch  daraus  zu  vertreiben, 
war  vergeblich.  Günstiger  war  ihm  das  Waf- 
fenglück bey  Kaschau  und  Erlau,  wo  er  mit 
Franz  Bebek  vereinigt,  Zäpolya's  Haufen 
schlug,  dann  dem  Befehlshaber  des  Bergschlos- 
ses Boldogko  in  der  Aba-Ujvarer  Gespanschaft 


a)  Liter.  Ferdinandi  R.  ad  Hangarot  ap.  Pta/ Annal.  F.  V. 
]).  a3o.  b)  Liier.  Joaun.  ZapoL  ad  Sut.  et  Onl.  AutUiae 
ap.  Prax  Epiat.  Procer.  P.  L  p.  3^0. 


ch  sechswüchenlliclier  Belagerung  dan  eid- 
he  Versprechen,  Ferdinand's  Anbänger 
Akt  mehr  zu  befehden,  abnölhigte.  Seinem 
Snlgo  getreu,  unternehmend  und  tapfer  war 
irödy;  aber  raubsüchtig  für  sich,  gestattete 
auch  seiner  Mannschaft  alle  Ausschweifung 
d  Gewalt,  wodurch  er  seinen  Herrn  verhass- 
machte,  als  dessen  Gegner  mit  seinem  Schutz- 
rm  *).  Die  schlimmsten  Verräther  der  Für* 
n  sind  solche  Anhänger;  die  gefährlichsten, 
il  sie  höchst  selten  von  den  Verrathenen  ge- 
nnt  werden. 

Nach  Maria  Lichtmesse  hielt  Zdpolya  zu 
en  Landtag  und  hatte  das  Missvergnügen , 
1%  nur  Wenige  sich  einstellten,  um  seine 
irrlichkeit  anzuerkennen.  Die  Nahmhaftesten 
ren  Stephanus  Broderics,  Bmerich 
;ybäk,  Johann  Bänffy,  Stephan  Wer- 
czy,  die  Gebrüder  Arthindy,  Johann 
(hy,  Gregor  Pesth^ny,  Alexius 
Btlen;  unter  ihnen  auch  der  Überläufer 
oifgang  Graf  von  Pösing  und  Sanct 
irgen,  letzter  Sprössling  seines  Geschlech- 
,  welches  mit  dessen  Tode  in  der  Schande 
s  Meineides  gegen  den  rechtmässigen  König 
osch.  So^  heillos  wirkten  wankelmüthige 
ignaten  mit ^  dass  Ferdinand' s  Vertrauen 
faer  Ungern  Treue  schwand,  Mtnd  in  dem 
uen  Hegentenstamme  das  MlsstrSuen,  Quelle 
zähliger  Übel,  erblich  wardo  Auf  diesem 
ndtage  war  Johann  BanfTy  zum  Falatin 
lannt,    weiter    nichts    beschlossen    worden; 


)  Sperfogcl  ap.  TVagmr  Anälect.  Scepuf.  F.  II.  p.  i&4. 
.  iDO.  Liter.  Steph.  Potthurnyanasky  ap.  fVagnrr 
il.  Scepus.  P.  III.  p.  i42.  —  Liter.  Ferdinaiid.  Keg.  ap. 
nd,  P.  I.  p.  76. 


—    44o  .— 

denn  nichts  weniger  als  fest  und  glar/»send  stud 
Zäpolya'Sy  durch  Vaterlandes  -  Yerrath  er- 
kaufte Majestät  in  der  Hauptstadt;  darum  musste 
er  auch,  wo  Macht  und  Kraft  ihm  fehlte^  cur 
Verleumdung,  dem  Hülfsmittel  niedertrachtiger 
und  Tcrruchter  Gemüther,  Zuflucht  nehmeoi 
um  seinen  Gegner  zu  entkräften.  Durch  Send- 
briefe machte  er  durch  ganz  Ungarn  b^Lum^ 
Solejman  sey  nur  darum  von  Wien  abge- 
zogen ^  weil  unter  dieser  Bedingung  Ferai- 
nand  versprochen  hatte,  das  Ungrische  Reich 
ihm  zinsbar  zu  unterwerfen;  aber  des  Königs 
19.  Jifar«.- offener  Brief  vom  Josephi  Tage  an  sämmtlicho 
Reichssassen  *)  vernichtete  in  Unbefangenen , 
und  selbst  in  manchem  irre  geleiteten  Knechte 
des  Gegenkönigs  die  schändlicne  Beschuldigung; 
der  Lehenmann  des  Gross  -  Sultans  in  seiner 
Niedrigkeit,  und  die  Schande  ihrer  Anhäng- 
lichkeit an  ihn,  trat  ihnen  nur  um  so  greller 
vor  die  Augen  ^).  Johann  Tahy  zog  von 
dem  Landtage  nach  Slawonien  ab,  ohne  Ab- 
schied zu  nehmen  von  seinem  Herrn:  Send- 
bothen  des  Alexius  Thurzo  an  ihn  er- 
weckten Verdacht  in  seine  Treue.  Thomas 
Nadasdy,  mehrmahls  nach  Ofen  berufen,  ver- 
zögerte geflissentlich  seine  Ankunft.  Die  Ein- 
künfte wurden  treulos  verwaltet,  Zäpolyalitt 
mit  seinem  Hofstaale  Mangel.  Stephan  Bro- 
derics, der  wichtigste  Mann  dabey,  klagte 
über  trübe  Tage  und  kümmerliche  Mahlzeiten. 
Ferdinand's  Rüstungen  in  seinen  Erblän- 
dern drohten  mit  naher  Kriegsgefahr;  um  sie 
auszuhalten,  wurde  Michael  Somlay  zudem 


a)  Er  steht   bey  /Vcry  Annal.  P.  V.  p.  23a.         h)  Bratoi 
Rittor*  MS.  ap.  Pray  1.  c.  p.  233. 


—    44i     — 

schaTon  Belgrad,  Ludwig  Gritti  und  To- 
inn  Fek^te  nach  Constantinopel   um  Hülfe 
tsandt^);      Valentin  Török  übte  ron  Szi- 
ttliTar  aus  Feindseligkeiten  und  Gewalt  an  i^  ä  - 
olja's  Anhängern  bis  gegen  Ofen  hin;    dazu 
im  noch  das  beunruhigende  Gerücht  von  N  a  - 
lady's  und  Paul  Arthindy's  Anschlag  mit 
im  Schatze  des  Anmassers  zu  dem  rechtmäs- 
;en   Konige    überzugehen,     und    es    gewann 
Wahrscheinlichkeit  durch  des  erstem  vorsätz- 
:he  Zögerung  in  Ofen  sich  einzustellen.    Sein 
tzter   Vorwand   war   Seredy's   Belagerung 
55^  Bergschlosses  Boldogkoj  dessen  Entsatz  er 
»warten  wollte  ^).    Sobald  sie  aufgehoben  war,  27, /»nüM. 
]|idte  ihmZäpolya  den  gemessensten  Befehl^ 
sm  zu  Folge  nach  Besetzung  der  Ecseder  Burg 
it  hundert  Reitern ,  Caspar  Nagy  das  übrige 
xtegarolk  gegen  Erlau  führen ,   er  aber  ohne 
mtem  Verzug  Tag  und  Nacht  nach  Ofen  ei- 
m  aoUte,    um   seine    weitere   Bestimmung  zu 
emehmen  °).    Gleich  nach  seiner  Ankunft  er- 
ielt  er  den  Auftrag,  mit  «Tohann  Szerecseny 
nd  Franz  Kapolnay,    Szigethvdr  zu   über- 
''ältigen  und  Valentin  Török  gefangen  ein- 
ubringen;    mit   zehntausend  Mann   sollten  sie 
as  schwere  Werk  vollziehen.   Allein  ihre  drey- 
lOnathliche  Anstrengun«^  yerroochte  nichts  ge- 
en  Valentin  Török' s  Vorsicht,    Tapfer- 
mtf  Kunst  in  seines  Platzes  Versorgung,  Be- 
aatigung  und  Vertheidigung.     Hingegen  strafte 
r   sie   bey  häufigen   Aasfällen  mit   manchem 


a)  Liter.  Step.  Brocierica  ad  Thom.  de  Nidasd  de  a4. 
Uy«  i63o*  ap.  Pray  Epist.  Procer.  P.  I.  p.  35a.  ()  Liter, 
'ranciac.  Frangepani  ad  Thom.  de  Nadasd  de  18.  Juni! 
53o.  ap.  Pray  l,  c.  p.  354.  c)  Liter.  Joann.  Zapol.  ad 
rhom.  de  Nadasd«  de  37.  Junii  i53o.  ap.  Pray  1.  c.  p.  356. 


—     442     — 

«cliwer  zu  erselzenden  Verluste  an  Mannschaft 
und  Geschütz  9  worunter  ein  mahl  auch  der 
Hauptmann  Emerich  Nagy  am  zweyten  Tage^ 
nachdem  er  einen  hoffnungsvollen  Ungrischea 
Jüngling  an  einen  Türken  gecren  dessen  Pracht- 
pferd vertauscht  hatte,  mit  eben  diesem  Cferde 
und  vierundzwanzig  Reitern  in  seine  Gewak 
gerieth.  T  ö  r  ö  k  Hess  diesen  zu  gerechter  Strafe 
enthaupten ,  und  den  Kopf  auf  einen  Pfahl  dem 
Feinde  gegenüber  aufstecken,  die  Gefangenen 
ohne  Lösegeld  abziehen,  um  ihren  Haupt- 
leuten die  Ursache  so  strengen  Verfiihrens  zu 
eröifnen  *). 

Unterdessen  war  auch  Mohammed*Be?, 
von  Z  d  p  o  1  y  a  durch  MichaelSömlay  ein- 
geladen, mit  fünf  und  zwanzigtausend  Mana 
^epthr, in  Ungarn  eingerückt;  des  Grossherrn  LeKeo- 
mann  darob  erfreuet,  sandte  ihm  seinen  Yer- 
-  wandten,  Herrn  Peter  Petrovics  und  ei- 
nige "Wegweiser  entgegen,  welche  ihn  nur  in 
die  Besitzungen  der  Königlichen,  oder  an  Öster- 
reichs und  Mährens  Gränzen  Tiiliren  sollten: 
aber  dem  befreundeten  Beg  beliebte  auf  selbst 
gewähltem  Wege  fortzuziehen,  zu  rauben  und 
zu  beeren,  weder  der  Freunde,  noch  der  Feinde 
seines  Bundesgenossen  schonend.  So  machte 
er  das  ganze  Gebieth  zwischen  der  Waag  und 
der  Neitra,  die  Güter  der  Thurzoner  und  Pod- 
maniczkyer,  wie  die  des  Graner  ErzbLschofs  und 
der  Rdskayer  in  sieben  Tagen  wüst,  und  führte 
über  zehntausend  Ungern ,  Edelleute  und  Land- 
volk, in  Gefangenschaft  weg,  nicht  achtend 
der  Einsprüche  Zapolya 's,  noch  des  angebe- 


n)  Liter.  Joanii.  Zapolyaead  Ludovic.  Gritti  de  G. Octobr. 
i!>3o.  «p*  Proy  1.  c.  |i.  363. 


W 


443 


I    « 


jnen  Lo.segeMes ,  wenij^steus  für  die),enigen) 
liehe  seiner  Faction  angekörten.  Mehr,  als 
tj  yerlome  Schlachten,  schadete  dem  An- 
isser  dieser*  Zug;  er  soll  geweinet  haben, 
\  er  Ton  allen  Seiten  her  Jammerberichte  er- 
elt,  und  in  AYuth  gerathen  seyo,  als  ihm 
»mand  mehr  glauben  wollte,  dass  Ferdinand 
es  Elendes  Urheber  sey.  Um  seine  schlechte 
che  aufirecht  zu  erhalten ,  schrieb  er  an  meh-  6»  Oetoh. 
'e  Gespanschaften ,  sie  würden  bereits  erfah- 
I  haben,  wie  es  denjenigen  im  Oberlande 
gangen  sey,  welche  Ferdinand's  Anhänger 
ter  sich  geduldet  hatten*  Das  Unglück  der* 
ben  möchte  ihnen  zur  Warnung  dienen, 
ror  Mohammed- Beg  ron  dem  Grosssql- 
L  zum '  zweyten  Mahle  als  .Rächer  gesandt 
irde.  Vereinigt  sollten  sie  wider  Ferdi- 
.nd's  Anhänger  aufsitzen  und  aus  ihrer  Mitte 
I  Tertilgen.  Ganz  besonders  aber  beföhle  er 
aen,  auf  das  nächste  Allerheiligen  Fest, 
tweder  persönlich  und  häupterweise,  oder 
urch  Abgeordnete  in  Ofen  sich  einzustellen; 
inn  wissen  wolle  er  endlich,  wer  ihn  liebe 
id  wer  ihn  hasse  *). 

Da  er  die  ihn  Liebenden  so  schlecht  be- 
hützte,  so  sorgten  diese  selbst  nicht  ohne 
inen  Schaden  für  ihre  Sicherheit.  So  schlos-  8.  Ocuh. 
B  der  Agramer  Bischof  Simon,  Johann 
4h y  und  Peter  Erdödy  mit  den  furcht- 
iren  Feldherren  des  Königs  in  Croatien  Lud- 
ig Pekry  und  Peter  Keglevits  in  Dez- 
cze  bis  zu  künf ticken  Jahres  Anfang  VTaffen- 
ihe  für  die  Provinz,   um  bis   dahin  Bedacht 


v)  Liter.  Joftnn.  Zapol,  ad  Comitat.  Cattri  ferrei  ap.  Pr»y 
c.  p.  äött. 


•■"'^       0*1rw       "■■■ 

ZU  neliinen  auf  Mittel,  wodurch  EintracKt  un- 
ter den  Ständen  und  des  gesammten  Reiches 
l/VoKlfalirt    wieder    herzustellen    sey  *).      Das 
Zweckmässigste  und  Wirksamste  hätte  Ferdi- 
nand gefunden,  wäre  er  glücklicher  gewesen 
in  der  Wahl  des  Mannes,    der   es  anwendoi 
sollte.    Nachdem  ihn  der  Augsburger  RMchsti^ 
zur  Abwendung  der  Tiirkennoth   und   Berle* 
gung   der  Sectiererey,    Donnerstag   nach  retri 
und  Pauli  von  Kaiser  Carl  in  Person  eröffnet, 
wieder  hülflos  gelassen  hatte,  sandte  er  zehn- 
tausend Mann,    theUs  Spanier,    theils  Böhmen 
und  Österreicher  nach  Ungarn ,  um  des  Reiches 
Hauptstadt  einzunehmen.     Zum  Oberbefehlshi- 
ber  ernannte   er  Herrn  Wilhelm   von   Ro- 
eendorff,  vortrefflichen  Kriegsmann ^    wo  es 
darum  zu  thun  war,  den  festen  Platz ,  auf  dem 
er  stand,  zu  vertheidigen;    unbehülflichen  und 
unentschlossenen  Zauderer,  wo  es  auf  richtige 
Zeit- und  Kraft- Berechnung,  schnelles  Handdn 
und  vielseitiges  Wirken  ankam.      Hinter  Pres- 
burg  zogen  ihm   mehrere  Ungrische  Landher- 
ren   mit  ihrem  Waffenvolke  zu,    und  so  ver- 
stärkt ging  er  vor  Gran.    Der  Erzbischof  Paulus 
Warday,  auf  seinen  Gütern  durch  den  Streif- 
zug des  Mohammed-Beg  schmerzlich  mitge- 
nommen,   und  wider  den  Türkischen  lieh^- 
mann,     der   König   der    Ungern   seyn    wollte, 
heftig  aufgebracht,    übergab    die  Graner  Borg 
ohne  Weigerung,    dem   rechtmässigen   Konige 
treue    Unterweriung   wieder   angelobend;    und 
mit  zwey  Märschen   auf  geradem   Wege  hätte 
Rogendorff  vor  Ofen   stehen  können;    aber 
wähnend,  er  mü^se  sich  den  Rücken  frey  ma- 


tt) Pray  Uist.  Regnm.  P.  III.  p«  a6. 


> 


—    445    — 

hen^  untemaliin  er,  gegen  der  Ungern  bes* 
em  Rath,  die  Belagerung  ron  Yisegrad 
ind  Walzen,  deren  schwache  Besatzungen 
^on  einigen  hingestellten  Scharen  beobachtet, 
hsi  nicnt  schaden  konnten,  doch  hinter  ihren 
Hauern  stark  genug  waren,  ihn  aufzuhalten. 
>eina  unkluge  Zeitverschwendung  rettete  den 
Teind,  indem  er  Frist  dadurch  gewann,  zu 
einer  Yertheidigung  und  Behauptung  sich  zu 
»ereilen.  Ludwig  Gritti  war  aus  Constan- 
inopel  mit  drey tausend  Mann  im  Anzüge;  Eil- 
»othen  forderten  ihn  auf,  seinen  Marsch  zu 
leschleunigen ;  Eilbothen  sprengten  nach  Bel- 
rrad  zu  Mohammed-Beg,  um  zu  ungesäum- 
em  Beystande  ihn  zu  mahnen.  Zu  dem  allen 
iess  Rogendorff  Zeit;  schon  Mitwochs  ror 
Mmon  und  Judä  war  Gritti  mit  seiner  Schar 
[U  Ofen,  war  alle  waffenfähige  Mannschaft  Ton 
Pesth  in  die  Burg  verlegt,  waren  Zipolja, 
Emvich  Gzybäk,  Simon  Atthinay,  Ste- 
phan Werböczy,  Franciscus  Drugeth, 
zu  des  Platzes  Befestigung  in  roller  Thätigkeit. 
Jetzt  erst  am  Vorabende  Allerheiligen  zog  das  31.  Ocubr, 
königliche  Heer  längs  der  Donau  herab.  Tang- 
sam durch  Alt- Ofen,  lagerte  sich  vor  der  ' 
Hauptstadt  und  begann  des  folgenden  Tages 
die  schlecht  berechnete  Einschliessung,  da  mr 
das  linke  Donauufer  offen  gelassen  wurde.  Das 
Übergewicht  der  Macht  war  auERo^endorff's, 
der  Klugheit  auf  Zapolya's  Seite.  Bey  so 
gefalligem  Belagerer  konnte  letzterm  nicht  fehl- 
schlagen ,  Verstärkung  an  sich  zu  ziehen.  „Ofen 
„ist  eingeschlossen ^%  schrieb  er  an  Nadasdy, 
„die  Stadt  in  unserer  Gewalt,  eilet  wenn  ihr 
„treu   seyd.     Johann   der  König  ^^     Augen« 


—    446    — 

hlicklicli  brachen  Nadasdy  und  Szerec!>$£ny 
Szigethy^s  heillose  Belagerung  ab^  und  zogen 
in  Eilmärschen  nach  StuhlweLssenburg  adbLtzäa 
Meilen  weit,  hinauf.  Dort  erfuhren  sie  Ton 
dem  Dompropste  St  anislaus  Yirilly  den 
ganzen  Umfang  der  Gefahr,  zugleich  Rogen- 
dorff's  Vorkehrungen,  welche  ihnen  denKin- 
zug  nach  Ofen  erschwerten,  besonders  nach- 
dem Franz  Kapolnay  mit  seinen  Haufen  TOn 
ihnen  sich  getrennt,  und  zu  Ferdinand' i 
Fahne  geschworen  hatte.  Ein  Ofener  Fuhr* 
mann,  Blasius,  zu  StuhlweLssenburg  yerwei« 
lend,  besser  als  die  Deutschen  Reiter  aller  Ne- 
ben* und  Schleichwege  kundig,  erboth  sich, 
sie  ungefährdet  in  die  Stadt  zu  geleiten*  Seiner 
Führung  folgend,  kamen  sie  glücklich  an,  als 
Ofen  schon  von  drey  Seiten  unablässig  be^ 
schössen  wurde,  ein  Theil  der  Mauern  zer- 
störet war,  ein  von  Spaniern  kühn  unternom- 
mener, aber  mit  ihrem  Tode  bestrafter  Sturm 
den  Muth  der  Deutschen  zur  WiederLohlung 
erstickt  hatte.  Rogendorff  Hess  Minen  gra- 
ben, und  als  man  damit  in  ausserordentliäer 
Anstrengung  schon  ziemlich  weit  fortgeruckt 
war,  fehlte  Pulver,  um  sie  zu  sprengen;  ehe 
diess  von  Wien  anlangte,  verrieth  ein  Bajer- 
scher  Überläufer  der  Minen  Richtung  den  Be- 
lagerten,  und  diese  zerstörten  in  wenigen  Stan«- 
9.  Novbr.  den  die  langwierige  Arbelt.  Des  an  die  Nci- 
traer  Gespanschaft  von  Rogendorff  ergan- 
genen Befehls,  durch  Herumsendung  eines  blu- 
tigen Schwertes  die  Gesammtheit  der  Insassen 
aufzubiethen ,  weil  er  von  einem  Deutschen 
Feldherrn,  von  dessen  Deutschem  Geheimschrei- 
ber Johann  Mruk  unterzeichnet  kam,  wurde 


~    447    — 

nicht  geachtet  *).  N^dasdy's  und  Szerec- 
säny's  Ausfall,  dem  Balthasar  Bänffy  von 
Thallocz  mit  seinen  Huszärenhaufen  muthig  be- 
gegnete, endete  mit  gleichem  Verluste  von  bey* 
den  Seiten,  und  mit  dem  Ruhme,  dass  Nä-* 
dasdy  und  Bänffy  im  Zweykampfe  an  ihren 
gegenseitigen  Schilden  ihre  Lanzen  brachen, 
ohne  dass  einer  den  andern  besiegte.  Unter 
dem  in  die  •  Stadt  zurückkehrenden  Feinde 
schlich  Johann  Hcbordansky  sich  hinein 
mit  dem  Entschlüsse,  durch  Zäpolya*s  Er- 
mordung, und  so  das  Schicksal  es  wollte,  mit 
eigenem  Tode  das  Vaterland  von  vieler  Trüb- 
sal zu  befreyen.  Er  wurde  entdeckt,  und  da 
man  den  Dolch  in  seinem  Rockärmel  fand,  in 
einen  Sack  eingenähet  und  in  die  Donau  ver^ 
senkt  ^).  Die  Ungern  beklagten  des  tapfem 
Mannes  Verlust,  wurden  u*übsinnig  und  sahen 
unzufrieden  auf  den  Deutschen  Befehlshaber 
hin.  Der  eingetretene  Winter  mit  abwechseln- 
den dicken  Nebeln  und  kalten  Winden,  Regen, 
Glatteis  und  Schnee  machte  vollends  alle  Ar- 
beit und  Anstrengung  unwirksam.  Rogen- 
dorff  war  gezwungen,  die  Belagerung  einzu-< 
stellen,  und  da  Überläufer  den  in  der  Stadt 
drückenden  Mangel  an  Nahrungsmitteln  ver- 
riethen,  rechnete  er  auf  ihre  Bezwingung  durch 
Hunger,  und  sandte  jetzt  erst  Reit erey  auf  das 
linke  Donauufer,  um  den  Eingeschlossenen  alle 
Zufuhr  abzuschneiden.  Dazu  stark' genug,  war 
sie  zu  schwach,  um  Moharamed-Beg's 
slark  bemannte,  mit  Mund-  und  Krieg svorrath 
reichlich  beladene  Flotte,    auch  ihn  selbst  an 


a)  Liter.  Rogendorfii  ad  Comiut.  Njtriens.  ap.  Pmy  Epist. 
Proc«'.  P.  I.  p.  i63.       h)  Isthuaiiffy  Lib.  X.  p.  96* 


—    448    — 

I 

der  Spitze  von  zwey tausend  Mann  Reiterey  ge- 
geu  Pesth  anrückend ,  aufzuhalten;    und  da  zu 

{[leicher  Zeit  Johann  Binffy  mit  betracht- 
icher  Anzahl  Reiterey  und  Fussvolk  durch  ^ie 
Tolner  und  Stuhlweissenburger  GespanscbaftMi 
zum   Entsätze   im  Anmärsche   war^     gab  Ro- 

i9.Deeh:  gcnd orff  Montag  vor  Thomä  dem  Heere  Be  j 
fehl,  das  Lager  abzubrechen  und  den  Rückzug 
nach  Gran  anzutreten  ^).  So  schlechtes  Ende 
nahm  der  erste  königliche  Versuch,  die  aaf 
lange  Zeit  verlorne  Hauptstadt  wieder  su  er- 
obern. 

Nach  dem  Feste  der  drey  Konige  km 
Hieronymus  La3zky  unter  sicherm  Ge- 
leite nach  Visegräd,  um  WaiFenstillstandzam- 
terhandeln.  Unter  Bedingung,  dass  beyde  Theik 
in  dem  Besitze  des  ron  ihnen  eingenommenoi 
Gebiethes  bleiben  und  die  Einkünfte  davon  be- 
ziehen, eigenmächtige  Befehdungen  beydersei- 
tiger  Vasallen  unter  einander  streng  bestraft 
werden,  Handelsleuten  und  Sendbotheit  frejer 
Zug  durch  beyder  Theile  Gebieth  gewäluret 
sey,  und  keine  Fartey  der  andern  Anhänger 
an  sich  locke   oder  Überläufer  aufnehme,  go- 

^  währte   ihn   Rogendorff   am   Sanct  Agna 

Tage  auf  drey  Monathe  ^);  was  konnte  er, 
was  sollten  auch  die  Ungarn  anders  thun,  da 
ihr  Gebietlier  im  Laufe  dieser  wichtigen  Be- 
gebenheit, in  weiter  Ferne  von  dem  Vaterlands^ 
weniger  auf  eigenem,  als  auf  seines  Ixerrsch- 
süchtigen  Bruders  Antrieb,  um  einen  neuen 
kostspieligen    Titel   sich   bewarb.      Am   Von- 

/.  c.  iÄ*i8.  bende  des  Festes  der  drey  K.öniKe  wurde  Fer- 

5.  Januar»  •^  ^ 

a)   Velins   Lib.    IX.  p«    167  sqq.     Joann.  Zermegh  sa 
'Schwandtner  L  c*  p.  4oi  sqq.       6)  Pray  Histor.  Regnm  P*  U* 
p.  29. 


^  449  - 

linand;  trotz  den  Binspriichen  des  Churfür- 
iten  von  Sachsen   upd  mehrerer  Ileichsstände^ 
ron  sechs  Churfürsten  in  Köln  zum  Römischen 
Könige  genannt y  und  Mittwoch  darauf  zrtiachen  n.  Januar. 
gekrönt. 

Unterdessen  hatte  Zdpolya  einen  politi- 
ichen  Missgriff  gemacht,  dessen  Folgen  seiner 
Qerrlichkeit  unfehlbar  ein  Ende  gemacht  hät- 
tm,  wäre  Ferdinand  zu  rascher  Benutzung 
leaselben  auf  dem  Platze  gewesen.  Gleich  nach 
les  königlichen  Heeres  Aückzuge  von  Ofen^ 
»tarb  sein  Talatin  Johann  Bdnffy,  edler 
Ifann^  von  unwandelbarer  Treue  und  Stand- 
lüfiigkeity  entschlossen  lieber  Gut  und  Leben 
m  lassen  9  als  seinen ,  dem  Anmasser  geleister- 
»n  Eid  zu  brechen,  und  seinen  Nahmen  vor 
]er  unparteylich  richtenden  Nachwelt  zu  schän- 
len  *).  Sein  Verlust  war  für  Z  i  p  o  1 7 a  un- 
nrsetzlich;  undverderblich  der  Versuch ,  womit 
IT  an  des  Rechtschaffenen  Stelle  den  schlech- 
testen Mann  um  eine  Stufe  höher  setzte.  Auf 
Laszkj's  und  Werböczy's  Anrathen  trug  er 
leinen  Magnaten  im  Staatsrathe  Tor,  er  sey  mit 
Ihrer  Bewilligung  gesonnen  ^  seinen  bisherigen 
Schatzmeister^  aen  um  das  ^Schutzbündniss 
mit  dem  Gross -Sultan  hoch  verdienten  Herrn 
Ludwig  Gritti  zum  Erbgrafen  von  der 
Marmaros  und  zum  Statthalter  desUngrischen 
Eleiches  zu  ernennen  und  einzusetzen.  Das  war 
nu'  erschütternder  Schlag  für  die  Anwesenden; 
liesen  Augenblick  sahen  sie  in  dem  Afterkö- 
aige  nur  den  Sohn  des  Trabanten  Hauptmaon'Si 
Solejman^s  entwürdigten  Unterthan^  des  Va- 
terlandes ehrsüchtigen  Verrather,    den  sie  er* 


a)  Joann.  Zermegh  1.  c^  p.  391. 

Vf.  Theil.  29 


_    45o     — 

•hoben,  für  den  sie  gekämpft^  Güter,  Vermö- 
gen,  Ehre,  Ruhm  in  Gefahr  gesetzt  hatten ;  in 
dem  vorgeschlagenen  Erbgrafen  und  Statlhalta 
den  Alfenteurer  von  unehrbarer  Abkunft,  de& 
verhasslen  Ausländer,  den  verschmitzten  Ve- 
neter,  der  ihnen  Allen  an  Hang  vorgehen,  der 
ihnen  gebiethen  sollte  :  aber  niemand  wider- 
-sprach  beherzter  und  heftiger  als.  Thomas 
Nädasdy;  er  schloss  seine  dringenden  Vor- 
stellungen mit  der  Bemerkung,  dass  wenn  Za- 
polya  doch  als  rüstiger,  noch  lange  nicht 
-fünfzigjähriger  Mann  öffentlich  seih  Unvermo- 

fen  bekennen ,  und  sich  selbst  für  unfähig  mm 
Legieren  erklären  wollte,  die  Ungern  wahr- 
lieh  keines  Ausländers  bedürften ,  um  ihn  n 
vertreten  und  das  Reich  ihrer  Väter  zu  vw- 
walten.  Dennoch  drangen  Las zky  und  Wer- 
böczy  durch;  Ludwig  Gritti  wurde  Mir- 
maroser  Erbgraf  und  Reichsstatthalter,  zu  glei* 
eher  Zeit  auch  Las  zky  Woiwod  von  Sieben- 
bürgen, Peter  Perenyi  Aba-UjvÄrer  Erb- 
fraf  und  Reichskanzler.  Noch  vor  Ende  des 
ahres  vollzog  Zdpolya  die  Urkunde*)  üb« 
Gritti's  Erhebung  und  Hess  sie  in  allen  Ge* 
genden  des  Reiches  bekannt  machen;  aber  za 
seinem  grossen  Missvergnügen  hatten  sich  die 
Pröpste  Joannes  Statileo  und  Stanislaus 
Varally;  die  Herren,  Emerich  Czybak, 
Simon  Atthinay,  die  Brüder  Arthinflj 
und  Thomas  Nädasdy  geweigert,  ihre 
Nahmen  durch  Unterzeichnung  des   Diplomes 


a)  Sie  fehlt  l)ey  Pray  Epist.  Procer.  P.  I.  p.  367.  nncl  iit 
sigiiirt  Budae  i63o.  Dacs  Gritti  zu  Anfang  des  nachtlen  Jah- 
res bereits  Statthalter  uar,  beweist  das  Datum,  Budae  8. Mensis 
Januani  i53i  in  Zäpolya's  Brief  au  dos  Gemeiiiweaeii  Ton 
R^Suaa  bey  Pray  a.  a«  O.  8.  570. 


—     45l     — 

SU  sciländen  *).  Um  den  Letztem,  und  durch 
ihn  die  übrigen  für  sich  zu  gewinnen,  ernannte 
ihn  Gritti,  von  Zäpolya  als  Shrenboth- 
schafter  an  Soleiman  gesandt,  für  die  Zeit 
seiner  Abwesenheit,  zu  seinem  Stellvertreter; 
aber  gleichen  Abscheu  trug  Nädasdy  ror  der 
Stelle,  wie  ror  dem  Manne;  und  sobald  die^ 
aer  abgereiset  war,  verlangte  er  unter  dem  Yor- 
uninde  aeiner  bevorstehenden  Vermählung  mit 
Ladiälaw  Kanisay's  einziger  Tochter  roti 
Zipolra  Entlassung  und  Entbindung  aller 
Verpflichtungen  gegen  ihn.  Beydes  wurde  ihm 
«ifanglich  verweigert;  doch  da  er  unbeweg- 
fick  darauf  bestand ,  endlich  unter  der  Bedin-* 
ng  bewilliget,  dass  er  im  Frieden  für  sith 
ba,  und  keiner  Partey  wider  die  andere  in 
Waffen  di^ne:  diess  versprach  er  und  hielt 
es  durch  drey  Jahre  piincdich. 

Ungeachtet  des  Visegrader  Waffenstillstan- 
des trienen  Zapolya's  Factionsgenosseü  in 
rerschiedenen  Gegenden  des  Reiches  Unfug  und 
Gewalt;  am  ärgsten  N iklas  Kosztka  im  Zip- 
aerlande.  Darum  sandten  am  Feste  Matthiä  die  2.  März. 
treuen  Städte  ^  K aschau,  Leutschau,  Eperies, 
Bartfeld  und  Zehen  Bolschaft  an  Ferdinand, 
um  entscheidende  Erklärung  bittend,  ob  er 
wirklich  ihr  gnädiger  Herr  und. König  seyn, 
und  sie  thätiger  als  bisher,  beschirmen,  oder 
als  unglückliche  Opfer  seinem  und. ihrem  Feinde 
Preis  geben  wolle.  Redlich  hätten  sie  bis  zur 
Stunde  ihr  Hab  und  Gut  für  ihn  hingegeben, 
nichts  sey  ihnen  übrig  als  ein  elendes  tjehen, 
welches  sie  gleichfalls  in  seinem  Dienste  bloss 


0)  Itthuanf'fy   Lib.  XIL  p.  119.    aber  nnrichtig  sa  dem 
Jahre  s633. 


—    452     — 

«teilen  wollten,    sobald  sie   wiissten,    dass  es 
mcht  vergeblich  geschähe.     Allein   der  König 
der  Ungern  hatte  im  Deutschen  Reiche  mit  den 
sogenannten  ^evangelischen  Fürsten  für  seinen^ 
-einkünfte-  und  freudenleeren  Römischen  Kö- 
nigslitel  zu  streiten  und  zu  kämpfen,  worunter 
die  Sofge  für  treuergebene  Städte  ifnd  furntTn^ 
-garns^  Völker    seinem   Herzen  immer  fremder 
wtiräe.      Mit    allgemeinen    und    un&esummten 
erheissungen  kamen  die  Bothen  von  ihm  zu- 
rikk  f  und  das  Schicksal  der  verlassenen  Städte 
war  nicht  geeignet ,    ihm  der  übrigen   Stände 
-'Zuneigung,  Liebe  und  Vertrauen  zu  erwerben. 
""B^T  gichtbrüchige  Falatin  Bäthory   war  todt, 
*kein  anderer  an  seine  Stelle  erwämet;    der  in 
'•Fardinand's  langer  Abwesenheit  das  Räch 
'Terwaltende  Staatsrath  unvermögend,  kräftig  zu 
wirken,   seines  Oberhauptes  Paulus  Warday 
Treue  wandelbar,    der  Judeic  Curiae  Thurzo 
auf  Anhäufung    ungeheurer   Schätze    bedacht, 
-derOberreichsschatzmeister  Andreas  Bdthory 
'"unthätig,    der  Kanzler  Thomas   Szalahizy 
*  '  utid  des  Königs  Schatzmeister  Nicolaua  Obe- 
ren dy    in   Dürftigkeit;     die   Einkünfte   ihrer 
'Bisthümer  bezogen  gewaltige  Herren  aus  dem 
Laienslande;   nirgends  Geist,  Macht,  Ansehen, 
Eifer,    Anstrengung  für  Gesetz,    Recht,  Ord- 
nung und  allgemeine  Wohlfahrt.      Um  so  be- 
denklicher wurden  die  Massregeln,  welche  ei- 
nige Magnaten  und  Landherren  jetzt  su  i 
Selbsthülfe  ergriffen. 

Auf  Peter  Perenyi's  Einladung  versav- 
6.*  Marx,  melten   sich  Montag  nach  Reminiscere  zu  Ba- 
bolcsa  in  der  Sümegher  Gespanscliaft  die  ^Her- 
ren Georgius   Sulyok   ßischof  von  Fünf- 
kirchen, Valentin  Törük,  Georg  Bäthory, 


{ 


—      ^00      — 

idwig  Pekry,  Joannes  Lengyel  und 
komas  Fetho  von  Gerse.  Ihr  ange)>licher 
irefsk  war,  Berathsclilagung  über  die  wirk* 
malm  Mittel,  des  Glaubens  Reinheit  zu  er- 
Iteiiy  und  das,  durch  Farteyungen  zerrüttete, 
•a  dem  eiaen  König  verlassene,  von  dem  ku- 
m  verrathene,  in  äusserster  Gefahr  schwe* 
nde  Vaterland  zu  retten;  aber  die  An-  und 
»sichten  dieser  Siebenmänner  waren  sehr  ver- 
lieden.  Perenyi,  den  mächtigsten  unter 
len,  stachelte  die  Lust,  selbst  König  zu  wer* 
u;  von  den  übrigen  wollten  die  Kinen  dem 
irdinand,  die  Andern  dem  Zapolya  ab- 
jen;  alle  einigten  sich  endlich  dahin ,  eine 
Sssere  Versammlung  auf  den  Sonntag  Lätare  i^*  ^'^^* 
ch  Belavär  auszuschreiben  *}•  Von  beyden 
neyen  hatten  daselbst  Prälaten,  Magnaten  und 
mren  ^)  sich  zahlreich  eintfestellt.     Sie  er- 


• 

d  toTiobioli  Snpplein.  td  VettigimCoiiitior.  T.  III.  p.  i95« 
Die  Vomehmttexi  waren  in  eigener  Person:  Peter  Per^n  j. 
org  und  Blatius  Sulyok,  Valentin  TörÖk,  Ludwig  und 
klmM  Pekry,  Anton  Banffy  ron  Unter- Limbach,  Stephan 
^cahj  Yon  Ober- Lindau ,  Georg  Bäthory,  Frans  und 
tun  Bttthyanyi,  Propst  Laurentiua  von  Biaztrits, 
laon  Lengyel  von  Tüthy>  Johann  KasteUanffy^  Tho«- 
B  PethÖ,  Stephan  Gyuiai,  Johann  Horvath  von  Sa<|Dlak, 
lann  und  Christoph  Zcmeisey,  Franz  Kapolnay,  Wolf* 
lg  Dombay,  Peter  Bodo,  Peter  Toiref^y  von  Zerdahtl» 
kJea  Herczeg  von  Zekchew,  Johann  Hagymäiy  von  Ba- 
•so,  Peter  Bornemiissza  vonKapqlna,  Dionys  Hashag  j, 
IMIB  Fars,  Johann  Kapolnay,  Meister  Johann  von  Ko- 
thna,  Meister  Thomas  Warday,  Frans  Soöa»  Ladialaw 
^öky  Bcnihard  Sarkiny,  Abt  Matthäus  von  Kapor- 
k  p  und  Stephan  G  y  u  1  a  f  f  y :  durch  hevoUtmHekiigte  Bcihgk  : 
'  Agnuner  Bischof  Simon  Erdody,  der  Knhier  Bischof  An- 
eaa,  Johann  Cariovicsh  Torquati,  kurs  vor  aeinem 
de|  Ladislaw  Mor^  von  Chnia,  Johann  Tihy,  Pater  Br- 
dy  von  Monyoroker^k «  Sophia,  Hecaoginn  von  MaaDwien» 
ittwa  des  Falatins  Stephan  Bathory;  Dorothea  von  Ka« 
ay,  Wittwe  des  PaUtins  Emerich  Perenyi ,  Peter  Keg4e- 
ta  von  Busyn,  Andreas  Choron  von  Dewetier,  und  Frana 
iaeghvary;  ceteriifue  auam  plurimi  Pr9cere§  ei  NMU%  üe- 
I  M  ilae  fnveniu  penonmhUr  exiäiemiee. 


—    454    — 

wogen  des  sonst  so  blühenden ,  hey  allen  VSt» 
kern  geachteten  ^  jetzt  getheilten^  zerrissensni 
Terrathenen,  yerheerten  Reiches  tiefen  YevUI; 
sie  wünschten  die  Ungrische,  in  Factionen  ge- 
trennte y  in  bürgerliche  Kriege  yerwickelte  Na* 
tion  zur  Eintracht  zurückzuführen  ^  und  den 
völligen  Umsturz  des  Vaterlandes  schon  am 
Rande  des  Abgrundes  aufzuhalten  *) ;  doch  hcj 
£er6nyi's  deutlicher  rerrathenen  Anschlagea, 
bey  der  beharrlichen  Treue  der  Einen  gegea 
Ferdinand^  und  der  hartnäckigen  Aimang- 
fichkeit  der  Andern  an  Zdpolya^  erkanntsn 

tUMän^  sie  schon  am  dritten  Tage  ihrer  vorgewende- 
ten,  und  ihrer  aufrichtigen  Wünsche  Vergab« 
lichkeit,  und  thaten,  was  nach  Deutscher  Reichs« 
weise  in  politischen  Verwirrungen  so  oft  go- 
schah)  wenn  man  nicht  wusste^  oder  nicht 
wollte,  was  man  wollen  sollte;  sie  yerschoben 
die  wichtige  Sache  auf  einen  andern  Reichstag 

18.  Jfojr.  und  schrieben  ihn  auf  Christi  Himmelfahrts 
Tag  nach  Weszprim  aus.  Ihre  Einladung  er* 
ging  durch  das  ganze  Reich,  an  die  Freystädt^ 
•  wie  an  die  Gespanschaften.  Ohne  Hass^  Neid, 
Eifersucht,  Parteylichkeit  und  Begierde  nach 
fremdem  Gute,  wollte  man  daselbst  nur  Got^ 
nur  Wiederherstellung  der  Ruhe  und  Wohl- 
fahrt des  Ungrischen  Gemeinwesens  vor  Augen 
haben.  Niemanden  sollte  Zwang  oder  Gewah 
geschehen,  AUes  frey,  und  nichts  AnderS|  ab 
was  des  Vaterlandes  Reftung,  des  Ungrischai 
Volks  Freyheit^  des  reinen  Glaubens  Krhi^l^nng 
fordern  dürfte ,  verhandelt  und  beschlossea 
werden.     Bey  Treue  und  Glauben^    bey  Ehn 


—    455    — 

und  Menschlichkeit. wurde  Allen  völlige  Sicher- 
heil imHin-'  und  Rückzüge,  ungefährdete  Stirn- 
menfireyheit  y  Achtung  ihrer  WiUensmeinung^ 
5iie  mochten  die  durch  Stimmenmehrheit  ge- 
Caüsteii  Beschlüsse  verwerfen  oder  annehmen  ^ 
Terburget;  und  diese  Bürgschaft  wollten  sie 
jedem  Einzelnen  gleich  bey  seiner  Ankunft 
ausfertigen  '). 

Hierdurch  erfuhr  die  Osterreich-Emestisclia 
Regentenlinie  zum  ersten  Mahle  ^  dass  sie  es 
in  Ungarn  mit  einem  beherzten,  kühnen,  un- 
ternehmenden Volke  zu  thun  habe;  hätte  Fer- 
dinand doch  auch  zu  rechter  Zeit  erkannt^ 
dass  es  diesem  Volke  nur  noch  an  einem  gros- 
sen Kopfe  fehlte,  welcher,  die  aufgeregten 
Kräfte  unter  seinen  festen  Willen  vereinigend, 
und  zu  einem  klar  gefassten  Ziele  hinlenkend, 
ihn  und  seine  Erben  mit  unsäglichen  Wider- 
wärtigkeiten bedrängen  dürfte;  dass  er  folglich 
dasselbe  anders,  als  seine  übrigen  angeerbten 
Volker  beherrschen  müsste.  Für  den  Augen- 
blick begriff,  er  sowohl,  als  Zdpolya,  wie 
nachtheilig  der  Weszprimer  Tag  für  sie  wer- 
den könnte;  und  Bey  de  suchten  ihn  zu  hin- 
tertreiben. Schon  die  erste  Zusammenkunft  zu 
Babolcsa,  noch  mehr  die  zweyte  zu  BelaTdr 
erweckte  Zdpolya's  Verdacht.  Nicht  unbe- 
kannt war  ihm  der  unruhige,  hoch  strebende 
Sinn  seines  Kanzlers  und  Aba-UjvÄrer  Erb- 
grafen Ferönyi,  dessen  Betriebsamkeit  bey  de 
Versammlungen  zu  Stande  gebracht  hatte,  und 
dessen  Känke  nunmehr  auch  schon  die  Rich- 
tung der  dritten  zu  seinem  Zwecke  vorberei- 
teten.    Es  war  kein  Geheimniss  mehr,  dass  er 


o)  Liter«  Procerum  ap.  Kovachich  !•  c  f>«  137- 


_    ^6    — 

beträchtliche  Geldsummen  nadh  Constantmopel 
an  Ibrahim  und  andere  Faschen  von  KiwiJMiy 
gesandt  habe,  um  den  Gross -Sultan  für  seine 
Absichten  zu  gewinnen;  und  laut  wurde  ia 
Ungarn  gesagt  und  versichert,  der  Weszprmer 
Tag  werde  allem  Unfuge  und  Unheile  im  Lande 
ein  Ende  machen ;  denn  es  sey  darauf  ab»- 
sehen^  entweder  den  lehenspflichtigen  oder  m 
immer  abwesenden  König  abzudanken ,  oder 
auch  einen  neuen,  durch  allgemeine  Stimmen* 
fireyheit  zu  erwählen ,  wobey  die  meisten  Stim- 
men wohl  für  den  ungemein  reichen  F er £nyi, 
Herrn  vieler  Herrschaften  und  fester  Burgen 
sich  vereinigen  möchten  *).  Also  noch  vor 
Abschluss  des  dreymonathlichen  WaflPensüll- 
Standes  ging  Hieronymus  Laszky  nach 
Frag,  um  auf  Verlängerung  desselben  anzutn* 
gen.  Ferdinand  bezeigte  sich  willig,  et" 
nannte  die  Herren  Wilhelm  von  Rogen- 
dorff,  Leonard  Colonna  von  Felss  und 
Sigmund  von  Herberstein,  —  keinem 
Unger  mochte  er  nach  dem  Belavärer  Conveat 
vertrauen,  —  zu  seinen  BevoUmächtigten,  und 
bestimmte  YLsegräd  zu  den  Unterhandlungen. 
Dahin  kamen  mit  sicherm  Geleite  von  Zdpo« 
lya's  Seite  der  Coloczer  Erzbischof  Fran- 
ciscus  Frangepani,  Hieronymus  LaszLj 
und  Caspar  Iläskay.  Bevor  noch  die  Macht- 
bothen  versammelt  waren  ^  nahm  der  König  die 
Waffenruhe,  besonders  da  auch  Solejman 
die  Abschliessung  derselben  genehmigte,  schoa 
20«  Apnl.  Donnerstag  vor  Misericordia ,  für  entschieden 
27.  Jprü.  an  ^)9  erklärte  acht  Tage  darauf  den  Weszpii« 

a)  Sperfogel  ap.  Wagner  Anaicct.  Scepiu.  P«  ü*  p.  ifo* 
h)  Liter.  Ferdinand.  R.  ad  Caatovien«.  ap«  Kovathich  Soppl» 
ad  Vett.  Gomitior.  T.  l\U  p.  i4i. 


•% 


—    457    — 

mer  Tag  für  zwecklos  und  überflüssige  ver- 
botli  sämmtlichen  Reichssassen  bey  seiner  Un* 
gnade  und  -andern  willkührlicben  Strafen  d^n 
ausgeschi^ebenen  Tag  zu  besuchen  oder  zu  be- 
schicken,  und  trug  jedem  noch  besonders  auf^ 
auch  seine  yemrandten^  Freunde  und  Nachbarn,' 
darott  abzuhalten  *).  Eben  so  rasch  trat  Zä-  30« 
polya  in  das  Mittel,  untersagte  den  Seinigen 
die  Aeise  zu  dem  Weszprimeer,  von  ihm  Win- 
kel-Convent  genannten  Tage,  und  schrieb  auf 
den  Sonntag  Exaudi  eine  allgemeine  Reichs- 
Versammlung  nach  Stuhl weissenburg  aus  ^). 

Sonnabend  vor  Gantate  traten  die  BevoU-  6-  ^<7> 
machtigten  beyder  Parteyen  a|if  Yisegrad  zu- 
sammen und  beschlossen  Verlängerung  der  Waf- 
fenruhe von  dem  nächsten  Tage  Gregorii  bis  9*  May. 
zu  demselben  Tage  des  folgenden  Jahres.*   Die 
Bedingungen  waren  dieselben  des  letzten  Still- 
standschlusses;    ihre  Erfüllung   und  Beobadi- 
timg  verbürgte,  auf  Ersuchen  l>ey der  Parteyen, 
KiOnig   Sigmund   und   Markgraf   Georg   von' 
Sachsen   und  Meissen,    wogegen   den  Bürgen, 
TOn  Ferdinand,  über  die  Graner  und  Yise- 
grider  untere  Burg;   von  Zäpolya  über  Mül- 
lenbach  und   einige  Schlösser  in  Siebenbürgen  ^ 
die  übmacht  als  Pfand  übergeben  wurde  ®). 

Der  Weszprimer  Tag  artete,  nun  wirklich  UJuUu». 
in   einen  Winkel -Convent  aus;    denn  da  die 
meisten  ReicLssassen  dem  Yerbothe  ihrer  Far- 
tayhäupter  gehorchten,    so  versammelten  sich 

die  wenigen,  welche  nach  zügelloser  Un- 


«H 


u)  Edict.  Ferdinind.  IL  ip.  Kovaehich  Vettis*  Covitior. 
p.  648*  h)  Liter.  Jotnn.  Zipolyae  td  Franc.  Dobö.  tp. 
KavaehUh  1.  c  p.  65o«  c)  Herberstcina  Tagebuch  bej 
Kcvaehiek  Samml.  nngedr.  Stückt  S.  aaS*  UEkuaden  bty  Do'' 
gi«l  Codex  diplom«  rolon.  p.  128  aqq. 


—    45«    — 

abliangxgkeit)  TOn  Ferdinand  wie  von  Za- 
polya,  strebten^  unter  iKnen  Peter  Per^nji 
undLadislaw  More  von  Ghula^  die  Häup» 
ter;  letzterer  durch  die  Stuhlweissenburger, 
Siimegher,  Tolner  und  Weszprimer  Gespan- 
schafteü  gewaltiger  Räuber;  diese  besdhlossan 
in  ihrem  Wahnsinne  wider  beyde  Konige  ei- 
sen  Landeshauptmann  aus  ihrem  Mittel  zu  er^ 
wählen^  und  für  Sicherheit  in  ihren  Entwur« 
fen  oder  in  ihrem  Gewerbe  dem  Crrossherrn 
jährlichen  Tribut  anzubiethen  *)•  Schlimm  war, 
dass  Ferdinand,  in  die,  seinem  wahren  Yop- 
theile  fremden  Angelegenheiten  des  Deutschen 
Beiches  verwickelt ,  unter  solchen  Umständen 
sich  zu  wenig  um  Ungarn  bekümmerte;  und 
auf  Zäpolya  der  ewig  unauslöschliche  Flecken 
der  Verbindung  mit  dem  Erbfeinde  der  Chris- 
tenheit haftete.  Dadurch  wurden  auch  die 
Bessergesinnten ,  sich  selbst  überlassen  ^  noth- 
gedrungen,  ja  sogar  berechlijjet,  für  des  Vater- 
landes Sicherheit  und  Wohlfahrt  zu  sorgen. 

Obgleich  demnach  Ferdinand  die  Her- 
ren Leonard  Nogarola  von  Verona  und 
Joseph  Lamberger  mit  reichlichen  Geschen- 
ken nach  Constantinopel  gesandt  hatte,  um  Ver- 
längerung des  Visegräder  WafFenslillstandes  zu 
unterhandeln;  doch,  weil  weder  der  recht- 
mässige König,  noch  ein  wohlgeordneter,  seine 
Stelle  vertretender  Staatsrath  im  Reiche  war, 
und  auch  Zäpolya,  anstatt  den  ausgeschrie- 
benen Stuhlweissenburger  Landtag  zu  halten, 
bis  zu  Ende  des  Jahres  zu  Müllenbach  in  Sie- 
benbürgen verweilte,   schrieben  die  besorgten 


a)  Liter.  Francitc.  Frangepani  ad  Steplu  Broderioi  ap. 
Prof  Hift.  Reg.  P.  III.  p.  3a. 


-    459    - 

Patrioten,  nicht  ohne  Genehmigung,  aber  auch 
nicht  ohne  Verdacht  Ferdinand's  eine  Kelchs^ 
yersammlung  auf  des  neuen  Jahres  ersten  Tag 
nach  Kenese  in  der  Weszprimer  GespaaschaU 
aus.  Am  ersten  Advent  Sonntage  schrieb  der  3.  Dccir« 
König  aus  Lospruck  an  Bartfeld  und  andere 
Freystädte:  ihm  werde  zwar  von  allen  Seiten 
Tersichert,  dass  der  Keneser  Tag,  seine  Rechte 
und  Yortheile  nicht  zu  gefährden  denke;  den- 
noch, weil  auch  sie  dabey  erscheinen  miissten, 
so  möchten  sie  kluge  und  vorsichtige  Macht- 
bothen  aus  ihrem  Mittel  erwählen,  und  diese 
versehen  mit  Anweisungen,  welchen  zu  Folge 
sie  nicht  nur  allen,  ihm  und  dem  Reiche  nach- 
theiligen Beschlüssen  standhaft  widersprechen, 
sondern  auch  einige  wichtigere  Anhänger  der 
Gegenpartey  für  ihn  zu  gewinnen  suchen  soll- 
ten *).  Anders,  und  minder  guten  Willens^ 
wendete  sich  Zäpolya  an  Thomas  Na- 
dasdy,  den  er  noch  immer  für  seinen  Freund  iS^Dtphr. 
luelt,  mit  dem  Befehl.,  Kraft  dessen  er  von 
dem  Keneser  Tage  und  allen  dergleichen  Win- 
kelversammlungen wegbleiben  sollte  ^). 

In  grosser  Anzahl  erschienen  Prälaten ,  J.  c.  I&32 
Magnaten  und  Landherren  aus  den  Gespanschaf-  ^*  ^^nuar 
ten  zwischen  der  Donau  und  der  Drawe  am 
Neuenjahrstage  zu  Kenese  am  Plattensee;  des 
Vaterlandes  Trübsal  schwebte  allen  klar  und 
ei^reifend  vor  Augen ;  ihre  Herzen  waren  von 
liitterer  Wehmuth  überfüllet;  viele  zeräossen 
in  Thränen  bey  Vergleichung  der  gegenwärti- 
gen Auflösung  mit  dem  glänzenden  Zustande 
unter  Matthias;  die  meisten  waren  auch  be- 


a)  Liter*  Ferdinand.  R.  ad  Bartphen«.  tp.  Kovachich  Sup« 
plem.  ad  Vett.  Comit  T.  III.  p,  t46*  h)  Liter.  lotnn.  Z4-» 
poL  ap.  Si^'  !•  c.  p.  t44. 


4(>o     — 


Anstrengung  zu  scheuen ;   nicht 
an  Geist  y  Kraft  und  Redlichkei 


seelt  TOn   gutem  Willen ,    für  Ztnrückfiäuruno 
desselben  jedes  Opfer  zu  bringen ,   und  keine 

nichts  fehlte,  ak^Bin 
eit  der  Gesinnung 
überwiegender  Kopf,  welcher  ihre  Anstrengung 
zu  leiten,  ihre  Opfer  zu  gebrauchen  gewusst 
hätte;  Thomas  Nädasdy,  unstreitig  der 
hellste,  kräftigste  und  redlichste,  trat  aus  sei- 
ner  Zurückgezogenheit  nicht  hervor.  Dieses 
Mangel  fühlend,  gestanden  die  Herren  schon 
3. /onuar.  am  dritten  Tage  ihrer  Zasammenkunft  sich 
selber  und  ihren  abwesenden  Mitständen  jen- 
seits der  Donau  die  Yerg^blichkeit  aller  bishe- 
rigen Versuche,  die  gesammte  Ungrlsche  Na- 
tion in  ihren  Stellvertretefn  und  Beyallmäch- 
iigten  an  Einem  Orte  zur  Rettung  des  Vater- 
landes durch  Beylegung  der  einheimischen^  am 
Throne  gewurzelten  Zwietracht  zu  versammeln. 
Weil  aber  dennoch  zur  Vermeidung  des  nahen 
und  gewissen  Unterganges  ausser  den  Reichs- 
Tersammlungen  kein  anderes  Mittel  erdenklidi 
sey;  weil  sie  verlassen  von  dem  rechtmässigen, 
wie  von  dem  ein^^edrungenen  Könige,  in  äos- 
serster  Noth  und  schrecklichster  Gefahr  sich 
befinden,  so  seyen  sie  einig  geworden,  noch 
den  letzten  Versuch  zu  wagen  und  auf  das 
12.  März,  nächste"  Fest  des  Papstes  Gregorius  sämmt- 
liche  Reichssassen  zu  allgemeinem  Landtage 
nach  Berhida  in  der  Weszprimer  Gespanschaft 
einzuladen  * ).  An  Ferdinand  und  an  Zi- 
polya  sandten  sie  Bothschaft  mit  dringende- 
ster Bitte  um  Sendung  ihrer  Bevollmächtigten, 
'  welche  auf  dem  bestimmten  Tage  die  Art  und 


a)  Liter.  Praelat.  Baron,  ac  Re^nicol.  In  Keneae  ad 
Umyerait.  Nobilium  Poaon.  ap*  Kovaehick  1.  c.  p^  i46. 


—    46i    — 

Weise  y  das  Reich  und  ihre  Frey heiteD  zu  er- 
tialtea^  in  augenblicklichen  und  wirksamen  An- 
stallen,  nicht  mit  leeren  Worten  ^  anzeigen 
soUtoti;  sie  gaben  Beyden  die  nachdrücklichste 
Verncherung  ilires  festen  und  aufrichtigen  Wil- 
lenJi^  nur  demjenigen,  welcher  sie  des  Reiches 
und  ihrer  Freyheiten  ergiebigste  Beschirmung 
eurersiclitlich  erwarten  liess,  unwandelbar  an*- 
zuhangen  und  bis  auf  ihren  letzten  Blutstropfen 
ihm  zu  dienen.  Endlich  sandten  sie  mit  den 
bittersten  Klagen  auch  Einladung  zu  dem  Tage  • -^  •« 
nach  Berhida  an  Fohlens  sämmtliche  Stände^  6.Janumr. 
in  der  Hoffnung,  dass  diese  die  Sorgfalt  für 
ihres  eigenen  Landes  Sicherheit  zur  Sendung 
ihrer  Machtbothen  bestimmen  werde  *). 

Um  diese  Zeit  sass  Ferdinand  mit  sei- 
nem, Bruder  zu  Regensburg  auf  dem  Reichff- 
fai^e,  welcher  am  Jbeste  der  drey  Könige  war 
eröffnet  worden.  Beylegung  der  Kirchenspal- 
tung in  Deutschiandy  Beystand  in  Türkennoth, 
Landfrieden,  Rechtspflege  und  Folizey  im  Reiche 
wnren  die  Gegenstände  der  Berathschlagung; 
If  ogarola's  und  Lambergers  Ankuntt  mit 
des  Grossherrn  zwoydeutiger^  mehr  auf  Krieg, 
als  auf  Frieden  hinweisender  Antwort ,  und 
ihr  Bericht  yon  seinen  drohenden  Zurüstungen 
fcePirog  diess  Mahl  die  Reichsstände,  die  Tür- 
kennoth  zuerst  zu  beherzigen.  Sie  beschlossen, 
unyerzüglich  ein  Reichsheer,  vier  und  zwanzig 
tausend  Mann  stark  aufzustellen,  den  überhe* 
fehl  darüber  erhielt  der  Ffalzgraf  Friedrich. 
In  Böhmen  both  Ferdinand  achttausend,  in 
»einen     übrigen    Erbländern     dreyzehntausend 


a)  Liter.  Praelat.  Baron,  etc.  in  Kenete  adSut.  ^Ord. 
Regn.  PoloD.  ap.  Do^el  Cod.  Ke^.  Pol.  T.  1.  p.  i3i. 


—    462    — 

Mann  auf.  Kaiser  Carl  gab  zwolftausend 
Deutsche  Söldner  und  achttausend  Spanier,  be- 
währte Krieger,  unter  Anführung  der  Feld- 
herren Alfonso  delVasto  und  Antonio 
Leyya,  welchen  noch  eilftausend  Italer  zu- 
zogen :  zum  Glücke  wurde  diess  Mahl  auch 
überall  den  Mahnungen  und  Aufgebothen  ge- 
horcht. Mit  der  tröstenden  Kunae  von  diesen 
Beschlüssen  entliess  der  König  die  Bothen  der 
Keneser  Versammlung,  und  schrieb  auf  das 
26.  Jf8r«.  nächste  Georgi  Fest  nach  Gran  einen  Landtag 
aus,  dessen  Besuch  und  Beschickung  Zdpo* 
lya,  von  Solejman's  Absichten  bereits  un- 
terrichtet, seiner  Faction  bey  Strafe  des  Hock-* 
verrathes  rerboth  *).  Die  besser  Genanten, 
durch  den  Regensburger  Beschlass  und  des 
Königs  ernstliche  Yerthcidigungsanstalten  eini- 

ger   Massen    beruhiget,    hielten    auch   keinea 
ierhider  Tag, 

Solejman's  Vorbothe,  Ludwig  Gritti, 
voll  Anschläge  des  Mordes  und  Verderbens  im 
32.  Ma>2«  tückischen  Herzen,  stand  schon  Frey  tag  vor 
Palmsonntag  mit  Osmanischen  Rotten  in  der 
"Walachey,  um  Walachen  und  Moldauer  unter 
des  Gross  -  Sultans  Fahne  zu  sammeln.  Von 
dort  aus  berief  er  seinen  Feind,  Thomas 
N^dasdy  zu  sich  nach  Tirgo wischte,  unter 
dem  Vorwande,  wichtiger  Eröffnungen  für  Zi- 
polya,  welche  er  weder  schreiben,  noch  ei- 
nem andern ,  als  ihm  anvertrauen  dürfte  ^}. 
Aber  Nadasdy,  ge warnet  von  dem  Trawcr 
Tranquillus  Andronicus,  Gritti's  Gc- 
heimschreiber ,    folgte   dem   Rufe   nicht,    und 

a)  Kovachicli  Vcstig.  Comitior.  p.  65i.  h)  Liter.  Lodo- 
ric.  Gritti  ad  Thom.  de  Nadainl.  ap.  Pray  Epiat.  Piocer. 
P.  ir.  p.  12. 


—    465    — . 

Tranquillus,  durch  Wohlthaten  ilim  yer* 
pflichtet^  entdeckte  ihm  sogleich,  noch  Wich- 
tigeres. Zäpolya  war  von  G r i 1 1 r  angewie- 
sen^  eine  grosse,  ungemein  zahlreiche  Reichs-* 
▼eisammluDg  nach  der  Hauptstadt  auszuschrei- 
ben,  welches  von  dem  leichtgläubigen  Lehen- 
könig auch  wirklich  geschehen  war.  Während 
derselben  wollte  Gritti  sich  Siebenbürgens  be- 
mächtigen y  Solejman  plötzlich  Ofen  über- 
fallen, die  versammelten  Stände  mit  ihrem 
Oberhaupte  gefangen  nehmen,  Ungarn  für  eine 
Provinz  des  Üsmanischen  Reiches  erklären ,  und 
ibre  Verwaltung  unter  der  Statthalterschaft  sei- 
nes Freundes  Gritti  den  Yenetern  gegen  jähr- 
lichen Zins  überlassen^  Diess  sey  der  geheimo 
Zweck  des  Grossherrn  bey  dem  gegenwärtigen 
Feldzuge  nach  Ungarn,  wodiurch  er  beträwt- 
liehen  Zuwachs  an  Macht  zu  erlangen ,  und 
den  Weg  nach  Italien  und  Deutsckland  sich 
zu  bahnen  hoffte.  Nidasdy  offenbarte  dem 
verblendeten  Zapolya  Gritti's  Ränke  und 
des  Gross- Sultans  Absichten;  der  grosse  Ofe-^ 
ner  Landtag  wurde  ohne  Verzug  abbestellt; 
aber  Solejman  war  mit  drey mahl  hundert- 
tausend Mann  bereits  aus  Gonstantinopel  aus- 
jgasogen,  die  Flotte  mit  ungeheuerm  Kriegs- 
YOrrathe  in  die  Donau  eingelaufen,  die  Heer*- 
üahrt  musste  fortgesetzt  werden  *)• 

Unterdessen   geschah    von   Ferdinand 
alles  Mögliche,    um  dem  Feinde  nachdrückli- 
chen "Widerstand    entgegen   zu   setzen.      Seine 
Verfügungen  vom  Vorabende  Barnabä  forder-  ^0.  Junita 
ten  das  Landvolk  auf,  I^nonenschüsse,  Gloc- 


a)  Anton.  Verantius  de  Rcb.  gestlf  Joann.  Heg.  ap.  Ko^ 
tfaekich.  Script.  Min.  T.  I.  p.  42.  etc.  Gabriel  Zentgiargy 
Tita  Thomae  de  l^iädAad  «p.  EuntL  T.  II.  p.  i33. 


—    464    — 

ken- Geläut)  angezündete  Feuer  auf  Thurmen, 
und  Rauch  auf  ßergspltzen ,  als  Zeichen  feind- 
licher Einfälle  zu  beachten,  und  sogleich  mit 
M'^eibern,  Kindern,  Vieh  und  Lebensmiueln 
in  die  Städte,  auf  Burgen,  und  in  befisstigle 
Marktflecken  sich  zu  flüchten.  Die  Bürger  ia 
Städten  sollten  sich  mit  Ueberfluss  an  Lebens- 
mitteln yersorgen,  und  in  ihren  Landhäusern 
nichts,  was  dem  Feinde  zum  Tortheil  oder  zur 
^  Beute  dienen  könnte,  zurücklassen.  Dem  Ober* 
landeshauptmann  Johann  Katzianer  war 
aufgetragen,  alles,  was  er  auf  dem  Lande  nack 
Flüchtung  der  Bewohner  noch  yorfande,  sei- 
nem KriegsTolke  Preis  zu  geben,  oder  t«^ 
iiichten  zu  lassen  ').  Um  der  Flotte  auf  der 
Donau  die  Fuhrt  zu  hemmen ,  besetzte  dar 
wackere  Spanier  Petrus  Zapata  die  Insel 
Schutt  mit  einigen  Scharen  Deutscher  Fuss- 
knechte,  Italer  und  Spanier,  rerschanzte  sich 
daselbst  und  traf  künstliche  Anstalten  zu  un- 
vermeidlicher und  unauslöschlicher  Anzündung 
der  herannahenden  feindlichen  Schifte.  Cle- 
\B,juniu9.  mens  der  Yll.  sandte  den  Cardinal  Hippo- 
lytus  de  Medici  als  Legaten  mit  beträcht- 
lichen Geldsummen,  wovon  derselbe  zehntae- 
send  Ungrischen  Kriegern  monathlich  den  Sdd 
bezahlen  sollte  ^). 

In  Ungarn  wurde  von  Seiten  der  Faclion 
des  bestehenden  WaiBPenstillstandes  schon  lange 
nicht  mehr  geachtet.  Die  Herren  Em  er  ich 
und  Franz  Bebek  waren  von  dem  Könige 
abgefallen  und  zu  Zapolya  übergegangen. 
Kesmärk  war  dem  Laszky   unterthänig,  be- 


a)  Link  Annal.   Clararall.   T.  II.         h)  tjs^r,    Clementis 
P.  VII. Qcl  C«Mar.  et  lieg.  ap.  iV/ir  AnnaK  P.  v.  p.  a^ij« 


—     405     — 

shdete  unter  meiner  Anführung  Leutschau, 
.periesy  Bartfeld>  Zeben,  Kaschau^  und  fand 
berall  muthigsten  Widerstand.  L  ^  s  z  k y  wollte 
Le  mit  Unwahrheiten  berücken,  Torgebendj 
Ferdinand  sey  vom  Deutschen  Reiche  verb- 
issen,  leide  drückenden  Mangel  an  Geld  und 
n  Kriegsvolk  I  sey  von  Ungern ,  Walachen, 
iebenbürgern I  Slawen  verabscheuet;  für  den 
'ally  dass  Zäpolya  umkäme^  sey  das  Brfug- 
iss,  den  künftigen  König  zu  erwählen ,  acht 
fagnaten  übertragen,  und  diese  würden  detl 
7hron  mit  einem  weit  mächtigem  Mann  da 
fdpolya  (wahrscheinlich  mit  Ludwig  Gritti) 
esetzen*  Die  Städte  möchten  sich  also  lieber 
ey- Zeiten  an  Zäpolya  ergeben  ^\  Sie  aber 
ersagten  ihm  Glauben  und  verabscheueten  den 
binn  ohne  Redlichkeit ,  Gewissen  und  Gottes* 
ircht,  voU  Geist  und  Kraft  zu  Verbrechen. 

Nach  Siebenbürgen  war  Gritti  mit  eLcht- Ende  Mi 
luaend  Mann  Walachen,  Moldauern ,  Türken 
LDgezogen«  Hermannstadt  bestürmte  er  ver- 
emich;  zu  langwieriger  Belagerung  war  er 
Lcht  gerüstet,  er  gewährte  ihr  sechsmonath- 
che  Wa£Fenruhe;  lieferte  in  dieser  Zeit  Fer- 
i  n  a  n  d  dem  Grossherm  keine  siegreiche 
chlä<:ht'y  so  sollte  sie  sich  dem  Gegenkönige 
Dtenrerfen :  dafür  nahm  er  einige  angesehene  • 
ürgto  zu  Geissein  mit  sich.  Zu  Vizakna 
Salzfjurg)  eine  Meile  von  Hermannstadt  hielf 
r  Iiandtag  mit  Siebenbürgens  Ständen ,  häu^ 
lielte  vielen  Eifer  für  Zdpolya's  Befesti- 
ung  in  der  Herrschaft  ^),  übte  Aache  an  Si-* 


a)    Sperfogel   ap.    Jfagner   Annal.   SceptM-    P.  II.   p.    |68. 

l^itcr.   Franc.   Fraiijtepaiii    et   8tepb.    Broderica    ad 
hom.  N^aad.  de  a4,  Juuii  i532.  ap.  iVay  Epiat.  l'roeer.  F.  II* 

i5. 
VI.  T1i«fl.  3o 


V 


466 


mon  Atthinay  seinem  Feinde,  welcher  am 
dem  Diplom  über  seine  Statthalterschaft  die 
Unterschrift  verweigert  hatte.  Unter  Anschul- 
digung einer  Staatsbestehlung  in  Verwaltung  der 
konighchen  Salzgefälle,  liess  er  ihn,  ohne  Zi« 
polya's  Wissen  an  hohem  Galgen  sterben*), 
und.  eilte  nadbi  Ungarn,  um  bey  dem  Einzüge 
Solejman's  sich  einzufinden.  Zu  dem  Em- 
SO.  May.  pfange  desselben  beschied  der  eingedrungene 
König  bey  Strafe  des  Hochyerrathes  die  rri- 
laten,  Magnaten  und  Landherren  seines  An- 
hanges auf  Joannufest  nach  Festh;  aber  meh- 
rere thaten  wie  der  Agramer  Simon  Erd^dy; 

II. /uZm.  „sey  versichert , ^^  schrieb  er  an  Nddasdj, 
5,dass  ich  yor  dem  Gross -Sultan  nicht  ersdiBi- 
„nen  werde,  es  sey  denn ,  dass  man  nMh, 
„was  Gott  verhüten  wolle,  in  Ketten  Üb- 
„schleppte^^  ^).  Die  allgemeine  Verzeihung,  tob 
dem  Erlauer  Thomas  Szalahazy  aus  dem 

14.  Jmhiu«.  Fresburger  Convent  in  Ferdinand's  Nah-  . 
men  durch  das  Land  rerkiindiget ,  hatte  die 
Wirkung,  dass  einige  Herren  dem  Eingednis- 
genen  absagten;  mehrere,  an  keiner  Fartey 
mehr  theilnehmend,  auf  ihren  Gütern  ia  Ruhe 
des  Kampfes  Ausgang  erwarteten. 

Unbesonnener  stürzte  sich  Feter  P^r^nyii 
von  Ehrsucht  getrieben,  in  Gefahr:  nadidem 
seine  Absicht  durch  keinen,  der  von  ihm 
veranlassten  Tage  zu  Babolcsa,  Belavir  und 
Kenese  war  begünstiget  worden,  hatte  er  im« 
•  geheure  Summen  nach  Gonstantinopel  gesandt| 
um  sich  Erhebung  zum  unabhängigen  Fürsten 
unter  des  Grossherm  Schutz  zu  eäaufen.  Jeixt 


#)  UthuinUy  Lib.  Xu.  p.  lao.       l)  Pny  EpitL  Piocer. 
F«  il«  p«  i5. 


_    467    — 

tauschte  er  sich  mit  der  Hoffnung^  zu  seinem 
Ziele  zu  gelangen«  Von  seiner  Burg  Walpo 
aus  zog  er  mit  sechshundert  prachtToU  geriis^ 
teten  Reitern  und  seinen  Haupleuteu  Miklas 
Pekry^Faul  Isthudnffy  und  StephanD^ljT 
nach  JBszek  dem  Gross* Sultan  entg^en^  und 
erbothsich  ihm  zu  unmittelbarer  ^  keinem  der 
beyden  Könige  untergeordneter  Lehenspflicht» 
Solejman  empfing  ihn  mit  Terstellter  Huld^ 
und  hiess  ihn  dem  Heere  über  die  Drawe  au€ 
das  Mohacser  Feld  folgen.  Dort  wurde  ihnk 
und. seinem  Gefolge  ein  ehrenroller  Fiats  im: 
Ijsger  angewiesen  9  und  schon  am  Tage  nach 
dar  Ankunft  in  das^Zelt  des  Ibrahim-^Fa«- 
scJka  berufen,  um  des  Gebiethers  Entscheid- 
3«Bg  SU  remehmen.  Diese  war  von  Ludwig 
Grritti  euDgegeben.  In  voller  Fracht  mit  sei?* 
nem-  Gefolge  durch  die  Reihen  der  aui^estelh« 
ton  Janitscharen  dahin  reitend ,  wurde  er  rem 
Pferde  henrntergerissen,  gefsngen  genommen  9. 
in.  sichere  Verwahrung  gebracht,  sein  Gefolge 
des  Schmuckes  der  Wa£Pen  und  Kleider  be*- 
Baubt,  wer  sich  widersetzte,  niedergehauen, 
oder  ndt  Stricken  gebunden  weggeführt.  Faul 
Isthuinffy  kaufte  sich,  los;  aber  Niklas 
Pekry  und  Stephan  D61y  zogen  den  Sa« 
bei,  .hieben  in  die  Janitscharen  ein,  und  todte-- 
ten  eine  Anzahl,  bis  sie  selbst  der  Übermacht 
unterliegend ,  des  ritterlichen  Todes  starben« 
Nach,  einigen  Tagen  erhielt  Ferönyi  von  So- 
le jnmn  die  Gnade  des  Lebens  gegen  Übergabe 
seines  altem  siebenjährigen  Sohnes  Franz  zum. 
Leibbürgen  für  des  Vaters  künftige  Treue.  Der- 
unglückliche  Knabe  wurde  beschnitten,  nach 
Cpnstantinopel  abgeführt  ui}d  sah  seinen  Ya- 
ler    und   sein   Vaterland   nimmermehr  wieder« 

3o* 


—    468    — 

Per^nyi  massta  «ich  Ton  Ludwig  Gritti 
dem  Lehenkunig  überliefern  lassen ,  und  die- 
mtn  war  freygestellt,  mit  ihm  nach  Willkur  zu 
Terfahren«  Zipolya  verzieh  dem  reichen 
Manne,  dessen  Gelder  er  bedurfte.  Ferenyi 
schwor  ihm  zum  dritten  Mahle  Treue,  und 
hielt  sie  so  lange,  bis  ihm  von  Ferdinand 
mehr  gebothen  wurde  *)• 

IMut  ihm  brachte  Gritti  zugleich  Solej- 
man's  Befehl  an  Zipolya,  die  Donau-Fe- 
stungen Visegr^d,  Gran,  Komom  wegnehmea 
zu  lassen,  um  der  Flotte  des  Grosshsrrn  fireyen 
Lauf  nach  Wien  zu  sichern  und  die  abbestellte 
Reichsversammlung  eiligst  wieder  auszuschrei- 
ben, weil  sich  erwarten  liess,  dass  hey  So-^ 
lejman's  bewaffneter  Anwesenheit  im  Ijand^ 
sämmtliche  Farteygänger  Ferdinand'a  die- 
sen verlassen,  und  auf  dem  Tage  sich  einstel- 
len würden«  Zäpolya  wusste  schon,  wo  di&ts 
Alles  hinzielte,  und  betrog  seine  treulosen  Be- 
schützer durch  gehäuchelte  Folgsamkeit.  Gern 
liess  er  geschähen,  dass  der  von  ihm  abgefal- 
lene Graner  Erzbischof  gezüchtiget  wurde,  dazu 
ernannte  er  den  Statthalter  Gritti  auch  zum 
Obersten  Feldhauptmann,  und  verstärkte  dessen 
Kriegsvolk  mit  den  drey tausend  Türken,  welche 
Solejman  nach  letzter  Heerfahrt  in  Ofen 
zurückgelassen  hatte;  damit  sollte  er  die  Do- 
naufestungen bezwingen.  Den  Landtag  schrieb 
er  aus,  mit  Gewissheit  erwartend,  dass  Nie- 
mand dabey  erscheinen,  mitbin  Solejman's 
und  Gritti's  geheimer  Plan  scheitern  werde. 
17.  Juliui.  Mittwoche  nach  Margaretha  verliess  er  die 
Hauptstadt  mit  nicht  sehr  zahlreichem  Gefolge, 


a)  lathuanffy  Lib.  XI.  p.  iii. 


—    4(k)     — 

im  seinen  Oberherm  hey  Moliic9  zu  begrüs- 
»en  •). 

Inzwiscben  scilmte  sich  Joannes  Sta- 
iileo   mit  dem  Statthalter  aus,    er  hatte  an 
diesem  gleiches  Verbrechen,   wie  Simon  At- 
hinay,  begangen.     Die  mitschuldigen  Brüder 
)lasius  und  Faul  Arthändy  sassen  zu  Ofen 
m  Gefangniss  als  rerdächtig  der  Absicht,    zu 
lern  rechtmässigen  Kooig  überzutreten;    diess 
;ab  dem  Statthalter  schicklichen  Yorwand,  auch 
n  diesen  Widersachern  sich  zu  rächen.     Ohne 
Verhör  und  Yertheidigung  Hess  er  sie  ausfüh* 
en  und  als  Hochverräther  enthaupten.     Nach 
ollbradiiter  Gewaltthat  führte  er  sein  Kriegs- 
olk  Yor  Visegräd,   fand  Stadt  und  Burg,  yon 
er  Besatzung   yerlassen,   legte   einige   Mann-« 
chaft  hinein   und   rückte    weiter    hinauf  vor 
rran;    dort  war  der  Spanier  Thomas  Lis- 
ani  Befehlshaber;  zu  des  Platzes  Yertheidi- 
ung  hatte  er  tausend  Spanier  und  des  Erzbi-^ 
i^liofs  Dienstmannen  von  den  Vajker  und  Ve- 
^b^Iyer  Stühlen  unter  des  Bartholomäus 
[orväth   Befehl.     Paulus    Warday   war 
lit  einem  Theile  seines  Watfenvolkes  dem  Sie- 
?nbürger  Königsrichter  Markus  Pemflinger 
1    Presbiu'gs    Yertheidigung    zugezogen.      An 
rans  Wegnahme   durch  Verrath   oder   unge- 
irungeiie  Übergabe   war  diess  Mahl   nicht  zu 
»nken.    Ungern  und  Spanier  verband  Eintracht, 
ie  in  feyerliclier  Gemüthlichkeit  und  ernstem 
jme,  so  im  Dienste:  der  Gewalt  des  Belage- 
rs  trotzte  des  Platzes  natürliche  Lage,  schwer 
I  bezwingende  Festigkeit,  und  seiner  Yerlhei- 


i)  Liter.   Step  Tl.    Broderica.   ad  Thom.  Nadtad.    de  i8* 
it  i533.  ap.  Prny  Epist.  Procer.  P.  II.  p.  18. 


—    47o    — 

diger  ausdauemda  Anstrengung.  Die  Felsenbaig 
hart  an  der  Donau  beschirmte  die   Stadt  imd 

«den  sogenannten  Wassei^lkurm  am  Fasse  des 
Schlossberges ;    der   gegenüber  liegende  Tlio- 

"  masberg  beschützte  die  Burg.  Berennung  und 
Stürme  wurden  zurückgeschlagen ,  Beschies* 
sung  blieb  unschädlich,  das  Unterminicnren  er- 
schwerte die  Härte  des  -Gesteins ,  störten  häu- 
fige, immer  glückliche  Ausfälle  der  Besatzung^ 
Tereitelte  der  Spanier  rastlose  Gegenwehr,  wozu 
noch  das  Unglück  kam ,  dass  Ueberladung  die 
sswey  grossten  Kanonen  des  Statthalters  zer- 
sprengte. Nun  hob  er  die  Belagentng  auf, 
hoffend,  er  werde  den  Platz  in  langwieriger 
Einschliessung  durch  Hunger  bezwingen^  nach' 
dem  Ton  sechzig  Schiffen,  welche  mit  Mann- 
Schaft  und  Mundvorrath  beladen,  die  Donau 
herab  fuhren,  die  meisten  seiner  Flotte  zum 
Haube  eingelaufen,  oder  yon  ihr  waren  ver- 
senkt worden  *)• 

Mit  Zdpolya  zugleich  hatten  sich  noch 
ein  Mahl  Nogarola  und  Lamberger  in  So- 
le jman's  Lager  bey  Mohdcs  eingestellt,  mel- 
dend, ihr  Gebiether  sey  zum  Frieden  bereit,  aba 
auch  zum  Kriege  gerüstet;  die  Wahl  dem  Gross- 
herrn überlassen.  Übermüthig  geboth  ihnea 
dieser  in  seinem  Gefolge  ^u  yerbleiben,  damit 
sie  als  Augenzeugen  seiner  Entscheidung^  ih- 
rem Sender  sie  glaubwürdig  überbringen  iLOnn- 
2.^.  JuUu$.  ten.  Dinstag  nach  Magdalena  brach  er  voa 
Mohnes  auf;  mit  dem  fünften  Marsche  stand 
er  Tor  Stuhlweissenbur 


er  würde  nun  gegen 


urg.     Jedermann   glaubte^ 
O^n  fortrücken,  in  wei- 


«)  lathoaaffy  LiB.  XL  p.  iio. 


—    47i    — 

term  Zuge  Gran,  Komom,  Raab  wegnehmeii, 
dann  in  Verbindung  mit  der  Flotte  gegen  Wien 
sich  fortbewegen;  doch  sey  es,  dass  er  noch 
immer  den  yorgefassten  Staatsstreich  auf  Z  ä- 
polya  und  auf  den  versammelten  Landtag  aus* 
zufuhren  dachte^  oder  dass  Ibrahim •?«- 
sehm  seinen  Herrn  geflissentlich  auf  Abwege  - 
leitete y  Solejman  entliess  seinen  Lehenmann 
in  Gnaden  zur  Eröffnung  des  ausgeschriebenen 
Landtages;  er  aber  wendete  sich  gegen  Aller 
Erwartung  links,  sandte  Ibrahim  mit  der  Vor*  28.  JuUui 
liut  über  Fapa  und  Siryar  yoraus  nach  GünSy 
und  folgte  drey  Märsche  hinter  ihm  mit  der 
Hauptmacht  nach.  Sobald  die  Kunde  von  die^ 
sem  Marsche  zu  Griiti  gelanget  war,'  er  auch 
an  Grans  Bezwingung  bereits  verzweifelte,  hob 
er  die  £inschliessung  auf  und  ging  nach  Ofen 
zurück.  Zum  Landtage  hatte  Niemand  sich 
eingefunden^  da  Zäpolya  aber  auch  dem 
Statthalter  nicht  mehr  trauete,  Hess  er  ihn  in 
der  Hauptstadt  nach  Belieben  walten,  und  be- 
zog die  Visegrdder  Burg  ■). 

Mittwoch  nach  Martha  lagerte  sich  Ibra- 31. /m/«im 
him-^ Pascha  vor  Güns  und  da  seine  Auffor« 
derung  zur  Übergabe  beherzt  zurückgewiesen 
wurde,  schloss  er  den  Flatz  ein.  Am  dritten  U  Auguif 
Tage,  nach  drey  Mahl  schon  yergeblich  ge- 
wagtem Sturme,  kam  auch  Solejman  an. 
Von  hier  aus  entliess  er  Ferdinand's  Both- 
schafter,  mit  seidenen  Gewändern  und  silber- 
nen Trinkschalen  beschenkt,  und  yersehen  mit 
Sendschreiben  an  ihren  König,  und  an  den 
Kaiser,    worin  der  Grossherr  ihnen  meldete. 


a)  Ifthuinffjf  1.  c.  p.  111. 


•—    47a    — 

er  sey  zur  Rache  des  *an  .seinem  Schuta^enos- 
ften  und  Freunde  rerübten  Unrechts  gekommeD, 
werde  in  das  Herz  ihrer  Länder  feindlich  ein- 
dringen, mit  Gottes  und  des  Propheten.  Hülfa 
jeden  Widerstand  überwältigen;  wären  sie  also 
von  königlichem  Ehrgefühl  beseelt,  so  solltoi 
sie  im  offenen  Felde  sich  ihm  entgegenstelleii. 
In  einer  einzigen  Schlacht  Hesse  sich  entschei- 
den ^  ob  die  Herrschaft  der  Welt  ihnen  oder 
ihm  gebühre.  Die  Briefe  waren  in  Arabischef 
Sprache  mit  goldenen  und  blauen  Buchstaboi 
geschrieben  ^  in  Gold  gesiegelt  und  in  purpurne 
Beutel-  eingeschlossen.  Nach  dem  Berichte 
der  Gesandten  hatte  er  gegen  drejmahl'  hun- 
derttausend Menschen,  Waifenvolk  und  Trass, 
doch  nur  dreyhundert  kleine  Feldstücke  mit 
sich,  das  gröbere  Geschütz  beladete  die  Flotte; 
und  nacli  ihrem  Geständniss,  fühlten  sie  sich  un- 
gemein behaglich  in  seinem  Lager.  Da  herrsche 
ÜberBuss,  Sicherheit,  Eingezogenheit,  Zucht 
und  Ordnung.  Er  selbst  billig,  enthaltsami 
edelsinnig,  gro.ssmüthig  scheine  seines  Ranges 
und  Glückes  ihnen  würdig;  sein  Äusseres  sey 
Ehrfurcht  erweckend,  mehr  anziehend  als  ab- 
schreckend ;  Zutritt  zu  ihm  werde  nicht  leicht 
gestattet.  Ibrahim-  Pascha  hochherzig, 
staatsklug,  gewandt,  besonnen,  leutselig  und 
des  Verdienstes  Kenner,  besitze  seines  Hern 
unbegränztes  Vertrauen ;  er  sey  aller  seiner 
Gnaden  Ausspender  und  seiner  Befehle  Ver- 
kündiger; ohne  seine  Unterstützung  oder  Mit- 
wirkung geschehe  nichts.  Ihre  Aufnahme  und 
Behandlung  habe  sich  durch  edelste  Gastfreimd- 
Schaft  ausgezeichnet;  ausser  dem  nie  erfüUtea 
Verlangen  nach  Wein,  sey  jedem  ihrer  Wün- 
sche  zum    Genüsse    oder    zur   Bequemlichkeit 


—    475    — 

▼orgekommen    worden  *).     Weder  lie  noxAk 
re  Sender  hätten  für  möglich  gekalten,  das8 

ungeheure  Heermacht  unter  solchen  Anfüh- 
m  mit  dem  siegberühmten  Beherrscher  des 
rients  yor  dem  Städtchen  Güns  würde  zu 
Kunden  werden. 

Dort  liegt  es  in  der  Eisenburger  Gespan- 
haft  am  Günser  Bache,  klein  und  beschei- 
;q,  zwischen  zwey  anmuthigen  Hügeln  in 
böner  fjruchtreicher  Umgebung,  mit  eiper 
urg  im  nördlichen  Winkel,  damahls  des  edeln 
^nghers  Niklas  Jurissicsh  gefahrroller 
ampfplatz   für  unsterblichenr  Ruhnu     Sobald 

Nacnricht  von  dem  Anzüge  des  Feindes  -er- 
ilten  hatte ,  sandte  er  hinter  «inander  Eilbo- 
en  nach  Wien  an  den,  im  unweisen.  Yer- 
iuen  bestellten  obersten  Feldhauptmann  Kat- 
an  er;  um  Mannschaft  und  Kriegsvorrath 
ttend;  aber  völlig  hülflos  Hess  ihn  der  Crai- 
xr  Landherr  von  Katzenstein,  und  würdigte 
sn  wackern  Sohn  des  Vaterlandes  kaum  einer, 
ntwort.  Da  nahm  Jurissicsh  auf  eigene 
Osten  zehn  Ungrische  Reiter  schwer  bewaif- 
tt  und  ichtundzwanzig  Huszaren  in  Sold; 
imit  wollte  er  als  treuer  Reichssass  seinem 
önige  zuziehen,  wenn  der  Feind  ohne  An- 
chtung  der  Stadt  vorbeygezogen  wäre*  Sonn- 
g  vor  Martha  kündigte  ihm  allgemeines  Fluch- 
n  des  Landvolkes  die  Nähe  des  Feindes  an. 
inige  tausend  Menschen,  darunter  nur  sieben- 
undert  waffenfähige  Männer;  das  übrige 
reise,  Jünglinge,  Knaben,  \y eiber  und  Mad- 
ien^ suchten  Zuflucht  bey  ihm  in  der  Stadt; 


•% 


tt)  Paulus   Joriut    Hlstoriar.  sui  Teiup.   Lib.  XXX.  pt 
C  «14. 


'  ^ 


—    474    — 

und  nim  bescUoss  er  f^einen  Platz  bis  zum 
Tode  zu  vertheidigen.  Sein  ganzer  Pulveryor- 
rath  in  der  Burg  war  ein  Centner  ^  eiligst  kaufte 
er  dessen  noch  für  dreyhundert  GoldgiddeA 
an,  und  vertheilte  es  in  der  Stadt.  Alslbra- 
him-Fasclia  drey  Meilen  davor  sein  letztes 
Nachtlager  hielt,  liess  er  die  Thore  schliesien 
und  verrammen,  bewaffnete  die  Einwohner  und 
die '  Flüchtlinge  mit  allerley  rorräthigem  Ge* 
wehr,  yertheilte  sie  auf  die  Mauern  und  Thürme^ 
gab  ihnen  einige  von  seinen  streitgeübten  Rei- 
tern und  Huszaren  zu  Führern,  und  was  kräf- 
tiger noch,  als  diese  Anstalten  wirkte ,  begeis- 
terte sie  Alle  mit  seinem  Muthe  und  mit  sei- 
nem Vertrauen  auf  Gott. 

Nach  Solejman's  Ankunft  liess  Ibra- 
him an  vier  Stilen  um  die  Stadt  herum  eine 
Anzahl  Kanonen  aufführen;  die  acht  grössten 
auf  die  Hügel,  welche  Stadt  und  Burg  be- 
herrschten. Nach  drey  Tagen  waren  sammt- 
liche,  zum  Schutz  der  Stadtmauern  aufgeführte 
"Werke  in  Grund  geschossen.  Hierauf  wurden 
die  Leitern  angelegt  und  Sturm  gelaufen;  aber 
sowohl  dieser,  als  dreyzehn  andere,  in  fol- 
genden Tagen  gewagte,  wurden  mit  beträcht- 
lichem Verluste  für  den  Feind  zurückgeschla- 
gen. Keinen  bessern  Erfolg  hatte  das  UnteiP' 
graben  und  Sprengen  der  Mauern;  die  beschä- 
digten wurden  durch  rastlose  Anstrengung  der 
Belagerten  sogleich  wieder  hergestellt.  Vier 
grosse  Öffnungen ,  eine  derselben  sechzehn  El- 
len breit,  gestatteten  dem  Feinde  Einbruch  in 
die  Stadt,  haufenweise  drangen  die  Janitscharen 
ein,  und  in  mörderischem  Gemetzel  wurden 
sie  haufenweise  niedergemacht  oder  hinausge- 
drängt.    Waren  Stürme   misslungen,    hatte  das 


_    475    — 

isfiillen  der  Graben  mit  ^  Holz  und  Reisbun- 
1  nichts  geholfen,  Einbrüche  hur  Verlust 
l>nchty  so  würde  Stadt  und  Burg  unablässig 
schössen,  und  obgleich  sämmtliche  Gebäude 
r  mit  Schindeln  gedeckt  waren,  dennoch 
ine  FeuersbruDst  entzündet.  Doch  verlor 
rissicsh  in  einem  Gefechte  seine  besten 
reitgenossen;  und  am  zwey  und  zwanzigsten22.  >f uirus/. 
Ige  der  Belagerung,  an  dem  er  yon.  seiner 
ge  Bericht  an  den  König  sandte  *),  lag 
lon  die  Hälfte  seiner  siebenhundert  Mit- 
mpfer  unter  den  Todten. 

Solejman  ward  ungeduldig  und  die  Lage 
s  Heeres  bedenklich,  nachdem  Ludwig 
ikry  mit  einigen  Haufen  Ungern  und  Croa- 
1,  anfänglich  bey  Stein  am  Anger,  nur  eine 
sUe  von  dem  feindlichen  Nachtrab,  dann  bey 
irmend  gelagert ,  dem  Feinde  die  Zufuhr 
ihrmahls  weggenommen  hatte  ^).  Es  musstei4.^M>^fM«. 
r  Befriedigung  des  Grossherm  irgend  Etwas 
schehen,  was  die  yor  Güns  erlittene  Yer- 
tzung  seines  \yaiFenruhmes  einiger  Massen 
ckte.  Vier  Ungrische  Meilen  yon  dort  liegt 
rrir  am  linken  Ufer  der  Gyöngyös  mit  ei- 
m  festen  Schlosse,  welches  Ursula  Kanisay 
rem  yerlobten  Thomas  Nidasdy  zu^e« 
acht  hatte.  Dahin  zogen  einige  tausend. Ja- 
tscharen,  um  es  einzunehmen«  Nach  wieder* 
^hlter  und  immer  yergeblicher  Berennung  des 
atzes,  welchen  der  Eisenburger  Obergespan 
ranz  Batthyanyi  mit  Nädasdy's  Haupt* 
Uten,  Benedict  Sybrik  und  Stephan 


i)^  Er  tteht  bey  Pray  Epiat.  Procer.  P.  IT.  p*  as.  lud  bei^di- 
t  ihn  durchaus  alt  hUuu  von  unerschütterlicher  StancUiafti|keit 
d  alt  Helden  ron  lebeudi^er  Qottaeligkeit«  b)  LSter,  LiidoT. 
ikry  ad  Thoai.  liidafd.  ap.  Pray  Epstt.  Proctr.  P«  IL  p*  ig* 


—  476  — 

iS*  jiuffutt!KeT4s  tapfer  vertheidigte ,  ktm  e8  am  Fest- 
tage M&riä  HimmelCaihrt ,  zu  entacheidendem 
Gefechte I  in  dem  <lie  Ungern  ihr  Yorziiglichstes 
Marienfest  von  finih  Morgen  bb  Abend  blutig 
fejerten.  Sybrik  wurde  verwundet,  Keriis 
getodtet;  aber  auch  mehrere  feindliche  Aa- 
fuhrer  fielen,  mit  ihnen  einige  hundert  ihres 
Volkes,  die  übrigen  zogen  ab,  der  Flalx  und 
des  Tages  Ruhm  nlieb  den  Ungern  *)• 

Da  nun  diess  Mahl  zwischen  der  Raab  und 
der  Leitha  keine  Siegeslorbem  fiir  Sole j man  , 
grünten,    Eilbothen   auch   die   Nachricht   ihm 
erachten,  des  Kaisers  Admiral  Andreas  Do- 
ria  sey  mit  stark  bemannter  Flotte  an  Morea's 
Küste  angelanget  und  die  wichtige  Stadt  G)- 
rone  werde  von   ihm  bedrohet,   fasste  er  den 
Entschluss  mit  Sicherheit  und  einigem  Scheine 
Ton  Ehre  sich  zurückzuziehen.     Um  sein  de- 
müthigendes  Vorhaben  zu  verhehlen ,  sandte  fr 
den  Beglerbeg  Kazum-Pascha  mit  Reiterey 
und  den  O.sman-Aga  mit  Janitscharen,    ins- 
gesammt  funfzehntausehd  Mann  nach  Osterreich 
auf   einen  Streifzug   aus;     und    um    von   Güns 
ohne  oiFenbare  Schande  vor  seinem  Volke  weg- 
2e.wftf^«f.zukommen,    lud  Ibrahim    Montag  nach  Bar- 
tholomäi  den  Gühser  Helden ,  nach  Zusendung 
vornehmer  Gebsein,    unter  sicherm  Geleit,   in 
das  Lager  zu  Unterhandlungen.     Diess  geschah, 
als  Jurissicsh  kaum  noch  ein  Drittel  seiner 
Streiter,    unter  diesem  auch  mehrere  verwun- 
det,   die   meisten   von  Nachtwachen    und   an- 
gestrengten   Arbeiten    entkräftet,     übrig   hatte. 
Ibrahim  rühmte  die  Treue  gegen  .seinen  Konig 


a)  Liter.  Franci»r.   Battl^^'anyi   ad    Thum.   NaV!asd.  de 
16.  Aiigait.  1&33.  ap.  I-'rny  1.  c.  p.  tu. 


seine  Tapferkeit^  womit  er  sie  behauptete; 

ihm  jedoch  zu  erwägen ,  welche  Yermes- 
leit  es  wäre,  gegen  Unmöglichkeiten  anzu- 
ipfen.  Er  möchte  es  doch  nicht  auf  das 
sersta  ankommen  lassen;  übergäbe  er  die 
;er  unhaltbare  Stadt ,  so  wolle  ihn  der  Gross- 
r  mit  dem  umliegenden  Gebiethe  belehnen; 
^erte  er  sich  dessen ,  so  müsse  er  ihm  ge« 
le  Geüangenschaft  oder  unvermeidlichen  Tod 
ler  sagen.  Tod,  erwiederte  Jurissi csh, 
e  sein  lioos,  wozu  er  such  auch  entschlies- 

möchte;  nur  ehrenvollerer  im  Kampfe  bis 
den  letzten  Mann ,  schimpflicher  unter  dem 
iden  der  erbitterten  Deutschen  und  wüthen« 

Spanier,  woraus  die  Besatzung  bestände 
TOn  er  nicht  einen  einzigen  hatte),  sobald 
Dur  das  Wort,  Übergabe,  ausspräehe. 
ler  Standhaftigkeit  weichend ^  verlangte  nun 
ahim  nichts  weiter,  als  dass  er  «eine  kleine 
ar  Janitscharen  in  die  Stadt  einziehen  und 
ogstens  zum  Scheine  der  Unterwerfung,  den 
imen  das  einzigen  Gottes  und  einzigen  Pro- 
len  von  den  Zinnen  der  Burg  ausruten  lasse, 
auf  sie  unverzüglich  in  das  Lager  zurück- 
ren  sollten.  Auch  diesen  Antrag  lehnte 
iasicsh  ab  unter  demVorwande,  dass  die 
:  überlegenen  Spanier  und  Deutschen  von 
ibenshass  entflammet,  die  kleine  Schär  zer- 
chen  und  vernichten  würden,  ohne  dass  in 
er  Macht  stände,  es  zu  verhindern«  Er- 
dung der  Einwohner  und  Einäscherung  des 
zes  wäre  dann  unausbleiblich,  und  dazu 
inlassung  zu  geben ,  verböthe  ihm  Mensch- 
keit,  Klugheit,^  Pflicht  und  Ehre«  Aber 
L  Solejman's  'Ehre  musste  gerettet  wer- 
;   dazu  bewilligte  endlich  Jurissicsh,  dass 


—  478  — 

«elm  Mann  Janitscharen  in  die  Stadt  kämen'i 
und   eine   Osmanlsche   Faline    auf  der   Mauer 

xT.  ^H^pifff^ufisteckten.  Diess  geschah  am  folgenden  Tage 
unter  des  Jurissicsh  meisterhafter  SLeitung« 
Unter  dem  Thore  empfing  er  selbst  die  sehn 
Mann,  trank  ihnen ,  den  von  Fuss  auf  bu  aa 
den  Nabel  Aufgeklärten ,  des  schweren  Hollin* 
ger  -  und  starken  Eisenherger  Weines '  wacker 
x\x\  nahm  ihnen  die  Fahne  ab,  liess  sie  tob 
seinen  Leuten  in  Türkischer  Kleidung ,  als  hatte 
er  sie  erbeutet,  über  dem  Thore  unter  weit* 
hallendem  All  ah- Rufe  au£itecken,  und  sandte 
die  begeisterten  Moslemer  in  Frieden  heim  *). 
Die  Fanne  wurde  noch  lange  hernach  in  der 
Pfarrkirche  gesehen,  dort  steht  auch  das  mar- 
morne Grabmahl  des  Ungrisch  *  DalmatischeB 
Helden  Jurissicsh. 

29.  Juguit.  Solejman  trat  am  Vorabende  des  tot 
aechn  Jahren  für  ihn  so  glorreichen  Mohicser 
Tages  seinen  Rückzug  an;  aber  nicht  gegen 
Ofen,  oder  der  Donau  zu,  sondern  über  Fw- 
kafeld  und  Hartberg  nach  Steyermark  gegen 
Grätz;  nach  Verheerung  der  umliegenden  he- 
gend längs  der  Muer  hinunter  nacüa  Maibu^ 
wo  er  unter  mancherley  Mühseligkeiten  über 
die  Drawe  setzte,  und  schon  gedrängt  TOn  nw- 
herer  Jahreszeit  mit  dreyssigtausend  gemublen 
Alenschen  durch  Slawonien  und  Serwien  aadi 
Belgrad«  Dahin  kam  auch  Ludwig  Gritti 
mit  Zäpolya's  Bitte,  der  grossnrüthige  Ober- 
herr möchte  zur  Beschirmung  seines  Lehen- 
mandes  gegen  Ferdinand's  yermuthliche  An- 
J  griffe  einen  Theil  seiner  Schiff-  und  Land- 
macht  in   Ungarn  zurücklassen.      Die   Donau- 


m)  Paulas  Jotiu«.  L  o«  Itthuiaffj  Lib,  XI.  p«  ii5. 


~    479    — 

otte,  unbraucLbar  im  Winter,  wurde  zwar 
ach  Belgrad  ' beordert,  doch  bewilli||[te  So- 
e^man,  dass  secbzigtausend  Mann  bey  Eszek 
jotum  das  Winterlager  bezögen*):  Gritti, 
D  schändlichen  Anschlägen  arbeitend,  blieb 
I  seinem  Gefolge;  von  seinen  nach  Oster- 
sich  gesandten  Feldherren  sah  er  keinen  wied- 
er. Kazum-Fascha  streifte  durch  den 
ITiener  Wald  bis  £ns;  Ferdinand  flüchtete 
ch  hey  Zeiten  nach  Straubingen,  von  dort 
ich  Regensburg  zu  seinem  Bruder.  i)as  Reichs-« 
eer  stand  unbeweglich  bey  Wien^  den  Zug 
ber  die  Gränzen  beherzt  verweigernd:  mit 
un  vereinigt,  und  von  Katzianer  in  Unthä- 
gkeit  gehalten,  waren  zwölf  tausend  Ungern  ^) 
I  papstlichem  Solde ,  unter  Anführung  .  der 
[erren  Valentin  Török,  Faul  Bakish, 
althasar  Banffy  und  Franz  Nyiry, 
.azurn  hätte  ganz  Österreich  ohne  Wider- 
and  ausplündern  können,  wäre  nicht  upter- 
essen  Ffalzgraf  Friedrich  in  Wien  ange- 
ommen« 

Dieser  sandte  Herrn  Sebastian  Schärt}in 
ik  einigen  Scharen  Spanier,  Deutscher  Lan- 
Sttknöchte  und  einem  Theile  der  UngrLscben 
ttterey  aus,  um  dem  Feinde  den  Rückzug 
MBuscnneiden«  Schärtlin  lagerte  sich  bey 
tahrenberg;  die  streitbegierigen  Spanier  mit 
iren  Führern  Aloysius  Cueva  und  Fer«- 
andez  Gabrera  eilten  voraus  in  das  Li- 
enfelder  Thal  und  überfielen  den  Beglerbeg, 
elcher  am  Ufer  der  Trasen  seiner  Mannschaft 


a)  Liter.  Stepb.  Broderict  ad  Simon.  Erdociy  es  Qnfn'* 
leeccle«.  16.  Octobr.  i533.  ap.  Kollar  H2«tor.  Episc,  QBccIe«. 
.  V.  p.  3a6.  h)  Liter.  Älarci  Pemflinger.  ad  Steph.  May-* 
tli  de  9*  Jnlii  i63a«  ap*  Pray  Bpiü«  Pxooer*  F«  IL  p*  X7« 


—    4({<)    — 

Ruhetag  gewäkrte  und  ihre  Rosse  weiden  liess. 
Überlegen   an    Macht   steUte   sich    dieser  zum 
Kampfe,  in  dessen  erster  Hitze  Cabrera  £el| 
und  dessen  Ende  nur  wenige  Spanien  mit  Cueyt 
überlebten,   während  der  OsterreichLscha  Feld- 
hauptmann Caspar  Ryck  mit  Deutschem  Fuss- 
Yolke  Yom  nahen  Hügel  ruhig  zusah,  wie  das 
beherzte  Volk  geschlachtet  wurde.    Nun  merkte 
wohl  Kazum,  dass  ihm  noch  mancher  Kampf 
beyorstände,  ehe  er  Ungarns  Gränze  erreichte; 
um  sich  hierbey  eines  beschwerlichen  Trosses 
zu  entledigen,    liess  er  auf  der  Stelle  viertau- 
send Gefangene  alles  Alters  und  Geschlechtes 
niederliauen ,    theilte  sein  Kriegsvolk  in  sswaj 
Haufen,  übertrug  des  einen  Führung  südwärts 
dem   Feris-Beg;     er   selbst   rückte   in  der 
Nacht  mit  achttausend  Mann   und  mit  der  ge- 
sammten  Beute  vor,  und  sah  des  Morgens,  ah 
der  Nebel  verschwand,   sich   rechts   und  links 
von  Sümpfen  eingeschlossen,  vor  sich  Schärt- 
lin's  Lager  und  die  Unmögliclikeit,  dem  Tref- 
19. Septhr.  {^xi  auszuweichen.     Schärtlin   begann  es  mit 
Abfeuerung  des  schweren  Geschützes ;  des  Fem- 
des    vordere   Reihe    wurde    hingestreckt ,    eia 
Theil  ergriiF  die  Flucht,  Viele  versanken  und 
erstickten  in  Sümpfen ,  die  Verwegensten  foch- 
ten an  Kazum's  Seite,    bis  auch  dieser  von 
den  Geharnischten   den   Todesstreich   empfing. 
Den  Fliehenden  wurde  Üsman-Aga  unglück^ 
lieber  Führer;     denn  am  folgenden   Tage  ge- 
riethen  sie  vor  Ludwig  Lodrons  und  Joa- 
chim's,     Brandenburger    Markgrafen    Heer- 
macht,   von   welcher  sie  hart  empfangen  und 
in    die   Flucht   geschlagen    wurden.      Auf  der 
Ebene   zwischen  Baden   und  üraskirchen   wie- 
der  gesammelt,    wähnten   sie   sich   endlich  in 


~    4«i    — 

liherlieit.  Dort  überfiel  sie  Aer  Pfalzgnf  * 
'iedrich  mit  Katzianer  und  Turriani 
n  Leopoldsdorf  her,  schlug  sie  zum  dritten 
ahle ;  und  auf  der  Flucht  gegen  Neunkirchea 
Dunter  yollendete  mit  ihnen  Valentin  Tö- 
k  an  der  Ungern  Spitze.  Osman~Aga 
urde  Ton  Faul  JBakicsh  erlegt,  seine  Mann- 
iiaft  in  acht  Meilen  weiter  Verfolgung  nie- 
rgehauen,  von  acht  Tausenden  entkam  nickt 
ner :  von  den  sieben  Tausenden,  womit  F er  is- 
igy  über  Fürstenfeld  nach  Ungarn  eingezo- 
n,  bey  Güns,  Körmend,  Eisenburg  und  Wesz- 
iaa  die  Türkische  Hauptmacht  aufsuchte,  die 
ipigaten,  welche  zu  Belgrad  des  gesammten 
»enuufens  yöllige  Auf  reibung  dem  Gross - 
Itan  berichten  konnten  *). 

Erst  nachdem  Solejman  yon  Grätz  ab- 
Bogen  war,  kamen  Kaber  Carl  und  König 
irdinand  nach  Wien«  In  und  ausser  der  ^*  ^«^p^^*** 
idt  waren  sechs  und  siebzig  tausend  Mann 
riammelt,  für  ihre  Verpflegung  sowohl,  als 
r  hinlänglichen  Vorrath  an  grobem  Geschütze 
ir  schlecht  gesorgt  worden;  das  Heer  musste 
gleich  entweder  entlassen  ^  oder  besser  als 
lier  mit  Kriegsyorradi  yersorgt,  nach  Un*- 
m  zum  Kampß  geführt  werden«  Sehnlichst 
inschte,  und  dringendst  yerlangte  Ferdi- 
md  das  letztere.  Diese  einzige  Heerfahrt, 
ich  unternommen  und  kräftig  durchgeführt, 
ite  im  nördlichen  Ungarn  den  räuberischen 
hden  des  Laszky,  derBebeker,  derDru- 


\  Paul.  JoTiui  Histor.  tili  tempor.  LiB*  XXx^y,  i44tqq. 
h.  Zermegh  ap.  Schwandtner  T,  II.  p.  407.  In e Ich  10 r 
iter  do  hello  Pannonic.  ap.  Eundem  T.  I.  p.  690  aeqq» 
:huinffy  Lib.  XI.  p.  ii4.  Ambroa,  Simigiannt  ap* 
rr  Scri^tQorea  TianaailT.  T.  IL  p.  101  aqq* 

nr.  ThefL  3l 


—    48i    — 

fether*^},  im  siidliclieD  dem  ReicKe  Z^po- 
ya's  ein  Ende  gemaclit,  dem  rechtmässigen 
König  die  ungetneilte  Herrschaft  erworben, 
und  die  Ungrischen  Völker  vor  langer  Reihe 
bitterer  Bedrängnisse  beschirmet.  Allein  nur 
unbändiger  Ehrgeitz^  kühne  Begehrungen ,  tren 
bende  Unruiie^  ausschweifende  Geschäftigkeit; 
nicht  gediegene,  ausdauernde,  das  klar  genssto 
Ziel  unwandelbar  verfolgende  Kraft  arbeitete 
in  Kaiser  CarPs  Brust;  er  hatte  dieseai  Anr 
genblick  nichts  Angdiegen tlichers  zU'  thun,  ab 
nach  dem  Wunsche  der  Deutschen  den  Papst 
zur  Ausschreibung  eines  General  -  Concilinflis 
zu  bweden.  Dazu  musste  er  eiligst  nach  Itt- 
lien ,  die  acht  tausend  Spanier  sollten  ihn  dahin 
begleiten,  seine  zwölf  tausend  Soldner  wdlte 
I  er  entlassen,    seinem  Bruder  both  er  die  eilf 

tausend  Italer  an;  mit  diesen,  mit  den  Bök'- 
men ,  mit  den  Österreichern  und  mit  dem  Reichs- 
heere  unter  des  Ffalzgrafen  Oberbefehl,  wäre 
er  noch  immer  stark  genug,  den  Krieg  in  Dn- 
garn  glorreich  zu  Tollenden.  Ffalzgrat  Fried- 
rich hielt  über  diese  Anträge  Kriegsrath  und 
30. 5fpi&r.  die  Theilung  der  Heermacht  wurde  verworfen; 
vereinigt,  wäre  sie  bereit,  ungeachtet  des  ein-« 
getretenen  Herbstes  zu  ziehen,  wohin  der  Kai- 
ser sie  senden  möchte,  nicht  zweifelnd  andern 
Siege;  aber  die  Theilung  Hesse  dem  mächti- 
gen, nur  gedemüthigten,  nicht  besiegten  Feinde 
gegenüber,  keinen  glücklichen  Erfolg  hoffen, 
und  in  diesem  Falle  dürften  die  Reicnsfürstea 
schwerlich  sich  entschliessen,  ihren  Antheil  an 
der  Reichsmacht  länger  zu  unterhalten.  Da 
der  Kaiser  dessen  ungeachtet  auf  seinem  Vor- 


ü)  Wagner  Andect.  Seepui*  ?•  IL  p<  i4«  5i«  170« 


—    483    — 

[laben  behante,  Hess  der  Ffalzgraf  die  Deut- 
»eben  Hiilfstriippen  aus  eiiumder  gehen  *).  Die 
[taler  y^rweigerten  den  Dienst ,  setzten  sich  in 
Aufruhr  und  begingen  gräuliche  Gewaltthaten 
Buf  ihrem  Heimzuge  durch  Steyermark',  Käm- 
ihen  und  Crain  ^).  Nun  liessen  sich  auch  die 
Bübmen  und  Österreicher  nicht  länger  mehr 
lalten^  und  die  unrühmliche  Auflösuug  einer 
ICriegsmacht,  wie  Deutschland  lange  keine  auf- 
restellt  hatte^  setzte  Ferdinanden  in  die 
jiTothwendigkeit)  den  WaiFenstilLstand  mit  Zä- 
lolya  auf  vier  Monathe  zu  verlängern^  und 
len  Grossherrn  um  gleiche  Beiirilligung  der- 
dben  durch  eine  Gesandtschaft  zu  begrüssen. 
Zu  dieser  ernannte  der  König  Herrn  Hie- 
'Onymus  von  Zara;  zur  AbsdUiessung  der 
iYafienruhe  den  Landeshauptmann  Johann 
{.atzianer,  den  ernannten  Grosswardeiner 
tlacedoniay,  den  Fresburger  Grafen  Sza- 
ay,  den  Yizthum  von  Österreich  Marcus 
iek  und  den  Huszaren- Hauptmann  Faul  Ba- 
kicsh«  Die  Zusammenkunft  war  zu  Gross- 
Üagendorf  auf  der  Insel  Schutt;  dahin  waren 
ler  Goloczer^  Bruder  Franciscus  Fran- 
;epani,  Stephan  Werböczy  und  Tho- 
aas  Nadasdy  von  Zapolya  als  Machtbo- 
hen  gesandt.  Vom  Neuen  Jahrstai^  an^  bis 
ilittwoch  vor  Jubilate  sollte  Stillstand  aller  ge- 
[enseitigen  Feindseligkeiten  obwalten;  inzwi- 
chiaixteyUig  nach  Dorothea  zu  Ungrisch-Al- •^•^•^^33. 
enbturg  ein  Tag  gehalten ,  und  von  beyden 
'arteyen  beschickt  werden,  um  Friedensunter- 
umdlungen  zu  eröffnen  ^)«    Vorher  noch,  und 


a)  Melchior   Soiter  1«  c.   ap.    Sehivandiner    T*  !•    P«  6oa. 
}  Paul  JoTiua  Hiatoriar.  Lib«  JÜUC  p.  453  aqq*     c)  Ardculi 

3i* 


—    486    — 

men^  Gewölben' und  Kellem  fast  alle  Scbatse 
aus  den  Gespanscliaften  Weszpriniy  Stohlweis- 
senburgy  Tolna^  Baranya^  Sümegh  und  Szalid 
bereits  vergraben  lagen.     Zapolya  gab  Mann- 
schaft^ grossten  Theils  Türken;  Ferdinand 
sandte   vierhundert   Bergleute  zum   Mmengn- 
ben;     Laszky    unternahm    die    Belagerungi 
worauf  M.ot6  nicht  vorbereitet  war.    Bald  er- 
kannte er  die  Unmöglichkeit,  g^g^i^  den  gewal- 
tigen  Stürmer   den  Platz   zu   behaupten.     Za 
rechter  Zeit  noch  machte  er  Anstalt  su  sicke- 
rer Flucht.     Bethört  von   seiner   Yerheissung 
baldiger  Rückkehr  mit  zahlreichem  WaiFenyolkfl^ 
Hessen  ihn  seine  Dienstleute  in  der  Nacht  mit 
Stricken   die  Mauer   hinunter,    und   glücklich 
entkam  er  in  den  Bakonyer  Wald,  noch  nahe 
6./1UIMM.  genug,  um  bald  nach  Tages  Anbruch  von  sei" 
ner  Burg  her,   das   Getöse  einer  in  die  Luft 
gesprengten  Mauer  zu  hören.    L  a  s  z  k  y '  s  Mann- 
schaft stürmte  ein ,  der  Beute  begierig  die  Tür- 
ken voraus,    die  ganze  Besatzung  vrurde  nie- 
dergehauen. Während  die  Moslemer  die  Thürmo 
ausräumten,  Gewölbe  und  Keller  durchwühlten 
und  in  der  Theilung  nur,  was  ihnen  nicht  an- 
ständig war,  ihrem  Pohlnischen  Anführer  Lasz- 
ky  überliessen,    waren   die   Ungern    und  die 
Bergleute  nur  auf  Rettung  und  Befreyung  ihrer 
Xandesgenossen,  theils  Burgsassen,  theils  Mo- 
t6*s  Gefangenen  bedacht.     JDer  Sohn  und  die 
Tochter   des   faochmögenden   Räubers    wurden 
an  Zäpolya  abgeliefert,  von  ihm  bis  an  sein 
Ende   m    Gefangenschaft  gehalten,    Burg   und 
Herrschaft  Falota    an    die    Brüder    Raphael 
und  Joannes  Fodmanitzky,    nicht  minder 
als  Ladislaw  Morö  wacker  im  Einreiten  und 
Rauben,  vergäbet.     Die  von  Türken  gemachte 


—     4Ö7     — 

euta  «n  Barem  Gelde  wurde  auf  einmahl  hun- 
ert  fünfzig  tausend,  an  kostbaren  Kleidern,  £del*- 
«IneB,  goldenen  und  silbernen  Gefässen  zwey-* 
lahl  hundert  tausend  Ducaten  geschätzt  *). 

Bald  daraufkamen  wieder  lügenhafte  Briefe  i9.  Julius. 
US  Constantinopel  von  Ludwig  Gritti,  J>e- 
Lciitend ,  der  Friede  zwischen  dem  Grosshorm 
od  König  Ferdinand  sey  geschlossen  un- 
V  Bedingung,  dass  letzterer  allen  Ansprüchen 
nd  jedem  Antheile  an  Ungarn  entsage;  die 
olMehung  derselben  habe  Solejmaa  ihm 
bertragen,  wozu  er  auch  ehestens  mit  hin*- 
i^Kcher  Heermacht  unterstutzt  aufbrechen 
rcirde  ^).  Die  Kunde  daron,  schnell  durch 
as  gttize  Land  verbreitet^  führte  so  riele  in 
rnhiim>  wirkte  so  nachtheilig  für  Eerdi- 
and,  dass  er  für  nothwendig  erkannte,  durch 
fFene  Briefe  ihr  als  frecher  Unwahrheit  zn2S.Auguti. 
widersprechen^  die  ihm  treuen  Gespanschaften 
nd  Freystädte  zu  beruhigen  ^).  Um  sie  Tor 
kufoehtuBgen  und  Gewalt  der  Z^polyschea 
acüon  zu  beschirmen,  sandte  er  seinenKatzen-* 
feiner  und  Herrn  Caspar  Seredy  in  das 
iirdliche  Gebieth;  aber  diese  Schutzherren 
rieben  es  weit  ärger  als. der  Feind.  Der  Un- 
er  erlaubte  sich  die  unerträglichsten  Erpres- 
imgen;  der  Grainer  hielt  es  für  Geld  heim- 
Lck  mit  der  Faction,  beyde  täuschten  dem 
Lonig  mit  falschen  Berichten  ron  ihrer  Thä- 
Lgkeit,  womit  sie  die  öfientliche  Sicherheit 
berall  hergestellt  hätten^,   und  die  klagenden 


—    488    — 

Sendbothen  der  Leutschauer  fanden  bey  Fer- 
dinand kein  Gehör*). 

Dass  Solejman  zum  Kriege  in  Ferslen 
sich  rüstend,  Friede  haben  wollte  in  ÜDgam; 
tmd  dass  Gritti,  diesen  Augenblick  feindlicher 
gesinnet  gegen  Z^polya,  als  gegen  Ferdi- 
nandy  wider  diesen ,  der  seinen  ehrsiichtigea 
Entwürfen  weniger  im  Wege  zu  stehen  schieoi 
als  jener,  nichts  i/V^idriges  bey  der  Pforte  durch- 
setzen wollte  oder*' konnte,  war  gewiss^).  Der 
Bothschafter  des  Grossherm  war  sehen  unter 
Weges  nach  Wien ,  der  König  zu  feyerUchem 
/.  c.  1534.  Empfianj^e  desselben  bereitet«  Am  Sonntaee  La« 
*■**  tare  wurde  der  Chiaus  Mohammed  zur  Über- 
gabe seiner  Briefschaften  in  die  Wiener  Bn^ 
geführt;  Ferdinand  empfing  sie  auf  den 
Throne,  umgeben  von  Bischöfen,  Ungrischen 
:  Magnaten  und  Böhmischen  Herren.  Die  Rede 
des  Bothschafters  war  kurz,  des  Gross -Sul« 
tans  Wille  in  seinem,  und  dessen  Erklämag 
in  dem  Briefe  des  Ibrahim-Pascha  aitt 
•das  bestimmteste  ausgesprochen.  Solejman 
wollte  den  Papst  Clemens  als  Vater  ehren; 
den  Kaiser  Carl  und  den  König  Ferdinand 
als  Brüder  behandeln.  Ludwig  Gritti  käme 
mit  dem  Auftrage,  den  König  zu  anständigem 
Vergleiche  mit  Ferdinand  anzuhalten.  TjO- 
rone,  welches  der  kaiserliche  Admiral  An- 
dreas Doria  eingenommen  hatte,  sollte  der  | 
Pforte  zurückgegeben  werden;  dafür  wollte  1 
Solejman  dem  Könige  ein  weit  grösseres 
Gebielh  in  Ungarn  anweisen,    auch  siebenjäh- 

a)  Selecta  ex  Chronicit  Leibitierianit  ap.  Wagner  Am* 
lect.  Sceput.  p.  62.  et  Sperfogel  ibid.  p«  172.  h)  Liter* 
Asrienflis  &a  Thomam  de  Nadaid.  de  12.  Octobr.  i595.  ip* 
Prax  Bpist.  Frocer.  £.  U.  p«  43. 


\ 


B  und  laDgere  WafiPennilie  mit  dem  Kaiser 

1   mit   dem  Papste   eingehen.      Der   Friede 

ischen  ihm  und  Ferdinand  sollte  lebeni^ 

glich,    oder  so  lange  es  letzterm  beliebte, 

liehen ;     wogegen    er    bloss    zum    Zeichen 

B  des  Königs  JSrgebenheit  Übersendung  der 

blüssel  yon  der  Graner  Burg  verlangte,   er 

rde  sie  unverzüglich  wieder  zurücksenden. 

s  Sendscitoeiben  des  Ibrahim-Fascha  gab 

liehe  Versicherung,  dass  unter  dem  Verlan- 

1  Solejman's,    weder  List,    noch  irgend 

m  andere  unredliche  Absicht  versteckt  liege; 

SS  beruhigte  Ungarns  Magnaten.     Am  Palm-  29.  MUr». 

intage  beurlaubte  der  König  den  Bothschaf« 

mit  vornehmen  Begleitern,  welche  dem 
ossherm  die  Schlüssel  von  Gran  übergeben, 
1  aus  seinen  Händen  wieder  empfangeil  soll- 
L.  Damit  brachten  sie  kostbare  Geschenke 
d  die  schriftliche  Versicherung ,  Ferdinand 
lehmige  alle  Bedingungen,  und  werde  bey 
n  Papste  sowohl,  als  bey  dem  Kaiser,  Go^ 
ne^s  Räumung  zu  bewirken  suchen.  Auch 
rahim-Pascha,  Ludwig  Gritti  und  Hie- 
nymus  von  Zara  erhielten  königliche 
Schriften,  Geschenke  und  Mahnung,  die  end-^ 
he  Abschliessung  des  Friedens  emsig  zu  be- 
iben  *). 

Alles  dessen  erhielt  auch  Zäpolja  von 
nem  Oberherrn  sowohl,  als  von  dem  recht- 
Issigen  Könige  Bericht ;  ihm  war  es  Antrieb, 
ch  vor  Gritti' s  Ankunft  ungeachtet  der 
stehenden  Waüenruhe  seinen  Anhang  zu  ver* 
;hren  und  seinen  Machtumfang  zu  erweitem« 
irheissungen ,  List,  Zwang  und  Gewalt  muss- 


)  Isthat nffy  Lib.  XII.  p.  121« 


—    49^    — 

ten  ihm   dazu   dienen;    mehrere  IitndlieTTenj 
welche  dennoch  mit  unwandelbarer  Treue  an 
Ferdinand   hielten,    wurden  aus   ihren  Be- 
sitzungen,   Gütern   und   Burgen  hinausgewor- 
9.  Junius.  f en.    l)a  ernannte  der  König  seinen  Statthalter 
Alexius  Thurzo,   den  Reichskanzler  Tho- 
knas  Szalahdisy  und  seinen  Kämmerer  Leo- 
nard Nogarolla  zu  seinen  bevollmächtigtea 
Stellvertretern  und  Beamten  mit  ||fasgedehnte« 
sten   Befugnissen,    Reichssassen    aller   Stande^ 
welche  bis  jetzt  der  Faction  des  Zipser  Grafen 
Zäpolya  angehangen  hatten,    und  zur  Treoa 
;egen  ihren   rechtmässigen   Regenten   zurück- 
Lehren  wollten,    mit  ihren  Frauen,    Kinden, 
Verwandten,   Dienstleuten   und   Gütern   unbe- 
dingt,  oder  durch  Verträge  aufzunehmen^  sie 
den  Eid  der  Treue  schwören  und  urkundlich 
bestätigen  zu  lassen;    ihnen  nicht  nur  völlige 
Verzeihung  aller  bisher  begangenen  Verbrechen 
und  Ausschweifungen,  sondern  auch  des  Königs 
Gnade,  Wohlwollen,  Schutz  und  Beschirmung 
zu  versichern.    Alles,  was  sie  besclili essen,  vei^ 
mittein,    eingehen,    bewilligen  würden,    sollte 
mit  voller  Kraft  des  königlichen  Wortes  un- 
widerruflich  bestehen,    und    weder   von   ihm 
noch  von  seinen  Nachfolgern  jemahls  verletzt 
werden  *)• 

Die  erste  Frucht  dieser  königlichen  Mas- 
sigung  war  die  Rückkehr  des  Herrn  Thomas 
6.  August.  Jf  ä  d  a  s  d  y ;  sie  geschah  am  Verklärungsfette 
des  Herrn  zu  Vasarhely.  Dort  verbürgten 
Thurzo  und  Szalah^zy  in  des  Königs  Nah- 
men  urkundlich  ihm  seiner  Verlobten,    Ur- 


a)  Liter*  Ferdintndi  R.  td  RegnicoUfl  Bp.PrayEpitC  Fio- 
cer.  P.  II.  p.  48.  r        y    r 


( 


—   491   — 

sula  Kanisay  und  ihren  Erben  Verleihung 
sämmtlichisr  Erbgüter  Rechte  und  Ansprüche, 
welche  ChrafLadislaw  von  Kanisa  und  d&s-- 
aen  Sohn  Franz  besessen  hatten;  Zurückstel- 
lung aller  seiner  eingezogenen  Burgen  und  Be- 
sitzungen mit  angemessener  Entschäaigungy  Be- 
förderung zum  königlichen  Hauptmann  mit  dem 
festgesetzten  Solde  zu  hundert  Reitern ,  Vor- 
sog  bey  der  Verpachtung  der  Bergkammem^ 
welche  derKöniginn  Maria  als  l/Vitthum  ver-» 
schrieben  waren.  Die  Abtey  Kapomak,  deren 
Verweser  er  sonst  war,  werde  der  König  für 
diess  eine  Mahl  demjenigen  verleihen ,  welchea 
Thotoias  als  tauglichen  und  würdigen  vor- 
stellen wurde«  lue  solle  er  angehalten  wer- 
den wider  den  Zipser  Grafen  Zäpolya  unter 
Waffen  zu  treten,  es  sey  denn,  König  Ferdi'- 
nand  stände  selbst  an  des  Heeres  Spitze, .  oder 
der  Zipser  hätte  Osmanen  unter  seiner  Fahne; 
in  beyden  Fällen  müsse  er  von  persönlicher 
Heerfolge  gehindert,  gleich  den  übrigen  treuen 
Vasallen,  sein  Dienstvolk  in  gehöriger  Rüstung 
und  Anzahl  senden.  Für  alle  diese  Bedingun- 
gen werde  ihm  von  dem  Könige,  selbst  im 
Falle  das  ganze  Reich  dem  Zipser  überlassen 
würde,  Gewähr  geleistet;  sollte  aber  nur  eine 
Theilung  geschehen ,  so  werde  der  König  nicht 
zugeben,  das  Thomas  zu  dem  Zipser  über- 
gehe. Er  sowohl  als  seine  Verwandten,  Freunde 
und  Hofbedienten,  welche  zur  Pflicht  zurück- 
kehren würden,  sollten  für  alles,  bisher  Be- 
ngene der  unbedingtesten  Verzeihung  und 
traflosigkeit  geniessen  *). 

Um  diese  Zeit  war  Ludwig  Gritti  schon 


t 


«)  Die  Urkunde  bej  Pray  Epitt«  Prootr.  F.  IL  p.  54* 


—    49»    -^ 

I 

mit  zahlreichen  Reiterrotten  und  Janitscharen 
im  Anzüge  gegen  Ungarn;  Johann  Zipolyt 
zu  seinem  Empfange  in  ^Grosswardein ;  doch 
als  dieser  aus  Oonstantinopel  von  des  Yeneten 
kühnen  Entwürfen  und  tückischen  Anschlägen 
warnende  Kunde  erhielt^  kehrte  er  unverzüg- 
lich nach  Ofen  zurück.  Gritti  kam,  um  un- 
ter Solejman's  Gunst  und  Schutz  der  Herr- 
schaft Ungarns  und  Siebenbürgens  sich  zu  be- 
mächtigen; dazu  sollten  Zäpolya  und  viek 
wackere  Männer  seines  Anhanges  aus  dem  Wege 
geschafft  werden.     Hieronym'us  Laszky, 

{'eder  Verwirrung  sich  freudig  hingebend^  Ur- 
^an  Batthyänyi,  Johann  Doczy  und  Cas- 
par Fernsicsh  im  Herzen  schon  lange  von 
Zäpolya  abgefallen,  von  Gritti  höheren  Ge- 
winn an  Macht  und  Keichthum  hoffend,  waren 
des  Geheimnisses  Vertraute.  Der  erste  zog  dem 
Veneter  aus  Fodolien  in  die  Moldau  entgegen, 
die  letztem  mit  ihren  Dienstmannen  erwarte- 
ten ihn  am  Oitoser  Pass.  Sobald  er  mit  seiner 
Mannschaft  bey  Silistria,  langsamer  als  er  er- 
wartet hatte,  über  die  Donau  gesetzt  hatte, 
Hess  er  den  vornehmsten  Bojaren  der  Walachen 
aufhängen,  weil  er  zu  wenige  Schiffe  herbey- 
geschafft  hatte,  wodurch  er  sich  die  bereitwU^ 
ligste  Unterstützung  seines  schnellen  Zuges  nach 
der  Moldau  verschaflte.  Dort  stellte  sich  der 
Woiwod  Peter  Rare  seh  auf  seinen  Ruf. 
Gritti  zeigte  des  Gross  -  Sultans  Befehle^  dti 
Ibrahim-Pascha' s  Vollmachten  vor,  gab 
Geschenke,  schreckte  mit  Drohungen,  forderte 
Ueerfolge  nach  Siebenbürgen,  und  Peter  ge- 
Korchte,  Ergebenheit  häuchelnd,  Hass  verber- 
gend. Durch  ihn  und  durch  die  drey  Magna- 
ten am  Oitoser  Passe  war  Gritti   zu  sieben 


—      495      r- 

Mann  Terstä'rkt.    Siebenbürgen  rerwal-* 
einem  Jahre  Emerich  Gzybak,  all-' 
beliebter  und  geachteter  Mann  ^   schon 
nanche   schwere   WafFenthat  berühmt^ 
im  Gehrauche  der  Macht,  g^en  jeder- 
ienstfertigy    Laie   von  Stand ,   dennoch 
ihafter,   dem  kirchlichen  Lehrbflgriffe 
erweser  des  Crrosswardeiner  Bisthumes ; 
Magnat  in  der  Pflicht  gegen  den  ein- 
enen    und    den    rechtmässigen    König 
Lcnd,   der  Verbindung  des  erstem  mit 
rte  Feind |  G  r  i  1 1  i'  s  beherzter  Gegner; 
her  hatte   er  der  Erhebung  desselben 
tthalter  -  Würde  nachdrücklich  wider^ 
n  und  der  Urkunde  darüber  seini$  Un- 
ft  verweigert ;  dafür  war  er  dem  Vene- 
lasst.    Hieronymus  Laszky  war  ihm 
aus  Eifersucht;    er  hiess  Woiwod  von 
ürgen,  Czybak  war  es  an  Macht^  an 
a,    an  Einkünften ,    weil  Zdpolya  es 
agen  durfte,  den  Ausländer,  besonders 
hlen,    in  die  von  ganz  Magyarisch  ge- 
Ungern   und   Szeklem  bewohnte  Pro- 
nzusetzen.     Der  freche  Schwätzer  und 
Johann  Doczy  trug  unyersöhnliche 
haft  wider  den  Woiwoden,  der  ihn  ein- 
ffentlich  mit  Backenstreichen  zur  Ord- 
'erwiesen   hatte.      Yen   Gritti   in   das 
bey  Kronstadt  berufen,  sandte  Czybak 
Hauspriester  Petrus  ihn  zu  begrüssen^ 
Zuzug  aber  auf  sichern  Geleitbrief  zu 
;n.     Darüber   entbrannte  der.Yeneter  in 
a  Zorn;   mit  gräulichen  Lästerungen  und 
Igen  wider  den  Woiwoden,    wurde  der 
r  aus  dem  Lager  verwiesen.   Aber  Doczy 
im  nach  imd  erkaufte  sich  von  ihm  mit 


—    494    — 

einem  goldenen  Bebher  das   Versprechen ,  er 
Volle  seinem  Sender  versichern  und  betheueni| 
Gritti  habe  in  seine  geweihten  Hände  dem 
Czybak   sichere  Ankunft   und    ungefährdete 
Heimkehr   zugeschworen.     Der   treulose    oder 
unkluge  Haaspfaffe  hielt  l/Vort»  worauf  Czj- 
bak  vertrauend,  mit  einem  Gefolge  von  zwey- 
hundert  Reitern  gegen  Kronstadt  zog   und  am 
Vorabende  Laurentii '  auf  dem  Felde    bey  den 
Dorfe  Felmem  im  Repser  Stuhle  sechs  MeOen 
von  Kronstadt   sich   lagerte.     Sein   Verderben 
war  bey  Gritti  beschlossen;  Johann  Doczj 
both  sich  ihm  zum  Vollzieher  dar.    Mit  einem 
Reitertrupp  von  zweyhundert  Mann  und  eini- 
gen  hundert  Janitscharen  kam  er  des  Nachts 
in  die  Gegend  von  Felmern  zu  Wagen ;    erfuhr 
durch  Kundschafter,     Czybak's   Begleitung 
liege  grösstentheils  im  Dorfe,    er  mit  einigen 
Hauptleuten  der  Kühle  wegen  auf  freyem  Felde; 
überfiel  in  der  ersten  Nachtwache  des  Woiwo- 
io.  August,  den  Zelt  und  weckte  ihn   zum  Tode.     Nach 
vollbrachter  That,  liess  er  das  Haupt  des  Er- 
mordeten vom  Rumpfe  trennen  und  Lielt  es  in 
der  nächsten  Morgenstunde   dem  Gritti  vor. 
Nicht  unerfreulich  war  diesem,  entsetzlich  dem 
Laszky,    welcher  so   eben  in  wichtigen  Be- 
ratlischla^un^i^en  ihm  zur  Seite  sass,  der  gräss- 
liche  Anblick.      „Es   ist   das   Haupt, '^    sprach 
jener  nach  langem  Schweigen,  „eines  grossen, 
„aber  hartnäckigen,  hochmüthigen,  gefahrlichen 
„Mannes '^  —  „So  schien  es  mir  nicht,"  er- 
wiederte   Laszky,    bloss   der  Folgen   wegen 
die  That  missbilligend ;   „  so  lange  es  noch  auf 
„seinen  Schultern  sass/^     Worauf  Gritti,  die 
Folgen   ahnend,    betheuerte,     Czybak   habe 
xwar  den  Tod  verdient,   doch  seiner  Absicht 


bu 


-    495    -.      , 

iasS|  sollte  er  nur  gefangen  dem  Grossherm 
rliefert,  nicht  getödtet  werden.  * 

Der  Ruf  von  Gzjbak's  Ermordung  setzte 
is  Siebenbürgen  in  Bewegung;  ein  blutige» 
iwert  allenthalben  herumgesandt ,  rufte  zur 
£e.     In  wenigen  Tagen  standen  über  vier^ 

tausend  Ungern ^  Szekler,  Sachsen^  Wala- 
n  unter  Waffen   im  Lager  bey  Hermann- 
lt|   angeführt  von  Gzybäk's  Verwandten, 
klas  Fatoczy  tmd  Franz  Kendy;  von 
»phan  MajHtii  und  Emerich  Balassa, 
Iche  unlängst  zuZipolya's  Faction  über-* 
reten  waren;    von  den  Herren  Gotthard 
in,  Wolfgang  Betlen,  Michael  Bänffy 
I  Lossoncz ;     von  den  mächtigen  Sz^ern 
lomas  Bernädy,  Niklas  Kornia  und 
irtin,  Andräsy;  durch  ihre  Wahl  wurde 
ephan  Majläth,    Nädasdy's  Schwes- 
mann  oberster  Befehlshaber.     Schon  gebun-« 
&  YOn   der  Macht  des  Verhängnisses,   ent- 
doss  sich  Gritti  anstatt  zur  Flucht  durch 
r  Moldau  y  zum  Widerstände  aus  einem  festen 
itze.     Gewaltsam  erzwang  er  sich  die  Auf- 
ime   in   Megyes;    die  Stadt   war   mit   einer 
rken  Mauer  umgeben,  auf  dem  Hügel  gegen 
irden  die  Hauptkirche  Sanct  Margareth  mit 
syCacher  Mauer^  mitThürmen  und  tiefem  Was- 
graben  befestiget.     Sie  wählte  Gritti   mit 
a  Janitscharen  zu  seinem  Standorte;  -die  Tür- 
iche  Reiterey  mit  den  Ungern  unter  Bat- 
yänyi's   und  Doczy's  Anführung^  beor- 
rte  er  zur  Vertheidigung  der  Stadt;  der  Mol- 
iier  Woiwod  Peter  sollte  mit  seinem  Volke 
r  der  Stadt  den  anrückenden  Feind  beschäf- 
en,  bis  Hülfe  käme  aus  Gfen^  aus  Belgrad, 
8  Semendria,  wohin  er  £ilbothen  abgefertiget 


-    496    - 

f 

hatte;    und  aas  Ungarns  nSrdliclxen  Gespan^ 
Schäften,  woliin  Laszky  abgegangen  war,  mn 
der  Theilnahme  an  Gritti's  Schicksal  sich 
zu  entziehen.    Allein  gehoffte  und  Terheissene 
Hülfe  blieb  aus;  Feter  Raresch,  gewöhn^ 
sich  immer  mit  dem  Starkem  zu  yerbindeny 
trat  in   Waffengesellschaft    mit   den   Rächen« 
Die  aufgeworfenen  Wälle  und  Bollwerke  wor- 
den  bald   zerstört;     das  Sturmlaufen    Terboth 
Majläth,    doch   d^  rachgierige   Volk  liess 
sich  nicht  zurückhalten ,  bis  einige  hundert  mi* 
ter  schrecklichem  Pfeil-  und  Kugelregen  ge- 
iaUen  waren«     Da  verordnete  Majlith  Kih 
Schliessung  der  Stadt,   auf  unvermeidlich  ein- 
tretenden  Mangel  an   Mundvorrath  rechnend 
Zugleich  liess   er  im  Lager   und  in  der  Stadt 
Allen,   welche   in  Frist  von  vier  Tagen   dem 
Veneter  absagen   würden,   völlige  Verzeihung 
des  Vergangenen  zusichern;    wer  nach  Abfluss 
dieser   Gnadenzeit    in   seine   Gewalt    geriethe, 
sollte  nicht  als  Kriegsgefangener,    sondern  als 
Verbrecher  behandelt  und  mit  dem  Tode  be- 
straft  werden.      Urban   Batthyinyi    und 
Caspar  Ferusicsh  waren  die  ersten,  welche 
sich  im  Lager  einstellten;    ihnen  folgten  fast 
sämmtliche  Ungern.     Nun  fingen  auch  die  Me- 
gyeser  an,  die  in  der  Stadt  zurückgebliebenen 
Türken  zu  ermorden;    die  dem  Tode  entran- 
nen, flüchteten  sich  auf  den  befestigten  Kirch- 
hof hinauf.    Die  Bürger  bemächtigten  sich  ihres 
groben  Geschützes,    öifneten   den  Ungern   die 
Thore,    und  die  Belagerung  des   Kirchhofes 
begann. 

Inzwischen  nagten  Sorgen,  Anstrengung, 
Angst,  Mangel,  Gewissensbisse  und  Verzweuh 
lung  an  Gritti's  Lebenskraft;    von  heftigem 


—    497    — 

Aer  ergrifFen^  dachte  er  nur  auf  sichere 
Licht;  mit  Gold I  Silber  und  Edelsteinen  wollte 
sie  fiir  sich  und  seine  zwey  Söhne ^  Ante-» 
US,  von  Zdpolya  ernannten  Erlauer  Bi- 
bLof,  und  Andreas  erkaufen;  aber  unbe- 
»chlich  waren  die  Befehlshaber  und  Haupt- 
ite;  sie  und  die  Mannschaft  keines  andern 
»tzes,  als  des  der  Rache  empfänglich.  Nur 
r  Moldauer  Woiwod  versprach  ihm  rerrä- 
erlsch  Deckung  seiner  Flucht,  wenn  es  ihm 
länge,  bey  einem  Ausfalle  das  Moldauer  La- 
r  am  östlichen  Thore  zu  erreichen« 

Am  Wenceslai  Tage  des  Morgens  stürzte  38. 5«pi(r. 
ier  Gewalt  des  groben  Geschützes  von  öst- 
her  Seite  die  Mauer  d^s  Kirchhofs  nieder^, 
d  nun  schreckten  weder  Pfeile  noch  Kugeln 
»hr  die  haufenweise  durch  geräumige  Off- 
in({  eindrint^enden  Ungern  zurück.  Im  Sturme 
s  wüthenden  Gefechtes  und  Gemetzels  ent- 
m  Gritti  mit  seinen  Söhnen  glücklich  aus 
!m  Kirchhofe;  aber  ausser  der  Stadt,  dort, 
>  ihn  die  Moldauer  empfangen  und  seine 
ucht  begünstigen  sollten,  gerieth  er  in  Franz 
e  n  d  y '  s  Gewalt.  Sogleich  versammel len  sich 
»fehlshaber  und  Hauptleute  zum  Standrechte, 
r  Ausspruch  über  den  Verruchten  war  Tod; 
geuner  vollzogen  ihn  durch  Abhauung  sei- 
r  bejden  Hände  und  darauf  folgende  £nt- 
uptung.  Indem  diess  geschah,  wurde  auch 
»annes  Doczy,  Czybak's  Mörder ,  ge-> 
Igen  gebracht  und  unter  grausamem  Martern 
Qgerichtet.  G  r  i  1 1  i '  s  unschuldige  Söhne 
irden  dem  Moldauer  Woiwoden  überliefert, 
d  nach  einiger  Zeit  von  ihm  aus  dem  Wege 
schafft.  Gritti  war  mit  unschätzbaren  Kost- 
rkeiten  von  Consiantinopel  ausgezogen;  die 
fh  Thcil.  3i 


—    49H     — 

Edekteine  allein ,  welche  man  nach  seiner  Hin-* 
richtung  in  einem  Beutel  an  seinem  Leibe  ge* 
fanden  hatte,   wurden  auf  yiermahl  hundert- 
tausend Ducaten  geschätzt.     Also   endigte  dtt 
Herzogs  von  Venedig  unehelicher  Sohn^  vieles 
Unheils  Stifter  j    der  Nemesis   weggeworfenes 
Werkieugy    nur    gehraucht^    den   Ungrischen 
Völkern  harte  Züchtigungen  zu  ihrer  Besserung 
2U  bereiten.      Auch  sein   nicht   viel   besserer, 
nur  klügerer  Mitarbeiter  Hieronymus  Lasz* 
ky  musste  die  der  Ungerechtigkeit  geleisteten 
Dienste  hüssen.     Unter  dem  Vorwanoe  wichti- 
ger Verhandlungen  berief  ihn  Z  ^  p  o  1  y  a  nach 
Ofen;  er  kam,  wurde  der  Theilnalime  an  Grit- 
ti's   Anschlägen   schuldig   befunden ,   und  als 
Verbrecher  in  das  Gefängnlss  geworfen;    von 
dem  über  ihn  verhängten  Tode  rettete  ihn  nur 
die  zudringliche  Verwendung  der  Könige  von 
Tohlen  und  von  Frankreich;  auch  die  person- 
liche   Fürbitte    der   Herren    Johann    Tar- 
nowsky  und  Matthäus  Tarlo,    Zipo- 
lya's  Wohlthäter,   welche  über  den  geistrei- 
chen und  brauchbaren  Staatsmann  den  schlech- 
/.  c.  1535.  ten  Menschen  übersahen«    Die  letztern  nahmen ' 
im  April,  j^^  £j^  Freyheit  gesetzten  Laszky  nach  Foh- 
len mit;    der  Gewinn  ihres  Besuches  war  ein 
Theil  der  erbeuteten  Kostbarkeiten  des  Gritti, 
vierzigtausend  Ducaten  an  Werth,    womit  sie 
Zäpolya,    zu   seines   Schatzmeisters  Mtrti- 
nuzzi   grosser  Unzufriedenheit  über  die  arge 
Verschwendung,  beschenkt  hatte  *).    Den  haus* 


a)  Joann.  Zermegh  ap.  Schwandtner  T.  TT.  p.  4o8.  An- 
ton. Vera  n  tili  8  ap.  Kovaehick  Script.  Minore«.  T.  II.  p  43. 
Ambros.  Simigian.  ap.  Eder,  Scriptor.  Rer*  Transailvaiu 
T.  II.  p.  116.  lathutfnffy  Lib.  XU,  p.  i«5.  beyde  au«  i*au- 
laa  JoTiua  (Hiator.  Lib.  XlCXII.  p.  5a5. )  welcber  sehr  wi- 


—    499    — 

terischen  Schatzmeister  beruKigte  er  durch 
rleihuD^  des  Grosswardeioer  Bisthumes  ^  wo- 
1  Ladislaus  Macedoniay  nur  den  Ti- 

fiilirte;   Siebenbür«^ens  Verwaltung  übertrug 

mit  gleicher  Macht  seinen  neuen  Fartey-- 
igern  Stephan  Majlath  und  Bmerich 
.lassa^  Krie^serfahrnen  Männern^  wie  die 
lenklichen  Verhältnisse  es  forderten ,  da  vor- 
izusehen  war,  dass  Solejman  Gritti'sEr-- 
•rduug  nicht  ungerachet  lassen  würde. 

Bald  kam  aucli  dessen  Bothschafter  nach 
088Wardein>  dem  eingedrungenen  Lehenkö- 
{o  den  Unwillen  seines  Oberherm  anzukün- 
reuj   ihn  mit  Vorwürfen  der  Undankbarkeit 

überhäufen,  und  die  von  Gritti  erbeute- 
I  Kostbarkeiten  zurückzufordern.  Doch  nach- 
m  Sole j man  seinen  Günstling  und  Gross- 
sier  Ibrahim-Pascha  hatte  erdrosseln  las- 
1,  aus  dessen  Papieren  Gritti's  Anschläge 
der  Zapolya  mm  klar  geworden  waren, 

auch  mit  grossem  Verluste  aus  Fersien  sich 
tte  zurückziehen  müssen ,  sandte  er,  um  nicht 
ch  in  Ungarn  seine  Obermacht  zu  verlieren, 
len  andern  Abgeordneten  nach  Grosswardein, 
1  den  Lehenmann  wieder  als  Freund  und 
■oder  des  Grossherrn  zu  begrüssen  und  ihi| 
Lt  der  Versicherung,  seine  Unschuld  und  des 
mlosen  Gritti  Sträflichkeit  sey  unverkenn- 
r  aufgedeckt  worden,  zu  erfreuen.  Mehr 
ruhigend,  als  diese  freundschaftliche  Both- 
haft,  war  für  Zapolya  der  Auftrag,  Kraft 
issen  der  Gesandte  auch  nach  Wien  reisen 
id  seines  Senders  Wunsch,   dass  in  Ungarn 


Nterlich  die  Wahrheit  befleckte ^  um  .den  gelehrten  JLfteakj 
enUiiiidiiiea, 

3i* 


—    5oo    — 

Waffenruhe  fortbestehe,  dem  Konige  Ferdi- 
nand eröflnen  sollte;  denn  schon  seit  ceran- 
mer  Zeit  bereaete  er  die  eingegangene  Yerbin- 
düng  mit  Solejmati,  dessen  Beschirmung  ihm 
sehr  kostspielig  geworden  war,  und  auf  dessen 
Freundschaft  er  nie  ganz  vertrauen  konnte. 
Der  Wankelmuth  seiner  meisten  Parteygänger 
angstigte  ihn ;  eben  jetzt  waren  auch  der  Agra- 
mer  Simon  Erdtfdy,  Peter  Pälffy,  und 
der  Moldauer  Woiwod  Peter  Raresch*) 
von  ihm  wieder  abgefallen;  sein  sehnliches 
Verlangen  nach  Auffindung  irgend  eines  Aus- 
weges  zu  ehrsamem  Vergleich  wurde  von  sei- 
nen treuen  Käthen,  Franciscus  Frangepan^ 
Stephanus  Broderics,  und  dem  Ofener 
Propste  Antonius  Wränczy;  standhaften, 
rechtschaffenen,  von  beyden  Parteyen  geachte- 


ten  Männern,  fleissig  genähret.  Die  ersten 
zwey  mit  Stephan  Werböczy,  Benedict 
Bayony  und  Sigmund  Von  Rhom^n  be- 
gleiteten jetzt  Soxejman's  Bothscliafter  nach 
Wien,  bevollmächtiget,  den  zu  Friedens  -  Un- 
terhandlungen nöthigen  Waffenstillstand  zu  be- 
wirken, und  zum  rriedensmittler  den  Kaiser 
Carl,  von  dessen  Grossmuth  Zapolya  keine 
entehrenden  Forderungen  fürchtete,  anzurufen; 
als  Stellvertreter  und  Schiedsrichter  zwischen 
beyden  Königen  wurde  von  dem  Kaiser  der 
gewesene  Lundner  Erzbischof  Joannes  von 
Wesel  gesandt. 

Noch  im  Gange  der  Unterhandlungen  ver- 
lor Ferdinand   einen  wackern  Kriegsmann. 
29,Jujiiuu'DeT  Serwier  Faul  Bakisch  feyerte  zu  Lak 


ß)  Liter.  Ferdinmdi  R.  ad  Woiwod.   Petrom  de  17.  Jt« 
nnirii  i535.  ap.  Proy  Anntl.  P.  V.  p.  277. 


—    5ox    — 

seia  Nahmensf est^  wozu  auch  ValeutinTörok^ 
in  der  benachbarten  und  von  ihm  widerrecht- 
[ich  eingenommenen  Abtey  Sanct  Egid  zu  Su- 
tnegh  verweilend,  eingeladen  war.  Auf  dem 
Elückwege  überfiel  ihn  des  Serwiers  Feldhaupt- 
nann  Faul  D^ly,  wahrschehilich  durch  eine 
ron  Torok  erlittene  Beleidigung  zur  Rache 
ingetrieben  9  schwerlich  von  seinem  biedern 
lerrn  zum  Meuchelmord  gesandt.  Der  Streich 
raf  nicht,  die  Hellebarde  blieb  an  der  Seite 
les  Wagens  stecken,  Dely  ergrifF  die  Flucht. 
Eifersucht  und  Abneigung  des  Ungers  gegen 
len  Serwier  erzeugten  in  Torök  des  Ver- 
brechens Arg^vohn  wider  Bakicsh;  er  for^ 
lerte  ihn  zum  Zwoykampfe;  der  Angeschul- 
iigte  wollte  sich  stellen,  aber  Ferdinand  trat 
But  strengem  Yerbothe  dazwischen ;  auf  gesetz- 
lichem Wege  sollten  sie  ihre  Sache  schlichten^ 
er  selbst  both  sich  ihnen  zum  Richter  an.  Tu- 
rök,  wilde  Rache,  nicht  ordentliches  Recht 
verlangend,  zog  sich  erbittert  auf  seine  Szige- 
ther  Burg  zurück  und  unterhandelte  mit  Za- 
polya.  Um  ihn  zu  besänftigen,  und  wo  mog- 
ich  zu  erhalten,  verlieh  ihm  Ferdinand  die  26./u/;uy 
Befugniss,  die  Güter  des  Yraner  Friorates ,  wel- 
che für  drey  zehn  tausend  Ducaten  den  Grafen 
Fohann  und  Niklas  Zriny  verpfändet  waren, 
einzulösen;  das  Priorat  selbst  verlieh  er  sei- 
nem Sohne  Johann,  unter  der  Bedingung, 
lass  er  bey  erreichter  Mannbarkeit  in  den  Sanct 
foannis  Ritterorden  eintrete;  bis  dahin  sollte 
3er  Vater,  dessen  Verdienste  in  der  Urkunde") 
bioch  gepriesen  wurden ,  das  *  Stift  verwalten 
und   die  Einkünfte  beziehen«     Allein  Török 


a)  Ap.  jPray  D inert« t.  «Ic  Priorot.  Aurftnin  p.  (j5  sqq. 


—    5o2     — 

Latte  CSt  des  Kocis^  Fdiaa?nde  Bdmufllni* 
keinen  Sinn.  Z^polva  rer^pncli  ilim  die 
Hunrader  HcRsdizIt  in  Siebenburgen  «adDe- 
brecz^n  mit  dem  umliegenden  GeÜMedie;  & 
diesen  Preis  befled^te  er  sieb  mit  derScknde 
des  Meineides  und  der  Trralaa;!Leit  *).  Seinea 
Abiall  ersetzte  dem  Röni«  ein  rieidi  iric^ 
tiger,  nur  an  ecbtem  Mensckenwertb  um  nicitfs 
besserer  Mann,  Hieronymas  Laszky,  ml- 
eher  dnrch  Katzianer's  BetiicbsamLeb  das 
eingedrungenen  Ronige  absagte,  tob  Ferdi- 
nand zu  Gnaden  angenommen  wurde,  vad  m 
IHenste  desselben ,  wie  in  seiner  bisberigen  Ver- 
bindung mitZ^polva,  Erpressungen j  Gevdl 
und  Raub  Teriible  ^). 
TUjiMg^Mt,  Sonnabend  nach  ^larii  Hxinmel&lirt  wv 
in  Wien  der  Waffenstilbtand  bis  zum  Idalta 
Uomung  des  näcksten  Jahres  zwischen  Fer- 
dinand und  Zapolva  abge<chlo>>en.  Ur- 
kundlich Terspraca  jener,  seinen  Feldheirea 
und  Haupdeuten  in  Ungarn  alle  Feindseligkei- 
ten wider  seines  Gegners  \nhanger  und  Üb- 
terthanen  zu  yerbiethen;  keinen  Einfall  nadi 
Siebenbili^en  zu  gestatten;  j^e^enseitige  Befeh- 
dungen zwischen  den  FarteTgia^em  seiner  Seils 
streng  zu  bestrafen.  Eben  dre«s  sollte  auch 
von  seinem  Gegner  redlich  beobachtet  werden, 
vor  allem  aber  Stephan  Majlatb  die  Be- 
lagerun«{  von  Hermannstadt  aufheben;  dasGe- 
bieth  der  Sächischen  Gesammtheit,  soweit  das- 
selbe noch  am  rergangenen  Mittwoche  nadi 
Exaudi  dem  Konige  unterthäni^  war,  räumen; 
nicht  weiter  mehr  anfechten  oder  beschädigeni 


o;  Iithuicffr    LiL.  XTI.    p.    139.         ^)  Spetfogel  sp- 
t}.igrur  A&aIcci.  Scrpiu.  P.  11.  p.  176  iqq. 


—    5o5    ~ 

den  Bewobnem  desselben  freye  Zu-  und  Aus- 
fuhr an  Lebensmitteln,  ungeuihrdeten  Handel, 
ihren  so  wie  des  Königs  Sendbothen  sicheres 
Geleity  gleichmässi«;  wie  es  auch  Zi[polya's 
Untnrthanen  und  Sendbothen  durch  Ferdi- 
naad^s  Gebieth  zugesichert  werde,  gewähren. 
DiMS  Alles  wurde  von  des  eingedrungenen  Kö- 
nigs BeTolImächtigten  angenommen,  yerspro- 
chen,  angelobet;  und  er  sdbst  sollte  es  in 
Monathsfnst  auf  Treue  und  Glauben  mit  Sie- 
gel und  Unterschrift  bestätigen  *)• 

Nachdem  diess  geschehen  war,  reiste  der 
Lnndner  Erzbischof,  von  des  Königs  Machtbo- 
dien  begleitet,  an  Zupolya^s  Hoflager  nach 
Grosswaraein ,  um  die  nähern  Friedens -Unier- 
handlungen einzuleiten.  Eine  Meile  vor  der 
Sladt  empiiDgen  ihn  Joannes  Statileo,  des 
Siebenbtirger  Bisthumes  Besitzer,  und  Valen- 
tin Török  an  der  Spitze  eines  prächtig  ge- 
rüsteten Reiterzu2;es  von  fünfhundert  edeln 
Herren;  man  wollte  dem  kaiserlichen  Schieds- 
richter bemerklich  machen,  dass  noch  keine 
Noth  zum  Frieden  dränge.  Man  hatte  in  Wien 
zuviel  auf  das,  durch  Gritti's  Ermordung 
gespannte  Yerhiiltnlss  zwischen  Zdpolya  und 
Solejman  gerechnet ;  und  gleich  die  ersten 
ErolFnungen  des  Lundners  erstickten  die  Hoff- 
nung auf  die  AKSglickkeit  eines  Friedens.  Den- 
noch geboth  Ziipolyai  von  seinen  staatsklu- 
gen Freunden,  Frangepani,  Broderics, 
Wranczy  und  Werbüczy  besser,  als  Fer- 
dinand von  seinen  viel  begehrenden  Öster- 
reichern, berathen,    seinem  Unwillen;    und  es 


a)  Uter.  Ferdf  nand  i   R.  ap«  Pray  Annal.  P*  V.  p.  »jS> 
Rder  Sctiptore»  Kur.  Tri>us&ilvan.  T.  11.  p.  i37. 


—    5o4    — 

ward  bescKlossen,  ia  Fortsetzung  der  Usier- 
handlungen  den  schlecht  unterrichteten  Fxie- 
densmittler  unter  mancherlei  Yorwänden  in 
Grosswardein  aufzuhalten ,  bis  von  dem  Erfolge 
des  nach  Tyrnau  aasgeschriehenen^  nadi.  Fm- 
burg  verlegten  königlichen  Landtages  Naciuidu 
eingegangen,  die  Zeit  der  Waffenmb.e  abge- 
flossen, und  der  Ausgang  der  auf  Hermann- 
Stadt  und  Kaschau  gemacnten  Entwürfe  nidit 
mehr  zweifelhaft  wäre  *). 

Der  Landtag  war  auf  das  Fest  Vrttmiuk 
angesetzt,  als  aber  der  König  nicht  in  Persoa 
dabey  erschien,  gingen  die  Ständen  aus  eiiuuidflr 
und  sandten  fünf  Artikel  *  an  ihn ,  welche  iba 
belehren  sollten,  dass  sie  ihrer  Leiden  Quelk 
bereits  erkannten,  und  wohl  auch  M Utk  besi»- 
sen ,  ihr  einen  festen  Damm  entgegen  su  aetiWL 
Des  Königs  beständige  Abwesenneit  aus  dem 
Reiche  sey  alles  Unheils  Ursache,  daher  die 
fortwährenden  Befehdungen  von  Seiten  der  Os- 
manen  an  den  Gränzen;  daher  die  schreck- 
licLsten  Gewaltthaten  der^kleinen  Tyrannen  im 
Lande;  daher  die  nicht  mehr  erträglichen  Er- 
pressungen seiner  ausländischen  Feldherren , 
welche  das  Reich,  anstatt  zu  beschirmen,  aus- 
saugten und  treulos  seinem  Widersacher  yer- 
kauften;  daher  die  Überschwemmung  mit 
schlechter  Münze,  welche  von  den  übermacb- 
tigen  Baronen  ungescheuet  ausgeprägt  und  ia 
Umlauf  gesetzt  würde.  Eine  Theüung  des 
Reiches  und  Volkes  wollten  sie  nie  gestatten; 
zwey  Könige  nicht  länger  mehr  dulden;  Einer 
sey  König;  über  diess  Alles  soUte  in  der  nach- 


a)  Allton.   Verantiat  de  Reb.  geatis  Joamiit   Reg.  ap. 

KovachUh  Scriptor.  Miu.  T.  II.  p.  4^  sqq. 


—    5o5.    — 

m  ReichsrersammluDg)  welche  nicht  länger 
(  bis  zu  dem  Feste  Andrea  zu  verschieben 
ire,  berathschlaget  und  entschieden  werden*). 

Der  Stände  freymüthige  Sprache  mahnte 
n  König  an  seinen  beliebten  Wahlspruch: 
ras  gerecht  ist,  geschehei  sollte  auch 
lie  lYelt  darüber  unterffehen;^'  und 
«h  firiiher  y  auf  das  Fest  der  heiligen  Elisa- 19.  Novir. 
th  schrieb  er  den  Landtag  nach  Fresburg  aus  ^), 
I  wurde  unter  andern  neschlossen  und  fest- 
setzt,  dass  bey  den  obwaltenden  Friedens- 
iterhandlungen  keine  Theilung  des  Reiches 
•wiUiget  werden,  der  König  überhaupt  den 
ieden  nicht  ohne  Wissen  und  Genehmigung 
Ines  Ungrischen,  und  nur  aus  Ungern  be- 
shenden  Staatsrathes  abschliessan  sollte.  For- 
srte  des  Reiches  Wiederergänzung  und  H< 


)llung  seiner  Freyheit  grössere  Anstrenpung, 
wären  die  Bannerherren  erböthig  mit  ihren 
mderien,  die  Reichssassen  mit  dem  fünften 
heile  ihrer  Bauern  aufzusitzen®);  vorläufig 
rwilligten  sie  dem  Könige  die  Subsidie  von 
rey  Ducaten  von  jeder  r forte,  den  einen  im 
chsten  Januar,  den  andern  im  Falle  der 
Snig  zu  Felde  ziehen  wollte,  im  JuHus  zahl- 
r  ^).  Fresburg  wurde  zu  dem  Sitze  der 
sichsyerwaltung  bestimmt,  und  der  König 
orsprach,  so  bald  es  die  Umstände  erlaubten, 
ich  dem  Wunsche  seiner  treuen  Unterthanen, 
len  Reichsgesetzen  gemäss,  in  Ungarn  Hof 
i  halten/).     Allen,   welche  von  des  Gegen- 


ft)  Sperfogel  ap.  JVagner  Analect*  Scepnt.  P*  IL  p«  i8o« 
Literae  11  egal  es  de  ai.  Octobr.  i536.  ap.  Kovaehiek  Sup- 
•n.  ad  Vestig.  Comitior.  T.  II.  p.  1A9.  e)  Ferdinandi 
fcrtt.  in.  an.  I.  XXIII— XXV.  d)  Art.  XX.  #)  Art. 
LIX.  LVII. 


—    5o6    — 

knnlgs  Faction  sich  dem  rechtmässigen  Könige 
unterworfen  hatten ,    oder  abgefallen  ron  die- 
sem,  zur  Filicht  wieder  zurückfrekehrt  wareii| 
sollten  ihre  Güter  wieder  zurückgegeben  wer- 
den;   die   königlichen  Vergabungen  derselben 
an  Andere  aller  Gültigkeit  und  Kraft  entbeh- 
ren *)•     Der  König  wurde  ersuchti  wider  die 
Aasftchweifungen  und  Gewaltthaten  seiner  Feld- 
herren, Hauptleute  und  Kriegsyölker  wirkiame 
Vorkehrungen   zu    trelFen,    und   dem   Unfuee 
durch  kräftige  Massregeln  zu  steuern  ^).     Die 
falsche  und  schlechte  Münze  sollte  Terrufeo, 
und  dafür  gutes  Unjnrisches  Geld  nach  Krem- 
niizer  Schrott  und  Korn,   wie  es  unter  Mat- 
thias,   Wladislaw  und  Ludwig  war,  in 
^  Umlauf  gebracht  werden  °).    Schutz  und  Trotz- 
bündnisse,   überhaupt   alle  Verbündungen  zu 
was  immer  für  Zwecken,    wurden   bey   Strafe 
des    Hochverrathes   Ständen   und   lleichssassen 
untersagt;   für  ülFentliche  Sicherheit  werde  der 
König   sorgen,    und   Niemanden  sollte  erlatibt 
»eyn,   sich  selbst  Hecht  zu  schalFen,    oder  er- 
littenes  Unrecht    eigenmächtig    zu    rächen  ^). 
Dass  der  König  bis  jetzt  Ungriscke  Burgen  imd 
Pestungen  Deutschen  Befehlshabern  anvertrauen 
xnusste,  lai;  in  dem  Drange  der  Umstände,  dem 
er  sicli  nicht  anders  als  in  Wehmuth  unter- 
warf —  (schonend  schwieg  er  von  der  Ungern 
AVankelmuth  und  Unzuverlässj;;keit)  unter  ^üa- 
sligern  Verhältnissen   werde   ihm  auch  luerin 
nur  des  Ungrischen  Volkes  Zufriedenheit  zum 
Augenmerke  dienen  ®).     Und  damit  nichts  ge- 
schehe,   was  das  Eintreten  dieser  glücklichern 


a)  Art.  VII  — XII,     h)  Art.  If  — IV.  XXVI.  XXVIf.     c)  Art. 
XIX.      J)  Art.  XL.       e)  Art.  XLIIl. 


hindern  konnte,  sollte  die  zwi- 
sehen  dem  Könige  und  seinem  Gegner  beste- 
hende Waffenrune  redlich  beobachtet ,  "wider 
jeden  Yerletzer  derselben  von  dem  Fiscal  der 
geheiligten  Krone  mit  aller  Strenge  des  Rech- 
tes renahren  werden  ^). 

Auf  heiligen  Drey  Könige  berief  Ferdi- J.  c.  1536. 
nand  Ungarns  Prälaten ,  Magnaten,  Machibo-^*^*""*^* 
then  der  Gespanschaften  und  Verordnete  der 
Freystadte  zu  eineni  Tage  nach  Wien.  Wahr- 
scheinlich irre  geleitet  von  seinem  Osterreichi- 
schen Staatsrathe  wollte  er  einen  Deutschen 
Herrn  zum  Statthalter  in  Ungarn  setzen;  sie 
aber  widersprachen  einhällig  und  beherzt  sei- 
nem Vorhaben  und  widersetzten  sich  auch  aller 
weitem  Sendung  Deutscher  Kriegsvölker  als  Be-' 
Satzung  in  ihres  Landes  feste  Plätze.  Dagegen 
yersagte  er  den  ihm  vorgelegten  Artikeln  seine 
Bestätigung,  vorwendend,  er  müsste  erst  seinen 
Bruder  den  Kaiser  dabey  zu  Rathe  ziehen. 
Höchst  unzufrieden  verliessen  sie  Wien;  Meh- 
rere sprachen  sehr  eifrig  für  Johann  Zapo- 
lya;  kein  Augenblick  war  ihm  günstiger  als 
dieser,  in  dem  sie  ihren  König  in  seiner  Öster- 
reicher unklugen  Anschlägen  so  ganz  befangen 
sahen;  und  nätte  nur  auf  dem  Gegenkönige 
nicht  das  Verbrechen  des  verrathenen  Vater- 
landes an  die  Pforte  gehaftet,  auch  der  Mag- 
naten besser  gesinnte  Theil  hätte  ihnen  bei- 
gepflichtet ,  und  der  Abfall  von  Ferdinand 
wäre  allgemein  geworden  ^).  Beherrscher  meh- 
rerer Völker  sollten  keinem  derselben  ausschlies- 
send  angehören  wollen ,  noch  anzugehören  schei- 


a)  Art.  LH.    Corp.   Juri«  Hangar.    T.  I.   p.  3^7-  *J 

S  per  fug  ei  op.  IVa^ner  Aiialect.  Scepua.  1*.  IL  p.  itta. 


—    5oö    — 

nen,  wenn  sie,  ine  Staatskraft  und  Reichs- 
Wohlfahrt  es  fordern ,  der  Einigungspunct  Al- 
ler werden  woll^pn. 

Auf  dem  Tage  zu  Wien  waren  auch  Send- 
bothen  von   Hermannstadt,   um  eiligste  Hülfe 
bittend  y  wenn  ihre  nach  viel  jähriger  Treue  auf 
das'Äusserste  gebrachte  Gesammtheit  nicht  gleich 
bey  Abschluss  des  Waffenstillstandes  in  des  Ge- 
[enkönigs  Gewalt  gerathen  sollte  *).     Sie  wur- 
ien  wie  die  Leutschauer  mit  nie  erfüllten  Yer- 
2^.i'«^niar.heissungen  abgefertigt.    Dinst^  nach  Estp  mihi 
ging  der  Waifenstillstand  zu  £nde,  keine  Ver- 
längerung desselben  war  unterhandelt,  und  auch 
kein  Friede  geschlossen  worden;    die  von  ih- 
rem Könige  verlassenen  Hermannstädter  öffne- 
ten  seinem   Gegner   ihre   Thore    und    hiermit 
war  Zäpolya  von  ganz  Siebenbürgen  Herr^). 
Jetzt  erst  entliess  er  den  Lundner  Erzbi- 
schof und  Ferdinand's  Machtbothen  mit  ei- 
ner Menge  Versicherungen  von  seiner  Geneigt- 
heit zum  Frieden,  sobald  man  ihm  Bedingun- 
gen vorlegen  würde,    welche  Ehre  und  Macht 
einzugehen  erlaubten.     Statt  milderer  AnträgCi 
ernannte   der   König   die   Herren  Niklas  Os- 
trossicsh   von    Gyletincz,    und   Balthasar 
Banffy  von   Thallocz   zu  Feldherren,    jenen 
f    für  Ungarns  nördliches,  diesen  für  das  südliche 
Gebieth.    Letzterm  gab  er  einige  Scharen  Öster- 
reicher, welche  jedoch  mit  ^S  iderwilleh  unter 
dem  Ungrischen  Befehlshaber  dienten  ^),    und 
seiner    Führung    ge^en    Siebenbürgen    folgten. 
Als  Zapolya's  wütnender  Feind  erlaubte  sich 
Banffy  gegen  die  Anhanger  desselben  die  ärg- 


o)  Sperfogel  1.  c*    '&).Edcr  Scnpt.  Rer.  Transsilr.  T.  II. 
p.  i58»      c)  Sperfo^el  1.  c.  p.  i&i. 


—    5o9    ~ 

sten  Grausamkeiten.  Nach  Verheerung  des  Nyi- 
rer  Bezirkes  in  der  Szathmärer  Gespansdnft 
überfiel  er  die  Städte  Szathmar  und  Nemethi 
des  Nachts,  übergab  sie  der  Flüliderung  seiner 
Mannschaft,  und  steckte  sie  in  Brand.  Die 
aufgeschreckten  Einwohner  ergriffen  die  Flucht^ 
Viele  ertranken  in  dem  Szamos,  welcher  die 
zwej  Städte  von  einander  scheidet;  Andere  käm- 
men in*  den  Flammen  um.  Dreyzehn  Meilen 
davon  bey  Grosswardein  stand  GotthardKun 
im  Lager ;  atif  Zdpolya's  Geheiss  brach  er 
auf  und  zog  dem  Mordbrenner  entgegen.  Bin^ 
f  y  y  durch  Kundschafter  von  der  Stärke  des  an- 
rückenden Feindes  unterrichtet,  und  den  Deut- 
schen Scharen  misstrauend,  wagte  es  nichts 
den  Kampf  mit  ihm  aufzunehmen.  Um  den 
Platz  zu  behaupten,  wies  er  seinen  Hauptleu- 
ten Matthias  Horvath  und  Franz  Farlaghy  . 
den  befestigten  Kirchhof  zum  Standorte  an^ 
und  begab  sich  mit  dem  unzufriedenen  Theile 
seines  Heeres  auf  den  Rückzug«  Im  heftig- 
stem Kampfe  wurde  Kun  tödtlich  verwundet; 
diess  entflammte  seine  Streiter  zur  Wuth,  sie 
erstürmten  den  ICirchhof  und  erfochten  ihrem 
Anführer  den  Sieg.  Matthias  Horväth 
mit  einer  kleinen  Anzahl  Ungern  wurden  ge- 
fangen nach  Grosswardein  gebracht,  bey  dem 
Einzüge  daselbst  am  Bartholomäi  Tage  Btaxh  24.  Au^uh. 
Gotthard  Kun  an  seiner  Wunde.  Im  ra- 
senden Schmerz  über  des  tapfem  Waffenman- 
nes Verlust  Hess  Zapolya  sämmtliche  Gefan- 
genen aufhängen,  Franz  Farlaghy  wurde 
enthauptet,  dem  Matthias  Horväth  ein 
spitziger  Ffahl  durch  den  Leib  getrieben  *). 


a)  Joann.  Zermegh  tp.  SehwandiMr,  T.  IL  p.  4o7. 


—    5xo    — 

Um  diese  Zeit  ging  Franz  Bebek  xum 
zweylen  Mahle  zu  dem  Gegenkönige  über,  die 
rechtliche   Parley    verlor    an    ihm    nur   einen 
schlechten  Mann   mehr*     Wichtiger   war  der 
Folgen  wegen  der  Abfall  des  Ladislaw  Nagy, 
Burghauptmannes  auf  Tillva  und  Makayicza"); 
die  Überlieferung  dieser  rlätze  an  Zäpolya 
erweiterte  sein  Afachtgebieth  in  den  Grnpan- 
schaften  Zemplen  und  Aba-Ujyir  und  erleich- 
terte die  Unternehmung  seiner  Ehuptleute  auf 
Kaschau,    die  Hauptstadt  des  Landes  im  Nor- 
den.     Sobald    der    Regeczer    Burghauptnuuin 
Franz  Horväth  Rakamaz,    Tokaj  gegenüber^ 
zu  sicherm  WaiFenplatze  befestiget  hatte ,  zog 
er  mit  den  Hauptleuten  Ladislaw  Eödenffy 
und  Johann  Kallay  gegen  das  Kaschauer  Ge- 
bieth  hinauf.     Des  Königs  Oberbefehlshaber  in 
der  Stadt  war  Caspar  Seredy,   wacker  im 
Kampfe  wie  im  Ilaub ,  unersättlicher  Bedränger 
der  dem  Könige   treuen  Städte;    seine  Unter- 
beamten Georg  Eszteny,  Martin  Ghecs- 
hey  und  Gregor  Lonyay   hatten   sich  as 
den  Gegenkönig  verkauft  ^  unterhielten  mit  des- 
sen Hauptleuten  heimliches  Einverständniss  und 
harrten   des   günstigen   Augenblickes,    in   dem 
sie  ihnen  die  Stadt  ohne  Gefahr  und  Anstren- 
gung überliefern  konnten.    Ihre  verrätlierischen 
Absichten  ahnend ,  sandten  die  vereinigten  Städte 
Kaschau,  Leutschau,  Bartfeld,  Kperies  und Ze- 
4.Novbr.hen  Sonnabend  nach  Allerheiligen  an  Ferdi- 
nand wiederum  Abgeordnete  mit  Klagen  über 
Unthätigkeit  und  Erpressungen  seiner  Befehls- 
haber,    mit   Darstellung    der   ihnen   bevorste- 
henden Gefahr,  mit  wehmüthiger  Bitte  um  end- 


a)  Sperfogel  I.  c.  p.  i84» 


—   Oii   — 

he  Anerkennung  ilirer  bewahrten  Treue  und 
I  schnelle^  kräftige  Hülfe ^  ohne  welche  sie 
:li  endlich  dem  Gegenkünige  auf  Gnade  und 
ignade  unterwerfen  müssten  ^).  Ferdinand 
mesa  sie  mit  Vertröstung  auf  den  nahen  Frie- 
n,  zu  dessen  Abschliessung  der  Lundner 
zblschof  zum  zwejrten  Mahle  nack  Gross- 
irdein  gesandt  worden  sey  ^).  Allein  Z&- 
»lya  vermied  alle  bestimmten  Erklärungen, 
i  er  sich  gegen  Ferdinand  in  bedeutendem 
irtheile  s^  Am  Tage  Barbara  ward  seine  ^  />a^« 
Wartung  erfüllt,  während  Caspar  Seredy 

Nagy-Ida,  zwey  Meilen  von  Kaschau,  im 
*else  seiner  Familie  verweilte.  In  der  neun- 
I  Stunde  des  Morgens,  hieben  Martin 
biecshey  und  Gregor  L6nyay  am  un- 
Ti  Stadt thore  die  Wache  nieder,  die  übrige 
isatzung  führte  Georg  Eszteny  zum  obern 
lore  hinaus,  um  die  Stadt  herum,  zu  Za<- 
^lya's  Rotten,  mit  welchen  Ladislaw 
idenffy,  Johann  Killay  und  die  übri- 
n  Hauptleute  in  K aschau  einzogen  ^). 

Während  nun  die  unglückliche  Stadt  geh- 
indert, ihre  Freyheiten  und  Vorrechte  ab- 
schafft, ihre  Bürger,  theils  verwiesen,  theils 

Gefangenschaft  weggeführt,  die  Yerräther 
lecshey  und  Lonyay   mit   den  Gütern 


)  Sperfogel.  I.  c  p.  i85.  h)  Sperfogel  bericbtet  Ton 
lerer  Zeit :  ,,  Legatua  CaroU  V*  ad  JSap^lyam  AvehitpiMcopu» 
tmdenMts  rtdiii  p'aradino  CoMtoviam** g  Anton«  Verantiaa: 
mim  ponf  exinlenle  adhuc  If^alo  /-"aradinif  cuju*  dimi—ionem 
anne9  oh  has  causa$  profelahaiy  infereepia  CoMOvis  cif ,  et  im 
ttJrtalem  Joannü  redacta.**^  Daraiij  JcnÜeaten  wir  auf  eine 
ymahligo  Sendung;  die  sweyie  nach  Balthaaar  Banffy'a 
inglürktem  Feldaiigc.  c)  Sprrfogc»!  1.  c.  p.  iA5.  Anton« 
rantiua  de  reb.  gest.  Joanu.  Reg.  ap.  Xovackiek  Script. 
.  Tom.  II.  p.  60.  Vergl.  mit  {athuanffy  üb.  Xil.  p,  ia6. 
Tiinoa  Epit.  chroaolog.  p.  ia8* 


3i2 


und  Einkiinften  der  ABteyen  Szuplak  und  AIs<H 
Misle  belohnet  wurden  ^  versammelten  sich  Rieh* 
ter,  Gieschworne  und  Verordnete  der  Städte 
Leutschau,  Bartfeld,  Eperies  und  Zehen;  Ter- 
achteten  Källay's  Mahnbriefe,  Yerheissun- 
gen ,  Drohunj^en ;  und  beschlossen ,  lieber  Ver- 
mögen, Freyneit,  Lehen  fahren  zu  lassen  ^  ab 
die  Treue  g^gen  Ferdinand  zu  brechen  und 
dem  Gegenkönige  sich  zu  ergeben.  Um  so 
viel  achtungswürdiger  war  zu  dieser  Zeit  in 
Ungarn  der  Bürgerstand,  seines  festen  rechtli- 
chen Sinnes  wegen,  vor  vielen  hochgebomen, 
mächtigen  Herren :  jenen  banden  Leiden  und 
*  Trübsale  nur  noch  inniger  an  ihren  rechtmas- 
sigen, obgleich  irre  geleiteten  Erbherrn;  dies^ 
unbekümmert  um  Recht  und  Pflicht,  wechsel- 
ten nach  der  mehr  verheissenden  Aussicht  auf 
Gewinn  ZM'ischen  den  Herrschern. 
6.  Declr.  Die  Leutschauer  Sendbothen ,    am  Nicolai 

Tage  abgefertigt"),  waren  die  ersten,  welcho 
die  traurige  Nachricht  von  Ivaschau's  Verlust 
dem  Könige  überbrachten;  bald  nach  ihnen 
kam  auch  der  Lundner  Erzbiscliof ,  mit  gestei- 
gerten Forderungen  von  Zapolya  entlassen **). 
Da  wusste  man  dem  Könige  keinen  bessern 
Kath,  als  eiligste  Ausschreibung  eines  Landti- 
eres und  bey  röllig  erschöpfter  Schatzkanuner 
Forderung  ergiebigerer  Geld-Subsidien.  Dia 
Summe  der  im  laufenden  Jahre  mit  Ausnahme 
einiger  Rückstände  eingetriebenen  zwey  Duca-, 
ten  von  jeder  Pforte  war  also  dahin,  ohne 
dass  durch  ihre  Verwenduns;  etwas  Erhebliche- 
rtsi^  als  Balthasar  Banffy's  unrühmlicher 


o)  Sperfogel  I.  c,   p.  i85.        l)  Ant.   Verantiaa  I.  a. 

p.  5i« 


—    5i5    — 

üizug  "v^ara  unternommen  worden.  Der  Land- 
y  war  zu  PauU  Bekehrungsfeste  nach  Pres-  J.  c.  t637. 
irg  ausgeschrieben.  Die  von  Ferdinand^a^"^*^"'"'* 
swaltbothen  geflissentlich  erweckte  Hoffnung, 
werde  das  Heichsheer  in  Person  anführen^ 
geisterte  die  Stände  zur  Freygebigkeit  und 
ossen  Yerheissungen.  Drey  Ducaten  von  je-* 
r  Pforte  wurden  als  Subsidia  bewilliget,  zu 
rer  Einsammlung  sehr  ernstliche  und  zweck* 
iasige  Massregeln  verordnet  *)• 

Voraus  sandte  Ferdinand  die  Henm 
bersdorff  und  Niklas  Schnitzbau- 
er* mit  zwey tausend  Lanzenkaechten  und 
ndert  Reitern;  Seredy  und  Cseretinzky 
lltan  mit  ihrem  Waffenvolke  die  Deutschen 
ISahlshaber  verstärken.  Schon  am  Sonntage  ii.  Febr. 
to  mihi  zogen  diese  in  Leutschau;  dort 
»ersdorff  in  das  Haus  des  Senators  Gon^ 
d  Sperfogel  ein.  Nach  einigen  Ruhetagen 
ichen  sie  gegen  Eperies  auf,  wo  sie  zehn 
Ige  lang  der  Ankunft  des  Soldes  harrten.  In 
r  Wowe  vor  Oculi  rückten  sie  aus  gegen 
s  feste,  von  Zapolyern  stark  besetzte  Burg- 
iloss  S6var.  Im  Mangel  des  Belagerungsge- 
lützes  wurde  der  Versuch  gewagt,  des  Platzes 
h  im  Sturme  zu  bemächtigen ;  aber  die  kühn- 
n  Stürmer  fielen,  den  übrigen  erlosch  der 
ith;  bey  übereilter  Fljucht  wurden  nicht  ein 
ihl  die  Sturmleitern  gerettet.  Die  Gespan- 
laften  SSros,  Aba-Ujv^  und  Zempl^n  waren 
stark  von  Zipolyern  besetzt,  dass  Ebers- 
rf f  mit  seinen  dürftigen  Streitkräften  sich 
IT  weitem  Unternehmungen  enthalten  musste. 


)   Ferdinand!  R.  Decret.  IV.    in  Corpor.  Iuris  Haag* 
:.  p.  365. 

I.  Theil.  33 


—    5i4    — 

Auf  seinen  Bericht  beorderte  der  Konig 
.  Feldherm  Leonard  von  Felss  mit  fi 
tausend  Lanzenknechten,  zweytaasend  schi 
bewafineten  Reitern,  dreyhundert  Husziren 
dreyhundert  grossen  Feldstücken.  Alleiii 
war  noch  im  Anzüge  zu  Leutschau,  als 
Hauptleute  des  Gegenkönigs,  mit  zwölf taw 
3.  Afoy.  fünmundert  Mann  am  Kreuzerfindungsfeste 
kaj  überwältigten.  Ebersdorff  hatte  in  a] 
dreitausend  fünfhundert  Mann  und  war  di 
Tiel  zu  schwach,  um  den  Flatz  zu  entsetz 

19.  Afoy.  Am  Vorabende  des  Pfingstfestes  ToUbrai 

Leonard  von  Felss  in  der  Aba-Ujv 
Gespanschaft  seine  Wa£Penthat  mit  Erstürm 
der  Regeczer  Burg,  ungeachtet  anderthalb  I 
len  davon  bey  Göncz  Z^polya's  achtze 
tausend  Mann  starkes  Heer  stand,  angefi 
von  dem  Grosswardeiner  Bischof  Georg  M 
tinuzzi,  eben  so  gewandtem  Kriegsmann 
strengem  Mönche  m  dem  weissen  Paulii 
Eremiten  -  Gewände  unter  dem  Panzer,  wel( 
er  weder  auf  dem  bischöflichen  Stidil,  n 
im  Staatsrathe,  noch  auf  Feldzügen  ablej 
wesswegen  er  auch  fast  in  allen  damahli 
Staatsschriften  und  öiFentlichen  VerhandluD 
schlechtweg  nur  der  Mönch  oder  der  Ei 
mit  genannt  wurde.  An  demselben  Tage 
Sturmes  brachte  ein  vom  Felss  er  ausgesa 
ter  Reilertrupp  zwey  und  dreyssig  WVgeo, 
frachtet  mit  wohlgestalteten  Mädchen,  Ja 
frauen  und  Jünglingen  in  das  Lager;  ui 
Zipolya's  Begünstigung  hatte  sie  Peter] 
renyi  im  Kaschauer  Gebiethe  auf  fangen.  lasJ 
um  sie  als  Theil  des  Lösegeldes  für  sei 
Sohn    Franz    dem    Gross  -  Sultan    zuzus 


^    5i5    — 

len  *  )•  Solche  Gräueldiaten  erlaubte  sich  F  e- 
renyi|  welcher  Ton  dem  irreligiösen  Seelen- 
reute  als  einer  der  eifrigsten  Beförderer  des 
reinen  Erangeliums,  als  Zeuge  der  Wahrheit, 
Ln  Ungarn  gepriesen  wurde. 

Nachdem  Zä pol ya  auch  die  Herren  Franz 
Behek  und  Peter  Ferönyi  mit  ihren  Dienst- 
mannen aufgebothen  hatte,  so  bedurfte  Co- 
lonna  von  Felss  beträchtlicher  Verstärkung; 
bereitwillig  dienten  auf  seine  erste  Aufforde- 
rung die  bidern  Leutschauer,  ohne  deren  Treue 
Ferdinand  lange  schon  Alles  im  nordlichen 


igebiethe  verloren  hätte;  sie  sandten  ihm 
sine  Sdiar  Söldner,  drey hundert  Stückkugeln 
rerschiedenen  Calibers  und  neun  Fässer  Ful« 
rer^)«  Bald  darauf  zogen  ihm  Franz  Ny^ry, 
Peter  Bakicsh  mit  ihren  Yölkem,  Niklas 
Ostrossicsh  mit  seinen  und  des  Alexius 
Thurzo  Reiterhaufen  zu;  gern  yergassen  die 
Ungwn,  des  Mannes  Kriegskunde  achtend,  des 
Oberbefehlhabers  Deutsche  Herkunft,  und  voll- 
zogen seine  Befehle  mit  Vertrauen«  Schon  vor 
Ihrer  Ankunft  war  auch  die  Felsenburg  Bol- 
dogko  in  seiner  Gewalt.  Mit  ihnen  zog  er  in 
die  Zemplener  Gespanschaft,  nahm  T^Uya  imd 
Makovicza  weg  und  erwartete  den  Feind  bey 
Mad  in  verschanztem  Lager.  Martinuzzi's 
Vereinigung  mit  Bebek  und  Fer^nyi  hatte 
er  verhmdert,  ihn  genöthigt  auf  das  linke  Ufer 
der  Bodrog  sich  zurückzuziehen,  sie  von  dem 
Strome  abgeschnitten.  Jetzt  ermüdete  er  sie 
durch  falsche  Anerbiethungen  zum  Schlagen, 
und  schwächte  sie  in  kleinen  Gefechten.  Des- 
sen  überdrüssig  wagten  sie   einen  Angriff  auf 


a)  Sperfogdl  I.  c.  p.    187.      l)  Sperfogel  I.  c.  p.  187. 

35* 


—    5i6    — 

m 

t  sem  Lager;  doch  das  trefFlich  geleitete  Spd 
der  Falkaunen  und  Feldschlangen  streckte  Viele 
zu  Boden  ^  und  die  noch  Stehenden  ergriflp  die 
Scheu  über  die  Leichen  der  Ihrigen  vorzudriit- 
gen.  Schnell  wandten  sie  sich  um»  und  folg- 
ten in  ziemlicher  Unordnung  flüchtend  ihren 
zwey  unter  sich  selbst  uneinigen  Feldherren 
unterhalb  Tokaj  über  die  Theiss.  Verfolgend 
erreichte  dort  die  Ungrische  Reiterey  Zipo- 
lya's  Nachhut  I  welche  des  Fussyolkes  Zug 
über  den  Strom  und  das  Lager  deckte;  da  kam 
es  zu  hitzigem  Gefechte,  in  welchem  Bakicsh 
und  Ostrossicsh  den  Sieg  entschieden^  Jo- 
hann Kornis  von  Ruszka,  Niklas  Bitkory 
aus  dem  Hause  Gägy  und  Johai^n  TOn  K6-* 
kedy  Ferenyi's  Hauptleute^  mit  einigen  Haii- 
fen  in  den  Fluss  gesinrengt,  jämmerlich  er- 
tranken. 

In  übereilter  Flucht  hatten  Zäpolya's 
Befehlshaber  unterlassen,  Tokaj's  Besatzung 
zu  yerstärken  und  mit  Alundvorrath  zu  yer- 
sorgen,  darum  wurde  es  nach  kurzem  VRder- 
Stande  zur  Ergebung  an  den  von  F  e  1  s  s  ge- 
zwungen; der  vorsichtigere  Sieger  hinterliess 
Stadt  und  Burg  in  gutem  Vertheidigungsstandi 
das  linke  Ufer  der  Theiss  und  der  Bo6rog 
stark  besetzt,  und  führte  die  Hauptmacht  ia 
die  Saroser  Gespanschaft  hinauf  zur  Belagerung 
der  Felsenburg    Siros,    deren  Zäpolysche  Be- 

?6.  JuUuM.  Satzung  ,am  Jakobitage  an  der  treuen  Stadt 
Zehen  Gewalt  geübt  und  sechs  und  dreyssig 
Bürger  in  Gefangenschaft  weggeführt  hatte.  Un- 
ter Weges  dahin  bemächtigte  er  sich  der  Berg- 
schlösser Kapi-vir  und  Sebes.    Sonnabend  vor 

4.  AugufM.  Christi  Verklärung  schloss  er  Saros  ein,  zur  Be- 
lagenmg  sandte  Hieronymus  Laszky  hun- 


~    5i7    ~ 

rt  21entner  Fulrer.  Sieben  Wochen  und  yier 
Ige  lanj;  leistete  die  Besatzung  Widerstand, 
ifrisser  Rettung  harrend;  als  aber  alle  Ho£F-* 
ng  derselben  verschwunden,  der  Mundyor* 
ih  aufgezehrt,  und*  von  den  Belagerern  der 
Inen  Bntzundun«;  bereitet  war,  both  der  Burg- 
uptmann  des  Platzes  Übergabe  an,  gegen 
yen  und  ehrenvollen  Abzug,  welchen  Co- 
nna  von  Felss,  des  Feindes  Tapferkeit 
itend,  unbedenklich  gewährte  *)^ 

Hiermit  war  den  lange  genug  geangstigtan 
(dten  Zehen,  Eperies,  Bartpha,  Leutsehau 
1  dem  ganzen  Zipserslande  Ruhe  geschafft; 
Mmders  nachdem  Ferdinand  den  seines 
rtrauens  unwürdigsten  Mann,  Johann  Kat- 
iner  von  Katzenstein  aus  )^nen  Gegenden 
gerufen ,  und  durch  die  unglücklichste  Wahl, 
n  Slawoniens  Yertheidigung  angewiesen  hatte. 
.  seine  Stelle  setzte  Leon.ard  von  Felss 
1  Zipser  Dompropst  Joannes  Horvith 
1  Lomnicza  mit  dem  Beamten  Georg  Bol* 
r  zum  Landeshauptmann  von  Zips.  Ferdi- 
nd  wollte  ein  Ende  machen  den  kleinen 
liden,  welche  unter  den  vorigen  Königen  an 
;  Reiches  südlicher  Gränze  zwischen  den 
adsassen  und  den  Osmanen,  unbeschadet  ei- 
'*  bestehenden  Friedens  oder  Waffenstillstan- 
j  geduldet  wurden,  um  sie  in  einiger  Übung 
^arischer  Tapferkeit  zu  erhalten.  Ungern, 
wonier,  Croaten  und  Türken,  alle  leicht 
itten,  konnten  im  gleichen  Kampfe  und  bey 


I  Sperfogel  I.  c.  p.  187.  Selecta  ez  Cliroiilcif  Leibitse» 
nit  ap.  Jf''agntr,  Analect.  Scepus.  P.  II«  p,  55«  Terglichen 
Joann.  Zeriucgh.  ap.  Schwandin^r,  T.  II.  p.  4io.  und 
mit  mancherloy  Unwahrheiten  ▼crmenstcn  Bericblen  dea 
hna&f'fy  Lib.  All,  p.  127. 


—    5iö    — 

ziemlldi  gleichen  Kräften  sich  gegenseitig  Bidil 
beträchtlich  schaden;  streiften  auch  biswttkn 
einige  Horden  nach  Crain,  Kämthen,  oder 
Steyermark,  so  geschah  es  in  fremdem  Lande, 
und  die  Faschen  fanden  in  Slawonien  und  Croa- 
tien  fast  immer  einige  gefällige  Landherren , 
welche  sie  für  eigene  Kühe  und  Sichcfhat, 
vielleicht  auch  wie  Joannes  Thuz  TOn  Lak, 
für  Theilung  der  Beute ,  unangefochten  hin  und 
zurückziehen  Hessen.  Nach  dem  Mohicser  Tage 
waren  andere  Verhältnisse  eingetreten;  Sole)- 
man  behielt  Sirmien  mit  den  Gespansehafiea 
Yeröcze  und  Possega  in  seiner  Gewalt  ^  um  näk 
nach  Crain,  wie  nach  Ungarn  freyen  Zug  za 
sichern.  Fanden  jenseits  der  Kulpa  seine  Pa- 
schen Widerstand,  so  waren  es  schwer  bewaff- 
nete österreichische  Reiter,  welche  wider  der 
Osmanen  leichte  und  schnelle  Reiterey  nicbts 
vermochten  *). 

Eben  jetzt  sahen  sich  die  Crainer  und 
Kfimthner  durch  des  Grossherrn  feindliche  An- 
deutungen gegen  die  Yeneter,  und  durch  die 
Unternehmungen  des  Belgrader  Sangiaks  Mo- 
hammed  Jahi-Ogli,  von  Gefahr  bedrohet 
und  geängstigt«  Mohammed  hatte  Eszek  und 
Possega  stark  befestiget,  von  dort  aus  den  Mu- 
rath-Beg  von  Y erbosanien ,  nach  Croatien  aaf 
Eroberungen  und  Raub  ausgesandt.  Nachdem 
dieser  Bozko,  Beriszlö  und  Obravitz  ein^ 
nommen  hatte,  schloss  er  die  durch  Waf- 
fengewalt unbezwingliche  Bergfestung  Klissa 
ein,  um  sie  durch  Hunger  zu  bezwingen.  Die 
arge   Yerletzung   des    mit   Solejman    beste- 


a)  A  m  b  r o  t.  S  i  m  i  g  i  a  n.  ip.  F^der  Script.  Tranttilv.  T.  II* 
p.  i46. 


—    5i9    — 

Elenden  Waffenstillstandes  gaib  den  Klagen  der 
Grainer,  Kärnthner  und  Croaten,  welche  zum 
Kriege  aufforderten,  bey  Ferdinand  entschei- 
dendes Gewicht.  Mit  ungemeiner  Schnelligkeit 
wiurden  zwey  Heere  ausgerüstet;  das  eine  un- 
ter des  Burgnauptmannes  Feter  Krussicsli 
Anführung  nach  Croatien,  das  andere  unter 
des  Katzianer's  Oberbefehl  nach  Slawonien 
gesandt.   Jenen  unterstützten  Graf  Niklas  Tup- 


riani  mit  dreitausend  Mann  Reiterey,  und 
Lucas  TOn  Ancona,  Paulus  des  IIL  Feld- 
ibersteTj  mit  päpstlichen  Söldnern  ^  schwerem 
Bttchutze  und  anderm  Kxiegsvorratfae.  Damit 
nlle  Peter  Krussicsh  zuKlissa's  Entsätze; 
ibtt  M.urath-Beg's  erster  stürmischer  An- 
üall  schlug  die  Italer  und  Deutschen  zurück, 
lire  Flucht  brachte  die  Croaten  tmd  Dalmater 
n  Unordnung;  dennoch  unterhielt  Krussicsh 
loch  eine  Weile  das  Gefecht,  und  als  auch 
liese  nicht  mehr  Stand  hielten,  war  er  der 
fetzte ,  welcher  ihnen,  an  die  Küste  zu  den  Schif- 
fen fliehend ,  folgte.  Athli-Aga  erreichte 
lin  an'  Bord,  üBerwältigte  ihn  und  brachte 
meinen  Kopf  an  Mohammad;  ihn  Klissa's 
iTertheidigern  vorzeigend,  yerlangte  der  Bejg 
1er  Festung  Übergabe;  Schreck  und  Yerzwcfif- 
ung  erstickten  den  Muth  und  die  Besonn en- 
ieit,  die  Besatzung  ergab  sich,  und  die  wich- 
ige Felsenburg,  einst  unter  Ungarns  Mongo- 
ischer  Entvölkerung  für  Bela  des  IV.  Familie 
ichere  Zufluchtsstätte,  war  für  die  Ungrische 
(rone  verloren  •). 

Als  diess  geschah,   stand  Johann  Kat- 
hie n  er   bereits   mit  sechzehn   tausend   Mann 


fl)  Iithuanffj  Lib.  XIII.  p.  i3o. 


Fuhsvolky  acKt  tausend  Mann  Reiteny  im  Lügir 
bey  Kaprontza^  umgeben  von  bewährten  KriegH 
mAnnem ;    aber  weder  ihre  Achtung  noch  ur 
Vertrauen  besitzend,   und  unfähig,    ihre  Eiir 
sichten  im  Entwürfe,  ihre  Kräfte  in  der  Aus- 
führung  zur  Einheit  zu   verbinden«     An  da 
Spitze  der  Reiterey  stand  Ludwig  Fekry^ 
darunter  waren  Faul  Bakicsh,   Balthasar 
Bänffy  und  der  wieder  begnadigte  Rauhhair 
Ladislaw  Morö   mit  einigen  tausend  Hiu- 
ziren.    Ludwig   Chraf  Lodron   führte  das 
FussTolk,  Albrecht  Schlick  die  Böh^la^ 
Julius  Graf  von  Hardek  die  ö^erreicheri 
Johann  Ungnad  die  Sleyermärker^  Eras- 
mus  Mager,  von  Fuchsstadt  die  Kämthnar. 
Des  Heeres  Versorgung  mit  Mundvorratli  bytt 
ten  der  Agramer  Simon  Erdody   und  der 
königliche  Froviantverwalter  Jobst  Lilen- 
berg  übernommen;    aber  das  Geschäft  ihren 
Unterbeamten   überlassend,    schlecht  geleistet 
31.  wf H^iMi.Frey tag  vor  Egidi  wurde  das  Lager  von  Ka- 
prontza  nach  Berzencze  in  die  Sümegher  Gc^ 
spanschaft  verlegt;   und  schon  hier  liess  einiger 
Mangel  an   Lebensmitteln    sich    wahrnehmen; 
doch   der   Verpfleger  zuversichtliche   Verheis- 
sungen  beruhigten  den  Katzensteiner.     Un- 
besorgt rückte  er  weiter  vor,  setzte  bey  Baros 
10.  Sepihr.  wieder  über  die  Drawe^  und  lagerte  sich  Mon- 
tag  nach   Maria   Geburt    bey   Yeröcze.      Hier 
fragte  er  zum  ersten  Mahle,  was  weiter  zu  un- 
ternehmen,   ob  die  Zufuhr  zu  erwarten,   .oder 
ob  weiter  und  wohin  zu  ziehen  sey.     Die  Klu- 
gem und  Besonnenem  rieihen  ersteres;  die  Jün- 
gern und  Verwegenem  drangen   auf  letztere^i 
welchen    er,    von    der  Unruhe  seines  unstäten 
Sinnes    getrieben,    beystimmte.      Mohammed 


-:    5n    - 

ahi-Oglii  von  des  anrückenden  Feindes  Be- 
ilegungen und  Yerlegenlieiten  genau  untenKch- 
jetf  halte  das  rechte  Ufer  der  Drawe  bis  gd- 
•ren  Kapincze  hinauf  besetzt  gehalten^  um  inm 
lle  Zufuhr  zu  Wasser  abzuschneiden;  was  zu 
Lande  gebracht  jwerden  sollte  ^  theils  mit  Ge- 
pralt  wegnehmen,  theils  durch  Angeboth  ho- 
laror  Preise  aufkaufen  lassen.  Der  ron  ihm 
lusgestellte  9  dem  königlichen  Heere  nächste 
Posten  stand  bey  Szopie,  drey  Meilen  östlich 
ron  Yeröcze;  dahin  wurde  auf  Betrieb  der 
iTorsichtigem  Faul  Bakicsh  mit  tauaend 
Siiszjüren  und  zwey  Scharen.  Tyroler  Büchsen«- 
(chützen  auf  Kundschaft  gesandt.  Wähnend  ^ 
1er  Ungern  gesammte  Heermacht  sey  im  An- 
luge^  verwüsteten  die  Osmanen  ihren  aufge- 
lauften  Yorrath,  steckten  Szopie  in  Brand  und 
9n  davon.  Bakicsh  erreichte  die  Fluch- 
n  und  nur  Wenige  entrannen  den  tödtenden 

ein  ihrer  Verfolger.     Die  eingebrachten  Ge- 

Eangenen  berichteten,  Jahi-Ogli  erwarte  den 
Feind  vor  Eszek,  um  dort  in  einer  Haupt- 
schlacht zu  entscheiden.  Zu  solcher  Aussage 
waren  sie  auf  alle  Fälle  von  ihm  angewiesen, 
(jerade  diess  hätte  den  Katzensteiner  be- 
stimmen sollen,  ohne  weitere  Anfrage  rechts  ab 
gegen  Fossega  den  Marsch  zu  richten ,  und  sich 
blawoniens  zu  bemächtigen;  der  Kriegsrath 
entschied  für  Beybehaltung  des  geraden  ebenen 
Weges  gegen  Eszek. 

Nach  zehn  Tagemärschen  stand  das  Heer  ^  Sepfhr. 
bey  Yalpo,  schon  in  sich  geschwächt  durch 
die  Ungewissheit  seines  geistlosen  Oberbefehl- 
hi^ers  und  daraus  erfolgter  Uneinigkeit  sei- 
ner Anführer,  gedrückt  von  Mangel,  vermin- 
dert durch  Krankheilen,  Folgen  des  unmässigen 


—    5aa    — 

Obstgeniisses  und  der  nasskalten  Harbstwitte- 
rung.  Auf  drey  Tage  mit  Lebensmittela  ver- 
sorgt, zogen  die  Scharen  ron  Yalpo  ab;  am 
27.  Septlr.  dritten  Tage  schlugen  sie  dreytausend  Schritte 
vor  Eszek  das  Lager  auf.  Zur  Linken  hatten 
sie  die  Drawe,  vor  sich  und  zur  Rechten  wal< 
d^e  Hügel;  hier  das  Dorf  Kra vicza ,  von  Türki- 
schen Vorposten  besetzt,  täglich  die  Ungern  la 
kleinen  Gefechten  aas  dem  Lager  lockend,  bis 
diesen  das  unnütze  WaiFenspiel  von  den  Feld- 
herren verbothen  wurde,  und  die  Feldzeag- 
meisterey  Befehl  erhielt ,  die  anrückenden  Os- 
manen- Haufen  durch  anhaltendes  Feuern  aas 
schwerem  Geschütze  zurückzutreiben.  Die  Stel- 
lung war  nicht  gut  gewählt;  von  der  einen 
Seite  waren  der  Reiterey  alle  Tränkplätze  von 
dem  Feinde  verwehret;  von  den  Hügeln  zur 
Rechten  und  aus  dem  Dorfe  wurde  das  Lager 
unablässig  beunruhiget.  Katzianer  liess  ei- 
nige Scharen  gegen  die  Tränken  und  gegen  die 
Hügel  ausziehen,  das  schwere  Geschütz  thit 
überall  die  erwünschte  Wirkung,  und  sobald 
die  Sümpfe  zur  Linken  geräumt  waren,  die 
feindlichen  Vorposten  die  Hügel  und  Kravicza 
verlassen  hatten,  rückte  Katzianer  eine  halbe 
Meile  näher  gegen  Eszek  vor.  Einige  Ver- 
suche durch  Abfeuerung  der  grössten  Kanonen 
zeigten,  dass  man  noch  zu  entfernt  stände, 
um  den  Stadtmauern  schaden  zu  können.  Über 
diess  lag  der  genommene  Standpunct  um  vieles 
tiefer  als  die  Stadt;  aber  südostwärts  dersel- 
ben ,  jenseits  der  Untervorstadt  erhob  sich  ebe 
Anhöhe,'  von  welcher  die  Stadt  beherrscht 
wurde.  Nach  heftigem.  Streit  wider  die  Vor- 
sichtigen, welche  in  Erwägung,  dass  die  Mann- 
schaft höchstens  auf  sieben  Tage  mit  Lebens- 


—      520      

nitteln  versehen  sey,  die  Ankunft  der  Zufulir 
in  Ort  und  Stelle  erwarten  wollten,  besdüoss 
1er  ICriegsrath,  Eszek  zu  umgehen  utkd  auf 
jenseitigen  Anhöhen  Stand  zu  fassen.  Der  Weg 
dahin  führte  durch  einen  dichten  Wald.  Jahi- 
Ogli  von  dem  Vorhaben  der  Königlichen  durch 
seine  gewandten  Kundschafter  unterrichtet , 
stellte  durch  Nebenwege  tausend  Reiter  und 
eine  Schar  Janitscharen  in  Hinterhalt;  von  die- 
sen wurde  die  Nachhut ,  aus  Böhmischer  Rev- 
terey  und  Tyroler  Schützen  bestehend^  anse- 
Eallen.  Jene  warfen  sich  in  schnelle  Flucnt, 
diese  wehrten  sich  tapfer,  und  im  gefährlich- 
sten Augenblicke  eilte  ihnen  Erasmus  Mager 
mit  seinen  Kämthnern  zu  Hülfe;  mit  gerin- 
gem Verluste  kam  die  gesammte  Heermacht 
lurch  den  >Vald. 

Sobald  sie  jene  Anhöhen  erreicht  hatte,  l^^<^^^''- 
CiroUockten  Katzianer  und  alle,  die* nicht 
weiter  sahen,  als  er,  in  ihrem  Waline,  nichts 
gewisser  glaubend,  als  Jahi*0gli  sey  nun- 
mehr von  Belgrad  völlig  abgeschnitten; .  seine 
von  dieser  Seite  eilfertig  aufgeführten  Werke 
bald  in  Grund  geschossen;  sein  grobes  Geschütz, 
gegen  ihren  vorigen  Standort  gerichtet,  nicht 
ohne  Anstrengung  und  Zeitaufwand  nbennetz-* 
bar;  unterdessen  würden  ihnen  Sirmier  und 
Rascier,  des  OsmanLschen  Joches  überdrüssig, 
baufenweise  zuziehen;  und  auch  von  Eszek's 
gegen  sechzehn  tausend  christlichen  Einwoh- 
nern liesse  sich  ehestens  allgemeiner  Aufstand 
erwarten.  Aber  anstatt  mit  Kühner  Entschlos- 
senheit wenigstens  auf  die  Untervorstadt  Sturm 
laufen  zu  lassen,  führte  Katzianer  nach  Ta- 
gesanbruch seine  Scharen  in  Schlachtordnung 
aus    dem    Lager,    und    ladet   den   Feind   zum 


ScUagieii  in  offenem  Felde  ein.     Doch  Jahi- 
Ogli  lässt  keinen  Mann  aus  der  Stadt.     Seine 
Werke  sind  auch  von  dieser  Seite  mit  grohem 
Geschütze  rersorgt;    daraus  lässt  er  ohne  Un* 
terlass  auf   die   Königlichen  feuern ,    welches 
diese  aus  ihren  Kanonen  mit  gleicher  Thatig- 
keit  zu  grösserm  Schaden  des  Feindes  bis  ge^ 
gen  Ahend  erwiedern.     Da  auf  ähnliche  Weise 
mehrere  Aufforderungen  zur  Schlacht  abgelehnt 
wurden,  trug  Balthasar  Bänffy  nachdrück- 
lich darauf  an,   vor  allem  das  Kriegsvolk  ga- 
ren äussersten  Mangel  zu  sichern  und  für  Her- 
»eyschaffung  hinlänglicher  Nahrungsmittel  zu 
sorgen.     Drey  Meilen  von  Eszek  an  der  Drawe 
liegt    die   Burg   Erdüd;     nach    glaubwürdivoB 
Aussagen  der  Überläufer  war  dort  reichlicher 
Mundvorrath  aufbewahrt,  der  Flatz  nicht  sehr 
fest,    die  Besatzung   schwach,    die   Eroberung 
leicht,    der   Gewinn   gewiss.      Sein   Vorschlag 
wurde  mit  allgemeinem  Beyfalle  aufgenommen, 
er  voraus   gesandt,    die  Ausführung    vorzube- 
reiten;   in  der  zweyten  Nachtwache  das  Lager 
abgebrochen,  der  Marsch  nach  Erdöd  in  gross- 
ter  Eile  und  Unordnung  angetreten.    Nicht  mehr 
«Is  zwanzig  Mann  verUieidigten  die  Burg,  den- 
noch dauerte  der  Kampf  bis  Mittag,   ihre  Be- 
zwingung kostete  die  Sieger  fünfzig  Mann,  und 
als  sie  überwältiget  war,   wurden  nicht  mehr, 
als  zwey  Fässer  Mehl,  eben  so  yielHirse^  und 
einige  Fässer  Wein  gefunden. 

So  gewaltig  in  im'en  Erwartungen  getäuscht, 
führten  die  Feldherren  ihre  Scharen  über  die 
Wuka  und  brachen  die  Brücke  hinter  sich  ab, 
um  dem  wider  sie  ausgezogenen  Feinde  das 
Nachsetzen  zu  erschweren;  allein  dieser,  ihren 
Zügen   und  Bewegungen    fleissig   nachspürend, 


—    525    — 

latte  sich  andere  Wege  zu  itirem  Verderben 
lusersehen.  Als  sie  jen.seits  der  Wuka  stan- 
len^  wurde,  Rath  gepflogen,  in  welcher  Rich^ 
lUDg  der  Marsch  nach  Valpo  hin  zu  nehmen 
)ey;  ob,  mit  Zurücklassung  der  Kanonen , 
Sturmleitern,  Brückenzeuges,  und  alles  schwe- 
ren Gepäckes  auf  dem  kürzesten  Weg,  oder  ob 
längs  den  Gränzen  der  Fosseger  Gespanschaft 
iberNustdr,  Yinkovcze,  Ivan ca,  Deäkov^r  und 
Gran  (jetzt  Gor j an) ,  Wo  man  überall  reichlichen 
(Torrath  finden  dürfte,  das  an  Kräften  erschöpfte 
iToIk  zu  weiterm  Zuge  zu  erquicken.  Jenes 
>eliebte  dem  Katzensteiner,  und  wenn  etwa 
1er  Kanonen  Zurücklassung  änstössig  wäre,  'sö 
(ollte  man  sie  zerschlagen  und  das  Metall  auf 
Sjirrenwagen  mitführen;  er  erbothe  sich,  sie 
luf  seine  Kosten  wieder  giessen  zu  lassen.  Da« 
/egen  widersetzte  sich  die  Mehrheit,  erklärte 
len  Antrag  für  schimpflich,  entschied  für  den 
Umweg,  und  Katzianer^  dem  vom  Geiste^ 
^eder  Fähigkeit,  noch  Recht,  zum  Befehlen 
md  Durchgreifen  verliehen  war,  musste  pach« 
;eben.  Die  Burg  und  der  Marktflecken  Ivanka, 
ror  des  Feindes  Einfall  Eigenthum  des  Herrn 
Pranz  Zay,  welcher  jetzt  noch  als  Rotten- v 
'ührer  bey  dem  Heere  diente,  wurde  ohne  Ver- 
ust  genommen,  die  Mannschaft  in  vollem  Über-* 
lusse  gespeiset  und  getränkt,  doch  in  unge- 
;tümer  Begierde  beträchtlich  mehr  verwüstet, 
Js  genossen.  Es  war  ihr  letzter  schwelgeri- 
;cher  Tag  und  frohe  Nacht.  Schon  beym  Aus- 
luge des  Morgens  wurden  sie  von  feindlichen 
laufen  mit  Pfeilen  und  Falkaunenkugeln  em^ 
>fangeu,  sie  mussten  sich  den  Ausweg  durch 
ilutigen  Kampf  erzwingen.  Jahi-Ogli  hatte 
hnen   Klissa's  Eroberer   Murath    mit  Janit- 


—    326    — 

ftcharen  und  vom  Raube  lebenden,  aller  Schluch- 
ten,  Hohl-  und  Schleichwege  kundigen  Mar- 
talossen  auf  dem  geradesten  Wege  von  Eszäc 
nach  Deakovär  entgegen  gesandt.  Wider  ihre 
Anfälle  sollten  nun  vier  Reihen  Karren,  zu 
beyden  Seiten  an  einander  gekettet ,  den  Heer- 
zug schützen;  in  der  Vorhut  Fekrj  undBa- 
kicsh  mit  Ungrischer  leichter ^  im  Nachzuve 
Albrecht  Schlick  mit  schwei^erüsteter  Böh- 
mischer Reiterey.  Das  frommte  wohl ,  so  laiige 
der  Marsch  bergan  und  auf  dem  hohen  Yer- 
biczer  Bergrücken  fortging;  aber  Thaler  und 
Ebenen  waren  alle  Mahl  yon  Martalossea^  enge 
Pässe  Ton  Janitscharen  besetzt ,  die  Wege 
schlecht,  die  Witterung  unstät,  zwischen  Re- 
[en  und  Schneegestöber  wechselnd,  die  Tage 
.urz,  Martini  längst  vorüber;  da  ging  mancher 
wackere  Mann,  der  auf  dem  Schlachtfelde  har- 
ten Kampf  bestanden  hätte,  ohne  Verdienst  und 
Ruhm  jämmerlich  zu  Grunde. 

Sobald  man  hinter  Deäkoyar  geräumigeres 
Feld  gewonnen   hatte  und  die  Feinde  sich  in 

füsserer  Anzahl  zeigten,  achtete  Paul  Ba- 
icsh  das  Yerboth  Katzianer's,  dem  zu 
Folge  man  sich  nirgends  in  ein  Treffen  ein-* 
i./>ec«m&r. lassen  sollte,  nicht  mehr*  Es  musste  Sonna- 
bend nach  Andrea  Halt  gemacht  werden,  er 
forderte  zum  Gefechte,  schlug  seiner  würdigi 
.  ward  von  einer  Kugel  getroffen  und  fiel ,  mit  ihm 
seine  Hauptleute  raul  Fodor  und  Theodor 
Peiticsh;  gefangen  wurden  Demeter  Skan- 
droricsh,  Wolf  Milola,  Paul  Dely  und 
obgleich  die  Huszären,  rächend  ihres  Anfüh- 
rers Tod,  den  Feind  mit  mörderischer  Wuth 
zurück  schlugen,  so  war  dennoch  auf  seiner 
Seite  schon  der  entschiedenste  Sieg ;   denn  dort, 


—    527     "~ 

der  nie  besiegte  Bakicuh  gefialleo  war,' 
oschen  auch  des  Muthes  letzte  FuDken  in 
Fehlshabern  wie  im  Volke.  G^en  Abend 
.rde  die  Ebene  zwischen  Gara  und  Siroko- 
Ije  erreicht,  das  Lager  aufgeschlagen.  Ma- 
th sammelte  seine  Häufen  im  Thale  bey 
dnyanye,  erwartend ,  wohin  die  Königlichen 
h  wenden  würden.  Nur  zwey  Auswege  stan- 
1  diesen  hier  offen;  der  eine  über  Koszka 
^h  Yalpo  durch  drey  Meilen  langen  dichten, 
er  diess  noch  durch  Verhaue  unwegsam  ge^ 
chten  Wald,  yor  welchen  man  Geschütz, 
irren,  Kriegsyorrath ,  Gepäck  zurücklassen 
isste;  der  andere  links  ab  von  Gara,  in  das 
he  Gebirge  hinein  zur  Burg  Sanct  Elisabeth, 
m  Raubherrn  Ladislaw  Morä  gehörig; 
»hin  der  Feind  sie  nicht  verfolgen  konnte, 
ch  heftigem  Streit  wurde  für  den  Weg  nach 
Ipo  entschieden,  und  die  Hauptleute  trenn- 
i  sich  jeder  mit  dem  geheimen  Entschluss, 
8se  Nacht  noch  für  seine  eigene  Sicherheit 

sorgen.  In  der  zweyten  Nachtwache  brach 
idislaw  Morä  mit  seinen  Rotten  der  erste 
f,  und  nahm  die  Flucht  ^egen  Sanct  Elisa- 
th.  Fast  auf  dem  Fusse  folgten  ihm  Johann 
Qgnad  und  Bischof  Simon  Erdody  mit 
ren  Völkern.  Der  Oberbefehlshaber  wurde 
weckt,  ihr  Abzug  ihm  gemeldet,  wähnend, 
e  er  nachmahls  vorgab,  die  gesammte  Mann- 
haft, Zucht  und  Ordnung  verachtend,  sey 
bon  voraus,  schwang  er  sich  auf  sein  Fferd 
id  ritt  davon ;  und  bevor  der  Tag  noch  grauete, 
ir  auch  Ludwig  Fekry  schon  hinter  den 
irgen. 

Als  Graf  Lodron  beym  Erwachen  sich 
it   dem  Fusavolke   so   schimpflich  verlassen 


—    5aö     ^ 

sah  y  und  aus  den  Bewegungen  des  F^des  in , 
der  Nähe  dessen  Absicht  zu  schlagen  errieth, 
fasste  er  den  heldenmüthigen  Entschluss,   den 
geCahnroIlen  Kampf,  wie  er  auch  endigen  mwe^ 
zu   bestehen;     dazu   erklärten   sich    gleichfiüls 
2.  Declr.  seine  Scharen  mit  der  Reiterey  aus  Böhmen, 
Österreich  und  Kärnthen  bereit     In  dicht  ge- 
schlossenen Reihen  vor  dem  Lager  aufgestdit, 
erwarteten  sie  den  unter  furchtbarem  Geschrey 
heranstürmenden  Feind«    In  einer  schrecklichen 
Stunde  war  ihr  ehrenvolles  Schicksal  und  das 
schimpfliche  Ende  des  unbesonnen  untemom- 
mehen,    erbärmlich  durchgeführten   Feldzuges 
entschieden.     Von  den  Herren   entkamen  nur 
Albrecht  Schlick  und  Niklas  Turriani 
durch  die  Flucht^  der  eine  bald  nach  des  Ge- 
fechtes  Beginn,    der  andere  am  Schlüsse   des 
Gemetzels.       Erasmus     Mager    blieb     auf 
dem  mit  Todten  bedeckten  Kampfplatze,  Graf 
Lodron,  stark  verwundet  und  dennoch  Erge- 
bung verweigernd,  wurde  niedergehauen;  bey- 
der  Kopfe  mit  dem  dritten  des  Paul  Bakicsh 
sandte  Jahi-Ogli  an  Sole  j  man.     Katzia- 
ner  und  Fekry  wurden  nach  Wien  berufen, 
und  bis  zum  Ausspruche  des  Kriegsgerichts  ge- 
fangen gesetzt.     Jener,  das  verdiente  Todesur- 
theil  fürchtend,  entwischte  durch  seiner  Freunde 
Beystand  aus  dem  Gefängnisse,  floh  nach  Croa- 
tien   auf  die  Burg  Kostanitza,    seinen   letzten 
Raub,    unlängst  dem  Yraner  Priorat  entrissen; 
both  dem  Beli^rader  San^^iak  MohammedJahi- 
Ogli  Übertritt  und  ganz  Groatiens  Überliefe- 
rung an,    wurde  von  Ferdinand    geächtet, 
suchte    die   Grafen   Zriny,    seine    Nachbarn, 
zum  Landesverrath  mit  sich  zu  verbinden,  und 
wurde  auf  ihre  Veranstaltung  bey  einem  Gast- 


—    Sag    — 

hl  ermordet.  Fekry  büsste  den  seinen  Yez^ 
insten  angehängten  Flecken  durch  Erblm- 
Qg  im  Kerker  zu  Grätz  und  Inspruck|  wurde 
ih  erst  nach  sieben  Jahren  auf  zudringliche 
rmittelung  der  Ungrischen*  Stände  des  Yer* 
ftes  von  dem  ICönige  entlassen;  ein  T^rüeus- 
igs widriges  *),  obgleich  nothwendiges  Bey- 
el  der  otrenge  in  dieser  Zeit^  um  so  wirk- 
ner,  da  es  an  einem  immer  treuen^  hoch- 
rdienten,  minder  schuldigen  Magnaten  gege- 
n  wurde  ^).  Wo  die  Majestät  unter  frechen 
imassungen  übermiithiger  Oligarchen  schon 
tief  gesunken  war^  musste  bisweilen  ener* 
icher  Despotismus  mit  willkürlicher  Gewalt 
ischreiten^  um  ihr  wieder  empor  zu  helfen. 
Der  unglückliche  Erfolg  des  kostspieligoii 
Idzuges  gegen  Eszek  una  das  mulhwilSge 
ohlocken  des  Feindes  über  die  leicht  gelun- 
ne  Aufireibung  so  auserlesener  Heermacht^ 
ssen  kühnere  Unternehmungen  von  ihm  be- 
rchten ,  machten  den  rechtmässigen  König  für 
s  übrige  Slawonien  besorgt,  und  ihn  sowohl, 
I  den  Gegenkönig  friedfertiger,  nur  nicht 
3ich  redlicher  Gesinnungen  empfänglich.  Um 
e  seinigen  letzterm  zu  eröffnen,  sandte  er  in 
nrerständniss  mit  dem  Kaiser  den  Lundner 
*zbischof,  und  nicht  etwa,  wie  es  sich  wohl 
ziemet  und  Staatsklugkeit  angerathen  hätte, 
len  Ungrischen  Magnaten,  sondern  den  Ty- 
1er  Leonard  Colonna  von  Felss,  wei- 
ter Kaschau  so  eben  eingeschlossen  hielt,  und 

i)  Ludwig 'i'ekry  ron  Petrowina  moMte»  dm  XJogrifdieB 

ichs  -  Grundgesetzen  gemäst ,  von  Ungriiehen  RichUm  cehöif, 

urtheilty    oder  frey   gesprochen   werden.         h)  Nach  Pauli 

▼  ii  Histor.Lib.XXXVl.  Isthuanffy  Lib.XlII.  p.i9l aqa. 

mon  Epitom.  p.  i33.    Kovachtch  Script.  Mia.  Tom.  L 

46. 

V^I.  TbeiL  34 


—    55o     — 

/.  c.  ]d38.  dort  besser  ouC  seinem  Platze  gewesen  wäre, 
^'"''''""'nacli  Grosswardein,  versehen  mit  nöthiger  VoD- 
macht  und  Anweisung  zu  Unterhandlun^ren. 
Franz  Bätthyunyi,  Bau  von  Slawonien, 
wahrscheinlich  gekränkt,  dass  für  den  Eszuker 
Feldzug  der  Oberbefehl  dem  Katzensteiner, 
als  Vollzieher  höherer  ßefelile  wackerm  Waf- 
fenmanne,  als  oberster  Machthaber  untau(;li- 
chem  Feldherrn ,  war  übertragen  worden ,  hatte 
so  eben  die  Verwaltung  der  Provinz  dem  Kö- 
nige aufgekündiget.  Es  war  nicht  zweifelhaft, 
dass  die  Stände  derselben  sich  ehe  dem  Ge- 
X  genkönige,  ja  selbst  dem  Erbfeinde,  als  einem, 

wenn  auch  bey  ihnen  grundsässigen  Ausländer 
unterordnen  würden;  da  also  Batthyänyi  an- 
beweglich  auf  seiner  Entlassung^bestand,  wur- 
den Peter  Keglevits  und  Thomas  Na- 
dusdy  zu  Banen  ernannt  mit  dem  Auftragei 
Magnaten  und  Adel  der  Provinz  sogleich  za 
versammeln,  und  was  des  Landes  Sicherheit 
forderte,  beschliessen  zu  lassen.  Diess  geschah 
am  Feste  der  drey  Könige  in  sechs  und  zwan- 
zig Artikeln  zu  Creutz.  Dem  Könige  wurde 
in  zwey  Fristen  die  Subsidie  zwey  Ducaien 
von  jeder  Pforte  angebothen;  des  sechs  und 
dreyssigsten  Mannes  Stellung  und  Ausrüstung  zu 
Pferde  verordnet;  überdiess  sollten  sämmtliche 
Landsassen  sich  bereit  halten,  bey  dringen- 
derer Gefahr  mit  dem  fünften  Tneile  ihrer 
Jobbagyen  aufzusitzen;  die  Städte,  Creütz  sech- 
zehn,  Agram  vier  und  zwanzig,  die  gesamm- 
ten  Eremitorien  der  Pauliner  im  Lande  zvrSli 
Pferde  mit  den  nöthigen  Wagen  zu  Kriegsfuhr 
ren  stellen,  der  Zustand  der  Gränzfestungen 
alle  Quartale  untersucht,  zu  Veröcze,  Uj-Ud- 
vär  und  Yelika  Vorrathskammern  angelegt,  dazu 


— '   53i     — 

m  iiamnttiichen  €htindbesitzern  fiir  jede  zwftii^ 
9  Feuerstellen  Ein  Fuder  Lebensmittel  zu  fest-, 
isetzten  Preisen  geliefert ,  in  die  Gränzfestaik- 
m  der  zwanzigste  Tlieil  aller  Feldfrüchte 
gefiihret,  und  von  dem  Allen  Niemand,  wess 
andes  er  auch,  sey,  für  ausgenommen  geachtet 
Brden  ')-       ' 

Diese  Vorsicht  setzte  die  neuen '  Bane  in 
n  Stand,  die  Fortschritte  der  Osmanen  m- 
'oatien  aufzuhalten.  Während  Mohammed 
ihi-Ogli  in  der  Veröczer  Gespanschaft  mit 
x£reibuDg  des  königlichen  Heeres  beschiiftiget 
vcj  hatte  Usum-Beg  die  zum  Yraner  Priorat 
hörige,  den  Zrinyem  verpfändete  Burg  Du- 
cza  überfallen,  eingenommen,  gleich  daniul 
t  Schlösser  Jeszenovacz  und  Szuydy  sich 
mächtiget,  Chrastovicz,  Sissek  und  Agram  btt^ 
ohet.  Da  Keglevits  krank  danieder  lag, 
g  Nidasdy  allein  wider  den  Feind' aus ^ 
ISS  Jeszenovacz  berennen,  bdkam  es  durch 
e  Tapferkeit  seiner  Hauptleuie,  Marcus  und 
»ter  Thomas  sovicsh  in  seine  Gewalty 
eilte  die  vorgefundene  Beute  unter  das  Kriegs- 
Ik,  führte  Befehlshaber  und  Besatzung  gefan- 
n  we^,  liess  die  Festungswerke  schleifett  ^} 
d  so  lange  er  als  Ban  die  Ptovinz  verwal-  hi*  i54o 
:e  *),  konnte  sich  keine  feindliche  Rotte  mehr 
I  linken  Ufer  der  Kulpa  oder  am  rechten  der 
we  in  Groatien  halten. 

Inzwischen  hatten  der  Lundner  Erzbischof 

d   der  Leonard   Colonna   von   Felss 

Grosswardein  den  Friedensvertrag  mit  Zä- 


()  Corpus  Jnr.    Hiing.  T.  I.  p.  166.         h)  Lifer.  Petri 
d o dy  ap.  Kovachieh  Notif.  praeliminar«  p.  36i.   Intimänff/ 
».   Xlll.   p.    i36.         e)  Uattkay  Memoria    Reg.   et   Binor; 
►.  IV.  p.  124. 

54  *» 


—    532    — 

polya's  Berollmaclitigten,  Franciscns  Ftüi- 
epani,  Steplianus  Broderics,  Joannes 
»tatileOy  Georgius  Martinuzzi,  Jo- 
annes von  Eszäk,  Fünfkirchner  Bischof; 
Peter  Fer6nyi  und  Stephan  Werboczy; 
zwey  Ausländer,  wenig  bewandert  im  Staate- 
rechte  der  Ungern  y  weniger  noch  bekannt  mit 
ihrer  Verschlagenheit,  wenn  sie  gemessenen 
Schrittes  ein  geheimes  Ziel  verfolgten,  sieben 
Männern  gegenüber,  von  erstem  Range  an  Geist 
und  Gewandtheit,  den  Friedensvertrag  in  swey 
und  vier;&ig  Artikeln  ^)  abgeschlossen  und  an 
24.i^tf(nMr.Festtage  Matthiä  unterzeichnet.  Das  Gaiikel- 
werk  gab  dem  rechtmässigen  Könige,  nahm 
dem  eingedrungenen  Nichts,  brachte  diesem 
tielmehr  wichtige  Yortheile;  der  Gmind  lu 
Ausflüchten,  um  seiner  seits  sich  aller  scfaein- 
I)ar  eingegangenen  Verbindlichkeit  zu  entledi- 
gen und  zu  rechter  Zeit  den  ganzen  Scheiii- 
irieden  in  Nichts  aufgehen  zu  lassen,  war  von 
den  Siebenmännem  meisterhaft  in  den  Vertilg 
als  Grundbedingung  eingeflochten  worden.  Zi- 
olya  wollte  Siebenbürgen  und  mehr  als  die 
lälfte  Ungarns,  unangefochten  von  dem  Kai- 
ser und  Könige,  besitzen  und  beherrschen;  das 
wurde  ihm  durch  den  siebenten  Artikel  ver- 
sichert. Er  wollte  zur  Behauptung  dieses  Reichs- 
antheils  gegen  die  Forderungen,  Anmassungen 
und  Naclistellungen  seines  selbstgewählten  Ober- 


u 


a)  Dio  vollständige  Urkunde  steht  bey  Wolf  gang»  Bftlfi 
Histor.  Lib.  II.  p.  aZj  aqq.  and  tie  enthalt  keine  SpoTp  mntni 

Seschlossen  werden  könnte,  was  der  Ausländer  fi ratna  md 
ie  Ungern,  Johann  Zermegh  iiud  Niklaa  lathainffj 
liehaupien,  daaa  dem  Gegenkönigo  Siebenbürgens  erblicher  Beats 
snerkynnt  worden  sev.  Vielmehr  steht  ausdrücklich:  Art«  VHt 
TroHMMylventia  vero  siib  diiicne  potetiaieque  Scr*  Jounnit  Kegis  pflr- 
manente;   ei  hoe  viia  ejus  durante* 


—    553    = 

mm  Soiejman  sogar  des  Laiserlidiefn ' 
Iniglichen  Beystandes  gewiss  werden;  ^esAi 
langte  er  durch  den  fünf  und  dreyssigsten 
id  ein  und  vierzigsten  Artikel.  Zur  Bleiesti- 
ing  seines  Besitzes  und  seiner  Unabhängig- 
it  wollte  er  sich  mit  dem  mächtigen  Konig 
gmund  von  Fohlen  durch  ein  zweytes  Fä-^ 
ilienband  yerbinden,  und  mit  dessen  Toch- 
r  Isabella  sich  yermähleh ;  dazu  war  un- 
ftgänvlich  nothwendig^  dass  er  von  dem  Kai- 
r  und  von  Ferdinand  als ' wirklidier , sou«^ 


rainer  König  von  Ungarn  aneikannt  würde. 
tess  verschaiFten  ihm  seine  Sachwalter  durch 
n  vierten  Artikel;  Über  diess  sollte'  hef^ 
rseitigen  Vasallen  nicht  ertaubt  seyn ,  von 
m,  einen  Konige  abzufallen^  imd  zu  dem  an- 
m  überzugehen,  Beyde  sollten,  anstatt  Ab- 
innige aufzunehmen,  vielmehr' in  Zurückfuh- 
ng  derselben  zur  Pflicht  sich  gegenseitig  bey- 
dien.  Im  Falle  der  Kaiser  Carl  My^oSk^  ab 
fr  König  Ferdinand  ohne ' männliche  Lei- 
iserben  das  Zeitliche  verliessen,  sollte  dis 
temmte  Ungrische  Reich  -  den  Söhnen  und 
ichkommen  Zäpolya'a  ziUn  Srbe  heini- 
flen. 

Dafür  wollte  er  allen  Bündnissän  und  Yer- 
Igen,  welche  er  mit  was  immer  für  Königen 
,d  Fürsten  wider  den  Kaiser  und  König  em- 
gangen  wäre,  entsagen,  doch  forderte  es  sei- 
r  Ehre  und  Würde  Behauptung,  von-  dem 
genwärtigen  Friedensschlüsse  seinen  Verbün-* 
ten  Kenntniss  zu  geben,  und  für  das  Wohl 
s  christlichen  Gemeinwesens  zum  Beytritte 
) zuladen.  Alles ,  was  Ferdinand  von  Un- 
m  bereits  hatte,  sollte  er  hinfort  frey  mit 
niglicher  Machtfülle  innerhalb  der  Gränzen, 


—    554    — 

9^1mi  adl*  vergrdmte  Uogera  fiir.heyde  Thmk 
^Hismittela  und  lesutellen  würden ,  beüuen,  ihm 
»ifdk-SIawoniQA)  Groatien  und  DdlnutLen  rqft^ 
bleiben.  Das ,  ;aUgemeine  Wolil.  Ungama  mi 
der  Christeniieiti  so  wie  die  Erwägung  dier  Tnib- 
a^la^  von  welckea  das  Yaterliind  jsdbovi  linm 
^is[  eilf  Jahre  bedrängt,  würde,  bestiinm^a  inn, 
8«Uie:  und  seiner  NadikonunAn  Reebte^  Anr 
spr liebe  und.VprtbeUe  ibm  üiFentUc^ea  £1^ 
lAckzusetzen,  fplglicb  zu  erklären  und  eipun- 
ifilUgen j  dass  nach  seinem  Tode ,  w^nn  «r  aucb 
ehfcea^;  Sohn  iunterliesse,  d«|S  .Ungriscb^  Reidi 
Pingf^eilt,  ink  allen  dazu  geljLÖrigen  Frorinao^ 
und:  n»a .  allfsjr^  königlLcben'.MacbtfüUe  ßn  4m 
Kiintv  .Ferdi.n;f  Ad>  wenn  diesjer  fniber  buiT 
scbie^e'i  an  desseaSohn  und  seine  goaeiaüdbMVi 
If achkomnieii ,  und  wenn  ai^  diese  ausaiJB* 
bedj  an  dea  Kaiser,  dessen  Subne  und  denn 
gesetzlicbe  Erben  TerEalle.  Zu  festerer  Be* 
griindang .  dieser .  j^bfolge  sollten  sammtliobe 
depi  -König-  Jobann  untertbänige  Fralateai 
Barone,  ecUe  Herren,  Reichssassen,  MagistnM« 
der  V^^jen  Städte,  .am  Tage,  an  welchem ider* 
selbe  diesen  Fpeden  öffentlich  bekannt  na- 
chen  würde,  dem  Kaiser  und  dem  Könige 
Ferdinand  fiir  den  festgesetzten  Fall  den 
Huldigungs-Eid  leisten,  ihn  4iuch  durch  &ie{ 
und  Siegel  bekräftigen.  Eben  diess  sollte  von 
jedem  neu  ernannten  Prälaten  und  Reicbsbe- 
amten,  von  l^IagistraLspersonen  und  von  mün- 
digen Erben  ihrer  väterlichen  Güter  bey  dem 
Antritte  ihrer  Würden,  Ämter,  oder  ErbscBaf- 
ten;  von  den  Freystädten  alle  fünf  Jahre  ge- 
schehen, und  die  schriftliche  Urkunde  dar- 
über an  den  König  Ferdinand  eingesandt 
werden. 


—    555    — . 

Im  Falle  dass  Kunig  J  o  Ii  a  n  n  -  mjit  einem 
Solme  erfreuet  würde  ^  solle  dieser  £rbe  seyn 
aller  \äterliclieii  Erbgüter  des  Königs,  ^  auch 
der  von  üim  erst  erworbenen  oder  in  Zukunft 

fesetzUch  zu  erwerbenden,  so  wie  der  von 
ea  vorigen  Königen  an  ilm  verpfändeten  Be- 
sitzungen .und  Herrscbaften  im  ganzen  Reicbe. 
Diese  sämmtlichen  Güter  sollte  der  Kaiser  verei- 
nigt mit  der  Zipser  -  Gespanscbaft  zu  einem 
He^zogthume  erbeben,  und  unter  diesem  Titel 
dem  Sohne  des  Königs  Johann  zuerkennen. 
Kcst  wenn  dieser  in  aen  vollen  Besitz  des  iSip- 
SKt  j^[|^zogthumes  eingesetzt  wäre,  sollte  König 
Ferdinand  zur  Besitznahme  des  durch  Z ä- 
pojya's  Tod  erledigten  Reichsantheils  berech- 

a*  »et;   die  darin  gruudsässigen  Prälaten ^  Barone, 
erren ,  Städte  zur  Unterthänigkqit  an  ihn  yer-« 
piliduet  seyn. 

Vor  Eröffnung  der  Unterhandlungen  setz- 
ten beyder  Tbeile  Bevollmächtigte  eidlich  lest^ 
des  Gross -Sultans  wegen,  den  abzuschliessen- 
den  Frieden  so  lange  geheim  zu  halten,  bis 
Ungara's  Stand  und  Zapolye's  königliche 
Verhältnisse  befestiget  und  von  allen  Seiten  ge- 
sichert wären  *").  Diesem  staatalistigen  Ekle 
za  folge,  wurde  hernach  im  neiin  und  dreys- 
sigsten  Artikel  beschlossen!  den  Friedens- 
vertrag erst  .dann  öffentlich  zu  ver- 
kündigen, wenn  von  seiner  Bekannt- 
machung für  das  Reich  keine  Ge,fahr 
mehr  zu  befürchten  sey;  zum Schiedsricli- 
ter  dieses  Zeitpunctes  wurde  der  uastäte,  mit 
Spanischen,  Italischen  und  Deutschen  Angele- 


«)  Anton.  Vertntius   de  reb.  gcbt.   Joann.  Reg.  «{>•  Xi»« 
uackick  8rri|>t.  Min.  T.  11.  p.  67. 


—    556    — 

fenhd&en  uberLaufite,  Kaiser  von  Zipolyt's 
achwaltem  geflissentlich  vorgeschlagen,  von 
Ferdinand's  Bevollmächtigten  mit  unpofi« 
tischer  Bereitvnlligkeit  angenommen;  und  auf- 
geschlossen war  hiermit  dem  GegenkSnise  die 
Quelle  unendlicher  Ausflüchte.  Die  -ubrigeii 
Artikel  verordneten  Verzeihung  für  die  Par- 
teigänger, Zurückstellung  eingezogener  Guter, 
Zerstörung  der  Rauhschlosser,  Auslief erung  der 
Gefangenen,  Gültigkeit  geschehener  Vergabun- 
gen, ErwäUung  Eines,  beyden  Reichsanüieilen 
gemeinschaftlichen  Falatins;  die  meisten  warw 
edinget  auf  öffentliche  Kundmachung 
des  fnedensschlusses,  welcher  hald  allgomeia 
bekanntward),  aber  nie  verkündiget  wurde. 
Wäre  es  aber  auch  geschehen,  und  der 
Vertrag  von  bejden  Theilen  mit  gleich  redfi- 
cher  Gesinnimg  errichtet  worden,  so  durfio 
man  dennoch  seine  Rechtskräftigkeit  bezwei- 
feln« Wohl  hatte  Ferdinand,  gleich  allen 
Königen  von  Ungarn,  die  souveräne  BefugnisS| 
wie  Krieg  anzukündigen,  so  Frieden  zu  scnlies- 
sen;  auch,  wenn  er  Ungrischen  Magnaten  nuss« 
trauete,  Ausländer  zu  Unterhandlungen  zu  be- 
vollmächtigen :  allein  zur  Bewilligung  des  ÜDg- 
rischen  Königstitels  an  einen  Eingedrungenen; 
zur  Abtretung  Siebenbürgens  und  mehr  als  der 
Hälfte  von  Ungarn  mit  Königlicher  Machtfiüle 


o)  Am  vierten  Jnlias  übertrug  Papst  Panlot  der  IIL  maem 
Legaten  an  Ferdinand's  und  Zipolya'a  Hoflagem  dei 
Friedent  BettStigung  (Pray  Annal.  P.  V.  p.  5o3.)i  nnd  Kbon 
im  April  war  er  unter  den  Oimanen  kein  Geheimnitt  nAr, 
Soiejman  im  Ansuge;  swischen  Semlin  und  Sadbacach  Mo« 
kammed-Jabi-Ogii  mit  a5yOoo  Mann.  (Liter.  Alatthiae 
Boronyay    de   7.  Junii   i558.   ap«  Pray  Epist.   Proccr.  F.  II. 

E.  73..  —  Joann.   Zermegh  ap.  Sehwandtner   T.  IL  p.  4ii. 
iter.  Anton.  Verantii  ad  Stepli.  Majldth  de  i3.  April.  l558. 
ap.  Kafona  Hiitoi.  Reg.  T.  XX.  p.  ]i4o. ) 


—    557    — 

i   den  Anmasser;    zu   solcher  Theilung   des 
eichesy  zur  Zerstückelung  seines  kleinen  An- 
teils noch  durch  kaiserliche  Errichtung  eines 
ipser  Herzogthumes  ^);    also  zur  Annahme  der 
gentlichen   Grundlage  des   ganzen  Vertrages^ 
BT   er   ohne   Wissen   und   Genehmigung   der 
»sammten  Stände,   so  lange  sie  Geld^    Mann- 
tihaft,  Waffendienst  willig  darbothen,  schlecht 
rdings  nicht  berechtiget,  wenn  Ungarn  nicht 
>n  dem  Range  einer  constitutionellen  und  erb- 
chen Monarchie  zu  einem  blossen  Fatrimonial- 
ite  herabsinken  sollte.     Dazu  war  ihm  noch 
inrch  seinen  Krönungseid  sowohl,   als  dureh 
MB  von  ihm  anerkannte  Reichsgesetz  des  Pres>- 
arger  Landtages  ^),  jede  Theilung  des  Reiches  j.c.  1535. 
isdriicklich  untersagt;   und  wenn  Ferdinand, ^^••^•''*^' 
ie   es   sich  rechtlich  nicht  bezweifeln  )iess, 
usschliessend  rechtmässiger  Konig  der  üngom, 
r  auch  dessen  sich  bewusst  war,   nach  wei- 
hen Rechtsgründen  konnten  seine  beroUtnäch- 
Sen  Ausländer  beschliessen,    und  in  seinem 
unen  gelten  lassen,  dass  Ungrischen  Präla- 
m,  Baronen,  Landherren,  StKdten,  der  Über* 
ritt  von  dem  Anmasser  zu  ihrem  rechtmässig 
en  Erbherren  und  Könige  yerbothen,    dieser 
erpflichtet  seyn  sollte,   siie  abzuweisen,   und 
lOtnigen  Falles  auch  mit  Gewalt  unter  den  Ge- 
LOrsam  desjenigen ,  der  keinen  einzigen  Rechts- 
;nmd  auf  ihre  Unterthanigkeit  hatte  ^  zurück- 


a)  Die  Urkunde  darüber  wurde  von  ICaiaer  Carl  lu  Toledo 
m  aa.  Novembr«  i538.  ausgefertiget.  Sie  ateht  bey  Sder  Script* 
Lffr.  Tranaailv.  T.  II.  p.  i68.  h)  yyQuum  StaiuM  ei  OnÜHe* 
Bumgariae  hoc  i empöre  nihil  magia  y  quam  regfd  partitionem  inr- 
ier  regiam  majesialcm  et  ejus  adveracwio»  fuiuram  iimeant ;  pro 
ea  evilanda  majettat  %ua  sine  «ciiu  'conäilica-iorum  »uorum  Uns^a- 
rorum  iraetalun  paeia  netjuaquam  irantigat*  Art«  I*  Corp«  Jn- 
ia  HuDgar.  T.  !•  p.  367. 


^    55»    -^ 

Zutreiben?  UngrUche  UnterKäii41er  würden 
den  schimpflLclien  ADtra«;^  welcher  freye  Vi- 
sallen, leibeigenea  Uxitertlianen  zur  Befestigung 
de&  Anmassers  gleich,  stellte,  und  ihnea^  nacb 
Anerkennung  der  staatsrechtlichen  Erbfolge, 
liirem  Gewissen  zu  folgen  verwehrte,  mit  J^ 
scheu  verworfen  haben ,  eingedenk  wie  w- 
ständig,  ehrbar  und  edel  es  war  gehalten  wiir- 
den  unter  Andreas  dem  IL  und  Bela  dem  IV., 
nachdem  zwischen  ihnen  und-  ihren  Erstgtr 
bornen,  Bela  und  Stephan,  uustreiti^ 
Ileichserben ,  gekrönten  Königen,  abwaltende 
Fehden  durch  Verträge  aufgehört;  Jiatten.  D^t- 
mahls,  wo  das  Recht  gar  nicht  zweifelhafi, 
das  Gewissen  in  keine  Verlegenheit  gesetzt  war, 
hatte  es  dennoch  jedem  Keichsvasallen  frey  ga- 
standen,  auch  nach  geschlossenem  Frieden  von 
dem  Vater  zum  Sohne,  von  diesem  zum  Vater 
ungefährdet,  ohne  Schaden  und  Nachtheil,  wie 
jedem  gut  düiji.te,^  .überzugehen  und  seinem 
freygewählten  Herrn  zu  dienen  ^). 

Das  unhaltbare  Blendwerk  des  Groaewar- 
deiner  Friedens  für  jetwas  Wirkliqhes,  und  von 
Seiten  seines  Lehenmannes  für  Verrath  anse^ 
hcnd,  war  Solejman  mit  zahlreicher  Heer- 
macht aus  Constantinopel  ausgezogen.  Unge- 
wiss über  seiner  Bewegungen  Ziel  und  Absicht, 
verlangte  Z ä p o  1  y a  von  Ferdinand  ver- 
traj^smassigen  Beystand,  schrieb  in  Siebenbür- 
gen und  in  Ungarn  seines  Antlieils  Aui^ebolh 
aus,  mahnte  die  Woiwoden  Peter  von  der 
Moldau  und  Radyl  von  der  Walachey  mit 
ihren    Völkern    zur    Waffenvereinigung    unter 


a)  ßiilU  Aiirca  A  n  d  r  e  a  e  11.  &rt.  XVIII.  Diploma  StepbaniV. 
ap.  li^l  Notit.  llung.  Tom.  I.  p.  ii3. 


—    539    — 

Famer.  Am  Feste  LaurentU  Atand  ,eriauf«^«f. 
:hon  mit  achtzigtausend  Mann  im  liager;,  die 
Lebenbürger  Woiwoden  MajHth  und.  Ba- 
li ssa  sandte  er  voraus  den  Oitoser  F«$3  tax 
eaetzen ,  im  Yerdachle  ^uf  .der  Saehsen  Treue 
{gte  er  nach  Hermannstadt  und  ICronsted(  Un- 
nscbe  Besatzung  *").  Mittyroch'oack  Sanct  Sle-^^--^"^««'^* 
bans  Tag^  erschien  Hieronymua  Lasczky 
n  Lager  hßy  .Thordfi  yordem  Gegenikö- 
ige  ^)9  meldend  die  Ankj»ii£t  der  HüUsYÜlr- 
er  Ferdinand'a  hey  Ofen ^  siebentousond 
lanzenknechte,  drey tausend,  in  des  Kaisers  Sie^ 
en  geübte  Spapier^  dreyt^usend  Ungrische 
[Msz4ren,  alle  auf  sech^  Monathe  bereits  be- 
ladet,  angeführt  von  Franz  Vyir.'jii  Bai- 
hasar  Banffy.vpB  ThaUocz  und  JNiklas 
^strosslcsh,  untec.Jjasf^ky'a  Oberbefdil, 
reicher  jetzt ;  die  nöth^en  Anstalten  zu  ihrer 
Vl^ntlichen  .  Yerpüegiing.  zu  billigen  :Freisen 
Wl.  Z.dpolya  yerabredefep.  IdiltMFOch  na6ii2d.  August. 
lartholom^i  kehrte  er  zurück  zu  seinen  Heer- 
charen^  für  welche  der -Gege.kk'önig  -zweytau- 
and  Schlachtochsen  nachtveiben  liess;  in  acht- 
ehn  Tagen  solllen  die  Völker  in  Siebenbür- 
gen stehen  *"). 

Während  FeterAarejchin  der  M0I7 
lau^  wider  Solejman  sich  rüstete,  lief  er  Ger- 
im  Aufruhr  von  aeinen  eigenen  Bojaren 


•)  Joann.  Zermegh.  ap.  SehwtMdiner  1.  c.  Liter«  Anton* 
^erantii  ad  Nicol.  Boganiium  de  ,10.  Ausuat.  i5^  ap.  Ka^ 
ma  Histor.  lieg.  T.  XX.  p.  ii42.  6)  So  müssen  wir  ihn  bis 
B  a^n  Ende  folgerichtig  nennen;  denn -weder  seine 'BrwXhIung 
n  Stulü  weissen  bürg»  noch  seine  Kröuung,  nicht  der  listige  Gross- 
rardeiner  Frieden,  nicht  des  Ksisers,  Papstes,  Ferdinand*! 
nd  Sigmund's  Ajierkennung  konnte  ihn  sum  rechtmSasi- 
.e  n  machen.  c)  Liter.  Anton.  V  e  r  a  n  t  i^  ad  Hieremiam 
acobin.  de  31.  August,  et  ad  Joann.  Statileum  de  38.  August« 
d38.  ap«  Katona   1.  c  p.  1 1^6  sqq« 


-*    54o    — 

gefangen  und  seinem  Feinde  überliefert  ±a  int- 
den«     Zu  rechter  Zeit  noch  entkam  er  nadi 
-Siebenbüi^en   und  schloss  sich  in   seine  Bong 
:i3.jiugu9uCsiks6  ein.     Freytag  nach  Bemardi  setzte  der 
Gross -Sultan   mit  hundert  acht  und  funizig- 
-tausend  Mann  bey  Silistria  über  die  Donau^  vm 
'     seine  wahre  Absicht  auf  Siebenbürgens  Unttr- 
jochung  verhehlend,  liess  erschtinen.^  als  wifB 
er  nur  zur  Züchtigung  des  ihm  Terhii^sten  Mal* 
dauer  Woiwoden  ausgezogen*    Sein  Marsch  ^tf 
gerade  nach  Sutschawa^  wo  ihm  alles  ijoldm 
»ilber^   welches  Peter  bis  dahin  in  Siisbei- 
i>urgen,   Fohlen ,   Walachey,   und  bey  seinen 
eigenen  Volke  geraubt^  in  Fässer  •  ^epackt  vad 
im  Burgkeller  versteckt  hatte ,  mit  iäeraus  gnii- 
sem  Yorrathe  an  Pelzwerken  und  reichgesn<^- 
ten' Kleidern  fette  Beute  wurde.     In  der  Ver- 
sammlung der  Bojaren  y  welche  ihm  untertban^ 
huldigten,  ernannte  er  Peter 's  Bruder,   Ste«- 
phan,   zum  Woiwoden;    und  un^  die  Froriaz 
in  Unterthä'nigkeit  zu  erhalten ,  erklärte  er  AkiiBr- 
man  für  eine  Osmanische  Festung,    l^gte  Be- 
satzung mit  einem  Pascha  hinein,  wies  ihr  ein 
Gebieth,  das  sich  vom  Pruth  biis  zum  Dniester 
erstreckte,    zum  Unterhalt  an,    womit  die  so- 
genannte Raja  (Bezirk)   von  Akierman  einge- 
richtet war.     Der  herannahende  Herbst  und  die 
kriegerischen  Anstalten  Zupolya's,  wovon  So- 
1  e  j  m  a  n  durch  seine  Kundscliafter  genau  un- 
terrichtet war,    dämpften  für  diess  Mahl  seine 
Lust   zu   weitem  Unternehmungen ;    aber  eb 
Chiaus,  von  ihm  gesandt,  trat  vor  den  Lehen- 
mann in  Siebenbürgen  und  sprach  im  Nahmen 
seines  Oberherrn  zu  ihm:     „Undankbarer!  so 
„bald  konntest  du  der  Wohllhaten  vergessen, 
„und  ^o  frech  wider  denjenigen,  welcher  dich 


—    54i    — 

der  VerBannuDg  zuruckgefühn ,  auf  den 
ron  gesetzt,  und  den  Ungern  dich  für  ik* 

König  zu  erkennen 9  gebothen  hat,  das 
Lwert  ziehen?  Das  Loos  ist  über  dich  ge- 
rfen;  da  du  meine  Grossmuth  gemissbraucht 
t,  sollst  du  bald  meinen  gerechten  Zorn 
pflnden.^^  Aber  zu  gleicher  Zeit  kam  ein 
dmer  Bothe  von  dem  Grossvezier  Lufti- 
;,  den  Gegenkönig  zur  Annahme  einer  de- 
tiigen  Stellung,  zu  glaubwürdiger  Entschul- 
ng  seiner  Rüstung,  vor  allem  aber  zur 
rsendung  der  vertragsmässigen,  seit  eitiiger 

vorenthaltenen  Geschenke  mit  reichlichem 
btrage  ermahnend,  wodurch  wohl  bewirkt 
]en  könnte,  dass  ihm  der  Grosdherr  Ter- 
e,  und  ohne  Siebenbürgens  Anfechtung 
akehrte.  Da  wurde  unrorzüglich  die  Ge« 
mtheit  der  drey  Nationen  des  Landes  zu 
m  Tage  nach  Klausenburg  berufen,  die  Be-^^*  Septhr. 
erung  nicht  nur  der  Bauernhöfe,  sondern 
X  sämmtlicher,  bisher  befreyeter  Städte^ 
ktflecken,  Dörfer  und  Besitzungen  mit  ei- 
L  Ducaten  beschlossen;  die  eingegangenen 
imen  mit  beträchtlichem  Zusätze  aus  Za- 
lya's  Schatz  vermehrt  und  an  Solejman 
mdt,  mit  unterthäniger  Betheuerung,  sein 
kbarer  Knecht,  der  König  voa Ungarn  habe 
it  wider  ihn,    sondern  wider  den  Woiwo- 

Feter,  öifentlichen  Feind  der  erhabenen 
rte,  zu  den  Waffen  gegriffen,  welchen  er 
h  diesen  Augenblick  noch  in  seiner  Burg 
k.s6  belagere;  er  werde  zum  Beweis  seiner 
erbrüchlichen  Treue  Alles   anwenden,    um 

lebendig  in  seine  Gewalt  zu  bekommen, 
lit  er  ihn  gefangen  seinem  Oberherrn  über- 


542 


liefern  koinie  *).  Des  Gelde.^  Ziuher 
delte  das  Vorgeben  in  scheinbare  AVahrbeit; 
Solejman  war  wieder  auf  eine  Zeit  dem  Ge- 
genkünige  gnädiger,  woblgewogener  Oberbeiri 

Forti.Oef.und  zog  aus  der  Moldau  ab  ^). 

Zipolya  Kielt  den  Woiwoden  Peter 
wirklich  eingeschlossen  in  der  Burg  Gsiksö, 
und  übertrug  jetzt  die  förmliche  BelageniDg 
derselben  dem  Grosswardeiner  Bischöfe  Geor- 
gius  Martinuzzi;  denn  sehr  willkommen  wir 
ihm  die  Nothwendigkeit,  dem  Grossherm  seine 
Treue  zu  bewähren,  damit  zugleich  die  Gde- 
genheit,  die  einst  an  die  Moldauer  Woiwodeo 
Tisrgabeten  Schlösser  Csikso ,  KiiküUo  und  Bil- 
yanyos  für  seine  Kammer  einzuziehen.  Nach 
Tiermonathlichem  Widerstände  nahm  Peter 
Zäpolyä's  Grossmnth  in  Anspruch ,  und  es 
ward  ihm  bewilliget,  dass  er  UngrLsche  Be- 
satzung in  die  Burg  aufnehmend ,  mit  sei- 
ner Familie  frey  und  sicher  in  Csiksö  leben 
könnte  ^). 

j.  c.i5S9.  Im  folgenden  Jahre,  am  Sonntage  Invoca- 

'  '  '''  yit,  als  kirchlich  gesinnten  Gemüthern  durch 
alte  und  ehrwürdige  Zuchtgesetze  hochzeidiche 
Freuden  schon  yerbothen  waren,  feyerle  Za- 
p  o  1  y  a  zu  Stuhlweissenburg  den  politischen 
Triumph,  welchen  ihm,  gerade  jetzt  yor  ei- 
nem  Jahre,  zu  Grosswardein  aufgestelltes  Frie- 


o)  Anton.  Verant.  de  Reb.  Gest.  Joannis  Reg.  ap.  XS»« 
vaehick  SS.  2VI1VI.  T.  II.  p.  C3  —  83>  Joannes  Zeraiegh  ap. 
Schwandincr  J.  c.  p.  4i3.  Constitutiones  Dominorum  Nobil. 
Transsilvan.    ap.   Lder  Script.    Her.    Transsilv.   T.    II.    p.  173. 

b)  yi.^  XWca  hoe  aAno  iufi  sumus ;  ettrnim  averlimus  illum  a 
^^nobiü  i]ua  dando  ^  qua  poUiccndo  y  nonnihil  etiam  Icrrendo  am- 
^yputlojiton'bu»  appitrnlihuM  no^irU ^  ai  modo  ianfa  Jiellua  exigTOlstt 
y^noMlrn  lerreri  pomit  *'^  Au  ton.  Verantiut  fipist.  ad  yaJtii« 
tin.  Bason.   de   12.  Octobr.  i638.   ap.  Katana   T.  XX.  p.  1160. 

c)  Joviua  Histor.  Lib.  XL« 


—     545    — 

ens -Blendwerk  bereitet  hatte.  Da  führte  der 
wey  und  fünfzig  jährige  GegeDkönig  die  kö- 
igli che  Jungfrau  Isahella,  Sigmund'»  und 
er  übel  berüchtigten  Mailänderinn  B o na 
forzia  Tochter,  im  achtzehnten  Jahre  ihres 
Jters^  Italische  Lebhaftigkeit  mit  Fohlnischer 
razie  in  voller  Jugendblüthe  vereinigend,  zum 
Itare,  Hess  sie  zur  Königinn  krönen  und  als 
emählinn  sich  antrauen  *).  Der  Watzner  Bi* 
diof  Stephanus  Broderics,  Teter  Fe- 
unyi,  Stephan  Werboczy  und  StephaioL 
'rugeth  von  Homonna  hatten  um  sie  ge- 
orben;  ohne  Anerkennung  ihres  Senders  als 
>uyeränen  Königs  von  Seiten  CarPs  und 
erdinand's  dprch  den  Grosswardeiner  Verm- 
ag, wären  ihre  Anträge  zu  Crakau  auf  das 
sstimmteste  abgelehnt  worden  ^).  Die  Ver- 
lählungsfeyer  beehrte  Ferdinand  mit  einer 
esandtschaft;  ihr  Anführer  war  Caspar  Se- 
jdy,  schlauer,  besonnener,  unter  allen  Um- 
äiiden  seiner  mächtiger,  beredter  Mann.  Bey 
sm  fröhlichen  Trinkgelage  verleitete  er  den 
eterFerenyi  zu  wiederhohltem  Abfalle  von 
inem  Herrn,  indem  er  ihn,  der  durch  Sza- 
ihäzy's  Tod  erledigten  Kanzler  -  Würde  an 
»m  Hofe  des  rechtmässigen  Königs  versicherte, 
ieser  genehmigte  Ser6dy*s  Verheissung  und 
ejrenyi  war  wieder  Ferdinand's  Mann  ^). 
i^ie  unter  WaiFen  nach  altem  Sprichworte  die 
esetze  schweigen ,  also  hört  unter  den  Wehen 


a)  Joannes  Zermegh  ap.  Sehwandtner  p.  4i3.  Paulus 
ivius  Lib.  XXXIX.  Woifg.  Betten  Lib.  II.  p.  3S8. 
Diess  versicherte  König  Sigmund  am  7.  Septbr.  iSSq.  dem 
;&an(Iteii  Ferdinaiid'fl ,  Sigmund  von  Herberstein  zu  Cra- 
u  ausdrücklich,  liethlen  Lib.  II.  p.  aai.  Die  Urkunden 
s  Ehevertraget  stehen  hey  Dogiel  Cod.  Diplomi  Toiu»  1.  p. 
7 — xio.       c)  Ittfauinffj  Lib.  XlII.  p.  139. 


—    544    — 

der  Volker,  im  ungewissen  Kampfe  des  Rechts 
und  der  Ordnung  wider  Gewalt  und  Yennr- 
rung,  alle  moralische  Würdigung  des  Menschen 
auf;  nur  seine  Kraft  und  Brauchbarkeit  zur 
Reibung,  Auflosung,  Zerstörung  wird  geschätzt 
wo  es  lediglich  um  Werkzeuge  zu  thun  ist: 
und  als  Werkzeug  dient  der  schlechte  Mann, 
im  bösen  und  freventlichen  Treiben  sich  selbst 
verderbend,  wirksamer,  als  des  bessern.  Men- 
schen prüfende  Vorsicht  und  gewissenhafte  Tha- 
tigkeit. 

Zu  Ferdinand's  Nachtheil,   aber  auch 
zu  eigenem  Schaden  hatte  Z^polya  noch  im- 
mer  des  Grosswardeiner  Vertrages    öfientltchs 
Kundmachung  verweigert ;  beyderseitiger  Über- 
einkunft gemäss,  hätte  sie  schon  am  Ende  des 
vorigen  Jahres  geschehen  sollen  ^) ;    statt  des- 
sen wurde  vorgewendet,  Verheissung  und  Er- 
wartung zahlreicher  Hülfsvölker  zu  dem  letz- 
ten   Siebenbürger   Feldzuge   seyen   nicht  halb 
erfüllet  worden ;   Ungarn  schwebe  noch  in  Ge- 
fahr;   Solejman  rüste;   die  Anstalten  zu  ge- 
meinschaftlicher  Heerfahrt   wider  ihn    werden 
in  Deutschland  und  Italien  zu  langsam  betrie- 
ben;   selbst  Kaiser   Carl    erkenne  Geheimhal- 
tung des  Friedens  noch  für   nothwendig,   um 
den  übermäclitigen  Feind  nicht  voreilig  aufzu- 
reitzen.    Doch  dass  diess  Alles  nur  leerer  Vor- 
wand war,  verrieth  bey  weiter m  Bestehen  des 
Königs  auf  Bekanntmachung  des  Friedens  Za- 
polya's  eigene  Erklärung:  „Ferdinand  sollte 
„ihn  nur  ohne  längeren  Verzug  in  den  Besitz 
„seiner  väterlichen  £rbherrschaften  wieder  ein- 

a)  y^Necfactam  pacem  cum  aäversarioy  uii  ex  paeto  in  ttlft 
yyanni  äebuerai,  promulgaviu*''  Anton.  Verantina  EpfC.  fti 
Thom.  Nadatd.  «p.  Katona  T.  XXI.  p.  xo84. 


—    545    — 

etzejii  so  werde  er  sich  nicht  scheuen  |  den 
^rosswardeiner  Vertrag  selbst  in  Constantino- 
lel  ausrufen  zu  lassen  * ).  ^^  Vergeblich  war 
imnach  auch  des  Königs  Bothschaft  an  Sig- 
und  mit  dem  Ersuchen ^  seinen  Eidam  zur 
»llziehung  und  Beobachtung  des  Friedens  an* 
ihalten«  Z  a  p  o  1  y  a  wiederhohlte  nur  die  längst 
genutzten  Ausflüchte,  belog  seinen  Schwie^ 
rrater  mit  grundlosen  Beschwerden  .wider 
erdinand)  und  achtete  nicht  einmahl  sel- 
ig gerachten  und  bescheidenen  Verlangens ^ 
as  wenigstens  von  des  Gegenkonigs  Staatsrat 
6q  der  Vertrag  beschworen,  und  was  von 
andnuichung  desselben  unabhängig  wäre,  in 
*füllung  gebracht  würde  ^).  Unterdessen  wiur* 
n  Ton  2iipolya's  Parteigängern  die  Feh«* 
in  wider  des  Königs  treue  Reichsassen  unge- 
ndet  fortgetrieben,  Besitzungen  weggenom** 
en,  Verletzten  auf  ihre  Klagen  kein  Recht 
sprochen;  Thomas  Liskani,  welcher 
kbefugter  Gewalt  mit  WaiFenrolk  sich  wider» 
tzt  hatte,  erschlagen  ^)« 

Aber  auch  des  Gegenkonigs  Glück  schien 
^h  zum  Untergange  zu  wenden ;  Sonnabend  17.  ßfwh-. 
ch  Martini  starb  zu  Watzen  Bischof  Ste- 
lan  Broderics  *^),  feste  Stütze  seiner 
errschaf t  unter  Ungern ,  und  seines  Ansehens 
L  Auslande.  Solejman  forderte  drohend 
:htigere  Sendung  der  jährlichen  Geschenke 
id  des  Moldauer  Woiwoden  P  e  t  e  r '  s  un- 
rzügliche  Auslieferung;    beydes  trübte  seine 


)  Liter.-Sigi  tmund.  Reg.  ad  Joann.  R.  de  8*  Octobr.  iSSg. 

ff^olfg.  BeÜiUn  Lib.  II.  p.  298.  h)  Bethltii  1.  c.  p.  Sog. 
Select«  Leibiteriana  ap.  IVagner  Analect.  Soepoa.  P.  U« 
S3.        d)  Anton.  Verantii  Epiat.  ad  Petr.  OpaJenaski  d« 

NoTembr.    1639.  ap.  Kaiona  Hut.  Reig.    T.  XX.   p.  ixjh* 

n.  ThaO.  ä5 


—    346    — 

Freuden  an  Isabella's  Sehe  auf  der  Ofener 
Burg.  Das  Eine  nöthigte  ihn ,  durch  Besteue- 
rung des  Landes  sich  verhasst  zu  machen ;  dis 
Andere  mit  der  Schande  des  verletzten  Wortes, 
welches  er  dem  gedemüthigten  Feinde  gegeben 
hatte )  sich  zu  beladen«  Durch  jenes  warefi 
drey  Mahl  hundert  tausend  Ducaten  eingetrie- 
ben worden )  aber  sie  verschwanden ,  und  nie- 
mand wusste  wohin  ")•  Der  Fauliner  Eremit, 
Bischof,,  Schatzmeister  Georgius  Marti- 
nuzzi  war  zum  Bothschafter  ausersehen ^  den 
Grossherrn  zu  besänftigen;  aber  durch  man- 
cherley  Yorwände  verzögerte  er  seine  Abreise 
j.  c.  1540.  mit  leeren  Händen.  Donnerstag  vor  Septuage- 
21. /anwar.  g£jj^^  solltc  Woiwod  Potor  nach  Constanlino- 
pel  abgeführt  werden;  da  er  alle  Geheunnisse 
Zipolya's  wusste,  und  Verrath  derselben  an 
Solei  man  drohete,  war  langsam  tödtendes 
Gift  inm  beyzubringen ,  im  Staatsrathe  vorge^ 
schlagen,  aber  nicht  genehmiget,  und  seine  Aas- 
lieferung auf  einige  Tage  verschoben  worden  ^). 
Inzwischen  hatte  Hieronymus  LaszLy,  als 
Ferdinand' s  Gesandter  an  den  Grossherrn, 
ohne  Auftrag  von  dem  Sender,  bloss  von  Räch- 
begierde  gegen  seinen  eliemahligen  Freund  Za- 
polya,  den  Grosswardeiner  Vertrag  ausfuhr-' 
lieh,  mit  gehässigen  Bemerkungen  über  dessen 
Inhalt,  Zweck  und  Folgen  den  Faschen ,  der 
Grossvezier  seinem  hohen  Beherrscher^  mitge- 
theilt.  „Wie  unwürdig, ^^  sprach  Solejman, 
„tragen  diese  zwey  christlichen  Könige  die 
„Krone;  da  weder  Scham  vor  Menschen^  noch 


a)  Anton.  Verantil  Epist.  od  Michael.  Verant.  de  ao. Ja- 
nuar« i54o.  ap.  Kaiona  I.  c.  p.  i5o4.  h)  Anton.  Vcrantii 
Epist.  ad  Michael.  Verant.  de  4.  Febr.  i54o.  verglich,  mit  £piit» 
ad»  Bund,  de  i5.  Febr.  ap.  Kaiona  1.  c.  p«  i3o6«  et  i3ia. 


—    547    — 

^^Ehrfurclit  vor  Gott  sie  zurückhalten  kaniii 
^^gegenseitigen  Eid  der  Treue  nach  Rücksicht 
„ten  der  Zuträglickeit  zu  brechen !  ^^  und  hin- 
ter einander  folgten  mehrere  Mahnungen  aus 
dem  Serail  an  den  yerrathenen  Lehenkönig  zu 
Geschenken  und  zur  Demüthigimg  vor  dem  er- 
bitterten Oberherrn  *). 

Am  Ende  steckten  auch  die  Siebenbürger 
Woiwoden  Stephan  Majlath  und  Emerich 
Balassa  wider  ihn  die  Fahne  der  Empörung 
auf.  Ungern  und  Sz6kler  folgten  ihr  in  gros- 
ser Anzahl;  nur  die  sächsische  Gesammtheit  war 
zu  besonnen!  um  von  ihm  abzufallen  imd  einen 
nicht  ganz  yerächtlichen  Herrn,  mit  zwey  viel 
schlechtem  zu  vertauschen;  denn  nicht  über- 
zeugen konnte  sie  sich,  von  der  Woiwoden 
redBcher  Gesinnung  gegen  Ferdinand,  den 
sie  früher  treulos  verlassen  hatten*,  und  jetzt 
nur  für  ihn  zu  handeln  vorgaben.  Beyde  stan- 
den mit  den  vornehmsten  Magnaten  des  recht*- 
massigen  Königs  durch  Verwandtschaft  in  Yer* 
bindung.  Melchior  Balassa,  von  Fer- 
dinand geachtet,  setzte  seinem  ohnehin  nicht 
sehr  festsuini^en  Bruder  Emerich  unaufhör- 
lich zu,  um  ihn  zur  Pflicht  gegen  den  recht- 
mässigen König  zurückzuführen..  Stephan 
MajHth*,  des  mächtigen  Thomas  Nädasdy 
Schwestei>Mann,  nach  Unabhängigkeit  von  Za- 
polya  strebend,  hatte  sich  vor  einigen  Mo- 
nathen  um  Belehnung  mit  Siebenbürgen  gegen 
jährlichen  Tribut  bey  Solejman  beworben, 
und  von  diesem  an  seinen  Herrn  verrathen, 
die  Rache  fürchtend,  jetzt  erst  mit  Emerich 


a)  A.  VerAntii  Ep.  ad  Micliael.  Vertut,  de  g.  Febnur.  ap. 

Katona  I.  C  p.  l3lO. 

35« 


—    548    — 

Balaasa  rereini^^  gogon  N^dasdy  zu  Sie- 
benbürgen's  Überlieferung  an  Ferdinand  ocb 
erbothen.     DIess    sollte    auf   dem  von   ibnen 

9.  Mtirx.  zum  Dinstage  nach  Lätare  aasgeschriebenen  Tag 
der  drey  Nationen  zu  Märos  -  Vdsarhely  kund 
gemacht,  dann  mit  Waifengewalt  durchgesellt 
werden« 

AUein  die  veränderte  Gemuthsslimmung 
des  cum  Tage  versammelten  Adels ,  und  die 
Nachricht  von  Zdpolya^s  baldiger  Ankunft 
in  Siebenbürgen  machte  die  Woiwoden  schiich* 
tem,  und  liess  ihnen  Yerrath  ihrer  Anschl&e 
ahnen.  Vergeblich  sandten  sie  vier  Ungrische 
und'  vier  Szekler  Herren  ihres  Bundes  nach 
Ofen  ab  9  um  einige  Beschwerden  der  dre^ 
Nationen  zum  Scheine  dem  Gegenkönige  vor- 
zutragen, nebenbey  seiner  Reise  in  die  Pro- 
vinz,  und  widrigen  Eindrücken,  welche  ihn 
etwa  dazu  bestimmt  hätten,  entgegen  zu  arbei- 
28.  MarM.  ten  *).  Nach  dem  Osterfeste  ernannte  er  Heim 
Stephan  Räskay  zum  Befehlshaber  über 
Ofen,  dem  wackern  Gregor  Pesthenj  und 
dem  edelsten  Manne  seines  Hofes,  Benedict 
Bajony,  empfahl  er  die  Königinn,  führte  ei- 
nige schnell  aufgebothene  Heerscharen  aus  der 

18. ^prt/.  Hauptstadt,  und  lagerte  sich  am  Sonntage  Ju- 
bilate  vor  Gyalu  bey  Klausenburg.  Von  dort 
aus  berief  er  die  drey  Nationen  auf  Vlen  Frey- 

7.  May.  ^^g   y^^   Exaudi   nach   Tliorda ,    und    forderte 

auch  beyde  Woiwoden  zur  Verantwortung  auf 

,  den   Tag  ^).      Stephan    Majläth,    aeintt 


a)  A.  Verantii  Epistolae  ad  Jnann.  Slatileum  de  7.  et  n. 
Martii  ad  Boiiam  Uegin.  de  a4.  Martii  ap.  Kafona  U  c.  p.  i358aqq« 
i348  sqq.  ()Joann.  Zermegh  ap.  Schivandinerm  T.  IL  p. 
4i4.  Isthuanffj  Lib.  XIU.  p.  i3g.  Wol/g.  Bethlen 
Lib.  II.  p.  5i6. 


-    549    - 

Schuld  sich  bewu8st^  und  seiner  Tapferkeit 
yertnuend,  verachtete  die  Yorkdung,  sam- 
melte die  mit  ihm  Verbündeten,  und  schloss 
sich  in  Fogaras,  wovon  er  Herr  war,  ein. 
Emerich  fialassa  erschien  zwar  zu  Thorda, 
doch  das  gerichtliche  Verfahren  scheuend ,  ent- 
wich er  des  Nachts  auf  seines  Amtsgenossen 
sichere,  für  lange  Belagerung  mit  aller  Noth- 
dürft  versorgte  Burg^  Beyde  wurden  Mittwoch  ^-  •'^%- 
vor  dem  Fflngstfeste  von  der  Versammlung  des 
Verbrechens  beleidigter  Majestät  schuldig  er- 
kannt, zum  Tode  verurtheilt  und  geachtet. 
Nach  des  Tf^es  Schluss  sandte  Zipolya  Kriegs- 
Tolk  aus,  die  Schlösser  des  Belasse  einzu** 
nehmen.  Almas  übermb  der  Burghauptmann 
Michael  von  Szombor  auf  die  erste  Auf- 
forderung; Leta  wurde  mit  einem  Bombarden- 
schuss  genommen;  Djod',  durch  zwey  Tage 
anhaltend  beschossen,    ergab  sich  am  dritten  ^ 

gegen  Sicherheit  des  Lebens  und  Eigenthumes; 
*nur  der  Befehlshaber  Feter  Gerendy,  zum 
vierten  Mahle  abtrünnig,  wurde  aus  dem  Lande 
verbannet.  Die  Belagerung  der  Fogaraser  Burg 
leiteten  Valentin  Törok  und  Andreas 
Bäthory  aus  dem  Hause  Somlyo  mit  fünf- 
tausend Mann  Ungrischer  Reiterey,  einigen  Szdk- 
ler  Haufen  und  vielem  Sächsischen  Fussvolke; 
wider  diese  "Macht  ver theidigte  M  a  j  1  a  t  h  sei- 
nen Flatz  nur  mit  drey  hundert  Mann.  Von 
den  übrigen  Verschwornen  bath  keiner  um 
Gnade,  als  Franz  Kendy,  Herr  der  Burg 
Väcsh,  Emerich  Czybak'a  muthiger  Rächer 
in  Gritti's  Tode,  jetzt  auf  seinen  Knieen 
liegend,  mit  weibUchen  Tliränen  um  Schonung 
des  Lebens  flehend.  Er  wurde  mit  Einziehung 
seiner  Güter  und  ewiger  Verbannung  aus  Sie- 


~    55o    — 

benburgen ' bestraft«    Zapolya,  tin  seiner  fis- 

•^  24-  ken  Seite  vom  Schlage  gelähmt ,  lag  zu  Gyub- 

"^^    Weusenbui^  krank;    dorl  harrte  seit   einmal 

Tagen  Solejman's  Bothschafter  der  AbseB- 

24. /uniiM. düng  der  Geschenke;    zehn  goldene |   hundert 

silberne  Schalen,  vierzig  kostbare  goldgestickte 

Kleider,  und  der  zweyjährige  Tribut ^  funfzig- 

tausend  Ducaten  waren  in  Bereitschaft;    dooi 

weil  der  Eremit  M artinuzzi  aus  klugen  RüdL- 

sichten  damit  abzuziehen  noch  immer  zögerte^ 

6-iu/iiif«  ernannte  der  Lehenkönig  seinen  Kanzler  W er- 

böczy  zu  dieser  Sendung*). 
10.JuUh9.  Sonnabend  vor  Margaretha  wurde  ZiEpo- 

lya  auf  Anrathen  der  £rzte  yon  Weissenbiirg 
nach  Mühlenbach  gebracht;  seines  Endes  An- 
näherung fühlend  ^  berief  er  seine  yertnutesten 
Bäthe,  reter  Fetrowics,  seinen  Yerwandten 
und  schlechtesten  3fann  an  seinem  Hofe,  den 
Kanzler  Werboczy,  den  Eremiten  Marti- 
nuzzi)  den  Bischof  Joannes  von  Eszek 
und  seinen  Feldherrn  Valentin  Torök  zu 
sich;  den  einsichtsvollen  bidem  Propst  Anton 
Wr^nczy  hatte  er  in  Weissenburg  zurück« 

felassen;  der  hochmüthige,  verschnutzte  Sie- 
enbürger  Bischof  Joannes  Statileo  war 
als  Gesandter  und  Spieler  neuer  Bänke  wider 
Ferdinand  in  Frankreich.  Unter  mancher« 
ley  Verhandlungen  mit  ihnen,  kam  ihm  aus 
Ofen  Bothschaft,  Isabella  habe  einen  Sokn, 
7.  JuUu9.  in  der  Taufe  Johann  Sigmund  genannt,  ge- 
bohren;  diess  war  seine  letzte  Freude,  und 
sein  Ritt  in  das  Lager  die  Anstrengung  seiner 


a)  Epistolae  Anton.  Verantii  ad  Joann.  Statileom  de  34* 
Junii;  ad  Stcpli.  W'erbÖczy  d#  6.  et  7.  Julii  ap.  Katona  Hiit« 
Reg.  T.  XX.  p.  i5Go.  1369.  —  Wolfg.  Bethlen.  Üb.  II. 
p.  34i. 


—    55i    — 

stan  Kraft.  Das  Freudenfeuer  aus  schwe^ 
n  Geschütze,  und  das  Bestreben,  den  Seini- 
a  reclit  heiter  und  gesund  zu  scheinen,  hatte 
A  so  betäubt  und  erschöpft,  dass  er  am  fol- 
nden  7age  das  Krankenbett  nicht  mehr  ver-i 
fsen  konnte,  nur  noch  Besonnenheit  genug 
rig  behielt,  seinen  letzten  Willen  zu  ero££ 
D,  und  dadurch  die  Gesinnung,  womit  er  den 
osswardeiner  Vertrag  geschlossen  hatte,  zu 
rrathen- 

„Dich,  Georg  Uthyssenicsh,^^  sprach  14. JmUu«. 
f  „welchen  ich  mir  aus  dem  niedrigen  Stande 
um  Menschen  gebildet,  hoch  erhoben  und 
lit  Zurücksetzung  vieler  mächtigen  und  be- 
[ihmten  Männer,  fast  zu  meinem  leiblichen 
»ruder  angenommen  habe,  dich  ernenne  ich 
um  besondern  Vormund  meines  Sohnes,  zum 
knwalt  und  Beschirmer  meiner  Gemahlinn; 
br  aber,  meine  übrigen  Brüder,  von  mir  nicht 
linder  geliebt  und  begünstigt,  seyd  meinem 
»ohne  und  seiner  Mutter  treue  Väter,  ihrem 
Beschützer  Georg  in  Eintracht  und  Vertrauen 
edliche  Ratligeber.  Dass  doch  eure  Klug- 
leit  und  Mässigung  aller,  innern  Zwietracht 
nd  Eifersucht  ein  Ende  mache,  bevor  ihr 
uch  selbst  verderbet  und  aus  Herren  Knechte 
ines  Ausländers  werdet!  Dünket  es  euch  zu- 
räglich,  so  krönet  meinen  Sohn  bey  Zeiten, 
VoUet  ihr  nicht  noch  Ärgeres  als  bisher  er- 
.ulden,  so  scheuet  kein  Opfer,  keine^  An- 
trengung,  um  ganz  Ungarn  von  dem  Oster- 
eichisclien  Joche  zu  befreyen,  und  hütet  euch 
B  aus  diesem  Geschlechte  einen  Fürsten  an- 
unehmen.  Leider  habt  ihr  nirgend  mehr 
Schutz  und  Heil  zu  hoffen,  als  bey  Solej- 
nan;    christliche   Fürsten   unter   sich   selbst 


—    55a    — 

^durdi  Herrschsucht  und  Habbesierda  geMüt^ 
i^werden  euch  stets  mit  stolzer  Verachtung  be- 
^ygegnen,  und  eure  Unterjochung  Schutz  nm« 
,,nen.  Eilet  nach  meinem  Tode,  die'bereita- 
9,teten  Geschenke  an  den  Gross -Sultan  zu  über- 
eisenden ,  damit  er  meine  treue  Ergebanheb  Ik 
,  j^nn  das  Ende  erkenne  und  fortfahre,  euch,  mei- 

liuem  Kinde,  der  verlassenen  Wittwe  und  dem 
^,Terwaisten  Reiche  das  zu  seyn,  was  er  nir 
„in  äusserster  Noth  und  Trübsal  war.^ 

Diess  waren  seine  letzten  Worte;  ei&wie« 
derhohltdr  Anfall  des  Schlages  lähmt«  smnä 
Zunge,  durch  neun  Tage  lag  er  sprachlos, 
grässiich  schielende  Blicke  um  sich  herum  wer- 
fend, mit  dem  Tode  ringend,  dem  er  an  Sänct 
22.  JuUuM.  Magdalena  Tage  in  der  achten  Stunde  des  Mor- 

Sens  unterlag.  Seinen  Leichnam  brachte  Snir 
er  Martinuzzi  nach  Stuhlwelssenburg  b 
die  Gruft  der  Könige  *).  Die  Geschichten  der 
Völker  stellen  keinen  Emporkömmling  auf,  wel- 
cher, ohne  Genie  und  ausdauernde  Kraft,  bqr 
weniger  Talent  zum  Herrschen,  und  bey  ge- 
ringerer Tapferkeit  als  Krieger,  mit  so  fiel 
Eifer  und  Anstrengung,  als  Johann  Ton  Zä- 
olya,  sich  selbst  ein  mühseliges,  sorgen- und 
Lummeryolles  Leben,  seinem  Yaterlande  den 
Untergang  bereitet  hätte.  Aber  auch  nur  un- 
ter Königen,   wie  Wladislaw  und  Ludwige 


i 


a)  Antoniot  Vertiitiut  Epitt*  id  Joamu  StitileiiB  ^ 
26.  Jttlii  i54o.  ap.  Kovaehiek  SS.  MM.  T.  I.  p.  48  sqq.  Die- 
sem durchaaa  glaubwürdigen  Augenzeugen  sind  wir  gefolgt }  dit 
gleichieitigen  Joannea  Zermegh  und  Faulna  JoTint  be- 
richten nur  ant  Hörensagen ,  aus  ihnen  Isthuinffy,  Simi- 
gianus  und  Wolf  gang  Bethlcns  alle  mancherfey  Unrich- 
tijgea.  Mit  Zapol^a's  Leiche  und  mit  seineu  SchStxen  reiit^n 
die  Reichsverureser  in  Begleitung  einiger  tausend  Bewaffneten  »n 
a4.  August  aus  Siebenbürgen  ab;  am  i5.  Sepbr.  war  am  StuU- 
\7eiasenburg  die  feyerliche  Beysetzung. 


—    555    ^ 

war  sein  EmporkonnDen  möglicli;  dass  gfist- 
reiche  und  kraftvolle  Männer y  wie  Stephanui 
Broderics,  Franciscus  Frang^^paüi, 
Joannes  Statileo,  Georgius  IMla'rti- 
nu2zi,  Antonius  Wrinczy,  Fran^  Böd6y 
Emericli  Gzybak,  Stephan  Werhöczy 
und  Benedict  Bajony  so  treu  und  stand- 
haft an  ihm  hingen,  war  nicht  seines  Geistes 
Macht,  seines  Charakters  Grosse,  seiner  Ver- 
dienste Glanz,  oder  seiner  Freygebigkeit  Reitz  *) ; 
sondern  das  Werk  des  göttlichen  Verhängnis- 
ses, welches  ihn  mit  solchen  Pfeilern  unter- 
elutzte,  um  bey  der  Geburt  besserer  Ordnung 
in  Ungarn  durch  langwierige  Leiden,  ihn  als 
tüchtiges  Werkzeug  zu  gebrauchen. 

a)  Was  Jer  gemSthToUe  und  dinkbarü  Verantint  fn  teiiMn 
Briefen  und  mttorischea  Prigmenten  Ton  der  BedllieUEaitp 
Klugheit^  Bedachtiamkeit  y  Mäßigung,  Fettigkeit  und  devgileicbeii 
VoitBafllichkeiten  Zäpoly&'t  rühmt»  wird  durch  deMen  grase 
HaadI— gaweite  und  Thatea  widerlegt,  Selbtt  Ve^antiua 
könnt»  oh  der  Wahrheit  nicht  widerstehen,  und  muMte  tehrei- 
ben :  m  Omnia  in  die»  maßiM  vaeiUani  ei  infirmiora  reddunfur^ 
^yiiee  omAate  Hungarorum  Trans4ilvan9rum«fue  eadem  voluntOM  in 
^^regmm»  Uirujue  haesitabundi  adkuc  et  male  mffecii  «6  <u%iduaa^ 
^yUi  ajuidy  cenauum  exadioneM.  I»  noster^  ui  eoepii^  eiiam  nunc 
^fditcurrif:  modo  hune,  modo  iUum  ex  jfrocerihuü^  ei^quemifUe 
pyprouf  m«rhus  posiulat  y  connueia  faeiliiaie  auf  blande  emiai  auf 
g^eUmenfer  exfolUi ;  nee  aliud  projteiiy  <juam  tfuod  loi  dominoMy 
fyVely  »t  iia  dicam  ,  reget  »iH  ipti  creaiy  eoBipie^  ne  vm/uam  eor^ 
^^reptionem  dUciplinamque  accipiani^  armai  et  erudii,  Hmec  me 
^uam  vehementer  excruciant  y  cogifaJ*  (Epitt.  ad  Frafren.  g« 
Febr.  l54o.)  -^  pSeia»  ubivi»  gentium  Mwe  me  id  iemporis  ene, 
^yifuam  in  JVmnaMilvania.  7am  mihi  adverti  «luif  modemi  ejus  mo^ 
,yre«  y  per  nimiam  cum  auam  ipaorum  lieentiam  y  tum  per  tummam 
^y/aamnU  regi*  indulgentiam  corrupti,^'  (Epiat.  ad  Joan.  Statil« 
la«  Martii  i54o. )  „  Illud  obett  quod  MoUto  mör€  marmm  ineepHs 
^yneetimuBf  dum  gratis  omnia  y  et  conditionibus  y  utdieunt,  yiw 
„impentia  parcunt^  honertis  ohtinere  ttudemu»,**  (Epiat.  ad  Joan* 
otatil.  a4.  Jun.  i64o.)  Daraus  geht  wohl  herror,  oass  Verin- 
tioa  nichts  weniger,  als  Staatsweisheit,  RegentenUugheit,  Fea- 
tigkeit  in  Zs'polya's  Regierung,  und  gediegenen  Gehalt  in 
seinem  Charakter  anerkannte. 


—    554    — 

ni. 

Ofen  in  Solejman's  Gewalt.  -—  Unglück- 
liche VersucJUe  snr  Wiedererobernng.  — 
Funfkirclien,  Grany  Dotis«  Stahlweis- 
senburg  von  Osmanen  eingenommen«  — 
Ihre  siegenden  Fortschritte   in  Ungara. 

—  DieUngerninSchmalcaldischenKrie^c. 

—  Waffenstillstand  mit  Solejman.  —  Si»- 
benbürgeo's  Übergabe  an  Ferdinand.  — 
Martinuzzi's  Ermordung. 

J«  C  l54o  —  i55i« 


Die  Quelle  dieser  langwierigen  Leiden  ent- 
sprang und  ergoss  sich  gewaltig  in  des  Königs 
unseliger  AbwesenKeit  aus  dem  Reiche  zu  ei- 
nem Zeitpuncte,  in  dem  rasche  und  energische 
Schriue  ihn  unfehlbar  zum  Herrn  von  ganz 
Ungarn  und  Siebenbürgen  gemacht,  doch  die 
£ntwickelung  und  Härtung  der  Ungrischen  Na- 
tionalkraft  weniger  begünstiget  hätten.  Fer- 
33.;i/<nr(Mdinand  sass  auf  dem  Reichstage  zu  Hagenau, 
28.  JuUu9.  ^^^  politischen  Rücksichten  arbeitend  an  Hinter^ 
treibung  einer  theologischen  Yergleichs- 
Unterredung  zwischen  Römischgläubigen  und 
Lutherischgesinnten  über  kirchliche  Dog- 
men, deren  tiefere  religiöse  Bedeutung  beyde 
Parteyen,  lebendiger  Religiosität  ermangelnd, 
in  Fesseln  der  Schule,  der  \¥eltklugheit,  des 
Eigennutzes  befangen,  nie  begriften  hatten ,  ihr 
umiciliges  Gezänk  darüber  dennoch  mit  dreister 
Anmassung  Religionsgespräche  nannten. 
Inzwischen  wurden  in  Siebenbürgen  und  Un- 
garn Massregeln  getroffen ,  deren  entscheidende 
Wirkungen  dem  Könige  hernach,  als  er  gegen 
/:/t<Ztf5«-/if(.MichaelLs  zu  Wienerisch  Neustadt  Hof  nielt, 
nichts  Anderes  mehr  übrig  Hessen,  als  die  Un- 


—    555    — 

rksamkeit  seiner   yerspSteteB   Yorkehrütigen' 
bedauern. 

Zdpolya's  Leichnam  lag  noch  nicht  in 
m  Sarge  I    als   you  Utraquistischen   Ständen 
ihmen's  und  Mähren's  Abgeordnete  zu  Klau- 
nburg  anlangten  und  ihn  zur  Übernahme  ihres 
nches  einluden.     Die  Wahlurkunde,  von  be- 
utender Anzahl  Herren  unterzeichnet  und  be- 
Sgelty   sprach  ihre   Unzufriedenheit  aus  mit 
erdinand's  Eifer  in  Verfolgung  der  Utra- 
listen  und  mit  seiner  immerwährenden  Yer- 
Ickelung  in  die  Deutschen  Reichsangelegen- 
»ten,  unter  deren  Betreibung  abwesend ,  -er 
n  nur  den  Druck  ^  nicht  die  Wohlthat  seiner 
egierung  empfinden  liesse  *):   sie  blendete  die 
ngem  mit  scheinbarem  Wanken  seiner  aus- 
artigen  Herrschaft^  stärkte  ihren  Glauben  a« 
in  Unyermögen,   den  Besitz  seiner  übrigen 
ander  gegen  Solejman's  weit  überwiegende 
[acht  zu  behaupten,  und  erhöhte  ihren  Muth 
L  schützender  Verbindung  mit  diesem  ^  und  in 
er  Treue  gegen   die   Koniginn,    Mutter  des 
*hronerben   aus  Ungrischem  Geschlechte^   zu 
eharren.     Bevor  noch  die  Vertrauten  des  Ver- 
orbenen  seinen  Tod  durch  Siebenbürgen  all- 
»mein   bekannt   werden  liessen,   beriefen  sie 
le  Vornehmsten  der  Abwesenden,  unter  die- 
nt die  Herren  Valentin  Torök,    Johann 
odmäniczky,   Niklas   Telegdi  tmd  den 
oloczer Erzbischof  Franciscus  Jrranj 
m  in  Verbindung  mit  ihnen  sich  eidJ 
BT  Ferdinand  für  Isabella  und  ihren  Sohn 
a  erklären  ^).    Nur  der  Erzbischof  widersetzte 


igepani, 
lucn  wi* 


a)  Anton.  Verantii   EpjKtoL   ad  Michiel.   Frttrem  üe  39> 
ugu»t.  iSio«  ap«  Kaiona  T.  XX.  p.  i4o4.       h)  Anton.  V«- 


—    556    — 

sicK  und  TerMgte  den  Schwur.  Auf  die  Hei- 
lii^keit  des  Grosswardeiner  Vertrages  ^  an  wd- 
qnem  .er,  der-  einzij^e,  mit  redlicher  Gesinnang 
gearbeitet  hatte ,  wies  er  ihri  'Ausflucht  ^  der 
Vertrag  sey  aus  Mangel  üiFentlicher  Bekannt- 
machung nicht  verbindlich,  mit  Verachtuag 
zurück  und  beharrte  auf  seinem  Sinne. 

Nachdrücklicher  liess  er  seinen  "Widtf- 
spruch  vernehmen,  als  sie  den  FünflurchSer 
Bischof  Joannes  von  Esz^k  und  den  Kanz- 
ler Werböczy  mit  den  Geschenken  und  dem 
seit  zwey  Jahren  rückständigen  Tribut  nach 
Constantinopel  abfertigten.    Sie  sollten  den  lan- 

{;ern .  Aufschub  der  Sendung  mit  der  Sieben- 
lürger  Woiwoden   gefährlicher  Verschwönug 
und  ihres  Herrn  langwieriger  Krankheit  ent- 
schuldigen, dann  dessen  letzten  treuergebenen 
Willen  seiner  Grossherrliclikeit  eröifhen;    ihn 
versichern,    ihr  Gebiether  habe  nie  vergesseo, 
und   in    seiner   letzten   Stunde    noch    erkannt, 
dass   er  des  Ungrischen  Reiches  Besitz  nächst 
Gott,    lediglich  der  Gnade  des  Grossherm  zu 
verdanken  hatte.     Mit  eben   dieser  Gesinnung 
treuer  Dankbarkeit  habe  er  es   seinem  Sohne 
hinterlassen,  und  sey  hingeschieden  in  der  trös- 
tenden   HoHnung ,    Solejman    würde   nicht 
nur  demselben  die  Nachfolge  grossmüthig  &- 
währen,  sondern  auch  im  Besitze  desselben  aen 
unmündigen  Erben  mit  gleicher  Huld,  wie  den 
Vater,  beschützen,  und  der  verlassenen  MuUer 
wider  den  benachbarten  Feind  beystehen.     Mas 
Frangepani  auch. wider  diese,  Vaterland  und 
Christenheit  verrathenden  Aufträge   einwenden 


rant.  Epitt.  ad  Joaim.  Statil.   ap.   Kovachieh   SS»  MM.  T.  !• 
p.  53. 


—    557    — 

^chte^  er  fand  kein  Gehör  mehr  bey  Men- 
xen,  ,,  welche  weder  Recht  noch  Billigkeit 
aerkennend^  über  Besseres  und  Schlechteres 
inweg  sehend,  unbekümmert  ob  es  nütze  oder 
chade,  nur  ihrer  Leidenschaft  blindlings  fol- 
en  *)/^  Er  trat  sogleich  aus  ihrer  Verbindung 
d  ging  zu  dem  rechtmässigen  König  über. 

Seinem  Beispiele  folgten  Franz  Bebek 
d  Sigmund  Balassa,  keiner  derselben 
illte  sich  auf  dem  Rakoser  Felde ,  wo  nach  nach  15. 
Spolya's  Bestattung  Reichsversammlung  ge-  "^p*******- 
Iten,  Johann  Sigmund  zum  Könige  von  ^ 
igarn  ausgerufen ,  bis  zu  seiner  Mündigkeit 
B  Reichsverwaltun^  der  beherzten  Koniginn 
abella  in  Gemeinschaft  mit  dem  Eremiten 
artinuzzi,  Peter  Fetrovicsh  und  Ya-- 
intin  Töruk  übertragen  wurde  ^);  aber 
>ermacht  des  Geistes  und  der  Kraft  berech^. 
rte  den  Eremiten  über  sie  Alle  zu  herrschen, 
on  ihm  hatte  Ferdinand  schon  früher  ge- 
»tj  er  möchte  seinen  Gegner  um  nidits  mehr 
sneiden,  als  um  den  Einen  Mann  in  der  Mönchs« 
ippe^  welcher  zu  des  Reiches  Behauptung  dea 
ienst  zehntausend  Geharnischter  aufwöge  ®). 
snnoch  war  jetzt  nicht  der  geringste  Yersucli 
in  ihm  gemacht  worden,  den  seltenen  Mann 
r  sich  zu  gewinnen.  Das  Verschiedenartigste 
schien  in  Martinuzzi's  Sejn  und  Wirken 
iben  einander:  bey  des  Menschen  sanftem 
efühlen,  und  des  T}n*annen  empörender  Grau- 
mkeit;    bey  des  Mönches  Ernst^   Trübsinn , 

a)  y^Neque  /u«.  neifue  honum^  aique  aequmm  neiunif  melius ^ 
ejuMy  proaify  0097 1 ^  nihil  vi Jeni,  nisi  guod  luhet.**  Francis c« 
:ang«*pani  Epist.  ad  Faulum  Pap.  lil.  ap.  Pmy  Epiit.  Pro- 
r.  P.  I].  p.  96  soq.  b)  Anton.  Verant.  Epitt.  ad  Joann. 
alanesy  de  la.  Octobr.  i&4o.  an.  Kniona  T.  JCX.  p.  1«17« 
Paul.  JoTiiis  Historian  Lib,  XXXIX.  p.  235- 


—    558    — 

Andacht,  Schwarmereyi   und  des  Weltmnmes 
"Witz^  Leutseligkeit  9  Gewandtheit  und  Fracht; 
bey  des  Priesters  hohem  Anstände,  ehrfurckt- 
gebiethender  Würde,   heiterer  Ruhe,    und  des 
Feldherrn  rascher  Entschlossenheit,  ausdauern- 
der Tapferkeit  und  unerbittlicher  Strenji^e;  bey 
des  Scnatzverwalters   scharfsinnigster  Betrieb- 
samkeit in*  dem  Aufspüren,  ordentlicher  Fünct- 
lichkeit   in    dem   Benutzen   aller   Quellen   des 
Reichsertrages,    und    bey    des   Staatsministen 
tiefer  Einsicht  und  allunuassendem  Überblicke 
der  wichtigsten  und  verworrensten  Angelegefr- 
heiten ;  fehlte  ihm  zum  grossen  Manne  nidits, 
als   echt  religiöser   und   rechtschaffener   Sinn, 
durch  dessen  Mangel  auch  Einheit,  Abgeschlos- 
senheit und  Harmonie  im  Gemüthe.    Ohne  diese 
Grundlage  wahrer  Grösse  war   er  nur  ausser- 
ordentlicher Mensch,  zwischen  hoher  Idealität 
und  gemeinen  Rücksichten  schwankend;   durcL 
verwickelte  Verhältnisse  lieber  künstlich  sich 
durchwindend,  als  kühn  sie  bezwingend;    der 
Umstände  öfters  Diener,  als  derselben  Beherr- 
scher,   oder   Schöpfer:    und   so   musste  er  in 
seinem  Doppelwesen  von  Vielen  verkannt,  häu- 
fig mlssverstandea,    in   seinen  AViadungen  be- 
argwöhnet, seiner  Machthandlungen  wegen,  ob- 
gleich frey  von  Hochmuth  und  Aufgeblasen- 
heit, fast  allgemein  gehasst  werden. 

Ihn  hassend  und  verabscheuend  *)  behar- 
ten Majläth  und  Balassa  auf  der  Fogaraser 
Burg,  gegen  alle  ihnen  angebothene  Bedingun- 
gen, im  widerstände,  zwangen  den  obersten 
Feldhauptmann  Valentin  Török  die  Bebt- 


o)  Anton.   Voran tiufl  Epiat.  ad  Joann.   Sutil.  ip«  Xb- 
umekick  SS.  MM.  T.  I.  n.  67. 


-    559    - 

gerun;^' aufzuheben.  Nach  dessen  Abzüge  mit 
den  übrigen  für  Johann  Sigmund  Verbün- 
deten gegen  Ungarn,  traten  sie  aus  der  Burg 
heraus  und  setzten  Siebenbürgen  in  die  ausser- 
8te  Verwirrung.  Majlath^  den  unlängst  yer- 
unglückten  Entwurf  seiner  Herrschbegierde  wie- 
der aufnehmend,  und  fest  entschlossen,  sich 
entweder  des  Grossherrn  Belehnung  mit  Sie- 
benbürgen zu  erwerben;  oder  wenn  dieser  Auf- 
schlag zum  zweyten'  Mahl  misslänge,  die  Pro- 
Tinz  dem  rechtmässigen  Konige  zu  tmterwer- 
fen ,  sandte  Eilbothen  an  Sole j man  mit  Ge- 
schenken aas  Gritti's  Beute  und  mit  War- 
nung, sich  nicht  hintergehen  zu  lassen  durch 
die  mchricht  von  der  angeblichen  Geburt  eines 
männlichen  Erben  Zdpolya's,  womit  die  Ge- 
sandten der  Verbündeten  ehestens  vor  ihm  er^ 
scheinen  würden.  Er  habe,  seitdem  Zdpo- 
lya  sich  in  Verträge  mit  Ferdinand  wider 
die  hohe  Pforte  eingelassen  hatte,  die  Provinz 
in  der  Treue  gegen  den  Grossherm  erhalten, 
dafür  vieles  Unrecht  erdulden  müssen;  wollte 
derselbe  ihn  jetzt  mit  Siebenbürgen  belehnen^ 
so  könnte  er  ihm  auch  ganz  Ungarns  baldige 
Unterwerfung  verbürgen. 

Zwey  Tage  nach  Entfernung  der  Verbün-26.  Augtut. 
deten,  meldete  Peter  Perenyi  atis  dem 
Gyorigöser  Convenle,  wo  er,  wo  der  Coloczeir 
Frangepani,  Franz  Bebek,  Sigmund 
Balassa  die  Häupter  waren,  den  abgeschlos- 
senen Verein  zahlreicher  Magnaten  und  Her- 
ren für  den  rechtmässigen  König  Ferdinand, 
dem  auch  der  Befehlshaber  von  Ofen  Stephan 
Raskay,  mit  Waflenvolk  von  Isabella  zu 
Hintertrelbung  desselben  gesandt,   beygetreten 


—    56o    — 

Hey  ^)/    Dazu  wollte  er  auch  die  drey  NatU- 
j&en   Siebenbürgens   dringendst   ermahnen  und 
^einladen;   besonders  aber  sollten  sie,    trotz  al- 
len Befehlen  des  Eremiten   und  seiner  Genos- 
sen, von  aller  weitern  Befehdung  der  Woiwo- 
den  abstehen,  widrigen  Falles  er  diesen  mit  be- 
trächtlicher Heermacht  zu  Hülfe  eilen  würde  ^). 
Ferenyi's  Sendschreiben  und  auch  MajHtb's 
jiusvehangener   Schild    für   Ferdinand    be- 
wirkte,   dass  auf  dem  nach  Schäsburg  ausge- 
be. ^<<H^M<«iichriebenen  Tage  der  Ungrische  Landesadel  die 
Szekler  und  die  Sachsen  in  ungemeiner  Anzahl 
sich  einstellten,  gleich  anfänglich  Ma jl^th  und 
Balassa  zu  General -Capitanen  mit  aller  Macht, 
welche  sie  bisher  als  Woiwoden  besassen,  er- 
nannten,  zu  ihrer  Yertheidigung   dreytausend 
bewaffnete  zu  stellen  rersprachen,    zur  Besol- 
dung derselben   von   jeder   Ungrischen  Pforte 
siebzig  Silberpfennige  bewilligten,  Szekler  und 
Sachsen  zu   einer  Summe  im  Ganzen   sich  er- 
klärten.     Lberdiess  sollten  die  jetzt  ernannten 
General  -  Capitane     sämmtliche    Salzkammem, 
Berggefälle,  Zölle  übernehmen  und  bis  zu  dem 
Antritte  des  neuen  Königs  verwallen  mit  dem 
Befugnisse,    sowohl  für  ihren  bisherigen  Kos- 
tenaufwand, als  auch  für  ihren  Sold  sich  dar- 
aus bezahlt  zu  machen.    Versagte  der  in  Frank- 
reich abwesende  Bischof  (Joannes  Statileo) 
diesen  Beschlüssen  seinen  Bey tritt,  so  wjire  er 
Bischof  gewesen.     Niklas  Tomory,   Zipo- 
lya's  Kämmerer,  Hauptangeber  der  Yerschwor- 
nen,    sollte   in  Frbt  von   vierzehn  Tagen  am 
dem  Lande  ziehen,    später  jedem  £rey   stehen 

a)  Anton.  Verantii  Epittol.  ad  Michael.  Fratr.  de9i4.  Oo- 
tobr.  i54o.  ap.  Kaiona  T*  XX.  p.  i426.  h)  Anton.  Verant* 
Bpiat«  ad  Maritiao.  de  a6.  August,  ap.  Kaiona  1.  c,  p«  i4of« 


—    56i    — 

a  zu  ermorden.  Die  Terwittwete  Konigim 
f  durch  Bothschäft  von  der  Ergebenkeit  dec 
ey.  Nationen  zu  versichern.  Dem  von  ihren 
iu^en  in  Miihlenbach  eingesetzten. Burghaupt- 
inne  Balthasar  Bornemiszsza,  wie 
ren  übrigen  Hauptleuten  zu  melden  ^  dass  sie 
ihren  Plätzen  unangefochten,  ausser  densel-* 
n  aller  Feindseligkeiten  sich  enthalten.  Kein. 
sbenbiirger  sollte  ausser  Landes  ivider  den 
illen  der  General  -  Capitane  in  Waffen  die7. 
n,.  und  Niemand  sich  erfrechen,  einen  an-. 
m  König  auszurufen  oder  einzuführen  ^  als 
dchen  diQ  Magnaten  Ungarns  annehmen  imd 
arkennon  werden  *)• 

Nachdem  es  Majldth  so  weit  gebracht, 
tte,  rückte  er  raschen  Schrittes  zu  seinem 
ele  vor*  Aus  Constantinopel  war  ihm  er-, 
inschte  Bothschaf t ,  ungewiss  ob  wahr  oder 
geblich ,  von  Sole j man  gesandt ,  angekom- 
bai  diese  musste  öffentlich  und  feverlich  ver- 
immen  werden.  Dazu  berief  «r  die  drey  Na-  21.  Septhr. 
men  auf  Matthäi  nach  Berethalom«  ^^Der 
lächtigste  Kaiser  S  o  1  e  j  m a n,'^  —  so  redete 
r  beschnittene  y  vielleicht  auch  bestochene 
»sandte:  „dem  ihr ^ sowohl ^  aU  die  Ungern^ 
urch  AfValfengewalt  besiegt  und  unterjocht , 
sibetgen  seyd ,  würde .  den  treulosen  König 
ohann^  hätte  ihn  der  Allerhöchste  nicht 
US  dem  Leben  genommen  ^  gesucht  und  ge^ 
unden  haben.  Jetzt  belehnet  er  seinen  treuen 
»tephan  Majlath,  euern  Landesgenossen^ 


}  Anton.  Verant.  Epist.  td  Joann.  Statu,  tie  4«  Sepbr. 

o.  ap,  Xafona  1,   Q,  p,    l4o6. 

ri.  TbciK  36 


—    564   .-- 

9.  Ocfo&r.  Sdion  am  Sonniibende  nach  Franciaci  sandte 
Isakella  den  gewesenen  Stulilweissenburgar 
Propst, < jetzt  unwürdigen  Anliänger  Luther's, 
seiner  Lelire  durch  rrevelthaten  Verlaugneri 
Emerlch  Bebek  nach  Siebenbürgen  mit  £p- 
nvahnungsschrelben  an  die  Landsassen,  sich  nicht 
zu  Ihrem  eigenen  Verderben  dem  nut  Ein- 
setzung eines  General -Capitans  gespielten  Be- 
itrüge   hinzugeben  ^     Indem    sie    ganz    andere 

1.1.  O^&r.  iji'^^^^leii  aus  Constantlnopel  erbeten  hätte*). 
.Noch  vor  Bebek's  Ankunft  wurde  der  im« 
mer  schwachherzlge  Emerlch  Balas^sa  tod 
Balthasar  Bornemlszsza  für  die  Koni- 
;Inn  gewonnen  und  zu  gegenseitigem  Sduit»- 
^^ndniss  wider  JMajlath  verleitet.  Zu  Luet 
war  Bcbek  schon  in  lUausenburg^   der  nadi 

xH.Oetpbr.  Qfen  gesandle  Chlaus  wieder  In  ConstaintiiKH 
pel.  S  o  1  e  j  m  a  n  erkannte  die  Bothschafter 
der  Verbündetea  für  gereditfertiget,  Iless  d^ 
ICönigs  Gesandten  HIeronymus  Laszky  in 
die  sieben  Thürme  gefangen  setzen,  erklärte 
Zapolya's  Sohn  für  den  Erben  des  unge- 
theilten  väterlichen  Thrones.  Majliith  hielt 
für  zuträglich,  unter  dem  Yorwande,  dass  er 
den  Zuzug  Nädasdy's  mit  den  übrigen -Mas^* 
itaten  aus  Ui^garn  erwarten  wolle,  den  Yasir- 
helyer  Tag  auszusetzen  ^.);    und    erst   nachdem 

31.  Octohr.  (Hess  Alles  gestehen  war,  ergingen  auch  tob 
Ferdinand  aus  Neustadt  an  die  Siebenbür- 
ger Yersicherungsbriefe,  nach  deren  Inhalt  sie 


a)  Liter.  Itabellte  Regin.  u^.  JEder  Script. Trftntsilr.  T.D. 

B,  ai4.  6)  Anton.  Vera nt.  Epist.  ttl  Michael.  Frtitr.  de  %i> 
ctobr.  et  ad  Reginani  i8.  Octobr.  ap.  Katona  1.  c«  p.  i45i  «l^t 
Faul.  JoTi  ui  HiUor.  Libr.XXXlX.p.  227.  Liter.  Werb^öcsii 
ad  Martiuuiium  etc.  de  17.  Ocfobr.  ap.  Pray  Epiit.  Procer.  P.  !!• 
p*. 87.  Liter.  Fordinmdi  Reg.  ad.  Traiis;iilvaiio«  do  5i«  Oc- 
tobr. ap.  EJt^  Script.,  Tranaaalv.  T.  11.  p.  aiOt 


--    563    — 

der  Bothschafter  an  den  Gross -Sultan  wurde 
ein  Tag  auf  Lucä  nach  Väsärhely  angesetzt*). 
Aber  noch  yor  dem  V^drhelyer  Ti^e  hatte 
sowohl  die  Köoiginn  als  Ferdinand,  jene 
f r ülier  als  dieser  yoUständige  Kunde  yon  M  a  j- 
l^th's  Ränken  und  Yorschritten.  Solejman 
gegen  ihn  nicht  minder,  als  gegen  die  Gesand- 
ten der  Verbündeten,  misstrauisch,  hatte  mit 
dem  Bothen  nach  Siebenbürgen  zugleich  einen 
bewährten  Chiaus  nach  Ofen  abgeordnet,  um 
sich  yon  Isabella's  Entbindung  mit  einem 
Sohne  zu  überzeugen»  In  tiefer  Trauer,  mit 
dem  Kinde  auf  dem  Arme  tmd  schone  Thrä- 
neu  weinend,  empfing  ihn  die  lieblich  anzu- 
sehende Wittwe,  zeigte  ihm  den  Knaben,  des 
yerewigten Königs  Sohn,  Solejman's  Schutz- 
befohlnett  yor ;  6£Pnete  mit  reitzender  Züchtig- 
keit  den  Busen  und  reichte  dem  Säugling  die 
Brust.  Da  brach  dem  Moslemer  das  Herz ,  er 
warf  sich  der  Mutter  zu  Füssen,  legte  seine 
Rechte  auf  das  Kind  und  yollzog  seinen  Auf- 
trag, schwörend  in  Sole) man's  nahmen,  dass 
dieser  Knabe,  Jahannes  Sohn,  der  schutz- 
genossene Konig  yon  ^Ungarn  sejn  und  yon 
dem  Grossherm  nie  ein  Anderer  geduldet  wer- 
den solle  ^).  Hiermit  waren  alle  Entwürfe 
MajHth's  gescheitert  und  ihih  harte  Strafe 
für  den  schlecht  angelegten  Betrug  bereitet. 


•Whi 


«^  Antofi.  Vertnt.  Epitt«  ad  Reginam  de  i3.  October.  ap. 

Xaionm  \m  o.  p«  l4i<).         ^)  y^O  miram  Turcae  cum  honiiaie  cte^ 


Wranczy  (Epitt.  ad  Joann.  Sstltnciy  de  13.  Octobr. )  ani, 
TerigeueDd ,  aast  er  in  frühern  Biiefen  seinea  Herrn  Yerbindung 
Vit  der  Pforte  mehrmahb  bejammert  bat;  und  so  arg  werden 
aelhat  {^eirtrolle,  beibehende«  gelehrte  Männer  Ton  dem  Partejf« 
ceiate  rerblendet  und  in  FoJgvwidrigkeiten  rerwickelt« 

36* 


—    566    — 

troTiQsli  und  Mmrtinuszi  der  Zutritt 
Königiim  durch  mehrere  Tage  yerwehret^  doA' 
nicht  verborgen  konnte  ihr  seine  Ankunft  U«- 
ben.  Das  Verfahren  ihrer  Räthe^  Widuo^ 
des  Misstrauens  in  ihre  Festigkeit ,  beleidigle 
ihren  Stolz;  entschlossen  erklärte  sie,  lieber 
den  Tod,  als  solche  entehrende  Beschränkung 
zu  dulden:  Diess  war  der  erste  Stoss ,  den  ibr 
Vertrauen  zu  dem  Eremiten  erhielt;  ihm  ab« 
lag  weniger' an  dem  Besitze  desselben,  als  aa 
Fesselung  ihres  Willens,  welches  er  woteilua 
auch  vollständig  erzielte.  Für  jetzt  musste  der 
Graf  ihr  vorgestellt  werden,  sie  antworisBy 
was  ihr  Martinuzzi  vorgeschrieben  batie. 
Dem  zu  Folge  enviederte  sie  auf  des  GmCn 
Vortrag :  sie  könne  und  dürfte  über  nichts  ant- 
scheiden  ohne  Rath  ihres  Vaters.  Sie-sej  über- 
zeugt, Konig  Ferdinand  werde  diesen  Schieds- 
richter von  bewährter  RechtschaiFenheit  und 
allgemein  anerkannter  Gerechtigkeit  nidit  ab* 
lehnen.  Sie  bitte  daher  um  die  nothige  Frist 
zur  Berathung  mit  ihm,  von  dessen  Gutachten 
weder  sie  noch  Ungarns  Magnaten  abgehen  wür- 
den. Wollte  man  ihr  diese  Frist  versi^eii, 
und  ohne  weiteres  zu  den  Wa£Pen  greifen,  so 
dürfte  die  Bestürmung  einer,  von  Scnmerz  ver- 
zehrten Wittwe  und  eines  weinenden  Kindes 
in  der  Wiege  dem  Kaiser  und  dem  Konige  zu 
nicht  sehr  edelm  Ruhm  gereichen. 

Wie  Sigmund,  vier  und  siebzig  jähriger 
Greis,  unter  £influss  der  herrschsüchtigen  Ita- 
lerinn  Bona  Sforzia  entscheiden  würde, 
konnte  Ferdinand  schon  aus  dessen  Zuschrift 
von  Agapiti  mit  aller  Zuverlässigkeit  errathen; 
es  war  einleuchtend,  dass  man  zu  Ofen  nur 
Zeit   gewinnen  wollte,    um   sich  mit   Solej- 


—    567    — 

man';!  Hiilisyölkern  zu  verstäiken.  Ohne  lan- 
gem Verzug  wurde  die  Donauflotte  mit  an- 
geworbenem FussYolke,  mit  Mund-  und  Kriegs- 
FOfTtth  beladen  und  nach  Gran  abgelassen^  Stadt 
und  Bürg  hatte  der  Erzbischof  raulus  War- 
day  bisher y  trotz  allen  Angrüi'en  glücklich  Ter- 
tfaeidigt  und  erhallen.  Mit  der  österreichischen 
Reiterey  rereinigten  sich  in  Ungarn  Feter 
Perenyi)  der  Coloczer  Frangepani^  Bal- 
thasar Bunffy,  mehrere  Magnaten  und  Her- 
ren mit  ihren  leiclitberitteuen  Haufen,  Zum 
Oberbefehlshaber  über  die  gesammte  Heermacht 
war  Ton  dem  Könige  Leonard  Colonna 
Freyherr  von  Felss  ernannt.  Von  Gran  fül|rte9.0cfo6r. 
er  die  Scharen  vor  Yisegräd  und  liess  die  un- 
lere Stadt  mit  dem  Wasserthurm  beschiessen. 
Anoi,  neunten  Tage  waren  die  Mauern  einge-iJ.qaohr. 
stürzt;  die  Königlichen  drangen  ein,  die  JBe- 
satzung  wurde  von  den  Deutschen ,  in  Erbitte- 
rung iäer  den  Verlust  zwey  hundert  ihrer  Waf- 
fenbrüder,  ^^^^^^^^^^  niedergemacht  9  des 
Platzes  Befehlshaber  Valentin  Atthynay, 
gefangen.  Um  Rogendorf f^s  frühem  Feh- 
ler der  Verspätung  zu  vermeiden  ^  und  über- 
sehend, dass  in  dieser  Jahreszeit  mit  Deutschem 
Volke  in  dürftiger,  eng  und  kurz  zugeschnit- 
tener Kleidung  ')  sein  Feldzu^  selbst  schon 
Verspätung  war,  verschob  Freyherr  von  Fielss 
die  Belagerung  der  Visegrader  Burg  auf  seinen 
Rückmarsch,  brach  Montag  nach  Galli  auf  und  i8. 0ci«^r. 
nahnv  unter  Weges  Watzen  ein.  Sogleich  setzte 
er  wieder  über  die  Donau,  luckte  gegen  Ofen 


*)  9>  ^^'^  ertdimuM  eju»  militem  hUmiem  Aungaricam  in  eastris 
^yfoleraiurum  ;  nimU  enim  curla  ^  perteUsn  et  eircumeisa  vertt  ve^ 
yMiiur,  "  A II  t  o  n.  V  e  r  a  n  t.  Bpist«  ad  MichaeL  Fntr.  de  i4. 
Öotobr.  «p.  Ka9t%a  1.  a  p.  i45a. 


—    568    — 

rotj  lagerte  sich  her  den  obera  WannUAen^ 
hielt  .schlechte  Zucht  und  'stand  vier  Wodkcft 
unbeweglich.  Inzwischen  zof;en  Deutsche  flot- 
ten in  die  umliegenden  Dörfer  auf  Raab  imd 
Beute  aus.  Die  Ungern  widersetzten  aidi  dem 
Unfuge,  geriethen  in  kurzen  Streit,  in  rasche 
und  heftige  Schlägerey,  am  Ende  wurde  Alles 
gegen  einander  handgemein.  Der  Feränyer 
und  der  von  Felss  eilten  herhey^  um  die  Wii- 
thenden  aus  einander  zu  treiben ;  Rachb^ieide 
hört  ihre  Befehle  nicht  ^  Hass  yerachtet  sisi 
Erbitterung  reitzt  zum  Widerstände.  Frejbarr 
Ton  Felss  wird  am  Schenkel,  Perenyi  durch 
einen  Steinwurf  am  Halse  verwundet;  Beyde 
müssen  zu  eigener  Rettung  fliehen.  Das  mUr 
sehe,  Spanische,  Dalmatische  Schiifsvolk  konunt 
den  Ungern  zu  Hülfe  und  endigen  durch  Ver- 
jagung der  Deutschen  das  schimpfliche  Gefecht, 
welches  mehr,  als  Wälle  und  Mauern,  dem 
Eremiten  und  dem  Oberbefehlshaber  Ofens,  Ya- 
lentin  Török,  des  Platzes  Sicherheit  ver- 
bürgte. Bey  solchem  Volke  war  es  wohl  dem 
Feldherrn,  nachdem  er  unterlassen  hatte,  es 
gleich  anfänglich  in  das  Feuer  zu  jagen,  nip^it 
zu  verargen,  dass  er  keine  weitere  Untemek- 
mung  wagte;  aber  auch  eben  so  wenig  den 
Ungern  der  laut  ausbrechende  Unwille,  dass 
nichts  geschah.  Dieser  trieb  den  Balthasar 
Bänffy  unter  guter  Bedeckung  an  das  Stadt^ 
thor;  der  verlangte  Klnlass  zur  UnterreduDg 
mit  seinem  alten  Freunde  Török  ward  ihm 
gewährt;  er  trank  und  schwelgte  mit  ihm  und 
Urban  Batthyanyi,  was  er  nicht  bezweckte; 
und  erlangte  dadurch,  dass  ihm  in  des  Weines 
Begeisterung  die  Stärke  der  Besatzung  ange- 
geben,   die    Vorrathskammeru ,    die    Stellung 


—    509    — 

I  VertheSung  clefi  groben  Geschützes ',  die 
lutzwehren  und  Festungswerke  gezeigt  wur- 
ly  was  seine  eigentliche  Absicht  war.  Von 
em  gründlich  unterrichtet,  kehrte  er  des 
ends  in  das  Lager  zurück  und  erklärte  un- 
hohlen :  Ofen  sey  durch  seiner  Werke  Fes- 
keit,  durch  seiner  Befehlshaber  Vorsicht  und 
iegskunde,  durch  seiner  Besatzung  Zucht 
1  Tapferkeit  in  so  vortrefflichem  Yerthei- 
;ungsstande,  auch  mit  Mund-  und  Kriegs« 
rrathe  so  reichlich  versorgt ,  dass  es  von  des 
•nigs  anwesender  Heermacht  linmöglich  er-« 
rmt,  und  eben  so  wenig  durch  förmliche 
lagerung  überwältiget,  als  durch  langwierige 
ischliessung  zur  Übergabe  gezwungen  wer- 
1  könne;  zu  dem  Allen  müssen  kräftigere 
istalten  gemacht  ^  und  mit  mehr  EnlsCmos- 
dieit  vorgeschritten  werden. 

Leonard  von  Felss,  missmuthig  in  der 
isncht  auf  unrühmlichen  Rückzug,  verdrüss- 
h  in  seinen  Leiden  von  dem  Steinschmerz 
d  der  Fussgicht,  uneinig  aus  Argwohn  mit 
(ter  Ferenyi  und  den  übrigen  Üngrischen 
Idherren,  unvermögend  sein  Deutsches  Volk 
geduldiger  Ertragung  der  stürmbchen  Herbst- 
tterung  zu  erhalten,  benutzte  Bänffy^s 
hritt  zu  schicklichem  Yorwande,  sich  aller 
srlegenheit  zu  entwinden  ').  Nachdrücklich 
rwies  er  ihm  den  eigenmächtig  unternomme- 
n  Zug  auf  Kundschatt  in  die  feindliche  Stadt, 
schuldigte  ihn  des  Verbrechens  verletzter  Un- 


:)  In  seinem  Schreiben  an  NiSdaidy  tagt  er  nar:  ,fviden», 
tod  etctrcifus  meu*  ad  obiidionerrty  ei  oppugnalionem  civiiaii» 
udenai» ,  -par  viribua  euMe  non  poMset ,  fnctuen^qne  hihfrna  ^ri^ 
>rrt  ,  et  alia  e)u$  tcmp^ialis  invomTnodof  bellandique  importw 
i/afem,  a  veieri  IJuda  eaefra  movi« 


—    570    — 

terordnungi  Liess  ihn  von  dem  Heera  wegEf»- 
16.  riovhr.  Ken ,  hob  Dinstag  ror  EUaabeth  Ofens  rergeb- 
liche  Einschliessung  auf ,  ging  mit  einem  Tfueik 
seiner  Mannschaft .  über  die  Donau ,    und  be- 
setzte mit  vier  Tanieren  Böhmen ,  zwey  Panie- 
ren Deutschen ,  dreihundert  Huszaren ,  tauaeod 
Mann  SchiüsTolk  Festh»  welches  Martin vsii 
menschenleer  und  ohne  Besatzung  gelassen  hattei 
Den  Rest  seiner  Heennacht  führte  er  nach  Viie- 
grad  hinauf,    und  unternahm  die  Belagerung 
der  Burg.     Seines  groben  Geschützes  unabläs- 
sig fortwirkende  Gewalt  erzwang  von  der  zwey- 
hundert  fünfzig  Mann  starken  Beiatzung  amVor- 
24.  ATov&r.  abende  Catharmä  die  Übergabe.      Unterdessen 
hatte  Feter  Ferenyi   auch   die   Stuhlweis- 
senburger  zum  Abfalle  ron  Isabella  gebracht, 
und  den  heranrückenden  Valentin  Törok 
tapfer  zurück  geschlagen.     Leonard  Toa 
Fei  SS  wollte  noch,   trotz   dem   eingetretenen 
Froste,  Dotis  angreifen  und  verschiedener  Schlos- 
ser Törok' s  an  der  Donau  sich  bemächtigen; 
aber  Krankheit  und  Unzufriedenheit  trieben  ihn 
nach  "Wien   zurück  •).     Folgendes    sehen  wir 
als  Ursache,  durch  deren  Wirkung  dieser  Feld- 
zug solchen  Ausgang  hatte,  und  mehrere  künf- 
tige nicht  glücklicher  endigten. 

Kaiser  Friedrich  der  III.  hatte  seinem 
Stamme  in  dem  Symbol  der  fünf  Selbstlauter 
ein  solches  Ziel  angedeutet,  seine  nächsten  En- 
kel hielten  es  fest  im  Auge  und  strebten  mit 
unermüdlicher  Anstrengung  es  zu  erreichen. 
Vor  Allem  solhe  die  Deutscne  Kaiserwürde  Ton 
dem  Österreicher  Hause  nimmermehr  getrennt 

o)  Leonardi  Felis  Kpiit.  iid  Thom.  Nadasd j  de  a5.  No- 
vembr.  i54o.  ap.  Pray  Epist.  Pröcer.  P.  11.  p.  90.  Terslkh.  mit 
Paul  Joviua  IlMton  Lib.  XXXIX.  p.  a43. 


-    571    - 

nerden;  die  souveräne  Gewalt  über  das  Deut* 
che  Reich  würden ,    entweder  dessen  kleine 
Tyrannen)   in  ewiger  Fehdschaft  gegen  einan- 
Ler  erschöpft,   eigener  Erhaltung  wegen  end- 
ich  selbst  anbiethen,   oder  günstige  Umstände 
n  staatsweiser  Benutzung  derselboa  künftigen 
lemchem  einräumen.    Es  war  allerdings  an- 
ockendi  der  Christenheit  weltliches  Obeniaupt, 
ider  höchster  Inhaber  der  Weltherrschaft ;  wie 
[^pnAU  noch  geschah,  fast  allgemein  genannt 
ind  TOn  vielen  geglaubt  zu  werden;  darum  war 
ühon  Ferdinand  mit  ganzer  Seele  Römi- 
eher  König  und  Reichsverweser ^  zugleich  thä- 
iger  König  von  Böhmen  der   churfürstliohen 
i/Vürde  wegen,  welche  ihn  mit  dem  Deutschen' 
ileiche  verband,  und  auch  König  der  Ungern^ 
lenen  er,   dem  sie,   bey  unstreitiger  Würaig- 
ceit  beyder,  ungetheilt  angehören  sollten.   Al- 
iein der  fürstliche  Mensch  wie  der  gemeinste, 
Eolgt  lieber  dem  mächtigen  Drange  zu  seiner 
Erwmterung ,  als  dem  Berufe  -  zu  ruhiger  Wirk- 
Bamknft  in  seinem  beschränktem  Kreise.     Zum 
Unglüeke  für  Ungarn  waren  eben  jetzt  ganze 
Völkerschaften  im  Gemüthe  getrennt;    überall 
wurde  gerade  für  und  wider  das  Heiligste  des 
Menschen,  für  und  wider  des  Gemüthas  Rechte, 
des  Gewissens  Freyheit,  der  Staaten  Selbststän- 
digkeit, noch  nicht  mit  Waffen,  *nur  mit  Scharf- 
sinn, dialektischer  Kunst,  Witz,  Gelehrsamkeit, 
List   und   Argwohn   gekämpft.      Häupter,    auf 
einer  Seite ,  unter  sich  selbst  wieder  durch  ihr 
besonderes  Interesse  getrennt,  waren  Papst  Pau- 
lus, Kaiser  Carl  und  König  Ferdinand;    sie 
mussten   anhalten    und    ausharren,    hätte   auch 
diese  Art  Kampfes,    welche  im  Ausgange  Sieg 
des  Verstandes   über  der  Menschen  Verstand, 


—    574    — 

stand  und  Beschirmung  wider  einheimisclie  Frie- 
densstörer und  auswärtige  Feinde  zu  erbitten  *}. 
Wie  Vieles ,  wie  Alles  hätte  Ferdinand  vcr- 
mocht,  in  Person  erscheinend  unter  dem  treue&  I 
Volke,  bey  dem  es  dem  Gegenkönige  leicht  1 
gewesen  war,  bisweilen  vierzig,  bisweilen  acht- 
zig tausend  Mann  in  Waifen  aufzustellen?  So- 
gar Emerich  Bebek,  ron  Nadasdy  zum 
Abzüge  aus  Siebenbürgen  genöthigt,  Hatte  be- 
reits m  Isabella^s  Nahmen  mit  Franz  Re- 
Tay  und  Peter  Perenyi  über  Ofens  iriecl- 
liehe  Abtretung  Unterhandlungen  angefangen  ^}; 
aber  den  König  rief  wieder  ein  Reichstag  nach 
Regensburg,  vor  seiner  Abreise  dahin  schrieb 
3.  Februar,  er  ein  Aufgcboth  aus ,  forderte  ron  dem  Adel 
hundert  Silberpfennige  Kriegsbeytrag  für  jeden 
Bauernhof*');  ernannte  durch  verhängnissvol- 
len  MissgrilF  wieder  einen  Österreicher,  Frey- 
herrn Wilhelm  ron  Rogendorff  zum 
Oberbefehlshaber  in  Ungarn  und  tibertrug  auch 
ihm  die  weitere  Führung  der  Ofener  Sache. 
Da  hörten  die  Unterhandlungen  augenblicklich 
auf,  und  damit  niemand  auf  dem  rechten,  sei- 
nem Geiste  und  seiner  Kraft  angemessenen 
Platze  sey,  mussten  Ungarns  wichtigste  Män- 
ner auf  dem  Kampfplatze  wie  im  Staatsrathe, 
unter  Andern  der  Krzbischof  Frangepani 
und  Thomas  Nadasdy  mitziehen  nach  Re- 
gensburg ,  um  Deutschlands  Fürsten  durch  Vor- 
trag bitterer  Wahrheiten  zu  erschüttern,  und 
zur  Hülfleistung  zu  bewegen. 

a)  Liter.  Ferdinancl.  Reg.  ad  TranasiWinot  de  a5.  Ja- 
nuarii  i54i*  ap.  Eder  Script!.  Tranaiilv.  T.  II.  p.a4i.  h!\  Liter. 
Ferdinand.  Reg.  ad  Francisc.  R^vay  de  33.  Januar.  ia4i.  ap. 
BeL  Notit.  Hungar«  Tom.  III.  p.  3ii.  e)  Liter.  Ferdinand. 
Reg.  td  Saroaiena.  de  3.  Febr*  i54i.  ap«  Katona  Tom.  XJü. 
p*  10. 


—     575    — 

Mit  Frühlings  Anfang  führte  Usref  Pa- 
scha TOn  Bosnien,  Jahi-Ogli  von  Belgrad 
und  Murath  von  KlUsa  auf  Solejman's  ge- 
messenste Befehle  ihre  Rotten  und  Scharen 
nach  Ofen  zum  Schutze  der  Königinn.  Schon 
im  Winter  hatten  sie  sich  auf  der  Donau  ein- 
{geschifft,  aber  bey  plötzlich  eingetretenem  hef- 
tigen Froste  nur  Tolna  erreicht.  Jetzt  führte 
sie,  mit  schwerem  Geschütze  versehen ,  Valen- 
tin Torök  vor  Watzen,  welches  die  von  Felss 
zurückgelassene  schwache  Besatzung,   ini  ver- 

feblichen  Widerstände  fast  gänzlich  aufgerie- 
en,  der  Übermacht  übergab.  Schwerere  und 
schlecht  belohnte  Arbeit  fand  der  Feind  vor 
Festh.  Da  hielt  der  Deutsche  Mann  Otto  von 
Discha  sein  Volk  vortrefflich  in  Wachsam- 
keit^ Zucht,  Muth;  und  Marius  Specia- 
c  a  s  a  9  erprobter  Kriegsbaumeister ,  ersetzte 
schneUy  was  des  groben  Geschützes  Gewalt  zer^ 
störet  hatte.  Lebensmittel  konnten  in  dieser 
Jahreszeit  den  Osmanen  nur  sparsam  zu^^e- 
messen  werden;  ihre  Mannschaft,  grossten- 
theils  Reiterey,  verweigerte  das'  Stürmen,  ein 
Verboth  ihrer  Kriegsregeln  vorwendend;  sie 
überlieferten  dem  Török  die  Kanonen  und 
zogen  ab,  verfolgt  von  Franz  Ny^ry^s  und 
Horvdth  Bertalan's  Huszaren  -  Haufen, 
von  deren  Säbeln  Achmet-Aga,  Führer  der 
Nachhut,  mit  vielen  der  Seinigen  den  Todes-« 
streich  empfing  *). 

Inzwischen  erwartete  Wilhelm  von  Ro- 
st endorff  zu  Komom  noch  immer  die  An- 
kunft der  ihm  angewiesenen  Scharen  aus  Oster-, 
reich,  Mähren,  Böhmen;  und  als  ihn  der  König 


a)  Paul,  lorios  Lib.  XXXIX.  p.  a49. 


__  576  — 

dutch  Sigmund  von   Herberstein  zum 
2.  Marx.  Auszüge  malineu  liess ,  erölfnete  er  freymütliig 
seine  Abneigung  gegen  diesen  Feldzug  und  sei- 
nen Wunscn,    entlassen  -zu  werden  des  Ober- 
l>efehls,  zu  welchem  er  selbst  sieb  untaugUdi 
^klären  müsste.   Hobes  Alter  gestatte  ibm  keine 
grossen  Anstrengungen  mehr;    Jähzorn   raube 
ihm  bisweilen  die  nüthige  Besonnenheil)    und 
der  H^ss,    womit  das  WidFenvolk  wider  ihn 
erfüllt   wäre^    ersticke   gegenseitig  das   unent- 
behrliche Vertrauen.-    Dem  Dienste. wolle  er 
sich  nicht  ganz  entziehen,    er  sey  bereit ^   die 
Heerfahrt   mitzumachen ,     und    jedem    andom 
Oberbefehlshaber  zu  gehorchen ,  nur  nicht  etwa 
dem  einzigen  Günser  Freyherrn  und  Landes- 
hauptmann Niklas  Jurissicsh,    mit  wel- 
chem   er'  weder  Arbeit   noch   Ruhm  'iheilen 
wolle  ').     Wahrscheinlich  hatte  ihn  der  Croa- 
tische  Held  von  Güns  durch  den  Vorwurf  des 
schimpflichen  Rückzuges  von  Ofens  Belagerung 
vor  zehn  Jahren  bis  zur  Unvßrsöhnlichkeit  be- 
leidigt.    Wohl  hätte  die   gehässige  Ausnahme 
den  König  für  den  Mann  von  erprobter  Geis- 
tesgegenwart und  Tapferkeit  ^    oder   für  einen 
andern,  ihm  Ahnlichen  bestimmen  können  und 
auch   sollen;     allein  .wenn    des   Verhängnisses 
Loos  einmahl  gefallen  ist,  sind  alle  Warnungen 
unwirksam.     Ferdinand  bestand   auf  seiner 
Ernennting;   Rogendorff  stand  mit.  Ungern, 
^.May,  Mährem,  Böhmen  und  Österreichern  Mittwoch 
nach  Kreutzerfindung  ^)  vor  Ofen ;    und  vier 
und  zwanzig  Eilbothen  des  Eremiten,  bis  Bel- 
grad in  Stationen  vertheilt,   jedes   Tages  Ge- 
fahr meldend,  mahnten  zupi  Bey stand. 


^ 

a)  Herberstein's  Tagebuch  bey  Kovachick 
Stucke  $.  367.     h)Vx^j  Hist.  Reg,  T.  III.  p.  64. 


Samml.  &!• 


r\ 


~  577  — 

Lof  Sand  Oerliards  Beige  ^   an  si 
der  Stadt  ordnete  Rogendo^rff  die  Ba- 
genug  und  Hess   seine  sechs   und  dreyssig 

SsheuerU)  hundert  fünfzig  kleinem  Feuer- 
linde  gerade  gegen  das  königliche  Schloss^ 
»rsatzlich  in  unschädlicher  Richtung  abfeuern; 
mn  seit  Mittwoch  nach  Quasimodogeniti  wa-  27. 
n  des  Königs  Sigmund  Bothschafter  hey 
ir  Königinn  mit  dem  Auftrage^  sie  unter  je- 
X  Bedingung  zur  Übergabe  der  Stadt  und 
irg  zu  bewegen.  Sie  hatte  eingewilligt;  so- 
r  den  Entsduuss  gefassty  sich  selbst  nut  dem 
inde  in  das  Lager,  unter  Rogendorff's 
shtitz  zu  begeben;  aber  Martin uzzi  Hess 
I  in  dem  Sciilosse  streng  bewachen ,  und  fol- 
mden  Tages  die  Fohlnischen  Gesandten  aus 
»r  Stadt  jagen  * ) ;  dabey  versicherte  er  Allen, 
siehe  ihn  liören  wollten,  er  würde  lieber  der 
aufe  entsagen  und  zu  dem  Fropheten  schwö- 
n ,  als  Ofen  den  Deutschen  übergeben  ^ ).  So 
nigst  war  dieser  gewaltige  Staatsmann  im 
^önchskleide  überzeugt,  dass  Ferdinand  bey 
iner  Handlungsweise,  bey  seinem ' Vertrauen 
if  ausländische  Befehlshaber  und  Deutsche 
eichshülfe ,  sich  unmöglich  gegen  S  o  1  e  j  - 
an's  überwiegende  Macht  imd  rasches  Yer« 
hren  behaupten  könne,  folglich  alle  seine 
echaungen  falsch,  seine  Yerheissungen  leere' 
Torte  seyen  ^). 

ajJoannis  Eiieler  Epittolae  ad  Thona*  Md«f4»  de  9. 
i6.  May  i54i.  ap.  Pray  JBpp.  Procer.  P.  II.  p«  io3.  et  io6« 
Teatimonia  Antonii  Vernntii  et  Petri  Piletintikl 
Proceaa«  Judicario.  ap.  Pray  1.  c.  p.  385.  e)  Dieae  Ueber^ 
jgung  aprach  er  auch  in  aeinem  Sendaehreiben  an  die  SSchai« 
!ie  Geaammtheit  in  Siebenbürgen  (rom  7,  April  l54i.  bej 
ler  SS.  Tranaailr.  T.  II.  p.  289.)  anf  daa  beatimmteate  ana  { 
d  daaa  aie  ihm  Emat  war ,  zeiste  er  in  der  Folge  durch  aUea« 
ta  er  für  Ferdinand  that. 

VI.   Tbeil.  0^  . 


—  578  — 

TjtBck  des  Eremiten  gewaltsamem  VerCpli- 
ren  wider  die  Königinn  und  die  PohlnisÄn 
Friedensmittler  bef alil  Rogendorf^  das  ScUon 
ohne  weitere  Schonung  zu  beschiessen.     Ab 
die  äussere  Mauer  schon  etwas  beschädiget  war, 
und  der  neue  Thurm  den  Einsturz   drohete, 
liess  er  mit  dem  Feuern  inne  halten.    Die^^Maner 
war  drejfach^   zwischen  dem  Berge  und  dem 
Schlosse  ein  Thal,  in  dasselbe  hinab  und  dm 
Schlossherg  hinauf  mussten  die  Belagerer  stür- 
men y  wollten  sie  nach  der  leicht  ausführbarea 
Zerstörung  der  Mauern  in  wuthendem  Hand- 
gemenge des  Platzes  sich  bemeistem«     Sey  o^ 
dass  der  Feldherr  geheime  Weisung  Imttej  des 
herrlichen  Werkes  höherer  Baukunat   ao  vid 
möglich  zu  schonen,   oder  dass  er  aelbM  des 
grossen  Königs  Matthias  ehrwürdigen  Wolm- 
sitz  erhalten  wollte,  sein  Herold  ermahnte  die 
Königinn  noch  ein  Mahl,  die  Bande  ihrer  Haus- 
feinde  muthig  zu  zerreissen ,  den  Frieden  nicht 
langer   zu   yerschmähen,    das    Zipser    Herzog- 
thum  für  ihren  Sohn  anzunehmen,  und  ihn  so 
der   traurigen    Nothwendi^keit   zu    überheben, 
welche  im  Weigerungsfalle   ihm   geböthe^  die 
prächtige  Burg  in  einen  Schutthaufen  zu  Ter* 
wandeln.     Anstatt   ihrer,    antwortete  Marti- 
nuzzi:   „die  Königinn  sey  weit  erhaben  über 
,',die  Thorheit,    das  Ungrisclie  Reich  fiir  das 
„Zipserland  hinzugeben;    dagegen  scheine  ihr 
„Rogendorff  ein  aberwitziger  Greis |   weil 
„er  in  die  Grube,  wo  man  ihn  schon  ein  Mabl 
„jämmerlich  zugerichtet  hatte,  sich  wieder  im- 
„bedachtsam   begab,    um    in    unvermeidlichem 
„Verderben  seine  Verwegenheit  zu  büssen.    Al- 
i,bern  denke  er,  wackere  Männer,  welche  für 
„Vaterland    und   König    aus    Ungrischem   Ge* 


—    579    — 

sdileclite^  wider  betrunkene  Haufen  kSmpfen^ 
zu  ersclirecken ;  doch  als  besondere  GeuUig* 
keit  wurde  sie  es  ansehen^  wenn  er  seine 
Morser  und  Stücke  sparsamer  losbrennen  wollte^  * 
denn  sie  habe  eine  träcbtige  Sau^  die  durch 
anhaltenden  Donner  seines  Geschützes  er« 
schreckt  y  zu  grossem  Leidwesen  der  könig- 
lichen Tafel -Gäste  missgebären  konnte  *). 

Des  muthwilligen  Femdes  Spott  verach- 
md^  räumte  der  Rogendorffer  des  heili- 
en  Gsanader  Bichofs  Gerardus  Marterberg  und 
erlegte  das  Lager  auf  die  westliche  Seite  der 
ladt  an  den  Juden -Gottesacker  zwischen  den 
{biet  angehenden  Weinhügeln  und  dem  Ju- 
en-^  Jetzt  Stuhlweissenburger  Thor,  wo  er 
eines  Frachtgebäudes  zu  schonen ,  und  nur  die 
chwierigkeit  der  entlegenem  Tränke  zu  über- 
inden  hatte.  Die  Untern  mit  einigen  Haufen 
Ohmen  und  nÖthtgemTeldzeuge  sandte  er  un- 
5r  Feter  Ferenyi's  Befehl  nordöstlich  hin- 
Lif  vor  das  Sabbather,  heute  Wiener- Thor 
egen  die  neuen,  am  Orszdgher  Hofe  aufge- 
ihrten  Festungswerke.  Der  übermüthige  £re- 
lit  konnte  der  Lust  nicht  widerstehen,  den 
Oberbefehlshaber  in  seiner  neuen  Stellung  zu 


egrüssen :  „Rogendorff  sollte  vergeben , 
dass  man  ihn  unlängst  für  einen  aberwitzigen 
Greis  gehalten  hätte;  dort  am  Juden -Gottes- 
acker erkenne  man  jetzt  seine  Klugheit  in 
der  richtigen  Wahl  des  Standortes,  wie  er 
seinem  erschöpften  Alter  und  seiner  unglück- 
lichen Mannschaft  geziemte/^  Zu  gleicher 
eit  Hess  er  zwey  Deutsche  Söldner,  welche 
I  den  königlichen  Gärten  die  Gebäude  anzün- 


a)  Pmul.  JoTini  Hift.  Lib.  XXXIX.  p.  356. 

57» 


—    58o    — 

deA  sollten  9  an  holiem  Galgen  auf  der  Stadt- 
mauer^  jeden  in  Verbindung  mit  einem  Schweb 
auQiangen  *).  Über  solche  Verhöhnung  hefiig 
ergrimmet,  antwortete  der  hochbejahrte  Feld- 
herr nur  mit  gewaltiger  Erschütterung  der 
Mauern  durch  des  groben  Geschützes  unabUs- 

1.  Juniu9.  siges  Spiel.  Mittwow  Abends  yor  dem  Pfingst- 
feste  war  auf  eine  Strecke  yon  hundert  und 
einigen  Schritten  die  Mauer  eingestürzt,  theSs 
einwärts,  theils,  von  dem  zusammengeworfen- 
nen  Schanzen  gedränget,  auswärts  gefallen, 
weiterhin  gegen  die  königlichen  Gärten  bis  auf 
massige  Mannshohe  niedriger  geworden;  mit 
Entsetzen  sahen  die  Belagerten  der  Gefahr  ei- 
nes wütheoden  Sturmes  und  einer  schreekli" 
eben  Nacht  entgegen.  Allein  Roffendorff 
und  seine  Deutschen  scheueten  die  Macht  mehr 
als  den  Feind;  nur  die  Sturmleitern  wurden 
vor  Einbrüche  derselben  noch  angelegt,  das 
Eindringen  auf  den  Morgen  verschoben,  das 
Glück  verschlafen  und  verscherzt.  Dagec^en 
arbeiteten  Besatzung  und  Einwohner  durch  die 
ganze  Nacht  an  Verschliessung  der  öffnuugeUf 
an  Wiederherstellung  und  Erhöhung  der  Schan- 
zen, nahmen  die  Leitern  weg,  und  stellten 
sich  bereit  zur  Abschlagung  des  Sturmes.    Mit 

2. /un»i4*.  Anbruch  des  Tages  wurde  er  hier  sowohl  als 
am  Sabbather  Thore  von  Per6nyi  gewagt; 
überall  vergeblich ;  doch  von  diesem  ohne  er- 
heblichen Schaden,  von  den  Deutschen  mit 
Verlust  von  achthundert  Mann,  unter  welchen 
auch  Hieronymus  von  Zara  gefallen  war^}. 
Nach  diesem  Unglücke  erkannte  der  Kriegs- 

a)  Paul.  Jovial  1.  c.     h)  Claudii  RatUboneni.  EpXit.  de 
4.  Junii  254i,  ap.  Pray  AnnaJ.  P,  V,  p,  345. 


—    5öi    — 

I 

rath  fiir  das  Zuträglichste,  die  Stadt  rings  herum 
einzuschliessen ,  die  Mauern  untergraben  zu  las- 
sen,  und  in  die  Luft  zu  sprengen;  im  ^eere 
war  hinlängliche  Anzahl  Böhmischer  und  Ty- 
rolischer  Bergleute,  welche  in  der  mühseligen 
Arbeit  geübt,  ihre  Dienste  und  Behendigkeit 
anbothen.  Während  nun  diese  das  Werk  mit 
ausdauernder  Anstrengung  betrieben,  die  Be- 
lageirten ,  von  des  Feindes  Vorhaben  unterrich- 
tet ^^  mit  gleicher  Thatigkeit  entgegen  arbeite- 
ttti.  fasste  der  Stadtrichter  Johann  Athädy 
itna  zwölf  Mitglieder  des  Rathes  den  Entschlüsse 
ihren  Bedrängnissen  auf  andere  Weise  abzur 
helfen.  Die  Ausführung  war  dem  Thomas 
Bornemiszsza  übertragen,  yon  ihm  die  Un^ 
terhandlung  nur  mit  Franz  Röyay,  Rotten- 
führer und  Richter  in  Rogendorff's  Heer, 
gepflogen.  Zwischen  dem  Joannis-  (Wasser-) 
Thore  und  der  Deutschen  Pfarrkircme  führte 
aus  dem  Deutschen  Kirchhofe  eine  kleine  Thuv 
aus  der  Stadt  zur  Donau  hinunter;  durch  sie 
wollte  Bornemiszsza  in  zweyter  Nachts 
wache  Herrn  Franz  R6yay,  doch  um  seine 
Mitbürger  gegen  der  Deutscnen  Wuth  zu  si- 
chern, schlecnterdings  mit  keinefn  andern,  als 
Ungrischem  Volke  hineinlassen.  ^Nachdem  Alles 
verabredet  war,  der  edleR^vay,  um  die  Ver- 
bündeten in  ihrem  Vorhaben  fest  zu  halten,  für 
glücklichen  Ausgang  ihnen  und  ihren  Erben 
seine  Burg  Szklabynya  mit  seinen  gesamn^^ 
ten  Besitzungen  verschrieben  halte,  entdeckte 
er  dem  Oberbefehlshaber  den  Anschlag,  vei^ 
langte  tausend  Mann  Ungern  mit  Ausschlies- 
sung der  Deutschen  zur  Ausführung,  imd  uih 
den  misstrauischen  Alten  von  seiner  Treue  und 


—    5»a    — 

I 

Redlichkeit  zu  versicbterU)  libei^gab  er  Uun  a«- 
nen  Sohn  JVIichael  zum  Leäbürgen.     Ro- 

Eendorff  billigte,  versprach  Alles;  aberfrolh 
eckend  in  hinterlistig  kluger  Seele  über  die 
schone  Gelegenheit,  sich  und  seinen  Deutschai 
herrlichen  Sieg  zu  erschleichen  ^  vergass  er, 
dem  bidem  Unger  die  Losung  abzufragen« 

13.  JufRut.  Gegen  Ende  der  ersten  Nachtwache  sandte 
er  seinen  Sohn  mit  yier  Haufen  Fussvolk  iiad 
einen  Trupp  Reiter,  lauter  Deutsche  yorauSi 
Bornemiszsza  mit  den  Verbündeten  ist  auf 
dem  Platze,  er  öiFnet  das  Thürchen,  ungestüm 
drängen  sich  die  Deutschen  hinein,  die  Mit- 
glieder wollen  sich  an  die  Spitze  der  Haufen 
stellen,  um  sie  in  tiefster  Stille  auf  die  ange- 
deuteten Flätze  zu  führen;  doch  mit  lärmen- 
der Ungeduld  dringt  das  wilde  Volk  vor,  Bor- 
nemiszsza  fordert  die  Losung,  ruft  mehr- 
mahls  nahmentlich,  R^vay,  statt  dessen  Ter- 
nimmt  er  ihm  unverständliche  Deubiche  Flüche 
und  Schimpfnahmen;  Er  und  seine  Gefährten 
sehen  sich  schändlich  betrogen,  sie  beklagen 
ihrer  Mitbürger  Schicksal  und  flüchten  sich 
hinaus;  zu  rechter  Zeit  noch,  denn  die  auf- 
geschreckten Wächter  rufen  Yezrath  und  zu 
den  Waffen,  IJrban  Batth.ydnyi  mit  der 
Streif *,  Peter  Pet'rovics  mit  der  Schar- 
wache eilen  heran,  die  Deutschen  werfen  sidi 
in  die  unordentlichste  Flucht  ^  im  Gedränge 
am  engen  Ausgange  entrinnen  nur  Wenige  dem 
Tode  oder  der  Gefangenschaft.  Tages  darauf 
begann  das  halspeinliche  Verfahren  gegen  den 
Z&polyschen  Züpser  Propst  FranzBiosy,  den 
einzigen,   welcher  yon  den  Yerschwornen  zu- 


—    5b5    — 

geblieben  war;   sein  Richter  Martinuzzi 

ihn  viertheilen  *). 

Rogendorff  hatte  hiermit  der  Ungern 
sloscnlichen  Hass  wider  sich  au^ereitzt^ 
dem  gesammten  Heere  Vertrauen  und  Ajchr- 

verwirkt ;  beydes  setzte  ihn  ausser  Stand, 
h  Fortsetzung  des  Felddienstes  seines  Herrn 
liges  Vertrauen  zu  rechtfertigen :  aber  Stolz 
Eigensinn  hielten  ihn  fest  auf  dem  Platze^ 
ihn  bald  der  gerechten  Strafe  seiner  Treu- 
keit und  Farteylichkeix  zu  überliefern.  Un- 
lelbar  stand  jetzt  in  Solejman's  Seele 
Vorsatz^  unter  der  HiUle  grossmüthiger 
hützung  der  königlichen  Wittwe  und  ihres 
»en,  den  längst  bereiteten  Staatsstreich  auf 
urn  auszuführen.  Auf  die  erste  Kunde  von 
königlichen  Heeres  Ankunft  vor  Ofen  war 
IS  Constantinopel  ausgezogen.  Seinen  ans 
anopel  erlassenen  Befehlen  gemSsS|  «oljlaa 
hammed -Pascha  voraus  nach  XJngjffai 
icken^  die  Nachhut  Ulman-Beg^  des 
schiedenen  Uzr^f's  Nachfolger  in  Bos- 
,  bb  Belgrad  führen;  Achmet  Sangiak 
Nikopel  durch  die  Moldau,  mit  dem  wie- 
eingesetzten Woiwoden  Peter  Raresch 
inigty  zu  Majlath's  Züchtigung  nach 
enbürgen  einfallen ;  der  tirossherr  blieb  mit 
Hauptmacht  im  Lager  bey  Adrianopel  noch 
ck;  sein  Liebling  und  Eidam  Rustam 
cha  war  ihm  zur  Seite^  Hieronymiis 
izky  in  seinem  Gefolge. 


Fetr.  RtfyaTt  def  Frans  K^tit  Enkel«  dem  das 
m  lein  Vat»r  Michael  Rtfray  Ubenieferi  Kat,  fle  AU»* 
ia  et  a.  Coron.  Centur.  VI.  ap.  SekuHvtd^ner.  T.  II.  p.  737. 
eh.  mit  Pauli  Jovii  Histnr.  Lib.  XXXIX.  p.  a66.  et 
fg.  Bethlen.  Lib.  III.  p.  367. 


—    584    — 

Achm  et  yollbrachte  der  erste  sein  Werk; 
vor  der  Fogaraser  Burg^  in  welche  sich  Maj- 
lith  eingeschlossen  hatte,  gelagert ,  dort  die 
Festigkeit  des  Platzes  und  die  Beschwerlidi* 
keit  langwieriger  Belagerung  erwagend ,  erboth 
er  sich  zu  Unterhandlungen  und  Ihd  den  be- 
herzten Vertheidiger  seiner  Zufluchtsstätte  zu 
sich«  MajHth  forderte  sicheres  Geleit  und 
G^isseln,  A  ch m  e  t  sandte  vier  gemeine  Knech- 
te,  als  Tomehme  Haüptleute  gekleidet.  Leidii- 
glauhig  und  sorglos  folgt  jener  seinem  Schick- 

19«  Juliu».  sale,  wird  im  feindlichen  Lager  freundlich  em- 
pfangen,  Yon  Achmet  mit  grossen  Hofinungeni 
weldae  die  Unterhandlungen  des  folgenden  Ta- 
ges deutlicher  offenbaren  würden,  geblendet| 
und  dem  Woiwoden  Peter  zu  angemessener 
Bewirthung  übergeben.  Bey  'dem  Gastmahle 
beginnen  Feter 's  Tischgenossen  mit  anzüg- 
lichen Reden  wider  Ungern;  Majläth  rer- 
theidigt  seines  Volkes  Ehre,  sie  brechen  in 
Lasterungen  aus,  und  entflammen  ihn  zum  hef- 
tigsten Zorn.  Er  zieht  den  Säbel,  sie  nehmen 
ihn  als  Yerletzer  dei:  Gastfreundschaft  gefan- 
gen. Vergeblich  klagt  er  über  Treulosigkeit 
und  Verrath.  Plötzlich  erscheint  Achmet, 
häuchelt  Unwillen  und  Abscheu  über  den  Auf- 
tritt, überhäuft  den  Woiwoden  mit  Vorwür- 
fen; dieser  versichert,  Majläth  sey  nach 
Verdienst  behandelt  worden ,  er  werde  ihn  un- 
ter sicherer  Bedeckung  dem  Grossherrn  über- 
liefern, und  diesem  den  Ausspruch  überlassen, 
ob  er  mit  Recht  oder  mit  Unrecht  festgenom- 
men worden  sey.     Diess  wird  von  Achmet 

20.  Juliu».  genehmiget,  Ma  jlath  abgefiihrt.  Fogaras  wurde 
übergeben,  und  am  Festtage  Magdalena  schwo- 
ren Siebenbürgens  Stände   der  Königinn  Isa- 


—    585    — 
»IIa    und    ihrem    Sohne    treue    Unterwer- 

Unterdessen  war  Mohammed-Pdscha 
Lt  dem  Belgrader  Sangiak  Jahi-Ogli  über 
a  Drawe  gegangen;  yon  dem  königlichen 
eere  vor  Ofen  immer  noch  nichts  geschehen^  Eiu^^/unn. 
IS  sie  entweder  aufhalten  ^oder  zur  Beschleu- 
gun?  ihres  Marsches  nöthigen  konnte;  gleiche 
»rtschritte  mit  ihren  Schiffen  auf  der  Donau 
Itend,  rückten  sie  gemächlich  gegen  Ofen 
ir.  Als  ihre  Annäherung  im  Lager  kundbar 
arde,  ging  man  zu  Rathe  was  zu  thun  sey; 
i  stimmten  Einige  für  Verlegung  des  Heeres 
ich  Festh;  Andere  wollten,  dass  dem  Feinde 
itgegengezogen  und  der  Kampf  mit  ihm'be- 
inden  werde.  Die  vorsichtigem  Ungern  rie« 
Jen  zur  Besetzung  der  Insel  Csepel^  um  den 
und  wenigstens  aufzuhalten ;  oder  zum  Rück- 
ige nach  Gran  y  um  die  noch  ziemlich  unge- 
hwachten  Streitkräfte  für  günstigem  Zeit* 
inct  zu  yersparen.  Nichts  von  dem  allen 
mehmigte  der  eigensinnige  Rogendorffer; 
'  wollte  die  Osmanen  erschrecken,  und  in 
^esem  eitel  n  Vorhaben  befahl  er  das  Lager 
iterhalb  des  Sanct  Gerhardsberges,  am^Fusse 
isselben,  wo  eine  geräumige  Ebene  sich  aus* 
reitete,  der*  heilige  Berg  ihnen  den  Rücken, 
e  von  ihm  auslaufende  Bergkette  die  rechte, 
nr  Donaustrom  die  linke  Seite  deckte ^  aufzu- 
hiagen.  Den  nächsten  Bergrücken  redits  wies 
r  den  Ungern  zum  Standorte  an;  auf  der 
leinen  Insel  im  Strome  liess  er  eine  Schanze 
ifwerfen,  mit  grobem  Geschütze  besetzen,  und 


a)  Jovias   Lib.  XL.  p.  3o6*  Tcrg]jch.  mit  Katonm  Hitt. 
-g.  T.  XXf.  p.  97.    et  £  der  SS.  Tr«nsfil?an.  T.  Tl.  p.  287. 


—    5tt6    — 

durch  eine  Brücke  mit  dem  Lager  yerbindeii. 
Gewiss  die  vortheilhafteste  Stellung  für  einen 
zum  Schlagen  entschlossenen  Feldherrn ,  wel- 
cher zugleich  die  Insel  Csepel  besetzt  und  in 
die  Thaldörfer  Budaörs,  Budakerzy,  Turbal, 
und  Torbagy  Posten  ausgestellt  hätte;  für  den 
Rogen  dor  ff  er  war  es  die  unglücklichste. 

Ungehindert  von  ihm,  zog  Valentin 
Török  mit  zweitausend  Mann  R^terey  So- 
lejman's  Feldherren  entgegen ,  [unterrichtete 
sie  von  der  Starke  der  königlichen  Heermacht| 
von  dem  Gehalt  ihrer  Anführer  und  ihres  ober- 
sten Befehlshabers,  von  dessen  Vorkehrungen 
und  Entwürfen.  Gleich  hinter  Fromontor^  von 
Rogendorff's  Lager  sechshundert  S<duritte 
entfernt,  lagerte  sich  Mohammed  Pascha. 
Jahi*Ogli  wendete  sich  links,  gewann  die 
unbesetzten  Hügel  und  nahm  seine  Stellung 
östlich  von  Budakeszy  auf  den  Höhen,  den 
Ungern  näher  als  den  Deutschen,  wodurch  er 
dem  Mohammed  die  Verbindung  mit  der 
Stadt  sicherte.  Auf  dem  Strome  hatte  Rogen- 
dorf f  vier  und  zwanzig  doppelrudrige  Galee- 
ren, achtzij' grössere  und  kleinere  Nacihen  (Na- 
zadas)  und  hundert  FrachtschilFe ;  nur  halb  so 
stark  war  Mohammed'sDoDauflotte.  Zu  ihrem 
Schutze  besetzte  er  die  Insel  Csepel,  Hess  an 
ihrer  nördlichsten  Spitze  ein  Bollwerk  auffüh- 
ren und  daraus  sowohl  des  Rogendorf fer's 
verschanzte  Insel,  als  auch  seine  ab-  und  zu- 
rudernden Fahrzeuge  immerfort  beunruhigen. 
Alle  seine  Aufforderungen  zur  Schlacht  wurden 
abgelehnt;  denn  der  abgelebte  Deutsche  Feld- 
herr rechnete  mit  kindischer  Zuversicht  auf 
baldige  Ankunft  Deutscher  Hülfsvölker,  deren 
unverzügliche  Stellung  und  AbsenduAg  der  Re- 


—    587    — 

gensburger  Reichstag  seiner  Meinung  nach  schon 
längst  müsste  bescmossen  haben. 

Wohl  war  von  Deutschen  Fürsten  und 
Herren  zu  Regensburg  vom  Dinstage  nach  Ju-  ^•-äprU^ 
dica  bis  Martha  über  die  zunehmende  Türken-  '*'*^* 
gefahr  bisweilen  gesprochen  'und  berathschla-^ 
get^  auch  Donnerstag  nach  Pfingsten  in  Yer-  9.Jumus. 
Sammlung  der  Fürsten  von  dem  Coloczer  Fr  an-  ^ 
ciscus  Frangepani  eine  erschütternde  Rede, 
^eit  Jahrhunderten  die  bündigste  ^)y  gehalten, 
von  dem  hochherzigen  Thomas  Nddasdy 
und  seinen  Gelahrten  inständigst  um  Beystand 
gebethen;  endlich  sogar  eine  eilende  Hülfe, 
drey  bb  vier  monatlmcher  Sold  für  zehntau- 
send Lanzenknechte  und  zweytausend  Reiter, 
beschlossen  worden;  allein  es  war  ein  Deut- 
scher, das  ist,  in  der  Regel  unwirksamer  Reichs- 
beschluss.  Rogendorf f's  Erwartungen  blie- 
ben unerfüllt,  und  um  der  bittern  vorwürfe 
Ton  Unentschlossenheit ,  Trägheit  und  Unthä- 
tigkeit  sich  zu  erwehren,  musste  er  wenigstens 
anfanglich  der  kampfbegierigen  Mannschaft  ge-  ' 
statten,  den  Einladungen  des  Feindes  zu  klei- 
nen Gefechten  zu  folgen.  An  dergleichen  wa- 
ren die  Ungern  gewöhnt,  durch  Übung  und 
Rüstung  den  Osmanen  ganz  gewachsen,  leicht 
wie  diese  beritten,  besser,  als  sie,  durch  Schild, 
Helm  und  Panzer  beschirmet,  öfters  Sieger  als 
Besiegte.  Nicht  so  die  Deutschen  auf  ihren 
hohen,  schwerfälligen  Rossen  gehamischt  sit- 
zend, mehr  zum  unbeweglich  Stehen  und  Schla- 
fen, als  zum  Herumreiten,  Anlaufen,  Hauen, 
iielxen  imd  wieder  Ansprengen  abgerichtet;  sie 


a)  Sie  itcht  bey  Priy  Aimal.  F.  V*  p.  345. 


—    5»8    ~ 

/ 

kostete  daher  ÜEist  jedes  Gefecht  einige  Üieore 
Opfer. 

Keine  Ruhe  gewährte  auch  Mohammed 
dem  unglücklichen  y  von  elendem  Befehlshaber 
in  Unthätigkeit  gebannten  Heere ;  täglich  Über- 
fälle im  Lager  raubten  ihm  Kraft  ^  Muth|  Zu- 
versicht. Die  kleine  Insel  wurde  von  den  Ja- 
nitscharen  genommen,  das  Geschütz  erbeutet, 
YOn  der  Besatzung  sechshundert  Deutsche  nie- 
dergehauen; die  Flüchtigen  brachen  mit  der 
Brücke  ein  und. fanden  in  der  gewaltigen  Do- 
naufluth  ihr  Ende.  Zwar  schlugen  Specia- 
casa  und  Ebersdorfer,  mit  ihren  Schiffen 
herbeyeilend,  die  Janitscharen  von  der  Insel 
zurück^  und  überwältigten  den  Feind  auch 
auf  der  Insel  Csepel;  aber  diese  einzige  Waf- 
fenthat  wurde  nicht  weiter  benutzt.  J  a  h  i- 
Ogli  trieb  die  Ungern  von  ihren  Höhen  in 
das  Hauptlager  hinunter;  Valentin  Törok 
bemächtigte  sich  des  Sanct  Gerhardberges,  und 
so  von  allen  Seiten  eingeschlossen,  wäre  Re- 
ge ndorff  mit  seinem  Volke  jetzt  in  allge- 
meinem Überfalle  schon  völlig  aufgerieben  wor- 
den, hätte  nicht  Torok,  der  Ungern  sich 
erbarmend,  den  von  Mohammed  ihm  anbe- 
fohlnen  Angriff  im  Rücken  lässig  ToUzogen, 
und  den  gefangenen  Feldhauptmann  Ferenyi'Si 
Georg  Warkotsch  frey  gelassen,  mit  pa- 
triotischer Warnung  an  dessen  Herrn  ^  ,,zu 
„rechter  Zeit  noch  sich  und  die  Seinigen  dem 
„bevorstehenden  Verderben  zu  entreLssen;  denn 
„im  Anzüge  sey  das  um^eheure  wilde  Thier, 
„das  sie  alle  mit  Einer  Oifnimg  seines  Rachens 
„verschlingen  würde," 

Jetzt  trat  Perenyi  vor  Rogendorff, 
der  entschlossene  Unterfeldherr  vor  den  Ober- 


-    589    — 

lefehlshaber  von  bewährter  Unfähigkeit ,  eili- 
gen Rückzug  auf  sicherern  Standort  fordernd^ 
)der  der  Ungern  Trennung  von  ihm  ankiindi* 
rend.  Die  Meinungen  des  versammelten  Kriegs^ 
*athes  waren  getheilt ;  doch  alle  in  dem  Einen 
ibereinstimmend^  dass  man  sich  nach  Festh 
linüber  ziehen  müsste.  Rogendorff  jedes 
Vlahl  seinem  eigenen  ^  folglich  schlechtesten 
[jrutdünken  folgend ^  erklärte:  ohne  Ferdi- 
1  and 's  ausdrücklichen  Befehl  I  von  Ofen  kei- 
len  Schritt  zu  weichen;  und  um  den  könig-« 
liehen  Willen  ednzuhohlen^  wurde  Niklas 
Grraf  von  Salm  unverzüslich  nach  Wien  ab* 
gefertigt.  Anstatt  Deutscher  Hülfsvölker  oder 
königlicher  Vorschriften -für  den  Oberbefehls- 
liaber  kamen  von  dorther  Sigmund  von^* Augwa, 
Herberstein  von  dem  Könige,  Johann 
Thomas  Ficus^  Graf  von  Mirandula ,  von 
dem  Kaiser  gesandt,  mit  Vollmachten  zu  Frie- 
densunterhandluni^en«     Allein  mit  aufrichtij;em 

1  Till  •Ol 

Bedauern  wurde  von  Isabella,  mit  Schaden- 
freude  von  ihren  Räthen,  versichert,  es  sey  zu 
spät;  Sole j man  selbst  stehe  schon  in  Feter- 
wardein,  bereit,  ehestens  als  Freund  und  Be- 
schützer gegen  die  Hauptstadt  aufzubrechen: 
und  was  sie  nun  auch  versuchen  mochten , 
nichts  konnte  ihnen  weiteres  Gehör  verschaf- 
fen •). 

Inzwischen  war  Solejman  wirklich  bb 

Belgrad  vorgerückt,  hatte  dort  die  Freude,  den 
gefangenen  M  a  j  1  d  t  h  seiner  Gewalt  überliefert 
zu  sehen,  und  den  Verdruss  des  von  ihm  un- 
längst   abgefertigten    französischen    Gesandten 


a)  Herbertteia  Tagelmth  boy  Kowuhieh  SamaL  tugedr. 
Su  S.  268» 


—    Sgo     — 

Anton  RinconV<s  Ermordung  bey  Fayia,  za 
yernehmen.  Argwöhnend ,  die  Tnat  sey  in! 
Carlas  und  Ferdinand's  Geheiss  gescke- 
lien,  liess  er. des  letztern  Gesandten  Hiero- 
nymus  Laszky  zu  Belgrad  gefangen  setzeoi 
den  unglücklichen  Majläth  aber  nach  Cons« 
tantinopel  zu  ewiger  Geiangenschaft  in  den  sie- 
ben Thürmen  abführen. 
2$.jiugu&i.  Am  Sonntage  nach  dem  Feste  des  heiligen 
Königs  Stephanus  setzte  die  eben  so  schreck- 
liche als  gewisse  Nachricht,  der  Grossherr  sej 
nur  noch  sechs  Tagemärsche  von  Ofen  ent- 
fernt^ das  königliche  Lager  in  die  unordent- 
lichste Bewegung.  Mit  Ungestüm  wqrde  dem 
Rogendorffer  die  iNothwendigkeit  des 
schnellsten  Rückzuges  dargestellt  und  der  Be- 
fehl dazu  abgedrungen.  In  vier  Abtheilungen 
sollte  er  bey  mondheller  Nacht  auf  das  linke 
Donauufer  geschehen;  seine  Anordnung  wurde 
den  Hauptleuten  Georg  AVarkotsch  und 
Balthasar  von  Fuchaim,  Freyherm  zu 
Winkelberg  übertrajjen,  von  diesen  sä'mmt- 
liches  SchifRsvolk  bey  Schlaj{ung  der  Schiffs- 
brücke im  Angesichte  der  Ofen  er  den  ganzen 
Tag  über  angCvStrengel.  Zwey  Huszaren- Über- 
läufer,  des  ehrlosen  WalFendienstes  unter  Deut- 
schen Oberbefehlshabern  überdrüssig,  verriethen 
die  Absicht  an  Török  und  Martinuzzi;  je- 
ner schwieg,  dieser  meldete  die  Sache  den  Pa- 
schen und  mahnte  sie  zum  Widerstände«  Bey 
einbrechender  Nacht  setzten  die  ersten  zwey 
Abtheilungen,  die  Untern  mit  dem  schwerern 
Geschütze,  dann  die  Deutsche  und  Böhmische 
Reiterey  glücklich  über  den  Strom.  Als  aber 
jet^t  ein  schrecklicher  Sturm  sich  erhob,  des- 
sen Gewalt   die  Brücke  sprengte,    die  Anker- 


—    Sgl     — 

16  zernsSy  die  Schiffe  zerstreuete;  all  zu 
ncher  Zeit,  der  Feind  das  Lager  von  allen 
iten  überfiel;  da  war  dem  zurückgebliebenan 
issToIk  OMr  Tod  im  Kampfe,  Tod  in  der 
uch^  bereitet.  Rogendorff  wurde  in  sei- 
m  Zelte  verwundet,  trotz  seinem  Wider- 
eben,  von  seinem  Kammerdiener  und  seinem 
zte  weggetragen^  und  dem  Speciacasa  zu 
literer  Rettung  anempfoblen.  £r  musste  den 
tsgang  seines  letzten  schimpflichen  Feldzuges 
eneben;  bitter  klagend  sprach  er  zu  Her«- 
rstein:  „Also  hat  mich  mein  Herr  tun 
Ihre,  Leib  und  Leben  gebracht  *}1^^ 

Unterdessen  wurden  Lanzenknechte  ii;id 
*oss  im  Lager  haufenweise  niedergemetzelt^ 
)  zu  den  SchifiPen  Fliehenden  von  der  aus* 
zogenen  Besatzung  Ofens  am  Wasserthurme 
Tgdialten;  geg^n  drey  tausend,  welche  den 
rg  hinauf  zur  Kirche  des  heiligen  Gerardus 
tronnen  waren,  daselbst  zusammengehauen.  ' 
n  den  yerfolgeilden  Würgern  von  allen  Seti 
1  zu  leuchten,  liess  Martinuzzi  bey  des 
inigs  Matthias  Marställen  am  Wasser  hoch 
fgerichtete  Heu-  und  Strohschober  anzün- 
n.  Das  verderbliche,  von  dem  Priester  Jesu 
geordnete  Leuchtfeuer  benutzend,  verfolgte 
r  Moslemer  Kassa n,  der  feindlichen  Flotte 
tfehlshaber,  die  königlichen  Schiffe;  nahm 
»hrere  weg  und  versenkte  viele  mit  der  dar- 
(  befindlidien  Mannschaft;  nur  einige  zwey- 
Irige  Galeeren  und  grossere  Nachen,  auf 
lem  derselben  Rogendorf f,  entkamen  nach 
)morn.  Mit  Tages  Anbruch  landet  Kassan32*.^tai^«#. 
r  Testh.     Yon  Schrek  und  Entsetzen  gejagt^ 


)  Uerbdvtteia  Tagebnch  t.  ••  O. 


—    59a    — 

sprenget,  die  Deutsche  und  Böhmische  Reitcrq^ 
cur  Stadt  hinaus;  nur  die  Ungrisdien  Husa- 
ren halten  noch  aui  plündernd  der  Bürger 
Kaufläden  und  Häuser^  um  dem  Feinde  die 
Beute  zu  entziehen.  Kassan  findet  das  Stadt* 
ihoroiFeuy  die  Mauern  unbesetzt^  stört  die  Un- 
gern in  ihrer  schandlichen  Geschäftigkeit ^  in- 
dem er  einige  tödtet,  die  übrigen  verjagt ,  er- 
beutet alles  schwere  Geschütz  mit  reichliGheni 
Kiciegsvorrathe ,  und  bleibt  Herr  der  Stadt 
Ferenyi  und  Warkotsch  verloren  noch  an( 
der  Flucht  gegen  Erlau  eine  Anzahl  ihrer  Leatfii 
Zu  Ofen  und  zu  Festh  wurden  zwanzijjtausend 


nommen.  Der  Schuldträger  der  blutigen  Nacat, 
Wilhelm  von  Rogendorff,  starb  nach  ei- 
nigen Tagen  zu  Somerein  auf  der  Insel  Schüu 
an  seiner  Wunde,  deren  Heilung  die  Qualen 
des  Gewissens  verhindert  hatten  ^). 

!t6.Avgu9i.  Frey  tag  nach  Bartholomäi  führte  Solej« 
man  seine  Heerscharen  über  das  mit  Leichen 
bedeckte  Lager -Feld,  längs  des  Stromes  rech- 
tem Ufer,  durch  Ofens  Vorstädte,  nach  Alt* 
Ofen  hinauf,  und  liess  daselbst  das  Lager  auf- 

27.  ^iijiMf.  schlagen.  Am  folgenden  Tage  wurden  ihm 
die  Gefangenen  vorgestellt;  er  ritt  durch  ihre 
Reihen,  verlieh  einigen  der  vornehmsten  Haupt- 
leute, unter  andern  dem  Fuchaimer»  die 
Gnade  ewiger  Gefangenschaft,  und  nbergab  die 


a)  Paulai  Jovial  Lxb.  XXXTX.  p.  167  aqq.  Herber- 
ftein  Tagebach  a.  a.  O.  Epist.  Matthiae  Loboesky  ad 
Ktftmarkient.  de  3i.  August.  ]54i.  ap.  JFagner  Analect.  Scepot. 
P.  I.  p.  76.  £p]f t.  Alexii  Thurio  ad  Eperieainens«  de  5. 
S^ptbr.  i6ii*  «p.  J^agner  DjpJomatar«  Sarofieas.  p.  a(a* 


-    595    - 

igen   den   Janitscharen    ^um   Tode.      Diess 

r  die  Vorbereitung  zu  dem  ihm  mehxmalils 

liciien  Joannis  Enthauptungstage  y    an    dem 

zum  dritten  Mahle  Herr  von  Ofen  und  Un^- 

n  werden    und   bleiben  wollte«     Am  Yot-- t^jiu^ai, 

inde  sandte   er  den   Chiaus- Pascha  auf  die 

rg,    die  Königinn   zu  begriissen  und  seinen 

ittsch   ihr   vorzutragen»      Sein  Gefolge   war 

aden  mit  kostbaren  Geschenken  für  siö,  für 

en  Sohn,    für   ihre   Räthe.     Nach  Abliefen 

kg  derselben  erölFnete  ihr  der  Chiaus -Pascha 

aes   Senders  Bedauern ,    dass   der   Osman^ 

s  Satzungen,    ihren  Fürsten  den  Zutritt  zu 

mden  Frauen  verbiethend,.  auch  ihm   nicht 

iubten,    sie   in  Person  zu  besuchen;    doch 

•chte  die  kein  Bedenken  tragen,   ihm  ihi^eta 

bn ,  seines  Freundes  Erben ,  sein  Schutzkind^ 

(sen  Beschirmung   er   übernommen  hat^  .491 

gleitung  ihrer   vertrauten  Rathe  in  das  La:- 

r  zu  senden,  damit  er  ihn  nach  seinem  Her« 

aswunsche  sehen,   umarmen,    küssen,  seinen 

hnei»  zeigen,  und  auch  ihrer  Liebe  empfelr- 

I  möge» 

"Durch  das  unerwartete  Begehren,  verwirrt 
d  grosses  Unglück  ahnend,  wagte  Isabe.llipi 
^ht)  sogleich  zu  entscheiden.  Die.  JNTaoht 
irde  in  ßerathschlagungen  zugebracht)  -und 
IS  Andere  auch  Kluges,  Ausweichendes,  Yoi^ 
ihtiges  in  Vorschlag  bringen  mochten,  der 
'emit  Martinuzzi  wusste  keinen  andern 
isweg,  als  unbedingten  Gehorsam,  und  ver- 
irf  alles,  was  beleidigendes  Misstrauen  ver-- 
thend,  die  bescheiden  fordernde  Willkür  zu 
Penbarer  Gewalt  reitzen  könnte» 

Also  am  fünfzehnten  Jahrstage  iet  srOS'^29i  Augutf. 
n  Mohäcsar  Schlacht  ^   für  die  spatea  Enk^ 

VI.  Thell.  Ö6 


-    594    - 

t 

der  Helden,  welche  daselbst  mit  dem  yate^ 
lande  gefallen  waren,  ewi^  glorreichen  An- 
denkens, wurde  des  Geu[enkönigs  Zu  pol  ja 
Sohn,  begleitet  von  dem  Eremiten  und  BiscM 
Martinuzzi,  von  Peter  Petrovics,  Yalen- 
lin  Török,  Stephan  Werboczy  und  ür- 
ban  Batthy^nyi,  mit  grosser  Fracht  und 
Feyerlichkeit  in  Solejman's  Lager  gefühlt; 
und  in  derselben  Tagesstunde,  zu  'welcner  vor 
fünfzehn  Jahren  des  Vaterlandes  edelste  Sohne 
bereits  tatseelt  auf  der  Wahlstatt  lagen,  wir 
auch  schon  des  Vaterlandes  Hauptstadt,  nur  noch 
nicht  des  Ungrischen  Volkes  Hochsinn ,  Ehre, 
Ruhm,  der  Osmanen  Herrschaft  auf  hundert 
fünf  und  vierzig  Jahre  unterthänig.  Nur  einige 
Janitscharen-Haufen  waren  beordert,  sie-fireirad- 
lich  in  Besitz  zu  nehmen.  Sobald  der  Fracht- 
mxg  mit  dem  Kinde  aus  dem  Tliore  war,  schli- 
chen sie  sich  in  kleinen  Abtheilun<^en  unter 
der  Volksmenge,  welche  zur  Schau  des  herr- 
lichen Zuges  ausgezogen  War,  in  die  Stadt. 
Ihnen  folgten  bald  andere,  der  Vorwand  sich 
in  der  schönen  Königsstadt  umzusehen,  er- 
weckte keinen  Verdacht,  der  Haufe  hineinzie- 
hender Neugierigen  wurde  immer  zahlreicher, 
die  Schar  der  zurückkehrenden  kleiner  und  die 
Thore,    vorzüglich  das  Sabbather,    waren  eis- 

fenommen^  bevor  in  den  Wächtern  auch  nitt 
ie  leistete  Ahnung  yon  Unheil  sich  regte.  Als 
endlich  alle  Strassen  und  Flatze  mit  den  nein 
gierigen  Freunden  besetzt  waren ,  ritt  der  Janit- 
scharen -Aga  von  einem  Trupp  Herolde  be- 
gleitet in  die  Stadt,  und  liess  allenthalben  aus- 
rufen: Bürger  und  Einwohner  von  Ofen  sollen 
aller  Furcht  und  Besorgniss  sich  entschlagen, 
in  ihren  Häusern  verbleiben,  und  wenn  ihnen 


-    595    - 

>en,  Freyheit^  Eigenthum  lieb  sej^  bereit« 
lig  und  ohne  Verzug  ihre  Waffen  abliefern. 
e  gehorchten,  gaben  die  Wa£Pen  an  die 
'Ordneten  ab,  und  nahmen  die  ihnen  einge- 
ten  Janitscharen  mit  bangem  und  blutendem 
rzen   in  ihre  Häuser  auf.     Abends   brachte 

Aga  dem  Grossherrn  die  erfreuliche  Nach- 
it,  die  Einnahme  der  Stadt  sey  vollbracht, 
a  sandte  Solejman  das  Kind  mit  dessen 
^gefrauen  zur  Mutter  heim;  aber  die  fünf 
gnaten  behielt  er  im  Lai^er  zurück. 

Noch  hatte  er  so  viel  Achtung,  oder  viel- 
ir  Scheu  vor  des  Ungrischen  Volkes  Kraft 
l  Muth,    dass    er   in    den  Augen   desselben 

^nigem  Scheine  des  Rechts,  nicht  durch 
t  oder  durch  Gewalt  als  Herr  und  Meister 

Hauptstadt  erscheinen  wollte.  In  der.  Fa- 
en  Versammlung  sollten  die  fünf  Magnaten 
1  als  Bevollmächtigte  der  Königinn  angeben, 
1  als  solche  Ofen  dem  Grossherrn  förmlich 
reten  und  überliefern.  "Was  dort  schon  gc- 
lehen  war,  wussten  sie  noch  nicht,  wider- 
achen  daher  dem  Antrage  beherzt,  ihn  ab> 
lusführbar,  dem  Ruhme  Solejman's  nach- 
ilig,  selbst  seiner  Herrschaft  gefährlich,  dar- 
Uend.  Als  die  Faschen  hierauf  mit  maa- 
jrley  Beschuldigungen  und  furchtbaren  Dro- 
Qgen  antwQprteten,  verlangten  die  Magnaten 
nigstens  die  Bewilligung  zu  einer  Reichs- 
^sammlung,  damit  des  Grossherrn  Wille  durch 
en  allgemeinen  Reichsschluss  der  Stände  ge- 
zlich  und  für  immer  gültig  vollzogen  werde ; 
:*  diesem  Wege  würden  sie  durch  ihren  Ein- 
is    für    den    Grossherrn    noch    weit    mehr, 

er  verlangen  oder  hoiFen  könnte,  bewirken. 
i  Paschen   hielten  den  Vorschlag  für  listige 

58* 


-    596    - 

Ausweichung  und  traten  unwillig  i^',  um  der 
Unterhandlungen  Erfolg  ihrem  Gebiether  zu 
melden;  die  Magnaten  blieben*  von  weiterer 
Zudringlichkeit  verschont  *^). 

30.  August.  -^"^  folgenden  Tage  sandte  Isabella  in 
den  Grross  -  oultan  für  des  Kindes  huldreiche 
Behandlung  ihre  Dankbezeugungen,  an  Rus- 
tam-7ascha  eine  goldene  Kette,  und  yoa 
ihrem  eigenen  Schmucke  eiin  mit  Edelstemen 
besetztes  Halsband,  dazu  die  dringendeste  Bitte 
um  ihrer  vertrauten  Käthe  Entlassung  durch 
seine  Fürsprache.  Desselben  Tages  noch  zog 
der  Überläufer  und  Renegat  Sole j man,  Unger 
von  Herkunft,  als  ernannter  Pascha  von  Q£ui 
in  die  Stadt,  verboth  alles  Glokengeläut,  be- 
fahl der  entwaffneten  Ungrischen  Besatzung  au- 
genblicklichen Abzug ,  und  nahm  die  Bürger- 
schaft in  Treue  und  Pflicht. 

Unterdessen  obwaltete  im  Lager  vor  So- 
lejman  heftiger  Streit  über  Ungarns  weiteres 
Schicksal.  Jahi-Ogli,  die  Ungern  unver- 
söhnlich hassend,  war  der  folgericntigen  Mei- 
nung:   j^der  Grossherr  sollte  rasch  und  kühn 


a)  Au&luhrlicb  erzählt  die  Unterhandlungen  und  der  Mtgnaten 
)e))en  so  fVe^üthigen  aU  gründlichen  Vortrag  an  die  Paacben 
Anton.  Verantiua  ( castigationea  in  Jovium  her  K»wmckick 
SS.  MM.  T«  II.  p.  i4  8qq. )  nur  nicht  in  richtiger  rolge  der  Be- 
gebenheiten, in  deren  Zusammenstellung  wüi lieber  dem  Panlni 
J  o  V  X  u  a  gefolgt  aiud»  Bcyde  waren  den  fiegebenhei ten  nleichxei- 
tig;  aber  keiner  dabey  anwesend.  Gute  Nachrichten  hatten  beydf, 
Joviua  selbst  über  die  specielJsten  Local Verhältnisse  Ofens* 
Beyder  Berichte  geben  nicht  die  geringste  Spur  an  »  welcher  ^l- 
gend,  man  den  Eremiten  Martinuzsi  des  Vvrrathea  der  HanpN 
atadt  beschuldigen  könnte.  Isthuanffy,  SimigianusDod 
B  e  t  h  1  e  n  haben  den  Joviua  grÖssten  l'beils  abgeachriebeo ; 
Ihren  Zusätsen  mangeli  daa  Gepräge  der  Wahrscheinlichkeit;  ei- 
nige ,  selbst  von  P  r  a  y  in  sein  neuestes  Werk  (Hist.  Reg.  P.  III. 
fi67.}  Bufgenommen»  verrathen  zu  deutlich  die  Abaii£t,  dem 
•  rtinuasi  alle  möglichen  Verbrechen  aulzabürden,  um  die 
in  ihn  begangene  FrcYclthat  zu  entschuldigen. 


9y 


—     597      — 

vollenden.     Ofen  sey  in  seiner  Gewalt,   das 
,,Ungri.sclie  Volk  schon  unter  sich  uneinig,  er- 
,,schrekt,  erschüttert,  zu  Boden  gedrückt,  ent« 
,,TQUthet;    nichts  könne  ihn  diesen  Augenblick 
„hindern,  das  wichtige  Reich  in  eine  Osmani-  - 
„sehe   Provinz    zu    verwandeln,    und    zu    ganz 
„Europa's  Eroberung  sich  den  Weg  zu  bahnen. 
„Die  Königin n   sey   ihrem   Vater  nach  Fohlen 
„zurückzusenden,    ihr  Sohn  nach  Constantino- 
„pel  zu  bringen ,  und  nach  der  Osmanen  Weise 
„im  Serail  zu  erziehen.     Widerspänstige  Mag* 
„naten  seyen  zum  Tode  zu  führen,  ihre  Schlos- 
„ser  zu  zerstören,    die  vornehmsten  Familien 
^„nach   Asien   zu   versetzen;    das   übrige   Volk 
„werden   wachsame   Besatzungen    der   vorzüg- 
„lichern   Städte   an   Unterthänigkeit   gewöhnen 
„und  darin  erhalten/^      Die  Mehrheit  der  Fa- 
schen trat  seiner  Meinung  bey;    Rustam  und 
Sole j man  verwarfen  sie.    Ein  Glück  fiir  Men-? 
sehen,  Völker  und  Staaten,  dass  es  so  schwer, 
fast  unmöglich   ist,    das  Gefühl  für  Ehre  und 
den  Sinn  für  Recht  völlig  zu  ersticken;    dass 
auch  den   verwegensten   Machtnienschen,    fre-^ 
chesien  Bösewichtern   und  kühnsten  Weltstür- 
mern in  Entschliissen  und  Handlungen  Folge- 
richtigkeit gewöhnlich  mangelt.     „Nicht  also, 
„Fascnen,"    sprach   der   Grossherr,    „ungezie- 
„mend  ist  es  Fürsten,  wider  Wittwen  und  Wai- 
„sen  zu  wüthen;    gewissenlos   und   unmensch- 
lich,   die  von  Gott   und  dem  Glücke  Verlas- 
senen   völlig    zu    unterdrücken.      Hinlänglich 
„sind   sie   gebeugt   und   unterjocht  durch   den 
„Verlust  ihrer  Hauptstadt,    deren  wir  zur  Be- 
„festigung   unserer  Herrschaft  nicht  entbehren 
„konnten.    Des  Künigssohnes  unglückliche  Wai- 
„senschai't  und  eines  tapfern  Volkes  tiefer  Ver- 


79 

5> 


—    59«    - 

,,fall  gebiethen  lins  tniileidigo  Schonung  *).^ 
Mittwoch  darauf  entschied  er  das  Schicksal 
31.  ^i/^«f.beyder.  Der  Chiaus -Pascha  braclite  der  Ko- 
niginn  Versicherungen  seiner  Gnade;  £rey  und 
unabhängig  unter  seinem  Schutze  solle  sie  tiber 
ganz  Siebenbürgen,  mit  Einschluss  der  Ge- 
spanschaften Szathmar,  Zarund,  Bihar^  Zolnok, 
Marmaros  ^);  in  Ungarn  über  alles  Land  am 
linken  Ufer  der  Theiss,  über  das  Kaschaoer 
Gebieth  bis  an  Siebenbürgen ,  über  Lippir  und 
Temesrär  herrschen.  Des  Reiches  Erhaltung 
für  ihren  Sohn  fordere,  dass  er  bis  zu  dessen 
Mündigkeit  Ofen  in  Besitz  nehme;  von  ihrer 
Klugheit  erwarte  er,  dass  sie  ihm  auch  die 
Burg  mit  allem  Waffen  -  und  Mundvorrath  eiii- 
räumen  werde. 

u  Sepihr.  Zur  Übernahme  derselben  kam  der  Janit- 

scharen -Aga,  und  der  Nothwßndigkeit  huldi- 
gend übercrab  ihm  Isabella  die  Schlüssel 
Worauf  mit  grosstcr  Eilfertigkeit  und  Anstren- 
gung der  hohe  Dom  der  lieiligen  Jungfrau, 
'Pfarrkirche  der  Deutschen,  von  den  KönigeD, 
Bela  dem  IV.,  Carl,  Ludwig,  Sigmund 
fortgeführtes,  von  Matthias  vollendetes Pracht- 
M^erk,  mltZerstürung  und  Vertilgung  aller  christ- 
lichen Zeichen,  zur  Moschee  eingerichtet,  die 
notliigen  Vorkehrungen  zuSolejman's  feier- 
lichem Einzüge  getrolFen  wurden.     Kr  geschah 

2. 5«rpf6r.  Frey  tag.  Nach  vollbrachtem  Gebethe  kehrte 
Ofens  neuer  Gebiether  und  Herr  wieder  in  das 

4. 5<;pf6r.  Lager  zurück,  und  erst  folgenden  Sonntags 
Hess  er  der  Königinn  den  Eremiten  Marti- 
nuzzi  als  Vormund  des  Kindes  und  Verweser 


a)  AntoD.  Verantiua  castigationes  in  Joyjiim  a]).  Kovaeheh 
SS.  MAI.  p.   i33.       b)  Hdcr  Sciiptores  Traiicsilv.  T.  II.  p.  264. 


—    599    — 

des  ihr  zugelheilten  Geblethes,  Feter  Petro--. 
vics  als  Stallhalier  von  Temesvur,  Urban... 
Batthyanyi  als  ihren  Feldhauptmann  liberr 
liefern.  Zum  llichter  über  Ofens  christliche 
Einwohner  ernannte  er  den  Stephan  voiv^ 
Werböcz,  der  jedoch  nach  einigen  Mona- 
then  unter  bitterer  Spätreue  starb  und  auf  dem 
ludengottesacker  beerdiget  wurde.  Valentin 
TürÜK  musste,  ungeachtet  aller  Kosten  und 
Bemühungen  Isabella's,  nach  Constantinopel' 
Hrandern  und  nach  fünfjähriger  Gefangenschaft 
in  den  sieben  Tliürmen  sterben;  den  gross  und, 
unverzeihlich  waren  seine  Verbrechen  in  den 
Aiugen  des  Grossherrn.  Er  war  der  Ungera 
tapferster  Kriegsmann,  Besitzer  der  festesten 
Burgen,  deren  Eroberung  der  Gewaltige  noch 
im  Sinne  hatte;  von  ihm  waren  Kazzums  flüch- 
tige Haufen  vor  neun  Jahren  bey  Neunkirchea 
völlig  aufgerieben  worden,  und  als  er  jetzt  yoa 
Mohammed  des  vernachlässigten  Angriffes  der 
Deutschen  am  Wasserthurme  und  der  warnen- 
den Bothschaft  anFerenyi  angeklagt  wurde, 
antwortete  er  vor  Sole  j  man  voll  Ungrischen 
Stolzes  und  Trotzes,  er  habe  nur  edel  gehan- 
delt, indem  er  seine  Volks-  und  Blutsver- 
wandten auswärtigen  und  wahren  Feinden  ent- 
zog, damit  man  die  Deutschen  desto  leichter 
bezwingen  mochte;  jene  hingegen,  dem  Ver- 
derben entwunden,  in  ähnlichem  Falle  der  wich- 
tigen Wohlthat  gedenkend,  sie  mit  gleicher 
Liebe  und  Treue  erwiedern  könnten  *). 

Sonntai^  nach  Kreuzerhuhung  zog  die  er-  18.  S*fpihr. 
niedrigte  König  in  n  mit    der  Reichskrone   und 


a)  Anton.   Verantius  1.   c.   p.  i34  sqq.    Faul.  Jovius 
L  C.  p.  296  sqq- 


—    6oo    — 

den  Reichs  -  Insignien  aus  der  Hauptstadt  Back 
Llppa,  begleitet  von  ihren  drey  yertrautenj  Ri-* 
theui  wel<Jie  dem  Yalerlande,  ihr,  sieh  selber 
verderblich  gerathen  hatten ;  diess  in  ihrer  tief 
erniedrigten  Herrlichkeit  sich  selbst  bekennen 
mussten  *) ,  und  weil  sie  nicht  M uth  hatten ,  von 
den  Schlangen^äagen  einseitiger  und  aehseltra- 

Sender  Staatsklugheit  auf  den  geraden  Weg  des 
Leohts  und  der  RechtschaifeDheit  Burüduni- 
kehren,  fernerhin  auch  von  Missgrififen  za 
Missgriifen  bis  zu  ihrem  Unteigange  fortgeiis- 
aen  wurden, 
tu),  s^pf^Tt  Sechs  Tage  früher  waren  Ferdinand 's 
Bothschafier ,  Sigmund  von  Herbersteia 
und  Niklas  Graf  von  Salm,  gesandt  Friedea 
au  unterhandeln  und  für  den  Besitz  des  üngri- 
schen  Reiches  sogar  jährlichen  Tribut,  wie  dar 
Gegenkönig  in  letztem  Jahren  ihn  entrichtet 
halte,  anzubiethen;  von  Solejman  entlassen 
worden,  mit  der  Entscheidung,  es  möge  Friede 
seyn  zwischen  ihm  und  dem  Rcimisclien  Kö- 
nige, sobald  dieser  alles  Ungrische  Gebieth, 
so  weit  es  Ludwig  besessen  hatte,  räumen, 
und  für  Österreichs  Besitz  zu  jährlichem  Tri- 
but sich  verpflichten  würde  ^).  Der  grossher^ 
zige  König  wählte  Fortsetzung  des  Krieges, 
doch  mit  nicht  glücklicherm  Erfolge. 

W.  Stpihr.  Am  Vorabende  Matthäi   trat  Solejman 

seinen  Rückzug  an;  unterdessen  hatte  sich  Hie- 
ronymus  Laszky  von  seines  Königs  ün-^ 
schuld   an   Ermordung  de$  Französischen  Ge^ 


"V 


o)  yy  Sie  aniiqua  mit  mullo»  äominaia  per  anno» 

„  Üngariae  Regum.  sodes  civilibu*  armis  .' 
Christian.  Scheaäi  Jluinac  Pannon.  Lib.  f.  y.  a36.   ap,  Eder 
SS.  Tranttaiiv.  T.  I.  p.  17.     b)  Herberstei  B'a  Tagebuch  oey 
Xovaehich  a,  h,  O,  S.  269  und  fl'. 


^    6oi    — 

sandten  überzeugende  Beweise  rerschafFt^  und 
sie  dem  Grossherrn  bey  dessen  Ankunft  in  Bel- 
grad vorgelegt.  Auf  den  Grund  derselben  wurde 
er  aus'dem  Gefängnisse  entlassen;  aber  er  trug 
den  Tod  schon  in  seinem  Innern.  An  lang- 
sam und  unmerklich  verzehrendem  Gifte  ^  wie 
allgemein  geglaubt  wurde,  starb  er  gleich  nach 
seiner  Ankunft  in  Fohlen*).  Gritti,  sein  Mit-** 
genoss  in  Stiftung  des  verätherischen  Bünd- 
nisses wider  Ungarn  ermordet;  der  Gegenkönig 
todty  sein  Leichnam  selbst  von  seinen  Mosle- 
mischen Bundesgenossen  aus  der  Gruft  der  Kö- 
nige hinausgeworfen;  sein  thatigster  Beförderer 
Werböczy  von  den  Furien  des  Gewissens  zu 
Tode  gequälet,  und  ohne  kirchliches  Leichen- 
begängniss  unter  Juden  ein  gescharret;  Maj-^ 
lith  und  Torök  im  Gefängnisse  unter  Bar-« 
baren;  so  jämmerlich  endigten  in  Fri^t  weni-* 
gar  Jahre  Männer  von  Geist  und  Kraft,  reich^ 
mächtig  und  angesehen,  lange  geachtet  und  be- 
wundert, welche  das  Göttliche  in  sich  erstic- 
kend, für  das  Zuträgliche  des  Augenblickes, 
für  den  Glanz  des  Tages,  der  Achtung  für 
Recht,  und  den  Gesinnungen  der  Rechtschaf-« 
fenheit,  dem  einzigen  Werthe  des  Menschen, 
entsagt  hatten. 

Nachdem  auch  Wilhelm  von  Rogen-« 
dorff  seinem  erloschenen  WafFenruhme  in  das 
Grab  gefolgt  war,  gab  Ferdinand  wieder-r 
Kohlten  Beweis  seiner  unglücklichen  Abhängig-« 
keit  in  AYahl  der  Menschen  von  seinen  aus-r 
ländLsohen  Rath^bern.  Seit  kurzem  hatten  ihn 
zwey  Deutsche  r  eldherren,  als  Oberbefehlsha-r 


a)  Paul.  JoTius  Lib.  XL.  p,  3o5.  It thuanffy  Lib.  XlVt 
p.  i5i. 


l 


—    6oa     — 

* 

ber  in  Ungarn  angestellt/  und  Ungern^   Mei- 
-  '       Stern  im  WaiFenyerkehr  mit  Osmanen,    vor{;e- 
setzt,    jeder  über  zwanzigtausend  Mann,    eine 
Menge  Schiffe  und  schwer  ersetzlichen  Kriegs- 
z.  Sepilr.  yomx\x  gekostet;    dennoch  sandte  er  in  leidi- 
ger Vergessenheit  seiner  FehlgriiFe,  jetzt  wie- 
der den  Ausläadelr  Leonard  von   Felss, 
welcher   erst  im  vorigen  Jahre  vor  Ofen   der 
Ungern  Verachtung  yerdient  hatte,    nacli  So- 
tnerein  und  Komorn,  um  Rogendorff's  zer- 
«         streuete   Heerhaufen   unter   seinen    Oberbefehl 
zu   sammeln   i^nd   zu    dem   nächsten  Feldzuge 
bereit  zu  halten*);   diess  in  dem  Augenblicke, 
in  welchem  die  meisten  Magnaten  und  Land« 
herren   von  Zdpolya's  Faciion   durch   0£ens 
Verfall  in  Feindes  Gewalt  erschüttert,  und  von 
noch  ausgedehhterm  Unglücke  bedrohet,    g^ns 
gestimmt  waren,  mit  unwandelbarer  Treue  dem 
rechtmässigen  Könige^  sich  anzuschliessen ;    in 
dem  sein  Vertrauen  ihnen  huldreich  entgegen- 
kommend sie  zu  grossen  Opfern  und  Helden- 
thaten  begeistert,    mit   ihm  allein,    dem  wirk- 
lich Herzhaften   und  Bidern,    an  ihrer  Spitze, 
sie  jeden  Feind  besiegt  hätten ! 

Angesehene  Landherren  gingen  als  Abge- 
ordnete nach  Briinn  und  Frag,  um  den  Mäh- 
rischen und  Böhmischen  Ständen  Ungarns  Be- 
drängnisse darzustellen  und  durch  ihre  Bitte 
um  nachbarlichen  Beystand  die  Mahnung  ih- 
res gemeinschaftlichen  Königs  zu  den  \Valfen 
22./>ec&r.zu  unterstützen;  überall  wurden  sie  mit  auf- 
richtiger Theilnahme  und  redlichen  Verheis- 
sungen  entlassen  ^).    Zu  derselben  Zeit  kamen 

a)  Herberstein'a  Tageb.  a.  n.  O.  S.  a6o.  h)  Der  Bc- 

acheid  der  Mä'hrerSind  der  Ungern  Vortrag  an  dio  Böhmen  ateht 
bey  Fray  Annal.  P.  V.  p.  56^. 


—    6o5    ^ 

nach  Wien  geheime  Bothea  von  Isabella, 
von  Martinuzzi,  Fetroyics  und  Statileo. 
Erbittert  über  Solejman's  arglistiges  Verfah- 
ren,  erboth  die  Wittwe  sich  zu  billigem  Friar* 
den,  ihr  Anhang  zur  Unterwerfun«;;*  clie  Un- 
terhandlungen wurden  angefangen  *),  aber  von 
dem  Österreichischen  Staatsralhe  mit  überspann- 
ten Forderungen  Monathe  lang  fortgeschleppt. 

In  den  ersten  Tagen  des  folgenden  Jahres  /.  c.  t540. 
versammelten  sich  auf  eigenem  patriotischen  An- 
trieb die  adeligen  Gesang mtlieiten  von  fünfzehn 
dem  Könige  ergebenen  Gespanschaften  ^),  und 
beschlossen  in  Eintracht,  ihre  Dienste  und  ihr 
Vermögen  zur  Befreyung  der  Hauptstadt  und 
Rettung  des  Reiches  ihm  darzubiethen  *').  Er- 
freuet über  die  muthvolle  Stimmung  eines  Vol- 
kes^ in  dessen  Mitlelpunct  der  gewaltigste  Feind 
festen  Fuss  gefasst  hat,  schrieb  Ferdinand 
auf  den  Sonntag  Exsurge  allgemeinen  Landtag  12.  Febr. 
nach  Neusohl  au.<.  Drey  und  dreyssig  Präla- 
ten und  Magnaten  **),  der  königlichen  Frey- 
städte Maclitbothen,  die  Abgeordneten  von  drey 
und  dreyssig  G^spanschaften  ^)  stellten  sich  ein 


a)  Litcrae  Ferdinandi   Heg.  ad  Univeraitatea  Nobilium  de 

15.  Januar.    1612.   ap.  Kouachich  Supplem.   ad   Vest.    Comitior. 

T.  III.  p.   182.     h)  Von  liorsod,  Gömörf  Nögrad ,  Hcrec,  Aba- 

Ujvar,   Saros,  Zipi»    Zempidn,  Sohl,  fiihar,  Zolnok,  Ssathm^r, 

Szabolcsh,   Beregh   und  U^ocsh.       c)  Literae  Ferdinandi  R. 

(^ie  oben  Nor.  a).        d)  Untrr  diesen  waren  von  Zäpolya'a 

Faction   zur  Treue   gegen   Ferdinand   zurückgekehrt:    Eme- 

rich   Balassa,   Joannes   Podmaniczky   und    Emerieh 

Werböczy  des  verstorbenen  Stephan  Sohn.         e)  Zur  Kennt* 

nisa    des   Umfanges,    in   w(  Ichem    zu  dieser  2eit   Ferdinand 

noch  König  war  ,'•  werden  sie  nahmentlich  hierher  gesetzt :  Xiorsud, 

GömÖr»  Nögra'd,  Hcves,  Aba-Ujvar,  Neitra,  ßars,  Zips,  Hont» 

ücregh,   Trencsen,    Sohl,    Saros,  .SüiDcgh,   Szalad,   Eisenburg, 

Weszprim,    lUab,    Wieselhur;!,    Odenburg ,    Presburg,    Lypto, 

Tl'hurocz,    Unghvär,    Gran,    Komorn,    Zemplän,    Stuhlweissen- 

burg  ,  Arva ,  Toina ,  Zolnok ,  Szabolcsli ,   Pesth ,  Torna«    K  o  • 

yachich  Suppl.  ad  Vest.  Comit.  T.  111.  p.  568. 


—    6o4    — 

auf  dem  Tage,  und  Dinstag  nach  Retoiniseere 
waren  ein  und  funCzig  Verordnungen  festge- 
setzt, deren  Ton  die  reinste  Verehrung,  und 
berisilwiUigste  Folgsamkeit  der  Stände  g^en 
den  würdigen  König  offenbarte ;  deren  InEalt 
den  aufrichtigsten  Willen,  ihn  kräftig  zu  un- 
terstützen, unter  sich  jeden  Funken  des  Hasses, 
der  Eifersucht,  der  Zwietracht  zu  vertilgen; 
ihre  vereinigte  Kraft,  Gut  und  Leben  nur  zur 
Wiederherstellung  des  Reiches  anzuwenden, 
verkündigte. 

7.M&rM.  Alle  ungerechter  Weise  angemasste  Besit- 

zungen sollten   geräumt;    der  König  um  Zu- 
xückstellung  der  eingezogenen  Güter  an  die  zur 
'  Pflicht  zurückkehrenden  Reichssassen  ^  auch  um 
Entlassung  des  hochverdienten  und  unschuldig 
gen  Magnaten  Ludwig  Fekry  aus    dem  Ge- 
fangnisse in  aller  Unterthänigkeit  gebethen  •}; 
dem  Könige  ein  Ducaten   von  jeder  Pforte  ia& 
Kriegssteuer  entrichtet,  ordentlich  eingetrieben, 
getreu  abgeliefert,    Niemand   davon  ausgenom- 
men werden  ^);    sämmtliche  Grundsassen  soll- 
ten in  Person   mit   dem  Könij^e  zu  Felde  zie- 
hen, und  von  zwanzig  Bauernhöfen  einen  Rei- 
ter   mitbringen,     Capilel-Pfrüadner,     Hofleute 
der  Mpgnaten,    Greise   und  Kranke,    jeder  für 
sich  Einen  Heiter  stellen;     zur  Erhaltung   und 
]ßeförderung    der   Zucht   und    Gottesfurcht  im 
Lager,  zum  Dienste  der  Andacht  und  zu  reli^ 
giöser    Begeisterung    des    Waffenvolkes     jedes 
Kloster  zwey  Mönche  von  bewährter  Sittlich- 
keit und  Frömmigkeit  zu  dem  Heere  senden  ^y 


a)  Ferdinand!  I.  Decret.  V.  arl.  I— XXV.  Corp.  Jor. 
Hung.  T.  1.  p.  37b.  h)  Art.  XXVI— XXXI.  XXXV— XL. 
XLU  — XLV.     c)  Act.  XXXll— XXXIV.  XLl. 


—    6o5    — 

Wie  hätte  der  Renegat  Solejinan-Pascha 
mit  seinen    sechstausend   Mann  Besatzung   auf 
der   Ofener  Burg  bestanden,    wäre  4er  bren- 
nende £ifer  der  Neusohler  Reichsversammlung 
unverzüglich  benutzt  und  durch  kräftigen  YoU-^ 
zug  ihrer  Verordnungen  noch  mehr   entflam- 
met worden?     Allein  Ferdinand^   keine  Er«- 
fahrung  würdigend,    darum  mehr  auf  oft  yer^ 
heissene,    selten   geleistete,   und  wenn  sie  er- 
schien,   that-   und   ruhmlos   wieder  heimzie- 
hende Deutsche,  Reichshülfe,  als  auf  der  Ungern 
Kraft  9    Nationalsinn  und  Ausdauer  vertrauend, 
war  fern  von  dem  Lande,    sass  zu  Speyer  in  ^- •^<^''-,— 
der  Versammlung  Deutscher  Fürsten  und  Her-  ^  '  -4P»*^ 
ren,  welche  seine,  mehr  eingebildete,  als. wahre 
Nodi  benutzten,    die  Einen,    um  ihres  Gemü- 
thes,    Gewissens  und  Standes  Freyheit  cu»  er- 
zwingen;   die  Andern,    um  ihren  unbefugten 
Druck  auf  das  Heiligste  und  Unverletzlichsfe 
des  Menschen  zu  behaupten:   bey  ihnen  suchte, 
von  ihnen  erflehte  er,    was  ihm  von   seinem 
treuesten  Volke  in  lebendiger  Sorge  für  eige- 
nes Heil  angebothen,  von  seinen  schleichenden 
Rathgebem  schnell  und  nachdrücklich  zu  ge- 
brauchen,   nicht  gestattet  war.     Nach  langem 
Streiten    und    Unterhandeln   beschloss    endlich 
der  Reichstag:    „zur  Rettung  des  christlichen 
^,Blutes  und  zu  erspriesslichem  Widerstände  ge- 
igen des  christlichen  Gemeinwesens  Erbfemd 
„sich  stattlich  hoch  anzugreifen,    und  die  be- 
„harrliche  Türkenhülfe  also  vorzunehmen,  dass 
,,dadurch  der  Feind  in  Einer  Feldschlacht  be- 
„siegt,    oder  zum  Abzüge  genöthigt,    das  Kö- 
,,nigreich  Ungarn  mit  der  ijtauptstadt  Ofen  wie-* 
„der   erobert   werde."     Joachim,    Churfürst 
von  Brandenbiurg ,   wiurde  zum  obersten  Feld- 


—    6o6    — 

hfluptmann  ernaunt;  das  walire  BekenntnUs  sei- 
ner Unerfalirenlieit  im  Kriegswesen  überhaupt 
und  in  der  Kampfweise  mit  Türken  ins  be- 
sondere, wurde  nicht  angenommen ;  acht  Räthe 
aus  jedem  Keichskreise  Einer  ^  nur  älter  aa 
Jahren  als  er,  in  der  Kriegskunst  ihm  gleich 
unerfahren,  wurden  ihm  beigeordnet;  ohne 
ihre  Genehmigung  sollte  er  nichts  Wichtiges 
unternehmen.  Hiermit  war  die  Kraft  der  Her- 
kules^ Keule  einigen  lahmen  Alten  Preis  ge- 
geben, und  der  Arm  des  jungen  Mannes,  der 
sie  führen  sollte,  an  den  Ffahl  ihrer  Z^faaf- 
tigkeit  gebunden.  Es  war  geheimer  Beschluss, 
entweder  ihrer  eigenen,  oder  der  erbärmlichea 
Klugheit  ihrer  Kreisherren,  keinen  Kampf  for 
Ungarn,  keine  Gefahr  zu  wagen;  nur  Deutsch- 
jandea  Kraft  dem  Feinde  zu  zeigen,  und  sei^ 
nen  Muth,  es  anzugreifen  zurückzuschrecken*). 
Wären  die  Ueichsstände  mit  Solejman  im 
Bunde  gewesen ,  sie  hätten  zu  seinem  Vortheile 
nicht  angemessener  handeln  können.  Aber  nein, 
sie,  und  leider  auch  Ferdinand  folgten  der- 
gleichen zweckwidrigen  Anschlägen,  weil  sie 
in  der  Macht  des  Verhängnisses  als  Werkzeuge 
befangen  waren. 

30.  jfpriL  Ferdinand  war  zu  Jubilate  schon  wieder 

in  Linz,  bestäligle  dort  die  von  Christoph 
Bätthyanyi  und  Georg  Ilakovsky  ihm 
vorgelegte  Neu -Sohler  Verordnungen,  ohne  die 
Bitte  um  Frey  lassung  des  erfalirnen  WafFen- 
mannes  Fekry  zu  gewähren,  und  reiste  nack 
Wien,  iim  die  Erscheinung  des  hellsten  Ster- 
nes seiner  Hoßnung,  die  Ankunft  des  Reichs- 
heeres  zu  erwarten.     Unterdessen  nahm  er  die 


«)  Ptnlat  JoTiaa  Lib.  XLII. 


—    6o7     -^ 

Italer  Philip  Tornielli,  Sforzia  Pallayi- 
cini  und  Carl  Zanetti,  in  der  Belaji^erui^gs- 
kunst   erprobte  Meister,    in  Sold.      Jakob  de 
Medici  stand  als  Befehlshaber  der  Donauilotte 
seit  vorigem  Jalilre   in   seinem  Dienste;     dieser 
schon  längst  vor   Gran   gelandet ,    sandte    eine 
Mahnung  nach  der  andern,  den  Feldzug  zu  be- 
schleunigen;   die  Seuche  habe  denSolejman- 
Pascha  hin  weggerafft,  die  Besatzung  beträcht- 
lich geschwächt,  ohne  grosse  Anstrengung  müs- 
sen  Ofen   und   Festh    übergehen,    bevor   neue 
Verstärkungen   anlangten. '    Da  wollte  Ferdir- 
n-and  selbst,    der  Waffenehre  begierig,   nichts 
weniger  als  arbeitscheu, *  und  lebendig  fühlend, 
wie  geziemend  es  sey',  dass  ■  der  Ungern  König 
sich   an   die  Spitze    seiner  Heermacht    stelle, 
inJPerson  ausziehen ;    aber  dks  tmbedingte  Yei^- 
ttauen  in  seine  Österreichischen* Hofherren  hielt 
ihn  an  ihr  Gutdünken  gefesselt. '  Fremdet  Y^'r 
dienst  verkleinem;  Freymüthigkeit,  Wahrheit, 
Tugend,  so  Weit  seine  bessere  Natur  ihre  An- 
schläge nicht  vereitelte,   aus  seinen  Umgebun-» 
gen  verbannen;    ihm  künstlich  weiss  machen^ 
der   Majestät   Erhaltung   verböthe   jetzt   schon 
Fürsten  ihre  Kriege  anders,  als  nach  des  Kai- 
sers grossem  Beyspiele,    durch  ihre  Feldherrn 
zu   führen,    und  Schlachten   aus   dem  Heilig- 
thume  ihrer  Cabinette   zu  lenken;    mit  erhäu- 
chelten  Besorgnissen  ihn  blenden;   durch  Vor- 
gaukelung  mancherley  Schreckengespenster  ge- 
gen Ungarns  vorzüglichste  Männer  uninerklich 
mit  Argwohn  ihn  erfüllen;    und  mit  ahnungs- 
vollen  Hinweisungen  auf  Wladislaw   und 
Ludwig,  auf  Yarna  und  Mohnes  ihn  ängsti- 
gen:   das  war  ihr  höllisches  Kunstgewebe,  wo- 
durch sie  des  gutmüthigen  Ungenrolkea  Abnei- 


—    6o8    — 

giing  gegen  Österreicher  2u  langwierigem  Hme 
steigerten ;  dass  Ferdinand  nicht  Ungans 
grösster  König  ward ,  yerhinder ten ;  und  natts 
nicht  seine  innere  Reichsyerwaltuiig  der  Chi- 
rakter  der  Klugkeit ,  Festii^keit,  Ordnung  und 
Rechtlichkeit  so  vortreiflich  ausgezeichnet ,  ihn 
noch  um  alle  Achtung  und  Anhänglichkeit  der 
Ungern  gebracht  hätten  *). 

Der  Deutschen  Fürsten  Saumseligkmt  in 
Aufstellung  der  Reichsmacht  gewährte  dem 
Feinde  hinlängliche  Frist ,  die  Besatzung» 
yon  Ofen  und  Festh  zu  verstärken.  Der  neuen* 
scha  Bali  hatte  ^ur  noch  zweytausend  Maon 
Torgefunden ;  auf  seine  Mahnung  waren  tob 
Solejman  gesandt  Jusuph  Sagmar  mit  tau- 
send Janitscharen y  Murath-Beg  von  Klissa 
mit  tausend,  Ulman-Beg  von  Bosnien  mit 
dreytausend  Mann  Reiterey  angekommen,  be- 
vor man  noch  Einen  Reichs  -  Lanzenkne.dit  in 
Wien  gesehen  hajtte.  Erst  ein  zweyter  Reichs^ 
t^g  zu  Nürnberg,  wo  Ferdinand  wieder  in 
Person  erscheinen  musste ,  wenn  etwas  gesche- 
26*^i/^iMf«hen  sollte;  und  der  Reichsabschied,  dem  zu 
Folge  der  kaLserliche  Fiscal  wider  fürstliche  und 


«)  yyEa  Contilia  Fe rdinandu9  aiUae  auae  principihu»  mai^ 
y^ditre  eredens  —  — .  di^fuUrat,  Mot  enim  erat  amivorum  intimUy 
yobtreciarey  alicnae  vtrIuUy  improhe  susvicari  menlirit^tie  j  et  n&- 
'  y^mineirt  in  aula  paii ,  qui  eerta  virtuie  aa  Heeitt  graiiam  ntteretV' 
^,fi»dem  artihu»  —  —  Regem  avilo  ingenio  belUceie  laudU  appe- 
yyientem,  militari  exirtimatione  apoliaranf,  Nunquam.  enim  «orv« 
y^adulatione  eireumvenio  hotiilem  aciem  videre  lieueraii  quum 
ffper  legaio9  gerenda  heUa  et  regit  nominis  maf'esiaiemi  nequa- 
yyquam  manu  ,  sed  conitilio  procul  a  periculis  ,  iuendam.  »uoMtüeidy 
y^eenii  quidem  exempU  fbrtunae  Caesari» ,  qui  per  duees  lai  Irt- 
yfphaea  de  Gallis  hoatibus  erexisaety  quum  duo  Pannoniae  rtffe* 
yfiemere  in  aciem  progretai,  occisique  ipaorum  genti  et  nomini  väde 
ysinsignem  ealamiiaiem  attuUaaeni,  Hia  de  cauaia  Ferdinandm* 
yfin  una  »eeuritate  prudeniiae  nomen  reponena ,  iam,  proeul  a  peri- 
^culo,  [quam  a  frucln  aperatae  laudia  remoiua  J^'iennae  aubttiiii»''* 
Paula«  JoTiui  1«  c« 


—    6o9    — 

herrliche  Weigeret  oder  Zögerer  mit '  schnei«- 
1er  und  unvermeidlicher  Strenge  verfahren  sollte, 
setzte  Deutschland  einmahl  in  eilfertige  Bewe- 
gung *).  Einige  Tage  nach  Kreuzerhöhung  jifif«.j^pf. 
standen  vierzigtausend  Mann  zu  Fuss^  achtta'u-- 
send  zu  Fferde,  an  ihrer  Spitze  der  prächtige 
Churfürst  Joachim  von  Brandenburg:  Jo-* 
liann  Ungnad  Landeshauptmann  von  ^teyer- 
mark  mit  zehntausend,  Alexander  Vitelli 
mit  dreytausend  Mann,  von  Paulus,  dem  IIL 
besoldet,  hatten  ihn  schon  Wochen  lang  da« 
selbst  erwartet;  auf  den  Kbenei^  der  Wiesel- 
burger  Gespanschaft  auch  Caspar  Serödy 
und  FeterPerenyi  mit  sechzehntausend 
Mann  Upgrischer  Reiterey  seiner  in  Ungeduld 
[eharrt.  Dazu  brachten  noch  des  Graner  Erz-» 
»ischofs  alter.  Feldhauptmann  Bertalan  Hor-^ 
vath,  die  Magnaten,  Andreas  Bäthory^ 
Balthasar  Banffy  von  Thallocz,  Fraiia 
Bebek,  Stephan  A^akay^  Ladislaw  Or«^ 
8z&gh,  Franz  Nyäry,  Ladislaw  Binffy^ 
Stephan  von  Losontz,  Niklas  Ostros-« 
siosh,  Gabriel  Levay,  undEmerich  Wer- 
böczy^),  Feldherren,  mit  welchen,  aussei 
dem  Herzoge  Moritz  von  Sachsen,  bey  den 
Reichsheerscnaren  keiner  verglichen  'Wjurden 
konnte,  jeder  vier  bis  fünfhundert  Reiter«*  Bat 
nunmehr  über  achtzigtausend  Mann  starken  Hee- 
res langsamer  Frachtzug  war  folgender  Massen 
geordnet. 

Voraus  Caspar  Seredy  mit  dreyssig 
Haufen  Ungarischer  Reiterey;  dann  Alexan- 
der Vitelli  mit  dem  päpstlichen,  und  Sf or-^ 

a)  Sleidanui  Hiff.  lAh,  XIV*  P.  aSo*    Neoe  Stand«  dar 
ReichMbtdi.  Thl.  Ui^St  47a  ff.        h)  l$thuin{fy  Üb.  XV. 

Vf.  Th«i1.  39 


—    6io    — ' 

zia  Pallavicini  mit  Mailändiscliem  WafTen- 
volke;  luerauC  PercriTi  und  Bathorv  mit 
drey  grossen  Un^rlsclien*  Haufen,  geharnischter 
Reiter;  hinter  ihnen  JohannUng  n-a  d  .  mit 
seiner  Mannschaft.  Nach  dieser  das  Deutsche 
Reichsheer,  voraus  die  schwerbewalFnete  Rei- 
terey^  hinterher  die  Scharen  des  Fussvdlkes  in 
geyierter  Ordnung;  an  den  Seiten  die  leich- 
tern Feldstücke,  Falkaunen  und  Feldschlangen; 
endlich  der  Churrürst  mit  seiner  geharnischten 
Leihwadhe,  -worauf  eine  lange  Reihe  Wagen 
und  Karren  folgte.  An  diese  Ordnung  gebun- 
den, wülzte  sich  die  ungeheure  Masse,  von  der 
Donau  nie  sich  entfernend,  alle  Abende  be- 
quemes Lager,  beziehend,  in  kurzen  Tagemär- 
sehen  fort  und  stand  am  Ende  des  Herbstmon- 
des vor  Gran;  Dec  Ungern  und  Italer  drin- 
gendeste Mahnungen  zur  Eile  halten  kei-n  Ge- 
kör  gefunden )  den  heftigem  Ausbrüchen  ihres 
Unwillens  warvofi  den  Acht -Männern  Schwei- 
gen gebothen  -worden  *).  Erst  vor  Gran  Wurde 
gefragt,  %ras.nun  weiter -'fcu  beginnen  sey. -„Vor- 
„wärts  ohne  Verzug,  Furcht  und  Angst,  vor 
^,Ofen  hin!"  rief  mit  gewaltiger  Stimme  Pe- 
r^nyi;  „vorwärts,'^  und  „Ofen;"  war  der 
donnernde  Nachhall  sämmtlicher  Ungern  und 
j^aler,  des  SA'chsen  Herzogs  Moritz,  und  des 
mit  Ofens  Zustand  genau  bekabtaten  Flotten« 
fiihrers ,  Jakob  v  o  n  M  e  d  i  c  i.  Aber  die 
Achtmänner,  AVilhelm  Graf  von  Ren*neberg, 
unter  ihnen  der  leitende  Geist,  verhängten  über 

^ •     , 

.  a)  Ohne  Miarühriirhere  Enahliing  dieier  nnd  ähnKcher  Heer« 
fahrten ,  blieben  der  Ungern  Hais  gegen  die  Deutschen ,  beton- 
der«  Österreicher,  in  jenen  Zeiten^  und  die  weiterhin  daraoi 
tacfolgiea  Mentereyen  der  Mist  vergnügten  wider  die  Könige,  ent- 
weder, rätiitelhaft ;  iMler  abtcheulicber  Fl^ckfeb  in  dem  National- 
Charakter  dct  Ungri.<tciien  Volkes. 


—    6ii    — 

die  Stadt  Pesth  Belagerung,  ah  scheinbar  leich- 
teres, durch  Gelingung  den  Math  der  Völker 
erhöhendes  Werk,  Trotz  den  gründlichsten 
Widersprüchen  der  erfahrnem  Ungern  und  be^ 
herztern  Italer  wurden  über  den  durch  di)s 
Sanct  Andreas  Insel  getheilten  Donaustrom 
Brücken  geschlagen^  das  Heer  auf  das  linke 
Ufer  gesetzt,  aiif  der  Achtmänner  Verordnung 
das  menschenleere,  fast  ganz  zerstörte  Wdtzen 
von  Vitelli  eingenommen,  und  so  nach  meh- 
rerer Tage  Verschwendung  gegen  Pesth  vor^' 
gerückt.  Während  die  Deutschen  in  gesicher- 
ter Entfernung,  Vitelli,  Tornielli,  Pal- 
laricini,  mit  den  Italern  an  der  nördlichen^ 
F  e  r  e  n  y  i  mit  den  Ungern^  an  der  östlicheii 
und  südlichen  Seite  ihre  Lager  aufschlugen  ^ 
vertrieb  Jakob  von  Medici  den  Feind  von 
der  Hasen -Insel,  und  setzte  sich  darauf  fest. 
Nur  ihm,  den  Ilalern,  Ungern  und  dem  Her- 
zog Moritz  war  That,  Ehre,  Ruhm  beschie« 
den;  das  Deutsche  Reich^eer  bedeckte  sich 
mit  Schande^  denn  es  kam,,  sah  und  floh  am. 
siebenten  Tage  seines  furchtsamen,  zaghaften 
Standes. 

Pesth  hielt  Jusuph  Sagmar  mit  Jan it- 
scharen  besetzt;  sein  Ausfall 'both  den  ersten 
Kampf  den  Ungern;  er  endigte  des  Abends 
ohne  Entscheidung  mit  unerheblichem  Verluste 
von  beyden  Seiten.  Am  folgenden  Tage  nahm 
Vitelli  mit  einigen  Haufen  und  Scharen  des 
Platzes  Umgebungen  in  Augenschein,  und  wagte 
sich  bis  an  die  Stadtmauern ;  plötzlich  brachen 
die  Feinde  aus  zwey  Thoren  heraus,  umzin- 
gelten ihn  und  nur  mit  unerschütterlichem  Mu- 
the  und  angestrengtester  Kraft  sich  durchschlag 
gend,  entrann  erder  völUgen Aufreibung.    Mift 

39* 


i 
1 


6l2       

Anbruch  des  näclisten  Tage»  führte  er  das 
päpstliche  Fussvolk  zur  Rache  gegen  das  un- 
tere Donau -Ufer,  die  Ungern,  von  seinem 
Vorhaben  unterrichtet,  standen  im  Hin t erbalt. 
Jusuph,  durch  des  gestrigen  Tages  Erfolg 
kühn,  zieht  zum  östlichen  und  zum  Donau- 
Thore  heraus,  wird  handgemein  mit  den  Itt- 
lern,  in  der  ersten  Hitze  des  Treffens,  nimmt 
Vitelli  in  festgehahener  Ordnung  verstellte 
Flucht.  Jusuph  verfolgend,  entfernt  sich  von 
den  Thoren,  Perenyi  bricht  mit  überlegener 
Macht  aus  dem  Hinterhalte  hervor,  schneidet 
den  Feind  von  seinen  Thoren.  und  von  den 
Italern  ab,  und  biethet  Schlacht,  welche  unter 
Theilnehmung  des  Sachsen  -  Herzogs  Moritz 
mit  schwerbewaffneter  Reiterey,  ohne  des  Sie- 
«^es  Entscheidung,  bis  gegen  Abend  fortwüthet. 
Niklas  Zriny  mit  vierhundert  .streitgeübten 
Reitern  aus  Croatien  schon  hinter  Soroksdr  im 
Anzüge,  hört  des  Geschützes  Donner,  der  fech- 
tenden Haufen  Geschrey;  lä'sst  mit  verhängtem 
2ügel  ansprengen,  hauet  gewaltig  in  des  Fein- 
des Rücken  ein,  und  vollendet  durch  dessen 
Niederlage  und  Flucht  des  Tages  Arbeit. 

Jetzt  endlich,  am  vierten  Tage,  geneh- 
migten die  Achtmänner  des  Platzes  Beschies- 
sung;  aber  nach  lange  vergeblichem  Teuern, 
mussten  Vitelli  und  Jakob  von  Medici 
des  Geschützes  Stellung  und  Richtung  die 
Reichsbüchsenmeister  erst  lehren.  Unter  Ge- 
walt von  vierzig  grossen  Feuerschlünden,  stürzte 
die  Mauer  einige  Schritte  weit  ein.  Da  erboth 
sich  Vitelli  des  nächsten  Morgens  den  Sturm 
mit  den  Seinigen  anzuführen,  wenn  die  Ungern 
und  Deutschen  ihre  wackere  Unterstützung  ihm 
versicherten.    Ihrer  Verheissung  trauend^  wagt 


—    6i5    — 

er  die  Untern ehmung ;  seine  ersten  Reihen 
er.sleigen  die  Mauern  und  werden  von  mäcli- 
tl^em  Kugel-  und  Pfeilregen  zurückgeworfen. 
Vitelli  hält  sie  auf,  jagt  stärkere  Haufen 
nach,  ruft  die  Deutschen,  die  Ungern,  heran; 
jene  stehen  unbeweglich;  ihr  Hauptmann, 
Conrad  Bemelherg,  zugenannt  der  Hesse, 
wird  nicht  gehört;  Niemand  ist  da,  der  ihnen 
mit  Macht  befühle.  Churfürst  Joachim,  Un- 
gnad,  die  Achtmänner  stehen  in  weiter  Ferne 
und  sehen  zu,  wie  die  Italer  auf  den  Mauern 
kämpfen  und  fallen.  Tornielli  und  ütto 
von  Discha  reiten  hin,  fordern  den  Ober-* 
befehlshaber  in  die  Mitte  der  Mannschaft  auf 
seinen  Tlatz,  und  sprechen  kräftige  Worte  von 
Ehre,  Treue,  Pflicht  in  den  Wind.  Die  Un- 
gern zu  schwach  an  Zahl,  um  über  die  Deut- 
schen herzufallen,  jagt  Zorn,  Abscheu,  Ver-< 
achtung,  Verzweiflung  vom  Platze  weg.  Vi- 
telli muss  mit  grossem  Verluste  der  Seinigen 
zurück,  die  Feinde  richten  ihr  Geschütz  gegen 
die  Deutschen,  mehr  derselben,  als  Vitelli 
im  rühmlichen  Gefechte  verlor,  werden  zu  Bo- 
den gestreckt,  die  übrigen  werfen  sich  in  die 
yn ordentlichste  Flucht.  Jakob  von  Medici, 
beherzt  an  dem  Kampfe  theilnehmend,  schwebte 
mehrmahls  in  Todesgefahr.  Gabriel  Levay 
wurde  von  einer  Kugel  aus  feindlicher  Feld- 
schlange zerrissen ,  Ladislawßanffy  ihm 
zur  Seite  stehend  gestreift^  und  ohne  Zeichen 
des  Lebens  von  den  Seinigen  weggetragen.  So 
endigte  der  fünfte  Tag;  der  Deutschen  Reichs- 
heermacht unvermeidlich  der  letzte,  hätte  den 
Feind  nicht  eigener  Verlust  von  entschlosse- 
nem Ausfalle  mit  seinen  gesammten  Streitkräf- 
ten zurückgehalten. 


—    6i4    — 

In  der  Nacht  yersainmelte  der  Churfurst 
.den  Kriegsrath,   wo  die  Achtmänner  ungeach- 
tet der  dringendesten  Gegenvorstellungen  Ale« 
xander's  Yitelli    und   Jakob's    von    Me- 
dici;   für  Ferenyi'.s  und  der  Ungern  lästernde 
Ausfälle  die  Rache  versparend,  beschlossen ^  die 
Belagerung  aufzuheben  und  da,  nach  ihrer  will- 
kürlichen Wetterdeutung,    die    ungemein   hei« 
tern  Tage  des  Weinmonaths  nichts  GewLsserei^ 
als   baldigen  Eintritt  stürmischer  Herbstwitle- 
rung  erwarten  Hessen,  bey  Zeiten  nach  Deutsch- 
land   zurückzukehren.       Um    diesen    Bescbluss 
selbst    gegen    die    Einsprüche    mehrerer   Deut- 
schen Hauptleute  zu   rechtfertigen,    wurde  eia 
gedungener  Kundschafter  in  die  Rathsversamm- 
lung  geführt,    welcher^    der   erhaltenen   Wei- 
sung gemäss,  aussagte,  Achmet  sey  mit  mehr 
als  hundert  tausend  Mann  über  die  Drawe  ge- 
gangen und  zur  Entsetzung  der  Stadt  in  schnel- 
lem Anmärsche.    Das  Ungrische  und  das  Deut- 
sche WafFenvolk  brach  nun  wetieiTernd  in  die 
bittersten  Schmähungen  wider  den  Oberbefehls- 
haber, wider  seine  Käthe  und  wider  ihren  Kö- 
nig au.« ;   in  beissenden  Gesängen  aus  dem  Ste- 
gereif beklagten  die  Einen  ihres  Matthias, 
die  Andern  ihres  Maximilian 's,  der  letzten 
echten  Könige,    Tod;     mit    ihnen   der  Ungri- 
schen  und  der  Deutschen  Ehre  ewi<>en  Unter- 
gang,   das   YerschM'inden   alles   Wanenruhmes, 
den   empörenden  Zwang   von   oben   herab   zur 
Trägheit,    Feigheit    und    Schande.      Um    diese 
nur  in  etwas  zu  verhüllen,  erhielten  die  Feld- 
herren,   dass  am   folgenden  Morgen,    während 
der  Vorkehrungen  zum  Abzüge  die  Stadt  noch 
einige  Mahl  beschossen  werden  durfte.     Allein 
der  wachsame,    das  Vorhaben   des  Feindes  er- 


V 


—    bi5     — 

tbende  Jusuph  Sagmar  liess  e.s  nicht  dazu 
JLOmmen.     Nach  Aufj^^ang  der  Morgenrolhe  zog 
«r  mit  Janitscharen   und  Reilerhaufen   aus   der; 
Stadt  und  forderte  zum  Gefecht.    Nur  die  Un- 
gern stellten  sich  ihm;    nachdem  sich  aber  bald 
wieder   gezeigt  hatte,    dass  auf  beyden  Seiten- 
Tapferkeit    und    Gewandtheit    gleich    standen.^ 
Biachten    beyde    Theile    Stillstand    ernsthafter- 
'Feindseligkeiten    und    einigten   sich  zu   Lustii^ 
bungen  im  gegenseitigen  Wettkampfe,  der  Un- 

Snrn  wie  der  Türken  angenehmster  Erhohlung. 
ur  die  Achtmanner  argwöhnten  aus  der  treu- 
herzigen und  freundschaftlichen  Yermengung 
beyder  unter  einander  geheimen  Yerrath.  Die 
Deutschen  und  Italischen  Uauptleute  sahen  den 
Kampfspielen  mit  Vergnügen  zu.  In  der  Zwi- 
schenzeit verlangte  Ulman-Beg's  Feldhaupt- 
mann  den  tapfern  Yinclli  zu  sehen;  von 
Ungern  zu  ihm  hingeführt,  stieg  der  Moslemer 
vom  Fferde  und  bewies  dem  ruhmwürdigea 
ArVaffenmanne  seine  Achtung  und  Ehrenbe- 
zeigung. 

Am  siebenten  Tage  des  Morgens  trat  die 
gesammte  Ilcermacht  den  Rückmarsch  an  ''); 
ein  Eilbothe  war  vorau^gesandt  nach  ^Vicn, 
mit  Bericht  an  den  Küni<>  über  des  Feldzu^es 
.schlechten  Erfolg  und  vereitelten  Z^-eck  durch 
P  er  c  n  y  i '  s  Widerspänslij^keit  uod  Verräthe- 
rey.     Dennoch  waren  ohne  dieses  Mannes  tap- 

a)  Seba  Atia  n  S  eil  är  tlin  Rirrer  von  ßnrtenba  ch  (Le- 
bensbcsrhroih.  diis  desM-n  cifictili'unli^oi  Anr&ät/.cn  1777*  Seit,  ^u.) 
belichtet:  ,,*»>>•«</«/.•  («h-s  Ki/irlisheer^  eihl  au^ den  llfrh<^i  hit" 
^jmbgezo**en  y  Jür  P'.'sih  Airh  i:t'In^er1  ^  übersvhanxi  .Uf'd  orilettt'it'h 
^^etl'iirmt  y  und  vtit  <pnlt  ^  d*-r  :;unzen  Chri^ifnheii  zu  iVni'hihcilf 
^yab^ezo^en  y  w6or  J5,CK1()  AJam  ran  guten  J.^uthen  vt^rlohren ^  da» 
jnGefd  tinnulzlich  verschwendet.  11.  ••  w/^  bo  ^enau  sUmoiMi  der 
Italische  Bischof  Jo  V  i  ua  und  der  Deutsche  KrirKsm^mi  Schärt- 
liu,  bcyde  gleichseitig,  iu  Bciicht  und  Urthtii  übercin. 


~    6i6    — 

fern  Beystand  die  Deutschen  Sdiaren  isell>st  auf 
dem  Rückzuge  noch  grösstentheils  aufgerieben 
worden.  Jusuph  und  Ulman  Beg  mit  ihrer 
^esammten  Mannschaft  jagten  ihnen  nach  und 
ihr  Nachtrab  war  fast  ganz  umzingelt^  als  der 
ihn  deckende  Y  i  t  e  1 1 1 ,  allein  za  schwach^ 
dem  gewaltigen  Andränge  zu  widerstehen,  die 
schon  Weiler  vorgerückten  Per enyi  und  Her- 
zog Moritz  mit  ihrer  Reiterey  zu  Hülfe  rief. 
Schnell  wandten  sich  beyde,  griffen  an,  kämpf- 
ten bis  an  späten  Abend,  schlugen  den  Feind 
zurück  und  verfolgten  ihn  bis  an  die  bereits 
verschlossenen  Thore  der  Stadt,  wo  er  nach 
grossem  Verluste  durch  Flucht  auf  seine  Schüfe 
der  völligen  Niederlage  entrann.  Nach  preis- 
würdig vollbrachtem  Tagewerke  folgten  Vi- 
t^lli  und  Herzog  Moritz  dem  übrigen  Heere; 
Per  enyi  wendete  sich  mit  seinem  Waffen- 
Volke  gegen  Erlau«  Auf  dem  zweyten  Marsche 
kam  ihm  des  Churfürsten  Befehl,  dem  zu  Folge 
seine  Haufen  in  ihre  Heimath  abziehen  könn- 
ten; er  aber  zu  Gran  im  Rathe  der  Feldherren 
sich  einstedlen  sollte;  er  zog  hin,  des  ihm  be- 
reiteten Schicksals  unkundig. 

'  Sein  Reichthum,  seine  Macht,  sein  An- 
sehen im  Lande,  sein  Gepränge,  des  verarm- 
ten Königs  dürftige  Pracht  überglänzend,  hatte 
die  Scheelsucht  der  Wiener  Hofherren  und 
vertrauten  Ralhgcber  ■)  Ferdinand's  beschäf- 
tigt. Vor  der  Abreise  auf  den  Neu -Sohler 
Landtag  hatte  er  auf  der  Sar6s-Fataker  Burg 
mit  Franz  Bebek,  Caspar  Dräghffy,  Ga- 
briel Emerich  und  Anton  Drugeth  Schutz- 


a)  isHegii  ignaxdque  Jiomine»,  €fuihus  aUena  virttiä  oneri  tt  es- 
^ylumnia  virtutu  odio  geniia^  mag-n9  quaevtui  »emptrjuiu^*     Jo- 


TlUl* 


—    6i7     — 

lind  Trotzhündniss  vrider  Aufruhrer  utid  Be- 
fehder geschlossen');     das   blieb   den  Wiener 
Herren  nicht  unbekannt;    die  Kirchengütc^  dev 
Coloczer   Erzbislhumes   waren   ih  Ferndi*s:  6e* 
walt,  um  den  Erzbischof  Franciscun  Fran^ 
gepani  zu  entschädigen,  hatte  ihn  Ferdinand 
zum  Verweser  des  Erlauer  Bisthumes  ernannt; 
aber  die  Güter  desselben  waren  durch  des 'Kö- 
nigs stillschweigende  Zulassung  von  Fer^nyi 
in   Besitz   genommen;    daher  auch  Fl^ang^- 
p  a  n  i  sein  bitlerer  Feind ;    während  d^s  Deut-^ 
ftchen  Schandzuges  war  sein  erstgeborneV  Sohn[ 
Franz  aus  Solejman\s  Bothmässigkeit  ent-^ 
fuhrt  und  glücklich  nach  Siebenbürgen  gebracht 
worden;    darunter   mussten   nach  der  Wiener 
Hofherren  verkehrter  Ansicht  wichtigere  Dinge' 
verborgen  liegen.     Jetzt  beschuldigte  ihn  der 
Bericht  aus  dem  Festher  Kriegsrathe  der  Wi- 
derspänstigkeit   und   der  Verrätherey;    hiermit 
war  ihnen  Alles  aufgeklärt,  und  Ferdinand^ 
nachdem  er  ihnen  Verstand  und  Willen  gefan- 
gen gegeben  hatte  ^),   musste  auf  ihre  Angabe 
glauben,    Peter   Percnyi   strebe   nach    der 
Königswürde    und   sey    nicht   mehr   weit   von 
diesem  Ziele. 

Auf  königlichen  Befehl  nahm  ihn  zu  Gran 
der  Burghauptmann  Martin  Liskanrin  Yer- 
haft.  Jakob  von  Medici  führte  ihn  als' 
Staatsgefangenen  mit  achtungsvoller  Behandlung 
nach  Wien;  und  ohne  Gehör  oder  Vertheidi- 
gung  ihm  zu  bewilligen,  sandte  ihn  Ferdi- 
nand nach  Neustadt  in   dasselbe   Gefangniss^ 


ä)  Korachich  Ind.  Tract.  Fubl.  No*  ]io3.     ()  ^yAdeo  pro^ 
nU  €t  Muspicacibua  ad  i^  Ferdinandi  auribus  y    ui   nuum   vera 
jylehiaiaque  de  Familiaribus  minime  crederet^   genio  dceepfun  JaUa 
^yde  alieni»  liheniUtimt  ad  animum  iraAMmiilerei.**     J  o  vi U4. 


» 


—    6iö     — 

in  welchem  der  standhafte  FranzDubÄ  seine 
Tage  beschlossen  hatte.  Dorl  sass  Ferenyi 
durc)i  sieben  Jahre,  ohne  andern  Trost,  als 
wekhen  die  Bibel  ihm  gab,  deren  Geschichten 
er  in  Ungrische  Verse  brachte  ■).  Alle  Ver- 
wendungen einzelner  Magnaten  und  ganzer 
lleichsversammlungen  für  seine  Befreyung  wa- 
ren vergeblich;  die  nächsten  Folgen  dieses  kö- 
niglichen Gewaltstreiches  waren,  dass  gleich 
bey  Ferenyi's  Gefangnehmung  zwölftausend 
Mann  Ungri^cher  lleiterey,  die  Deutschen  ver- 
fluchend^ von  Gran  abzogen^);  dass  Alexius 
Thurzo,  Ferdinand's  Statthalter  in  Un- 
garn, mit  Ferenyi  verschwägert,  dem  Kö- 
nige den  Dienst  aufkündigte  ^);  dass  der  Ere- 
mit Martinuzzi  in  seinem  Glauben,  Fer- 
dinand werde  sich  durch  solche  Machthand- 
lungen  eben  so  wenig  bey  den  Ungern,  ak 
durch  solche  Heerfahrten  ge<;en  S  o  1  e  j  m  an 
behaupten )  verstärkt  wurde  und  auf  seine  Kio- 


h 


a)  Wetzprämy  Biograph.  MedJcor.  T.  TV.  p.  555.       h)  Bis 
ieiher   Paulu»   Jovius    Lib.  XUI.    p.  4i5  —  438.    und  oadi 
ihm  lathuanffy    Lib.  XV.    p.  i53 — 167.        c)  Hier  seine  ce- 
rechten   und   «len   hö^eii   Geist    des  Frrdinandischen  Hof^i  offen- 
barenden Bew^'ggrüiide :     ,,  Greivfn  cum*  ei  a::xü'iateM  m^a»  capli- 
jyvifaf  J),  Pen^nyi  non  mödiocriier  aiixii.  —  i^f'^uaijuam   mihi  1u- 
yjum    exintimOy    inier  lalea  principum   con^mlioren    versari,      Ferri 
^J'or^ilan  res  poM«e1 ,    si  iecle  ittia  ptvccJert^nl  ;     verum  eo  proceMe- 
y^runl  maligni  et  e/fronle»  homine* ,   ut  palatn  ^  extra  eonsilium ,  » 
f^mensa ,    et   alii«  colloquiis  ejiismodi  tyrannica  tUcfre  non  verean- 
y,tur,^^     Alezii    Thurzo    hpistul.    ad  'J  hom.  Nadasd.    de  13. 
Noveinbr.    i.S42..ap.    J^a^ner   Analect.    Scepns.     P.    1\\   p.  85. 
Thnrzo,    von  Österreichischer  Ahkunrt  war  nichts    weniger  alt 
fanatiacher  Unger;    warum   erwog  der  Übermut Jiige  Verfasser  des 
Manch   Herma'on    (Statistisrhe    Anfklarunpen    Band  I.)    der- 
gleichen Geschichten  nicht  vorher,  bevor  vr  über  die  bedrängten 
Uiigern  ausriet':     ^.mnlunt  contumaciam  ettm  p:rnicie^  quam  olme^ 
^,quium  cum  securitatc  .'**     Die  Sendung  der   fvatzianer,    Ro- 
geudorif^r,    Felsser   n.  .-..    als  Übcrbef«hUhaher  Über  Un- 
goni;    und  die  Einkerkerung    der  Pekry    und    Heren  vi    ohne 
UrthrH  nnd  Kecht  war<;n  doch    wahrJicli"  keine  Üewcggründe  su 
obsequiia  cum  tecuritiite. 


—    6i9    — 

gebungen  Isabelli^  TOn  dem ,  am  Festtage26.  Juliu», 
Anna  gesclilossenen  Frieden*)^  keine  Bedin- 
gung desselben  erfüllend,  zurücktrat;  die  blei-» 
bende  und  vieljäbriges  Unheil  erzeugende,  daas 
auch  vieler  gutgesinnten  Ungern  Vertrauen,  An- 
liängliclikeit,  Achtung  und  Liebe  gegen  den  ' 
irregeleiteten  König  zu  erlöschen  begann. 

Noch  war  es  dieser  Gefühle  Begeisterung, 
was  sie  auf  dem  Fresburger  Landtag«  zu  Aller-  1.  Noubr 
heiligen    in    der   Freude    über   Ferdinand'» 
persönliche   Anwesenheit    bestimmte,    dass  sie  ^ 
ihm  auch  für  das  nächstfolgende  Jahr  eine  Ab- 
gabe von  zwey  Ducaten,  den  einen  zur  Reichs- 
verwaltung im  Innern,  den  andern  als  Bubsidie        ' 
für  den   nächsten  Feldzug,    bewilligten;  /dazu 
Stellung  des  sechs  und  dreyssigsten  Mannes  als 
Reiter   und  persönliche  Heerfolge  der  Magna- 
ten und  der  Adelsgesammtheit  zusicherten,  mit 
der   ausdrücklichen,    leider  fruchtlosen,    Ver- 
warnung,   dass    der  Feldzug   nicht   wieder  zu 
spät  eröffnet  werde  **),    Dass  von  jeher  die  Ge- 
schichten  der  Völker   und  Reiche  den  wenig- 
stea  Fürsten  zur  Quelle  der  Belehrung  gedient 
haben,  beurkunden  ihre  missrathenen  Entwürfe 
und  unüberlegten  V^'^agnisse;    von  ihrer  Fertig- 
keit,   auch   ihrer   eigenen  Erfahrungen  schnell 
zu   vergessen,    gab     Ferdinand    auffallende 
Beysplele.      Ungeachtet  der  bedeutenden  Ver- 
warnung,   womit   ihn   die  Stände  zu  Fresburg 
von   seinem    Glauben   an   das   Deutsche   Reich 
zurückführen  wollten ,    sass   er   wieder    durch 
vier  Monalhe  auf  dem  Reichstage  zu  Nürnberg  /.  C.15- 
und  eben  so  lange  zu  Prag,  überall  Hülfe  wi-^^^"*)! 

a)  Liter.  Isabell.  Regin.  de  26.  Julii  i543.  Mp.  Dogiel  T.  I. 
n.  i4^.  6)  Ferdinand,  lieg.  I.  Decret.  VI.  Corp.  Jur.  Uung. 
T.  1.  p.  377. 


020       

der   die   Osmanen   yerlan(;end.      Dort   wurden 
ihm    durch   Mehrheit    der   Stimmen    Fussvolk 
zwanzigtausend,  Reiterey  viertausend  Mann  yer- 
heissen  *);   aber  kaum  ein  Viertel  gesandt;    mit 
dera,   was  die  Böhmen  an  Mannschaft   gestellt 
1. /unlus.  hatten,    kam  er  zu  spät;     denn   schon  Freytag 
nach  Petrpnilla    stand   S  o  1  e  j  m  a  n ,     aufuefor- 
dert  wider  Osterreich,   von  dem^  Franken  Kö- 
nige  Franz,    mit   starker   Heermacht  zu  Se* 
mendria,  und  noch  vor  dessen  Ankunft  hatten 
Ulman-Beg,     Murath    und   Kassen  in 
Slawonien  einiger  festen  Burgen  sich  bemäch- 
tiget, und  den  unverbesserlichen  Strassenräuber 
Ladislaw    More    aus    Rahocza    vertrieben. 
Dem,  allgemeiner  Vertilgung  würdigen  Flücht- 
ling  r^cumte    dessen    edlerer   Verwandte    Ste- 
phan Losontz   seine  Burg  N^na   am   Fasse 
des  Matra  -  Gebirges  ein ,  wo  er  sich  ruhig  ver- 
halten   sollte.     Doch   kühner  als  jemahls  trieb 
er  von   dort   aus    wider  Ungern    und   Osmanen 
das  Raubgewerb,    bis  Bali-Pascha  von  Ofen 
wider  ihn  auszog,  die  Burg  erstürmte,  ihn  mit 
seinen    Söhnen   gefangen   nahm   und   in  Ketten 
nach   Constantinopel    sandte,    wo    sie    und  der 
Vater    für  Krleichlerung    ihres    Schicksals  mit 
dem  Munde  das  Chrislenthum  abschworen,  wel- 
ches sie    nie   gekannt,    durch  Frevellhalen  seit 
langer  Zeit  schon  geschändet  halten  ^'). 

Inzwischen  hatten  Ulman-Beg,  Mu- 
rath und  Achmet  auf  grosslieriliclien  Be- 
fehl die  Burg  Valpo  unweit  des  rechten  Drawe- 
Üfers  eingeschlossen.  Ihr  Besitzer  Terenvi 
sass  zuKeustadt  im  Gefängnisse,  ausser  Stande 


a)  Neue  Samml.  der Rcicli&absch.  TIi.  II.  p.  484.     6>  Ittliu- 
inffy  Lib.  XV.  p.  i6<j  tqq. 


—     6ai     -— 

für  de%  wiclitij^'en  Platzes  Erhaltung  zu  sorgen. 
Der  Graner  Erzbiscliof  Faulus  "VVarday  an 
Thurzo's  Stelle  zum  Statthalter  des  Aeiches 
ernannt,  konnte. kleinen  Beystand  senden;   den-  - 
noch   leisteten   Perenyi's   Gemahlinn,    Clarai 
Szekely  von  Ormozd  und  der  Burghauptmaiin 
Archo   dem  Feinde   durch  mehrere  Wochen 
den  beherztesten  Widerstand.    Als  aber  am  Vor-  •• 
abende  Joannis  Sole  j man  selbst  vor  dcv  Bttrg23.  Juniu 
sich  lagerte  y  und  Ergebung  forderte  y  da  nahm 
die  Besatzung  den  Befehlshaber  ge&iigen   und 
überlieferte  ihn,  mit  ihm  devxPlalz  dem  Feinde  ^). 
Nun  setzte  S  o  1  e  j  m  a  n  übet  die  Drawe ;   voraus   ' 
zogMurath  yorSikl6s,  welthes  zweyküiidert 
edle  Ungern   in  Perönyi's   Diensten ^ tapfer         , 
yertheidigten,  doch'  endlich  der  Übermacht  un-** 
terliegen  und  unbedingt  sich  ergeben  musstcn; 
Der  grausame   Sieger  liess :  sie^bey  dem^Aus^ 
zuge  insgesammt  niederhauen'^'  üfti  durch  diess     ^ 
blutige  Beyspiel .  in  den  Yertheidigern  anderer 
Plätze  den  Muih  zum  Widerstände   zu  erstic- 
ken^).     Bey  Fünfkirchen   that  diess  sogleich 
seine  Wirkung;    die  Besatzung  bestand  aus  tau- 
send Mann  Fussvolk,  eben  soviel  Reiterey,  un-^ 
ter  Befehl  des   Lucas  Szekely,    welchei>.  in  •»•'*•* 
seinen   eigenen  Geldgeschäften,    nicht  achtend 
der  Pflicht  gegen  das  Vaterland,  zu  Grätz  yer-s- 
weilte.      Bevor   noch   die   feindlichen   Haufeli 
den   Thoren    der   Stadt   sich  genähert-  hatten, 
entflohen   die  Burghauptleute  Valentip   Mä.t 
yar   und    Matthias   Allya;    ihnen  folgten 
ranz    Bocskay,     Sebastian    Polany,    . 
Stephan  Bänffy  und  Melchior  Castel- 

a)  Joann.  Martin.  Stella  £p.I.  ad  Fratret  ap.  SeAwandi- 
ner  T.  I.  p.  604.  PauiusJoviQt  Lib.  XLIII»  p.476.  ()  Fau^ 
lua  Joyiua  1.  c  p.  477.    Stella  1.  o.  -1 


622       

Idnffy  mit  der  Besatzung;  eben  so  die  ver- 
mögendem Bürger y  zuletzt  auch  der  von  allen 
yerlassane  Bischof  Stänislaus  Yarally.    Am 

20.  JuUu*.  Frey  tage  vor  Jakobi  zog  S  o  1  e  j  m  a  n  in  die 
Stadt)'  und  weihete  für  hundert  drey*  und  vier- 
zig Jahre  die  prächtige  Sanct  Peterskirche  zur 
Moschee  *). 

16.  JuUuM.  Vier  Tage  vo Aer  hatte  der  Reichs  -  Pri- 

mas «nd  Statthalter  Trost-  und  Mahnbriefe 
ausgesandt,  welche  des  Königs  Ankunft  mit 
beträchtlichem  Heero  in  den  ersten  Tagen  nach 
Petri  Ketten fejer  versprachen ,  bis  dahin  den 
Ungrischen  Magnaten  und  Edelleuten  mit  ih- 
rem WafFenvolke  Neitra  und  Raab  zu  Sammel- 
lätzen anwiesen;  in  letzterer  Stadt. hatte  Phi- 
ipp  Tornielli  bereits  siebentausend  Mann 
Italer  und  Deutsche ,  welche  nach  dem  Pes- 
ther Zuge  in  Ungarn  zurückgeblieben  waren , 
gesammelt«  Aber  schneller  als  JFardinand's 
geschäftige  Sorgfalt  entwarf  und  vollzog  So- 
le j  man 's  rasche  Entschlossenheit;    am  Fest- 

22. /u^iu«.  tag  Magdalena  zog  er  in  Ofen  ein;  vier  und 
zwanzig  tausend  Tataren  streiften  verheerend  ge- 
gen  Raab,    Weszprim,    Stuhlweissenburg  mn, 

24.  JuUu§,  und  Dinstag  darauf  begann  von  drey  Seiten  der 
Graner  Stadt  und  Burg  Belagerung.  Burghaupt* 
mann  war  der  Spanier  Martin  Liskani^ 
NeiFe  des  bey  Kaschau  erschlagenen  Thoma^ 
seinem  Oheime  an  Tapferkeit  und  an  Habsudit 
gleich,  geschmückt  mit  der  goldenen  Kette, 
welche  er  dem  Peter  Per^nyi  bey  dessen 
Verhaftung  unbefugt  vom  Halse  gerissen  hatte. 
Franz  Salamanca   sollte   die  untere  Stadt 


fi 


■  a)  If  thuanffy  Lib.  XV.  p*  i6i.  StBnislal  Bpiat.  QEc- 
des.  £pitt.  ad  Thom.  Nadaid.  de  aS.  Julii  ap.  Pmy  Spccim. 
Hierarch.  F.  I.  p.  a6a. 


—    623     — 

heliauplen,  sor}»te  jedoch  bald  £iir  aeine -eigene 
Sicherheit  in  der  Burg.  Als  Hauptleute  dien- 
ten Alexius  Nardo,  Vinzenz  Matriciy 
Tristan  Vierthaler^  Johann  Blarao 
und  MichaelKegensbnrger.  Dier  Be-t 
Satzung,  in  allem  dreyzehnhundert  Mann ,  theils 
Italer,  theils  Deutsche,  war  zu  edelmiitlng^iii 
Widerstände  gestimmt ,  zam  Kampfe  um  Sieg 
oder  Tod  entschlossen.*  fan  wüthenden  .AuM». 
falle  erlegtenNardoundRegensburger  fünf-« 
hundert'  Moslemer  und.  den ^ Ferser  InLraaiOJft^ 
Befehlshaber  der  feindlichen  Flotte.  Dev:64unii 
an  Christiyerklärungsfeste  kostete  den  VtindS.jiugu§f. 
drey tausend  Mann^  und  dien  Sangiak  you  Se-^ 
lymbria  Ali-;Beg  Baltaogli.  Mehrere  Auf^ 
forderun^en  zur  Übergabe^  Von  Yerheissungen 
und  Drohungen  unterstützt^'  wurden  redlicher 
und  beherzter  Ton  der  Besatzung,'  als  von  den 
Befehlshabern  zurückgewiesen. '  Nachdem  aber 
der  j^ewandfestc  Feldzeugmeister,  Caiabresef 
von  Herkunft,  entlaufen  war,  und  auf' dessen 
Rath  Achmet  von  der  Gran  gegenüber  lie^ 
genden  Insel  den  Wasserthurm  durch  anhal- 
tend heftiges  Feuern  schon  stark  beschädiget 
hatte,  da  sank  den  Belagerten  der  Muth,  da 
erlosch  den  Befehlshabern  in  der  Sorge  für 
gesammelten  Raub  der  Glaube  an  des  Platzes 
längere  Haltbarkeit.  i      \ 

Ohne  Wissen  der  Hauptleute  und  der  Mabn«^ 
scfaaft  schlich  Franz  Salamanca  sich  hinaus 
zu  Achmet,  und  both  gegen  freyen  Abzug 
mit  Habe  und  Gut  des  Platzes'  Räumung  an. 
Achmet  behielt  den  Yerräther  über  Nacht  bey 
sich,  sandte  am  folgenden  Morgen  den  Sicher^ iO*^ugu9 
heitsbrief  auf  die  Burg  mit  Salamanca's 
schriftlicher  Mahnung,   zum  Zeichen  ^er  Un« 


—    624    — 

terwerfung  die  Schlüssel  unrerziiglicli  zu  über- 
senden. In  grösster  Unordnung,  in  Verwii^ 
rung  der  Scham  und  der  Verzweiflung  werden 
sogleich  AVachen  und  Mauern  von  ihren  Yer- 
theidigern  verlassen,  jeden  drängt  nur  die  Sor- 
ge, was  und  wie  viel  er  von  dem  Gepäcke 
mit  nehmen  könne.  Eben  so  ungestüm  drin- 
gen die  Janitscharen  ein  und  helssen  jene  nacb 
Ablegung  der  Waffen  abziehen.  Vor  dem  Thon 
werden  ihnen  auch  Pinzer,  Hamischje,  Helma 
abgenommen.  VonLiskani  erbittet  sich  Ha* 
ly-Aga  Ferenyi's  goldene  Kette  zu  freund" 
licheim  Andenken,  gleich  darauf  vier  stattlicha 
Pferde,  deren  Sättel  der  Spanier  mit  Ducatea 
angefüllt  hatte.  Ungern  lässt  er  den  schwerai 
Raub  -  und  Nothschatz  fahren ;  aber  bedeutsam 
räth  ihm  der  Moslemer,  sich  der  unnützen 
Thiere  zu  entledigen,  da  er  mit  seinen  Ge- 
fährten zu  Schiü'e  weggefülirt  werden  solL 
Liskani  muss  Alles  hingeben,  mit  den  übri- 
gen sich  einschiffen,  bey  Farkany  am  linken 
Ufer  aussteiften,  zu  Fasse  nach  Fresburv  wan- 
dern  und  mit  Salamanca,  Matrici,  Nardo 
und  Vier  thaler  auf  Köni<>lichen  Befehl  Ver- 
hör und  Urtheilsspruch  im  Gefängnisse  abwar- 
ten "").  Also  gerieth  die  erzblschüfliclie  Stadt 
Gran  am  Festtage  des  heili({en  Laurentius  un* 
ter  der  Osmanen  Bothmäs^i^keit  und  trus  das 
harte  Joch  durch  zwev  und  fünfzig  Jahre. 

Dotis,  klein  zwar,  doch  fest,  prächtig, 
und  leicht  zu  vertheidi^^en,  unterwarf  sich  die- 
sem  Joche  nach  der  ersten  Aufforderung.  Die 
abziehende  Besatzung  wurde  mit  seidenen  Klei- 


a)  Paolos  Joriot  Lib.  XLIII.  p.  477  sqq.  Stella  sp. 
Schwandtner  T.  I«  p.  Ü09  sqq.  nach  bejdca  Isthuanffj  Lib- 
XV.  p.  iG3. 


—    625     — . 

ern  besclienkt,  der  Platz  ohne  Schonung  der 
.uni^lichen  Pracht «^ebäude,  als  unMrichtiv  zer-  . 
tört;  der  feige  Burghauptmann  aber,  Hanni- 
•  al  Tasso,  ausser  der  Gefahr  gewalliger  Held, 
.nd  wenn  kein  Donnerwetter  tobte,  kühner 
Gotteslästerer,  auf  Befehl  seines  Feldobersten 
Tornielli  enthauptet  *).  Am  vierten  Taijei3.^a^M«f. 
ach  Grans  Verlust,  walzte  sich  der  Sturm  über 
ie  heilige  Kronungs-  und  Begrabniss- Stadt  der 
Iten  Könige;  durch  zM'anzig  Tage  wurde  er 
on  ihr  abgehalten,  durch  die  unermüdete  An- 
trengung,  womit  die  Befehlshaber  Octavian 
icruzado,  Carl  Rossi,  Oscasalli,  Domi- 
licus  Tornielli,  Georg  Warkptsch  und 
iire  Mannschaft  die  Vorstadt  vor  dem  Ofener 
7hore  vertheldigten.  Am  Johannis  Enthaup- 29.  ^u^u^f. 
Lingstage  geboth  Sole  j  man,  an  der  Zeiten 
(edeutung  glaubend ,  Erstürmung  des  der  Lage 
ach  leicht  zu  bezwingenden  Platzes.  Von 
rühem  Morgen  an  bis  Abend  wird  auf  der 
flauer  gefochten.  Frauen  und  Mönche  kämp- 
ea  und  morden  an  der  Seite  Italischer  Sald- 
ier, die  Feinde  werden  mit  grossem  Verluste 
urückveschla^en.  Unter  verstärkten  An^^rilFen 
[er  foli^enden  Tajje  unterliesjt  endlich  die  aus- 
iauerndeste  Tapferkeit  der  Übermacht.  Carl 
iecco,  Scruzado,  Tornielli,  War- 
.  o  t  s  c  h ,  E  T  a  s  m  u  s  Würzburger  fallen ; 
(eglerbcg  Achmet  ist  am  Kgldi-Tage  Meis-  i- s^^piir, 
er  der  Vorstadt;  Dinstag  darauf  Solejman^.  Scptbr. 
iurch  der  Bürger  zaghafte  Übergabe  für  sicli 
ind  seine  Nachfolger  auf  hundert  fünf  und 
ierzig  Jahre  Herr  der  Stuhlweissenburger  Stadt. 
)ie  wackere  Besatzung   liess    er  unter  sicixerm 


a)  Paulus  Joviut  L  c.  p.  439.    Stella  I.  c.  p.  6]5. 
VI.  Thpil.  4o 


—    626    — 

Geleit  des  Omar-Aga  bis  an  das  künigViclie 
Gebieth  abfilhren;  den  lliclxter,  die  Rathmäti- 
ner  und  die  Bürjjer,  "welche  ihm  noch  vor  der 
Belagerung  die  Überlieferung  der  Stadt  ver- 
sichert halten,  jene  zur  Strafe  ihres  frühem 
Abfalles  von  Isabella,  diese  zur  BestrafuD<; 
der  Treulosigkeit  sjeijcm  ihren  König,  theil^ 
hinrichten,  theils  nach  Ofen  und  Belgrad  ia 
Gefangenschaft  abführen. 

Hiermit  endigte  er  seinen  diessjährigen 
Feldzug.  Vor  Antritt  d^s  Rückmarsches  er- 
nannte er  den  Ilussain  für  Gran,  den  Bali- 
Beg  für  Sluhlweissenburg  zu  Fasclien;  deo 
Mohammed  Jahi-Ogli  zum  Beglerbeg  von 
Ofen  und  ganz  Ungarn,  AVahrend  dieser  Be- 
lagerungen standen  die  Herren  Niklas  Zriny^ 
Andreas  Bathory,  zwey  Horvathe,  beyde 
Bertalaii  genannt,  Peter  Bakicsh,  Paul 
llattkay,  Niklas  Katlcsh  und  Franz 
Kapolnay  an  der  Spitze  ihrer  Reiterey  ia 
imablä.ssigem  Kampfe  mil  den  Tatarischen  Slreif- 
horden,  welche  Verstärkung  und  Entsatz  der 
belaj'erten  Städte  unmöglich  machten.  Zrinv 
schlug  sie  am  Somlyo- Berge,  wo  ihrer  drey- 
tausend  niedergehauen,  er  sell).st  aber  verwun- 
det und  dadurch  in  Verfoliiunix  seines  Siemes 
aufgehalten  wurde:  Iv  a  p  o  l  n  a  v  vollbrachte  an 
ilinen  am  Ausihisse  des  Silio-AVassers  aus  dem 
Blatten -See  seine  letzte  "NVairenthat;  er  bUeb 
auf  dem  Schlachtfelde  ''). 
8— I4.5<'pi.  Jetzt  erst,  nach  Abziii^e  des  Feindes  zwi- 

schen Maria  Geburt  und  Kreuzerhühung  kam 
der  König  von  Ungarn   aus  Böhmen   zu  seines 

o)  Paulus  Jovius  Lib.  XLlü.  p.  ^90.  Stella  I.  c.  p. 
Ciö.  Jsthuaurfy  Lib.  X.  \u  167.  Anonymi  JExcidium  Al- 
bae  Renalis  ap.  KuLuchUh  6S.  i\i:^I.  T.  I.  p. '69  s(|q. 


—     627     — 

landes  Beschirmung  nach  Fresburg.     Vor  sei- 
er   Ankunft    standen    achttausend    Ungern   in 
VafFen  aus  den  nördlichen  Gespanschaften  da- 
sibst  ihn  erwartend,  yief  tausend  Italer  zu  Fusse^ 
on  Paulus  dem  III.  ausgerüstet,  waren  zuge- 
Dgen ,    achttausend    Deutsche    Lanzenknechte, 
veanzig    tausend    Mann   Böhmen   und   Mährer 
»Igten  ihm.     Mit  dieser  Macht  wollte  er  wie- 
ererobern,    was   durch  Versaumniss   der  Zeit, 
n  Mangel  des  Vertrauens  auf  der  Ungern  Wil- 
m    und  Kraft,     in    trieglicher  Rechnung    auf 
Lswärtigen   Beystand   verloren  gegangen   war: 
>er   anhaltende   kalte  Platzregen  machten  der    ' 
[annschaft   den  Stand   im  Lager   unerträglich; 
n  reissender  Sturmwind   zerriss   die   Schilfs- 
rücke,  und  bevor  sie  wieder  geschla|ren  wurde, 
erlangten  die  Böhmen  und  Mährer  Entlassung, 
)r^vendend,   der  Feind  sey  aus  Ungarn  abge- 
>gen,  sey  fern  von  ihres  Landes  Gränzen,  zu 
5ren  Vertheidigung   allein  sie    sich   für   ver- 
lichtet hielten.     Gegen  Ferdinand's  Vor- 
ellungen,    Bitten,    Befehle,    beriefen  sie  .sich 
if  ihre  wohlhergebrachten  Rechte  und  Frey- 
iiten,    beharrten    auf  ihrem    Verlangen,    die 
eimkehr    musste    ihnen    gewähret,    die  Italer 
id  das  Reichsvolk  konnten  noch  weniger  ge- 
ilten  werden  *).     In   seiner  Angst   und  Noth 
hrieb  er  vor  seiner  Abreise  nach  Wien  einen 
indtag  nach  Neu -Sohl  aus,    wo   diess  Mahll9..Voi/ii 
T  Ungern  Slarkmuth  im  Unglücke   und  ho- 
ir  Nationalsinn   im  hellsten   Lichte  sich  of- 
abarte. 

Da  war  kein  Bischof,   welcher  durch  der 


x)  Stella  I.  c.  p.  Gio.     Sebastian  Schä'rtlin'a  Lo* 
^beschreib.  S.  63. 

4o* 


—    03ü     — 

Jäheit  und  Wolilfahrt  kann  uns  niclit  anders 
„als  zu  unser m  {gnädigen  Wohlgefallen  gerei- 
yyclien/^  Wahrlich,  unhedachtsam  und  blind 
hätten  sie  in  den  Tag  hinein  leben  müsseiii 
wenn  diesen  Augenblick  der  Betrag  ihrer  jähr- 
lichen, fruchtlos  gebliebenen  Subsidien,  ihrer 
Güter  Verfall  und  Verlust  unter  des  Feindes 
immer  siegender  Walfengewalt,  ilirer  vorzüg- 
lichen Städte  Ofen  9  resth,  Watzen^  Eszek, 
Fünf kirchen ,  Gran,  Stuhlweissenburg  trauriger 
Untergang  ihrem  Gedächtnisse  entfallen  wäre; 
wenn  sie  seiner  beständigen  Abwesenheit  aus 
dem  Reiche,  seiner  falschen  Uoirnungen  auf 
Deutsche  Reichshülfe,  seiner  Versäumnisse  der 
zum  Handeln  günstigsten  Zeitpuncte;  ihrer  be- 
währten Kriegsmänner  Pekry  und  Perenyi 
ohne  Schuld,  Verhör,  rechtliches  Erkenntniss 
im  Gefängnisse;  und  seiner  unfähigen  Oberbe- 
fehlshaber Katzianer,  Felsser,  Ro^jen- 
dorffer,  Churfürst  Joachim  und  der  Acht- 
znänner  vergessen  sollten. 

An  das,  was  weiter  folgte,  mochten  sie 
nicht  mehr  glauben*  „Nächsldcm  wollen  %vir 
„euch  nicht  verhehlen,"  —  so  lassen  den  edeln 
König  seine  Wiener  Hofherren  nach  ihren  Ab- 
sichten fortfahren;  „dass,  wie  wir  bisher  nur 
„getrachtet  haben,  das  bedrängte  Reich,  dessen 
„getreue  Unterlhanen  und  Reichs.sassen  den 
„Klauen  der  Türken  zu  entreissen,  sie  aucli 
„bejr  dauej'hafteni  Frieden  zu  beschützen,  in 
„ungestörter  Ruhe  zu  erhallen,  also  auch  un- 
„ser  gegenw^ärtiges  Bestreben  lediirlich  dahin 
„gerichtet  sey,  und  wir  mit  aller  Arbeit,  3lühe 
„und  Nachtwachen  nichts  Anderes  erzielen  wol- 
„len,  als  was  zu  Ungarns  Befreyung  und  un- 
„serer    treuen    Unterlhanen    Schulz    gereichen 


Landherren  insgesammt ,  Mann  für  Mann,  auf- 
sitzen, ihm,  nach  ihrer  Väter  rühmlicher  Weise, 
Lleerfo]ge  leisten,  und  in  diesem  erwünschtea 
L'^alle,  ausser  den  sechs  Heitern,  noch  für  je- 
den zehnten  Bauernhot:  zwey  Mann  zu  Fusse 
mit  Büchsen  und  andern  Waffen  aufstellen  **). 
Die  Verordnungen  wurden  von  dem  Wesz- 
primer  Bischof  jMartinus  von  Kechet, 
über  das  Kirchenwesen ,  Zeitendrang  und  ei- 
gentliche Nolh  des  Vaterlandes  sehr  aufgeklär- 
tem Manne;  von  den  Herren  Franz  Nyary 
von  Bedegh,  Uonter  Obergespane;  Georg 
llakoczy  Thuroczer,  und  Martin  Ber- 
thol d  y  Saroser  Vice  -  Gespanen  dem  Könige 
zii  Prag  zur  Bestäligimj^  vorgelegt.  Weniger 
in  Überzeugung  von  der  "Wahrheit,  als  in  der 
Absicht  sein  Vertrauen  zu  gewinnen,  dankten 
ihm  die  Stände  in  ihrer  Zuschrift  einhällig  für 
die  ahrem  von  allen  Seiten  bedräni^ten  Reiche 
in  ihrer  äussersten  Noth  geleistete  Hülfe;  aber 
nicht  erwehren  konnlön  sie  sich  der  unange- 
nehmsten und  wehmülhigsten  Gefühle,  als  sie 
in  seinem  Bestäligungshriefe,  an  dem  er  M'ahr* 
scheinlich,  ausser  seinem  Nahmen,  keinen  M'ei- 
lern  Antheil  halte,  lasen:  „dass  ihr  einsehet, ;/^.  C.  1544 
„mit  welchem  Fleisse,  unermüdcter  Sorgfalt* 
„und  väterlicher  Liehe  wir  seit  Anfang  unserer 
„lleüierunir  für  Ungarns  Beschirmun«;  und  eure 
„Krhaltunsi  "esorüt,  Avelche  ungeheure  Sum- 
,,nien,  grosse  Gefahren  und  unermessliche 
„Arbeilen  es  uns  liekoslet  habe;  diess  euer 
„Zeu^niss  von  unsern  häufigen  und  mannichfal- 
„tigen  Anstrengungen  für  des  Reiches  Sicher- 


«)Fcrdinancli    Reg.    Dccret.  VII.  Aiücüü  VII   lU  XXV. 
Corp.  Jur,   Jlu'f^,  T«   1.   p«   3ä4> 


—     652     — 

Kaiser  Ctrl  eröfFnet,  blieb  bis  Freyta^  vor 
Joannis  versammelt.  Nach  yiermonathlichem 
Streif  bewilligten  die  Stände  eine  Geldhülfe 
zur  Unterhaltung  eines  Heeres  von  viertausend 
Mann  zu  Pferde ,  vier  und  zwanzig  tausend  Mann 
zu  Fuss,  wovon  der  Kaiser  einen  Theil  sei- 
nem Bruder  zur  Heerfahrt  wider  die  Osmanen 
überlassen  sollte.  Weil  aber  dieses  Geld  nickt 
anders  als  langsam  eingetrieben  werden  konnte, 
so  sollte  durch  das  ganze  Reich  täglich  Mit- 
tags die  Bethglocke  geläutet  werden,  um  christ- 
liches Volk  zum  Gebethe  um  Abwendung  der 
Türkenno th  zu  mahnen  ^). 

Inzwischen  hatte  Ferdinand  in  seinem 
Reiche  neuen  Verlust  erlitten;  mancher  Ung- 
rische  und  Croatische  Magnat  durch  Thaten 
gezeigt,  wie  viel  geschehen  könnte  unter  per- 
sönlicher Anführung  eines  Königs,  welcher  dem 
Un wischen  Volke  Vertrauen,  und  uanz  ihm 
angehören  wollte.  In  der  Nograder  Gespan- 
schaft im  fruchtbaren  Thale  der  Jenoer  Berge 
liegt  das  Dorf  Gross  -  Oro^izi ,  einst  AVohnsiiz 
der  königlichen  Orozen,  (Trabanten,  Thürhü- 
ter,)  darum  damahls  von  allen  andern  Lasten 
befreyeter  ansehnlicher  Marktflecken.  ^ach 
Ofens  Eroberung  erbolhen  sich  die  Einwohner 
den  Osmanen  zu  freywllllijer  Unterwerfung  und 
sicherten  sich  dadurch  auf  einige  Zeit  vor  Raub 
und  Bedrückung.  Diess  bewog  viele  Mohllia- 
bende  Familien  bey  ihnen  sich  niederzulassen^ 
und  in  kurzem  scliien  Gross- Oro.szi  an  Ein- 
wohnerzahl und  AVolilsiand  eine  bedeutende 
Stadt.     Noch  war  der  Donaustrom  mit  Eis  be- 


a)  Neue  Samml.    des  Deutsch,  llei  rlisab  tnli.  ThI.  U. 
S.  497.     Sebastian  Scliärtliut  Lcbciisbc&chrcib.  S.  71. 


—     655     — 

leckt,  als  jetzt  einige  Rotten  aus  Gran  den 
Jrt  überfielen 9  plünderten,  die  Einwohner  theils 
ödteten,  theils  gefangen  wegführten.  Sie  wa- 
*en  nur  der  Yortrab  des  Machthaufens,  wel- 
chen Hussaiu-Fascha  von  Gran  in  Yerbin- 
luDg  mit  dem  Beglerbeg  IMohammed  Jahi- 
Dgli  in  des  Frühlings  ersten  Tagen  zur  Be- 
lagerung der  Yisegrader  Burg  ausführte.  Die 
Besatzung  war  schwach,  bey  der  Höhe  und 
Festigkeit  des  Platzes  untefr  dem  beherzten  und 
virachsamen  Befehlshaber  Peter  Amade  keine 
stärkere  nothwendig;  aber  ihr  ganzes  Heil  hing 
(Ton  der  Behauptung  des  Wasserthurmes  ab. 
Bevor  noch  die  untere  Festung  überwältiget 
waTy  meldete  Amade  die  Gefahr  an  Philipp 
Tornielli  in  Komorn  und  an  den  Staatsrath 
in  Wien;  doch  nirgendher  kam  Entsatz.  Yon 
Sran  bis  Komorn  waren  beyde  Donaüüfer  von 
iem  Feinde  besetzt;  Tornielli,  selbst  he-* 
drohet,  konnte  nicht,  die  Wiener,  in  voreili- 
ger Furcht  und  Angst  mit  Befestigung  ihrer 
Stadt  beschäftiget,  wollten'  nicht  helfen«  Das 
untere  Yise^^rud  musste  endlich  der  Gewalt  des 
Feindes  sich  ergeben.  So  lange  die  hohe  Fel- 
senburg keinen  Mangel  an  Wasser  litt,  war 
keine  Macht  im  Stande,  sie  zu  bezwingen,  so 
reiclilich  hatte  sich  Amade  mit  allen  andern 
Bedürfnissen  versorgt,  so  thätig  alle  Anstren- 
gung der  Belagerer  im  Stürmen,  Beschiessen 
und  Minengraben  vereitelt;  nachdem  aber  auch 
der  Wasserlhurm  gesprengt  und  genommen,  die 
Cisternen  erschöpft,  alle  Weinkeller  geleeret 
waren,  und  die  treue  Ungrische  Mannschaft 
schon  durch  vier  Tage  mit  beyspielloser  Ge- 
duld des  Durstes  Qualen  erduldet  hatte,  ixher-voriO.May 
gab  Amade  gegen  freyen  Abzug  und  Sicher- 


—    634    — 

helt  des  Lebens  die  Biirv.  Trotz  allem  Yer- 
botlie  und  Widerslande  des  Beglerbeg's,  wurde 
die  Besatzuni;  bey  dem  Auszuge  von  Janitscha- 
ren  bis  auf  den  letzten  Mann  niedergehauen; 
zu  kühnem  Ausfälle  und  mörderischem  Kampfe 
um  ihres  Lebens  Preis  war  sie  schon  zu  sehr 
erschöpft.  Den  edeln  Befehlshaber  achtend, 
entriss  Mohammed  den  treulosen  Mordern  mit 
Gewalt.  Hiermit  war  S  o  1  e  j  m  a  n  Herr  der 
Donau  bis  Komorn^  welches  Tornielli  nun 
schon  durch  zwey  Jalire  zu  unbezwinglichem 
Waff'enplatze  befestigte  '). 

Die  Ermordung  der  Helden  auf  Yisegrad 
ersclireckte  die  Nograder  Besatzung  so  gewal- 
tig, dass  sie  bey  der  ersten  Kunde  von  des 
Feindes  Anzug,  die  Flucht  ergrilF,  und  die 
leere  Burg,  welche  der  Watzner  Bischof  von 
Aussen  stark  befestiget,  im  Innern  durch  die 
Kunst  des  Baumeisters  Jakob  von  Traw  in 
ein  Frachtschloss  verwandelt  hatte,  dien  Bar- 
baren überliess.  In  der  Entfernung  von  sieben 
Meilen,  von  gleichem  Schreck  ergriÜ'en,  wähn- 
ten die  Gebrüder  Taul  und  Ambros  Dancza 
auf  llatvan,  Mohammed  stehe  schon  vor  den 
Thoren;  eiligst  steckten  sie  Burg  und  Jlarkt- 
ilecken  in  Brand  und  lliicliteten  sich  nach  Er- 
lau,  welches  in  Ferenyi's  Besitz,  von  ihm 
gut  versorgt  und  von  seinem  Burghauptmann 
Thomas  "NVarkotsch  wacker  verlheidigt, 
Schutz  und  Sicherheit  gewahrte.  Moham- 
med kam  noch  zu  rechter  Zeit,  die  Feuers- 
brunst  zu  löschen,  erkannte  die  AVichtigkeil 
des  rialzes,  liess  was  verwüstet  war,  wieder 
herstellen  und  die  Burg  starker  befestigen;    da- 


a)  Stella  p.  EpiitoL  IV.  de  lo.  Maji.  i544.  1.  c. 


—     035     — 

rch  war  das  Pesiher  Gebieth  get^^en  Streife- 
ren  aus  Erlau  gesicliert.  Um  ähnlichen  Schulz 
:h  den  Stuhl weis.senburger  und  Fünfkirchner 
zirken  gegen  AVeszprnn  und  Sümegh  hin  zu 
reiten  9  setzte  er  bey  röldvär  über  die  Donau 
d  nahm  Simontornya,  Ozora,  jeden  haltbaren 
t  an  dcQ  Kaposer  Sümpfen  bis  Dübrökoz^ 
ne  AViderstand  zu  finden,  in  Besitz. 

Seine  Fortschritte  reitzten  auch  den  Bosner 
man-Beg  ±u  Unternehmungen.  Mit  dem. 
Tczegowiner  Sangiak  Melek  vereinigt,  ging 
über  die  Sawc,  schloss  Kralowa,  Welika  ein^ 
d  verlangte  von  Mohammed  eilic^e  Unter* 
itzung  mit  Janitscharen.  Bey  ihrer  Ankunft 
r  Ulman-Beg  schon  im  Besitze  der  festen 
irg,  denn  das  dahin  geflüchtete  zahlreichere 
ndvolk  hatte  die  schwächere  Besatzung  über- 
Itiget  und  den  Platz  übergeben;  den  Yer- 
hern  war,  ohne  Schonung  eines  einzigen,  zu 
rechter  Strafe  Tod;  dem  pflichttreuen  Waf- 
ivolke  für  Lösegeld  Freyheit  geworden.  Wei- 
'  hinauf  unterwarf  sich  Ulman-Beg  der 
dddier  Ilerrscliaft  und  Burg  Moszlovina 
Ions  Claudius),  bedrohete  Ivanicsh,  Tsasma^ 
•mbro,  und  schlug  des  Niklas  Zriny, 
lul  llattkay,  Stephan  Dcrsffy,  Franz 
ihy  und  des  Kärnthner  Feldhauplmannes 
;org  Bilden  stein  vereinigte  Haufen  bey 
elnicz  in  die  Flucht,  nicht  ohne  eigenen 
>ssen  Verlust,  der  iliu  zum  Rückzuge  he- 
mmte. Glücklicher  war  der  llonter  Ober- 
>pan  Franz  N  y  a  r  y  auf  dem  Felde  bey 
dka,  wo  er  mit  jNIelchior  Balassa,  Ber- 
lin Ilorvath  nnd  Lorenz  Zoltay  über 
issain-Beg,  auf  dessen  Rückzuge  von  Le- 
icz  nach  Gran  den  vollkommensten  Sieg  er- 


—     656     — 

f oclit.  U  u  8  s  a  1  a  selbst  wurde  von  Z  o  1 1  a  v 
erleijt,  seine  Heilerey  versprengt;  und  von  den 
Janilscharen  kamen  die  wenigsten  nacH  Gran 
zurück  *). 

x.JuUun—  Diess  Alles  hatte   sich  zugetragen,    bevor 

^'*"^'*ö"*'noch  Ferdinand  von  Speyer  nach  Trag,  von 
dort  nach  Wien  zuriickjiekommen  war.  Carl 
drang  nach  geendigtem  Reichstage  mit  funfzi»- 
tausend  Mann  in  Champagne  ein^  brauchte  dazu 
die  von  den  Rcichsständen  bewilligte  Geld- 
nüire  ungethellt  und  vertröstete  seinen  Bruder 
auf  baldii^e  Beendi<;un<:  des  Krie^^es  mit  Köniif 
Franz^  worauf  er  an  der  Heerfahrt  wider  den 
Gross -Sultan  persönlich  Theil  zu  nehmen  ver- 
sprach; und  diess  auch  Ungarns  Ständen  durch 
Brief  und  Bothschaft  versicherte.  Dafür  ber 
6.  Juhii9.  zeugten  sie  Sonntag  nach  Maria  Heimsuchung, 
zu  Sajo-Szent-Peter  in  der  Borsoder  Gespan- 
schaft versammelt,  ihm  sowohl  als  dem  Kö- 
nige ihren  innigsten  Dank;  bathen  aber  letz- 
tern zus^leich  um  Gottes  Willen,  den  Neu-Soh- 
1er  Verordnunsjen  "emäss,  ohne  län<jern  Verzug 
einen  General- Capllan  für  ihre  Gegend  zu  er- 
nennen, welcher  bey  ihnen  verbleibe,  sie  un- 
ter sein  Panier  versammle  und  zu  des  Landes 
Vertheidiüunu  dem  Feind  entijeijen  führe.  Eben 
daselbst  beschlossen  sie:,  dass,  da  Erlau,  als 
die  einzli^e  Vormauer  für  die  nordlichen  Ge- 
spanschaflen  mit  aller  möglichen  Anstrengung 
erhallen  werden  müsse,  alle  Anweisungen,  Ver- 
schreibungen  und  Anmassungen  der  Erlaucr  Ein- 
künfte und  Zehenten  aufhören,  diese  unge- 
schmälilert  den  königlichen  Beamten  Matthias 
Brodericsh  und  JoannZölessy  abgeliefert, 


a)  IithuÄnffy.  Lib.  XVI.  p.  iG8. 


—    657    — 

5ur  BefeMigung  und  Verpflejjung  der  Erlauer 
Bur^  verwendet  Averden  sollen.  Die  Herren^ 
Franz  I3ebek,  Emericli  und  Sigmund 
Balassa,  die  Abgeordneten  der  Herren  Cas- 
par Draj^ffy,  Caspar  Sercdy,  Michael 
Bidy,  der  Ürujjetlier  von  Ilomonna,  des 
Franz  Dobo  und  Caspar  II orväth,  sogar 
des  Grosswardeincr  Bischofs  Martinuzzi, 
leisteten  im  Nahmen  ihrer  Sender  auf  ihren 
A.ntheil  Verzicht^  und  erbothen  sich  aufzusitzen 
»rider  jedermann,  der  auf  seinen  Yerschreibun- 
gen  oder  Anmassungen  bestehen  wollte.  Sio 
verordneten  eine  allgemeine  Zählung  und  Rüs- 
tung ihrer  waflenfahi^en  Bauern,  Herren  und 
Unterlhanen  sollten  sich  in  Bereitschaft  setzen^ 
auf  des  General  -  Capitans  erste  Mahnung  un- 
ter seiner  Anfiihruns;  auszuziehen.  Über  diess 
sollte  der  Künii;  ehestens  Ta«{  und  Ort  be- 
stimmen,  wo  sämmtliche  Stände  des  Landes 
diess-  und  jenseits  der  Theiss,  auch  die  Sie- 
benbürger  zusammen  treten  könnten^  um  bey 
drängender  Gefahr  über  kräftige  Massregeln  und 
Anstalten  sich  zu  vereinigen').  Zriny's.  und 
Bilden  stein 'S  Niederlage  bey  Szelnicz  setzte 
sogar  die  verarmten  Agramer  Domherrn  in  pa- 
triotische Thätiiilveit.  Zum  Schutze  Slawoniens 
und  Croatiens  unternahmen  sie  auf  ihre  Kosten 
den  Bau  der  Festung;  Sissek  auf  den  Ruinen 
der  alten  Stadt  Siscia  am  Zusammenliusse  der 
Kulpa  und  der  Sawe.  Dazu  wurden  der  Bau- 
meister Peter  von  Milano  und  die  Maurer 
aus  Italien  berufen.  Simon  Erdody's  Nach- 
folger,   Nicolaus  Olahy^    edelgesinnter  und 


a)  Articuli  CoiiTcntut  in  Sa jo-Sssent* P^ter  ap.  Au- 
taehich  Suppl.  ad  Vett,  Com.  T.  IlL  p.  186  §*ni. 


—    638    — 

gelehrter  Mann,  würdiger  Blscliof ,  durch.  Ge- 
schlecht und  Geist  mit  dem  Könige  Matlhia.« 
verwandt,  unterstützte  nach  Mass  seiner  Kräfte 
das  Werk  ■).  So  war  in  dieser  Zelt  des  Un"- 
rischen  Volkes  Stimmung,  deren  Benutzung 
der  König,  verwickelt  in  seines  Hofes  Ratli- 
schlage,  immerfort  vernachlässigte. 

Noch  bereitwilliger  zu  Opfern,    und  ent- 
schlossener zum  Handeln  offenbarte   sich  jene 
im  nächsten  Jahre  auf  dem  Tyrnau6r  Landtage. 
24. i\r«v(r. Montag   vor   Catharinä   hatte   ihn   Ferdinand 
zu  Maria  Lichtmesse    ausgeschrieben;     in  dem 
offenen  Briefe  seine  Arbeiten,  Anstrengungen, 
beschwerliche  Reisen,    ungeheure   Kosten   an- 
gerühmet;     den    zu    Crespy   vollzogenen   Fric- 
I8.5c7»f(r.  densschluss   zwischen  Kaiser  Carl    und   König 
Franz  gemeldet,    dass   ersterer   die   Heerfahrt 
wider  den  Erbfeind  in  Terson  anführen,   letz- 
terer   eine    Anzahl    Hülfsvölker    dazu     senden 
werde,  HoHnung  gegeben;    und  sowohl  zu  dem 
Landlage,    als  auch  zu  dem  allgemeinen  Feld- 
zuge seine   eigene   persünliche  Gegenwart  ver- 
sprochen^).    Von  so  herrlichen  Vcrheissunifen 
/.C.  1S45.  und  Aussichten   begeistert,    versammelten  sich 
2.  Febn  giände  und  3Iachlboihen  zu  Tyrnau  in  grosser 
Anzahl,    von    palrioiiscliem    Sinne    belebt  und 
mit  tröstenden  Erwarluntren  erfüllt;    doch  wur- 
den  diese  gleich  anfaniillch   durch  des  Küniüs 
Abwesenheit  merklich  herabgestimmt,  jener  tief 
gekränkt.     Dennoch  wurden  sämmiliche  Präla- 
ten,   Barone,    Magnaten,    Landherren,    Grund- 
sassen bey  Strafe  des  Hochverrathes  verpflich- 
tet,   in  Ferson   mit  dem  Kaiser   und   mit  dem 


a)  Kerchelich  Hiaf*  Eccics.  Zagrabicns.  p.  326.     i)  Fer- 
dinand! !•  Liter.  Regal,  op.  jL^vachu-h  Vestig.  Comit.  ]>.  6G5. 


-    639    - 

nige  auszuziehen ,  von  zehn  Bauerhöfen  £i- 
i  vollsländij^  gerüsteten  Reiter  mitzubringen; 

rfandgluubiger  auf  Gütern,  Prälaten  und 
ündner  Zehenten  beziehend,  angehalten,  von 
em  hundert  Goldgulden  ihrer  Einkünfte  fünf; 
rrer  der  Berg-  und  Freystädte,  der  Markt* 
ken  Bereghszasz,  Szulös,  Saros-Patak  und 
lieber  Ortschaften  nach  demselben  Verhält- 
(6  zwey  Reiter  zu  unterhalten.  AVer  bey 
steruDg  der  3Iannschaft  den  Reiter  eines  An- 
n  als  den  Seinigen  hingestellt  hätte,  und 
$en  überführt  würde,  sollte  so  wie  der  Be- 
.stiger  dieses  Betruges  enthauptet  werden. 
I  Gespanschaften  wurde  aufgetragen,  für 
diliche  Zufuhr  der  Lebensmittel  in  des  Kai- 
\  und  des  Königs  Lager  zu  sorgen;  den 
irleulen  bey  Hin  -  und  Rückfahrt  Alauth 
r  Dreyssigst  abzufordern  bey  Verlust  des 
Lithreclites  verbotlien;  Raub  an  der  Fracht 
er  Weges  oder  im  Lager  begangen,  mit 
hauptung  bedrohet.  Wie  die  Stände  jetzt 
on  von  des  '\>'iener  Hofes  Regierung  und 
L  dem  regierten  Könige  .dachten,  zeigt  die 
'Ordnung,  welcher  zufolge  Hauptleute,  Ober- 
.  Vicegespane  verantwortlich  gemacht  wur- 
,  wenn  sie  den  allgemeinen  ]\eu- Sohler 
.  diesen  Tyrnauer  Reichsgeselzen  widerspre- 
nde  Briefe  des  Königs  oder  seines  Statthai- 

vollzögen  *). 

Der  König  sass  mit  so  oft  getäuschter, 
h  immer  noch  starker,  kindlich-  treuher- 
jr  Zuversicht  auf  dem  Reichstage  zu  Worms, 

Deutsche    Uülfe    gegen    Türkennolh    an- 


Ferilinandi   Decret.  VIII.  art.  V— XXVII.  XXVin  — 
I.  XXXIII.    Corp,  Jur,  Hang,  T.  I.  p.  Sqo. 


—    64o    — 

haltend,  eigener  und  einheimischer  Kraft  miss- 
trauend ;     dorthin   wurden   ihm    die    Tyrnauer 

:iO. -^pr»7.  Reichsverordnungen  zur  Besläligung  gesandt, 
und  von  dort  aus  liess  er  den  Ständen  bloss 
durch  ein  Kanzelleyschreiben  versichernd  ant- 
-worten,  er  habe  ihre  Beschlüsse  wohlgefälL'j; 
vernommen y  einige  nach  Erforderniss  der  Ge- 
rechtigkeit und  der  Majestät  verändert.  Seine 
Anträge  auf  Reichshiilfe  wider  die  Türken  wur- 
den zu  Worms  mit  beherztem  Widerspruche 
zurückgewiesen.  Der  Kaiser  lag  in  Niederlan- 
den an  der  Fussgicht  krank ,  die  wenigsten 
Stände  M'aren  in  Tcrson  erschienen,  ihre  an- 
wesenden Gewaltbothen  M'ollten  keinen  Auf- 
schub der  Verhandlungen  über  llefornialion  und 
Einigung  im  Kirchenwesen  gestatten,  den  Er- 
folg der  Trienter  Kirchenversammlung  nicht 
abwarten;  wie  dieser  auch  seyn  möchte,  sie 
würden  iiin  weder  anerkennen,  noch  anneh- 
men; unabliängig  von  irgend  einer  päpstlichen 
Synode  müssle  vorher  den  Gemülhern  ihr  Recbt| 
dem  Gewissen  seine  Freylieit,  den  Deutschen 
Völkern  kirchlicher  und  slaatsbürgerlicher  Frie- 
de zugesichert  werden,  dann  könnte  erst  über 
den  auswarli^en  Krieij  wider  die  Ungläubigen 
berathschlaiit   werden.     So   wurde    durch  drev 

IG.  May>  IMonalhe,  bis  zur  Ankunft  des  Kaisers,  Sonna- 
bend nach  Sophia,  gestritten. 

Es  war  ein  liTihcrcr,  ewiger,  heiliger  Wille, 
dass  das  grosse  "Werk  des  hierarchischen  Geis- 
tes in  Uni^arn  und  in  Deutschland,  trotz  mensch- 
lichem Widerstreben,  durch  zwey  biderer  und 
talentvoller  Regenten  politische  Fehlschritle 
selbst,  gedeihe  und  festgegründet  werde.  Wd 
in  Ungarn,  Siebenbürgen,  Slawonien,  Croatler. 
Solejman's  Fahne  wehte,  und  seine  Taschen 


I 


—    64i     — 

Tschten ,  dort  \v;aren  die  Anhänger  der  Leh- 
i  Luther's  und  Calyin's  in  der  Anj;ele- 
iheit  ihres  Gemüthes  und  Gewissens  vor  Yer- 
gungen  gesichert.  Durch  Ferdinand^« 
tilge  Abwesenheit  auf  Reichstagen,  durch 
Lerlassenen,  oder  mit  auswärtigen  Befehlsha* 
*n  misslungenen  Gebrauch  der  Ungrischen 
eitkräfte,  wurde  Solejman's  Machtumfang 
Reiche  immerfort  erweitert,  mit  diesem 
:K  der  Secten  Freyheit  und  Verbreitung  be- 
dert;  und  indem  auf  jedem  Reichstage  der 
nig  zur  Wiedereroberung  seines  in  Untfarn 
lisgegebenen  Gebiethes  um  Deutsche  Hülfe 
b  bewarb,  der  Kaiser,  durch  Aufforderun- 
I  an  die  Reichsfürsten  und  Stände  zum  Ileer- 
je  wider  den  Erbfeind  der  Christenheit,  ihre 
(merksamkeit  von  seinen  politischen  Bestre- 
ogen  abzulenken  suchte;  ward  ihnen  eben 
se  unablässig  vorgehaltene  Türkennoth  zum 
rksamsten  Mittel^  beyder  Monarchen  Nach- 
bigkeit  zu  erzwingen,  ihrer  i||andschaft 
chte  oder  Anmassungen  rettend  zu  erwei- 
n,  ihres  Gewissens,  Meinens,  Glaubens  Frey- 
X  zu  behaupten,  ihres  protestierenden  Kir- 
mwesens  Anhang  zu  vermehren,  zu  verstär- 
1  und  auszubilden. 

Bey  aller  Mässigung  und  Freundlichkeit, 
mit  der  Kaiser  jetzt  zu  AVorms  erscheinend 
1  Abgeordneten  der  protestantischen  Stände 
jegnete,  und  bey  der  seltenen  Geduld,  wo- 
t  er  noch  zwey  Monathe  lang  über  ihre 
rderungen  unterhandelte,  bewirkte  er  doch 
hts  weiter,  als  dass  sie  sich  einen  Aufschub 
r  kirchlichen  Angelegenheiten  auf  den  näch- 
n  Regensburger  Landtag  zu  drey  Könige  des 
•{enden  Jahres,    und  als  Vorbereitung  dazu, 

I.  ThcH.  4l 


—    64a     — 

wieder  em  tlieolo«;isclie^  Gespräch  am  Dm^tas« 
nach.  Andrea  gefallen  Hessen;  die  lleicksKuUe 
wider  die  Osmanen  wurde  standhaft  rerwei- 
gert  ').  Wahrscheinlich  rechnete  Carl  ausk 
für  die  Zukunft  nicht  sehr  fest  darauf,  danu 
wurde  er  mit  dem  Künii^e  einig,  eine  Sendai^ 
nach  Constantinopel  mit  Anträgen  zum  Frieda, 
oder  wenigstens  zu  längerer  WatFenruhe  zu  Te^ 
suchen.  Des  Kaisers  Geheimschreiber  Ger- 
hard Veltwvck  wurde  noch  ans  YTonb 
als  Cothschafter  abgeordnet. 

Um  diese  Zeit  war  von  Solejman  der 
Ofener  Defterdar  Ualul  nach  StuhlweLssenbui* 
beordert  worden,  mit  dem  Auftrage  den  Acii- 
met-Fascha,  welcher  einige  Kirchen  ausge- 
plündert, den  kostbaren  Raub  sich  an^^ee^^mt 
hatte,  abzusetzen,  und  was  in  christlichen  Got- 
teshäusern an  Gold.  Silber  und  Edelnestein  nodi 
übrijj  seyn  dürfte,  für  den  Grossherrlichen 
Schatz  elnzTiziehen.  Der  iJeflerdar  vollzo«'  dw 
Befehl  S(>  püinctlich  und  <treng,  dass  er  aucii 
nicht  Einen  Sarij  der  allen  Könige  lerschonte. 
Alle  wurden  aufgesprenül,  die  Leichname  der 
Kronen,  Zepter,  HaLskeiten,  Illn^e  und  andern 
Schmuckes  beraubt ;  doch  mit  den  Gebeinen 
kein  weiterer  Frevel  jjeiileben,  nur  Zapolva's 
Leichnam,  als  unwürdig  der  Rulies^tatte  unter 
rechtmäsM«;en  Königen,  wurde  aus  der  Gruf« 
j{eworfen,  und  dem  Dur«ermeisier  der  Stadt 
auf^'eiragen ,  ilin  ander^wu  zu  beerdigen  ^).  Da 
der  Gro<i*J  -  Suhan  seines  Ijeamten  Tliat  uns«- 
ahndet  liess,  <o  diente  auch  dles<,  Isabella's 
Glauben    an   Solejmans    redhche    Gesinnung 


o)  Xe-u'f    Samml.    d^r    7?<ric/x«ff?.«cÄ.     Thl,    IL    S.   5l8  ff-         ' 
Wolfgang  Bcthlen.  Lfb.  III.  p.  4i8. 


—    643    — 

ge^en  sie  und  ihren  Sohn  von  neuem  zu  er- 
schüttern. Theils  um  ihn  in  erhäuchelter 
Freundschaft  noch  eine  Weile  zu  erhalteui  theils 
um  gegen  mögliche  Angriffe  sich  in  guten  Yer- 
tlieidigungsstand  zu  setzen,  hielt  der  Eremit 
Martinuzzi  mit  den  der  Königinn  unterthä- 
tiigen  Ständen  am  Sonntage  nach  Fronleichnam  7.  /mh'»«. 
zu  Debreczen  einen  Tag,  welchen  auch  Land- 
herren aus Ferdinand's Reichsgehiethe ,  theils 
besuchten,  theils  herschickten.  Da  wurde  un- 
ter anderm  beschlossen,  den  jährlichen  Zins 
dem  Gross -Sultan  mit  den  gewöhnlichen  Ge- 
schenken an  die  Paschen  einzusenden ;  zugleich 
aber  allgemeine  Bewaffnung  yerordnet.  Mag- 
naten und  Landherren  sollten  yon  ihren  Un- 
terthanen  den  zwanzigsten  Mann,  Edelleute  von 
hundert  Ducaten  Einkünften  Einen  vollständig 
gerüsteten  Reiter  stellen;  dürftigere  von  zwan- 
zig Ducaten  jährlicher  Einnahme,  in  Person 
mit  Büchse,  Kugeln  und  Pulver  versehen,  noch 
ärmere  mit  Lanze,  Schild  und  Schwert  be- 
waffnet, dem  Heere  zuziehen.  Am  Schlüsse 
machte  sich  auch  die  Dehrecztsner  Versamm- 
lung anheischig,  bey  dem  Könige  um  P ere- 
il yi's,  bey  dem  Gross -Sultan  um  Török's 
und  Majläth's  Befrey ung  anzuhalten  *).  Lud- 
wig Fekry  war  seines  Gefängnisses  bereits 
entlassen,  imd  wieder  geachteter  Übergespan 
von  Lipt6,  auch  des  Königs  Oberster  Truch- 
sess. 

Durch  den  Graner  Erzbischof  und  Statt- 
halter Paulus  Warday  erhielt  Ferdinand 
die  Debreczener  Artikel  in  Worms ^  und  noch 


n)  Articiili  D.  D.  et  Nobil.  in  Comitiifl  Debrecsinent.  «p.Jr»- 
vachich  Supplem.  ad.  Vest.  Ckim.  T«  HI.  p.  191  aqq« 

4i» 


—    644    — 

von  dort  aus  liess  er  strenges  Yerbotli  durd 
das  Land  er^^ehen ,  dem  zw  Folge  ilim  unter- 
5.  Juliu9.  tliänige  Reiciissassen  in  Zukunft,  bey  schvrerer 
Ahndung,  des  Besuches  solcher  Versammlun- 
gen sich  enthalten  sollten  *)• 

Erst  nach  FetrI  Kettenfeyer  kam  er  nacl 
Wien   zurück,    reiste  sogleich  nach  Frag  und 

i7ijiugukt.eröffneXe  Montag  nach  Maria  Himmelfahn  den 
Böhmischen  Landtag,  auf  dem  er  mit  vieler  Ge- 
wandtheit durchsetzte,  was  er  schon  lange  im 

2.  Septlr.  Sinne  geführt  hatte.  ÜNlitlwoch  nach  Ejjidi 
brachte  er  die  Stände  dahin,  dass  sie  seine  über 
die  Wahl  vor  neunzehn  Jahren  ausgestellte  Ur- 
kunde aus  der  Landtafel  wegnahmen,  und  seine 
Gemahlinn  Anna  mit  ihren  ehelichen  Leibes- 
erl)en  als  rechte  Erhinn  und  Königinn  des  Böh- 
mischen Reiches  erkannten,  nach  dem  Hintriite 
derselben  ihn  als  ihren  König  und  Erben  an- 
zuerkennen versprachen ,  nur  nach  ErlüschuniL' 
seiner  «^esammten  Nachkommenschaft  das  Recht 
einen  König  zu  wählen  sich  vorbehielten,  und 
E  e  r  d  i  n  a  n  d'  s  Bescheinitjunj'  hierüber  in  die 
Landtafel  eintragen  Hessen.  Damit  war  auch 
seiner  letzlwilligen ,  vor  zwey  Jahren  aufge- 
setzten Verfügung  die  öirentliche  Gültigkeit  be- 
reitet; dieser  gemäss,  solhe  Böhmen  auf  sei- 
nen aheslen  Sohn  Maximilian,  und  wenn 
dieser  unbeerbt  abträte,  auf  den  nächsten  Sohn 
und  dessen  Nachkommenschaft,  endlich  aber 
auch  auf  die  männliclien  Nachkommen  seiner 
Tochter  Anna,  der  Gemahlinn  Herzogs  Alb- 
recht von  Bayern,  fallen  ^).  Solche  Erb- 
folge, in  erblichen  Reichen  schon  an  sich  Staats- 

o)  Liter.  Ferdiiiandi  Reg.  ad  Locumtenentem  etc.  ap.  AV 
vnchich  Supplem.  ad  Vest.  Comit.  T.  HL  p.  ig6.  b)  Goidait 
Commcnt.  de  K.  Boh.  Juribu«  T.  JI.  p.  538. 


—    645    — 

*eclit1ich,  musste  in  Böhmen  vrie  in  Ungarn, 
iTsprünglicIi  Erhreiclien,  erst  durch  mancher- 
ey  künstliche  Wendungen  und  Umwege  he- 
;ründet  werden;  Anschläge  der  Klugheit,  be- 
lutsam  ausgeführt,  mussten  endlich  dem  Rechte 
iber  die  Gewalt  aristokratischer  Anmassungen 
len  Sieg  erwerben. 

Zum  Feste  Maria  Empfängniss  war  Ger- 8.D#c6r. 
lard  Veltwyck  bereits  in  Wien  ■)  mit  dem 
Bericht  von  dem  Erfolge  seiner  Sendung.  Der 
ijrosS'Sultan  hatte  zu  Gewährung  längerer  Waf- 
!enruhe  sich  geneigt  erklärt;  der  Bothschafter 
sur  Beseitigung  mancherley  Beschwerden  und 
Forderungen  ein  anständiges  Ehrenge-*- 
(  c  h  e  n  k  ^  ) ,  welches  jährlich  im  Lenzmonathe 
lern  Grossherrn  überbracht  werden  sollte^  yer-;- 
»prochen.  Darüber  verlangte  der  Divan  des 
[Kaisers  und  des  Köni^^s  urkundliche  Versiehe- 
*ung,  zu  deren  Verschallung  Veltwyck  zu-»- 
:ückgekommen  war.  Ferdinand  genehmigte 
k-orläufjg  dessen  Anerbiethen;  wies  ihn  zu  wei- 
terer Verhandlung  der  Sache  an  den  Kaiser, 
ind  berief  Freytag  vor  Thomä  in  erfreulicher  18.  Dedr. 
\ussicht  auf  liuhc  in  Unjiarn  iu  Pauli  Bekeh- 
•ung  nach  Fresburg  den  Landlag  ''),  welchen 
jr  zu  einigem  Tröste  der  Uimern  in  Person 
sröfinete,  wofür  ihm  bey  aller  Anerkennung 
»einer  Verdienste,  mit  edler  Ehrerbiethigkcit 
lie  äussersle  Nolh  dns  Vaterlandes  aufjjedeckt,  /.  c.  1546. 
Lind  manche  heiLsamc  Wahrheit  freymüthig  vor-  """"'*' 
getragen  wurde.     Überhaupt  zeigen,    Ton  und 

a)  Am  5.  Decpmhr.  schrieb  er  noch  aus  Ofen  an  Thoma* 
Nadasdy.  Prny  Epist.  Procer.  P.  II.  p.  i4i.  b)  ,Jfoneh1um 
.^aliffuotl  honorariumipic  munut,  quolannis  menMe  Alariio  Ap/imaiio 
t,mii1emlum.**  Isthuänl'fy  Lib.  XVI.  p.  171.  r)  Fcrdin. 
Literne  Rf*ga].  ad  Ludov.  Fe]:ry  ap.  Koiachick  Veslig.  Cuiiiitiur. 
p.  668. 


—    646    — 

Inhalt  dfs  hier  in  sechzig;  Artikeln  Terfassten 
Reichs{;esetzes^  dass  das  Unglück  die  Ungern 
noch  nicht  gebeugt,  yielmehr  das  echte  GefüU 
der  Selbstachtung  stärker  in  ihnen  angereget, 
den  Sinn  für  Recht  und  Ordnung  mächtiger 
aufgeweckt,  sie  zu  richtigerer  Würdigung  des 
monarchischen  Königtliumes  hingeleitet,  nad 
dadurch  ihren  Übergang  von  zerrütteter  Volk- 
schaft  zu  wohlgeordneter  Nationalität  vorberci' 
tet  habe. 

Gleich  im  Anfange  priesen  sie  die  Klug- 
heit, womit  der  König  diess  Mahl  in  seinea 
schriftlichen  Anträgen  sowohl  seine  bisherigs 
Bemühungen,  Anstrengungen,  Opfer  und  An- 
stalten für  des  Reiches  Sicherheit  und  Wohl- 
fahrt; als  auch  die  Ursachen,  welche  den  Er- 
folg seiner  Sorgfalt  und  Thätigkeit  jedes  MiU 
yereitelten,  mit  Stillschweigen  überging;  diess 
entband  sie  der  unangenehmen  Mothwendigkeit, 
zu  ihrer  eigenen  Rechtfertijjunj;  ihm  sein  über- 
massiges  Vertrauen  auf  Deutsche  Hülfe  und  die 
von  ihm  gesandten  Oberbefehlshaber  Katzia- 
ner,  Felss,  Rogendorff,  Churfürst  Jo- 
achim, Liskani,  Salamanca  vorzurüc- 
ken: doch  nicht  enthalten  konnten  sie  sich 
der  Bemerkung,  dass  neben  dem  göttlichen 
Strafverhängniss  auch  wohl  seine  langwierige 
Abwesenheit  aus  dem  Reiche  ihnen  vieler  Lei- 
den Ouelle  geworden  ser.  Er  musste  verneh- 
men, dass  ihm  seit  kurzem  durch  des  Feindet 
leicht  erkämpfte  Siege  von  dem  Ungrischen 
Reiche  sehr  wenig  übriggeblieben,  auch  diess 
Wenige  mit  lediglich  einheimischen  Kräften 
^etzt  nicht  mehr  zu  behaupten  sey,  da  die  meis- 
ten Stände  und  Reichssassen  kaum  mehr  so 
viel,    als   des   täglichen  Lebens  Erhaltung  for- 


—     647     — 

derte,  besässen;  um  ihn  jedoch  zu  überzeugen, 
dass  die  Ungern  selbst  dann,  wenn  Alles  un- 
tergegangen und  verloren  scheinet,  zur  Yer- 
theidigung  des  Vaterlandes  gegen  auswärtige  und 
einheimische  Feinde  kein  Opfer  scheuen,  erbo- 
tlien  sie  sich  auf  Reminiscere  und  auf  Lauren- 
tii,  Jodes  Malil  zur  Abgabe  Eines  Ducaten  von 
jeder  Pforte  und  für  des  Königs  besondere  Be- 
dürfnisse nach  ihrer  Pfortenzahl  zu  zwanzig 
Silberpfennige  Nachschuss  aus  eichener  Börse. 
Besitzer  Eines  Freyhofes  sollten  fünfzig  Silber- 
pfennige, Stadt-  und  Landpfarrer  für  jeden 
verehlichten  Ffarrgenossen  Einen ,  und  wenn 
sieGrundeigenthum  besässen,  für  jeden  Hof  fünf- 
zig^ eben  so  viel  Capellaue  und  Altarpfründ- 
ser  von  ihren  Einkünften  entrichten ^  wodurcK 
dem  Könige  beträchtliche  Summen,  ohne  Be- 
«j^ünstigung  eingetrieben,  und  ohne  Unterschleif 
abgeführt,  einkommen  müssten* 

Auf  seine  wiederhohlte  Rüge  ihrer  innern 
Zwietracht  erwiederten  sie:  es  könnte  wohl 
niclits  dieselbe  wirksamer  aufheben,  Frieden 
und  Eintracht  herstellen,  die  Widerspänstigen 
und  Rebellen  bändigen,  sämmtliche  Stände  und 
lleichssassen  in  den  Schranken  der  FHicht  er- 
hallen ,  als  des  Königs  beständige  Anwesenheit 
im  Lande.  Ob<![leich  sie  demnach  den  lieilsa- 
men  Zweck  seiner  vielen  Reisen  nicht  bezwei-* 
lein,  vielmehr  glauben  sollten,  dass  er  sie  wirk- 
lich nur  zum  Besten  seiner  treuen  Ungern  un- 
ternähme, so  bathen  sie  ihn  dennoch  instän- 
digst, seine  Wachsamkeit  und  Thätigkeit  vor 
allem  dahin  zu  richten ,  wo  die  Gefahr  am  au-«, 
genscheinlichsten  droht;  mithin  wenn  auch 
nicht  anhaltend  9  wenigstens  durch  des  Jalires 
grössten  Theil^    nach  der  alten  Könige  rühm- 


—    648    — 

llcKer  Weise,  in  Ungarn  unter  seinen  Getreuen 
zu  verbleiben,    und  mit  dem  Beystande  seiner 

Eersönliclien  Gegenwart  sie  zu  beglücken.   Da- 
ey  -wiesen  sie  ihm  aucb.  sogleich,  einen  ange-  1 
messenen  Wirkungskreis  an:   Yertheidigung  der 
Gespanschaften  Neitra,    Hont,    Bars,    Nugrad, 
Weszprim,  Szalad,  Heyes  und  Sümegli;   mehr 
als  die  Uälfte   des  ihm  noch  übrigen  Landes, 
welche  der  Ofener  Beglerbeg  Jahi-Ogli  mehr- 
mahls  schon,  Feuer  und  Schwert^  drohend,  zur 
Unterwerfung  unter  Solejman's  Herrscfaafi 
aufgefordert  hatte;    ferner  Versorgung  undBe* 
schützung    der   wichtigen  Gränzplätzq   in   äi- 
wonien  und  Croatien  wider  der  Osmanen  fort- 
währende Anfälle.     Auch  in   Ungarn    müssten 
die  wichtigen  Burgen  und  Festungen ,  im  west- 
lichen Gebiethe,   Dombo,   Kapos,    Ujvar,  So- 
mogyyur,  Kuk,  Szigeth,  Tiliany,  Csesznekund 
Sanct  Martinsburg;   im  östlichen  Sa^^li,  Fasztu, 
Dregely,    Szecseny,    Buj^k,   Lewencz   und  Er- 
lau,  ohne  des  Königs  eiligste  Hülfe  und  kräf- 
tige Vorkehrungen  ehestens  verloren  gehen,  an 
deren  Erhaltung  aber  dem  Könige  der  Unjjern 
doch   mehr,    als  an  Deutschlandes    kirchliclien 
Sireitigkeilen  gelegen  seyn  sollte  *). 

27. J^ebr*  Sonnabend   vor   Exsurge    bestätigte  Fer- 

dinand das  Reichs  -  Beeret  urkundlich,  und 
21.  Marx,  am  Sonntage  Reminiscere  war  er  schon  wieder 
in  Wien,  wo  er  den  Ständen  Croatiens  und 
Slawoniens  einen  Ta^;  auf  Ouasimodo^eniti  nach 
Agram  ausschrieb,  auch  Üngri.sche  Magnaten» 
unter  andern   den  Lyptuer  Obergespan,    Lud- 


a)  Ferdinandi    Decret.  IX.    art.  I.    IL   IV  — VIII.   XVIU. 
XL.  XLII  —  XLV*      Cot-p,  Juri»  Hun^*  T.  1.  p.  5'JQ  sqij. 


-    649    - 

wig  Pekry,  dahin  beschied  *),    um  über  die 
nöiliigen  Anstalten    zur  Beschirmung  der  Pro- 
vinz zu  berathschlagen   und   die  gefassten  Be- 
schlüsse  zu  vollziehen.     Am   Sonnabende  vorio.  ^pn7. 
Judica   fand  Kaiser  Carl  noch   niemanden  zu 
llegensburg  als  seinen  Bruder  Ferdinand;  zu 
Speyer  hatte   er   in  einer .  Zusammenkunft  mit 
Philipp,  Landgrafen  von  Ues.«fen,   sich  ver- 
geblich bemühet,  ihn  zu  persönlicher  Erschei- 
nung auf  dem   Reichstage   zu   bewegen;    auch 
seiner  besondern  Einladungen   des  Churfürsten 
Johann    Friedrich    von  , Sachsen    wurde 
nicht  geachtet.    Unterdessen  war  auch  Martin 
LiUther  Donnerstag  vor  Septuagesima  zu  Eis-  18.  i^«&r. 
leben  durch  den   Tod   dem  .Kampfplatze   ent- 
nommen  worden,    und   dem   Kaiser,   welcher 
den  hingeschiedenen   Mann   für   den  Urheber 
das   Werkes   hielt,    zu    dessen  Beginn    er  nur 
"Werkzeug  war,    wollte  es  nun  leichter  schei- 
nen,    die    getrennten   Parteyen    zu    vereinigen. 
Ex  liess   daher  ein  neues  Ausschreiben  in  das 
Reich    ergehen    mit    bittern    Kla^^en    über    die 
fruchtlose  Zerreissung  des  letzten  theologischen 
Gespräches,  und  mit  den  nachdrücklichsten  Er- 
mahnungen an  die  Fürsten,  sich  jetzt  in  Person 
auf' den  Reichstag  einzustellen;    aber  von  den 
protestierenden  Fürsten  kam,    ausser  Morits 
von  Sachsen,  Erich  von  Calenberg,   Johann 
von  Cüstrin   und   Albrecht   von   Culmbach, 
niemand;    die  übrigen  sandten  nur  Abgeord- 
nete ohne  hinlängliche  Vollmachten,  denn  die 
Schmalkader  Bundesgenossen  hatten  schon  vor- 
her beschlossen,  sich  wider  die  Vollstreckung 


h)  Ferdinandi   Literac  Regal,   ad  Ludor.  F^ry  ap.  A'ova* 
chich  VcAtig*  Comit.  p.  670* 


—    65o    — 

aller  kalserliclien  Verordaungen  mit  Gewalt  zu 
verllieidigen. 

Die  Kinwirkungen  dieses  Beschlusses  yer- 
riethen  sich  bald  nach  Eröffnung  des  Reicks- 
5. /uRiiM.  tages  am  Sonnabende  vor  Exaudi  durch  die 
Forderungen  der  Gesandten  und  durch  ihre  ent- 
schiedene Weigerung  von  der  zu  Trient  ver- 
sammelten General 'Synode  Kenntniss  zu  neh- 
men, oder  sie  zu  beschicken.  Der  völlig  frucht- 
lose Ausgang  des  Reichstages  Hess  sich  nichl 
mehr  bezweifeln;  der  Kaiser  betrachtete  das 
Wegbleiben  der  luirsten  als  trotzende  Verach- 
tung des  kaiserlichen  Ansehens,  beschloss  nua- 
mehr"" Gewalt  zu  brauchen,  den  Schmalkalder 
Bund  zu  zerstören,  die  vornehmsten  Bundes- 
glieder  zu  überwältigen,  und  nach  hergestell- 
ter Ruhe  das  Deutsche  Kirchenwesen  nach  dem 
Guiachten  massig  gesinnter  Männer  einzurich- 
ten,   wozu  ihm  Ferdinand   ihalige   Mitwir- 

iUJuniu*.  kung  versprach.  Schon  Freylag  vor  dem  Piing<Jt- 
feste    sandle    er    sämmlliche   Uauptleute    seines 

17. /a/i*M«.  Gefülltes  auf  Werbun«»  aus;  und  Donnerstag 
nach  dem  Feste  erklärie  er  in  oilenem  Briefe,  er 
habe  beschlossen,  "vvider  die  Fürsten  des  Schmal- 
kalder Bundes  zu  den  AVaüen  zu  greifen,  nicht 
ihres  Eifers  wegen  für  das  protestierende  R'ir- 
qhenwesen;  sondern  M'eil  sie  sich  als  ungehor- 
same Slörer  des  gemeinen  Friedens  und  Rech- 
tes betrügen,  unerlaubte  Zusammenkünfte  an- 
stelleten,  unter  dem  Scheine  der  llelii»ion  ihre 
Hintersassen  unlerdrücivten,  der  Kirchengüler 
sich  widerrechtlich  anmassten,  der  kaiserlichen 
Majestät  verachtenden  Trotz  zu  biethen  sich 
erfrechelen,  und  mit  auswärtigen  Fürsten  ■ari- 
der das  lleichsüherliaupi  sich  verbänden.  Thi- 
lipp  von  Hessen  und  Johann  Friedrich  von 


—    65i    — 

:)achseii  beschuldigten  in  der  Antveort  den  Kai-  15.  Julia«, 
(er,  dass  er  der  Stände  Freyheit  unterdrückte, 
hr  Widerstand  gerecht  und  durch   die  Reli- 
gion geheiligt  sey  ■). 

Frey  tag  nach  Apostel  theilung  fertigte  er  in  16.  JuUut. 
leinem  und  Ferdinand' s  Nahmen  Gerhard 
Veit  Wyk  nach  Constantinopel  ab  mit  Voll- 
machten, den  Waffenstillstand  abzuschliessen. 
\n  demselben  Tage  vereinigte  sich  Landgraf 
Philipp  bey  Meiningen  mit  dem  Churfür- 
Uen  Johann  Friedrich  zum  gemeinschaft- 
lichen Ueerzuge  durch  Franken  und  Schwaben 
nach  der  Donau,  und  Dinstag  darauf  erklärte  20. /u/iu« . 
Carl,  noch  immer  zu  Regensburg  in  öffent- 
licher Urkunde  beyde  Fürsten,  als  Ungehor- 
!(ame,  Untreue,  Pflicht- und  Eidbrüchige,  Re- 
bellen, Aufrührer,  Verächter  und  Verletzer  der 
kaiserlichen  Hoheit  und  Majestät,  und  als  Ver- 
brecher des  gemeinen  Landfriedens  in  die 
Reichsacht;  sprach  ihre  Unterthanen  yon  Eid 
und  Treue  los,  und  bedrohete  ihre  Anhänger 
und  Unterstützer  mit  gleicher  Strafe  ^).  Wie 
nun  die  Bundesfürsten  an  der  Spitze  von  funf- 
zigtausend  Mann  zögerten ,  den  weit  schwächern 
Kaiser  bey  Landshut  anzugreifen;  warum  Land- 
graf Philipp  „den  Fuchs  nicht  beissen  wollte, 
„alle  Furthen  und  Graben  ihm  zu  tief  und  die 
Moräste  zu  breit  waren  ^);^*  wie  die  Bundes- 
häupter selbst  in  nichts  sich  einigen  konnten, 
und  Carl  über  Neuburg,  Donauwerth,  Höch- 
städt,    Dilingen,   Lauingen,   GundelJingen  ero- 


a)  Sleidinus  Lib.  XVII.  p.  275  aqq«  Seckendorf  Lib. 
III.  p.  57o  sqq.  SohSrtlin't  Lebensbeachr.  5.  84  (T.  b)  Dio 
heftige  AchUerklärung  steht  bey  Hortleder,  Ilcichshandhin- 
gca  von  den  Ursachen  und  der  Rechtniäss.  des  Deutsch.  Krieges 
Thi.U.  B.IIL  S.5l2fi'.    r)  Sohärtlin'«  Lcbenabetchr.  S.  102. 


—    652    — 

bernd  fortrückte;  Augsburg  und  Ulm  bedco- 
hete;  die  Verbundenen,  ohne  zu  einem  Tref- 
fen gefordert  zu  werden,  immer  weiter  zurück- 
drängte; wie  Herzog  Moritz  von  Sachsen, 
im  Bündnisse  mit  dem  Kaiser,  das  Churfür- 
stenlhum  Sachsen  einnahm;  diess  Alles  wird 
in  den  Geschichten  der  Deutschen  erzählet; 
nur  was  Ungern  dabey  thaten,  gehört  hierher. 
Niklas  Graf  von  Salm,  in  Ungarn  schon 
lange  grundsässig  und  gesetzlich  eingebürgert, 
warb  auf  Ferdinand' s  Geheiss  für  Sold  und 
Beute  Ungrische  Reiterey.  Dazu  stellten  sich 
bey  Tyrnau  Franz  Nyiry  mit  seinem  Bru- 
der Lorenz,  Paul  Sarkany,  Joseph 
Kabay,  Lukas  Faraossy,  Johann  Pe- 
tho  von  Gerse,  Peter  Erdody,  Petcr's 
Sohn,  Bertalan  Horyäth,  Feter  ßakicshy 
Franz  Zay,  Sebastian  Bornemiszsza  und 
Franz  Gettey,  jeder  mit  einem  Reiierlrupp, 
insi^esammt  eilf  hundert  funfzii^  INlann  unter 
JV  y  a  r  y\s  oberster  Feldhauptmannscliaft.  Nach 
1.  Octohr.  empfangenem  Solde   zogen    sie  nach  Frag  dem 

Könige   zu.     Dort   hatte   Ferdinand    schon 

^ 

29.  Julius,  Dinstag  nach  Jakobi  auf  dem  Landtage  alljje- 
meines  Aufgeboth  der  Buhmischen  Landmacht 
.verordnet,  und  Herrn  Sebastian  von  >Vcil- 
mühl  zum  obersten  Befehlshaber  derselben 
erwühlet.  Seit  sieben  und  achtzig;  Jaliren  be- 
Stand  zwischen  Böhmens  Landständen  und  dem 
Cluirfürsten  von  Sachsen  ein  Vertrag,  Kraft 
dessen  sich  jene  aller  Feindseligkeiten  gegen 
diese  und  ihr  Land  enthalten  sollten.  Fer- 
dinand erklärte  durch  den  kaiserlichen  Acht- 
brief den  Vertrag  für  aufgehoben,  und  verboth 


a)  Schärtlin'B  Lelcnsbcdchr.  S.  117.  laS  iT. 


—     653     — 

e  Zuruhr  nach  Sachsen,  den  WaiFendienst 
1  Churfürstlichen  Heere  bey  Todesstrafe.  Zu 
eicher  Zeit  aber  kamen  von  Philipp  und23.>fi^rt. 
3hann  Friedrich  Warnungsbriefe;  von  dem 
Tittenberger  Fastor  Bugenhagen  christliche 
ermahnungen  in  das  Land,  um  die  Böhmen 
i  belehren,  dass  ihnen  ihr  Gewissen  verbö- 
ey  dem  ungerechten  Aufgebothe  zu  gehör-- 
len,  des  Kaisers  religionswidrige  Befehle  zu 
)llziehen,  und  wider  ihre  Glaubensbriider  in 
ichsen  zu  fechten.  Der  Briefe  und  Yermah- 
ingen  böse  Wirkung  zeigte  sich  bey  Käthen, 
s  der  von  Weitmiihl  der  Vorhut  Befehl 
ndte,  in  das  Vogtland  einzudringen ;  sie  be-  ^-  ö*^*^**- 
and  ausser  den  Ungern  aus  sechstausend  Höh- 
en grössten  Theils  UtraquLsten  und  Luthera- 
3rn,  unter  Anführung  des  Grafen  Alb  recht 
c  h  1  i  c  k.  Die  Böhmen  verweigerten  unter 
orwand  des  Gewissens  den  Dienst  über  die 
ranzen,  und  erst  auf  dringendes  Bitten  folg- 
n  die  Prager  und  einige  Krelshauptleute  ih- 
im  Feldherrn;  die  übrigen  kehrten  nach  ihren 
reisen  zurück.  Die  Ungern,  welchen  Schlick 
hon  mehr  vertraute  als  seinen  unzufriedenen 
;haren,  zogen  voraus,  drangen  durch  die  Ver- 
tue im  Schlaggenwalder  Forst,  jagten  die 
ichsischen  Vorposten  in  die  Flucht,  und  si- 
lerten  den  Marsch  gegen  Adorf.  In  einiger 
oitfernung  vor  der  Stadt  fanden  sie  der  Sach- 
n  stark  verschanztes  Lager  leer  an  Mann- 
haft; sie  hatte  sich  hineingezogen  in  die 
adt,  und  als  die  Ungern  am  Abende  sich 
eser  näherten,  wurden  sie  mit  gewaltigem 
mern  empfangen.  Dessen  ungeachtet  drangen  ^^'  Ocfhr. 
i  ein,  zündeten  die  Vorstädte  an,  sprengten 
ey  Thore;   die  Sachsen  zogen  ab,  und  lager-  • 


I 


—    654    — 

ten  sicii  auf  den  Ebenen   vor  Olsnitz.      Adorf 
wurde  für  Ferdinand  in  £id  und  Ffliclit  ge- 
nommen. 
1.  Xovhr.  Am  Allerheiligen  Tage  kam   es  zwisclien 

Adorf  und  ÖLsnitz  zu  wüthendem  Gefechte, 
bey  welchem  die  Böhmen  auf  dem  Arnolds- 
grüner  Berge  unthätig  zusahen,  die  Ungern, 
mitNyiry  an  ihrer  Spitze,  die  Sachsen  schlu- 
gen, über  tausend  derselben  im  Kampfe  und 
auf  der  Flucht  niedermachten ,  zwölf  Feld- 
stücke erbeuteten.  Am  fol<;enden  Ta^^e  erboth 
sich  die  Stadtsememde  TOn  Olsnitz  zur   üb 


gäbe  und  Unterwerfung  gegen  Ferdinand  uod 
ölFnete  den  Ungern  die  Thore.  Ihre  schreck- 
liche Ankunft  fürchtend,  riefen  die  Bewoh- 
ner von  Plauen  den  Herzog  Moritz,  w^elcher 
eben  jetzt  bey  dem  Heere  angekommen  war, 
zu  Hülfe.  Mit  Schlick 's  und  Nyary's  Be- 
willigung zog  Moritz  hin,  übernahm  die  Stadt 
5.  Novhr»  und  des  Rallies  Huldigung.  Frey  tag  darauf 
führte  er  die  Untern  und  Böhmen  vor  Zwic- 
kau,  welches  sich  auf  die  zweyle  Aufforderuni; 
ergab.  Diesem  Beyspiele  folgten  AVerdau ,  Crim- 
mitschau, Schneeberg,  Altenburg  und  Torgau; 
überall  versprach  Moritz  die  Einwohner  bey 
ihrem  Kirclienwesen ,  ihren  Gütern,  Freyhci- 
ten,  Rechten  und  Herkommen  zu  schützen; 
die  Ungern  Hessen  sich  leicht  von  ihm  in  Zucht 
erhalten,  der  tapfere  Fürst  hatte  sich  vor  Pcsth 
ihre  Achtuni^  und  ihr  Vertrauen  erworben.  Die 
Böhmen  thaten  überall  nichts,  verliessen  so- 
gar zu  Martini  ihre  Fahnen  und  zogen  heim. 
INlit  den  Ungern  und  des  Königs  Deutschen 
Söldnern  hatte  sich  der  Herzog  noch  vor  Ende 
des  Jahres,  des  ganzen  Churfürslenthums,  aus- 
ser Gotha 9   Eisenach  und  Wittenberg  bemäch- 


r\ 


—    655    — 

iiget  ■);   Johann  Friedrich  abei' den  Win- 
:er  über  bis  Aschermittwoch  alles  wieder,  au»-  J-C. i547. 
ier  Leipzijr,  Dresden,   Pirna,  erobert  und  sei-    •'^""• 
nen  Vetter  Herzog  Moritz  in  die  bedenklichste 
Lage  gebracht. 

Zur  Rettung  seines  Bundesgenossen  schrieb 
Ferdinand  Mittwoch  nach  drey  Könige  ini2. Januar. 
Böhmen,  trotz  der  bestimmtesten  Weigerung 
les  Landtages,  ein  Aufgeboth  aus.  Jeder  Reichs- 
&ass  sollte  auf  eigene  Kosten  zu  Felde  ziehen, 
ind  Ton  jedem  tausend  Schock  seines  Yermu- 
;ens  einen  Reiter  oder  drey  Fussgänger  stel- 
len, ausrüsten,  mitbringen  und  unterhalten.  Auf 
Vorstellung  der  Stände,  dass  man  seinem  un- 
befugten Aufgebothe  nicht  gehorchen  dürfe , 
intwortete  er  mit  dem  unbedingtesten  Gesetze 
üer  Nothwendigkeit;  darüber  setzten  sich  die 
Prager  und  Landherren  in  drohende  Bewegun- 
gen. Sonnabend  nach  Pauli  Bekehrun^r  starb29.  Januar. 
die  Kuniginn  Anna  in  fünfzehnter  Entbindung. 
Nun  sollte  Ferdinand  förmlich  als  erblicher 
Regent  anerkannt,  dazu  von  ihm  der  Landtag 
irersammelt  werden;  statt  dessen  ging  er  nach 
Leitmeritz,  um  den  mit  Mannschaft  anrücken- 
len  Kaiser  zu  empfangen.  Unterdessen  scKlos-  16.  Febr. 
sen  Landherren,  Ritterschaft,  Burgermeister 
jnd  Rath,  die  Altesten,  Geschwornen  und  Ge- 
meinden der  alten,  neuen  und  kleinern  Stadt 
Prag,  auch  einige  andere  Städte  Bund  zur  Ver- 
:heidigung  mit  vereinigter  Kraft  wider  den  Kö- 
aig.     Die  Häupter  desselben  forderten  von  ihm 


a)  Franc.  Nyary  Epist.  ad  Paul  Warday.  ÖUnit.  de  4. 
^ovembr.  et  N  i  c  o  J  a  i  0 1  a  h.  Epist.  ad  Band.  Prag,  de  5.  No- 
rembr.  i54G.  an.  Pray  Epist.  Procerr.  P.  II.  p.  1.S5  anq.  vergl. 
nit  Sleidan  Lib.  XVIII.  p.  3oG.  ot  lathuänffy  Lib.  XVI. 
J.  171. 


—    656    — 

Ausschreibung  cles  Landtages  in  Frist  von  acht 
Tagen,  widrigenfalls  sie  ihn  selbst,  ihren  Rech- 
ten und  Freyheiten  gemäss,    yersammela 'wür- 

sai^tfir.  den.     Ferdinand,  Zorn  und  Unwillen  unter- 
drückend^ forderte  sämmtliche  Landstande  zum 

17.  uiprü.  Tage  auf  das  Osterfest  nach  Frag. 

Des     Königs     scheinbare     Nachgiebigkeit 
machte  die  Bundesherren  zu  vermessenem  Yor^  1 

23. März,  schritten  beherzt;  Mittwoch  nach  Lätare  traten 
sie  zusammen,  errichteten  zu  Frag  eine  besoii' 
sondere  Landes-Regierung,  befahlen  den  Bür- 
gern zu  Saatz,  dem  mit  auswärtigem  Watten- 
Volke  vorrückenden  Könige  ihre  Thore  zu  ver- 
schliessen,  bothen  die  gesammten  Bürger  und 
Landleute  bey  Güterverlust  und  Landesverwei- 
sung auf,  die  Grundsässigen  unter  das  ständi- 
sche Fanier,  die  unberittenen  Bürger  zu  der 
Fahne  der  Frager  Städte;  erwählten  Herrn  Cas- 
par Ff  lug  von  Rabenstein  zum  obersten  Feld- 
hauptmann der  christlichen  Stände  -  Vereini- 
gung, und  verpflichteten  ihn,  das  Vaterland 
wider  des  Kaisers  und  des  Königs  eingefülirte 
Spanier  und  Ungern  zu  vertheidigen.  Darauf 
sandten  die  Frager  an  Ferdinand  Versiche- 
rungen ihrer  unerschütterlichen  Treue,  doch 
freymüthig  dabey  erklärend,  dass  sie  sein  Vor- 
haben, die  Böhmische  Reichsverfassung  zu  ver- 
nichten, hintertreiben  würden,  und  wenn  er 
nicht  abliesse  den  Churfürsten  von  Sachsen  zu 
verfolgen,  sie  diesem  durch  ihre  Einigung  al- 
len möglichen  Beystand  leisten  müssten. 

M.April  Am  Ostertage  erschienen  der  Olmützer  Bi- 

schof Joannes  Dubraviüs,  Mährens  Landes- 
hauptmann Wenzel  von  Ludanitz  und  vier 
Herren  des  Ritterstandes  zu  Frag  mit  königli- 
cher Vollmacht^  den  Landtag  zu  eröttiien,  wenn 


—    657    — 

e  Stande  vorher  die  \VafFcn  niedergelegt  und 
ts  Bündniss  zur  Selbsthiilfe  aufgehoben  hat- 
n.  Dagegen  behaupteten  die  Stände:  Reichs- 
isetze  und  Herkommen  berechtige  »ie  zur 
slbsthülfe:  und  als  die  Bevollmächtigten  auf 
3S  Königs  Forderung  beharrten  ^ « traten  auch 
yt  oberste  Burggraf,  mit  ihm  die  übrigen  Her- 
in 'Und  Ritter,  welche  sich  bisher  noch  zu-* 
Ickgehallen  hatten,  dei|i  Bunde  der  Selbst-^ 
srtheidigung  bey.  Inzwischen  waren  Carl| 
erdinand  und  der  neu  ernannte  Churfiirst 
[oritz  mit  vereinigter  Heermacht,  fünftau- 
nd  Reitern,  dreyssigtausend  Fussknechten,  in 
ichsen  eingedrungen.  Am  Vorabende  Georgii  ^»^pnL 
anden  sie  hinter  Mügeln  drey  Meilen  von 
[eissen,  dort  der  geächtete  Churfürst  mit  neun« 
usend  Mann,  den  Zuzug  der  Böhmischen 
ülfsvülker  erwartend.  Durch  des  Feindes  An- 
unft  überrascht,  verliess  er  Meissen^  brannte  ^^-^p^l* 
le  Eibbrücke  hinter  sich  ab,  und  zog  sich 
ngs  dem  rechten  Elbc-Ufcr  hinunter  bis  Mühl- 
eru.  Am  Sonntasje  Misericordia  früh  Mor-  24*-^pri7* 
9ns  stand  Carl  mit  gesammter  Macht  an  der 
Ibe,  Mühlberg  gegenüber,  und  liess  eiligst 
ne  Brücke  für  das  Fussvolk  schlagen«  Die 
idringende  Gefahr  wird  dem  Churfürsten  ge- 
Loldet,    als   er   eben  in  andächtiger  Gemeinde 

I  der  Fredigt  sich  erbauete,  mit  der  Yersi^ 
lerung,  es  sey  nur  Moritzens  schlechtes 
olk;  Carl  von  Gent^  (so  nannte  er  den 
^iser  im  Übermuthe)  noch  fern;  weiset  er 
ie  Unglücksbothen  ab.  Als  aber  jetzt  ein  Hau- 
\n  Spanisches  Fussvolk  sich  in  den  FIuss  stürzt, 

II  Schwimmen  auf  die  Sächsischen  Vorposten 
n  rechten  Ufer  feuert;  Feter  Bakicsh  durch 
cliere,    von  einigen  Ungern  aufgespürte  Furt 

VI.  Thcil.  42 


—    b38     — 

mit  der  gesammten  UngrlscLcn  Reilerey  über 
den  Strom  setzt,  die  Spanisclie  iiim  foI*2t,  der 
Kaiser  und  der  Könii»  mit  der  scliwerbevafi- 
neten  nacheilt,  uod  auch  dass  Fussvolk  schon 
über  die  fertige  Brücke  zieht;  da  tritt  erst 
Johann  Eriedrich  in  ziemlicher  UnordnuD^ 
den  Rückzug  gegen  Wittenberg  an,  wird  von 
der  nachjagenden  leichten  Reiterey  der  Ungern 
und  Spanier  vor  dem  Lochauer  Walde  einge- 
liohlt,  aufgehalten,  von  dem  nachrückenden 
Kaiser  zum  Treuen  gezwungen.  Bis  zum  £m- 
bruche  der  Nacht  wird  gefochlen;  doch  nidiL« 
vermag  Johann  Friedrich' s  persönliche  Tap- 
ferkeit ge^en  weit  überlegene  Stärke  mit  glei- 
cher Herzhaftigkeit  und  übertreiFender  Ge- 
wandtheit. Seine  Reiterey  wird  in  die  Flacht 
getrieben,  nur  vierhundert  Mann  sind  ilim  noch 
zur  Seite,  alles  übrige  ist  entweder  niederv^e- 
hauen,  oder  gefangen;  zu  spät  sucht  auch  er 
Iletlunnj  in  der  Flucht.  Joseph  J^ukacsv'\ 
aus  Fünfkirclien,  Nyary's  Feldhauptmann  er- 
eilet ihn  mit  seinem  llaufen,  verwundet  ihn 
unter  heftigster  Gegenwehr  am  linken  Backen, 
nimmt  ihn,  unbekümmeri,  wer  er  sev,  jfcfan- 
gen,  bemächtiget  sich  bloss  seines  kostbaren 
Schwertes,  und  überliefert  ihn  den  eben  so 
wenig  mit  ihm  bekannten  Spaniern  zur  Be- 
wahrung. Unter  diesen  erkennt  der  Meissni- 
»che  Ritter  Thiele  von  Trott  seinen  chc- 
mahligen  Herrn,  nimmt  ihn  den  Spaniern  ab, 
und  bringt  ihn  vor  C  a  r  1.  „Allergnadi«;ster 
„Kaiser,"  sprach  Johann  Friedrich,  ^,da5 
„Waifenloos  macht  mich  zu  Euer  Majestät  Ge- 

a)  RollerHistoTia  Episcop.  QmnqneeccI.  T.  V.  p. aSi.  Prtt 
fibertetst  den  Lucauu«  des  Isthuänffy  mit  Erdeiy;  ob» 
OW  Lateinische  Lucus,  heiast  Ungritch  lierek,  nicht '£rd0. 


-    65o    - 

„fangenen;"  „Ha,  bin  ich  nun  Kaiser ? '<  ant- 
wortete jener;  „ich  erwarte,"  fuhr  dieser  be- 
herzt fori,  „fürstliches  Gefängniss."  „Wie  Ihr 
es  verdient  habt,  versetzte  Carl;  und  übergab 
ihn  der  Aufsicht  des  harten  Herzogs  von  Alba. 
Ausser  dem  Churfürsten  wurden  noch  Her* 
zog  Ernst  von  Braunschweig-« Grubenhagen ^ 
drey  Grafen  von  Gleichen,  der  Graf  von  t 
Beichlingen,  der  Graf  Reuss  von  Flauen^ 
und  verschiedene  vornehme  Hauptleute  gefan- 
gen; die  meisten  der  Un^^ern  verdankten  der 
Beute  des  Tages  ihren  Wohlstand;  Johann 
Kusicsh  und  Johann  Petho  von  Gerse  den 
grössten  Zuwachs  ihres  Reichthumes.  Auf  des 
Kaisers  weilerm  Zuge  ergab  sich  Torgau  ohne  *j6.jfprii. 
Widerstand.  Im  Lager  vor  Wittenberg  wurde 
der  Churfürst  als  geächteter  Rebell  zum  Tode 
verortheiit,  um  dieVViitenbergerzu  erschrecken,  lo.  Afoy. 
und  zur  Übergabe  ihrer  festen  Stadt  zu  bewe- 
gen. Diess  geschah  am  Sonntage  Exaudi,  nach-  22.  May. 
dem  der  Kaiser  das  Todesurtheil  widerrufen, 
Johann  Friedrich  für  sich  und  seine  Nach* 
kommen  der  Cliurwiirde  völlig  entsagt  hatte. 
Bald  darauf  wurde  auch  Philipp  von  Hessefi  19. /^ 
zu  Halle,  als  Gast  bey  dem  Mahle  der  Her- 
zogs von  Alba,  in  Yerhaft  genommen.  Hier^ 
mit  war  der  Schmalkalder  Krieg  geendiget, 
der  Bund  aufgelöst,  der  Käisor  in  Deutschland 
mehr  als  jemahls  gefürchteter  Herr.  Vor  Fer- 
dinand's  Abzug  nach  Böhmen  schlug  Carl  die 
Ungrischen  Hauptleute  zu  Reichsrittern,  be- 
schenkte sie  mit  goldenen  Halsketten  und  liess 
ihrer  Mannschaft  einen  Monathssold  auszahlen. 
Im  Nahmen  aller  dankte  der  feinere  Hofmann 
Johann  Fetho  dem  Kaiser  in  Ungrischer 
Sprache  mit  zierlicher  Rede ,  welche  der  Agra-^ 

4a* 


MMIU«. 


—    66o    — 

mer  Bischof  und  koniglicKe  Kanzler  Nico- 
laus Olahy  in  der  Sprache  der  Kümer  wie- 
derhohhe  **). 

Auf  dem  bevrafFneten  Zuge  nach  Böhmen 
«empfing  Ferdinand  die  Abgeordnelea  der 
Stände  und  der  Frager  mit  der  Nachricht ,  die 
meisten  Herren  und  Ritter  seyen  von  dem  Bund- 
nLsse  zur  Selbst vertheidigung ausgetreten;  Pflug 
habe  Befehl  erhalten ,  das  ständische  WaiTen- 
Volk  unverzüglich  zu  entlassen;  sie  brachten 
Glückswünsche  über  die  Besiegung  des  Fürsten, 
den  die  Stände  kurz  zuvor  für  ihren,  vom 
Kaiser  und  vom  Könige  höchst  ungerecht  ver- 
folgten treuen  Freund  erkläret  hatten;  sie  soll- 
ten beyde  Monarchen  bewegen,  ihr  siegreiches 
Heer  sogleich  wider  die  Osmanen  nach  Ungarn 
zu  führen,  wozu  sie  Zufuhr  aller  nothigen  Le- 
bensmittel,  und  mit  Böhmens  gesammter  Reichs- 
macht  zu  folgen  versprachen;  und  da  die  kö- 
niglichen Machtbothen  auf  dem  letzten  Reichs- 
tage die  Stände  des  Verbrechens  verletzter  kö- 
niglichen Hoheit  und  Majestät  angeklagt  hatten, 
80  sollten  die  Gesandten  in  den  als  Hochver- 
rath  angedeuteten  Handlungen  das  Strafbare  so 
gut  als  möglich  bemänteln,  und  durch  Bitte 
um  Gnade  vorbauen,  wenn  der  König  etwa 
erfahren  hätte,  dass  ihr  Bündniss  nicht  nur 
nicht  aufgelöst,  sondern  vielmehr  durch  Ein- 
Keichnung  desselben  in  die  Landtafel  rechts- 
kräftiger gemacht  worden  sey  **).  Mit  dem 
Allen  sandte  sie  Ferdinand  nach  Saclisen  an 
den  Kaiser,  und  setzte  seinen  Marsch  nach 
Böhmen  fort,   um  seinen  längst  gefassten  Ent- 

a)  Isthuanffy  Lxb.  XVI.  p.  171.  verglich,  mit  Sieidan 
Lib.  XIX.  p.  3i8  sqq.  Hortleder  Thl.  U.  S.  &f»Q  iE  712  ff. 
h)  Uortlcdcr.  Tiü.  II.  S.  886. 


—    66x     — 

rf  zur  ^yIederIIerstelIuDg  und  Begründung 
Lveräner  Königsmacht  im  Lande  festen  Sin- 
(  auszuführen. 

Frejrtag  nacli  dem  Ffingstfeste  zog  er,  noch  3.  luliut. 
ey    Tagemärsche   vor   Trag,    im   Leitmeritz 
y  mahnte  die  Lausitzer  und  Mährer  zur  Yer- 
rkung   seines   Heeres,    und   sandte    den   be-  ' 

hrten  ICriegsmann  Feter  Bakicsh  mit  den 
gern,  den  Mährer  Landherrn  Carl  Ziero-' 
i  mit  tausend  Geharnischten  voraus,  das  Fra- 
*  Schloss  zu  besetzen.  Uni^eübtes  Volk  mit 
Tosteten  Waifen  und  Drescliilegeln  von  den 
igem  ausgesandt,  ward  von  den  gut  gerüs-^ 
en,  mit  Feuergewehr  versehenen  Kriegern 
inell  aus  einander  gesprengt  und  auf  der 
icht  niedergemacht.  Die  Stadtthore  wur- 
1  verschlossen  und  verrammelt;  aber  die 
gern  fanden  eine  seichte  Furt  durch  die  Mol- 
i,  wo  sie  die  Altstadt  mit  der  kleinen  Seite 
'bindet;  da  drangen  sie  ein,  bemächtigten 
h  des  Schlosses  und  brandschatzten  die  Kin- 
»hner  unbarmherzig.  Am  Feste  Maria  Heim-  2,  JuUut. 
:huog  kam  der  König  mit  starker  Heermacht. 
3  Bürger  öIFneten  die  Thore  und  blieben  an- 
rglich  in  Ruhe ;  ihn  feyerlich  zu  empfangen, 
3h  ihren  verwegenen  Schritten,  'war  ihnen 
derrathen  worden.  Einen  Theil  der  Mann- 
laft  verlegte  er  auf  die  kleine  Seite,  das 
iwere  Geschiitz  licss  er  gegen  die  Altstadt 
hten.  Als  aber  Dinstag  darauf  das.  Kriegs-  5.  JulUn. 
Ik  gegen  die  Altstädter  Gewaltthätigkeiten 
(ring,  wurde  die  Sturmglocke  geläutet,  der 
bei ,  mit  dem  haufenweise  zuströmenden 
ndleutcn  vereinigt,  erweckte  wüthenden  Auf- 
nd,  richtete  die  Stadt  -  Kanonen  gegen  das 
bloss,   Alles  zu  seinem  eigenen  Verderben, 


—    66a     — 

I 

da  es  ihm  an  tüchtigen  Anführern  fehlte:  das 
bessere  Volk  besänftigte  der  Magistrat  und  yer- 
a/u/kut.  hütete  ein  allgemeines  Morden.  Freytag  vor 
Margaretha  forderte  er  die  Vorsteher  der  ge- 
sammten  Bürgerschaft  vor  seinen  Richterstuhl 
auf  das  Schloss,  zusammen  über  sechshundert 
Männer.  Ferdinand  sass  in  vollem  königli'- 
chen  Schmuck  auf  dem  Throne ,  ilim  zu  bey- 
den  Seiten  die  obersten  Beamten  Böhmens  und 
Mährens,  die  Schlesischen  Fürsten ,  die  Bischöfe 
von  Olmütz  und  Breslau,  als  Richter.  Der 
Fiscal  klas;te  die  Fräser  als  Hochverräther  an; 
M'ogegen  sie  alle  Rechtsvertheidigung  ablehn- 
ten, sich  unbedingt  der  königlichen  Gnade  un- 
terwarfen und  kniefällig  um  Vergebung  ha* 
then.  Difrse  wurde  ihnen  gewähret,  doch  nicht 
ohne  Strafe,  welche  ihnen  die  Mittel  entzogt 
in  Zukunft  ähnlicher  Vergebungen  sich  schui- 
diii  zu  machen.  Der  Könii^  forderte  nichts  Ge- 
ringeres,  als  Ablieferungen,  aller  Stadt-  und 
Innungs-Gnadenbriefe;  des  gesammten  WafFen- 
und  Fulvervorrathes  der  Frager  Städte;  der 
\\airen  jedes  einzelnen  Bürgers;  die  erbliche 
Übertragung  des  Stadtgebiethes ,  aller  Gemeinde- 
Güter,  der  Zö]le  und  der  äussern  Stadt- ün- 
tertlianen ;  endlich  Bewilligung  einer  ewigdau- 
ernden Bier-  und  Mahlabgabe.  Dafür  sollte  den 
Bürgern  und  Einwohnern  im  Allgemeinen  Gnade 
widerfahren;  doch  Einige  von  ihnen  müssten 
zu  abschreckendem  Beyspiele  die  Strenge  der 
Gesetze  empfinden.  Sämmtliche  Forderungen 
wurden  ohne  Widerstand  erfüllt.  Dasselbe 
Schicksal  traf  mehrere  Städte;  und  nur  Pilsen, 
Budweis,  Aussig,  behielten  ihre  Vorrechte, 
Güter,  WalFen,  weil  sie  ihren  Bey tritt  zu  dem 
Bündnisse  versagt  hatten. 


—     603     — 

Von  zwey  und  dreys.sig  ror^eladenen  Her- 
1  und  Rittern  erscliienen  nur  sechs  und  zwan- 
[  um  Gnade  bittend.  Sie  wurden  theils  mit 
fängnlss,  theils  mit  Geldbusse,  einige  mit 
Lterverlust  bestraft;  zwey  von  dem  Ritler- 
nde,  die  Obersten^der  Altstadt,  und  ein  Bür- 
r  der  Neustadt  am  Magdalena  Tag  öi\eniliclii2.  Juiu». 
thauptet.  Caspar  Tflug,  Schlick  Herr 
[  Einbogen,  und  vier  andere  Herren,  fliich- 

aus  dem  Lande,  zum  Tode  verurtlieilt  und 
t  StecLbriefen  verfolgt.     Auf  dem  Landtage 

Bartholomäi  setzte  Ferdinand  auf  jeden 24. ^»^Mi#. 
^en  den  Konig  und  dessen  Majestätsrechte 
»chlossenen  Bund,  und  auf  jede  von  Ständen 
kva<;te  Ausschreibuni'  des  Landtages  die  To- 
;strafe;  er  drang  auf  Anerkennung  seines 
clites,  uneingeschrankle,  doch  den  Reichs- 
»etzen  und  Rechten  nicht  widerstrebende 
rordnungen  zu  erlassen.  Das  Erbrecht  der 
niiilichen  Nachkommenschaft  auf  die  Bühmi- 
le  Krune,  wie  es  vor  zwey  Jahren  bestimmt 
irden  war,  mussle  anerkannt  werden.  Die 
richlsbarkeit  des  Landrechtes  wurde  blos.9 
:  Erbfällc  und  peinliche  Verbrechen  be- 
iränkt:  die  Berufung  von  dem  könli;lichen 
if-  und  Kammeruericht  auf  das  Landrecht 
"bothen;  sämmtlichcn  Städten  Böhmens  die 
ichssiandschaTt  abgesprochen;  'jeder  Stadt  von 
rn  Könige  ein  Hauptmann  und  ein  Richter 
rordnet,  mit  der  Flucht  ihren  Ralhs versamm- 
igen bey^uwohnen  und  darauf  zu  achten, 
?s  nichts  den  Majestätsrechten  Widerstrei- 
ides  beschlossen  werde  *).    Durch  diess  Alles 

)  Hortledcr.  Thl.  IL  S.  883.  908.  911.  Nicolai  Olahy 
-onicon,  ap.  7itf£  Mqnuinent.  Decad.  I.  p.4o.  Anonymi  (t. 
Mhoy)  ÜpittoK  ad  Thom.  Nadusd.  Pragae   t6.  Au^'ust.  i&«7. 


—    666    — 

den  und  zur  Eintracht  unter  sloh,  zur  Unter- 
lassun^i;    aller   gegenseitigen    Gewaltthaten    und 
Bedrückungen  der  Scli^ackern,  entlehnten  sie 
den  Anlass,     abermahls    seine  immerwährende 
Abwesenheit  aus  dem  Reiche  als  alles  Unheils 
Quelle   anzudeuten.      Er    möchte    daher  seinen 
höchsten  sowohl,  als  seinen  Ober- Landes  und 
Feldhauptmann  mit  Befugniss,  Macht  und  Mit- 
tel versehen,  widerspänstige,  freche,  Terruchle 
Ileichssassen ^    ohne   Ansehen   der   Person,    zu 
bezwingen;     damit  den  Bedrängnissen  der  Ar- 
men  ein  Ende   gemacht,    der  Majestät  pilicht- 
massige  Ehrfurcht,  den  Reichsgesetzen  endlich 
einmahl    Achtung     und     Gehorsam     verschalft 
wurde;    wozu  auch  die  treuen  Stände  den  Lan- 
deshauptleuten zu  kräftigem  Beystande  i^ich  er- 
böthen,     \Veil   sie   jedoch  Alle    die  Erfahrung 
schon  längst   überzeugt   hätte,    dass  nur  durch 
des  Königs   länji^ere   Abwesenheit  aus  Ungarn, 
Frechheit  und  Übermuth  vieler  Reichssassen  aut 
das  Ilüchste  gestiegen    sey;     da   zugleich  hin- 
länglich   bekannt    wäre,    dass   in    altern  Zeiten 
bey  Anwesenheit  der  Könige,  in  allen  Gegen- 
den des  Reiches  mehr  Ruhe,  Ordnung  und  Si- 
cherheit gewesen,  desswegen  auch  von  ehrwür- 
digen  Vorfahren   verordnet   worden   sey,    dass 
Ungarns  König  den  grössten  Thell  des  Jahres 
im  tleiche  Hof  hallen  sollte;    dem  zu  Folge, 
selbst  die  Römischen  Kaiser  und  mehrerer  Län- 
der Herren ,    dennoch,    als  Ungrische  Könige, 
grössten    Theils    in   Ungarn    gewöhnet    hatten, 
richtig    einsehend,    von    welcher    Wirksamkeit 
ihre  Gegenwart  war,  um  aljer  Stände  Genossen 
und   Unterthanen   in   Pilicht   und   Ordnung   zu 
erhalten:    darum  bathen  auch  sie  jetzt  den  Kö- 
nig dringendst  und  inständigst,  er  möchte  doch 


—    667     — 

mdlich  nach  Ungarn  sicli  begeben,  und  als 
las  Haupt  seine  ermatteten  Glieder  pflegen  und 
»tärken«  Sollten  aber  die  Angelegenheiten  des 
shristlichen  Gemeinwesens  ihn  immer  noch  ent- 
fernt halten,  so  möchte  er  seinen  Sohn  Maxi- 
tnilian,  ihren  Her/n,  nach  Ungarn  in  die 
Mitte  seiner  Getreuen  senden ;  denndasämmt- 
liehe  Stände  nicht  nur  seiner  Majestät, 
londern  auch  der  Herrschaft  und  Ge- 
iralt  seiner  £rben  für  ewige  Zeiten  sich 
unterworfen  haben,  so  würden  sie  seinem 
im  Reiche  wohnenden  Sohne  mit  nicht  gerin- 
gerer £hrfurcht  und  Folgsamkeit,  als  der  Per- 
ion des  Königs  gehorchen*);  zuversichtlich 
doiFend,  die  Gegenwart  desselben  würde  der 
Ausgelassenheit,  Straflosigkeit  und  Kühnheit 
stt  Verbrechen  festere  Schranken  setzen.  Diese 
hre  Bitte  müsste  der  König  um  so  gewisser 
^währen,  als  er  vor  kurzem,  für  die  Zeit  sei- 
aiev  Abwesenheit  seinen  zweyten  Sohn  Ferdi- 
nand bey  den  Böhmen  zurückgelas.%en  hätte* 

Da  im  Waffendienste   wider  die  Osmanen 
lie  Ungrischen  Völker  vor  auswärtigen  den  Vor- 


o)  ,«  Quod  81  forte  Majeatas  »uOf  chrUiianae  reipuhUeac  n^go- 
,^n«  prafpedila  ,  nonilum  venire y  vel  inier  fideUt  muom  in  Jlunga" 
„ria  nondum  poteni  ptfrMt*tere;  dignetiir  Mereniakimum,  principem 
niaxi  ini  li  anu  m  n  Jilium  auum  ^  Dominum  noairum  im 
f^ntedium  /idelium  auoruni  in  llungariam  dimiUere,  Nam  tiuuim 
yCe««  Ordint*  et  Siatu»  regni  non  «0^iiVn  majetiaii 
^^muae^  Med  eliam  auorum.  heredum  itnperio  ei  poiea-^ 
•yf »"ii  inomnetempua  aubdiderini^  iiom  minori ^de ,  atu-^ 
^dio  aifftte  obxcrvantia  ab  omnibua  Ordinibua  et  Stalibua  iiliy  im 
^^Hungnria  perrnaneiiti  parcbifur  y  quam  ipsi  peraomaeauae  maieala" 
^miiam  ^  Id  vero  rnajeataa  hua  vel  ideo  beni*ine  debei  in  praeaeniia 
^^fidelibua  auia  concL-d^ri* ,  tfuod  ae  abaenfe  acreniaa»  principem  J'er^ 
^^dinandum  ,  alterum  Jilium  Auum  y  paulo  ante  apud  Uoemoa  reli^ 
,,oM»f.*'  Decret.  X.  Art.  V.  So  richtig  dochten  und  «prachen 
die  Ungern  über  die  ftaatcrechtmäsAise  Erbfolge,  wenn  ihre  Ein- 
Aicht  und  Wahrheitsliebe  nicht  von  Paxtejgeist  oder  Leidenschaft 
waren. 


—    663    — 

Eug  bebaupteten,  aucb  für  geringem  Sold  i 
Xetiy  so  sollle  der  König  aus  jenen,  wel 
▼on  dem  Feinde  aus  ibren  Wobnsitzen  ver 
ben,  berumirrten ,  so  viele  als  möglicb  an 
ben  lassen,  und  in  verschiedene  Gegenden 
Landes  vertbeilen;  wodurch  das  Reich  b 
beschirmt,  den  einheimischen  Rebellen  und 
brechern ,  welche  gewöhnlich  dergleichen  i 
loses  WafFenvolk  in  grosser  Anzahl  an 
zögen,  ihre  Macht  und  Stärke  entwunden  wi 
Auf  seine  Forderung  einer  Subsidie  bathei 
ihn,  zu  erwägen  den  kläglichen  Zustand 
ihm  angehörigen  kleinen  Reste  des  einst  < 
sen  und  mächtigen  Reiches;  den  VerfaU  i 
Vermögens,  die  mannichfaltigeYertheilungi 
ärmlichen  Einkünfte,  und  wie  geringe  £ 
noch  davon  sich  erwarten  liesse.  Dem 
wollten  sie,  mehr,  um  selbst  in  äusserster  1 
ihren  guten  Willen  darzulhun,  als  um  e 
Ergiebiges  zu  leisten,  ihm  eine  Kleinigkeit 
biethen.  Sie  bathen  ihn,  es  gn^tdig  anzui 
man,  und  da  es  weder  zu  auswärti<'er  i 
zu  einheimischer  Feinde  Bezwinirunsy  hinreic 
den  Kaiser  und  das  Deutsche  Reich  um  seil 
len  Beystand  anzurufen,  Wahrlich,  das  E 
musste  ihnen  bluten  bey  solchen  Ausserun* 
denn  nicht  sie,  sondern  des  Königs  eitle  H 
nungen,  seine  Hofherren,  seine  Oberbefe 
};aber]  Katzianer,  Felsser,  Rogendorf 
Xiiskaner,  Salamanker,  in  Ungrischen 
miithern  unauslöschliche  Nahmen,  waren Sd 
daran,  dass  so  Vieles  verloren  ging.  Zwey 
caten  zu  zwey  Tagsatzungen  von  der  Tl 
wurden  nebst  den  Kammergef allen  an^^ebotl 
Damit  aber  diese  Abgabe  nur  zu  Unterhall 
4er  Reichsmacht    und    Versorgung    der   fe 


-    669    - 

ktze  angewendet  würde,  wühlten  sie  zwejr 
batzmelster;  den  Neitraer  Bischof  Francis-^ 
s  Thurzo  aus  dem  Herrn  Stande;  Sig-r 
ind  Forgats  aas  der  Adelsgesammtheit  mit 
j^emessenem,  doch  zu  kostspieligem  Unter- 
It,  und  den  nöthigen  Vorschriften  zu  der 
^gahe  Eintreibung.  An  Mannschaft  wolltea 
von  hundert  Bauerhöfen  drej  Reiter  und 
ey  Fussknechte  unter  die  Fahde  des  General-* 
,ndes-  oder  des  obersten  Feldhauptmannes 
Uen,  im  Notlifalle  auch  insgesammt  in  Fer-< 
&  aufsitzen  "). 

Der  König  erhielt  das  Reichs -^Decret  auf 
m  Reichstage  zu  Augsburgs  wohin  er  Mon-* 
r  nach  Dionysü  von  Frag  abgereiset  war.  io.  Oetohr. 
>nnersta^  nach  Invocabit  erklärie  er  sich  mit  J.  c.  1548. 
QEimtlichen  Ylerordhungen  der  Stande  zufrie-  ^^'  ^^''' 
üy  und  liess  aus  seinet  Kanzelley  die  Be- 
itjfvungsurkunde  darüber  ausfertigen.  Auf  dem 
»ehstage  wurde  über  die  Angelegenheiten  des 
irchen Wesens,  ohne  echt  religiösen  Sinn,  mit 
ctierendem'  Fanalismus  verhandelt,  darum 
ohts  Erspriessliches  beschlossen,  der  Kaiser- 
2he  und  der  Cliurfürstliche,  das  ist  der  Augs- 
irger  und  der  Leipziger  Yermltlelungs- Entw- 
urf, Interim  genannt,  von  Einigen  ange- 
»mmen,  von  den  Meisten  verschmähet;  der 
gerliche  Streit  über  den  Unterschied  zwischen 
esentlichen  und  Mitteldingen  im  kirchliche^ 
shrbegrilfe  begonnen;  Carl's  redliche  Ab- 
dit^  Sorgfalt  für  Zuchtreform,  Billigkeit  und 
[ässigung  verkannt,  beargwöhnt,  verlästert; 
ne    Menge    heftiger   Schriften,     Volkslieder, 


a]  Ferdinand.  L   Dccret.  X.  Art.  L   Ü.  JV^XL  XVII. 
irp.  Jur,  Uung,  1*  I,  p.  4o8  iqa. 


—    670     — 

Schandgemahlde ,  Holzschnitte,  verbreitet:  und 
durch  alle  diese  Ausschweifungen  kund  gethan, 
dass  man  bey  dem  entschiedensten  Mangel  an 
Religiosität  unfähig  war,  das  Eine,  Göttliche, 
Ewige,  Heilige  der  Religion  von  dem  Man- 
nichfaltigen ,  Menschlichen,  Zufälligen,  nur 
durch  seine  tiefere  Bedeutung  Ehrwürdigen  des 
Kirchenwesens  zu  unterscheiden ;  bey  dem  l^t- 
len  durch  die  That  gerade  bewiesen,  was  man, 
wider  Fapst,  Concilium,  Kaiser  kämpfend, 
leugnen  wollte,  dass  keine  Kirche  als  sich^ 
bare  Gesellschaft  ohne  unwandelbar  feststehen- 
des Bekenntniss-Symbolutn,  und  ohne  eine 
höchste,  zu  allgemeingültigen  Entscheidungen 
befugte  Social -* Auctorität  bestehen,  und  ihre 
Auflösung  vermeiden  könne. 

In  Ansehung  der  Reichshülfe  wider  die 
Osmanen  stellte  Ferdinand  den  Ständen  seine 
dringende  Nolh  vor,  und  balh  um  Jährliche 
Beysleuer  zur  Unterliallung  seiner  Gränzfestun- 
gen  und  zu  bewafrnelem  Widerslande,  wenn 
etwa  der  Feind  den  geschlossenen  Stillstand 
verletzen  sollte.  Dazu  M'urde  ihm,  so  lange 
die  Waffenruhe  bestände,  eine  jährliche  Summe 
T'on  hunderttausend  Gold^ulden  bewilliget  *). 
Solejman's  Taschen  in  Ungarn  und  an  den 
Grunzen  achteten  des  Waffenstillstandes  nicht  **); 
sie  zogen  jetzt  wie  vorher  auf  Plünderung  und 
Verheerung  aus;  verbothen  auch  den  llngri- 
schen  Grundsassen  ihres  Gebiethes,  dem  Ver- 
trage ganz  zuwider,  sowohl  die  Bezahlung  der 


tt)  Nt'ite  Samml.  der  i?.  AUch,  TM.  II.  S-   543  ff.     Sleidao. 
Lib.  XX.  p.  353.       b)  Liter.  Ferdinancli  ad  Veltwyck.  Au- 

(üAtae  a4.  Januar«  i548.  Liter.  Ca  roll  V.  ad  Solyroan.  August. 
'iudel.   4.  Februar.  —    £jnid.   ad  Ruatan-Bassam   cod.  ap* 
Pruy  Epp.  Procer.  P.  IL  p.  16a  sqq. 


—    671     — 

.rieg.s.Hteuer  und  die  Entrichtung  der  Zehnteäi 
s  auch  die  Leistung  der  Beyiräge  zur  Unter- 
altun«^  der  Gränzfestun^en.  DiewUni;ern  wur- 
Bn  also  immer  unzufriedener  mit  einer  Waf- 
snruhe,  welche  sie  gegen  des  Feindes  Anfälle 
icht  sicherte,  und  ihnen  AngriiFe  auf  ihn  un- 
Tsagte.  Getäuschtes  Vertrauen  und  nicht  er- 
illte  Erwartung  der  Hülfe  von  dem  Kaiser 
nd  dem  Reiche;  von  Seiten  des  Königs,  theÜB 
Dthgedrungenen,  theils  aus  Verwickelung  in 
IS  wärt  ige  Angelegenheiten  entspringende  Saum-r 
digkeit  in  Vollziehung  der  Reichsverordnun- 
sn  für  innere  Sicherheit;  vieler  Herren,  be- 
mders  der  Fodmaniczky,  Balassa,  fiaso, 
[glich  zunehmende  Kühnheit  im  Einreiten, 
efehden ,  Rauben  und  Mordbrenntfn ;  diess 
lies  steigerte  das  Missyergnügen  der  treuge- 
nnten  Reichssassen  in  Ferdinand^s  Antheil; 
ie  in  Isabella 's  Gcbiethe  genossen  der  Ruhe, 
UT  von  einiger  Scham  geprickelt,  denn  es 
'ar  die  Ruhe  der  Dienstbarkeit  "*).  Die  Gutg- 
esinnten bevder  Farteven  kränkte  auch  die 
ruchtlosigkeit  aller  Verwendungen  für  die 
efreyung  der  bewährten  Kriegsmänner,  Maj- 
ith  und  Török  aus  der  Osmanen  Gefangen- 
;haft,  nachdem  der  Deutsche  Friedensunter- 
ändler  ihre  Auslösung  als  Bedingung  zu  for- 

a)  Von  den  Ungern  schreibt  Anton.  Verantiuf  an  Sta- 
•law  LafTota  (1'*.  Februar.  i548  ).  y^Fenlinandi /actio  va- 
•iim  tludiia  o^i/nfur,  ffuod  ei  Joeüu^  quintjMiennate  ivfum  cum 
rurea  indigne  J'erani  ^  utpo/e  damnosunif  ^  avoealo  fratre  eju9 
Zarolo  Imp.  novi.s  lialiae  motiluSy  a  tfuo  vfl  hoc  lempore ^  de-' 
ficiin  atffue  nubaeiis  Germanin  omnem  xpem  reMfifufionis  »uae  ex^ 
ipectttbant  ^  dfludi  ne^e  nrhilraniurm  Neque  ob  hae(*  dftn^funt 
fuidam  rfgitli  difiladiari  invicem  ,  mului»  Aiudenle*  praedationi" 
»IM  eteJ*  Von  »einer  Faction  sagt  er:  ^yXorfra  pars  foro  uii- 
ur,  Sil*'niuSy  ataenlamur  y  donamuM  ^  »ervimus  ^  chtcquimur^ 
dque  quamquam  mi*er&  et  eum  ruhore;  non  famtn  inufiliier  % 
tuoad  Deo  pluruerii^'*  ap.  Katona  Hiat,  Iteß.  T.  XXI.  p.  f*ij' 


-  67a  - 

dem  unterlassen  hatte,  und  Peter  Perenyi's, 
Verdacht  erregender,  Tod  im  sieben  und  Tier- 
^igsten  Jahre  seines  Alters,  in  dem  er  dem 
Yaterlande  erst  recht  nützlich  hätte  dienen  kön- 
nen. Ferdinand  hatte  ihn  endlich  auf  wie- 
derhohlie  Verwendung  der  Stände  freygelasseo, 
unter  Bedingung,  dass  er  Erlau  dem  Könige 
'  abtrete   und   für   die  widerrechtlich  bezogenen 

Einkünfte  des  Erlauer  BLsthumes  vierzigtau- 
send  Gulden  erlege.  Als  aber  diese  Summe 
eingesandt,  und  der  Unglückliche  von  Neu- 
stadt nach  Wien  gebracht  wurde,  beschloss  er 
.^ein  mühseliges  mit  manchem  Verbrechen  wi- 
der  Recht  und  Redlichkeit  beflecktes  Leben  % 
Seine  AVittwe  Clara  Szckely  von  dem  Kö- 
nige durch  den  Propst  Paulus  ßornemiszsza 
20. 7uZ»u«.  aufgefordert  ^),  Hess  die  Erlauer  Burg  mit  al- 
lem Kriegs-  und  Mundvorrath  durch  ihren 
Burghaupimann  Thomas  Warkot.sch  an  den 
General -l'apilan  Niklas  Graf  von  Salm  ohne 
Weiiieruni;  überleben,  und  nachdem  sie  auch 
die  Güter  des  Bisihumes  geräumt  hatte,  er- 
23.  -flTottr.nannte  der  König  Freylag  nach  Entla»isung  der 
Presburger  Rcichsversammlung  seinen  gelehr- 
ten und  hochverdienten  Kanzler,  den  Agra- 
mer Nico  laus  Olciliy  zum  Erlauer  Bischöfe. 

Die  Presburijer  Reiclisversammlunff,  in  An- 
18.  Orf&r.— Wesenheit  des  Königs  von  dem  Feste  Lucä  bis 
a2.iVoiy6r.  (^jj^j]j:^  i'3g  dauciud,  War  an  wichtigen  Folgen 

fruchtbar;  sie  war  unter  Ferdinand  die  erste, 
welche  die  Reichssassen  durch  politische  Par- 
teyungen    und    habsüchtige    Bestrebungen    ge- 


o)  Isthuanffr  LJb.  XVI.  p.  178.  l)  Fordinandi  In- 
«tructio  pro  Paulo  Bornciniszsza  Auj;u5t.  Vindcl.  de  19.  Mtrtii 
i548,  ap.  Sehmiitk  Kpisc.  Agr.  T.  U.  p.  3üG.  Sobast«  Ti- 
nody  ap.  Auiuna  llist.  Ueij.  T.  XXII.  p.  oi-i. 


—  G^5  — 

trennt,  durch  klrclilicliey  die  Anhänger  der 
Reformalion  verfolgende  Landtags- Artikel  auch 
im  Gemüthe  entzweyte;  wahrscheinlich  er- 
schreckt durch  das  Beyspiel  des  Weszprimer 
Bischofs  Martinus  Kechety,  welcher  seine 
Kirche  verlassend,  zu  dem  Lutherischen  Kir- 
chenwesen übergetreten  war,  und  mit  Barbara 
Drugeth  sich  vermählte.  Unglücklicher,  als 
der  Üsmanen  Gewalt,  machten  Ungarn  die  von 
nun  an  fortgesetzten  Angriffe  auf  die  Rechte 
des  Gemülhes;  jene  liess  sich  durch  überle- 
gene Macht  oder  Kunst  der  Waffen  besiegen; 
dieses,  nur  durch  Überlegenheit  des  Geistes 
[ewinnbar,  verstärkte  sich  durch  Alles,  wo?- 
lurch  Eifer  ohne  Kenntniss  und  Klugheit , 
kirchliche  Schwärmerey  ohne  Liebe,  Leiden- 
schaft ohne  hinlängliche  Macht,  es  bezwingen 
wollten. 

Günstigem  Erfolg  Hessen  die  auf  dem 
Landtage  erschienenen  Zeichen  der  Zerrüttung 
an  Isabella's  Hoflager  hoifen.  Teter  Fe- 
trowics  und  Martinuzzi  lagen  wider  einan-- 
der  in  Feindschaft;  jener  hasste  den  hochmü- 
thigen,  oft  grausamen,  Luther's  Anhänger 
verfolgenden  Priester;  dieser  verachtete  den 
rohen,  geistlosen  Mann,  der  nichts  weiter  war, 
als  mittelmässiger  Krieger,  filziger  Geld  Wuche- 
rer, und  Solejman's  blinder  Parteygänger *). 
Der  Eremit  herrschte  unumschränkt,  wie  es 
unter  so  verwickelten  Verhältnissen  dem  scharf- 
sinnigsten Kopfe  gebührte.  Er  behandelte  die 
Königinn  hart,  entwand  ihr  alle  Macht,  damit 

a)  jyPelroviua  sonut  nuvquamfuii^^^  («o  schreibt  von  ihm  An- 
ton. Verantius  an  Nadaidj  bey  Kniona  Iliit.  Reg.  T.  XXI. 
p.  1080.)  ^yfitc  viicn»  vivuM  eaf,  optimrtfue  illud  i'n  eum  quadrat: 
fyoui  tiudum  ohiUtei  aui  natu*  monjuiaaei,'* 

VI.  Theil.  43 


-   6:4   - 

ihr  Leichtsinn  nicht  dieselbe  3Ienschen  ihres 
Vertrauens^  wie  Fetrowics,  welche  sie  mit 
Schiheicheleyen  beruckten,  Preis  geben  konnte. 
Ihr  neunjähriger  Sohn  war  noch  inomer  unter 
Weiblicher  Pflege ;  nichts  geschah  yon  der  Mut- 
ter 5  nichts  von  seinem  Verwandten  Fetro- 
wies  zu  seiner  geistigen  Entwickelung;  diess 
musste  dem  Grosswardeiner  Bischof  missfialleo, 
tind  nicht  selten  zu  bittern  Erklärungen  gegen 
seine  Gebietherinn  bestimmen  ^  da  dem  ehemah- 
ligen  Karamerheitzer  dann  Fauliner  Laienbru- 
der aus  eigener  Erfahrung  bekannt  war,  dass 
tüchtige  Staatsmänner  und  Regenten  nicht  an 
iippigen  Höfen  und  in  Futzzimmern  der  Frauen 
gebildet  würden^  Er  liess  als  Schatzmeister 
die  K  önigstochtelr  darben  und  verweigerte  ibr 
Rechenschaft  über  seine  Verwendung  der  Ein- 
künftOi  Sie  klagte  bey  Solejman;  dieser  ge- 
both  dem  IMönche  Gehorsam  gegen  die  Küni- 
ginn,  er  aber  verabscheute  im  Herzen  den  Herr- 
scher am  Bosporus  nicht  minder,  als  er  die 
Ivankelmüthige  Frau  verachtete;  beyde  sollten 
ihm  nur  als  AVerkzeuge  dienen ,  sich  über  seine 
frühern  politischen  Vergehungen  mit  sich  selbst 
und  mit  dem  Vaterlande  wieder  auszusöhnen; 
dann  wollte  er  den  Gross -Sultan  mit  dessen 
eigenen  Künsten  betriegen ,  und  sein  Joch  zer-' 
brechen;  die  Königinn  in  ihr  Vaterland  zu- 
rückbefördern; denn  seit  Ofens  Verlust  ergriff 
ihn  Entsetzen  und  Abscheu ,  so  oft  er  sich  als 
Unterstützer  des  Schutzbündnisses  mit  Solej- 
man dachte. 

Antonius  Wranczy,  von  ihm  geschmei- 
chelt^ und  mit  grossen,  nie  erfüllten  Verheis- 
sungen  getäuscht ,  seiner  Geistesfülle  wegen 
eigentlich    gescheuet ,     arbeitete    für    ihn    zu 


—  675  —  • 

)m  ^).  Des  mächtigen  Eremiten  Ansehen  da- 
Ibst  war  so  gross,  dass  ihm  von  Paulus  dem 
'..  selbst  gewisse  UoiFnung  zur  Cardinais- 
ürde  gegeben  wurde.  Von  dem  Kaiser  und 
m  Könige  durfte  er  wohl  nicht  erwarten, 
SS  sie  dazu  mitwirken  wiivden ;  aber  sie  konn- 
1  die  ihm  erwünschte  Beförderung  hinter- 
tiben:  damit  diess  nicht  geschehe,  schritt  er 
zt  zu  seines  längst  genährten  Vorhabens  Aus- 
braüg,  und  sandte  vertraute  Bothen  zu  dem 
esburtrer  Landtage  an  Ferdinand  mit  der 
tte,  seine  Majestät  möchte  des  Ungrischen 
;iches  Wiederergänzung  ihre  angelegentlichste 
rge  seyn  lassen;  ihr  Sender  bestrebe  sich  < 
lon  lange  mit  aller  Anstrengung  und  Kunst, 
m  Könige  Siebenbürgen  yollständig  zu  über- 
fern, nur  möchte  dieser  ohne  Verzug  be- 
cht  seyn  auf  Mittel,  wodurch  er  die  könig- 
he  Wittwe  und  ihren  Sohn  in  einen  gemäch- 
hen,  ihrem  Range  angemessenen  Stand  ver- 
tzen  könnte,  damit  sie  ihm  die  Provinz  um 
bereitwilliger  abtrete,  wie  er  aus  ihrer  ei- 
nen Zuschrift  und  Eröffnung  ihrer  Wünsche 
utlicher  ersehen  werde  ^).  Darin  hat  sich 
abella,  von  Martinuzzi  gedränget,  wirk- 
h  gegen  Einräumung  der  Erbherrschaften 
£  p  o  1  y  a '  s  bereit  erklärt ,  Siebenbürgen  zu 
ergeben,  und  zur  Rückkehr  nach  Pohlen  um 
;heres  Geleit  gebethen  '').  Indessen  da  Fer- 
nand sich  erst  mit  dem  Kaiser  darüber  be- 
thschlagen  wollte,  ging  der  erste  günstige 
litpunct  vorüber. 

t)  Anton.  Verantii  Epiftol.  ad  Georg.  Utiaenium  de  iC 
tobr.  1548.  ap.  Kaiona  Hiit.  Heg.  T.  XXI.  p.  ycjS,  6)  Pray 
p.  I'roc.  P.  ir.  p.  160.  c)  Anton.  Verantii  Epiai.  ad 
:hael.  fratrem  37,  May  1549,  ap«  Xaiona  Hiat.  Reg.  1.  XXI. 
85i. 

43* 


—  G76   — 

/.  c.  1549.  Fetrowics  und  die  Kuniginn  Bona  hin- 

tertrieben den  Anschlag;  des  Eremiten ,  und 
bemächtigten  sich  des  Willens  der  gelenkigen 
Wittwe.  Andreas  Zebridow,  Bischof  von 
Cujayien,  kam  in  glänzendem  Gefolge  von  zwey- 
hundert  Rittern  nach  Gyula-Weissenburg,  um 
zwischen  Fetrowics  und  Martinuzzi  Frie- 
den, zwischen  diesem  und  Isabella  besseres 
Verhältniss  zu  vermitteln.  Für  seine  Gewandt- 
heit eingenommen,  wähnte  der  Bischof  Alles 
bewirkt  und  fest  gegründet  zu  haben;  aber  er 
war  noch  nicht  an  Fohlens  Gränzen,  als  die 
alle  Zwietracht  und  Zerrüttung  wiederkehrte'}, 
und  Martinuzzi  in  Geheim  seiu  Ziel  yer- 
folgte,  nicht  achtend,  dass  bald  darauf  selbst 
Antonius  Wranczy,  in  Isabella's  Staats- 
rathe  unstreitig  der  hellste,  scharfsinnigste,  ein- 
sichtsvollste Kopf,  ihm  den  Dienst  aufLündiglc 
und  seinen  Entschluss,  zu  einem  andern  Herrn 
überzugehen,  nicht  undeutlich  merken  liess^). 
Erst  in  den  letzten  Tagen  des  Januars,  auf 
Martin uzzi's  wiederliohlte  Anträge,  ernannte 
Ferdinand  den  General- Capltan  Niklas  Gra- 
fen von  Salm,  den  oher<;ten  Feldhauptmann 
und  Oberreichsschatzmcl.ster  Andreas  B  a- 
thory,  und  den  Judex  Curla  Thomas  Na- 
dasdy  zu  Verordneten,  welche  dem  Gross- 
wardeiner den  Ort  ihrer  Zusammenkunft  an- 
weisen sollten.  Sanct  Matthias -Tag  war  von 
diesem  zu  den  Unterhandlungen  bestimmt  wor- 
den. Allein  Andreas  ßathory  lag  an  der 
Fussgicht  krank;     Nadasdy   zögerte,    sey  es, 


a)  „Fide  omniay    ei  in  -prUiinn  jur^ia  confuiionemque  hreiirf 
yylapsura,*'  schreibt  Veran  ti  11  s  a.  a.  O.  i)    Anton.  Ve- 

raxitii  Epistel,    ad   Georg.   Uiibenium   de  27.  Alay.    iS-iq.  tp> 
Kafona  Hist.  Reg.  T.  XXI.  p.  85^. 


-    677     - 

dass  er  den  Anerbiethungen  des  Eremiten  nicht 
sehr  yertrauete^  oder  dass  ihn  seine  eigenen 
Angelegenheiten  gebunden  hielten;  undNiklas 
von  Salm,  trug  Bedenken,  allein  mit  der 
wichtigen  Sache  sich  zu  befassen  *). 

Inzwischen  rückte  der  Zeitpunct  heran ^  den 
auf  letztem  Landlage   beschlossenen   und  yer- 
ordneten  Feldzug  wider  die  hochgebornen  fie- 
Tehder    und    Strassjpnräuber,     Melchior   Ba- 
lassa  und  Matthias  Bas6  von  Chioltho  zu 
sröiFnen.     Ersterer   trieb   seinen  Unfug  in  der 
Honter    Gespanschaft,    von    dem    Bergschlosse 
^zitna  herab,   aus  Csabr^gh,   Feter  Falf- 
Ty's,  Yon  Balassa  geraubtem  Eigenthume,  und 
lus  der  Lewenczer  Burg,  Besitzer  derselben 
lurch   seine  Vermählung  mit   der  Wittwe   des 
jrabriel  Levay,  welcher  in  dem  Sturme  auf 
lie    Feslher    Mauern    geblieben    war;    in    und 
lüsser    diesem  Dreyecke   war  kein  Einwohner 
;eines  Eigenthumes,  kein  Reisender  seiner  Habe  . 
sicher,  und  fast  aller  zu  Tage  geförderter  Se- 
ren  der  Bergstadt  Scliemnitz  kam  in  seine  Ge- 
yalt.     Matthias   Bas 6    hielt   sich    für   unbe- 
:winglich   auf  der  hohen  Felsenburg  Muranjr, 
ir  hatte  sie  als  treuloser  Vormund  sich  an^e- 
eignet,     seinen  Mündel  Johann  Tornallya, 
;wöirjährigen  Knaben  nach  Fohlen  an  Johann 
Tarnovsky's  Hof  entfernet,  und  so  fort  Ver- 
brechen aul  Verbrechen  gehäuft.     Niklas  von 
ialm,  zum  obersten  Befehlshaber  ernannt,  Vieas 
dannschaft  anwerben,  both  den  Adel  der  Ge- 
panschaflen  von  Gömör  und  von  Nograd  auf, 
'erstärkte   sich  mit   den  in  Ungarn  dienenden 


a)  Nicolai  de  Salm  Epiat.  ad  Thom.  Nadaidy  FoiOiiii  3. 
'cbruar.  iS^q.  tp.  Pray  £pp.  i'rocc.  ?•  II.  p>  175« 


—   67Ö   — 

Spanischen  Söldnern  und  sieben  Fahnen  der 
Deutscheni  wozu  Yinzenz  Gregoroczyi 
Wolfgang  Fechy^  Gregor  Bornemisz- 
sza  und  Matthias  Martaliny,  jeder  hun* 
dert  Mann  Fussyolk  brachten.  Als  Feldhaupt* 
leute  führten  Uriel  Majthenyi  die  für  Sold 
dienenden  Ungern;  Franz  Bebek  den  Ni* 
'  gräder  und  Gömörer  Adel;    Ulrich    £bers- 

torffer  die  Deutschen;  Caspar  Ca  stelle 
und  Feter  Zapata  die  Spanier.  So  atandea 
17.  Marx,  schon  ZU  Reminiscere  fünftausend  Mann  an  der 
Eypel  bey  Sagh  im  Lager;  und  in  weniger 
Tage  Frist  sammelten  sich  daselbst  noch  eu" 
mahl  so  viel  Ungern  aus  den  benachbarten  Ga- 
spanschaften.  Mit  Vertrauen  und  Freude  stell- 
ten sie  sich  unter  den  Oberbefehl  des  einge« 
'  bürgerten  Ausländers,  welcher  klüger  und  ge- 
rechter, als  die  Katzianer,  Felsser  und 
Rogendorffer,  ihren  Werlh  zu  würdigen 
verstand,  und  ihnen  mit  Achtung  begegnete. 
Die  Sorge  für  ihre  Verpflegung  war  dem  ge- 
lehrten und  betriebsamen  W^tzner  Bischof  Au- 
gustinus Sbardellaii  übertragen.  Vor  dem 
Auszuge  sandte  der  Salm  er  Graf  Herrn  Jo- 
hann Desüffy  an  den  Ofener  Beglerbeg  Ja- 
hi-Ogli  mit  der  Meldung,  dass  des  Kriegs- 
volkes  Versammlung  an  der  Eypel  keine  Feiod- 
Seligkeit  gegen  die  Pforte,  nur  Bändigung  ein- 
heimisclier  und  geächteter  Uebellea  bezwecke; 
er  folglich  diesen  weder  Bey.stand,  noch  dca 
Flüchtigen  Schutz  gewahren  mochte.  Der  Beg- 
lerbeg versprach,  weder  die  eine^  noch  die 
hindere  Fartey  zu  begünstigen,  oder  anzufeindeD. 
Nacli  dieser  Versicherung  zog  Graf  von 
'  Salm  längs  der  Seimetz  liinauf  und  sandte  die 
Herren  Ulrich  von  Eberstor  ff  mit  Deut- 


—    679    — 

sehen,  Bertalan  Horvatinovicsh  mit 
Ungern  ge^^en  Szilna  voraus«  Jener  blieb  mit 
seinem  Volke  am  Fasse  des  Berges  bey  dem 
schweren  Geschütze,  die  Ungern  erstiegen  den 
abgeplatteten  Gipfel,  um  zu  erforschen ,  von 
-welcher  Seite  die  Burg  anzugreifen  sey.  Dort 
irar  Lukas  Makry  Befehlshaber;  der  Be- 
satzung grösster  Theil  bestand  aus  Heiducken, 
unter  dem  Räuber?- Hauptmann  Urban-Bakus^ 
Sein  kühn  gewagter  Ausfall,  hitziger  Kampf 
mit  den  Ungern,  grässliche  Niedermetzlung  sei-^- 
ner  Leute,  seine  Verwundung  und  Gefangneh- 
mung,  war  die  Arbeit  Faner  helssen  Stunde}. 
Um  zurückgebliebenen  zwangen  den  Makry 
zur  Übergabe;  Horvatinovicsh,  des  Platzes 
Herr  und  Meister,  bewilligte  ihnen  freyen  Ab- 
zug, unter  Verpflichtung  bey  Todesstrafe  nim- 
mermehr die  Wallen  wider  Ferdinand  zu 
führenr;  dem  Eberstorffer  liess  er  melden, 
seinem  Volke  das  mühsame  Hinaufziehen  des 
schweren  Geschützes  auf  den  Berg  zu  ersparen. 
Bey  Szebeklcb  vereinigten  sich  beyde  wieder 
mit  der  Hauptmacht.  Der  Unger  hatte  nun 
seine  Wafienthat  vollbracht;  den  seines  Ruh- 
mes Frohen  sandte  der  Salmer  rechts  ab,  um 
Csabrugh  einzuschliessen.  Mit  dem  Ebers- 
torffer zon  er  links  vor  Lewencz,  woraus 
Balassa,  erschreckt  durch  Szitna's  Verlust, 
bereits  nach  Siebenbürgen  unter  Isabella 's 
Schutz  entflohen  war.  Nach  der  Einnahme  des 
Lewenczer  Marktfleckens,  liess  er  am  zweyten 
Oster  tage  das  Burgschloss  von  zwey  Seiten  be-  22,  jipril, 
schiessen ;  der  Besatzung  tapferer  Widerstand 
und  rastlose  Thätigkeit  vereitelte  die  Anstren- 
gung der  Belagerer  durch  drey  und  zwanzig 
Tage. 


^    6ÖÜ    — 

Jetzt  erst  zerstörte  verstärkte  Gewalt  die 
Mauern  so  arg,    dass  keine  Wiederherstellung 
möglich,  des  Sturmes  Erfolg  nicht  mehr  zwei- 
^    felhaft  war;    weil  aber  die  Ungern   um  Scho- 
nung des  Blutes  ihrer  Landesgenossen  bathen, 
Hess  der  Salmer  dem  Burghauptmann  Tho- 
mas Dacsü  gegen  Übergabe  des  Platzes  freyen 
Abzug  mit  den  Seinigen  anbiethen.     Sein  An- 
trag  wurde   yerschmabet,    erst   nach    dreyssig 
16.  May.  Tagen  sollte   er  angenommen   werden.     Salm 
befiehlt  Sturm;    von   der  einen  Seite   dringen 
Ungern    und   Deutsche    durch    die    Öffnungen 
ein^   von  der  andern  ersteigen  die  Spanier  die 
Mauern;   überall  wüthendes  Gefecht  und  gniu* 
liches  Gemetzel.     Den   im  Morden  Srmüdeteo 
sendet   Salm    ausgeruhete   Haufen    nach ;     da 
fallen  Balassa's  wackere,  ehrsamern  Kampfes 
und    edlern   Todes    würdige   Hauptleute,    An- 
dre a  s  K  i  s ,    Thomas   und   Blasius  Tö- 
rök,  Niklas  Poharnok,  Andreas  Ke- 
lecseny,    Clemens  Tesscny,    Johann 
Kaväsy,  VeitHorvuth,  UemeterK6- 
roskosy,     Thomas    Nemesy;      Dac.s6 
springt    in    Verzweiflung    von    der    zerstörten 
Mauer  in   den    tiefen  Sumpf  hinab,    bleibt  bis 
an  den  Hals  in  Schlamm  und  Wasser  stecken, 
muss   sich  gefangen   geben;    was  von  der  Be- 
satzung übrig  ist,  folgt  seinem  ßeyspiele,  wird 
von   den   Spaniern    und   Deutschen    erschosseD, 
die  Entronnenen  auf  der  Flucht  getodtet.     Nur 
die  Untern  enthielten  sich  des  Verfoli;ens,  und 
bestrebten  sich  nach  entschiedenem  Siege,  ibrei 
unglücklichen  Landsleute  so  viele  als  mögUch 
zu  retten. 

Uriel  Majth6nyi  blieb  als  Burghaupt- 
mann   mit   hinlänglicher    Mannschaft    auf   Le- 


— .    6öi     — 

ivencz;    die  übrigen  Scharen  fülirte  Salm  ror 
Csabragh,    welches   rings   herum    von    hohem 
Bergen  beherrscht ,  nicht  lange  behauptet  wer- 
den konnte.     Schreck  sollte  die  Übergabe  be- 
schleunigen;   zwey  und  dreyssig  Köpfe  der  ge- 
tüdtelen    Lewenczer   Uaupileute^     dem    Grafen 
zum   Siegesgeschenke   gebracht,   wurden    nahe 
um  die  Mauern  herum  an  hohen  Stangen  auf- 
gesteckt;   dazu  die  Gefangenen  Johann  Mor^ 
und  Anton  Szckely   in  Ketten   hingestellt 
mit  dem  Befehl,    den  Eingeschlossenen   zuzu- 
rufen:   Lewencz  sey  gefallen,  die  hartnäckigen 
Yertheidiger   desselben   fast  alle  getödtet,    die 
Csabrügher  sollten  zwischen  heilbringender  Un- 
terwerfung und  unvermeidlichem  Schicksale  der 
Lewenczer   wählen.     Sie   entschieden  für  Wi- 
derstand ;     nachdem    aber    durch    anhaltendes 
Feuern  die  Mauern  von  mehrern  Seiten  gespren- 
get waren,   batlien  sie  um  günstige  Bedin^^un- 
gen.    Zu  spät;    der  Graf  fordert  unbedingte  Er- 
gebung  mit  Walfen   und   Gepäck.      Sie   öffnen 
die  Thore;    ihres   Lebens   wird   geschont,    als 
Gefangene  müssen  sie  gegen  Muruny  mitziehen, 
erst  nach  geendigtem  Teldzuge  wurden  sie  frey 
entlassen. 

Aus  dem  Muranyer  Thale  zwischen  Süvete 
und  Chisnyo  ging  Franz  Bebek  um  drey 
Märsche  voraus,  um  das  Kaubschloss  einzu- 
schliessen  und  am  schicklichsten  Platze  das  La- 
ger abzustecken.  Nach  drey  Tagen  folgte  Salm 
mit  gesammter  Heermacht  und  lagerte  sich  am 
linken  Ufer  der  Jolsva.  Die  Muruny  er  Burg 
steht  auf  hohem  Fels;  ein  gleich  hoher  erhebt 
sich  ihr  gegen  über  gegen  Süden ,  auf  der  Spitze 
desselben  ein  Castell,  welches  Bas 6  mit  aus- 
erlesener Besatzung  versehen  hatte;    zwischen 


-    68a    — 

beyden  war  der  einzige  Zugang  zur  Burg  ia 
Stein   gehauen.     Gegen  Norden  beherrscht  sie 
der  Schanzberg,    ihn  wählte  Salm  zu  seinem 
Standpuncte  und  Hess  mit  ungemeiner  Anstren- 
gung die   acht  'grössten  Kanonen  hinaufschaf- 
fen.    Die   Belagerung   an   der   östlichen    Seite 
übertrug  er  dem  BebekerFranz,    an  der 
westlichen  den  Ungern ;    Horyatinovicsk 
beschirmte  das  Lager  und  hielt  den  siidlichea 
Fels    mit  dem   Steinwege  in  die   Burg    einge- 
schlossen.     Nach   dem   ersten   heftigen    Feuer 
Hess  Basö   durch  seinen  Bruder  Martin  Er- 
gebung anbiethen;    aber  alle  seine  Verbrechen 
sollten  verziehen,  und  da  sein  Mündel  Johann 
Tornallya    glaubwürdigen    Nachrichten   zu 
Folge  in  Fohlen  gestorben  sey ;     Murany  recht- 
lich ihm  zuerkannt,  auch  anständiger  Sold  für 
gewisse  Anzahl  Reiterey  und   FussTolk   ange- 
wiesen werden.     Sein  Antrag  wurde  mit  Ver- 
achtung  zurückgewiesen,    sogleich  des   schon 
»ehr  beschädigten  Caslells  Erstürmung  angeord- 
net ,   und  von  Horvätinovicsh  mit  seinen 
Leuten  so  glücklich  ausgeführt,    dass  von  der 
Besatzung  nicht  ein  Einziger  dem  Tode  entrann. 
Nun    wurde    die   Burg   auch   von    dieser  Seite 
beschossen,    ein    bald   darauf   gewagter   Sturm 
mit    empfindlichem   Verlust   zurückgeschlageD, 
Horvätinovicsh   in  der  Brust  verwundet, 
Caspar   Castello   den   Fels   hinabgestürzt, 
nur  durch  seine  feste  eiserne  Rüstung  am  Le- 
ben   erhalten,    Zapata    getödtet;     aber   auch 
Martin  Bas 6   schwer  verwundet ,    und  eine 
Anzahl  der  beherztesten  Vertheidiger  des  Plat- 
zes niedergemacht.    Unter  fortgesetztem  Feuern 
ward    Gregor    Kovätsy    von    Matthias 
Basö  abtrünnig  und  kam  mit  zwanzig  Über- 


—    6ö5    — 

fem  zu  den  Ungern;  auf  des  Bebeker's 
rwendung  nakm  sie  Graf  Salm  in  Sold. 
is6's  übrige  Raubgtoossen  und  Gebülfen, 
isstentheils  Russen  und  Walacben,  im  Dienste 
\  kargen  und  grausamen  Raubberrn  scbon 
Ige  unzufrieden  j  der  langwierigen  Einschlies- 
lg  überdrüssig,  die  schrecklieben  Folgen 
er  Bezwingung  fürcbtend,  vereinigten  sieb 
m  Verralh, 

Ein  vertrauter  Botbe  kam  zu  Salm,  zeigte 
g  und  Stunde  an,  zu  welcber  sie  seiner 
tnnscliaft  das  Tbor  öiFnen  wollten.  Nur  sech- 
in waren  dem  Murinyer  treu  geblieben, 
iwiegen  zu  dem  Vorhaben  der  übrigen  und 
tdeckten  es  heimlich  seinen  Brüdern,  M ar- 
n  und  Demeter.  Von  diesen  erfuhr  es 
a  1 1  h  i  a  s  und  erloschen  war  ihm  M uth  und 
sonnenheit  für  jede  andere  Massregel,  als 
r  Flucht  durch  eine  abgelegene,  Allen  un- 
kannte  Thür.  Schon  war  er  durch  Thäler 
d  Gebüsche  liber  den  Schanzberg  weg,  ge- 
n  Felgart  in  Sicherheit,  als  die  Ungern,  Spa- 
3r  und  Deutschen  von  den  Yerräthern  be- 
nstiget,  eindrangen.  Niemand  dachte  an  Ver- 
eidigung; die  liauptleute  Franz  Tarnoky, 
ndreasBejus,  Peter  Sor^nyi  fluch- 
1  sich  mit  B  a  s  6 '  s  Gemahlinn ,  dessen  Sohn 
olfgang  und  Bruder  Demeter  in  den 
liurm,  wo  Martin  an  seiner  Wunde  krank 
f.  Während  die  Eroberer  Bas6*s  geraubte 
ihätze  unter  sich  theilen,  nehmen  die  Ver- 
hwornen  jene  gefangen  und  bringen  sie  vor 
m  Grafen.  Niemand  fehlt  als  der  Eine,  des 
ödes  schuldigster.  Dieser  wähnt  sich  bey  dem 
Jbafmeister  von  Felgart,  sonst  seinem  wackern 
siubgefäbrten ,    bereits   in   Sicherheit;    freuet 


—    6Ö4    ~ 

sich  seines  sichern  Geleites  nach  Fohlen ;  doch 
der  Schafmeister  unterscheidet  den  furchtsamen 
geflüchteten  Räuber  yon  dem  furchtbaren  mäch- 
tigen Räuberhauptmann;  ruft  seine  drey  Brü- 
der,  Räuber  wie  er,  zu  Hülfe,  sie  tödten  Ba- 
s6's  zwey  treue  Be^^leiier,  binden  ihn  mit 
Stricken  und  überliefern  ihn  dem  Salmer. 
Dieser  lässt  Standrecht  halten  und  nach  dem 
Auspruche  desselben  werden  zuerst  Franz 
7.  Augu9i.  T  a  r  n  o  k  y  dann  yierzehn  Hauptleute ,  darauf 
die  Brüder  Martin  und  Demeter^  zuletzt 
Matthias  Baso  enthauptet.  Dessen  unmün- 
digen Sohn  nahm  der  Graf  zu  sich  und  Hess 
ihn  an  seinem  Hofe  erziehen  ^). 

Un.<j;eachtet  Jahi-Ügli  strenge  Beobach- 
tung der  Unparteylichkeit  und  des  WalFeDSlill' 
Standes  versprochen  hatte,  so  besass  er  doch 
nicht  Macht  und  Ansehen  genug,  Tielleiclit 
auch  nicht  den  Willen,  die  ihm  untergeord- 
neten Paschen  in  Ordnung  zu  erhalten.  Zu 
gleicher  Zeit,  als  Niklas  von  Salm  auf  dem 
Marsche  nach  Murany  war,  durchstreifte,  plün- 
derte und  verheerte  der  Terser  Vejjlian, 
Pascha  von  Stuhlweissenburg  mit  viertausend 
.Türken  das  ganze  Gebieth  zwischen  Raab  und 
l^apa.  Da  vereinigten  sich  der  Weszpriraer 
liurgliauplmann  Emerich  Telekessy  und 
der  von  Papa,  Paul  Rattkay  mit  den  Raa- 
Ler  liauptleuten,  Ehrenfried  Kunsper- 
ger,  Hieronymus  Carlovicsh,  Ladis- 
lawGyulaffy,  Johann  Paxy,  Vincenz 
Gregoroczy,  Johann  Kolosy  und  Gre- 
gor Petreny  bey  ßernhida,  um  des  Pascha's 


c)  l5thuanffy  Lib.  XVI.  p.  l^S  sqq.  Chronic.  Leibitzer. 
«p.  ff^oßner  Analect.  Scepua.  P.  11.  p.  i)4. 


—    685    — 

reyen  Rückzug  an  die  Nothwendigkeit  einer 
chlacht  zu  binden.  Er  nahm  sie  an;  vor  Be-* 
inn  derselben  ritten  Rattkay  und  Tele- 
.essy,  wissend  dass  zwischen  Paxy  und  Fe-* 
reny  Feindschaft  obwalte ^  vor^  und  sprachen: 
n  die  Schlacht  gehen,  hiesse  dem  Tode  sich 
reihen;  da  müsste  in  christlichen  Kriegern 
lass  und  Feindschaft  erlöschen;  darum  bäthen 
ie  die  zwey  Herren,  entweder  augenblicklich 
^einzuziehen ,  oder  sich  zu  yersöhnen :  und  im 
Angesichte  des  gesammten  Heeres  bothen  sielt 
^  a  xy  und  F  e  t  r  e  n  y  die  Hand  und  den  Frie- 
lenskuss;  diess  war  zugleich  das  Zeichen  zum 
Vordringen  und  Angreifen.  Der  Feind  wird 
reschlagen,  Veglian  verwundet,  in  die  un- 
>rdentlichste  Flucht  gejagt,  sechshundert  seines 
/"olkes,  weit  mehrere  Fferde  werden  gefangen 
renommen ,  weggeschlepptes  Landvolk  in  Frey- 
leit  gesetzt,  dreyzehn  Fahnen  erbeulet  und  an 
len  König  gesandt*),  welcher  schon  seit  An- 
fang des  Jahres  zu  Frag  verweilte. 

Dort  wurde  am  Dinstage  nach  Circumde-  19.  Fehr, 
lerunt  Maximilian,  des  Kaisers  Statthalter 
n  Spanien,  als  erbrechtlicher  Thronfolger  in 
Böhmen  von  den  Ständen  anerkannt  ^).  Eben 
lahin  sandte  der  Grosswardeiner  Bischof  Mar- 
;inuzzi  einen  Vertrauten  an  den  König  mit 
peiederhohlterAnerbielhung  seiner  guten  Dienste 
In  Vereinigung  Siebenbürgens  mit  Ungarn;  nur 
OAÖchte  er  einen  seiner  vertrauten  Räthe  zu 
ihm  nach  Grosswardein  abordnen,  dem  er  seine 
Gesinnungen  unverhohlen  eröfFnen  könnte.  Fer- 
dinand beordnete   den  Fiinfkirchner  Fropst 


a)  lathuanffy  1.  c.  p.  i8f>        h)  Nicol.  Olahi  Chronic, 
ip«  Btl  Monum.  Decad«  1.  p«  4i. 


—    686    — 

Albertus  Fereg,  welclier  bej  seiner  Rück- 
kunft MartinuzzL's  aufrichtigste  Bereitwillig- 
keit\  die  wichtige  Angelegenheit  auszuführen, 
und  .auch  dessen  Vermögen  dazu  bezeugte.  Di 
nun  der  verabredete  Sanct  Matthias  Tag  we- 
gen Bathory's  Krankheit,  Nädasdy's  Ab- 
wesenheit und  des  Sa  Im  er  Grafen  anderwei- 
tiger Bestimmung  nicht  gehalten  worden  war, 
so  liess  der  König  durch  seinen  Rath  Faul 
Isthuanffy  dem  Grosswardeiner  melden ,  er 
würde  den  Grafen  von  S  a  1  m  und  Herrn  An- 
dreasBithory  zu  den  Unterhandlungen  be- 
Tollmächtigen;  sie  sollten  sich  in  Eperies  eia- 
finden,  Martinuzzi  nach  Kaschau  kommen, 
auf  welche  Weise  man  der  Osmanen  Aufmerk- 
samkeit a'm  fiiglichsten  hintergehen  könnte  *). 
Allein  die  bedenklichen  Verhältnisse^  in  wel- 
chen Martinuzzi  sich  befand,  yerbothen 
ihm  die  Reise  nach  Kaschau,  und  des  Fetro- 
yics  Ränke  nöthigten  ihn  zur  Rettung  der 
Sache  selbst  eiligst  nach  Siebenburgen  zurück- 
zukehren ^). 

Von  nun  an  wurden  die  königlichen  Be- 
YoUmächtigten  mehrmahls,  fast  immer  zweck- 
widrig, gewechselt,  u^d  die  Unterhandlungen, 
welche  Vertrauen,  Entschlossenheit,  Gewandt- 
heit, Menschenkenntniss,  klarer  Überblick  dtt 
Umstände,  richtige  Würdigung  derselben  und 
nachdrückliche  Unterstützung,  längstens  inzwej 
Monathen  beendiget  hätten,  durch  Mi^straueni 
Ängstlichkeit ,  Unbehülflichkeit ,  Blissdeutung 
der  Menschen  und  der  Dinge,  Eifersucht  und 
ia^/>.i549.Schlaff heit ,    durch  zwey  Jahre  und  drey  Mo- 

t55l.  

a)  lathaanffy  Lib.  XVI.  p.  180.  ()  Franc.  .Kendj 
Epiat.  «d  Thom.  Nadafd.  de  i5.  April.  1949.  «p.  Pray  Epp. 
Trocc.  P.  II.  p.  181  • 


—     687     — 

nathe  hingezogen;  so  ganz  ohne  Martinuz- 
zi's  Schuld,  dass  man  bey  unbefangener  An- 
sicht den  unter  solchen  Verhältnissen  in  der 
Sache  ausdauernden  Staatsmann,  entweder  als 
den  kurzsichtigsten  Sklaven  seiner  Ehrsucht 
verachten,  oder  als  den  edelmüthigsten^  gross- 
herzigsten Staatsdiener  verehren  müsste:  als 
jeder  Anderer,  wäre  er  schon  in  den  ersten 
Monathen  von  seinem  Vorhaben  abgestanden, 
hätte  es  lediglich  dem  Könige  und  seinen  Hof- 
herren überlassen ,  wie  sie  zu  dem  Besitze  Sie- 
benbürgens und  der  Reichskrone  ohne  seine 
Bfitwirkung  gelangen  möchten.  Viel  hatte  der 
jetzt  sieben  und  sechzigjährige  Martinuzzi 
Auf  der  einsamen  Hunyader  Burg,  bey.  den 
Dfen  der  Teschner  Herzoginn  Hedwige;  in 
der  Fauliner  Eremiten  -  Zelle  als  Laienbruder, 
tiann  als  Priester -Eremit  und  Oberster  seines 
Ordens;  als  des*  Gegenkönigs  vertrauter  Rath 
und  festeste  Stütze ;  als  Bischof,  Schatzmeister, 
Feldhauptmann,  Reichsverweser  erfahren,  beo- 
bachtet, gedacht,  gelernet;  nur  das  Eine  noch 
nicht,  wie  ungemein  schwer  es  sey,  in  Ver- 
bindung mit  kleingeistigen,  engherzigen,  an 
diplomatisc]ie  Formen  gebundenen  Menschen 
rieh  als  grossen  Mann  geltend  zu  machen ,-  oder 
zu  behaupten;  und  wie  verderblich  für  ihn 
lelbst,  kühn  und  gross  zu  handeln. 

Schon  zu  Maria  Verkündigung  hatte  Fer- 
dinand, anstatt  des  Grafen  von  Salm,  den 
Judex  Curia  Thomas  Nudasdy  den  Unter- 
händlern Bischof  Paulus  Bornemiszsza 
und  Andreas  Bdthory  beygesellet;  tüch- 
tig dazu  und  unbefangen  genug  war  bloss  der 
Bischof;  Bathory  zählte  im  Jahre  nur  we- 
nige Wochen,    in  welchen  er  von  der  Fuss- 


—    68Ö    — 

gicht  gequält,  das  Krankenlager  verlassen  konnte. 
STadasdy,  dem  Eremiten  nie  Freund,  trug 
•jetzt  auch  Hass  und  Feindschaft  wider  ihn, 
[eblendet  von  Argwohn ,  dass  nur  dessen  Ränke 
»ey  der  Pforte  die  Befreyung  seines  Freundes 
und  Schwestermannes  Majläth  hintertrieben. 
In  solcher  Gesinnung  war  er  nicht  mehr-fil' 
hig,  von  Martinuzzi's  Vorhaben ,  Antragen 
und  vorsichtigen  Schritten  eine  richtige  An- 
sicht zu  erfassen.  Nachdem  ihn  also  jener, 
von  Umständen  in  Kolos  -  Monostor  festgehal- 
ten,' eingeladen  hatte  mit  den  übrigen  Unter- 
händlern ohne  Verzug  nach  Siebenbürgen  su 
34.  uf;)r»L kommen  y  schrieb  er  geradezu  an  den  König: 
des  Bruder  Georg's  Einladung  zeige  deut- 
lich, dass  er  gar  nicht  Willens  sey,  zu  unter- 
handeln ;  indem  er  verlangte,  was  ihnen  der 
königlichen  Würde  Behauptung  untersagte.  Auf 
dem  Landlage  zu  Gyula-Weissenburg  sey  er 
mit  Fohlen  und  Türken  umgeben;  wahrschein- 
lich wolle  er  sie  nur  diesen,  als  Bothschafter 
von  dem  Könige  sogar  bis  in  sein  Haus  ihm 
nachgesandt,  vorstellen  und  der  Sendung  Ab- 
sicht nach  seinen  besondern  Yortheilen  vor  ili- 
nen  ausdeuten  ^). 

Die  feindselige  Unterschiebung  unredlicher 
Absichten  blieb  in  Ferdinand' s  Gemüth 
nicht  unwirksam.  Auf  seinen  Befehl  stellten 
sich  gleich  nach  Muranvs  Eroberung;  Graf  von 
Salm,  der  Watzner  Bischof  Augustinus 
Sbardellati,    Georg  Sybrik   und  Paul 


a)  Georgii  Martinnsii    Eplst.  ad  Thom.   Narlasd.  de  i<*. 
April,  et  Thom«ic  de  Nadasd.  Epi«t-  ad  Ile»em  de  a*.  April. 
ap.  Pray  Epist.    Procc.    P.  IL   p.  182  sqq.         h)  Ferdin.  Rf... 
Lhor.  ad  Coiisili.irios  Camer.  Poson.  dea?.  Judü.  au.  Pray  Eri 
Procc.  P.  II.  p.  IQ,.  f  J    i 


{ 


-    689    - 

udnffy  bejr  Martinuzzi  ein**),  um 
Gesinnungen  zu  erforsclien  und  ihm  Nyir- 
)r  in  der  Szathmarer  Gespanscliaft  zur  Zu- 
lenkunft  mit  des  Königs  Bevollmächtig- 
^orzuschlajuren.  Er  nahm'  den. Antrag  an 
bald  darauf  .trafen  daselbst. Graf  yon'Salm^ 
reaa  Bathory  und  der  WeLssprimer  Fau-* 
^ornemissHSza  mit  ihtpiuzusammen.  Sia 
nicheii  im  Nahmen  des  Köiiyga'für  Isa*« 
a  und  ihfen  Sohn  Belehoung.  mit  dem 
enthümern  Oppeln  und  Battbor^  Zurück- 
ng  der  Zupo'l^rsclien  Erbj^iiter  und  £nt-> 
injj  der  Morgcn^abe,  iv eiche  der  Wiltwa 
hrieben  war.  Die  treuen  Dienste  des  Ere- 
L  wollte  der  König  mit  Erneuerung  des« 
Q  zu  dem  Graner  Erzbisthume  belohnen ^ 
bey  dem  Fapste.  sich  um .  die  .Cardinais- 
e  f ür  ihn  bewerben.  Martinuzzi  er- 
)  sich  durch  die  königliche^  Anerbiethun- 
luv  die  Königinn  und  seinen:  Mündel  be- 
,t;  et  werde  zwar  alles  Mögliche  an  wenden, 
Isabella  bey  ihrer  Bereitwilligkeit  zur 
eferung  der  fieichskrone  und  Siebenbiir- 
Abtretung  zu  erhalten;  da  indessen  ihr 
kelmuth  und  des  Fetrovics  Anhänglich-« 
an  die  Fforte  seiner  Betriebsamkeit  noch 
.tige  Schwierigkeiten  entgegen  setzen  dürf « 
so  sey  vor  allem  das  Nüthigstey  dass  der 
g  eine  beträchtliche  Heermacht  an  den 
zen  der  Frovinz  aufstelle,  wodurch  die 
ginn  zur  Erfüllung  des  Vertrages  im  nö- 
n  Falle  gezwungen,  und  der  dawider  sich 
>enden  Fforte  Widerstand  geleistet  werden 
I.  In  BetrelT  der  Belohnung  seiner  treuen 
^XCy   wolle  er  der  Gnade  des  Königs  un- 

Theil.  44 


—   690   — 

bedingt  yerirauen  *).  Und  diess  war  alles,  iris 
in  diesem  Jahre  noch  für  die  wicliüge  Ange- 
legenheit geschah. 

Aber  auch  davon  wusste  Antonioi 
^Vranczy  noch  nichts,  als  er,  toii  Marti- 
nuzzi  gekränkt  durch  tauschende  Verheis- 
sungen  und  wirkliche  Zurücksetzung,  aus  dem 
Dienste  der  Königinn  trat,  und  zu  Ferdi- 
8.  ATof/^r.  n  a  n  d  überging.  Frey  tag  vor  Martini  kam 
10.  Dethr.  er  nach  Wien;  Dinstag  nach  Maria  Empfanj^- 
niss  war  er  zu  Sarvdr  nach  Verdienst  geach- 
teter Gastfreund  und  glücklicher  Schutzgeno^s 
des  mächtigsten  Magnaten  Thomas  Na* 
dasd  y  ^)^  dessen  thatige  Verwendung  bey  dem 
Könige  ihm  die  herrlichsten  Aussichten  eröff- 
nete. Aber  seine  Erbitterung  über  Marti- 
nuzzi,  welchen  früher,  er,  der  einzige  an 
Zäpolya's  und  Isabella's  Hofe,  richti«^ 
begriffen  und  gerecht  gewürdiget  hatte,  nährte 
und  verstärkte  jetzt  überall,  wo  er  durch  seine 
hohe  Geistesbildung  Gewicht  und  Ansehen  ge- 
wann, das  Misstrauen  und  den  Ars^wohn  ne- 
gen  seinen  ehemahligen  Herrn ;  den  Unbefan-* 
gensten  war  es  unbegreiflich,  wie  dieser  einen 
solchen  Mann  von  sich  entlassen  konnte,  ond 
fühlten  sich  gedrungen,  M'enigstens  seine  Geis- 
terkunde, tieferer  Staatsklugheit  unerlässlichste 

/.  r.  1550. '^^^^"S"".^»  ^"  bezweifeln. 
6.  Janunr-^         ZtVL  Anfang  dcs  nächsten  Jahres  wurde  auch 

J3.  lebr.  .  ° 

a)  Isthiianfry  Lib.  XVI.  p.  180.  Liter.  Ferdinaodi 
Reg.  ad  Coiixiliar.  Cavierie  roson.  de  ig.  IVIaji  et  27.  Juuii  ap. 
Pray  Epp.  Pruro.  P.  II.  p.  lyo.  And reae  Bathoiv  Epiit. 
ad  Thoia.  Nadasd.  de  5o.  Septbr.  1660.  ap.  Eund,  p.  2c'«8.  i) 
Antonii  Verantii  Kpist.  ad  Gregor.  Bornenuszasa.  Viennia 
i3.  Novembr.  —  ad  Liicani  Slavicum.  Vietmae  i.  Decehibr.  — 
ad  Joatin.  Fratrem.  Sarvar  10.  Dercmbr.  —  ad  Caspar.  Potiif. 
Sdrvär  i3.  Decembr.  1619.  ap.  Kaiona  liiat.  Reg,  T.  XXI.  p. 
899—919. 


—    691     — 

ie  Redliclikelt  seiner  Gesinnungen  und  an 
Vahrlieit  seines  Vorhabens  noca  so  wenig 
übt,  dass  die  Stände  vielmehr  auf  dem 
)ur^er  Landtatje  den  anwesenden  Konig 
;endst  ersuchten ,  den  beträchtlichen  Theil 
jrespanschaften  Hevesy  Aba-^Ujvar|  Zem- 
r,  Siros,  Ungh^  Szaboicsh  und  Szolnok| 
hen  Martinuzzi  seit  einiger  Zeit  zu 
.em  Nachtheil  des  Kgnit^s  und  Schaden  des 
bst   grundsässij^en    Adels,    von    Gehorsam 

Unterthänigkeit  abgezogen  hatte ,  seiner 
massten  Bothmässigkeit  zu  entziehen  und 
a  seine  drückende  Gewalt  zu  verlheidi- 
*).  Wirklicher  und  wichtiger,  als  dem 
ige  und  den  Ungern,  schienen  dem  Gross- 
en des  Eremiten  geheime  Schritte;  sobald 
on  der  Dathorer  Zusammenkunft  Kunde 
[ten    hatte,    sandte    er   einen   ßothschafter 

Wien  an  den  König,  scheinbar,  um  So- 
lan's  Siege  in  Persien  zii  melden;  in  wah- 
Absicht,  Zweck  und  Erfolg  der  Unterband- 
en zu  Bailior  auszukundschaften«  Dazu 
geflissentlich  der  Renegat  Ach met,  Deut- 
r  von  Geburt,  dessen  Mutter  und  Verwand- 
ln Wien  lebten,  ausersehen  worden  ^);  und 
König  selbst  bestätigte  durch  unvorsichtige 
Fnungen  ^),  was  der  Grossherr  nur  vermu- 
hatte.     Am  Sonntage  Judica  trat  der  reich-  73.  a/;; 

beschenkte  und  über  des  Eremiten  Ent- 
fe  wohlunterrichtete  Gesandle  seine  Rück- 
}  an« 


Ferdin«ndi  I.  Decret.  XII«  Ccrp.  Jur,  Ifung,  T.  T.  p. 
irt.  LIX.  b)  Pauli  Boriiemiasszae  Epist.  ää  Tliom. 
id.  Vieiinao  a3.  JVlartii  i56o.  ap.  Pray  £pi»t*  f'roe.  P.  II. 
5»  c)  y,  jichmetu»  y  cui  mmle  quaedam  nuper  a  reg^  no§1ro 
liaauni,**^  Anton.  Verantiu«  £p«  ad  Thom.  Nädaad. 
e  4*  Octobr«  i56o.  ap.  KaUna  T«  XaI.  p.  xocfin 

44» 


—   691    — 

Seine  Nachrichten  an  der  Quelle  geschöpft, 
verstärkten  den  Nachdruck  der  Klai^en ,  womit 
Isabella  und  Fetrovics  sich  an  Solejman 
gewendet  hatten.  Er  rüstete  sich  zu  Sieben- 
bürgens Yertheidigung  in  der  richti(;en  Ansicht^ 
dass  er  einmahl  nur  aus  dieser  Provinz  ganz 
11.11.17.  Ungarn  unterjochen  könne.  Drey  Mahl  mel- 
^J;;^?\^f- dete  Martinuzzi  die  Gefahr  an  Thomas 
Mädasdy,  und  an  den  neuen  Feldherrn,  Jo)- 
hann  Castaldo,  tapFern,  in  schweren  Krie* 
gen  seit  fünf  und  zwanzig  Jahren  erprobten, 
aber  eiteln,  ehrsüchtigeo ,  habgierigen  Mann, 
welchen  Kaiser  Carl  dem  Könige  zugesandt, 
dieser  zum  obersten  Feldhauptmann  über  Sie- 
benbürgen ernannt  halle;  beyde  sollten  mit 
ihren  lleerscharen  eiligst  gegen  Siebenbürgen 
aufbrechen  I  und  der  Burg  Deva  in  der  Hunya- 
der  Gespanschaft  sich  bemächtigen,  bevor  der 
Temeser  Graf  Fetrovics  des  wichtigen  Flatzes 
sich  bemeisterte  und  ihnen  die  Pässe  verschlösse. 
Seiner  Seits  würden  sie  alles  zu  ihrer  Unter* 
Stützung  Nüthige  bereitet  finden  ").  Doch  kei- 
ner achtete  seiner  Aufforderungen,  des  Königs 
ausdrückliche  Befehle  aus  dem  Wiener  Staatf- 
rathe  vergeblich  erwartend,  weil  man  dort,  um 
Arbeit  und  Kosten  zu  ersparen,  dergleichen 
Bewegungen  für  Verletzung  des  Watfenstill- 
.standes  erklärte^).  Inzwischen  sandte  Solej- 
man  dem  Uatvaner  und  Coloczer  Sangiak  Oroz- 
lan,  als  hohes  Geschenk,  Bogen,  Pfeile  und 
Turban,  dazu  ein  Schwert  mit  dem  gemessen- 

a)  Marti nusii  Epiat.  ad  Thon.  Nadaad.  de  5.  Jniiii  i55o. 
■p.  Pray  i.e.  p.  aoo.  6)  yyNoh  dum  alia  domi  euramus^**'  achreibt 
Anton.  Verantiiis  an  Niidasdi,  (^Katona  1.  c.  p.  1075.)  .M 
yytociorum  regna  ambimus;  hoaletforu  notiri»  augemu9  ,  «om/««i- 
9,<fue  minua  paraii  rehun  bellicia^  iamifuam  adEuroiam  ageilahuMdi 
yydetidcntea  extpectamua,^* 


—    6(j3    — 

sten  Befehl,  wenn  er  nicht  durch  dasselbe 
ächwert  umkommen  wolhe,  Krlau  ehestens  zu 
belagern  und  einzunehmen.  Marcus  Szin- 
nyey,  königlicher  Geheimschreiber,  von  Fer- 
dinand in  Beg1eitun<r  des  Bothschafters  Ach- 
tnet mit  dem  jährlichen  Ehren  «beschenk  oder 
Tribut  an  den  Grossherrn  «gesandt ,  war  dem- 
selben noch  nicht  vorgestellt,  der  Tribut  nicht 
ibgenommen,  keine  Bewirthung  ihm  gereicht, 
jnd  von  dem  Taschen  ihm  angedeutet  worden, 
Dur  unter  Bedingung,  dass  Erlau  unverzüglich 
übergeben  würde,  könne  längere  Waöenruhe 
gestattet  werden  *). 

Während  Orozlan  wider  Erlau  sich  rüs- 
tete, kam  der  Renegat  Achmet  nach  Gyula- 
Weissenburg  und  verkündigte  den  daselbst  ver- 
sammelten drey  Nationen  ihres  Oberherrn  Be- 
fehl, dem  zu  Folge  .sie  dem  Eremiten  nicht 
mehr  gehorchen,  insgesammt  wider  ihn  auf- 
stehen ,  ihn  entweder  gefangen  in  Eisen  und 
Banden,  oder  .seinen  Kopf  nach  Constantinopel 
»enden,  in  Zukunft  nur  gegen  die  Königinn, 
ihren  Sohn  und  Tetrovics  in  treuer  Unter- 
ihänigkeit  beharren  sollten^).  Martinuzzi 
tvar  aus  der  Trovinz  abwesend,  um  .so  leichter 
schien  es,  dem  von  Grosswardein  zurückkeh- 
renden den  Kinzn({  zu  verschlie.s.sen.  Anton 
Losontzy  und  Franz  Tatoczy,  Isahella's 
treue  Anliänger  sammelten  Mann.schaft;  Feter 
Pelrovics  forderte  die  Rascier  aus  der  Ka- 
ran.sebcser,  Lugoser  und  wüsten  Sirmier- Ge- 
ilend in  die  Wallen,    sandte   einen  Thcil  der- 


n)  Anton.  Verantii  fipixt.  a«l  Thom.  Nadasd.  de  iS.May. 
ip.  üTafona  1.  c.  Nicolai  Mvkulicth  Epist.  ad  Etind.  )\(!riac 
i5.  Junii  ap.  Prny  1.  c.  p. 3o,V  6)  Andre««  Üatbory  L|ti«t. 
id  Thoni.  Na'daad«  ap.  Pruy  1.  c*  p.  üjB. 


—    6tj4    — 

«elLen  unter  Anführung  des  Niklas  Gsere- 
powicsli  zu  Csanads  Belagerung,  die  übrigen 
führte  er  nach  Siebenbürgen,  nahm  Marti- 
nuzzi'a  neubefe.stigte  Burg  Alvintz  im  ersten 
Anlaufe  weg,  und  lagerte  sich  bey  Gyula-Weia^ 
senburg» 

Mit  zahlreichen  Söldnerhaufen  kehrte  der 
Grosswardeiner  in  Eilmärschen  nach  Sieben- 
bürgen zurück,  nahm  Mühlenbach  und  Megyes 
ein,  sandte  von  hieraus  Eilbothen  mit  GescJieii- 
ken  zu  seiner  Rechtfertigung  an  Solejman, 
zog,  sich  dann  nach  Maros-Visarhely  hihan^ 
wo  die  ihm  ergebenen  Szckler  seine  Heermacht 
beträchtlich  verstärkten.  Kaszszun-Fascha, 
Stellvertreter  des  unlängt  verstorbenen  Mo- 
hammed Jahi-Ogli  zu  Ofcn^  und  die 
Woiwoden  der  Moldau  und  AValachey,  von 
Isabella  um  ße3^stand  ersucht,  waren  im  An- 
züge. Jener  hielt  vor  Lippa  an,  und  sandte 
den  Fervai^an  mit  zwevhundert  Reitern  nach 
Deva  voraus,  die  Königinn  zu  fragen,  wo  er 
hinziehen  sollte;  da  verlangte  Johann  Tü- 
rök  Rache  atlimend  wider  die  Osmanen,  welche 
so  eben  seinen  Vater  Valentin  im  Gefängniss 
hatten  sterben  lassen,  von  Isabella  des  Dien- 
stes Entlassung;  überfiel  den  Fervagan  des 
Nachts  und  lodtete  ihn  mit  dem  grossten  Theile 
seiner  Mannschaft  im  Kampfe;  der  Bericht  der 
Gell  achteten  von  dem  Schicksale  ihres  Anfüh- 
rers und  ihrer  Gefährten  bestimmten  den  Kasz- 
s zun- Pascha  zum  eiligsten  Rückzüge,  Die 
Moldauer  hielten  vor  dem  Oitoser  Tass  an, 
>veil  er  von  Sziklern  besetzt  war.  Die  >Va- 
lachen  wurden  von  Johann  Kendeffy  und 
Ladialaw  Üdenffy,    Martinuzki's   Haupt- 


leuteiii    am    Rothenthurmer    Fass    zurückge- 
jclila«;en. 

Also  an  Macnt  und  Glück  der  Koniglnn 
überlegen )  wollte  Martinuzzi,  schlecht  un- 
terstützt von  dem  Herrn ,  für  den  er  arbeitete, 
dennoch  die  öffentliche  Meinung  schonen.  An«- 
xtatt  ihr  Lager  bey  Weissenburg  zu  überfallen, 
Itess  er  nur  ihre  eifrigen  Anhänger,  seine  hef- 
tigsten Gegner  Andreas  und  Valentin  Mir- 
tonffy,  welche  sich  nach  Yasarhely,  schwer- 
lich in  friedlicher  Absicht  gewagt  hatten,  heim- 
lich, um  die  Schuld  von  sich  abzuwälzen,  er- 
morden; worauf  er  sich  zum  Frieden  mit  ihr 
erboth.  Sie  sollte  ihren  jetzt  zehnjährigen  Sohn 
ihm  zu  Erziehung,  Abhärtung  und  Ausbildung 
für  seine  künftige  Bestimmung  übergeben;  dann 
wollten,  er  sowohl,  als  die  mit  ihm  vereinigten 
Landesgenossen  ihr  treu  ergeben  bleiben.  Des 
Knaben  Entfernung  von  weiblicher  Pflege  ver- 
'weigerte  sie  unter  dem  Yorwande  seiner  Schwäch- 
liclikeit ;  den  Frieden ,  würde  er  aufrichtig  ge- 
bothen,  wollte  sie  annehmen.  "Weislich  gab 
der  Eremit  nach,  und  bewilligte  bis  Michelis 
Wafienstillstand;  denn  bey  fortgesetzter  Feind- 
schaft hatte  er  Solejman's  Macht  zu  be- 
fürchten; von  Ferdinand  Aoch  lange  keine 
nachdrückliche  Unterstützung  zu  hoifen  "). 

Dieser  war  Sonnabend  nach  Maria  Heim-  ^*  Juliu§ 
suchung  in  Augsburg,  mit  grösserer  Fracht  als 
jemahls,  wieder  zum  Reichstage  eingezogen, 
um  mitzuwirken  zur  Entscheidung  der  grossen 
•Frage:  -^  ob  die  protestierenden  Fürsten 
Deutschlandes  das  General- Concilium  zu  Trient 


•)  Andreae  Bathory  Epist.  eit.  1.  c.  Isthuaaffy  Lib. 
XVI«  p,  i8i«  Christ*  Sohlesäi  Ruinaa  Pannonicae  Lib.  I. 
V.  654  aqq*  ap.  EtUr  Script.  TranssUr.  T«  L  p.  4aai|f|. 


-  69G  - 

besciucken,  und  ihre  kircMicIie  Reform  den 
Aussprüchen  desselben  unterwerfen  müssten. 
Der  Streit  darüber  dauerte  bis  Yalenlini  des 
**•'•'*•*''•  nächsten  Jahres  und  blieb  unentschieden,  k 
diesen  acht  Monalhen  waren  die  Untern  von 
ihrem  Künii^e  verlassen,  sein  Statthalter ,  der 
llaaber  Bischof,  Franciscus  Ujlak,  kurz 
vorher  an  die  Stelle  des  verstorbenen  Paulus 
Warday  eingesetzt,  aus  Mangel  an  Mitteln 
unthäiii;;  Martinuzzi  in  manclierley  Be- 
drängnissen; Ungarn  und  Siebenbürgen  mehr* 
mahls  in  Gefahr.  Um  jenes  zu  beschützen, 
und  für  dieses  einen  sichern  WalFenplatz  zu 
gewinnen,    hatte  der  Salnver  Graf  schon  im 

""r  9'*'^'  vorigen  Jahre  bey  Szolnok,  am  Zusammenilusse 
der  Zagyva  mit  der  Theiss,  den  Bau  einer 
Festung  unternommen,  und  war  hierin  dem 
Feinde,  welcher  zu  demselben  Vorhaben  schon 
alle  Anstahen  getroil'en  hatte  ^),  glücklich  zu- 
vorgekommen.    Jetzt  stand  der  Bau  vollendet, 

13.  Sepihr.  und  Sonnabend  vor  Kreuzerhöhung  zogen  mit 
dem  Salmer  Grafen  der  Watzner  Augusti- 
nus  Sbardellati,  Franz  Bebek,  Stephan 
IjOsontzy,  Franz  Pcrcnyi  und  Erasraus 
Teufel  Freyherr  zu  Gundersdorf,  wieder 
ein  aus  Osterreich  gesandter,  unberufener  Krie{>$* 
mann  unglücklichen  Andenkens;  in  die  Festung; 
versahen  sie  mit  Besatzung,  mit  Kriegs-  und 
Mundvorrath;  setzten  Franz  Zay  zum  Be- 
fehlshaber ein,  und  sandten  ihm  einige  Tajse 
darauf  Johann  Balassa  zum  Gehülfen.  l)a 
Kaszszun-Fascha's   Bewegungen   auf   dem 


a)  Uiiivers.  Nobill.  Cnmitat.  Ileves.  Hpistola  ad  Paul,  de 
Var»Jt  de  ii.  Marlii  lö-icj.  ap.  Pray  Epist.  Procc.  P.  II.  p.  17Ö. 
Anton.  Verantii  Epist.  ad  Thoin.  Nddasd.  Agrime  lo.  Oc- 
tobr.  looo.  ap.  Katona  L  c.  p.  iio3. 


N 


—    697    — 

Räkoser  Felde  einen  AngriiF'aiif'-Szolnoki^oder 
auf  Erlau  erwarten  Hessen,  so  zog  der  S'al-^ 
mer  Graf  mit  Heermacht  aus,  lagerte  sich  zwey  v 
Meilen  südlich  TOn  Erlau  bey  Faszta-Sziksz6, 
und  sandte  Bothschaft  anKaszszun,  um  iha 
vom  Bruche  des  WaiFenstillstandes  abzumahnen, 
weil  von  Seiten  der  Ungern  nichts  geschehen 
sey,  als  was  ihrer  Gränzen  Sicherung  heischte. 
Darauf  Hess  ihm  Kaszszun  melden:  Erlau 
und  Szolnok ,  oder  er  mit  seinen  Moslemern 
müsste  fallen.  Doch  beyden  Plätzen  geschah 
vor  der  Hand  kein  Leid ;  einige  Rotten  zogen 
auf  einen  Raubzug  hinauf  in  die  Nogrider, 
•Honter  und  Barser  Gespan'schaften  und  begnüg- 
ten sich  mit  Beute  an  Menschen  und  Vieh; 
seinen  übrigen  Heerhaufen  führte  Kaszszun 
in  drey  Meilen  Entfernung  Szolnok  vorbey, 
über  Magy- Koros  nach  Szegedin,  wo  er  den 
Zuzug  der  Rascier  erwartete,  um  in  Sieben- 
bürgen einzurücken.  Wurde  gleich  diess  Mahl 
Szolnok  von  ihm  verschonet ,  so  befanden  sich 
dennodi  der  Sa  Im  er  Graf,  Andreas  Ba- 
thory,  Johann  Castaldo  und  die  übri- 
j;en  Feldherrn  in  peinlicher  Lage,  durch  des 
-Königs  Willen  in  Unthätigkeit  gebunden.  Alle 
Eräugnlsse  mussten  an  ihn  berichtet,  über  jede 
Bewegung  sein  Befehl  aus  Augsburg  erwartet, 
mithin  jeder  günstige  Augenblick  zum  Handeln 
ungenutzt  gelassen,  der  Walfenstillstand  streng 
beobachtet,  und  in  Wehmuth  zugesehen  wer"* 
den,  wie  der  Feind  durch  des  Königs  Entfer- 
nung und  Gesinnung  ermuntert  und  gesichert, 
nach  Lust  ihn  verletzte  ^).  * 


•)  ^*Revrrentia  indueimrum  koxtium  ifmerifali  parcendum  juhet^ 
j^vuliffue  de  singulis  rtrum  mom€nii§  suhinde  tdoetri:   sieifuti  inM- 


1 


Kasisszun^Fasclia's  Marsch  gegen  Sie- 
benbürgen veranlasste  den  Grafen  von  Salm 
21. Septlr. am  Tage  Matthäi  an  Thomas  Nddasdyzu 
schreiben:  „dem  Bruder  Georg  gehet  es  ia 
,,Siebenbiirgen  nicht  wohl;  die  Rascier  habea 
„ihm  eine  Burg  eingenommen,  sie  helsst  W'inz; 
yyund'Gsanad  gar  verbrannt,  und  liegen  vor  den 
5,SchIosse  daselbst.  Ich  besorge,  es  iv^erde  ihm 
,,nicht  wohl  gehen.  Man  verlässt  ihn;  wird 
„er  ausgejagt,  so  ist  er  vertrieben  aus  Sieben- 
„biir^ren ,  und  das  Land  kommt  dadurch  in  der 
„Türken  Gewalt.  Besser  wäre  es  gewesen,  wir 
),hätten  das  Hufeisen  angenommen  *)/^  Dieser 
einzige  Trost  blieb  in  diesen  Tagen  den  Ung- 
ri^iclien  Feldherren  übrig,  dass  sie  ihren  Grtm 
und  Überdruss  einander  klagen  konnten.  InBe- 
eug  auf  Siebenbüriren  und  Bruder  Georg  wurde 
der  Graf  bald  darauf  beruhiget.  Als  er  dem 
Nddasdy  seine  Besorgnisse  eröffnete,  hielt 
Martinuzzi  mit  fünf  und  zwanzigtausend 
Mann  die  Königinn  und  den  Fetrovics  schoa 
seit  Donnerstag  nach  Egidi  in  Gyula- Weissen- 
bürg  eingeschlossen.  Sie  hatte  ungeachtet  des 
kurz  vorher  mit  ihm  geschlossenen  Waifen- 
stillstandes  einen  Landtag  ausgeschrieben^  wo- 
rauf dem  drückenden  Gebiether  Untergang  und 
Verderben  bereitet  werden  sollte.      Jetzt  for- 


y^iilifer  omnet  aefionea  diff^runfur^  äonee  ejun  niajeitftrtU  rtmnlU 
y^referantur,  B^ndemu»  iiaque  ;  non  heilig eramuM  ;  9oliioque  ip^e 
fyfimore  anfror y  ne  idemfinihuit  no^fris  eveninly  7uoc2  »Sn^un/o  •£■« 
fjde  quo  dictum  e%i:  Sagunlunt  fuUne  expugnalum  ^  dum  Jiomti 
ffConMulfatur,  Jam  enim  ah  crecio  Szolnoko  quatuor  noxtra  itfrf 
yyTurcae  ineurMoruni y  neque  eredimu.%  adhuc  induciarum  mNMi 
i,vi9Ea/um.  Sed  ulinam  monteM  noa  non  parturiamu»  !  ^^  Aato- 
niut  Vernntiiia.  So  wenig  konnte  den  bidern  Mann  aock 
die  freudige  Aufsicht  auf  hohe  königliche  Begüaatiguogen  %tf^ 
die  Wahrheit  verblenden. 

a)  Niklaa  Graf  von  Salm  an  Thon.  Nadaady  Tom  Sit  Sep- 
lembr»  bey  Prttf  Epiat.  Procc.  P.  II.  p.  mcij. 


—    699    — 

lerte  er  Au.nlieferung  des  küDiglic^n  Knaben 
SU  besserer  Erziehung,  und  des  Petrovics 
il.s  üiientlichen  Feindes,  zur  Strafe.  Erst  nach- 
dem er  Kunde  erhalten  hatte,  dass  von  der 
nnen  Seite  Kaszszun-Fascha  mit  Ras- 
ciern,  von  der  andern  die  Woiwoden  der  Mol- 
dau und  Walachay  von  der  Königinn  und  von 
Petrovics  zu  Hülfe  gerufen,  gegen  Sieben-« 
bürgen  anrücken,  fing  er  an  die  Stadt  zu  be* 
schiessen.  Sonnabend  nach  Dionysii,  am  sie-  tl.  Oeü^r. 
ben  und  dreyssigsten  Tage  der  Einschliessung 
und  Belagerung  verlangten,  die  Königinn  und 
Petrovics  bittend,  des  jßremiten  Anhänger 
rathend,  Stillstand.  Martinuzzi  gewährte 
ihn  bis  zu  Martini,  in  welcher  Zeit  friedli« 
chere  Verhältnisse  zwischen  ihm,  der  Königinn 
und  ihrem  schlechten  Hathgeber  Petrovics 
genau  bestimmt  und  festgesetzt  werden  sollten. 
Der- Vergleich  ward  gescnlossen,  die  erste  und 
vorzüglichste  Bedingung  war,  dass  die  Königinn 
der  Osmanen,  Moldauer  und  Walachen  Rück* 
zug  bewirke;  der  Eremit  seine  Heerscharen 
entlasse.  Dieser  erfüllte  seiner  seits  die  Be* 
dingung  ohne  Verzug;  beurlaubte  seine  Völker, 
beorderte  mit  seinen  Söldnern  den  Thomas 
Warkotsch,  seit  Übergabe  der  Erlauer  Burg 
Martin uzzi's  Dienstmann,  zum  Entsätze  der 
Csanader  Burg,  welche  Niklas  Cserepo- 
vricsh,  mit  seinen  Rasciern,  durch  Türkische 
Haufen  verstärkt,  noch  immer  belagerte,  Cas-^ 
par  Ferusics  standhaft  vertheidigte;  An- 
dreas Bäthory  von  Somlyo  und  Georg 
Horvath,  des  Eremiten  Abgeprdnete,  hiel«- 
ten  auch  bey  dem  S  a  1  m  e  r  Grafen  um  Waf-  12.  Oeubr. 
fenbeystand  für  die  Csanader  Burg  und  für 
ihren  Sender  an;   nicht  als  schwebte  dieser  ge- 


—    T00    — 

genwärtig  in  Gefahr  ^  nur  um  gegen  künftige 
ihn  zu  Deschirmen.  Aber  aucfe  Ferusics 
bedurfte  der  Hülfe  des  Grafen  nicht  mehr, 
W  a  r  k  o  t  s  c  h  hatte  unter  Csanads  Mauern  die 
Rascier  geschlagen,  zweytausend  fünfhundert 
getodtet,  viertausend  gefangen  genommen ,  ih- 
ren Anführer  Cserepowics  mit  wenigen  seioa 
Volkes  in  schimpfliche  Flucht  gejagt  ^)y  die 
Türkischen  Haufen  vorsätzlich  nach  Lippa  tob 
dort  gegen  Siebenbürgen  entwischen  lassen,  des 
Petrovics  Schlösser  Nagy - Lak ,  Challva, 
Kgres,  Oroszlamos  eingenommen  und  besetzt. 
Unterdessen  reuete  die  Königinn  der  ein- 
t6.  Ocftf^r.  gegangene  Vergleich;  schon  am  dritten  Tag6 
nach  Ab.schluss  desselben  sandte  sie  die  Ur- 
kunde derh  Eremiten  mit  Ankündigung*  ihrer 
Ungnade  und  Feindschaft  zurück.  Kaszszun- 
Pascha  und  die  \yoiwoden  wurden  durch 
Eilbothen  zur  Beschleunigung  ihres  Einbruches 
nach  Siebenbürgen  gemahnt,  der  Wankelmuth 
der  von  Petrovics  irregeleiteten  Fürstinn 
machte  die  Volkschaften  der  Provinz  von  ihr 
abtrünnig,  und  setzte  ihren  Feind  in  entschie- 
denen Vortheil.  Zahlreich  stellten  sie  sich  auf 
den  von  ihm  ausgeschriebenen  Tag  zu  Thorda. 
Die  Schwäche  der  Königinn  verachtend,  und 
des  Landes  treulosen  Verrath  an  die  Türken 
verabscheuend,  entzog  sich  Niemand  der  An- 
wesenden dem  Waliendienste.  Das  Blutbefleckte 
Schwert  durch  sämmtliche  Kreise  herumgetra- 
gen, rufte  und  ermuthigte  die  Abwesenden; 
in  wenigen  Tagen  stand  ein  zahlreiches  Heer 
bey  Vasärhely  unter  der  Fahne   des   wunder- 


a)  Fetr.  Röraj  de  Monarch.  Centur.  VI.  ap.  Sekunndimr 
T.  11.  p.  736. 


—  ^o^   — 

laren  Faulimscheti  Raben  ^)  in  weusem^.  im 
Einhornes  im  blauem  Felde,  Martin  uz  zi^s 
ff  Bippen,  versammelt.  Damit  verhinderte  eä 
lle  Vereinigung^  der,  durch  den'.Oitoser  Vmn9 
yin^edrungenen  und  schon  bis  Miihledbach  vor^ 
jerückten  Moldauer  mit  den  Türken  und  Wa-^. 
lacfaeD,  trieb  diase  durch  den  Aothentkurnuto 
Pass  zurück,  nahm,  nach*  der  Flacht  der  Köni-^ 
^inn  und  des  Petrovics  auCdie  Dioder  Burg^ 
VVeissenburg  ein/licss  die  M(ddauer  von  sechs-* 
tausend  Mann  Reiterey  bis  an:dioiGnnzen  ver-» 
tol^nj  gewann  dadurch,  dass  ^die.  TürkäB| 
«reiche  bereit)»  zwey  Meilen  Jiintar  Djeva  stan« 
den,  den  Feldhauptmann  Warkdtsok  mit 
neuntausend  Mann  im  Rücken  hatten,  Isablal^ 
la's  Einladung  als  treulose  Nachstellung  bf^ 
trachteten ,  und  sich  eiligst  auf  den  Rückmatsjch 
begaben.  Da  hätte  nicht  Ein.  Muselmann  detal 
Tode  entrinnen  können,  wäre  es  dem  Eremi- 
ten und  seinem  Fieldhauptmann  Ernst  gewesen, 
sie  aufzureiben ;  allein  Klugheit  geboth  beyden, 
des  furchtbaren  Solejman'sYolk  zu  schonen; 
mit  einer  einzigen  Heerfahrt  zur  Rache  konnte 
er  Siebenbürgens  Überlieferung  an  Ferdinand 
unmönlich  machen.  Nur  zum  Scheine  und 
langsam  zog  Warkots ch  dem  Kaszszun- 
Fascha  nach,  um  ihn  durch  Furcht,  nicht 
durch  Angriffe  aus  dem  Lande  zu  jagen.  Den 
Feldherren  in  Ungarn  hätte   es   geziemt^   den 


a)  Dnrch  sechsig  Tahre  brachte  ein  Rabe  dtm  beiligen  F«n- 
Ina,  erstem  Eiiisiedier,  in  der  Wütte  tüglich  ein  lialbes;  alt 
ihn  aber  luletzt  der  heilige  Abt  Antoniua  beauchte,  ein  ganiea 
Brot;  ao  erzählte  der  neilige  Hieronymus;  gottaeligwciaa 
aienachen  älterer  Zeit  glaubten  eas  der  Pauliner  -  Orden  nahm 
den  Raben  mit  dem  Brote  im  Schnabel  in  daa  Ordenawappen  an£| 
und  Martinuisi^  die  Schul»  aeiuer  Bildung  ehrend ,  Ttrattat» 
ihn  auch  in  das  aeinigt« 


—    -yoa     — 

femdlichen  Macläliaufen  an  dem  Meszeser  FaM 
au  empfangen  und  in  seiner  TÖlltgen  Kiedff* 
läge  die  so  oft  verletzte  Waffenruhe  zu  rächet, 
wozu  sie  Martinuzzi  zu  reckler  Zeit  nodk 
23.0tfte&r.  dringendstaufgefordert  hatte ^).  In  leidiger üi- 
fähigkeit,  die  yerwickehen  Verhähnisse,  in  wd- 
chen  er  handeln  musste,  zu  überschauen ,  kon* 
ten  die  Wenigsten  sein  kluges  Verfahren  ge- 
gen die  Türken  -  begreifen ;  leichler ,  und  do 
{gemeinen  Natur  des  Haufen  angemessener  mr 
es  9  ihn  zu  beargwöhnen.  Leider  dass  aelkt 
geistreiche  Zeitgenossen ,  unter  diesen  a^fft 
Antonius  Wrinczy  ^)^  wähnten,  er  stidk 
mit  den  Türken  im  ireheimen  Einverständnis 
wolle  den  König,  die  königliche  Witlwe,  im 
ihm  anvertrauten  Mündel  hintergehen ,  und  be- 
wirken, dass  er  allein  mit  der  Herrschaft  über 
Siebenbürgen  von  Solejman  belehnet  werde. 
/.C.i55f.  In  den  ersten  Tagen   des   nächsten  Jahres 

7.  Januar,  sandte  er  aus  Gross wrardein  von  seinen  bishe- 
rigen Unternehmungen  nach  Augsburg  Bericht 
an  den  König  und  an  den  Ffälzer  Churfürsten 
Friedrich,  mit  inständigster  Bitte  an  letzten, 
er  möchte  den  Kaiser  und  den  König  duxth 
unablässige  Ermahnungen  dahin  vermögen,  dasi 
sie  doch  endlich  die  in  äusserster  Gefahr  schwo- 


a)  Georg.  Martiiiiizii  EpUtol.  ad  Tliom.  Nidatd.  itsi 
Octobr.  et  £jusd.  Epitt.  ad  Andream  Batborv  de  29.  Octolr. 
ap.  Pray  Epist.  Prorc.    P.  H.    p.  216.  22a.  6)  ^^Timf,  nti» 

y^ne  rfrutn  omni  um  fr  Hat  Jit'fffm  Keremiia  ,  fallai  Heginam  Ita- 
y,bellam  et  pupiUum  aibi  vrediium ;  ailnilaturtft^  oftini  eondih 
„M<  in  TransMilvana  Dominalione  tine  colle^a  altfue  cenMore  confr- 
f,mefur ,  «frvaia  Turcae  clandeulina  amiciiia**'*'  Auton.  Veran- 
tius.  Und  über  den  ganzen  Gang  der  eraählten  BegebeoheittB 
Anton.  Verantii  Epist.  ad  Tbom.  Nidasdy  de  26.  Sept.  >• 
4.  6.  8.  10.  12.  26.  Octobr.  et  2?.  Novbr.  ap.  'Katona  Hist.  Heg. 
T.  XXI.  p.  loSi  — 11 10*  ad  Nicolaum  Oiahy  de  2.  et  26.  Sept- 
s.  et  11.  Octobr.  i5*  Kovembr*  ihid.  p.  ix34«i-ii6i.  «d  Faul* 
Gregorianczi  de  22«  Norembr.  Ihid*  p«  ii6a* 


—    -yo5    — 

bende  FroYinz  sich  alles  Ernstes  angelegen  Mirn 
hülsen  *}•  Von  den  koniglicheii  fievollniäon-^ 
ttgten  verlangte  er  eine  Zusammenkunft  auf  den 
Dinstav  nach  Maria  Lichtmesse  zu  Diöszeg  in  3.  r^r. 
der  Biharer  Gespanschafi ,  drey  Meilen  TOn 
Gvosswardein.  Zum  Unglücke  für  ihn  und  für 
Ungarn  hatte'  der  rechtschaffene  Staatsmann  imd 
bewährte  Feldherr,  Niklas  Graf  yon  Salmi* 
i^u  Erlau,  Sonnabend  yor  Weihnachten,  seine 
Laufbahn  rollendet;  an  seine  Stelle  wühlte  An-^ 
llY«as  B^thory  den  freyh^erm  Etasihü^ 
Venfäl  zu  seinem  Gefahnen  nach  Diö^zlftgi 
Bayde  fanden  Martinuzzi 's  Vorschläge  'gd>^ 
Mcht,  klug,  ausführbar';  und  erstatteten  daToA 
dem  Konige  Bericht.  Da  die  yon  ihm  einge-i; 
zogenen  yälerlicheh  Erbgüter  Zäpolya's '  fär 
ansehnliche  Summen  yerpfändet  waren,  und 
nicht  so  bald  ausgelöst  werden  konnten ,  so  lag 
die  grösste  Schwierigkeit  in'  Ausmittelung  einer 
fürstlich  anständigen  Versorgung  des  Waisen. 
Hierüber,  so  wie  über  die  Morgengabe  der 
königlichen  Wittwe,  möchte  der  König  ohne 
längere  Säumniss  etwas  Festes  und  Gewisses  be-« 
stimmen.  Eine  beträchtliche  Heermacht  an  den 
Gränzen  der  Froyinz  wäre  unentbehrlich;  doch 
das  unerlässlichste,  Eilfertigkeit,  um  dem  Gross- 
Sultan  zuTorzukotiimen ;  fasste  dieser  erst  fes^ 
ten  Fuss  im  Lande,  so  sey  es  nicht  nur  ü'm 
Siebenbürgen,  sondern  auch  um  Ungarn  ge- 
ichehen.  Welche  Opfer  auch  der  König  brin- 
gen müsste,  die  mit  Siebenbürgens  Besitz  ge- 
wonnenen Vortheile  würden  sie  alle  überwie- 
gen. Kaschau,  Stadt  und  Gebieth,  mehrere  Ung- 


a)  Georg.   Martiaufti  Ep.  td  Friderie.  niieiii  PaUtia.' 
4t  7«  Janutria  i65t.  ap.  Pray  Bpiit.  Frocc.  P.  II.  p.  aiG. 


—  ^o^  — 

mdie  Bezirke»  die  geheiligte  ReicHskrone  mit 
diia.  übrigen.KJje^aodien;  durch  Aaszahlung  d«r 
MOrgengabe  an  die  ^^'iltwe  die  FeslÜDgen  So- 
Lymos,  Lippa,  KüküUo,  Boldogkö;  der  ein- 
trägliche KasdhLauer.Dreyssig.<ity  und  die  zYm 
nicht  yerschiiebenen y  aber  von  Isabella  uaii 
F.etrovics  airgemässien  Güley  des  Grosswir- 
dAiner  Bisthumes.  k^imeü  wi^ev  'an  das  Reickj 
eine  bedeut^pde.  Aiizahl  Ungrischer  Magnatea, 
d^r  3iebeubiirger  Adefl,  die  S^iehsis^he  Gasammt« 
heiiXf  die  S;^6klery  bisher  du^ohildem  Eid  dar 
^reue  an  Zapoly^'s  Sohn  Verpfli.4^ieiy  wiif»- 
dLen  dem  Könige,  wieder  ünlerthäpig.  Die  Lif* 
ffoser  und  Karanl^cbaser  haben  ßo  eben  dem 
retTOvics  abgesagt  und.mit.Ma  r  t  inuzzi 
Pündniss  geschlossen;  durch  schnelle  Beset- 
zung ihrer  Burgen  mit  Mannschaft  und  Haupt- 
leuten, könnte  vielen  verderblichen  Unterneh- 
mungen des  Fetrovics  begegnet  werden. 
Myrxe,  Woiwod  der  Walachey,  sey  seiner 
Grausamkeit  wegen  im  Lande  verhasst;  der 
Moldauer  Woiwod  Elias,  seines  letzten  Rück- 
zuges wegen  dem  Gross -Sultan  verdächtig,  und 
flach  Constantinopel  zur  Verantwortung  beru- 
JEen,  worden  *);  leicht  wäre  es  dem  Könige, 
durch  rasches  Verfahren  in  beyden  FroviDzeu 
neue  Woiwodeii  einsetzen  zu  lassen^  wodurch 
auch  von  jener  Seite  manche  Gefahr  von  Sie- 
benbürgen abgewendet  würde.  Sollte  aber  diess 
Alles  den  König  nicht  bewegen ,  sollte  durch 
Unentschlossenheit  in  Entwürfen,  und  Saum- 
seligkeit in  der  Ausführung  die  Provinz  ganz 
in    des    Feindes   Bothmässigkeit    verfallen,    so 

a)  Zu  seiner  Rettung  liest  er  tich  zum  Muselmann  beschnei- 
den  und  kam  als  Sangiak  unter  dem  Nahmen  Mohammcd- 
Beg  zurück. 


üchte  es  doch  nicht  dem  Eremiten  zur  Schuld 
rechnet ;  vielmehr  erwogen  werden ,  dass  ihn 
[lon  Alter,  Kränkliclikeit  und  mancherley  Unr 
mach  niederdrücken,  .seine  Kräfte  nicht  mehr 
nreichen,  eine  so  grosse  Angelegenheit  unter 
linden  und  Gegnern  von  allen  Seiten,  der 
thigen  Unterstützung  entbehrend,  durchzu-^  * 
bren. 

Mehrere  dieser  Vorschläge  zeigen ,  wie  we- 
y  Martinuzzi  des  Königs  Gemüthsart,  sei- 
n  mehr  festen,  aLs  scharfen  Sinn,  seines  Le- 
ns  und  Wirkens  vorgefassles  Ziel,  seine  Ge- 
indenheit  an  Re<;el  und  Ordnung  im  Handeln, 
ine  Befangenheit  in  Absichten  und  Ränken 
rtrauter  Räthe,  kannte;  dass  übrigens  der 
*emit  er  ernstlich  meinte  und  redlich  in  der 
che  gesinnt  war,  darüber  fühlten  sieh  selbst 
B  Bevollmächtigten  gedrungen  ihm  Zeugnlss  zu 
ben  vor  dem  Könige  *);  aber  dieses  Zeugniss 
weiset  zugleich,  dass  Misstrauen  und  Arg- 
3hn  wider  ihn,  hier  von  Geistesarmuth,  dort 
»n  Feindschaft  und  Hass  erzeuget,  auch  bey 
ofe  schon  obwalteten. 

Am  Tage  Agatha  schrieb  auch  Thomas  5.  F«&r. 
£dasdy  aas  Kanisa  an  Ferdinand:  nichts 
Y  gewisser,  als  dass  Ungarn  nur  von  Sieben-* 
irgen  aus  wieder  erobert,  nur  durch  Sieben- 
irgen  behauptet  werden  könne;  hätte  Solej- 
an   diese  Provinz   einmahl  in  seiner  Gewalt, 


i)  „Ceterum  Clemenlianme  Domine/*  to  tchricbeB  fie:    ^^UcH 


•«    ^«K»w»^.»..^   y      »w.»    «-.r..«».».  ,     »vn««....«.!^   .»www    «...,.      ^ 

•^f,  de  statu  Jilii  quondam  Hegia  J oanniM   deeernat,   eonätan— 

rm  ,     ae  Jidelem  juturum ,    ac  voeptum  negotium  ßnem  6onif  m 

trtiturum,    Andreac  Batbory  et  Eraim.  Teufal  Bpiit. 

Rejt.  de  4.  Febr.  i55i.  et   Georg.    Martinuszi    Epistol. 

Reg.  de  4.  Febr.  ap.  Pray  Epitt.  Prooc.  F.  11.  p.  229  tqq« 

VU  Theil.  45 


1 


—    7^6    — 

so  wiirdjß  er  in  kurzer  Zeil  mit  geringer  Sorge 
und  leichter  Arbeit,    auch   den    nocli   übrigen 
traurigen  Best  des  ün^rischen  Reiches  an  sich 
nehmen.     Die  wichtige  Festung  Szigeth  sey  ia 
Gefahr,  werde  während  des  unseligen  Walfen- 
Stillstandes  ärger  bedrün^et  als  im  Kriege;  der 
Feind  aus  Fünfkirchen  hemme  alle  Zufuhr^  die 
Besatzung  laufe  Gefahr,   des  Hungers  zu  stet* 
ben ;    der   Sold   müsse   ihr   richtiger    bezahlt, 
Reiterey  und  Fussvolk  vermehret  werden,  sonst 
geht  der  Platz   oline  Einschliessung  und  Bela- 
gerung unvermeidlich  verloren.    Auch  um  Ver- 
mehrung seiner  Keilerey  und  seines  Fussvolkes 
hielt    er    an;     er   hatte    nur   auf   zweyhundert 
Reiter    Sold ,  '  davon    lagen    hundert    mit   dem 
Fussvolke  in  Szigeth;  weiter  war  nirgend»  Waf- 
fenvolk, er  unvermö^^end  mit  so  weniger  Mann- 
schaft die  Gespanschaflen  Sümegh    und  Szalad 
zu  behaupten,  von  den  ohnehin  zu  schwachen 
Besatzungen  zu  Weszprim,  Raab,  Komorn  keine 
Unterstützung  zu  verlangen;     sein  Amts^enoss, 
der    oberste   Feldhauplmann  Teufel  weit  von 
ihm,    jenseits   der   Theiss;     wird   nicht    eili^^st 
Rath  ges.cliaflt,   so   müsse   ihm  zum  Schimpfe, 
dem   Könige  zur   Schande,    Alles   untergehen. 
Sehr   bedeutsam   unterzeichnete   sich    der  jetzt 
erst  drey  und  fünfzigjährige  Magnat  als:     sei- 
ner  Majestät  treuen,     docli   beynahe    schon 
völlig   unnützen  und  von  Alter    gebeu«'- 
ten   Diener.      Wohl    mochte    ihn    schmerzen, 
dass  die  Stände  nun  schon  zum  zwölften  Mahle 
höhere  Kriegssteuer   als   je   unter  dem  grossen 
Matthias,  bewilliget  hatten,  und  doch  so  we- 
nig zu  des  Reiches  Vertheidigung  geschah-    das 
feindliche  Gebieth  jährlich  erweitert,    das  kö- 
nigliche in  engere  Grunzen  eingeschlossen,  und 


-^   707   — 

1  diess  noch  von  dem  Feinde^  Läufig  ge-' 
idert  und  verheeret  wurde  *).  '  Während 
meisten  Magnaten  und  Landherren  bejr  adl- 
r  Lage  det*  t)inge  selten  Geduld' und  be- 
nene  Achtung  gegen  die  Majestät  bewiesen^ 

Thomas  Nadasdy  allerdings  der  yoll^ 
imen  berechtigte  Mann,  dem  an  sich  guten 
.  rechtschaffenen  Könige*  ernste  Wahrheit 
zutragen ;  Aber  die  StiAitfi^r'  des  freymütht-^ 
Patrioten  yerhallet  ungehort,  -WO  Kurasich-^ 
:eit,  Willkür  und  schlechte  Künste 'der  Ga-^ 
stsdiener  des  Fürsten  Einsicht  ^  Filichtge^^ 
l  und   hdlb  Ruhmbegierde  gefangen  halteti. 

Gleich  nach  der  Dioszeger  Zusammenkunft 
shten  zwey  Chiausen  dei  durch  Fe  tro  Vi  es 
rirkten  Befehl  des  Grö.^merrn  an  die  KS^ 
inn,  ihren  Sohn  ohne  Yerisug  krönen  feu 
en.     Schon  versammelten   sich  die 


:  Abgeordneten  der  drey  Nationen  zu  Wels-* 
bürg,  als  Martin uzzi  einen  Theil  seiner 
dner  zur  Verheerung  und  Flünderung  der 
;er  des  Fetroyics  heimlich' aussandte;  mit 
a  andern  etwas  drohend  die  Herren  und 
idbothen  heimzukehren  ersuchte.    Weil  aber 


Diess,  und  dnrch  weuen  voriiigliohe  Schnld  to  viel  TOd 
Ungritchen  Reiche  .verloren  ging«  lauttta  der  Verfttaer 
Manch  Hermäon  gerecht  erwSgeiiy  wenn  er  alt  red* 
>r  Rechnenmeister  (  Grellmann*  ttalütiaehe  Aufklarungen  /• 
31.  404.  verglüh,  mit  IL  S.  319.)  den  Ungern  die  fiel» 
Ionen  y  welche  die  Vertreibung  der  Türken  aua  Ungarn  ^  die 
;ogc  von  Öfterreich,  Markgrafeii  von  Mähren,  «nd  Könige 
Böhmen  gekoatet  Hatte,  ehrli«^*  Nriorrechnen  wollte.  Ala 
diaand  der  I.  den  Thron  beitieg. 'hatte  Solejni  an  in 
im ,  Siebenbürgen ,  Slawonien  und  Cniatien  noch  kein  Dorf 
tft$  und  noch  im  a5iten  Jahre  aeineaKÖnigthnmea  achrieb  Tho- 
Na^aady  an  ihn:  ^^Quod  nunc  uno ßareno twifiei poMet^  paulo 
f  non  expedietur  cum  miUe,"  Epiatol.  ad  Rtft*  Kaniaae ,  6» 
•nar.  i55i.  ap.  Mh-ay  Epiat.  Procc.  P.  IL  p*  aMh  Bej  fort- 
«dem  Verluate  mutaten  natürlich  auch  dieae  xanaeude  auf 
iouen  ateigen. 

45* 


I  t 

7...I 


die  riiiau^on  c!»?n  i:eme^<en»iten  Aufira«»  liTillen, 
Sit'benbiiri^f^n  nlchl  zu  vpila^Hen,  lievur  ^lo  Z.':- 
i)iil  va*N  Sulin  mll  der  Kri.mo  aul  dem  lla-jp.-* 
i;e-<»lien  hallen  '  ^ ;  <o  ^clirleh  I>alM.>lla  am 
13.  .l/./i-T.  Judica    einen    Landta«:   nacli   Gr«i^K-Knved    au-, 

m 

^\'0  die  drev  ^alii.mf?n,    jt^de    mil    laufend   Kei- 
lern   erNcheinen    *^tdlie.     .Dem  Kreniiten    ^amlie 
sie    den    hesundern    liefehl,     cdine    bewalinete^ 
Gefuljio  >icli  einzu-ilellen  •}.      lielierzl,    nur  mil 
seiner  tiei^leNmaclit  bewallnet,   fand  er  sicJi  ein; 
niemand  wa^le  c<y  ihm  zu  "\vldt*rNpreclien ;   rocli    I 
•\veniiier,    nacli    der    K(Ini*iinn    «»elieimer    M'ei- 
sun;»,   ilin  anzujireifen.     Beschämt  und  erziimet 
ZO'^  ^i**  die  efNic  aus  Knved  ab,   um   ilire  Ver- 
lraut«>n,   Micliael  (yNjL\j  Telor   Kis,   yie]- 
chlor    IJalassa    und    Anlon    Ivendv,    deren 
Au^lieferuni;  er  t:eh)rderl  lialie,   zu  reiten.    Die 
KWInuni;    drs  Knaben   wurde  von  dem  Kremi- 
ten  hinlerlrieben,  die  vt»n  So  le  j  man  verlans:le 
Einräumuni{    der  Fesiunü  Bi'c<(*   an   der  The'iss 
in  dt'r  Turontalor  Ge^j^in^^chaft  unter  mancher-    \ 
loy     Iviinslllchen     Au^Iliichlon     abgel»?hnl;     die 
CiiiauNcn    duich    GeschenLe    zum    Abzüge   be- 
ivowen:     der  Tribut  von    fünfzig» tausend  l)ui'J- 
ten    an    den    Gro^^hnrn    und    t»ine  Anzahl  ce- 
miilhljif'r,    «iclimrichrlliafler   Briefe,    voll   erlo- 
gener  Ver.sich«M-uni»en  ' )    von    seint?r   Treue  in 
Solejman's  Uiensle,  an  verscliiedene  rascliea 
gesandt  '). 

«)  Anton.  Vrrantii  Kp.  ad  Tliom.  Närlpscl.  8.  Martii  i5.':» 
ap.  Pray  J.  r.  \t,  a«.H.  i)  Andr.  ßatliory  Ep.  ad  'I!-». 
Küd.ud.  «hr  jS.  MäiIü  ap.  Pray  I.  c.  p.  2*6.  *  r)  I)ir«e  i.;-.:!-" 
hr'inri'Ii  >«ir.e  rcinili*;  i.  J.  ihuft,  sogar  I*ray,  für  .mmi:*»  w;:- 
Gc.ii'.ijiiiip  und  er*!irkten  rril.r  ^olli>»v«tliVh  dir  L  !:Lvi«nj:!*J '•  .: 
Hl  I^■^r!hl*ill!^,^  i«  ii-.ir  Vffrhaltiii;..se  und  »cimt  ^;i»s,'.uinift»:i  T  *•  •*-*■"■• 
S o  1  f  i  :!i  ;>  s;  Iiinti.-i li.%t.';:rn ,  pc^en  F p rd i  n  a n  d  n diu  hra  Itit-'-' 
lun^>\vi-i.w  .  .'i  Ci^oT^  Alartinusüi  K|iKto!ae  ad  Ba<a£a  sf« 
Pnty  r.  11.  p.  3i''j  s'j'i-     löthuanfl'y  Lib.  XVI.  p.  loa« 


~  709  — 

Donncrstaij  endlich  nach  La'tare  zog  Fer- I2.;if2rr«. 
dinand  von  Aujrsburg  ab,  doch  erst  am  zwey-  30.MUrx. 
ten  Osterfeste  vollzog  er  für  die  Herren  Tho- 
mas  Nadasdy,    Andreas  Balhory   und 
Sigmund  von  Ilerberslein  Vollmacht  und 
Anweisung  zu  förmliclien  Unterhandlungen  mit 
Isabella,    Georg    Marlinuzzi,     Peter 
Petrovics  und  Georg  Bland  rata,  Leib- 
arzt der  Königinn.     Am  nachdrücklichsten  M'ar 
den  Machtbothen  darin  eingeschärft,  des  guten 
und  gewissenhaften  Königs  Gesinnung  und  Wille, 
zu  Siebenburgens  Besitz,  niclit  durch  Waffen- 
gewalt,   Bürgerkrieg  und  Blutvergiessen;    son- 
dern   dtirch   klui^e   und   friedliche   Unterband- 
lungen    zu    gelangen ;     entspriiche    diesen    kein 
erwünscliter  Krfolg,    so    möchte   die   Königinn 
lieber  wie  bisher   unter   des  Eremiten  Verwal- 
tung   im    Besitze    beharren;    nur    sollte    sie    in 
keinem  Verhähnisse   bey  den  Osmanen  Schutz 
suchen   oder  sie   zur  Hülfe   in   das   Land   zie- 
hen •). 

Zur  Vollziehung  des  abzuschliesscnden  Ver- 
trages und  friedlicher  l-berhahme  der  Provinz 
standen  zwischen  Debrezcn  und  dem  Meszeser 
Passe  dreytausend,  in  schweren  Kriegen  be- 
währte Spanier,  tausend  Lanzenknechte  unter 
des  Grafen  Johann  von  A r c  o,  und  gehar- 
nischte Heiter  unter  (-arl  Zirotini's,  dre)- 
tausehd  Mann  Ungrische  leichte  Reiterey  und 
lausend  Mann  Fussvolk  unter  Stephan  Lo- 
sontzv's  Anfüliruni;.  Alle  unter  Johann 
C  a  s  t  a  i  d  o\s  (.)herbelt»hl.  jVoch  vor  dem  Teste 
Christi  Himmelfahrt  ging  Ilerberslein  vor- 


«>  VoII«t^'ii(1i^  lieferte  cIh?  l'rkuiide  Pray  Annal.  !*•  V.  p.  4oo. 
und  Kalo  na  llist.  lle^.  T.  XXii.  p.  4. 


710 


aus,  um  die  Gesinnungen  der  Küniginn  zu  cr- 
forsclien  und  fand  sie  zu  nichts  weniger,  al*;  zur 
Ablrelunij  der  Trovinz  yeneii^t.  Um  so  tlia> 
jjer  berellele  der  Eromii  und  Bi<cliof ,  in  nie 
uniieslraft  blelbendfin  \A  alme  der  ^^  ellLlus- 
Leit,  dass  politlscb(3  Zwecke  jedes  unsitllicHe 
Millel  erlauben,  die  llcicbs.sa'isen  durch  man- 
cherlev  Unwahrheiten  auf  die  baUl  eintretenden 
Veränderungen  vor;  aber  Isabel] a  Hess  seine 
Briefe   auffanden ,    und   T  e  t  r  o  v  i  c  s ,    ivelcher 

7.  May.  als  Späher  auf  der  Tenieser  Burg  sass,  verrieih 
Alles  an  den  Gro^isherrn  und  anMustapha-Bev^). 
17.  May.  Sonuta«;  nach  Sophia  kehrte  11  e  r  b  e  r  s  t  ein 
zu  seinen  Gefährten  nach  Ungarn  zurück  mit 
Martinuzzi\s  dringender  Aufforderun^f,  ohne 
Verzug  nach  Siebenbürgen  mit  Heermacht  ein- 
zurücken; da  zu  friedlicher  Beendi^un^  der 
Sache  keine  Ilollnung  mehr  übrig  sey  '*}.  Er 
selbst  führte  von  Thorda  seine  Mannschaft  vor 
Gy ula  -  Welssenburg.  I  s  a  b  e  1 1  a  war  nacK  Mük- 
lenbach  gezogen ;  F  r  a  n  z  11  o  r  v  a  t  li  von  Boj- 
nics  vertheidigte  den  Tlatz,  dessen  Belagerung 

10.  May.  Jej.  £remit  nun  begann,  und  durch  zwanzig 
Tage  eifrigst  fortsetzte.  Als  die  Mauern  voa 
melirern  Seiten  eingestürzt  waren,  trug  er  Be- 
denken das  raubsüchtige  Wallenvolk  eindrin« 
gen  zu  lassen,  und  ihm  sowohl  die  Habe  der 
Bürger,  als  die  Schätze  der  Küniginn  Preis  zu 
geben.  Auf  seinen  Antrag  sandte  IsabelU 
ihrem  Feldhauptmann  Befehl,  Stadt  und  Burj; 
augenblicklich  zu  übergeben.  Vor  seinem  Ein- 
züge  ersuchte   Martinuzzi   die   königlichen 


a)  Petri  Pctrovics  Epist.  ad  Miisttiph.  Bp;».  rx  arre  TcinpJ. 
ilic  AsciMis.  1).  i,').»i.  ap.  Pray  Kpi-st.  Proer.  P.  II.  y.  yfii.  M 
J\l  arti  iiuz2:i  Kpistol.  ad  Cuiniuicisar.  Kcg.  de  17,  May.  ap.  Pro« 
!•  ( .  p.  2j5. 


—    7"     — 

SYollmachtitften  bey  Enyed^  -wo  »le  unterdes- 7. /unü. 
n  mit  dem  Heere  ans^ekommen  waren ,  stehen 
bleiben,  weil  es  schiene,  als  wollte  die  Kö- 
£inn  der  Nothwendiijkeit  nicht  länger  wider- 
eben  ■).  Nachdem  er  von  Weissenburjj  Be- 
z  genommen  hatte,  liess  er  der  Königinn 
CS,  was  ihr  gehörte,  überbringen  und  ver- 
igte eine  Unterredung  mit  Ihr  in  Mühlen- 
eh.  Thomas  N  a  d  a  s  d  y ,  von  ihm  berufen, 
gleitete  ihn  dahin,  und  jener  war  es  eigebt- 
k,  der  ihr  Vertrauen  für  sich  und  für  den 
inig  gewann;  auf  Martinuzzi's  Vorstel- 
igen,  Anträge,  Bitten,  Thränen,  Betheue- 
ngen antwortete  sie  nur  mit  Vorwürfen,  Nä- 
sdy's  treuherziges  Zureden  brachte  sie  end- 
h  so  weit,  dass  sie  sich  zu  Unterhandlungen 
reitwillig  erklärte  *'),  und  auch  dem  Eremi-  i2./MRiia. 
i  wieder  freundlicher  begegnete,  ihn  sogar 
rollmächtigte ,  in  ihrem  Nahmen  sich  vor- 
ifig  mit  den  Machtbothen  des  Königs  zu  un- 
reden,  wozu  er  den  Sonntag  vor  Fetri  und 
uli  bestimmte  ^). 

Folgende  Bedingungen  brachte  er  aus  dem 
oss-Knyeder  Lager  zurück.  Ihre  Morgen- 
de, hunderttausend  Ducaten  wolle  ihr  der 
inig  auszahlen  öder  bis  zur  Zahlung  mit  fünf 
'  Hundert  verzinsen.  Mönsterberg  oder  Fran- 
istein  in  Schlesien  ihr  zum  Wohnsitze  ein- 
imen;  im  Falle  sie  sich  wieder  verehelichen 
llte,  für  eine  ihrem  königlichen  Stande  an- 
nessene  Verbindung  sorgen;   iliren  Sohn  mit 


I  Marti I1 11  zzi  Epist.  ad  Commiisar.  Reg.  de  7.  Jiinii  ap. 
f  I.  c.  p.  258.  h)  Joaiin.  Caatatcli  Epift.  ad  Thora. 
flivd.  ex  ca&tris  ad  ICnyedin.  i3.  Jnnii  ap*  Pra\  J.  c.  p,  3tio. 
lartiiiuxzi  Up.  ad  Commissar.  Reg.  ex  Szasz-Scbea  27. 
i  ap.  Pray  1.  c.  p.  263« 


—    7"    — 

den  Herzoglliiimerii  Sagan ,  Friebus  und  Naum* 
bürg  belehnen,    und  was   von  zwölf  bis  funf- 
zehntausend  Ducaten  jährlicher  Einkünfte  feh- 
len sollte I  aus  der  königlichen  Kammer  nach« 
tragen.     Auch  die  Sorge  für  des  Knaben  Er- 
ziehung  wolle    er   übernehmen;     wenn   sie  es 
genehmigte,  an  seinem  Bofe  ihn  behalten,  ihm 
als  Vater  begegnen,    und   mit  seiner  jüngstge- 
bornen  Tochter  Johanna  ihn  verloben.     Dem 
Fetrovics  wurde  für  Temesvär,    Lippa,  Lu- 
cos  und  Karansebes  die  Munkäcser  Burg;  allen 
rarteygängern   des    Z«!polya,    der    Königinn, 
des  Martinuzzi  Verzeihung   angebothen *)• 
Nädasdy's  Zeugniss  für  die  Wahrheit  dieser 
Bedingungen  bewog  die  königliche  Wittwe  zur 
Einwilligung;    von  ilir  und  dem  Grosswardei- 
18./u2iiM.  ner  wurden  die   drey  Nationen  auf  Sonnabend 
nach  Margaretha  zum  Tage  nach  Klausenburg 
eingeladen;     dahin  kamen  auch  Castaldo  mit 
sämmtlichen  Feldherren,   die  Bevollmächtigten 
des    Königs,    und    die   bedrängle    Wittwe   mit 
ihrem   Sohne.     Nach  wiederhohltem   Vortrage 
der  Bedingungen  und  beiderseitiger  Bestätigung 
derselben  wurde  der  Vertrajj  au$^eferti«{et  und 
vollzogen.     Bevor   ihn   noch  Isabella    unter« 
zeichnete,   bath  sie  um  Schutz  und  Sicherheit 
für  ihre  vier  vertrauten  Freunde;    ihr  Verlan- 
gen wurde  gewährt,   Castaldo,    Nadasdy, 
Bathory  und  llerberstein  gaben  ihr  darauf 
die  lland,  verbürgten  ihr  Elirenwort,   Marti- 
nuzzi  musste   mit   einstimmen.     Die    Freunde 
Melchior  Balassa,  Anton  Kendy,   relcr 
Kis,  Michael  Csaky,   traten  aus  inrer  Ver- 


c)  So  sind  die  Bedingungen  in  der  königlichen  VoHinaclit  bb^ 
Anweisung  für  die  verordneten  Uulerliändlcr  angej;ebcn. 


—    7*5    "^ 

orgenlieit  Itervor;  in  ihrer  Gegenwart  ent- 
Bgte  sie  feyerlich  für  sich  und  für  den  Wai- 
en  der  Herrschaft  üher  Siebenbürgen ,  über 
Laschau  und  über  alles,  was  sie  in  Ungarn 
•esass;  entliess  ihre  Vasallen  der  Eidespfl^cht, 
ind  unterzeichnete  an  ihre  Burghauptleule  den 
lefehly  ihre  Schlösser  und  Festungen  den  Yer- 
rdneten  des  Königs  zu  übergeben. 

Sonntag  darauf  wurde  in  der  Hauptkirche 
;u  Sanct  Michael  nach  dem  Hochamte  der  Ver- 
rag  am  Altare  beschworen,  von  Castaldo^ 
fidasdy,  Bathory  für  Ferdinand  und 
iessed  Tochter  Johanna,  dann  von  Isabella 
ür  sich  und  ihren  Sohn;  zuletzt  von  dem 
Eremiten  und  Bischöfe  Georgius  Martinuzzi. 
)ie  Vertrauten  der  Königinn  brachten  vor  dem 
ütar  einen  Kasten,  enthaltend  die  geheiligte 
leichskrone,  das  Zepter,  den  Reichsapfel, 
ianct  Stephans  Faludament,  die  Sandalien,  dio 
itola,  den  Gürtel,  einen  zersprungenen  Krysta'll| 
inen  grossen,  in  Gold  gefassten  Hyacinth, 
inen  Hals-  und  Brustschmuck  mit  Edelsteinen 
lesetzt,  und  ein  Stück  Seidenzeug  mit  Gold 
ind  Edelsteinen  gestickt  ")•  Indem  die  BevoU- 
däohtigten  diesen  Schatz  übernahmen,  sprach 
sähe  IIa:  „Hiermit  übergebe  ich  euch.  Ung- 
arische Männer,  die  Krone  und  die  Kleinodien 
,des  Ungrischen  Reiches  für  Ferdinand  euern 
,König.  Gebe  der  allmächtige  Gott,  dass  es 
^euch,  euerm  Vaterlancle  und  der  gesammten 
,Ghristenheit  zum  Heil  gereiche.  Mir  aber 
,ahnet  es,  wollte  Gott!  trieglich,  dass  ihr 
,nimmer   mehr  in  alle  Zukunft  einen  I^önig 


a)  Liter.  Ferdintndi  Reg.  Posod.  a5.  Martii  i552.  'ap*  Pray 
Uiwl.  V.  V.  p.  456. 


-    7^4    - 

„aus  euerm  Volke  und  Rlute  mit  diesen  Kleino- 
„(lirn  .sclimiiclveii  werdd.  Ich  kann  das  Ge- 
,y(ülil,  dass  mir  und  meinem  Sohne  unrecht 
„geschehe,  nicht  verbergen;  dennocli  will  ich« 
„was  fiomder  \VilIe  mir  iiebielhet,  vulibrint^en, 
„mit  fester  Uoirnun»;  mich  tröstend,  der  ^^al^e, 
„zur  llerrscliafl  «»choren  und  erzo^ieriy  werde 
„einst,  uni^eachtet  unserer  gegenwärtigen  Au>- 
„wanderunü,  durch  Gottes  ßeystand  und  seilet 
„durch  eure  Mitwirkung  wieder  zu  seinem 
„Kechte  i;elan};en." 

Andreas  ßathory  von  Somlyo,   Domi- 
nik Dnbo   von    Jiuzka    und    Lorenz    IVyary 
von  ßedejih  brachten  die  Heichskleinodien  nach 
Tokaj,  wo  Sforzia  Tallavicini   undiGeorg 
Sercciv   den  Auftrai;  hallen,    sie  zu  iiberneh- 
men  und  zu  Fresburi;  dem  Könige  zu  iiherlie- 
fern.     Stephan  Losontzy  war  von  CastaJdo 
an  Teter  Petrovics  abgeordnet  worden,  um 
Temesvar  und  die  übriiien  Feslunjjen  zu  über- 
nehmen,     bevor    diess    nicht    geschehen    war, 
wollte    der    vorsichtige    Oberbefehlshaber    den 
Abzui:  der  Köni^inn  nicht  üestatten.     Tetro- 
vi  CS    räumte    Lippa,    Karansebes,    Lugos    und 
seine    übrigen    Buriren    ohne   ^Vei«;erunir;     bev 
Temesvar.s    l-bergabe   sagte   er   sehr   bedeuteod 
zu  Losontzy:   „wer  nach  mir  diesen  Platz  durch 
„drey  Jahre  gegen  die  Türken  behauptet,  dem 
„ver|)nichte    ich    mich    eidlich    als    Stallknecht 
„zu  dienen    und  seine   Itosse   zu    striegeln  *)." 
fi.  .:rM^M*i.  JVach  seiner  Ankunft  in   Klausenbur«'  trat  Lsa- 
bella    mit   ihm    ihre  Heise   nach  Kaschau  an; 
Michael     Csuky,      Melchior    Balassa, 
Franz  Patoczv    und  JMartinuzzi    mit  ihren 


a)  ChriAt.  5^ch(:saci  Ruin.  I'annoii.  Lib.  II.  t.  io4. 


Lterhaufeii  geleiteten  sie;  letEterer  nur  bi;ik 
Iah  am  Fusse  de.%  Me.szeser  'Gebirges:  dort 
im  er  unter  häuß»en  Thränen  Abschied  von 
'  beherzten  Dulderihn;  umaicmte  und  küsste 
sahli<;e  Mahl  seinen  Mündel,  beschenkte  Mut- 

und  Sohn,  jedes  mit  tausend  üucaten,  und 
irte  im  Herzen  zerrissen ,  vom  Yerhä'qgnisse 
mnden,  zurück,  wo  auch  ibnx  sein  L009 
•eitet  war  *).  Sein  Werk  war  vollbracht; 
r  Zillah  hätte  er  sein  politlschea  Wirken 
JiesseD,  seinen  verwickelten  Verhältnissen  sich 
winden,  die  Behauptung  der  Provinz  dem 
nige  und  den  Männern  seines  Vertrauens 
leimstellen , -  und  weni<^stena^  am  Spätabend; 
des  Lebens  nichts  weiter  mehr,  als  deoi 
rwiirdigen  Pauliner  Orden  Stütze  und  Zierde^ 
ner  Kirche  Bischof,  sich  selber  Freund  seyn, 
len;  dazu  rieth  ihm  Klugheit,  berechtigte. 
i  sein  Alter,  verpflichtete  ihn  sein  Stand, 
rnte  ihn  Ludwig  Pekry's  und  Feter  Fe- 
nyi's  Schicksal;  allein  äusserst  wenigen,  un-- 

diesen,  nur  vollendeten  Staatsmännern,  ist 
I  Erzeugniss  der  höchsten  Idealität,  die  Kunst, 
ßjrall  zu  rechter  Zeit  aufzuhören,  verliehen. 
Auf  der  höchsten  Spitze  des  Meszes,  wel-* 
er  Siebenbürgen  von  Ungarn  scheidet,  stieg 
ibella  aus  dem  Wagen,  hiess  ihr  Gefolge 
igsam  vorausziehen,  sah  wehmüthig  in  das 
nd  zurück,  ergab  sich  in  Gottes  Willen  und 
initt  in  die  Linde,  unter  deren  Schatten  sie 
nd,  ihren  Nahmen  ein  mit  dem  Beysatze: 
;  fata   volunt  ^).      Zu   Kaschau   entliess   sie 


)  Itthiianffy  Lib.  XVI.    p.  tR.3.  h)  ..So  will  tM  c/a« 

'kicktal.**  Die  Anfangs  BuLh^tahcn  S.  F.  V.  Iir»f  sie  in  der 
ge  auch  auf  ihre  Münxcn  |iijigrn.  Thuaniif  Hift.  Lih.  IX. 
a-iQ«  edit.  raria*    Eder  iu  ^hcsaei  Uuin-  Fannon.  p.  Sa. 


—    7^^    — 

danivbar  das  gesammte  Gefolge  nach  Sieben- 
bürgen; nur  der  treue  Fetrovics  und  ibr 
Geheimscbreiber  sollten  mit  ihr  naQh  Schlesien 
'ziehen.  Letzterer  war  Michael  Csäky,  Pries- 
ter, Domherr,  Archidiakonus  gelehrt ,  aber  Ton 
weltlichem  Sinne  längst  entweihet. 

Misstrauen    und    Leichtgläubigkeit,    jenes 
von  Charakter- Schwäche,  diese  von  stolzer  Zu- 
versicht erzeugt,   sind  die  Gemütlis-Foley  unt 
welche   sich   gewöhnlich   alle  Einsichten   und 
Kntschliessungen    der    Grossen    ohne     grossen 
Geist,  in  immer  schwankender  Bewegung  dre- 
hen.    Die  Charakterschwachen  sehen  unter  d- 
fen   Gestalten    nichts,    als   den   Willen    sie  n 
hintergehen;  die  in  Überschätzung  ihres  Scharf«- 
blickes    zuversichtlichen   trauen  Nieiiianden  so 
yiel  Muth,  oder  so  grosse  Gewandtheit  zu.  sie 
£u  betriegen.    Zu  den  lelztern  gehörte  Sole/- 
man,    mit  dem  der  arme  und   dürftige 
Mönch")  Martinuzzi,  zuFerdinand's 
Vortheil,    leider  nur  vor  kurz-  und  blöd^ich- 
ticken    Zuschauern,    darum    zu    seinem    eigenen 
Verderben,     die     listigste    Rolle     durchspielte. 
I.  JuUm.  Noch  Dinstai;  vor  Maria  Heimsuchunif,  da  schon 
Alles  entschieden  war,    glaubte  der  Grossherr, 
von  dem  Eremiten  berichtet,  Fetrovics  habe 
des    für    die  Pforte    bestimmten    Tributes  sich 
bemächtigen  wollen  ,  in  dieser  Absicht  das  Land 
liberrallcn,    zwey    Sclilösser    überwältiget   und 
zerstöret.     Zu    gleicher   Zeit   habe    Melchior 
Balassa    einen    Aufstand    erreget,     und    einen 
Theil  des  Tributes  geraubt:    darum  habe  Bru- 
der Georg    die  Landmacht   aufgebothen .  und 


m)  .,  Pituftrr  rf  ^j;yenut  Monarkufr  ;^*  *so  unterschrieb  er  »ch  In 
allen  iSiiclcii  an  eleu  Groaa-  Sultan  und 


au  die  Tasclicu. 


...SL^^ 


1 


—    7*7    — 

ila- Weiss enbuTg  eingenommen ,  darum 
d  1 Q  a  n  d  einen  TJieil  seiner  Deutschen  Heer« 
reu  an  die  Gränzen  der  Provinz  gesandt, 
end  aus  dem  Zwiespall  im  Innern  Gewina 
sich  zu  ziehen.  Dennoch  wo}le  er  4Ie  iSier 
>ürger  erinnern,  dass  ihr  Land  ein  Theil 
SS  Reiches  und  der  Sohn  ihres  Königs  isein 
er  Lehenmann  sey.  An  Bruder  Georg 
i  er  Befehl  zu  allgemeinem  Aufjgebothe  der 
Ler  gesandt y  er  müsse  das  Land  wider- die 
tschen  yertheidigen  und  von  Binigen  diä 
fe,-  Andere  gefangen  an  die  höhe  Pforta 
eh.  Sollte  jedodh  innerer  Zwiespalt '  dem 
tehe  im  W^ege  seyn,  so  gehiethe  er  den 
men,  Ilaupileuten  und  Burgvögten  Ein- 
li,  damit  dem  Feinde  das  Einrücken  ver^ 
ret,  oder  wenn  er  schon  eingedrungen  wäre^ 
ckgeworfen  werde.  Der  so  eben  bey  der 
te  angekommene  Bothschafier  des.  Bruders 
irg  habe  yersichert,  die  Deutschen  seyen 
er  im  Anzüge ,  noch  im  Lande;  nach  deii 
chien  der  Ofen  er  Pascha's  des  Fetrovics 
anderer  Sangiaken  sollen  sie  bereits  mitten 
Lande  stehen;  bey  so  widersprechenden 
[irichten  habe  er  dem  Mohammed-Pas- 
Beglerbeg  von  Rumilien,  und  dem  Hai y- 
cha  von  Ofen  Rüstung  anbefohlen.  Der 
;iak  von  Widdin,  Malchochowicsh 
le  mit  den  Walachen  aufbrechen;  der  San- 
von  Nikopel  und  der  unlängst  zum  wah- 
[jlauben  bekehrte  Moldauer  Woiwod  Elias, 
Möhbmmed-Beg  genannt,  und  Sangiak 
Deretzilien,  seyen  zu  Feldherren  liber  die 
jauer  und  Deretziler  Tataren  gesetzt;  auch 
Gross* Chan  sey  in  die  Wafl'en  gemahnt, 
der  Gross-Yezier  Rttstan-Fascha  werde 


—  ^lH  — 

mit  dea  Janitscharen  und  SpaKLs  ehestens  auf- 
brechen. Sie  alle  seyen  angewiesen,  bestimvi* 
tere  Nachricliten  aus  dem  Lande  zu  erwaiteii| 
dann  aber,  wenn  die  Deutschen  den  EinfaB 
wagten  und  der  Tribut  mit  Haly-Chiaus  nidil 
ubersandt  würde,  unverzüglich,  jeder  yon  a^ 
nem  Standorte,  einzubrechen  *). 

Der    Beglerbeg    Mohammed    'war    etaes 
Bulgarischen  Pirlesters  Sohn^    Szokolyi   ge^ 
nannt,   ia  seinem  Knabenalter '  gefangen  weg- 
geführt, i^nteir  des  Grossherrn  besonderer  Fiir^ 
sorge  erzogen,  glücklicher  Waffenthaten  w^en 
zum  Fascha  erhoben ,  und  mit  S eli m ' s ' Toär 
ter,    Solejman's   Enkelinn,   vermählet  wor- 
den.    Zum  Sammelplätze  der  in  Rumilien  aiif- 
gebothenen  A^ölker   hatte   er.  Szalankemen  be- 
stimmt;    dorthin    zogen   ihm    zu,     der  Perser 
Ulman-Beg  Fascha  von  Bosnien;     Ali-Beg   . 
aus  Sirmien,  Achmet  Mihalogli  und  Kasz-   ! 
szun  ehemahli«;er  Fascha  von  Ofen,    entsetzt, 
weil  er  in  Aufführung  der  Szolnoker  Festung 
die    Ungern   sich   hatte    zuvorkommen   lassen. 
31.  ^w^iMf.Sonntag  vor  Egidi  standen  sechzigtausend  Mann 
in    Lager   bey    Szalankemen;     und    auch  jetzt 
noch  glaubte  der  Beglerbeg   auf  des  £remilen 
AYort^  dass  die  Deutschen  nur  darum  nach  Sie- 
benbürgen gekommen  wären,  weil  Isabella 's 
Sohn   mit  König  Ferdinand' s    Tochter  ver^ 
lobt  worden  sey;    doch  die  Verbindung  selbst 
missbilligte    er,    und  rügte  zugleich,    dass  ilui 
Martinuzzi  noch  mit  keiner  Bothschaft  be- 
grüsst  habe  ^}. 


a)  Soljmanni  Liter,  ad  TranisilTanos  de  i.  Julii.  i55i.  ip* 
Pray  P.  II.  p.  118.  6)  Mehmet  £piat.  ad  Martinuszi  ap.  Pfoy 
£pi«t.  rrocc  P.  II,  p.  aSa. 


it\ 


—    7^9    — 

I 

Inzwischen  hatte  Fetrovics  von  slleniy 
LS  mil  der  Köni«rinn  in  Siebenbürgen  yorgefal* 
i  war,  an  den  Gross -Sultan  Bericht  gesandt; 
\T  kaiserliche  Bothschafter  Johann   Mal- 
izzi   wurde   vor  den  Divan   gerufen ,    über 
3  Veränderung  der  Dinge  befragt,  und  als'.e^ 
theuerte,  nichs  davon  zu  wissen;  noch  Kundig 
rüber  von  seinem  Herrn  empFängen  zu  liä- 
n,   als  Lügner  gelästert  tiiid   in  die   Aiök'en 
lürme,  wo  Stepiian  MajldtK  unlängsi  ger 
»rben   war,    gelangen   gesetzt.'    An   Marti- 
izzi  und  an  sämmtlichei  Stände  Siebenbürgens 
hrieb  der  Gross -Sultan ,  er  würde  sie  insge-r  i'njiuguH. 
tnmt  niedermetzeln  lassen ,  wenn  sie  zugäbisny 
SS  Zäßolya's  Sohn,    Sängiak  der  Provinz, 
in  Lehen  mann  und  Unterthan,  von  Deütscniiäi 
ülkern   weggeführet   würde,    oder   ihte'.und 
!r  Küniginn  Gewalt  geschähe  *)•     Das  fe^nd- 
;he  Lager  bey  Szalankemen,  des  Gross -Sul^ 
OS  Drohungen  von  nachdrücklichem  Handeln 
iterstützt,  Rüstungen  in  der  Moldau  und  Wa-^ 
chey,  vriederhohlte  Yorwürfe  des  Beglerbegs 
>er  die  Besetzung  der  Schlösser  im  Temeser 
ebiethe  mit   königlichem  Kriegsvolke,    lang- 
me   Vertheidigungsanstalten    von    Seiten   des 
önigs  und  seiner  Befehlshaber  Castaldo  und 
allavioini;    diess  Alles  ängstigte  den  Gross- 
ardeiner Bischof  mit  der  Aussicht  auf  schreck- 
che  Folgen.     Der  König  wollte  aus  Sieben-30  JuUut. 
lirgen  sogleich  Einkünfte  beziehen,  die  Pässe 
ad  Burgen   des  Landes  stärker  befestiget  ha- 
en,  dazu  sollten  die  Landstände  das  Geld,  die 
rbeiter  geben  ^   und  die  Besatzungen  mit  Le- 


a)  Solimanni  Liter,  ad  Martmnxzi  et  Traiuulvaiioti   ap* 
fay  1.  c.  p.  a85* 


—    7*^    •" 

bensmilteln  versorgen  *);  ihre  Bereitwilligkeit 
3azu  sollte  Castaldo,  welclier  im  Lande  scIiob 
^ehasst  wurde  ^  weil  er  das  aasländisclie  \Ta{- 
fenvolk  allen  Unfug  ungestraft  begehen  liess  ^)^ 
und  sich  selbst  Erpressungen  erlaubte  ^),  anf 
einem  Landtag  bewirken;  .  aber  der  hochm£- 
thige,  eitle,  habgierige  Augendiener  Gastaldc^ 
Markgraf  von  Cassano,  war  nicht  der  Mani^ 
welcher  bey  den  besonnenen  Ungern  irgend 
etwas  für  den  König  bewirken  konnte,  seioe 
Forderungen  wurden  von  den  Ständen  entschlos- 
sen abgelehnt,  und  auch  des  Königs  an  ilm 
wiedernohlte  Aufträge,  soviel  als  nxüglich  Ar- 
2i,AuguMi.heixeT  und  Geld  aufzubringen,  blieben  erfolglos. 

yVie  wenig  auch  Castaldo,  als  Oberbe- 
fehlshaber auf  seinem  Platze  war,  zeigt  scbon 
aein  unnützes  Verweilen  in  Siebenbürgen,  wah- 
rend der  Beglerbeg  Mohammed  sechzigtay^ 
send  Mann  bey  Petcrwardein  über  die  Donau, 
bey  Tittul  über  die  Theiss  führte,  und  gegen 
die  Festung  Bccse  hinaufrückte.  Sein  Wabn, 
Thomas  Szent-Annay  und  Gabriel  Fi- 
edy  würden  diesen  Platz,  Johann  Fetho 
lippa,  Stephan  Losontzy  Temesvar,  Peter 
Kagy  Csanud  mit  ihren  schwachen  Besatzun- 
gen wider  des  Feindes  weit  überlegene  Macht 
vertlieidigen  und  behaupten  können,  bewies 
seine  Untüchtigkeit  zum  obersten  Feldherni 
in  Ungarn  wider  Türken,   deren  Kriegswesen 

a)  Terdinand.  R.  Liter,  ad  Castaldam  de  ao.  Juli!«  etiA 
Fratr.  Georgium  de  21.  August,  ap.  Pm  1.  c.  p.  «70.  et  aji 
h)  Martin  11  zzi  Epist.  ad  Tliom.  Nadasd.  ap.  JPray  1.  c.  p-ad^ 
r)  »fCas  ta  Idiia,  homo  omninm  mortalilim  nequissimDi,  " 
y,riUlluni  e»l  liooiiDum  genus ,  quod  noti  iJIi  maledicat.^  Soicbrieb 
von  ihm  an  Nadatdy  Caspar  Pechy  (Pray  1.  c.  p.  36o.)  lein 
Freund  Martinuzzi'a ,  früher  laabcila^a,  danh  Ferdinand't 
treuer  Anliänger. 


E 


r\ 


»- 


—  ^2l  — 

ihm  noch  völlig  unbekannt  trar.     Siehenbiir« 
gen,  durch  seine  Felsengebirge  und  engen  Fasse 

Segen  Osten  und  Süden  «resichert,  musste  er 
em  Grosswardeiner  überhissen,  er  mit  seiner 
gesammten  Heermacht  die  linken  Ufer  der 
Theiss  und  der  Donau  decken ,  die  benachbar- 
ten Gespanschaften  aufbiethen,  und  dem  Beg- 
lerbeg  den  Zug  über  die  Ströme  Torwehren. 


Martinuzzi's  Ansehen  allein  ^^T'äMfs  und 

rgy   um^    wenn   Siebenbu^en* 
C#elahr  bedrohet  würde,  die  drey  Nationen  un- 


kraftig  genüge   um^    wenn   SiebenbuSJen  •  von 


ter-  das  von  ihnen  geachtete  Panier  des  Rabens 
und  des  Einhorns  zu  vereinigen.  Bey  der  auf- 
fifienden  Unfähigheit  und  Unthätigkeit  des 
OlMBriMfehlshabers  blieb  dem  Bischöfe  nichts 
anders  übrig,  als  durch  seine  Geistesmacht, 
firaylich,  wie  er  gewohnt  war,  in  falscher  Rich- 
tung, die  feindlichen  Angriffe  so  'lange  als 
mo^ich  abzuhalten,  und  wenn  es  auf  das  Aus- 
Mrste-  käme,  die  von  Castaldo  schlecht  ver- 
sorgten Plätze  in  Ungarn  dem  Feinde  Preis  zu 
gi^en,  um  ihn  nur  von  Siebenbürgen  zu  ent- 
fernen. Für  diesen  Fall  sandte  jer  heimlich 
1/Veisung  an  die  bey  Grosswardein  und  Lippa 
Blähenden  kleinen  Haufen,  sich  in  kein  Tref- 
Seii  mit  dem  mächtigern  Beglerbeg  einzulassen, 
und  an  seinen  Burghauptmann  von  Gsanad  Pe- 
ter Nagy,  bey  entscniedener  Yergeblichkeit  l^*  ^fp'^'-*, 
das  längern  Widerstandes  auf  vortheilhaften 
.Vergleich  den  Platz  zu  übergeben  *)• 

Nur   den   Maximen    der  Verschmitztheit^ 
nicht  den  sittUchen  Grundsätzen  echter  Staats-  ' 
ireisheit  dem  verschmitzten  Feinde  gegen  über 
folgend ,   beantwortete  er  Mittwoch  nach  Mb-  ^o*  Stpthr. 


a)  Ap.  Priy  !•  e.  p.  SoB. 

VI.  Theil.  46 


—      ^22      — 

riä  Geburt  aus  Gyula-Weissenburg  die  Vor- 
würfe des  Beglerbegs  mit  einem  dichten  Ge- 
webe künstlicuer  Zweydeutigkeiten  und  grober 
Un wabrheiten ,  um  dessen  und  des  Grossberra 
Glauben  an  seine  unwandelbare  Treue  zu  er- 
halten. ^^Eben  so  wahrhaft  und  getreu,  al< 
,,er  dem  Gross -Sultan  von  jeher  ^war^  sey  er 
,,es  noch  und  werde  es  bleiben.  Den  jäbrli- 
,,chcn  .Tribut  habe  er  immer  richtig  an  die 
„hohe  Pforte  eingesandt,  wie  es  auch  in  Zu- 
„kunft  von  ihm  geschehen  soll.  Dass  Ba- 
„thory  Lippa  und  Solymos  besetzt  hibe, 
„könne  ihm  dem  Treuen  nicht  zur  Schuld  ve- 
rrechnet werden;  seit  dem  Tode  des  Küoigs 
„Johann,  warPetrovics  dieser  Plätze  Be- 
„fehlshaber.  Nun  werden  wohl  endlich  nicht 
„er,  sondern  seine  Ankläger  bejr  dem  Gross- 
„herrn  als  treulose  Verräther  dastehen;  was 
„seiner  A^erwaltung  anvertrauet  war,  sey  Alles 
„noch  durch  Gottes  Gnade  im  Frieden,  und 
„der  Pforte  unterthänig;  und  obgleich  bey  dea 
„von  seinen  Gegnern  aufgeregten  Unruhen  ei- 
^,nige  Deutsche  Haufen  in  das  Land  eioge- 
„drungen  Maren,  so  seyen  sie  doch  jetzt  gross- 
„ten  Tiieils  -wieder  abgezogen,  und  auch  die 
,,noch  zurückgebliebenen  zu  entfernen,  werde 
,,er  mit  Gottes  Hülfe  Mittel  finden.  Sieben- 
„bürgen,  dem  Königssohne  so,  wie  bisher, 
,^noch  immerfort  geliürig,  stehe  ganz  unter 
„seiner  Verwaltung  und  Macht;  wer  anderes 
„sagt,  spricht  Unwahrheit  und  verdient  keinen 
„Glauben;  er  lioiFe  auch,  seine  jetzigen  Ver- 
„leumder  bey  der  I'forte  werden  so  wie  un- 
„längst  der  Ofener  Beglerbeg  Kaszszun-Fa* 
„scha  zu  Schanden  werden.  Der  Köni^ssobn 
„sey  aus  Siebenbürgen  nicht  in  fremdes  Land, 


-—    7^3    — • 

mdern  nach  seiner  Stadt  Kaschau  gereut, 
m  sein  Verlobniss  mit  der  Tochter  des  Ro- 
ischen  Königs ,  welcher  mit  dem  Gross- 
ultan  im  Frieden  steht,  zu  vollziehen;  dort 
\j  er  nicht  minder  als  in  Siebenburgen  des 
crossherm  Knecht  (servua  tt  niancipiu^i).  Der 
lächtigste  Kaiser  sowohl,  aU  der  Beglerbeg 
Lhen  jetzt  schon  die  Treue  des.  P  e  t  e  r  F  e-- 
r  o  V  i  c  s  seines  Anklägers  vor  der  erhabenen 
forte,  und  er  vertraue  zu  Gott,  auch  seiner 
brigen  Verleumder  Treulosigkeit  werde  nicht 
inge  mehr  verborgen  bleiben.  Eine  unan- 
Bnehme  ErEiihrung  habe  ihn  abgeschreckt,  den 
eglerbeg ,  als  vornehmen  Mann  und  Knecht 
es  mächtigsten  Kaisers,  durch  Bothschaft  zu 
Russen.  Sein  Bothe,  welchen  er  im  vori- 
an  Jahre  mit  Geschenken  an  den  Belgrader 
angiak  gesandt  hatte,  werde  von  demselben 
eute  noch  jgeiangen  zurückgehalten  *)/< 

Bey  unbefangener  Ansicht  von  diesem 
hreiben,  kann  man  wohl  manches  sittlich 
lerlaubte,  aber  nichts  politisch  Sträfliches 
rin  finden.  Anders  urtheilte  davon  Tho- 
is  Nudasdy,  von  jeher  des  Eremiten  Feind, 
zt  auch  von  Antonius  Wranczy  angesteckt 
t  Argwohn  des  Verrathes  wider  ihn;  daher 
(T  die  Vorsicht  unklug,  womit  der  Bischof 
EU  das  Schreiben  vor  Absendung  vorlegte, 
cht  nur  desselben  Unterdrückung,  sondern 
ch  Vorenthaltung  des  Tributes  rieth  er  an, 
;  wären  die  im  Temeser  Gebiethe  und  in  Sie- 
nbürgen  stehenden  schwachen  Haufen  stark 
aug  gewesen,    der   gesammten  Kriegsmacht 


')  Martinnzfi  Epi«t.  ad  Beglerbeg  Albae  Juliaa  iq.  Septbr. 
Pray  1.  c  p.  297, 

46  • 


—    7*^    — 

des  auflgereitzten  Solejman's  zu  widersteh». 
Frey  lieh  war  es  für  den  Fauliner  Eremiten  xh 
kühnes  Wagniss,  den  vornehmsten  Afagnaiei 
Nadasdy  auf  seinen  Rath  abzufertigen  mit  der 
Antwort:  dass  die  obwaltenden  YerhaltiiiM 
seine  Einsichten  überstiegen  * ).  Bey  dem  Bog- 
lerbeg  und  bey  dem  Grossherm  bewirkte  £s 
Schreibet!  die  Vollkommenste  Täuschung,  wel- 
che dem 'Gross wardeiner  nöthig  war,  um  Se- 
benbürgen  vor  feindlichen  Einfallen  zu  be- 
%^ahren. 

Felix  und  Johann  Grafen  ron  Arco 
standen  mit  drey,  Andreas  Graf  von  Braa- 
dis  mit  eilf  Fahnen  zu  Hermannstadt;  {ua( 
Fahnen  Böhmischer,  Spanischer  und  Schlesi- 
18-28. 5«^.scher  Mannschaft  im  Burzenlande,  von  Cas- 
taldo  dahin  verlegt,  wo  sie  nicht  nölhi^  wa- 
ren, während  Becse,  Becskerek,  VTagy-Lak, 
Fel-Lak,  Solymos,  Arad,  Csanad  und  mehrere 
feste  Schlösser  im  Temeser  Gebietlie  von  dem 
Feinde  fast  ohne  Schuss  und  Schwerthieb  tin- 
[enommen,  und  Lippa  jetzt  von  dem  Begler- 
leg  eingeschlossen  wurde  ^).  Aus  dem  Lager 
2.  Ociolr.  daselbst  schrieb  er  an  Martinuzzi:  seit 
Angesicht  sey   rein   und  weiss   befunden  wer- 


a)  „  Credo ,    <fuod   in  ioto  mundo  non  faerinf  major^o  mmti* 
f,ffutnn  ipAg  F.  (jeorgiuM,  ei  eßo ^    ei  propier  privatwt cauau •  H 

^^publieaa. Osfendehai  alitjuag  liierarum  eopiao ^  quoi  Ütt- 

^fhai ,  Jte  miiiere  ad  Turcanim  Principem  ,  in  quibu*  riiam  eoiäi' 
,yneltafury  ifuod  rcgia^i  copias  es^et  expuUurut  ex  TrantiilmMU, 
y»t1irebni<jue  iphe  Fraier  :  ita  oporfei  deludere  Turra«.  cum  Umt* 
yyserio  hoc  agebat ,  ut  expuUa  re^ina  etfiUof  ipae  oolun  im  Traft- 
^f»Uuania  dominareiur»  •—  -«  Cum  munuruM  esuet  Iributum  mdPr»' 
„cipem  Turcarum ,    et  e^o  tuaderem  ui  differrtt  mtMtiomem  pnf^ 


dieui  TU  Hermannitadt  9  in  der  ZeitfoJge  derllegebeiihdtcaclaBf- 
wiirdifier,  all  Iithuanffy. 


—   ^2b  — » 

den.  ToV  dem  mächügsien  Kaiser  Und  vor  allen 
San  viaken ,   weil  er  -  den  Tribut  richtig  ibge- 
seirat  und  die  Wahrheit  seiner  Worte  bewahr' 
Fet  habe.     Seine  Feinde  Petrowics  und  An-r 
dibe  seyen  zu  Schanden  geworden;  man  habe 
ihre  Treuloaigkeit  erkannt,  indem  .sie  die  Deut- 
sdien  in  die  Schlösser  des  Grossherrn  eingC:- 
liiihrt  und  heimlich  die  Flucht  ergrüFen  hätten. 
-'**<  Mittwoch   nach  Francisci,   an  dem  Tage,  ^- O'*'«'^''- 
m  welchem  Johann  Fetho  von  Gerse,  den 
Eeiiid.und  die  diesem  gewogene  Bii#gergesammt-i 
keit  fürchtend,   mit  der  Besatzung  aus  Lippa 
echimpflich  entflohen ,  und  derBeglerbeg  ohne 
Widerstand   eingezogen   war,   erluell  Marti- 
Btt^zi   noch    ausdrücklichere"  Yeniicherungen 
roh'Haydar-Fascha,  wfihrachaiidich  einem 
Heniegalen  aus  Groatien ,  weil  er  sich  als  Bhitsr. 
verwandten   des   Bischofs  unterzeichnet  hatte. 
y^Der  Fascha  sowohl  als  der  Gross -Suhan  er- 
^kernte  ihn  für  Siebenbürgens  wachsamen  Be- 
^^schirmer;    für  den  wahrhaftesten  und  treue- 
^yStto. Diener  der  erhabenen  Fforte;    obgleich 
y^eben  jetzt  sogar  der  Römische  König  ilm  au- 
sgeklagt habe,  dass  alles  in  der  Frovinz  Vor- 
^gefallene   auf  des   Bischofs  Antrag   und   mit 
»^dessen  Genehmigung  geschehen  se y  ^ ) ;    wel-. 
Piches  jedoch  der  Divan  für  listige  Verleum- 
r^dung   erkläret   hätte.     Zu  Csanad   sey  Allen 
»yklar  und  einleuchtend  geworden ,  dass  Fetro- 
^^Txcs   der  Urheber   alles   Unheils   war,   denn 
ijdie  ihm  durch   des  Grossherrn  Gnade  verlie- 
i^henen   Schlösser    und    Festungen    haben    sie 
^überall  von  Ferdinand's  Söldnern  besetzt 


a)  Ein  hödut  unvorsichtiger  Vemtht  deMen  EntdeclEiing» 
MilMme,  doch  vergebliche  Wainims  fiir  Marti iinaai|  tich 
logaabiicklicb  aurüduaaieliea. 


7^6 


i 


,,^efunden.  Jetzt  seyen  diese  glücklich  Te^ 
y^trieben;  aber  man  höre,  dass  in  Siebenbüi^es 
^^^elbst  noch  einige  Haufen  Spanier,  Itaier, 
,, Deutsche )  Haiducken  und  manche.s  andere« 
yyKriegsvolk  herumstreite;  ^agte  er  diese  nidit 
,,1iinaus,  so  müsse  Hay  dar  -  Fa  s  cha  des 
„Grossherrn  gemessenste  Befehle  vollziehen, 
,,und  mit  Feuer  und  Schwert  das  Land  Ter- 
„liecren.  Nur  seine  Überzeugung  von  desBi- 
),scliofs  Treue  habe  ihn  bisher  zurückgehalten 
,,und  so(;ar  bewogen,  den  Moldauern ,  Tataren 
,,und  AValachen  den  Einfall  nach  Siehenbiir^ 
,,zu  verbielhen.  Die  Königinn  und  ihr  Sdm 
,,müssen  elie.stens  zuriickberufen  und  angehal* 
yyten  werden,  dass  sie  im  Lande  bleiben.  Lippi 
,,sey  eingenommen,  Ulman-Fasclia  mit  fünf 
,,Sangiaken,  Begen,  Janitscharen  und  fünffau- 
,,send  31ann  zurückgelassen  worden.  Sole;- 
,,man  sey  zu  Adrianopel  angelanget,  zuTerläs- 
,,sige  Nachrichten  von  der  Lage  der  Dinge  *m 
^^Siebenbürgen  erwartend.  Der  Bischof  sott  es 
,,daher  nicht  erst  darauf  ankommen  lassen,  dass 
„die  fremden  Völker  durch  die  Osinanen  hin- 
„ausgeworfen  und  die  Königinn  mit  ihrem  Sohoe 
„zurückgeführt  werde;  er  selbst  solle  Alles 
„wieder  in  ruhigen  Stand  setzen^  mit  Uimaa- 
„Pascha,  mit  seinen  Sangiaken  und  J3egeii 
„gute  Freundschaft  unterlialten ,  dadurch  in  des 
„Gross -Sultan  Gnade  sich  befestigen  •)." 

In  den  Tagen,   da  Martinuzzi    dieses 

Schreiben  von  Haydar-Fascha  erhielt^  yer- 

12. Oc/uT'/r.  sammelte  Fapst  Julius   der  III.   zu  Rom  öa 

ausserordentliches  Consistorium,   bestätigte  des 

Eremiten  Versetzung  von  Grosswardein  auf  den 

n)  H  a  y  d  «1  r  -  I'  a s  r  h  a  c   Epiütol.    ad  MartinuEzi  i n  Castm  ^A 
civic.  Li|)pani  fcrit  4.  {iObt  Fest.  Francisc«  i66i.  ap.  proy  1.  c.  p.3üJ* 


sbLschöflicheD  Siuhl  von  Gran-y  ernaniite  ihn 
Dl  Cardinall  toIIzo«;  darüber  daa  Brere,  und 
I  ihn  ganz  vorzüglich  auszuzeichnen  ^ '  erlie^s 
ihm  die  Filicht,  den  rothen  Hut  in  Rom 
Euhohlen;  verfitgte  die  Zusendung  desselben 
*  ihn  I  und  berechtigte  ihn  ^  anstatt  seines 
tbsen  Ordenskleides  für  beständig  den  pur- 
rfarbnen  Talar  zu  tragen.  Sämmtliche  Carr 
lale  priesen  sich  geehrt  durch  seinen  Eintritt 
ihren  erhabenen-  Kreis  ^), 
M.  Donnerstag  vor  Lucä  wurde  T^ihesvir  von 
in  fieglerbeg  eingeschlossen; .  Der  Oberbjsr 
llshaber  Ga&taldo  sass  noch  in  Müblenbacj),;  16.  Ocuhr. 
dian  eben  dem  Ta^e  schrieb,  es  an.Ferdi- 
iid  einen.  Brief,:  wie  er  seyni'musste,  um 
len  König  ohne  durchdringende  Menscheur 
ontniss  zu  täuschen ,  zu  ängstigen  i  zu  :über- 
ten  Verfügungen  zu  verleiten.  Es  war  ihm 
e  einigen  Monalhen  gelungen^  seinen  je- 
:  »niedrigen  Frevelthat  fähigen  Ausspäher 
itc-Anton  Ferrari  als  Geheiinschreiber 
Italischer  Sprache  bey  dem  Bischöfe  anzu- 
ngen.  ^|In  der  zweyten  Stunde  nach  Mit- 
nacht/^  so  berichtete  er  an  Ferdinand,  — 
\j  Ferrari  zitternd  und  bebend,  in  Thrä- 
la  zerfliessend  zu  ihm  gekommen;  habe 
Ott  zum  Zeugen  seines  Gewiss^ens  und  der 
Tahrheit  seiner  bald  mitzutheilenden  Geheim- 
Lsse  angerufen;  habe  ihm  auf  das  heilige 
vangelium  Versicherung  der  Verschwiegen- 
eit  abgefordert;  und  nachdem  Castaldo 
3n  Eid  geleistet  hatte,  Folgendes  ausgesagt« 
iTirft  der  König  den  verruchten  Mönch  nicht 
ui  Siebenbürgen  hinaus,  so  wird  er  nimmer- 

CiacoDiua    Vitae  Pontific.  T.  III.  p.   761.    PalUTi- 
i  Hist.  ConcU.  Tridentin.  Lib.  XUI.  c.  L  n.  4. 


—    7^0     — 

,imehr  ztiiu  Besitze  desselben  gelangen.  Hier- 
^^auf  sey  Ferrari  in  heftiger  GemüthsbewegODg 
„verstummt,  und  wie  Castaldo  aus  seinen 
„Mienen  bemerkt  haben  woUle,  sey  er  von 
„Reue  über  die  angefangene  Rede  überwältiget 
„worden ;  dodi  nach  freundlichem  Zuredea 
„habe  er  sich  erhohlt  und  seine  ErfifFnungen 
„folgender  Massen  fortgesetzt :  nie  werde  Bni*- 
„der  Georgius  zum  Entsätze  von  Lippa  sich 
„mit  Castaldo  vereinigen  *) ;  er  werde  auch 
„diess  Mahl  nicht  anders  handeln,  als  wie  er 
^jgethan  hat,  als  es  um  Entsatz  der  Festungea 
„Becse  und  Becskerek  zu  thun  war«  Dem 
„Burghauptmann  von  Csanad  habe  er  den  Be<- 
„fehl  gesandt,  den  Flatz  an  Beglerbeg  zu  üBer^ 
„geben;  dann  den  folgsamen  Dienstmann  den«- 
„noch  in  Eisen  und  Banden  geschlossen  ein* 
„gekerkerl,  um  seine  eigene  Yerrätherey  zu 
„verhüllen  ^).  Dieser  Mensch  führe  niohts 
„Geringeres  im  Sinne,  als  den  Gastaldo  mit 
„dem  gesammten  königlichen  Heere  den.Tür- 
„ken  zu  überliefern,  nollend  für  diese  Frevel- 
„tliat  von  dem  Gross «- Sultan  gegen  jährlichen 
„Tribut  mit  Siebenbürgen  belehnt  zu  werden. 
„Möge  doch  der  König  nicht  glauben,  Bruder 
,^Georgius  sey  damit  zufrieden  gestellt^  dass 
„er  ihn  zum  Woiwoden  und  des  Landes  ober«- 
„sten  Schatzmeister  ernannt  oder  zur  Cardir 
„nalswürde  ihm  verholfen  hat,  diess  Alles  habe 

a)  Der  OberliefehUhabcr  Caataldo  wUMte  alto  am  16. 
October  noch  nicht  einmahl,  ilacs  Lippa  schon  seit  acht  Tsgfo 
vom  Feinde  eingenommen  \var  (von  Lippa  bia  Mühlcnhach  siail 
344-  ^f*Qgr.  Meilen);  oder  wenn  era  wusste,  verboüi  ihm  sein 
schühlbewiisstes  Gewissen ,  es  dem  Könige  za  melden,  h)  Nicht 
darum,  sondern,  wie  der  gleichseitige  8ebaat.Tinodi  mA 
aus  ihm  Isthuanffy  berichtet,  weil  er  i,extremo  pavore  ei  fr' 
^^midine  tonAf/»rnafu§  nuUo  fxtrjtfeiaio  iciu  formentorum  elmtCM  arew 
fpAichjmeio  obvium  iHluUi^  eumt^ue  exlempl»  deditldt»^* 


—    729    — 

£  Mtmcjt  infr  gesücbf,  um  «dea:  Konig  hb^ 
0  Faldkeffren  :desto  leicht «r  zu  hetnegw^ 
sher  zu  machea,  lüid  JikzinvavUo,  bis  4iQ 
ärkeü  angelangt  iwären ;  'darum«  habe 'er  auch 
f  dem  Landtage,  dem  Wülea^^deB  Köiiig$| 
M  die  Stadt e-y-  ^Burgen^  JNUvktfledLen  hefias- 
«et  uhd  mit  Lebensmitteln  vevsorgiiiwurdeliy 
itgegen  gearbeitet:  C  a  b  lia  1  d  ö  i  solle  •  -  sie)), 
irch  deSjKönigsJ&hadenbvi^  fiis.den  Möai^H 
m  keiiiev  Massregel  der  Yoi Mebl .  au^^uKSkr 
ilten  lastßHii.  de^n.  .dieaeri-.welrde.seHi  ¥oi:t 
iben  nicht  aufgeben,  und  Seilt  Ziel  der 
lumschränkten  Herrschaft  über  Siebenbür- 
m.  unwaofdelbar  yerfplgeiu:  .Sehon*  haben 
ine  jRän^^ .die  V^reinigMp^  deaSfor^i^ 
allavicini  mit  Castaldo's.  Hauptma^^ 
b  Siebenbürgen  verhindert  *);r,.ihm;  sogpur  i^u^- 
rücUich  befohlen,  mit  seiner  Mannscnaft  bey 
rosswardeia^  Stand  zu  halira«  Lfber  diess 
Ues  habe,  er  einen  Ungeheuern.  Schatz  heini^ 
ch  aus  dem  Lande  geschaifu  ^e^^rari  habe 
in  oft  inständigst  gebethen.,.  .seioe  unchrist- 
eben  £ntwüi:fe  fahren  zu  Luisen,  und  zu  he* 
enken,  za  .welchepi  Kostenaufvrand  für  Sie^ 
snbürgen.  er  selbst  den  Konig  verleitet  habe^ 
ad  wie  schändlich  er  dessen  Vertrauen  auf 
üne  Treue,  Keclitschalfenheit  und  Gewandt-»- 
eit  hintergehe^  doch  kein  Bitten  und  Flehen 
abe  ihn  gerührt;  das  Herz  des  Pharao  war 
arhärtet/^ 

,,Der  König  möge  nun  selbst  entscheiden, 
b  Bruder  Gepi^gius  mehr  dem.  Judas  voa 
(charioth  an  Yerrätherey,  oder  dem  Lucifer 

)  Weil  lio  nirgendj  überQiisaiger  wir  aU  in  Siebenbürgen« 
die  ausUnditqhen.MuuMciiaften  lich  übenU  eeht  nngaiu 
indlich  auilubrtcn. 


—    iSo    — 

,,an  Undatikbwkatt  gleiche;  dabey  volle  er 
^^bemerken,  das»  Castaldo  auf  seinem  Posten 
yj\n  des  Mübches  Gewalt  steka,  machte  dieser 
,, Anschläge  auf  sein  Leben,  so  werde  er  es 
),ihm  nicht' aifders  als  zu  dem  htichsten  Preise 
,^verkaufen,  doch  minder  den  Verlust  dessel- 
,,beny  als  die  verderblichen  Folgen  der  Ver- 
y^rätherey  für  den  König  bedauern.  Könne  er 
;;iwdes$en  ifiir  «eine  Yereiingung  mit  Sf  orzia 
,,Pallayicini  durchsetzen,  so  solle  es  dem 
„Verräther  schwer  werden,  seio  Werk  zu  voll-' 
„bringen.  *).*^  '• 

•  ■ 

Diese  Vereinigung  bewirkte  j*tzt  Marti- 
^uzzi  selbst,    indem  er  den  Oberbefehlshaber 
tUastaldo  nöthi;;te,  seine  durch  Siebenbürgen 
zwecklos  vertheilten  Völker  zu  sammeln,    und 
mit  ihm  zu  Lippa's  Wiedereroberung  und  Te« 
mesvars  Entsalz    auszuziehen.     Er  selbst  both 
des   Landes   Ungrische  Adelsgesammtheit,    die 
Szckler,  Sachsen  und  ^yalachen  in  die  Waffen 
auf,    und   in  weniger  Tage  Frist  standen  sei« 
nem  Befehl  zu  Folge  sechzigtäiisend  Mann  auf 
dem   Brodfelde  ^),    mit   der   einzigen    Forde- 
rung der  Reiterey,  dass  man  sie  nicht  zur  Er- 
steigung   und   Stürmung   der   Mauern    zwinge; 
wojjegen  er  versprach,  wenn  Siegesvortlieil  dazu 
riethe,    es  dem  freyen  Willen   eines  jeden  zu 
überlassen.     An  Andreas  Bathory  sandte  er 
die  Weisunjr,    seine  getheihen  Scharen  verei- 
nigt nach  Tüt-V*1rad,  am  linken  Ufer  de»  Mi- 
ros zu  führen,    und  daselbst  die  Ankunft  der 


a)Joann.  Hapt.  Castaldi  Epist.  ad  Ferdinand.  R.  Ssai- 
tobes  iG.  Ortobr.  if^Si.  ap.  Pray  1.  c.  p.  3u7  «l<i*  h)  Fox« 
gacs  llcr.  Ilung.  Coinmentar.  p.  6C. 


—    7'*    — 

Bptmacht  Mui  Siebenbürgen  su  erwarteiL'  Er 
\e  mit  &a'briel  Fer^nyi^  ;P^ter'.s  'Sohn  in 
*  Biharer  Gespanschaft  bejr  Tamdsda;   TIio- 
,8  WarkotAchv  in  der  Anidw  bey  Erdö^; 
ry;   Franz  F;arthoczy  und. Melchior  Ba- 
isa  bey  .Oyula;    Sf  orzia';  Pallavicsni. 
r*Gro.sswardein  geständen.:    Tdiiiälsda  U^gt  in. 
«der  Linie  gegen  eilf  Meilen  von  Toi-Yind 

Ma     " 


nty   der  Marsch  mit  "^zehntausend  MannV 
»sstentheüi  B^terey  iibev-  das  hohe  Asader 
btrge  an  den  Miros  jhinuniBr  .war  beschwer^ 
li ;  B  i  t  h  o  r  y  "vtrieder  an.  der  .Fussgicht  krank, 
ntr  Haufen  :f  ühning  'übemahm*  für  ihn  G'a-' 
iel  F:;e rjSn  y i|; in  seinem :iieunzehnten  Jahra 
tim  beherzter -"Waffenmann..     Als  demnacb 
tat a  1  d o  und  M a r  t i n üi^z ir Cüilf  Meilen  vor 
3pa  in  das  Läger  bey  Tot-Yarad  einzogbo^  iTniid  Orfo6. 
r.dte  geaammte»  Heermachtf:^egen  drey  bisl 
if  und  achtzigtättsend  Mann  stfcrk. 


>#  I  •« 


Dort  pfl^te  die  vereinigte  Mannschaft  nödh 
iige  Tage  der  Ruhe,  als  des  Königs  Abg»«- 
Inete  dem  Bischöfe  das  päpstliche  Breve,. 
n  rothen  Hut,  des  Cardinal  -  Gdllegiums  lob- 
Msendes  Sendschreiben  und  Ferdinand 's: 
iekwünschende  Zuschrift  überbrachten.  Ma'r-^ 
nuzzi  l^te  Alles  mit  auffallender,  sey  es' 
liäuchelter,  oder  verachtender  Kaltsinnigk^it. 
y  Seite.  Castaldo  feyerte  seine  Erhebung 
irch  mehrmahliges  Losbrennen  alles  schwe-, 
a  Geschützes,  und  berichtete  durch  Eilbo-' 
en  an  F  e  r  d  1  n  a  n  d,  es  sey  die  höchste  Zeil,. 
it  dem  Mönche  zu  vollenden,  er  habe  selbst 
irch  sein  gleichgültiges,  fast  verächtliches 
»tragen  bey  Empxang  der  höchsten  Beweises 
nigucher  Gnade',   seine  verrätherischen  Ge- 


-    732    - 

sinnunven,  Bein  geheimes  Bestreben  nach  ganz 
andern  Dingen ,  am  deutlichsten  efttliüllet  *''). 

2.  ßfoulr.  Sonntag  nach  Allerheiligen  *')  M^ar  das  Heer 

vor  Lippa  angelanget;  unterdessen  hatte  Ste- 
phan Losontzy's  und  seiner  Hauptleute, 
Bernard  Aldana,  AlphonsFerez,  Cas- 
par Castello  und  Iloderioh  Villan- 
dr a  d  a '  s  Tapferkeit  durch  häufige  Ausfalle  aus 
Temesvar  den  Beglerbeg  fast  zur  Yerzweifluoi;; 

26.  o<rfo5r.  gebracht ;  Sanct  Demeter's  Tag,  der  Janitscha- 
ren  und  Timarioten  pilichtmässige  Dienstzeit, 
ivar  vorüber;  nur  durch  die  •  lockendesten  Ver- 
heissungen  konnte  er  sie  noch  im  Lager  erhal- 
ten; dennoch  öffnete  sich  noch  lange  keine 
Aussicht  Temesvar  durch  seines  Ungrischen  Be* 
fehlhabers  Muth  und  Kunst  unüberwindlick| 
zu  bezwingen.  Sieben  Meilen  davon  bey  Lippa 
hatte  sich  nun  auch  eine  furchtbare  Heermaciit 

4.iVoi/&r.  gelagert  und  Dinstag  nach  Allerheiligen  dieses 
riat'/es  Belagerung  von  drey  Seiten  negonnen. 
Auf  dem  Berge,  welcher  Stadt  und  Burg  von 
östlicher  Seite  beherrscht,  stellte  Castaldo 
die  Spanier  und  Deutschen  auf;  die  südliche 
Sehe  nahm  Martinuz. zi  mit  den  Siebenbiir- 
grrn;  die  ^restliclie  bis  an  des  Maros  Ufer, 
Nadasdy   mit  den   Ungern   ein.     Durch  Ta^ 

T.J^ov&r.und  Nacht  fortgesetztes  Teuern  waren  Freytag 


o)  ^yPullicatn  rei  laelUiam  Ca%ialdu%  ipne  diAplout  p^  Ma 
y^cüMfra  iormeniin  ictiatut  eitf ^  Geor^iuM  vero  gen f rote  eatn  dU* 
^ihimulavil  ^  et  honorem  illum  quasi  infra  a«  eontemnere  vuu*  elf« 
,,n«»  videlicet  eo  nntnine  obsirictior  Fe  rdinando  creJerefur*  (iuod 
yitpsi  exilium  maturavil ,  inimicis  eum,  capto  inJe  ocrmtione  coi» 
y^lumniis  ei  t^pnrhis  rufnoribus  opud  Heuern  iraduceniibus  ^  quoti 
,,riim  Turris  Accrria  mnsilia  ofiitarei  et  ope  Ferdinandi  t^^Caü 
y%ej^e1a  y  de  ipso  tlfmum  op^  Turcaruni  Daeia  penitus  expelUnd» 
n,coj^itaret,*^  Tliua uns  Histor.  Lib.  IX«  p.  2&i.  h)  Anton* 
Verantli  Epi*t.  ad  l'aul.  GrKgorianci  de  id«  Novbr«  ap.  A«- 
fona  Hift.  Riii«  T.  XXII.  p.  8a. 


•-^     .^55    — 

nach  Leoniardi  die  Stadtmauern  schon  dei*g«^ 
stalt  beschädiget,  dass  ein  ordentlich  geleitelef 
Sturm  nicht  leicht  mlsslingen  konnte.  Casr 
taldo  liess  ihn  ansagen,  Martinuzzi  stellte, 
seinem  Worte  gemäss,  den  Siebenbürgem  die 
Theilnahme  an  der  Lorber- Ernte  trej.  Die 
Mannschaft  sollte  des  Leibes  pflegen  9  und  in 
der  Mittagsstunde  das  Zeichen^  zum  Anlauf  er- 
warten. Den  Spaniern  ist  •  der :  Aufschub  zu 
langi  sie  wollen  den  Rühflli.  für  sich  allein^ 
die  Muthbriinstigsten  drängen  ror,  überschreyen 
di»  zurückrufende  Stimmet  ihrer  Hauptleute^ 
ersteigen  die  Mauer  und  werden  von  Janitscha- 
ren- «niedergemetzelt.  Ihr  Fall: entflammet  iluoe 
tibr^en  Volksgenossen  zur  Wulh;  diese  treibt 
YÜ  haufenweise  zum  Anlaufe^  yerwegen  -er-r 
neuem  und  unterhalten  sie  den  Kampf,  sie 
sind  in  Gefahr  dem  übermachtigen  Feinde  zu 
unterliegen ;  die  Deutschen  der  Grafen  A  r  c  o 
stürmen  nach,  doch  vergeblich  ist  ihre  Anr 
Strengung  gegen  die  grössere  und  gleich  tap7 
fere  Anzalil;  Vier  Fahnen  sind  bereits  verloT 
ren.  Tausende  liegen  in  ihrem  Blute,  die  noch 
librigen  fliehen.  Nädasdy  b^egnet  ihneUi 
reisst  dem  nächsten  Unger  die  Fahne  aus  der 
Hand,  er  Toraus,  sein  Volk  ihm  nach,  sie  wie? 
derhohlen  den  Sturm;  durch  ihre  Geschrey 
und  Schlachtgetümmel  werden.  Gastaldo, 
Martinuzzi,  sämmtliche  Haup.tleute  von  dem 
Mahle  aufgeschreckt.  Das  gesammte  Heer  ge- 
nth  in  Bewegung,  eilet  auf  den  Kampfplatz, 
Castaldo  und  Martinuzzi  in  den  vorder- 
sten Reihen.  Nach  lange  fortgesetztem  Gefechte 
muss  Ulman-Fascha  mit  seinem  Volke 
der  Li  hermacht  weichen,  die  Stadt  den  Stür- 
mern überlassen,  aich  in  das  Bergschloss  hinauf 


I 

—    ^34    — 

Mtten.  Gastaldo  gibt  die  Stadt  der  Fluade« 
l^Dg  Preis )  und  verordnet  am  folgenden  Ti^ 
die  Belagerung  der  Burg. 

Unter  eifriger  Fortsetzung  derselben  kirn 
Ferdinand's  Oberstallmeister  Julius  Si- 
ta zar  mit  dem  königlichen  Befehl  an  Gas« 
taldo:   yydieser  sofle  sorgen,   dass  Sie- 
yybenbiirgen  durch  des  Eremiten  verrS- 
)^therische  Absichten  nicht   Gefabr 
^,  1  a  u  f  e/^    Auf  wiederhohlten  Befehl  durch  den 
Grafen  Scipio  TonArco,  übertrug  Gas  taldo 
seinem  Vertrauten 9  SforziaFallavicini,  den 
Vollzug.     Doch  dieser  hatte  nur  den  WiUeoi 
noch  nicht  Muth  genug,   um   ohne  Gehulfen 
und  Theilnehmer  Vollzieher  zu   se/n.     ^^Ber 
,,Mönch  scheint  sogar'  zu  wissen,'^  schrieb  er 
in  seiner   Unentscmossenheit    an   den  Konigi 
9, was  ich  denke;   in  dem  Augenblicke ,  als  iä 
9,mit  ihm  abzuschliessen  gefasst  bin,   l^tet  er 
,,irgend  etwas  in  Euer  Maj.  Dienste  dergestalt 
,,einy  dass  er  mir  den  Sinn  entrückt,  und  mich 
,jglauben  macht,   es  könne  nicht  anders  seyn« 
),Darum  habe  ich  die  Sache   schon  Gott  an- 
^yheimgestellt;   er  möge  mir  eingeben ,  was  bes- 
„ser  seyn  dürfte ;   und  mir  beystehen,  dass  ich 
9,zu  rechter  Zeit,  was  mir  obliegt,  yollzieben 
)>könne,    da  ich   der  Vollbringung   oft  schon 
jfSO   nahe   war,   dass  ihre  Hintertreibung  nur 
„unmöglich  schien.  Wahrlich  mehr  als  mensch- 
)jlicher  Scharfsinn  wäre  nöthig,  um  dieses  Man- 
„nes  Natur  zu  begreifen  und  seine  Gesinnun- 
„gen  zu  ergründen.     In  einem  und  demselben 
„Augenblicke  lachet  und  weinet,  verspricht  und 
„rerweigert  er,  verräth  heilige  Absicnten ,  und 
„begeht  teuflische  Werke}  adxwöret  mir  Treue 


—    755    — 

^nlbd:  Glauben^-  und  lässt  mich  gleich  darauf 
iLfUge  und  B^U'ug  mit  Händen  ■  greifen.  Am 
yEnae  glaube^ich^  er  sey  mehc  Türk^  als  Christ^ 
.^ein  Lucifer^  iLein- Joannes.  Seine  Ränke  und 
^nscHläge  mit'dem  Beglerbeg .  sind  mannich- 
faltig;  seine  'BoÜi6n  und  Banefa  im  die  Ttir^ 
pykim ;  die  Chiattfiten»  welche  iaunerfort'  zu  ihm 
r^ommen,  uneäMig.  Seinenk  Yorgeben  nach^ 
^^eachieht  diessAUes  ia  beslalr.Abwdit.  NooU 
i^nmahly  so  weil  idi  ihn  Lobie,  ist  er  niefaif 
^^Turke,  ala  Chriit  *)." 


•• . ' 


In  diesem  Al^gwohne  be^tSrkteMartinuzjBi 
aeine  Feinde  noch' mehr ,  ala  am  ta^tinten  T$tg6 i^ i^^vir. 
Atr  Belagerung,  -gerade  an  dötn  Tage,  als  der 
Aaglerbeg  von   seinem  unruhigiii  WaffenyöÜt 

Sewunsen «  auf  TeolosTir^s  «Einnahme  Verzicht 
^tey  Lippe  )»ein^m  Schickillil6' -ilberliess ,  und 
iuf  seinem  Riüdkzuge  gefgen  Belgrad  yon  Lb- 
s<]ftitzy  einige  Meilen  wttf'  Verfolgt  -v^rde, 
Ulman-Fascha  die  Burg  Lippa  und  Csandd 
asu •  abergeben  versprach,  wenn  man  ihm  zwan-« 
a^ig  Tage  Waffenruhe,  dann  freyen  Abzug  und 
sieüeres  Geleit  gewährte.  Gta's  tä I  d  o,  dem  als 
Freindling  nur  ai^  Ruhm*  uiad  feftter  Beute  von 
daa^Eeiiides  HalMSy  Iti^s  an  Folget,  nichts  -an 
üilgarfts  und  SiebeiAürgens  Auhe  vor  der  Ge^ 
-waU  eines  äusserst  gereitzten  Feindes  lag,  ver^ 
'trarfr'Ulma'n's  Anerbietheü  geradezu,  und 
fimlerie« :  unbedingte  Ergebung:^  ^  IKe  ausländi-^ 
uchmi  Feldhaupil^ute;  erklärten'  sich  gleichet 
iSinnes  mit  ihmJ  Yon'lTngernwiirtfn  Thomas 
-N  i  da  IS  d  y ,  ^  J  o  häf  n  n   F  e-t  h^,    vor    kurzem 


.'aVSforsrae  Falltfyiciui  £pist    a«1  J^erdinanid.  Rrg.  es 
lüf^acK'aiovtiaW-fSSirtip.  Priy  EpiiU-Piooo;  T.  IL-p-  S^^^ 


—    736    — 

Flüchtling  aus  Lippa,  jetzt' r listiger  Held;  da 
junge  Gabriel  FerenyiyiFathoczyi  Bt* 
iassa,  und  alle,  "W eiche  gewöhnlich  der  V<^ 
flieil  des  Augenblickes  geg^en  die.  Folgen  ver* 
blendete,  seiner  Meinung.  -  Aber  Martin uzxi, 
Urheber  und  leitender  Geist  der  Unternehmung 
wodurch  Siebenbürgen  und  Ungarns  beträcht- 
licher Thml  der  Ungrischen  Krone  wieder  sa- 
fallen  sollte ,   dabey-  das  Yerhakniss  .  der  poli-* 
tischen  Ohnmacht  Ferdinand's  zur  Kraft* 
fülle  Solejman's  nie  aus  deni  Auge  lassend, 
und  fürchtend  des  Erbitterten  gewaltige  Rache^ 
welcher  man  ihn  hülflos  überla98Qn  wütde,  de- 
ren Stürme  er  allein,  aushalten  mSsste,  hielt 
für  rathsamer,  den  um  freyen  und  sichern  Ab« 
Eug  bittenden  Feind  anstandig  zu.aAlIassen^  mit 
aller  Nothdurft  zu  yersehenj'  und..iio.thigen  Falls 
ihm  sogar  hequeme  Brücken  ^u  Jbauen.     Hef- 
tig widersprachen  ihm  die  Ausländary  und  die 
ihn  als  Emporkömmling  verachtenden  Magna* 
ten  Ungarns.     Castaldo  stützte. sich  auf  sei- 
nen Obersten  Befehlshaber  Sti^b;   Fallaviciai 
und  die   Spanischen  Hauptleute  beriefen  sich 
auf  ihre  WaiFenthaten  in  Ungarn  und  im  Aus- 
lände;   die  Ungrischen.  Magnuten  ^erkündigtea 
ihm  die  Pflicht  der  UnteMrai^ung :  do^  nidHf 
von  dem  Allen  liess  der  tCardinal  gegen  aema 
bessere  Einsicht  gellen.    Da  man.,  seine  Meir 
nung  nicht  als  guten  Rath  achtqn  woUle,;  :av*- 
klärte  er,  sie  sey  sein  fester  Wäle»    und  weil 
Kriegs-  und  Mundvorrath  in  seinen  .Handea 
war,    mussten   der  Oberbefehlshaber    und  die 
übrigen  nachgeben.    jMLit  Hüter  Zulassung  er- 
liielt  Ulman-Fascha  die  verlangte  WaSenr 
ruhe,  Martinuzzi  versorgte  ihn  mit  reidi- 
lichem  Yorrathe  an  LebenamittdUi«   mich  mit 


—    75?     — 

hinlän»lichen  Anzahl  Wagen  und  Karren  zur 
Wegfuhrung  der  Verwundeten  und  des  Ge- 
päckes. 

Nach  der  Mitternachtstunde ,  Freytag  Tor  s.  Dechr. 
Nicolai  im  Lichte  des  Vollmondes  zog  Ulman- 
Tascha  mit  dreyzehnhundert  Mann,  dem  Reste 
von  fünftausend,  aus  der  Burg.  Auf  Anord-> 
nung  des  Cardinais  begleiteten  ihn  die  Rascier 
Hauptleute,  Niklas  Cserepowicsh,  Ste- 
phan Szabö,  Feter  Boss  ich  mit  drey  bis 
vierhundert  Reitern  bis  hinter  Temesvar  an  das 
Ufer  der  Temes.  Jenseits  desselben  standen 
Franz  Horvath  und  Melchior  Balassa 
mit  ihren  Rotten,  aufgebracht,  dass  der  Feind 
%vider  den  Willen  der  Feldherren  entlassen  wor- 
den sey.  Sobald  sein  Geleit  sich  zurückgezo^ 
gen  hatte,  brachen  sie  aus  ihrem  Hintenialte 
bervor  und  griffen  ihn  an;  aber  Ulman-Fa- 
scha,  von  dem*  vorsichtigen  Cardinal  gewarnet^ 
hatte  sein  Volk  in  geschlossenen  Reihen  bey- 
simmen,  und  auf  jeden  Fall  schlagfertig  ge- 
halten ,  die  Ungera  erfuhren  beherzten  W  ider-^ 
stand.  Der  Ferser  litt  einigen,  sie  empiindli- 
ehern  Verlust;  der  tapfere  Ritter  Ambros 
Bosniak  von  Nagy-Lak  blieb  auf  dem  Kampf- 
platze, Melchior  Balassa  wurde  schwer 
verwundet  zurückgebracht.  Vergeblich  drang 
der  Cardinal  auf  Bestrafung  verletzter  Treue, 
der  Oberbefehlshaber  liess  sie  ungeahndet;  desto 
sclirecklicher  wurde^  sie  in  der  Folge  von  dem 
Feinde  bey  Temesvar  gerächet. 

Der  Feldzug  war  geendiget,   harter  Frost 
eingetreten,  das  YV'afFenvolk  der  Ruhe  und  ge- 

vi.  Theil.  4y 


mäclillchen  ^Vinlerlagers  bedürftig«     Auch  dar- 
über entstand  zwischen  Castaldo  und  Mar- 
tin uz  zi    heftiger    Streit.      Jener     wollte  die 
MiclLsvülker  in  Siebenbiirfien»  Städte    veriliei- 
len ;    dieser    drang   auf  Schonung   der  Städte, 
welche    durch    ab^enülbigte    Lieferungen    der 
Kriegs-  und  Mundbedürfuiase  schon    sehr  er- 
schöpft ivaren ;    vorsichtiger  und  billiger  M'ürdo 
man    mit   den   Söldnern   die   Besatzungen   der 
Gränzplätze    verslärken.      Diess    geschah   dann 
auch  mii  dem  grossem  Theile;    aber  gestatten 
musste    der    Cardinal  j    das»   C  a  s  t  a  1  d  o  \s   ge- 
Ixeimen  Anschlägen  gemäss ,  \venig«tens  die  Hau- 
fen,   welche  bey  Lippa's  Belagerung   sich  be- 
sonders ausgezeichnet  hatten,  nach  den  Städten 
Siebenbürgens  beordert  wurden«     Nach  gesche- 
hener  Vertheilung    zog    Martinuzzi,     von 
fünfzehnhundert  Mann  seiner  auserlesenen  Leib- 
16. 7>rc6r. wache   begleitet,    ab,    und  kam  Binstag   nach 
Luciä  in  seinem  Schlosse  zu  Alvintz  am  linken 
Ufer  des  jNluros  an.     Von   dort  wollte  er  fol- 
genden Tages  nach  Vusarhely   hin  zum  Land- 
tage,   sandte   daher   sogleich   seine    Leibwache 
voraus,  und  behielt  nur  einige  Mann  zur  Be- 
packung    der    \^  agen    zuriigk.      Gegen    Abend 
trafen    auch,    Castaldo    mit  kleinem    Trupp 
lleiierey,   später,   und  einer  nach  dem  andern, 
wie  sie  angewiesen  waren,    Sforzia  Palla- 
vicini,    Lorenz    Campegio,    Joannes 
Monino,  Scaramuccia,   Andreas  Lo- 
pez, Joannes  Mercada  und  Teter  von 
Avila   zu  Alvintz   ein.     Jeder  wusste  bereits 
was  er  zu  thun  hatte,  und  nahm  Herberge  im 
]\Iarktllecken;    nur  Castaldo  bath  um  Ga^^t- 
frcundschaft   in   dem   Schlosse.     Der   Cardinal 


—    7*9    — 

es  ihm  seiae  Fracbtzimmer  an;  otid  bewir- 
kte ihn  sowohl  9  als  seine  Hauptleute  mit 
stlichem  Mahle.  Bevor  er  sieh  zur  Ruhe 
gab,  erhielt  er  von  seinen  Treuen,  Georg 
»rpay  und  Franz  Yas  die  letzte  War« 
ng  vor  seinen  Gästen.  Martinuzzi,  schon 
bunden  von  höherer  Macht,  beruhigte  sie 
d  sich  selbst  mit  des  Kaisers,  des  Königs, 
i  Papstes  Gnadenbriefen  und  Bullen;  kraft« 
len  Urkunden  gegen  göttliche  Verhängnisse, 
gen  Cabinetsränke  und  geheime  Anschläge 
rachmitzter  Yerruchtheit  *). 

Einige  Stunden  vor  Tages  Anbruch,  als  16.  Dtehf, 
r  Schlosshof  geöiFnet  wurde,  und  des  CW^ 
inls  Dienerschaft  bey  Zurüstung .  der  Reise^^ 
Lgen  beschäftiget  war,  schUdbl  sich  der  Feldt 
erst  Andreas  Lopez  mit  vier  und  zwan-^ 
f  Spaniern  in  das  Schloss  und  yertheilte  sie 
sechs  in  die  vier  Thiirme.  .  Ihm  folgte 
forzia  Pallavicini  mit  den  Verschwor^ 
n.  Marc-Anton  Ferrari  trat  in  des 
rdinaLs  Gemach  mit  Papieren,  welche  seinem 
n^eben  nach  an  den  König  gesandt,  dahei; 
n  ihm  unterzeichnet  werden  sollten.  Mar-« 
auzzi  stand  vor  dem  Tische  und  bethete 
me  Horas.  Indem  er  sich  neiget  und  seinen 
ihmen  unterschreibt,  stösst  inm  der  Italev 
a  Dolch  in  den  Nacken.  Der  Cardinal  .setzt 
dl  gegen  den  Bösewicht  zur  Wehr,  der  au- 
ssende Franz  Yas  ruft  um  Hülfe.  Diesen 
igenblick  stürzen  Tallavicini  und  seine 
^£ihrten  hinein,    werfen  den  siebzigjährigen 


i)  Forgics  p.  3i. 


—     7^^     — 

Greis  zu  Boden,  steclien,  kauen,  und  sa'tti<!eii 
ihre  Wulh  in  seinem  lUule.  Unter  Anrufung 
Jesu  und  üMariü  gibt  er  seinen  Geist  auf.  Auch 
sein  treuer  Diener,  Zeuge  der  Freveltliat,  bleibt 
nicht  verschont;  an  sieben  AVunden  scheinbar 
todt,  lassen  sie  ihn  liefen  und  eilen  davon; 
jMercada  mit  dem  ab^^eschittenen^  von  Ge- 
burt an  haarigen  rechten  Ohr  des  Cardinals, 
für  den  Künijj  zum  A\ ahrzeichen  des  -wirklich 
erfolgten  Ablebens  desselben  ").  Der  Leiche  I 
nani  des  Krmordeten  blieb  an  der  Stelle,  wo 
VT  liol,  durch  fünf  und  siebzig  Tage  unbeer- 
digi  liogen.  Castaldo  Jliiclitete  sich  nach  voll- 
brachter Tliat  nach  Miililenbach ;  von  dort 
aus  meldete  er  an  liuthory  und  Nadasdy 
mit  diplomatischer  Frechheit:  „es  habe  dem 
„allmächtigen  Gott  gefallen  den  erlauchten 
„Herrn  Grosswardeiner  (Jardinal,  seligen  An- 
„denkens  in  das  andere  Leben  durch  eine  ge-  1 
„wisse  Art  plötzlichen  Todes  abzuführen.  —  ' 
„ —  31  a  r  c  -  A  n  t  o  n  habe  unter  Allen ,  der 
„erste,  mit  dem  Dolche  den  IVacken  des  Uodi- 
„würdigsten  durchstochen.  Dieser  INlarc-An- 
„ton  empföhle  sich  ihnen  zu  unterthäni<;en 
„Diensten^)."  Zu  Mülilenbach  bemächtigte 
sich  Castaldo  des  Franz  R  o  n  a  y  und 
Paul  Bank,  treuer  Ilauptleute  des  Cardinals; 
dann  eilte  er  in  Furcht  und  Angst  nach  Uer- 
mannstadt,  um  unter  den  iSachsen  in  Sicher- 
heil  abzuwarten ,  wie  die  JMordthat  auf  die 
Lngern  und  Szckler  wuuven  dürfte  "-*}. 


a)  Thuaiiu-  Lib.  IX.  p.  aSß.  Istljnanffy  TMu  XVfL  p. 
Kjo.  l)  Castaldi  J^pist.  ad  Thom.  Nüdasdy  ex  Szaszsebc»  17. 
Di-'i-cmür.  k'jjI.  ap.  Pray  Epist.  Procor.  P.  II.  p.  517.  e) 
Furgäca  Lib.  1.  p.  33. 


V 


\ 


—    7*1     — 

Also  endigte  idieNemeftts  mit  dem  Fauliner 
KremUen,  Bischof,  Cardinal,  W«lt*-,  Kriegs-, 
und  Staatsmann,  Georgias.  Martinuzzi 
für  manche  Gewallihat,  für  de&.  mit  unredli- 
cher Gesinnung  geschlossenen^  Grosawardeiner 
Frieden,  für  die  durch  Türkenhiilfe  hinter- 
triebene  Übergabe  der  Hauptstadt  Ofen  an  den 
rechtmässigen  Könij^,  für  d'en  Abfall  von  sei- 
nem heiligem  Berufe,  für  den  profanen  Eifer, 
womit  er  sich  in  verworrene  Wellhändel  ein- 
gedränget,  und  dem  Verhängnisse  als  Werk- 
zeug gedienet  hatte.  Er  starb  nicht  ohne 
Schuld ;  war  aber  seine  ungerechte  Ermordung 
ein  politischer  Streich»  so  hatte  ihn  die  ein- 
seitigste armseligste  Staatsklugheit  angegeben; 
er  wird  Ungarns  Krone  Siebenbürgen  kosten. 
Meuchelmord,  wo  gerichtliches  Verfahren  ent- 
scheiden; und  schonende  Grossmuth,  wo  rä- 
chende Gerechtigkeit  handeln  sollte,  bleiben 
aber  in  der  Politik  eben  so  wenig,  als  in  dem 
Kriegswesen  ungestraft.  Von  den  Vollziehern 
des  Mordes  entging,  ausser  Castaldo,  kei- 
ner der  Strafe.  Noch  vor  eines  Jahres  Ab- 
iluss«  gerieth  Sforzia  Fallavicini  in 
Türkische  Gefangenschaft,  wurde  mit  Ruthon- 
streichen  und  StockschI|gen  gemisshandelt, 
durch  einige  Zeit  in  hartem  Gefängnisse  ge- 
quälet,  und  nur  gegen  hohes  Lösegeld  wieder 
freygelassen.  Marc-Anton  Ferrari  starb 
in  seiner  Vaterstadt  Alessandria  durch  Urtheil 
und  Recht  als  Verbrecher  an  hohem  Galgen* 
M  e  r  c  a  d  a  verlor  zu  Augsburg  in  einem  Rauf- 
handel die  rechte  Hand,  womit  er  das  Ohr 
des  Cardinais  abgeschnitten  hatte.  Campe- 
gio   wurde   bald    darauf  zu  Wien  bey   einer 


—  ^A%  — 

iagdbeluiideuiig  unter  Ferdinand'«  Au^en 
von  einem  U>er  zerflebclit;  Monino  zu  Saint 
Germain  in  Piemont  enthauptet ;  Scarafiiac- 
c  i  a  in  der  Provence  von  seinem  eigenen  Waf- 
fen volke  medergehauen  *)» 


a)  Isthniaffy  L  c«  p.  ij^i. 


mm^ 


Zwölftes    Buch. 


Serrttttetes  Weltleben  der  UnKrischen 
Tölker  in  den  letzten  zwölf  Janren  des 
eclilmässigen  Königs  Ferdinand,  und 
tnter  der  Herrschaft  des  Königs  Maxi- 
milian, 

1.  C«  i55a  — 1576« 


Suadert  princtpif     guoä  oporteat^   multi   iatorLi:    tutttiiatio 
rga  primcipem  quetneumtfut  sine  affccta  peragitur. 

Tacitu«  Hi«t.  I,  i5. 


745 


FSpitlicher  Bann  über  dlo  Urhebev  und 
Vollzielier  des  Slenchelinordes*  — .Nie- 
derlage der  Ungern  bey  Szegedin.  — 
'Weszprimy  —  TemesT^r,  Karansebes^ 
Lugos,  — Lippa,  n.  a.  werden  ron  Osma- 
nen  einge<iomraen.  -—  Erlan  wird  Ter- 
geblich  von  ihnen  belagert.  — -  Verwir- 
rungen in  Siebenbürgen*  —  Isabella  in 
Siebenbürgen.  —  Die  Osmanen  Vor  Szi- 

Jeth.    —    Friedensunterhandlnngen    afü 
onstantlnopel.  —    Maximilian's  Krö- 
nung zum  Könige*  —  Ferdinaad's  Tod* 

J.  C.  I552--1564» 


Der  Wiener  Staatsrath  sali  voraus,  dass  dei^ 
strenge  Papst  Julius  III.,  des,  Vor  zwey  Mo- 
naüien  noch  hochgepriesenen  Cardinais  Ermor- 
dung nicht  ungeahndet  lassen  werde;  man  hielt 
für  Uug  und  zuträglich,  seinen  Verfügungen 
zuvorzukommen,  und  durch  Anklage  dessen^ 
der  sich  nicht  mehr  verantworten  konnte,  die 
That  zu  rechtfertigen;  das  hiess,  sich  selber 
anzuklagen.  Was  der  Erlauer  Bischof  und  Ung- 
rische  Kanzler  Nicolaus  Olahyim  Nahmen 
des  Königs  von  Mar tinuzzr's  gräulichen 
Verbrechen  Montag  hach  Weihnachten  an  dle^O.Dfcb 
Königinn   Isabella    nach   Kaschau  *),    und 

a)  Ferdinand.  Re;;.  Liter,  ad  laabellam  Fngao  39*  Decbr. 
'  i&5i.  ap.  Wolfg.  BeikUn,  Lib.  IV.  p.  6i5. 


—    7^6    — 

/.C.I552.  Sonnabend  nach  drey  Könige  an  den  königli- 
8./tt»««r.  ^]^g^  Stalthaller  in  Ungarn  Franciscus  Üj- 
laky^  an  8äintnlliclie Prälaten,  Magnaten,  Land- 
lierren  und  Reichssassen  *)  geschrieben  batte, 
das  entliielt  auch  das  königliche  Sendschrei- 
ben ,  welches  C  a  s  p  a  r  F  (i  c  h  y ,  als  Bo thschafter 
des  Königs,  an  Julius  III.  überbrachte^);  es 
war  ubeHiU  nicLtts  anders,  als  was  Gastaldo, 
Tön  der  Begierde* nach  Märtinuzzi's  Scliat- 
zen,  und  F'allairiöinl  ton  Hass  und  Scheel- 
sucht angetrieben,  unfähig  daa  attsserordeotli- 
chen  Madn  zm  ergründen,  seine  und  des  Lan- 
des ganz  besondern  Yerhältniss6  zu  begreifen, 
seine  Handlungsweise  zu  beurtheilen,  nach  Wien 
berichtet  hatten;  und  es  wurde  in  Rom  eben 
so  wenig,,  alls  ^y Oll:  irgend  einem  Ubbefimgenen 
in  Ungarn^  und  Siebenbürgen  geglaubt ;  bt§an- 
ders  nachdem  Castaldo  von  festgehaltenen 
Chiausen,  welche  nach  der  Mordthat  in  Sie- 
benbürgen angekommen  waren,  selbst  durch 
Folterqualen  nichts  erpressen  konnte^  was  wi- 
der den  Cardinal'  zum  Beweise  oder  zu  recht- 
licher Yermuthung  verrätherischer  Absichten 
gedienet  hätte  *'). 

„Wenn  es  M^alir  wäre,"  sprach  Julius 
bey  der  Abweisung  der  Gesandten,  „dass  3Iar- 
„tinuzzi  seinen  König,  sein  Vaterland,  dift 
„christliche  Gemeinwesen  an  die  Osmanen  ver- 
„rathen  wollte,  und  mit  dem  Gross- Sultan  in 
„gottlosem  Bündnisse  stand,  wie  konnte  man 
„ihn  vor  einigen  IMonathen  noch  dem  aposto- 
„lischen  Stuhl  als  Mann  von  ausserordentlichen 


o)  Ferdinand.  Hc^.  Liter,  ad  Locumtenent.  et  Sutos  cC 
<)0.  Huiif;.  Prag.  8.  Jaimarii  löba.  «p.  Pray  Annml.  P.  V-  p. 
45o  Kiq.  6)  Wolfg.  ßethlen  1.  c  p.  525.  r)  Thtttam 
Lib.  IX.  p.  25G.    lac^uanffy  Üb.  XVIL 


—    7*7    — 

^^Verdienftteii)  iingemein  hohem  Sinne,  bewähr- 
^yier  Rechtschaffenheit ;  als  feste  Stütze  des 
j^Chrlstenthumes  empfehlen  und  die  Gardinais- 
,,würde  für  ihn  verlangen  ?  Oder  ist  es  auf 
,,blosses  ZAgtiiss  verruchter  Meuchelmörder 
,,glaublich,  dass  der  Ordensmann ,  der  Friest€r, 
,ider  Bischof,  welchen  man  von  jeher  als  ehr- 
,,bar  im  Wandel,  gottesfürchtig  in  der  Geiiin- 
„nung,  gewissenhalt  inl  Handwi  will  gekannt 
9,haben,  plötzlich  in  den  letstteti  zwey  Mona- 
,,then  seines  siebzigjährigen  Lebens  zum  Böse- 
„Wichte  geworden  sey  ?  ^^  Ohne  den  Gesandten 
weiteres  Gehöir  zu  verleihen ,  forderte  er  des 
Mordes  Anstifter,  Vollzieher,  und  da  die  Botli- 
Mlufter  «ausgesagt  hatten,  die  That  sey  auf  Be- 
fehl des  Königs  geschehen^),  toch  ihn  vor 30. Jan«ar. 
deinen  Richteifstuhl. 

Nachdeib  niemand  erschienen,  und  alle 
Ilechtsförmlichkeiten  beobachtet  waren,  fällte 
Julius  in  öffentlichem  Gonsistorio  die  Sen- 
tenz, verhängte  am  Donnerstage  der  Charwoche  I4.wf/in7. 
üb«  Ferdinand,  über  Gastaldo  und  sammt- 
liche  Theilhaber  an  dem  Meuchelmorde  dem 
Crossen  Bann,  und  verordnete  der  Bulle  Yer- 
iLÜndigung  in  der  ganzen  Ghristenheit.  Fer- 
dinand war  klug  genug,  dem  Oberhaupte  der 
Kirche  nicht  Trotz  zu  biethen  zur  Freude  der 
Protestanten,  denen  er  nichl  hold  war.  Er 
enthielt  sich  des  öffentlichen  Gottesdienstes, 
und  liess  seinen  Bruder  für  sich  handeln.  Kai- 
ser Carl  hatte  allein  Gewicht  und  Ansehen 
genug,  den  Papst  zu  bewegen,  dass  er  die  all- 
gemeine   Bekanntmachung    der  Bulle    bis    auf 


■  I 


a)  yyDe  »Clin  et  mandato  Megis^*  Julii  IH.  Liier,  ad  Ferdi- 
nand. 3o.  Januar.  i55a.  ap.  Uatthyany  Seriea  Epiicopp.  Cfana- 
dieni.  p.  139. 


—    748    — 

den  Elfolg  einer  genauerD  Untersachung  aus- 
setzte. Diese  übertrug  er  vier  Cardinälen ,  welcLe 
entweder  heimlich  von  ihm  angewiesen,  oder 
auf  Antrieb  eigener  Klugheit,  des  Österreichi- 
schen Hofes  möglichste  Schonui^  sich  zur 
Hauptregel  setzten.  Der  Bischof  Hierony- 
mus  Martinengo  mit  einigen  Verordneten 
kam  nach  Wien,  wo  er  von  f  erdinand  und 
Maximilian  mit  grossen  Ehrenbezeigungen 
aufgenommen  wurde.  Die  Untersuchung  sollte 
zu  \Vien,  Gratz,  Neustadt,  Ödenburg  und  in 
Siebenbürgen  vorgenommen  werden;  dazu  wa^ 
ren  sieben  und  achtzig  Fragen  mit  vieler  Vor« 
sieht  vorgesclirieben.  Auf  wessen  Befehl  der 
Meuchelmord  geschehen  sey,  wurde  nirgends 
und  von  Niemanden  gefragt. 

Verhöret  wurden  die  angesehensten  Mag- 
naten ,  aber  entweder  durch  An  to  n ius  Wr  a  n  c- 
zy  von  Argwohn  angesteckte,  oder  anerkannte 
Feinde  und  Widersacher  des  CardinaLs,  zu 
Grätz  die  Bischöfe  Paulus  Bornemis;&sza. 
von  Weszprim  und  Nicolaus  Olahy  von 
Erlau;  zu  Ödenburg  der  Statthalter  und  llaa- 
her  Bischof  Franciscus  Ujluky,  der  Com- 
menihur  der  Pornoer  Abtey  Antonius 
Wranczy,  die  Herren,  Thomas  Nadasdy, 
Johann  Fetliö  von  Gerse,  Franz  Borne- 
miszsza,  Caspar  Fe chy  und,  der  OCener 
Stadtrichter  Peter  Filetins;&ky;  zu  Wien 
Isabella's  Leibarzt,  Georg  Blandrata, 
endlich  sogar  Martinuzzi's  , zwey  ICanzel- 
leyschrelber ,  Em  er  ich  und  Adam,  von 
Castaldo,  wie  laut  gesagt  wurde,  unterrich- 
tet, bestochen  und  nadn  Wien  gesandt "").    Das 


a)  Pray  (Epp.  Frocerr.  F.  II.  p.  583  iq«!.)  lieiprt  die  Aui- 


—    7*9    — 

ganze  Verfahren  war  leere  FormliCnkeit.  D^r 
König,  der  Wiener  Staatsrath,  die  Vollzieher 
des  ertheilten  Befehls  sollten  aller  Schuld  ent- 
Jiunden,  der  Cardinal  als  Majestätsyerbrecher 
und  Landesyerräther  dargestellt;  dass  wegen 
augenscheinlicher  Gefahren  des  Aufruhrs  er  auf 
ordentlichem  Rechtswege  nicht  zu  erreichen , 
die  Vollendung  seines  V  errathes  nahe  war,  be^ 
wiesen  werden:  dazu  wurden  unter  nachsi^* 
tiger  Zulassung  der  Verordneten  beschwerende 
Zeugnisse  auf  «gebracht  ''),  die  entschuldigenden 
oder  rühmlichen  des  Gyula  -  Weissenburger 
Gross -Vicars  und  Anderer  unterdrückt.  Aber 
der  Papst  war  noch  immer  so  eigensinnig,  daa!s 
e)r  auf  den  Bericht  der  yier  Cardinäle,  in  zwey* 
ter  Sentenz  nur  unter  der  Bedingung,  wenn 
die  Aussagen  und  ausgemittelien  Zeugnisse  sich 
auf  Wahrheit  gründeten,  den  Bann  widerrief. 
Diese  Clausel  offenbarte  zu  deutlich,  wie  man 
in  Rom  von  der  Sache  dachte  ^).     Doch  erst 


•«gen  det  Antonius  Wranczy,  Thomas  N^clasdy  und 
Caspar  Föchy;  nsch  seiner  Absicht  gewiss  die  stärkstem 
aber  auch  diese,  erzählten  nur  Martinuizi's  ältere  Farteyiing 
wider  Ferdinand;  strenge  Staatsverwaltung«  hartes  Verfah- 
ren gegen  Isabelia,  listiges ,  von  ihnen  nie  begrÜFenes  Ver- 
bältniss  lur  Pforte :  irgend  eine  verräthe^isohe  Absicht  oder  That 
beweiset  Keiner,  und  Jeder  widerspiicttt  fcich  selber  in  der  Be-' 
hanptung,  dass  gerichtliches  Verfahren  widrr  den  Cardinal  nicht 
möglich  war.  Wer  von  einem  ganzen  Lande  geliasst  und  vcrab- 
acheuet  wurde,  wie  sie  sagten,  konnte  eben  so' leicht  in  Ver- 
liaft  genommen,  vor  Gericht  gestellt  und  verurthcilet,  wie 
meuchlings  ermordet  werden ,  ohne  dass  ein  einziger  Mann ,  wie 
rie  nach  ihren  Aussagen  von  Tausenden  fürchten  wollten ,  fiir  ihn 
aufsitzend,  ihn  der  öflentlichan  Gerechti;>keit  entrissen  hätte. 

a)  ,y  Juibricota  J'iennac  lexlimonia  y  Quai'öiion'iuM  haud  duhie 
^^nd  cafumnia.i  conniventli/ux  ^  Jlomam  ad  Cardinalea  perf^erunlur : 
fyffuibu*  in  spectiM ,  quatnvia  J^erdin  andn  »  nihil  contra  G  for- 
yy*jl  ium  proharei ,  iamt'n  tfüiä  factum  injcetum  ßcri  nun  polfraty 
^ymajorit  motu»  evilandi  caumty  in  CacMtris  ^atiam  disaimulari 
^^rem  plavuit,  Thuanus  Lib.  Xt  p.  394.  sqj.  6)  ^yQuantfuam 
^^njuMie  occiAurnJuihhe  Gcargium  nemo  in  Pannonia  ambi^errt, 
^c  me  Homae  quidem  duhiiariiur**^    Thugnus  I»  c« 


—     7^0     — 

niacli  längm  Unterliandlungen  ^)  erhielt  der 
Kaiser,  deLSs  Julius  die  Urheber  und  YoUzie- 
ber  dei?  Mordthat  unbedingt  yon  dem  Banne 
lossprach,  nur  des  Cardinais  hinterlassnenes 
Vermögen  für  die  päpstliche  Kammer  forderley 
und  endlich  auch  davon  abstand ,  nachdem 
Ferdinand  die  geschehene  Verwendung  des- 
selben zur  Besoldung  der  KriegsYÖlker  versi-* 
chert  hatte  ^).  Martinuzzi's  ganzer  Nach- 
lass  wurde  auf  dreymahl  hundert  taasend  Du- 
caten  geschätzt,  und  auch  davon  war  der 
grüsste  Theil  Castaldo's  Baub  geworden  '^). 
Etwas  davon  überliess  er  dem  Faul  Csäky, 
dafür  überlieferte  ihm  dieser  des  Cardinais  feste 
Burg  Ujvar  am  östlichen  Ufer  des  kleinen  Sza- 
mos,  den  Bau  derselben  von  den  Ruinen  des 
Schlosses  Balvunos  hatte  der Bacser  Faul  Bank, 
Martinuzzi's  Feldhauptmann ,  angefangen  und 
vollbracht.  Die  Furcht  vor  den  Szeklern,  zu 
welchen  Bank  und  Ronay  dem  Castaldo 
entkommen  waren,  besiegte  in  ihm  den  Geiz; 
er  theilte  den  Raub  auch  mit  Franz  Kendy, 
und  versprach  ihm  von  Ferdinand  grosse 
Gnadenbezeigungen,  wofür  er  selbst  sein  Vor- 
haben Martinuzzi's  Ermordung  zu  rächen, 
aufgeben,  und  auf  dem  Vusärhelyer  Landtage 
aucn  die  Szekler  davon  abbringen  sollte  '^). 

Bald  darauf  hätte  der  Ungern  Kampflust 
dem  Castaldo  die  erwünschteste  Gelegenheit 
da^gebothen,  seine  Wichtigkeit  dem  Könige 
durch  ehrsamere  Thaten,    als  durch  Meuchele 


a)  yyAfuUo  lahom  nee  *ine  summa  difficultaf^. '^  Isth^nffy 
Lib.  XVII.  p.  194.  b)  Ray uald  Anna I.  Eccles.  ad  aun« 
1662.  n.  b  <(}((.  Bet]i(en  Lib.  IV.  p.  625.  c)  Timon  £pi- 
tom.  Cliripnol.  p.  168.  c2)For£ucs  Lib,  I.  p.  33.  liotliien 
Lib.  IV.  p.  6**. 


\ 


•rd  2U  zeigen >'  wäre  er  melir  g^we-^op,.  aU 
iphmeidiger    Aiigendlener,    nur    durch    den 
tueiu  des  Verdienste».,  dassen  Btehm  und  Be- 
unung   erschleiclx^ncl.     Mit  «eifern   BeyCall, 
ßh  ohne  s^ne  Theilnahme.  odejp  .Unterstüt- 
Qgy   wagten  MiQ.b.ael  Tot  Mad  Ambros 
i^g  y  mit  f unftaunond  zuaammangßrafiten  Frey- 
kitorni  Heiducken  genannt^ /Fouiden  aller  Un- 
ordnung  und  Mannszucht,  -einti  .Untemeh- 
ipg  auf  Szegedin.     Auf  ihr^  Hah^upg  waren 
eil   Bernard    Aldana^    fon   Castaldo 
Oa  Befehlshaber  über  Lippa ^^etzt,  Alp h ans 
ixez  aus  Temesvar,    der  Schlesische  Ritter 
ila^mOpperstorf  mit  drey hundert  gehar^ 
ichten  Keilern,  Teter  Bakics,  Stephan 
ersfy,  Niklaa  .Duczy  und  Franz  Ilorv- 
;th  mit  leichter  .Ueäterey  aufgebrochen;  do^ 
cne  ihre  Ankunft  zu  erwarlen,  eiltQ  Tot  mit 
tuen  Uaüfen  voraus.     In  der  Naclit  vor  Mat-  23.  F#ir. 
iä  wurde  die  l'hat,    unter  Begünstigung  der 
nwohner  mit  Ermordung  der  schlafenden  Se- 
tzung angefangen.     In  Schreck  und  Verwir- 
ng  diachte.  niemand   an  ICampl  und  Wider* 
md;     der   Aga    lieder-Beg    mit   kleinem 
aüfen  entrann  dem  Gemetzel  durch  schnelle 
.ttcht  in  die  Burg.     Michael  Tot  befahl 
)   zu   erstürmen;    aber  nur  -fünfhundert  ge* 
>rchten.     Von  lleder-Beg  zurückgeschla- 
my    kamen  .  die   wenigsten   wieder   zu   ihren 
efährten,    welche   sich  im:  Flundern,    ihrem 
gentlichen  Geschäfte,  durch  nichts  unterbre^ 
len  Hessen.     Ein   wiederhohlter  Versuch  mit 
srstärkter  Anzahl  wäre  gelungen;    allein  der 
efehsliaber   von   Geist,    Macht   und  Ansehen 
hlte;     über   Tat  herrschtc/die   ungeordnete 
lasse.    Jetzt  kameiL' die  zuirWaüengesellschaft 


^ 


—    762     **- 

eingeladenen  Kriegsmänner   in  die  ausgeplün- 
derte Stadty   sahen  den  Unfug  der  Heiducken, 
welche  unterdessen  einige  Keller  voll  des  edel- 
sten Sirmier,  Baranyer,  Sümegher  Weines  auf- 
gespürt hatten   und   vor  völliger  Erschöpfung 
dieser  begeisternden  Quellen  nichts  hören  woll- 
ten von  Lagerdienst  und  WaiFenarbeit.     Jenen 
war  das  runige  Verhalten  des  Feindes  in  der 
Burg  verdächtig 9   sie  suchten  den  Grund  des- 
selben in  etwas  Anderem,    als  in  der  Furcht, 
durch  welche  die  betrunkenen  Heiducken  sich 
gesichert  wähnten.    Sie  erkannten ,  dass  mit  die- 
sem unbändigen  Volke  nichts  Wichtiges  aus- 
zuführen  sey;    riethen,    es   zu   entlassen,    er- 
mahnten es  selbst  in  Glücke  sich  zu  massigen 
und  mit  der  Fülle  ihrer  erbeuteten  Schätze  zu 
rechter  Zeit  noch  abzuziehen.    Allein  die  Fäs- 
ser waren  nocht  nicht  geleert,  den  besonnenen 
Malmern  wurde  in  frechem  Muthwillen  geant- 
wortet, wenn  sie  für  sich,  für  ihre  Frachtrosse 
und  ihr  kostbares  Reitzeug  fürchteten,  so  möch- 
ten sie  eben  so  früh  wieder  heimkehren,    wie 
sie  zu  spät  gekommen  wären,  ohne  einen  Feind 
gesehen  zu  haben. 

Inzwischen  war  Haly-Fascha  von  Ofen^ 
zu  Hülfe  gerufen  von  Heder-Beg,  mit  star- 
ker Heermacht  im  Anzüge ;  das  zur  Stadt  flüch- 
tende Landvolk  verkündiget  seine  Nähe.  Al- 
dana  und  Bakics  beschliessen,  in  offenem 
Felde  Schlacht  ihm  anzubiethen.  Nur  der  Spa- 
nier hat  Fussvolk,  die  Ungern  nichts  als  Kei- 
terey.  Die  Heiducken  werden  in  Reihe  und 
Glied  gefordert;  aber  kein  Befehl,  kein  Bitten, 
kein  Drohen  bringt  die  übermüthigen  Zecher 
aus  den  Kellern,  bis  H  e  d  e  r  -  B  e  g  des  Pa- 
scha's  anrückende  Machthaufen  erblickend,  das 


> 


—    753    — 

Lwere  Geschütz  von  der  Burg  herab  in  die 
dtgebäude  abfeuern  lässt.  In  wilder  Un- 
Inung)  taumelnd  und  schwankend  laufen  sie 
1  den  ausgezo|(enen  Scharen  nach,  und 
diessen  sich  willkürlich  an,  wo  sie  Platz 
Jen.  In  drey  Treffen  steht  Haly-Fascha 
lagfertig,  seine  beyden  Flügel  deckt  eine 
tgeschlossene  Wagenreihe,  yon  Janitscharen 
t  Feuergewehr  beschützt;  zwölf  Feldschlan- 
I  yertheidigen  seine  Fronte,  er  in  der  Mitte 
r  fünftausend  Mann  starken  Heereskraft  er- 
rtet  den  Angriff.  Opperstorf  und  Aldana  15. MUiA. 
i  geharnischten  Reitern  und  Spaniern  zu 
sse  dringen  in  seinen  linken ;  Feter  Ba- 
ßs  mit  der  Ungrischen  Reiterey  in  seinen 
hten  Flügel  ein,  wüthend  erhebt  und  yer* 
rkt  sich  durch  einige  Stunden  der  Schlacht- 
rm ,  ^  die  Flügel  des  Feindes  keinen  Fuss 
sit  zurückweichend,  stehen  wie  eingewurzelt; 
r  Janitscharen  anhaltendes  Feuer  treibt  die 
igem  und  Spanier  zurück,  keilförmig  er- 
lern sie  den  Kampf,  stürmen  in  des  Fein- 
I  Mittelpunct  ein;  aber  aus  seinen  Feuer- 
dünden  ereilet  der  Tod  die  Tapfersten ,  init 
len  den  Bannerherm,  das  königliche  Sanier 
het  schon  aus  des  Moslemers  Hand  und  jagt 
)  hintersten  Reihen  in  übereilte  Flucht;  ih- 
A  folgt  die  gesammte  Reiterey,  Aldanay 
rez  und  Opperstorf  gegen  Lippa,  Ba- 
CS,  DersFy  und  Hory^th  über  die  Theiss.^ 
I  zu  yerfolgen  yefbiethet  Haly-Fascha, 
er  die  Heiducken  yerhanget  er  yöllige  Auf- 
bung;  sie  werden  umzingelt,  und  theils  in 
Kthigster  Gegenwehr,  theils  auf  der  Flucht 
»dergehauen.  Nur  mit  zwanzig  seiner  Ge^ 
1.  Theil.  .48 


—    754    -- 

fahrten  entkam  Michael  Tot  nach  Szent 
György  am  Ludaser  See. 

Drey  Tage  vor  dieser  Niederlage  waren 
Valentin  Wagy  und  Peter  Török  mit 
vierhundert  Ungern  ausgezogen ,  um  den  K  a  z  - 
zun,  welcher  mit  achthundert  Reitern  aus  Becs- 
kerek  igegen  Szegedin  anrückte,  aufzuhalten. 
Sie  begegneten  ihm  hinter  Martonos  und  wur- 
den mit  ihm  handgemein.  Im  dreystiindigen 
Gefechte  st(irzi  er  schwer  verwundet  von  sei- 
nem Pferde;  mit  Mühe  rettet  ihn  sein  Volk 
und  bringet  ihn  in  Sicherheit.  Mehr  als  die 
Hälfte  desselben  blieb  auf  dem  Platze.  Bey 
der  Bückkehr  der  Sieger  mit  Beute  und  zwey 
Karren  feindlicher  Köpfe  war  Haly-Pascha 
schon  Herr  der  Stadt.  Warnende  Kunde  da- 
von kam  ihnen  entgegen;  die  Führer  wollen 
seitwärts  einlenken,  aber  die  verwegene  Mann- 
schaft spottet  ihrer  Leichtgläubigkeit,  wider- 
strebt ihrer  Vorsicht,  dringet  vor,  und  wird 
vor  der  Stadt  von  dem  Feinde  bis  auf  Einige, 
welche  mit  Valentin  Nagy  die  Flucht  ret- 
tete, niedergemetzelt.  Fünrtausend  Nasen  und 
vierzig  Fahnen  mit  etlichen  Gefangenen  sandte 
Haly-Beg  als  Siegeszeichen  an  den  Gross- 
r  herrn  *). 

Die  traurige  Kunde  von  dieser  heillosen 
Verschwendung  der  Ungrischen  Streitkräfte  traf 
den  König  inPresburg,  wo  er  den  zum  Land- 
^^fjr-'^tage  versammelten  Ständen  wieder  Vieles  von 
seiner  regen  Sorgfalt,  unablässiger  Anstren- 
gung, ungeheuerm  Kostenaufwand  vorsagte,  sie 
eben  so  au&ichtig  und  wahrhaft,  als  er  es  be- 
hauptete, ihm  dafür  Dank  sagten.     Um  sie  zur 

a)  Fotgic»  Lib.  IL  p.  45.  Itthninffy  Lib.  XVn.  p.  194. 


\ 


—    ^55    — 

Bewilligung  und  Erhöhung  der  Kriegssteuer  zu 
bewegen,    ercilFnele  er  ihnen  seine  Besorgnisse 
über    eingegangene    glaubwürdige   Nachrichten 
von  des  Gross -Sultans   gewaltigen  Rüstungen; 
verspra^ch  ihnen  die  Reicnsmacht  in  Person  an- 
zuführea,  und  in  Zukunft  durch  den  grössten 
Theil  des  Jahres,    entweder  selbst  in  Ungarn 
Hof  zu  halten,    oder  wenigstens   seinen  Sohn 
Maximilian  mit  aller  Machtfiille  zurückzu- 
lassen.    Sie  waren  schon  so  gefällig ,  seinen  kö'^ 
niglichen   Verheissungen    ohne    weitere  Bürg-» 
8<maft  zu  glauben,    und  bathen  ihn  nur,    auch 
für  den  Fall,  dass  der  Grossherr  Ungarn  nicht 
überfiele ,  sein  heilsames  Vorhaben  auszuführen 
und  an  der  Spitze  seiner  Getreuen  den  Feldzug 
zu  Wiedereroberung  des  von   Türken  besetz- 
ten Reichsgebiethes  zu  unternehmen.     Zu  die- 
sem Zwecke  und  in  dieser  tröstenden  Hoffnung 
verordneten  sie,  dass  sämmtliche Prälaten,  Mag- 
naten, Landherren,  Grundsassen  und  Edelleute 
£ines  Freyhofes  Eigenthümer,   aufsitzen,    dem 
persönlich  im  Felde  stehenden  König  oder  sei- 
nem Sohne,  König  Maximilian  zuziehen  und 
auf  ihre  eigene  Kosten  von  jeden  zehn  Bauer- 
höfen   Einen    gehörig    gerüsteten    Reiter,    von 
jeden    zwanzig   Höfen   Einen   Büchsenschützen 
zu  Fusse,    auf  Kosten   der  Bauern   mitbringen 
sollten.     Zur  Bestreitung  der  Kriegskosten  be- 
willigten  sie   drey  Ducaten   von   der  Pforte  in 
zwey   Tagsalzungen   zahlbar,    doch   unter   der 
ausdrücklichen  Bedingung,    dass  das  Landvolk 
nicht   mehr    so,    wie    bisher    geschehen   war^ 
noch  mit  andern  Lasten,    Geldbey trägen ,,  Lie- 
ferungen ,    Festungsarbeiten ,    Bewirthung    und 
Verpflegung    einheimischer     oder     auswärtiger 
Mannschaft   in   ihren   Hütten   bedrückt   werde. 

48* 


—    7^6    — 

Die    Stände   konnten    und    wollten    sich    niclit 
^thalten,  bey  dargebrachten  schweren  Opfern 
dem  edelmüthigen  Könige   bemerklich  zu  ma- 
chen,   was  sie  bisher   schmerzlich  empfunden, 
mit   rühmlicher   Geduld   ertragen    hatten,    und 
ohne   ihren    Volkswerth    zu   verlieren,    länger 
nicht  mehr  aushalten  durften;     aber  sie  thaten 
es,    wie  es  ihrer  würdig  war,    und  Ehrfurcht 
gegen  die  Majestät  es  forderte,  bittweise:    Nim- 
mer mehr  sollte  der  König  für  Ungrische  Heer- 
scharen Ausländer,    sondern  Ungern   zu   Feld- 
herren,    und   wenn    ihm    nöthig    dünkte,    .die 
Heermacht   zu    theilen,    für   die   Ungern   auch 
einen  Ungrischen  Überbefehlshaber  ernennen  •). 
Da  auswärtige  Feldobersten  durch  verlorne 
Schlachten,    durch  Versäumniss  günstiger  Au- 
genblicke,   dufch  Verlust   oder   verrätherlsche 
Übergabe  der  wichtigsten  Plätze  ihre  Unfähig- 
keit wider  Türken   zu  kriegen   so   offenbar  an 
Tag  gelegt;    da  die  Ungern   auf  jedem  Land- 
tage zeigten,   wie   gut   sie   gelernt   halten,    das 
nach  sechs  und  dreyssigjähriger  Entwürdigung 
sich  wieder  emporhebende  Königthum  zu  ver- 
ehren,   so    hätten   die  Wiener   Hofherren   den 
an   sich    gerechten   und   rechtschaffenen  König 
nicht  zurückhalten  sollen,  von  kluger  Achtung 
der  Winke,  welche  ihm  von  einem,  über  seine 
Freyhc^ten    und   Rechte    wachsamen    Volke    in 
aller   Ehrfurcht   gegeben    wurden.     Sie    waren 
es,  welche  in  der  Folge  wieder  Rakoser  Land- 
tage und  noch  ärgere  Auftritte  veranlasst,    sie 
aber  auch,    welche   durch  ihre   unklugen  An- 
schläge gerade  das,  was  sie  verhindern  wollten, 


.  o)  Ferdinand!  I.   Decrct.  XIIL   art.  I  — V.  XVI.  XXXII. 
Carp,  Jur,  Hung»  T.  !•  p.  443. 


.',  \ 


7^7 


bewirkt,  und  der  Ungern  Übergang  von  unge- 
stümer Yolkscliaft  zu  besonnener  Nationalität 
auf  das  wirksamste  befördert  haben. 

Ferdinand  bestätigte  Sonnabend  vor  La-  26.  Afärz. 
tare  alle  Anerbiethuogen,  Verordnungen  und 
Bitten  der  Stände,  und  versprach  letztere  ge- 
nau zu  erfüllen.  Freytag  darauf  ernannte  er  l.  April. 
den  eines  sittlichen  und  eines  körperlichen  Ge- 
brechens wegen  völlig  untüchtigen  Mann,  den 
schwelgerischen  und  gichtbrüchigen  ^)  An- 
dreas Ba^thory  von  Ecsed  zum  Woiwoden 
von  Siebenbürgen,  wo 'unter  den  obwaltenden 
Verhältnissen  auch  der  tadelloseste,  einsichts- 
vollste und  thätigste  Staatsmann  einen  schwe- 
ren Stand  gehabt  hätte.  In  der  Ausübung  sei- 
ner Machtbefugnisse  band  er  ihn  an  die  Bath- 
schläge,  an  die  Mitwissenschaft  und  an  den 
Willen  seines  General -Capitans  Gastaldo,  dem 
die  Szekler  abhold  waren,  und  dessen  Schein- > 
iverth  die  Ungern  längst  durchschauet  hatten. 
An  eben  dem  Tage  war  in  Presburg  Nachricht 
eingegangen,  der  von  Soiejman  zum  Sangia- 
ken  von  StuhlweisscDburg  verordnete  Hamza- 
Beg  sey  auf  seinem  Anzüge  mit  zweyhundert 
*Spahis  und  gleichviel  Janitscharen  von  der 
Weszprimer  Besatzung  in  nächtlichem  Über- 
falle geschlagen ,  gefangen  genommen ,  sein  Ja- 
nitscharen Volk  grösstentheils  getödtet  worden; 
jetzt  nähere  sich  Hai y -Pascha  von  Ofen 
mit  zalilreicher  Mannschaft  in  Eilmärschen 
WeszpAm  zu  Rache.  Da  der  Burghauptmann 
Johann  Paxy  ausser  seinem  Adel  nichts  be- 
sass,  was  seinen  Beruf  zum  tüchtigen  Kriegs- 
manne  beurkundete,  so  versetzte  ihn  der  König 


a)  Forgaci.  Lib.  II.  p.  4o. 


—    75»    — 

iiadi  RomoTBy  welches  durch  die  Festi^uil 
seiner  Lage  sich  selber  sicherte ,  und  emannls 
für  Weszprim  Herrn  Peter  Fetho  zum  Bmg- 
hauptmano.  Diess  war  Alles,  was  Ferdinand 
Tor  seiner  Abreise  nach  Wien,  in  dem  Aa- 
genblicke  that,  als  sein  schon  sehr  einge- 
schränktes Ungrische  Reich  von  mehrem  Sä- 
ten bedrohet  würde.  Er  hatte  als  Friedens- 
aOL^pü.— mittler  zwischen  seinem  Bruder  und  dem  (ur 
2.  Amgmti.  jgj  Protestanten  und  des  Reiches  Freyheit  sitf- 
reich  kämpfenden  Kurfürsten  l^f  oritz  naä 
Inspruck)  nach  Linz,  nach  YiUach,  nachPat- 
sau  zu  reisen;  Fürstentage  zu  halten,  und  so 
arbeiten,  dass  seine  und  seines  Bruders  Ent- 
würfe  hej  dem  Passauer  Vertrag  nicht  ganzlich 
scheiterten;  unterdessen  mochten  die  Tuikea 
ihr  Gebieth  in  Ungarn,  wie  das  Glück  ihneD 
wohl  wollte,  erweitem. 

Schon  früher  hatte  Paxy,  von  niedrigem 
Geitze  getrieben,  uüd  durch  des  Königs  be- 
ständige Abwesenheit  in  seiner  Gaunerey  ge- 
sichert, eine  Anzahl  Söldner  ab  «gedankt,  den 
Sold  für  sich  eingezogen,  und  Weszprim  mit 
Heiducken,  welche  für  Raub  dienten,  besetzt 
Als  Peter  Petho  jetzt  kam,  um  den  Platz  zu 
übernehmen,  verweigerte  ihm  der  Unterhaupt- 
mann Michael  Yas  den  Einlass,  unter  dem 
Vorwande,  Paxy  habe  von  dem  Dom-Gapitel 
die  Zehentep.  gekauft  und  ihm  die  Einsamm- 
lung derselben  libertragen;  vor  ihrer  Abfüh- 
rung nach  Komorn  dürfte  er  die  Burg  nie- 
manden übergeben.  Petho  zog  ab,  und  Haly- 
Pascha  rückte  vor  die  Stadt.  Wacker  feuer- 
ten die  Heiducken  aus  der  Burg  auf  die  Janit- 
scharen,  welche  an  der  westlichen  Seite  bcy 
den    Belagerungs  -  Arbeiten     angestellt     waren. 


—    7^9    ~ 

Nachdem  aber  Haly-Fascha  seine  Stellung  17. j^ay. 
Terändert,    die  Burg '  von  der  nördlichen  und 
westlichen  Seite  zehn  Tage  lang  unablässig  be- 
schossen hatte  y    die  Heiducken  zur  Ausbesse- 
rung der  beschädigten  Mauern  angesti^engt  wur- 
den,   da  versagten   sie  den  Gehorsam  ^    setzten 
sich  in  Aufruhr ,   brachen  die  Wallkeller  auf, 
verwüsteten  den  Mundvorrath,  Hessen  sich  hau- 
fenweise über  die   eingestürzten  Mauern  hinab 
und  liefen  zum  Feinde   über,   welcher  sie  im  2B^ji/iay. 
Mönchs -Thale  insgesammt  niederhauen  liess. 
Nun  verzweifelte  Michael  Vas   an  der  Mög- 
lichkeit, mit  der  noch  übrigen  kleinen  Anzahl 
treuer  Mannschaft  länger  seinen  Flatz  zu  be- 
haupten.    Thomas  Sz^kely,  beherzter  Rit- 
ter und  bewährter  WafFenmann,    von  ihm  ger 
sandt,  ging  in  das  feindliche  Lager,  um  güns- 
tige Bedingungen  der  Übergabe  zu  untenian- 
deln.     Haly-rascha  versprach  freyen  Abzug 
mit  "Waffen,    Pferden  und  Gepäck.     Mittwoch  i,  ji^,,/,,«. 
vor   dem   Filngstfeste    nahm   er   Weszprim   in 
Besitz.    Michael  Vas  und  die  Besatzung  zo- 
gen aus;    bevor  sie  aber  noch  den  Bakonyer 
Wald  erreicht  hatten,  wurden  sie  von  des  Fa- 
scha's   Reiterhaufen    überfallen,    ihrer  Waffen 
und  Kleider  beraubt,  die  Widerstrebenden  ge- 
tödtet,  die  übrigen  mit  Yas  in  Gefangenschaft 
abgeführt.  Niemand  entkam  als  Thomas  Sz6- 
kely  mit  kleinem  Gefolge  •). 

Ferdinand  verschmerzte  einiger  Massen 
Weszprims  Verlust,  als  er  zu  Fassau  Nachricht 
erhielt,  Isabella  sey  endlich  mit  ihrem  Sohne, 
mit  Fetrovics,  Blandrata,  Michael  Csäky 


a)  Nico].  Olahy  Chronic,  ap.  Bei  Monum.  Decad«  I«  p»  4l« 
Iithudnffj  Lib.  XVIL  p.  198. 


14. /«um.  nach  SicUesien  abgereist,  Kaschau  sey  Dinstag 
vor  Frohnleichnam  an  Georg  Sercdy  als 
künftigen  Befehlshaber  des  Platzes  übergeben  *). 
Er  wusste  noch  nicht,  dass  seinem  kleinen 
Reiche  weit  grösseres  Unglück  sich  näherte, 
herbeygeführt  von  Ach m et- Pascha,  welcher 
mit  starker  Heermacht  gegen  Temesvär  an- 
rückte.    Fünf  Meilen   davon,   auf  dem  Zsom- 

24.  /tfniiM.  bolyer  Felde  gelagert,  sandte  er  am  Joannistage 
fünfzehnhundert  Reiter  voraus,  um  den  Zu- 
stand der  Festung  auszukundschaften.  Der  Be- 
fehlshaber Stephan  Losontzy  war  aasge- 
zogen, um  allenthalben  Beystand  3u  suchen; 
sein  Unterhauptmann ,  der  Rascier  M  i  1  ä  k , 
schlug  Achmets  Kundschafter  zurück,  nahm 
^  zwanzig  derselben  gefangen,  ohne  Einen  Mann 
der  Seinigen  zu  verlieren.  Von  jenen  erfuhr 
Losontzy,  welcher  in  der  Nacht  wieder  zu- 
rückgekommen war,  des  Feindes  Entwürfe, 
Stärke,  und  Kriegsvorrath.  Die  Besatzung  be- 
stand aus  zweytausend  zweyhundert  zehn  Mann, 
darunter  waren  fünfhundert  Spanier  mit  ihren 
Hauptleuten  Alphonsus  Perez  und  Don 
Caspar  Castelluvio;  dreyhundert  Böh- 
men, hundert  Deutsche,  hundert  f unzig  Stadt- 
Söldner;  alles  übrige  Ungern  unter  den  Haupt- 
leuten Alexander  Wiczay,  Georg  Se- 
r6dy  und  Simon  Forgäcs.  Aus  Sieben- 
bürgen hatte  Losontzy  nur  tausend  Mann 
verlangt;  aber  Bäthory  und  Castaldo 
sandten  nicht  einen  einzigen;  zwischen  dem 
erstem  und  dem  Temesvirer  Befehlshaber 
herrschte  Familien-Feindschaft^);  Castaldo's 


a)  Chronic.  Ji ei bitz er  ap.  JFa^ntr  Anal.   Scepns.  P.  II.  p. 
56.    ForgiCcB  Lib.  I.  p.  37.    6)  Forgacs  Lib.  11.  p.  4o.     .. 


—    7^^     — 

Mahnungen  zu  den  WaflPen  ohne  Sold  wurden 
nicht  geachtet,  und  des  Geldes,  »wovon  er  Kriegs- 
volk, anwerben  sollte,  bedurfte  er  für  sich 
selbst  '). 

Schon  am   folgenden   Tage  •  fochten  L  o  - 
sontzy  und  Alphons  Ferez  glücklich  mit 
Achmet's  Vorhut;    für  den  einzigen  Ritter 
StephanSulyok  erlegten  sie  eine  beträcht- 
liche  Anzahl   Feinde.      Abends    an   Fetri   und  29.  Jumw 
f  auli  Tage  brach  der  Pascha  mit  den  gesamm'^ 
ten  Heerscharen  auf,  lagerte  sich  auf  dem  Felde 
"Vilicia ,  liess  in  der  Nacht  das  schwere  Geschütz 
um  die  Mauern  herum  auffahren^  und  mit  An- 
jbruch  des  Tages  die  Stadt  yon  südlicher,   die 
Stirg   yon   östlicher   Seite  ohne   Unterlass   be- 
schiessen.     Als  die  neuaufgeführten  fioUwel'ke^ 
vor  dem  Versetzer-  undr  dem  Prayk6er  Thore 
fast  ganz  zerstöret  waren,    verlangten  die  Ja- 
'nitscharen  Sturm.      Achmet   bewilligte   ihn; 
doch  wurde  er  von  den  Spaniern  und  Ungern 
tapfer  abgeschlagen.    Mustapha  Debel,  Beg 
TOn  Nicopel,  blieb  im  Kampfe;    zwey  tausend 
der  beherzten  Stürmer  wurden  theils  getödtet, 
iheils   verwundet;     ein    unerheblicher    Verlust    / 
für  den  Feind.     Der  wichtigere   war  auf  Lo- 
sontzy's  Seite  durch  den  Fall  des  Spanischen 
Feldherrn  Castelluvio,  welcher  von  den  Rui- 
nen  des  Bollwerkes  dem  fliehenden  Barbaren 
nachsehend  erschossen  wurde. 

Es  war  der  Temesvärer  Belagerung  zehn-  9.  JuUm 
ter  HagyM  dem  der  Ungrische  Mann  Georg 
Zondy    m    der    Honter    Gespanschaft    glor- 
reichen  Tod   und  unvergänglichen  Ruhm  er- 


a)  Francis c.  Kendy  Epist.  ad  Tbom.  Nidasd.  Tordae  i4. 
Jul*  1663.  ap.  Pray  Epp.  Frocc.  F.  II.  p.  327. 


V 


—    7^^     — 

kämpfte.      Dort    auf    dem   BSrsSnyer   Gebirge 
stand    die  Burg  Dreghely  auf  hohem,    steilem 
Fels;     so   lange  sie   von   Ungern   besetzt  war, 
mochte   den  Ofener  und  Graner  Faschen   kein 
Raubzug  in  die  Bergstädte  Fukanz,  Schemnitz, 
Silla,    Karpen    gelingen.      "Während    Achmet 
vor  Temesvar  arbeitete,  führte  Haly-Pascha 
zehntausend  Mann  zu  Dr^ghelys  Eroberung  aus. 
Nicht    lange    widerstanden    der   Gewalt    seiner 
Kanonen   die  aus   schlecht  gebrannten  Ziegeln 
aufgeführten    Mauern;     als    ein    grosser    Theil 
derselben   ^esprenget,    der  hohe   Thurm   über 
dem  Burgthor  eingestürzt,    und  dessen  muthi- 
ger  Vertheidiger  Johann  Zoltay  gefallen  war, 
sandte  er  den  Pfarrer  Martin  von  Nagy-Oroszi 
zu  Zondy  mit  der  Aufforderung  zur  Übergabe 
des  Platzes,    dessen  Unhaltbarkeit  entschieden 
wäre,    der  Pascha  achtete  ihn  als  Kriegsmann 
von  erprobter  Tapferkeit;     es  würde  ihm  leid 
thun ,  wenn  er  es  auf  das  Äusserste  ankommen 
Hesse,    und   mit  dem  Platze  auch  sein  Leben 
verlöre.    Zondy  sandte  mit  dem  Priester  zwey 
kriegsgefangene   junge  Türken,    mit  Geld   und 
scharlachenen  Kleidern  beschenkt,  zurück;  die 
ihnen  aufgegebene  Bothschaft  war:    er  verlange 
nichts  weiter  von  dem  Pascha,  als  dass  er  die 
beyden  Jünglinge,  für  deren  Ausbildung  er  nun 
nicht  mehr  sorgen  könne,  unter  seine  Diener- 
schaft aufnehme  und  in  der  Kriegskunst  wohl 
unterrichte;    sein  Entschluss  sey^  die  Burg  zu 
behaupten  oder  zu  sterben.     Seine  Mannschaft, 
unter  welcher  sich  kein  Ausländei:  befand,  war 
eines  Sinnes  mit  ihm;     sogleich  lässt  er  Geld, 
Kleider,  Gerällischaften ,  Mund-  und  Waßen- 
vorrath  in  ^em  Burghof  auf  einen  Haufen  zu- 
sammen tragen ,  und  steckt  ihn  selbst  in  Brand ; 


—     7^3     — 

sämmtliche  Pferde  sticht  er  todt,  dann  führt 
er  seine  Männer  zum  Kampfe  mit  den  schon 
haufenweise  eindringenden  Janitscharen.  Er 
schlägt  in  der  vordersten  Reihe;  eine  Kugel 
zerschmettert  ihm  die  Kniescheibe,  er  fällt  auf 
das  andere  Knie,  und  lässt  nicht  ab  zu  käm- 
pfen und  zu  schlagen.  Endlich  wird  er  an 
Kopf  tmd  Brust  getroffen,  und  sinkt  todt  auf 
die  entseelten  Feinde  hin,  mit  welchen  sein 
gewaltiger  Arm  vollendet  hatte.  Sein  Haupt 
vom  Rumpfe  getrennt,  wurde  als  Siegeszeichen 
dem  Pascha  gebracht;  dieser  des  Mannes  sel- 
tene Tapferkeit  ehrend,  forderte  auch  den 
Leichnam  und  verordnete  ihm  feyerliche  Beer- 
digung auf  des  Berges  Gipfel  der  Burg  gegen 
über.  Eine  Lanze  und  eine  Fahne  von  inm 
auf  den  Grabhügel  gesteckt,  bezeichnete  durch 
mehrere  Jahre  des  edeln  Kämpfers  Ruhestätte. 
Von  seiner  Mannschaft  lloh  keiner,  wer  unter 
dem  hartnäckigsten  Kampfe  in  Gefangenschaft 
gerieth,  wurde  von  dem  grossmüthigen  Sieger 
firey gelassen  ^*). 

Von  gleicher  Gesinnung  beseelt,  verthei- 
digten  Michael  Terchy,  Stephan  Szuhay, 
Andreas  Nagy  und  einige  Dienstleute  des 
Herrn  Sigmund  Balassa  den  bey  Busa  von 
Backsteinen  aufgeführten,  mit  Gräben  und  Wäl- 
len umgebenen  Wachthurm.  Aslan,  Jahi- 
Ogli'ß  Sohn,  von  Haly  Pascha  abgeordnet, 
wollte  ihn  im  ersten  Anlaufe  mit  sechshundert 
Mann  erstürmen.  Nach  vergeblicher  Anstren- 
gung verstärkte  ihn  Haly-Pascha  mit  zwey- 
tausend  Janitscharen;    auch  diese  wurden  von 


a)  Nicol.  Olaliy  Clironic.  1.  c.    Itthuanffy  Lib.  XVIU. 
p.  ao5. 


—    764     — 

den  Ui^grLsclien  Männer^n  zurückgeschlagen  und 
naclidem  der  Thurm  unter  des  schweren  Ge- 
schützes Gewalt  schon  eingestürzt  war,  begann 
in  den  Gräben  und  auf  den  Wallen  der  nef- 
tigste  Kampf.  Aslan  berechnend,  wie  viele 
der  Seinigen  er  noch  verlieren  müsste,  bevor 
er  mit  des  letzten  Ungers  Falle  d^s  Platzes 
Meister  würde  ^  ermahnte  und  bath  die  stand- 
haften Kämpfer,  sich  doch  ja  nicht  in  zweck- 
loser Yertheidlgung  einer  unhaltbaren  Ruine, 
mehr  eigensinnig  als  verdienstlich  und  rühm- 
lich, aufzuopfern.  Seine  wiederhohlten  Vor- 
stellungen fanden  endlich  Gehör,  sie  überlies- 
sen  ihm  das  zerstörte  Bollwerk  mit  seinen  Tod- 
ten,  und  zogen  ab  von  ihm  bewundert  und 
geehrt. 

Nicht  also  die  Besatzungen  weit  festerer 
Burgen;  sie  hielten  für  zuträglicher,  der  Über- 
macht zu  entlaufen,  als  ihr  zu  widerstehen. 
Ipoly-Sägh  und  Balassa-Gyarmat  fand  Haly 
ganz  verlassen;  aus  Szecseny  musste  der  Burg- 
hauptmann Lorenz  Arokhazy  seiner  aus- 
relssenden  Mannschaft  folgen.  Hollokö  kam 
durch  die  Zwietracht  der  Befehlshaber  An- 
dreas Szasky  und  Emerich  Chaak  in 
B  a  1  y '  s  Gewalt.  Bujaks  feste  Mauern  beschoss 
er  dur/;h  fünf  Tage  unablässig,  ohne  sie  im 
geringsten  zu  beschädigen;  aber  in  der  Besat- 
zung und  in  ihrem  Hauptmanne  Martin  Ke- 
resy  war  Muth  und  Ehrgefühl  erstorben,  wäh- 
rend Haly  die  schwerbezwingliche  Felsenburg 
von  südlicher  Seite  noch  beschoss,  zogen  sie 
zur  kleinen  Thüre  an  der  westlichen  hinaus. 
Der  wackere  Krieger  hasset  und  züchtiget  den 
Feind,  .dessen  Feigheit  oder  Treulosigk^eit  ihm 
die  Ehre  eines,  durch  Anstrengung. erfocht enen 


—    765     — 

Sieges  und  den  Ruhm  der  Kunst  oder  der 
Tapferkeit  rauht.  Die  Flüchtigen  wurden  von 
nachjagenden  Türken  erreicht,  insgesammt  bis 
auf  den  letzten  Mann  niedergemacht,  der  ein- 
zige Martin  Keresy  wurde  gefangen  einge- 
bracht, mit  Ketten  belegt  und  in  tiefen  Kerker 
geworfen,  wo  er  jämmerlich  verschmachtete  •). 
Weder  Haly-Pascha's,  mehr  Jagd-  als 
Heerzug  durch  die  Gespanschaften  von  Hont 
und  Nögr^d,  noch  dass  Stephan  Losontzy 
Temesvar  schon  durch  zwey  und  zwanzig 
Tage  muthig  vertheidigend,  in  äusserster  Notn 
schwebte,  schien  dem  königlichen  Statthalter, 
Bischof  Francis cus  von  Ujldk  und  den 
Staatsräthen  zu  Fresburg  bekannt  zu  seyn,  als 
sie  Donnerstag  vor  Magdalena  an  die  zu  Fassau  2i.  Juli 
mit  dem  Könige  versammelten  Reichsfürsten 
schrieben,  nur  noch  Weszprims  Verlust  mel- 
deten, und  dringendst  um  kräftigen  Wallen- 
beystand  fleheten  ^).  Wahrscheinlich  hielten 
sie  sich  lediglich  an  die  Berichte  Castaldo's^ 
welcher  für  unnöthig  erachtete,  sie  zu  behälli- 
gen  mit  Anzeigen  der  Gefahren,  zu  deren 
mühsamer  und  kostspieliger  Abwendung  sie  ihn 
als  obersten  Befehlshaber  und  königlichen  Stell- 
yertreter  angehalten   hätten.     Seit  einigen  Ta- 

Sen  war  im  Mangel  an  Fulver  und  Kngeln  das 
euern  auf  Temesvars  Mauern  von  Achmet-. 
Pascha  eingestellt  worden ;  beydes  wurde 
ihm  jetzt  von  Hasan,  dem  Beglerbeg  von 
Anatolien,  in  reichlicher  Fülle  zugeführt.  So- 
gleich richtete  Achmet  die.  zerstörende  Ge- 
walt  seiner   Feuerschlünde    gegen    den   festen 

•)  Itthuanffy  Lib.  XVIII.  p.  3o3  «qq.  h)  Locumte- 
nentit  et  Contiliarior.  Reg.  Epistoia  ad  Principct  Imperii 
(k  ai.  Jnlü  i55a.  ap,  Pray  Epp.  Frocc«  P.  IL  p,  Saa. 


'—    766    — 

,  Wasserlliurin  zwischen  der  Stadt  und  der  Burg. 
Losontzy,  von  Mangel  an  Kriegsvorralh  und 
an  Geld  gedrückt,  von  Soldforderungen  der 
Miethsvölker  bedränget,  hatte  schon  früher 
ßeinen  Schreiber  Stephan  Feldväry  an  seine 
Gemahlinn  Anna  Pekry  und  an  die  Verwal- 
ter seiner  Herrschaften  abgeordnet;  der  einen 
seine  letztwillige  Verfügung,  den  andern  Voll- 
machten zugesandt.  I^aft  der  letztern  sollten 
beträchtliche  Geldsummen  aufgenommen,  seine 
Güter  verpfändet,  Waffenvolk  angeworben  und 
Kriegsbedürfnisse  angeschafft  werden.  In  eini- 
gen Tagen  hatte  Feldväry  tausend  Mann  Fass- 
volk und  einige  Anzahl  Karren  mit  Pulver  und 
Kugeln  beysammen;  mit  der  einen  Hälfte  zog 
Michael  Tot,  unglücklicher  Kämpfer  bey 
Szegedin,  voraus;  mit  der  andern  folgte  Tho- 
masWarkotsch,  Burghauptmann  von  Gross- 
wardein;  nachdem  aber  jener  erst  am  linken 
Ufer  des  Maros,  nur  noch  fünf  Meilen  von 
Temesvar  entfernt,  der  Mannschaft  ihre  Be- 
stimmung zu  des  belagerten  Platzes  Vertheidi- 
gung  eröffiiet  hatte,  forderte  sie  Erhöhung  des 
Soldes,  versagte  den  Dienst  in  der  Festung, 
widersetzte  sich  dem  weitern  Marsch,  zog  hau- 
fenweise ab;  was  sich  noch  halten  Hess,  wurde 
von  feindlichen  Streifhorden  überfallen,  ge- 
schlagen und  mit  dem  verwundeten  Anführer 
Tot  in  der  Flucht  gejagt.  Zum  Unglücke 
begegneten  die  Flüchtigen  dem  anrückenden 
Warkotsch;  nicht  Ein  Mann  folgte  ihm  wei- 
ter; Losontzy  blieb  hülflos  seinem  Schick- 
sale überlassen. 
25.  JuUuil  Am  Tage  Jakobi  lag  der  Wasserthurm  in 
Ruinen;  Achmet  befahl  Sturm,  er  kostete 
ihm    dreytausend    Mann  ;     nach    fünf    Stunden 


tut. 


—   767   ^ 

langem  Kampfe  blieb  den  Ungern  der  Sieg  theuer  ; 
erkauft;  hundert  dreyzehA  der  Tapfersten  wa- 
ren gefallen ;  grösser  war  die  Zahl  der  unheil- 
bar Verwundelen,  unter  diesen  Diego  Men- 
doza, 'der  Spanischen  Männer  wackerste  Feld- 
herr und  Kämpfer  zugleich.  Am  folgenden  26.  JuL 
Tage  wiederhohl te  Achmet  den  Sturm  mit 
rerstärkten  Haufen  und  mit  der  furchtbaren 
Betheuerung,  wer  besiegt  zuriicldkehrle,  ginge 
den  Weg  zu  qualyoUerm  Tode.  Mit  helden- 
müthiger  Ausdauer  wird  beyderseits  gefochten 
und  gemordet;  dort  arbeitet  die  letzte  Kraft 
in  äasserster  Anstrengung,  hier  wird  die  er- 
schlaffende von  nachgejagten  frischen  Haufen 
unterstützt.  Chiausen  sprengen  durch  die  Rei- 
hen, befeuern  die  Wüthenden  mit  Lobsprüchen 
und  y erheissungen ,  treiben  die  Lässigen  mit 
eisernen  Streitkolben.  Die  Ungern  und  Spanier 
werden  über  die  Leichen  der  Ilirigen  zurück- 
gedrängt. Die  Wälle  und  des  Thurmes  Ruinen 
sind  in  Feindes  Gewalt,  der  Stadt  und  der 
Burg  festeste  Schutzwehr  ist  verloren,  alle 
VerEindung  jener  mit  dieser  abgeschnitten,  der 
Mundvorrath  in  der  einen,  wie  in  der  andern, 
fast  völlig  aufgezehrt,  überall  nur  einige  Ff  und 
Pulver  noch  vorhanden.  Achmet 's  Herolde  27.  Ju/iTus. 
ermahnen  zur  Ergebung;  versprechen  freyen, 
ehrenvollen  Abzug,  versichern  Treue  und  Glau- 
ben« Die  Besatzung  der  Stadt  sendet  unter 
feindlichem  Geleit  Bothschaft  in  die  Burg  an 
Losontzy;  er  wird  um  Erbarmung  für  sie, 
für  ihre  Frauen  und  Kinder,  für  sich  selber 
gebethen;  die  Männer  in  der  Burg  dringen 
auf  Anerkennung  des  harten  Gesetzes  der  Noth- 
wendigkeit,  widerrathen,  den  Leben  und  Frey- 
heit  anbiethenden  Feind   auf  das  Äusserste   zu 


—   ^S8   — 

reitzen;  aber  mitten  unter  Entmutheten,  Verzag- 
ten, Verzweifelnden  sieht  Losontzy  ungerührt, 
, unerschüttert,  entschlossen,  auszuharren  und 
bis  auf  den  letzten  Athemzug  zu  kämpfep. 
Diego  Mendoza  rühmt  seine  Standhaftigkeit, 
ermahnet  sein  Volk  dem  Ungrischen  Helden 
rühmlich  beyzustehen,  den  glorreichen  Tod 
im  Kampfe,  der  kurzen  Lebensfrist  in  Schande 
vorzuziehen;  und  verschied  diesen  Augenblick 
an  seinen  Wunden.  Mit  seines  Lebens  letz- 
tem Hauch  erlosch  auch  in  den  Sj^aniem  des 
Muthes  letzter  Funke ;  kühn  drohten  sie,  auch 
wider  Losontzy* s  Willen  über  des  Platzes 
Bäumung  mit  dem  Feinde  zu  unterhandeln. 
Das  Deutsche  Miethsvolk  trat  ihnen  bey,  der 
unerwartete  Abfall  beugte  Losontzy's  Ent- 
schlossenheit, er  lässt  die  Unterhandlung  ge* 
schehen.  Achmet  verspricht  freyen  Abzug 
mit  WaflPen  und  Gepäck? 
30.  JuUuB*  Sonnabend  vor  Fetri  Kettenfeyer  zieht  L  o- 

sontzy  aus  der  Stadt  in  der  von  dem  Pascha' 
vorgeschriebenen  Ordnung»  Voraus  in  zwey 
Abtheilungen  die  Wagen  mit  dem  Gepäcke, 
mh  den  Kranken,  und  Verwundeten;  dann  der 
Held  mit  den  Ungern  zu  Pferde;  die  Spanier^ 
das  übrige  Fussvolk  und  die  Bürger  mit  ihren 
Bündeln  auf  dem  Rücken  schlössen  den  Zug 
zwischen  zwey  eng  und  gedrängt  aufgestellten 
Janitscharen- Reihen.  Ausser  dem  Prayk6er 
Thore  wird  Bürgern  und  Einwohnern  links, 
den  Wagen  rechts  Stellung  angewiesen*  Lo- 
sontzy von  dem  Beglerbeg  und  K  a  z  z  u  n 
freundlich  begrüsst,  in  die  Mitte  genommen, 
und  zwischen  den  bewaffneten  Reihen  fortge- 
führt. Hinter  ihm  schreiten  die  Janitscharen 
zu  gewaltsamem  Raub,  die  Ungern  widerstehen, 


I 


—    7%    —     • 

/ 

Gesclirey,  Waffengelümmel ,  Gefeclit  erhebt 
und  verbreitet  sich  bis  in  seine  Nähe;-  vor 
seinen  Augen  wird  Andreas  Tomery,  des 
Felden  vergoldeten  Brusthamisch  und  Helm 
tragend^  von  dem  Pferde  herunter  gerissen. 
„Zu  den  Waffen,  Brüder!"  ruft  Losontzy^ 
„lasst  uns  nic^t  un^erächet  der  Türkischen 
„Treulosigkeit  unterliegen  und  sterben;"  4d- 
mit  zieht  er  das  Schwert,  streckt  den  Haupt- 
mann des  Beglerbegs  zu  Boden,  haut  in  die 
Reihen  ein  f  sprengt  sie  aus  einander  und  schaut 
den  Seinigen  Raum  zum  Todeskampfe.  '  Da 
g^ben  Ungern,  Spanier,  Deutsche  ihr  Leben 
oder  ihre  Freyheit  für  hohen  Preis 'hin;  kei-- 
ner  denkt  an  Flucht;  keiner  fällt  ohne  vorher 
mit  einer  Anzahl  Feinde  die.  Rechnung  für 
verletzte  Treue  abzuschliessen ;  viele  edle  Män- 
ner, unter  ihnen  die  bewährtesten  Franz  Sö- 
venhdzy,  Lucas  Prestioczy,  Alexander 
Ujszaszy,  Ladislaw  Säfrän,  Fabian  Bets- 
kereky,  Paul  Ujhely,  Emerich  Korlat, 
Thomas  Pattantyus,  Lucas  Pirnas,  Mar- 
tin Szeny,  Joseph  Zoltan,  Fekete,  N^gy, 
Szabary,  Szörenyi,  Moga,  Kasmery, 
Kenderesy,  Barbely  liegen  schon  auf  dem 
Wahlplatze,  und  Stephan  Losontzy  kämpft 
noch  vergeblich  um  den  Tod:  schwer  ver- 
wundet am  Haupte  und  an  der  linken  Seite 
stürzt  er  mit  seinem  erstochenen  Rosse  zu  Bo- 
den, und  wird  gefangen.  Gleiches  Loos  nach 
vielen  Wunden  trifft  seine  Vertheidi^er  Simon 
Forgacs,  Wolfgang  Batthyany,  Milak 
Rdtz,  Peter  Farkassicsh,  Stephan  Ispan, 
Blasius  Pattantyus  und  Johann  Borne- 
miszsza.  Losontzy  allein  wird  vor  Ach- 
met geführt;    mit  Anstrengung  seiner  letzten 

VI.  Theil.  49 


i 


—     77Ö    ~ 

Lebenskraft  wirft  et  dem  Pascha  den  Bruch 
der  Treue  und  des  Glaubens  vor.  Dieser  nen- 
net die  That  nur  Wiedervergeliüng  der  nach 
Lippa's  Übergabe  von  Ungern  an  Ulman-Beg 

^  ;  begangenen  Treulosigkeit,  und  lässt  den  ohne« 
hin  schon  mit  dem  Tode  ringenden  Helden 
'  enthaupten,  seinen  Kopf  mit  den  wenigen  Ge- 
fangenen nach  Constantinopel  abführen,  die 
Bürger  mit  ihrer  Habe  *  in  die  Stadt  -  zurück- 
kehren und  unter  Kazzun's  Oberbefehl  nach 
ihren  Gesetzen  leben  *).  Also  musst6  Temes- 
var,  weil  das  Land  von  seinejn  Könige  verlas- 
sen, und  dem  schlechten  Ausländer  Castaldo 
anvertrauet  war,  nicht  durch  der  Ungern  Schuld 

&M  f. r.v^.unt ergehen,    und   von    nun   an    durch   hundert 
1713,    yjgj.   ^^^   sechzig   Jahre   das  Joch   Türkischer 
Bothmässigkeit  tragen. 

Karansebes  und  Lugos,  weder  sehr  befes- 
tigt, noch  stark  besetzt,  ergaben  sich  der  er- 
sten Aufforderung;  die  abziehenden  Besatzun- 
gen wurden  unangefochten  entlassen.  Reichlich 
versorgt  mit  Mannschaft,  mit  Mund  und  Kriegs- 
vorratn  war  das  festere  Lippa;  nur  dem  Spa- 
nier Bernhard  Aldana,  von  Castaldo  zum 
Befehlshaber  gesetzt,  fehlten  Muth,  Pflichtge- 
fühl und  Ehrliebe.  Bevor  noch  Achmet  ge- 
gen den  Platz  anzurücken  dachte,  verzweifelte 
jener  schon  an  der  Möglichkeit,  ihm  zu  wi- 
.  derstehen.  Ungeachtet  der  Rascier  Demeter 
Ocziarovicsh,  mit  seinem  Reitertrupp  ohne 
Sold  nur  für  Ehre  dienend,  Paul  von  Zara, 
Franz  Henriquez  und  dessen  längst  bewährte 
Krieger  sich  ihm  eifrigst  widersetzten,  |>eharrte 

# 

a)  Sebastian  Tinodi  ap«  Bd^r  Scriptoret  Transsilr«  T.  I. 

5.  a4Q.     Forgact   Lab.   U.  p.  46r-6o.     lathudnffy  Ulh 
IVUL  p.  1Q9  aqq. 


—     77i     — 

er  dcnnocli  auf  seinem  Vorsätze,  Lippaaufdas 
eiligste   zu   verlassen.     Auf  sein  Geheiss  wur- 
den die  Kanonen  überladen,  Thore  und  Tliür- 
me    untergraben,    mit   Pulver    angefüllt,    alles;^ 
unter    einander  mit  Lunten    verbunden,    diese, 
nachdem   er  bey  Tages  AnbrucJi   mit  der  Be- 
satzung ausgezogen  war,    angezündet,    auch  an 
verschiedenen  Stellen  der  Burg  und  Stadt  Feuer 
ans£elest.     Erst  das  fernher  schallende  Donner- 
getöse  der  in  die  Luft  gesprenglien  Steinmassen 
und    die    von    der    brennenden    Stadt    schwarz 
aufsteigenden,    gegen  Süden    und  Westen   sich 
verbreitenden  Rauchwolken  Hessen  den  Pascha 
errathen,    was  dort,    etwas   über   sechs  Meilen 
von  seinem  Lager,  geschehen  war;    unverzü<^- 
Uch  beorderte  er  Kazzun-Beg  mit  fünftau- 
send Reitern  dahin ,  die  Feuersbrunst  zu  löschen^ 
zu   retten,    was   nicht   der  Flammen  Raub   ge- 
worden  war,    und  in  Besitz   zu  nehmen,    was 
ausser   Lippa    noch   Aldana's    Feigheit   Preis 
gegeben  halte.     Solymos  und  Csanad  am  rech- 
ten.  Maros  -  Ufer  waren   mit  aller  Nolhdurft  so 
reichlich  versehen,  dass  sie  der  langwierigsten 
Belagerung  Trotz   bielhen  konnten;    aber  ihre 
Vertneidiger  waren  entüoben,  Kazzun  wurde 
ohne  die  geringste  Mühe    beyder  Plätze  Herr; 
hiermit   Solejman  des   ganzen  Temeser  Lan- 
des von   vierhundert   drey   und   dreyssig  Qua- 
drat-Meilen   Gebiether.      Aldana    wurde   von 
Castaldo  in  Fesseln  nach  Wien  gesandt,  dort 
vor  ein  ICriegsgericht  gestellt,  zum  Tode  ver- 
urtheilt,    doch  auf  die  Fürbitte    der  Königinn 
Maria,    Maximilian's   Gemahlinn,    der  Ge- 
rechtigkeit entnommen  *).    Wie  hätte  man  ihn 


.   •}Itthoanffy  Lib.  XVIII.  p.  ao3.    Aldana'«  Venirtheilmig 

49* 


.j» 


—    -77»     — 

aucli  mit  einiger  Folgerichtigkeit  entliaupteii 
können,  so  lange  der  ruhi^  in  Siebenbürgen 
sitzende  9  und  Schätze  für  sich  sammelnde  Cas- 
taldo,  Temesvdrs  schuldvoller  Preisgeber,  als 
ooersier  Befehlshaber  geduldet  wurde? 

Nur  von  dem  Verluste  der  Burgen  in  den 
Gespanschaften  von  Hont'  und  Nograd  hatte 
Ferdinand,  zu  Fassau  mit  auswärtigen,  dem 
Ungrischea  Reiche  völlig  fremden  Angelegen- 
heiten beschäftigt,  in  den  Tagen  vor  Petri 
Kettenfeyer  Kunde  erhalten;  noch  nichts  von 
Temesvars  Hülflosigkeit  und  unvermeidlichem 
Übergange  in  Feindes  Gewalt  vernommen  ^). 
Um  des  Haly-Pascha's  weitere  Fortschritte 
aufzuhaken,  both  er  die  Adelsgesammtheit 
der  zehn  nördlichen  Gespanschaften  auf,  be- 
stimmte ihr  Fülek  zum  Sammelplätze^  sandte 


fetchah^ertt  i*  L  i554.   auf  die  Anklage   dea  Ungriaclien  Krön- 
'iacala  Johann  Zomor  von  Fokateleke.   Pray  Rpp,Froec* 
P.  II.  p.  533. 
,  a)  Erst  am  26.  Auguat  kam  ilio  Nachricht  davon  nacli  Wien; 

und  nicht  etwa  darch  dea  oberaten  Befehlahabera  Caataldo 
dienatmätaigen  Bericht,  aondem,  wie  Franz  Batthjany  an 
Thoroaa  Nadatdy  am  37.  Auguat  von  Wien  aua  schrieb: 
iPray  £pp.  Procc.  P.  II.  p.  32^)  yyHeri  a  (fuodaniy  qui  rebu» 
yyTemnuariensibus  ah  iniiio  ad  Jinem  usque  inUrfuit,**  Bia  dieser 
Q  u  i  d  a  m  kam  ,  war  in  Wien  lauter  Inceriiiudo  negoliorum  et 
periurhatia^eM  hujua  lemporis  inßniiae,  ^ben  derselbe  beseugte, 
das«  Alles  gemangelt  habe,  auaecunque  ad  loci  defenMionem  per- 
iinereni, "  Warum  ?  weil  aer  über  Sicbenbürgena  Grundsasaen 
Allea  vermögende  Mann  neulich  ermordet,  Caataldo  verhasst, 
.  nur  auf  seines  Beutels  Füllung  bedacht  war.  Musste  doch  an 
der  Seite  dieses  Mannes  sogar  der  Woiwod  Andreaa  Bathory 
an  den  König  schreiben  .*  ^yinori  te  fame  ^  nee  ampUus  supereste^ 
,  ^yunde  deincepa  vivaU^'  So  ist  der  natürliche,  mithin  nothwen» 
dige  Zustand  der  Dinge  bey  Völkern,  deren  Fürsten  überall 
aind,  nur  dort  nicht,  wo  Regen teupflicht  sie  hinweiset:  er  ist 
zugleich  der  wirksaroate,  um  daa  Gefahl  eigener  Kraft  und 
Wichtigkeit  in  Völkern  aufzuregen,  den  beaonnenen  Gebrauch, 
derselben  sie  zu  lehren;  und  vorzubereiten  ihre  l'Irhebung  von 
Tolkschaftlichcm  Ungestüm  zu  natioiialer  Ordnung  und  VVtirdc, 
unter  welcher  endlich  auch  füratlichc  Eigenmacht  und  Willkür 
Bu>  wohlgeordneter  Regierung  sich  bekehren  ;nuaa. 


—    775    — 

;er  Anführung  des  Marcell  Dieirich's 
!y tausend  Mann  Deutsches  Kriegsvolk ,  die 
e^  Hälfte  Buchsenschützen  ^  die  andere  Lan- 
iknechte;  ernannte  den  Österreicher  Eras- 
LS  Teufel,  Freyherrn  zu  Gundersdorf  zum 
ersten  Feldherrn ^  und  befahl  dem  Sforzia 
llavicini  seine  viertausend  fünfhundert 
lischen  Söldner  demselben  zuzuführen :  Dr^g- 
y  und  die  übrigen  Burgen  im  Honter  und 
gräder  Lande  sollten  wieder  erobert  werden. 
t  seinem  eigenen  Reitertrupp  von  zweyhun- 
t  Mann  nahm  Teufel  bey  £geg,  am  lin- 
i  Ufer  der  Schemnitz  Lager;  dorthin  ^o- 
L  Fallavicini  und  Dietrich  mit  ihrer 
nnschaft;  die  Ungrischen  Herren  Georg 
{glewits,  Franz  S  d  n  d  o  r^  Michael 
•  mbay,  Franz  Desoffy,  Paul  Ratkay, 
klas  Szekely,  Faul  Sarkandy^  Ste-' 
an  Yajda^  Sebastian  Matusnai, 
anz  Jäkosics^  Caspar  Csuti,  Mel- 
ior  Masko^  Georg  Thury,  Niklas 
rsay,  Christoph  Roson,  Wolfgang 
ly;  jeder  mit  hundert  Reitern,  die  meisten 
iger,  als  Teufel,  die  gesammte  Heer  macht 
uführen.  Es  kamen  auch  Wolf  gang 
chaim  mit  zweyhundert  Mann  und  acht- 
idert  Fussknechte  aus  Böhmen  und  Mähren^ 
welchen  sich  noch  achthundert  Heiducken 
imelten;  der  Watzner  Bischof  Augustinus 
ardellati  sorgte  für  Verpflegung.  Cas- 
d  o  y  um  seine  Untüchtigkeit  zu  dem  Platze, 
rauf  i  ihn  Augendienerey  und  Gunst  ..gesetzt 
ten,  recht  auffallend  zu  verrathen,  verlangte 
t  ganzen,  über  eilfiausend  Mann  starken 
chthaufen  zum  Beystande  nack  Siebenbür- 
k^    welclies   noch  kein   Feind   beunruhigte; 


—    77-*    —      - 

und  wenn  »onst  in  Gefahr  ein  Martinuzzi 
zu  den  Waffen  rief,  keiner  fremden  Hülfe  be- 
'durfte;  Erasmus  Teuf el  achtete  seiner  Auf- 
forderung nicht,  und  blieb  auf  dem  Platze, 
wo  das  Schicksal  mit  ihm  endigen  wollte,  weil 
er  auch  des  Rathes  der  besonnenem  und  er- 
fahrnern  Ungern  nicht  achtete. 

Es  mangelte  ihm  grobes  Geschütz,  welches 
aus  Alt-  und  Neu- Sohl  angefahren,  von  Rat- 
kay, Keglerits  und  Matusnai  bey  Blauen- 
stein eingehohlt,  eben  jetzt  bey  Bozok,,  drey 
Meilen  von  Egeg  angelangt  war.  Zehn  Meilen 
davon  bey  Fülek  stand  der  heranrückende^ber- 
ländische  Adel,  siebentausend^'Mann  stark;  des 
Einen  und  des  Andern  Ankunft  sollte  Teufel 
nach  dem  Rathe  der  Ungern  erwarten,  bevor 
er  gegen  Dreghely  aufbräche.  'Um  'diese  Ver- 
einigung, welche  schon,  des  Feldherrn  Eigen- 
sinn verschmähete,  zu  hintertreiben,  war  Haly- 
'  Pascha  in  die  Honter  Gespanschafl  mit  zwölf- 
tausend ]NIann  eingerückt.  ^  Da  gab  Teufel 
ohne  längern  Verzug  Befehl  zum  Marsche;  der 
'  erste  ging  bis  in  das  geräumige,  von  der  ICru- 

pina  bespülte  Thal;    unweit  davon  stand  Ualy- 
Pascha.     Tausend  Reiter,  auf  Kundschaft  von 
ihm   ausgesandt,    wurden   von   den  Ungern   in 
iO/^u^«f.die    Flucht    gejagt.      Früh   Morgens    am   Sanct 
Lorenz  Tage  forderte  Aslan  an  der  Spitze  der 
Reiterey   zum  Treffen,    und   es    musste   einge- 
gangen  werden,    da  er  nicht  abÜess,    das  kö- 
nigliche Lager  zu  beschiessen.     Es  wurde  mit 
Heftigkeit  begonnen,  und  war  auf  ieyden  Sei- 
.    .    ten  für  viele  wackere  Krieger  das  letzte«    Franz 
.Desöffy  .starb  desselben  Tages  noch  an  seiner  ^ 
Wund^    Franz  S^ndor  und  Michael  Bom- 
bay geriethen  in  Gefangenschaft.  Ein  zahlreicher. 


^       s 


\ 


—    775    — 

Haufe  Italer ^  vom  Feinde  umzingelt^  wäre  ganz 
zusammen  gehauen  worden,  hätten  ihn  nicht 
Franz  Jakosicsh  und  Georg  Thury  mitv 
ihrer  Reiterey  dem  Gemetzel  entrissen.  So 
wurde  gefochten  bis  gegen  Mittag,  als  Haly- 
Pascha  mit  den  Janitscharen  auszog,  das  Tref- 
fen erneuernd,  auf  das  Böhmische  und  Ung-* 
rlsche  Fussvolk  einstürmte,  und  zugleich  im 
Rücken  desselben  von  dem  naichst  gelegenen 
Hügel  aus  Tierzehn  grossen  Feldschlangen  feuern 
liess^  aber  die  Deutschen  Reiterhaufen  zu  rech- 
ter Zeit  noch  herbeysprengend  und  keilförmig 
eindringend,  wütheten  in  den  Janitscharen— 
Reihen,  und  nöthigten  den  Pascha  zum  Rück- 
zuge. 

Tages  darauf  wurde  die  Hauptschlacht  f^e-iU  Auputt. 
liefert..  Nach  mehrmahligem  Abfeuern  des 
schweren  Geschützes,  worunter  doch  bald  das 
königliche  yon  dem  feindlichen  zum  Schwei- 
gen war  gebracht,  auch  beyderseits  mancher 
tapfere  Waifenmann  hingestreckt  worden,  er- 
hob sich  ein  mörderisches  Gefecht,  die  Lei-« 
chenhügel  der  Erschla<^enen  wurden  immer  hö- 
her, und  lange  schwebte  der  Sieg  unentschie- 
den bald  über  dem  Ungrischen  Doppelkreuze, 
bald  über  dem  halben  Mond  der  Pforte,  als 
ein  unglücklicher  Schuss  auf  die  Pulverkarren 
der   Ungern   fiel,    sie    entzündete,    und    unter  ^ 

schrecklichem  Getöse  Gepäck,  Kanonen,  ßüch- 
senmeister  und  Soldaten  zertrümmert  und  zer- 
rissen in  die  Luft  flogen.  Erstarret  yor  Schreck 
stehen  die  königlichen  Reihen  unbeweglich, 
ihr  Muth,  ihre  Kraft  scheinen  gelähmt,  der 
Oberste  Feldherr  von  Geistes  Gegenwart  und 
Macht  yerla3sen.  Diesen  Augenblick  benutzt 
der   Feind 9    nimmt   unter   grässlichem   Allah- 


—    776    — 

Geschwf  den  Anlauf  und  stürzt  in  die  Reiliai 
ein.  Anstatt  den  Andrang  auszuhalten ,  ergici- 
fen  die  Vordersten ,  Deutsches  Soldnervolk,  äe 
unordentlicliste  Flucht;  die  Reiterey  zu  ihier 
Bedeckung  an  den  Flügeln  aufgestellt,  eilt  ibr 
nen  nach;  kein  Ruf  der  Führer  "wird  gen5it| 
das  MitteltrefiPen  rückt  vor,  zu  beyden  Seitea 
schirmen  es  geharnischte  Reiter  aus  Deutschr 
land;  aber  enen  diese  können  das  Geschreyi 
den  Anblick  der  Barbaren  nicht  ertragen,  sie 
spornen  ihre  Rosse  und  rerschMrinden  Yom 
Kampfplatze.  ErasmusTeufel  sprengt  ihnen 
nach^  zu  spät,  er  wird  von  Spanis  umringet 
und  gefangen  genommen.  Die  Ungern  unter- 
halten noch  eine  Weile  das  blutige  Gefechti 
am  tapfersten  der  Watzner  Bischof;  nach  Tie* 
len  Wunden  stürzt  er  todt  zu  Boden,  nicht 
weit  von  ihm  auch  Niklas  Borsay,  auch 
Christoph  Rosony  und  Wolfgang  Söljr, 
lange  genug  Spender  des  Todes. 

Fallayicini  mit  seinen  Italischen  Hau- 
fen zieht  sich  gegen  den  Csabrager  Wald  hin- 
auf; dort  will  er  des  Kampfes  Erneuerung  dem 
Feinde  biethen,  und  wenn  auch  ihn  das  Glück 
verliesse,  sich  und  den  Seinigen  durch  das 
dichte  Gehölz  sichere  Flucht  bereiten.  Ver- 
geblich; er  wird  umgangen,  bevor  er  den  aus- 
ersehenen  Standpunct  erreicht ,  eingeschlosseu, 
gezwungen  auf  der  Stelle  zu  schlagen  ^  und  da 
er,  tief  in  die  rechte,  mit  Marti  nuzzi's  3IorJ 
belleckte  Hand  gehauen,  sein  Schwert  fallen 
lässt,  sich  gefangen  zu  geben.  Gleiches  Schick- 
sal mit  ihm  traf  seine  Hauptleute,  Hippo- 
lytus  Fallayicini,  seinen  Vetter;  5lar- 
tius  von  Tibur,  Albertus  von  Castro, 
Yinceutius  Antinori^  Bambinus  von 


Qarpi.     Seiner  Mannschaft  grösster  Theil  lag 
todt  auf  der  Wahlstatt«     Das  königliche  Lager, 
alles  schwere  Geschütz  und  Gepäck  wurde  des 
:'  Siegers  Beute.     Bey  seinem  feyerlichen  £in:Aig 
in  üfen   gingen   viertausend  Gefangene  voraus. 
hinter  ihnen  Erasmus  Teufel,    ohne  Har- 
nisch und  Helm,    doch  zu  Pferde«     Heerpau- 
ker,   Trompeter,    Pfeifer,    Sänger  folgten;,  so 
f^ing  der  Zug  auf  den  Marktplatz,  wo  die  ge- 
fangenen Ausländer,    besonders   die  Deutschen 
unter  dem  Spiess  zu   den   niedrigsten  Preisen, 
für  einen  Scheffel  Hafer  oder  Mehl,    für  eine 
Kanne  Honig  oder  Butter,    in  Leibeigenschaft 
verkauft    wurden.       Sforzia    Pallavicini 
blieb  4e8  l^ascha's  vielgequälter  Gefangener;  den 
Feldherrn  Teufel*  mit  den  gefangenen  Haupt- 
leuten,  viei*zig   Fahnen   und   eine  Anzahl  aus- 
fezeichnete  Köpfe  der  Gefallenen  sandte  Haly- 
ascha   an  den  Grossherrn.     Diesem  verläug- 
nete  Teufel,  in  der  Absicht,  seine  Freyheit 
für   geringeres    Lösegeld    zu    erkaufen,    seinen 
Nahmen,  Stand  und  obersten  Feldherrn -Rang, 
'\jf ofür  ^hn  der  erzürnte  Solejman   in  leder- 
nen Sack   einnähen   und   in   dias   Meer  werfen 
Hess.      Pallavicini    musste   im    Kerker   zu 
Ofen,    unter  argen   Misshandlungen,    Marti- 
nuzzi's  Ermordung  büssen,  bis  achtzehntau- 
send Ducaten  für  ihn  entrichtet  wurden  ^). 

Um  Siebenbürgen  von  dem  königlichen 
Ungarn  völlig  abzuschneiden,  dann  beydes  mit 
geringerer  Anstrengung  ganz  zu  unterjochen, 
mussten  des  nördlichen  Gebiethes  zwey  Schutz- 
wehren, Szolnok  und  Erlau,  überwältiget  wer- 


a)  Uthuanffy   Lib.   XVIU.   p.   ao4.     Forgtfcs  Lib.  II. 
p.  61  • 


V. 


^     V 


den;  damit  wollte  Achmet-Fascha  seme 
Z6.  i^M^iAi.^iessjährige  Luslfahrt,  wie  er  es  nannte,  be- 
schliessen.  Haly-Pascha  wurde  zur  Theil- 
nalime  von  ihm  eingeladen ,  und  früher  als  er, 
/^tand  der  rüstii^e  Eunuch  mit  zwölftausend 
Mann  am  Zusammenflüsse  der  Zagyva  mit  der 
Theiss.  Auf  der  Insel,  welche  beyde  Strome 
bilden,  lag  die  Szolnoker  Festung  unter  Lei- 
tung^  des  Salmer  Grafen  Nikläs,  vor  vier 
Jahren  kuns.tgerecht  erbauet*  Gegen  Süden  ver- 
wehrte die  Annäherung  ein  sehr  breiter,  tiefer, 
släts  mit  Wasser  angefüllter  Graben.  Ihre  fes- 
ten, breiten  Schutzmauern  und  Bollwerke  von 
drey  Seiten  waren  so  hoch  geführt,  dass  aus- 
serhalb derselben  von  den  Häuserdächem  nichts 
gesehen  wurde.  Versorgr  war  sie  mit  vier 
und  zwanzig  Kanonen  grössten  Calibers,  mit 
drey tausend  Stück  Feldschlangen ,  Falkaunen 
und  anderm  Feuergewehr;  mit  achtzigtausend 
Pfund  Pulver  und  überflüssigem  Vorrathe  an 
Bley-  und  Eisenkugeln.  Die  Wallkeller  ver- 
wahrten Lebensmittel  für  lange  Zeit.  Der  Be-r 
fehlshaber  ßertalan  Horvatinowicsh, 
dem  schwerlich  irgend  ein  Feind  den  Platz 
genommen  hätte,  war  vor  kurzem  auf  einer 
Reise  nach  Wien,  zwischen  Sagh  und  Gyar- 
math  in  Pyri-Aga's  Gefangenschaft  gerathen; 
seine  Stelle  hatte  durch  erschlichene  Gunst, 
nicht  durch  eigenes  Verdienst,  Lorenz  Nyäry 
'erlangt;  zur^  Besatzung  hatte  er  eilfliundert 
Mann  Fussvolk,  iheils  Ungern,  theils  Spanier, 
Deutsche  und  Böhmen;  dazu  dreyhundert  Hus- 
z^ren-  unter  den  Haupüeuten  Gabriel  Pekry, 
Matthias  Kreszenkowicsh  und  Caspar 
Mor6. 

Ohne  vergeblichen  Angriff  zu  wagen  ^  hielt 


—    779    — 

Haly  den  Platz  durch  acht  Tajje  eingeschlos- 
sen;   Frey  tag  nach  Kgidii  in  der  Abendä'mme-»  2.  ^^^r^r. 
run^  kam  Achm  et -Pascha  mit  starker  Heer- 
macht an,    und    am    folgenden   Morgen    sah^n  3- •^''/'''"•• 
ihn   die   in   der  Festung   rings   herum   in    weit 
ausgebreitetem  Lager  stehen,     Lorenz  Nyä- 
ry,  gleich  verachtet  von  Ungern  und  Spaniern, 
wie  von  Deutschen  und'Böhmen,  war  unfiiliig^ 
sie    in   Zucht,    Ordnung,    Pflicht    zu   erhalten. 
Unter  sich  durch  Sitten,  Gebräuche,  Sprachen 
getrennt,  lebten  sie  in  beständiger  Zwietracht^ 
einig    nur  in    ihrem   Verhältnisse  als  Söldner^ 
in  der  Unzufriedenheit   mit   ihrer  vermischten 
Dienstgenossenschaft,  und  in  der  Sorge  für  ei- 
gene Sicherheit,  nicht  für  des  Platzes  Verthei- 
digung.     In  nächster  Nacht  legten  sie  hier  und 
da  an  den  Häusern  Feuer  an  und  ergritfen  die 
Flucht.     Nydry,    mit   Tages   Anbruch   erwa- 
chend, sah  sich  verlassen,  setzte  sich  zu  Pferde 
und   zog   ab;    aber  alle  Auswege  waren  schon 
voü   dem   Feinde   besetzt,    Gefangenschaft  war 
ihm  gewiss;   schicklicher  schien  ihm,  auf  sei- 
nem Posten,    dessen  Behauptung    er   beschwo- 
ren hatte,  sie  zu  erwarten.     Unter  dem  Thore         , 
der    Burg    fand    ihn    der    Haufe    Janitscharen, 
welche  Achmet  abgeordnet  hatte,  auszukund- 
schaften,   was    die  Stille   auf  den  Mauern  und 
der    aufsteigencie    Rauch    bedeutete.      Nyäry 
wurde  gefangen  genomrtien  und  mit  der  Kunde, 
die  gesammte  Besatzung  sey  entflohen^  vor  den 
Pascha  gebracht. 

Achmet    und    Haly   nahmen   die  Burg  ^  ^'^*'' 
sogleich  in  Besitz  und   erkannten  in  jubelnder 
Freude,  dass  sie  bey  der  Festigkeit  derselben, 
bey  dem  Überflusse  des  vorgefundenen  Mund- 
und  Kriegsvorraths ,    gegen  rechtschaffene  und 


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welcher  mit  keinem  ausländ isöhen  Waffei^kneckt 
belästiget  y'  seiner  HcrrschaCt  über  Ungrisehe 
Gemütuer  gewiss ,  .und  mit  ungemeiner  Voraicht 
auf  berrl&cnsteh*  Sieg  oder  rülimlicbsten  Tod 
vorbereitet  war.  Mit  patriotischem  Woh^e- 
»fallen  verweilen  wir  länger  bey  seiner  und  sei- 
ner Gefährten  beldenmüthiger  Thätigkeit. 

Wenig  hoffend,  Nichts  erwartend ,  bloss 
-  pflichtgemäss,  hatte  ör  an  den  Konig  die  Ge* 
^  fahr,  das  Anrücken  einer  Ungeheuern  Kri^s- 
.macht  und  "die  Dürftigkeit  seiner  Streitkräfte^ 
swey hundert  Reiter  und  eben  soviel  Fassvolk, 
berichtet.  Ferdirianä  mit  «Geld  in  Noih, 
über  die  häufigen  Niederlagen  seiner  ausländi- 
schen Feldherren  und  Söldner  entrüstet^  in 
*  auswärtige  Angelegenheiten  verflochten ,  darum 
in  den  Angelegenheiten  seiner  Erbstaaten  im- 
merfort Fremdling,  seiner  ausländischen  Ratli- 
geber  bloss  leidendes  Werkzeug,  gab  nur  Worte 
und  Yerhelssungen,  keine  Hülfe  *).  Doch  um 
wenigstens  Etwas  zu  thun,  lie.<>s  er,  da  Erlau 
schon  zwey  und  dreyssig  Tage  war  bela- 
gert worden,*  an  die  Magnaten  und  den  Adel 


V     / 


a)  ^ySpem  pofiui  et  ampla  promissa  in  praesens  y    aumm  vire*  et 

-  y^auxiUa    suppeditare    vi4fhafur,*^      Also   der  gleichzeitige  !•-> 

thuanffy.    Dagegen  liest  man  nicht  ohne  Unwillen  inPray 

.    (Hist.    Reg.    P«  III.    p.   11^.)      ,yFerdinandu9f    ein  quidem 

'   ^yStephani  Dohüni*  qui  arei  praeeraty   virttcti  phirimuwk  frAutret^ 

^yVeriiuM  tanu^  ne  howtium  numero  opprimtretur ,  Ataurifium  Smx9^ 

«  ,|iB«m  I  ccnlracta  undique  militia  opem  ferre  ohaetti*  jusMit^*   P  e  F- 

■  difiand   that  nichts,  alu  was  Isthuanffy  berichtet.    ErUa*s 

Belagerung   begann  am  i3.  September,    und  wurde  am  ig.  Oc- 

*  töber  aufgehoben.   Churfiirst  Moritz  war  am  lo.  Octoher  noch 

SU   Wien;    atapd  am    i5.    Ootober  bejr   Raab;     fragte  erat  an 

dieaem  Tage  bey  Franz   Bebek  an,  was  wohl  der  Ttirkea 

Abaicht  Tor  Erlau  aeyn  möchte ;    und   endigte ,  wie  die  meisten 

analÜndischen  Helfer,   er  blieb  bey  Raab  atehen,  und  sog  heim, 

ata   ohne  adn  Zntbun ,   die  Gefahr   über  Jßriau   Tohibeffeganffli 

^ar.    (Maäritii  £piatol.^  Franc.  Debek  Jaurini  de  i6.  Octobr* 

iö5a.  ap.  Pray  Epp,  Prooer.  p.  534* }  .       i 


—  ^85  — 

•  

des  Oberlandes' Mahnbriefe  zur  Hü1f&  senden  **). 
Mehr  als  diese  wirkten  Dobo's  frühere  Auf- 
forderungen und  Metskei's  ergreifender  Vor- 
trag an  die  zu  Sziksz6  versammelten  Landher- 
ren der  nördlichen  Gespanschaflen.  Unverwei- 
let  stellten  sie  ^  auf  ihre  Kostet  fünfhundert 
fünf  und  siebzig  Mann;  zweyhundert  dreyssig 
brachten  Anton  Blasko  und  Ambros  Sza- 
dornik;  hundert,  Caspar  Fetho,  Ste- 
phan Zoltay  und  Johann  Figedy.  Gre- 
gor Bornemiszsza,  eines  Fünfkirchner 
Schlossers  Sohn,  brachte  mit  seinem  eriinde^ 
rLschen  Genie  auch  zweyhundert  fünfzig  Scharf- 
schützen; durch  den  Zuzug  der  Herren  Jo- 
hann Festheny,  Georg  Kosztowicsh, 
Michel  Gas paricsh,  Demeter  File p^ 
Stephan  Vitez,  Georg  (jyulay,  Tho- 
mas Baksay^  Franz  Rnedey,  Diony- 
sius  Kis,  Peter  Tegnyey,  Benedict 
Gersey,  Stephan  Fekete,  Blasius 
Nagy  und  mehrerer  Grundsassen  mit  ihren 
Leuten,  war  die  Besatzung  gegen  zweytausend 
Mann  stark  geworden. 

Zur  Versorgung  derselben  mit  allen  Be- 
dürfnissen berief  Dobo  aus  der  Erlauer  StadlF 
und  aus  den  umliegenden  Marktflecken,  Fene- 
met,  Tallya,  Maklar,  dreyzehn  Wundärzte, 
sieben  Schmiede,  fünf  Zimmermeister,  neun 
Müller,  acht  Metzger,  vierzehn  Weiber  zum 
Bierbraüen  und  Brotbacken,  hundert  achtzig 
Bauern  zu  allerley  erforderlichen  Diensten  in 
die  Burg.  Mund-  und  Kriegsvorrath  war  in 
Überfluss  angeschafft;  Den  Einwohnern ,  Dienst- 


a)  Ferdinand!  Regy Liter.  Viennae  i3.  et  i4.  Octo1>r.  op. 
Wagntr  Anal. .  Sceput.  r«  IV»  p*  99  ot  loo. 


-    7Ö4    - 

I 

leuten  und  "WafFenvolke  wurde  bey  unrenneid- 
lieber  Todesstrafe  verboüien^  mit  irgend  je- 
manden ausser  den  Mauern  zu  sprechen,  unter 
einander  in  heimliche  Verabredungen  sich  ein- 
zulassen, zu  murren,  eigenmächtige  ohne  Ge- 
heiss  oder  Wissen  der  Befehlshaber  und  Haupt- 
leute  zu  handeln ;  und  des  Todes  sterben  soUle 
ohne  Schonung  und  Ausnahme  jeder,  der  aodi 
nur  das  Wort,  Übergabe,  aasspräche.  Die 
Leitung  der  Zeugmeisterey,  der  Wachen  Ver- 
theilung  und  der  Arbeiter  Anstellung  bebielt 
sich  Dob6  vor;  seinem  Amt«genossen  Mets- 
kei  überliess  er  die  Dienstbestimmung  für  das 
Waffenvolk. 

Die  Stadt  Erlau^  von  dem  heiligen  Könige 
Stephan  US  erbauet,  liegt  am  Matra  Vorge- 
birge zwischen  weinreichen  Hügeln  in  anmu- 
thigem  Thale ,  von  dem  Eger  -  Bache  in  die 
östliche  und.  westliche  Hälfte  getheilt,  damahls 
nur  noch  von  einem  berasten  Erdwalle  einge« 
schlössen.  Bey  Aufführung  der  grossen  und 
geräumigen  Burg  ^r^LT  mehr  auf  die  Annehm- 
lichkeit der  Lage,  als  auf  den  Vortheil  des 
Schutzes  gesehen  worden;  sie  steht  auf  dem 
Felsenberge  im  Norden  über  dem  östlichen 
Stadttheil.  Peter  Perenyi,  mehrjähriger 
Besitzer  derselben ,  hatte  sie  durch  Zwischen- 
mauer und  Graben  in  die  äussere  und  innere 
Burg  getheilt^  in  jene  auch  den  nahen  Hügel, 
von  dem  sie  sonst  beschossen  werden  konnte, 
hineingezogen;  Stephan  Csabi  und  Eme- 
ricli  Bebek  hatten  sie  jeder  mit  einem  Boll- 
werke befestiget,  zur  Vertheidigung  des  einen 
waren  jetzt  Franz  Rhcdey  und  Dionysius 
Kis  mit  neunzig;  des  andern  Peter  Tegnyey 
und  Benedict  Gersey  mit  hundert  dreyssig 


7»5 


\ 


^ann  aufgestellt.  Zwey  Haufen,  jeder  drey- 
lundert  Mann  *)  stark,  der  eine  unterDob6's 
lauptmann,  Johann  Vajda;  der  andere  un- 
er  Anton  Blasko  und  Georg  lydni  stan- 
len  auf  dem  grossen  Burgplatz;  eben  daselbst 
linter  des  Domes  südlicher  Seite  gegen  die 
Pferdeställe  hin,  Gregor  Bornemiszsza 
nit  seinen  zweyhundert  fünfzig  Scharfschützen; 
'unfzig  Trabanten  machten  seinen  Cohors  voll- 
zählig ;  unweit  von  diesem  Standorte  Caspar 
?eth.o  mit  zweyhundert  zwey;  und  nahe  an 
lern  Bischöflichen  Paläste  für  alle  plötzliche 
Sräu^nisse  Anton  und  Albrecht  Nagy  mit 
:weyhundert  auserlesenen  Trabanten,  den  Be- 
'ehlen  Stephan  Zoltai's  und  Johann  Fi- 
;edi's  untergeordnet.  Die  innere  Burg  hatte 
5rst  Stephan  Dob6  mit  meinem  Bollwerke 
rersehen;  dessen  Vertheidigung  besorgten  Jo- 
lann  Pestheny,  Georg  Kosztovicsh  und 
Vfichael  Gasparicsh  mit  hundert  Mann. 
Sin  Anderes  war  nahe  an  dem  Kerker  aufge- 
führt, und  von  Demeter  Fil6p,  von  dem 
Surgvogte  Kälmän  und  von  hundert  zwey 
xnd  vierzig;  das  Sandorer  Bollwerk  von  Ste- 
phan Vitcz  und  Georg  Gyulay  mit  hun- 
Jert  zwanzig;  das  Burgthor  in  beyder  Mitte 
iron  Urban  Nagoli  und  Thomas  Baksay 
nait  hundert  fünf  Trabanten  besetzt:  in  solcher 
Stellung  wurde  des  Feindes  Ankunft  erwartet. 
Voraus  zog  Haly-Pascha,  mit  ihm 
mehrere  Begs  und  fünf  und  zwanzigtausend 
Mann.  Aslan-Beg  von  Stuhlweissenburg 
nahm  seinen  Standpunct,  von  den  übrigen  ge- 

a)  Wenn  Isthninffj  wirklich  frieenariae  (3o)  tchrieb,  so 
hat  er  wohl  irecenariat  (3oo)  ge«ieint{  dexm  3o  IfUnn  geben 
keinen  Cohors. 

VI.  Theil.  5o 


,• 


61 


trennt  y  bcy  der  Marienkirche  in  der  Vorstadt 
und  ricKtete  vier  grosse  Kanonen  ge^^en  die 
Burg.  Einige  Tage  darauf  folglen  Achmet- 
F  a  s  c  h  a  und  Beglerbeg  Mohammed  mit 
hunderttausend  Mann.  Im  Irsafoger  Walde 
überfielen  unter  Stephan  Feke  te's  Anfüh- 
rung Zoltay,  Fethö,  Figedi  mit  einigen 
Rotten  Reiterey  und  Fussvolk  seine  Vorhut, 
und  kamen  mit  kostbarer  Beute  an  Kleidern 
und  prächtigen  WaiTen  in  die  Burg  zurüpk. 
Die  Janitscharen  schlugen  auf 'der  langen  Hü-» 
gelreihe  vor  dem  Maklarer  Thore  ihre  Zelte 
auf;  die  übrigen  Machthaufen  lagerten  sich 
[egen  Norden,  längs  des  £ger- Baches  linkem 
fer,  zwischen  Fencmet  und  dem  sogenannten 
Königsstuhl,  wo  der  Sage  nach  San  et  Stephan 
während  des  Schloss-  und  Dom -Baues  geses- 
sen hatte,  um  die  Arbeiter  durch  seine  Ge- 
genwart in  regem  Fleisse  zu  erhalten.  Ach- 
ime t  und  Mohammed  wählten  das  liebliche 
Erlauer  Thal,  Haly  den  Egyeder  Berg  gegen 
Osten,  zu  ihrem  Standorte.  Bey  dem  ersten 
Anblicke  des  gelagerten  Feindes  rissen  die  Un- 
gern von  den  Gebäuden  die  Schindeldächer, 
von  dem  Domdache  die  glasurten  Ziegel  her- 
unter, steckten  in  der  Stadt  Häuser  und  Müh- 
len in  Brand,  um  sie  der  Benutzung  des  Fein- 
des zu  entziehen. 
11.  Septlr.  Sonntag    nach    Maria   Geburt    liess    Haly 

die    drey    grössten    Mauer -Kanonen    den    Berg 
hinaufziehen   und  daraus   mit  eisernen  Kugeln, 

1'ede  zu  fünfzig  Pftind,  drey  Mahl  die  Burg 
>eschiessen,  um  anzuzeigen,  dass  der  Belage- 
rung Anfang  gemacht  sey;  diess  erschreckte 
die  Ungern  so  wenig,  dass  sie- nicht  einmahl 
die   Thore   schlössen  ^   vielmehr   kühn   Tferde 


-    707    - 

und  Schlaclitvieli  an  den  Bacli  zar  Tränktt 
> führten,  auch  fuhrenweise' die  Burg  mit  Was- 
servorrath  versorgten.  Am  dritten  Tage  liess  13.  Srpthr, 
Achmet  in  der  Nacht  bey  dem  Königsstuhle 
Schanzen  aufwerfen,  Sturmdächter  errichten, 
Kanonen  auffahren  und  den  einen  Thurm  der 
Domkirche  beschiessen ;  worauf  die  Ungern  von 
dem   andern    unter  Dob6's  Leitung   aus  vier 

Srössern  Feldschlangen  so  kräftig  antworteten, 
ass  einige  Feuerwerker  Und  Büchsen meLster 
des  Feindes  zu  Boden  stürzten,  ihre^  Geschützes 
Hader  und  Schlünde  in  Trümmer  zersprangen. 
Achmet  hatte  hinlänglichen  Yorratn,  den 
Schaden  zu  ersetzen;  und  unablässig  wurde 
mit  dem  Feuern  fortgefahren,  zu  grosserm 
Nachtheile  ihm,  als  den  Belagerten,  welche 
des  Pulvers  sparend,  auch  aus  kleinern  Stücken 
eine  Anzahl  Todesopfer  nie  verfehlten. 

Montag  nach.  Matthäi  war  die  Stadt  abge«  19.  Seyihr. 
brannt  und  verlassen ;  da  wurden  von  dem 
Feinde  die  drey  grössten  und  eilf  kleinern  Ka- 
nonen bey  dem  Fropsthofe  aufgerichtet,  die 
Burgmauer  und  die  sogenannte  grössere  Küche 
durch  zwey  Tage  in  einem  fort  erschüttert« 
Von  Ungern,  welchen  dort  ihr  Standpunct  an- 
gewiesen war,  fielen  Mehrere;  und  auch  an 
dem  daselbst'  eingestallten  Vieh  litt  die  Be- 
Satzung  einigen  Verlust.  Mit  ungeheurer  An- 
strengung -wurden  sogleich  auf  allen  Posten  ^ 
tiefe  Schutzgraben  autgeworfen  und  die  Erde 
an  dem  gegenüber  liegenden  Rande  aufgehäuft, 
worauf  der  Feind  gegen  die  Pferdeställe  und 
gegen  die,  rechts  hinter  der  Kirche  aufgebans- 
ten Getreide-,  Stroh-  und  Heuschober  mit 
glühenden  Kugeln  feuerte.    Diess  vorhersehend,  ^ 

hatte  sie  D  o  b  6  schon  früher  mit  nassen  Thier- 

5o» 


mttäieu  ^nni  Ans&ll  auf  Aslan  b 
Ziir  '3tttt«es9tunde-^^ehen  Fetho; 
Fig^d-i,  Frans  Bav,  und  Johann  < 
mit  ihrer  Mannschau  in  geschlossene 
strenger  Ordnung,  feyeäicher  Still 
überfalleD  die  Wachen  hey  den  Kanon 
die  überraschten  nieder,  jagen  die  ü 
die  Flucht,  vernageln  das  Geschütz,  : 
die  Gestelle  und  Rader,  trerdea  ha 
mit  den  von  nächstem  Posten  herz 
Janitscharen,  und  »iehen  sich  wacker 
'Michael  Horrdth  mit  seines  Rosse 
Stephan  Budah^zj  in  der  rechten 
verwundet,  in  die  Burg  zurück ,  ii 
feindliche  Reiterey  zur  Unterstützung 
gen  heransprenget;  zufrieden,  dass 
muihigeu  Spiele  Aslan's  ein  Ende 
hatten. 

Inzwischen  war  von  den  nördlic 
len  b«r .  ein  beträchtlicher  Theil  d 
mauer  zerstöret  worden;  aber  Dobö  ] 
grosse   Anzahl   leerer  Weinfasser   in 


-    7.Ö9    - 

4 

init  unermüdeter  Anstrengung  wieder  herge- 
stellt ^  was  feindliche  Gewalt  den  Tag  üBer 
niedergeworfen  hatte. 

'   Dennoch   hatte   am  Sanct  Michaels  t*est-  29.  Septh 
tage,     dem    neunzehnten   der    Belagerung,    die 
Burgmauer  vor  dem  bischöflichen  Paläste  schon 
so  breite  Öffnungen,  dass  stürmendes  Eindrin- 
gen   nicht   mehr   bedenklich   schien.      In    der 
rl^acht  Verkrochen  sich  sieben  und  zwanzig  Ja- 
nitscharen  -  Haufen   unter   die   Wälle,    in   die 
Gräben,    hinter  die   Wände    der   abgebrannten 
Häuser;    und   nach  Tages  Anbruch   begannen 
sie   mit  furchtbarem  Geschrey   die  Mauern  zu 
ersteigen.      Die  Wachsamkeit   der   Ungrischen 
Hauptleute  hatte  ihnen  schrecklicl^en  Empfang 
bereitet.     Die   Ungern   von    der   Mauer   feuern 
rasch   und   treffen  richtig;    während   die  er^te 
neihe  ladet,  wüthet  aus  den  Händen  der  zwey- 
ten  der  Säbel,  und  von  der  Seite  her,  aus  dem 
Küchen  -  Bollwerk    streckt    der    Feldschlangen 
Gewalt    die    kühnen    Stürmer    reihenweise    zu 
Boden ;     aber    auch    die    Hauptleute    Georg' 
G y  u  1  a y   und  Thomas*  Bolyki,    Verthei- 
cliger  des  Eck-Thurmes,  sind  in  des  Sturmes 
Hitze  gefallen.     Dort  zurückgeschlagen,    grei- 
fen  die  Feinde   den   Eckthurm   an,    doch  nur 
Wunden  und  Tod  werden  beyderseits  erkämpft^ 
kein  Fuss  breit  Erde   verloren  und  gewonnen. 
Sie  lassen  ab  und  stürmen  mit  verstärkter  An- 
zahl das  Festungswerk  am   alten  Thore;    hier 
müssen    die    Ungern    weichen    und     manchen 
theuern   Waflenbruder    zurücklassen.       Dob6 
und  Metskei  stellen   sich  an  ihre  Spitze  und 
erneuern   den  Kampf;    das  Festungswerk   muss 
genommen    werden,     oder   Alles    ist   verloren. 
Hcldenmülhig  wird  gefochten;    Gregor  Bor- 


N 


—    790    —    . 

ne^miszsza  Meister  in  künstliclien  Wcndun- 
j?en,  gewinnt  Raum;  vergeblich,  des  Feindes 
Übermacht  ist  zu  gross,  unter  mehrern  fällt 
auch  Emerich  Najjy,  in  manchem  schweren 
Kampfe  bewährter  Rottenführer.  Diesen  Au- 
genblick gibt  Dob6  das  Zeichen  zum  Rück- 
zuge; denn  seine  Feuerschlünde  von  der  öst- 
lichen Mauer,  und  die  Feldschlangen  von  den 
zwey  Thürmen  der  Domkirche  sind  auf  sein 
Geheiss  auf  die  Janitscliaren  gerichtet.  Diese 
linden  keinen  sichern  Standpunct  mehr,  vor- 
zudringen ist  unmöglich,  gegen  Tausend  lie- 
fen auf  dem  Platze;  die  übrigen  verlassen  das 
Festungswerk  und  flüchten  sich  in  wilder  Un- 
ordnung in  ihr  Lager.  Vom  ersten  Schimmer 
der  Morgenröthe  an  bis  Mittag  wüthete  der 
dreymahlige  Sturm.  Johann  Fosgai  kam 
darin  um,  Gaspar  Fetho  und  dreyssig  Ung- 
xische  Krieger  wurden  mit  rühmlichen  Wun- 
den bezeichnet. 

An  diesem  Tage  noch  kam  Andreas 
S^ri,  Sluhlweissenburger  Unger  in  die  Burg 
gesandt  VOn  Aslan-Beg,  mit  einem  Brief, 
welchen  die  Befehlshaber  unentsiegelt  zerrissen^ 
die  eine  Hälfte  in  das  Feuer  warfen,  die  an- 
dern den  Bothen  zu  verschlingen  zwangen,  und 
ihn  gefangen  setzten.  Des  Briefes  Inhalt  er- 
fragten sie  von  ihm  erst  nach  aufgehobener 
Belagerung.  „Sie  sollten  die  Burg  gegen  freycn 
„Abzug  mit  Waffen  und  Gepäck  räumen;  glei- 
„ches  Schicksal  mit  Losontzy  bey  Temes- 
„var  nicht  befürchten.  Aslan  wollte  bewir- 
„ken,  dass  Haly-Beg,  Achmet-Pascha 
„und  der  Beglerbeg  mit  gesammter  Heermacht 
„und  allem  Feldzeuge  drey  Meilen  weit  von 
„Erlau  sich  zurückzögen,    und  nicht   ehe  zu- 


—    79»    — 

^jTÜckkehjten,  als  bisDobo  mit  seiner  Hkpfem 
,,ManQ.scliaft  sich  in  völliger  Sicherheit  befände; 
^^bis  dahin  wollte  Aslan  selbst  zum  Geissei 
yyUnd  Leibbiirgen  sich  hingeben." 

Statt  aller  Antwort  thaten  Jakob  Fäksj* 
und  Matthias  Vis^sy  mit  zweyhunJert  aus- 
erlesenen Reitern  verwegenen  Ausfall  auf  die, 
Holz  und  Futter  hohlenden  Türken ;  wurden 
jedoch  im  mörderischen  Gefechte,  unter  wel- 
chem Vis  äs y  blieb,  zurückgeschlagen,  Räksy^ 
Miklas  Katitsch,  Franz  Tariani,  Nik- 
]as  Janossi,  Wolfgang  Ratz,  Franz 
'S  i  n  i  mit  mehrern  beherzten  Rittern  gefangen; 
der  erste  mit  einigen  Fahnen  an  den  Gross- 
Sultan  gesandt,  die  übrigen  auf  dem  Schdss- 
wall  im  Angesichte  der  Burgmänner  durch 
Brechung  der  Arme,  Schenkel,  und  Brust  mit 
Ungeheuern  Hammern  grausam  getödtet.  Hier- 
auf liess  A  c  h  m  e  t  den  Belagerten  zurufen  : 
einige  Haufen,  welche  ihnen  zur  Hülfe  im  An- 
füge waren,  seyen  besiegt  und  geschlagen,  die 
vornehmsten  Gefangenen  hingerichtet  worden;^ 
gleiches  Loos  harrte  ihrer,  wenn  sie  des  Platzes 
Übergabe  noch  länger  hartnäckig  verweigerten. 
Niemand  antwortete;  aber  Stephan  Hege- 
düs,  das  Georg  Seredy  Feldhauptmana 
brütete  über  Verralh.  Er  wollte  von  Dobö 
für  seine  Mannschaft,  welche  schon  mehrere 
Stürme  ausgehalten  hatte,  eine  beträchtliche 
Summe  Greldes  fordern,  und  wenn  sie  verwei- 
gert würde,  durch  die  seiner  Bewachung  an- 
vertraute Öffnung  die  Türken  einführen.  Sein 
Anschlag  wurde  verrathen,  er  in  Verhaft  ge- 
nommen, und  nach  seines  Verbrechens  Ge- 
stand niss,  auf  dem  Burgplatze  an  hohem  Galgen 
auf^ehant^en. 


~    79» 


-.BbU  darauf  drohte  dm  heiLlaHilnll!^ 

A  0«f4n.  KSmpfem  schrecklichere  Crefallr.  ^  Am  SwK 
'l^rancisci  Feste  entzündete  aick  -der  ganze ,  k 
der  Do^ikirche  aufbewahrte  PulFerrorratli;  du 
Gewölbe^  du  nächste  halb  eingefaUene  Bint- 
mauer  stürzten  zusammen  ^   mehrere   Gebiadi 

Seriethen  in  Brand,  Gregor  Horyäth^  Faal 
fagy  mit  einigen  Büchsenmeistem ,  zwey  Bie- 
.    kereyen  und  Boss -Mühlen  mit  Bäcker^,  Hiil- 
lerii  und  Vieh ,   wurden  zerrissen  in  die  \aSx 

gesprenget^    Allgemeine  Bestürzung  erereifi  dis 
ialagerten;    nur  Dob6   und   M-etskei  be- 
haupten Besonnenheit,  Geistesmacht  und  ihrea 
'    Muth.     Sie  reiten  auf  alle  Posten ,    Terlnethea 
den  Soldaten  bey  Todesstrafe  yon  ihren  Flatzea 
-   zu  weichen;   das  Landvolk'  wird  zur  Loschunj; 
' '  >.      der  Feuersbrunst  angestellt«     Der  Feind ,  auf 
die  Verwirrung  rechnend,    sendet  Herolde  an 
die  Mauern,  sie  ermahnen  zur  Ergebung,  yer- 
heissen  Heil,  Freyheit,' Schonung  des  Leben^ 
des  Eigenthumes;    überall,   wo    gerufen  wird^ 
lassen  Dob6   und    Metskei   die    Trommeln 
'  und  Heerpauken  schlagen ,    Trompeten  blasen^ 
'  das  Feldgeschrey  Jesus  erschallen ,  damit  die 
feindlichen  Ausrufer  nicht  gehört  werden.   Do- 
b6's  Vorsicht  hatte  für  Überfluss  an  Schwefel 
und  Salpeter  gesorgt;     dieser  wird    unverzi^- 
lich   zu   Pulver  yerarbeitet,    das    Werk   unter 
Leitung  der  Zeugmeister  Tag  und  Nacht  fort- 
gesetzt.   Sehmiede  und  Müller  vereinigen  sich, 
aus    den    Trümmern    der   zwey    Mühlen  Eine 
herzustellen;    in  wenigen  Tagen  ist  aller  Scha- 
den wieder  ersetzt,  jeder  Mangel  gehoben. 

Die  hochherzige  Ausdauer  der  Ungnschei 
Kampfer  steigert  des  Feindes  Ehrgeitz,  Muih 
und  Siegesbegierde.     Die  drey  grössten  Kano- 


—    79^    ~ 

nen  werden  in  der  Grosspropstey  aufgerichtet, 
der  westliche  Thurm  und  das  Bollwerk,  dem 
Königsstuhle  gegen  über  liegend,  werden  an- 
lialtend  beschossen;  bald  ist  die  Mauer  in  ziem- 
licher Breite  niedergeschmettert;  zu  gleicher 
Zeit  werden  von  dem  Königsstuhle  an  bis  an 
die  Burg  unter  festen  Sturmdächern  Minen  ge- 
graben*, die  Ungern  graben  unter  Leitung  des 
Burgvogtes  Kdlmdn  und  Demeter  Filep's. 
Gegen- Minen.  Ersterer  zu  weit  in  die  feind- 
liche Höhlung  sich  wagend,  wird  erschossen; 
nach  drey  Tagen  auch  sein  wackerer  Nachfol- 
ger, Michael  Gasparits;^  der  Burgrent- 
jneister  Johann  Szuhäny  vollendet  mit  Fi- 
lep  die  Zerstörung   der  feindlichen  Arbeit  an 

5'ener  Stelle.  Gleich  darauf  gewahren  Mets- 
L e i  und  Bornemiszsza  an  dem  alten  Burg- 
'  thore  unterirdische  Bewegungen ;  letzterer  lässt  • 
^n  schiefer  Richtung  graben,  dringet  hinein, 
tödtet  die  geschäftigsten  Arbeiter,  jagt  die  übri- 
gen in  eilige  Flucht  und  erbeutet  ihre  Werk- 
zeuge. Inzwischen  lässt  Achmet  den  Graben 
zwischen  dem  Bebeker  und  dem  Bolyker  Boll- 
werke mit  Säcken  voll  Rasen  und  Sand  aus- 
füllen, Reisbunde  darauf  werfen.  Ungeheuere 
Menge  Holz  darüber  aufhäufen;  in  wenigen 
Tagen  raget  die  mühsame  Vorrichtung  gegen 
die  Mauer  empor  und  wehret  den  Belagerten 
den  Gebrauch  der  Schiessscharten.  Da  füllet 
der  erfinderische  Bornemiszsza  eine  An- 
zahl lederner  Feuereimer  mit  Hobelspänen, 
Kienholz,  überladenen  Pistolen,  Schwefel,  Fech, 
Theer,  Speck  und  in  Talg  getränkten  Stroh- 
wischen. Bey  Eintritt  der  Wacht  wird  die  ger 
sammte  Besatzung  auf  der  Mauer  zwischen  bey- 
den  Festungswerken  aufgestellt,  die  Eimer  wer- 


—    79*'  - 

den  angezündet   und  in  den  Graben  hinunter- 
gelassen f    die  hoch  aufgethürmten  Holzhaufca 
gerathen  in  Brand ;    was  Bornemi szsza  er« 
wartet  hatte,    geschieht;     haufenweise   strömen 
die  Türken  heran,    das  Feuer  zu  löschen,    die 
Pistolen  gehen  los,  springen,  Kugeln  und  Trüm- 
mer  tödten   weit   und   breit  herum;     wer  dort 
der  Gefahr  entrinnet,  wird  von  der  Mauer  herab 
niederii^eschossen  oder  verwundet.    Das  Löschen 
'    *  unterbleibt,  Achmet's  ganzer  Bau  wird  von 
Flammen  eingeäschert.    Vergebens  lä'sst  er  auch 
die  Kanonen  gegen    das  Bebeker  Bollwerk  bis 
an    des    Graben   Rand  hinziehen;     die   Ungern* 
stecken  durch  die  Schiessscharten  glühend  ge- 
^    machte  Lanzen   und   Spiesse  hinaus,    die  Tür- 
ken wollen  sie  hastig  an  sich  reissen,  verbren- 
nen  sich  die    Hände    und  lassen  ihre   Haut  an 
den  tückischen  WaiFen  kleben.   Bornemiszsza 
lässt  die  Speichen   des  Rades  von  einem  gros-* 
sen  Salzkarren  mit  doppelten  Tafeln  benageln, 
die    Zwischenräume    mit    überladenen    Pistolen 
und  allerley   schnell    entzündlichen  Brennstof- 
fen,   eben   damit    auch   eine   Anzahl,    zwanzig 
Eimer  haltender  Fässer  anfüllen,  und  von  der 
JVlauer    auf,  die    Zeugmeister    hinunter    rollen. 
Alles  entzündet  sich,  die  Pistolen  platzen,  Ku- 
geln  fliegen    treifend   und  tödtend  herum,    die 
Zeugmeister   eilen  davon,    und  lassen  ihr  Ge- 
schütz im  Stiche. 

So  behaupteten  sich  Geistesgegenwart,  Ent- 
schlossenheit und  Erfindungskraft  gegen  phy- 
to. Ocuhr.  sische  Übermacht  bis  Montag  nach  Dionysii. 
In  der  Nacht  legten  sich  acht  und  zwanzig 
Haufen  Janitscharen  an  dem  Wall  vor  die  breite 
Mauer- ÖiFnung  bey  dem  alten  Burgihor;  und 
obgleich  sie  dieselbe  ^ durch  Metskei's   thä- 


—    795    — 

• 

tige  Sorgfalt  mit  Backsteinen ,  Thon  und  Ra- 
sen wieder  verschlossen  fanden ,  wagten  sie 
dennoch  mit  Tages  Anbruch  den  Sturm.  Wäh-i* 
rend  sie  hier  mit  grossem  Verluste^  zurückge- 
schlagen werden )  wird  ein  anderer  Haufe  von 
der  sogenannten  Erdschanze  durch  Johann 
Szuhany's,  Johann  Fribeks,  Dominik 
Dobo's  und  Caspar  Fetho's  angestrengteste 
Gegenwehr  abgetrieben.  Zu  gleicher  Zeil  acht 
Haufen,  gegen  den  Bolyker  Thurm  anstürmend, 
von  Gregor  Borncmiszsza  und  Stephan 
Zoltay  in  die  Flucht  gejagt.  Dieser  dreyfache 
Kampf  dauerte  von  früh  Morgen  bis  nach  Son- 
nenuntergang, zweytausend  Ffund  Fulver,  von 
Ungern  dabey  verschossen,  zeugen  von  seiner 
Heftigkeit. 

Grosser  Verlust  und   aller  Versuche  Ver- 
geblichkeit entflammten  Achmet\s   Zorn,    in   ^       , 
welchem  er  den  Haly-Fascha,   falscher  Be- 
richte wegen  über  Erlau's  Schwäche,   der  Be- 
satzung Dürftigkeit,  und  der  Eroberung  Leich- 
tigkeit,   mit   den    bittersten    Vorwürfen    über- 
häufte.    Er   hielt  Kriegsrath,    und   auf  seinen 
Antrag  wurde  noch  ein  Sturm  mit  der  gesamm- 
ten    Heermacht    beschlossen ;     misslänge   auch 
dieser,  so  sollte  der  Rückzug  ohne  weitern  Auf- 
schub  angetreten   werden.     Es  war  Sanct  Ma-  12.0**olr. 
ximilian's  Tag,   als  die  Cbiausen  mit  Anbruch 
der  Morgenröthe   alles  WalFenvolk,    Janitscha- 
ren,  Asaper,    Besdi«,    Akangen  und  Spahis  aus 
dem  Lager  auf  ihre  Sammelplätze  riefen,    die 
Zaghaften  ermunterten,    die  Trägen  mit  eiser- 
nen Kolben  antrieben.     Achmet  als   Lenker 
^  des  Sturmes,    nahm  seinen   Standort  auf  dem 
Schusswall.      Haly-B^g,    Ulnran-Beg.  und 
Aslan-Beg  führten  die  Heermacht,   in  drej 


A 


—    796    — 

Raufen    getheilt,    zu   den    Sturmplätzen.      Die 
Besatzung   war   auf  alle  AngrifTe  gefasst;     und 
zugleich   mit  dem  Feinde,    liessen  Dobo    und 
Metskei   Trpmmellärm   schlagen   und   Trom- 
petenklang erschallen.    Von  beyden  Seiten  weit- 
hallendes Feldgeschrey^   hier  Jesus  und  Ma- 
ria!    dort,    Allah,    Allah!      Mit   Ungestüm 
ersteigen  Haly's  Rotten  die  ersten   die  Rui- 
nen des 'Bollwerkes  an  dem  Kerker;   dort  steht 
Stephan  Dob6   Und  lässt   sie   mit  schreck- 
lichem Feuer  aus  Büchsen  und  Falkaunen  em- 
pfangen;   im  wüthenden  Gefechte  wird  er  am 
Fusse  und  in  der  rechten  Hand  verwundet,  in- 
dem   sein    Schildknappe    ihni    zur    Seite    fällt. 
Jeden   Augenblick    vermindert    sich    die    Zahl 
seiner  Kämpfer.     Caspar  Petho  kommt  ihm 
zu,    Hülfe;     das    Glück,    die   Ehre    des    Tages 
hängt    von    dieser    ersten    Stunde    ab.       Trotz 
seiner  Wunde   weicht   Dob6   nicht    von    dem 
Platze.     Die  Ungrischen  Männer  sehen  ihn  blu- 
ten, hören  ihn  rufen:   Vaterland,  Pflicht, 
Ehre,  ewiger  Ruhm,  Heldentod,  un- 
endliche Seligkeit  für  gewi^isen  Sieg! 
Von    seinen    Lippen    strömen    die    Worte    wie 
Flammen,  zur  höchsten  Anstrengung  belebend. 
Das   Landvolk   stellt  sich  auf  den   ersten   Ruf 
und  empfangt   freudig   die   Walfen.     Matronen 
und  Jungfrauen  eilen  auf  die  Mauern  mit  ver- 
rosteten  Schwertern   aus   den^  WafFenkammern 
ihrer   Gatten    und    Väter;     andere    mit    Feuer- 
bränden, mit  Eimern  kochenden  Wassers  oder 
siedenden  Öls.    Während  diese  um  sich  hauen, 
brennen  und  giessen,  ruhen  einige  Augenblicke 
die  gerüsteten  Krieger;    I>ob6    stärkt   sie   mit 
geistreichem  Weine,  mehr  noch  mit  Lobsprü- 
chen und  Ermahnungen   zu   des  Kampfes  Er- 


•^    797    — 

neucrung.  Dort  kommt  eine  Frau,  einen  Cenl- 
nerschweren  Steihblock  auf  dem  Kopfe  tra- 
gend; eine  feiqdliclie  Kanonenkugel  streckt  sie 
hin  zu  den  Füssen  ihrer  Tochter;  diese  ge- 
biethet  ihrem  Schmerz,  fasst  den  Entschlus.H 
der  Rache,  ergreift  den  Stein,  eih  damit  auf 
die  Mauer,  wirft  ihn  auf  die  Feinde  hinun- . 
ter,  und  frohlockt,  als  unter  ihrem  glückUchen 
Wurfe  zwey  Türken  todt  zur  Erde  fallen,, 
mehrere  verwundet  weichen.  Weiter  hin  ficht 
eine  Matrone  an  der  Seite  ihres  Eidams,  die- 
ser wird  getüdtet;  „sorge  du,"  spricht  sie  be- 
sonnen zu  ihrer  Tochter,  j,für  seine  Beer- 
„digung,  während  ich  ihm  einige  Todtenopfer 
„bringe."  „Nicht  also,  Mutter,"  erwiederte 
die  junge  Frau,  „zu  erst  Rache,  dann  Trauer"; 
hiermit  fasst  sie  ihres  Gatten  Säbel,  läuft  ge-» 
gen  die  Stürmer,  kämpft  und  weicht  nicht  ehe, 
als  bis  sie  unter  ihren  Streichen  viele  verwun- 
det, drey  entseelet  hinstürzen  sieht  *).  Unter 
.solchen  Beyspielen  von  Ungarns  Töchtern  er- 
hebt sich  der  Männer  Muth  zu  unbesieglicher 
Begeisterung;  sie  stehen  wie  in  die  Erde  ge- 
wurzelt und  schlagen,  bis  der  Feind  über  die 
Leichen  der  Seinigen  zurückgeworfen  wird. 
Haly-Pascha's  grosse  vergoldete  Fahne  ist 
erfochten ;  Veli-Beg  von  Hatvan  todlli ch 
verwundet;  der  grösste  Theil  der  Pesther  und 
Ofener  Besatzung  niedergemacht. 

Gleich  schweren  Kampf  bestehen  Bor- 
nemiszsza,  Zoltay,  Figedi  auf  dem 
Bolyker  Festungswerke  wider  Aslan-Beg 
und  seine  Rotten:  er  war  hundert  vierzig  Söh- 
nen de.^  Vaterlandes^    mehrern  als  achttausend 


a)  Thuinat  Lib.  X.  T.  I.  edit  Francof.  in  8.  p.  190. 


—    79»    -• 

Türken  der  letzte.  ''Aslan's  Hauptfahne,  des 
Tages  That  und  Ruhm,  des  Sieges  Herrlich- 
keit und^  vieler  Wunden  Ehre  gehörten  den 
Ungern.  Bornemiszsza  empßng  das  Ehren-' 
Zeichen  in  der  rechten  Haiid,  Zoltay  auf 
'  der  Schulter,  Figedi  durch  einiger  Zähne 
Verlust  unter  harteih  Schlage  Ton  feindlichem 
Streitkolhen;  eine  Feldschlange,  nach  Bor- 
nemiszsza's  Anordnung  mit  grosser  Anzahl 
Fliutenkugeln  geladen,  und  mehrmahls  abge- 
feuert,  hatte  des  Feindes  Verderben  hier  ent- 
schieden. 

Jetzt  vollendet  auch  Metskei  auf  dem 
Bollwerke  an  dem  alten  Burgthore  mit  dem 
Kern  des  feindlichen  Heeres.  Der  Zeugmeister 
vortreffliches  Kanonenspiel  und  fünfhundert 
Scharfschützen  werfen  dort  den  gewaltigen  Ja- 
nitscharen-Aga,  Mohammed  mit  seinem  stark 
verminderten  Volke;  der  Verlust  von  drey- 
tausend  Beslis'  und  Akangen  scheint  ihn!  noch 
2u  gering ;  er  sendet  den  Janitscharen ,  Siegern 
vor  Temesvdr,  Befehl,  den  Sturm  zu  wieder- 
hohlen, und  rüstige  Chiausen  wollen  die  Zau- 
dernden, mit  Kolbenschlägen  in  Bewegung  set- 
zen; vergeblich,  sie  erklären  bestimmt,  keine 
Idacht  werde  sie  zum  Kampfe  treiben  wider 
Gottes  Allmacht,  welche  so  grosse  Niederlage 
über  ihre  Waffenbrüder  verhänget  hätte,  und 
offenbar  für  die  Ungern  "^zu  streiten  scheine. 
Erlau  ist  gerettet;  der  unverschuldet  tief  ge- 
sunkene Ruhm  Un^rischer  Tapferkeit  wieder 
hergestellt  und  erhöhet.  Sechs  Tage  noch 
wurde  aus  der  Ferne  der  Krieg  mit  kleinem 
Gewehr,  Pfeilen,  Wurfspiessen ,  Kanonen  und 
Falkaunen  fortgeführt,  ohne  andern  Erfolg, 
als  dass  Dob6's  Waffenträger,   Christoph 


y 


.     '  —    799    — 

Tariani^  mit  BefeHlen  auf  den  Bolyker  Tliurm 
gesandt 9  erschössen  wurde;  denn  Wälle  und 
Burgmauern  Maaren  schon  sO  übel  zugerichtet, 
dass  ein  gewandter  Reiter  fast  überall  ohne 
Gefahr  über  die  Ruinen  weg  hineinsprengen 
konnte,  und  von  mehrern  Seiten  die  verfalle- 
nen  Häuser  ohne  Dächer,  die  Fusswanderer 
auf  den  Gassen  gesehen  wurden» 

^  Am  Feste  Lucä  fiel  Schnee  und  Eisregen,  i8.0r<o&r. 
mit  früherm  Einbrüche  des  Wint^rfrostes  dro- 
hend, glückliches  Eräugniss  für  Achmet- Pa- 
scha, um  den  Schimpf  seines  Rückzuges  mit 
dem  Drange  der  Nothwendigkeit  zu  jaecken. 
Was  er  ^em  WafFenvolk©  von  der  starken  Heer- 
macht  des  Churfürsten  Moritz  bey  Raab,  von 
Gastaldo's  und  B^thory 's  gewaltiger  Rüs- 
tung an  Siebenbürgens  Gränzen  vorsagte,  war 
ungegründet.  Von  hundert  Erlauer  Helden  hatte 
er  mehr,  als  von  des  Churfürsten  Willen ,  von 
Gastaldo 's  Andeutungen,  von  Bathory's 
Liähmung,  zu  befürchten;  es  diente  ihm  nur 
dazu,  um  diejenigen,  welche  an  die  Nothwen- 
digkeit nicht  glauben  mochten,  durch  Schrec« 
ken  zu  bezwingen.  In  der  Nacht  wurde  das 
Lager  abgebrochen,  das  schwere  Geschütz  auf 
Wagen  geladen,  vorausgesandt  und  mit  Tages  tg.onohr. 
Anbruch  der  Rückzug  angetreten.  Acht  und 
dreyssig  Tage  lang  hatte  die  Belagerung  ge- 
dauert; sie  bewies  die  alte  Wahrheit,  ^ass 
Geistesmacht,  von  Eintracht ,  Fflichtachtung  und 
Ehrliebe  unterstützt ,  auch  die  furchtbarste  phy- 
sische Gewalt  unfehlbar  besiege.  Über  zwölf- 
tauseiid  Karthaunen -Kugeln  grossten  Calibers, 
womit  der  Feind  die  Burg  beschossen  hatte, 
wurden  auf  dem  Burgplatze  als  Trophee  auf- 
geschichtet.   P,ie   drey   eroberten  Hauptfahnen 


'  -^    8oo    — 

mit  dem  ausfülirlichen  Bericht  von  der  Un- 
.jjern  *)  Thaten  brachten  Johann  Vajda, 
Georg  Ivanyi,  Andreas  Somogyi  und 
Albrecht  Kiiszejjy  an  Ferdinand  nach 
Wien,  wohin  auch' Churfürst  Moritz  mit  sei- 
nem Volke  schon  wieder  zurückgekehrt  war. 
Der  Konijj  beschenkte  sie  mit  hundert  Duca- 
ten  und  Kleidern  von  Scharlach;  Moritz  mit 
hundert  Joachims  -  Thalern ;  der  Ungrische  Hof- 
kanzler und  Erlauer  Bischof  Nicolaus  Olähy 
mit  goldenen  Bechern ;  Graf  JohannWeiss- 
briach  entledigte  sich  seiner  schweren  golde- 
nen Halskette,  zerstückelte  sie  in  vier  Theile, 
und  gab  siedenSiegesbothschaftern;  seinem  Bey- 
»piele'folgten  mehrere  Landherren  Ostreichs,  wel- 
che mit  ihm  zum  Gastmahle  sassen :  so  gross  war 
die  Freude  über  die  Befreyung  der  Stadt  Erlau  ^). 
Stephan  Dob6  von  Ruszka  und  Ste- 

a)  Ihre  Nahmen ,  für  ihre  spaten  Enkel  noch  begeisternd ,  mut- 
•en  in  d4n  Geschickten  der  Ungern  geehrt  werden.  Hier  stehen 
die  Nahmen  derjenigen,  welche  bekannt,  und  nicht  schon  im 
.Gange  der  Erzählung  genannt  worden  sind«  Joseph  Pribek, 
Johann  Parkas,  Joh.  und  Demeter  TörÖk,  Job.  und 
Steph.  Vitez,  Franz  und  Andreas  Bay,  Valentin  und 
Andr.  Balog,  Thomas  Baksay,  Blasius  K.mmuti, 
Andr.  Szoke^  Wolfgang  Garay,  Blasius  Kustos, 
Coloman  Szökely,  Stephan  Vintze,  Steph.  Buda- 
,'liäzyy  Georg  und  Michael  Horrith,  Georg  Gyulay, 
Georg  Orboni^z,  Georg  Dormän,  Georg  SzolHti, 
Emrich  Kamonyai,  Gedrg  Baronyai,  Joh*  Varsany^ 
Joh.  Bärbel y.  Job.,  Michael,  Valentin,  Anton,  Ga- 
briel» Thomas,  Blasius,  Bertalan,  Stephan  Nagy. 
Job.  Ispin,  Job.  JAsa,  Martin  Szabö,  IVlichael  Ba- 
rät,  Matthe  Körmendy,  Michael  Halmy,  Micihael 
Galhazy,  Michael  Vas,  Paul  Szlrmay',  Caspar  Den- 
f  elegi,  Andreas  Filep,  Emerich  Ssathai,  Paul  Tc* 
tetleni,  Michael  Szabolka,  PeterRäskay,  Alexa;i- 
der  latenmezöi,  Peter-Tardi,  Gabriel  Onon»  Peter 
Hös,  Gabr.  Kamoray,  Peter  Tsintzeni,  £merich 
Koltsir,  Stephan  Safar,  Benedict  Kovats,  Blasius 
Sza.katsh.  b)  Nach  den  gleichzeitigen  Schriftstellern,  Se- 
baat.  Tinodi  bey  Kaiona  Uist.  Kcg,  T.  XXIL  p.  3i3  seqq. 
Isthuanffy'Lib.XVIII.  p.ao7sqq.  Forgacs  Lib.II.  p.69— 95. 


phan  Metskei  mit  ihren  edeln  WafFenge- 
fahrten  hatten  glorreich  gezeigt ,  was  der  Un- 
gern Kraft  und  Nationalsinn,  sich  selbst  über- 
lassen ^  und  nicht  gelähmt  durch  unpatriotische 
Oberbefehlshaber y  vermochte;  aber  mit  gutem 
Grunde  fürchtend,  dass  sie  von  des  Königs 
vertrauten  Rathgebern  ehestens  wieder  einem 
begünstigten  Nicht- Unger  untergeordnet  wer- 
den dürften  9  verlangten  beyde  Entlassung  von 
ihrem  Platze.  Ferdinand  gewährte  ihre 
Bitte  und  sandte  den  unlängst  aus  Gefangen-^ 
Schaft  losgekauften,  und  zum  Gross- Marschall 
von  Ungarn  ernannten  Italer  Sforzia  Pal- 
la  vicini,  dem  Dob6  die  Erlauer  Burg  über- 

Seben  sollte.  Der  tapfere,  leider  nut  dem 
leuchelmorde  befleckte  Feldherr  war  doch  be- 
scheiden genug,  der  Ungern  Verdienst  anzu- 
erkennen, und  unterhandelte  mit  Stephan 
Metskei,  dass  er  die  Burghauptmannschaft 
noch  durch  zwey  oder  drey  Monathe  behielt, 
bis  ein  tüchtiger  Nachfolger  gefunden  würde. 
Nach  Abfluss  dieser  Zeit  wurde  auf  des  Kanz- 
lers Olihy  Empfehlung,  Gregor  Borne- 
miszsza  dazu  ernannt  und  Faul  Zarkandy 
als  Amfsgenoss  ihm  bey gesellt.  Metskei  bald 
darauf  von  Ferdinand  nach  Wien  berufen, 
^Ifurde  zu  Yarkony  in  der  Borsoder  Gespan- 
adiaft  in  einem  Bauernauflauf  wider  sein  Gß- 
folge  .  todtgeschlagen  ^).  Durch  sonderbares 
Yerhängnlss  verlor  Ungarn  gegen  Ende  des 
nächsten  Jahres  auch  seinen  Helden  Borne- 
miszsza,  er  wollte  mit  Paul  Zarkandy 
und  Stephan  Zoltay  den,  von  Türkischer 
StreiEhorde  Überfallenen  Poroszl6em  zu  Hülfe 


a)  latfaudLnffy  L  «.  p.  ai5« 

VI.  'Shell.  5i 


eilen,  gerieth  in  den,  vom  Hatvaner  Sangiaken 
Yeli-Beg  gestellten  Hinterhalt,  wurde  mit 
Zoltay  gefangen  genommen,  nach  Constan- 
linopel  gebracht*),  und  nach  zwey  Jahren  voll 
.Noih  und  Trübsal,  auf  Achmet' s  eigenmäch- 
tigen Befehl  erdrosselt'').  Um  seine  Auslö- 
sung hatte  ^tch  niemand  beworben,  als  hätte 
man  einige  Tausend  seines  gleichen  im  Vor« 
rathe  gehabt!  So  war  es  von  jeher;  in  gross- 
ter  Geisternoth  hat  nichts  geringern  Werth, 
als  Geist.  Die  Noth  wäre  nicht ,  wüsste  man 
Geist  zu  sulshen,  zu  achten,  zu  gebrauchen. 
Währehd-  Erlau  noch  belagert  wurde, 
i^.Oetoh'.  sandte  Solejman  den  Chiaus  Aly  an  die  Sie- 
benbürger mit  dem  gemessensten  Befehl,  das 
Deutsche  Kriegsvolk  ohne  längern  AufschuJ^ 
aus  ihrem  Lande  zu  jagen,  Zapolya's  Sohn, 
ihren  rechtmässigen  Herrn,  und  dessen  Mutter 
zurückzurufen;  bis  zu  deren  Wiedereinsetzung 
einen  würdigen  und  angesehenen  Mann  zum 
Oberlandeshauptmann  zu  erwählen,  und  ihm 
zu  gehorchen.  Bewährten  sie  dadurch  der  ho- 
hen Pforte  ihre  treue  Ergebenheit,  so  werde 
er  sie  im  Genüsse  ihrer  Freyheiten  schützen. 
Ein  Heer  von  zweymahl  hundert  tausend  Mann 
unter  Achmet- Pas cha's  Anführung  werde 
ihnen  seinen  bestimmten  Willen  bekräftigeuj 
bevor  er  selbst  mit  gesammter  Macht  der  Pforte 
ausziehe,  um  dem  Sohne  seines  neuen  Lehen- 
königs das  ihm  verliehene  Reich  zu  erkämpfen. 
Der  Khan  der  Talarey,  die  Woiwoden  der 
Walachey  und  der  Moldau,    sämmtliche  San- 


«^ 


«)  Am  17.  October  i555.  Ferdinand!  Heg.  Liter,  id  On- 
tore«  Viennae  6.  Novbr.  i554.  ap.  Pray  Epp.  Procc.  P.  III.  p, 
5C.  h)  Im  Octbr.  i6&6.  Anton.  Vcrantii  Bpiat«  ad  Mazi- 
mil.  Reg.  10.  Octobr.  i555.  ap.  Xatona  1.  e»  p.  74a« 


—    9oS    ~ 

giaken  diess-  und  jenseits  der  Donau  seyen 
angewiesen  mit  Reilerey  und  Fussvolk  die 
Streitmacht  des  'genannten  Veziers  zu  verstär- 
ken; er  gebiethe  daher  auch  ihnen,  an  die 
hohe  Pforte  sowohl,  als  an  Achmet-Fascha^ 
Bothen,  Zeugen  ihrer  Unterthä'nigkeit  und  ih-« 
res  Gehorsams  abzuordnen«  Widersetzlichkeit 
werde  sie  verderben;  denn  er  habe  bey  dem 
allmächtigen  Gott  geschworen,  dass  in  ihrem 
Lande  kein  Stein  auf  dem  andern  bleiben,  alle 
Männer  durch  die  Schärfe  des  Schwertes  um- 
kommen, Frauen  und  Kinder  in  Sclaverey  weg- 
geführt, Dörfer  abgebrannt,  Städte  und  Burgen 
geschleift  werden  sollen^  Hiermit  habe  er  ihned 
seinen  festen,  mehrmahls  vergeblich  erklärten 
Willen  zum  letzten  Mahle  angekündigt;  be-^ 
harrten  sie  im  Widerstände,  so  müsse  die  Ver- 
tilgung so  vieler  Seelen  ihren,  nicht  seinen 
Kacken  vor  Gottes  Richterstuhl  beschweren  •): 
Der  Chiaus  war  in  der  Walachey  bey  dem 
Woiwoden  Radul  zurückgeblieben,  und  hatte 
den  Siebenbürgem  seines  Herrn  Befehl  nur 
durch  einen  Bothen  zugesandt«  Bathory  und 
Qastaldo  wussten,  dass  Verschwörungen  im 
Serail  und  Krieg  in  Asien  dem  Gross-Sultaa 
sieht  gestatteten,  seine  Drohungen  zu  erfölleni 
auch  Aehmet-Fascha  nach  seinem  schimpf- 
lichen Ruckzuge  von  Erlau  nicht  sobald  eine 
neue  Heerfahrt  wagen  dürfte,  sie  liessen  daher 
dem  Grossherrn  melden,  die  Siebenbürger  wür- 
den trotz  »einen  Drohungen  und  seinen  Waf- 
fen in  der  angelobten  Treue  gegen  Ferdi- 
nand beharren'')«  Radul,  durch  Casial- 
*    __  . »     -    - 

a)  Mandatun  lapcMf.  Solyuani  id  BatboH  et  TfsnMilraii« 
DD.  CoMtmitiiiop.  7.  lutiae  Ootobri»,  ap«  /V«y  Aanal«  P<  T« 
p.  48i«        ^)  Porgäet  X-ib.  II.  p.  ii5. 

5i* 


—    8a4    — 

do*s  Hülfe  nach  M yrx6'9  Vertreibung  süm 

Woiwoden    der   Walachey    wieder    eingesetzt  ^ 

'  enthielt  sich  aller  Feindseligkeit  gegen  Sieben-« 

bürgen;  aber  der  Moldauer  Woiwod  Stephan 

war   schon    unter    Temesvirs    Belagerung    mit 

fünf   und    dreyssig    tausend   Mann    und   sieben 

hundert  Tataren  m  das  Burzenland  plündernd 

und  verheerend  eingedrungen,  von  Ladislaw 

EdehCfy  und  Faul  Bank  mit  grossem  Yer« 

luste  an  Menschen  und  an  Beute  zurück^schla- 

gen   worden;     zu    seiner   vöUigen   Aufreibung 

waren   die  Sz^kler   und   das  Deutscbe  Kriegs- 

yolk  zu  spat  gekommen.     Letzterm  hatte  Gas- 

taldo  den'  Sold  für  mehrere  Monathe  yorent* 

halten;     es   setzte  sich  in   Aufruhr,    bedrohte 

ihn  mit  Gefangenschaft  und  Tod,  überrumpelte 

Klausenburg;    und  da  es  kräftigen  Widerstand 

erfuhr,    entschädigte   es    sich    in -umliegendem 

Gebiethe  durch  Raub   und  Mordbrand.     Cas- 

taldo  gab  für.  den  Augenblick  nach,  bezahlte 

den  eingezogenen  Sold   und   liess  hernach  des 

Aufruhrs  Anstifter,  fünfzig  an  Zahl,  enthaup^ 

Unter  solchem  Oberbefehlshaber  des  Kö- 
nigs war  d^m  immer  kränkelnden  Andreas 
,  B  ä  t  h  o  r  y'  nicht  behaglich ,  die  Provinz  als 
Woiwod  länger  zu  verwalten;  und  obgleich 
jenen  seiner  eigenen  Mannschaft  Widerspän- 
stigkeit  und  der  allgemeine,  von  Feter  Fe- 
trovics  wider  ihn  und  wider  Ferdinand 
aufgereitzte  Hass  des  Ungrischen  Adels  ^    der 


a)Franc]8Ci  Eendy  Epitt.  ad  Thomas  N^datd.  Tordaa; 
i4.  Jiilü  1&63.  ap.  Pray  Epp.  Procerr.  P.  II.  p«  327.  fiethlen 
Lib«  IV.  P.  644.  Itthaaaffy  Lib.  XVII.  p.  tgg.  NQr  war 
um  ^se  Zeit  nicht  mehr  £11  aa,  aondetn  deaaea  Bnider  Ste« 
pji  an  9^  Woiwod. 


Sachsen  und  der  Szekler  £;ezwungen  hatten  nach 
Lätare    des    nächsten   Janres   Siebenbürgen   zki  /.  e.  1^3. 
verlassen  *);   so  hatten  dennoch  seine  Habsucht^ 
Raubbegierde    und   Erpressungen   schon   soviel 
Unheil  angerichtet,  dassB^thor^r  nicht  mehr        -'  v 
für  möglich  hielt,    das   zum   Abfalle   geneigte 
Xiand  in  Ruhe,    Ordnung   und  Unterthänigkeit 
durch    Sftin    Ansehen    zu   erhalten;     auf    dem 
Odenburger  Landtage   verlangte  er  seine  Ent-  9.  a^-^ 
lassung.    In  eben  dieser  Reichsversammlung  be-  ^^  ^^' 
forderte  Ferdinand   den  Ungrischen  Kanzler' 
Nicolaus  Olähy  zum  Graner  Erzblsthume, 
versetzte  an   dessen  Stelle  den  Raaber  Bischof  7.  Mm^^. 
Franciscus  von  Uj^lak  nach  Erlau.     Bi- 
»chöfe  wurden,   zu  Grösswardein,   Matthias 
Zaberdin;    zu  Watzen^  Blasius  von  Pe- 
ter war  dein;   zu  Raab,  der  Agramer,  Pau- 
lus Gregoriancz;    zu  Weszprim,  Andreas 
vonKevess;    in  Siebenbürgen,    der  Wesz- 
primer  Paulus  Bornemiszsza.    Zu  Woiwo- 
den  dieser  Provinz   setzte   der  Konig   den  Er- 
lauer Helden  Stephan  Dob6;   ihm  zur  Seite, 
als  Amtsgenossen  mit  gleicher  Gewalt,   wieder, 
durch  einen  MissgrifF,  den  Kriegsmann  von  käuf- 
licher Treue  Franz  Kendy  von  Szent-Ivin;  '^ 
jenem  wies  er  die  Burg  Deva,  diesem  Gyergyo 


a)  Br  vtn.  schon'  am  ii.  Mars  in  Eperies  mit  dem  Raoge: 
Sacr.  Homanor,  reg*  Majestalia  eoniiliartuty  aer»  prineip»  Afaxi- 
miliani  Höh,  Reg.  T'icegeren»  in  Jf Ungarin  generalis»  (Caf- 
taldi  Liter,  pro  Kalnassy  de  3i.  Martu  f563.  ap.  fFagner  Di- 
plomatar..  öarosiens.  p.  4oS.)  Zu  grosser  Freude  aller  Recht* 
schafTenen  sog  er  am  23.  Septbr.  auch  von  dem  Wiener  Hofe 
völlig  ab  9  denn  y^nuUum  est  homi^m  genuM  ,  quod  non  illi  mal^ 
yydicaiy  et  i amen  Maj^hiaa  regia  aie  ilCum  dimiait  y  quaai  ubitfue 
y^rem  probe  ei  f  elidier  geAserii,  Aeeepii  aeeum  eenaum  annuum 
„3000.  florenorumy  attfui*  hoc  ea  condilione  y  u1  ef  Jiliua  in  idem 
^yjus  siiccedat  y  ai  ipaum  conlingal  mori.**  (Qu  spar  Pöchy  Epitt. 
ad  Thom.  Madatd.  Vien.  aö.  Öeptbr.  i663.  ap«  Pray  Cpp.  Vtooe. 
P.  II.  p.  360.) 


I 
^um  WoliBSitze  an*     K  e  n  d  y  stand  bereits  mit 

Jsabella  und  FeterFetroyios  im  ge- 
heimen Einverständnisse;  er  hin^,  wie  dieser, 
jin  den  Yortheilen  und  Gemächlichkeiten  der 
peuen  Kirchen* Reform,  welche,  von  Ferdi^ 
nand  in  seinen  Erbstaaten  verfolgt,  von  Isa- 
bella gleichgültig  geduldet  wurde.  Beyde 
Woiwpden  erhielten  Destimmte  und  ausführ-' 
liehe  Anweisung  für  die  Verwaltung  der  Pro^ 
yinzi  zu  deren  gewisserer  Behauptung  der  Kö- 
nig auch  die  NothwendFgkeit  eines  Friedens 
mit  Sole j man  anerkannte» 

In  dieser  Absicht   hatte  er  noch  vor  dem 

W'JitHrjff  Odenburger  Jjandtage  den  Verweser  der  Forner 
Abtey,  AntQnius  Wränczy  und  seinen  Ge<- 
beimschreiber  Faul  von  Falyna  nach  Ofen 
an  den  iSeglerbeg  von  Ungarn  Hai y «-Pascha 
abgeordnet,  mit.  Vollmachten  zu  vorläufigem 
Abschlüsse  einer  WaflP(^nruhe,  welche  der  Beg^ 
lerbeg  aqf  sephs  Monathe  bewilligte  ^).  Die 
Siebenbürger  Landherren  Johann  Kernen y 
und  Wolf  gang  Aritnai  waren  zu  gleicher 
Zeit  mit  Geschenken  nach  Constantinopel  ge^ 
sandt  worden,  um  des  Grossherrn  Neigung  zu 
friedlichen  Verträgen  zu  erfahren,  und  um  si-r 
cheres  Geleit  für  bevollmächtigte  Bothschafter 
zu  Unterhandlungen  anzuhalten.    Als  auch  dißss 

B,JuniuM,  gewähret  wurde,  ernannte  Ferdinand  den 
Antonius  Wrinczy  an  dessen  fünfzigstem 
Geburtstage   zum    Fünfkirchner  Bischöfe,    und 

l3f/MiiiW.  vollzog    Sonnabend   vor    Sophia    für   ihn,    für 


a)  Ferdinpudi  Heg«  Liter,  ad  AnU  Vennt«  et  Paul,  de 
Paly.  in  Grats  29.  Marlii  i553.  ap.  Jae.  FerJf  Je  MUler  Epist. 
jmperat.  et  Reg.  Hung.  Pestini  1808.  p.  11.  A  n  ton.  Vera  11- 
tii  Ep.  ad  TiiYgaa  Baas.  Biidena.  ai.Juiii  «p.  KaionaHuU  Heg. 
T.  XXII.  p.  466. 


—    8o7    — 

Franz  Z^j  TOn  Csfimor ,  als  ausserordent- 
liche Gesandten^  und  für  Johann  Maria 
Malvezzij  des  Königs  beständigen  Both- 
achafter  bey  der  Pforle,  die  ausgedehnteste 
y ollmacht  '').  Zu  Folge  der  ihnen  mitgege- 
benen Anweisung^  sollten  sie  sich  vorzüglich 
an  Rustan-Fascha  halten;  ihm,  wenn  durch 
seine  Yermittelung  Ungarn ,  wie  es  unter  Kö- 
nig Ludwig  war,  Ferdinanden  eingeräumt 
würde,  und  bleibender  Friede  zu  Stande  käme, 
für  das  erste  Jahr  dreyssig,  für  dtts  zwej^te 
zwanzig,  und  für  alle  Zukunft  jährlich  zehn- 
tausend Ducateu  versprechen.  Wenn  aber  nur 
die  im  vorigem  Jahre  eroberten  Plätze  zurück- 
gegeben, und  Stillstand  auf  einige  Jahre  eip- 
gegaugen  würde,  sollte  er  im  ersten  Jahre  fünf, 
dann  jährlich  dreytausend  Ducalen  empfangen, 
Sie  sollten  sich  bescheiden  über  Malvezzi's 
Festsetzung  in  den  sieben  Thürmen  beschwe- 
ren, auf  seine  Befreyung  dringen,  dann  in  £in-r 
verständniss  mit  ihm,  unterhandeln;  die  Fa- 
uchen, Achmet,  Ibrahim  und  Havdar  durch 
jährlichen  Ehrengeschenkes  Verheissung,  be- 
sonders auch  die  vielvermögende  Sultanina 
Hazhathya  für  ihre  Sache  zu  gewinnen  su- 
chen. Dem  Grossherrn  vorgestellt,  soUteti  sie 
klui;  und  behutsam,  aus  mancherley  politi- 
schen, der  Pforte  selbst  vortheilhaften  Rück- 
sichten, zu  erst  Ungarn  wie  König  Ludwiig^ 
in  AVeigerungsfalie,  wie  Johann  Zäpolya. 
es  besessen  hatten,  verlangen;  wenn  auch  diess 
versagt  würde,  nachdrücklich  auf  mehrjährige 
Waffenruhe^  mit  Kinschliessung  Siebenbürgens 


• 


a)  Ferdinand]  Liter,  credentioiial.  Vienna«  iS.Jonii  aS55< 
ap.  Miller  1.  c«  p.  a4. 


-.    6o8    — 

und  ZuriicLstellung  der^  vorigen  Jalires  ero- 
berten Burgen  antragen,  und  in  VerheLssung 
des  jährlichen  Ehrengeschenkes ,  nach  dem  Ver- 
hältnisse der  erlangten  Bedingungen,  Vorschrei* 
ten.  Geschähe  der  Ermordung  Martinuzzi's 
Erwähnung,  so  sollten  sie  zuversichtlich  die 
Rechtmässigkeit  derselben  behaupten,  da  er«' 
wiesen  sey,  dass  er  die  Herrschaft  über  Sie- 
benbürgen, unabhängig  von  dem  G^ssherrn 
und  von  dem  Könige,  sich  anmassen  wollte. 
Sie  waren  mit  Geschenken  für  sämmtliche  Fa- 
schen versehen ;  aus  Gefälligkeit  für  R  u  s  t  a  n, 
hatte  Ferdinand  auch  den  .in  Gefangens<j|{aft 
gerathenen  Hamza-Beg  frey  entlassen  *)• 

Inzwischen  war  manches  geschehen ,    was 
auch  den  massigsten  Erfolg  der  Unterhandlun- 

fen  erschwerte.    Der  Ausländ erCastaldo  hatte 
erdinand's  Herrschaft  in  Siebenbürgen  so 
verhasst  gemacht,  dass  viele  mächtige  Herren, 
-besonders  diejenigen,    welche    des  kirchlichen 
Gemüths-  und  Gewissenszwanges  sich  entledi- 
get hatten,  die  KÖDiginn  Isabella  mit  ihrem 
-M^ohne  durch  häufige  Bothen  zur  Rückkehr  in 
'^das  Land  einluden.      Diesen  vertrauend,    hatte 
sie  mehrmahls  auch  den  Gross -Sultan  um  Bei- 
stand angeflehet,    und   von  ihm   die   heiligsten 
Versicherungen  erhalten.     Feter  Fetrovics 
sass  bereits  auf  der  ihm  verliehenen  M unkacser 
Burg,    sammelte  V;  äffen volk  aus  Fohlen,    und 
*    ^vertröstete  die  Fartey  der  Königinn  in  Sieben- 
bürgen  auf   seine   baldige  Ankunft.     Um    ihm 
die    Wege    zu    bereiten,     erweckten    Anton 


a)  Ferdinand.  Reg.  Literae  ad  Oratores  rog.  Vieon.  22. 
Jumi  i553.  ap.  Pray  tpp.  Prorcrr.  P.  IL  p.  359.  Anton.  Vo- 
ran tii  de  Itinero  et  legatione  au«  etc.  dialogua  ap.  Koyachich 
SS,  MM.  T.  II.  p.  i57  «44. 


1       \ 


—    8o9    - 

Kendy  und  Franz  Fathocsy  einen  Auf- 
AUnd   wider  Stephan  Dobö'a  Eilzug  nach     ^r^r 
Siebenbürgen.    Andreas  Bithory  mit  Franz  ^^*  J*^^>*^\ 
Tähy   vereinigt ,    bändigte   ihn,    und    bewog 
durch    eindringende   Vorstellungen ,     dass    die  , 
Häupter  des  Aufruhrs  wenigstens  scheinbar  zuv 
f  flicht  zurückkehrten  und  auf  dem  nach  Thorda 
ausgeschriebenen  Landtage .  zu  erscheinen  yer- 
sprachen.     Dort  huldigten  sie  und  die.  Stände 
neuerdings  dem  Konige;   dort  liess  Bäthory 
die  Woiwoden  Dob6   und   Franz   Kendy 
den  Amtseid  schworen ,  doch  musste  für  letz- 
tem   die    Anrufung    der   Apostel  Petrus    und 
Fauhis,   so  wie  die  Verpflichtung,   die^Luthe-*  ' 

raner  zu  verfolgen ,  aus  Vorgeschriebener  Ei- 
desformel weggelassen  werden;  er  versprach 
nur,  die  wahre,  von  den  Aposteln  überlieferte 
Keligion  zu  vertheidigen  •);  wodurch  er  so- 
gleich die  gemüthlosen  Verächter  alles  Kirchen- 
thumes  unter  den  Katholiken  und  die  eifrigen 
Verfechter  der  neuen  Kirchenreform  für  seine 
Partey  gewann. 

Erst  Dinstag  vor  Magualena  kamen  Bischof  18.  JuUu: 
Wrinczy  undZay  zu  Ofen  an;  Haly- Pa- 
scha  war   in    den    Diran   befördert   worden; 
anstatt  seiner  war  T  u  y  g  a  n  in  Ungarn  Begler- 
beg,  anscheinend  rechtlicher,  freundlicher,  in 
der    That   hinterlistiger,    bestechlicher   Mann« 
Drey  Tage  nach  ihrer  Ankunft  erschien  Gre- 22«/kZiim. 
gor  Bethlen,    gesandt   von  Isahella -un^h^' 
Petrovics  bey  Tuygan.     Vergeblich  suchte' 


dieser  ihn  vor  den  königlichen  Gesandten  zu 


o)  Franc.  P^ohy  Epiit.  ad  Thom.  Nidastl.  VieDn.  39.  Julü 
i563.  ap.  Prar  £pp.  Procc.  V.  IL  p.  345.  Autonii  Verantii 
Epist.  ad  Ferd.  Keg«  Comaromii  li.  Julü  ad.  Kmiona  lütt.  Reg« 
T.  XXII.  p.  46o. 


•^    tJxo  V- 

verbergen;  sie  erfuLr  nicht  nur  seine  Anwe- 
senheit^ sondern  auch  seine  Aufträge.  Er  mel- 
dete,  Fetrovics  sey  mit  fünftausend  Mann 
von  Munkacs  aufgebrochen,  rücke  gegen  Gross- 
Mrardein  vor,  verlange  Hülfsvolk  von  dem  Beg- 
lerbeg  und  dessen  Verwendung  bey  Sole j man, 
;  dass  der  Königinn  mit  ihrem  Sohne,  bis  Sie- 
benbürgen eingenommen  wäre^  Grosswardein 
2um.  Wphnsitze  angewiesen  wctde.  T  u y ga  n ' s 
Xrahre  Gesinnung  blieb  ihnen  Geheimniss;  zu 
Ihrer  Beruhigung  versprach  er,  den  Sangiaken, 
^n  Temesvär,  Szolnok,  Lippa;  den  Sieben- 
bürgern und  dem  Petrovics  Niederlegung 
der  Waffen  zu  gebiethen ;  eben  diess  müsste 
aber  auch  Ferdinand  thun,  üljerdiess  den 
Woiwoden  Dob6  aus  der  Provinz  abrufen  und 
die  Verwaltung  dem  Herrn  Andreas  Bä- 
thory  überlassen  ^). 
UAuguti.  Zu  Petri  Kettenfeyer,'  an   dem  Tage,    an 

welchem  Bischof  Wränczy  und  Franz  Zay 
zu  Consta'nlinopel  angelangt  waren,  stand  Pe- 
trovic/5  bereits  bey  Debreczen;  aus  mehrern 
Gespanschaften  zwisciien  Siebenbürgen  und  dem 
linken  Ufer  der  Theiss  waren  ihm  Landherren, 
.  unzufrieden  mit  des  Königs  beständiger  Ab- 
wesenheit und  mit  der  Regierungs  -  Unkunde 
'  des, Wiener  Cabinettes,  zugezogen;  er  erwar- 
tete nur  noch  den  Ausmarsch  der  Türkischen 
Besatzung  aus  Szolnok.  Grosswardein  schwebte 
in  dringender  Qefahr;  der  gutmüihi^e  Bischof 
Matthias  Zaberdin^  stark  im  Glauben  an 
Worte  der  Fürsten ,  und  unkundig  ihrer  Ge- 
bundenheit an  ihre  Hofherren,  rechnete  zuver- 


■*«" 


a)  Antonii   Vcrantii    Epitt.   ad   Ferd.    Rrg.    a5.  Jalit  et 
•dJoanuem  Paxy  eodem.  ap.  Kaiona  1.  c.  p.  466  «qq. 


—    8n    ^ 

sichtlich  auf  des  Königs  baldige  Ankunft  mit  - 
Heichsmacht.  Zur  Yertheidigung  der  Stadt 
hatte  er  nur  Herrn  Bertalan  Horväth  mit 
einem  Theile  der  Besatzungen  von  Erlau  und 
Ton  Gyula.  Aus  Siebenbürgen ^  welches  wi©-^ 
der  in  Aufruhr  war,  mochte  er  keinen  Bey-^ 
stand  hoiFen;  aber  den  obersten  Li^ndeshaupt«* 
mann  des  westlichen  Reichsgebiethes  Franz 
Tähy  mahnte  er  dringend  zu  eiligster  Hülfe  *)• 
T  u  y  g  a  n  hatte^  seiner  Verheissung  schnür-^ 
stracks  zuwider,  an  die  Sangiaken  zu  Fetro*- 
TICS  Gunsten  Befehle;  an  mehrere  Reichss)is- 
sen  und  Landherren  Aufforderungen  zum  Ab^ 
falle  von  Ferdinand  ergehen  lassen^). 

Sonnabend  nach  Maria  Geburt  war  Jo-9.  Sip«(r, 
hann  Malvezzi  aus  den  sieben  Thiirmeo 
schon  entlassen  und  des  Königs  Bothschaftern 
die  bestimmteste  Erklärung;'  dass  ohne  Abtre^ 
tung  Siebenbürgens  an  Isabella  und'  ihren 
Sohn  kein  Frieden,  keine  Waffenruhe  zu  er- 
langen sey  *')j  abgegeben;  damit  reiste  Mal-* 
vezzi  Montag  vor  Kreuzerhöhung  *^)  nach  li.  5«pi(rf 
Wien,  um  sie  mit  einem  grossherrlichen  Send-r 
schreiben  dem  König  zu  überbringen,  und  bis 
zu  seiner,  auf  drey  Monathe  bedingten,  Hück-^ 
kehr,  mit  ausgedehntem  Vollmachteii  und  mit 
dem  Tribut  für  Siebenbürgen,  durfte  auf  keine 
andere  Entscheidung  gerechnet  werden.  Die 
künstlichsten  llänke   wider  Ferdinand  und 


a)  Matthiae  Zaberdlnl  EpUt,  a<)  Joann.  Taliy  Varad.  i, 
August.  i553.  ap.  Ptay  Epp.  Procc.  i*.  II.  p.  547.  6)  Ferdi«- 
xi&ndi  Reg.  Liter,  ad.  Oratorca  Conatantinop.  Viennae  3.  Au- 
pisti.  et  ad  Eoadcm  i8.  Au^uati  ap.  Pray  ].  c.  p.  548  —  3S7, 
c)  Antonii  Verantii  Eoist.  ad  Feid.  Reg.  ConttaiHinop.  g. 
Öcptbr.  ibb5.  et  Ejuad.  ad  Coiisiliarios  Heg.  d.  cod.  ap,  Aa-> 
lona  1.  c.  T.  XXII.  p.  47].  J)  A II t.  Verantii  Epiatol.  ad 
Verd.  Reg.  11.  Septbr«  ap.  Katona  I.  c. 


,  —    8ia    — 

dessen  Abgeordnete  spielte  der  Herr  von  Ära- 
monty  Heinrich  des  H.^  Königs  Ton  Frank- 
reich bey  der  Pforte  Bothschafter,  von  seinem 
mit  Kaiser  Carl  in  Krieg  verflochtenen  Herrn 
angewiesen y  den  Frieden  zwischen  Solejman 
.  und  Ferdinand  durch  alle  mögliche  Mittel 
zu  hintertreiben  ^).  Unter  Weges  stiesA  Mal- 
yezzi  auf  den  Heerzug  des  Tuygan-Fascha^ 
wo  dieser  sich  mit  den  Türkischen  Scharen 
,ai|B  Temesvar  und  Szolnok  bey  Csongrid  yer- 
einigen,  und  in  Verbindung  mit  FetroyicS| 
Grosswardein  angreifen  wollte.  Bey  Nyüyed, 
zwey  Meilen  yon  der  Stadt,  war  der  Adel  aus 
den  Gespanschaften  Szabolcs,  Szathmär,  Bihär, 
Bekes,  Szarand  und  Arad  im  Lager  yersam- 
melt.  Malyezzi,  versehen  mit  Sole jman's 
Befehlen  an  die  Fischen,  den  Waffenstillstand 
zu  beobachten,  bestimmte  den  Ofener  zur  Rück- 
kehr und  die  übrigen  Sangiaken  folgten  seinem 
r#r2S.*0c<.Beyspiele,  Fetrovics  yon  den  Türken  ver- 
lassen, wurde  jetzt  von  Franz  Tähy  und 
Matthias  Zaberdin  angegriffen,  über  die 
Theiss  n^t  Verlust  zurückgeschlagen,  und. zur 
Flucht  an  Fohlens  Gränzen  gezwungen  ^)«  Da- 
von wusste  die  Ungrische  Faction  des  Fetro- 
vics in  Siebenbürgen  noch  nichts,  als  sie  in 
Väsdrhely  zu  einem  Tag  versammelt,  die  iizek- 
ler  in  die  Waffen  mahnte.  Niklas  Aldrdy 
verrielh  ihre  Anschläge  dem  Woiwoden  Dob6, 
und  dieser  rückte  mit  Waffenvolk  vor  Vdsär- 
hely,  um  den  Aufrührern  Schlacht  oder  Gnade 


ai)  GoillaumeRibier  Lettret  et  Memoire»  d'Etat  des  Roit« 
Princes  etc<  sons  les  Uegnes  de  Fran9oifl  I.  Henry  II.  et  Fr&n- 
foif  IT.  Paris  161G.  in  fol.  T.  IL  p.  436.  h)  Andrear  Bä> 
thory  Epist.  ad  Thom.  Nadasd.  Bcted  33.  Octobr.  i565.  ap. 
Pray  Epp*  Frocc  P.  II.  p«  56i. 


—    «i3    ~ 

atiEiibietlien.  Das  Übergewicht  der  Macht  war 
auf  ihrer  Seite;  aber  des  Erlauer  Helden  Geis- 
teskraft und  KriegAgewandtheit  wurde  gefiirch* 
tet;  man  unterhandelte  Waffenruhe  auf  vier- 
zehn Tage  und  versprach  Unterwerfung,  wenn 
in  dieser  Frist  Petrovics  mit  keiner  Hülfe 
käme.  Wolfgang  Börnemi»z8za  Von  Kä« 
polna  wurde  eiligst  nach  Ungarn  abgeordnet, 
um^zu  erkunden,  ob  und  wie  bald  ergiebiger 
Beystand  zu  erwarten  sey.  Seine  Nachrichten 
]>e8tätigten  des  Woiwoden  Angaben,  die  Tür^  - 
]k.en  seyen  heimgekehrt;  Petrovics  von  Tahj 
an  P.ohlehs  Gränzen  zurückgetrieben.     Da  gin- 

ffen  die  Ungern  und  die  Sz^kler  zu  Somkerek 
riedlich  aus  einander;  nur  Wolfgang  ßor- 
itemiszsza  und  Franz  Pathoczy  unterhielt- 
ten  die  Faction  und  bereiteten  sich  auf  der 
festen  Bethlener  Burg  zu  neuen  Ausbrüchen! 
Dort  von  Dob6  eingeschlossen  und  belagert, 
jibei^aben  sie  endlich  die  Burg  unter  Bedin^ 
guag  freyen  Abzuges  mit  ihrem  Vermögen  und 
Anhange.  Dem  Vertrage  gemäss  liass  sie  der 
Woi^vod  unangefochten  ausziehen;  aber  von 
ihm  unterrichtet,  hielt  Franz  Tähy  die  Pässe 
besetzt y  um  sich  ihrer  zu  bemächtigen.  •  Diess 
bemerkend  häuchelten  sie  für  xiie  Gnade  des 
Lebens  unbedingte  Unterwerfung«  Hiermit  war 
die  Provinz  beruhigt*),  doch '.nur  scheinbar, 
denn  der  Woiwod  Kendy  hing  heimlich  an 
Isabella  und  verrieth  alles^^  waa  Wrdhcz-y 
und  Zay  von  dem  Gang-  ihrer  Vnterhandlun- 
{/en  an  der  Pforte,  an  den  König,  oder  an 
D ob ü<  berichtet  hatten,  an  Petrovics  ^). 


a)  Antonii  Veras tii  £n«t.  ad  Woiwodia   17.  NoremVr» 
i563.  ap.  Katona  fiiat.  Reg.  T.'XXII.  p.  4j^. .        b)  Ferdi- 


—    8i4    — 

ZLIfwhr^  Erst  einige  Tage   vor  Cä'cilia  war  Mal* 

vezzi  mit  Solejman's  Sendschreiben  an  den 
Könt(;  und  mit  dem  Berichte  der  Both«chaftPr 
zu  Wien  angekommen  ■).  Nur  Verwickelung 
in  häusliche  Unruhen  und  unvermeidlicher  Krieg 
mit  den  Persern  }iätte  den  Oros.sherm  geneigt 
gemacht,  mit  dem  Konige  von  Ungarn  in  Un- 
terhandlungen über  Frieden  oder  längere  Waf- 
fenruhe sich  einzulassen.  Der  glückliche  Er- 
folg deraelben  hing  von  der  Eilfertigkeit  ab; 
war  Soiejman  im  S&rail  erst  wieder  ruhi«' 
tmd  das  Waffenglück  in  Asien  ihm  günstig, 
ao  liess  sich  seinerseits  nichts  gewisser,  als 
Steigerung  der  Bedingungen  erwarten ;  und  jede 
2ögcrung  von  Seiten  Ferdinand's  mit  Mal- 
vezzi's  Zurücksendung  zum.  Abschlüsse  des 
Vertrages 9  war  auch  für  Isabella's  Faction 
Gewinn,  indem  sie  dadurch  Frist  erlangte, 
durch  mannichfaliige  Ranke  dem  Zwecke  der 
königlichen  Bothschafter  entgegen  zu  arbeiten, 
tmd  ihreiHofFnungen  zu  vereiteln.    Darum  hat- 

B.Deehr.ten  Wr^nczy  und  Zay  bis  Sonntag  vor  Bar- 
bara schon  in  sieben  Briefen  au  den  König  um 
Malvezzi^s  eiligste  Abfertigung  angehalten  **); 
wogegen  ihn  sein  Wiener  Staatsrath  so  bedacht- 
sam und  saumselig  vorschreiten  liess,  dass  wenn 
Siebeubürgen  für  ihn  verloren  gehen  sollte, 
nicht  zweckmässiger  gehandelt  werden  konnte. 
Unter  dem  Vorwande,  dass  Malvezzi 
sehr  spät,  auch  krank  in  Wien  angelanget  sey, 
seine  Kränklichkeit  noch  fortdauere,  die  Wich- 


»M 


itandi  Reg*  Liter,  ftd  Oratdret.  Viennid  a.  Jiilii  1554.  ap.  Mil^ 
€t  p.  65.     \yolfgtng  Bethlen  T.  I.  p.  56i. 

a)  Ferdinand i  Reg.  Liter,  ad  Orator.  Viennae  32.  Novbr« 
ap.  Pray  £cp.  Proco.  P.  II.  p.  36S.  b)  Vom  S.  und  17.  Oc- 
tober {  1.  8.  i5.  i7.  at.  NoYeBlbr.  bet  KüUna  Hiat*  Reg.  T. 
XXIL  p.  484—491. 


•  / 


—    »a5    — 

tigkeit  der  Sache  reifiieliere  Oberlegung  und 
längere  Beralhschlagiing  fordere^  wurde  die 
Sendung  desselben  mit  entscheidender  Antwort 
auf«;eschoben ,  und  die^n  dem  Grossherm  so^ 
wohl/  als  den  Bothscliaftern  gemeldet,  welche  5»  Decbr. 
durch  ihre  Klugkeit  verhüten  aollten,  dass  we- 
der Solejman,  noch  seine  Faschen  Argwohn 
daraus  schöpften;  in  kurzer  Zeit  werde  ent- 
weder Malvezzi,  oder  wenn  seine  Krankheit 
länger  anhielte,  ein  anderer  angesehener  Staats-- 
mann  mit  Aufträgen  abgehen ^  aus  welchen  der 
Grossherr  erkennen  würde,  dass  der  König 
nichts  Unbilliges  verlange,  und  mit  aufrichti-- 
-ger  Gesinnung  der  hohen  Pforte  Freundschaft 
suche  ^).  Erst  Montag  nach  Sebastiani  kamen  /.  c.  1550. 
die  königlichen  Briefe  nach  Constantinopel,  als^"'^'*""''" 
Solejman  schon  seit  Michaelis  bey  Aleppö 
in  Asien  stand,  wohin  ihm  Wranczy  und 
Zay  vor  Malvezzi's  Ankunft  nicht  folgen 
durften.  Dort  hatte  er  von  seiner  begünstig« 
ten  Gemahlinn,  vor  kurzem  noch  Sclavinn  und 
Beyschläferinn  Roxolane  beherrscht,  Dinstag  1553, 13. 
nach  Dionysii  im  Lager  unter  seinen  Augen  ^*^^^''* 
den  allgemein  beliebten  Mustapha,  seinen  und 
der  Cirkasserinn  Hazhathya  Sohn,  erdros«- 
s^ln  lassen.  Mustapha  musste  als  angeblichet 
Bmpörer  wider  seinen  Vater  sterben,  damit  er 
tils  Erstgeborner,  durch  Geist  und  Kraft  a«M« 
gezeichnet,  durch  WafFenthaten  schon  berühmt, 
-Jloxolanens  schwächern  Söhnen,  Selim  und 
Bajazid  bey  des  Thropes  künftiger  Erledi« 
gung  nicht  Mitwerber  werden  konnte.  Seine 
Ermordung,    deren    Schuld    dem    Grossvezier 


a)  Ferdintndi  Reg«  Liter,  tcl  Oratoree  Viennae  6»  Decem* 
brif  i563.   ap.  MilUr  p.  35  et  38. 


,^    8iß    — 

Rustan^  Eidam  der  Roxolane  und  Vertrau-^ 
ten  ihrer  Ränke,    anjjeredinet  wurde ,    weckte 
da%  Heer  au9  tiefer  Trauer  zu  unruhigen  Be- 
^.  wegungen.     Um  ihren  Aufbrüchen   vorzubeu- 

gen,  wurde  Rustan  von  Sole j man  aus  dem 
Lager  nach  Constantinopel  verwiesen,  und  Ach* 
met-Pascha  zum  Gross vezier  erhoben  *). 
Alles  war  nur  Schein;  dem  Rustan  spracii 
nach  seiner  Entfernung  mit  den  königlichen 
Bothschaft^m  über  Siebenbürgen  nicht  minder 
gebietherisch,  4ds  yormahls  ^)y  und  im  zweyten 
Jahre  darauf,  nachdem  unter  dem  Kriegsge- 
tümmel  wider  Sultan  Thamasp,  das  Waf- 
fenyolk  der  Ermordung  Mustapna's  verges- 
sen hatte,  wurde  Rustan  wieder  Grossvezier; 
dem  Achmet-Fascha  mit  dem  schwarzen 
Tuche  und  der  Schnur  des  Grossherrn  Befehl 
zu  sterben  überbracht.  So  büsste  er  durch  des 
ewigen  Rechtes  Verhängniss  Stephan  Lo- 
sontzy's  und  Gregor  Bornemiszs,za's 
Ermordung. 
-*    e./«iiiMr.  Inzwischen  berichteten   Wränczy   und 

Zay  an  den  König,  dass  Montag  nach  drey 
Könige  von  Isabella  und  von  Fetrovics 
Sendbothen  zu  Constantinopel  angekommen, 
und  Sonntag  darauf  in  Begleitung  des  Drago- 
mans Mohammed  nach  Asien  zu  dem  Gross- 
herrn abgegangen  seyen.  Sie  sollten  ihn  war- 
nend vor  List  und  Betrug,  womit  der  Römi- 
sche König  durch  seine  Gesandten  Siebenbür- 
gens Besitz  erschleichen  und  mit  falschen 
Eriedensunterhandlungen  ihn  hintergehen  wollte. 


o)  Anton.   Verantii    Epist  ad  Ferd.  Reg.  17.  Octobr.  et 
1.  Novembr.  i553.  ap.  Katona  T.  XXII.  p.  485.  ()  Anton. 

Verantii  Epitt.  ad  Ferdin.  Reg.  8«  17*  a8.  Novbr.  ap«.  Kaionm 
L  c  p.  .487  ic^q. 


,  —    {ii7     — 

Er   mochte    dca  Faschen   von  Ofen   und   von 
Temesvär  berehlen,  mit  ihrem  Kriegsrolke  dem 
Petrovics   zuzuziehen;    Fohlen   werde   ihn 
unterstützen,   viele  Ungrische  Landherren  un- 
ter seine  Fahne  sich   stellen,    ganz  Siebenbür- 
gen aufstehen,    sobald  sie  Gewissheit  von   der 
Faschen  Theilnahme  an  dem  Feldzuge  erlangt 
hätten.      An  leichter  Eroberung  der  mit  Fer« 
dinand  unzufriedenen  Frovinz   sey  nicht  zu 
zweifeln;    besonders  wenn   der  Königinn  und 
ihreni  Sohne  durch  grossherrliche  Gnade  vor- 
läufig Lippa,   Solymos,    Csandd,  Fenlak,    Na* 
^lek  und  Szolnok  wieder  eingeräumt  würden. 
Voii   des   Königs    Gesandten    sey   der   Bischof 
einer   der  vorzüglichsten.  Staatsräthe,    der  an- 
dere Befehlshaber  der  Donauflotte,  beyde  ver- 
traut   mit  Ferdinand's    Geheimnissen    und 
auch   mit  den  Ränken,    wodurch  derselbe  die 
hohe  Pforte  betriegen  wollte;    wesswegen   der 
Gro^-Sultan  sie  zu  Constanünopel  fest  halten 
solle.     Zu  gleicher  Zeit  sey   auf  Isabella's 
Betrieb  auch  aus  Frankreich  ein  Bothschafter 
angekommen,  mit 'dem  Auftrage,  in  Heinrich 
des  zweyten  Nahmen  die  Königinn  dem  Gross- 
herrn angelegentlichst  zu  empfehlen  *). 

Bey  solcher  Thätigkeit  der  Gegenpartey 
wu  wohl  nichts  nöthiger,  als  Mal vezzi's, 
oder  eines  andern  Bothschafters  unverzügliche 
Abfertigung;  allein  des  Königs  Spanische  Be- 
dachtsamkeit,  an  der  Zelt  wie  an  Menschen 
Mvöhnlich  sich  verrechnend,  hielt  ra^^ches 
Handeln  für  Unordnung;  seine  vertrauten  Ilath- 
geber   begriffen   von    des    Ungrischen    Reiches 


a)  Anton.  Verantii  Epitt.   ad   Ferd.  Reg.   17.  Jannatii 
i554.  ap.  Kalona  1.  c.  T.  XKII.  p.  648. 

VI.  Theif.  52 


~  818  — 

Verhältnusen  zur  Macht  und  Politik  der  Pforte 
eben  so  wenig,  als  von  des  Ungrischen  Volkes 
Nationalsinn,    Kraft   und  Wichtigkeit.      Seine 
staatsklugen  Sachwalter  zu  Constantinopel  blie* 
ben  noch  lange  in  Unthätigkeit  gebunden  ^  mit 
^chzig    Menschen    ihres    Gefolges    sogar    von 
TSoih  gedrückt^),    und   wurden   nur  bisweilen 
mit    königlichen    Sendbriefen    voll   Huld    und 
Gnade,  verfasst  und  ausgefertigt  von  Deutschen 
Kanzelleybeamten  Jonas  Obernburger  und 
Singkhmoser,  erfreuet.    Unterdessen  wurde 
^  in  Siebenbürgen  selbst  der  Zustand  der  Dinge 
immerfort   bedenklicher.      Myrxe    hatte   den 
Woiwoden  Radul   mit   der  Türken  und  Ta- 
taren Hülfe  aus  der  Walachey  wieder  verjagt; 
weil  er  aber  dem  Grossherrn  der  Freundschaft 
mit   Ferdinand   verdächtig   geworden    war, 
2&.  jF«(r.  wurde  er  abgesetzt,  nach  Constantinopel  beru- 
fen,   und   Fetrasko,    Sohn   des    gewesenen 
^     Mönches    Ra,dul,    zum    Woiwoden    ernannt. 
.  Der  Moldauer  Woiwod  Alexander  rieth  den 
königlichen    Befehlshabern    Siebenbürgens    in 
nachbarlichem  Vertrauen,  sich  der  Wiederein- 
führung Isabella' s  und  ihres  Sohnes  in  die 
Provinz   nicht    zu   widersetzen,    weil   Solej- 
man    unwandelbar,  darauf  bestände,    und   der 
Moldauer   sowohl   als   der  von   der   Walachey 
auf  die  erste  Mahnung  seine  Landesmacht  ge- 
gen Siebenbürgen  in  Bewegung  setzen  müsste. 
Dob6    mit   redlicher,     Kendy   mit    falscher 
Gesinnung,    wendeten  sich  an  Thomas  Na- 
dasdy;    schilderten  ihm  die  Gefahr,  ihr  Un- 
vermögen sie  mit  ihren  Streitkräften  zu  besie- 


a^  Anton.  Verantil  Epist.  «d  Ferd.  Reg.  S.Febrnar.  i554. 
ap.  Kaiona  1.  c  T.  XXII.  p.  665. 


—    »19    - 

gen,  die  NotIiwendi»keh  eiligsten  Beystandes 
mit  Geld  und  mit  MannschaU  von  Seiten  des 
Königs;  doch  Alles  blieb,  wie  es  war;  die 
Soldner  in  Siebenbürgen  waren  schon  durch 
einige  Monathe  ohne  Sold,  das  Volk  in  der 
Ungewissheit  seines  Zustandes  ohne  Muth,  .und 
ohne  guten  Willen,  an  Diensten,  Abgaben, 
Zinaen  zu  leisten,  was  es  sollte  *)• 

Vopi  Donnerstage  vor  Lätare  an,  bis  Bar-i.^if;;,».^ 
iiabi  gingen  mehrere  Gesandtschaften  von  Isa-il*«^'«'«'»«* 
bella,  Ton  ihrem  Bruder,  dem  fohlnischen 
Könige  Sigmund  August,  von  Fetro- 
Tics,  von  dem  Frankenkönige  Heinrich  II. 
durch  Constantinopel  an  den  Grossherrn  nach 
Asien;  keine  kam  mit  verfehltem  Zwecke  21^- 
ruck;  jede  nährte  und  steigerte  den  Verdacht 
Solejman's  wider  Ferdinand  wegen  Ma  1- 
vezzi's  unklug  verzögerter  Sendung;  jede 
bflthorte  ihn  mit  falschen  Berichten  von  de^ 
Romischen  Königs  heimlichen  Rüstungen  zu 
plötzlichem  Ausbruche  gewaltiger  Feindselig- 
keitien  wider  die  Faschen  in  Ungarn ;  jede  ver- 
stärkte in  ihm. den  Entschluss,  Ferdinanden 
nicht  eine  Handvoll  Erde  in  Siebenbürgen  zu 
lasMn;  und  wenn  er  es  Zäpolya's  Sohne 
nicht  gutwillig  einräumte,  ihm  auch  Ungarns 
ulnriges  Gebietn  noch  durch  Waffengewalt  zu 
entreissen«  Mit  Versicherungen  hierüber  wurde 
ein  Chtaas  nach  dem  andern  aus  Asien  an  die 
Woiwoden  der  Moldau  und  Walachey,  nach 
Fohlen,  an  die  Faschen  in  Ungarn  abgeordnet. 
Diese  Alles,   auf  mancherley    yVeise  bald  ge-t 


•)  Antoo.  Verantii  Epitt.  acl  Ferd.  Reg-  i*  Mirtii  i554. 
•p.  Ktrtona  I.  c.  T.  XXII.  p.  556.  Francitc.  Kendy  et 
Steph.  Dobö  Epiit.  ad  Thom.  NiCdaad.  i4.  Martii  i554.  ap. 
Prmy  Epp.  Proco.  P«  111.  p.  7. 

5l* 


Malvezzi's  eil^ste  Abfertigung; 
ij.^^r*Lauch  Herrn  Thomas  Kadasdy,  i 
tag  Jubilate  zu  jubelnder'  Freude  de: 
Falalio   des  Iteicjies;  auf,    die  Bescli 
derselben    durch  sein    Ansehen    zu 

ii.JuniiM.  dennoch  erhiehen  sie  erst  am  Tagi 
ein  königUches  Schreiben  aus  Fres 
Ferdinand,  von  den  Usifcrreichisc 
Kanzelley  -  Beamten  Obernburj 
Singlthmoser  unterzeichnet,  won 
die  tröstende  Nachricht  ertheilt  wu 
Malvezzi  in  Frist  Ton  vierzehn  Ta 
länfjstens  bis  Sonnlag  Kogale,  mit  hin 
Vollmacht  und  ausführlicher  An-wei» 
Geld' zu  ihrem  anständigen  Unterhalt 

,  Siebenbiirger  Tribut  für  die  Fforie, 

Ehrengeschenken  für    die   Faschen   i 
werden  sollte  ''). 

.  So  erfreulich  ihnen   diess    zu  \ 
war,    so    tief  sank    wieder  ihr  Mull 

?.  ^ugurt.  Dinsiag  nach  GhtiHti  Verklärung  ei 
künigltches  Schreiben  belehrte,  Malv 
weile  auf  Befehl  des  Koni<!s  noch  in 


—    8ai     — 

imd  dürfte  telae  Reise  nach  ConsUDÜnopel 
sieht  ehe  fortsetzen/  als  nachdem  Sole j man 
die  Versicherung  von  sich  gegeben  hätte,  dass 
hie  SU  TÖlligem'  Abschlüsse  der  Unterhandlun- 
gen, FerdinTand  in  Siebenbürgens  Besitze 
sieht  beunruhiget,  und  rön  den  Faschen  in 
Ungarn  diio  Waftenruhe  gewissenhaft  beobach- 
tet werden  sollte.  Diese  Versicherung  zu  bem 
wirken,  sejr  das  vorläufige  Werk  ihrer  Klug- 
heit und  Gewand^theit  '^).  Beyde  Forderungen 
waten  an  sich  billig  und  rechtlich;  allein^  da 
lerdinamd,  nicht  Solej man  der  Waifen- 
nihe  oder  des  Friedens  bedurfte  und  begehrte, 
nuisste  mehr.  Jiach  Massgabe  der  Umstände  und 
aech  der  Eigenthiimlichkeit  des  Feindes,  als 
nach  dem  strengen  Rechte  unterhandelt,  der 
Arglistige  musste  überlistet,  werden.  Die  For- 
derung einer  vorläufigen  Versicherung'  über  Sie-^ 
benhurgens  ruhigen  Besitz,  konnte  jetzt  nur 
noch  das  Häuptgeschäft  erschweren,  nicht  zu 
einem  erwünschten  Ziele  führen,  nachdem  man 
dvFch  MalVezzi's  verzögerte  Abwendung  der 

feschaftigen  Gegenpartey  so  lange  Frist  gege^ 
ea:  hatte,  ihre  Känke  durchzuspielen,  den 
Gross-Sultan  und  seine  Faschen. mit  Misstrauen,. 
Verdacht .  und  Argwohn  zu  überfüllen.  Die 
Unterbrechung  der  Reise  Malvezzi's  diente 
nur  den  beygebrachten  Argwohn  zu  verstärken, 
und  war  verkehrte  Massregel,  wodurch  der 
Tribut  zwar  ersparet  wurde;  aber  gerade  das, 
was  man  erhalten  wollte,  Siebenbürgen  verlo- 
ren ging.  Mit  dem  Verlangen,  dass  die  Faschen 
in  Ungarn  den  WailenstiUstand  pünctlich  beo*' 


-  ff)  F  e  r  d  1  n  a n  d i  Reg.  Liter,  ad  O  ator.  Viennae  ai,  Junii.  -^ 
t'tddkae  7.  August  i554.  ap.  Aliiler  1,  £•  p.  M. 


— .öia    — 

_  t 

backten  sollten ,  forderte  Ferdinand  mehr  ^  als 
er  selber  zu  leisten  im  Stande  war.  Konnte 
er  doch,  zu  Wien,  also  nahe  an  Ungarns  Grän-^ 
zen,  ruhig  Hof  haltend,  nicht  verhindern,  dass 
seine  Deutschen  Kriensvölker,  Hauptleute  und 
Gemeine,  das  Ungrische  Landvolk,  welches  sie 
beschützen  sollten,  är^er  als  der  Feind  aus- 
raubten und  misshandelten;  worüber  von  den 
Ständen  auf  jedem  Landtage  die  bittersten  Kla- 
gen ihm  vergeblich  vorgetragen  wurden;  konnte 
er  eben  so  wenig  durch  seine-  strengsten  Be- 
fehle die  Ungrischen  Landherren,  Wolf  gang 
Dersffy,  Niklas  Zriny,  die  Bebeker  und 
Andere  von  räuberischen  Überfäilen  des  Tür- 
kischen Gebiethes  zurückhalten,  wie  hätte  So- 
lejman,  als  wackerer  Herrscher  an  der  Spitze 
seiner  Heere  im  fernen  Asien  das  Kriegsschwert 
führend,  vermocht,  seinen  weit  unabhängigem 
und  wildern  Faschen  in  Ungarn  des.  nachbar-. 
liehen  Unfuges  Beginnung  oder  Rache  wirk- 
sam zu  verbtetfaenr 
ror 27,  Schon'  früher  hatte  der  Gross* Sultan,  von 

Mdr*.  Misstrauen  gegen  Ferdinand  irregeleitet, 
dem  Feter  Fetrovics  über  Lugos,  und  Ka- 
ransebes  das  Sangiakat  verliehen  und  zu  sei- 
sem  Unjterhalt  den  jährlichen  Tribut  dafür  von 
iw  JuliuM.  drey tausend  Ducaten  ihm  erlassen  ■).  Jetzt 
sandte  R  u  s  t  a  n  den  Faschen  in  Ungarn  Befehl, 
nach  Siebenbürgen  einzuziehen,  wenn  es  ohne 
Gefahr  und  Verlust  geschehen  könnte;  widri- 
gen Falles  bis  zur  Rückkehr  des  Grossherra 
aus  Fersien  sich  ruhig  zu  verhalten.  Die  Kü- 
niginn  Isabella  erhielt  von  ihm  die  Weisung, 


a)  Anton.  Verantii  Epitt.  ad  Ferd.  Reg.  ly.BIUrtii  ap,  Ka- 
Unm  1.  6.  T.  XXll.  p.  S6o. 


—    9»3   — 

f 

mk  gWMi  des  Römischen  Königs  uberlekene  Bfsekl 
■«  nicnts    zu   wagen,    sondern   ihres  Schutzhelm^ 
ap  Ankunft  in  Europa  ruhig  abzuwarten  und  fest 
M  zit  glauben,  dass  er  sie  unter  keiner  Bedingung 
wm  Terlassen  werde^).      Malvezzi,    welchen  des 
^  f  Königs  Bothschafter  zu  Constantinopel  mit  angst*- 
rl  lieber  Ungeduld   erwarteten,    sassauch  an  Jo^-'H^  A>tguH. 
^  annis   Enthauptungs-Tage    noch   in    Komorn, 
i^  zurückgehalten  durch  des  Königs  Befehl  ^),  zu 
pgi  schadenfroher   Zufriedenheit    der    Faschen    in 
^  Ungarn  und  der  Faschen  im  Diyan:   diese  freue- 
l  ten  sich  mit  Isabella's  Sachwaltern,  und  den 
^  Französi.schen|^Gesandten  der  Begünstigung  ih- 
^f  rar  Ränke  selbst  von  ihres  Gegners  Seite ;  jene 
PI   hielten  sich,    nach  Abfluss  der  drey  Monathe^ 
I   welche  dem  Malvezzi  zur  Rückkehr  bestimmt 
^    waren,  auf  königlichem  Gebiethe  Alles  für  er« 
g    laubt,  wozu  sie  Lust  und  Gewalt  hatten,  oder 
;    Gelegenheit   sich    ihnen    darboth«      So    gingen 
^    nun  auch  Didstag  nach  Egidii  durch  abscheu-  4,  SepOr. 
liehe   Yerrätherey    eines   Priesters    und    durch 
flchimpfiiche  Feigheit  der  Herren  Franz  Be* 
bek  und  Gabriel  Ferenyi   in  der  Nogräder 
Gespanschaft  Fülek,    gleich  darauf  Salgo-Vir, 
damit    gegen    achthundert   Dörfer   und   Markt- 
flecken für  die  Ungrische  Krone,  und  alle  Si« 
cherheit   für   die   königlichen  Bergstadte  ver- 
loren. 

Der  Friester,  welchen  Franz  Bebek  in 
der  Absicht,  Geld  von  ihm  zu  erpresscui  in 
den  Knecht -Zwinger  der  Burg  hatte  werfen 
lassen,    entwischte   durch   eine   Schiessscharte    • 


a)  Anton.  Verant.  Epitt.  «d.  Ferd.  Reg.  9.  August,  ap. 
Kafona  i.  c.  T.  XXII.  p.  683.  h)  Ferdinand.  Heg.  Liter, 
ad  Orttoret.  Pragae  aQ.  Angutt.  rtdäiiae  att,  Qetobris  i564.  ap. 
MilUr  1.  c.  p.  67. 


—      Ö24      — 

dtfV'äÖrdlichen  Burgmauer,  ging  zu  dem  ^ie- 
ninjer  Saogtak  Harnza-Ben,  nahm  von  ihm 
eine  Anzahl  auserlesener,  kühner  Stürmer  und 
führte  sie  nach  Mitternacht  durch  di6  Sehiess-- 
acharte  in  die  untere  Burg.  Die  Besa4zun^ 
im  Schlafe  überfallen,  wurde  grüssteä  Theils 
niedergemacht;  mit  Tages  Anbruch  kam  Ham- 
za-Beg  an  der  Spitze  seiner  Mannschaft,  nahm 
TOn    dem   Marktilecken    und    von    der    untern 

«  

Bur^  Besitz  und  mahnte  den  Ofener  Pascha 
Tuygan  zum  Beystande,  um  auch  die  obere 
BulFg,  in  welcher  die  Besatzung  sich  tapfer 
vel^theidigte,  zu  überwältigen.  Franz  Bebek 
hatte  die  Füleker  Burg  mit  der  Tochter  des 
Blasius  R^skay  erheirathet;  zu  ihrer  Wie- 
dereroberung warb  er  Waffenvolk,  und  lagerte 
»ich  bey  Vir^-Gede.  Auf  seine  Aufforderung 
sogen  mm  der  Oberlandhauptmann  Gabriel 
Verenyiy  der  Befehlshaber  von  Alt -Sohl  Jo- 
:  ]i:frun  Balassa  und  der  Erlauer  Burghaupt- 
mann  Faul  Zar kandy  mit  ihren  Haufen  zu. 
Auf  diese  Hülfe  rechnend,  hatte  die  Be- 
satzung der  obern  Burg  schon  durch  vierzehn 
Tage  den  entschlossensten  Widerstand  geleistet, 
als  Gabriel  Per^nyi  mit  der  bey  Vär-Gede 
versammelten  Heermacht  aufbrach,  und  in  der 
fünften  Stunde  nach  Mittag  auf  dem,  Fülek 
gegenüber  liegenden  Berge  aas  Lrger  aufschlug. 
Mit  zweviausend  Reitern,  eben  soviel  Buch- 
senschützeu  und  viertausend  Mann  Landvolk 
konnte  gegen  den  nur  fünfzehnhundert  Mann 
starken,  schon  zur  Flucht  sich  rüstenden  Feind 
denselben  Abend  npch  entschieden  werden; 
und  darauf  wurde  auch  von  Bi^lassa  gedrun- 
gen; aber  Ferenyi  und  Bebek  hielten  für 
rathsamer,    den  Angriff  auf  folgenden  Morgen 


—    8a5    — 

i  verschieben.  In  der  N^cht  meldete .  ebi 
luer,  Tuygan-Faßcha-  sey  mit  sechz^a 
^Idschlangen,  sechs  Karthaunen  und  aqhttMr 
nd  Mann  schon  bey  Szetseoy  eingetro£Gea; 
•gleich  beschlossen  und  gebothen  die  erschreck-^ 
n  Percnyi  und  B  e b e k  eiligsten  Rück- 
lg;  vergeblich  bestand  Balassa  auf  d^m 
ampfe  in  der.  Morgenstunde,  -wäre  der  Feind 
der  Burg  aufgerieben,  so  würde  es  w^edejt 
L  Muih,  noch  an  Kraft  fehlen,  auch  den 
fener  Pascha  zurückzuschlagen;  vergeblich 
»rderte  er  Von  dem  Oberlandhaupimann .  die 
rlaubniss,  mit  denen,  welche  sich  ihm  fi'ey^ 
illig  beygesellen  möchten,-  den  Angri£P  zu 
agen,  die  übrigen, -welche  die  Gefahr  scheuer 
n,  konnten  sieh  in  die  Hajnatskoer  Burg  ;surt 
ickziehen  und  den  Erfolg  seiner  Unterneh-f 
lung  abwarten ;  B  a  1  a  s  s  a .  wurde  nicht  ge- 
ort ;  vor  Tages  Anbruch  zogen  P  e  r  (5  n  y  i , 
ebek  und  Zarkan dy  ab;  auf  inständige?) 
erlangen  der  Zaghaften  deckte  Balassa  ih- 
m  Rückzug  bis  Serke,  und  führte  seine  Mann-*) 
rhaft  über  Divöny  zurück. 

Nachdem  T  u  y  g  a  n  vor  Fülek  angeköm- 
len  war,  und  die  Besatzung  der  obern  Burg 
on  aller  Hülfe  sich  verlassen*  sah,  that.  sie 
inen  verzweifelten  Ausfall:,  kämpfend  um  den 
Luhm  des  Heldentodes,  der  aucn  den , wenig- 
ten  versagt  wurde  *).  Um  diesen  lie&s  sich 
er  Burghauptmann  von  SalgQ,  Simon  Za-^ 
y  V  a  y   mit   seiner  Mannschaft  von  A  s  1  a  a  - 


•  •  ■       .       •  ■ 

a)  Clironica  Leibitzeriana  ap.  Wagner  Analect.  Scepiis. 
.  11.  p.  67.  Joaiiu.  üatasta  Episto).  ad  Palatinuni.  Vrie- 
?zolio  21.  Septbr.  et  Pauli  Zarkantly  Kpist.  ad  Epi^cop. 
grieus.  Agriae  2%.  Septbr.- 1 6^5 i«  ap.  Pray'  £pp-'  Trocc.  F.  IIL 
.  36 — 3o.    Forgacs  Lib.  IV.  p.  ia6. 


I 

I 

/         • 


]fr#g^>'«idi'^'eSihl^grä  Ti^en  der  Bin^cMieMi^ 
gcnm  'betrieben.    'Laago  dtdce  Holzblocke,  vot 
tmigett  Jo^en  Oohsea  deo  Berg  binanfecw* 
x^^'hej  nebdiäiter  'Wittertm]^  fiir  aDgehmt 
rdhamken  kdiead,   übergab  er  die  Baig  ^ 
g^  %reyeti  Abzogt).     Die   gaasa   Unlemiii* 
VnAi?  rechtfarugte  Hemre-Beg   in  seinn 
BiiiSuie  nfteb  CoiUmomomI  mit  dem  Yorge- 
blMT^^er-biribeiii  IPrans  B-eb^eit  nur  des  ^ 
ateinsänifiUcbM  feiud  dea  Romiaeken  KSnigi 
dad^dw  Pfoke^:  wel^ei^  keineii  lienii »  kciae 
CiMdnriMidieteiifÄfktatiteV' von  F er disaal 
adbiÜ  aus    der  Heike  aeiner  <' Vaaelleii  emga- 
amlMaen  und'- den  IXirk'en  Freta  gegebea  war, 
belbbidet«     Die  kSnWlieben  fiotbaäefter  deck* 
teil-  die '  ITnwakiiiett   dieiiev '  Angabe  rauf,  oai 
lirrabinurFa schar,  Reicksverweser  su  Coa* 
alanünopel  in  Solejman's  Abwesenheit,  er- 
klärte,   Hamsa-Beg   habe  unbefugt  *  gehan- 
delt, weder  durch  des  Grrossherrny  noch  durdi 
der  Paschen  Befehle  dazu   ermächtiget;    dock 
die  Räumung  der  weggenommenen  Plätze  könne 
von    niemanden ,    als   von   Solejman    selbst 
verfuget  werden.     Wie    wenig    diese    Verfü- 
gung auch  roh  ihm   sich   erwarten    liess,   er- 
kannten Wrdnczy  und  Zay  aus  den,   jeixt 
lauter  als  jemahls   auAgesprocnenen   Absicntea 
und  Entwürfen  der  Faschen.     Überall   wurde 
sehr  bestimmt  von  der  nächsten  Einnahme  der 
Schlösser  Vigles,  Sohl,  Dobranira,  Lipcse  und 
sämmtlieher  Bergstädte  geredet;     der  jälirlicke 
Ertrag    der   Bergwerke    und   der    beträchtliche 
Zufluss  an  Gold  und  Silber  in  den  Grossherr- 


•)  lathtttnff  j  Lib.  XVHL  p.  ao4«  mit  oarichtiger  Aifibi 
det  Jähret. 


—    8*7    — 

liehen  Scliatz  berechnet;  ^2u  musste  auch 
Tymau,  und  der  Rundung  wegen  der  Rest  der 
Sümegher  Gespansehaft  mit  den  festen  Bi/rgen 
Szigeih,  Bab6c.say  Korotna^  Somogyvir  ge- 
nommen werden. 

Ausführliche    Berichte    TOn    dem    Allen , 
sandten  Wrinczy  and  Zay  an  d^n  König, 
und  in  einer  Reihe  Ton  Briefen  voll  traurigst 
"Wahrheiten  und-  frejmüihigen  Nachdrucks  *)| 
bathen    sie   um    Malvezzi's  *  unverzügliche  y 
unbedingte  Absendnng-,  wenn  ihr  längerer  Auf-* 
enthalt  zu  Constantinopel   nicht  rollig  unnütz^'^ 
ihrer  persönlichen  Sicherheit  sogar  gefährlich 
werden;-  wenn  nicht  jede  Aussicht,  noch  etwas 
minder  Schimpfliches  zu  erlaageni  verschwin« 
den;    wenn    nicht -Alles   verloreW   gehfen    soll. 
Aber  Ferdinand^s  vertraute  Wiener  Räthe 
Hessen  ihn  noch  Dinstag  nach  All^heiligen  die  6.  Ifwhr. 
Folgen  verzögerter  Sendung  als  dringende  Be- 
wejggriinde,   dieselbe  noch  länger  zu  verschie- 
ben,   betrachten,    und    damit   schriftlich,    bey 
dem  Grossherrn    sowohl,    als  bey   den  Bolhv* 
schaftern,    den  Aufschub  eDtschuhligen.     Jetzt 
sey   er   zwar   von   Tuygan  -Faa ch a   einer 
treuem  Beobachtung  der  WaiFenruhe  versichert 
worden,    allein   Malvezzi    von    anhaltendem' 
bösartigen  Fieber  befallen,  schwebe  in  Lebens- 
gefahr, deren  Entscheidung  noch  einige  Tage 
abgewartet,  dann,  wenn  keine  Hofinung  seiner 
Genesung  mehr  übrig  wäre,    ein  anderer,    der 
Fforte  gleich  angenehmer  Bothschafter  gesucht 


a)  Vom  i5.  Septembr.  ap.  Katona  Hut.  Reg.  T.  XXII.  p.  $97. 
—  ad  Palatinam.  d«  ••  ap.  Praj  £pp.  Proco.  P.  HL  p.  3o.  — 
ad  Eifnd.  Prane.  Zay;  d.  9^' ibidem  p.  5a.  •—  Tom  4.  October 
a«!  Kag.  ap.  Maiona  L  cX.  J^XU.  p.  599.  —  von  9.  October 
ad  Reg.  ibid.  p.  6oi.  — *  vom  i7.NovcinfaT.  ad  Reg.  »kd.  p.  607. 


yerden  miSsae^  welches  wieder  reifliche  Über* 
l^gung  undt« einige  Tage  Zeit  fordere  *).  £.s  ist 
DÄcht  wahr,  dka^  die  Menschen  uJberlegeni,  wenn 
sie  Überlegung  yorwenden;  sie  wollen  nur  ihre 
Geistlosigkeit,  Engherzigkeit,  Unentschlossen- 
heii  mit  ei0era..  ^^hrsanoken  Worjle  bemänteln  und 
Frist  .gewinnen,,  bis  etwa  von  zufälligem  Kr:^ 
äognbsQ.  oder  voa  veränderten  Verhältnissen 
ein  Ausweg,  -Welchen  sie  selbst  nicht  zu  schaf- 
fen odeY  zu  finden'  wissen,  ihnen  dargebothen 
wird,  Der  odege  helle  Geisd  überschauet  Yer- 
l^eltung,  Ümfgng,  Richtung  der  Binge  schnpU, 
und  sem  Entsqliluss  ist  daa  augenblickliche 
Werk  seinfp^  Kriift,  Mensohea  gebiethend,  Ver- 
hältnisse me^ster«id,  oder  schatfend. 

26.Novhr.  .  Erst  Mooyuig  nach  Catharinä,  um  ein  vol- 
les Jahr  za  Jiiqpät,  als  Malvezzi  nur  wenige 
.f  .?Tage  noch  zu  leben  hatte,  wurde  an  seine 
Stelle  dtF:  kla3^isch .  gebildete  Niederländer, 
Auger  Gis-le-Q  von  Bu.sbe.c,  würdiger  Zög- 
ling der  hohen  Schulen  zu  Löwen,  Tarls,  Ve- 
nedig, Bologna. und  l'adua,  ^tzt  im  zwey  und 
dreyssigsten  Jahre  meines  Alters,  in  dem  ge- 
lehrten Gemeihwesen  hochangesehener  Bürger, 
schon  früher  .des  Bischofs  A  i^  t  on  1  u  s  W  r  ^  n  c  z  y 
gelehrter  freund,  von  Fjerdinand  mit  Voll- 
machten, Anweisungen  und  .Siebenbürger -Tri- 

7.De^r.  hat  nach  Constantinopel  abgefertigt  ^%  Frey- 
tag nach  JSifiolai  wurde  er  zu  Ofen  dem  Tuy- 
^an-Fascha  vorgestellt,  und. scheiterte- schon 
in  dem  erslen  Geschäft  {Seiaer  Sendung.  Er 
forderte  Zurückstellung  der,  während  des  Waf- 


■  a)  Ferdinand«  Bef.   Liter»  ad   Orator.   Viennae  (i.  Novbr. 
]S54.  ap.  Pray  Kpp.  Procc.  P.  III.  p.  35.  h)  Ferdi-nand. 

Reg. -Liter»  M  OratCNT.  Vieuuitf  a6l 'N«vbr.   i654.    ap.   MilUr 

1#   0«  p«    ^3.  ■     '  ■  i .  • ,       - 


—    8a^    ^ 

feitstillstandes  eingebommenen  Flätzey  wie  es 
der .  Fascha  dem  Könige  yersprochen  hatte. 
9,Entweder  habe  ich  nichts  Tersprochen/^  so 
erklärte  sich  T  u  y  g  a  n,  j^bin  folglich,  auch 
^^nioht  verpflichiet,'  etwas  zurückzugeben;  oder 
,,wenn  ich  wirklich  etwas  verheissen  hätte, 
9, wirst  du  selbst  einsehen,  dass  ich*  es  nicht 
j^halten  könne  und  auch  nicht  dürfe*  Zur  Er^ 
,,weiterung)  nicht  *zur  Verminderung  der  Herr- 
^ysohaft  jneines  Qerrn  bin  ich  gesetzt;  -  seinen 
^^Machtumfang  zu  besehränkeny  ist  mir  nicht 
,, erlaubt;  nicht  meine,  sondern  iseine  Sache 
,,fiihre  ich;  verlange  von  ihm,  was  dir  aufgo-. 
„tragen  ist,  und  was  dir  gut  dünkt  '^).'^  Ein 
K.Qnig,  welcher  so  selten,  immer  nttr^  weni^ 
er  seine  mannichfaltig  bedröhetea  Vasallen  niit 
Steuerforderungen  heimsachjie,  •  iü  seüiem  be- 
drängten Reiche' erschien,  und  nie  an  Heeres^ 
spitze  sich  dem  Feinde  zeigte,  'war  Ton.  den 
Faschen  in  Ungarn  weder  geachtet ,  nojch  ge* 
fürchtet;  und  eben  so  geschah  zu  €onstanti-^ 
nopel,  'WO  die  Bothsthafter  niizählige  Mahl 
hören  mussten:  „ist  euer  König* -grpss  und 
„mächtig,  warum  stelll  er  sich  nicht  mit  sei- 
„ner  Heermacht  zum  Kampfe  für  sein  Reich 
„wider  unsern  Grossherrn ,  be j  dem  er  durch 
„kostspielige  Gesandtschaften  um  Land  und  um 
„Frieden  bettelt;  fühlt  er  sich  aber  zu  schwach, 
„warum  unterwirft  er  sich  nicht  .der  Noth-* 
„wendit^k^it ,  dem  Mächtigern  zu ;  weichen  ?  ^^ 
Sogar  im  Divan  wurde  innen  gesagt:  „Ihr 
„habt  die,  eurer  Sache  günstige  Zeit  in  Arg- 
„list    oder    in   Unentscblossenheit   verschlafen. 


t.  .t  • . 


a)  Augerii  Buabe^nii  Oiaiil«  qnae  eztUnf.  Lugd.  Bau?. 
i653.  £pitt.  ,L  .  •    '  ^    . 


—    83o    — 

,Jn  unsers  Fürsten ,  nicht  in  euers  Königs 
,,Reiche,  haben  sich  unsere  Faschen  ausgebrei- 
y^tet ;  von  irgend  einer  Zurückgabe  darf  nie 
j^wieder  die  Ilede  seyn.  Will  indessen  euer 
,,Ronig  noch  einige  Schlösser  in  Ungarn  frLed- 
y^lich  besitzen,  so  eile  er  Siebenbürgen  zn  räu- 
^^men,  oder  mit  Einem  Worte,  zu  .erklären^ 
,,dass  'er  nicht  wolle.  Bothe  er  für  diese  Pro- 
,,yinz  auch  soviel  Gold  an  als  die  See  Fro- 
,,pontis  Wasser  in  sich  fasst,  so  "würde  ihm 
,,^ole)man  dennoch  nidiit  eines  Baumblattes 
,,Besitz  darin  gewähren  *).'^ 
7.  C 1555.  Sonntag  ror  Agne*«,  vierzehn  Tage  nach-r 

aa/MMT.  ^^^  Johann  Maria  Malvezzi  zu  Wien  hin- 
[e^hieden  war^),  zog  Busbec  zu  freudigem 
roste  Wrinczy's  und  Zay's  in  Constanti* 
nopel  ein.     Sole j man  stand  in  'Klein -Asien 
bey  Amasia  im  Lager,  von  dorther  musste  ih* 
üen  Erlaubniss  zur  weitem  Reise  kommen.  Nach 
9.  M&rx.  Einzug  derselben,  Sonnabend  vor  Reminiscere 
7.  .^prit.  verliessen  sie  die  Hauptstadt.     Am  Palmsonn- 
tag wurden  sie  von  Chiausen  in  Amasia'  em- 
pfangen,   dem  Grossvezier  Achmet  und   den 
vornehmsten  Faschen  vorgestellt.     Nach  allem, 
was   sie   auch   hier  vernommen    und   bemerkt 
hatten,  verzweifelten  sie  an  irgend  einem  güns- 
tigen Erfolge  ihrer  Sendung  ^).     Drej  rran-« 
zösische   Bothschafter    fanden    sie   geehrt    u;id 
ausgezeichnet   im    Lager   des^  Grossberrn,    die 
durch  sie   ausgeführten  Staatsränke  Heinrich 
des  IL  wider  Kaiser  Carl  und  König  Ferdi- 


m)  Anton.  Verantii  Epistolae  ad  Ferd.  Reg.  3Q.  Deebr. 
l554.  et  39.  Norembr.  i555.  ap.  Katona  1.  c  T.  aXIL  p.  636* 
274*  h)  Nicolaas  Olähi  Ephemend.  ap.  JTovacA/rA  Script. 
Min.  T.  L  p.  q5.  e)  Antüfati  Verantii  Kpiat.  ad  Falau'n. 
6.  Februar.  iS66.  ap.  Katona  1.  c.  T.  XXII.  p.  6^7. 


—    Ö3i    — 

nand,  scheinbar  zu  Isabella 's  Gunsteh  und 
zur  Beschirmung  der  Deutschen  FürAten  in 
ihrer  Freyheit,  hatten  in  Solejman  den.  rom 
Glücke  unterstützten  Herr.scherwahn,  dass  diQ 
Gewalt  alles  Rechtes  Quelle  sey,  zu  bleibenr 
der  Gesinnung  befestiget;  und  mit  Vergnügen 
sah  der  eifrige  Anhänger  seines  Gesetzes  und 
seines  Cultus  sich  darin  Auch  Von  den  Köni- 
ren  Franz  und  Heinrich  bestärket.  Dieser 
»eyden  schändlicher  Verrath  der  christlichen 
Staaten- Republik  an  den  Erbfeind  der  Chris-* 
tenheit  war  das  abscheulichste  Erzeugnis^  der, 
TOn  Ludwig  dem  XI.  ausgeheckten  falschen 
Staatskunst,  welche  aus  dem  Verkehr  mit  an- 
dern Staaten  Wahrheit,  Rechtlichkeit,  Treue, 
Glauben  verbannte,  und  je  nachdem  es  der 
Yortheil  des  Augenblickes  anrieth,  mit  Bünd-^ 
nissen,  Verträgen,  Eiden  spielte  *). 

Nach  achtwöchentlichem  Aufenthalte  zu 
Amasia  und  zweymahligem  Verhör  vor  Solej- 
man  erhielten  Ferdinand's  Bothschafter 
nichts  weiter,  ^als  G&schenke  an  Frachtklei« 
dern,  einen  grossherrlichen  Brief  an  den  Kö- 
nig und  Waffenstillstand  durch  sechs  Monathe, 
vor  deren  Abschlüsse  Einer  von  ihnen  Fer- 
dinand's entscheidende  Antwort  der  hohen 
Fforte  überbringen  müsste.  Mehreres  zu  be- 
willigen, war  für  den  Grossherrn  keine  Staats- 
rücksicht  mehr  vorhanden.  Seine  häuslichen 
Unruhen  waren  beygelegt;  dem  gedemüthigten 
Ferser  hatte  er  als  Sieger  den  Frieden  vorge-  ll.Jifay. 

• 

o)  Seit  jener  Zeit  iat  ron  Frankreich  wabr  s^bliebtn,  nttd 
wird  noch  longo  wahr  bleiben,  waa  Antonloa  Verantla» 
getchrieben  hat:  y^Quicunque  Kaetenus ,  vel  populiy  vel  crviiaie»f 
^yGalUcae  amiciiiae  infßoluerü  «e  pasn  9uni  irretiriy  ii  profeeto 
^ytniijgnam  ei  fortunarum  et  lihertmtü  faefuram  yiecerunf»*^  Bpistol. 
«d  Joanu.  Fazy  i*  Jniii  iSb5,  ap,  KaUna  1.  e«  T«  XX U.  p.Syd- 


—    85a    — 

schtieben,  und  was  Heinrich's  des  zweyten 
listige  Sachwalter  ihm  von  des  Ostefireichischen 
Hauses  ausschweifender  Vergrosserungssucht 
vorgestellt  hatten,  wog  alles  auf,  Was  Busbec, 
WrÄnczy  undZay  von  ihres  Königs  Recht- 
*  schaffenheit ,  Freundschaft,  Mässigung  und  Frie- 

densliebe* in  zierlichen  Reden  vortragen  moch- 
ten; es  beiHStigte  ' ihn  sogar,  dass  der,  zum 
Schimpfe  des  Cnristenthumes  sogenannte  aller- 
I  christlichste  König  de^  Franzosen,  um  des  christ- 
lichen Kaisers  Carl  Bestreben  nach  der  Welt- 
herrschaft zu  vereiteln,  dieselbe  dem  Verehrer 
Mohammed's  einzuräumen  so  geschäftig  sich 
bezeigte  *). 
4  juniM.  ^^  Pfingstfeste   wurden    die   königlichen 

Gesandten  ohne  Frieden  und  Freude  des  Geis- 
tes aus  Amasia   entlassen ;    am  Joannbtage  ka- 
üD.  luUui.  men  sie;    Sonnabend  vor  Magdalena,    Solej-" 
man  in  Constantinopel  an  ^).     Wranczy  und 
Zay   wurden   daselbst   gleichsam    als   Geissela 
zurückgehalten ;    B u sb  e  c  setzte  Mittwoch  nach 
Maria    Heimsuchung    seine   Reise    nach    Wien 
fort.    «Ferdinand   sass  schon  seit  Sonnabend 
nach  dem  Weihnachtsfeste  zu  Augsburg,   und 
7.jlfor«— dort  seit  Donnerstag  vor  Reminiscere  bis  Don- 
27.  Se^br.  nerstag  vor  Michaelis   auf  dem  Reichstage  be- 
\schäftigt  mit  Beratlischlagung  über  die  Mittel, 
Friede  und  Ruhe  im  Reiche,    auch  bey  fort- 
dauernder Verschiedenheit  kirchlicher  Meinun- 


a)  yyCarolumy"  tchreibt  Antonios  Ver«ntiut  an  Sinkli- 
moser  (Epist.  i6.  Öctobr.  i655.  ap.  Kaiona  T.  XXII,  p.  ybu) 
yyCaesarem  eaiholieum  et  chrisiianum  principem y  prokihet  m*- 
^ynarcham  fieri ;  SoUmanum,  Turcam  atque  eihnicum ,  iacii :  nUi 
y%forf€U9e  f .  quod  alioqui  novere  ei  lippi  ei  ionsores ,  ipte  per  50- 
yyUmanum  eum  (Mouarchatum  chriatianitatis)  <i6i  9pondeai  et 
yypolUc^iur,  *^  h)  Aug.  Busbe^.   Epist.  I.     Anton.  Ve- 

rantii  Epist.  ad  Ferdin.  Ke^.  i.  Julii  ap.  Kaiona  l,  c*  T.XXII. 
p..  68g. 


—    83$    -- 

gen y  zu  erlxalien ;  denn  da  diese  Wirkung  we^ 
der  von  einem  allgemeinen,  noch  von  einem 
Tfational-Concilio,  am  allerwenigsten  von  wie« 
derhohlten  theologischen  Gesprächen  sich  er- 
warten liesse,  so  sollten  andere  christliche  und 
leidliche'  Wege  ausgemittelt  werden ,  damit 
nichts  destoweniner,  mittler  Zeit,  und  bis  man 
zu  irgend  einer  billigen  Vergleichung  gelangen 
lLÖni\te,  alle  Stände  und  Unterthanen  des  hei- 
ligen Komischen  Reiches  in  friedlichem,  ruhi- 
gem Wesen  beharren  möchten  *)«  Das  Resul- 
tat davon  war  der  sogenannte  Augsburg  er 
Reiigionsfriede,  der  Religiosität  und  der 
christlichen  Liebe  ermangelnd,  voll  fruchtba- 
ren Samens  zu  künftigen  Kriegen  in  Deutsci^li* 
land,  und  auch  in  Ungarn. 

Solejman's  Sendschreiben,  welches  Bus - 
bec,    zu  Wien   krank   danieder    liegend,    dem 
Könige   nach  Augsburg   gesandt  hatte,    sprach 
diesem  Siebenbürgens  Besitz  geradezu  ab,  und 
liess  ihn  von   dem  libermüthigen  Feinde  noch 
kühnere    Anmassungen    befürchten;    „Ungarns 
„und  Siebenbürgens  Länder, ^^  hiess  es,  „haben 
„wir   unter   Gottes   Beystand   mit  unserm  kai« 
„serlichen    Schwerte    erworben;     sie    sind    ujn- 
„serm  Reiche  einverleibt,  und  jetzt  im  Besitze 
„unserer    Knechte    und    Unterthanen.      Irgend 
„einen  .Theil  oder  auch  nur  einen  Platz  davon 
„so  ganz  ohne  Nolh  weggeben,  verrielhe  Leicht- 
„sinn    und    will    unserm    kaiserlichen    Ruhme 
„nicht  geziemen.     Haben  wir  vor  einiger  Zeit 
„dem  Könige   Johann    Ungarn    und    hernach 
„seinem  Sonne  mit   unserer  Fahne  Siebenbür- 


a)  Lehmann  ReichthandJangen  eto.  über  den  Reli^onafkit* 
den  Bd.  L  c.  a.  S.  ^  ff.  —  6a. 

YI.  Theil.  53 


;  ^ 


—    834    .—  " 

\ 

,,^en   überlassen,    so   geschah  es   als   Almoseit 
^,für    ihre    treue   Eri^ebenheit    an    unsere   hohe 
,,Pforte,    wie  auch  jetzt  noch  über  alle  mäch« 
^tijje  Fürsten,    welche  Zeichen  ihrer  Anhang- 
^,lichkeit    an  '  dieselbe    an    Tag    legen ,     unsere 
„Gnadenfülle   sich  zu   ergiessen    pflegt."     Auf 
^   den   Grund   der   Eroberung   und   der   almosen- 
mässigen  Verleihung   behauptet   der  Grossherr 
weiter,    dass    die    blossen   Nutzniesser   Sieben- 
bürgens nicht  befugt  waren ,  ohne  seine  Bewil- 
ligung die  Provinz   abzutreten  oder  zu  yertau- 
jfchen,    welches  er  jetzt  um  so  weniger  zuge- 
ben werde,    nachdem   er    erfahren    hatte,    dass 
Isabella    mit    ihrem    Sohne    durch   List    und 
Gewalt  aus  dem  Besitze  verdrängt  worden  sey. 
Ferdina^nd    müsse  Siebenbürgen  räumen;    im 
Weigerungsfälle  ihn  durch  M'atfcngewalt  dazu 
:^u  zwingen,    habe  er  die  nüthigen  Befehle  an 
die  Beglerbege  und  Sangiaken  bereits  erlassen; 
nur  auf  Antrag  der  königlichen  Gesandten  noch 
sechs  Monathe    lang   Stillstand   gebothen,    und 
dem  Auger  Busbec  Erlaubniss   ertheilet,    in 
dieser  Frist   seines  Herrn   letzte   entscheidende 
Willensmeinung  einzuhohlen  und  an  die  }u)he 
Fforte  zu  überbringen  *). 

An  Zäpolya\s  fünfzehnjährigen  Sohn, 
welcher  mit  seiner  Mutter  und  ihrem  Anhange 
15.  Afoj.  schon  zu  Sanok,  am  Fusse  der  Carpaten  st^nd, 
schrieb  er,  nie  werde  er  dem  Könige  Ferdi- 
nand von  dem  an  Johann  Sigmund  Zär 
polya  verliehenen  Lande  auch  nur  eine  Hand-\ 
voll  Erde  oder  ein  schwarzes  Stein  eben  be- 
willigen. Die  Faschen  von  Bosnien,  Ofen, 
Temesvär,  Szolnok;    die  Woiwoden  der  Mol- 


a)  BUmoirei  de  R  i  b  i  e  r  Tl  II*  p.  563« 


dau  und  WalacKey  seyen  beordert,  mit  ihrer 
Ijanzen  Kriej^stnacht  auszuziehen .,  sobald  Jo-^ 
liann  Sigmund  ihren  Bey$tand  fordern  würde: 
nur  .solle  er  in  Sanok  noch  so  lange  yerwei* 
len,  biH  Ferdiuand's  Boihschafter  anlange 
,]nit  der  Erklärung  desselben,  dass  er  in  Frie-* 
den  aus  Siebenbürgen  abziehen  wolle«  Dazu 
liabe  er  sechs  Monathe  Frist  gewähret  und  sei-* 
Ben  Faschen  Stillstand  aller  Feindseligkeiten  ge-* 
bothen  *).  Allein  die  Faschen  richteten  sich 
mehr  nach  ihres  Gebielhers  geheimen  Wiin- 
acken  und  Absichten,  als  nach  seinen,  bloss 
zum  Scheine  erlassenen  Befehlen;  und  noch 
Tor  Michaelis  hatte  Tuygan  die  königlichen 
Burgen  F^szt6  in  der  Heveser,  Yäsonkö  in  der 
Weszprimer,  Szent-Jakab  in  der  Szalader,  Ka- 

Eosvär,  Korothna,  Mesztegnyö,.  Mernye,  Ba- 
otsa  in  der  Sümegher  Gespanschaft  theils  über-* 
wältiget,  theils  durch  übereilte  Übergabe  in 
Besitz  genommen  ^).  Die  Besatzungen  bestan- 
den fast  überall  aus  Heiducken ,  welche  ohne 
Sold,  bloss  für  die  Freyheit,  im  königlichen 
wie  im  Türkischen  Gebieth  zu  rauben,  die- 
nend, von  den  Burghauptleuten  anstatt  ordent- 
licher Söldner  gehalten  wurden;  den  von  dem 
ICönige  angewiesenen  Sold  behielten  die  Be- 
fehlshaber für  sich.  ^Wenn  Ferdinand  her- 
nach über  des  Waffenstillstandes  Verletzung 
.  bey  den  Faschen  klagte,  erhielt  er  alle  Mahl 
zur  Antwort :  kein  WaiFepstillstand  dürfe  auf 
Schonung  und  Sicherheit  für  Räuber  bedingt; 
ihre  Züchtigung  und  Vertilgung  könne  nie  als 
Verletzung   des   Viertrages    angeaehen   werden; 

o]  Mömoiret  de  Ribler   1.    t»  p.  565.  V)  Ferdinandi 

Reg.  Liter,  ad  Solynaa«  öniponti  4.0etobr«  1666.  up.Frmj  £pp. 
Frocc.  r.  III.  p.  76. 

55* 


—    856    — 

die  Faschen  hätten  nur  gethan^  was  der  König, 
sowohl  durch  ihre )  als  durch  seines  eigenen 
ruinirten  Landvolkes  gerechte  Beschwerden 
aufgefordert,  schon  längst  hätte  thun  sollen, 
und  was  hey  seinejn  Mangel,  an  Willen,  oder 
an  Macht,  statt  seiner,  von  den  Faschen  ge- 
schehen müsste  *). 
U.lfovhn  Donnerstag  nach  Martini   vollzog  Ferdi- 

nand zu  Wien  für  seine^Bothschafter  Busbec, 
Wranczy   udd   Zay    neue   Vollmachten;     die 
Vorschriften,    nach   welchen    sie  unterhandeln 
sollten ,  waren  von  dem  Osterreichischen  Vice* 
Kanzler    Jonas    Obernburger    und    seinem 
Amtsgenossen  Singkhmoser    aufgesetzt  wor- 
'den.     Die  Gesandten  sollten  auf  Siebenbürgens 
Besitz    bestehen,    weil    es    der   König,    weder 
durch  List,  noch  durch  Gewalt,  sondern  durch 
rechtlichen  Vertrag  mit  Isabella,    gegen   an- 
gemessene  Entschädigung   iibernommea    hätte: 
wäre   diese*  noch   nicht  zureichend,    so  vfollte 
sie  der  König  nach  Möglichkeit  erhöhen,  bloss 
aus   Achtung    für  die*  Wünsche   Solejman's, 
und  damit  Zapolya's  Nachkommenschaft   so- 
iVohl,  als  alle  Mächte  Europa's  erkennen  möch- 
ten, wie  viel  ihm  an  Frieden  und  Freundschaft 
mit  d^r  hohen  Pforte  gelegen  sey.     Wie  Lsa- 
|>ella,    so  wolle   auch  Ferdinand   den   jähr- 
lichen Tribut  für  di^  Provinz  entrichten;     die 
Gesandten    hatten   Vollmacht,    sogar  Erhöhung 
desselben  zu  bewilligen;  in  Ansehung  der  Sache 
könne   es   dem   Grossherrn    völlig   gleichgültig 
seyn,    von   wenn   er  die  Zahlung   erhielte,    in 
Rücksicht  der  zinspflichtigen  Person  aber,  wäre 
zwischen    einer    wankelmüthigen,     machtlosen 


o)  Forgact  Lib.  V.  p.  i33  aqq. 


-    837..- 

Frau  mit  ihrem ;  kleinen  Anhange,  und  dem 
YQfnehmsten,  angesehensten,,  mächtigsten  Mo- 
narchen Europa's  ein  grosser,  für  Sole  jm  an 's 
Ruhm  entscheidender  Unterschied.  —  Die  Ver- 
fasser dieser  königlichen  Anweisung  wussten 
nicht,  oder  hatten  vergessen,  dass  ein  Könige 
welcher  so  selten,  und  immer  nur  einige  Tage 
in  seinem  Reiche  Hof  hielt,  nie  an  der  Spitze 
seiner  tapfern  Heermacht  erschien,   durch  un*- 

feschipkte  K  atzianer,  Rogendorffer,  Teu- 
el,  oder  niederträchtige  Castalder  sich  ver- 
treten, und  so  üher  zwey  Drittelseines  Reiches 
sich  wegnehmen  l^ess,  weder  von  dem  kräfti- 
gen ,  thätigen ,  siegherühmten  S ol  e j  m  a  n ,  noch 
von  dem,  durch  seinen  Geist  gebildeten  Divau 
/ür  Europa's  angesehensten  und  mächtigsten 
Monarchen  gehalten  wurde;  ein  trauriger  ße** 
weis,  disiss  die  ausfertigende  Staatskana^elley 
aus  allen  inhahsvollen  Berichten  des  Bischots 
"Wränczy  Nichts  gelernt  hatte« 

Unter  melirern  Rücksichten^  welche  den 
Gross -Sultan  bewegen  könnten,  den  König  in 
Siebenbürgens  Besitz  zu  bestätigen,  sollten  die 
.Gesandten  vorzüglich  Ferdinand's  redliche 
.und  treue  Beobachtung  der  Waffenruhe,  w$ih-  x 
rend  Solejman  in  Per^ien  Krieg  führte,  her- 
vorheben, Pi&se  Anweisung  gründete  sich  auf 
irrig  vorausgesetzte  Unbekanntschaft  des  Gross- 
Kerrn  mit  Ungarns  Verbal tnissen  und  Kriegs- 
verfassung; ei*  wusste  nur. zu  gut,  dass  Fer- 
dinand sich  lieber  mit  ^^n  jpelitschen,,  als 
.  mit  den*  Ungrlschen  ReichsangeJegenheiten  be- 
fasste;  dass  ihn  seine  vertrauten  Räthe  und 
Hofherren  von  Anführung  der  Reichsmacht  in 
Person  stäts  zurückhielten;  dass  die  Mai^naten 
und    die   Adelsgesammtheit,    ohne    den   König 


—    flöH'   -- 

an  ihrer  Spitze ,  nie  Mann  fiir  Mann  zu  Felde 
ziehen  würden;  dass  er  folglich,  zöge  er  auch 
bis  nach  Indien,  von  Ferdinand  keine  er- 
hebliche Feindseligkeit,  keine  wichtige  Unter- 
nehmung wider  seine  Faschen  in  Ungarn  zu 
befürchten  hätte. 

Würde  ungeachtet  aller  billigen  Vorschläge, 
*  Verheissunjjen  und  Beweggründe  auf  Sieben- 
lürgens  Abtretung  an  Isabella  un3  ihren 
Sohn  bestanden,  so  sollten  die  Bothschafter 
bemerken,  dass  bey  aller  Bereitwilligkeit  des 
Königs,  das  Verlangen  des  Grossherrn  zu  er- 
füllen, das  im  Europäischen  Staatenbunde  ob- 
waltende Beeilt,  dass  Pflicht  und  £hre  ihm  nicht 
gestatteten,  hierüber  ohne  Berathschlagung  mit 
den  übrigen  christlichen  Fürsten,  mit  seinen 
andern  Erbstaaten,  ohne  yorläufige  Einwilli- 
gung und  Genehmigung  seiner  Ungrischeo 
Reichssassen  zvt  entscheiden;  dazu  sollten  sie 
unter  A;irühmung  der  grossherrlichen  Geredi- 
tigkeit  und  .  Grössmuth ,  unter  den  heiligsten 
Versicherungen  von  des  Königs  Aufrichtigkeit, 
um  Gewährung  längerer  Frist  von  zvfey  Jah- 
ren, oder  wenigstens  Einem,  anhalten,  ne- 
lenbey  auch  eben  so  lange  Waffenruhe  zu  er- 
langen suchen.  Auf  die  mögliche  Erklärung 
des  Gross -Sultans  und  seines  Divans,  dass  im 
Falle  Zäpolya's  Sohn  seiner  Wiedereinsetzung 
in  Siebenbürgens  Besitz  entsagte,  sie  die  Pro- 
vinz entweder  dem  Türkischen  Reiche  völlig 
einverleiben,  oder  derselben  Verwaltung  unter 
'  unmittelbarer  Herrschaft  der  Pforte  einem  an- 
dern Eingebornen  übertragen  würden;  sollten 
die  Gesandten  erwiedern,  dass  ihr  König,  un-' 
.  beschadet  seiner  Bhre,  ohne  Gutachten  und 
B^^tritt  anderer  christlichen  Fürsten,    Mächte 


-    839    ^ 

und  Staaten ,  weIcKen  er  liierin  Verpflichtet  sejr, 
in  solche  Lossrelssung  Siebenbürgens  von  Uor 
garn  schlechterdings  nicht  einwilligen  dürfe; 
dass  er  jedoch  geneigt  sey,  allen  billigen  Wün- 
schen des  Grossherrn  zu  willfahren,  nur  möge 
dieser  ihm  die  erforderliche  Zeit  und  Ruhe^ 
in  welcher  es  ohne  Verletzung  seiner  Ehre 
und  seines  Rufes  geschehen  könne,  gewäh- 
ren *).  Solejman  unterhielt  aber  allenthal- 
ben,  vorzüglich  jetzt  in  Ungarn  auf  jedengi 
wichtigen  Platze,  emsige  Kundschafter;  und 
die  lockere  Verbindung  der  Europäischen  Staa- 
ten-^Republik,  Ungarns  Unabhängigkeit  von 
auswärtigen  Mächten  und  von  des  Römischen 
Königs  übrigen  Erbländern,  war  in  dem  Divapr 
so  genau  gekannt,  das.s  die  diplomatische  Vor- 
flchiebung  einer  Unwahrheit  hierin,  gerade  das 
Mittel  war,  den  Zweck,  zu  yerfehlen,  die  Ein- 
gebungen des  Französischen  Hofes  zu  bestäti- 
gen^ den  Argwohn  zu  versiärkeqi,  und  keinen 
Walfenstillstai/d  zu  erlangen. 

In  den  ersten  Tagen   des   nächsten  JahrßS  J^C-  iSb6.* 
•war   Auger   Gislen    von   Busbec   zu  Con- ^'^•^•**' 
stantinopel  angekommen.    Nach  ihrer  Gewohn-  * 
lieit   forderten    der    Grossvezier   Rustan   und 
die  übrigen  Faschen  vorläufige  Mittheilung  sei-    ^ 
ner  Aufträge;    und  als  sie  erfuhren,  dass  Fer- 
dinand von. dem  Vertrage  mit  Isabella  über  . 
Siebenbürgen  nicht  abstehen  wolle,  liessen  sie 
den    heftigsten     Ausbrüchen     ihres    Unwillens 
freyen  Lauf.     Vergeblich  verlangten  die  ßoth- 
schafter,  dem  Gross -Sultan  vorgestellt  zu  wer- 
den;   „sie  hätten  nicht  Köpfe  genug  zu  verliQ* 


o)  VolNtlncItg   ftiiit  die  lottniction   bey  MilUr  RpUtaUo 
Imperatonin  ei  iUliiai  Ferdinamli  L'  et  MaximiÜMii  p*  b^» 


84o 


^ren,^'  erwiederten  die  Fauchen ^^  9) um  ihrem 
i^gro.sneii  Beherrscher  die  Bothen  eines  ohn- 
,mächugeD,  des  Friedens  hediirftigen,  nur  in 
^listigen  Wendungen  und  Ausflüchten  starken 
yFiir.Hen  mit  beleidigenden  Anträgen  vorzu- 
,f Uhren.  Solejman  lasse  jetzt  am  allerwe- 
^nigsten  mit  sich  spielen^;  siegreich^  doch  er- 
^müdet  von  Anstrengung,  und  arm  an  Beute j 
,habe  er  seinf  Heerscharen  aus  Asien  zurück- 
jgebracht;  nichts  könne  ihm  erwünschter  kom« 
,men,  als  gerechter  Anlass,-  sie  nach  Ungarn 
,zur  Erhohlung  an  der  Einwohner  Habe  und 
^Gut  zu  führen;  bald  werde  die  Unterwerfung 
,des  kleinen  Gebiethes,  in  welchem  Ferdi- 
,nand  noch  König  hiesse,  ToUbracht  seyn. 
yDarum  sollten  die  Gesandten  sich  ruhig  und 
^verborgen  halten,  den  schlummernden  Löwen  , 
,nicht  aufreitzen,  noch  durch  Unklugkeit  das 
^unvermeidliche  Schicksal  ihres  Gebiethers  be- 
^schleunigen ;  das  gelindeste  Loos,  welches  sie 
^selbst  treffen  dürfte,  wäre,  dass  ihrer  zwey 
,in  tiefen  Kerker  wandern  müssten;  der  dri)te 
,mit  abgeischnittenen  Nase  und  Ohren  seinem 
, Herrn  zurückgesendet  würde."  Sogleich  wur- 
den sie  in  ihrer  Wohnung  streng  bewachet 
Niemanden  wurde,  zu  ihnen  Zutritt  gestattet; 
ihnen  jeder  Ausgang  in  das  Freye  verweigert; 
nirgends  Gehör  gewähret;  und  diese  Behand- 
lung mussten  sie  durch  siebzehn  Monathe  er- 
dulden *). 

Inzwischen  hatte  sich  die  Lage  der  Dinge 
in   Siebenbürgen  völlig   verändert,    in   Ungarn 

a)  Auger  11  Busbequii  Epistol.  IT.  de  i4.  Julil  i556.  A»- 
ton  Verantii  ot  Collfgar.  Ep.  ad  Ferd.  Reg.  de  i.Julii  1667. 
•p.  Kvtonal,  c.  T.  XXII.  p.  y66.  Ferdinand!  Heg.  Liter, 
ad  Oratorca  Viunnae  19.  Itfartii  i656.  ap«  MlUUer  p.  ii6« 


—    84i    -- 

um  ein  Beträclitliches  yersclilimiiiisrt.  Solej« 
maii's  neuesten  Befehlen  gemäss^  sollten  der 
Gros.srezier  Rustan  zur  Heerfahrt  gegen  Ud^ 
|;arn  sich  rüsten,  der  Beglerbeg  von  Morea 
-Kriegsvolk  sammeln,  Haly-Fascha,  an  Tuy<^ 
gan's  Stelle  zum  Beglerbeg  von  Ungarn  er«- 
nannt,  und  Kazzuh-Pascha  von  Temesvir 
in  das  königliche  Gebieth  einfallen,  die  Woi** 
"woden  der  VTalachey  und  der '  Moldau  zum 
Einrücken  nach  Siebenbürgen  sich  bereit  hal- 
lten. Diese  Bewegungen  von  allen  Seiten,  mehr 
durcli  drohende  Gerüchte,  als  durch  rasches 
Handeln,  angekündiget ,  erweckten  in  Ungarns 
nördlichem  und  östlichem  Gebiethe  sowohl,  als 
in  Siebenbürgen  die  ängstlichsten  Besbrgnissei 
in  welchen  dort  die  mächtigsten  Landherren 
und  Magnaten,  Franz  Bebek  mit  seinem  Sohne 
Georg  in  der  GSmörer,  Franz  Terinji  in 
der  Aba -*  Ujvirer,  Gabriel  Ferenyi  und 
Franz  Nemethy  von  Zeteny  in  der  Zem^ 
pl^aer,  Georg  Tirczay  in  der  Saroser  Ge-* 
spanschaft,  alle  berüchtigt  ducch  Raub  un4 
Gewaltthaten,  mit  ihren  nicht  minder  schlechr 
ten  Uausverwandten  und  Schutzgenossen  von 
Ferdinand  abAelen,  und  der  Faction  Isa^ 
))ella's  beytraten;  hier  die  drey  Nationen 
in  Maros  -  Yäsirhely  sich  versammelten,  um 
über  die  wirksamsten  Mittel  ihrei^  Selbsterhal^ 
tung  zu  berathsphlagen*  Der  Tag  wurde  mit 
des  Königs  Genehmigung  gehalten;  von  den 
Woiwoden  der  Fravinz,  Stephan  Dob6  und 
Franz  Ken  d^y  :  in  <  Gegenwart!  4les  Biscbo& 
Paulus  Bornemiszsza  erüilnetj  Herr  Jor 
hann  Fetho  vöt  Gerse  wohnte  ihm  als.kö- 
niglicher  Abgeordneter  l>ey,  und  sprach  von 
Ferdinand'a  Macht ,   Kifer ^   Anstrengung, 


—    »4a    -r 

fiiütne  treuen  Völker  zu  bescKirmen ,  eine  Menge 
kerriicher   Worte,    an   welche    niemand    mebr 
glaubte,    und   weckte   nur   der    Hörenden    Un- 
willen,    da    er  *Riit    sichtbarer    Kiinsteley    sich 
hütete,    seinen  Yortra^^   aus   dem  Kreise  allj^e- 
meiner,    nichts  Bestimmtes   bezeichnender  Re- 
densarten heraustreten  zu  lassen.     Als  die  Reihe  ; 
des    Sprechens    die    Stände    traf,    ergossen    sie   . 
sich  Yor  Allem  in  bittere  Vorwürfe  des  Geitzes  \ 
und  der  Erpressungen,    wodurch  der  Woiwod 
Dobo  seinen  zu  Erlau  erkämpften  Heldenruhm 
in  Verwaltung  der  Provinz  befleckt  hatte.    Nicht 
weniger  als  er,  war  der  Woiwod  Kendy  der- 
selben Niederträchtigkeiten  schuldig;    aber  die- 
ser gehörte   zu   I  s  a  b  e  1 1  a '  s  zahlreicher  Fae« 
tion,  und  blieb  mit  Vorwürfen  verschont,  wenn 
auch  mir  darum,   weil  er  aus  Raubneid  schon    j 
lange  Do  b6's  heimlicher;   seit  einem  heftigen    < 
Zanke  'über  den  'Besitz   eines  Rappen   öfFentli-    j 
t^her  Feind  war.     Was  seitdem  das  Volk  nur   j 
unt€r  sich  sprach:    „für  einen  Schimmel  haben 
i,unsere  Vorfahren  das  Land  erworben,  welches 
^, jetzt    eines    Rappen    wegen    yerloren    geht;'^  j, 
wurde  laut  in  der  Versammlung  ausgesprochen   ; 
-und    mit    Beyfall    aufgenommen.      Man    klagte 
liber  den  König  wegen  Sendung  solcher  Macht- 
haber;  man  bemerkte,  dass  er  der  erste  König 
sey,    welcher   die  Provinz  nicht  besucht  habe, 
-sie  vernachlässigte,  verachtete;   worauf  sogleich 
der  Antrag  folgte^  ihm  abzusagen  und  für.Ziv 
pölya's  Sohn  sich  zu  erklären.     Da  trat  der 
Woiwod  D-ebö  mit  Bischof  Paulus   yofetlig 
aus    der   V^rtemmlung,    wähnend    durch,   ihre 
Abwesenheit    die   Fassung    kuhner   Beschlüsse 
ku^ hintertreiben;    aber   der  Woiwod  Kendr 
blieb;   und  man  einigte  sich  dahin,  eine  Both- 


~    «45    ~ 

Schaft  an  den  Konig  abzuordnen,  unterdes.^eti 
'die  oberste  Kriegsgewalt  dem  Herrn  Mel- 
-chior  Balassa  zu  übertragnen« 

Montag   nach   Exsurge   erhielten   Ladis- g.  jr«(i 
^law  Kemeny,  der  Ungern;- Johann  Szom* 
•bory,  der  Szekler^    der  Rechlsgelehrte  Tho- 
imas    Bomel,    der   Sächsischen    Gesammtheil; 
■und  der  Gyula-Weis.senburger  Domherr  Gre- 
e g o rius  Ramanczi,  des  Clerus  Verordnete, 
i^su  Wien   bey  Ferdinand  Gehör.      Sie   tru- 
Igen  vor:    Lange  genug  hätten  sie  unter  seiner 
tHegierung  abwechselnd  an  den  zwey  äussersten 
sKnden    des    menschlichen  Lebens,    Angst  und 
I  froher  Erwartung,    gestanden.      Jetzt    sey    der 
{benachbarte  gewaltige  Feind,  nach  Beruhigung 
;  seines  Hauses   und  seiner  Provinzen   in  Asien, 
I  Sjrey  von  Kriegssorgen ,  mächtiger,  libermuthi« 
ger,    furchtbarer  als  jemahls.      Er  habe  ihnen 
angekündiget,  ihr  Land  mit  Feuer  und  Schwert 
zu  verheeren,    ihre  Wohnplätze  zu  zerstören, 
«ie  aus   dem  Leben  zu  vertilgen,    ihre  Kinder 
lind  Frauen  in   ewige   Sclaverey  wegzuführen« 
Dass  er  Wort  halten  werde,   und  auch  könne, 
darf  man  nicht  bezweifeln,    wenn  man  weiss, 
vie  Tetnesvär,  wie  Lippa,  wie  Ungarns  gröss- 
ter  Theil   unter   seine  Gewalt  gekommen   sey.. 
^8eine    Majestät    möchte    daher    Siebenbürgen« 
Nationen  Eines  von  beyden  gnädigst  gewähren; 
entweder  mit   einer  hinlänglich  starken  Heer-^ 
macht   sie   und   ihr  Land    sogleich  wider  des 
Feindes  Anfälle   beschützen;    oder  sie  des  Ei- 
des der  Treue  und  Unterthänigkeit  entbinden^ 
damit  sie  selbst  im  höchsten  Drange  der  Ge- 
fahr alle  ersprieasiichen  Massrageln  für  ihr  und 
des  Vaterlandes  Heil  ergreifen  Könnten.     Wäre 
Er   des  Erstem  unvermögend ,    so   könnte   er 


--    844    -- 

Letzteres^  m  Ansekuns  ihrer  buher  bewiese« 
pen  Treue 9  ihres  und  ihrer  Liebeu  unvermeidr 
liehen  Unterganges,  ihnen  nicht  verweigern. 
Was  er  auch  entscheidend  aussprechen  möge, 
sie  werden  es  annehmen,  genehmigen,  befol«- 
gen.  Das  Eine  oder  das  Andere  werde  ent- 
weder er  gewähren,  oder  die  Nothwendigkeit 
ihnen  aufdringen  *). 
13.  März.  Erst  Freytag  vor  Lätare  wurde  ihnen  Be- 

scheid  ertheilt;    also    vier   und   dreyssig  Tage 
brauchte   der  Wiener  Staatsrath  zu   überlegen, 
was  zu  antworten  sey  in  aem  Augenblicke,  in 
dem  der  König  Gefahr  lief,    eine  ganze  Pro- 
vinz, voll  herrlicher  Maturschätze  und  tapferer 
Völlker,  zu  verlieren.     Und  wie  sprach  die  so 
lange  überdachte  Antwort  sich  aus?     „Die  Sie- 
„benbürger  sollten  treu  in  Eid  und  Pflicht  be« 
^,harren;    keine  Neuerungen  anfangen,  keinem 
y,andern  Fürsten   sich  ergeben,    im  Gange  der 
^,Friedensunterhandlungen  mit  dem  Gross- Sul- 
^,tan,    mit  dem   Könige  von  Pohlep,    mit  der 
^,Königinn  Isabella  nichts  unternehmen,  und 
y,durch     die    Anschläge     einiger    Bösgesinnten 
^,nicht  mit  Geringschätzung  des  königlichen  An* 
„Sehens,    sich    zu   Schritten   verfülu*en   lassen, 
9, welche  ihrer  bisherigen  Treue  und  Standhaf- 
„tigkeit  zuwider  liefen  ^)/^     Um  sie  in  dieser 
Gesinnung   zu   stärken,    o^er   vielmehr   wieder 
zu  ihr  zu  bekehren,    begleitete   Herr  Ladis- 
Jaw  Bdnffy   die  Yerordneteti   in   die  Provinz 
zurück;  .allein  dort  war  ohne  bewaifnete  Macht, 

a)  Also  dqr  g1eichie]ti£e  Gross wdrdeiner  Bischof  Fr  an cis- 
cus  Forgacs  (  ITist.  Lib.  VI.  p.  i3g,)  ganz  übereinstimmend 
init  dem  ebenfalls  gletchseitigeu  Hermannatädler,  Syndicus  Mi» 
cliael  Siglcr  (Chronolog,  ap.  UeL  Monument.  Decad.  1.  p.74. 
h)  S ig  1er  Chronol.  1.  c.  p.  76.  Foirgdcs  sagt:  y^Oratom 
^yhona  tpe  eue  Juni,  ambiguo  reip9nso  dimisti  tunU**   . 


—    845    — 

'von  wenig.^tens  hundeirttausend  Mann  unter  An- 
"^fiihruDg  des  Königs  oder  eines  Un^rrischea 
'  Feldherrn  ^  nichts  mehr  zu  thun.  D  o  b  6 '  s 
*und  Banffy's  Vorstellungen,  Verheissungen, 
? Bitten,  Ermahnungen  wurden  von  Ungern  und 
'Sz6klern,  endlich  sogar  von  der  Sächsischen 
'  OiBsammtheit  verachtet,  ^^mi^  hatte  sie  allein 
dem  Übertritte  zu  Zdpolyirs  Sohn,  seiner 
i'Ton  zwey  Nationen  bereits  geschehenen  Er- 
^nennung  zum  Könige,  und  der  Aufstellung 
1' seines  Wappens  widerstanden;  <nachdem  sie  aber 
^TOn  ihrem  Verordneten  Thomas  Bomel,  den 
^Wiener  Hofbescheid  vernommen  hatte,  sandte 
i  der  Hermannstädter  Rath  Bothen  an  Peter 
i^Petrovics  mit  Anerbielhungen  der  Treue 
'Und  des  Gehorsams  gegen  Z^polya*s  Sohn 
ü  unter  der  Bedingung,  dass  vor  Ankunft  des 
i  w wählten  Königs  Johann  Sigmund,  in  keine 
iisächsiche  Stadt  Besatzung  gelegt,  der  sfaats« 
kc  bürgerliche  Stand  der  Gesammtheit  unverletzt 
i  erhalten ,  das  zu  Hermannstadt  aufbewahrte 
; schwere  Geschütz  des  Königs  Ferdinand  nicht^ 
f  ehe,  als  bis  Ruhe  und  Ordnung  im  Lande  her- 
^stellt  sey,  weggeführt,  und  alles  Vergangene 
vollkommen  verziehen  werde  *). 

Petrovics  gab  ihnen  hierüber  urkund^ 
liehe  Versicherung,  rückte  aus  Lugos  in  Sie-- 
l)enbürgen  ein,  sandte  einen  Theil  seiner  Mann- 
schaft vor  Deva,  er  selbst  nahm  Mühlenbach 
ein.  Gyula-Weissenburg  belagerte  Melchior 
Balassa,  von  dem  Bojaren  Motzog  mit  acht-* 
tausend  Moldauern  verstärkt;  zwölftausend  Wa- 
lachen  kamen  über  Kronstadt  in  die  Provinz, 
und  wurden  zur  Einschliessung  der  Festungen 


a)  Sigler  Chrouolog.  I.  c 


—    846    — 

.  Belhlen  und  Samos-Vjr^r  beordert.  Aufrich- 
tig beklagten  jetzt  die  königlich  gesinnten  Land-\^ 
berren  Martinuzzi'.s  Ermordung,  nichts  vott  \ 
dem  Allen  hätte  unter  seiner  VerMraltung  ge-  \ 
schehen  können;  des  gewaltigen  Sturmes  Aus-  j 
bruch  wurde  als  göttliche  Bestrafung  des  ab-  '; 
Acheulichen    Staatsstreiches    betrachtet.       Von  . 

1 

Ferdinand    war    keine   Hülfe    zu    erwarten;! 
von   der   sich  aufdringende   neuen  Herrschaft  j 
kein  Heil  zu  hoffen;   wer  früher  unbewegliches   : 
Vermögen  in  bares  verwandelt  und  in  Sicherheit   ' 
gebracht  hatte y  konnte  auswandern ,  aber  girund«  j 
sässigen  Herren  geboth  die  Noth wendigkeit  eine   \ 
andere  Handlungsweise.     Von  dieser  Nothwen-   ; 
digkeit  gedrängt,  wandte  sich  unter  Andern  auck   i 
Andreas  Bitkory   aus   dem   Hause  Somlje, 
Chrisfoph's  und  Stephan's  Bruder,  der 
Margaretha  Ma jläth  Gemahl,  dreyer  Söhne, 
Stephan,    Balthasar  und  Andreas,    Vater, 
Besitzer  vieler  Güter  jenseits   der  Theiss   und 
'l8.)lfKrs.  in  Siebenbürgen,  jetzt  zu  Alvincz  sitzend,    an 
>den  Falatin  Nadasdy,  bittend  um  dessen  Ver- 
mittelung  bey  dem  Könige,  da^s  ihm  und  sei- 
ner Familie   bewilliget   werde,    ohne   den  ^la~ 
kel  der  Treubrüchigkeit  zu  Zäpolya's  Sohne 
überzugehen,    wozu    er    sich    in   der   von  Pe- 
trovics    verliehenen  Frist  von  sechzig  Tagen 
entschliessen   mü.^iste,    wenn   er   nicht   mit   den 
Seinigen,    entweder  in  widerstrebendem  Kam- 
pfe, oder  in  Türkischer  Sclaverey   untergehen 
wollte  ■). 

Sonnabend  vor  Judica  kam  Georg  M^csh- 
kissy,  von  Fetrovics  gesandt^  nach  Her- 


a)  Andr.  Bäthojrr  Epiat.   ad  Palatm.  ia  Alrinci  iS.  Mirtii 
i560.  ap.  IVoj  Bpiat.  Frocer«  P«  Ui.  p.  80.  _, 


—    «47    — 

I 

lanoMadt,  fordernd  voti  der  SScIisischen  Ge- 
imintheit  dreyliundert  Mann  Büchsenschützerii 
ombarden  und  allerley  anderes  grobes  Ge* 
^ittz.  Letzteres  wurde  verweijjeri ,  mit  Be- 
ifuDg  auf  des  Petrovics  urkundJiclie  Ver- 
cherung;  die  dreybundert  Mann  wurden  aus- 
»hoben  und  abgefertij[t ;  aber  aucb  diess  wurde 
yn  dem  Volke  als  Verletzung  seiner  Reckte 
sd  Freybeiten  angeseben.  Iti  den  ersten  Ta- 
sn.  regte  sieb .  drohendes  Murren,  und  da  es 
cht  sogleicb  mit  Kraft  erstickt  wyrde,  weckte 
; .  zum  Aufrubr.  Königsricbter,  nicbt  aner« 
innt  von  Ferdinand,  aber  als  verdienstvol- 
r  Mann  geacbtet  von  den  Edlern  im  Volke, 
■r  Jobann  Rotb;  Bürgermeister,  und  von 
erdinand  ernannter  Graf  der  Nation,  Fe- 
\T  Hai  1er  von  Ilallerstein ,  beyde  des  unga-* 
limeii  Föbels  Bewegungen  veracbtend.  Dins- 
g  vor  dem  Osterfeste  in  der  zweyten  Stunde 
ich  Mittag  stand  von  mebrern  Seiten  Her- 
adnstadt  in  Flammen;  fünfbundert  secbs  und 
»unzig  Häuser  und  drey  Klöster  wurden  ein- 
räncbert.  ,Als  Jobann  Rotb,  am  folgen- 
^n  Tage,  von  den  Anfübrern  gezwungen,  die 
erwüstun«;  besicbti^^te  und  in  sein  Haus  zu- 
ickkebrte,  wurde  er  durcb  jeinen  Flinlenscbuss 
rtödtet,  sein  Leicbnam  vor  die  Stadt  ge- 
kleppt  und  unter  bingericbteten  Missetbatern 
»graben  *).  Die  vorziiglicbsten  Stifter  des 
ttfrubrs,  Brandes  und  Mordes,  zu  spät  Eife- 
r  für  den  recbtmässit'en  Könit;,  ilücbtetea 
:h  nacb  Osterreicb;  nur  drey  derselben  wur- 
m  ergriifen  und  auf  öiFentlicbem  Marktplatze 

i)  Nach  wiederhergeatcllter  Rohe  wurde  er  Ton  jener  Stätte 
ijler  erhoben ,  und  mit  allen  Ehrenbezeigungen  in  der  liaupt- 
ehe  bejrgeaetst« 


/ 

f 


—    848    ^ 

etithauptet. '  Jetzt  erst ' übernalun  Haller  von 
Hallerstein  als  Graf  der  Nation  die  Ver- 
waltung; des  Königsricht  er -Amtes;  aus  Ach- 
tung für  Roth's  Verdienste  hatte  er  sich  des 
Gebrauches  seiner  Rechte  und  Vorzüge  bisher 
enthalten  *)^ 

^.jipriL  Die    drey    hundert    Sachsen    wurden    bey 

Untergrabung  der  Gyula-Weissenburger  Mauern 
aufgestellt;  Donnerstag  yor  Jubilate  übergab 
die  Besatzung  gegen  freyen  Abzug  und  Sicher- 
heit des  Eigenthumes  dif  Stadt^und  zog  nach 
Gyalu  zu  dem  Bischöfe,  in  dessen  Sold  sie 
stand.  Von  Weissenburg  führte  Melchior 
N  Bali^ssa    einige  Haufen   an  den  Szdmos,    die 

Belagerung  von  fJjvar  zu  unterstützen.  Dahin 
hatte  sich  der  Woiwod  Stephan  Dobö  mit 
seiner  Gemahlinn,  Tochter  des  Blasius  Su- 
lyok,  mit  seinem  "Sohne  und  mit  seinen  Ver- 
wandten Georg  Bocskay,  Paul  Forgdcs 
und  Andern )  bey  dem  ersten  Ausbruche  der 
Revolution  zurückgezogen,  seinen  Bruder  Do- 
minik, Vice-Woiwoden  nach  Wien  gesandt, 
um  dem  Könige  die  dringende  Gefahr  und  die 
Nothwendigkeit  eiliger  und  kräftiger  Hülfe  an- 
zuzeigen. Bey  seiner  Rückkehr  wurde  er  von 
der  Moldauern  gefangen  genommen,  nach  Con- 
stantinopel  geliefert,  dort  mit  schweren  Ketten 

'  belastet  in  die  sieben  Thürme  eingeschlossen, 
und  täglich  nur  für  Einen  Asper  verpfleget, 
ohne    dass    ihm    defi   Königs    Gesandten    einige 

•Unterstützung  zuwenden  konnten  ^).    Auf  wie- 

derhohlte  Bothschaften  nach  Wien  erhielt  Ste- 

*  phan  nichts  weiter,  als  viel  verheissende  Worte 

ff)  Sigler  Clironolog.  1.  c  p.  76.  h)  Anton.  Verantii 

Epiat.  ad  Ferd*  Heg..  9.  April  16^7.  ap.  Kaiona  1.  c.  T.  }LXiL 
*  p.  955. 


-    849    - 

tind  dringende  Ermahnungen  zu  standhaftem 
Widerstände.  Bey  seiifer  Einsetzung  in  die 
"Woiwodschaft  hatte  der  König  yersprodben,  im- 
merfort zwey tausend  Reiter  und  tausend  Mann 
FussYolk,  jene  sowohl  als  diese ,  Ungern  von 
Geburt,  in  Siebenbürgen  zu  unterhalten ,  Dohcj 
und  Kendy  sollte  jeder  von  den  erstem  zwey-, 
von  deux  letztem  Ein  hundert  besolden;  det 
Sold  der  übrigen  war  an  die  königliche  Kam- 
mer angewiesen  ').  Allein  da  die  Stände  Sie- 
benbürgens zu  Maros  -  y äsarhely  sicl>  versam*^ 
melt  hatten,  war  nicht  die  Hälfte  dieser  Mann- 
schaft unter  Waffen ,  und  die  wirklich  Dienen- 
den halten  schon  seit  geraumer  Zeit  den  Sold 
eu  fordern.  Die  Kammer  zahlte  nicht;  *Fer- 
dinand,  auf  D ob 6s  Diensteifer  sich  yerlassend, 
sandte  weder  Geld  noch  Waffenvolk.  Dob6 
mochte  sich  in  keine  Vorschüsse,  Bischof  Pau- 
lus 'Bornemiszsza  m  keine  Darlehne  ein- 
lassen; in  völligem  Mangel  des  nothdürftigen 
Unterhaltes  zogen  ehrsame  WaiFenmänner  heim 
2u  ihrem  Herde,  und  die  auch  dessen,  wie 
der  Rechtlichkeit,  entbehrten,  trieben  anstatt 
des  WaJFendienstes  Raub  ^).  Darum  hatte  D  ob6 
schon  im  Sommer  des  verflossenen  Jahres  von 
Ferdinand  seine  Entlassung  verlangt,  doch 
nicht  erhalten;  und  eben  so  vergeblich,  er- 
neuerte er  durch  Nä das dy 's  Verwendung  sein© 
Bitte  jetzt,  da  er  sich  auf  das  Äujsserste  bedrängt 
sah,  und  fünf  seiner  Vettern  mit  fünfzig  haus- 
verwandten  Rittern  bereits  in  Feindes  Gewalt 
gerathen  waren  ''). . 

a)  Urkunde  FerdinanJ't  v.  a8.  Mty  i553.  hej,Pray  Anna!. 
P.  V.  p.  489.  h)  PorgAcf  Lib»  VI.'p.  i4oti(q,  e)  Steph. 
Dobo  Epiit.  ad  Palatinum.  Ujvar  i3«  April  ap«  Pray  Epitt* 
l'rocer.  1'.  III.  p.  83. 

VI.  Theil.  54 


—    85o    — 

r 

,  In  diesem  Bedrängnisse  nahm  Ferdinand, 
anstatt  sein  tapferes  Volk  unter  sein  Panier  zu 
sammeln  und  Thaten  seiner  Yortahren  zu  thun, 
seine  Zuflucht  nach  Rom.  '  In  seinem  Nahmen 
flehete  der  Agramer  Bischof  Paulus  Grego- 
20.^pra.  rianczi  Montag  nach  Misericordia  yoi>Pau-« 
lus  dem  IV.  um  Beystand'  mit  Geld- Subsidien 
und  mit  WaiFenvolk;  erhielt  aber  nur  erbau^ 
liehe  Tröstungen  und  das  Bekenntniss,  dass 
seitdem  Luther's  Lehren*  und  der  Eiirsten 
"Widerspänstigkeit  die  päpstliche  Machtfiille  be- 
schränkt und  der  apostolischen  Kammer  alle 
Zuflüsse  zeitlicher  Mittel  abgeschnitten  hatten, 
der  apostolische  Stuhl  eben  so  wenig  vermö- 
gend sey,  in  Feindesgefahr  schwebenden  Staa- 

.  ten  mit  Geld  oder  mit  Volk  beyzustehen,  als 
Gottes  ewiges  Recht  erklärend,  schwächere  Re- 

Agenten  gegen  unterdrückende  Willkür  gewal- 
tiger Weltstürmer  zu  beschützen.  Grego- 
rianczi  sah  in  Rom  selbst  zahlreiche  und 
wohlgerüstete  Haufen  Reiterey  und  Fussyolk, 
auf  seinen  Antrag  sollte  ein  Theil  derselben 
dem  Könige  zu  Hülfe  gesandt  werden ;  nicht 
also,  erwiederte  der  Papst,  sie  reichten  kaum 
zu,  die  Hauptstadt  der  Christenheit  und  die 
Grabstätte  der  Apostel  gegen  die  Plünderung 
christlicher  Völker  und  Fürsten  zu  sichern. 
Überhaupt  bemerkte  der  Bischof  sowohl  bev 
den  Grossen  in  Rom,  als  auch  bey  den  übri- 
gen Fürsten  Italiens  entschiedene  Abneigung, 
dem  Könige  Hülfe  zu  leisten:  welcher  ehr- 
bare Mann,  hiess  es,  könnte  sich  entschliesseo, 
dort  in  Waffen  zu  dienen ,  wo  er  vielleicht  dem 
Meuchelmörder  Castaldo  gehorchen  müsste  *)? 

a)   Episcopi   Zagrjibienaia  Epiit.  ad   PaUtin*  Roaie  a& 
April  |566.  ap,  ^ray,  £pp.  Procer.  P.  HL  p.  84. 


\ 


~    85i    —        . 

Spanische  und  Italische  Hauptleute  mit  ,  ihren 
Rotten  bothen  ihm  mehrmahls  ihre  Dienste  an ; 
aber  er  hatte  keine  Vollmacht^  sie  anzuwerben ; 
und  Ferdinand  kein  Geld^  sie  zu  besolden. 
Wie  Ungarns  Barone,  Magnaten  und  Landherrn 
in  persönlichem  Aufstande ,  mit  ihm  an  der 
Spitze )  ihn  von  Siegen  zu  Sieg  gefiihret  hat« 
ten,  so  wären  hundertlausend  Ungern  freudig 
in  Dienst  getreten. 

Nachdem  ausser  Szdmos-Ujvdr  alle  festen 
Plätze  Siebenbürgens  von  Isabella's  Faction 
«Dgenommen  waren,  versammelten  sich  die 
Stande  und  die  Verordneten  der  drey  Nationen 
Montag  nach  Trinilatis,  beschlossen,  die  Kö-  UJMu. 
ntginn  mit  ihreifi  Sohne  durch  eine  feierliche 
Gesandtschaft  abhohlen  zu  lassen,  und  bestimm- 
ten viertausend  siebenhundert  Ungrische  Gulden 
zur  Bestreitung  ihrer  Reisekosten,  wozu  der 
Ungrische  Adel  und  die  Sz^kler  von  jeder 
Pforte  fünfzig  Pfennige  steuerten  *)•  Montag  6.  JuHus. 
nach  Maria  Heimsuchung  reisten  FranzKendy^ 
der  Hermannstädter  Burgermeister  Augustin 
Hedwig,  Johann  Tartier  von  Kronstadt, 
Pater  Khener  von  Medwisch,  und  Stephan 
Schäfer  von  Schasburg,  als  Abgeordnete  ab, 
und  trafen  Sonnabend  vor  Laurentii  zu  Lem- 
borg  ein.  Die  Woiwoden  Alexander  von 
der  Moldau,  Peter  von  der  Walachey,  rück- 
ten durch  Siebenbürgen  bis  Szathmär-  Nemethy 
vor^  schlugen  dort  mit  ihrer  vereinigten  Macht 
das  Lager  auf,  und  sandten  Streifnorden  bis 
an  die  Carpaten  voraus,  um  den  Einzug  der 
Koniginn  zu  decken.  Der  ganze  Strich  wurde 
von   dem    wilden   Volke    verheert,    mehr   als 


•)  Benkö  Milkovit  T.  I.  p.  aoy. 

54» 


—    Ö5a  •  — 

dreyliaiidcrt  Dorfer  m  die  Asche  gelegt.     Am 
23.  Scpflr.  Tage  Theklä  brach  Isabella,  nicht  mehr  züch- 
tige Frau,    noch  ehrbaren  Wandels,    verderbt 
durch  ihrer  wollüstigen  Mutter  Bona  ärgerliche 
.Beispiele,  eingensinniger  und  herrschsüchtiger 
als  jemahls,  mit  ihrem  erklärten  Liebling  Sta- 
nislaw  Nizoczky   von   Lemberg    auf,    und 
22.  Oeiohr.  zoQ.  Dounerstag  nach  Lucä  in  zahlreichem  Ge- 
folge  Ton   Fohlen,    Rasciern    und   Ungern   in 
Klausenburg   ein  ^).     Eben   dahin   schrieb    sie 
25.  iVM/(r.auf  das  F^st  Catharinä  einen  Landtag  aus , '  zu 
welchem  nicht  nur  Siebenbürgens  drey*  Nation 
nen,  sondern  auch  aus  Ungarns  nördlichem  und 
ostlichem  Gebiethe  Magnaten  und  Herren,  voa 
ihrem  rechtmässigen  Könige  abtrünnig,  in  gros- 
ser Anzahl  sich  einstellten.     Nachdem  sie  un- 
verletzte Erhaltung  der  Hechte  und  Freyheiten 
sämmtlicher  Stände,  auch  genaue  Beobachtung 
der  Landesgesetze  versprochen  hatte,  wurde  ihr 
von  den   verblendeten   Herren^   da  ihr   Sohn, 
sogenannter   erwählter  König,   ,das    siebzehnte 
Jahr   seines  Alters    noch   nicht   erreicht  hätte, 
die   höchste   Gewalt   in   der   Reichsverwahung 
auf  fünf  Jahre  übertragen,  wovon  sie  auch  so- 
gleich auf  die  frecheste  Weise  Gebrauch  machte.    ' 
Dem   Reichsgesetze  zuwider,    welches  Veneter 
und  Fohlen  von  Würden  und  Ämtern  sowohl, 
als   vün   dem  Rechte   der  Grundsässigkeit  aus- 
schloss,  forderte  sie  die  Befugniss,  Befehlsha- 
ber-Stellen, Reichsämter,  Marktflecken,  Bur- 
gen und  Dörfer  nach  ihrem  Gutdünken  zu  ver- 
gaben.     Der   bessere   Sinn    mahnte   zwar  die 
Stände   an    das    von   ihren   Vätern    unter  dem    ■ 
grossen  Könige  Matthijis  gegebene  Reichsge- 

«}  Sigleri  Chronolog.  1.  c«  p.  77. 


'  —    853    ^      ^ 

j  setz;  aber  durch  die  lange  Gewolinhelt  zu  rau- 
^  ben^    zu  yerrathen,    heuige  Eide  zu   brecheo, 
i  £hre,,  Ruhm,  Pflicht,   Gewesen  zu  verkaufen, 
g  entwürdiget   und    entmuthet,    willigten    sie    in 
^  4as   Begehren  ihrer  Aeuen   Gebietheridn ,    lind 
]^  Hingen   in   ihrer  Niedrigkeit   so  weit,    dass  sie 
ihr  zur  Bestreitung  einer  prächtigem  und  üp- 
^  pigern  Hofhaltung  sogar  sämmtliche  Kirchen- 
4  guter  in  Siebenbü^en  zuerkannten.     Nun  fand 
*'  auch  der  Bischof  raulus  Bornemiszsza  bey 
L  der  kirchlichen  Verwaltung  dieses  Landes  seine 
Rechnung  nicht  mehr.     Er  sammelte  seine  be- 
'  wegliohe  Habe,  verkaufte  seinen  reichen  Vor- 
t  rath  an  Wein  und  Getreide  den  Beamten  der 
.  8ffentlichen  und  allgemeinen  Verpflegung;   Hess 
nichts  zurück  als  seine  Schreibfeder,  und  batk 
.  .die  Königion   um  freye   Auswanderung   unter 
fticherm  Geleite.     Sie  gab  ihm  die  Herren  Nik- 
las  Ombozy,  Michael  Sändor  und  Bene- 
.    dictSiikosdzu  Ehrenbegleitung;    die  Haupt- 
leute Anton  Szäkely>  Franz  Szalay,  Mat-« 
thias  Szenczy,    Georg  Kusztovicsh   und 
Caspar  More,  jeden  mit  hundert  Heitern  zur 
Sicherheit«    Bey  Grosswardein  kehrten  die  Eh- 
renbegleiter zurück;    die  Hauptleute  mit  ihrer. 
Mannschaft  traten   auf  sein  Zureden   zu  Fer- 
dinand über  *)• 

Statt  lange  erwarteter  Hülfleistung  erhielt 
endlich  Stephan  Dob6  von  |dem  Könige  die 
Befugniss,  Ujvar  unter  was  inimer  für  Bedin- 
l^ungen  zu  übergeben.  Feter  Fetrovics  und 
Melchior  Balassa  bewilligten  ihm  und  der 
Besatzung  mit  allem  Ihrigen  freyen  Abzug;  nur 


o)  Wolfg.  Bethlen  U^.  VI,  p.  698,    Forgica  Lib.  VI. 
p.  i43  »%%. 


—    854    — 

Gescliutz  und  Kriegsvorrath ,  womit  die  Bui^ 
8chon  Tor  der  Belagerung  versehen  war,  soll- 
28.  iVov6r.  ten  sie  unberührt  lassen.  Sonnabend  Tor  An- 
drea,  als  der  Landtag  zu  Klausenburg  noch 
versammelt  war,  führte  Stephan  Dobo  seine, 
.  seines   Bruders   Dominik  und  seines  Schwa- 

fers  Georg  Bocskay  Familie,  sechshundert 
Leiter,  einiges  Fussvolk  und  hundert  Wagen 
Gepäck  aus  der  Burg.  Franz  Kendy  aus 
Eifersucht,  Gabriel  Ferenyi  in  Rechtsstreit 
über  Siros -Patak  mit  I)ob6  verflochten,  beyde 
zu  seinem  Verderben  verschworen,,  drangen  in 
r  die  Koniginn,  ihn  aus  Siebenbürgen  nicht  zu 
entlassen.  Die  Fohlen,  mit  ihnen  einverstan- 
den, mussten  die  Frau  überreden,  der  bewährte 
Kriegsmann  würde  Huszt  und  Grosswardein, 
jenes  von  Andreas  Bdthory  aus  dem  Hause 
t  ,  Somlyo;  dieses  von  Tliomas  Warkot  seh  und 
Georg  Bäthory  aus  dem  Hause  Bathor.be^ 
reits  belagert,  unfehlbar  entset^eii;  sie  geneh- 
migte Peränyi's  Anschlag  der  Treulosigkeit. 
Auf  der  vierten  Meile  von  Ujvdr  wurde  Dob6 
von  ansehnlicher  B'othschaft  aufgehalten,  und 
nach  Klausenburg  zur  Unterredung  mit  der 
Koniginn  über  wichtige  Angelegenheiten  ein- 
geladen. Er  zog  mit  seinem  gesammten  Ge- 
folge hin,  wurde  anfanglich  mit  auszeichnen- 
der Achtung  aufgenommen^  sein  «WaiFenvolk 
in  die  nächsten  Dörfer  verlegt,  dem  Wagen 
der  Marktplatz  zum  Standorte  angewiesen.  Fe- 
renyi's  Leute  waren  bestellt,  dieselben  zu 
durchsuchen  und  als  sie  einige  mit  drey  Fal- 
kauuen,  sechzehn  Doppjelhaken  und  etlichen 
^  Fässchen  Pulver  bepackt  fanden,  wurde  Dobö^ 
mit  seiner  Gemahlinn,  mit  Bocskay  und  La- 
disläw  Vas  gefänglich  eingezogen.      Petrö- 


—    855    — 

I 
% 

TICS  und  Balassa^  welclie  ihm  freyen  und* 
ungefährdeten  Ahzug  zubeschwören  ^tten^  for- 
derten seine  augenblickliche  Befreyung  und 
Entlassung;  aber  Isabella  Hess  über  ihn  Ge- 
richt halten,  und  nachdem  dieses  i}in  des  ver- 
letzten Vertrages  schuldig  erklärt,  die  zwey 
Burgen  ihres  Eides  entbunden  hatte,  wurde 
Sobo  in  Eisen  und  Banden  nach  Ujv^r  in  das 
Gefängniss  abgeführt;  seine  Familie  nach  Bisz- 
triez  verwiesen;  was  von  seinem  Gepäck  noch 
nicht  wei{geraubt  war,  aufgezeichnet,  und  in 
sichere  Verwahrung  gebracht  ■). 

Sobald  die  Bebeker  von  Felsöcz,  Va-^ 
ter  und  Sohn,  ihrer  Verbrechen  wegen  von 
dem  Könige  zur  Verantwortung  vergeblich  vor- 

f;eladen  ^),  von  der  Fresburger  Reichsversamm-25./<uiuar. 
ung  des  Hochverrathes  schuldig  erkannt  und 
i;eächtet  waren  ^),  erhoben  Beyde  im  nord- 
östlichen Ungarn  die  Fahne  der  Empörung  öf- 
fentlich, erklärten  sich  für  Isabella's  Sohn 
lind  schafften  sich  Anhang  durch  List  und 
durch  Gewalt.  Den  wichtigsten  Farteygänger 
an  Macht  und  Reichthum,  nicht  an  Geist  ge« 
"Wannen  sie  an  dem  vier  und  zwanzigjährigen 
General  -  Capitan  Gabriel  Ferenyi;  was  ihm 
an  Kopf  mangelte,  ersetzten  seine  Hofverwand* 
ten  Niklas  Hennyey,  Georg  Milicsh  und  • 
Stephan  K  Utas. ^y,  sie  warben  in  der  Zem* 
pluner,  Georg  B^'thory^von  Bdthor  in  der 
inittlern  Szolnoker  und  Krassower,.  Baltha- 
sar Fathoczy   in  der  Arader  Gespanschaft , 

»  N 

'  a)  Episcopl  Jaurinentifl  Bpictol.  ad  PalatiB.  Potonü  26» 
Decembr.  i666«  Georg iiS^rtfdy  Epitt.  ad  Ferdinand.  Reg. 
Mtikowicsa  3.  Jaonarii  1667.  ap.  Pray  £pp.  Procer.  P.  Ill*  p*  io5 
aqq.  Forgaca  ].  c.  S ig  1er  Chroaolog.  1.  c.  p.  78.  h)  Fer- 
dinand! Reg.  Liter,  ap.  ff^agner  Aualect.  Sceput.  r)  F  e  r  d  i  n. 
lieg.  Decret.  XVfl.  de  a5.  Januirü  iM.  Art.  XXIV.     ' 


r-      Ö56       — 

t 

wählrend  Georg  Tsrozay  in  der  Stfr6ser  die 
Berszevitzer,  Roszkover,  Horvdther 
und  Dob6er  Edelleute  zu  Isabella's  Ban*- 
-ner  sammelte  *).    Da  Georg  Bebek  die  Zip- 

16.  Febr.  ser  Städte  bfsdrohte ^  so  sandte  Ferdinand 
vorläufig  tausend  Deutsche  Lanzenknechte,  de- 
ren eine  Hälfte  Leutschau  besetzte,  die  andere 
gegen  Kaschau  vorrückte.  Hier  war  Feter 
jyfacedoniay;  auf  Zehen  Simon  Forgäcs^ 
mit  vielen  Narnen  rühmlich  bezeichnet,  Burg^ 
hauptmann.  Bebek  stand  mit  seinem  YolKe 
bey  Rosnau  in  gleicher  Entfernung  von  'Leut-* 

13. ^prii. -schau  und  von  Kaschau;  diess  gerieth  Montag 
nach  Quasimodogeniti  in  der  neunten  Situnde 
d^s  Abends  in  Brand;  nach  vier  Stunden  un^ 
ter  heftigem  Nordwinde  waren  die  Hauptkirche, 
das  Rathhaus  und  zwey  Klöster  der  Flammen 
Raub;  kaum  zwey  und  dreyssig  Häuser  blie* 
ben  unbeschädigt  in  der  grossen  Stadt.  Des 
Morgens  erschien  Bebek  mit  seiner  Mann« 
schalt  upd  zahlreichen  Haufen  Landvolkes  bey 
Nagy«Ida  zwey  Meilen*  von  Kaschau  und  Nie- 
mand zweifelte,  dass  er  der  Brandstifter  war. 
Am  Vorabende  Fetri  und  Fauli  zogen  von 
dem  Könige  gesandt,  Marcellus  Dietrich 
mit  fünftausend  Mann  Deutschem  Fussvolke, 
und  Wolfgang  von  Fuohaim  aus  dem 
Hause  Gellersdorf,  Erbtruchsess  von  Österreich 
mit  sechshundert  gehamischten  Reitern  in  die 
Saroser  Gespanschaft  ein;  beyde  wieder  der 
königlichen  Hofherren  schlechte  Wahl.  Die- 
triclx  gottlos,  zur  Unzeit  verwegen,  in  ent- 
scheidendem Augenblicke  unentschlossen;   Fu- 


a)  Sigism.  Torda  Epi«t.   ad  Falatin.  Bptrioi  i556.  ap.  Ptüj 
Bpist.  Trocer.  P.  UI.  p.  87.' 


—    85?    —       ' 

/ 

cliaim^  der  Gräfinn  Margaretha  von  Sanci 
Jörgen  Gemahl,  seiner  väterlichen  Erhgüte^ 
Verschwender,  vom  Moi^en  bis  in  die  Nacht 
dem  Trünke  und  Kartenspiele  ergeben  *).  Tarko 
und  Vjr&Ty  des  Rebellen  Georg  Tarczay 
Schlösser,  waren  von  dessen  Waffenknechten 
stark  besetzt;  Simon  Forgäcs  litt  nicht, 
dass  der  königliche  Machthaufen  dieselben  im 
Rücken  Hess,  die  Deutschen  Feldherm  mussten 
Stand  halten.  Sonntag  vor  Margaretha  iiahmen  u.  Julius. 
sie  beyde  Burgen  ein  und  liessen  sie  des  Kö- 
nigs Befehlen  gemäss  schleifen«  Nun  verei- 
nigte sich  mit  mnen  Simon  Forgäcs  an  der 
Spuze  seiner  Reiterey  zu  dem  Zuge  gegen  Ka- 
schau ;  dort  verweilten  sie  durch  vierzehn  Tage 
unthätig  im  Lager;  ihr  zuchtloses  WaflFenvolk 
trieb  Raub  und  Gewalt  in  umliegender  Gegend. 
Endlich  zwang  sie  Forgäcs  vorzurücken  und 
Nagy-Ida  zu  belagern.  Montag  nach  Maria  17.  ^u^imi. 
Himmelfahrt  gab  sich  die  Besatzung  gefangen, 
der  Flatz  wurde  zerstöret.  Indem  diess  geschah, 
beorderte  des  Königs  geheimer  Befehl  den  tap^ 
fern  Forgdcs  nach  Grosswardein,  welches 
Thomas  Warkotsch  und  B<ithory  von 
Bdthor  schon  seit  drey  Monathen  belagerten  '  • 
und  vor  einigen  Tagen  seinen  wackern  Yer-tz.  AugiMi. 
theidiger,  den  Bischof  Matthias  Zaberdin 
durch  den  Tod  verloren  hatte.  Br  liess  sei- 
nen Feldhauptmann  mit  der  Reiterey  bey  dem 
Deutschen  Heere  zurück ,  und  folgte  des  Nachts 
im  Verbo^rgenen  seiner  Bestimmung. 

Dietrich    und    Fuchaim    zogen    zur 
Züchtigung  der  B  e  b  e  k  e  r  in  die  Gömörer  Ge- 

a^  Chronic.  Leibltier  ap.  Wa^ntr  Anaifct.  Sceput.  P.  JI. 
p.  67.  «-  Episcop.  Jauriaent.  Eput.  ad  Falat,  ap.  Pray  £pUt. 
'  trpoer.  P.  Ill,  p.  107.' 


^    «5»    — 

/ 

i.SqfOr.  spanschaft  und  begannen  am  Tage  Egidii  die 
Belagerung  der  auf  anmuthigem   Hügel   gele- 
genen Burg  Kraszna-^Horka.     Sonntag  Tor  Ma- 
ria Geburt  kamen  Franz  und  Georg  Bebek 
mit  zweytausend  Ungern,  von  dem'Ofener  Beg- 
lerbeg    Haly-Fascha    mit    tausend    Türken 
yerstärkt,  zum  Entsätze;    wagten  jedocb  keinen 
^Angriff  auf  die   überlegene   königliche  Macht 
Um    so   jEuversicbtlicher   drang    die  Ungrische 
Keiterey  auf  ein  Treffen,  sich  erbiethend  yor- 
aus  der  B  e  b  e  k  e  r  verschanztes  Lager  zu  über- 
fallen   und  zu   beginnen  den  Kampf,    welchem 
das  Deutsche  Fussvolk  nachrückend  kräftig  un- 
terstützen sollte.     Kaum  hatten  die  Ungern  in 
^  die  Reihen  der  Türken  eingehauen,  so  ergrif- 
fen   Dietrich    und   F u c h.a i m    mit    ihrem 
Volke  die  unordentlichste  Flucht  über  den  Ri- 
koser  Berg  gegen  Rosnau ;    weiterhin  der  Wege 
unkundig,    in   dem  Volbvetzer   und  Csertova* 
Uoler  Gebirge   sich   verirrend,    Hessen   sie  al- 
les Gepäck  und  zwanzig  Karthaunen  in  einem 
Thale  zurück;    kamen  endlich  über  den  Stro- 
miser  Berg  und  das  Göllnitzer  Wasser  auf  dem 
Igloer  Wege  an  Kräften  erschöpft,  mit  Schimpf 
und  Schande  bedeckt  in  Leutschau  an,  wo  sie 
durch  frühere  Ausschweifungen  bey  ihrem  Ein- 
märsche alle  Theilnahme  mit  ihrem  Schicksale 
verwirkt  hatten.     Von  ihnen  betrogen,    hatten 
die  Ungarn  den  Kampf  bis  Einbruch  der  Nacht 
fortgesetzt,  und  sie  wären  gänzlich  aufgerieben 
worden,  hätten  nicht  die  B  e  b  e  k  e  r ,  der  Deut- 
schen schändliche  Fliicht  für  klug   berechnete 
List  gehalten.     Mit  solchem  Ende  ihrer  Heer- 
fahrt  erneuerten   die  Deutschen   Herren  Die- 
trich   und    Fuchaim    in   patriotischen    Un- 
gern    der    Katzianer^     Rogendorffer, 


X 


-    «59    - 

Teufel  und  ihres  Gleichen  yerachtliches  An- 
denken *)• 

Unterdessen  hatte  Caspar  Mag6cshy^ 
Burghauptmann  von  Gyula,  in  der  B^lceser  Ge- 
spanschaft wieder  bewiesen,  dass  wider  rebel- 
lische Ungern  und  wider  Türken  das  Vaterland 
YOn  Niemanden  besser  vertheidiget  werde,   als 
Yon  bidern  Ungern,  wenn  sie  ohne  fremde  Be- 
fehlshaber selbstständig  handeln  konnten.      So 
oft   auch   Balthasar   Fathoczy^  mit    den 
Arader  Rebellen    in   die  Bckeser  Gaspanschaft 
eindringen  wollte,  immer  wurden  sie  von  Ma- 
gd cshy   zurückgeschlagen.      Nachdem   ihnen 
Iiadislaw  Radak  Burghauptmann  TOn  Bo- 
ros- Jeno,  Fankota  und  Dezna,  diese  Schlösser 
eingeräumt  hatte,    zogen  sie,   von  Kazzuil- 
Fascha  aus  Temesvar   mit  Janitscharen  ver^ 
stärkt,  vor  Zaräna  und  Hessen  allenthalben  be- 
kannt machen,    dass   Alle,    welche    Gehorsam 
und  Waffendienst,  für  Zapolya's  Sohn  yer- 
weigerten,  von  ihnen  niedergehauen,  oder  mit 
Frauen   und  Kindern   in   Türkische   Sclaverey 
weggeführt   werden    sollten.     Jelzl   hatten   sie 
den    jungen    Herrn    Emerich    Abramffy 
durch   List   aus    seinem    Schlosse   Csaba   nach 
Jen o  gelockt,  und  ihn  gezwungen,  zu  Johann 
Sigmund    zu    schwören    und    einzuwilligen^ 
dass  Csaba  zu   einem  festen  Waffen  platze  ein- 
gerichtet   werde,     woraus    sie   hernach    Gyula 
überwältigen   und  des  ganzen   Bekeser  Gebie^ 
thes    sich   bemächtigen    könnten.     Doch   Ma- 
göcshy  kam  ihnen  zuvor;    in  der  Nacht  zog 
er  mit  Reitern  ^    Büchsenschützen  ^ 


a)  Ckronic.  Leibitser  ap.^Ta^^  I,  e.  —  Forgict  Lib» 
VI.  p.  i83*  I  •  t  h  u  a  n  f  f  y  Lib.^  XIX.  p.  33o.  Fragmenta  I  g  t  o- 
Tiena.  in  BarthoUnuuM^  Notiu  Comit.  GöoiÖrieBa.  p.  a33. 


—    86o    — 

und  einigen  Falkaunen  vor  das  mit  gemauerten 
Bollwerken  und  Thürmen  versehene  Schlossi 
Hess  bis  zu  Tages  Anbruch  feuern,  des  Mor* 
j^ens  stürmen;  und  als  er  Herr  des  Platzes 
war,  die  Thürme  niederreissen ,  die  Bollwerke 
Ton  Grund  aus  zerstören,  das  Schloss  aniünden. 
Im*  Gefechte  war^i  Fathoczy's  und.  Ra- 
dak's  Hauptleute  gefangen,  Abrimffy  ge- 
tödtet  worden  ■)• 

Zu  gleicher  •  Zeil  belagerte  Andreas  hi- 
thory  aus  dem  Hause  Somlyo,  abgefallen  yon 
Ferdinand,  in  der  Märmaroser  Gespaaschaft 
die  Huszter  Burg,  durch  ihre  Lage  auf  hohem 
Felsen  und  durch  Kunst  eine  der  festesten, 
schützend  das  Land  von  dieser  Seite  gegen  ^ 
Fohlnische  Einfalle,  einträglich  für  die  Krone 
durch  ihre  Umgebung  von  unerschöpflichea 
Salzbergen;  nur  arm  an  trinkbarem  Wasser; 
wegen  anhaltender  Gebirgsnebel  und  Ausdün- 
stungen der  damahls  noch  dicken  Wälder  auch 
ungesund.  Zwey  bewährte  Kriegsmänner  Mi- 
chael Korlath  und  Benedict  Szalay  ver- 
theidigten  den  wichtigen  Flatz  mit  unerschüt- 
terlicher Standhaftigkeit,  und  erst  nachdem  die 
Besatzung  durch  unablässige  Anstrengung,  Man- 
gel an  Nahrungsmitteln,  durch  Durst,  Fieber 
Mnd  Seuchen  beträchtlich  vermindert  war,  un- 
terhandelten sie  Waffenstillstand  durch  fünfzig 
Tage,  welchen  Bdthory,  ihre.  Tapferkeit 
achtend,,  und  die  Vergeblichkeit  ihrer  Hoffnung 
«u(  Hülfe  yon  Wien  kennend,  ohne  Anstand 
fi^ewährte.  Auf  den  kläglichen  Vortrag  ihrer 
Bothen,    pflegte  Ferdinand  Rath  mit  seinen 


a)  Ca«p,  Magochj  Epiat.  ad  Palatln.  Gyulae  so.  Junii  i556. 
ap.  Pray  Kpiat.  rvocer.  P.  III.  p.  90. 


—    Ö6i    — 

1!  HoflieiTen  und  auf  ihre  Empfehlung  beorderte 
«  er  Herrn  Andreas  Brandeis  in  aie  Marma- 
I  TOS  mit  dem  Auftrage^' >das  hin  und  wiedelf 
i  zerstreute  YVafPenvolk'  der  Deutschen  Herren 
'.  Dietrich  undFuchaim  zu  sammeln^  und  die 
1  Huszter  Burg,  entweder  zu  entsetzen,  oder  we- 
nigstens mit  Mundvorratk  und  irischer  Maün-* 
Schaft  zu  versehen» 

Simon  Forgacs  'hatte  nach  'Hof  gemel- 
det, er  könnte  sich  auf  die  Treue,  Gewandt-^ 
Keit  und  Tapferkeit  seines  Unterhaüptmannes 
in  Grosswardein  vtolassen;  würde  ihm  erlaubt 
Ton  diesem  Posten  abzutreten,  so  wollte  er 
eine  Macht  aufbringen,  mit  welcher  ihm  der 
£ntsatz  beyder  Burgen  schwerUch  misslingen 
dürfte.  Graf  Niklas  Zriny  machte  sich  an* 
lieisc^ig,  Huszt  auf  seine  Kosten  zu  befreyen, 
neenn  ilim  bis  zur  Rückzahlung  seines  Auf-« 
wandes  die  Nutzniessung  des  Platzes  urkund^^ 
lieh  verliehen  würde.  Franciscus  Forgacs, 
des  Simon's  Bruder,  bath  den  König  instän- 
digst, einen  des  Landes  und  des  Volkes  kun* 
"  digen  Unger  als  Befehlshaber  zu,  senden,  die- 
sen wollte  er  begleiten,  und  ihn  von  seinen 
Väterlichen  Erbgütern  reichlich  mit  Geld  und 
Mannschaft  unterstützen.  Doch  Ferdinand 
beharrte  auf  der  Wahl  seiner  Höflinge  *}. 

Andreas  Brandeis  eilte  mit  unterlegten 
Pferden  nach  der  Marroaros  und  kam  bald 
wieder,  bringend  was  Niemand  erwartet  hatte, 
was  Niemanden  frommte,'  eine  topographische 
Zeichnung  von  den  rerschiedenen  Wegen,  von 


-!■*• 


o)  Forgitft  Lib.  Vt.  p.  19^» 


\  » 


~    86a    — 

den  Gegenden  und  Burgen^  welche  der  Feind 
besetzt  nielt;  Ton  den  Beschwerlickeitem  und 
Gefahren  der  Unternehmung.  Der  König  war 
in  Regensburg;  von  dem  österreichischen  Staats- 
rathe  erhielt  Brandeis  Befehl y  sich  unverzüg- 
lich aufzumachen  und  zu  handeln.  In  'Frist 
einiger  Tage  war  er  in  der  Marmaros  und 
wieder  in  Wien  mit  Bericht,  Ton  der  Noth 
der  Haszter  Bur^  und  von  der  Stärke  der  Re- 
bellen. Auf  Geheiss  des  Staatsrathes  reiste  er 
noch  ein. Mahl  hin  und  zurück  ohne  irgend 
etwas  für  den  Zweck 'seiner  Sendung  gethan 
zu  haben.  InzMrischen  näherte  sibh  der  Waf- 
fenstillstand iieinem  Ende,  die  Husztw  Haupt- 
leute entliessen  ihren  Unterhauptmann  Paul 
Sz^kely,  um  Hülfe  herbey  zu  führen,  wo  er 
sie  immer  fände.  Bey  Eperies  begegnete  er 
dem  alten  Kriegsmänn  Emerich  Telekessy; 
dieser  hätte  gern  geholfen ,  aber  er  hatte  kaum 
vierhundert  neiter,  mit  welchen  sich  nichts 
Erhebliches  unternehmen  liess.  Weiterhin  suehte 
Sz6kely  Herrn  Wolfgang  von  Fuchaim 
auf;    der  war  von  seiner  Spiel-  und  Schwel- 

fergesellschaft  nicht  zu  trennen.  S  z  6  k  e  1  y 
am  nach  Fresburg ,  trug  dort  dem  Ungrischen 
Staatsrathe   das  Bedrängniss  seiner  Sender  vor, 

,  und  erhielt  nichts  als  patriotische  Seufzer,  weh- 
müthige  Klagen,  und  den  Rath,  sich  unmittel- 
bar an  den  König  in  Regensbur^  zu  wenden. 
Unterdessen  war  die  Zeit  des  Waffenstillstan- 
des abgeflossen;    Andreas   Bdthory  forderte 

^des  Vertrages  Erfüllung.  Michael  Korlath 
und  Benedict  Szälay  hielten  Wort^  über- 
gaben Huszt  und  zogen  mit  ihm  ausgemer- 
gelten kleinen  Anzahl  Dulder,  ungefährdet  und 
geachtet  von  dem  Sieger^  voll  bitterer  Weh- 


•I 


—    865    — 

muth  ab  *)•  Durch  den  Besitz  der  Huszter 
Burg  gewann  Isabella  das  ganze  Gebieth  an 
der  Theiss;  damit  beträchtlichen  Zuwachs  an 
Einkünften  und  an  Macht.  Grosswardein  wurde 
nun  heftiger  bestürmet,  aber  Simon  Forgdc.% 
Von  dem  Geiste  der  alten  Grafen  Hunt-Paz- 
nän  seiner  Stammväter*  beseelt ,  behauptete 
seinen  Platz  und  seinen  Ruhm;  so  lange  er 
mit  Gott  für  Grosswardein  stand,  hatte  Isa- 
bella's  Faction  nur  ihre  Todten  zu  zählen 
und  zu  begraben,  besonders  an  dem  blutigen 
Sanct  Martins  Tage,  da  unter  dem  Ausfalle  ii^liovlr. 
der  Treuen  vierhundert  Rebellen  geblieben  wa- 
ren, und  dei;  ausgediente  Hauptmann  Georg 
Kapitanffy  mit  seiner  Reiterey  gefangen  in 
die  Burg  gebracht  wurde.  Erst  im  Sommer  /.  c.  1557. 
des  nächsten  Jahres,  nachdem  Forgdcs  von '^''^^•''*^ 
dem  Konige  anstatt  des  oft  verheissenen  Bey- 
Standes,  und  rückständigen  Soldes  für  die  Be- 
satzung, die  Befugniss  nach  seinem  Gutdünken 
zu  unterhandeln  erhalten,  ausser  dem  kleinen 
Vorrath  von  drey  ScheiFel  Mehl,  schon  aller 
andern  Nahrungsmittel  ermangelt,  das  Fuss- 
Tolk.  mit  Aufruhr  und  Abfall  gedrohet  hatte^ 
musste  seine  Standhaftigkeit  der  Nothwendig- 
keit  huldigen,  musste  er  gegen  freyen  Abzug 
mit  "W'aiFen,  Pferden  und  Gepäck  Grosswar- 
dein an  Georg  Bathory  von  Bathor  und 
Thomas  Warkotsch  übergeben ''). 

Bevor  der  Eunuqh  Haly-Pascha,  zum 
Beglerbeg  von  Ungarn  ernannt,  Mann  von  häss- 
lichem  Ansehen,  niedrigen  Wuchses,,  aufge- 
dunsenen  Körpers^    braungelblicher   Gesichts-. 

a)  Epitcop.  Janrinent.  Epitt.  ad  Palatin.  Poapnii  a6.  De- 
ccmbr.  i566.  ap.  Pray  Epj^.  Procc  F.  III.  p.  107.  lathuanffT 
**-.  XIX  p.  25a.    b)  Forgaca  Llb.  VU.  p.  J98. 


/ 

I 


864 


färbe,  \TOiz\gea  Blickfss,  breiten  Scbultern,  da- 
,  Ewischen  eingepressten  Kopfes  mit  zwey  aus 
dem  Munde  Leryorfletschenden  Hauzäbnen,  von 
Constantinopel  ausgezogen  war,*  hatte  der  Gross- 
herr ihm  yerbothen,  vor  Szigethvar's  Bezwin^- 
gung  in  Ofen  einzurücken;  er  den  leÖniglichen 
Bothschaftern  betheuert,  er  werde  die  Ungern 
nicht  mehr  mit  Schwert  und  Lanzen,  sondern 
mit  eisernen  Keulen  und  Kolben  unter  das 
Joch  treiben  ^)»  Wahrscheinlich  hatte  er  da- 
raufgerechnet, anstatt  einem  Ungrischen  Georg 
Zon^dy  oder  Stephan  Dob6,  wieder  einem 
Deutschen  £rasm US  Teufel  zu  begegnen» 
Bey  seiner  Ankunft  in  Ungarn  standen  Der- 
/  nys-Beg  von  Fiinfkirchen ,  Achmet-Beg 
Yon  Babocsa,  Naz-Beg  Ton  Koppany  mit 
I  ihren  Sangiaken  und  YöliLern  bereits  um  Szi- 

gethyär   herum   im  Lager.     Die  Festung  liegt 
m  der  Sümegher  Gespanschaft,    auf  der.  Insel 
des  Flusses  Almas,  ringsherum  yon  tiefen  Süm- 
pfen umgeben.    Die  yorz liglichsten  Werke  hatte 
Valentin  Török  angelegt.     Hinter  drey  brei- 
ten,  tiefen,  stäts  mit  Wasser  angefüllten  Grä- 
ben  standen    fünf  Bollwerke;    in   ihrer   Mitte 
das   Schloss   mit  hohem  Wachthurme;     gegen 
Westen  der  Marktflecken  mit  doppeltem  Walle 
und  Graben  eingeschlossen.      Befehlshaber  des 
Platzes  war  Marcus  Horyäth-S tansics 
yon   Gradecz;     Burghauptmann,    Sebastian 
fi./tfiiiiM.  U  jlaky.     Am  Feste  Bamabä  begann  Haly- 
i9.  Juniiu.  Beg   die   Belagerung  **).      Frey  tag    nach    Viii 
stand  der  Falatin  Thomas  Nadasdy  sdbon 
* — 

a)  Auger.  Busbeq.  Epist.  III.  Inthuanffj  Lib.  XIX. 
p.  221.  h)  Dieser  Tag  wird  von  K.  Ferdinand  augegcbfa 
in  seinem  Sendschreiben  au  die  Geaondtea  zu  Constantinoprf 
Tom  i5.  Auguat.  i656i  bey  Miller  p.  ]6i. 


—     865     — 

I 

vorBabüCsa,  fünfthalb  Meilen  von  Szigeih  mit 
zahlreicher  Heermacht,  in  det  Absicht  durcK 
Bab6csa's  Belagerung  den  Feind  von  Szigelhvar 
wegzuziehen.  Der  Fahne  de»  Falatins  waren 
Graf  Niklas  Zriny  mit  lausend,  Emerich 
Tclckessy  mit  fünfhundert  Reitern ,  Franz 
T4hy,  Johann  Pethö  und  die  Banffyi^r 
Stephan,  Ladislaw,  Niklas  mit  ihren 
Dienstleuten  zugezogen.  Von  Ferdioiand 
beordert,  hatten  Johann  Lenkowicsh, 
Niklas  Freyherr  von  Polweyler,  Otto 
Heinrich  von  Fuchaim,  aus  dem  Hause 
Rabs,  besserer  Kriegsmann,  als  sein  Geschlechts-« 
verwandter  Wolf  gang  aus  dem  Hause  Gel- 
lersdorf, gegen  zehntausend  Mann  Deutsche, 
Steyermärker,  Kärnthner,  Crainer,  theils  Rei- 
terey,  theils  Fussvolk  nach  Kanisa  geführt,  und 
daselbst  die  weitere  Verfügung  des  obersten 
Feldherrn  N  a  d  a  s  d  y  erwartet. 

Am  Tage  nach  dessen  Ankunft,  dem  zehn*«' 
tcn  der  Belagerung,  gerieth  der  Marktflecken 
Szigeth,  von  dem  Feinde  mit  glühenden  Ku- 
geln beschossen,  in  vollen  Brand.  Die  Gewalt 
der  schnell  um  sich  greifenden  Feuersbrunst 
und  die  Bestürzung  der  Einwohner  ermuntert 
den  Feind  zutn  Stürmen;  die  Gräben  waren 
schon  mit  Reisbunden  und  Holzblöcken  aus- 
gefüllt; der  erste  Anlauf  wird  von  der  Be- 
satzung zurückgeschlagen,  mit  nicht  besserm 
Erfolge  wird  er  drey  Mahl  wiederhohlt.  Wäh- 
tend  das  WafFenvolk  kämpft  und  schlägt,  zün- 
den d^e  Einwohner  auf  Anweisung  der  Befehls- 
haber an  niehrern  Stellen  das  Holz  in  den 
Gräben  an;  wo  das  Eindringen  am  leichtesten 
scheint,  streuen  sie  eine  Menge  Pulver,  Schwe- 
fel, Harz  auf,  bedecken  es  mit  Stroh,  treiFen 

VI.    Thell.  53 


Anstalten  zur  Entzündung,  worauf  Soldatea  und 
Einwohner  verstellter  Weise  in  die  Burg  sich 
flüchten.  Die  Türken,  frohlockend  über  der 
Ungern  scheinbare  Feigheit ,  dringen  zum  fünf- 
ten Mahle  in  den  brennenden  Marktflecken. eiD, 
und  sehen  sich  bald  zwischen  zwey  Feuer. 
Die  Besatzung  stürzt  auf  die  Erschreckten  aus 
der  Burg  und  jagt  sie  mit  beträchtlichem  Ver- 
luste in  die  Flucht. 

Unterdessen  hatte  N  i  d  a  8  d  y  die  bej  Ka^ 
nisa  angelangten  Heerscharen  an  sich  gezogen, 

SOtJüMUf.  und  Baoocsa  beschiessen  lassen.     Am  fun&en 
Tage  verliess  die  feindliche  Reiterey  die  Burg; 
mit  zweyhundert  Janitscharen  und  einigen  Hau^ 
fen  Landvolkes  vertheid^te  Achmet-Beg  den 
Platz,  wozu  ihn  Haly-rascha,  baldigen  Ent- 
satz verheLssend ,  nacn  dem  fünften  Sturme  auf 
Szigeth  abgeordnet  hatte.     Letzterer  setzte  die 
Belagerung  noch  einige  Wochen  mit  rastlosem 
Eifer  fort.      Fünf  und  zwanzigtausend  Karren 
brachten  das  Reis  und  die  Holzblucke  herbey, 
womit   er  nun   auch  die   drey  Gräben  um  die 
Szigether  Burg  ausfüllen  liess.      Die  mühsame 
Vorkehrung  wurde  wieder  von  der  Besatzung 
durch   angelegtes  Feuer   vernichtet.      Dasselbe 
geschah    mit    semen    aufgeworfenen    Wallen , 
Schanzkorben  und  andern  Anstalten  zur  Ablei- 
tung   des    Flusses  Almas ^    um   der   Burg   ihre 
sicherste   Schutzwehr   zu   entziehen    und   sich 
nähern  Zugang  zu  erzwingen.      Das  leicht  er- 
rungene Glück  der  Faschen  von  Bosnien  und 
Herczegowina ,    welchen   der    Crainer^    V  on^ 

^^  •^"^"'^  gracz  Lustthaler,  Donnerstag  nach  Marjp- 
retha,  die  Festung  Kosztanicza  an  der  Vntn 
in  Croati^n,  entweder  aus  Feigheit  übergebeD, 
oder   ehrlos   verkauft,    gleich   darauf  audh  die 


~  867  — 

•    Besatzung  von  N6yigrad  den  Flatz  ihnen  ein- 
:   geräumt  hatte,    spornte  Haly-Pascha's  Ehr«» 
i  tfeitz  zu  ausserordentlichen  Anstrengungen.    Al- 
P.  lein  nachdem  keine  Unternehmung  ihm  gelun*^ 
q:  gen,    der  Verlust  an  seiner  Mannschaft  schon 
,r  sehr  beträchtlich,    Achmet-Beg  zu  Babocsa 
^  durch   Nttdasdy's    mannichfaltige,    auf  des 
;;  Feindes  Schreck  und  Ermüdung  berechnete  Be- 
wegungen mehr  bedrohet,  als  wirklich  {gefähr- 
det war,    hob  er  am  Festtage   Maria  Magda- 22. /utiu«. 
Itna  die  Belagerung  der  Szigether  Burg  auf; 
faadte  das  gröbste  Creschütz  nach  Fünfkirchea 
Iturück,  und  rückte  mit  funfzehntausend  Mann 
ordentlichen  WafiPenyolkes  von  gleich  zahlrei- 
chem Trosse  gefolgt ,  vor  Baböcsa. 

Seinen  Yortrab  empfingen  Graf  Niki a 8 
Zriny  und  Johann  Lenkowicsh  mit  Ung- 
rischer,  Croatlscher  und  Steyermärkischer  Rei- 
terey  am  rechten  Ufer  des  schlammigen,  in 
Tiele  breite  Sümpfe  ausströmenden  Rinya-Was«* 
sers,  über  welches  sie  ihn,  trotz  seinem  be- 
'  })Lerzten  und  ausdauerndem  Kampfe,  mehrere 
Mahle  zurückschlugen.  Das  Gefecht,  vielen 
;    tapfern  Moslemem  das  letzte,  wüthetcf  von  der  / 

eiuAin  Stunde  des  Tages  bis  zum  Untergang 
der  Sonne;  die  meisten  der  Fliehenden  ver- 
sanken und  erstickten  in  den  Sümpfen  der 
j  Rinya.  Am  linken  Ufer  derselben  zeigte  sich 
in  der  Abenddämmerung  Haly-Fascha  mit 
der  Hauptmacht;  doch  den  Übergang  verschob 
er  bis  des  folgenden  Tages  Anbruch,  und  auch  23.  j^Uhu 
'  da  blieb  er  noch  mit  der  leichten  Reiterey 
und  dreyssig  Feldschlangen  jenseits  des  Was-* 
sers  stehen.  In  der  Schlacht,  welche  mit  Auf- 
gang der  Sonne  begann,  führte  nach  Nädas* 
dy's  Anordnung  STiklaa  Zriny  das  Vor* 


—    86Ö    — 

derlreffen,   aus   seiner  und   der   SlawonLschen 

«eiterey  bestehend;   im  Mitteltre£Pen  stand  das 
eutsche  Fussyolk;    hinter  diesem  die  Ungri- 
sclien  Reiterhaufen,    welche   gern  dem  bereits 
erprobten  Kriegsmann    Otto    Heinrich   ron 
Fuchaim  aus  dem  Hause  Rabs  sich  unterord- 
neten.    Zriny  machte  mit  stürmischer  Gewalt 
den  Angriff  und  sprengte  die  feindlichen  Rei- 
hen aus  einander,  Haly  geboth 'Erneuerung  des 
Gefechtes  und  Hess  zugleich  die  Feldschlangen 
auf  das   königliche   Heer   anhaltend   abfeuern. 
Geflissentlich  zog  dieses  sich  zurück  >  und  des 
Feindes  ganze.  Gewalt  warf  sich  auf  Zriny. 
Verloren  für  diesen«  schien  der  Sieg  der  Tap- 
ferkeit an  die  Üb^zahl,    als  Nddasdy,   sein 
Bedrängniss  bemerkend,    die  königliche  Fahne 
ergriff  und   mit   der   Kraft   seines    Heeres    zu 
HüUe  eilte.     Unter  dem  heftigsten  Feuer,  wel- 
ches  Ton  Bab6csa's  Wällen   und   aus   Haly 's 
Lager   die  Ungern    überströmte,    wich   Keiner 
von  seinem  Platze,  liess  Keiner  Muth  und  Arm 
sinken^  wenn  Nädasdy  die  Zurückgedrängten 
mit  begeisternden  Worten  zur  Wiederhohlung 
des  Angriffes  forderte.    Zriny  wurde  gerettet, 
die  Schlacht  gewonnen,  der  feindliche  Macht- 
haufen  theils   in    die   Sümpfe,     theils    in    den 
Graben   der   Bab6cser   Burg   gesprengt.      Jetzt 
setzte  Haly  mit  seiner  Reiterey  durch  die  Furt 
bey  F^terhida,  fiel  den  Ungern  in  den  Rücken 
und  wollte  sein  prahlerisches  Wort,  nicht  mit 
Keulen   und   Kolben;     sondern    ehrbarer,    mit 
Schwert  und  Lanze   erfüllen;     aber  das  Deut- 
sche  Fussvolk,   richtig   zielend   und    feuernd, 
trennte  seine  Rotten  und  ein  gewaltiger  Anfall 
der  geharnischten  Reiter  jagte  die  Zerstreuten 
teit  dem  Pascha  über  die  Rinya  zurück.    Des 


-    869    - 

i  Tages  Tliat  und  Ruhm  gehorte  den  'Konig)i- 
r  chen.  Haly  hatte  zur  Wiederhohlung  des 
i  Kampfes  Muth  und  Lust  Terloren;  zweyhua*^ 
s  d.ert  siebzig  Köpfe  standen  vor  seinem  Zelte 
t  aufgesteckt  zur  Schau,  S^S^^  dreyssig  gerie- 
B;  then  in  Gefangenschaft«.  Von  Ungern  wurden 
g  nicht  mehr  als  vierzig  yermisst;  unter  ihueti 
^   des  Falatins  Bruder,   Jakob   Nddasdy^   Jor 

0  Ka'nn  Csobor,  Benedict  Szalay;  junge 
^  Manner,  bey  jedem  d&ngriffe  die  ersten,  x  bey 
f.  ^Thomas  Nddasdy  und  Niklas  Zriny  wa* 

1  ren  ausserordentliche  Thaten  der  Klugheit  und 
|;    Kriegskunde  in  der  Ordnung,     Otto  Hei.a- 

,    rieh  von  Fuohaim  und  Niklas  ron  Fplr  *" 
'weyler    hatten-   sich    der   Ungern    Yertrauw 
und  Achtung  erworben, 

Nddasdy^  g^g^n  seine  dürftigen  Streitr 
:e  des  Feindes  überl^ene  Macht  weislich 
2>erechnend,  wohl  auch  erwägefid ,  dasa  im 
Gange  der  Unterhandlungen  über  WafFenstill^ 
stand  und  Frieden  der  König  nur  den  Yer*- 
theidigungskrieg  gestattete,  gab  die  Belagerung 
der  Babocser  Burg  auf,  und  zog  sich  in  bester 
Ordnung  nach  Berzencze,  am  zweyten  Tage 
nach  Csurg6,  und  weil  die  Mannschaft  schon 
Mangel  an  Mundvorrath  litt,  am  dritten  nach 
Kanisa  hinauf.  An  eben  dem  Tage,  lagerte  26.  JuUm, 
sich  Haly-Fascha  wieder  bey  Görösgil  eine 
Meile  vor  Szigethvar,  des  Belagerungsgeschütz 
zes  Wiederankunft  aus  Fünfkirchen  erwartend ; 
aber  der  Flatz,  dem  er  nun  erst  recht  nach- 
drücklich zusetzen  wollte,  war  sehr  yerändert« 
In  den  fünf  Tagen  seiner  Abwesenheit  hatten 
die  Besatzung  und  die  Einwohner,  Greise , 
Frauen,  Jünglinge,  sogar  Knaben,  von  Mar* 
cusHoryatn  angefeuert,  mit  ungeheurer  An- 


—  ^Ö7ö    — 

strengung >  nicht  nur  alles,  was  aa  den  Wällen^ 
Gräben  und  Mauern  der  Burg  yom  Feinde  be- 
schädiget war,  wieder  hergestellt ;  nicht  nur  den 
abc^ebrannten  Marktflecken  mit  Hürden  und 
Schanzkorben  befestiget,  sondern  .auch  dm 
Feindes  Wälle,  Gräben,  Schanzen  und  andere 
Belagerungswerke  eingenommen,  dks  ruinirte 
ausgebessert,  und  in  guten  Yertheidigungsstand 

fesetzt«  Dahin  hatte  Hory^th  sämmtliches 
'ussTolk  verlegt ;  und  nachdem  Hai y  die  Kar- 
thaunen  aus  Fünfldrchen  an  andern  Orten  hatte 
•ufführen  lassen,  brach  es  noch  vor  Ladung 
19.  JuUut.  und  Richtung  derSjslben,  Mittwoch  nach  Jakobi 
mit  Ungestüm  hervor,  hieb  Wachen,  Zeug- 
ttieister ,  Feuerwerker  nieder ;  H  a  1  y  sendet 
seine  Rotten  zu  Hülfe,  rasch  zieht  Horvätk 
itiit  'gesammter  Besatzung  aus  der  Burg  zur 
Unterstützung  der  Seinigen.  Wüthendes  Ge- 
recht beginnt  und  stürmet  einige  Stunden  for^ 
bis  die  feindlichen  Haufen  sich  auf  ihre  Haupt- 
^macht  zurückwerfen.  Horvith,  zufrieden  mit 
^em  Siege,  verfolget  sie  nicht;  aber  des  Fa- 
scha's  Hauptleute  und  Sangiaken  lassen  sich 
weder  durch  Bitten  und  Y erheissungen ,  noch 
dtfrch  Vorwürfe  und  Drohungen  mehr  bewe« 
4;en,  die  Belagerung  zu  unternehmen.  Flie- 
hendem gleich,  zieht  er  in  der  Nacht  vor  Fe- 
tri  Kettenfeyer  gegen  Fünfkirchen  ab  ■ ).    . 

Unterdessen  befand  sich  der  Falatin  bej 
Kanisa  in  äusserst  bedenklicher  Lage;  festge- 
halten daselbst  durch  des  Königs  Befehl,   bis 


a)  Der  genaueste  Bericht  steht  in  Ferdinand'«  Sendschrei- 
ben an 


uum.  Oecad.  I.  p.  76.    lathninffj  lab,  XIX.  p.  aaii. 


—  871  ~ 

I!  zur  Ankunf  seines  zweyten  Sohnes  des  Erz* 
ni  herzogs  Ferdinand  mit  ansehnlichem  Heer-- 
:k  banne  und  J)eträcht]ichem  Kriegsvorrathe.  Das  ^ 
El  Deutsche  russvolk  unter  Niklas  yon  Pol--' 
b  weyler's  Oberbefehl,  schon  lange  des  Sol- 
II  des  entbehrend,  und  in  Unthatigkeit  gehalten, 
i  durchbrach  alle  Schranken  der  Mannszucht,  ^ 
jf  zerstrenete  sieb  in  umliegender  Gegend,  pliin- 
i  derte  Dörfer  aus,  misshandelte  das  Landvolk, 
'  weder  Alter  noch  Geschlecht  yersohpnend; 
I  brachte  Wein,  Feldfrüchte,  Vieh)  Geräthschafw* 
i  ten  in  das  Lager  und  trieb  damit  oflPenen  Han- 
i  del.  Da  rotteten  sich  die  Landbewohner  zu-» 
.  'sammen ,  lauerten  zwischen  Bergen ,  in  WiH^ 
dern,  in  Hohlwegen  den  Räubern  auf,  be- 
:  mächtigten  sich  vieler,  schlugen  sie  todt  oder 
;  knüpften  sie  an  Bäumen  auf.     Herr  von  Pol-«-  , 

,  weyler  entschuldigte  den  Unfug  seiner  Leute 
I  mit  dem  Mangel  des  Soldes;  Nädasdy's  des 
Landvolkes  Verfahren  mit  der  Bechtmässigkeit 
jeder  Nothwehr  gegen  unbefugte  Gewalt.  Beyde 
jPeldherren  schienen  einig  in  der  Gesinnung, 
dass  eines  kleinen  Gebiethes  Verwüstung  ge« 
ringeres  Übel  sey,  als  wenn  bey  strenger  Ver- 
folgung der  Verbrecher,  die  JDÜannschaft  sich 
in  Aufruhr  setzte,  ihre  Fahnen  verlassend  ab- 
zöge und  bey  des  mächtigen  Feindes  Nähe 
das  ganze  Land  in  augenscheinliche  Gefahr 
gerieth. 

Am  Bartholomäi  Tage  trat  der  £rzherzog24.  ^u^uti. 
Ferdinand  sechs  und  zwanzig  Jahr  alt,  voU 
kriegerischen  Sinnes,  hohen  Muthes,  und  ed- 
ler Ruhmbegierde,  von  Wien  aus  seine  Heer- 
fahrt an.  Sein  standhaftes  Anhalten  und  drin- 
gendes Bitten  hatte  bey  deni  Vater  diess  Mahl 
die  Eingebungen  der,  Uofherren  besiegt;    von 


.  / 


—    872    — 

jeher  war  ilir  eifrigstes  Strebeu,  den  Vater 
und  die  Söline,  entweder  in  unfruchtbare  Ge* 
schäftigkeit  zu  verwickeln,  oder  in  mäjestäti* 
sehe  Unthätigkeit  zu  bannen.  Sein  Einzug  in 
Ungarn  begeisterte  die  Reichssassen  zu  jubeln- 
der Freude  und  tröstenden  Hoffnungen.  Seit 
dreyssig  Jahren  hatten  sie  keinen  Fürsten  in 
kriegerischer  Rüstung  an  Heeres  Spitze  gese- 
hen; allein  die  ruhigeru  Beobachter  gewahrten 
bald,  dass  es  auch,  diess  Mahl  nur  auf  einen 
Fracht-,  nicht  auf  einen  Schlachtzug  abgese-^ 
hen  war.  Nicht  mehr  als  dreytausend  schwer- 
bewaffnete Reiter  und  dreytausend  Mann  zu 
Fusse,  grössten  Theils  Söhne  Österreichischer, 
Böhmischer,  Mährischer  Magnaten  und  Land- 
herren, mehr  von  Begierde,  das  reiclilich  ge^ 
segnete  Ungarn  zu  sehen,  als  von  Kampflust 
und  Verlangen  nach  Lorbern  getrieben,  waren 
seiner  Fahne  gefolgt.  Bloss  zur  Fortschafiung 
iiirer  Kutschen,  waren  auf  jedem  Standorte 
über  zwey tausend  Pferde  erforderlich,  mehr 
noch  zur  Wegführung  des  Gepäckes.  Weit 
über  alles  Yerhältniss  zur  Starke  des  Heeres 
war  die  mitfolgende  Menge  des  schweren  Ge- 
schützes und  andern  Kriegsvorrathes.  Ernst 
damit  war  es  Niemanden  als  dem  Erzherzoge; 
ihn  drängte  der  alten  Habsburger  Geist,  zu 
Thaten,  und  die  ihn  beobachteten,  selbst  Tho- 
mas Nädasdy,  ernannten  ihn  schon  jetzt  in 
ihrem  Herzen  nach  seines  Vaters  Tod  zum 
Könige  der  Ungern;  gewiss^  dass  ihn  keine 
Wiener  Hofränke  seinem  bideru  Volke,  dem 
bedrängten  Vaterlande ,  dem  Wirkungskreise 
des  Alt-Ungrischen  Herrscherruhmes  entziehen 
würden. 


Nachdem  er  bey  Csur}{6  sich  gelagert  und 
:  den   Falalin    mit    seiner   Kriegsmacht    an   sich 
!  gezogen  hatte,  fragte  er,  wie  dem  jungen  Manne 
[.  geziemte,  die  durch  glorreiche  Thaten  erprob- 
,  ten  Feldherren^  was  zu  thun,  ob  vorzurücken, 
;  anzustreifen,  zu  schlagen,  zu  erobern;    oder  ob 
nur  durch  mannichfaltige  Bewegungen,  Andeu- 
tungen,   Gerüchte,    der   Feind   zu    schrecken, 
und  in  Furcht  zu  erhalten  sey.      Carl  Ziro- 
tin,    überall    nichts   anders,    als  Kampf,    Sieg 
oder  Tod  in  das  Auge  fassend,  und  eine  kleine 
Anzahl,  welche  ausser  dem  Schlachtfelde  gleiche 
Gesinnung  mit  ihm  hä'uchelte^i  wollte  vorw^ts, 
iFünfkirchen  und  Siklos  zu  erobern.     Näd.asdy 
den   geringen  Gehalt   der  neuen,    prächtig  ge- 
vustelen    Mannschaft    durchschauend,-    machte 
aufmerksam   auf   Ualy-Fascha\s    überlegene 
Macht,    auf  seine  Verstärkung   durch  die  Fa- 
schen von   Bosnien,    Scrvien,    Tem^esydr;     auf 
seine  nahe  Vereinigung  mit  dem  Be«;Ierbeg  aus 
Morea;    und  entschied  für  klugen  Stillstand  im^ 
befestigten  Lager,    aus  dem    man  des  Feindea 
Bewegungen  beobachten,    mancherley,    Furcht 
ihm  einjagende  Gerüchte  verbreiten,  bisweilen 
aich    schlagfertig    zeigen,     allenfalls    auch    den 
Szigethvärern   einige  Haufen   zu  Hülfe   senden 
sollte:    und  dabey  blieb  e^  durch  der  Stimmen 
Mehrheit  gegen    die  Wünsche  des  Erzherzogs, 
dessen  Thätigkeii  im  Lagerdienste,  Abhärtung, 
Ausdauer  in  Beschwerlichkeiten ,  und  Verzicht-^ 
leistung  auf  alle  GemäcÜliclikeit,  von  den  Feld- 
herren   mit   innigstem  Wohlgefallen    und    fro- 
hen Erwartungen  für  künftige  Zeiten  bemerkt 
wurde« 

Um  ihm  wenigstens  in  einigem  nachzuge-r 
ben,    und  seine  Kriegslust  zu  nähren,    uiitec- 


-    Ö74    -         ^ 

Stützte  Nadasdy  seinen  Antrag,  Korothna  zu 
erobern.     Sforzia  Fallavicini,    war  ihm 
von  dem  itönige  als  Feld  -  Marschall  mit  gege^ 
ben ;    diesem    übertrug   er   die   Unternehmung, 
unter  dessen  Oberbefehl  Niklas   von  Pol- 
weyler    und   Johann    Lenkoricsh    mit 
ihrer   Mannschaft   sie   ausführen    sollten.     Die 
Nachricht   von   Haly^s   Anzüge   machte    den 
Feldmarschall  für  den  Erfolg  besorgt;   tind  die 
Rückerinnerung  an  die  von  eben  diesem  Haly 
erlittene  schimpfliche  Behandlung  in  seiner  Ge- 
fangenschaft  sogar    verzagt.      Da   erboth    sich 
ihm  Niklas  ZrLny  mit  seineni  tausend  Croa- 
ten    zum  Beystande   und  zur  Vorhut.     Zuver- 
sichtlich wurde  nun  der  Zug  angetreten,    und 
ehe  noch  ein  Schuss  geschah-,  Korothna's  äus- 
serer hoher  Wall  erstürmt*    .Zriny's  Fahnen- 
träger,   Stephan   Tompa   und^  der   wackere 
Ritter  Feter  Fatatics  waren  die  ersten  oben; 
ohne  den  Befehl  der  Hauptleute  zu   erwarten, 
drängten    sich  Reiterey  und  Fussvolk   hinauf, 
um   das   gräulichste    Gemetzel    so    schnell  als 
möglich  zu  vollbringen;    denn   niedergehauen 
wurde  alles,  was  nicht  gleich  bey  dem  ersten 
AngriiFe  sich  in  die  Burg  geflüchtet  hatte ;   und 
auch  dort  war  des  Feindes  Widerstand  ntir  von 
kurzer   Dauer;     Anerbiethung    der    Übergabe, 
Bitte  um  Gefangenschaft  und  Gnade  des  Lebens 
vergeblich.      Tod   verhängte    und    vollzog    das 
Deutsche  Kriegsvolk   über   die    gesammte  Be- 
satzung ^  zur  Rache  seiner  zweyhundert  siebzig 
Waftenbrüder  und  der  Herren  von  Reyschach, 
von  Thurn,  von  Sigersdorf,    welche  bey 
Babocsa  gefallen  waren.     Viele,  die  zu  den  Un- 
gern ihre  Zuflucht  genommen  halten,    wurden 
selbst  in  den  Armen  ihrer  mitleidigen  Retter 


—  875  — 

I 

;  von  den  Deutschen  ermordet;  nur  Wenige, 
schnell  mit  Ungrischen  Mützen  bedeckt,  und 
für  Ungern  gehalten,  entrannen  der  Wuth  ih- 
rer Verfolger«  Hier  bey  Korothna  begann  der 
raubgierigen  Deutschen  grässlicher  Gebrauch, 
die  Leiclmame  der  Erschlagenen  nicht  nur  aus- 
zuziehen,   sondern   auch   aufzuschneiden,    um'. 

I  die  Ducaten  zu  suchen ,  welche  der  verbreitete 
Wahn  die  Türken  vor  jedem  Gefechte  zur 
Stärkung  verschlucken  Hess«  ^     ' 

Die  Ankunft   der  wenigen  Flüchtlinge  zu 
Bab6csa   und  ihre  Nachrichten  erweckten  all- 

gemeines  Entsetzen;   sie  betheuerten,  der  Erz- 
erzog sey   über  hunderttausend  Mann   stark, 

'werde  unverzüglich  Bab6csa  und  alle  in  dieser 
Gegend  von  Türken  besetzte  Plätze  überfallen, 
dann   seine   Heermacht    theilen,     den    rechten 

JB'lügel  liach  Slawonien  und  Sirmien,  den  lin- 
ken längs  dem  Blatten -See  bis  gegen  Stuhl- 

.  weissenburg  senden,  nach  Eroberung  sämmt- 
licher  dazwischen  liegender  Schlösser  und  Fes« 
tungen«»  beyde  wieder  bey  Szigethvär  an  sich 
ziehen,    dann   gegen   Fünfkirchen    und    Siklös 

\  vorrücken;  so  war  ihnen  von  Ungern  geilis^ 
sentlich  versichert  worden.  Ihre  Kunde  kam 
mit  einiger  Übertreibung  bis  in  das  Lager  des 
Haly-Fascha  und  die  Besatzungen  aus  Ba^ 
b6csa,  Kälmclntsa,  Görosgal,  Szent  Morton  uifa 
S^Uye,  in  eilfertiger  Flucht  nach  Fünfkirchen^ 
brachten  die  Bestätigung. 

Szigethyär  war  nun  ringsherum  ,  gegen 
feindliche  Überfälle  gesichert,  hatte  freye  Zu* 
fuhr,  Johann  Fetho,  Carl  Zirotin,  Franz 
Bocskay  verstärkten  mit  ihrer  Reiterey  die 
Besatzung  und  nahmen  gleich  nach  ilirer  An- 
'kunft  bey  einem  Ausfalle  den  Musa  Kihaja, 


~  876  — 

I 

lyelcken  der  Begl^rbeg  auf  Kundschaft  ausge- 
saiidt  hatte,  mit  einigen  seiner  Leute  und  rei- 
cher Beute   gefangen.      Nach   glücklich   voll-'- 
brfichter  Unternehmung   auC  Korothna  und  ei^ 
ni{;en,  den  Feind  irre  machenden  Bewegungen, 
'  führte  der  Erzherzog  die  gesammte  königliche 
Heermacht   aus    dem   Lager   bey   Csurg6    nach 
Legrad,    dann  weiter  hinauf  nach  Ferlak,    wo 
Graf  Niklas    Zriny    und   Johann    Len-^ 
kowicsh  mit  ihrer  Mannschaft  über  die  Drawe 
setzen  und  durch  frey(j[egebene  Gefangene  dem 
Feinde  hinterbringen  liessen,    dass  sie  in  SU-r 
wonien   mit   dem   neu   ernannten  Ban  feiet 
ErdÖdy   rereinigt,     den    Kfieg   fortzusetxeii 
beordert   wären«     Inzwischen  kam  K  a  z  z  u  n  -* 
Pascha  mit  sechstausend   Mann  vor  Csun;4| 
•»  fand  das  'königliche  Lager  aufgehoben,  machte 

vergeblichen  Versuch ^  die  Burg  zu  erstürmen, 
wurde  auf  dem  Rückzuge  yon  Marcus  Hor- 
vath  überfallen  und  über  Szent  Lorintz  hinaus 
bis  in  das  Lager  des  Beglerbegs  bey  Patats  ror 
Fünfkirchen  verfolgt.  Das  Spälherbstea  rauhe 
Witterung  geboth  beyden  Theilen  Endigung 
des  Feldzuges;  beschämt  brach  Ualy  gegen 
Ofen  auf,  zehntausend  Mann  hatte  er  vor  Szi- 
geth  und  in  verschiedenen  Gefechten  verloren. 
Der  Beglerbeg  noch  immer  an  des  Erzherzogs 
überlegene  Macht  glaubend,  entliess  die  Pa* 
.sehen  auf  ihre  Posten  und  kehrte  heim.  Das 
königliche  Heer  wurde  bey  Perlak  entlassen; 
der  Erzherzog,  von  dem  ihm  ungemein  gün- 
stigen Palatin  bis  Eisenstadt  begleitet,  wurde 
Ende  Od.  einige  Tage  vor  Allerheiligen  zu.  Wien  von 
seinem  Vater  freudig  empfangen.  In  der  Zwi-^ 
schenzeit  hatte  der  Raaber  Burghauptmann 
Adam  Gdll  glückliche  Streilsüge  nach  Stuhl- 


—    877    — ' 

I 

weissenburg  und  Gran  gemachte  An  letzterm  27.  ^f (; . 
Orte  dreyhundert  Türken,  zvFeyhundert  Ras- 
cier  getödtet,  betrachtliclie  Geldsummen,  sie'- 
benhundert  Schladhtocksen,  über  zweytausend 
ScBafe,  eine  Menge  Frauen^  Kinder,  Handels- 
waaren  weggeführt  und  die  Stadt  angezündet  •). 
Nach  Szigethvar's  Rettung  und  des  Fein-« 
des  Rückzug  sandte  Ferdinand,  keinen 
seUeicbenden  Empfehlungen  oder  Bedenklich-* 
keiten  seiner  Deutschen  Hofherren  Gehör  ge- 
bend, auf  eigene  Wahl,  den  alten,  seit  der 
Mohäcser  Schlacht  in  manchem  schweren 
Kriege  bewährten,  nie  geschlagenen  WalFen- 
meister,  Emerich  Telekessy  mit  tausend 
Ungern  zu  Pferde,  eben  so  vielen  zu  Fusse  in 
das  nördliche  Gebieth,  um  für  das,  was  die 
Ungrische  Krone  durch  die  schlechten  Män- 
ner, "Wolf gang  Fuchaim,  Marcel  1, 
Dietrich,  Andreas  Brandeis  an  Ehre 
und  Vortheilen  verloren  hatte,  Ersatz  zu  er^ 
kämpfen.  Zu  seiner  Verstärkung  waren  aus 
Schlesien  und  Böhmen  ^ie  Herren  Johann 
Geratow,  Adam  Taikowics,  Albrecht 
Jablankow  mit  ihren  Rotten  unter  seine 
Fahne  beordert,  und  der  Freusse  Jakob  Spo r- 
baim  mit  seinem  Reitertrupp  in  Sold  genom- 
men. Telekessy  wählte  Kascfaau ,  wo  jetzt 
Stephan  Dersffy  Burghauptmann  war,  zum 
WaiFenplatze  und  warb  auf  seine  Kosten  die 
yon  Isabella  abtrünnigen  Hauptleute,  Anton 
Szekely  mit  zweyhundert,    Franz  Szalay^ 

a)  Ferdinand!  Reg. Liter,  ad  Oratores.  VienniBe  g.  Octobr. 
l566.  ap.  Aliller  p.  162.  Forgnca  Lib.  VI.  p.  iC4  sqq.  I«  - 
thuanffy  Lib.  XlX.  p.  326.  Wolfg.  Lazii  Her.  contra 
TurcM  gestar.  Histor.  ap.  Schwandiner  T.  L  p.  6a6sqq.  BasiJ. 
Joann.  Herold  Her.  contra  Türe,  geitar.  Üittor.  ap.  Bund* 
p.  649  sqq« 


—  878  — 

Matthias  Szenczy^  Georg  Kostowics 
und  Caspar  More,  jeden  mit  hundert  Rei- 
tern, zu  Ruhm  yerheissendem  Dienste.  Mit 
diesen  Streitkräften  überwältigte  er  zuerst  die 
Zemplener  Burg,  wejche  der  Rebell  Gabriel 
Ferenyi  den  JDrugethern;  dann  erstürmte 
und  zerstörte  er  die  Fäl6czer  Burg,  welche 
derselbe  junge  Magnat,  durch  Raun,  Gewalt 
und  Treübrüchigkeit  sich  und  sein  Geschlecht 
schändend,  den  Doböern  entrissen  uud  be- 
setzt hatte.  Indem  Gabriel  Fer^nyi  sei- 
ner Besatzung  auf  Fal6cz  2u  spat  zu  Hülfe 
eilte,  stiess  er  bey  Yarano  mit  überlegener 
Macht  auf  Johann  Gersach  er,  wcucher 
dem  Feldhauptmann  Telekessy  drdyhiiiidert 
Mann  Deutsche,  und  eben  so  viel  Ungern  zu- 
führen wollte.  Dieser  zu  schwach,  mit  jenem 
den  ICampf  in  offenem  Felde  zu  bestehen ,  ver^ 
schanzte  und  befestige  sich  in  dem  Markt- 
flecken auf  dem  Schlosse  der  Bathofer,  und 
mahnte  den  Telekessy,  welcher  bey  Fi- 
16cz  verwundet  worden  war  und  jetzt  das  yon 
Rebellen  besetzte  Leleszer  Stift  belagern  liess, 
um  Hülfe.  Seine  Bothen  wurden  von  Fere- 
nyi  aufgefangen;  aber  Gabriel  Drugeth's 
Wittwe,  Euphrosyne  Gyulaffy  meldete 
eiligst  Gersacher's  Gefahr  nach  Lelesz. 
Telekessy  machte  sich  unverzüglich  auf;  die 
^Ondova,  durch  heftige  Flatzregen  aufgeschwol* 
len,  hatte  sich  weit  und  breit  ergossen;  bey 
Csicsva  musste  über  sie  gesetzt  werden,  keine 
Furt  war  zu  finden;  darauf  rechnend^  hielt 
F e r e n y i  den  Gersacher  schon  drey  Tage 
eingeschlossen:  doch  Telekessy,  mit  hel- 
denmüthiger  Entschlossenheit  jeder  Gefahr  trot- 
zend,   jede  Schwierigkeit   besiegend,    war  der 


,      -079    - 

Erste  übei:  den  Strom;  und  von  seinem  Bey-» 
spiele  begeistert^  blieb  kein  Mann  zu  Pferde^ 
keiner  zu  Fusse  jenseits.  Die  unerwartete  An- 
kunft des  furchtbaren  Kriegsmannes  jagte  den 
J'uDgen  Herrn  ferenyi  in  die  unordentlichste 
?lucht  •). 

In  diesem  Jahre  folgte  Kaiser  Carl  dem 
Drange,  welcher  schon. seit  vierzehn  Jahren  in 
seinem  Gemüthe  gearbeitet  hatte.     Aus  starken 
Ahnungen   von   Weisheit,    von   Gottseligkeit, 
TOn   einzig  wahrem  Leben  im  Geiste,    war  er 
entstanden ;     er  trieb  ihn  in  das.  Hieronymiten 
Kloster  St.  Just,   wo  er  in  äussern  Umgebun- 
gen,   Verhältnissen  und  Formen  Befriedigung 
seiner    ihm     selbst     unerklärbaren    Wehmuth 
und  Sehnsucht  zu  finden  hoüte.     Wäre   er  je 
XU  regem  Leben  in  der  Idee  erwacht,  so  würde 
ihn   der  heilige   Geist  der  Welthierarchie  er- 
leuchtet, 'erwärmet,  gestärkt,  er  in  der  Wirk- 
lichkeit   durch  sieben   und  dreyssig  Jahre  an- 
ders gehandelt,  klar  gefasste  Zwecke  nie  ver- 
fehlt, auf  seinem  Platze  bis  an  das  Ende  aus^ 
geharret,    und   das  Reich   Gottes   nirgend   an- 
f    derswo,  als  in  seinem  Innersten  gesucht  haben» 
^    Weder  seine  Lobredner,    noch   seine   Tadler, 
^    hatten  ihn  in  der  Eigenthiimlichkeit  und  Wirk- 
\     samkeit  seines  Geistes  begriflen,    daher  seinen 
^     Entwürfen,     Unternehmungen,     Bestrebungen, 
t     bald  redliche,   grosse,    erhabene;    bald  listige, 
(|     hochmiithige    und    herrschsüchtige    Absichten 
f     und   Bestimmungsgründe ;     seines    öffentlichen 
i     Lebens  letztem  Acte  sogar   Wahnsinn  ^)   un- 


& 


i' 


n^  lathuanffy  Lib.  XTX.  p.aSa.         h)  Papst  Panloa  IV. 
erklärte  gerade  su ,    der   Mann ,  welcher  ao   Tiele   Kronen   und  ^ 
Heiche  niederlegte  und  in  eine  Möncha-Zelio  aich  Terachloaai 
aey  xmpoa  mentia. 


:    I 


—    8Ö0    — 

ter^eschoben.      Es  war  in  ihm   nur   Ahnung, 
freylich  stärkere,  als  seit  Carl  dem  Grossen 
/  in  irgend   einem   seiner  t^orfahren;    nicht  aus 

der  Idee  von  Staat  und  Hierarchie  rein  und 
klar  reflectierte  ErkenntnLss  von  den^,  was  dem 
Reiche  und  der  Kirche  dringend  Noth  that: 
darum  vergriiF  er  sich,  bey  aller  AuCrichtig'- 
keit  des  Willens,  dem  einen  und  der  andern 
zu  helfen ,  fast  immer  in  den  Mitteln.  Blosse 
Ahnungen  sind  untauglicher  Stoff  zur  Bildung 
bestimmter  BegriiFe  und  richtiger  Schlüsse;  nur 
in  blendenden  Wahn  können  sie  unter  der  Ge- 
schäftigkeit  eines,  von  Ideen  verlassenen  Ver- 
standes übergehen.  Da  er,  der  Erkenntniss  er- 
mangelnd. Anderes,  und  auf  andere  Weise  "vrollte, 
als  was  und  wie  er  wollen  sollte,  so  hinter* 
Hess  er  das  Reich  ohne  Wohlstand  und  Ord- 
nung, die  Stände  ohne  Landfrieden  und  Ein* 
trachr,  die  gealterte,  hinfällige  Kirche  ohne 
unentbehrliche  Reform  und  Zucht,  die  neuen 
Kirchen  ohne  evangelische  Liebe,  ohne  Freude 
und  Frieden  im  heilii^en  Geiste:  die  Anstren- 
[ung  seines  ganzen  Lebens  und  die  Aufrei« 
►ung  seiner  Kraft  versetzte  nur  ihn  in  die  be- 
harrliche Gemüthsstimmung  des  Überdrusses, 
des  Ekels,  der  UnzuFriedeiiheit  mit  Menschen 
und  mit  sich  selbst  ^). 

In  diesem  Zustande  übergab  er  zuerst  die 
Niederlande  und  die  Spanischen  Erbstaaten  sei- 
nem Sohne  Philipp;  und  nach  mehrern  ver- 
unglückten Versuchen,  wodurch  er  seinen  Bru- 
der Ferdinand  bewegen,  wollte,  zu  Phi- 
lipp's   Gunsten    der   Römischen  Konigswürdc 

^  a)  Gern  biethe  ich  Achtung  jeder  Ansicht  Anderes  rot  dem 
«usserordentlichen  Mannen  aber  ich  «ui  meinem  Standpaucte 
konnte  keine  Andere  von  ihm  fassen. 


i  XXL  entsann ,  sandte  er  Montag  vor  Christi  Yer-  3.  4ftgu 
!  klärung  Wilhelm  von  Oranien,  den  Reichs- 
t  Vicekanzler   Dr.    Seid,    und   seinen   Geheim- 
:  Schreiber  Hall  er  als  Beyollmächtigte^.um  die 
I  feyerliche  Niederlegung  der  Deutschen  Reichs- 
•  Berrschaf t   dem   Könige   Ferdinand   zu  y er- 
I  laelden  ^    und  mit  den  Churfürsten  auf  bß.son- 
/derer  Versammlung    das  Nöthige    zu    verhan- 
i  dein  *).      Hiermit  liatte  er  seinerseits  mit  der 
5  Welt  völlig  und.fiir  immer  abgeschlossen;  aber 
l  fiir  F  e  r  d  i  n  a  ad '  i  politische  Absichten  und 
f  Bestrebungen  wünd^"  Ungarn  nun  weniger  be- 
j  nicksichtiget.    •  Seine  Bothschafter  an  der  t^fortel5.  jtugu* 
,  erhielten  die  Weisung  unter   jeder  Bedingung^ 
,  nur   soviel  möglich  unbeschadet  seines  könig^ 
glichen  Ansehens,,  den  Frieden  mit  Solejman 
j  dbzuschliessen ;   er  wolle  idlen  Ansprüchen  auf 
.  Siebenbürgen  entsagen  ^    nur  müsste  auch  Isa«- 
I  bella   die   zwey   Schlesischen  Herzogthümer, 
Feier  Fetrovi^s  Munkacs  wieder  abtreten, 
«in^  allen  in  Siebenbürgen  vorhandenen,    dem 
Iwönig  gehörigen  Kriegsvorrath  ausliefern;   die 
dor^  .Fisrhafteten  Stephan  Dob6,   Ladislaw 
Yas,    Georg  Bocskay   mit  ihren  Familien; 
die  zu  Consta ntinopel  Gefangenien,    besonders 
Dominik   Dob6   sollten   freygelassen   wer- 
den^).    Sobald  der  Erzherzog  von  dem  Üng- 
rischen  Feldzuge  zurückgekommen  war,  reiste 
ferdinand  auf  den  Reichstag  nach  Regens- 
burg, um  die  bleibende  Verbindung  der  Deut-9.D«c.  I5S 
sehen  Kaiserwürde    mit  seinem  Hause,    seines""  ^•^"'* 
politischen  .Lebens   höchstes  Zid,    wirksamer 


a)   JoIk    Wilh.  Hoffmaaa't    Samihlmig   nitffedr.  Nach- 
ri.chtea    Thl.  I.    3.  aS  ff.  979.33  fT.  h)  Ferdinaodi  Reg. 

Liter.  ad^Orator*  Viennae  i5.  Angoat«  «656»  «p.  Miller  p.  lig. 
.VL  Theil.  56 


—    8«i    — 

vorzubereiten  y    und   nur    nebenher    um   Bey- 
stand  zu  Ungarns  Yertheidigung  anzuhalten"^*). 
I.e. i557.  In  den  ersten  Monathen  des  nächsten  Jab- 

res  ging  Ferhat-Fascha*TÖn  Bosnien  über 
die  Sawe  und  verheerte,  plünderte,  entvölkerte 
■  zwischen  Agram  und  Iwanicza  das  ebene  Land. 
Der  Ban  Feter  Erdddy  lag  an  der  Fuss« 
gicht  krank;  statt  seiner  zogen  Johann  Len* 
kowicsh  und  Johann  Aläpy  mit  den  Gränz- 
truppen,  mit  dreyhundert  dreyssig  Deutschen 
geharnischten  Reitern  und  huiadert  Scharfschiit- 
.  zen  zu  Pferde  wider  den  Feind.  Unter  Weges 
wurden  sie  von  den  Brüdern-Ladislaw,  An- 
dreas, Johann  und  Matthias  Kerecs^ny 
mit  ihren  Leuten  verstärkt.  Bey  dem  Dorle 
Szent- Helena  stiessen  sie  auf  Ferhat,  griffen 
an  und  schlugen  ihn  mit  Verlust  von  mehr 
als  der  Hälfte  seiner  Rotten  in  die  Flucht. 
Allen  Raub  an  Menschen,  Vieh  und  Geräth* 
Schäften  liess  er  zurück;  Pferde  wurden  in  so 
grosser  Menge  erbeutet^  dass  sie  nicht,  wie 
gewöhnlich,  durch  Meistgeboth  veräussert,  son* 
dem  zu  zwey  bis  drey  unter  die  Soldaten  ver« 
theilet  wurden  ^).  Unterdessen,  und  den  gan- 
zen Sommer  über  hatte  das  königliche  Waf- 
fenvolk bey  Kaschau  im  Lager  gestanden ,  ohne 
irgend  etwas  wider  die  Türken  oder  wider  die 
Rebellen  zu  unternehmen;  so  war  von  dem 
^Könige  befohlen,  um  seinen  Gesandten  zu  Con- 
stantinopel  die  Friedens- Unterhandlungen  nicht 
zu  erschweren.  Sold  wurde  der  Mannschaft 
nicht  bezahlt ;  in  äusserst«?  Noth  zog  sie  durch 
die  benachbarten  Dörfer  und  nahm  mit  Gewall, 

a)  Ferdinand,  Reg.  Literae  ad  Stnson.  AEp.  Rati^x».  9. 
Decembr.  i556.  ap.  Pray  Epp.  Frocc  P.  III.  p.  io3.  h)  !•• 
thuanff  j  Lib.  jCX«  p.  s55» 


—    «85    — 

was  sie  für  sich  und  iKr  Vieh  bedurfte.  Die 
Eeämten  hatten  von  der  königlichen  Kammer 
die  geheime  Weisung,  den  jedesmahligen  Raub 
zu  berechnen  und  zu  schätzen ;  der  angegebene 
Betrag  wurde  hernach,  wie  es  hiess,  zum  Vorf 
theile  des  Fiscus,  der  Mannschaft  von  dem 
Solde  abgezogen;  aber  dem  verletzten  Land- 
rolke  keine  Entschädigung  gegeben  *).  Fer^- 
iinand^s  rechtlicher  Sinn  macht  es  unglaub^ 
lieh,  dass  er  von  diesem  empörenden  Unfug 
wusste;  allein  welche  Gräuelthaten  werden  von 
liohen  und  niedrigen  Staatsdienern  nicht  ge- 
nragt unter  Fürsten ,  welche  von  ihren  Reichen 
licnts  weiter  als  die  Hauptstadt  kennen,  nichts 
lehen  als  was  ihnen  ihre  Hofherren  zeigen, 
md  die  gerechtesten  Klagen  nie  unmittelbar 
ron  den  Lippen  ihres  bedrängten  Volkes  ver-* 
lehmen  ? 

Dinstag  nach  Joannls  Enthauptung  wurden^O.  August, 
mdlich  Antonius  Wränczy  und  Franz 
Say  mit  bestimmter,  doch  wenig  erfreulicher 
b*klärung  des  Grossherrn  und  des  Grossveziers 
iustan-Fascha  aus  Constantinopel  entlas- 
ten. Auger  Gislen  von  Busbec  unter  Yer- 
licherung  der  gastfreundlichsten  Behandlung  zu- 
rückgehalten ^«  Erst  Dinstag  nach  Luea  ka-  19.  Oetohr. 
nen   sie   nach  Wien  ^),    berichtend,    dass  der  I 

S.önig  und  der  Gross -Sultan  in  dem  Besitze 
lessen,  was  diesen  Augenblick  dem  Einen  und 
lern  Andeirn  in  Uttgarn  unter thänig  wäre^  he- 
larren   sollen.     Szigethvir  müsse  schlechter« 


a)  Forgaet  Lib.  VII.  p.  199.  5)  Anton.  Verantif 
ipiatolae  ad  Ferdinand.  Reg.  1.  8.  Jalii  4.  17.  Angntt.  ap.  JTa- 
»na  Hist.  Reg.  T.  XXII*  P*  965—978.  Busbequius  Enist.UI. 
)  Perdinandi  Reg.  Liter,  ad  Anton.  Verantiom«  Viennao 
8.  Octobr«  1567.  ap.  Pray  Epp«  Procc,  F.  III.  p.  135* 

56* 


—    884    — 

dings  veiftasseQ)  zerstöret^  geschleift  werden, 
ohne  diess  sey  durchaus  kein  Frieden  su  er- 
warten. Das  seit  zwey  Jahren  rückständige 
Ehrengeschenk  solle  ehestens  übersandt|  über 
desselben   jährlichen  Betrag  für   die  Zukunft, 

ter  die  Bestimmung  der  Granzen  zwischen 
n  Reichsantheilen  beyder  Monarchen,  und 
über  andere  Bedingungen  des  Friedens  sey  wei- 
terhin noch  zu  unterhandeln.-  Über  Kostanit^ 
in  Croatien;  über  Grosswardein ,  Muhkdcs, 
Huszt  in  Ungarn;  über  andere >  während  des 
Waffenstillstandes  von  Paschen  oder  von  Re^ 
bellen  eingenommene  Plätze  waren  die  Gesand- 
ten von  Solejman  und  Rustan-Pascha 
gar  nicht  angehört  worden  *)b  Diess  war  der 
Erfolg  ihres  viel  jährigen  mühseligen  Aufent- 
haltes bey  der  hohen  Pforte;  diess  die  Ver- 
geltung der  von  Ferdinand  durch  yier  Jahre 
pünctlich  beobachteten  Waffenruhe;  diess  die 
Folge  unpolitischer  Rechnung  auf  der  Mosle- 
mer Rechtlichkeit)  Billigkeit,  Friedfertigkeit; 
diess  die  Strafe  der  Unentschlossenheit  und 
vernachlässigter  Gelegenheiten,  dem  Feinde 
nach  den  yon  ihm  selbst  in  Thaten  aufgestell- 
ten Gesetzen  zu  begegnen ,  und  anstatt  von  iliin 
den  Frieden  zu  erkaufen^  ihn  zu"  erzwingen 
und  vorzuschreiben^ 

Nun  hielt  Emerich  Telekessy  mcht 
länger  Stillstand  im  Liager  bey  K^schau»  In 
den  Tagen  der  Weinlese  rückte  er  in  die  Ung- 
her  Gespanschaft  hinauf^  wo  Isabella's  Haupt- 


o)  Anton ii  Vertntli  EpistoU  td  Feid.  Reg.  17.  Aogust 
iSSy.  ap.  Katona  •!.  c»  p.  977.  Summa  Succotao«  uitimae  «ctio- 
aif  Legator.  Auton.  Verant.,  Franc«  Zay.  et  Auger.  a  Basbeq. 
ap,  Princip.  Turcar.  haluU  x667.  an»  Kowukick  Script.  Mion. 
T.  II.  p.  180  f qa*  ^ 


~    885    — 

^  leute^  Christoph  Hagymisay  und  Be- 
•  nedict  Bon^emiszsza  Unghy^r  und  Sze- 

redny e  heunruhi^^ten.     Der  hlosse  Ruf  von  T  e-   . 

lekessy's  Ankunft  jagte  sie  in   die  Flucht^ 

einige  Haufen  nach  Siebenbargen  zurück,  ei- 
^nige    nach  Huszt,    andere  auf   die  Munkdcser 

jC'el.senburgy  dahin  folgte  ihnen  der  königliche. 

Feldherr  und  schloss  sie  ein  bis  Melchior 
.  Balassa   und  Franz   Bebelc,    mit   tiberle-»- 

äener  Macht  aus   Siebenbürgen  in  Anmarsch^ 
in   nöthigten^    sich   an  die  Theiss  zuräckzu-« 
^  ziehen.     Unterweges  überwältigte  und  zerstörte 
er  die  Koyasz6er  Burg,  der  Rebellen  Sammele 
'  platz,  am  rechten  Ufer  der  Borsova.     Isabel-* 
'^a's  eifriger  Parteygänger,  der  Rebellen  mäch^ 
'  tige  Stütze,  Franz  Fer^hyi;    aus  der  Ugocsev 
'  liinie,    auf   seinem  Erbsitze  sich  völlig  sicher 
glaubend,  bezog  mit  seiner  Gemahlinn  Ca tha-^ 
'  rina  Bebek,    mit  seinen  Kindern,    Ilausver- 
"wandten   und   Schätzen   Nagy-Szöllos,    raubte 
die  an  Gold-  und  Silberopfern   reiche  Fran- 
ciscaner  Kirche  aus,    liess  den  Leichnam  des 
heiligen  Joannes  von  Capistrano,  welchea 
oie   Ordensmänner    bey    der    Osmanen   Einfall 
nach  Sjrmien  aus  Ujlak  dahin  gebracht  hatten, 
in  tiefen ,  versiegten  Brunnen  werfen ,  jagte  die 
3lönche    nach   gräulichen   Misshandlungen   aus 
dem  Kloster,  und  verwandelte  es  in  eine  Schutz-^ 
wehr  vor   der  K^nko-Burg,    auf  welcher   er 
sich    wider    den   herannahenden    Rächer   ver^  . 
theidigen  wollte.     Telekessy  kam,    forderte 
Ergebung  und  Unterwerfung  unter  den  recht-^        , 
massigen  König,   ward  nicht  gehört,    liess  das 
schwere  Geschütz  die  Zerstörung  beginnen  und 
nahm  nach  einigen  Tagen  die  Ik^nko  -  Burg  im 
Sturme.     Ferenyi  gerieth  mit  seiner  gesamm-F«rl3.;v<»v. 


/ 


I 


-V    886    — 

ten  Familie  in  Gefanvenschaft.  Telekeasy 
liess  ihn  nach  Sär6s  abführen,  dortsasser  mit 
den  Seinigen  au£  hoher  relsenburg  durch  sechs 
Jahre  in  Verhaft.  Seine  erbeuteten  Kostbar- 
keiten,  vierzigtausend  Ducaten  an.  Werlh,  ver- 
theihe  der  Sieger  unter  die  IVIannschaft;  zur 
Besatzung  liess  er  den  wackern ,  beherzten, 
entschlossenen,  von  der  alten  Sz6kler  Helden- 
muth  beseelten  Anton  Szekely  *)  mit  acht- 
hundert Mann  auf  der  Kiinko-Burg  zurück. 
Telekessy  zog  wieder  vor  Lelesz,  wo  Ga- 
briel Ferenyi  aus  der  Aba-Ujvarer  Linie 
nach  Yerjagung  der  Främonstratenser  Mönche 
sich  hartnäckig  vertheidigte;  doch  endlich  an 
längerer  Behauptung  des  stark  beschädigten 
Flatzes  verzweifelnd,  ihn  unter  Begünstigung 
finsterer  Nacht  mit  seinem  Waifenvolke  räumte, 
Die  Wachen  machten  Lärm;  aber  Telbkessy 
verboth  im  Geiste  der  ahen  Kriegshelden ,  ihn 
zu  verfolgen,  die  Ermordung  seiner  verirrten 
Mitbürger  verabscheuend,  wenn  weder  Noth 
noch  Fflicht  es  geböthe. 

Das  Gerücht,  MelchiorlBalassa,  Franz 
Bebek  und  Johann  TörSk  seyen  mit  ge- 
sammter  Heermacht  Siebenbürgens  im  Anzüge, 
um  bey  Szathmdr  mit  Stephan  Bäthory 
von  Somlyo  vereinigt,  Nagy-SzoUos  mit  der 
Känko  -  Burg  wieder  zu  erobern ,  bestimmte 
den  vortrelflichen  Feldherrn-  über  die  Theiss 
zu  gehen  und  bey  Ncmelhy  an  des  Szamos 
rechtem  Ufer,  Szathmär  gegen  über,  sich  zu 
lagern.  In  dieser  Jahrszeit  war  durch  den 
Szamos  keine  Furt,  noch  weniger  litt  er  Brüc- 

a)  So  empfahl  ihn  Sigif  mupd  Torda  an  den  Palatint  lo 
seinem  Sendschreiben  Ton  i3.  Novbr.  1667.  bey  Vrtv^  £pp-  Procc 
P.  111.  p.  12C. 


-    ötfT    - 

ken;   beyde  Theile  liefehdeten  sich  gegenseitig 
«  durch    einige    Tage   bloss   mit   schwerem   Ge- 
'"  schütze;     dann  zündeten    die  Königlichen  die 
:  Vorstadt  yon  Nemethy  an  und  zögen  sich  über 
^  die    Theiss    zurück.      Aber    Donnerstag    nach  23.  Dechr» 
ü  Thomä  war  der  Strom  bey  Szäthmär  mit  dich- 
.  ter  Eisdecke  belegt;   die  Rebellen  l>rachen  auf; 
e  nach   zwey  Märschen    standen  si^   vor  Nagy- 
*:  Szollos  und  belagerten  die  Känzo-Burg.     Bey 
{  Terunglücktem  Sturme   fiel   unter  grosser  An-^ 
i  2ahl  Isabella's  Farteygänger  Georg  Tirc- 
ft  zay,   der  letzte  seines  Geschlechtes.     Anton 
i  Szekely   hatte   noch   keinen   Mann   verloren^ 
s  als  Telekessy  zum  Entsätze  kam.     Die  Re- 
(  bellen y  obgleich  stärker  an  Zahl,  verweigerten  . 
,^  das  Treffen,  setzten  über  die  Theiss  und  war- 
i  fen  sich  in  die  Nyaläber  Burg.      Indem  ihnen 
.  die  Königlichen   dahin  nachfolgten,    geriethen 
^  achtzig  Fuhren   mit  Mundvorrath   aus  Sieben- 
j   bürgen   kommend,    in   ihre  Gewalt.     Da  jene 
^  mehrmahls  zum  Kampfe  gefordert,   .sich  nicht 
stellten,   hätte  es  in  Telekessy's  IVf acht  ge- 
standen, sie  durch  Hunger  umkonümen  zu  las- 
sen  oder  zur  Ergebung   zu  zwingen,    freylich 
•   nicht  ohne  Gefahr  eigenen  Verlustes  durch  ver- 
i  zweifelte  Ausfälle  der  Eingeschlossenen,  durch 
f  Frost  und  Krankheiten.     Diess  erwägend,    ge- 
währte er  dem  Feinde  gegen  Versicherung,  im 
f   Gebiethe  des  Königs  keinen  Platz  mehr  zu  be- 
fehden, freyen  Abzug;    liess  die  Känko-Burg 
,  zerstören^  zog  den  Anton  Szekely  mit  sei- 
ner Mannschaft  an  sich;  und  kehrte  rühmlicher 
Thaten:  froh,  in  das  Winterlager  bey  Kaschau 
zurück*). 


a)  Forgaci  Lib.  VU.  p.  199.    Sig|er  Ciironolog.  ap.  Bei 


_    888    — 

Diess  ganze  Jalir  durch  herrscEleii  in  Sie- 
benbürgens Völkern  Unzufriedenheitf  ^  Miss- 
muth,  Reue;    an  Isabella's  Hoflager  Üppig- 

«  keit,  Verschwendung  9  Zwietracht  und  Ränke. 
Naclx  ihrer  Ankunft  in  dem  Lande  Katle  >sie 
den  Anton  Kendy  zu   ihrem  Sehatzmeister 

'  bestellt,  als  er  aber  eine  wirthschafUiche  Be^ 
rechnung  ihres  Hofhaltes  ihr  vorlegte,  und 
sogar  die  Summen  bestimmen  wollte  ^  liber 
welche  sie  jährlich  verfügen  könnte,  wurde  er 
von  der  beleidigten  Frau  seines  Amtes  entsetzt. 
Franz  BeH^ek  natte  ihr  *die  Wichtigkeit  sei«- 
ner  geleisteten  Dienste  zu  ihrer  Wiedereinset-^ 
zung  angerühmt,  dafür  um  die  Woiwod.4cliaft 
in   der  Provinz   angehalten,    auch    um  Verlei- 

N  hung  der  Gyalu-Burg  und  der  KolosmonosUh- 
rer  Abtey  gebethen.  Amt  und  Besitsungea 
wurden  ihm  abgeschlagen.  Von  nun  an  tru-r 
gen  Kendy  und  Bebek  Hass  und  verräthe^ 
risehe  Anschläge  wider  die  Königinn  im  Her- 
zen. Bebek  begab  sich  nach  Gonstantinopefj 
bestach  die  Faschen,  erhielt  durch  sie  Gehör 
und  Gunst  beySolejman,  schilderte  Isabel- 
la's  willkürliche,  leichtsinnige,  verschwende- 
rische Verwaltung;  um  dem  Übel  zu  steuern, 
und  noch  schlimmem  Folgen  vorzubeugen,,  sey 
er  von  den  Ständen  einhällig*-  zum  Statthalter 
von  Siebenbürgen  ernannt  worden,  der  Gross- 
herr sollte  diese  Wahl  in  Gnaden  genehmigen. 
Il.^/)n7.  gQiejn^jani  belehnte  ihn  mit  der  Fahne  und 
sandte   den  Woiwoden   der  Moldau   und  Wa- 


Mönum.  Dec.  I.  p.  79.  vergl.  mit  L 1  a  thi  i  Epiatola  ad  Palatin. 
Yien.  la.  Januar.  lObS-  (die  Jahrzahl  1667.  iat  unrichtig.)  S'i- 
gismund  Torda  Epiat.  ad  Palatin.  Eperiei  j3.  Novbr.  iSij* 
ap.  Pray  £pp.  Procc.  P.  llt.  p.  ii5  et  11 6*  Ifthuinffr 
Lib.  Xa.  p.  a37*  doeh  sind  die  Begebenheiten  irrig  auf  da«  Jabr 
1669.  gcaeut. 


—    889    — 

t  lachey  Befehl,  ihn  euizuführeii.  Ehe  difss 
f  noch  geschah,  erfuhr  der  Gross -Sultan  durch 
ii  I sähe  11  ift 's  Gesandtschaft  Bebek's  Betrug, 
1  ihrv  Geschenke  wogen  mehr  als  der  begiins-; 
I  tigt3  Yerräther,  und  da  er  Wichtigeres  an  ihr 
, / Toli /.lehen  wollte,  bezeigte  er  sich  im  Kleinen 
{  gefäioig;  seine  Eilbothen  brachten  den  Woi-^ 
1  wodeu  die  Weisung  den  Bebeker  der  Koni- 
^.  sinn  als  Gefangenen  zu  überliefern;  doch  der 
,  jifoldauer  stiftete  zwischen  ibm  und  ihr  Yer- 
I  ^öhnung,  bey  welcher  sich  beyde  Theile  mit 
,  glatten  Worten  betrogen^  im  Herzen  einander 
,   Rache  schworen  *). 

,  *  Isabjella's  Bothschafter,  Johann  Sza* 
Hnczy  und  Johann  Kem^ny,  welche  bey 
^  der  Pforte  um  Wiedereinräumung  des  südüst- 
^  liehen  Gebieths  von  Ungarn,  besonders  der 
Burgen  Lippa,  Temesvär,  Becskerek,  und  Or-> 
sova  angehalten  hatten,  wurden  mit  dem  für 
die  Königinn  und  für  die  Stände  kränkenden 
Bescheid  entlassen,  es  sey  Solej'man's  ent- 
schiedener Wille,  dass  in  Zukunft  die  Quellen 
der  Flüsse  Fekete-rUgy  und  des  Grosse  Szi- 
mos,  Szilägyszög,  Kokelburg  und  Deva,  für 
die  äussersten  Gränzpuncte  Siebenbürgens  ge^- 
halten  werden.  Alles  dazwischen  Eingeschlos^- 
sene,  sollte  der  Königinn  und  ihrem  Sohne, 
'  was  ausser  den  angedeuteten  Functen  liegt,  der 
f  forte  angehören  ^).  Kein  unbefangener  und 
redlicher  Insass  in  Siebenbürgen  zweifelte  jetzt 


a)  Qeorg  Sertfdy  Epift.  ad  Ferdfn.  Reg«  5.- Janaar«  tSSj» 
ap.  Pray  1.  c.  p.  io8.  Anton.,  Verantii  Epist.  ad  Ferd. 
Reg.  22.  May.  ap.  Kalona  Hi«t.  Reg.  T.  XXII.  p.  QÖS  »qq. 
Sigler  Chronolog.  ap.  Bei  1.  o.  p^  78.  h)  Casp.  Magocthy 
Epist.  ad  Palatin.  i5.  JuUi  1S67.  *P-  P^^^  J*  c  p.  lai.  Antou. 
Verantii  Epiat«  ad  Ferd.  Reg.  4«  August.  1667«  ap.  Kaiomm. 
L  c.  p»  971» 


—    «90    ^ 

noch    an    des  G^ross  -  Sultans  Yorliaben,    das 
ganze  Land   sich  unmittelbar  zu   unterwerfen; 
das  schmerzliche  Vorgefühl  dieses   Unglückes 
verschärften  die  Erpressungen   von  Seiten   der 
Königin n,  ihrer  begünstigten  Fohlen,  lund  des 
(1556.  Feter  Fetrovics.      In   eilf   Monathen    hatte 
^1^1557?  ^i®s®^^   dreyzehn   drückende  Geldabgaben    ein- 
26. 5«pffrr.  )treiben  lassen ,    zu  welchen  Hermannstadt   al- 
lein zwey   und^  funfzigtausehd  Gulden^  bezah- 
len musste  *).     Von   diesem   yerruchten  Wu- 
therich befreyete  der  Tod  Mittwoch  nach  Dio- 
nysii  Siebenbürgens  Völker  und  des  Rönüschen 
Kirchenwesens  Anhänger;    er  starb  ohne  Nach- 
kommen;   Isabella  w^r  von  ihm  zu  einziger 
Erbinn  des  zusammens;erafiten  un«;erechten  Gu- 
tes  eingesetzt  ^). 
6.iV«v&r.  Drey    und   zwanzig  Tage  darauf ^    in  der 

Nacht  vor  Leonardi,  entkam  Stephan  Dob6 
von  Ruszka  glücklich  aus  seinem  Kerker  auf 
10.  iVdvlr.  ggiimos  -  Ujvär.  Am  Vorabende  Martini  ruhete 
er  schon  auf  seiner  Burg  Szerednye  in  der 
Beregher  Gespanschaft,  nichts  mehr  ientbeh- 
rend,  als  seine  GemaÜinn^  Sffiinen  Sohn  und 
seine  Freunde,  welche  von  ihm  getrennt ^  auch 
jetzt  noch  im  Gefängniss  sassen,  und  um  deren 
Befreyung  er  ^  sich  an  den  König  wendete*"). 
Ferdinand  berief  ihn  nach  Wien;  der  Held 
von  Erlau  stelhe  sich  zuerst  vor  des  Königs 
Hofherren y  dann  vor  dem  Monarchen;  Tor  je- 
nen mit  stämmigen  9  den  Siebenbürger  Stein- 
salzführern entrissenen  Ochsen,  mit  vielem,  der 
Krone  aus  den  Bergwerken  entwendetem  Golde^ 


o)  Pauli  Bornemiasfsa  Epist.  ad  Palitin.  Nitriae  a& 
Septbr.  1667.  ap.  Pray  Epp.  Procc.  P.  III.  p.  ia3.  h)  Sigler 
Chronolog.  ap.  liA  1.  c.  p.  79.  cj  Steph.  Dobö  Epitt.  9(1 
Ferd.  lieg.  Ssereduye  lo.  Decembr.  1667.  ap.  Pray  1.  c.  p.  lad* 


i  und  mit  grosser  Anzahl  silberner^  durch  Raub 
i  gewonnener  Becher ,  die  Gunst  der  Yielver* 
I 'mögenden  erkaufend  (die  grössten  Heldenlha- 
11  ten^  wäre  auch  die  Welt  durch  sie  gerettet 
g  -worden,  können  und  dürfen  Niederträchtigkeit 
g  ten  vor  dem  Richterstuhle  der  Historie  nicht 
^  bedecken);  vor  dem  Könige  in  schlechter  Klei- 
,  düng,  mit  steifem  Nacken ,  über  Schultern  und 
,  Brust  herabhangenden  Haaren  und  Bart,  um 
^  Theilnahme  und  Mitleiden  zu  erwecken.  Fer«-' 
dinand,.  von  seinen  Hofherren  geleitet,  liess 
:  ihm  ausser  dem  rückständigen  Genalt  vierzig- 
1  tausend  Goldgulden  auszahlen,  ernannte  ihn  zu 
seinem  Rath,  und  belehnte  ihn  mit  der  Le- 
^  ventzer  Burg,  mit  Vigles,  Göncz  und  Telki- 
banya  *). 

Am   Ende    des   Jahres    ging    Christoph 
\    Bäthory   aus  dem  Hause  Somlyo,    der  Fran-* 
züsLschen,    Italischen    und   Spanischen  Sprache 
kundig,  nach  Frankreich  als  ßothschafter  Isa- 
'*  bella's   an  Heinrich  den  II.   mit  der  Bitte, 
um  seine  Verwendung  bey  der  Pforte,    damit 
de;r  Königinn   nicht   nur  Siebenbürgen  unzer- 
'    stückelt  überlassen,   sondern  auch  Lippa,   Te-r- 
[    mesvär,  Becskerek,  ürsova,   ohne  welche  das 
'    Reich  seines  Werthes  und  aller  Sicherheit  ent- 
'   behrte,  zurückgegeben  werde.     Bäthory  kam /.  c.i558. 
'    zurück  in  Begleitung  des  königlichen  Gesand-^^^^^«^/'^- 
ten  Feter  Franz  von  Martinez,  welcher  in 
öffentlicher  Versammlung  der  Stände  im  Nah- 
men seines  Senders   dessen  Tochter   dem  jetzt . 
siebzehnjährigen  Sohne  Zupolya*.^   zur  Braut 
anboth,  fünftausend  Mann  Hülfsvölker  für  fünf 
Jahre,    Einschliessung  der  Königinn  und  ihres 


a)  Isthuänffy  Lib.  XX.  p.244.  doch  irrig  auf  das  Jahr  i56o. 


'  —  89a  — 

a 

Sohnes  in  alle  seine  Bündnisse,  und  seine  tlia- 
ti^ste  Vermittelung  bey  [Solejman  versprach •). 
So  erfreulich  die  Aussicht  auf  die  Folgen  die- 
'  ser  wichtigen  Verbindung  den  Siebenbürgern 
war,  so  «schnell  und  so  leichtsinnig  bewirkte 
Isabella  selbst ,  derselben  Verschyrinden, 
Martinez  hatte  geheimen  Auftrag",  bey  der 
Königinn  und  bey  den  Magnaten  darauf  zu 
dringen,  dass  Johann  Sigmund  den  Kreisen 
der  Frauen  entnommen ,  yon  achtbaren  M^a« 
nern  seiner  künftigen  Bestimmung  gemäss  ge- 
bildet, zu  Staatsgeschäften  angehalten,  und  im 
Waffendienste  geübt  werde.  Je  eifriger  Mel- 
chior Balassa,  Franz  Bebek,  Frahs 
Kendy,  Michael  Csdky  und  andere  Bfag- 
naten  dem^  Gesandten  beystimmten,  desto  ei- 
\gensinniger  widerstrebten  •  die  Königinn  und  ihr 
Günstling  Stanislaw  Nlzoczky,  argwöh- 
nend, dass  Heinrich  des  II.  (jiFentliche  und 
geheime  Anträge  mit'  den  verborgenen  Absich- 
ten der  Ungern  übereinstimmend ,  lediglich  da- 
hin zielten,  ihr  und  dem  Fohlen  die  Herrp 
Schaft  zu  entwinden.  Sie  liess  den  Gesandten 
durch  kalte  Begegnung  ihr  Missfallen  empfin- 
den, und  warf  auf  die  genannten  Magnateii 
unversöhnlichen  Hass  ^). 

Nun  erfolgte  zum  Theile  wirklich  ^  was 
sie  argwohnte.  Franz  Bebek  und  dieKen-^ 
dyer  verschworen  sich,  ihr  in  Allem  entgegen 
zu  arbeiten,  und  dienten  damit  zugleich  dem 
Verhängnisse,  die  von  ihnen  begangenen  Yer* 
brechen  an  ihnen  selbst  zu  bestrafen.  Bebek 
zog  sich  nach  Alm^  zurück  und  folgte  kei^ 


a)  Porgäc«  Llbr  Vm.  p.  306«         (}  Forgica  Lib.  VIH. 
p.  aoS. 


—  895  — 

nem  Rufe  mekr  an  das  Hoflai^en     Die  Koni- 
ginn    entsetzte    ihn    der   Feldkmiptdiaiinsstelle 
und  anderer  Hofamter,   vergab  jene  an  Mel- 
chior Balassa,  welcher ,   obgleich  in  Feind- 
schaft mit  Beb  ek^  sie  ablehnte.     Auf  dem  von 
ihr  ausgeschriebenen  Landtage ,  erschien  weder 
der  eine  noch  der  andere,  noch  Johann  Tö- 
TÖk}    die   Kendyer  nur,    uln  heimlich  An- 
liang  zu  werben  für  ihren  Anschlag;    sie  woll- 
ten Isabella  von  ihrem  Sohne  trennen^   die-* 
ten  in  Siebenbürgen  behalten ,  jene  mit  ihrem 
Fohlnlsohen  Hefstaat   nach  Grosswardein    ent-* 
fernen.      Auf   diesem  Landtag  wurde  Solej- 
inan's  B.efehl  bekannt  gemacht,   Kcaft  dessen 
Isabella  dem  Moldauer  Woiwoden  Alexan-« 
der    Lapuschan    die    Herrschaft   Kokelburg 
überliefern  sollte.     Georg  Bethlen  und  St e-* 
phan  Cser^ny   gingen  als  Bothen  der  Köni^ 
ginn   nach    der    Moldau,    den   Woiwoden   zu 
mahnen,  dass  er  Bevollmächtigte  tixr  Besitzer-^ 
greifung«  der  Herrschaft  abordne.     A 1  e  x  a  n  -^ 
der  behielt  die  Siebenbürger  Herren  bey  sich 
und  fertigte  zwey  Bojaren  an  die  Koniginn  ab. 
Sie  gab  ihnen  Machtbriefe  an  ihren  Burghaupt-* 
mann  Margay  auf  Kokeburg;    er  aber  ver- 
weigerte  die  Übergabe   unter  dem  Yorwande, 
er  habe   von  seiner  Gebietherinn  noch  keinen 
unmittelbaren    Befehl   dazu.      Da   kehrten^  die 
Bojaren  voll  Verdrusses  heim,    und  der  Woi- 
wod  liess   sie  des   übereilten  Abzuges  wegen,* 
die  Bothen   der  Koniginn   für   den   rauthmass- 
liehen  Betrug  mit  Schlägen  süchtigen,    sandte 
sie  zurück^    Drach  sogleich. in  Einverständniss 
mit  Bebek  nach  Siebenbürgen  ein,  verheerte 
Burzenland,  und  entschädigte  sich  durch  Raub, 
~  Il^abella  «das  blutige  Schwert  widet 


/ 


-    «94    - 

ihn   herumtragen   Hess,   und   äusserst  Wenige 
zu  den  Waffen  griffen  *).      ' 

So    demüthigend    von    dem   Sinken   ihrer 
Herrschaft  belehret,    nahm  sie  wieder  zu  So- 
.  le  jman  ihre  Zuflucht  mit  der  Bitte,  er  mochte 
zur   Sicherung   ihrer   Gränzen    gegen    Ferdi- 
nand,   wenigstens    den    Landstrich   zwischen 
Lippa  und  Hunyad,  mithin  den  östlichen  Theil 
der  LCrassoyer,  die  Hunyader  Gespanschaft  und 
das  Haczeker  Thal  Siebenbürgen  noch  hinzu- 
fügen.     Zu   gleicher   Zeit   mit  ihren   Bothen 
trafen  auch  von  Bebek   und  yon  den  Ken-^ 
d  y  er  n  Abgeordnete  bey  der  Pforte  ein.    Diese 
berichteten,  Isabella"  sey  wieder  des  Vorha- 
bens,   sobald  der  Grossherr  ihre  listige   Bitte 
erfüllet  hätte,  ausz^wandern  und  Siebenbürgen 
dem  Könige,  yon  Ungarn  zu  überliefern« '  Bald 
fühlten  die  Bothschafter  der  Königinn  in  har- 
ter Behandlung  die  Folgen   der  falschen  An- 
klage.   Auf  ihren  Bericht  sahdte  die  geängstigte 
Frau    eine   Anzahl   Beweise   von  den  häufigen 
Verräthereyen    der   Dreymänner,    und    unteiv 
stützte   ihre    Glaubwürdigkeit    mit   reichlichen 
Geschenken.     Wie  diese  Wohlgefallen ,  so  fand 
die  Spenderinn  Glauben;    ein  Chiaus  führte  die 
Bothschafter   beyder    Theile   zurück,    die    Aei 
Bebek's  und  der  Kendyer  wurden  in.  der 
Walachey   geflissentlich   aufgehalten;     mit  den 
Andern  eilte  der  Chiaus  zur  Königinn,  welche 
nun  nicht  länger   anstehen  wollte,    zu  vollzie- 
hen ,   was    sie  längst  über  die  genannten   drey 
Männer,  wohl  auch  über  Melchior  Balassa 


a)  Antonii  Verantii  £pitt.  adCasp,  Magocthy.  Agriae  18. 
April.  i558.  ap.  Kaiona  T.  XXUI.  p.  73.  Caap.  Magocthj 
Bpist.  ad  Palatin.  6«  Junii  i568.  ap.  Pray  Epp>  Frocc  p^  iSo« 


—    «95    — 

lind  Michael  (tsdky'')  besclilosseii  hatte. 
Nur  fehlte  noch  der  Vollzieher^  und  diesen 
Fand  Nizoczkjr  an  Melchior  Balassa, 
nachdem  er  dem  Weigernden  Kendy's  ein- 
trägliche Burg  und  Herrschaft  Y^tsh  in  der 
Thorenburger  Gaspanschaft  versprochen,  und 
ihm  höchst  unbesonnen  eröffnet  hatte,  auch  er 
Bey  zum  Tode  ausersehen,  ntir  durch  Leistung 
des  verlangten  Dienstes  kenne  er  ihm  entge- 
hen ,  Und  die  Gnade  der  Königinn  sich  wiedet 
erwerben. 

Unter  dem  Vorwande  höchst  wichtiger 
Berathschlagungen  wurden  Franz  Bebek, 
Franz  und  Anton  Kendy  auf  Egidi  Tag 
nach  Gyula-Weissenburg  zu  dem  Staatsrathe 
berufen,  Abends  vorher  auf  der  Burg  in  Ge- 
sellschaft der  Hotverwandten  Isabella's  köst- 
lich bewirthet,  am  folgenden  Tage  die  Vor-  i.Septlr. 
bereitungen  au  nächtlicher  Frevelthat  getroiFen. 
Kurz  vor  der  •  Mitternachtsstunde,  da  die  drey 
Opfer  weiblicher  Rache  und  Pohlnischer  Ei- 
fersucht im  ersten  Schlafe  lagen,  zieht  Mel- 
chior Balassa  mit  fünfhuDdert  Bewaffneten 
in  die  Burg,  die  Königinn  empfängt  ihn  mit 
zudringlicher  Mahnung  rasch  zu   vollbringen,  ^ 

was  er  übernommen  hatte.  Er  dringt  in  das 
Gemach  der  K  e  n  d  y  e  r  und  vollbringt  an 
Beyden  ohne  vielen  Widerstand  den  schänd- 
lichen Meuchelmord.  Mühsamere  Arbeit  ha- 
ben der  alte  Kriegsmann  Caspar  Ferus- 
sicsh  und  Thomas  Däczo^   beordert  wi- 


a)  Dieser  Freund  des  Bischofs  Antonius  Wrancij^  als 
Kanaler,  treu  im  Dienste  der  Königinn»  und  keines  andern  Ver- 
lirechens  schuldig  y  als  dass  er  ihr  verderbliehes  Verfahren  mit 
ihrem  Sohne  freymUthig  tadelte  |  entrann  durch  Zufall  ihrer 
Rache* 


-    «96    - 

der  Bebek,  durcli  dessen  wuthende  Gegen- 
wehr,  unter  welcher  sie  fast  todtlich  yerwun- 
•  det,  den  Muth  verlieren,  mit  ihm  zu  Tollen- 
den^ Das  eindringend«  Waffenvolk  rettet  sie^ 
und  mordet  ihn  mit  vielen  Wunden.  Auf  Be- 
trieb der  Königinn  erkannte  der  gefällige  Tho- 
renburger  Landlag  die  drey  Männer  des  Hoch-^ 
verrathes  schuldig ,  und  entehrte  sich  mit  der 
Erklärung ,  dass  der  Meuchelmord  rechtmässig 
geschehen  sey.  Bebek's  Leichnam  wurde  ge-^ 
viertheilt,  und  an  den  vier  Thujen  von  W^s-^ 
aenburg  aufgesteckt;  den  Kendyern  Beerdi- 
gung bewilliget» 

Also   endigten  unter  gerechtem  Verhäng- 
nisse   der    Nemesis    die    mächtigen    Magnaten 
Franz  Bebek  von  Felsöcz^   Gömörer   Ober- 
f  gespan,    drey   Mahl   Abtrünniger    von   seinem 

^  recntmässigßa  ICönig^  Yerräther  seiner  neuen 
.  GebietherinU)  gewaltiger  Unterdrücker  des  fir« 
mern  Landadels  und  s^ner  eigenen  Geschlechts- 
verwandten aus  dem  Hause  Csetnek;  von  Ko^ 
jiig  und  Ständen  geächteter  Störer  de%  Land-^ 
iriedenSy  häuchelnder  Yerfölger  der  neuen 
Secte^  frecher  Kirchenräuber)  aller  göttlichen 
und  menschlichen'  Gesetze  kühner  Verächter» 
Eben  so  FranZ  Kendy,  Ferdinand's  wie 
Johann  Zapolya's  Verräther^  Stephan  Do* 
b6\s  Verfolger;  als  Woiwod  Siebenbürgens , 
des  Volkes  Geissei ;  der .  Söhne  des  Walachi- 
schen Bojaren  Zokol  Erbbestehlen  Zokol, 
der  Vergiftung  des  Woiwoden  Fetrasko 
^imDeehr.  schuldig  oder  Verdächtig,  hatte  sich  mit  seiner 
^•^  Familie  und  seinen  Schätzen  zu  Kendy  ge- 
flüchtet; von  Solejman  verfolgt,  hatte  er 
die  letztern  dem  Kendy  anvertrauet  mit  der 
Verbindlichkeit^   wenn  er  auf  weiterer  Flucht 


—    «97    — 

uthkommen  sollte  ^  sie  seisen  Kindern  zu  über- 
liefern.    Zokol  gerieth  in  Gefangenschaft  und 
büsste  zu  Constantinopel  sein  Verbrechen  mit 
dem  Tode.     Kendy  behielt  dessen  Reichthü- 
mer  für  sich,  und  liess  die  Wittwe  mitilires 
Söhnen   im  Elende    darben;    daher  die   unge«* 
heuern  Schätze   an    Gold   und   Silber,    welche 
nach  seinem   Tode   dem  Fiscus  der  Königinn 
heimfielen ,  dennoch  nicht  zureichend ,  den  Hass 
der  Magnaten  Ungarn.^  und  Siebenbürgens,  wel-^ 
eher  die  willkürliche  Herrscherinn  >    der  Foh- 
len  leichtsinnige    Beförderinn^    des   Meuchel« 
mordes   rachgierige  Gebietherinn  von    nun  an 
verfolgte,  zu  besänftigen  oder  zu  ersticken'). 
Schon ^ im  vorigen  Jahre  war  Franz  Be« 
bek's  Sohn,   Georg,    nicht  viel  besser,  als 
der  Vater,  von  ihr  abgefallen  und  zu  Ferdi- 
nand übergegangen;   im  gegenwärtigen  began- 
nen auch  ihre  übrigen' Stützen  unter  den  Un- 
gern zu  wanken;     die  vornehmsten   derselben^ 
die  Herren,    Gabriel  Ferenyi  und  Mel- 
chior Balassa,  wurden  durch  Telekes- 
sy's  glückliche  Unternehmungen  zur  Bntschei« 
düng  gebracht.   Durch  die  nachdrückliche  Rede^ 
welche  der  Grosswardeiner  Bischof  Francis- 
Gus  Forgäcs,    als  Bothschafter  der  Ungern 
auf   dem   Regensburger  Reichstage   zu  Antang 
des  Jahres  über  die  Nothwendigkeit  Deutscher 
Hülfe  wider  die  Türken  gehalten  halte,  waren 
die    Fürsten   bewogen    worden,    Subsidien   an 
Geld    zu    achtmonatlicher   Unterhaltung    eines 
Heeres  von  achttausend  Reitern^  vierzigtausend 


a)  Antonii  Verantii  Epist.  ad  Palatin.  Viennae  19.  Sep« 
tembr.  i558.  ap.  Katana  Biat,  lieg.  T.  XXIII.  p.  67.  For- 
gHCf  Lib.  VI  11.  p.  aio.  Sigler  Cbronolog.  ap.  Bei  Monum* 
Decad.  I.  p.  8l« 

VI.  Theil.  67 


/ 


f 


-  B98  _ 

Fussknechten  zu  versprechen.  Mit  dieser  trös- 
tenden Versicherung  kamen  der  Bischof  und 
seine  Gefährten  Peter  Macedoniay  und 
Georg  Hoszutholy  einige  Tage  vor  Re- 
miniscere  nach  Ungarn  zurüde  ^  und  man  glaubte 
hier  auf  wirkliche  Leistung  dieser  HiÜfe  um 
so  zuversichtlicher  rechnen  zu  dürfen  ^  da  gleich 
14. Afar«.  darauf )  Montag  nach  Oculi^  Ferdinand  auf 
dem  Churfürstentag  zu  Frankfurth  als  Römi- 
scher Kaiser  anerkannt  und  ausgerufen  worden 
war.  Allein  von  allen  eingegangenen  Hülfs- 
ei dem  konnten  nicht  mehr,  als  sechzehnhun- 
ert  Reiter^  eben  soviel  Fussvolk  angeworben 
.und  durch  einige  Monathe  besoldet  werden*}: 
ut  dass  der  Ungern  kluger  Feldherr  Tele- 
essy  auf  Hülfe ,  die  aus  Deutschland  kom- 
men sollte,  nie  vertrauete.  ' 

Noch  vor  Ostern  hatte  er,  mit  Stephan 
Dersffy  vereinigt,  die  Rebellen  Gabriel 
'  P e r Ä n y i  und  Franz  N^methy  im  Saros- 
Pataker  und  Tokajer  Gebiethe  befehdet;  erste- 
rer  hielt  nirgends  Stand;  dem  letztern  zer- 
fetzte Dersffy's  Hauptmann,  Bertalan 
Fekete',  im  Gefechte  das  Angesicht.  Kis- 
Varda  von  Siebenbürgern  hartnäckig  belagert,' 
wurde  entsetzt,  Stephan  Bathory  von  Sern* 
ly. 
di 

und  Melchior  Balassa  aiufgefi 
tutig  überwältiget  und  geschleift.  Mit  erbeu- 
teten zehn  Karthaunen,'  welche  der  fliehende 
Bdthory  dort  hinterla.ssen  hatte,  kehrte  Tc- 
lekessy  über  die  Theiss  zurück,  lagerte  sicli 
vor  Zeth^ny,    Franz  Nemethy's  £rbburg, 

a)  Forgact  JÜst.  Lib«  VL  p.  igS* 


-    «99    - 

liess '  die  KartKaunen  gegen  die  Mauern  dersel- 
ben aufführen  y  und  täaschte  die  Besatzung  mit 
scheinbaren  Belagerungsanstalten;  zum.  Ernste 
Fehlte  ihm  nichts  GeriDgers,  als  Kugeln  und 
Pulver.  Diesen  Mangel  ersetzte  die  Furcht  vor 
leiner  gewaltigen  Tapferkeit;  ohne  Widerstand 
rrurde  ihm  die  Burg  auf  die  erste  Aufforde'* 
rung  übergeben;  Ferdinand  vergab  sie  an 
len  virackem  Feldherrn.  Eine  Meile  unter 
Somonnai  am  rechten  Ufer  der  Laboroza  stand 
las  feste  13ergschloss  Barko,  Mitgabe  der  Bar- 
bara Drugeth,  als  sie  der  gewesene  Wesz- 
)rimer  Bischof  Martin  Kechety  nach  seinem 
[fbergange  zur  Reformation  ehelichte.  Jetzt 
latte  Franz  Kendy,  Kechety's  Wittwe  zur 
Jemahlinn  und  die  ßurg  im  Besitze;  darum 
iberfiel  sieTelekessy  feindlich ,  zwang  Ken- 
ly's  Volk  zur  Räumung  und  liess  die  Fes- 
iingswerke  zerstören.  Endlich  nachdem  er  auch  i--^/>«X— 
lie  Kövesder  Burg  überwahiget  hatte,  führte  "^'z"*'^- 
sr  sein  Kriegsvolk  in  das  Lager  bey  Kaschau 
surück.  Gabriel  Perenyi  vor  ilim  nir- 
rend  mehr  sicher ,  ergab  sich  lieber  seinen  Er-* 
nahnungen,  als  seinen  Wafien;     sandte  seinen  ^ 

Sausverwandten  Ladislaw  ßarkoczy  an 
len  Graner  Erzbischof  Nicolaus  Olahy 
und  an  den  Judex  Curia^,  Andreas  Bathory 
lus  dem  Hause  Ecsed,  seine  Unterwerfung  an- 
biethend,  und  beyde  um  Vermittlung  bey  dem 
[Cönige  anflehend.  Ferdinand  nahm  ihn  in 
Gnaden  auf,  und  erhob  ihn  als  obersten  Reichs- 
Schatzmeister  zum  Reichsbaron,  um  den,  ed- 
lerer Antriebe  Ermangelnden,  wenigstens  durch 
üen  Ehrentitel, in  der  Treue  fest  zu  halten  ^). 


a)  Anton.  Vertntii  BpUt^  id  Caap«  Vi»g6€9hj  18.  April. 

57* 


~    900    — 

In  der  Zwischenzeit   hatte   Hanza-Be! 
'  von  Stuhlweissenburg  Dotis    des  Nachu  über^ 

fallen  und  eingenommen ,    Mrährend  der  Bui*- 
hauptmann  Johann  Nagy  mit  seinen  eigen« 
Angelegenheiten   zu  Komorn    beschäftic^et  wir. 
Weil  er  dieReiterey  zu  seiner  Bedeckung  auf 
der  Reise  mitgenommen  und   nur  das  Fu.ssroli 
zur  Besatzung  zurückgelassen  hatte  ,  wurde  ib 
der  Verlust  zur  Schuld   gerechnet,    und  nad 
16.  Julius,  dem  Urtheile  des  Standrechfes  der  Kopf  al>«^ 
schlagen.     Der   erwachte    gesetzliche'  Sinn  der 
Ungern  liess  jetzt  schon  über  Verrath  und  tct- 
nachlässigte  Pflicht  die  ganze  Strenge  der  G^ 
setze  walten  ^}. 

Nachdem   Telekessy    seiner    Älannduft 
durch    einige   Wochen    Ruhe    gewahret  hattf. 
zog  er  wieder  in  die  Zemplener  Gespan  schalt, 
um    den    einzigen    noch    übrigen    Rehellen  za 
bezwingen.     Es    war   Franz    Nemethy    un- 
redlicher  Vormund    des    verwaisten    Stephac 
Seredy,  übergegangen  zulsabellas  Factlon. 
um  ungestraft  seines  Mündels  Krb<jüter    beson- 
ders die  Tokajer  Herrschaft,   welche  der  Künij 
an  Caspar  Ser^dy   und   dessen   Sohn  Bene- 
dict  vergäbet  hatte,    sich    anzueii^nen.    Fe>t, 
und  durch  mehrere  Jahre  noch   unbezwin^'Uck 
»ass   er  auf  der   Tokajer  Burg,     und   wälirenJ 
Telekessy    die    Rebellen     anderswo    ver- 
folgte,  hatte  jener  die  Benedictiner  Abtev  auf 
dem  Szerencser  Berge,  dem  ersten  glückHcIie!: 
Lagerstande  der  altan  Magyaren   von  Edums 

lijusd.  Epist.  ad  Palttin.  19.  Septembr.  ap.  Kafona  T.  XXHI 
p.  77  et  61.    Forgäc»  Lib.  VUI.  p.  aio.     Istiiuanflrr  Lik- 

XX.  p.  238. 

a)   Forgact    Üb.    VUI.   p.    ao4,       Micbael.    Verinti. 

Epitt.  ad  Fratrem.  Viennie  26.  Mtj.  sp.  Xatona  h  «.  p.  5i. 


« 

.    Gesclileclite^    dem  Abte   Geoi'g  Bebek   anl- 
i    rlsseo,  die  Mönclie  vertrieben,  das  Kloster  zu 
j    einer  Festung  und  Bollwerk  vor  Tokaj  einge-     * 
g  richtet.     Davor  stand   Teleke ssy,    die  Bela- 
gerung leitend,    als   ein  Eilbotbe    von   Szikszö 
1    kam,  meldend,   der  Marktflecken  sey  von  Os- 
manen  überfallen,    ausgeplündert,   angezündet^ 
^    die  Einwohner   gefangen    weggeführt    worden. 
S,chon  hatten  sich  die  Räuberhorden,  dreytau« 
•^  send   Mann    stark,    angeführt  von  Welitzan^ 
h'  Beg   aus  Fülek    durch  die   Borsoder   Gespan-* 
Schaft,   längs  dem  linken  Sajo-Ufer  hinauFge-«- 
zogen,    als   Telekessy   mit  fünfzehnhundert 
Mann  zwischen  Edelcny  und  Futnok  bey  dem 
r  Dorfe  Kaza  im  Thale  sie  erreichte,  und  Don<^  13.  oaohr. 
nerstag    vor    Galli    in    der    Morgendämmerung       , 
Zixm   Schlaj^en   nöthigte.     Georg  Bebek   war 
.  aus  Felsöcz  mit  seinem  Volke  zu  rechter  Zeit 
auf  dem  Flatze,    und   stürmte   in    des  Feindes 
linken   Flügel'  ein^      In   der    ersten   Hitze    des 
Gefechtes  war  bey  Ehre-,    Gut-  und  Lebens- 
verlust von  dem  Feldherrn  verbothen,    irgend 
einen   Moslemer,    anstatt    ihn    niederzuhauen ,  _ 

gefangen  zu  nehmen.  Bey  des  Feindes  dop« 
pelter  Überlegenheit  musste  die  Zeit  gewon-* 
hen,  und  anstatt  ordentlichen  Treffens,  wildes 
Gemetzel  vollführt  werden.  In  der  Sclilacht 
und  auf  der  Flucht  entkamen  kaum  hundert 
Osmanen  dem  Tode;  mehrere  Agen  und  vor-^ 
nehme  Hauptleute  blieben  auf  der  Wahlstatt, 
dreihundert  wurden  am  Ende  des  Gefechtes 
gefangen  genommen,  vier  Fahnen  erbeutet^ 
über  zweytausend  Bürger  und  Landleute  mit 
ihren  Kindern  aus  der  Sclaverey  befreyet.  Der 
längst  bewährte,  vielbenarbte  .WaiFenmeister 
Simon  Forgdcs  und  Johann  Fethu  von 


I 


Gerse   theilten  mit  Telekessy  und  Bebak 
des  Tage9  Anstrengung  und  Ruhm  ^). 

Melchior  ßalassa,  seine  Absichten^  und 
Entwürfe  sorgfältig  verbergend  ^  hinderte  sie 
die  Belagerung  der  Szerencser  Abtey  wieder 
vorzunehmen.  Nach  dem  an  Franz  Bebek 
und  den  Kendyern  vollbrachten  Meuchel- 
mord hatte  ihn  Isabella  zu  ihrem  Feldmar- 
schall ernannt,' Szathmdr  zum  Wohnsitze,  die 
Tasnader  Burg  zum  WaiFenplatze,  die  Zehen-* 
ten  der  drey  benachbarten  Gespanschaften ,  dazu 
noch  das  gold-  und  silberreiche  Nagy-Banva 
zur  Verpflegung  des  WalFenvolkes  ihm  ange- 
wiesen. In  diesem  Gebiethe  M^altete  er,  nicht 
als  Nutzniesser^  sondern  als .  Oberherr ,  vom 
Adel  und  Landvolke  der  unerträglichsten  Er- 
pressungen sich  erfrechend.  Entw^*der  um  sei- 
nen Gewaltkreis  zu  erweitern,  oder  wenn  es  ihm 
nicht  glückte,  im  Besitze  seines  Gebiethes  aller 
Abhängigkeit  von  Isabella  sich  zu  entledi- 
gen,' führte  er  bald  nach  seiner  Einsetzung 
zahlreiche  Heerscharen,  Siebenbürger  und  Un- 
gern vor  Kis-Yarda  hinauf,  und  gab  den  Schein, 
als  wollte  er  sich  der  Burg  mit  Sturm  bemäch- 
tigen. Sobald  Telekessy  zum  Entsätze  her- 
aisrückte,  betrieb  er  die  Belagerung  fahrlässi- 
ger, unterhandelte  heimlich  mit  ihm  über  sei- 
nen Übergang  zu  Ferdinand,  liess  ihn' ge- 
flissentlich seitwärts  vorbey  ziehen,  im  Rücken 
sich  die  Zufuhr  abschneiden,  und  dadurch 
scheinbar  zum  Rückzüge  sich  nöthigen.  Ge- 
troffener Verabredung  gemäss,  folgte  ihm  Te- 
lekessy auf  dem  Fusse   nach;    beyde  liessen 


o)  ReUti»  Du  cum  ad  Ferdin.  Reg.  Ssen*dro  iS.Octobr.  iS&d« 
«p.  KaUna  T.  XXIII.  f.  84.    Porgio«  Üb.  VUl.  p.  317. 


^ 


—    9^3    — 

es  bisweilen  rorsätzlich  zu  gegenseiti«/en  An« 
grüFea  mit  kleinem  Gen^ehrleuer  und  schwe- 
rem Geschütze  kommen,  und  |{ehothen  Rück- 
zugy  wenn  ernstliches  Gefecht  beginnen  wolhe. 
Balassa's  Hauptleute  und  Walienvolk,  streit-* 
begierig,  an  Zahl  beträchtlich  stärker,  als  der 
königliche  Feldherr,  schöpften  Verdacht,  Isa- 
bella, davon  unterrichtet,  sandte  ihm  die  ge« 
messensten  Befehle,  anzugreifen  und  zu  schla- 
gen; er  täuschte  sie  mit  dem  Vorgeben  un- 
überwindlicher Schwierigkeiten ,  oder  weiter  . 
hinaus  berechneter  Entwürfe;  sie  rief  ih^  zu- 
rück, wogegen  er  ihr  die  Nothwendigkeit  sei- 
nes Ausharrens  bewies  und  den  glänzendesten 
Erfolg  versprach*  Auf  diese  Weise  hin  und 
Eurück  ziehend,  setzte  er  die  Unternehmung  . 
lufKis-Varda  bis  Anfang  des  nächsten  Jahres 
fori ,  während  Telekessy  und  der  gewesene 
N^eitraer  Bischof,  jetzt  Anhänger  der  Keforma- 
lion  und  Arvaer  Obergespan,  Franz  Thurzo, 
lessen  Schwester  ßalassa  zur  Gemahlinn 
latte,  für  seine  Aufnahme  in  Gnaden  hey  dem 
K.ouige  eifrigst  sich  verwendeten  •).  Seine 
9vandelbare  Ireue,  seiqe  ßäubereyen  und  Ge- 
F^altthaten  wurden,  in  Erwägung  seiner  Er- 
fahrenheit und  Gewandtheit  im  Kriegswesen  i 
übersehen. 

Dennoch  bewirkten  seine  Fürsprecher  die 
\rers(ihnun«{    nicht    sogleich;     denn    seit  nach- 
sten  Jahres  Anfang  bis  Sonnabend  nach  Maria /.  C 1559. 
Elimmelfahrt  sass  Ferdinand   zu   Augsburg,^^*^-^"^^"^' 
zum   ersten  Mahle  als  Kaiser   dem  Reichstage 


a)  Forgacs  I.  c.  Anton.  Verantii  Epitt.  ad  Archiduc. 
Maximilian*  £peries  i.  Januarii.  Ejuad.  Epiit.  ad  Telekessy. 
Bperies  ii.  Januarii  1669.  ap.  Kaiona  i.  cv  p,  176  et  191.  Is- 
thuänffy  l^b.  XX.  p.  24a. 


\ 


./" 


t 

I 


9o4   — 


29.  MHra.  yoT :  dahin  berief  er  aucK  Mittwoch  nach  dem 
Osterfeste  seinen,  unter  Ungern  einsichtsvoll- 
sten Staatsmann,  Antonius  Wränczy,  Bi- 
schof von  Erlau.  S^ine  Charakterwürde  und 
(jreistesfülle,  seine  eindringende  Beredsanvkeit, 
unterstützt  durch  gründliche  Kenntnis»  von  der 
Macht  und  von  der  gefährlichen  Staatsklugheit 
der  hohen  Pforte,  sollte  die  Reichsstände  be- 
wegen ,  die  beharrliche  Türkenhülfe  zu  bewil- 
ligen. Nach  langen  Berathschlagungen  wurde 
endlich  die  Berichtigung  der,  von  fraher  an- 
gewiesenen Subsidien  rückständigen  vierzigtau- 
send  Gulden  verordnet,  und  für  die  nächst- 
folgenden drey  Jahre  zur  Unterhaltung  der 
Xingrischen  Gränzfestungen  die  Sunune  von 
fünfmahl  hunderttausend  Gulden  versprochen  *). 

jinf.  Sept.  Bey  seiner  Zurückkunft  In  Wien  fand  Fer- 

dinand  den  Gnesner  Erzbischof  Frserem- 
sky,  als  Gesandten  des  Königs  von  Fohlen, 
und  Herrn  Michael  Gyulay,  als  Isabel- 
la's  Bevollmächtigten.  Isabella,  seit  meh- 
rern Monathen  kränkelnd,  von  ihren  mächtig-« 
sten  Anhängern,  Georg  Bebek  und  Ga- 
briel Perenyi  verlassen,  von  ihrem  Feld- 
marschall B  a  1  a  s  s  a  verrathen  ^  ) ;  von  ihren 
Staatsräthen  und  Hauptleuten  Andreas  Ba- 
thory  von  Somlyo,  Michael  Csäky,  Jo- 
hann Szaldnczy,  Georg  Bäthory  von 
Bäthor,  Johann  Török,  Clemens  Ar- 
tändy,    Thomas   Warkocsh,    entweder 


—    9^9    — * 

'  Gulden  Kriegssteuer  bewilliget;   und  wenn  der 

*  König   oder   einer  seiner   Söhne   in  Person   zu 

i  Felde   zöge,    Mann  für  Mann   mit  ihren  Völ- 

?  kern  zur  Heerfolge  sich  angebothen. 
i  Seit   vielen   Jahren  waren   auch   die   Um- 

t  stände  zu  kräftig  entscheidendem  Kriege  nichjt 

:  so  günstig,  wie  in  dieser  Zeit,   da  Solejman 

i  im    laufenden    und    nächstfolgenden   Jahre    an 

«i  keine   Feindseligkeit   gegen    Ungarn,    an  keine 

3  Heerfahrt  dahin  denken  konnte;    die  vereinigte 

'^  Spanische,    päpstliche,     Sicilische    Flotte    he- 

i  drohte  die  Dardanellen;    die^O^manische,  web- 

1«,  che  aus   dem  Arabischen  Meerbusen  ausgelau- 

.  fen,    im  Indischen  Ocean   kreuzte,    hatten  die 

^  Portugiesen  theils  versenket,  theils  genommen ; 

0  Bajazid  hatte  sich  in  Asien  festgesetzt,  mit 
^  dem  Ferser  Schah  Thamasp  Waifenbiindniss 
li  geschlossen,  und  an  der  Spitze  von  mehr  als 
,j  vierzigtausend  Mann  seinem  Vater  Trotz  gebo- 
k  then  *).  Solejman  selbst  war  seit  Bonifacii 
.  des  vorigen  Jahres  in  Asien,  über  die  Auslie- 

1  ferung  seines  Sohnes  mit  dem  Schah  unter^ 
■.^  handelnd,  im  Weigerungsfalle  mit  seiner  gan- 
r,  zen  Macht  ihn  bedrohend.  Den  königlichen 
-.  Bothschafter  Busbec  hatte  er  mitgenommen, 
,  damit    er  ausser  Stand    gesetzt  würae,    seinem 

Herrn  von  des  Gross  -  Sultans  Bedrängnissen 
Bericht  zu  senden  ^  )•  Erst  im  folgenden  Jahre 
wogen  Solej.man's  fünf  Mahl  hunderttau- 
send Piaster  bey  S  ch a  h  T  h a  m a.s  p  so  schwer, 
dass  er  seines  Schutzgenossen  sich  entledigte, 
auf  die  Jagd  von  ihm  begleitet,    ihn  von  sich 


^«K^B>^a 


a)  Anton.  Verantii  Epist.  »d  Ferdin.  Reg.  .Agnae  t3. 
Martii  iSSg.  op.  Kalpna  1.  c.  P*  aay.  h)  Augor.  Busbequii 
Bpist.  III.  Aar.  Verantii  JBpiat.  «d  Ferdin«  Reg.  Agriae  4. 
Junii  i56i*  ap.  Xatona  I.  c  p.  i8i. 


—     goß     —      . 

I 

Tod  im  acht  und  dreyssig.slen  Jahre  ihres  AI- 
^  ters  die  weitem  Unterhandlungen  ^). 

Jetzt  fasste  Johann  Sigmund  Zäpo- 
lya's  Anhang  unter  Ungern  und  Siebenbiir- 
gern  neuen  Muth  und  rasehern  Entschluss,  ihn, 
den  König  aus  Ungrischem  Geschletshte  auf 
i  das  kräftigste  wider  Ferdinand  zu  unter- 
stützen und  zu  befestigen.  Dazu  schien  mit 
*  diesem  Friede,  oder  wenigstens  längere  Waf- 
fenruhe unentbehrlich,  weil  für  den  Augen-^ 
blick  Yon  Solejman   kein  Beystand   zu   er« 

/.  C.l'560.  warten  war.  Als  Unterhändler  sandte  Johann 
Sigmund  seinen  Kanzler  Michael  Csiky 
und  den  Huszter  Burghauptmann  Christoph 
H  a  g  y  m  ä  s  y  nach  Wien.  Ihren  Anträgen 
*  sollte  der  Gnesner  Erzbischof,  als  des  Königs 
von  Fohlen  Bothschafter,  einiges  Gewicht  ge- 
ben.     Kühn  nannten  sie  gleich  bey  erstem  öf- 

26. Januar* f entlichen  Verhör  ihren  Sender  erwählten 
König  von  Ungarn,  Dalmatien,  Croatien 
und  Slawonien,  und  forderten  nichts  Gerin- 
üers,  als  Ferdinand's  Tochter  zur  Gemah- 
linn  für  ihren  Herrn,  die  Donau  zur  Gränze 
seines  Reiches;  und  nach  Erlöschung  der  Nach- 
kommenschaft  Ferdinand's,    Heimfall   des 

'  Gebiethes  jenseits  der  Donau  an  Johann  Sig- 

mund, Z^polya's  Nachkommen.  Mit  edler 
Mässiguög  wies  der  König  die  verwegenen  An- 
träge der  Boihschafter,  bloss  mit  der  Weisung 
zurück,  sich  anständigere  Bedingungen  aus 
Gyula- Weissenburg  zu  Verschaffen,  wozu  er 
ihnen  Sendung  eines  Eilbothen,  und  bis  zu 
dessen   Rückkehr  Aufenthalt   in   Wien   bewil- 


a>Fargacfll.  c.    Sigler  Chronolog«  ap.  £€L  Monum.  De* 
cad.  I.  p.  82. 


—    907    ~ 

ligte.  Aber  Johann  Sigmund  erklärte  auf 
das  bestimmteste:  019  werde  er  dem  Köoi^n^  i.  jipnl. 
Titel  entsagen,  er  führe  ihn  durch  seines  Vol- 
kes freye  Wahl,  durch  Erbrecht,  durch  des 
Gross -^Sultans  Verleihung.  Seine  Besitzun- 
gen ausser  Siebenbürgen  werde  er  nicht  ab- 
treten, vielmehr  Erweiterung  seines  Gebiethes 
in  Ungarn  von  dem  Kaiser  fordern.  Die  über-  : 
herrlichkeit  desselben  als  Kaiser  wolle  er  an- 
erkennen, doch  unabhängig  von  ihm,  als  selbst- 
ständiger König  über  Siebenbürgen  und  Un^  "^ 
farn  herrschen.  Stürbe  er  ohne  männliche  « 
«eibeserben,  so  wolle  er  genehmigen,  dass 
sein  Reiohsantheil  auf  Ferdinand's  Erben 
übergehe.  Für  den  Fall,"  dass  er  Töchler  hin- 
terliesse^  soll  der  Kaiser  jetzt  ^chon  die  Art 
und  Weise  ihrer  Versorgung  und  den  Betrag 
der  ihnen  gebührenden  anständigen  Mitgabe 
bestimmen;  eben  so,  ihm  selbst  den  Ort  sei- 
nes künfti^^en  Aufenthaltes  und  ani^emessene 
Verpilegung  anweisen,  wenn  er  etwa  des  ein- 
gegangenen Friedens  wegen  von  Solejma)i 
aus  Siebenbürgen  vertrieben  würde  ^). 

Auf  des  Kaisers  ungemeine  Nachsicht  und 
Geduld  rechnend,  trugen  ihm  diess  Alles  die 
Gesandten  unbedenklich  vor;  er  aber  entliess 
sie  mit  dem  Bescheid,  ohne  dass  ihr  Sender 
dem  Königs -Titel  entsage,  aus  Ungarn  völlig 
abziehe,  und  der  Ungrlschen  Krone  Oberherr-  ' 
lichkeit  über  Siebenbürgen  anerkenne,  müssen 
alle  Unterhandlungen  erfolglos  bleiben.  Den-  - 
noch  bewilligte  er  Watfenruhe^  auf  ein  Jahr, 
zu  grosser  Unzufriedenheit   der   ihm   treu  er- 


«)  Wolfg.  Bethleii  Lib.  V.  p.  a.     Forgie»  Lib.  X.  p. 
a3-*.    iithuauffj  Lib.  XX.  p.  i%4. 


I 


# 


—    9*^    ~ 

mund  Zapölya  verlor^    ia  Uugam  reichli- 
chen Ersatz  gewährte  *). 

Bald  darauf  berief  der  Konig  die  Prälaten 
und  ßeichsbarone  zu  wichtigeu  Verhandlungen 
nach  Wien,  und  empfahl  ihnen,  nach  Anriih- 
mung    seiner   Verdienste    um    des    Ungrischen 
Reiches  Sicherheit  und  Wohlfahrt,  seinen  erst- 
gebornen  Sohn  Maximilian,  vier  und  dreys- 
-sig  Jahr  alt  zu  seinem   bestimmten  Nachfolger 
auf  Ungarns   Thron;     nicht  tindeutUch    yerra- 
thend,  dass  -er  seines  i^echtmässigen  Wunsches 
unweigerliche   Erfüllung   yon  ihnen   verlangte. 
Der  unerwartete  Antrag,  weder  zu  rechter  Zeit, 
noch    an    geziemendem    Orte    gemacht,    wahr-* 
scheinlich  yon  Fremden,  der  Ungrischen  Reichs- 
yerfassung   entweder    unkundigen,    oder   nicht 
achtenden  Hofherren  eingegeben ,  setzte  die  yer- 
sammelten  Magnaten  in  einige  Verlegenheit,  und 
ihr  tiefes  Schweigen  war  bedeutsam.     Endlich 
nahm    der    beherzte   Falatin    Thomas    Nä- 
dasdy  das  Wort  und  bemerkte,  in  dem  alten 
Irrthume   der  Ungern   von   einem  Wahlrechte, 
befangen;    „so  entschieden  das  Erbfolge  -  Recht 
„der  königlichen  Nachommenschaft  sey,  so.ge- 
„griindet    sey   auch   das  Recht  der  Ungrischen 
„Stände,  auJ^  mehrern  Leibeserben  des  Königs, 
„denjenigen    zu   ihrem  Herrn  zu  erwählen, 
„welchen   sie   in  Hinsicht  auf  des  Vaterlandes 
„Bedürfnisse  und  Wohlfahrt  für  den  fähigsten 
„und    würdigsten    erkenneten.      Seit    fünf   und 
„dreyssig  Jahren  habe  er  sowohl,    als  der  ge- 

a)  Liter.  Ferdinand.  Reg.  Vienn.  i4.  Septembr.  i56i.  ap. 
TFog^ntfr  Anal.  Scepu».  p,  iSa.  Georg.  Draskowics  Epist. 
\ienn.  21.  Septbr.  i56i.  ap.  Eund.  p.  i83.  lathuaDffy  Lib. 
XX.  p.  943.  mit  irriger  Angabe  des  Jähret.  Liter.  Ferdinandi 
Reg.  pro  Melch.  Üalasta.  Pragae  39.  Januarii  1662.  ap.  Pro/  An- 
nal.  P.  V.  p.  537. 


—    91^    — 

y^sammte  Adel  in  Ferdinand  einen  edelmü* 
yjthigen^  milden ^  gerechten^  gnädigen  König 
9,Terelirt;  und  Niemanden  sey  bisner  in  den 
yySinn  gekommen  9  einen  andern  sich  zu  wiin- 
yySchen:  ihn  möge  der  Allerhöchste  ihnen  noch 
y^lange  erhalten;  sollte  er  aber  einst  zu  ewir 
9,ger  Belolinung  seiner  Verdienste  abgerufen 
y^werden^  so  würde  der  Landtag,  dem  es  allein 
y^geziemt,  berathschlagen ,  welcher  von  seinen 
,,drey  Söhnen  auf  den  Ungrischen  Thron  er- 
,,hoben  werden  soll.  Hiermit  habe  er  seinem 
y^Gewissen  genug  gethan,  und  ^uch  seiner  Pflicht, 
,,über  die  Rechte  und  Freiheiten  der  Stände 
„zu  wachen."* 

Ferdinand  vernahm  den  Einspruch  ohne 
irgend  ein  Merkmahl  des  Unwillens ;  das  Zweck- 
widrige seines  geschehenen  Antrages  fühlend, 
lenkte  eir  ein  mit  der  Wendung,  er  habe  sich 
mit  seinen  Treuen  vorläufig  nur  berathen  wol- 
len; der  Sache  Entscheidung  gehöre  allerdings 
zu  anderer  Zeit  für  die  Heichsversammlung, 
Er  kannte  des  Falatins  und  der  meisten  Mag- 
naten Vorliebe  für  seinen  zweyten  Sohn  Fer- 
dinand, welcher  sich  ihnen  im  La^er  bey 
Csurg6  als  wackern  Kriegsmann,  wie  ihn  Un- 
garn längst  bedurfte,  gezeigt  hatte;  ohne  Zwei- 
fel wäre  er  dem  Erstgebornen  vorgezogen  wor- 
den, hätte  der  König,  in  der  Sorge  für  seines 
Hauses  Grösse  jeder  Theilung  semer  Erblän- 
der widerstrebend,  nicht  für  gut  befunden 
nachzugeben  ^). 

Scnon  waren  die  meisten  Magnaten  heim- 
gekehrt, nur  der  Graner  Erzbischof  Nicolaus 


a)  Forgicd  Lib.  XIII.  p.  3ia.     lathuAnffy  Lib.  XX, 
p.  a6o» 

VI.  Thcil.  58 


^ 


I 


—    9i4    — 

Olahy,  die  Biscliöfe  Georgias  Drasko- 
wics  von  Fünfkirchen,  Franciscus  For{;^C8 
von  Grosswardein  und  -  der  Falatln  zu  Wien 
noch  anwesend,  als  eines  kühnen  Abenteurers 
Anerbiethungen,  und  des  Ober -Feldhauptman- 
nes Franz  Zay  pflichtmässige  Anfrage  schein- 
bare Hoffnung  gaben,  die  Moldau  der  Ungri* 
schen  Landeshoheit  wieder  zu  unterwerfen. 
Johann  Basilikus,  eines  Schiffers  Sohn, 
aujt  der  Insel  Greta  geboren  \  von  Johann 
Laskaris  auf  Chios  unterrichtet,  dann  io 
den  Kriegen  des  Kaisers  Carl  Dienstmann  des 
angeblichen  Herakliden,  Jakob,  Titular-^Des- 
potens  von  den  Ageischen  Inseln;  von  die- 
sem auf  dem  Todbette  an  Sohnes  Statt  ange- 
nommen, und  seiner  Urkunden  Erbe,  hatte 
sich  seines  Pflegevaters  Nahmen,  Titel  und 
Ansprüche  angeeignet  und  den  Waffendienst 
im  Spanischen  Heere  mit  einiger  Auszeichnung 
fortgesetzt*  Der  Griechische^ ,  Lateinischen, 
Italischen,  Deutschen  Sprachen  mächtig,  und 
in  gelehrten  Kenntnissen  nicht  unbewandert, 
erschien  er  nach  CarTs  Zurückziehung  unter 
dem  Nahmen  Jakob  Bäsilicus  Herakli- 
des,  Despot  von  Samos,  Markgraf  auf 
Faros,  Ritter  vom  goldenen  Sporn,  kai- 
serlicher Ffalzgraf,  zu  Wittenberg.  Er 
bekannte  sich  zur  Reformation ;  beschäftigte 
sich  mit  Mathematik  und  Astronomie;  ernannte 
auf  den  Grund  des  Diploms^  das  Kaiser  Carl 
seinem  Pflegevater  verliehen  hatte,  gekrönte 
Foeten:  und  gelehrte  Männer,  welche  an  all- 
gemeine Concilien  und  an  des  Papstes  Friraatle 
nicht  mehr  glauben  mochten,  glaubten  an  des 
Abenteurers  Nahmen,  Titel,  Würden  und  Be- 
fugnisse. * 


Gleichen  Glauben  fand  er  in  Fohlen ;   bald 
<iarauf  auch  in  der  Moldau,    wo   des  Woiwo- 
den    Alexander 's    Gemahlinn,    Roxanda, 
soi^ar   an    seine  ansjebliche  Verwandtschaft  mit 
ihr  glaubte.     An  ihrem  Hofe  fasste  er  den  An- 
schlag, sich  des  Woiwoden  Stuhls  zu  bemäch- 
tigten.    Er  fand  Anhang  unter  Bojaren  und  im 
Volke;     denn  Alexander  war   seiher  Grau- 
samkeiten wegen  allgemein  gehasst.     Von  die- 
sem   als    Betrüger  vor  Jahres  Ablauf  aus   der 
Moldau  verjagt,  und  mit  Steckbriefen  verfolgt, 
gewährte  ihm  Albrecht  Laszky,  des  Hie- 
ronymus  Sohn,  Falatin  von  Siradien,  Burg- 
herr  auf  Kesmark,    gastfreundliche  Aufnahn/ia 
und     thätige    Unterstützung    seines    Anschlages 
auf  die  Moldau.     Von  Laszky's  Gelde*  wur- 
den  Fohlen    und    Ungern    angeworben,     neue 
Feldstücke  angeschalFt,  die  Heerfahrt  über  die 
Carpaten  unternommen;    aber  jenseits  derselben 
von    dem    Statthalter    Galiziens    auf   Alexan- 
der's  Ersuchen  mit  bewaffneter  Hand  zurück- 
getrieben.    Nach   Misslingen   des    ersten    Ver- 
suches   wandte    sich    der    Titular  -  Despot    an 
Franz    Zay   in   Kaschau,    und    unter    dessen 
Vermittelung  an  den  König,  um  Geldhülfe  und 
Waffenbeystand.     Auf  Alexahder's  Abmah- 
nung antwortete  Ferdinand:    er  werde,  det 
Sitte   der    alten   Könige   Ungarns  folgend,    die 
Verwandten  der  Woiwoden   aufnehmen,    ohne 
diesen  feindlich  zu  begegnen.     Über  des  Aben- 
teurers Anträge  und  des  Feldhauptmannes  Gutr 
achten  zog  er  die    drey  Prälaten   und  d«n  Pä- 
latin  zu  Rathe. .   Die   staatsklugen  Ülahy  und 
Draskowics  mit  dem  besonnenen  Nadasdy 
erklärten  sich  geradezu  wider  des  Königs  Be- 
fässung  mit   dieser,   nur  leeren  Titel  yerheis- 

58* 


X   ^ 


-  -v 


—    9i6    — 

senden,  aber  manclierley  Unheil  drohenden 
Angelegenheit;  desto  eifriger  sprach  und  stritt 
dafür  der  sirenge  Grosswardeiner  Francis- 
cus  Forgdcs,  dem  Crraner^  wie  dem  Fünf- 
Kirchner  abhold  *)•  Seiner  Meinung  trat  Fer- 
dinand bey,  bewilligte  die  Unternehmung^ 
sandte  dem  After -Despoten  achttausend  Duca- 
ten,  dem  Feldhauptmann  Zay  Befehl,  das  Ge- 
schäft rüstig,  doch  so  geheim  als  möglich  zu 
betreiben. 

Mit  siebzehnhundert  Mann  und  acht  Ka- 
nonen, unter  dem  Oberbefehl  des  tapfern  An- 
ton Szekely  wurde  der  Zug  nach  der  Mol- 
dau angetreten,  von  diesem  und  ¥on  Laszky 
derVortrab  Alexander's,  unter  dem  Bojaren 
Moezog  glücklich  geschlagen ,  Sutschawa  ohne 
Widerstand  eingenommen ,  Sz^kely's  Heer- 
Ihacht  durch  den  Zuzug   von  fünf  und  zwan- 
jfcigtausend  Moldauern  vermehrt,  sein  Feldzeug 
mit  zwey  und  dreyssig  Kanonen  verstärkt.    Bey 
weiterm  Vorrücken  fand   er  die  Brücke   über 
den   Sereth-Fluss    mit  Kanonen   besetzt,    und 
längs  dem  linken  Ufer  das  gesammte  Heer  des 
Woiwoden  aufgestellt»     Durch  das  Gerücht  von 
Sz^kely's  grosser  Überlegenheit  an   Mann- 
schaft ,    dachte  Alexander  weniger  an  An- 
griff,   als  an  Vertheidigung;     der  Despot   hin- 
gegen, des  Feindes  zahlreiche  Völker,  Moldauer, 
Walachen,    Türken,     Tataren,    überschauend, 
drang   auf   sichern    Rückzug   zu   rechter  Zeit. 
Nie  und  nirgends  hatte  der  feurige  Szökely 
für  Rückzug  Sinn ;    er  entschied  für  entschlos- 
10.  JYovhr»  senes  Schlagen  am  folgenden  Tag.     Ein   ver- 


^  a)  Seine  Commeniarii  Rer,  Hunsaric,  MuiiemporU,  PoMoniiiJSS» 
liefern  mehr  aua  Einen  Beweit  davon^^ 


stelltet  AngrifF  unterhalb   der  Brücke   machte 
den  Wolwoden  irre;    eiligst  beorderte  er  Ka* 
nonen  und  WaiFe|ivolk  auf  den  angefochtenen 
Funct.    Inzwischen  erstürmet  Szökely's  Mann« 
Bchaft  die  Brücke,    setzt  über  den  Strom ,    die 
Scharfschützen  fassen  des  Feindes  rechten  Flii-^ 
gel 9  Walachische  Reiterey,  von  der  Seite;    des 
schweren    Geschützes    Gewalt    aus    verstecktet 
Stellung  sprenget  das  Centrum  ^    die  Walacheni 
werfen  sich  mit  ihren  scheugewordenen  Pfer- 
den   in    wilde   Flucht;    die   Moldauer,    selbst 
sein   Feldherr   Moezog,   verlassen   den  ver^ 
hassten   Herrscher,    auck  er   sieht   sich   nach 
langer  und  tapferer  Gegenwehr  nothgedrungen| 
sein  Heil  in  der  Flucht  zu  suchen.     Von  sei-^ 
nem  eigenen  Volke  verfolgt,    entkam  er  unter 
Türkischer   und  Tatarischer   Bedeckung   nach 
Akierman.     Das  Land  huldigte  dem  Despoten, 
und  Sole j man,  den  klagendeia  A 1  e x a n d e ]*> 
auf  günstigeren  Zeitpunct  vertröstend,  bestätigte 
den  Abenteurer  durch  Übersendung  der  Keule^ 
des  Schwertes  und  der  Fahne  in  dem  Besitze; 
er  hatte   dip  Faschen  reichlich  bestochen  und 
dem    Grossherrn    zu    des   jährlichen    Tributes 
Erhöhung    mit    zehntausend   Goldgulden    sich 
erbothen  •)♦ 

Jakob,  oder  wie  er  sich  jetzt  nannte,  Jo- 
annes Basilicus,  Despot  der  Inseln  Fa- 
ras,  Samos  und  Doris,  natürlicher  Erbe 
und  Herr  der  Moldau,  Falatin  der  Wa- 
lachey  und  Verfechter  derFreyheit  des 
Vaterlandes,  hatte  den  guten  Willen,   auch 


a)  Forgacs  Lib.  XI.  p.  271.  Isthuanffy  Lib.  XX.  p. 
347.  yergl.  mit  den  Nachrichten  aus  Johann  Sommer  und- 
Anton  Maria  Gratianus  bey  Engel  Gesch.  des  Ungr. 
Reich.  Tbl.  IV.  Abüiell.  I.  S.  67  «.  und  Abth.  II.  S.  198  ff. 


—  918  — 

die  nöthigea  Kenntnisse ,  nur  nidit  die  Klug- 
heit, das  wilde  Moldauer  Volk  zur  Cultur  und 
Siulichkeit  zu  erziehen;  unbesonnene  Überei- 
lung, ungestüme  Leidenschaftlichkeit,  drän- 
t;endp  Unruhe,  schlecht  durchgeführte  Hauche- 
ey>  freche  Lügenhaftigkeit,  stoUe  Zuversicht, 
empörende  Grausamkeit,  läuter  Eehler  genxei- 
ner  Emporkömmlinge,  vereitelten  alles^ 
was  er  durch  Schulen  und  strenge  Bestrafung 
der  Verbrecher  bewirken  wollte,;  reitzten  zum 
Aufi^uhr  und  beschleunigten  seinen  Sturz.  la 
Suischawa  von  den  Aufrührern  belagert  ^  und 
gezwungen  dl^  Burg   zu  Verlassen,    wurde   er 

(9.  iVovhr.  luh  zweytea  Jahre,  seiner  Herrschaft,  Dinstag 
i^^.)  y^  Martini  iiodi  eiserner  Keulß  zu  Boden  ge^ 
^teJpJage^,  und  von  einem  Tatar  nach  mehrern 
«phmerzlichen.  Hie(ben  in  liegender  Stellung' 
enthauptet.  Alexander  wqrd^  von  Solej- 
man  wieder  zum^Woiwoden  eingesetzt,  der  von 
dem  Despoten  für  den.  Lutherischen  Culius  in 
Bakow  angefangene  Kirchenbau  niedergerissen, 
seine  Bibliotliek  vernichtet,  seine  Schule  zer- 
stört: die  Obe^herrlichkek  der  Ungrischen 
Krone  über  die  Moldau  war  wieder  aufgeho- 
,        ben  •)• 

War  gleich  Solejman  durch  den  Drang 
der  Umstände,  in. welchen  er  sich  selbst  be- 
fand, genötbiget,  den  Joannes  Basilicus 
auf  dem  Woiwödenstuhl  zu  bestätigen,  so  be- 
schwerte  er    sich    dennoch  bey  Ferdinand 

•  über    die    demselben    geleistete    Unterstützung; 

aber   von   dem  .Wiener  Staatsrathe  sowohl   als 
von    dem   königlichen  Bothschafter  Busbec, 


a)  E  n  £  e  1  Geidi.  dei  Ungr.  Reich.  ThL  IV.   Abtheil.  II.  S. 
204  ff. 


erging  die  diplomatisclie  Antwort:  der  Konig 
habe  keinen  Theil  an  dem  Eräugnisse;  und 
Gränzstreifereyen  eines  ungezügelten,  leichten 
ICriegsvolkes  können  dem  Könige  um  so  we- 
niger zugerechnet  werden ,  als  dergleichen  von 
Seiten  der  Türken  noch  häufiger  vorfallen , 
ohne  dass  es  der  Gross  -  Sultan  verhindern 
konnte.  Solejman  empfing  diesen  Bescheid 
in  gehörigem  Unglauben;  doch  Hess  er  ihn 
gelten,  und  versparte  die  Rache  auf  füglicherQ, 
Zielt  *).  Der  sogenannte  katholische  Fer- 
dinand von  Spanien  und  Ludwig  der  XL 
von  Frankreich  hatten  für  ganz  Europa  den 
Geist  der  Lüge  mit  der  Diplomatie  vermählet} 
und  seit  der  Zeit  hat  von  einer  Scheidung, 
dieser  politischen  £he  noch  nirgeücl  etwas  ver^t' 
lautet. 

Erst  zu  Anfang  des  nächsten  Jahres^  nach- /.  C  1562. 
dem  Franz  Zay   die  ülcsva-ßurg   am  Szar^,^"^*^"''- 
mos   wieder,  eingenommen ,    Melchior  B  a  -*; 
lassa    zu   Szathmar   unthätig  im   Winterlager!.- 
gestanden ,    und  die  von  Johann  Sigmund 
zur   Besoldung    des   Waüenvolkes    übersaudtan 
zehntausend   Gulden    dem   Überbringer  Adam 
Torday^    ohne    ihn  in    die   Sladt   zu   lassen,, 
abgenommen  hatte;    war  dessen  Mod  Niklas. 
Bathory\s  Abfall  in  Siebenbürgen   kundhac 
geworden.    'Eiligst  Wurde  gerüstet  und  gewaü-^ 
net;  von  der  Sachsen- Gesammtheit  ^lannsphaft^l 
schweres    Geschütz^    von    dem  Landvolke  deir-, 
dritte  Mann  gefordert.     Niklas  Orbay  und 
St  e  phan  Kesser  Uy  Johann  Sigmund's 
Hduptleute,.  nahmen  Mühlenbägh  ein;    er  selbst 
niit  der  Hauptmacht,  Ba lasse's- Burgen  Dy 6d4.u.i2. leb. 


.  I 


a)  Forgica  L  c.    Auger.  Busbequii  Epiat.  IV. 


und  Letlia.  Zur  Belagerung  der  Hadader  Burg 
in  der  miltlern  Szolnoker  Oespänschaft  beor- 
derte er  seine  Ober -Feldherren  Franz  N^- 
methy  und  Stephan  Bäthory  von  Som- 
lyo  mit  achttausend  Mann.  Simon  Pauer^ 
]^.ronstädter  Rath^  und  Matthias  Seler, 
Schesburger  Königsrichter  ^  waren  mit  Süohsi- 
rr.  Fehr.  schem  Fussyolke  zugezogen.  Freytag  nach 
4.  MHrxm  Matthiä  überwältigten  sie  die  Burg.  Mittwoch 
darauf  kamen  Melchior  Balassa  und  Georg 
Sulvok  mit  viertausend  Mann  angezogen. 
Bätnory  wollte  im  verschanzten  Lager,  un- 
ter den  Kanonen  von  Hadad's  Mauern  sicher, 
den  Angriff  erwarten;  aber  Franz  N^me- 
thy,  verwegen  9  übermüthig,  schon  versehen 
mit  seidenen  Stricken ,  um  die  besiegten  und 
gefangenen  Balasser  damit  zu  binden ,  führt 
*'  —  Heiterey  und  Fussvölk  aus  dem  Lager  dem 
"Feinde  entgegen;  der  jüngere  Bäthory  muss 
seinem  altern  Amtsgenossen  folgen.  Balassa 
wirft  sich  mit  seinen  dichtgeschlossenen  Rei- 
terhaufen auf  die  Sachsen  im  VordertreiFen, 
und  sprengt  sie  aus  einander.  Franz  Nöme« 
thy  kann  den  Anblick  ihrer  Flucht  nicht  er- 
tragen, ohne  ihnen  mit  seiner  Reiterey  zu  f öli- 
gen, in  einem  fort,  zehn  Meilen  weit,  bis  zur 
Abtey  Szent-Jogh  fliehend,  woraus  er  die 
Mönche  verjagte,  und  sich  daselbst  verschanzte. 
Standhafter  und  edler  hielt  Stephan  Ba- 
thory  im  Kampfe  aus,  und  erst  nachdem  er 
rühmliche  Wunden  auf  Brust  und  Armen  em- 
pfangen hatte,  seine  Streitgefährten  Niklas 
Telegdi,  Faul  Csäky,  Benedict  Bor- 
nemiszsza  gefangen  waren ,  zog  er  ab.  Nach 
geendigter  Schlacht  ergab,  sich  die  Burg;  vier- 
tausend Mann  Sachsen ,  Sz6kler ^  Walachen  wur- 


>«•  >*  I  u 


—     gol- 
den gefangen  genommen,  und  entwaffnet,  ohne      ^, 
Lösegeld  freygelassen.     Vier  und  zwanzig  Ka- 
nonen und  zwey  und  fünfzig  Fahnen  erbeulet, 
Johann  Sigmund  durch  die  Niederlage  so 

fanz  enlmuthet,  dass  er  ohne  Verzug  naoh 
ohlen  sich  geflüchtet  halte,  wäre  er  nicht 
durch  die  dringendesten  Vorstellungen  der  Brü^ 
der  Stephan  und  Christoph  Bäthory  zu- 
rückgehalten worden  *). 

Die  faschen  von  Ofen  und  von  Temesvir 
hatten  aus  Constantinopel  die  Weisung,  dem 
Sohne  Zäpolya's,  w^er  den  Kdnig^  sowohl, 
als  wider  die  von  ihm  abtrünnigen  lülagnaten 
den  kräftigsten  Beystand  zu  leisten;  wirksamd 
Beweggründe  dazu  gab  ihnen  Johann  Sig- 
mund auf  Kosten  der  Siebenbürger,  welche  ■ 
'init  drückenden  Besteuerungen  belästiget  wur- 
den. Der  Ofener  Pascha  allein  erhielt  von  ihn! 
in  kurzer  Zwischenfrv^t  zuerst  sieben,  dann 
zehntausend  [Ducaten  ^),  wofür  doch  endlich 
etwas  geschehen  musste.  Die  nächste  Gele- 
genheit dazu  gab  Johann  Balassa,  Burg- 
hauptmann auf  Alt -Sohl,  indem  er  mit  vier- 
tausend Mann  Fussvolk,  grössten  Theils  Berg- 
leuten, die  Belagerung  der  Sz^lsenyer  Burg  in 
der  Nograder  Gespansdiaft  unternahm.  An 
Reiterey  hatte  er  gegen  tausend  Mann,  von 
Johann  Krusics  angeführt,  Am  Charfrey- 27.  AfaV«. 
tage  erschien  Hazzan-fieg  aus  Fülek  zum 
£ntsatze.  Unter  mancherley  Andeutungen  und 
kleinen  Gefechten  verflossen  einige  Tage ;  aber 

a)  Sigler  Chronolog.  ip.  Bei  Monum.  Decad.  I.  p.  84.  For- 
gaca  Lib.  XII.  p.  385.  lathuanffy  Lib.  XXI.  d.  365.  h) 
Überbringer  yrur  FaulBaky,  lof  aeiiier  Rückkehr  Ton  RiUer 
Blaaiua  Kamüthy  aua  Krlau  gefangen  genommen.  Caap. 
Ftfoahy  EfnaC.  id  Paittin.  Ujfalu  ^a.Mart*  i66a»  vp.  P^oy  £pp. 
Procc.  P.  lil.  p.  i6o. 


< 


—    9^^    — 

4.  ApriL  Sonnabend  nach  Ostern  forderte  der  Feind  zu 
entscheidender  Schlacht.  Bey  seinem  ersten 
Andrängte  warf  sich  die  Ungrische  Reiterey  in 
schimpfliche  Flucht,  auf  welcher  Johann 
KrusicSy  Thomas  Filffy  und  Stephan 
S6s6,  Dob6-s  Hauptmann,  in  Gefangenschaft 
geriethen,  Demeter  M^tthyusy  in  der  Eypel 
unterging,,  Sebastian  Tariany,*  welcher  die 
Fliehenden  aufhalten  wollte,  in  entschlossen- 
ster Gegenwehr  mehrmahls  verwundet,  schein- 
bar todt  liegen  blieb.  Der  beherzte  Balassa 
ek^neuerte  an  der  Spitze  des  Fussvolkes  den 
Kampf,  doch  den  Sieg  musste  er  der  Reiterey. 
des  Feindes  überlassen.  JMit  einer  Wunde  in 
der  linken  Hand  war  er  der  letzte  auf  dem 
Rückzuge  über  drey tausend  Leichen  def  Sei- 

nJgen  *)•    .  ,  ,         s 

Günstiger  als  ihm,  war  seinem  altern  Bru- 
'  der  Melchior  das  WafFenglück  bey  Szathmar. 
Während  Valentin  Bdnffy  von  Thallocz 
bey  Oväri  das  für  die  Hadader  Beute  einge- 
löste Geld,  über  einmahl  hunderttausend  Gold- 
gulden unter  das  Kriegsvolk  austheilte,  rück- 
ten die  Paschen  von  Ofen  und  von  Temesvar 
nach  vergeblicher  Belagerung  der  Roszalyer- 
Burg,  jener  gegen  N^methi,  dieser  gegen  Szath- 
mar vor.  Ersteres  vertheidigte  Franz  Zay, 
zu  rechter  Zeit  von  Anton  Szekely  mit  fünf- 
tausend Mann  verstärkt;  letzteres  Melchior 
Balassa;  und  nachdem  dieser  auf  Mahnung 
•     des  benachbarten  Adels  und  Landvolkes   aus- 


a)  Tcatimonia  NoTizolientiuin  Cirium  et  Seetorun 
}iiratorum  4.  Augiut.  1662.  ap.  Kalona  Hist.  Heg.  T.  XXIII.  p. 
567  seqq.  Forgacs  Lib.,XlI»  p.  288.  Chron.  Leibitser. 
ap.  ff^agner  An^iect.  Scepua.  F.  II*  p.  j5p.  vergl.  mit  lathu- 
&  n  f fy  Lib.  XXI.  p.  a56. 


^' 


Kjjezogen  war,  Simon  Forg^cs  und  Valen- 
'wtin  ßiinffy*     Nach  sechzehn  Tagen  vergeh- 13— 28. ufp. 
i  lieher   Anstrengung   hoben   die    Paschen ,    ge- 
[  drückt  von  Mangel  an  Lebensmitteln,  die  Be-   ' 
c  lagerung  auf  und  zogen  heim;    der  Ofener  ohne 
t  Kaub^   ohne  Ruhm,    und  ohne  Dank  von  dem 
Schutigenossen  seines  Herr^;    der  Temesyärer 
anioh  mit  Schande,   von  Ladislaw  Kerec- 
«scny  zurückgeschlagen,  als  er  auf  dem  Rück- 
1  wege  Gyula  überrumpeln  wollte  *). 
.  Im    vorigen   Jahre    hatte   Hamza-Beg 

j.  von  Stuhlweissenburg  einigevHaufeh  Martalos-^ 
p  sei:  auf  Beute -ausgesandt;    di^ae  hatten  das  fefste'- 
]  Bergischloss  Hegyesd  in  der  Szaläder  Gespan- 
^  Schaft  unweit  des  Blatten- Sees,   der  ehemahls 
.  berühmten,  jetzt  gesunkenen  Familie  Särkany^ 
gdiürig,  unbesetzt  gefunden,  und  es  dem  Beg 
'abigezeigt;     dieser  seinen  Unterhauptmann  Ba«- 
,  jägtjid    mit    zweyhundert    Mann    hinbeordert, 
-  um  es  in  Besitz  zu  nehmen ,  zu  befestigen  und 
das.  umliegende   Gebieth    daraus    zu   befehden. 
Jetzt  zog  Eginö  Graf  von  Salm,  Presburger 
:    Obergespan,  Raaber  Burghauptmann,  von  dem 
*  Falatin  aufgefordert  aus,  die  Burg  dem  räube- 
rischen Volke  zu  entreissen.     Franz  Török,« 
Johann  Chorom,  Ladislaw  Gyulaff^ 
und  andere  Landherrn  der  Gespanschaft  unter- 
stützten die  Unternehmung;    Valentin  Ma- 
gyar^ Feldhauptmann  des  Falatins,  brachte  ans 
dessen  Burg  Sarvar  Mannschaft,  schweres  Ge- 
schütz und  Kriegsvorrath.     Hegyesd  wurde  ei- 
nige Tage  hinter. einander  von  zwey  Seiten  be- 
schossen uüd  stärk  beschäd^et,   dennoch  wies 


a)  Forgaca  Iib«  XII.  p.  390  aqq«    lathnanffj  lab« 


XXL 


.■>» , 


—    9»*    — 

I 

V 

Bajazid  alle  Auffoi^erungen  de5i  Grafen  zur 
^  Überi^abe  zurück |  und  auch  die  Drohung  mit 
baldiger  Ankunft  des  Falatins,  an  der  Spitze 
Deutscher  Völker^  von  welchen  keine  Scho* 
nung  des  Lebens  sich  hoffen  liesse,  schreckte 
ihn  nicht.  Als  aber  der  ganze  Vordertheil  der 
Burgmauer  einstürzte,  verzweifelte  er  an  des 
Platzes  längerer  Behauptung  und  verlatigte  mit 
Pferden  9  Wafiten  und  Gepäck  freyen  Abzug 
'  nach  Stuhlweissenburg.  Der  menscl^enfireund- 
liehe  Salm  er  war  nicht  abgeneigt  ihn  zu  be- 
willigen; aber  die  Ungrischen  Hauptleute  er- 
klarten sich  nachdrücklidi  dagegen  und  for- 
13.  uipril.  derten  unbedingte  Ergebung.  Am  zehntel  Tage 
der  Belagerung  zog  Bajazid  mit  achtzig  Mann 
Besatzung  aus  der  Burg,  sie  wurden  gefangen 
in  Fesseln  nach  Raab  geführt,  ihr  Raub  und 
Gepäck  unter  die  Ungrischen  Hauptleute  und 
Dienstmannen  yertheilt,  die  Schanzen  und  Boll- 
werke' von  Grund  aus  zerstört  •). 

Um  diese  Zeijt  waren  die  Szekler,  von 
ihrem  geachteten  Volksgenossen ,  Anton  Sze- 
kely,  und  vop  Melchior  Balassa  zum 
Aufstande  wider  Johann  Sigmund  ermun- 
tert, auf  einen  Tag  zu  Yisärhely  versammelt; 
dort  schworen  sie,  Vaterland  und  Frey heit  bis 
in  den  Tod  zu  vertheidigen ,  und  wider  den 
allgemein  anerkannten  Feind  des  Gemeinwe- 
sens, welcher  dem  edeln  Sz^kler  Volke  das 
Joch  der  Knechtschaft  aufbürden  wolle,  nim- 
mermehr die  Waffen  abzulegen.  Dazu  verban- 
den sich  sechzigtausend  Mann,  wählten  den 
Szükler  Georg  Nagy  von^Gilfalva  zu 


a)  Forgact  Lib.  XII.  p.  289.     lathnaDffj  Lib.  XX.  p. 
a46.  mit  unriclitifer  Augabo  dea  Jahres; 


1 

mführer,  und  lagerten  sich  auf  dem  Yayader 
elde,    längs    dem    Bache   Nyarad.     Von    dort 
US  sandten  sie  äothschaft  an  die  Sächsischen 
remeinden    mit    der   Einladung   zum    WafFen- 
unde    für   verletzte    Rechte    und    Freyheiten. 
iu  Hermannstadt  forderten  ihre  Bothen  Mat- 
hias Antalffy  und  Johann  Ember  zwey 
lathmänner  in  das  Lager,    welche   die  patrio- 
sehe,    beyder  Nationen  Heil  belteftende  Un- 
»rnehmung  mit  ihren  Einsichten  unterstutzen 
)llten.    Allein  der  Hermannstädter  Ilath  sandte 
ie  Abgeordneten  gefangen   und  gebunden   an 
ohann  Sigmund;     dieiser  Donnerstag  ror  14.  May. 
fingsten   Bothen    in    das    Szeklör   Lager,    um 
izufragen,    was  ihr  Aufstand  bezwecke,    und 
arum  sie  unlängst  wider  Melchior  Balassa 
sn  Waffendienst  verweigerten.   Erst  nach  zwölf  25.  May. 
agen  gaben   sie  zur  Antwort,    sie  seyen  zur 
ertheidigung  ihrer   alten  Freyheiteii  gerüstet«    . 
Dnntag   darauf  wagte   es   Gabriel  MajHth,  di.  A/aj. 
•s   in  Türkischer   Gefangenschaft   hingeschie- 
men    Stephans    Sohn,     Nadasdy's    Neife, 
*undsässig  in  Siebenbürgen,    darum  Johann 
igmund's  Farteyganger,  mit  kleinem  Macht-* 
lufen  wider  sie  auszuziehen;    aber  die  Szek-* 
r  waren  ihm  an  Zahl  beträchtlich  überlegen, 
ehrere  seiner  EUiuptleute  wurden  im  Gefechte 
itödtet,    er   selbst  gerieth  in  Gefahr,    iadem 
in  Pferd  unter  einigen  Lanzenstichen  zu  Bo- 
rn sank«     Auf  der  Flucht  fand  er  Udv^rhely 
ibesetzt,   zog  ein,    ^arf  sich  in  das  Schloss 
id    befestigte    sich    darin.      Des    Aufstandes 
ünpfung    jforderte    gewaltigere    Anstrengung, 
adislaw    Radak    mit    zweytausend    Manu 
siterey  und  Fussvolk  vorgerückt,'  mahnte  das 
ihne  Volk  vergeblich  zur  Unterwerfung«    J  o  •« 


\. 


hann  Sigmund  fol^^te  mit  der  Hauptmacht 
und  lieferte  vor  Va.sarhely  entscheidendes  Tref- 
fen, unter  welchem  die  schlecht  angeführten 
Rotten  die  Flucht  ergriffen,  die  vornehmsten 
Szekler,  Stephan  Läzar,  Michael  Kor- 
nis,  Niklas  Valkay,  Niklaa  Ferro; 
selbst  der  Oberbefehlshaber  Georg  Nagy, 
mit  einigen  Häuptern  der  Empörung  gefangen 
und  nach  Thorenburg  abgeführt  wurden.  Das 
Standrecht  erkannte  sie  des  Hochverrathes  und 
des  Todes  schuldig;  dem  Urtheild  gemäss  wur- 
den Nagy  und  einige  Stifter  des  Aufruhrs 
enthauptet,  Yalkay  und  Forro  nach  über* 
standener  Todesangst  begnadiget,  die  übrigen 
mit  abgeschnittenen  Nasen  und  Ohren  entlas- 
sen, Lazdr  und  Komis  mit  Kerkerslrafe 
belegt;  dem  gesammten  Szekler  Volke,  mit 
Ausnahme  der  Aranyaserj  welche  der  Theil- 
nahme  an  dem  Aufruhr  sich  enthalten  hatten, 
durch  den  ßeschluss  des  Schässburger  Landta- 
ges alle  Rechte  und  Freyheiten  abgesprochen; 
zum  Andenken  ihrer  Niederlage  zwey  Schanz- 
werke, das  eine,  Szekelytämad  (^Szekler- 
Aufruhr)  bey  Udv^rhely,  das  andere  Szeke- 
lybanya  (^Szekler -  Grube)  unweit  davon  auf- 
geführt *). 

Zu  gleicher  Zeit  traf  auch  die  Ungern  in 
der  Gömörer  Gespanschaft '  ein  harter  Schlag 
dui^ch  Georg  Bebek's  Leichtnlaubii^keit.  Der 
getaufte  und  wieder  abtrünnige  Überläufer  Hus- 
sain,  von  dem  Füleker  Beg  Hassan  zum 
Sangiaken  auf  Rima-Szombath  bestellt,  häu- 
chelte   zum   zweyten   Mahle   Bekehrung,    und 


n)  Siglor  Chronolog.  ap.  Bei  Monum.  Decad.  I.  p.  85»  For- 
gäcs  Lib.  XII.  p.  29«  t<]q»    Isthuanff/  Lib.  XXJ.  p.  359* 


-    » 

■  versprach,  unter  Bedingung  seiner  Wiederauf- 
a"Xiahme  den  Hassan-Beg  der  Gewalt  des  Be- 
-beker's  zu  überiiefern,  wozu  dieser  Zeit  und 
f  Ort .  bestimmen    sollte.      B  e  b  e  k    brachte    den 

-  dicken  Ralojjher  Wald,  unweit  des  Rima-Flus- 

-  ses  in  Vorschlag.  Hassan-Beg,  von  Allem 
r,  unterrichtet,  war  mit  der  Füleker  Besatzung 
:,  und  einigen  Haufen  Pesiher,  Ofener,  Nograde» 
.,  Janitscharen  der  erste  in  dem  Walde,  und  ver- 
^  theilte  sein  Volk  in  mehrere  Hinterhalte.     Zu 

*  heilsamem  Misstrauen  ermahnet,  hatte  Bebek 
Herrn  Caspar  Magöcsy  von  Torna,  den 
Burghauptmanrt  Michael  Sarközy  von  Haj- 

'  natsko  und  den  Reg6czer  Johann  Allagby 
\  mit    ihren    Leuten    zur    Theilhahme    an    dem 
.*  Abenteuer   eingeladen.      Des  Nachts   zogen  sie  vor 24.  J»«. 
S  in   den  Wald   ninaus,    wo  Hassan-Beg   sie 
^f    bereits    erwartete.      Plötzlich    sahen    sie    sich, 

*  gleich  eingestelltem  Wild,  von  mehrern  tau- 
^  send  Türken  umzingelt  und  angegriilen.  Die 
r   muthigste  Gegenwehr   konnte   sie  nicht  retten; 

*  die  Wenigsten  ihres  Volkös  entrannen  durch 
^  Flucht  dem  Tode.  Bebek,  Sarközy,  Ma- 
^  g6csy,  an  Brust  und  Haupt  schwer  verwundet, 
^^_  Georg  Rakoczy,  Stephan  Bokry,  Georg 
i'   Hangony,    wurden  gefangen  genommen;    die 

ersten    drey   nach  Constantinopel   gesandt,    die 

k  übrigen  für  hohes  Lösegeld  entlassen  *). 
b  So  ungestraft  verübten  die  Paschen  Gewalt, 

^  Baub,  Betrug  und  Niederträchtigkeiten  in  Un- -  ^ 

1^  garn ,  während  der  König  unwandelbar  liuf  den 

h  vom  Feinde  verachteten  Stillslands- Vertrajr  sich 

j^  verliess,    um   des   treulosen    Beherrschers   der 


n)  Forgtca  Lib.   XU.  p.  5oo.    lathuanffy  Lib.  XXI. 

p.  268« 


—    9»ö    — 

Osmanen*tückisGKe,FreukidscIiaft  angstlich  sicli 
bewarb,  und  seinen  Bothschäfter' Busbec  an* 
bielt,  einen  nicht  minder  schlechten  Frieden 
i5.AuguH.yon  der  Pforte  zu  erkaufen.  Am  Tage  Maria 
Himmelfahrt  ')  vollzog  Solejitiän  darüber  die 
Urkunde,  das  nicht  sehr  preLswürdige  und  un- 
fruchtbare Werk  achtjiähriger  Unterhandlungen, 
unvergängliches  Denkmahl,  wie  tief  der  Ung- 
Tischen  Krone  Macht  und  Herrlichkeit  in  sechs 
und  dreyssig  Jahren  gesunken  war^  ungeachtet 
,es  im  Ungrischen  Volke  noch  mehr  als  Einen 
Ifddasdy,  Jurissicsh,  Bdthory,  Dob6y 
Zondy,  Telekessy,  Zriny  gab. 

Nicht  einmahl  König  von  Ungarn,  nur 
erwählter  König  der  Römer,  der  Wenden, 
König  von  Böhmen  und  Croatien  wurde  Fer- 
^  dinand  in  der  Friedensurkunde  genannt.  Auf 
seine  Bitte  sollte  ganzer  acht  Jahre  lang  wahre, 
feste  Eintracht  und  Freundschaft  zwischen  ihm 
und  dem  Grossherrn  bestehen^  unter  der  Be- 
dingung, dass  jener  jährlich  dreyssigtausend 
Ungrische  Ducaten  als  Ffandschilling  des  Waf- 
fenstillstandes mit  dem  rückständigen  Betrag 
von  zwey  Jahren  an  die  erhabene  Pforte  ein- 
sende. Dafür  versprach  der  Grossherr,  mit 
dem  Sohne  des  Königs  Johann  und  dessen 
Erbvölkern,  welche  im  disseitigen  Ungarn  oder 

{'enseits  der  Theiss ,  durch  das  Kriegsrecht  der 
'forte  unterthänig,  wohnen,  im  Laufe  dieses 
achtjährigen  Stillstandes ,  weder  feindliche, 
noch   freundschaftliche  Verbindung  wider  den 

a)  Auf  diesen  Tag  traf  im  J.  i56a  der  Neumond,  den  i.  Tür- 
kische Septembr.  /  von  welchem  die  Urkunde  datirt  war.  Dasa 
ea  nicht  der  i.  Christliche  Septembr.  war,  iat  dadurch  gewiss, 
dass  B  u  8  b  e  c  schrieb :  ,,  Sie  bom's  avibun ,  »uh  fi  nem  m  c>  n  - 
,>«»*  August i  0p1atum  iler  ingrestus  sum^  mecum  refereum  an- 
gynorum  Qci^frucium^  octcnnales  indueias. 


^    gig    — 

Köni^  einzugehen.  Hierm  miisse  ihm  au 
gedachter  Königs  Sohn  dermalen  gehorchen^ 
dass  er  während  des  achtjährigen  Friedens , 
weder  Feindschaft,  noch  Krieg  wider  den  Kö-» 
nig  führen,    dessen  Unterthatfen   nicht  verfol- 

fen,  in  dessen  Städten,  Schlössern ,  Dörfern^ 
eine  Gewalt  üben ;  noch  irgend  etwas  daselbst 
fordern,  wegnehmen,  oder  sich  aneignen  dürfe« 
Der  Grossherr  selbst  wollte  kein  Recht  haben^ 
noch  Gelegenheit  suchen,  des  Königs  Völker 
zu  befehden,  zu  beschädigen,  gefangen  weg-« 
zuführen;  vielmehr  in  dieser  ganzen  Zeit  Frie-^ 
den  und  Eintracht  mit  ihm  gewissenhaft  he** 
obachten.  Melchior  Balassa,  Niklas  Bi- 
thory  mit  ihren  Gütern  und  Herrschaften ^ 
und  Alle,  welche  mit  jenen  gleichmässig  ge- 
handelt haben,  sollten  in  diesen  Frieden  ein-» 
geschlossen,  dem  Könige,  so  wie  dem  Soh^a 
des  Königs' Johann  unterthänig  seyn.  Sollten 
des  Einen  und  des  Andern  Unterthanen  noch 
vor  dem  Kriege  sich  gegenseitig  aus  dem  Be-* 
sitze  Ton  Ländereyen  oder  Herrschaften  hin-« 
ausgeworfen  haben,  und  dadurch  Streitigkeiten 
sich  jetzt  erheben,  so  verordnete  der  Gross- 
hetty  dass  die  Entscheidung  darüber  bis  nach 
Abfluss  de»  achtjährigen  Stillstandes  ausgesetzt 
bleibe.  Sollte  in  dieser  Zeit  zwischen  ihm 
und  dem  Könige  über  die  Gränzen  der  Ge- 
richtsbarkeit Streit  entstehen,  und  dieser  nicht 
friedlich  ausgeglichen  werden  können,  so  soll 
mit  Beseitigung  des  Zankes  und  der  Feind- 
schaft^, der  Eine  wie'  der  Andere  im  Besitze 
der  Seinigen  beharren.  Die  Dörfer  im  DotLser 
Gebiethe  und  an  der  Donau  sollen  von  der 
Dotiser  Besatzung  nicht  mehr  beunruhiget;  da- 
mit aber  Friede  und  Eintracht  fester  bestehen 

Tl.  Tiieil»  -  69 


mögen,  die  von  Ungrischen  Herren  in  Gefan- 
genschaft gehaltenen  edeln  Türken  frey,  ohne 
Schaden  und  Lösegeld  entlassen  werden ,  wel- 
ches  auch  von  Seiten    des  Grossherrn   mit  ei- 
nigen  gefangenen  Ungern,    nur  nicht  mit  den 
gefährlichen   Kriegsmännern   Georg  Bebek 
und  Caspar  Mag6csy  geschah.     Diese  Frie- 
dens- und  Bundes-Urkunde  soll  nicht  nur  allen 
Statthaltern,  Faschen,  Heerführern,  Hauptleu- 
ten,   Heerscharen   zu   Wasser   und   zu    Landq 
kund   gemacht,    sondern   auch  von  allen    treu 
und  pünctlich  vollzogen  und  beobachtet ;    auch 
die  beyden  Woiwoden  der  Walachey  und  Mol- 
dau darin  begrüFen  und  dazu  verpflichtet  wer- 
den;   so,    dass    die   Ungrischen,    Croa tischen, 
Slawonischen   Völker    von    Seiten   der    Gross- 
herrlichen Unterthanen  allenthalben  der  unge- 
störtesten Ruhe   und,  Sicherheit  geniessen  mö- 
fen.      Überläufer   sollen   von  beyden  Theilen 
estraft,   ihre  mitgebrachten  Güter  ihren  Lan- 
desherren zuriickgeliefert  werden.    Den  könig- 
lichen Hauptleuten   soll  erlaubt  seyn,  an  Un- 
garns Gränzen,    Städte,    Schlössek*,    Dörfer  zu 
befestigen;    sie  mit  Besatzung,  mit  Mund- und 
WaiFen-Vorrath  zu  versorgen.     Gegenseitigen 
Staatsbothen   wurde   freyer  Zug   umd    sicheres 
Geleit  verbürget.    Besondere  Gefechte  zwischen 
beyderseitigem   Waffenvolke    an   den   Gränzen 
wurden  verbothen.     Streitigkeiten  über  Eigen- 
thum    und    Ackergränzen    unter    Unterthanen 
Dieyder  Theile  sollen  von  beyderseits  ernann- 
ten Schiedsricht^n  beygelegt   werden.       Diess 
Alles  beschwor  der  Grossherr  hey  dem  wah- 
ren,   lebendigen    Schöpfer   Himmels   und    der 
Erde;    bey   den   wahren  Zeichen  des   grossen 
und  ehrwürdigen  Propheten;  bey  seiner  gross-r 


herrlichen  Macht  und  seinem  wahren  Glauben; 
so  dass  weder  ron  ihm^  noch  von  seinen  Ve- 
zieren ,  Faschen ,  Statthaltern  ^  Hieiuptleuten^ 
Woiwoden,  noch  auch  von  dem  Könige  Ste- 
phan,  (so  nannte  die  Pforte  Zäpolya's  Sohn); 
irgend  Etwas  dawider   unternommen  werde  *)• 

Frey  tag  nach  Catharinä  wurde  die  Frie- 27,  yoi*» 
densurkunde  von  dem  Staatsbothen  Ibrahim 
in  Begleitung  des  Herrn  von  Busbec  zu  Frank-^ 
fürt  am  Mayn  dem  Kaiser  Ferdinand  mit 
grosser  Feyerlichkeit  überreicht;  der  Inhalt 
derselben  in  Slawischer  Sprache  mündlich  vor-* 
getragen^);   und  wäre  gleich  darauf  von  einem 

J)atriotisch  begeisterten  Bischöfe  Franciscus 
frangepani,    oder   Antonius  Wrdnczy, 
oder  Georgius  Draskowics  über  den  Text: 
,,wie  sie  mein  Volk  hintergingen!   Frie-' 
,,de!    riefen  sie  ihm  zu;     und   doch  ist 
kein  Friede.    Es  führte  eine  Wand  auf; 
und  jene  übertünchten  sie  mit  Mörtel 
,,ohne  Spreu  ^);^^   eine  nachdrückliche  Fire- 
digt  gehalten  worden^    so  hätte  er  Gpttes  und 
der  Wahrheit  weissagendes  Wort  rerkündiget. 
Wem    sonst  y    als   dem   Feinde^    frommte   das 
I     kostspielige    Blendwerk?      Keine   Burg,    kein 
Dorf,   während   der  yertragsmässigen  Wa£Pen- 
ruhe  .ungebührlich  weggenommen,   wurde  zu- 
rückgegeben.    Wariun   wurde   die   leere   Ver- 
I     heissung  einzustellender  Feindseligkeiten  jähr- 
I     lieh   mit   dreyssigtausend  Ducaten   erkauft,    da 
I     hinlängliche  Streitkräfte  vorhanden  waren,  ver- 


99 
99 


a)  Bufbequii  omnia  qnie  eztiDt.  p.  463.  Der  Brief  dtr 
Gross -SulUnt  ist  von  dem  kaiserlichen  Dolmetscher  Johann 
Spiegel  aus  dem  Arabischen  in  das  Lateinische  übertragen« 
worden.  Isthnanffy  Lib.  XXI.  p,  a6o«  I)  Bnabeq«  L  o. 
p,  449.      c)  Uesekiel  XUL  t.  lo. 

59* 


—    9^a    — 

lomes  Gebieth,  wirkliche  Ruhe  und  Sicherheit 
rühmlicher   zu   erkämpfen?     Weni^   bloss    ge- 
heime   Anreitzung    des    Melchior   Balassa 
und  Anton  Szekely  so  mächtig  wirkte,  dass 
sechzigtausend  Szökler  zu  den  Waffen  griffen, 
was   hätte    der   geistreiche,    thätige,    beherzte 
und   verehrte   König   Ferdinand   vermocht, 
wäre  er,  dem  künstlich  geschlungenen  Gewebe 
seiner  HoEherren  sich  entwindend,  .ein  einziges 
Mahl  an  der  Spitze  seiner  tapfern  Untern  er- 
schienen?    Dass   Auger  Gislen,    Herr  von 
Busbec    den   theuer   erkauften,    doch  häufig 
wieder  verletzten  Frieden  für  wohlthätige  Ma^s- 
regel  der  Klugkeit  hielt  *),  war  ihm  nicht  zu 
verargen;     er  war  ja   sein    eigenes,    mühsames 
Werk:     dass    er   inn    aber   nir   unumgänglich 
nothwendig   erklärte,   weil  Konig  Sigmund 
bev  Nikopel;   Wladislaw  bey  Yarna;   Lud- 
wig   bey    Mohdcs    war    geschlagen    worden; 
weil,    wie    er   fälschlich   angibt,     Solejman 
Güns  überwältiget  hat ;    weu  Konig  Ferdi- 
nand  zweymahl  hunderttausend  Feinden  sich 
mit  nicht  mehr  als  fünf  und  zwanzig  bis  dreys- 
sigtausend  Mann  jFussvolk  und  unbeträchtlicher 
Heiterey  entgegen  stellen  konnte;    das  war  des 
XJngrischen  Volkes   eben   so   unwahre  als   un- 
gerechte Beschimpfung. 

Trotz  diesem  Frieden,  den  ein  Ungrls eher 
Staatsmann  als  Unterhändler  schwerlich  einge- 

fangen  wäre,  liess  der  Beglerbeg  von  Ofen 
[rtiztan,  von  dem  durchreisenden  Both- 
schafter  mit  dem  Staatsbothen  Ibrahim  schon 
unterrichtet  von  dem  Vertrage  des  Königs  mit 
der  Pforte,  dennoch  geschehen,  dass  Hassan- 

a)  Bntbeq.  Epjit«  IV.  p.  579.  ' 


~   955  .— 

Beg  von  Fiilek  in  die  Toriier  und  Borsoder  10. 5«pi 
Gespan^^cliaften  einfiel;  in  der  einen  Jablontza 
und  Perkupa,  ^n  der  andern  Szalonna  plün- 
derte, in  Brand  stepkie^  und  das  Landvolk 
we<;führte;  dass  er  von  dem  Erlauer  Bischof 
W  r  ä  n  c  z  y ,  gewaltijje  Verheerungen  andro- 
hend, die  Übergabe  mehrerer  Dörfer  forderte;t;or26.5< 
dass  Kara-Gziaffer  aus  Hatvan^  in  der  Bor- 
.soder  Gespanschaft  zu  Fapi  raubte  und  Ostoros 
überwältigte  •).  Doch  diess  waren  nur  unbe- 
deutende Vorspiele  zu  den  weiterhin  erfolgten 
erheblichem  Friedensbriichen ;  für  jetzt  glaubte 
niemand  fester  als  dbr  König,  dass  Friede  sey; 
sass  niemand  zufriedener^  als  er,  an  der  mit 
losem  Mörtel  übertünchten  Wand,  nicht  ahnend^ 
dass  sie  unter  dem  nächsten  einbrechenden 
Sturmwinde  zusammen  stürzen  werde. 

Aber  im  Vorgefühl  des  baldigen  Endes 
seiner  Tage  dächte  er  ernstlich  daran,  sein 
Haus  zu  bestellen,  dessen  Macht  und  Herr- 
schaft zu  befestigen.  Nach  seinem  Wunsche 
waiEl  Maximilian  am  Sonntage  vor  Matthai  21.  ^«pi 
von  dem  Prager  Erzbischofe  Joannes  Bruss, 
dem  ersten  nach  hundert  ein  und  zwanzigjäh- 
riger Krledigung  des  Stuhls,  zu  Prag  als  König 
von  Böhmen  gekrönet  worden.  Dinstag  nach  24.iVot/i 
Cäciliä  erreichte  Ferdinand  auch  seines  rast-, 
losen  politischen  Strebens  höchstes  Ziel;  er 
sah  die  Kaiserwürde  mit  seinem  Hause  blei- 
bend verbunden,  indem  Maximilian  zu 
Frankfurt  einmüthig  zum  Römischen  Könige 
erwählet  und  sechs  Tage  darauf  eben  daselbst 
gekrönet   wurde.      Desto    sehnlicher    verlangte 


n)  Autonii  Verantii  Epist«  ad  Hnitztait-Biasaiii  Budeni • 
^mo  a6«  Sepibr.  i60a.  ap.  Kaionm  T.-  XXIU.  p.  Ci3. 


f 
I 


-  934  -- 

er  noch  vor  seinem  Ende  auch  die  Uogmcho 
Thronfolge  seinem  Erstgebornen  zu  versichern. 
Ein  starkes  Hindemiss  hierbey  war  ihm  be- 

2./imijM.  reits  saus  dem  Wege  geräumt.  Dinstag  nach 
Frohnleichnam ,  hatte  der  Falatin  Thomas 
Nädasdy  auf  Egerrär  in  der  Eisenburger 
Gespanschaft  im  vier  und  sechzigsten  Jahre 
seines  Alters  das  Zeitliche  gesegnet,  und  Fer- 
dinand, nur  den  Yortheil  des  Augenblickes 
auffassend,  zu  vielen  Drangsalen  seiner  Nach- 
folger und  des  Vaterlandes,  die  Wiederbeset- 
zung dieser  wichtigen  Reichswürde ,  auf  welche 
sich  das  National -Vertrauen  stützte,  anstatt  sie 
mit  staatskluger  Vorsicht  zu  bewilligen,  ver- 
weigert. Zwey  Mahl  hatte  er  schon  einen 
Landtag  nach  Fresburg  ausgeschrieben  '^),  und 

)  unter  mancherley  Vorwänden  wieder  abbestel- 

let, dadurch  Verdacht  erweckt,  als  wollte  er 
unmerklich  die  Reichsversammlungen,  der 
Ungrischen  Verfassung  und  Freyheiten  festen 
Grundpfeiler,  völlig  aufheben.  Nachdem  ihm 
aber  der  Ungern  ziemlich  laute  und  freymü- 
thige  Äusserungen  darüber  bekannt  geworden 
waren  ^),  erkannte  er,  Trotz  den  Eingebun- 
gen seiner  Hofherren,  die  Nothwendigkeit  ei- 
ner   bedenklichem    Erbitterung    vorzubeugen, 

/.  C.  1563«  und  Sonnabend  nach  dem  Fiingstfeste  des  näch- 

6«/iiiisiM.  ^^^^  Jahres  berief  er  die  Stände  auf  den  Fest- 
tag des  heiligen  Königs  Stephanus  zum  Land- 
tage nach  Fresburg  ^). 

Eine  Verletzung,  welche  Maximilian 


a)  Am  3.  Decembr.  i56o.  auf  jen  G.  Janaar  i56i.  und  am 
17.  Jouius  i56i.  auf  den  i.  August  desselbeu  Jahres.  Literae 
Regaloa  bey  Xovachich  Sunplem.  ad  Vestig.  Comit.  T.  III. 
p.  243  sqq.  &^  Kov«chich  1.  c  p.  aSi.  c)  Literae  Re-\ 
gales  Oeniponü  6.  Jujui  i563.  ap*  Kovachich  1.  c.  p.  a48. 


9^5 


durch  das  Um&llen  seines  Wagens  erhalten  hatte^ 
war  Ursache,  dass  die  Eröftnung  des  Landta* 
ges,  worauf  Ferdinand  seines  Erstgebomea 
Krönung  durchsetzen  wollte,  vierzehn  Tage 
später  eröffnet  wurde.  Inzwischen  hatten  sidl 
ausser  den  Bevollmächtigten  der  Gespanschaf- 
ten und  der  königlichen  Freystädte  acht  Bi-^SO-^ir^Mf; 
schöfe  •),  fünf  Pröpste  **),  drey  Äbte  *'),  sie- 
ben   und    vierzig   Magnaten  ^),    zu   Fresburg 

a)  Nicolans  Olaliyi,  Hooter  Obergetpan,  Graner  Erzbt* 
«chöff  Oberster  Reichtkanxler ,  kÖnigliclier  Statthalter.  Die  Bif 
Hchöfe :  Autoniu-8  Wra'nczj  von  Brian ,  Obergespan  der 
Heycser,  Verweser  der  Borsoder,  Stellvertreter  der  l'estner  Ge» 
apanschaften»  Pnulua  Bornemiszaaa  von  Siebenbüi^gen , 
Commenthur  des Neitraer  Bisthufnes.  Paulus  Gregorianczi, 
von  Raab.  Pranciscns  Porgaca,  von  Grosswardein.  An- 
dreas Dudiosb-Sbardella  ti,  von  Csabad.  Andrea» 
Kev^ssy,  von  Weszprim.  Joannes  Ujl^^y»  ^on  Watxen« 
Alle  königliche  RSthe ;  der  Pünfkirchner  Georgius  Drasko* 
wies  sass  als  allgemein  verehrter  Bischof  und  Bevolimächtigtar 
dos  Königs  in  der  General  -  Synode  zu  Trient.  h)  Joannes 
Kereostfny,  zu  Altofen.  Gregorius  Bornemiszsaay 
zu  Sanct  Martin  im  Zipserlandc.  Die  Pratmonstraienser  Pröpste 
von  Lelesz,  von  Ipoly-Sagh«  von  Csoma.  c)  Von  Borsmo- 
nostra\  von  Szalavir,  voxi  Sanct  Martinsberg.  el)  Michael 
Mdrey,  Palatinal  -  Stallvertreter.  Stephan  Dobö,  gewe- 
sener Siebenbürger  Woiwod.  Peter  Erdo'dy,  Ban  von  Dal- 
matien ,  Croatien  und  Slawonien.  Andreas  Bathory  von 
Kcsed,  Szaboleser  und  Ssatbmarer  Obergespan,  Judex  Curia.  Graf 
Niklas  Zriny,  Ober- Reichsschatzmeister,  mit  seinen  Söhnen, 
Gregor  und  Christoph.  Lad  isla  w  Banffy,  Oberster 
Thürhüter.  Stephan  B  auf fy,  Oberster  Truchsesa.  Chris- 
toph Bätthyänyi,  QbeYster  Muudscheuk.  Franz  Tahy, 
Oberster  Stallmeister,  mit. seinen  Söhnen,  Balthasar  und 
Gabriel.  Franz  Zay,  Oberster  Landeshauptmann  mit  se^ 
nem  Sohne  Peter.  Johann  Batassa»  von  Gyarmath,  Sob- 
Icr  Obergespan.  Balthasar  Balassa,  Melchior 's  Sohn. 
Gabriel  Pertfnyi,  Aba-Ujvircr  Obergespan.  Ladislaw 
Kerecsdny.  Burghauptmann  von  Gyula.  Stephan  Dersffy, 
Ober- Landeshauptmann.  Caspar  und  Niklas  Drugeth, 
von  Homonna.  Graf  Stephan  Prangcpani.  Dominie 
Dobö,  Johann  Choron,  Johann  Gyiilay,  Caspar  und 
Stephan  Alapy,  Franz  Török  von  Enyng ,  Johann  Pe- 
rdnyi  von  Nyalab,  Niklas  Bathory  von  Bcsed»  Franz 
Priny  von  Nagyida.  Matthias  und  Fe ter  Kegle wicsh, 
Franz  Nadasdy,  des  Thomas  Sohn;  Stanislaw  Thur- 
S0|  Ptul  ondEmericb  Czuborf  Michaeli  Johann  und' 


-.    956    — 

eingestellt,  und  insgesammt  drejtausend  Mann 
Reiterey,  prächtig  gerüstet,  mit  Gold,  Silbor 
und  Edelsteinen  gescKmückt,  mitgebracht.  Von 
dens  Könige  war  streng  verbothen,  aus  den 
Gränzplätzen  von  dem  in  Sold  stehenden  Waf- 
fenvolke  auch  hur  Einen  Mann  in  dem  Ge- 
^  folge  mitzunehmen.  In  tiefer  Wehmuth  ver- 
glichen die  altem  Herren., .  -welche  noch  in 
ihrer  Jugend  auf  dem  R^koser  Felde  über  acht- 
zigtausend Mann  unter  Waffen  versammelt  und 
glänzend  gesehen  hatten,  die  vergangene  Zeit 
mit  der  gegenwärtigen;  ihrer  Väter  Reich- 
thum,  Macht,  Ruhm  und  Herrlichkeit  mit  der 
Söhne  heutiger  Dürftigkeit  und  Erniedrigung. 
„Jetzt, ^^  -^  hiess  es  unter  den  meisten,  theils 

'  in    Wahrheit ,     theils    in    Irrthum :     „  sey    die 

„höchste  Zeit,  Freyheit  und  Wohlfahrt  wieder- 
'^,herzustellen.  Auf  allen  Landtagen  sey  man 
„bisher  nur  mit  leeren  Worten  abgefertigt  wor- 
„den.  Einen  Thronfolger  soll  man  auf  hö« 
i,hern  Befehl  annehmen ,  vor  Allem  müsse  ein 
„Falatin  erwählet  werden,  ohne  welchen  weder 
„Wahl,  noch  Krönung  rechtmässig  geschehen 
„kann,  da  ihm  das  Reichsgesetz  bey  jeder 
„Wahl  die  erste  Stimme  zuerkennt  *)• " 

31,  ^pgiui.  Sonntag  nach  Joannis  Enthauptung  zog  der 
flrzherzog  Maximilian  mit  seinen  Brüdern 
Ferdinand  und  Carl,  begleitet  von  seinen 
Söhnen  Rudolph  undErnest;  am  folgenden 
Tage  der  König  Ferdinand  mit  seinen  sämmt-^ 
liehen  Hofherren  in  Presburg  ein.  Beyde  wur- 
den   von    den;i   Graner   Erzbischof   Nicolaus 

■         I      I  ■ 

FransR^yay,  Wolfg'iing  Batthyanyi,  Michael  Büdy, 
NiklasCtatzar,  PaulBakicsh,  Peter'a  Sohn;  Chria* 
'toph  Ungnad  ron  Sotineg ,  zum  Ungcr  «rhobeni 


Ol&hj  ihlt  einer,    der  Erwartuiig^.  Toa  seiriefA 
Geiste   nicht   entspredhenden   Anrede   empfanr 
gen.     Weder   der  Eine   noch  der  Andere  an^  / 
ly ortete    selbst;    für   den   Erzherzog ,    welcher 
dem   Ungrischen   Volke    noch«  zu   nichts    vtw^ 
bunden,    als    König    von    Böhmen   {gekommen 
war,    der  Breskiiet  Bischof;    für  den  König 
von  Ungarn  /  nicht ,  ohne  heimliche  Kränkung 
des    hochsinnigen    Ungervolk'es ,    der   gelelirte 
Augsburger,  Doctor  Juris,  und  Deutscher  Yice^ 
Kanzler  Georg  Sigmund  Seid«     £r  war  es 
auch,    durch  welchen  der  König   der  Ungen 
•Tages   darauf,    in   rein  Ungrischer  Angelegei»*- 
heit,    den  versammelten  Ständen   die  von  ddm 
Aasländer  aufgesetzte  Denkschrift,    die  könig<~ 
liehe  Willenserklärung    über   mancherley    Ge- 
genstände, besonders  über  seines  Erstgebornen 
Krönung  enthaltend,  feyerlich  überreichen  liess. 
Um   die   Denkschrift   zu   vernehmen,   versamr 
melten  sich,  nicht  mehr  unbefangta,  desselben 
Tages  noch  die  I^älaten  und  Barone  im  erz«- 
bischöuichen  Paläste;  die  Adelsgesammtheit  in 
dem  Franolscaner  Kloster.     Dia  Erstem  fügten 
sich  grössten   Theib  ohne  Wid^rrede^  in   den 
Willen    des  Königs    und   in    die  Nothwendig^ 
keit,    Furcht,   persönliche  Rücksichten,    HoiF-i 
nungen   für   die  Zukunft  unter  staatstechtliche 
Gründe   verbergend.      Freymüthiger   stritt   die 
Letztere    durch    einige    Tage    gegen   jene   für 
zuerst     vorzunehmende '  Wahl    eines   Falalins; 
worauf  der  Thronfolger  nicht  gekrönet,    son- 
dern   erwählet    werden    sollte;    wobey   schon 
Viele  für  den  kriegerischen,  darum  mehr  be* 
liebten  £rzbe|[zog  Ferdinand  stimmten.      In«* 
j^wischen .  erhob  sich  das  Gerücht  j   der  Graner 
Erzbischofj    Graf  Niklas  Zriny  und  Frans 


) 


—    9«»    — 

Bitthyinyii  hätten  heimlich  dem  KSnige 
Torgeschlagen  I  da  die  Reichskrone  und  Insi- 
gnien  in  seinen  Händen  waren,  ohne  weitere 
Anfragen  und  Umstände  zu  befehlen,  dass 
sein  Erstgeborner  gekrönet  werde,  Niemand 
würde  es  wagen,  sich  zu  widersetzen.  Nik- 
las  Ol&hy,  Walach  yon  Geburt,  als  Bischof 
streng  gegen  die  Clerisey,  als  Magnat  geitzig 
und  nabgierig,  wurde  von  Vielen  im  Besitze 
der  höchsten  Kirchen-  und  Staatswürde  Ungarns 
mit  bitterer  Missgunst  angesehen.  Von  Zriny 
und  Bätthyänyi  war  bekannt,  dass  der  Eine 
auf  die  Falatinal- Würde  rechnete,  der  Andere 
über  unbefugte  Güter -Anmassung  von  Mat- 
thäus undLiadislaw  Sibrik  yor  Gericht 
Terfolgt  wurde,  und  durch  königliche  Gunst 
das  Recht  zu  beugen  hoiFte;  um  so  leiden- 
schaftlicher beharrte  die  Adelsgesammtheit  auf 
ihren  Forderungen.  Zu  entscheidendem  Vor- 
theile  der  Magnaten -Fartey  stützte  sie  diesel- 
ben auf  Gründe ,  welchen  staatsrechtliche  Halt- 
barkeit mangelte.  Leicht  war  den  Magnaten 
zu  beweisen,  dass  wenn  auch  ein  König  meh- 
rere Söhne  hinterlassen  hatte^,  dennoch  alle 
Mahl  der  Erstgeborne  den  übrigen  vorgezo- 
gen und  auf  den  Thron  erhoben  worden  sey. 
In  Ansehung  der  Falatinal-Wahl  sprach  das 
Reichsgesetz  offenbar  und  bestimmt  wider  des 
Adels  Forderung,  indem  es  nur  für  den  Fall, 
dass  der  königliche  Regentenstamm  erloschen 
wäre,  und  eine  neue  Herrscher- Dynastie  er- 
wählet werden  sollte,  die  Wahl  eines  Falatins 
verordnete;  ihm  die  erste  Stimme  bey  solcher 
Königswahl  zuerkannte,  und  derselben  Gültig- 
keit auf  des  Falatins  vorzügliche  Mitwirkung 
bedingte. 


—    9^9    —     , 

Dadurch  zum  Schweigen  ^  und  durch  man-* 
cherley  andere  Künstle  zum  Nachgeben  gebracht^ 
wurde  des  Adels  Mehrheit  [mit  den  Frälateo 
und  Magnaten  Eines  Sinnes;  yon  beyden  Thei-« 
len  am '  Vorabende  Maria  Geburt  der  Beschlusa 
gefassty  den  folgenden  Festtag  durch  Maxi- 
milian's  Krönung  zu  verherrlichen.  Es  ge- 8.  Scpf^. 
schah  zum  ersten  Mahle  im  Fresburger  Dome 
unter  den  von  Alters  her  üblichen  Feyerlich- 
keiten^  doch  nicht  mit  alter  Wahrheit  und 
Freude;  denn  die  dem  Könige  vorgetragenea 
Fahnen  von  Siebenbürgen,  Dalmatien,  Slawo«* 
nien,  Serwien ,  Bosnien,  Bulgarien,  Kumanien 
bezeichneten,  was  einst  gewesen,  nun  nicht 
mehr  war;  und  erweckten  nur  schmerzliche 
Rückerinnerungen.  Tages  darauf  wurde  der 
Gemahlinn  Maximilian's,  Schwester  des  Kö^ 
nigs  Philipp  von  Spanien,  eine  neue  Krone 
auf  das  Haupt,  die  geheiligte  Reichskrone  auC 
die  rechte  Schulter  gelegt'^);  dann  in  stürmi-» 
scher  Verhandlung  der  ö£Pentlichen  Angelegen- 
heiten der  Reichstag  bis  Sonnabend  nach  Mar«  13.iVMr 
tini  fortgesetzt.  ^ 

Vergeblich  waren  demnach  alle  Bemühun-  J.  c.  15^ 
gen  des  bidern  Stephan  Bäthory  von  Som- 
lyo,  für  seinen  des  Friedens  begierigen  •  und 
bedürftigen  Sender  Johann  Sigmund  den 
Königstitel,  oder  auch  nur  die  Benennung: 
„Sohn  des  durchlauchtigen  Johann,  Kö* 
„nigs  von  Ungarn,  Dalmatien,  Croatien; 
„Fürst  von  Ungarn  und  SiebcÄibürgen;'^ 
dazu    den    unbestrittenen   Besitz  *  der    Burgen 


a)  Forgacfc  1.  c.  Joannit  Listhii  Commentarioliis  de 
Coronatiouc  MaziuiiliADi  ap.  Bei  Monum.  Decad^  I.  p.  3o3  sqq. 
et  ap.  KQWichicK  Solennia  iitaugoralia  Peatini  1790.  in  fol.  p. 
12  sqq. 


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* 

Munkäcs,  Tokaj,  Szerencs,  Has2t,  mit  der 
gatizen  Marmaros;  die  Gespanschaften  zwischen 
der  Theiss  und  Siebenburgen;  die  Herzo^hii- 
mer  Oppeln  und  Ratibor;  endlich  auch  Fer- 
dinand's  jüngste  Tochter  Johanna  zur  Ge- 
mahlinn  zu  erwerben :  der  Konig  bewilligte 
von  dem  allen  nichts  ^  als  Siebenbüi^enft  Be- 
sitz unter  dem  Herzogstitel  ^);  und  nachdem 
er  nur-  zu  gefällig  in  geheimerer  Unterhand- 
lung mit  Johann  Sigmund's  Leibarzt,  Georg 
Blandrata,  bloss  YerzichtleLstung  auf  den 
Königstitel  gefordert,  ausser  Siebenbürgen  Un- 
garns erblichen  Besitz  bis  an  das  linke  Theiss- 
Ufer  und  die  Vermählung  mit  Johanna  nach- 
gegeben hatte,  brach  Johann  Sigmund  die 
Unterhandlungen  plötzlich  ab,  untl  berief  den 
Stephan  Bathory  zurück,  weil  ihm  ^ne 
R^the,  Michael  Csäky,  Johann  Szai^nc^ 
i^y,  StanislawMizowsky  und  Georg  Blan- 
drata  des  Bothschafters  Treue  verdächtig  ge- 
macht, des  Beystandes  der  Pforte  ihn  versi- 
chert, und  mit  der  Aussicht  auf  grössere  Yor- 
theile  getäuscht  hatten  ^)*  i 

Seit  Anfang  des  Jahres  genoss  Ferdinand 
wenig  gesunder,  heiterer  Stunden,  ein  abzeh^ 
rendes  Fieber  heftete  ihn  endlich  an  das  Kran- 
kenlager; dennoch  Hess  er  nichts  nach  von 
seiner  vieljährigen  Ordnung  im  Rathhalten, 
Berichtannehmen  und  Unterzeichnen  nöthiger 
Yerfügungep.  Franz  Batthydnyi,  unter  Un- 
gern sein  Vertrautester,  ermahnte  ihn  mehr- 
mahls,  aller  Geschäfte  sich  zu  entschlag^;  wo- 
gegen  er    erwiederte:    j^von   Jugend    auf   zur 


a)  Wolfg.  Bethlen    Lib.  V.  p.  33*        h)  Forgacs  Lib. 
XIII.  p.  334.    Isthuauffjr  Lib.  XXL  p.  aC8. 


,,Thätigkeit  gewöhnt,  finde  er  in  der  Arbeit 
9,vLelmehr  erquickende  Lust,  als  ermüdende 
9,JLast,  drey  andere  Dinge  seyen  esy  welche 
,,an  seiner  Lebenskraft  erschöpfend  zehrten; 
,,.sein  Missgeschick  in  Ungarns  Erhaltung;  sei-^ 
,,nes  Maximilian's  Neigung  zu  dem  Luther- 
^^thume,  und  seines  Ferdinand's  Standes^ 
„widrige  Verbindung  mit  der  Augsburgeriun 
„Philippine  Welser."  In  diesem  inneru 
Leiden  diente  ihm  nichts  mehr  zur  Erhohlung» 
als  einfach-  erhabener  Kirchengesang,  von  Mu- 
sik begleitet.  Die  letzten  Tage  seines  ein  und 
sechzigjährigen  Lebens  in  der  Unterhaltung  mit 
seines  Gewissens  Vertrauten,  MatthiasSir 
tardus,  Dominicaner  Ordens  Priester^  aus- 
schliessend  der  Gottseligkeit  weihend,  segnete 
er  am  Festtage  des  heiligen  Apostels  Jakob  25.  Juli 
seine  Söhne,  und  entschlief  im  Glauben  mit 
kindlicher  Ergebung  in  Gottes  Willen  *);  auf 
Erden  und  auf  dem  Throne  eines  bessern 
Schicksals  würdig.    . 

Durch  seiner  Hofherren  yerderbliche  Künr 
sie,  durch  seiae  Beharrlichkeit  Jm  Vertrauen 
puf  Menschen,,  welchen  er  es  einmahl  gesdbe.nkt 
hatte,  durch  s^ne  Vorliebe  für  des  Dleutscheii 
lleiches  Angelegenheiten ,  und  durch  sein  Strer 
ben  nach  Erhebung  seines  Hauses  zur  Kaisern 
würde,  war  an  ihm  den  Ungern  ein  grosser 
König,  der  WelthLstorie  ein  grosser  Mensch 
entzogen  worden.  Er  hätte  es  werden  kümven, 
durch  seinen  religiösen  Sinn,  durch  s^ined 
Ordnungsgei.^t,  dtj^rch  seine  Ehrfurcht  vor  Recht, 
und  Achtung  für  Wahrheit,      Massig,   keusch, 


a)  Forgacs  Lib.  XIV,  p.  538.     UthuinfTf  Lib.  XXIi 
p.  269.  .   . 


redlicliy  Mmflmiiihig  und  friedfertig  *) ;  hatte 
er,  bis  in  seio  drey  und  zwanzigstes  Jahr  un* 
ter  zuriickkahenden  Spaniern  lebend,  dann  auf 
ein  mahl  vieler  Länder  Herr,  Reichsverweser, 
Böhmischer  und  Ungrischer  König;  nur  die, 
den  gebornen  Fürsten  seltene  Kunst,  mit  eige- 
nen Augen  zu  sehen,  Menschen  zu  ergründen, 
seine  einmahl  liebgewonnenen  Umgebungen 
unbefangen  zu  würdigen,  fremde  Eingebungen 
anzuhören ,  doch  nur  nach  seiner  eigenen  bes- 
sern Einsicht  selbstständig  und  zuversichtlich 
sich  zu  bestimmen,  nicht  gelernt. 

Als  ihn  die  Ungern,  dem  Rechte  gemäss, 
and  im  vollen  Vertrauen,  auf  den  Thron  be- 
riefen, besass  Sole j man  noch  keinen  Fuss- 
breit  Erde  im  eigentlichen  Ungarn  und  Sie- 
benbürgen; als  er  starb,  waren  durch  anhal- 
tende Unglücksfälle,  ganz  Siebenbürgen,  Vieles 
von  Slawonien  und  Croatien ,  gegen  zwey  Drit- 
tel von  Ungarn  verloren ,  das  Übrige  der  Pforte 
zinsbar  geworden,  und  hierdurch  ein  starkes 
Misstrauen  gegen  das  Ungrische  Volk  ihm  ein- 

feflösst  worden.  Wahr  ist  es  allerdings,  vieler 
lagnaten  Betragen  war  eben  nicht  geeignet, 
die  aus  Misstrauen  entstandenen  Eingebitngen 
mehrerer  Rathgeber  bey  ihm  zu  widerlegen; 
aber  ein  beträchtlicher  Theil  dieses  Betragens 
fällt  wieder  auf  die  Massregeln  zurück^  welche 
ihm  als  noth wendige  Staats -Maximen  unterge- 
schoben wurden.  Das  Missverhältniss  war 
beyderseits  verschuldet,  mehr  doch  von  seiner 
Seite,   als  von  Seiten  des  Volkes.     Misstrauen 


a)  llhetorisch  ausführlicher  »childem  ihn  B  u  s  b  e  q.  Epist.  IV. 

r.  37^.     Franciscus  Forgacs   Oratio  Funebrit   p.  362  sqq. 
sthuahffy  Lib.  XXL    p.  269.   und  Jotnnes  Sambucua 
Appeud.  ad  Bonfin.  p«  780. 


musste  nothwendig  Misstrauen  erzeugen;  ihm, 
dem  Machtmenschen,  war  geziemend,  es  zuerst 
abzulegen,  die  Treulosen  zu  verfolgen,  oder 
zu  verachten;  die  Treuen,  als  die  eigentliche 
Nation  zu  ehren,  ihnen  mit  Vertrauen  zuvor-* 
zukommen,  sich  ihnen  zuversichtlich  hinzuge- 
ben; und  selbst  der  Treulosen  Viele  würden 
aufgehört  haben  es  zu  seyn.  Allein  der  Fürst, 
welcher  seinem  Volke,  bey  ihm  zu  wohnen, 
in  den  Angelegenheiten  desselben  nur  der  be- 
währtesten Männer  im  Volke  als  Rathgeber 
sich  zu  bedienen,  die  Kampfbegierigen  und 
Tapfern  in  Person  wider  den  Feind  anzufüh- 
ren, zwölf  Mahl  feyerlich  versprochen,  und 
von  dem  Allen  nichts  gehalten  hat,  möchte 
wohl  Vieles,  was  ein  edles,  ehrliebendes,  kraft- 
volles Volk  seinem  Fürsten  seyn  sollte,  und  . 
seyn  könnte,  vor  dem  unbestechlichen  Rich- 
terstuhle  der  Historie  verwirket  haben«