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Full text of "Die gewerbliche Thätigkeit der Völker des klassischen Alterthums"

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PREISSCHRIFTEN 


GEKKONT  UND   HERAUSGEGEBEN 


FÜRSTLICH  JABLONOWSKI'SCHEN  GESELLSCHAFT 


AT.   D'    Hugo  Blümner,   Die  gewerbliche  Thnligkeä  der  Volker 
des  klasalschen  Alterlhums. 


LEIPZIG 

BEI  S.  HIRZEL. 
4  869. 


DIE 


GEWERBLICHE  THÄTIGKEIT 


VÖLKER  DES  KLASSISCHEN  ALTERTHUMS 


D«-  HUGO  BLmLXER. 


to  :  foyor  oväh'  üitiöo^,  (^Eoyi'i  (J*  i*  ürtiäu-i. 


GEKRÖNTE   I'HKISSCHRI 


lkipzk; 

bei  s.  iii  kz  el 

isd'.i. 


Lösung  der  von  der  Fürstlich  Jnblonowski'schen  Gesellschaft 
gestellten  Preisfrage : 


Eine  quellenmassige  Zusammenslellung  derjenigen  Orte  des  klassischen  AUerlhums, 
•0  gewisse  Gewerbszweige  vorzugsiveise  geblüht  haben. 

Geklönt  im  März  1869. 


Vor  w  0  r  t. 


Jedes  Volk  arbeitet  nach  seiner  Art.  Der  Griff,  wumit  es 
die  Arbeit  anfasst,  der  Blick,  mit  dem  es  das  Wesen  der  Ar- 
beit erkennt,  das  Mass,  nach  welchem  es  Fleiss,  Talent  und 
Erfolg  verwerthet,  sind  Urkunden  seiner  tiefsten  Character- 
züge.  Die  Seele  des  Volkes  springt  aus  seiner  Idee  der  Arbeit 
hervor,  wie  aus  seiner  Praxis  der  Arbeit.  Darum  kann  man 
eben  so  gut  Volkskunde  im  Erforschen  der  Volksarbeit  studi- 
ren,  wie  die  Lehre  und  Geschichte  der  Arbeit  in  der  Volks- 
knnde  neue  und  reiche  Quellen  suchen  muss. 


Eiiiip  Gesoliichte  des  Hnndwerks  Ijci  den  Allen,  .so  weil  wir  d;issell)e  nu.s 
den  dürftigen  Nachrichten  der  alten  Schriflstelier  und  den  für  viele  Gebiele  sehr 
.spärlichen,  für  die  meisten  ganz  verlorenen  Überresten  der  Hand  werkserzeugnisse 
beurtheilen  können,  ist  eine  Aufgabe,  die  bis  heute  noch  ihrer  Lösung  entgegen- 
sieht. Eine  derartige  Geschichte  zerfallt  naturgemäss  in  zwei  Theile:  es  niuss 
einmal  die  Technik  der  verschiedenen  Gewerbe,  insofern  dieselbe  sich  überhaupt 
noch  ermitteln  liisst,  dargelegt,  die  dabei  obwaltenden  äussern  Einflüsse  oder 
Veränderungen  besprochen  werden;  und  es  muss  zweitens  gezeigt  werden,  \\o 
und  zu  welcher  Zeit  bestimmte  Gewerbe  an  bestiminlen  Orten  besonders  geblüht 
haben. 

An  Vorarbeiten  für  den  ersten  Theil  eines  solchen  die  gesanunle  Gewerbs- 
Ihätigkeit  des  Altcrthums  umfassenden  Werkes  hat  es  bisher  nicht  gefehlt  :%es 
sind  verschiedene  Zweige  des  Handwerks  rUcksicIilliili  dii-  Tei'hnik  eingelifiiden 
und  scharfsinnigen  Erörterungen  unterzogen  wortlen;  aber  eine  ^s:fiiniieiifas- 
sende  Darlegung  alles  dessen,  was  wir  überhaupl  auf  dicsein  (icbii^  der  klassi- 
schen Alterthuinskunde  bis  heute  wissen  und  für  sicher  annelinieii  diurcn,  ti-lili 
noch.  Für  den  zweiten  Theil  aber  eine  möglichst  enduilliiic  und  Miwcil  d;is  bei 
tiem  steten  Fortschreilen  der  Wissenschaft  und  den  siili  t.iLilich  nielirendcn  ardi.io- 
logischen  Funden  ihunlich  ist,  abschliessende  Untersuchung  zu  veranlassen,  das 
war  das  Ziel,  welches  die  Fürsll.  Jablonowski'schc  Gesellschaft  im  Auge  hatte,  als 


VI  VniiwoRT. 

sie  ,ils  Preisarbeil  für  das  Jahr  1  808  eine  quellcnmässige  Zusammenstellung  der- 
jenigen Orle  des  klassischen  Alterthums  verlangte,  wo  gewisse  Erwerbszweige 
vorzugsweise  geblüht  haben,  nebst  der  Hinzufügung  der  Gillnde  dieses  Blühens 
sowie  auch  des  später  eingetretenen  Verfalles. 

Zwei  Wege  boten  sich  dem,  der  diese  Frage  zu  beantworten  unternahm. 
Die  eine  Art  der  Behandlung  war  die,  dass  gezeigt  wurde,  aus  welchen  Gegenden 
die  Völker  des  Alterthums,  vorzugsweise  Griechenland  und  Rom  die  Erzeugnisse 
des  GewerbQeisses  bezogen,  welche  hidustrieerzeugnisse  sie  selbst  in  hervorra- 
gender Weise  producirten,  welche  Veränderungen  im  Laufe  der  Zeit  darin  ein- 
traten, und  welche  Ursachen  diesen  Veränderungen  zu  Grunde  lagen.  Es  niussten 
bei  dieser  Art  der  Behandlung  nothwendig  die  Gewerbe  als  Eintheilungsgrund 
genommen,  von  ihnen  ausgegangen  werden.  Aber  diese  sachliche  Eintheilung  des 
Stoffes  bot,  neben  manchen  Vorzügen,  auch  mancherlei  Mängel.  Es  niussten  dabei 
unumgänglich  die  einzelnen  Gewerbe  getrennt,  und  jedes,  bis  auf  die  ganz  nahe 
verwandten,  für  sich  behandelt  werden;  es  mussten  Gewerbe,  welche  in 
Wirklichkeit  oft  in  der  nächsten  Beziehung  zu  einander  stehen,  ohne  doch  un- 
mittelbar verbunden  zu  sein,  gleichsam  auseinandergerissen  werden,  weil  der 
Gang  der  Untersuchung  nicht  durch  die  Behandlung  eires  andern  Gewerbes  un- 
terbrochen werden  durfte,  selbst  wenn  dasselbe  mit  dem  in  Rede  stehenden  eng 
verknüpft,  ja  oft  durch  dasselbe  bedingt  sein  sollte.  Finden  wir  doch  z.  B.  häufig 
da  ein  Blühen  des  Erzgusses,  wo  die  Thonbildnerei  eine  höhere  Stufe  der  Vollen- 
dung erreicht  hat;  Wollenweberei  und  Purpurfärberei  sind  nicht  minder  oft  eng 
zusammenhängend. 

Diese  Nachtheile  vermied  der  zweite  Weg,  derjenige,  welchen  ich  bei  der 
vorliegenden  Arbeit  eingeschlagen  habe,  der  geographische.  Wenn  die  indu- 
strielle Thätigkeit  jeder  einzelnen  Gegend  oder  grösseren  Stadt  zusammengefasst 
als  ein  Ganzes  behandelt  wurde,  dann  war  es  möglich,  auf  diesen  inneren  Zu- 
sammenhang der  einzelnen  Gewerbe  aufmerksam  zu  machen,  ihn  klarer  vor  die 
Augen  zu  führen,  als  wenn  jedes  dieser  Gewerbe  für  sich  und  von  dem  frisch 
pulsirenden  Gewerbsleben  losgetrennt  erschien.  Andrerseits  aber  Hess  sich  bei 
difser  geographisch-historischen  Behandlung  des  Themas  ein  ziemlich  vollstän- 
diges» Bild  über  die  Gewerbsthäligkeit  eines  Staates  oder  einer  Stadt  geben,  es 
konnlen  (Re Aründc  für  Blüthe  oder  Abnahme  derselben  gewöhnlich  auf  einmal 
dargelegt  werden,  während  sie  bei  der  andern,  eidographischen  Eintheilung 
hätten  zersplittert  oder  wiederholt  werden  müssen.  —  Und  doch  ist  nicht  zu  ver- 
schweigen, dass  auch  diese  Behandlungsweise  wiederum  Nachtheile  hat;  man 
vermisst  eben  das,  was  uns  jene  erste  Methode  bietet,  den  für  die  Geschichte  der 
Gewerbe  nicht  unwichtigen  Nachweis,  an  welchen  Orten  ein  gewisser  Erwerbs- 
zweig zu  einer  bestimmten  Zeit  vorzugsweise  betrieben  wurde,  wo  z.  B. 


Vorwort.  tu 

jjlc'ichzeitig  die  Leimveberei  blühte  oder  die  Töpferei  u.  s.  w.  Wenn  sich  dies  ;uich 
im  ganzen  aus  der  Arbeit  selbst  ergiebt,  so  ist  dazu  doch  erst  ein  Zusammen- 
suchen nothwendig :  und  wenn  ich  auch  diesem  Mangel  einigermassen  durch  das 
beigegebene  Sachregister  abzuhelfen  versucht  habe,  so  bin  ich  mir  doch  wohl 
bewusst,  dass  das  nur  ein  Nothbehelf,  und  da  es  alphabetisch  angelegt  und  ohne 
Commentar  ist,  einen  klaren  Überblick  nicht  geben  kann.  Der  Grund  aber,  der 
mich  hauptsächlich  bestimmt  hat,  diese  zweite  Art  der  Behandlung  vorzuziehen, 
ist  einfach  der,  dass  mir  die  Mangel  der  letzteren  Art  geringer  als  die  der 
ersten  erschienen  sind.  Dem  Urtheil  des  Lesers  möge  überlassen  bleiben,  in  %\ie 
weit  ich  darin  Recht  gehabt. 

Unter  den  Begriff  der  klassischen  Völker  fallen  vornehmlich  Griechen  und 
Römer;  es  konnte  aber  unmöglich  genügen,  Griechenland  mit  den  Inseln  und 
den  kleinasialischen  Coloniqen  und  Italien  allein  zu  behandeln,  es  mussten  auch 
alle  die  Länder  hineingezogen  werden,  wo  griechische  oder  römische  Ansiedlun- 
gen  Cultur  verbreitet,  Gewerbfleiss  geweckt  oder  genährt  hatten.  Ich  habe  dem- 
nach überhaupt  fast  alle  diejenigen  Völker,  welche  Theil  des  grossen  römischen 
Reiches  gewesen  sind,  behandelt  und  daher  weder  Aegypter,  noch  Phönizier  oder 
Juden  ausschliessen  zu  dürfen  geglaubt,  aber  bei  der  Bearbeitung  dieser  und 
überhaupt  solcher  Länder,  in  denen  die  Blüthe  des  Gewerbes  einer  früheren 
Epoche  als  der  eigentlich  klassischen  angehört,  nur  den  Standpunkt  der  Industrie 
in  der  späteren  Zeit  dargelegt,  auf  den  in  der  früheren  aber  nur  hingewiesen;  es 
sind  ja  in  der  Regel  dieselben  Gewerbe  und  Künste,  welche  auch  noch  in  den 
Zeiten  des  Verfalls  bei  diesen  Völkern  ihre  Redeutung  behalten  haben,  ganz  ab- 
gesehen davon,  dass  authentische  Nachrichten  darüber  grossentheils  el)en  erst 
aus  dieser  spätem  Zeit  herrühren. 

Hingegen  habe  ich  diejenigen  Völker,  welche  immer  au.sserhall»  der  soge- 
nannten klassischen  gestanden  haben,  gänzlich  ausgeschlossen,  selbst  \\enn  sie 
in  industrieller  Beziehung  Bedeutendes  leisteten  und  ihre  Producle  durch  den 
ll:m(lcl  aucii  der  gebildeten  alten  Welt  zi-iührten.  Es  gilt  das  nicht  nur  von  Se- 
rirn  und  liulcni,  von  denen  ja  überhaupt  nur  unbestimmte  und  abenteiu>rliche 
Hrriilite  hei  den  Allen  bekannt  waren,  es  gilt  das  auch  von  Persern,  Meilern, 
Ass\ri'iii  elc.  Denn  eiiunal  hat  die  gewerbliche  Thätigkeit  dieser  Völker  nur 
äusserst  selten  direclen  Einfluss  auf  die  klassischen  Völker  ausgeübt  (venu  auch 
oft  die  Gewerbserzeugnisse  selbst  von  nicht  geringer  Wichtigkeit  für  die  Indu- 
strie der  Griechen  namentlich  waren^,  dann  aber  sind  unsere  Nachrichten  dar- 
über im  allgemeinen  sehr  spärlich.  Weim  auch  nicht  seilen  die  Industrieerzeug- 
nisso,  namentlich  die  Webereien  dieser  (irienlnlischeii  Völker  erwähnt  werden, 
so  sind  das  doch  gewöhnlich  keine  Nachricliliii.  wclclie  auf  Kenntniss  der  Indu- 
strie selber  beruhen,  wie  in  solchen  Ländern,   welche  mit  Griechen  und  Hörnern 


viii  Vorwort. 

in  nähere  Beziehung  gelrelen  sind,  in  Kleinasien,  Phönizien  elc.  Was  uns  von 
jenen  Manufaclurwaaren  eiziihll  \\ir(l,  beruht  zumeist  auf  der  Kenntniss  der 
dunh  den  Handel  nach  dem  Westen  gekommenen  Fahrieate,  nicht  aber  der  Fa- 
brication  selbst. 

Ausgeschlossen  oder  luu-  in  aller  Kürze  behandelt  habe  ich  ferner  diejenigen 
Völker,  welche  überhaupl  kein  eigentliches,  entwickeltes  Gewerbsleben  gehabt 
hallen.  \\(-lchc  nie  Culturvölker  gewesen  sind,  wie  Dacien,  Moesien,  Germanien, 
Britannien  elc.  Die  eingehendste  Behandlung,  schon  weil  hierüber  die  meisten 
Quellen  zu  Gebote  standen,  verlangte  natürlich  die  Gewerbsthäligkeit  von  Grie- 
chenland und  Italien,  darnach  aber  waren  auch  der  überaus  wichtigen  Industrie 
von  Spanien  und  Gallien  einige  Abschnitte  zu  widmen. 

Nicht  nur  die  Geschichte,  auch  die  geographische  Lage  der  zu  behandelnden 
Lander  selbst  zeichnete  den  Weg  auf  der  Landkarte  vor,  welcher  bei  Besprechung 
der  einzelnen  Völker  zu  gehen  war.  Es  ist  das  der  Weg  um  das  mittelländische 
Meer,  dessen  Küsten  ja  im  Alterthum  ganz  besonders  die  Pflanz-  und  Pflegestät- 
len  für  Bildung  und  Sitte,  für  Handwerk  und  Kunst  gewesen  sind.  Ich  beginne 
(lenmach  mit  Africa,  wo  nach  kurzer  Übersicht  über  den  übrigen  Theil  der  Nord- 
küste das  alte  Culturland  Acgypten  unsre  Aufmerksamkeit  auf  sich  lenkt.  Von 
da  weiter  gehend,  immer  der  Küste  des  Miltelmeeres  entlang,  Phönizien,  Palä- 
stina, Kleinasien,  Griechenland,  Italien  besprechend,  beobachten  wir  fast  die- 
selbe Reihenfolge,  in  welcher  diese  Völker  in  der  Weltgeschichte  bedeutungsvoll 
und  Ihätig  eingreifend  auftreten ;  und  indem  wir  schliesslich  die  Industrie  Spa- 
niens und  Galliens  betrachten,  haben  wir  einen  Überblick  über  die  gewerbliche 
Thätigkeit  der  alten  Völker  gewonnen,  welcher  uns  von  den  frühesten  Anfangen 
der  Industrie  hindurch  bis  zur  römischen  Zeit  und  bis  in  die  späteren  Jahrhun- 
derte des  Kaiserreichs  führt.  Denn  wenn  wir  zuerst  fast  überall  auf  Handwerke 
treffen,  deren  Übung  eine  durch  lange,  oft  tausendjährige  Tradition  überkommene 
ist,  so  finden  wir  in  den  Ländern,  welche  wir  zuletzt  betreten,  grösstentheils 
eine  noch  im  Aufblühen'  begriffene  Gewerbslhätigkeit  jüngeren  Datums,  welche 
die  Grundlage  bietet  zu  einer  neuen  Zeit  und  uns  in  das  Mittelaller  hinüber- 
leitet. 

Bei  der  Wahl  der  Erwerbszweige  nun,  welche  zu  behandeln  waren,  mussten 
vor  allen  Din^n  die  berücksichtigt  werden,  die  wir  Handwerk  nennen  im  eigent- 
lichen Sinne  des  Worts.  Fiel  auch  bei  den  Alten  Handwerk  und  Kunst  fast  ganz 
zusammen,  so  konnte  letztere  doch  nur  nebenbei  in  den  Kreis  der  Betrachtung 
gezogen  werden.  Fast  gänzlich  auszuschliessen  aber  waren  alle  diejenigen  Be- 
rufszweige, welche  nicht  mehr  Gewerbe  genannt  werden  können,  also  die  Thä- 
tigkeit des  Landbaus,  Ackerbau,  Viehzucht,  Weinbau,  ferner  Jagd,  Fischfang  etc. 
Dennoch  aber  war  es  nöthig,   hier  und  da  auch  darauf  aufmerksam  zu  machen, 


Vorwort.  ix 

weil  iniiiiche  tlarunlor  unzertrennbar  sind  mit  der  Ausübung  gewisser  Gewerbe. 
Es  musste  besonders  die  Schafzucht  berücivsichligt  werden,  wegen  ihrer  nahen 
Verbindung  mit  der  Wollenweberei ;  es  war  aufmerksam  zu  machen  auf  Orte, 
welche  durch  Weinbau  sich  auszeichneten,  weil  der  Export  des  Weines  die  An- 
fertigung von  Thongefässen  nölhig  machte  und  diese  oft  eine  grössere  Vollendung 
der  Töpferei  zur  Folge  hatte.  Es  mussten  ferner  solche  Gegenden  erwähnt  wer- 
den ,  wo  der  Fischfang  stark  betrieben  wurde,  weil  dort  in  der  Regel  auch 
Räucheranstalten  zu  finden  waren;  und  auch  der  Ölbau  konnte  nicht  über- 
gangen werden,  weil  die  Rereilung  des  Öls  fast  eben  so  gut  zur  Gewerbslhä- 
tigkeit  gerechnet  werden  darf,  als  die  damit  oft  verbundene  Fabrication  von 
Sall)cn. 

Dagegen  habe  ich  die  Thätigkeit  in  Steinbrüchen  und  Bergwerken  äusserst 
selten  behandelt ;  eine  wirkliche  gewerbliche  Thätigkeit  kann  dieselbe  um  so  we- 
niger genannt  werden,  als  bei  den  Allen  die  dazu  benutzten  Arbeiter  grossen- 
Iheils  Verbrecher  oder  Kriegsgefangene  waren.  Sklavenarbeit  war  freilich  das 
meiste,  was  die  griechische  und  römische  Industrie  hervorbrachte,  aber  sie  war 
es  doch  in  einem  andern  Sinne  als  jene  Thätigkeit  in  den  Gruben  und  Steinbrü- 
chen. Und  ausserdem  ist  der  Bergbau  fast  noch  mehr  als  Ackerbau,  Viehzucht, 
Fischerei  an  locale  Bedingungen  geknüpft.  Vergebens  wird  man  daher  eine  Er- 
wähnung der  laurischen  Silberbergwerke,  der  parischen  Marmorbrüche  suchen  ; 
nur  Eisen-  und  Kupferbergwerke  habe  ich  deswegen  nicht  übergangen,  weil  diese 
stets  von  bedeutendem  Einflüsse  auf  die  Gewerbsthätigkeit  waren. 

Was  nun  die  von  mir  benutzten  Quellen  anlangt,  so  fliessen  dieselben  frei- 
lich nicht  so  reichlich,  wie  man  wohl  wünschen  möchte.  Was  uns  die  Geogra- 
phen und  Reisebeschreiber  über  die  Gewerbsthätigkeit  der  von  ihnen  besuchten 
Länder  und  Städte  mittheilen,  ist  in  der  Regel  nur  wenig ;  Strabo  spricht  noch 
am  häufigsten  über  die  hauptsächliche  Beschäftigung  der  Bewohner  der  von  ihm 
beschriebenen  Gegenden,  da  er  gewöhnlich  auch  über  die  Nalurproducle  des 
Landes  uns  näheres  mitlheilt,  während  der  andere  Zwecke  verfolgende  Pausa- 
nias  dessen  nur  selten  Erwähnung  thut.  Wii-  sind  daher  weit  mehr  angewiesen 
auf  das,  was  uns  Sammler  wie  Alhenaeus  und  Plinius  bieten,  freilich  in  der 
Regel  nur  kurze,  trockene  Notizen,  die  aber  deswegen  von  Werth  sind,  weil  sie 
grossehtheils  aus  Quellen  stammen,  welche  uns  nicht  mehr  zu  Gebote  stehen. 
Im  übrigen  waren  die  meisten  Stellen  hier  und  da  zerstreut.  In  der  griechischen 
Litteratur  bieten  verhältnissmässig  am  meisten  die  auf  reales  Leben  zurückge- 
henden attischen  Komiker,  hier  und  da  die  Redner;  ziemlich  viel  Notizen,  oft 
von  zweifelhafter  Glaubwürdigkeil  und  nur  mit  Vorsicht  zu  benutzen,  oft  jedoch 
auch  auf  gute  alte  Tradition  zurückgehend,  die  Le.\icogra|)lien  wie  Stephanus 
Byzantius,  Suidas  etc.  und  die  Scholiasten,  namentlich  Euslalhius.     In  der  römi- 


X  Vorwort. 

sehen  Litleralur  sind  es  hnupisächlich  die  Lyriker,  die  Satiriker,  Martini,  aus 
denen  wir  solche  beiläufige  Notizen  schöpfen ;  von  Prosaikern  vorzüglich  die 
Schriftsteller  über  Landwirthschaft.  Historiker  und  Philosophen  konnten  nur  in 
wenigen  Fällen  herangezogen  werden. 

Ausser  den  Schriftquellen  waren  nun  auch  die  monumentalen  Quellen  zu 
benutzen,  vor  allem  die  Inschriften.  Können  diese  auch  nur  in  seltenen  Fällen 
die  Blüthe  eines  Gewerbes  beweisen,  wenn  nämlich  an  einem  und  demselben 
Orte  Inschriften  in  grösserer  Zahl  sich  finden,  welche  sich  auf  dasselbe  Gewerbe 
beziehen,  so  können  sie  doch  oft  als  Zeugen  dazu  genommen  werden,  wenn  der 
Betrieb  dieser  oder  jener  Industrie  an  einem  bestimmten  Orte  oder  in  einer  be- 
stimmten Gegend  entweder  durch  die  Schriftsteller  beglaubigt  oder  auch  sonst 
sehr  wahrscheinlich  ist  und  dies  nun  noch  durch  epigraphische  Funde  bestätigt 
wird.  Ausserdem  gehören  hierher  auch  diejenigen  Gegenstände  der  Kunst  wie 
des  Handwerks,  welche  die  Ungunst  der  Zeiten  überdauert  haben  und  uns  Zeug- 
niss  ablegen  von  der  gewerblichen  Thätigkeit  der  Alten,  sei  es  nun  direct  durch 
Angabe  des  Fabricationsortes ,  sei  es  durch  andere  Anzeichen,  aus  denen  wir 
Combinationen  zu  machen  im  Stande  sind.  Hauptsächlich  sind  das  die  Erzeug- 
nisse der  Thonbildnerei,  zum  Theil  auch  des  Erzgusses  und  der  Glasfabrication. 
Allerdings  werden  einzelne  Fälle  hier  nur  wenig  Sicherheit  geben;  wirkliche 
Blüthe  eines  solchen  Ei'werbszweiges  wird  sich  bei  diesen  monumentalen  Resten 
nur  durch  Funde  von  grösserer  Menge  constatiren  lassen.  Auch  die  allen  Schrift- 
steller selbst  geben  das  nur  in  den  wenigsten  Fällen  klar  und  deutlich  an;  dass 
in  diesem  Lande,  in  jener  Stadt  von  den  Einwohnern  vorzugsweise  dies  oder 
jenes  Gewerbe  betrieben  worden  sei,  das  wird  nur  sehr  selten  mit  ausdrück- 
lichen Worten  angegeben.  In  den  meisten  Fällen  müssen  wir  dann  auf  einen 
grösseren  Betrieb  irgend  eines  Handwerks  schliessen.  wenn  die  Erzeugnisse  des- 
selben aus  einem  bestimmten  Orte  von  den  Schriftstellern  öfters  erwähnt,  we- 
gen ihrer  Vorzüglichkeil  gerühmt  werden,  wenn  es  direct  berichtet  wird  oder 
wenigstens  mit  Evidenz  aus  der  betreffenden  Stelle  hervorgeht,  dass  diese  Fa- 
bricate  nicht  bloss  für  den  einheimischen  Bedarf,  sondern  auch  für  den  Export 
verfertigt  wurden.  In  allen  grösseren  Städten  Italiens  und  Griechenlands  wurden 
ja  wohl  die  meisten  Gewerbe,  mit  geringen,  auf  localen  Bedingungen  beruhenden 
Ausnahmen,  betrieben,  eine  beiläufige  Erwähnung  eines  Handwerks  in  irgend 
einer  Stadt,  bei  einem  Schriftsteller  oder  in  einer  Inschrift,  kann  daher  an  sich 
für  uns  nichts  bezeugen  (bei  Inschriften  eher  die  Erwähnung  von  Handwerker- 
zünften) ;  erst  bei  häufigerer  Erwähnung  desselben  Gewerbes  am  selben  Orte 
können  wir  mit  Recht  annehmen,  dass  dasselbe  eine  grössere  Bedeutung  als  die 
andern  eben  daselbst  betriebenen  gehabt  habe. 

Öfters  freilich  sind  auch  diese  Erwähnungen  zweifelhafter  Art.    Wenn  Indu- 


V()HW(iliT.  XI 

.strieür/t^ugnissf  den  Njiincii  eines  Volkes  nder  einer  Sl^ull  (r.ijzeii,  so  ist  es  in 
manchen  Füllen  schwer  zu  entscheiden,  oh  sie  tliestn  Namen  wirklich  davon 
hatten,  dass  sie  von  da  kamen,  oder  ob  sie  etwa  l)loss  so  benannt  wurden,  weil 
sie  nach  der  daselbst  üblichen  Art  oder  Mode  ani^efertigt  waren,  wie  also  wohl 
Kleider  im  Inlande  gefertigt  doch  mit  einem  fremden  Namen  belegt  werden 
konnten,  weil  sie  nach  dem  Schnitte  jener  Nation  fabricirt,  oder  Waffen,  weil  sie 
nach  der  dort  üblichen  Bewaffnung  gearbeitet  waren. 

Schliesslich  habe  ich  noch  einiges  hinzuzufügen  ül)er  die  von  mir  benutzte 
neuere  Litteratur.  Untersuchungen  über  Gewerbe  im  Alterlhum  hajjen  mir  nur 
wenige  zu  Gebote  gestanden.  Sehr  viel  verdanke  ich  der  reichhaltigen  und  schön 
geordneten  Stellensannnlung ,  welche  Marquardt  im  zweiten  Bande  seiner 
römischen  Privatalterthümer  über  die  Gewerbe  giebt.  Nur  wenige,  bei  weitem 
nicht  ausreichende  Notizen  hingegen  bietet  die  HüUmann'sche  Handelsge- 
schichte der  Griechen,  sowie  Heeren's  Ideen  über  die  Politik,  den  Verkehr  und 
den  Handel  der  vornehmsten  Völker  der  alten  Welt.  Auch  an  Specialunlersu- 
chungen  über  einzelne  Gewerbe  ist  Mangel;  zu  nennen  ist  hauptsächlich  das 
unvollendete  Werk  von  Yates,  Textrinum  antiquorum,  die  Aufsatze  von  Ritter 
und  Brandes  über  die  geographische  Verbreitung  der  Baumwolle  im  Alter- 
thum,  von  W.  A.  Schmidt  über  die  Purpurfiirberei,  Köhler's  TÖQixog  (das 
sich  aber  doch  grösstentheils  auf  den  Fischfang  am  schwarzen  Meer  bezieht]  ; 
auch  einige  kleinere  Aufsätze  in  Zeilschriften  von  Jahn  u.  a.  (Die  Werke  von 
Birch  und  Brogniart  über  die  Töpferei  waren  mir  unzugänglich.)  Grösser 
ist  die  Zahl  der  von  mir  benutzten  historisch -antiquarischen  Untersuchungen 
über  einzelne  Völker,  Städte  oder  Inseln,  bei  denen  auch  auf  die  gewerbliche 
Thätigkeit  Rücksicht  genonunen  ist.  Von  kleinei-en  Monographieen  ist  mir  eine 
ziemliche  Anzahl  leider  nur  dem  Namen  nach  bekannt  geworden ,  ohne  dass 
ich  in  der  Lage  gewesen  bin,  sie  zu  benutzen.  Überhaujjt  bin  ich  zu  meinem 
Bedauern  zuweilen  genölhigt  gewesen,  ein  Cilat  aus  neueren  Werken  zu  ent- 
lehnen, ohne  das  betreffende  Buch  selbst  einsehen  zu  können,  da  es  mii'  nur 
eine  Woche  lang  vergönnt  war,  auf  der  Berliner  Bibliothek  zu  arbeiten.  Ich 
habe,  wo  dies  der  Fall  ist,  meistens  den  Autor,  welchem  ich  das  Cilat  entnom- 
men, hinzugefilgl.  Im  übrigen  ist  auch  hier,  wie  beim  Zusanimentragen  der 
Belegstellen  der  Allen,  möglichsle  Vollständigkeil,  zumal  in  den  wirhligenn 
(jewerben,  mein  Bestreben  gewesen,  oiine  dass  ich  mir  verhehlte,  wie  weil  ich 
noch  \()n  derselben  enlfernl  bin  und  wie  \ieler  Nachträge  und  Berichtigungen 
meine  Arbeil  noch  bedarf.  In  manelien  l'iijlen  aber  habe  ich  gar  keine  Vollstän- 
digkeit be.ibsichtigt,  und  es  kann  mir  daher  nicht  zum  Vorwurf  gemacht  wer- 
den, dass  die  in  d<'ni  aiphabelisehen  Ver/eiehnisse  UTiler  l''isehfang ,  Olbau, 
Schafzucht  eil',  angegebenen  Namen  leicht  \erdoppell  werden  konnten. 


XII  VOUWORT. 

Sclilipsslidi  k;inii  ich  os  niflit  unlcrlassen,  den  Herren  Professoren  Wesler- 
m.'inn  und  Roseher,  welche,  von  der  Gesellschaft  mit  der  Durchsicht  der 
vorliegenden  Arbeit  beauftrap;t,  mir  ihre  beim  Lesen  gemachten  Notizen  bereit- 
willigst für  die  Revision,  der  ich  die  Arbeil  vor  dem  Drucke  unterzog,  zur  Dis- 
position gestellt  haben,  hiermil  meinen  ergebensten  Dank  abzustatten. 


Hugo  Blümner, 


Inhalt. 


Seile 

Erster  Abschnitt :   Africa 1 

§    1.   Die  Xordküsle  von  Africa   iMaurctanien,  Numiclicii,  Carthago,  ilieSyr- 

tenküste,  Cyrenaica; 1 

§2.  Aegypten 6 

§    3.  Aegypten  (Fortsetzung; 14 

Zweiter  Abschnitt:  Asien is 

§    4.  Phönizien 18 

§    5.  Palästina.   —  Syrien 24 

§    6.  Galatien,   Lycaonien,  Pisidien  mit  Pani  pli  y  lie  n,   Pljrygien    .    .  27 

§    7.   Cilicien  und  Cappadocien.   —  Carien  und  Lycien 30 

§    8.  Lydien.  —  Mysien  und  Troas 35 

§    9.  Die  Länder  um  den  Pontus 40 

§10.  Die  kleinasiatischen  Inseln    Tenedos,  I.esbos,  Cliios,  Sanios;   ....  44 

§11.  Die  klcinasiatischen  Inseln  (Fortsetzung;     Cos,  Rliodus,  Cypern      .    .  48 

Dritter  Abschnitt :  Europa .'>4 

§  12.   Die  nördlichen  Land  ^c  haften  der  griecli  i  scIi  on  llalbi  nse  I   illly- 

rien,  Dalmatien,  Liburnicn,  Tliracicn  mit  Byzanz  und  Macedonien,  Thi'ssalion 

und  Epirus) 54 

§  13.  Mittelgriechenland  (Acarnanien,  Aetolien,  Locris  und  l'hocis,  Boeolien)  58 

§14.  Mittelgriechenland  (Attica,  MegarisJ 61 

§15.  Der  Pcloponnes  (Corinth,  Sicyon,  Argolis 72 

§16.  Der    Pcloponnes     Tortsetzung)     (Laconien,    .\rcadicn ,    Messenien,    Klis,  79 

Achnja 79 

§17.  Die  griccli  ischen  Inseln  (Thasos,  Imbros,  Lcninos,  Euboea,  Aegina) .  .  85 
§18.  Die  griechischen  Inseln  (Fortsetzung)  (Delos,  Seriphos,  Siphnos,  Paros, 

Naxos,  Amorgos,  Melos,  Thcra,  Greta,  Corcyra) 91 

§19.  Oheritalien  (Ligurien,  Gallia  cisalpina,  Venetien) 98 

§20.  Mittelitalien  (Etrurien) 103 

§21.  Mittelitalien  (Fortsetzung]   (Rom  und  Latium      HO 

§22.  M  i  ttc  I  i  talien  (Schluss)   (Campanien,  Unibrien,  Pirenum,  ."iamnium;     ...  115 


iM.ALl. 

Seite 

1)23.   Untcrilalien    Xiirnnion  und  ßrutlium,  Apiilien  und  Calabrien) 120 

§24.  Die  italischen  Inseln  (Sicilieii,  . Malta,  Sai'dinieii) 121 

§25.  Hispanicn 1-3' 

§2G.  Hispanicn    (Fortsetzung)    (Hispania  citerior   seu  Tanaconensis ,    Hispania 

ultcrior:   Baetica,  Lusilaniem 131 

ii  -27.   Gallla  tiansalpina 137 

()  2S.  Gallia  transalpina   (Forlselzun;:)    (Gallia  Narbonensis,  Aquilanicn,  Gallia 

Belgica,  Gallia  Lugdunonsis) 140 

t!  2P.  Xoricum 146 


Erster  Abschnitt. 
Africa. 


§  '■ 

Die  Nordküste  tou  Africa. 

(Mauretanien,  Numidien,  Carthago,  die  Syrienküste,  Cyrenaica.) 

Die  Nordküste  Africa's ,  d.  h.  Mauretanien,  Numidien,  Carthago, 
die  Küste  der  Syrten  und  Cyrenaica,  haben  in  der  Geschichte  der 
Gewerbe  bis  auf  Carthago,  das  als  phönizische  Colonie  Handel  und  Industrie 
eifrig  betrieb ',  wenig  Bedeutung  erlangt.  Auch  als  diese  Länder  (in  den  Jahren 
146  V.  Chr.  bis  40  n.  Chr.)  römische  Provinzen  wurden,  scheint  die  Industrie 
sich  dadurch  nicht  gehoben  zu  haben ,  \\ie  es  denn  überhaupt  eine  gewöhnliche 
Erscheinung  ist,  dass  die  Eroberung  eines  gewerbOeissigen  Landes  durch  die 
Römer  in  Folge  des  gesteigerten  Bedarfs  und  der  grösseren  Ausfuhr  wohl  för- 
derlich auf  die  Industrie  wirkt,  dass  aber  die  Römer  in  einem  von  ihnen  unter- 
worfenen Lande,  wo  Handwerke  bis  dahin  nur  gering  betriel)en  wurden,  nieuials 
etwa  anregend  und  belebend  w irken.  Sie  konnten  eben ,  da  sie  selbst  keinen 
industriellen  Geist  besassen ,  denselben  auch  nicht  andern  mittheilen.  So  lebten 
denn  auch  die  Bewohner  der  nordafricanischen  Küste  nach  wie  vor  ein  Nomaden- 
leben 2,  bei  dem  kein  Gewerbe  zur  Blüthe  gelangen  kann. 

Das  Gewerbe,  welches  fast  allein  und  vor  allen  in  diesen  Gegenden  gedieh, 
war  den  Bewohnern  von  der  Natur  selbst  an  die  Hand  gegeben :  der  reichlich 
und  in  guter  Qualität  daselbst  erzeugte  Flachs  führte  zu  dem  Betriebe  der  Lein- 
weberei. Dass  dieselbe  schon  lange  vor  der  römischen  Besitzergreifung  dort 
bestand,  ist  höchst  wahrscheinlich,  obgleich  die  Mehrzahl  unserer  Nachrichten 
aus  späterer  Zeit  stammt;  wir  haben  ja  überhaupt  von  tliosen  (legenden  aus 
früherer  Zeit  nur  unvollkommene  Kenntniss  und  namentlich,  was  Producle  der 
Industrie  anlangt,  sehr  spärliche  Nachrichten.  —  Auch  auf  andere  Slolle  erslreckU- 


1)  Cic.  republ.  II,  4,  7:  Nee  vero  uUa  res  mityis  labefadatdm  diu  el  Carthayinem  et  Corin- 
Ihum  perverlil  alifiuando,  quam  hie  error  ac  dissipaliu  civium ,  quod  mercandi  cupiditale  et  imn 
gandi  el  agrorum  el  armoruin  cullum  reliquerut.  Cbor  Handel  und  Gewerbe  in  Carthaao  vgl. 
Heeren,  Ideen  H,  1,  163  ff.  Bötticber,  Gescliicble  der  Carlbager,  S.  66  IT. 

3)   Viil.  SUnh.  XVII,  828  u.  833. 
BUmner.  Die  gewerbl.  Thatiglipit  d.  klass.  AU<>rlliuiii8.  t 


2  I.  Africa. 

sich  die  Weberei;  Wolle  \\^ii(le  in  den  cultivirten  Gegenden  zu  schönen  bunten 
Stoffen  gewebt,  und  auch  Ziegenhaar  verarbeitet. 

Nächstdem  war  das  Gewerbe ,  das  am  häufigsten  dort  betrieben  wnirde  und 
dessen  Erzeugnisse  am  meisten  im  Auslande  bekannt  waren,  die  Purpur- 
fischerei  und -Färberei  i.  Mauretanien  —  oft,  und  namentlich  bei  Dich- 
tern, als  das  Land  der  Gaetuler  bezeichnet,  —  war  hierin  namentlich  berühmt. 
Der  gaetulische  Purpur  und  der  meningitische  waren  die  besten  Sorten, 
die  in  Africa  gefunden  wurden  ^ ,  und  unter  africanischem  Purpur  versteht  man 
in  der  Regel  gaetulischen  3.  Man  betrieb  dort  nicht  nur  sehr  eifrig  die  Purpur- 
fischerei *,  sondern  es  bestanden  an  den  Küsten  und  auf  den  Inseln  auch  bedeu- 
tende Purpurfärljereien  •'' ;  der  König  Juba  hatte  solche  gegenüber  der  Völkerschaft 
der  Autololer  auf  einigen  Inseln  angelegt^,  welche  davon  den  Namen  Insulac 
Purpurariae  erhielten  ^. 

So  sind  denn  die  Erwähnungen  dieses  Purpurs  in  der  ganzen  römischen 
Kaiserzeit  sehr  häufig.  Er  scheint  ziemlich  kostbar  ge%\  esen  zu  sein  * ;  man  färbte 
damit  namentlich  wollene  Kleider^,  Decken '"  etc.  Von  Wollenweberei  ist  sonst 
in  diesen  Gegenden  nicht  die  Rede ,  wonach  man  vermuthen  könnte ,  dass  die 
verarbeiteten  Stoffe  zum  Färben  nach  diesen  Färbereien  geschickt  wurden ;  doch 
ist  auch  dort  die  Schafzucht  betrieben  und  die  Wolle  an  Ort  und  Stelle  gespon- 
nen und  gewebt  worden,  zumal  als  das  Eindringen  höherer  Cultur  den  ursprüng- 
lichen Gebrauch  der  Kleidung  aus  Ziegenfellen  i'  verdrängte.  Bildeten  doch 
Kleider  in  späterer  Zeit  einen  namhaften  Exportartikel  Mauretaniens '-. 

Nicht  minder  wichtig  war  die  Purpurfärberei  an  den  Küsten  Numidiens 
und  des  Gebietes  von  Carthago,  der  bei  den  Römern  y.uT  i^oy/ji'  Africa  ge- 
nannten ProNinz.    Bei  den  Carthagern  kam  zu  dem  günstigen  Umstände,  dass  der 


1)  Über  den  phoenizischen  Ursprung  der  nordafricanischen  Purpurfärbereien  vgl.  Mo- 
vers,  Phönizier  II,  2,  496.  543  u.  s.  —  Auch  der  Scharlach  von  Nordafrica  war  ein  in  der 
römischen  Kaiserzeit  beliebter  Färbestoff;  Plin.  XXII,  3 :  ul  sileamus  Galaliae,  Africae,  Lusila- 
niae  granis  coccum  imperatoriis  dicatum  paludamentis. 

2)  Plin.  IX,  127;  vgl.  XXXV,  45. 

3)  Hör.  Carm.  II,  16,  35:  bis  Afro  murice  tinclae  lanae ;  das.  Porphyr.:  Afro ,  ac  per  hoc 
Mauro ;  significat  enim  purpuram  Girbitanam. 

4)  Plin.  V,  12 :  cujtis  (sc.  luxuriae)  ef/icacissima  vis  sentilur  atque  maxuma,  cum  ebori,  citro 
silvae  exquiranlur,  omnes  scopuli  Gaetuli  muricibtts,  purpuris. 

5)  Mela  III,  10,  4:  Nigritarum  Gaelulorumque  vaganlium  ne  litora  quidem  iitfecutida  sunt, 
Purpura  et  murice  efficacissimis  ad  tingendum;  et  ubique,  quae  linxere,  clarissima. 

6)  Plin.  VI,  201  :  (insulas)  paucas  modo  constat  esse  ex  adverso  AuloMum,  a  Juba  reperlas, 
in  quibus  Gaetulicam  purpuram  tingere  inslituerat. 

7)  Plin.  XI,  203.  Ptol.  IV,  6,  33.  8)  Vgl.  Hor.  1.  1.  Tib.  II,  3,  58. 

9)  Hor.  1.  I.  Epist.  n,  2,  181  :  vestes  Gaelulo  murice  tinctas  Sunt  qui  non  liabeanl.  Ov.  fast. 
II,  319:  Dal  tenuis  lunicas  Gaetulo  murice  tinctas.  Trcb.  Poll.  Claud.  14:  subarmule  uuum  cum 
Purpura  Maura. 

10)  Vopisc.  Aurel.  12:  tapetia  Afra  decem,  slragula  Maura  decem. 

11)  Varr.  R.  R.  II,  11,  11  :  quaedam  nationes  harum  (sc.  caprarum)  pellibus  sunt  vestitae,  ut 
in  Gaclulia  et  in  Sardinia. 

12)  Tot.  erb.  descr.  (Geogr.  Gr.  min.  ed.  Müller,  Vol.  11)  §  66:  Haec provincia  in  veslibus 
negolialur. 


§1.   Die  NouDKisTE  VON  Afric.a.  3 

Puri'.ur  an  ihrer  Kiisle  in  ausnelunt'ndLT  Gute  t;cfunden  wurde,  noch  die  von  der 
Heimat  mitgebrachte  Kennlniss  der  Technik  iiinzii,  um  ihren  Färbereien  insbe- 
sondere BeiTihmtheil  zu  verschaffen.  Der  c;ntliagische  Puqiur  war  l)ei  den  Rö- 
mern ungemein  geschätzt i,  am  meisten  der,  welcher  von  der,  in  der  kleinen 
Syrle  gelegenen  Insel  Meninx  oder  Girba  kain^,  auf  der  in  der  spätem  Kaiser- 
zeil sogar  eine  kaiserliche  Puqjurfärberei  bestand  '. 

Aber  von  noch  grösserer  Bedeutung  war  für  die  Carthager  ein  anderes, 
ebenfalls  mit  ihrer  phönizischen  Herkunft  in  engem  Zusammenhange  stehendes 
Gewerbe,  die  Weberei.  Welche  Wichtigkeit  die  Verfertigung  von  Kleidern  nicht 
nur  für  Carlhago,  sondern  sicherlich  auch  für  das  Ausland,  welches  dieselben 
durch  den  Handelsverkehr  erhielt,  gehabt  haben  muss,  kann  man  daraus  ent- 
nehmen, dass  der  Perieget  Polemo  ein  eigenes  Buch  IIsqI  T(Sv  kv  Kaqyjjdön 
Tiinlfov  schrieb^.  Und  nicht  bloss  Kleider'^  lieferten  die  carthagischen  Webe- 
reien, nicht  minder  beliebt  bei  griechischen  und  römischen  Vornehmen  waren 
ihre  buntgewirkten  Decken ,  Teppiche,  Kopfkissen  etc.  ".  Auch  hier  können  wir 
nur  annehmen,  dass  das  verarbeitete  Material  Wolle  war;  die  Heerden  der  liby- 
schen Xomadenvölker  lieferten  das  Material  gewiss  in  genügender  Menge ,  da  die 
Schafzucht  dort  seit  den  ältesten  Zeiten  heimisch  war'. 


1)  Tib.  II,  3,  57  sq.: 

Uli  selectos  certanl  praebere  colores 
Africa  puniceum  purpurewnquc  Tyros. 
Sil.  Hai.  VII,  641  :  '  lolumque  per  agmen 

Purpura  Agenoreis  salurala  micabat  aenis. 
DieNi)lil.  dign.  regn.  occul.  c.  X  p.  49  erwähnt  einen  Procurator  bafiorum  omnium  per 
Africam.  .Man  hält  das,  sowie  die  andern  ebendaselbst  erwähnten  Purpurfärbereien  in  der  Regel 
für  kaiserliche;  M.  A.  Schmidt,  Forschungen  auf  d.  Gebiete  d.  Alterthums,  Bcrl.  1S42,  I, 
188  fl.,  meint,  es  habe  nur  eine  kaiserliche  Purpurfabrik  gegeben,  nämlich  die  zu  Tyrus;  die 
Procuralores  bafiorum,  welche  hier  und  anderwärts  genannt  weiden,  hätten  ursprünglich  den 
Zweck  gehabt,  von  den  Purpurfärbereien  die  glänzendsten  Stoffe  als  Abgabe  für  die  kaiserliche 
Garderobe  oder  den  Schatz  einzutreiben. 

2)  Plin.  IX,  127.  Porph.  zu  Hör.  Carm.  II,  16,  38  {s.  oben).  Vgl.  Treboll.  Poll.  Claud.  14  : 
Albam  suhsericam  unam  cum  purpura  Girbitana.  Damit  ist  wahrscheinlich  der  bei  Sid.  Apoll. 
op.  II,  2  erwähnte  aclhiopische  Purpur  identisch.  , 

3)  Not.  dign.  I.  1. :  Procurator  bafii  Girbitani. 

4)  Ath.  XII,  541  A.  Vgl.  Preller,  Polemo  p.  132  sq.  Brandes,  üb.  d.  ant.  Nanion  n.  <l. 
gengr.  Verbreit.  d.  Baumwolle  im  Allerth.  (ä.  Jahresber.  d.  Ver.  v.  Freunden  d.  Erdkiin.lo  in 
Leipzig,  1865  S.  91  ff.)  S.  115  bezweifelt,  dass  die  Webereien  der  Carthager  eine  besondere 
Berühmtheil  gehabt  haben,  weil  die  betreffende  Stelle  des  Polemo  nur  erzahle,  dass  die  Car- 
lhager ein  prachtvolles ,  in  Unteritalien  fabricirles  Gewand  gekauft,  nicht  dass  sie  es  sellisl 
fabricirl  hätten.  Meiner  Ansicht  nach  ist  dafür,  dass  eine  Republik  ein  solches  kostbares  Klei- 
dungsstück auf  Staatskosten  ankauft,  kaum  ein  anderer  Grund  denkbar,  als  der,  ilass  es  in 
ihren  Webereien  als  Muster  benutzt  werden  sollte. 

5)  Ein  in  Julia  Zarai  in  Mauretanien  von  L.  R  e  n  i  e  r  gefundenoi-  Zolltarif  führt  u.  a.  auch 
veslis  Afra  auf.  S.  Mommscn  im  Arch.  Anzeiger  1S58  S.  260. 

6)  Hermipp.  b.  Ath.  I,  28  A.  KaQX'j'i'öt'  äctjuiSu;  x«l  noixlln  ■nQoaxuftilnin.  Cic.  pio 
Mur.  36,  75:  siravit  pelliculis  haedinis  Icclulos  Punicanos.  Vopisc.  Aurel.  12:  lapflia  Afra 
decem. 

7)  Vgl.  Hora.  Od.  IV,  85  sqq.  Pind.  Pyth.  IX,  11.  Aristol.  Probt  X,  46.  Virg.  Georg.  III, 
339  sqq.  -  Yates,  Textrlnum  I,  24  sqq. 

(  • 


4  I-  Africa. 

Neben  tler  Wollenw eberci  l)lUhle  auch  die  Leinweberei,  wenn  iiueh  der 
carthagische  Flachs  weniger  in  seiner  Verwendung  zu  Kleidern ' ,  als  in  der  zu 
Netzen  und  ähnlichen  Jagd-  und  Fischerei-Utensilien'^  bekannt  ist-'.  Nicht  un- 
wahrscheinlich ist  es,  dass  in  Carthago  auch  das  speciell  phönizische  Gewerbe  der 
Glasfabrica tion  Eingang  und  Pflege  gefunden  hat*;  doch  fehlen  nähere  An- 
gaben darüber. 

Einen  nicht  geringen  Einfluss  auf  die  carthagische  Industrie  hat ,  wie  natür- 
lich, die  Unter^verfung  und  Zerstörung  der  Stadt  dm"ch  die  Römer  ausgeübt.  Die 
in  der  Hauptstadt  des  Landes  blühende  Weberei  scheint  in  dem  Lande  weiter 
betrieben  und  bei  Neugründung  der  Stadt  wieder  aufgenommen  worden  zu  sein, 
da  die  Erwähnungen  der  punischcn  Webereien  bei  den  Sciu-iflstellem  auch  nach 
der  Einnahme  Carthago's  nicht  fehlen;  von  der  Waff enfabrica tion  aber,  die 
bei  dem  kriegerischen  Volke  eine  grosse  Ausdehnung  gehabt  haben  muss  s,  erfah- 
ren wir  später  gar  nichts.  Sie  war  bedingt  gewesen  durch  die  politische  Selbst- 
ständigkeit; als  diese  unterging,  verschwanden  auch  die  durch  sie  hervorge- 
rufenen und  zu  ihrem  Schutze  bestimmten  Gewerbe,  die  WafTenfabrication  und 
der  Schiffbau*'. 

Wie  der  carthagische,  war  auch  der  in  Libyen  an  den  Syrten  gedeihende 
Flachs  besonders  in  seiner  Vei-wendung  zu  Netzen  beliebt'.  Durch  Leinwand- 
fabricalion  ist  diese  Gegend  sonst  weniger  bekannt,  als  weil  daselbst  ein  eigen- 
thümUcher  Stofl",  eine  Art  Filz  aus  Ziegenhaaren  ,  fabricirt  wurde,  wie  ihn 
namenthch  Cilicien  lieferte,  daher  auch  bei  den  Römern  der  Name  cilicium  für 
solche  Zeuge  allgemein  gebräuchlich  war.  Aus  den  Haaren  der  langzottigen  Ziegen 
am  Cinyps  verfertigte  man  allerlei  grobe  Fabricate,  Taue,  Seile  für  den  Gebrauch 
der  Kriegsmaschinen,   und  ein  dickes  Tuch,   das  zu  Mänteln,  Säcken,  Vorhängen, 


1)  Vopisc.  Aurel.  48:  Uneas  Afras. 

2)  Xcn.  de  ven.  2,  4  ;  rüg  «ff  ÜQxvg  'paaiuvov  rj  KctQx^iSoviov  Xinrov  Xüov  y.<u  rp.  iioSia 
xni  T«  SCxivci.  Pol!.  V,  26:  ayxvi;  äi  xid  dixjvct  xai  lioäin,  ro  fitf  Xiior  ainwi'  Aiyvmiov 
rj  4'aauiVixov  r)  Kagxr]<J6vioi>  t;  SagSiavör. 

3)  Welcher  Ail  die  von  Steph.  Byz.  v.  Bv^^ayr^g-  xai  l/xctTiK  6'  IxiT^fv  BvCctxtjii!, 
erwähnten  Gewänder  gewesen  seien,  ob  leinene  oder  wollene,  ist  nicht  zu  bestimmen.  — 
Dass  in  der  Umgegend  von  Carthago  auch  Baumwolle  erzeugt  wurde,  zeigt  Brandesa.  a.  0. 
S.  111.  Ob  die  Aethiopier  und  Carthagcr  dieselbe  als  Rohmaterial  exporlirten  oder  auch  in 
Garnen  und  Geweben  verarbeiteten,  wird  nicht  berichtet ;  von  den  Carthagern  aber  ist  letzte- 
res ohne  Zweifel  anzunehmen. 

4)  Auf  einer  Inschrift  aus  Lyon  bei  Boissieu,  Inscr.  de  Lyon  p.  426  wird  ein  vitriatius 
aus  Carthago  erwähnt. 

5)  Dafür  spricht  die  grosse  Menge  von  Kriegsmaterial ,  welche  sie  den  Römern  nach  dem 
zweiten  punischen  Kriege  auslieferten,  und  die  Energie,  mit  der  sie  in  ihrem  letzten  Ver- 
zweiflungskampfe ihre  Arsenale  in  der  grössten  Schnelligkeit  mit  nengefertigten  Waffen  füll- 
ton. S.  Strab.  XVII,  833.  Das  Rohmaterial  holten  sie  aus  dem  eisenreichen  Spanien.  Nach 
Sir.  p.  830  befanden  sich  in  Nordafrica  auch  Kupferbergwerke. 

6)  Als  Carthago  im  dritten  punischen  Kriege  belagert  wurde,  bauten  sie  in  zwei  Monaten 
120  Schiffe  ;   vXt]  yccQ  fjv  änoxtifiiiii  naXaia  xai  ttxi"r(öv  nXijOog,  Str.  p.  833 

7)  Grat.  Cyneg.  34  sq.: 

Optima  Cinyphiae,  ne  quid  cunclere,  paludcs 
Lina  dabunl. 


§  I .    Die  Nordkuste  vo>-  Africa.  '  5 

Decken  etc.  verarbeitet  \\'urde^  Jedenfalls  \NTirde  diese  Fabrication  in  jener 
Gegend  selbst  eifrig  betrieben  2,  und  auch  die  producirten  Waaren  nach  Italien 
versandt^;  doch  mag  man  jene  Ziegengattung  \Yohl  auch  in  Italien  eingeführt  und 
auch  dort  den  besagten  Stoff  gewebt  haben. 

Auch  die  Färberei  finden  wir  in  diesen  Gegenden;  man  bediente  sich  dazu 
nicht  nur  des  Purpurs*,  sondern  auch  des  Scharlachs». 

Endlich  beschäftigten  sich  die  Bewohner  der  ganzen  nordafricanischen  Küste 
auch  mit  Fischfang  und  mit  dem  Räuchern  der  eingefangenen  Fische.  Beim 
entlegenen  Gerne*,  bei  der  Insel  Meninx'  fing  man  Thunfische  in  reichlicher 
Menge;  in  Leptis*  und  Zuchis"  waren  bedeutende  Räucheranstalten,  wie 
denn  auch  die  den  Namen  TaQixslai  führenden  Inselchen  denselben  von  eben 
dieser  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  erhalten  haben  müssen  i". 

Wenig  ist  uns  von  den  in  Cyrenaica  betriebenen  Gewerben  überliefert i'. 
Die  Pflege  des  Bodens ,  der  sich  durch  Fruchtbarkeit  und  reichlichen  Erfrag  aus- 
zeichnete ,  scheint  den  grössten  Theil  der  Einwohner  in  Anspruch  genommen  zu 
haben ,  auch  nachdem  jenes  berühmteste  Product  dieser  Gegend ,  das  Silphium, 
aufgehört  hatte  zu  gedeihen  12.  Bekannt  war  der  Reichthum  von  Cyrene  an  wohl- 
riechenden Blumen  aller  Art  i^,  aus  denen  man  vortreffliche  Salben  bereitete  1*. 


1)   S.  Marquardt,  Rom.  Privalalt.  II,  90. 

i)  Plin.  VIII,  203  :  In  Cilicia  circaijue  Syrtes  villo  tonsili  (caprarum)  veslmntur.  Virg.  Georg. 
III,  3H  sqq.:  Nee  minus  interea  barbas  incanaque  meiita 

Cmypkii  londent  liirci  saelasque  comantis 
Vsum  in  castrorum  et  miseris  velamina  nautis. 
Sil.  Ital.  III,  276:   humerosque  tegunt  velamine  cupri  Saeligero.     Vgl.   Colum.  VII,   6,  2. 
A'scon.  in  Cic.  Verr.  I  p.  185  Or.  Marl.  VIII,  51,  11  :   Cimjphius  toiisor. 
3j   Vgl.  Mart.  XIV,  140. 

4)  Sil.  Ilal.  VIII,  436  sq.  : 

Stat  fucare  colus  nee  Sidone  tilior  Ancon 
Murice  nee  Libyco.  —  Vgl.  Str.  XVII,  833. 

5)  Sil.  Ital.  XVI,  354  :   Cinyphio  rector  cocco  radiabat  Hibcrus. 

6)  Ps.-Aristot.  de  miiab.  c.  136  (148)  West. 

7)  Slrab.  p.  835  :  äiuxibtt  Si  fi^xi"  •^i'^Qo  rä  rtSi'  äunÜTetov  nä&ri  xai  täp  7ih)ftftVQlä(or, 
*aif  ov  xainov  ijii  T151'  &ijoav  T(üc  l^d^inov  iTztnrjiSäian'  ot  nQoO^riaQoi  xatü  anovöijv  {Kovxeg. 
(Vgl.  p.  834:   BaU9<oio;,  ngög  j  [sc.  ir^ocu]  »vivoaxonttov). 

8)  Plin.  XXXII,  18.  Nanienllich  wurde  das  dort  bereitete  Garum  gerühmt,  XXXI,  94. 

9)  Strab.  p.  835  ;  nog(fVQoßaiffia  exovaei  xai  7npi/fi'«f  TtavjoSaTiäs. 

10)  Str.  p.  834.  Vgl.  Köhler,  TÜQiyos  (in  den  McSmoires  de  l'acad.  inip6r.  des  scienccs  de 
St.  Potersbourg.  Six.  scSr.  T.  1.  1832)  p.  363  sq.         ' 

11)  Über  Ackerbau,  Gewerbe  und  Handel  von  Cyreue  vgl.  Tlirige,  Res  Cyrenciisium 
p.  298  sqq.  Dass  die  Schafzuch  t  in  der  kruuterreichen  Umgegend  von  Cyreno  eifrig  betrie- 
ben wurde,  deuten  die  Beinamen  der  Stadt  //j^ioipoV/of  (Her.  IV,  155)  und  noli/utiXos  (l'ind. 
Pyth.  IX,  6),  sowie  das  Bild  des  Stieres  auf  ihren  .Münzen  an ;  vgl.  E  c  k  he  1  D.  N.  IV  |i.  125  sq. 
128.  Mionnct,  Descr.  VI  p.  567  sqq.  574.  Die  Wolle  von  Cyreno  war  im  ganzen  Miltelallor 
und  ist  noch  heul  berühmt;  vgl.  Thrigo  p.  302. 

12)  Über  das  Silpiiium  vgl.  Tlirlge  p.  304  siic]. 

i3)  Theophr.  hisl.  plant.  VI,  6.  Athen.  XV,  6SÜA.  Plin.  XXI,  31  .  Cyrenis ,  tiO,  semper 
ßores  laudatissimi. 

14)  Atli.  XV,  682  C.  I'liii.  X.\l.  19:  Cyrenis  iKlnralissinia  est  ,  roid.l  idcoryuc  ibi  unyucnliim 
putcherrimum.   Vgl.  Thrige  p.  317  sqq. 


6  I.  Africa. 

Anderer  Gewerbe  -wird  gelegentlich  auch  gedacht;  so  lieferten  die  Stein- 
schneider daselbst  tüchtige  Arbeiten  1 ;  es  wurden  Wagen  dort  fabricirf^  und 
auch  der  Schiffsbau  scheint  nicht  ganz  unbedeutend  gewesen  zu  sein^,  ob- 
gleich Cyrene  mehr  mit  Aegj-pten  und  dem  Innern  Africa  Handel  trieb,  der 
SchifTfahrt  aber  und  dem  Handel  weniger  Thätigkeit  zuwandte  <. 

§2. 
Aegypten. 

Wie  die  Geschichte  Aegyptens  Tausende  von  Jahren  für  uns  in  ein  Dunkel 
gehüllt  ist ,  das  zu  erhellen  den  Historikern  bis  jetzt  nur  hier  und  da  gelungen 
ist,  so  erfahren  wir  auch  von  den  Gewerben,  welche  in  diesem,  durch  Industrie 
und  unermüdlichen  Fleiss  so  hervorragenden  Volke  blühten,  erst  in  späterer  Zeit 
Ausführlicheres.  Zwar  thoilt  der  alle  Herodot  gar  Manches  uns  darüber  mit,  aber 
auch  er  war  zum  Theil  nur  mangelhaft  unterrichtet,  und  seine  Nachrichten  sind 
im  ganzen  so  dürftig  und  oft  unklar,  dass  wir  uns  daraus  kein  Bild  von  dem 
gewerblichen  Leben  der  AegjTpter  entwerfen  können.  Der  rege  Handelsverkehr, 
der  schon  in  den  ältesten  Zeiten  von  Aegypten  aus  mit  andern  Ländern  betrieben 
wurde,  lässt  uns  schliessen,  dass  die  aegyptische  Industrie  schon  früh  einen 
hohen  Aufschwung  genommen  habe.  Die  Spuren  des  Verkehrs  mit  Asien  führen 
uns  so  weit  hinauf,  als  überhaupt  die  historischen  Nachrichten  reichen',  und 
nach  Griechenland  brachten  die  phönizischen  Kaufleute  bereits  in  der  pelasgischen 
Zeit  aegyptische  Waaren".  Obgleich  es  nun  hier  nur  unsere  Aufgabe  ist,  die 
Gewerbthätigkeit  der  Aegypter  zur  Zeit  der  römischen  Herrschaft  zu  betrachten, 
aus  welcher  Zeit  ja  auch  die  überw-iegende  Mehrzahl  unserer  Nachrichten  darüber 
herrührt,  so  wird  es  doch  nothwendig  sein,  dass  wir  dabei,  wenn  auch  nur  flüch- 
tig, auch  die  älteren  Berichte  hinzuziehen,  um  mit  ihrer  Hülfe  eine  vollständigere 
Vorstellung  zu  gewinnen ,  resp.  falsche  Auffassungen  der  späteren  Schriftsteller 
zu  berichtigen. 

Unter  allen  Gewerben,  von  deren  Betriebe  wir  erfahren,  ist  keines  so  wichtig 
und  wird  von  fiHher  Zeit  bis  in  die  spätesten  nachchristlichen  Jahrhundertc  so- 
oft erwähnt,  als  die  Leinwandfabrication '.  Dieselbe  war  in  Aegypten, 
dessen  fruchtliarer  Boden  Flachs  im  reichsten  Masse  hervorbrachte  **,  seit  alter  Zeit 
heimisch,  und  die  Nachricht,  dass  die  Aegypter  die  Webekunst  erfunden  hätten. 


1)  Ael.  V.  bist.  XII,  30:   naQrjr  äi  »av/jäClo&ai  xi'i  jovi  öiayXviioiiug  lovi  äaxivUovg. 

2)  Schol.  Find.  Pytii.  IV,  1  ;  vgl.  ebd.  6. 

3)  Vgl.  Plin.  VII,  20S:  lembum  Cyrewnses  (invenere!. 

4)  S.  Hüllmann,  Handolsgesch.  S.  125  fg. 

5)  S.  Bocckh,  Metrol.  Untersuch.  S.  34  IT. 

6)  llerod.  I,  1.  Vgl.  Hom.  Od.  XIV,  288  sqq.  S.  .Movois,  Die  Plu.nizier,  II,  2,  178  IT.  II, 
3,  314  ff.  Über  den  Handel  Aegyptens  vgl.  auch  Hüll  ma  IUI,  Ilandcisgoscb.  S.  126  IT.  Hee- 
ren, Ideen,  II,  2,  672  ff. 

7)  Vgl.  über  die  aegyptische  Leinwcbercl  Yales,  Tcxtr.  p.  252  sqq. 

8)  Plin.  XIX,  14.   Vgl.  2  Mos.  9,  31. 


§  2.    Aegypten.  7 

ist  nichts,  als  ein  Ausdruck  des  Bewusslseins,  dass  zu  einer  Zeit,  wo  bei  andern 
Völkern  von  Weberei  als  Gewerbe  noch  wenig  die  Rede  war,  dieselbe  in  Aegj'pten 
bereits  eine  hohe  Vollkommenheit  erreicht  hatte  i.  Wie  viele  Jahrhunderte  vor  Chr. 
wir  dieselbe  hinaufzurücken  haben ,  das  lässt  sich  nicht  mehr  genau  bestimmen, 
aber  die  EigenthUmlichkeit  dieses  merkwürdigen  Volkes,  an  dem  einmal  Gewon- 
nenen ohne  Fortschritt,  ohne  Veränderung  festzuhalten,  lässt  vermuthen,  dass  die 
Weberei  bei  ihnen  in  derselben  Weise,  wie  sie  llerodot  vorfand,  schon  lange 
Jahre  bestanden  habe  2.  Ebenso  alt  mag  jener  schon  von  Herodot  envähnte  Ge- 
brauch gewesen  sein ,  dass  die  aegyptischen  Priester  vornehmlich  weisse  leinene 
Oberkleider  trugen  •'.  Auch  die  gewöhnlichen  Aegypter  kleideten  sich  in  leinene 
Gewänder^,  und  zwar  waren  sowohl  Obergewänder  {TtsqißoXai,  ;(Aaivai5),  wie 
Unterkleider  {xndiveg,  aaXäaiQig,  (pwacav)  von  Linnen  im  Gebrauch  f'.   Aber  auch 


1)  Plin.  VII,  196:  Aegyplii  textilia  (invenere) ;  vgl.  XIX,  7.  Schol.  Arist.  Thesm.  935:  ol 
iSf  AlyvTiTioi  XivoTToioi  liaiv.  —  Marquardt,  Rom.  Privatalt.  II,  91.  Dass  das  Weben  in 
Aegypten  im  eigentlichen  Sinne  des  Wortes  ein  Gewerbe  war,  wahrend  es  in  Griechenland 
grosscntheils  und  noch  bis  in  spätere  Zeit  eine  Frauenarbeit  blieb,  das  zeigt  Her.  II,  35,  der  es 
als  etwas  Verkehrtes  erwähnt,  dass  in  Aegypten  die  Frauen  auf  den  Markt  gehen,  die  Männer 
aber  zu  Hause  am  Webstuhle  sitzen.  —  Die  Bearbeitung  des  Flachses  zeigen  uns  verschiedene 
alte  aegyptischo  Wandgemälde  in  allen  Details;  De.scr.  de  l'Egypte  I,  68.  Fig.  40.  41.  Rosel- 
lini,  Monum.  I  tab.  35,  2.  36,  2.  Yates  pl.  6. 

2)  Marqu.  II,  91:  »Doch  scheint  auch  in  Aegypten  die  Leinenindustric  nur  ein  relativ  hohes 
Alter  zu  haben ;  denn  die  ältesten  der  bekannten  Mumien  sind  in  Schafwolle  gewickelt,  und 
erst  in  der  12.  Dynastie  beginnen  die  leinenen  Binden,  welche  von  da  an  in  Gebrauch  geblie- 
ben sind.  (Parthey  zu  Plut.,  Über  Isis  u.  Osiris  S.  158.).«  —  Gemeint  sind  die  Reste  des  Königs 
Mykerinos  und  der  andern  in  den  Gräbern  von  Turrah  gefundenen  Mumien.  Vgl.  auch  Yates 
p.  256  sqq. 

3)  Her.  II,  37  :  taS-iJTa  rfi  (foQiovai  Uv^tjv  (xovvrjv  xcil  vTioSrj^ara  ßvßXivct.  Plin.  XIX,  14: 
Superior  pars  Aegypti  in  Arabiam  vergens  gignil  fruticem ,  quem  aliqui  gossipion  vocant,  plurcs 
xylon,  et  ideo  Una  inde  facta  xylina  ....  vesles  indc  sacerdotibus  gratissimae  (offenbar  eine  Ver- 
wechslung mit  der  Baumwollenstaude,  die  Plinius  aus  Unkcnntniss  zum  Flachs  rechnet).  Apul. 
de  mag.  56 :  Sed  enim  mundissima  Uni  seges  inter  optimas  fruges  terra  exorta  non  modo  indului  et 
amictui  sanctissiimis  Aegyptorum  sacerdotibus  sed  opertui  quoque  rebus  sacris  vsurpatur.  Hieron. 
in  Ezech.  44  (Vol.  III  p.  1029) :  Vestibus  lineis  utuntur  Aegyptii  sacerdotes  no7i  solum  extrinsecus 
sed  et  intrinsecus.  Vgl.  Apul.  met.  XI,  9.  10.  Plut.  de  Is.  et  Os.  c.  4  p.  352 C.  —  Die  Isis  selbst 
ist  linigera,  Ov.  ex  Pont.  I,  1,  51.  Ars  am.  1,  77,  und  ihre  Priester  heissen  linigeri.  Ov.  Met. 
I,  747.  Juv.  6,  533.  Mart.  XU,  29,  19.  Tert.  de  anima  c.  2.  Vgl.  Suet.  Oth.  12.  Apul.  Met.  II, 
28.  X,  10.  —  Schmidt,  de  saccrd.  et  sacrif.  Aegypt.  p.  28  sqq.  Marquardt  a.  a.  0.  Wie 
bedeutend  der  Bedarf  an  weissen  leinenen  (und  baumwollenen)  Gewändern  allein  für  die  Prie- 
sterscliaft  in  Aegypten  gewesen  sein  muss,  zeii^t  die  von  Moroau  de  Jonnös,  Statistlque  des 
peuples  de  l'anliquitö  I,  31  angestellte  annähernde  Berechnung,  wonach  die  priesterliche  Be- 
völkerung des  Landes  etwa  600,000  betragen  hat.  Brandes  S.  114  fg. 

4)  Her.  1.  I.:  tl'ftnjtt  Xdin  (fo^foini  ät\  tfonXviu,  (THrrjüivoyTSg  tovto  fiäUaju.  Vgl. 
Jesaias  19,  9. 

5)  Poll.  VII,  71  :  aivämv  cf'  (OJi  fiiv  AiyvTnta,  ireQißöXaiov  (T  «r  (it),  lö  vvy  älxnoaaov 
xaloifKvor.   Ion.  b.  Ath.  X,  451  D:   rj  r  AlyvTuCa  .  .  .  XtvovXxo;  x^aira. 

6)  Her.  II,  81  :  MtSvxam  Sl  xi.'liörn;  Xif^ov;  7ri(>l  r«  axiXitc  Svaavmrovs,  roiV  xaXtovat 
>inXaaC(>ig-  Inl  rovroiat  (Tf  tlgCfia  tlfinra  Xfvxn  iTtnyttflXt\Sov  <fo(i^orni  ■  nv  fifiroi  ((}■€  lä 
tQa  faif^fffTcti  lifiviic  ovi!i  avyxnO^timtrttlaifi-  ov  y«n  Saiov.  Zu  doli  Opfern  fingen  sie  al.<o 
in  leinenen  Gewändern  ;  Grat.  Cynog.  42  : 


8  I.  Africa. 

noch  anderes  wurde  aus  dem  aegyptischen  Flachse  bereitet;  so  z.  B.Bettdecken', 
Segel  2,  Netze  3  u.  a. 

Alle  diese  aegyptischen  Leinenfabricate  wurden  aber  nicht  nur  für  den  Be- 
darf des  Inlandes  selbst  gefertigt,  sondern  bildeten  auch  einen  der  bedeutendsten 
Artikel  des  aegyptischen  Esporthandels  *.  Die  Carthager  trieben  damit  einen 
Tauschhandel  bis  zu  den  fernsten  Küsten  des  nordwestlichen  Africa  ^ ,  zur  Zeit 
des  alexandrinischen  Handels  wurde  aegyptische  Leinwand  nach  den  fernsten 
Landern  gesandt,  bis  nach  den  Emporien  Arabiens  und  Indiens";  am  grösstcn 
aber  war  die  Ausfuhr  wohl  in  der  römischen  Kaiserzeit,  wo  aegyptische  wie 
überhaupt  africanische  Leinwand ,  obgleich  sie  sich  nicht  durch  Dauerhaftigkeit 
auszeichnete  und  auch  wohl  theuer',  spater  sogar  besteuert  war^,  sehr  gern 
getragen  wurde 'J  und  daher  von  gleichzeitigen  Schriftstellern  öfters  erwähnt 
wird  '•>.  Leider  erfahren  wir  näheres  über  die  Fabrication  selbst  nur  wenig ;  doch 
wissen  wir,  dass  in  den  aegyptischen  Fabriken,  welche  für  den  Export  arbeite- 
ten, die  Kleider  entsprechend  der  Nationaltracht  des  Volkes,  für  das  sie  bestimmt 
waren,  gearbeitet  wurden i'.  Auch  wurden  ausser  den  gewöhnlichen  Leinen- 
waaren  kostbare  Stoffe  verfertigt,  bei  denen  man  allerlei  Figuren  in  die  Leinwand 


Vix  operata  suo  sacra  ad  Bubastia  Uno 
vestitur  sonipes  aestivi  turba  Canopi.  — 
Poll.   Vll,   71  :    xaXäaiQis,  /irftii'  it^vaattvoijog  AlyiiTiTios .    tan    öi  xct'i    v  ifuinrnv  xiTcöt' 
ytiyvTiTiog,  ix  Titi/Jog  Xlvov. 

1)  Marl.  II,  16,  3:   torus  a  Nilo.   Vgl.  Ezecli.  27,  7. 

2)  Herniipp.  b.  Ath.  I,  27  F.  :  tx  d'  AJyvnrov  r«  XQfftctaTii  tartct  xa't  ßvßlovs  (doch  kön- 
nen das  auch  Segel  aus  Papyrus  sein;  s.  unten).  Vgl.  Ezech.  a.  a.  0. 

3)  Poll.  V,  26. 

4)  1  Kön.  10,  28.  2  Chron.  1,  16.  Spr.  Sal.  7,  16.  —  Her.  II,  105;  t6  fjivioi  An 
Alyvmov  ttTTixviVfitvov  (iji'oi')  xak^irni  Aiyvnriop.  Trebell.  Poll.  Gallieni  duo  c.  6 :  cum  ei 
nuntiatum  esset,  Aegyptum  descivisse,  dixisse  ferlur :  Quid?  sine  Uno  AegypUo  esse  non  possumus? 
—  Linnen,  Papyrus  und  Glaswaarcn  sind  die  drei  wichtigsten  Exportartikel  Aegyptens,  die  so 
oft  zusammen  genannt  werden ;  so  Cic.  pro  Rab.  Post.  U,  40  :  ductae  naves  Postumi  PuteoUs 
sunt,  auditae  visaeque  merces  fallaces  quidem  et  fncosae  chartis  et  Unteis  et  vitro  delatae  cell. 
Cedren.  I,  p.  302  :  IttI  Jf  rijs  ßdadiiuqAiyvarov  Kaiannog  fiarjX!te  cinb  AU^nvdnfiag  ffg  tj/j' 
Tiögrov 'P(öfi7is,  iTTiiffpö/uiroi'  ....  n^nf^ii,  iätuag,  /(t(,Trjr,  i^Xi«.  Vgl.  Vopisc.  Aurel.  c.  45.    • 

5)  Scyl.  p.  129. 

6)  Arr.  Peripl.  mar.  Er.  p.  4  .sqq.  13.  16.  28.  Vgl.  Phil.  V.  Apoll.  VI,  2.  Clem.  AI.  Paed. 
IT,  10  p.  239.  Polter. 

7)  Plin.  XIX,  14  :  Acgyplio  Uno  minumum  firmilalis,  pUirumum  lucri. 

8)  Vopisc.  Aurel.  45 ;  i'ecligal  ex  Aegypto  urbi  Komae  Aurelianus  vitro,  charlae,  Uni,  stupae 
constituit.  Wie  aus  dem  im  Ed.  Diocl.  c.  17  erwähnten  Stempel  der  feinen  Leinenwaaren  sich 
schlicssen  lässt,  war  das  vermulhlich  eine  Gewerbesteuer;  s.  Prochor,  de  S.  Joanne  hi.st.  in 
den  Patres  Orthodoxogr.  I,  p.  86:  xai  xnßfX^ov  ttXoTov  nn  AiyvTtjov  jöv  r/öpri'i'  fnnffeö- 
fiivov  ilfiäriav  ärrKfÖQTriaev  iv  'lomtri  •  ißovXfTO  iT  ovv  inl  jovi  ävTixovg  totiov!  SinniQÜv. 
Vgl.  Movers,  Pliöniz.  II,  3,  319  fg.  Marquardt  II,  91,  Anni.  912. 

9)  Vopisc.  Aurel.  12:  Uneas  Aegyplias  viginti.  ib.  48:  lineas  Afras  atque  Aegyptias  puras. 
Carin.  19 :  jam  quid  Uneas  petitas  Aegypto  loquar? 

10)  Virg.  Cir.  179:  Non  Libyco  moUes  plaudunlur  pecline  telae.  Marl.  XIV,  150.  Sil.  Ital. 
III,  375  u.  s. 

11)  Arr.  Peripl.  mar.  Er,  p.  6  :  liniTiii  ßanßn(>txii  \t  \i  IfAttTinjjhg'jQttßixog  /uniihojric, 
0  Tf  ÜTiXoVi  >""  ö  xoivog,     p.  21  :    tuajiauog  ii'TÖniog. 


§  2.  Aeüypten.  9 

webte  und  dieselbe  mit  Goldfaden  und  andern  StofTen  durchwirkte  ',  eine  Tech- 
nik, welche  sie  bei  der  Wollenweberei  zur  höchsten  Vollendung  brachten.  — 
Über  die  hauptsachlichsten  Orte,  an  denen  die  Weberei  betrieben  wurde,  werden 
wir  unten  sprechen  -. 

Aus  feineren  Flachssorten  waren  vcrmuthlich  gefertigt  die  sogenannten 
aivdoveg'^  und  die  o^cij'ta^,  die  vielleicht  identisch  sind  mit  dem  Byssus,  der 
früher  gewöhnlich  für  Baumwolle  erklärt  wurde  s.  Zu  diesem  Irrlhum  haben 
namentlich  die  Angaben  der  Alten,  die  in  der  genauen  Bezeichnung,  namentlich 
bei  Fremdwörtern ,  oft  sehr  ungenau  verfahren ,  Veranlassung  gegeben ,  da  bei 
denselben  der  Byssus  bald  zum  Flachs  gerechnet ",  bald  als  Baumwolle  beschrie- 
ben wird '.  Der  Beweis ,  dass  der  Byssus  nur  eine  feinere  Leinwand  war,  ist 
hauptsächlich  daraus  geführt  worden,  dass  Ilerodot  berichtet,  man  habe  die 
Mumien  in  Byssuslappen  gewickelt^,  die  Untersuchung  der  Mumien  aber  fest- 
gestellt hat,  dass  dieselben  mit  Leinwand  umhüllt  sind  'J.  Auch  berichtet  Herodot, 
man  habe  Wunden  mit  Streifen  von  Byssus  verbunden'»;  man  verband  jedoch 
Wunden  nicht  mit  Baumwollenzeug,  wegen  der  scharfen  Ränder  der  Baumwolle, 
welche  die  Wunde  erhitzen,  sondern  mit  Leinwand  ".  Ausser  zu  den  bezeich- 
neten Zwecken  verwandte  man  den  Byssus  gewöhnlich  zu  kostbaren,  namentlich 


I)  Her.  III,  47  :  tfwpi/xß  .  .  .  (ovra  (tlv  Uveov  xnl  fciKov  ii'V(faafi{v(uv  avyviör,  xfxorrfiri- 
/i^i'ov  äi  xevaoi  xitl  liQioiai  anö  ^vXov.  Es  war  das  ein  Geschenk  des  Königs  Aniasis.  Vt;l. 
Arr.  Pcripl.  p.  13  :  Ifturia/io;  ....  (!xovroi.äTog  xal  rfiK/pi/iro?. 

9)  Da.ss  sich  bei  den  Tempeln  oft  grössere  Webereien  befanden,  lehren  uns  die  Insclirif- 
ten.  S.  die  Inschr.  von  Rosette  lin.  17.  18.  Lelronne  I  p.  244. 

3)  Poll.  VII,  72  :  aivämv  d'  fOTi  fjtiv  Aiyvnr(a.  Luc.  Door.  conc.  10  :  aivööaiv  ioTtik/i^ie 
AlyvjTTis.  Alciphr.  ep.  III,  46:  ainSövr)  AlyvTiTln  (über  diese  ungewöhnliche  Form  vgl.  Mei- 
ne ke  ebd.  p.  142). 

4)  Peripl.  1.1.  Clem.  Alex.  1.1.  Brandes  S.  103  ff.  hält  «rti'JwV  und  ö.»oV»/  nicht  für  StofTc, 
sondern  für  Namen  von  Kleidungsstücken,  und  zwar  Sindon  für  ein  mantelartiges,  Othone  für 
ein  shawlarliges  Tuch. 

5)  Vgl.  Larchcrz.  Herod.  T.  II  p.245.  Forster,  de  l)>sso  nnl.  Loml.  1770.  ItöHigcr, 
Kl.  Sehr.  III,  261  Anm.  Becker,  Charikles,  11,  333  ff.  Heeren,  Ideen  1,  1,  10G.  Spren- 
gel, bist,  rei  herb.  I  p.  15.  Diese  Meinung  ist  widerlegt  worden  von  Ya  tos  p.  267  .sqq.  und 
K.  Ritter,  Üb.  d.  geogr.  Vorbreit,  d.  Baumwolle,  Abb.  d.  Berl.  Aend.  1851,  l'hil.-liist.  Alith. 
S.  315,  wo  man  die  Angaben  über  die  Litteralur  und  die  Beweisstellen  findet.  Vgl.  auch 
Brugsch,  Üb.  d.  acgypt.  Bedeut.  v.  Sindon  u.  Byssus,  Allg.  Monalschr.  f.  Wissenscli.  u. 
Litler.  1854  S.  629  ff.  Marquardt  II,  92  Anm.  915. 

6)  Isid.  Orig.  XIX,  27,  9  :  hyssum  yenus  est  quoddmn  Uni  —  quod  Graeci  papalcn  [nnTinviSti) 
vocant.  Vgl.  ib.  22,  15. 

7)  Philostr.  Vit.  Apoll.  Tyan.  11,  äO  :  r'iir  lU  flvnnov  ifvtaDni  Ht'i't^iioi'  i/tin'ir  öiioioi'  fity 
t;}  i.evxri  riiv  ßnOtv,  izagaTilrjalav  äi  t;;  ij^a  rä  nttaX». 

8)  Her.  II,  86:  xttTcMaaovai  näv  rö  aäiua  aiiäöini;  ßranivi](  jf-hciiumi  xajKrnini/n'riiiiii. 

9)  S.  die  Litteratur  bei  Ritter  S.  317. 

10)  Her.  VII,  181:  afivQyt)  re  loiii^foi  i«  't).xnc  xic)  nniSwoi  ßvaa/vijt  TiXnftiüai  xmn- 
Xlairovret. 

II)  Auch  sonst  erfahren  wir,  dass  die  MiMniciihippcii  und  die  ehirurgischen  Bandagen  aus 
demselben  Stoffe  waren;   Kpigr.  li.  Brunck,  Anall.  III.  Ifiii 


\Q  I.  Africa. 

priesterlichen  Gewändern  •,  doch  auch  zu  andern  Dingen,  wie  z.  B.  zu  besonders 
prächtigen  Segeln  2. 

Obgleich  nun  der  aegyptische  Byssus  offenbar  eine  Art  Leinwand,  nicht 
Baumwolle  war,  so  darf  man  doch  nicht  so  weit  gehen,  die  Cultur  der  Baum- 
wolle bei  den  Aegyptern  ganz  und  gar  zu  bezweifeln  s.  Die  Nachrichten,  die 
wir  dai-über  haben,  sind  zu  bestimmt,  als  dass  man  daran  zweifeln  könnte ,  dass 
die  Aegypter  die  BaumwoUcnstaude  gekannt  und  Stoffe  daraus  gewebt  haben  *. 
Es  werden  schon  in  fi-üher  Zeit  baumwollene  Gewänder  en\  ahnt ;  zu  dem  Pan- 
zerhemd ,  das  Amasis  den  Lacedämoniern  schenkte ,  wurde  Baumwolle  verwen- 
det 5.  Zu  welcher  Zeit  aber  die  Baumwolle,  als  deren  Heimat  man  Ostindien 
betrachtet ,  zuerst  in  Aegypten  bekannt  geworden  sei ,  wissen  wir  nicht " ,  und 
bedeutend  scheint  weder  die  Cultur  der  namentlich  in  dem  nach  Arabien  gelege- 
nen Theile  Aegyptens  angebauten  Pflanze',  noch  die  Fabrication  der  baumwolle- 
nen Stoffe  gewesen  zu  sein. 

Auch  in  der  Wo  1 1  e  n  w  e  b e  r  e  i  leisteten  die  Aegypter  bedeutendes  -'.  Zwar 
einfache  Wollenstoffe,  wie  sie  zu  gewöhnlichen  Kleidern  gebraucht  wurden,  wer- 
den selten  erwähnt"  und  scheinen,  da  die  Aegypter  hauptsächlich  Linnen  trugen, 
nicht  zahlreich  fabricirt  worden  zu  sein,  noch  einen  besonders  hervorragen- 
den Ausfuhrartikel  gebildet  zu  haben;  wohl  aber  erlangte  Aegypten,  und  zumal 
Alexandria,  Ruhm  durch  seine  buntgemusterten  Wollenstoffe,  polymita 
genannt'".  Diese  Kunstübung,  welche  wir  in  ähnlicher  Weise  auch  bei  der  Lein- 
weberei gefunden  haben  '* ,  gev^innt  hier  ihre  höchste  Vollendung.  Ausser  den 
kostbaren ,  mit  Thierfiguren ,  mythischen  Scenen  etc.  durchwirkten  Gewändern, 


1)  Vgl.  Aesch.  Sept.  1039.  Eur.  Baccli.  821.  Diod.  1,85.  Plut.  de  Is.  et  Osir.  c.39p.366E. 
Philo  de  soran.  I,  37  p.  653  (Mangey).  Joseph.  Ant.  III,  7,  2. 

2)  Vgl.  Ezech.  27,  7  (Septuag.i  ßvaaog  jjstci  notxiUai  t^  AlyvTcxov).  Das  Prachtschiff  des 
Plolemaeus  Philopator  hatte  ein  solches  ßvaatvov  larCov,  Ath.  V,  206  C. 

3)  Wie  das  z.  B.  Yates  thutp.  348  ff.  Vgl.  Ritter  a.  a.  0.  S.  322  ff.  Über  Baumwollen- 
pflanzungen in  Oberaegypten  vgl.  Brandes  S   101  u.  110. 

4)  Vgl.  namentlich  PoU.  VII,  75  :  ijät)  iff  xal  nciQ  Alyvitrlois  «nb  ^vXov  Ti  igiov  ylyyfTai, 
l^  ov  ifjv  ia&ijra  Xif^]  /j.äV.oi'  civ  rig  (fairj  TtQoaeoix^iai ,  nlriy  ro  7Ta)ro;.  Auch  die  häufigb 
Verwechslung  der  Baumwolle  mit  dem  Byssus  lässt  darauf  schliessen,  s.  Plin.  XIX,  14. 
Philostr.  I.  1.  5)  Her.  III,  47  (s.  oben  S.  8  Anm.  1). 

6)  Vgl.  Ritter  S.  326.  7)  Plin.  1.  I.  nennt  sie  g'ossfpion. 

8)  In  der  ältesten  Zeit  trieben  die  Aegypter  die  Schafzucht  fast  gar  nicht  (1  Mos.  46,  34) ; 
erst  allmählich  fand  dieselbe  bei  ihnen  Eingang  (2  Mos.  9,  3),  und  später  scheint  sie  allgemein 
geworden  zu  sein  (Her.  II,  42.  46.  Diod.  Sic.  I,  36.  Arist.  bist.  an.  VIII,  28.  Strab.  XVII,  803. 
812.  Plut.  de  Is.  et  Osir.  c.  72  p.  380  B).  Ein  Exportartikel  scheint  die  Schafwolle  aber  nie 
gewesen  zu  sein ;  was  producirt  wurde,  ward  im  Lande  selbst  verarbeitet.  Vgl.  Plin.  VIII,  191 . 
—  Tert.  de  pall.  c.  3  sagt ,  dass  Mercur  bei  den  Aegyptern  das  Wollespinnen  erfunden  habe. 
Auch  mögen  die  Schafherden  der  Aethiopier  und  Araber  viel  geliefert  haben ;  bei  der  grossen 
Pompa  des  Ptolemaeus  Philadelphus  in  Alexandrien  wurden  130  aethiopische,  300  arabische 
und  20  euboeische  Schafe  aufgeführt  (Ath.  V,  201).  Vgl.  Yates  p.  21  sqq. 

9)  Vgl.  Her.  II,  81  (s.  oben  S.  7  Anra.  6). 

10)  Arr.  Peripl.  p.  28:  7tqo;(v)qiT  äi  eig  ro  Ifinögtov  ....  ifianafiog  anXovg  xai  röfiog 
Tiiti'TOiog,  noXvfiirot  ftüy«»  7i7j%vccTni  etc.    S.  d.  andern  Stellen  unten  bei  Alexandria. 

11)  S.  oben  S.  8  ff.    Diese  Technik  scheint  auch  auf  seidene,  von  den  Serern  durch  pliöni- 


§  2.  Ahgypten.  11 

Kissen,  Teppichen  etc.  '  fertigte  man  auch  einfachere  Stoffe  mit  gevvllrfeiten  Mu- 
stern [scutulatae  vestes)  an  2  und  hatte  sogar  bereits  die  Erfindung  gemacht, 
abgetragenen  Stoffen  ein  neues  Musler  aufzudruclien  ^. 

Ebenso  alt ,  ja  vielleicht  noch  älter  als  die  Weberei  von  Leinen-  und  Wol- 
lenstoffen ist  ein  anderes  Gewerbe,  das  in  Aegypten  zur  höchsten  Bedeutung 
gelangt  ist  und  sich  daselbst  bis  in  die  späte  Kaiserzeit  hinein  erhalten  hat, 
die  Glasfabricalion.  Schon  in  der  18.  Dynastie  ist  sie  nachweisbar <,  und 
auf  den  um  1800  v.  Chr.  angesetzten  Wandgemälden  von  Beni  Hassan  ist  das 
Blasen  des  Glases  dargestellt  5;  die  in  Aegypten  gefundenen  farbigen  Gläser, 
Glasflüsse  etc.  scheinen  einer  nicht  minder  frühen  Zeit  anzugehören  s.  Woher 
die  Aegypter  diese  Technik  überkommen  haben ,  ob  dieselbe  durch  die  Phönizier 
zu  ihnen  gebracht  worden  sei ,  darüber  haben  wir  keine  Nachrichten ;  doch  ist 
letzteres  nicht  unwahrscheinlich.  Bedeutung  auch  für  das  Ausland  gewinnt  die 
aegyptische  Glasfabricalion  hauplsächlich  durch  ihre  kostbaren,  kunstreichen 
Fabricate ,  durch  die  bunlen ,  in  vielen  Farben  schillernden  Gläser ,  welche  na- 
mentlich in  Alexandria  angefertigt  wurden ' ;  die  dazu  geeignete  Erde  fand  sich 
in  Aegj-plen  selbst  >*.  Die  Ausfuhr  dieser  Gläser  scheint  erst  in  der  römischen 
Kaiserzeit  Umfang  und  Wichtigkeit  für  den  aegyptischen  Exporthandel  gewonnen 
zu  haben;  aus  früherer  Zeit  wird  des  aegj^tischen  Glases ^  und  seiner  Aus- 
fuhr 1»  wohl  gedacht,  aber  von  ausgedehnter  Anwendung  desselben  im  Auslande 
erfahren  wir  erst  in  der  römischen  Zeit  •'.  Da  galten  denn  diese  kunstvollen  bun- 
ten ,    oft  mit  erhabenen  Ornamenten   geschmückten  '^  Gläser  für   sehr  kostba- 


zische  Kaufleute  nach  Aegypten  gebrachte  Stoffe  angewendet  worden  zu  sein,  vgl.  Luc.  Phars. 
X,  141  sqq. :  Candida  Sidonio  perlucent  pectora  filo, 

Quod  Nilotis  acus  percussum  pectine  Serum 
Solvil  et  extenso  laxavit  stamina  velo. 
1)  Vgl.  Scmper,  Der  Stil  I,  139.  2)  Vgl.  Arr.  Peripl.  p.  13. 

3)  Plin.  VIU,  191  :  similis  (sc.  lana  scutulato  textu]  et  in  Aegypto ,  ex  qua  veslis  detrita  usu 
pingitur  rursusque  aevo  dural.  Vgl.  XXXV,  150. 

4)  Wilkinson,  The  Egyptians  in  the  time  of  the  Pharaons,  Lond.  18!i7  p.  '.S  sqq. 

5)  Wilkinson,  Manners  and  Customs  of  the  ancient  Egyptians,  Lond.  1857,  111  p.  88. 

6)  S.  die  von  Marquardt  II,  336  Anm.  3053  cilirten  neueren  Werke  über  diesen  Ge- 
genstand. 7)  S.  unten.  8)  Str.  XVI,  758. 

9)  Vgl.  z.  B.  Her.  II,  69 :  aQnj/^nra  U»iva  xvtu.  Eine  hohe  technische  Vollendung  muss 
die  Glasfabricalion  bereits  zur  Zeit  der  Ptoleraaeer  erlangt  haben;  vgl.  Ath.  IV,  129:  vtXovs 
TzlraS  liintixvs  ^ov  rift'  äiti/ierpov ,  und  die  Gefässe  bei  der  Pompa  des  Ptolennaeus  Philadel- 
phus,  Ath.  V,  199  D. 

10)  Die  Phönizier  brachten  acgyptisches  Glas  bis  zu  den  Acthiopen,  ll»ovA1yv7nlttv,  Scyl. 
p.  55.  (Dass  darunter  Glas  zu  verstehen  ist,  zeigt  Her.  1.  1.  und  Arr.  Peripl.  p.  4  :  i.i»t«i  vaUji 
nktlora  yivri;  die  Conjectur  von  Falconer:  Xlrov  Myvnjioi'  ist  demnach  überflüssig.)  Walu- 
scheinlich  waren  das  bunte  Glaskorallen  für  die  putzsüchligen  Neger  (vgl.  Movors,  Phon, 
a.  a.  0.  S.  332).  —  Auch  nach  den  Gegenden  am  rotlien  Meere  wurden  viele  Glaswaaren  ge- 
bracht, Arr.  Peripl.  1.  I.  und  p.  6  :  vctli]  Xt&la  avfiftixTos,  p.  28:   vaXog  i'cQyri. 

11)  Marl.  XI,  11,  1  :  calices  tepidique  toreumata  Nili.  XII,  74,  1  :  Dum  tibi  iMliavus  portal 
cryslalla  cataplm.  Vgl.  oben  S.  8  Anm.  4. 

12)  Marl.  XIV,  115.  Calices  vitrei : 

Aspicis  ingenium  Nili:  quilms  addere  plura 
Dwn  pupit,  ah  quoticns  perdidit  auclor  opus. 
Vgl.  XI,  n  :  toreumata  Nili.    Die  Allen,  dir  liekaniillirli  in  der  Cliisfahricalion  sehr  vorgeschril- 


12  I.  Africa. 

res  '  Hausgerälh,  mit  dem  man  äusserst  vorsichtig  umgingt;  als  Hadrinn  Aegyplen 
liesuchle,  sandte  er  den  Seinigen  solche  Becher  als  ein  werthvolles  Geschenk, 
dessen  sie  sich  an  festlichen  Tagen  beim  Mahle  bedienen  sollten*.  Die  mühevolle 
Arbeit ,  bei  der  so  leicht  gar  viele  Exemplare  zerbrechen  konnten ,  ehe  eins  ge- 
lang ^,  erklärt  den  hohen  Preis  derselben  hinlänglich.  Wie  das  Linnen,  so  belegte 
Aurelian  auch  das  aegyptische  Glas  mit  einer  Abgabe  ^. 

Das  dritte  der  in  Aegypten  seit  ältester  Zeit  betriebenen  und  bis  in  die  nach- 
christlichen Jahrhunderte  blühenden  Gewerbe  ist  die  Papyrusfabrication  •'. 
Diese  hauptsächlich  im  Nildelta  gedeihende  Pflanze'  war  für  die  Aegypter  ein 
wahrer  Schatz ;  denn  ausser  dem  Papier,  das  für  uns  ganz  besonders  in  Betracht 
kommt,  bereiteten  sie  aus  derselben  auch  noch  alles  mögliche  andere:  kleine 
Boote  ^,  aus  dem  Baste  Segel",  Kleider,  Decken  und  Teppiche  i",  Sandalen", 
Siebe  12  j  Stricke '*  etc.  Alles  dies  hat  für  uns  weniger  Bedeutung ;  denn  wenn 
auch  diese  Fabricationen  eine  grosse  Anzahl  von  Personen  beschäftigen  und  keinen 
kleinen  Theil  der  acgyptischen  Industrie  ausmachen  mochten,  für  die  ausser- 
acgyptischen  Länder  waren  sie  von  keiner  Bedeutung;  denn  es  scheint  nicht,  als 
ob  diese  Papyrusfabricate  auch  im  Auslande  viel  Anwendung  gefunden  hätten. 
Sie   mögen  also  nur  für  den  Bedarf  im  Lande  selbst  angefertigt  worden  sein. 


ten  waren,  verstanden  es,  die  Glaser  nacli  dem  Gusse  noch  zu  ciseliren.  Plin.  XXXVl,  193  : 
aliud  lorno  teritur,  aliud  argenti  modo  caelatur.  Quint.  11,  21,  9.  Vgl.  Minutoli,  Üb.  d.  Anfer- 
tigung u.  Nutzanwendung  d.  farbigen  Gläser  b.  d.  Alten.  Berlin  1858.  S.  5.  Datier  kommt 
denn  aucli  der  Ausdruck  toreumata  vitri ,  Marl.  1.  1.  und  XII,  74,  5.  XIV,  94,  1.  (Vgl.  Ma'r- 
quardtll,  340  Anm.  3082.) 

1)  Vgl.  Str.  XVI,  758:  nolazcleli  xajuaxsvaC.  2)  Marl.  11.  II. 

3)  Vopisc.  Saturn.  8,  6:  Calices  tibi  alassotites  [id  est]  versicolores  trmismisi ,  quos  mihi 
sacerdos  templi  obtulit,  tibi  et  sorori  meae  specialiter  dedicatos,  quos  tu  velim  festis  diebus  conviinis 
adhibeas.  Vgl.  Treb.  Poll.  Claud.  17:  misi  autem  ad  eum  .  .  .  calices  Aegyptios  operisque  diversi 
decem. 

4)  Mart.  XIV,  115  (s.  oben).  Krause,  Angeiol.  S.  41  folgert  aus  dieser  Stelle,  »dass  die 
Aegypter  schöne  Glasgefässe  zugleich  mit  kunstreicher  Verzierung  ausstatteten  und  darin  oft 
zu  weit  gingen  und  dadurch  die  einfache  Anmuth  zerstörten.«  Mir  scheint  der  oben  angege- 
bene Sinn  näher  zu  liegen.  5)  Vgl.  S.  8  Anm.  8. 

6)  S.  die  reichhaltige  Litteratur  bei  Mar  qua  rdt  II,  389  Anm.  3439. 

7)  Vgl.  Str.  XVII,  800  u.  s. 

8)  Her.  II,  96:  lacodey  Si  tkj  ägfioviag,  iv  wv  tnäxTioaiv  i^  ßvßXi^.  Plin.  VII,  206:  In 
Nilo  (naves  ßunt)  ex  papyro  et  scirpo  et  hirundine.  XIII,  72  :  radicibus  incolae  pro  ligno  utunlur, 
nee  ignis  tantum  gratia ,  sed  ad  alia  quoque  ulensilia  vasorum ;  ex  ipso  quidem  papyro  navigia 
texunl.  Vgl.  VI,  82.  Solin.  56.  Plut.  de  Is.  et  Osir.  c.  18  p.  35SA.  S.  Bötligcr,  Kl.  Sehr. 
III,  365  ff. 

9)  Her.  I.  1.  laiM  di  ctxnvUCytff  yotoviui ,  tarloiai  äi  ßvßUvoiat  (vgl.  Eust.  ad  Dion.  Per. 
V.  912).  Plin.  XIII,  72  :  e  libro  vela  tegetesque,  nee  non  et  vestem,  etiam  stragulam  et  funes  (texunl) 
Vgl.  Movers  a.  a.  0.  S.  320.  10)  Plin.  I.  1. 

11)  Die  Priester,  die  lederne  Schuhe  nicht  tragen  durften,  weil  sie  von  unreinen  Thieren 
kommen,  trugen  nur  solche,  Her.  II,  37  :  ot  tgitg  ifoQiovai  inoSri^nra  ßvßhva.  Vgl.  Eust.  1.  I. 
Daher  lässt  auch  Martianus  Capeila  in  seiner  allegorischen  Hochzeit  die  Philologie  Schuhe  aus 
Papyrbasl  anziehen,  Nupt.  Phil,  et  Merc.  II,  4  p.  100:  Calceos  ex  papyro  textiti  subligavit :  ne 
quid  ejus  membra  poilueret  morticinum. 

12)  Plin.  XVIII,  108  :  Aegyptus  e  papyro  atquejuuco  (crebra  invenit). 

13)  Plin.  XIII,  72. 


§  2.  Aegyi'tex.  13 

Anders  aber  verhält  es  sich  mit  der  Bereitung  des  Papiers,  welche  in  Aeg\plen 
seit  alter  Zeit  bekannt  war  ' ,  obgleich  Herodot,  wo  er  vom  Papyrus  spricht  -,  die 
Benutzung  desselben  als  Schreibpapier  gar  nicht  erwähnt ;  er  spricht  überhaupt 
da  nur  von  den  essbaren  Nilpflanzen  und  berührt  die  anderweitige  Benutzung 
des  Papyrus  nur  gelegentlich,  hielt  vielleicht  auch  die  Erfindung  des  Papiers  gar 
nicht  für  aegyplisch  ^.  Wann  das  Papier  in  Griechenland  eingeführt  worden  sei, 
darüber  haben  wir  keine  bestimmten  Nachrichten ;  man  kann  vermuthen ,  dass 
es  zu  jener  Zeit  geschah ,  als  Aegypten  durch  Psanunetich  dem  Handelsverkehr 
geöffnet  wurde,  also  um  die  letzte  Hälfte  des  7ten  Jahrhunderts.  Einen  eigentlichen 
Aufschwung  und  namhafte  Bedeutung  für  den  Handel  erlangte  die  Papierfabrica- 
tion  erst  unter  den  Ptolemäern ,  als  Litteralur  und  Wissenschaft  schon  in  hohem 
Grade  Gemeingut  der  civilisirten  Welt  geworden  waren.  Nunmehr  geht  das 
aegyptische  Papier  in  aller  Herren  Länder  und  wird  der  dritte  bedeutende  Artikel 
des  aegj-ptischen  Exporthandels  *.  Seine  Fabricalion  beschäftigte  eine  grosse  An- 
zahl Arbeiter ,  namentlich  in  dem  gcwerbfleissigen  Alexandiia  ■^.  Unter  Aurelian 
musste  Aegypten  auch  für  das  Papier  an  die  Stadt  Rom  eine  Abgabe  zahlen '', 
und  noch  nach  der  Eroberung  Aegyptens  durch  die  Araber  kam  Papyrus  von 
dorther  nach  Italien',  obgleich  sich  die  Papierfabrication  daselbst  schon  längst 
eingebürgert  hatte. 

Von  den  andern  in  Aegypten  in  gröSserem  Massstabe  betriebenen  Gewerben 
haben  wir  noch  zu  gedenken  der  S  a  1  b  e  n  f  a  b  r  i  c  a  t  i  o  n  und  der  R  ä  u  c  h  e  r  a  n- 
stallen.  Die  aegyptischcn  Salben  waren  so  vortrelllich,  dass  sie  zu  Plinius 
Zeit  fast  alle  anderen  an  Güte  übertrafen*;  am  meisten  wurde  das  oencmthinum 
und  cyprinum  gelobt".     Griechische   und   römische  Schriftsteller  ei-wähnen  sie 


1)  Das  zeigen  die  aegyptischcn  Papyrus,  deren  Daten  nach  Cbampollion  d.  J.  bei  Du- 
reau de  la  Malle,  Memoire  sur  le  papyrus  et  la  fabrication  du  papier  chez  les  ancicns  i.  d. 
M6m.  de  I'Inst.  XIX  P.  I  p.  153  bis  in's  18te  Jahrh.  v.  Chr.  hinaufreichen  sollen.  Vgl.  Wil- 
kinson,  Manners  and  customs  etc  III  p.  150.  Marquardt  a.  a.  0.  Anm.  3440.  —  Die  An- 
gabe des  Varro  bei  Plin.  XIII,  68 ;  et  hanc  (papyrum)  Alexandri  magni  victoria  repertam  auclor 
est  M.  Varro,  condita  in  Äegypto  Alexandria ,  ist  demnach  entweder  ein  Irrthum  ,  oder  so  auf- 
zufassen, wie  Böttiger  a.  a.  0.  S.  382  will,  dass  bis  auf  die  Eroberung  Aegyptens  durch 
Alexander  die  Papierzubereitung  in  Aegypten  als  ein  persisches  Regal  behandelt  und  den  Aus- 
ländern sorgraltig  verborgen  war,  sodass  seine  Zubereitung  nun  erst  auch  auswärts  bekannt 
wurde. 

2)  II,  92.  3)  S.  Bölliger  S.  379. 

4)  Hermipp.  b.  Alh.  I,  27  F.:  ix  ^  AlyvnTov  ßißlovg.  Pliilostr.  Vit.  Soph.  11,  21,2:  (ifoCxa 
3i  nwT»;  xa\  an  AlyvnTov  Xtßaiaiiog,  l).(<fii(,  fivnof,  ßvßXus,  ßißUti  xal  Ttäaa  i)  roiwiTf  äyoitä. 
Syniinach.  Ep.  IV,  28  :  Aegyplus  papyri  rolumina  bibliolliccis  foroQuc  tcxuit.  Vgl.  Plin.  .\lll,  76. 
Marl.  XIII,  1,  3.  Cassiod.  Var.  XI,  38.  S.  oben  S.  8  Anm.  4. 

5)  Vgl.  Vopisc.  Saturn.  8. 

6)  Vopisc.  Aurel.  45.  Vgl.  Mommsen,  Corp.  Inscr.  Lat.  I  p.  385. 

7)  S.  Marquardt  a.  a.  0.  Anm.  3441. 

8)  Plin.  XIII,  26:  lerrarum  omnium  Aegyplus  accommodalissima  unguenlis.  Vgl.  XII,  134. 

9)  Plin.  XIII,  5:  oenanthinum  in  Cypro,  deinde  in  Aegypio  praepositum.  §6;  nwx  hacc  abs- 
tulit  Phoenice  et  cyprini  laudem  Aegypto  reliquit.  §  12  :  cyprinum  oplimum  Sidonc,  mox  Aegypio. 
Apollon.  b.  Ath.  XV,  638  F.:  xvnQiyov  7rQox(xi>iini  lü  fi  Aiyv:i7(ii.  Vgl.  Polt.  VI,  104.  Claud. 
epithnl.  Poll.  123. 


14  I.  Africa. 

häufig';  auch  in  der  Medicin  fanden  sie  niannichfache  Anwendung 2.  Auch  aus- 
serhalb Aegyptens  waren  daher  diese  Salben  sehr  gesucht  und  wurden  von  den 
Kaufleuten  selbst  zu  den  Aelhiopen  und  zu  den  fernen  Küsten  des  rothen  Meeres 
gebracht''.  —  Mehrfach  genannt  werden  ferner  die  in  Aegypten  bereiteten  Far- 
ben^.   Auch  das  aegyptische  Kraftmehl  hatte  Ruf». 

Fischfang  und  Räucheranstalten  bestanden  hauptsächlich  am  MI, 
dessen  Fische  nicht  nur  den  Anwohnern  reichliche  Nahrung  boten,  sondern  auch 
als  raQiXt]  ^ilyvnxia  in  grossen  Mengen  exportirt  wurden ''.  Bei  den  Griechen 
scheinen  sie  nicht  sehr  beliebt  gewesen  zu  sein '. 

Endlich  möge  als  ein  für  Aegypten  ganz  eigenthümliches  Gewerbe  das  Ein- 
balsamiren  erwähnt  werden.  Die  Sitte,  die  Todten  einzubalsamiren ,  war 
allgemein  und  erforderte  ein  sehr  künstliches  Verfahren  ^ ;  es  ist  nicht  zu  bezwei- 
feln, dass  eine  grosse  Zahl  von  Leuten  dadurch  ihre  Beschäftigung  erhielten. 


§3. 
Fortsetzimg. 

Unter  den  Städten  Aegyplens  nahm  unter  der  Herrschaft  der  Ptolemaeer 
sovohl,  wie  später  unter  der  lömischen  ,  Alexandria  in  jeder  Beziehung  den 
ersten  Platz  ein.  Wie  Kunst  und  Wisseflschaft  hier  Pflege  und  Aufmunterung  in 
einer  Weise  fanden,  wie  sie  nur  selten  in  der  Geschichte  dagewesen  ist,  so 
erreichte  auch  der  Handel  und  die  Gewerbthäligkeit  der  Einwohner  eine  Höhe, 
die  nicht  wenig  dazu  beitrug,  Alexandria  zu  der  Weltstadt  zu  machen,  die  sie  in 
der  römischen  Kaiserzeit  war  9.  Nach  allen  Weltgegenden  gingen  ihre  Schiffe ;  die 
fernsten  Küsten  sandten  ihre  Schätze,  welche  hier  aufs  neue  verladen  nach  allen 
Richtungen  der  civilisirten  Welt  versandt  wurden  '".  Hand  in  Hand  mit  diesem 
wahrhaft  grossartigen  Handelsverkehr  ging  ein  staunenswerther  Gewerbfleiss. 
»Niemand«,  so  schreibt  Hadrian  von  Alexandria  aus  an  seinen  Schwager  Servia- 


1)  Ath.  II,  66  D.  Achaeus  ebd.  XV,  689  B.  Antiph.  ebd.  E  u.  XII,  553  D.  Dioscor.  I,  63. 
Poll.  VI,  104.  Clem.  Alex.  Paedag.  II,  8  p.  207  u.  s. 

2)  Vgl.  Hippocr.  II  p.  S36.  556.  568.  710.  743.  811.  813.    S.  Movcrsa.  a.  0.  S.  323. 

3)  Philostr.  Vit.  Apoll.  VI,  2  :  ätpmöfterog  tn\  itt  Ai^ioTzuiv  rc  xal  AlyvnrCiov  oqicc  XQva(^ 
r  uarifjt{)  h'{Tvx€  xal  kCi'M  xal  i}.i<f«VTt  xal  (liCais  y.al  fivnM  xnl  ocQUftaai.  (Hier  .sind  zugleich 
die  zutii  Tauschhandel  bestimmten  Gegenstande  mit  angegeben.)  Air.  Peripl.  p.  13  u.  23. 

4)  Theophr.  de  lapid.  8,  55.  Plin.  XXXIll,  161.  Dioscor.  V,  106. 

5)  Plin.  XVIII,  76  sq.    Dioscor.  I,  123. 

6)  Diod,  I,  36:  /(U()(f  äi.  riSv  eiQtj/jiivoiiv  &t]iiitov  6  NiiXog  fyai  naiToiii  y^irj  ?/,9i)a)i'  xal 
xara  rö  nXTi&os  änima  •  toi;  yäo  iy^iooCoK;  ov  uovof  ix  rtSv  Tinoaifccrto;  aXiaxofi^iior  naof- 
Xerai  iSatpilrj  rijv  aTioiavniv  itXlti  xal  nli]3og  tlg  TKoi/f/ar  fiilrjan'  av^xifiTTTor.  Vgl.  ib.  52. 
Xenocr.  bei  Oribasius  I  p.  158  (d'Aremb.).  AiyvTTxia  rafilxr]  bei  Poll.  VI,  48. 

7)  Vgl.  Ath.  111,  118  K.  119C.  Doch  nennt  sie  Lucian  Navig.  15:  tu  NttXüia  lavrn  raij//i] 
TU  hnxä.  S.  Kohler,    TÜqixos,  p.  366. 

8)  Vgl.  Her.  II,  85  sqq.  Strab.  XVI  p.  764. 

9)  Vgl.  Fried  liinder,  Bild.  a.  d.  Sittengeschichte  Roms,  2.  Aufl.  II,  82  ff. 

10)  Der  Export-  überstieg  den  Importhandel  bedeutend  ;  Str.  XVII,  793:  Tarnj  iS^  xal  i« 
fxxofjiCoiifa  (g'AXfiatSQitag  nUtut  liäv  fiaxo/ji^ofi^viov  for(v    Vgl.  ebd.  p.  79S. 


§  3.   Aegypten.  15 

nus,  »ist  hier  unlhätig,  jeder  belreibl  irgend  ein  Gewerbe.  Die  Podagrischen  haben 
zu  arbeilen,  die  Blinden  zu  thun,  und  nicht  einmal  wer  das  Chiragra  hat,  geht 
müssig« '. 

Am  berühmtesten  waren  schon  in  frührömischer  Zeit  die  alexandrinischen 
Webereien,  ein  Industriezweig,  den  wir  schon  oben  als  einen  der  wichtigsten 
Aegyptens  bezeichnet  haben.  Alle  Sorten  Stoffe  wurden  verfertigt,  von  den 
gewöhnlichsten  Linnenzeugen  ^  bis  zu  den  gemusterten ,  aus  mehreren  Fäden 
gewirkten  Stoffen,  den  polymita  ^,  in  denen  Alexandria,  dem  auch  der  Ruhm  der 
Erfindung  dieser  Zeuge  zugeschrieben  wurde'',  sich  besonders  auszeichnete  i. 
Die  Fabricate  der  alexandrinischen  Webereien  waren  die  ganze  Kaiserzeit  hin- 
durch beliebt s,  und  noch  im  Mittelalter  behaupteten  sie  ihren  Ruf". 

Nächst  den  Webereien  waren  die  Glashütten  in  Alexandria  weltbekannt. 
Hier  w-urden  jene  künstlichen ,  in  allen  Farben  schimmernden  und  die  mannich- 
fachsten  Formen  irdener  Gefässe  nachahmenden  Prachtgläser  angefertigt ,  welche 
zu  den  berühmtesten  Ausfuhrartikeln  Alexandricns  gehörten  und  die  Tafeln  der 
römischen  Grossen  schmückten  ^. 

Femer  sind  zu  erwähnen  die  Papyrusfabriken^,  welche  alle  Arten 
Papier,  vom  dünnsten  Blatt  bis  zum  gröbsten  Packpapier  lieferten  'o  und  mit  ihren 
Erzeugnissen  die  ganze  Welt  versorgten  •'.    Und  wie  diese  vermuthlich  bis  ins 


1)  Die  ganze  Stelle  lautet  bei  Vopisc.  Saturn.  8  ;  genus  hominum  sediliosissimum  . . .  Ciiilas 
opulenla,  dkes,  feeunda,  in  qua  nemo  vivat  otiosus.  Alii  vitrum  cotiflant,  ab  aliis  Charta  conficilur, 
alü  linyphiones ,  omnes  cerle  cujuscunque  artis  et  videnlur  et  hahentur.  Podagrosi  quod  agant 
habent;  habent  caeci  quod  faciant;  ne  chiragrici  quidem  apud  eos  otiosi  vivunl. 

2)  Solche  werden  die  Kleider  gewesen  sein ,  von  denen  Alexandria  ganze  Schiflsladungen 
nach  Britannien  schickte,  s.  Prochor,  de  S.  Joanne  hist.  in  den  Patres  Orthodoxogr.  I  p.  86 
(cilirt  bei  Movers,  Phönizier  II,  3,  98). 

3)  S.  Marquardt  II,  U1   Anm.  1329. 

4)  Plin.  VIII,  196:  plurimis  liciis  texerc  quae  polymita  appellant  Alexandria  histiluit. 

5)  Plaut.  Pseud.  1,  2,  14  (147)  :  Alexandrina  beluala  conclmliala  tapetia.  I.ucan.  Phars.  X, 
125:  ul  mos  est  Phariis  miscendi  licia  teils.  Ath.  V,  19GF.:  /nwvf;  yj>vao'viitii  iifa:iT(Sfg  ii 
XttV.iaiai ,  Tii'h  fih  aixövag  (^ovaai  Ttov  ßaatXiujv  li'Vffaaju^nas ,  al  J^  fivOixtc;  i5ia9^afi(. 
Die  phantastischen  Thierfiguren,  welche  den  Teppichen  eingewebt  wurden,  kamen  von  den 
Assyrern  frühzeitig  zu  den  Juden  und  von  diesen  kam  diese  Art  der  Tapetenwirkerei  nach 
Alexandria.  Vgl.  Buhle  in  Erscli-Gruber's  Encycl.  I,  7,  24  fg. 

6j    Mart.  XIV,  150.  Ed.  Diocl.  c.  XVII.  XIII,  7.  16.  37.  Dazu  Mominscn  p.  61. 

7)  Anastas.  Bibl.  de  vilis  pontif.  Romae  1718.  Vol.  I  p.  346:  fecit  velum  Alcxandrinum, 
Itabens  phasianos  duodecim  fanno  827).  S.  Marcjuardt  a.  a.  0.  Anm.  1330. 

8)  S.  oben  S.  11  ff.  Ath.  XI,  784  C:  xnrnffxfi'Kfoi/fft  J^  oi  iv  'yl).l^ttvä(tl((c  Tr/i'  vakot  finitQ- 
Qt'Hud^ovTtg  noXI.Kxig  nokXttig  [noXlaig  xtü  iroixdtiig  Moinckc)  lä^aiq  norrioliav,  narrog  jov 
7iaiTt(/o9(i'  xnraxoijiCoft^rov  xfQciuov  Ti]V  iöfav  fti/uovfi€Pot.  Strab.  XVI,  758  ;  i'ixouan  iS"  fr 
TJJ  'ytlf^avifQldf  nana  riär  vaXoVQyiür  ihaC  Tirn  xal  xar  AXyvnror  vaXtzir  yijv,  >;f  jj'Wpif  oi'/ 
oior  Tt  lug  noXv)(i>6ovg  xnX  nolvitldg  xaraaxtvag  unoTiXealHjrtti,  xa&iineQ  xa\  äXXoig  nXXmr 
(iiyiitirtüv  6üv.   Vgl.  Krause,  Angeiologie  S.  38  (T. 

9)  S.  oben  S.  12  fg.  Vopisc.  Saturn.  1.  I. 

10)  Plin.  XIII,  74  sqq.  Marquard  t  II,  389  IT.  Vgl.  auch  Pascha  lius  de  coronis  p.  6S4. 
Caylus,  M6m.  de  l'acad.  XXVI,  278. 

11)  Tot.  orb.  descr.  §  36:  Sed  et  in  hoc  vatde  laudanda  est  (Alexandria' ,  quod  omni  mundo 
sola  Chartas  cmittil ,  quam  speciem  licet  vilcm  sed  nimis  utilem  et  neccssariam  in  nulla  provincia 
nisi  tanluni  apud  Atcxtindrinm  iinenies  ahundnre 


16  1.  Africa. 

spüle  Mittelaller  hinein  blühten,  so  h;il)en  auch  die  kostbaren  Erzeugnisse  der 
Weihrauchfabriken  noch  in  der  späten  Kaiserzeit  ihren  Ruf  bewahrt'. 
Auch  die  alexandrinischen  Salben  waren  berühmt,  zumal  zur  Zeit  der  Köni- 
ginnen Arsinoe  und  Berenice,  die  der  Salbenfabrication  ihre  Aufmerksamkeit  zu- 
wandten 2. 

Keine  der  andern  Städte  Aegyptens  hat  in  der  Industrie  auch  nur  entfernt 
eine  solche  Höhe  erreicht,  wie  Alexandria.  Die  meisten  Namen  werden  uns  ge- 
nannt von  Orten,  an  welchen  die  Lein  Weberei  betrieben  wurde;  und  selbst- 
verständlich war  in  der  klassischen  Zeit,  mit  der  wir  es  hier  ja  nur  zu  thun 
haben,  der  regste  Verkehr  in  Un teraegypten.  Die  Leinweberei  blühte  da 
namentlich  in  Butos'',  Canopus^,  Cäsium^,  Tanis^  und  Pelusium '; 
die  Dichter  scheinen  sogar  Ihmm  Pelusiaacm  für  gleichbedeutend  mit  Aegyptium 
zu  brauchen.  In  Canopus  bestand  auch  eine  Fabrik  berühmter  Cypros- 
S  a  1  b  e  8 ;  und  nicht  minder  bekannt  als  der  Wein  waren  die  S  a  1  b  e  n  des  M  e  n- 
desius  nomus^.  In  Diospolis  wurden  Glas  waaren  undGefässe  verschiede- 
ner Art  verfertigt'";  Naucratis  war  berühmt  wegen  seiner  Kränze  winder", 
und  daselbst  betrieben  auch  die  Töpfer  ihr  Gewerbe,  deren  Gefusse,  namentlich 


1 )  Tot.  orb.  descr.  §  35  :  Haec  (Atexandrla)  aromata  et  diversas  species  pretiosas  omnibus 
retjionibus  emiltit.  Die  Arbeiter  in  diesen  Officinen  wurden  streng  bewacht,  damit  sie  nichts 
von  dem  werthvollen  Stoffe  entwendeten ;  sie  mussten  mit  Masken  arbeiten  und  naclil  die 
Wcrlistalt  verlassen  :  Plin.  XII,  59;  Alexandriae,  ubi  Iura  interpolantur ,  nulla  satis  cuslodil  dili- 
gentia officinas;  subligaria  signantur  opifici,  persona  additur  capiti  densusve  reticulus,  nudi  emil- 
tuntur. 

ä)  Ath.  XV,  689  A:  ^'xjuoat  äi  xcil  ra  i,'  '.-J/itSai'd'Qiui  [fiVQo.)  <Sia  7ii.ovrov  xal  Jia  liiV 
'.Inaivöris  y.al  BfQCvixrjg  anoväriv. 

3)  Plin.  XIX,  14:  qualuor  ibi  genera  (Uni) :  Taniticum,  Pelusiacum,  Buticum,  Tenlyrilicum, 
regionum  nominibus,  in  quibus  nascuntur. 

4)  Grat.  Cyiieg.  42. 

5)  Sleph.  Byz.  v,  A't'tatof  ■  u(f  ol  ir  r;]  (Ji'i  ;;Ön'«  tu  Kuaiunixü  i/juiia. 

6)  Plin.  1.  I. 

7)  Plin.  1.  1.     Sil.  Ital.  III,  24  : 

velantur  corpora  Uno 
Et  Pelusiaco  praefuUjet  slamine  Vertex. 
ib.  374  :         Saetabis  et  telas  Arabum  sprevisse  superba 
El  Pelusiaco  filum  componere  Uno. 
Der  jüdische  Hohepriester  trug  am  Versühnungstage  Kleider  aus  pelusischer  Leinwand  ; 
s.  Movers  a.  a.  0.  S.  318. 

8)  Plin.  XII,  109.  Luc.  Navig.  15.  Aucli  Backwaaren  aus  Canopus  werden  erwähnt, 
Ath.  XIV,  647  C. 

9)  Plin.  XIII,  4:  laudatissumum  (unguenlumj  fuil  antiquitus  in  Delo  insula,  poslea Mendesium. 
ili.  5  :  cyprinum  —  in  Aegyplo ,  ubi  Mendesium  et  melopium  subito  gratius  factum  est.  Vgl.  ib.  8 
u.  17.    Apoll,  b.  Ath.  XV,  688  F.   Dioscor.  I,  23.  62.  72.  73. 

10)  Arr.  Peripl.  mar.  Erythr.  p.  4  :  iiQOXMQfT  iff  ilg  ronovg  jovtovs  .  ...  xal  hOCag  vaX^g 
TzXiuiva  yivii  xal  «AAijj  fiV(>(>(riig,  rijg  ytrofiäi/rig  L'  JioanoUi.  Darauf  ist  wohl  auch  zu  bezie- 
hen Prop.  V,  525  :  Seu  quac  palmiferae  mittunl  venalia  Thebae, 

Murreaque  in  Parthis  pocula  cocla  focis. 
Vgl.  Böttiger,   Kl.  Sehr.  II,  157. 

11)  Alh.  XV,  671  E.    675F.   676E.    Vgl.  Bfittiger,  Sabinn  I,  228. 


§  .i.   Aegyptkn.  17 

die  Becher,  von  vorzUi;liclier  Arlieii  waren'.  An  den  Ni  I  m  iindungen  waren 
bedeutende  Riiuoheranstallen,  sowohl  an  der  pelusischen-,  als  an  der 
canopischen  Mündung^;  dieselben  giniien  sicher  auf  phönizischen  Ursprung 
zurück  *. 

In  Mittel-Aegypten  lieferte  Arsinoe  die  verschiedenartigsten  Webe- 
reien*;  daselbst  WTirde  auch  am  See  Moeris  der  Fischfang  sehr  eifrig  be- 
trieben, und  es  bestanden  dort  grossartige  Räucheranstalten 6.  Antinou- 
polis  am  Nil  [früher  Besaj  war  berühmt  wegen  trefflicher  baumwollener 
Beltpfühle  und  Kopfkissen  von  Linnen,  die  auch  exportirt  -«"urden".  Ob 
Memphis  hierher  zu  rechnen  ist,  ist  schwer  zu  entscheiden;  seine  Webereien 
werden  von  Dichtern  wohl  angeführt  s,  aber  der  Name  hat  bekanntlich  in  der 
Poesie  oft  keine  andere  Bedeutung,  als  allgemein  aegyptisch.  Hingegen  beschäf- 
tigten sich  die  Bewohner  von  Memphis  viel  mit  Arbeit  in  den  MarmorbrUchen 
und  Steinhauerwerkstätten,  aus  denen  schöne  marmorne  Gefässe  hervor- 
gingen ■' ;  auch  die  Pa  p  y  r u s f a  b  ri  k e  n  der  Stadt  waren  bei-ühmt '". 

In  Ober-Aegypten  gedieh  der  Flachs  ganz  besonders  bei  Panopolis 
(Chemmis),  wo  seit  Alters  Webereien  und  Steinmet zwerkstätteu  sich 


4)  Ath.  XI,  480  D:  SiciifOQOi  äi  xvXixfg  yifoirai  y.a'i  h  r^  NavxQchii  •  dal  yicQ  (fiaXtoSns 
fxtt;  ov  xaTci  toopov  S"  «l£  wonCQ  äaxrvXto  neyioitju^i'ai,  xui  e^favaiv  una  riaactoa,  Tzv&ft^va 
flg  nXäroi  ixterafxitov,  xat  ßamovjai  li;  rö  äoxdv  ilvai  ÜQyvQai  ■  noXlol  rf'lf  Tjj  NavxQäjii 
xinttfiels,  «'/'  <üi'  Xtti  '/  Ti).tja(ov  iwr  xina/xitiov  TivXi]  xsgctfiixrj  xttXiiiai.  Vgl.  Böttiger,  Kl. 
Sclir.  111,  374  'Anm.  Krause,  .\ngeiol.  S.  334  ff.  Die  Mehrzahl  dieser  Töpfer  waren  ver- 
muthlich  griechische  .Ansiedler;  die  meisten  der  in  Naucratis  ansässigen  Griechen  waren  aus 
Orlschaften ,  wo  die  Töpferei  blühte  (Chios,  Teos,  Rhodus,  Cnidus,  Aegina,  Samos  etc.)  Vgl. 
Heeren,  Ideen  II,  2,  692  fg. 

2)  Her.  n,  15. 

3)  Her.  II,  113.  Steph.  Bvz.  v.  TttQiyJai. 

4)  Moversa.  a.  0.  S.  325. 

ö)  Arr.  Peripl.  1.  1.:  ifiÜTia  ßafyßagixa  ayvatfa  r«  Iv  AiyvTiKo  yiiouitn,  !//()Oiroi)rixai 
atoXui  xui  äßöXXai  yö&oi  /ncoftttTivat  xat  X4viia  xal  StXQÖaatu. 

6)  Diod.  1,52:  (ifaaX)  xoaovror  «vriSv  «XCaxfO&iu  TrXij^oi  (sc.  iyßvtov),  uiajt  toi-c 
TtnoaxttQTfnovvias  laig  raot^eiaif  orins  7i«ftnX7]9f7g  dva/iQtSg  7te(jiyti'ta^ai  xiöv  (Qyiav. 

7)  Ed.  Dioclet.  c.  XVIll,  46:  ivXr)  fisrä  ^goaxtifaXai'ov  .  .  .  'Ai'Tivöt).  Das  Wort  rvXr] 
wird  abgeleitet  vom  Sanscr.  lula,  das  Baumwolle,  und  zwar  rohe,  die  nach  dem  Gewicht  ver- 
kauft wird,  bedoutel;  diese  Kissen  waren  also  vermuthlich  mit  Baumwolle  gestopft.  Vgl. 
SIrab.  XV,  693.     Marquardt  II,  101. 

8)  Sil.  Ital.  XIV,  659  :  quaeque  Allalicis  Variola  per  arlcin 

Äulaeis  scribuntur  acu,  aul  Memphilide  lela. 
Coripp.  laud.  Justinin.  III,  16  :  stra/nina  ....  qitae  ilemphilica  Caesar  pcrdturil  ab  aula.    Mail. 
XIV,  150.  Vgl.  Becker,  Gallus  I,  43. 

9)  I.ucan.  Phars.  IX,  714.  Plin.  XXXVI,  56.  Vgl.  Marl.  VI,  42,  13. 

1 0)  Cas-isiod.  Var.  XI,  38 :  Pulchrum  plane  opus  Memphis  ingeniosa  cuncepit,  ul  unirersa  svrinia 
vesliret,  quod  unius  loci  labor  elegans  texuissel.  Isid.  Orig.  VI,  9:  carlarum  tisum  priiiium 
Aegyptus  minislravit,  coeplum  apud ilcmphiticam  urbem.  Mentphis  namgue  civilas  Aegyptiorum  esl, 
ubi  cartae  usus  inventus  est  primum,  sicut  ail  Lucanus : 

conficilur  bibula  Memphilis  curla  papyro. 
(Die  Stelle  des  Lucan ,   Phars,  IV,  135  lautet  in  den  Hsrr.  :  conserilur  bibula  ilempliilis  cymba 
papyro.) 

Blamn(>r,  Diegoworbl.  Tliritipkcit   ci.  klass.  Alterthnms.  2 


befanden',   und  im  Tenlyriles  nomus^.    In  C  o  p  t  u  s  wurden  irdene  Ce- 
fa sse  angeferlii;t ',  und  in  Tliis  war  eine  Purpurfä  rberei*. 


Zweiter  Abschnitt. 
Asien. 


§4- 

Phönizien. 


Obgleich  die  Blüthezeit  des  Handels  und  der  Industrie  von  Phönizien  in 
eine  Zeit  fallt,  welche  dem  Zeitalter,  das  wir  vornehmlich  zu  liesprechen  haben, 
sehr  fern  liegt,  so  ist  doch  auch  in  diesem  Zeiträume,  wo  andere  Völker  es  längst 
den  Phöniziern  an  Gewerbfleiss  gleich  gethan,  ja  zum  Theil  den  Ruhm  derselben 
in  Schatten  gestellt  haben,  die  gewerbliche  Thätigkeit  dieses  unternehmenden 
Volkes  eine  so  grosse ,  die  Stelle ,  welche  es  in  der  Industrie  jener  Jahrhunderte 
einnimmt ,  noch  immer  eine  so  hervorragende ,  dass  wir  sie  hier  unmöglich  mit 
Stillschweigen  übergehen  können.  Leider  ist  das  treffliche  Werk  von  Movers 
über  die  Phönizier  nicht  bis  zu  dem  Bande ,  welcher  Kunst  mid  Handwerk  be- 
handeln sollte,  vorgeschritten ;  doch  bietet  schon  der  Band,  welcher  Handel  und 
Schifffahrt  behandelt  (3.  Theil  des  2.  Bandes)  ,  ein  so  reichliches  Material  dar, 
dass  wir  bei  einer  Betrachtung  der  phönizischen  Industrie  im  griechisch-römi- 
schen Zeitalter  fast  nichts  als  eine  Auswahl  daraus  zu  geben  und  nur  hier  und 
da  eine  kleine  Nachlese  zu  halten  haben  werden  ^. 

Die  Gewerbserzeugnisse,  welche  Phönizien  in  der  bezeichneten  Zeit  auf  die 
Märkte  des  Welthandels  liefert,  sind  im  allgemeinen  dieselben,   durch  welche  es 


1)  Str.  XVI,  813:  IT(tr(üi'  TiöXig,  Xirovnycöv  y.cd  Xt&ovgytSv  xttToixla  TiaXttia.  üeberhaupt 
muss  in  Aeg^^ten  das  Gewerbe  der  Steinmetzen  und  Bildhauer  sehr  verbreitet  gewesen  sein. 
Die  vielen  Tempel,  Obelislien,  Sculpturen  etc. ,  welche  alle  den  Stempel  einheimischer  Kunst- 
übung tragen,  erforderten  eine  grosse  Zahl  von  Arbeitern,  welche  technisch  eine  hohe  Voll- 
kommenheit erlangt  haben  mussten. 

2)  Plin.  XIX,  U. 

3)  Ath.  XI,  464  B:  iym  äi  ev  oläcc ,  ort  ijXiaTa  noVMxii  iarl  t«  xSQUfiia  ixniöfitna,  oi( 
xnl  T«  Trag'  ijfüv  ix  rris  KÖnrov  xaiayö/xiva-  fiixä  yciQ  agtofiäiiüv  avfttfvqai^Harig  z^s  yrjs 

OTTTÖrttl. 

4)  Auf  einem  Berliner  Papyrus  aus  dem  Anfange  des  7.  Jahrh.  n.  Chr.  kommt  ein  gewisser 
Pachymios  aus  Panopolis  vor,  welcher  eine  Purpurfabrik  und  -Färberei  in  This  hat.  Die  Ur- 
kunde ist  publicirt  und  besprochen  von  W.  A.  Schmidt  in  Forscbungen  auf  d.  Gebiet  d. 
Alterthums.  Bd.  I.  Berlin  1842.  S.  23  ff. 

5)  Bei  der  übergrossen  Zahl  von  Erwähnungen  phönizischer  Fabricate  ( besonders  der 
Kleider  und  des  Purpurs;,  zumal  bei  römischen  Schrittstellern,  müssen  wir  uns  auf  das  wich- 
tigste beschränken,  ohne  Vollständigkeit  der  Belege  auch  nur  anzustreben. 


§  4.  Phonizien.  19 

sich  schon  seit  Jahrhunderten  einen  wohlbegründelen  Ruhm  erworben  halte, 
nämlich  die  Erzeugnisse  der  Weberei  und  Färberei,  der  Glas-  und  Me- 
tallarbeit und  die  Salben. 

In  der  Weberei  leisteten  die  Phönizier  in  den  verschiedensten  Zweigen 
Vorzügliches.  Zu  den  Wollen  Stoffen  bezogen  sie  das  Rohmaterial  von  aus- 
wärts, da  sie  sich  mit  der  Schafzucht  wahrscheinlich  nur  wenig  oder  gar  nicht 
abgaben;  der  kleine  Landstrich,  den  sie  inne  halten,  war  zu  dicht  bevölkert,  um 
sich  dazu  zu  eignen.  Die  Hirtenvölker,  welche  in  der  Nachbarschaft  Phöniziens 
und  Palästina's  wohnten,  lieferten  Wolle  in  hinreichender  Menge,  und  wo  es  nicht 
ausreichte,  brachten  die  phöuizischen  Schiffe  aus  der  Ferne,  zumal  aus  Spanien, 
noch  grosse  Quantitäten  mit  K  Gleichen  Rufes  wie  die  Wollenzeuge  erfreuten  sich 
die  Leinen  waaren  der  phönizischen  Webereien,  welche  bis  in  die  späte  Kai- 
serzcit  hinein  viel  gelragen  und  von  denen  die  mannichfalligsten  Sorten,  verschie- 
den in  Güte  des  Materials  und  der  Arbeit,  in  den  Handel  gebracht  wurden.  Ob 
auch  die  Baumwolle  in  Phonizien  gepflanzt  und  verarbeitet  wurde,  dai-über 
haben  wir  keine  Nachrichten  ^ ;  dass  importirte  Baumwolle  daselbst  verarbeitet 
wurde,  ist  wenigstens  sehr  wahrscheinlich.  Hingegen  scheint  es  sicher  zu  sein, 
dass  Seidenstoffe  fabricirt  wurden.  Die  Phönizier  trieben  Handel  mit  seidenen 
Gewändern  nach  Carthago'';  und  wenn  auch  viele  seidene  Zeuge  von  den  Serern 
in  verarbeitetem  Zustande  nach  dem  Westen  Asiens  gebracht  wurden,  so  ist  doch 
gewiss,  dass  die  Seide  auch  roh  in  Cocons  oder  als  Garn  von  da  eingeführt  vA^u'de. 
Zunächst  wurde  die  Fabrication  in  Medien,  Persien  und  Mesopotamien  (AssjTien) 
betrieben ;  von  da  aber  kam  sie  nach  Phonizien  und  ist  dort  gewiss  schon  lange 
bekannt  gewesen,  obgleich  sie  im  Occideut  erst  seit  Alexander  dem  Grossen  all- 
gemein in  Gebrauch  gekommen  ist ''. 

In  der  Purpurfärberei  hat  Phonizien  den  Ruhm,  zuerst  Purpur  bereitet 
zu  haben  und  in  der  Färbung  damit  unübertroffen  dazuslehn,  durcli  das  ganze 
AUerthuin  behauptet.  So  viel  Purpurfürbereien  später  auch  an  andern  Küsten- 
orten  des  mittelländischen  Meeres  entstanden  waren,  es  gelang  keiner,  die  Faliri- 
cate  von  Tyrus  und  Sidon  auch  nur  annähernd  zu  erreichen. 

Weniger  bedeutend  war  in  der  späteren  Zeit  die  Fabrication  von  Glas-  und 
Metallwaaren.  Bekanntlich  schrieb  man  auch  die  Erfindung  des  Glases  den 
Phöniziern  zu,  und  in  den  früheren  Jahrhunderten  mögen  sie  auch  allein  die  Re- 
reitung  desselben  verstanden  haben ;  aber  auch  in  Aegy])ten  wurde  sie,  wie  wir 
gesehen  haben,  schon  früh  betrieben,  und  in  der  klassischen  Zeit  scheinen  sogar 
die  aegyptischen  Glaswaaren  mehr  geschätzt  gewesen  zu  sein.  Ähnlich  ist  es 
mit  der  MetaUarbeil,  mit  den  Schmucksachen,  Gerälhschaften  etc.  von  Gold, 
Silber,   Bronze  u.  s.  w.  '•>.     Zur  Zeil  Homers  wurden  diese  kostbaren  Waaren 

1)  S.  Ezecli.  27,  18  u.  21.  (Hiob  1,  3  u.  IG.  31,  20.)  IIciihI.  III,  H3.  Stiah.  III  |i.  213. 
Vgl.  Yates  p.  16  sq.    Moversa.  a.  0.  S.  366. 

2)  tjbermutlimassliche  BaumwollencuUur  nn  der  WosIkUslo  Asiens  s.  B  ni  lul  f  s  .S.  1  10  IV.; 
über  die  Baumwollon-Industrio  ebd.  S.  115  fT. 

3)  Hellod.  Aeth.  V,  19.  4)  S.  Movors  S.  263  IT. 
5)  Vgl.  1  Kün.  7,  13  fl. 


20  n.  AsiFN. 

meist  von  phönizischen  Kaufleuten  nach  Griechenland  gebracht ;  in  der  folgenden 
Zeit  dauerte  der  Handel  mit  diesen  Fabricaten  wohl  fort,  aber  er  ging  mehr  nach 
barbarischen  Ländern,  z.  B.  nach  Britannien',  nach  den  Häfen  des  indisch -ara- 
bischen Meeres  2,  da  der  Erzguss  an  vielen  Orten  Griechenlands  schnell  zu  einer 
Höhe  emporgestiegen  war,  welche  die  Technik  der  phönizischen  sicher  bedeutend 
übertraf.  Wenn  daher  diese  Fabrication  auch  in  späterer  Zeit  fortbestand,  so 
machte  sie  doch  lange  keinen  so  wichtigen  Theil  der  phönizischen  Industrie  mehr 
aus,  wie  zu  der  Zeit,  als  der  Handel  fast  ganz  in  den  Händen  dieses  Volkes  ruhte. 
Auch  in  der  Salbenfabrica tion  wurde  Phönizien  später  von  anderen 
Ländern  erreicht,  ja  tibertroffen ;  doch  bildeten  die  Salben  immer  noch  einen  sehr 
wesentlichen  Theil  des  phönizischen  Exportes  3.  Dass  endlich  der  Schiffsbau 
in  Phönizien  unter  den  Gewerben  eine  ausserordentlich  wichtige  Stellung  ein- 
nahm, versteht  sich  bei  einem  so  seetüchtigen  Volke  ganz  von  selbst  '*. 

Der  Hauptort  der  phönizischen  Industrie  blieb  auch  in  der  späteren  Zeit  die 
Weltstadt  Tyrus.  Von  dem  grossartigen  Handelsverkehr  dieser  Stadt  giebt  uns 
die  bekannte  Schilderung  des  Ezechiel*  einen  Begriff;  und  wenn  auch  späterhin 
die  Dimensionen  desselben  bedeutend  abgenommen  haben,  so  ist  Tyrus  doch  im- 
merhin in  Handel  und  Gewerbe  eine  der  ersten  Städte  des  Alterthums  geblieben  6. 
Ja,  es  scheint,  als  habe  Tyrus  in  der  römischen  Zeit  erst  wieder  eine  höhere  Be- 
deutung erlangt ;  denn  auffallender  Weise  gedenken  die  Schriftsteller  der  klas- 
sisch-griechischen Zeit  nur  sehr  selten  der  tyrischen  Fabricate.  Zwar  der  phöni- 
zische  Purpur  war  auch  ihnen  hinlänglich  bekannt;  aber  dass  phönizische,  zumal 
lyrische  Waaren  in  grosser  Menge  nach  Griechenland  gekommen  seien,  lässt  sich 
nach  den  äusserst  sparsamen  Nachrichten  nicht  vermuthen.  Erst  mit  dem  Beginn 
der  römischen  Kafserzeit  und  dem  nun  immer  mehr  steigenden  Luxus,  besonders 
in  der  Kleidung  wird  die  Ausfuhr  der  tyrischen  Waaren  wieder  umfangreicher, 
wenn  diese  Manufacturen  auch  in  der  Regel  als  ganz  besonders  werlhvoUe,  na- 
mentlich von  Reichen  und  Vornehmen  getragene  Stoffe  bezeichnet  werden '. 

In  den  meisten  Fällen  ist  bei  den  von  den  römischen  Schriftstellern  (und  be- 
sonders die  Dichter  bieten  zahlreiche  Erwähnungen)  genannten  tyrischen  Kleidern 


1)  Str.  III,  175. 

2)  Air.  Peripl.p.4.13.16.28.  Herod.III.23.  Diod.  111,8.   Plin.  XII,  88.   Vgl.  Mo  v er s  S.  67. 

3)  Dioscor.  I,  79.  Bei  Luc.  dial.  nicr.  U,  2  kauft  ein  Matrose  ein  aJiäßaaTfioi'  ftvQov  (x 
'l'oit(xrjg  in  Syrien. 

4)  Vgl.  Movers  S.  148  ff.  5)  Im  27.  Capitel. 

6)  Inder  alten  Zeit  war  Sidon  freilieh  ein  bedeutenderer  Handelsplalz;  Homer  erwähnt 
Tyrus  bekanntlich  gar  nicht,  während  er  der  »Männer  von  Sidon«  oft  gedenkt.  Dennoch  hat 
Tyrus  einen  weitergehenden  Einfluss,  namentlich  durch  seine  Colonieen,  ausgeübt  als  Sidon, 
und  auch  die  Erwähnungen  der  tyrischen  Fabricate  sind  in  der  Folgezeit  häufiger,  weshalb 
ich  Tyrus  liier  vorangestellt  habe.  Strabo  sagt  XVI,  756  von  beiden  Städten:  äiKförfQai 
h'äoioi  xul  hi/nTuml  xai  ndXai  xki  rCv.  Im  allgemeinen  kann  man  etwa  sagen,  dass  Tyrus 
mehr  in  den  practischen  Gewerben ,  Sidon  mehr  im  Kunsthandwerk  sich  auszeichnete ;  vgl. 
Eust.  z.  Dion.  Per.  v.  911  :  xiti  liai  (ol  Tvqioi)  noXvjtxrot  xai  xartt  joiis  SiäoDvlovs  xid- 
}.Ctfxvoi. 

7)  Vgl.  Mart.  IV,  19,  12.  VI,  11,  7.  IX,  22.  13  elc.  Aus  späterer  Zeit  vgl.  Cland.  in  Ruf. 
I,  207.  Do  III  cons.  Hon.  15.  Fescenn.  XIV,  26. 


§    1.     PlIÖNUIEX.  21 

der  Begriff  der  Puipurfärberei  von  dem  der  Weberei  nicht  zu  (rennen,  es  sind 
eben  Zeuge  darunter  zu  verstehen,  die  in  Tyrus  gewebt  und  gefärbt  sind,  ja 
durch  letzteres  erst  ihren  eigentlichen  Wcrth  erhalten  haben.  Unter  den  verschie- 
denen in  den  tyrischen  Fabriken  angefertigten  Stoffen  *  werden  die  Wollen- 
sloffe  am  häufigsten  genannt^.  Unter  »tyrischen  Kleidern«  \\ird  man  in  den 
meisten  Fällen  wollene  zu  verstehen  haben  ■* ;  erwähnt  werden  hauptsächlich 
Mäntel  ^,  verschiedene  Arten  Unter-  und  Oberkleider '',  Beinkleider ",  Decken  filr 
Sophas  und  Betten ",  Vorhänge  und  Teppiche  '■  u.  s.  w. 

Seltner  wird  der  lyrischen  Leinwandfabrication  gedacht'';  es  koniait 
das  wohl  daher,  dass  der  Ruhm  der  tyrischen  Webereien  eben  hauptsächlich  in 
der  Purpurfarbe,  nicht  auf  dem  Gewebe  an  sich  beruhte,  Leinwand  al)er  nicht 
mit  Purpur  gefärbt  wird.  Auch  die  Seidenstoffe,  welche  Tyrus  und  Bery- 
tus  seit  Alters  verfertigten'",  werden  sonst  wenig  erwähnt;  einmal  wurde  die 
Seide  überhaupt  in  der  ersten  Kaiserzeit  ihres  hohen  Preises  wegen  nur  wenig 
gelragen  und  gewann  ersl  später  mehr  Verbreitung,  dann  aber  ist  es  leicht  mög- 
lich, dass  viele  der  Stoffe,  welche  mit  dem  Namen  der  Serer  bezeichnet  wurden, 
in  phönizischen  Fabriken  entstanden  waren. 

Unter  lyrischem  Purpur"  versteht  man  in  der  Regel  die  doppelte  Fär- 
bung'2.  Dieselbe  erstreckte  sich  grösstentheils  auf  Wolle  ^3;  joch  wurden  auch 
andere  Stoffe,  z.  B.  Seide '^,  damit  gefärbt.  Dieser  Puipur  von  Tyrus  galt  filr  den 


1)  Vgl.  Hioron.  in  Ezecli.  27,  Vol.  III  p.  SS5:  Istiiismodi  negoliatores  Syri  sunt,  qui  jwly- 
mita,  purpuram  et  scutulata  mercantur :  byssum  quoque  et  sericum  et  chochod  proponunl  in  mercalu 
ejus.   Darunter  waren  freilich  auch  ausländische  Fabricalc. 

2)  lanae  Tyriae,  Marl.  XIV,  156. 

3)  Hör.  Sat.  II,  4,  84.  Ov.  A.  A.  11,297.  Tib.  I,  7,  47.  IV,  I,  121.  Prop.  IV,  13,  27.  MnrI. 
XI,  39,  11.   Pctr.  30.   Vopisc.  Carin.  20,  6. 

4)  lacemae,  Juv.  I,  27.   Marl.  II,  29,  3.   43,  7.   VIII,  10.   IX,  22,  13.    X,  87,  10.   XIV,  133. 

5)  toga.palla,  abolla,  Tib.  IV,  2,  11.  .Marl.  IV,  28,  2.  VI,  11,  7.   VIII,  48,  1. 

6)  endromides,  Juv.  VI,  246. 

7)  tori,  aTQOifival,  Cat.  61,  168.  Tib.  I,  2,  76.  Juv.  X,  334.  Lucan.  Pliars.  X,  121.  Cha- 
rilon.  VIII,  1.    Auch  für  Pferde,  Claud.  epigr.  20,  8. 

8)  Heliod.  Aeth.  V,  29:  i^ttfÖQOvv  tQaTi^^a;,  XQmi/nttg,  ri'inijT«;,  ■nctoa-niTÜafj.tntc,  ^ntoi- 
vltt»' fQya  xiiQMv  xcu  TvqCiov.  Tcrt.  de  hab.  mul.  I,  6:  sed  et  parieles  Syriis  et  hyacinlhinis  et 
Ulis  regiis  vclis,  quae  vos  operose  resoluta  transfiguratis,  pro  pictura  abutuntur. 

9)  Tot.  orb.  descr.  §  31  :  Scilopolis,  Ladicia ,  Biblus,  Tipus ,  Beritus,  quae  lintcamen  omni 
orbi  terrarum  emillunt,  wo  mit  Mo  in  rasen  z.  Ed.  Diocl.  S.  61  Tyrus  für  Tipus  zu  lesen  ist.  — 
Tyria  sindon  bei  Marl.  IV,  19,  12  ist  vielleicht  Baumwolle;  bei  der  überaus  schwankenden  Be- 
deutung dieses  Wortes  liisst  es  sich  mit  Sicherheit  nicht  entscheiden. 

10)  Procop.  bist.  arc.  25;  iuciria  r«  ix  /jeTciiTjs  iv  litinvriö  /^h'  xtd  Tvqoi  TiöXsai  TciTi  in) 
•l'oivixtje  iQyäCead-cu  (x  nitXcuov  (t(6»ii  ■  ol  di  jovTtov  (fi7io(ioC  Tt  xn'i  i.iiäijuiovijyo'i  xii) 
7f/c(>f«  firavStt  rö  ttf^xcdHv  oixovr ,  ifä^^tiie  le  i;  yiji'  anaaai'  </ ^nfafini  t6  tfinol^fia 
TOVTO  ovr^fluivd'. 

11)  Vgl.  Uüllnuiiiii,  llaiidolsgesch.  S.  84  IT.     Schmidt,  Forschungen  etc.  1,  127  (T. 

12)  dibaplia  Tyria,   Hur.  Ep.  12,  21.  Tib.  IV,  2,  IG.    Plin.  IX,  137. 

13)  Hör.  1.  1.'  Tib.  I.  I.  und  II,  4,  28.  Virg.  Geo.  III,  307.   Plin.  1.  1. 

14)  Das  Ed.  Diocl.  c.  XVI  lin.  86  führt  4  Sorten  Purpurwolle,  als  tlu>ni-rsti>  und  ko^tbalsto 
Sorte  aber  Purpurscidc  au,  fintt^nfllaTTi].  S,  Moniniscn  das.  und  M  ;i  rcju  ii  iil  I  S.  122  {!. 


22  II.  AsiE.N. 

besten  in  Asien  ',  ja  überhaupt  -.  Die  Purpurfärberei  war  ofTenl^ar  das  wichtigste 
Gewerbe  der  Stadt,  das  in  einer  grossen  Anzahl  Fabriken  von  vielen  Arbeitern 
betrieben  wurde''.  Die  Rentabilität  dieses  Geschäftes  veranlasste  die  späteren 
Kaiser,  daselbst  eine  kaiserliche  Purpurfalirik  anzulegen,  in  welcher  die  besten 
Sorten  angefei"tigt  wurden*;  noch  später  wurde  die  Herstellung  des  tyrischen 
Purpurs  sogar  kaiserliches  Monopol  5. 

In  der  Glas fabricati on  steht  Tyrus  hinter  Sidon  und  andern  Städten 
Phöniziens  zurück.  Dass  dieselbe  aber  dort  betrieben  worden  sei,  ist  nicht  zwei- 
felhaft; noch  im  12.  Jahrh.  n.  Chr.  waren  die  Glasfabriken  der  Stadt  berühmt''. 

Auch  für  die  Salbenfabrication  war  Tyrus  wichtig;  die  Phönizier, 
welche  ihre  Salben  bis  zur  fernen  Insel  Gerne  brachten',  trieben  damit  auch 
nach  Griechenland,  welches  ja  sehr  viel  Salben  consumirte ,  einen  eifrigen 
Handel  ^ 

Älter,  wie  bereits  erwähnt,  war  der  Ruf  der  Sidonier  als  kunstfertiger 
Männer,  wie  Homer  sie  bezeichnet».  Während  Tyrus  sich  in  der  Färbung  der 
Stoffe  auszeichnete,  war  Sidon  hauptsächlich  berühmt  durch  seine  kunstrei- 
chen Webereien  '",  welche  noch  in  der  römischen  Zeit  beliebt  waren  *'.  Doch 
war  auch  Sidon  für  die  Purpurfärberei  ein  wichtiger  Ort;  mit  sidonischem 
Purpur  gefärbte  W o II e n s  t o f  f e  '^^  auch  d opp e  1 1  g e f ä  rb t e  wie  die  tyrischen  i», 
werden  öfter  ei'wühnt,  wenn  sie  auch  diesen  an  Ruf  und  Verbreitung  nach- 
standen. 


1)  Plin.  IX,  127.  Eust.  ad  Dion.  Per.  9H.  Clem.  Alex.  Paed.  II,  10  p.  239. 

2)  Strab.  XVI,  757  ;  nokli  i^tjraaiai.  naaäf  tj  TvqUi.  xuXUatr)  noQifv^a  ■  xai  rj  O-tjQa  nXtjalov 
xat  TuU.a  ivTroija  ta  TiQog  ßatfriv  (niiridiitt. 

3)  Strab.  1.  1.  ävaätäyaoyov  fiii'  noitl  t!)»  ttÖIiv  rj  nolvnlrj»ia  räv  ßniftCmv,  itXovaCav  Jf 
Siti  Trjv  TOiuvTijv  ävä^dctv. 

4)  Euseb.  E.  H.  VII,  32.  Cod.  Theod.  X,  20,  18.  Not.  dign.  Occ.  c.  X  p.  49.  Amm.  Marc. 
XIV,  9,  7.  Cassiod.  Var.  I,  2.  Vgl.  Schmidt  a.  a.  0.  S.  176,  dessen  Ansicht,  dass  Tyrus  die 
einzige  kaiserliche  Purpurfarberei  gewesen  sei,  oben  S.  3  Anm.  1  angeführt  ist;  vgl.  Mar- 
quardt  S.  128.  Verrauthlich  war  in  Tyrus  nicht  bloss  eine  kaiserliche  Fabrik,  sondern  alle 
Färbereien ,  welche  früher  Privatbesitz  oder  wohl  auch  städtische  Unternehmungen  waren, 
wurden  nun  kaiserliche  Institute. 

5)  Cod.  Just.  IV,  40  1.  Proc.  bist.  arc.  25.  Vgl.  Mommsen  a.  a.  0.  S.  94  Anm,  1. 

6)  Das  schöne  Glas  von  Tyrus  erwähnt  um  das  Jahr  1173  der  von  Boissicn,  Inscr.  de 
Lyon  p.  427  angeführte  Benjamin  von  Tudela  in  seiner  Reise,  ed.  Paris  1830  p.  32.  (S.  Mar- 
quardt  S.  336  Anm.  3050.) 

7)  Scyl.  p.54.  (Huds.)  tjber  die  phonizischen  Salben  vgl.  Plin.  .\1II,  6.  .\poll.  b.  Ath.  XV, 
688F.  Dioscor.  I,  63.    S.  Movers  S.  101  ff. 

8)  Thcopbr.  Char.  4. 

9)  Honi.  II.  XXIII,  743:  Zidovn  noXvöaCäidui.  Das.  Eustath.  (Vgl.  SIrab.  I,  41).  Strab. 
XVI,  757:  2:iä6i'ioi  noUztxfoi  xai  xaXliTtxvoi.  Vgl.  Eust.  ad  Dion.  Per.  1.  1. 

10)  Hom.  11.  VI,  289:  71^77^0/  7i(tft7tu{xiXoi ,  %'a  yviatx(5v  Sliäoiioiv.  El.  .M.  v.  JTfJfu')' 
p.  713,  34. 

11)  Prop.  III,  7,  55.  27,  15.  Heliod.  Aoth.  1.  I.  und  VII,  19:  ,h'<niäc,<;  rivag  xai  aTQWfAiai 
ntnotxiXfiivag,  ^iSovittg  n  xal  ^Ivd'i'iig  ffjytt  /uyis.    Coripp.  de  nupt.  Hon.  et  Mar.  212. 

12)  Hör.  Ep.  I,  10,  26.  Tib.  III,  3,  18.  Marl.  II,  16,  3.  XIV,  154.  Lucan.  Phars.  X,  140. 
.Sil.  Ital.  VIII,  436.  Claud.  in  Ruf.  Il,  450.  Clem.  Alex.  Paed.  H,  10  p.  239  u.  a.  Dass  der  Pur- 
pur von  Sidon  auch  auswärts  zum  Färben  verwandt  wurde,  zeigt  Claud.  de  rapt.  Pros.  I,  275. 

13)  Sid.  Apoll.  Carm.  5,  128. 


§  1.  Phömzien.  23 

Nicht  minder  alt  war  der  Ruhm  der  sidonischen  Metallarbeiten,  sowohl  in 
Erz  wie  in  Gold  und  namentlich  in  Silber '.  Das  »erzreiche  Sidon«  nennt  Ho- 
mer die  Stadt  2  und  gedenkt  öfters  der  feinen  Geräthe,  Becher  u.  a.  aus  Silber 
und  Gold,  welche  sidonische  KauQeute  auf  ihren  schnellen  Schififen  nach  Hellas 
und  Kleinasien  brachten  ^. 

Grösser  aber  noch  war  die  Bedeutung  Sidons  für  die  Glasfabrica tion. 
Der  dazu  geeignete  Sand  fand  sich  am  besten  in  der  Nähe  von  Ptolema'is,  von 
wo  er  nach  Sidon  gebi'acht  und  daselbst  zur  Glasbereitung  verwendet  wurde  ^. 
Obgleich  Aegypten  in  dieser  Technik  erfolgreich  mit  Phönizicn  wetteiferte,  waren 
doch  die  phönizischen  Glasarbeiten  immer  gesucht,  so  lange  eben  sonst  nirgends 
Glas  bereitet  wurde ;  als  aber  die  Glasfabrication  in  Griechenland  und  Italien  Ein- 
gang und  Verbreitung  fand,  scheinen  die  sidonischen  Glashütten  viel  von  ihreni 
Rufe  verloren  zu  haben ' ;  wenigstens  wird  die  Ausfuhr  bedeutend  geringier  ge- 
worden sein^. 

Endlich  ist  Sidon  auch  durch  seine  Salbenfabrica  tion  bei-ühmt  ee,- 
worden'. 

Von  den  übrigen  Städten  Phöniziens  sind  in  der  späteren  Zeil  nur  wenige 
noch  in  industrieller  Beziehung  bekannt.  Berytus  trieb  eifrig  Weberei  so- 
wohl von  Leinwand'',  wie  von  Seidenstoffen'';  auch  kamen  Leinen- 
waaren  aller  Art  aus  Byblus'".  Für  die  Purpurfischerei  und  -Färberei 
waren  hauptsächlich  wchtig  S  a  r  e  p t a  ",  Caesarea,  N e  n  p  o  1  i  s  und  L  y  d  d  a  '2. 


1)  Über  den  Silberreichthum  Phöniziens  s.  Movcrs  S.  53  £f. 

2)  Od.  XV,  424.  Das  Kupfer  gewannen  die  Phönizier  theils  in  ihren  Bergwerken  im  Liba- 
non (Euseb.  de  martyr.  Palaest.  XIII,  1),  theils  holten  sie  es  von  Gypefn,  dem .  griechjscbßn 
Inseln  und  aus  Spanien.  S.  Movers  S.  65  ff. 

3)  Od.XV,  H5.  11.  XXIII,  741.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich ,  dass  auch  die  oft  genarinieh 
Kleinodien,  Geräthe  etc.  aus  edlen  .Metallen ,  Bernstein  und  Elfenbein  u.  s.  W.  (Vgl.  Hom.  Öd. 

IV,  73.  VIII,  404.  XV,  459.  XVIII,  295.  XIX,  56.  Hesiod.  scut.  Herc;  Ui)  Erzeugnisse  des 
phönizischen  Kunstflcisses  waren.  —  In  späterer  Zeit  erw|ihn|t  ifocb  IJcliod.  ActU.  V,  29 
ie«'n«fo(  und  xQaiijofs  aus  Sidon ;  vgl.  Eust.  ad  II.  XXllI,  743  p^  1327 :  ;[aXxevTi^g  re^vita' 
oi  ^liövis  xcä  äXriO^üis  TioXvSaCiSaXoi. 

4)  Strab.  XVI,  758:  fitraSv  Si  Trj;"^xtis  y.ttl  Tvqov  9tv<üSiji  alytttXoitilSriv  d'^^"**«'^ 
vaXiTtv  Sftfiov  ifjad^tt  /xtv  cvv  (faai  fit)  ^etait^at,  xofj.ia!htiaav  tl;  SiJörcc  Si  ti]v  xtartCav 
äiXtaftaf  Tivh  äi  xat  rott  ^läoviois  iivai  Tij)'  iaXiTil'  ifiiiiiftov  inttriiflttv  fh  x^'ffiv,  o!  ifi 
näaai-  Tiuvra/oC  xiTaD^tcC  (fttotv.  Vgl.  Joseph,  bell.  Jud.  M,  10,  2.  Eust.  ad  Dion.  l'iT.  912. 
Plin.  V,  75:  Belus  vitri  fertilis.    Id.  ib.  76:  Sidon  artißx  vitri.    X.XXVl,   191  .sqq.    Tac.  Ili>l. 

V,  7.    Isid.  Orig.  XVI,  15  u.  s. 

5)  Plin.  XXXVI,  193:  Sidon  guondam  his  oßcinis  nobilis. 

6)  Über  noch  vorhandene  Reste  sidonischer  Glasarbeiten  s.  Marquardt  S.  837  Anni. 
3058.  Höchstwahrscheinlich  verfertigte  man  hauptsächlich  Becher,  nebenbei  wohl  auch  Glas- 
llüsse,  Corallen,  Fensterglas  etc.  S.  Uüllraann  S.  90.  Ob  die  XiSofin  nonipm  bei  MM.  XI, 
468  C  gläserne  sind  oder  nicht,  ist  nicht  zu  erkennen. 

7)  Plin.  Xll,  125  :  slyrax  laudatur  ex  Sidone.  id.  XIII,  12:  'cypririum)  optimu)ti  Sidonc. 
Vgl.  Ath.  XV,  688 K.  Poll.  VI,  104.  8)  Tot.  orb.  dcscr.  §  12.  (S.  oben  S.  21  Anin.  9.) 

9)  Proc.  bist.  arc.  25.  (S.  ebend.  Anm.  10.) 
10)  Tot.  orb.  descr.  1.  I.  Ed.  DiocI.  c.  XVII  sq. 

11;  Auch  von  da  kamen,  wie  es  scheint,  Leinen  waareii ;  s.  Treb.  Poll.  Claud.  17: 
oraria  Zaraptciui  qiialuur. 

12,  Tot.  orb.  descr.  §  31  :  Sarepla,  Caesarea,  Neapolis  M  Lydda  pui'puram  praeHaiU. 


24  n.  Asien. 

Erwähnt  werden  endlich  T  h  o  n  ge f  ä  s  s e  aus  G  a  z a  '.  Nun  wissen  wir  zwar, 
dass  die  Phönizier  auch  Töpferwaaren  nach  dem  Auslande  brachten  2,  allein  es 
ist  wahrscheinlich,  dass  das  meistens  griechische  Fabricale  waren,  wie  uns  ja 
auch  berichtet  wird,  dass  die  phönizischen  Kaufleule  die  attischen  Thongefüsse  bis 
nach  Gerne  verführten  •'.  Es  ist  daher  zu  vermuthcn,  dass  bei  jenen  Gefässen 
von  Gaza  hauptsächlich  der  Wein  gemeint  ist,  mit  dem  von  Gaza  aus  ein  starker 
Handel,  zumal  nach  Aegjpten,  getrieben  wurde  K 


Palästina.  —  Syrien. 

Da  es  nicht  unsere  Aufgabe  ist,  hier  ein  Bild  von  der  industriellen  Thätigkcil 
Palästina's  zur  Blüthezeit  des  jüdischen  Reiches  zu  geben ,  sondern  nur  jdie 
wichtigsten  Gewerbe  hervorzuheben,  welche  in  späterer  Zeit,  als  Palästina  rö- 
mische Provinz  war,  betrieben  wurden,  so  können  im  allgemeinen  einige  kurze 
Andeutungen  genügen,  um  die  Industrie  dieses  Landes  in  jener  Epoche  wenig- 
stens in  ihren  Umrissen  zu  kennzeichnen. 

Es  handelt  sich  dabei  hauptsächlich  um  diejenigen  Gewerliserzeugnisse, 
welche  Gegenstände  des  Ausfuhrhandels  bildeten»,  und  da  sind  denn  die  We- 
bereien einer  der  wichtigsten  Artikel.  Weniger  freilich  die  Wollensloffe. 
Zwar  wurde  die  Schafzucht,  wie  zahlreiche  Stellen  des  A.  und  N.  T.  bewei- 
sen, in  Palästina  sehr  eifrig  betrieben  8,  besonders  in  .1  u  d  a  c  a  und  jenseits  des 
Jordans ' ;  doch  scheinen  Wollenwebereicn  nach  dem  Auslande  nicht  viel  ausge- 
führt worden  zu  sein.  Um  so  wichtiger  war  der  Export  der  L  e  i  n  e  n  w  a  a  r  e  n  ^. 
Flachs  gedieh  vorzüglich  in  G a  1  ii a e a ,  wo  auch  die  meisten  Webereien  waren '' ; 
auch  feinere  Leinwand  wurde  fabricirt  und  nach  dem  Auslande  geführt  i",  voi- 
allem  vermuthlich  jene  kostbare,  unter  dem  Namen  Byssus  bekannte  Art, 
welche  ja  nur  in  einigen  Gegenden  der  damals  bekannten  Welt  erzeugt  wurde  ". 
Seit  alter  Zeit  wurden  auch  Buntwirkereien  im  Geschmack  der  assyrischen  Stoße 
bei  den  Israeliten  gewebt,  und  noch  in  späten  Jahrhunderten  ist  von  solchen 
Stoffen  die  Rede  12. 


1)  Steph.  Byz.  v.  /><'?«•  xal  01  x^pa/joi  Xiyofiai  Fa^rai, 

2)  Strab.  III,  175.  3)   Scyl.  p.  54. 

4)  Stark,  Gaza  u.  d.  philist.  Küste  S.  561  fg.  Vgl.  Jahn,  Bcr.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wis- 
sensch.  1854.  Phil.  bist.  Gl.  S.  35. 

5)  Über  den  Handel  Palästina's  nait  Phönizien  s.  Mo  vers  S.  200  ff. 

6)  S.  das  Nähere  bei  Yates  p.  17  sqq.   Vgl.  namentlich  Ezech.  c.  34.   Hosea  2,  5.  9. 

7)  S.  Movers  S.  216.  8)  Vgl.  Yates  p.  281  sqq.  9)  S.  Movers  a.  a.  0. 

10)  aivSöveg  genannt,  Sprüche  31,  24.  Clem.  Alex.  Paed.  II,  10  p.  239  ;  oix  hi  rng  ö^öiett 
ritg  an  Alyvniov,  uXlag  Si  rivag  fx  yijg  'EjigaCiov  xal  KMxcop  lx7tO(jiCöfJiroi  yijg. 

11)  Paus.  V,  5,  2.  Yates  p.  284  meint,  dieser  Byssus  sei  so  genannt  worden ,  weil  ilin 
die  Hebräer  nach  Griechenland  gebracht  hätten,  nicht  weil  er  in  Palästina  gewachsen  sei,  wo- 
mit er  entschieden  Unrecht  hat,  da  die  Byssusarbeiter  in  Juda  schon  früh  erwähnt  werden. 
Vgl.  Movers  S.  218  fg.  Letzterer  hält  freilich  den  hebräischen  wie  den  ägyptischen  Byssus 
für  eine  BaumwoUenstaudc,  worin  ich  ihm  nicht  beistimmen  kann.  S.  oben  S.  9. 

12)  Claud.  in  Eutrop.  !,  357;  Judaicis  gttae  pingitur  Jndia  velis.  Coripp.  laud.  .lust.  min. 
Hl,  1  ö :  stramina  —  'juae  protulil  Judaica  tellus. 


§  5.   Palästina.  —  Svuiex.  25 

Hauptorte  für  die  palästinensische  Weberei  waren  Jerusalem'  und  in 
späterer  Zeit  Scy  Ihopolis,  dessen  Fabricate  auch  im  Talmud  gerühmt  wer- 
den 2  und  später  in  alle  Welt  versandt  wurden-'.  Die  VorzUglichkeit  dieser  Stoffe 
war  wahrscheinlich  Veranlassung  dass  hier  im  4.  Jahrh.  n.  Chr.  eine  kaiserliche 
Leinwandfabrik  angelegt  wurde  *. 

Der  schon  in  fmher  Zeit  oft  erwähnte  Balsam  von  Palästina'  bildete 
auch  spater  noch  eins  der  wichtigsten  Erzeugnisse  der  Industrie  und  wird  daher 
sehr  häufig  erwähnt  und  gerühmt ".  In  den  Handel  ist  er  wohl  erst  spät  gekom- 
men, da  Ilerodot'  ihn  nicht  erwähnt,  vielleicht  erst  zur  Zeit  des  Aristoteles,  und 
zwar  über  Rhodus  durch  phönizischc  Kaufleute  s.  Die  berühmtesten  Orte,  welche 
Balsam  lieferten,  waren  Enga  di''  und  vor  allem  Jericho '".  Der  Balsam  von 
Jericho  hatte  einen  Weltruf,  und  sein  Verkauf  brachte  sehr  viel  ein  "  ;  seine  Fa- 
brication  war  königliches  Regal;  unter  Yespasian  wurde  die  Cultur  der  Balsani- 
staude  in  noch  grösserem  Massstabe  betrieben.  Da  aber  in  späterer  Zeit  dieses 
wichtigen  Fabricats  nicht  mehr  Erwähnung  geschieht,  so  hat  die  Vermuthung  viel 
Wahrscheinlichkeit,  dass  der  Balsamgarten  von  Jericho  im  Kriege  Hadrians  von 
den  Juden  zerstört  wurde,  damit  den  Römern  diese  Einnahmequelle  entzogen 
würde '2.  —  Auch  andere  Salben  wurden  in  Palästina  fabricirt '■',  hauptsächlich 
ebenfalls  in  Jericho '^,  Engadi'^  und  Ascalon''*. 

Dass  endlich  auch  in  einigen  Gegenden  Paläslina's  neben  dem  Fischfang 
das  Einsalzen  der  Fische  stark  betrieben  wurde,  darauf  deutet  unter  anderem 
der  Name  der  mehrfach  erwähnten  Stadt  Taricheae  am  galiläischen  Meer'". 

Syrien  wird  bei  den  Schriftstellera,  zumal  den  Dichtern,  so  oft  mit  Assyrien 
verwechselt  oder  identificirt,  dass  es  oft,  besonders  da  die  Induslriecrzeugnisse 
Assyriens  im  ganzen  dieselben  sind,  wie  die  des  eigentlichen  Syriens,  schwer  ist, 
zu  entscheiden,  welches  von  beiden  Ländern  gemeint  ist. 

Eins  der  Hauptgewerbe  bildete  auch  hier  die  Weberei.  In  Syrien  blühte 
die  Schafzucht'^;   namentlich  die  Wolle  von  Damascus  war  seil  alter  Zeil 


1)  Kostbare  Gürtel  von  da,  Aetliic.  Ist.  Cosmogr.  84 :  ballea  regalia  .  .  .  ex  llierosolyma 
adlata.  S.  Movers  S.  218.  2)  S.  Movers  ebd. 

3)  Tot.  orb.  descr.  §  12.  Das  Ed.  Diocl.  fiilirt  c.  XVII  sq.  allerhand  Leinenwaaron  aus  Scy- 
thopolis  auf,  Kopfbinden,  Kissen  etc.,  und  zwar  werden  sie  da  immer  als  die  tlieuerston 
genannt.  4)  S.  Cod.  Theod.  X,  20,  8. 

5)  1  Mos.  37,  25.  43,  11.  Über  die  verschiedenen  .\rlen  desselben  s.  Movers  S.  226  IT. 

6)  l'lin.  XII,  111:  Omnibus  odoribus  pracferltir  balsamum  urii  lernintm  Jtuhicac  (viiccsxudi . 
Vgl.  Theophr.  bist.  pl.  IX,  6.  Paus.  IX,  28,  3.  .loseph.  Bell.  .lud.  IV,  S,  3.  Id.  Ant.  VIII,  G,  «. 
XV,  4,  2  u.  a. 

7)  Wo  er  von  den  Aromen  handelt,  III,  107  sqq. 

8)  Nach  der  Vermuthung  von  Movers  a.  a.  0.  S.  231  fg. 

9)  Galen,  de  antid.  I  p.  427.    Jos   Anl.  IX,  1,  2. 

10)  .los.  Bell.  .lud.  1,  6,  6  ;  'itQixovq,  ivDu  ro  r/^f  ^lovötUctg  Ttiöiaiut  (/oiiixit  tt  rinurndii 
x«l  ßi'dan^or  -iQiifii.    Id.  Anl.  IV,  6,  1.  XIV,  4,  1. 

11)  Strab.  XVI,  763.   Justin.  XXXVI,  3,  2.  12)  .S.  die  Bele4;<'  l.oi  Mover^  a.  ,1.  O. 
13)  Plin.  XIII,  26.  Jos.  Bell.  Jud.  IV,  S,  3.  14)  Jos.  Hell.  Jud.  I,  fi,  6. 

15)   Jos.  Ant.  I.\,  1,  2.  16)   Plin.  .\ll,  in<i  17)    l'lin.  V.  71     Sud.  Til.  4. 

18)   Aristol.  bist.  an.  VIII,  28.    l'lin.  VIII,  1US.   Vi;l.  V  ;i  I  c  s  p.  1«. 


26  II.  Asien. 

berühmt'.  Wie  inBaiijlon  und  überhaupt  in  Assyrien,  so^^u^(Jcn,  wie  es  scheint, 
nuch  in  Syrien  jene  bekannten,  schöngewirkten  Teppiche  mit  phantaslisclien 
Thierfiguren  u.  ä.  angefertigt,  welche  als  Vorhänge,  Tapeten  etc.  dem  Luxus  der 
Griechen  und  Römer  dienten 2.  Damascus  lieferte  wollene  Decken,  die 
schon  zur  Zeit  des  Propheten  Arnos  im  Orient  berühmt  waren  3;  in  der  Kaiserzeit 
finden  wir  daselbst  auch  die  Anfertigung  von  leinenen  und  baumwollenen 
Waaren*.  Auch  an  anderen  Orten  Syriens  blühte  die  Leinweberei,  nament- 
lich in  Laodicea,  wo  leinene  Kleider,  Binden,  Decken  u.  s.  w.  fabricirt  wur- 
den''. Endlich  ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  in  Syrien  auch  Seidenstoffe 
[bombycma]  gewebt  wurden,  oljgleich  die  darauf  bezüglichen  Nachrichten  alle 
von  Assyrien  sprechen  6. 

Einer  der  verbreitetsten  und  einträglichsten  Gewerbszvveige  Syriens,  vor- 
nehmlich in  Bezug  auf  den  Export,  war  die  Fabrication  von  Räucherwerk, 
Parfümerien  und  Salben.  Auch  diese  Industrie  war  in  Babylon  heimisch, 
und  die  zahlreichen  P^nvälinungen  lassen  daher  nicht  immer  genau  erkennen, 
welche  Faljricationsorte  gemeint  sind '.  Unter  den  Salben  wurde  namentlich  die 
Styraxsalbe  gerühmt  ** ;  treffliche  Liliensalbe  lieferten  An tiochia  und  Lao- 
dicea». 

Aus  spätrömischer  Zeit  erst  stammt  die  Anlage  bedeutender  Waffenfa- 
briken in  mehreren  Städten  Syriens,  nämlicli  in  Damascus'"  und  dem  nahe 
gelegenen  Da phne,  Anliochia  und  Edcssa  inOsroeno'',  welche  sämmtlich 


1)  Ezech.  27,  18.  Das.  Hieron.  T.  III  p,  887:  significat  autem,  quod  inter  celeras  negocia- 
tivnes  Tyri  ad  nundinas  ejus  de  Dainasco  deferebatur  vinum  pinguissimum  et  lana  praecipua,  quod 
usque  hodie  cernimus. 

2)  Dio  Chrys.  or.  LXXIX,  \,  t.  11  p.  432R:  2vQmv  xai  BaßvXuvlaiv  vifciafiara.  Coripp. 
laud.  Just.  Aug.  min.  IV,  208;  Syrica  per  cunctas  pendebant  vela  columnas.  Vgl.  Aiistid.  or. 
XIV,  t.  I  p.  326  Dind.  3)  Arnos  3,  12. 

4)  Ed.  Diocl.  c.  XVIII,  46.  Vgl.  oben  S.  17  Anm.  7. 

5)  Ed.  Diocl.  c.  XVII;  ib.  XVIII,  7:  xeifaKoääafiia  anö  Uvov.  16:  aivSövts  xonaQCat. 
37  :  (fuaxli'ia.  (Dass  liier,  wie  bei  den  andern  das.  genannten  Städten,  Leinenwaaren  gemeint 
sind,  geht  aus  lin.  37  hervor,  wo  ausser  den  Fabrikorten  noch  hinzugefügt  ist:  fi  iriQov 
xa9af)uiTäjov  Xhov ,  und  aus  lin.  7,  wo  ausdrücklich  k^o  i6ou  dabei  steht.  Auch  der  Aus- 
druck aii'öovig  spricht  dafür.)  Tot.  orb.  descr.  §  12  (s.  oben  S.  21  Anm.  9),  wo  für  Ladicia  zu 
lesen  isl  Laodicea.  Diese  Leinenwaaren  aus  dem  syrischen  Laodicea  dürfen  nicht,  wie  das 
mehrfach  geschehen  ist  (z.  B.  bei  Yates  p.  283)  mit  den  WoUenstoffen  aus  dem  phrygischen 
Laodicea  verwechselt  werden,  deren  das  Ed.  Diocl.  ebenfalls  gedenkt.  Vgl.  Mommsen  z. 
Ed.  Diocl.  p.  61  u.  87.  6)   S.  Movers  S.  263  IT. 

7)  Vgl.  Hermipp.  b.  Ath.  I,  27  K.  Archestr.  ebd.  III,  101  C.  Theophr.  bist.  pl.  IV,  5.  X,  8. 
Hör.  Carm.  I,  31,  12.  II,  7,  7.  11,  16.  Cat.  68,  144.  Tib.  I,  3,  7.  III,  4,  28.  6,  63.  IV,  4,  28. 
l'rop.  I,  2,  3.  H,  13,  30.    Plin.  XII,  124  sqq.  134  sq.  XXI,  24.  XXIV,  32  u.  s. 

8)  Diosc.  I,  79.  Vgl.  Aesch.  Agam.  1312.  Apoll,  b.  Ath.  XV,  689  A.  Anaxandr.  ebd.  IV, 
131  D.  Theoer.  Id.  15,  114.    Vgl.  Movers  S.  103. 

9)  Plin.  XXI,  24;  vgl.  XII,  133. 

10)  Es  ist  bekannt,  dass  hier  die  .Schwertfegekunst  ebenso  wie  die  Weberei  auch  im  Mittel- 
alter dauernden  Ruf  behalten  haben. 

H)  Not.  dign.  Or.  c.  X  p.  38:  Svutaria  et  armorum  Damasci.  —  Scutaria  et  armorum  Aiilio- 
chiae,  clibanaria  Anliochiae.  —  Scutaria  et  armamenlaria  Edesa.  Vgl.  Amm.  Marc.  XIV,  7,  18 
u.  9,  4. 


§  6.  Galatien,  Lycaonie.v,  Pisidiex  mit  Pajipiiylien,  Purygiex.  27 

der  Kaiser  Diocletian  angelegt  *.  Aus  frtiherer  Zeit  wird  uns  von  Mctallarbeit  in 
Syrien  nichts  berichtet ;  doch  ist  wohl  anzunehmen,  dass  die  drohenden  Einfalle 
der  Sarazenen  nicht  der  einzige  Beweggrund  waren  für  die  Gründung  so  vieler 
Waffenfal)riken  auf  einem  vcrhältnissmässig  kleinen  Räume,  sondern  dass  auch 
andere  locale  Bedingungen,  also  namentlich  eine  schon  sich  vorfindende  Technik 
der  Einwohner  in  diesem  Handwerk,  mit  gewirkt  haben  werden 2. 


§6. 
Oalatien,  Lycaonien,  Pisidien  mit  Paniphylieii,  Plirygien. 

Ein  Geschenk,  das  in  der  Regel,  wo  wir  es  finden,  mit  einem  Blühen  des 
Gewerbes  Hand  in  Hand  geht,  hat  die  Natur  allen  den  oben  genannten  Landern 
verliehen:  den  Reichthum  an  Schafheerdcn,  deren  Wolle  zu  den  besten  ge- 
hörte, welche  das  Alterthum  kannte.  Wie  noch  heut  zu  Tage  die  Ziegen  der  Um- 
gegend von  Angora  berühmt  sind,  so  war  schon  im  Alterthum  Galatien  wegen 
seiner  trefflichen  Wolle  bekannt-'.  Lycaoniens  Triften  niihrten  zahllose  Heer- 
den,  deren  Wolle  zwar  weniger  fein,  aber  doch  wegen  der  grossen  Menge  äusserst 
gewinnbringend  war,  sodass  die  Besitzer  solcher  Heerden  dadurch  grosse  Reich- 
thUmer  erwarben^,  und  nicht  geringer  war  der  Ruf  der  aus  Pisidien''  und 
Pamphylienß,  zumal  aus  der  Gegend  von  Selge'  nach  dem  Auslande  geführ- 
ten Wolle  und  Wollenfabricate.  Am  berühmtesten  aber  war  die  Wolle,  welchem 
aus  Phrygien  kam  und  die  sich  besonders  durch  ihre  Feinheit  auszeichnete**. 
Hier  war  es  zumal  dieUmgecend  von  Laodicea  und  Colossae,  von  wo  schöne, 


1)  Job.  Malal.  Chion.  12  p.  307  (Bonn):  ixiiae  di  xal  ;sc.  Diocletianus  Daphnac)  (fttßQtxäi 
TQftS  TTQOs  10  xtttaaxivttCtalfai  önlit  iw  arporw  ■  i'xnai  di  xid  h'  'Eö^arj  (fußfttxit  äiä  rö  ri< 
önXa  lyyvg  /o()rjyiia{httf  (üaavi(o(  Si  xal  iv  Jafiiiaxoi  ixjiae  (/icßQixä,  (troi^aas  IniSgo/xiig 
TÜv  ^aQuxrji'wv. 

2)  Auf  Töpferei  bezieht  sich  die  Notiz  des  Isiil.  Orig.  XX,  6:  seriola  csl  orcarum  ordo 
directus  vel  vas  fictile  vini,  apud  Syriam  primum  excor/itatum.  Doeli  wii-d  hior!)ei  wolil  der 
Export  des  syrischen  Weines  die  Hauptsache  gewesen  sein. 

3)  Plin.  XXIX,  33  :  laudatissima  (lana)  e  collo,  nalione  vero  Galatica.  Noch  in  spälcr  Zeit 
finden  wir  dort  einen  lebhaften  Kleiderhandel,  Tot.  orb.  descr.  §  4i :  (Galalia)  pturimam  festem 
cmens  ac  vendens. 

4)  Str.  XII,  568  spricht  namentlich  von  der  Gegend  am  Tatta-Seo  :  ofjwg  cT«  xalnfQ  ilyvifnof 
ovaa  fi  ;((ÖQtt  TrQÖßara  (xriiiifH  üavfiaaTÜig ,  TQa/sCng  (f^  f'p^ns,  xeiC  iii'ff  /|  (tvjtöv  lovjioi' 
fiiylarov;  tiAod'toi's   fxnjaai'TO.    ^^fivtjae  cT  iiTiip  TnitixoaCui  ta/e   no//iira;  (v   loT;  lonoit 

TOVTOIS. 

5)  Str.  ib.  570:  ihtvftaaii]  ö' lariv  ii<fvai;  lüy  xontov  .  .  .  ti  yün  ittU  (cxiiionfCttig  mv 
TaiiQov  x"^Q''  ■  ■  ■  (T'föi'Qa  (vxaQTiög  (aiii',  üan  xit)  i'/Miüifvi«  (hin  noXka  )r^)i)Ca  xa'i  eiüft- 
Titla,  foftat  t(  KifS^öi'ovg  ävfia&at  navroöanoTg  ßoaxriuuair. 

6)  Philoslr.  V.  Apoll.  III,  15,  4  ;  iqiov  ktvxov  öjanit)  tÖ  Ilafiifvhof,  ^alttxiörn>oy  iU  Imm 
Kleid  aus  Pamphylion  Id.  ib.  VIII,  6,  16:  oüif  älovQyläog  (ßäaxtjia  oiätil,  oväi  //«,(«/ r^oc 
rivbg  ^  fiaXaxr/s  ia{HJTOS. 

7)  Tert.  de  pall.  3  :  nee  de  ovibus  dieo  Milesiis  et  Selgicis  et  Atticis. 

8)  Arist.  Av.  493  :  x^aipav  yaQ  änoiXea  6  fioxiyrjQog  'hQvybov  tiUiov  J/n  lovtor.  Schol.: 
(xti  yäg  «ttkAk  xai  xaXa  tQia.  Suid.  s.  V.  't'QvyCtav  (Qlmi\  Auch  wilde  Sehafc  pib  es  in  Phry- 
gien, vgl.  Varr.  R.  R.  II,  1.  Den  Plirygicr  Marsyas  bezcichnclc  der  Mythus  als  einen  Schafliir- 
ten,  llyg.  fab.  165. 


•28  11.  Amen. 

iluicli  iliif  von  Natur  dunkle  Farbe  besonders  werlhvoUe  Wolle  kam  ',  sowohl 
roh,  als  auch,  und  namentlich  in  der  römischen  Zeit,  verarbeitet.  Denn  wenn 
auch  die  phrygische  Wolle  schon  vor  der  Kaiserzeit  in  Griechenland  geschützt 
war  2,  so  erlangte  sie  doch  ihre  höchste  Bedeutung  erst  zu  der  Zeit,  als  Phrygien 
römische  Provinz  und  dadurch  der  Handelsverkehr  lebhafter  geworden  war.  Das 
lülict  des  Diocletian  zählt  eine  Menge  von  Kleidungsstücken  auf,  die  aus  Laodicca 
exportirt  wurden  3 ;  spätere  Schriftsteller  en^  älinen  mehrfach  den  lebhaften  Han- 
del dieser  Stadt  mit  Kleidern ^,  und  auch  inschrifllich  ist  das  Gewerbe  der  Walker 
in  Laodicea  bezeugt  ^. 

Allein  das  einfache  Handwerk  der  Wollenfabrication  wurde  von  den  Phrygicrn 
sogar  bis  zu  einer  gewissen  künstlerischen  Höhe  betrieben:  das  Sticken  der 
Gewänder  war  nämlich  bei  ihnen  ganz  besonders  üblich,  sodass  sie  sogar  im 
Allerthum  als  die  Erfinder  dieser  Technik  galten  ".  Wenn  das  auch  nicht  unbe- 
zweifelt  richtig  sein  mag,  da  ja  auch  die  Babylonier  seit  aller  Zeil  diese  Kunst 
üblen,  so  ist  doch  das  wohl  gewiss,  dass  die  Technik  des  Stickens  durch  Phrygior 


1)  Strab.  1.  1.  p.  578:  (f^nit  äe  6  tt^qI  jt,i>  ^ittoöixtittv  rönog  ■nnoßitjMv  KpST«?  oix  lig 
fictlnx6Tt]T(t  fiöi'ov  T(ü»'  IqCuiv  ,  rj  y.al  TtSt'  Miktjaluji'  J/ct^fyf/,  ciXXa  y.Kl  lis  ir\v  xoQtt^fiv  yjjöar, 
i'tart  xai  ngoaoätvovTni  Xci/jnguje  an  avzüJv,  äontQ  ol  Koloaatjvoi  ctno  rov  öiiiovvftov  yQto- 
fidTog  Ttlrjotov  olxoi'vTtg.  (Darnach  scheint  es,  als  habe  Laodicea  die  Wollenfabiicalion  als 
Monopol  betrielien.)  Plin.  VIII,  190  :  in  Asia  Laodiceae  (oves  sumviam  nohilitatem  habent) .  Vgl. 
Vitr.  VIII,  3,  14.  2)   S.  Aristoph.  1.  I. 

3)  Ed.  Diocl.  c.  XVI  lin.  9:  ßtQQog  Aa3ixrii'ög\  1.  10:  ßlQQog  Aaäixrj%'og  if  o/uowttiji 
Nfnßixcö  (d.  h.  in  Laodicea  nach  dem  Muster  der  nervischen  Kleider  verfertigt)  ;  1.  11  :  ^le).- 
uaTixi^  narjuog AtC(iiX7ji'fj  TQiunog;  1.  12  :  TTK^ayiiväiv  AaSixrivor;  1.  47  :  /}M/xväet  .daäixrjVtiv 
iioTovi'jaiav  (Mommsen  p.  87  vermuthet  ü/MKnensw,  ähnlich  wie  oben  Nervica  saga] . 

4)  Hieron.  adv.  Jovin.  21  (Opp.  II,  29)  :  nunc  lineis  et  sericis  vestibus  et  Alrebatum  et  Lau- 
iliceae  indumentis  ornalus  incedis.  Yatcs  p.  283  bezieht  diese  Stelle  auf  das  syrische  Laodicea 
und  versteht  unter  den  induinenta  aus  Laodicea  und  von  den  .\trebaten  leinene  Gewiinder; 
allein  da  vorher  auch  serische,  d.  h.  seidene  Stoffe  genannt  sind,  liegt  keine  Nolhwendigkeit 
vor,  hier  Linnenkleider  zu  verstehen.  Vgl.  auch  Tot.  erb.  descr.  §  42:  Laodicea,  de  qua  vestis 
exU,  quae  dicilur  Laodicena.  (Im  Peripl.  mar.  Erythr.  §  24  werden  Xoiäixig  erwähnt;  Müller 
zur  Tot.  0.  descr.  1.  1.  will  darunter  Kleider  aus  Laodicea  verstehen,  während  Movers  S.  312 
Anm.  137  feine  Leinwandwaaren  aus  dem  syrischen  Laodicea  darunter  verstanden  wissen 
will ;  dem  steht  aber  entgegen,  dass  auch  die  in  Oberitalien,  namentlich  in  Verona  verfertigten 
ludices  Wollenfabricate  waren.) 

5)  C.  1.  Gr.  III,  3938:  [!j  ^Qyaaia]  t(öi'  p'a(ff[iov  x«)  ßatfiuiv  jiöv]  änXovQymv.  Franz 
vermuthet  für  letzteres  Wort  aXovnym-;  allein  Purpurfärberei  ist  für  Phrygien  nicht  bezeugt, 
auch  l)ei  der  Lage  des  Landes  unwahrscheinlich.  Die  Knioupyot  sind  die  Verfertiger  der  soge- 
narmlcn  luujia  anXä,  s.  Mommsen  z.  Ed.  Diocl.  S.  87. 

6)  Plin.  VIII,  195:  acu  facere  id  (sc.  pingere  vestes)  Phryges  invenerunt,  ideogue  Phrygio- 
niae  appellatae  sunt  (vestes).  Isid.  Orig.  XIX,  22:  acupicta  vestis  cum  lextilis  aul  acu  ornata. 
Eadem  et  Phrygia.  Hujus  enim  artis  periti  Phrygii  omnes  dicuntur ;  sive  quia  in  Phrygia  invcnta 
est.  Unde  et  artißces ,  qui  id  faciunt,  Phrygiones  dicuntur.  Tert.  de  hab.  niul.  I,  1  ;  Si  ab  inilio 
rerum  et  Milesii  oves  tonderent  et  Tyrii  tingerent  et  Phryges  insuerent  et  Dabylonii  intexerent.  Serv. 
ad  Virg.  Aen.  III,  484  und  IX,  614.  Vgl.  Senec.  Herc.  Oet.  665  : 

Nee  Maeonia  distinguit  acu 
Quae  Phoebeis  subditus  Euris 
Legit  Eois  Ser  arboribus. 
Die  gestickten  Gewänder  der  Phrygier  auf  den  Va.senbildcrn  sind  bekaimt  genug. 


§  6.   Galatien,  Lycao.mkn,  Pisidikn  mit  I'a.mpiiylien,  Phrygien.  29 

nach  Rani  gebracht  worden  ist,  deun  dadurch  erklärt  es  sich  am  l)esteii,  dass  in 
Rom  die  Kunstslicker  Phrijgiones  genannt  wurden '. 

Auch  ein  anderes  Gewerlie,  das  mit  der  Wollenweberei  in  engem  Zusam- 
menhange steht,  wurde  in  Phrygien  vielfach  geübt,  nämlich  die  Färberei.  Zwar 
ist  Purpurfärberei  nicht  bezeugt,  wohl  aber  wird  die  Färberei  mit  Färbewurzeln 
rühmend  envähnt,  namentlich  in  Hierapolis^,  wo  die  Zunft  der  Färber  auch 
auf  einer  Inschrift  vorkömmt 3.    Galatien  lieferte  treEFlichcn  Scharlach  '. 

Im  übrigen  ist  über  die  Industrie  dieser  Länder  nur  noch  wenig  zu  sagen. 
Ancyra  bereitete  in  später  Zeit  ein  sehr  gerühmtes  Brot*;  Pisidien  bereitete 
Salben  aus  Styrax  und  Iris,  namentlich  die  Stadt  Selge«,  wo  auch  Öl  fabri- 
cirt  wurde";  Side  in  Paniphylien  trieb  einst  eifrig  Schiffsbau^  In 
P h  r  y  g i  e n  wurden  F i s c h e  e i n g e s a I z e n  und  verschickt  •',  und  die  Einwohner 
der  phrygischen  Stadt  Cibyra  beschäftigten  sich  sehr  stark  mit  Eisenfabri- 
calen"*,  welche  im  Handel  ein  nicht  unwichtiger  Artikel  gewesen  zu  sein 
scheinen  •'. 


1)  Vgl.  Plaut.  Men.  II,  3,  72  (v.  426)  : 

Pallam  iltam,  quam  dudum  dederas,  ad  Phrygionem  ut  dcferas, 

VI  reconcinnelur. 
.\uUil.  III,  3,  34  :  Stat  fuUo,  phrygio,  aurifer,  lanahtis.  Titin.  b.  Non.  p.  3,  16  [Ribbcck, 
Com.  Lal.  Rel.  p.  Höj  :   Phrygio  fui  primum  henetjue  id  opus  sciri;  reliqui  acus  aciasque  hero 
alque  herae  nostrae.  Vgl.  sonst  Plin.  Serv.  Isid.  11. 11.  Auf  einer  Inschrift  bei  Reinesius,  XI,  108. 
Vgl.  Marquardt  S.  147. 

2)  Strab.  XIII,  630  ;  tan  ii  xrd  tjoÖ;  ßatfriv  iiduiv  »avfiaaiiäi  ovuaiT()OV  tÖ  xarcc  Ttjf 
'ItQur  TiöXiv  vSioo,  üjare  tu  (x  twv  (}i((Sv  ßaTiroueta  ^iduiU.a  (hui  TnT;  ix  zij;  xöxxov  xid  101'« 
itXovnyiaii'.  Dass  in  Hierapolis  auch  Ba  u  m  wo  I  lencu  1  tur  betrieben  wurde,  darauf  deuten 
die  alten  Namen  der  Stadt,  welche  mit  einem  einlieiniisclien  Namen  Magog,  richtiger  wohl 
Mabog,  die  »Baumwollenstadt«  hiess,  wahrend  die  zweite  Benennung  Bambyke  noch  deutlicher 
daraufhinweist.  Plin.  V,  81.  S.  Forbigcr,  Alte  Geogr.  II,  85  N.  643.  Brandes  S.  103. 

3)  C.  1.  Gr.  III,  3924. 

4)  Der  Galalicus  rubor  hei  Tert.  de  pall.  c.  4.  Vgl.  Plin.  XXII,  3.  Beckmann,  Beilr.  zur 
Gesch.  der  Erfind.  III.  5.  Dieser  FärbeslofT  wurde  vorzugsweise  in  den  Färbereien  des  Galalien 
benachbarten  Nicaea  verarbeitet  {oder  vielleicht  aus  dieser  Hafenstadt  versandt);  vgl.  Ed.  Diod. 
c.  XVI  lin.  93  :  Neix«r)rfji  xoxxt]QÜs  ICrna  «'.     Daselbst  Mommsen  S.  92. 

5)  Toi.  orb.  descr.  §  41  :  Ancyra,  quae  diiinum  panem  et  eininentissimum  dicilur  man- 
ducare. 

6)  Sir.  XII,  571  :  InntiHTttt  iSi  xal  ij  Jlilyixri  inig  xn!  r6  an  nvriji  älfifitia.  V,c;l.  eli.l. 
p.  570.    Plin.  XII,  125.  XXI,  41. 

7)  Plin.  XV,  31  :  Suis  herbis  componunt  inter  Cappadociam  et  Galatiam,  quod  Selgicum  vo- 
cant.  Id.  X.KIII,  95.   Strab.  1.  1. 

8)  Zur  Zeit  des  cilicisohen  Seeräuberwesens,  Strab.  XIV,  664:  Iv  Z(3g  yovi-  nolti  rijc 
rTafi(fvlia(  ja  vttvni^yitt  awCdriiTo  roi(  KlXi^ir. 

9)  Eupol.  b.  Stcph.  Byz.  v.  raäeiQa.    Poll.  VI,  48. 

10)  Strab.  XIII,  631  :   tSior  if  hr)>'  Ir  f(ißv()i<  to  tov  atJi/Qor  ronn'fattai  (itiiUuii. 

11)  Vgl.  Hör.  Ep.  I,  6,  33: 

carc  nc  porlus  occupcl  alter. 
Ne  Cibyralica,  ne  Bithyna  negotia  perdas. 


Cilicien  und  Cappadocieii.  —  Carlen  und  Lycien. 

Von  der  Iiitlustiie  Cilicicns  und  Cnppadociens  ist  nur  wenit;  zu  be- 
riclilen.  Das  Ijerülimlcsto  Producl  Ciliciens,  der  namentlich  amCorycus  ge- 
deihende Safran',  bot  h.iuptsäclilich  nur  insofern  Gelegenheit  zu  gewerblicher 
Tiiätigkeit,  als  er  zur  Salben  fabriea  tion  sich  eignete,  die  denn  auch  einen 
gewissen  Ruf  erlangte'^  und  nanienllicli  in  Tarsus^  und  Soli^  betrieben 
wuide. 

Wichtiger  für  die  ciiicische  Industrie  ist  die  im  ganzen  nicht  häufige  We- 
berei aus  Ziegenhaaren,  die  in  Cilicien  wie  an  den  Syrten  betrieben  wurde 
und  hier  zuerst  zur  Anwendung  gekommen  sein  soll.  Die  in  den  Bergen  des  rau- 
hen Ciliciens  und  des  benachbarten  Lyciens  weidenden  langhaarigen  Ziegen  wur- 
den geschoren  ä  und  aus  dem  gewonnenen  Material  jener  filzartige  Stoff  gewebt, 
über  dessen  mannichfaltige  Anwendung  wir  oben  gesprochen  haben*'  und  der 
unter  dem  Namen  cilicium  seit  den  letzten  Jahrhunderten  der  römisciien  Republik 
sehr  bekannt  und  verbreitet  war'.  Allein  wenn  auch  die  Fabrication  dieses  Stoffes 
zuerst  in  Cilicien  geschah  und  daselbst  fortdauerte,  so  ist  doch  nicht  zu  bezwei- 
feln, dass  man  auch  in  andern  Gegenden  Ziegenhaare  auf  die  gleiche  Art  verar- 
beitete und  den  vom  urspi-ünglichen  Ort  der  Erfindung  abgeleiteten  Namen  i)ei- 
behielt  s. 

Erst  aus  späterer  Zeit  erfahren  wir  von  der  Leinweberei  in  Cilicien". 
Namentlich  aus  Tarsus,  derjenigen  Stadt  Ciliciens,  in  welcher  griechische  Bil- 
dung und  hidustrie  am  meisten  heimisch  war,  kamen  verschiedenartige  Leinen- 
waaren,  Kleider,  Kopfbinden,  Bettdecken  u.  s.  w.  nach  Rom '". 


1)  Strab.  XIV,  670.  Lucr.  de  rer.  nat.  U,  416.  Hör.  Sat.  II,  4,  68.  Marl.  III,  6.5,  2.  l.\, 
38,  13.     Lucan  Phars.  IX,  807.     Pliii.  XXI,  31  u.  s. 

2)  Theoplir.  de  odor.  6,  27.   Atli.  XV,  689  D.   Slyrax,  Plin.  XII,  125. 

3)  Plin.  XIII,  6:  fucrat  el  pardalium  in  Tarso,  cujus  etiam  compositio  et  mixtum  oUille- 
rala  est.  4)   Plin.  XIII,  5:  crocinum  in  Solis  Ciliciae  maxime  laudatutn  est. 

5)  Arist.  bist.  an.  VIII,  28  :  h'  AvxCa  cd  lilyi;  xsl^ovrai ,  öiaTTeg  rrt  nnößara  ttciqu  roh 
äUotg.  Callisth.  b.  Ael.  nat.  an.  XVI,  30  fügt  hinzu:  ydta&ai  yäo  öaavjuxug  xal  ivTQixai 
tiiii'iüg  T«s  «lyae.  6)   Vgl.  S.  4  fg. 

7)  Varr.  R.  R.  II,  11,  11  :  tondenlur  (caprae)  quod  magnis  vülis  sunt,  in  magna  parte  Pliry- 
giae,  unde  cilicia  et  cetera  ejus  generis  fieri  solent.  Sed  quod  primum  in  Cilicia  Sit  instituta,  nomen 
id  Cilicas  adjecisse  dicunl.  Plin.  VllI,  203:  in  Cilicia  circaque  Syrtes  villo  tonsili  (caprarum) 
vestiuntur.  Colum.  I  piaef.  §  26.  Philarg.  z.  Virg.  Georg.  III,  313.  Suid.  s.  v.  KiXCxtog  TQÜyoc 
ö  (TaCTyf  •  ToiovToi  yito  iv  KiXixia  yCt'ovTai  jQriyoi'  otffj'  xcü  ja  Ix  rwc  igi/iäv  avi/rtOt'fiii'Ct 
KdCxitt  xaXovvxai.  Vgl.  s.  v.  KiUxia.  Hesych.  v.  KiXlxioi  löyoi.  Glossar.  Nomic.  im  Lon- 
doner Stephanus  IX  p.  462:  KiXixCa-  rgäyoi  ano  KiXixCas  et  iSaatigelc.  Paroemiogr.  Gr. 
ed.  Gaisford  p.  64D.  Diogenian.  V,  54  ebd.  p.  197  C.  Vgl.  Yates  p.  137  sqq.  Marquardt 
S.  89  fg. 

8)  So  z.  B.  cilicia  von  den  Syrten,  Mart.  XIV,  140;  in  Arabien,  Solin.  XXXIII,  3.  isid. 
Orig.  XIX,  26,  10. 

9)  Clem.  Alex.  Paed.  II,  10  p.  239:  oüx  hi  zeig  d&orcig  rag  nn  Aiyvmov,  liXkag  iSi  Tivctg 
tx  yfjg'EßQaioi)'  xnl  KiXlxtov  ix7TO(jiC6fifroi  yrjg. 

10)  Ed.  Diocl.  c.  XVII  sq.  Bekanntlich  war  auch  der  Apostel  Paulus  ein  Zellmacher 
(axi,vn7Toiög)  aus  Tarsus,  Act.  Aposl.  18,  3. 


§7.  GaiciEN  u?ii)  Capp.vdocien.   —  Cariex  und  Lycien.  31 

Gelegentlich  werden  auch  cilicische  Ge fasse  erwähnt',  vertnuthlich  wurde 
in  ihnen  der  Wein  Ciliciens^  in's  Ausland  gebracht.  —  Im  Anfang  des  vierten 
Jahrh.  befand  sich  in  Irenopolis  eine  kaiserliche  Waffenfabrik''.  Sehr 
wichtig  war  Cilicien  auch  für  den  Schiffsbau.  Die  Wälder  des  Taurus  lieferten 
nicht  nur  ausgezeichnetes  Bauholz,  sondern  auch  Eisen  und  Kupfer  in  Menge  ^. 
Daher  gründeten  die  Phönizier  zahlreiche  Colonieen  an  der  cilicischen  Küste« 
und  auch  die  Perser  liessen  dort  von  den  Ciliciern  selbst,  wie  von  Cypriern  und 
Phöniziern  Schiffe  bauen  *'. 

Noch  weniger  ist  über  Cappadocieu  zu  sagen.  Das  verbreitetste  und  be- 
kannteste Gewerbe  war  die  Bäckerei;  cappadocische  Sclaven  wurden  in  Grie- 
chenland gewöhnlich  zum  Brotbacken  verwendet'.  In  der  späteren  Zeit  führte 
Cappadocien  Kleider  ausFellen^  und  Teppiche '■*  aus ;  von  welcher  Art  die 
letzteren  gewesen  sind,  wissen  wir  nicht.  In  noch  späterer  Zeit  befand  sich  in 
der  Stadt  Caesarea  eine  kaiserliche  Waffenfabrik '<•. 

In  Carlen  —  wie  in  den  meisten  Staaten  Kleinasiens  —  sind  es  fast  aus- 
schliesslich die  griechischen  Colonieen,  welche  wir  auf  industriellem  Gebiete  thätig 
und  nicht  unbedeutendes  leistend  finden.  Die  Bewohner  des  Innern,  die  eigent- 
lichen Carier,  waren  ein  rohes  und  kriegerisches  Volk,  die  in  fremden  Heeren  als 
Söldner  dienten  und  wegen  ihrer  Treulosigkeit  und  Käuflichkeit  übel  berüchtigt 
waren  —  mit  Cretern  und  Cappadociern  als  die  TQia  Käniia  xajttdx-«  bei  den 
Alten  verrufen.  Handel  und  Gewerbe  lagen  in  den  Händen  der  an  der  Küste  an- 
gesiedelten Griechen,  unter  deren  Colonieen  sich  ganz  besonders  Milet  aus- 
zeichnete''. 

Die  Umgegend  von  Milet  war  seit  alter  Zeit  wegen  ihrer  Schafe  berühmt, 
welche  eine  vortrefi"liche  Wolle  lieferten  '2.  Der  Buhm  der  milesischen  Wolle  geht 
in  sehr  alle  Zeil  zurück,  schon  die  Sybariten  bezogen  ihre  wollenen  Gewänder 
aus  Milet  '^,  und  Polycrales  führte  miiesische  Schafe  auf  Samos  ein  ".  In  der  gan- 
zen folgenden  Zeit  war  diese  Wolle  bei  den  Griechen  ungeiacin  geschätzt  uiiil 


\)  Isid.  Orig.  XX,  G  :  Cilicienscs  (scriolae)  a  Cilicia  motcupalae,  unile  primum  ailicclac  sunl. 

2)  Vgl.  Ath.  I,  33  ü. 

3)  Not.  dign.  Or.  c.  X  p.  38:  hastaria  Irenopolitana  Cüiciac. 

4)  Theophr.  h.  pl.  IV,  5,  5.    Strab.  XIV,  669.  5)  Movois  II,  2,  1(i7  IT. 
G)   Diod.  Sic.  XI,  75,  vgl.  ib.  61. 

7)  Vgl.  Atli.  III,  H2C.   113B.  IV,  129Dsq.    XIV,  647Cu.  a. 

8)  Tot.  erb.  descr.  §40:   Haec  (sc.  Cappadocia)  ubique  Icporiiiam  vcslcm  cmillK  cl  Balnjlo- 
peltium  et  divinorum  animalium  pulchriludinem. 

9)  Ed.  Diocl.  XVI,  2  :   TäiTtii  KnnneiSoxixös. 

10)  Nol.  dign.  I.  1.  cUbanaria  Caesareae  Cappadociae. 

11)  Über  den  Handel  Milets  vgl.  Heeren,  Handbuch  III,  1,  ä  S.  185.  Mannert,  fiec^ 
graph.  VI,  3  S.  253.  Hül  1  m  an  n,  Handelsgescli.  127.  139  u.s.  Die  Abliandlungcn  von  Soli  rü- 
der, de  rebus  Milcsiorum,  Sundae  1827;  Sohl  an,  rer.  Mllosiar.  conim.  I.  Dnrnisl.  IS29  und 
C.  G.  Schmidt,  de  rebus  Milesiis.  Gotting.  1855/6  sind  mir  nur  dem  Namen  iuk-1i  bekunnl 
geworden.  12)  Vgl.  Yales  p.  34  S(|i|. 

■     13)    Ath.  \II,  519n:    iiiinnvv  ,n  n!  SrßriüTrui  :■„)  !/i,'a,„  M,h)nli„v  (nl(oy  ;7.<T0i;jut'.r<. 
14)    AUi    XII,  54  0  n. 


32  II.   AsiKN. 

wird  häufig  erwähnt ' ;  auch  später  noch  bewahrte  sie  diesen  allen  Ruf  2;  ja,  noch 
in  den  späteren  Jahrhunderten  des  römischen  Kaiserreichs  wird  sie  gepriesen  •', 
obgleich  die  Römer  die  Wolle  des  cisalpinischen  Galliens  und  Unterilaliens  vor- 
zogen^. Wie  in  andern  Gegenden,  z.  R.  in  Athen  und  Tarenl,  suchte  man  auch 
hier  die  Reinheit  und  Feinheit  der  Wolle  dadurch  noch  mehr  zu  befördern,  dass 
man  die  Schafe  mit  Fellen  bedeckte  s. 

Obgleich  wir  nun  wissen,  dass  diese  Wolle  auch  unverarbeitet  exportirt 
wurde «,  wurde  doch  sicher  der  grösste  Tlieil  am  Orte  selbst  gesponnen  und  zu 
Stoffen  gewelH',  und  zwar  namentlich  zu  Kleid un g s s t ü c k e n  und  Teppi- 
chen. Dass  die  Sybariten  n)ilesische  Wollenstoffe  trugen,  ist  bereits  erwähnt, 
aber  auch  in  den  folgenden  Jahrhunderten  war  eine  milesische  Chlamys  ein  ge- 
schätztes Kleidungsstück^  und  bis  in  die  Zeit  des  römischen  Kaiserreichs  wurden 
diese  Zeuge  vielfach  gelragen  «.  Aber  fast  noch  grösseren  Ruhm  genossen  die  mi- 
lesischen  Decken;  Milrjoia  CTQiüi.iuTa  waren  sogar  sprüchwörtlich  geworden  '". 


1)  Arist.  Lysistr.  724:  oixoi  ycc^  ^axiv  iQui  fioi  MilLijaia.  Schol.  (üq^rijg  Mü.r'ijov  xa).ä 
i/ovarig  (Qict.  Hippoci'.  Tiegl  äqoQuiv  I,  684  ;  ^j'  ti(>Cia  MiXrjoiio  /letiaxw  oJj  tvfiQorÜTio.  Ael. 
nat.  anim.  XVII,  34:  anakai  yÜQ  elai  acfööna  tu  toiiTtov  (sc.  xufiijktor]  tqCxh ,  (ig  xal  ToZg 
MiXiialoig  InCoig  avTix^lvtadtti  rijv  juaXaxoTJiTcc.  Apoll.  Dysc.  bist.  comm.  c.  20.  Die  Septua- 
ginla  nennt  bei  Ezech.  27, 18  auch  cgia  IxMiXriTov  unter  den  nachTyrus  gebracbten  Waaien. 

2)  Coluni.  VII,  2,  3 :  generis  eximii  MHesias  (oves)  noslri  existimabant.  Plin.  XXIX,  33  : 
laudatissiiiia  lana  .  .  .  Milesia,    Virg.  Georg.  III,  306: 

Nee  minor  usus  erit,  quamvis  Milesia  magno 
Vellera  mutantur  Tyrios  incocta  rubores. 
Vi»!,  ib.  IV,  334.    Malt.  VIII,  28,  10  :  Nee  Milelus  erat  vettere  digna  tuo.  Vgl.  Strab.  XII,  578. 

3)  dem.  Ale.x.  Paed.  11,  10  p.  237  ;  Tni^a  (are  TtQoßäriai;  xkv  Mllit]TOs  itvxi',  xttv  'Iralin 
Jn^aCtjTcu  xtiv  tinö  SufiKQaig  (fvXftTT(i>vTiti  al  i^l/ig.  Palaeph.de  Incred.  19:  olaiital  vvv  al  {v 
JlhXrjTta.  Vgl.  Eust.  z.  Dion.  Per.  823  :  (nia  äh  ö  jonog  ovtos  (sc.  M(Xi]Tog)  (f^Qfi  ciyn9ä.,  ö,1iv 
xal  ifg  TiaQoifxlav  xitrai  rä  MiXrjain  aiQüifiarec.  Tzetz.  Chil.  X,  329  :  iQiti  lä  MiXrjaia  xüX- 
Xintft  yÜQ  Twv  nihrwi'.  Tertull.  de  pall.  3.  de  hab.  mul.  I,  1.  Serv.  z.  Virg.  Georg.  III,  306: 
Milesia  vettera,  tanae  preliosissimae 

4)  Plin.  VIII,  190  :  tertium  locum  Milesiae  oves  obtinent.  Vgl.  Coluni.  1.  1. 

5)  Clem.  Alexandr.  1.  1.  6)  Aristoph.  I.  1.    Vgl.  Ezech.  a.  a.  0. 

7)  Doch  bezogen  die  Milesier  bei  ihren  ausgebreiteten  Handelsverbindungen  auch  vom 
Pontus  Euxinus,  besonders  von  den  Coraxern,  Wolle;  vgl.  Yates  p.  27  sqq.  Dass  die  Wol- 
lonfabiication  in  Milet  Monopol  gewesen  sei,  hat  man  aus  Cic.  Verr.  F,  34,  86 :  nam  quid  Mile- 
siis  tanae  publicae  absluteril  .  .  .  dicere  praetermittam,  scbliessen  wollen  (s.  Marq  ua  rd  t  S.  87); 
ich  glaube  aber,  dass  das  nur  Iheilweise  angenommen  werden  darf.  Pubtica  lana  ist  die  von 
den  im  Besitz  der  Stadt  befindlichen  Heerden  gewonnene  Wolle ;  daneben  besassen  sicherlich 
auch  Privatleute  ihre  Heerden. 

8)  Vgl.  Plut.  Alcib.  c.  23;  de  Alex.  s.  virt.  s.  fort.  or.  I  c.  8  p.  330  D. 

9)  Hör.  Ep.  I,  17,  30 :     Alter  Miteli  lextam  cane  pejus  et  aiigue 

Vitabit  chtamydem. 
Porphyr,  ebd.:  taneae  festes  Milesiae  preliosae  sunt.    Vgl.  Marl.  1.  1. 

10)  Eustath.  1.  1.  Die  Notiz  des  Tzetz.  Chil.  1.  1.  dass  Tlicmislokles  vom  Perserköiiige 
erhallen  habe:  Mvqkv  ,  Mvoiivra,  MCXrjTov  ,  Aüiixl'axov ,   MayftjoCav 

tig  oivov,    oifia  xal  ar()0)ftrcig,  bqiov,  flg  Imoävaiig, 
ist  unrichtig.    Bekanntlich  erhielt  Tliemistokles  vom  Grosskünige  zugewiesen  Magnesia  für  das 
Brot,  Myus  für  die  Zukost,   Lampsacus  für  den  Wein,    für  Decken   und  Kleider  aber  Per- 
cote  und  Palaescepsis.    Vgl.  Thuc.  1,  138.     Diod.  XI,  57.     Plul.  Them.  29.    SIrab.  XIV,  636. 
Alh    I,  29  F. 


§  7.   CiLiciKN  IM)  Cai'padocikv.  —  Carien  und  Lycien.  33 

Solche  milesische  Decken  weiden  hei  den  allisehen  Komikern  liiUifig  erwiihnt  '. 
Dieser  Decken  bediente  man  sich  nieht  nur,  um  thunil  die  Sophas  und  Betten  zu 
Ijeleiicn,  sondern  man  wandle  sie  auch  als  Vorhänge  an  den  Wänden  an  ^ ;  ver- 
niulhlich  waren  die  zum  letzteren  Zweck  benutzten  Teppiche  kostbare  Buntwir- 
kereien nach  Art  derjenigen,  welche  Pergamus  lieferte  ^. 

Wenn  nun  auch  ein  Theil  dieser  StofTe,  namentlich  die  Kleidungsstücke,  ihre 
natürliche  weisse  Farbe  behalten  haben  mögen,  bedurften  doch  die  zu  kostbaren 
Decken  verwandten  und  die  werthvolleren  Kleiderstoffe  noch  der  Fii  rb  ung  ^,  und 
diese  geschah  denn  ebenfalls  in  Milet  selbst.  An  der  Küste  Cariens  wurde  Pur- 
pur gewonnen  ^ ;  der  milesische  Purpur  w  ird  noch  im  Edict  des  Diocletian  mehr- 
fach mit  der  Angabe  seines  Preises  envähntf',  woraus  denn  freiUch  hei-vorgeht, 
dass  selbst  der  beste  milesische  Purpur  noch  um  2/3  billiger  w ar,  als  der  schlech- 
teste lyrische'.  Doch  war  die  milesische  Purpurfiirberei  im  Alterthum  kaum 
weniger  beitlhmt,  als  die  Wolle  selbst  *. 

Der  Buhm  der  milesischen  Wollenfabrica te  überstrahlt  so  sehr  alles  andere, 
dass  wir  ausserdem  von  den  Gew  erben  der  Stadt  fast  gar  nichts  erfahren.  Critias 
lobt  milesische  Betten  und  Sessel-*,  und  die  Fabrication  dieser  Möbel  scheint 
überhaupt  in  Carien  nicht  ohne  Bedeutung  gewesen  zu  sein,  da  auch  in  Magne- 
sia Betten  und  Tische,  daneben  auch  Leuchter  und  Teppiche  angefer- 
tigt ^\'u^den  i". 

InCnidus  und  vermuthlich  auch  an  andern  Orten  der  carischen  Küste" 
blühte  die  Töpferei.     Die  Kvidia  ■/.eQÖ/.ua  lobt  Eubulus  '2.   Nicht  nur  die  zur 


1)   Arist.  Ran.  542.   Ib.  Scliol.  ;   ixfi  yäo  (v  MiXtito)  xali)  jj  rcöv  arotojudrojv  lnycta(a-  xnl 
rö  MilLijaia  arpmuara  noixila  xnl  ctjittXa  yiverai  xnl  äiaifoga.     Com.   b.  Atli.   XII,  553  B: 
zk'to)  fiiv  VTToßcO.fiit  T(Sv  Mi).r]<jC<x>v  (qCuv.     Vgl.   auch  Theoer.    Id.  XV,  12G: 
TJOQifVQ^oi  di  TÜn^zes  uvia ,  fictXttxioTlgoi  vni'oi, 
il  MtXarog  (qiI  x*"    Tav  XafjCav  xaraßöaxtov 
(eitiit  von  Euslath.  z.  Dion.  und  dem  Schol.  zu  Arist.  II.  11.). 

21   Amphis  b.  Ath.  XV,  691  A;  (gCoiai  toig  rolxovg  xvxXai  MiXtjatoig. 

3)  Auch  feine  Gewebe  lieferte  Milet.  Alciphr.  Ep.  I,  6  erwiihnl  xtx(jvii a'/.oi  Milr^nioi. 

4)  Schol.  Arist.  1.  I. :  th  rpuyf/v  ol  MiXijaioi  äiußäXXovrat ,  xcd  dt  16  OToXijg  TtoXvTiXW 
fa^ijris  T  {vTav9a  xttTeaxiväCovjo  noixiXat  xai  TÜn7]iet. 

5)  Arist.  hisl.  an.  V,  15.  Ath.  111,  88  F.  6)   Ed.  DiocI.  XVI,  lin.  91  sq. 

7)  Vgl.  Moramscn  z.  Ed.  S.  91.   Marquardt  S.  422. 

8)  Vgl.  Thcocr.  I.  I.  Virg.  Georg.  1.1.  und  das.  Serv.:  Miletus  civilas  cslAsiae,  ubi  lingunliir 
lanae  oplimae. 

9)  Bei  Ath.  I,  286:  tivahv  Si  Xi^ovs  Hox»  xctXXos  ixii  MiXijToe.  Ebd.  XI,  486  E  :  xXdri 
ju/iijffioupy^f  xal  iSl(fQog  fjiXrjaiovoyiis.  Auch  auf  Inschriften  werden  die  xXlfai  fiiX>iatovf>yii( 
häulig  envahiit;  vgl.  Boeckh,  Staatshaush.  II,  153  fg.  298.  300.  Rangab6,  Anliqu.  hellen. 
I,  116  sqq.  II,  475  sqq.  Sie  werden  da  gewöhnlich  mit  Gegenständen  von  Erz  und  anderen 
Metallen  zusammen  genannt,  so  dass  man  vermuthen  kann,  dass  auch  sie  entweder  ganz  von 
Metall  oder  mit  Metall  verziert  waren.  Die  Aufnahme  dieser  Gegenstände  unter  die  Schalzver- 
zeichnisse  spricht  für  ihren  sei  es  künstlerischen  sei  es  materiellen  Wertli. 

10)  Ath.  IV,  173  F:  AfayrijTtf  .  .  .  nap^/ovai  roTg  (nijtjftovai  arfyrjv  aXag  IXaioy  ö'fof, 
Iti  Xüxiof  xXhecg  ifjiimuaT«  t {tun (^ag. 

11)  Wie  man  aus  dem  Namen  des  Slädtchoiis  Ceiiiiiuis  iSIrab.  XIV,  636)  uiul  dos  Meer- 
busens, Sinus  Ceramicus  (Her.  I,  174.  Xen.  Hell.  I,  4,  8.  II,  1,  15.  .Melii  I.  1«,  2  u.  s.) 
schliesscn  kann.  12;   Bei  Ath.  I,  28C. 

lilümuer,  l>i(>  g.>«iTl.l.  Tliitiskeit  .1.  kl.-i*s.  Altortliums.  , 


34  II.  Asien. 

Versendung  des  cnidischen  Weines '  erforderlichen  Gefasse  wurden  fabricirl,  son- 
dern auch  schönes,  durch  Feinheit  sich  auszeichnendes  Tafelgeschirr,  welches 
nach  dem  Auslande  ging  2;  und  es  scheint,  dass  die  Töpfer  bei  den  Formen  ihrer 
Gefasse  öfters  dem  Umstände  Rechnung  trugen,  dass  ihre  Stadt  eine  der  Venus 
heilige  war  ^.  Für  die  Bedeutung  der  cnidischen  Töpferei  kann  schon  das  Zeug- 
niss  ablegen,  dass  dieselbe  im  4.  Jahrh.  v.  Chr.  nicht  minder  gerühuit  wird,  als 
im  2ten  n.  Chr.  *.  — Zur  Zeit  des  Plinius  schickte  auch  TraUes  seine  Töpfei'waa- 
ren  weit  in's  Ausland''.  Dieselbe  Stadt  lieferte  gegen  Ausgang  der  Kaiserzeil  lei- 
nene, vermuthlich  mit  Baumwolle  gestopfte  Bett-  und  Kopfkissen^. 

Unter  den  übrigen  Städten  Cariens  zeichnete  sich  besonders  A  lab  and  a 
nicht  minder  durch  seinen  Handel  und  Kunstfleiss,  als  durch  seine  Schwelgerei 
aus'.  Namentlich  waren  die  daselbst  gefundenen  und  geschliffenen  Carfunkel 
und  Crystalle'^  berühmt,  sowie  das  aus  dem  sogenannten  lapls  Alabandicus 
bereitete  G 1  a  s  s. 

Ferner  wurden  in  Carlen,  zumal  in  Alabanda  '"  und  Cnidus  ''  treffliche 
Salben  bereitet,  und  endlich  wurde  an  mehreren  Orten  der  Küste,  besonders 
Cnidus '2  und  Caunus'ä  der  Schiffsbau  betrieben,  wie  denn  die  Carier  als 
Seefahrer  überhaupt  einen  grossen  Ruf  hatten  ^*. 

Die  gewerbliche  Thätigkeit  lyciens  ist  unbedeutend.  Fischfang  und  Räu- 
chern der  Fische  bildete  für  die  KUstenorte  einen  Hauptnahrungszweig 'S;  zur 
Salbenbereitung  boten  die  schönen  Gebirgspflanzen  und  der  nächst  dem 
cilicischen  hochberühmte  Safran  des  Berges  Olympus  '^  hinlänglich  Gelegenheit". 
Auch  die  Metallarbeit  scheint  in  Lycien  betrieben  worden  zu  sein,  obgleich 
die  Alten  selbst  schon  über  die  Bedeutung  der  iptälai  kvmovQyelg  oder  Ivxovq- 


1)  Strab.  XIV,  637.    Ath.  I,  32  E. 

2)  Luc.  Lexiph.  7:  xui  yriytvi]  TtolXa  (TTor^nuij  ,  oia  QrjnixX^g  dinra,  figv^aär/  Jf  xa't 
alXa  ivarofitt ,  tu  fih 'Puy.uij&tv ,  rä  äi  Ki'i(}ottii' ,  näiza  fx^tjoi  artfio(fu{>rita  y.al  iifiiio- 
ar^axu. 

3)  Wenigstens  möchte  ich  die  unklare  Stelle  bei  Luc.  Amor.  \\  :  iyt!)  cff  .  .  xiixi-ü)  nt- 
Qt^tiv  Tr]v  KvCSoy,  ovx  aysi-aari  rij;  xtQCCfievTixfjg  axoXaalas  fifr^/mv  <üf  ip  'A(fQoäCTrjg  TiöXit-, 
auf  oliscoene  Gefässförmen  beziehen.  Vgl.  Jahn,  Ber.  d.  sächs.  Gesellsch.  1854,  Ph.  bist.  Gl. 
S.  33  Anm.  25. 

4)  Cnidische  Töpfer  betrieben  auch  in  Athen  im  Ceramicus  ihr  Gewerbe.  S.  Thiersch, 
Abliandl.  d.  Bair.  Acad.  1838  (II,  3),  S.  830  ff.  Ein  Verzeichniss  von  (177)  Henkelinschriften 
cnidischer  Gefii.sse,  welche  in  Athen,  Alexandria  und  Sicilien  gefunden  wurden,  findet  sich  im 
Corp.  Inscr.  Graec.  III  p.  XIV  lab.  II.  Vgl.  Franz  im  Philol.  Bd.  VI  S.  278  flf.  Taf.  II. 

5)  Plin.  XXXV,  161  :  habent  et  TraUes  opera  sua  et  in  Italia  Mutina ,  quoniam  et  sie  genles 
nobilitantur  et  haec  quoque  per  maria  terras  nitro  portantur  insignibus  rotae  officinis. 

6)  Ed.  Diocl.  XVIII,  46.   (Vgl.  oben  S.  17  Anm.  7.)  7)  Vgl.  Strab.  XIV,  660. 
8)   Plin.  XXXVII,  23.  92.  96.                    9)   Plin.  XXXVI,  63.  Isid.  Orig.  XVI,  14. 

10)  Plin.  XXI,  16.  11)  Plin.  XII,  132. 

12)  Suid.  s.  V.  NaiiovQyris  x(h&aQoe  13)  Str.  XIV,  651. 

141   Grit.  b.  Ath.  I,  28  C:   (fooiijyovs  if  äxärovs  KÜQee,  a).ogTauüti  {aintnit'iuvro  thjÜtoi). 
15)  Namentlich  in  Phase lis,  Ath.  VII,  297  E  sqq.  Auch  Myus  hatte  bedeutenden  Fisch- 
fang.   Diod.  XI,  57.  16)   l'lin.  XXI,  37. 

17)  Plin.  XII,  132;  vgl.  die  Salben  aus  Phaseiis,  l'lin    XIII,  5.  XXI,  24. 


§  S.    LvniKN.  —  Mysien  lmi  Troas.  35 

yelg^  im  Unklaren  waren,  indem  der  Name  bald  von  Lycius,  dem  Sohne  des 
Myron,  bald  von  den  Lyciern  abgeleitet  wui'de^.  Palara  lieferte  schöne  vergol- 
dete Sa  nda  len  ■. 


Lydieu.  —  Mysieii  uud  Troas. 

Auch  in  Lydieu  ruht  die  Industrie,  soweit  sie  namentlich  für  das  Ausland 
von  Bedeutung  ist,  hauptsächlich  in  den  Händen  der  ionischen  Griechen.  Zwei 
Gewerbe  sind  es  namentlich,  die  wir  als  die  w  ichligsten  für  das  Land  sowie  für 
die  Küstenstädte  bezeichnen  dürfen,  die  W'el)erei  und  die  Färberei*. 

Wie  in  ganz  Kleinasien,  so  weideten  auch  in  den  Thälern  und  Bergen  Ly- 
diens  zahlreiche  Schafheerden,  deren  Wolle  die  Einwohner  schon  frühzeitig 
zur  Weberei  führte s.  Berühmt  waren  namentlich  die  durch  ihre  natürliche 
Färbung  sich  auszeichnenden  Schafe  von  Erythrae*"  und  Clazomenae'; 
als  Hauptsitz  der  Fabrication  aber  müssen  wir  S  a  r  d  e  s  betrachten,  dessen  Wol- 
lenzeuge, namentlich  die  gewirkten  Decken,  weite  Verbreitung  in  Griechen- 
land und  Italien  fanden  «.  Doch  auch  Kleidungsstücke,  in  denen  bekanntlich  die 
üppigen  lonier  grossen  Luxus  trieben ",  wurden  zahlreich  in  Lydien  gefertigt '", 
z.  B.  in  Thyatira  ",  Philadelphia '2  u.  s.  w. 


1)  Vgl.  Dem.  in  Tim.  or.  XLIX,  31  p.  1 193.  Die  \wv  erwähnte 
und  .sehr  werlhvoll  gewesen  sein. 

2)  Ath.  XI,  486D  sq.  (vgl.  784  B.;  Enst.  z.  II.  XII,  312  p.  907.  Suiil.  Harpocr.  Phot.  s.  v. 

3)  Luc.  dial.  mcr.  14,  2:  ix  IJaTäna»'  aavSiiXiR  InixQvaa.  ib.  14,  3:  auväal«  UaTitnixii. 
C.irische  Schuhe  erwähnt  der  Schol.  zu  Theoer.  X,  35. 

4)  Vgl.  über  die  Gewcrbthätigkeit  der  Lyder  Menke,  Lydiaca,  Berol.  1843.  p.  36  sqq. 

5)  Die  spätere  Mythenbildung  verfehlte  nicht,  dies  auszubeuten  ;  Arachne,  die  ge.schiekle 
Welii'rin,  welche  Pallas  zum  Wettstreit  herausfordert,  wird  eine  Lyderin  genannt,  Ov.  ini'l. 
VI,  .5  :  Maeoniaecjue  animum  falls  inlendit  Arachnes, 

Quam  sibi  lanificae  non  cedere  laudibus  arlis 

Audierat. 
Man  schrieb  ihr  sogar  die  Erfindung  der  Leinweberei  zu,  Plin.  VII,  1 96  :  fiisus  in  lanificio  CUisIrr 
filius  Arachnae ,  linum  et  retia  Arachne  (invenil). 

6)  Plin.  VIII,  191:  Asia  ruiili  (felleris  oies  habet),  quas  Ei-ythi-aeas  rocaul.  Doch  kann 
diese  Benennung  auch  bloss  auf  die  Farbe  zurück  geführt  werden,  Colum.  VII,  2,  4  :  nee  minus 
Asia  rutilos  (colores  praebet),  quos  vocant  igv^QoCg.  Vgl.  Vitr.  VIII,  3;  14. 

7)  Vitr.  1.  I. 

8)  Ath.  VI,  255  E:  xXivr)  vniaxtiuifiivri  ^ttQätavTj^  tfiiXoTänit^i  rtüv  näyv  TTokuTCktäv.  XII, 
51 4  C :  vTiozi&eft^viuf  \pilojanCäioi'  2:tioäiaii3i\  Non.  p.  539,  7  :  Varro  Hercule  Socralico :  cubo 
in  Sardiniais  tapedibus.  Vgl.  ib.  p.  542,  14. 

9)  Vgl.  Demoer.  Ephes.  b.  Ath.  XII,  52,")  C. 

10)  Hes.  V.  ^viStta  ia»<j(,  rä  ^lüiina  vifuoyittja.  l'oll.  VII,  77:  2:(ajönivixhs y.iitoy.  Doch 
waren  auch  manche  Kleidungsstücke,  welche  in  Sardes  verkauft  wurden,  in  I'ersien  gefertigt  ; 
vgl.  Arist.  Vcsp.  1137  sqq.,  wo  ein  persisches  Gewand  [xavfüxi])  in  Sardes  gekauft,  aber  in 
Ecbatana  gewebt  ist.  Das.  d.  Schol.  :   ils  ZÜQätti  yä^j  iyuiXtito  rn  lliQOixa  Iftiiriu. 

11)  Eine  Zunft  der  iftartvöftiyoi  daselbst  im  Corp.  Inscr.  Ur.  34SU. 
12     i;  hnn  ifi'lrj  Tiöf  fntiiuoyiSr.   C.  I.  Gr.  3422. 


36  II.  AsiuN. 

Allein  die  Erzeugnisse  der  lydischen  Weberei  hätten  an  sich  vielleicht  nicht 
solche  Berühmtheit  im  Auslande  erlangt,  wäre  nicht  auch  der  Vorzug  einer  aus- 
gezeichneten Färberei  mit  Purpur,  der  an  den  Küsten  loniens  in  bester 
Qualität  gewonnen  wurde',  hinzugekommen.  Purpurfischereien  befanden 
sich  wohl  überall  an  der  Küsle^;  und  auch  die  Purpurfärberei  wurde  nicht 
nur  in  der  Hauptstadt,  sondern  auch  in  vielen  andern  Städten  im  Innern  und  an 
der  Küste  sehr  eifrig  betrieben  ^.  So  macht  Ovid  den  Vater  der  Spinnerin  Arachne 
zu  einem  Purpurfärber  in  Colophon*;  die  Purpurhändlerin  aus  Thyatira  ist 
aus  der  Apostelgeschichte  hinlänglich  bekannt^.  Auch  hier  waren  aber  die  be- 
deutendsten Fabriken  in  Sardes,  wohin  die  Sage  sogar  die  Erfindung  des  Wol- 
lefärbens  verlegte  6.  Das  ßä^/.ia  2aQ6iavix6v  '  war  in  Griechenland  sogar 
sprüchwörtlich  geworden;  —  später  freilich  wusste  man  nicht  mehr  recht,  ob 
damit  Purpur  von  Sardes  oder  von  Sardinien  gemeint  sei*,  obgleich  nach 
den  betreffenden  Stellen  des  Aristophanes  kein  Zweifel  daiilber  aufkommen 
kann  '■>. 

Ausser  der  Wollenweberei  wird  uns  nur  wenig  von  andern  in  Lydien  fabri- 
cirten  Stoffen  berichtet.  Golddurchwirkte  Gewänder,  wie  sie  in  Persien 
seit  aller  Zeit  üblich  waren,  webte  man  auch  in  Lydien '<>.  Sardes  lieferte  Garn, 
das  namentlich  zu  Netzen  tauglich  war  " ;  Leinweber  weisen  auch  die  In- 
schriften von  Thyatira  auf  '2. 

Von  andern  in  Lydien  betriebenen  Gewerben  haben  wir  nur  vereinzelte 
Nachrichten ,    aus   denen  wir  folgendes  hervorheben  ;    Schuhe  lieferte  C  o  I  o  - 


1)  weshalb  Alexander  der  Grosse  den  ionischen  Stiidten  auferlegte  ,  ihm  eine  bedeutende 
Quantität  Purpursaft  zu  schicken,  Ath.  XII,  539  F.   Vgl.  auch  Theopomp  b.  Ath.  XU  p.  526  C. 

2)  Z.  B.  in  Phocaea,  Ov.  met.  VI,  9: 

pate7-  huic  Colophonius  Idmon 
Phocaica  bibulas  tinguebat  murice  lanas. 
In  Smyrna,  Tot.  orb.  descr.  §  47;  regio  —  proferens  —  alicam  et purpuiain  hunam. 

3)  Eine  eigenthümliche  Anwendung  der  Purpurfärberei  erwähnt  Claud.  de  rapl.  Pros. 
I,  274  ;  non  Sic  decus  ardet  eburnum, 

Lydia  Sidonio  quod  femina  tinxerit  ostro. 

4)  Ov.  1.  1. 

5)  Act.  apost.  16, 14;  ßcnfei;  werden  auf  Inschriften  von  Thyatira  häufig  gefunden,  s.  Corp. 
inscr.  Gr.  3496—3498. 

6)  Plin.  VII,  196:  inficere  lanas  Sardibus  Lydi  (invenerunt).  Vgl.  Hyg.  fab.  274. 

7)  Arist.  Ach.  112:  iV«  fiij  ae  ßäipu)  ßäfi^cc  Zaoäiaiixor;  vgl.  Pac.  1174  m.  d.  Schol.  : 
Sia(fiQovat  yÜQ  <tl  ^väaccl  ßatfin.     Vgl.   Giern.  Alex.   Paed.   II.   10   p.  203.     Hes.   v.  ßäfifja 

8)  Schol.  Arist.  Ach.  I.  1.  Suid.  v.  ßäfifia  Kv^ixrjrov  und  h'n  /ni^  ai  ßnrpat. 

9)  Auch  Scharlachfärberei  scheint  in  Sardes  betrieben  worden  zu  sein;  vgl.  die 
vom  Komiker  Plato  b.  Ath.  II,  48 B  erwähnten  qonixtSi;  ^ayäiarixaC. 

10)  Lyd.  de  mag.  III,  64  p.  258  (Bonn):  anoväri  yfyovi  rni(  ^^väoi;  . .  .  xal XQi'"oaTi]ftoi«q 
ihiQyiiCio!)"!  /iToii/a;  (xfti  fjdnjvg  ö  llftattvänog  finiöv  ,^^äväo)  /nian^ftTcortg") ,  xa'i  ovx 
nvToij;  fiovovg  ulXa  xtä  rovg  xa).ovfi(vovg  aäidvxag  etc. 

11)  Pol).  V,  26.   (Vgl.  Plin.  VII,  196:  Unmn  et  relia  Arachne  invenil.) 
1J1   Corp.  Inscr.  Gr.  3504:   Zunft  der  ).n'uui>yoi. 


§  8.   LYDitN.  —  Myüien  i>D  Troas.  37 

phou',  irtlene  Gcfässc^  Erylhrae^,  Phocaea',  Teos'.  Das  lydische 
Eisen  rühmt  Daimachos  als  zu  Werkzeugen  und  Waffen  tauglich";  andere  Er- 
wähnungen desselben  mögen  wohl  nur  zufällig  fehlen,  da  die  Anlage  einer  kai- 
serlichen Waffenfabrik  zuSardes  in  später  Zeit ''  für  eine  Forldauer  dieses 
Gewerbes  spricht. 

Als  Bäcker'*  und  Köche»  waren  die  Lyder  von  Alters  her  berühmt;  und 
auch  die  eingesalzenen  Fische  '»,  sowie  das  zu  Clazomenae  trefflich  be- 
reitete Garum"  waren  bei  den  Feinschmeckern  sehr  beliebt.  Endlich  war 
Ephesus  berühmt  wegen  seiner  Salbenfabrication '2;  und  dass  daselbst 
auch  das  Gewerbe  der  Silberarbeiter,  welche  kleine  Nachbildungen  des 
Dianentempels  verfertigten,  ein  sehr  bedeutendes  war,  das  vielen  Gewinn  abwarf 
und  namentlich  viel  nach  dem  Ausland  exportirte,  lehrt  die  Geschichte  vom  Gold- 
schmied Deraetrius  'l 

flysien  und  Troas  sind  für  die  Geschichte  des  Handels  von  weit  grösserer  Be- 
deutung ,  als  für  die  der  Gewerbe.  Über  die  ionischen  Städte  an  der  KUsle  des 
Hellespont  und  der  Propontis  ging  der  lebhafte  Handel  zwischen  dem  Mitteliiieei-e 
und  dem  Pontus;  es  war,  wenigstens  soweit  es  Industrieerzeugnissc  betrifft, 
weder  Import-  noch  Exporthandel,  sondern  hauptsächlich  Transitohandel,  wel- 
cher Städten  wie  Abydus  und  Cyzicus  ihre  Bedeutung  verlieh. 

Der  Hauptort  Mysiens,  Pergamum'^,  dessen  Blüthe  erst  mit  der  Gründung 
des  altaiischen  Beiches  beginnt,  hat  sich  einen  Namen  und  ein  bleibendes  Anden- 
ken dadurch  erworben,  dass  hier,  als  man  ein  Surrogat  für  den  aegj^iUschen 


1)  PoW.  \ll,  90:  'PlvSmv  Koloifiovlov  {iinoäTJ/xaTog)  fiiftvriTtti.   Bcs.  \.  Kolotftiiiia-  vno- 
(SiqfittTa  xoTXa.  Eine  Zunft  der  ßvgaets  zu  Thyatira,  Corp.  Iiiscr.  Gr.  3499. 
ä)  A'gl.  Grit.  b.  Ath.  X,  432  E:  uyye",  S  yiväi]  )(tiQ  ivg'  äaiajoyivi^s. 

3)  Plin.  XXXV,  161.  Alh.  XI,  475C.  Die  Töpferei  hängt  hier  wohl  zusammen  mit  dem 
in  Erythrae  sehr  blühenden  Weinbau,  vgl.  Archestr.  b.  Ath.  111,  112B:  (feneaiä(fv).oi 
'EQv9Qa{,  ebd.  1,  32  B.  —  Zunft  der  xf(>«/»frf  in  Thyatira  s.  C.  I.  Gr.  3485. 

4)  Luc.  Lexiph.  7 :  noxyQia  .  .  .  rä  fih  'puixarj^iv.  Phocaea  hatte  auch  zu  einer  Zeit,  da 
es  unter  den  seefahrenden  Machten  eine  der  ersten  Stellen  einnahm ,  d.  h.  besonders  im 
6.  Jahrh.  v.  Chr.,  Bedeutung  für  den  Schiffsbau,  vgl.  Her.  I,  163. 

5)  Alcacus  b.  Ath.  Xi,  481  A:  „i-ärttyis  noviavTat  xvXixvüv  äno  Tt]iäv ,"  cüf  äuo/o^xav 
yifo/iit'iov  xttl  tv  Ti(a  xvXlxtov  (noT^ovrat,  Bcrgk,  Poet.  lyr.  Gr.  fr.  43). 

6)  Steph.  Byz.  v.  ^axeäatniov  ■  tö  de  Aväiov  [arouiofta]  .  .  .  tlg  (iCvai  xaX  ^a/al(jas  xal 
ivQ(a  xitl  ivax^gas.  Auch  bei  Eust.  ad  11.  II,  581   p.  294. 

7)  Not.  dign.  Or.  c.  X  p.  39  :  scutaria  et  aniwrum  (fabrUal  Sardis  Lydiae. 

8)  Archestr.  b.  Athen.  111,  112C.  Kuchen  von  Teos  envalint  Eust.  ad  11.  11,  537  p.  279. 
Zunft  der  igroxönoi  in  Thyatira,  C.  I.  Gr.  3496. 

9)  Ath.  IV,  160A.  XII,  51 6  C  sq. 

10)  Von  Cumae,  Xenocr.  de  ahm.  ex  aquat.  c.  IV  §  73  p.  19. 
11;   Plin.  X.XXI,  94;  vgl.  XXXll,  18. 

12)  .\Ui.XV,  688  F;  "Etfiaöi  yi  xoi  ni/ortiiov,  ifaai,  to7s  fivQois  &i^<fin(  xiu  fiäXiara  f'i  it{i 
fieyaHtltfi ,  vir  di  ov.  Der  Suhol.  i.  Aesch.  Pers.  41  erklärt  das  Wort  Avöoifoixt^v  durch 
fivQonoiXTir.   Vgl.  Virg.  Georg.  I,  56.  Poll.  VI,  104. 

13)  Act.  Apost.  19,  24  sqq.  Eine  ovvt(iyaalti  iwi'  ä^iyvQoxönojy  xit)  /(tvao}(6(ov  zu  S  m  \  r  ii  a 
im  C.  Inscr.  Gr.  3154. 

14)  Über  die  Gcwcibthätigkcit  von  Pergonuini  vi;l.  Wegcner,  de  aula  Atlalica  p.  28  sqq. 


38  II-   Asien. 

Papyrus  suchte,  dessen  Ausfuhr  nach  Pergamuni  der  auf  den  Ruhm  seiner 
alexandrinischen  Bibliothek  eifersüchtige  Ptoieniaeus  Euergetes  II.  Physkon  ver- 
boten halte,  die  alte  Erfindung,  auf  Thierhiiule  zu  schreiben,  unter  König  Eume- 
nes  II.  bis  zur  Bereitung  des  Pergaments  vervollkommnet  -wurde'.  Es  ist 
selbstverständlich ,  dass  diese  Erfindung  zu  einer  sehr  ausgebreiteten  Fabrication 
des  nun  bald  allgemein  sich  verbreitenden  neuen  Schreibmaterials  ftlhrte ,  doch 
wurde  die  Technik  auch  anderwärts  bekannt  und  z.  B.  in  Rom  selbst  aus- 
geübt 2,  sodass  keineswegs  anzunehmen  ist,  dass  die  zahlreichen  Erwähnungen 
von  membranae  bei  den  alten  Autoren  sich  alle  auf  pergamenische  Fabriken 
beziehen '. 

Ferner  wurde  in  Pergamum  die  schon  seit  alter  Zeit  in  Kleinasien  heimische 
Kunst  der  Goldwirkerei  in  hoher  Vollkommenheit  ausgeübt.  Leider  haben 
wir  darüber  nur  Nachrichten  aus  römischer  Zeit;  als  Rom  durch  die  Attalen  mit 
Pergamum  in  nahe  Verbindung  trat,  da  kamen  auch  jene  kostbaren  Goldstoffe, 
namentlich  Vorhänge  [auhea]  und  Kleider,  dahin  und  waren  da  unter  dem 
Namen  nulnea  Attalica^  i^estes  Attnlicae  bekannt*,  und  es  ist  wohl  nur  ein  Miss- 
verständniss  dieser  Benennung,  wenn  man  die  Erfindung  dieser  Technik  dem 
Könige  Attalus  selbst  zuschrieb  ■>.  Es  ist  nicht  zu  bezweifeln ,  dass  die  Kunst, 
wollene  und  seidene  Stoffe  mit  Goldfäden  zu  durckwirken ,  später  auch  in  Rom 
selbst  ausgeübt  w'orden  ist;  doch  mag  in  Pergamum  die  Fabrication  und  Versen- 
dung dieser  Stoffe  noch  lange  einen  ■wichtigen  Theil  der  Industrie  und  des  Ex- 
portes gebildet  haben. 

Zur  Zeit  des  Plinius  wurden  in  Pergamuni  auch  ausgezeichnete  irdene 
B  e  c  h  e  r  verfertigt  ^.  Es  lässt  das  im  allgemeinen  darauf  schliessen,  dass  über- 
haupt die  Töpferei  und  Thonarbeit  daselbst  es  zu  einer  gewissen  Vollen- 
dung gebracht  hatten  ,  und  dem  entspricht  recht  gut ,  dass  ebenda  —  allerdings 
einige  Jahrhunderte  früher  —  eine  Schule  berühmter  Erzgiesser  und  Toreu- 


1)  Plin.  Xlll,  70:  aemulatione  circa  bibliothecas  regum  Ptotemaei  et  Eumenis,  supprimente 
Chartas  Plotemaeo ,  Varro  membranas  Pergami  tradit  repertas.  Falscli  ist  die  Chronologie  an- 
gegeben in  Boissonade  anecd.  Graec.  I,  420.  Vgl.  Meier  in  Erscli-Grubers  Encyclop.  unter 
»Pergamenisches  Reich«  S.  68.  Andere  Stellen  bei  Isid.  Orig.  VI,  11,  1.  Hieron.  ep.  7  ad 
Chromat.  Jovin.  et  Euseb.  A'ol.  I  p.  800  (Colon.  1516).  Tzetz  Chil.  XII,  347.  Manso,  Leben 
Constantins  S.  424.    Beck,  specimen  bist,  biblioth.  Alex.  p.  10.  Wegener  1.  I.  p.  72. 

2)  S.  Marquardt  399  fg. 

3)  Im  allgemeinen  ist  wahrscheinlich  der  Papyrus  das  gewöhnliche  Material  der  Bücher 
geblieben,  während  man  das  Iheure  Pergament  für  seltnere  und  kostbarere  Bücher  aufhob; 
vgl.  Marl.  XIV,  184    186.188.190.    Wegener  1.1. 

4)  Plin.  XXXIII,  63  :  Attalicis  vero  jampridem  intexilur  (aurum)  invenlo  regum  Asiae ;  vgl. 
XXXVI,  115.  XXXVII,  12.  Cic.  Verr  IV,  12,  27:  Attalica  parapetasmata.  Val.  Max.  I\, 
1,5:  Attalicis  aulaeis  contecti  parietes.  Sil.  Ital.  XIV,  659 :  quaeque  Attalicis  variata  per  artem 
Aulaeis  scribuntur  acu.  Hör.  Od.  I,  1,  12.  Serv.  ad  Virg.  Georg.  III,  25.  Donat.  de  com.  in 
Gronov.  thes.  Graec.  ant.  T.  VHI  col.  1690:  aulaea  quoque  in  scena  inlexta  sternuntur ,  quae 
pictus  ornatus  erat,  ex  Attalica  regia  Homam  usque  perlatus.  S.  Wegener  I.  1.  p.28. 

5)  Plin.  VIII,  196:  aurum  intexere  invenit  Attalus  rex,  unde  nomen  Attalicis.  Vgl.  Serv.  ad 
Aen.  I,  701. 

6)  Plin.  XXXV,  160. 


§  8.   Lydiin.  —  Mtsien  und  Troaü.  39 

t  en  bestand  '.  Wir  werden  einer  derarligen  Verbindung  der  Thonarbeit  und  des 
Erzgusses  noch  öfter  begegnen. 

Auch  die  Salbenfa  brica  t  ion  wurde  in  Pergamuni  betrieben  2,  wie  in 
andern  Städten  Mysiens  z.  B.  in  Adramy  t  tiuni  ^;  am  bedeutendsten  jedoch  in 
Cyzicus,  dessen  Salben  bei  den  Schriftstellern  häufig  erwähnt  werden^. 

Auch  sonst  war  Cyzicus  in  Handel  und  Industrie  eine  der  wichtigsten 
Städte  jener  Gegend.  Sehr  grossartig  wurde  der  Schiffsbau,  die  Fabrication 
von  Kriegsmaterial  und  Waffen  daselbst  betrieben^;  damit  aber  wird  es 
wohl,  als  die  Stadt  unter  Augustus  ihre  Selbständigkeit  verlor  s,  ein  Ende  gehabt 
haben ,  obgleich  sonst  ihr  Wohlstand  nicht  abnahm ;  bot  doch  der  Boden  noch 
immer  so  reichlich  wie  früher  seinen  Ertrag ,  namentlich  den  schönen ,  nach  den 
Nordkilsten  des  schwarzen  Meeres  geführten  Wein';  gewährte  das  Meer  doch 
nach  wie  vor  reichliche  Ausbeute,  zumal  an  den  bei  den  Gourmands  sehr  belieb- 
ten Austern,  die  bekanntlich  auch  bei  Abydus  in  vorzüglicher  Güte  gefischt 
wurden  ^. 

Überhaupt  bot  das  Meer  für  die  Bewohner  der  Küste  Nahrung  in  reichlichem 
Masse  dar.  Die  Propontis  war  nicht  minder  als  der  Pontus  wegen  ihres  Fisch- 
reichthums  berühmt  9,  zumal  Parium  zog  daraus  grossen  Gewinn'".  Auch 
Purpur  wurde  gewonnen,  namentlich  an  den  Vorgebirgen  Sigeum  und 
Lectum";  und  dass  auch  in  der  Propontis  solcher  gefunden  wurde,  ist 
aus  dem  bei  Plinius'^  erhaltenen  Namen  der  Insel  Porphyrie ne  zu  schliessen. 
Das  sprüchwörtliche  ßä^t/iia  Kvtf'irjvöv  aber ,  das  die  Lexicographen  und  Paroe- 
miographen  durch  die  Vortrefflichkeit  der  zu  Cyzicus  betriebenen  Purpurfärberei 
erklären  ^^,  beruht  auf  einer  inissverstandenen  Stelle  des  Aristophanes  '^. 

Von  den  übrigen  Städten  Mysiens  seien  noch  erwähnt  Pitana,  wo  leichte. 


1)  Vgl.  über  die  Künstler  von  Pcrgaraum  Brunn,  Kiinstl.  Gesch.  I,  442  ff.  Dass  auch  ilic 
gewöhnliche  Metallarbeit  in  Pergamum  Ruf  hatte,  zeigt  die  Berühmtheit  der  von  da  kom- 
menden Strigiles;  vgl.  Mart.  XIV,  51. 

2)  Doch  zu  Athenacus  Zeit  nicht  in  derselben  Güte  ,  wie  früher,  Ath.  XV,  689  B:  Ir  lU 
Iftnyä/AO)  nnörtQor  ftlv  l^oxhi  ''''''  '^^  "^j  fvQ^fov  rivog  ixTioi'ijacci'To;. 

3)  Plin.  XllI,  5.  Ath.  Xlll,  688  E.  689  A. 

4)  fiv()ov  KvCixriv(ivheiPau>i.lV,35,6.  Am  besten  war  die  Irissalbc,  Ath.  XV,  688E.  Plin. 
Xlll,  5:  irinum  Corinthi  diu  maxime  placuit,  poslea  Cysici.  Ebd.  14:  Cyzicena  amaracus. 
Vgl.  Dioscor.  I,  68.  —  S.  Marquardt,  Cyzicus  und  sein  Gebiet  S.  31  fg. 

5)  Strab.  XIV,  653:  xävTctv&n  äf  (oantQ  ir  MuaaaUif  xal  A'v^lxo)  t«  afpi  lovs  <((,i;fi- 
rixTOVttg  xnl  Tag  OQyaronoitag  xal  (hrjOavQovg  oTiXuiv  T£  xai  tüh  Slkiav  (anoiSaojui  diiaft- 
QÖvjtog.     Kupferbergwerke  in  Troas  erwähnt  Str.  Xlll,  607. 

6)  Vgl.  Marquardt  a.  a.  0.  S.  82  IT.  7)   Ebd.  S.  32  (T. 

8)  Ebd.  S.  36  ff. 

9)  piscosa  Propontis,  Avicn.  or.  mar.  v.  465.  Namentlich  Thunfische,  die  vom  Pontus  nach 
dem  Archipelagus  zogen,  Ael.  nat.  an.  XV,  5.  Plin.  IX,  52.  Auf  Münzen  von  Cyzicus  erscheint 
der  Thunfisch  sehr  oft,  vgl.  Sestini,  Descr.  dei  Stateri  ant.  p.  49.  56. 

10)  Hes.  b.  Ath.  111,  116C.  Archesir.  ebd.  92  0.  Plin.  XXXll,  146.  Vgl.  Xeiio<'r.  de  alim. 
1. 1.  über  das  daselbst  bereitete  Garum. 

11)  Arist.  h.  an.  V,  15.  Ath.  111,  881".  12)   V.  151. 

13)  Snid.  lies.   Et   Magn.  Zonaras.  s.  h.  v.  und  -mi^l. 

14)  Pac.  1173  ,sqq.  m.  Schol.  Vgl.  Mar(|iiordl   11.  :i.  0.  .S.  38. 


40  n.  Asien. 

im  Wasser  schwimmende  Ziegel  verfertigt  wurden',  und  in  Troas  Pcroole 
und  Palaescepsis,  die  Decken  und  Kleider  lieferten 2.  Wichtig  für  den 
Schiffsbau  war  Änlandros  am  Ida  ^. 


§9. 
Die  Länder  um  den  Pontus. 

Für  die  Geschichte  des  griechischen  Handels  sind  die  Länder  am  Ponlus  von 
der  \\  eillragendsten  Bedeutung.  Schon  früh  hatt<?n  die  grossen  Handelsstädte 
loniens,  namentlich  die  Milesier,  den  Reichlhum  erkannt,  den  ihnen  die  Nalur- 
producle  dieser  Gegenden  darboten;  die  üppigen  Kornfelder  der  Küstenstriche, 
die  schönwolligen  Heerden  des  innern  Landes,  das  prächtige  Holz  der  Wälder, 
das  Metall  der  Berge ,  der  Fischreichlhum  des  Meeres  —  alles  das  bot  sich  dem 
industriellen  Geiste  der  Hellenen,  wenn  er  an  der  Küste  dieses  Meeres  Fuss  fasste, 
mit  seinen  Anwohnern  sich  in  Verbindung  setzte.  So  entstand  denn  rings  um 
den  Pontus  Euxinus  eine  grosse  Zahl  rasch  aufblühender  Colonien  * ;  ihnen 
brachten  die  barbarischen  Völker  die  Producte,  welche  Ackerbau,  Viehzucht, 
Bergbau  etc.  ihnen  verschafften ;  hier  empfingen  sie  die  Erzeugnisse  des  griechi- 
schen Gew  erbfleisses,  oft  vielleicht  aus  Material  gefertigt,  das  sie  selbst  geliefert. 
Aber  ein  selbständiges ,  reges  gewerbliches  Leben  konnte  sich  an  diesen  äusser- 
sten  Grenzorten  der  Civilisation  nicht  entwickeln;  fast  in  allem,  was  zu  den 
Erzeugnissen  der  Industrie  gehört,  musste  der  pontische  Handel  allein  reccpliv 
bleiben  ^. 

Unter  den  einheimischen  Gewerben,  welche  die  griechischen  Colonisten  vor- 
fanden und  deren  Erzeugnisse  sie  nach  dem  Mutterlande  verführten,  nehmen 
die  erste  Stelle  ein  die  Eisenarbeit  und  der  Fischfang  verbunden  mit  dem 
Einsalzen  der  Fische. 

Für  die  Eisenarbeit  ist  das  zwischen  dem  polemonischen  und  cappado- 
cischcn  Pontus  wohnhafte  Volk  der  C  h  a  ly  b e r •>  im  Alterthum  fast  spi'Uchwörtlich 
geworden.    Schon  der  Name  Xälvßeg''  deutet  auf  den  hauptsächlichsten  Beruf 


i)  Strab.  XIII,  614.  Plin.  XXXV,  171. 

2)  Themistocles  bekam  vom  Perscrkünig  IleexuJrrjv  xal  ttjv  ntilaCaxri\!in'  ftg  arQtof/vrjr 
xcu  tfimiafiöv,  Athen.  I,  29F.  Plut.  Tliem.  29.  Vgl.  Neanth.  b   Scliol.  Arist.  Equ.  84. 

3)  Thuc.  IV,  52  :  vavs  r«  yctQ  ivnoQia  ^v  TtoitJadcu  avro&fv,  HXtav  v-nnp/öi'rcüi'  xru  ti,; 
iSrjs  iwixsifi^irjg,  xal  rrj  iillri  naQuaxivtj.   Vgl.  Xeii.  Hellen.  I,  1,  25.  Strab.  XIIl,  606. 

4)  Der  bequemeren  Anordnung  wegen  betrachten  wir  hier  auch  die  der  Nordküste,  ob- 
gleich dieselben  schon  zu  Europa  gehören. 

5)  Vgl.  Hüll  mann,  Handelsgesch.  S.  133  ff.  Frei  1er,  Über  d.  Bedeutung  d.  schwarzen 
Meeres  f.  d.  Handel  der  alten  Welt,  Dorpat  1842.  (in  den  Ausgew.  Aufsätzen,  herausg.  v.  R. 
Köhler,  Berlin  1867.  S.  441  ff).    Curtius,  Griech.  Geschichte  I,  336  ff. 

6)  Über  die  Sage  von  denselben  vgl.  Ephor.  bei  Strab.  XIV,  678.  Scymn.  201  (Huds.  II, 
55).  Scyl.  33.  Dion.  Per.  768  sqq.  Dass  sie  Aeschylus  (Prom.  301.  714.  vgl.  Sept.  727)  am 
Caucasus  wohnen  lässt,  ist  dichterische  Willkür.  Vgl.  über  Chalyber  und  die  Eisengewinnung 
am  Pontus  Ho  eck,  Kreta,  I,  294  ff. 

7)  Der  Name  findet  sich  auch  bei  andern  Völkerschaften,  wo  theils  Eisenarbeit  gleichzei- 
tig erwähnt  wird,  wie  in  Spanien  (vgl.  ,lust.  XLIV,  3),  theils  vorauszusetzen  ist,  wie  im  west- 


§0.    Die  Landi-r  IM  DFN  PoNTis.  41 

dieser  Völkerschnft,  denn  es  liegt  näher,  zu  vermuthen ,  dass  die  Beiirbciler  des 
Eisens  bei  den  Griechen  nach  diesem  Metall  benannt  worden  sind ,  als  dass  letz- 
teres seinen  Namen  von  dem  Volke  erhalten  habe  '.  Hier  befanden  sich  nun  seil 
den  ältesten  Zeilen  Bergwerke 2  und  Eisenhüllen;  während  die  am  Meere  woh- 
nenden sich  mit  dem  Fischfang  beschäftigten,  betrieb  der  überwiegende  Theil 
der  Bevölkerung  die  Metallarbeit  'K  Der  von  ihnen  bereitete  Stahl  wurde  nun  von 
den  Griechen  nach  dem  Auslande  gebracht^;  und  sowie  die  Nachricht ,  dass  die 
Chalyber  zuerst  die  Eisenarbeit  erfunden  hätten 5,  darauf  hindeutet,  seil  wie 
früher  Zeit  diese  Producte  durch  den  Handel  bekannt  geworden  waren,  so  beweist 
die  häufige  Erwähnung  der  Chahber  und  ihrer  Technik  bei  Dichtern,  Lexicogra- 
phen  u.  s.  w.  '',  wie  ausgedehnt  und  wichtig  dieser  Handel  mit  den  pontischen 
Stahlwaaren  gewesen  sein  muss". 

Der  Verkehr  scheint  hauptsächlich  durch  Sinope  gegangen  zu  sein;  es  ist 
sehr  wahrscheinlich,  dass  die  mehrfach  erwähnten  sinopischen  Sla hl arl) ei- 
len ^  nur  in  dieser  Sladl  verarbeitet,  das  Eisen  selbst  aber  bei  den  Chahbern 
gewonnen  wurde". 

Während  dieser  Gewerbszweig  sich  nur  auf  einige  Gegenden  iM'schräiikle, 
denen  die  Natur  das  Material  dazu  darbot'",   ist  ein  allen  Ländern  am  Pontus 


liehen  Kleinasien  (bei  Herod.  r,  28)  oder  bei  den  armenischen  Chalybern  (Xon.  Anab.  IV,  5, 
34  u.  7,  15),  wenn  nicht  hier  Verwechslung  mit  den  pontischen  Chalybern  anzunehmen  isl. 
Vgl.  Ho  ecke.  a.  0.  298  St.  1)  Vgl.  Hüll  mann  S.  82  ff. 

2)  Früher  sogar  Silberbergwerke,  Str.  XU,  549.  551. 

3)  Xen.  Anab.  V,  5,  t  :  ovtoi  (oi  Xdlivßss]  oUyot  riactv  .  .  .  xicl  6  ßios  »/>•  roTi;  nUinroig 
aviiör  ano  aiärjQitae.  Strab.  1.  1. :  ItlntTtu  roTg  fiiiaXltvittis  ix  riSi'  /jfjuXl.toi-  6  ßiog ;  vgl. 
p.  551.  Apoll.  Rhod.  11,  1003  sqq.  beschreibt  ihre  Lebensweise  folgendermasson  ; 

Toiai  fiiv  ovTt  ßo(ü>'  icQoros  fiii.(i,  ovii  jig  tiXXij 
tfVTttXiri  xaqnoto  fisX((fQOVog  .... 
üXXä  aiJij^oiföiiof  aivif(Xt)v  }({höia  yrtrofzioireg 
(o)oi'  äufißovrai  ßioTi'iaioy  ■  ov  iT^  noxi  aqtr 
fiws  avj(XXtt  xd/jctTiiiv  (Irfi),  äXXu  xtXttiiij 
Xiyvv'i  xal  xitnvtS  xä/jaTOP  ßuQvv  ürXBVovaar. 

4)  Eudoxus  b.  Steph.  Byz.  v.  Xäivßss-  tx  Si  rijg  XaXvßm'  xcöiitcg  o  aiiSijiws  o  Tiim  r« 
aTOfitöfittra  initivovfievos  l^äyiTni.  Eust.  z.  Dion.  Perieg.  767.  Vgl.  Virg.  Georg.  I,  58.  Mil 
ehernen  Fabricaten  wurde  auch  ein  starker  Handel  nach  Phönizien  getrieben,  s.  Ezech. 
47,  13.  5)   Plin.  VII,  197.  Amm.  Marc.  XXll,  8,  21  u.  s. 

6)  Vgl.  Aesch.  II.  11.  Eur.  Ale.  980  m.  d.  Schol.  Lycophr.  1109.  Virg.  Georg.  1.  1.  m.  il. 
Schol.  Val.  Flacc.  IV.  611.  Marl.  IV,  55,  12.  Sid.  Apoll.  Cai;ra.  V,  46.  Hesych.  v.  XäXißts.  El. 
Magn.  V    XaXxög.    Arist.  mirab.  ausc.  c.  48  (49),  und  an  vielen  andern  Stellen. 

7)  Die  Spuren  der  alten  Bergwerke  der  Chalyber  fand  Hamilton,  Reisen  in  Kleinasien, 
Pontus  und  Armenien,  deutsch  von  Schomburgk,  S.  244.  Derselbe  belichtet,  dass  noch 
heut  dort  Ei.sen  gefunden,  geschmolzen  und  nach  Constantinopel  geschickt  wird,  wo  es  sehr 
begehrt  i.st,  S.  257  ff.    Vgl.  Streuber,  Sinope,  S.  59  tX. 

8)  Steph.  Byz.  y .  AaxidaCfitov  arofiM/naTMr  to  fiiv  XaXvßäiy.bt;  lo  6i  ^'iku.t/xo'j'  . .  .  x«! 
OTi  Zivianixoi'  xai  XaXvßSix'ov  eh  ra  rixrorixd  .  .  .  mg  (ftjOi  Jaiuu/og.  \gl.  Kiist.  z.  II.  II, 
881   p.  294.    Cratin.  b.  Poll.  X,  148:   XaXvßäix'ov  arofiMfta. 

9)  Vgl.  Sengebusch,  Sinopicar.  quaeslt.  .spec.  p.  19.  Slreubor  a.  a.  0.  Ein  ;ff<;xo- 
TVTiog  auf  einer  In.schrifl  von  Sinope  im  C.  1.  Gr.  Hl,  4158. 

10)  Die  kaiserliche  Waffenfabrik  zu  Nicomedien  in  liilliy  nien  entstand  erst  in  spater 
Zeit,  Not.  dign.  Or.  c.  X  p.  38 :  scularia  et  armorKin  .Mcunirdiac.   Clibunaria  Nicumcditie. 


42  II.   Asien. 

geineinsamer  Beruf  das  Fangen  und  Einsalzen  der  Fische  '.  Die  dichlon  Züge  der 
Thunfische,  welche  alljährlich  im  Frühling  aus  dem  Pontus  in  den  Bosporus  ein- 
strömten und  dort  für  die  Byzantier  eine  so  reichliche  Nahrungsquelle  abgaben, 
kamen  aus  dem  schwarzen  Meere  und  schwammen,  zuerst  als  noch  kleine  Thiere, 
allmählich  aber  an  Grösse  zunehmend,  längs  der  Ost-  und  SUdküste  des  Pontus 
hin,  wo  der  Fang  schon  lohnend  war 2.  Die  gefangenen  und  getödteten  Fische 
wurden  nun  in  Massen  eingesalzen ;  —  nur  ein  kleiner  Theil  diente  zur  Nahining 
der  Anwohner,  das  meiste  ging  nach  den  kleinasiatischen  Handelsplätzen  und  von 
da  in  alle  Welt;  denn  pontische  Räucherwaaren  bildeten,  zumal  in  Griechenland, 
eine  gewöhnliche  Nahrung  des  ärmeren  Mannes^.  Als  die  fUr  den  Fischfang  und 
das  Einsalzen  der  Fische  wichtigsten  Küslenorte  sind  zu  nennen  Chalcedon'', 
Tius  und  Hcraclea  ■'•,  Amastria",  Sinope',  Trapezus*,  die  Küste  der 
Chalyber",  Dioscurias '",  Panticapaeum  •',  Theodosia'^^  wie  Über- 
haupt der  ganze  taurische  Chersonnes  '■'  und  die  Maeotis,  vorzüglich  um 
die  Mündung  des  Tana'is'*,  Olbia*^  etc. 

Ein  drittes  Gewerbe,  das  von  den  Eingebornen  jener  Gegenden  betrieben 
wurde,  ist  die  Weberei.  Zwar  die  Wolle  der  pontischen  Heerden  ging  wohl 
meist  unverarbeitet  nach  den  !;nechischen  Handelsstädten,  besonders  nachMilel"», 


1)  Vgl.  Hüllmann  .S.  US  ff.  Prell  er  S.  22  fg.  und  namenilich  Kü  hl  e  r,  Tdfiixos  ou 
recherches  sur  l'histoire  et  les  antiquites  des  pdchcries  de  !a  Russie  meridionale ,  in  den  M6- 
moires  de  l'acad.  imp6r.  des  sciences  de  St.  Petersbourg.  Six.  s6r.  T.  I.  1832  p.  347 — 488. 

2)  Vgl.  über  den  Fischreichthiim  des  Pontus  Arist.  li.  an.  VIII,  19.  Ael.  nat.  an.  IV,  9. 
XV,  5.  Peripl.  Pont.  Eux.  I  p.  9  (Hudson)  §  62  (Müller).  Poll.  VI,  48  sq.  Plin.  IX,  47. 
49  sqq.  176  sq.  und  öfters. 

3)  Die  Erwähnungen  der  t«(//'/j)  Tlovrixa  sind  überaus  zahlreich  ;  vgl.  z.  B.  Strah.  III, 
144.  VII,  320.  Ath.  1,  27E.  III,  1 16F.  117  A.  119B.  VII,  295C.  319  A.  326F.  u.  s.  Plin.  XXXII, 
146.  152  etc.  Auch  der  pontische  Caviar,  o^vyagov,  war  im  Auslande  beliebt,  Ath.  IX,  366  C. 

4)  Archestr.  b.  Ath.  III,  92E.  Gell.  VI,  16,  5. 

5)  Ath.  VIII,  331  C.  Ael.  nat.  anim.  XV,  5.  Ps.-Arist.  mirab.  73  (74). 

6)  Ael.  1.  I. 

7)  Strab.  VII,  320.  XII,  545.  Atlion.  III,  118  E.  VII,  307  B.  Fische  auf  Münzen  von  Sinope 
bei  Rasche  IV,  2  p.  1 1  01.  1110.  E  ck  he  I  D.  N.  II,  390.  Vgl.  Stre  über  a.  a.  0.  S.  54  IT. 

8)  Str.  VII,  320.  9)   Str.  XII,  549 

10)  Die  grossartigen  Salzsiedereien ,  welche  sich  in  der  Nähe  dieser  Stadt  befanden, 
machten  für  die  Einwohner  einen  einträglichen  Erwerbszw.eig  aus,  dessen  Erzeugniss  nicht 
nur  zum  Einsalzen  der  Fische  benutzt,  sondern  auch  als  Handelswaare  ausgeführt  wurde. 
Vgl.  Str.  XI,  506.  Const.  PorphjT.  de  admin.  imp.  c.  32  ed.  Meurs.  p.  131. 

11)  Str.  VII,  307.  310.  12)  Dem.  in  Lacr.  or.  XX.KV  §  32  u.  34  p.  934. 
13)  Str.  VII,  311.                    14;   .Str.  1.  1.  u.  XI,  493;   vgl.  Plin.  XXXII,  146.  149. 

15)  Scymn.  804  sqq.  (frg.  v.  66  sqq.)  Über  die  Münzen  von  Olbia,  welche  sich  auf  Fisch- 
fang und  Räuchern  beziehen,  vgl.  Köhler  a.  a.  0.  p.  424  sqq. 

16)  Bei  dem  lebhaften  Handelsverkehr ,  den  Milet  mit  dem  Pontus  und  den  zahlreichen 
inilesischen  Colonien  daselbst  unterhielt,  ist  das  sehr  wahrscheinlich,  vgl.  Yates  p.  27  sq. 
L'ber  die  pontische  Wolle  vgl.  Arist.  h.  an.  VIII,  28.  Am  besten  war  die  von  Gazeloni  tis,  Str. 
XII,  546;  (ij  r«fijioi'TTis)  t/ei  7iQoßaT((af  vnoSi<f,t^Qov  xai  fiaXnxrig  ipia; ,  r/g  xaif  oXrjv  xijv 
KnTrnaöoxtttv  xai  toi'  TTÖvtov  atpöäQa  TioV.'i]  ancnii  fmlv.  Für  einheimische  Wollenweberei 
zeugt  u.  a.  das  Volk  der  Mela  nchl  ac  n  I ,  Her.  IV,  20.  Dion.  Per.  309.  Das  Ed.  Diocl.  XVI, 
2  erwähnt  einen  ränris  Hovrixög. 


§  0.   DiK  Landkr  im  den  Pontis.  43 

zumal  die,  welche  von  der  Völkerschaft  der  Coraxer  um  Colchis  kam  ' ;  und 
kein  geringer  Theil  der  berühmten  milesischen  Wollenstoffe  wird  aus  ponlischer 
Wolle  gewebt  gewesen  sein.  Hinsegen  blühte  die  L  e  i  n  w  e  b  e  r  e  i  in  C  o  1  c  h  i  s  2, 
wo  der  Flachs  auf  dieselbe  Weise  verarbeitet  ^^•urde ,  wie  in  Aegj-pten ,  was  im 
Alterthum  Veranlassung  gab,  die  Vermuthung ,  dass  beide  Völker  in  Verbindung 
standen,  zu  unterstützen''.  Die  in  grösseren  Quantitäten  producirte  Leinwand 
\^■urde  viel  in's  Ausland  verführt  * ;  namentlich  war  auch  das  colchische  Garn  zu 
Netzen  für  Fischer  imd  Jäger  beliebt  ^. 

Von  den  griechischen  Colonieen  am  Pontus  war  diejenige,  in  welcher  das 
regste  gewerbliche  Leben  herrschte,  wohl  Sinope''.  Wir  haben  bereits  der 
Stahl fabrication  und  der  Räucheranstalten  dieser  Stadt  gedacht;  wir 
erfahren  aber,  dass  auch  nach  anderer  Richtung  hin  dort  die  Industrie  blühte ". 
Die  Shiopica  terra  zwar,  welche  bekanntlich  kein  Producl  der  Gegend  war, 
bildete  nur  einen  Haupthandelsartikel,  ohne  für  ein  Gewerbe  von  grösserer  Be- 
deutung zu  sein ;  hingegen  bot  der  Holzreichthum  der  pontischen  Wälder  ver- 
schiedenen Gewerbszweigen  reichliches  Material  dar.  Das  prächtige  Schiffs- 
bauholz, das  im  Alterthum  weit  berühmt  war^,  wurde  nicht  bloss  unver- 
arbeitet nach  dem  Auslande  gebracht,  sondern  auch  in  den  Küslonstädten  und 
ganz  besonders  in  den  Werften  von  Sinope  zum  Schiffsbau  vervvendet '■• ;  und 


1'  Hippon.  b.  Ttzelz.  Chil.  X,  329  (Bergk  frg.  3); 

ninl  (oCüiv  Koqa^iüv  li>  ngoirm  ät  la/jßo) 

'fTinoirn^  oi'rwt  fiorjxf,  fi^TQiti  );a)'iüi'  iafißtov  ' 

Koott^ixhv  ftiv  \u(fiiauifri  lünog. 
Vgl.  Tzetz.  ib.  XI,  388: 

xnl'fßrjnss  iau^Qioi  xal  Koon^oi  0110(10; 

vtfctofiaja  TU  xa/Xiaia  ffiriv  ioiovnyoi^iifs. 
Strab.  III,  144.  XII,  578  ;  vgl.  Ma  rquardt,  Rom.  Privatalt.  II,  88  .\nm.  877.  Ya  I  es  p.  27  sqc]. 
—  Die  Färberei  wurde  in  der  benachbarten  Landschaft  Iberien  betrieben;  vgl.  Virg.  .\en.  IX. 
579  :  pictus  acu  cMamydem  el  ferrugine  clarus  Ibera.  Da.s.  Sorv. :  ferrugo  coloris  gcnus  est  .  .  . 
Hibera  aulem  modo  non  Hispana  sed  Ponlka.  Nam  Hiberia  pars  Ponti  est  inter  Persidem  el  Aniic- 
niam ,  ubi  oplime  colores  dirersi  tingunlur.  Vgl.  Hör.  Epod.  5,  2t  u.  .\cro  ebd.  Claiid.  de  IV 
cons.  Hon.  587.  2)  Vgl.  Yates  p.  280  sq. 

3;    Her.  II,  105:   U>'Of  fiovioi  ovioC  zf  (oi  Kolyoi)  xai  AiyvTTTioi  InyaCovitti  xa-rct  rniT« 

ctc ICvov  Sl  tÖ  filv  Kokyix'ov  vtt'  'EV.rirmi'  ^undovtxöv  xM.tjiai.     Wie   die  letzteren 

Worte  zu  deuten  seien,  s.  bei  Ritter,  Vorhalle  curop.  Volkergesell.   S.  45.     Wiskemann, 
die  antike  Landwirthsciiaft  S.  25. 

41  Str.  XI,  498:  'Uiov  TtoilT -noXv  x(t\  X'ivrctßiv  ....  1}  (Ff  ).irovny(a  xnt  rf!)Qv!.ijrcti,  xcü 
yctQ  fiV  Tovg  l^oi  Tonov;  ^ffzoH/for  xcU  rivfg  ßoiXoufvoi  avyyfruitr  riy(t  rotf  Kol/oig  rrnög 
jovs  AtyvjixCovi  tfitfavlUir  ano  jovriaf  ntaroviTtii. 

5)  Xen.  de  ven.  2,  4  :  rag  Sf  cinxvg  <l'uaiaiov  tj  KnnyiSovlov  Kiniov  Itvov  x«l  t«  hööiic 
xal  Ttt  Sixrva.   PoII.  V,  26. 

6)  Vgl.  Sengebusch  I.  1.  p.  14  .sqq.     Strciiber  a.  a.  0.  S.  50  IT. 

7)  Über  die  grosse  Anzahl  von  IlandwerkiM-n  in  ."^inopc  vgl.  Polyaon.  VII,  21,  i.  Hing. 
Laerl.  VI,  20. 

8)  Theophr.  h.  pl  IV,  5,  5.  Xen.  annb.  VI.  4,  4.  Plin.  XVI,  197.  Ilor.  (M.  1,  14,  11. 
Cat.  4,  9  sqq.  u.  s. 

9  Polyaen.  I.l.  .-^Irab,  Xil,  54G.  r)ic.«:ta.lt  hnl  iiinh  lieiilc  für  den  .'^HiifTsbini  luissm.rdenl- 
lichc  Bedeutung,  s.  Streuber  S.  52  fg. 


44  II.   Asien. 

auch  für  die  Tischlerei  bot  die  Umgegend  von  Sinope  das  geeignete  Holz'. 
Auch  ftlhrten  die  prächtigen  Olivenhaine  der  Landschaft  zu  einer  blühenden 
Ölfabrica  tion^. 

Unerwähnt  darf  endlich  nicht  bleiben,  dass  in  den  Colonieen  am  cimnieri- 
schen  Bosporus,  zumal  in  Panticapaeum,  wohin  durch  den  Handel  allerlei 
Gegenstände  des  griechischen  Kunsthandwerks,  besonders  bemalte  Vasen,  Terra- 
colten  und  Goldschmuck  kamen ,  sich  eine  einheimische,  nachahmende  Industrie 
entwickeil  hat,  von  der  uns  zwar  durch  die  Schriftsteller  nichts  überliefert  ist, 
die  aber  aus  den  Gräberfunden  jener  Gegend  deutlich  zu  erkennen  ist  3. 


§  10. 
Die  kleinasiatischen  Inseln. 

Teuedos  verfertigte  in  der  römischen  Kaiserzeit  trefTliche  Thongefässe*, 
und  die  Vorüberschiffenden  kauften,  wenn  sie  auf  der  Insel  anlegten ,  gern  diese 
zerbrechliche  Waare  ein,  um  sie  den  Ihrigen  daheim  als  Andenken  mitzubringen, 
da  die  kleine  Insel  sonst  wohl  nur  wenig  bieten  mochte  ^. 

LesbOS.  So  gesegnet  Lesbos  an  Naturproducten ,  zumal  an  Getreide ,  Wein 
und  Öl  ist ,  so  berühmt  die  Insel  hinsichthch  der  auf  ihr  gepflegten  Kunst  und 
Wissenschaft  ist,  so  wenig  wissen  wir  von  der  gewerblichen  Thätigkeil  der 
Bewohner  ß. 

Der  Feinschmecker  Archeslratus  lobt  das  auf  Lesbos  gebackene  Brot'. 
Mytilene  lieferte  treffliche  Salben^.  Was  wir  aber  mit  den  Gefassen  an- 
fangen sollen,  welche  lesbische  genannt  werden,  ist  schwer  zu  sagen.  Nach 
einem  Epigramm  des  Hedylus»  (um  200  v.  Chr.)  hätten  wir  darunter  gläserne 
Becher  zu  verstehen;  und  es  ist  in  der  That  nicht  unmöglich,  dass  zu  jener 
Zeit  die  Glasfabrication  aus  Alexandria  nach  Lesbos  hinübergebracht  worden  ist. 
Nach  Festus  aber  wäre  Lesbium  ein  getriebenes  Gefäss,   von  den  Lesbiern  erfun- 


i)  Str.  I.  1.  :  Si  äi  Zivionlris  y.al  nif (läitui'ov  (fiiti  xai  oQoxäqvov ,  l^  ibv  T«f  TganiCaf 
ri/ivovaiv.    Vgl.  Eust.  z.  Dion.  v.  772, 

2)  Str.  1.  1.  und  II,  "3  ;  wj}.  Kiist.  z.  II  II,  853.  Dass  Handel  damit  getrieben  wurde,  wird 
zwar  nicht  berirliiri.  i<i  hIht  spIm- wnlii -rhcinlicli ;  s.  Strauber  S.  53. 

3)  Eini^flirinlr  IuikIIm  ri,  hic  niil  Ahliil.lungen  bringt  seit  dem  Jahre  1859  das  Compte- 
Rendu  de  la  Cniiiuiissioii  IininTiale  nvlj.'i.ln^ique,  herausg.  vom  Grafen  Stroganoff  und  Ludolph 
Stephan!,  und  die  Antiquites  du  ISo^iiIkhc  Cinimfrien,  Petersbourg  1854  ff. 

4;  Plut.  de  Vit.  aer.  al.  2  p.  S2SA:  Tt]r  iSi  r^xi-n^ap  fj  xtd^  Aikie  rj  Tireäog  «iT/zoCT/i'/ffii 
Toi'j  xf()af^^oTg,  xa^agwi^gotg  oi'Ot  jöiv  aQyvQÜJy. 

5)  Dio  Chrys.  or,  XLII,  5,  t.  II  p.  187  sq.  :  a/iäöv  ovv  naganlijaiov  ninövd^aatv  ol  l/uoi 
Xöyoi  TtS  xfgauoi  rijl  TtvtSio^)  •  xcä  yäg  ixlTD^tr  näg  fiiv  6  naganXiMr  ifißdUtrai  x(gccfior, 
oiitSilg  (f*  vj"'/  Siaxo/jiCei  (>ffi^(<»g.  AXka  ol  noXkol  aaO-gov  Tioiijaamg  r/  avirgdfiavcig  oarnuxa 
f^ovitg  InvD^avovatv  avjovg.  Vgl.  Alciphr.  ep.  III,  69  :  lyoi  dt  Tr]t>  (fi.va(jbr  yX(ütT«f  änojt'fiitiv 
uargtixui  Tirfätu)  rotg  ßovlofiiroig  hoifjog  fi/nt  nagi^^dv. 

6)  Plehn,  Lesbiacoruni  über,  Bei-ol.  1826  habe  ich  nicht  erlangen  können. 

7)  Bei  Alh.  III,  111  F.  8)  Plin.  XIII,  10. 

9)  Bei  Alh.  XI,  486 B:  xiliat  jioQtfvgiris  Aiaßioi  i^  vt'Xov. 


§  I  0.    Die  KLEiN\si\Tisr.HK\  hsELN.  45 

den'.  Das  kann  sich  nun  freilich  auch  auf  Glasarbeit  beziehen,  da  ja  auch 
gläserne  Gefasse  toreulisch  bearbeitet  wurden;  andrerseits  aber  kann  sich  der 
Name  bloss  auf  die  bei  den  Lesbier  n  entstandene  Form  der  Gefasse  beziehen, 
so  dass  auch  der  bei  Hedylus  erwähnte  Becher  nichts  für  lesbische  Fabrication 
bewiese. 

Dass  die  Töpferei  auf  der  Insel  stark  betrieben  wurde,  ist  bei  der  bedeu- 
tenden Ausfuhr  des  lesbischen  Weines  selbstverständlich  -.  Näheres  wissen  wir 
freilich  von  ihr  ebensowenig,  wie  von  der  lesbischen  Metallarbeit,  obgleich 
deren  Fabricate  ziemlich  bekannt  gewesen  zu  sein  scheinen  ■'. 

Chios.  In  Chios  ^  niuss  schon  in  alter  Zeit  ein  reges  Leben  in  Kunst  und 
Handwerk  geherrscht  haben,  denn  die  Kiinstlerfamilie  des  Melas  auf  Chios,  welche 
noch  den  frühesten  Zeiten  der  griechischen  Plastik  angehört,  genoss  im  Altertbum 
keines  unbedeutenden  Rufes  s,  und  die  Werke  des  Bupalos  und  Athenis  waren 
noch  in  der  römischen  Kaiserzeit  beliebt  «.  Aber  am  berühmtesten  war  Chios 
doch  durch  seine  Weinstöcke ,  und  die  Pflege  derselben  sow  ie  die  Bereitung  des 
Weines  mag  wohl  eine  grosse  Zahl  der  Bewohner  der  Insel  beschäftigt  haben. 
Die  grosse  Menge  des  erzeugten  Weines  und  der  bedeutende  Exporthandel ,  der 
damit  getrieben  wurde,  musste  dahin  führen,  dass  auch  die  Aufbewahrungs- 
gefässe  an  Ort  und  Stelle  gefertigt  wurden,  und  da  sich  die  geeignete  Thonerde 
in  Chios  selbst  vorfand',  so  verfertigte  man  daraus  die  sehr  grossen  Fässer  [Xloi 
xäSoij,  in  denen  der  Wein  in's  Ausland  ging**.  Auch  kleinere  Gefasse  wurden  in 
den  Töpferfabriken  der  Insel  angefertigt  9. 

Wie  öfters,  so  finden  wir  auch  hier  neben  dem  Betriebe  der  Töpferei  die 
Erz  arbeil.  An  Chios  und  den  Namen  des  Glaucus  knüpft  sich  die  Erfindung 
des  Löthens  des  Erzes  i".  Wir  wissen  zwar  nichts  näheres,  ob  später  die  Erz- 
arbeit auf  der  Insel  weiter  betrieben  wurde;  doch  ist  es  wahrscheinlich,  dass  die 
Künstler  Sostratus  und  Pantias  "  Ol.  90 — 100)  Erzgiesser  waren,  wenn  man  aus 
ihren  Werken  (meist  Alhletenslatucn)  diesen  Schluss  ziehen  darf. 


1)  Paulus  Diacon.  p.  HS  Müller:  Lesbium,  genus  vasis  caelati,  a  Lesbis  invenlum. 

2)  Vgl.  Ps.-Arist.  mirab.  c.  104  ;m). 

3)  Namentlich  die  von  Her.  IV,  61  erwähnten  Aiaßioi.  x^tiT^ntt.  Vgl.  auch  die  in  dcM- 
Inschrift  im  Corp.  Inscr.  Graec.  139  lin.  18  erwähnte  «ujiJf  Ix  Aiaßov  iTitaij^tog  );()var,  und  dio 
Aiaßioi  xÖTvXoi  änyvfot  hei  Boeckh,  Staatshaush.  II,  165. 

4)  Whitte,  De  rebus  Chiorum,  Hafn.  1838  kenne  ich  nicht. 

5)  Plin.  XXXVI,  11  ;  vgl.  Brunn,  Griech.  Künstl.  I,  38. 
6j  Plin.  ib.  13.  7)  Plin.  XXXV,  194. 

8)  Plin.  XXXVI,  59.  Luc.  Ver.  bist.  II,  40.  Vgl.  Varro  bei  Nnn.  p.  543.  Hos.  v.  aTcttiid,. 
Für  die  weite  Verbreitung  dieser  Gctässe  spricht  die  Notiz  des  Theopomp  bei  Slrab.  VII,  317, 
dass  man  im  Flusse  Naro  (in  III^Tien)  die  Scherben  von  Thongefässcn  aus  Chios  fände :  lino 
Tov  fvQiaxia9nt  x^Qttfiöv  re  Xiör  xai  Qüaiov  iv  Tiii  Ntt(i(afi.  Vgl.  ülier  den  Mandel  mit  grie- 
chischen Weinen  nach  Istrien  Ps.-Arist.  1.  I.  S.  Jahn,  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch. 
1854.  S.  34. 

9)  Vgl.  Ath.  XI,  480  E:  fnnnomT«i  Si  x«!  al  .\7«i  xthxfi,  wr  i,y,)uorevii"Enftni7to(  tv 
2-t(tajitaT«ii-  ,,'Slu  Jf  xiUif  iiil'ov  xn^fi KT ni  nfn)  n«a<Jf<X6(fif."  Id.  I,  3  F.  Enst.  nd  II.  I\, 
BIS  p.  907. 

lO;   Biunn.-i.  a.  0    .«:.  99  f-.  ti;   Ebd.  S.  80  (T. 


46  II.   Asien. 

Von  andern  auf  Chios  blühenden  Gewerben  haben  wir  nur  spärliche  Nach- 
richten. Gelobt  wird  die  daselbst  bereitete  Maslixsalbe'  und  das  chiische 
Kraftniehl  galt  für  das  beste  2.  Der  Ruhm  der  chiischen  Betten^  und 
Sophas^  spricht  für  technisch  vollendete  Kunsttischlerei,  wenn  wir  nicht 
diese  Gegenstände  als  Fabricate  der  Erzarbeit  auffassen  wollen,  da  genauere 
Nachrichten  über  das  Material  derselben  fehlen  ^. 

An  den  Küsten  der  Insel  wurde  Purpur  gewonnene;  ob  auch  Färbereien 
daselbst  waren,  wissen  wir  nicht.  Ebensowenig  lässt  sich  entscheiden ,  ob  die 
chiischen  Schuhe'  sich  nur  auf  eine  bestimmte.  Form  der  Fussbekleidung,  die 
gerade  auf  Chios  üblich  sein  mochte ,  beziehen ,  oder  ihrer  Güte  wegen  Er\v  äh- 
nung verdienten. 

Sainos  ist  eine  von  der  Natur  überaus  günstig  bedachte  Insel,  deren  Frucht- 
barkeit im  Alterthum  sprüchwörtlich  geworden  war  **.  Die  Bewohner  waren  ein 
regsames  ,  unternehmendes  Volk ,  das  schon  frühzeitig  weite  Handelsreisen 
machte 'J  und  auch  in  gewerblicher  Thätigkeit  hinter  den  Städten  des  nahelie- 
genden Festlandes  nicht  zurückblieb.  Die  Schafzucht  wurde  seit  alten  Zeiten 
auf  der  Insel  betrieben"*;  doch  scheint  es  keine  gute  Race  gewesen  zu  sein,  wes- 
halb der  Tyrann  Polycrates  Schafe  aus  Milet  und  Attica  importirte  •'.  Die  samische 
Weberei  hat  zwar  nie  grossen  Ruf  erlangt,  doch  werden  Teppiche  aus  sanii- 
scher  Wolle  um  ihrer  Weichheil  willen  gelobt '- ;  es  w ar  dies  ja  auch  ein  Vorzug 
der  milesischen  und  attischen  Wolle. 

Am  wichtigsten  ist  jedoch  für  Samos  die  Top  ferkuus  t  ".  Auf  der  Insel 
wurde  eine  Thonerde  gefunden,  welche  zu  verschiedenen  medicinischen  Zwecken 


1)  Plin.  XII,  72;  vgl.  XXIV,  12i.  Dioscor.  I,  5). 

2)  Plin.  XVIII,  76:  invenlio  ejus  (mamyli)  Chio  insulae  dchetur ,  et  hotlie  laiidniissiniuiii  iiiile 
est  nppellatum  ab  eo  quod  sine  vwla  fiat. 

3)  Grit.  b.  Ath.  I,  28B: 

svi'ttiov  Jf  ).fyovg  'f^oya  xäXXog  f/fi 
ÄlU.rjTOS  Tf  Xios  T  heü.og  noXig  OhoiCiovos. 

4)  Ebd.  XI,  486E:  xUvri  Xiovoy^g.  Auch  auf  Inschriften,  vgl.  Boeckh,  Staatsliaush. 
II,  153  f.    Rang  ab  6,  Antiqu.  hell6n.  I,  116  sq.  II,  475. 

5)  Vgl.  oben  S.  33  Anm.  9. 

6)  Alh.  XII,  539  F,  wo  erzählt  wird,  dass  Alexander  der  Grosse  den  loniern  und  nament- 
lich den  Chiern  befohlen  habe ,  ihm  eine  bedeutende  Quantität  Purpur  zu  schicken.  Als  der 
Brief  des  Königs  in  Chios  vorgelesen  wurde  ,  meinte  der  anwesende  Sophist  Theocritus  ,  nun 
verstehe  er  erst  die  Worte  des  Homer:   a'vv  iT  'iXXitße  nooi/vijio;  Hüfuiog  xai  /^o'ioa  xinnun]. 

7)  Hes.  V.  Xitti,  vnoä^juaTog  ürdQsCov  fWo?. 

8)  Str.  XIV,  637.    Apul.  Flor.  I  p.  18. 

9)  Vgl.  Hüllmann  S.  125.  127.  Über  Handel  und  Gewerbe  auf  Samos  s.  Panofka, 
Res  Samiorum  p.  14  sqq. 

10)  Ael.  nat.  an.  XII,  40  erzählt,  dass  die  Schafe  bei  den  Samiern  eine  gewisse  religiöse 
Verehrung  genossen,  weil  ein  aus  einem  Tempel  gestohlenes  heiliges  Geräth  einst  durch  ein 
Schaf  wiedergefunden  wurde.   Vgl.  Ya  tes  p.  37. 

11)  Alh.  XII,  540Csq.  Eust.  z.  Dion.  Per.  v.  823  stellt  die  samische  Wolle  der  milesi- 
schen gleich.  12)  Theoer.  XV,  125;  vgl.  Eust.  I.  I. 

13)  V^l.  Jiihn,   Berichle  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  18.">4  .'5.  33. 


§  10.    Die  kleinasi.vtischkn  Inseln.  47 

verwendet  wurde  ' ,  und  die ,  zu  Gefiisseu  verarbeitet ,  ihre  medicinisclie  Kraft 
noch  beibehielt ,  indem  man  nur  mit  Scherben  samischer  Thongefiisse  sich ,  wie 
es  hiess,  olme  Schaden  castriren  konnte  2. 

Die  samischen  Gefiisse  '  scheinen  aber  erst  zur  römischen  Zeit  auch  im  Aus- 
lande bekannt  und  berühmt  geworden  zu  scin^ ;  die  frühern  griechischen  Schrift- 
steller erwähnen  sie  gar  nicht,  vermuthlich  weil  die  attischen  irdenen  Gefiisse 
fast  allein  das  Ausland  versorgten.  Nach  Italien  \\Tirde  jedoch  schon  im  2.  Jahrh. 
V.  Chr.  viel  samisches  Thongeschirr  ausgeführt,  hauptsächlich  Tischgeräth ,  und 
dasselbe  hat  sich  lange  Zeit  im  Gebrauch  erhalten  =.  Es  spricht  das  um  so  mehr 
für  die  Güte  des  Fabricats.  als  dasselbe  nichts  weniger  als  kostbar  war;  es  war 
ein  Zeichen  von  grosser  Einfachheit ,  sich  solcher  Gefässe  zu  bedienen ",  ja,  l)ei 
feierlichen  Gelegenheiten,  wie  Opfern  und  Festmahlen,  sie  zu  gebrauchen,  wurde 
für  Geiz  ausgelegt^. 

Dass  aber  die  Thonbildnerei  schon  in  früher  Zeit  in  Samos  eine  hohe  Stufe 
der  Vollendung  erreicht  haben  muss ,  dafür  spricht  die  Bedeutung ,  \\  eiche  diese 
Insel  für  die  Geschichte  der  Erzarbeit  hat.  Auf  Samos  nämlich  erfanden 
Rhoecus  und  Theodorus  um  die  ÖOte  Ol.  den  Erzguss,  jenen  ungeheuren 
Fortschritt  von  der  bis   dahin  liefolglen  Molhode  des  Löthens  \     Freilich,    eine 


i)  Hipp,  de  nat.  mul.  p.557.  Pliii.  XXVIII,  248.  XXXI,  117.  XXXV,  191.  Über  die  Tlion- 
gruben  [yioKfaviiai  s.  Panofka  1.  1.  p.  16.    Jahn  a.  a.  0.  Anm.  23. 

ä)  Plin.  XXXV,  165:  Samia  testa  Matris  deum  sacerdotes  qui  Galli  vocanlur  virititatem 
amputare,  nee  aliter  cilra  pernitiem.  Lucil.  b.  Non.  p.  398,  33:  Samium  riirsinn  acutum ,  mide 
et  samiare  dicimus  acuere,  quod  in  Samo  hoc  genus  arlis  polleat.  Lucilius  Saliirarum  Hb.  VII : 

hanc  ubi  vuU  male  habere,  ulcisci  pro  scelere  ejus, 

lestam  s-umit  homo  Samiam  sibi,  anophele,  inquit, 

praecidil  caulem  teslisque  una  amputat  ambo. 
(So  nach  Lach  mann  z.  Luci'ez.  p.  99.)  Marl.  III,  81,  3:  abscissa  est  quarc  Sami»  tibi  menlula 
Usta?  Vgl.  Juv.  Vi,  514. 

3)  Der  Insel  Samos  schrieb  spätere  Grübelei  die  Erfindung  der  Thongcfasse  zu,  Isid.  Orig. 
XX,  4,3:  fictilia  vasa  in  Samo  insula  prius  inventa  traduntur ,  facta  ex  creta  et  indurata  igtie, 
unde  et  Samia  vasa. 

4)  Wenn  Tertull.  apol.  25  den  Numa ,  Auson.  epigr.  8  den  Agathocies  aus  samischen  Ge- 
fasscn  speisen  lasst,  so  soll  damit  wohl  nur  die  Einfachheit  dieser  Könfge  bezeichnet  werden. 
Agathocies  zumal,  der  gewesene  Topfer,  dürfte  sich  wohl  eher  des  einheimischen  Falmcats 
bedient  haben. 

5)  Plin.  XXXV,  1 60  :  Samia  etiam  nunc  in  esculentis  laudantur.  Vgl.  Gell.  N.  A.  XVII,  8,  5. 

6)  Plaut.  Stich.  V,  4,  12  (694): 

nos  nostro  Samiolo  polerio 
Si  nunc  bibimus,  tarnen  ecficimus  pro  opibus  nostra  mocnia. 
Vgl   Bacch.  II,  2,  24  (200).  Lucil.  b.  Non.  I.  I.  et  non  pauperiliae  Samio  curtoque  catino.  Tib.  II, 
3,  47  :  at  tibi  laeta  trahant  Samiae  coniivia  leslae.    Auct.  ad  Her.  IV,  51,  64.   Cic.  Republ.  VI,  2 
(bei  Non.  v.  Samium  p.  398).  Lactant.  Inslit.  I,  18,  22:  cur  autem  figulinae  repertori  honus  non 
habetur'?  an  quia  isli  divites  vasa  Samia  contemnunt'.' 

7)  Plaut.  Capt.  11,2,  41  (291) :  ad  rem  divinum  quibus  opus  est  Samiis  vasis  utilur.  Vj;l.  Cic. 
pro  Mur.  36,  75. 

8)  Plin.  X\X\',  152  :  Sunt  qui  in  Sanw  primos  omnium  plasticen  inienisse  lUwecum  et  Tlieu- 
dorum  Iradunl  multu  ante  Bacchiadus  Coriniho  pulsos.   Biunii  a.  a    0    S.  30  ff 


48  II.   Asien. 

dauernde  Stalte  scheint  die  Kunst  in  Sanios  nicht  gefunden  zu  haiien;  ausser 
jenen  beiden  wird  nur  noch  ein  Erzgiesser  Pythagoras  daselbst  genannt'. 

Von  den  andern  auf  Sanios  betriebenen  Gewerben  war  ftir  den  E.xport  nur 
noch  die  Ölbereitung  von  Wichtigkeit 2.  GerüBmt  werden  auch  die  dort  berei- 
teten K  u  c  h  e  n  3. 

Dass  endlich  die  eifrig  Handel  und  früher  auch  Seeriiuberei  treibenden'* 
Samier  auch  im  Schi  ff  sbau  eine  gewisse  Berühmtheit  erlangten ,  sodass  man 
ihnen  sogar  die  Erfindung  eines  besonderen  Fahrzeuges  zum  Transport  der  Pferde 
zuschrieb 5,  ist  natürlich;  eine  beslimmte  Art  Schiffe  wurden  «sauiische«  ge- 
nannt •>;   wie  man  erzahlte,  soll  sie  der  Tyrann  Polycratcs  erfunden  haben'. 


§  11. 
Fortsetzung. 

Cos.  Unter  den  wenigen  Orten  des  klassischen  Alterthums ,  an  welchen  die 
Seidenfabrica tion  betrieben  wurde,  nimmt  die  Insel  Cos  eine  der  ersten 
Stellen  ein  *.  Bekanntlich  kamen  die  werthvollsten  und  gesuchtesten  Seidenstoffe 
aus  Gegenden ,  welche  nie  in  andere  Berührung  mit  den  Völkern  der  alten  Welt 
getreten  sind ,  als  im  Handel,  von  den  Serern ,  unter  denen  man  allgemein  das 
heutige  China  versteht.  Demnächst  lieferte  auch  Indien  Seidenstoffe,  ferner 
Assyrien;  aber  alle  diese  waren  höchst  wahrscheinlich  wieder  anderer  Art, 
als  die  coischen. 

Über  die  Entstehung  der  Seidenfabrication  auf  dieser  Insel  sind  die  Nach- 
richten der  Alten  spärlich  und  unklar.  Aristoteles ,  der  zuerst  der  coischen  Sei- 
denfabriken gedenkt  ^,  spricht  von  Einführung  der  Cocons,  welche  dort  verarbeitet 


1)  Brunn  S.  H6.  Eins  der  berülimtesten  Erzeugnisse  samischen  Erzgusses  war  der  grosse 
ai'golische  Krater,  den  die  Samier  wegen  einer  gewinnbringenden  Fahrt  nach  Tartessus  in  das 
Heraeon  zu  Samos  weihten,  Her.  IV,  152. 

2)  Aesch.  Pers.  884.  Alexis  (oder  Anliphan.)  b.  Ath.  II,  66  F. 

3)  Ath.  IV,  130D.  XIV,  644  C.  Plut.  San.  praec.  c.  6  p.  125A.  Poll.  VI,  78. 

4)  Plut.  Quaest.  Gr.  c.  55  p.  303  D. 

5)  Plin.  VII,  209;  hippagum  Samii  (invemrunl). 

6)  Cratin.  b.  Phot.  V.  ^n^ißzör  TpoTroc.  Plut.  Peric!.  26.  Ath.  XII,  540E.  Schul.  Arist. 
Pac.  143.   Hes.  v.  Zafunxög  Tgönoi.    Phot.  v.  Süfiaiva  u.  s. 

7)  Alexis  b.  Athen.  XH  p.  540  E.  Lysimach.  b.  Suid.  v.  Zuuiiov  h  (lr}^of. 

8)  Vgl.  Yates  p.  176  ff.  Semper,  Der  Stil  I,  149  fg.  Marquardt  a.  a.  0.  S,  103  ff. 
Über  die  Industrie  der  Insel  überhaupt  s.  Küster  de  Co  insula,  p.  30  sqq. 

9)  Arist.  bist.  an.  V,  17,  6:  Ix  zovtou  joü  iaov  xni  lä  ßofjßvxice  nrcii.vovai  Jiuv  yvvaixiür 
jtvlg  drtiTiririiöfiii'ai  xäntnct  viiairovai-  Tj^tinri  ät  Xfyerai  v(frjvni  Iv  Kif  IlafxtfCXrj  llXäitw 
!hiyiitri{).  Nach  ihm  Plin.  XI,  76  :  lelas  aranearum  modo  tcxunt  ad  vestem  luxumque  feminarum, 
quue  bombycina  appellatur.  Prima  eas  redordiri  rursusque  lexere  iiwenit  in  Coo  mulier  Pamphile, 
l'lateae  filia,  non  fraudanda  gloria  excogitalae  rationis  ut  denudet  jeminas  lestis.  Darnach  Isid. 
Orig.  XIX,  22,  1 3  :  bombycina  est  a  bombyce  vermiculo,  qui  longissima  ex  se  fita  generat,  quorum 
U'xlura  bombycinum  dicilur  conficiturque  in  insula  Coo.  Wenn  für  Cos  bei  Plin.  IV,  62  von  der 
Insel  Ceos  gesagt  wird:  ex  hac  profectam  delicaliorem  feminis  vcslem  auctor  est  Varro,  so  rührt 
dieser  Irrthum  entweder  von  Plinius  selbst  oder  schon  von  Varro  her.  Bei  Lucr.  IV,  (130  ist 
wohl  Coaque  für  das  handschriftliche  Ceaquc  zu  lesen,  wenn  nichl  Lucrez  iinch  Lachmanns 


§    II.     Die;  Kl.KIXASIATISCHEN  InskI-N.  4d 

w  orden  seien ' ,  während  nach  einer  andern  Nachricht  ^  Seidenwürmer  auf  dei- 
Insel  selbst  lieimiscii  waren,  was  neuere  Forschungen  bestätigen*.  Beide  Nach- 
richten werden  sich  am  besten  dahin  vereinigen  lassen,  dass  mit  den  Cocons  zu- 
gleich die  Seidenraupen  selbst  eingeführt  wurden,  —  freilich  zu  welcher  Zeil  und 
durch  wen,  das  lässt  sich  kaum  vermuthen^. 

Es  ist  auffallend ,  dass  —  bis  auf  die  erwähnte  Notiz  des  Aristoteles  —  die 
coischen  Stoffe  erst  von  römischen  Schriflslellern  des  ersten  Jahrh.  v.  Chr. ,  be- 
sonders von  Dichtern  des  augusteischen  Zeitalters  erwähnt  werden».  Dass  sie 
früher  nicht  Mode  gewesen  sein  sollten,  ist  bei  der  Üppigkeit  jenes  Zeitalters 
schwer  denkbar ,  um  so  mehr,  als  durchsichtige  Gewänder  oft  genug  ei-wähnt 
werden  und  auch  auf  Denkmälern  jener  Zeil,  zumal  auf  Vasenbildern,  nicht  selten 
sind.  Ich  halle  dafür,  dass  zwar  auf  Cos  Seidenbau  und  Seidenfabricalion  sicher 
stark  betrieben  wurde,  dass  aber  die  so  oft  vorkommende  Coa  vestis  nur  ein 
Gattungsname  ist,  der  keineswegs  immer  für  die  Herkunft  dieser  Stoffe  von  der 
Insel  Cos  spricht.  Wahrscheinlich  kam  die  rohe  Seide ,  sei  es  nun  von  Assyrien 
oder  von  Cos  selbst,  nach  dem  Auslande  und  wurde  dort  eben  so  gut  verarbeitet, 
wie  Flachs  und  andere  Stoffe  ^ ;  »coische  Gewänder«  aber  nannte  man  sie ,  weil 
einmal  wohl  ein  grosser  Theil  des  Rohmaterials  von  dieser  Insel  kam,  andrerseits 
aber  ebenda  die  Seidenweberei,  wenn  ich  so  sagen  soll,  aufs  neue  erfunden  sein 
sollte'. 

Nach  Plinius  werden  die  coischen  Stoffe  nicht  mehr  erwähnt,  —  wohl  weil 
hei  dem  gesteigei'ten  Handelsverkehr,  der  immer  grossarligere  Dimensionen  an- 
nahm,  viel  mehr  Seidenstoffe  von  China  ,   die  zweifellos  besser  waren,  importirt 

.Vnsiclit,  auch  durch  Varro  getäiischl  worden  ist.  Bründsledt,  Voyages  et  rech.  I,  83  sq. 
nimmt  auch  Seidenfabncation  auf  der  Insel  Ccos  an. 

1)  Wenn  Plin.  .XI,  76  davon  spricht,  dass  die  coischen  Frauen  fertige  Gewebe  auflösten 
und  von  neuem  webten,  .so  ist  das  wohl  nur  ein  Missverständniss  des  Aristoteles,  der  vom 
.\uflö.sen  der  Cocons  spricht,  wenn  nicht  Plinius  noch  eine  andere  Quelle  hatte.  Denn  es  isl 
allerdings  nicht  unmöglich ,  dass  die  Technik  des  Webens  dadurcli  in  Cos  heimisch  wurde, 
dass  man  ausländische  Seidenstoffe  auflöste  und  an  ihnen  die  Methode  der  Seidenweberei 
erlernte;  freilich  hatte  dann  Plinius  das,  was  eben  nur  im  .\nfang  des  Lernens  wegen  geschah, 
falschlich  als  das  gewöhnliche  Verfahren  hingestellt.  ^Semper  a.  a  0.  nimmt  an,  es  seien 
halbseidene  Stoffe  aufgetrennt  und  mit  Hinweglassung  der  baumwollenen  Zuthat  von  neuem 
gewebt  worden.)  2)  Plin.  XI,  77. 

3)  Pariset,  Histoire  de  la  soie,  Paris  1862  p.  68. 

4)  Nach  der  Ansicht  von  Movers,  Phönizier  II,  3,  266  steht  die  Fabrication  der  Uoni- 
byjizeuge  auf  der  Insel  Cos  im  Zusammenhang  mit  dem  auf  dieser  Insel  verehrten  phönizisch- 
ass\  I  isehen  Hercules,  dem  die  Mythe  ein  aus  durchsichtigem  Bombyx  gefertigtes  Kleid  beilegt 
und  den  sie  auch  in  mehrfacher  Weise  mit  der  Färbung  der  Gewänder  zusammenbringt. 

5)  Die  wichtigsten  der  überaus  zahlreichen  Erwähnungen  s.  bei  Marquardt  a.  a.  0. 

6)  Dafür  spricht  z.  B.  die  Stelle  bei  Seneca,  exe.  controv.  II,  7  p.  358  :  infelices  tDicillariim 
greges  laburanl,  vi  adultera  tenui  vesle  perspicua  Sil  et  nihil  in  corpore  u.voris  suae  plus  mariliis 
quam  quilibet  alietius  peregrinusque  cognoverit. 

7)  Damit  ist  natürlich  nicht  ausgeschlossen,  dass  nicht  auch  wirklich  in  Cos  geliMli^li' 
Kleider  nach  Rom  kamen,  vgl.  Tib.  II,  3,  53  ; 

illa  gerat  festes  lenues,  quas  femiua  Coa 
lexuit  auratas  clisposuilque  vias. 
Wiii'ntiieliTiicn  nucli  aus  dieser  Stelle,  dass  auch  die  Goldwirkerei  auf  der  Insel  üblich  war. 
l'.Uiii  niT,  Hie  ^i'worlil.  TliiitiBki'it   d.  kliiss.  Altertliiiras,  4 


50  II.  Asien. 

wurden ;  doch  zeigt  der  hohe  Preis,  den  diese  Stoffe  bis  zur  Einfühi-ung  der  Sei- 
denraupen in  Europa  unter  Juslinian  behalten  haben,  dass  ihre  Erlangung  immer 
noch  mit  bedeutenden  Schwierigkeiten  verknüpft  war. 

Mit  der  Seidenfabrication  verbunden  war  in  Cos  die  Färberei,  und  zwar 
sowohl  in  Scharlach',  wie  in  Purpur'^;  namentlich  im  Beginn  der  Kaiserzeil 
war  der  coisehe  Purpur  sehr  beliebt  3. 

Von  anderen  Gewerben  ist  nur  wenig  zu  sagen.  Die  Ausfuhr  des  bekannten 
coischen  Weines  erforderte  die  Verfertigung  von  Thonge fassen,  welche  übri- 
gens sich  durch  irgend  einen  besondern  Vorzug , müssen  ausgezeichnet  haben*. 
Auch  die  von  Cos  kommenden  Salben,  zumal  das  amnnciniim  und  mellnum, 
waren  geschätzt  s. 

ßliodns.  Auf  Rhodus  war  die  Metallarbeit  seit  frühester  Zeit  heimisch, 
wie  die  Sage  beweist,  nach  welcher  die  kunstreichen  Teichinen,  von  Cypern  kom- 
mend, diese  Insel  zu  ihrem  Wohnsitze  machten  und  ihr  den  Namen  Telchinis 
gaben«.  Hauptsächlich  scheint  sich  diese  Metallarbeit  auf  die  Waffenfabrica- 
t  i  0  n  erstreckt  zu  haben ;  denn  die  Rhodier,  ein  seetüchtiges  Volk,  leisteten  nicht 
nur  im  Schiffsbau  bedeutendes',  sondern  hatten  auch  grossartige  Werkstätten, 
in  denen  allerlei  Kriegsmaterial ,  besonders  Kriegsmaschinen  und  Waffen, 
angefertigt  wurden^.  Allein  auch  kunstvollere  Gegenstände  lieferte  die  rhodische 
Metallarbeit,    nämlich  die  oft  erwähnten   rhodischen  Becher.     Die  rhodischen 


1)  Prop.  II,  1,  5  :  sive  illam  Cois  fulgenlem  incedere  coccis. 

2)  Hör.  Od.  IV,  13,  14:  Coae  purpurae ;  das.  Acro :  Cuae  preliosae  o  loco ;  in  qua  enim 
insula  purpura  melior  liiiyilur.  luv.  VIII,  101:  conehylia  Coa.  —  Wie  auf  den  meisten  Inseln  des 
aegaeisclien  Meeres,  war  wohl  auch  hier  die  Purpurfärberei  durch  Phönizier  eingeführt,  s.  Mo- 
vers  a.  a.  0.  II,  2,  19.  265.  Denselben  Ursprung  hatte  die  Purpurfärberei  auf  der  kleinen  bei 
Cos  gelegenen  Insel  Nisy  ros;  Steph.  Byz.  s.  h.  v.:  iy.cdfTTo  xal  IIoQifVQlg,  anö  Ttöv  Ir  «vitj 
7iog<i  VQ^(o):  Eusth.  z.  II.  II,  676  p.  318. 

3)  Lyd.  de  mag.  II,  13  p.  178  (Bonn);  fiuiävrjv  6  inuo/og  Titoiißidltto  K(^ov  in' 
ixfiiijg  ytiQ  T^f  vqaov  xai  /uöi'rji  tj  ßa^vtfoa  ßecfi]  Toij  (foiiixov  ygiöfittxos  rö  nQiv  lnr)VftTO 
xaTKaxtimiofi^vri. 

4)  Von  den  Amphoren  sagt  Plin.  XXXV,  161  :  Cois  laus  maxima,  Hadrianis  firmitas.  Hier 
ist  wohl  hinter  Cois  ein  Wort  ausgefallen,  wenn  nicht  in  laus  das  der  firmitas  entsprechende 
Wort  zu  suchen  ist. 

5)  Apoll,  b.  .\th.  XV,  688  E.   Plin.  XIII,  5. 

6)  Str.  XIV,  653  sq.  S.die  andern  Stellen  beiOverbeck,  d.  ant.  Schriftquellen  zur  giiech. 
Kunst,  Nr.  40—55.  Vgl.  Lobeck,  Aglaoph.  p.  481  sqq.  Welcker,  aeschyl.  Tril.  S.  182  ff. 
Hoeck,  Greta  S   345  ff. 

7)  Str.  XIV,  653  :  tcöv  St  vavaTa»fitov  Ttidxfd  xqvtitk  tjv  xal  icnön,^.r]Ta  Toig  nolloig, 
TW  iTf  xttxumfvaat'ii  /)  naQÜ!t6i/ri  ii'aia  »ävarog  ajoiaro  jj  {rj/itia.  Vgl.  die  Schilderung  des 
Hafens  und  der  Schiffswerfte  von  Rhodus  bei  Aristid.  or.  XLIII,  t.  II  p.  797  sq.  (Dind.).  Eust. 
ad  Dion.  Per.  504.  .Man  schrieb  ihneu  die  Erfindung  der  unter  dem  Namen  celeles  bekannten 
Schiffe  zu,  Plin.  VII,  208.  Isid.  Orig.  XIX,  1 .  Besonders  erwähnt  werden  auch  die  Schiffe  von 
der  Stadt  Lindus,  Eust.  ebd.  505:  nXota  Aiväixä. 

8)  Str.  1.  1. :  xmruvlta  .  .  .  .  i«  Tiigl  roüj  uoxtT^XTOvug  xai  ritg  oQyavonolag  xai  9rjaav- 
Qovg  önlicov  ri  xat  tiüv  liXliov  ianoväaarai  (5ia(ftQÖfT(oe  xal  ett  ye  riäv  nag'  afdoig  iiüXi.ov. 
Dioil.  Sic.  XX,  S'i;  0/  (ff  Tf/vni'i  Tai  rvt(Sv  ininr^/dag  na^fCyovTo  Txn'o:  T^i  riüc  on'/.iaf 
xaTaaxiL'ijf. 


§    II.     Dir   KI.KIWSIMISCHKN    InSKI.N.  51 

Therikleia  '  waren  uauilich  keineswegs  biuss  irdene  Gefasse,  sondern  wurden 
auch  aus  edlen  Metallen  hergestellt  (wahrscheinlich  von  Silber),  v,-ie  die  atti- 
schen 2.  Andrerseits  standen  aber  auch  die  Thongefässe  von  Rhodus  in  hohem 
Ruf  und  werden  oft  genannt  ' ;  auch  verfertigte  man  daselbst  aus  einer  Mischung 
von  Thon  und  verschiedenen  wohlriechenden  Stoffen  eine  eigenthilmliche  Art 
parfUmirter  Trinkgefässe  *. 

Von  der  übrigen  Industrie  der  Insel  iiaben  wir  nur  vereinzelte  Notizen.  Sehr 
gerühmt  wurden  die  Salben  von  Rhodus"';  die  daselbst  bereiteten  Kuchen 
waren  beliebt "  und  gingen  sogar  in's  Ausland,  o1)gleich  sie  da  freilich  schon  etwas 
altbacken  ankamen'.  Auch  lieferte  Rhodus  guten  Leim*  und  das  beste  Rlei- 
weiss".  Die  Purpurfärberei  verdankte  ihren  Ursprung  wohl  den  Phöni- 
ziern i".  Auch  werden  rhodische  Schujie  erwähnt'',  von  denen  wir  aber  sonst 
nichts  näheres  wissen. 

Cypern.  Unter  den  Inseln  des  mittelländischen  Meeres,  die  durch  Metall- 
reichthum  sich  auszeichnen,  nimmt  Cypern,  diese  auch  sonst  von  der  Natur  so 
verschwenderisch  ausgestattete  Insel '2  ^  den  ersten  Platz  ein.    Hier  blühte  der 


1)  Über  die  Bedeutung  dieses  Worts  vgl  Wcickcr,  Die  Therikleia,  Kl.  Sehr.  III,  J99ff. 
(Rli.  Mus.  1838.  S    404  fl.) 

2)  Alh.XI,469B:  Tavrtii  {rjäuTioriSti;]  tfi^alv  ö  ^äuioq  ^dvyxivg'Poäiov;  ävTiiyrjuiovpyri- 
aaad^ai  tiqÖs  Tiij  '/i&^vTjai  &rjQixXtCovi ,  ^A9))vitltov  fjif  uiioic  roig  rriovaiois  diic  T«  ßnorj 
/tiXxfvauuitwv  Tov  quS^uov  Tovjof ,  'PoöCiov  iH  Siu  rijv  fX(af(>6jr]Ta  rüiv  noTifoliov  xat  roig 
n^rrjai  tov  xnXliwniauoü  ToiJroi'  ufTttJ/tToi  twj'.   Vgl.  ebd.  784  D.  472  B.   Poll.  VI,  96. 

3)  Ath.  XI,  SOO  B  ;  3i)]i'iyxtci'  ufrn  Tuvg  HoiwTiovg  ot  'PoiSittxol  Ifyöufroi  nxixfoi,  A«uo- 
xgfirovg  Siifttovnyriaiaios.  Vgl.  ebd.  485  E.  497F.  500C.  Poll.  I.  1.  Als  Sinope  von  Mithradates 
belagert  wurde,  schickten  die  Rhodier  den  Einwohnern  10,000  oiiov  xfQauia,  Polyb.  IV,  56. 
Von  solchen  Gefässen  rhodiscber  Kabrik,  in  denen  rhodischer  Wein  in's  Ausland  ging,  haben 
sich  zahlreiche  Henkel  in  Athen,  Alexandria,  Sieilien  gefunden,  deren  Inschriften  (491  im 
ganzen)  veröffentlich't  sind  im  Corp.  Inscr.  Gr.  III  p.  V  sqq.  Tab.  I  und  von  Franz,  Philol. 
VI  .S.  278  ff.  Tab.  I.  Ebenso  haben  die  Ausgrabungen  in  Südrussland  Amphoren-Henkel  von 
Rhodus  (auch  vonThasos  undCnidos)  zu  Tage  gefördert.  Vgl.  Stephani  imCompte-Rendu  1865 
p.  9H  ff,  1867  p.  206  ff.  Auf  der  Insel  selbst,  namentlich  in  den  Gräbern  von  Camirus,  werden 
noch  heut  die  schönsten  Vasen  gefunden,  während  sich  von  Silhergefässen  einheimischer  Ar- 
beit bis  jetzt  noch  nichts  gefunden  hat.  Vgl.  Berg,  die  Insel  Rhodus,  S.  47  ff.,  wo  auch  .Vbbil- 
dungen  mehrerer  Henkel  von  rhodischen  Gefässen  mit  Inschriften  und  den  Zeichen  der  Insel 
(Rose  oder  Helioskopf)  gegeben  sind.  Die  Töpferei  blüht  übrigens  noch  heut  auf  der  In.sel ; 
s.  Ross,  Inselreisen  IV,  67  fg. 

4)  Aristot.  b.  Ath.  XI,  464  C:  ai  PoSiaxnl  ;^('rp/"if{?  yCioi'Tai  aui'Qvrig  axoCiov  iir!tovg 
XQiöxov  ßctXatiuov  ufini/jov  xirra/mu/,ioit  avvtxprifKtjalV.  Vgl.  Eust.  z.  Od.  IX,  361  p.  1632: 
ixoläti'PoSittxttl ,  axivrj  xeoft/niü  duiiirj  iSiü  rit  nvifil'rj.'l^i'ra  lij  yrj  «owi/ar«.  Ebensolche 
Gefasse,  welche  nach  der  Stadt  Lind us  benannt  wcnici],  .iwalint  Eiisl.  od  II.  11.  n.-,6  p  :i(." 
ad  Od.  V,  66  p.  1524. 

5)  Arist.  Lys.  944:   ro'PöiSioy  fit'noi:  Crocinuni  .yelobi  |,|.i  .Mb.  XV,  688  E.  Plin.  XIII,  .'. 

6)  Poll.  VI,  78:  ö  Si  la;(((o!rrT)ig'PoiSii<xf>s ,  ufH^6{>iog  ilnrov  xci)  TjXrtxoivjog  Vgl.  I.yni-. 
b.  Ath.  III,  109  D  sq.   Hcs.  v.  okooiTnonn. 

7)  Marl.  XIV,  68:   Copta  Itliodia 

Peccanlis  famuli  pugno  ne  percule  denies ; 
Clara  Rhodos  coptam  quam  tibi  misit,  edat. 

8)  Dioscor.  III,  101.  Plin.  X.WIH,  236.  9)  Plin.  XXVIV,  173. 

10)  Vitr.  VIII,  13,  2.  Vgl.  Movers  a.  a.  0.  S.  19.  M)   l'oll.  VII.  88. 

12)  S.  über  die  Erzeugnisse  Cyperns  Engel,  Kypros  I,  40  ff. 


52  11.  Asien. 

Bergbau  seit  den  ältesten  Zeiten;  wie  in  Greta  und  Rhodus,  in  Euboea  und 
Lemnus,  so  liaben  sich  auch  in  Cypern  sagenhafte  Überlieferungen  von  den  ersten 
Eisenarbeitern  erhalten,  welche  die  Gewinnung  der  Metalle  gelehrt  und  die  zur 
Bearbeitung  derselben  nöthigeu  Werkzeuge,  wie  Zange,  Hammer,  Ainbos  etc. 
erfunden  haben  sollen '.  An  allen  Theilen  der  Insel  befanden  sich  Bergwerke, 
Eisenhütten,  Kupferhiinmier,  besonders  in  Taniassus,  Amathus,  Soli,  Gurion,  am 
Vorgebirge  Crounnyon;  ausser  Eisen  und  Kupfer  wurde  auch  Galmei  gewonnen, 
Messing,  Vitriol,  Hamnierschlag  u.  a.  in  den  Schmelzhütten  bereitet.  Die  gewon- 
nenen Metalle  \\'urden  aber  nur  zum  Theil  auf  der  Insel  selbst  verarbeitet,  dem 
grössten  Theile  nach  gingen  sie  noch  unverarbeitet  in 's  Ausland  2;  nur  die  für 
den  eigenen  Bedarf  nothwendigen  Metallarbeiten  3,  d.h.  namentlich  Werkzeuge 
und  Waffen,  wurden  von  den  einheimischen  Handwerkern  verfertigt^.  Ein 
grosser  Theil  dieser  Werkzeuge  diente  vernmthlich  —  denn  neuere  Nachrichten 
darüber  sind,  wie  überhaupt  was  Gewerbe  und  Handwerk  der  Insel  anlangt, 
äusserst  spärlich,  —  dem  von  Cypern  stark  betriebenen  Schiffsbau.  Die  Wäl- 
der der  Insel  lieferten  ein  treffliches  Schiffsbauholz  ^ ;  und  wenn  auch  ein  guter 
Theil  desselben  nach  auswärtigen  Häfen  ging,  so  wurden  doch  auch  auf  der  Insel 
selbst,  die  ja  einen  sehr  lebhaften  Handel  trieb,  viele  Schiffe  gebaut  ß;  und  noch 
in  später  Zeit,  wo  der  cyprische  Handel  längst  seine  Bedeutung  verloren  hatte, 


1)  Plin.  VII,  195  :  legulas  invenit  Cinyra  Agriopae  filius  et  melalla  aeris,  ulrumque  in  insula 
Cypro,  item  forcipem,  martulum,  vectem,  incudem.  Clem.  Alex.  Strom.  I,  16  p.  363.  Isui. 
Orig.  XVI,  19.     Vgl.  über  den  Bergbau  auf  Cypern  Engel  a.  a.  0.  S.  42  fl'. 

2)  Bekanntlich  war  bei  allen  Völkern  das  Kupfer  viel  früher  im  Gebrauch ,  als  das  Eisen. 
Die  cyprischen  Kupfergruben  sind  die  ältesten  und  grössten,  weit  später  erst  wurden  die 
euboeischen  eröffnet,  beide  durch  die  Phönizier.  Wie  gross  der  Ruf  des  cyprischen  Kupfers, 
wie  weit  und  in  welcher  Menge  es  ausgeführt  worden  sein  muss,  das  zeigen  schon  die  Namen 
des  Metalles:  xvTTniof,  cupruin,  Kupfer  elc. 

3)  Von  einer  künstlerischen  .Ausbildung  des  Erzgusses  auf  Cypern  erfahren  wir  so  gut 
wie  gar  nichts.  Obgleich  der  mythische  Pygmalion  ein  Cyprier  ist,  kennen  wir  doch  nur 
einen  einzigen  seiner  Zunftgenossen,  Slyppax,  den  Verfertiger  des  berühmten  Splanchnoptes ; 
s.  Brunn  I,  265  ff.  —  Hingegen  scheint  die  Stelle  bei  Treb.  Poll.  Claud.  14  :  fibulam  auream 
cum  acu  Cyprea  unam  darauf  zu  deuten,  dass  die  Goldsch  miede  kun  st  in  Cypern  eine 
Stätte  gefunden  halte;  und  die  bekannte  Erzählung  von  dem  Flötenspieler  Ismenias  (Plin. 
VXXVII,  6;  spricht  dafür,  dass  die  Steinschneidekunst  auf  Cypern  heimisch  und  viel 
bedeutender  war,  als  in  Athen. 

4j  Den  Ruhm  der  cyprischen  Waffen  bestätigen  verschiedene  Erzählungen  aus  der  frühe- 
sten Zeit  bis  nach  Alexander  d.  Gr. ;  vgl.  Engel  S.  610  fg.  So  hat  z.  B.  Agamemnon  hei  Hom. 
II.  XI,  19  sqq.  einen  sehr  schönen  Panzer  aus  Cypern. 

5)  Theophr.  h.  pl.  V,  7,  1.  Strab.  XIV,  684.  Plin.  XVI,  203.  Vgl.  Hör.  Od.  I,  1,  13.  Auch 
4  .Mos.  24,  29.  Dan.  11,  30.  Auch  feine  Holzarbeit  scheint  auf  Cypern  betrieben  worden  zu 
sein;  vgl.  Ezech.  27,  7:  »die  köstlichen  Gestühle  aus  den  Inseln  Chitim.«  (Ausführlich  be- 
spricht diese  Stelle  Movers,  Phon.  II,  2,  208  ff.,  welcher  vielleicht  Recht  hat,  wenn  er  meint, 
CS  sei  hier  nicht  an  das  cyprische  Cittium,  sondern  überhaupt  an  nördliche  Gegenden,  an  Ma- 
cedonien,  Oberitalien  u.  s.  w.  zu  denken.  Dass  der  Name  »Kittier«  überhaupt  im  weiteren 
Sinne  gebraucht  wird,  ist  nicht  zu  bezweifeln. 

6)  Plin.  VlI,  208.  Vgl.  Str.  1.  1.  und  p.  682.  Porphyrio  erklärt  trabe  Cypria  bei  Hör.  1.  I. 
falsch  :  pro  Cypro  ferro  alundanle.  Cypriis  enim  claris  iiaves  figunliir.  Ob  seiner  Notiz  Wahrheit 
zu  Grunde  liegt,  ist  nicht  zu  erkennen. 


§    II.     Du     KLEIVASIATISCHEN    InsKLV.  53 

wird  gerühmt,  dass  alles  zur  Ausitlstung  eines  Sehifles  nöthige  auf  der  Insel  selbst 
sich  fände:   Holz,  Kupfer,  Eisen,  Pech  und  Flachs  für  die  Segel  und  Taue  '. 

Letzteres  führt  uns  auf  die  in  Cypern  betriebene  Weberei,  welche  sicher- 
lich auch  hier ,  wie  auf  manchen  andern  Inseln  des  millelliindischen  Meeres,  von 
den  Phöniziern,  wenn  auch  nicht  gerade  eingeführt,  so  doch  sehr  gefördert  wor- 
den ist  2.  Es  war  namentlich  die  Bun  Iw  irkerei,  die  auf  Cypern  heimisch  war '. 
Der  Salaminier  Akesas  und  sein  Sohn  Helikon  waren  berühmte  Weber  ^  und  letz- 
terer rühmte  sich  auf  einem  in  Delphi  befindlichen  Erzeugniss  seiner  Kunst,  dass 
Pallas  seinem  Werke  göttliche  Anmuth  verliehen  habe  ».  Die  Erwähnungen  dieser 
cyprischen  Buntwirkereien  sind  zwar  spärlich,  aber  sie  reichen  von  der  klassi- 
schen Zeit  ^  bis  in  die  späteren  Jahrhunderle  der  römischen  Kaiserzeit " ,  ja  die 
Kunst  blühte  noch  im  Mittelalter  lange  fort  ^. 

Auch  Purpurfärberei  mag  auf  der  von  phönizisclien  Einflüssen  stark 
durchdrungenen  Insel  betrieben  \\orden  sein,  da  an  der  Küste  vortrefflicher  Pui- 
pur  gefunden  wurde'. 

Der  in  den  dortigen  Bergwerken  gefundene  Asbest  wiu'de  zu  Geweben, 
hauptsäclilich  zu  Lampendochlen  benutzt'".  Die  Lampe  auf  der  Acropolis 
halle  einen  Docht  von  Uvov  KaQuäaiov,  d.  h.  von  der  Stadt  Carpasia  auf 
Cypern '•. 


1i  .\mm.  Marc.  IV,  8.  U  :  tanta  tamgue  muUiplici  fertililate  abundat  verum  omnium  eadem 
Cyprus ,  ut  nuUiits  externi  indigens  adminicuH ,  indigenis  viribus ,  a  fundamento  ipso  carinae  ad 
supremos  usque  carbasos  aedißcet  onerariam  navem ,  omnibusque  armainenlis  inslruclam  muri 
commUlat.  Tot.  orb.  descr.  §  63  :  (Cyprus]  dicttur  non  indigens  alterius  provinciae  quidquam  pro 
fdbrica  navium;  necessaria  ipsa  insula  habet  omnia  inferius  declarata;  lignum,  aeramentum, 
ferrum,  picem,  nee  non  vero  linteamen  pro  relaria  et  funium  mu. 

ä)  Für  das  Alter  der  Weberei  auf  Cypern  spricht  ein  von  Serv.  z.  Virg.  Ecl.  VIII,  37  über- 
lieferter Mythus ,  worin  berichtet  wird ,  dass  die  Kunst ,  Schafe  zu  scheeren  und  Kleider  aus 
Wolle  zu  verfertigen,  von  Cypeni  nach  Delos  gebracht  worden  sei. 

3j  Eust.  ad  Od.  I,  130  p.  l'iOO  :  i]xfxuGtv  r)  T(ür  noixt/.wr  {xfij  Tiagci  Kiingtotg.  Vgl.  ad  II. 
XXII,  441   p.  1278. 

4)  Ath.  II,  48 B:  rixuaai  )j  TÖiv  ncixCliov  viffj  ftciLiarct  irj^/rior  tkqi  airä  yiiofi^iuit' 
\4xiaB  xttl  'EXixävoi  rdv  KvnQi'ioy  ■  vifävrai  tf  TJaar  f»(fo|o».  S.  die  andern  Slellen  über  diese 
Künstler  bei  Overbeck,  Schriftqucllen,  N.  385  ff.  Wann  diese  beiden  gelebt  haben,  ist  un- 
bestimmt; 0.  Müller   Handbuch  §  113)  setzt  sie  verniuthungswcisc  in  die  Zeit  des  l'hidias. 

5)  Epigr.  b.  Ath.  1.  1.  (Antliol.  Appcnd.  334);  wiederholt  bei  Eust.  ad  Od.  1.  I. 

6)  Aristoph.  b.  Poll.  X,  32:    irananfjaOfia  TÖ  Kvngiov  rö  noixO.or. 

7)  Vopisc.  Aurel.  12,  1  :  manlelia  Cypria.  Trcb.  Poll.  Claud.  14,  10:  accubitalia  Cypria. 
Es  ist  nicht  unwahrscheinlich  .  dass  auch  diese  Tischtücher  und  Teppiche  aus  solchen  bunlen 
Stoffen  bestanden. 

8)  Vgl.  Bock,  Gesch.  der  liturg.  Gewünder  d.  M.  A.  I,  209.  Heutzutage  werden  auf  der 
Insel  Baumwollenzeuge  gefärbt  und  bedruckt;  Boss,  Inselreisen  IV,  113. 

9)  Isid.  Or.  XIX,  28,  3:  Optimum  (ostrumj  in  insula  Cypro  gignitur. 

10  Apoll.  Dysc.  hisl.  comm.  c.  26.  Diosc.  X,  1.15:  ii',9of  ctularroi  yiirärni  uh  fv 
KÜTTnifi,  arv7iTtjni(<  a/iitry  loixwq-  ov  fijYitüiKroi  {ji/aauarn  noiovaiv  /f  ni'iov,  öiro; 
l/ifiToUhvs  ;rpöf  .Vm»,  ä  flXri.'^^}  th  t/j  irilp  if'/.oyoviiui  iiiv ,  ).aft7joÖTfoa  cT^  i^^nyotiui .  firj 
xajaxiuofjtvn. 

11,   Paus.  I,  26,  7. 


54  III-    Europa. 

Schliesslich  sei  noch  der  Backwaaren  und  der  Salben  gedacht ',  in  deren 
Fabrication  Cypern  eine  der  ersten  Stellen  einnahm  2,  wie  denn  auch  aus  dem 
auf  der  Insel  blühenden  Majoran  das  beliebte  amariciiutin  oleum  bereitet  wurde-'. 


Dritter  Abschnitt. 
Europa. 


§  12. 
Die  nördlichen  Landschaften  der  griechischen  Halbinsel. 

lUyrien  (üalmatien,  Liburnien).  Ackerbau  und  Viehzucht,  Jagd  und 
Fischerei  bildeten  die  Hauptbeschäftigung  der  Bewohner  dieser  gebirgigen  Küsten- 
länder. Nebenbei  warf  der  Seeraub  in  früherer  Zeit,  als  die  Landschaft  den  Rö- 
mern noch  nicht  unterworfen  war,  einen  nicht  unbeträchtlichen  Gewinn  ab',  der 
jedenfalls  leichter  und  bequemer  war,  als  der  mühselige  Handel ,  obgleich  auch 
dieser  von  den  Bewohnern,  zumal  von  der  Völkerschaft  der  Liburnier  gepflegt 
wurde^,  deren  flinke  Schiffe  den  Alten  wohlbekannt,  und  wenn  es  Caperschiffe 
waren ,  von  ihnen  sehr  gefürchtet  waren  '. 

Der  wichtigste  .Ausfuhrartikel  dieser  Länder  waren  Wol  lenst  off  e.  Zwar 
war  es  keine  feine  Wolle,  welche  die  Schafe  lUyriens  lieferten  '■,  aber  es  wurden 
daraus  brauchbare  dicke  Kleider  gefertigt,  von  den  Römern  namentlich  im  Winter 
gern  getragen,  als  warme  Mäntel ',  Kapuzen  *  u.  s.  w.  Am  verbreiletsten  waren 
die  dalmatischen,  mit  Purpurstreifen  geschmückten  Gewänder,  welche  seit 
Gommodus  häufig  getragen  wurden  und  sich  bekanntlich  im  KirchencostUm,  wenn 


1)  Hippen,  b.  Str.  VllI  p.  .■)40  ;  Eubul.  b.  Alli.  III,  liaF. 

2)  Tlieophr.  de  odor.  6,27.   Ath.  XV,  688 E.   Plin.  XII,  109.  M^.  t33.  XIII,  5.  10.  17  u.ö. 

3)  Strab.  XIV,  684.  Virg.  Aeii.  I,  693.   Cal.  61,  6  u.  s. 

4)  Vgl.  Hüllmaun  S.  79. 

5)  App.  bell.  Illyr.  3:  xal  vttvTixol  fiir  Inl  roTg 'Andicci'oig  iyivoiTO  ^lißviivol,  j'fVo? 
(TiQov  'IXkvQiiöv,  oV  TOV  'löi'iov  Xal  Tag  vr'iaovg  Wi/arfioc  rcivaii'  toxiCaig  Tf  xat  xovtfaig, 
oiytv  tri  vi-v  'P(o/xatoi  t«  xovifa  x«i  o^(tt  äixgorn  ^iißVQvtä'ng  7i noaiiyoQfvovaiv.  Vgl.  Plut. 
Ant.  67.  Stepli.  Byz.  s.  v  ^iißvQVoC  Eiist.  ad  Dioii.  Per.  383.  Plin.  I.\,  12.  X,  63.  XVI,  39. 
Vereinzelt  steht  die  Notiz  des  .\cro  zu  Hör.  Epod.  I,  1  :  Liburnae  naviculae  sunt  lextae  limi- 
nibus. 

6)  Plin.  VIII,  191  :  hlriae  Liburniaeque  ilaua)  pilo  propior  quam  lanae,  pexis  aliena  reslibus. 
Über  die  Schafzucht  in  Illyrien  vgl.  Ps.-Arisl.  mirali.  128  (140  . 

7)  Steph.  Byz.  1. 1.  :  xal  AißvQVixrj  fictvävri,  tliSog  faltiJTog.  Ticli.  Poll.  Claiid.  17:  pdenula 
Illyriciana.    Ib. ;  singiliones  Daimatenses. 

8)  Marl.  XIV,  139:  cucuUi  Liburnici.  .Inl.  Capilol.  Pertin.  8:  cnculliis  Bardaicus  von  der 
illyrischen  Völkerschaft  der  Bardaei). 


§  12.   Die  sordliohem  I.ANnstHAFTEN  DER  GRiEcnisrni  \  Halbinsel.  55 

auch  mit  einigen  Veiünderungen  und  eigentlich  nur  dem  Namen  nach  ,  erhalten 
haben '.  Denn  in  der  ersten  Zeit  mögen  diese  Gewänder  noch  N\irklich  aus  Dal- 
matien  nach  Rom  gebracht  worden  sein,  später  aber  haben  wir  darunter  nichts, 
als  Kleider  nach  dem  Schnitte  dieser  dalmatischen  langärmeligen  und  purpur- 
gestreiften Kleider  zu  verstehen. 

Den  Purpur,  den  man  zum  Färben  dieser  Wollenstoffe  brauchte ,  lieferte 
die  Küste  selbst,  in  Salon a  befand  sich  eine  kaiserliche  Purpurfarberei 2 ,  und 
eine  eben  solche  war  in  dem  zu  Istrien  gehörigen  Cissa^. 

In  allen  übrigen  Dingen  beschränkte  sich  der  Handel  lUjTiens  grösstentheils 
auf  den  Import ;  als  Erzeugnisse  einheimischen  Gewerbfleisses  kamen  wahrschein- 
lich bloss  noch  Salben^  nach  dem  Auslande.  In  späterer  Zeit  wird  erwähnt, 
dass  Dalmalien  hauptsächlich  Käse,  Bauholz  und  Eisen  ausführe^.  Es  war 
wohl  der  Reichthum  an  letzterem  Metall ,  welcher  die  Anlage  einer  kaiserlichen 
Waffenfabrik  in  Salona  veranlasste''. 

Thracieu  (mit  Byzauz)  und  Macedonien.  Von  den  barbarischen  und 
halbbarbarischen  Völkern  dieser  Gegenden  haben  wir  nur  wenig  zu  berichten. 
Dass  bei  diesen  Völkern,  bei  denen  die  Cultur  nie  rechten  Eingang  gefunden  hat, 
wo  nur  die  an  den  Küsten  angelegten  griechischen  Colonieen  einige  Bedeutung 
erlangt  haben ,  von  wirklicher  Industrie  nicht  die  Rede  sein  kann ,  versteht  sich 
von  selbst.  Nur  hier  und  da  einmal  haben  wir  eine  vereinzelte  Notiz  über  irgend 
eine  bei  einem  dieser  Völker  heimische  Technik ,  ohne  dass  in  der  Regel  dabei 
von  wirklich  gewerblicher  Ausübung  derselben  die  Rede  sein  kann.  Einen 
eigentlichen  Handwerkerstand  kannten  ja  diese  von  Jagd ,  Fischfang ,  Ackerbau 
und  Viehzucht  lebenden  Völker  nicht ;  was  sie  zum  Leben  brauchten  an  Klei- 
dung, häuslicher  Einrichtung  u.  s.  w.,  das  fertigten  sie  sich  selbst,  so  gut  sie  es 
eben  konnten  und  soweit  sie  es  nicht  durch  fremde  Kaufleute  erhielten.  So  war 
denn  die  Weberei  selbstverständlich  bei  den  meisten  dieser  Völkerschaften  hei- 
misch und  eine  gewöhnliche  Beschäftigung  der  Frauen;  ein  eigentliches  Gewerbe 
der  Weberei  entAxickelte  sich  nur  da ,  wo  entweder  das  Volk  überhaupt  durch 
eigene  Anlage  oder  durch  Verkehr  mit  anderen  civilisirten  Völkern  zu  einer 
höheren  Cullurstufe  sich  emporschwang,  oder  die  Güte  dieser  Fabricate,  vor- 
nehmlich des  dazu  verwendeten  Materials,  die  handeltreibenden  Ausländer  ilaraiif 
aufmerksam  machte ,  sodass  die  vermehrte  Nachfrage  eine  gesteigerte  Productiou 
und  diese  das  Cbei^ehen  der  häuslichen  zur  gewerblichen  Arbeit  zur  Folge  hatte. 


1 )  Isid.  Orig.  XXIX,  28 :  Datmatica  vestis  primum  in  Dalmalia  provincia  Graeciae  texta  est, 
tunica  sacerdotalis  Candida  cum  clavis  ex  purpura.  Terlull.  de  pall.  p.  28  sq. ;  dos.  Salinasiiis. 
Vgl.  Ed.  Diocl.  c.  XVI:  JtXjxtntxi]  laaeovs  i^ovaa  jioQqvQag  u.  s. 

2)  Not.  dign.  Occ  c.  X  p.  49.  Ein  conguiliarius  {\.  conchyliarius)  ebenda,  auf  oiiiorlnsclir. 
bei  Henzen  7226. 

3;  Not.  dign.  I.  1.  Die  Inschrift  bei  Orelli  4272:  proc.  bapliii  Cissae  Hisiriae  et  colleg.  pur- 
pur.  Cissens.  Hisiriae  ist  nacli  Honzen  p.  460  falsch. 

4:    PHn.  XIII,  U.   Alh.  XV,  681  F.   682,\.   683K. 

3  Tot.  Gib.  descr.  §  53:  Dalmalia  negotiis  rigeiis  el  species  Ires  ulilcs  mittens,  caseini).  lii/na 
elferrum.  6)  Not.  dign.  Occ.  c.  VIII  p.  43. 


56  111-  KiKoi'A. 

Dies  beides  war  inThracien  nicht  der  Fall,  wie  aus  den  dürftigen  Nach- 
richten, die  wir  über  das  Land  haben,  hervorgeht.  Zwar  wissen  wir,  dass  die 
Schafzucht  dort  betrieben  wurde  ' ;  aber  die  Wollenweberei  hat  nie  Be- 
deutung erlangt 2  Hingegen  war  Thracien  einer  der  wenigen  Orte,  wo  der  Hanf 
zum  Weben  von  Gewändern  benutzt  wurde ;  und  es  wird  bezeugt,  dass  ein 
solches  Hanfgewebe  kaum  von  einem  leinenen  zu  unterscheiden  gewesen  sei  ^. 

Von  Eisenarbeit  aus  früherer  Zeit  erfahren  wir  nichts*;  in  der  römischen 
Kaiserzeit  jedoch  wurde  im  Innern  des  Landes  in  Ha  d  ria  nopolis  eine  kaiser- 
liche Waffenfabrik  angelegt,  wie  auch  in  Ma  rcianopol  is  in  Moesieii'; 
und  Ammianus  berichtet,  dass  in  ersterer  Sladl  sich  eine  grosse  Zahl  Waflen- 
schmiede  aufgehalten  habe  (um  376  n.  Chr.)  e. 

Auch  von  den  griechischen  Städten  an  der  thi-acischen  Küste  hat  keine  in 
industrieller  Beziehung  Bedeutung  erlangt.  Byzanz  war  zwar  als  Handelsstadt 
sehr  bedeutend  und  wuchs  durch  die  Verlegung  der  Residenz  dahin  zu  der  mäch- 
tigsten und  reichsten  Stadt  im  Beginn  des  Mittelalters  empor;  allein  eben  die 
grosse  Einträglichkeit  des  Handels ,  die  Leichtigkeit  des  Er\verbs  Hessen  es  zu 
keiner  gedeihlichen  Entwicklung  der  Gewerbe  kommen.  Das  Volk  trieb  sich  viel 
zu  sehr  in  den  Schenken ,  am  Hafen  und  auf  dem  Markte  herum ,  als  dass  es  zu 
einer  wirklich  ernsten  Arbeit  Lust  und  Geschick  hätte  haben  können'.  Am 
meisten  wurde  wohl  der  Fischfang  betrieben,  weil  er  am  einträglichsten  war; 
namentlich  der  Zug  der  Thunfische,  der  vom  Pontus  kam,  bot  den  Byzan- 
tiern  die  reichste  Ausbeute' ä,  von  der  ein  sehr  beträchtlicher  Theil  eingesalzen 
nach  dem  Auslande  ging  und  für  die  Byzantier  die  bedeutendste  Einnahmequelle 
bildete». 

Fischfang  und  Einsalzen  der  Fische  wurde  auch  an  der  niacedonischen 
Küste   stark  betrieben,    so  z.   B.  in  Olynth  i",    Torone",   Abdera^^^    und 


1)  Hom.  II.  XI,  222.  Nicander  Ther.  50.  Plat.  de  legg.  1.  VII  p.  805  D.  Vgl.  Virg.  Ecl.  \, 
64  sqq.  Yates  p.  37  sq. 

2)  Die  Glosse  bei  Suid.  'Jfihoiä  i^iÜtik,  R()i<xixi<  ist  7n  iiiiljestimmt,  als  dass  man  daraus 
irgend  einen  Schluss  ziehen  könnte. 

3)  Ilor.  IV,  74  :  föTi  <fi  Offi  xävvctßiq  ifvout'ii]  ir  TJj  /lü^jij  (sc.  Scytharum]  ....  xrti  i^  ai- 
rfii  (~lni]iyn  fitv  y.a'i  tifJUTa  noiovirai  joTai  knfoini  öiionWiiTa,  oiä"  tiv  hang  fiT,  zn'pra  tq(- 
ßiDV  tili  aii^ii  ihi<)ii)t'r],  XCrov  rj  xnt'rilßiög  fori'  öi  de  iirj  fii)'f  xü>  Tr)i'  xattcißiiu,  Xfifor  äo- 
xiiHti  tliai  t6  fi|Un.  Vgl.  Hes.s.v.  Kiifraßig.  Vatesp.  292.  Nur  von  gewebten  Stoffen  spricht 
Thuc.  II,  97:  es  waren  das,  wie  aus  dem  Zusammenhange  hervorgeht,  Erzeugnisse  der  grie- 
chischen Colonieen  an  der  Ihracischen  Kusle. 

4)  Poll,  I,  149:  niXfxvg  Qnaxixog  scheint  sicli  mehr  auf  die  Form  zu  beziehen,  als  auf 
die  Fabrication. 

5)  Not.  dign.  Or.  c.  X,  p.  39. 

6)  Amm.  Marc.  XXXI,  6,  2  :  imam  plebem  omnein  cum  fabrlcensibus,  quorum  Ulis  aniiila 
est  multitudo,  productam  in  eorum  armavit  exitium. 

7)  Vgl   die  Schilderung  des  Phylarch  bei  Ath.  X,  442  C  und  Theopomp.  ebd.  MI,  5-26  E. 

8)  Über  den  Fi.schreichlhum  des  Hellespont  und  der  Propontis  s.  oben  S.  42;  vgl.  sonst 
Arist.  Pol.  IV,  4,  1.  Dion.  Byzant.  (Geogr.  Gr.  min.  ed.  Müller  II,  p.  1)  frg.  I.  12.13.6.Su  ö, 
Athen,  an  zahlreichen  .'^teilen.  Plin.  IX,  50.  Hör.  Sal.  II,  4,  66  u.  s.  w. 

9)  Vgl.  Polyb.  IV,  38.   Str.  VII,  320  u.  s.  10)   Arche.str.  b.  Ath.  VII,  295  C, 
M)    Arch.  ebd.  p.  31 OC.                    12|   Ders.  ebd.  307  B.    vgl.  III,  118C. 


§  \i.   Die  nörulichi  n  I.\.M).-chafte\  dkii  GKrtciiisciiEX  Halbixski..  57 

uamenllich  waren  die  Aale  l>erUhiiit ,    welche  im  Stryinon   Ejefangen  und  ge- 
räuchert wurden '. 

Sodann  wurde  in  Macedonien  ifule  Iris-Salbe  bereitet^;  und  dass  die 
Ausfuhr  des  trefflichen  Weines  von  Mende  und  Scione  einen  starken  Betrieb  der 
Töpferei  zur  Folge  haben  musste,  könnten  wir  von  selbst  vermuthen,  auch 
wenn  directe  Nachrichten  darüber  fehlten.  Doch  wird  uns  berichtet,  dass  in 
Gassandrea,  welches  viel  mendaeischen  Wein  ausführte,  auch  alle  Arten  Thon- 
gefiisse  für  den  Export  angefertigt  wurden •'.  Die  wenigen  Nachrichten,  die  wir 
sonst  über  die  griechischen  Colonieen  an  der  Küste  Macedoniens  haben,  lassen 
schliessen,  dass  dieselben  für  den  Handel  mehr  Bedeutung  hatten,  als  für  die 
Industrie. 

Thessalien  und  Epinis.  Pferdezucht  undScIavenhandel  waren  dieHaupt- 
crwerbszweige ,  Getreide  und  Wein  die  wichtigsten  Ausfuhrartikel  Thessaliens  J. 
Die  Schafzucht,  vermuthlich  von  Kleinasien  eingeführt,  \\urde  zwar  auch 
])elrieben  •',  ist  aber  zu  keiner  Bedeutung  gelangt  ^. 

Unter  den  Gewerbserzeugnissen  wird  neben  den  Backwaaren,  nament- 
lich Brot',  am  häufigsten  der  thessalischen  Sessel  gedacht,  von  denen  die  ver- 
schiedensten er\A  ahnt  werden  •*.  Welcher  Art  dieselben  gewesen ,  wodurch  sie 
sich  namentlich  ausgezeichnet  haben ,  das  ist  aus  den  Angaben  der  Schriftsteller 
nicht  ganz  deutlich  zu  erkennen ;  sie  werden  meist  ganz  allgemein  wegen  ihrer 
Schönheit  gerühmt";  sie  scheinen  bunt  verziert  gewesen  zusein'"  und  weiche, 
bequeme  Sitze  gehabt  7,u  haben".     Waren  ja  doch  die  Thessalier  wegen  ihrer 


1)   Atli.  VII,  298  B.   300  C.  ij   Theophr.  de  cnus.  plant.  VI,  28.   Pliii.  XXI,  40. 

3)  .\th.  XI,  784  C:  ^dvaiiiTiov  rbv  «iJoikito-toioV  (fnm  Knauiänio  yuniCotifvoi' ,  on 
avv^xiae  jriv  KaannäQUav  ifiXoäo^ovvri,  xai  ßoilo/xivio  täiov  xiva  ei'uia&ai  y.^QU/xoi',  iStä  to 
noXiiv  i^äyta&«t  tov  MtviSttiov  ohov  ix  rij;  nöXiiug,  iftJ.oTifirjfUjptti,  xni  TiokXä  xtü  nioro- 
Sttnct  yitt]  naijalf^/ifvot-  xiQcifjiuiv  l^  ixäarov  i'<:ton!.aatiitfioi-  iSinv  noiTiOai  TtXt'iaua. 

4i   \\i\.  Tafel,  Thessalonica  p.  439  S(|q.  liur.sian,  Gcogr.  v.  Griechcnl,  I,  47. 

5)  Hom.  II.  II,  696;  vgl.  IX,  479.  Vates  p.  38.  Scliafzuclil  in  Epirus,  s.  Arisl.  bist.  an. 
III,  21.  Plut.  Pyrrh.  5. 

6j  Zwar  scheint  es,  als  ob  auch  tliessalische  Kleider  in  Griechenland  getragen  worden  seien  ; 
vgl.  Eupolis  b.  Stcph.  Byz.  v.  HianaXCa  •  .-Vre  ,'HTTtcXiaf.ti»a  ncum  k/J  EiinöXiii  iv  MoQtxii  ■ 
Toviiari  xXctfivita  QittkXixIv  tfonopftir.  (Vgl.  Pol).  VII,  46.)  Doch  bezieht  sich  auch  diese 
Stelle  vielleicht  nur  auf  den  .Schnitt,  nicht  auf  die  Herkunft  der  Gewänder,  wie  die  ßnlUtg 
/iT(3ie(,  ov;  xalovaiv  OtriaXixov;  iv  raTs  TQayioöttd;  hei  Strab.  XI.  p.  350.  Ebenso  wenig 
werden  die  auf  Kunstwerken  hauligen  thessalisclien  Hüte  (Soph.  0.  C.  3t5.  Cass.  Uio  LIX,7) 
für  thessalisches  Fabricat  zu  halten  sein. 

7)  Ath.  III,  H2A.  und  F.   XIV,  662  K. 

8)  Poll.  X,  47:  ädfQoi  QnTaXixoi.  tä;  ir  ^-tÜTO/.i'xti)  EinöXiäog,  liiifQog  GtrjaXixh;  rt- 
rgänove.  ib.  48  ;  axoXvdoict,  Sttiq  (aii  uixuä  rntnoälg  QittkXixoI  iSdfnoi  ■  xo  äi  ovofia  xai 
ff  EliävSrijxM  nXttTiovot  (pag.  278  Bj .  .\uch  auf  Inschriften  werden  Hqovoi  ^ittkXixoI  genannt, 
vgl.  Boeckh,  Slaatshaush.  II,  400.  Rangabi^,  Anliqu.  hellen.  II,  477. 

9)  Poll.  VII,  t12:  xäXX'Oroi  ot  GtTTctXixoi  äOfnoi,  iSth  xni  ^  Ilv»ia  ftfrf  MiijaXt  rtoi- 
xiXöifKfQe.  Vgl.  Alh.  XIII,  568  D.  Hesych.  v.  SfrrnXixöi  ä(<fQog-  ^id<fO()oi  üai  tiö  xiiXXn  o'i 
GfTTnXixnl  ölifQOi-  Uhov  ydn  ri  y(io(  avTtöv  xKnaxtvaartti. 

10)  S.  das  Orakel  bei  Poll.  I.  1. 

11)  Grit.  b.  Atb.  I,  2815:   C-Uaanhxhf  OV  ;i,m,oi.  yiaor  T.jvfHHoTth^  Un«. 


58  111-  EiROPA. 

Üppigkeit  und  ihres  Luxus  in  Kleidung  und  Lebensweise  bei  den  übrigen  Hel- 
lenen sehr  verrufen  i. 

Die  Lexicographen  ersvähnen  ferner  die  thessalischen  Schuhe,  ohne  näheres 
über  die  Art  derselben  hinzuzufügen  2.  An  der  Küste  wurde  Purpur  gewonnen ; 
Fiirbereien  befanden  sich  in  der  Stadt  Meliboea  3. 

Epirus*,  besonders  die  Städte  Lychnidus^  und  Ambracia'',  ver- 
sandten Salzfische.  Eine  Industrie  konnte  bei  den  hauptsächlich  Viehzucht 
treibenden  und  gelrennt  in  Dörfern  wohnenden  Epiroten '  nicht  erblühen. 


§  13. 
Mittelgriechenland. 

Acarnanien,  Aetolien,  Locris  und  Pliocis  sind  in  keiner  Beziehung  durch 
Gewerbfleiss  hervorragend.  Die  Einwohner  der  fruchtbaren  Thalebenen  ,  halb 
barbarischer,  halb  kriegerischer  Natur,  beschäftigten  sich  grösstentheils  mit  Acker- 
bau ,  Weinbau  und  Viehzucht  ^.  Von  Industrie  ist  in  den  kleinen  Städten  und 
Dörfern  dieser  Landschaften  keine  Rede;  und  wenn  der  aetolischen  Waffen, 
besonders  der  Wurfgeschosse»,  und  der  acarnanischen  Schleudern'" 
mehrfach  gedacht  wird,  so  bezieht  sich  das  mehr  darauf,  dass  die  Bewohner  in 
Handhabung  dieser  Waffen  sehr  geschickt  waren,  als  dass  man  daraus  etwa  auf 
eine  stark  betriebene  Fabrication  derselben  schliessen  könnte. 

Locris  betrieb  stark  die  Ziegenzucht;  von  der  Sitte,  ungegerbte Ziegen- 
und  Schaffelle  als  Mäntel  zu  tragen ,  hat  ein  Theil  von  ihnen  wahrscheinlich  den 
Spitznamen  der  ozolischen  Locrer  bekommen  '^ 

Phocis  producirte  Oliven,  namentlich  in  der  Gegend  von  Tithorea, 
zwar  nicht  so  reichlich  wie  Attica  und  Sicyon ,  aber  von  schöner  Farbe  und  ange- 


1)  Vgl.  Ath.  XIV,  663  A. 

2)  Poll.  VII,  89:  xm  QuiuXlg  dt,  vTioärifia,  ixtjvvov  lovf  ivgnä;-  fi^/xvriTat  (T  aiiiov 
.iiiaiTiTiog  h  Baxxaii-  B).(WT>i,  xoff6(>i'ii>,  ÖtiraMi.  Hes.  v.  BirraiiSas,  vnöärjftä  nuiiov. 
.Stepli.  Byz.  v.  QtaaaUa.  Ein  tlicssalischer  zpijn-idonoidf  erwähnt  bei  Atb.  XIII,  568  E. 

3)  Meliboea  purpura.  Fest.  s.  v.  Lucr.  II,  500  : 

jam  tibi  barbaricae  vestes  Meliboeaque  fulgenl, 

Purpura  Thessalico  concharum  tincta  colore. 
(Lachmann  lacta.)    Virg.  Aen.  V,  251  und  Serv.  z.  d.  St.  Melet.  p.  389C.  —  Noch  heute 
werden  in  der  dortigen  Gegend  bei  Ampellachia  Seidenstoffe  mit  Purpur  gefärbt,   Leake, 
Trav.  in  North.  Greece  III,  387. 

4)  Über  den  Fischreichthum  an  der  Küste  von  Epirus  vgl.  Ael.  nat.  an.  XV,  H. 

5)  Str.  VII,  327  :   ai  XCfivai  at  jrtpt  ^v^viähv  TUQixficie  i)(&viov  uVTttQXtis  i)(ovaai. 

6)  Archestr.  b.  Ath.  VII,  305  E.  311  A.  326  D.  328  A.  Poll.  VII,  94  erwähnt '^/^/S^ßx^d'es  als 
eine  weibliche  Fussbekleidung. 

7)  ßovßörai  nfjtöits  l^o/oi  nennt  sie  Find.  Ncm.  IV,  84.  Vgl.  Caes.  bell.  civ.  III,  47. 

8)  Vgl.  Bursian  a.  a.  0.  S.  107  f.  126.  144. 

9)  Plin.  VII,  201  ;  lanceas  Aetolos,  jaculum  cum  ammenio  Aelolum  Martis  filium  {invenisse 
ilicwil).  Poll.  I,  149.   Vgl.  Eurip.  Plioen.  139  sq. 

10)  Poll.  1.  1.  Vgl.  Thiie.  11,  18  u.  s. 

11)  Plut.  Qu.  Gr.  c.  15,  p.  294  F.   Paus.  X,  38,  1. 


§    I).     MmKLGRIECHK.NLA.M).  59 

nehmen»  Geruch;  man  bereitete  allerlei  Salben  daraus'.  An  der  Küste  des 
Euripus  wurde  Purpurfischerei  betrieben;  von  den  Bewohnern  des  Städt- 
chens Bulis  waren  mehr  als  die  Hälfte  Purpurfischer  2. 

Boeotieil.  Die  vereinzelten  Nachrichten,  die  wir  Über  die  Industrie 
Boeotiens  haben,  geben  uns  nur  ein  sehr  unvollständiges,  unklares  Bild.  Aus 
allem ,  was  wir  davon  w  issen ,  geht  hervor ,  dass  die  Boeotier  ebensow  enig  in  der 
Industrie ,  wie  in  der  Geschichte  die  Bedeutung  erlangt  haben ,  welche  man  nach 
den  natürlichen ,  sehr  günstigen  Verhältnissen  des  Landes  hätte  erwarten  sollen. 
Wie  die  geistige  Bildung  von  ihnen  verabsäumt  wurde,  wie  die  Boeotier  wegen 
ihrer  Stumpfsinnigkeit  und  Sinnlichkeit  im  übrigen  Griechenland  verrufen  waren, 
so  liessen  sie  auch  Handel  und  Gewerbe  brach  liegen  und  vernachlässigten  die 
sich  ihnen  doch  so  bequem  darbietende  Schiflffahrt. 

Nur  ein  Gewerbe  scheint  sich  seit  den  ältesten  Zeiten  ziemlich  langein 
Blülhe  erhalten  zu  haben,  die  Metallarbeit;  aber  die  Nachrichten,  die  uns 
davon  erzählen,  sind  sehr  dürftig  und  grossentheils  auf  mythische  Zeit  zurück- 
gehend. Boeotiens  Berge  gaben  seit  .\lters  Eisen:  derselbe  Bergzug,  der  der 
Insel  Euboea  seine  unterirdischen  Schätze  spendete '.  lieferte  das  mit  dem  mythi- 
schen Namen  derAoner  bezeichnete  Eisen  ^  und  die  darnach  benannten  Waffen^. 
Schon  in  die  Zeiten  der  allen  Minyer  verlegte  die  Sage  diese  Waffenfabrication ; 
der  Sohn  des  Minyerkönigs  Athamas  führt  den  Namen  Chalkos  und  wird  Erfinder 
des  Schildes  genannt«;  Schilde,  das  Wappen  Boeotiens,  zeigen  die  boeotischen 
Münzen  schon  in  alter  Zeit^     Auch  boeotische  Helme  werden  erwähnt^. 

Die  Spärlichkeit  der  Erwähnungen  dieses  Gewerbes  aus  späterer  Zeit  bildet 
einen  scharfen  Gegensatz  zu  dem,  wie  es  scheint,  so  bedeutenden  Betriebe  in 
der  alten  Zeit ;  die  boeotische  Metallarbeit  muss  später  ganz  ihren  Ruf  verloren 
haben.  Länger  scheint  die  Töpferei  geblüht  zu  haben,  die  schon  zur  Zeit  des 
Bacchylides,   namentlich  wegen  der  schönen  axvipoi,  berühmt  war*';    auch  zu 


1)  Paus.  X,  32,  11  :  To  äi  fXaioy  ti,  iv  rij  Ti»OQi(ii,v  aTToäil  ftiv  7i>lij*ti  loO  rf  'Jtrixov 
xal  xov  Zixvtovlov,  XQ^'l  ^*  vntQßäi.).tt  xa'i  rjcfoi ;]  [z6  rt]  'ißrjQixöv  xnl  to  ix  r^j  irjaov  rijj 
'fOTQfac  xal  fivQa  Tf  tin   kvtov  nccvroia  hltuvai,  xtii  jö  eXaiov  o'n  ßnaiXdt  liyovair. 

ä)  Paus.  X,  37,  3  :  ot  ä^  atäniunoi  01  (iiavSa  7i).^0f  tfuCang  xÖ/)mv  ts  ßttqijv  Tiopifioiif 
ilalr  äXnTe    Die  Umgegend  von  Anibrosus  lieferte  aueli  guten  Scliarlncli,  Paus.  1.1  36, 1. 

3)  Vgl.  0.  Müller,  Orcliomenos  und  die  Minyci-,  S.  131  u.  491. 

4)  Dion.  Perieg.  476  und  Enstatli.  z.  d.  St.  und  zu  II.  II,  494  p.  262. 

5)  Lutat.  z.  .Stat.  Tlieb.  I,  226.  Hyg.  fab.  274  führt  diesen  Ursprun,;;  aulCadnius  zniück  ; 
Cadmus  Agoioris  filim  aes  Thebis  primus  inventum  cotididit. 

6)  Plin.  Vit,  200. 

7)  Bekanntlich  war  auch  der  Schild  des  Ajax  von  dem  im  boeotischen  Hyle  wohnenden 
Tychius  gefertigt,  axvroTÖfxmv  oy'  aQiarot,  Honi.  II.  VII,  222;  vgl.  Strab.  IX,  408.  Darauf  be- 
zieht sich  wohl  die  Notiz  des  Plin.  VII,  196:  sutrmam  Tychius  Boeotiiis  inrenit.  Darnneli  scheint 
die  Bereitung  und  Verarbeitung  des  Leders  in  Bneiitien  srlion  fnili  i'inliciinisrli  gewesen 
zu  sein. 

8)  Xen.  de  re  equ.  12,  3;  ßoioniovgyt;  x^äio;.   Ael.  v.  h.  III,  24.  Poll.  1,  149  u.  s. 

9)  Bei  Ath.  .XI,  500. \:  xal  Botunloiaiv  It  nxi'i(oiaif  olvo;  ijävs.  Vgl.  Ath.  ebd.:  vartQov 
di  xmü  ftlfiijOif  fipynauiTO  xniou^org  rf  xni  i((>;'r(joCj  oxii/Wf,   (ui'  niitÜToi  uü'  tyitovxo  »iti 


60  111.     KlROFA. 

Arisloplianes  Zeit  erfahren  wir,  dass  die  Töpferei  in  Boeotien  Ijelrieben  wurde', 
und  noch  in  den  nachchristlichen  Jahrhunderten  bediente  man  sich  gern  im  Haus- 
gebrauch der  schönen  Thongefässe  von  Aulis^,  wo  die  Mehrzahl  der  Bewohner 
die  Töpferei  betrieb '. 

Theben  galt  als  Erfinderin  desWagens^;  dergleichen  Notizen  bedeuten 
in  der  Regel  nichts,  als  dass  das  Kunstproduct,  dessen  Erfindung  man  einem 
bestimmten  Orte  zuschreibt ,  daselbst  vorzugsweise  und  in  besonderer  Güte  an- 
gefertigt wurde ,  und  so  rühmt  denn  Pindar  in  der  That  die  in  Theben  verfertigten 
Wagen  5.  Was  der  späte  ganz  unzuverlässige  Tzetzes  an  mehreren  Stellen  von 
der  thebanischen  Weberei  berichtet*',  wird  nirgends  sonst  bestätigt  und  hat 
daher  nur  geringe  Glaubwürdigkeit '. 

Gerühmt  werden  ferner  die  Erzeugnisse  der  Bäcker  von  Theben  und 
Tegea*  und  die  aus  den  Fabriken  von  Chaeronea  hervorgehenden  Heil- 
salben  und  Parfümerieen-'. 

Die  Anwohner  des  Copais-Sees'*"  und  des  Euripus  lebten  fast  alle  vom 
Fischfang;  auch  Meerschwamm  und  Purpur  wurde  daselbst,  zumal  bei  An- 
thedon",  eewonnen. 


ith'og  fkaßov  Ol  BoiwTiot  Xiyo^tioi  ....  fyovai  [iitnoi  Tinos  roiii  icXkovs  ötaifoQaq'  eninii  yiin 
inl  rwv  (liriup  avToTg  6  hycfxdog  'HnaxUiog  ä'iafio;. 

1)  Bei  Arist.  Ach.  899  bietet  Dicaeopolis  deoi  Boeotier  an,  ihm  für  seine  Waareii  andere 
als  Taiischmitlel  zu  geben,  worauf  dieser  eingeht  und  verlangt: 

oTi  y    laj  'A&iiraig,  iv  BoitoToTaiv  äf  ^uij. 
Als  darauf  Dicaeopolis  ihm  erwidert: 

Ulf  vag  Üq   ii^fic  nptü/xit'og  'I'idrjoixag 

fl   X^QUfiOV, 

meint  der  Boeotier,  das  liütte  er  ja  zu  Hause  auch ; 

ütfvttg  Ti  xigct^ov,    a).).'  f  ii'  Ixü  ■ 
aX!'  oTi  nao   ä/jTv  yyj  'an,  rüöi  ä'  av  noXv, 
worauf  ihm  denn  Dicaeopolis  einen  Sycophanten  anbietet. 

2)  Plut.  Vit.  aer.  al.  2,  p.  828  A:  ixmöfiuTU  f/Jig.  nttQOXpCäag  uQyvQag,  XtxaiCättg-  vnö- 
!tov  TtcvTci  r^ynidt-  Ti]t'  äf  zgänfCnr  tj  xctXrj  AvXig  rj  TiviSog  arrixoSfii^att  Toig  xlQUfteoTs 
xa&aQioT^notg  ovOi  zcSr  ctQyvowv. 

3)  Paus.  IX,  19,  5:  livltQionoi  äi  (v  t;]  AvXCiSi  oixovair  ov  noXXoi,  y^g  S(  ftaiv  oixoi 
xeoautTg. 

4)  Grit.  b.  Ath.  I,  28C: 

Qijßl  ö'  AoiiaröfvTn  dfifQov  avvfnrj^cno  ttqwjtj. 

5)  Bei  Ath.  ebd.  A,  frg.  hyporch.  73.  Von  hier  bezogen  vielleicht  die  Eretrier  zur  Zeit 
ihres  Glanzes  ihre  Wagen  ;  vgl.  Str.  X,  p.  448. 

6)  Chil.  X,  331.  XI,  388. 

7)  Schafzucht  wurde  in  Boeotien  ziemlich  stark  betrieben.  Hes.  op.  et  dies  v.  162. 
C.  1.  Gr.  1569a.  Vgl.  Yates  39  sq. 

8)  .\rchestr.  b.  Alb.  III,  112  A.  ii.  B.  (Der  boeotische  Weizen  war  von  besonderer  Güte, 
Theophr.  h.  pl.  MII,  4,  5.  de  caus.  pl.  III,  9,  5;  vgl.  Stat.  Theb.  VII,  274.  307.) 

9)  Paus.  IX,  41,3:  iiTaiiO^it  ir  Xai^ioifiti  jtiOp«  uTiö  ctvfUiv  hfiovai  XQlyov  xat  ööiov  xai 
vctnxCaaov  xai  tgfwj  ■  Tttvm  itXyriSöi'Uif  fäfttcTa  äv&Qoinoig  ylvtTai. 

10)  Dessen  Aale  ja  ganz  besonders  berühmt  waren,  vgl.  Müller  a.  a.  0.  S.  81  fg. 

H)  Arist.  h.  an.  V,  15.  (vgl.  Ath.  III,  88  F).  Dicacarch.  vit.  Graec.  24,  p.  18  (Hud>;.):  oi' 
i)"  inoixoüvTig  a}fiäoi'  närTtg  i'tXtifg  itn  «yxCaiQfaf  xnt  l/D^viov,  hi  St  xtti.  noQi/v^iag  xul  anoy- 
yiov  tÖv  ßCov  */0i'7{f  ....  TTQoarrtTTorOoTig  ■rT0()!^fteTg  ot  TtXtiajoi  xai  vuvnrjyoi'   lijv  äi  yäoav 


§    11.     .MlTTKLr.llIECHKM.AXD.  61 

Schliesslich  möge  erwähnt  werden ,  dass  unler  dein  Allerlei ,  was  bei  Ari- 
slüphanes  der  Boeotier  dem  Dicaeopolis  zum  Verkauf  anbietet,  sicli  auch  Bin- 
s  e  n  m  alte  n  und  L  a  m  p e  n d o  c h  t  e  befinden  ',  wie  denn  auch  sonst  Verarbeilunii 
iler  im  Copais-See  wachsenden  Binsen  erwiihnt  wird'-. 


§  1i- 
Mittelgriechenland  (Fortsetzung). 

Attica.  hl  einer  Stadt  wie  Athen,  wo  Keichlhuni  des  Landes,  gute  und 
wohlgelegene  Häfen  an  einem  vielbesuchten  Meere  Handel  und  Wandel  in  einer 
Weise  begünstigten ,  wie  sie  wenigen  andern  Städten  der  alten  Welt  zu  Theil  ge- 
worden ist,  mussten  nothwendig  auch  Handwerke  und  Gewerbe  blühen-'.  Zu 
dem  bedeutenden  Absätze  durch  den  SeehandeM  kam  die  Grösse  des  inländischen 
Bedürfnisses,  die  Menge  der  in  Athen  jederzeit  sich  aufhaltenden  Fremden,  um 
die  Production  im  höchsten  Masse  zu  steigern  und  die  Industrie  auf  einen  hohen 
Gipfel  zu  erheben. 

Schon  an  sich  waren  die  Athener  nicht  nur  für  Handel  und  Schifffahrt ,  son- 
dern auch  für  Kunst  und  GewerbQeiss  vortrefflich  geeignet  * ;  sie  rühmten  sich, 
Künste  und  Handwerke  erfunden  und  ausgebildet  zu  haben  ^,  und  verehrten  He- 
phaestus  und  Athene  mit  ganz  specieller  Beziehung  auf  die  Bedeutung  dieser 
Gottheiten  für  die  Handwerke.  Wenn  trotzdem  die  Industrie  Athens  zwar  für 
den  Land-  und  Seehandel,  aber  nicht  für  das  Leben  des  Staates  selbst,  für  die 
Bürger  von  einschneidender  Wichtigkeit  gewesen  ist  (wie  das  bei  den  gewerh- 
treibenden  Städten  des  Mittelalters  der  Fall  zu  sein  pflegt) ,  so  liegt  das  haupt- 
sächlich daran ,  dass  trotz  der  Bemühungen  einsichtiger  Gesetzgeber ,  wie  Selon 
und  Pisistratus,  der  Arbeit  die  ihr  gebührende  Achtung  zu  verschaffen,  das  den 
meisten  Hellenen  eigenthümliche  Vorurtheil  gegen  das  Handwerk  als  etwas  dem 
freien  Bürger  unziemliches  sich  nicht  überwinden  liess,  sodass  die  Gevverlx' 
immer  mehr  in  die  Hände  der  Metoken  übergingen,  während  der  eigentliche 
altische  Bürger  sich  zwar  nicht  scheute ,  sein  Einkommen  vom  Handwerk  zu  be- 
ziehen ,  aber  die  thälige  Theilnahme  daran  für  unvereinbar  mit  seiner  Würde 
hielt  und  den  Sclaven  und  Schutzverwandten  überliess". 


oi)c  oiov  lyyaCofiiyoi,  üXi.'  oiiäi  tyovxii,  ainovg  (fdaxomg  unoyovovi  ihai  FXuvxov  Tor  ■'/«- 
laaalov,  ög  aXiivt  ^v  öfioXoyovfiOog.  Vgl.  Arcli.  b.  Atli.  VII,  31 6 A. 

1)   Acti.  874.     ,  l)  AIciplir.  ep.  III,  49:  'AXiÜqtiov  a/mviov. 

3)  Vgl.  Boeckh,  Staatsliaush.  I,  58  ff. 

4)  Der  freilich  wiederum  den  Nachtheil  hatte,  dass  er  die  Preise  der  Waaren  vertheuerte. 
5}  Isoer.  Areopag.  §  74  :  ^  ijfiiTi(>a  /'"Q"  avägag  tf^QCiy  xal  Tgdfuv  livvajai  jrpöf  Tag 

■  j()(>"S  (vq  viaidiovt. 

6)  Isoer.  Paiiog.  40:  rwy  Tt/idiv  rüg  «  7)()'oi  Tiiyayxata  toi  liCov  /oijatfiug  xal  räf  Tjiöi 
il^oi'tiv  fit/jtj^avrjfidctg  lüg  uh  lifioüa«  jüg  iSi  äoxiuäaetaa  ^(ijijattui  rott  (iiXoig  naQ^iiutxtr 
ij  nöXig.  S.  die  andern  Stellen  bei  Frohbergcr,  De  opificiim  upud  teil.  Graer.  lOiiJiciune 
disserl.  1.  Grimae  1866.  p.  5   not.  3. 

7)  Über  die  Stellung,  welche  Gewerbe  und  ("leweibtioilHMuli'  in  Mlnn  ■■iniKilinicii,   i'it  zu 


K2  III.    Kimorv. 

Zu  der  Geringschälzuui;  der  Gewerlie  trat  seit  den  Perserkriegen  der  Reich- 
Ihuni  des  Volkes  hinzu;  die  persische  Beule,  die  Vertheilung  von  Ackerloosen 
überhob  eine  grosse  Menge  beule  der  Sorge  um  die  Existenz;  Theorikon  und 
Gerichtssold  waren  leichler  verdient,  als  der  bohn  der  sauren  Handearbeit ;  Feste 
und  Spiele  trugen  dazu  bei,  den  Müssiggang  und  das  Wohlleben  zu  befördern 
und  die  Arbeit  in  den  Hintergrund  zu  drängen.  Es  kam  ferner  hinzu  das  Stre- 
ben nach  politischer  Grösse,  das  Ringen  nach  der  Hegemonie ,  welches  die  Bürger 
zu  beständiger  Übung  des  Körpers  durch  Gymnastik  und  Waffendienst  nölhigte ; 
und  als  auch  das  aufhörte,  als  man  Söldner  gegen  den  Feind  schickte,  anstatt 
das  Vaterland  mit  seinem  eigenen  Blute  zu  vertheidigen,  da  war  die  Volksver- 
sammlung der  einzige  einem  Bürger  geziemende  Wirkungskreis,  wo  mit  Phrasen 
anstatt  mit  den  Händen  gearbeitet  wurde. 

Wenn  nun  dennoch  die  Industrie  Athens  eine  so  hohe  Bedeutung  erlangt  hat, 
so  verdankt  sie  dies  einerseits  den  gesunden  und  kräftigen  Wurzeln ,  welchen  sie 
entsprossen,  die  selbst  ungepflegt  und  vernachlässigt  zu  einem  reiche  Früchte 
tragenden  Baume  emporwuchsen ,  andrerseits  aber  den  günstigen  Bedingungen, 
weiche  sie  für  ihre  Arbeit  vorfand,  nicht  nur  in  dem  von  der  Natur  so  bevor- 
zugten Handel  der  Stadt,  in  dem  grossartigen  Fremdenverkehr ,  welcher  durch 
den  hohen  Ruf  derselben  in  Kunst  und  Wissenschaft  veranlasst  war,  sondern 
■"uch  in  der  vollkommenen  Gewerbefreiheit  und  der  Menge  der  die  Gewerbe  be- 
treibenden Metöken  und  Sclaven.  —  Doch  wie  die  politische  Grösse,  so  sank 
Athen  auch  in  industrieller  Beziehung  von  seiner  Höhe ,  als  es  seine  Freiheit  ein- 
bUsste ,  als  neue  Städte  entstanden ,  welche  Athen  in  Handel  und  Gewerbthätig- 
keit  erreichten ,  ja  überflügelten.  Dafür  aber  wahrte  sich  die  Stadt  der  Athene 
einen  Ruhm,  der  nicht  minder  werlh voll  war,  als  der,  eine  Stätte  der  Arbeit 
und  des  Handwerks  zu  sein :  es  blieb  auch  in  den  Zeiten  der  politischen  Unfrei- 
heit eine  Werkstatt  des  Geistes,  eine  Pflanzstätte  der  Wissenschaften  und  Künste, 
wie  keine  zweite  Stadt  des  Alterthums. 

Die  ländliche  Bevölkerung  von  Attika  trieb  Ackerbau  und  Viehzucht  und 
wurde  für  ihre  Mühe  von  dem  gesegneten  Boden  reichlich  belohnt '.  Am  meisten 
wurde  wohl  die  Schafzucht  betrieben,  da  die  attische  Wolle  zu  den  berühm- 
testen Producten  des  Landes  gehörte'^.  Die  attischen  Schafe  waren  nicht  minder 
berühmt,    als  die  milesischen ^ ;    ihre  Wolle    war    von   ausserordentlicher  Fein- 


vergleichen Druniaiiii,  Arl)eitei-  und  Communiston  in  Grlcclieiilaiul  und  Rom,  Köni£;sl)erg 
1860  S.  44  ff.,  und  namentlioli  die  oben  erwähnte  Schrift  von  Frohberger.  — 

Dass  auch  wirkliche  Bürger  oft  durch  Armuth  zum  Betriebe  eines  Handwerks  gedrängt 
wurden,  versteht  sich  von  selbst;  aber  es  war  das  doch  immer  der  kleinste  Bruchtheil  unter 
den  Gewerbtreibcnden. 

1)  Vgl    Bursian,   Geogr.  v.  Griechen!.  I,  258. 

2)  Plin.  XXIX,  33  :  laudatissima  lana  .  . .  Altica.  Besonders  erwähnt  wird  die  Schafzucht 
von  Acharnae,  Theoer.  id.  VII,  71,  und  von  Decelea,  Alciphr.  ep.  III,  41  ;  auch  der  De- 
mos Phrygia  an  der  boeotischen  Grenze  lieferte  änuUc  xal  y.nXä  eoia,  Schol.  Arist.  Av.  493. 
Vgl.  über  die  atti.sche  Schafzucht  Yates  p.  40  sq. 

3/  Polycrates  führte  beide  Arten  in  Samos  ein,  Alexis  b.  .\th.  XII,  540  D.  Über  den  Preis 
der  attischen  Schafe  s.  Boeckh  a.  a.  0.  I,  83. 


^11.     MlTTKr.c.BIFr.HKNIWI).  BS 

heil'  und  wurde  dadurch  soriisam  vor  schadliclion  lüuUusseii  bewahrl ,  dass  die 
Schafe  mit  Fellen  bedeckt  wurden  2;  attische  Schäfer  waren  auch  im  Auslande  ge- 
sucht ■'.  Die  von  diesen  Schafen  gewonnene  Wolle*  wurde  zu  Kleiderstoffen 
verarbeitet.  Wir  wissen  zwar  nicht,  ob  diese  Arbeit  auch  der  ländlichen  Bevölke- 
i-ung  zufiel  oder  nur  in  der  Stadt  in  grösserem  Massslabe  fabrikmässig  betrieben 
wurde,  —  vernmthlich  war  beides  der  Fall,  —  aber  auf  die  Bedeutung,  welche  die 
Wollspinnerei  für  Atlica  hatte,  deutet  die  Nachricht,  dass  den  Athenern  die  erste 
Anwendung  dieser  Fabrication  zugeschrieben  wurde  •'.  Die  Mehrzahl  der  fabri- 
cirten  Stoffe  scheint  für  den  Bedarf  des  Landes  selbst  angefertigt  w  orden  zu  sein  '■ ; 
doch  wurden  die  weichen  attischen  Wollenstoffe ,  besonders  zur  römischen  Zeit, 
wo  Rom  die  hervorragendsten  Producte  aller  Länder  in  sich  vereinte ,  auch  nach 
dem  Auslande  geführt  und  scheinen  namentlich  als  warme  Winterkleidung  be- 
liebt gewesen  zu  sein',  wenn  auch  in  der  Kaiserzeil  die  WoilenstolVe  Oberitaliens 
und  Calabriens  den  Vorrang  behaupteten. 

Neben  diesen  W'ollenstofien  verarbeitete  man  auch  die  Felle  zu  groben 
Kleidern  für  Hirten  oder  Bauern  ,  zu  der  sogenannten  aiavqa  oder  ßcciTr/ :  solche 
Pelzkleider  verfertigte  namentlich  der  Demos  Thymaetadae  *. 

Leinweberei  wurde  wenig  betrieben,  da  Attica  keinen  Flachs  producirte. 
sondern  denselben  von  auswärts  beziehen  musste.  In  der  Regel  bezogen  die 
Athener  die  hauptsächlich  von  Frauen  getragene  Leinwand  vom  \iis1nnHc":   doch 


\)  Dem.  adv.  Euerg.  (or.  XLVIl)  p.  H55  §  52.  Bei  .\lli.  V,  il'J.V.  wird  es  als  eine  redil 
überflüssige  Frage  an  das  Orakel  bezeichnet,  räv  ^ArTixtüv  ioitav  ft  (</./.'  inii  ftu).uxoJit(ja. 

2)  Varr.  R.  R.  II,  2,  i8:  oves  pellilae,  quae  propler  lanae  bonitalem,  ut  sunt  Tarenliiiae  et 
Atticae,  pellibus  mtegunlur,  ne  lana  inquinetur,  quominus  lel  infici  recte  possil  lel  lavari ac parari. 
Welchen  Werth  man  zumal  den  puten  Zuchlwiddern  beilegte,  bezeugt  eine  Notiz  des  Philo- 
chorus  bei  Ath.  I,  9C:  xly.o>liJn»ai'Aitt']irjaif  änixrov  «r«  df  n>)ä(ia  yivfa^ni,  inihTiovari^ 
TioTi  TTJ;  Tiäv  ^i^ujv  Tovjoiv  j'f  i'^fff  wf .  Dasselbe  berichtet  ,\ndrotion  b.  Ath.  IX,  375  B.  Diese 
Verordnung  war  freilich  zu  Solon's  Zeit  schon  längst  aufgehoben;  s.  Boeckh,  a.  a.  0. 

3)  Vgl.  Theoer.  I.  I.  —  Lber  den  Zusammenhang  der  attischen  Schafzucht  mit  deni  in 
Attica  heimischen  Cultus  des  Pan  vgl.  Yates  p.  46  sqq. 

4)  Arist.  Ran.  1386  wird  erwähnt,  dass  .spitzbübische  Verkäufer  die  Wolle  durch  An- 
feuchten schwerer  machten,  vgl.  d.  Schol. 

5)  Justin.  U,  6:  primi  Athenienses  laniftcii  et  olci  et  lini  iisiim  docuere. 

6)  Vgl.  Xen.  Mem.  II,  7,  5  sq.,  wo  attische  Bürger  genannt  werden,  die  von  der //noci)'- 
ovQy(tt  \mA  x^urtöojiniia  leben,  lber  die  Preise  der  Kleider  in  Athen  s.  Boockh  a.  a.  0. 

7)  Laberb.  Non.  p.  212,  21  : 

niViiV  referl,  möllern  e  lanitia  Atlica, 

an  pecore  ex  hircorum  vestium  geras. 
Plut.  de  aud.  c.  9,  p.  42  D:   /uijJ*  luäiiov  niffißaX^a^nt  ^ffifttöyog,   fi  /jt)  TTpaßniioi  'Ajxi- 
xär  iti]  rö  fpior.  —  Dass  noch  in  später  Zeit  der  tiandcl  mit  diesen  Kleidern  sehr  einlraglich 

war,  zeigt  Synes.  ep.  52,  p.  189  C :   f/xf/r  ug  'J&rjvtjStv  Uynai  XQrjTriSoTtaiXijs  «rtfocuTJOf 

vvy  (ff  ifuaiv  aiior  Ifil  jufiCov  IfXTToptveaS^tii,  xo/jf^ovr«  aioliti  ärTixovQyiTf  aolif  äfotazQin 
TtQlnovT«  xa(  r,uTv  «iiaßakitt  eh  rijv  äiniiv  roü  froi'j. 

8)  Schol.  Arist.  Vesp.  1138;  aiavQnv  tlni  oi  lö  fiaXlmibv  anuSun,  äV.«  ßnirai:  fttn 
äk  ij  (ino  SeQfiUTUr  avQQanTOfidt] )i>.m'(s-  &i\u«iTiäa  dl  fintr  ujiö  cf^'uoc  Tijc'fn7ro!)o<o*T(- 
ifof  (fvliii,  (ÖS  (xlT  rtöv  ßttiTcäy  ytfOu(t'üiv. 

9)  Vgl.  Wiskemann,  die  antike  LandwIrlhscIiRft  .S.  2.MT 


64  111-   Kiuoi'A. 

wurde  auch  Flachs  Importirl  und.  zumal  von  den  Frauen  selbst,  gesponnen  und 
gewebt '. 

Bei  den  allischen  Kleidern  wollen  wir  auch  der  attischen  Schuhe  gedenken, 
obgleich  dieselben  für  den  Handel  von  wenig  Belang  gewesen  zu  sein  scheinen 2. 
Die  •KQrjTcidsg  J4zTixal  werden  erst  in  ziemlich  später  Zeit  als  auch  ausserhalb 
Athens  gelragen  erwähnt'^,  besonders  die  Frauenschuhe,  die  wohl  auch  von 
weichlichen  Männern  getragen  wurden  ^.  Auch  die  Ausfuhr  von  w e i b I i eh e  m 
Putz  mag  nur  sehr  geringe  Bedeutung  für  die  attische  Industrie  gehabt  haben». 

Die  Bedeutung,  welche  der  Ülbau  für  Attjea  hatte,  liegt  in  der  attischen 
Mythologie  deutlich  genug  ausgeprägt,  und  die  Sage  lässt  auch  die  Ölberei- 
lung  wie  die  des  Honigs  von  einem  Athener  erfinden''.  In  der  That  gaben  die 
Ölpflanzungen  Attica's  einen  so  reichlichen  Ertrag,  dass  nicht  nur  der  Bedarf  der 


1)  So  z.  B.  der  amoigi.-iclio,  XviM.  Lys.  735.  .\ucli  für  den  Verkauf  Hess  man  Leinwand 
im  Hause  anfertigen,  Aesch.  adv.  Tiniarch.  §  97. 

2)  Auch  die  Seh  uh  machere  I  wurde  fabrikmässig  betrieben  ;  Timarchus  hatte  olxiiiii 
ihjuiovyyo'i  riji  axuioTouix^g  ff>^)^?,  Aesch.  adv.  Tim.  §  97.  Sonstige  Erwähnungen  attisclier 
Schuhmachers.  Arisl.  Etiu.  739  sq.  vgl.  IMut.  162.  5t4).  Xen.  Mem.  111,7,6.  Plut.  beiEuseb. 
praep.  evang.  XI,  36.  Stob.  Flor.  XCV,  2t  u,  s.  Das  Handwerk  stand  übrigens  in  sehr  geringer 
Achtung,  Plat.  Charm.  p.  163B.  de  rep.  V,  4.'>6D.  Poll.  VI,  128  u.  s.  Vgl.  Frohberger  1. 
1.  p.  31. 

Ebenfalls  nur  für  den  Bedarf  des  Inlandes  selbst  arbeiteten  die  häufig  erwähnteii  Leder- 
arbeiter, aus  deren  Werkstätten  Schilde  hervorgingen;  eine  solche  Schildfabrik  besassen 
z.  B.  Lysias  und  sein  Bruder  Polemarchus  (Lys.  XII,  8.  19),  Pasio  (Dem.  pro  Phorm.  or.  XXXVI 
p.  945  §  4.  in  Stephan.  II  or.  XLVl  p.  1137  §  27)  u.  a.  Mit  dem  bedeutenden  Consum  an  Leder 
hängt  die  Einträglichkeit  des  Gewerbes  der  Gerberei  zusammen,  durch  welche  der  berüch- 
tigte Cleon  wie  Anytus,  der  Ankläger  des  Socrates,  reich  geworden  waren  ;  vgl.  d.  Belegstellen 
bei  Frohberger  p.  21  sq.  Büchsenschütz,  Bes.  u.  Erw.  S.  337.  Mitunter  scheint  mit 
der  Gerberei  auch  der  Betrieb  der  Schuhmacherei  verbunden  gewesen  zu  sein;  wenigstens 
könnte  man  ans  Arisl.  Equ.  313  sqi[.  (vgl.  jedoch  v.  868  sqq.)  schliessen,  dass  in  Cleons  Fa- 
bi'ik  auch  Schuhe  \eilertiyl  wurden.  —  Nach  v.  852  sqq.  hat  es  den  Anschein,  als  ob  die  Ger- 
ber ein  bestimmtes  Viertel  eingenommen  hätten,  und  zwar,  da  die  uiXiro  lüUni  und  tvqotjiH- 
kco  als  umwohnend  bezeichnet  werden,  vermuthlich  vom  Innern  der  Stadt  entfernt  —  aus 
naheliegenden  Gründen. 

3)  Synes.  I.  I.  xQuiniöonialrii  at!tQb}nof,  nao  ob  fiot  iSoxfig  xa'i  niovoiv  Iwi'ija.tai  iä,i 
«;((f  oz/rODf  l/jßüöag. 

4)  Luc.  rhet.  praec.  15:  ri  x(j>]n\g\HTix'ii  xa)  ywuixtCtc.  Clem.  Alex.  Paed.  II,  H  p.  240. 
Synes.  calv.  encom.  13  p.  77  C.  Suid.  v.  'Aaxigai. 

5)  Xen.  Mem.  11,  7,10:  vvv  St  (ol  äovlot)  S  fifv  cToxf t  -xtiUiar«  xal  Tiotnaiöfaima  yvvai- 
jii'  ihm  inCmnijdi  ,  (üs  foixtr.  Damit  sind  denn  hauptsächlich  gemeint  die  sogenannten 
auxxi<(f(t>Ti'.i.  Dem.  in  Olymp,  or.  XLVIII  p.  1171  §  12,  d.  h.  die  Verfertiger  von  gefloch- 
tenen Kopfnetzen;  Poll.  X,  192:  ornv  ^lt]uoa,')(:)].;  ti'nij  anxyinctiTu;,  roüg  nXixoirtt; 
rni;  yurui^'ii-  tov;  xfxfjvij dXov;  itxoiioraii' ;  also  xfXQvif  ai.onloxoi .  wie  sie  Critias  b.  Poll.  VII, 
179  nennt.  Vgl.  Lex.  Seg.  p.  302  v.  aux/iifarraf  ol  nkfxovrts  tov;  yv^yii»ovs-  ij  riöv  Xivoi- 
(fbiiol  Tohg  aitxxov;  iKfalfOiTiq.  (Vgl.  Poll.  VU,  191,  auch  Arist.  Thesm.  257);  dass  diese 
Kopfbedeckungen  oft  vergoldet  waren,  sagt  Poll.  V,  16.  Sodann  sind  auch  gemeint  die  tvXv- 
(ftii'Tcci,  welche  Überzüge  zu  Kopfkissen  webten,  Hyperid.  b.  Poll.  VII,  191,  und  die  notxtXraC 
(die  plumarn  der  Römer,  Vitr.  VI,  7),  welche  kostbare  Stickereien  anfertigten,  Aesch.  adv. 
Tim.  I.  I.  Plut.  PericI.  12;  vgl.  Schol.  Aesch.  1.  I.  jiaixdxriv,  ov  Xiyofiev  nXovfiäfiiov.  Lex. 
Seg.  p.  295   v.  noixiXjil;  ■  6  rä  JioixCXa  notiöv  tnyci,  ä  vvv  itfctfiiv  V)Vj(Qoßa(ffi.   Poll.  VU,  34  sq. 

6    Plin.  VII,  199  :  uleum  et  trapetas  Aristaeus  Atheniensis  (invenit),  idem  mella. 


§    l'(.     .MiTTEl.GltlECHENLAXI).  65 

Bewohner  selbst  gedeckt  wurde ,  sondern  nuch  grosse  Quanliliiten  Öl  naeh  dem 
Auslande  geführt  werden  konnten  '. 

Am  Meere  wurde  Fischfang  betrieben-,  und  kleine  KUstenorte ,  wie 
Aexone,  lebten  wohl  hauptsächlich  davon*. 

Dass  die  Bewohner  des  Fleckens  Acharnae  bei  Athen  eifrig  die  Kohlen- 
brennerei betrieben,  ist  aus  Aristophanes  hinliinglich  bekannt^;  in  Mara- 
thon scheinen  viel  Seiler  gewesen  zu  sein''. 

Unter  den  in  der  Hauptstadt  des  Landes,  in  Athen  selbst  betriebenen  Ge- 
werben nahm  die  Bäckerei^  eine  nicht  unbedeutende  Stelle  ein.  Das  attische 
Brot  war  weit  und  breit  als  das  beste  berühmt ' ;  und  nicht  minder  vortrefilich 
waren  die  attischen  Kuchen^,  denen  der  ausgezeichnete  Honig  ihren  besondern 
Wohlgeschmack  verlieh  *. 

Als  das  wichtigste  der  attischen  Gewerbe,  dessen  Erzeugnisse  wir  noch  heute 
zu  bewundern  Gelegenheit  haben,  müssen  wir  die  Töpferei  ">  betrachten,  deren 
Krfindung  von  der  Sage  den  Athenern  ",  speciell  dem  Athener  Coroebus'^  zuge- 
schrieben wurde.  Das  in  der  Nähe  von  Athen  gelegene  Vorgebirge  Colias 
lieferte  einen  ausgezeichneten,  sich  leicht  mit  Mennig  mischenden  Thon,  der  die 
Einwohner  schon  früh  auf  dies  Gewerbe  hinwies  •■*.     Der  Platz ,  wo  die  attischen 


1)  Solon  verhol  die  Ausfuhr  aller  voui  Boden  kommenden  Produclc  mit  Ansnalime  des 
Olivenöls.  Vgl.  Her.  V,  8i.  Flut.  Sol.  c.  2.  ib.  ä4.  Hursian  a.  a.  0.  S.  259.  Boeikli, 
Staatsliausli.  I,  60  f. 

ä)   Philem.  b.Alli.VII,28SF.  Archcstr.  ebd.285B.  u.ö.  Vgl.  VI,  224  E.  Xen.  de  veclig.  1,  3. 

3)  Alh.  Vit,  32,5  E.    lies.  u.  Suid.  v.  AiSmiSu  TQiyXijy.   Vgl.  Bursinn  .S.  360. 

4)  Ach.  213  u.  ü.  5)   Arisl.  Ran.  1296.  6)   Vgl.  .Ken.  Mera.  II,  7,  5  sq. 

7)  Der  Gastronnui  Archestralus  sagt  bei  Alh.  II!,  112B: 

ziv  d"  «if  üyoQttv  Tioitvutvov  änjoy 
ttt  xXiivul  Tiag^jfovat  ßQoioig  xälkiarov  l49ijyiei. 
Vgl.  III,  109  D.    IV,  134  E.    Anliph.  ebd.   III,  112D,  Arisloph.   ib.  Bund.    Plat.  Gorg.   p.  .IISB 
erwähnen  den  Bäcker  Tliearion,  der  zu  jener  Zeit  eine  ziemlich  bekannte  Personlichkeil  ge- 
wesen zu  sein  scheint. 

8)  Arisl.  Ach.  1125.  Thuo.  I,  126.  Plal.  Rep.  III,  Mi  p.  4ü4  D.  All,  II,  riSD.  III,  IUI'. 
IV,  130  U.  XII,  527E.  u.  s. 

9)  Arch.'li.  Alh.  III,  101  U:  ÜIlIÜ  nkuxoviTa 

ttii'fi  '-•/ffiJiijiTii  ylyuriftfvor  •  ft  äi  fti],  ar  Tiov 
(lir'ur  i/ijg  ir^(jta!hf,  ft(Xi  (t)Tt]aof  äntXftwv 
Inixhi',  (üf  Toi7r*  iariv ,  o  noi li  xfii'or  vßQtai>]v. 
Am  li  in  ili  r  Kochkunst  zeichneten  sich  die  Athener  aus,  und  es  war  das  ein  (lewi'rlic, 
das  auch  Biiig<'rzii  beUeiben  manchmal  nicht  vorsehmuhlen  ;  vgl.  Ath.  WS,  660  A.   661  t). 

tO)  Vgl.  .Muller,  Kl.  Sehr.  IIS.  3.50  fTg.    Thiersch,  Abh.  d.  bair.  Aead.  d.  Wisseusch. 
I.  Cl.  II,  3,  S.  811  IT.  Jahn,  Bcr.  d.  siichs.  Ges.  U.  WIssensch.  Phil. -bist.  Cl.  1854  S.  30  fg. 
11)   Cril.  b.  Ath.  I,  28C: 

i'ov  äi  T(joxov  yitltje  Ti  xufilvov  j   ?xyo)or  (vQif 

xXmÖTnrov  x^Qttfiov,  )(i>>'ini/joy  oixovofiov 
ij  rö  x«>l6>'  MnaitHiSyt  xaj (taiiinaan  TQ07ri<Tot'. 
I2j   Plin.  VII,  198:  fi;/liiias  Coroehus  Alhenipiisis  iuvenil. 

13)   Suid.  V.  KdiXiiiiSoi  xnm/i)jfg'  KbiXittg,    lünot;  lijf  'y/rrixrjs",    ti'ltn   axivi]  TiXiiiruiiiii. 

Xfyn  oi'i'  ort  oani  tni  rpo/ouf  ij^novrai  . ..,  TovT(aitr,  oniti  7T()6i  axevojiXttadir  f.iijiiihiiii, 

Tiaoiür  »j  KuiXiääoi  xnfCaaiov  tSare  xttl  ßanTtaSat  vno  Tr;s  filXrov.     Eralosth.    b.  Alh.  XI, 

482  B:    xiirirTiiiK  yi}i)  'iaiaauv  lul'i  .'HoTg  olx  i\iiyii)0iji    oJtft  >li.Voxo'/li;jTor,    üXXu  rij,-  KiaXidäoi 

Blüiuner,  Die  giMverbl.Tliitigkeit  d.  klass.  Altsrthanis.  5 


66  III.   luiioPA. 

Töpfer  zuerst  ihre  Fabriken  und  ihren  Markt  halten,  behielt  den  Namen  «Topf- 
niarktx  Ceraiiiicus  auch  als  er  nicht  mehr  allein  dieser  ersten  Bestimmung 
diente';  man  führte  seinen  Namen  zurück  auf  einen  Heros  Ceramus ,  einen  Sohn 
des  Bacchus  und  der  Ariadne  '■'. 

Obgleich  wir  nun  über  die  aus  diesen  Töpferwerkstätten  her\()ri;ej^ani:cneii 
Waaren  von  den  alten  Schriftstellern  verhältnissmässig  nur  wenig  erfahren ,  ist 
doch  gewiss,  dass  der  altische  Topf  markt-'  irdenes  Geschirr  jeder  Art,  jeder  Grosse 
und  Qualität,  vom  kleinsten  Trinkbecher  bis  zum  Kochgeschirr  ^  und  dem  grossen 
Vorrathsgefäss  5,  vom  schmucklosesten  Topf  bis  air  kostbar  bemalten  Prachtvase 
aufwies«.      Den  meislen  Ituf  hatten  die  Trinkgefrisse ',   uud  unter  den  lieinalten 

;';}c.  l^liil,  de  :iiul.  c.  y  |),  42  D  .  üuoios  inrt  /ili  ßoidnu^lfoi  nitif  nvjiiioTuv,  ur  firj  jö  uyyiioi'  fx 
n'i^  -iTriy.r.;  /\fi'/n!(iug  t'i'rj  xfxiQUfifVfiü'ot'.  Schot.  Alist.  Lvs.  2  :  eiUu  (sc.  if  Kcui.itiii'(]  oacQuxu 
xci/J.iniu.  Vl;I  Miiciob.  Sat.  V,  21,  10.  Bei  Booclcti,  Slnatsfiausti.  II,  349  ff.  ist  ein  Vertrag 
niitycllieill,  in  welclieni  sich  die  Atliener  tue  alteinige  Ausfuhr  des  Röthels  von  der  tnsel 
Ceos  (der  als  der  beste  galt,  Theophr.  de  lap.  52)  sicliern.  Obgleich  der  Mennig  noch  viel- 
fältige andere  Anwendung,  namentlich  in  der  Malerei  fand,  so  wird  doch  ein  beträchtlicher 
Theil  der  altischen  Thonwaarcnfabrication  zu  Gute  gekommen  sein. 

1)  Man  hat  den  Innern  Ceramicus  im  N.  W.  der  Stadt  zu  unter.scheiden  von  dem  äussern, 
0  f|w  xttiovftcmg,  Thuc.  VI,  57,  wo  die  im  Kriege  gefallenen  Athener  begraben  wurden.  Har- 
pocr.  \.  KsQafiiixog.  Vgl.  B  urs  ia  n  I,  274.  322.  Der  zur  acamantischen  Phyle  gehörige  Demos 
der  KiQttfifie  war  von  den  Einwohnern  des  äussern  Ceramicus  benannt,  Plat.  Protag.  p.  31  SD. 
Dem.  in  Neaer.  or.  LIX,  p.  1361  §  48.  Harpocr.  s.  v.  Phot.  und  Suid.  v.  KepafiCe.  Da  der 
Name  des  Ceramicus  sicherlich  sehr  all  ist,  kann  man  schliessen,  dass  in  der  friilicsten  Zeit 
diese  Tupfer  atli.sche  Bürger  waren ;  s.  Frohberger  1.  1.  p.  20  not.  25;  vgl.  Schoemann, 
Verfassungsgesch.  Athens  S.  9.  Dass  in  späterer  Zeit  viele  Fremde,  namentlich  Cnidier,  im 
Ceramicus  arbeiteten,  zeigt  Thiersch  a.  a.  0.  S.  830  ff. 

2)  Paus.  I,  3,  1.  Doch  waren  die  Schutzgötter  des  Demos  der  Cerameer  die  (jedem  Ge- 
werbe vorstehende)  Athene  lirgiino,  Hephaestus  und  Prometheus,  von  denen  der  letztere  mit 
der  Topferei  ja  in  naher  Beziehung  steht,  \veswii;cn  diisc  letzteren  wohl  auch  scherzweise 
TinoutjfKis  genannt  wurden  (Luc.  Prometli.  a)  IIhhm  zu  Klncn  veranstaltete  man  Fackelwett- 
laufe, XdfijTad'rjSQOftCni :  ApoUod.  b.  Schot.  So|ili  Oed  C(jI.  .iG.  Schol.  Arist.  Ran.  1087.  1093. 
Vesp.  1203.  Vgl.  Paus.  1,  30,  2.  Thiersch  a.  a.  0.  —  Der  Demos  Pitthos,  dessen  Namen 
Steph.  Byz.  falsch  deutet  s.  v. ;  xixlrixui  ät  änö  niog  Iliü-ov,  i(Sv  TiCUiur  aiioS^e  yevo^i^vair, 
geht  auf  den  Heros  Pittheus,  den  Grossvater  des  Theseus,  zurück  und  hat  mit  der  Töpferei 
nichts  zu  thun. 

3)  atxvi(/ai  bei  Allst.  Lys.  557  genannt  .   Vgl.  PoU.  VII,  163.   IX,  47. 

4)  Vgl.  Matro  b.  Ath.  IV,  13GF:  'Atiixi^  h  xfnnuoj  JiirTWf.  Poll.  X,  1S2:  ^<'  Hf  toI;  äij- 
jj.i07t(iäiois  xal  xiQaftov'Anixöf.    (S.  Boeckh,  Staatshaush.  II,  143  fg.) 

5)  Vgl.  Arist.  Equ.  792.  Pac.  703.  Eccl.  677.  841.  Die  grosse  Zahl  attischer  Gefässna- 
mcn,  welche  Athenaeus  im  11.  Buche  anführt,  kann  uns  von  dem  ausgedehnten  Betriebe  die- 
ses Handwerks  einen  Begriff  geben. 

6)  Unter  den  Producten  der  Töpferei  bildeten  die  Lampen  keinen  geringen  Bestandtheil. 
Der  berüchtigte  Demagoge  Hypeibolus  war  bekanntlich  ein  Lampenfabricanl;  vgl.  Arisl.  Pac. 
640  (Equ.  739  sq.).  Schol.  ad  Arist.  Nub.  1065.  Andoc.  ap.  Schol.  Arist.  Vcsp.  1007.  Schol. 
Pac.  682.  693.  Equ.  1304.  1313.  Schol.  Luc.  Timon  30  (Vol.  IV  p,  46  Jacobitz).  Auch  der 
Volksmann  Ceplialus  war  ein  Topfer;  s.  Arist.  Eccl.  248  u.  252,  wo  ihm  vorgewoi  len  wird: 

T«   TQVßUa 

xuxoig  xtuitfifvni',  lijv  ät  TtvXtr  ev  xtn  xiiXüig. 
7J  xriixfgiit'i  -\[h.  XI,  4SliC.    (Vgl.  elxt.  484  F.)   Phryn.  ib.  474  B  : 
tlrii  xtnuutvuti'  tiy  otxoi  aMif(iöiog  Xaii>(aT{)ti7og 
ixariiv  uv  j^g  ijufoag  IxKfi'  oirov  xrii.'/rinovg 


§1'!.     MlTTFLGUIECIlEMAND.  67 

Vasen  namentlich  die  den  Todlen  in's  Gral)  niili;('gobi'nen  Lekyllioi '  und  die  pan- 
alhenäischen  Preisgefüsse,  welche  den  Siey;ern  mit  Öl  gefüllt  gegeben  wurden, 
als  die  schönsten  Erzeugnisse  des  Bodens  und  der  Industrie  2.  Von  letzteren 
beiden  Arten  haben  sich  bekanntlich  noch  sehr  viele  Exemplare  erhalten,  von 
denen  namentlich  die  Lekylhen  zu  den  schönsten  und  grossartigslen  Erzeugnissen 
der  griechischen  Vasenmalerei  gehören  '. 

In  Folge  der  massenhaften  Produclion  war  das  irilcne  Cesiliirr  in  Athen  (h'nn 
auch  sehr  wohlfeil*;  für  ein  schönes  Lekylhion  gab  man  einen  Obolus  \  für  ein 
irdenes  Fass  drei  Drachmen  '''. 

Thongefässe  bildeten  auch  einen  der  wichtigsleii  Ausl'ulir,irlikel  des  atlisolien 
Handels  '.  Als  Aegina  und  Argos  mit  Athen  verfeindet  waren ,  suchten  sie  da- 
durch ihren  Hass  an  den  Athenern  auszulassen,  dass  sie  die  Einfuhr  der  attischen 
Thonwaaren  verboten*  —  ein  Beweis,  eine  wie  wichtige  Einnahmequelle  für  die 
Athener  gerade  dieser  Artikel  gewesen  sein  muss.  Bei  dem  lebhaften  Handel, 
den  Athen  nach  allen  Weltgegenden  hin  trieb ,  wurde  auch  diese  zerbrechliche 
Waare,  sorgsam  verpackt",  weil  über  das  Meer  geführt;  phönizische  Kaufleute 
brachten  attische  Thongefiisse  sogar  bis  nach  der  fernen  africanischen  Insel  Gerne, 
wo  sie  an  die  Aethiopier  verkauft  wurden"*.  Fast  an  allen  Orten,  wohin  Athen 
Handel  trieb,  hat  man  denn  auch  bemalte  Vasen  gefunden,  die  sich  durch  Stil 
und  Auffassung,  durch  den  Inhalt  der  dargestellten  Mythen  ^^it•  dmili  dcnDialecl 
der  Inschriften  deutlich  als  attisches  Fabricat  documentii'en  ,  wie  nwiii  ileiiu  jcl/.l 
auch  fast  allgemein  Athen  als  ilen  hauptsächlichsten  Fabricationsorl  dieser  Gefässe 
annimmt  ". 

In  späterer  Zeil  ,  in  den  letzten  voi'chrisilichen  Jahrhunderten  ,  verlor  diese 
Industrie  für  Athen  ihre  Bedeutung,   wie  ja  auch  der   Handel  Atliens  gegenüber 


Aucli  ist  die  Stelle  bei  Arisl.  Acli.  926  sqq.,  wo  Dicacopolis  dem  Boeolier  einen  Sycnpli^mti 
wie  einen  Topf  einpackt,  für  die  Kennlniss  der  attisclien  Töpferei  niclit  unwichtig. 
1)   Arist.  EccI.  99.';: 

N.    rill'  Tüjy  yQtt<f(utv  äniaTni:   Fn.  ovTOi  i)"  tan  nV; 
!f.  ö'f  Tnfi  iixootai  ^o>yim<i ii  ti«;  'i/zr.Vots 
•äl   l'iiid.  Nein.  X,  33  : 

l\ihru(yf  utr  li^,-/o).<'(i)nv 
ir  TtXnuiq  <)((  '.HtnittiiDv  uiv  üui/u'i 
xiouitjaf  ■  yaCu  6i  xitvttt(att  tivqX  xiinjibt;  fiicdii: 
fuoi.fi"ll(>its  TO)  liicio(t(t  )ttOV  f.v  (iyyftDv  tnxinif  71  uii 711,1x1X011; 
Vgl    Boockli  im  Cornnientnr  p.  '468. 

3;  V;;!.  Jahn,  Vasensamml.  d.  Kon.  I.udwii;,  p    .Vvll  II. 

4)  Vt;l.  Jalin,  Berichte  u.  s.  w.  S.  37  fg. 

5)  Arisl.  Ran.  1236.  6)  Arist.  Pac.  iiDi. 

7)  Vgl.  Eratosth.  b.  Macrob.  Sal.  V,  2t,  tO:  AUica  vasa,  craleres  Coliwlis  argilla  loiifal 
ubiQue  in  Graecia  videres.  Der  Absatz  von  Thongcfusscn  musslo  schon  deswegen  sein-  bede 
tend  sein,  weil  (Irieohenland  eine  Menge  Wein,  und  allen  in  iidiMicn  Gcris^^cn  niisriihi  !.■ .  Il< 
III,  G.  Vgl.  Miiller,  Kl.  Sehr.  a.  a.  0.  (Wiener  Jahrhiiciu-i   l    1S47.  I!,l     WWIII.  s    il:' 

8)  Her.  V,  88.   Vgl.  Alh.  XI,  502 C.   Poll.  VI,  100. 

9)  Vgl.  Arisl.  A.:li.  1.  I.  10)  Scyl.  p   Ü4  llihU. 
11)    Vgl.  .lahii,    V..sc.i-.,niMi.lniiL;  ,■!,■    p    (■.i;\l.l  II 


68  III.    Europa. 

dem  alexandrinischen  immer  mehr  in  den  Hintergrund  trill.  Ein  heslimmler 
Zeitpunkt,  um  welchen  die  Ausfuhr  bemalter  allischer  Vasen  aufgehört  hätte, 
lässl  sich  nid il  feststellen;  man  kann  das  .'Ue  Jahrhundert  v.  Chr.  als  den  Aus- 
gangspunkt dieses  Handels  bezeichnen.  Die  Technik  der  Vasenmalerei  blühte 
dann  noch  einige  Zeit  in  Unterilalien  fort,  bis  die  Sitte  der  bemalten  Vasen  unter 
der  römischen  Herrschaft  nach  und  nach  ganz  aufhörte.  Hingegen  hat  die  ge- 
wöhnliehe attische  Töpferwaare  noch  lange  nachher  Ruf  gehabt  und  ist  auch  wohl 
immer  ein  wichtiger  Handelsartikel  geblieben. 

Zu  den  Erzeugnissen  der  attischen Töpfei-ei '  gehören  auch  die  kleinen  Thon- 
bilder,  welche,  nachdem  die  grösseren  Götterbilder  aus  Thon  ausser  Gebrauch 
gekommen  waren,  noch  in  unermesslicher  Menge  gebrannt  wurden,  um  Tempel, 
Hauskapellen  und  Griiber  damit  zu  schmücken  2. 

Wie  die  Sage  die  Erfindung  der  Töpferei  einem  Athener  zuschrieb ,  so  galten 
die  Athener  auch  als  Erfinder  der  Eisena  rbeit^;  und  wie  jene  ihren  religiösen 
Ausdruck  in  der  Verehrung  des  Prometheus  fand ,  so  deutete  der  Cultus  des  He- 
phaeslus  und  der  Atliene  Ergane  nicht  nur  überhaupt  auf  Tüchtigkeit  in  Gewer- 
ben, sondern  namentlich  auch  auf  besondere  Fertigkeit  im  Handwerk  dek 
Schmiedegolles  ^.  Den  meisten  Ruf  hatten  von  den  attischen  Eisenfabricaten  die 
Brust  hämische  ä  und  Schwerter*'.  In  der  Folgezeit  scheintauch  diese  Industrie 
ihre  Bedeutung  verloren  zu  haben.  Dass  aber  der  Erzguss'  und  zumal  der 
künstlerische,  \ün  jeher  eine  heimische  Statte  in  Athen  gehabt,  das  bedarf  kaum 
der  Erwähnung,  viel  weniger  des  Beleges.  Aber  auch  wenn  wir  von  der  spe- 
cifisch  künstlerischen  Thätigkeil  der  attischen  Erzgiesser  absehen ,  deren  Bespre- 
chung uns   fern   liegt,    dürfen  wir  doch  nicht  übergehen,    dass  auch   ein  recht 


1)  Zu  den  ;T>jAoypj'0(' im  allgeiinMueii  werden  auch  die  0  fe  n  baue  r,  inronuiol  gerech- 
net, Luc.  Piom.  2. 

2)  Plinius  berichtet  XXXV,  155,  ein  gewisser  Chalcosthenes  habe  zu  Athen  ungebrannte 
riguren  aus  Thon,  cruda  opera,  verfertigt  und  von  seiner  Werkstatt  heisse  die  Gegend  Cera- 
niicus.  Offenbar  ist  dieser  Mann  eine  niythisclie  Figur,  und  sein  Narae  deutet  darauf  hin,  wie 
eng  mit  der  Plastik  die  Kunst  des  Erzgusses  zusammenhängt.  Vgl.  Müll  er  a.  a.  0. 

3)  Eust.  ad  II.  II,  552  p.  284:  7iQ(ÖToi'A&rjratoi  i/alxovQyrjaav.  Vgl.  Et.  magn.  V.  X«i- 
xita  p.  805,  44. 

4)  Vgl.  Druraann  a.  a.  0.  S.  8  fg.  Frohberger  1.  1.  p.  5.  Zu  Ehren  dieser  Gotter 
feierte  man  das  Fest  der  \4iti]%'nia,  welches  auch  XnXxtiu  hiess  und  vor  Alters  ein  allgemeines 
Volksfest  war,  später  aber  nur  von  den  Handwerkern,  besonders  den  Schmieden,  begangen 
wurde.  Eust.  und  Et.  magn.  11.  II.  Phanodera.  ap.  Harpocr.  v.  Xalxiia.  Poll.  VII,  104.  Vgl. 
.Schoemann,  Griech.  Alterth.  II,  450.  Mommsen,  Heorlologie  S.  3H  ff. 

5)  Xen.  Mem.  III,  10,  9.  Ael.  v.  h.  III,  24.  Poll.  I,  149.  Auf  Helme  deutet  die  Bezeich- 
nung (i/jii'ikrjxti  '^»rivui  bei  Nonn.  XIII,  182. 

6)  Wie  bekannt,  besassen  der  Vater  des  Demosthenes,  wie  nach  Istros  auch  der  des  So- 
phocles,  eine  Messerfabrik,  fiayaioonoitiov;  vgl.  Dem.  in  Aphob.  or.  XXVII  p.  816  §  9.  Plut. 
Demosth.  c.  4.  Aeschin.  de  fals.  leg.  §  93.  Luc.  Rhet.  praec.  10.  Weste  rmann,  Vit.  Script, 
min.  p.  126.  293  u.  o.  Ein  xQuionoioi  bei  Arist.  Pac.  1255. 

7)  Da.ss  in  Attica  in  alter  Zeit  Kupfer  gefunden  wurde,  ist  zwar  nicht  überliefert,  scheint 
aber  aus  den  Namen  vieler  attischer  Ortschaften  hervorzugehen  ;  vgl.  Curtius  In  derAllgem. 
Litleraturzlg.  f.  1842  .S.  390.  Über  das  Voi  kommen  von  Kupier  in  der  Nahe  von  Athen  und  im 
Lauriongebirge  vgl.  Fiedler,  Reise  in  i.v.  1,   II.   16.  43  II.    II,  559. 


§  11.    MiTTPKiKiixnEM.wn.  60 

eisiPiitlich  h;ln(t^^el•ksIlliissi^('^  liclrich  dieser  Technik  in  Hiisi;cdehntern  Masse 
sliilliielinnlen  hat.  Die  Mehrzahl  der  oft  erwähnten  x'^J.y.slg^  gehören  hierher; 
und  selbst  wenn  aus  ihren  Werkstalten  Kunstwerke  hervorgingen,  so  wird  es 
doch  nur  meistens  gewöhnliche  Fabrikarbeit  gewesen  sein. 

Dasselbe  ist  der  Fall  mit  der  Bildhauerkunst.  Die  Blüthe  der  Plastik  in 
Allicn  und  die  Munificcnz ,  mit  welcher  die  bedeutendsten  Summen  für  den 
ktinsllerischen  Schmuck  der  öll'enllichen  Platze  und  Tempel  verwendet  wurden, 
haben  /.weilellos  einen  grossarligen  gewerbsmässigen  Betriel)  der  Bildhauerkunst 
zur-  Folge  gehabt.  Wenn  wir  die  Namen  der  Arbeiter  an)  Friese  des  Erechtheums, 
welche  uns  die  bekannte  inschriftlich  erhaltene  Baurechnung  aufführt 2,  lesen, 
werden  wir  zu  der  Annahme  gelangen ,  dass  die  Mehrzahl  derselben  wohl  weiter 
nichts  als  gewöhnliche  Marmoi'arbeiter  gewesen  sein  mögen,  mehr  oder  weniger 
in  ihrer  Kunst  erfahrene  Steinmetzen,  wie  Cliton,  mit  welchem  Socrates  eine 
Unterredung  hatte  ^,  oder  wie  in  viel  spätererZeit  der  biedre  Oheim  Lucians.  Auf 
gewerbsmässigen  Betrieb  der  Bildhauerkunst  deutet  u.  a.  auch  der  Umstand, 
dass  in  Athen  eine  Strasse  nach  den  ' EQ/iinykvffslg  benannt  war'. 

Von  den  übrigen  Gewerben  Athens  ist  eins  der  wichtigsten  die  Fabrication 
der  Salben,  die  ein  wichtiger  Ausfuhrartikel  und  noch  in  der  römischen  Kaiser- 
zeit sehr  beliebt  waren''.  Bei  den  hohen  Preisen  der  feinen  Salben"  mag  dies 
ein  einträglicher  Handelsgegcnstand  gewesen  sein  ''. 

Von  grosser  Bedeutung  für  die  attische  Gewerhlhäligkcit  inuss  auch  der  in 
so  grossartigeni Massstabe  betriebene  Schiffsbau  gewesen  sein.  Nicht  nur,  dass 
das  Bauen  der  Schide  selbst  liei  der  Stärke  der  Flotte  und  dem  blühenden  See- 
handel eine  grosse  Zahl  von  Arbeitern  im  Auftrage  des  Staates  oder  von  Privat- 
personen beschäftigte",  auch  die  Ausrüstung  des  Schilfes,  das  Takelwerk,  Schiffs- 
gerälh  u.  s.  w.  gab  einer  Menge  von  Handwerkern  ausreichende  Nahrung '". 


1)  Vgl.  Aristot.  Plut.  163.  513.  Maction  b.  .\tli.  XIll,  581  C.  Xcn.  .Mem  111,  7,  6.  Ly- 
eurg.  adv.  Leoc.  58.  Andoc.  I,  40.  Aristid.  or.  XI, VI,  l.  11  p,  181  Dind.  u.  s.  Das  gleiche  gilt 
auch  von  der  Toreulik ;  die 'mehrfach  genannten  /Qvaoyooi  sind  sicherlich  als  gewöhnliche 
("loldarbeiter,  keineswegs  als  Kiinstlei-  aul'zufasseii ;  \'s\.  Dem.  in  Mid.  or.  XXI,  it  |>.  521  ; 
Arisl.  Lysistr.  408;  Plut.  164. 

2)  Stephani  in  den  Ann.  d.  Inst.  1843  p.  286  sciq.   Biunn  .   Kunsticigesili.  I,  248  IT. 

3)  Xcn.  Mem.  111,  10,  6.  4)  Luc.  Somn.  2. 

5)  Plut.  de  gen.  Socr.  10  p.  580  F.  Wir  finden  ein  solches  Zusamnienwohnen  von  Ge- 
w erbtreibenden  des  gleichen  Handwerks  in  Athen  mehrfach ;  so  oben  bei  den  Vcrferligcrn  der 
ßnirn.  hei  den  Gerbern,    und  bei  den  gleich  zu  erwähnenden  Kistenmachern. 

6)  Antiph.  b.  Atli.  1,  27  E.  Plin.  XIll,  6.  Vgl.  Alli.  XV,  690  F.  u.  s.  Die  LSden  der  Sal- 
benverkaufer, /ii/()07Ku;ifr«,  waicn  beliebte  Sammelpunkte  der  athenischen  Flaneurs,  s.  Froh- 
berge r  p.  33  Not.  55. 

7)  S.  Boeckh,   Staalslinusli.  I,  (V.l  tc;, 

8)  Vgl.  Lys.  b.  Ath.  XIll,  (Hl  V.  t  her  den  sehr  aiisp-dohnlcii  (irbrauch  der  Salben  boi 
den  .\thenern  vgl.  Re  i  tc  mel  c  r  ,   t  bc  di-n  I.umis  di-r  Allicner,  (inltiiigen  1782  S.  87  ff. 

9)  Vgl.    über   die    T()i)](>o7ioivf  Bdcckli.    I  1  l.iiiicliii    iihcr   das   Seewesen   der   Athener 

10)  Vgl.  Boeckh,  Seewesen  S.  48tg.  Die  Ausfulir  von  solchen  zum  Bau  und  zur  Aus- 
lustuni;  eines  Schiffes  gehörigen  Dingen  war  sogar  verboten,  \;;l.  lioii  kh,  Slaalsh.  1,  76. 


70  III    Europa. 

Die  genannten  Gewerbe  sind  die  für  die  attische  Industrie  bedeutsamsten ; 
sie  namentlich  haben  den  Ruf  attischen  Gew erbfleisses  weit  über  die  Grenzen  des 
Landes  hinaus  verbreitet,  sie  sind  ohne  Zweifel  vor  allen  andern  am  eifrigsten 
betrielien  worden ,  theils  eben  wegen  des  bedeutenden  Exports ,  theils  weil  die 
cigenlhiimlichen  Verhältnisse  des  Landes  und  Staates  eine  gesteigerte  Production 
Ijedingten.  Dass  ausser  ihnen  die  attische  Gev\  erbthätigkeit  noch  in  vielen  andern 
Punkten  Grosses  geleistet  hat,  ist  nicht  zu  bezweifeln;  doch  wird  uns  darüber, 
einige  gelegentliche  Erwähnungen  ausgenommen ,  nur  wenig  berichtet.  So  nen- 
nen wir  z.  B.  die  Fabriken  von  Möbeln  aus  Holz';  auf  starken  Betrieb  der 
Tischlerei  deutet  auch  der  Name  einer  Strasse  in  Athen ,  welche  nach  den  xißio- 
TOJioioi  genannt  wurde 2.  Mehrfach  erwähnt  werden  ferner  Fabriken  musi- 
kalischer Instrumente,  wie  von  Flöten^  und  Leiern'.  Im  allgemeinen 
aber  sprechen  alle  Nachrichten  dafür,  dass  Athen  in  seiner  Blüthezeit  nicht  nur 
in  Wissenschaft  und  Kunst  sondern  auch  in  industrieller  Beziehung  eine  der  ersten 
Städte  der  allen  Welt  gewesen  ist''. 

Megaris.  Wenn  auch  woniger  bedeutend  als  Allien ,  war  doch  Megara 
sowohl  was  Industrie  und  Gewerbe,  als  was  Handel  und  Verkehr  anlangt,  eine 
der  wichtigsten  Städte  von  Hellas.  Nicht  nur  der  Landhandel ,  zumal  mit  dem 
l)enachbarten  Altica,  wurde  sehr  lebhaft  betrieben,  sondern  auch  der  Handel  zur 
See,  welcher  zur  Gründung  vieler  Golonieen,  namentlich  am  schwarzen  Meer  und 
an  der  Proponlis  führte,  konnte  es  mit  dem  anderer  handellreil)ender  Städte 
Griechenlands  dreist  aufnehmen  f'. 

Was  die  gewerbliche  Thätigkcit  Megara 's  anlangt ,   so  finden  wir ,  dass  die- 


1)  Der  Vater  des  Demosthenes  bcsass  auch  eine  solilie  Fabrik,  in  welcher  20  Slvlaven  ai- 
beiteten,  Dcra.  in  Aphob.  I  or.  XXVII,  9  p.  81 G. 

2)  l'lut.  de  gen.  Socr.  10  p.  580E.  Nach  Xen.  Aiiab.  VII,  5,  U,  wo  von  Sahiiydessus  er- 
zählt wird  :  h'iaüiha  tvnlaxovio  noXXni  fitv  xXivtti,  tioXXci  di  xißoJTiti,  voXXui  äi  ßißXoi  yfyya/^t- 
ixivKif  Xfii  T«^>1«  TiüXXa,  oaa  Iv  ^vXivotg  tfv^toi  rai'xXtiQot  äyovotv,  könnte  man  sogar  auf 
Ausfuhr  dieser  Dinge  schliessen,  obgleich  nicht  gesagt  ist,  dass  'diese  Schiffshorren  Athener 
waren.  Die  betreffende  Ladung  war,  wie  aus  der  Stelle  hervorzugehen  scheiiil,  wohl  für  di'ii 
Ponlus  bestimmt. 

3)  Theodorus,  der  Vater  des  Isocrales,  besass  eine  solche,  Dion.  Mal.  jud.  de  ,Soer.  1. 
Plut.  Vit.  X  erat.  p.  836A.  Vgl.  Philostr.  V.  Soph.  I,  17,  4.  Wc  sler  ni  a  11  n ,  Vit.  scriiil. 
p.  253.  259. 

4)  Cleophon  hatte  eine  Leierfabrik,  Andoc.  I,  146.  Ae.schin.  de  lals  leg.  §  76.  Schol. 
Arist.  Ran.  693. 

5)  Eine  Vorstellung  von  dem  grossartigen  gewerblichen  Leben,  welches  in  Athen  herrschte, 
können  uns  die  Worte  des  Xen.  Cyrop.  VIII,  2,  5  geben,  welcher  sicherlich  Athen  dabei  im 
Auge  hatte :  h  dt  t«/"?  ^fy«/ln/s  nöXfai  äiä  70  noXlovg  fxitarov  d'iTaOcu  itQxit  xid  fj.ia  kxciatiii 
Tt^vt}  tig  ib  T{)((ffallui,  noXXdxig  Jf  oi^cT"  oXtj  /.lia,  äXX'  vnodi'ifiara  TioiiT  6  fih-  utäQita,  ö  ift 
yvvaixeltt,  eari  di  h'lt«  xal  inoärif^Ktn  6  fiiv  viv(>0()()ci(iiöy  fiövor  rQ^iffrai,  6  äi  a^iCiop,  o  äi 
}[iTMvug  fiovov  avfjffiviov,  i  8(  yt  tovtmv  ovätv  noitöv,  üXXä  avi'Tiitiig  javTct.  Vgl.  über  die 
hier  ausgesprochene  Theilung  der  Arbeit  Büchse  nschütz.  Bes.  u.  Erw.  S.  341  fg.,  der  übor- 
haup  t  in  dem  betreffenden  Abschnitte  über  die  Gewerbe  hauptsächlich  Athen  im  Auge  hat. 

6)  Vgl.  Strab.  VI,  267.  VII,  319  sq.  XII,  563.  S.  Hüllnifiiin,  Handelsgescli  139  11. 
.Müller,   Doricr  I,  120.     Reingan  um,   das  alte  Megaris,  !>.  3ii  H 


§    II.     MlTTlLGBIECHENLAND.  71 

;.('llio  in  iliK'ii  II, lajitzw filmen  diT  iiltischon  Industrie  gleifh;irti|j,  isl.  Wie  in  Allitii 
war  die  Schaf  zueilt  der  wifhtigslo  Tlicil  der  njegarischen  Viehzucht ' ;  und  die 
Bedeutung  derselben  für  die  Landschaft  Megaris  hatte  ihren  religiösen  Ausdruck 
gefunden  in  dem  Culte  der  Demeter  DlaXocpoQog ,  welche  am  uicgarischen  Haien 
Nisaea  einen  Tempel  halte'-'.  Die  Verarbeitung  der  Wolle  beschäftigte  einen 
bedeutenden  Theil  der  Einwohner,  für  welche  dieser  Erwerbszweig  von  solcher 
Wichtigkeit  war.  dass  der  niylliisciie  Erliniler  des  Walkens,  Nicias,  ein  Megai-er 
genannt  wurde '.  Das  hauplsiiclilichste  Fabricat  waren  siio^iideg ,  welche  nicht 
bloss  Ijir  da>  Inland,  sondern  auch  in  grösserer  Zahl  für  den  Export  verfertigt 
wurden'. 

Einen  nicht  minder  wichtigen  Handels-  und  Exportartikel  bildeten,  wie  in 
Alhen,  die  Töpferw  aaren^,  von  den  Kaufleuten  mit  fehlerhafter  Aussprache 
gewöhnlich  »magarische«  genannt".  Es  waren  wohl  grösstenlheils  grössere  Gefässe, 
Amphoren"  und  Fässer^  von  grosser  St.iiki'  und  Dauerhaftigkeit'-'.  Doch  werden 
auch  Trinkgefasse  erwiihnl "'. 

Auch  die  Kunst  hatte  in  Megai-a  eine  Statte  gefunden.  Aus  dem  in  den 
dortigen  Stcinbrtichen  gebrochenen  Muschelmarmor  "  verfertigten  dieMegarer  ihre 
bei  den  Alten  sehr  geschätzten  Kunstwerke,   die  siijiia  Mcf/urlca  '-      Doch  kennen 


1)  Vgl.  Yatcs  p.  4)  sq.  Roinganum  a.  a.  0.  S.  46  IT 

2)  Paus.  I,  44,  4.  Vgl.  Woickcr,  Griocli.  Gölterlchrc  II,  474.  l'rollcr,  Griixli.  My- 
lliol.  1,  602.  Anm.  2.  Die  Kehrseite  der  Medaille  isl  der  bckannlf  .Xiissinucli  des  Dloycnes, 
Ael.  V.  h.  XU,  56:  on  (ßovXtio  Mtyuyting  aräiiog  xiji'oi  hivui  fn'Mov  >/  i'ios.  ^HivtTjuo  öi, 
OTi  TiSv  !^(if/Li/iärtov  noiovpiat  tiijÖi'ouii-  vi  MiyttijtJi,  riöv  niiiätof  Hi  oi'iyj.  Denn  die  Mcgarer 
Hessen  ihre  Kinder  nackt  heiumlaufen,  während  sie  die  Schafe  mit  feilen  bedeckten  (wie  in 
AUica,  Tarcnt  u.  s.)  ;   vsl.  Diog.  I.aert.  VI,  41.   I'hil,  de  eiipid.  divit.  c.  7  p.  526  C. 

3)  l^lin.  VU,  196. 

4)  Xen.  Mcmor.  11,  7,  6  :  Mtynnimr  ol  nXfinTut  i'tjiü  i^n>uii)o7ioitiig  thiin>fffoynii.  Arist. 
Acli.  519:  M(y(i(>eioi  Ti't /i.riiiaxi(i.  Diese  Kleidungsstücke,  die  namentlich  von  Selaveu  un<l 
Arlieilcrn  getragen  wurden,  kamen  auch  auf  den  Markt  von  Athen,  .\rist.  l'ae.  1009.  Vgl. 
Seliol,  Arist.  Lys  663  u.  Vesp.  444.  Noch  heute  tragen  die  Bewohner  der  dortigen  Gegend  im 
Winter  ähnliche  Wollenkleider ;  Pouqucvillc,  Voyage  dans  la  Grece  IV,  129.  (Zu  Theo- 
gnis  Zeiten  gingen  die  Einwohner  in  Thierfellen,  Tlieogn.  v.  55.) 

5)  Vgl.  Jahn,  Berichte  etc.  S.  32.  Man  bediente  sich  zu  diesen  Thonarbeilcn  der  in  der 
Nahe  von  Megara  auf  dem  cimolischen  l'elde  gefundenen  Thonerdc,  vgl.  Diod.  Sic.  XI,  79. 
Das  ebendaselbst  gelegene  »weisse  Feld»,  ln'xöv  ntäCoi',  (s.  Et.  magn.  v.  ^/(rxuUt'it  p.  561, 
43)  scheint  mit  diesem  Felde  identisch  gewesen  zu  sein,  da  die  Farlie  des  TlionlKuliMis  wohl 
zur  Benennung  Veranlassung  gab.  Vgl.  UeinganumS.  :t<j. 

6)  Steph.  Byz.  v.  MtyKou. 

7)  Die  Scholl,  zu  Arist.  Nuh.  1203.  Plut.  808  erklären  ü/iifi(foQ)ji  oder  icftiio(>)ii  «lurch 
Miyn^iix«.  Die  Stelle  bei  Suid.  v.  äft<f:0(itvq  ist  zweifelhaft;  s.  Bernhardy  das 

8)  liuhul.  b.  Alh.  1,  2SC:  MtyuQixä  nillaxiia.  Irdene  Becher  fand  Dodwell,  Class. 
tour  II,  180.   Auch  werden  daselbst  viele  Terracotlen  gefunden,  Clarke,  Travels  II,  2,  762. 

9)  Die  Mimen  liiirtcten  ihre  Kahlkopfe  so  ab,  dass  man  megarisclie  Fasser  daran  zerschla- 
gen konnte,  Synes.  calv.  encom.  13  p  77C:  hii).tfnfi  d'i  r«  Mtyuoduf  xfQit/iin  rjj  yttvitfit 
THVTij  (xK/«A|/)  itQonxtnityiiiunii, 

10)  Ath.  XI,  467C. 

11!    Paus.  1,  4'.,  11.    lli-s    V    Knyyiim.   Vgl.  G I  a  v  k  c  a.  a.  0.  p.  752. 

12,    Cic    all  All    I,  S  II.  9.    V;:!.  Dodwell   a    a    (). 


72  in.    Europa. 

wir  nur  zwei  Künstler  aus  Megara  von  wenij;  Bedeutung,   Tliecosnms  und  seinen 
Sohn  Callicles'. 

Des  Fischfanges  an  der  Küste  von  Megara  wird  häufig  gedacht^. 

§lo. 
Der  Peloponnes. 

Corinth.  Wahrend  bei  den  meisten  Hellenen ,  am  strengsten  aber  bei  den 
Doriern  und  hauptsachlich  bei  den  Lacedaemoniern ,  alle  Handwerke  verachtet 
waren  und  in  den  Händen  von  Sclaven  oder  Periöken  lagen,  waren  es  die  Co- 
rinthier  allein,  die  bei  ihrem  ausgebreiteten  Handel  und  dem  dadurch  entstan- 
denen Wohlslande  den  Gewerbtreibenden  einen  höhern  Platz  anwiesen-'.  Die 
segensreichen  Folgen  dieses  so  sehr  von  der  übrigen  griechischen  Anschauung 
abweichenden  Prineips  blieben  nicht  aus ;  Corinth  wurde  gross  und  reich  durch 
Handel,  Industrie  und  Kunst ^;  und  nicht  diese  waren  es,  wie  der  in  seiner  all- 
römischen Anschauung  befangene  Cicero  meint ^,  die  den  Untergang  dci-  Stiidl 
beschleunigten ,  sondern  die  mit  einem  grossen  Gewerbfleiss  so  oft  Hand  in  Hand 
gehende  Üppigkeit  und  Sciiwelgerei.  Als  die  Stadt  hundert  Jahre  nach  ihrer 
Zerstörung  durch  Mummius  aufs  neue  aus  den  Trümmern  erstand,  blühte  sie 
schnell  empor''  und  war  noch  in  später  Zeit  als  wichtiger  Handelsplatz  bekannt'. 

In  enger  Verbindung  mit  dem  grossarligen  Handel  Corinths  steht  das  schon 
in  früher  Zeit  zu  bedeutender  Vollkommenheit  entwickelte  Seewesen  und  die 
Tüchtigkeit  im  Schiffsbaue.     Den  Corinlhiern  schrieb  man  einen  Hauplantheil 


1)  S.  Brunn,   Griecli.  Künstl.  I,  245  fs. 

2)  Airlieslr.  li.  Alli.  Vit,  295  C.  Aiist.  Ii.  an  Vtit,  15.  Vi;!.  Ecklicl  Doct.  nnni,  V, 
2,  223. 

3)  Her,  II,  167:  '>',/.inti<  KoqIvHioi  oioirai  lovg  ymwT^yi«g.  Wie  ans  (iicser  Slellun,^  der 
Handweriver  In  Corinth  ein  geachteter  Miltel.slainl  hervorging,  wie  ihn  die  andern  Städte  Grie- 
clienlands  nicht  kannten,  entwickell  Barth  ,  de  Corinth.  comniercio  et  mercatura,  p.  30  .sq. 
Vgl.  Hhlimann,  Staatsr.  S.  128.  Müller,  Dorier,  II,  27.  Drumann,  Arb.  u.  Comnnin. 
S.  43  fg. 

4)  Vgl  Find.  Ol.  XIII,  16: 

TjoUä  (f  iv  xaoäüii;  ,'nö\iMV  (ßfikov 
'ÜQKi  rioXvcifä^efioi.  nQX<ti't  noifia^iaSf  ■   «nav  S'  ivnorjog  f(>yor. 
Vgl.  Boeckh  im  Comm.  p   214.    Corinth  als  gemeinsamen  Markt  für  ganz  Hellas  preist  Ari- 
stid.  or.  III,  t.  I  p.  37  sq.  (DInd.) 

5)  Cic.  rep.  II,  4,  7  :  nee  vero  ulla  res  magis  labefactatam  diu  el  Carlhaginem  el  Corinthum 
perverlit  aliquando  guam  hie  error  ae  dissipalio  civium,  i/uod  mercaiidi  cupiditate  el  navigandi 
et  agrorum  et  armorum  cullum  reliquerant. 

6)  Str.  VIII,  382  :    »;  n6).,q  !,  zojv  hnoniU'Mv  _„>;■«';,»;  r,'  x(n  -li.nrnu!   ,ht\   nming  vtiTiq^U', 

ttt'äQtüV  Tl   IVTlÖQIjatV  (']  l'Hoil     ffV    Jf     7f'(     noilll/.(l    Xtt'r    fig    Ti,g     n-'yi«g     J(,g    ^IjUI nVnyiXlig  ■    fip- 

kiOTti  yciQ  xal  fvrKV-tftc  xca  ^i'  ^ixi'fuit  iji'-^i'j'hj  ynfitfixij  7fr  Xf<)    jiXtfmixi)  X(U    riäou  i)   toucvt?] 
ätj/xiovQyCtt.   Oros.  V,  3  nennt  Corinth  die  officina  omnium  artificum  atgue  artificiorum. 

7)  Tot.  orb.  descr.  §  52  :  Corinlhus  negotiis  viget.  Vgl.  über  Handel  und  Gewerbe  Corinths 
überhaupt  die  oben  citirte  Schrift  von  Barth  und  Büchsen  schütz,  Besitz  u.  Erwerb 
S.  367.  388.  409.  417. 


§  15.   Der  Pelopounes.  73 

an  der  Befreiung  des  Meeres  von  dem  Unwesen  der  Seeräuberei  zu;  ihnen  ^ er- 
dankte man  die  Erfindung  der  Trireinen  '.  Sie  wurden  die  Lehrnieisler  darin 
für  andere  Seefahrt  IreiFiende  Staaten-  und  i)ewahrten  sich  diesen  Ruhm  noch  zu 
einer  Zeil,  da  auch  anderwärts  der  SehifTsi)au  namhaften  Ruf  liekommcn  hatte '. 
Zu  den  ältesten  in  Corinth  blühenden  Gewerben  gehört  das  Töpferhand- 
werk '.  Schon  die  Sage  deutele  das  an,  indem  sie  als  Erfinder  der  Tijjifer- 
seheibe  den  Corinthier  llyperbios  nannte  S;  und  die  romanhafte  Erzählung  vom 
Töpfer  Butades  aus  Sicyon  lässt  diesen  indnrinlh  das  Thonrelief  erlindi-n  ''.  Beide 
Sagen  bezeichnen  uns  di'ullirli.  welche  Arten  der  Töpferei  in  Corinth  besonders 
betrieben  wurden:  näinlich  die  (iclassfabrieation  und  die  Thouplaslik.  Die  corin- 
Ihischen  Thongefässe"  silicineti  cnlwcder  bemalte  Vasen ,  von  der  Art ,  wie  sie 
sich  noch  jetzt  in  Corinth  linden',  gewesen  zu  sein,  oder  Gefässe  mit  Reliefs,  wie 
sie  in  italischen  Gräbern  öfter  gefunden  werden.  ,\ls  Caesar  zurW'iedererbauung 
Corinths  Arbeiter  dahin  schiekle,  fanden  dieselben  beim  (Iraben  zugleich  mit 
Erzarbeiten  solche  Gefässe  mit  erhaltener  Arbeit  in  grosser  Menge:  die.se  lex^o- 
MQii'i^ia,  wie  man  sie  nannte,  waren  in  Rom  eine  Zeit  lang  ungemein  geschätzt" 


1)  Thuc.  1,  13:  nijöijot  St  A'onftthoi  XfyovTni  fyyvrniH  rov  rcr  T(i<!nov  ijda/fipinni  rn 
ni(ii  las  vttvs  xnl  Tpiijofif  nQmjor  fv  Kontviyin  ii]q'E).Xüdog  (i'rfcvniiyi]!lmfti. 

2)  Der  Corinthier  .Vmeinocles  baute  für  die  Saniicr  vier  Trirenien  i.  J.  70:^  v.  f:iir., 
Thuc.  1.  1. 

3)  Als  der  König  Hiero  von  Synicus  den  Bau  grosser  TriuisportscliilTe  unli'rniniiiil,  l)erutl 
er  den  Corinthier  Aichias  als  Leiter  desselben  nach  Siiilien.  Alh.  V,  206F.  Vgl.  siinsl  Dioil, 
Sic.  XV,  74. 

4)  Über  Töpferei  in  Corinth  vgl.  Barth  1.  I.  p.  )6sq.  Ra  ou  I-Roch  e  1  te  ,  Annali  d.  Inst. 
XIX  p.  237.  Jahn,  Berichte  d.  sächs.  Ges.  1854  S.  28  fg.  —  Das  Material  zu  den  Thonge- 
Tässen  bot  die  Umgegend;  Thiersch,  Abh.  d.  liair.  Aoad.  II,  3,  8t4  :  -Hinter  Corinth  trifft 
man  Thonlager,  von  Cleonae  kommend,  zur  Linken  des  Weges  in  der  Nähe  der  .Stadt  vini  snl- 
eher  Ausdehnung  und  Feinheit  des  Thons,  dass  daraus  noch  jetzt  die  feinsten  Thongerathe  in 
prössler  Menge  könnten  gebraimt  werden.«  Vgl.  Leake  III,  356. 

5  Plin.  VII,  198.  Theophr.  JTfpl  evQiiftdim'  beim  Schob  z.  Pind.  Ol.  XIII,  37. 

6  Plin.  XXXV,  151.  Athcnag.  leg.  pro  Christ.  14  p.  59. 

71  Dass  dieselben  sogar  in  dem  selbst  so  viel  Thongcschirr  verfertigenden  Athen  als  llaus- 
geralh  gebraucht  wurden,  zeigt  Poll.  X,  182,  der  unter  den  ihifiiÖTinarn  auch  xfoauov  Ko- 
m'ffyiof  anführt.  Mit  den  von  Diphil.  b.  Atli.  VI,  236  B  erwähnten  Konir.'tioi  xääoi  sind  ver- 
muthlich  Amphoren  gemeint,  vgl.  Philoch.  b.  Poll.  X,  71.  Eust.  iul  II.  XII,  312  p.907  erwiihnt 
KoQir9tovQyüs  (fuiXiit.  Ob  die  bei  Ath.  XI,  488 D  erwähnten  hootiiftitcxtä  viindci  Thoii-  oder 
Erzgefässe  sind,  lässt  sich  nicht  entscheiden. 

8)  Freilich  bisher  nur  Vasen  des  ältesten  Stils,  s.  Jahn,  Vasensamnil.  S.  .\\1V. 

9)  Strab.  VIII,  381:  o'i  ja  (nelnia  xiroivTfs  xu'i  loig  rnifoni  aviniHaxttTnoiTig  (iniiaxov 
öaTQrixlt'tuv  TOQiVftciTiov  7i>.ij!trj,  noX).ä  lU  xitl  /nXxti'ifinitc  fHcvftäCovTfs  ifi  Ttiv  xnjnaxfiiji' 
ordii'tt  Triff  or  äaxiviuQtiToi'  (faauv,  (urjrf  lvno{ii]atcvin  rtäv  toiovtiuv  xnl  dinii^ffin'oi  noX- 
lov  vtxQOXOQtv^tCtov  inXtjpmaav  rrii'Puiurji-  oi'rw  yiiy  (xdXovr  rn  fx  roiy  jäiftoi'  X>iif!Kirf(, 
xtt'i  fiäXtattt  ttt  oaiQttXir«.  xut  KQ/äg  fiiv  ovv  hifi)'ilt>i  arf6if(iu  i/iiolios  tots  /itXxoi^uitai  roU 
X0Qir9i0VQy{citv,  flr  fnavaniTO  rij;  (ItjocJi;?,  IxXinöiivir  iiär  6aT(iüxMV  xii'i  oi'cTt  xujioqUi'i- 
fiiiatv  reür  nXdartav  Man  hat  diese  Stelle  auf  bemalte  Vasen  beziehen  wollen  und  daher  ent- 
weder roQtvfiAiiav  gestrichen,  oder  zwischen  ianuixtiotv  und  zopu-unTfur  eine  Lücke  ange- 
nommen;  aber  die  Stelle  bietet  keinen  Grund  zu  einer  Emendation  dar.  S.  Jahn  a.  a.  O.  Ein 
Resum6  über  die  verschiedenen  Deutungen,  zu  denen  (ll<'se  Stelle  Anlass  gegeben  hat,  s.  Areh. 
Ztg.  1846  S.  309  f. 


74  III.   EiKopA. 

—  wohl  l)au|)Usii(hlith  \\ei;i'ii  der  dcnHöincrn  Jener  Zeit  eigenen  Sucht  nach  iilten 
Kunslsachen,  !n'i  ileneii  riieJir  das  Aller  als  die  Kunst  geschätzt  wurde.  —  Aul 
bedeutenden  Betrieh  der  Thonplastik  in  Corinth  deutet  die  Nachricht,  dass  jciiei' 
oben  erwähnte  Butades  auch  noch  andere  Erfindungen  gemacht  habe,  wie  Rölliei 
dem  Thone  beizumischen  odei-  aus  rother  Thonerde  zu  formen ,  Masken ,  die  er 
proüypa  nannte,  auf  die  äussorsten  Hohlziegel  der  Dacher  zu  setzen  etc.'. 
Auch  pflegt  eine  so  grosse  Blüthe  der  Erzbildnerei ,  wie  sie  in  Corinth  staltfand, 
mit  der  Thonbildnerei,  deren  sie  ja  für  ihre  Modelle  nicht  entbehren  kann,  ver- 
eint zu  sein.  —  Bis  zu  welcher  Zeit  das  Töpferhandwerk  in  Corinth  diese  Be- 
deutung gehabt,  ob  es  auf  dein  gleich  lioiien  Standpunkt  liis  zur  Zerstörung  der 
Stadt  sich  erlialten  hat.  la.ssl  sich  niciit  sagen;  im  niniisrhen  Corinth  erfahren  wii- 
nichts  mehr  davon. 

Nicht  minder  berühmt  war  der  corinthische  Erzguss.  Das  corinthische 
Erz-  war  neben  dem  delischen  und  aeginelischen  das  berühmteste  des  Alter- 
lhums3.  Es  gab  davon  namentlich  drei  Arten:  helleres,  dem  Silber  ähnliches, 
dunkelbraunes  und  solches,  welches  die  Mitte  hielt '.  Ober  den  Ursprung  dieses 
von  den  Bömern  ungemein  geschätzten  und  von  Dichtern ■''  wie  Prosaikern''  oft 
lUhmend  erwähnten  Erzes  herrschten  die  abenteuerlichsten  Märclien;  die  Einen 
erzählten ,  es  sei  bei  der  Zerstörung  der  Stadt  durch  das  Zusammenschmelzen 
der  in  den  Werkstätten  aufgehäuften  edlen  Metalle  und  ehernen  Bildnisse  ent- 
standen'; Andere  meinten,  dass  es  diu'ch  Ablöschung  in  der  Quelle  Pirene  so 
IrelViich  geworden  sei**.  Erstere  Erzählung  hängt  wohl  damit  zusanunen ,  dass 
durch  die  Einnahme  der  Stadt  eine  grosse  Menge  corinthischer  Erzfabricate  nach 
Rom  kam ,  und  da  die  Mischung  des  Erzes  früh  verloren  gegangen  war ,  um  so 
höher  geschätzt  wurde ;  dass  man  dem  Erze  eine  so  merkw ürdige  Entstehung 
zuschriel),  musste  den  Werth  desselben  natürlich  noch  erhöhen.  Wann  das  Ge- 
heimniss  der  Mischung  verloren  gegangen ,  ist  ebensowenig  genau  zu  bestinmien, 
wie  die  Zeit ,  wann  dieselbe  aufkam ;  von  den  drei  statuarischen  Erzen  scheint 
das  corinthische  das  jüngste,  aber  schon  vor  Alexander  im  Gebiauch  gewesen  zu 
sein '■•.      Dass  die  Mischung  aber  schon  vor  der  Zerstöruns  unbekannt  wurde '", 


1)  Plin.  1.  1.  Pull.  X,  152:  fitTtt  Tvv  xt(«(,uoii  ti'  loig  .li^KionnaTOii  /MXunri'iQts  y.ofiiv- 
;hov(>yiTg  xai  IxQioriJQis-  Vgl.  Bocckli  z.  Piiiil.  I.  I. 

2)  Vgl.  darüber  Hirl  in  der  Anialtlica  I,  245  ff.  Man  nalim  dazu  liaiiptsaclillch  Gold, 
Silber  und  Kupfer,  Plia.  XXXIV,  5.  Plut.  de  Pytli.  oiac.  c.  2  p.  395C:  yjivaov  xai  «pytJpur, 
nltiOTOv  öi  xäXxov  Das  Kupfer  liam  jedenfalls  von  auswärts,  vcrnnitlilicli  vonEuboea,  da  die 
Umgegend  von  Coriatli  sciljst  keines  lieferte,  Paus.  II,  3,  3:  /«^zo?  yt  ovx  fort  XoQtrOiois. 

3)  Plin.  XXXIV,  6 :   Corinthium  (aes)  maxinie  laudatur. 

4)  Plin.  ib.  8:  candidum  argento  nilore  quam  proxime  acccdens,  in  quo  illa  inixlura  prue- 
ualuil,  allerum  in  quo  auri  fulva  natura,  tertium  in  quo  aequalis  omnium  temperies  fuit. 

5)  Vgl.  Virg.  Georg.  11,  464.  Hör.  Ep.  II,  1,  193.  Prop.  IV,  4,  6.  Marl.  IX,  59,  1 1  .Sil.ll.il. 
XIV,  655.  .Sid.  .\poII.  Carm.  V,  48  und  öfters. 

6)  Cic.  Verr.  U,  34,  83.  ib.  72,  176.  IV,  44,  98.  pro  Rose.  Amer  46,  133.  Tust.  II,  14,  M 
Plin.  IX,  139.  XXXIV,  1.  XXXVII,  49  u.  s. 

7)  Plin.  XXXIV,  7.  Petr.  50.   Flor.  II,  16.  Gros.  V,  3    Plut    I    I.   Vgl.  l'rnp.  I.  I. 
S)   Paus.  II,  3,  3.  9)   Vgl.  Plin.  XXXIV,  48. 

10)  Wie  Hirt  meint  a.  a.  0. 


§  I  ö.   Der  Peloponnes.  75 

gi:iul)i-  idi  nicht ;  vcnnutlilifli  liIii.l;  ihiv  Kcnntniss  verloren,  als  mit  dem  Aufhören 
der  Stiiill  auch  die  corinthische  Erzlechiiik  ihr  Kndc  erreichte.  Später  ist  noch 
hin  und  wieder  vom  Verferlii;en  coriiithischen  Erzes  die  Rede  ' :  das  mag  sich 
aber  wohl  auf  blosse  Nachahmung  I>eziehcn.  die  den  Namen  des  beridimlen  Erzes 
als  Aushängeschild  nahm. 

Die  corinthische  Erzgiesserei  wandle  ihre  !lau()Uhäligkeit  auf  Gerälhe '^,  nur 
in  geringerem  Masse  auf  die  Herstellung  von  Statuen;  von  bedeutenderen  corin- 
thischen  Erzgiessern  ist  in  der  klassischen  Zeit  nicht  die  Hede.  Daher  behauptete 
Plinius,  es  seien  gar  keine  Statuen  aus  diesem  Erz  gegossen  worden-';  allein  er 
gründet  diese  Behauptung  auf  seine  Meinung  von  der  Entstehung  des  Erzes.  Wir 
haben  noch  Nachrichten  von  verschiedenen  StiJtuen  aus  corinlhischem  Erz ;  so 
führte  Alexander  d.  Gr.  innner  mehrere  solcher  Statuen  auf  seinen  Feldzügen  mit 
sich,  und  die  berühmte  Amazone  des  Strongylion,  welche  Nero  stets  mit  sich 
führte,  war  aus  gleichem  MateriaH.  Delphi  war  reich  an  solchen  corinthischcn 
Statuen 5,  deren  auch  sonst  noch  gedacht  wird".  Namentlich  Statuetten  ans  sol- 
chem Erze  scheinen  häufig  gewesen  zu  sein,  sie  hau]nsä(hlicli  liicsst'n  wohl 
Signa  Corinlhia  und  waren  bei  kunstsinnigen  Römern  besonders  beliel)l". 

Ungleich  ausgedehnter  war  aber  die  Anfertigung  eherner  Geräthschaflen, 
zumal  von  Gefässen "*,  welche  oft  mit  kunstvollen  Reliefs  geziert  waren",  ferner 
Lampen,   Leuchter '"  u.  a.      Dergleiclicii  Erzfabricale  fanden  die  von  Caesar  ge- 


i)  Eine  imago  Curinlhen  Trajatu  Caesaris  bei  Grulor  175,  9.  CuriiitbiariHn,  .Vilicilei  in 
corinthischera  Erz,  war  ein  SiioUnaiiic  des  .'Vuguslus,  Suet.  Aug.  70. 

ä)  Die  MoUilUirbeit  natini  ilireii  .\usgang  vennutlilicli  von  der  Wii  f  fe  ii  f  a  h  licaliun. 
Einen  corinthischcn  Helm  erwähnt  Her.  IV,  180.  Aber  die  bei  Cic.  Verr.  IV,  44,  97  erwäliiilen 
loricae  galeaeque  aeneae,  caelatae  opere  Corinlhio  sind  niclit  hierlier  zu  leclineii,  weil  diese  be- 
reits zur  liölicren  Kunstindusirie  geliöreii. 

3)  XXXIV,  7.  4)   Piin.  XXXVII,  4S,  vgl.  ib.  Sä. 

5)  l'lut.1.  I. 

6)  .Marl.  XIV,  Mi,  Sauruclonos  Cüriulhiuji ;  ib.  m      llurndex  Ciiriiilhiiix. 

7)  So  diu  Statuette  des  Jüngern  Plinius,  Epp.  III,  G,  und  die,  w.klu'  der  C.in.-iular  C.  Ce- 
.slius  selbst  in  der  Schlacht  bei  sich  trug,  Plin.  nai.  Iiisl.  I.  1. 

8)  Ath.  IV,  läSD:  iv  x<t>.xm  nCiicxi  Ttär  Kooii;Ho,f  xaiaaxivunuiiimv.  Vgl.  XI,  488 C. 
Suet.  Aug.  70.  Tib.  34.  .\uf  solche  Gefässe  bezieht  sich  die  Mehrzahl  <ler  oben  angerührten 
Stellen,  namentlich  bei  Cicero.  Sogar  Gefässe,  zu  denen  bei  uns  in  der  Regel  kein  edles  Melall 
verwendet  zu  werden  pflegt,  gab  es  aus  corintidschem  Erz,  Cic.  Parad.  V,  2:  Si  L.  Mummiiis 
alif/uem  istorum  videret  malellionem  Corinthium  cupidissime  Irav.lantem.  (Obgleich  sicheilich 
durch  die  Plünderung  Corinths  eine  sehr  grosse  Zahl  coriidliischer  Erzarheiten  nach  Ualien 
kamen,  scheint  es  doch  nicht  recht  möglich,  dass  alle  die  bei  den  Schriftstellern  und  auf  In- 
.schriftcn,  wo  die  servi  a  Curintliiis  oft  vorkommen,  erwähnten  acra  Corinlhia  in  der  Thal  alle 
corinthisches  Fabricat  gewesen  seien.  Vermuthlich  gab  man  auch  andern  griechischen  Erzar- 
beiten diesen  Namen,  entweder  weil  sie  von  Corinth  aus  nach  Italien  kamen,  oder  um  ilinon 
durch  jenen  Namen  höheren  Werth  zu  verleiben.) 

9)  Ath.  V,  199E:  f'rfpot  {xyitrS^ms)  xomvUiornytii  iSi'o  ■  oi'roi  i)'  tlxoi  itt'u>!htv  xulfi'ifUiK 
nUHtpavti  rtroQiv/jt'ftt  fij»a  x««  ^»'  rni  T(i«/i;jlni  xu)  (v  inig  yüaiijatt  nyöoTi'nit  (ni/inlöif  nt- 
noiriixiva. 

10)  DieNoliz  des  Plin.  XXXIV,  12:  esse  iiiill»  Ciiriiilhia  candelabra  vonsUU  klingt  eben  .so 
unwahrscheinlich,  wie  seine  oben  erwabiitc  \iisi<lil,  .lass  es  keine  Statuen  aus  corinlhischem 
Erz  gegeben  habe ;  überdies  erwähnt  Marl    MV    i^  i\n  inndelabrutn  Coriulhiiim. 


76  III.   Ei-ROPA. 

srhicklon  Colonislcn  in    s;rosscr  Monge,    und    nanieiUlifh   dieso   ueia   Coniilhin 
wHren  es,  welclie  die  lömisclicn  lücgants  '  niil  unglaublichem  Eifer  aulkaulten -. 

Von  anderen  Gewerl)en  zu  Corinth  erfahren  wir  aus  fiiiher  Zeit  vom  Blühen 
der  Weberei  und  Färberei,  welche  beide  auf  phönizischcn  Ursprung  zurück- 
zugehen scheinen^.  Die  corinlhischen  Decken  werden  gelobt',  aueli  leinene 
und  wollene  Gewänder  erwähnt^  Dass  auch  die  Purpurfiii  berei  in 
Corinth  in  ausgedehntem  Masse  bclriel)cn  wurde,  ist  sicher,  obgleich  sie  merk 
würdiger  Weise  fast  gar  nicht  erwähnt  wird  8. 

Kndlieh  sei  auch  der  Sal  benf  a  bri  ca  lion  noch  gedacht ',  zu  der  die  Cn- 
rinllier  die  l)eliebte  Irispllanze  verniuthlich  von  ihren  Coionieen  in  Ill^rien  l)e- 
zogen,  wo  dieselbe  in  guter  Qualität  gedieh^. 

Sicyon.  Das  bekannteste  Gewerbserzeugniss  Sicyons  war  das  Schuh- 
werk. Während  die  Fabi-ication  desselben  jedenfalls  schon  lange  bestand, 
datirt  der  Ruf  dieser  Schuhe  doch  erst  aus  der  letzten  Zeil  der  römischen  Re- 
publik'' ;  von  da  ab  werden  sie  häufig  erwähnt '"  und  scheinen  einen  wichtigen 
Exportartikel  gebildet  zu  haben.  Näheres  ul)er  ihre  Beschaffenheit  wird  uns  nicht 
berichtet,  nur -so  viel  wissen  wir,  dass  die  speciell  »sicyonische  Schuhe«  ge- 
nannten nur  Frauenschuhe  waren  ",  welche  zu  tragen  bei  Männern  für  Weich- 
lichkeil galt  12. 

Andere  Erzeugnisse  des  sicyonischen  GcwerbDeisses,   von  denen  uns  a]>er 


1;   l'liii.  1.  1.  :  elegantiores  isli 

i)  Vyl.  unter  anderem  Marl.  IX,  51).  M:  cuiisiiliiit  iinrcs  an  olereiil  ncra  Curiiitlum.  Vgl. 
Böttigcr,   Kl.  Sehr.  III,  322  ti'.  :   »Der  Gerueli,  ein  Kennzeichen  dos  Melalles...) 

3)  Vgl.  Barth  I.  1.  p.  21  sq. 

4)  Antiph.  b.  Ath.  1,  27  D:  l»  Koqu&ov  ar(>üfiaia.  Vgl.  Aiisl.  Ran.  44  0:  idX'  f>  Jibg 
KoQiyil-os  tv  ToTg  aTQoifiaaiv.  Wahrscheinlich  waren  diese  Teppiche  mit  phantastischen  Thier- 
figuren  im  Stile  der  alten  corinlhischen  Vasen,  durchwirkt,  bei  denen  der  orierftalische  Ur- 
sprung und  Einlluss  unverkennbar  ist. 

5)  Demoer.  Ephes.  b.  Ath.  XU,  525 D:  xalaalijtig  xoQivSiovQytTg.  (Die  xidnnuiis  ist  ein 
Kleid  aus  Leinwand,  nicht  aus  Wolle;  s.  Her.  II,  St.  Poll.  VII,  71.)  Machon  b.  Ath.  XIII, 
582  D:  Tj  D.vxiQiov  ).ußuva(t  TictQ  i{j(Karov  Tirog 

KoQivS^iov  nctQÖTirixv  xcttvöp  Xtläiov 
iSoixiv  ig  yt'CKflTor. 

6)  Über  die  verschiedenen  Purpursorten  vgl.  Dem.  EpheS;  h.  Ath.  XII,  525D.  Barth 
p.  24  sqq.  Auf  corinlhischen  Münzen  findet  sich  auch  die,  wie  gewöhnlich,  auf  Purpurf;irbeiei 
deutende  Muschel,  Mionnet  suppl.  t.  IV  p.  35  n.  193. 

7)  Plin.  XIII,  5.  8)  Id.  ib.  14.  18. 

9)  Eine  Erwähnung  aus  früherer  Zeit  ist  z.  B.  Machon  b.  Ath.  VIII,  349  E. 

10)  Fest.  s.  V.  Sicyonia  genus  calceamenti.  Lucilius:  et  pedibus  laeva  Sicyonia  deinit  honcslu. 
Lucr.  IV,  1125:  argentum  et  pulcra  in  pedibus  Sicyonia  rident.  Vgl.  Virg.  Cir.  H9.  Cleni. 
Alex.  Paed.  II,  H  p.  240.  Poll.  VII,  93.  Steph.  Byz.  v.  Sixvmv. 

H)  Cic.  de  or.  I,  54,  231:  sed  iil,  si  mihi  calceos  Sicyonios  atlulisses,  non  utercr,  quaimis  es- 
seiit  habiles  et  apti  ad  pedem,  quia  non  essent  viriles,  sie  etc.  Hesych.  v.  SixviAvtu'  v-notli]- 
ftitin  yvvctixün  xai  i;i(i.Xia.  Bei  Luc.  dial.  mer.  14,  2  bringt  ein  Matrose  einer  Helaeie  ino- 
lii'lftata  fx  2^ixvö>rog  für  zwei  Drachmen.  Doch  wurden  ohne  Zweifel  auch  theurere  an- 
gefertigt. 

12)    Luc    rhet.  praec.  15.  ilial.  mer.  14,  2.   .Vth.  IV,  15SC.    Eust.  ad  II.  XXIII,  299  p.  1302, 


§  I').   Dkh  Pelopunnes.  77 

weik-r  gar  niclils  hericlUel  uinl,  sind  Kop  l'l)edec  ku  iiyea  •  und  Fulir- 
wcrke^.  BedeuU'iuler  aber  w.ir  Sicyon  für  die  Mola  11  arbeit^.  Gleich  dem 
benachbarten  Corinth  war  in  Sicyon  schon  seil  alter  Zeit  die  Kunst  der  Erz- 
arbcil  heimisch  ^.  Als  Vaterland  des  Butades,  der  in  Corinth  die  Plastik  er- 
runiicn  haben  sollte,  wird  Sicyon  angegeben';  hier  arbeiteten  die  crefischen 
Künstler  Dipoenus  und  Scyllis;  hier  wirkte  in  bedeutend  späterer  Zeit,  nachdem 
das  benachbarte  Argos  den  alten  Ruhm  der  sicyonischen  Plastik  etwas  vei'dunkelt 
halle,  der  berühmte  Canachus  und  sein  Bruder  Arislocles;  hier  endlich  schuf 
wiederum  nach  einem  bedeutenden  Zwischenraum  Lysipp  seine  unsterblichen 
Werke,  ihm  folgend  eine  zahlreiche  Reihe  von  Schülern.  Mit  ihnen  freilich  er- 
reicht auch  die  BlUthe  der  sicyonischen  Kunst  ihr  Ende''. 

Unter  den  Beschäftigungen  der  ländlichen  Bevölkerung  nahm  den  ersten 
Platz  die  Pflege  der  Ölbäume  und  die  Bereitung  des  üls  ein.  Die  Olivenhaine 
Sicyons  waren  weit  berühmt ',  das  daraus  bereitete  Öl  '^  diente  sowohl  niedici- 
nischen  als  kosmetischen  Zwecken  ". 

Obgleich  der  Fischfang  an  der  Küste  stark  betrieben  und  viel  Fische  ver- 
sandt wurden ''',  erfahren  wir  doch  nicht,  dass  Räucheranstallen  daselbst  be- 
standen hatten. 

Argolis  war  in  industrieller  Beziehung  wenig  bedeutend.  Nur  ein  Ge- 
werbe scheint  schon  frühzeitig  daselbst  geblüht  zu  haben,  die  Metallarl)ei  l. 
Die  Berge  zwischen  Argos  und  Corinth  enthalten ,  wie  die  neueren  Forschungen 
gezeigt  haben,  Kupfer"  ;  schon  in  alter  Zeil  mag  man  dasselbe  zu  der  in  Ai-gns 
eifrig  betriebenen  Erzbereitung,  insbesondere  zur  Anfertigung  der  bekannten 


i)  Poll.  X,  131;  xvrfi  Sixvmixfj. 

2)  Demostil.  Mid.  or.  XXI  p.  565  §  158,  wenn  iiiclil  liiiT  iinloi'  ttvyui  nur  ill,'  ncspan- 
nung  des  Wagens  zu  veislehen  ist. 

3)  Der  alte  Name  Sicyons,  Telclünia  (s.  Steph.  Byz.  s.  v.)  hezeiclinct  dasselbe  als  llcimat 
kiinstlichci'  Metailarbeil  und  als  Stammsitz  uralter  Schmiedoinnungen.  —  Kupferadein  fanden 
sicli  in  dem  Quellgebict  des  Asopus.  Auch  liczeugt  die  alle  Vorbindung  mit  Cypern  der  sicyo- 
ni.sehe  Pflanzorl  Gorgoi ;  und  für'die  Bekleidung  des  sicyonischen  Schalzliauses  in  Olympia 
sollen  die  tartessiscben  Kupferminen  das  Erz  geliefert  haben.  Vgl.  Curtius,  Peloponnes 
II,  482  ff. 

4)  Plin.  XXXVI,  9  :  Sicyon  —  quae  diu  fuit  officinaruni  omnium  lalium  palria.    Slrab.  VIII, 

382  :   fiahOTn  yao .  Iv  2^ixvmvi  rjvS'lft)]  ygtKf  ix^  je  Xfcl  7iXi<arixrj  xit'i  niian  j)  loiitvii]  ätj- 

uiovnyla.  Sicyonischc  Trinkgefasse  (ohne  Angabo  <los  Malei'ials)  bei  Ath.  XI,  478 B. 

5)  Plin.  XXXV,  151. 

6)  S.  die  betreffenden  Absclinillo  in  Brunns  Kiinstlorgosoli.  I,  74  IT.  358  ff.  40i  (1,  — 
Auf  die  sioyonische  Malerei  sei,  da  dieselbe  iiicIil  in  diis  (iobiol  nnsoivr  liospiciliuni;  i^olmrl, 
hiermit  nur  hingewiesen. 

7)  Ov.  Ib.  317:  nUvifera  Sicyon.  .Slal.  Tiu-li  IV,  50.  Vgl.  Ov.  o\  l'unlu  l\,  l.i,  10.  Noeh 
heut  gedeiht  daselbst  der  Ölliau,  s.  Gompf,  .Sicjon.  spoo.  I.  Bornl.  1S5i  p    Ifi  sq. 

8)  Paus.  X,  32,  11.  Virg.  fieorg.  II,  519. 

9)  Diosoor.  I,  33     parab.  II  p.  149. 

10)  Anlipb.  I).  Alli    I,  -27  1).    Vgl.  Alb.  Vit,  ^SSl)     iSil  A.  i'.»3  f. 

11)  Vgl    MuIUt.    I)oi(,'i  1,  7i     Curlius,    l'oi.iponnes  II,  338. 


78  in.  KunuPA. 

argi vischen  Schilde  und  anderer  Waffen  benutzt  haben'.  Dass  aber  auch 
andere  Melallarlieiten  aus  Argos  in  Griechenland  beliebt  waren,  zeigt  eine  schon 
niehi'fach  benutzte  Stelle  des  Antiphanes,  welcher  angiebt,  aus  welchen  Orten 
man  seine  hauptsächlichsten  Hi'diirlnissc  beziehen  solle,  und  da  für  Kessel  Argos 
empfiehlt^.  Sicherlich  in  Vcihindung  mit  der  in  der  Metallarbeit  erreichten  Voll- 
kommenheil steht  es,  dass  auch  die  bildende  Kunst  in  Argos  eine  hohe  Stufe 
einnahm.  Die  argivische  Bildhauer-Schule  weist  die  Namen  eines  Ageladas  und 
Folyclet  auf,  welche  beide  vornehmlich  als  Erzbildner  berühmt  waren ^. 

Während  die  Metallarbcil,  zumal  die  Waffenfabrication,  früh  ihre  Bedeutung 
verloren  zu  haben  scheint  und  in  späterer  Zeit  der  argivische  Schild  nur  die  Form, 
nicht  (li(>  Herkunft  der  Waffe  bezeichnet,  blühte  die  schon  im  7len  .l.ihilnmdert 
V.  Chr.  in  Argos  betriebene  Töpferei^  noch  in  späterer  Zeit,  denn  obgleich  nur 
seilen  ihrer  gedacht  wird,  wird  sie  doch  noch  von  dem  Periegeten  Polemo  er- 
\%ähnl^.  Doch  hat  sie  nie  grosse  Wichtigkeit  erlangt  und  scheint  nur  für  den 
Bedarf  des  Landes  selbst  bestimmt  gewesen  zu  sein. 

Über  die  von  den  Lexicographen  erwähnten  argivisciien  Frauenschuhe'' 
wissen  wir  nichts  näheres.  —  Von  den  zu  Argolis  gehörenden  Städten  zeichnete 
sich  keine  durch  eine  besondere  Industrie  aus;  genannt  kann  allenfalls  werden 
die  sicherlich  auf  phönizischen  Ursprung  zurückgehende  Purpurfabrica  tion 
in  Hermione '. 


1)  Piiul.  ti.  Mtl.  I,  28  A.  (hypoi-cli.  IVi;.  73)  :  'uttU  d"  Ütt' "Jnyovi.  Ae\  v  li.  [II,  24.  (vgl. 
Aet.  iiat.  an.  XVI,  13),  Poll.  I,  149.  Vsl.  Pliii.  VII,  200.  Apollod.  II,  2,  1.  Docli  mussten  bei 
<ler  Schildfabricalion  auch  die  Lederarbeiter  lliiilig  .sein;  eine  areivische  Insclirifl  im  Corp. 
Inscr.  Gr.  1134  nennt  die  (fnaTolrjumuC,  von  Boeckh  (annroi  ^  axiiroq,  Xfni'via  ^  kfiöui) 
als  ßvQOoö^tptu  erklärt.  Boeckh  vermutliet,  dass  diese,  sowie  die  in  den  Inscliriften  1135  u. 
1136  erwähnten  Handwerker,  deren  Bedeutung  niclil  klar  ist,  eine  Zunft  gebildet  hätten. 

2)  Bei  Alh.  I,  27  D:  ^|  ^Aqyovg  Ußrig.  Her.  IV,  152  :  xQTjTriQ  'AQyoXixög.  Spangen  an  den 
Gewändern,  s.  Her.  V,  88. 

3)  S.  Brunn   I,  Gl  IT.  210  ff. 

4)  Ath.  XI,  480  C:  al  d'  'j4ny(tai  Soxovai  xct)  ihr  ivnov  fyfiv  Hiiiifofioy  Tifjog  iitg'ATJi- 
xäg.  (fo^aiyovi'tjour  t6  ^tiXog,  tög^tfiiovlötjctff^Giro  Auooywoi;  '  "ttuTt}  dt  tfo^i'j(nXog[A(iyiirj 
xvAiS]i'.    (Mir  scheint  die  GegiMiulirisii'lliiiiL.'  der  argivischen  und  attischen  Gefässe  dafür  zu 

sprechen,  dass  hier  Thongefassr  l:.' ml  sind.    Jahn,  Berichte  der  Sachs.  Gesellsch.   1854' 

S.  31  lässt  es  unbestimmt.)   Vgl    nudi  Hei'.  V,  88  (Ath,  XI,  502C). 

5)  Bei  Ath.  XI,  483  C. 

6)  Hes.  V.  'AQytTu,  i/noth'i/jtciu  noXurih]  yi;;tixH«.    Poll.  VII,  88. 

7)  Flut.  Alex.  36:  Tioni/ vQttg  '£()ixto)txijg  läkutTit  ntiTaxio^^iliit  Aloiplir.  ep.  III,  46: 
noXvtiX^aTfi>ov  csivöotrii  Alyumlug  xnl  äkovQyov  noncfVQitg  Tijg'E(i/jioti'(Sog.  Steph.  Byz.  v. 
'.JXittg'  iX^yovro  ö'  oliiwc  öih  rö  noXXoiig  jmv'EQfiiovfiov  ni.itvoftdovg  xazü  toCto  to  /.i^oog 
oixfiv  Trji  )(aiQag.  Auf  den  Purpurreichthum  der  argivischen  Kiisle  beziehen  sich  wohl  auch 
die  Worte  der  Clytaemnestra  bei  Aesch.  Agam.  925  sq([. 

iOTiv  fhäXaaaa  .... 

T(i4ifovaa  noXXfig  7io(>(pv(iice  }nu()yviioi\ 
xrjxiäu  71  icyxah'iaTiiv,  ttftarmi'  ßtti/iis. 
IJbei  den  pliuiiizi-.lieii  Urspiimg  vgl.  Movers,   Phöniziei-  11,  2,  19. 


Der  Polopounes  (Fortsetzung). 

Laeoilieii.  Die  Lacedatinoiiior  sUlicii  in  dov  CiescUichle  der  Gewerbe  niclil 
so  sehr  im  llintiii;nin(le.  wie  in  der  des  iliiiiilils ,  in  welcher  sie  so  aulwieiiiir 
keine  Rolle  gcs|iiell  haben  '.  Es  ist  das  um  so  bemerkenswerlher,  als  gerade  in 
Sparta  ,  wie  überhaupt  bei  den  meisten  Doriern ,  das  Handwerk  noch  mehr  ver- 
achtet war,  als  bei  den  übrigen  Griechen'-.  Der  spartanische  Bürger  beschäf- 
tigte sich  mit  Wafl'enübuiig  und  G\mnastik,  die  Arbeit  lag  den  Sciaven  und  Peri- 
öken  ob :  jene  bauten  meistens  das  Feld ,  wiihrend  die  Gewerbe  sich  wohl 
grösstentheils  in  den  Händen  der  Pcrioken  befanden '.  Wenn  nun  trotz  dieser 
Geringachtung  der  Gewerbe  einige  Industriezweige  eine  solche  Bedeutung  erlang- 
ten ,  dass  ihre  Fabric<ite  auch  im  übrigen  Griechenland  gesucht  waren ,  so  w ird 
das  Verdienst  davon  weniger  den  Lacedaemoniern  selbst,  als  der  Güte  des  ver- 
wendeten Materials  und  dem  Fleisse  der  zum  Stamm  der  Achaeer  gehörenden 
Periökeu*  beizumessen  sein. 

Den  meisten  Ruf  hatten  unter  den  laconischen  Gewcriiserzeugnissen  die 
Eisenfabricate.  Es  wird  uns  nicht  berichtet,  woher  der  Rohstofl' zu  diesen 
Arbeiten  gekommeu  sei;  abei-  die  Menge  derselben  und  die  Wohlfeilheit  des 
Eisens"'  lässt  darauf  schliessen ,  dass  Eiseubergwerke  und  -Hämmer  im  Lande 
selbst  das  Material  zu  jenen  Fabricaten  lieferten''.  Zu  den  verbreilelsteu  Eisen- 
waaren  gehörten  die  Schlüssel',  deren  von  den  altischen  Comikern  häufig  ge- 
dacht wird'*.  Mehl  mindei-  treffliches  leistete  die  Sta  h  I  fa  bri  ca  tion  ■',  deren 
Erzeugnisse    ungefähr   um    die    gleiche  Zeil  auch    ausserliaib   l.aconicns   gesnchl 


1)  Über  Handel  und  Iniliistrio  der  Laccdaemuiiicr  vgl.  Ilulliiianii  S,  44  II.,  dn  .lic  ge- 
werbliche Tliätigkelt  Sparla.s  doch  zu  scrins  anschlagt,  und  Müller.  Dorier  II,  46  fl. 

2)  Her.  II,  t67  sasl  das  ausdrücklich.  Über  die  Stellung  der  Handwerker  in  Sparla  vgl. 
Dru  mann,  Arb.  u.  Commun   S.  36  (T. 

3)  Es  ist  nicht  ohne  Bedeutung,  dass  wir  wohl  oft  von  hu- im  iscli  i' n  ,  aber  nie  von 
spartanische  n  Fabricaten  hören. 

4)  Dafür  hält  sie  wenigstens  0.  Müller,  Dorier  II,  H  fg.  Vgl.  dagegen  G  role,  (liieeli. 
C.eseh.  I,  686  der  deutsch.  Übers. 

.5)  S.  Müller  a.  a.  0.  S.  205  fg. 

6)  Spuren  von  Eisenbergwerken  der  Laconier  fand  Ross,  Griech.  Köni.gsreiscn  11,246 
unweit  des  boeolischen  Meerbusens.     Vgl.   Fiedler,   Ueisc  in  Griechenl.  II,  559. 

7)  Sloph.Byz.v.  ^««(f«(oa.j-  fori  xa'nUoixltnUc  Auxiuuxijq.  Euslath.  II.  II,  5S2  p.  294; 
iari  Si  xul  xlfU  Aaxioi'txi],  xmvojlQa  iig.  Theo  ad  .\ral.  Phaen.  v.  192  :  ov  yiuj,  tag  für,  (x- 
TÖq  tjOai-  til  xkfiifet:,  lill'  eiiSur,  ro  TiiiXaiöy.  nitm't  Aiyimitoig  xn'i  Atixianiv.  Auch  in  iler  In- 
schrift hei  Itoeckh,  All.  Seewesen  S.  411  (Urkunde  XI,  6,  Zeile  151)  werden  xXfiöff  Auxu,- 
»ixn^  genannt.  Vgl.  .Meursius,  Miscell.  I.aconiea  III.  2,  p.  205.  Salniasius,  Exercil. 
Plin.  p.  653  B. 

8)  Arist.  Thi\sin  421:  xlfiöCa  ....  Auxiarix  iiijn,  rnfii;  i'/nrin  yofti/ foif.  .\rislophan. 
b.  Ath.  VII,  303 n.  Menan<ler  beim  Schol.  Arist.  Thesm.  I.  I.,  Olympiodor  zu  Plal.  AUih.  I 
p.  152  ed.  Creulzer,  Suid.  v.  Aitxmvixai  xlfidfi.  (Meineke,  frg.  com.  Graec.  p  934.) 
Vgl.  Plaul.  .Most  III,  1,  57:  claicm  mihi  haruniTf  nfdiutii  Laconicam  Jam  jube  elforri  inliis, 
hasce  ego  aedes  occltidam  foras. 

9)  Daimachos  bei  Slcph.  üyz    I.  I    und  Kusi.  z    II.  I    I. 


80  III.     RlROPA. 

wnren,  iiiuiientiich  Wa  ITen ',  wie  Schwerler  2,  F.anzen,  Helme'';  sodann  aller- 
iianil  Werkzeuge,  wie  Feilen,  Bohrer,  Aeste  etc.^,  und  noch  andere  Gegen- 
.sliinde  '\  Und  dieser  Gewerbfleiss  blieb  bei  der  bloss  handwerkstnässigen  Tech- 
nik nicht  stehen,  sondern  schritt  vor  zur  eigentlichen  Kunst;  eine  lange  Reihe 
laconischer  Erz gi esse r  und  Toreulen  von  zum  Theil  nicht  unbedeutendem 
Kufe''  beweisen,  bis  zu  welcher  relativen  Vollkommenheit  gerade  diese  Technik 
in  Sparta  um  die  Zeil  des  Beginns  der  KunslblUthe  in  Griechenland  gediehen  war, 
wenn  auch  freilich  eine  gedeihliche  Entwicklung  nicht  stattfanil  und  die  Kunst  in 
Sparta  keine  bleibende  Stätte  fand. 

Wohl  mehr  für  den  Bedarf  des  Landes,  als  für  den  Handel  nach  auswärts 
arbeiteten  die  laconischen  Töpfer,  doch  haben  auch  ihre  Fabricate  einen  ge- 
wissen Ruf  erlangt,  den  sie  vernmthlich  mehr  ihrer  Brauchbarkeit,  als  der  Schön- 
heil der  Arbeit  oder  der  Güte  des  Materials  verdankten.  Häufig  erwähnt  wird 
namentlich  der  xui&cov  ^laAOJVixng,  ein  im  Lager  und  auf  deniMarsche  gebrauch- 
tes einlienkliges  Trinkgefäss  mit  engem  Hals,  einer  Feldflasche  ähnlich';  doch 
scheinen  auch  Becher  zum  gewöhnliehen  Gebrauch ,  xihxsg,  versandt  worden 
zu  sein  ^,  obgleich  es  nicht  ganz  sicher  ist ,  ob  diese  Gefässe  wirklich  aus  Lace- 
daemon  kamen  oder  bloss  diesen  Namen  eiliielten ,  weil  sie  von  der  daselbsl 
üblichen  Form  waren ". 

Ferner  zeichneten  sich  die  laconischen  llandu erkor  aus  in  allerlei  T  ise  h - 
lerarbeit;  gerühmt  werden  vor/.Uglich  Lehnsessel,  Slülde  und  Tische '",  Thü- 
rcn  "  und  Wagen'-. 

Wie  fast  überall  in  Grieclienlanil,   so  war  die  Schafzucht  auch  in  Laco- 


1)  Xen.  Hell.  III,  3,  7  crwahnl  fiiixciiimi,  'iC<f<y],  oßiXiaxov;,  niXfyiig,  uilvag,  äfi^niiia. 
Vgl.  Plin.  VII,  200 :  galeam,  gladium,  hastam  Lacedaemonii  ( invenerunt) . 

2)  So  die  den  Lacedaemoniern  eigene  sichelförmige  ^vijkrj,  Xen.  Anab.  IV,  7,16  (vgl.  8, 
25).   Poll.  I,  137.   fyxeindSiov,  PoU.  I,  U9.  3)   Plin.  1.  1. 

4)  Xen.  I.  I.  Daim.  bei  Steph.  1.  I.:  tö  i5f  ^■taxiovtxbv  dg  nCv<ti  xui  oiäi]ooTnv 71  am  xul 
XaQfiXTifQag  xttl  it;  Tc'c  hfyovQyixä. 

5)  ferrei  annuli,  Plin.  XXXIII,  4.  ^uariyts  Auxuinxai,  Stepli.  u.  Eustalli.  II.  11.  Niceliis 
Choniat:  x«l  ^«xwi'izßi /?ßpfi:«#  zpn'o^ufi'ai  jun'arij'ff,  oitirt  von  Mo  u  rs  I  u  s  I.  1. 

6)  S.  Brunn  I,  45  ff.  52.  H4  ff.   Vgl.  Müller  a.  a.  0.  S.  29. 

7)  Grit.  b.  Alh.  XI,  483  B:  xiÖD^iüv  Aaxiavtxog,  fxuiofia  fTrirrjöfiojaioi'  ilg  nTomiiaf  xu'i 
tvtfOQiaTttTov  h'  yvkiui.  Suid.  V.  xiai^oiv'  tiöog  noTtjoCov  Atixotvtxou  fiofoirov  t^oxei  (f*  xa) 
aioaxKDxixov.  Vgl.  die  bei  Ath.  1.  I.  angeführten  Stellen  des  Polenio,  Archilochus,  Arisloplia- 
ncs  u.  a.  Xcnoph.  Cyrop.  I,  2,  8.  Plut.  Lyo.  9.  Poll.  VI,  96.  Ausfuhilich  handelt  über  den 
z(U.>w<' Krause,  Angeiol.  S.  376  ff. 

8)  Arist.  b.  Ath.  XI,  484  F:  ytilxaiym  ■  xvXlxioi-  diSo?  nurcog  Xtyo/jttov  tj  unu  rov  xenä- 
uov,  ä>g  T«  'AxTixa  axivrj,  ^  ajio  ruv  a/ijuttTog  ini^toniciafttToi  hlT,  loartiQ  ui  Ori(ji'xXfiai  Xf'- 
yoi'Ttu.  '.^yiaioifafiig  .luiraXlvai  ■  ^vßanCriSäi  j  fvii>x('tg  xai  XTov  i*  ytfixatiity,  (Vgl.  Ath. 
XII,  527  C  und  Hes.  v.  Xioy.)  Dieselbe  Redensart  Xtov  fx  Auxulfr^g  auch  bei  Ach.  Tat.  II,  2. 
(Vgl.  Geopon.  XIV,  H .) 

9)  Letzleres  scheint  der  Fall  gewesen  zu  sein  mit  den  bei  Alh.  V,  18S  D  u.  199E  .Twühn- 
lon  goldenen  Crateren ;   vgl.  Ilüllmann  S.  45.   Krause,  Angeiol.  S.  293. 

10)  Plut.  Lyc.  9:   x'i.ivjijnfg  xul  d'itfijoi  xtti  i^ünitui. 

11)  Theo  ad  Arat.  v.  191:    rö  t^s  Aaxmvixijg  äixlCäog  n/ijuii  Tioiovi'jtg. 

12)  Theophr.  hist.  pl.  III,  173. 


§  10.   De»  Pklopoxnks.  St 

nicn  nicht  uiibedeulend ,  und  die  diivon  gewonnene  Wolle  lieferte  eine  auch 
im  Auslände  gesuchte  Kleidung  ';  /uinnl  die  Miinlel  von  laconischeni  Wollen- 
sloflT  hallen  ziemHchen  Ruf'^.  In  späterer  Zeil  wurden  aber  auch  feine,  durch- 
sichtige Stoffe,  besonders  zu  Unlergewändern ,  verfertigt •'.  Im  allgemeinen 
aber  zog  man  \\  ohl  die  Wollenstolfe  anderer  Gegenden  den  laconischen  vor ,  und 
namentlich  die  Homer  bezogen  wohl  nur  einen  kleinen  Theil  ihres  Bedarfes 
von  da. 

Diese  Stoffe  wurden  in  der  iillesten  Zeil  ungefärbt  gelragen'';  ja  die  Sparta- 
ner schlössen  sogar  die  Färber  aus  ihrer  Sladl  aus,  weil  sie  der  Wolle  ihr  schönes 
Weiss  raubten',  eine  Ansicht,  die  sie  in  dem  SpiUchworl :  duleQCc  fiiv  t«  'i'fiiiza, 
ön).tQic  de  Toc  xQi'fittTU  ausdriicklen  '•.  Diese  Einfachheit  wird  wohl  nicht  gar  zu 
lange  bestanden  haben  :  liefeile  doch  die  laconische  Küste  selbst  und  die  Insel 
Gylhera'  einen  herrlichen  Purpur,  der  für  den  besten  in  Europa  gehallen 
wurde "^;  und  obgleich  derselbe  wohl  grösstentheils  in's  Ausland  ging",  v^u-de 
doch  sicherlich  auch  im  Lande  selbst  viel  damit  gefärld'".      Darauf  deutet  der 


1)  Vgl.  überdieKleidungderLaconier  Müller  a.  a.  0.  II,  260  IT. 

2)  Grit.  b.  Ath.  XI,  483  B:  VTioiSrifiara  «piCTT«  -ättxiavixa,  i/jclria  ifonfTi-  i'/Simu  y.ut  yf>t]- 
aifiiöiajic.  Heilylus  bei  Suid.  v.  AtixuirixuX  erwähnt  Aitxiovtg  rtfnloi;  vl'I.  Aiilliol.  l'al.  VI, 
292.  Thcopomp  b.  Poll.  X,  124  :  yXahu  itu/fUt  ^(txwjixrj.  Ath.  V,  19SK:  i^i'triov  ijui/naTo 
A€(xu>rix6v.  Juv.  VIII,  101:   Spartana  Mamys. 

3)  lies.  V.  Aaxtovixoi  xijtöv  leitrii  fa&rjg.  Dass  bei  Jesaias  3,  21  solclie  durchsichtige 
SlolTe  aus  Laconicn  zu  verstehen  seien,  ist  die  Interpretation  des  hl.  Chrysoslonius  T.  VI  p. 
45  A:  T«  fittifitvri  Aaxoirixä,  der  dieselben  auch  als  vcrwcrllichen  Luxus  erwähnt  T.  VII  p. 
796  B.  Suid.  V.  äittifcti'rj /irtövict  ■  oii  tcc  XttU7i{jtt,  ulltt  tu  iayv«,  3i  cur  ifiaifulverai  r«  nui- 
fiitT«  Tuir  yvfHixmr,  xul  'Jlaul'tcg  6  TiQotfrjTt];'  «xfci  rä  äiftifttvi  Aaxoirixän.  —  Vgl.  liucheria 

b.  Wem  sdo  rf  Poet.  min.  III,  98,  3:   Sericeum  tegmen,  gemmantia  texla  Laconum. 

4)  Vgl.  Ael.  V.  h.  IX,  34  :   AaxtSuiuövioi  iv  f^to/iiai  ifuvlaii. 

3)  Ath.  XV,  686  V  :  AuxuStn/joviol  ze  f^sXavrovai  t^j  ^7i«pTi)f  roiig  t«  /jvq«  xuiuoxfvä- 
foi'T«?  (üf  öi«if9-t(Qoriae  tiivkiciof,  x«i  roh?  r«  tQin  äi  ßünjoVTai  tög  MfiinXoi'Tag  T^i'  Xirxo- 
rtjTK  T(ö)'  initov.    Dasselbe  thaten  sie  mit  den  Salbenvcrfertigern,  vgl.  Plut.  Lacon.  apophlh. 

c.  18  p.  228  B.  Sencc.  Quaest.  nat.  IV,  13,  9. 

6)  Clem.  Alex.  Strom.  I,  10,  p.  346;  vgl.  Müller  a.  a.  0.  II,  269. 

7)  Die  Insel  führte  deshalb  aucb  den  Namen  »Purpurinscl«,  Aristot.  b.  SIeph.  s.  v.  ;  fxit- 
IfiTO  iSt  noQ(fvgovaK  Olli  TÖ  xniAof  Ttüi'  ntnl  uvir]v  TioQqvQÜjr,  wj  W()iCTroT^>l>jf.  Vgl.  liust. 
z.  Dion.  Per.  v.  499.  Plin.  IV,  56.   S.  Movers,   Phönizier  II,  2,  270. 

8)  Plin.  IX,127;  vgl.  XXI,  45.  XXXV,  45.  Pausan.  III,  21,6:  x^xio"?  ^i ß<"fh''  nonifvQ«f  nuQ- 
t/irni  in(ni!hicXtiaaitt  rijijiaxioftxij;  fTTiTiiiSfiojänis  ufTii  yt  riiv  ^l'onCxmv  ihaXanaitf.  Ael. 
nat.  an.  XV,  10.  Clem.  Alex.  Paed.  II,  10,  p.  239 :  äin  tii{ni]v  yovv  ii)i'  7i0Q</v(teev  fi  'J'vqos  x«l 
>/  ^läiör  Xfd  T},s  Aaxtofixrjs  ij  ydrcoy  r^f  'dttlciaarii  7ioff«»l'CT«T«i.  Vgl.  Mcurs.  MIscoll. 
Laeon.  II,  cap.  19. 

9)  Man  bezieht  den  bei  Ezech.  27, 17  erwähnten  Purpur  auf  die.sen  laconischen.  Vgl.  Ilor. 
Carm.  II,  18,  7:  Nee  Laconicas  mihi  Traliwil  hoiieslae  purpuras  clicnlae.  Luc.  Calapl.  16:  fin- 
xttnlZiov  tni  TW  aX^ctri  rüv  {y  jy  Auxiorix^]  i/ethijjtj  xoyUätav. 

10)  Vgl.  Arist.  Lys.  1139 ;  ö  Aaxtov  ....  taynög  iy  tfoiyixiöi.  Wie  spater  erzählt  wunli', 
fiirbten  die  Laconier  ihre  Kriegsgewünder  mit  Purpur,  damit  man  das  Blul  nicht  erkennen 
solle;  Aristot.  beim  Schot.  Arist.  Ach.  320:  y(>ijaf>«i  .  tnxfSnifioylong  ifoiyixlSi  -nnhi  toi'c  no- 
Xifiovs,  TovTo  fily  oTi  t6  rijt  yQoag  dvifftxüy,  Tovro  lU  oti  iÖ  tdv  /(loi/inroi  nl/i<tTMih(  ti^c 
ToC  ttifiarog  pvaeiog  f9(Cfi  xarttifgoytTv.  Vgl.  Schul.  Arisl  Pac.  1173.  Xen.  de  rep  l.:ie  H, 
3.   PhiL  inst.  Lac.  i-.  24.  p.  238  !••.   Ael.  v.  h.  VI,  6  u.  s 

Blüraucr,  l>\i'  RPWorM.ThritiKkpit  d.  kbs».  AltcrUnims.  (j 


82  III.    KuROPA. 

mehrfach  bei  römischen  Dichtern  erwähnte  Purpur  von  Amyclae*;  denn  da 
diese  Stadt  ja  nitht  am  Meere  lag,  kann  der  Purpur  nicht  darnach  benannt  wer- 
den,  well  er  dort  gefunden  wurde ,  sondern  es  muss  daselbst  Wollfiirberei  be- 
trieben worden  sein  -.  Übrigens  beweisen  die  Citate  der  Schriftsteller ,  w  eiche 
fast  siimmtlich  dem  römischen  Zeitalter  angehören,  dass  der  laconische  Purpur 
ausserhalb  des  Landes  erst  in  verhältnissniiissig  später  Zeit  bekannt  gewoi- 
den  ist'*. 

Oass  in  Amyclae  auch  sonst  Gewerbfleiss  herrschte,  bezeugt  die  häutige 
Erwähnung  der  daselbst  fabricirten  Schuhe,  '.V/tt'/^a/deg  genannt ''.  Die  la- 
conischen  Mannsschuhe  —  denn  von  der  weiblichen  Fussbekleidung  ist 
weiter  nicht  die  Rede  —  waren  überhaupt  sehr  berühmt-"  und  wurden  auch  im 
Auslande  viel  getragenß;  die  häufigen  Erwähnungen  der  Lexicographen'  deuten 
darauf,  dass  sie  einst  —  wohl  zur  Zeit  der  attischen  Komiker  —  recht  beliebt 
waren.  Man  hatte  sehr  verschiedene  Arten  >* ;  sowohl  ganz  einfache ,  arrkai  (mit 
einer  Sohle)",  als  kostbarere,  von  Vornehmen  getragene '«;  auch  in  verschiedenen 


1)  Ov.  Bern.  am.  707:         confer  Amyclaeis  medicatum  vellus  amis 

murice  cum  Tyrio:  turpitts  illud  erit. 
Marl.  VIII,  28,  9  :       le  nee  Amyclaeo  decuit  livere  veneno. 
IX,  72,  1  :       Amyclaea  fronlem  vitlale  Corona. 

2)  Puipurfäiboieien  sind  zwar  in  dor  Regel  an  den  Orten,  wo  Purpur  tsefunden  und  be- 
reitet wird,  also  an  der  Meeresküste  ;  dass  aber  auch  mitten  im  Lande  solclie  existirt  liaben, 
zeigt  uns  das  Beispiel  der  Purpurfärberei  von  This  in  Aegyplen,  oben  S.  18. 

3)  Curtius,  Peloponnes  II,  299  bringt,  wie  Movers  a.  a.  0.,  die  Purpurfärberei  an 
der  laconischen  Küste  in  Zusammenhang  mit  den  Phöniziern,  deren  Einfluss  auf  deu  l'i'lo- 
ponnes  sich  auch  sonst,  namentlich  in  der  Religion,  zeigt. 

4)  Hes.  V.  'Aftvxkttläeg,  iläos  vTioärj/naTog  noXuTiiovs;  vgl.  auch  s.  v.  ^(ty.toiixui.  .Suid. 
V.  ^Afivxlui-  xoofiiov  Ti,  OTTIQ  li>  Tioa'iv  fl/fr  'EfxniäoxXijg-  f»;^f  yit(f  ....  '-4fji'x).iti;  tv  ToTg 
TToal  x"^""^  (sie  hatten  also  vcrnuithlich  Bronzeverzierungen).  Eustath.  z.  II.  II,  584  p.  295. 
Poll.  VII,  88:  'AfivxXttöeg  iXiv&iQiuirfQot'  iinöSqf.ia.  Vgl.  Theoer.  X,  35:  a%!j/jct  S'  fyta  xai 
xaivag  in  afifpoHgoiaii'  'AfivxXag;  das.  d.  Schol.  Meurs.  Miscell.  Lacon.  I  c.18.  Walpole, 
Memoirs  p.  454. 

5)  Grit.  b.  Ath.  XI,  483  B:    vnoäiifiara  uQiaja  ,4ttx(ovixä. 

6)  Arist.  Vesp.  1157  fordert  Bdelycleon  seinen  Sohn  auf,  sich  laconische  Schuhe  anzuzie- 
hen :  iinoSvd-i.  Tag  Aaxiuvixäg,  wogegen  dieser  aus  Feind.schaft  gegen  Lacedaemon  sich  heftig 
sträubt.  Es  scheint  daraus  hervorzugehen,  dass  diese  Schuhe  wirklich  ausLaconien  nachAttica 
kamen  und  nicht  bloss  wegen  der  laconischen  Form  des  Schuhes  so  genannt  wurden;  vgl. 
namentlich  v.  1160  :  f^l^giöy  nag'  ävägüy  äva/xfvrj  xtiTTv/uara.  Aristophanes  erwähnt  sie  au.s- 
serdem  noch  EccI.  74:  uiaxwvixag  y«()  fX"f.  269.  345  508.  542.  Thosm.  142  u.  s.  von  d, 
.Schol.  erklärt  durch  ov^Qfia  inodti/AaTtt. 

7)  SIeph.  Byz.  v.  ^axfäaCuMV.  Suid.  Hes.  v.  Actxtovixai.  Phol.  v.  .tuxwvixr;.  Euslatli. 
z.  II.  1.  I.  8)   Hes.  v.  a(tnC6(g  und  ifvrjUoxXoi. 

9)  Strattis  bei  Harpocr.  v.  änXcig  (Meineke  fr.  p.  432):  vnoärifiuTa  ataurü  n{iluadai 
Tmv  «nXiöv.  Et.  magn.  v.  «nXüg,  p.  123,  19:  vnoärifjcnog  flJog  Aaxiarixov,  U)vofjLaai^t\  Si  änu 
rov  ünXvig  xai  ov  TtTix'rjud'uig  ytyii'ija!tat.  Harpocr.  1.  1.  iittXüs,  KuXkCaTQurog  qriai  ra  fiu- 
voTifXua  iiSf  vjioätifuiriov  outm  xiiXtTa»ai.  Lex.  Seg.  p.  205  In  Athen  trugen  sie  die  .daxia- 
vCCoirig,  Dem.  in  Con.  or.  LIV  p.  1267  §  34:  oV^uf.*'  !ifif(>at'  /4fr  iaxv!^()(u^äxBal  x«)  Akxiu- 
fi'Cfii'  ifitai  xui  Tolßiopug  ixovat  xai  anXSg  vnoäiäfiitHi. 

10)   Schol.    Arist.   Vesp.  1158:    rai  Aaxiat'ixäg-  «aTiiintnu  yito  aur«i      Phot.  Aitxmvixri 
otutuv  iii6ä,)/iu.   Vgl.  Poll.  VII,  88.   Hes.  V.  'AfivxXalihg. 


§  Mi.   Di:it  Peloponnes.  83 

Farben,  weisse  '  wie  rollie-.  Lhcr  iiiiv  Form  wissen  wir  nichts;  diiss  sie  aber 
leicht  als  iafonisclie  keniUlich  waren,  beweist  die  Naein'ichl ,  ilass  man  Jemanden 
als  S|)arlanei'  nicht  minder  am  Schuhwerk  ^^  ie  an  der  Kleidunii  erkennen 
konnte  '. 

In  s]i;ilerer  Zeit  lial  sowohl  diese  Fabricalion,  wie  fast  alle  anderen  laco- 
nischen  bidusli'ieerzeuiinisse,  ftir  den  l'^\|)ort  jede  Bedcutunp;  verloren  ^ ;  nur  die 
Purpui'Hscherei  und  Färberei  liallc  amli  in  der  römischen  Zeit  noch  Ruf  —  frei- 
lich kein  Ruhm  fUr  die  Handwerker  seihst,  da  die  Güte  des  Nalur|)roducts,  das 
eben  dort  gefunden  wurde,  nicht  die  Trelllichkeit  der  menschliclien  Arbeit  Ir- 
sache  dieses  Rufes  \\ai-.  Im  alliiemeinen  werden  wir  nicht  zu  viel  sagen,  wenn 
wir  behaupten,  dass  die  Hedciiliing  Spartas  für  die  Gewerbe  im  ganzen  nur  kurze 
Zeit  gedauert  hat  und  uiil  der  L  ntenverfung  Griechenlands  gänzlich  vorUl)er  ge- 
wesen ist. 

Arcadieil.  Das  durch  seine  Lage  mitten  im  I^ande  und  dmch  die  schwel- 
zugänglichen  Berge  von  allem  Verkehr  abgeschlossene  Volk  dci-  A  nadier  ist  von 
allen  Hellenen  fast  am  wenigsten  von  den  Fortschritten  dci-  Cultur  herührl  wor- 
den ^.  Jagd,  Ackerbau  und  Viehzucht  bildeten  nach  wie  vor  den  Beruf  der 
meisten  Bewohner,  zumal  die  Schafzucht  wurde  stark  beirieben'',  ohne  dass 
die  Wolle  der  arcadischen  Schafe  für  die  Weberei  Bedeutung  und  Huf  (>rlangt 
hätte". 

Auch  in  Messeilieil  wird  uns  von  gewerblicher  Thätigkeil  nichts  berichtet. 
Die  Fruchtbarkeit  des  von  der  Natur  so  glücklich  ausgestalteten  Landes  *  wies  die 
Bewohner  auf  Ackerbau,  Weinbau  und  Viehzucht  als  auf  den  einfachsten  und 
gewinnbringendsten  Fj'werb  hin  ". 

Von  besonderen  Erwerbszweigen,  welche  namentlich  in  Elis  geblüht  hätten, 
erfahren  wir  nichts  Namhaftes.  Der  oft  erwiduUe  Archeslralus  iUhml  die  elischen 
Köche'";    auch    wird   erwähnt,     dass   treniiche    Irissalbe    d.iscibsl    bereilel 


1)  Atll.V,  ä15C:    viioäovfifi'Ot  ifvxitg  ^/axiovixds. 

2)  Holl.  VU,  88  :   «i  ^letxtovixnl,  rö  /jiv  }(ij<iifj«  {{tvOQul. 

3)  Paus.  Vll,  14,  2  :  o'l'  .daxaSui/^oyiov  aaifiöi  otin  iijiloiui  jo,  x(t)  'lijio  xnviiiig  tj  vnoifii- 
fiÜTior  frfx«  7)  fni  rjj  iatHJTi  ^  x«r'  nvofia  iT(ioay(fono  vnüinnt. 

4  Doch  wird  laconisclies  Leder  im  Ed.  Dioel.  <;.  VIII,  1— .1  nis  l<;iiiriilir:iiliki'l  iml  niil- 
gefiihrt.  5)  S.  Curliu.s,  Pcloponnes  I,  169. 

6)  llom.  11.  11,  60S:  'On/6fi(Voi'  ■no/.LftnXoi'.  Ilymii.  .\1X,  30:  'y4(>xitdi,]v  iiukvnldtix«. 
ftrjT(oit  /.iiilwi:  l'ind.  Ol.  VI,  16S:  tvfj)]Xoio  '/Inxttiiug.  Tlieocr.  Id.  XXII,  157;  '^^xiiäfu  r' 
(i'fj.a).os.  Vgl.  .Sehol.  TliCücr.  .XIV,  48.  Über  den  Ziisaiiimenliiiiig  der  arcadischen  Sclinfzuclil 
mit  dem  Cullus  des  Pan  s.  Va  tes  p.  42  sqq. 

7  Veimuthlieli  wurde  sie  in  Laconicn  viel  \ii;\iliej|cl.  Nacli  l'iin>.  \lll.  4,  1  fidiil  i.W\ 
mylliisclie  Areas  die  Welierci  in  Arcadien  ein. 

8)  .'iliab.  VIII,  366.  Paus.  IV,  34  u.  36.  Vgl.  Curlius  a.  a.  ü. 

9)  Dass  die  Notiz  des  Pliiiius  VII,  200  :  loriram  Midias  Messeiiius  (inveuil)  aufWafleii 
Tabrieal  ioii   in  Messenien  deulet,   isl   nach   dei  lleschall'enlieil  all  dieser  Sagen  von   Krtiii- 
deiii  widirschciiilhii,  «ii'd  idier  sonsl  nii-.'nd  l)esUili|;t. 

1U     li.M  Alh     I.   :N  h      ,i/lh,h,.uiiyH„„.,. 


84  III.    lüitoPA. 

wurde '.  Hingegen  ist  Elis  wichtig  als  Fundort  des  gelben  Byssus^,  der  hier 
allein  in  Griechenland  gedieh^  und  neben  Hanf  und  gewöhnlichem  Flachs  fleissig 
angebaut  wurde i  Er  war  sehr  geschützt  wegen  seiner  Feinheit,  worin  er  dem 
hebraeischen  Byssus  nichts  nachgab,  obgleich  er  nicht  ganz  so  gelb  ^^ar,  als 
dieser^.  Höchst  wahrscheinlich  wurde  er  auch  in  Elis  selbst  verarbeitet,  ob- 
gleich bestimmte  Nachrichten  darüber  fehlen ;   hauptsächlich  aber  scheint  er  nach 

Acliaja  gegangen  zu  sein,  wo  in  Patrae  eine  grosse  Anzahl  Frauen  dadurch 
ihren  Erwerbszweig  fanden ,  indem  sie  Haarnetze  und  andere  Stücke  des  weib- 
lichen Anzuges  daraus  webten''.  Dieser  Stoff  war  aber,  wie  aus  dem  enormen 
Preise  hervorgeht',  sehr  kostbar,  und  Becker  vermulhet  daher»,  dass  er  wohl 
nur  zu  Kopfnetzen  und  allerhand  Putz  verwendet  werden  mochte,  nicht  al)er  zu 
ganzen  Kleidern,  gegen  welche  Ansieht  jedoch  der  Ausdruck  sa&fJTa  tijv  alh]v 
bei  Pausanias  zu  sprechen  scheint.  Ich  möchte  vermuthen ,  dass  man  zwar  nicht 
aus  Byssus  allein  ganze  Kleider  webte ,  aber  denselben  mit  gewöhnlichem  Flachs 
zu  einem  Gewebe  vereinigte ,  um  dadurch  eine  feinere  Art  der  Leinwand  zu  ei- 
zielen**.  Übrigens  scheint  die  Weberei  dort  lange  fortbestanden  zu  haben;  noch 
im  läten  Jahrhundert  erregten  patraeische  Gewebe  die  Bewunderung  der  By- 
zantiner'". 

Neben  der  Leinweberei  scheint  in  Achaja  auch  die  Wollenfa  brica  t  ion 
geblüht  zu  haben,    wenn  der  Buhm   dieser  Fabricate  auch  nicht  weit  über  die 


1)   Ath.  XV,  68SC.  690  E.   Pliii.  XXI,  42.   Vgl.  Poll.  VI,  104.   Cleni.  AI.  Paed.  II,  S,  p.207. 

S)  Becker,  Charikles  III,  185  IT.  (2.  Aufl.)  und  Curtius,  Peloponnes  I,  438.  II,  10  fu;. 
und  95  Anm.  10  erklären  diesen  Bys.'ius  entschieden  für  Baumwolle ;  man  hat  darunter  aber 
wohl  eher  eine  Art  feinen  Flachses  zu  verstehen.  Vgl.  Yates  p.  286.  K.  Riller,  Über  die 
geogr.  Verbreit,  der  Baumwolle  (Abh.  d.  Berl.  Acad.  1851.  Phil.  Hist.  Abth.)  S.  321.  Bran- 
des, Üb.  d.  geogr.  Verbreit.  d.  Baumwolle  (Jahresber.  d.  Ver.  von  Freunden  der  Eiilk.  in 
Leipzig.  1865)  S.  111  lässt  es  unbestimmt. 

3)  Paus.  V.  5,  2  :  »avfiäaai  iT  iir  riq  tv  ry  yj  Jtj^IIUäi  rr)v  Tf  ßvaaoi;  on  iyrtivO-a  fii- 
vov,  hlQia»!.  St  oväafiov  j^'ElXädos  (fvtjai.  Plin.  XIX,  21  :  proximus  byssino  (Uno  principa- 
tus),  mulierum  inaxime  delictis  circa  Elim  in  Achaja  genito,  qualernis  denariis  scrupula  ejus  per- 
mutala  guondam,  ut  auri,  reperis. 

4)  Paus.  VI,  26,  4  :  ?i  äi  'UUla  x<"!>"  i«  "  "^^"  lar\y  h  xag-nohg  xit\  t>iv  ßvaaov  ov^ 
i]xiaja  lxTQ((feiv  äyad-q.  jijv  uh'  d'q  xttiiitß(<Sii  x(d  Xitor  xccl  tiir  ßvaaor  antiiiovaiv  oaon  ij 
)'»)  TQ^if'iir  tarlf  limtjifitos. 

5)  Paus.  V,  5,  2:  ij  äi  ßiiaaos  r;  h'  rij  'Jlkfin  l^fTTToTijTog  fiff  iiitru  ovx  ftnodfi  Tili 
'EßQttdov,  tan  tSi  ov)(  o^ioCtoq  ^uvllt]. 

6)  Paus.  VII,  21,  7  ;  ai  Si  yrvuixfq  tiatv  (t>  raig  üatgaig  K^tfhfiöv  fih'  xtu  fs  äif  riSr  äv- 
SqiHv  : .  . .  ßlog  ät  aviiüi'  iii'ig  noXlatg  faily  ünö  T^f  ßvaaov  rrjs  Iv  ry  'HUJi  (fvofiivrig-  XIXQV- 
<päXovg  T(  ycK!)  Att  avr^g  xa)  lotJrjra  v<f(Ui'ouoi  r^r  äXi.jjv.  Vgl.  mulierum  maxime  deliciis  bei 
Plin.  1.  I.  Curtius  a.  a.  0.  I,  438  vermulhet,  dass  dieser  Industriezweig  durch  die  Phönizier 
nach  Patrae  gekommen  sei ;  bestimmte  Anhaltspunkte  liegen  dafür  nicht  vor.  Vgl.  auch  Bran- 
des a.  a.  0.  S.  117. 

7)  S.  Plin.  I.  I.  S;  Charikles  a.  a.  0. 

9)  Von  einer  Statue  in  Elis  berichtet  Paus.  VI,  25,  5;  fa&ijrci  foeäv  uvtiS  x(Ü  tin'o  Xivov 
Tf  xtti  ßvaaov  ti iQtßälXovat . 

10)  Eine  Willwe  In  Patrae  schenkte  dem  Kaiser  Basilius  Macedonicus  feine  Leingewebe 
und  gestickte  Purpurgew  ander.  S.  Cunstanl.  V.  Basil.  Maced    p.  142.  Vgl.  Curtius  I,  93. 


§  Hi.    Der  P^:I.opo^^Es.  85 

Grenzen  des  kleinen  Liindchcns  hinausgegangen  sein  mag '.  Das  Lob  nämlich, 
das  den  zu  P e  1 1  e  n  e  gefertigten  Mänteln  ertheilt  w  ird ,  lässt  darauf  schliessen, 
dass  auch  sonst  in  Achaja  die  Wollenweberei  eine  bevorzugte  Stelle  einnahm. 
Diese  iT«AA»;vtx«t  x^«<yat  ^Yaren  warme  Winterkleider  2,  aus  weichem,  sicherlich 
wollenem  Gewebe  »;  der  Ort,  wo  sie  gefertigt  wurden,  war  nicht  die  Stadt  Pcllcne, 
sondern  das  Dorf  gleichen  Namens,  welches  zwischen  Aegium  und  der  Stadt 
Pellene  lag*.  Wegen  ihrer  Güte  wurden  sie  den  Knaben  und  Jünglingen,  welche 
bei  den  in  der  Stadt  Pellene  stattfindenden  Festspielen  zu  Ehren  des  Hermes  und 
der  Hera  gesiegt  hatten,  als  Kampfpreise  gegeben  ■'',  eine  Sitte,  welche  wohl  schon 
zur  Zeil  Pindars,  der  die  Kampfspiele  von  Pellene  erwähnt'',  bestanden  haben 
mag ,  zu  Strabos  Zeil  aber  mit  den  Spielen  selbst  gewiss  eingegangen  war.  Da 
Slrabo  nicht  erwähnt,  da.ss  zu  seiner  Zeil  die  Fabricalion  dieser  Mäntel  zu  Pellene 
aufgehört  habe,  hat  sie  damals  vermuthlich  noch  fori  gedauert,  ohne  sonderlichen 
Ruf  zu  haben;  und  wenn  Pindar  und  Aristophancs  der  Mäntel  von  Pellene  geden- 
ken, so  isl  es,  bei  dem  gänzlichen  Mangel  jeder  anderen  Nachricht  darüber,  nicht 
unwahrscheinlich,  dass  ihnen  dieselben  hauptsächlich  als  Kampfpreise,  weniger 
wegen  ihrer  sonstigen  VortrefTlichkeil  bekannt  waren.  Übrigens  scheinen  auch 
Unterkleider  daselbst  verfertigt  worden  zu  sein;  üeXXrjvaiog  iitiöv  war  eine 
sprüchwörtliche  Redensart'.  Die  Genesis  dieses  SprüchvNortes  ist  nicht  klar,  da 
sonst  eben  nur  die  Mäntel  von  Pellene  erwähnt  werden:  \i(-llei(ht  zeichneten 
sich  diese  Stoffe  durch  grosse  Dauerhaftigkeit  aus.  Woher  es  kam,  dass  gerade 
in  einem  kleinen  ,  sonst  unbedeutenden  Flecken  dieser  Induslriezweig  besonders 
blühte,  darüber  können  wir  auf  die  alleinige  Notiz  des  Strabo  hin  nicht  einmal 
eine  Vermulhung  aussprechen. 

§17. 
Die  griecliisflieu  Inseln. 

Thasos.      Da   der   beruhmle  Wein   von  Thasns  in  grossen  Ou.inlil.ilcii  .lus- 
geführl  wurde,  so  ergab  sich  daraus  von  selbst  ciin'  licileulend  LiesIcijAcrlc  l'aliri- 


1)  Polyb.  l.\,  17  von  der  Slaitt  Cy  nac  tlia  :  f/Mi'  t/j  nimß<aK  uithtxn  riüi'  tUha^ifruif 
TTfpi  nohv  iQdftiv.  lies.  s.  v.  ^Ax^ia  t{ti,a  /uaXiixä.  Ol)  tlio  im  Eil.  DiocI.  c.  XVI,  81  erwalin- 
ton  ßi'ngoi  'j4/nixoi  auf  ilie  Laiiilschafl  oder  die  rümLscIio  Provinz  Acliaja  zurückzufiiluvn  sind, 
lässt  sich  nicht  beslimn\cn. 

2)  Pind.  Ol.  IX,98  :  xeil  ij/v^finv  ötiÖt  tvSuctöt'  ifÖQ/nctxov  i<V()äv  /l(Xici)i{  i/^Qf  Bucckh 
im  Coninicnl.  p.  194  sq.  Bei  Arist.  Av.  1421  wird  ein  spärlich  Bekleideter  gefrai;! :  ^ttöi-  fi'Hi 
riiXXi'if)i;  Ttdtanat  äiicioiT; 

3)  Pi[ul.  Ncm.  X,  44  ;  ix  <Sk  IfiXkävag  initaadfilroi  riüioy  fiai.itxnini  x(iöx«/f.  Vi;I.Schol. 
Nem.  X,  82:  tHHku  öh  nnx^a  Iftücin  iv  IllXXi'jVij  (cyiiK/n-  iSrn/tfanini  äi-  oS  innoi  S.  nucli 
Schol.  Ol.  VII,  156.  Xlll,  155. 

4)  Slrab.  VIII,  386.   Die  I.exicoi;raplu'ii  li;ilicn  ilicse  N:iiliii(lil  iii.lil 

5)  .SIrab.  1.  I.  Sehol.  Arist.  Av.  1421.  Poll.  VII,  67.  .'^uid  v  lh).).<\,>i  lies,  und  l'li..l.  v 
liai<]vixai  x^<'i""-  Eiist.  ad.  11.  11,  574  p.  292. 

6)  Pind.  Ol.  VII,  86  m.  d.  Sehol. 

7)  Said.  V,  [[fX/.i'iiii  ■  IfeXXijvniog X'^"'''  f^'  ""''  ''>"X(t(((  iiniwi'iit„y  latitiit  (vpl.  Apiolol. 
piov.  XIV,  16)  ;  für  das  aulTallemle  niduid  hat  Jaciibs  (zur  Anlliiil.  II,  1,  151)  7r«/A<  ver- 
mulhet. 


86  in.   Europa. 

cation  von  T hongefä ssen.  Es  werden  denn  auch  Ihasische Thongefasse  öfters 
genannt;  aber  immer  sind  es  Vorrathsgefässe ,  grössere  Amphoren  u.  s.  w.,  und 
überall ,  \\o  sie  erwähnt  werden,  wird  ihrer  nicht  um  ihrer  selbst  willen  gedacht, 
sondern  wegen  des  in  ihnen  aufbewahrten  Weines'.  An  sich  scheint  also  die 
Ihasische  Töpferei  weiter  keine  Bedeutung  gehabt  zu  haben. 

Sehr  bekannt  und  lieliebt  war  hingegen  die  auf  Thasos  bereilele  S  a  1  z  b  rü  h(-, 
mit  der  man  Fische  anrichtete,  die  Oaaia  cilfiii,  deren  die  Komiker  öfters  Er- 
wähnung thun-.  •    Gerühmt  wurile  auch  das  thasische  Brot  '. 

Inibros  fabricirte  in  der  s]>atern  Kaiserzeit  eigcnthümliclie  Gewebe  von 
Hasen  haaren,  welche  auch  exportirt  wurden'. 

Lemnos.  Nur  der  Mythus,  kein  Bericht  aus  historischer  Zeil ,  schildert  uns 
Lenuios,  die  Heimat  des  Schmiedegottes  Hephaeslus  und  der  Kabiren,  als  Sitz 
alter  .Mela  1  la rbe it.  Dass  die  Insel  diese  mythischen  Beziehungen  erhielt,  ver- 
dankt sie  sicherlich  dem  Vulcan  Mesochlus ,  welcher,  gleich  dem  Aetna  auf  Sici- 
lien  und  andern  feuerspeienden  Bergen,  als  Werkstatt  des  Hephaeslus  betrachtet 
w  urde  ^ ;  ob  sie  aber  daneben  in  der  Thal  in  früheren  Zeilen  durch  Metallarbeilen 
Ruf  erlangt  halle,  ist  mit  Sicherheil  nicht  zu  sagen.  Die  Erzählung  des  Homer'', 
dasö  die  Griechen  mit  Erz  und  Eisen  von  den  Lemniern  Wein  erhandeln,  scheint 
daiauf  zu  deuten,  dass  Metalle  auf  der  Insel  ein  gesuchter  Artikel  waren. 

Eiiboea.  Auf  Euboea  boten  schon  seit  alter  Zeit'  die  ergiebigen  Kupfer- 
nnd  Eisenbergwerke  den  Einwohnern  einen  ausreichenden  und  gewinnbrin- 
genden Erwerbszweig  dar.  Von  welcher  Bedeutung  diese  Bergwerke  für  die 
Insel  waren,  dafür  spricht,  dass  sie  ursprünglich  sogar  den  Namen  darnach 
führte,  Xah/iig,  bis  derselbe  von  der  ganzen  Insel  auf  eine  der  bedeutendsten 
Städte  überging ,  in  welcher  vermulhlich  ganz  besonders  die  Erzarbeit  betrieben 


1  Arisl.  EccI.  1119:  7«  &uai'  ctfiifoQSiSiu.  [Scliol.  ri<  xfnitfxnd.;  Lys.  196:  Oüaiov  of- 
inr  nraufi'uv.  Vgl.  .Suiil.  \.  äfjifonivg  Poll.  X,  72.  Pliot.  \.  mninici.  Im  Sande  des  dalma- 
lisilieri  Hasses  Naro  fand  man  Sclierben  cliiischer  und  thasisctiei'  Tliongelasse,  Theop.  b.  Sti-. 
\ll,  317;  vgl.  Ps.-Arist.  mirab.  104  (111).  S.  auch  Hasselbach,  de  insula  Thaso  p.  7.  — 
lleiikeiiiiscliriften  thasisehei-  Gefässe  hat  man  in  Athen,  Alexandria,  Sicilien,  Südrussland  ge- 
funden ;  dieselben  sind  publicirt  im  C.  I.  Gr.  III  p.  XVII  tab.  III.  Franz  im  Philol.  VI  S.  278  IT. 
Tab.  III.  Stephan!  im  Comple-Rendu  1865  p.  2H.  1866  p.  133.  1867  ]).  206  sq.  Vgl.  Berg- 
mann in  den  N.  Jahrb.  f.  Phil.  u.  Paed.  1868  S.  607  fg. 

2)  Arist.  Ach.  671:  oi  ä^  Ocialav  niKxvxuiai  Xintcgnunvxti.  Ciatin.  beim  Schot,  ebd.: 
Meg  Ti})'  0ttaCuv  (il.firjv  (auch  bei  Ath.  IV,  164E).  Vgl.  Ath.  VII,  329B.  Suid.  v.  Guafctv  xv- 
xiüai.  Poll.  VI,  63.  Ein  Missverständniss  der  angeführten  Stelle  des  Aristophanes  führte  auf  die 
Annahme  thasischer  Färberei,  bei  Suid.  1.  1. :  ot  äf  @äatov  ßäfxfia  <f<iai  Ifyfa»«!,  von  der  wir 
sonst  nichts  wissen,  obgleich  es  immerhin  möglich  wäre,  dass  auch  dorthin  die  Purpurlärberei 
durch  die  Phönizier  gekommen  ist. 

3)  Archestr.  b.  Ath.  III,  112A. 

4,1  Descr.  tot.  orb.  §63:  Iinbrus  muUam  vestem  lepormam  eiril  propler  abundaiiliaiii  ani- 
inalium,  quae  in  eadem  fuil. 

5)  Vgl.  Preller,  Griech.  Mythol.  I,  140  f.  Auf  die  vulcanische  Natur  oder  auf  Metallar- 
beit deutet  auch  der  Name,  den  die  Insel  in  alter  Zeit  führte,  AlO^tikutt,  vgl.  Schot.  Apoll.  Rh. 
I,  608.  6)   II.  VII,  473.  7)   Plin.  IV,  64  ;   vgl.  Eusl.  z.  Dion.  Per.  764. 


§17.      DlK  (.KIECHISCHEN   InSFI.N.  87 

wurde  1.  Das  Eisen  und  Kupfer  wurde  niiincnllich  auf  der  lelanlischen  F^bene 
gewonnen,  und  zwar  beides  in  einem  Beriiwcrke,  doch  waren  die  Gruben  be- 
reits zu  Strabos  Zeil  nieht  mehr  ei'giebiij;  und  daher  verlassen ,  wie  die  Silber- 
gruben Laurions^.  Wie  das  Gewinnen  des  Melalles  selbst  zu  der  Zeit,  da  die 
Gruben  noch  nicht  erschöpft  waren ,  eine  grosse  Anzahl  von  Menschen  beschäf- 
tigen mochte^,  so  führte  auch  die  Bearbeitung  dessell)en  zu  einer  bedeutenden 
Fertigkeil  in  (fieser  Technik,  sodass  die  Eisenarbeilen  von  Euboea,  und 
namentlich  von  Chaicis,  einen  grossen  Ruf  halten  ^,  besonders  die  Schwerter ''. 
Es  nuiss  freilich  auffallen,  dass  dieser  Fabricate  nur  so  selten  Erwähnung  gelhan 
wird;  tloch  dürfen  wir  deswegen  nicht  verniulhen,  dass  etwa  die  Bearbeitung 
der  MeUdle  zu  praclischen  und  künstlerischen  Zw  ecken  auf  Euboea  unvollkommen 
gewesen  sei;  vermuthlich  ist  das  frühe  Eingehen  der  Bergwerke  daran  Schuld, 
dass  die  Nachrichten  im  ganzen  spärlicher  sind ,  als  man  vermuthen  sollte.  Die 
von  Aristophanes  erwähnten  Xa}.-/.idfKa  nmriqia  waren  sicherlich  metallene'', 
und  zwar  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  silberne,  da  silberne  chalcidische 
Becher  mehrfach  auf  Inschriften  vorkommen'.  Wir  sehen  daraus,  dass  die 
Metallarbeit  in  Euboea  sich  nicht  bloss  auf  das  daselbst  gefundene  F>z ,  sondern 
auch  auf  edle  Metalle  erstreckte,   und  dass  die  aus  den  Werkstätten  der  chal- 


1,  Steph.  Byz.  v.  X«Axi'y'  m'tg  iM  XnXxnhig  i/nai  xhiHi^idi  ihit  tÖ  /ctlnov^tlu  nQiütov 
Tiitn  ki'toiV  iif.'h'in'.  Eust  z.  Dioii.  I.  I. :  Iniootnai  ö'f  y.u't  nii)i](inv  y.a'i  xnXxoü  ft(ral).K  thni 
xurit  Tt/r  Evßnixijy  XitXxid'ci  xtü  OTi  iintaroi  Ixfi  aitfri(ioi'i>yoi-  xai  ölt  oü  fiovov  ixfi  ngÜTor 
luij.'yij yidxHK,  niXi't  xiti  TtQiäroi  /ctixäv  ixei  fvt6vattiT0  A'ovntjitg  ufTcc  .liöi  (vgl.  Eiist.  z.  II. 
II,  537  p.  379).  lilHM-  die  Bergwerke  und  die  Industrie  von  Chaicis  vgl.  Dondorff,  de  rebus 
Cliakidons.  Hai.  1855. 

2)  Str.  X,  447:  xal  /^^taXXov  cf  V7irJQ}(t  Savfjaai'ov  yiiXxov  xit'i  aif!i'i(ior  xniiör,  OTttQ  oiy 
loTOQoüaiv  ccX'.n/oC  avfißmvov  vvvl  /j^vrot  ä/JiföjiQit  (xXf'Xoinir.  Plul.  de  ilrf.  orae.  e.  43 
p.  434  A.   (Vgl.  Fiedler,  Reise  in  Grieeli.  I,  44t.  443.  II.  559.  561.) 

3)  Da  in  Griechenland  nur  sehr  wenig  Kupfer  gefunden  wurde,  so  war  die  .\u.-.|ulir  \(in 
euboeischem  Erze  vermuthlich  sehr  bedeutend.  So  bezog  Corinth  das  Metall  zu  seineu  silio- 
nen  Kunstwerken  wahrscheinlich  von  Euboea  (Barth,  Corinth.  commerc.  el  merc.  p.  46), 
vielleicht  auch  die  Laconier,  die  wohl  Eisen,  aber  kein  Kupfer  haUen.   S.  Dondorff  p.  ii. 

4)  Slcph.  Byz.  v.  At<5riil)0S  '  r/v  äe  xai  oiJijof?  xnl  xctXxä  ftiraXXa  xnrn  Evßottiv  ■  KnXXi- 
un/of  »ä^äaip  cTt  Xaywrifjiev  i(tya  (Kd'ijpoi«.  Ol  yag  Eißottig  aiJtjnovQyol  [xai]  ynXxtii  npi- 
0701.  Id.  v.  X«;ixi's  (s  oben).  Eust.  II.  11.  Es  ist  gewiss  kein  zufalliger  Zug  des  .Mythus,  da.ss 
die  erzgepanzerlen  Kurelrn  ihre  Küstung  auf  Euboea  anlegen;  vgl.  Sir.  X,  465.  Slcph.  Byz. 
V.  AMijfl'Ot. 

5)  Alcaeus  h.  Alb.  XIV,  627B:  XaXxiäixal  anä3cti.  Sie  wurden  im  Wasser  ^rharlol, 
Aesi-hyl.  bei  l'lul.  I.  I.  (I'rg.  318  Hermann):  xnl  fiijaXXa»'  ta/ifv  f^itfirtvfidofii  yiyotfiia 
xaivitg,  tilg  r(Sv  ntni  itjv  '.-iTtixrjv  ttQyvQfliav  xai  rijs  tv  l^vßodt  ynXxljiäog,  fi  r;f  färiiiiofQytitn 
T«  \l)vyj>TiXajtt  Tiöv  iiifiiv,  li;  ^layvXog  iliir/xf ,  »Xaßäiv  yä(>  nvrö'trjXTov  l'.vßolx'ov  Si'ifo<;<' 
(Herrn.  «io»»jxtoi').  Vgl.  Osann,  syll.  inscr.  p.  73. 

6i  Arist.  Equ.  337:  lovrt  ti  cTp«  rb  XaXxiiSixöf  Tioiintior  (Vgl.  Enst.  z.  Diiui.  und  zur  II. 
II.  II.).  Der  Schol.  sagt  freilich  :  fygiävTO  roTg  onjQnxnoig  fl(  in  aifinöaiti.  .Mli.  .\l,  503  B 
leitet  sie  fälschlich  von  dem  IhracischcnChalcidice  her;  vgl.  Boeik  b  ,  Slaatshaush.  II.  168  fg. 

7)  C.  1.  Gr.  1,  138  u.  139.  Osann  syll.  ins<r.  1.  I.  bringt  ein  Sliick  des  Axionicus,  rb 
XaXxiöixöf  bclilcll,  niil  diesen  cbalcidi.schen  derassen  in  Verbindung,  weil  in  den  Fragmen- 
ten dicM-r  kdiiuidic  sehr  viel  von  Kss-  und  Koch^cMliiiren  die  Rede  ist.  s.  Alh.  III.  ».IC.  VI, 
239K.    I'ull.  X.  13i  IMcinckc   fri;.  .-om.  Cr.  r.  771  sq.'. 


88  111-  KuKOPA. 

eidischen  Arbeiter  hcrvortiCgnni;cncn  Kiinslsachcn  auch  ausscrhall)  der  Insel  be- 
liebt waren. 

Die  Melallarbeil  überwiegt  in  Euboea  so,  dass  wir  von  andern  Gc\vcrl)on 
nur  sehr  spärliche  Nachrichten  haben.  Unter  den  Erzeugnissen  der  Töpferei 
scheinen  die  Küchengeschirre,  zumal  die  Tiegel,  besondern  Ruf  auch  ausser- 
halb der  Insel  genossen  zu  haben  ';  spccicll  Garys  tos  wird  als  Fabricalionsort 
dieser  Gefasse  genannt 2.  Eigenthüniliche  Gewebe  lieferte  Caryslus.  Der  in 
den  dortigen  Steinbrüchen  gefundene  Asbest  wurde  gesponnen,  gewebt  und  zu 
verschiedenen  Zwecken  verwandt,  zu  Handtüchern,  Kopfnetzen,  Schleiern, 
Lanipendochten  etc.,  deren  Unverbrennbarkeil  wohl  ihr  Hauptvorzug  war  *.  Zu 
Plularchs  Zeit  wurde  der  Asbest  nicht  mehr  gefunden  ^.  Eine  wichtige  Stelle 
mag  unter  den  andern  Berufsarten  wohl  die  Fischerei  eingenommen  haben'', 
da  das  Meer  die  Bewohner  von  selbst  darauf  hinwies.  So  wird  denn  des  Fiscli- 
fangs  vonChalcis''  und  Eretria' mehrfach  gedacht;  und  für  die  Sirandbe- 
wohner des  Euripus  war  die  Purpurfischerei  ein  lohnender  Erwerbs- 
zweig s.  —  Auch  lieferte  Euboea  allerlei  Holz  werk,  wie  Pallisaden ,  Thüren, 
Balkon  etc.  9. 

Aegina.  Nicht  ohne  Grund  hat  man  die  Aegineton  mit  den  NUrnborgctii 
des  Mittelalters  verglichen;   wie  diese  zeichnelen  si(^  sich  durch  allerlei  Kunst- 


1)  Matro  bei  Ath,  IV,  135E  :  an'  EißoCng  KoTräifs- 

2)  Antiph.  b.  Ath.  IV,  169E:  KeinvaTOV  »Q^/j/jn,  y>iyfrtjg,  üwv  ....  xcixxiißov  Xf'yw,  an 
ä'  i'atog  etil  iinotq  loncs^' . 

3)  Str.  X,  p.  446:  iv  ät  tT]  Knnvajm  xu).  »;  XiHoc:  (/i'tTia  1;  i'iaro/if'r/;  x«'i  iiif  «nnfifiij  loma 
j  et  Vi  fr]  ^tiQo^ctxTQtt  yii'^oUai,  (ii'7tO}Htii(t  ')'  tf<  iflnytt  ßt''.).).tri:itu  y.tü  tirjoxt'.Ui'intnUtu  i  ij 
nXvati  tiSr  Uvo)v  nuti(t7i?.)jnioj(.  Vi;l,  Apoll.  Dysc.  Ilist.  Coimiii-iit.  c  36.  Slcpli.  15\z.  v.  A«'- 
QvaTog     Sdlin.  c.  17. 

4)  l'liit-  de  mar.  lU'f.  c.  43  p.  434  A  :  ;fooVos  ov  noXvg,  atf'  ov  ntnavTiti  /jtjnvfeitrtt  lUtiof  jLin- 
kttxi't  i'}j/ictTCi'iihi  nvri-xif^QOvnn.  xctl  ytt^  v/ncSr  itOQCtxirtti  riräg  olfittt ytiQoiAttxjQct  xa'i  äixTiit xai 
XiXiivijüXnvi  h.tUlir,  ov  ■jTe(>ixuv/4^>'0i'e,  i'iXX'  on  <if  (if-nttvOi^j  /n(nu(i  toi',  t/ißitXiii'Tis  ifg  ifXoytt, 
Xctunott  x«i  liiitifitiij  xo/ui^ovTCci.  vvv  d"  i](f  ctiinjiti,  xi<)  fiuXig  oiol'  iiig  i]  ini/fg  i'iijmtc)  thttnii- 
Xouaii'fr  roTg  ^itTiiXXoig.  —Vgl.  Yates  Tc.vliin.  p.  302  sqci.   M  a  iqiio  rd  I   S.  11-2  fg. 

5)  Natürlich  abgesehen  von  Ackerbau  und  Viehzucht.  Dass  Schüfzuchl  auf  Euboea 
betrieben  wurde,  ersehen  wir  aus  Ath.  V,  201  E  und  I,  27  F  (vgl.  Ps.-Arist,  mirab.  170  [184]). 

6)  Arehestr.  b.  Ath.  VII,  330 B. 

7)  Antiph.  ebd.  VII,  295 D;  Arch.  ib.  327  D.  Ein  ä/l(4Üs"B9fre(fi;ff  bciDion..lamb.  b.  Atli.  VII, 
284  B.  Paus.  V,  13,  3  u.  s.  Eretria  lieferte  auch  sehr  berühmte  Backwaaren,  Eust.  z.  II. 
II,  537  p.  280:  tai^ov  Sri  J^ainttTQog  XtvxaXifnov  Xiyti  r»/!»  'KijtrfiCctv  htl  tSitxt/oijoi  ul  (x 
taikrtg  fiii^ai. 

8)  Arist.  h.  an.  V,  15.  Ath.  IM,  88  F.  Die  Einwohner  von  Erolria  lebten  hauptsächlich 
vom  Übersetzen  über  die  Meerenge  und  vonder  Purpurfischcrei,  noQOfjtvtiv  xctl  noQtfVQtv- 
iir,  Philostr.  V.  Apoll.  I,  24,  2.  vgl.  Dicaearch  24  p.  18  Huds.  Am  Vorgebirge  Caphareus 
ist  noch  in  später  Zeit  von  Purpurfischerei  die  Rede,  Dio  Chiys.  or.  Vit,  2  u.  55,  t.  I  p.  220  u. 
241  R;  und  auf  gleiche  Beschäftigung  deutet  dio  Muschel  auf  den  Münzen  der  Stadt  Sty  ra  , 
Eckhel,  D.  N.  II,  324.  Es  ist  nicht  unwahrscheinlich,  dass  von  Euboea  Purpur  nach  Corindi 
ging,  wo  sehr  berühmte  Färbereien  waren,  aber  keine  Purpurschneckon  gefunden  wurden  ; 
vgl.  Barth,  Corinth.  conimerc.  p.  27;  s.  oben  S.  76. 

9)  Dem.  in  Mid.  or.  XXI  §  167  p.  568:  yciQiixug  xm  ....  Dinftö/uftTa  lög  avToi'  xa'i  |iVo 
tig  r«  ((tyrt  za  aQyvQtia  (xö/xi^t. 


§    17.     Die   (iKlKCIIISCHKN  I.NSELX.  S9 

feitigkeileu  aus,  wie  diese  veisandlen  sie  die  Erzeugnisse  ihrer  Industrie  in  .ille 
Well,  wie  diese  unlcrnahnien  auch  die  Aeginetcn  weile,  beschwerliche  Reisen 
im  Interesse  des  Handeis  '.  Die  Natur  ihres  felsigen,  unfruchtbaren  Landes  wies 
die  Aeginelcn  auf  Gewer])c  und  Handel  hin;  und  wie  sie  letzteren  in  einer  Aus- 
dehnung betrieben,  welche  sonst  nur  ein  grösseres,  im  Besitz  ausreichender 
Mittel  befindliches  Volk  zu  erreichen  im  Stande  war ,  so  brachten  sie  es  auch  im 
Gewerbfleiss  zu  einer  hohen  Vollendung.  Die  Blüthezeil  des  Handels  und  Hand- 
werks fallt  zusammen  mit  der  politischen  Blülhe  der  Insel;  die  Erwähnungen 
aus  späterer  Zeit  sind  nur  gelehrlo  Notizen  und  beziehen  sich  nicht  auf  gegen- 
wärtige Zustände. 

Haupterzeugniss  der  Industrie  war  das,  was  wir  heut  zu  Tage  «Kurz- 
waarcn«  nennen,  allerlei  Geräthe,  grösstcnlheils  wohl  aus  Metall,  zum  Bedarf 
des  täglichen  Lebens  wie  zum  Schmuck.  Das  Material  dazu  verschallten  sie  sich 
wahrscheinlich  durch  Kauf  oder  Tausch;  die  verarbeitete  Waare  wurde  dann 
wiederum  überall  hin  verschickt  und  war  so  bekannt,  dass  im  Allerthum  der- 
gleichen Kurzwaareu  oft  schlechtweg  »aeginelische  Waaren«,  -/lytvala  ffi7inkf^, 
genannt  wurden 2  —  ähnlich,  wie  bei  uns  dergleichen  Gegenstände  »Niirnhergcr 
Waare«  genannt  zu  werilen  pflegen. 

Das  w  ichtigste  Material ,  das  zu  diesen  Fabricalen  benutzt  w  urde ,  wnv  wohl 
sicherlich  das  Erz,  das  zwar  jünger  als  das  delisehe,  aber  nicht  minder  berühmt 
war,  obgleich  dies  Metall  auf  der  Insel  selbst  nicht  gewonnen  wurde ^.  Die  aegi- 
nctischen  Erzgiesscreien  lieferten  bedeutende  Quantitäten  Erz  für  die  Werk- 
stätten der  griechischen  Künstler ;  Mjron  bediente  sich  dessellien ',  auch  ein  Werk 
des  Canachus  aus  aeginelischem  Erz  wird  erwähnte  Unter  den  Gegeiisl.nuien 
des  Kunsthandwerks,  welche  die  aeginetischen  Erzgiesser  lieferten,  w  ird  nament- 
lich der  Leuchter  gedacht,  bei  denen  nach  einer  Notiz  des  Plinius"  Aegina  mit 
dem  gleichfalls  in  Melallarbeil  sich  auszeichnenden  Tarent  gemeinschaftlich  arbei- 
tete :  dieses  lieferte  die  Schäfte  der  Leuchter,  Aegina  die  oberen  Bestandlheile  — 
eine  Nachricht,  welche  am  besten  für  den  grossarligen ,  fabrikmässigen  Betrieb 
des  Erzgusses  in  Aegina  spricht.     0.  Müller  rechnet  zu  den  Erzeugnissen  dieses 


1)  Vgl.  Hüllmann  S.  40  IT.  Müller,  .Vcginclica  p.  74  sqq.  Bii  cli  sc  nschii  Iz  .  I!.>ilz 
u.  Erwerb,  S.  366  f.  388.  39S. 

2)  Eplior.  b.  Str.  VIII,  376:  ifA7i6(iior  yein  ytviallcti,  Siet  rr)i'  XvTtftotijiu  ii's  ^tunn;  rw«' 
üt!){>b>7Ht)y  ilui.aiTovityoivTU)f  ffinooixiof,  nif'  ov  Tor  (iiS^ioi-  .■llyiitiiaf  ffinoXiir  Itytathn. 
Hes.  V.  Alyirnut,  tci  (noltixit  (fonii'a,  xiü  oi  niTiotiaxoijfs  nrr«  «tyivontöXfti  fX^yoiio.  El. 
magii.  V.  Aiyifttta  p.  28,  10.  l'aroem.  Gr.  cd.  Gaisf.  p.  9.\.  Froilicli  niuclilc  ein  gnler  Tlieil 
dieser  Waaren  nicht  In  Aegina  fabricirl,  .sondern  nur  de.swegen  so  benannt  worden  sein,  weil 
er  durch  acginetische  Kaulleutu  nach  Griechenland  kam.  Euripides  bei  Hes.  .s.  ii.  v.  neinU 
Myvmla  (/.ntoXt],  worunter  .Movers,  Phönizier  II,  3,  316  aogypli.sehe  Waare,  *el<-lie  .\egi- 
nelcn  nach  Griechenland  brachten,  verslanden  wissen  will.  Vgl.  Jahn,  Darslell.  d.  Handels 
auf  anl.  Wandgcni.  in  den  Abliandl.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.  Pliil.-hisl.  Gl.  Bd.  V  S.  i6',  fg. 

3)  Plin.  .\XXIV,  9  sq.  :  antiquissima  aeris  gluria  Delinco  fuit  ....  pn>.v.iimi  laus  Acginelico 
fuil.  Insula  ipsa  est  ... .  nee  quotl  ibi  gigneretur ,  sed  olficiiiarum  temperatura    . .  .  iiobilitaln. 

4)  Plin.  I.  I.  5)  Plin.  ib.  75. 

6)  Plin.  ib.  11:  privatim  Aegina  laniMabiorum  .iiiperfincni  tliiiiilu.ial  clabiinii  il,  siciil  Ta- 
renluin  scapos.  In  his  orgojunvln  commendalio  offic 


90  III.     ElROPA. 

Gewerbes  auch  die  Spangen',  welche  die  Frauen  von  Aegina  wie  die  von  Argos 
trugen,  zu  einer  Zeit,  als  der  Gebrauch  derselben  in  Attica  lange  abgekom- 
men war  2. 

Bekanndich  halle  auch  die  bildende  Kunst  in  Aegina  eine  Pflegestatte 
gefunden,  und  es  sind  gar  treflFliche  Namen ,  welche  die  Schule  der  aeginetischen 
Künstler  aufzuweisen  hat^.  Als  Aegina  seine  Selbständigkeit  verlor,  endete  auch 
die  Blülhezeit  seiner  Kunst;  nur  wenig  Namen  unbedeutender  Ktinsller  sind  uns 
aus  spaterer  Zeil  aufbehalten  worden. 

Mit  der  Vollendung  des  Krzgusses  leiben  wir  si'hon  iuehrt';u-h  eine  kräftige 
Entwicklung  des  Töpferhandw  erks  verbunden  gefunden,  und  so  auch  hier^ 
Ans  der  feinen  Thonerde,  welche  auf  der  Insel  selbst  gefunden  wurde  "•,  wurden 
trefTIiche  Gefässe  verfertigt'';  und  so  bedeutend  war  dieser  Industriezweig,  dass 
Aegina  davon  bei  den  Komikern  den  Namen  yvzoöncühg  erhielt'. 

Nebenbei  gediehen  denn  auch  andere,  kleinere  Gewerbe  auf  der  Insel.  So 
die  Salbenbereitung,  namentlich  aus  Lilien  ^,  und  die  K  uch  enbä  ck  erei  ". 
Von  anderen  Gewerben  sind  die  Nachrichten  wohl  nur  durch  Zufall  verloren  ge- 
gangen. O.  Müller  hat  gewiss  Recht '",  wenn  er  aus  der  grossen  Zahl  der  Sciaven 
zu  Aegina  "  schliessl,  dass  die  Kosten  des  Ankaufs  und  Unterhalts  derselben  nur 
dadurch  aufgewogen  werden  konnten,  dass  ein  grosser  Theil  derselben  in  Fabri- 
ken arbeitete. 

Dass  endlich  bei  der  grossen  Seemacht,  welche  die  Acginelen  einst  besassen 
und  die  sie  zu  so  gefährlichen  Rivalen  der  Athener  machte,  auch  der  Schiffs- 
bau eine  bedeutende  Rolle  unter  den  Gewerben  spielte,  ist  natürlich.  Man 
schrieb  den  Aegineten  auch  verschiedene  Vervollkommnungen  im  Schillsbau  zu  i^. 


1)  .\eginetica  p.  80. 

2)  Her.  V,  88.  Es  ist  das  (nacli  Müller)  wolil  so  zu  erklären,  dass  die  Argivcr  und  Aegi- 
neten die  alte  peloponnesische  Form  der  Spangen,  die  gross  waren,  aber  in  geringer  Zatil  ver- 
wandt wurden,  beibeliielten,  während  die  Corinther,  Syracusaner  und  Atbener  dieselben  ele- 
ganter fertigten  und  in  grösserer  Zahl  an  den  Gewändern  anbrachten. 

3)  Vgl.  Brunn,  Griech.  Künstl.  1,  82  ff.  Müller  1.  1.  p.  96  sqq.  Der  Handel  mit  Erz- 
staliien  war  gewiss  einer  der  bedeutendsten  und  einträglichsten;  Onalas  liefcrlc  seine  Werke 
zu  hohen  Preisen  bis  nach  Thasos,  Pergamuni,  Tarent  und  Sicilien. 

4)  Vgl.  Jahn,  Ber.  der  sächs.  Ges.  1854  S.  3i. 

5)  Vgl.  Fiedler,  Reise  in  Gr.  I,  273  ff.  II,  578. 

6)  Steph.  Byz.  v.  Atyira  ■  Alyivctiog  Si  6  fTtoixoq  ^  xe'QVfios  rj  «i.)Lo  ti  axn'og  änb  Al-j'(y>]g 
S.  auch  s.  V.  r«f«.  Als  Aegina  mit  Athen  im  Streite  lag,  wurde  das  Gesetz  publicirt :  'Am- 
xov  j.ti'iJt  TI  lUlo  TTooarfiQfiv  ttqö;  t'o  IqÖv  IXi'iti  xf'^Ufiov,  cdi.'  ix  ^vroiöiur  (Tiiyoniluji  ih  ).ni- 
710V  avTÖ»!  fivai  iilvdf,  Her.  V,  88.    (Vgl.  Ath.  XI,  502  B.   Pol).  VI,  100., 

7)  Hes.  s.  V.  'Hyi'it  7Ttrr>alav  yvTnö-ntoXiv  Xeyfi  di  Ttjr  Aiynm- ,  fnnälj  ?xfT  onrnaxa 
TToAAft  fori.  Phot.  v.  'Hyw  ntrnald.  Poll.  VII,  197.  iMeinekc  frg.  com.  Gr.  IV  p.  637  ver- 
muthel  ymQOTioXig.) 

8)  Theophr.  de  odor.  6,  27.   Ath.  XV,  689  D. 

9)  Cratin.  b.  Ath.  VI,  267  E.  10)   1.  1.  p.  81. 

11)  Nämlich  470,000,  Ath.  VI,  272D.  Schol.  Pind.  Ol.  VHI,  30.   Vgl.  Müller  p.  12S. 

12)  Hesiod.  beim  Schol.  Pind.  Nem.  III,  21  u.  Ol.  VIII,  27  (frg.  67  Göttl.)  : 

Ol  ä'  ^Toi  TTQÜTOi  ff  P|«)'  i'^rcg  tt/j(fieX(aaag, 
n^iöroi  ä'  lajCn  äirro  viiag  nrioa  novjonoQoio 
(Über  die  Bedeutung  von  Cti'ia''  vgl.  Müller  p.  75.)  Vgl.  Tzetz.   Chil.  VII,  133. 


§  IH.   DiK  ORiECHiscnEN  Inseln.  91 

§    IN. 

Die  griechisfhcu  luselu  (Fortsetzung). 

Delos.  Die  Geburlsslalte  Apollos,  das  heilige  Delos,  war  schon  in  allen 
Zeilen  einer  der  wichligsleu  Handclsplälze  im  aci;aeischen  Meere '.  Hierhin 
strönilen  die  Fremden  von  allen  Seiten  zusammen,  Privatpersonen  und  Gesandt- 
schaften der  Staaten  des  Bundes,  dessen  Centralpunkl  die  Insel  war,  kamen  zu 
den  religiösen  Feierlichkeiten ,  und  dieser  srossartigc  Zusamnicnfluss  von  Frem- 
den brachte,  wie  das  natürlich  ist,  Handel  und  Gewerbe  auf  der  so  günstig  gele- 
genen und  mit  einem  guten  Hafen  versehenen  Insel  schnell  zu  einer  hohen  Blülhe. 
Schon  in  der  ersten  Zeil  des  griechischen  Handels  war  der  Markt  von  Delos 
der  bedeutendste  in  Griechenland;  am  höchsten  aber  stieg  die  Bedeutung  des 
delischen  Handels  in  der  zweiten  Hälfte  des  zweiten  Jahrhunderts  v.  (^hr.  Da- 
mals fluchteten  viele  Corinthier  nach  der  Zerstörung  ihrer  Vaterstadt  auf  diese 
Insel,  und  der  industrielle  Geist  dieser  gehornen  Kunsthandwerker,  wenn  i<h  sie 
so  nennen  soll,  brachte  frisches  Leben  in  Handwerk  und  Handel-.  Niclii  lilo>s 
aus  Griechenland  ',  von  allen  Theilen  der  damals  bekannten  Welt  \\  unlen  nun  die 
Markte  besucht  ',  da  nicht  nur  der  gute  Hafen  und  die  vorlheilhafte  Lage  für  die 
von  Italien  und  Griechenland  nach  Asien  Handel  tieibenden  die  Kautleule  an- 
lockte ,  sondern  auch  die  alte  Heiligkeil  des  Ortes  eine  gewisse  Sicherheit  zu  ga- 
rantiren  schien  ■^.  Auch  als  die  auf  das  Aufblühen  des  delischen  Handels  eifer- 
süchtigen Athener  sich  widerrechtlich  der  Insel  bemächtigt  und  die  Delici-  v(>r- 
drangt  hatten,  hätte  dies  der  Bedeutung  \on  Delos  für  Industrie  und  IIimkIiI 
keinen  Eintrag  gethan,  wenn  nicht  im  mithradatischen  Kriege  die  Fclillieircn 
dieses  Königs,  Archelaus  und  Menophanes,  die  Insel  erobert,  verwüstet  \nid  die 
Bewohner  theils  getödtel,  theils  in  die  Sdaverei  verkauft  hätten,  sodass  sie  seil 
der  Zeit  einsam  und  verödet  war,  ein  stumm  mahnendes  Zeugiiiss  von  der  Ver- 
gänglichkeil irdischer  Macht  und  Grösse  «. 

Unter  den  auf  Delos  betriebenen  Gewerben  war  eins  der  ältesten  und  be- 
rUhmlesten  die  Erzarbeil".  Wie  diese  Technik  sich  hier  ausgebildet ,  wer  sie 
etwa  nach  der  Insel  gebracht  hat,  dartiber  haben  wir  auch  nicht  einmal  .Mulh- 
inassungen ;  Bergwerke,  deren  Bearbeitung  etwa  darauf  geführt  haben  kömile, 
befinden  sich  auf  Delos  nicht,  das  Metall   mnss  also  von  auswärts  iiekonnnen  sein. 


1)  Vgl.  über  den  Handel  von  üelo.s  llullma  nn  .s.  as  lt.  und  160  ff. 

'i)  Str.  X,  486 :  t/))'  fiiv  orv  Jijkoi'  fväoiov  ynofiivr]v  ovkds  tri  /iäi.i.ov  i;r|ijot  xiiinuxn- 
i/tiau  i'jnö  'Po)ftttt'uif  KöfiifSog.  txtiot  yn{i  ftutfriäntiant'  ol  fftno(>oi,  xni  ttj;  niti.n'fti  toi" 
linoC  n^oxitXouiiirtjg  avrovs  xrü  rijs  ti'ixaiijiag  jor  lifidos. 

3)  l'aus.  III,  23,  2:  T>j;  ytin  .tt]i.ov  joit  ffiTiogior  Toiq'EXhiaiv  ova^i  xai  ridmii  lofg 
{(lya^ofifvoig  cTin  röv  !HÖv  <5oxoija>)S  ntcQfyjir.  Vgl.  VIII,  33,  ^  :  ii  .tfjXot,  lö  xonor  'IllXijiiüy 
ifinÖQioi'. 

4)  Plin.  XXXIV,  9.  5)   Vgl.  Paus.  III,  iH,  i.   Sliah.  I.  I. 

6)  Vgl.  über  die  Iclzlcn  Schicksale  von  Delos  l'lul.  Sullii  H.  .Sil-,  und  l'aus.  II.  II. 

7)  Plin.  XX.XIV,  9:  iinliiiiiissima  aeris  ijlorin  Driiiuo  fiii!  iiirrraltis  in  Delo  cuiueleOitinle  tuto 
orbe,  cl  ideo  cura  oflicinis. 


92  III.    Europa. 

Dass  aber  die  Frequenz  des  Tempels  ,  welche  die  Fabriealion  von  VVeihgeschen- 
ken,  die  gleich  fertig  an  Ort  und  Stelle  gekauft  werden  konnten,  hervoi'rief ,  hier 
wie  an  manchen  andern  Orten  (ich  erinnere  an  den  Goldschmied  Demelrius  in 
Ephesus)  der  Metallarbeit  ungemein  förderlich  gewesen  ist,  das  ist  höchst  wahr- 
scheinlich. Das  älteste  Fabricat  der  delischen  Werkstätten  '  waren  die  bronzenen 
Füsse  von  Tischen  und  Triclinien  ^ ;  auch  ganz  eherne  Betten  und  Sophas  wurden 
verfertigt  3.  Erst  später  wurde  das  delische  Erz  auch  in  der  bildenden  Kunst 
verwandt,  wo  es  den  ersten  Rang  neben  dem  aeginetischen  behauptete *.  Zwar 
eine  eigene  Kunslschnlc  bildete  sich  nicht  aus;  das  Erz  ging  unverarbeitet  nach 
auswärts  in  die  Ateliers  der  grossen  Erzgiesser;  Polyclet  bediente  sich  desselben, 
wie  erzählt  wird  5.  Hingegen  blieb  das  eigentliche  Kunsthandwerk  nebenher  be- 
stehen, und  dass  die  einwandernden  Corinthier,  die  ja  eine  so  eminente  Kennt- 
niss  des  Erzgusses  und  der  Fabrication  bronzener  Geräthe  mitbrachten ,  dasselbe 
noch  bedeutend  gehoben  haben  müssen  ,  ist  unzweifelhaft.  Aus  jener  Zeit  wird 
der  grösste  Theil  der  von  Cicero  öfters  erwähnten  delischen  Erzarbeiten ,  zumal 
Gefässen  stanmien ,  welche  die  Häuser  der  reichen  Sicilier  und  Römer  schmück- 
ten und  einen  nicht  minder  hohen  Werth  hatten,  als  die  so  theuor  bezahlten  co- 
rinlhischcn  Erzwaaren  ". 

Über  die  andern  Gewerbe  der  Insel  sind  wir  wenig  unterrichtet.  Es  werden 
zwar  Teppiche  erwähnt',  doch  lässt  sich  nicht  einmal  bestimmen,  ob  dieselben 
einheimisches  Fabricat  waren.  Dagegen  war  die  Salbenlierei tung  seit  alten 
Zeiten  dort  zu  Hause  und  sehr  berühmt^. 

Seriphos,  in  gewerblicher  Beziehung  sonst  nicht  bcmerkenswerth ,  ver- 
ilieul  Erwähimng ,  weil  die  Untersuchungen  neuerer  Reisender  gezeigt  haben, 
dass  der  grosse  Eiscnrcichthum  der  Insel  von  den  alten  Bewohnern  nicht 
unltenutzl  gel)liebcn  isf. 

Siphuos.  Auf  Siphnos  wurden  aus  einer  besonderen  Steinart  Gefässe 
verfertigt,  sowohl  Koch-  \\ ie  Es.sgcschirre '".     Daneben  wird  vermuthlich  auch 


1)  Ein  ;fn>lxfroi' auf  Dolos  erwähnt  dlo  liisclirill  bei  Boeclch,  Staatsliausli.il,  108,  vgl. 
C.  1.  Gr.  158.  Ebendaselbst  werden  Tu  |ifo  i  wcrIcsläUen,  xf(i«fitUt,  auf  Dolos  genannt. 
Vgl.  Krause,  Angeiologie  S.  147. 

2)  riin.  1.  I.:  tricliniorum  pedibus  fulcrisque  ibi  prima  aeris  nobüitas,  pervenil  deinde  et  ad 
deiim  simulacra  efftgicmque  hominum et  aliorum  animaUum.  Die  hei  Grit.  b.  Alli.  XI,  486E  cv- 
wähnte  rpff;7ff«  mjriioiipyijs  scheint  darauf  zu  deulon,  dass  auih  auf  dein  bonaclibarton  In- 
selchcn  Rlienea  Bronzearbeiten  gefertigt  wurdon.  (Poil.  erwälinl  VII,  33  (itjvioviiyij  f/jiStitl(iri 
als  eine  Art  Frauenschuhe.) 

3)  Plin.  XXXIll,  144.  4)   Plin.  XXXIV,  8  sq.  5)   Plin.  ib.  10. 

6)  Cic.  pro  Rose.  Ainer.  46,  133.  Verr.  11,  34,  83  u.  72,  176  u.  s. 

7)  Apoll,  b.  Ath.  IV,  173  E  :  .ItlqoTg  nanuyito/jiroig  tfg  Jii).ov  TittQtTxov  .li'i/.ioi  n/ri!.  xn) 
ö^og  X«!  fkniov  xai  ft/i«  xa'i  arijüifittja.  Dass  die  Kunst,  Schafe  zu  schceren  und  Wollr  zu 
weben,  von  Cypern  nach  Dolos  gebracht  worden  sei,  sagt  Seiv.  s.  Virg.  Ed.  VIII,  37,  ficilii  ii 
in  sagenhaftem  Gewände. 

8)  Plin.  Xin,  4  :  laudalissimum  (ungucnlum)  fuit  in  Dolo  insula. 

9)  Tournefort,  Voyage  p.  69.     Fiedler,  Reisen  in  Griechenl.  11,  106  IT.  562. 

10)  Theophr.  de  lapid.  7,   42:    xal  if  ZCifvo)  toioltÖs   itg  iariv    ßiüosi    ör)t'xiof   .... 


§  18.   Die  (iRiEciiisr.HEX  hsEL\.  93 

die  gewöhnliche  Top  feie  i ,   welclie  no(  li  lioiile  ;iiif  (h'r  Insel   l>etiiel)en  winP. 
bestanden  haben.      Dass  auch 

Faros  Thonwaaren  exporlirle,  beweist  die  bi.sdiiift  eines  in  Sieilien  ge- 
fundenen Henkels  eines  Thongefiisses :  naqiwv'^. 

NaxOS.  Von  der  Insel  Xaxos  wissen  wir  in  industrieller  Beziehunii  äusserst 
wenig.  Aristophanes  envähnl  ein  naxisehes  Fuhrzeug'',  und  der  Scholiast, 
dem  Suidas  folgt,  erklärt  diese  Stelle  sehr  ausführlich ^.  Darnach  hätten  die 
Na\ier  einst  stark  SchifTfahrt  getrieben  und  sich  dabei  einer  eigenen  Art  Boote 
bedient,  welche  »Becher«,  ndvd-agoi,  hiessen ,  und  nach  ihnen  Na^iovQyelg 
■/.ävd^aQOi  genannt  wurden.  Ebenso  seien  die  Schiffe  von  Cnidos,  Corcyra  und 
Paios  nach  diesen  Orten  benannt  worden,  also  Kvidiovqyi^g .  wobei  nach  dein 
Zusammenhang  der  Stelle  jedenfalls  xdv^ögog  zu  ergänzen  ist,  KiQxvQog, 
nÜQUv.  Es  ist  auffallend,  dass  diese  drei  Orte  uns  weniger  wegen  ihrer  SchilV- 
fahrt,  als  vielmehr  wegen  der  daselbst  verfertigten  irdenen  Gefässe  bekannt 
sind;  und  auch  die  angeführte  Stelle  des  Aristophanes  macht  den  lündruck,  als 
sei  da  eigentlich  kein  naxisehes  Boot,  sondern  ein  wirklicher  Becher  gemeint'^. 
Wir  wissen  zwar  nicht  aus  den  Quellen,  dass  auch  in  Naxos  irdenes  Geschirr 
verfertigt  worden  sei,  allein  es  liegt  doch  sehr  nahe,  das  zu  vermuthen .  da  dn 
treffliche  Wein  aus  der  dem  Dionysos  geweihten  Insel  viel  in's  Ausland  gin^  iind 
man  dazu  irdener  Aufliewahrungsgefässe  bedurfte". 

Bei  Aristophanes  nämlich  wird  Trygaeus ,  als  er  im  Begriff  ist ,  seine  Beise 
nach  dem  Himmel  anzutreten,  von  seiner  besorgten  Tochter  gefragt,  wie  er  sich 
retten  könne,   wenn  er  in's  Meer  fiele,    worauf  er  als  sein  Falirzeui;  in  (licsein 


OTQoyyvloi  xni  ßtaXmSr\i;,  /.tu  r.iQitvtim  xttl  ykvifircci  äict  jh  /julaxot  ■  iliitr  ät  ntiQ(o!l7j  xiä 
änoßttifri  Ti5  tlalm,  fidai  it  (!if6ä(iit  ydfrni  x«l  dx^/jpöf.  noiovai  <f  ff  «rrof  nxfrij  jt'i  fni- 
lynnff«.  I'lin.  XXXVI,  LIO:  in  Siplino  insula  lapis  est,  qui  cavnlur  tiirtmliiriiuf  in  i  mvi  rel  iii- 
quetulis  cibis  utilia  vel  ad  esculenlos  usus.  Stepli.  Byz.  v.  SCifvog. 

1)  Die  Miinncr  von  Siplinos  zerstreuen  sich  im  Früliling  über  die  l\ii>liMi  lii's  Arcliipelagus 
und  fabriciren,  wo  sie  guten  Thon  finden,  Kücliongcsctiirr  und  Wasserlirüge;  ebenso  wird  auf 
der  Insel  selbst  viel  irdenes  Geschirr  angefertigt;  ein  auf  den  Keldern  sich  findendes  Metall 
giebt  das  beste  Material  zum  Verglasen  der  Kochtopfe  ab.  S.  Ross,  Inselreisen  I,  139  fg. 

2)  C.  I.  Gr.  III  p.  II.  Dass  auch  der  Schiffsbau  auf  l'aros  nie  hl  (.linc  Hoilculuim  war. 
geht  aus  der  gleich  anzuführenden  Stolle  des  Steph.  Byz.  hervor. 

3)  Arist.  Pac.    143;    r'o  iSf  tcXoToi'  tacnt  IfaiiovQy'ijg  xiiv,'ht(>og.   Vgl.  .\lh.  XI,  4SGIi. 

4)  Schol.  Arist.  I.  I.  nXoTn  ^i'  ovrio  IfyöfiirK,  xärfhtenoi,  if  NnSta  yirö/jfin  ....  liXXn 
xni  ^ctjuiaxäv  r^tönor  (frjatr  ö  K()aTiyog.  x(u  ort  <lnXttaaox^«TOVfT(s  Tiore  Nii^ioi  f;(i_)iüi-7o 
ctvToic:  loTg  xfir!lti(>ois  tnl  -nXior  ....  riöf  y«(>  nXottof  rng  fvQovaag  nöXeig  jitg  n(t)rntxTotlitg 
IxaXouv  Ol  7j((o'if()0(  (nwi'Vftovg,  otov  joljg  yvf  Xf/.tßovg  Ntl^lov^^)■^lf  tüiOfinCot;  Ix  lov  ttviav 
Si  eh'cti  xttl  z6  KnJiovfiyifg  xai  toi'  M((>xv(jor  nnö  Kn>xv()fig  xtel  luv  TtiiQuiva  iino  Jlti^ton. 
ili'rixQvg  (f^  Mitavdijog  fr  lVniixXt'](>it)  xiii'htujor  fhie  ttXoJov  thai.  Suid  v.  jV«J/Oüp)'^e  XKr- 
9ttQog. 

5)  So  fasst  auch  Krausi',  Angeiol.  .s.  314  di.-  .>^lcllr  auf  und  liriiii;!  sie  in  Vcrbindiiii;;  mit 
dem  Culte  des  Dionysos  auf  Nn\os. 

6)  Vgl.  Archil.  b.  Ath.  I.  :)nl\  II.  Sil)  Dicd  V.  r,i  Clrs.  b  fhol  l.il.l  .-.mI  li  p  4r.,\ 
Steph.  Byz.  v.  Nti^og. 


94  111.   Fairopa. 

Falle  den  Na^iovQyrjg  xävO^aQog  bezeichnet.  Man  versteht  nicht ,  wie  Trygaeus, 
wenn  er  von  seinem  stolzen  Ross  herunlerfiilll,  zu  einem  naxisehen  Boote  kom- 
men soll.  Und  wenn  er  eins  hätte,  so  konnte  er  sich  ja  in  der  Tliat  recht  gut 
darin  retten,  während  man  doch  bei  der  Seltsamkeit  dieser  fabelhaften  Reise  ge- 
rade vermuthen  sollte,  dass  er  irgend  etwas  hier  nennen  würde,  was  eben  so 
abenteuerlich  und  phantastisch  ist,  wie  sein  Mistkäfei'.  Wenn  wir  also  hier  unter 
dem  naxisehen  Cantharus  ein  wirkliches  Boot  verstehen ,  dann  entbehren  die 
Worte  jeder  Pointe,  sie  erhalten  aber  eine  solche,  wenn  Trygaeus  einen  naxisehen 
Becher,  den  er  vielleicht  ])ei  sich  trägt  \  als  sein  Fahrzeug  in  der  Noth  bezeich- 
net. Das  ist  ein  Rettungsboot ,  wie  es  zu  seinem  Flügelrosse  und  seinem  origi- 
nellen Steuerruder  2  vollkommen  passt.  —  Zu  gleicher  Zeit  enthält  die  Stelle  ein 
sehr  cond)inirles  Wortspiel.  Ein  Cantharus  (Käfer)  ist  es,  auf  welchem  Trygaeus 
gen  Himmel  reitet;  auf  einem  Cantharus  rettet  er  sich,  wenn  er  in's  Meer  fällt, 
um  in  den  Hafen  des  Heroen  Cantharus  einzulaufen^.  Und  der  Doppelsinn  liegt 
nun  auch  darin,  dass  der  NaSinvgyfjg  y.dvd^aQog  nicht  bloss  einen  naxisehen 
Trinkbecher,  sondern  auch  ein  naxisches  Boot  bezeichnen  kann;  denn  dass  in 
der  Thal  auch  Fahrzeuge  so  benannt  wurden ,  ist  anderwärts  hinlänglich  be- 
zeugt <. 

AmorgOS.  Auf  der  Insel  Amorgos  wuchs  ein  f e i n e  r  F I a chs,  vom  Namen 
der  Insel  ä^in^yig  genannt,  der  nach  den  Nachrichten ,  die  wir  darüber  haben, 
mit  dem  Byssus  Ähnlichkeit  gehabt  zu  haljen  scheint  s.  Aus  diesem  Flachs  wurde 
feine  Leinwand"  und  die  bekannten  zarten  amorginischen  Gewiinder. 
--//.WQyivtt,  gewebt",  welche  im  'jten  und  Iton  .Inhrhundort  v.  Chr.  in  Ciriechen- 

1)  Man  erinnere  sich,  dass  Trygaeus  ein  Winzer  ist,  ü/^ntiomiyhi  ()'f|(6f,  v.  190. 

2)  S.  die  Erliiäi'ung  der  vorliergelienden  Verse  beim  Scliol. 

3)  V.  145.  Eine  der  drei  Bucliten  des  Piraceus  fülirte  den  Namen  nach  dem  allisclien  He- 
ros Cantliarus,  Suid.  1.  1.  Scliol.  Arist.  1.  I. 

4)  Vgl.  namenllirli  Alh.  \1.  'linDsqq. 

!>)  Eust.  z.  Diüii.  .i-j:;  in  <)f  'Auöijynog  ....  yntuiog  hn'.'lfjor,  ioto  X0'^f<"">^  l'aiu; 
iXitio/QOov  Tiro's'.  i!/iioij)')j  j'äu  )';  luv  ü.ttluv  vitomulHir],  o  tarir  ö  roryiag.  llavaavCu^  ä't,  ui 
70  \/ttix6>'  l.f^ixöi ,  «AAo  T(  luifttCfii.  liyiDi  ■  »'  Jiioo)'!).;  (ifjoior  ßi'Onr)«.  Scliol.  Arist  Lys.  735  : 
trji  liroy.uXnf.ni';.  '^ari  df  y  auonytc  nuoini'  uX^niarot  /.i'i  i;i.  :i^ut).t:i t'^ovot  iSf  ttvTO  xai  ^tiyn^ffi'- 
IUI.  fOTi  ina<i6(hmXtjTTi,  117,1-0  r!ir  iivniioi  xiä  i  i,iy.un.i  i,r„n  .  Clrm,  Alex.  l>acd.  II,  1  0,  p.  S39  : 
r«  iVt  äiiooyna  xa'i  ßvarmii  nnoTiin  tlaipotr.  \.  '  /iionyi,^'  miti  :i  ituii-ii  i,rn/ir  ti  ßianu).  El. 
niai;!!.  v.  \luuijyiio.;  y_n(t)tin/.0(;,  7tic(jü  rijr  ra/öo;'!,/',  o  tni  i  tiiio^  /nwiiai ,  i,  oimiov  ßimaio.  Doch 
sie  III  P.S. -Pia  I.  Episl.  \lll.  303  A  den  aniorginiscl,<.ii  (iewanderu  die  Jl/zf/.ixiV  Uiu  entgegen, 
er  scheint  sie  also  l'ur  mrlii  Icimi'iic  ^i'hiiliiMi  zu  Imlieii,  wie  ja  auch  der  13yssus  oft  für  Baum- 
wolle angesehen  wimiIi'.  \  ^1 1  (' s  |i.  Jyi;  M|(|  .  ilii  die  amorginischen  Gewiinder  lür  Malven- 
slolTe  hält,  benutzt  diese  Stelle  luil  Linrechl  zur  Sliilze  seiner  Vcrmuthung. 

6)  Vgl.  Becker,  Ctiarikles  III,  190.  Vates  a.  a.  0.  .Movers,  Phöuizier,  II,  2,  ae.'j  II 
WIskemann,  die  antike  Laudwirlhsehafl  S.  23. 

Das.  d.  .S'hol.  Arlslol.  Ii.  an.  V,  19.  Poll.  Vll,  37:  UriKfdmji  lU  iitjon'  tr  Miiiiftu-  »^ir  /a,: , 
(}/i6(iyn-nf«.  Ib.  74  :  zit  i)'e  üfiooyiru  ylyvfall-ni  fttv  ti<  liotaT«  tv  tij  'A/ionyto,  Uioy  i)'  ovr  xu'i 
ravTKi  firai  i.fyovaii'.  Suid.  v.  \^/fioQyli  xvQtiui  t}  XnoxaXiUnj,  ('^  rji;  ylvtrai  iväufttait  «uojy- 
yitu  Xtyouii'U,  Hes.  v.  '/tfiöoyiiu,  XfuJovifti  fidruaToi.   Et.  M.  v.  'AuoQyfi  p.  86,  1 J.   xaXüuii 


§  IS.    Die  GRiKCHisciiEN  Imseln.  95 

land,  nainentlicli  iilier  in  Athen  sehr  berühmt  waren'.  Sie  waren  von  grosser 
Feinheil,  wie  es  selieint  fast  ilurchsichliii'-;  über  ihre  Färbt?  herrseht  bei  den 
alten  Schriftstellern  selbst  keine  rechte  Klarheit.  Da  nämlich  duoQyij  einePIlanze 
zum  Rothfiirben  ist  *,  so  wird  das  Beiwort  dfiogyivog  bald  von  der  Insel  Amoriios, 
bald  von  der  Flachsarl  dfioqyig,  bald  von  iliesem  Färbeslod'  abgeleitet.  Doch 
scheint  es  in  der  That,  als  sei  die  uewöhnliche  Farbe  der  amoriiinischen  (lew  an- 
der röthUch  odei-  purpurn  gewesen  *. 

Dass  die  Weberei  auf  der  Insel  selbst  betrieben  wurde,  ist  nicht  zu  bezwei- 
feln, obgleich  die  .Nachrichten,  die  das  direct  bezeugen  ■'•,  aus  einer  Zeit  stammen, 
wo  sie  langst  untergegangen  war,  da  die  aniorginischen  Gewiinder  nur  um  die 
oben  angegebene  Zeit  in  Griechenland  bekannt  gewesen  zu  sein  scheinen'',  alle 
andern  Erwähnungen  aber  nur  auf  todter  Lexicographen-Gelehrsamkeit  beruhen  ; 
daher  auch  das  Schwanken  über  die  eigentliche  Bedeutung  dieser  Stolle,  lüben.so 
sicher  aber  ist  es,  dass  jene  Flachsart  auch  in  rohem  Zustande  ins  Ausland  ging 
und  in  Griechenland  verarbeitet  wurde:  bei  .\ristophanes  erwähnt  eme  Frau, 
dass  sie  ihren  amorgini.schen  Flachs  ungehechelt  zu  Hau.se  habe  liegen  lassen  •. 
und  bei  Aeschines  wird  eine  Frau  genannt ,  die  in  der  Anfertigung  feiner  amor- 
ginischer  Stoffe  geübt  gewesen  sei  und  dieselben,  natürlich  für  ilni-ii  Herrn,  zu 
Markt  gebracht  habe*. 

MelOS  ist  wichtig  als  Fundort  einer  eigenthümlichen  Gattung  archaischer 
Thon befasse,  deren  ornamentale  Ausstattung  vollkonunen  orientalisches  Ge- 


Ti^,  (^  7jg  ifd'vf.iec7(i  tcuooyira  ■  oi  d^t  ).ird  vif  itOuftTfi  '  oi  Jt  Kjt'  'ytuöoyov  t»/s  t-i^nnf  ni  i\i- 
äuonyli'ov;  ro'vg  tovffQoii  zd  yijüi^u.  Moeris  v.  './fiönyitoi'  ■  [tfrixiS^  ■  Xfniör  öificOftit,  'Kll))- 
iix(üi.  Vgl.  Eust,  und  Clem.  .\le.v.  II.  11. 

tj  Auch  auf  Inschriften  Sclialzverzeiclinisspn  aus  .\lhoii  kiiniincii  ninorginischc  Kleider 
vor,  vgl.  Rangabe,  .\ntiqu.  hellen.  II,  536.  546  fg.  549.  l)ass  e.'.  kiislharo  Stoffe  waren,  be- 
zeugt das  Elym.  M.  v.  \laÖQyirog  /iTioiiaxog  p.  85,  15  :  arjuaivn  iti  y.n'i  lifr  iroXujtXrj  faüijTit. 

2)  Arist.  Lys.  I.  I.;  vgl.  v.  48:  r«  äittqttr!}  ;if(r(ui'«a.  Schol.  Arisl.  Lys.  735.  Hes. 
Moeris  II.  II. 

3)  Schol.  Arist.  Lys.  150;  ol  fzii'  ^(><u/x«roi  lläos  Triäuon))/!  .  .Suiil.  v.  'luitnyiiit.  yoiü- 
fiarog  tiäog,  anö  r^aov'/lfiOQyoC'ytog.  Eust.  und  Et.  M.  11.  II. 

4)  Lex.  Seg.  p.  204:  '^u6(>yii'a-  jä  ■noQifvnojiuifij  vij/jaia  xai  XfJiTii,  Scluil,  .\i'scliin. 
adv.  Tim.  §  97:  '.■tftöoyivtc  ti^r  Xiioxalainji-  a^onyläa  Xfyovaiv.  ifioi  d'i  ü/jöoyiiu  ntiiia 
rä  XfTiJtt  infäaitttTa,  üloviiyä  äi  t«  evttr&rj  tHiti  Trji'  ßaifriv.  Steph.  Byz.  Et.  M.  Vgl.  T  ii  ii  v- 
nofort,   Voyage  du  Lcvant  I,  89.  5,    l'oll.  VII,  74.   Et.  M.  II.  U. 

6j  Clearchus  aus  Soli,  ein  Schüler  des  Aristoteles,  erwähnt  bi-i  Atli.  VI,  255  E  ein  noaifv- 
l/ovf  ätttfiranoi'  'y/fioQyiita  xttlvttftaji  TTfQitiXrjftfi^ioi-,  doch  kann  ilic  von  ihm  erziilille  (ie- 
schiclile  sehr  wohl  in  eben  jene  frühere  Zeit  fallen. 

7,    Lys.  735  :  laXuiv  iyü),  rüXuiiu  Tijg  äuo(jyi'äog, 

i'/v  tiXonov  01X01  xttjuXfXonj'  .... 
Dass  die  Komiker  sonst  häufig  dieser  Stoffe  gedachten,  geht  nicht  nur  daraus  hervor,  dass  fasi 
alle  Le.xicographen  sie  aufgenommen  haben,  sondern  wird  auch  von  Harpocr.  I.  I.  ausdrUrk- 
lich  gesagt:  /ttvij/toili'ioi'ai  dt  oi  xmjuixo'i  noXXäxtg  jiSf'/iftooyltiiüi',  lüg  xnl  '.^oiaro</Kri/(  >/i- 
aiajQttji)  xtd  EvToXii  lloXiaiv.  Vgl.  Cratin.  b.  Ilesych.  :  'Ajio^'öv  (fJov  ß^vilrqf  iijlhii 
Tivä.  Antiph.h.  Poll.  1. 1.  Vermuthlieh  verdanken  sie  diese  liiiuligen  Erwähnungen  ihrer  elwiis 
indecenten  Durchsichtigkeil. 

8)  Aesch.  adv.  Timaivh  I.  I.  :  yin'«ixii  liunoyit''  fmaraiifiiii  foyä^fallui  ;«(i  tijyit  ti:iii'< 
ilg  Tiji'  äyoQÜv  fxifdjovauv. 


96  in.   EiROPA. 

präge  inigl  und  darauf  hindeutet ,  dass  die  auf  Melos  betriebene  Töpferei ,  da  die 
Annahme  einheimischer  Fabrication  nicht  abzulehnen  ist,  fremden  Einflüssen 
unterlegen  war'. 

Auch  scheint  der  Beriibau  auf  der  Insel  heimisch  gewesen  zusein;  Spuren 
von  Eisenbergwerken  .sind  xon  neueren  Reisenden  gefnndtn  worden-, 
und  auch  die  Beridniidiril  des  nieli.sclien  Alauns  '  liissl  auf  bergmännische  'i'liä- 
ligkeit  sddicssen. 

Thera.  Nach  der  Insel  Tliera  haben  die  Pliönizier  .schon  in  alter  Zeil  di<' 
\V(>lierei  gelirachl'.  Von  Cadnuis  er/.iihlle  man,  dass  er  auf  der  Insel  Piiii- 
iii/ier  und  unter  ihnen  seinen  Verwandten  M(Mnl)üarus  zurückgelassen  habe,  den 
Sohn  des  n.niYÜlxt]g'\  welchen  Namen  0.  Müller  sicher  mit  l\echt  durch  »Bunl- 
wirker«  [n o milsv $  oiXov  noiv.ilTrje)  erläuierV'.  Es  liegt  nahe,  diese  Nachricht 
damit  in  Verbindung  zu  bringen,  dass  in  Thera  bunte  Gewänder  gewebt  wur- 
<l('n',  welche  auch  versandt  wurden,  und  deren  Anwendung  im  Cultus  des 
Apollo  ■*  und  Dionysos"  dafür  zu  sprechen  .scheint,  dass  bereits  in  früher  Zeit 
diese  Gewebe  Ruf  erlangt  hatten.  In  der  späteren  Zeil  scheinen  sie  nicht  mehr 
sehr  bekannt  gewesen  zu  sein ;  wenigstens  werden  sie  ausser  bei  den  Lexico- 
graphen  und  Scholiasten  (die  auch  nicht  einmal  recht  wissen,  ob  sie  dieselben 
von  der  fnsel  Thera  oder  von  den  Thierfiguren  ableiten  sollen)  nirgends  erwähnt, 
was  dafür  spricht,  dass  sie  nur  in  antiquarische!'  Beziehung  als  etwas  zum  Cultus 
geliiirigcs.  x\('nig<'r  wegen  hervorragender  Güte,  bileresse  halten'". 

Neuere  Au.sgrabungen  haben  auf  Thera  Vasen  des  ältesten  Stils  zu  Tage  ge- 
fiirdert,  welche  mit  den  bekannten  melischen  Tlioniiefässen  iiinsse  Ähnlichkeil 
hallen,  (ihemisclie  Untersuchungen  des  Thons  sewie  ;niilei-e  liiiiiide  luhren  dai- 
auf  hin,  dass  dieselben  sicherlich  die  Producti'  Idciler  Technik  .sind;  die  Tö- 
pfeie  i  gehl  auf  dieser  Insel  vielleichl  ebenso  wie  die  Weberei,  bis  auf  die  Zeiten 
iihünizi.scher  Colonisalion  zurück  n. 


1)  Vgl.  Conze,  Melisclic  Tliongcfa.sse,  Leipzig  1S6-2. 

2)  Tournefort,  Voyage  p.  60.     Fiedler,  Rei.sen  in  Gricclicnl.  II,  106  fT. 

3)  Plin.  X.XXV,  184.  188.  190.   Polt.  Vll,  23. 

4)  S.  über  die  Phönizier  auf  Tliera  Movers  a.  a.  0.  II,  2,  266  (T. 

5)  Her.  IV,  147.   Schot.   Pind.  Pylh.  IV,  88.   Stcph.  Byz.  v.  Gi]nu. 

6)  Orchomenos  S.  326.  Nach  einer  andern  Mythe  soll  Cadmus  pliünizische  Frauen  auf  der 
iiscl  zurückgelassen  haben  (Schol.  Pind.  1  1.),  was  gleichfalls  für  den  phdnizischen  Ursprung 
ler  Weberei  auf  Tliera  spricht. 

7     l'dll.  Vll,  '.S  :   Hrjoaioi'  iuiirior  rj  (i/rö  rrie  yt'jaov  ij  70  <ög  &r]Qitov  tt'iKfctafiiiiov.   VII,  77  : 


'-'•K'"- 


'nXni'  II  7101x0.01'  ■  Ol  '_IttixoI  ■  iSoxH  äf  nno  Qrjijas  T^e 


rrjaov7rnoityoofvtn;i,<,  V-1.  Kl.  M.  v.  'j/iouyirm  x'Tiorlny.ni  p.  85,  15.  Suid.  V.  'ylixÖQyivn. 
Schol.  Arist.  I.ys.  1,10,  .\ii<-li  ;uil  liiscIuHIcii  wcr.l.'ii  '-;/;»«"<  erwähnt,  vgl.  Rangabö,  .\nt. 
Iicll.  I  508.  —  lliii.i;i'Ms  -sind  sulclic  üiiiilw  ii  kercieii  niil  eiiigeweblcn  Figuren  phantastischer 
Thiere  ganz  im  phünizi.schen  Geschmack. 

8)  Die  athenischen  vornehmen  Jünglinge,  welche  als  oQ/rjaTctt  um  den  Tempel  des  deli.- 
schen  Apollo  tanzten,  xarfMofTO  i'uari«  ti3i'  QriQaixiäv,  Thcophr.  b.  Alh.  X,  424  F. 

9)  Vgl.  Polt.  IV,  118:   TÖ  Sijotiiov    ro  JiorvniKxöv. 

10)  Doch  bUilit  die  Weberei  nocli  heule  auf  der  Insel,  vgl.  Voswinckel,  De  Tlienienrmu 
insulis  p.  30.  11)   Vgl.  de  Witte  im  Arch.  Anzeiger  1S66  S.  258 


§    IS.     DlK   (illlKCHISCHEN   InSELX.  97 

Creta.  Äusserst  wenig  wissen  wir  von  den  auf  Creta  vorzüglicli  betriebenen 
Gewerben.  Schon  in  aller  Zeit  i)lühte  die  Färberei ';  es  wurde  nicht  nur  mit 
dem  Safte  der  Purpurschnecke,  sondern  auch  mit  Pflanzensaft  (phi/cos  thalassion, 
eine  Art  Meerlang'  gefiirbl^.  Ob  die  von  der  Insel  Creta  benannten  Gewänder' 
aus  Flachs^  wirklich  daselbst  gewebt  und  verschickt  wurden,  oder  ol)  sie  den 
Namen  nur  nach  dem  auf  Crela  üblichen  Schnitte  erhielten  (wie  oft  z.  B.  me- 
dische  Kleider,  gallische  u.  s.  w.l,  ist  ungewiss ■•. 

Als  Ileinial  der  Meta  1 1  a  ibc  1 1  wird  Crela  bezeichnet  durch  die  Sage  von 
den  idaeischen  Dactjlen''  uml  il<n  Tileliinen .  welche  von  Creta  nach  Rhodus 
gekommen  sein  sollen'.  Doch  erfahren  wir  aus  .späterer  Zeil  wenig  darUl)er'*. 
Zwar  .scheint  die  Waffen  fabri  cat  ion  stark  betrieben  worden  zu  .sein",  aber 
für  das  Ausland  .scheint  sie  nur  geringe  oder  gar  keine  Bedeutung  gehabt  zu 
haben'".  Von  cretischer  Thonnrbeit  legen  einige  in  Alexandria  gefundene 
Henkelinschriften  Zeugniss  al)  ". 

Beiläufig  erwähnt  wird  orelische  Sl  yrax-Salbe'^  und  cretischer  Kuchen  '^. 

Corcjrra.  DieCorcyraeer  nahmen  unter  den  handeltreibenden  Nationen  der 
alten  Well  eine  sehr  bedeutende  Stelle  ein.  Der  Handel  auf  dem  adriatischen 
Meere  mit  den  Nalurproducten  und  Gewerbserzeugnissen  der  angrenzenden  Län- 
der war  längere  Zeil  beinah  allein  in  ihren  Händen. 


1)  Bei  Her.  IV,  15t  winl  ein  «>  i;p  nooifVQfvg  aus  der  Stadl  Ilanos  erwähnt.  Diese  Sladt 
ist  eine  phonizische  Gründung,  s.  Movers  a.  a.  0.  S.  259. 

2)  Thcophr.  hist.  pl.  IV,  6,  5  :  xai  (r  Api/Tij  äi  ifvirai  Trpöf  rp  yij  fitl  rtöi-  niTQiäf  tiXiT- 
aror  xcc)  xülliOTOv  o>  ßctTTTOvaiv  oi  ftöiof  Ttig  jairlnq,  nllä  xii'i  fgin  xni  ifii'ma  '  xtc)  ?w?  kj' 
i)  noöaifftTog  fi  ßfcifr)  TioXii  xiiiMoiv  ij  ynön  jij;  ■nonifvnctg.  Plin.  XIII,  136:  circa  Cretani  insu- 
lam  nato  (fruUcej  in  petris  purpuras  quoque  iti/iciunl.  .XXVI,  103:  (pliycos  Ihalassiou) ,  quo  in 
Crela  vestes  lingunt  XXXII,  66:  laudatissima  (alge)  quae  in  Crela  insula  juocia  terram  in  pelris 
nascilur  tinguendis  eliam  lanis  ilii  culorem  adligans  ul  etui  postea  non  possil. 

3)  Arisl.  Tliesm.  730;  av  dt  rö  Kqijtixov  iijiöifvS-i  raydog.  .Seliol.  fJJof  iiiariov.  Vgl. 
lies.  V.  KQtjiixöi-  ifiajCäiov  Xcnr'of  xni  ßQtr/v.  .Slrah.  X,  484.  Claud.  rapt.  Prnsorp.  II,  33: 
Gorlynia  vestis.  —  Über  die  Kleidung  der  Creler  s.  Meursius,  Crela  p.  184. 

4)  Auch  die  Schafzucht  wurde  auf  der  Insel  betriehen  ;  vgl.  Opp.  Gyn.  II,  377. 

5)  In  Athen  trug  der  Archon  Basileus  ein  cretisches  Gewaml,  Poll.  VII,  77  :  ixnifTro  iSf 
Ti  xni  KQXjiixof,  eji  '^»tjvtiair  6  ßctailfve  f/ni^ro.  Es  ist  mir  sehr  unwahrscheinlich,  dass  die.s 
Kleidungsstück  wirklich  von  Creta  gekommen  sein  soll. 

6)  S.  die  betr.  Stellen  der  alten  Schriftsteller  bei  Overbeck,  Sohririi|Ucllrn  Nr.  ^7  -:19. 
woselbst  auch  die  neuere  Litleralur  angegeben  ist. 

7)  S.  oben  S.  50. 

8)  Bronzene  TrinkgeRisse  der  Gortyn  ier  erwiihnt  Alh.  XI,  502 B. 

9)  Waffen  waren  den  Cretern  die  liebsten  Geschenke,  s.  Ephor.  h.  .^Ir.  X,  481.  Nicol. 
Damasc.  b.  Slob.  Sermon.  XLIV,  41  (14  Westerm.  paradoxogr.). 

10)  Die  Insel  hatte  Mangel  an  Metallen  und  niussle  daher,  was  sie  an  ICisi'u  nml  Kupfer 
brauchte,  einführen.  Vgl.  Hoeck,  Kreta  I,  40.  443.  III,  423. 

11)  C.  I.  Gr.  III  p.  III.   Vgl.  Juv.  XIV,  271: 

Qui  gaudes  pingue  anliquae  de  lillore  Cretae 
passum  el  miinicipes  Jovis  ndrexissc  lagenas. 
Crelische  .\mphoren  erwiihnl  Philoslr.  her.  2,  6. 

12)  Plin.  XII,  125. 

13)  Alh.  IV,  130C.   XIV,  647K.    Plin.  Will.  77  nilinil  das  crelische  K  la  ft  ni  e  li  I. 
Blümner,  Die  gewerbl.  Thüligkeit  d.  kluss.  AUiTÜiura».  7 


98  III.   RnioPA. 

I),isjenii;e  l'roducl  iliicr  ciizciifn  Insel ,  was  sie  wolil  ;ini  mcislcn  in's  Ausland 
fühlten,  war  der  Wein  ',  und  niil  ihm  die  zum  Ti-ansi)orl  und  zur  AuflieWahrung 
desselben  angel'ei'tiglen  Thongefässe^.  O.  Jahn  hat  es  vvahrscheinlirh  ge- 
macht^, dass  die  corcyraeischen  Thongefässe  nichts  anderes  sind,  als  die  von 
Plinius  wegen  ihrer  Dauerhaftigkeit  gerühmten  adrianischen  Gefässe  *,  und  dass 
es  sich  bei  der  Erwähnung  der  auf  den  Markt  nach  Istrien  gebrachten  Amphoren 
von  Corcyra  wohl  mehr  um  den  Wein,  der  darin  enthalten  gewesen  sei,  handle, 
als  um  diese  selbst  5.  Andere  Gevverbserzeugnisse  der  Insel  scheinen  in  Griechen- 
land nicht  bekannt  geworden  zu  sein ;  da  die  Corcyraeer  vorzüglich  mit  Barbaren 
Handel  trieben ,  wurden  für  den  Export  vermuthlieh  auch  hauptsächlich  solche 
Gegenstände  gefertigt ,  welche  sich  für  diese  Völkerschaften  am  besten  eigneten. 
Dass  der  lebhafte  Seehandel  eine  nicht  g<>ringe  Technik  im  Seh  iffsba  u  mit 
sich  brachte,  versteht  sich  von  selbst''. 


Oberitalien. 

Ligurien,  Oallia  cisalpiiia,  Veuetien.  Unter  den  Producten  der  von 
der  Natur  reich  gesegneten  oberitalischen  Ebene  nimmt  die  Scha  f wolle'  eine 
der  ersten  Stellen  ein.  Die  Wolle  der  Heerden  von  Gallia  cisalpina  gehörte 
zu  den  besten  Sorten ,  welche  die  römische  Kaiserzeit  —  und  diese  ist  es  ja, 
welche  bei  unsrer  Betrachtung  der  industriellen  Thätigkeit  dieser  Länder  allein 
in  Betracht  kommt,  —  kannte^;  gar  mancher  römische  Gro.sse  liezog  von  seinen 


1)  Vgl.  Ath.  I,  33  B. 

2)  P.s.-Ari.st.  mirab.  104  {iU)  berichtet,  il:>ss  im  Innern  von  Islrien  i'ln  Markt  sei  abge- 
balten worden,  auf  welchen  die  Kaufleulc  aus  dem  Ponlus  lesliiscbe,  chiisehe  und  (basische 
Weine  brächten,  jiuqh  öt  riör  fx  tov'aSqIov  toiV  KfQxvim'ixovi  üfi<iogfh  [no>XfTa:hiii. 

3)  Berichte  d.  Sachs.  Ges.  1S54  S.  34  fg.  Vermuthet  hat  es  bereits  G.  C.  A.  M  lI  Her,  de 
Corcyr.  republ.  p.  62.  Vgl.  auch  Weicker  im  Rhein.  Mus.  I,  2,  S.  339  ff. 

4)  Plin.  X.KXV,  16t;  Cois  laus  maxima,  Hadrianis  firmilas,  verglichen  mit  der  Glosse  des 
Hesych.  KfQxvQcimi  nfAifo(>f7s-  t«  'ASoiaru  xtpö/uta, 

5)  Vgl.  Anth.  Pal.  VI,  257.  IX,  232.  Doch  darf  man  he\  einer  Tochterstadt  Corintbs  wohl 
mil  Recht  auch  eine  bedeutende  Technik  in  der  Töpferei  voraussetzen.  Vgl.  Krause,  An- 
geiol.  S.  257. 

6)  Die  Corcyraeer  galten  für  die  Erfinder  einer  bestimmten  Art,  nach  ihnen  xi(ixvnoi  be- 
nannter ScbilTe;  s.  Schob  Arist.  Par.  143.  Et.  Magn.  s.  v  K/nxovQof  p.  506,  15.  Suid.  v. 
Na^iovoyi];  x«'c.»«()Of.  Thuc.  1,  25  schreibt  die  Vortrefllichkeil  des  corcyraeischen  Seewesens 
dem  Umstände  zu,  dass  die  Insel  der  Wohnort  der  homerischen  Phaeaken  gewesen  sei;  wahr- 
scheinlicher ist  es,  dass  die  Corcyraeer  dieselbe  den  seetüchtigen  l.iburniern,  welche  früher 
dort  gewohnt  haben  sollen  (Strab.  VI  p.  269),  verdanken.  Vgl.  Grote,  Gesch.  Griecbenl.  II, 
315  der  deutschen  Übers. 

Erwähnt  mag  werden,  dass  die  Geissei  n  von  Corcyra  gerühmt  wurden,  Ps.-Plut.  Prov. 
Alexandr.  12  p.  1254  ;   iii  /jäariyfe  «!  KiQXVQnini  Xfyorrcti  (hdifogoi  (hat  naqu  T«c  liXXitQ. 

7)  Vgl.  Yates  p.  98  sqq. 

8)  Plin.  VIII,  190:  alba  (lana)  Circumpaclanis  nuUa  praefertur  nee  libra  centenos  nummos 
ad  lioc  aevi  excessit  uUa.  Coluni.  VII,  2  :  nunc  Gallicae  (oves)  pretiosiores  habentur.  Vgl.  Varro 
L    L.  IX,  39. 


§    10.     OllKlilTAI.IKN.  99 

Schaflieerden  am  Po  reiche  Einküiifle '.  Die  verschiedensten  Sorten  wurden  er- 
zeugt, feine,  mildere,  grobe,  letztere  n.nmenllich  bei  den  Ligurern^.  Die 
Wolle  ging  aber  keineswegs  unverarbeitet  in's  Ausland,  vielmehr  wurde  sie  an 
Ort  und  Stelle  zu  Klcidersloflen  jeder  Art  verarbeitet  und  diese  verschickt-'; 
namentlich  versorgle  Ligurion  mit  seinen  groben  Stoffen  einen  guten  Theil  des 
niederen  Volkes,  zumal  die  dienende  Classe,  von  Italien ^. 

Nicht  minder  geschätzt  warder  in  Gallia  cispadana  gezogene  Flachs 
von  besonderer  Feinheit,  sodass  Plinius  den  daselbst  gedeihenden  Arten  nach 
dem  Flachs  von  Saetabis  in  Spanien  den  zweiten  und  dritten  Platz  anweist^. 
Derselbe  wurde  jedenfalls  auch  in  jenen  Gegenden  gesponnen  und  gewebt ,  ob- 
gleich dessen  nicht  ausdrücklich  Erwähnung  geschieht.  Quantitativ  bedeutend 
scheint  die  Flachsproduction  und  Leinweberei  in  Gallia  cisalpina  jedoch  nicht  ge- 
wesen zu  sein ,  da  ihrer  nur  wenige  Male  gedacht  wird. 

Von  andern ,  in  Gallia  cisalpina  blühenden  Gewerben  wird  uns  wenig  be- 
richtet. Die  Metallarbeit,  insiicsondere  die  Arbeit  in  Eisen  und  Erz,  aber 
auch  in  edlen  Metallen  wie  Gold  und  Silber,  war  nicht  unbedeutend,  hat  aber 
im  Auslande  keinen  Ruf  erlangt,  weil  die  Fabricate,  wenn  auch  »nicht  unge- 
schickt« gemacht,  <loch  wohl  künstlerischer  Vollendung  entbehrten".  Die 
Töpferei  wurde  an  mehreren  Orten  stark  betrieben;  allein  bis  auf  einige 
grössere  Städte ,  welche  durch  Handel  und  Industrie  mächtig  geworden  waren, 
beschäftigte  sich  der  grösste  Theil  der  Bevölkerung  mit  Ackerbau  und  Viehzucht ", 
sodass  sie  selbst  die  Schätze,  die  ihnen  ihr  Land  darbot,  oft  nicht  benutzten: 
so  schafften  z.  B.  die  Ligurer  das  schöne  Nutzholz  ihrer  Wälder,  das  sich  zum 
Schiffsbau  ebenso  vortrefflich  wie  zu  andei-er  Venvendung  eignet« ,  nach  Genua 
und  lauschten  es  zusammen  mit  Schlachtvieh,  Häuten  und  Honig  gegen  die  Pro- 
ducle  Italiens  um  \  Dasselbe  mag  dann  in  Genua ,  wo  wir  auch  nichts  von  Ver- 
arbeitung desselben  erfahren ,  weiter  verkauft  und  in  alle  Welt  gegangen  sein. 

Diebeste  Wolle  in  Gallia  cisalpina  lieferten  die  in  der  Umgegend  der 
Städte  Parma ,   Mulina  und  Pollenlia  weidenden  zahlreichen  Ileerdeii.    Die  Wollr 

1)   Vsl.  Hör.  Od.  III,  K>,  .ir.  ;  ncr  pinijuin  Galliiis 

crescunt  veliera  pnscuis. 
i)  SU-.  V,  218:    Tijy  (U  Tna%(inv  (fQ^np)  'r\  AiyvOTixi]  xct)  Ij  toiv  ' I va(wfl(>ü)v  Uff^ovai),  /| 
>;?  TÖ  TjXiov  TJ/S  o/xfTfi'«ff  r(öj'  'Ixahtoröir  (Cftnf/lTni. 

S;   Miiit.  VI,  H,  7  :  me  pinyuis  Gallia  veslil. 
.Iii\ .  IX,  30  :  male  pcrcussas  tc.rluris  pcriinc  Galli 

a<(ipimii.i  (Incprnas I . 

4)   Sir.  1.  1.  ,   vs;l.  IV,  202  :    fiTf!i!ln    ()Y  tlnir xa'i  o!  ^-fiyvoiirof  7f  /iiunfc  xa'i  niiyoi. 

:■,]  l'lin.  Xl\,  9. 

6)  Der  Coiisul  I'.  Cornelius  Scipio  fiilirl  in  seinem  Triiimplizuije  ülier  die  BojiT  H91  v. 

Chr.)  u.  a.  auf:  fosa  aenea  Gallica aureos  lort/ues  millc  quadringenlus  septuagiiila  «»im»,  ail 

hos  auri  pondo  ducenta  quadraginla  Septem,  argenli  infecti  faclique  in  Galliris  vasis,  non  infabiY 
suo  more  factis,  duo  milia  treccnta  quadraginla  pondo.  Liv.  XXXVI,  *0. 

7)  Stial).  IV,  202.  218  u.  s. 

8)  Str.  IV,  202:  f/ouai  ä'  vX>iv  iviaiHhn  7inu7inXlt]v  rrti'njjyijai/iov  xn)  /ifyriXitihtitnnr, 
mOT  irCwf  TOÜ  7ii't/ovf  rijr  ihäfifTiiov  öxrä)  yioifdir  li'ni'nxtaUni  noülü  lU  xu'i  rij  nnixiXiK  Tri7i 
fhv'iftov  ovx  fari  /ffiito  ttoÖc  ti«;  T(>a7ifCoTOifnt  Turiä  rf  iFi/  xarilynifGif  tff  jt>  fti  looiov  li,! 
r(vovnv  x«l  llyffifKnu  xn'i  iS^Qfiitja  xn)  fifXi. 


100  III.   Europa. 

von  Parma  ist  namentlich  um  die  orsle  Kaiserzeit  sehr  beiühmt ',  und  eine  Toga 
aus  parmensischcr  Wolle  wird  nicht  weniger  geschützt,  als  eine  tarentinische^. 
Viele  reiche  Romer  besassen  daselbst  gro.sse  Heerden ,  die  ihnen  eine  sehr  ein- 
trägliche Rente  brachten'.  Verarbeitung  der  Wolle  in  Parma  selbst  wird  zwar 
nicht  ei-wähnt ,  fand  aber  zweifellos  statt,  so  gut  wie  in  Mutina,  dessen  um- 
liegende Ortschafton  ,  besonders  die  am  Flusse  Scultannas  gelegenen  ,  eine  aus- 
gezeichnete Wolle  lieferten  *,  welche  in  Mulina  selbst  sicherlich  einer  grossen 
Anzahl  Handwerker  verschiedener  Art  Beschäftigung  gab''.  Wie  blühend  z.  B. 
das  Gewerbe  der  Walker  daselbst  war,  geht  aus  einem  Epigramm  des  Martial 
hervor,  in  welchem  ein  reich  gewordener  Walker  aus  Mutina  erwähnt  wird,  der 
der  Bürgerschaft  ein  munus  veranstaltete  •'. 

Ausserdem  wurde  in  Mutina  die  Töpferei  eifrig  betrieben '.  Schon  im 
Jahre  1 77  v.  Chr.  erbeuteten  die  Ligurer  daselbst  eine  Menge  Thongefässe,  welche 
mehr  für  den  practischen  Gebrauch ,  als  zur  Zierde  gearbeitet  waren  ^.  Doch 
müssen  sie  sich  durch  Güte  ausgezeichnet  haben,  denn  die  noch  zu  Plinius'  Zeit 
bestehenden  Töpfereien  von  Mutina  versandten  ihre  Fabricate  in  alle  Welt  ■',  und 
auch  im  Mittelalter  hatte  die  Töpferei  daselbst  Ruf"*. 

Nicht  minder  berühmt  als  die  Wolle  von  Parma  und  Mutina  v^ar  die  durch 
ihre  röthliche  Farbe  sich  auszeichnende  Wolle  von  Pollentia  in  Ligurien", 
in  welcher  Stadt  sich  ebenfalls  Töpfereien  befanden,  aus  denen  namentlich 


1)  Colum.  VII,  ä,  3  :  item  (oves)  quae  circa  Pnrmam  et  Mutinam  macris  stabulantur  campis, 
(pretiosiures  habentur) .   Marl.  XIV,  155: 

VetlerUtus  primis  Appulia,  Parma  semndis 
nobilis. 

2)  Marl.  II,  43,  4  ;   (toga)  quam  seposito  de  grege  Parma  dedil. 

3)  Marl.  IV,  37,  5:  ex  pecore  redeunt  ter  ducena  Parmensi .  V,  13,  8:  tutidet  et  innumeros 
Gallica  Parma  greges. 

4)  Strab.  V,  218 :  ip^av  ä^  rrjv  fih  fiaXaxi]V  o<  nfQi  Movriiriv  tÖttoi  xa'i  im  J^xnuXrdttar 
noTUfihr  ff^Qovai  noXii  naaiSr  xuMaTrji'.ygl.  Colum.  1.  1. 

5)  Auf  Inschriften:  sodalicium  carminalorum  (Krenipler),  in  der  Gegend  von  Mutiiia, 
Orelli  4103  =  Cavedoni,  Marmi  Modenesi  p.  269.  negotians  lanarius  in  Mutina,  Orelli  40G3. 

6)  Mart.  III,  59,  2. 

7)  Vielleicht  wurde  der  Ruhm  derselben  schon  zu  einer  Zeit  begründet,  da  diese  Gegend 
noch  etruscisch  war.  Vgl.  Müller,  Etiusker  U,  245. 

8)  Liv.  XLI,  14,2:  vasa  omnis  generis,  nsui  magis  quam  ornamento  in  speciem  facta.  Vgl. 
ib.  18,  4. 

9)  Plin.  XXXV,  161:  habent  et  Tralles  opera  sua  et  in  Italia  Mutina,  quoniam  et  sie  gentes 
nobilitantur  et  haec  quoque  per  maria  terras  ultra  citro  portantür  insignibus  rutae  officitiis. 

10)  Cavedoni,  Marmi  Modenesi  p.  64  sqq.  Man  findet  dort  sowohl  lolhe,  den  aiielinischen 
gleiche,  als  schwarze  .Schalen  und  Becher,  s.  Bull.  d.  Inst.  1837  p.  10.  1841  p.  144.  Vgl. 
Marquardt,  Rom.  Privatalt.  II,  254  Aiim.  2344. 

11)  Plin.  VIII,  191:  nigri  velleris  praecipue  (oves)  habet  Pollentia  juxta  Alpes.  Colum.  VII, 
2,  4  :  sunt  etiam  suaple  natura  pretio  commendabiles  pullus  atque  fuscus  (color),  quos  praebenl  in 
Halia  Pollentia,  in  Baetica  Corduba.  Mart.  XIV,  158: 

Lana  quidem  tristis,  sed  tonsis  neta  ministris, 
quales  non  primo  de  grege  mensa  cilat. 
Vgl.  ib.  157.    Yates  p.  102. 


§  19.   Oberitalikn.  KU 

Trinkgefüsse  (Becher)  hervorgingen  '.  Noch  an  einigen  andern  Orten  Liguricns 
blühte  dies  Gewerbe,  so  in  Asla^  und  —  nach  den  dort  gemachten  Funden  zu 
srhiiessen  —  in  Velleja^. 

Lein  Weberei  wurde  hauptsächlich  lunriciicn  in  der  (icgend  zwischen  Po 
undTicinus,  sowie  in  Retovia  und  Fa  von  tia ,  deren  Linnenwaaren  zur  Zeit 
des  Plinius  ausserordentlich  geschätzt  waren  "i ;  in  Ravcnna  liefand  sich  in  der 
spateren  Kaiserzeil  eine  kaiserliche  Weberei'". 

Inter  den  Städten  von  Gallia  transpadana  und  Venctien  that  sich 
Pataviuin  ganz  besonders  durch  Gewerbfleiss  hervor.  Ihre  Blüthezeil  halte 
diese  Stadt  freilich  vor  der  Einverleibung  von  Gallien  in  das  römische  Reich ,  da- 
mals als  es  nach  einer  freilich  etwas  übertrieben  klingenden  Nachricht  des  Strabo 
1 20,000  Reiter  in's  Feld  stellte«.  Doch  auch  zur  römischen  Zeit  noch  war  Pala- 
vium  die  angesehenste  und  mächtigste  der  Städte  des  transpadanischen  Galliens, 
die  durch  Industrie  alle  andern  weit  überragte  und  die  Erzeugnisse  ihres  Gewerb- 
fleisses  in  grosser  Menge  auf  die  italischen  Märkte  schickte'.  Ausser  andern  dort 
blühenden  Industriezweigen  war  es  namentlich  die  Fabrication  von  Wollen- 
sloffen,  in  welcher  Patavium  vom  Beginn  der  römischen  Kaiserzeit  an  l)edeu- 
tenden  Ruf  hatte.  Die  daselbst  erzeugte  Wolle  stand  hinsichtlich  ihrer  Feinheit 
in  der  Mitte  zwischen  der  feinen  von  Mutina  und  der  groben  aus  Ligurieu  und 
dem  Lande  der  Insul)rer;  man  fabricirte  daraus  Teppiche  und  Kleidungs- 
stücke, vor  allem  jenen  unter  dem  Namen  (juusupe  bei  den  Schriftstellern  der 
ersten  Kaiscrzcit  sehr  bekannten  und  oft  erwähnten  Sloll",  eine  .\rt  Fries ,  bei 
welchem  die  eine  Seite  zottig  war**.  Dieser  Stoff  fand  in  Honi  zur  Zeit  des 
Augustus  Eingang';  doch  scheint  die  Fabrication  desselben  älter  gewesen  zusein, 
da  schon  Lucilius  sowohl  dicGausape  '",  als  andere  patavinische  Stoffe  ci-wähnl". 
Man  verfertigte  aus  derGausape  namentlich  warme  Kleidungsstücke  für  Männer '2 


1)  Plin.  XXXV,  160.  Marl.  1.  1.  157; 

Lanae  PoUentinae. 
Non  tanlum  pullo  lugenles  vellcre  lanao, 
Seil  solet  et  caliccs  Itacc  dare  terra  stivs. 

2)  Plin.  1.  I. 

3)  Bull.  d.  Insl.  1S.17  p.  15.  Vi,'l.  .M  a  rqna  id  I  a.  a.  0.  .\iim.  2.V,S  iiml  Mniiinison  im 
Corp.  Insüi-.  I.at.  p.  20i. 

4)  Plin.  XIX,  9:  in  llalia  rcginue  Aliana  inter  Padum  Ticinumque  amucs,  tilii  n  Snclnln 
lerlia  in  Europa  Uno  palma;  secundam  enim  in  vicino  Atianis  capessuni  Itctoiina  et  in  Aemilia  ria 
Favenlina.  5)  Not.  digii.  Ooc.  c.  X  p.  49.  6)  Sir.  V,  213. 

7)  Str.  I.  1.  :  iSijkoi  i!i  xnl  rö  7ti,^9os  T^f  TrifiTto/j^rtis  x«rn(iKtc^s  flg  lijv'Piöfirjv  xar  (/j- 
iTO{ii(iV  riSr  7t  u/Jmv  xa'i  (a^titoi  nttvioStintjg  jijp  ivKi'ä(i(ttr  i!js  jinknog  xn'i  iriv  fi'if/iYnr. 

8)  Str.  V,  218:  Ti]i'  äi  /j(at]v  {((i^Kf)  ol  mi))  Ilajäoviuv  [iutioi  <i^(ioi'aii),  /|  ii(  oi  rihiij- 
Tff  Ol  noh'Jikfii  XK«  yai'oixTitd  xal  lö  loioüror  fiVof  ncir  tt^itfluiO.knv  it  xul  he(>o/iftU.or.  E.s 
wurden  also  auch  StofTe  gewebt,  welch«  auf  beiden  Seiten  /ollig  waren. 

9)  Plin  Vlll,  193:  gaumpac  patris  mei  memoria  eocpere,  ampliimallia  misira,  siiiit  tillosa 
etiam  ventralia.  10)   I.uc.  b.  Prise,  p.  817. 

11)  Luc.  b.  Non.  p.  540,  2.'i  u.  Isid.  Orig.  XIX,  «6,  5. 

12)  Marl.  XIV,  143:  Tunivae  Patavinao. 

Vcllera  conmmunt  Patarinne  mulla  Iriliccs, 
et  pingues  lunicas  serra  sccare  polest. 


1(12  111.     EUKOPA. 

wie  für  Fraufii ',  ilocli  auch  Tischdecken 2,  Serviellen  ■'*,  BellUhcrzüge^  u.  a. 
Da  ein  anderer  Ürl  als  Pataviuni  niclil  genannt  wird ,  an  welchem  dieser  Stofl' 
l'aliricirl  worden  wäre,  so  scheint  es,  als  ob,  wenigstens  in  jener  Zeit,  diese Sladl 
allein  Gausape  verfertigt  habe.  Übrigens  wird  der  Stoff  nach  der  Zeit  des  Mar- 
lial  als  gebräuchlich  nicht  mehr  erwähnt,  sodass  es  den  Anschein  hat,  als  sei  er, 
nachdem  er  längere  Zeit  ausserordentlich  beliebt  war,  wieder  aus  der  Mode  ge- 
kommen. 

Ein  ähnlicher  Wollensloff  wurde  in  Verona  verfertigt,  aus  dem  man  die 
sogenannten  lodices  liereilele*,  grobe,  roh  gearbeitete  Decken,  welche  theils 
zum  Verpacken  dienten*',  theils  als  Belldecken'  und  Fusslcppichc *  benutzt 
wurden  ^. 

Weniger  durch  Industrie,  als  durch  ihren  Handel  mit  den  benachbarten 
Volkerschaften  bedeutend  war  Aquileja'".  Doch  waren  auch  die  Wollen- 
stoffe  von  Aquileja  beliebt  ",  wenn  sie  auch  an  Bedeutung  ^  erschwanden  hinter 
denen,  welche  die  Wolle  der  Schaflieerdcn  von  Allin  u  m  lieferte  '2^  die  sich  durch 
besondere  Feinheit  empfahl  '•*. 

Wir  haben  ferner  der  oberitalischen  Eisenarbeit  zu  gedenken.  InCo- 
iiuiiii  befanden  sich  zur  Zeit  des  Plinius  Eisenhüllen ,  in  denen  das  Eisen  ver- 
möge besonderer  Eigenschaften  des  Wassers,  in  welchem  es  gekühlt  wurde,  eine 
ganz  vorzügliche  Härte  erhielt  '^.    Eiseubergwerke  befanden  sich  dort  in  der  Nähe 


Ib.  152: 

Gausapum  quadratum. 

Lodices  mittil  docti  tibi  terra  CatuUi, 

nos  Helicaonia  de  regione  sumus. 

Vgl.  VI,  59,  2.    XIV,  145. 

Pers.  IV,  37.   VI,  46. 

1)   Ov.  A.  A.  II,  300. 

2)   Marl.  XIV,  138. 

3)   Lucil.  b.  Prise.  I 

I.   Hör.  Sat.  II,  8,  11.                    4]   Mail.  XIV,  187. 

5)  Marl.  XIV,  152. 

6)   Suet.  Aug.  83.                    7)  .luv.  VI,  IS 

S)  Pelron.  20,  2. 

9)  Nach  Mai-t.  XIV, 

100:       Si  non  ignota  csl  docti  tibi  terra  CatuUi, 

potasti  testa  Raetica  vina  mca, 
scheint  Verona  auch  durch  G  c  fässfa  brica  tioii  bekannt  gewesen  zu  sein. 

10)  Str.  V,  214  :  niiiTni  äf  (finoQiov  [zoTs  r^  'EvfroTg  xai]  Toig  ni^i  tÖv  "Iotqov  tiöv  'H- 
Xi'QitiJv  (9rfai  ■  xoftlCovai  if  ovroi  fiiv  r«  (x  fliiXarjrjg  xcii  ohov  frti  ivliiuiv  nt&iov  itQ^afiji- 
Saig  äiaS e'vTtg  xnl  iXitiov,  ixehoi  if^  äi/ifQcinoSa  xai  ßoaxijfjaTn  xal  iSfofiara.  Vgl.  IV,  207. 
Vit,  314. 

11)  Malt.  Vttl,  28,  7  :        An  tua  muUipdum  numeravil  lana  Timavum, 

quam  pius  astrifero  Cylla7-us  ore  Mbit. 
Leinweberei  in  Aquileja  bezeugt  ein  /(«(eo  auf  einer  Inschrift  bei  Henzcn  7239. 

12)  Colura.  VII,  2,  3:  nunc  Gallicae  (oves)  praestantiores  habentur  earumque  praecipue  Al- 
tinates.  Juv.  VIII,  15  :  Euganea  mollior  agna.  (Die  Sitze  der  Euganeer,  einer  raetischen,  nicht 
kellischcn  Völkerschaft,  reichen  bis  in  die  Gegend  von  Verona  und  Patavium  herab.)  Marl. 
XIV,  155:  AUitium  tertia  laudal  Ovis.  Tert.  de  pall.  3.  Vgl.  Yatcs  p.  100  sq. 

13)  ianar«pec((narii  auf  einer  Inschrift  von  Brixia,  Orclli4207.  —  In  der  Umgegend  von 
Mantua  rauss  die  Schafzucht  ziemlich  bedeutend  gewesen  sein,  da  die  Belogen  des  Virgil 
meist  in  den  Umgebungen  dieser  Vaterstadt  des  Dichters  spielen;  vgl.  namentlich  Ecl.  I  und 
IX.  S.  Yates  p.  99  sq. 

14}  Plin.  XXXIV,  144  :   (aqua  cui  candens  ferrum  immergilur)  alibi  atgue  alibi  utilior  nobili- 

tavil  loci  gloria  ferri,  sicuti Comum  in  Italia,  cum  ferraria  metalli  in  iis  locis  non  sint.    Vgl. 

l-iid.  Orig.  XVI,  20.  —  üolabrarü  und  scalararii  in  Comum  bei  Orelli  4071. 


§    20.     MiTItl.lTALIKN  |0:< 

iirIU,  üliirliiiupL  wiirilu  der  Bcrglwu,  der  liülicr  iii  Ulierilalicii  yililülil  hylle, 
uichl  mehr  so  eifrii; ,  wie  fi-ülicr ,  helriel)en ,  da  die  Gruben  in  Noricuni  und  Spa- 
nien eri^iebiger  waren'.  Doeh  lieferten  die  oheriudischen  Bergwerke  später  wohl 
auch  Eisen  zu  den  sehi-  zahlreich  daselbst  angelegten  kaiserliehen  Waffen- 
fabriken; solche  bestanden  ausser  in  Manlua^  und  Crenioua'  auch  in 
Coiicordia  lim  I.ando  der  Veneier),  in  Verona  und  Ticinum^. 

Auch  finden  wir  in  allen  diesen  Gegenden,  namentlich  an  Orten,  wo  zu- 
gleich auch  Eisenwerke  bestanden,  die  Collegien  der  Zimmerleute  sehr  ver- 
breitet ^. 

§20. 
Mittelitalien. 

Etnirien.  Auf  das  seltsame  Volk  der  Etrusker  haben  die  Griechen  in  Cul- 
tui-  und  Kunst  einen  sehr  weilreichenden  und  liefgreifenden  Eiufluss  ausgeübt ••. 
Die  induslriöse,  von  einem  grossartigen  Unternehm ungsgeisle  beseelte  elrurische 
Nation '  empfing  durch  ihren  schon  früh  zu  nicht  geringer  Bedeutung  gediehenen 
Handel,  namentlich  mil  den  unteritalischen  Colonieen ,  später  mit  Phoc<iea  und 
Corinth'*,  in  Bildung,  Gewerben  und  Künsten  Anregungen,  deren  nachhaltige 
Wirkung  zwar  nicht  immer  deutlich  erkennbar  ist ,  sich  aber  doch  jetzt  noch  in 
manchen  Fällen  an  den  uns  erhaltenen  Resten  ihres  Culturlel)ens  nachweisen 
lässt*.  Freilich  ist  nicht  zu  verkennen,  dass  trotzdem  dieser  Einduss  bei  dem 
durch  und  durch  ungriechischen  Geiste  der  Etrusker  im  allgemeinen  nur  ein 
äusserlieher  geblieben  ist,  und  dass  eine  eigentliche  Durchthingung  mit  helle- 
nischemfieisle  nie  stattgefunden  hat. 

Keines  der  in  Fvtrurien  zu  besonderer  Blüthe  gekommenen  Gewerbe  scheint 
so  hoch  in  das  Altcrthum  zurückzugehen,  wie  die  Arbeit  in  Thon,  sowohl  die 


0  Sir.  V,  218:  t«  iH  /jfiunn  rvvi  uh  nry  öfiolioq  fiTitvOa  aitoröciCmti  thä  jh  Ivaui- 
liaifQ«  laats  itvrti  in  /r  mi^  vnt(>n).!Tf(oie  hthmi  xni  i  tj  'lßi,{ttii,  7inn%f(ioy  i)t  fanofiSttCuo.  — 
Ein  collegium  acrariorum  in  ,Me  il  i  ii  l;i  n  um  boi  Oielli  'i060.  Erzurbeil  in  Bergomuin  s. 
Plin.  XX.\IV,  2. 

2)  Not.  dif^n.  Occ.  c.  VIII  |>.  43:  Manluana  loriairia.  Norli  lienl  snicl  ,h<i[  WafTenfabri- 
ken ;  s.  Boccking  ebd.  p.  SU. 

3)  Not.  dign.  I.  t.  :  Cremonensis  Scularia.  Auili  riwiilinl  von  Anini.  Mair.  \V,  5,  9. 

4)  Not.  dign.  I.  I.:  Concordieniis  Sagillaria.  Verouensis  Scularia  et  Armorum.  Tiriiifiisis 
Arcuaria. 

5)  Collcgion  von  Dendropliorcn  in  Aquilcja  ,  Orclli  4082.  Rorgom  n  in  3349.  Biixia 
4826.  Hcnzen  7201;  vgl.  7230.  Com  um  ,  Henzcn  7336.  Med  iolan  u  ni ,  Oielli  1702.  4 137. 
llenzen  6073.  Collegia  fabrum  in  Aquilcja,  Oielli  3780.  4081.  4082.  Biixiii  3019.  3909. 
4094.   Cremuna4080.   Ra  vcnna  707.  3264  *).    Verona  4003. 

6)  Iberden  Eintlu.ss  der  Aegypler  auf  Elinrien  v.yl.  Abeken,  Millolibdien  S.  273  IT. 

7)  Alben.  \V  p.  700C  nennt  sie  tftXoj^/vovs,  und  Ileracl  l'oiil  p.  16  s»i;l  von  iliiien  : 
ovjoi  (f*  T^/inf  f/orai  TiXtluTiii. 

8)  Auf  Verpflanzung  der  corinibischen  Gefas.snialerei  nach  Elrurien  deulol  die  Snf;e  von 
Drinaralus,  der  nacb  Pliii.  XXXV,  152  mit  den  Ktlnsllern  Eucheir  und  Eiii;raminos  (Töpfer 
und  Topfmaler)  nacb  Tarquinii  kam.  Vgl.  0.  Müller  im  Kuiistblall  f.  1835  81.  88. 

9)  Vgl.  darüber  0.  Muller,  Die  Etrusker,  Einleitung,  I,  187  II.  Über  den  EinHuj-s  Alben.« 
auf  die  elruskiselie  Kunst  v^l.  Moinrascn,  Rom.  Gesell.  I,  242. 


104  111.  Europa. 

eigentliche  Töpferei,  als  die  mehr  künstlerische  Thonplastik '.  Es  hat 
nicht  den  Anschein,  als  ob  die  Anregung  zu  dieser  Technik  den  Etruskern  von 
aussen  her,  etwa  durch  den  Handelsverkehr  mit  den  Griechen,  gckonmien  wäre, 
vielmehr  haben  sie  dieselbe  nach  anderen  Gegenden  2,  insbesondere  nach  Rom  ^ 
übertragen.  In  der  frühern  Zeit  versorgte  Etrurien  ganz  Latium  mit  seinen  ein- 
fachen ,  meist  rothen  und  zuweilen  mit  Reliefs  geschmückten  Thongefässen  *,  die 
sowohl  im  häuslichen  ^,  als  namentlich  im  gottesdienstlichen  Gebrauch «  sehr  be- 
liebt waren.  Die  Fabrication  dieser  Gefässe  erhielt  sich  bis  in  die  späte  Kaiser- 
zeit, und  auch  als  Rom  selbst  an  Töpfereien  keinen  Mangel  hatte,  dauerte  die 
Einfuhr  luscischen,  besonders  arrelinischen  Geschirrs  noch  fort. 

Ob  die  bekannten  schönen ,  mit  Malereien  gezierten  Vasen,  die  sich 
in  Etrurien  in  so  grosser  Menge  gefunden  haben,  auch  daselbst  gefertigt  woirden, 
darüber  sind  die  Meinungen  getheilt.  Bei  den  Alten  ist  davon  nirgends  die  Rede, 
doch  scheinen  manche  Umstände  dafür  zu  sprechen.  Wenn  man  sich  auch  im 
allgemeinen  der  Ansicht  anschliesst,  dass  die  Mehrzahl  der  in  Etrurien  undUnter- 
ilalien  gefundenen  bemalten  Vasen  Erzeugnisse  hellenischen,  speciell  attischen 
Gewerbfleisses  sind,  so  unterscheiden  sich  doch  manche  durch  Thon,  Farbe  und 
Firniss ,  durch  Ausführung  der  Zeichnung  und  Behandlung  des  Mythus  oder  des 
sonstigen  Sujets  so  sehr  von  den  übrigen ,  dass  man  sie  für  einheimische  Fabri- 
cale,  für  Versuche,  die  fremde  Technik  der  importirten  Vasen  nachzuahmen,  an- 
sehen muss.  Dahin  gehören  vorzüglich  eine  Anzahl  schwarzfiguriger  Vasen, 
hauptsächlich  in  Vulci  gefunden,  von  plumper  Arbeit,  mit  Zeichnungen,  die 
mit  ihren  seltsamen  Thierbildungen  und  Flügelfiguren ,  in  oft  inhaltloser ,  unver- 
ständlicher Zusammenstellung,  die  rein  äusserliche  Nachahmung  zeigen'. 

Aber  auch  rothfigurige  Vasen  von  grösserer  Vollendung  der  Technik  linden 
sich  in  den  elrurischen  Gräbern ,  die  wir  ebenfalls  für  Erzeugnisse  einheimisciier 
Töpferei  halten  müssen.  Es  ist  wiederum  hauptsächlich  Vulci,  das  wir  als 
Fabricationsort  dieser  Gefässe  anzusehen  haben.  Nicht  nur  das  schlechtere  Ma- 
terial und  die  bei  aller  Freiheil  doch  hervortretende  Ungeschicklichkeit  und  Roh- 
heit, auch  die  Darstellungsart  und  Auffassung  der  Mythen,  der  Stil  der  Ornamente 


\)  Vgl.  Müller  ebd.  II,  242  ff.  Abeken  a.  a.  0.  301  fg. 

2)  Die  berühmten  Thongefässfabriken  von  Mutina,  Surrentum  u.  a.  Orten  scheinen  zu 
einer  Zeit  begründet  zu  sein,  da  diese  Gegenden  noch  tuscisch  waren.  S.  Müller  S.  245. 

3j  Die  von  Numa  begründete  Zunft  der  Töpfer  verdaukt  sicherlich  elruiisehem  Einfluss 
ihre  Entstehung;  Plin.  XXXV,  159  u.  s. 

4)  Auf  solche  bezieht  Krause,  Angeiologie  S.  18S  .\.  1  wohl  mit  Recht  das  Skolion  bei 
Plut.  Quaest.  Symp.  V,  3,  2  p.  676  E: 

/9d)i'  ri  HfJ.aayfj  tivq'i  xaS^rj&aXiuftii')] 
xiv&li  xlXaivöp  ciifia  Jiovvaov  it^tov, 
f^ovaa  x)Mvas  '[aD-fiixoiig  äv«  arö/xu. 
(V.  1.  j)  TinXäs  yfj) 

5)  Juv.  XI,  108:  ponebant  igilur  Tmco  farrata  catino. 

6)  Pars,  n,  60  :         aurum  vasa  Numae  Saturniague  impulä  aera, 

yeslalesque  uriins  et  Tuscum  pctUe  inutat. 
Vgl.  ebd.  .lahn  p.  185. 

7;  Jahn,  Vasensamnil,  d.  Kon.  Ludwig  .S.  CLXXll. 


§  iO.   Mittelitalien.  105 

würden  auf  elrurischen  Ursprung  st-hliessen  lassen,  wenn  nicht  die  Vorstellung 
speciell  etrurischer  Mythen  und  endlich  zur  völligen  Überzeugung  elrurische  In- 
schriften den  letzten  Zweifel  beseitigten  '. 

Wie  diese  Fabricale  erst  einer  späten  Zeil  angehören ,  so  auch  die  an  andern 
Orten  gefundenen  Vasen  von  ähnlichem  Charakter.  Ausser  in  Vulci  ist  einhei- 
mische Vasenfabrication  nachgewiesen  in  Borna  rzo^,  Chiusi^,  Perugia*  und 
Vol terra*;  am  letzteren  Ort  überwiegt  sogar  die  Zahl  der  Gefässe  von  provin- 
zieller Technik  die  der  echt  griechischen'''. 

Berühmter  noch ,  als  die  elrurischen  Gefässe ,  waren  die  erhobenen  Ar- 
beilen und  Statuen  in  Thon".  Wie  bekannt  die  Etrusker  gerade  wegen 
dieser  Kunstiibung  waren,  ersehen  wir  aus  dem  mythischen  Ausdruck,  den  sie 
gefunden ,  indem  man  ihnen  die  Erfindung  der  Plastik  zuschrieb  *.  Der  Giebel- 
schmuck  der  römischen  Tempel ,  die  meisten  alteren  Tempelslaluen ,  welche 
später  durch  Werke  aus  besserem  Material  ersetzt  wurden,  verfertigten  elrurische 
Künstler;  es  gab  eine  Zeil,  wo  fast  alle  Kunstwerke  in  Rom  tuscischc  Arbeit 
waren ^,  die  auch  die  öifenllichen  Gebäude  der  Municipien  versorgle'".  In  spä- 
teren Zeilen  ist  von  diesen  Erzeugnissen  etruscischen  Kunstfloisscs  nicht  iiielir 
die  Rede  ". 

Mit  der  Thonbildnerci  hängt  der  in  Elruricn  zu  grosser  Vollendung  gelangte 
Erzguss'-^  eng  zusammen.  Wir  werden  noch  Veranlassung  haben,  über  die 
Eisenfabricale  und  die  Gewinnung  des  Eisens  bei  den  Elruskern  zu  sprechen, 
hier  haben  wir  es  mit  den  mehr  kUnslIerischen  Leistungen  der  Mctallarbeit 
zu  ihun. 

Die  Erzbildnerei  in  Elrurien  muss  nach  den  Nachrichten  der  Alten  in  frühe- 
ren Zeilen  wahrhaft  grossarlig  gewesen  sein.  Wenn  nach  einer  ohne  genügen- 
den Grund  angezweifelten  Nachricht  die  Römer  inVolsinii  2ü00Staluen  fanden  '•', 
so  kann  uns  das  von  der  enormen  Produclion  einen  BegrilT  geben.  Aber  eben 
diese  ausserordentliche  Fruchtbarkeit  scheint  daran  Schuld  zu  sein,  dass  der 
Erzguss  bei  den  Elruskern  zur  Fabrikaibeil  wurde,  dass  die  Kunst  zum  reinen 
Handwerk  herabsank,  und.dass  daher,  trotzdem  es  in  vielen  Gegenden  der  civi- 


1)   .lahn  a.  a.  0.  S.  CCXXXIll  (T.  2)   Jahn  S.  CCXXXVI.  3)   Elid.  S.  I.XXXII 

4)  Ebd.  —  Lampen  von  pcnisiiiischer  Fabrili  crwiilinl  I'asseri,  Luc.  fiel.  p.  XV. 

5)  Jahn  S.  LXXXIIL 

6)  Hier  möge  auch  der  in's  5.  Jahrli.  d.  St.  gehörenden  Gefässe  mit  lalolniselien  Inscliilf- 
tpii  gedacht  werden,  die  man  im  südliolien  Elrurien,  Ijesondei-s  in  Viilci,  Tarquinii  niid  Oile 
gefunden  liat.  Ygt.  Kitsclil,  de  ficlil.  liller.  Latinor.  antiquissimis,  llniin  1853. 

7)  Müller  a.  a.  0.  11,  246  ff. 

8)  Clem.  .\tex.  Strom.  I,  16  p.  362;  eri  i/noX  Tovaxiii'ov;  t^i»'  TtXaniixijr  i7iiinijof<(  Cas- 
siod.  Var.  VU,  15:  has  (so.  slaluas)  primiim  Tlitisci  in  Italia  imenissc  releruntiir.  Vgt.  Viii-in  I). 
Plin.  XX.XV,  157;  elaboratain  hanc  artcm  Ilaliac  et  iimxime  Elruhac.  Qnint.  XII,  10  Talian 
ad  Gr.  I  p.  4. 

9)  Vgl.  namentlich  I'lin.  1,  I.  1.->4  sqq.  10    IMiii    ili.  I.-.S. 

11)  Die  uns  erhaltenen  Ucsle  diosoi- KunslL;atliing  sind  sein-  spailictj.  S.  Miiller.  Hand- 
buch §171,  3. 

12)  Müller,   Elrusker  II,  250  ff.   Abeken  S.  302,  13)   I'lin.  .XXXIV,  3« 


H»6  111.   EuHorA. 

lisirtcn  Welt  tuscische  Bildsäulen  gab ',  dennoch  kein  Name  eines  elruscischen 
Erzgiessers  uns  von  den  Schrillslellern  überliefert  worden  ist.  Hauplsächlieh 
scheinen  es  Gölterstatuen  gewesen  zu  sein ,  welche  in  den  Erzgiessereien  ver- 
fertigt wurden'^,  und  zwar  von  der  verschiedensten  Grösse:  von  Statuen  von 
fiO  Fuss  Höhe^  i)is  herab  zu  kleinen  Statuetten^,  welche  sogar  zur  Zeit  des  Horaz 
als  Kostbarkeit  galten  —  wohl  weniger  wegen  ihrer  Schönheit,  als  wegen  ihres 
liolien  Alters.  Von  solchen  Statuetten  hat  sich  noch  eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  erhallen,  wahrend  grössere  Erzwerke  von  unbezweil'ell  etruscischer 
Technik  selten  sind  ■'. 

Vielleicht  noch  mehr,  als  im  Erzguss,  leisteten  die  Etruskcr  in  der  mit  ihm 
verwandten  Toreutik^.  Zu  einer  Zeil,  als  in  Griechenland  auch  auf  diesem 
Kunslgebiet  die  höchste  Blülhc  herrschte ,  als  Myron ,  Mys ,  Mentor  ihre  Werke 
schufen ,  waren  doch  tyrrhenische  Bronzearbeiten  in  Griechenland  geschätzt. 
Pherecrates  erwähnt  tyrrhenische  Candelaber',  und  Critias  empfiehlt  goldgetrie- 
bene Schalen  aus  Elrurien  und  alles  Erz,  was  zu  irgend  einem  Gebrauch  das 
Haus  schmückt^.  Die  Nachrichten  der  Alten  über  die  mannichfalligslen  Arbeilen 
der  Elrusker  in  Gold,  Silber,  Elfenbein  u.  s.  w.  ^  werden  ergänzt  durch  die 
reichen  in  den  Gräbern  von  Perusia ,  Caere ,  Vulci ,  Bomarzo ,  Chiusi  etc.  ge- 
machten Funde '*,  bestehend  in  Bronzeplatlen  der  verschiedensten  Art,  die  zur 
Verzierung  von  Wagen  und  Gcrüthen  dienten,  Silber-  und  Goldplallen,  Cande- 
labern,  Dreifüssen,  Schilden  u.  s.  w.,  darunter  Arbeilen  von  hoher  Schönheit 
und  technischer  Vollendung  ". 

Weniger  haben  sich  die  Elrusker  mit  der  Arbeit  in  Stein  abgegeben '2;  die 
schönen  Marmorbrüche  von  Luna'''  und  Pisae'*  waren  zwar  auch  schon  im 
Altcrlhum  bekannt,  wurden  aber  zu  statuarischen  Zwecken  nur  wenig  ausge- 
beutet; die  meisten  erhaltenen  Reste  etruscischer  Sleinarbeil,  grösstentheils 
Aschenurnen,  sind  aus  Peperin  '■'',   Travcrtin  oder  Alabaster  von  Volalerrae  gcar- 


1)  Plin.  XXXIV,  34  ;  Signa  rjuoque  Tuscanica  per  terras  dispersa,  quae  quin  in  Elrusca  fa- 
cUtata  sinl  non  est  dubiwn. 

2)  Plin.  Ib.  Tcrlull.  Apol.  25  i  nondum  enim  tunc  ingenia  jSraecorum  alque  Tuscorum  fn- 
gendis  simulacris  urbem  inundaverunt.  (jbciliiiupt  wurden  die  Gölterbildci-  eist  durch  etrus- 
kischen  Einfluss  in  die  Heiligthümer  Latiums  eingeführt;  vgl.  Varro  bei  Augu.st.  de  civ.  Uei 
IV,  31.  3)  Plin.  I.  I.  34.  4)    Tyrrhena  sigilla,  Hör.  Ep.  II,  2,  ISO. 

5)  Muller,  Handbueh  §  172.  6)  Müller,  Elrusker  II,  252(1.  Handbuch  §  173. 

7)  Bei  Atli.  XV,  700  C:   kvxviimv  rinyctaCa  Tvimijrixt]. 

8)  Bei  Alb.  I,  28  B  :  Tu(>a)/vri  äi  xqkt(T x^vaämnos  i/icü.rj, 

xal  TTKf /«^zos  OTiJ  xoa/ufT  äö/xov  ir  riri  XQfln. 

9)  Sie  sind  zusammengestellt  bei  Müller  a.  a.  0.  und  Abeken  S.  266  ff.  384  ff. 

10)  nrösstentbeils  abgebildet  bei  Mi  call,  Monumenli  inediti.  Firenze  1844. 

11)  Hierher  sind  auch  die  zahlreichen  etruskischen  Spiegel  und  sogenannten  mystischen 
eisten  zu  rechnen,  wenn  auch  die  schönsten  darunter  griechische  Arbeit  sein  naögcn.  Vgl. 
Gerhard,  Etruskischo  Spiegel.  Berlin  1843  ff.    Müller,   Handbuch  §  173,  2. 

12)  Müller  ebd.  §  174.   Elrusker  II,  256  Ig. 

13)  Plin.  XXXVI,  14.   Str.  V,  222  u.  s.   Vgl.  Müller,   Elrusker  I,  242  fg. 

14)  Strab.  V,  223. 

15)  Die  Steinbrüche  waren  bei  Tarquinii,  am  volsiniscben  See  und  bei  Slalonla.  Vitr  11,7. 
Plin.  1.  1.  168. 


§    iO.     MlTIELITAl.lE.N.  107 

bcilel.  —  Euillich  zei^on  die  clruscischcii  SiMniluiceii-fH-iniiR-ii .  nnhs  dies  llcissiui' 
Volk  iiuch  auf  dem  Gcbicle  der  Scalptur-  iioliMstcl  li;il'. 

Unlcr  den  übrigen  (iewcrben  iialiin  die  Woberei  eine  bedeutende  Stelle 
ein  2.  Wie  das  Wolle  spinnen  3,  so  gehörte  auch  das  Weben  der  Gewander 
in  aller  Zeil  zu  den  Beschäftigungen  der  Frauen,  deren  sich  selbst  die  Königinnen 
nicht  schämten ^.  Später  aber  beschäftigte  das  Weben  und  Färben  ,  zumal  der 
häufig  genannten  Prachtgewänder,  sicherlich  besondere  Handwerker.  Wie  so 
manches  andere,  so  erhiellen  die  Römer  auch  diese  Prachtkleider,  besonders  die 
Itinka  praetexlu ,  von  den  Etruskern  ■'',  und  auch  die  goldgestickten  und  bunt- 
gewirkten  Gewänder  derselben  waren  in  der  alten  Zeil  beriihnil^'.  Den  Purpur 
zum  Färben  erhielten  sie  vermuthlich  von  den  Phöniziern  oder  Carlhagern'. 

Wie  diese  Prachtgewänder  wohl  nur  in  der  frühesten  Zeil  von  Etrurien  nach 
Korn  importirl,  später  aber  in  Rom  selbst  fabricirl  wurden,  so  scheinen  auch  die 
ofl  erwähnlcn  lyrrhcnisehen  Schuhe**  nur  anfänglich  Gegenstand  des  Han- 
dels nach  auswärts  gewesen  zu  sein  und  später  auch  anderswo  verfeiligl  nur 
jenen  Namen  zur  Erinnerung  an  ihre  eigentliche  Herkunft  beibehalten  zu  haben. 
Diese  Sandalen,  aavdä}.ia  TvoQijvr/.ä  oder  TvQQt^rovQyi],  wurden  in  Griechen- 
land zur  Zeil  desPericles  bekannt  und  waren  damals  vermuthlich  besonders  kost- 
bare Luxusartikel''.  Nach  Rom  kamen  sie  zuerst  als  Prachtschuhe  der  römischen 
Senatoren"*,  wie  ja  überhaupt  diese  ihre  Tracht  zum  grossen  Theile  den  praclit- 
liebenden  etruscischen  Lucunioncn  entlehnten.  Ausserdem  wurden  sie  wahr- 
scheinlich wenig  in  Rom  getragen;  wir  erfahren  gar  nicht,  dass  sie  in  späterer 
Zeil  etwa  zum  ausscrgewöhnlichen  Putz  in  der  Kleidung  gedient  hätten,  was  bei 
den  Etruskern  selbst  der  Fall  war".  Einen  wichtigen  Exportartikel  haben  sie 
sicherlich  nie  gebildet. 

Gehen  wir  nun  etwas  genauer  auf  das  einzelne  ein.  Für  die  M  et  a  I  I  a  r  be  i  I 
der  Elrusker  sind  drei  Orte  von  ganz  besonderer  Wichligkeil:  die  Insel  Ilva 
(Elba),  welche  das  Eisenerz  lieferte '2,  Populonia,  wo  dasselbe  ausgeschmolzen 


1)  Miiller,  Handhucli  §  175.  2)  Vgl.  Yalcs  p.  286  sq. 

3)  Juv.  VI,  289.  4)   l'lin.  VIII,  19*. 

5)  Plin.  ib.  195:  praelcxtae  apud  Etruscos  origincm  invenere. 

6)  Die  Elrusker  überbr.ichten  ilein  Tarquiiiins  I'riscus  xnmvti  if  rionifrijovr  /iirnomiuof 
xai  7it(iiß6?.aiov  TtontfvnoSy  TioixO.ot',  Dion.  Mal.  III,  61.  Vgl.  l'lor.  I,  5.  Macroli.  Sal.  I,  fi,  7. 
S.  auch  Müller,  Etru.sker  I,  373  fg. 

7)  Wenn  nicht  aus  Strab.  V,  225  auch  auf  Purpurlisclierei  in  Elrurien  zu  schliessen  ist. 
Sj  Vgl.  .Müller  a.  a.  0.  I,  269  IT. 

9j  Cratin.  b.  Poll.  Vll,  86;  ib.  93:  itts  fxtrroi  Ti'p[)i/i'ix«f  o  .i'nTii/oüs  ^n'o.V/ijy,  -noixiXos 
tili'  »fiüa!hltfs  .ivdtov  xnxöv  fnyoi'a.  lies.  v.  TrQoqi-ixn  auvödha  ■  xiiiivfiii  ii  i''i/'i;/.or  oijiiu 
xnlHTtti.  Phot.  TvQQrivix«  attvöäha  ■noÄvjii.fj    Vgl.  Clciii.  Alex.  Paed.  II,  11  p.  2*0. 

10)  Serv.  ad  Aen.  VIM,  458:  Tusca  calccamentn.  Et  dicil  crepidas,  ijuas  primo  habucie  sc- 
nalores,  post  eijuiles  Itomani,  nunc  milites. 

11)  Vgl.  Virg.  Aen.  VIII,  *58.   Ov.  Am.  III,  13,  26. 

12)  Zwar  waren  auch  auf  dem  l'esllande  liiscngruhiMi,  wumhi  sich  noch  liiulc  Spuren  /wi- 
schen Populonia  und  Rusellae  linden,  doch  siheinl  man  diescIlH'ii,  vei  inutlilich  weil  ilirr  lü- 
tragfähigkcil  nicht  mit  der  von  Elba  wetteifern  kiinnle,  bald  wieder  verlassen  zu  liabcii.  \gl. 
Str.  V,  223  :  itiSo/itv  xal  ftiralktt  tiv«  (v  Tif  x'^Vf  (xhXnfi/nivti. 


108  in.  EtROPA. 

wurde,  und  Arrelium,  wo  die  Vcr;u-lieiluiii^  des  Roheisens  am  bedeutendsten 
gewesen  zu  sein  scheint. 

Der  Erzreichthuni  von  Elba'  war  seil  den  ältesten  Zeilen  bekannt. 
Schon  der  Name,  den  die  Insel  bei  den  Griechen  führte,  Ali^äleia  oder  Ald^äXi] 
(derselbe,  den  auch  Lemnos  führte),  deutet  auf  dies  Haupterzeuiiuiss  der  Insel 
hin^;  und  das  ganze  Alterthum  hindurch  war  das  sonst  wenig  bedeutende  Eiland 
deswegen  berühmt  *.  Der  Bergbau  scheint  die  Hauptbeschäftigung  der  Einwohner, 
von  denen  wir  sonst  nichts  erfahren ,  gewesen  zu  sein ;  aus  unterirdischen  Grot- 
ten ,  von  denen  sich  noch  heute  Spuren  finden,  holten  sie  das  Eisenerz  *,  das 
imerschöpflich  nach  der  Meinung  der  Alten  inmier  wieder  aufs  neue  nachwuchs ■'. 

Unmittelbar  aus  den  Gruben  wurde  das  gewonnene  Erz  nach  der  gegenüber 
auf  dem  Festiande  gelegenen  Stadt  Populonia  geschaifl  und  erst  da  ausge- 
schmolzen s.  Bei  der  grossen  Menge  des  gewonnenen  Metalls  müssen  die  Eisen- 
werke  von  Populonia  einen  bedeutenden  Umfang  gehabt  haben.  Verarbeitet 
wurde  es  hier  jedoch  nicht';  Kaufleute  erstanden  die  grossen  Schwämmen  glei- 
chenden Eisenklumpen  und  führten  sie  zu  Schiff  nach  Dicaearchia  und  andern 
Emporien^;  doch  wurde  selbstverständlich  auch  ein  grosser  Theil  im  Lande  selbst 
verarbeitet.  Bestimmte  Städte  als  Hauptsitze  der  Metallarbeil  werden  uns  nicht 
genannt;  doch  scheint  Arretium  einer  der  bedeutendsten  Fabrikorle  gewesen 
zu  sein ,  da  es  der  Flotte  des  Scipio  eine  sehr  grosse  Zahl  von  Waffen  und  Werk- 
zeuuen  aller  Art  lieferte  ". 


^)  Auch  Kupfor  soll  In  allen  Zeiten  dort  gewonnen  worden  sein;  Ps.-Arist.  mirab.  93  (95): 
^i'  t)'/'/  r;]  Tuiio)]ii'ci  KytlcU  rig  V^BOS  -illlä'uiu  ii'OfjnCoiitrij.  (r  ij  U  tov  nvTOi  fitTccl).ov  tiqo- 
Tuwi'  fih'  /(O.xö;  löoinatro,  i^  ov  <faai  naira  xt/aixufidit  nrin  niroTi  fhai,  intiTU  ftrjy.ixi 
tviUaxiaiUu  ■  /imroti  (Vt  äitlS^öijog  nolXov  ifarmcci  tx  tov  aiToi  /uiiif.lov  aCÜrjnoi',  tu  rw  fTi 
y{i(änat  TvQiirji'iti  ol  rö  xtiXov/jirov  IlonXoilior  ofxoviTig.  Neuere  Untersuchungen  haben  das 
bestätigt;  Müller,   Etrusker  I,  24». 

2)  Diod.  V,  13:  AÜtältia  ...  Trjv  fdv  nnoOctyoQiitv  (Tf.tjiffr  äno  tov  nllj'iovg  tov  xut 
ni^t/r  aindi-ov. 

3)  Plin.  III,  81:  Jlra  tum  ferri  melatlis,  vgl.  XXXIV,  152.  Virg.  Aen.  X,  174  :  insula  in- 
exlmuslis  Chalyhum  gcnerosa  metallis.  Varro  bei  Serv.  ad  h.  1.  Rutil.  Itin.  I,  351  : 

Occurril  Chalybum  memorabilis  llva  metallis, 
qua  nihil  uberius  Norica  gleba  tulit. 
Vgl.  Mela  II,  7.  Strab.  1.  1.  Sil.  Ilal.  VIII.  615. 

4)  Eine  Beschreibung  des  Erzförderns  giebt  Diod.  I.  I.  Vgl.  Müller  a.  a.  0. 

5)  Strab.  und  Scrv.  11.  II. 

6)  Strab.  1.  1.  :  li'äo/^ir  rff  xttl  Toüf  foyaCofif'rovg  top  ai^TiQOi'  rar  (x  TTJg  AllUiliag  xofii- 
^dfttyoit-  ov  yän  öi'vaTat  auV.inrii,  faSai  xci/jtvfvöfifrog  (v  Tj  i'i;'ow,  xofifCfTKi  d'  fvitig  {htwv 
fitTidlmv  tig  tr\v  ijniiQov.  Varro  b.  Serv.  1.  I. :  nasci  quidem  Ulis  ferrum,  sed  in  slricluram  non 
posse  cogi,  nisi  transvectum  in  Populoniam.  Diod.  und  Ps.-Arist.  mirab.  11.  II. 

7)  An  einer  für  die  Gewerblhätigkeit  der  einzelnen  etru.scischen  Städte  sehr  wichtigen 
Stelle,  wo  angegeben  wird,  was  eine  jede  derselben  im  2ten  punischen  Kriege  für  die  Flotte 
des  Scipio  lieferte,  bei  Liv.  XXVIII,  45,  steuert  Populonia  nicht  Waffen,  sondern  unverarbei- 
tetes Eisen  bei. 

8)  Diod.  I.  I.:  TcivTtt  ai/r«)op«foi'Tff  ot  fft7io(ioi  z«t  uiT(tßa).Xö/Atvoi  xo/ji'^ovoif  tig  ti 
JiXfuÜQXtiav  Xttl  (lg  t«  ai.ln  fftjioota. 

9)  Liv.  I.  I :  Arretini  MMM  sculorum,  gateas  totidem,  pila  gaesa  hastas  longas,  millium  quin- 
quaginla  summam  pari  cxijusque  generis  nutnero  expleturos,  securis  rulra  falces  alveolos  molas, 


§    2(1.     MlTTKLITAl.lF.\.  109 

Anelium  war  iiberhaupl  zu  jener  Zeit  eine  der  reichsten  und  blühendsten 
Städte  Etruriens;  und  wenn  es  auch  in  der  Folgezeil  an  Bedeutuns;  verlor,  so 
hatte  es  doch  in  einem  Induslriezweiüe  noch  in  der  Kaiserzeit  seinen  Ruf  be- 
wahrt, in  der  Anfertiitunii  von  T honije fassen  ' ;  ja  diese  Fabricvition  scheint 
sogar  in  den  letzten  Jahrhunderten  der  Re|ml)lik '^  und  in  den  ersten  drei  Jahi- 
hunderlen  unserer  Zeitrechnung  ganz  besonders  dort  geblüht  zu  haben.  Die 
Umgebung  der  Stadt  lieferte  einen  vorlrefT liehen  rolhen  Thon ',  aus  dem  alle 
Arten  Thongefässe,  hauptsächlich  Tafelgeschirr,  gefertigt  wurden.  Nach  Rom 
kam  vermulhlich  nur  gewöhnliche  Waare  für  den  Gebrauch  des  gemeinen  Mannes  ^ ; 
doch  spricht  die  öftere  Envähnung  des  arretinischen  Geschirrs  für  die  (iiite  und 
Brauchbarkeit  selbst  dieser  geringeren  Sort«  *. 

Die  Leinwel)erei"  wurde  hauptsächlich  betrieben  in  Tar<|uinii.  wel- 
ches dem  Scipio  Segelluch  lieferte',  und  in  Falerii,  wo  feine  Leinwand  zu  Klei- 
dern gewebt  wurde ''.  In  der  Nähe  der  Grenze  gegen  Lalium  ,  am  Tilier,  wurde 
Garn  zu  Netzen  gesponnen".  Ob  die  einmal  erwähnten  cnrulli  aus 
Perusia'"  hierher  zu  rechnen  sind,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden:  es  waren 
vermuthlich  Wollenstofle. 


quanlum  in  XLlongas  naves  optis  esset.  —  In  spaterer  Zeit  war  in  L  uca  eine  kaiserliclie 
Waffenfabrik,  Not.  dign.  Occ.  c.  VIII  p.  43;  daselb.sl  sind  nocli  heute  WafTcnfaliiiken, 
vgl.  Boecking  ib.  p.  315.  —  Auf  Erzaibcit  in  Caere  .sclielnt  zu  deuten  .'^tepli.  liyz.  v. 
'i4yv/./.a  ■  'Piav'og  rfi  'AyvlXiov  iht  xfdxöv.   (Agylla  ist  das  .spälere  Caere.) 

1j   Plin.  XXXV,  160  :  retinel  hanc  nobililalem  (vasorum)  et  Arretium  in  llaliii. 

2)  "Dass  unter  den  noch  erhaltenen  arretini.sehen  Gefassen  ein  Theil  dem  sechsten  Jahr- 
hundert der  Stadt  angehört,  beweisen  die  in  den  Inschriften  vorkommenden  Buchslabenfor- 
men (vgl.  Gaimarrini,   Le  iscr.  degli  anl.  vasi  .\retini).«  Marquardt  II,  253  Anm.  S337. 

3)  Isid.  Orig.  XX,  4,5;  Arrelina  i-asa  ex  Arrelio  municipio  Italiae  diruntur,  ubi  fluni.  Sunt 
enim  rubra.  De  r/uibus  Sedulius:  Rubra  quod  apposilum  lesta  ministral  oliis.  Vgl.  Müller  1,246. 
II,  244,  wo  angegeben  ist,  dass  dieser  Thon  noeli  heul  dort  gegraben  w  iid  ;  s.  A  b  e  k  e  n  a.  a. 
0.  S.  301.  —  Auch  Ziegelbrennereien  befanden  sich  in  Arreliuiii,  Vilr.  II.S  ;  Plin  \\ \V, 
173,  wo  eine  Mauer  aus  Backsteinen  erwähnt  wird. 

4j  Mail.  I,  53,  6:  sie  Arrelinae  violant  i-rystallina  leslne.  (Vgl  über  d.  .»^1.  Mwller  II,  213 
Anm.  7.j   MV,  98:  Arretina  nimis  ne  spernas  lasa  monemus, 

lautus  eral  Tuscis  Porsena  ficiilibus. 
Vgl.  Pers.  I,  130  m.  d.  Scbol. 

5)  Auch  nach  weiterhin  wurden  die  arrelinisclien  GcfiLSse  exporlirl ,  man  lial  solche  in 
Velieja  gefunden.  Vgl.  Cavciloni,  Mull.  d.  Inst.  1S37  p.  15.  Um  Anelium  selbst  sind  >lie 
Funde  derartiger  rother,  oft  niil  Reliefs  versehener  Gefdsse  sehr  häufig;  s.  Abeken  S.  301. 
Marquardt  a.  a.  0.  Anm.  2339.  Lampen  von  arrctlnisehcr  l'abrik  erwidinl  l'assc  ri.  I.m- 
fiel.  p.  XV.  6)  S.  Müller  I,  236. 

7)  Liv.  I.  I.  :   Turquinienses  linlea  in  vela. 

8)  Sil.  Ital.  IV,  223:  indulosr/ue  simul  genlilia  lina  l'aliseos. 
Gral.  C\n.  40  :  at  contra  nosiris  imliellia  lina  Faliscis 

Hisiianii/iie  alio  spectantur  Snetabes  usu. 
Uei  Ov.  Aiiicir.   III,  13,  i"  gelii'u  die  falisciscben  Jungfrauen  niore  piilrum   Gnfjo  lelalne  le- 
sliOus  iilliuc. 

B)  Giat.  I.  1.  v.  3C-  aprico  Tuscorum  stupea  eampo 

nwssis,  conliguum  Sorbens  de  flumine  rorem 
qua  rultor  Lalii  per  opara  silenOa  Tibris 
liiliitur  inque  sinus  maijiio  venil  ore  mariiiii. 
10)   Seliol.  Juv.  III,  170  :   aul  crassu  habilu  aut  quales  cucullos  liabent  Perusini 


110  III.   Europa. 

Der  Fisclifaiii;  iMlrleto  nn  ilon  Meeresküsten  und  See'n  Elruriens  einen 
Iliuiplnnliriinciszweii:.  Warten,  um  den  Zug  der  Tliunfische  zu  erspähen,  fan- 
den sidi  bei  Populonia  '  und  Cossa^;  auch  Pyrgi  lieferte  Fische  in's  Aus- 
land',  und  hei  Graviscae  fand  man  zur  Zeit  des  Piinius  Korallen^. 

In  fiTlherer  Zeil,  als  die  Etrusker  noch  mehr  sich  mit  der  Seefahrt  beschäf- 
tigten, waren  auch  an  vielen  Orten  Schiff  swerfte ;  so  in  Populonia  und 
Pisae^;  später  lieferten  die  etruscischen  Wälder  das  meisle  Bauholz  nach 
liom ''. 

Kndhch  möge  noch  eines  bei  den  Allen  sehr  beliebten  elruscischen  Producles 
gedacht  werden:  der  Magenwürste  aus  Falerii,  welche  sehr  berühmt 
waren'.  Auch  die  Seh  in  ke  n  aus  Caere  waren  von  besonderer  Güte*,  wie 
iiljerhaupt  die  Schweinezucht  der  Etrusker  sehr  anseiinlich  war''. 


§  21. 

Mittelitalien  (Fortsetzung). 

ROHl  1111(1  Latium.  Wer  die  Geschichte  des  römischen  Volkes  kennt,  wem 
aus  der  Entwicklung  dieses  Staates  von  einer  kleinen  Ansiedlung  zum  mächtigsten 
Weltreich,  das  die  Geschichte  aufzuweisen  hat,  der  Charakter  des  Volkes,  das 
der  Träger  so  grosser  Ereignisse  war ,  klar  geworden  ist ,  für  den  wird  es  nicht 
unverständlich  sein ,  dass  eben  dieses  Volk  in  industrieller  Beziehung  eine  gegen 
andere  Nationen  sehr  untergeordnete  Stellung  einnimmt.  Als  das  kleine  Reich  in 
den  ersten  Kämpfen  seine  Stellung  gegen  die  Nachbarstaaten  gewahrt  und  sich 
Anerkennung  errungen  hatte ,  war  der  Ackerbau  wohl  der  wichtigste  und  ver- 
breiletsle  Beruf,  dem  der  Bürger  sich  hingab,  wenn  Frieden  herrschte;  und  die 
Hand,  die  eben  tapfer  das  Schwert  geschwungen  hatte,  kehrte  freudig  zur  Pflug- 
schaar  zurück.  Bedürfnisse  kannten  die  im  einfachen  Land-  oder  im  rauhen 
Kriogsleben  aufgewachsenen  Männer  nur  wenig ;  das  nothwendigste ,  was  sie 
zum  Leben  l>rauchten ,  wurde  von  der  sorgsamen  Hausfrau  und  ihren  Mägden 
geliefert,  die  ilu'  Brot  selber  buken,  die  Wolle  zu  den  Kleidern  selbst  spannen.  — 
Die  acht  Handwerkerzünfte ,  deren  Einrichtung  von  der  Sage  dem  Könige  Numa 
zugeschrielien  wird :  die  Flötenbläser,  Goldschmiede,  Kupferschmiede,  Zimraer- 
leute,  Walker,  Färber,  Töpfer  und  Schuster'"  mögen  zwar  so  alt,  wie  die  Stadt 
selbst ,  werden  aber  lange  Zeit  hindurch  die  einzigen  gewesen  sein.  Was  man 
sonst  noch  brauchte,  lieferten  die  italischen  Landschaften,  und,  wenn  es  beson- 
dere Kunst  erforderte ,  Elrurien,  später  Griechenland ;  und  diese  vollendeteren 
Erzeugnisse  ausländischer  Industrie  hemmten  das  Gedeihen  der  einheimischen 
Fabrication.     Aber  eine  Fortentwicklung  des  Handwerks,  ein  Streben  nach  Ver- 


1)  Sir.  V,  223.  2)   .Str.  ib.  225.  3)   Atli.  VI,  224  C. 

'.;  I'lin.  XXXII,  31.  5)   Sir.  V,  223.  Gj   Sir.  1.  1.     MülliT  I,  237. 

7)  Varr.  L.  L.  IV,  21  (V,  m  Müller).  M;irl.  IV,  4G,  S.  SUit.  Silv.  IV,  9,  35. 

8)  perna  Cacrelana,  Marl.  .XIIl,  54.  Doch  sclieinl  die  Lesart  Cerrelana  be.ssei'  zu  sein. 

9)  Polyb.  XII,  4,  8.    Müller  a.  a.  0.  239.  10)  Plul.  Num.  «7. 


§    :M.     MlTTKI-ITAlIKN.  111 

vollkommntinE;  der  Tpchnik,  wie  wir  es  in  Griechonliind  und  in  noch  hohfieni 
Masse  im  Orient  finden,  lag  auch  gar  nicht  in  der  Absicht  der  Römer.  Die  Sucht, 
den  römischen  Staat  zur  Weltmacht  zu  erheijcn,  und  das  dem  altröniischcn  Cha- 
rakter so  tief  eingeprägte  Bewusslsein  der  Staatsangeliörigkeit  hatten  zur  Folge, 
dass  jeder  Bürger  mit  allen  seinen  Kräften  zunächst  dem  Staate,  dann  erst  den 
Mitbürgern  oder  sich  selbst  diente;  und  dass  da])ei  die  Handwerke,  sobald  sie 
nur  für  das  AUernöthigste  zu  sorgen  im  Stande  waren ,  weiter  keine  Berücksich- 
tigung fanden  ,  war  eine  natürliche  Consequenz. 

Als  dann  die  mit  Glück  geführten  Kriege  die  Zahl  der  Sciaven  vennehrlen. 
als  man  diese  nicht  mehr  bloss  zur  Bestellung  der  Felder  und  überhaupt  in  tler 
l.andwirlhschafl,  sondern  auch  in  Walkmühlen  und  anderen  Werkstiitten  ver- 
wenden koiuU(!,  da  sank  das  Handwerk,  das  anfanglich  geachtet  gewesen  war, 
in  den  Augen  des  stolzen  Römers  zu  einer  eines  Quirlten  unwürdigen  Beschäf- 
tigung herab.  Nur  die  Landwirthschaft  konnte  ein  freier  römischer  Bürger 
treiben ,  ohne  sich  in  der  Meinung  seiner  Mitbürger  zu  schaden ,  Handel  und 
Handwerk  galten  für  unanständig  und  blieben  den  Sciaven,  Freigelassenen  und 
den  Fremden  überlassen  '.  Dabei  konnte  natürlich  von  keiner  gedeihlichen  F]nt- 
wicklung  der  Industrie  die  Rede  sein;  und  wenn  auch  einige  unentbehrliche 
Handwerke  eine  grössere  Bedeutung  erlangten ,  so  erstreckte  sich  dieselbe  doch 
nicht  über  die  zunächst  umliegenden  Landschaften  hinaus. 

Mit  der  zunehmenden  Macht  und  Grösse  des  Reichs  stiegen  auch  die  Bedürf- 
nisse und  der  Luxus:  aber  einen  vortheilhaften  Einfluss  auf  die  Gewerbthiiligkeil 
halte  das  nicht.  Die  mächtige  Hauptstadt  brauchte  dafür  nicht  mehr  zu  sorgen, 
da  ihr  die  fernsten  Länder  wie  die  Producte  ihres  Bodens ,  so  die  Erzeugnisse 
ihres  Gewerbfleisses  zu  Füssen  legten.  Der  vornehme  Römer  war  Staatsmann, 
Soldat,  Gutsb(!sitzer;  der  reiche  Emporkömmling  trieb  einlrägliche  Geldgeschäfte 
oder  bezog  von  Fabriken  und  Ländereieii  Ix'deiili'udc  Hi'\einicn.  —  aber  das, 
was  das  lebenskräftigste,  gesündeste  Elemenl  in  einem  Slaale  bildel,  der  Hürger- 
und  Handwerkerstand  fehlte  fast  gänzlich ;  kein  Mittelglied  verband  die  Kluft 
zwischen  jener  Geburts-  oder  Geldaristokratie  und  dem  nach  Brot  und  Spielen 
S('hreienden ,  zum  tüchtigen  Arbeiten  aber  zu  faulen  Pöbel ,  der  es  vorzog,  als 
Glient  von  <len  Almosen  der  Vornehmen  oder  den  Geldern  der  Wahlcandidalen 
und  anderer  durch  S|)enden  um  die  Yolksgunsl  buhlenden  (irossen  zu  leben. 
Dieser  Zustand  konnte  unlcr  den  Kaisern  nur  schlinuner  ,  nicht  besser  werden  ; 
inuner  ausgedehnter  w  urde  die  Ziiliilir  frenidcri'rodnclc  und  Industrieer/.eugnisse-, 
immer  mehr  .schwand  die  einli(iiiiis<lie  Industrie  '. 


1)  Vgl.  über  (lioSlollunj;  .In- AiIhmI.t  iin.l  llniMlwiMlvcr  in  Itoin  l>  in  m  .1  n  il , 
Coinin.  S.  <55  IT. 

2)  Ein  anschaHlicIiPS  Rild  ilii-scr  niiiss;iili-cn  Ziifiilir  iuisliiiidisclior  \Vii:iivii  i^ir 
Ür.  X'IV  Vol.  r  p.  346  (Diiid.) :  San  )'«(>  naii  fxfirfTois  i/iifTtti  xnl  xainaxfiminui, 
Uli  ovx  fvrnvd^a  «fi  xit)  nf(>infvfi.  rooniitni  i)'  nifixovfTni  lUiino  xojufCoi'nni  7i«i 
ö/lx«(ffc  rii'«  Tiäanv  itiv  loonv,  niiniif  <1V  iflhro7ti,iiini>  irfnunmiiir,  tonr'  fnixfvni 
xofi'Cfü  TU'»  Tili  ytiq  i\>y(taii](iliit. 

3)  Über  HniKlel  und  l-'nbrir;iti<>n    in  Kdiii    v^I.   M  .1  mj  11  n  nl  I ,   Rom.  i>nv:d;dl    II 


112  in.   Europa. 

"Wir  betrachten  von  den  in  Rom  betriebenen  Gewerben  nur  diejenigen, 
welche  entweder  zu  ii^cnd  einer  Zeil  wirklich  eine  grössere  Bedeutung  für  die 
Stadt  oder  die  Landschaft  erlangt  liaben ,  —  eigenlhche  Ausfuhrartikel  hat  Rom 
zu  keiner  Zeit  gehefert,  —  oder  die  sonst  wegen  irgend  eines  Umslandes  unsei- 
biteresse  verdienen'. 

Zu  den  letzteren  gehört  das  Bäckerhandwerk,  das  um  das  Jahr  171 
V.  Clir.  entstand,  da  bis  dahin  das  Brotbacken  im  Hause  selbst  betrieben  worden 
war.  Obgleich  dies  Gewerbe  hauptsächlich  von  Freigelassenen  betrieben  wurde 
und  nicht  für  anständig  galt,  gewann  es  doch  Wichtigkeit  für  die  Bürgerschaft 
durch  die  cura  annonae ,  und  schon  unter  Augustus  finden  wir  Bäckercollegien 
in  Inschriften,  und  diese  vermehrten  sich  in  der  spätem  Kaiserzeit  bedeutend; 
im  Jahre  312  n.  Chr.  gab  es  in  Rom  nicht  weniger  als  S-Si  Bäckereien'^. 

Schon  unter  den  acht  CoUegien  des  Nuni^i  finden  wir  Walker  und  Färber 
aufgezählt;  und  welche  bedeutende  Stelle  namenllich  die  ersteren  unter  den 
römischen  Handwerken  einnahmen ,  zeigt  schon  die  wichtige  Rolle ,  welche  der 
fidlo  in  der  römischen  Komödie  spielt,  wie  denn  auch  die  Eintraglichkeil  der 
Walkergruben  von  Cato  bezeugt  wird-'.  Martial  schildert,  wie  ein  nach  \^  Jah- 
ren nach  Rom  Zurückkehrender  von  allen  Selten  mit  Freundschaftsküssen  em- 
pfangen wird,  und  besonders  Gevatter  Weber,  Walker  und  Schuster  ihn  um- 
drängen ^.  Dass  die  Tuchfabrica  tion  in  Rom  nicht  unbedeutend  war,  zeigt 
auch  der  Rath ,  den  Cato  den  Landleuten  giebt,  sich  ihre  Kleidungsstücke  in  Rom 
einzukaufen  ^,  was  für  die  spätere  Zeit  insofern  auch  noch  Geltung  haben  mochte, 
als  dergleichen  ja  gewöhnlich  von  den  Landbewohnern  in  der  Hauptstadt  gekauft 
werden,  nur  dass  später  neben  dem  einheimischen  aiuh  sehr  viel  ausländisches 
Fabricat,  zumal  aus  Gallia  cisalpina ,  in  den  Handel  kam''. 

Auch  die  Zunft  der  Töpfer  befand  sich  unter    den  von  Nunia  gestifteten 

dem  ich  die  Grundzüge  der  obigen  Darslellung  entnehme,    (jbcr  den  Handelsverkehr  in  der 
Kaiserzeit  .s.  Friedländer,  Bild.  a.  d.  Sillengesch.  1,  15  fg. 

1)  Ich  erwähne  hier,  dass  in  Rom  in  noch  bedeutenderem  Masse,  als  wir  es  in  Athen 
gefunden  haben,  das  Zusamracnwohnen  von  Handwerkern,  welche  das  gleiche  Gewerbe  be- 
trieben, stattgefunden  zu  haben  scheint,  da  eine  Anzahl  Strassen  nach  den  Gewerbetreibenden 
den  Namen  führten  ;  so  au.sser  den  unten  noch  anzuführenden  die  Strassen  der  Kornhän  d- 
ler  (vicus  frumentarius),  Riemen  seh  ne  i  der  {v.  lorarius,  vgl.  Moni  msen  im  Bull,  dell' 
Inst.  1862  p.  52),  Holzhändler  {v.  materiarius,  inter  lignarios,  Liv.  XXXV,  41),  Salben- 
händler (11.  unguentarius) ,  Sandalen  ma  eher  (v.  sandaliarius,  vgl.  Gell.  XYIII,  4.  Orelli 
18).  Dass  letztere  nicht  von  der  Statue  des  Apollo  sandaliarius,  sondern  diese  eben  von  den 
.sandaliarii  den  Namen  bekommen  hat,  ist  sehr  \v;ilirschoinllch.  S.  Jordan,  IJe  i'icis  urlis 
liomae  in  den  Nuove  Mem.  dell'  Inst.  18fi5  p.  230  stpi.     Ma  r(|u  a  rd  I  .S.  21. 

2)  Vgl.  über  die  Bäcker  in  Rom  Marqua  rd  l  S.25fr.,  wo  sieh  aueh  die  Belege  zu  obigem 
und  ausführlichere  Mittheilungen  finden. 

3)  Plut.  Cat.  21.  Vgl.  Mommsen,  Rüm.  Geschichte  I,  856  (4.  Ann.)  und  über  die /-«/«^j- 
nes  überhaupt  Ma  rq  ua  rd  t  S.  137  fT. 

4)  Marl.  XII,  59,  6  :  hinc  instat  tibi  texlor,  inde  fullo, 

hinc  sul07-  modo  pelle  basiata. 

5)  Cat.  R.  R.  135. 

6)  Die  braccarii  und  litileuiies  wurden  von  Alexander  Severus  mit  einer  Steuer  belegt, 
Lampr.  AI.  Sev.  24. 


§21.   Mittelitalien.  113 

Zünften,  und  ihre  Fabricate  hatten  zu  einer  Zeit  einen  gewssen  Ruf;  wenigstens 
empfiehlt  Cato  die  Fässer ' ;  doch  bezog  man  die  feinere  Waare  wohl  in  der  Regel 
von  auswärts ,  wie  denn  auch  Plinius  das  fremde  Thongeschirr  dem  römischen 
vorzieht 2.  Töpfereien  waren  auf  dem  Votican^  und  in  der  Stadt ^;  Lampen 
mit  Stempeln  aus  römischen  Fabriken  haben  sich  noch  erhalten*.  Auch  viel 
Ziegeleien  befanden  sich  in  der  Umgebung  der  Stadt«. 

Wichtiger  waren  die  Arbeiten  in  Metall,  welche  Rom  lieferte.  Das  Collcgium 
der  Goldschmiede'  bestand  seit  den  ältesten  Zeilen  und  erhielt  sich  l)is  in  die 
Kaiserzeil  hinein^,  -wie  auch  die  Silberarbeiter"  in  Zünfte  getheilt  waren'". 

Die  zahli-eichen  Namen ,  die  uns  für  die  einzelnen  Beschäftigungen  dieser 
Metallarbeiter  überliefert  sind  ",  lassen  uns  darauf  schliessen,  dass  diese  Industrie 
fabrikmässig  in  grossem  Massstabe  betrieben  wurde,  und  es  ist  wohl  anzunehmen, 
dass  diese  Fabricate,  die  schon  in  das  Gebiet  der  Kunstindustrie  zu  rechnen  sind, 
auch  in  die  Provinzen  gingen ,  wie  denn  in  der  Regel  in  solchen  Dingen  der  Ge- 
schmack der  Hauptstadt  massgebend  für  das  übrige  Land  ist. 

Dass  römische  Bronzearbeiten  nach  auswärts  gingen  ,  zeigen  die  Funde 
solcher  Gegenstände  nicht  nur  in  Italien  selbst,  wie  z.  B.  in  Pompeji '2,  sondern 
in  den  entlegensten  Gegenden  des  Nordens '3.  Das  CoUegium  der  Kupfer- 
schmiede, fabri  aercn-ü^*,  gehört  ebenfalls  zu  jenen  acht  ältesten;  sie  führen 
je  nach  den  Gegenständen,  die  sie  hauptsächlich  arbeiten,  wieder  besondere 
Namen,  wie  z.  B.  candelabrarii^^,  cassidarii^^  u.  a. 

Jüngeren  Datums  ist  jedenfalls  das  Gewerbe  der  Eisenarbeiter''  in  Rom, 
da  di\e  ferrarii  unter  den  Zünften  des  Numa  nicht  genannt  sind'^;  vermulhlicl» 
bezog  man  in  den  ältesten  Zeiten  das  Ei.sen  gleich  veraiiieitot  aus  Elrurien.  Spä- 
ter aber  gelangle  auch  dies  Gewerbe  in  Rom  zu  keiner  unbedeutenden  Stellung  '', 
sodass  Cato,  der  für  eherne  Waaren  Capiia  empliehlt,  eisernes  Ackergeiälh  in 
Rom  zu  kaufen  rälh^".   Auch  von  den Eiscnarbeilern  beschränkten  sich  wiederum 


1)  Cat.  I.  I.  Romae  dotia,  labra.  ä)  Plin.  XXXV,  160. 

3)  Juv.  VI,  344:  Vaticano  fragiles  de  monle  palellas.  Marl.  I,  18,  2:  in  Vaticanis  comlila 
mtisla  cadis.  4)  Fest.  v.  salinum  p.  344  B:  figulus  in  Esiiuiliiia  regiune. 

5)  Passeri,  Luc.  fiel.  III,  7.  Muralori  503,  18.  Vi;l.  Marquardl  S.  254  .\iim.  2329. 

6)  Vgl.  Marquardt  a.  a.  0.  Anm.  2330.  7)  Elxl.  S.  290  IT. 

8)  Collegia  aurificum  bei  Grutcr  p.  258,  7.  638,  9.  Dnnati  p.  225,  2.  Aurarii  in  Rom  bei 
Oiclli  3096.  4148.  4149.  4156.  9)   Marquardt  S.  286  (T. 

10;  corpus  arge7itariorum  bei  Orelli  913.  1885  (vgl.  4146.  llenzcii  7281).  coUegium  vascu- 
lariorum,  Oielli  13.'>8  (vgl.  4147.  Heiizeii  7217  u.  s.l.  Auch  die  Oold-  unil  Silberarbcilor  wur- 
den von  Alexander  Severus  besleuert,  I.amprid.  I.  1. 

11)  Eine  Zusammenstellung  derselben  giehl  M  a  rquardt  a.  a.  0. 

12)  üverbcck,  Pompeji,  2.  Aufl.  II,  53. 

13)  Wiberg,  Üb.  d.  Einfl.  d.  class.  Volk.  a.  d.  Norden  S.  73.  96—130.  Marquardt 
.S.  304  fg.  14)   Vgl.  Orelli  4140.  15)  Orelli  4157.  16)   Ebd    4160. 

17)  Vgl.  Marquardt  S.  305  fg.  18)  Vgl.  Mommsen,  Rom.  (losch.  I,  196, 

19)  Ein  cullcgiiim  ferrarioriim  in  Rom  bei  Orelli  4066.  Vgl.  4188. 

20)  Cat.  R.  R.  135:  aratra  in  terram  caiidam  liomanira  bona  erunt  ....  jtign  lUmuuiiia 
optima  mint. 

1!  1  ü  .11  n  0  r  .  lüo  gewerbl.  TliiiliRkKil  J.  kla-^s.  AUiTlliiims.  g 


114  111.   Europa. 

viele  nur  auf  eine  specielle  Branche,  so  z.  B.  die  Schlosser,  claustrani  \  die 
Messerschmiede,  atltrarii'^,  die  Sichelmacher,  fatcarü,  nach  denen  eine  eigene 
Strasse  benannt  wurde  ■',  und  die  Schwertfeger,  gladiurii*. 

Um  welche  Zeil  die  Fabricalio,n  des  Glases  von  Alexandria  nach  Rom 
eingeführt  wurde,  lässt  sich  nicht  sicher  feststellen;  da  aber  bereits  zu  Stralio's 
Zeit  die  schönsten  und  kostbarsten  Sachen  in  den  römischen  GlashUllen  labricirt 
wurden  ^,  so  scheint  diese  Technik  schon  gegen  Ende  der  Republik  in  Rom  Ein- 
gang gefunden  zu  haben.  Unter  Tiberius  und  Nero  wm-de  sie  durch  einige  Er- 
findungen, deren  Glaubwürdigkeit  freilich  etwas  zweifelhaft  ist,  vervollkommnet'*, 
und  von  da  ab  wurde  die  Fabrication  des  Glases  immer  verbreiteter,  die  An- 
wendung gläserner  Gefasse  immer  gewöhnlicher,  was  auch  durch  die  grosse  Zahl 
der  auf  uns  gekommenen  Glasgefüsse  bezeugt  wird '.  Einen  nicht  unbedeutenden 
Ei-werbszweig  gewährte  auch  die  Anfertigung  des  gefärbten  Glases  *,  aus  dem 
mau  die  imitirten  Gemmen  herstellte ,  deren  sich  in  den  Museen  viele  finden. 

Hierher  gehören  wahrscheinlich  auch  die  in  Inschriften'^  und  sonst'"  häufig 
erwähnten  specularii  oder  speculararii  [anexlonoiol)  ",  die  man  früher  als 
Verfertiger  von  Metallspiegeln  aufzufassen  pflegte.  Besser  wird  man  dies  Wort 
auf  die  Glasfenster,  specularia,  zurückführen,  die  nach  den  neueren  Unter- 
suchungen 12  viel  eher  in  Italien  üblich  wurden,   als  man  früher  vermuthet  hatte. 

Ein  sehr  reges  gewerbliches  Leben  muss  in  der  Hafenstadt  Roms  ,  in  0  s  t  i  a 
geherrscht  haben,  vornehmlich  natürlich  in  den  Gewerben,  welche  für  den  Be- 
darf des  Hafens  arbeiteten.  Einen  grossen  Theil  der  Einwohnerschaft  machten 
die  Schiffer  aus''';  sehr  bedeutend  war,  den  Inschriften  nach  zu  urtheilen,  die 
Menge  der  Zimmerleute  i^;  die  Schiffszimm  erleu  te  bildeten,  wie  in  den 
meisten  Hafenstädten,  ein  eigenes  CoUegium '5.  Dass  daneben  aber  auch 
andere  Gewerbe  blühten,  beweist  z.  B.  das  Vorkommen  einer  Si  Ibera  r  lieiier- 
zunft'«. 


1)  Lamprid.  Heliog.  12.  Alex.  Sev.  24.  Cato  1.  1.  empfiehlt  doslra  Romae. 

2)  Orelli  4175.  3)  Cic.  in  Cat.  I,  4,  8.  pro  Süll.  18,  52.  4)   Orelli  4197. 

5)  Strab.  XVI,  758 :  xiu  Iv  'Piofiy  ä(  nolla  naQtvQCaxta&aC  (faai  xal  tiqos  Tag  /po'as  xcti 
jtQÖg  TTiv  ^ctatiov)]!/  zfiq  xttiuaxtoiig,  xatfänti}  ini  tiüv  xovajaXi.o(fttViSi'.  Eine  Sliasse  hiess 
danach  der  vicus  vitrarius,  vgl.  Jordan  a.  a.  0.  p.  231. 

6)  Plin.  XXXVI,  195.  DioCass.  LVII,  21.  Vgl.  K  rause ,  Angeiologie  .S.  42  f.  Alexander 
Scvei'us  besteuerte  auch  die  vitriarii,  Lampiid.  1.  I. 

7)  Vgl.  Marquar  dt  S.  336  ff. 

8)  Plin.  1.  1.  198.  XXXVII,  83  u.  98.  Isid.  Orig.  XVI,  15,  "27.  Mari|iKiidl  S.  338  Ainn. 
3078.  9)   Orelli  4284.   He  n  ze  n  6296.  6351— 53. 

10)  Digest.  L.  VI,  6.  Cod.  Theod.  XIII,  4,  2  p.  57. 

11)  Ein  collegium  speculariorum  bei  Muratori  p.  529. 

12)  Vgl.  Mazois  II,  p.  52.  93.  Gell,  Ponipej.  I  p.  96.  üverbeck,  Pompeji  I,  332.  Vgl, 
.Marquard  t  S.  282  und  342, 

13)  Orelli  1300*).  3178.  4054.  4104,  4109,    llenzen  60-29,  7205, 

14)  FafcnHffnarii,  Orelli  820,  3217,  4087,  Henze  n  6520.  7äüO,  collei/  demlroiih  Urelli 
4109.   llenzen  4194,  7197. 

15)  corpus  fabrum  navalmm,  Orelli  3140.   Heiizen  7106, 

16)  Orelli  4109, 


§  22.   Mittelitauen.  115 

Von  anderen  Orten  Latiunis  erfahren  wir  nur  wenig  hinsichtlich  ihrer  ge- 
werblichen Thätigkeit.  Tibur  lieferte  Th onge fasse  ' ;  und  dass  auch  in  dem 
wegen  seines  vielversandten  Weines  berühmten  Setia  Töpferei  getrieben  wurde, 
versteht  sich  von  selbst  2.  A  q  u  i n  u  m  lieferte  Purpur,  der  Unerfahrnen  oft  als 
lyrischer  verkauft  wurde»;  und  das  durch  .seine  Blumenzucht  bekannte 
Praeneste*  bereitete  vortrefTliche  Salben'. 

Endlich  nennt  der  altere  Cato  noch  einige  Sliidlchen ,  die  zu  seiner  Zeil  ver- 
schiedene Gegenstände  in  besonderer  Gute  fabricirten ;  er  empfiehlt:  Körbe  zu 
kaufen  in  Casinum  undSuessa,  Wagen  inSuessa,  allerhand  eiserne 
Werkzeuge,  wie  Sicheln,  Rarste,  Beile  u.  s.  w.  in  Minturnae''. 

§  22. 
Mittelitalien  (Schluss). 

Campauieu  war  ein  von  der  Natur  überaus  günstig  bedachtes  und  mit  allen 
Gaben  der  Ceres  und  des  Bacchus  reich  gesegnetes  Land.  Wie  meistens  in  Ge- 
giMiden ,  wo  vieler  und  guter  Wein  gedeiht ,  welcher  exportirt  wird ,  so  wurde 
:iiich  in  den  Städten  Campaniens  die  Töpferei  eifrig  betrieben';  die  Fässer,  in 
welchen  der  Wein  in's  Ausland  ging,  wurden  an  Ort  und  Stelle  verfertigt**.  Doch 
auch  anderes  Thongeschirr  wurde  in  grosser  Menge  fabricirt,  im  allgemeinen 
billige,  werlhlose  Waare ,  die  deshalb,  namentlich  bei  den  weniger  Bemittelten, 
sehr  beliebt  war".  Auch  ist,  obgleich  Nachrichten  darüber  fehlen,  doch  nicht 
mehr  zu  bezweifeln,  dass  auch  in  Campanien  die  Anfertigung  bemalter  Vasen 
nach  Art  der  griechischen  üblich  war,  angeregt  und  unterstützt  durch  griechische 
Poesie  und  Kunst,  aufrecht  erhalten  durch  den  Verkehr,  den  besonders  Städte 
wie  Capua  und  Nola  beständig  mit  den  Hellenen  der  Küste  unterhielten  '".    Die 


1)  Sencc.  Ep.  119  (XX,  2),  3:  utrum  sU  aureum  poculum  an  crystallinum  an  murreum  an 
Tihurünus  calix  an  manus  concava.  Wie  bekannt,  wuilis  in  Tilmi-  i-iii  liuIim-  Wein,  Atli.  I,  2(!  li. 
Auch  das  dort  bereilele  Öl  wird  gerühmt,  Hör.  Sat.  II,  4,  70.   l'lin.  \V,  70. 

2)  Vgl.  Marl.  XIII,  112. 

3)  Ilor.  lip.  I,  10,  26:     Non,  qui  Sidonio  contendere  callidus  oslro 

nescil  Aquinatem  potatUia  vellera  fuco 
certius  accipiel  damnum. 
Acro  ad  h.  1. :  Aquinales  purpurae  similes  sunt  Tyriis;  muUutn  ergu  impcrili  fallunliir. 
!,)  Marl.  IX,  60,  3.  Fun.  XXI,  16.  20.  5)  Plin.  Xlll,  5. 

6)  Cal.  R.  R.  135.  Was  die  ebend.  erwähnten  trcOlae  von  Alba  bedcnlcn,  weiss  iih  niiiil 
ilriliiilac''  In/hlki?) 

7)  VIflloichl  war  dabei  von  Einfluss,  dass  auch  in  sii^loivi- Zeil  ncicli  ein  .mossor  Thcil 
der  liev<ill<erung  luscisch  war,  sicherlich  zumal  die  llaiulwei  kerzuiifle  M  11  Her,  Kliiisl,er  I. 
178),  und  bei  den  Elruskcrn  jn  die  Töpferei  seit  alter  /.ei(  heimisch  war.  V^'l  Müller, 
Etrusker  II,  445. 

8)  Marl.  I,  18,  6:  dare  Campano  toxica  saeva  cado ;  vj;!.  Juv.  IX,  5fi  S(|(|. 
9,    lim-.  Sal.  I,  6,  117:  adstat  cchinus 

riVis,  f  «»1  palera  giitliis,  Campana  supcllex. 
11).  II,  3,  143:  qui  lejcntamim  festis  potarc  diebus 

Caiupana  solilus  trulla. 
10)   V-l.  Jaliii,   Vasensaninil.  d.  Kön.  Ludw,  Einl.  S.  CCXVIIl  iilier  die  in  1  niei  ihilien  «c- 
lundeneii  Vasen,   Muller  a.  a.  0. 


IIG  Hl.    Europa. 

Zeit  dieser  Kunstübung  liisst  sich  nichl  sicher  heslinimon  ;  im  wesentlichen  wii'd 
dieselbe  nach  Alexander  d.  Gr.  fallen  '. 

Demnächst  wurde  die  Erzarbeit  in  Campanien  mit  gutem  Erfolge  betrie- 
ben ;  die  Art  und  Weise  der  Mischung,  welche  daselbst  üblich  war ,  gab  nament- 
lich ein  sich  trefflich  zu  Gefässen  und  Gerälhschaften  eignendes  Erz '-.  Auch  die 
E  i  s  e  n  a  r  b  e  i  t  e  n  werden  gelobt  ■'. 

Die  Fülle  der  Blumen,  welche  manche  Gegenden  Campanions  zu  einem 
wahren  Garten  machten  ^,  führte  die  an  sich  schon  zum  Luxus  hinneigenden  Cam- 
paner  auch  zur  Sa  I  benfabrication,  welche  so  stark  betrieben  wurde.  dn.ss 
man  zu  sagen  pDegte ,  in  Campanien  würden  mehr  Salben  als  bei  andern  Ol 
fabricirt  ^. 

Vereinzelt  ist  die  Erwähnung  gestickter  Decken  aus  Campanien''; 
dass  die  Purpurfärberei  an  denKüsten,  an  welchen  Purpur  gewonnen  wurde, 
ausgeübt  wurde,  ist  zu  vermuthen". 

Unter  den  Küstenstädlen  Campaniens  ist  Cuniae  in  Rücksicht  auf  den  Ge- 
werbfleiss  weitaus  die  wichtigste.  Es  blühten  daselbst  namentlich  zwei  Ge- 
werbe :  die  Weberei  und  die  Töpferei.  Was  zunächst  die  Weberei  an- 
langt, so  wurde  der  in  jener  Gegend  angebaute  Flachs  hauptsächlich  zu  Netzen 
verarbeitet,  welche  für  Fischfang  und  Jagd  benutzt  wurden**  und  wegen  ihrer 
eisenähnlichen  Festigkeit  berühmt  waren  '■'.  Noch  bekannter  aber  war  Cumae 
wegen  der  dort  verfertigten  Top  ferwaa  ren.  Es  waren  freilich  keine  beson- 
ders feinen  Gelasse ,  die  in  den  cumanischen  Werkstätten  fabricirt  wurden ,  viel- 
mehr ganz  gewöhnliches  Küchengeschirr ;  aber  gerade  dies  wurde  in  besonderer 
Güte  angefertigt,  und  namentlich  waren  die  Schüsseln  von  Cumae  berühmt  i»,  die 


1)  Jahn  S.  CCXXXII. 

2)  Plin.  XXXIV,  95 :  in  reliquis  generibjis  palma  Campano  (aeri)  perhiOeliir,  iilensilihus, 
vasis  probaUssima.  Vgl.  XVI,  225.  Isid.  Oi-ig.  XVI,  19.  Acro  ad  llor.  Snl.  I,  f.,  HS:  in  Catii- 
pania  dicebanlur  aeneac  res  optime  fabricari. 

3)  Cat.  R.  R.  135 ;  aralra  ....  in  lerram  pullam  Campanica  (bona  erunl). 

4)  Plin.  XIII,  26.   Mail.  IX,  60,  4. 

5)  Plin.  XVIII,  111:  i'olgo  dictum,  plus  apud  Campanos  unr/uenti,  guam  apitd  veterus  oki 
fieri.  Vgl.  XXI,  16  sqq. 

6)  Plaut.  Pseud.  145;  perislromala  picta  Cnmpanica. 

7)  Vgl.  Coripp.  laud.  Just.  min.  II,  105: 

Cruraque  puniceis  induxil  regia  vinclis, 
Parthica  Campano  dederant  quae  lergora  fiico- 

8)  Plin.  XI.X,  10  :  est  sua  gloria  et  Cumano  (Uno)  in  Campania  ad  piscium  et  alitum  caplu- 
ras;  eadem  et  plagis  materia.  Hör.  Ep.  1,  18,  46;  Aeolüs  onerata  plagisjumenla.  (Es  isl  die 
von  Meincke  angenommene  bessere  Lesart  für  Aetolicis,  das  man  auf  die  Jagd  des  Meleaiier 
zu  beziehen  pflegte  :  vgl.  Grat.  Gyn.  35  :  banus  Aeolia  de  valle  Siln/lla  fiietus.) 

9)  Plin.  1.  1.  11. 

10)  Plin.  X.VXV,  164.  nobdilanlur  Ins  (sc.  patinisj  cjuoqtte  oppida,  ut  lihegitim  et  Cumae. 
Marl.  XIV,  114  :  Patella  Cumana. 

Ilanv  tibi  Cumanae  rubicundam  pulvere  leslae 
municipem  misit  casla  Sibylla  suam. 
Sie  Wiireii  also  v.iii  mllieiii  Tlion 


§    2l'.     MlTTFLlTALIEN.  117 

in  licr  Küche',  wie  beim  Mahle  S(ll).sl-  Verwendung  liinden.  Dorh  NAunlen  auch 
Becher  dasclhsl  fabricirt  *.  Auf  den  in  der  Nähe  gelegenen  Pilhee  usi sehen 
Inseln  befanden  sich  elicnfalls  Töpfereien,  aus  denen  Fässer  hervorgingen  ^.  — 
Ausserdem  beschäfllglen  sich  die  Einwohner  vun  flnniae  und  der  niichslea  Küsle 
\iel  inil  T  h  un  fische  rei^. 

Zwischen  C  u m a e  und  I, i  l c r n u  m ,  an  den  Ufern  des  Vollurnus,  n\ uri \r 
ein  sich  vorlrelllich  zur  Giasfabrica  tion  eignender  Sand  gefunden;  Pliiiius. 
der  uns  davon  berichlel ,  beschreibt  auch  die  Arl  der  Bereitung  des  Glases'', 
fügt  aber  nicht  hinzu ,  wo  dieselbe  geschah.  Höchst  wahrscheinlich  wurde  das 
Glas  eben  in  jener  Gegend  selbst  fabriciit. 

Purpurfischereien  waren  in  Putcoli",  dem  früheren  Dicaearchia, 
dem  bedeutendsten  llafenplatzc  Italiens,  an  welchem  sich  fast  der  gesannnte 
alexandrinische  und  hispanische  Handel  concentrirle ''.  Doch  ist  die  Stadt,  die 
wegen  ihres  Welthandels  den  Namen  Klein-Delos  erhallen  hatte,  durch  Industrie 
nur  wenig  bekannt;  nur  die  Eisenarbeil  scheint  stark  belrielten  worden  zu 
sein.  Die  Kaudeule  nämlich,  welche  das  in  Populonia  gewonnene  Roheisen  der 
Bergwerke  von  Elba  erstanden  hatten,  brachten  es  zu  Schiff  nach  Puteoli  und 
andern  Handelsplätzen  an  der  Küste  Italiens.  Da  wurde  das.selbe  von  l-",ngros- 
lländlern  gekauft,  die  eine  Menge  Schmiede  beschäftigten  und  von  diesen  aller- 
hand Eisenfabricatc,  namentlich  Werkzeuge,  anfertigen  Hessen,  mil  lU-wn  dann 
die  Unternehmer  einen  bedeutenden  Handel  nach  dem  Auslande  irieben  '. 

lnNeaj>()lis  war  die  Sa  I  be  n  fa  brica  t  io  n  beiiihmt '".  Pompeji,  des.sen 
aufgedeckte  lUiiiicn  uns  noch  ein  selir  reges  beben  in  den  verschiedensten  Zwci- 


1  Apic.  IV,  i  p.  24    Beinh.).  V,4.  VI, 9.  VII, H.   Vi;!.  .M;i  i(i  Uii  rd  l  .<!.  234  .\nni.  2350. 

2  Til).  II,  3,  48  :         .1/  tibi  taela  trahanl  Samiae  conihiu  lestae 

firla'iue  Ctimana  lubrica  terra  rola. 
Slal.  Silv.  IV,  9,  42s()(i.  :      Ollares.  rogo,  non  licebat  uvas, 
Cumano  patinas  in  orbe  torlas, 
Aut  unani  dare  syiithesin  —  ijuid  liorres?  — 
Alborum  alicum  alque  caccaboridii  ? 

3)  Cumani  caliccs  erwähnt  von  Varro  bei  Non.  p.  54.'!,  4. 

4)  Pllii.  III,  82 :  Pitliecusa  non  a  simiarum  multitiidine  ....  sed  n  /igiilinis  dvtiorum. 

5)  Str.  V,  243  :   lial  df  xnl  xi]T(ic(i  Tiun  «vtoTg  ciitiariti 

6)  Plin.  XXXVI,  194. 

7)  Plin.  XXXV,  45:  PtUeolanutn  (purpurissum)  potius  laudalur  quam  Tyrium.  Die  Slello 
hi'i  llor.  Sal.  II,  4,  32  murke  Bajano  licziehl  sich  auf  die  cssbarcn  Slachelsclinecken  luul  i>l 
nur  iirlliümlicli  auf  Purpur.schncoken  bezogen  worden  (vgl.  Mar(|uardl  S.  124  Aiiin.  1213). 

S(  Vgl.  Hü  II  mann  S.  120  fg.  262  (T.   Fricdlii  nder,   Bild.  a.  d.  Siltengcsch.  II,  75  (T. 

9)  Diod.  Sic.  V,  13:  Ttivrit  ai'ri<yoQ(iCorTfg  f/nnoQoi  xni  utTiißf<Xlouifoi  xoulCornir  ti( 
Tt  ^tixrutin/nuv  xnl  t/j  Tn  rV>l^«  {/.tTiönitt.  jnvitt  äl  rn  ijoQrln  iiv'k  lüyov/ifvoi  Xdi  Tf/riioir 
XttXxitor  ni.rjSog  n9^r)o(Coi'Tf!  xitTfnydCovTdi  xct'i  ■noiovai  aiiSi'ifiov  nXnntinTn  n«iTotf«nn'.  toi- 
Ttav  dl  re'(  ufr  fli  öijvnav  rvnovg  ^nXxtvofai,  rct  iH  Tino;  ihxflliöv  xtü  if()f  7?«'i(>ir  x«)  lolr  liXhm- 
inyaXdov  fvtffior;  TtiTtovs  ifiXaif/iovaiv  lov  xoui(o/j^vmf  VTlö  liif  ffiTtöinuv  ti(  näitii  Til- 
Ttor,  TiokXn  u(qi]  rtj;  otxovufyri(  uiraXtifiliiivn  Ttjg  fx  TOi'rwr  ft'XQtjaTfnf.  —  (Ein  nciiotintor 
ferrariorum  aus  Putcoli  bei  Henzeu  7261  a.) 

10)  Plin.  XIII.  5.  Kill  unniiciilantis  in  Nonpolis  bei  Orelli  4.101  Moniin-ieu.  Insrr. 
Ncap.  2893.) 


118  III.   Europa. 

gen  des  Gewerbfleisses  erbcnnen  lassen ,  war  berühmt  wegen  des  dasellisl  be- 
reiteten Garum  '.     Cato  empfiehlt,  Ölpressen  in  Pompeji  zu  kaufen  2. 

In  Surrenlum,  wo  ein  trefflicher  Wein  gedieh  3,  wurden  auch  ausgezeich- 
nete Gefässe  fabricirt,  unter  denen  die  Trinkgefässe  den  meisten  Ruf  hatten 
und  zu  den  feineren  Sorten  der  Tafelgeschirre  gehörten  *. 

Auch  in  Capua  muss  die  Töpferei  geblüht  haben,  obgleich  bestimmte 
Nachrichten  darüber  fehlen ;  man  hat  aber  daselbst  schönes  rothes  Thongeschirr 
gefunden^.  Berühmter  war  die  Stadt  wegen  ihrer  Erzarbeiten,  namentlich 
wegen  der  ehernen  Gefasse  (Eimer ,  Krüge  für  Öl ,  Wasser ,  Wein)  6.  Auch  die 
Salbenfabrication  blühte  in  der  durch  ihre  Üppigkeit  hinlänglich  bekannten 
Stadt',  deren  Gewerbfleiss  übrigens  nie  eine  sehr  hohe  Stufe  erreicht  haben 
mag*. 

Die  durch  ganz  Campanien  verbreitete  Töpferei  scheint  auch  in  Cales, 
einem  auch  sonst  durch  Gewerbfleiss  sich  auszeichnenden  Städtchen,  betrieben 
worden  zu  sein ;  nicht  nur  hat  man  dort  Funde  von  Vasen  gemacht ",  sondern 
auch  in  einem  Grabe  von  Tarquinii  schwarze  Thongefässe  calenischer  Fabrik  ge- 
funden'", was  also  darauf  schlicssen  lässt,  dass  nicht  bloss  für  das  Bedürfniss  der 
Einwohner,  sondern  auch  für  den  Export  gearbeitet  wurde.  —  Zur  Zeit  des  alten 
Cato  lieferte  Cales  auch  gute  Eisenfabrica te   (landwirthschaftlicher  Art)  ;   und 


1)  Plin.  XXXI,  94.  Man  hat  in  Pompeji  mehrere  Flaschen  gefunden  mit  der  schwarz  aiil- 
geschi-iebenen  Eliqiielte:   LIQAmen  Optimum.  Vgl.  Bull.  Napol.  N.  S.  IV,  1855  p.  85. 

2)  Cat.  R.  R.  1.  1. 

3)  Hör.  Sal.  II,  4,  55.   Plin.  XIV,  22.  35.  64.   Str.  V,  243  u.  s. 

4)  Plin.  XXXV,  160.  Marl.  XIll,  110: 

Surrenlina  bibis?  nee  murice  picta,  nee  auriim 
sume :  dabunt  calices  haec  tibi  vina  suos. 
XiV,  110:  Calices  Surrentini. 

Äccipe  non  vili  calices  de  pulvere  natos, 
sed  Surrentinae  leve  toreuma  rotae. 
Der  letztere  Ausdruck  scheint  auf  Relief-Verzierung  der  sonst  glatten  Gefässe  hinzudeulen. 

5)  Vgl.  Riccio,  Notizie  degli  scav.  dell  suolo  dell  antica  Capua.  Napoli  1SS5.  Ma  r- 
quardt  S.  225  Anm.  2352. 

6)  Alte  Erzgefässe  capuanischer  Fabrik  wurden  sehr  geschätzt;  Suet.  Caes.  81:  cum  in 
colonia  Capua  deducti  lege  Julia  coloni  ad  extruendas  villas  sepulcra  vetustissima  disicerent  idtjüe 
eo  studiosius  facerent,  quod  aliquantum  vasculorum  anliqui  operis  scrutantes  reperiebanl.  Cato 
1.  I.  empfiehlt:  hamae,  urnae  oleariae,  urcei  arjuarii,  urnae  vinariae,  alia  vasa  ahenea  Capuae. 
Vgl.  Porphr.  z.  Hör.  Sat.  I,  6,  18:  Capuae  hodie  aerea  vasa  studiosius  fabricari  dicuntur.  Plin. 
XXXIV,  95.  —  Andere  Metallarbeit  in  Capua  bezeugen  die  Inschriften;  so  Eisenarbeil  ein 
gladiariui,  Mommsen  C.  I.  L.  1214.  I.  K.  N.  3846.  cullrarius,  Orelli  4175.  GoUlarbei- 
ter  bei  Mommsen  I.  R.  N.  3784.  3811. 

7)  Plin.  XIII,  5.  Ath.  XV,  688E.  unguenlarii  auf  capuanischcn  Inschriften  bei  Momm- 
sen 1.  R.  N.  2897  (C.  I.L.  1210.  Vgl.  Ritschi,  Prise.  Lat.  mon.  cpigr.  tab.  LXXVl  A.)  3729. 
3776.  3811. 

8)  Cato  lobt  die  Arbeiten  der  Seiler,  R.  R.  I.  1.  :  funis  subduclarias,  sparlum  omne  Capuae. 

9)  Ein  Fragment  einer  Patera  von  röthlichem  Thon  mit  schwarzem  Firniss  und  einer  Re^ 
hefdarstellung,  sowie  andere  Funde  derart.  Vgl.  Ritschi,  Prise.  Lat.  epigr.  suppl.  II,  10. 
III,  19.  IV,  17.     Marquardt  .S.  255   Anm    2351. 

10)  Eines  mit  der  Inschrift  L.  Canoleios  L.  F.  fecä  Calenos.  S.  Ben  ndorf  im  Bull.  d.  Inst. 
1866  p.  241  sqq. 


^    ii.     MlTTEMTAI.IKX.  Ilft 

zui;li'ii'li  eiiiiilii'lilL  (k'isell)C  ilie  in  (iiilcs  aiigclcrlij;U'ii  kii  pii  zt'ii ',  diiili  wird 
uns  sonst  davon  nichts  gonieldcl,  so  wenii^  als  näheres  bekannt  ist  ül>er  die  eben- 
falls von  Cato  empfohlenen  Schlüssel  und  Körbe  aus  Nola'^.  Dass  an  diesem 
Ort  auch  die  Vascnfabrication  geblüht  hat,  können  wir  vermulhen  aus  der 
sehr  grossen  Zahl  der  daselbst  gefundenen  Thongcfiissc ,  welche  meist  einen  be- 
stinunten  Stil  zeigen-'. 

Uiiibrieu,  Piceuuiii,  Siiiiiiiiuin.  Nur  vereinzelte,  meist  zusanunenhang- 
lüse  Notizen  sind  es,  die  wir  tdjer  die  gewerbliche  Thiiligkeit  dieser  Gegenden 
niitzulheilcn  haben.  Unter  ilen  Berufszweigen,  welche  mit  dem  Landbau  in  Ver- 
bindung stehen,  nahm  die  Bereitung  des  Öls  in  diesem  ganzen  Landstrich  einen 
sehr  wichtigen  Platz  ein;  so  in  der  unibrischen  Stadt  Iguvium',  in  Pice- 
nuni',  bei  den  Sabinern"  und  vor  allem  in  dem  seines  Öles  wegen  weilbc- 
rUhmteii  Venafrum  in  Samnium'. 

Purpur  wurde  an  den  Küsten  des  adriatisclien  Meeres  jiewonneu,  iiamcnl- 
lich  in  A  n  CO  n  a ;  in  Picenum  befanden  sich  Purpurlilrijereieii "-.  Berühiiile  S a  1  z  - 
fische  aller  Art  lieferte  Benevent '■'. 

Die  Schafzucht  wurde  namentlich  betrieben  bei  dcnUmbrern'"  und 
ileii  Sa  liiiiern  "  ;  doch  scheint  die  Wolle  der  dortigen  Schafe  keinen  Huf  gehabt 
zu  haben.     Schönes  weisses  Leinen  lieferten  die  Peligncr'2. 

Tüpferwaaren  verfertigte  Pisaurum,  und  zwar,  wie  die  Funde  zeigen, 
hauptsachlich  für  die  Umgebung '•';  Becher  aus  AI  lifae  erwähnt  lloraz  ,  doch 
fehlt  jeder  nähere  Aufschluss,  da  die  Schoben  nichts  bieten,  als  was  aus  der 
Stelle  selbst  hervorgeht".    Ziegeleien  waren  zu  Calo's  Zeit  in  V(M)a  frum  '■''. 

Zimmcrleute  \volintcn\iel  in  den  ijrössercn  Seesladicn,  \mi  der  Schiffs- 


1)  Cato  I.  1.:   Calibiis  ....   vucultiones  ....  fcrramciita,  /alccs,  iialas,  ligoues,  scciires,  or- 
namenta,  murices,  catellas. 

2)  Cato  1.  1. :   Nolae  ....  claves  ....  pxdiinc  Camiianirac . 

3)  Vgl.  Kramer,  bcm.  Vasen  S.  149.     .\lickoii,  .MilteliUilicii  S.  339. 

4)  Plin.  XV,  31.  XXIII,  95. 

5)  Plin.  XV,  16.   Hör.  Sat.  II,  3,  273.   4,  70.   Marl.  1,  13,  S.    IV,  4(!,  1->  u    d. 

6)  Slrab.  V,  228.  Galen  XII  p.  513.  Pallad.  IV,  9. 

7)  Strab.  V,  243.  VaiT.  R.  R.  1,  2.  Plin.  XV,  7.  Vi;l.  Hör.  Od.  I,  ß,  15.  Siil.  II,  4,  69.  S, 
45.  Juv.  V,  86.  Marl.  XII,  63,  1.   XIII,  101  u.  a. 

8)  Sil.  Ilal.  VIII,  436  :  Slal  fucare  colus  nee  Sidoiic  vilior  Aiicon 

muricc  nee  Libycu. 

9)  Plin.  XXXII,  19:  salsamenta  oinnium  genct^uin  in  llalia  Bcnoventi  refici  constat 
10)  Vair.  R.  R.  II,  9.  11)  Ib.  II,  2,  vgl.  Str.  V,  228. 

12)  Plin.  XIX,  13:  Itiüia  et  Peliynis  etiamnum  Unis  honorem  habet,  .scrf  fullonum  tanlum  in 
usu ;  nulluni  est  eandidius  lanaeve  simitius. 

13)  Pa.sseri,  Luc.  lict.  I,  p.  XV. 

14)  Hör.  Sat.  II,  8,  39.  Schol.  Criiqii. :  est  aiilem  .illifciniim  riirlunt  nli  Atlifc  oppid«  Sanimi. 
übt  tnajores  calices  ßebant.  (Die  Umgegend  von  Allifae  liel'erlc  guten  Wein;  vgl.  Sil.  Ilal.  .\ll, 
526;  AUifanus  laeeho  liaud  inamatus  ager.j  Über  die  adrianiscbeii  Oefiisse  .s.  oben  S  9S. 
Docli  darf  nicht  vergossen  werden,  da.ss  sieh  in  der  Umgebung  von  Adria  Thon.sclierben  mit 
griechischen  Hiielistnhen  gelumleii  haben,   vgl.  Wo  Ick  er  im  Hhelri    Miis.  I.  3  In 

15)  Cato  I.  I. 


120  III.   EimorA. 

bau  betrieben  ^\ur•cle,  besonders  in  Ari in i  n  u  m  '  und  Pi  sn  urii  iii2.  Drcclis- 
lerarbeileu  lieferte  Nuc  er  ia  ■',  Waffen  Salornuin'  und  Sulnio'',  I'^iscn- 
arbeitcn  (Grabscheite)  Venafruni^. 

§  23. 
Unteritalien. 

Lucauien  und  Bruttiuiu.  Obgleich  auch  in  diesen  Landern  die  Schaf- 
zucht betrieben  wurde',  so  hatte  dieselbe  hier  doch  nicht  enlfernl  die  holie 
Bedeutung  wie  in  dem  benachbarten  Apulicn  und  Calabrien.  Die  lucanische 
Wolle  scheint  aber,  da  von  einheimischen  Wollenwebereien  nirgends  die  Rede 
ist,  grösstentheils  unverarbeitet  in's  Ausland ,  vielleicht  nach  den  grossen  Tuch- 
fabriken Tarents  und  anderer  unteritalischer  Städte  versendet  worden  zu  sein ; 
erst  in  ganz  später  Zeit  wird  berichtet,  dass  Brutlium  Kleider  in's  Ausland 
e\portii-le ,  ohne  dass  der  Stoff  derselben  näher  bezeichnet  würde «. 

Uio  Kiistenbewohner  lebten  vom  Fang  und  Räuchern  der  Fische"; 
besonders  wichtig  war  dafür  El ea  (Velia) '",  II  ipponi  um  ",  Thurii  i^.  Auch 
Purpur  lieferte  das  Meer;  als  das  üppige  Sy  baris  noch  blühte,  lebten  da  auch 
Purpurfärber,  denen  man  in  Anbetracht  ihrer  Verdienste  um  das  allgemeine 
Beste  die  Steuern  erliess  13.  Dafür  wiesen  die  Sybarilcn  l'rcilirli  Schmiede,  Zimmer- 
leute und  dergleichen  Handwerker,  deren  Arbeit  iiiiKurau.scii  \crbunden  war,  vor 
die  Thore  der  Stadt,  damit  der  Schlaf  der  ehrsamen  Bürger  nicht  gestört  würde  '^. 
Allein  der  grosse  Wohlstand  der  Stadt,  ihre  ausgedehnte  Macht  über  die  um- 
liegenden Städte ,  die  von  ihr  ausgesandten  Colonieen  lassen  uns  schliessen  ,  dass 
trotz  der  Üppigkeit  im  Leben  dennoch  ein  industrieller  Geist  in  Sybaris  herrschte, 
und  nur  der  frühzeitige  Untergang  der  Stadt  scheint  daran  Schuld  zu  sein ,  dass 
wir  fast  gar  nichts  über  ihre  Gewerbthätigkeit  erfahren.  Ob  das  berühmte  ge- 
stickte Gewand,  welches  Alcisthcnes  aus  Sybaris  dem  Tempel  der  lacinischen 
Hera  schenkte  '^,   ein  Erzeugniss  einheimischer  Technik  war  oder  aus  Milet  kam, 


1)  coUegiafabrum  bei  OrcWi  so.  3\n.  4089.   11  eiizc  ii  6008. 

2)  coli.  fahr.   Orelli2675.  4069.    coli.  fahr,  naval.  Orelli40S4. 

3)  Str.  V,  227  :    NovxtQtu  fj  r«  liUir«  ctyyHa  iQyaCofJe'i'l. 

4)  Sil.  Ital.  VIII,  582  :         ille  et  pugnacis  laudavU  lela  Salerni, 

fabricatns  ensis. 

5)  l'lin.  \XX1V,  145  ;  (»i  nostro  orbe  aliubi  veim  bmülalem  hanc  (fern)  praestal  ul  in  Noticis, 
aliubi  faciiira  ul  Suhiiviie.  6)  Calo  I.  1. 

7)  In  Lucanien  vj;!.  Vitr.  VIII,  3,  14;  namentlicli  in  der  Gegend  des  ehemaligen  Sybaris, 
Ael.  n.  an.  XII,  36.  IMin.  XXXI,  13.  Vgl.  Yates  p.  93. 

8)  Tot.  orb.  descr.  §  53:  Bruttia  el  ipsa  optima  quum  sit,  ner/olium  emittit  festem  birrum. 
(Der  birrus  pflegt  von  Wolle  zu  sein.) 

9)  Vgl.  Ps.-Hesiodb.  Ath.  III,  116C. 

10)  Str.  VI,  252:   äiayxii^oiTui  dia  rlir  XvnQOTijTn  r»)?  jijc  rn  jioV.ct  HcdciTJov(iy.ui'  xiti 
THpi/f («f  avviaTaa'Jui  xitl  uU.ag  Toirivras  inyitaüii. 

11)  Archestr.  b.  Ath.  Vll,  302  A. 

12)  Ath.  VI,  274  D.  Muria  aus  Thurii  b.  Plin.  XXXI,  94. 

13)  Ath.  Xll,  521  D.  14)   Ath.  XII,  51 8  C. 
15)   Arist.  mirab.  ausc.  96  (99)  W.  Ath.  XII,  541  A. 


§    2?.     U>TERITALIEX.  121 

mit  wek-her  Sladl  die  Sybarilen  in  sclir  rrcuiulsLliafliiciit'iii  Verhiiitniss  slanden', 
liissl  sich  nicht  entscheiden. 

Zur  Zeit  des  allen  Calo  bezog  der  ilaliseiiel.andmaun  aus  l.ucanien  Wagen-; 
al)er  weil  bekannter  als  diese  waren  die  lucanischen  Bratwürste,  Lucanicac 
genannt^.  Erwähnt  zu  werden  verdient  auch  Paestuni,  das  unteritalische 
Schiras,  berühmt  wegen  seiner  Bl  uiiienc  ull  u  r,  zumal  der  Rosen  '.  Töpferei 
wurde  betrieben  in  Thurii,  von  wo  schone  lA'kjlhoi  kamen,  und  in  Uhegium. 
dessen  Thongefasse,  nameullich  Schüsseln,  zur  Zeit  des  Plinius  sehr  belieht 
waren  ^  Mau  erinnert  sich  dabei ,  dass  Rhegium  auch  Sitz  einer  Künsllerschule 
\on  Erzgiessern  war,  aus  welcher  der  bekannte  Künstler  Pytlingoras  hervoi-- 
ging";  >%ir  haben  so  schon  mehrfach  eine  hohe  Vollendung  in  der  l'^r/.arhcil  mil 
einem  Blühen  der  Arbeiten  in  Thon  vereinigt  gefunden '. 

Apnlieu  UUd  Calabrieu.  A  p  u  1  i  e  n  war  w  eitberühmt  durch  seine  S  c  h  a  f- 
heerden,  deren  Wolle  für  die  Ijesle  in  ganz  Italien  galf.  Yarro  l)esass  daselbst 
grosse  lleerden  ■',  die  im  Sommer  auf  die  Höhen  vonSainnrum  getrieben  wurden  '", 
wie  dies  dort  noch  heutzutage  üblich  ist".  Die  Orte,  an  denen  die  Wolle  am 
besten  verarbeitet  wurde,  waren  Luceria'-  und  danusium''.  Nameiülich 
waren  die  aus  canusinischer  Wolle ,  welche  von  Natur  dunkel  war  ",  gefertiglen 
Kleidungsstücke  bei  Griechen  und  Römern  der  Kaiserzeit  sehr  beliebt,  l'^s  schei- 
nen zwei  Arten  Stoffe  fabricirl  worden  zu  sein  ;  eine  feinere  Sorte ,  aus  der  man 


1)  Herod.  Vi,  21.  2)  Cat.  1.  1. 

3)   Cic.  Fam.  IX,  16,  8.   Marl.  IV,  46,  8.   .Xlll,  33. 

3)  Coluin.  X,  37.  Viig.  Geo.  IV,  119.  Ov.  .Met.  .W,  708.  Piop.  V,  5,  61.  Mni.  V,  :17,  9. 
VI,  80,  6.   IX,  26,  3.   60,  1.   XII,  31,  3  u.  s. 

4)  Theophr.  char.  21  :  QovQictxu'i.  jüiv  ari)oyyv>MV  '/.rjxvStoi.  Osaiiri,  «cNis.  d.  .\iis.  ii. 
d.  gem.  griech.  Vas.  (Denkschr.  d.  Ges.  f.  \Vi.ss.  u.  Kunst  in  Gicsscn,  1847)  nininil  an,  iluss  in 
Tbui-ii  eine  atlisclic  Töptercolonie  gewesen  sei. 

5)  Plin.  XXXV,  164.  Aucti  hier  steht  wobl  die  Töpferei,  wie  anderwärts,  in  Vi'ihiiuiuu.^ 
mit  dem  in  Rhegium  wie  in  ganz  Brutliuui  blühenden  Weinbau;  vgl.  Alb.  I,  26 E.  Toi.  oib 
«losci-.  1.  1. 

6)  Brunn,  Künsllergescb.  I,  132  ff.  Sein  Lehrer  Clcarchiis,  ebenfalls  aus  Rhegium,  war 
Schüler  des  Corinthiers  Eucheirus,  Brunn  S.  48  ff. 

7)  Es  darf  hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass,  wie  jel/.t  «olil  nicht  mehr  bezweifoll  wer- 
den kann,  inLucanien  und  ebenso  in  Apulien  auch  hciiialle  Vasen  angefertigt  wor- 
den sind.  Vgl.  Jahn,  Vasensamml    S.  CCXI.V. 

8)  l'lin.  Vlll,  190:  lana  aulem  laitdalissimaApitlii.  Marl.  \IV.  155:  Vellcril/us  primis Aiiim- 
lia,  I'arma  secundis  Nobilis;  vgl.  II,  46,  6.  Vlll,  28,  3ü.  .siralm  \  I,  äSt  :  faii  iSi  nun«  q  /<')(>" 
iwrij  Jinuifoiios  n  y.ui  no).v<i6(tog,  'iititoii  <Si  xtü  nuoßäioii  uiflaii)  ■  l/  tV  tn^u  iJtttXitxtai (uu  inr 
lijs  Ti<n<cfj{vijs  faii,  Uitinau  äi  ^trot'.  Vgl.  Varr.  L.  I,.  IX,  39:  sie  oiim  lana  Galliraim  cl 
Appiila  videtur  impcrilo  similis  propicr  speviem,  tum  peritus  Appulam  emal  pluris.  qiwd  in  tisii 
firmior  Sil.   Colum.  VII,  2,  3.   Vates  p.  80  S(|.  93.  97  sq. 

9)  Varr.  R.  R.  II  praef.  6.  10)   Ih.  II,  1,  16.  2,  9. 

11)  Vgl.  Vates  p.  81  sqq. 

12)  Hör.  Od.  111,  15,  44:  Ic  lanac  prope  »ubilem 

Ivnsae  Luceriam  ....  decenl. 
Ein  lanarius  daselbst  bei  Mommsen  I.  R.  N.  1005. 

13)  Plin.  Vlll,  190:  circa  Tarcnlum  Canusiuim/iie  summam  nobilitalcm  halicnl  (nres}. 

141   Plin.  ib.  191:   Canusium  fulvi  (velleris  oves  habet \.  Marl.  XIV,  127  :   Canusiiine  ftiscae. 


122  III.   EuiioPA. 

nanienllich  puenulae  '  und  birri'^,  vcrnuithlich  aus  der  bessern  Wolle,  welche  ihre 
Naturfarbe  beibehielt  und  darum  sehr  dauerhaft  war  3;  und  eine  gröbere  Sorte, 
die  limicae  russae  Citiiiismae ,  meist  von  Sciaven  und  Soldaten  gelragen  *.  Die 
dazu  verwendete  Wolle  war  jedenfalls  geringer  und  niusste  wohl ,  um  etwas  an- 
sehnlicher zu  sein ,  gefärbt  werden -5,  wozu  man  sich  vermuthlieh  des  zu  Canu- 
sium  selbst  gefundenen  Purpurissunis  bediente,  das  nicht  viel  werth  war ''. 
Die  Fabrication  dieser  Stoffe  scheint,  nach  den  Erwähnungen  zu  schliesscu ,  die 
ganze  Kaiserzeil  hindurch  bestanden  zu  haben '. 

Gleichen  Ruhm  wegen  seiner  Scha  flieerden  hatte  Calabrien^,  vorzüg- 
lich die  Umgegend  von  Brundisium"  und  Tarenl'".  Besonders  letztere 
Stadt  hatte  schon  in  fillher  Zeit  deshalb  grossen  Ruf,  den  sie  die  ganze  Kgiserzeit 
hindurch  bewahrte.  Man  schrieb ,  wie  in  Spanien  dem  Bactis ,  so  hier  den  kla- 
ren Fluthen  des  Galaesus,  in  welchen  die  Wolle  gewaschen  wurde,  einen  Einfluss 
auf  die  Güte  der  Wolle  zu  'i  und  beobachtete  auch  dasselbe  Verfahren ,  wie  in 
Attica,  Megaris  und  Milct,  dass  man  die  Schafe  zum  Schutz  der  Wolle  mit  Fellen 
bedeckte  i^.  Eine  Sorte  war  namentlich  wegen  ihrer  schwarzen  Farbe  gesucht  ^'^, 
eine  andere  wegen  ihres  schönen,  reinen  Weiss  'i 

Aus  dieser  Wolle  wurden  nun  in  Tarent  selbst  die  verschiedenartigsten  Stoffe 

1)  Ath.  III,  97  E:  d  xa  6e  KavvaTt'og  itno  Xionväviiöi'  nvt]Q7iäo9tj,  me  yÜ.tora  nä/XTiolvv 
Iv  Tto  ßttkavtCio  yivia^at,  {txQrjaTov  itjrovfxivov  ifccivoXov.  Vgl.  Pliii.  YllI,  190:  Apulae  lanae 
breves  villo  nee  nisi  paenulis  celebres.  Salmas.  ad  Tert.  de  pall.  p.  80. 

2)  Vopisc.  Carin.  20,  6;  das.  Salmas.  t.  II,  p.  863. 

3)  Marl.  XIV,  127:         Haec  tibi  lurbalo  Canusina  simillima  inulso 

munus  eril.   Gaude :  non  cito  pet  anus. 
i)  Malt.  IX,  22,  9:  canusinatus  Syrus ;  vgl.  XIV,  129.  Suet.  Nero  30  :  canusinati  mulioncs. 

5)  Marquardt  S.  88  nimmt  an,  dass  auch  diese  Sorte  von  Natur  röthlich  gewesen  sei. 

6)  Plin.  XXXV,  45:  vilissimum  (purpurissum)  Cantisinum. 

7)  Vgl.  über  die  apullsche  Wollenweberei  noch  Salmas.  ad  Treb.  Poll.  Claud.  II  p.  384 
und  ad  Vop.  Aurel.  II,  563.  Wiskemann,  ant.  Landwiithseh.  S.  81 .  Ma  rq  ua  rd  t  S.  86. 

8)  Colum.  VII,  2,  3.  Pcrs.  II,  65. 

9)  Strab.  XI,  282 :  /^s'Xi  äk  xal  iQin  riüf  aifoÖQ«  innivov/xiriop  iari. 

10)  Plin.  VIII,  190.  XXIX,  33:  laudatissima  lana Tarentina.    Coluni.  1.  1.:  generis  exi- 

inii  Milesias  Calabras  Apiitasfjue  (oves)  noslri  existimabant,  earwnqtie  optiinas  Tarentinas;  vgl. 
I  i)racr,  —  Plaut.  Truc.  111,  1,5:  qui  oves  Tarentinas  erat  mercatiis  de  patre.   Marl.  XllI,  123  : 

Nobilis  et  lanis  et  felix  vitibus  Aulon 
det  pretiosa  tibi  rellera,  vina  mihi. 
Calpiirn.  Id.  I,  68:         Mille  sub  uberibus  balauthes  pascimus  agnas : 

tolque  Tarentinae  praestant  mihi  vellera  inalres. 
Stat.  Silv.  III,  3,  93.  —  Vgl.  Va  tes  p.  79  sq.  94  sqq.  Loren  tz,  de  civil,  voll.  Tarent.  p.  6  sqq. 

11)  Mart.  V,  37,  2:  agna  Galaesi  mollior  Phalanihini. 

VIII,  28,  3  :     Appula  ledaei  tibi  ßuruit  herba  Phalanthi, 

qua  saturat  Calabris  culla  Galaesus  aquis? 
XII,  68,  3  :  albi  quae  supcras  oves  Galaesi. 

Vgl.  II,  43,  3.    IV,  28,  3. 

12)  Varr.  R.  R.  II,  2,  18.  Colum.  VII,  3,  10.  Hör.  Od.  II,  6,  10:  dulce  pellitis  ovibus  Gataesi 
flumen.  dem.  Alex.  Paed.  II,  10.  p.  239. 

13)  Plin.  VIII,  191:  Tarentum  et  suae  pulliginis  (oves  habet).  Terl.  de  pall.  3:  lovcs',  qutis 
Tarentum  vel  Baetica  cluit,  natura  colorante. 

14)  Strab.  VI,  284.  Mart.  XII,  68,  3.  Über  die  Beobachtungen  neucrei-  Reisender  hin- 
sichtlich der  Farbe  der  tarentinischen  Sctiafe  s.  Yates  p.  79  sqq. 


§  23.  Unteritalien.  123 

in  grosser  Menge  und  ausgezeiclinelcM-  Gute  gewebt  und  ilher;ill  hin  versandt  '. 
Aus  sliirkorem  Gewebe  waren  die  Kleidungsstücke  der  Männer,  die  zu  Marliais 
Zeit  sein-  l)eliel)t  und  elegant  waren 2;  noch  bekannter  al)er  waren,  besonders 
um  die  Zeit  des  2  und  3teu  Jahrhunderts  n.  Chr.,  die  zarten,  durchsichtigen 
Stoffe  für  Frauen,  TaquiTividia  genannt ',  welche  bisweilen  auf  der  einen  Seite 
mit  Fi'anzcn  versehen  waren  ^.  Als  die  Tarenliner  ganz  in  Üppigkeil  und  Wollust 
versunken  waren,  da  trugen  diese  Kleider  nicht  bloss  Frauen,  sondern  auch  die 
MiiiHUM''.  Später  ^^^lrden  sie  nur  von  Frauen  getragen;  und  zur  Zeit  des  Lucian, 
der  ihrer  mehrfach  gedenkt,  wurden  sie  von  anständigen  Frauen  gar  nicht  ge- 
tragen. Hetären*'  und  Tänzerinnen'  iicdienen  sich  derselben.  Gaukler,  die  in 
auffallendem  Flitterstaate  erscheinen,  legen  solche  durchscheinende  Stoffe  an'": 
und  Lucian  empfiehlt  einem  Moderedner  seinerzeit,  ausser  sicyonischen Schuhen  * 
sich  ein  solches  schimmernd  weisses,  durchsichtiges  Gewand  anzuziehen,  damit 
man  die  Körperformen  erkennen  könne  '". 

Die  Stoffe  behielten  entweder  ihre  natürliche  Farbe,  ein  klares  Weiss  '•,  oder 
sie  wurden  gefärbt,  und  zwar  gewöhnlich  mit  Purpur.  An  den  Küsten  Cala- 
briens  fand  man  einen  trefflichen  Purpur'-,  der  sehr  geschätzt  wurde;  in  Ta- 
rent  selbst '^  und  in  der  Nähe  der  Stadt,  in  Satureum'^,  waren  bedeutende 


1)  Über  Tarcnts  Bedeutung  für  den  Grossbamk'l  übei  Iwuipl  s.  IIii  1 1  ma  ii  ii  S.  \t'\.  \a\. 
Polyb.  Exe.  X,  1. 

2)  Marl.  II,  43,  3 :  te  Lacedaemonio  velat  loga  Iota  Galaeso.  IV,  28,  3  :  lotam  lepido  togam 
Galaeso.  Vgl.  VIII,  28,  3. 

3)  Poll.  VII,  T6 :  xa'i  firjV  lo  yc  jaQftvrivCäiov  Siatfaiig  iaiiv  h'ävfia,  mvof.iaau(rov  ün'o 
lijg  TaQctvTlviov  yjiriafiog  xtti  jQVffijs;  vgl.  IV,  104:  (TiKf/n»'^  jttQavrivläia  c'iuTif/öftnoi. 
Eusl.  z.  Dion.  Per.  376:  tk/«  ü  xai  xo  XtTiTov  yvvnixtlov  nfQißXrj^a  ri>  ttiQnviirlöiov  nttQ 
nicotg  ätä  Tgvqi]v  TiQiaToig  iv^j/rici.  Vgl.  Ael.  v.  li.  VII,  9.  Auch  auf  luschnflcn  ;  ein  Tieoav- 
jivöp  ijfiivtf ig  hei  Rangabe,  Antiqu.  hell.  II,  333;  vgl.  S36.  547. 

4)  Hosych.  TaQitvrttov,  Ifjäjior  yviaixtioi'  Itmov  xoioaaoiig  t/or  fx  Tov  iyög  iti^novg. 

5)  Clearch.  b.  Ath.  XII,  522  0:  iifönovp  <fi  xfd  naQvifij  ätiKfai'ij  navrig,  oig  n'i'  ö  rüiv 
yvvaixwv  äßQvverai  ßlog.  Vgl.  Poll.  VII,  76.  Eust.  1.  1.,  welche  diese  Gewander  als  Zeichrii 
von  der  Schwelgerei  der  Tarenliner  anführen.  Auch  sonst  galt  es  für  weibisch  und  vcraelil- 
lich,  wenn  Männer  solche  Slode  trugen;  vgl.  Polyaen.  stral.  V,  3,  3. 

6)  Luc.  Dial.  mer.  7,  2.  7)  Luc.  Calunin.  n.  toni.  cred.  16. 

8)  Semos b.  Ath.  XIV,  622  B  :  nCQi(Co>ixai.  Taporri'l'or  xalüriTov  ni' jovg ^(ym  iwv  a<frnvh: 

9)  Die  bekanntlich  auch  nur  \()n  Frauen  getragen  wurden;  vgl.  oben  S.  76. 

10)  Luc.  Uli.  pracc.  15  :  ^  ^(T.'>>/f  Ji  eano  ivai;'h]g  xiu  Xn'xii,  foyof  rrjg  T(tnatilvt](  toyn- 
afag,  äg  äiuifttivia&ai  lö  awf/ci. 

11)  Luc.  1.  1.  Vgl.  Et.  Magn.  v.  T(inn,Ti,6,;  p.  746,  14:  UnT'ovxiü  iS,„<fa,tg!fiäj,o,-,  od 
TriU'Ztog  nonifVQOvv,  iSg  xivtg  VTiilaßof. 

12)  So  z.  B.  zu  Hydruntum,  wo  sich  zur  Zeit  des  oslgnlliisch<'n  Reiches  eine  umfang- 
reiche Purpurfabrik  befand;  Cassiod.  Var.  1,  2:  Quid  eiuin  uejunt  toi  artifices,  tut  iiautarum  ca- 
terrae,  lol  familiae  rusticorum  ....  Eoa  Tyros  est  Hydron  Italica,  aulicum  profecto  icsluriim. 

13)  Corn.  Nep.  b.  Plin.  IX,  136:  me  jiivene  violacca  purpura  vigebat  ....  nee  multo  posl 
rubra  Tarentina.  Hör.  Ep.  II,  1,  207:  lana  Tarentino  vinlas  iniitata  rcneno.  Hesych.  TnQttvTT- 
i'«(  •  al'uKTi  ßttifol,  rti4g  6i  rag  7io()<fv(>äg.  Vgl.  El.  Magn.  1. 1.  Tapavtival  ßaifiti.  Pei-s.  II,  65. 
Darauf  deuten  auch  die  tarentinischen  Münzen  mit  der  Muschel,  Eckhel  11. N.  1,  14Ssq.  Vgl. 
Harduin  z.  Plin.  1. 1.  :  nunc  quoque  Tarenti  ({junt  e.rtare  restigia  vetustaruvi  ofjirinaruw,  in  quibus 
oliin  Purpura  lanae  in/icerentur,  ingenlesque  leslnrum  arerros  consjjici,  rei  indices  niiniiiie  obscu- 
ros.  S.  Böcking  z.  Not.  dign.  Occ.  p.  360.  14)  Scrv.  z.  Virg.  Georg.  IV,  335. 


124  111.    EntnpA. 

Purpuiiiubereicn ,  und  in  spiileicr  Zeil  lieland  sich  in  Tiiicnt  ,iurh  oine  kaiser- 
liche Purpurfärherei '. 

Von  andern  Gc\\erl)cn  in  den  Stadien  Calabricns  lilcibl  uns  nur  \venpg  zu 
berichten.  In  Taront  scheint  die  Molallarbeit  technisch  eine  hohe  Vollkoni- 
inenheil  erlangt  zu  haben ;  zu  den  in  Acgina  gearbeiteten  Candelabern  lieferten 
die  tarenlinischen  Werkslalten  die  Schäfte  2.  Über  die  Art  der  Vereinigung 
dieser  Theile ,  wo  dieselbe  vor  sich  ging  und  zu  welcher  Zeit  namentlich  diese 
Technik  belri<'licn  wiinlc  darüber  sind  wir  niihl  unlcrrichlel '. 

Auch  in  iirundisiuiu  linden  wir  Mclalkirbeil ;  dort  wurden  besonders 
treiriiche  Spiegel  durch  eine  Mischung  von  Zinn  und  Krz  hergestellt.  Als  aber 
zur  Zeit  des  Plinius  alles  sich  silbei'ncr  Spiegel  bediente,  hörte  der  Ruhm  der 
brundisischen  Erzspiegel  auf^. 

§  2i. 
Die  italischen  Inseln. 

Sicilieu.  Die  gesegnete  Insel  Sicilien  verdankt  die  Bedeutung,  welche 
sie  von  jeher  für  den  Besitzer,  mochten  es  die  Phönizier,  Griechen  oder  Römer 
sein,  gehabt  hat,  fast  ausschliesslich  ihrem  Reichthum  an  Naturproducten,  zumal 
an  Korn ,  woniger  alior  den  Erzeugnissen  ihres  Gewerbfleisses.  So  wurde  denn 
auch  die  Wolle  der  zahlreich  auf  ihr  weidenden  Schafheer  de  n^  meist  unver- 
arbeitet nach  dem  Auslande  geführt •",  während  von  dem  Export  gewebter  Wol- 
tensloffe  nur  wenig  berichtet  wird'.  Auch  Leincnwaaren  wurden  aus- 
geführt^; doch  scheint  diese  Fabrication  für  den  Handel  nur  wenig  Bedeutung 
gehabt  zu  haben.  Da  wir  nicht  erfahren ,  dass  Flachs  auf  Sicilien  gebaut  wurde, 
so  vernmlhel  Yates ",  dass  dcrsel])e  nach  der  Insel  unverorlieilet  imporlirt  und 
dort  gewebt  wurde. 


1)  Not.  dign.  Ooc.  c.  X  p.  49. 

2)  Plin.  XXXIV,  H;  s.  oben  S.  S9. 

3)  Ath.  XI,  47SB  schciiil  sich  uiil  Ijicnlinisrli.-  Col'assfabricalion  zu  beziehen. 

4)  Plin.  XXXIII,  130:  opliiiia    sj«  <  iih,    npinl  miijores  fueraiit  Brundisimi ,  slagno  et  aere 

nüxHs.  Praelata  sunt  argenU-a.    \\\\\,  IG«     sjirnihi laudatissima  Brundisi  temperabanlur, 

donec  argenteis  uti  coepere  et  ancillae. 

3)  Wie  bedeutend  die  Schafzucht  auf  Sicilien  war,  davon  leiten  die  Gedichte  dos  Theociil 
und  der  andern  Bukoliker  hinlänglich  Zeugniss  ab.  Pindar  nennt  die  Insel  Ol  I,  12:  :^ixt).i'c< 
noh'/^iijiog.  Und  noch  in  später  Zeit  wird  von  ihr  gesagt,  Tot.  orb.  descr.  §  65:  lam  abuiidal. 
Vgl.  Yates  p.  73  sqq. 

6)  Mosch,  b.  Ath.  V,  209A:  TUQCyjor  dt  [fi'fftä).).oi'TO  tk  j'rir  ruvr)  J^ixfhxüii'  xtQii/jiK 
fii'iQitt,  lQi(öi'  Täkiifja  ihofivQin.  Strab.  VI,  273. 

7)  Der  von  Poll.  VII,  77  erwähnte /irali'  ZixtXixöi  ist  wohl  ein  leinener,  ebenso  das  .l'i- 
xfXixör  ('lUarioi' bei  Alciphr.  ep.  I,  6.  Buntwirkereien  (vermuthlich  von  den  Carthagcrn 
üherkominen)  erwähnt  Philem.  b.  Ath.  XIV,  658  B:  Ifiäria  noixlX'  (t  liyoi  rig  ^ixihxci  Die 
von  Eubul.  b.  Ath  II,  47  F  genannten  Zixihxc!  TiQoax«iiiXcuct  waren  vielleicht  von  ahnlichei 
Beschaffenheit. 

8)  Ps.-Plal.  Ep.  -Vlll,  363  A:  yiTmiiit  kmani,/!)  twc  yixfhxiüv  bnöi'. 

9)  Tcxtr.  p.  280. 


§:;'!.    DiK  iTALisciiKx  Inseln.  125 

Sicilisclicr  l'urpui-  wird  selten  erwähnt',  doch  befand  sieh  spiiter  in  S\  - 
racus  eine  kiiiserliciie  Purpur  färb  er  ei-. 

Am  meisten  gingen  wohl  die  Erzeugnisse  des  sicilischen  Kunsthaudwerks 
nach  dem  Auslande.  Dahin  rechne  ich  die  schöngcarbeileten  Wagen''  und 
Sophas*,  sowie  die  für  das  bei  den  Griechen  so  belielile  Spiel  des  Cotlalius 
beslinimlen  Gerätheä,  —  Fabricale,  welche  wohl  grösstentheils  in  das  Gebiet  der 
Metall-,  namentlich  der  Erzarbeit  gehören  mochten.  Diese  blühte  namentlich 
in  S\  racus'',  und  wenn  uns  auch  nur  wenig  Künstler  Sicilicns  bekannt  sind,  so 
dürfen  wir  doch  auf  eine  hohe  Vollendung  des  Kunsthandwerks  schon  aus  der 
Beschreibung  des  von  lliero  II  erbauten  und  auf  das  reichste  ausgestalteten 
Prachtschiffes  schliessen";  und  die  Schilderungen  der  Räubereien  des  Verres  bei 
Cicero  zeigen,  welchen  Reichlhum  an  bronzenen  Kunstsachen  Sicilien  zu  jener 
Zeil  besass  "*. 

Damit  steht  denn  im  Zusaimnenliant;  dii'  in  Sicilien  sehr  eifrig  belriebcne 
Töpferei,  welche  ebenfalls  in  S\  racus  am  bedeutendsten  gewesen  zu  sem 
scheint''.  Am  bekanntesten  und  wohl  auch  im  Auslande  am  verbreiletslen  waren 
Schüsseln  '"  und  Becher  ". 

Der  ergiebige  Fischfang  an  der  Küslo '-  führte  zur  Anlage  \()n  Hiiucher- 
anstallen'^,  welche  viel  Sal/.fische  exportirten.  Auch  der  Sc  li  i  f  f  s  ha  n  .  na- 
mentlich von  Lastschiffen,  scheint  bedeutend  gewesen  zu  sein  ". 

Melite.  Nach  der  Insel  Ma  1  la  ,  welche  von  den  Phöniziern  colonisirl  w  mde 
und  .später  in  den  Besitz  der  Carthager  überging ,  .scheinen  die  Phönizier  zugleich 
mit  andern  ErAverbszweigen  auch  die  Bau  m  w  o  II  e  n  f,i  bii  la  I  io  n  liiiiiilicrge- 
bracht  zu  haben '*.     Dieselbe  erhielt  sich  auf  der  Insel  auch   nocli .    nailidcm  sie 


1)   Pr-op.  IV,  12,  6.  -2;   Not.  clign.  Occ.  c.  .K  |).  49. 

3)  Piiiil.  hypoicli.  fi-,  7:)  hei  .\lli.  I,.  äSB; 

«^./.'  änb  Ttts  äyXicoxt'uniov 
^.'ixfi.dc;  ö/ii/tia  <UiiJt't).top  fittrfvfii'. 
Grit,  cbil.  :  tii«  J*  ö/os  2lixiX6s  xülltt  äiiTiät  ij  if  X(ji<TiaToc. 

4)  liubul.  b.  Ath.  II,  47  1":   xtd  TfivTi  xUius  XixiXixiig. 

ö)  Grit.  1.  1.  :         xöaanßog  ix  .TixtA^s  iotl xltorhq,  ixnQtnig  iQ-yor, 
UV  axoTiov  fg  }.tcTnyiov  rn^tt  xaihtniüufHii. 
Vi^l.  Galliiii.  b.  Alb.  XV,  GGSC.     Was  das  lür  Cienithe  i^ewcscii  sind,  zeii;l  J  a  li  n  Im  I' 
XXVI  S.  204  (T. 

C)   Pllii.  XXXIV,  13.  7)  S.  Mosuliiim  b.  Alb.  V,  20GD  s<|(|. 

8)  Vi;l.  GIc.  Verr.  IV,  21,  46:  Credo  tum,  qiium  Sicilia  florebnl  upihiis  vi  cupiis,  miii/tid 
/iria  l'uissc  in  ea  inmia.  Dai'uuler  waren  frcllicb  vii-l  ArbulU-n  K''i™biscbor  küiislU-i'. 

9)  Mo.scli.  I.  I.  207  E  ;  vgl.  Alb.  XIV,  G58  D. 
10)   2:ix.^hxct  ßariivitt,  Eiibill.  b.  Alb.  I,  28  C. 

1i:   Alb.  .VI,  500  B:    tq(toi  iV  iin)r  [axötfof]  i>!  :iiumxnnini. 

12)  Vgl.  Atb.  I,  4B.  III,  116I'.  VII,  :t02A.  Plin  XWII.IS  .Min  .  V, '.f.i  |,i  .\l,.ss;iini. 
b.  Alb.  III,  921).  VII,  298K.  Ta  ii  i  .i  nie  Tii  u  in  .  .Ins  V.  yn  Syr.uiis.  Alb.  VII,  300K. 
linus,  Ai'cb.  obil.  328 K  otc. 

13)  Alb.  V,  209 B.  14)   Ib.  206  !•'. 

15)  MoviMS,  l'bönizicr  11,2,347  11.  Vgl.  K  i  1 1  er,  ub  .1  gci.gi .  \cil.ivll  ^.  ll.ii 
S.  340:     "Diese  Bauinwülleiisvebei-ei  iliuss  scbmi   laiigi'   mh   lU'in  eislrii   |iiiiii-<>  licii  Kiic^ 


126  III.   Europa. 

römisch  geworden  war,  und  die  wegen  ihrer  Zartheit  und  Weichheit  beliebten 
Stoffe  (o&övia  ']  waren  in  Rom  schon  lange  vor  der  Kaiserzeit  bekannt  und  ge- 
sucht 2  und  haben  vermutblich  noch  im  Mittelalter  Ruf  gehabt  3.  Erwähnt  werden 
namentlich  Kleider  aus  diesem  Stoffe  (vestes  Melitemes ,  Melüensia*)  und  Kopf- 
bedeckungen 5.  Welch  werthvoUe  Stoffe  dort ,  zumal  in  der  Hauptstadt  der 
Insel,  die  Hauptfabricationsorl  war,  angefertigt  wurden,  das  beweist  die  Nach- 
richt ,  dass  hier  in  den  Webereien  oft  Jahre  lang  an  einem  einzigen  Gewände  ge- 
arbeitet wurde*". 

Sardinien.  Auch  auf  der  Insel  Sardinien  sind  die  Phönizier  ohne  Zwei- 
fel von  Einlluss  gewesen.  Die  Insel  wurde  schon  frühzeitig  von  den  Tyriern 
besucht  und  war  dann  später  im  Besitz  der  Carthager  wegen  ihrer  für  den  Han- 
del sehr  günstigen  Lage  und  wegen  ihres  Metallreichthums  geschätzt'.  Cartha- 
gischer  Flachs  wurde  auch  von  Sardinien  bezogen*,  besonders  zu  Jagd- 
netzen^;  und  wenn  auch  die  Erwähnung  sardinischer  Purpurfärberei'"  auf 
Verwechslung  mit  den  Färbereien  von  Sardes  beruht,  so  ist  es  doch  sehr  ^^ahr- 
scheinlich ,  dass  die  Phönizier  auch  diese  heimische  Technik  nach  der  Insel  ver- 
pflanzt haben.     Ebenso  scheint   dort  die  Glasfabrication  betrieben  worden 


Gange  gewesen  sein,  in  wclclicm  ilie  Insel  vom  Consul  Atilius  zerstört  wurde  (Oros.  IV,  8).« 
S.  auch  Wiberg,  Eintl.  d.  class.  Volk.  a.  d.  Noidon  S.  4.  Wiskeman  n ,  ant.  Landw.  .S.  26. 

1)  Die  Hauptstelle  darüber  Ist  Diod.  Sic.  V,  12:  Ti/jiT«s  ti  yctQ  s/tt  (!j  Melirti)  narro- 
SiiTTOvs  rate  iQyaotais,  XQaiCaiovg  äi  lohg  öHoyiu  noioviTci;  rij  TS  Xt7noTt]Ti  xni  T/j  fiaXt/xo- 
Tt]Ti  iStciTiQfTifj.  Vgl.  Hesych.  v.  MehrctTa-  oihoi'itt  Xivä  iiid(f>OQa  fx  J\I f>jTi)g  rrjs  vi'fuov.  Dass 
diese  6,t6ria  BaumwollenstofTe  waren,  ist  zwar  nicht  nachweisbar,  doch  ist  diese  Ansicht  von 
Ri  Iter  a.  a.  0.  S.  339  fl'.  wahrscheinlicher  als  die  von  Yates,  der  sie  p.  286  für  Leinwand 
erklärt. 

2)  Lucr.  IV,  1129:         El  bene  palrum  fluni  anademala,  milrae, 

inlerdum  in  pallam  ac  Melilensia  Ceaque  verlunt. 
(So  nach  der  sehr  wahrscheinlichen  Conjectur  von  Lachmann  für  atqiie  alidensia.j 

3)  Isid.  Orig.  XIX,  22,  21:  Metitensis  lunicaest,  qttae  afferlur  ex  insuUs.  (So  nach  der  Con- 
jectur von  Arevali  für  Velensis.) 

4)  Cic.  Verr.  II,  72,  176  und  74,  183.  Vgl.  Novius  bei  Non.  p.  540,  8  (Ribbeck,  Com. 
Lat.  p.224;:  supparum  purum  Melilensem,  linleum,  mi  cscam  meram  (Conjectur  für  belliensem.j. 

5)  Varr.  b.  Non.  p.  539,  27:  mitra  Melilensis.  Vgl.  Hes.  1.  I.:  Mslirta-  tu  ßtTru  (d.  i. 
villae). 

6)  Cic.  Verr.  IV,  46,  103:  insula  est  Melita  ....  in  qua  est  eodem  nomine  oppidum,  .... 
quod  isti  lextrinum  per  Iriennium  ad  muliebrem  veslem  conflciendam  fuit.  (Man  könnte  hier  zwar 
auch  den  Sing,  veslem  collectiv  fassen ;  doch  glaube  ich  eher,  dass  man  hier  an  besonders 
kunstvolle  und  mühsame  Weberei  zu  denken  hat.) 

7)  S.  Wiberg  a.  a.  0. 

8)  Poll.  V,  26:  xai  ävvctTai  xal  ro  an'o  ^ccQäovg  {XCrov),  K(f'  fjg  i'acag  xni  rö  KaQx^dovior 
h'äo^öv  iaiiv  (üs  ünö  irjg  tanifjag  xouiiojxiiov.  Auch  Gewänder  von  Sardinien  erwähnt  Poll. 
VII,  77  :  xal  ZciQäwvixög  öt  )(niov  rig  (xaltiTO. 

9)  Poll.  V,  26.  Wiskemann  a.  a.  0.  Anm.  7  führt  die  Benennung  des  oberen  Randes 
des  stehenden  Jagdnetzes,  aaQäiäv  oder  aaQÖoviov  (Xen.  de  ven.  6,  9)  auf  die  Insel  Sardinien 
zurück.  Bei  der  beständigen  Verwechslung  der  späten  Lexicographen  von  sardischen  und 
sardinischen  Pro<lucten  und  rabricaten  lässt  sich  hier  kaum  ein  sicheres  Resultat  erreichen. 

10)  Schol.  Arisl.  Ach.  112.  Suid.  v.  ßii^un  Kv^ixifvöi  und  ('»•«  //jj  ai  ßtöfiiu.  Viil.  oben 
S.  36. 


§  2.1.   HisPAXiEN.  127 

zusein,  wenn  man  aus  den  Funden  einer  grossen  Anznlil  gut  erhaltener  Glas- 
gefässe  darauf  schliessen  darf. 

Die  ursprünglichen  Bewohner  Sardiniens  haben  von  der  phönizischen  Cultur 
wenig  angenommen;  sie  widmeten  sich  hauptsächlich  dem  Ackerbau  und  der 
Viehzucht,  zumal  der  Zucht  jener  besondern,  auch  auf  Corsica  vorkonunenden 
Gattung  von  Widdern,  Musmones  genannt^,  deren  Felle  zu  Kleidern  verar- 
beitet wurden^.  Von  Vei-arbeitung  des  sardini.schen  Eisens^  erfahren  wir 
nichts.  Hingegen  wurden  \  it-i  Sa  1  zf  i  sehe,  iiann'ntlich  Thunfische  ,  nacii  di'in 
Auslande  geführt  5. 

§25. 
Hispauien. 

Die  mit  den  manuiehlalligslen  Gaben  tler  drei  Nalurreifhe  gesegnete  il)e- 
rische  Halbinsel  ist  im  Alterlhum  schon  in  sehr  früher  Zeil  das  Ziel  der  handel- 
treibenden Nationen  gewesen,  die  von  dorther  Rohproducte  aller  Art  hol- 
ten, welche  sie  gegen  Erzeugnisse  ihres  eigenen  Bodens  oder  ihres  heimischen 
Gewerbfleisses  umtauschten.  Dieser  Handel  führte  bald  zur  Anlage  von  Facto- 
reien,  die  sich  zu  Colonieen  erweiterten  und  fremde  Kunstfertigkeit  schnell  unter 
den  iberischen  Stämmen  einheimisch  machten.  So  waren  denn  an  der  spanisclicn 
Küste  des  mittelländischen  Meeres  phönizische  mid  carthagische  Ansiedelungen 
in  grosser  Zahl;  zu  ihnen  traten  bald  Niederlassungen  von  Griechen,  bis  die  Homer 
ihie  Weltherrschaft  auch  hierher  ausdehnten  und  in  harten  Kämpfen  mit  den 
Iberern  und  den  carthagischen  Colonisten  sich  zu  Herren  der  Halbinsel  machten. 
Handel  und  Gewerbe  blühten  auch  nach  der  Unterjochung  fort;  das  besiegte 
Spanien  schickte  die  Erzeugnisse  seiner  Erde  und  Industrie  dem  stolzen  Sieger, 
und  die  ganze  Kaiserzeil  hindurch  ist  Spanien  für  gewisse  Producte,  namentlich 
für  Leinwand  und  edle  Metalle,  eine  der  wichtigsten  Provinzen  des  römischen 
Reiches  gewesen. 

Wenn  wir  die  Gewerbe,  welche  in  Hispanien  hauptsächlich  betrieben  wur- 
den, in  einer  allgemeinen  Übersicht  betrachten,  so  stellt  sich  dabei  bald  heraus, 
dass  der  südliche  Theil  der  Halbinsel  ,  Hispania  Baetiea ,  ganz  besonders  in  Be- 
tracht kommt ,  weil  dort  der  regste  Verkehr ,  der  meiste  Gewerbfleiss  herrschte. 
In  Baelica  waren  die  ursprünglichsten  phönizischen  Colonieen ;  dort  waren  ver- 
hällnissmässig  auch  die  meisten  Niederlassungen ,  was  sich  sowohl  aus  dem  dem 
nordafricanischen  ähnlichen    Klima  und  der  üppigen  Vegetation  erklärt,  wie  dar- 


1j   lUiU.  (1.  liist.  1863  p.  m  sqq.   \!i\.  M  iu(i  u  a  iil  t  .><.  338  .\iim.  3073. 

2;   l'liii.  VIII,  199.    t'aus.  X,  17,  6;    V!;l.  Ai'l.  ii.  an.  .\VI.  3  1. 

3)  Sliab.  V,  425:  ]'(voiriti  lyicwlht  ot  Tp(;^a  f/^'ooirfs  itlytdtf  an'  ((i(ui  *iuo}.  xitlot- 
uevot  t!ff  uvvauvii'ts^  tav  raig  äofiaiq  {ftoQaxd^oi'Ttti.   Varr.  It.  lt.  II,  11,  11. 

k)    Rutil.  Hill.  I.  3T,I,. 

5)  Galen,  n .  rnotf.  i)'i'vnu.  V.  VI  p.  728  K  :  fiTtiii'iiitJov  dt)  Toeio  tÖ  rn'oi/o«  fixoriu^ 
iatly  ....  öioftiiitiici  tl'f  (T('i)i,7i.;s  ruii  rwi'  tik'uidi  »/iV(/  r<'<  f(ii«rr«  i«i>(;K'y  -'n'<"fn  Vul. 
Poll.  VI,  48. 


128  III-   Europa. 

aus ,  dass  gerade  dieser  Tbeil  der  Küste  auf  dem  von  den  Phöniziern  am  meisten 
befahrenen  Seewege  nach  dem  atlantischen  Ocean  lag.  Auf  Ilispania  Baetica 
werden  wh-  denn  auch  bei  der  allgemeinen  Übersicht  ganz  speciell  Rücksicht  zu 
nehmen  haben. 

Eine  sehr  gewöhnliche  und  aus  der  Natur  der  Dinge  sich  von  selbst  erklä- 
rende Erscheinung  ist  es,  dass  die  meisten  Gewerbe,  welche  in  Hispanien  ge- 
blüht haben,  im  innigsten  Zusammenhange  stehen  mit  den  Produclen  des  Landes, 
und  dass  von  andern  Gewerben,  welche  weniger  in  dieser  engen  Beziehung 
stehen ,  nur  selten  die  Rede  ist.  El)en  dieser  Producta  wegen  waren  ja  die  Co- 
lonieen  von  den  fremden  Nationen  angelegt  worden,  die  Colonisten  hatten  ihre 
vervoUkommnetere  Technik  mit  hinübergebracht  und  sie  an  den  vorgefundenen 
Rohproducten  verwerthet;  andere  Gewerbe  wurden  natürlich  auch  betrieben, 
ihnen  aber  bei  weitem  nicht  die  Sorgfalt  gewidmet,  die  man  jenen  zuwendete. 

Die  Phönizier  hatten  Spanien  zuerst  hauptsächlich  seines  grossen  Metal  1- 
reichlhums  wegen  aufgesucht.  Schon  lange  bevor  der  griechische  Handel  7U 
blühen  begann,  waren  die  spanischen  Bergwerke  von  den  Phöniziern  ausge- 
beutet worden'.  Gold,  Silber,  Kupfer  und  Eisen  wurden  aus  ihren  unter- 
irdischen Schachten  hervorgeholt  und  von  den  lyrischen  Schiden  weithin  nach 
allen  Ländern  geführt.  Als  dann  die  Römer  Herren  der  Insel  wurden ,  bemäch- 
tigten sie  sich  auch  der  Bergwerke ,  die  sie  mit  dem  ihnen  eigenen  practischen 
Sinn  liedeutend  vervollkommneten ;  noch  jetzt  sind  die  Spuren  ihrer  Anlagen  und 
Maschinericen  in  den  spanischen  Bergwerken  zu  erkennen  2.  Das  gewonnene 
Metall  ging  aber  nicht  alles  roh  und  unverarbeitet  in's  Ausland  ;  es  veranlasste 
vielmehr  eine  bedeutende  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  MetaUarbci  t,  ins- 
besondere der  Eisen-  und  Stahlfabricalion,  welche  schnell  zu  holiein 
Ansehen  gelangten.  Hispanische  Waffen,  Schwerter,  Dolche,  Harnische  und 
anderes  zum  Kriege  gehörige'',  waren  hochberühmt,  und  es  war  in  einigen  Orten 
namentlich  die  Beschaffenheit  des  zum  Kühlen  des  Stahles  benutzten  Wassers, 
welche  jenem  seine  ausgezeichnete  Häi-te  verlieh  *. 

Die  Glasfabricalion  hatten  die  Phönizier  vernmlhlich  hinübergebracht; 
zu  besonderer  Blüthe  scheint  sie  nicht  gelangt  zu  sein  5.     Eine  grössere  V0II7 


t)  Ezech.  27,  12.  Diod.  V,  35  u.  s.  Vgl.  Heeren,  Ideen  I,  2,  73  ff.  lliillinnnn  ,S.  112; 
über  die  phönizischen  Niederlassungen  in  Spanien  überhaupt  Moveis  II,  ä,  5SS  IT. 

2)  Vgl.  das  Ausland  f.  1866  Nr.  50. 

3)  Polyb.  III,  1U.  Suid  v.  MiixaiQa.  PoU,  I,  149:  fiä/ttiQct  KO.rixn.  Ilor.  Od.  I,  29, 
15:  loricis  Hiberis :  ebd.  Acro.  Gell   N.  A.  IX,  13,  17:   Hispanico  pecttts  liausil. 

4)  Plin.  XXXIV,  144;  vgl.  Isid.  Orig.  .YVI,  20.  Jusl.  XLIV,  3:  praecipua  his  quidem  (sc. 
Lusilanis)  ferri  materia,  sed  aqua  ipsa  ferro  violentior,  quippe  temperamento  ejus  ferrum  acrhis 
reddilur.  Diodor  gedenkt  noch  einer  ganz  eigenthünilicherx  Methode,  auf  welche  die  Hispanier 
den  zu  den  Waffen  und  dem  Kriegsmaterial  benutzten  Stahl  härteten,  V,  33  :  }!öiov  di  71  nnn 
avToig  (sc.  Kilrißrinair]  iotX  irfQi  Tr]v  rtäv  \on).tav  xa'i]  i'ifAViTrjQiiov  xcntiaxtvriv.  fXüafiina 
yÖQ  aiärjQOV  xttiaxnvnxovair  tig  rf/r  ytji  xcii  rniirct  liSai  fi^/ni  «r  oiov  J/n  röi'  yQoio)'  rov  ior 
jTtiiKftiyoviog  TÖ  äa!Hi4g  ToO  aiJijgov  xaraXfitfUij  To  arfnftoTuTor,  tj"  or  xmnuxHi'Coin,  S,„- 
tfoiid  SCiftj  xal  jaXltt  T«  Tinog  no'/.t^ov  iiiiixorrit. 

"  5)  Plin.  XXXVI,  194.   Isid.  Orig.  XVI,  15. 


§  To.   HisPAMEx.  129 

endung  erreicht«  die  Töpferei,  wenn  auch  nur  vereinzelt:  auch  der  Ziegel- 
fabrication  wird  mehrfach  gedacht. 

Wie  noch  heutzutage  zahh-eiche  Schafheerden  die  Fluren  Spaniens  durch- 
ziehen,  so  waren  auch  im  Alterlhuin  die  hispanischen  Scha  fe  und  ihre  ausge- 
zeichnete Wolle  berühmt'.  Man  bezahlte  daher  einen  hispanischen Zuchtwiddei- 
sehr  theuer^  und  ein  Pfund  baetischer  Wolle  galt  für  ein  nicht  unbedeutendes 
Geschenk'.  Daher  wurde  auch  die  Wollen  web  erei  stark  betrieben^:  man 
fertigte  wollene  Kleider  aller  Art^,  und  wenn  auch  zu  Slrabo's  Zeit  die  Wolle 
meistens  unverarbeitet  verschickt  wurde •>,  so  bestand  dabei  die  Weberei  doch 
fort,  und  Kleider  bildeten  noch  in  der  späteren  Kaiserzeit  einen  Ausfuhrartikel 
Spaniens'. 

Auch  die  Ziegenhaare  wurden  zu  Kleiderstoffen  gewebt ^  und  die  auch 
in  Hispanien  lebende  Gattung  der  oben  erwähnten  Musmones'-'  mag  namentlich  zu 
diesem  Behufe  cullivirt  worden  sein. 

Aber  nicht  nur  durch  die  Wollenweberei,  auch  durch  die  Leinwand- 
fabrication   hat   Hispanien    im  Alterthume  Ruf  erlangt.      Der  Flachs  gedieh 


1)  Str.  III,  144  :  ä(f»ovoi  Sk  xaX  ßoaxrifiotrmv  limogCu  nttvToCmv.  Plin.  VIII,  191:  colorum 
plura  genera  quippe  cum  desinl  eliam  nomina  eis ;  quas  nativas  appellant,  aliquot  modis  Hispania 
(habet;.  Insbesondere  war  die  rötliliche  Wolle  der  Schafe  von  Baetica  geschätzt,  DIod.  1.  I. 
Plin.  I.  1.  Marl.  V,  37,  7:  (puella),  quae  crine  vicit  Baetici  gregis  vellus.  VIII,  28,  5.  .\II,  98. 
2  :  (Baetis),  aurea  qui  nitidis  vetlera  tingis  aquis.  Juv.  XII,  37  sqq.  Coluni.  VII,  2,  Tert.  de  pall.  3. 
(Noii.  p.  549:  pullus  color  est  quem  nunc  Spanum  vel  nativum  dicimus.)    Auch  tarentinische 

Schafe  wurden  nach  Hispanien  imporlirl,  um  durch  Kreuzung  eine  edlere  Race  zu  erzeugen; 
vgl.  Coluai.  1.  1.  Calpurn.  Ed.  IV,  37  sqq.  Yates  p.  116  sq. 

2)  Str.  I.  I.  :  VTJtoßolr)  xii  iari  Toü  xaXXovi  ■  ralavTiaCovi  yovv  lürovviai  jovq  xpiovi  tli 
XUS  ö/£iac. 

3)  Maitial  überlegt,  ob  ci-  seinem  Mädchen  geben  solle  ; 

.1«  Baeticorum  pondus  acre  lanarum, 
(in  de  moneta  Caesar is  decem  flavos,  XII,  65,  5. 
4     Tzelz.  Chil.  XI,  38S; 

xni  "lßt]gf(  fO-ntQioi  xnl  KoQd^o)  bfioCiot 
vt/dauiiTa  t«  xäU.iajii  fiaiv  (QiovoyoviTfg. 
T,i  Mint    Xll,  l:i3:   lavernae  Baeticae ;  vgl.  IV,  28,  2;  I,  96,  4  : 
amator  ille  tristium  lacemarum 
et  Baelicatus  atque  leucophaeatus. 
Terlull.  1.  I. 

6)  So  sind  wohl  die  Worte  aufzufassen  bei  Str.  I.  I.  ;  noWi  äi  xal  iaS-ijs  TniöiiQot-  i/p- 
Xtjo,  tvf  Si  (Qici  f)iUÄOf  Twi'  xo^fiswv.  Diese  Stelle  würde,  auf  die  Wolle  der  Coraxer  in  C.ol- 
chis  (s.  oben  S.  43)  bezogen,  keinen  rechten  Sinn  geben,  da  aus  dem  Zusammenliong  und  aus 
den  andern  beigebrachten  Stellen  des  Martin!  etc.  hervorgeht,  da.ss  die  hispanische  Wolle  ilie 
ganze  Kaiserzeit  hindurch  beliebt  war.  Vermuthlich  hezoiclinet  xopn^ö«  die  Farbe ;  vgl.  Str. 
XII,  578.  Marquardl  S.  88  Anm.  877.  —  Yates  p.  118  .schlugt  vor  !j  Ttdv  KoQa^iSf  zu  le- 
sen was  mir  nicht  passend  erscheint,  da  die  coraxische  Wolle  nie  in  dem  bedeulenden  Masse 
nach  Europa  importirt  zu  sein  scheint,  dass  sie  für  die  Ausfuhr  der  hispanischen  Wolle  einen 
Vergleich  abgeben  könnte. 

7)  Tot.  orb.  descr.  §  59 ;  Hispania ulciiin  niuüum  rl  hiiiiiiiiieii  rmillil.  vcslem  quoi/iie 

variam  etjumenta  lardumque  et  spartum. 

8)  Vgl.  Diod.  1.  I.  tfoiwhai  Jt  orroi  aiiyori:  ufuifuQ  iit/Hi  x«J  n Unart It'iaiov  f/oir«s  i» 
ft)ior  rah  tuyiUtii  ;tnii(r.   Avieii.  Or.  mar.  I,  218  s(|(| 

9)  Plin.  VIII,  199. 

Blümiii-r     Hic'  iri'wiTl.l.'riiiiliKki'it  ■!.  kl;l^s.  AlUTÜmins.  9 


130  in.   Fairüpa. 

vortrefflich ,  namentlich  in  Hispania  cilerior ',  und  die  kunstvollen  Gev^ebe ,  an 
deren  technischer  Vollendung  der  phönizische  Einfluss  wohl  keinen  unbedeuten- 
den Anlheil  gehabt  haben  mag,  waren  sowohl  der  Ruhm  des  ganzen  Landes 2, 
als  namentlich  mehrere  Völkerschaften  und  sonst  unbedeutende  Städte  dadurch 
einen  gewissen  Weltruf  bekamen.  Auch  die  hanfartige  Pflanze  Spartum 
(Pfriemgras)  wurde,  wie  der  Flachs ,  viel  versandt'',  und  ihre  Verarbeitung  gab 
auch  im  Lande  selbst  reichliche  Beschäftigung  *. 

Von  Purpurfischerei  an  den  Küsten  Spaniens  ist  nur  wenig  die  Rede^, 
docli  bot  das  Land  Färbewurzeln  in  grosser  Menge'',  wie  es  auch  an  andern 
Färbestoffen,  wie  Scharlach,  Mennig  etc.  nicht  fehlte'. 

Von  den  übrigen  in  Hispanien  betriebenen  Gewerben  sei  hier  in  der  Kürze 
gedacht  des  Schiffsbau's**,  zu  welchem  die  Wälder  des  Landes  prächtiges 
Material  lieferten'',  der  Salbenfa  brication  "'  und  der  ülberei  tung.  Hi- 
spanien producirle  Oliven  nicht  nur  in  grosser  Menge ,  sondern  auch  in  vorzüg- 
licher Güte,  namentlich  Baetica  war  mit  diesen  Früchten  reich  gesegnet",  und 
das  daraus  bereitete  Öl  gehörte  zu  den  Hauptausfuhrartikeln  Hispaniens  '2. 

Ganz  besonders  aber  verdienen  erwähnt  zu  werden  die  durch  das  ganze  Land 
verbreiteten,  hochbei-ühmten  Räucheransta  Iten '3.  An  den  grossen  Flüssen 
der  Halbinsel  nicht  minder  als  an  der  Küste  des  mittelländischen  Meeres  und 
des  atlantischen  Oceans'^  waren  überall  grossarlige  Räucheranstalten '^,  deren 
Waaren  nicht  minder  geschätzt  waren ,  als  die  pontischen '6,  und  wie  diese  in 
aller  Herren  Länder  exportirt  wurden  ". 


1)  Plin.  XIX,  10.  Mela  II,  6,  2;  vgl.  Just.  XLIV,  t:  Uni  sparligue  vis  ingens. 

2)  Plin.  XVIII,  108:  Uispani  e  Uno  excussoria  et  poUinaria  (invenere).  Mail.  IV,  46.  17. 
Näheres  s.  unten  S.  133. 

3)  Ath.  V,  206  F.  Mcla  II,  6,  2  ;  vgl.  Justin,  und  T.  orb.  deser.  II.  II. 
4|   Win.  XIX,  26  sq.  5)   Str.  III,  145. 

6)  Str.  ib.  163:   xal  TtSf  ^iC(üf  Ttat'  f /; /S«'/^'' /P'/ö/'.uwc  nXi]3og. 

7)  Str.  ib.  144.   Plin.  III,  30.   IX,  41.   XVI,  32.   X.KII,  3. 

8)  Sid.  Apoll.  Carm.  V,  59. 

9)  Str.  I.  1.  :   TÖ  T€  vavnriyM  auriaräaiv  aiioft^i  i'i  firixioolitg  vXnjs. 

10)  Plin.  XXIV,  111. 

11)  Plin.  XVIII,  31:  pinguissinmm  (oleis  solum)  in  Barlira.  ib.  94  :  BaeUra  (/tiidrm  uberri- 
inus  messes  inter  oleas  melil;  vgl.  XV,  8.  Mart.  VII,  28,  3:  nrr  Tarlrssiaris  t'aUas  Ina,  Fusrr, 
Irapetis  Cedal. 

12)  Str.  1.  1.:  f^äyiTCti  if  tx  Tiji  TovQÖrjtKiiag  ....  ynX  eXaioi'  ov  noXv  fAuror  dXXä  xit'i 
xi'Xhajov.  T.  orb.  doscr.  1.  I.  Luc,  Navig.  23  u.  s.  Vgl.  dii-  liiscliriftcn  :  mrrralov  oiri  Hispan, 
ex  provincia  Baetica,  Orelli  3254.  diffusor  olearius  er  Barlira.  4077. 

13)  Vgl.  Köhler,    Tänixog  \>.  S6k. 

14)  Vgl.  über  den  Fischreichthura  Hispaniens  besonders  Str.  III,  145.  Polyb.  b.  Alli.  \ll. 
302  C.  VIII,  331  A.   Plin.  XXXI,  94.   XXXII,  146  u.  s. 

15)  Plin.  XIX,  49  :  Hispaniae  cetarias  hi  (sc.  scombri)  replenl  thynnis  non  rommeanlUnts,  11.  s. 

16)  Str.  I.  I.  144  :  ovx  öXi'ytj  äi  oüät  ix  tmv  otfxov  Ta(ii%iltt  oix  fi'H^iv  fiövov  iiXkn  xin  h. 
iiji;  lilhjs  zrjs  ixTÖg  iSTißiS)'  nrnjccXiag,  ov  xil()0)v  irjg  IIovjixi\g.  Oribas.  I  p.  135  (Daremb.  : 
xnciTiaroi  Jf  Ol  'fßt](>ixol  (tkqi/oi).  Vgl.  Galen  Vol.  VI  p.  728  K.  Xenocr.  de  alim.  ex  aq«.  b. 
Fnbric.  Bibl.  Gr.  IX,  471  etc. 

17)  Ael.  n.  an.  XIII,  6  erzidill  von  Dioaearchia:  o»Vos  jig  niumXog  {rji'),  €i'»a  »]r  ifinomü, 
l;iiH>(x6;  (fiinro;  xa)  Titn();'l  ^''  fxf'ä^ft'  if  axivtaiy  a<S(joii.    Vgl.  Luc.  Nav.  23.   T.  o  descr.  1. 1. 


§   26.     HiSPAMF.N.  131 

§26. 
Hispauieii  (Fortsetzung). 

Hispauia  citerior  (Tarraconensis).  Der  moiste  Verkehr  in  His[);inia 
Tarraconensis  entfaltete  sich  an  der  Küste  des  Meeres;  Carthago  nova  ,  Sa- 
gunt ,  Tarraco  und  das  massilische  Emporiae  waren  hier  wie  in  Handel  so  auch 
in  Industrie  die  hervorragendsten  Pliitze.  Carthago  Nova,  reich  geworden 
schon  durch  ihm  gehörige,  ergiebige  Silbergruben',  war  wiederum  unter  diesen 
unstreitig  der  bedeutendste  Handelsplatz  für  den  See-  wie  für  den  Binnenhandel  2. 
Ein  Haupterwerbszweig  der  Einwohner  waren  Fischfang  und  Räuchern; 
ganz  besonders  berühmt  war  das  aus  den  Taricheen  von  Carthago  Nova  hervor- 
gegangene und  überall  hin  versandte  Garum,  das  von  den  Makrelen  gewonnen 
wurde'',  nach  denen  eine  nicht  weit  von  Neu-Carthago  gelegene  Insel,  eigentlich 
Insel  des  Hercules  genannt,  den  Namen  »Makrelen-Insel,  Scombraria«,  bekommen 
hattet. 

Wie  bei  diesem  Gewerbszweige  das  Meer  den  Neu-Carthagern  die  Nahrung 
bot,  so  gab  bei  einem  andern  daselbst  sehr  verbreiteten  Gewerbe  das  Land  das 
Rohproducl,  dessen  Bearbeitung  ausreichende  Beschäftigung  bot.  Die  Umgegend 
der  Stadt  brachte  nämlich  in  grosser  Menge  Spa  rlum  hervor,  das  zu  allen  mög- 
lichen Dingen  verarbeitet  wurde.  Man  bereitete  daraus  Decken,  Kleider,  Schuh- 
werk, Dochte,  Seile  etc.s,  und  dass  die  Gewinnung  und  Benutzung  dieses  Pflan- 
zenstofles  für  die  Stadt  von  der  höchsten  Bedeutung  war  und  sicherlich  eine  Menge 
Menschen  beschäftigte,  kann  man  wohl  daraus  schliessen,  dass  Carthago  selbst 
darnach  den  Namen  spartnria  erhalten  hat  '■. 

Grossartig  müssen  auch  die  Waffenfa  l)ri  ken  von  Neu-Carthago  gewesen 
sein;  der  enorme  Vorrath  von  Kriegsmaterial  aller  Art,  welchen  Scipio  Africanus 
bei  der  Eroberung  der  Stadt  vorfand',  lässt  uns  darauf  schliessen.  Höchst  wahr- 
scheinlich verdankte  diese  Fabrication  ihre  Entst(^hung  und  Blülhe  dem  Umstände, 
dass  Neu-Carthago  der  Haui>twan'enplatz  für  die  Cartliager  war,  die  bei  dem 
Mangel  an  Eisen  im  eigenen  Lande  nicht  nur  von  Spanien  her  aus  den  reichhal- 

i;    Vgl.  Polyb.  1).  Str.  III,  147.  I.-SS. 

2)  Str.  III,  1.18:  faji  toOt«  ft^yimoy  (intöniov  jtöy  fitr  ty.  !h<lnjjrji  lOK  f)'  rij  iitnnyttiu. 
TiSv  0"  ixeillei'  Tor?  ?fo)  naaiv. 

3)  Str.  1.  I.:  xunravO-tt  iSi  xa'i  iv  joii  nlrjaiov  roiioiq  nn).h]  i)  iiini/flft.  i\a\n\  Viil.  \ll 
p.  622  K.  Plin.  XXXI,  94  :  nunc  e  scombro  pisce  laudalissimum  marum)  in  Carthaginis  siuirldhac 
celariis.  Vgl.  Ilor.  Sat.  II,  8,  4f>. 

4)  Str.  III,  159:  fi»'  fj  rov'ltoitxUovi  vijao(  »/'J'i;  wyöf  KuQXI^öri,  tji'  KRilot^ni  2'xofißmt- 
(jUiv  «770  Tiäv  «hnxofiiiMV  nx6fiß()tay,  t?  läv  ro  üiiiniov  axfvnifrni  ytt(>o>:   Vpl.  Alli.  111,121  A 

ö)  Pliii.  XIX,  27:  hine  [ac  sparto]  sirata  ruslicis  enrtini,  liinc  ignes  facesiiin;  hinc  ciilrid- 
mina  et  pastorum  reslis  . .  . .  ad  reliquos  usus  lalioritisc  eveltiliir.  ocrealis  rrurilms,  mnnu  le.rlisiiui' 
maniris  convulutum  usseis  Uligncisve  conumenlis  cell .  V^l.  \at('.-i  p.  ;MS  S(|(|. 

6)  App.  de  ri'l).  Hi.sp.  12:    Kaiixijihat'  i}  anicori<yni'i^.    \j;l.  I'liii.  WM,  '.14 

7)  Liv.  XXVI,  «7.   Vgl.  Sil.  Itiil.  XV,  195: 

nun  Ulla  opihus  rrrliiierit  auri. 
Mim  porlu  relsot'e  silu.  nmi  tlnlilnis  urii 
uheiis  aul  ayili  fabricmidn  ail  lela  riyuie. 


132  III.   lu'ROPA. 

tigen  Bergwerken  das  Material  für  ihre  eigenen  Werkstätten  bezogen,  sondern 
auch  in  dem  unterworfenen  Lande ,  wo  die  beständigen  Kriege  reichhaltige  Arse- 
nale nothwendig  machten,  die  WafTenfabrication  eifrig  betrieben.  Mit  dem 
Untergange  der  Macht  von  Carthago  und  der  Einnahme  Neu-Carthagos  mag  wolil 
auch  die  Bedeutung  der  Waffenfabriken  dieser  Stadt  ein  Ende  erreicht  haben; 
wenigstens  ist  in  späterer  Zeit  nicht  mehr  davon  die  Rede,  da  die  Erwähnung 
des  Silius  Italicus  doch  nur  auf  die  Zeit  des  2ten  punischen  Krieges  zu  beziehen 
ist.  Welch  reges  Leben  aber  in  Neu-Carthago  im  Gewerbfleiss  herrschte ,  als 
die  Stadt  noch  frei  und  blühend  war,  davon  giebt  uns  die  Nachricht  Zeugniss, 
dass  Scipio  an  2000  Arbeiter  darin  vorfand ,  welchen  er  die  Freiheit  versprach, 
wenn  sie  ihre  Kräfte  der  Anfertigung  von  Kriegsmaterial  für  die  Römer  zuwen- 
deten •. 

Auf  einem  ganz  andern  Gebiete  hatte  sich  Sagunt  Bedeutung  erworben, 
nämlich  in  der  Töpferei.  Die  Erzeugnisse  der  sagunlinischen  Töpferfabriken 
gehörten  zu  den  besten  ^  und  wurden  auch  in  Rom  gekauft  '.  Am  bekanntesten 
und  verbreitetsten  waren  die  Becher,  calices  Saguntmi,  von  denen  auch  ganze 
Services  verfertigt  wurden^;  doch  werden  auch  Aufbewahrungsgefässe  erwähnt^. 
Es  waren  jedenfalls  sehr  einfache,  aus  gewöhnlichem  Thone  gebrannte  und  ver- 
raulhlich  nach  Art  der  samischen  u.  a.  Thonwaaren  mit  schmucklosen,  erhabenen 
Ornamenten  versehene  **  Gefässe  von  nicht  bedeutendem  Werthe ',  welche  ihren 
Ruf  wohl  besonders  ihrer  practischen  Verwendbarkeit  verdanken  mochten.  Er- 
wähnt werden  sie  nur  im  ersten  Jahrhundert  unsrer  Zeitrechnung ,  sodass  wir 
über  die  Dauer  dieses  Industriezweiges  nicht  unterrichtet  sind^. 

In  der  Gegend  um  die  Mündung  des  Iberus,  namentlich  aber  in  dem  nicht 
weil  davon  gelegenen  T  a  r r a  c o ,  blühte  die  Weberei.     Der  vortreffliche  Flachs. 


1)   Liv.  1.  1.  2)   Plin.  XXXV,  160. 

3)  Mart.  IV,  46,  U  :  e(  crasso  figuU  poläa  caelo 

septenaria  synlhesis  Sagunti, 
Hispanae  luteum  rutae  loreuma. 
Es  waren  das  sieben  ineinander  passende  Becher. 

4)  Plin.  1.  1.  Marl  1.  I.  und  VIII,  6,  2:  ficta  Saguniinu  rymbia  (malo)  lulo.  Vgl.  XIV,  108. 
Calices  Saguntini. 

5)  Juv.  V,  29:  Sagunlina  lagoiia. 

6)  Darauf  scheinen  bei  Marl.  IV,  46  die  .Vusdrücke  rrnssu  figuli  ptiUta  caeUi  und  luteum 
rotae  loreuma  zu  deuten. 

7)  Mart.  XIV,  108:         Quae  non  soüicitus  teneal  servelque  minister, 

sume,  Saguntino  pocula  facta  lulo. 
Es  schadete  also  nicht  viel,  wenn  sie  beim  Mahle  zerschlagen   oder  gar   bei  Zwisligkeilen 
während  des  Trinkgelages  als  Waffe  benutzt  wurden,  vgl.  Juv.  1.  1.: 

ititer  vos  quoties  liOerlorumgue  cohortem 

pugna  Saguntina  fervel  commissa  lagona. 
(Doch  können  diese  Stellen  sich  auch  auf  die  grosse  Dauerhaftigkeit  und  Festigkeil  des  sagun- 
linischen Geschirrs  beziehen.) 

8)  Gefunden  werden  in  der  Gegend  des  alten  Sagunt  vier  verschiedene  Galtungen  von 
Gefässen,  darunter  auch  rothe,  wie  die  arrelinischen.  Laborde,  Vases  Lainberg,  Introd.  II 
Not.  9.  Birch,  bist,  of  anc.  potlery  II  p.  372.  Valcarcel,  Barros  Saguntinos,  Valencia 
1779,   angeführt  von  MarquardlS.  256  Anm.  2358. 


§    :'(;.     HlSPAME.N.  1-J3 

der  daselbst  gedieh ,  wurde  zu  leinen  Gcwcljeii  verarbeitet ',  den  berühmten 
»carbasischen  Stoffen«.  Denn  »nicht  der  Flachs  selbst,  sondern  nur  dessen 
(lewebo,  die  zuerst  dort  am  Ebro  in  der  damaligen  grösstenCnpilale  der  Ostküste 
Spaniens  zu  weben  erfunden  wurden  ,  erhielten  diesen  Namen ,  der  mehr  auf  die 
Natur  der  Gewebe  als  des  Stoffes  sich  bezieht«-.  Diese  Stoffe  waren  ein  belieb- 
ter Luxusartikel  der  Römer  und  werden  von  den  römischen  Schriftstellern ,  na- 
mentlich Dichtern ,  oft  erwähnt  ^,  doch  sicherlich  in  allgemeinerem  Sinne :  man 
scheint  darunter  später  nur  eine  etwas  feinere  Leinwand  verstanden  zu  hal)en, 
in  welchem  Sinne  xäQnaaog  und  yMQTräaiog  auch  bei  griechischen  Schriftstellern 
der  Kaiserzeit  vorkömmt.  Die  Weberei  scheint  daher  in  Tarraco  erst  zur  Zeit  der 
römischen  Herrschaft  auch  für  das  Ausland  Ruf  erlangt  zu  haben. 

Auch  in  Emporiae,  einer  Colonie  der  Massilier,  blühte  die  L ein- 
webe r  ei  ^  welche  den  grössten  Theil  der  Einwohner  beschäftigte,  während 
von  der  nicht  weil  von  ihnen  im  Innern  des  Landes  (bei  den  Pyrenäen)  wohnen- 
den Völkerschaft  der  Cerretaner  erzählt  wird,  da.ss  das  Uäuehcrn  von 
Schinken  für  sie  eine  sehr  bedeutende  Einnahmequelle  bildete''. 

Im  Innern  von  Ilispania  Tarraconensis  war  derjenige  Ort,  dessen  Webe- 
reien in  der  römischen  Zeit  am  berühmtesten  waren,  die  Stadt  Saetabis  in 
der  Nähe  des  Flusses  Sucro.  Der  hier  gedeihende  Flachs  gehörte  zu  den  vorzüg- 
lichsten Sorten,  die  man  kannte",  und  die  daraus  gefertigton  Gewebe  zeichneten 
sich  durch  ausserordentliche  Feinheit  und  Zartheit  aus',  weswegen  man  denn 
auch  gerade  aus  diesem  Stoffe  Taschentücher  verfertigte  **,  die  für  sehr  kostbar 
galten".  Vermuthlich  war  die  Stadt  eine  Gründung  der  Phönizier  oder  Carthager, 
welche  die  Kunst  des  Webens  dahin  verpflanzt  hatten. 


1)  Plin.  XIX,  10:  Hispmüa  citerior  habet  splendorem  Uni  praeriputim  lorrenlis,  in  (jiw  po- 
litur  natura,  qui  adluit  Tnrraconem.  El  lenuilas  mira,  ibi  primiim  Carbasis  reperlis.  Vgl.  IV,  Mi. 

2)  Ritter,  üb.  d.  geogr.  Verbr.  d.  Baumwolle  S.  309.  Der  Name  carbasus,  der  aus  dem 
Orient  lierstammt,  bedeutete,  wie  Ritter  und  Brandes,  üb.  d.  ant.  Namen  u.  d.  geogr. 
Verbr.  d.  Baumwolle  S.  102  fg.  ausführen,  eigentlich  Baumwollensloire,  wurde  aber  oft  aiil 
gröbere  oder  feinere  Leinengewebc  übertragen.  Brandes  hall  die  lina  carbasia  von  Tarraco 
für  Baumwolle  (S.  111)  und  führt  diese  Fabritation  auf  plionizisehen  liinlluss  zurück;  für 
Leinwand  erklärt  sie  Hühner  im  Hermes  I,  90. 

3)  Virg.  Aen.  III,  357.  VIII,  34.  Lucr.  VI,  109.  Ov.  .\lel.  VI,  233.  Vai.  Klacc.  IV,  422. 
Gurt.  VIII,  9  etc.  Vgl.  Vales  p.  348.  Append.  D  p.  458. 

4)  Str.  III,  160:   XivovQyoi  St  ixurms  ol^Einro{>iJni. 

5)  Str.  III,  162:  Ktfiittjt  Hvol  . . .  .  tikq  oU  nf^vKi  öintfonui  niiilitnjui  tuig  h'«nn,1()i- 
ydig  iia/JitXkoi,  nQÖaodov  oii  fitxoov  tüis  üvHiitonoii  TiaQiyovaiti.  Vgl.  .Marl.  .\lll,  54. 

6)  Plin.  XIX,  9  von  der  regio  Aliana  im  cisalpinischen  Gallien  ;  ubi  a  Sactabi  Icrtia  in  Eu- 
ropa Uno  palma.  Vgl.  praef.  1. 

7)  Sil.  Ital.  III,  374 :     Saetabis  et  telas  Arabum  sprevisse  superba 

et  I'olusiaco  filum  componei-e  Uno. 
Gral.  (J>n.  40  :  al  contra  nostris  imbellia  lina  FaUscis 

Hispanique  alio  speetantur  Saetabes  iisii. 

8)  Cat.  12,  14.  nam  sudaria  Saetaba  ex  Ilibereis 

miserunl  mihi  muneri  Fabullus 
et  Verattnius. 

9)  Catull  ist  äusserst  ungehalten,  dass  ihm  jemarul  eines  .semer  fernen  snelabisrhen  Tucher 
mitgenommen  hat  und  verlangt  es  dringend  zurück,  25,  9. 


134  ni.   EiiioPA. 

Foincr  waieii  im  Innern  des  Landes  noch  niehrere  Orte  durch  Waffen- 
l;ibriken  liurühint ,  voinehmlich  die  Vaterstadt  des  Martini,  Bilbilis  amSalo, 
einem  Nebenflusse  des  Iberus,  deren  WafiFen  von  dem  auf  den  Ruhm  seiner  Ge- 
burlslälte  stolzen  Dichter  oft  gepriesen  werden  •.  Eisenbcrgv\  erke  l^efanden 
sich  nicht  in  der  Niihe ;  die  Waffen  von  Bilbilis  verdankten  ihre  BeiUhmtheit  an- 
geblich den  Fluthen  des  Salo,  welche  für  das  Härleu  des  Stahles  ganz  besonders 
geeignet  gewesen  sein  sollen  2;  und  wegen  derselben  Ursache  waren  die  Waffen- 
fabriken von  Turia  SSO,  einer  Stadt  in  der  Nähe  des  rechten  Ebroufers,  beliebt  ■. 
Endlich  waren  schon  im  Alterlhum  die  Waffen  und  Stahlarbeilen  von  Tolelum 
bekannt ^,  dem  spätem  Toledo,  dessen  Klingen  im  Millelallcr  nol)cn  den  damas- 
cenischen  den  ersten  Platz  behaupteten. 

Hispauia  ulterior.  Baelica.  Einer  der  wichtigsten  Handelsplätze  von 
Baelicu  war  das  durch  seine  Lage  am  atlantischen  Ocean  in  der  Nähe  der  nach 
ihn)  benannten  Meerenge  gelegene  Gades,  das  heutige  Cadix.  Schon  um  1  100 
V.  Chr.  hatten  die  Phönizier  diese  Stadt  gegründet  und  zum  Ausgangspunkt  ihres 
Handels  in  Spanien  und  an  der  Küste  des  Oceans  gemacht.  Auch  nachdem  <lii^ 
Halbinsel  von  den  Römern  unterworfen  worden  war,  blieben  die  (iadilnner  nach 
wie  vor  berühmt  durch  ihren  Handel  und  ihre  Schifffahrl'\ 

Von  den  zu  Gades  betriebenen  Gewerben  erfahren  wir  freilich  wenig,  haben 
auch  nicht  Ursache ,  anzunehmen ,  dass  dieselben  eine  besondere  Blüthe  erreicht 
haben.  Kamen  doch  hier  in  Gades  nicht  nur  die  Naturproductc,  sondern  auch  die 
Industrieerzeugnisse  fast  aller  Länder  und  Völker,  mit  denen  die  Phönizier  in  Ver- 
kehr standen  —  und  es  gab  ja  eine  Zeit ,  wo  der  ganze  Handel  in  den  Händen 
dieses  Volkes  ruhte  — ,  auf  den  Markt ;  hierher  brachten  die  iberischen  Stämme 
die  reichhaltigen  und  niannichfachen  Producta,  welche  ihnen  ihr  Land  über  und 
unter  dem  Erdboden  darbot,  hier  war  der  Stapelplatz  aller  Erzeugnisse  des  phö- 
nizischen  wie  des  griechischen  Gewerb fleisses,  welche  als  Tauschmiltel  für  die 
barbarischen  Völker  der  pyrenäischen  Halbinsel  und  der  nordafricanischen  Kusle 
dienten.     Da  ist  denn  wohl  denkbar,    dass  der  grösste  Theil  des  Bedarfs  an 


1)  1,  49,  2:  videhis  nllam,  Licininne,  BHbiliii, 

equis  et  ariiüs  nobilem. 
IV,  55,  H:  saero  Bilbilin  optimammetallo, 

quae  vincit  Chalybasque  Noricosque. 
XII,  18,  9  :  Bilbilis  —  siiperba  ferro. 

2)  Plin.  XXXI V,  144  :  (aqua  cui  candens  ferrum  immergitur)  alibi  alque  alibi  utilior  nobiU- 
lavil  loca  gloria  ferri,  sicuti  Bilbilin  in  Hispania  et  Turiassonem  ....  cum  ferraria  melalla  in  iii 
locis  non  sint.  (Vgl.  Isid.  Orig.  XVI,  20.)  Jusl.  XLIV,  3:  nee  ulliim  apiid  eos  (sc.  Iberos)  telum 
probatur,  quod  non  aut  Bilbili  fluvio  aut  Chalybe  tinguatur.  Mait.  1.  49,  \i  Salone,  qui  ferrum 
gelat.  IV,  55,  15:  armorum  Salo  temper ator.    XIV,  33: 

Pitgio,  quem  curva  signat  brevis  orbita  veno, 
stridentem  gelidis  hunc  Salo  linooit  aquis. 

3)  Plin.  u.  Isid.  11.  11. 

4)  Grat.  Gyn.  341:  ima  Toletano  praecinganl  ilia  cultro. 

5)  Vgl.  Movers  II,  2,  621  ff.  Wiberg  a.  a.  0.  S.  5  fg.  —  SIrab.  II,  99.  III,  140.  160 
168  u.  s. 


§  -'(i.    lli>rvMiN.  135 

Gowerhserzeugnisson  clten  duirli  diese  von  iiusw.nts  liei-  eiiiwriiliileii  Waiircn 
gedeckt  wurde. 

Einen  mtmhal'len  Huf  hatten  die  K  äuclie  ran  stallen  von  Gades.  Die 
raöeiQixa  Tagiyrj  waren,  nanientlieh  seit  den  Zeilen  des  peioponnesischen  Krie- 
ges lioehberUhml '  und  w  urden  in  grossen  Quanliliilcn  exportirl  2.  Sonst  w  ird 
noch  der  Wolle  der  gadilanischen  Schale  gedacht  ^  woraus  wir  auf  Verarbei- 
tung derselben  schliessen  können,    falls  sie  nicht  unverarbeitet  verschickt  w  urde. 

R  äucheranslalten  waren  überhaupt  an  der  ganzen  Küste  von  Baelica  zu 
linden.  Die  bei-Uhmlesten  waren  ausser  denen  von  Gades  in  Beluni,  Mella- 
ria  ^,  Ca  rlej  a  namentlich  durch  den  Fang  der  Muränen  ,  aus  denen  Garuni  Ijc- 
reitet  wurde  ■'';,  ferner  inMalaca'*  und  bei  den  Exetane  rn ".  In  Carleja, 
das  sich  wegen  seiner  geschützten  Lage  an  einer  kleinen  Bucht  vorlrell'lich  zum 
Aiik(  rplalz  eignete,  befanden  sich  auch  Schiffswerfte*. 

Im  Innern  von  Baetica  war  es  besonders  der  Baetisfluss,  der  alleTarlessus 
der  heulige  Guadalquivir;  ,  an  dessen  Ufern  die  grössten  Städte  erblühten  und 
der  regste  Verkehr  herrschte.  Der  Fluss  selbst  gab  den  Fischern  und  deren 
Fang  den  Räucheranslallen  reichliche  Nahrung».  —  Weiler  den  Baelis  hin- 
auf war  Corduba  neben  Gades  der  wichtigste  Handelsplatz  in  Baetica'".  Die 
bedeutenden  Bergwerke,  welche  sich  an  den  Ufern  des  Baelis  befanden  ",  lie- 
ferlen  ihre  Metalle  zur  Verarbeitung  wahrscheinlich  hierher,  das  avs  t'itrdii- 
bense  gehörte  zu  den  hervorragendsten  Erzarien '-.  Bcrülmiler  noch  war  die 
Wolle  der  dasell)st  gezogenen  Schafe,  welche  durch  ihre  natürliche  gelb])raune 
Farbe  einen  ganz  besondern  Vorzug  hatte  '■'.     Ob  diese  Wolle  daselbst  auch  ver- 

1)  Eupol.  b.  SU^jli.  Unz.  V.  niiSm>u  Ttojto  t/i  7Ö  nun/o;,  'l\ii<ytoi  >;  ritihiiiixov,  Mli. 
III,  M6C.  H8D.   VII,  30iC.  315C.    Pull.  VI,  49. 

2)  lies.  V.  raötinixov  Tn'p<;foS,  rö  ii7iörit8il(iii>r  xofitLÖfino) ,  I's.-Arisl.  mirab.  ausc.  1.16 
(U8).  "      3)    Colum.  VII,  2,  4.  4)   Str.  III,  140. 

5)  Pliii.  XXXI,  94  :  scombros  et  Maurelania  Baclicaeque  Carleja  ex  oceanu  inlranles  capiutil, 
ad  nihil  aliud  utiles  sc.  nisi  r/ariim).  \ucb  die  I' ii  i  pu  illscli  c  rcl  wurde  ilort  betrieben, 
Str.  145. 

6)  Str.  156:   t/jnoiiiov  <f'  lat'tr  rof(  ir  lij  rrf^xii'«  loiiicni  y.d'i  in(iiyti(tg  äi  f/n  /itynXns. 

7)  Slr.l.l.:  ((fiSvi  '^  iar'iv  rj  imi'E^iTinMi  TioXig,  i^  i,i  xiniti  raoiyif  InwvvfiiDg  Xtynai. 
Galen  1.  1.  p.  402.    (Aucb  Sexitani  genannt,  vgl.  .\lh.  III,  121  .\.) 

8)  Str.  III,  140.  App.  bell.  <iv,  II,  105. 

9)  Man  fing  namcntlicli  Muränen,  Arist.  Ran.  475:  Tii()it)oltc  fivQiiiru,  das.  d.  ScIml. 
Varr.  b.  Gell.  VI,  16,  5;  muraena  Tartesia.  Poll.  VI,  63:  nn^rn  jof;  naXaioig  ti(iox(/.inrr  fti'- 
Itaiva  ix  7)0()»/.iov  k(Ü  uvQctti'K  Tici)TijO(a.  Wahrsclieinlicb  be/ielit  sich  diese  Benennung  auf 
die  am  Austluss  des  Bactis  gesueble  Stadt  Tartessus. 

10)  Str.  141  u.  160.  11)   Str.  142.  1«)   Plin.  XXXIV,  4;  vgl.  Marl.  IX,  61,  3. 

13)  Colum.  VII,  2,  4  :  sunt  etiam  suaplc  natura  pretio  conimendal/iles  pullus  ali/iie  fusrus  icnlnr 
lanae^,  quos  praebct  ....  in  Baetica  Corduba.    Marl.  1.  1.  : 

vellera  nativo  pallenl  übt  flava  mctatio 
et  linil  Hesperium  bractea  viva  pecus. 
XII,  63  :  Uncta  Corduba  laelior  Venafro 

Histra  nee  tninus  absoluta  lesta. 
albi  quac  superas  oies  Oalaesi 
nullo  murice  nee  cruorc  mendax, 
sed  tinctis  gregibus  cotoro  vivo. 


136  III.   Europa. 

arbeilet  oder  meist  ungesponnen  exporlirl  wurde,  wissen  wir  nicht ,  vormuthlirh 
war  beides  der  Fall.  Da  sonst  kein  Ort  in  Baelica  genannt  wird,  der  sieh  durch 
Schafwolle  jener  Art  ausgezeichnet  hätte,  die  bätische  Wolle  aber,  wie  wir  ge- 
sehen haben,  sehr  beliebt  war,  so  mag  Corduba  und  seine  Umgebung  wohl  das 
meiste  geliefert  haben. 

Zu  erwähnen  ist  in  Baetica  noch  ein  sonst  unbedeutender  Ort,  C  a  le  nt  u  m  , 
wo  Ziegel  gebrannt  wurden,  welche  so  leicht  waren,  dass  sie  im  Wasser  nicht 
untersanken'. 

Lusitanien.  Am  wenigsten  erfahren  wir  von  Handel  und  Gewerben  in 
Liisitanien.  Die  Küste  des  mittelländischen  Meeres  war  für  die  Schifffahrt 
wicliliger ,  als  die  des  atlantischen  Oceans ;  und  während  daher  an  der  Küste  von 
Baetica  und  Hispania  Tarraconensis  eine  ziemliche  Anzahl  grösserer  HafenpUUze 
durch  Handwerk  und  Handel  Bedeutung  erlangten ,  finden  wir  an  der  Küste  von 
Lusitanien  kaum  einen  grösseren  Hafen  und  keine  einzige  wichtige  Handelsstadt. 
Auch  im  Innern  des  Landes  kennen  wir  nur  wenig  grössere  Städte ;  die  Einwohner 
benutzten  den  reichlichen  Ertrag,  den  ihnen  ihr  Land  bot,  fast  gar  nicht,  son- 
dern zogen  es  vor,  in  Krieg  und  Bäuberei  ihren  Lebensunterhalt  zu  gewinnen, 
bis  die  Römer  dem  ein  Ende  machten  und  durch  Colonisten  dem  gesunkenen 
Wohlstände  des  Landes  wieder  aufzuhelfen  suchten'^.  Das  erklart  uns  denn, 
dass  Ackerbau ,  Handel  und  Industrie  auf  der  Westseite  der  iberischen  Halbinsel 
so  daniederlagen. 

Am  meisten  scheint  noch  die  Weberei  betrieben  worden  zusein,  sowohl 
in  Wolle  wie  in  Leinwand.  Als  Ort,  wo  feine  Wollengewebe,  darunter 
namentlich  gewürfelte  Stoffe,  gewebt  wurden,  wird  uns  Salacia  genannt'. 
Flachs,  der  sich  namentlich  zu  Netzen  eignete,  kam  aus  Zoelae  in  Gallac- 
cien  ^ ;  wir  dürfen  wohl  annehmen ,  'dass  er  auch  an  Ort  und  Stelle  verarbeitet 
und  jedenfalls  auch  zu  anderen  Geweben  benutzt  wurde. 

Endlich  wurden  in  der  sonst  unbekannten  Stadt  Maxilua  Ziegel  von  der- 
selben Art  fabricirt,  wie  in  Calentum^. 

Schliesslich  haben  wir  hier  auch  der  zu  Hispanien  gehörenden 

Balearisehen  Inseln  zu  gedenken,  deren  Einwohner  zwar  hauptsächlich 
vom  Ackerbau  lebten,   zu  denen  aber  die  Phönizier  die  Kunst  des  Webens  und 


1)  Plin.  XXXV,  171:  in  uUeriore  Hispania,  civitatibus  Maxiltia  ei  Calento,  fluni  laleres,  qut 
siccati  non  merguntur  in  aqua.   Vitr.ll,  3. 

2)  Str.  III,  154  :  ivSatfiovog  iSt  liii;  yjÜQitg  vjiuQ/ovarii  xarä  i£  xcifirroiig  xai  ßoaxn/jctra 
xb'i  tö  tov  xqvoov  xal  ÜQyvQov  xn'i  TiSf  naQunhialiov  nlfjä^os,  ofiaig  ot  n'/.ttov;  ainiöy  rrji'  ano 
ti's  yrjg  it(f(rrei  ßlov  iv  /tj/CTrijpi'oif  (litT^Xovi  xal  avvtxti  noXifjoi  tiqos  tt  äXXijlovs  xa'i   tov; 

ÖflOQOVS  KVTOTg. 

3)  Plin.  VIII,  191:  (lanam)  commendat  Salacia  scutulalo  textu  in  Hispania.  Str.  III,  1U: 
vniQßoXi)  St  xal  röri'  ?.em(öv  vifuafinTtov,  uTifQ  ol  Zalaxiffitti  xazaay.ivdCovair.  (Andere  Les- 
arten sind  ZaXTiijrai,  ZakTtyiTat.) 

4)  Plin.  XIX,  10  :  dudum  ex  eadem  Hispania  Zoeticum  linum  venu  in  Ilaliam  plagis  utilissi- 
mum ;  civitas  ea  Callaeciae  et  oceano  propinqua. 

5)  Vgl.  Anm.  1. 


§    27.     GvlIFA   TBA-NSALPINA.  137 

der  Purpurfäibcrci  gehniclil  zu  lialjen  seh<iiicii '.  Wenigstens  scheint  dar- 
auf die  Nachricht  des  Strabo  hinzudeuten ,  dass  die  Phönizier  bei  den  Eingcbnr- 
nrn  zuerst  die  Kleider  mit  lireiteui  Purpursauni  eingeführt  halten'^;  und  für  di'n 
Betrieb  der  Purpurfarberei  auf  den  biseln  spricht  die  Nachricht,  dass  in  der  späten 
Kaiserzeit  noch  daselbst  sich  eine  kaiserliche  Purpurfarberei  befand-'. 

§27. 
Gallia  transalpina. 

Das  traiisalpinisciie  Gallien  gewinnt  seine  Bedeutung  für  die  Geschichte  der 
Gewerbe  erst  seit  der  Interjochung  des  Landes  durch  die  Böiner.  Dem  Süden 
freilich  hallen  schon  hellenische  Ansiedler  höheir  Gultur  zugeführt,  Öl-  und 
Weinbau  angeregt;  aber  das  eigentliche  Keltenland,  der  Norden  Galliens  bis  zur 
Küste  der  Nordsee ,  zu  dem  griechischer  und  römischer  Einfluss  bis  dahin  nur 
wenig  durchgedrungen  waren ,  zeichnete  sich  in  industrieller  Beziehung  wenig 
aus.  Zwar  der  Handel,  sowohl  zur  See  als  zu  Lande,  blühte  schon  früh,  aber 
es  war  der  unternehmende  Geist  der  südlichen  Provinzen,  der  ihn  angeregt  hatte 
imd  die  Seele  desselben  war.  Der  Ackerbau  wurde  wenig  betrieben  ,  mehr  die 
Viehzucht,  in  der  sie  sogar  bedeutendes  leisteten  fgallische  Reit-  und  Lastthiere 
^^urden  zu  den  besten  gerechnet).  Von  Gewerben  scheinen  vor  der  römischen 
Eroberung  nur  die  auf  Metallarbeit  bezüglichen  bedeutender  gewesen  zu  sein ; 
diese  aber  allerdings  in  einer  solchen  Vollkommenheit,  dass  die  Gallier  darin 
sowie  in  den  Einrichtungen  des  Bergbaues  in  manchen  Dingen  die  Lehrmeister 
der  Römer  wurden. 

Die  Fabrication  leinener  und  wollener  Stoffe  jedoch,  durch  \\('l(lii'  in  dir 
Kaiserzeil  Gallien  sich  so  sehr  auszeichnete,  wird  früher  kaum  erwiihnl :  mochten 
auch  früher  die  gallischen  Frauen  ihren  Männern  und  Söhnen  die  Kleidung  selbst 
am  Webstuhl  verfertigen,  von  einem  eigentlichen  Gewerbe  war  noch  nicht  die 
Rede ;  erst  die  in  Folge  der  römischen  Besilzei^reifung  zunehmende  .\usfuhr  war 
es,  durch  welche  dieser  Industriezweig  als  solcher  in's  Leben  gerufen  und  zu 
einem  der  wichtigsten  für  Gallien  gemacht  wurde  '. 

Wir  beginnen  daher  bei  unsrer  allgemeinen  t'liersiclil  der  In  (iallieii  \or- 
nchmlich  betriebenen  Gewerbe  mit  diesem  als  dem  wichligslen ,  mit  der  Fabri- 
cation wollener  Stoffe.  F^s  waren  keine  feinen  Stolle,  weldu^  die  galli- 
schen Webstühle  verfertigten'';  aus  der  groben,  langhaarigen  Wolle  wurden  dicke, 
warme  Kleider  fabricirt.  wie  sie  die  Gallier  bei  ihrem  kälteren  nördlichen  Klima 
gebrauchten,  und  die  auch  den  Römern  in  der  Winlerzeil  oder  in  den  kühleren 
Nächten   nicht  unwillkonmicn  waren''.      Auf  das  .Uissere   mag  es   dabei  wohl 


1)  Vgl.  Movei-s  II,  2,  579  ir. 

4)  Str.  III,  167  :  {ol  't>oCvtxti)  äi  xti'i  fiövaai  Kyovitti  jiqmtoi  loiv  ni'Äym'norc  /ifäiinf 
TtkaTvaij/iiovg.  ;Eusf.  ad  Dion.  Per.  457  missversteht  diese  Worte,  indem  er  Sii(;l :  ol  J*  fv 
nÜT«Fs[sc.  vi^aois]  ai'i^Qionoi  nniöjoi  nkarva/iftoii  x'fü'Oi  ('ftiv'') 

3]  Not.  dign.  Occ.  c.  X  p.  49.  4'   Vgl.  Mnmmsen,   Korn.  Gescliid.l.'  III.  i(9. 

5)  Str.  IV,  196.  6)   Marl.  IV,  19,  1  sqq.  Juv.  VIII,  144  sq. 


138  III.  Ei'iioPA. 

weniger  angekommen  sein,  als  auf  die  Üicke  und  Dauerhaftigkeit  des  Zeuges; 
dass  die  speciell  keltische  Sitte  der  gewürfelten  Stoffe  iscululatae,  qaßdtOToi^) 
auch  bei  den  Römern  Mode  geworden  sei,  lässt  sich  weder  aus  beslinunten  Nach- 
richten ,  noch  aus  Denkmälern  entnehmen  2.  Am  beliebtesten  waren  die  Über- 
kleider, dicke  Mantel  oder  Kapuzen  {laenae^,  soga*,  pnllia^,  cuculli^).  Wollene 
Unterkleider  aus  Gallia  trnnsalpina  scheinen  die  Römer  weniger  getragen  zu 
haben,  dafür  sorgten  die  feinwolligeren  Schafe  des  cisalpinisehen  Galliens,  wohl 
aber  fanden  die  ursprünglich  national-keltischen  Reinklcider'  tbruccae,  endro- 
mides)  auch  l)ei  ihnen  Eingang'*. 

Es  werden  ferner  auch  gallische  Teppiche  oder  Decken  von  geRirblen  Wollen- 
sloden  erwähnt^.  Der  beim  Scheeren  des  Tuches  gewonnene  Abfall  wurde  zur 
PolsterfuUung  verwendet,  und  auch  diese  Polster  [culcilu ,  tomenta)  wurden  in 
Italien  eingeführt  und  gern  benutzt'".  Die  Gallier  galten  sogar  als  Erfinder  der- 
selben, da  man  in  Italien  die  Kissen  früher  mit  Stroh  oder  Seegras  füllte  ". 

Auch  auf  dieFärV)erei  der  WollonstolTe  verstanden  sich  die  GalHer  vor- 
Irell'lieh.  Zwar  bedienten  sie  sich  dazu  nicht  des  Purpurs,  der  an  den  Küsten 
Galliens  nicht  gefunden  wurde  '-,  aber  sie  brachten  mit  Pf  lan  zensiiften  nicht 
minder  schöne  und  den  Muschelsaft  fast  erreichende  Farben  hervor  '^. 

Wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  gewinnt  die  Fabrication  dieser  Stolle  erst 
Bedeutung,  seit  die  Eroberung  der  Römer  und  der  Verbrauch  gallischer  Kleider 
im  Auslande  diese  Fabricate  zu  einem  wichtigen  Gegenstande  des  Exporthandels 


1)  Diod.  V,  30:  ygtövTut  .  .  .  ynmni  ßamoJg,  yniofjaai  jittvTothtnoJg  änjviha/xiroig,  ?ni- 
-nooninmai  iVt  näynvg  actßi\iii7(ii'i;  .  .  .  .  nXiv(Knts  noXvitvUirn  y.iü  ni'yitüi  äiitf.ti/j/iHoi'S.  Pliil. 
VIM,  ISifi:  sciiliilis  (lirirloe  Oiillid  iiiisliluit!.  Virg.  Aeii.  VIII,  fifiO  mudlis  liicent  sagulis.  Das-S 
aiicli  illc  Ri'iiiklciclcr  \ciri  ycsticilh-Mi  Zeuge  waren,  bcweisl  (\,-i  Aiisilmck  des  Properz  V,  10, 
43  :  virgaüs  braccis. 

2)  Vgl.  Böttigei-,  Üb.  d.  Iierrscliende  Mode  d.  gewürf.  Stoffe,  Kl.  Sehr.  III,  33  ff. 
3;   Stiab.  I.  1. 

4)  Diod.  u.  Stf.  II.  II.  Virg.  VIII,  660.  Marl.  VI,  H,  8.  Sid.  Apoll.  Ep.  IV,  20.  Ed.  Dioel 
XVI,  ä.  u.  s.  5)  Vopisc.  Prob.  4,  5  :  pallia  Gallka  fibiilala. 

6)  .luv.  I.  1.  Marl.  XIV,  128  u.  s. 

7)  Gallia  braccala,  Mela  V,  59  im  Gegen.salz  zur  Gallia  togata.  Vgl.  Plin.  III,  31  u.  o. 

8)  Marl.  I,  92,  8.   IV,  91,  1  sqq.   Vopisc.  Aurel.  34.  Vgl.  Sid.  Apoll.  I.  1. 

9)  Plin.  VIII,  192:  aliter  haec  (tapetiaj  Galli  pingunl. 

10'  Plin.  I.  I.  und  XIX,  13:  Galliarum  hoc  (culcitum)  et  lomcnta  pariler  invenlum ;  Halme 
qiiidem  mos  eliam  nunc  dural  in  appellalione  stramenti.  Vgl.  Marl.  XI,  56,  9.  XIV,  159  u.  s. 

11;  Plin.  VIII,  192:  aenis  polientium  exlracta  in  tomenti  usum  veniunt  Galliarum,  ul  arbiträr, 
iiivenlo,  certe  Gallicis  hodie  nominibus  discernitur  nee  facile  dixerim  qua  id  aelale  coeperit,  Anti- 
quis  enim  torus  e  stramento  erat  qualiter  etiamnunc  in  castris.  Vgl.  Mart.  XIV,  160.  Sen.  de  vit. 
beat.  25,  2. 

12)  Plin.  XXII,  3  :  transalpiyia  Gallia  herbis  Tyria  atque  conchylia  tinguit  et  omnes  alias  colo- 
res ;  nee  quaerit  in  profunda  murices  seque  objiciendo  escam  duni  praecipit  beluis  maris,  intacla 
eliain  ancoris  scrutatur  vada  ut  inveniat  per  quod  /'acilius  matrona  adultero  placeal,  corriiptor  in- 
sidietur  nuptae.  Erst  gegen  Ende  der  Kaiserzeit  entstanden  auch  in  Gallien  kaiserlieh<' 
Purpurfärbereien,  Not.  dign.  Occ.  c.  X  p.  49. 

13)  Plin.  1.  1.  und  XVI,  77:  (vaccinia)  Galliae  (mancupiis  sata)  ....  purpurae  linguendae 
causa  ad  servitiorum  festes.  XXI,  170  :  hyacintlius  in  Gallia  maxima  provenil,  hoc  ibi  fuco  hys- 
ginum  tinguilur.  Vgl.  VIII,  192. 


§  ■>'.   Gallia  transaipina.  139 

geniachl  halle.  Zahlreiche  Stellen  bei  römischen  Prosaikern  und  Dichtern  zeigen 
uns,  dass  dieser  Handel  ein  sehr  lebhafter  war  und  dass  die  gallischen  Webereien 
lleissig  müssen  gearbeitet  haben,  um  Italien  mit  ihren  Erzeugnissen  zu  versorgen. 
Wir  können  als  Anfangspunkt  dieses  Exportes  gallischer  Stoffe  etwa  das  augu- 
steische Zeitaller  ansetzen ;  angedauert  hat  er  aber  durch  die  ganze  Kaiserzeil, 
und  noch  im  4  und  5ten  Jahrhundert  n.  Chr.  waren  die  gallischen  Mäntel  eine 
gesuchte  Waare'.  Freilich,  der  Vornehme  trug  sie  nicht;  Marlial  betont  den 
tiegensalz,  den  er  im  gallischen  Sagum  zu  einem  in  lyrischen  Purpur  Gekleideten 
bilde  2;  aber  eben  darum,  weil  sie  die  Tracht  des  gemeinen  Mannes  waren,  nmss- 
len  Bedarf  und  Absatz  um  so  grösser  sein  '.  In  der  ersten  Zeil  des  Kaiserreichs 
trug  sie  der  ärmere  Bürger  <,  während  sie  später  für  das  Militär  vei-wcndet  wur- 
den ■'',  aus  dem  Gebrauch  der  Bürger  aber  zu  verschwinden  scheinen. 

Ausser  der  Wollenweberei  war  nun  auch  die  Leinweberei  in  ganz  Gallien 
verbreitet",  allein  dieselbe  scheint  mehr  häusliche  Arbeil  der  Frauen  geblieben, 
als  wirkliches  handwerksmässiges  Gewerbe  geworden  zu  .sein,  wenn  aucli  in 
einigen  Gegenden  Leinvvebereicn  in  grösserem  Massstabc  bestanilen.  Fiiiic  Lein- 
wand, wie  sie  namentlich  der  Orient  und  Spanien  lieferte,  wurde  in  (Pallien  niihi 
fabricirt;  gewöhnliches  Segelluch,  wie  es  die  Römer  wohl  gebrauchten,  um 
Forum  und  Theater  vor  der  Sonne  zu  schützen ,  war  das  llauptfabricat  der  galli- 
schen Leinweberei '. 

Von  geringer  Bedeutung  scheint  die  Fabricatioii  von  Schuhen,  den  soge- 
nannten Gallicae  gewesen  zu  sein,  einer  Fussbekleidung,  deren  sich  die  Homer 
besonders  im  Hause  zugleich  mit  der  lacenin  bedienten*^.  Sie  scheinen  kurz  vor 
der  Zeit  des  Cicero  in  Aufnahme;  gekommen ",  anfangs  aber  nur  wenig  gelragen 
worden  zu  sein,  weil  sie  für  unziemlich  und  unrömisch  galten.  Unter  den  Kai- 
sern kamen  sie  in  allgemeinen  Gebrauch  und  w-urden  für  alle  Klassen  in  vei- 
schiedener  Qualität  gemacht'".  Sie  mögen  wohl  später  nicht  allein  in  Gallien 
fabricirt  worden  sein,  sondern  bloss  des  ursprünglichen  Fabrieationsorti's  wegen 
den  Namen  behalten  haben  (etwa  wie  bei  uns  die  »Pariser^). 

1)  S.  Mommsen  z.  tut.  Üioul.  p.  87  f^. 

2)  VI,  H,  3:   Vis  te  purpureum,  Marce,  sagatus  amem?  \a\.  I,  K»,  'i. 

3)  Sir.  IV,  197:  oiirwf  if'  ^cttI  äaxpiXti  xiu  t«  nolfivia  xu'i  lic  voifonflit^,  oloif  k.h  ou-mr 
xtti  ifig  raQi^etUg  «Y.VojVn)'  fjij  rij  'Pwuri  ^OQriyfvnUtii  fivl'of,  ä).kn  xni  tnfg  n/.tintm.:  iit'iitni 
jf/g  'IjttXlaq. 

4)  Vgl.  Miirl.  I,  02,  S,  wo  i-in  lurilcr  .Scliliickoi'  iiiil   ei ■  CiUii-it   Inarnt  iiolliilm  Uli;  >nii.- 

Biiisse  bcdeoki;   IV,  19,  3  worden  si'quiiiii.scln'  BcinkK-idci- »»n/iWii  ihma  ^ciiiiiiiU. 

5)  So  besonders  die  bald  zu  besprechenden  saga  Atrebalica. 

6)  Auch  noch  im  Mittelalter;  vgl.  Eginh.  V.  Carol.  Mojiii.  c.  23.   Viiles  p.  2S'.i 

7)  Plin.  XIX,  8  :  Ctidurci,  Caleli,  lliileni,  Oiliirigrs  itltimii/iic  iKimiuiiw  c.iisliwnli  Mnrcm. 
imiiw  vero  Galliae  unirersae  vela  lexiinl,  jain  iiutdcin  cl  Iniiisrhciniiii  hostest  iicc  iiuhhnoreiii 
aliam  vestem  eorum  feminae  novere. 

8)  CIc.  Phd.  II,  30,  7G. 

9)  Gell.  XIII,  22  :  Ciiillims  aulcm  icrhiivi  esse  ophuir  »im  dm  ante  aeinteiii  M.  Ciieruiiis 
usurpari  coeplum. 

10)  Im  Kd.  DIocI.  l.\,  12  sqi|.  werden  folgende  Arien  Gnlliciie  iinj;efnlirl :  ;/.  lirilrs  nisli- 
canae  bisoles,  g.  viriles  vionosoles,  g.  cursoriae,  laurinae  muliebres  bisoles,  iiiohosoIi-s .  succi  piir- 
purei,  phoenicei,  albi,  viriles,  muliebres,  inauratae. 


140  111.   Europa. 

Weniger  für  die  Ausfuhr,  ;ils  für  den  Bedarf  im  eigenen  Lande  arbeiteten 
vennuthlich  die  gallischen  Waffenfabriken.  Die  reiehhalligon  Eisengruben, 
in  deren  Ausbeulung  es  die  Gallier  zu  einer  hohen  technischen  Vollkomnienheil 
gebracht  halten  ',  lieferten  reichliches  Material  zu  den  Schwerlern  ,  Schilden  und 
Panzern,  welche  in  den  Werkstatten  des  Landes  sicherlich  in  grosser  Zahl,  da 
der  kriegerische  Sinn  der  Kellen  für  hinlänglichen  Absatz  sorgte,  gearbeilel  wur- 
den 2.  Auch  hierin  hatten  sie  sich  eine  nicht  unbedeutende  Fertigkeit  erworben ; 
so  hatten  sie  z.  B.  das  Verzinnen  und  Versilbern  des  Erzes  erfunden -^  Die  Aus- 
grabungen in  Frankreich  fördern  noch  heutzutage  die  schönsten  Melallarbei- 
Icn  aus  den  keltischen  Gräbern  an's  Licht,  wie  sie  nicht  minder  Zeugniss  ab- 
legen von  der  grossen  Geschicklichkeil  der  Gallier  in  der  Glasfa  bricalion. 
Wenn  uns  von  den  Allen  auch  wenig  darüber  berichlel  wird"*,  so  zeigen  die 
Gräberfunde  doch  deutlich,  dass  diese  Kunst  bei  ihnen  keineswegs  zurück  ge- 
blieben war;  man  lindel  Irefllich  gearbeitete  Becher,  oft  mit  feinen  gläsernen 
Netzen  umsponnen,  Glascorallen  mit  mannichfachen  Verzierungen  und  Farben 
u.  s.  w.  5.  Ob  dieser  Industriezweig  erst  durch  die  Römer  nach  Gallien  gekommen 
oder  vielleicht  schon  durch  den  Verkehr  der  südgallischen  Handelsstädte  mit 
Phönizien  undAcgjplen  nach  Gallien  hinübergebrachl worden  ist,  lässl  sich  nicht 
inil  Gewissheil  sagen;  hingegen  dürfen  wir  wohl  annehmen,  dass  die  Römer 
die  Topferei  nach  Gallien  verpUanzl  haben,  von  deren  Ausül)ung  wir  zwar 
keine  direclen  Nachrichten  der  Schriftsleller ,  aber  durch  die  Ausgrabungen 
sichere  Spuren  haben,  welche  iiezeugen,  dass  nicht  nur  gewöhnliche  Thon- 
waaren ,  sondern  auch  feine  rothe  Thongefässe  mit  Reliefs  in  Gallien  fabricirt 
worden  sein  müssen «. 

§  28. 
Gallia  transalpina  (Fortsetzung). 

Gallia  Narbonensis.  Im  narboncnsi sehen  Gallien  ist  diejenige 
Stadt,  welche  der  Provinz  den  Namen  gegeben;  ausserordentlich  bedeutend  als 
Handelsstadt,  aber  nur  wenig  bekannt  in  industrieller  Hinsicht '.  Als  Handels- 
platz vorzüglich  begünstigt  durch  seine  Lage  in  der  Nähe  des  Meeres  war  Narbtf 
Mittelpunkt  sowohl  des  Seehandels  als  auch  des  Binnenverkehrs  und  galt  für  das 
grössle  Emporium  und  den  allgemeinen  Ankerplatz  von  ganz  GalHen'*.     Un)  so 


1j   Vgl.  Caes.  b.  Gall.  III,  21.   VII,  22. 

2)  Vgl.  Dio  Cass.  XVIII,  49.  Liv.  XXII,  40.  Varr.  L.  L.  V,  116  (Müller).  Poll.  1.  4y. 
Diod.  V,  27  erwähnt  goldene  Panzer.  3)   Plin.  XXXIV,  162. 

4)  Plin.  XXXVI,  194  :  jam  vero  et  per  Gallias  Uispaniasque  simili  modo  harena  Icmpenüur. 
Vgl.  Isid.  Orig.  XVI,  15.  5)  Vgl.  Cless  in  Pauly's  Real-Encycl.  III,  613. 

6)  Vgl.  Marquardt  S.  256  Anni.  2359.  Eine  Zusammenstellung  der  Töpferstenipcl 
sammtlicher  in  der  Schweiz,  Fraiikreicti,  England,  Deutsehland  und  den  römischen  Donau- 
provinzen  bekannten  Töpfereien  giebl  Fröhner  im  Supplera.  zum  Philologus  Bd.  XII. 

7)  Vgl.  Stark,   Slädteleben,  Kunst  und  Allerlhum  in  Frankreich  S.  153. 

8)  Str.  IV,  186:  joviiov  d'  (niitiov  ri  Nt'iQßioi'  /.('yijcti,  äixaiorfoui'  ä"  iiv  xti'i  rije  u/j.tjs 
KfXrixijg  WyoiTo-  loioviov  vn n>ßfß/.iiT(u  Tw  nkriOtt  Ttöp /QWfievcop  T(p  tfinogltii.    Vgl.  Auson. 


§    2S.     GaLLIA    TIIANSALPINA.  t41 

auffallender  ist  es,  dass  uns  von  Gewerbthäligkeil  in  Narbo  so  gut  wie  6;ar  nichls 
berichtet  wird.  Auf  Inschriften  von  Narbo  kommen  Coliegien  von  Schiffs- 
zimnierleuten'  sowie  der  etwas  problematischen  ulricularii'^  vor,  welche 
am  besten  mit  Boissieu^  als  Fabrikanten  von  Schläuchen  erklärt  werden;  der- 
gleichen Schläuche  wurden  zur  Versendung  von  öl  und  Wein  benutzt,  welche  ja 
Gallia  Narbonensis  reichlich  hervorbrachte^.  —  Gegen  Ausgang  der  Kaiser/.eit 
befand  sich  in  Narbo  eine  kaiserliche  Purpurfärberei  ^. 

Am  bedeutendsten,  sowohl  was  Handel  als  Gewerbe  anlangt,  nicht  nur  im 
narbonensischen ,  sondern  in  ganz  Gallien ,  war  unzweifelhaft  Massi  lia''.  Die 
Phocaeer  halten  nach  der  Tochterstadt  den  regen  kaufmännischen  Geist  mitge- 
bracht ,  durch  welchen  sie  sich  einen  so  hervorragenden  Platz  in  der  (Jeschichte 
des  griechischen  Handels  erworben  haben ".  Schon  die  Lage  der  Stadt  \\  ies  die 
Massilier  auf  das  Meer  hin,  und  wie  schnell  sie  sich  auf  demselben  die  Herrschaft 
errungen,  das  beweist  der  Sieg,  den  sie  schon  früh  über  ihre  gefürchteten  Hi- 
valen,  die  Carlhager,  erfochten ■".  Ihre  Schi fTe  gingen  nach  Kleinasien,  Africa. 
Spanien,  den  Zinninseln ^ ;  die  in  Britannien  eingetauschten  Waaren  wurden  auf 
dem  Landwege  nach  Massilia  befördert '",  wie  denn  auch  der  Binnenhandel  mit 
Gallien  und  Germanien  eifrig  betrieben  wurde.  Zahlreiche  Colonieen  an  ilcii 
Küsten  der  von  ihnen  besuchten  Länder,  namentlich  Spaniens  inid  Galliens, 
blühten  rasch  empor''.  Dass  bei  einem  so  regen  Handelsverkehr  auch  die  (Je - 
«erbe  auf  einer  hohen  Stufe  standen .  ist  erklärlich.  Insbesondere  war  es  die 
.Metallarbeit,  in  weicheres  die  Massilier  zu  einer  hohen  Vollkommenheit  ge- 
bracht hatten.  Das  Rohmaterial  dazu  holten  sie  aus  ihren  hispanischen  Colonieen 
und  verarbeiteten  es  namentlich  zu  Schi  f  fs  gerä  l  h  e  n ,  Be  lageru  ngsnia - 
s c  h  i n  e  n  und  W a  f  f  e  n  '-.  \Vai-  auch  seil  dem  Kriege  des  Pompejus  gegen  Cae.sar, 
in  welchem  Massilia  auf  Seilen  des  Pompejus  gestanden  und  seine  Selbständigkeit 
verloren  hatte'',  die  Bedeutung  der  massilischen  Fal>riken  sehr  gesunken,  so 
waren  doch  noch  zu  Strabo's  Zeit  Spuren  des  früheren  regen  Betriebes  zurückge- 


de  dar.  urb.  13.     Sul.  Apoll.  Carni.  -23.     Vil).  .Sc(|ii.   p.  4.     l  liei-  ilcii   Veikclir  mit   Uiilaiiiiicii 
Diod.  V,  38. 

1)  Vgl.  HeiiztMi  721.">;  clavurius  lind  muleriiiriiis  lioi  Oi-olli  H6i. 

2)  Vgl.  Marquardt  S.  332  fg. 

3)  Inscriplions  antiques  du  Lyon  p.  'lOI.   \ii\.  M  o  in  iiisimi  .  Ami   d.  Iiisl.  1853  p.  7S. 

4)  Oleum  Untiscinum,  Pallad,  Jan.  2U.   l'lin    Will,  (17.   Wrin,  l'lin.  .MV.  13.  43.  6S.  ii.  s. 
3;  Not.  dign.  Occ.  c  X  p.  49. 

6j  Vgl.  Hüllmann,  S.  116  IT.  Slark  a.  a.  U.  S.  42  IT,  Wil).-i;i  a.  a.  ü.  .•<.  26  n.  Spr- 
ciellere  Angaben  bei  ISrücknor,  lii.sl.  rcipiibl,  Massil.  p.  54s(|q.  Cii-isow,  ilo  Massll,  rrpiibl. 
Bonn  1865  p.  24  sqq. 

7)  S.  Hüll  mann  S.  114  IT.  8)  Tliuc.  I,  13.  9)  Vgl.  Geisow  p.  S7. 

10)  Slrab.  I,  63.  Diod.  V,  38.  H;   Hnllinaiin  a.  a.  0.  Oeisow  p.  21  sqq. 

12)  Str.  IV,  180:  tial  (J^  xu)  veaiaotxot  nn{i  uiioii  xttl  önlo.'liixij,  ,7udTf(iai'  äi  xal  nXottov 
eiiitooltt  Xttl  07i).o)v  xul  öuyävior  tüv  t(  n()öc  i«f  lUvriXlng  /(ji/aiftiof  xai  iiSy  -Tpöf  /loiiop- 
xitti.  (Vgl.  XIV,  653  und  liiist.  ad  DIoii.  IVr.  75.)  Caes.  li.  CI.  I,  34.  58.  II,  2  sq.  Collutjlcn 
von  dendruphori,  tilrlciilurii  vir.  1mm  l'apiiii,   liisl    d    l'rov.  p  28.  39.  42.  48.  51.   C.oisow  p.  24 

13)  Cai'S.  b.civ.  11.22  Sic  iiiMssl.'M  ,!„,.  WiM.'ii  und  \la^iliMi,-ii,  diir  |-loll.>  und  d.i-  .Sla.ll- 
verniögen  ausliofiMu. 


142  III.   Europa. 

blieben',  sowohl  was  die  Anfertigung  von  Kriegsmaschinen ,  als  den  Schiffs- 
bau anlangt ,  welcher  selbstverständlich  in  einer  so  bedeutenden  Handels  -  und 
Seestadt  von  jeher  eine  Menge  Menschen  beschäftigt  haltet,  wie  es  denn  auch  in 
der  Stadt  von  tüchtigen  Malrosen  und  Steuermännern  wimmelte  -K 

Auch  in  kunstvollerer  Metallarbeit  haben  die  Massiiier  sich  hervorgethan, 
wie  aus  ihren  zumTheil  ganz  trefflichen  Münzen  hervorgeht,  welche  das  Zeichen 
des  Stieres  und  Löwen  tragen.  Es  sind  meist  Kupfer-  und  Silbermünzen,  gol- 
dene sind  bis  jetzt  noch  nicht  gefunden^.  Auch  die  Münzen  der  Colonieen,  na- 
mentlich von  Emporiae,  zeichnen  sich  durch  ihre  technische  Vollendung  aus^. 

Von  anderen  Gewerben  scheint  hauptsächlich  der  Fisch- und  Austern- 
f  a  n  g  in  der  ergiebigen  Rhone  bedeutend  gewesen  zu  sein  ".  W  ein-  und  Ü 1  - 
bau  gediehen  in  dem  fruchtbaren  Boden  auf's  trefflichste'. 

Massilische  Gewänder  (von  zottigem  Fries,  wie  sie  in  Gallien  häufig  ange- 
fertigt wurden,)  werden  nur  gelegentlich  erwähnt*. 

Von  anderen  Orten  in  Gallia  Narbonensis  bleiben  uns  nur  noch  wenige  zu 
nennen;  vornehmlich  Antipolis,  welches  die  so  beliebte  und  viel  verschickte 
Muria  (aus  Thunfischen)  beieitete ",  undPiscenae,  dessen  Bewohner  die  be- 
kannten gewürfelten  Wollensloffe  webten"'.  InArelate",  Nemausus'^ 
Gabellio  (Cavaillon)  ''  und  andern  Orten  finden  sich  die  oben  erwähnten  ulri- 
cularii  häufig  auf  Inschriften.  In  Vienna  befand  sich  im  Anfang  des  'i.  .lalir- 
liunderts  n.  Chr.  eine  kaiserliche  Leinweberei '^,  in  Telo  Martins  eine 
kaiserliche  Purpurfä  rberei  '5. 

Aquitanieil.  Von  wichtigen  Handels-  oder  Fabrikstädten  in  A(|uita- 
nicn  erfahren  wir  gar  nichts;  nur  von  einzelnen  Völkerschaften  wir4l  uns  be- 
richlel,  zumal  von  solchen,   die  sich  durch  Weberei  auszeichnen.     Vor  allen 


1)  Str.  I.  I.  :  ofiiui  ()''  oi3j'  i^iri  /.ttrrtjat  lov  Tiaiaiov  ^r/ioti  nfty«  Tof;  fo.VoiJnoi«  xiti  tiu- 
iiajri  r/f^i  rag  OQyitronoiing  xal  Tr)i'  rnuTixiji'  nuQaaxfvriv. 

2)  Str.  1.  I.  Caes.  b.  civ.  II,  4.  3)  Caes.  1.  1.  und  I,  .15. 

4)  Geisow  I.  I.    Wiberg  S.  88  fg.  51  Eckhel,   Dniti-.  niim.  I.  47. 

6,1  Str.  IV,  182.  184.  Ael.  ii.  an.  XIII,  16.  Cass.  Dio  XL,  54.  Opp.  Hai.  III,  6i0.  Auson. 
epp.  IX,  27.  Vgl.  Ps.-Arist.  Mirab.  89  (91).  LIv.  XLII,  2. 

7)  Str.  IV,  179.   Ath.  I,  27  E  u.  s. 

8)  Poll.  VII,  60.  Vgl.  auch  Suid.  s.  v.  (g  ManattXCut'  nXivanug,  int  riüi'  ,1)iXvTt(iuig  xid 
uiUaxiug  iuJtTiof  oi  yaQ  Mfcadaliüitui  »TjXvTtiwi'  f^iai',  aioXuTg  noixO.iug  xii'i   iTo&i'imai  xiil 

9)  Fun.  XXXI,  94.     Marl.  IV,  88,  5: 

Antipulitani  nee  quae  de  sanr/uiiw  lliynni 

testa  rubel. 
Xlll,  103:   AnlipolHani,  faleor,  sum  pUa  lliymii.     \'ii\.  Kulilcr,    Tiiniyo^  p.  396  S(|.  —  Hand- 
workercoUegien  auflnschrlfton  \m  Fapon  ii.  a,  Ü.  p.  39.  48.  .''.4. 
lOj    l'lin.  VIII,  191. 

11)  Aucb-Schirfszirnnicrleuloelc,  s.  Miliin,  Voxaue  III.  494.  Ori-Ili  41-20.  IliMizcii  7231. 

12)  Henzen   7208.  13|   Ori'lli  4119. 

14)  Not.  dign.  Ooc.  I.  I.  Die  Ueinwandfabi-ioalion  bliilil  doil  \w\\  UvuW.  vj;l.  Hocking 
i'bd.  p.  358.  —  Ein  sayarius  Hoiiianensis  (iler  Mäntel  naclj  luMii'.ilici-  Mode  niailil  .')  in  \  iunna 
bei  Orelli  4275.  15)   Not.  dign.  I.  I. 


§    2H.     (Al.I.IA   TRANSAI.PrNA.  143 

ragen  durch  Leinweberei  hervor  die  Cadurci,  Kuteni  und  Bituriges  (Cubi  , 
welche  das  oben  besprochene  grobe  Segelluch  fabricirten  '.  Nun  wurden  bei 
denCadurcern  aber  auch  Polster  gefertigt '-,  und  zwar  in  solcher  Güte,  dass  der 
Name  Cadurcuin  für  ein  solches  Polster  bei  den  Römern  ganz  gebräuchlich  ge- 
worden war '.  Diese  Matratzen  waien  mit  Wollabfallen  gepolstert,  wir  müssen 
also  aus  dieser  Nachricht  entnehmen,  dass  die  Tuchfabricalion  und  die  damit  ver- 
bundene Walkerei  bei  den  Cadurcern  ebenfalls  eine  ziemliche  Bedeutung  gehabt 
hal)en  *. 

Die   Sanlones   webten    un<l    verschickten    wollene    Ka  puzje  n  mii  n  tel 
[cuculli,  bardocuciilli] '". 


i]  Plin.  XIX,  8.  Stralj.  IV,  191:  77«p«  äf  toi?  Kuäovnxoi;  /.ivovpylai. 
i)  Plin.  XIX,  13:  Ualia  et  Petignis  etiamnunc  Unis  honurem  habet,  seil  fullonum  tantuni  in 
usu ;  nullum  est  candidius  lanaeve  similius,  sicut  in  culcitis  praecipuam  gloriam  Cadurci  obtinent. 

3)  Jiiv.  VII,  221:  instüor  hibernae  tegetis  niveifjue  cadurci ;  vgl.  VI,  .ISV.  Siiliiicui  b  ."^cliol. 
z.  il.  St.   (Wernsdorf,  Poet.  I.  m.  III,  96): 

ne  me  cadurci  destilutam  fasciis 
iiudatH  Calaeno  concubantem  proferat. 

4)  Die  betreuende,  oben  Anm.  2  angeführte  Stelle  des  Flinius  ist  sehr  iiiikhir.  I'linius 
spricht  da  überhaupt  von  der  Leinweberei  und  sagt  vom  peli};nis(^lien  Liinien,  es  sei  i;esili;il/l, 
aber  nur  im  Gebrauch  der  Walker;  keines  sei  weisser  und  der  Wolle  ähnlicher,  »sowie  die 
Cadurcer  in  der  Verfertigung  von  Polstern  vorzüglichen  Ruhm  geniesscn«.  Er  erwähnt  ilann, 
dass  diese  Polster  gallische  Erfindung  .seien,  was  er  vorher  bei  Gelegenheit  der  Wollenweherei 
(VIII,  192)  auch  hervorhobt.  Wie  hier  die  cadurcischen  Polster  zum  pelignischen  Plachs  kom- 
men, ist  schwer  zu  verstehen.  Wozu  bedienten  sich  die  Walker  der  pelignischen  Leinwand/ 
—  Das  lomentum,  der  heim  Scheeren  des  Tuches  entstehende  und  zur  PolsturfUllung  benutzte 
Abfall,  musste  sich  bei  den  Walkern  reichlich  vorfinden,  vielleicht  verfertigten  diese  aus  dem 
so  gewonnenen  Material  auch  .selbst  die  cutcita  (obgleich  für  Verfcrliger  von  solchen  Pol.slern 
auch  der  Name  culcitarius  vorkömmt)  und  bedienten  sich  zu  den  Überzügen  der  wegen  ihrer 
Weisse  besonders  dazu  geeigneten  pelignischen  Leinwand.  Dann  hatten  w  ir  den  sonst  unver- 
ständlichen Vergloicli  milden  Cadurcern  erklärt:  wie  die  pelignische  Leinwand  für  derailige 
Polsterüberzügc  sich  besonders  eignete,  so  waren  auch  die  mit  cadurcischer  Leinwand  über- 
zogenen vortrefflich.  Doch  würde  diese  Erklärung  unsre  Annahme,  dass  die  Cailun'ei-  nii-lil 
bloss  die  Leinweberei,  sondern  auch  die  Wolienfabrication  betrieben  liaben,  nicht  aussililies- 
sen;  denn  vom  Überzuge  haben  die  Polster  sicherlich  nicht  den  Namen  cudurca  bekiminien. 
sondern  nach  der  speciell  gallischen  Erlindung  der  Polsterfüllung. 

5j  Juv.  VIII,  145:  si  noctunius  aduller 

tempora  Santonico  velas  adoperta  cucullo. 
Schol.  ib.:  de  byrro  Gallico  scilicet.  Nam  apud  Santonas  oppiduni  Galtiac  cdu/icitiiitni 
Mart.  XIV,  läS:   Gallia  Sanlonicu  vestit  le  bardocucullo. 

Diese  Kapuzenmäntel  wurden  hauptsächlich  von  Sciaven,  Hauern,  Laiulleulen,  i'is(ln-rn, 
Jägern,  —  überhaupt  von  .solchen  getragen,  die  sich  viel  in  freier  Luft  aufhalten  und  ilen  Un- 
bilden der  Witterung  aussetzen  musstcn  ;  vgl.  Jahn  ,  Ber.  d.  sächs.  Ges.  1S61.  S.  369.  .Mii  r  - 
quardt  S.  173.  185.  Über  den  StofT,  aus  dem  sie  gefertigt  wurden,  wird  uns  nichLs  nülge- 
thcilt,  es  gehl  aber  aus  ihrer  Anwendung  hervor,  da.ss  sie  aus  dickem,  grobem  Zeuge,  jeden- 
falls Wollenstotr,  waren.  Wir  haben  solche  cuculli  schon  in  Illyrien  und  Elruriun  gefunden 
(vgl.  S.  54  und  S.  109);  die  Denkmäler  zeigen  aber,  dass  sie  auch  In  vielen  andern  Ge- 
genden üblich  waren.  Woiui  Martini  (I,  33,  5.  .\IV,  128)  galli.sche  Kapuzen  bardociiriilli 
nennt,  so  glaube  ich  nicht,  dass  man  deswegen  schliesscn  müsse,  die  Kahricalion  derselben 
sei  aus  Illyrien  vini  iliii  li:Mil;iiM"rn  eingeführt  worden  (vgl.  Rieh,  Würterbucli  unter  liardn- 
cucullus  unil  (■«'  «//i(v  :,       \\  n  haben  dafür  gar  ki-inen  .\nliult  als  die  Uenennnng,  und  iliese  ist 


144  III.   Europa. 

Ausser  der  Weberei  wurde  der  Bergbau  in  Aquitanien  stark  beirieben; 
und  nicht  nur  ergiebige  Silbergruben  wurden  bei  den  Rutenen  undGa- 
balern  bearbeitet',  sondern  bei  den  Pe  trocori  ern  und  den  cubischen  Bi- 
lurigern  das  noch  mehr  Segen  spendende  Eisen'-.  Letztere  hatten  bedeu- 
tende Eisenbergwerke  und  uussten  auch  mit  dem  gewonnenen  Metall  sehr  gut 
umzugehen;  Caesar  fand  dort  grosse  Werkställen  und  eine  nicht  unbedeutende 
technische  Fertigkeit  ',  und  auch  noch  in  der  Folgezeit  waren  die  Metallarbeiten 
der  Bituriger  bekannt  ^. 

Gallia  Belgica  war  von  Beginn  bis  in  die  spätesten  Zeilen  des  römischen 
Kaiserreichs  beruhtet  wegen  der  daselbst  ei'zeugten  Schafw  o  lle  und  der  dar- 
aus gewellten  K  leid  u  ngss  tücke.  Die  Wolle  der  belgischen  Schale  war  zwar 
grob,  aber  langzoltig^;  nian  webte  daraus  die  dicken  Mäntel  {-sayn ,  lae)iue), 
welche  die  eigenlliche  Nationaltracht  der  Gallier  waren''  und  bei  den  Römern 
namentlich  von  Soldaten  im  Dienst  und  von  Arbeitern  auf  dem  Lande  getragen 
wurden  '.  Am  gesuchtesten  waren  ,  besonders  gegen  Ende  der  Kaiserzeit ,  die 
Falti'icale  der  Xervier^  und  der  Alrebalen.  Die  lel/Jeren  scheinen  die 
Armeen  der  römischen  Kaiser  iiiil  solciien  Mänteln  ,  weiche  \un  dunkler  Farbe 
waren  und  von  den  Soldaten  als  geringere  Tracht  angelegt  wurden'',  versorgt  zu 
haben'";  doch  wurden  auch  andere,  vermulhlich  werth vollere  Kleidungsstücke 
von    den  Alrebalen  angefertigt  und  versandt,   so  z.  B.  Kapuzenmäntel  (6/;;/)". 


siclierlicli  nur  aus  iler  .Minliolikeil  der  liei  den  GolliciTi  verfcilititcn  Kaiiiizeii  mit  dpii  illyii- 

sctien  liei'vorgegangeii. 

i|   Str.  IV,  191:    nunn  Ji  ToU'PovztjOh  unyvoihi     f/ovoi  d"  äoyunfTn  y.iü  ot  ru(lu).ni 
%]   Str.  1.  1, :   nanä  fih'  oiv  roti  fffrpoxofji'oii  oiiSip^ioi'uyfia  farir  i'.aiHit  xu'i   toJ^  Koi— 

ßoii  BiTOvyi^i. 

3i  Caes.  b.  Gall.  Vit.  ii:   aijuil  eus  mayiiae  sunt  ferrnriae  al<iue  otiine  genus  cuiikuinrum 

Hutum  atque  usitalum  est.  Vgl.  ttl,  21. 

4)  l'lin.  XXXIV,  162.   Lucan.  l'liars.  1,  423    RutM.  Itiii.  t,  3.i3, 

5)  So  iiacti  einer  Conjeclur  bei  Stiab.  IV,  196:  /;  ö'i  l^^a  tqu/hu  ftiy  ^Ky.(joiAu).'/.oi  dt, 
u(f'  fjs  Toig  äaaetg  adyovg  fSvi/virovait',  oi's  '/.uCtag  xaXovaiv,  wo  im  Text  das  scliwer  vei- 
ständliciie  axo6fiai.Xo(  steht.  —  Die  Römer  zogen  daselbst  auch  feinwollige  Scliafe,  die  sie  mit 
Fellen  bedeckten,  Str.  1. 1. :  ol  /xivToi  'Piouaioi  xai  h'  roTg  nQoaßo^QOTÜroig  v7ioäi<ftffuovg  rgf- 
ifovai  noCurag  Ixaviüg  aajilag  Iniag. 

6)  Str.  I.  1.  Polyb.  II,  28.  30.  Caes.  b.  Gall.  V,  42. 

7)  Vgl.  Marquardt  S.  171. 

S)   Ed.  Diocl.  c   XVI,  10.  15.  76  u.  s. ;  das.  Mommsen  S.  87. 

9)  Suid.  V.  \4TQtiißarixas  ■  h  titli  fograig  xa)  Toig  ijiivixCoig  xm  nanövrtot'  TiQiaßtuir  iri- 
öiiotro  yiiiiii'ag  xai  //.tcfzi/daf  Tiotxi'Xag,  icno  yj>vaov  z«!  loitifv^at  xa)  aXXiog  naig  noX.vTcXeig " 
tv  äi  Tttig  xoiraig  avröiSoig  in^afmiXCtttg  t6  /göi/jn,  «'s  IxaXovv  'AiQußaiixüg  ttnö  rov  XQ'"~ 
/jarog  (sie!).  Die  nun  folgende  Erklärung  des  Namens  ist  ganz  verkehrt,  da  Suidas  von  der 
Völkerschaft  der  Atiebaten  nichts  weiss. 

10)  Vgl.  die  Anecdote  vom  Kaiser  Gallienus,  Treb.  Poll.  Gall.  dno  6:  perdila  Gallia  airi- 
sisse  ac  dixisse  perlübetur  Gallienus :  Non  sine  Alrebalicis  sagis  lula  res  publica  est? 

H;  Vopisc.  Carin.  20  :  doiiati  sunt  ab  Alrebalicis  birri  petili.  Ilieron.  adv.  Jovin.  11  od.  1.146 
Vol.  II  p.  29 :  nunc  lineis  et  sericis  el  Atrebatum  et  Laodiceae  indtoiioilis  vrnaliis  incedis.  Dass 
diese  Gewiindor  leinene  sind,  wie  Marquardt  S.  93  Anm.  926  aiiniiiiriil,  ist  aus  dem  vorher- 
gehenden lineis  woM  nicht  zu  schliessen.  Vgl.  oben  S,  28.  Anni.  4. 


§    2S\     r.KlUK    .IHNCUIMNA.  145 

Die  Hnuplf;ibrik  bofnnd  sich  in  Turiiiicuin,  das  an  der  Grenze  der  beiden  Be- 
zirke der  Nervier  und  der  Alrebalen  lag,  wo  noch  heul  beiUhmte  Webereien 
sind  '. 

Ferner  waren  bekannt  die  \Vollcin\cln'r('ii'ii  der  Scq  ii  ancr-.  iiainonlliili 
warme  Beinkleider  V)K/;-nHii(/e4i  ';  die  l.iniioneu  brachten  Ka  puzc  niiiiln  I  c  I 
auf  den  Markt  *.  In  A 1  e s i  a  im  Gebiet  der  Linaonen  blühte  die  M  e  t  a  1 1  a  r  b  e  i  t : 
man  verfertigte  daselbst  besonders  aus  einer  Coniposilion  von  Silber  und  Bronze 
Zierraten  für  Pferde  und  Zugvieh,  Joche  u.  s.  \\.'\ 

Die  Leuconcs,  welche  ebenfalls  Miinlel  arbeiteten''',  waren  weniger 
wegen  dieser  Kleidungsstücke  bekannt,  als  die  hei  ihnen  auf  die  mehrfach  er- 
wähnte Art  verfertigten  Polster  beliebt  waren',  die  übrigens  ziemlich  kost- 
spielig gewesen  zu  sein  scheinen  ^. 

Endlich  sind  noch  die  Moriner  als  Leinweber,  welche  besondei"s  Segel- 
tuch lieferten ,  erwiihnenswerlh  ■'. 

Gallia  Lugduuensis.  Am  wenigsten  wird  uns  \on  der  Industrie  des  liig- 
dunensischen  Gallien  berichtet.  Nur  die  Hauptstadt,  I.ugdunnni,  zeichnete 
sich  durch  Handel  und  Gewerblleiss  ans'";  doch  würden  wir  auch  hier  ohne  die 
Inschriften  nur  wenig  unterrichtet  sein.  Die  zahlreichen  Inschriften  abei-,  welche 
Boissien  in  seinem  Werke  über  die  Inschriften  der  Stadl  Lyon  gesammelt  hat, 
geben  uns  ein  ziendich  genaues  Bild  von  dem  überaus  regen  industriellen  Lel)en 
dieser  Stadt.  Am  meisten  vertreten  sind  die  mit  der  SiiiillCahrt  in  Verbindung 
stehenden  Gewerbe,  nicht  nur  die  Seh  i  ff  e  i  lo  1 1  e  g  ien  selbst  ",    sondern  auch 


t)  Not  dign.  c.  X  p.  49;  vgl.  Mnmmsen  z.  Kd.  DiocI.  S.  SS. 

ä)  Die  Sequaner  trieben  aiicli  starl;  die  Scliweliiczuclil,  Varr,  B.  U.  II.  4,  und  versclilck- 
len  itire  geräuclierten  Ktciscliwaaren  bis  nncli  Rom,  Str.  IV,  194:  o!)fy  nS  xulXinim 
raniyfTtti  Tiüt'  Ihiiuir  xnnZr  h  Ttji'Poiutif  xiiTiixniii'coiTdi.  Auoli  die  nie  na  pi  sehen  Schinken 
liin.L'on  ins  .Ausland,  Marl.  Xttt,  54. 

3    .Marl.  IV,  19,  1:     lidtir  libi  Seguanicae  pinguem  lextrkis  aliimnam 

gelido  non  nspernanda  üecemhri 

ilona,  peregrinam  miHiinus  cntlromiäeni. 
4;  Mail.  I,  53,  4  :  sie  inlerposilus  villo  conlnminal  unclo 

urhica  iingonicus  Tyrianihina  bariocwulUis. 

5)  I'lin.  XXXIV,  IGi:  deitide  et  argentum  imoquere  siinili  mudu  coepere  er/uorum  nwiimr 
omametitis  jumenlurumque  acjugorum  Alesia  oppido. 

6)  Marl.  XIV,  159,  i:  vellera  Leuconicis  accipe  rasa  sagis. 

7)  Marl.  t.  I.  :   Tomentum  Leuconicum. 

XI,  56  :    Leuconicis  agedum  lumeat  tibi  culcita  latus. 

8)  Marl.  XIV,  160  t  TomeiUum  Circense. 

Tomentum  concisa  palus  Circense  toratiir 
Haec  pro  Leiiconico  stramina  pauptir  emil. 
9,  Plin.  XIX,  ». 

10)  Str.  IV,  192:  liiariigfi  d'i  finham  riör  üXkiuf  nii/i'  Nänßinroc  xni  yün  ffimuiiui 
yoävrai  xai  rö  röfiiauft  yaourrovaiv  fviavf}«  ro  tf  i'inyfnoiiv  xn't  rn  /oravvf  ol  Ti'n'l^fiui'mv 
TiyiftifK.  Vgl.  über  Handel  und  Gewerbe  von  I.ugdunmn  Ctess  in  Pauly's  Kncyolopaedie 
und  Stark,  Slädlcleben  elc.  S.  17. 

11)  Vgl.  Orelli  4077.  4110.  4243.     II  .•  n  zon  7007.  7ir,4.  6950      Bui.ssieu   p.  3Sß  s.|<|. 
Blüm  ner,  Die  gcwerbl.  Thätigkcit  d.  klas  ..  AltiTlliuins.  10 


146  III.     KlIiOF'A. 

(lio  uti-ic  uhirii  \  die  Ziiiim  crl  cu  t  e  und  Tischler^.  Sodann  die  Verfer- 
tiger von  Kleidungsstücken  in  Wolle  und  Leinwand  3,  die  Arbeiter  in 
MetalM,  Thon'  und  Glas''.  Man  darf  bei  dieser  Vielseitigkeit  des  Gewerb- 
[k'is.ses  al)ei'  nicht  vergessen,  das.s  auch  viele  Ausländer ,  namentlich  Griechen, 
als  Handwerker  in  l.ugchinum  thälig  waren'. 


Noricuiii. 

Unter  den  übrigen  Völkerschaften  des  mittleren  Euroitas,  welche  in  der  Kai- 
serzeit in  die  Botmässigkeit  des  römischen  Volkes  gekommen  sind,  ist  in  keinem 
\on  eigentlicher  gewerblicher  Thütigkeit  die  Rede.  Alle  diese  Völker  sind  erst 
spät  und  allmählich  in  den  Bereich  des  Cullurlebens  gezogen  worden,  ohne 
welches  die  Entwicklung  einer  wirklichen  Industrie  nicht  denkbar  ist;  die  in 
jenen  Gegenden  angelegten  römischen  Grenzfestungen  musslen  viel  zu  sehr 
ihre  militärischen  Zwecke  verfolgen ,  als  dass  sie  in  irgend  welcher  Weise  civili- 
satorisch  hätten  wirken  können. 

Von  Bedeutung  für  die  Industrie  ist  nur  Xoricum''.  Dies  Land  erhielt 
durch  seine  ergiebigen  Eisenbergwerke  für  Rom,  welches  ja  so  ungemein 
viel  Kriegsmaterial  bedurfte ,  eine  grosse  Wichtigkeit.  Denn  nicht  nur  war  das 
Eisen,  welches  daselbst  gewonnen  wurde,  von  ausgezeichneter  Qualität^,  son- 
dern es  waren  auch  im  ganzen  Lande  überall,  namentlich  in  der  Hauptstadt 
Noreja,  grosse  Werkstätten ,  in  denen  dasselbe  verarbeitet  und  hauptsächlich 
zu  Waffen  geschmiedet  wurde 'o.  Dass  dieselben  in  grosser  Zahl  nach  Italien 
gekommen,  und  daselbst  wegen  ihrer  Trefl'lichkeit  geschätzt  gewesen  sind,  sehen 
wir  daraus,   dass  A\>riciis  e?!S(s  fast  spiilchwörtlich  geworden  ist !•.     In  der  spä- 


1)  Orelli  4244.    He  ii  zen  6991.  7007.    Bo  issieu  p.  40i  sqq. 

2)  coUegia  fabrtim,  Henzen  7007.  7260.  Boissieu  p.  410  sqq.  dendrophor.  Orelli 
2322.    Henzen  6031.    Boissieup   412  sq.    /isnam,  B  oiss.  p.  414. 

3)  sagarii,  Boiss.  p.  404  sqq.  prossarii  (verniuthlich  Verfertiger  <lickcr  Stoffe)  ib. 
p.  407  sq.     linliarii  p.  408  sqq. 

4)  argentarii,  Boiss.  p.  422  sqq.    Vgl.  Spon,  Recti.  des  anl.  de  la  ville  de  Lyon  p.  73. 
3)  Darauf  bezieht  sich  jedenfalls  die  ars  cretona  bei  Boiss.  p.  432  sqq.,  wo  auch  die  in 

Lyon  gefundenen  Inschriften  und  Marlien  von  Thongefässen  gesammelt  sind. 

6)  Ein  rilriarius  aus  Carthago  auf  einer  Inschrift  von  Lugdunum,  Mi  11  in,  Voyage  etc. 
1,508.     Boissieu  p.  426  sqq.     Vgl.  Orelli  4299.     Ma  rquardt  S.  338  Anm.  3068. 

7)  Vgl.  Spon  a.  a.  0.  p.  57.  84.  94. 

8)  Das  Buch  von  Muchar  über  Noricum  ist  mir  nicht  zugänglich  gewesen. 

9)  Plin.  XXXIV,  145  :  in  noslru  orbe  aliubi  vena  bonitalem  hanc  ,fen-i)  praeslat  ut  in  Xoricis. 
Vgl.  Rut.  Itin.  1,  351  sq. 

10)  Strab.  V,  214.  Ov.  met.  XIV,  712:  durior  et  ferro,  (juod  Norictis  excoquit  ignis.  Majl. 
IV,  5,  12.  Sid.  Apoll,  carm.  V,  51.  Vgl.  Steph.  Byz.  V.  Noigiixo?.  'ETiuifoööiio;  h  roTg  'Ofirj- 
(iixots  (frjOiv  •  ort  yi'yiiTat  li>  IlaioiCa  aCärjQog,  oi  äxorri!H\g  Xa/xnftoTaTÖg  iaiiv  ■  acf'  ov  xcu 
10  voigoTia  };a/.xöv.  Clem.  Alex.  Strom.  I,  10  p.  363:  «jl>l«  x«i  Niögonfg,  titio;  tari  Jlnioyixiir, 
j  üi'  (Si  NwQixot  xalovrrai,  xtnfiQytiattvTO  yaXxov  xai  aiätjnov  ixä^Tjottv  niiüiioi 

1 1 )  Bor.  Od.  I,  1 6,  9  ;  das.  Acro  :  in  ipsis  enim  locis  (l.  Noricis)  et  probalum  ferrum  est  et  op- 
timi  gladii  fiunt.   Vgl.  Epod.  17,  71. 


§  «9.   NoRiciM.  147 

leren  Kaiserzeil  veranlasste  der  Reichthum  dieser  Gejjenden  an  Eisen  die  Kaiser, 
zahlreiche  Waffenfabriken  daselbst  anzulegen ,  nicht  nur  in  Noricum  selbst, 
sondern  auch  in  dem  benachbarten  Pannonien;  diese  Fabriken  wurden  aber 
nicht  an  den  Orten  selbst,  wo  das  Eisen  ijewonnen  wurde,  sondern  mehr  nach 
der  Grenze  zu ,  an  der  Donau  angelegt.  Die  Xntitia  dkjniUilum  nennt  als  solche 
kaiserliche  Waffenfabriken  in  diesen  Gegenden  Laureacuni,  Carnuntuni, 
Aquincum  und  Sirniium  *. 

Ebenfalls  in  die  spätere  Kaiserzeit  gehört  die  Ausfuhr  von  norischen  Wol- 
lenstoffen, welche  im  Edicl  des  Dioclelian  erwähnt  werden,  aber  keine  be- 
sondere Bedeutuns  erinnt;!  zu  haben  scheinen  2. 


f)  Not.  dign.  Occ.  c.  VJll  p.  43. 

2!  Ed.  DiocI.  XVI,  79  :  ßtQQog  Ntonixög.  (Bei  dem  lin.  78  erwätintcn  fli'nno;  'Pfinrjaiog 
denkt  Mommsen  an  Noricum  Ripense  oder  Dada  Rippnsis ;  vgl.  Treb.  CIniid.  ^^ :  chlamys 
Dardania,  da  Dardania  ziemlicli  dasscllic  i.<il  wie  Dncia  Ripensi.x.)  —  Vgl.  Tot.  oih.  dcscr.  §57  : 
Noricum,  unde  et  vestis  Norica  exire  dicilur. 


liegister. 


I.  Geographisches  Register. 


Abdera  56. 
Abydus  39. 
Acarnanien  58. 
Achaja  84  fg. 
,\cliarnae  62  A.  2.   65. 
Adramyltium  39. 
.\dria  s.  Hadria. 
Aegim  88  ffg. 
Aegypten  6  ffg. 
Aethalia  s.  Uva. 
Aetolien  58. 
Aexone  65. 
Agylla  s.  Caere. 
Alabanda  34. 
.Mcsia  145. 
Alexandria    U  ffg ;    vgl. 

11.  13. 
Aliani  101. 
Allifae  119. 
Altinum  102. 
Amastria  42. 
Amathus  52. 
Ambracia  58. 
Ambrosus  59  A.  2. 
Amorgos  94  fg. 
Amyciae  82. 
Ancona  119. 
Ancyra  29. 
Antandros  40. 
Anlhedon  60. 
Antinupolls  17. 
Antiochia  (in  Syrien)  26. 
Anllpolls  142. 
Aoncr  59. 
Apulien  121  fg. 
Aquileja  102.  103  A.  5. 
Aquincum  147. 
Aquinum  115. 
Aquitanien  142  ffg. 
Arcadien  83. 
Arelate  142 
Argos  77  fg. 
Ariminura  120. 
Arretium  108  fg. 
Arsinoe  17. 
Ascalon  25. 


Asta  101. 

Alben  61  ff. 

AIrcbalen    144   fg.;    vgl.    28 

A.  4. 
Allica  61  ff. 
Aulis  60. 
Babylon  26.  28. 
Baetica  127  ffg.  134  ffg. 
Baetisfl.  135. 
Balearen  136  fg. 
Balilho  5  A.  7. 
Bardaeer  54  A.  8. 
Belgica  144  fg. 
Belum  135. 
Beneventum  119. 
Bergomum  103  A.  1  u.  5. 
Berytus  21.  23. 
Bilbilis  134. 
Biluriges  143  fg. 
Boeofien  59  ffg 
Bonnarzo  105. 

Brixia  102  A.  13.    103  A.  5. 
Brundisium  122.  124. 
Bruttium  120. 
Biilis  59. 
Buto.s  16. 
Bybliis  23. 
Byzaciuni  4  A.  3. 
Byzanz  56;   v«l.  42. 
Cabellio  142." 
Cadurci  143. 
Caere  108  A.  9.   109  fg. 
Caesarea  (in  Cappadocien)  31. 
Caesarea  (in  Pbönizien)  23. 
Calabrien  122  ffg. 
Calenlum  136. 
Cales  1 1 8  fg. 
Campanien  1 15  ffg. 
Canopus  16  fg. 
Canusium  121  fg. 
Caphareus  88  A.  8. 
Cappadocien  30  fg. 
Capua  118. 
Carpasia  53. 
Carlen  31  ffg. 
Carnuntum  147. 


Carteja  135. 

Carthago  1  ffg. 

Carthago  Nova  131  fg. 

Carystus  88. 

Caslnuni  115. 

Cäsium  16. 

Cassandrea  57. 

Cauniis  34. 

Ceos  48  A.  9.    65  A.   13. 

Ceramus  33  A.  11. 

Gerne  5:  vgl.  67. 

Cerretani  133. 

Chaeronea  60. 

Chaicedon  42. 

Chalcis  (auf  Euhoea)  86  ff. 

Chalyber  40  fg. 

Cheramis  s.  Panopolis. 

Chios  45  fg. 

Cibyra  29. 

Clllcien  30  fg. ;   vgl.  4. 

Cimmeri.scher  Bosporus  44. 

Cissa  55. 

Clazomenae  35.  37. 

Clusium  105. 

Cnidus  33  fg.;   vgl.  51  A.  3. 

Colchis  43. 

Colias  65. 

Colophon  36. 

Colossae  27. 

Comum  102.  103  A.  5. 

Concordia  103. 

Copais-See  60. 

Coptus  18. 

Coraxer  43;  vgl,  32  A.  7.  1! 

A.  6. 
Corcyra  97  fg. 
Corduba  135  fg. 
Corinth   72  ffg.  ;  vgl.  87  A. 

88  A.  8.    103  A.  8. 
Corsica  127. 
Corvous  30. 
Cos"48fg. 
Cassa  110. 
Cremona  103. 
Creta  97. 
Crommyum  52. 


I.  Geographisciiks  Registkr. 


149 


Cumae  (jnCampanien)  116  fg. 

Cuinae  (in  Lydien)  37  A.  10. 

Gurion  52. 

Cynaetha  85  A.  1. 

Cypern  5  t  ffg. 

Cyrenaica  1.  5  fg. 

Cythera  81. 

Cyzicus  39. 

Dalmatien  54  fg. 

Damascus  25  fg. 

Daphne  26. 

Decelea  62  A.  2. 

Delos  91  fg. 

Dicaearchia  s.  Putcoli. 

Dioscurias  42. 

Diospolis  16. 

Edessa  26. 

Elba  s.  Ilva. 

Elea  120. 

Elis  83  fg. 

Emporiae  133. 

Engadi  25. 

Ephesus  37. 

Epinis  58. 

Eretria  88. 

Erythrae  35.  3  7. 

Etrurien    103  fTg.  ;    vgl.    100 

A.  7.   115  A.  7. 
Euboea  86  ff. 
Euganeer  102  \.  12. 
Euripus  59  f.  88. 
Exelaner  135. 
Falerii  109  fg. 
Favenlia  101. 
Gabaler  144. 
Gades  134  fg. 
Gaetuler  2. 
Galatien  27.  29. 
Galilaea  24. 
Gallia  cisalpina  98  ffg. 
Gallia  transalpina  137  ffg. 
Gaza  24. 

Gazelonitis  42  A.  16. 
Girba  3. 

Gortyna  97  A.  8. 
Graviscae  1 10. 
Hadria  98.  119  A.  14. 
Hadrianopolis  56. 
Haliartus  61  A.  2. 
Heraclea  {am  Ponlus    42. 
Hermione  78. 
Hierapolis  29. 
Hipponium  120. 
Hispanien  127  flg. 
Hydruntum  143  A.  12. 
Iberien  (am  Pnntus)  43  A.  1. 
Jericho  25. 
.lerusalcra  25. 
Iguvium  119. 
Illvrien  54  fg. 
Ilva  107  fg. 
Imbros  86. 
Insubrer  99  A.  2. 
lonien  36. 
Ircnopolis  31. 
Istrien  54  fg. 
Itanus  97  A.  1. 
Judaca  24. 


Laconien  79  ff.  ;  vgl.  87  A.  3. 
I.aodicca  (in  Plirygien)  27  fg. 
Laodicea  (in  Syrien)   26  fg. ; 

vgl.  28  A.  4. 
Laureacum  147. 
Leclum  39. 
Lemnos  86. 
Leptis  5. 
Lesbos  44  fg. 
Leuconer  145. 
Liburnien  54. 
Libyen  4  fg. 
Ligurien  98  ffg. 
Lindus  50  A.  7.   51  A.  4. 
Lingoner  145. 
Liternum  1 17. 
Locris  58. 
Luca  108  A.  9. 
Lucanien  120  fg. 
Luceria  121. 
Lugdiinum  145  fg. 
Luna  106. 
Lusitanien  136  fg. 
Lycaonien  27. 
Lychnidus  58. 
Lycien  34  fg. 
Lydien  35  ffg. 
Lydda  23. 
Macedonien  56  fg. 
Maenlis  42. 

Magnesia  (in  Carieni  33. 
Malaca  135. 
Malta  s.  Melile. 
Manlua  102  A.  13.    103. 
Marathon  65. 
Marcianopolis  56. 
Ma.siiilia  141  fg. 
Mauretanien  1  ffg 
Maxilua  136. 

Mediolanum  103  .\.  1  u.  S. 
Megaris  70  ff. 
Moianchlaeni  42  A.  16. 
Meliboea  58 
Melil<^  125  fg. 
Mellaria  135. 
Molos  9S  fg. 
Memphis  17. 
Menapier  145  A.  2. 
Mendesius  nomus  16. 
Meninx  2  fg.   5. 
Messana  125  A.  12. 
Me.ssenicn  83. 
Milct  31  ffg.  ;   vgl.  42. 
Minturnae  115. 
Moeris-.See  17. 
Mocsien  56. 
Moriner  145. 
Miitina  100. 
Mysien  37  fg. 
Mvtilene  44. 
Myus  34  A.  15. 
Narbo  140  fg. 
Naucratis  16. 
Naxos  93  fg. 

Neapolis  (in  Canipanienl  117. 
Neapolis  (in  Phiinizien)  23. 
Noniausus  142. 
Norvier  144. 


Nicaca  29  \.  4. 

Nicomedia  41  A.  10. 

Nisyrus  50  A.  2. 

Noia  119. 

Noreja  146. 

Noricum  146  fg. 

Nuceria  120. 

Numidien  1  fg. 

Olbia  42. 

Olvnth  56. 

Ostia  114. 

Paestum  121. 

Palaescepsis  40. 

Palaestina  24  fg. 

Pamphylien  27. 

Pannonien  147. 

Panopolis  17. 

Panticapacura  42.  44. 

Parium  39. 

Parma  tOO. 

Paros  93. 

Patara  35. 

Patavium  101  fg. 

Patrac  84. 

Pcligner  119;  vgl.  143  A.  4. 

Pellenc  85. 

Pelusiuni  16. 

Percote  40. 

Pergamum  37  ffg. 

Perusia  105.  109. 

Petrocorier  144. 

Phaseiis  34  A.  15  u.  17. 

Philadelphia  35. 

Phocaea  36  A.  2.    37. 

Phocis  58. 

Phönizier  18  ffg. 

Phrys-ia    all.  Demos!  62  A.  2. 

Phrviiien  27  ff;;. 

I'irenmn  119  fg. 

I'isae    in  Elnirien;  106.  110. 

Pisaunini  119  fg. 

Piseenae  142. 

Pisidien  27.  29. 

Pitana  39  fg. 

Pithecusa  117. 

Pollentia  100  fg. 

Pompeji  117  fg. 

Ponlns  40  ffg. 

Populonia  108.  110. 

Porphvrione  39. 

Praenesle  115. 

Propontis  39. 

Plolemais  23. 

Puleoli  117. 

P\rgi  110. 

Ravennn  101.  103  A.  S. 

Retovia  101. 

Rhegium  121. 

Rhenen  92  A.  2. 

Rhodus  50  fg. 

Rom  110  ffg. 

Ruteni  144. 

Sabiner  1 19. 

Saetahis  133. 

.Sagnntum  132. 

Salacia  136. 

SaU-rnnni  120. 


,»*alii 


55. 


Samnium  M9  fg. 

Samos  46  ffg.  ;  vgl.  31. 

Sardes  35  ffg. 

Sardinien  126  fg. 

Sarepta  23. 

Satureum  123. 

Scombrarla  131. 

Scythopolis  25. 

Selge  27.  29. 

Selinus  125  A.  12. 

Sequaner  145. 

Seriphos  92. 

Setia  115. 

Sexitani  s.  Exetani. 

Sioilien  124  fg. 

Sicvon  76  fg 

Side  29. 

Sidon  22  fg.  ;  vgl.  20  A.  6. 

Sigeum  39. 

Sinope  41  ffg. 

Siphnos  92  fg. 

Sirmium  147. 

Smyrna  36  A.  2.   37  A.  13. 

Soli"(inCilicien)  30. 

Soli  (auf  Cypern)  52. 

Sparta  .s.  Laconien. 

Strymon  57. 

Styra  88  A.  8. 

Suessa  115. 


Siilmo  120. 

Surrentum  118. 

Sybaris  120  fg.  ;  vgl.  Tliurii. 

Syracus  125. 

Syrien  25  ffg. 

Syrien  1.4. 

Tamassus  52. 

Tanis  16. 

Tarent  122  ffg. 

Taricheae    (in  Aegyp(en)    17 

A.  3. 
Taricheae  (in  Nordafrica)  5. 
Taricheae  (in  Palästina)  25. 
Tarquinii  109. 
Tarraco  1 32  fg. 
Tarsus  30. 
Tartessus  135. 
Tavirischer  Chersonnes  42. 
Tauromenium  125  A.  12. 
Tegea  60. 
Telo  Martius  142. 
Tenedos  44. 
Tentyrites  nomus  18. 
Teos  37. 
Thasos  85  fg. 
Theben  (in  Boeotien)  60  ;  vgl. 

51  A.  3. 
Theodosia  42. 
Thera  96. 


Thessalien  57  fi;. 
This  18. 
Thracien  55  fa. 
Thurii  120  fg.;  vg 
Thvatira  35  fg. 
Tibiir  115. 
Ticinum  103. 
Tithorea  58. 
Tius  42. 
Toletum  134. 
Torone  56. 
Tralles  34. 
Trapezus  42. 
Troas  37  ffg. 
Turiasso  134. 
Turnacum  145. 
Tyrus  20  ffg. 
Umbrien  119  fg. 
Velia  s.  Elea. 
Velieja  101. 
Venafrum  119  fg. 
Veneter  98  ffg. 
Verona  1 02  fg. 
Vienna  142. 
Volaterrae  105. 
Vulci  104. 
Zoelae  136. 
Zuchis  5. 


II.  Sachregister. 


Asbestgewebe.  Carystus88.  Cypern  (Car- 
pasia)  53. 

Backwaaren.  Aegina90.  Ancyra 29.  Athen 
65.  Canopus  16  A.  8.  Cappadocien  31.  Greta 
97.  Cypern  54.  Eretria  88  A.  7.  Lesbos44. 
Lydien  37.  Magnesia  (in  Carlen)  32  A.  10. 
RhodusSI.  Rom  112.  Samos  48.  Tegea  60. 
Teos  37  A.  8.  Thasos  86.  Theben  (in  Boeo- 
tien) 60.  Thessalien  57.  Thyatira  37  A.  8. 

Balsam.  Palästina,  vorzüglich  von  Engadi 
und  Jericho  25. 

Baumwolle.  AegyptenlO.  Antinupolis  17. 
Carthago  4  A.  3.  Damascus  26.  Hierapolis 
29  A.  2'.  Melite  125.  Phönizien  19.  Tar- 
raco (?)  133  A.  2.   Tralles  34. 

Bergwerke,  s.  Eisen-  und  Kupferberg- 
werke. 

Bi  n  sc  nmatte  n  etc.  Boeotien,  namentlich 
Haliartus  61. 

Blumenzucht.  Campanien  116.  Cyrenaica 
5.  Paestum  121.  Praeneste  115. 

Bratwürste.  Lucanien  121. 

Buntwirkerei.  Aegypten  8  f.  Alexandria 
15.  Cypern  53.  Etrurien  107.  Milet  33. 
Palästina  24.  Sicilien  124  A.  7.  Sidon  22. 
Syrien  26.  Thera  96. 


Byssus.  Aegypten  9 f.  Elis84.  Palästina 24. 
Patrae  84. 

Cilicia,  s.  Ziegenhaar-Weberei. 

Drechslerarbeiten.  Nuceria  120. 

Eisenarbeit.  Arretium  108.  Athen  68.  Ga- 
tes 118.  Campanien  116.  Capua  118  A.  6. 
Chalcis  (auf  Euboea)  87.  Ghalyber40f.  Gi- 
byra  29.  Comum102.  Cypern  52.  Euboea 
87.  Hispanien  128.  Laconien79.  Lydien37. 
Minturnae  1  15.  \ola119.  Populonia  108. 
PuteoliH7.  Rom113.  Sinope41.  Venafrum 
120.  S.  aurli  unter  Waffenfabrication. 

Eisenbergwerke.  Boeotien  59.  Chalyber 
40  f.  Cilicien31.  Cypern  52.  Dalmatien  55. 
Etrurien  107  A.  12.  Euboea  86  f.  Gallia 
cisalpina  103.  Hispanien  128.  Ilva  108. 
Laconien  79.  Melos  96.  Noricum  146  f. 
Sardinien  127.  Seriphos  92. 

Erzarbeit.  Aegina 89 f.  Alesia145.  Argos77fg. 
Athen  68  fg.  Bergomum  103  A.1.  Brundisium 
124.  Caere  1 08  Ä.  9.  Campanien  116.  Capua 
118.  ChaIcisSe.  Chios45.  Corduba135.  Go- 
rinth74fT.  Gypern52A.3.  Delos91f.  Etrurien 
105  f.  Euboea  87.  Gallia  cisalpina  99.  Gal- 
lia Iransalpina  140.  Gortyna  97  A.  8.  Laco- 
nien 80.   Mediolanum  103  A.  1.    Pergamum 


»ACllKEGISTKR. 


3Sf.  Pliünizien  19f.  Rhegium  121.  Rlienea 
92  A.  2.  Rom  113.  Samos47f.  SieilifiH2ö. 
Sicyoii  77.  Sidon  23.  Sinope  41  A.  9.  Sy- 
racus  125.  Tarent  124. 

Färberei  ni  il  Pflanzens  tof  f  e  n.  Greta 
97.  Gallien  138.  Hierapolis  29.  Hispanien 
130.   Phrygien  29. 

Felle  zu  Kleidern  verarbeitet.  Attica 
63.  Cappadocien  31.  Locris  58.  Maureta- 
nien 2.  Sardinien  127. 

Fischfang  u.  R  iiucheranstal  ten.  Ab- 
dera  56.  Abydus  39.  Aegypten  14.  .\e.\onc 
65..\mastria  42.  Ambracia  58.  Arsinoe  17. 
Attica  65.  Baetica135f.  Baetisfl.  135.  Ba- 
litlio  5  A.  7.  Belum  135.  Benevent  119. 
Brultium120.  Byzanz  56.  Gampanien  117. 
Garteja  135.  Carthago  nova  131.  Gerne  5. 
Chaicedon  42.  Cliaicis  88.  Chalyber  41. 
Clazomenae  37.  Gopais-See  60.  CossallO. 
Cuinae  in  Gampanien)  117.  Cumae  (in  Ly- 
dien)37A.  10.  Gyzicns  39.  Dioscurias  42. 
EIca  120.  Epirus  58.  Eretria  88.  Etrurien 
110.  Euboea88.  Euripus  60.  Exetaner135. 
Gadcs  135.  Graviscae  HO.  Hcraclea  42. 
Hipponium  120.  Hispanien  130.  Leptis  5. 
Lucanien  120.  Lychiiidus  58.  Lycien  34. 
Lydien  37.  Macedonien  56.  Maeotis  42. 
Malaca135.  Massilia  142.  Megaris  72.  Mel- 
laria  135.  Meninx  5.  Messana  12;.  A.  12. 
Mysien  39.  Myus  34  A.  15.  Xilmündun.gen 
17.  Nordafrica  5.  Olbia  42.  Olynth  56.  Pa- 
lästina 25.  Panticapaeuni  42.  Parium  39. 
Phaseiis  34  A.  15.  Phrygien  29.  Populonia 
110.  Proponlis  39.  Pyrgi  110.  Sardinien 
127.  Scombraria  131.  Selinus  125  A.  12. 
Sicilien  125.  Sicyon  77.  Sinope  43.  Slry- 
mon57.  S\racus125A.  12.  Tanais  42.  Ta- 
richeae  (in  Nordafrica)  5.  Taricheae  (in  Pa- 
lästina) 25.  Tarlessus135.  TaurischerGher- 
sonnes  42.  Tauromenium  125  A.  12.  Theo- 
dosia  42.  Thurii  120.  Tiiis  42.  Torone  56. 
Trapezus  42.  Troas  39.   Zuchis  5. 

Garn  zu  Netzen.  Carthago  4.  Golchis  43. 
Cumae  (in  Gampanien)  116.  Etrurien  109. 
Sardes  36.  Sardinien  126.  Syrtenküsle  4. 
Zoelae  136. 

Garum.  Garteja  135.  Carthago  Nova  131. 
Clazomenae  37.  Leptis  5  A.  8.  Pompeji 
118. 

G  a  u  s  a  p  e.  Patavium  1 0 1  f. 

Geissein.  Corcyra 98  A.  6.  LaconienKO  A.  5. 

Glasfabrication.  Aegypten  II  fg.  Ala- 
banda  34.  Alexandria  15.  Gampanien  1 17. 
Carthago  4.  Diospolis  16.  Gallien  140.  His- 
panien 128.  Lcsbos  |?j  44  f.  Lugduiium  146. 
Phönizien  19.  Rom  114.  Sardinien  C/)  126  f. 
Sidon  23.  Tyrus  22. 

Goldarbeit.  Athen  69 A.1.  CapuaH8A.6. 
Gypern  52  .\.  3.  Etrurien  106.  Gallia  cis- 
alpina  99.  Phönizien  19.  Rom  113.  Sidun 
23.  Sniyrna  30  A.  2. 

Goldstickerei.  Etrurien  133. 

Goldwirkerei.  Aegypten  9.  Cos  49  A.  7. 
Lydien  36.  Pergamum  38.  Rom  ebd. 

Hanfgewebe.  Thracien  56. 

Köche.  Athen  65  A.  9.   Elis  83.   Lydien  37. 

Körbe.  Casinum1l5.  Noia  119.  Sucssatl'>. 

Kohlenbrenner.  Acharnae  65. 


Kopfbedeckungen.  Melite  126.  Sicyon 
77.  Thessalien  57  .\.  6. 

Kraftmehl.  Acaypfen  14.  Cbios  46.  Greta 
97  A.  13. 

Kriegsmaschinen.  Cyzicus  39.  Massilia 
141  f.   RhodusSO. 

Kupferbergwerke,  .\rgolis  77.  Attica  68 
.\.  7.  Ghaicis  86  f.  CilicienSl.  Cypern  52. 
Euboea  86.  Hispanien  128.  Ilva'lOSA.  1. 
Libanon  23  A.  2.  Nordafrica  4  A.  5.  Sycio- 
nia  96  A.  3.  Troas  39  A.  5. 

Kurzwaaren.  Aegina  89. 

Lam  pendoehte.  Boeotien61. 

Lederarbeiter.  Argos  78  .\.  1.  .\then  64 
A   2.   Boeotien  59  A.  7.  Thyatira  37  A.  1. 

Lein  Weberei.  Aegypten  6  ff.  Africal.  Alex- 
andria 15.  Amorgos  94  f.  Antinupolis  17. 
Aquileja  102  A.  11.  Aquitanien  143.  Arsi- 
noe 17.  Attica  63  f.  Berytus  23.  Bituriges 
143.  Butos16.  Byblus23.  Gadurci  143.  Ca- 
nopusie.  Carthago  4.  Cäsium  16.  CilicieL 
30.  Golchis  43.  Corinth  76.  Greta  97.  Gy- 
pern 53.  Damascus  26.  Emporiae  133. 
Etrurien  107.  Falerii  109.  Faventia  101. 
Galilaea  24.  Gallia  cisalpiua  99.  Gallia 
transalpina  139.  Hispanien  129  f.  Laodicea 
(in  Syrien)  26.  28  A.  4.  Lugdunum  146. 
Lydien  36.  Memphis  17.  .Morini  145.  Palä- 
stina 24.  Panopolis17.  Peligner119.  Pelu- 
sium  16.  Phönizien  19.  RavennalOI.  Re- 
tovia  ebd.  Ruteni  143.  Saetabis133.  Sar- 
dinien 126.  Sarepta  23  A.  11.  Scythopolis 
24.  Sicilien  124.  Syrien  26.  fanis  16. 
Tarquinii  109.  Tarraco  132  f.  Tarsus  30. 
Thyatira  36.  Tralles  34.  Tyrus  21.  Vienna 
142.  Zoelae  136. 

Lodices.   Verona  102. 

Mage  n  w  ü  rste.   Falerii  110. 

Muria.  Antipolis  142.  Thasos  86.  Thurii120 
A.  12. 

Ölbcreitung.  Attica  64  f.  Baetica  130, 
Gallia  Narbonensis  141.  Iguvium119.  .Mas- 
silia 142.  Phocis  58.  Piccnum119.  Sabiner 
119.  Samos  48.  Selge  29.  Sicyon  77.  Si- 
nope 44.  Tibur  115A.1.  Tithorea  58.  Uni- 
brien  1 1 9.  Venafrum  ebd. 

Ölpressen.  Pompeji  118. 

öltövi«.  Aegypten  9.   Melite  126. 

Papyrusbearbeitung.  Aegypten  12  fg. 
Alexandria  15.   Memphis  17. 

Pergament.  Pergamum  37  fg.  Rom  ebd. 

Polster.  Gadurci  143.  Loucones  145. 

Polymila,  s.  Buntwirkerei. 

Purpurfischerei  und  Färberei.  Africa 
2  fg.  Amorgos  95.  Amyclae  82.  Ancona 
119.  Anthedon  60.  AquinumllS.  .\rgos78. 
Baleareii  137.  Bulis  59.  Caesarea  (in  Phc- 
uizien)  23.  Galabrien  123.  Gampanien  11G. 
Canusium  122.  Caphareus  88  k.  8.  Carlen 
33.  Garteja  135  A.  5.  Carthago  ä  f.  Chios 
46.  Cissa  55.  Colophon  36.  Corinth  76. 
Cos50.  Greta  97.  Gypern  53.  Cythera  81. 
Eretria  88  A.  8.  Etrurien  107.  Euripus 
59  f.  88.  Gaclulers.  Mauretanien.  Gallien 
138  A.  12.  Girba  s.  Meninx.  Hermione  78. 
Hispanien  130.  Hydruntum  123  A.  12.  lo- 
nien  36.  Itanos  97  A.  1.  Laconien  81. 
I,i'cluni39.    LibvenS.   Lvdda23.    I.vdicn36. 


152 


Maurelnnion  2.  Melilioea  58.  Meniiix  2  f. 
Mile;  33.  Narbo  141.  Neapolis  (in  Phöiiiz.) 
23.  Nisyrus  50  A.  2.  Numidien  2.  Phocaea 
36  A.  2.  Phocis  59.  Phönizien  19.  Picenum 
119.  Propontis39.  Puleoli117.  RhodusSI. 
Salona  55.  Sardes  36.  Sardinien  (?)  126. 
Sarepta  23.  Salurouni  123.  Sicilien  125. 
Sidon  22.  Sigeum  39.  Smyrna  36  A.  2. 
.Styra  88  A.  8.  Sybaris  120.  Syracus  125. 
Tarent  123  fg.  Tel'o  Martius  142.  Tliasos  (?) 
86  A.  2.  Thessalien  58.  ThisIS.  Thyatira 
36.   Tyrus  20  f.   Zuehis  5  A.  9. 

Putz  für  Frauen.  Athen  64.  Patiae  84. 

Raucherwerk.  Syrien  26. 

.Sil  I  benfabrica  tion.  Adramyttium  39.  Ae- 
gina  90.  Aegypten13f.  Alabanda34.  Alex- 
andria 16.  Antiochia  (in  Syrien)  26.  Asca- 
Inn  25.  Alben  69.  Carapanien  116.  Cano- 
pus  ifi.  Capua  HS.  Carien  34.  Chaero- 
nea  60.  Cliios  46.  Cilicien  30.  Cnidus  34. 
Corinth  76.  Cos  50.  Greta  97.  Cypern  54. 
Cyrene  5.  Cyzicus  39.  Delos  92.  Elis  83. 
Engadi  25.  Ephesus  37.  Hispanien  130. 
Jericho  25.  Illyrien55.  Laodicea  (in  Syrien) 
26.  Lycien  34.  Macedonien  57.  Mendesius 
noniusie.  Mysien  39.  Mytilene  44.  Nea- 
polis (in  Campan.)  1 17.  Palästina  25.  Pha- 
selis  34  A.  17.  Phocis  59.  Phönizien  20. 
Pisidien  29.  Praeneste  115.  Rhodus  51. 
Sclge  29.  Sidon  23.  Soli  (in  Cilicien)  30. 
Syrien  26.  Tarsus  30.  Tithorea  59.  Ty- 
rus 22. 

Sandalen.  Palara  35. 

Schafzucht.  Achaja85A.  1.  Acharnac  62 
A.  2.  Apulien121.  Arcadien  83.  Altica  62  ff. 
Bocotien  60  A.  7.  Brundisium  122.  Brut- 
liuni  120.  Calabrien  122.  Clazomenae  35. 
Colchis  43.  Colossae  27.  Coraxer  43.  Cor- 
duba  135.  Corsica  127.  Creta  97  A.  4.  Cy- 
naetha  85  A.  1.  Cyrene  5  A.  11.  Decelea  62 
A.  2.  Erythrae  35^  Euboea  88  A.  5.  Euga- 
neer102A.  12.  Gades135.  Gazelonitis  42 
A.  16.  Insubrer  99  A.  2.  Laconien  80  fg. 
Libyen  3.  Lucanien  120.  Lycaonien  27. 
Lydien  35.  Mantua  102  A.  12.  Megaris  71. 
Phrygien  27.  Pisidien  ebd.  Sabiner  119. 
Sardinien  158.  Selge  27.  Sicilien  124.  Sy- 
baris 120  A.  7.  Tarent  122.  Thessalien  57. 
Thracien  56.  Umbrien119.  S.  auch  unter 
Wollenweberei. 

Scharlachfärberei.  Africa  2  A.  1.  Ani- 
brosus  59  A.  2.  Cos  50.  Galatien  29.  Hi- 
.spanien  130.  Libyen  5.  Nicaea  29  A.  4. 
Sardes  36  A.  9. 

Schiffsbau.  Aegina  90.  Antandros  40. 
Athen  69.  Carien  34.  Carteja135.  Carthago 
4.  Caunus34.  Cilicien  31.  Cnidus  34.  Cor- 
cyra  98.  Corinth  72  f.  Cypern  52  fg.  Cy- 
rene 6.  Cyzicus  39.  Etrurien  110.  Hispa- 
nien 130.  Liburnien  54.  Lindus  50  A.  7. 
MassiliaUI.  Narbo  ebd.  Naxos  93  f.  Ostia 
114.  Paros  93  A.  2.  Phocaea  37  A.  4.  Phö- 
nizien 20.  PisaellO.  Pisaurum  120.  Pon- 
tus  43.  Populonia  110.  Rhodus  50.  Samos 
48.  Sicilien  125,  Side  29.  Sinope  43. 

Schinken,  geräucherte.  Caere  (?)  110. 
Cerretani  133.  Menapier  145  A.  2.  Socjua- 
ner  ebd. 


Schuhe.     Ambracia  58  A.  6.    Amyclae  8i. 

Argos  78.    Altica  64.   Carien  35  A.'s.   Chios 

46.    Colophon   36.     Etrurien  107.    Gallien 

139.     Laconien  82  f.     Rhenea  '?)  92  A.  2. 

RhodusSI.  Sicyon  76.  Thessalien  58. 
scu  tulatae  vestes.    Aegyptenll.  Gallien 

138.  Piscenae  142.  Salacia  136. 
Seidenweberei.  Berytus  21.  23.  Cos48f. 

Phönizien  19.  Syrien  26.  Tyrus  21. 
Seiler.  Capua  118  A.  8.  Marathon  65. 
Silberarbeit.  Athen  51.  Chalcis87.  Ephe- 
sus 37.     Etrurien  106.     Gallia  cisalpina  99. 

Lugdnnum  146.    Ostia  114.    Phönizien  19. 

RhodusSI.    Rom  113.     Sidon  23.    Smyrna 

37  A.  13. 
nir (Söfft.    Aegypten  9.     Laodicea   (Syrien) 

26  A.   5.     Palästina  24   A.   10.     Tvrus  21 

A.  9. 
Spa  rt  um  webere  i.      Carthago   nova    131. 

Hispanien  130. 
Specularii.  Rom  114. 
Spiegel    von    Metall.      Brundisium   124. 

Etrurien  106  A.  11. 
Steinarbeit.    Aegypten  18  A.  1.    Atlica  69. 

Etrurien  106  f.    .Megara  71.    Memphis  17. 

Panopolis  ebd. 
Steingut.  Siphnos  92  fg. 
Steinschneider.   Alabanda  34.  Cypern  52 

A.  3.  Cyrene  6.  Etrurien  107. 
Stickerei.    Athen  64  A.  5.  Campanien  116. 

Phrygien  28  f.  Rom  ebd. 
Tarichos,  s.  Fischfang. 
Thonbildnerei.     Athen  68.     Corinth  74. 

Etrurien  105. 
Tischlerarbeit.     Athen  70.    Chios  (?)  46. 

Laconien  80.  Magnesia  33.  Milet  ebd.  Sici- 
lien (?)  125.  Sinope  44.  Thessalien  57. 
Töpferei.  Aegina  90.  Allifae119.   Argos  78. 

Arrctium  109.    Asta  101.    Athen  65  ff. ;  vgl. 

24.  34  A.  4.  Aulis  60.  Boeotien  59  f.    Cales 

118.  CampanienllS.  Capua  118.  Carien 33. 
Caryslus  88.  Cassandrea  57.  Chios  45.  Ci- 
licien 31.  Cnidus  33  f.  Coptus  18.  Corcyra 
98.  Corinth  73  f.  Cos  50.  Creta  97.  Cumae 
(in  Campan.)  116  f.  Delos  92  A.  1.  Ery- 
thrae 37.  Etrurien  104  ffg.  Euboea  88.  Gal- 
lia cisalpina  99.  Gallia  transalpina  140. 
Gaza  24.  Hispanien  129.  Laconien  80.  Lcs- 
bos  45.  Ligurien  99.  Lindus  31  A.  4.  Lug- 
dunum146.  Megaris  71.  .Melos  95  f.  Mu- 
tina 100.  Naucralis  16  f.  Naxos  93  f.  Paros 
93.    Pergamum  38.    Phocaea  37.    Pisaurum 

119.  Pilhecusa  117.  Pollentia  100  fg.  Rhe- 
dium121.  RhodusSI.  Rom  112  f.  Sagunt 
132.  Samos  46  f.  .SetiallS.  Sicilien  125. 
Siphnus  93.  Surrentum  118.  Syracus  125. 
Syrien  27  A.  2.  Tenedos  44.  Teos37.  Tha- 
sos  86.  Thera  96.  Thurii121.  Thyatira  37 
A.  3.  TiburHS.  Tralles  34.  Velleja  101. 
Verona  (?)  102  A.  9. 

Toreutik,  s.  Erz-,  Gold-,  Silberarbeil. 

Utricularii.  Arelate  142.  Cabellio  ebd. 
Lugdunum  146.  Massilia  141  A.  12.  Narbo 
141.  Nemausus  142. 

Vasenmalerei.  Apulien  121  A.  7.  Athen 
66  ff.  Campanien  115  f.  Capua  ebd.  Clusium 
105.  Corinth  77.  Etrurien  104  f.  Lucanien 
121  A.  7.     Melos  95  f.     Noia  119.     Pantica- 


II.   Sai:hre(;istki 


153 


paeum  44.  PerusialOö.  Thera  96.  Vola- 
terrac  {Oä.  Vulci  i04  fg. 

Waffenfabricat  ion.  Aetolien  38.  .\nlio- 
chia  36.  .\quincum  U7.  Argos  78.  Arre- 
tiiim  )0S.  Athen  68.  Bilbilis  134.  Boeotieii 
.".9.  Caesarea  !in  Cappadoc.  31.  Corniin- 
tum  147.  Carlhago  4.  Carthago  Xova  131  f. 
Chalcis  87.  Concordia103.  Corinlh  75  A.  ä. 
Cremona  103.  Greta  97.  Cvpern  52.  Cyzi- 
cus  39.  Dainasciis  26.  Dapline  ebd.  Edcssa 
26.  Euboea  87.  Gallia  Iransalpina  140.  Ha- 
drianopolis  56.  Hispanien  128.  Irenopolis 
31.  Laconien  80.  Laureacuin  147.  LucalOS 
A.  9.  Lydien  37.  Mantua  103.  Marciaiio- 
polisö6.  MassiliaUI.  Messenieii  r?)  83  A.  9. 
Nicomedia  41  A.  10.  Xoreja  146.  Noricum 
ebd.  Pannonlen  147.  Rhodus50.  Salcrnum 
120.  .Salona  53.  Sardes  37.  Sirmium  147. 
.Suimo  120.  Ticinum  103.  Toletum  134. 
Turiasso  ebd.  Verona  103. 

Wagenbau.  Cyrene  6.  Laconien  80.  Luca- 
iiien  121.  Siciiien  125.  Sicvon  77.  Suessa 
113.  Theben  60. 

Wollen  Weberei.  Achaja  84  f.  Aegyptcn 
lOf.  Africa2.  Altinum  102  Apulien  121  fg. 
Aquileja  102.  Attica  63.  Atrebaten  144  f. 
Baetica  129.  Balearen  C?]  137.  Bardaeer  54 
A.  8.  Bclgica  144  f.  Brixia  102  A.  13.  Brut- 
liuni  (?)  120.  Cadurcer  ;?)  143.  Cales  (?) 
119.  Canusium  121.  Carien  31  f.  Carthago 
3.  Corinth  76.    Cypern  53.    Dalmatien  54  f. 


Damascus26.  Delos  (?)  92.  Elrurien  107. 
Galatien  27.  Gallia  cisalpina  98  fg.  Gallia 
transalpina  137  (T.  Hi.'ipanien  129.  Jerusalem 
26.  Illyrlen  54.  Istrien  ebd.  .ludaea  25. 
Laconien  81.  Laodicea  in  Syr.  26.  Leu- 
eoner  143.  Liburnien  54.  Ligurien  99.  Lin- 
goner  145.  Luceria  121.  Lugdunuiri  146. 
Magnesia  (in  Carien)  33.  Massilia  142.  Mau- 
retaniens. .Megaris71.  Milet31IT.  Mutina 
100.  Nervier14"4.  N'oricum147.  Palaescep- 
sis  40.  Palästina  23  f.  Pamphylien  27. 
Parma  100.  Patavium  101  f.  Pellene  85. 
Percotc  40.  Perusia  ;?,  109.  Philadelphia 
33.  Phönizien  19.  Piscenae  142.  Pollentia 
100.  Pontus  42.  Rom  112.  Salacia  136. 
Samos  46.  Sardes  35.  Sequaner145.  Sidon 
22.  Syrien  25  f.  Tarent  122  f.  Theben  (?; 
60.  Tliera  96.  Thyatira  33.  Tyrus21.  Ve- 
rona 102. 

Ziegelbrennerei.  Arretium  109  A.  3.  Ca- 
lentum  136.  Hispanien  129.  Maxilua  136. 
Pitana  39  f.  Rom  113.   Venafrum  119. 

Z  icg  e  n  haar- Webe  r ei.  .\frica2.  Cilicien 
30.   Hispanien  129.  Phrygien  30  A.  7. 

Zinimerleute  .\quileja  103  A.  5.  Arinii- 
nuni  120.  Bergomum  103  .\.  5.  Brixia  ebd. 
Conium  ebd.  Crcmona  ebd.  Euboea  88. 
Lugdununi  146.  .Massilia  141  A.  12.  Medio- 
lanum  103  A.  5.  Ostia  114.  Pisaurum  120. 
Ravenna  103  A.  3.  Verona  elxl. 


Berichtigungen. 

Seite    4  Anni.  2  Zeile  3  lies:  ^  't'uniinixor  statt  ?j  </'. 
5      »      2      »      5     "      capri  statt  cupri. 
40      ..       3      -.      2     ).     "/fTr/ff  statt /(fi/f. 
4  4       "        5       >■        3      II       ri  arvTni'i''refTfi  statt  i]  nvVTQ. 

57  ..        6       »       2      ::       irrfttfTTrc/.tnin;/«  statt  fiTf  tftJTaXi'niit^n. 

58  "       2       »       2      »       vnoih]uri  riuiov  statt  vnoihiua  tiokoi: 
67       ..       2       ..        4      »       z(u'i/«(I«r  statt  zw««Tnr. 
72  Zeile  1  V.  o.  lies  Tlieocosmus  statt  Tliecosmus. 
88  Anm    2  Zeile  i   lies  ov  statt  au. 

92  Zeile  16  v.  o.  lies  Gefässe  statt  Gefässen. 

93  Anm.  2  Zeile  2  lies :  »aus  der  gleich  anzuführenden  Stelle  des  Schol.  zu  Arist.  Pac. 
143«  statt  »des  Steph.  Byz.« 

94  .1       7       »       1      »      //Twi('o((Ti  statt //r(«)Yu;o(. 
122       »     10       ..       6     ..      Calpurn.  Ed.  11,  68  statt  kl.  I.  68. 


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