SiÄSkTXÄ
S?^^T^^^<^^£Ä
*i^^ü^'^/s
^,^j^i^/^^^^/^^^j^
ÄÄÄ^rS^l^^^
\*^^ft.*^y
>X^^tS2k^^^^^
/•;lp,^^iV^^iV4j>N
^"WÄ^T^^^^
ItS:
"i^y^
^J^^ibV?^^^^
^4))Siy'^4f^^^f^4f^
^^/Trs^/ir^^/tTs^/
^W^
''^ASS^^/?^^^
SJ^'^.^yk^.^yk^.^y^^Ä^^
^^
^^ (N^/TSV^xO 'N'^/O (v^/TJN.^/^ rs^y7 fs
\^/iA!?vs^/ii?l5!\'^
4f>^nK<;x^n^/^MV4^^
^V^f^^^F^'^fi^^;^''
.^^^
jics«d? >. rv^/'? rO^yo fN^/'7 r\'^/0 fs^/
^/ifl R^'^/ü Itv'^/i!? IV^^ •
fÄSiÄTr^^^
lt5^
^nr^
■^ LC ''^
^SX^jS^^^t!
Cf
t^
ij>^4f>^i^/^^^^ ^ U'y^SJ U'/lJvSJ U'/^SJ t^4^^ l^>^^ L^^NJ (•^NJ L/'.mNJ tXrf(v\J U-zn
frXr^t>^
^-^o'^'^^y^'^^
mm'
/^ fv^lby? Cv^yo r^'V'yO fv^/O fs^/
.$:$:^:^
- ^ — _ ,^ - — ^, -- ,^ _- ..
'x^MX/z^MV^^i^ ^^
^„<P§
PREISSCHRIFTEN
GEKKONT UND HERAUSGEGEBEN
FÜRSTLICH JABLONOWSKI'SCHEN GESELLSCHAFT
AT. D' Hugo Blümner, Die gewerbliche Thnligkeä der Volker
des klasalschen Alterlhums.
LEIPZIG
BEI S. HIRZEL.
4 869.
DIE
GEWERBLICHE THÄTIGKEIT
VÖLKER DES KLASSISCHEN ALTERTHUMS
D«- HUGO BLmLXER.
to : foyor oväh' üitiöo^, (^Eoyi'i (J* i* ürtiäu-i.
GEKRÖNTE I'HKISSCHRI
lkipzk;
bei s. iii kz el
isd'.i.
Lösung der von der Fürstlich Jnblonowski'schen Gesellschaft
gestellten Preisfrage :
Eine quellenmassige Zusammenslellung derjenigen Orte des klassischen AUerlhums,
•0 gewisse Gewerbszweige vorzugsiveise geblüht haben.
Geklönt im März 1869.
Vor w 0 r t.
Jedes Volk arbeitet nach seiner Art. Der Griff, wumit es
die Arbeit anfasst, der Blick, mit dem es das Wesen der Ar-
beit erkennt, das Mass, nach welchem es Fleiss, Talent und
Erfolg verwerthet, sind Urkunden seiner tiefsten Character-
züge. Die Seele des Volkes springt aus seiner Idee der Arbeit
hervor, wie aus seiner Praxis der Arbeit. Darum kann man
eben so gut Volkskunde im Erforschen der Volksarbeit studi-
ren, wie die Lehre und Geschichte der Arbeit in der Volks-
knnde neue und reiche Quellen suchen muss.
Eiiiip Gesoliichte des Hnndwerks Ijci den Allen, .so weil wir d;issell)e nu.s
den dürftigen Nachrichten der alten Schriflstelier und den für viele Gebiele sehr
.spärlichen, für die meisten ganz verlorenen Überresten der Hand werkserzeugnisse
beurtheilen können, ist eine Aufgabe, die bis heute noch ihrer Lösung entgegen-
sieht. Eine derartige Geschichte zerfallt naturgemäss in zwei Theile: es niuss
einmal die Technik der verschiedenen Gewerbe, insofern dieselbe sich überhaupt
noch ermitteln liisst, dargelegt, die dabei obwaltenden äussern Einflüsse oder
Veränderungen besprochen werden; und es muss zweitens gezeigt werden, \\o
und zu welcher Zeit bestimmte Gewerbe an bestiminlen Orten besonders geblüht
haben.
An Vorarbeiten für den ersten Theil eines solchen die gesanunle Gewerbs-
Ihätigkeit des Altcrthums umfassenden Werkes hat es bisher nicht gefehlt :%es
sind verschiedene Zweige des Handwerks rUcksicIilliili dii- Tei'hnik eingelifiiden
und scharfsinnigen Erörterungen unterzogen wortlen; aber eine ^s:fiiniieiifas-
sende Darlegung alles dessen, was wir überhaupl auf dicsein (icbii^ der klassi-
schen Alterthuinskunde bis heute wissen und für sicher annelinieii diurcn, ti-lili
noch. Für den zweiten Theil aber eine möglichst enduilliiic und Miwcil d;is bei
tiem steten Fortschreilen der Wissenschaft und den siili t.iLilich nielirendcn ardi.io-
logischen Funden ihunlich ist, abschliessende Untersuchung zu veranlassen, das
war das Ziel, welches die Fürsll. Jablonowski'schc Gesellschaft im Auge hatte, als
VI VniiwoRT.
sie ,ils Preisarbeil für das Jahr 1 808 eine quellcnmässige Zusammenstellung der-
jenigen Orle des klassischen Alterthums verlangte, wo gewisse Erwerbszweige
vorzugsweise geblüht haben, nebst der Hinzufügung der Gillnde dieses Blühens
sowie auch des später eingetretenen Verfalles.
Zwei Wege boten sich dem, der diese Frage zu beantworten unternahm.
Die eine Art der Behandlung war die, dass gezeigt wurde, aus welchen Gegenden
die Völker des Alterthums, vorzugsweise Griechenland und Rom die Erzeugnisse
des GewerbQeisses bezogen, welche hidustrieerzeugnisse sie selbst in hervorra-
gender Weise producirten, welche Veränderungen im Laufe der Zeit darin ein-
traten, und welche Ursachen diesen Veränderungen zu Grunde lagen. Es niussten
bei dieser Art der Behandlung nothwendig die Gewerbe als Eintheilungsgrund
genommen, von ihnen ausgegangen werden. Aber diese sachliche Eintheilung des
Stoffes bot, neben manchen Vorzügen, auch mancherlei Mängel. Es niussten dabei
unumgänglich die einzelnen Gewerbe getrennt, und jedes, bis auf die ganz nahe
verwandten, für sich behandelt werden; es mussten Gewerbe, welche in
Wirklichkeit oft in der nächsten Beziehung zu einander stehen, ohne doch un-
mittelbar verbunden zu sein, gleichsam auseinandergerissen werden, weil der
Gang der Untersuchung nicht durch die Behandlung eires andern Gewerbes un-
terbrochen werden durfte, selbst wenn dasselbe mit dem in Rede stehenden eng
verknüpft, ja oft durch dasselbe bedingt sein sollte. Finden wir doch z. B. häufig
da ein Blühen des Erzgusses, wo die Thonbildnerei eine höhere Stufe der Vollen-
dung erreicht hat; Wollenweberei und Purpurfärberei sind nicht minder oft eng
zusammenhängend.
Diese Nachtheile vermied der zweite Weg, derjenige, welchen ich bei der
vorliegenden Arbeit eingeschlagen habe, der geographische. Wenn die indu-
strielle Thätigkeit jeder einzelnen Gegend oder grösseren Stadt zusammengefasst
als ein Ganzes behandelt wurde, dann war es möglich, auf diesen inneren Zu-
sammenhang der einzelnen Gewerbe aufmerksam zu machen, ihn klarer vor die
Augen zu führen, als wenn jedes dieser Gewerbe für sich und von dem frisch
pulsirenden Gewerbsleben losgetrennt erschien. Andrerseits aber Hess sich bei
difser geographisch-historischen Behandlung des Themas ein ziemlich vollstän-
diges» Bild über die Gewerbsthäligkeit eines Staates oder einer Stadt geben, es
konnlen (Re Aründc für Blüthe oder Abnahme derselben gewöhnlich auf einmal
dargelegt werden, während sie bei der andern, eidographischen Eintheilung
hätten zersplittert oder wiederholt werden müssen. — Und doch ist nicht zu ver-
schweigen, dass auch diese Behandlungsweise wiederum Nachtheile hat; man
vermisst eben das, was uns jene erste Methode bietet, den für die Geschichte der
Gewerbe nicht unwichtigen Nachweis, an welchen Orten ein gewisser Erwerbs-
zweig zu einer bestimmten Zeit vorzugsweise betrieben wurde, wo z. B.
Vorwort. tu
jjlc'ichzeitig die Leimveberei blühte oder die Töpferei u. s. w. Wenn sich dies ;uich
im ganzen aus der Arbeit selbst ergiebt, so ist dazu doch erst ein Zusammen-
suchen nothwendig : und wenn ich auch diesem Mangel einigermassen durch das
beigegebene Sachregister abzuhelfen versucht habe, so bin ich mir doch wohl
bewusst, dass das nur ein Nothbehelf, und da es alphabetisch angelegt und ohne
Commentar ist, einen klaren Überblick nicht geben kann. Der Grund aber, der
mich hauptsächlich bestimmt hat, diese zweite Art der Behandlung vorzuziehen,
ist einfach der, dass mir die Mangel der letzteren Art geringer als die der
ersten erschienen sind. Dem Urtheil des Lesers möge überlassen bleiben, in %\ie
weit ich darin Recht gehabt.
Unter den Begriff der klassischen Völker fallen vornehmlich Griechen und
Römer; es konnte aber unmöglich genügen, Griechenland mit den Inseln und
den kleinasialischen Coloniqen und Italien allein zu behandeln, es mussten auch
alle die Länder hineingezogen werden, wo griechische oder römische Ansiedlun-
gen Cultur verbreitet, Gewerbfleiss geweckt oder genährt hatten. Ich habe dem-
nach überhaupt fast alle diejenigen Völker, welche Theil des grossen römischen
Reiches gewesen sind, behandelt und daher weder Aegypter, noch Phönizier oder
Juden ausschliessen zu dürfen geglaubt, aber bei der Bearbeitung dieser und
überhaupt solcher Länder, in denen die Blüthe des Gewerbes einer früheren
Epoche als der eigentlich klassischen angehört, nur den Standpunkt der Industrie
in der späteren Zeit dargelegt, auf den in der früheren aber nur hingewiesen; es
sind ja in der Regel dieselben Gewerbe und Künste, welche auch noch in den
Zeiten des Verfalls bei diesen Völkern ihre Redeutung behalten haben, ganz ab-
gesehen davon, dass authentische Nachrichten darüber grossentheils el)en erst
aus dieser spätem Zeit herrühren.
Hingegen habe ich diejenigen Völker, welche immer au.sserhall» der soge-
nannten klassischen gestanden haben, gänzlich ausgeschlossen, selbst \\enn sie
in industrieller Beziehung Bedeutendes leisteten und ihre Producle durch den
ll:m(lcl aucii der gebildeten alten Welt zi-iührten. Es gilt das nicht nur von Se-
rirn und liulcni, von denen ja überhaupt nur unbestimmte und abenteiu>rliche
Hrriilite hei den Allen bekannt waren, es gilt das auch von Persern, Meilern,
Ass\ri'iii elc. Denn eiiunal hat die gewerbliche Thätigkeit dieser Völker nur
äusserst selten direclen Einfluss auf die klassischen Völker ausgeübt (venu auch
oft die Gewerbserzeugnisse selbst von nicht geringer Wichtigkeit für die Indu-
strie der Griechen namentlich waren^, dann aber sind unsere Nachrichten dar-
über im allgemeinen sehr spärlich. Weim auch nicht seilen die Industrieerzeug-
nisso, namentlich die Webereien dieser (irienlnlischeii Völker erwähnt werden,
so sind das doch gewöhnlich keine Nachricliliii. wclclie auf Kenntniss der Indu-
strie selber beruhen, wie in solchen Ländern, welche mit Griechen und Hörnern
viii Vorwort.
in nähere Beziehung gelrelen sind, in Kleinasien, Phönizien elc. Was uns von
jenen Manufaclurwaaren eiziihll \\ir(l, beruht zumeist auf der Kenntniss der
dunh den Handel nach dem Westen gekommenen Fahrieate, nicht aber der Fa-
brication selbst.
Ausgeschlossen oder luu- in aller Kürze behandelt habe ich ferner diejenigen
Völker, welche überhaupl kein eigentliches, entwickeltes Gewerbsleben gehabt
hallen. \\(-lchc nie Culturvölker gewesen sind, wie Dacien, Moesien, Germanien,
Britannien elc. Die eingehendste Behandlung, schon weil hierüber die meisten
Quellen zu Gebote standen, verlangte natürlich die Gewerbsthäligkeit von Grie-
chenland und Italien, darnach aber waren auch der überaus wichtigen Industrie
von Spanien und Gallien einige Abschnitte zu widmen.
Nicht nur die Geschichte, auch die geographische Lage der zu behandelnden
Lander selbst zeichnete den Weg auf der Landkarte vor, welcher bei Besprechung
der einzelnen Völker zu gehen war. Es ist das der Weg um das mittelländische
Meer, dessen Küsten ja im Alterthum ganz besonders die Pflanz- und Pflegestät-
len für Bildung und Sitte, für Handwerk und Kunst gewesen sind. Ich beginne
(lenmach mit Africa, wo nach kurzer Übersicht über den übrigen Theil der Nord-
küste das alte Culturland Acgypten unsre Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Von
da weiter gehend, immer der Küste des Miltelmeeres entlang, Phönizien, Palä-
stina, Kleinasien, Griechenland, Italien besprechend, beobachten wir fast die-
selbe Reihenfolge, in welcher diese Völker in der Weltgeschichte bedeutungsvoll
und Ihätig eingreifend auftreten ; und indem wir schliesslich die Industrie Spa-
niens und Galliens betrachten, haben wir einen Überblick über die gewerbliche
Thätigkeit der alten Völker gewonnen, welcher uns von den frühesten Anfangen
der Industrie hindurch bis zur römischen Zeit und bis in die späteren Jahrhun-
derte des Kaiserreichs führt. Denn wenn wir zuerst fast überall auf Handwerke
treffen, deren Übung eine durch lange, oft tausendjährige Tradition überkommene
ist, so finden wir in den Ländern, welche wir zuletzt betreten, grösstentheils
eine noch im Aufblühen' begriffene Gewerbslhätigkeit jüngeren Datums, welche
die Grundlage bietet zu einer neuen Zeit und uns in das Mittelaller hinüber-
leitet.
Bei der Wahl der Erwerbszweige nun, welche zu behandeln waren, mussten
vor allen Din^n die berücksichtigt werden, die wir Handwerk nennen im eigent-
lichen Sinne des Worts. Fiel auch bei den Alten Handwerk und Kunst fast ganz
zusammen, so konnte letztere doch nur nebenbei in den Kreis der Betrachtung
gezogen werden. Fast gänzlich auszuschliessen aber waren alle diejenigen Be-
rufszweige, welche nicht mehr Gewerbe genannt werden können, also die Thä-
tigkeit des Landbaus, Ackerbau, Viehzucht, Weinbau, ferner Jagd, Fischfang etc.
Dennoch aber war es nöthig, hier und da auch darauf aufmerksam zu machen,
Vorwort. ix
weil iniiiiche tlarunlor unzertrennbar sind mit der Ausübung gewisser Gewerbe.
Es musste besonders die Schafzucht berücivsichligt werden, wegen ihrer nahen
Verbindung mit der Wollenweberei ; es war aufmerksam zu machen auf Orte,
welche durch Weinbau sich auszeichneten, weil der Export des Weines die An-
fertigung von Thongefässen nölhig machte und diese oft eine grössere Vollendung
der Töpferei zur Folge hatte. Es mussten ferner solche Gegenden erwähnt wer-
den , wo der Fischfang stark betrieben wurde, weil dort in der Regel auch
Räucheranstalten zu finden waren; und auch der Ölbau konnte nicht über-
gangen werden, weil die Rereilung des Öls fast eben so gut zur Gewerbslhä-
tigkeit gerechnet werden darf, als die damit oft verbundene Fabrication von
Sall)cn.
Dagegen habe ich die Thätigkeit in Steinbrüchen und Bergwerken äusserst
selten behandelt ; eine wirkliche gewerbliche Thätigkeit kann dieselbe um so we-
niger genannt werden, als bei den Allen die dazu benutzten Arbeiter grossen-
Iheils Verbrecher oder Kriegsgefangene waren. Sklavenarbeit war freilich das
meiste, was die griechische und römische Industrie hervorbrachte, aber sie war
es doch in einem andern Sinne als jene Thätigkeit in den Gruben und Steinbrü-
chen. Und ausserdem ist der Bergbau fast noch mehr als Ackerbau, Viehzucht,
Fischerei an locale Bedingungen geknüpft. Vergebens wird man daher eine Er-
wähnung der laurischen Silberbergwerke, der parischen Marmorbrüche suchen ;
nur Eisen- und Kupferbergwerke habe ich deswegen nicht übergangen, weil diese
stets von bedeutendem Einflüsse auf die Gewerbsthätigkeit waren.
Was nun die von mir benutzten Quellen anlangt, so fliessen dieselben frei-
lich nicht so reichlich, wie man wohl wünschen möchte. Was uns die Geogra-
phen und Reisebeschreiber über die Gewerbsthätigkeit der von ihnen besuchten
Länder und Städte mittheilen, ist in der Regel nur wenig ; Strabo spricht noch
am häufigsten über die hauptsächliche Beschäftigung der Bewohner der von ihm
beschriebenen Gegenden, da er gewöhnlich auch über die Nalurproducle des
Landes uns näheres mitlheilt, während der andere Zwecke verfolgende Pausa-
nias dessen nur selten Erwähnung thut. Wii- sind daher weit mehr angewiesen
auf das, was uns Sammler wie Alhenaeus und Plinius bieten, freilich in der
Regel nur kurze, trockene Notizen, die aber deswegen von Werth sind, weil sie
grossehtheils aus Quellen stammen, welche uns nicht mehr zu Gebote stehen.
Im übrigen waren die meisten Stellen hier und da zerstreut. In der griechischen
Litteratur bieten verhältnissmässig am meisten die auf reales Leben zurückge-
henden attischen Komiker, hier und da die Redner; ziemlich viel Notizen, oft
von zweifelhafter Glaubwürdigkeil und nur mit Vorsicht zu benutzen, oft jedoch
auch auf gute alte Tradition zurückgehend, die Le.\icogra|)lien wie Stephanus
Byzantius, Suidas etc. und die Scholiasten, namentlich Euslalhius. In der römi-
X Vorwort.
sehen Litleralur sind es hnupisächlich die Lyriker, die Satiriker, Martini, aus
denen wir solche beiläufige Notizen schöpfen ; von Prosaikern vorzüglich die
Schriftsteller über Landwirthschaft. Historiker und Philosophen konnten nur in
wenigen Fällen herangezogen werden.
Ausser den Schriftquellen waren nun auch die monumentalen Quellen zu
benutzen, vor allem die Inschriften. Können diese auch nur in seltenen Fällen
die Blüthe eines Gewerbes beweisen, wenn nämlich an einem und demselben
Orte Inschriften in grösserer Zahl sich finden, welche sich auf dasselbe Gewerbe
beziehen, so können sie doch oft als Zeugen dazu genommen werden, wenn der
Betrieb dieser oder jener Industrie an einem bestimmten Orte oder in einer be-
stimmten Gegend entweder durch die Schriftsteller beglaubigt oder auch sonst
sehr wahrscheinlich ist und dies nun noch durch epigraphische Funde bestätigt
wird. Ausserdem gehören hierher auch diejenigen Gegenstände der Kunst wie
des Handwerks, welche die Ungunst der Zeiten überdauert haben und uns Zeug-
niss ablegen von der gewerblichen Thätigkeit der Alten, sei es nun direct durch
Angabe des Fabricationsortes , sei es durch andere Anzeichen, aus denen wir
Combinationen zu machen im Stande sind. Hauptsächlich sind das die Erzeug-
nisse der Thonbildnerei, zum Theil auch des Erzgusses und der Glasfabrication.
Allerdings werden einzelne Fälle hier nur wenig Sicherheit geben; wirkliche
Blüthe eines solchen Ei'werbszweiges wird sich bei diesen monumentalen Resten
nur durch Funde von grösserer Menge constatiren lassen. Auch die allen Schrift-
steller selbst geben das nur in den wenigsten Fällen klar und deutlich an; dass
in diesem Lande, in jener Stadt von den Einwohnern vorzugsweise dies oder
jenes Gewerbe betrieben worden sei, das wird nur sehr selten mit ausdrück-
lichen Worten angegeben. In den meisten Fällen müssen wir dann auf einen
grösseren Betrieb irgend eines Handwerks schliessen. wenn die Erzeugnisse des-
selben aus einem bestimmten Orte von den Schriftstellern öfters erwähnt, we-
gen ihrer Vorzüglichkeil gerühmt werden, wenn es direct berichtet wird oder
wenigstens mit Evidenz aus der betreffenden Stelle hervorgeht, dass diese Fa-
bricate nicht bloss für den einheimischen Bedarf, sondern auch für den Export
verfertigt wurden. In allen grösseren Städten Italiens und Griechenlands wurden
ja wohl die meisten Gewerbe, mit geringen, auf localen Bedingungen beruhenden
Ausnahmen, betrieben, eine beiläufige Erwähnung eines Handwerks in irgend
einer Stadt, bei einem Schriftsteller oder in einer Inschrift, kann daher an sich
für uns nichts bezeugen (bei Inschriften eher die Erwähnung von Handwerker-
zünften) ; erst bei häufigerer Erwähnung desselben Gewerbes am selben Orte
können wir mit Recht annehmen, dass dasselbe eine grössere Bedeutung als die
andern eben daselbst betriebenen gehabt habe.
Öfters freilich sind auch diese Erwähnungen zweifelhafter Art. Wenn Indu-
V()HW(iliT. XI
.strieür/t^ugnissf den Njiincii eines Volkes nder einer Sl^ull (r.ijzeii, so ist es in
manchen Füllen schwer zu entscheiden, oh sie tliestn Namen wirklich davon
hatten, dass sie von da kamen, oder ob sie etwa l)loss so benannt wurden, weil
sie nach der daselbst üblichen Art oder Mode ani^efertigt waren, wie also wohl
Kleider im Inlande gefertigt doch mit einem fremden Namen belegt werden
konnten, weil sie nach dem Schnitte jener Nation fabricirt, oder Waffen, weil sie
nach der dort üblichen Bewaffnung gearbeitet waren.
Schliesslich habe ich noch einiges hinzuzufügen ül)er die von mir benutzte
neuere Litteratur. Untersuchungen über Gewerbe im Alterlhum hajjen mir nur
wenige zu Gebote gestanden. Sehr viel verdanke ich der reichhaltigen und schön
geordneten Stellensannnlung , welche Marquardt im zweiten Bande seiner
römischen Privatalterthümer über die Gewerbe giebt. Nur wenige, bei weitem
nicht ausreichende Notizen hingegen bietet die HüUmann'sche Handelsge-
schichte der Griechen, sowie Heeren's Ideen über die Politik, den Verkehr und
den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt. Auch an Specialunlersu-
chungen über einzelne Gewerbe ist Mangel; zu nennen ist hauptsächlich das
unvollendete Werk von Yates, Textrinum antiquorum, die Aufsatze von Ritter
und Brandes über die geographische Verbreitung der Baumwolle im Alter-
thum, von W. A. Schmidt über die Purpurfiirberei, Köhler's TÖQixog (das
sich aber doch grösstentheils auf den Fischfang am schwarzen Meer bezieht] ;
auch einige kleinere Aufsätze in Zeilschriften von Jahn u. a. (Die Werke von
Birch und Brogniart über die Töpferei waren mir unzugänglich.) Grösser
ist die Zahl der von mir benutzten historisch -antiquarischen Untersuchungen
über einzelne Völker, Städte oder Inseln, bei denen auch auf die gewerbliche
Thätigkeit Rücksicht genonunen ist. Von kleinei-en Monographieen ist mir eine
ziemliche Anzahl leider nur dem Namen nach bekannt geworden , ohne dass
ich in der Lage gewesen bin, sie zu benutzen. Überhaujjt bin ich zu meinem
Bedauern zuweilen genölhigt gewesen, ein Cilat aus neueren Werken zu ent-
lehnen, ohne das betreffende Buch selbst einsehen zu können, da es mii' nur
eine Woche lang vergönnt war, auf der Berliner Bibliothek zu arbeiten. Ich
habe, wo dies der Fall ist, meistens den Autor, welchem ich das Cilat entnom-
men, hinzugefilgl. Im übrigen ist auch hier, wie beim Zusanimentragen der
Belegstellen der Allen, möglichsle Vollständigkeil, zumal in den wirhligenn
(jewerben, mein Bestreben gewesen, oiine dass ich mir verhehlte, wie weil ich
noch \()n derselben enlfernl bin und wie \ieler Nachträge und Berichtigungen
meine Arbeil noch bedarf. In manelien l'iijlen aber habe ich gar keine Vollstän-
digkeit be.ibsichtigt, und es kann mir daher nicht zum Vorwurf gemacht wer-
den, dass die in d<'ni aiphabelisehen Ver/eiehnisse UTiler l''isehfang , Olbau,
Schafzucht eil', angegebenen Namen leicht \erdoppell werden konnten.
XII VOUWORT.
Sclilipsslidi k;inii ich os niflit unlcrlassen, den Herren Professoren Wesler-
m.'inn und Roseher, welche, von der Gesellschaft mit der Durchsicht der
vorliegenden Arbeit beauftrap;t, mir ihre beim Lesen gemachten Notizen bereit-
willigst für die Revision, der ich die Arbeil vor dem Drucke unterzog, zur Dis-
position gestellt haben, hiermil meinen ergebensten Dank abzustatten.
Hugo Blümner,
Inhalt.
Seile
Erster Abschnitt : Africa 1
§ 1. Die Xordküsle von Africa iMaurctanien, Numiclicii, Carthago, ilieSyr-
tenküste, Cyrenaica; 1
§2. Aegypten 6
§ 3. Aegypten (Fortsetzung; 14
Zweiter Abschnitt: Asien is
§ 4. Phönizien 18
§ 5. Palästina. — Syrien 24
§ 6. Galatien, Lycaonien, Pisidien mit Pani pli y lie n, Pljrygien . . 27
§ 7. Cilicien und Cappadocien. — Carien und Lycien 30
§ 8. Lydien. — Mysien und Troas 35
§ 9. Die Länder um den Pontus 40
§10. Die kleinasiatischen Inseln Tenedos, I.esbos, Cliios, Sanios; .... 44
§11. Die klcinasiatischen Inseln (Fortsetzung; Cos, Rliodus, Cypern . . 48
Dritter Abschnitt : Europa .'>4
§ 12. Die nördlichen Land ^c haften der griecli i scIi on llalbi nse I illly-
rien, Dalmatien, Liburnicn, Tliracicn mit Byzanz und Macedonien, Thi'ssalion
und Epirus) 54
§ 13. Mittelgriechenland (Acarnanien, Aetolien, Locris und l'hocis, Boeolien) 58
§14. Mittelgriechenland (Attica, MegarisJ 61
§15. Der Pcloponnes (Corinth, Sicyon, Argolis 72
§16. Der Pcloponnes Tortsetzung) (Laconien, .\rcadicn , Messenien, Klis, 79
Achnja 79
§17. Die griccli ischen Inseln (Thasos, Imbros, Lcninos, Euboea, Aegina) . . 85
§18. Die griechischen Inseln (Fortsetzung) (Delos, Seriphos, Siphnos, Paros,
Naxos, Amorgos, Melos, Thcra, Greta, Corcyra) 91
§19. Oheritalien (Ligurien, Gallia cisalpina, Venetien) 98
§20. Mittelitalien (Etrurien) 103
§21. Mittelitalien (Fortsetzung] (Rom und Latium HO
§22. M i ttc I i talien (Schluss) (Campanien, Unibrien, Pirenum, ."iamnium; ... 115
iM.ALl.
Seite
1)23. Untcrilalien Xiirnnion und ßrutlium, Apiilien und Calabrien) 120
§24. Die italischen Inseln (Sicilieii, . Malta, Sai'dinieii) 121
§25. Hispanicn 1-3'
§2G. Hispanicn (Fortsetzung) (Hispania citerior seu Tanaconensis , Hispania
ultcrior: Baetica, Lusilaniem 131
ii -27. Gallla tiansalpina 137
() 2S. Gallia transalpina (Forlselzun;:) (Gallia Narbonensis, Aquilanicn, Gallia
Belgica, Gallia Lugdunonsis) 140
t! 2P. Xoricum 146
Erster Abschnitt.
Africa.
§ '■
Die Nordküste tou Africa.
(Mauretanien, Numidien, Carthago, die Syrienküste, Cyrenaica.)
Die Nordküste Africa's , d. h. Mauretanien, Numidien, Carthago,
die Küste der Syrten und Cyrenaica, haben in der Geschichte der
Gewerbe bis auf Carthago, das als phönizische Colonie Handel und Industrie
eifrig betrieb ', wenig Bedeutung erlangt. Auch als diese Länder (in den Jahren
146 V. Chr. bis 40 n. Chr.) römische Provinzen wurden, scheint die Industrie
sich dadurch nicht gehoben zu haben , \\ie es denn überhaupt eine gewöhnliche
Erscheinung ist, dass die Eroberung eines gewerbOeissigen Landes durch die
Römer in Folge des gesteigerten Bedarfs und der grösseren Ausfuhr wohl för-
derlich auf die Industrie wirkt, dass aber die Römer in einem von ihnen unter-
worfenen Lande, wo Handwerke bis dahin nur gering betriel)en wurden, nieuials
etwa anregend und belebend w irken. Sie konnten eben , da sie selbst keinen
industriellen Geist besassen , denselben auch nicht andern mittheilen. So lebten
denn auch die Bewohner der nordafricanischen Küste nach wie vor ein Nomaden-
leben 2, bei dem kein Gewerbe zur Blüthe gelangen kann.
Das Gewerbe, welches fast allein und vor allen in diesen Gegenden gedieh,
war den Bewohnern von der Natur selbst an die Hand gegeben : der reichlich
und in guter Qualität daselbst erzeugte Flachs führte zu dem Betriebe der Lein-
weberei. Dass dieselbe schon lange vor der römischen Besitzergreifung dort
bestand, ist höchst wahrscheinlich, obgleich die Mehrzahl unserer Nachrichten
aus späterer Zeit stammt; wir haben ja überhaupt von tliosen (legenden aus
früherer Zeit nur unvollkommene Kenntniss und namentlich, was Producle der
Industrie anlangt, sehr spärliche Nachrichten. — Auch auf andere Slolle erslreckU-
1) Cic. republ. II, 4, 7: Nee vero uUa res mityis labefadatdm diu el Carthayinem et Corin-
Ihum perverlil alifiuando, quam hie error ac dissipaliu civium , quod mercandi cupiditale et imn
gandi el agrorum el armoruin cullum reliquerut. Cbor Handel und Gewerbe in Carthaao vgl.
Heeren, Ideen H, 1, 163 ff. Bötticber, Gescliicble der Carlbager, S. 66 IT.
3) Viil. SUnh. XVII, 828 u. 833.
BUmner. Die gewerbl. Thatiglipit d. klass. AU<>rlliuiii8. t
2 I. Africa.
sich die Weberei; Wolle \\^ii(le in den cultivirten Gegenden zu schönen bunten
Stoffen gewebt, und auch Ziegenhaar verarbeitet.
Nächstdem war das Gewerbe , das am häufigsten dort betrieben wnirde und
dessen Erzeugnisse am meisten im Auslande bekannt waren, die Purpur-
fischerei und -Färberei i. Mauretanien — oft, und namentlich bei Dich-
tern, als das Land der Gaetuler bezeichnet, — war hierin namentlich berühmt.
Der gaetulische Purpur und der meningitische waren die besten Sorten,
die in Africa gefunden wurden ^ , und unter africanischem Purpur versteht man
in der Regel gaetulischen 3. Man betrieb dort nicht nur sehr eifrig die Purpur-
fischerei *, sondern es bestanden an den Küsten und auf den Inseln auch bedeu-
tende Purpurfärljereien •'' ; der König Juba hatte solche gegenüber der Völkerschaft
der Autololer auf einigen Inseln angelegt^, welche davon den Namen Insulac
Purpurariae erhielten ^.
So sind denn die Erwähnungen dieses Purpurs in der ganzen römischen
Kaiserzeit sehr häufig. Er scheint ziemlich kostbar ge%\ esen zu sein * ; man färbte
damit namentlich wollene Kleider^, Decken '" etc. Von Wollenweberei ist sonst
in diesen Gegenden nicht die Rede , wonach man vermuthen könnte , dass die
verarbeiteten Stoffe zum Färben nach diesen Färbereien geschickt wurden ; doch
ist auch dort die Schafzucht betrieben und die Wolle an Ort und Stelle gespon-
nen und gewebt worden, zumal als das Eindringen höherer Cultur den ursprüng-
lichen Gebrauch der Kleidung aus Ziegenfellen i' verdrängte. Bildeten doch
Kleider in späterer Zeit einen namhaften Exportartikel Mauretaniens '-.
Nicht minder wichtig war die Purpurfärberei an den Küsten Numidiens
und des Gebietes von Carthago, der bei den Römern y.uT i^oy/ji' Africa ge-
nannten ProNinz. Bei den Carthagern kam zu dem günstigen Umstände, dass der
1) Über den phoenizischen Ursprung der nordafricanischen Purpurfärbereien vgl. Mo-
vers, Phönizier II, 2, 496. 543 u. s. — Auch der Scharlach von Nordafrica war ein in der
römischen Kaiserzeit beliebter Färbestoff; Plin. XXII, 3 : ul sileamus Galaliae, Africae, Lusila-
niae granis coccum imperatoriis dicatum paludamentis.
2) Plin. IX, 127; vgl. XXXV, 45.
3) Hör. Carm. II, 16, 35: bis Afro murice tinclae lanae ; das. Porphyr.: Afro , ac per hoc
Mauro ; significat enim purpuram Girbitanam.
4) Plin. V, 12 : cujtis (sc. luxuriae) ef/icacissima vis sentilur atque maxuma, cum ebori, citro
silvae exquiranlur, omnes scopuli Gaetuli muricibtts, purpuris.
5) Mela III, 10, 4: Nigritarum Gaelulorumque vaganlium ne litora quidem iitfecutida sunt,
Purpura et murice efficacissimis ad tingendum; et ubique, quae linxere, clarissima.
6) Plin. VI, 201 : (insulas) paucas modo constat esse ex adverso AuloMum, a Juba reperlas,
in quibus Gaetulicam purpuram tingere inslituerat.
7) Plin. XI, 203. Ptol. IV, 6, 33. 8) Vgl. Hor. 1. 1. Tib. II, 3, 58.
9) Hor. 1. I. Epist. n, 2, 181 : vestes Gaelulo murice tinctas Sunt qui non liabeanl. Ov. fast.
II, 319: Dal tenuis lunicas Gaetulo murice tinctas. Trcb. Poll. Claud. 14: subarmule uuum cum
Purpura Maura.
10) Vopisc. Aurel. 12: tapetia Afra decem, slragula Maura decem.
11) Varr. R. R. II, 11, 11 : quaedam nationes harum (sc. caprarum) pellibus sunt vestitae, ut
in Gaclulia et in Sardinia.
12) Tot. erb. descr. (Geogr. Gr. min. ed. Müller, Vol. 11) § 66: Haec provincia in veslibus
negolialur.
§1. Die NouDKisTE VON Afric.a. 3
Puri'.ur an ihrer Kiisle in ausnelunt'ndLT Gute t;cfunden wurde, noch die von der
Heimat mitgebrachte Kennlniss der Technik iiinzii, um ihren Färbereien insbe-
sondere BeiTihmtheil zu verschaffen. Der c;ntliagische Puqiur war l)ei den Rö-
mern ungemein geschätzt i, am meisten der, welcher von der, in der kleinen
Syrle gelegenen Insel Meninx oder Girba kain^, auf der in der spätem Kaiser-
zeil sogar eine kaiserliche Puqjurfärberei bestand '.
Aber von noch grösserer Bedeutung war für die Carthager ein anderes,
ebenfalls mit ihrer phönizischen Herkunft in engem Zusammenhange stehendes
Gewerbe, die Weberei. Welche Wichtigkeit die Verfertigung von Kleidern nicht
nur für Carlhago, sondern sicherlich auch für das Ausland, welches dieselben
durch den Handelsverkehr erhielt, gehabt haben muss, kann man daraus ent-
nehmen, dass der Perieget Polemo ein eigenes Buch IIsqI T(Sv kv Kaqyjjdön
Tiinlfov schrieb^. Und nicht bloss Kleider'^ lieferten die carthagischen Webe-
reien, nicht minder beliebt bei griechischen und römischen Vornehmen waren
ihre buntgewirkten Decken , Teppiche, Kopfkissen etc. ". Auch hier können wir
nur annehmen, dass das verarbeitete Material Wolle war; die Heerden der liby-
schen Xomadenvölker lieferten das Material gewiss in genügender Menge , da die
Schafzucht dort seit den ältesten Zeiten heimisch war'.
1) Tib. II, 3, 57 sq.:
Uli selectos certanl praebere colores
Africa puniceum purpurewnquc Tyros.
Sil. Hai. VII, 641 : ' lolumque per agmen
Purpura Agenoreis salurala micabat aenis.
DieNi)lil. dign. regn. occul. c. X p. 49 erwähnt einen Procurator bafiorum omnium per
Africam. .Man hält das, sowie die andern ebendaselbst erwähnten Purpurfärbereien in der Regel
für kaiserliche; M. A. Schmidt, Forschungen auf d. Gebiete d. Alterthums, Bcrl. 1S42, I,
188 fl., meint, es habe nur eine kaiserliche Purpurfabrik gegeben, nämlich die zu Tyrus; die
Procuralores bafiorum, welche hier und anderwärts genannt weiden, hätten ursprünglich den
Zweck gehabt, von den Purpurfärbereien die glänzendsten Stoffe als Abgabe für die kaiserliche
Garderobe oder den Schatz einzutreiben.
2) Plin. IX, 127. Porph. zu Hör. Carm. II, 16, 38 {s. oben). Vgl. Treboll. Poll. Claud. 14 :
Albam suhsericam unam cum purpura Girbitana. Damit ist wahrscheinlich der bei Sid. Apoll.
op. II, 2 erwähnte aclhiopische Purpur identisch. ,
3) Not. dign. I. 1. : Procurator bafii Girbitani.
4) Ath. XII, 541 A. Vgl. Preller, Polemo p. 132 sq. Brandes, üb. d. ant. Nanion n. <l.
gengr. Verbreit. d. Baumwolle im Allerth. (ä. Jahresber. d. Ver. v. Freunden d. Erdkiin.lo in
Leipzig, 1865 S. 91 ff.) S. 115 bezweifelt, dass die Webereien der Carthager eine besondere
Berühmtheil gehabt haben, weil die betreffende Stelle des Polemo nur erzahle, dass die Car-
lhager ein prachtvolles , in Unteritalien fabricirles Gewand gekauft, nicht dass sie es sellisl
fabricirl hätten. Meiner Ansicht nach ist dafür, dass eine Republik ein solches kostbares Klei-
dungsstück auf Staatskosten ankauft, kaum ein anderer Grund denkbar, als der, ilass es in
ihren Webereien als Muster benutzt werden sollte.
5) Ein in Julia Zarai in Mauretanien von L. R e n i e r gefundenoi- Zolltarif führt u. a. auch
veslis Afra auf. S. Mommscn im Arch. Anzeiger 1S58 S. 260.
6) Hermipp. b. Ath. I, 28 A. KaQX'j'i'öt' äctjuiSu; x«l noixlln ■nQoaxuftilnin. Cic. pio
Mur. 36, 75: siravit pelliculis haedinis Icclulos Punicanos. Vopisc. Aurel. 12: lapflia Afra
decem.
7) Vgl. Hora. Od. IV, 85 sqq. Pind. Pyth. IX, 11. Aristol. Probt X, 46. Virg. Georg. III,
339 sqq. - Yates, Textrlnum I, 24 sqq.
( •
4 I- Africa.
Neben tler Wollenw eberci l)lUhle auch die Leinweberei, wenn iiueh der
carthagische Flachs weniger in seiner Verwendung zu Kleidern ' , als in der zu
Netzen und ähnlichen Jagd- und Fischerei-Utensilien'^ bekannt ist-'. Nicht un-
wahrscheinlich ist es, dass in Carthago auch das speciell phönizische Gewerbe der
Glasfabrica tion Eingang und Pflege gefunden hat*; doch fehlen nähere An-
gaben darüber.
Einen nicht geringen Einfluss auf die carthagische Industrie hat , wie natür-
lich, die Unter^verfung und Zerstörung der Stadt dm"ch die Römer ausgeübt. Die
in der Hauptstadt des Landes blühende Weberei scheint in dem Lande weiter
betrieben und bei Neugründung der Stadt wieder aufgenommen worden zu sein,
da die Erwähnungen der punischcn Webereien bei den Sciu-iflstellem auch nach
der Einnahme Carthago's nicht fehlen; von der Waff enfabrica tion aber, die
bei dem kriegerischen Volke eine grosse Ausdehnung gehabt haben muss s, erfah-
ren wir später gar nichts. Sie war bedingt gewesen durch die politische Selbst-
ständigkeit; als diese unterging, verschwanden auch die durch sie hervorge-
rufenen und zu ihrem Schutze bestimmten Gewerbe, die WafTenfabrication und
der Schiffbau*'.
Wie der carthagische, war auch der in Libyen an den Syrten gedeihende
Flachs besonders in seiner Vei-wendung zu Netzen beliebt'. Durch Leinwand-
fabricalion ist diese Gegend sonst weniger bekannt, als weil daselbst ein eigen-
thümUcher Stofl", eine Art Filz aus Ziegenhaaren , fabricirt wurde, wie ihn
namenthch Cilicien lieferte, daher auch bei den Römern der Name cilicium für
solche Zeuge allgemein gebräuchlich war. Aus den Haaren der langzottigen Ziegen
am Cinyps verfertigte man allerlei grobe Fabricate, Taue, Seile für den Gebrauch
der Kriegsmaschinen, und ein dickes Tuch, das zu Mänteln, Säcken, Vorhängen,
1) Vopisc. Aurel. 48: Uneas Afras.
2) Xcn. de ven. 2, 4 ; rüg «ff ÜQxvg 'paaiuvov rj KctQx^iSoviov Xinrov Xüov y.<u rp. iioSia
xni T« SCxivci. Pol!. V, 26: ayxvi; äi xid dixjvct xai lioäin, ro fitf Xiior ainwi' Aiyvmiov
rj 4'aauiVixov r) Kagxr]<J6vioi> t; SagSiavör.
3) Welcher Ail die von Steph. Byz. v. Bv^^ayr^g- xai l/xctTiK 6' IxiT^fv BvCctxtjii!,
erwähnten Gewänder gewesen seien, ob leinene oder wollene, ist nicht zu bestimmen. —
Dass in der Umgegend von Carthago auch Baumwolle erzeugt wurde, zeigt Brandesa. a. 0.
S. 111. Ob die Aethiopier und Carthagcr dieselbe als Rohmaterial exporlirten oder auch in
Garnen und Geweben verarbeiteten, wird nicht berichtet ; von den Carthagern aber ist letzte-
res ohne Zweifel anzunehmen.
4) Auf einer Inschrift aus Lyon bei Boissieu, Inscr. de Lyon p. 426 wird ein vitriatius
aus Carthago erwähnt.
5) Dafür spricht die grosse Menge von Kriegsmaterial , welche sie den Römern nach dem
zweiten punischen Kriege auslieferten, und die Energie, mit der sie in ihrem letzten Ver-
zweiflungskampfe ihre Arsenale in der grössten Schnelligkeit mit nengefertigten Waffen füll-
ton. S. Strab. XVII, 833. Das Rohmaterial holten sie aus dem eisenreichen Spanien. Nach
Sir. p. 830 befanden sich in Nordafrica auch Kupferbergwerke.
6) Als Carthago im dritten punischen Kriege belagert wurde, bauten sie in zwei Monaten
120 Schiffe ; vXt] yccQ fjv änoxtifiiiii naXaia xai ttxi"r(öv nXijOog, Str. p. 833
7) Grat. Cyneg. 34 sq.:
Optima Cinyphiae, ne quid cunclere, paludcs
Lina dabunl.
§ I . Die Nordkuste vo>- Africa. ' 5
Decken etc. verarbeitet \\'urde^ Jedenfalls \NTirde diese Fabrication in jener
Gegend selbst eifrig betrieben 2, und auch die producirten Waaren nach Italien
versandt^; doch mag man jene Ziegengattung \Yohl auch in Italien eingeführt und
auch dort den besagten Stoff gewebt haben.
Auch die Färberei finden wir in diesen Gegenden; man bediente sich dazu
nicht nur des Purpurs*, sondern auch des Scharlachs».
Endlich beschäftigten sich die Bewohner der ganzen nordafricanischen Küste
auch mit Fischfang und mit dem Räuchern der eingefangenen Fische. Beim
entlegenen Gerne*, bei der Insel Meninx' fing man Thunfische in reichlicher
Menge; in Leptis* und Zuchis" waren bedeutende Räucheranstalten, wie
denn auch die den Namen TaQixslai führenden Inselchen denselben von eben
dieser Hauptbeschäftigung der Bewohner erhalten haben müssen i".
Wenig ist uns von den in Cyrenaica betriebenen Gewerben überliefert i'.
Die Pflege des Bodens , der sich durch Fruchtbarkeit und reichlichen Erfrag aus-
zeichnete , scheint den grössten Theil der Einwohner in Anspruch genommen zu
haben , auch nachdem jenes berühmteste Product dieser Gegend , das Silphium,
aufgehört hatte zu gedeihen 12. Bekannt war der Reichthum von Cyrene an wohl-
riechenden Blumen aller Art i^, aus denen man vortreffliche Salben bereitete 1*.
1) S. Marquardt, Rom. Privalalt. II, 90.
i) Plin. VIII, 203 : In Cilicia circaijue Syrtes villo tonsili (caprarum) veslmntur. Virg. Georg.
III, 3H sqq.: Nee minus interea barbas incanaque meiita
Cmypkii londent liirci saelasque comantis
Vsum in castrorum et miseris velamina nautis.
Sil. Ital. III, 276: humerosque tegunt velamine cupri Saeligero. Vgl. Colum. VII, 6, 2.
A'scon. in Cic. Verr. I p. 185 Or. Marl. VIII, 51, 11 : Cimjphius toiisor.
3j Vgl. Mart. XIV, 140.
4) Sil. Ilal. VIII, 436 sq. :
Stat fucare colus nee Sidone tilior Ancon
Murice nee Libyco. — Vgl. Str. XVII, 833.
5) Sil. Ital. XVI, 354 : Cinyphio rector cocco radiabat Hibcrus.
6) Ps.-Aristot. de miiab. c. 136 (148) West.
7) Slrab. p. 835 : äiuxibtt Si fi^xi" •^i'^Qo rä rtSi' äunÜTetov nä&ri xai täp 7ih)ftftVQlä(or,
*aif ov xainov ijii T151' &ijoav T(üc l^d^inov iTztnrjiSäian' ot nQoO^riaQoi xatü anovöijv {Kovxeg.
(Vgl. p. 834: BaU9<oio;, ngög j [sc. ir^ocu] »vivoaxonttov).
8) Plin. XXXII, 18. Nanienllich wurde das dort bereitete Garum gerühmt, XXXI, 94.
9) Strab. p. 835 ; nog(fVQoßaiffia exovaei xai 7npi/fi'«f TtavjoSaTiäs.
10) Str. p. 834. Vgl. Köhler, TÜQiyos (in den McSmoires de l'acad. inip6r. des scienccs de
St. Potersbourg. Six. scSr. T. 1. 1832) p. 363 sq. '
11) Über Ackerbau, Gewerbe und Handel von Cyreue vgl. Tlirige, Res Cyrenciisium
p. 298 sqq. Dass die Schafzuch t in der kruuterreichen Umgegend von Cyreno eifrig betrie-
ben wurde, deuten die Beinamen der Stadt //j^ioipoV/of (Her. IV, 155) und noli/utiXos (l'ind.
Pyth. IX, 6), sowie das Bild des Stieres auf ihren .Münzen an ; vgl. E c k he 1 D. N. IV |i. 125 sq.
128. Mionnct, Descr. VI p. 567 sqq. 574. Die Wolle von Cyreno war im ganzen Miltelallor
und ist noch heul berühmt; vgl. Thrigo p. 302.
12) Über das Silpiiium vgl. Tlirlge p. 304 siic].
i3) Theophr. hisl. plant. VI, 6. Athen. XV, 6SÜA. Plin. XXI, 31 . Cyrenis , tiO, semper
ßores laudatissimi.
14) Atli. XV, 682 C. I'liii. X.\l. 19: Cyrenis iKlnralissinia est , roid.l idcoryuc ibi unyucnliim
putcherrimum. Vgl. Thrige p. 317 sqq.
6 I. Africa.
Anderer Gewerbe -wird gelegentlich auch gedacht; so lieferten die Stein-
schneider daselbst tüchtige Arbeiten 1 ; es wurden Wagen dort fabricirf^ und
auch der Schiffsbau scheint nicht ganz unbedeutend gewesen zu sein^, ob-
gleich Cyrene mehr mit Aegj-pten und dem Innern Africa Handel trieb, der
SchifTfahrt aber und dem Handel weniger Thätigkeit zuwandte <.
§2.
Aegypten.
Wie die Geschichte Aegyptens Tausende von Jahren für uns in ein Dunkel
gehüllt ist , das zu erhellen den Historikern bis jetzt nur hier und da gelungen
ist, so erfahren wir auch von den Gewerben, welche in diesem, durch Industrie
und unermüdlichen Fleiss so hervorragenden Volke blühten, erst in späterer Zeit
Ausführlicheres. Zwar thoilt der alle Herodot gar Manches uns darüber mit, aber
auch er war zum Theil nur mangelhaft unterrichtet, und seine Nachrichten sind
im ganzen so dürftig und oft unklar, dass wir uns daraus kein Bild von dem
gewerblichen Leben der AegjTpter entwerfen können. Der rege Handelsverkehr,
der schon in den ältesten Zeiten von Aegypten aus mit andern Ländern betrieben
wurde, lässt uns schliessen, dass die aegyptische Industrie schon früh einen
hohen Aufschwung genommen habe. Die Spuren des Verkehrs mit Asien führen
uns so weit hinauf, als überhaupt die historischen Nachrichten reichen', und
nach Griechenland brachten die phönizischen Kaufleute bereits in der pelasgischen
Zeit aegyptische Waaren". Obgleich es nun hier nur unsere Aufgabe ist, die
Gewerbthätigkeit der Aegypter zur Zeit der römischen Herrschaft zu betrachten,
aus welcher Zeit ja auch die überw-iegende Mehrzahl unserer Nachrichten darüber
herrührt, so wird es doch nothwendig sein, dass wir dabei, wenn auch nur flüch-
tig, auch die älteren Berichte hinzuziehen, um mit ihrer Hülfe eine vollständigere
Vorstellung zu gewinnen , resp. falsche Auffassungen der späteren Schriftsteller
zu berichtigen.
Unter allen Gewerben, von deren Betriebe wir erfahren, ist keines so wichtig
und wird von fiHher Zeit bis in die spätesten nachchristlichen Jahrhundertc so-
oft erwähnt, als die Leinwandfabrication '. Dieselbe war in Aegypten,
dessen fruchtliarer Boden Flachs im reichsten Masse hervorbrachte **, seit alter Zeit
heimisch, und die Nachricht, dass die Aegypter die Webekunst erfunden hätten.
1) Ael. V. bist. XII, 30: naQrjr äi »av/jäClo&ai xi'i jovi öiayXviioiiug lovi äaxivUovg.
2) Schol. Find. Pytii. IV, 1 ; vgl. ebd. 6.
3) Vgl. Plin. VII, 20S: lembum Cyrewnses (invenere!.
4) S. Hüllmann, Handolsgesch. S. 125 fg.
5) S. Bocckh, Metrol. Untersuch. S. 34 IT.
6) llerod. I, 1. Vgl. Hom. Od. XIV, 288 sqq. S. .Movois, Die Plu.nizier, II, 2, 178 IT. II,
3, 314 ff. Über den Handel Aegyptens vgl. auch Hüll ma IUI, Ilandcisgoscb. S. 126 IT. Hee-
ren, Ideen, II, 2, 672 ff.
7) Vgl. über die aegyptische Leinwcbercl Yales, Tcxtr. p. 252 sqq.
8) Plin. XIX, 14. Vgl. 2 Mos. 9, 31.
§ 2. Aegypten. 7
ist nichts, als ein Ausdruck des Bewusslseins, dass zu einer Zeit, wo bei andern
Völkern von Weberei als Gewerbe noch wenig die Rede war, dieselbe in Aegj'pten
bereits eine hohe Vollkommenheit erreicht hatte i. Wie viele Jahrhunderte vor Chr.
wir dieselbe hinaufzurücken haben , das lässt sich nicht mehr genau bestimmen,
aber die EigenthUmlichkeit dieses merkwürdigen Volkes, an dem einmal Gewon-
nenen ohne Fortschritt, ohne Veränderung festzuhalten, lässt vermuthen, dass die
Weberei bei ihnen in derselben Weise, wie sie llerodot vorfand, schon lange
Jahre bestanden habe 2. Ebenso alt mag jener schon von Herodot envähnte Ge-
brauch gewesen sein , dass die aegyptischen Priester vornehmlich weisse leinene
Oberkleider trugen •'. Auch die gewöhnlichen Aegypter kleideten sich in leinene
Gewänder^, und zwar waren sowohl Obergewänder {TtsqißoXai, ;(Aaivai5), wie
Unterkleider {xndiveg, aaXäaiQig, (pwacav) von Linnen im Gebrauch f'. Aber auch
1) Plin. VII, 196: Aegyplii textilia (invenere) ; vgl. XIX, 7. Schol. Arist. Thesm. 935: ol
iSf AlyvTiTioi XivoTToioi liaiv. — Marquardt, Rom. Privatalt. II, 91. Dass das Weben in
Aegypten im eigentlichen Sinne des Wortes ein Gewerbe war, wahrend es in Griechenland
grosscntheils und noch bis in spätere Zeit eine Frauenarbeit blieb, das zeigt Her. II, 35, der es
als etwas Verkehrtes erwähnt, dass in Aegypten die Frauen auf den Markt gehen, die Männer
aber zu Hause am Webstuhle sitzen. — Die Bearbeitung des Flachses zeigen uns verschiedene
alte aegyptischo Wandgemälde in allen Details; De.scr. de l'Egypte I, 68. Fig. 40. 41. Rosel-
lini, Monum. I tab. 35, 2. 36, 2. Yates pl. 6.
2) Marqu. II, 91: »Doch scheint auch in Aegypten die Leinenindustric nur ein relativ hohes
Alter zu haben ; denn die ältesten der bekannten Mumien sind in Schafwolle gewickelt, und
erst in der 12. Dynastie beginnen die leinenen Binden, welche von da an in Gebrauch geblie-
ben sind. (Parthey zu Plut., Über Isis u. Osiris S. 158.).« — Gemeint sind die Reste des Königs
Mykerinos und der andern in den Gräbern von Turrah gefundenen Mumien. Vgl. auch Yates
p. 256 sqq.
3) Her. II, 37 : taS-iJTa rfi (foQiovai Uv^tjv (xovvrjv xcil vTioSrj^ara ßvßXivct. Plin. XIX, 14:
Superior pars Aegypti in Arabiam vergens gignil fruticem , quem aliqui gossipion vocant, plurcs
xylon, et ideo Una inde facta xylina .... vesles indc sacerdotibus gratissimae (offenbar eine Ver-
wechslung mit der Baumwollenstaude, die Plinius aus Unkcnntniss zum Flachs rechnet). Apul.
de mag. 56 : Sed enim mundissima Uni seges inter optimas fruges terra exorta non modo indului et
amictui sanctissiimis Aegyptorum sacerdotibus sed opertui quoque rebus sacris vsurpatur. Hieron.
in Ezech. 44 (Vol. III p. 1029) : Vestibus lineis utuntur Aegyptii sacerdotes no7i solum extrinsecus
sed et intrinsecus. Vgl. Apul. met. XI, 9. 10. Plut. de Is. et Os. c. 4 p. 352 C. — Die Isis selbst
ist linigera, Ov. ex Pont. I, 1, 51. Ars am. 1, 77, und ihre Priester heissen linigeri. Ov. Met.
I, 747. Juv. 6, 533. Mart. XU, 29, 19. Tert. de anima c. 2. Vgl. Suet. Oth. 12. Apul. Met. II,
28. X, 10. — Schmidt, de saccrd. et sacrif. Aegypt. p. 28 sqq. Marquardt a. a. 0. Wie
bedeutend der Bedarf an weissen leinenen (und baumwollenen) Gewändern allein für die Prie-
sterscliaft in Aegypten gewesen sein muss, zeii^t die von Moroau de Jonnös, Statistlque des
peuples de l'anliquitö I, 31 angestellte annähernde Berechnung, wonach die priesterliche Be-
völkerung des Landes etwa 600,000 betragen hat. Brandes S. 114 fg.
4) Her. 1. I.: tl'ftnjtt Xdin (fo^foini ät\ tfonXviu, (THrrjüivoyTSg tovto fiäUaju. Vgl.
Jesaias 19, 9.
5) Poll. VII, 71 : aivämv cf' (OJi fiiv AiyvTnta, ireQißöXaiov (T «r (it), lö vvy älxnoaaov
xaloifKvor. Ion. b. Ath. X, 451 D: rj r AlyvTuCa . . . XtvovXxo; x^aira.
6) Her. II, 81 : MtSvxam Sl xi.'liörn; Xif^ov; 7ri(>l r« axiXitc Svaavmrovs, roiV xaXtovat
>inXaaC(>ig- Inl rovroiat (Tf tlgCfia tlfinra Xfvxn iTtnyttflXt\Sov <fo(i^orni ■ nv fifiroi ((}■€ lä
tQa faif^fffTcti lifiviic ovi!i avyxnO^timtrttlaifi- ov y«n Saiov. Zu doli Opfern fingen sie al.<o
in leinenen Gewändern ; Grat. Cynog. 42 :
8 I. Africa.
noch anderes wurde aus dem aegyptischen Flachse bereitet; so z. B.Bettdecken',
Segel 2, Netze 3 u. a.
Alle diese aegyptischen Leinenfabricate wurden aber nicht nur für den Be-
darf des Inlandes selbst gefertigt, sondern bildeten auch einen der bedeutendsten
Artikel des aegyptischen Esporthandels *. Die Carthager trieben damit einen
Tauschhandel bis zu den fernsten Küsten des nordwestlichen Africa ^ , zur Zeit
des alexandrinischen Handels wurde aegyptische Leinwand nach den fernsten
Landern gesandt, bis nach den Emporien Arabiens und Indiens"; am grösstcn
aber war die Ausfuhr wohl in der römischen Kaiserzeit, wo aegyptische wie
überhaupt africanische Leinwand , obgleich sie sich nicht durch Dauerhaftigkeit
auszeichnete und auch wohl theuer', spater sogar besteuert war^, sehr gern
getragen wurde 'J und daher von gleichzeitigen Schriftstellern öfters erwähnt
wird '•>. Leider erfahren wir näheres über die Fabrication selbst nur wenig ; doch
wissen wir, dass in den aegyptischen Fabriken, welche für den Export arbeite-
ten, die Kleider entsprechend der Nationaltracht des Volkes, für das sie bestimmt
waren, gearbeitet wurden i'. Auch wurden ausser den gewöhnlichen Leinen-
waaren kostbare Stoffe verfertigt, bei denen man allerlei Figuren in die Leinwand
Vix operata suo sacra ad Bubastia Uno
vestitur sonipes aestivi turba Canopi. —
Poll. Vll, 71 : xaXäaiQis, /irftii' it^vaattvoijog AlyiiTiTios . tan öi xct'i v ifuinrnv xiTcöt'
ytiyvTiTiog, ix Titi/Jog Xlvov.
1) Marl. II, 16, 3: torus a Nilo. Vgl. Ezecli. 27, 7.
2) Herniipp. b. Ath. I, 27 F. : tx d' AJyvnrov r« XQfftctaTii tartct xa't ßvßlovs (doch kön-
nen das auch Segel aus Papyrus sein; s. unten). Vgl. Ezech. a. a. 0.
3) Poll. V, 26.
4) 1 Kön. 10, 28. 2 Chron. 1, 16. Spr. Sal. 7, 16. — Her. II, 105; t6 fjivioi An
Alyvmov ttTTixviVfitvov (iji'oi') xak^irni Aiyvnriop. Trebell. Poll. Gallieni duo c. 6 : cum ei
nuntiatum esset, Aegyptum descivisse, dixisse ferlur : Quid? sine Uno AegypUo esse non possumus?
— Linnen, Papyrus und Glaswaarcn sind die drei wichtigsten Exportartikel Aegyptens, die so
oft zusammen genannt werden ; so Cic. pro Rab. Post. U, 40 : ductae naves Postumi PuteoUs
sunt, auditae visaeque merces fallaces quidem et fncosae chartis et Unteis et vitro delatae cell.
Cedren. I, p. 302 : IttI Jf rijs ßdadiiuqAiyvarov Kaiannog fiarjX!te cinb AU^nvdnfiag ffg tj/j'
Tiögrov 'P(öfi7is, iTTiiffpö/uiroi' .... n^nf^ii, iätuag, /(t(,Trjr, i^Xi«. Vgl. Vopisc. Aurel. c. 45. •
5) Scyl. p. 129.
6) Arr. Peripl. mar. Er. p. 4 .sqq. 13. 16. 28. Vgl. Phil. V. Apoll. VI, 2. Clem. AI. Paed.
IT, 10 p. 239. Polter.
7) Plin. XIX, 14 : Acgyplio Uno minumum firmilalis, pUirumum lucri.
8) Vopisc. Aurel. 45 ; i'ecligal ex Aegypto urbi Komae Aurelianus vitro, charlae, Uni, stupae
constituit. Wie aus dem im Ed. Diocl. c. 17 erwähnten Stempel der feinen Leinenwaaren sich
schlicssen lässt, war das vermulhlich eine Gewerbesteuer; s. Prochor, de S. Joanne hi.st. in
den Patres Orthodoxogr. I, p. 86: xai xnßfX^ov ttXoTov nn AiyvTtjov jöv r/öpri'i' fnnffeö-
fiivov ilfiäriav ärrKfÖQTriaev iv 'lomtri • ißovXfTO iT ovv inl jovi ävTixovg totiov! SinniQÜv.
Vgl. Movers, Pliöniz. II, 3, 319 fg. Marquardt II, 91, Anni. 912.
9) Vopisc. Aurel. 12: Uneas Aegyplias viginti. ib. 48: lineas Afras atque Aegyptias puras.
Carin. 19 : jam quid Uneas petitas Aegypto loquar?
10) Virg. Cir. 179: Non Libyco moUes plaudunlur pecline telae. Marl. XIV, 150. Sil. Ital.
III, 375 u. s.
11) Arr. Peripl. mar. Er, p. 6 : liniTiii ßanßn(>txii \t \i IfAttTinjjhg'jQttßixog /uniihojric,
0 Tf ÜTiXoVi >"" ö xoivog, p. 21 : tuajiauog ii'TÖniog.
§ 2. Aeüypten. 9
webte und dieselbe mit Goldfaden und andern StofTen durchwirkte ', eine Tech-
nik, welche sie bei der Wollenweberei zur höchsten Vollendung brachten. —
Über die hauptsachlichsten Orte, an denen die Weberei betrieben wurde, werden
wir unten sprechen -.
Aus feineren Flachssorten waren vcrmuthlich gefertigt die sogenannten
aivdoveg'^ und die o^cij'ta^, die vielleicht identisch sind mit dem Byssus, der
früher gewöhnlich für Baumwolle erklärt wurde s. Zu diesem Irrlhum haben
namentlich die Angaben der Alten, die in der genauen Bezeichnung, namentlich
bei Fremdwörtern , oft sehr ungenau verfahren , Veranlassung gegeben , da bei
denselben der Byssus bald zum Flachs gerechnet ", bald als Baumwolle beschrie-
ben wird '. Der Beweis , dass der Byssus nur eine feinere Leinwand war, ist
hauptsächlich daraus geführt worden, dass Ilerodot berichtet, man habe die
Mumien in Byssuslappen gewickelt^, die Untersuchung der Mumien aber fest-
gestellt hat, dass dieselben mit Leinwand umhüllt sind 'J. Auch berichtet Herodot,
man habe Wunden mit Streifen von Byssus verbunden'»; man verband jedoch
Wunden nicht mit Baumwollenzeug, wegen der scharfen Ränder der Baumwolle,
welche die Wunde erhitzen, sondern mit Leinwand ". Ausser zu den bezeich-
neten Zwecken verwandte man den Byssus gewöhnlich zu kostbaren, namentlich
I) Her. III, 47 : tfwpi/xß . . . (ovra (tlv Uveov xnl fciKov ii'V(faafi{v(uv avyviör, xfxorrfiri-
/i^i'ov äi xevaoi xitl liQioiai anö ^vXov. Es war das ein Geschenk des Königs Aniasis. Vt;l.
Arr. Pcripl. p. 13 : Ifturia/io; .... (!xovroi.äTog xal rfiK/pi/iro?.
9) Da.ss sich bei den Tempeln oft grössere Webereien befanden, lehren uns die Insclirif-
ten. S. die Inschr. von Rosette lin. 17. 18. Lelronne I p. 244.
3) Poll. VII, 72 : aivämv d' fOTi fjtiv Aiyvnr(a. Luc. Door. conc. 10 : aivööaiv ioTtik/i^ie
AlyvjTTis. Alciphr. ep. III, 46: ainSövr) AlyvTiTln (über diese ungewöhnliche Form vgl. Mei-
ne ke ebd. p. 142).
4) Peripl. 1.1. Clem. Alex. 1.1. Brandes S. 103 ff. hält «rti'JwV und ö.»oV»/ nicht für StofTc,
sondern für Namen von Kleidungsstücken, und zwar Sindon für ein mantelartiges, Othone für
ein shawlarliges Tuch.
5) Vgl. Larchcrz. Herod. T. II p.245. Forster, de l)>sso nnl. Loml. 1770. ItöHigcr,
Kl. Sehr. III, 261 Anm. Becker, Charikles, 11, 333 ff. Heeren, Ideen 1, 1, 10G. Spren-
gel, bist, rei herb. I p. 15. Diese Meinung ist widerlegt worden von Ya tos p. 267 .sqq. und
K. Ritter, Üb. d. geogr. Vorbreit, d. Baumwolle, Abb. d. Berl. Aend. 1851, l'hil.-liist. Alith.
S. 315, wo man die Angaben über die Litteralur und die Beweisstellen findet. Vgl. auch
Brugsch, Üb. d. acgypt. Bedeut. v. Sindon u. Byssus, Allg. Monalschr. f. Wissenscli. u.
Litler. 1854 S. 629 ff. Marquardt II, 92 Anm. 915.
6) Isid. Orig. XIX, 27, 9 : hyssum yenus est quoddmn Uni — quod Graeci papalcn [nnTinviSti)
vocant. Vgl. ib. 22, 15.
7) Philostr. Vit. Apoll. Tyan. 11, äO : r'iir lU flvnnov ifvtaDni Ht'i't^iioi' i/tin'ir öiioioi' fity
t;} i.evxri riiv ßnOtv, izagaTilrjalav äi t;; ij^a rä nttaX».
8) Her. II, 86: xttTcMaaovai näv rö aäiua aiiäöini; ßranivi]( jf-hciiumi xajKrnini/n'riiiiii.
9) S. die Litteratur bei Ritter S. 317.
10) Her. VII, 181: afivQyt) re loiii^foi i« 't).xnc xic) nniSwoi ßvaa/vijt TiXnftiüai xmn-
Xlairovret.
II) Auch sonst erfahren wir, dass die MiMniciihippcii und die ehirurgischen Bandagen aus
demselben Stoffe waren; Kpigr. li. Brunck, Anall. III. Ifiii
\Q I. Africa.
priesterlichen Gewändern •, doch auch zu andern Dingen, wie z. B. zu besonders
prächtigen Segeln 2.
Obgleich nun der aegyptische Byssus offenbar eine Art Leinwand, nicht
Baumwolle war, so darf man doch nicht so weit gehen, die Cultur der Baum-
wolle bei den Aegyptern ganz und gar zu bezweifeln s. Die Nachrichten, die
wir dai-über haben, sind zu bestimmt, als dass man daran zweifeln könnte , dass
die Aegypter die BaumwoUcnstaude gekannt und Stoffe daraus gewebt haben *.
Es werden schon in fi-üher Zeit baumwollene Gewänder en\ ahnt ; zu dem Pan-
zerhemd , das Amasis den Lacedämoniern schenkte , wurde Baumwolle verwen-
det 5. Zu welcher Zeit aber die Baumwolle, als deren Heimat man Ostindien
betrachtet , zuerst in Aegypten bekannt geworden sei , wissen wir nicht " , und
bedeutend scheint weder die Cultur der namentlich in dem nach Arabien gelege-
nen Theile Aegyptens angebauten Pflanze', noch die Fabrication der baumwolle-
nen Stoffe gewesen zu sein.
Auch in der Wo 1 1 e n w e b e r e i leisteten die Aegypter bedeutendes -'. Zwar
einfache Wollenstoffe, wie sie zu gewöhnlichen Kleidern gebraucht wurden, wer-
den selten erwähnt" und scheinen, da die Aegypter hauptsächlich Linnen trugen,
nicht zahlreich fabricirt worden zu sein, noch einen besonders hervorragen-
den Ausfuhrartikel gebildet zu haben; wohl aber erlangte Aegypten, und zumal
Alexandria, Ruhm durch seine buntgemusterten Wollenstoffe, polymita
genannt'". Diese Kunstübung, welche wir in ähnlicher Weise auch bei der Lein-
weberei gefunden haben '* , gev^innt hier ihre höchste Vollendung. Ausser den
kostbaren , mit Thierfiguren , mythischen Scenen etc. durchwirkten Gewändern,
1) Vgl. Aesch. Sept. 1039. Eur. Baccli. 821. Diod. 1,85. Plut. de Is. et Osir. c.39p.366E.
Philo de soran. I, 37 p. 653 (Mangey). Joseph. Ant. III, 7, 2.
2) Vgl. Ezech. 27, 7 (Septuag.i ßvaaog jjstci notxiUai t^ AlyvTcxov). Das Prachtschiff des
Plolemaeus Philopator hatte ein solches ßvaatvov larCov, Ath. V, 206 C.
3) Wie das z. B. Yates thutp. 348 ff. Vgl. Ritter a. a. 0. S. 322 ff. Über Baumwollen-
pflanzungen in Oberaegypten vgl. Brandes S 101 u. 110.
4) Vgl. namentlich PoU. VII, 75 : ijät) iff xal nciQ Alyvitrlois «nb ^vXov Ti igiov ylyyfTai,
l^ ov ifjv ia&ijra Xif^] /j.äV.oi' civ rig (fairj TtQoaeoix^iai , nlriy ro 7Ta)ro;. Auch die häufigb
Verwechslung der Baumwolle mit dem Byssus lässt darauf schliessen, s. Plin. XIX, 14.
Philostr. I. 1. 5) Her. III, 47 (s. oben S. 8 Anm. 1).
6) Vgl. Ritter S. 326. 7) Plin. 1. I. nennt sie g'ossfpion.
8) In der ältesten Zeit trieben die Aegypter die Schafzucht fast gar nicht (1 Mos. 46, 34) ;
erst allmählich fand dieselbe bei ihnen Eingang (2 Mos. 9, 3), und später scheint sie allgemein
geworden zu sein (Her. II, 42. 46. Diod. Sic. I, 36. Arist. bist. an. VIII, 28. Strab. XVII, 803.
812. Plut. de Is. et Osir. c. 72 p. 380 B). Ein Exportartikel scheint die Schafwolle aber nie
gewesen zu sein ; was producirt wurde, ward im Lande selbst verarbeitet. Vgl. Plin. VIII, 191 .
— Tert. de pall. c. 3 sagt , dass Mercur bei den Aegyptern das Wollespinnen erfunden habe.
Auch mögen die Schafherden der Aethiopier und Araber viel geliefert haben ; bei der grossen
Pompa des Ptolemaeus Philadelphus in Alexandrien wurden 130 aethiopische, 300 arabische
und 20 euboeische Schafe aufgeführt (Ath. V, 201). Vgl. Yates p. 21 sqq.
9) Vgl. Her. II, 81 (s. oben S. 7 Anra. 6).
10) Arr. Peripl. p. 28: 7tqo;(v)qiT äi eig ro Ifinögtov .... ifianafiog anXovg xai röfiog
Tiiti'TOiog, noXvfiirot ftüy«» 7i7j%vccTni etc. S. d. andern Stellen unten bei Alexandria.
11) S. oben S. 8 ff. Diese Technik scheint auch auf seidene, von den Serern durch pliöni-
§ 2. Ahgypten. 11
Kissen, Teppichen etc. ' fertigte man auch einfachere Stoffe mit gevvllrfeiten Mu-
stern [scutulatae vestes) an 2 und hatte sogar bereits die Erfindung gemacht,
abgetragenen Stoffen ein neues Musler aufzudruclien ^.
Ebenso alt , ja vielleicht noch älter als die Weberei von Leinen- und Wol-
lenstoffen ist ein anderes Gewerbe, das in Aegypten zur höchsten Bedeutung
gelangt ist und sich daselbst bis in die späte Kaiserzeit hinein erhalten hat,
die Glasfabricalion. Schon in der 18. Dynastie ist sie nachweisbar <, und
auf den um 1800 v. Chr. angesetzten Wandgemälden von Beni Hassan ist das
Blasen des Glases dargestellt 5; die in Aegypten gefundenen farbigen Gläser,
Glasflüsse etc. scheinen einer nicht minder frühen Zeit anzugehören s. Woher
die Aegypter diese Technik überkommen haben , ob dieselbe durch die Phönizier
zu ihnen gebracht worden sei , darüber haben wir keine Nachrichten ; doch ist
letzteres nicht unwahrscheinlich. Bedeutung auch für das Ausland gewinnt die
aegyptische Glasfabricalion hauplsächlich durch ihre kostbaren, kunstreichen
Fabricate , durch die bunlen , in vielen Farben schillernden Gläser , welche na-
mentlich in Alexandria angefertigt wurden ' ; die dazu geeignete Erde fand sich
in Aegj-plen selbst >*. Die Ausfuhr dieser Gläser scheint erst in der römischen
Kaiserzeit Umfang und Wichtigkeit für den aegyptischen Exporthandel gewonnen
zu haben; aus früherer Zeit wird des aegj^tischen Glases ^ und seiner Aus-
fuhr 1» wohl gedacht, aber von ausgedehnter Anwendung desselben im Auslande
erfahren wir erst in der römischen Zeit •'. Da galten denn diese kunstvollen bun-
ten , oft mit erhabenen Ornamenten geschmückten '^ Gläser für sehr kostba-
zische Kaufleute nach Aegypten gebrachte Stoffe angewendet worden zu sein, vgl. Luc. Phars.
X, 141 sqq. : Candida Sidonio perlucent pectora filo,
Quod Nilotis acus percussum pectine Serum
Solvil et extenso laxavit stamina velo.
1) Vgl. Scmper, Der Stil I, 139. 2) Vgl. Arr. Peripl. p. 13.
3) Plin. VIU, 191 : similis (sc. lana scutulato textu] et in Aegypto , ex qua veslis detrita usu
pingitur rursusque aevo dural. Vgl. XXXV, 150.
4) Wilkinson, The Egyptians in the time of the Pharaons, Lond. 18!i7 p. '.S sqq.
5) Wilkinson, Manners and Customs of the ancient Egyptians, Lond. 1857, 111 p. 88.
6) S. die von Marquardt II, 336 Anm. 3053 cilirten neueren Werke über diesen Ge-
genstand. 7) S. unten. 8) Str. XVI, 758.
9) Vgl. z. B. Her. II, 69 : aQnj/^nra U»iva xvtu. Eine hohe technische Vollendung muss
die Glasfabricalion bereits zur Zeit der Ptoleraaeer erlangt haben; vgl. Ath. IV, 129: vtXovs
TzlraS liintixvs ^ov rift' äiti/ierpov , und die Gefässe bei der Pompa des Ptolennaeus Philadel-
phus, Ath. V, 199 D.
10) Die Phönizier brachten acgyptisches Glas bis zu den Acthiopen, ll»ovA1yv7nlttv, Scyl.
p. 55. (Dass darunter Glas zu verstehen ist, zeigt Her. 1. 1. und Arr. Peripl. p. 4 : i.i»t«i vaUji
nktlora yivri; die Conjectur von Falconer: Xlrov Myvnjioi' ist demnach überflüssig.) Walu-
scheinlich waren das bunte Glaskorallen für die putzsüchligen Neger (vgl. Movors, Phon,
a. a. 0. S. 332). — Auch nach den Gegenden am rotlien Meere wurden viele Glaswaaren ge-
bracht, Arr. Peripl. 1. I. und p. 6 : vctli] Xt&la avfiftixTos, p. 28: vaXog i'cQyri.
11) Marl. XI, 11, 1 : calices tepidique toreumata Nili. XII, 74, 1 : Dum tibi iMliavus portal
cryslalla cataplm. Vgl. oben S. 8 Anm. 4.
12) Marl. XIV, 115. Calices vitrei :
Aspicis ingenium Nili: quilms addere plura
Dwn pupit, ah quoticns perdidit auclor opus.
Vgl. XI, n : toreumata Nili. Die Allen, dir liekaniillirli in der Cliisfahricalion sehr vorgeschril-
12 I. Africa.
res ' Hausgerälh, mit dem man äusserst vorsichtig umgingt; als Hadrinn Aegyplen
liesuchle, sandte er den Seinigen solche Becher als ein werthvolles Geschenk,
dessen sie sich an festlichen Tagen beim Mahle bedienen sollten*. Die mühevolle
Arbeit , bei der so leicht gar viele Exemplare zerbrechen konnten , ehe eins ge-
lang ^, erklärt den hohen Preis derselben hinlänglich. Wie das Linnen, so belegte
Aurelian auch das aegyptische Glas mit einer Abgabe ^.
Das dritte der in Aegypten seit ältester Zeit betriebenen und bis in die nach-
christlichen Jahrhunderte blühenden Gewerbe ist die Papyrusfabrication •'.
Diese hauptsächlich im Nildelta gedeihende Pflanze' war für die Aegypter ein
wahrer Schatz ; denn ausser dem Papier, das für uns ganz besonders in Betracht
kommt, bereiteten sie aus derselben auch noch alles mögliche andere: kleine
Boote ^, aus dem Baste Segel", Kleider, Decken und Teppiche i", Sandalen",
Siebe 12 j Stricke '* etc. Alles dies hat für uns weniger Bedeutung ; denn wenn
auch diese Fabricationen eine grosse Anzahl von Personen beschäftigen und keinen
kleinen Theil der acgyptischen Industrie ausmachen mochten, für die ausser-
acgyptischen Länder waren sie von keiner Bedeutung; denn es scheint nicht, als
ob diese Papyrusfabricate auch im Auslande viel Anwendung gefunden hätten.
Sie mögen also nur für den Bedarf im Lande selbst angefertigt worden sein.
ten waren, verstanden es, die Glaser nacli dem Gusse noch zu ciseliren. Plin. XXXVl, 193 :
aliud lorno teritur, aliud argenti modo caelatur. Quint. 11, 21, 9. Vgl. Minutoli, Üb. d. Anfer-
tigung u. Nutzanwendung d. farbigen Gläser b. d. Alten. Berlin 1858. S. 5. Datier kommt
denn aucli der Ausdruck toreumata vitri , Marl. 1. 1. und XII, 74, 5. XIV, 94, 1. (Vgl. Ma'r-
quardtll, 340 Anm. 3082.)
1) Vgl. Str. XVI, 758: nolazcleli xajuaxsvaC. 2) Marl. 11. II.
3) Vopisc. Saturn. 8, 6: Calices tibi alassotites [id est] versicolores trmismisi , quos mihi
sacerdos templi obtulit, tibi et sorori meae specialiter dedicatos, quos tu velim festis diebus conviinis
adhibeas. Vgl. Treb. Poll. Claud. 17: misi autem ad eum . . . calices Aegyptios operisque diversi
decem.
4) Mart. XIV, 115 (s. oben). Krause, Angeiol. S. 41 folgert aus dieser Stelle, »dass die
Aegypter schöne Glasgefässe zugleich mit kunstreicher Verzierung ausstatteten und darin oft
zu weit gingen und dadurch die einfache Anmuth zerstörten.« Mir scheint der oben angege-
bene Sinn näher zu liegen. 5) Vgl. S. 8 Anm. 8.
6) S. die reichhaltige Litteratur bei Mar qua rdt II, 389 Anm. 3439.
7) Vgl. Str. XVII, 800 u. s.
8) Her. II, 96: lacodey Si tkj ägfioviag, iv wv tnäxTioaiv i^ ßvßXi^. Plin. VII, 206: In
Nilo (naves ßunt) ex papyro et scirpo et hirundine. XIII, 72 : radicibus incolae pro ligno utunlur,
nee ignis tantum gratia , sed ad alia quoque ulensilia vasorum ; ex ipso quidem papyro navigia
texunl. Vgl. VI, 82. Solin. 56. Plut. de Is. et Osir. c. 18 p. 35SA. S. Bötligcr, Kl. Sehr.
III, 365 ff.
9) Her. I. 1. laiM di ctxnvUCytff yotoviui , tarloiai äi ßvßUvoiat (vgl. Eust. ad Dion. Per.
V. 912). Plin. XIII, 72 : e libro vela tegetesque, nee non et vestem, etiam stragulam et funes (texunl)
Vgl. Movers a. a. 0. S. 320. 10) Plin. I. 1.
11) Die Priester, die lederne Schuhe nicht tragen durften, weil sie von unreinen Thieren
kommen, trugen nur solche, Her. II, 37 : ot tgitg ifoQiovai inoSri^nra ßvßhva. Vgl. Eust. 1. I.
Daher lässt auch Martianus Capeila in seiner allegorischen Hochzeit die Philologie Schuhe aus
Papyrbasl anziehen, Nupt. Phil, et Merc. II, 4 p. 100: Calceos ex papyro textiti subligavit : ne
quid ejus membra poilueret morticinum.
12) Plin. XVIII, 108 : Aegyptus e papyro atquejuuco (crebra invenit).
13) Plin. XIII, 72.
§ 2. Aegyi'tex. 13
Anders aber verhält es sich mit der Bereitung des Papiers, welche in Aeg\plen
seit alter Zeit bekannt war ' , obgleich Herodot, wo er vom Papyrus spricht -, die
Benutzung desselben als Schreibpapier gar nicht erwähnt ; er spricht überhaupt
da nur von den essbaren Nilpflanzen und berührt die anderweitige Benutzung
des Papyrus nur gelegentlich, hielt vielleicht auch die Erfindung des Papiers gar
nicht für aegyplisch ^. Wann das Papier in Griechenland eingeführt worden sei,
darüber haben wir keine bestimmten Nachrichten ; man kann vermuthen , dass
es zu jener Zeit geschah , als Aegypten durch Psanunetich dem Handelsverkehr
geöffnet wurde, also um die letzte Hälfte des 7ten Jahrhunderts. Einen eigentlichen
Aufschwung und namhafte Bedeutung für den Handel erlangte die Papierfabrica-
tion erst unter den Ptolemäern , als Litteralur und Wissenschaft schon in hohem
Grade Gemeingut der civilisirten Welt geworden waren. Nunmehr geht das
aegyptische Papier in aller Herren Länder und wird der dritte bedeutende Artikel
des aegj-ptischen Exporthandels *. Seine Fabricalion beschäftigte eine grosse An-
zahl Arbeiter , namentlich in dem gcwerbfleissigen Alexandiia ■^. Unter Aurelian
musste Aegypten auch für das Papier an die Stadt Rom eine Abgabe zahlen '',
und noch nach der Eroberung Aegyptens durch die Araber kam Papyrus von
dorther nach Italien', obgleich sich die Papierfabrication daselbst schon längst
eingebürgert hatte.
Von den andern in Aegypten in gröSserem Massstabe betriebenen Gewerben
haben wir noch zu gedenken der S a 1 b e n f a b r i c a t i o n und der R ä u c h e r a n-
stallen. Die aegyptischcn Salben waren so vortrelllich, dass sie zu Plinius
Zeit fast alle anderen an Güte übertrafen*; am meisten wurde das oencmthinum
und cyprinum gelobt". Griechische und römische Schriftsteller ei-wähnen sie
1) Das zeigen die aegyptischcn Papyrus, deren Daten nach Cbampollion d. J. bei Du-
reau de la Malle, Memoire sur le papyrus et la fabrication du papier chez les ancicns i. d.
M6m. de I'Inst. XIX P. I p. 153 bis in's 18te Jahrh. v. Chr. hinaufreichen sollen. Vgl. Wil-
kinson, Manners and customs etc III p. 150. Marquardt a. a. 0. Anm. 3440. — Die An-
gabe des Varro bei Plin. XIII, 68 ; et hanc (papyrum) Alexandri magni victoria repertam auclor
est M. Varro, condita in Äegypto Alexandria , ist demnach entweder ein Irrthum , oder so auf-
zufassen, wie Böttiger a. a. 0. S. 382 will, dass bis auf die Eroberung Aegyptens durch
Alexander die Papierzubereitung in Aegypten als ein persisches Regal behandelt und den Aus-
ländern sorgraltig verborgen war, sodass seine Zubereitung nun erst auch auswärts bekannt
wurde.
2) II, 92. 3) S. Bölliger S. 379.
4) Hermipp. b. Alh. I, 27 F.: ix ^ AlyvnTov ßißlovg. Pliilostr. Vit. Soph. 11, 21,2: (ifoCxa
3i nwT»; xa\ an AlyvnTov Xtßaiaiiog, l).(<fii(, fivnof, ßvßXus, ßißUti xal Ttäaa i) roiwiTf äyoitä.
Syniinach. Ep. IV, 28 : Aegyplus papyri rolumina bibliolliccis foroQuc tcxuit. Vgl. Plin. .\lll, 76.
Marl. XIII, 1, 3. Cassiod. Var. XI, 38. S. oben S. 8 Anm. 4.
5) Vgl. Vopisc. Saturn. 8.
6) Vopisc. Aurel. 45. Vgl. Mommsen, Corp. Inscr. Lat. I p. 385.
7) S. Marquardt a. a. 0. Anm. 3441.
8) Plin. XIII, 26: lerrarum omnium Aegyplus accommodalissima unguenlis. Vgl. XII, 134.
9) Plin. XIII, 5: oenanthinum in Cypro, deinde in Aegypio praepositum. §6; nwx hacc abs-
tulit Phoenice et cyprini laudem Aegypto reliquit. § 12 : cyprinum oplimum Sidonc, mox Aegypio.
Apollon. b. Ath. XV, 638 F.: xvnQiyov 7rQox(xi>iini lü fi Aiyv:i7(ii. Vgl. Polt. VI, 104. Claud.
epithnl. Poll. 123.
14 I. Africa.
häufig'; auch in der Medicin fanden sie niannichfache Anwendung 2. Auch aus-
serhalb Aegyptens waren daher diese Salben sehr gesucht und wurden von den
Kaufleuten selbst zu den Aelhiopen und zu den fernen Küsten des rothen Meeres
gebracht''. — Mehrfach genannt werden ferner die in Aegypten bereiteten Far-
ben^. Auch das aegyptische Kraftmehl hatte Ruf».
Fischfang und Räucheranstalten bestanden hauptsächlich am MI,
dessen Fische nicht nur den Anwohnern reichliche Nahrung boten, sondern auch
als raQiXt] ^ilyvnxia in grossen Mengen exportirt wurden ''. Bei den Griechen
scheinen sie nicht sehr beliebt gewesen zu sein '.
Endlich möge als ein für Aegypten ganz eigenthümliches Gewerbe das Ein-
balsamiren erwähnt werden. Die Sitte, die Todten einzubalsamiren , war
allgemein und erforderte ein sehr künstliches Verfahren ^ ; es ist nicht zu bezwei-
feln, dass eine grosse Zahl von Leuten dadurch ihre Beschäftigung erhielten.
§3.
Fortsetzimg.
Unter den Städten Aegyplens nahm unter der Herrschaft der Ptolemaeer
sovohl, wie später unter der lömischen , Alexandria in jeder Beziehung den
ersten Platz ein. Wie Kunst und Wisseflschaft hier Pflege und Aufmunterung in
einer Weise fanden, wie sie nur selten in der Geschichte dagewesen ist, so
erreichte auch der Handel und die Gewerbthäligkeit der Einwohner eine Höhe,
die nicht wenig dazu beitrug, Alexandria zu der Weltstadt zu machen, die sie in
der römischen Kaiserzeit war 9. Nach allen Weltgegenden gingen ihre Schiffe ; die
fernsten Küsten sandten ihre Schätze, welche hier aufs neue verladen nach allen
Richtungen der civilisirten Welt versandt wurden '". Hand in Hand mit diesem
wahrhaft grossartigen Handelsverkehr ging ein staunenswerther Gewerbfleiss.
»Niemand«, so schreibt Hadrian von Alexandria aus an seinen Schwager Servia-
1) Ath. II, 66 D. Achaeus ebd. XV, 689 B. Antiph. ebd. E u. XII, 553 D. Dioscor. I, 63.
Poll. VI, 104. Clem. Alex. Paedag. II, 8 p. 207 u. s.
2) Vgl. Hippocr. II p. S36. 556. 568. 710. 743. 811. 813. S. Movcrsa. a. 0. S. 323.
3) Philostr. Vit. Apoll. VI, 2 : ätpmöfterog tn\ itt Ai^ioTzuiv rc xal AlyvnrCiov oqicc XQva(^
r uarifjt{) h'{Tvx€ xal kCi'M xal i}.i<f«VTt xal (liCais y.al fivnM xnl ocQUftaai. (Hier .sind zugleich
die zutii Tauschhandel bestimmten Gegenstande mit angegeben.) Air. Peripl. p. 13 u. 23.
4) Theophr. de lapid. 8, 55. Plin. XXXIll, 161. Dioscor. V, 106.
5) Plin. XVIII, 76 sq. Dioscor. I, 123.
6) Diod, I, 36: /(U()(f äi. riSv eiQtj/jiivoiiv &t]iiitov 6 NiiXog fyai naiToiii y^irj ?/,9i)a)i' xal
xara rö nXTi&os änima • toi; yäo iy^iooCoK; ov uovof ix rtSv Tinoaifccrto; aXiaxofi^iior naof-
Xerai iSatpilrj rijv aTioiavniv itXlti xal nli]3og tlg TKoi/f/ar fiilrjan' av^xifiTTTor. Vgl. ib. 52.
Xenocr. bei Oribasius I p. 158 (d'Aremb.). AiyvTTxia rafilxr] bei Poll. VI, 48.
7) Vgl. Ath. 111, 118 K. 119C. Doch nennt sie Lucian Navig. 15: tu NttXüia lavrn raij//i]
TU hnxä. S. Kohler, TÜqixos, p. 366.
8) Vgl. Her. II, 85 sqq. Strab. XVI p. 764.
9) Vgl. Fried liinder, Bild. a. d. Sittengeschichte Roms, 2. Aufl. II, 82 ff.
10) Der Export- überstieg den Importhandel bedeutend ; Str. XVII, 793: Tarnj iS^ xal i«
fxxofjiCoiifa (g'AXfiatSQitag nUtut liäv fiaxo/ji^ofi^viov for(v Vgl. ebd. p. 79S.
§ 3. Aegypten. 15
nus, »ist hier unlhätig, jeder belreibl irgend ein Gewerbe. Die Podagrischen haben
zu arbeilen, die Blinden zu thun, und nicht einmal wer das Chiragra hat, geht
müssig« '.
Am berühmtesten waren schon in frührömischer Zeit die alexandrinischen
Webereien, ein Industriezweig, den wir schon oben als einen der wichtigsten
Aegyptens bezeichnet haben. Alle Sorten Stoffe wurden verfertigt, von den
gewöhnlichsten Linnenzeugen ^ bis zu den gemusterten , aus mehreren Fäden
gewirkten Stoffen, den polymita ^, in denen Alexandria, dem auch der Ruhm der
Erfindung dieser Zeuge zugeschrieben wurde'', sich besonders auszeichnete i.
Die Fabricate der alexandrinischen Webereien waren die ganze Kaiserzeit hin-
durch beliebt s, und noch im Mittelalter behaupteten sie ihren Ruf".
Nächst den Webereien waren die Glashütten in Alexandria weltbekannt.
Hier w-urden jene künstlichen , in allen Farben schimmernden und die mannich-
fachsten Formen irdener Gefässe nachahmenden Prachtgläser angefertigt , welche
zu den berühmtesten Ausfuhrartikeln Alexandricns gehörten und die Tafeln der
römischen Grossen schmückten ^.
Femer sind zu erwähnen die Papyrusfabriken^, welche alle Arten
Papier, vom dünnsten Blatt bis zum gröbsten Packpapier lieferten 'o und mit ihren
Erzeugnissen die ganze Welt versorgten •'. Und wie diese vermuthlich bis ins
1) Die ganze Stelle lautet bei Vopisc. Saturn. 8 ; genus hominum sediliosissimum . . . Ciiilas
opulenla, dkes, feeunda, in qua nemo vivat otiosus. Alii vitrum cotiflant, ab aliis Charta conficilur,
alü linyphiones , omnes cerle cujuscunque artis et videnlur et hahentur. Podagrosi quod agant
habent; habent caeci quod faciant; ne chiragrici quidem apud eos otiosi vivunl.
2) Solche werden die Kleider gewesen sein , von denen Alexandria ganze Schiflsladungen
nach Britannien schickte, s. Prochor, de S. Joanne hist. in den Patres Orthodoxogr. I p. 86
(cilirt bei Movers, Phönizier II, 3, 98).
3) S. Marquardt II, U1 Anm. 1329.
4) Plin. VIII, 196: plurimis liciis texerc quae polymita appellant Alexandria histiluit.
5) Plaut. Pseud. 1, 2, 14 (147) : Alexandrina beluala conclmliala tapetia. I.ucan. Phars. X,
125: ul mos est Phariis miscendi licia teils. Ath. V, 19GF.: /nwvf; yj>vao'viitii iifa:iT(Sfg ii
XttV.iaiai , Tii'h fih aixövag (^ovaai Ttov ßaatXiujv li'Vffaaju^nas , al J^ fivOixtc; i5ia9^afi(.
Die phantastischen Thierfiguren, welche den Teppichen eingewebt wurden, kamen von den
Assyrern frühzeitig zu den Juden und von diesen kam diese Art der Tapetenwirkerei nach
Alexandria. Vgl. Buhle in Erscli-Gruber's Encycl. I, 7, 24 fg.
6j Mart. XIV, 150. Ed. Diocl. c. XVII. XIII, 7. 16. 37. Dazu Mominscn p. 61.
7) Anastas. Bibl. de vilis pontif. Romae 1718. Vol. I p. 346: fecit velum Alcxandrinum,
Itabens phasianos duodecim fanno 827). S. Marcjuardt a. a. 0. Anm. 1330.
8) S. oben S. 11 ff. Ath. XI, 784 C: xnrnffxfi'Kfoi/fft J^ oi iv 'yl).l^ttvä(tl((c Tr/i' vakot finitQ-
Qt'Hud^ovTtg noXI.Kxig nokXttig [noXlaig xtü iroixdtiig Moinckc) lä^aiq norrioliav, narrog jov
7iaiTt(/o9(i' xnraxoijiCoft^rov xfQciuov Ti]V iöfav fti/uovfi€Pot. Strab. XVI, 758 ; i'ixouan iS" fr
TJJ 'ytlf^avifQldf nana riär vaXoVQyiür ihaC Tirn xal xar AXyvnror vaXtzir yijv, >;f jj'Wpif oi'/
oior Tt lug noXv)(i>6ovg xnX nolvitldg xaraaxtvag unoTiXealHjrtti, xa&iineQ xa\ äXXoig nXXmr
(iiyiitirtüv 6üv. Vgl. Krause, Angeiologie S. 38 (T.
9) S. oben S. 12 fg. Vopisc. Saturn. 1. I.
10) Plin. XIII, 74 sqq. Marquard t II, 389 IT. Vgl. auch Pascha lius de coronis p. 6S4.
Caylus, M6m. de l'acad. XXVI, 278.
11) Tot. orb. descr. § 36: Sed et in hoc vatde laudanda est (Alexandria' , quod omni mundo
sola Chartas cmittil , quam speciem licet vilcm sed nimis utilem et neccssariam in nulla provincia
nisi tanluni apud Atcxtindrinm iinenies ahundnre
16 1. Africa.
spüle Mittelaller hinein blühten, so h;il)en auch die kostbaren Erzeugnisse der
Weihrauchfabriken noch in der späten Kaiserzeit ihren Ruf bewahrt'.
Auch die alexandrinischen Salben waren berühmt, zumal zur Zeit der Köni-
ginnen Arsinoe und Berenice, die der Salbenfabrication ihre Aufmerksamkeit zu-
wandten 2.
Keine der andern Städte Aegyptens hat in der Industrie auch nur entfernt
eine solche Höhe erreicht, wie Alexandria. Die meisten Namen werden uns ge-
nannt von Orten, an welchen die Lein Weberei betrieben wurde; und selbst-
verständlich war in der klassischen Zeit, mit der wir es hier ja nur zu thun
haben, der regste Verkehr in Un teraegypten. Die Leinweberei blühte da
namentlich in Butos'', Canopus^, Cäsium^, Tanis^ und Pelusium ';
die Dichter scheinen sogar Ihmm Pelusiaacm für gleichbedeutend mit Aegyptium
zu brauchen. In Canopus bestand auch eine Fabrik berühmter Cypros-
S a 1 b e 8 ; und nicht minder bekannt als der Wein waren die S a 1 b e n des M e n-
desius nomus^. In Diospolis wurden Glas waaren undGefässe verschiede-
ner Art verfertigt'"; Naucratis war berühmt wegen seiner Kränze winder",
und daselbst betrieben auch die Töpfer ihr Gewerbe, deren Gefusse, namentlich
1 ) Tot. orb. descr. § 35 : Haec (Atexandrla) aromata et diversas species pretiosas omnibus
retjionibus emiltit. Die Arbeiter in diesen Officinen wurden streng bewacht, damit sie nichts
von dem werthvollen Stoffe entwendeten ; sie mussten mit Masken arbeiten und naclil die
Wcrlistalt verlassen : Plin. XII, 59; Alexandriae, ubi Iura interpolantur , nulla satis cuslodil dili-
gentia officinas; subligaria signantur opifici, persona additur capiti densusve reticulus, nudi emil-
tuntur.
ä) Ath. XV, 689 A: ^'xjuoat äi xcil ra i,' '.-J/itSai'd'Qiui [fiVQo.) <Sia 7ii.ovrov xal Jia liiV
'.Inaivöris y.al BfQCvixrjg anoväriv.
3) Plin. XIX, 14: qualuor ibi genera (Uni) : Taniticum, Pelusiacum, Buticum, Tenlyrilicum,
regionum nominibus, in quibus nascuntur.
4) Grat. Cyiieg. 42.
5) Sleph. Byz. v, A't'tatof ■ u(f ol ir r;] (Ji'i ;;Ön'« tu Kuaiunixü i/juiia.
6) Plin. 1. I.
7) Plin. 1. 1. Sil. Ital. III, 24 :
velantur corpora Uno
Et Pelusiaco praefuUjet slamine Vertex.
ib. 374 : Saetabis et telas Arabum sprevisse superba
El Pelusiaco filum componere Uno.
Der jüdische Hohepriester trug am Versühnungstage Kleider aus pelusischer Leinwand ;
s. Movers a. a. 0. S. 318.
8) Plin. XII, 109. Luc. Navig. 15. Aucli Backwaaren aus Canopus werden erwähnt,
Ath. XIV, 647 C.
9) Plin. XIII, 4: laudatissumum (unguenlumj fuil antiquitus in Delo insula, poslea Mendesium.
ili. 5 : cyprinum — in Aegyplo , ubi Mendesium et melopium subito gratius factum est. Vgl. ib. 8
u. 17. Apoll, b. Ath. XV, 688 F. Dioscor. I, 23. 62. 72. 73.
10) Arr. Peripl. mar. Erythr. p. 4 : iiQOXMQfT iff ilg ronovg jovtovs . ... xal hOCag vaX^g
TzXiuiva yivii xal «AAijj fiV(>(>(riig, rijg ytrofiäi/rig L' JioanoUi. Darauf ist wohl auch zu bezie-
hen Prop. V, 525 : Seu quac palmiferae mittunl venalia Thebae,
Murreaque in Parthis pocula cocla focis.
Vgl. Böttiger, Kl. Sehr. II, 157.
11) Alh. XV, 671 E. 675F. 676E. Vgl. Bfittiger, Sabinn I, 228.
§ .i. Aegyptkn. 17
die Becher, von vorzUi;liclier Arlieii waren'. An den Ni I m iindungen waren
bedeutende Riiuoheranstallen, sowohl an der pelusischen-, als an der
canopischen Mündung^; dieselben giniien sicher auf phönizischen Ursprung
zurück *.
In Mittel-Aegypten lieferte Arsinoe die verschiedenartigsten Webe-
reien*; daselbst WTirde auch am See Moeris der Fischfang sehr eifrig be-
trieben, und es bestanden dort grossartige Räucheranstalten 6. Antinou-
polis am Nil [früher Besaj war berühmt wegen trefflicher baumwollener
Beltpfühle und Kopfkissen von Linnen, die auch exportirt -«"urden". Ob
Memphis hierher zu rechnen ist, ist schwer zu entscheiden; seine Webereien
werden von Dichtern wohl angeführt s, aber der Name hat bekanntlich in der
Poesie oft keine andere Bedeutung, als allgemein aegyptisch. Hingegen beschäf-
tigten sich die Bewohner von Memphis viel mit Arbeit in den MarmorbrUchen
und Steinhauerwerkstätten, aus denen schöne marmorne Gefässe hervor-
gingen ■' ; auch die Pa p y r u s f a b ri k e n der Stadt waren bei-ühmt '".
In Ober-Aegypten gedieh der Flachs ganz besonders bei Panopolis
(Chemmis), wo seit Alters Webereien und Steinmet zwerkstätteu sich
4) Ath. XI, 480 D: SiciifOQOi äi xvXixfg yifoirai y.a'i h r^ NavxQchii • dal yicQ (fiaXtoSns
fxtt; ov xaTci toopov S" «l£ wonCQ äaxrvXto neyioitju^i'ai, xui e^favaiv una riaactoa, Tzv&ft^va
flg nXäroi ixterafxitov, xat ßamovjai li; rö äoxdv ilvai ÜQyvQai ■ noXlol rf'lf Tjj NavxQäjii
xinttfiels, «'/' <üi' Xtti '/ Ti).tja(ov iwr xina/xitiov TivXi] xsgctfiixrj xttXiiiai. Vgl. Böttiger, Kl.
Sclir. 111, 374 'Anm. Krause, .\ngeiol. S. 334 ff. Die Mehrzahl dieser Töpfer waren ver-
muthlich griechische .Ansiedler; die meisten der in Naucratis ansässigen Griechen waren aus
Orlschaften , wo die Töpferei blühte (Chios, Teos, Rhodus, Cnidus, Aegina, Samos etc.) Vgl.
Heeren, Ideen II, 2, 692 fg.
2) Her. n, 15.
3) Her. II, 113. Steph. Bvz. v. TttQiyJai.
4) Moversa. a. 0. S. 325.
ö) Arr. Peripl. 1. 1.: ifiÜTia ßafyßagixa ayvatfa r« Iv AiyvTiKo yiiouitn, !//()Oiroi)rixai
atoXui xui äßöXXai yö&oi /ncoftttTivat xat X4viia xal StXQÖaatu.
6) Diod. 1,52: (ifaaX) xoaovror «vriSv «XCaxfO&iu TrXij^oi (sc. iyßvtov), uiajt toi-c
TtnoaxttQTfnovvias laig raot^eiaif orins 7i«ftnX7]9f7g dva/iQtSg 7te(jiyti'ta^ai xiöv (Qyiav.
7) Ed. Dioclet. c. XVIll, 46: ivXr) fisrä ^goaxtifaXai'ov . . . 'Ai'Tivöt). Das Wort rvXr]
wird abgeleitet vom Sanscr. lula, das Baumwolle, und zwar rohe, die nach dem Gewicht ver-
kauft wird, bedoutel; diese Kissen waren also vermuthlich mit Baumwolle gestopft. Vgl.
SIrab. XV, 693. Marquardt II, 101.
8) Sil. Ital. XIV, 659 : quaeque Allalicis Variola per arlcin
Äulaeis scribuntur acu, aul Memphilide lela.
Coripp. laud. Justinin. III, 16 : stra/nina .... qitae ilemphilica Caesar pcrdturil ab aula. Mail.
XIV, 150. Vgl. Becker, Gallus I, 43.
9) I.ucan. Phars. IX, 714. Plin. XXXVI, 56. Vgl. Marl. VI, 42, 13.
1 0) Cas-isiod. Var. XI, 38 : Pulchrum plane opus Memphis ingeniosa cuncepit, ul unirersa svrinia
vesliret, quod unius loci labor elegans texuissel. Isid. Orig. VI, 9: carlarum tisum priiiium
Aegyptus minislravit, coeplum apud ilcmphiticam urbem. Mentphis namgue civilas Aegyptiorum esl,
ubi cartae usus inventus est primum, sicut ail Lucanus :
conficilur bibula Memphilis curla papyro.
(Die Stelle des Lucan , Phars, IV, 135 lautet in den Hsrr. : conserilur bibula ilempliilis cymba
papyro.)
Blamn(>r, Diegoworbl. Tliritipkcit ci. klass. Alterthnms. 2
befanden', und im Tenlyriles nomus^. In C o p t u s wurden irdene Ce-
fa sse angeferlii;t ', und in Tliis war eine Purpurfä rberei*.
Zweiter Abschnitt.
Asien.
§4-
Phönizien.
Obgleich die Blüthezeit des Handels und der Industrie von Phönizien in
eine Zeit fallt, welche dem Zeitalter, das wir vornehmlich zu liesprechen haben,
sehr fern liegt, so ist doch auch in diesem Zeiträume, wo andere Völker es längst
den Phöniziern an Gewerbfleiss gleich gethan, ja zum Theil den Ruhm derselben
in Schatten gestellt haben, die gewerbliche Thätigkeit dieses unternehmenden
Volkes eine so grosse , die Stelle , welche es in der Industrie jener Jahrhunderte
einnimmt , noch immer eine so hervorragende , dass wir sie hier unmöglich mit
Stillschweigen übergehen können. Leider ist das treffliche Werk von Movers
über die Phönizier nicht bis zu dem Bande , welcher Kunst mid Handwerk be-
handeln sollte, vorgeschritten ; doch bietet schon der Band, welcher Handel und
Schifffahrt behandelt (3. Theil des 2. Bandes) , ein so reichliches Material dar,
dass wir bei einer Betrachtung der phönizischen Industrie im griechisch-römi-
schen Zeitalter fast nichts als eine Auswahl daraus zu geben und nur hier und
da eine kleine Nachlese zu halten haben werden ^.
Die Gewerbserzeugnisse, welche Phönizien in der bezeichneten Zeit auf die
Märkte des Welthandels liefert, sind im allgemeinen dieselben, durch welche es
1) Str. XVI, 813: IT(tr(üi' TiöXig, Xirovnycöv y.cd Xt&ovgytSv xttToixla TiaXttia. üeberhaupt
muss in Aeg^^ten das Gewerbe der Steinmetzen und Bildhauer sehr verbreitet gewesen sein.
Die vielen Tempel, Obelislien, Sculpturen etc. , welche alle den Stempel einheimischer Kunst-
übung tragen, erforderten eine grosse Zahl von Arbeitern, welche technisch eine hohe Voll-
kommenheit erlangt haben mussten.
2) Plin. XIX, U.
3) Ath. XI, 464 B: iym äi ev oläcc , ort ijXiaTa noVMxii iarl t« xSQUfiia ixniöfitna, oi(
xnl T« Trag' ijfüv ix rris KÖnrov xaiayö/xiva- fiixä yciQ agtofiäiiüv avfttfvqai^Harig z^s yrjs
OTTTÖrttl.
4) Auf einem Berliner Papyrus aus dem Anfange des 7. Jahrh. n. Chr. kommt ein gewisser
Pachymios aus Panopolis vor, welcher eine Purpurfabrik und -Färberei in This hat. Die Ur-
kunde ist publicirt und besprochen von W. A. Schmidt in Forscbungen auf d. Gebiet d.
Alterthums. Bd. I. Berlin 1842. S. 23 ff.
5) Bei der übergrossen Zahl von Erwähnungen phönizischer Fabricate ( besonders der
Kleider und des Purpurs;, zumal bei römischen Schrittstellern, müssen wir uns auf das wich-
tigste beschränken, ohne Vollständigkeit der Belege auch nur anzustreben.
§ 4. Phonizien. 19
sich schon seit Jahrhunderten einen wohlbegründelen Ruhm erworben halte,
nämlich die Erzeugnisse der Weberei und Färberei, der Glas- und Me-
tallarbeit und die Salben.
In der Weberei leisteten die Phönizier in den verschiedensten Zweigen
Vorzügliches. Zu den Wollen Stoffen bezogen sie das Rohmaterial von aus-
wärts, da sie sich mit der Schafzucht wahrscheinlich nur wenig oder gar nicht
abgaben; der kleine Landstrich, den sie inne halten, war zu dicht bevölkert, um
sich dazu zu eignen. Die Hirtenvölker, welche in der Nachbarschaft Phöniziens
und Palästina's wohnten, lieferten Wolle in hinreichender Menge, und wo es nicht
ausreichte, brachten die phöuizischen Schiffe aus der Ferne, zumal aus Spanien,
noch grosse Quantitäten mit K Gleichen Rufes wie die Wollenzeuge erfreuten sich
die Leinen waaren der phönizischen Webereien, welche bis in die späte Kai-
serzcit hinein viel gelragen und von denen die mannichfalligsten Sorten, verschie-
den in Güte des Materials und der Arbeit, in den Handel gebracht wurden. Ob
auch die Baumwolle in Phonizien gepflanzt und verarbeitet wurde, dai-über
haben wir keine Nachrichten ^ ; dass importirte Baumwolle daselbst verarbeitet
wurde, ist wenigstens sehr wahrscheinlich. Hingegen scheint es sicher zu sein,
dass Seidenstoffe fabricirt wurden. Die Phönizier trieben Handel mit seidenen
Gewändern nach Carthago''; und wenn auch viele seidene Zeuge von den Serern
in verarbeitetem Zustande nach dem Westen Asiens gebracht wurden, so ist doch
gewiss, dass die Seide auch roh in Cocons oder als Garn von da eingeführt vA^u'de.
Zunächst wurde die Fabrication in Medien, Persien und Mesopotamien (AssjTien)
betrieben ; von da aber kam sie nach Phonizien und ist dort gewiss schon lange
bekannt gewesen, obgleich sie im Occideut erst seit Alexander dem Grossen all-
gemein in Gebrauch gekommen ist ''.
In der Purpurfärberei hat Phonizien den Ruhm, zuerst Purpur bereitet
zu haben und in der Färbung damit unübertroffen dazuslehn, durcli das ganze
AUerthuin behauptet. So viel Purpurfürbereien später auch an andern Küsten-
orten des mittelländischen Meeres entstanden waren, es gelang keiner, die Faliri-
cate von Tyrus und Sidon auch nur annähernd zu erreichen.
Weniger bedeutend war in der späteren Zeit die Fabrication von Glas- und
Metallwaaren. Bekanntlich schrieb man auch die Erfindung des Glases den
Phöniziern zu, und in den früheren Jahrhunderten mögen sie auch allein die Re-
reitung desselben verstanden haben ; aber auch in Aegy])ten wurde sie, wie wir
gesehen haben, schon früh betrieben, und in der klassischen Zeit scheinen sogar
die aegyptischen Glaswaaren mehr geschätzt gewesen zu sein. Ähnlich ist es
mit der MetaUarbeil, mit den Schmucksachen, Gerälhschaften etc. von Gold,
Silber, Bronze u. s. w. '•>. Zur Zeil Homers wurden diese kostbaren Waaren
1) S. Ezecli. 27, 18 u. 21. (Hiob 1, 3 u. IG. 31, 20.) IIciihI. III, H3. Stiah. III |i. 213.
Vgl. Yates p. 16 sq. Moversa. a. 0. S. 366.
2) tjbermutlimassliche BaumwollencuUur nn der WosIkUslo Asiens s. B ni lul f s .S. 1 10 IV.;
über die Baumwollon-Industrio ebd. S. 115 fT.
3) Hellod. Aeth. V, 19. 4) S. Movors S. 263 IT.
5) Vgl. 1 Kün. 7, 13 fl.
20 n. AsiFN.
meist von phönizischen Kaufleuten nach Griechenland gebracht ; in der folgenden
Zeit dauerte der Handel mit diesen Fabricaten wohl fort, aber er ging mehr nach
barbarischen Ländern, z. B. nach Britannien', nach den Häfen des indisch -ara-
bischen Meeres 2, da der Erzguss an vielen Orten Griechenlands schnell zu einer
Höhe emporgestiegen war, welche die Technik der phönizischen sicher bedeutend
übertraf. Wenn daher diese Fabrication auch in späterer Zeit fortbestand, so
machte sie doch lange keinen so wichtigen Theil der phönizischen Industrie mehr
aus, wie zu der Zeit, als der Handel fast ganz in den Händen dieses Volkes ruhte.
Auch in der Salbenfabrica tion wurde Phönizien später von anderen
Ländern erreicht, ja tibertroffen ; doch bildeten die Salben immer noch einen sehr
wesentlichen Theil des phönizischen Exportes 3. Dass endlich der Schiffsbau
in Phönizien unter den Gewerben eine ausserordentlich wichtige Stellung ein-
nahm, versteht sich bei einem so seetüchtigen Volke ganz von selbst '*.
Der Hauptort der phönizischen Industrie blieb auch in der späteren Zeit die
Weltstadt Tyrus. Von dem grossartigen Handelsverkehr dieser Stadt giebt uns
die bekannte Schilderung des Ezechiel* einen Begriff; und wenn auch späterhin
die Dimensionen desselben bedeutend abgenommen haben, so ist Tyrus doch im-
merhin in Handel und Gewerbe eine der ersten Städte des Alterthums geblieben 6.
Ja, es scheint, als habe Tyrus in der römischen Zeit erst wieder eine höhere Be-
deutung erlangt ; denn auffallender Weise gedenken die Schriftsteller der klas-
sisch-griechischen Zeit nur sehr selten der tyrischen Fabricate. Zwar der phöni-
zische Purpur war auch ihnen hinlänglich bekannt; aber dass phönizische, zumal
lyrische Waaren in grosser Menge nach Griechenland gekommen seien, lässt sich
nach den äusserst sparsamen Nachrichten nicht vermuthen. Erst mit dem Beginn
der römischen Kafserzeit und dem nun immer mehr steigenden Luxus, besonders
in der Kleidung wird die Ausfuhr der tyrischen Waaren wieder umfangreicher,
wenn diese Manufacturen auch in der Regel als ganz besonders werlhvoUe, na-
mentlich von Reichen und Vornehmen getragene Stoffe bezeichnet werden '.
In den meisten Fällen ist bei den von den römischen Schriftstellern (und be-
sonders die Dichter bieten zahlreiche Erwähnungen) genannten tyrischen Kleidern
1) Str. III, 175.
2) Air. Peripl.p.4.13.16.28. Herod.III.23. Diod. 111,8. Plin. XII, 88. Vgl. Mo v er s S. 67.
3) Dioscor. I, 79. Bei Luc. dial. nicr. U, 2 kauft ein Matrose ein aJiäßaaTfioi' ftvQov (x
'l'oit(xrjg in Syrien.
4) Vgl. Movers S. 148 ff. 5) Im 27. Capitel.
6) Inder alten Zeit war Sidon freilieh ein bedeutenderer Handelsplalz; Homer erwähnt
Tyrus bekanntlich gar nicht, während er der »Männer von Sidon« oft gedenkt. Dennoch hat
Tyrus einen weitergehenden Einfluss, namentlich durch seine Colonieen, ausgeübt als Sidon,
und auch die Erwähnungen der tyrischen Fabricate sind in der Folgezeit häufiger, weshalb
ich Tyrus liier vorangestellt habe. Strabo sagt XVI, 756 von beiden Städten: äiKförfQai
h'äoioi xul hi/nTuml xai ndXai xki rCv. Im allgemeinen kann man etwa sagen, dass Tyrus
mehr in den practischen Gewerben , Sidon mehr im Kunsthandwerk sich auszeichnete ; vgl.
Eust. z. Dion. Per. v. 911 : xiti liai (ol Tvqioi) noXvjtxrot xai xartt joiis SiäoDvlovs xid-
}.Ctfxvoi.
7) Vgl. Mart. IV, 19, 12. VI, 11, 7. IX, 22. 13 elc. Aus späterer Zeit vgl. Cland. in Ruf.
I, 207. Do III cons. Hon. 15. Fescenn. XIV, 26.
§ 1. PlIÖNUIEX. 21
der Begriff der Puipurfärberei von dem der Weberei nicht zu (rennen, es sind
eben Zeuge darunter zu verstehen, die in Tyrus gewebt und gefärbt sind, ja
durch letzteres erst ihren eigentlichen Wcrth erhalten haben. Unter den verschie-
denen in den tyrischen Fabriken angefertigten Stoffen * werden die Wollen-
sloffe am häufigsten genannt^. Unter »tyrischen Kleidern« \\ird man in den
meisten Fällen wollene zu verstehen haben ■* ; erwähnt werden hauptsächlich
Mäntel ^, verschiedene Arten Unter- und Oberkleider '', Beinkleider ", Decken filr
Sophas und Betten ", Vorhänge und Teppiche '■ u. s. w.
Seltner wird der lyrischen Leinwandfabrication gedacht''; es koniait
das wohl daher, dass der Ruhm der tyrischen Webereien eben hauptsächlich in
der Purpurfarbe, nicht auf dem Gewebe an sich beruhte, Leinwand al)er nicht
mit Purpur gefärbt wird. Auch die Seidenstoffe, welche Tyrus und Bery-
tus seit Alters verfertigten'", werden sonst wenig erwähnt; einmal wurde die
Seide überhaupt in der ersten Kaiserzeit ihres hohen Preises wegen nur wenig
gelragen und gewann ersl später mehr Verbreitung, dann aber ist es leicht mög-
lich, dass viele der Stoffe, welche mit dem Namen der Serer bezeichnet wurden,
in phönizischen Fabriken entstanden waren.
Unter lyrischem Purpur" versteht man in der Regel die doppelte Fär-
bung'2. Dieselbe erstreckte sich grösstentheils auf Wolle ^3; joch wurden auch
andere Stoffe, z. B. Seide '^, damit gefärbt. Dieser Puipur von Tyrus galt filr den
1) Vgl. Hioron. in Ezecli. 27, Vol. III p. SS5: Istiiismodi negoliatores Syri sunt, qui jwly-
mita, purpuram et scutulata mercantur : byssum quoque et sericum et chochod proponunl in mercalu
ejus. Darunter waren freilich auch ausländische Fabricalc.
2) lanae Tyriae, Marl. XIV, 156.
3) Hör. Sat. II, 4, 84. Ov. A. A. 11,297. Tib. I, 7, 47. IV, I, 121. Prop. IV, 13, 27. MnrI.
XI, 39, 11. Pctr. 30. Vopisc. Carin. 20, 6.
4) lacemae, Juv. I, 27. Marl. II, 29, 3. 43, 7. VIII, 10. IX, 22, 13. X, 87, 10. XIV, 133.
5) toga.palla, abolla, Tib. IV, 2, 11. .Marl. IV, 28, 2. VI, 11, 7. VIII, 48, 1.
6) endromides, Juv. VI, 246.
7) tori, aTQOifival, Cat. 61, 168. Tib. I, 2, 76. Juv. X, 334. Lucan. Pliars. X, 121. Cha-
rilon. VIII, 1. Auch für Pferde, Claud. epigr. 20, 8.
8) Heliod. Aeth. V, 29: i^ttfÖQOvv tQaTi^^a;, XQmi/nttg, ri'inijT«;, ■nctoa-niTÜafj.tntc, ^ntoi-
vltt»' fQya xiiQMv xcu TvqCiov. Tcrt. de hab. mul. I, 6: sed et parieles Syriis et hyacinlhinis et
Ulis regiis vclis, quae vos operose resoluta transfiguratis, pro pictura abutuntur.
9) Tot. orb. descr. § 31 : Scilopolis, Ladicia , Biblus, Tipus , Beritus, quae lintcamen omni
orbi terrarum emillunt, wo mit Mo in rasen z. Ed. Diocl. S. 61 Tyrus für Tipus zu lesen ist. —
Tyria sindon bei Marl. IV, 19, 12 ist vielleicht Baumwolle; bei der überaus schwankenden Be-
deutung dieses Wortes liisst es sich mit Sicherheit nicht entscheiden.
10) Procop. bist. arc. 25; iuciria r« ix /jeTciiTjs iv litinvriö /^h' xtd Tvqoi TiöXsai TciTi in)
•l'oivixtje iQyäCead-cu (x nitXcuov (t(6»ii ■ ol di jovTtov (fi7io(ioC Tt xn'i i.iiäijuiovijyo'i xii)
7f/c(>f« firavStt rö ttf^xcdHv oixovr , ifä^^tiie le i; yiji' anaaai' </ ^nfafini t6 tfinol^fia
TOVTO ovr^fluivd'.
11) Vgl. Uüllnuiiiii, llaiidolsgesch. S. 84 IT. Schmidt, Forschungen etc. 1, 127 (T.
12) dibaplia Tyria, Hur. Ep. 12, 21. Tib. IV, 2, IG. Plin. IX, 137.
13) Hör. 1. 1.' Tib. I. I. und II, 4, 28. Virg. Geo. III, 307. Plin. 1. 1.
14) Das Ed. Diocl. c. XVI lin. 86 führt 4 Sorten Purpurwolle, als tlu>ni-rsti> und ko^tbalsto
Sorte aber Purpurscidc au, fintt^nfllaTTi]. S, Moniniscn das. und M ;i rcju ii iil I S. 122 {!.
22 II. AsiE.N.
besten in Asien ', ja überhaupt -. Die Purpurfärberei war ofTenl^ar das wichtigste
Gewerbe der Stadt, das in einer grossen Anzahl Fabriken von vielen Arbeitern
betrieben wurde''. Die Rentabilität dieses Geschäftes veranlasste die späteren
Kaiser, daselbst eine kaiserliche Purpurfalirik anzulegen, in welcher die besten
Sorten angefei"tigt wurden*; noch später wurde die Herstellung des tyrischen
Purpurs sogar kaiserliches Monopol 5.
In der Glas fabricati on steht Tyrus hinter Sidon und andern Städten
Phöniziens zurück. Dass dieselbe aber dort betrieben worden sei, ist nicht zwei-
felhaft; noch im 12. Jahrh. n. Chr. waren die Glasfabriken der Stadt berühmt''.
Auch für die Salbenfabrication war Tyrus wichtig; die Phönizier,
welche ihre Salben bis zur fernen Insel Gerne brachten', trieben damit auch
nach Griechenland, welches ja sehr viel Salben consumirte , einen eifrigen
Handel ^
Älter, wie bereits erwähnt, war der Ruf der Sidonier als kunstfertiger
Männer, wie Homer sie bezeichnet». Während Tyrus sich in der Färbung der
Stoffe auszeichnete, war Sidon hauptsächlich berühmt durch seine kunstrei-
chen Webereien '", welche noch in der römischen Zeit beliebt waren *'. Doch
war auch Sidon für die Purpurfärberei ein wichtiger Ort; mit sidonischem
Purpur gefärbte W o II e n s t o f f e '^^ auch d opp e 1 1 g e f ä rb t e wie die tyrischen i»,
werden öfter ei'wühnt, wenn sie auch diesen an Ruf und Verbreitung nach-
standen.
1) Plin. IX, 127. Eust. ad Dion. Per. 9H. Clem. Alex. Paed. II, 10 p. 239.
2) Strab. XVI, 757 ; nokli i^tjraaiai. naaäf tj TvqUi. xuXUatr) noQifv^a ■ xai rj O-tjQa nXtjalov
xat TuU.a ivTroija ta TiQog ßatfriv (niiridiitt.
3) Strab. 1. 1. ävaätäyaoyov fiii' noitl t!)» ttÖIiv rj nolvnlrj»ia räv ßniftCmv, itXovaCav Jf
Siti Trjv TOiuvTijv ävä^dctv.
4) Euseb. E. H. VII, 32. Cod. Theod. X, 20, 18. Not. dign. Occ. c. X p. 49. Amm. Marc.
XIV, 9, 7. Cassiod. Var. I, 2. Vgl. Schmidt a. a. 0. S. 176, dessen Ansicht, dass Tyrus die
einzige kaiserliche Purpurfarberei gewesen sei, oben S. 3 Anm. 1 angeführt ist; vgl. Mar-
quardt S. 128. Verrauthlich war in Tyrus nicht bloss eine kaiserliche Fabrik, sondern alle
Färbereien , welche früher Privatbesitz oder wohl auch städtische Unternehmungen waren,
wurden nun kaiserliche Institute.
5) Cod. Just. IV, 40 1. Proc. bist. arc. 25. Vgl. Mommsen a. a. 0. S. 94 Anm, 1.
6) Das schöne Glas von Tyrus erwähnt um das Jahr 1173 der von Boissicn, Inscr. de
Lyon p. 427 angeführte Benjamin von Tudela in seiner Reise, ed. Paris 1830 p. 32. (S. Mar-
quardt S. 336 Anm. 3050.)
7) Scyl. p.54. (Huds.) tjber die phonizischen Salben vgl. Plin. .\1II, 6. .\poll. b. Ath. XV,
688F. Dioscor. I, 63. S. Movers S. 101 ff.
8) Thcopbr. Char. 4.
9) Honi. II. XXIII, 743: Zidovn noXvöaCäidui. Das. Eustath. (Vgl. SIrab. I, 41). Strab.
XVI, 757: 2:iä6i'ioi noUztxfoi xai xaXliTtxvoi. Vgl. Eust. ad Dion. Per. 1. 1.
10) Hom. 11. VI, 289: 71^77^0/ 7i(tft7tu{xiXoi , %'a yviatx(5v Sliäoiioiv. El. .M. v. JTfJfu')'
p. 713, 34.
11) Prop. III, 7, 55. 27, 15. Heliod. Aoth. 1. I. und VII, 19: ,h'<niäc,<; rivag xai aTQWfAiai
ntnotxiXfiivag, ^iSovittg n xal ^Ivd'i'iig ffjytt /uyis. Coripp. de nupt. Hon. et Mar. 212.
12) Hör. Ep. I, 10, 26. Tib. III, 3, 18. Marl. II, 16, 3. XIV, 154. Lucan. Phars. X, 140.
.Sil. Ital. VIII, 436. Claud. in Ruf. Il, 450. Clem. Alex. Paed. H, 10 p. 239 u. a. Dass der Pur-
pur von Sidon auch auswärts zum Färben verwandt wurde, zeigt Claud. de rapt. Pros. I, 275.
13) Sid. Apoll. Carm. 5, 128.
§ 1. Phömzien. 23
Nicht minder alt war der Ruhm der sidonischen Metallarbeiten, sowohl in
Erz wie in Gold und namentlich in Silber '. Das »erzreiche Sidon« nennt Ho-
mer die Stadt 2 und gedenkt öfters der feinen Geräthe, Becher u. a. aus Silber
und Gold, welche sidonische KauQeute auf ihren schnellen Schififen nach Hellas
und Kleinasien brachten ^.
Grösser aber noch war die Bedeutung Sidons für die Glasfabrica tion.
Der dazu geeignete Sand fand sich am besten in der Nähe von Ptolema'is, von
wo er nach Sidon gebi'acht und daselbst zur Glasbereitung verwendet wurde ^.
Obgleich Aegypten in dieser Technik erfolgreich mit Phönizicn wetteiferte, waren
doch die phönizischen Glasarbeiten immer gesucht, so lange eben sonst nirgends
Glas bereitet wurde ; als aber die Glasfabrication in Griechenland und Italien Ein-
gang und Verbreitung fand, scheinen die sidonischen Glashütten viel von ihreni
Rufe verloren zu haben ' ; wenigstens wird die Ausfuhr bedeutend geringier ge-
worden sein^.
Endlich ist Sidon auch durch seine Salbenfabrica tion bei-ühmt ee,-
worden'.
Von den übrigen Städten Phöniziens sind in der späteren Zeil nur wenige
noch in industrieller Beziehung bekannt. Berytus trieb eifrig Weberei so-
wohl von Leinwand'', wie von Seidenstoffen''; auch kamen Leinen-
waaren aller Art aus Byblus'". Für die Purpurfischerei und -Färberei
waren hauptsächlich wchtig S a r e p t a ", Caesarea, N e n p o 1 i s und L y d d a '2.
1) Über den Silberreichthum Phöniziens s. Movcrs S. 53 £f.
2) Od. XV, 424. Das Kupfer gewannen die Phönizier theils in ihren Bergwerken im Liba-
non (Euseb. de martyr. Palaest. XIII, 1), theils holten sie es von Gypefn, dem . griechjscbßn
Inseln und aus Spanien. S. Movers S. 65 ff.
3) Od.XV, H5. 11. XXIII, 741. Es ist sehr wahrscheinlich , dass auch die oft genarinieh
Kleinodien, Geräthe etc. aus edlen .Metallen , Bernstein und Elfenbein u. s. W. (Vgl. Hom. Öd.
IV, 73. VIII, 404. XV, 459. XVIII, 295. XIX, 56. Hesiod. scut. Herc; Ui) Erzeugnisse des
phönizischen Kunstflcisses waren. — In späterer Zeit erw|ihn|t ifocb IJcliod. ActU. V, 29
ie«'n«fo( und xQaiijofs aus Sidon ; vgl. Eust. ad II. XXllI, 743 p^ 1327 : ;[aXxevTi^g re^vita'
oi ^liövis xcä äXriO^üis TioXvSaCiSaXoi.
4) Strab. XVI, 758: fitraSv Si Trj;"^xtis y.ttl Tvqov 9tv<üSiji alytttXoitilSriv d'^^"**«'^
vaXiTtv Sftfiov ifjad^tt /xtv cvv (faai fit) ^etait^at, xofj.ia!htiaav tl; SiJörcc Si ti]v xtartCav
äiXtaftaf Tivh äi xat rott ^läoviois iivai Tij)' iaXiTil' ifiiiiiftov inttriiflttv fh x^'ffiv, o! ifi
näaai- Tiuvra/oC xiTaD^tcC (fttotv. Vgl. Joseph, bell. Jud. M, 10, 2. Eust. ad Dion. l'iT. 912.
Plin. V, 75: Belus vitri fertilis. Id. ib. 76: Sidon artißx vitri. X.XXVl, 191 .sqq. Tac. Ili>l.
V, 7. Isid. Orig. XVI, 15 u. s.
5) Plin. XXXVI, 193: Sidon guondam his oßcinis nobilis.
6) Über noch vorhandene Reste sidonischer Glasarbeiten s. Marquardt S. 837 Anni.
3058. Höchstwahrscheinlich verfertigte man hauptsächlich Becher, nebenbei wohl auch Glas-
llüsse, Corallen, Fensterglas etc. S. Uüllraann S. 90. Ob die XiSofin nonipm bei MM. XI,
468 C gläserne sind oder nicht, ist nicht zu erkennen.
7) Plin. Xll, 125 : slyrax laudatur ex Sidone. id. XIII, 12: 'cypririum) optimu)ti Sidonc.
Vgl. Ath. XV, 688 K. Poll. VI, 104. 8) Tot. orb. dcscr. § 12. (S. oben S. 21 Anin. 9.)
9) Proc. bist. arc. 25. (S. ebend. Anm. 10.)
10) Tot. orb. descr. 1. I. Ed. DiocI. c. XVII sq.
11; Auch von da kamen, wie es scheint, Leinen waareii ; s. Treb. Poll. Claud. 17:
oraria Zaraptciui qiialuur.
12, Tot. orb. descr. § 31 : Sarepla, Caesarea, Neapolis M Lydda pui'puram praeHaiU.
24 n. Asien.
Erwähnt werden endlich T h o n ge f ä s s e aus G a z a '. Nun wissen wir zwar,
dass die Phönizier auch Töpferwaaren nach dem Auslande brachten 2, allein es
ist wahrscheinlich, dass das meistens griechische Fabricale waren, wie uns ja
auch berichtet wird, dass die phönizischen Kaufleule die attischen Thongefüsse bis
nach Gerne verführten •'. Es ist daher zu vermuthcn, dass bei jenen Gefässen
von Gaza hauptsächlich der Wein gemeint ist, mit dem von Gaza aus ein starker
Handel, zumal nach Aegjpten, getrieben wurde K
Palästina. — Syrien.
Da es nicht unsere Aufgabe ist, hier ein Bild von der industriellen Thätigkcil
Palästina's zur Blüthezeit des jüdischen Reiches zu geben , sondern nur jdie
wichtigsten Gewerbe hervorzuheben, welche in späterer Zeit, als Palästina rö-
mische Provinz war, betrieben wurden, so können im allgemeinen einige kurze
Andeutungen genügen, um die Industrie dieses Landes in jener Epoche wenig-
stens in ihren Umrissen zu kennzeichnen.
Es handelt sich dabei hauptsächlich um diejenigen Gewerliserzeugnisse,
welche Gegenstände des Ausfuhrhandels bildeten», und da sind denn die We-
bereien einer der wichtigsten Artikel. Weniger freilich die Wollensloffe.
Zwar wurde die Schafzucht, wie zahlreiche Stellen des A. und N. T. bewei-
sen, in Palästina sehr eifrig betrieben 8, besonders in .1 u d a c a und jenseits des
Jordans ' ; doch scheinen Wollenwebereicn nach dem Auslande nicht viel ausge-
führt worden zu sein. Um so wichtiger war der Export der L e i n e n w a a r e n ^.
Flachs gedieh vorzüglich in G a 1 ii a e a , wo auch die meisten Webereien waren '' ;
auch feinere Leinwand wurde fabricirt und nach dem Auslande geführt i", voi-
allem vermuthlich jene kostbare, unter dem Namen Byssus bekannte Art,
welche ja nur in einigen Gegenden der damals bekannten Welt erzeugt wurde ".
Seit alter Zeit wurden auch Buntwirkereien im Geschmack der assyrischen Stoße
bei den Israeliten gewebt, und noch in späten Jahrhunderten ist von solchen
Stoffen die Rede 12.
1) Steph. Byz. v. /><'?«• xal 01 x^pa/joi Xiyofiai Fa^rai,
2) Strab. III, 175. 3) Scyl. p. 54.
4) Stark, Gaza u. d. philist. Küste S. 561 fg. Vgl. Jahn, Bcr. d. Sachs. Ges. d. Wis-
sensch. 1854. Phil. bist. Gl. S. 35.
5) Über den Handel Palästina's nait Phönizien s. Mo vers S. 200 ff.
6) S. das Nähere bei Yates p. 17 sqq. Vgl. namentlich Ezech. c. 34. Hosea 2, 5. 9.
7) S. Movers S. 216. 8) Vgl. Yates p. 281 sqq. 9) S. Movers a. a. 0.
10) aivSöveg genannt, Sprüche 31, 24. Clem. Alex. Paed. II, 10 p. 239 ; oix hi rng ö^öiett
ritg an Alyvniov, uXlag Si rivag fx yijg 'EjigaCiov xal KMxcop lx7tO(jiCöfJiroi yijg.
11) Paus. V, 5, 2. Yates p. 284 meint, dieser Byssus sei so genannt worden , weil ilin
die Hebräer nach Griechenland gebracht hätten, nicht weil er in Palästina gewachsen sei, wo-
mit er entschieden Unrecht hat, da die Byssusarbeiter in Juda schon früh erwähnt werden.
Vgl. Movers S. 218 fg. Letzterer hält freilich den hebräischen wie den ägyptischen Byssus
für eine BaumwoUenstaudc, worin ich ihm nicht beistimmen kann. S. oben S. 9.
12) Claud. in Eutrop. !, 357; Judaicis gttae pingitur Jndia velis. Coripp. laud. .lust. min.
Hl, 1 ö : stramina — 'juae protulil Judaica tellus.
§ 5. Palästina. — Svuiex. 25
Hauptorte für die palästinensische Weberei waren Jerusalem' und in
späterer Zeit Scy Ihopolis, dessen Fabricate auch im Talmud gerühmt wer-
den 2 und später in alle Welt versandt wurden-'. Die VorzUglichkeit dieser Stoffe
war wahrscheinlich Veranlassung dass hier im 4. Jahrh. n. Chr. eine kaiserliche
Leinwandfabrik angelegt wurde *.
Der schon in fmher Zeit oft erwähnte Balsam von Palästina' bildete
auch spater noch eins der wichtigsten Erzeugnisse der Industrie und wird daher
sehr häufig erwähnt und gerühmt ". In den Handel ist er wohl erst spät gekom-
men, da Ilerodot' ihn nicht erwähnt, vielleicht erst zur Zeit des Aristoteles, und
zwar über Rhodus durch phönizischc Kaufleute s. Die berühmtesten Orte, welche
Balsam lieferten, waren Enga di'' und vor allem Jericho '". Der Balsam von
Jericho hatte einen Weltruf, und sein Verkauf brachte sehr viel ein " ; seine Fa-
brication war königliches Regal; unter Yespasian wurde die Cultur der Balsani-
staude in noch grösserem Massstabe betrieben. Da aber in späterer Zeit dieses
wichtigen Fabricats nicht mehr Erwähnung geschieht, so hat die Vermuthung viel
Wahrscheinlichkeit, dass der Balsamgarten von Jericho im Kriege Hadrians von
den Juden zerstört wurde, damit den Römern diese Einnahmequelle entzogen
würde '2. — Auch andere Salben wurden in Palästina fabricirt '■', hauptsächlich
ebenfalls in Jericho '^, Engadi'^ und Ascalon''*.
Dass endlich auch in einigen Gegenden Paläslina's neben dem Fischfang
das Einsalzen der Fische stark betrieben wurde, darauf deutet unter anderem
der Name der mehrfach erwähnten Stadt Taricheae am galiläischen Meer'".
Syrien wird bei den Schriftstellera, zumal den Dichtern, so oft mit Assyrien
verwechselt oder identificirt, dass es oft, besonders da die Induslriecrzeugnisse
Assyriens im ganzen dieselben sind, wie die des eigentlichen Syriens, schwer ist,
zu entscheiden, welches von beiden Ländern gemeint ist.
Eins der Hauptgewerbe bildete auch hier die Weberei. In Syrien blühte
die Schafzucht'^; namentlich die Wolle von Damascus war seil alter Zeil
1) Kostbare Gürtel von da, Aetliic. Ist. Cosmogr. 84 : ballea regalia . . . ex llierosolyma
adlata. S. Movers S. 218. 2) S. Movers ebd.
3) Tot. orb. descr. § 12. Das Ed. Diocl. fiilirt c. XVII sq. allerhand Leinenwaaron aus Scy-
thopolis auf, Kopfbinden, Kissen etc., und zwar werden sie da immer als die tlieuerston
genannt. 4) S. Cod. Theod. X, 20, 8.
5) 1 Mos. 37, 25. 43, 11. Über die verschiedenen .\rlen desselben s. Movers S. 226 IT.
6) l'lin. XII, 111: Omnibus odoribus pracferltir balsamum urii lernintm Jtuhicac (viiccsxudi .
Vgl. Theophr. bist. pl. IX, 6. Paus. IX, 28, 3. .loseph. Bell. .lud. IV, S, 3. Id. Ant. VIII, G, «.
XV, 4, 2 u. a.
7) Wo er von den Aromen handelt, III, 107 sqq.
8) Nach der Vermuthung von Movers a. a. 0. S. 231 fg.
9) Galen, de antid. I p. 427. Jos Anl. IX, 1, 2.
10) .los. Bell. .lud. 1, 6, 6 ; 'itQixovq, ivDu ro r/^f ^lovötUctg Ttiöiaiut (/oiiixit tt rinurndii
x«l ßi'dan^or -iQiifii. Id. Anl. IV, 6, 1. XIV, 4, 1.
11) Strab. XVI, 763. Justin. XXXVI, 3, 2. 12) .S. die Bele4;<' l.oi Mover^ a. ,1. O.
13) Plin. XIII, 26. Jos. Bell. Jud. IV, S, 3. 14) Jos. Hell. Jud. I, fi, 6.
15) Jos. Ant. I.\, 1, 2. 16) Plin. .\ll, in<i 17) l'lin. V. 71 Sud. Til. 4.
18) Aristol. bist. an. VIII, 28. l'lin. VIII, 1US. Vi;l. V ;i I c s p. 1«.
26 II. Asien.
berühmt'. Wie inBaiijlon und überhaupt in Assyrien, so^^u^(Jcn, wie es scheint,
nuch in Syrien jene bekannten, schöngewirkten Teppiche mit phantaslisclien
Thierfiguren u. ä. angefertigt, welche als Vorhänge, Tapeten etc. dem Luxus der
Griechen und Römer dienten 2. Damascus lieferte wollene Decken, die
schon zur Zeit des Propheten Arnos im Orient berühmt waren 3; in der Kaiserzeit
finden wir daselbst auch die Anfertigung von leinenen und baumwollenen
Waaren*. Auch an anderen Orten Syriens blühte die Leinweberei, nament-
lich in Laodicea, wo leinene Kleider, Binden, Decken u. s. w. fabricirt wur-
den''. Endlich ist es nicht unwahrscheinlich, dass in Syrien auch Seidenstoffe
[bombycma] gewebt wurden, oljgleich die darauf bezüglichen Nachrichten alle
von Assyrien sprechen 6.
Einer der verbreitetsten und einträglichsten Gewerbszvveige Syriens, vor-
nehmlich in Bezug auf den Export, war die Fabrication von Räucherwerk,
Parfümerien und Salben. Auch diese Industrie war in Babylon heimisch,
und die zahlreichen P^nvälinungen lassen daher nicht immer genau erkennen,
welche Faljricationsorte gemeint sind '. Unter den Salben wurde namentlich die
Styraxsalbe gerühmt ** ; treffliche Liliensalbe lieferten An tiochia und Lao-
dicea».
Aus spätrömischer Zeit erst stammt die Anlage bedeutender Waffenfa-
briken in mehreren Städten Syriens, nämlicli in Damascus'" und dem nahe
gelegenen Da phne, Anliochia und Edcssa inOsroeno'', welche sämmtlich
1) Ezech. 27, 18. Das. Hieron. T. III p, 887: significat autem, quod inter celeras negocia-
tivnes Tyri ad nundinas ejus de Dainasco deferebatur vinum pinguissimum et lana praecipua, quod
usque hodie cernimus.
2) Dio Chrys. or. LXXIX, \, t. 11 p. 432R: 2vQmv xai BaßvXuvlaiv vifciafiara. Coripp.
laud. Just. Aug. min. IV, 208; Syrica per cunctas pendebant vela columnas. Vgl. Aiistid. or.
XIV, t. I p. 326 Dind. 3) Arnos 3, 12.
4) Ed. Diocl. c. XVIII, 46. Vgl. oben S. 17 Anm. 7.
5) Ed. Diocl. c. XVII; ib. XVIII, 7: xeifaKoääafiia anö Uvov. 16: aivSövts xonaQCat.
37 : (fuaxli'ia. (Dass liier, wie bei den andern das. genannten Städten, Leinenwaaren gemeint
sind, geht aus lin. 37 hervor, wo ausser den Fabrikorten noch hinzugefügt ist: fi iriQov
xa9af)uiTäjov Xhov , und aus lin. 7, wo ausdrücklich k^o i6ou dabei steht. Auch der Aus-
druck aii'öovig spricht dafür.) Tot. orb. descr. § 12 (s. oben S. 21 Anm. 9), wo für Ladicia zu
lesen isl Laodicea. Diese Leinenwaaren aus dem syrischen Laodicea dürfen nicht, wie das
mehrfach geschehen ist (z. B. bei Yates p. 283) mit den WoUenstoffen aus dem phrygischen
Laodicea verwechselt werden, deren das Ed. Diocl. ebenfalls gedenkt. Vgl. Mommsen z.
Ed. Diocl. p. 61 u. 87. 6) S. Movers S. 263 IT.
7) Vgl. Hermipp. b. Ath. I, 27 K. Archestr. ebd. III, 101 C. Theophr. bist. pl. IV, 5. X, 8.
Hör. Carm. I, 31, 12. II, 7, 7. 11, 16. Cat. 68, 144. Tib. I, 3, 7. III, 4, 28. 6, 63. IV, 4, 28.
l'rop. I, 2, 3. H, 13, 30. Plin. XII, 124 sqq. 134 sq. XXI, 24. XXIV, 32 u. s.
8) Diosc. I, 79. Vgl. Aesch. Agam. 1312. Apoll, b. Ath. XV, 689 A. Anaxandr. ebd. IV,
131 D. Theoer. Id. 15, 114. Vgl. Movers S. 103.
9) Plin. XXI, 24; vgl. XII, 133.
10) Es ist bekannt, dass hier die .Schwertfegekunst ebenso wie die Weberei auch im Mittel-
alter dauernden Ruf behalten haben.
H) Not. dign. Or. c. X p. 38: Svutaria et armorum Damasci. — Scutaria et armorum Aiilio-
chiae, clibanaria Anliochiae. — Scutaria et armamenlaria Edesa. Vgl. Amm. Marc. XIV, 7, 18
u. 9, 4.
§ 6. Galatien, Lycaonie.v, Pisidiex mit Pajipiiylien, Purygiex. 27
der Kaiser Diocletian angelegt *. Aus frtiherer Zeit wird uns von Mctallarbeit in
Syrien nichts berichtet ; doch ist wohl anzunehmen, dass die drohenden Einfalle
der Sarazenen nicht der einzige Beweggrund waren für die Gründung so vieler
Waffenfal)riken auf einem vcrhältnissmässig kleinen Räume, sondern dass auch
andere locale Bedingungen, also namentlich eine schon sich vorfindende Technik
der Einwohner in diesem Handwerk, mit gewirkt haben werden 2.
§6.
Oalatien, Lycaonien, Pisidien mit Paniphylieii, Plirygien.
Ein Geschenk, das in der Regel, wo wir es finden, mit einem Blühen des
Gewerbes Hand in Hand geht, hat die Natur allen den oben genannten Landern
verliehen: den Reichthum an Schafheerdcn, deren Wolle zu den besten ge-
hörte, welche das Alterthum kannte. Wie noch heut zu Tage die Ziegen der Um-
gegend von Angora berühmt sind, so war schon im Alterthum Galatien wegen
seiner trefflichen Wolle bekannt-'. Lycaoniens Triften niihrten zahllose Heer-
den, deren Wolle zwar weniger fein, aber doch wegen der grossen Menge äusserst
gewinnbringend war, sodass die Besitzer solcher Heerden dadurch grosse Reich-
thUmer erwarben^, und nicht geringer war der Ruf der aus Pisidien'' und
Pamphylienß, zumal aus der Gegend von Selge' nach dem Auslande geführ-
ten Wolle und Wollenfabricate. Am berühmtesten aber war die Wolle, welchem
aus Phrygien kam und die sich besonders durch ihre Feinheit auszeichnete**.
Hier war es zumal dieUmgecend von Laodicea und Colossae, von wo schöne,
1) Job. Malal. Chion. 12 p. 307 (Bonn): ixiiae di xal ;sc. Diocletianus Daphnac) (fttßQtxäi
TQftS TTQOs 10 xtttaaxivttCtalfai önlit iw arporw ■ i'xnai di xid h' 'Eö^arj (fußfttxit äiä rö ri<
önXa lyyvg /o()rjyiia{httf (üaavi(o( Si xal iv Jafiiiaxoi ixjiae (/icßQixä, (troi^aas IniSgo/xiig
TÜv ^aQuxrji'wv.
2) Auf Töpferei bezieht sich die Notiz des Isiil. Orig. XX, 6: seriola csl orcarum ordo
directus vel vas fictile vini, apud Syriam primum excor/itatum. Doeli wii-d hior!)ei wolil der
Export des syrischen Weines die Hauptsache gewesen sein.
3) Plin. XXIX, 33 : laudatissima (lana) e collo, nalione vero Galatica. Noch in spälcr Zeit
finden wir dort einen lebhaften Kleiderhandel, Tot. orb. descr. § 4i : (Galalia) pturimam festem
cmens ac vendens.
4) Str. XII, 568 spricht namentlich von der Gegend am Tatta-Seo : ofjwg cT« xalnfQ ilyvifnof
ovaa fi ;((ÖQtt TrQÖßara (xriiiifH üavfiaaTÜig , TQa/sCng (f^ f'p^ns, xeiC iii'ff /| (tvjtöv lovjioi'
fiiylarov; tiAod'toi's fxnjaai'TO. ^^fivtjae cT iiTiip TnitixoaCui ta/e no//iira; (v loT; lonoit
TOVTOIS.
5) Str. ib. 570: ihtvftaaii] ö' lariv ii<fvai; lüy xontov . . . ti yün ittU (cxiiionfCttig mv
TaiiQov x"^Q'' ■ ■ ■ (T'föi'Qa (vxaQTiög (aiii', üan xit) i'/Miüifvi« (hin noXka )r^)i)Ca xa'i eiüft-
Titla, foftat t( KifS^öi'ovg ävfia&at navroöanoTg ßoaxriuuair.
6) Philoslr. V. Apoll. III, 15, 4 ; iqiov ktvxov öjanit) tÖ Ilafiifvhof, ^alttxiörn>oy iU Imm
Kleid aus Pamphylion Id. ib. VIII, 6, 16: oüif älovQyläog (ßäaxtjia oiätil, oväi //«,(«/ r^oc
rivbg ^ fiaXaxr/s ia{HJTOS.
7) Tert. de pall. 3 : nee de ovibus dieo Milesiis et Selgicis et Atticis.
8) Arist. Av. 493 : x^aipav yaQ änoiXea 6 fioxiyrjQog 'hQvybov tiUiov J/n lovtor. Schol.:
(xti yäg «ttkAk xai xaXa tQia. Suid. s. V. 't'QvyCtav (Qlmi\ Auch wilde Sehafc pib es in Phry-
gien, vgl. Varr. R. R. II, 1. Den Plirygicr Marsyas bezcichnclc der Mythus als einen Schafliir-
ten, llyg. fab. 165.
•28 11. Amen.
iluicli iliif von Natur dunkle Farbe besonders werlhvoUe Wolle kam ', sowohl
roh, als auch, und namentlich in der römischen Zeit, verarbeitet. Denn wenn
auch die phrygische Wolle schon vor der Kaiserzeit in Griechenland geschützt
war 2, so erlangte sie doch ihre höchste Bedeutung erst zu der Zeit, als Phrygien
römische Provinz und dadurch der Handelsverkehr lebhafter geworden war. Das
lülict des Diocletian zählt eine Menge von Kleidungsstücken auf, die aus Laodicca
exportirt wurden 3 ; spätere Schriftsteller en^ älinen mehrfach den lebhaften Han-
del dieser Stadt mit Kleidern ^, und auch inschrifllich ist das Gewerbe der Walker
in Laodicea bezeugt ^.
Allein das einfache Handwerk der Wollenfabrication wurde von den Phrygicrn
sogar bis zu einer gewissen künstlerischen Höhe betrieben: das Sticken der
Gewänder war nämlich bei ihnen ganz besonders üblich, sodass sie sogar im
Allerthum als die Erfinder dieser Technik galten ". Wenn das auch nicht unbe-
zweifelt richtig sein mag, da ja auch die Babylonier seit aller Zeil diese Kunst
üblen, so ist doch das wohl gewiss, dass die Technik des Stickens durch Phrygior
1) Strab. 1. 1. p. 578: (f^nit äe 6 tt^qI jt,i> ^ittoöixtittv rönog ■nnoßitjMv KpST«? oix lig
fictlnx6Tt]T(t fiöi'ov T(ü»' IqCuiv , rj y.al TtSt' Miktjaluji' J/ct^fyf/, ciXXa y.Kl lis ir\v xoQtt^fiv yjjöar,
i'tart xai ngoaoätvovTni Xci/jnguje an avzüJv, äontQ ol Koloaatjvoi ctno rov öiiiovvftov yQto-
fidTog Ttlrjotov olxoi'vTtg. (Darnach scheint es, als habe Laodicea die Wollenfabiicalion als
Monopol betrielien.) Plin. VIII, 190 : in Asia Laodiceae (oves sumviam nohilitatem habent) . Vgl.
Vitr. VIII, 3, 14. 2) S. Aristoph. 1. I.
3) Ed. Diocl. c. XVI lin. 9: ßtQQog Aa3ixrii'ög\ 1. 10: ßlQQog Aaäixrj%'og if o/uowttiji
Nfnßixcö (d. h. in Laodicea nach dem Muster der nervischen Kleider verfertigt) ; 1. 11 : ^le).-
uaTixi^ narjuog AtC(iiX7ji'fj TQiunog; 1. 12 : TTK^ayiiväiv AaSixrivor; 1. 47 : /}M/xväet .daäixrjVtiv
iioTovi'jaiav (Mommsen p. 87 vermuthet ü/MKnensw, ähnlich wie oben Nervica saga] .
4) Hieron. adv. Jovin. 21 (Opp. II, 29) : nunc lineis et sericis vestibus et Alrebatum et Lau-
iliceae indumentis ornalus incedis. Yatcs p. 283 bezieht diese Stelle auf das syrische Laodicea
und versteht unter den induinenta aus Laodicea und von den .\trebaten leinene Gewiinder;
allein da vorher auch serische, d. h. seidene Stoffe genannt sind, liegt keine Nolhwendigkeit
vor, hier Linnenkleider zu verstehen. Vgl. auch Tot. erb. descr. § 42: Laodicea, de qua vestis
exU, quae dicilur Laodicena. (Im Peripl. mar. Erythr. § 24 werden Xoiäixig erwähnt; Müller
zur Tot. 0. descr. 1. 1. will darunter Kleider aus Laodicea verstehen, während Movers S. 312
Anm. 137 feine Leinwandwaaren aus dem syrischen Laodicea darunter verstanden wissen
will ; dem steht aber entgegen, dass auch die in Oberitalien, namentlich in Verona verfertigten
ludices Wollenfabricate waren.)
5) C. 1. Gr. III, 3938: [!j ^Qyaaia] t(öi' p'a(ff[iov x«) ßatfiuiv jiöv] änXovQymv. Franz
vermuthet für letzteres Wort aXovnym-; allein Purpurfärberei ist für Phrygien nicht bezeugt,
auch l)ei der Lage des Landes unwahrscheinlich. Die Knioupyot sind die Verfertiger der soge-
narmlcn luujia anXä, s. Mommsen z. Ed. Diocl. S. 87.
6) Plin. VIII, 195: acu facere id (sc. pingere vestes) Phryges invenerunt, ideogue Phrygio-
niae appellatae sunt (vestes). Isid. Orig. XIX, 22: acupicta vestis cum lextilis aul acu ornata.
Eadem et Phrygia. Hujus enim artis periti Phrygii omnes dicuntur ; sive quia in Phrygia invcnta
est. Unde et artißces , qui id faciunt, Phrygiones dicuntur. Tert. de hab. niul. I, 1 ; Si ab inilio
rerum et Milesii oves tonderent et Tyrii tingerent et Phryges insuerent et Dabylonii intexerent. Serv.
ad Virg. Aen. III, 484 und IX, 614. Vgl. Senec. Herc. Oet. 665 :
Nee Maeonia distinguit acu
Quae Phoebeis subditus Euris
Legit Eois Ser arboribus.
Die gestickten Gewänder der Phrygier auf den Va.senbildcrn sind bekaimt genug.
§ 6. Galatien, Lycao.mkn, Pisidikn mit I'a.mpiiylien, Phrygien. 29
nach Rani gebracht worden ist, deun dadurch erklärt es sich am l)esteii, dass in
Rom die Kunstslicker Phrijgiones genannt wurden '.
Auch ein anderes Gewerlie, das mit der Wollenweberei in engem Zusam-
menhange steht, wurde in Phrygien vielfach geübt, nämlich die Färberei. Zwar
ist Purpurfärberei nicht bezeugt, wohl aber wird die Färberei mit Färbewurzeln
rühmend envähnt, namentlich in Hierapolis^, wo die Zunft der Färber auch
auf einer Inschrift vorkömmt 3. Galatien lieferte treEFlichcn Scharlach '.
Im übrigen ist über die Industrie dieser Länder nur noch wenig zu sagen.
Ancyra bereitete in später Zeit ein sehr gerühmtes Brot*; Pisidien bereitete
Salben aus Styrax und Iris, namentlich die Stadt Selge«, wo auch Öl fabri-
cirt wurde"; Side in Paniphylien trieb einst eifrig Schiffsbau^ In
P h r y g i e n wurden F i s c h e e i n g e s a I z e n und verschickt •', und die Einwohner
der phrygischen Stadt Cibyra beschäftigten sich sehr stark mit Eisenfabri-
calen"*, welche im Handel ein nicht unwichtiger Artikel gewesen zu sein
scheinen •'.
1) Vgl. Plaut. Men. II, 3, 72 (v. 426) :
Pallam iltam, quam dudum dederas, ad Phrygionem ut dcferas,
VI reconcinnelur.
.\uUil. III, 3, 34 : Stat fuUo, phrygio, aurifer, lanahtis. Titin. b. Non. p. 3, 16 [Ribbcck,
Com. Lal. Rel. p. Höj : Phrygio fui primum henetjue id opus sciri; reliqui acus aciasque hero
alque herae nostrae. Vgl. sonst Plin. Serv. Isid. 11. 11. Auf einer Inschrift bei Reinesius, XI, 108.
Vgl. Marquardt S. 147.
2) Strab. XIII, 630 ; tan ii xrd tjoÖ; ßatfriv iiduiv »avfiaaiiäi ovuaiT()OV tÖ xarcc Ttjf
'ItQur TiöXiv vSioo, üjare tu (x twv (}i((Sv ßaTiroueta ^iduiU.a (hui TnT; ix zij; xöxxov xid 101'«
itXovnyiaii'. Dass in Hierapolis auch Ba u m wo I lencu 1 tur betrieben wurde, darauf deuten
die alten Namen der Stadt, welche mit einem einlieiniisclien Namen Magog, richtiger wohl
Mabog, die »Baumwollenstadt« hiess, wahrend die zweite Benennung Bambyke noch deutlicher
daraufhinweist. Plin. V, 81. S. Forbigcr, Alte Geogr. II, 85 N. 643. Brandes S. 103.
3) C. 1. Gr. III, 3924.
4) Der Galalicus rubor hei Tert. de pall. c. 4. Vgl. Plin. XXII, 3. Beckmann, Beilr. zur
Gesch. der Erfind. III. 5. Dieser FärbeslofT wurde vorzugsweise in den Färbereien des Galalien
benachbarten Nicaea verarbeitet {oder vielleicht aus dieser Hafenstadt versandt); vgl. Ed. Diod.
c. XVI lin. 93 : Neix«r)rfji xoxxt]QÜs ICrna «'. Daselbst Mommsen S. 92.
5) Toi. orb. descr. § 41 : Ancyra, quae diiinum panem et eininentissimum dicilur man-
ducare.
6) Sir. XII, 571 : InntiHTttt iSi xal ij Jlilyixri inig xn! r6 an nvriji älfifitia. V,c;l. eli.l.
p. 570. Plin. XII, 125. XXI, 41.
7) Plin. XV, 31 : Suis herbis componunt inter Cappadociam et Galatiam, quod Selgicum vo-
cant. Id. X.KIII, 95. Strab. 1. 1.
8) Zur Zeit des cilicisohen Seeräuberwesens, Strab. XIV, 664: Iv Z(3g yovi- nolti rijc
rTafi(fvlia( ja vttvni^yitt awCdriiTo roi( KlXi^ir.
9) Eupol. b. Stcph. Byz. v. raäeiQa. Poll. VI, 48.
10) Strab. XIII, 631 : tSior if hr)>' Ir f(ißv()i< to tov atJi/Qor ronn'fattai (itiiUuii.
11) Vgl. Hör. Ep. I, 6, 33:
carc nc porlus occupcl alter.
Ne Cibyralica, ne Bithyna negotia perdas.
Cilicien und Cappadocieii. — Carlen und Lycien.
Von der Iiitlustiie Cilicicns und Cnppadociens ist nur wenit; zu be-
riclilen. Das Ijerülimlcsto Producl Ciliciens, der namentlich amCorycus ge-
deihende Safran', bot h.iuptsäclilich nur insofern Gelegenheit zu gewerblicher
Tiiätigkeit, als er zur Salben fabriea tion sich eignete, die denn auch einen
gewissen Ruf erlangte'^ und nanienllicli in Tarsus^ und Soli^ betrieben
wuide.
Wichtiger für die ciiicische Industrie ist die im ganzen nicht häufige We-
berei aus Ziegenhaaren, die in Cilicien wie an den Syrten betrieben wurde
und hier zuerst zur Anwendung gekommen sein soll. Die in den Bergen des rau-
hen Ciliciens und des benachbarten Lyciens weidenden langhaarigen Ziegen wur-
den geschoren ä und aus dem gewonnenen Material jener filzartige Stoff gewebt,
über dessen mannichfaltige Anwendung wir oben gesprochen haben*' und der
unter dem Namen cilicium seit den letzten Jahrhunderten der römisciien Republik
sehr bekannt und verbreitet war'. Allein wenn auch die Fabrication dieses Stoffes
zuerst in Cilicien geschah und daselbst fortdauerte, so ist doch nicht zu bezwei-
feln, dass man auch in andern Gegenden Ziegenhaare auf die gleiche Art verar-
beitete und den vom urspi-ünglichen Ort der Erfindung abgeleiteten Namen i)ei-
behielt s.
Erst aus späterer Zeit erfahren wir von der Leinweberei in Cilicien".
Namentlich aus Tarsus, derjenigen Stadt Ciliciens, in welcher griechische Bil-
dung und hidustrie am meisten heimisch war, kamen verschiedenartige Leinen-
waaren, Kleider, Kopfbinden, Bettdecken u. s. w. nach Rom '".
1) Strab. XIV, 670. Lucr. de rer. nat. U, 416. Hör. Sat. II, 4, 68. Marl. III, 6.5, 2. l.\,
38, 13. Lucan Phars. IX, 807. Pliii. XXI, 31 u. s.
2) Theoplir. de odor. 6, 27. Atli. XV, 689 D. Slyrax, Plin. XII, 125.
3) Plin. XIII, 6: fucrat el pardalium in Tarso, cujus etiam compositio et mixtum oUille-
rala est. 4) Plin. XIII, 5: crocinum in Solis Ciliciae maxime laudatutn est.
5) Arist. bist. an. VIII, 28 : h' AvxCa cd lilyi; xsl^ovrai , öiaTTeg rrt nnößara ttciqu roh
äUotg. Callisth. b. Ael. nat. an. XVI, 30 fügt hinzu: ydta&ai yäo öaavjuxug xal ivTQixai
tiiii'iüg T«s «lyae. 6) Vgl. S. 4 fg.
7) Varr. R. R. II, 11, 11 : tondenlur (caprae) quod magnis vülis sunt, in magna parte Pliry-
giae, unde cilicia et cetera ejus generis fieri solent. Sed quod primum in Cilicia Sit instituta, nomen
id Cilicas adjecisse dicunl. Plin. VllI, 203: in Cilicia circaque Syrtes villo tonsili (caprarum)
vestiuntur. Colum. I piaef. § 26. Philarg. z. Virg. Georg. III, 313. Suid. s. v. KiXCxtog TQÜyoc
ö (TaCTyf • ToiovToi yito iv KiXixia yCt'ovTai jQriyoi' otffj' xcü ja Ix rwc igi/iäv avi/rtOt'fiii'Ct
KdCxitt xaXovvxai. Vgl. s. v. KiUxia. Hesych. v. KiXlxioi löyoi. Glossar. Nomic. im Lon-
doner Stephanus IX p. 462: KiXixCa- rgäyoi ano KiXixCas et iSaatigelc. Paroemiogr. Gr.
ed. Gaisford p. 64D. Diogenian. V, 54 ebd. p. 197 C. Vgl. Yates p. 137 sqq. Marquardt
S. 89 fg.
8) So z. B. cilicia von den Syrten, Mart. XIV, 140; in Arabien, Solin. XXXIII, 3. isid.
Orig. XIX, 26, 10.
9) Clem. Alex. Paed. II, 10 p. 239: oüx hi zeig d&orcig rag nn Aiyvmov, liXkag iSi Tivctg
tx yfjg'EßQaioi)' xnl KiXlxtov ix7TO(jiC6fifroi yrjg.
10) Ed. Diocl. c. XVII sq. Bekanntlich war auch der Apostel Paulus ein Zellmacher
(axi,vn7Toiög) aus Tarsus, Act. Aposl. 18, 3.
§7. GaiciEN u?ii) Capp.vdocien. — Cariex und Lycien. 31
Gelegentlich werden auch cilicische Ge fasse erwähnt', vertnuthlich wurde
in ihnen der Wein Ciliciens^ in's Ausland gebracht. — Im Anfang des vierten
Jahrh. befand sich in Irenopolis eine kaiserliche Waffenfabrik''. Sehr
wichtig war Cilicien auch für den Schiffsbau. Die Wälder des Taurus lieferten
nicht nur ausgezeichnetes Bauholz, sondern auch Eisen und Kupfer in Menge ^.
Daher gründeten die Phönizier zahlreiche Colonieen an der cilicischen Küste«
und auch die Perser liessen dort von den Ciliciern selbst, wie von Cypriern und
Phöniziern Schiffe bauen *'.
Noch weniger ist über Cappadocieu zu sagen. Das verbreitetste und be-
kannteste Gewerbe war die Bäckerei; cappadocische Sclaven wurden in Grie-
chenland gewöhnlich zum Brotbacken verwendet'. In der späteren Zeit führte
Cappadocien Kleider ausFellen^ und Teppiche '■* aus ; von welcher Art die
letzteren gewesen sind, wissen wir nicht. In noch späterer Zeit befand sich in
der Stadt Caesarea eine kaiserliche Waffenfabrik '<•.
In Carlen — wie in den meisten Staaten Kleinasiens — sind es fast aus-
schliesslich die griechischen Colonieen, welche wir auf industriellem Gebiete thätig
und nicht unbedeutendes leistend finden. Die Bewohner des Innern, die eigent-
lichen Carier, waren ein rohes und kriegerisches Volk, die in fremden Heeren als
Söldner dienten und wegen ihrer Treulosigkeit und Käuflichkeit übel berüchtigt
waren — mit Cretern und Cappadociern als die TQia Käniia xajttdx-« bei den
Alten verrufen. Handel und Gewerbe lagen in den Händen der an der Küste an-
gesiedelten Griechen, unter deren Colonieen sich ganz besonders Milet aus-
zeichnete''.
Die Umgegend von Milet war seit alter Zeit wegen ihrer Schafe berühmt,
welche eine vortrefi"liche Wolle lieferten '2. Der Buhm der milesischen Wolle geht
in sehr alle Zeil zurück, schon die Sybariten bezogen ihre wollenen Gewänder
aus Milet '^, und Polycrales führte miiesische Schafe auf Samos ein ". In der gan-
zen folgenden Zeit war diese Wolle bei den Griechen ungeiacin geschätzt uiiil
\) Isid. Orig. XX, G : Cilicienscs (scriolae) a Cilicia motcupalae, unile primum ailicclac sunl.
2) Vgl. Ath. I, 33 ü.
3) Not. dign. Or. c. X p. 38: hastaria Irenopolitana Cüiciac.
4) Theophr. h. pl. IV, 5, 5. Strab. XIV, 669. 5) Movois II, 2, 1(i7 IT.
G) Diod. Sic. XI, 75, vgl. ib. 61.
7) Vgl. Atli. III, H2C. 113B. IV, 129Dsq. XIV, 647Cu. a.
8) Tot. erb. descr. §40: Haec (sc. Cappadocia) ubique Icporiiiam vcslcm cmillK cl Balnjlo-
peltium et divinorum animalium pulchriludinem.
9) Ed. Diocl. XVI, 2 : TäiTtii KnnneiSoxixös.
10) Nol. dign. I. 1. cUbanaria Caesareae Cappadociae.
11) Über den Handel Milets vgl. Heeren, Handbuch III, 1, ä S. 185. Mannert, fiec^
graph. VI, 3 S. 253. Hül 1 m an n, Handelsgescli. 127. 139 u.s. Die Abliandlungcn von Soli rü-
der, de rebus Milcsiorum, Sundae 1827; Sohl an, rer. Mllosiar. conim. I. Dnrnisl. IS29 und
C. G. Schmidt, de rebus Milesiis. Gotting. 1855/6 sind mir nur dem Namen iuk-1i bekunnl
geworden. 12) Vgl. Yales p. 34 S(|i|.
■ 13) Ath. \II, 519n: iiiinnvv ,n n! SrßriüTrui :■„) !/i,'a,„ M,h)nli„v (nl(oy ;7.<T0i;jut'.r<.
14) AUi XII, 54 0 n.
32 II. AsiKN.
wird häufig erwähnt ' ; auch später noch bewahrte sie diesen allen Ruf 2; ja, noch
in den späteren Jahrhunderten des römischen Kaiserreichs wird sie gepriesen •',
obgleich die Römer die Wolle des cisalpinischen Galliens und Unterilaliens vor-
zogen^. Wie in andern Gegenden, z. R. in Athen und Tarenl, suchte man auch
hier die Reinheit und Feinheit der Wolle dadurch noch mehr zu befördern, dass
man die Schafe mit Fellen bedeckte s.
Obgleich wir nun wissen, dass diese Wolle auch unverarbeitet exportirt
wurde «, wurde doch sicher der grösste Tlieil am Orte selbst gesponnen und zu
Stoffen gewelH', und zwar namentlich zu Kleid un g s s t ü c k e n und Teppi-
chen. Dass die Sybariten n)ilesische Wollenstoffe trugen, ist bereits erwähnt,
aber auch in den folgenden Jahrhunderten war eine milesische Chlamys ein ge-
schätztes Kleidungsstück^ und bis in die Zeit des römischen Kaiserreichs wurden
diese Zeuge vielfach gelragen «. Aber fast noch grösseren Ruhm genossen die mi-
lesischen Decken; Milrjoia CTQiüi.iuTa waren sogar sprüchwörtlich geworden '".
1) Arist. Lysistr. 724: oixoi ycc^ ^axiv iQui fioi MilLijaia. Schol. (üq^rijg Mü.r'ijov xa).ä
i/ovarig (Qict. Hippoci'. Tiegl äqoQuiv I, 684 ; ^j' ti(>Cia MiXrjoiio /letiaxw oJj tvfiQorÜTio. Ael.
nat. anim. XVII, 34: anakai yÜQ elai acfööna tu toiiTtov (sc. xufiijktor] tqCxh , (ig xal ToZg
MiXiialoig InCoig avTix^lvtadtti rijv juaXaxoTJiTcc. Apoll. Dysc. bist. comm. c. 20. Die Septua-
ginla nennt bei Ezech. 27, 18 auch cgia IxMiXriTov unter den nachTyrus gebracbten Waaien.
2) Coluni. VII, 2, 3 : generis eximii MHesias (oves) noslri existimabant. Plin. XXIX, 33 :
laudatissiiiia lana . . . Milesia, Virg. Georg. III, 306:
Nee minor usus erit, quamvis Milesia magno
Vellera mutantur Tyrios incocta rubores.
Vi»!, ib. IV, 334. Malt. VIII, 28, 10 : Nee Milelus erat vettere digna tuo. Vgl. Strab. XII, 578.
3) dem. Ale.x. Paed. 11, 10 p. 237 ; Tni^a (are TtQoßäriai; xkv Mllit]TOs itvxi', xttv 'Iralin
Jn^aCtjTcu xtiv tinö SufiKQaig (fvXftTT(i>vTiti al i^l/ig. Palaeph.de Incred. 19: olaiital vvv al {v
JlhXrjTta. Vgl. Eust. z. Dion. Per. 823 : (nia äh ö jonog ovtos (sc. M(Xi]Tog) (f^Qfi ciyn9ä., ö,1iv
xal ifg TiaQoifxlav xitrai rä MiXrjain aiQüifiarec. Tzetz. Chil. X, 329 : iQiti lä MiXrjaia xüX-
Xintft yÜQ Twv nihrwi'. Tertull. de pall. 3. de hab. mul. I, 1. Serv. z. Virg. Georg. III, 306:
Milesia vettera, tanae preliosissimae
4) Plin. VIII, 190 : tertium locum Milesiae oves obtinent. Vgl. Coluni. 1. 1.
5) Clem. Alexandr. 1. 1. 6) Aristoph. I. 1. Vgl. Ezech. a. a. 0.
7) Doch bezogen die Milesier bei ihren ausgebreiteten Handelsverbindungen auch vom
Pontus Euxinus, besonders von den Coraxern, Wolle; vgl. Yates p. 27 sqq. Dass die Wol-
lonfabiication in Milet Monopol gewesen sei, hat man aus Cic. Verr. F, 34, 86 : nam quid Mile-
siis tanae publicae absluteril . . . dicere praetermittam, scbliessen wollen (s. Marq ua rd t S. 87);
ich glaube aber, dass das nur Iheilweise angenommen werden darf. Pubtica lana ist die von
den im Besitz der Stadt befindlichen Heerden gewonnene Wolle ; daneben besassen sicherlich
auch Privatleute ihre Heerden.
8) Vgl. Plut. Alcib. c. 23; de Alex. s. virt. s. fort. or. I c. 8 p. 330 D.
9) Hör. Ep. I, 17, 30 : Alter Miteli lextam cane pejus et aiigue
Vitabit chtamydem.
Porphyr, ebd.: taneae festes Milesiae preliosae sunt. Vgl. Marl. 1. 1.
10) Eustath. 1. 1. Die Notiz des Tzetz. Chil. 1. 1. dass Tlicmislokles vom Perserköiiige
erhallen habe: Mvqkv , Mvoiivra, MCXrjTov , Aüiixl'axov , MayftjoCav
tig oivov, oifia xal ar()0)ftrcig, bqiov, flg Imoävaiig,
ist unrichtig. Bekanntlich erhielt Tliemistokles vom Grosskünige zugewiesen Magnesia für das
Brot, Myus für die Zukost, Lampsacus für den Wein, für Decken und Kleider aber Per-
cote und Palaescepsis. Vgl. Thuc. 1, 138. Diod. XI, 57. Plul. Them. 29. SIrab. XIV, 636.
Alh I, 29 F.
§ 7. CiLiciKN IM) Cai'padocikv. — Carien und Lycien. 33
Solche milesische Decken weiden hei den allisehen Komikern liiUifig erwiihnt '.
Dieser Decken bediente man sich nieht nur, um thunil die Sophas und Betten zu
Ijeleiicn, sondern man wandle sie auch als Vorhänge an den Wänden an ^ ; ver-
niulhlich waren die zum letzteren Zweck benutzten Teppiche kostbare Buntwir-
kereien nach Art derjenigen, welche Pergamus lieferte ^.
Wenn nun auch ein Theil dieser StofTe, namentlich die Kleidungsstücke, ihre
natürliche weisse Farbe behalten haben mögen, bedurften doch die zu kostbaren
Decken verwandten und die werthvolleren Kleiderstoffe noch der Fii rb ung ^, und
diese geschah denn ebenfalls in Milet selbst. An der Küste Cariens wurde Pur-
pur gewonnen ^ ; der milesische Purpur w ird noch im Edict des Diocletian mehr-
fach mit der Angabe seines Preises envähntf', woraus denn freiUch hei-vorgeht,
dass selbst der beste milesische Purpur noch um 2/3 billiger w ar, als der schlech-
teste lyrische'. Doch war die milesische Purpurfiirberei im Alterthum kaum
weniger beitlhmt, als die Wolle selbst *.
Der Buhm der milesischen Wollenfabrica te überstrahlt so sehr alles andere,
dass wir ausserdem von den Gew erben der Stadt fast gar nichts erfahren. Critias
lobt milesische Betten und Sessel-*, und die Fabrication dieser Möbel scheint
überhaupt in Carien nicht ohne Bedeutung gewesen zu sein, da auch in Magne-
sia Betten und Tische, daneben auch Leuchter und Teppiche angefer-
tigt ^\'u^den i".
InCnidus und vermuthlich auch an andern Orten der carischen Küste"
blühte die Töpferei. Die Kvidia ■/.eQÖ/.ua lobt Eubulus '2. Nicht nur die zur
1) Arist. Ran. 542. Ib. Scliol. ; ixfi yäo (v MiXtito) xali) jj rcöv arotojudrojv lnycta(a- xnl
rö MilLijaia arpmuara noixila xnl ctjittXa yiverai xnl äiaifoga. Com. b. Atli. XII, 553 B:
zk'to) fiiv VTToßcO.fiit T(Sv Mi).r]<jC<x>v (qCuv. Vgl. auch Theoer. Id. XV, 12G:
TJOQifVQ^oi di TÜn^zes uvia , fictXttxioTlgoi vni'oi,
il MtXarog (qiI x*" Tav XafjCav xaraßöaxtov
(eitiit von Euslath. z. Dion. und dem Schol. zu Arist. II. 11.).
21 Amphis b. Ath. XV, 691 A; (gCoiai toig rolxovg xvxXai MiXtjatoig.
3) Auch feine Gewebe lieferte Milet. Alciphr. Ep. I, 6 erwiihnl xtx(jvii a'/.oi Milr^nioi.
4) Schol. Arist. 1. I. : th rpuyf/v ol MiXijaioi äiußäXXovrat , xcd dt 16 OToXijg TtoXvTiXW
fa^ijris T {vTav9a xttTeaxiväCovjo noixiXat xai TÜn7]iet.
5) Arist. hisl. an. V, 15. Ath. 111, 88 F. 6) Ed. DiocI. XVI, lin. 91 sq.
7) Vgl. Moramscn z. Ed. S. 91. Marquardt S. 422.
8) Vgl. Thcocr. I. I. Virg. Georg. 1.1. und das. Serv.: Miletus civilas cslAsiae, ubi lingunliir
lanae oplimae.
9) Bei Ath. I, 286: tivahv Si Xi^ovs Hox» xctXXos ixii MiXijToe. Ebd. XI, 486 E : xXdri
ju/iijffioupy^f xal iSl(fQog fjiXrjaiovoyiis. Auch auf Inschriften werden die xXlfai fiiX>iatovf>yii(
häulig envahiit; vgl. Boeckh, Staatshaush. II, 153 fg. 298. 300. Rangab6, Anliqu. hellen.
I, 116 sqq. II, 475 sqq. Sie werden da gewöhnlich mit Gegenständen von Erz und anderen
Metallen zusammen genannt, so dass man vermuthen kann, dass auch sie entweder ganz von
Metall oder mit Metall verziert waren. Die Aufnahme dieser Gegenstände unter die Schalzver-
zeichnisse spricht für ihren sei es künstlerischen sei es materiellen Wertli.
10) Ath. IV, 173 F: AfayrijTtf . . . nap^/ovai roTg (nijtjftovai arfyrjv aXag IXaioy ö'fof,
Iti Xüxiof xXhecg ifjiimuaT« t {tun (^ag.
11) Wie man aus dem Namen des Slädtchoiis Ceiiiiiuis iSIrab. XIV, 636) uiul dos Meer-
busens, Sinus Ceramicus (Her. I, 174. Xen. Hell. I, 4, 8. II, 1, 15. .Melii I. 1«, 2 u. s.)
schliesscn kann. 12; Bei Ath. I, 28C.
lilümuer, l>i(> g.>«iTl.l. Tliitiskeit .1. kl.-i*s. Altortliums. ,
34 II. Asien.
Versendung des cnidischen Weines ' erforderlichen Gefasse wurden fabricirl, son-
dern auch schönes, durch Feinheit sich auszeichnendes Tafelgeschirr, welches
nach dem Auslande ging 2; und es scheint, dass die Töpfer bei den Formen ihrer
Gefasse öfters dem Umstände Rechnung trugen, dass ihre Stadt eine der Venus
heilige war ^. Für die Bedeutung der cnidischen Töpferei kann schon das Zeug-
niss ablegen, dass dieselbe im 4. Jahrh. v. Chr. nicht minder gerühuit wird, als
im 2ten n. Chr. *. — Zur Zeit des Plinius schickte auch TraUes seine Töpfei'waa-
ren weit in's Ausland''. Dieselbe Stadt lieferte gegen Ausgang der Kaiserzeil lei-
nene, vermuthlich mit Baumwolle gestopfte Bett- und Kopfkissen^.
Unter den übrigen Städten Cariens zeichnete sich besonders A lab and a
nicht minder durch seinen Handel und Kunstfleiss, als durch seine Schwelgerei
aus'. Namentlich waren die daselbst gefundenen und geschliffenen Carfunkel
und Crystalle'^ berühmt, sowie das aus dem sogenannten lapls Alabandicus
bereitete G 1 a s s.
Ferner wurden in Carlen, zumal in Alabanda '" und Cnidus '' treffliche
Salben bereitet, und endlich wurde an mehreren Orten der Küste, besonders
Cnidus '2 und Caunus'ä der Schiffsbau betrieben, wie denn die Carier als
Seefahrer überhaupt einen grossen Ruf hatten ^*.
Die gewerbliche Thätigkeit lyciens ist unbedeutend. Fischfang und Räu-
chern der Fische bildete für die KUstenorte einen Hauptnahrungszweig 'S; zur
Salbenbereitung boten die schönen Gebirgspflanzen und der nächst dem
cilicischen hochberühmte Safran des Berges Olympus '^ hinlänglich Gelegenheit".
Auch die Metallarbeit scheint in Lycien betrieben worden zu sein, obgleich
die Alten selbst schon über die Bedeutung der iptälai kvmovQyelg oder Ivxovq-
1) Strab. XIV, 637. Ath. I, 32 E.
2) Luc. Lexiph. 7: xui yriytvi] TtolXa (TTor^nuij , oia QrjnixX^g dinra, figv^aär/ Jf xa't
alXa ivarofitt , tu fih 'Puy.uij&tv , rä äi Ki'i(}ottii' , näiza fx^tjoi artfio(fu{>rita y.al iifiiio-
ar^axu.
3) Wenigstens möchte ich die unklare Stelle bei Luc. Amor. \\ : iyt!) cff . . xiixi-ü) nt-
Qt^tiv Tr]v KvCSoy, ovx aysi-aari rij; xtQCCfievTixfjg axoXaalas fifr^/mv <üf ip 'A(fQoäCTrjg TiöXit-,
auf oliscoene Gefässförmen beziehen. Vgl. Jahn, Ber. d. sächs. Gesellsch. 1854, Ph. bist. Gl.
S. 33 Anm. 25.
4) Cnidische Töpfer betrieben auch in Athen im Ceramicus ihr Gewerbe. S. Thiersch,
Abliandl. d. Bair. Acad. 1838 (II, 3), S. 830 ff. Ein Verzeichniss von (177) Henkelinschriften
cnidischer Gefii.sse, welche in Athen, Alexandria und Sicilien gefunden wurden, findet sich im
Corp. Inscr. Graec. III p. XIV lab. II. Vgl. Franz im Philol. Bd. VI S. 278 flf. Taf. II.
5) Plin. XXXV, 161 : habent et TraUes opera sua et in Italia Mutina , quoniam et sie genles
nobilitantur et haec quoque per maria terras nitro portantur insignibus rotae officinis.
6) Ed. Diocl. XVIII, 46. (Vgl. oben S. 17 Anm. 7.) 7) Vgl. Strab. XIV, 660.
8) Plin. XXXVII, 23. 92. 96. 9) Plin. XXXVI, 63. Isid. Orig. XVI, 14.
10) Plin. XXI, 16. 11) Plin. XII, 132.
12) Suid. s. V. NaiiovQyris x(h&aQoe 13) Str. XIV, 651.
141 Grit. b. Ath. I, 28 C: (fooiijyovs if äxärovs KÜQee, a).ogTauüti {aintnit'iuvro thjÜtoi).
15) Namentlich in Phase lis, Ath. VII, 297 E sqq. Auch Myus hatte bedeutenden Fisch-
fang. Diod. XI, 57. 16) l'lin. XXI, 37.
17) Plin. XII, 132; vgl. die Salben aus Phaseiis, l'lin XIII, 5. XXI, 24.
§ S. LvniKN. — Mysien lmi Troas. 35
yelg^ im Unklaren waren, indem der Name bald von Lycius, dem Sohne des
Myron, bald von den Lyciern abgeleitet wui'de^. Palara lieferte schöne vergol-
dete Sa nda len ■.
Lydieu. — Mysieii uud Troas.
Auch in Lydieu ruht die Industrie, soweit sie namentlich für das Ausland
von Bedeutung ist, hauptsächlich in den Händen der ionischen Griechen. Zwei
Gewerbe sind es namentlich, die wir als die w ichligsten für das Land sowie für
die Küstenstädte bezeichnen dürfen, die W'el)erei und die Färberei*.
Wie in ganz Kleinasien, so weideten auch in den Thälern und Bergen Ly-
diens zahlreiche Schafheerden, deren Wolle die Einwohner schon frühzeitig
zur Weberei führte s. Berühmt waren namentlich die durch ihre natürliche
Färbung sich auszeichnenden Schafe von Erythrae*" und Clazomenae';
als Hauptsitz der Fabrication aber müssen wir S a r d e s betrachten, dessen Wol-
lenzeuge, namentlich die gewirkten Decken, weite Verbreitung in Griechen-
land und Italien fanden «. Doch auch Kleidungsstücke, in denen bekanntlich die
üppigen lonier grossen Luxus trieben ", wurden zahlreich in Lydien gefertigt '",
z. B. in Thyatira ", Philadelphia '2 u. s. w.
1) Vgl. Dem. in Tim. or. XLIX, 31 p. 1 193. Die \wv erwähnte
und .sehr werlhvoll gewesen sein.
2) Ath. XI, 486D sq. (vgl. 784 B.; Enst. z. II. XII, 312 p. 907. Suiil. Harpocr. Phot. s. v.
3) Luc. dial. mcr. 14, 2: ix IJaTäna»' aavSiiXiR InixQvaa. ib. 14, 3: auväal« UaTitnixii.
C.irische Schuhe erwähnt der Schol. zu Theoer. X, 35.
4) Vgl. über die Gewcrbthätigkeit der Lyder Menke, Lydiaca, Berol. 1843. p. 36 sqq.
5) Die spätere Mythenbildung verfehlte nicht, dies auszubeuten ; Arachne, die ge.schiekle
Welii'rin, welche Pallas zum Wettstreit herausfordert, wird eine Lyderin genannt, Ov. ini'l.
VI, .5 : Maeoniaecjue animum falls inlendit Arachnes,
Quam sibi lanificae non cedere laudibus arlis
Audierat.
Man schrieb ihr sogar die Erfindung der Leinweberei zu, Plin. VII, 1 96 : fiisus in lanificio CUisIrr
filius Arachnae , linum et retia Arachne (invenil).
6) Plin. VIII, 191: Asia ruiili (felleris oies habet), quas Ei-ythi-aeas rocaul. Doch kann
diese Benennung auch bloss auf die Farbe zurück geführt werden, Colum. VII, 2, 4 : nee minus
Asia rutilos (colores praebet), quos vocant igv^QoCg. Vgl. Vitr. VIII, 3; 14.
7) Vitr. 1. I.
8) Ath. VI, 255 E: xXivr) vniaxtiuifiivri ^ttQätavTj^ tfiiXoTänit^i rtüv näyv TTokuTCktäv. XII,
51 4 C : vTiozi&eft^viuf \pilojanCäioi' 2:tioäiaii3i\ Non. p. 539, 7 : Varro Hercule Socralico : cubo
in Sardiniais tapedibus. Vgl. ib. p. 542, 14.
9) Vgl. Demoer. Ephes. b. Ath. XII, 52,") C.
10) Hes. V. ^viStta ia»<j(, rä ^lüiina vifuoyittja. l'oll. VII, 77: 2:(ajönivixhs y.iitoy. Doch
waren auch manche Kleidungsstücke, welche in Sardes verkauft wurden, in I'ersien gefertigt ;
vgl. Arist. Vcsp. 1137 sqq., wo ein persisches Gewand [xavfüxi]) in Sardes gekauft, aber in
Ecbatana gewebt ist. Das. d. Schol. : ils ZÜQätti yä^j iyuiXtito rn lliQOixa Iftiiriu.
11) Eine Zunft der iftartvöftiyoi daselbst im Corp. Inscr. Ur. 34SU.
12 i; hnn ifi'lrj Tiöf fntiiuoyiSr. C. I. Gr. 3422.
36 II. AsiuN.
Allein die Erzeugnisse der lydischen Weberei hätten an sich vielleicht nicht
solche Berühmtheit im Auslande erlangt, wäre nicht auch der Vorzug einer aus-
gezeichneten Färberei mit Purpur, der an den Küsten loniens in bester
Qualität gewonnen wurde', hinzugekommen. Purpurfischereien befanden
sich wohl überall an der Küsle^; und auch die Purpurfärberei wurde nicht
nur in der Hauptstadt, sondern auch in vielen andern Städten im Innern und an
der Küste sehr eifrig betrieben ^. So macht Ovid den Vater der Spinnerin Arachne
zu einem Purpurfärber in Colophon*; die Purpurhändlerin aus Thyatira ist
aus der Apostelgeschichte hinlänglich bekannt^. Auch hier waren aber die be-
deutendsten Fabriken in Sardes, wohin die Sage sogar die Erfindung des Wol-
lefärbens verlegte 6. Das ßä^/.ia 2aQ6iavix6v ' war in Griechenland sogar
sprüchwörtlich geworden; — später freilich wusste man nicht mehr recht, ob
damit Purpur von Sardes oder von Sardinien gemeint sei*, obgleich nach
den betreffenden Stellen des Aristophanes kein Zweifel daiilber aufkommen
kann '■>.
Ausser der Wollenweberei wird uns nur wenig von andern in Lydien fabri-
cirten Stoffen berichtet. Golddurchwirkte Gewänder, wie sie in Persien
seit aller Zeit üblich waren, webte man auch in Lydien '<>. Sardes lieferte Garn,
das namentlich zu Netzen tauglich war " ; Leinweber weisen auch die In-
schriften von Thyatira auf '2.
Von andern in Lydien betriebenen Gewerben haben wir nur vereinzelte
Nachrichten , aus denen wir folgendes hervorheben ; Schuhe lieferte C o I o -
1) weshalb Alexander der Grosse den ionischen Stiidten auferlegte , ihm eine bedeutende
Quantität Purpursaft zu schicken, Ath. XII, 539 F. Vgl. auch Theopomp b. Ath. XU p. 526 C.
2) Z. B. in Phocaea, Ov. met. VI, 9:
pate7- huic Colophonius Idmon
Phocaica bibulas tinguebat murice lanas.
In Smyrna, Tot. orb. descr. § 47; regio — proferens — alicam et purpuiain hunam.
3) Eine eigenthümliche Anwendung der Purpurfärberei erwähnt Claud. de rapl. Pros.
I, 274 ; non Sic decus ardet eburnum,
Lydia Sidonio quod femina tinxerit ostro.
4) Ov. 1. 1.
5) Act. apost. 16, 14; ßcnfei; werden auf Inschriften von Thyatira häufig gefunden, s. Corp.
inscr. Gr. 3496—3498.
6) Plin. VII, 196: inficere lanas Sardibus Lydi (invenerunt). Vgl. Hyg. fab. 274.
7) Arist. Ach. 112: iV« fiij ae ßäipu) ßäfi^cc Zaoäiaiixor; vgl. Pac. 1174 m. d. Schol. :
Sia(fiQovat yÜQ <tl ^väaccl ßatfin. Vgl. Giern. Alex. Paed. II. 10 p. 203. Hes. v. ßäfifja
8) Schol. Arist. Ach. I. 1. Suid. v. ßäfifia Kv^ixrjrov und h'n /ni^ ai ßnrpat.
9) Auch Scharlachfärberei scheint in Sardes betrieben worden zu sein; vgl. die
vom Komiker Plato b. Ath. II, 48 B erwähnten qonixtSi; ^ayäiarixaC.
10) Lyd. de mag. III, 64 p. 258 (Bonn): anoväri yfyovi rni( ^^väoi; . . . xal XQi'"oaTi]ftoi«q
ihiQyiiCio!)"! /iToii/a; (xfti fjdnjvg ö llftattvänog finiöv ,^^äväo) /nian^ftTcortg") , xa'i ovx
nvToij; fiovovg ulXa xtä rovg xa).ovfi(vovg aäidvxag etc.
11) Pol). V, 26. (Vgl. Plin. VII, 196: Unmn et relia Arachne invenil.)
1J1 Corp. Inscr. Gr. 3504: Zunft der ).n'uui>yoi.
§ 8. LYDitN. — Myüien i>D Troas. 37
phou', irtlene Gcfässc^ Erylhrae^, Phocaea', Teos'. Das lydische
Eisen rühmt Daimachos als zu Werkzeugen und Waffen tauglich"; andere Er-
wähnungen desselben mögen wohl nur zufällig fehlen, da die Anlage einer kai-
serlichen Waffenfabrik zuSardes in später Zeit '' für eine Forldauer dieses
Gewerbes spricht.
Als Bäcker'* und Köche» waren die Lyder von Alters her berühmt; und
auch die eingesalzenen Fische '», sowie das zu Clazomenae trefflich be-
reitete Garum" waren bei den Feinschmeckern sehr beliebt. Endlich war
Ephesus berühmt wegen seiner Salbenfabrication '2; und dass daselbst
auch das Gewerbe der Silberarbeiter, welche kleine Nachbildungen des
Dianentempels verfertigten, ein sehr bedeutendes war, das vielen Gewinn abwarf
und namentlich viel nach dem Ausland exportirte, lehrt die Geschichte vom Gold-
schmied Deraetrius 'l
flysien und Troas sind für die Geschichte des Handels von weit grösserer Be-
deutung , als für die der Gewerbe. Über die ionischen Städte an der KUsle des
Hellespont und der Propontis ging der lebhafte Handel zwischen dem Mitteliiieei-e
und dem Pontus; es war, wenigstens soweit es Industrieerzeugnissc betrifft,
weder Import- noch Exporthandel, sondern hauptsächlich Transitohandel, wel-
cher Städten wie Abydus und Cyzicus ihre Bedeutung verlieh.
Der Hauptort Mysiens, Pergamum'^, dessen Blüthe erst mit der Gründung
des altaiischen Beiches beginnt, hat sich einen Namen und ein bleibendes Anden-
ken dadurch erworben, dass hier, als man ein Surrogat für den aegj^iUschen
1) PoW. \ll, 90: 'PlvSmv Koloifiovlov {iinoäTJ/xaTog) fiiftvriTtti. Bcs. \. Kolotftiiiia- vno-
(SiqfittTa xoTXa. Eine Zunft der ßvgaets zu Thyatira, Corp. Iiiscr. Gr. 3499.
ä) A'gl. Grit. b. Ath. X, 432 E: uyye", S yiväi] )(tiQ ivg' äaiajoyivi^s.
3) Plin. XXXV, 161. Alh. XI, 475C. Die Töpferei hängt hier wohl zusammen mit dem
in Erythrae sehr blühenden Weinbau, vgl. Archestr. b. Ath. 111, 112B: (feneaiä(fv).oi
'EQv9Qa{, ebd. 1, 32 B. — Zunft der xf(>«/»frf in Thyatira s. C. I. Gr. 3485.
4) Luc. Lexiph. 7 : noxyQia . . . rä fih 'puixarj^iv. Phocaea hatte auch zu einer Zeit, da
es unter den seefahrenden Machten eine der ersten Stellen einnahm , d. h. besonders im
6. Jahrh. v. Chr., Bedeutung für den Schiffsbau, vgl. Her. I, 163.
5) Alcacus b. Ath. Xi, 481 A: „i-ärttyis noviavTat xvXixvüv äno Tt]iäv ," cüf äuo/o^xav
yifo/iit'iov xttl tv Ti(a xvXlxtov (noT^ovrat, Bcrgk, Poet. lyr. Gr. fr. 43).
6) Steph. Byz. v. ^axeäatniov ■ tö de Aväiov [arouiofta] . . . tlg (iCvai xaX ^a/al(jas xal
ivQ(a xitl ivax^gas. Auch bei Eust. ad 11. II, 581 p. 294.
7) Not. dign. Or. c. X p. 39 : scutaria et aniwrum (fabrUal Sardis Lydiae.
8) Archestr. b. Athen. 111, 112C. Kuchen von Teos envalint Eust. ad 11. 11, 537 p. 279.
Zunft der igroxönoi in Thyatira, C. I. Gr. 3496.
9) Ath. IV, 160A. XII, 51 6 C sq.
10) Von Cumae, Xenocr. de ahm. ex aquat. c. IV § 73 p. 19.
11; Plin. X.XXI, 94; vgl. XXXll, 18.
12) .\Ui.XV, 688 F; "Etfiaöi yi xoi ni/ortiiov, ifaai, to7s fivQois &i^<fin( xiu fiäXiara f'i it{i
fieyaHtltfi , vir di ov. Der Suhol. i. Aesch. Pers. 41 erklärt das Wort Avöoifoixt^v durch
fivQonoiXTir. Vgl. Virg. Georg. I, 56. Poll. VI, 104.
13) Act. Apost. 19, 24 sqq. Eine ovvt(iyaalti iwi' ä^iyvQoxönojy xit) /(tvao}(6(ov zu S m \ r ii a
im C. Inscr. Gr. 3154.
14) Über die Gcwcibthätigkcit von Pergonuini vi;l. Wegcner, de aula Atlalica p. 28 sqq.
38 II- Asien.
Papyrus suchte, dessen Ausfuhr nach Pergamuni der auf den Ruhm seiner
alexandrinischen Bibliothek eifersüchtige Ptoieniaeus Euergetes II. Physkon ver-
boten halte, die alte Erfindung, auf Thierhiiule zu schreiben, unter König Eume-
nes II. bis zur Bereitung des Pergaments vervollkommnet -wurde'. Es ist
selbstverständlich , dass diese Erfindung zu einer sehr ausgebreiteten Fabrication
des nun bald allgemein sich verbreitenden neuen Schreibmaterials ftlhrte , doch
wurde die Technik auch anderwärts bekannt und z. B. in Rom selbst aus-
geübt 2, sodass keineswegs anzunehmen ist, dass die zahlreichen Erwähnungen
von membranae bei den alten Autoren sich alle auf pergamenische Fabriken
beziehen '.
Ferner wurde in Pergamum die schon seit alter Zeit in Kleinasien heimische
Kunst der Goldwirkerei in hoher Vollkommenheit ausgeübt. Leider haben
wir darüber nur Nachrichten aus römischer Zeit; als Rom durch die Attalen mit
Pergamum in nahe Verbindung trat, da kamen auch jene kostbaren Goldstoffe,
namentlich Vorhänge [auhea] und Kleider, dahin und waren da unter dem
Namen nulnea Attalica^ i^estes Attnlicae bekannt*, und es ist wohl nur ein Miss-
verständniss dieser Benennung, wenn man die Erfindung dieser Technik dem
Könige Attalus selbst zuschrieb ■>. Es ist nicht zu bezweifeln , dass die Kunst,
wollene und seidene Stoffe mit Goldfäden zu durckwirken , später auch in Rom
selbst ausgeübt w'orden ist; doch mag in Pergamum die Fabrication und Versen-
dung dieser Stoffe noch lange einen ■wichtigen Theil der Industrie und des Ex-
portes gebildet haben.
Zur Zeit des Plinius wurden in Pergamuni auch ausgezeichnete irdene
B e c h e r verfertigt ^. Es lässt das im allgemeinen darauf schliessen, dass über-
haupt die Töpferei und Thonarbeit daselbst es zu einer gewissen Vollen-
dung gebracht hatten , und dem entspricht recht gut , dass ebenda — allerdings
einige Jahrhunderte früher — eine Schule berühmter Erzgiesser und Toreu-
1) Plin. Xlll, 70: aemulatione circa bibliothecas regum Ptotemaei et Eumenis, supprimente
Chartas Plotemaeo , Varro membranas Pergami tradit repertas. Falscli ist die Chronologie an-
gegeben in Boissonade anecd. Graec. I, 420. Vgl. Meier in Erscli-Grubers Encyclop. unter
»Pergamenisches Reich« S. 68. Andere Stellen bei Isid. Orig. VI, 11, 1. Hieron. ep. 7 ad
Chromat. Jovin. et Euseb. A'ol. I p. 800 (Colon. 1516). Tzetz Chil. XII, 347. Manso, Leben
Constantins S. 424. Beck, specimen bist, biblioth. Alex. p. 10. Wegener 1. I. p. 72.
2) S. Marquardt 399 fg.
3) Im allgemeinen ist wahrscheinlich der Papyrus das gewöhnliche Material der Bücher
geblieben, während man das Iheure Pergament für seltnere und kostbarere Bücher aufhob;
vgl. Marl. XIV, 184 186.188.190. Wegener 1.1.
4) Plin. XXXIII, 63 : Attalicis vero jampridem intexilur (aurum) invenlo regum Asiae ; vgl.
XXXVI, 115. XXXVII, 12. Cic. Verr IV, 12, 27: Attalica parapetasmata. Val. Max. I\,
1,5: Attalicis aulaeis contecti parietes. Sil. Ital. XIV, 659 : quaeque Attalicis variata per artem
Aulaeis scribuntur acu. Hör. Od. I, 1, 12. Serv. ad Virg. Georg. III, 25. Donat. de com. in
Gronov. thes. Graec. ant. T. VHI col. 1690: aulaea quoque in scena inlexta sternuntur , quae
pictus ornatus erat, ex Attalica regia Homam usque perlatus. S. Wegener I. 1. p.28.
5) Plin. VIII, 196: aurum intexere invenit Attalus rex, unde nomen Attalicis. Vgl. Serv. ad
Aen. I, 701.
6) Plin. XXXV, 160.
§ 8. Lydiin. — Mtsien und Troaü. 39
t en bestand '. Wir werden einer derarligen Verbindung der Thonarbeit und des
Erzgusses noch öfter begegnen.
Auch die Salbenfa brica t ion wurde in Pergamuni betrieben 2, wie in
andern Städten Mysiens z. B. in Adramy t tiuni ^; am bedeutendsten jedoch in
Cyzicus, dessen Salben bei den Schriftstellern häufig erwähnt werden^.
Auch sonst war Cyzicus in Handel und Industrie eine der wichtigsten
Städte jener Gegend. Sehr grossartig wurde der Schiffsbau, die Fabrication
von Kriegsmaterial und Waffen daselbst betrieben^; damit aber wird es
wohl, als die Stadt unter Augustus ihre Selbständigkeit verlor s, ein Ende gehabt
haben , obgleich sonst ihr Wohlstand nicht abnahm ; bot doch der Boden noch
immer so reichlich wie früher seinen Ertrag , namentlich den schönen , nach den
Nordkilsten des schwarzen Meeres geführten Wein'; gewährte das Meer doch
nach wie vor reichliche Ausbeute, zumal an den bei den Gourmands sehr belieb-
ten Austern, die bekanntlich auch bei Abydus in vorzüglicher Güte gefischt
wurden ^.
Überhaupt bot das Meer für die Bewohner der Küste Nahrung in reichlichem
Masse dar. Die Propontis war nicht minder als der Pontus wegen ihres Fisch-
reichthums berühmt 9, zumal Parium zog daraus grossen Gewinn'". Auch
Purpur wurde gewonnen, namentlich an den Vorgebirgen Sigeum und
Lectum"; und dass auch in der Propontis solcher gefunden wurde, ist
aus dem bei Plinius'^ erhaltenen Namen der Insel Porphyrie ne zu schliessen.
Das sprüchwörtliche ßä^t/iia Kvtf'irjvöv aber , das die Lexicographen und Paroe-
miographen durch die Vortrefflichkeit der zu Cyzicus betriebenen Purpurfärberei
erklären ^^, beruht auf einer inissverstandenen Stelle des Aristophanes '^.
Von den übrigen Städten Mysiens seien noch erwähnt Pitana, wo leichte.
1) Vgl. über die Künstler von Pcrgaraum Brunn, Kiinstl. Gesch. I, 442 ff. Dass auch ilic
gewöhnliche Metallarbeit in Pergamum Ruf hatte, zeigt die Berühmtheit der von da kom-
menden Strigiles; vgl. Mart. XIV, 51.
2) Doch zu Athenacus Zeit nicht in derselben Güte , wie früher, Ath. XV, 689 B: Ir lU
Iftnyä/AO) nnörtQor ftlv l^oxhi '''''' '^^ "^j fvQ^fov rivog ixTioi'ijacci'To;.
3) Plin. XllI, 5. Ath. Xlll, 688 E. 689 A.
4) fiv()ov KvCixriv(ivheiPau>i.lV,35,6. Am besten war die Irissalbc, Ath. XV, 688E. Plin.
Xlll, 5: irinum Corinthi diu maxime placuit, poslea Cysici. Ebd. 14: Cyzicena amaracus.
Vgl. Dioscor. I, 68. — S. Marquardt, Cyzicus und sein Gebiet S. 31 fg.
5) Strab. XIV, 653: xävTctv&n äf (oantQ ir MuaaaUif xal A'v^lxo) t« afpi lovs <((,i;fi-
rixTOVttg xnl Tag OQyaronoitag xal (hrjOavQovg oTiXuiv T£ xai tüh Slkiav (anoiSaojui diiaft-
QÖvjtog. Kupferbergwerke in Troas erwähnt Str. Xlll, 607.
6) Vgl. Marquardt a. a. 0. S. 82 IT. 7) Ebd. S. 32 (T.
8) Ebd. S. 36 ff.
9) piscosa Propontis, Avicn. or. mar. v. 465. Namentlich Thunfische, die vom Pontus nach
dem Archipelagus zogen, Ael. nat. an. XV, 5. Plin. IX, 52. Auf Münzen von Cyzicus erscheint
der Thunfisch sehr oft, vgl. Sestini, Descr. dei Stateri ant. p. 49. 56.
10) Hes. b. Ath. 111, 116C. Archesir. ebd. 92 0. Plin. XXXll, 146. Vgl. Xeiio<'r. de alim.
1. 1. über das daselbst bereitete Garum.
11) Arist. h. an. V, 15. Ath. 111, 881". 12) V. 151.
13) Snid. lies. Et Magn. Zonaras. s. h. v. und -mi^l.
14) Pac. 1173 ,sqq. m. Schol. Vgl. Mar(|iiordl 11. :i. 0. .S. 38.
40 n. Asien.
im Wasser schwimmende Ziegel verfertigt wurden', und in Troas Pcroole
und Palaescepsis, die Decken und Kleider lieferten 2. Wichtig für den
Schiffsbau war Änlandros am Ida ^.
§9.
Die Länder um den Pontus.
Für die Geschichte des griechischen Handels sind die Länder am Ponlus von
der \\ eillragendsten Bedeutung. Schon früh hatt<?n die grossen Handelsstädte
loniens, namentlich die Milesier, den Reichlhum erkannt, den ihnen die Nalur-
producle dieser Gegenden darboten; die üppigen Kornfelder der Küstenstriche,
die schönwolligen Heerden des innern Landes, das prächtige Holz der Wälder,
das Metall der Berge , der Fischreichlhum des Meeres — alles das bot sich dem
industriellen Geiste der Hellenen, wenn er an der Küste dieses Meeres Fuss fasste,
mit seinen Anwohnern sich in Verbindung setzte. So entstand denn rings um
den Pontus Euxinus eine grosse Zahl rasch aufblühender Colonien * ; ihnen
brachten die barbarischen Völker die Producte, welche Ackerbau, Viehzucht,
Bergbau etc. ihnen verschafften ; hier empfingen sie die Erzeugnisse des griechi-
schen Gew erbfleisses, oft vielleicht aus Material gefertigt, das sie selbst geliefert.
Aber ein selbständiges , reges gewerbliches Leben konnte sich an diesen äusser-
sten Grenzorten der Civilisation nicht entwickeln; fast in allem, was zu den
Erzeugnissen der Industrie gehört, musste der pontische Handel allein reccpliv
bleiben ^.
Unter den einheimischen Gewerben, welche die griechischen Colonisten vor-
fanden und deren Erzeugnisse sie nach dem Mutterlande verführten, nehmen
die erste Stelle ein die Eisenarbeit und der Fischfang verbunden mit dem
Einsalzen der Fische.
Für die Eisenarbeit ist das zwischen dem polemonischen und cappado-
cischcn Pontus wohnhafte Volk der C h a ly b e r •> im Alterthum fast spi'Uchwörtlich
geworden. Schon der Name Xälvßeg'' deutet auf den hauptsächlichsten Beruf
i) Strab. XIII, 614. Plin. XXXV, 171.
2) Themistocles bekam vom Perscrkünig IleexuJrrjv xal ttjv ntilaCaxri\!in' ftg arQtof/vrjr
xcu tfimiafiöv, Athen. I, 29F. Plut. Tliem. 29. Vgl. Neanth. b Scliol. Arist. Equ. 84.
3) Thuc. IV, 52 : vavs r« yctQ ivnoQia ^v TtoitJadcu avro&fv, HXtav v-nnp/öi'rcüi' xru ti,;
iSrjs iwixsifi^irjg, xal rrj iillri naQuaxivtj. Vgl. Xeii. Hellen. I, 1, 25. Strab. XIIl, 606.
4) Der bequemeren Anordnung wegen betrachten wir hier auch die der Nordküste, ob-
gleich dieselben schon zu Europa gehören.
5) Vgl. Hüll mann, Handelsgesch. S. 133 ff. Frei 1er, Über d. Bedeutung d. schwarzen
Meeres f. d. Handel der alten Welt, Dorpat 1842. (in den Ausgew. Aufsätzen, herausg. v. R.
Köhler, Berlin 1867. S. 441 ff). Curtius, Griech. Geschichte I, 336 ff.
6) Über die Sage von denselben vgl. Ephor. bei Strab. XIV, 678. Scymn. 201 (Huds. II,
55). Scyl. 33. Dion. Per. 768 sqq. Dass sie Aeschylus (Prom. 301. 714. vgl. Sept. 727) am
Caucasus wohnen lässt, ist dichterische Willkür. Vgl. über Chalyber und die Eisengewinnung
am Pontus Ho eck, Kreta, I, 294 ff.
7) Der Name findet sich auch bei andern Völkerschaften, wo theils Eisenarbeit gleichzei-
tig erwähnt wird, wie in Spanien (vgl. ,lust. XLIV, 3), theils vorauszusetzen ist, wie im west-
§0. Die Landi-r IM DFN PoNTis. 41
dieser Völkerschnft, denn es liegt näher, zu vermuthen , dass die Beiirbciler des
Eisens bei den Griechen nach diesem Metall benannt worden sind , als dass letz-
teres seinen Namen von dem Volke erhalten habe '. Hier befanden sich nun seil
den ältesten Zeilen Bergwerke 2 und Eisenhüllen; während die am Meere woh-
nenden sich mit dem Fischfang beschäftigten, betrieb der überwiegende Theil
der Bevölkerung die Metallarbeit 'K Der von ihnen bereitete Stahl wurde nun von
den Griechen nach dem Auslande gebracht^; und sowie die Nachricht , dass die
Chalyber zuerst die Eisenarbeit erfunden hätten 5, darauf hindeutet, seil wie
früher Zeit diese Producte durch den Handel bekannt geworden waren, so beweist
die häufige Erwähnung der Chahber und ihrer Technik bei Dichtern, Lexicogra-
phen u. s. w. '', wie ausgedehnt und wichtig dieser Handel mit den pontischen
Stahlwaaren gewesen sein muss".
Der Verkehr scheint hauptsächlich durch Sinope gegangen zu sein; es ist
sehr wahrscheinlich, dass die mehrfach erwähnten sinopischen Sla hl arl) ei-
len ^ nur in dieser Sladl verarbeitet, das Eisen selbst aber bei den Chahbern
gewonnen wurde".
Während dieser Gewerbszweig sich nur auf einige Gegenden iM'schräiikle,
denen die Natur das Material dazu darbot'", ist ein allen Ländern am Pontus
liehen Kleinasien (bei Herod. r, 28) oder bei den armenischen Chalybern (Xon. Anab. IV, 5,
34 u. 7, 15), wenn nicht hier Verwechslung mit den pontischen Chalybern anzunehmen isl.
Vgl. Ho ecke. a. 0. 298 St. 1) Vgl. Hüll mann S. 82 ff.
2) Früher sogar Silberbergwerke, Str. XU, 549. 551.
3) Xen. Anab. V, 5, t : ovtoi (oi Xdlivßss] oUyot riactv . . . xicl 6 ßios »/>• roTi; nUinroig
aviiör ano aiärjQitae. Strab. 1. 1. : ItlntTtu roTg fiiiaXltvittis ix riSi' /jfjuXl.toi- 6 ßiog ; vgl.
p. 551. Apoll. Rhod. 11, 1003 sqq. beschreibt ihre Lebensweise folgendermasson ;
Toiai fiiv ovTt ßo(ü>' icQoros fiii.(i, ovii jig tiXXij
tfVTttXiri xaqnoto fisX((fQOVog ....
üXXä aiJij^oiföiiof aivif(Xt)v }({höia yrtrofzioireg
(o)oi' äufißovrai ßioTi'iaioy ■ ov iT^ noxi aqtr
fiws avj(XXtt xd/jctTiiiv (Irfi), äXXu xtXttiiij
Xiyvv'i xal xitnvtS xä/jaTOP ßuQvv ürXBVovaar.
4) Eudoxus b. Steph. Byz. v. Xäivßss- tx Si rijg XaXvßm' xcöiitcg o aiiSijiws o Tiim r«
aTOfitöfittra initivovfievos l^äyiTni. Eust. z. Dion. Perieg. 767. Vgl. Virg. Georg. I, 58. Mil
ehernen Fabricaten wurde auch ein starker Handel nach Phönizien getrieben, s. Ezech.
47, 13. 5) Plin. VII, 197. Amm. Marc. XXll, 8, 21 u. s.
6) Vgl. Aesch. II. 11. Eur. Ale. 980 m. d. Schol. Lycophr. 1109. Virg. Georg. 1. 1. m. il.
Schol. Val. Flacc. IV. 611. Marl. IV, 55, 12. Sid. Apoll. Cai;ra. V, 46. Hesych. v. XäXißts. El.
Magn. V XaXxög. Arist. mirab. ausc. c. 48 (49), und an vielen andern Stellen.
7) Die Spuren der alten Bergwerke der Chalyber fand Hamilton, Reisen in Kleinasien,
Pontus und Armenien, deutsch von Schomburgk, S. 244. Derselbe belichtet, dass noch
heut dort Ei.sen gefunden, geschmolzen und nach Constantinopel geschickt wird, wo es sehr
begehrt i.st, S. 257 ff. Vgl. Streuber, Sinope, S. 59 tX.
8) Steph. Byz. y . AaxidaCfitov arofiM/naTMr to fiiv XaXvßäiy.bt; lo 6i ^'iku.t/xo'j' . . . x«!
OTi Zivianixoi' xai XaXvßSix'ov eh ra rixrorixd . . . mg (ftjOi Jaiuu/og. \gl. Kiist. z. II. II,
881 p. 294. Cratin. b. Poll. X, 148: XaXvßäix'ov arofiMfta.
9) Vgl. Sengebusch, Sinopicar. quaeslt. .spec. p. 19. Slreubor a. a. 0. Ein ;ff<;xo-
TVTiog auf einer In.schrifl von Sinope im C. 1. Gr. Hl, 4158.
10) Die kaiserliche Waffenfabrik zu Nicomedien in liilliy nien entstand erst in spater
Zeit, Not. dign. Or. c. X p. 38 : scularia et armorKin .Mcunirdiac. Clibunaria Nicumcditie.
42 II. Asien.
geineinsamer Beruf das Fangen und Einsalzen der Fische '. Die dichlon Züge der
Thunfische, welche alljährlich im Frühling aus dem Pontus in den Bosporus ein-
strömten und dort für die Byzantier eine so reichliche Nahrungsquelle abgaben,
kamen aus dem schwarzen Meere und schwammen, zuerst als noch kleine Thiere,
allmählich aber an Grösse zunehmend, längs der Ost- und SUdküste des Pontus
hin, wo der Fang schon lohnend war 2. Die gefangenen und getödteten Fische
wurden nun in Massen eingesalzen ; — nur ein kleiner Theil diente zur Nahining
der Anwohner, das meiste ging nach den kleinasiatischen Handelsplätzen und von
da in alle Welt; denn pontische Räucherwaaren bildeten, zumal in Griechenland,
eine gewöhnliche Nahrung des ärmeren Mannes^. Als die fUr den Fischfang und
das Einsalzen der Fische wichtigsten Küslenorte sind zu nennen Chalcedon'',
Tius und Hcraclea ■'•, Amastria", Sinope', Trapezus*, die Küste der
Chalyber", Dioscurias '", Panticapaeum •', Theodosia'^^ wie Über-
haupt der ganze taurische Chersonnes '■' und die Maeotis, vorzüglich um
die Mündung des Tana'is'*, Olbia*^ etc.
Ein drittes Gewerbe, das von den Eingebornen jener Gegenden betrieben
wurde, ist die Weberei. Zwar die Wolle der pontischen Heerden ging wohl
meist unverarbeitet nach den !;nechischen Handelsstädten, besonders nachMilel"»,
1) Vgl. Hüllmann .S. US ff. Prell er S. 22 fg. und namenilich Kü hl e r, Tdfiixos ou
recherches sur l'histoire et les antiquites des pdchcries de !a Russie meridionale , in den M6-
moires de l'acad. imp6r. des sciences de St. Petersbourg. Six. s6r. T. I. 1832 p. 347 — 488.
2) Vgl. über den Fischreichthiim des Pontus Arist. li. an. VIII, 19. Ael. nat. an. IV, 9.
XV, 5. Peripl. Pont. Eux. I p. 9 (Hudson) § 62 (Müller). Poll. VI, 48 sq. Plin. IX, 47.
49 sqq. 176 sq. und öfters.
3) Die Erwähnungen der t«(//'/j) Tlovrixa sind überaus zahlreich ; vgl. z. B. Strah. III,
144. VII, 320. Ath. 1, 27E. III, 1 16F. 117 A. 119B. VII, 295C. 319 A. 326F. u. s. Plin. XXXII,
146. 152 etc. Auch der pontische Caviar, o^vyagov, war im Auslande beliebt, Ath. IX, 366 C.
4) Archestr. b. Ath. III, 92E. Gell. VI, 16, 5.
5) Ath. VIII, 331 C. Ael. nat. anim. XV, 5. Ps.-Arist. mirab. 73 (74).
6) Ael. 1. I.
7) Strab. VII, 320. XII, 545. Atlion. III, 118 E. VII, 307 B. Fische auf Münzen von Sinope
bei Rasche IV, 2 p. 1 1 01. 1110. E ck he I D. N. II, 390. Vgl. Stre über a. a. 0. S. 54 IT.
8) Str. VII, 320. 9) Str. XII, 549
10) Die grossartigen Salzsiedereien , welche sich in der Nähe dieser Stadt befanden,
machten für die Einwohner einen einträglichen Erwerbszw.eig aus, dessen Erzeugniss nicht
nur zum Einsalzen der Fische benutzt, sondern auch als Handelswaare ausgeführt wurde.
Vgl. Str. XI, 506. Const. PorphjT. de admin. imp. c. 32 ed. Meurs. p. 131.
11) Str. VII, 307. 310. 12) Dem. in Lacr. or. XX.KV § 32 u. 34 p. 934.
13) Str. VII, 311. 14; .Str. 1. 1. u. XI, 493; vgl. Plin. XXXII, 146. 149.
15) Scymn. 804 sqq. (frg. v. 66 sqq.) Über die Münzen von Olbia, welche sich auf Fisch-
fang und Räuchern beziehen, vgl. Köhler a. a. 0. p. 424 sqq.
16) Bei dem lebhaften Handelsverkehr , den Milet mit dem Pontus und den zahlreichen
inilesischen Colonien daselbst unterhielt, ist das sehr wahrscheinlich, vgl. Yates p. 27 sq.
L'ber die pontische Wolle vgl. Arist. h. an. VIII, 28. Am besten war die von Gazeloni tis, Str.
XII, 546; (ij r«fijioi'TTis) t/ei 7iQoßaT((af vnoSi<f,t^Qov xai fiaXnxrig ipia; , r/g xaif oXrjv xijv
KnTrnaöoxtttv xai toi' TTÖvtov atpöäQa TioV.'i] ancnii fmlv. Für einheimische Wollenweberei
zeugt u. a. das Volk der Mela nchl ac n I , Her. IV, 20. Dion. Per. 309. Das Ed. Diocl. XVI,
2 erwähnt einen ränris Hovrixög.
§ 0. DiK Landkr im den Pontis. 43
zumal die, welche von der Völkerschaft der Coraxer um Colchis kam ' ; und
kein geringer Theil der berühmten milesischen Wollenstoffe wird aus ponlischer
Wolle gewebt gewesen sein. Hinsegen blühte die L e i n w e b e r e i in C o 1 c h i s 2,
wo der Flachs auf dieselbe Weise verarbeitet ^^•urde , wie in Aegj-pten , was im
Alterthum Veranlassung gab, die Vermuthung , dass beide Völker in Verbindung
standen, zu unterstützen''. Die in grösseren Quantitäten producirte Leinwand
\^■urde viel in's Ausland verführt * ; namentlich war auch das colchische Garn zu
Netzen für Fischer imd Jäger beliebt ^.
Von den griechischen Colonieen am Pontus war diejenige, in welcher das
regste gewerbliche Leben herrschte, wohl Sinope''. Wir haben bereits der
Stahl fabrication und der Räucheranstalten dieser Stadt gedacht; wir
erfahren aber, dass auch nach anderer Richtung hin dort die Industrie blühte ".
Die Shiopica terra zwar, welche bekanntlich kein Producl der Gegend war,
bildete nur einen Haupthandelsartikel, ohne für ein Gewerbe von grösserer Be-
deutung zu sein ; hingegen bot der Holzreichthum der pontischen Wälder ver-
schiedenen Gewerbszweigen reichliches Material dar. Das prächtige Schiffs-
bauholz, das im Alterthum weit berühmt war^, wurde nicht bloss unver-
arbeitet nach dem Auslande gebracht, sondern auch in den Küslonstädten und
ganz besonders in den Werften von Sinope zum Schiffsbau vervvendet '■• ; und
1' Hippon. b. Ttzelz. Chil. X, 329 (Bergk frg. 3);
ninl (oCüiv Koqa^iüv li> ngoirm ät la/jßo)
'fTinoirn^ oi'rwt fiorjxf, fi^TQiti );a)'iüi' iafißtov '
Koott^ixhv ftiv \u(fiiauifri lünog.
Vgl. Tzetz. ib. XI, 388:
xnl'fßrjnss iau^Qioi xal Koon^oi 0110(10;
vtfctofiaja TU xa/Xiaia ffiriv ioiovnyoi^iifs.
Strab. III, 144. XII, 578 ; vgl. Ma rquardt, Rom. Privatalt. II, 88 .\nm. 877. Ya I es p. 27 sqc].
— Die Färberei wurde in der benachbarten Landschaft Iberien betrieben; vgl. Virg. .\en. IX.
579 : pictus acu cMamydem el ferrugine clarus Ibera. Da.s. Sorv. : ferrugo coloris gcnus est . . .
Hibera aulem modo non Hispana sed Ponlka. Nam Hiberia pars Ponti est inter Persidem el Aniic-
niam , ubi oplime colores dirersi tingunlur. Vgl. Hör. Epod. 5, 2t u. .\cro ebd. Claiid. de IV
cons. Hon. 587. 2) Vgl. Yates p. 280 sq.
3; Her. II, 105: U>'Of fiovioi ovioC zf (oi Kolyoi) xai AiyvTTTioi InyaCovitti xa-rct rniT«
ctc ICvov Sl tÖ filv Kokyix'ov vtt' 'EV.rirmi' ^undovtxöv xM.tjiai. Wie die letzteren
Worte zu deuten seien, s. bei Ritter, Vorhalle curop. Volkergesell. S. 45. Wiskemann,
die antike Landwirthsciiaft S. 25.
41 Str. XI, 498: 'Uiov TtoilT -noXv x(t\ X'ivrctßiv .... 1} (Ff ).irovny(a xnt rf!)Qv!.ijrcti, xcü
yctQ fiV Tovg l^oi Tonov; ^ffzoH/for xcU rivfg ßoiXoufvoi avyyfruitr riy(t rotf Kol/oig rrnög
jovs AtyvjixCovi tfitfavlUir ano jovriaf ntaroviTtii.
5) Xen. de ven. 2, 4 : rag Sf cinxvg <l'uaiaiov tj KnnyiSovlov Kiniov Itvov x«l t« hööiic
xal Ttt Sixrva. PoII. V, 26.
6) Vgl. Sengebusch I. 1. p. 14 .sqq. Strciiber a. a. 0. S. 50 IT.
7) Über die grosse Anzahl von IlandwerkiM-n in ."^inopc vgl. Polyaon. VII, 21, i. Hing.
Laerl. VI, 20.
8) Theophr. h. pl IV, 5, 5. Xen. annb. VI. 4, 4. Plin. XVI, 197. Ilor. (M. 1, 14, 11.
Cat. 4, 9 sqq. u. s.
9 Polyaen. I.l. .-^Irab, Xil, 54G. r)ic.«:ta.lt hnl iiinh lieiilc für den .'^HiifTsbini luissm.rdenl-
lichc Bedeutung, s. Streuber S. 52 fg.
44 II. Asien.
auch für die Tischlerei bot die Umgegend von Sinope das geeignete Holz'.
Auch ftlhrten die prächtigen Olivenhaine der Landschaft zu einer blühenden
Ölfabrica tion^.
Unerwähnt darf endlich nicht bleiben, dass in den Colonieen am cimnieri-
schen Bosporus, zumal in Panticapaeum, wohin durch den Handel allerlei
Gegenstände des griechischen Kunsthandwerks, besonders bemalte Vasen, Terra-
colten und Goldschmuck kamen , sich eine einheimische, nachahmende Industrie
entwickeil hat, von der uns zwar durch die Schriftsteller nichts überliefert ist,
die aber aus den Gräberfunden jener Gegend deutlich zu erkennen ist 3.
§ 10.
Die kleinasiatischen Inseln.
Teuedos verfertigte in der römischen Kaiserzeit trefTliche Thongefässe*,
und die Vorüberschiffenden kauften, wenn sie auf der Insel anlegten , gern diese
zerbrechliche Waare ein, um sie den Ihrigen daheim als Andenken mitzubringen,
da die kleine Insel sonst wohl nur wenig bieten mochte ^.
LesbOS. So gesegnet Lesbos an Naturproducten , zumal an Getreide , Wein
und Öl ist , so berühmt die Insel hinsichthch der auf ihr gepflegten Kunst und
Wissenschaft ist, so wenig wissen wir von der gewerblichen Thätigkeil der
Bewohner ß.
Der Feinschmecker Archeslratus lobt das auf Lesbos gebackene Brot'.
Mytilene lieferte treffliche Salben^. Was wir aber mit den Gefassen an-
fangen sollen, welche lesbische genannt werden, ist schwer zu sagen. Nach
einem Epigramm des Hedylus» (um 200 v. Chr.) hätten wir darunter gläserne
Becher zu verstehen; und es ist in der That nicht unmöglich, dass zu jener
Zeit die Glasfabrication aus Alexandria nach Lesbos hinübergebracht worden ist.
Nach Festus aber wäre Lesbium ein getriebenes Gefäss, von den Lesbiern erfun-
i) Str. I. 1. : Si äi Zivionlris y.al nif (läitui'ov (fiiti xai oQoxäqvov , l^ ibv T«f TganiCaf
ri/ivovaiv. Vgl. Eust. z. Dion. v. 772,
2) Str. 1. 1. und II, "3 ; wj}. Kiist. z. II II, 853. Dass Handel damit getrieben wurde, wird
zwar nicht berirliiri. i<i hIht spIm- wnlii -rhcinlicli ; s. Strauber S. 53.
3) Eini^flirinlr IuikIIm ri, hic niil Ahliil.lungen bringt seit dem Jahre 1859 das Compte-
Rendu de la Cniiiuiissioii IininTiale nvlj.'i.ln^ique, herausg. vom Grafen Stroganoff und Ludolph
Stephan!, und die Antiquites du ISo^iiIkhc Cinimfrien, Petersbourg 1854 ff.
4; Plut. de Vit. aer. al. 2 p. S2SA: Tt]r iSi r^xi-n^ap fj xtd^ Aikie rj Tireäog «iT/zoCT/i'/ffii
Toi'j xf()af^^oTg, xa^agwi^gotg oi'Ot jöiv aQyvQÜJy.
5) Dio Chrys. or, XLII, 5, t. II p. 187 sq. : a/iäöv ovv naganlijaiov ninövd^aatv ol l/uoi
Xöyoi TtS xfgauoi rijl TtvtSio^) • xcä yäg ixlTD^tr näg fiiv 6 naganXiMr ifißdUtrai x(gccfior,
oiitSilg (f* vj"'/ Siaxo/jiCei (>ffi^(<»g. AXka ol noXkol aaO-gov Tioiijaamg r/ avirgdfiavcig oarnuxa
f^ovitg InvD^avovatv avjovg. Vgl. Alciphr. ep. III, 69 : lyoi dt Tr]t> (fi.va(jbr yX(ütT«f änojt'fiitiv
uargtixui Tirfätu) rotg ßovlofiiroig hoifjog fi/nt nagi^^dv.
6) Plehn, Lesbiacoruni über, Bei-ol. 1826 habe ich nicht erlangen können.
7) Bei Alh. III, 111 F. 8) Plin. XIII, 10.
9) Bei Alh. XI, 486 B: xiliat jioQtfvgiris Aiaßioi i^ vt'Xov.
§ I 0. Die KLEiN\si\Tisr.HK\ hsELN. 45
den'. Das kann sich nun freilich auch auf Glasarbeit beziehen, da ja auch
gläserne Gefasse toreulisch bearbeitet wurden; andrerseits aber kann sich der
Name bloss auf die bei den Lesbier n entstandene Form der Gefasse beziehen,
so dass auch der bei Hedylus erwähnte Becher nichts für lesbische Fabrication
bewiese.
Dass die Töpferei auf der Insel stark betrieben wurde, ist bei der bedeu-
tenden Ausfuhr des lesbischen Weines selbstverständlich -. Näheres wissen wir
freilich von ihr ebensowenig, wie von der lesbischen Metallarbeit, obgleich
deren Fabricate ziemlich bekannt gewesen zu sein scheinen ■'.
Chios. In Chios ^ niuss schon in alter Zeit ein reges Leben in Kunst und
Handwerk geherrscht haben, denn die Kiinstlerfamilie des Melas auf Chios, welche
noch den frühesten Zeiten der griechischen Plastik angehört, genoss im Altertbum
keines unbedeutenden Rufes s, und die Werke des Bupalos und Athenis waren
noch in der römischen Kaiserzeit beliebt «. Aber am berühmtesten war Chios
doch durch seine Weinstöcke , und die Pflege derselben sow ie die Bereitung des
Weines mag wohl eine grosse Zahl der Bewohner der Insel beschäftigt haben.
Die grosse Menge des erzeugten Weines und der bedeutende Exporthandel , der
damit getrieben wurde, musste dahin führen, dass auch die Aufbewahrungs-
gefässe an Ort und Stelle gefertigt wurden, und da sich die geeignete Thonerde
in Chios selbst vorfand', so verfertigte man daraus die sehr grossen Fässer [Xloi
xäSoij, in denen der Wein in's Ausland ging**. Auch kleinere Gefasse wurden in
den Töpferfabriken der Insel angefertigt 9.
Wie öfters, so finden wir auch hier neben dem Betriebe der Töpferei die
Erz arbeil. An Chios und den Namen des Glaucus knüpft sich die Erfindung
des Löthens des Erzes i". Wir wissen zwar nichts näheres, ob später die Erz-
arbeit auf der Insel weiter betrieben wurde; doch ist es wahrscheinlich, dass die
Künstler Sostratus und Pantias " Ol. 90 — 100) Erzgiesser waren, wenn man aus
ihren Werken (meist Alhletenslatucn) diesen Schluss ziehen darf.
1) Paulus Diacon. p. HS Müller: Lesbium, genus vasis caelati, a Lesbis invenlum.
2) Vgl. Ps.-Arist. mirab. c. 104 ;m).
3) Namentlich die von Her. IV, 61 erwähnten Aiaßioi. x^tiT^ntt. Vgl. auch die in dcM-
Inschrift im Corp. Inscr. Graec. 139 lin. 18 erwähnte «ujiJf Ix Aiaßov iTitaij^tog );()var, und dio
Aiaßioi xÖTvXoi änyvfot hei Boeckh, Staatshaush. II, 165.
4) Whitte, De rebus Chiorum, Hafn. 1838 kenne ich nicht.
5) Plin. XXXVI, 11 ; vgl. Brunn, Griech. Künstl. I, 38.
6j Plin. ib. 13. 7) Plin. XXXV, 194.
8) Plin. XXXVI, 59. Luc. Ver. bist. II, 40. Vgl. Varro bei Nnn. p. 543. Hos. v. aTcttiid,.
Für die weite Verbreitung dieser Gctässe spricht die Notiz des Theopomp bei Slrab. VII, 317,
dass man im Flusse Naro (in III^Tien) die Scherben von Thongefässcn aus Chios fände : lino
Tov fvQiaxia9nt x^Qttfiöv re Xiör xai Qüaiov iv Tiii Ntt(i(afi. Vgl. ülier den Mandel mit grie-
chischen Weinen nach Istrien Ps.-Arist. 1. I. S. Jahn, Berichte der Sachs. Gesellsch.
1854. S. 34.
9) Vgl. Ath. XI, 480 E: fnnnomT«i Si x«! al .\7«i xthxfi, wr i,y,)uorevii"Enftni7to( tv
2-t(tajitaT«ii- ,,'Slu Jf xiUif iiil'ov xn^fi KT ni nfn) n«a<Jf<X6(fif." Id. I, 3 F. Enst. nd II. I\,
BIS p. 907.
lO; Biunn.-i. a. 0 .«:. 99 f-. ti; Ebd. S. 80 (T.
46 II. Asien.
Von andern auf Chios blühenden Gewerben haben wir nur spärliche Nach-
richten. Gelobt wird die daselbst bereitete Maslixsalbe' und das chiische
Kraftniehl galt für das beste 2. Der Ruhm der chiischen Betten^ und
Sophas^ spricht für technisch vollendete Kunsttischlerei, wenn wir nicht
diese Gegenstände als Fabricate der Erzarbeit auffassen wollen, da genauere
Nachrichten über das Material derselben fehlen ^.
An den Küsten der Insel wurde Purpur gewonnene; ob auch Färbereien
daselbst waren, wissen wir nicht. Ebensowenig lässt sich entscheiden , ob die
chiischen Schuhe' sich nur auf eine bestimmte. Form der Fussbekleidung, die
gerade auf Chios üblich sein mochte , beziehen , oder ihrer Güte wegen Er\v äh-
nung verdienten.
Sainos ist eine von der Natur überaus günstig bedachte Insel, deren Frucht-
barkeit im Alterthum sprüchwörtlich geworden war **. Die Bewohner waren ein
regsames , unternehmendes Volk , das schon frühzeitig weite Handelsreisen
machte 'J und auch in gewerblicher Thätigkeit hinter den Städten des nahelie-
genden Festlandes nicht zurückblieb. Die Schafzucht wurde seit alten Zeiten
auf der Insel betrieben"*; doch scheint es keine gute Race gewesen zu sein, wes-
halb der Tyrann Polycrates Schafe aus Milet und Attica importirte •'. Die samische
Weberei hat zwar nie grossen Ruf erlangt, doch werden Teppiche aus sanii-
scher Wolle um ihrer Weichheil willen gelobt '- ; es w ar dies ja auch ein Vorzug
der milesischen und attischen Wolle.
Am wichtigsten ist jedoch für Samos die Top ferkuus t ". Auf der Insel
wurde eine Thonerde gefunden, welche zu verschiedenen medicinischen Zwecken
1) Plin. XII, 72; vgl. XXIV, 12i. Dioscor. I, 5).
2) Plin. XVIII, 76: invenlio ejus (mamyli) Chio insulae dchetur , et hotlie laiidniissiniuiii iiiile
est nppellatum ab eo quod sine vwla fiat.
3) Grit. b. Ath. I, 28B:
svi'ttiov Jf ).fyovg 'f^oya xäXXog f/fi
ÄlU.rjTOS Tf Xios T heü.og noXig OhoiCiovos.
4) Ebd. XI, 486E: xUvri Xiovoy^g. Auch auf Inschriften, vgl. Boeckh, Staatsliaush.
II, 153 f. Rang ab 6, Antiqu. hell6n. I, 116 sq. II, 475.
5) Vgl. oben S. 33 Anm. 9.
6) Alh. XII, 539 F, wo erzählt wird, dass Alexander der Grosse den loniern und nament-
lich den Chiern befohlen habe , ihm eine bedeutende Quantität Purpur zu schicken. Als der
Brief des Königs in Chios vorgelesen wurde , meinte der anwesende Sophist Theocritus , nun
verstehe er erst die Worte des Homer: a'vv iT 'iXXitße nooi/vijio; Hüfuiog xai /^o'ioa xinnun].
7) Hes. V. Xitti, vnoä^juaTog ürdQsCov fWo?.
8) Str. XIV, 637. Apul. Flor. I p. 18.
9) Vgl. Hüllmann S. 125. 127. Über Handel und Gewerbe auf Samos s. Panofka,
Res Samiorum p. 14 sqq.
10) Ael. nat. an. XII, 40 erzählt, dass die Schafe bei den Samiern eine gewisse religiöse
Verehrung genossen, weil ein aus einem Tempel gestohlenes heiliges Geräth einst durch ein
Schaf wiedergefunden wurde. Vgl. Ya tes p. 37.
11) Alh. XII, 540Csq. Eust. z. Dion. Per. v. 823 stellt die samische Wolle der milesi-
schen gleich. 12) Theoer. XV, 125; vgl. Eust. I. I.
13) V^l. Jiihn, Berichle d. Sachs. Ges. d. Wissensch. 18.">4 .'5. 33.
§ 10. Die kleinasi.vtischkn Inseln. 47
verwendet wurde ' , und die , zu Gefiisseu verarbeitet , ihre medicinisclie Kraft
noch beibehielt , indem man nur mit Scherben samischer Thongefiisse sich , wie
es hiess, olme Schaden castriren konnte 2.
Die samischen Gefiisse ' scheinen aber erst zur römischen Zeit auch im Aus-
lande bekannt und berühmt geworden zu scin^ ; die frühern griechischen Schrift-
steller erwähnen sie gar nicht, vermuthlich weil die attischen irdenen Gefiisse
fast allein das Ausland versorgten. Nach Italien \\Tirde jedoch schon im 2. Jahrh.
V. Chr. viel samisches Thongeschirr ausgeführt, hauptsächlich Tischgeräth , und
dasselbe hat sich lange Zeit im Gebrauch erhalten =. Es spricht das um so mehr
für die Güte des Fabricats. als dasselbe nichts weniger als kostbar war; es war
ein Zeichen von grosser Einfachheit , sich solcher Gefässe zu bedienen ", ja, l)ei
feierlichen Gelegenheiten, wie Opfern und Festmahlen, sie zu gebrauchen, wurde
für Geiz ausgelegt^.
Dass aber die Thonbildnerei schon in früher Zeit in Samos eine hohe Stufe
der Vollendung erreicht haben muss , dafür spricht die Bedeutung , \\ eiche diese
Insel für die Geschichte der Erzarbeit hat. Auf Samos nämlich erfanden
Rhoecus und Theodorus um die ÖOte Ol. den Erzguss, jenen ungeheuren
Fortschritt von der bis dahin liefolglen Molhode des Löthens \ Freilich, eine
i) Hipp, de nat. mul. p.557. Pliii. XXVIII, 248. XXXI, 117. XXXV, 191. Über die Tlion-
gruben [yioKfaviiai s. Panofka 1. 1. p. 16. Jahn a. a. 0. Anm. 23.
ä) Plin. XXXV, 165: Samia testa Matris deum sacerdotes qui Galli vocanlur virititatem
amputare, nee aliter cilra pernitiem. Lucil. b. Non. p. 398, 33: Samium riirsinn acutum , mide
et samiare dicimus acuere, quod in Samo hoc genus arlis polleat. Lucilius Saliirarum Hb. VII :
hanc ubi vuU male habere, ulcisci pro scelere ejus,
lestam s-umit homo Samiam sibi, anophele, inquit,
praecidil caulem teslisque una amputat ambo.
(So nach Lach mann z. Luci'ez. p. 99.) Marl. III, 81, 3: abscissa est quarc Sami» tibi menlula
Usta? Vgl. Juv. Vi, 514.
3) Der Insel Samos schrieb spätere Grübelei die Erfindung der Thongcfasse zu, Isid. Orig.
XX, 4,3: fictilia vasa in Samo insula prius inventa traduntur , facta ex creta et indurata igtie,
unde et Samia vasa.
4) Wenn Tertull. apol. 25 den Numa , Auson. epigr. 8 den Agathocies aus samischen Ge-
fasscn speisen lasst, so soll damit wohl nur die Einfachheit dieser Könfge bezeichnet werden.
Agathocies zumal, der gewesene Topfer, dürfte sich wohl eher des einheimischen Falmcats
bedient haben.
5) Plin. XXXV, 1 60 : Samia etiam nunc in esculentis laudantur. Vgl. Gell. N. A. XVII, 8, 5.
6) Plaut. Stich. V, 4, 12 (694):
nos nostro Samiolo polerio
Si nunc bibimus, tarnen ecficimus pro opibus nostra mocnia.
Vgl Bacch. II, 2, 24 (200). Lucil. b. Non. I. I. et non pauperiliae Samio curtoque catino. Tib. II,
3, 47 : at tibi laeta trahant Samiae coniivia leslae. Auct. ad Her. IV, 51, 64. Cic. Republ. VI, 2
(bei Non. v. Samium p. 398). Lactant. Inslit. I, 18, 22: cur autem figulinae repertori honus non
habetur'? an quia isli divites vasa Samia contemnunt'.'
7) Plaut. Capt. 11,2, 41 (291) : ad rem divinum quibus opus est Samiis vasis utilur. Vj;l. Cic.
pro Mur. 36, 75.
8) Plin. X\X\', 152 : Sunt qui in Sanw primos omnium plasticen inienisse lUwecum et Tlieu-
dorum Iradunl multu ante Bacchiadus Coriniho pulsos. Biunii a. a 0 S. 30 ff
48 II. Asien.
dauernde Stalte scheint die Kunst in Sanios nicht gefunden zu haiien; ausser
jenen beiden wird nur noch ein Erzgiesser Pythagoras daselbst genannt'.
Von den andern auf Sanios betriebenen Gewerben war ftir den E.xport nur
noch die Ölbereitung von Wichtigkeit 2. GerüBmt werden auch die dort berei-
teten K u c h e n 3.
Dass endlich die eifrig Handel und früher auch Seeriiuberei treibenden'*
Samier auch im Schi ff sbau eine gewisse Berühmtheit erlangten , sodass man
ihnen sogar die Erfindung eines besonderen Fahrzeuges zum Transport der Pferde
zuschrieb 5, ist natürlich; eine beslimmte Art Schiffe wurden «sauiische« ge-
nannt •>; wie man erzahlte, soll sie der Tyrann Polycratcs erfunden haben'.
§ 11.
Fortsetzung.
Cos. Unter den wenigen Orten des klassischen Alterthums , an welchen die
Seidenfabrica tion betrieben wurde, nimmt die Insel Cos eine der ersten
Stellen ein *. Bekanntlich kamen die werthvollsten und gesuchtesten Seidenstoffe
aus Gegenden , welche nie in andere Berührung mit den Völkern der alten Welt
getreten sind , als im Handel, von den Serern , unter denen man allgemein das
heutige China versteht. Demnächst lieferte auch Indien Seidenstoffe, ferner
Assyrien; aber alle diese waren höchst wahrscheinlich wieder anderer Art,
als die coischen.
Über die Entstehung der Seidenfabrication auf dieser Insel sind die Nach-
richten der Alten spärlich und unklar. Aristoteles , der zuerst der coischen Sei-
denfabriken gedenkt ^, spricht von Einführung der Cocons, welche dort verarbeitet
1) Brunn S. H6. Eins der berülimtesten Erzeugnisse samischen Erzgusses war der grosse
ai'golische Krater, den die Samier wegen einer gewinnbringenden Fahrt nach Tartessus in das
Heraeon zu Samos weihten, Her. IV, 152.
2) Aesch. Pers. 884. Alexis (oder Anliphan.) b. Ath. II, 66 F.
3) Ath. IV, 130D. XIV, 644 C. Plut. San. praec. c. 6 p. 125A. Poll. VI, 78.
4) Plut. Quaest. Gr. c. 55 p. 303 D.
5) Plin. VII, 209; hippagum Samii (invemrunl).
6) Cratin. b. Phot. V. ^n^ißzör TpoTroc. Plut. Peric!. 26. Ath. XII, 540E. Schul. Arist.
Pac. 143. Hes. v. Zafunxög Tgönoi. Phot. v. Süfiaiva u. s.
7) Alexis b. Athen. XH p. 540 E. Lysimach. b. Suid. v. Zuuiiov h (lr}^of.
8) Vgl. Yates p. 176 ff. Semper, Der Stil I, 149 fg. Marquardt a. a. 0. S, 103 ff.
Über die Industrie der Insel überhaupt s. Küster de Co insula, p. 30 sqq.
9) Arist. bist. an. V, 17, 6: Ix zovtou joü iaov xni lä ßofjßvxice nrcii.vovai Jiuv yvvaixiür
jtvlg drtiTiririiöfiii'ai xäntnct viiairovai- Tj^tinri ät Xfyerai v(frjvni Iv Kif IlafxtfCXrj llXäitw
!hiyiitri{). Nach ihm Plin. XI, 76 : lelas aranearum modo tcxunt ad vestem luxumque feminarum,
quue bombycina appellatur. Prima eas redordiri rursusque lexere iiwenit in Coo mulier Pamphile,
l'lateae filia, non fraudanda gloria excogitalae rationis ut denudet jeminas lestis. Darnach Isid.
Orig. XIX, 22, 1 3 : bombycina est a bombyce vermiculo, qui longissima ex se fita generat, quorum
U'xlura bombycinum dicilur conficiturque in insula Coo. Wenn für Cos bei Plin. IV, 62 von der
Insel Ceos gesagt wird: ex hac profectam delicaliorem feminis vcslem auctor est Varro, so rührt
dieser Irrthum entweder von Plinius selbst oder schon von Varro her. Bei Lucr. IV, (130 ist
wohl Coaque für das handschriftliche Ceaquc zu lesen, wenn nichl Lucrez iinch Lachmanns
§ II. Die; Kl.KIXASIATISCHEN InskI-N. 4d
w orden seien ' , während nach einer andern Nachricht ^ Seidenwürmer auf dei-
Insel selbst lieimiscii waren, was neuere Forschungen bestätigen*. Beide Nach-
richten werden sich am besten dahin vereinigen lassen, dass mit den Cocons zu-
gleich die Seidenraupen selbst eingeführt wurden, — freilich zu welcher Zeil und
durch wen, das lässt sich kaum vermuthen^.
Es ist auffallend , dass — bis auf die erwähnte Notiz des Aristoteles — die
coischen Stoffe erst von römischen Schriflslellern des ersten Jahrh. v. Chr. , be-
sonders von Dichtern des augusteischen Zeitalters erwähnt werden». Dass sie
früher nicht Mode gewesen sein sollten, ist bei der Üppigkeit jenes Zeitalters
schwer denkbar , um so mehr, als durchsichtige Gewänder oft genug ei-wähnt
werden und auch auf Denkmälern jener Zeil, zumal auf Vasenbildern, nicht selten
sind. Ich halle dafür, dass zwar auf Cos Seidenbau und Seidenfabricalion sicher
stark betrieben wurde, dass aber die so oft vorkommende Coa vestis nur ein
Gattungsname ist, der keineswegs immer für die Herkunft dieser Stoffe von der
Insel Cos spricht. Wahrscheinlich kam die rohe Seide , sei es nun von Assyrien
oder von Cos selbst, nach dem Auslande und wurde dort eben so gut verarbeitet,
wie Flachs und andere Stoffe ^ ; »coische Gewänder« aber nannte man sie , weil
einmal wohl ein grosser Theil des Rohmaterials von dieser Insel kam, andrerseits
aber ebenda die Seidenweberei, wenn ich so sagen soll, aufs neue erfunden sein
sollte'.
Nach Plinius werden die coischen Stoffe nicht mehr erwähnt, — wohl weil
hei dem gesteigei'ten Handelsverkehr, der immer grossarligere Dimensionen an-
nahm, viel mehr Seidenstoffe von China , die zweifellos besser waren, importirt
.Vnsiclit, auch durch Varro getäiischl worden ist. Bründsledt, Voyages et rech. I, 83 sq.
nimmt auch Seidenfabncation auf der Insel Ccos an.
1) Wenn Plin. .XI, 76 davon spricht, dass die coischen Frauen fertige Gewebe auflösten
und von neuem webten, .so ist das wohl nur ein Missverständniss des Aristoteles, der vom
.\uflö.sen der Cocons spricht, wenn nicht Plinius noch eine andere Quelle hatte. Denn es isl
allerdings nicht unmöglich , dass die Technik des Webens dadurcli in Cos heimisch wurde,
dass man ausländische Seidenstoffe auflöste und an ihnen die Methode der Seidenweberei
erlernte; freilich hatte dann Plinius das, was eben nur im .\nfang des Lernens wegen geschah,
falschlich als das gewöhnliche Verfahren hingestellt. ^Semper a. a 0. nimmt an, es seien
halbseidene Stoffe aufgetrennt und mit Hinweglassung der baumwollenen Zuthat von neuem
gewebt worden.) 2) Plin. XI, 77.
3) Pariset, Histoire de la soie, Paris 1862 p. 68.
4) Nach der Ansicht von Movers, Phönizier II, 3, 266 steht die Fabrication der Uoni-
byjizeuge auf der Insel Cos im Zusammenhang mit dem auf dieser Insel verehrten phönizisch-
ass\ I isehen Hercules, dem die Mythe ein aus durchsichtigem Bombyx gefertigtes Kleid beilegt
und den sie auch in mehrfacher Weise mit der Färbung der Gewänder zusammenbringt.
5) Die wichtigsten der überaus zahlreichen Erwähnungen s. bei Marquardt a. a. 0.
6) Dafür spricht z. B. die Stelle bei Seneca, exe. controv. II, 7 p. 358 : infelices tDicillariim
greges laburanl, vi adultera tenui vesle perspicua Sil et nihil in corpore u.voris suae plus mariliis
quam quilibet alietius peregrinusque cognoverit.
7) Damit ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass nicht auch wirklich in Cos geliMli^li'
Kleider nach Rom kamen, vgl. Tib. II, 3, 53 ;
illa gerat festes lenues, quas femiua Coa
lexuit auratas clisposuilque vias.
Wiii'ntiieliTiicn nucli aus dieser Stelle, dass auch die Goldwirkerei auf der Insel üblich war.
l'.Uiii niT, Hie ^i'worlil. TliiitiBki'it d. kliiss. Altertliiiras, 4
50 II. Asien.
wurden ; doch zeigt der hohe Preis, den diese Stoffe bis zur Einfühi-ung der Sei-
denraupen in Europa unter Juslinian behalten haben, dass ihre Erlangung immer
noch mit bedeutenden Schwierigkeiten verknüpft war.
Mit der Seidenfabrication verbunden war in Cos die Färberei, und zwar
sowohl in Scharlach', wie in Purpur'^; namentlich im Beginn der Kaiserzeil
war der coisehe Purpur sehr beliebt 3.
Von anderen Gewerben ist nur wenig zu sagen. Die Ausfuhr des bekannten
coischen Weines erforderte die Verfertigung von Thonge fassen, welche übri-
gens sich durch irgend einen besondern Vorzug , müssen ausgezeichnet haben*.
Auch die von Cos kommenden Salben, zumal das amnnciniim und mellnum,
waren geschätzt s.
ßliodns. Auf Rhodus war die Metallarbeit seit frühester Zeit heimisch,
wie die Sage beweist, nach welcher die kunstreichen Teichinen, von Cypern kom-
mend, diese Insel zu ihrem Wohnsitze machten und ihr den Namen Telchinis
gaben«. Hauptsächlich scheint sich diese Metallarbeit auf die Waffenfabrica-
t i 0 n erstreckt zu haben ; denn die Rhodier, ein seetüchtiges Volk, leisteten nicht
nur im Schiffsbau bedeutendes', sondern hatten auch grossartige Werkstätten,
in denen allerlei Kriegsmaterial , besonders Kriegsmaschinen und Waffen,
angefertigt wurden^. Allein auch kunstvollere Gegenstände lieferte die rhodische
Metallarbeit, nämlich die oft erwähnten rhodischen Becher. Die rhodischen
1) Prop. II, 1, 5 : sive illam Cois fulgenlem incedere coccis.
2) Hör. Od. IV, 13, 14: Coae purpurae ; das. Acro : Cuae preliosae o loco ; in qua enim
insula purpura melior liiiyilur. luv. VIII, 101: conehylia Coa. — Wie auf den meisten Inseln des
aegaeisclien Meeres, war wohl auch hier die Purpurfärberei durch Phönizier eingeführt, s. Mo-
vers a. a. 0. II, 2, 19. 265. Denselben Ursprung hatte die Purpurfärberei auf der kleinen bei
Cos gelegenen Insel Nisy ros; Steph. Byz. s. h. v.: iy.cdfTTo xal IIoQifVQlg, anö Ttöv Ir «vitj
7iog<i VQ^(o): Eusth. z. II. II, 676 p. 318.
3) Lyd. de mag. II, 13 p. 178 (Bonn); fiuiävrjv 6 inuo/og Titoiißidltto K(^ov in'
ixfiiijg ytiQ T^f vqaov xai /uöi'rji tj ßa^vtfoa ßecfi] Toij (foiiixov ygiöfittxos rö nQiv lnr)VftTO
xaTKaxtimiofi^vri.
4) Von den Amphoren sagt Plin. XXXV, 161 : Cois laus maxima, Hadrianis firmitas. Hier
ist wohl hinter Cois ein Wort ausgefallen, wenn nicht in laus das der firmitas entsprechende
Wort zu suchen ist.
5) Apoll, b. .\th. XV, 688 E. Plin. XIII, 5.
6) Str. XIV, 653 sq. S.die andern Stellen beiOverbeck, d. ant. Schriftquellen zur giiech.
Kunst, Nr. 40—55. Vgl. Lobeck, Aglaoph. p. 481 sqq. Welcker, aeschyl. Tril. S. 182 ff.
Hoeck, Greta S 345 ff.
7) Str. XIV, 653 : tcöv St vavaTa»fitov Ttidxfd xqvtitk tjv xal icnön,^.r]Ta Toig nolloig,
TW iTf xttxumfvaat'ii /) naQÜ!t6i/ri ii'aia »ävarog ajoiaro jj {rj/itia. Vgl. die Schilderung des
Hafens und der Schiffswerfte von Rhodus bei Aristid. or. XLIII, t. II p. 797 sq. (Dind.). Eust.
ad Dion. Per. 504. .Man schrieb ihneu die Erfindung der unter dem Namen celeles bekannten
Schiffe zu, Plin. VII, 208. Isid. Orig. XIX, 1 . Besonders erwähnt werden auch die Schiffe von
der Stadt Lindus, Eust. ebd. 505: nXota Aiväixä.
8) Str. 1. 1. : xmruvlta . . . . i« Tiigl roüj uoxtT^XTOvug xai ritg oQyavonolag xai 9rjaav-
Qovg önlicov ri xat tiüv liXliov ianoväaarai (5ia(ftQÖfT(oe xal ett ye riäv nag' afdoig iiüXi.ov.
Dioil. Sic. XX, S'i; 0/ (ff Tf/vni'i Tai rvt(Sv ininr^/dag na^fCyovTo Txn'o: T^i riüc on'/.iaf
xaTaaxiL'ijf.
§ II. Dir KI.KIWSIMISCHKN InSKI.N. 51
Therikleia ' waren uauilich keineswegs biuss irdene Gefasse, sondern wurden
auch aus edlen Metallen hergestellt (wahrscheinlich von Silber), v,-ie die atti-
schen 2. Andrerseits standen aber auch die Thongefässe von Rhodus in hohem
Ruf und werden oft genannt ' ; auch verfertigte man daselbst aus einer Mischung
von Thon und verschiedenen wohlriechenden Stoffen eine eigenthilmliche Art
parfUmirter Trinkgefässe *.
Von der übrigen Industrie der Insel iiaben wir nur vereinzelte Notizen. Sehr
gerühmt wurden die Salben von Rhodus"'; die daselbst bereiteten Kuchen
waren beliebt " und gingen sogar in's Ausland, o1)gleich sie da freilich schon etwas
altbacken ankamen'. Auch lieferte Rhodus guten Leim* und das beste Rlei-
weiss". Die Purpurfärberei verdankte ihren Ursprung wohl den Phöni-
ziern i". Auch werden rhodische Schujie erwähnt'', von denen wir aber sonst
nichts näheres wissen.
Cypern. Unter den Inseln des mittelländischen Meeres, die durch Metall-
reichthum sich auszeichnen, nimmt Cypern, diese auch sonst von der Natur so
verschwenderisch ausgestattete Insel '2 ^ den ersten Platz ein. Hier blühte der
1) Über die Bedeutung dieses Worts vgl Wcickcr, Die Therikleia, Kl. Sehr. III, J99ff.
(Rli. Mus. 1838. S 404 fl.)
2) Alh.XI,469B: Tavrtii {rjäuTioriSti;] tfi^alv ö ^äuioq ^dvyxivg'Poäiov; ävTiiyrjuiovpyri-
aaad^ai tiqÖs Tiij '/i&^vTjai &rjQixXtCovi , ^A9))vitltov fjif uiioic roig rriovaiois diic T« ßnorj
/tiXxfvauuitwv Tov quS^uov Tovjof , 'PoöCiov iH Siu rijv fX(af(>6jr]Ta rüiv noTifoliov xat roig
n^rrjai tov xnXliwniauoü ToiJroi' ufTttJ/tToi twj'. Vgl. ebd. 784 D. 472 B. Poll. VI, 96.
3) Ath. XI, SOO B ; 3i)]i'iyxtci' ufrn Tuvg HoiwTiovg ot 'PoiSittxol Ifyöufroi nxixfoi, A«uo-
xgfirovg Siifttovnyriaiaios. Vgl. ebd. 485 E. 497F. 500C. Poll. I. 1. Als Sinope von Mithradates
belagert wurde, schickten die Rhodier den Einwohnern 10,000 oiiov xfQauia, Polyb. IV, 56.
Von solchen Gefässen rhodiscber Kabrik, in denen rhodischer Wein in's Ausland ging, haben
sich zahlreiche Henkel in Athen, Alexandria, Sieilien gefunden, deren Inschriften (491 im
ganzen) veröffentlich't sind im Corp. Inscr. Gr. III p. V sqq. Tab. I und von Franz, Philol.
VI .S. 278 ff. Tab. I. Ebenso haben die Ausgrabungen in Südrussland Amphoren-Henkel von
Rhodus (auch vonThasos undCnidos) zu Tage gefördert. Vgl. Stephani imCompte-Rendu 1865
p. 9H ff, 1867 p. 206 ff. Auf der Insel selbst, namentlich in den Gräbern von Camirus, werden
noch heut die schönsten Vasen gefunden, während sich von Silhergefässen einheimischer Ar-
beit bis jetzt noch nichts gefunden hat. Vgl. Berg, die Insel Rhodus, S. 47 ff., wo auch .Vbbil-
dungen mehrerer Henkel von rhodischen Gefässen mit Inschriften und den Zeichen der Insel
(Rose oder Helioskopf) gegeben sind. Die Töpferei blüht übrigens noch heut auf der In.sel ;
s. Ross, Inselreisen IV, 67 fg.
4) Aristot. b. Ath. XI, 464 C: ai PoSiaxnl ;^('rp/"if{? yCioi'Tai aui'Qvrig axoCiov iir!tovg
XQiöxov ßctXatiuov ufini/jov xirra/mu/,ioit avvtxprifKtjalV. Vgl. Eust. z. Od. IX, 361 p. 1632:
ixoläti'PoSittxttl , axivrj xeoft/niü duiiirj iSiü rit nvifil'rj.'l^i'ra lij yrj «owi/ar«. Ebensolche
Gefasse, welche nach der Stadt Lind us benannt wcnici], .iwalint Eiisl. od II. 11. n.-,6 p :i(."
ad Od. V, 66 p. 1524.
5) Arist. Lys. 944: ro'PöiSioy fit'noi: Crocinuni .yelobi |,|.i .Mb. XV, 688 E. Plin. XIII, .'.
6) Poll. VI, 78: ö Si la;(((o!rrT)ig'PoiSii<xf>s , ufH^6{>iog ilnrov xci) TjXrtxoivjog Vgl. I.yni-.
b. Ath. III, 109 D sq. Hcs. v. okooiTnonn.
7) Marl. XIV, 68: Copta Itliodia
Peccanlis famuli pugno ne percule denies ;
Clara Rhodos coptam quam tibi misit, edat.
8) Dioscor. III, 101. Plin. X.WIH, 236. 9) Plin. XXVIV, 173.
10) Vitr. VIII, 13, 2. Vgl. Movers a. a. 0. S. 19. M) l'oll. VII. 88.
12) S. über die Erzeugnisse Cyperns Engel, Kypros I, 40 ff.
52 11. Asien.
Bergbau seit den ältesten Zeiten; wie in Greta und Rhodus, in Euboea und
Lemnus, so liaben sich auch in Cypern sagenhafte Überlieferungen von den ersten
Eisenarbeitern erhalten, welche die Gewinnung der Metalle gelehrt und die zur
Bearbeitung derselben nöthigeu Werkzeuge, wie Zange, Hammer, Ainbos etc.
erfunden haben sollen '. An allen Theilen der Insel befanden sich Bergwerke,
Eisenhütten, Kupferhiinmier, besonders in Taniassus, Amathus, Soli, Gurion, am
Vorgebirge Crounnyon; ausser Eisen und Kupfer wurde auch Galmei gewonnen,
Messing, Vitriol, Hamnierschlag u. a. in den Schmelzhütten bereitet. Die gewon-
nenen Metalle \\'urden aber nur zum Theil auf der Insel selbst verarbeitet, dem
grössten Theile nach gingen sie noch unverarbeitet in 's Ausland 2; nur die für
den eigenen Bedarf nothwendigen Metallarbeiten 3, d.h. namentlich Werkzeuge
und Waffen, wurden von den einheimischen Handwerkern verfertigt^. Ein
grosser Theil dieser Werkzeuge diente vernmthlich — denn neuere Nachrichten
darüber sind, wie überhaupt was Gewerbe und Handwerk der Insel anlangt,
äusserst spärlich, — dem von Cypern stark betriebenen Schiffsbau. Die Wäl-
der der Insel lieferten ein treffliches Schiffsbauholz ^ ; und wenn auch ein guter
Theil desselben nach auswärtigen Häfen ging, so wurden doch auch auf der Insel
selbst, die ja einen sehr lebhaften Handel trieb, viele Schiffe gebaut ß; und noch
in später Zeit, wo der cyprische Handel längst seine Bedeutung verloren hatte,
1) Plin. VII, 195 : legulas invenit Cinyra Agriopae filius et melalla aeris, ulrumque in insula
Cypro, item forcipem, martulum, vectem, incudem. Clem. Alex. Strom. I, 16 p. 363. Isui.
Orig. XVI, 19. Vgl. über den Bergbau auf Cypern Engel a. a. 0. S. 42 fl'.
2) Bekanntlich war bei allen Völkern das Kupfer viel früher im Gebrauch , als das Eisen.
Die cyprischen Kupfergruben sind die ältesten und grössten, weit später erst wurden die
euboeischen eröffnet, beide durch die Phönizier. Wie gross der Ruf des cyprischen Kupfers,
wie weit und in welcher Menge es ausgeführt worden sein muss, das zeigen schon die Namen
des Metalles: xvTTniof, cupruin, Kupfer elc.
3) Von einer künstlerischen .Ausbildung des Erzgusses auf Cypern erfahren wir so gut
wie gar nichts. Obgleich der mythische Pygmalion ein Cyprier ist, kennen wir doch nur
einen einzigen seiner Zunftgenossen, Slyppax, den Verfertiger des berühmten Splanchnoptes ;
s. Brunn I, 265 ff. — Hingegen scheint die Stelle bei Treb. Poll. Claud. 14 : fibulam auream
cum acu Cyprea unam darauf zu deuten, dass die Goldsch miede kun st in Cypern eine
Stätte gefunden halte; und die bekannte Erzählung von dem Flötenspieler Ismenias (Plin.
VXXVII, 6; spricht dafür, dass die Steinschneidekunst auf Cypern heimisch und viel
bedeutender war, als in Athen.
4j Den Ruhm der cyprischen Waffen bestätigen verschiedene Erzählungen aus der frühe-
sten Zeit bis nach Alexander d. Gr. ; vgl. Engel S. 610 fg. So hat z. B. Agamemnon hei Hom.
II. XI, 19 sqq. einen sehr schönen Panzer aus Cypern.
5) Theophr. h. pl. V, 7, 1. Strab. XIV, 684. Plin. XVI, 203. Vgl. Hör. Od. I, 1, 13. Auch
4 .Mos. 24, 29. Dan. 11, 30. Auch feine Holzarbeit scheint auf Cypern betrieben worden zu
sein; vgl. Ezech. 27, 7: »die köstlichen Gestühle aus den Inseln Chitim.« (Ausführlich be-
spricht diese Stelle Movers, Phon. II, 2, 208 ff., welcher vielleicht Recht hat, wenn er meint,
CS sei hier nicht an das cyprische Cittium, sondern überhaupt an nördliche Gegenden, an Ma-
cedonien, Oberitalien u. s. w. zu denken. Dass der Name »Kittier« überhaupt im weiteren
Sinne gebraucht wird, ist nicht zu bezweifeln.
6) Plin. VlI, 208. Vgl. Str. 1. 1. und p. 682. Porphyrio erklärt trabe Cypria bei Hör. 1. I.
falsch : pro Cypro ferro alundanle. Cypriis enim claris iiaves figunliir. Ob seiner Notiz Wahrheit
zu Grunde liegt, ist nicht zu erkennen.
§ II. Du KLEIVASIATISCHEN InsKLV. 53
wird gerühmt, dass alles zur Ausitlstung eines Sehifles nöthige auf der Insel selbst
sich fände: Holz, Kupfer, Eisen, Pech und Flachs für die Segel und Taue '.
Letzteres führt uns auf die in Cypern betriebene Weberei, welche sicher-
lich auch hier , wie auf manchen andern Inseln des millelliindischen Meeres, von
den Phöniziern, wenn auch nicht gerade eingeführt, so doch sehr gefördert wor-
den ist 2. Es war namentlich die Bun Iw irkerei, die auf Cypern heimisch war '.
Der Salaminier Akesas und sein Sohn Helikon waren berühmte Weber ^ und letz-
terer rühmte sich auf einem in Delphi befindlichen Erzeugniss seiner Kunst, dass
Pallas seinem Werke göttliche Anmuth verliehen habe ». Die Erwähnungen dieser
cyprischen Buntwirkereien sind zwar spärlich, aber sie reichen von der klassi-
schen Zeit ^ bis in die späteren Jahrhunderle der römischen Kaiserzeit " , ja die
Kunst blühte noch im Mittelalter lange fort ^.
Auch Purpurfärberei mag auf der von phönizisclien Einflüssen stark
durchdrungenen Insel betrieben \\orden sein, da an der Küste vortrefflicher Pui-
pur gefunden wurde'.
Der in den dortigen Bergwerken gefundene Asbest wiu'de zu Geweben,
hauptsäclilich zu Lampendochlen benutzt'". Die Lampe auf der Acropolis
halle einen Docht von Uvov KaQuäaiov, d. h. von der Stadt Carpasia auf
Cypern '•.
1i .\mm. Marc. IV, 8. U : tanta tamgue muUiplici fertililate abundat verum omnium eadem
Cyprus , ut nuUiits externi indigens adminicuH , indigenis viribus , a fundamento ipso carinae ad
supremos usque carbasos aedißcet onerariam navem , omnibusque armainenlis inslruclam muri
commUlat. Tot. orb. descr. § 63 : (Cyprus] dicttur non indigens alterius provinciae quidquam pro
fdbrica navium; necessaria ipsa insula habet omnia inferius declarata; lignum, aeramentum,
ferrum, picem, nee non vero linteamen pro relaria et funium mu.
ä) Für das Alter der Weberei auf Cypern spricht ein von Serv. z. Virg. Ecl. VIII, 37 über-
lieferter Mythus , worin berichtet wird , dass die Kunst , Schafe zu scheeren und Kleider aus
Wolle zu verfertigen, von Cypeni nach Delos gebracht worden sei.
3j Eust. ad Od. I, 130 p. l'iOO : i]xfxuGtv r) T(ür noixt/.wr {xfij Tiagci Kiingtotg. Vgl. ad II.
XXII, 441 p. 1278.
4) Ath. II, 48 B: rixuaai )j TÖiv ncixCliov viffj ftciLiarct irj^/rior tkqi airä yiiofi^iuit'
\4xiaB xttl 'EXixävoi rdv KvnQi'ioy ■ vifävrai tf TJaar f»(fo|o». S. die andern Slellen über diese
Künstler bei Overbeck, Schriftqucllen, N. 385 ff. Wann diese beiden gelebt haben, ist un-
bestimmt; 0. Müller Handbuch § 113) setzt sie verniuthungswcisc in die Zeit des l'hidias.
5) Epigr. b. Ath. 1. 1. (Antliol. Appcnd. 334); wiederholt bei Eust. ad Od. 1. I.
6) Aristoph. b. Poll. X, 32: irananfjaOfia TÖ Kvngiov rö noixO.or.
7) Vopisc. Aurel. 12, 1 : manlelia Cypria. Trcb. Poll. Claud. 14, 10: accubitalia Cypria.
Es ist nicht unwahrscheinlich . dass auch diese Tischtücher und Teppiche aus solchen bunlen
Stoffen bestanden.
8) Vgl. Bock, Gesch. der liturg. Gewünder d. M. A. I, 209. Heutzutage werden auf der
Insel Baumwollenzeuge gefärbt und bedruckt; Boss, Inselreisen IV, 113.
9) Isid. Or. XIX, 28, 3: Optimum (ostrumj in insula Cypro gignitur.
10 Apoll. Dysc. hisl. comm. c. 26. Diosc. X, 1.15: ii',9of ctularroi yiirärni uh fv
KÜTTnifi, arv7iTtjni(< a/iitry loixwq- ov fijYitüiKroi {ji/aauarn noiovaiv /f ni'iov, öiro;
l/ifiToUhvs ;rpöf .Vm», ä flXri.'^^} th t/j irilp if'/.oyoviiui iiiv , ).aft7joÖTfoa cT^ i^^nyotiui . firj
xajaxiuofjtvn.
11, Paus. I, 26, 7.
54 III- Europa.
Schliesslich sei noch der Backwaaren und der Salben gedacht ', in deren
Fabrication Cypern eine der ersten Stellen einnahm 2, wie denn auch aus dem
auf der Insel blühenden Majoran das beliebte amariciiutin oleum bereitet wurde-'.
Dritter Abschnitt.
Europa.
§ 12.
Die nördlichen Landschaften der griechischen Halbinsel.
lUyrien (üalmatien, Liburnien). Ackerbau und Viehzucht, Jagd und
Fischerei bildeten die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieser gebirgigen Küsten-
länder. Nebenbei warf der Seeraub in früherer Zeit, als die Landschaft den Rö-
mern noch nicht unterworfen war, einen nicht unbeträchtlichen Gewinn ab', der
jedenfalls leichter und bequemer war, als der mühselige Handel , obgleich auch
dieser von den Bewohnern, zumal von der Völkerschaft der Liburnier gepflegt
wurde^, deren flinke Schiffe den Alten wohlbekannt, und wenn es Caperschiffe
waren , von ihnen sehr gefürchtet waren '.
Der wichtigste .Ausfuhrartikel dieser Länder waren Wol lenst off e. Zwar
war es keine feine Wolle, welche die Schafe lUyriens lieferten '■, aber es wurden
daraus brauchbare dicke Kleider gefertigt, von den Römern namentlich im Winter
gern getragen, als warme Mäntel ', Kapuzen * u. s. w. Am verbreiletsten waren
die dalmatischen, mit Purpurstreifen geschmückten Gewänder, welche seit
Gommodus häufig getragen wurden und sich bekanntlich im KirchencostUm, wenn
1) Hippen, b. Str. VllI p. .■)40 ; Eubul. b. Alli. III, liaF.
2) Tlieophr. de odor. 6,27. Ath. XV, 688 E. Plin. XII, 109. M^. t33. XIII, 5. 10. 17 u.ö.
3) Strab. XIV, 684. Virg. Aeii. I, 693. Cal. 61, 6 u. s.
4) Vgl. Hüllmaun S. 79.
5) App. bell. Illyr. 3: xal vttvTixol fiir Inl roTg 'Andicci'oig iyivoiTO ^lißviivol, j'fVo?
(TiQov 'IXkvQiiöv, oV TOV 'löi'iov Xal Tag vr'iaovg Wi/arfioc rcivaii' toxiCaig Tf xat xovtfaig,
oiytv tri vi-v 'P(o/xatoi t« xovifa x«i o^(tt äixgorn ^iißVQvtä'ng 7i noaiiyoQfvovaiv. Vgl. Plut.
Ant. 67. Stepli. Byz. s. v ^iißvQVoC Eiist. ad Dioii. Per. 383. Plin. I.\, 12. X, 63. XVI, 39.
Vereinzelt steht die Notiz des .\cro zu Hör. Epod. I, 1 : Liburnae naviculae sunt lextae limi-
nibus.
6) Plin. VIII, 191 : hlriae Liburniaeque ilaua) pilo propior quam lanae, pexis aliena reslibus.
Über die Schafzucht in Illyrien vgl. Ps.-Arisl. mirali. 128 (140 .
7) Steph. Byz. 1. 1. : xal AißvQVixrj fictvävri, tliSog faltiJTog. Ticli. Poll. Claiid. 17: pdenula
Illyriciana. Ib. ; singiliones Daimatenses.
8) Marl. XIV, 139: cucuUi Liburnici. .Inl. Capilol. Pertin. 8: cnculliis Bardaicus von der
illyrischen Völkerschaft der Bardaei).
§ 12. Die sordliohem I.ANnstHAFTEN DER GRiEcnisrni \ Halbinsel. 55
auch mit einigen Veiünderungen und eigentlich nur dem Namen nach , erhalten
haben '. Denn in der ersten Zeit mögen diese Gewänder noch N\irklich aus Dal-
matien nach Rom gebracht worden sein, später aber haben wir darunter nichts,
als Kleider nach dem Schnitte dieser dalmatischen langärmeligen und purpur-
gestreiften Kleider zu verstehen.
Den Purpur, den man zum Färben dieser Wollenstoffe brauchte , lieferte
die Küste selbst, in Salon a befand sich eine kaiserliche Purpurfarberei 2 , und
eine eben solche war in dem zu Istrien gehörigen Cissa^.
In allen übrigen Dingen beschränkte sich der Handel lUjTiens grösstentheils
auf den Import ; als Erzeugnisse einheimischen Gewerbfleisses kamen wahrschein-
lich bloss noch Salben^ nach dem Auslande. In späterer Zeit wird erwähnt,
dass Dalmalien hauptsächlich Käse, Bauholz und Eisen ausführe^. Es war
wohl der Reichthum an letzterem Metall , welcher die Anlage einer kaiserlichen
Waffenfabrik in Salona veranlasste''.
Thracieu (mit Byzauz) und Macedonien. Von den barbarischen und
halbbarbarischen Völkern dieser Gegenden haben wir nur wenig zu berichten.
Dass bei diesen Völkern, bei denen die Cultur nie rechten Eingang gefunden hat,
wo nur die an den Küsten angelegten griechischen Colonieen einige Bedeutung
erlangt haben , von wirklicher Industrie nicht die Rede sein kann , versteht sich
von selbst. Nur hier und da einmal haben wir eine vereinzelte Notiz über irgend
eine bei einem dieser Völker heimische Technik , ohne dass in der Regel dabei
von wirklich gewerblicher Ausübung derselben die Rede sein kann. Einen
eigentlichen Handwerkerstand kannten ja diese von Jagd , Fischfang , Ackerbau
und Viehzucht lebenden Völker nicht ; was sie zum Leben brauchten an Klei-
dung, häuslicher Einrichtung u. s. w., das fertigten sie sich selbst, so gut sie es
eben konnten und soweit sie es nicht durch fremde Kaufleute erhielten. So war
denn die Weberei selbstverständlich bei den meisten dieser Völkerschaften hei-
misch und eine gewöhnliche Beschäftigung der Frauen; ein eigentliches Gewerbe
der Weberei entAxickelte sich nur da , wo entweder das Volk überhaupt durch
eigene Anlage oder durch Verkehr mit anderen civilisirten Völkern zu einer
höheren Cullurstufe sich emporschwang, oder die Güte dieser Fabricate, vor-
nehmlich des dazu verwendeten Materials, die handeltreibenden Ausländer ilaraiif
aufmerksam machte , sodass die vermehrte Nachfrage eine gesteigerte Productiou
und diese das Cbei^ehen der häuslichen zur gewerblichen Arbeit zur Folge hatte.
1 ) Isid. Orig. XXIX, 28 : Datmatica vestis primum in Dalmalia provincia Graeciae texta est,
tunica sacerdotalis Candida cum clavis ex purpura. Terlull. de pall. p. 28 sq. ; dos. Salinasiiis.
Vgl. Ed. Diocl. c. XVI: JtXjxtntxi] laaeovs i^ovaa jioQqvQag u. s.
2) Not. dign. Occ c. X p. 49. Ein conguiliarius {\. conchyliarius) ebenda, auf oiiiorlnsclir.
bei Henzen 7226.
3; Not. dign. I. 1. Die Inschrift bei Orelli 4272: proc. bapliii Cissae Hisiriae et colleg. pur-
pur. Cissens. Hisiriae ist nacli Honzen p. 460 falsch.
4: PHn. XIII, U. Alh. XV, 681 F. 682,\. 683K.
3 Tot. Gib. descr. § 53: Dalmalia negotiis rigeiis el species Ires ulilcs mittens, caseini). lii/na
elferrum. 6) Not. dign. Occ. c. VIII p. 43.
56 111- KiKoi'A.
Dies beides war inThracien nicht der Fall, wie aus den dürftigen Nach-
richten, die wir über das Land haben, hervorgeht. Zwar wissen wir, dass die
Schafzucht dort betrieben wurde ' ; aber die Wollenweberei hat nie Be-
deutung erlangt 2 Hingegen war Thracien einer der wenigen Orte, wo der Hanf
zum Weben von Gewändern benutzt wurde ; und es wird bezeugt, dass ein
solches Hanfgewebe kaum von einem leinenen zu unterscheiden gewesen sei ^.
Von Eisenarbeit aus früherer Zeit erfahren wir nichts*; in der römischen
Kaiserzeit jedoch wurde im Innern des Landes in Ha d ria nopolis eine kaiser-
liche Waffenfabrik angelegt, wie auch in Ma rcianopol is in Moesieii';
und Ammianus berichtet, dass in ersterer Sladl sich eine grosse Zahl Waflen-
schmiede aufgehalten habe (um 376 n. Chr.) e.
Auch von den griechischen Städten an der thi-acischen Küste hat keine in
industrieller Beziehung Bedeutung erlangt. Byzanz war zwar als Handelsstadt
sehr bedeutend und wuchs durch die Verlegung der Residenz dahin zu der mäch-
tigsten und reichsten Stadt im Beginn des Mittelalters empor; allein eben die
grosse Einträglichkeit des Handels , die Leichtigkeit des Er\verbs Hessen es zu
keiner gedeihlichen Entwicklung der Gewerbe kommen. Das Volk trieb sich viel
zu sehr in den Schenken , am Hafen und auf dem Markte herum , als dass es zu
einer wirklich ernsten Arbeit Lust und Geschick hätte haben können'. Am
meisten wurde wohl der Fischfang betrieben, weil er am einträglichsten war;
namentlich der Zug der Thunfische, der vom Pontus kam, bot den Byzan-
tiern die reichste Ausbeute' ä, von der ein sehr beträchtlicher Theil eingesalzen
nach dem Auslande ging und für die Byzantier die bedeutendste Einnahmequelle
bildete».
Fischfang und Einsalzen der Fische wurde auch an der niacedonischen
Küste stark betrieben, so z. B. in Olynth i", Torone", Abdera^^^ und
1) Hom. II. XI, 222. Nicander Ther. 50. Plat. de legg. 1. VII p. 805 D. Vgl. Virg. Ecl. \,
64 sqq. Yates p. 37 sq.
2) Die Glosse bei Suid. 'Jfihoiä i^iÜtik, R()i<xixi< ist 7n iiiiljestimmt, als dass man daraus
irgend einen Schluss ziehen könnte.
3) Ilor. IV, 74 : föTi <fi Offi xävvctßiq ifvout'ii] ir TJj /lü^jij (sc. Scytharum] .... xrti i^ ai-
rfii (~lni]iyn fitv y.a'i tifJUTa noiovirai joTai knfoini öiionWiiTa, oiä" tiv hang fiT, zn'pra tq(-
ßiDV tili aii^ii ihi<)ii)t'r], XCrov rj xnt'rilßiög fori' öi de iirj fii)'f xü> Tr)i' xattcißiiu, Xfifor äo-
xiiHti tliai t6 fi|Un. Vgl. Hes.s.v. Kiifraßig. Vatesp. 292. Nur von gewebten Stoffen spricht
Thuc. II, 97: es waren das, wie aus dem Zusammenhange hervorgeht, Erzeugnisse der grie-
chischen Colonieen an der Ihracischen Kusle.
4) Poll, I, 149: niXfxvg Qnaxixog scheint sicli mehr auf die Form zu beziehen, als auf
die Fabrication.
5) Not. dign. Or. c. X, p. 39.
6) Amm. Marc. XXXI, 6, 2 : imam plebem omnein cum fabrlcensibus, quorum Ulis aniiila
est multitudo, productam in eorum armavit exitium.
7) Vgl die Schilderung des Phylarch bei Ath. X, 442 C und Theopomp. ebd. MI, 5-26 E.
8) Über den Fi.schreichlhum des Hellespont und der Propontis s. oben S. 42; vgl. sonst
Arist. Pol. IV, 4, 1. Dion. Byzant. (Geogr. Gr. min. ed. Müller II, p. 1) frg. I. 12.13.6.Su ö,
Athen, an zahlreichen .'^teilen. Plin. IX, 50. Hör. Sal. II, 4, 66 u. s. w.
9) Vgl. Polyb. IV, 38. Str. VII, 320 u. s. 10) Arche.str. b. Ath. VII, 295 C,
M) Arch. ebd. p. 31 OC. 12| Ders. ebd. 307 B. vgl. III, 118C.
§ \i. Die nörulichi n I.\.M).-chafte\ dkii GKrtciiisciiEX Halbixski.. 57
uamenllich waren die Aale l>erUhiiit , welche im Stryinon Ejefangen und ge-
räuchert wurden '.
Sodann wurde in Macedonien ifule Iris-Salbe bereitet^; und dass die
Ausfuhr des trefflichen Weines von Mende und Scione einen starken Betrieb der
Töpferei zur Folge haben musste, könnten wir von selbst vermuthen, auch
wenn directe Nachrichten darüber fehlten. Doch wird uns berichtet, dass in
Gassandrea, welches viel mendaeischen Wein ausführte, auch alle Arten Thon-
gefiisse für den Export angefertigt wurden •'. Die wenigen Nachrichten, die wir
sonst über die griechischen Colonieen an der Küste Macedoniens haben, lassen
schliessen, dass dieselben für den Handel mehr Bedeutung hatten, als für die
Industrie.
Thessalien und Epinis. Pferdezucht undScIavenhandel waren dieHaupt-
crwerbszweige , Getreide und Wein die wichtigsten Ausfuhrartikel Thessaliens J.
Die Schafzucht, vermuthlich von Kleinasien eingeführt, \\urde zwar auch
])elrieben •', ist aber zu keiner Bedeutung gelangt ^.
Unter den Gewerbserzeugnissen wird neben den Backwaaren, nament-
lich Brot', am häufigsten der thessalischen Sessel gedacht, von denen die ver-
schiedensten er\A ahnt werden •*. Welcher Art dieselben gewesen , wodurch sie
sich namentlich ausgezeichnet haben , das ist aus den Angaben der Schriftsteller
nicht ganz deutlich zu erkennen ; sie werden meist ganz allgemein wegen ihrer
Schönheit gerühmt"; sie scheinen bunt verziert gewesen zusein'" und weiche,
bequeme Sitze gehabt 7,u haben". Waren ja doch die Thessalier wegen ihrer
1) Atli. VII, 298 B. 300 C. ij Theophr. de cnus. plant. VI, 28. Pliii. XXI, 40.
3) .\th. XI, 784 C: ^dvaiiiTiov rbv «iJoikito-toioV (fnm Knauiänio yuniCotifvoi' , on
avv^xiae jriv KaannäQUav ifiXoäo^ovvri, xai ßoilo/xivio täiov xiva ei'uia&ai y.^QU/xoi', iStä to
noXiiv i^äyta&«t tov MtviSttiov ohov ix rij; nöXiiug, iftJ.oTifirjfUjptti, xni TiokXä xtü nioro-
Sttnct yitt] naijalf^/ifvot- xiQcifjiuiv l^ ixäarov i'<:ton!.aatiitfioi- iSinv noiTiOai TtXt'iaua.
4i \\i\. Tafel, Thessalonica p. 439 S(|q. liur.sian, Gcogr. v. Griechcnl, I, 47.
5) Hom. II. II, 696; vgl. IX, 479. Vates p. 38. Scliafzuclil in Epirus, s. Arisl. bist. an.
III, 21. Plut. Pyrrh. 5.
6j Zwar scheint es, als ob auch tliessalische Kleider in Griechenland getragen worden seien ;
vgl. Eupolis b. Stcph. Byz. v. HianaXCa • .-Vre ,'HTTtcXiaf.ti»a ncum k/J EiinöXiii iv MoQtxii ■
Toviiari xXctfivita QittkXixIv tfonopftir. (Vgl. Pol). VII, 46.) Doch bezieht sich auch diese
Stelle vielleicht nur auf den .Schnitt, nicht auf die Herkunft der Gewänder, wie die ßnlUtg
/iT(3ie(, ov; xalovaiv OtriaXixov; iv raTs TQayioöttd; hei Strab. XI. p. 350. Ebenso wenig
werden die auf Kunstwerken hauligen thessalisclien Hüte (Soph. 0. C. 3t5. Cass. Uio LIX,7)
für thessalisches Fabricat zu halten sein.
7) Ath. III, H2A. und F. XIV, 662 K.
8) Poll. X, 47: ädfQoi QnTaXixoi. tä; ir ^-tÜTO/.i'xti) EinöXiäog, liiifQog GtrjaXixh; rt-
rgänove. ib. 48 ; axoXvdoict, Sttiq (aii uixuä rntnoälg QittkXixoI iSdfnoi ■ xo äi ovofia xai
ff EliävSrijxM nXttTiovot (pag. 278 Bj . .\uch auf Inschriften werden Hqovoi ^ittkXixoI genannt,
vgl. Boeckh, Slaatshaush. II, 400. Rangabi^, Anliqu. hellen. II, 477.
9) Poll. VII, t12: xäXX'Oroi ot GtTTctXixoi äOfnoi, iSth xni ^ Ilv»ia ftfrf MiijaXt rtoi-
xiXöifKfQe. Vgl. Alh. XIII, 568 D. Hesych. v. SfrrnXixöi ä(<fQog- ^id<fO()oi üai tiö xiiXXn o'i
GfTTnXixnl ölifQOi- Uhov ydn ri y(io( avTtöv xKnaxtvaartti.
10) S. das Orakel bei Poll. I. 1.
11) Grit. b. Atb. I, 2815: C-Uaanhxhf OV ;i,m,oi. yiaor T.jvfHHoTth^ Un«.
58 111- EiROPA.
Üppigkeit und ihres Luxus in Kleidung und Lebensweise bei den übrigen Hel-
lenen sehr verrufen i.
Die Lexicographen ersvähnen ferner die thessalischen Schuhe, ohne näheres
über die Art derselben hinzuzufügen 2. An der Küste wurde Purpur gewonnen ;
Fiirbereien befanden sich in der Stadt Meliboea 3.
Epirus*, besonders die Städte Lychnidus^ und Ambracia'', ver-
sandten Salzfische. Eine Industrie konnte bei den hauptsächlich Viehzucht
treibenden und gelrennt in Dörfern wohnenden Epiroten ' nicht erblühen.
§ 13.
Mittelgriechenland.
Acarnanien, Aetolien, Locris und Pliocis sind in keiner Beziehung durch
Gewerbfleiss hervorragend. Die Einwohner der fruchtbaren Thalebenen , halb
barbarischer, halb kriegerischer Natur, beschäftigten sich grösstentheils mit Acker-
bau , Weinbau und Viehzucht ^. Von Industrie ist in den kleinen Städten und
Dörfern dieser Landschaften keine Rede; und wenn der aetolischen Waffen,
besonders der Wurfgeschosse», und der acarnanischen Schleudern'"
mehrfach gedacht wird, so bezieht sich das mehr darauf, dass die Bewohner in
Handhabung dieser Waffen sehr geschickt waren, als dass man daraus etwa auf
eine stark betriebene Fabrication derselben schliessen könnte.
Locris betrieb stark die Ziegenzucht; von der Sitte, ungegerbte Ziegen-
und Schaffelle als Mäntel zu tragen , hat ein Theil von ihnen wahrscheinlich den
Spitznamen der ozolischen Locrer bekommen '^
Phocis producirte Oliven, namentlich in der Gegend von Tithorea,
zwar nicht so reichlich wie Attica und Sicyon , aber von schöner Farbe und ange-
1) Vgl. Ath. XIV, 663 A.
2) Poll. VII, 89: xm QuiuXlg dt, vTioärifia, ixtjvvov lovf ivgnä;- fi^/xvriTat (T aiiiov
.iiiaiTiTiog h Baxxaii- B).(WT>i, xoff6(>i'ii>, ÖtiraMi. Hes. v. BirraiiSas, vnöärjftä nuiiov.
.Stepli. Byz. v. QtaaaUa. Ein tlicssalischer zpijn-idonoidf erwähnt bei Atb. XIII, 568 E.
3) Meliboea purpura. Fest. s. v. Lucr. II, 500 :
jam tibi barbaricae vestes Meliboeaque fulgenl,
Purpura Thessalico concharum tincta colore.
(Lachmann lacta.) Virg. Aen. V, 251 und Serv. z. d. St. Melet. p. 389C. — Noch heute
werden in der dortigen Gegend bei Ampellachia Seidenstoffe mit Purpur gefärbt, Leake,
Trav. in North. Greece III, 387.
4) Über den Fischreichthum an der Küste von Epirus vgl. Ael. nat. an. XV, H.
5) Str. VII, 327 : ai XCfivai at jrtpt ^v^viähv TUQixficie i)(&viov uVTttQXtis i)(ovaai.
6) Archestr. b. Ath. VII, 305 E. 311 A. 326 D. 328 A. Poll. VII, 94 erwähnt '^/^/S^ßx^d'es als
eine weibliche Fussbekleidung.
7) ßovßörai nfjtöits l^o/oi nennt sie Find. Ncm. IV, 84. Vgl. Caes. bell. civ. III, 47.
8) Vgl. Bursian a. a. 0. S. 107 f. 126. 144.
9) Plin. VII, 201 ; lanceas Aetolos, jaculum cum ammenio Aelolum Martis filium {invenisse
ilicwil). Poll. I, 149. Vgl. Eurip. Plioen. 139 sq.
10) Poll. 1. 1. Vgl. Thiie. 11, 18 u. s.
11) Plut. Qu. Gr. c. 15, p. 294 F. Paus. X, 38, 1.
§ I). MmKLGRIECHK.NLA.M). 59
nehmen» Geruch; man bereitete allerlei Salben daraus'. An der Küste des
Euripus wurde Purpurfischerei betrieben; von den Bewohnern des Städt-
chens Bulis waren mehr als die Hälfte Purpurfischer 2.
Boeotieil. Die vereinzelten Nachrichten, die wir Über die Industrie
Boeotiens haben, geben uns nur ein sehr unvollständiges, unklares Bild. Aus
allem , was wir davon w issen , geht hervor , dass die Boeotier ebensow enig in der
Industrie , wie in der Geschichte die Bedeutung erlangt haben , welche man nach
den natürlichen , sehr günstigen Verhältnissen des Landes hätte erwarten sollen.
Wie die geistige Bildung von ihnen verabsäumt wurde, wie die Boeotier wegen
ihrer Stumpfsinnigkeit und Sinnlichkeit im übrigen Griechenland verrufen waren,
so liessen sie auch Handel und Gewerbe brach liegen und vernachlässigten die
sich ihnen doch so bequem darbietende Schiflffahrt.
Nur ein Gewerbe scheint sich seit den ältesten Zeiten ziemlich langein
Blülhe erhalten zu haben, die Metallarbeit; aber die Nachrichten, die uns
davon erzählen, sind sehr dürftig und grossentheils auf mythische Zeit zurück-
gehend. Boeotiens Berge gaben seit .\lters Eisen: derselbe Bergzug, der der
Insel Euboea seine unterirdischen Schätze spendete '. lieferte das mit dem mythi-
schen Namen derAoner bezeichnete Eisen ^ und die darnach benannten Waffen^.
Schon in die Zeiten der allen Minyer verlegte die Sage diese Waffenfabrication ;
der Sohn des Minyerkönigs Athamas führt den Namen Chalkos und wird Erfinder
des Schildes genannt«; Schilde, das Wappen Boeotiens, zeigen die boeotischen
Münzen schon in alter Zeit^ Auch boeotische Helme werden erwähnt^.
Die Spärlichkeit der Erwähnungen dieses Gewerbes aus späterer Zeit bildet
einen scharfen Gegensatz zu dem, wie es scheint, so bedeutenden Betriebe in
der alten Zeit ; die boeotische Metallarbeit muss später ganz ihren Ruf verloren
haben. Länger scheint die Töpferei geblüht zu haben, die schon zur Zeit des
Bacchylides, namentlich wegen der schönen axvipoi, berühmt war*'; auch zu
1) Paus. X, 32, 11 : To äi fXaioy ti, iv rij Ti»OQi(ii,v aTToäil ftiv 7i>lij*ti loO rf 'Jtrixov
xal xov Zixvtovlov, XQ^'l ^* vntQßäi.).tt xa'i rjcfoi ;] [z6 rt] 'ißrjQixöv xnl to ix r^j irjaov rijj
'fOTQfac xal fivQa Tf tin kvtov nccvroia hltuvai, xtii jö eXaiov o'n ßnaiXdt liyovair.
ä) Paus. X, 37, 3 : ot ä^ atäniunoi 01 (iiavSa 7i).^0f tfuCang xÖ/)mv ts ßttqijv Tiopifioiif
ilalr äXnTe Die Umgegend von Anibrosus lieferte aueli guten Scliarlncli, Paus. 1.1 36, 1.
3) Vgl. 0. Müller, Orcliomenos und die Minyci-, S. 131 u. 491.
4) Dion. Perieg. 476 und Enstatli. z. d. St. und zu II. II, 494 p. 262.
5) Lutat. z. .Stat. Tlieb. I, 226. Hyg. fab. 274 führt diesen Ursprun,;; aulCadnius zniück ;
Cadmus Agoioris filim aes Thebis primus inventum cotididit.
6) Plin. Vit, 200.
7) Bekanntlich war auch der Schild des Ajax von dem im boeotischen Hyle wohnenden
Tychius gefertigt, axvroTÖfxmv oy' aQiarot, Honi. II. VII, 222; vgl. Strab. IX, 408. Darauf be-
zieht sich wohl die Notiz des Plin. VII, 196: sutrmam Tychius Boeotiiis inrenit. Darnneli scheint
die Bereitung und Verarbeitung des Leders in Bneiitien srlion fnili i'inliciinisrli gewesen
zu sein.
8) Xen. de re equ. 12, 3; ßoioniovgyt; x^äio;. Ael. v. h. III, 24. Poll. 1, 149 u. s.
9) Bei Ath. .XI, 500. \: xal Botunloiaiv It nxi'i(oiaif olvo; ijävs. Vgl. Ath. ebd.: vartQov
di xmü ftlfiijOif fipynauiTO xniou^org rf xni i((>;'r(joCj oxii/Wf, (ui' niitÜToi uü' tyitovxo »iti
60 111. KlROFA.
Arisloplianes Zeit erfahren wir, dass die Töpferei in Boeotien Ijelrieben wurde',
und noch in den nachchristlichen Jahrhunderten bediente man sich gern im Haus-
gebrauch der schönen Thongefässe von Aulis^, wo die Mehrzahl der Bewohner
die Töpferei betrieb '.
Theben galt als Erfinderin desWagens^; dergleichen Notizen bedeuten
in der Regel nichts, als dass das Kunstproduct, dessen Erfindung man einem
bestimmten Orte zuschreibt , daselbst vorzugsweise und in besonderer Güte an-
gefertigt wurde , und so rühmt denn Pindar in der That die in Theben verfertigten
Wagen 5. Was der späte ganz unzuverlässige Tzetzes an mehreren Stellen von
der thebanischen Weberei berichtet*', wird nirgends sonst bestätigt und hat
daher nur geringe Glaubwürdigkeit '.
Gerühmt werden ferner die Erzeugnisse der Bäcker von Theben und
Tegea* und die aus den Fabriken von Chaeronea hervorgehenden Heil-
salben und Parfümerieen-'.
Die Anwohner des Copais-Sees'*" und des Euripus lebten fast alle vom
Fischfang; auch Meerschwamm und Purpur wurde daselbst, zumal bei An-
thedon", eewonnen.
ith'og fkaßov Ol BoiwTiot Xiyo^tioi .... fyovai [iitnoi Tinos roiii icXkovs ötaifoQaq' eninii yiin
inl rwv (liriup avToTg 6 hycfxdog 'HnaxUiog ä'iafio;.
1) Bei Arist. Ach. 899 bietet Dicaeopolis deoi Boeotier an, ihm für seine Waareii andere
als Taiischmitlel zu geben, worauf dieser eingeht und verlangt:
oTi y laj 'A&iiraig, iv BoitoToTaiv äf ^uij.
Als darauf Dicaeopolis ihm erwidert:
Ulf vag Üq ii^fic nptü/xit'og 'I'idrjoixag
fl X^QUfiOV,
meint der Boeotier, das liütte er ja zu Hause auch ;
ütfvttg Ti xigct^ov, a).).' f ii' Ixü ■
aX!' oTi nao ä/jTv yyj 'an, rüöi ä' av noXv,
worauf ihm denn Dicaeopolis einen Sycophanten anbietet.
2) Plut. Vit. aer. al. 2, p. 828 A: ixmöfiuTU f/Jig. nttQOXpCäag uQyvQag, XtxaiCättg- vnö-
!tov TtcvTci r^ynidt- Ti]t' äf zgänfCnr tj xctXrj AvXig rj TiviSog arrixoSfii^att Toig xlQUfteoTs
xa&aQioT^notg ovOi zcSr ctQyvowv.
3) Paus. IX, 19, 5: livltQionoi äi (v t;] AvXCiSi oixovair ov noXXoi, y^g S( ftaiv oixoi
xeoautTg.
4) Grit. b. Ath. I, 28C:
Qijßl ö' AoiiaröfvTn dfifQov avvfnrj^cno ttqwjtj.
5) Bei Ath. ebd. A, frg. hyporch. 73. Von hier bezogen vielleicht die Eretrier zur Zeit
ihres Glanzes ihre Wagen ; vgl. Str. X, p. 448.
6) Chil. X, 331. XI, 388.
7) Schafzucht wurde in Boeotien ziemlich stark betrieben. Hes. op. et dies v. 162.
C. 1. Gr. 1569a. Vgl. Yates 39 sq.
8) .\rchestr. b. Alb. III, 112 A. ii. B. (Der boeotische Weizen war von besonderer Güte,
Theophr. h. pl. MII, 4, 5. de caus. pl. III, 9, 5; vgl. Stat. Theb. VII, 274. 307.)
9) Paus. IX, 41,3: iiTaiiO^it ir Xai^ioifiti jtiOp« uTiö ctvfUiv hfiovai XQlyov xat ööiov xai
vctnxCaaov xai tgfwj ■ Tttvm itXyriSöi'Uif fäfttcTa äv&Qoinoig ylvtTai.
10) Dessen Aale ja ganz besonders berühmt waren, vgl. Müller a. a. 0. S. 81 fg.
H) Arist. h. an. V, 15. (vgl. Ath. III, 88 F). Dicacarch. vit. Graec. 24, p. 18 (Hud>;.): oi'
i)" inoixoüvTig a}fiäoi' närTtg i'tXtifg itn «yxCaiQfaf xnt l/D^viov, hi St xtti. noQi/v^iag xul anoy-
yiov tÖv ßCov */0i'7{f .... TTQoarrtTTorOoTig ■rT0()!^fteTg ot TtXtiajoi xai vuvnrjyoi' lijv äi yäoav
§ 11. .MlTTKLr.llIECHKM.AXD. 61
Schliesslich möge erwähnt werden , dass unler dein Allerlei , was bei Ari-
slüphanes der Boeotier dem Dicaeopolis zum Verkauf anbietet, sicli auch Bin-
s e n m alte n und L a m p e n d o c h t e befinden ', wie denn auch sonst Verarbeilunii
iler im Copais-See wachsenden Binsen erwiihnt wird'-.
§ 1i-
Mittelgriechenland (Fortsetzung).
Attica. hl einer Stadt wie Athen, wo Keichlhuni des Landes, gute und
wohlgelegene Häfen an einem vielbesuchten Meere Handel und Wandel in einer
Weise begünstigten , wie sie wenigen andern Städten der alten Welt zu Theil ge-
worden ist, mussten nothwendig auch Handwerke und Gewerbe blühen-'. Zu
dem bedeutenden Absätze durch den SeehandeM kam die Grösse des inländischen
Bedürfnisses, die Menge der in Athen jederzeit sich aufhaltenden Fremden, um
die Production im höchsten Masse zu steigern und die Industrie auf einen hohen
Gipfel zu erheben.
Schon an sich waren die Athener nicht nur für Handel und Schifffahrt , son-
dern auch für Kunst und GewerbQeiss vortrefflich geeignet * ; sie rühmten sich,
Künste und Handwerke erfunden und ausgebildet zu haben ^, und verehrten He-
phaestus und Athene mit ganz specieller Beziehung auf die Bedeutung dieser
Gottheiten für die Handwerke. Wenn trotzdem die Industrie Athens zwar für
den Land- und Seehandel, aber nicht für das Leben des Staates selbst, für die
Bürger von einschneidender Wichtigkeit gewesen ist (wie das bei den gewerh-
treibenden Städten des Mittelalters der Fall zu sein pflegt) , so liegt das haupt-
sächlich daran , dass trotz der Bemühungen einsichtiger Gesetzgeber , wie Selon
und Pisistratus, der Arbeit die ihr gebührende Achtung zu verschaffen, das den
meisten Hellenen eigenthümliche Vorurtheil gegen das Handwerk als etwas dem
freien Bürger unziemliches sich nicht überwinden liess, sodass die Gevverlx'
immer mehr in die Hände der Metoken übergingen, während der eigentliche
altische Bürger sich zwar nicht scheute , sein Einkommen vom Handwerk zu be-
ziehen , aber die thälige Theilnahme daran für unvereinbar mit seiner Würde
hielt und den Sclaven und Schutzverwandten überliess".
oi)c oiov lyyaCofiiyoi, üXi.' oiiäi tyovxii, ainovg (fdaxomg unoyovovi ihai FXuvxov Tor ■'/«-
laaalov, ög aXiivt ^v öfioXoyovfiOog. Vgl. Arcli. b. Atli. VII, 31 6 A.
1) Acti. 874. , l) AIciplir. ep. III, 49: 'AXiÜqtiov a/mviov.
3) Vgl. Boeckh, Staatsliaush. I, 58 ff.
4) Der freilich wiederum den Nachtheil hatte, dass er die Preise der Waaren vertheuerte.
5} Isoer. Areopag. § 74 : ^ ijfiiTi(>a /'"Q" avägag tf^QCiy xal Tgdfuv livvajai jrpöf Tag
■ j()(>"S (vq viaidiovt.
6) Isoer. Paiiog. 40: rwy Tt/idiv rüg « 7)()'oi Tiiyayxata toi liCov /oijatfiug xal räf Tjiöi
il^oi'tiv fit/jtj^avrjfidctg lüg uh lifioüa« jüg iSi äoxiuäaetaa ^(ijijattui rott (iiXoig naQ^iiutxtr
ij nöXig. S. die andern Stellen bei Frohbergcr, De opificiim upud teil. Graer. lOiiJiciune
disserl. 1. Grimae 1866. p. 5 not. 3.
7) Über die Stellung, welche Gewerbe und ("leweibtioilHMuli' in Mlnn ■■iniKilinicii, i'it zu
K2 III. Kimorv.
Zu der Geringschälzuui; der Gewerlie trat seit den Perserkriegen der Reich-
Ihuni des Volkes hinzu; die persische Beule, die Vertheilung von Ackerloosen
überhob eine grosse Menge beule der Sorge um die Existenz; Theorikon und
Gerichtssold waren leichler verdient, als der bohn der sauren Handearbeit ; Feste
und Spiele trugen dazu bei, den Müssiggang und das Wohlleben zu befördern
und die Arbeit in den Hintergrund zu drängen. Es kam ferner hinzu das Stre-
ben nach politischer Grösse, das Ringen nach der Hegemonie , welches die Bürger
zu beständiger Übung des Körpers durch Gymnastik und Waffendienst nölhigte ;
und als auch das aufhörte, als man Söldner gegen den Feind schickte, anstatt
das Vaterland mit seinem eigenen Blute zu vertheidigen, da war die Volksver-
sammlung der einzige einem Bürger geziemende Wirkungskreis, wo mit Phrasen
anstatt mit den Händen gearbeitet wurde.
Wenn nun dennoch die Industrie Athens eine so hohe Bedeutung erlangt hat,
so verdankt sie dies einerseits den gesunden und kräftigen Wurzeln , welchen sie
entsprossen, die selbst ungepflegt und vernachlässigt zu einem reiche Früchte
tragenden Baume emporwuchsen , andrerseits aber den günstigen Bedingungen,
weiche sie für ihre Arbeit vorfand, nicht nur in dem von der Natur so bevor-
zugten Handel der Stadt, in dem grossartigen Fremdenverkehr , welcher durch
den hohen Ruf derselben in Kunst und Wissenschaft veranlasst war, sondern
■"uch in der vollkommenen Gewerbefreiheit und der Menge der die Gewerbe be-
treibenden Metöken und Sclaven. — Doch wie die politische Grösse, so sank
Athen auch in industrieller Beziehung von seiner Höhe , als es seine Freiheit ein-
bUsste , als neue Städte entstanden , welche Athen in Handel und Gewerbthätig-
keit erreichten , ja überflügelten. Dafür aber wahrte sich die Stadt der Athene
einen Ruhm, der nicht minder werlh voll war, als der, eine Stätte der Arbeit
und des Handwerks zu sein : es blieb auch in den Zeiten der politischen Unfrei-
heit eine Werkstatt des Geistes, eine Pflanzstätte der Wissenschaften und Künste,
wie keine zweite Stadt des Alterthums.
Die ländliche Bevölkerung von Attika trieb Ackerbau und Viehzucht und
wurde für ihre Mühe von dem gesegneten Boden reichlich belohnt '. Am meisten
wurde wohl die Schafzucht betrieben, da die attische Wolle zu den berühm-
testen Producten des Landes gehörte'^. Die attischen Schafe waren nicht minder
berühmt, als die milesischen ^ ; ihre Wolle war von ausserordentlicher Fein-
vergleichen Druniaiiii, Arl)eitei- und Communiston in Grlcclieiilaiul und Rom, Köni£;sl)erg
1860 S. 44 ff., und namentlioli die oben erwähnte Schrift von Frohberger. —
Dass auch wirkliche Bürger oft durch Armuth zum Betriebe eines Handwerks gedrängt
wurden, versteht sich von selbst; aber es war das doch immer der kleinste Bruchtheil unter
den Gewerbtreibcnden.
1) Vgl Bursian, Geogr. v. Griechen!. I, 258.
2) Plin. XXIX, 33 : laudatissima lana . . . Altica. Besonders erwähnt wird die Schafzucht
von Acharnae, Theoer. id. VII, 71, und von Decelea, Alciphr. ep. III, 41 ; auch der De-
mos Phrygia an der boeotischen Grenze lieferte änuUc xal y.nXä eoia, Schol. Arist. Av. 493.
Vgl. über die atti.sche Schafzucht Yates p. 40 sq.
3/ Polycrates führte beide Arten in Samos ein, Alexis b. .\th. XII, 540 D. Über den Preis
der attischen Schafe s. Boeckh a. a. 0. I, 83.
^11. MlTTKr.c.BIFr.HKNIWI). BS
heil' und wurde dadurch soriisam vor schadliclion lüuUusseii bewahrl , dass die
Schafe mit Fellen bedeckt wurden 2; attische Schäfer waren auch im Auslande ge-
sucht ■'. Die von diesen Schafen gewonnene Wolle* wurde zu Kleiderstoffen
verarbeitet. Wir wissen zwar nicht, ob diese Arbeit auch der ländlichen Bevölke-
i-ung zufiel oder nur in der Stadt in grösserem Massslabe fabrikmässig betrieben
wurde, — vernmthlich war beides der Fall, — aber auf die Bedeutung, welche die
Wollspinnerei für Atlica hatte, deutet die Nachricht, dass den Athenern die erste
Anwendung dieser Fabrication zugeschrieben wurde •'. Die Mehrzahl der fabri-
cirten Stoffe scheint für den Bedarf des Landes selbst angefertigt w orden zu sein '■ ;
doch wurden die weichen attischen Wollenstoffe , besonders zur römischen Zeit,
wo Rom die hervorragendsten Producte aller Länder in sich vereinte , auch nach
dem Auslande geführt und scheinen namentlich als warme Winterkleidung be-
liebt gewesen zu sein', wenn auch in der Kaiserzeil die WoilenstolVe Oberitaliens
und Calabriens den Vorrang behaupteten.
Neben diesen W'ollenstofien verarbeitete man auch die Felle zu groben
Kleidern für Hirten oder Bauern , zu der sogenannten aiavqa oder ßcciTr/ : solche
Pelzkleider verfertigte namentlich der Demos Thymaetadae *.
Leinweberei wurde wenig betrieben, da Attica keinen Flachs producirte.
sondern denselben von auswärts beziehen musste. In der Regel bezogen die
Athener die hauptsächlich von Frauen getragene Leinwand vom \iis1nnHc": doch
\) Dem. adv. Euerg. (or. XLVIl) p. H55 § 52. Bei .\lli. V, il'J.V. wird es als eine redil
überflüssige Frage an das Orakel bezeichnet, räv ^ArTixtüv ioitav ft (</./.' inii ftu).uxoJit(ja.
2) Varr. R. R. II, 2, i8: oves pellilae, quae propler lanae bonitalem, ut sunt Tarenliiiae et
Atticae, pellibus mtegunlur, ne lana inquinetur, quominus lel infici recte possil lel lavari ac parari.
Welchen Werth man zumal den puten Zuchlwiddern beilegte, bezeugt eine Notiz des Philo-
chorus bei Ath. I, 9C: xly.o>liJn»ai'Aitt']irjaif änixrov «r« df n>)ä(ia yivfa^ni, inihTiovari^
TioTi TTJ; Tiäv ^i^ujv Tovjoiv j'f i'^fff wf . Dasselbe berichtet ,\ndrotion b. Ath. IX, 375 B. Diese
Verordnung war freilich zu Solon's Zeit schon längst aufgehoben; s. Boeckh, a. a. 0.
3) Vgl. Theoer. I. I. — Lber den Zusammenhang der attischen Schafzucht mit deni in
Attica heimischen Cultus des Pan vgl. Yates p. 46 sqq.
4) Arist. Ran. 1386 wird erwähnt, dass .spitzbübische Verkäufer die Wolle durch An-
feuchten schwerer machten, vgl. d. Schol.
5) Justin. U, 6: primi Athenienses laniftcii et olci et lini iisiim docuere.
6) Vgl. Xen. Mem. II, 7, 5 sq., wo attische Bürger genannt werden, die von der //noci)'-
ovQy(tt \mA x^urtöojiniia leben, lber die Preise der Kleider in Athen s. Boockh a. a. 0.
7) Laberb. Non. p. 212, 21 :
niViiV referl, möllern e lanitia Atlica,
an pecore ex hircorum vestium geras.
Plut. de aud. c. 9, p. 42 D: /uijJ* luäiiov niffißaX^a^nt ^ffifttöyog, fi /jt) TTpaßniioi 'Ajxi-
xär iti] rö fpior. — Dass noch in später Zeit der tiandcl mit diesen Kleidern sehr einlraglich
war, zeigt Synes. ep. 52, p. 189 C : f/xf/r ug 'J&rjvtjStv Uynai XQrjTriSoTtaiXijs «rtfocuTJOf
vvy (ff ifuaiv aiior Ifil jufiCov IfXTToptveaS^tii, xo/jf^ovr« aioliti ärTixovQyiTf aolif äfotazQin
TtQlnovT« xa( r,uTv «iiaßakitt eh rijv äiniiv roü froi'j.
8) Schol. Arist. Vesp. 1138; aiavQnv tlni oi lö fiaXlmibv anuSun, äV.« ßnirai: fttn
äk ij (ino SeQfiUTUr avQQanTOfidt] )i>.m'(s- &i\u«iTiäa dl fintr ujiö cf^'uoc Tijc'fn7ro!)o<o*T(-
ifof (fvliii, (ÖS (xlT rtöv ßttiTcäy ytfOu(t'üiv.
9) Vgl. Wiskemann, die antike LandwIrlhscIiRft .S. 2.MT
64 111- Kiuoi'A.
wurde auch Flachs Importirl und. zumal von den Frauen selbst, gesponnen und
gewebt '.
Bei den allischen Kleidern wollen wir auch der attischen Schuhe gedenken,
obgleich dieselben für den Handel von wenig Belang gewesen zu sein scheinen 2.
Die •KQrjTcidsg J4zTixal werden erst in ziemlich später Zeit als auch ausserhalb
Athens gelragen erwähnt'^, besonders die Frauenschuhe, die wohl auch von
weichlichen Männern getragen wurden ^. Auch die Ausfuhr von w e i b I i eh e m
Putz mag nur sehr geringe Bedeutung für die attische Industrie gehabt haben».
Die Bedeutung, welche der Ülbau für Attjea hatte, liegt in der attischen
Mythologie deutlich genug ausgeprägt, und die Sage lässt auch die Ölberei-
lung wie die des Honigs von einem Athener erfinden''. In der That gaben die
Ölpflanzungen Attica's einen so reichlichen Ertrag, dass nicht nur der Bedarf der
1) So z. B. der amoigi.-iclio, XviM. Lys. 735. .\ucli für den Verkauf Hess man Leinwand
im Hause anfertigen, Aesch. adv. Tiniarch. § 97.
2) Auch die Seh uh machere I wurde fabrikmässig betrieben ; Timarchus hatte olxiiiii
ihjuiovyyo'i riji axuioTouix^g ff>^)^?, Aesch. adv. Tim. § 97. Sonstige Erwähnungen attisclier
Schuhmachers. Arisl. Etiu. 739 sq. vgl. IMut. 162. 5t4). Xen. Mem. 111,7,6. Plut. beiEuseb.
praep. evang. XI, 36. Stob. Flor. XCV, 2t u, s. Das Handwerk stand übrigens in sehr geringer
Achtung, Plat. Charm. p. 163B. de rep. V, 4.'>6D. Poll. VI, 128 u. s. Vgl. Frohberger 1.
1. p. 31.
Ebenfalls nur für den Bedarf des Inlandes selbst arbeiteten die häufig erwähnteii Leder-
arbeiter, aus deren Werkstätten Schilde hervorgingen; eine solche Schildfabrik besassen
z. B. Lysias und sein Bruder Polemarchus (Lys. XII, 8. 19), Pasio (Dem. pro Phorm. or. XXXVI
p. 945 § 4. in Stephan. II or. XLVl p. 1137 § 27) u. a. Mit dem bedeutenden Consum an Leder
hängt die Einträglichkeit des Gewerbes der Gerberei zusammen, durch welche der berüch-
tigte Cleon wie Anytus, der Ankläger des Socrates, reich geworden waren ; vgl. d. Belegstellen
bei Frohberger p. 21 sq. Büchsenschütz, Bes. u. Erw. S. 337. Mitunter scheint mit
der Gerberei auch der Betrieb der Schuhmacherei verbunden gewesen zu sein; wenigstens
könnte man ans Arisl. Equ. 313 sqi[. (vgl. jedoch v. 868 sqq.) schliessen, dass in Cleons Fa-
bi'ik auch Schuhe \eilertiyl wurden. — Nach v. 852 sqq. hat es den Anschein, als ob die Ger-
ber ein bestimmtes Viertel eingenommen hätten, und zwar, da die uiXiro lüUni und tvqotjiH-
kco als umwohnend bezeichnet werden, vermuthlich vom Innern der Stadt entfernt — aus
naheliegenden Gründen.
3) Synes. I. I. xQuiniöonialrii at!tQb}nof, nao ob fiot iSoxfig xa'i niovoiv Iwi'ija.tai iä,i
«;((f oz/rODf l/jßüöag.
4) Luc. rhet. praec. 15: ri x(j>]n\g\HTix'ii xa) ywuixtCtc. Clem. Alex. Paed. II, H p. 240.
Synes. calv. encom. 13 p. 77 C. Suid. v. 'Aaxigai.
5) Xen. Mem. 11, 7,10: vvv St (ol äovlot) S fifv cToxf t -xtiUiar« xal Tiotnaiöfaima yvvai-
jii' ihm inCmnijdi , (üs foixtr. Damit sind denn hauptsächlich gemeint die sogenannten
auxxi<(f(t>Ti'.i. Dem. in Olymp, or. XLVIII p. 1171 § 12, d. h. die Verfertiger von gefloch-
tenen Kopfnetzen; Poll. X, 192: ornv ^lt]uoa,')(:)].; ti'nij anxyinctiTu;, roüg nXixoirtt;
rni; yurui^'ii- tov; xfxfjvij dXov; itxoiioraii' ; also xfXQvif ai.onloxoi . wie sie Critias b. Poll. VII,
179 nennt. Vgl. Lex. Seg. p. 302 v. aux/iifarraf ol nkfxovrts tov; yv^yii»ovs- ij riöv Xivoi-
(fbiiol Tohg aitxxov; iKfalfOiTiq. (Vgl. Poll. VU, 191, auch Arist. Thesm. 257); dass diese
Kopfbedeckungen oft vergoldet waren, sagt Poll. V, 16. Sodann sind auch gemeint die tvXv-
(ftii'Tcci, welche Überzüge zu Kopfkissen webten, Hyperid. b. Poll. VII, 191, und die notxtXraC
(die plumarn der Römer, Vitr. VI, 7), welche kostbare Stickereien anfertigten, Aesch. adv.
Tim. I. I. Plut. PericI. 12; vgl. Schol. Aesch. 1. I. jiaixdxriv, ov Xiyofiev nXovfiäfiiov. Lex.
Seg. p. 295 v. noixiXjil; ■ 6 rä JioixCXa notiöv tnyci, ä vvv itfctfiiv V)Vj(Qoßa(ffi. Poll. VU, 34 sq.
6 Plin. VII, 199 : uleum et trapetas Aristaeus Atheniensis (invenit), idem mella.
§ l'(. .MiTTEl.GltlECHENLAXI). 65
Bewohner selbst gedeckt wurde , sondern nuch grosse Quanliliiten Öl naeh dem
Auslande geführt werden konnten '.
Am Meere wurde Fischfang betrieben-, und kleine KUstenorte , wie
Aexone, lebten wohl hauptsächlich davon*.
Dass die Bewohner des Fleckens Acharnae bei Athen eifrig die Kohlen-
brennerei betrieben, ist aus Aristophanes hinliinglich bekannt^; in Mara-
thon scheinen viel Seiler gewesen zu sein''.
Unter den in der Hauptstadt des Landes, in Athen selbst betriebenen Ge-
werben nahm die Bäckerei^ eine nicht unbedeutende Stelle ein. Das attische
Brot war weit und breit als das beste berühmt ' ; und nicht minder vortrefilich
waren die attischen Kuchen^, denen der ausgezeichnete Honig ihren besondern
Wohlgeschmack verlieh *.
Als das wichtigste der attischen Gewerbe, dessen Erzeugnisse wir noch heute
zu bewundern Gelegenheit haben, müssen wir die Töpferei "> betrachten, deren
Krfindung von der Sage den Athenern ", speciell dem Athener Coroebus'^ zuge-
schrieben wurde. Das in der Nähe von Athen gelegene Vorgebirge Colias
lieferte einen ausgezeichneten, sich leicht mit Mennig mischenden Thon, der die
Einwohner schon früh auf dies Gewerbe hinwies •■*. Der Platz , wo die attischen
1) Solon verhol die Ausfuhr aller voui Boden kommenden Produclc mit Ansnalime des
Olivenöls. Vgl. Her. V, 8i. Flut. Sol. c. 2. ib. ä4. Hursian a. a. 0. S. 259. Boeikli,
Staatsliausli. I, 60 f.
ä) Philem. b.Alli.VII,28SF. Archcstr. ebd.285B. u.ö. Vgl. VI, 224 E. Xen. de veclig. 1, 3.
3) Alh. Vit, 32,5 E. lies. u. Suid. v. AiSmiSu TQiyXijy. Vgl. Bursinn .S. 360.
4) Ach. 213 u. ü. 5) Arisl. Ran. 1296. 6) Vgl. .Ken. Mera. II, 7, 5 sq.
7) Der Gastronnui Archestralus sagt bei Alh. II!, 112B:
ziv d" «if üyoQttv Tioitvutvov änjoy
ttt xXiivul Tiag^jfovat ßQoioig xälkiarov l49ijyiei.
Vgl. III, 109 D. IV, 134 E. Anliph. ebd. III, 112D, Arisloph. ib. Bund. Plat. Gorg. p. .IISB
erwähnen den Bäcker Tliearion, der zu jener Zeit eine ziemlich bekannte Personlichkeil ge-
wesen zu sein scheint.
8) Arisl. Ach. 1125. Thuo. I, 126. Plal. Rep. III, Mi p. 4ü4 D. All, II, riSD. III, IUI'.
IV, 130 U. XII, 527E. u. s.
9) Arch.'li. Alh. III, 101 U: ÜIlIÜ nkuxoviTa
ttii'fi '-•/ffiJiijiTii ylyuriftfvor • ft äi fti], ar Tiov
(lir'ur i/ijg ir^(jta!hf, ft(Xi (t)Tt]aof äntXftwv
Inixhi', (üf Toi7r* iariv , o noi li xfii'or vßQtai>]v.
Am li in ili r Kochkunst zeichneten sich die Athener aus, und es war das ein (lewi'rlic,
das auch Biiig<'rzii beUeiben manchmal nicht vorsehmuhlen ; vgl. Ath. WS, 660 A. 661 t).
tO) Vgl. .Muller, Kl. Sehr. IIS. 3.50 fTg. Thiersch, Abh. d. bair. Aead. d. Wisseusch.
I. Cl. II, 3, S. 811 IT. Jahn, Bcr. d. siichs. Ges. U. WIssensch. Phil. -bist. Cl. 1854 S. 30 fg.
11) Cril. b. Ath. I, 28C:
i'ov äi T(joxov yitltje Ti xufilvov j ?xyo)or (vQif
xXmÖTnrov x^Qttfiov, )(i>>'ini/joy oixovofiov
ij rö x«>l6>' MnaitHiSyt xaj (taiiinaan TQ07ri<Tot'.
I2j Plin. VII, 198: fi;/liiias Coroehus Alhenipiisis iuvenil.
13) Suid. V. KdiXiiiiSoi xnm/i)jfg' KbiXittg, lünot; lijf 'y/rrixrjs", ti'ltn axivi] TiXiiiruiiiii.
Xfyn oi'i' ort oani tni rpo/ouf ij^novrai . .., TovT(aitr, oniti 7T()6i axevojiXttadir f.iijiiihiiii,
Tiaoiür »j KuiXiääoi xnfCaaiov tSare xttl ßanTtaSat vno Tr;s filXrov. Eralosth. b. Alh. XI,
482 B: xiirirTiiiK yi}i) 'iaiaauv lul'i .'HoTg olx i\iiyii)0iji oJtft >li.Voxo'/li;jTor, üXXu rij,- KiaXidäoi
Blüiuner, Die giMverbl.Tliitigkeit d. klass. Altsrthanis. 5
66 III. luiioPA.
Töpfer zuerst ihre Fabriken und ihren Markt halten, behielt den Namen «Topf-
niarktx Ceraiiiicus auch als er nicht mehr allein dieser ersten Bestimmung
diente'; man führte seinen Namen zurück auf einen Heros Ceramus , einen Sohn
des Bacchus und der Ariadne '■'.
Obgleich wir nun über die aus diesen Töpferwerkstätten her\()ri;ej^ani:cneii
Waaren von den alten Schriftstellern verhältnissmässig nur wenig erfahren , ist
doch gewiss, dass der altische Topf markt-' irdenes Geschirr jeder Art, jeder Grosse
und Qualität, vom kleinsten Trinkbecher bis zum Kochgeschirr ^ und dem grossen
Vorrathsgefäss 5, vom schmucklosesten Topf bis air kostbar bemalten Prachtvase
aufwies«. Den meislen Ituf hatten die Trinkgefrisse ', uud unter den lieinalten
;';}c. l^liil, de :iiul. c. y |), 42 D . üuoios inrt /ili ßoidnu^lfoi nitif nvjiiioTuv, ur firj jö uyyiioi' fx
n'i^ -iTriy.r.; /\fi'/n!(iug t'i'rj xfxiQUfifVfiü'ot'. Schot. Alist. Lvs. 2 : eiUu (sc. if Kcui.itiii'(] oacQuxu
xci/J.iniu. Vl;I Miiciob. Sat. V, 21, 10. Bei Booclcti, Slnatsfiausti. II, 349 ff. ist ein Vertrag
niitycllieill, in welclieni sich die Atliener tue alteinige Ausfuhr des Röthels von der tnsel
Ceos (der als der beste galt, Theophr. de lap. 52) sicliern. Obgleich der Mennig noch viel-
fältige andere Anwendung, namentlich in der Malerei fand, so wird doch ein beträchtlicher
Theil der altischen Thonwaarcnfabrication zu Gute gekommen sein.
1) Man hat den Innern Ceramicus im N. W. der Stadt zu unter.scheiden von dem äussern,
0 f|w xttiovftcmg, Thuc. VI, 57, wo die im Kriege gefallenen Athener begraben wurden. Har-
pocr. \. KsQafiiixog. Vgl. B urs ia n I, 274. 322. Der zur acamantischen Phyle gehörige Demos
der KiQttfifie war von den Einwohnern des äussern Ceramicus benannt, Plat. Protag. p. 31 SD.
Dem. in Neaer. or. LIX, p. 1361 § 48. Harpocr. s. v. Phot. und Suid. v. KepafiCe. Da der
Name des Ceramicus sicherlich sehr all ist, kann man schliessen, dass in der friilicsten Zeit
diese Tupfer atli.sche Bürger waren ; s. Frohberger 1. 1. p. 20 not. 25; vgl. Schoemann,
Verfassungsgesch. Athens S. 9. Dass in späterer Zeit viele Fremde, namentlich Cnidier, im
Ceramicus arbeiteten, zeigt Thiersch a. a. 0. S. 830 ff.
2) Paus. I, 3, 1. Doch waren die Schutzgötter des Demos der Cerameer die (jedem Ge-
werbe vorstehende) Athene lirgiino, Hephaestus und Prometheus, von denen der letztere mit
der Topferei ja in naher Beziehung steht, \veswii;cn diisc letzteren wohl auch scherzweise
TinoutjfKis genannt wurden (Luc. Prometli. a) IIhhm zu Klncn veranstaltete man Fackelwett-
laufe, XdfijTad'rjSQOftCni : ApoUod. b. Schot. So|ili Oed C(jI. .iG. Schol. Arist. Ran. 1087. 1093.
Vesp. 1203. Vgl. Paus. 1, 30, 2. Thiersch a. a. 0. — Der Demos Pitthos, dessen Namen
Steph. Byz. falsch deutet s. v. ; xixlrixui ät änö niog Iliü-ov, i(Sv TiCUiur aiioS^e yevo^i^vair,
geht auf den Heros Pittheus, den Grossvater des Theseus, zurück und hat mit der Töpferei
nichts zu thun.
3) atxvi(/ai bei Allst. Lys. 557 genannt . Vgl. PoU. VII, 163. IX, 47.
4) Vgl. Matro b. Ath. IV, 13GF: 'Atiixi^ h xfnnuoj JiirTWf. Poll. X, 1S2: ^<' Hf toI; äij-
jj.i07t(iäiois xal xiQaftov'Anixöf. (S. Boeckh, Staatshaush. II, 143 fg.)
5) Vgl. Arist. Equ. 792. Pac. 703. Eccl. 677. 841. Die grosse Zahl attischer Gefässna-
mcn, welche Athenaeus im 11. Buche anführt, kann uns von dem ausgedehnten Betriebe die-
ses Handwerks einen Begriff geben.
6) Unter den Producten der Töpferei bildeten die Lampen keinen geringen Bestandtheil.
Der berüchtigte Demagoge Hypeibolus war bekanntlich ein Lampenfabricanl; vgl. Arisl. Pac.
640 (Equ. 739 sq.). Schol. ad Arist. Nub. 1065. Andoc. ap. Schol. Arist. Vcsp. 1007. Schol.
Pac. 682. 693. Equ. 1304. 1313. Schol. Luc. Timon 30 (Vol. IV p, 46 Jacobitz). Auch der
Volksmann Ceplialus war ein Topfer; s. Arist. Eccl. 248 u. 252, wo ihm vorgewoi len wird:
T« TQVßUa
xuxoig xtuitfifvni', lijv ät TtvXtr ev xtn xiiXüig.
7J xriixfgiit'i -\[h. XI, 4SliC. (Vgl. elxt. 484 F.) Phryn. ib. 474 B :
tlrii xtnuutvuti' tiy otxoi aMif(iöiog Xaii>(aT{)ti7og
ixariiv uv j^g ijufoag IxKfi' oirov xrii.'/rinovg
§1'!. MlTTFLGUIECIlEMAND. 67
Vasen namentlich die den Todlen in's Gral) niili;('gobi'nen Lekyllioi ' und die pan-
alhenäischen Preisgefüsse, welche den Siey;ern mit Öl gefüllt gegeben wurden,
als die schönsten Erzeugnisse des Bodens und der Industrie 2. Von letzteren
beiden Arten haben sich bekanntlich noch sehr viele Exemplare erhalten, von
denen namentlich die Lekylhen zu den schönsten und grossartigslen Erzeugnissen
der griechischen Vasenmalerei gehören '.
In Folge der massenhaften Produclion war das irilcne Cesiliirr in Athen (h'nn
auch sehr wohlfeil*; für ein schönes Lekylhion gab man einen Obolus \ für ein
irdenes Fass drei Drachmen '''.
Thongefässe bildeten auch einen der wichtigsleii Ausl'ulir,irlikel des atlisolien
Handels '. Als Aegina und Argos mit Athen verfeindet waren , suchten sie da-
durch ihren Hass an den Athenern auszulassen, dass sie die Einfuhr der attischen
Thonwaaren verboten* — ein Beweis, eine wie wichtige Einnahmequelle für die
Athener gerade dieser Artikel gewesen sein muss. Bei dem lebhaften Handel,
den Athen nach allen Weltgegenden hin trieb , wurde auch diese zerbrechliche
Waare, sorgsam verpackt", weil über das Meer geführt; phönizische Kaufleute
brachten attische Thongefiisse sogar bis nach der fernen africanischen Insel Gerne,
wo sie an die Aethiopier verkauft wurden"*. Fast an allen Orten, wohin Athen
Handel trieb, hat man denn auch bemalte Vasen gefunden, die sich durch Stil
und Auffassung, durch den Inhalt der dargestellten Mythen ^^it• dmili dcnDialecl
der Inschriften deutlich als attisches Fabricat documentii'en , wie nwiii ileiiu jcl/.l
auch fast allgemein Athen als ilen hauptsächlichsten Fabricationsorl dieser Gefässe
annimmt ".
In späterer Zeil , in den letzten voi'chrisilichen Jahrhunderten , verlor diese
Industrie für Athen ihre Bedeutung, wie ja auch der Handel Atliens gegenüber
Aucli ist die Stelle bei Arisl. Acli. 926 sqq., wo Dicacopolis dem Boeolier einen Sycnpli^mti
wie einen Topf einpackt, für die Kennlniss der attisclien Töpferei niclit unwichtig.
1) Arist. EccI. 99.';:
N. rill' Tüjy yQtt<f(utv äniaTni: Fn. ovTOi i)" tan nV;
!f. ö'f Tnfi iixootai ^o>yim<i ii ti«; 'i/zr.Vots
•äl l'iiid. Nein. X, 33 :
l\ihru(yf utr li^,-/o).<'(i)nv
ir TtXnuiq <)(( '.HtnittiiDv uiv üui/u'i
xiouitjaf ■ yaCu 6i xitvttt(att tivqX xiinjibt; fiicdii:
fuoi.fi"ll(>its TO) liicio(t(t )ttOV f.v (iyyftDv tnxinif 71 uii 711,1x1X011;
Vgl Boockli im Cornnientnr p. '468.
3; V;;!. Jahn, Vasensamml. d. Kon. I.udwii;, p .Vvll II.
4) Vt;l. Jalin, Berichte u. s. w. S. 37 fg.
5) Arisl. Ran. 1236. 6) Arist. Pac. iiDi.
7) Vgl. Eratosth. b. Macrob. Sal. V, 2t, tO: AUica vasa, craleres Coliwlis argilla loiifal
ubiQue in Graecia videres. Der Absatz von Thongcfusscn musslo schon deswegen sein- bede
tend sein, weil (Irieohenland eine Menge Wein, und allen in iidiMicn Gcris^^cn niisriihi !.■ . Il<
III, G. Vgl. Miiller, Kl. Sehr. a. a. 0. (Wiener Jahrhiiciu-i l 1S47. I!,l WWIII. s il:'
8) Her. V, 88. Vgl. Alh. XI, 502 C. Poll. VI, 100.
9) Vgl. Arisl. A.:li. 1. I. 10) Scyl. p Ü4 llihU.
11) Vgl. .lahii, V..sc.i-.,niMi.lniiL; ,■!,■ p (■.i;\l.l II
68 III. Europa.
dem alexandrinischen immer mehr in den Hintergrund trill. Ein heslimmler
Zeitpunkt, um welchen die Ausfuhr bemalter allischer Vasen aufgehört hätte,
lässl sich nid il feststellen; man kann das .'Ue Jahrhundert v. Chr. als den Aus-
gangspunkt dieses Handels bezeichnen. Die Technik der Vasenmalerei blühte
dann noch einige Zeit in Unterilalien fort, bis die Sitte der bemalten Vasen unter
der römischen Herrschaft nach und nach ganz aufhörte. Hingegen hat die ge-
wöhnliehe attische Töpferwaare noch lange nachher Ruf gehabt und ist auch wohl
immer ein wichtiger Handelsartikel geblieben.
Zu den Erzeugnissen der attischen Töpfei-ei ' gehören auch die kleinen Thon-
bilder, welche, nachdem die grösseren Götterbilder aus Thon ausser Gebrauch
gekommen waren, noch in unermesslicher Menge gebrannt wurden, um Tempel,
Hauskapellen und Griiber damit zu schmücken 2.
Wie die Sage die Erfindung der Töpferei einem Athener zuschrieb , so galten
die Athener auch als Erfinder der Eisena rbeit^; und wie jene ihren religiösen
Ausdruck in der Verehrung des Prometheus fand , so deutete der Cultus des He-
phaeslus und der Atliene Ergane nicht nur überhaupt auf Tüchtigkeit in Gewer-
ben, sondern namentlich auch auf besondere Fertigkeit im Handwerk dek
Schmiedegolles ^. Den meisten Ruf hatten von den attischen Eisenfabricaten die
Brust hämische ä und Schwerter*'. In der Folgezeit scheintauch diese Industrie
ihre Bedeutung verloren zu haben. Dass aber der Erzguss' und zumal der
künstlerische, \ün jeher eine heimische Statte in Athen gehabt, das bedarf kaum
der Erwähnung, viel weniger des Beleges. Aber auch wenn wir von der spe-
cifisch künstlerischen Thätigkeil der attischen Erzgiesser absehen , deren Bespre-
chung uns fern liegt, dürfen wir doch nicht übergehen, dass auch ein recht
1) Zu den ;T>jAoypj'0(' im allgeiinMueii werden auch die 0 fe n baue r, inronuiol gerech-
net, Luc. Piom. 2.
2) Plinius berichtet XXXV, 155, ein gewisser Chalcosthenes habe zu Athen ungebrannte
riguren aus Thon, cruda opera, verfertigt und von seiner Werkstatt heisse die Gegend Cera-
niicus. Offenbar ist dieser Mann eine niythisclie Figur, und sein Narae deutet darauf hin, wie
eng mit der Plastik die Kunst des Erzgusses zusammenhängt. Vgl. Müll er a. a. 0.
3) Eust. ad II. II, 552 p. 284: 7iQ(ÖToi'A&rjratoi i/alxovQyrjaav. Vgl. Et. magn. V. X«i-
xita p. 805, 44.
4) Vgl. Druraann a. a. 0. S. 8 fg. Frohberger 1. 1. p. 5. Zu Ehren dieser Gotter
feierte man das Fest der \4iti]%'nia, welches auch XnXxtiu hiess und vor Alters ein allgemeines
Volksfest war, später aber nur von den Handwerkern, besonders den Schmieden, begangen
wurde. Eust. und Et. magn. 11. II. Phanodera. ap. Harpocr. v. Xalxiia. Poll. VII, 104. Vgl.
.Schoemann, Griech. Alterth. II, 450. Mommsen, Heorlologie S. 3H ff.
5) Xen. Mem. III, 10, 9. Ael. v. h. III, 24. Poll. I, 149. Auf Helme deutet die Bezeich-
nung (i/jii'ikrjxti '^»rivui bei Nonn. XIII, 182.
6) Wie bekannt, besassen der Vater des Demosthenes, wie nach Istros auch der des So-
phocles, eine Messerfabrik, fiayaioonoitiov; vgl. Dem. in Aphob. or. XXVII p. 816 § 9. Plut.
Demosth. c. 4. Aeschin. de fals. leg. § 93. Luc. Rhet. praec. 10. Weste rmann, Vit. Script,
min. p. 126. 293 u. o. Ein xQuionoioi bei Arist. Pac. 1255.
7) Da.ss in Attica in alter Zeit Kupfer gefunden wurde, ist zwar nicht überliefert, scheint
aber aus den Namen vieler attischer Ortschaften hervorzugehen ; vgl. Curtius In derAllgem.
Litleraturzlg. f. 1842 .S. 390. Über das Voi kommen von Kupier in der Nahe von Athen und im
Lauriongebirge vgl. Fiedler, Reise in i.v. 1, II. 16. 43 II. II, 559.
§ 11. MiTTPKiKiixnEM.wn. 60
eisiPiitlich h;ln(t^^el•ksIlliissi^('^ liclrich dieser Technik in Hiisi;cdehntern Masse
sliilliielinnlen hat. Die Mehrzahl der oft erwähnten x'^J.y.slg^ gehören hierher;
und selbst wenn aus ihren Werkstalten Kunstwerke hervorgingen, so wird es
doch nur meistens gewöhnliche Fabrikarbeit gewesen sein.
Dasselbe ist der Fall mit der Bildhauerkunst. Die Blüthe der Plastik in
Allicn und die Munificcnz , mit welcher die bedeutendsten Summen für den
ktinsllerischen Schmuck der öll'enllichen Platze und Tempel verwendet wurden,
haben /.weilellos einen grossarligen gewerbsmässigen Betriel) der Bildhauerkunst
zur- Folge gehabt. Wenn wir die Namen der Arbeiter an) Friese des Erechtheums,
welche uns die bekannte inschriftlich erhaltene Baurechnung aufführt 2, lesen,
werden wir zu der Annahme gelangen , dass die Mehrzahl derselben wohl weiter
nichts als gewöhnliche Marmoi'arbeiter gewesen sein mögen, mehr oder weniger
in ihrer Kunst erfahrene Steinmetzen, wie Cliton, mit welchem Socrates eine
Unterredung hatte ^, oder wie in viel spätererZeit der biedre Oheim Lucians. Auf
gewerbsmässigen Betrieb der Bildhauerkunst deutet u. a. auch der Umstand,
dass in Athen eine Strasse nach den ' EQ/iinykvffslg benannt war'.
Von den übrigen Gewerben Athens ist eins der wichtigsten die Fabrication
der Salben, die ein wichtiger Ausfuhrartikel und noch in der römischen Kaiser-
zeit sehr beliebt waren''. Bei den hohen Preisen der feinen Salben" mag dies
ein einträglicher Handelsgegcnstand gewesen sein ''.
Von grosser Bedeutung für die attische Gewerhlhäligkcit inuss auch der in
so grossartigeni Massstabe betriebene Schiffsbau gewesen sein. Nicht nur, dass
das Bauen der Schide selbst liei der Stärke der Flotte und dem blühenden See-
handel eine grosse Zahl von Arbeitern im Auftrage des Staates oder von Privat-
personen beschäftigte", auch die Ausrüstung des Schilfes, das Takelwerk, Schiffs-
gerälh u. s. w. gab einer Menge von Handwerkern ausreichende Nahrung '".
1) Vgl. Aristot. Plut. 163. 513. Maction b. .\tli. XIll, 581 C. Xcn. .Mem 111, 7, 6. Ly-
eurg. adv. Leoc. 58. Andoc. I, 40. Aristid. or. XI, VI, l. 11 p, 181 Dind. u. s. Das gleiche gilt
auch von der Toreulik ; die 'mehrfach genannten /Qvaoyooi sind sicherlich als gewöhnliche
("loldarbeiter, keineswegs als Kiinstlei- aul'zufasseii ; \'s\. Dem. in Mid. or. XXI, it |>. 521 ;
Arisl. Lysistr. 408; Plut. 164.
2) Stephani in den Ann. d. Inst. 1843 p. 286 sciq. Biunn . Kunsticigesili. I, 248 IT.
3) Xcn. Mem. 111, 10, 6. 4) Luc. Somn. 2.
5) Plut. de gen. Socr. 10 p. 580 F. Wir finden ein solches Zusamnienwohnen von Ge-
w erbtreibenden des gleichen Handwerks in Athen mehrfach ; so oben bei den Vcrferligcrn der
ßnirn. hei den Gerbern, und bei den gleich zu erwähnenden Kistenmachern.
6) Antiph. b. Atli. 1, 27 E. Plin. XIll, 6. Vgl. Alli. XV, 690 F. u. s. Die LSden der Sal-
benverkaufer, /ii/()07Ku;ifr«, waicn beliebte Sammelpunkte der athenischen Flaneurs, s. Froh-
berge r p. 33 Not. 55.
7) S. Boeckh, Staalslinusli. I, (V.l tc;,
8) Vgl. Lys. b. Ath. XIll, (Hl V. t her den sehr aiisp-dohnlcii (irbrauch der Salben boi
den .\thenern vgl. Re i tc mel c r , t bc di-n I.umis di-r Allicner, (inltiiigen 1782 S. 87 ff.
9) Vgl. über die T()i)](>o7ioivf Bdcckli. I 1 l.iiiicliii iihcr das Seewesen der Athener
10) Vgl. Boeckh, Seewesen S. 48tg. Die Ausfulir von solchen zum Bau und zur Aus-
lustuni; eines Schiffes gehörigen Dingen war sogar verboten, \;;l. lioii kh, Slaalsh. 1, 76.
70 III Europa.
Die genannten Gewerbe sind die für die attische Industrie bedeutsamsten ;
sie namentlich haben den Ruf attischen Gew erbfleisses weit über die Grenzen des
Landes hinaus verbreitet, sie sind ohne Zweifel vor allen andern am eifrigsten
betrielien worden , theils eben wegen des bedeutenden Exports , theils weil die
cigenlhiimlichen Verhältnisse des Landes und Staates eine gesteigerte Production
Ijedingten. Dass ausser ihnen die attische Gev\ erbthätigkeit noch in vielen andern
Punkten Grosses geleistet hat, ist nicht zu bezweifeln; doch wird uns darüber,
einige gelegentliche Erwähnungen ausgenommen , nur wenig berichtet. So nen-
nen wir z. B. die Fabriken von Möbeln aus Holz'; auf starken Betrieb der
Tischlerei deutet auch der Name einer Strasse in Athen , welche nach den xißio-
TOJioioi genannt wurde 2. Mehrfach erwähnt werden ferner Fabriken musi-
kalischer Instrumente, wie von Flöten^ und Leiern'. Im allgemeinen
aber sprechen alle Nachrichten dafür, dass Athen in seiner Blüthezeit nicht nur
in Wissenschaft und Kunst sondern auch in industrieller Beziehung eine der ersten
Städte der allen Welt gewesen ist''.
Megaris. Wenn auch woniger bedeutend als Allien , war doch Megara
sowohl was Industrie und Gewerbe, als was Handel und Verkehr anlangt, eine
der wichtigsten Städte von Hellas. Nicht nur der Landhandel , zumal mit dem
l)enachbarten Altica, wurde sehr lebhaft betrieben, sondern auch der Handel zur
See, welcher zur Gründung vieler Golonieen, namentlich am schwarzen Meer und
an der Proponlis führte, konnte es mit dem anderer handellreil)ender Städte
Griechenlands dreist aufnehmen f'.
Was die gewerbliche Thätigkcit Megara 's anlangt , so finden wir , dass die-
1) Der Vater des Demosthenes bcsass auch eine solilie Fabrik, in welcher 20 Slvlaven ai-
beiteten, Dcra. in Aphob. I or. XXVII, 9 p. 81 G.
2) l'lut. de gen. Socr. 10 p. 580E. Nach Xen. Aiiab. VII, 5, U, wo von Sahiiydessus er-
zählt wird : h'iaüiha tvnlaxovio noXXni fitv xXivtti, tioXXci di xißoJTiti, voXXui äi ßißXoi yfyya/^t-
ixivKif Xfii T«^>1« TiüXXa, oaa Iv ^vXivotg tfv^toi rai'xXtiQot äyovotv, könnte man sogar auf
Ausfuhr dieser Dinge schliessen, obgleich nicht gesagt ist, dass 'diese Schiffshorren Athener
waren. Die betreffende Ladung war, wie aus der Stelle hervorzugehen scheiiil, wohl für di'ii
Ponlus bestimmt.
3) Theodorus, der Vater des Isocrales, besass eine solche, Dion. Mal. jud. de ,Soer. 1.
Plut. Vit. X erat. p. 836A. Vgl. Philostr. V. Soph. I, 17, 4. Wc sler ni a 11 n , Vit. scriiil.
p. 253. 259.
4) Cleophon hatte eine Leierfabrik, Andoc. I, 146. Ae.schin. de lals leg. § 76. Schol.
Arist. Ran. 693.
5) Eine Vorstellung von dem grossartigen gewerblichen Leben, welches in Athen herrschte,
können uns die Worte des Xen. Cyrop. VIII, 2, 5 geben, welcher sicherlich Athen dabei im
Auge hatte : h dt t«/"? ^fy«/ln/s nöXfai äiä 70 noXlovg fxitarov d'iTaOcu itQxit xid fj.ia kxciatiii
Tt^vt} tig ib T{)((ffallui, noXXdxig Jf oi^cT" oXtj /.lia, äXX' vnodi'ifiara TioiiT 6 fih- utäQita, ö ift
yvvaixeltt, eari di h'lt« xal inoärif^Ktn 6 fiiv viv(>0()()ci(iiöy fiövor rQ^iffrai, 6 äi a^iCiop, o äi
}[iTMvug fiovov avfjffiviov, i 8( yt tovtmv ovätv noitöv, üXXä avi'Tiitiig javTct. Vgl. über die
hier ausgesprochene Theilung der Arbeit Büchse nschütz. Bes. u. Erw. S. 341 fg., der übor-
haup t in dem betreffenden Abschnitte über die Gewerbe hauptsächlich Athen im Auge hat.
6) Vgl. Strab. VI, 267. VII, 319 sq. XII, 563. S. Hüllnifiiin, Handelsgescli 139 11.
.Müller, Doricr I, 120. Reingan um, das alte Megaris, !>. 3ii H
§ II. MlTTlLGBIECHENLAND. 71
;.('llio in iliK'ii II, lajitzw filmen diT iiltischon Industrie gleifh;irti|j, isl. Wie in Allitii
war die Schaf zueilt der wifhtigslo Tlicil der njegarischen Viehzucht ' ; und die
Bedeutung derselben für die Landschaft Megaris hatte ihren religiösen Ausdruck
gefunden in dem Culte der Demeter DlaXocpoQog , welche am uicgarischen Haien
Nisaea einen Tempel halte'-'. Die Verarbeitung der Wolle beschäftigte einen
bedeutenden Theil der Einwohner, für welche dieser Erwerbszweig von solcher
Wichtigkeit war. dass der niylliisciie Erliniler des Walkens, Nicias, ein Megai-er
genannt wurde '. Das hauplsiiclilichste Fabricat waren siio^iideg , welche nicht
bloss Ijir da> Inland, sondern auch in grösserer Zahl für den Export verfertigt
wurden'.
Einen nicht minder wichtigen Handels- und Exportartikel bildeten, wie in
Alhen, die Töpferw aaren^, von den Kaufleuten mit fehlerhafter Aussprache
gewöhnlich »magarische« genannt". Es waren wohl grösstenlheils grössere Gefässe,
Amphoren" und Fässer^ von grosser St.iiki' und Dauerhaftigkeit'-'. Doch werden
auch Trinkgefasse erwiihnl "'.
Auch die Kunst hatte in Megai-a eine Statte gefunden. Aus dem in den
dortigen Stcinbrtichen gebrochenen Muschelmarmor " verfertigten dieMegarer ihre
bei den Alten sehr geschätzten Kunstwerke, die siijiia Mcf/urlca '- Doch kennen
1) Vgl. Yatcs p. 4) sq. Roinganum a. a. 0. S. 46 IT
2) Paus. I, 44, 4. Vgl. Woickcr, Griocli. Gölterlchrc II, 474. l'rollcr, Griixli. My-
lliol. 1, 602. Anm. 2. Die Kehrseite der Medaille isl der bckannlf .Xiissinucli des Dloycnes,
Ael. V. h. XU, 56: on (ßovXtio Mtyuyting aräiiog xiji'oi hivui fn'Mov >/ i'ios. ^HivtTjuo öi,
OTi TiSv !^(if/Li/iärtov noiovpiat tiijÖi'ouii- vi MiyttijtJi, riöv niiiätof Hi oi'iyj. Denn die Mcgarer
Hessen ihre Kinder nackt heiumlaufen, während sie die Schafe mit feilen bedeckten (wie in
AUica, Tarcnt u. s.) ; vsl. Diog. I.aert. VI, 41. I'hil, de eiipid. divit. c. 7 p. 526 C.
3) l^lin. VU, 196.
4) Xen. Mcmor. 11, 7, 6 : Mtynnimr ol nXfinTut i'tjiü i^n>uii)o7ioitiig thiin>fffoynii. Arist.
Acli. 519: M(y(i(>eioi Ti't /i.riiiaxi(i. Diese Kleidungsstücke, die namentlich von Selaveu un<l
Arlieilcrn getragen wurden, kamen auch auf den Markt von Athen, .\rist. l'ae. 1009. Vgl.
Seliol, Arist. Lys 663 u. Vesp. 444. Noch heute tragen die Bewohner der dortigen Gegend im
Winter ähnliche Wollenkleider ; Pouqucvillc, Voyage dans la Grece IV, 129. (Zu Theo-
gnis Zeiten gingen die Einwohner in Thierfellen, Tlieogn. v. 55.)
5) Vgl. Jahn, Berichte etc. S. 32. Man bediente sich zu diesen Thonarbeilcn der in der
Nahe von Megara auf dem cimolischen l'elde gefundenen Thonerdc, vgl. Diod. Sic. XI, 79.
Das ebendaselbst gelegene »weisse Feld», ln'xöv ntäCoi', (s. Et. magn. v. ^/(rxuUt'it p. 561,
43) scheint mit diesem Felde identisch gewesen zu sein, da die Farlie des TlionlKuliMis wohl
zur Benennung Veranlassung gab. Vgl. UeinganumS. :t<j.
6) Steph. Byz. v. MtyKou.
7) Die Scholl, zu Arist. Nuh. 1203. Plut. 808 erklären ü/iifi(foQ)ji oder icftiio(>)ii «lurch
Miyn^iix«. Die Stelle bei Suid. v. äft<f:0(itvq ist zweifelhaft; s. Bernhardy das
8) liuhul. b. Alh. 1, 2SC: MtyuQixä nillaxiia. Irdene Becher fand Dodwell, Class.
tour II, 180. Auch werden daselbst viele Terracotlen gefunden, Clarke, Travels II, 2, 762.
9) Die Mimen liiirtcten ihre Kahlkopfe so ab, dass man megarisclie Fasser daran zerschla-
gen konnte, Synes. calv. encom. 13 p 77C: hii).tfnfi d'i r« Mtyuoduf xfQit/iin rjj yttvitfit
THVTij (xK/«A|/) itQonxtnityiiiunii,
10) Ath. XI, 467C.
11! Paus. 1, 4'., 11. lli-s V Knyyiim. Vgl. G I a v k c a. a. 0. p. 752.
12, Cic all All I, S II. 9. V;:!. Dodwell a a ().
72 in. Europa.
wir nur zwei Künstler aus Megara von wenij; Bedeutung, Tliecosnms und seinen
Sohn Callicles'.
Des Fischfanges an der Küste von Megara wird häufig gedacht^.
§lo.
Der Peloponnes.
Corinth. Wahrend bei den meisten Hellenen , am strengsten aber bei den
Doriern und hauptsachlich bei den Lacedaemoniern , alle Handwerke verachtet
waren und in den Händen von Sclaven oder Periöken lagen, waren es die Co-
rinthier allein, die bei ihrem ausgebreiteten Handel und dem dadurch entstan-
denen Wohlslande den Gewerbtreibenden einen höhern Platz anwiesen-'. Die
segensreichen Folgen dieses so sehr von der übrigen griechischen Anschauung
abweichenden Prineips blieben nicht aus ; Corinth wurde gross und reich durch
Handel, Industrie und Kunst ^; und nicht diese waren es, wie der in seiner all-
römischen Anschauung befangene Cicero meint ^, die den Untergang dci- Stiidl
beschleunigten , sondern die mit einem grossen Gewerbfleiss so oft Hand in Hand
gehende Üppigkeit und Sciiwelgerei. Als die Stadt hundert Jahre nach ihrer
Zerstörung durch Mummius aufs neue aus den Trümmern erstand, blühte sie
schnell empor'' und war noch in später Zeit als wichtiger Handelsplatz bekannt'.
In enger Verbindung mit dem grossarligen Handel Corinths steht das schon
in früher Zeit zu bedeutender Vollkommenheit entwickelte Seewesen und die
Tüchtigkeit im Schiffsbaue. Den Corinlhiern schrieb man einen Hauplantheil
1) S. Brunn, Griecli. Künstl. I, 245 fs.
2) Airlieslr. li. Alli. Vit, 295 C. Aiist. Ii. an Vtit, 15. Vi;!. Ecklicl Doct. nnni, V,
2, 223.
3) Her, II, 167: '>',/.inti< KoqIvHioi oioirai lovg ymwT^yi«g. Wie ans (iicser Slellun,^ der
Handweriver In Corinth ein geachteter Miltel.slainl hervorging, wie ihn die andern Städte Grie-
clienlands nicht kannten, entwickell Barth , de Corinth. comniercio et mercatura, p. 30 .sq.
Vgl. Hhlimann, Staatsr. S. 128. Müller, Dorier, II, 27. Drumann, Arb. u. Comnnin.
S. 43 fg.
4) Vgl Find. Ol. XIII, 16:
TjoUä (f iv xaoäüii; ,'nö\iMV (ßfikov
'ÜQKi rioXvcifä^efioi. nQX<ti't noifia^iaSf ■ «nav S' ivnorjog f(>yor.
Vgl. Boeckh im Comm. p 214. Corinth als gemeinsamen Markt für ganz Hellas preist Ari-
stid. or. III, t. I p. 37 sq. (DInd.)
5) Cic. rep. II, 4, 7 : nee vero ulla res magis labefactatam diu el Carlhaginem el Corinthum
perverlit aliquando guam hie error ae dissipalio civium, i/uod mercaiidi cupiditate el navigandi
et agrorum et armorum cullum reliquerant.
6) Str. VIII, 382 : »; n6).,q !, zojv hnoniU'Mv _„>;■«';,»; r,' x(n -li.nrnu! ,ht\ nming vtiTiq^U',
ttt'äQtüV Tl IVTlÖQIjatV ('] l'Hoil ffV Jf 7f'( noilll/.(l Xtt'r fig Ti,g n-'yi«g J(,g ^IjUI nVnyiXlig ■ fip-
kiOTti yciQ xal fvrKV-tftc xca ^i' ^ixi'fuit iji'-^i'j'hj ynfitfixij 7fr Xf<) jiXtfmixi) X(U riäou i) toucvt?]
ätj/xiovQyCtt. Oros. V, 3 nennt Corinth die officina omnium artificum atgue artificiorum.
7) Tot. orb. descr. § 52 : Corinlhus negotiis viget. Vgl. über Handel und Gewerbe Corinths
überhaupt die oben citirte Schrift von Barth und Büchsen schütz, Besitz u. Erwerb
S. 367. 388. 409. 417.
§ 15. Der Pelopounes. 73
an der Befreiung des Meeres von dem Unwesen der Seeräuberei zu; ihnen ^ er-
dankte man die Erfindung der Trireinen '. Sie wurden die Lehrnieisler darin
für andere Seefahrt IreiFiende Staaten- und i)ewahrten sich diesen Ruhm noch zu
einer Zeil, da auch anderwärts der SehifTsi)au namhaften Ruf liekommcn hatte '.
Zu den ältesten in Corinth blühenden Gewerben gehört das Töpferhand-
werk '. Schon die Sage deutele das an, indem sie als Erfinder der Tijjifer-
seheibe den Corinthier llyperbios nannte S; und die romanhafte Erzählung vom
Töpfer Butades aus Sicyon lässt diesen indnrinlh das Thonrelief erlindi-n ''. Beide
Sagen bezeichnen uns di'ullirli. welche Arten der Töpferei in Corinth besonders
betrieben wurden: näinlich die (iclassfabrieation und die Thouplaslik. Die corin-
Ihischen Thongefässe" silicineti cnlwcder bemalte Vasen , von der Art , wie sie
sich noch jetzt in Corinth linden', gewesen zu sein, oder Gefässe mit Reliefs, wie
sie in italischen Gräbern öfter gefunden werden. ,\ls Caesar zurW'iedererbauung
Corinths Arbeiter dahin schiekle, fanden dieselben beim (Iraben zugleich mit
Erzarbeiten solche Gefässe mit erhaltener Arbeit in grosser Menge: die.se lex^o-
MQii'i^ia, wie man sie nannte, waren in Rom eine Zeit lang ungemein geschätzt"
1) Thuc. 1, 13: nijöijot St A'onftthoi XfyovTni fyyvrniH rov rcr T(i<!nov ijda/fipinni rn
ni(ii las vttvs xnl Tpiijofif nQmjor fv Kontviyin ii]q'E).Xüdog (i'rfcvniiyi]!lmfti.
2) Der Corinthier .Vmeinocles baute für die Saniicr vier Trirenien i. J. 70:^ v. f:iir.,
Thuc. 1. 1.
3) Als der König Hiero von Synicus den Bau grosser TriuisportscliilTe unli'rniniiiil, l)erutl
er den Corinthier Aichias als Leiter desselben nach Siiilien. Alh. V, 206F. Vgl. siinsl Dioil,
Sic. XV, 74.
4) Über Töpferei in Corinth vgl. Barth 1. I. p. )6sq. Ra ou I-Roch e 1 te , Annali d. Inst.
XIX p. 237. Jahn, Berichte d. sächs. Ges. 1854 S. 28 fg. — Das Material zu den Thonge-
Tässen bot die Umgegend; Thiersch, Abh. d. liair. Aoad. II, 3, 8t4 : -Hinter Corinth trifft
man Thonlager, von Cleonae kommend, zur Linken des Weges in der Nähe der .Stadt vini snl-
eher Ausdehnung und Feinheit des Thons, dass daraus noch jetzt die feinsten Thongerathe in
prössler Menge könnten gebraimt werden.« Vgl. Leake III, 356.
5 Plin. VII, 198. Theophr. JTfpl evQiiftdim' beim Schob z. Pind. Ol. XIII, 37.
6 Plin. XXXV, 151. Athcnag. leg. pro Christ. 14 p. 59.
71 Dass dieselben sogar in dem selbst so viel Thongcschirr verfertigenden Athen als llaus-
geralh gebraucht wurden, zeigt Poll. X, 182, der unter den ihifiiÖTinarn auch xfoauov Ko-
m'ffyiof anführt. Mit den von Diphil. b. Atli. VI, 236 B erwähnten Konir.'tioi xääoi sind ver-
muthlich Amphoren gemeint, vgl. Philoch. b. Poll. X, 71. Eust. iul II. XII, 312 p.907 erwiihnt
KoQir9tovQyüs (fuiXiit. Ob die bei Ath. XI, 488 D erwähnten hootiiftitcxtä viindci Thoii- oder
Erzgefässe sind, lässt sich nicht entscheiden.
8) Freilich bisher nur Vasen des ältesten Stils, s. Jahn, Vasensamnil. S. .\\1V.
9) Strab. VIII, 381: o'i ja (nelnia xiroivTfs xu'i loig rnifoni aviniHaxttTnoiTig (iniiaxov
öaTQrixlt'tuv TOQiVftciTiov 7i>.ij!trj, noX).ä lU xitl /nXxti'ifinitc fHcvftäCovTfs ifi Ttiv xnjnaxfiiji'
ordii'tt Triff or äaxiviuQtiToi' (faauv, (urjrf lvno{ii]atcvin rtäv toiovtiuv xnl dinii^ffin'oi noX-
lov vtxQOXOQtv^tCtov inXtjpmaav rrii'Puiurji- oi'rw yiiy (xdXovr rn fx roiy jäiftoi' X>iif!Kirf(,
xtt'i fiäXtattt ttt oaiQttXir«. xut KQ/äg fiiv ovv hifi)'ilt>i arf6if(iu i/iiolios tots /itXxoi^uitai roU
X0Qir9i0VQy{citv, flr fnavaniTO rij; (ItjocJi;?, IxXinöiivir iiär 6aT(iüxMV xii'i oi'cTt xujioqUi'i-
fiiiatv reür nXdartav Man hat diese Stelle auf bemalte Vasen beziehen wollen und daher ent-
weder roQtvfiAiiav gestrichen, oder zwischen ianuixtiotv und zopu-unTfur eine Lücke ange-
nommen; aber die Stelle bietet keinen Grund zu einer Emendation dar. S. Jahn a. a. O. Ein
Resum6 über die verschiedenen Deutungen, zu denen (ll<'se Stelle Anlass gegeben hat, s. Areh.
Ztg. 1846 S. 309 f.
74 III. EiKopA.
— wohl l)au|)Usii(hlith \\ei;i'ii der dcnHöincrn Jener Zeit eigenen Sucht nach iilten
Kunslsachen, !n'i ileneii riieJir das Aller als die Kunst geschätzt wurde. — Aul
bedeutenden Betrieh der Thonplastik in Corinth deutet die Nachricht, dass jciiei'
oben erwähnte Butades auch noch andere Erfindungen gemacht habe, wie Rölliei
dem Thone beizumischen odei- aus rother Thonerde zu formen , Masken , die er
proüypa nannte, auf die äussorsten Hohlziegel der Dacher zu setzen etc.'.
Auch pflegt eine so grosse Blüthe der Erzbildnerei , wie sie in Corinth staltfand,
mit der Thonbildnerei, deren sie ja für ihre Modelle nicht entbehren kann, ver-
eint zu sein. — Bis zu welcher Zeit das Töpferhandwerk in Corinth diese Be-
deutung gehabt, ob es auf dein gleich lioiien Standpunkt liis zur Zerstörung der
Stadt sich erlialten hat. la.ssl sich niciit sagen; im niniisrhen Corinth erfahren wii-
nichts mehr davon.
Nicht minder berühmt war der corinthische Erzguss. Das corinthische
Erz- war neben dem delischen und aeginelischen das berühmteste des Alter-
lhums3. Es gab davon namentlich drei Arten: helleres, dem Silber ähnliches,
dunkelbraunes und solches, welches die Mitte hielt '. Ober den Ursprung dieses
von den Bömern ungemein geschätzten und von Dichtern ■'' wie Prosaikern'' oft
lUhmend erwähnten Erzes herrschten die abenteuerlichsten Märclien; die Einen
erzählten , es sei bei der Zerstörung der Stadt durch das Zusammenschmelzen
der in den Werkstätten aufgehäuften edlen Metalle und ehernen Bildnisse ent-
standen'; Andere meinten, dass es diu'ch Ablöschung in der Quelle Pirene so
IrelViich geworden sei**. Erstere Erzählung hängt wohl damit zusanunen , dass
durch die Einnahme der Stadt eine grosse Menge corinthischer Erzfabricate nach
Rom kam , und da die Mischung des Erzes früh verloren gegangen war , um so
höher geschätzt wurde ; dass man dem Erze eine so merkw ürdige Entstehung
zuschriel), musste den Werth desselben natürlich noch erhöhen. Wann das Ge-
heimniss der Mischung verloren gegangen , ist ebensowenig genau zu bestinmien,
wie die Zeit , wann dieselbe aufkam ; von den drei statuarischen Erzen scheint
das corinthische das jüngste, aber schon vor Alexander im Gebiauch gewesen zu
sein '■•. Dass die Mischung aber schon vor der Zerstöruns unbekannt wurde '",
1) Plin. 1. 1. Pull. X, 152: fitTtt Tvv xt(«(,uoii ti' loig .li^KionnaTOii /MXunri'iQts y.ofiiv-
;hov(>yiTg xai IxQioriJQis- Vgl. Bocckli z. Piiiil. I. I.
2) Vgl. darüber Hirl in der Anialtlica I, 245 ff. Man nalim dazu liaiiptsaclillch Gold,
Silber und Kupfer, Plia. XXXIV, 5. Plut. de Pytli. oiac. c. 2 p. 395C: yjivaov xai «pytJpur,
nltiOTOv öi xäXxov Das Kupfer liam jedenfalls von auswärts, vcrnnitlilicli vonEuboea, da die
Umgegend von Coriatli sciljst keines lieferte, Paus. II, 3, 3: /«^zo? yt ovx fort XoQtrOiois.
3) Plin. XXXIV, 6 : Corinthium (aes) maxinie laudatur.
4) Plin. ib. 8: candidum argento nilore quam proxime acccdens, in quo illa inixlura prue-
ualuil, allerum in quo auri fulva natura, tertium in quo aequalis omnium temperies fuit.
5) Vgl. Virg. Georg. 11, 464. Hör. Ep. II, 1, 193. Prop. IV, 4, 6. Marl. IX, 59, 1 1 .Sil.ll.il.
XIV, 655. .Sid. .\poII. Carm. V, 48 und öfters.
6) Cic. Verr. U, 34, 83. ib. 72, 176. IV, 44, 98. pro Rose. Amer 46, 133. Tust. II, 14, M
Plin. IX, 139. XXXIV, 1. XXXVII, 49 u. s.
7) Plin. XXXIV, 7. Petr. 50. Flor. II, 16. Gros. V, 3 Plut I I. Vgl. l'rnp. I. I.
S) Paus. II, 3, 3. 9) Vgl. Plin. XXXIV, 48.
10) Wie Hirt meint a. a. 0.
§ I ö. Der Peloponnes. 75
gi:iul)i- idi nicht ; vcnnutlilifli liIii.l; ihiv Kcnntniss verloren, als mit dem Aufhören
der Stiiill auch die corinthische Erzlechiiik ihr Kndc erreichte. Später ist noch
hin und wieder vom Verferlii;en coriiithischen Erzes die Rede ' : das mag sich
aber wohl auf blosse Nachahmung I>eziehcn. die den Namen des beridimlen Erzes
als Aushängeschild nahm.
Die corinthische Erzgiesserei wandle ihre !lau()Uhäligkeit auf Gerälhe '^, nur
in geringerem Masse auf die Herstellung von Statuen; von bedeutenderen corin-
thischen Erzgiessern ist in der klassischen Zeit nicht die Hede. Daher behauptete
Plinius, es seien gar keine Statuen aus diesem Erz gegossen worden-'; allein er
gründet diese Behauptung auf seine Meinung von der Entstehung des Erzes. Wir
haben noch Nachrichten von verschiedenen StiJtuen aus corinlhischem Erz ; so
führte Alexander d. Gr. innner mehrere solcher Statuen auf seinen Feldzügen mit
sich, und die berühmte Amazone des Strongylion, welche Nero stets mit sich
führte, war aus gleichem MateriaH. Delphi war reich an solchen corinthischcn
Statuen 5, deren auch sonst noch gedacht wird". Namentlich Statuetten ans sol-
chem Erze scheinen häufig gewesen zu sein, sie hau]nsä(hlicli liicsst'n wohl
Signa Corinlhia und waren bei kunstsinnigen Römern besonders beliel)l".
Ungleich ausgedehnter war aber die Anfertigung eherner Geräthschaflen,
zumal von Gefässen "*, welche oft mit kunstvollen Reliefs geziert waren", ferner
Lampen, Leuchter '" u. a. Dergleiclicii Erzfabricale fanden die von Caesar ge-
i) Eine imago Curinlhen Trajatu Caesaris bei Grulor 175, 9. CuriiitbiariHn, .Vilicilei in
corinthischera Erz, war ein SiioUnaiiic des .'Vuguslus, Suet. Aug. 70.
ä) Die MoUilUirbeit natini ilireii .\usgang vennutlilicli von der Wii f fe ii f a h licaliun.
Einen corinthischcn Helm erwähnt Her. IV, 180. Aber die bei Cic. Verr. IV, 44, 97 erwäliiilen
loricae galeaeque aeneae, caelatae opere Corinlhio sind niclit hierlier zu leclineii, weil diese be-
reits zur liölicren Kunstindusirie geliöreii.
3) XXXIV, 7. 4) Piin. XXXVII, 4S, vgl. ib. Sä.
5) l'lut.1. I.
6) .Marl. XIV, Mi, Sauruclonos Cüriulhiuji ; ib. m llurndex Ciiriiilhiiix.
7) So diu Statuette des Jüngern Plinius, Epp. III, G, und die, w.klu' der C.in.-iular C. Ce-
.slius selbst in der Schlacht bei sich trug, Plin. nai. Iiisl. I. 1.
8) Ath. IV, läSD: iv x<t>.xm nCiicxi Ttär Kooii;Ho,f xaiaaxivunuiiimv. Vgl. XI, 488 C.
Suet. Aug. 70. Tib. 34. .\uf solche Gefässe bezieht sich die Mehrzahl <ler oben angerührten
Stellen, namentlich bei Cicero. Sogar Gefässe, zu denen bei uns in der Regel kein edles Melall
verwendet zu werden pflegt, gab es aus corintidschem Erz, Cic. Parad. V, 2: Si L. Mummiiis
alif/uem istorum videret malellionem Corinthium cupidissime Irav.lantem. (Obgleich sicheilich
durch die Plünderung Corinths eine sehr grosse Zahl coriidliischer Erzarheiten nach Ualien
kamen, scheint es doch nicht recht möglich, dass alle die bei den Schriftstellern und auf In-
.schriftcn, wo die servi a Curintliiis oft vorkommen, erwähnten acra Corinlhia in der Thal alle
corinthisches Fabricat gewesen seien. Vermuthlich gab man auch andern griechischen Erzar-
beiten diesen Namen, entweder weil sie von Corinth aus nach Italien kamen, oder um ilinon
durch jenen Namen höheren Werth zu verleiben.)
9) Ath. V, 199E: f'rfpot {xyitrS^ms) xomvUiornytii iSi'o ■ oi'roi i)' tlxoi itt'u>!htv xulfi'ifUiK
nUHtpavti rtroQiv/jt'ftt fij»a x«« ^»' rni T(i«/i;jlni xu) (v inig yüaiijatt nyöoTi'nit (ni/inlöif nt-
noiriixiva.
10) DieNoliz des Plin. XXXIV, 12: esse iiiill» Ciiriiilhia candelabra vonsUU klingt eben .so
unwahrscheinlich, wie seine oben erwabiitc \iisi<lil, .lass es keine Statuen aus corinlhischem
Erz gegeben habe ; überdies erwähnt Marl MV i^ i\n inndelabrutn Coriulhiiim.
76 III. Ei-ROPA.
srhicklon Colonislcn in s;rosscr Monge, und nanieiUlifh dieso ueia Coniilhin
wHren es, welclie die lömisclicn lücgants ' niil unglaublichem Eifer aulkaulten -.
Von anderen Gewerl)en zu Corinth erfahren wir aus fiiiher Zeit vom Blühen
der Weberei und Färberei, welche beide auf phönizischcn Ursprung zurück-
zugehen scheinen^. Die corinlhischen Decken werden gelobt', aueli leinene
und wollene Gewänder erwähnt^ Dass auch die Purpurfiii berei in
Corinth in ausgedehntem Masse bclriel)cn wurde, ist sicher, obgleich sie merk
würdiger Weise fast gar nicht erwähnt wird 8.
Kndlieh sei auch der Sal benf a bri ca lion noch gedacht ', zu der die Cn-
rinllier die l)eliebte Irispllanze verniuthlich von ihren Coionieen in Ill^rien l)e-
zogen, wo dieselbe in guter Qualität gedieh^.
Sicyon. Das bekannteste Gewerbserzeugniss Sicyons war das Schuh-
werk. Während die Fabi-ication desselben jedenfalls schon lange bestand,
datirt der Ruf dieser Schuhe doch erst aus der letzten Zeil der römischen Re-
publik'' ; von da ab werden sie häufig erwähnt '" und scheinen einen wichtigen
Exportartikel gebildet zu haben. Näheres ul)er ihre Beschaffenheit wird uns nicht
berichtet, nur -so viel wissen wir, dass die speciell »sicyonische Schuhe« ge-
nannten nur Frauenschuhe waren ", welche zu tragen bei Männern für Weich-
lichkeil galt 12.
Andere Erzeugnisse des sicyonischen GcwerbDeisses, von denen uns a]>er
1; l'liii. 1. 1. : elegantiores isli
i) Vyl. unter anderem Marl. IX, 51). M: cuiisiiliiit iinrcs an olereiil ncra Curiiitlum. Vgl.
Böttigcr, Kl. Sehr. III, 322 ti'. : »Der Gerueli, ein Kennzeichen dos Melalles...)
3) Vgl. Barth I. 1. p. 21 sq.
4) Antiph. b. Ath. 1, 27 D: l» Koqu&ov ar(>üfiaia. Vgl. Aiisl. Ran. 44 0: idX' f> Jibg
KoQiyil-os tv ToTg aTQoifiaaiv. Wahrscheinlich waren diese Teppiche mit phantastischen Thier-
figuren im Stile der alten corinlhischen Vasen, durchwirkt, bei denen der orierftalische Ur-
sprung und Einlluss unverkennbar ist.
5) Demoer. Ephes. b. Ath. XU, 525 D: xalaalijtig xoQivSiovQytTg. (Die xidnnuiis ist ein
Kleid aus Leinwand, nicht aus Wolle; s. Her. II, St. Poll. VII, 71.) Machon b. Ath. XIII,
582 D: Tj D.vxiQiov ).ußuva(t TictQ i{j(Karov Tirog
KoQivS^iov nctQÖTirixv xcttvöp Xtläiov
iSoixiv ig yt'CKflTor.
6) Über die verschiedenen Purpursorten vgl. Dem. EpheS; h. Ath. XII, 525D. Barth
p. 24 sqq. Auf corinlhischen Münzen findet sich auch die, wie gewöhnlich, auf Purpurf;irbeiei
deutende Muschel, Mionnet suppl. t. IV p. 35 n. 193.
7) Plin. XIII, 5. 8) Id. ib. 14. 18.
9) Eine Erwähnung aus früherer Zeit ist z. B. Machon b. Ath. VIII, 349 E.
10) Fest. s. V. Sicyonia genus calceamenti. Lucilius: et pedibus laeva Sicyonia deinit honcslu.
Lucr. IV, 1125: argentum et pulcra in pedibus Sicyonia rident. Vgl. Virg. Cir. H9. Cleni.
Alex. Paed. II, H p. 240. Poll. VII, 93. Steph. Byz. v. Sixvmv.
H) Cic. de or. I, 54, 231: sed iil, si mihi calceos Sicyonios atlulisses, non utercr, quaimis es-
seiit habiles et apti ad pedem, quia non essent viriles, sie etc. Hesych. v. SixviAvtu' v-notli]-
ftitin yvvctixün xai i;i(i.Xia. Bei Luc. dial. mer. 14, 2 bringt ein Matrose einer Helaeie ino-
lii'lftata fx 2^ixvö>rog für zwei Drachmen. Doch wurden ohne Zweifel auch theurere an-
gefertigt.
12) Luc rhet. praec. 15. ilial. mer. 14, 2. .Vth. IV, 15SC. Eust. ad II. XXIII, 299 p. 1302,
§ I'). Dkh Pelopunnes. 77
weik-r gar niclils hericlUel uinl, sind Kop l'l)edec ku iiyea • und Fulir-
wcrke^. BedeuU'iuler aber w.ir Sicyon für die Mola 11 arbeit^. Gleich dem
benachbarten Corinth war in Sicyon schon seil alter Zeit die Kunst der Erz-
arbcil heimisch ^. Als Vaterland des Butades, der in Corinth die Plastik er-
runiicn haben sollte, wird Sicyon angegeben'; hier arbeiteten die crefischen
Künstler Dipoenus und Scyllis; hier wirkte in bedeutend späterer Zeit, nachdem
das benachbarte Argos den alten Ruhm der sicyonischen Plastik etwas vei'dunkelt
halle, der berühmte Canachus und sein Bruder Arislocles; hier endlich schuf
wiederum nach einem bedeutenden Zwischenraum Lysipp seine unsterblichen
Werke, ihm folgend eine zahlreiche Reihe von Schülern. Mit ihnen freilich er-
reicht auch die BlUthe der sicyonischen Kunst ihr Ende''.
Unter den Beschäftigungen der ländlichen Bevölkerung nahm den ersten
Platz die Pflege der Ölbäume und die Bereitung des üls ein. Die Olivenhaine
Sicyons waren weit berühmt ', das daraus bereitete Öl '^ diente sowohl niedici-
nischen als kosmetischen Zwecken ".
Obgleich der Fischfang an der Küste stark betrieben und viel Fische ver-
sandt wurden ''', erfahren wir doch nicht, dass Räucheranstallen daselbst be-
standen hatten.
Argolis war in industrieller Beziehung wenig bedeutend. Nur ein Ge-
werbe scheint schon frühzeitig daselbst geblüht zu haben, die Metallarl)ei l.
Die Berge zwischen Argos und Corinth enthalten , wie die neueren Forschungen
gezeigt haben, Kupfer" ; schon in alter Zeil mag man dasselbe zu der in Ai-gns
eifrig betriebenen Erzbereitung, insbesondere zur Anfertigung der bekannten
i) Poll. X, 131; xvrfi Sixvmixfj.
2) Demostil. Mid. or. XXI p. 565 § 158, wenn iiiclil liiiT iinloi' ttvyui nur ill,' ncspan-
nung des Wagens zu veislehen ist.
3) Der alte Name Sicyons, Telclünia (s. Steph. Byz. s. v.) hezeiclinct dasselbe als llcimat
kiinstlichci' Metailarbeil und als Stammsitz uralter Schmiedoinnungen. — Kupferadein fanden
sicli in dem Quellgebict des Asopus. Auch liczeugt die alle Vorbindung mit Cypern der sicyo-
ni.sehe Pflanzorl Gorgoi ; und für'die Bekleidung des sicyonischen Schalzliauses in Olympia
sollen die tartessiscben Kupferminen das Erz geliefert haben. Vgl. Curtius, Peloponnes
II, 482 ff.
4) Plin. XXXVI, 9 : Sicyon — quae diu fuit officinaruni omnium lalium palria. Slrab. VIII,
382 : fiahOTn yao . Iv 2^ixvmvi rjvS'lft)] ygtKf ix^ je Xfcl 7iXi<arixrj xit'i niian j) loiitvii] ätj-
uiovnyla. Sicyonischc Trinkgefasse (ohne Angabo <los Malei'ials) bei Ath. XI, 478 B.
5) Plin. XXXV, 151.
6) S. die betreffenden Absclinillo in Brunns Kiinstlorgosoli. I, 74 IT. 358 ff. 40i (1, —
Auf die sioyonische Malerei sei, da dieselbe iiicIil in diis (iobiol nnsoivr liospiciliuni; i^olmrl,
hiermit nur hingewiesen.
7) Ov. Ib. 317: nUvifera Sicyon. .Slal. Tiu-li IV, 50. Vgl. Ov. o\ l'unlu l\, l.i, 10. Noeh
heut gedeiht daselbst der Ölliau, s. Gompf, .Sicjon. spoo. I. Bornl. 1S5i p Ifi sq.
8) Paus. X, 32, 11. Virg. fieorg. II, 519.
9) Diosoor. I, 33 parab. II p. 149.
10) Anlipb. I). Alli I, -27 1). Vgl. Alb. Vit, ^SSl) iSil A. i'.»3 f.
11) Vgl MuIUt. I)oi(,'i 1, 7i Curlius, l'oi.iponnes II, 338.
78 in. KunuPA.
argi vischen Schilde und anderer Waffen benutzt haben'. Dass aber auch
andere Melallarlieiten aus Argos in Griechenland beliebt waren, zeigt eine schon
niehi'fach benutzte Stelle des Antiphanes, welcher angiebt, aus welchen Orten
man seine hauptsächlichsten Hi'diirlnissc beziehen solle, und da für Kessel Argos
empfiehlt^. Sicherlich in Vcihindung mit der in der Metallarbeit erreichten Voll-
kommenheil steht es, dass auch die bildende Kunst in Argos eine hohe Stufe
einnahm. Die argivische Bildhauer-Schule weist die Namen eines Ageladas und
Folyclet auf, welche beide vornehmlich als Erzbildner berühmt waren ^.
Während die Metallarbcil, zumal die Waffenfabrication, früh ihre Bedeutung
verloren zu haben scheint und in späterer Zeit der argivische Schild nur die Form,
nicht (li(> Herkunft der Waffe bezeichnet, blühte die schon im 7len .l.ihilnmdert
V. Chr. in Argos betriebene Töpferei^ noch in späterer Zeit, denn obgleich nur
seilen ihrer gedacht wird, wird sie doch noch von dem Periegeten Polemo er-
\%ähnl^. Doch hat sie nie grosse Wichtigkeit erlangt und scheint nur für den
Bedarf des Landes selbst bestimmt gewesen zu sein.
Über die von den Lexicographen erwähnten argivisciien Frauenschuhe''
wissen wir nichts näheres. — Von den zu Argolis gehörenden Städten zeichnete
sich keine durch eine besondere Industrie aus; genannt kann allenfalls werden
die sicherlich auf phönizischen Ursprung zurückgehende Purpurfabrica tion
in Hermione '.
1) Piiul. ti. Mtl. I, 28 A. (hypoi-cli. IVi;. 73) : 'uttU d" Ütt' "Jnyovi. Ae\ v li. [II, 24. (vgl.
Aet. iiat. an. XVI, 13), Poll. I, 149. Vsl. Pliii. VII, 200. Apollod. II, 2, 1. Docli mussten bei
<ler Schildfabricalion auch die Lederarbeiter lliiilig .sein; eine areivische Insclirifl im Corp.
Inscr. Gr. 1134 nennt die (fnaTolrjumuC, von Boeckh (annroi ^ axiiroq, Xfni'via ^ kfiöui)
als ßvQOoö^tptu erklärt. Boeckh vermutliet, dass diese, sowie die in den Inscliriften 1135 u.
1136 erwähnten Handwerker, deren Bedeutung niclil klar ist, eine Zunft gebildet hätten.
2) Bei Alh. I, 27 D: ^| ^Aqyovg Ußrig. Her. IV, 152 : xQTjTriQ 'AQyoXixög. Spangen an den
Gewändern, s. Her. V, 88.
3) S. Brunn I, Gl IT. 210 ff.
4) Ath. XI, 480 C: al d' 'j4ny(tai Soxovai xct) ihr ivnov fyfiv Hiiiifofioy Tifjog iitg'ATJi-
xäg. (fo^aiyovi'tjour t6 ^tiXog, tög^tfiiovlötjctff^Giro Auooywoi; ' "ttuTt} dt tfo^i'j(nXog[A(iyiirj
xvAiS]i'. (Mir scheint die GegiMiulirisii'lliiiiL.' der argivischen und attischen Gefässe dafür zu
sprechen, dass hier Thongefassr l:.' ml sind. Jahn, Berichte der Sachs. Gesellsch. 1854'
S. 31 lässt es unbestimmt.) Vgl nudi Hei'. V, 88 (Ath, XI, 502C).
5) Bei Ath. XI, 483 C.
6) Hes. V. 'AQytTu, i/noth'i/jtciu noXurih] yi;;tixH«. Poll. VII, 88.
7) Flut. Alex. 36: Tioni/ vQttg '£()ixto)txijg läkutTit ntiTaxio^^iliit Aloiplir. ep. III, 46:
noXvtiX^aTfi>ov csivöotrii Alyumlug xnl äkovQyov noncfVQitg Tijg'E(i/jioti'(Sog. Steph. Byz. v.
'.JXittg' iX^yovro ö' oliiwc öih rö noXXoiig jmv'EQfiiovfiov ni.itvoftdovg xazü toCto to /.i^oog
oixfiv Trji )(aiQag. Auf den Purpurreichthum der argivischen Kiisle beziehen sich wohl auch
die Worte der Clytaemnestra bei Aesch. Agam. 925 sq([.
iOTiv fhäXaaaa ....
T(i4ifovaa noXXfig 7io(>(pv(iice }nu()yviioi\
xrjxiäu 71 icyxah'iaTiiv, ttftarmi' ßtti/iis.
IJbei den pliuiiizi-.lieii Urspiimg vgl. Movers, Phöniziei- 11, 2, 19.
Der Polopounes (Fortsetzung).
Laeoilieii. Die Lacedatinoiiior sUlicii in dov CiescUichle der Gewerbe niclil
so sehr im llintiii;nin(le. wie in der des iliiiiilils , in welcher sie so aulwieiiiir
keine Rolle gcs|iiell haben '. Es ist das um so bemerkenswerlher, als gerade in
Sparta , wie überhaupt bei den meisten Doriern , das Handwerk noch mehr ver-
achtet war, als bei den übrigen Griechen'-. Der spartanische Bürger beschäf-
tigte sich mit Wafl'enübuiig und G\mnastik, die Arbeit lag den Sciaven und Peri-
öken ob : jene bauten meistens das Feld , wiihrend die Gewerbe sich wohl
grösstentheils in den Händen der Pcrioken befanden '. Wenn nun trotz dieser
Geringachtung der Gewerbe einige Industriezweige eine solche Bedeutung erlang-
ten , dass ihre Fabric<ite auch im übrigen Griechenland gesucht waren , so w ird
das Verdienst davon weniger den Lacedaemoniern selbst, als der Güte des ver-
wendeten Materials und dem Fleisse der zum Stamm der Achaeer gehörenden
Periökeu* beizumessen sein.
Den meisten Ruf hatten unter den laconischen Gewcriiserzeugnissen die
Eisenfabricate. Es wird uns nicht berichtet, woher der Rohstofl' zu diesen
Arbeiten gekommeu sei; abei- die Menge derselben und die Wohlfeilheit des
Eisens"' lässt darauf schliessen , dass Eiseubergwerke und -Hämmer im Lande
selbst das Material zu jenen Fabricaten lieferten''. Zu den verbreilelsteu Eisen-
waaren gehörten die Schlüssel', deren von den altischen Comikern häufig ge-
dacht wird'*. Mehl mindei- treffliches leistete die Sta h I fa bri ca tion ■', deren
Erzeugnisse ungefähr um die gleiche Zeil auch ausserliaib l.aconicns gesnchl
1) Über Handel und Iniliistrio der Laccdaemuiiicr vgl. Ilulliiianii S, 44 II., dn .lic ge-
werbliche Tliätigkelt Sparla.s doch zu scrins anschlagt, und Müller. Dorier II, 46 fl.
2) Her. II, t67 sasl das ausdrücklich. Über die Stellung der Handwerker in Sparla vgl.
Dru mann, Arb. u. Commun S. 36 (T.
3) Es ist nicht ohne Bedeutung, dass wir wohl oft von hu- im iscli i' n , aber nie von
spartanische n Fabricaten hören.
4) Dafür hält sie wenigstens 0. Müller, Dorier II, H fg. Vgl. dagegen G role, (liieeli.
C.eseh. I, 686 der deutsch. Übers.
.5) S. Müller a. a. 0. S. 205 fg.
6) Spuren von Eisenbergwerken der Laconier fand Ross, Griech. Köni.gsreiscn 11,246
unweit des boeolischen Meerbusens. Vgl. Fiedler, Ueisc in Griechenl. II, 559.
7) Sloph.Byz.v. ^««(f«(oa.j- fori xa'nUoixltnUc Auxiuuxijq. Euslath. II. II, 5S2 p. 294;
iari Si xul xlfU Aaxioi'txi], xmvojlQa iig. Theo ad .\ral. Phaen. v. 192 : ov yiuj, tag für, (x-
TÖq tjOai- til xkfiifet:, lill' eiiSur, ro TiiiXaiöy. nitm't Aiyimitoig xn'i Atixianiv. Auch in iler In-
schrift hei Itoeckh, All. Seewesen S. 411 (Urkunde XI, 6, Zeile 151) werden xXfiöff Auxu,-
»ixn^ genannt. Vgl. .Meursius, Miscell. I.aconiea III. 2, p. 205. Salniasius, Exercil.
Plin. p. 653 B.
8) Arist. Thi\sin 421: xlfiöCa .... Auxiarix iiijn, rnfii; i'/nrin yofti/ foif. .\rislophan.
b. Ath. VII, 303 n. Menan<ler beim Schol. Arist. Thesm. I. I., Olympiodor zu Plal. AUih. I
p. 152 ed. Creulzer, Suid. v. Aitxmvixai xlfidfi. (Meineke, frg. com. Graec. p 934.)
Vgl. Plaul. .Most III, 1, 57: claicm mihi haruniTf nfdiutii Laconicam Jam jube elforri inliis,
hasce ego aedes occltidam foras.
9) Daimachos bei Slcph. üyz I. I und Kusi. z II. I I.
80 III. RlROPA.
wnren, iiiuiientiich Wa ITen ', wie Schwerler 2, F.anzen, Helme''; sodann aller-
iianil Werkzeuge, wie Feilen, Bohrer, Aeste etc.^, und noch andere Gegen-
.sliinde '\ Und dieser Gewerbfleiss blieb bei der bloss handwerkstnässigen Tech-
nik nicht stehen, sondern schritt vor zur eigentlichen Kunst; eine lange Reihe
laconischer Erz gi esse r und Toreulen von zum Theil nicht unbedeutendem
Kufe'' beweisen, bis zu welcher relativen Vollkommenheit gerade diese Technik
in Sparta um die Zeil des Beginns der KunslblUthe in Griechenland gediehen war,
wenn auch freilich eine gedeihliche Entwicklung nicht stattfanil und die Kunst in
Sparta keine bleibende Stätte fand.
Wohl mehr für den Bedarf des Landes, als für den Handel nach auswärts
arbeiteten die laconischen Töpfer, doch haben auch ihre Fabricate einen ge-
wissen Ruf erlangt, den sie vernmthlich mehr ihrer Brauchbarkeit, als der Schön-
heil der Arbeit oder der Güte des Materials verdankten. Häufig erwähnt wird
namentlich der xui&cov ^laAOJVixng, ein im Lager und auf deniMarsche gebrauch-
tes einlienkliges Trinkgefäss mit engem Hals, einer Feldflasche ähnlich'; doch
scheinen auch Becher zum gewöhnliehen Gebrauch , xihxsg, versandt worden
zu sein ^, obgleich es nicht ganz sicher ist , ob diese Gefässe wirklich aus Lace-
daemon kamen oder bloss diesen Namen eiliielten , weil sie von der daselbsl
üblichen Form waren ".
Ferner zeichneten sich die laconischen llandu erkor aus in allerlei T ise h -
lerarbeit; gerühmt werden vor/.Uglich Lehnsessel, Slülde und Tische '", Thü-
rcn " und Wagen'-.
Wie fast überall in Grieclienlanil, so war die Schafzucht auch in Laco-
1) Xen. Hell. III, 3, 7 crwahnl fiiixciiimi, 'iC<f<y], oßiXiaxov;, niXfyiig, uilvag, äfi^niiia.
Vgl. Plin. VII, 200 : galeam, gladium, hastam Lacedaemonii ( invenerunt) .
2) So die den Lacedaemoniern eigene sichelförmige ^vijkrj, Xen. Anab. IV, 7,16 (vgl. 8,
25). Poll. I, 137. fyxeindSiov, PoU. I, U9. 3) Plin. 1. 1.
4) Xen. I. I. Daim. bei Steph. 1. I.: tö i5f ^■taxiovtxbv dg nCv<ti xui oiäi]ooTnv 71 am xul
XaQfiXTifQag xttl it; Tc'c hfyovQyixä.
5) ferrei annuli, Plin. XXXIII, 4. ^uariyts Auxuinxai, Stepli. u. Eustalli. II. 11. Niceliis
Choniat: x«l ^«xwi'izßi /?ßpfi:«# zpn'o^ufi'ai jun'arij'ff, oitirt von Mo u rs I u s I. 1.
6) S. Brunn I, 45 ff. 52. H4 ff. Vgl. Müller a. a. 0. S. 29.
7) Grit. b. Alh. XI, 483 B: xiÖD^iüv Aaxiavtxog, fxuiofia fTrirrjöfiojaioi' ilg nTomiiaf xu'i
tvtfOQiaTttTov h' yvkiui. Suid. V. xiai^oiv' tiöog noTtjoCov Atixotvtxou fiofoirov t^oxei (f* xa)
aioaxKDxixov. Vgl. die bei Ath. 1. I. angeführten Stellen des Polenio, Archilochus, Arisloplia-
ncs u. a. Xcnoph. Cyrop. I, 2, 8. Plut. Lyo. 9. Poll. VI, 96. Ausfuhilich handelt über den
z(U.>w<' Krause, Angeiol. S. 376 ff.
8) Arist. b. Ath. XI, 484 F: ytilxaiym ■ xvXlxioi- diSo? nurcog Xtyo/jttov tj unu rov xenä-
uov, ä>g T« 'AxTixa axivrj, ^ ajio ruv a/ijuttTog ini^toniciafttToi hlT, loartiQ ui Ori(ji'xXfiai Xf'-
yoi'Ttu. '.^yiaioifafiig .luiraXlvai ■ ^vßanCriSäi j fvii>x('tg xai XTov i* ytfixatiity, (Vgl. Ath.
XII, 527 C und Hes. v. Xioy.) Dieselbe Redensart Xtov fx Auxulfr^g auch bei Ach. Tat. II, 2.
(Vgl. Geopon. XIV, H .)
9) Letzleres scheint der Fall gewesen zu sein mit den bei Alh. V, 18S D u. 199E .Twühn-
lon goldenen Crateren ; vgl. Ilüllmann S. 45. Krause, Angeiol. S. 293.
10) Plut. Lyc. 9: x'i.ivjijnfg xul d'itfijoi xtti i^ünitui.
11) Theo ad Arat. v. 191: rö t^s Aaxmvixijg äixlCäog n/ijuii Tioiovi'jtg.
12) Theophr. hist. pl. III, 173.
§ 10. De» Pklopoxnks. St
nicn nicht uiibedeulend , und die diivon gewonnene Wolle lieferte eine auch
im Auslände gesuchte Kleidung '; /uinnl die Miinlel von laconischeni Wollen-
sloflT hallen ziemHchen Ruf'^. In späterer Zeil wurden aber auch feine, durch-
sichtige Stoffe, besonders zu Unlergewändern , verfertigt •'. Im allgemeinen
aber zog man \\ ohl die Wollenstolfe anderer Gegenden den laconischen vor , und
namentlich die Homer bezogen wohl nur einen kleinen Theil ihres Bedarfes
von da.
Diese Stoffe wurden in der iillesten Zeil ungefärbt gelragen''; ja die Sparta-
ner schlössen sogar die Färber aus ihrer Sladl aus, weil sie der Wolle ihr schönes
Weiss raubten', eine Ansicht, die sie in dem SpiUchworl : duleQCc fiiv t« 'i'fiiiza,
ön).tQic de Toc xQi'fittTU ausdriicklen '•. Diese Einfachheit wird wohl nicht gar zu
lange bestanden haben : liefeile doch die laconische Küste selbst und die Insel
Gylhera' einen herrlichen Purpur, der für den besten in Europa gehallen
wurde "^; und obgleich derselbe wohl grösstentheils in's Ausland ging", v^u-de
doch sicherlich auch im Lande selbst viel damit gefärld'". Darauf deutet der
1) Vgl. überdieKleidungderLaconier Müller a. a. 0. II, 260 IT.
2) Grit. b. Ath. XI, 483 B: VTioiSrifiara «piCTT« -ättxiavixa, i/jclria ifonfTi- i'/Simu y.ut yf>t]-
aifiiöiajic. Heilylus bei Suid. v. AtixuirixuX erwähnt Aitxiovtg rtfnloi; vl'I. Aiilliol. l'al. VI,
292. Thcopomp b. Poll. X, 124 : yXahu itu/fUt ^(txwjixrj. Ath. V, 19SK: i^i'triov ijui/naTo
A€(xu>rix6v. Juv. VIII, 101: Spartana Mamys.
3) lies. V. Aaxtovixoi xijtöv leitrii fa&rjg. Dass bei Jesaias 3, 21 solclie durchsichtige
SlolTe aus Laconicn zu verstehen seien, ist die Interpretation des hl. Chrysoslonius T. VI p.
45 A: T« fittifitvri Aaxoirixä, der dieselben auch als vcrwcrllichen Luxus erwähnt T. VII p.
796 B. Suid. V. äittifcti'rj /irtövict ■ oii tcc XttU7i{jtt, ulltt tu iayv«, 3i cur ifiaifulverai r« nui-
fiitT« Tuir yvfHixmr, xul 'Jlaul'tcg 6 TiQotfrjTt];' «xfci rä äiftifttvi Aaxoirixän. — Vgl. liucheria
b. Wem sdo rf Poet. min. III, 98, 3: Sericeum tegmen, gemmantia texla Laconum.
4) Vgl. Ael. V. h. IX, 34 : AaxtSuiuövioi iv f^to/iiai ifuvlaii.
3) Ath. XV, 686 V : AuxuStn/joviol ze f^sXavrovai t^j ^7i«pTi)f roiig t« /jvq« xuiuoxfvä-
foi'T«? (üf öi«if9-t(Qoriae tiivkiciof, x«i roh? r« tQin äi ßünjoVTai tög MfiinXoi'Tag T^i' Xirxo-
rtjTK T(ö)' initov. Dasselbe thaten sie mit den Salbenvcrfertigern, vgl. Plut. Lacon. apophlh.
c. 18 p. 228 B. Sencc. Quaest. nat. IV, 13, 9.
6) Clem. Alex. Strom. I, 10, p. 346; vgl. Müller a. a. 0. II, 269.
7) Die Insel führte deshalb aucb den Namen »Purpurinscl«, Aristot. b. SIeph. s. v. ; fxit-
IfiTO iSt noQ(fvgovaK Olli TÖ xniAof Ttüi' ntnl uvir]v TioQqvQÜjr, wj W()iCTroT^>l>jf. Vgl. liust.
z. Dion. Per. v. 499. Plin. IV, 56. S. Movers, Phönizier II, 2, 270.
8) Plin. IX,127; vgl. XXI, 45. XXXV, 45. Pausan. III, 21,6: x^xio"? ^i ß<"fh'' nonifvQ«f nuQ-
t/irni in(ni!hicXtiaaitt rijijiaxioftxij; fTTiTiiiSfiojänis ufTii yt riiv ^l'onCxmv ihaXanaitf. Ael.
nat. an. XV, 10. Clem. Alex. Paed. II, 10, p. 239 : äin tii{ni]v yovv ii)i' 7i0Q</v(teev fi 'J'vqos x«l
>/ ^läiör Xfd T},s Aaxtofixrjs ij ydrcoy r^f 'dttlciaarii 7ioff«»l'CT«T«i. Vgl. Mcurs. MIscoll.
Laeon. II, cap. 19.
9) Man bezieht den bei Ezech. 27, 17 erwähnten Purpur auf die.sen laconischen. Vgl. Ilor.
Carm. II, 18, 7: Nee Laconicas mihi Traliwil hoiieslae purpuras clicnlae. Luc. Calapl. 16: fin-
xttnlZiov tni TW aX^ctri rüv {y jy Auxiorix^] i/ethijjtj xoyUätav.
10) Vgl. Arist. Lys. 1139 ; ö Aaxtov .... taynög iy tfoiyixiöi. Wie spater erzählt wunli',
fiirbten die Laconier ihre Kriegsgewünder mit Purpur, damit man das Blul nicht erkennen
solle; Aristot. beim Schot. Arist. Ach. 320: y(>ijaf>«i . tnxfSnifioylong ifoiyixlSi -nnhi toi'c no-
Xifiovs, TovTo fily oTi t6 rijt yQoag dvifftxüy, Tovro lU oti iÖ tdv /(loi/inroi nl/i<tTMih( ti^c
ToC ttifiarog pvaeiog f9(Cfi xarttifgoytTv. Vgl. Schul. Arisl Pac. 1173. Xen. de rep l.:ie H,
3. PhiL inst. Lac. i-. 24. p. 238 !••. Ael. v. h. VI, 6 u. s
Blüraucr, l>\i' RPWorM.ThritiKkpit d. kbs». AltcrUnims. (j
82 III. KuROPA.
mehrfach bei römischen Dichtern erwähnte Purpur von Amyclae*; denn da
diese Stadt ja nitht am Meere lag, kann der Purpur nicht darnach benannt wer-
den, well er dort gefunden wurde , sondern es muss daselbst Wollfiirberei be-
trieben worden sein -. Übrigens beweisen die Citate der Schriftsteller , w eiche
fast siimmtlich dem römischen Zeitalter angehören, dass der laconische Purpur
ausserhalb des Landes erst in verhältnissniiissig später Zeit bekannt gewoi-
den ist'*.
Oass in Amyclae auch sonst Gewerbfleiss herrschte, bezeugt die häutige
Erwähnung der daselbst fabricirten Schuhe, '.V/tt'/^a/deg genannt ''. Die la-
conischen Mannsschuhe — denn von der weiblichen Fussbekleidung ist
weiter nicht die Rede — waren überhaupt sehr berühmt-" und wurden auch im
Auslande viel getragenß; die häufigen Erwähnungen der Lexicographen' deuten
darauf, dass sie einst — wohl zur Zeit der attischen Komiker — recht beliebt
waren. Man hatte sehr verschiedene Arten >* ; sowohl ganz einfache , arrkai (mit
einer Sohle)", als kostbarere, von Vornehmen getragene '«; auch in verschiedenen
1) Ov. Bern. am. 707: confer Amyclaeis medicatum vellus amis
murice cum Tyrio: turpitts illud erit.
Marl. VIII, 28, 9 : le nee Amyclaeo decuit livere veneno.
IX, 72, 1 : Amyclaea fronlem vitlale Corona.
2) Puipurfäiboieien sind zwar in dor Regel an den Orten, wo Purpur tsefunden und be-
reitet wird, also an der Meeresküste ; dass aber auch mitten im Lande solclie existirt liaben,
zeigt uns das Beispiel der Purpurfärberei von This in Aegyplen, oben S. 18.
3) Curtius, Peloponnes II, 299 bringt, wie Movers a. a. 0., die Purpurfärberei an
der laconischen Küste in Zusammenhang mit den Phöniziern, deren Einfluss auf deu l'i'lo-
ponnes sich auch sonst, namentlich in der Religion, zeigt.
4) Hes. V. 'Aftvxkttläeg, iläos vTioärj/naTog noXuTiiovs; vgl. auch s. v. ^(ty.toiixui. .Suid.
V. ^Afivxlui- xoofiiov Ti, OTTIQ li> Tioa'iv fl/fr 'EfxniäoxXijg- f»;^f yit(f .... '-4fji'x).iti; tv ToTg
TToal x"^""^ (sie hatten also vcrnuithlich Bronzeverzierungen). Eustath. z. II. II, 584 p. 295.
Poll. VII, 88: 'AfivxXttöeg iXiv&iQiuirfQot' iinöSqf.ia. Vgl. Theoer. X, 35: a%!j/jct S' fyta xai
xaivag in afifpoHgoiaii' 'AfivxXag; das. d. Schol. Meurs. Miscell. Lacon. I c.18. Walpole,
Memoirs p. 454.
5) Grit. b. Ath. XI, 483 B: vnoäiifiara uQiaja ,4ttx(ovixä.
6) Arist. Vesp. 1157 fordert Bdelycleon seinen Sohn auf, sich laconische Schuhe anzuzie-
hen : iinoSvd-i. Tag Aaxiuvixäg, wogegen dieser aus Feind.schaft gegen Lacedaemon sich heftig
sträubt. Es scheint daraus hervorzugehen, dass diese Schuhe wirklich ausLaconien nachAttica
kamen und nicht bloss wegen der laconischen Form des Schuhes so genannt wurden; vgl.
namentlich v. 1160 : f^l^giöy nag' ävägüy äva/xfvrj xtiTTv/uara. Aristophanes erwähnt sie au.s-
serdem noch EccI. 74: uiaxwvixag y«() fX"f. 269. 345 508. 542. Thosm. 142 u. s. von d,
.Schol. erklärt durch ov^Qfia inodti/AaTtt.
7) SIeph. Byz. v. ^axfäaCuMV. Suid. Hes. v. Actxtovixai. Phol. v. .tuxwvixr;. Euslatli.
z. II. 1. I. 8) Hes. v. a(tnC6(g und ifvrjUoxXoi.
9) Strattis bei Harpocr. v. änXcig (Meineke fr. p. 432): vnoärifiuTa ataurü n{iluadai
Tmv «nXiöv. Et. magn. v. «nXüg, p. 123, 19: vnoärifjcnog flJog Aaxiarixov, U)vofjLaai^t\ Si änu
rov ünXvig xai ov TtTix'rjud'uig ytyii'ija!tat. Harpocr. 1. 1. iittXüs, KuXkCaTQurog qriai ra fiu-
voTifXua iiSf vjioätifuiriov outm xiiXtTa»ai. Lex. Seg. p. 205 In Athen trugen sie die .daxia-
vCCoirig, Dem. in Con. or. LIV p. 1267 § 34: oV^uf.*' !ifif(>at' /4fr iaxv!^()(u^äxBal x«) Akxiu-
fi'Cfii' ifitai xui Tolßiopug ixovat xai anXSg vnoäiäfiitHi.
10) Schol. Arist. Vesp. 1158: rai Aaxiat'ixäg- «aTiiintnu yito aur«i Phot. Aitxmvixri
otutuv iii6ä,)/iu. Vgl. Poll. VII, 88. Hes. V. 'AfivxXalihg.
§ Mi. Di:it Peloponnes. 83
Farben, weisse ' wie rollie-. Lhcr iiiiv Form wissen wir nichts; diiss sie aber
leicht als iafonisclie keniUlich waren, beweist die Naein'ichl , ilass man Jemanden
als S|)arlanei' nicht minder am Schuhwerk ^^ ie an der Kleidunii erkennen
konnte '.
In s]i;ilerer Zeit lial sowohl diese Fabricalion, wie fast alle anderen laco-
nischen bidusli'ieerzeuiinisse, ftir den l'^\|)ort jede Bedcutunp; verloren ^ ; nur die
Purpui'Hscherei und Färberei liallc amli in der römischen Zeit noch Ruf — frei-
lich kein Ruhm fUr die Handwerker seihst, da die Güte des Nalur|)roducts, das
eben dort gefunden wurde, nicht die Trelllichkeit der menschliclien Arbeit Ir-
sache dieses Rufes \\ai-. Im alliiemeinen werden wir nicht zu viel sagen, wenn
wir behaupten, dass die Hedciiliing Spartas für die Gewerbe im ganzen nur kurze
Zeit gedauert hat und uiil der L ntenverfung Griechenlands gänzlich vorUl)er ge-
wesen ist.
Arcadieil. Das durch seine Lage mitten im I^ande und dmch die schwel-
zugänglichen Berge von allem Verkehr abgeschlossene Volk dci- A nadier ist von
allen Hellenen fast am wenigsten von den Fortschritten dci- Cultur herührl wor-
den ^. Jagd, Ackerbau und Viehzucht bildeten nach wie vor den Beruf der
meisten Bewohner, zumal die Schafzucht wurde stark beirieben'', ohne dass
die Wolle der arcadischen Schafe für die Weberei Bedeutung und Huf (>rlangt
hätte".
Auch in Messeilieil wird uns von gewerblicher Thätigkeil nichts berichtet.
Die Fruchtbarkeit des von der Natur so glücklich ausgestalteten Landes * wies die
Bewohner auf Ackerbau, Weinbau und Viehzucht als auf den einfachsten und
gewinnbringendsten Fj'werb hin ".
Von besonderen Erwerbszweigen, welche namentlich in Elis geblüht hätten,
erfahren wir nichts Namhaftes. Der oft erwiduUe Archeslralus iUhml die elischen
Köche'"; auch wird erwähnt, dass treniiche Irissalbe d.iscibsl bereilel
1) Atll.V, ä15C: viioäovfifi'Ot ifvxitg ^/axiovixds.
2) Holl. VU, 88 : «i ^letxtovixnl, rö /jiv }(ij<iifj« {{tvOQul.
3) Paus. Vll, 14, 2 : o'l' .daxaSui/^oyiov aaifiöi otin iijiloiui jo, x(t) 'lijio xnviiiig tj vnoifii-
fiÜTior frfx« 7) fni rjj iatHJTi ^ x«r' nvofia iT(ioay(fono vnüinnt.
4 Doch wird laconisclies Leder im Ed. Dioel. <;. VIII, 1— .1 nis l<;iiiriilir:iiliki'l iml niil-
gefiihrt. 5) S. Curliu.s, Pcloponnes I, 169.
6) llom. 11. 11, 60S: 'On/6fi(Voi' ■no/.LftnXoi'. Ilymii. .\1X, 30: 'y4(>xitdi,]v iiukvnldtix«.
ftrjT(oit /.iiilwi: l'ind. Ol. VI, 16S: tvfj)]Xoio '/Inxttiiug. Tlieocr. Id. XXII, 157; '^^xiiäfu r'
(i'fj.a).os. Vgl. .Sehol. TliCücr. .XIV, 48. Über den Ziisaiiimenliiiiig der arcadischen Sclinfzuclil
mit dem Cullus des Pan s. Va tes p. 42 sqq.
7 Veimuthlieli wurde sie in Laconicn viel \ii;\iliej|cl. Nacli l'iin>. \lll. 4, 1 fidiil i.W\
mylliisclie Areas die Welierci in Arcadien ein.
8) .'iliab. VIII, 366. Paus. IV, 34 u. 36. Vgl. Curlius a. a. ü.
9) Dass die Notiz des Pliiiius VII, 200 : loriram Midias Messeiiius (inveuil) aufWafleii
Tabrieal ioii in Messenien deulet, isl nach dei lleschall'enlieil all dieser Sagen von Krtiii-
deiii widirschciiilhii, «ii'd idier sonsl nii-.'nd l)esUili|;t.
1U li.M Alh I. :N h ,i/lh,h,.uiiyH„„.,.
84 III. lüitoPA.
wurde '. Hingegen ist Elis wichtig als Fundort des gelben Byssus^, der hier
allein in Griechenland gedieh^ und neben Hanf und gewöhnlichem Flachs fleissig
angebaut wurde i Er war sehr geschützt wegen seiner Feinheit, worin er dem
hebraeischen Byssus nichts nachgab, obgleich er nicht ganz so gelb ^^ar, als
dieser^. Höchst wahrscheinlich wurde er auch in Elis selbst verarbeitet, ob-
gleich bestimmte Nachrichten darüber fehlen ; hauptsächlich aber scheint er nach
Acliaja gegangen zu sein, wo in Patrae eine grosse Anzahl Frauen dadurch
ihren Erwerbszweig fanden , indem sie Haarnetze und andere Stücke des weib-
lichen Anzuges daraus webten''. Dieser Stoff war aber, wie aus dem enormen
Preise hervorgeht', sehr kostbar, und Becker vermulhet daher», dass er wohl
nur zu Kopfnetzen und allerhand Putz verwendet werden mochte, nicht al)er zu
ganzen Kleidern, gegen welche Ansieht jedoch der Ausdruck sa&fJTa tijv alh]v
bei Pausanias zu sprechen scheint. Ich möchte vermuthen , dass man zwar nicht
aus Byssus allein ganze Kleider webte , aber denselben mit gewöhnlichem Flachs
zu einem Gewebe vereinigte , um dadurch eine feinere Art der Leinwand zu ei-
zielen**. Übrigens scheint die Weberei dort lange fortbestanden zu haben; noch
im läten Jahrhundert erregten patraeische Gewebe die Bewunderung der By-
zantiner'".
Neben der Leinweberei scheint in Achaja auch die Wollenfa brica t ion
geblüht zu haben, wenn der Buhm dieser Fabricate auch nicht weit über die
1) Ath. XV, 68SC. 690 E. Pliii. XXI, 42. Vgl. Poll. VI, 104. Cleni. AI. Paed. II, S, p.207.
S) Becker, Charikles III, 185 IT. (2. Aufl.) und Curtius, Peloponnes I, 438. II, 10 fu;.
und 95 Anm. 10 erklären diesen Bys.'ius entschieden für Baumwolle ; man hat darunter aber
wohl eher eine Art feinen Flachses zu verstehen. Vgl. Yates p. 286. K. Riller, Über die
geogr. Verbreit, der Baumwolle (Abh. d. Berl. Acad. 1851. Phil. Hist. Abth.) S. 321. Bran-
des, Üb. d. geogr. Verbreit. d. Baumwolle (Jahresber. d. Ver. von Freunden der Eiilk. in
Leipzig. 1865) S. 111 lässt es unbestimmt.
3) Paus. V. 5, 2 : »avfiäaai iT iir riq tv ry yj Jtj^IIUäi rr)v Tf ßvaaoi; on iyrtivO-a fii-
vov, hlQia»!. St oväafiov j^'ElXädos (fvtjai. Plin. XIX, 21 : proximus byssino (Uno principa-
tus), mulierum inaxime delictis circa Elim in Achaja genito, qualernis denariis scrupula ejus per-
mutala guondam, ut auri, reperis.
4) Paus. VI, 26, 4 : ?i äi 'UUla x<"!>" i« " "^^" lar\y h xag-nohg xit\ t>iv ßvaaov ov^
i]xiaja lxTQ((feiv äyad-q. jijv uh' d'q xttiiitß(<Sii x(d Xitor xccl tiir ßvaaor antiiiovaiv oaon ij
)'») TQ^if'iir tarlf limtjifitos.
5) Paus. V, 5, 2: ij äi ßiiaaos r; h' rij 'Jlkfin l^fTTToTijTog fiff iiitru ovx ftnodfi Tili
'EßQttdov, tan tSi ov)( o^ioCtoq ^uvllt].
6) Paus. VII, 21, 7 ; ai Si yrvuixfq tiatv (t> raig üatgaig K^tfhfiöv fih' xtu fs äif riSr äv-
SqiHv : . . . ßlog ät aviiüi' iii'ig noXlatg faily ünö T^f ßvaaov rrjs Iv ry 'HUJi (fvofiivrig- XIXQV-
<päXovg T( ycK!) Att avr^g xa) lotJrjra v<f(Ui'ouoi r^r äXi.jjv. Vgl. mulierum maxime deliciis bei
Plin. 1. I. Curtius a. a. 0. I, 438 vermulhet, dass dieser Industriezweig durch die Phönizier
nach Patrae gekommen sei ; bestimmte Anhaltspunkte liegen dafür nicht vor. Vgl. auch Bran-
des a. a. 0. S. 117.
7) S. Plin. I. I. S; Charikles a. a. 0.
9) Von einer Statue in Elis berichtet Paus. VI, 25, 5; fa&ijrci foeäv uvtiS x(Ü tin'o Xivov
Tf xtti ßvaaov ti iQtßälXovat .
10) Eine Willwe In Patrae schenkte dem Kaiser Basilius Macedonicus feine Leingewebe
und gestickte Purpurgew ander. S. Cunstanl. V. Basil. Maced p. 142. Vgl. Curtius I, 93.
§ Hi. Der P^:I.opo^^Es. 85
Grenzen des kleinen Liindchcns hinausgegangen sein mag '. Das Lob nämlich,
das den zu P e 1 1 e n e gefertigten Mänteln ertheilt w ird , lässt darauf schliessen,
dass auch sonst in Achaja die Wollenweberei eine bevorzugte Stelle einnahm.
Diese iT«AA»;vtx«t x^«<yat ^Yaren warme Winterkleider 2, aus weichem, sicherlich
wollenem Gewebe »; der Ort, wo sie gefertigt wurden, war nicht die Stadt Pcllcne,
sondern das Dorf gleichen Namens, welches zwischen Aegium und der Stadt
Pellene lag*. Wegen ihrer Güte wurden sie den Knaben und Jünglingen, welche
bei den in der Stadt Pellene stattfindenden Festspielen zu Ehren des Hermes und
der Hera gesiegt hatten, als Kampfpreise gegeben ■'', eine Sitte, welche wohl schon
zur Zeil Pindars, der die Kampfspiele von Pellene erwähnt'', bestanden haben
mag , zu Strabos Zeil aber mit den Spielen selbst gewiss eingegangen war. Da
Slrabo nicht erwähnt, da.ss zu seiner Zeil die Fabricalion dieser Mäntel zu Pellene
aufgehört habe, hat sie damals vermuthlich noch fori gedauert, ohne sonderlichen
Ruf zu haben; und wenn Pindar und Aristophancs der Mäntel von Pellene geden-
ken, so isl es, bei dem gänzlichen Mangel jeder anderen Nachricht darüber, nicht
unwahrscheinlich, dass ihnen dieselben hauptsächlich als Kampfpreise, weniger
wegen ihrer sonstigen VortrefTlichkeil bekannt waren. Übrigens scheinen auch
Unterkleider daselbst verfertigt worden zu sein; üeXXrjvaiog iitiöv war eine
sprüchwörtliche Redensart'. Die Genesis dieses SprüchvNortes ist nicht klar, da
sonst eben nur die Mäntel von Pellene erwähnt werden: \i(-llei(ht zeichneten
sich diese Stoffe durch grosse Dauerhaftigkeit aus. Woher es kam, dass gerade
in einem kleinen , sonst unbedeutenden Flecken dieser Induslriezweig besonders
blühte, darüber können wir auf die alleinige Notiz des Strabo hin nicht einmal
eine Vermulhung aussprechen.
§17.
Die griecliisflieu Inseln.
Thasos. Da der beruhmle Wein von Thasns in grossen Ou.inlil.ilcii .lus-
geführl wurde, so ergab sich daraus von selbst ciin' licileulend LiesIcijAcrlc l'aliri-
1) Polyb. l.\, 17 von der Slaitt Cy nac tlia : f/Mi' t/j nimß<aK uithtxn riüi' tUha^ifruif
TTfpi nohv iQdftiv. lies. s. v. ^Ax^ia t{ti,a /uaXiixä. Ol) tlio im Eil. DiocI. c. XVI, 81 erwalin-
ton ßi'ngoi 'j4/nixoi auf ilie Laiiilschafl oder die rümLscIio Provinz Acliaja zurückzufiiluvn sind,
lässt sich nicht beslimn\cn.
2) Pind. Ol. IX,98 : xeil ij/v^finv ötiÖt tvSuctöt' ifÖQ/nctxov i<V()äv /l(Xici)i{ i/^Qf Bucckh
im Coninicnl. p. 194 sq. Bei Arist. Av. 1421 wird ein spärlich Bekleideter gefrai;! : ^ttöi- fi'Hi
riiXXi'if)i; Ttdtanat äiicioiT;
3) Pi[ul. Ncm. X, 44 ; ix <Sk IfiXkävag initaadfilroi riüioy fiai.itxnini x(iöx«/f. Vi;I.Schol.
Nem. X, 82: tHHku öh nnx^a Iftücin iv IllXXi'jVij (cyiiK/n- iSrn/tfanini äi- oS innoi S. nucli
Schol. Ol. VII, 156. Xlll, 155.
4) Slrab. VIII, 386. Die I.exicoi;raplu'ii li;ilicn ilicse N:iiliii(lil iii.lil
5) .SIrab. 1. I. Sehol. Arist. Av. 1421. Poll. VII, 67. .'^uid v lh).).<\,>i lies, und l'li..l. v
liai<]vixai x^<'i""- Eiist. ad. 11. 11, 574 p. 292.
6) Pind. Ol. VII, 86 m. d. Sehol.
7) Said. V, [[fX/.i'iiii ■ IfeXXijvniog X'^"''' f^' ""'' ''>"X(t((( iiniwi'iit„y latitiit (vpl. Apiolol.
piov. XIV, 16) ; für das aulTallemle niduid hat Jaciibs (zur Anlliiil. II, 1, 151) 7r«/A< ver-
mulhet.
86 in. Europa.
cation von T hongefä ssen. Es werden denn auch Ihasische Thongefasse öfters
genannt; aber immer sind es Vorrathsgefässe , grössere Amphoren u. s. w., und
überall , \\o sie erwähnt werden, wird ihrer nicht um ihrer selbst willen gedacht,
sondern wegen des in ihnen aufbewahrten Weines'. An sich scheint also die
Ihasische Töpferei weiter keine Bedeutung gehabt zu haben.
Sehr bekannt und lieliebt war hingegen die auf Thasos bereilele S a 1 z b rü h(-,
mit der man Fische anrichtete, die Oaaia cilfiii, deren die Komiker öfters Er-
wähnung thun-. • Gerühmt wurile auch das thasische Brot '.
Inibros fabricirte in der s]>atern Kaiserzeit eigcnthümliclie Gewebe von
Hasen haaren, welche auch exportirt wurden'.
Lemnos. Nur der Mythus, kein Bericht aus historischer Zeil , schildert uns
Lenuios, die Heimat des Schmiedegottes Hephaeslus und der Kabiren, als Sitz
alter .Mela 1 la rbe it. Dass die Insel diese mythischen Beziehungen erhielt, ver-
dankt sie sicherlich dem Vulcan Mesochlus , welcher, gleich dem Aetna auf Sici-
lien und andern feuerspeienden Bergen, als Werkstatt des Hephaeslus betrachtet
w urde ^ ; ob sie aber daneben in der Thal in früheren Zeilen durch Metallarbeilen
Ruf erlangt halle, ist mit Sicherheil nicht zu sagen. Die Erzählung des Homer'',
dasö die Griechen mit Erz und Eisen von den Lemniern Wein erhandeln, scheint
daiauf zu deuten, dass Metalle auf der Insel ein gesuchter Artikel waren.
Eiiboea. Auf Euboea boten schon seit alter Zeit' die ergiebigen Kupfer-
nnd Eisenbergwerke den Einwohnern einen ausreichenden und gewinnbrin-
genden Erwerbszweig dar. Von welcher Bedeutung diese Bergwerke für die
Insel waren, dafür spricht, dass sie ursprünglich sogar den Namen darnach
führte, Xah/iig, bis derselbe von der ganzen Insel auf eine der bedeutendsten
Städte überging , in welcher vermulhlich ganz besonders die Erzarbeit betrieben
1 Arisl. EccI. 1119: 7« &uai' ctfiifoQSiSiu. [Scliol. ri< xfnitfxnd.; Lys. 196: Oüaiov of-
inr nraufi'uv. Vgl. .Suiil. \. äfjifonivg Poll. X, 72. Pliot. \. mninici. Im Sande des dalma-
lisilieri Hasses Naro fand man Sclierben cliiischer und thasisctiei' Tliongelasse, Theop. b. Sti-.
\ll, 317; vgl. Ps.-Arist. mirab. 104 (111). S. auch Hasselbach, de insula Thaso p. 7. —
lleiikeiiiiscliriften thasisehei- Gefässe hat man in Athen, Alexandria, Sicilien, Südrussland ge-
funden ; dieselben sind publicirt im C. I. Gr. III p. XVII tab. III. Franz im Philol. VI S. 278 IT.
Tab. III. Stephan! im Comple-Rendu 1865 p. 2H. 1866 p. 133. 1867 ]). 206 sq. Vgl. Berg-
mann in den N. Jahrb. f. Phil. u. Paed. 1868 S. 607 fg.
2) Arist. Ach. 671: oi ä^ Ocialav niKxvxuiai Xintcgnunvxti. Ciatin. beim Schot, ebd.:
Meg Ti})' 0ttaCuv (il.firjv (auch bei Ath. IV, 164E). Vgl. Ath. VII, 329B. Suid. v. Guafctv xv-
xiüai. Poll. VI, 63. Ein Missverständniss der angeführten Stelle des Aristophanes führte auf die
Annahme thasischer Färberei, bei Suid. 1. 1. : ot äf @äatov ßäfxfia <f<iai Ifyfa»«!, von der wir
sonst nichts wissen, obgleich es immerhin möglich wäre, dass auch dorthin die Purpurlärberei
durch die Phönizier gekommen ist.
3) Archestr. b. Ath. III, 112A.
4,1 Descr. tot. orb. §63: Iinbrus muUam vestem lepormam eiril propler abundaiiliaiii ani-
inalium, quae in eadem fuil.
5) Vgl. Preller, Griech. Mythol. I, 140 f. Auf die vulcanische Natur oder auf Metallar-
beit deutet auch der Name, den die Insel in alter Zeit führte, AlO^tikutt, vgl. Schot. Apoll. Rh.
I, 608. 6) II. VII, 473. 7) Plin. IV, 64 ; vgl. Eusl. z. Dion. Per. 764.
§17. DlK (.KIECHISCHEN InSFI.N. 87
wurde 1. Das Eisen und Kupfer wurde niiincnllich auf der lelanlischen F^bene
gewonnen, und zwar beides in einem Beriiwcrke, doch waren die Gruben be-
reits zu Strabos Zeil nieht mehr ei'giebiij; und daher verlassen , wie die Silber-
gruben Laurions^. Wie das Gewinnen des Melalles selbst zu der Zeit, da die
Gruben noch nicht erschöpft waren , eine grosse Anzahl von Menschen beschäf-
tigen mochte^, so führte auch die Bearbeitung dessell)en zu einer bedeutenden
Fertigkeil in (fieser Technik, sodass die Eisenarbeilen von Euboea, und
namentlich von Chaicis, einen grossen Ruf halten ^, besonders die Schwerter ''.
Es nuiss freilich auffallen, dass dieser Fabricate nur so selten Erwähnung gelhan
wird; tloch dürfen wir deswegen nicht verniulhen, dass etwa die Bearbeitung
der MeUdle zu praclischen und künstlerischen Zw ecken auf Euboea unvollkommen
gewesen sei; vermuthlich ist das frühe Eingehen der Bergwerke daran Schuld,
dass die Nachrichten im ganzen spärlicher sind , als man vermuthen sollte. Die
von Aristophanes erwähnten Xa}.-/.idfKa nmriqia waren sicherlich metallene'',
und zwar aller Wahrscheinlichkeit nach silberne, da silberne chalcidische
Becher mehrfach auf Inschriften vorkommen'. Wir sehen daraus, dass die
Metallarbeit in Euboea sich nicht bloss auf das daselbst gefundene F>z , sondern
auch auf edle Metalle erstreckte, und dass die aus den Werkstätten der chal-
1, Steph. Byz. v. X«Axi'y' m'tg iM XnXxnhig i/nai xhiHi^idi ihit tÖ /ctlnov^tlu nQiütov
Tiitn ki'toiV iif.'h'in'. Eust z. Dioii. I. I. : Iniootnai ö'f y.u't nii)i](inv y.a'i xnXxoü ft(ral).K thni
xurit Tt/r Evßnixijy XitXxid'ci xtü OTi iintaroi Ixfi aitfri(ioi'i>yoi- xai ölt oü fiovov ixfi ngÜTor
luij.'yij yidxHK, niXi't xiti TtQiäroi /ctixäv ixei fvt6vattiT0 A'ovntjitg ufTcc .liöi (vgl. Eiist. z. II.
II, 537 p. 379). lilHM- die Bergwerke und die Industrie von Chaicis vgl. Dondorff, de rebus
Cliakidons. Hai. 1855.
2) Str. X, 447: xal /^^taXXov cf V7irJQ}(t Savfjaai'ov yiiXxov xit'i aif!i'i(ior xniiör, OTttQ oiy
loTOQoüaiv ccX'.n/oC avfißmvov vvvl /j^vrot ä/JiföjiQit (xXf'Xoinir. Plul. de ilrf. orae. e. 43
p. 434 A. (Vgl. Fiedler, Reise in Grieeli. I, 44t. 443. II. 559. 561.)
3) Da in Griechenland nur sehr wenig Kupfer gefunden wurde, so war die .\u.-.|ulir \(in
euboeischem Erze vermuthlich sehr bedeutend. So bezog Corinth das Metall zu seineu silio-
nen Kunstwerken wahrscheinlich von Euboea (Barth, Corinth. commerc. el merc. p. 46),
vielleicht auch die Laconier, die wohl Eisen, aber kein Kupfer haUen. S. Dondorff p. ii.
4) Slcph. Byz. v. At<5riil)0S ' r/v äe xai oiJijof? xnl xctXxä ftiraXXa xnrn Evßottiv ■ KnXXi-
un/of »ä^äaip cTt Xaywrifjiev i(tya (Kd'ijpoi«. Ol yag Eißottig aiJtjnovQyol [xai] ynXxtii npi-
0701. Id. v. X«;ixi's (s oben). Eust. II. 11. Es ist gewiss kein zufalliger Zug des .Mythus, da.ss
die erzgepanzerlen Kurelrn ihre Küstung auf Euboea anlegen; vgl. Sir. X, 465. Slcph. Byz.
V. AMijfl'Ot.
5) Alcaeus h. Alb. XIV, 627B: XaXxiäixal anä3cti. Sie wurden im Wasser ^rharlol,
Aesi-hyl. bei l'lul. I. I. (I'rg. 318 Hermann): xnl fiijaXXa»' ta/ifv f^itfirtvfidofii yiyotfiia
xaivitg, tilg r(Sv ntni itjv '.-iTtixrjv ttQyvQfliav xai rijs tv l^vßodt ynXxljiäog, fi r;f färiiiiofQytitn
T« \l)vyj>TiXajtt Tiöv iiifiiv, li; ^layvXog iliir/xf , »Xaßäiv yä(> nvrö'trjXTov l'.vßolx'ov Si'ifo<;<'
(Herrn. «io»»jxtoi'). Vgl. Osann, syll. inscr. p. 73.
6i Arist. Equ. 337: lovrt ti cTp« rb XaXxiiSixöf Tioiintior (Vgl. Enst. z. Diiui. und zur II.
II. II.). Der Schol. sagt freilich : fygiävTO roTg onjQnxnoig fl( in aifinöaiti. .Mli. .\l, 503 B
leitet sie fälschlich von dem IhracischcnChalcidice her; vgl. Boeik b , Slaatshaush. II. 168 fg.
7) C. 1. Gr. 1, 138 u. 139. Osann syll. ins<r. 1. I. bringt ein Sliick des Axionicus, rb
XaXxiöixöf bclilcll, niil diesen cbalcidi.schen derassen in Verbindung, weil in den Fragmen-
ten dicM-r kdiiuidic sehr viel von Kss- und Koch^cMliiiren die Rede ist. s. Alh. III. ».IC. VI,
239K. I'ull. X. 13i IMcinckc fri;. .-om. Cr. r. 771 sq.'.
88 111- KuKOPA.
eidischen Arbeiter hcrvortiCgnni;cncn Kiinslsachcn auch ausscrhall) der Insel be-
liebt waren.
Die Melallarbeil überwiegt in Euboea so, dass wir von andern Gc\vcrl)on
nur sehr spärliche Nachrichten haben. Unter den Erzeugnissen der Töpferei
scheinen die Küchengeschirre, zumal die Tiegel, besondern Ruf auch ausser-
halb der Insel genossen zu haben '; spccicll Garys tos wird als Fabricalionsort
dieser Gefasse genannt 2. Eigenthüniliche Gewebe lieferte Caryslus. Der in
den dortigen Steinbrüchen gefundene Asbest wurde gesponnen, gewebt und zu
verschiedenen Zwecken verwandt, zu Handtüchern, Kopfnetzen, Schleiern,
Lanipendochten etc., deren Unverbrennbarkeil wohl ihr Hauptvorzug war *. Zu
Plularchs Zeit wurde der Asbest nicht mehr gefunden ^. Eine wichtige Stelle
mag unter den andern Berufsarten wohl die Fischerei eingenommen haben'',
da das Meer die Bewohner von selbst darauf hinwies. So wird denn des Fiscli-
fangs vonChalcis'' und Eretria' mehrfach gedacht; und für die Sirandbe-
wohner des Euripus war die Purpurfischerei ein lohnender Erwerbs-
zweig s. — Auch lieferte Euboea allerlei Holz werk, wie Pallisaden , Thüren,
Balkon etc. 9.
Aegina. Nicht ohne Grund hat man die Aegineton mit den NUrnborgctii
des Mittelalters verglichen; wie diese zeichnelen si(^ sich durch allerlei Kunst-
1) Matro bei Ath, IV, 135E : an' EißoCng KoTräifs-
2) Antiph. b. Ath. IV, 169E: KeinvaTOV »Q^/j/jn, y>iyfrtjg, üwv .... xcixxiißov Xf'yw, an
ä' i'atog etil iinotq loncs^' .
3) Str. X, p. 446: iv ät tT] Knnvajm xu). »; XiHoc: (/i'tTia 1; i'iaro/if'r/; x«'i iiif «nnfifiij loma
j et Vi fr] ^tiQo^ctxTQtt yii'^oUai, (ii'7tO}Htii(t ')' tf< iflnytt ßt''.).).tri:itu y.tü tirjoxt'.Ui'intnUtu i ij
nXvati tiSr Uvo)v nuti(t7i?.)jnioj(. Vi;l, Apoll. Dysc. Ilist. Coimiii-iit. c 36. Slcpli. 15\z. v. A«'-
QvaTog Sdlin. c. 17.
4) l'liit- de mar. lU'f. c. 43 p. 434 A : ;fooVos ov noXvg, atf' ov ntnavTiti /jtjnvfeitrtt lUtiof jLin-
kttxi't i'}j/ictTCi'iihi nvri-xif^QOvnn. xctl ytt^ v/ncSr itOQCtxirtti riräg olfittt ytiQoiAttxjQct xa'i äixTiit xai
XiXiivijüXnvi h.tUlir, ov ■jTe(>ixuv/4^>'0i'e, i'iXX' on <if (if-nttvOi^j /n(nu(i toi', t/ißitXiii'Tis ifg ifXoytt,
Xctunott x«i liiitifitiij xo/ui^ovTCci. vvv d" i](f ctiinjiti, xi<) fiuXig oiol' iiig i] ini/fg i'iijmtc) thttnii-
Xouaii'fr roTg ^itTiiXXoig. —Vgl. Yates Tc.vliin. p. 302 sqci. M a iqiio rd I S. 11-2 fg.
5) Natürlich abgesehen von Ackerbau und Viehzucht. Dass Schüfzuchl auf Euboea
betrieben wurde, ersehen wir aus Ath. V, 201 E und I, 27 F (vgl. Ps.-Arist, mirab. 170 [184]).
6) Arehestr. b. Ath. VII, 330 B.
7) Antiph. ebd. VII, 295 D; Arch. ib. 327 D. Ein ä/l(4Üs"B9fre(fi;ff bciDion..lamb. b. Atli. VII,
284 B. Paus. V, 13, 3 u. s. Eretria lieferte auch sehr berühmte Backwaaren, Eust. z. II.
II, 537 p. 280: tai^ov Sri J^ainttTQog XtvxaXifnov Xiyti r»/!» 'KijtrfiCctv htl tSitxt/oijoi ul (x
taikrtg fiii^ai.
8) Arist. h. an. V, 15. Ath. IM, 88 F. Die Einwohner von Erolria lebten hauptsächlich
vom Übersetzen über die Meerenge und vonder Purpurfischcrei, noQOfjtvtiv xctl noQtfVQtv-
iir, Philostr. V. Apoll. I, 24, 2. vgl. Dicaearch 24 p. 18 Huds. Am Vorgebirge Caphareus
ist noch in später Zeit von Purpurfischerei die Rede, Dio Chiys. or. Vit, 2 u. 55, t. I p. 220 u.
241 R; und auf gleiche Beschäftigung deutet dio Muschel auf den Münzen der Stadt Sty ra ,
Eckhel, D. N. II, 324. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass von Euboea Purpur nach Corindi
ging, wo sehr berühmte Färbereien waren, aber keine Purpurschneckon gefunden wurden ;
vgl. Barth, Corinth. conimerc. p. 27; s. oben S. 76.
9) Dem. in Mid. or. XXI § 167 p. 568: yciQiixug xm .... Dinftö/uftTa lög avToi' xa'i |iVo
tig r« ((tyrt za aQyvQtia (xö/xi^t.
§ 17. Die (iKlKCIIISCHKN I.NSELX. S9
feitigkeileu aus, wie diese veisandlen sie die Erzeugnisse ihrer Industrie in .ille
Well, wie diese unlcrnahnien auch die Aeginetcn weile, beschwerliche Reisen
im Interesse des Handeis '. Die Natur ihres felsigen, unfruchtbaren Landes wies
die Aeginelcn auf Gewer])c und Handel hin; und wie sie letzteren in einer Aus-
dehnung betrieben, welche sonst nur ein grösseres, im Besitz ausreichender
Mittel befindliches Volk zu erreichen im Stande war , so brachten sie es auch im
Gewerbfleiss zu einer hohen Vollendung. Die Blüthezeil des Handels und Hand-
werks fallt zusammen mit der politischen Blülhe der Insel; die Erwähnungen
aus späterer Zeit sind nur gelehrlo Notizen und beziehen sich nicht auf gegen-
wärtige Zustände.
Haupterzeugniss der Industrie war das, was wir heut zu Tage «Kurz-
waarcn« nennen, allerlei Geräthe, grösstcnlheils wohl aus Metall, zum Bedarf
des täglichen Lebens wie zum Schmuck. Das Material dazu verschallten sie sich
wahrscheinlich durch Kauf oder Tausch; die verarbeitete Waare wurde dann
wiederum überall hin verschickt und war so bekannt, dass im Allerthum der-
gleichen Kurzwaareu oft schlechtweg »aeginelische Waaren«, -/lytvala ffi7inkf^,
genannt wurden 2 — ähnlich, wie bei uns dergleichen Gegenstände »Niirnhergcr
Waare« genannt zu werilen pflegen.
Das w ichtigste Material , das zu diesen Fabricalen benutzt w urde , wnv wohl
sicherlich das Erz, das zwar jünger als das delisehe, aber nicht minder berühmt
war, obgleich dies Metall auf der Insel selbst nicht gewonnen wurde ^. Die aegi-
nctischen Erzgiesscreien lieferten bedeutende Quantitäten Erz für die Werk-
stätten der griechischen Künstler ; Mjron bediente sich dessellien ', auch ein Werk
des Canachus aus aeginelischem Erz wird erwähnte Unter den Gegeiisl.nuien
des Kunsthandwerks, welche die aeginetischen Erzgiesser lieferten, w ird nament-
lich der Leuchter gedacht, bei denen nach einer Notiz des Plinius" Aegina mit
dem gleichfalls in Melallarbeil sich auszeichnenden Tarent gemeinschaftlich arbei-
tete : dieses lieferte die Schäfte der Leuchter, Aegina die oberen Bestandlheile —
eine Nachricht, welche am besten für den grossarligen , fabrikmässigen Betrieb
des Erzgusses in Aegina spricht. 0. Müller rechnet zu den Erzeugnissen dieses
1) Vgl. Hüllmann S. 40 IT. Müller, .Vcginclica p. 74 sqq. Bii cli sc nschii Iz . I!.>ilz
u. Erwerb, S. 366 f. 388. 39S.
2) Eplior. b. Str. VIII, 376: ifA7i6(iior yein ytviallcti, Siet rr)i' XvTtftotijiu ii's ^tunn; rw«'
üt!){>b>7Ht)y ilui.aiTovityoivTU)f ffinooixiof, nif' ov Tor (iiS^ioi- .■llyiitiiaf ffinoXiir Itytathn.
Hes. V. Alyirnut, tci (noltixit (fonii'a, xiü oi niTiotiaxoijfs nrr« «tyivontöXfti fX^yoiio. El.
magii. V. Aiyifttta p. 28, 10. l'aroem. Gr. cd. Gaisf. p. 9.\. Froilicli niuclilc ein gnler Tlieil
dieser Waaren nicht In Aegina fabricirl, .sondern nur de.swegen so benannt worden sein, weil
er durch acginetische Kaulleutu nach Griechenland kam. Euripides bei Hes. .s. ii. v. neinU
Myvmla (/.ntoXt], worunter .Movers, Phönizier II, 3, 316 aogypli.sehe Waare, *el<-lie .\egi-
nelcn nach Griechenland brachten, verslanden wissen will. Vgl. Jahn, Darslell. d. Handels
auf anl. Wandgcni. in den Abliandl. d. Sachs. Ges. d. Wiss. Pliil.-hisl. Gl. Bd. V S. i6', fg.
3) Plin. .\XXIV, 9 sq. : antiquissima aeris gluria Delinco fuit .... pn>.v.iimi laus Acginelico
fuil. Insula ipsa est ... . nee quotl ibi gigneretur , sed olficiiiarum temperatura . . . iiobilitaln.
4) Plin. I. I. 5) Plin. ib. 75.
6) Plin. ib. 11: privatim Aegina laniMabiorum .iiiperfincni tliiiiilu.ial clabiinii il, siciil Ta-
renluin scapos. In his orgojunvln commendalio offic
90 III. ElROPA.
Gewerbes auch die Spangen', welche die Frauen von Aegina wie die von Argos
trugen, zu einer Zeit, als der Gebrauch derselben in Attica lange abgekom-
men war 2.
Bekanndich halle auch die bildende Kunst in Aegina eine Pflegestatte
gefunden, und es sind gar treflFliche Namen , welche die Schule der aeginetischen
Künstler aufzuweisen hat^. Als Aegina seine Selbständigkeit verlor, endete auch
die Blülhezeit seiner Kunst; nur wenig Namen unbedeutender Ktinsller sind uns
aus spaterer Zeil aufbehalten worden.
Mit der Vollendung des Krzgusses leiben wir si'hon iuehrt';u-h eine kräftige
Entwicklung des Töpferhandw erks verbunden gefunden, und so auch hier^
Ans der feinen Thonerde, welche auf der Insel selbst gefunden wurde "•, wurden
trefTIiche Gefässe verfertigt''; und so bedeutend war dieser Industriezweig, dass
Aegina davon bei den Komikern den Namen yvzoöncühg erhielt'.
Nebenbei gediehen denn auch andere, kleinere Gewerbe auf der Insel. So
die Salbenbereitung, namentlich aus Lilien ^, und die K uch enbä ck erei ".
Von anderen Gewerben sind die Nachrichten wohl nur durch Zufall verloren ge-
gangen. O. Müller hat gewiss Recht '", wenn er aus der grossen Zahl der Sciaven
zu Aegina " schliessl, dass die Kosten des Ankaufs und Unterhalts derselben nur
dadurch aufgewogen werden konnten, dass ein grosser Theil derselben in Fabri-
ken arbeitete.
Dass endlich bei der grossen Seemacht, welche die Acginelen einst besassen
und die sie zu so gefährlichen Rivalen der Athener machte, auch der Schiffs-
bau eine bedeutende Rolle unter den Gewerben spielte, ist natürlich. Man
schrieb den Aegineten auch verschiedene Vervollkommnungen im Schillsbau zu i^.
1) .\eginetica p. 80.
2) Her. V, 88. Es ist das (nacli Müller) wolil so zu erklären, dass die Argivcr und Aegi-
neten die alte peloponnesische Form der Spangen, die gross waren, aber in geringer Zatil ver-
wandt wurden, beibeliielten, während die Corinther, Syracusaner und Atbener dieselben ele-
ganter fertigten und in grösserer Zahl an den Gewändern anbrachten.
3) Vgl. Brunn, Griech. Künstl. 1, 82 ff. Müller 1. 1. p. 96 sqq. Der Handel mit Erz-
staliien war gewiss einer der bedeutendsten und einträglichsten; Onalas liefcrlc seine Werke
zu hohen Preisen bis nach Thasos, Pergamuni, Tarent und Sicilien.
4) Vgl. Jahn, Ber. der sächs. Ges. 1854 S. 3i.
5) Vgl. Fiedler, Reise in Gr. I, 273 ff. II, 578.
6) Steph. Byz. v. Atyira ■ Alyivctiog Si 6 fTtoixoq ^ xe'QVfios rj «i.)Lo ti axn'og änb Al-j'(y>]g
S. auch s. V. r«f«. Als Aegina mit Athen im Streite lag, wurde das Gesetz publicirt : 'Am-
xov j.ti'iJt TI lUlo TTooarfiQfiv ttqö; t'o IqÖv IXi'iti xf'^Ufiov, cdi.' ix ^vroiöiur (Tiiyoniluji ih ).ni-
710V avTÖ»! fivai iilvdf, Her. V, 88. (Vgl. Ath. XI, 502 B. Pol). VI, 100.,
7) Hes. s. V. 'Hyi'it 7Ttrr>alav yvTnö-ntoXiv Xeyfi di Ttjr Aiynm- , fnnälj ?xfT onrnaxa
TToAAft fori. Phot. v. 'Hyw ntrnald. Poll. VII, 197. iMeinekc frg. com. Gr. IV p. 637 ver-
muthel ymQOTioXig.)
8) Theophr. de odor. 6, 27. Ath. XV, 689 D.
9) Cratin. b. Ath. VI, 267 E. 10) 1. 1. p. 81.
11) Nämlich 470,000, Ath. VI, 272D. Schol. Pind. Ol. VHI, 30. Vgl. Müller p. 12S.
12) Hesiod. beim Schol. Pind. Nem. III, 21 u. Ol. VIII, 27 (frg. 67 Göttl.) :
Ol ä' ^Toi TTQÜTOi ff P|«)' i'^rcg tt/j(fieX(aaag,
n^iöroi ä' lajCn äirro viiag nrioa novjonoQoio
(Über die Bedeutung von Cti'ia'' vgl. Müller p. 75.) Vgl. Tzetz. Chil. VII, 133.
§ IH. DiK ORiECHiscnEN Inseln. 91
§ IN.
Die griechisfhcu luselu (Fortsetzung).
Delos. Die Geburlsslalte Apollos, das heilige Delos, war schon in allen
Zeilen einer der wichligsleu Handclsplälze im aci;aeischen Meere '. Hierhin
strönilen die Fremden von allen Seiten zusammen, Privatpersonen und Gesandt-
schaften der Staaten des Bundes, dessen Centralpunkl die Insel war, kamen zu
den religiösen Feierlichkeiten , und dieser srossartigc Zusamnicnfluss von Frem-
den brachte, wie das natürlich ist, Handel und Gewerbe auf der so günstig gele-
genen und mit einem guten Hafen versehenen Insel schnell zu einer hohen Blülhe.
Schon in der ersten Zeil des griechischen Handels war der Markt von Delos
der bedeutendste in Griechenland; am höchsten aber stieg die Bedeutung des
delischen Handels in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts v. (^hr. Da-
mals fluchteten viele Corinthier nach der Zerstörung ihrer Vaterstadt auf diese
Insel, und der industrielle Geist dieser gehornen Kunsthandwerker, wenn i<h sie
so nennen soll, brachte frisches Leben in Handwerk und Handel-. Niclii lilo>s
aus Griechenland ', von allen Theilen der damals bekannten Welt \\ unlen nun die
Markte besucht ', da nicht nur der gute Hafen und die vorlheilhafte Lage für die
von Italien und Griechenland nach Asien Handel tieibenden die Kautleule an-
lockte , sondern auch die alte Heiligkeil des Ortes eine gewisse Sicherheit zu ga-
rantiren schien ■^. Auch als die auf das Aufblühen des delischen Handels eifer-
süchtigen Athener sich widerrechtlich der Insel bemächtigt und die Delici- v(>r-
drangt hatten, hätte dies der Bedeutung \on Delos für Industrie und IIimkIiI
keinen Eintrag gethan, wenn nicht im mithradatischen Kriege die Fclillieircn
dieses Königs, Archelaus und Menophanes, die Insel erobert, verwüstet \nid die
Bewohner theils getödtel, theils in die Sdaverei verkauft hätten, sodass sie seil
der Zeit einsam und verödet war, ein stumm mahnendes Zeugiiiss von der Ver-
gänglichkeil irdischer Macht und Grösse «.
Unter den auf Delos betriebenen Gewerben war eins der ältesten und be-
rUhmlesten die Erzarbeil". Wie diese Technik sich hier ausgebildet , wer sie
etwa nach der Insel gebracht hat, dartiber haben wir auch nicht einmal .Mulh-
inassungen ; Bergwerke, deren Bearbeitung etwa darauf geführt haben kömile,
befinden sich auf Delos nicht, das Metall mnss also von auswärts iiekonnnen sein.
1) Vgl. über den Handel von üelo.s llullma nn .s. as lt. und 160 ff.
'i) Str. X, 486 : t/))' fiiv orv Jijkoi' fväoiov ynofiivr]v ovkds tri /iäi.i.ov i;r|ijot xiiinuxn-
i/tiau i'jnö 'Po)ftttt'uif KöfiifSog. txtiot yn{i ftutfriäntiant' ol fftno(>oi, xni ttj; niti.n'fti toi"
linoC n^oxitXouiiirtjg avrovs xrü rijs ti'ixaiijiag jor lifidos.
3) l'aus. III, 23, 2: T>j; ytin .tt]i.ov joit ffiTiogior Toiq'EXhiaiv ova^i xai ridmii lofg
{(lya^ofifvoig cTin röv !HÖv <5oxoija>)S ntcQfyjir. Vgl. VIII, 33, ^ : ii .tfjXot, lö xonor 'IllXijiiüy
ifinÖQioi'.
4) Plin. XXXIV, 9. 5) Vgl. Paus. III, iH, i. Sliah. I. I.
6) Vgl. über die Iclzlcn Schicksale von Delos l'lul. Sullii H. .Sil-, und l'aus. II. II.
7) Plin. XX.XIV, 9: iinliiiiiissima aeris ijlorin Driiiuo fiii! iiirrraltis in Delo cuiueleOitinle tuto
orbe, cl ideo cura oflicinis.
92 III. Europa.
Dass aber die Frequenz des Tempels , welche die Fabriealion von VVeihgeschen-
ken, die gleich fertig an Ort und Stelle gekauft werden konnten, hervoi'rief , hier
wie an manchen andern Orten (ich erinnere an den Goldschmied Demelrius in
Ephesus) der Metallarbeit ungemein förderlich gewesen ist, das ist höchst wahr-
scheinlich. Das älteste Fabricat der delischen Werkstätten ' waren die bronzenen
Füsse von Tischen und Triclinien ^ ; auch ganz eherne Betten und Sophas wurden
verfertigt 3. Erst später wurde das delische Erz auch in der bildenden Kunst
verwandt, wo es den ersten Rang neben dem aeginetischen behauptete *. Zwar
eine eigene Kunslschnlc bildete sich nicht aus; das Erz ging unverarbeitet nach
auswärts in die Ateliers der grossen Erzgiesser; Polyclet bediente sich desselben,
wie erzählt wird 5. Hingegen blieb das eigentliche Kunsthandwerk nebenher be-
stehen, und dass die einwandernden Corinthier, die ja eine so eminente Kennt-
niss des Erzgusses und der Fabrication bronzener Geräthe mitbrachten , dasselbe
noch bedeutend gehoben haben müssen , ist unzweifelhaft. Aus jener Zeit wird
der grösste Theil der von Cicero öfters erwähnten delischen Erzarbeiten , zumal
Gefässen stanmien , welche die Häuser der reichen Sicilier und Römer schmück-
ten und einen nicht minder hohen Werth hatten, als die so theuor bezahlten co-
rinlhischcn Erzwaaren ".
Über die andern Gewerbe der Insel sind wir wenig unterrichtet. Es werden
zwar Teppiche erwähnt', doch lässt sich nicht einmal bestimmen, ob dieselben
einheimisches Fabricat waren. Dagegen war die Salbenlierei tung seit alten
Zeiten dort zu Hause und sehr berühmt^.
Seriphos, in gewerblicher Beziehung sonst nicht bcmerkenswerth , ver-
ilieul Erwähimng , weil die Untersuchungen neuerer Reisender gezeigt haben,
dass der grosse Eiscnrcichthum der Insel von den alten Bewohnern nicht
unltenutzl gel)liebcn isf.
Siphuos. Auf Siphnos wurden aus einer besonderen Steinart Gefässe
verfertigt, sowohl Koch- \\ ie Es.sgcschirre '". Daneben wird vermuthlich auch
1) Ein ;fn>lxfroi' auf Dolos erwähnt dlo liisclirill bei Boeclch, Staatsliausli.il, 108, vgl.
C. 1. Gr. 158. Ebendaselbst werden Tu |ifo i wcrIcsläUen, xf(i«fitUt, auf Dolos genannt.
Vgl. Krause, Angeiologie S. 147.
2) riin. 1. I.: tricliniorum pedibus fulcrisque ibi prima aeris nobüitas, pervenil deinde et ad
deiim simulacra efftgicmque hominum et aliorum animaUum. Die hei Grit. b. Alli. XI, 486E cv-
wähnte rpff;7ff« mjriioiipyijs scheint darauf zu deulon, dass auih auf dein bonaclibarton In-
selchcn Rlienea Bronzearbeiten gefertigt wurdon. (Poil. erwälinl VII, 33 (itjvioviiyij f/jiStitl(iri
als eine Art Frauenschuhe.)
3) Plin. XXXIll, 144. 4) Plin. XXXIV, 8 sq. 5) Plin. ib. 10.
6) Cic. pro Rose. Ainer. 46, 133. Verr. 11, 34, 83 u. 72, 176 u. s.
7) Apoll, b. Ath. IV, 173 E : .ItlqoTg nanuyito/jiroig tfg Jii).ov TittQtTxov .li'i/.ioi n/ri!. xn)
ö^og X«! fkniov xai ft/i« xa'i arijüifittja. Dass die Kunst, Schafe zu schceren und Wollr zu
weben, von Cypern nach Dolos gebracht worden sei, sagt Seiv. s. Virg. Ed. VIII, 37, ficilii ii
in sagenhaftem Gewände.
8) Plin. Xin, 4 : laudalissimum (ungucnlum) fuit in Dolo insula.
9) Tournefort, Voyage p. 69. Fiedler, Reisen in Griechenl. 11, 106 IT. 562.
10) Theophr. de lapid. 7, 42: xal if ZCifvo) toioltÖs itg iariv ßiüosi ör)t'xiof ....
§ 18. Die (iRiEciiisr.HEX hsEL\. 93
die gewöhnliche Top feie i , welclie no( li lioiile ;iiif (h'r Insel l>etiiel)en winP.
bestanden haben. Dass auch
Faros Thonwaaren exporlirle, beweist die bi.sdiiift eines in Sieilien ge-
fundenen Henkels eines Thongefiisses : naqiwv'^.
NaxOS. Von der Insel Xaxos wissen wir in industrieller Beziehunii äusserst
wenig. Aristophanes envähnl ein naxisehes Fuhrzeug'', und der Scholiast,
dem Suidas folgt, erklärt diese Stelle sehr ausführlich ^. Darnach hätten die
Na\ier einst stark SchifTfahrt getrieben und sich dabei einer eigenen Art Boote
bedient, welche »Becher«, ndvd-agoi, hiessen , und nach ihnen Na^iovQyelg
■/.ävd^aQOi genannt wurden. Ebenso seien die Schiffe von Cnidos, Corcyra und
Paios nach diesen Orten benannt worden, also Kvidiovqyi^g . wobei nach dein
Zusammenhang der Stelle jedenfalls xdv^ögog zu ergänzen ist, KiQxvQog,
nÜQUv. Es ist auffallend, dass diese drei Orte uns weniger wegen ihrer SchilV-
fahrt, als vielmehr wegen der daselbst verfertigten irdenen Gefässe bekannt
sind; und auch die angeführte Stelle des Aristophanes macht den lündruck, als
sei da eigentlich kein naxisehes Boot, sondern ein wirklicher Becher gemeint'^.
Wir wissen zwar nicht aus den Quellen, dass auch in Naxos irdenes Geschirr
verfertigt worden sei, allein es liegt doch sehr nahe, das zu vermuthen . da dn
treffliche Wein aus der dem Dionysos geweihten Insel viel in's Ausland gin^ iind
man dazu irdener Aufliewahrungsgefässe bedurfte".
Bei Aristophanes nämlich wird Trygaeus , als er im Begriff ist , seine Beise
nach dem Himmel anzutreten, von seiner besorgten Tochter gefragt, wie er sich
retten könne, wenn er in's Meer fiele, worauf er als sein Falirzeui; in (licsein
OTQoyyvloi xni ßtaXmSr\i;, /.tu r.iQitvtim xttl ykvifircci äict jh /julaxot ■ iliitr ät ntiQ(o!l7j xiä
änoßttifri Ti5 tlalm, fidai it (!if6ä(iit ydfrni x«l dx^/jpöf. noiovai <f ff «rrof nxfrij jt'i fni-
lynnff«. I'lin. XXXVI, LIO: in Siplino insula lapis est, qui cavnlur tiirtmliiriiuf in i mvi rel iii-
quetulis cibis utilia vel ad esculenlos usus. Stepli. Byz. v. SCifvog.
1) Die Miinncr von Siplinos zerstreuen sich im Früliling über die l\ii>liMi lii's Arcliipelagus
und fabriciren, wo sie guten Thon finden, Kücliongcsctiirr und Wasserlirüge; ebenso wird auf
der Insel selbst viel irdenes Geschirr angefertigt; ein auf den Keldern sich findendes Metall
giebt das beste Material zum Verglasen der Kochtopfe ab. S. Ross, Inselreisen I, 139 fg.
2) C. I. Gr. III p. II. Dass auch der Schiffsbau auf l'aros nie hl (.linc Hoilculuim war.
geht aus der gleich anzuführenden Stolle des Steph. Byz. hervor.
3) Arist. Pac. 143; r'o iSf tcXoToi' tacnt IfaiiovQy'ijg xiiv,'ht(>og. Vgl. .\lh. XI, 4SGIi.
4) Schol. Arist. I. I. nXoTn ^i' ovrio IfyöfiirK, xärfhtenoi, if NnSta yirö/jfin .... liXXn
xni ^ctjuiaxäv r^tönor (frjatr ö K()aTiyog. x(u ort <lnXttaaox^«TOVfT(s Tiore Nii^ioi f;(i_)iüi-7o
ctvToic: loTg xfir!lti(>ois tnl -nXior .... riöf y«(> nXottof rng fvQovaag nöXeig jitg n(t)rntxTotlitg
IxaXouv Ol 7j((o'if()0( (nwi'Vftovg, otov joljg yvf Xf/.tßovg Ntl^lov^^)■^lf tüiOfinCot; Ix lov ttviav
Si eh'cti xttl z6 KnJiovfiyifg xai toi' M((>xv(jor nnö Kn>xv()fig xtel luv TtiiQuiva iino Jlti^ton.
ili'rixQvg (f^ Mitavdijog fr lVniixXt'](>it) xiii'htujor fhie ttXoJov thai. Suid v. jV«J/Oüp)'^e XKr-
9ttQog.
5) So fasst auch Krausi', Angeiol. .s. 314 di.- .>^lcllr auf und liriiii;! sie in Vcrbindiiii;; mit
dem Culte des Dionysos auf Nn\os.
6) Vgl. Archil. b. Ath. I. :)nl\ II. Sil) Dicd V. r,i Clrs. b fhol l.il.l .-.mI li p 4r.,\
Steph. Byz. v. Nti^og.
94 111. Fairopa.
Falle den Na^iovQyrjg xävO^aQog bezeichnet. Man versteht nicht , wie Trygaeus,
wenn er von seinem stolzen Ross herunlerfiilll, zu einem naxisehen Boote kom-
men soll. Und wenn er eins hätte, so konnte er sich ja in der Tliat recht gut
darin retten, während man doch bei der Seltsamkeit dieser fabelhaften Reise ge-
rade vermuthen sollte, dass er irgend etwas hier nennen würde, was eben so
abenteuerlich und phantastisch ist, wie sein Mistkäfei'. Wenn wir also hier unter
dem naxisehen Cantharus ein wirkliches Boot verstehen , dann entbehren die
Worte jeder Pointe, sie erhalten aber eine solche, wenn Trygaeus einen naxisehen
Becher, den er vielleicht ])ei sich trägt \ als sein Fahrzeug in der Noth bezeich-
net. Das ist ein Rettungsboot , wie es zu seinem Flügelrosse und seinem origi-
nellen Steuerruder 2 vollkommen passt. — Zu gleicher Zeit enthält die Stelle ein
sehr cond)inirles Wortspiel. Ein Cantharus (Käfer) ist es, auf welchem Trygaeus
gen Himmel reitet; auf einem Cantharus rettet er sich, wenn er in's Meer fällt,
um in den Hafen des Heroen Cantharus einzulaufen^. Und der Doppelsinn liegt
nun auch darin, dass der NaSinvgyfjg y.dvd^aQog nicht bloss einen naxisehen
Trinkbecher, sondern auch ein naxisches Boot bezeichnen kann; denn dass in
der Thal auch Fahrzeuge so benannt wurden , ist anderwärts hinlänglich be-
zeugt <.
AmorgOS. Auf der Insel Amorgos wuchs ein f e i n e r F I a chs, vom Namen
der Insel ä^in^yig genannt, der nach den Nachrichten , die wir darüber haben,
mit dem Byssus Ähnlichkeit gehabt zu haljen scheint s. Aus diesem Flachs wurde
feine Leinwand" und die bekannten zarten amorginischen Gewiinder.
--//.WQyivtt, gewebt", welche im 'jten und Iton .Inhrhundort v. Chr. in Ciriechen-
1) Man erinnere sich, dass Trygaeus ein Winzer ist, ü/^ntiomiyhi ()'f|(6f, v. 190.
2) S. die Erliiäi'ung der vorliergelienden Verse beim Scliol.
3) V. 145. Eine der drei Bucliten des Piraceus fülirte den Namen nach dem allisclien He-
ros Cantliarus, Suid. 1. 1. Scliol. Arist. 1. I.
4) Vgl. namenllirli Alh. \1. 'linDsqq.
!>) Eust. z. Diüii. .i-j:; in <)f 'Auöijynog .... yntuiog hn'.'lfjor, ioto X0'^f<"">^ l'aiu;
iXitio/QOov Tiro's'. i!/iioij)')j j'äu )'; luv ü.ttluv vitomulHir], o tarir ö roryiag. llavaavCu^ ä't, ui
70 \/ttix6>' l.f^ixöi , «AAo T( luifttCfii. liyiDi ■ »' Jiioo)'!).; (ifjoior ßi'Onr)«. Scliol. Arist Lys. 735 :
trji liroy.uXnf.ni';. '^ari df y auonytc nuoini' uX^niarot /.i'i i;i. :i^ut).t:i t'^ovot iSf ttvTO xai ^tiyn^ffi'-
IUI. fOTi ina<i6(hmXtjTTi, 117,1-0 r!ir iivniioi xiä i i,iy.un.i i,r„n . Clrm, Alex. l>acd. II, 1 0, p. S39 :
r« iVt äiiooyna xa'i ßvarmii nnoTiin tlaipotr. \. ' /iionyi,^' miti :i ituii-ii i,rn/ir ti ßianu). El.
niai;!!. v. \luuijyiio.; y_n(t)tin/.0(;, 7tic(jü rijr ra/öo;'!,/', o tni i tiiio^ /nwiiai , i, oimiov ßimaio. Doch
sie III P.S. -Pia I. Episl. \lll. 303 A den aniorginiscl,<.ii (iewanderu die Jl/zf/.ixiV Uiu entgegen,
er scheint sie also l'ur mrlii Icimi'iic ^i'hiiliiMi zu Imlieii, wie ja auch der 13yssus oft für Baum-
wolle angesehen wimiIi'. \ ^1 1 (' s |i. Jyi; M|(| . ilii die amorginischen Gewiinder lür Malven-
slolTe hält, benutzt diese Stelle luil Linrechl zur Sliilze seiner Vcrmuthung.
6) Vgl. Becker, Ctiarikles III, 190. Vates a. a. 0. .Movers, Phöuizier, II, 2, ae.'j II
WIskemann, die antike Laudwirlhsehafl S. 23.
Das. d. .S'hol. Arlslol. Ii. an. V, 19. Poll. Vll, 37: UriKfdmji lU iitjon' tr Miiiiftu- »^ir /a,: ,
(}/i6(iyn-nf«. Ib. 74 : zit i)'e üfiooyiru ylyvfall-ni fttv ti< liotaT« tv tij 'A/ionyto, Uioy i)' ovr xu'i
ravTKi firai i.fyovaii'. Suid. v. \^/fioQyli xvQtiui t} XnoxaXiUnj, ('^ rji; ylvtrai iväufttait «uojy-
yitu Xtyouii'U, Hes. v. '/tfiöoyiiu, XfuJovifti fidruaToi. Et. M. v. 'AuoQyfi p. 86, 1 J. xaXüuii
§ IS. Die GRiKCHisciiEN Imseln. 95
land, nainentlicli iilier in Athen sehr berühmt waren'. Sie waren von grosser
Feinheil, wie es selieint fast ilurchsichliii'-; über ihre Färbt? herrseht bei den
alten Schriftstellern selbst keine rechte Klarheit. Da nämlich duoQyij einePIlanze
zum Rothfiirben ist *, so wird das Beiwort dfiogyivog bald von der Insel Amoriios,
bald von der Flachsarl dfioqyig, bald von iliesem Färbeslod' abgeleitet. Doch
scheint es in der That, als sei die uewöhnliche Farbe der amoriiinischen (lew an-
der röthUch odei- purpurn gewesen *.
Dass die Weberei auf der Insel selbst betrieben wurde, ist nicht zu bezwei-
feln, obgleich die .Nachrichten, die das direct bezeugen ■'•, aus einer Zeit stammen,
wo sie langst untergegangen war, da die aniorginischen Gewiinder nur um die
oben angegebene Zeit in Griechenland bekannt gewesen zu sein scheinen'', alle
andern Erwähnungen aber nur auf todter Lexicographen-Gelehrsamkeit beruhen ;
daher auch das Schwanken über die eigentliche Bedeutung dieser Stolle, lüben.so
sicher aber ist es, dass jene Flachsart auch in rohem Zustande ins Ausland ging
und in Griechenland verarbeitet wurde: bei .\ristophanes erwähnt eme Frau,
dass sie ihren amorgini.schen Flachs ungehechelt zu Hau.se habe liegen lassen •.
und bei Aeschines wird eine Frau genannt , die in der Anfertigung feiner amor-
ginischer Stoffe geübt gewesen sei und dieselben, natürlich für ilni-ii Herrn, zu
Markt gebracht habe*.
MelOS ist wichtig als Fundort einer eigenthümlichen Gattung archaischer
Thon befasse, deren ornamentale Ausstattung vollkonunen orientalisches Ge-
Ti^, (^ 7jg ifd'vf.iec7(i tcuooyira ■ oi d^t ).ird vif itOuftTfi ' oi Jt Kjt' 'ytuöoyov t»/s t-i^nnf ni i\i-
äuonyli'ov; ro'vg tovffQoii zd yijüi^u. Moeris v. './fiönyitoi' ■ [tfrixiS^ ■ Xfniör öificOftit, 'Kll))-
iix(üi. Vgl. Eust, und Clem. .\le.v. II. 11.
tj Auch auf Inschriften Sclialzverzeiclinisspn aus .\lhoii kiiniincii ninorginischc Kleider
vor, vgl. Rangabe, .\ntiqu. hellen. II, 536. 546 fg. 549. l)ass e.'. kiislharo Stoffe waren, be-
zeugt das Elym. M. v. \laÖQyirog /iTioiiaxog p. 85, 15 : arjuaivn iti y.n'i lifr iroXujtXrj faüijTit.
2) Arist. Lys. I. I.; vgl. v. 48: r« äittqttr!} ;if(r(ui'«a. Schol. Arisl. Lys. 735. Hes.
Moeris II. II.
3) Schol. Arist. Lys. 150; ol fzii' ^(><u/x«roi lläos Triäuon))/! . .Suiil. v. 'luitnyiiit. yoiü-
fiarog tiäog, anö r^aov'/lfiOQyoC'ytog. Eust. und Et. M. 11. II.
4) Lex. Seg. p. 204: '^u6(>yii'a- jä ■noQifvnojiuifij vij/jaia xai XfJiTii, Scluil, .\i'scliin.
adv. Tim. § 97: '.■tftöoyivtc ti^r Xiioxalainji- a^onyläa Xfyovaiv. ifioi d'i ü/jöoyiiu ntiiia
rä XfTiJtt infäaitttTa, üloviiyä äi t« evttr&rj tHiti Trji' ßaifriv. Steph. Byz. Et. M. Vgl. T ii ii v-
nofort, Voyage du Lcvant I, 89. 5, l'oll. VII, 74. Et. M. II. U.
6j Clearchus aus Soli, ein Schüler des Aristoteles, erwähnt bi-i Atli. VI, 255 E ein noaifv-
l/ovf ätttfiranoi' 'y/fioQyiita xttlvttftaji TTfQitiXrjftfi^ioi-, doch kann ilic von ihm erziilille (ie-
schiclile sehr wohl in eben jene frühere Zeit fallen.
7, Lys. 735 : laXuiv iyü), rüXuiiu Tijg äuo(jyi'äog,
i'/v tiXonov 01X01 xttjuXfXonj' ....
Dass die Komiker sonst häufig dieser Stoffe gedachten, geht nicht nur daraus hervor, dass fasi
alle Le.xicographen sie aufgenommen haben, sondern wird auch von Harpocr. I. I. ausdrUrk-
lich gesagt: /ttvij/toili'ioi'ai dt oi xmjuixo'i noXXäxtg jiSf'/iftooyltiiüi', lüg xnl '.^oiaro</Kri/( >/i-
aiajQttji) xtd EvToXii lloXiaiv. Vgl. Cratin. b. Ilesych. : 'Ajio^'öv (fJov ß^vilrqf iijlhii
Tivä. Antiph.h. Poll. 1. 1. Vermuthlieh verdanken sie diese liiiuligen Erwähnungen ihrer elwiis
indecenten Durchsichtigkeil.
8) Aesch. adv. Timaivh I. I. : yin'«ixii liunoyit'' fmaraiifiiii foyä^fallui ;«(i tijyit ti:iii'<
ilg Tiji' äyoQÜv fxifdjovauv.
96 in. EiROPA.
präge inigl und darauf hindeutet , dass die auf Melos betriebene Töpferei , da die
Annahme einheimischer Fabrication nicht abzulehnen ist, fremden Einflüssen
unterlegen war'.
Auch scheint der Beriibau auf der Insel heimisch gewesen zusein; Spuren
von Eisenbergwerken .sind xon neueren Reisenden gefnndtn worden-,
und auch die Beridniidiril des nieli.sclien Alauns ' liissl auf bergmännische 'i'liä-
ligkeit sddicssen.
Thera. Nach der Insel Tliera haben die Pliönizier .schon in alter Zeil di<'
\V(>lierei gelirachl'. Von Cadnuis er/.iihlle man, dass er auf der Insel Piiii-
iii/ier und unter ihnen seinen Verwandten M(Mnl)üarus zurückgelassen habe, den
Sohn des n.niYÜlxt]g'\ welchen Namen 0. Müller sicher mit l\echt durch »Bunl-
wirker« [n o milsv $ oiXov noiv.ilTrje) erläuierV'. Es liegt nahe, diese Nachricht
damit in Verbindung zu bringen, dass in Thera bunte Gewänder gewebt wur-
<l('n', welche auch versandt wurden, und deren Anwendung im Cultus des
Apollo ■* und Dionysos" dafür zu sprechen .scheint, dass bereits in früher Zeit
diese Gewebe Ruf erlangt hatten. In der späteren Zeil scheinen sie nicht mehr
sehr bekannt gewesen zu sein ; wenigstens werden sie ausser bei den Lexico-
graphen und Scholiasten (die auch nicht einmal recht wissen, ob sie dieselben
von der fnsel Thera oder von den Thierfiguren ableiten sollen) nirgends erwähnt,
was dafür spricht, dass sie nur in antiquarische!' Beziehung als etwas zum Cultus
geliiirigcs. x\('nig<'r wegen hervorragender Güte, bileresse halten'".
Neuere Au.sgrabungen haben auf Thera Vasen des ältesten Stils zu Tage ge-
fiirdert, welche mit den bekannten melischen Tlioniiefässen iiinsse Ähnlichkeil
hallen, (ihemisclie Untersuchungen des Thons sewie ;niilei-e liiiiiide luhren dai-
auf hin, dass dieselben sicherlich die Producti' Idciler Technik .sind; die Tö-
pfeie i gehl auf dieser Insel vielleichl ebenso wie die Weberei, bis auf die Zeiten
iihünizi.scher Colonisalion zurück n.
1) Vgl. Conze, Melisclic Tliongcfa.sse, Leipzig 1S6-2.
2) Tournefort, Voyage p. 60. Fiedler, Rei.sen in Gricclicnl. II, 106 fT.
3) Plin. X.XXV, 184. 188. 190. Polt. Vll, 23.
4) S. über die Phönizier auf Tliera Movers a. a. 0. II, 2, 266 (T.
5) Her. IV, 147. Schot. Pind. Pylh. IV, 88. Stcph. Byz. v. Gi]nu.
6) Orchomenos S. 326. Nach einer andern Mythe soll Cadmus pliünizische Frauen auf der
iiscl zurückgelassen haben (Schol. Pind. 1 1.), was gleichfalls für den phdnizischen Ursprung
ler Weberei auf Tliera spricht.
7 l'dll. Vll, '.S : Hrjoaioi' iuiirior rj (i/rö rrie yt'jaov ij 70 <ög &r]Qitov tt'iKfctafiiiiov. VII, 77 :
'-'•K'"-
'nXni' II 7101x0.01' ■ Ol '_IttixoI ■ iSoxH äf nno Qrjijas T^e
rrjaov7rnoityoofvtn;i,<, V-1. Kl. M. v. 'j/iouyirm x'Tiorlny.ni p. 85, 15. Suid. V. 'ylixÖQyivn.
Schol. Arist. I.ys. 1,10, .\ii<-li ;uil liiscIuHIcii wcr.l.'ii '-;/;»«"< erwähnt, vgl. Rangabö, .\nt.
Iicll. I 508. — lliii.i;i'Ms -sind sulclic üiiiilw ii kercieii niil eiiigeweblcn Figuren phantastischer
Thiere ganz im phünizi.schen Geschmack.
8) Die athenischen vornehmen Jünglinge, welche als oQ/rjaTctt um den Tempel des deli.-
schen Apollo tanzten, xarfMofTO i'uari« ti3i' QriQaixiäv, Thcophr. b. Alh. X, 424 F.
9) Vgl. Polt. IV, 118: TÖ Sijotiiov ro JiorvniKxöv.
10) Doch bUilit die Weberei nocli heule auf der Insel, vgl. Voswinckel, De Tlienienrmu
insulis p. 30. 11) Vgl. de Witte im Arch. Anzeiger 1S66 S. 258
§ IS. DlK (illlKCHISCHEN InSELX. 97
Creta. Äusserst wenig wissen wir von den auf Creta vorzüglicli betriebenen
Gewerben. Schon in aller Zeit i)lühte die Färberei '; es wurde nicht nur mit
dem Safte der Purpurschnecke, sondern auch mit Pflanzensaft (phi/cos thalassion,
eine Art Meerlang' gefiirbl^. Ob die von der Insel Creta benannten Gewänder'
aus Flachs^ wirklich daselbst gewebt und verschickt wurden, oder ol) sie den
Namen nur nach dem auf Crela üblichen Schnitte erhielten (wie oft z. B. me-
dische Kleider, gallische u. s. w.l, ist ungewiss ■•.
Als Ileinial der Meta 1 1 a ibc 1 1 wird Crela bezeichnet durch die Sage von
den idaeischen Dactjlen'' uml il<n Tileliinen . welche von Creta nach Rhodus
gekommen sein sollen'. Doch erfahren wir aus .späterer Zeil wenig darUl)er'*.
Zwar .scheint die Waffen fabri cat ion stark betrieben worden zu .sein", aber
für das Ausland .scheint sie nur geringe oder gar keine Bedeutung gehabt zu
haben'". Von cretischer Thonnrbeit legen einige in Alexandria gefundene
Henkelinschriften Zeugniss al) ".
Beiläufig erwähnt wird orelische Sl yrax-Salbe'^ und cretischer Kuchen '^.
Corcjrra. DieCorcyraeer nahmen unter den handeltreibenden Nationen der
alten Well eine sehr bedeutende Stelle ein. Der Handel auf dem adriatischen
Meere mit den Nalurproducten und Gewerbserzeugnissen der angrenzenden Län-
der war längere Zeil beinah allein in ihren Händen.
1) Bei Her. IV, 15t winl ein «> i;p nooifVQfvg aus der Stadl Ilanos erwähnt. Diese Sladt
ist eine phonizische Gründung, s. Movers a. a. 0. S. 259.
2) Thcophr. hist. pl. IV, 6, 5 : xai (r Api/Tij äi ifvirai Trpöf rp yij fitl rtöi- niTQiäf tiXiT-
aror xcc) xülliOTOv o> ßctTTTOvaiv oi ftöiof Ttig jairlnq, nllä xii'i fgin xni ifii'ma ' xtc) ?w? kj'
i) noöaifftTog fi ßfcifr) TioXii xiiiMoiv ij ynön jij; ■nonifvnctg. Plin. XIII, 136: circa Cretani insu-
lam nato (fruUcej in petris purpuras quoque iti/iciunl. .XXVI, 103: (pliycos Ihalassiou) , quo in
Crela vestes lingunt XXXII, 66: laudatissima (alge) quae in Crela insula juocia terram in pelris
nascilur tinguendis eliam lanis ilii culorem adligans ul etui postea non possil.
3) Arisl. Tliesm. 730; av dt rö Kqijtixov iijiöifvS-i raydog. .Seliol. fJJof iiiariov. Vgl.
lies. V. KQtjiixöi- ifiajCäiov Xcnr'of xni ßQtr/v. .Slrah. X, 484. Claud. rapt. Prnsorp. II, 33:
Gorlynia vestis. — Über die Kleidung der Creler s. Meursius, Crela p. 184.
4) Auch die Schafzucht wurde auf der Insel betriehen ; vgl. Opp. Gyn. II, 377.
5) In Athen trug der Archon Basileus ein cretisches Gewaml, Poll. VII, 77 : ixnifTro iSf
Ti xni KQXjiixof, eji '^»tjvtiair 6 ßctailfve f/ni^ro. Es ist mir sehr unwahrscheinlich, dass die.s
Kleidungsstück wirklich von Creta gekommen sein soll.
6) S. die betr. Stellen der alten Schriftsteller bei Overbeck, Sohririi|Ucllrn Nr. ^7 -:19.
woselbst auch die neuere Litleralur angegeben ist.
7) S. oben S. 50.
8) Bronzene TrinkgeRisse der Gortyn ier erwiihnt Alh. XI, 502 B.
9) Waffen waren den Cretern die liebsten Geschenke, s. Ephor. h. .^Ir. X, 481. Nicol.
Damasc. b. Slob. Sermon. XLIV, 41 (14 Westerm. paradoxogr.).
10) Die Insel hatte Mangel an Metallen und niussle daher, was sie an ICisi'u nml Kupfer
brauchte, einführen. Vgl. Hoeck, Kreta I, 40. 443. III, 423.
11) C. I. Gr. III p. III. Vgl. Juv. XIV, 271:
Qui gaudes pingue anliquae de lillore Cretae
passum el miinicipes Jovis ndrexissc lagenas.
Crelische .\mphoren erwiihnl Philoslr. her. 2, 6.
12) Plin. XII, 125.
13) Alh. IV, 130C. XIV, 647K. Plin. Will. 77 nilinil das crelische K la ft ni e li I.
Blümner, Die gewerbl. Thüligkeit d. kluss. AUiTÜiura». 7
98 III. RnioPA.
I),isjenii;e l'roducl iliicr ciizciifn Insel , was sie wolil ;ini mcislcn in's Ausland
fühlten, war der Wein ', und niil ihm die zum Ti-ansi)orl und zur AuflieWahrung
desselben angel'ei'tiglen Thongefässe^. O. Jahn hat es vvahrscheinlirh ge-
macht^, dass die corcyraeischen Thongefässe nichts anderes sind, als die von
Plinius wegen ihrer Dauerhaftigkeit gerühmten adrianischen Gefässe *, und dass
es sich bei der Erwähnung der auf den Markt nach Istrien gebrachten Amphoren
von Corcyra wohl mehr um den Wein, der darin enthalten gewesen sei, handle,
als um diese selbst 5. Andere Gevverbserzeugnisse der Insel scheinen in Griechen-
land nicht bekannt geworden zu sein ; da die Corcyraeer vorzüglich mit Barbaren
Handel trieben , wurden für den Export vermuthlieh auch hauptsächlich solche
Gegenstände gefertigt , welche sich für diese Völkerschaften am besten eigneten.
Dass der lebhafte Seehandel eine nicht g<>ringe Technik im Seh iffsba u mit
sich brachte, versteht sich von selbst''.
Oberitalien.
Ligurien, Oallia cisalpiiia, Veuetien. Unter den Producten der von
der Natur reich gesegneten oberitalischen Ebene nimmt die Scha f wolle' eine
der ersten Stellen ein. Die Wolle der Heerden von Gallia cisalpina gehörte
zu den besten Sorten , welche die römische Kaiserzeit — und diese ist es ja,
welche bei unsrer Betrachtung der industriellen Thätigkeit dieser Länder allein
in Betracht kommt, — kannte^; gar mancher römische Gro.sse liezog von seinen
1) Vgl. Ath. I, 33 B.
2) P.s.-Ari.st. mirab. 104 {iU) berichtet, il:>ss im Innern von Islrien i'ln Markt sei abge-
balten worden, auf welchen die Kaufleulc aus dem Ponlus lesliiscbe, chiisehe und (basische
Weine brächten, jiuqh öt riör fx tov'aSqIov toiV KfQxvim'ixovi üfi<iogfh [no>XfTa:hiii.
3) Berichte d. Sachs. Ges. 1S54 S. 34 fg. Vermuthet hat es bereits G. C. A. M lI Her, de
Corcyr. republ. p. 62. Vgl. auch Weicker im Rhein. Mus. I, 2, S. 339 ff.
4) Plin. X.KXV, 16t; Cois laus maxima, Hadrianis firmilas, verglichen mit der Glosse des
Hesych. KfQxvQcimi nfAifo(>f7s- t« 'ASoiaru xtpö/uta,
5) Vgl. Anth. Pal. VI, 257. IX, 232. Doch darf man he\ einer Tochterstadt Corintbs wohl
mil Recht auch eine bedeutende Technik in der Töpferei voraussetzen. Vgl. Krause, An-
geiol. S. 257.
6) Die Corcyraeer galten für die Erfinder einer bestimmten Art, nach ihnen xi(ixvnoi be-
nannter ScbilTe; s. Schob Arist. Par. 143. Et. Magn. s. v K/nxovQof p. 506, 15. Suid. v.
Na^iovoyi]; x«'c.»«()Of. Thuc. 1, 25 schreibt die Vortrefllichkeil des corcyraeischen Seewesens
dem Umstände zu, dass die Insel der Wohnort der homerischen Phaeaken gewesen sei; wahr-
scheinlicher ist es, dass die Corcyraeer dieselbe den seetüchtigen l.iburniern, welche früher
dort gewohnt haben sollen (Strab. VI p. 269), verdanken. Vgl. Grote, Gesch. Griecbenl. II,
315 der deutschen Übers.
Erwähnt mag werden, dass die Geissei n von Corcyra gerühmt wurden, Ps.-Plut. Prov.
Alexandr. 12 p. 1254 ; iii /jäariyfe «! KiQXVQnini Xfyorrcti (hdifogoi (hat naqu T«c liXXitQ.
7) Vgl. Yates p. 98 sqq.
8) Plin. VIII, 190: alba (lana) Circumpaclanis nuUa praefertur nee libra centenos nummos
ad lioc aevi excessit uUa. Coluni. VII, 2 : nunc Gallicae (oves) pretiosiores habentur. Vgl. Varro
L L. IX, 39.
§ 10. OllKlilTAI.IKN. 99
Schaflieerden am Po reiche Einküiifle '. Die verschiedensten Sorten wurden er-
zeugt, feine, mildere, grobe, letztere n.nmenllich bei den Ligurern^. Die
Wolle ging aber keineswegs unverarbeitet in's Ausland, vielmehr wurde sie an
Ort und Stelle zu Klcidersloflen jeder Art verarbeitet und diese verschickt-';
namentlich versorgle Ligurion mit seinen groben Stoffen einen guten Theil des
niederen Volkes, zumal die dienende Classe, von Italien ^.
Nicht minder geschätzt warder in Gallia cispadana gezogene Flachs
von besonderer Feinheit, sodass Plinius den daselbst gedeihenden Arten nach
dem Flachs von Saetabis in Spanien den zweiten und dritten Platz anweist^.
Derselbe wurde jedenfalls auch in jenen Gegenden gesponnen und gewebt , ob-
gleich dessen nicht ausdrücklich Erwähnung geschieht. Quantitativ bedeutend
scheint die Flachsproduction und Leinweberei in Gallia cisalpina jedoch nicht ge-
wesen zu sein , da ihrer nur wenige Male gedacht wird.
Von andern , in Gallia cisalpina blühenden Gewerben wird uns wenig be-
richtet. Die Metallarbeit, insiicsondere die Arbeit in Eisen und Erz, aber
auch in edlen Metallen wie Gold und Silber, war nicht unbedeutend, hat aber
im Auslande keinen Ruf erlangt, weil die Fabricate, wenn auch »nicht unge-
schickt« gemacht, <loch wohl künstlerischer Vollendung entbehrten". Die
Töpferei wurde an mehreren Orten stark betrieben; allein bis auf einige
grössere Städte , welche durch Handel und Industrie mächtig geworden waren,
beschäftigte sich der grösste Theil der Bevölkerung mit Ackerbau und Viehzucht ",
sodass sie selbst die Schätze, die ihnen ihr Land darbot, oft nicht benutzten:
so schafften z. B. die Ligurer das schöne Nutzholz ihrer Wälder, das sich zum
Schiffsbau ebenso vortrefflich wie zu andei-er Venvendung eignet« , nach Genua
und lauschten es zusammen mit Schlachtvieh, Häuten und Honig gegen die Pro-
ducle Italiens um \ Dasselbe mag dann in Genua , wo wir auch nichts von Ver-
arbeitung desselben erfahren , weiter verkauft und in alle Welt gegangen sein.
Diebeste Wolle in Gallia cisalpina lieferten die in der Umgegend der
Städte Parma , Mulina und Pollenlia weidenden zahlreichen Ileerdeii. Die Wollr
1) Vsl. Hör. Od. III, K>, .ir. ; ncr pinijuin Galliiis
crescunt veliera pnscuis.
i) SU-. V, 218: Tijy (U Tna%(inv (fQ^np) 'r\ AiyvOTixi] xct) Ij toiv ' I va(wfl(>ü)v Uff^ovai), /|
>;? TÖ TjXiov TJ/S o/xfTfi'«ff r(öj' 'Ixahtoröir (Cftnf/lTni.
S; Miiit. VI, H, 7 : me pinyuis Gallia veslil.
.Iii\ . IX, 30 : male pcrcussas tc.rluris pcriinc Galli
a<(ipimii.i (Incprnas I .
4) Sir. 1. 1. , vs;l. IV, 202 : fiTf!i!ln ()Y tlnir xa'i o! ^-fiyvoiirof 7f /iiunfc xa'i niiyoi.
:■,] l'lin. Xl\, 9.
6) Der Coiisul I'. Cornelius Scipio fiilirl in seinem Triiimplizuije ülier die BojiT H91 v.
Chr.) u. a. auf: fosa aenea Gallica aureos lort/ues millc quadringenlus septuagiiila «»im», ail
hos auri pondo ducenta quadraginla Septem, argenli infecti faclique in Galliris vasis, non infabiY
suo more factis, duo milia treccnta quadraginla pondo. Liv. XXXVI, *0.
7) Stial). IV, 202. 218 u. s.
8) Str. IV, 202: f/ouai ä' vX>iv iviaiHhn 7inu7inXlt]v rrti'njjyijai/iov xn) /ifyriXitihtitnnr,
mOT irCwf TOÜ 7ii't/ovf rijr ihäfifTiiov öxrä) yioifdir li'ni'nxtaUni noülü lU xu'i rij nnixiXiK Tri7i
fhv'iftov ovx fari /ffiito ttoÖc ti«; T(>a7ifCoTOifnt Turiä rf iFi/ xarilynifGif tff jt> fti looiov li,!
r(vovnv x«l llyffifKnu xn'i iS^Qfiitja xn) fifXi.
100 III. Europa.
von Parma ist namentlich um die orsle Kaiserzeit sehr beiühmt ', und eine Toga
aus parmensischcr Wolle wird nicht weniger geschützt, als eine tarentinische^.
Viele reiche Romer besassen daselbst gro.sse Heerden , die ihnen eine sehr ein-
trägliche Rente brachten'. Verarbeitung der Wolle in Parma selbst wird zwar
nicht ei-wähnt , fand aber zweifellos statt, so gut wie in Mutina, dessen um-
liegende Ortschafton , besonders die am Flusse Scultannas gelegenen , eine aus-
gezeichnete Wolle lieferten *, welche in Mulina selbst sicherlich einer grossen
Anzahl Handwerker verschiedener Art Beschäftigung gab''. Wie blühend z. B.
das Gewerbe der Walker daselbst war, geht aus einem Epigramm des Martial
hervor, in welchem ein reich gewordener Walker aus Mutina erwähnt wird, der
der Bürgerschaft ein munus veranstaltete •'.
Ausserdem wurde in Mutina die Töpferei eifrig betrieben '. Schon im
Jahre 1 77 v. Chr. erbeuteten die Ligurer daselbst eine Menge Thongefässe, welche
mehr für den practischen Gebrauch , als zur Zierde gearbeitet waren ^. Doch
müssen sie sich durch Güte ausgezeichnet haben, denn die noch zu Plinius' Zeit
bestehenden Töpfereien von Mutina versandten ihre Fabricate in alle Welt ■', und
auch im Mittelalter hatte die Töpferei daselbst Ruf"*.
Nicht minder berühmt als die Wolle von Parma und Mutina v^ar die durch
ihre röthliche Farbe sich auszeichnende Wolle von Pollentia in Ligurien",
in welcher Stadt sich ebenfalls Töpfereien befanden, aus denen namentlich
1) Colum. VII, ä, 3 : item (oves) quae circa Pnrmam et Mutinam macris stabulantur campis,
(pretiosiures habentur) . Marl. XIV, 155:
VetlerUtus primis Appulia, Parma semndis
nobilis.
2) Marl. II, 43, 4 ; (toga) quam seposito de grege Parma dedil.
3) Marl. IV, 37, 5: ex pecore redeunt ter ducena Parmensi . V, 13, 8: tutidet et innumeros
Gallica Parma greges.
4) Strab. V, 218 : ip^av ä^ rrjv fih fiaXaxi]V o< nfQi Movriiriv tÖttoi xa'i im J^xnuXrdttar
noTUfihr ff^Qovai noXii naaiSr xuMaTrji'.ygl. Colum. 1. 1.
5) Auf Inschriften: sodalicium carminalorum (Krenipler), in der Gegend von Mutiiia,
Orelli 4103 = Cavedoni, Marmi Modenesi p. 269. negotians lanarius in Mutina, Orelli 40G3.
6) Mart. III, 59, 2.
7) Vielleicht wurde der Ruhm derselben schon zu einer Zeit begründet, da diese Gegend
noch etruscisch war. Vgl. Müller, Etiusker U, 245.
8) Liv. XLI, 14,2: vasa omnis generis, nsui magis quam ornamento in speciem facta. Vgl.
ib. 18, 4.
9) Plin. XXXV, 161: habent et Tralles opera sua et in Italia Mutina, quoniam et sie gentes
nobilitantur et haec quoque per maria terras ultra citro portantür insignibus rutae officitiis.
10) Cavedoni, Marmi Modenesi p. 64 sqq. Man findet dort sowohl lolhe, den aiielinischen
gleiche, als schwarze .Schalen und Becher, s. Bull. d. Inst. 1837 p. 10. 1841 p. 144. Vgl.
Marquardt, Rom. Privatalt. II, 254 Aiim. 2344.
11) Plin. VIII, 191: nigri velleris praecipue (oves) habet Pollentia juxta Alpes. Colum. VII,
2, 4 : sunt etiam suaple natura pretio commendabiles pullus atque fuscus (color), quos praebenl in
Halia Pollentia, in Baetica Corduba. Mart. XIV, 158:
Lana quidem tristis, sed tonsis neta ministris,
quales non primo de grege mensa cilat.
Vgl. ib. 157. Yates p. 102.
§ 19. Oberitalikn. KU
Trinkgefüsse (Becher) hervorgingen '. Noch an einigen andern Orten Liguricns
blühte dies Gewerbe, so in Asla^ und — nach den dort gemachten Funden zu
srhiiessen — in Velleja^.
Lein Weberei wurde hauptsächlich lunriciicn in der (icgend zwischen Po
undTicinus, sowie in Retovia und Fa von tia , deren Linnenwaaren zur Zeit
des Plinius ausserordentlich geschätzt waren "i ; in Ravcnna liefand sich in der
spateren Kaiserzeil eine kaiserliche Weberei'".
Inter den Städten von Gallia transpadana und Venctien that sich
Pataviuin ganz besonders durch Gewerbfleiss hervor. Ihre Blüthezeil halte
diese Stadt freilich vor der Einverleibung von Gallien in das römische Reich , da-
mals als es nach einer freilich etwas übertrieben klingenden Nachricht des Strabo
1 20,000 Reiter in's Feld stellte«. Doch auch zur römischen Zeit noch war Pala-
vium die angesehenste und mächtigste der Städte des transpadanischen Galliens,
die durch Industrie alle andern weit überragte und die Erzeugnisse ihres Gewerb-
fleisses in grosser Menge auf die italischen Märkte schickte'. Ausser andern dort
blühenden Industriezweigen war es namentlich die Fabrication von Wollen-
sloffen, in welcher Patavium vom Beginn der römischen Kaiserzeit an l)edeu-
tenden Ruf hatte. Die daselbst erzeugte Wolle stand hinsichtlich ihrer Feinheit
in der Mitte zwischen der feinen von Mutina und der groben aus Ligurieu und
dem Lande der Insul)rer; man fabricirte daraus Teppiche und Kleidungs-
stücke, vor allem jenen unter dem Namen (juusupe bei den Schriftstellern der
ersten Kaiscrzcit sehr bekannten und oft erwähnten Sloll", eine .\rt Fries , bei
welchem die eine Seite zottig war**. Dieser Stoff fand in Honi zur Zeit des
Augustus Eingang'; doch scheint die Fabrication desselben älter gewesen zusein,
da schon Lucilius sowohl dicGausape '", als andere patavinische Stoffe ci-wähnl".
Man verfertigte aus derGausape namentlich warme Kleidungsstücke für Männer '2
1) Plin. XXXV, 160. Marl. 1. 1. 157;
Lanae PoUentinae.
Non tanlum pullo lugenles vellcre lanao,
Seil solet et caliccs Itacc dare terra stivs.
2) Plin. 1. I.
3) Bull. d. Insl. 1S.17 p. 15. Vi,'l. .M a rqna id I a. a. 0. .\iim. 2.V,S iiml Mniiinison im
Corp. Insüi-. I.at. p. 20i.
4) Plin. XIX, 9: in llalia rcginue Aliana inter Padum Ticinumque amucs, tilii n Snclnln
lerlia in Europa Uno palma; secundam enim in vicino Atianis capessuni Itctoiina et in Aemilia ria
Favenlina. 5) Not. digii. Ooc. c. X p. 49. 6) Sir. V, 213.
7) Str. I. 1. : iSijkoi i!i xnl rö 7ti,^9os T^f TrifiTto/j^rtis x«rn(iKtc^s flg lijv'Piöfirjv xar (/j-
iTO{ii(iV riSr 7t u/Jmv xa'i (a^titoi nttvioStintjg jijp ivKi'ä(i(ttr i!js jinknog xn'i iriv fi'if/iYnr.
8) Str. V, 218: Ti]i' äi /j(at]v {((i^Kf) ol mi)) Ilajäoviuv [iutioi <i^(ioi'aii), /| ii( oi rihiij-
Tff Ol noh'Jikfii XK« yai'oixTitd xal lö loioüror fiVof ncir tt^itfluiO.knv it xul he(>o/iftU.or. E.s
wurden also auch StofTe gewebt, welch« auf beiden Seiten /ollig waren.
9) Plin Vlll, 193: gaumpac patris mei memoria eocpere, ampliimallia misira, siiiit tillosa
etiam ventralia. 10) I.uc. b. Prise, p. 817.
11) Luc. b. Non. p. 540, 2.'i u. Isid. Orig. XIX, «6, 5.
12) Marl. XIV, 143: Tunivae Patavinao.
Vcllera conmmunt Patarinne mulla Iriliccs,
et pingues lunicas serra sccare polest.
1(12 111. EUKOPA.
wie für Fraufii ', ilocli auch Tischdecken 2, Serviellen ■'*, BellUhcrzüge^ u. a.
Da ein anderer Ürl als Pataviuni niclil genannt wird , an welchem dieser Stofl'
l'aliricirl worden wäre, so scheint es, als ob, wenigstens in jener Zeit, diese Sladl
allein Gausape verfertigt habe. Übrigens wird der Stoff nach der Zeit des Mar-
lial als gebräuchlich nicht mehr erwähnt, sodass es den Anschein hat, als sei er,
nachdem er längere Zeit ausserordentlich beliebt war, wieder aus der Mode ge-
kommen.
Ein ähnlicher Wollensloff wurde in Verona verfertigt, aus dem man die
sogenannten lodices liereilele*, grobe, roh gearbeitete Decken, welche theils
zum Verpacken dienten*', theils als Belldecken' und Fusslcppichc * benutzt
wurden ^.
Weniger durch Industrie, als durch ihren Handel mit den benachbarten
Volkerschaften bedeutend war Aquileja'". Doch waren auch die Wollen-
stoffe von Aquileja beliebt ", wenn sie auch an Bedeutung ^ erschwanden hinter
denen, welche die Wolle der Schaflieerdcn von Allin u m lieferte '2^ die sich durch
besondere Feinheit empfahl '•*.
Wir haben ferner der oberitalischen Eisenarbeit zu gedenken. InCo-
iiuiiii befanden sich zur Zeit des Plinius Eisenhüllen , in denen das Eisen ver-
möge besonderer Eigenschaften des Wassers, in welchem es gekühlt wurde, eine
ganz vorzügliche Härte erhielt '^. Eiseubergwerke befanden sich dort in der Nähe
Ib. 152:
Gausapum quadratum.
Lodices mittil docti tibi terra CatuUi,
nos Helicaonia de regione sumus.
Vgl. VI, 59, 2. XIV, 145.
Pers. IV, 37. VI, 46.
1) Ov. A. A. II, 300.
2) Marl. XIV, 138.
3) Lucil. b. Prise. I
I. Hör. Sat. II, 8, 11. 4] Mail. XIV, 187.
5) Marl. XIV, 152.
6) Suet. Aug. 83. 7) .luv. VI, IS
S) Pelron. 20, 2.
9) Nach Mai-t. XIV,
100: Si non ignota csl docti tibi terra CatuUi,
potasti testa Raetica vina mca,
scheint Verona auch durch G c fässfa brica tioii bekannt gewesen zu sein.
10) Str. V, 214 : niiiTni äf (finoQiov [zoTs r^ 'EvfroTg xai] Toig ni^i tÖv "Iotqov tiöv 'H-
Xi'QitiJv (9rfai ■ xoftlCovai if ovroi fiiv r« (x fliiXarjrjg xcii ohov frti ivliiuiv nt&iov itQ^afiji-
Saig äiaS e'vTtg xnl iXitiov, ixehoi if^ äi/ifQcinoSa xai ßoaxijfjaTn xal iSfofiara. Vgl. IV, 207.
Vit, 314.
11) Malt. Vttl, 28, 7 : An tua muUipdum numeravil lana Timavum,
quam pius astrifero Cylla7-us ore Mbit.
Leinweberei in Aquileja bezeugt ein /(«(eo auf einer Inschrift bei Henzcn 7239.
12) Colura. VII, 2, 3: nunc Gallicae (oves) praestantiores habentur earumque praecipue Al-
tinates. Juv. VIII, 15 : Euganea mollior agna. (Die Sitze der Euganeer, einer raetischen, nicht
kellischcn Völkerschaft, reichen bis in die Gegend von Verona und Patavium herab.) Marl.
XIV, 155: AUitium tertia laudal Ovis. Tert. de pall. 3. Vgl. Yatcs p. 100 sq.
13) ianar«pec((narii auf einer Inschrift von Brixia, Orclli4207. — In der Umgegend von
Mantua rauss die Schafzucht ziemlich bedeutend gewesen sein, da die Belogen des Virgil
meist in den Umgebungen dieser Vaterstadt des Dichters spielen; vgl. namentlich Ecl. I und
IX. S. Yates p. 99 sq.
14} Plin. XXXIV, 144 : (aqua cui candens ferrum immergilur) alibi atgue alibi utilior nobili-
tavil loci gloria ferri, sicuti Comum in Italia, cum ferraria metalli in iis locis non sint. Vgl.
l-iid. Orig. XVI, 20. — üolabrarü und scalararii in Comum bei Orelli 4071.
§ 20. MiTItl.lTALIKN |0:<
iirIU, üliirliiiupL wiirilu der Bcrglwu, der liülicr iii Ulierilalicii yililülil hylle,
uichl mehr so eifrii; , wie fi-ülicr , helriel)en , da die Gruben in Noricuni und Spa-
nien eri^iebiger waren'. Doeh lieferten die oheriudischen Bergwerke später wohl
auch Eisen zu den sehi- zahlreich daselbst angelegten kaiserliehen Waffen-
fabriken; solche bestanden ausser in Manlua^ und Crenioua' auch in
Coiicordia lim I.ando der Veneier), in Verona und Ticinum^.
Auch finden wir in allen diesen Gegenden, namentlich an Orten, wo zu-
gleich auch Eisenwerke bestanden, die Collegien der Zimmerleute sehr ver-
breitet ^.
§20.
Mittelitalien.
Etnirien. Auf das seltsame Volk der Etrusker haben die Griechen in Cul-
tui- und Kunst einen sehr weilreichenden und liefgreifenden Eiufluss ausgeübt ••.
Die induslriöse, von einem grossartigen Unternehm ungsgeisle beseelte elrurische
Nation ' empfing durch ihren schon früh zu nicht geringer Bedeutung gediehenen
Handel, namentlich mil den unteritalischen Colonieen , später mit Phoc<iea und
Corinth'*, in Bildung, Gewerben und Künsten Anregungen, deren nachhaltige
Wirkung zwar nicht immer deutlich erkennbar ist , sich aber doch jetzt noch in
manchen Fällen an den uns erhaltenen Resten ihres Culturlel)ens nachweisen
lässt*. Freilich ist nicht zu verkennen, dass trotzdem dieser Einduss bei dem
durch und durch ungriechischen Geiste der Etrusker im allgemeinen nur ein
äusserlieher geblieben ist, und dass eine eigentliche Durchthingung mit helle-
nischemfieisle nie stattgefunden hat.
Keines der in Fvtrurien zu besonderer Blüthe gekommenen Gewerbe scheint
so hoch in das Altcrthum zurückzugehen, wie die Arbeit in Thon, sowohl die
0 Sir. V, 218: t« iH /jfiunn rvvi uh nry öfiolioq fiTitvOa aitoröciCmti thä jh Ivaui-
liaifQ« laats itvrti in /r mi^ vnt(>n).!Tf(oie hthmi xni i tj 'lßi,{ttii, 7inn%f(ioy i)t fanofiSttCuo. —
Ein collegium acrariorum in ,Me il i ii l;i n um boi Oielli 'i060. Erzurbeil in Bergomuin s.
Plin. XX.\IV, 2.
2) Not. dif^n. Occ. c. VIII |>. 43: Manluana loriairia. Norli lienl snicl ,h<i[ WafTenfabri-
ken ; s. Boccking ebd. p. SU.
3) Not. dign. I. t. : Cremonensis Scularia. Auili riwiilinl von Anini. Mair. \V, 5, 9.
4) Not. dign. I. I.: Concordieniis Sagillaria. Verouensis Scularia et Armorum. Tiriiifiisis
Arcuaria.
5) Collcgion von Dendropliorcn in Aquilcja , Orclli 4082. Rorgom n in 3349. Biixia
4826. Hcnzen 7201; vgl. 7230. Com um , Henzcn 7336. Med iolan u ni , Oielli 1702. 4 137.
llenzen 6073. Collegia fabrum in Aquilcja, Oielli 3780. 4081. 4082. Biixiii 3019. 3909.
4094. Cremuna4080. Ra vcnna 707. 3264 *). Verona 4003.
6) Iberden Eintlu.ss der Aegypler auf Elinrien v.yl. Abeken, Millolibdien S. 273 IT.
7) Alben. \V p. 700C nennt sie tftXoj^/vovs, und Ileracl l'oiil p. 16 s»i;l von iliiien :
ovjoi (f* T^/inf f/orai TiXtluTiii.
8) Auf Verpflanzung der corinibischen Gefas.snialerei nach Elrurien deulol die Snf;e von
Drinaralus, der nacb Pliii. XXXV, 152 mit den Ktlnsllern Eucheir und Eiii;raminos (Töpfer
und Topfmaler) nacb Tarquinii kam. Vgl. 0. Müller im Kuiistblall f. 1835 81. 88.
9) Vgl. darüber 0. Muller, Die Etrusker, Einleitung, I, 187 II. Über den EinHuj-s Alben.«
auf die elruskiselie Kunst v^l. Moinrascn, Rom. Gesell. I, 242.
104 111. Europa.
eigentliche Töpferei, als die mehr künstlerische Thonplastik '. Es hat
nicht den Anschein, als ob die Anregung zu dieser Technik den Etruskern von
aussen her, etwa durch den Handelsverkehr mit den Griechen, gckonmien wäre,
vielmehr haben sie dieselbe nach anderen Gegenden 2, insbesondere nach Rom ^
übertragen. In der frühern Zeit versorgte Etrurien ganz Latium mit seinen ein-
fachen , meist rothen und zuweilen mit Reliefs geschmückten Thongefässen *, die
sowohl im häuslichen ^, als namentlich im gottesdienstlichen Gebrauch « sehr be-
liebt waren. Die Fabrication dieser Gefässe erhielt sich bis in die späte Kaiser-
zeit, und auch als Rom selbst an Töpfereien keinen Mangel hatte, dauerte die
Einfuhr luscischen, besonders arrelinischen Geschirrs noch fort.
Ob die bekannten schönen , mit Malereien gezierten Vasen, die sich
in Etrurien in so grosser Menge gefunden haben, auch daselbst gefertigt woirden,
darüber sind die Meinungen getheilt. Bei den Alten ist davon nirgends die Rede,
doch scheinen manche Umstände dafür zu sprechen. Wenn man sich auch im
allgemeinen der Ansicht anschliesst, dass die Mehrzahl der in Etrurien undUnter-
ilalien gefundenen bemalten Vasen Erzeugnisse hellenischen, speciell attischen
Gewerbfleisses sind, so unterscheiden sich doch manche durch Thon, Farbe und
Firniss , durch Ausführung der Zeichnung und Behandlung des Mythus oder des
sonstigen Sujets so sehr von den übrigen , dass man sie für einheimische Fabri-
cale, für Versuche, die fremde Technik der importirten Vasen nachzuahmen, an-
sehen muss. Dahin gehören vorzüglich eine Anzahl schwarzfiguriger Vasen,
hauptsächlich in Vulci gefunden, von plumper Arbeit, mit Zeichnungen, die
mit ihren seltsamen Thierbildungen und Flügelfiguren , in oft inhaltloser , unver-
ständlicher Zusammenstellung, die rein äusserliche Nachahmung zeigen'.
Aber auch rothfigurige Vasen von grösserer Vollendung der Technik linden
sich in den elrurischen Gräbern , die wir ebenfalls für Erzeugnisse einheimisciier
Töpferei halten müssen. Es ist wiederum hauptsächlich Vulci, das wir als
Fabricationsort dieser Gefässe anzusehen haben. Nicht nur das schlechtere Ma-
terial und die bei aller Freiheil doch hervortretende Ungeschicklichkeit und Roh-
heit, auch die Darstellungsart und Auffassung der Mythen, der Stil der Ornamente
\) Vgl. Müller ebd. II, 242 ff. Abeken a. a. 0. 301 fg.
2) Die berühmten Thongefässfabriken von Mutina, Surrentum u. a. Orten scheinen zu
einer Zeit begründet zu sein, da diese Gegenden noch tuscisch waren. S. Müller S. 245.
3j Die von Numa begründete Zunft der Töpfer verdaukt sicherlich elruiisehem Einfluss
ihre Entstehung; Plin. XXXV, 159 u. s.
4) Auf solche bezieht Krause, Angeiologie S. 18S .\. 1 wohl mit Recht das Skolion bei
Plut. Quaest. Symp. V, 3, 2 p. 676 E:
/9d)i' ri HfJ.aayfj tivq'i xaS^rj&aXiuftii')]
xiv&li xlXaivöp ciifia Jiovvaov it^tov,
f^ovaa x)Mvas '[aD-fiixoiig äv« arö/xu.
(V. 1. j) TinXäs yfj)
5) Juv. XI, 108: ponebant igilur Tmco farrata catino.
6) Pars, n, 60 : aurum vasa Numae Saturniague impulä aera,
yeslalesque uriins et Tuscum pctUe inutat.
Vgl. ebd. .lahn p. 185.
7; Jahn, Vasensamnil, d. Kon. Ludwig .S. CLXXll.
§ iO. Mittelitalien. 105
würden auf elrurischen Ursprung st-hliessen lassen, wenn nicht die Vorstellung
speciell etrurischer Mythen und endlich zur völligen Überzeugung elrurische In-
schriften den letzten Zweifel beseitigten '.
Wie diese Fabricale erst einer späten Zeil angehören , so auch die an andern
Orten gefundenen Vasen von ähnlichem Charakter. Ausser in Vulci ist einhei-
mische Vasenfabrication nachgewiesen in Borna rzo^, Chiusi^, Perugia* und
Vol terra*; am letzteren Ort überwiegt sogar die Zahl der Gefässe von provin-
zieller Technik die der echt griechischen'''.
Berühmter noch , als die elrurischen Gefässe , waren die erhobenen Ar-
beilen und Statuen in Thon". Wie bekannt die Etrusker gerade wegen
dieser Kunstiibung waren, ersehen wir aus dem mythischen Ausdruck, den sie
gefunden , indem man ihnen die Erfindung der Plastik zuschrieb *. Der Giebel-
schmuck der römischen Tempel , die meisten alteren Tempelslaluen , welche
später durch Werke aus besserem Material ersetzt wurden, verfertigten elrurische
Künstler; es gab eine Zeil, wo fast alle Kunstwerke in Rom tuscischc Arbeit
waren ^, die auch die öifenllichen Gebäude der Municipien versorgle'". In spä-
teren Zeilen ist von diesen Erzeugnissen etruscischen Kunstfloisscs nicht iiielir
die Rede ".
Mit der Thonbildnerci hängt der in Elruricn zu grosser Vollendung gelangte
Erzguss'-^ eng zusammen. Wir werden noch Veranlassung haben, über die
Eisenfabricale und die Gewinnung des Eisens bei den Elruskern zu sprechen,
hier haben wir es mit den mehr kUnslIerischen Leistungen der Mctallarbeit
zu ihun.
Die Erzbildnerei in Elrurien muss nach den Nachrichten der Alten in frühe-
ren Zeilen wahrhaft grossarlig gewesen sein. Wenn nach einer ohne genügen-
den Grund angezweifelten Nachricht die Römer inVolsinii 2ü00Staluen fanden '•',
so kann uns das von der enormen Produclion einen BegrilT geben. Aber eben
diese ausserordentliche Fruchtbarkeit scheint daran Schuld zu sein, dass der
Erzguss bei den Elruskern zur Fabrikaibeil wurde, dass die Kunst zum reinen
Handwerk herabsank, und.dass daher, trotzdem es in vielen Gegenden der civi-
1) .lahn a. a. 0. S. CCXXXIll (T. 2) Jahn S. CCXXXVI. 3) Elid. S. I.XXXII
4) Ebd. — Lampen von pcnisiiiischer Fabrili crwiilinl I'asseri, Luc. fiel. p. XV.
5) Jahn S. LXXXIIL
6) Hier möge auch der in's 5. Jahrli. d. St. gehörenden Gefässe mit lalolniselien Inscliilf-
tpii gedacht werden, die man im südliolien Elrurien, Ijesondei-s in Viilci, Tarquinii niid Oile
gefunden liat. Ygt. Kitsclil, de ficlil. liller. Latinor. antiquissimis, llniin 1853.
7) Müller a. a. 0. 11, 246 ff.
8) Clem. .\tex. Strom. I, 16 p. 362; eri i/noX Tovaxiii'ov; t^i»' TtXaniixijr i7iiinijof<( Cas-
siod. Var. VU, 15: has (so. slaluas) primiim Tlitisci in Italia imenissc releruntiir. Vgt. Viii-in I).
Plin. XX.XV, 157; elaboratain hanc artcm Ilaliac et iimxime Elruhac. Qnint. XII, 10 Talian
ad Gr. I p. 4.
9) Vgl. namentlich I'lin. 1, I. 1.->4 sqq. 10 IMiii ili. I.-.S.
11) Die uns erhaltenen Ucsle diosoi- KunslL;atliing sind sein- spailictj. S. Miiller. Hand-
buch §171, 3.
12) Müller, Elrusker II, 250 ff. Abeken S. 302, 13) I'lin. .XXXIV, 3«
H»6 111. EuHorA.
lisirtcn Welt tuscische Bildsäulen gab ', dennoch kein Name eines elruscischen
Erzgiessers uns von den Schrillslellern überliefert worden ist. Hauplsächlieh
scheinen es Gölterstatuen gewesen zu sein , welche in den Erzgiessereien ver-
fertigt wurden'^, und zwar von der verschiedensten Grösse: von Statuen von
fiO Fuss Höhe^ i)is herab zu kleinen Statuetten^, welche sogar zur Zeit des Horaz
als Kostbarkeit galten — wohl weniger wegen ihrer Schönheit, als wegen ihres
liolien Alters. Von solchen Statuetten hat sich noch eine nicht unbedeutende
Anzahl erhallen, wahrend grössere Erzwerke von unbezweil'ell etruscischer
Technik selten sind ■'.
Vielleicht noch mehr, als im Erzguss, leisteten die Etruskcr in der mit ihm
verwandten Toreutik^. Zu einer Zeil, als in Griechenland auch auf diesem
Kunslgebiet die höchste Blülhc herrschte , als Myron , Mys , Mentor ihre Werke
schufen , waren doch tyrrhenische Bronzearbeiten in Griechenland geschätzt.
Pherecrates erwähnt tyrrhenische Candelaber', und Critias empfiehlt goldgetrie-
bene Schalen aus Elrurien und alles Erz, was zu irgend einem Gebrauch das
Haus schmückt^. Die Nachrichten der Alten über die mannichfalligslen Arbeilen
der Elrusker in Gold, Silber, Elfenbein u. s. w. ^ werden ergänzt durch die
reichen in den Gräbern von Perusia , Caere , Vulci , Bomarzo , Chiusi etc. ge-
machten Funde '*, bestehend in Bronzeplatlen der verschiedensten Art, die zur
Verzierung von Wagen und Gcrüthen dienten, Silber- und Goldplallen, Cande-
labern, Dreifüssen, Schilden u. s. w., darunter Arbeilen von hoher Schönheit
und technischer Vollendung ".
Weniger haben sich die Elrusker mit der Arbeit in Stein abgegeben '2; die
schönen Marmorbrüche von Luna''' und Pisae'* waren zwar auch schon im
Altcrlhum bekannt, wurden aber zu statuarischen Zwecken nur wenig ausge-
beutet; die meisten erhaltenen Reste etruscischer Sleinarbeil, grösstentheils
Aschenurnen, sind aus Peperin '■'', Travcrtin oder Alabaster von Volalerrae gcar-
1) Plin. XXXIV, 34 ; Signa rjuoque Tuscanica per terras dispersa, quae quin in Elrusca fa-
cUtata sinl non est dubiwn.
2) Plin. Ib. Tcrlull. Apol. 25 i nondum enim tunc ingenia jSraecorum alque Tuscorum fn-
gendis simulacris urbem inundaverunt. (jbciliiiupt wurden die Gölterbildci- eist durch etrus-
kischen Einfluss in die Heiligthümer Latiums eingeführt; vgl. Varro bei Augu.st. de civ. Uei
IV, 31. 3) Plin. I. I. 34. 4) Tyrrhena sigilla, Hör. Ep. II, 2, ISO.
5) Muller, Handbueh § 172. 6) Müller, Elrusker II, 252(1. Handbuch § 173.
7) Bei Atli. XV, 700 C: kvxviimv rinyctaCa Tvimijrixt].
8) Bei Alb. I, 28 B : Tu(>a)/vri äi xqkt(T x^vaämnos i/icü.rj,
xal TTKf /«^zos OTiJ xoa/ufT äö/xov ir riri XQfln.
9) Sie sind zusammengestellt bei Müller a. a. 0. und Abeken S. 266 ff. 384 ff.
10) nrösstentbeils abgebildet bei Mi call, Monumenli inediti. Firenze 1844.
11) Hierher sind auch die zahlreichen etruskischen Spiegel und sogenannten mystischen
eisten zu rechnen, wenn auch die schönsten darunter griechische Arbeit sein naögcn. Vgl.
Gerhard, Etruskischo Spiegel. Berlin 1843 ff. Müller, Handbuch § 173, 2.
12) Müller ebd. § 174. Elrusker II, 256 Ig.
13) Plin. XXXVI, 14. Str. V, 222 u. s. Vgl. Müller, Elrusker I, 242 fg.
14) Strab. V, 223.
15) Die Steinbrüche waren bei Tarquinii, am volsiniscben See und bei Slalonla. Vitr 11,7.
Plin. 1. 1. 168.
§ iO. MlTIELITAl.lE.N. 107
bcilel. — Euillich zei^on die clruscischcii SiMniluiceii-fH-iniiR-ii . nnhs dies llcissiui'
Volk iiuch auf dem Gcbicle der Scalptur- iioliMstcl li;il'.
Unlcr den übrigen (iewcrben iialiin die Woberei eine bedeutende Stelle
ein 2. Wie das Wolle spinnen 3, so gehörte auch das Weben der Gewander
in aller Zeil zu den Beschäftigungen der Frauen, deren sich selbst die Königinnen
nicht schämten ^. Später aber beschäftigte das Weben und Färben , zumal der
häufig genannten Prachtgewänder, sicherlich besondere Handwerker. Wie so
manches andere, so erhiellen die Römer auch diese Prachtkleider, besonders die
Itinka praetexlu , von den Etruskern ■'', und auch die goldgestickten und bunt-
gewirkten Gewänder derselben waren in der alten Zeil beriihnil^'. Den Purpur
zum Färben erhielten sie vermuthlich von den Phöniziern oder Carlhagern'.
Wie diese Prachtgewänder wohl nur in der frühesten Zeil von Etrurien nach
Korn importirl, später aber in Rom selbst fabricirl wurden, so scheinen auch die
ofl erwähnlcn lyrrhcnisehen Schuhe** nur anfänglich Gegenstand des Han-
dels nach auswärts gewesen zu sein und später auch anderswo verfeiligl nur
jenen Namen zur Erinnerung an ihre eigentliche Herkunft beibehalten zu haben.
Diese Sandalen, aavdä}.ia TvoQijvr/.ä oder TvQQt^rovQyi], wurden in Griechen-
land zur Zeil desPericles bekannt und waren damals vermuthlich besonders kost-
bare Luxusartikel''. Nach Rom kamen sie zuerst als Prachtschuhe der römischen
Senatoren"*, wie ja überhaupt diese ihre Tracht zum grossen Theile den praclit-
liebenden etruscischen Lucunioncn entlehnten. Ausserdem wurden sie wahr-
scheinlich wenig in Rom getragen; wir erfahren gar nicht, dass sie in späterer
Zeil etwa zum ausscrgewöhnlichen Putz in der Kleidung gedient hätten, was bei
den Etruskern selbst der Fall war". Einen wichtigen Exportartikel haben sie
sicherlich nie gebildet.
Gehen wir nun etwas genauer auf das einzelne ein. Für die M et a I I a r be i I
der Elrusker sind drei Orte von ganz besonderer Wichligkeil: die Insel Ilva
(Elba), welche das Eisenerz lieferte '2, Populonia, wo dasselbe ausgeschmolzen
1) Miiller, Handhucli § 175. 2) Vgl. Yalcs p. 286 sq.
3) Juv. VI, 289. 4) l'lin. VIII, 19*.
5) Plin. ib. 195: praelcxtae apud Etruscos origincm invenere.
6) Die Elrusker überbr.ichten ilein Tarquiiiins I'riscus xnmvti if rionifrijovr /iirnomiuof
xai 7it(iiß6?.aiov TtontfvnoSy TioixO.ot', Dion. Mal. III, 61. Vgl. l'lor. I, 5. Macroli. Sal. I, fi, 7.
S. auch Müller, Etru.sker I, 373 fg.
7) Wenn nicht aus Strab. V, 225 auch auf Purpurlisclierei in Elrurien zu schliessen ist.
Sj Vgl. .Müller a. a. 0. I, 269 IT.
9j Cratin. b. Poll. Vll, 86; ib. 93: itts fxtrroi Ti'p[)i/i'ix«f o .i'nTii/oüs ^n'o.V/ijy, -noixiXos
tili' »fiüa!hltfs .ivdtov xnxöv fnyoi'a. lies. v. TrQoqi-ixn auvödha ■ xiiiivfiii ii i''i/'i;/.or oijiiu
xnlHTtti. Phot. TvQQrivix« attvöäha ■noÄvjii.fj Vgl. Clciii. Alex. Paed. II, 11 p. 2*0.
10) Serv. ad Aen. VIM, 458: Tusca calccamentn. Et dicil crepidas, ijuas primo habucie sc-
nalores, post eijuiles Itomani, nunc milites.
11) Vgl. Virg. Aen. VIII, *58. Ov. Am. III, 13, 26.
12) Zwar waren auch auf dem l'esllande liiscngruhiMi, wumhi sich noch liiulc Spuren /wi-
schen Populonia und Rusellae linden, doch siheinl man diescIlH'ii, vei inutlilich weil ilirr lü-
tragfähigkcil nicht mit der von Elba wetteifern kiinnle, bald wieder verlassen zu liabcii. \gl.
Str. V, 223 : itiSo/itv xal ftiralktt tiv« (v Tif x'^Vf (xhXnfi/nivti.
108 in. EtROPA.
wurde, und Arrelium, wo die Vcr;u-lieiluiii^ des Roheisens am bedeutendsten
gewesen zu sein scheint.
Der Erzreichthuni von Elba' war seil den ältesten Zeilen bekannt.
Schon der Name, den die Insel bei den Griechen führte, Ali^äleia oder Ald^äXi]
(derselbe, den auch Lemnos führte), deutet auf dies Haupterzeuiiuiss der Insel
hin^; und das ganze Alterthum hindurch war das sonst wenig bedeutende Eiland
deswegen berühmt *. Der Bergbau scheint die Hauptbeschäftigung der Einwohner,
von denen wir sonst nichts erfahren , gewesen zu sein ; aus unterirdischen Grot-
ten , von denen sich noch heute Spuren finden, holten sie das Eisenerz *, das
imerschöpflich nach der Meinung der Alten inmier wieder aufs neue nachwuchs ■'.
Unmittelbar aus den Gruben wurde das gewonnene Erz nach der gegenüber
auf dem Festiande gelegenen Stadt Populonia geschaifl und erst da ausge-
schmolzen s. Bei der grossen Menge des gewonnenen Metalls müssen die Eisen-
werke von Populonia einen bedeutenden Umfang gehabt haben. Verarbeitet
wurde es hier jedoch nicht'; Kaufleute erstanden die grossen Schwämmen glei-
chenden Eisenklumpen und führten sie zu Schiff nach Dicaearchia und andern
Emporien^; doch wurde selbstverständlich auch ein grosser Theil im Lande selbst
verarbeitet. Bestimmte Städte als Hauptsitze der Metallarbeil werden uns nicht
genannt; doch scheint Arretium einer der bedeutendsten Fabrikorle gewesen
zu sein , da es der Flotte des Scipio eine sehr grosse Zahl von Waffen und Werk-
zeuuen aller Art lieferte ".
^) Auch Kupfor soll In allen Zeiten dort gewonnen worden sein; Ps.-Arist. mirab. 93 (95):
^i' t)'/'/ r;] Tuiio)]ii'ci KytlcU rig V^BOS -illlä'uiu ii'OfjnCoiitrij. (r ij U tov nvTOi fitTccl).ov tiqo-
Tuwi' fih' /(O.xö; löoinatro, i^ ov <faai naira xt/aixufidit nrin niroTi fhai, intiTU ftrjy.ixi
tviUaxiaiUu ■ /imroti (Vt äitlS^öijog nolXov ifarmcci tx tov aiToi /uiiif.lov aCÜrjnoi', tu rw fTi
y{i(änat TvQiirji'iti ol rö xtiXov/jirov IlonXoilior ofxoviTig. Neuere Untersuchungen haben das
bestätigt; Müller, Etrusker I, 24».
2) Diod. V, 13: AÜtältia ... Trjv fdv nnoOctyoQiitv (Tf.tjiffr äno tov nllj'iovg tov xut
ni^t/r aindi-ov.
3) Plin. III, 81: Jlra tum ferri melatlis, vgl. XXXIV, 152. Virg. Aen. X, 174 : insula in-
exlmuslis Chalyhum gcnerosa metallis. Varro bei Serv. ad h. 1. Rutil. Itin. I, 351 :
Occurril Chalybum memorabilis llva metallis,
qua nihil uberius Norica gleba tulit.
Vgl. Mela II, 7. Strab. 1. 1. Sil. Ilal. VIII. 615.
4) Eine Beschreibung des Erzförderns giebt Diod. I. I. Vgl. Müller a. a. 0.
5) Strab. und Scrv. 11. II.
6) Strab. 1. 1. : li'äo/^ir rff xttl Toüf foyaCofif'rovg top ai^TiQOi' rar (x TTJg AllUiliag xofii-
^dfttyoit- ov yän öi'vaTat auV.inrii, faSai xci/jtvfvöfifrog (v Tj i'i;'ow, xofifCfTKi d' fvitig {htwv
fitTidlmv tig tr\v ijniiQov. Varro b. Serv. 1. I. : nasci quidem Ulis ferrum, sed in slricluram non
posse cogi, nisi transvectum in Populoniam. Diod. und Ps.-Arist. mirab. 11. II.
7) An einer für die Gewerblhätigkeit der einzelnen etru.scischen Städte sehr wichtigen
Stelle, wo angegeben wird, was eine jede derselben im 2ten punischen Kriege für die Flotte
des Scipio lieferte, bei Liv. XXVIII, 45, steuert Populonia nicht Waffen, sondern unverarbei-
tetes Eisen bei.
8) Diod. I. I.: TcivTtt ai/r«)op«foi'Tff ot fft7io(ioi z«t uiT(tßa).Xö/Atvoi xo/ji'^ovoif tig ti
JiXfuÜQXtiav Xttl (lg t« ai.ln fftjioota.
9) Liv. I. I : Arretini MMM sculorum, gateas totidem, pila gaesa hastas longas, millium quin-
quaginla summam pari cxijusque generis nutnero expleturos, securis rulra falces alveolos molas,
§ 2(1. MlTTKLITAl.lF.\. 109
Anelium war iiberhaupl zu jener Zeit eine der reichsten und blühendsten
Städte Etruriens; und wenn es auch in der Folgezeil an Bedeutuns; verlor, so
hatte es doch in einem Induslriezweiüe noch in der Kaiserzeit seinen Ruf be-
wahrt, in der Anfertiitunii von T honije fassen ' ; ja diese Fabricvition scheint
sogar in den letzten Jahrhunderten der Re|ml)lik '^ und in den ersten drei Jahi-
hunderlen unserer Zeitrechnung ganz besonders dort geblüht zu haben. Die
Umgebung der Stadt lieferte einen vorlrefT liehen rolhen Thon ', aus dem alle
Arten Thongefässe, hauptsächlich Tafelgeschirr, gefertigt wurden. Nach Rom
kam vermulhlich nur gewöhnliche Waare für den Gebrauch des gemeinen Mannes ^ ;
doch spricht die öftere Envähnung des arretinischen Geschirrs für die (iiite und
Brauchbarkeit selbst dieser geringeren Sort« *.
Die Leinwel)erei" wurde hauptsächlich betrieben in Tar<|uinii. wel-
ches dem Scipio Segelluch lieferte', und in Falerii, wo feine Leinwand zu Klei-
dern gewebt wurde ''. In der Nähe der Grenze gegen Lalium , am Tilier, wurde
Garn zu Netzen gesponnen". Ob die einmal erwähnten cnrulli aus
Perusia'" hierher zu rechnen sind, wage ich nicht zu entscheiden: es waren
vermuthlich Wollenstofle.
quanlum in XLlongas naves optis esset. — In spaterer Zeit war in L uca eine kaiserliclie
Waffenfabrik, Not. dign. Occ. c. VIII p. 43; daselb.sl sind nocli heute WafTcnfaliiiken,
vgl. Boecking ib. p. 315. — Auf Erzaibcit in Caere .sclielnt zu deuten .'^tepli. liyz. v.
'i4yv/./.a ■ 'Piav'og rfi 'AyvlXiov iht xfdxöv. (Agylla ist das .spälere Caere.)
1j Plin. XXXV, 160 : retinel hanc nobililalem (vasorum) et Arretium in llaliii.
2) "Dass unter den noch erhaltenen arretini.sehen Gefassen ein Theil dem sechsten Jahr-
hundert der Stadt angehört, beweisen die in den Inschriften vorkommenden Buchslabenfor-
men (vgl. Gaimarrini, Le iscr. degli anl. vasi .\retini).« Marquardt II, 253 Anm. S337.
3) Isid. Orig. XX, 4,5; Arrelina i-asa ex Arrelio municipio Italiae diruntur, ubi fluni. Sunt
enim rubra. De r/uibus Sedulius: Rubra quod apposilum lesta ministral oliis. Vgl. Müller 1,246.
II, 244, wo angegeben ist, dass dieser Thon noeli heul dort gegraben w iid ; s. A b e k e n a. a.
0. S. 301. — Auch Ziegelbrennereien befanden sich in Arreliuiii, Vilr. II.S ; Plin \\ \V,
173, wo eine Mauer aus Backsteinen erwähnt wird.
4j Mail. I, 53, 6: sie Arrelinae violant i-rystallina leslne. (Vgl über d. .»^1. Mwller II, 213
Anm. 7.j MV, 98: Arretina nimis ne spernas lasa monemus,
lautus eral Tuscis Porsena ficiilibus.
Vgl. Pers. I, 130 m. d. Scbol.
5) Auch nach weiterhin wurden die arrelinisclien GcfiLSse exporlirl , man lial solche in
Velieja gefunden. Vgl. Cavciloni, Mull. d. Inst. 1S37 p. 15. Um Anelium selbst sind >lie
Funde derartiger rother, oft niil Reliefs versehener Gefdsse sehr häufig; s. Abeken S. 301.
Marquardt a. a. 0. Anm. 2339. Lampen von arrctlnisehcr l'abrik erwidinl l'assc ri. I.m-
fiel. p. XV. 6) S. Müller I, 236.
7) Liv. I. I. : Turquinienses linlea in vela.
8) Sil. Ital. IV, 223: indulosr/ue simul genlilia lina l'aliseos.
Gral. C\n. 40 : at contra nosiris imliellia lina Faliscis
Hisiianii/iie alio spectantur Snetabes usu.
Uei Ov. Aiiicir. III, 13, i" gelii'u die falisciscben Jungfrauen niore piilrum Gnfjo lelalne le-
sliOus iilliuc.
B) Giat. I. 1. v. 3C- aprico Tuscorum stupea eampo
nwssis, conliguum Sorbens de flumine rorem
qua rultor Lalii per opara silenOa Tibris
liiliitur inque sinus maijiio venil ore mariiiii.
10) Seliol. Juv. III, 170 : aul crassu habilu aut quales cucullos liabent Perusini
110 III. Europa.
Der Fisclifaiii; iMlrleto nn ilon Meeresküsten und See'n Elruriens einen
Iliuiplnnliriinciszweii:. Warten, um den Zug der Tliunfische zu erspähen, fan-
den sidi bei Populonia ' und Cossa^; auch Pyrgi lieferte Fische in's Aus-
land', und hei Graviscae fand man zur Zeit des Piinius Korallen^.
In fiTlherer Zeil, als die Etrusker noch mehr sich mit der Seefahrt beschäf-
tigten, waren auch an vielen Orten Schiff swerfte ; so in Populonia und
Pisae^; später lieferten die etruscischen Wälder das meisle Bauholz nach
liom ''.
Kndhch möge noch eines bei den Allen sehr beliebten elruscischen Producles
gedacht werden: der Magenwürste aus Falerii, welche sehr berühmt
waren'. Auch die Seh in ke n aus Caere waren von besonderer Güte*, wie
iiljerhaupt die Schweinezucht der Etrusker sehr anseiinlich war''.
§ 21.
Mittelitalien (Fortsetzung).
ROHl 1111(1 Latium. Wer die Geschichte des römischen Volkes kennt, wem
aus der Entwicklung dieses Staates von einer kleinen Ansiedlung zum mächtigsten
Weltreich, das die Geschichte aufzuweisen hat, der Charakter des Volkes, das
der Träger so grosser Ereignisse war , klar geworden ist , für den wird es nicht
unverständlich sein , dass eben dieses Volk in industrieller Beziehung eine gegen
andere Nationen sehr untergeordnete Stellung einnimmt. Als das kleine Reich in
den ersten Kämpfen seine Stellung gegen die Nachbarstaaten gewahrt und sich
Anerkennung errungen hatte , war der Ackerbau wohl der wichtigste und ver-
breiletsle Beruf, dem der Bürger sich hingab, wenn Frieden herrschte; und die
Hand, die eben tapfer das Schwert geschwungen hatte, kehrte freudig zur Pflug-
schaar zurück. Bedürfnisse kannten die im einfachen Land- oder im rauhen
Kriogsleben aufgewachsenen Männer nur wenig ; das nothwendigste , was sie
zum Leben l>rauchten , wurde von der sorgsamen Hausfrau und ihren Mägden
geliefert, die ilu' Brot selber buken, die Wolle zu den Kleidern selbst spannen. —
Die acht Handwerkerzünfte , deren Einrichtung von der Sage dem Könige Numa
zugeschrielien wird : die Flötenbläser, Goldschmiede, Kupferschmiede, Zimraer-
leute, Walker, Färber, Töpfer und Schuster'" mögen zwar so alt, wie die Stadt
selbst , werden aber lange Zeit hindurch die einzigen gewesen sein. Was man
sonst noch brauchte, lieferten die italischen Landschaften, und, wenn es beson-
dere Kunst erforderte , Elrurien, später Griechenland ; und diese vollendeteren
Erzeugnisse ausländischer Industrie hemmten das Gedeihen der einheimischen
Fabrication. Aber eine Fortentwicklung des Handwerks, ein Streben nach Ver-
1) Sir. V, 223. 2) .Str. ib. 225. 3) Atli. VI, 224 C.
'.; I'lin. XXXII, 31. 5) Sir. V, 223. Gj Sir. 1. 1. MülliT I, 237.
7) Varr. L. L. IV, 21 (V, m Müller). M;irl. IV, 4G, S. SUit. Silv. IV, 9, 35.
8) perna Cacrelana, Marl. .XIIl, 54. Doch sclieinl die Lesart Cerrelana be.ssei' zu sein.
9) Polyb. XII, 4, 8. Müller a. a. 0. 239. 10) Plul. Num. «7.
§ :M. MlTTKI-ITAlIKN. 111
vollkommntinE; der Tpchnik, wie wir es in Griechonliind und in noch hohfieni
Masse im Orient finden, lag auch gar nicht in der Absicht der Römer. Die Sucht,
den römischen Staat zur Weltmacht zu erheijcn, und das dem altröniischcn Cha-
rakter so tief eingeprägte Bewusslsein der Staatsangeliörigkeit hatten zur Folge,
dass jeder Bürger mit allen seinen Kräften zunächst dem Staate, dann erst den
Mitbürgern oder sich selbst diente; und dass da])ei die Handwerke, sobald sie
nur für das AUernöthigste zu sorgen im Stande waren , weiter keine Berücksich-
tigung fanden , war eine natürliche Consequenz.
Als dann die mit Glück geführten Kriege die Zahl der Sciaven vennehrlen.
als man diese nicht mehr bloss zur Bestellung der Felder und überhaupt in tler
l.andwirlhschafl, sondern auch in Walkmühlen und anderen Werkstiitten ver-
wenden koiuU(!, da sank das Handwerk, das anfanglich geachtet gewesen war,
in den Augen des stolzen Römers zu einer eines Quirlten unwürdigen Beschäf-
tigung herab. Nur die Landwirthschaft konnte ein freier römischer Bürger
treiben , ohne sich in der Meinung seiner Mitbürger zu schaden , Handel und
Handwerk galten für unanständig und blieben den Sciaven, Freigelassenen und
den Fremden überlassen '. Dabei konnte natürlich von keiner gedeihlichen F]nt-
wicklung der Industrie die Rede sein; und wenn auch einige unentbehrliche
Handwerke eine grössere Bedeutung erlangten , so erstreckte sich dieselbe doch
nicht über die zunächst umliegenden Landschaften hinaus.
Mit der zunehmenden Macht und Grösse des Reichs stiegen auch die Bedürf-
nisse und der Luxus: aber einen vortheilhaften Einfluss auf die Gewerbthiiligkeil
halte das nicht. Die mächtige Hauptstadt brauchte dafür nicht mehr zu sorgen,
da ihr die fernsten Länder wie die Producte ihres Bodens , so die Erzeugnisse
ihres Gewerbfleisses zu Füssen legten. Der vornehme Römer war Staatsmann,
Soldat, Gutsb(!sitzer; der reiche Emporkömmling trieb einlrägliche Geldgeschäfte
oder bezog von Fabriken und Ländereieii Ix'deiili'udc Hi'\einicn. — aber das,
was das lebenskräftigste, gesündeste Elemenl in einem Slaale bildel, der Hürger-
und Handwerkerstand fehlte fast gänzlich ; kein Mittelglied verband die Kluft
zwischen jener Geburts- oder Geldaristokratie und dem nach Brot und Spielen
S('hreienden , zum tüchtigen Arbeiten aber zu faulen Pöbel , der es vorzog, als
Glient von <len Almosen der Vornehmen oder den Geldern der Wahlcandidalen
und anderer durch S|)enden um die Yolksgunsl buhlenden (irossen zu leben.
Dieser Zustand konnte unlcr den Kaisern nur schlinuner , nicht besser werden ;
inuner ausgedehnter w urde die Ziiliilir frenidcri'rodnclc und Industrieer/.eugnisse-,
immer mehr .schwand die einli(iiiiis<lie Industrie '.
1) Vgl. über (lioSlollunj; .In- AiIhmI.t iin.l llniMlwiMlvcr in Itoin l> in m .1 n il ,
Coinin. S. <55 IT.
2) Ein anschaHlicIiPS Rild ilii-scr niiiss;iili-cn Ziifiilir iuisliiiidisclior \Vii:iivii i^ir
Ür. X'IV Vol. r p. 346 (Diiid.) : San )'«(> naii fxfirfTois i/iifTtti xnl xainaxfiminui,
Uli ovx fvrnvd^a «fi xit) nf(>infvfi. rooniitni i)' nifixovfTni lUiino xojufCoi'nni 7i«i
ö/lx«(ffc rii'« Tiäanv itiv loonv, niiniif <1V iflhro7ti,iiini> irfnunmiiir, tonr' fnixfvni
xofi'Cfü TU'» Tili ytiq i\>y(taii](iliit.
3) Über HniKlel und l-'nbrir;iti<>n in Kdiii v^I. M .1 mj 11 n nl I , Rom. i>nv:d;dl II
112 in. Europa.
"Wir betrachten von den in Rom betriebenen Gewerben nur diejenigen,
welche entweder zu ii^cnd einer Zeil wirklich eine grössere Bedeutung für die
Stadt oder die Landschaft erlangt liaben , — eigenlhche Ausfuhrartikel hat Rom
zu keiner Zeit gehefert, — oder die sonst wegen irgend eines Umslandes unsei-
biteresse verdienen'.
Zu den letzteren gehört das Bäckerhandwerk, das um das Jahr 171
V. Clir. entstand, da bis dahin das Brotbacken im Hause selbst betrieben worden
war. Obgleich dies Gewerbe hauptsächlich von Freigelassenen betrieben wurde
und nicht für anständig galt, gewann es doch Wichtigkeit für die Bürgerschaft
durch die cura annonae , und schon unter Augustus finden wir Bäckercollegien
in Inschriften, und diese vermehrten sich in der spätem Kaiserzeit bedeutend;
im Jahre 312 n. Chr. gab es in Rom nicht weniger als S-Si Bäckereien'^.
Schon unter den acht CoUegien des Nuni^i finden wir Walker und Färber
aufgezählt; und welche bedeutende Stelle namenllich die ersteren unter den
römischen Handwerken einnahmen , zeigt schon die wichtige Rolle , welche der
fidlo in der römischen Komödie spielt, wie denn auch die Eintraglichkeil der
Walkergruben von Cato bezeugt wird-'. Martial schildert, wie ein nach \^ Jah-
ren nach Rom Zurückkehrender von allen Selten mit Freundschaftsküssen em-
pfangen wird, und besonders Gevatter Weber, Walker und Schuster ihn um-
drängen ^. Dass die Tuchfabrica tion in Rom nicht unbedeutend war, zeigt
auch der Rath , den Cato den Landleuten giebt, sich ihre Kleidungsstücke in Rom
einzukaufen ^, was für die spätere Zeit insofern auch noch Geltung haben mochte,
als dergleichen ja gewöhnlich von den Landbewohnern in der Hauptstadt gekauft
werden, nur dass später neben dem einheimischen aiuh sehr viel ausländisches
Fabricat, zumal aus Gallia cisalpina , in den Handel kam''.
Auch die Zunft der Töpfer befand sich unter den von Nunia gestifteten
dem ich die Grundzüge der obigen Darslellung entnehme, (jbcr den Handelsverkehr in der
Kaiserzeit .s. Friedländer, Bild. a. d. Sillengesch. 1, 15 fg.
1) Ich erwähne hier, dass in Rom in noch bedeutenderem Masse, als wir es in Athen
gefunden haben, das Zusamracnwohnen von Handwerkern, welche das gleiche Gewerbe be-
trieben, stattgefunden zu haben scheint, da eine Anzahl Strassen nach den Gewerbetreibenden
den Namen führten ; so au.sser den unten noch anzuführenden die Strassen der Kornhän d-
ler (vicus frumentarius), Riemen seh ne i der {v. lorarius, vgl. Moni msen im Bull, dell'
Inst. 1862 p. 52), Holzhändler {v. materiarius, inter lignarios, Liv. XXXV, 41), Salben-
händler (11. unguentarius) , Sandalen ma eher (v. sandaliarius, vgl. Gell. XYIII, 4. Orelli
18). Dass letztere nicht von der Statue des Apollo sandaliarius, sondern diese eben von den
.sandaliarii den Namen bekommen hat, ist sehr \v;ilirschoinllch. S. Jordan, IJe i'icis urlis
liomae in den Nuove Mem. dell' Inst. 18fi5 p. 230 stpi. Ma r(|u a rd I .S. 21.
2) Vgl. über die Bäcker in Rom Marqua rd l S.25fr., wo sieh aueh die Belege zu obigem
und ausführlichere Mittheilungen finden.
3) Plut. Cat. 21. Vgl. Mommsen, Rüm. Geschichte I, 856 (4. Ann.) und über die /-«/«^j-
nes überhaupt Ma rq ua rd t S. 137 fT.
4) Marl. XII, 59, 6 : hinc instat tibi texlor, inde fullo,
hinc sul07- modo pelle basiata.
5) Cat. R. R. 135.
6) Die braccarii und litileuiies wurden von Alexander Severus mit einer Steuer belegt,
Lampr. AI. Sev. 24.
§21. Mittelitalien. 113
Zünften, und ihre Fabricate hatten zu einer Zeit einen gewssen Ruf; wenigstens
empfiehlt Cato die Fässer ' ; doch bezog man die feinere Waare wohl in der Regel
von auswärts , wie denn auch Plinius das fremde Thongeschirr dem römischen
vorzieht 2. Töpfereien waren auf dem Votican^ und in der Stadt ^; Lampen
mit Stempeln aus römischen Fabriken haben sich noch erhalten*. Auch viel
Ziegeleien befanden sich in der Umgebung der Stadt«.
Wichtiger waren die Arbeiten in Metall, welche Rom lieferte. Das Collcgium
der Goldschmiede' bestand seit den ältesten Zeilen und erhielt sich l)is in die
Kaiserzeil hinein^, -wie auch die Silberarbeiter" in Zünfte getheilt waren'".
Die zahli-eichen Namen , die uns für die einzelnen Beschäftigungen dieser
Metallarbeiter überliefert sind ", lassen uns darauf schliessen, dass diese Industrie
fabrikmässig in grossem Massstabe betrieben wurde, und es ist wohl anzunehmen,
dass diese Fabricate, die schon in das Gebiet der Kunstindustrie zu rechnen sind,
auch in die Provinzen gingen , wie denn in der Regel in solchen Dingen der Ge-
schmack der Hauptstadt massgebend für das übrige Land ist.
Dass römische Bronzearbeiten nach auswärts gingen , zeigen die Funde
solcher Gegenstände nicht nur in Italien selbst, wie z. B. in Pompeji '2, sondern
in den entlegensten Gegenden des Nordens '3. Das CoUegium der Kupfer-
schmiede, fabri aercn-ü^*, gehört ebenfalls zu jenen acht ältesten; sie führen
je nach den Gegenständen, die sie hauptsächlich arbeiten, wieder besondere
Namen, wie z. B. candelabrarii^^, cassidarii^^ u. a.
Jüngeren Datums ist jedenfalls das Gewerbe der Eisenarbeiter'' in Rom,
da di\e ferrarii unter den Zünften des Numa nicht genannt sind'^; vermulhlicl»
bezog man in den ältesten Zeiten das Ei.sen gleich veraiiieitot aus Elrurien. Spä-
ter aber gelangle auch dies Gewerbe in Rom zu keiner unbedeutenden Stellung '',
sodass Cato, der für eherne Waaren Capiia empliehlt, eisernes Ackergeiälh in
Rom zu kaufen rälh^". Auch von den Eiscnarbeilern beschränkten sich wiederum
1) Cat. I. I. Romae dotia, labra. ä) Plin. XXXV, 160.
3) Juv. VI, 344: Vaticano fragiles de monle palellas. Marl. I, 18, 2: in Vaticanis comlila
mtisla cadis. 4) Fest. v. salinum p. 344 B: figulus in Esiiuiliiia regiune.
5) Passeri, Luc. fiel. III, 7. Muralori 503, 18. Vi;l. Marquardl S. 254 .\iim. 2329.
6) Vgl. Marquardt a. a. 0. Anm. 2330. 7) Elxl. S. 290 IT.
8) Collegia aurificum bei Grutcr p. 258, 7. 638, 9. Dnnati p. 225, 2. Aurarii in Rom bei
Oiclli 3096. 4148. 4149. 4156. 9) Marquardt S. 286 (T.
10; corpus arge7itariorum bei Orelli 913. 1885 (vgl. 4146. llenzcii 7281). coUegium vascu-
lariorum, Oielli 13.'>8 (vgl. 4147. Heiizeii 7217 u. s.l. Auch die Oold- unil Silberarbcilor wur-
den von Alexander Severus besleuert, I.amprid. I. 1.
11) Eine Zusammenstellung derselben giehl M a rquardt a. a. 0.
12) üverbcck, Pompeji, 2. Aufl. II, 53.
13) Wiberg, Üb. d. Einfl. d. class. Volk. a. d. Norden S. 73. 96—130. Marquardt
.S. 304 fg. 14) Vgl. Orelli 4140. 15) Orelli 4157. 16) Ebd 4160.
17) Vgl. Marquardt S. 305 fg. 18) Vgl. Mommsen, Rom. (losch. I, 196,
19) Ein cullcgiiim ferrarioriim in Rom bei Orelli 4066. Vgl. 4188.
20) Cat. R. R. 135: aratra in terram caiidam liomanira bona erunt .... jtign lUmuuiiia
optima mint.
1! 1 ü .11 n 0 r . lüo gewerbl. TliiiliRkKil J. kla-^s. AUiTlliiims. g
114 111. Europa.
viele nur auf eine specielle Branche, so z. B. die Schlosser, claustrani \ die
Messerschmiede, atltrarii'^, die Sichelmacher, fatcarü, nach denen eine eigene
Strasse benannt wurde ■', und die Schwertfeger, gladiurii*.
Um welche Zeil die Fabricalio,n des Glases von Alexandria nach Rom
eingeführt wurde, lässt sich nicht sicher feststellen; da aber bereits zu Stralio's
Zeit die schönsten und kostbarsten Sachen in den römischen GlashUllen labricirt
wurden ^, so scheint diese Technik schon gegen Ende der Republik in Rom Ein-
gang gefunden zu haben. Unter Tiberius und Nero wm-de sie durch einige Er-
findungen, deren Glaubwürdigkeit freilich etwas zweifelhaft ist, vervollkommnet'*,
und von da ab wurde die Fabrication des Glases immer verbreiteter, die An-
wendung gläserner Gefasse immer gewöhnlicher, was auch durch die grosse Zahl
der auf uns gekommenen Glasgefüsse bezeugt wird '. Einen nicht unbedeutenden
Ei-werbszweig gewährte auch die Anfertigung des gefärbten Glases *, aus dem
mau die imitirten Gemmen herstellte , deren sich in den Museen viele finden.
Hierher gehören wahrscheinlich auch die in Inschriften'^ und sonst'" häufig
erwähnten specularii oder speculararii [anexlonoiol) ", die man früher als
Verfertiger von Metallspiegeln aufzufassen pflegte. Besser wird man dies Wort
auf die Glasfenster, specularia, zurückführen, die nach den neueren Unter-
suchungen 12 viel eher in Italien üblich wurden, als man früher vermuthet hatte.
Ein sehr reges gewerbliches Leben muss in der Hafenstadt Roms , in 0 s t i a
geherrscht haben, vornehmlich natürlich in den Gewerben, welche für den Be-
darf des Hafens arbeiteten. Einen grossen Theil der Einwohnerschaft machten
die Schiffer aus'''; sehr bedeutend war, den Inschriften nach zu urtheilen, die
Menge der Zimmerleute i^; die Schiffszimm erleu te bildeten, wie in den
meisten Hafenstädten, ein eigenes CoUegium '5. Dass daneben aber auch
andere Gewerbe blühten, beweist z. B. das Vorkommen einer Si Ibera r lieiier-
zunft'«.
1) Lamprid. Heliog. 12. Alex. Sev. 24. Cato 1. 1. empfiehlt doslra Romae.
2) Orelli 4175. 3) Cic. in Cat. I, 4, 8. pro Süll. 18, 52. 4) Orelli 4197.
5) Strab. XVI, 758 : xiu Iv 'Piofiy ä( nolla naQtvQCaxta&aC (faai xal tiqos Tag /po'as xcti
jtQÖg TTiv ^ctatiov)]!/ zfiq xttiuaxtoiig, xatfänti} ini tiüv xovajaXi.o(fttViSi'. Eine Sliasse hiess
danach der vicus vitrarius, vgl. Jordan a. a. 0. p. 231.
6) Plin. XXXVI, 195. DioCass. LVII, 21. Vgl. K rause , Angeiologie .S. 42 f. Alexander
Scvei'us besteuerte auch die vitriarii, Lampiid. 1. I.
7) Vgl. Marquar dt S. 336 ff.
8) Plin. 1. 1. 198. XXXVII, 83 u. 98. Isid. Orig. XVI, 15, "27. Mari|iKiidl S. 338 Ainn.
3078. 9) Orelli 4284. He n ze n 6296. 6351— 53.
10) Digest. L. VI, 6. Cod. Theod. XIII, 4, 2 p. 57.
11) Ein collegium speculariorum bei Muratori p. 529.
12) Vgl. Mazois II, p. 52. 93. Gell, Ponipej. I p. 96. üverbeck, Pompeji I, 332. Vgl,
.Marquard t S. 282 und 342,
13) Orelli 1300*). 3178. 4054. 4104, 4109, llenzen 60-29, 7205,
14) FafcnHffnarii, Orelli 820, 3217, 4087, Henze n 6520. 7äüO, collei/ demlroiih Urelli
4109. llenzen 4194, 7197.
15) corpus fabrum navalmm, Orelli 3140. Heiizen 7106,
16) Orelli 4109,
§ 22. Mittelitauen. 115
Von anderen Orten Latiunis erfahren wir nur wenig hinsichtlich ihrer ge-
werblichen Thätigkeit. Tibur lieferte Th onge fasse ' ; und dass auch in dem
wegen seines vielversandten Weines berühmten Setia Töpferei getrieben wurde,
versteht sich von selbst 2. A q u i n u m lieferte Purpur, der Unerfahrnen oft als
lyrischer verkauft wurde»; und das durch .seine Blumenzucht bekannte
Praeneste* bereitete vortrefTliche Salben'.
Endlich nennt der altere Cato noch einige Sliidlchen , die zu seiner Zeil ver-
schiedene Gegenstände in besonderer Gute fabricirten ; er empfiehlt: Körbe zu
kaufen in Casinum undSuessa, Wagen inSuessa, allerhand eiserne
Werkzeuge, wie Sicheln, Rarste, Beile u. s. w. in Minturnae''.
§ 22.
Mittelitalien (Schluss).
Campauieu war ein von der Natur überaus günstig bedachtes und mit allen
Gaben der Ceres und des Bacchus reich gesegnetes Land. Wie meistens in Ge-
giMiden , wo vieler und guter Wein gedeiht , welcher exportirt wird , so wurde
:iiich in den Städten Campaniens die Töpferei eifrig betrieben'; die Fässer, in
welchen der Wein in's Ausland ging, wurden an Ort und Stelle verfertigt**. Doch
auch anderes Thongeschirr wurde in grosser Menge fabricirt, im allgemeinen
billige, werlhlose Waare , die deshalb, namentlich bei den weniger Bemittelten,
sehr beliebt war". Auch ist, obgleich Nachrichten darüber fehlen, doch nicht
mehr zu bezweifeln, dass auch in Campanien die Anfertigung bemalter Vasen
nach Art der griechischen üblich war, angeregt und unterstützt durch griechische
Poesie und Kunst, aufrecht erhalten durch den Verkehr, den besonders Städte
wie Capua und Nola beständig mit den Hellenen der Küste unterhielten '". Die
1) Sencc. Ep. 119 (XX, 2), 3: utrum sU aureum poculum an crystallinum an murreum an
Tihurünus calix an manus concava. Wie bekannt, wuilis in Tilmi- i-iii liuIim- Wein, Atli. I, 2(! li.
Auch das dort bereilele Öl wird gerühmt, Hör. Sat. II, 4, 70. l'lin. \V, 70.
2) Vgl. Marl. XIII, 112.
3) Ilor. lip. I, 10, 26: Non, qui Sidonio contendere callidus oslro
nescil Aquinatem potatUia vellera fuco
certius accipiel damnum.
Acro ad h. 1. : Aquinales purpurae similes sunt Tyriis; muUutn ergu impcrili fallunliir.
!,) Marl. IX, 60, 3. Fun. XXI, 16. 20. 5) Plin. Xlll, 5.
6) Cal. R. R. 135. Was die ebend. erwähnten trcOlae von Alba bedcnlcn, weiss iih niiiil
ilriliiilac'' In/hlki?)
7) VIflloichl war dabei von Einfluss, dass auch in sii^loivi- Zeil ncicli ein .mossor Thcil
der liev<ill<erung luscisch war, sicherlich zumal die llaiulwei kerzuiifle M 11 Her, Kliiisl,er I.
178), und bei den Elruskcrn jn die Töpferei seit alter /.ei( heimisch war. V^'l Müller,
Etrusker II, 445.
8) Marl. I, 18, 6: dare Campano toxica saeva cado ; vj;!. Juv. IX, 5fi S(|(|.
9, lim-. Sal. I, 6, 117: adstat cchinus
riVis, f «»1 palera giitliis, Campana supcllex.
11). II, 3, 143: qui lejcntamim festis potarc diebus
Caiupana solilus trulla.
10) V-l. Jaliii, Vasensaninil. d. Kön. Ludw, Einl. S. CCXVIIl iilier die in 1 niei ihilien «c-
lundeneii Vasen, Muller a. a. 0.
IIG Hl. Europa.
Zeit dieser Kunstübung liisst sich nichl sicher heslinimon ; im wesentlichen wii'd
dieselbe nach Alexander d. Gr. fallen '.
Demnächst wurde die Erzarbeit in Campanien mit gutem Erfolge betrie-
ben ; die Art und Weise der Mischung, welche daselbst üblich war , gab nament-
lich ein sich trefflich zu Gefässen und Gerälhschaften eignendes Erz '-. Auch die
E i s e n a r b e i t e n werden gelobt ■'.
Die Fülle der Blumen, welche manche Gegenden Campanions zu einem
wahren Garten machten ^, führte die an sich schon zum Luxus hinneigenden Cam-
paner auch zur Sa I benfabrication, welche so stark betrieben wurde. dn.ss
man zu sagen pDegte , in Campanien würden mehr Salben als bei andern Ol
fabricirt ^.
Vereinzelt ist die Erwähnung gestickter Decken aus Campanien'';
dass die Purpurfärberei an denKüsten, an welchen Purpur gewonnen wurde,
ausgeübt wurde, ist zu vermuthen".
Unter den Küstenstädlen Campaniens ist Cuniae in Rücksicht auf den Ge-
werbfleiss weitaus die wichtigste. Es blühten daselbst namentlich zwei Ge-
werbe : die Weberei und die Töpferei. Was zunächst die Weberei an-
langt, so wurde der in jener Gegend angebaute Flachs hauptsächlich zu Netzen
verarbeitet, welche für Fischfang und Jagd benutzt wurden** und wegen ihrer
eisenähnlichen Festigkeit berühmt waren '■'. Noch bekannter aber war Cumae
wegen der dort verfertigten Top ferwaa ren. Es waren freilich keine beson-
ders feinen Gelasse , die in den cumanischen Werkstätten fabricirt wurden , viel-
mehr ganz gewöhnliches Küchengeschirr ; aber gerade dies wurde in besonderer
Güte angefertigt, und namentlich waren die Schüsseln von Cumae berühmt i», die
1) Jahn S. CCXXXII.
2) Plin. XXXIV, 95 : in reliquis generibjis palma Campano (aeri) perhiOeliir, iilensilihus,
vasis probaUssima. Vgl. XVI, 225. Isid. Oi-ig. XVI, 19. Acro ad llor. Snl. I, f., HS: in Catii-
pania dicebanlur aeneac res optime fabricari.
3) Cat. R. R. 135 ; aralra .... in lerram pullam Campanica (bona erunl).
4) Plin. XIII, 26. Mail. IX, 60, 4.
5) Plin. XVIII, 111: i'olgo dictum, plus apud Campanos unr/uenti, guam apitd veterus oki
fieri. Vgl. XXI, 16 sqq.
6) Plaut. Pseud. 145; perislromala picta Cnmpanica.
7) Vgl. Coripp. laud. Just. min. II, 105:
Cruraque puniceis induxil regia vinclis,
Parthica Campano dederant quae lergora fiico-
8) Plin. XI.X, 10 : est sua gloria et Cumano (Uno) in Campania ad piscium et alitum caplu-
ras; eadem et plagis materia. Hör. Ep. 1, 18, 46; Aeolüs onerata plagisjumenla. (Es isl die
von Meincke angenommene bessere Lesart für Aetolicis, das man auf die Jagd des Meleaiier
zu beziehen pflegte : vgl. Grat. Gyn. 35 : banus Aeolia de valle Siln/lla fiietus.)
9) Plin. 1. 1. 11.
10) Plin. X.VXV, 164. nobdilanlur Ins (sc. patinisj cjuoqtte oppida, ut lihegitim et Cumae.
Marl. XIV, 114 : Patella Cumana.
Ilanv tibi Cumanae rubicundam pulvere leslae
municipem misit casla Sibylla suam.
Sie Wiireii also v.iii mllieiii Tlion
§ 2l'. MlTTFLlTALIEN. 117
in licr Küche', wie beim Mahle S(ll).sl- Verwendung liinden. Dorh NAunlen auch
Becher dasclhsl fabricirt *. Auf den in der Nähe gelegenen Pilhee usi sehen
Inseln befanden sich elicnfalls Töpfereien, aus denen Fässer hervorgingen ^. —
Ausserdem beschäfllglen sich die Einwohner vun flnniae und der niichslea Küsle
\iel inil T h un fische rei^.
Zwischen C u m a e und I, i l c r n u m , an den Ufern des Vollurnus, n\ uri \r
ein sich vorlrelllich zur Giasfabrica tion eignender Sand gefunden; Pliiiius.
der uns davon berichlel , beschreibt auch die Arl der Bereitung des Glases'',
fügt aber nicht hinzu , wo dieselbe geschah. Höchst wahrscheinlich wurde das
Glas eben in jener Gegend selbst fabriciit.
Purpurfischereien waren in Putcoli", dem früheren Dicaearchia,
dem bedeutendsten llafenplatzc Italiens, an welchem sich fast der gesannnte
alexandrinische und hispanische Handel concentrirle ''. Doch ist die Stadt, die
wegen ihres Welthandels den Namen Klein-Delos erhallen hatte, durch Industrie
nur wenig bekannt; nur die Eisenarbeil scheint stark belrielten worden zu
sein. Die Kaudeule nämlich, welche das in Populonia gewonnene Roheisen der
Bergwerke von Elba erstanden hatten, brachten es zu Schiff nach Puteoli und
andern Handelsplätzen an der Küste Italiens. Da wurde das.selbe von l-",ngros-
lländlern gekauft, die eine Menge Schmiede beschäftigten und von diesen aller-
hand Eisenfabricatc, namentlich Werkzeuge, anfertigen Hessen, mil lU-wn dann
die Unternehmer einen bedeutenden Handel nach dem Auslande irieben '.
lnNeaj>()lis war die Sa I be n fa brica t io n beiiihmt '". Pompeji, des.sen
aufgedeckte lUiiiicn uns noch ein selir reges beben in den verschiedensten Zwci-
1 Apic. IV, i p. 24 Beinh.). V,4. VI, 9. VII, H. Vi;!. .M;i i(i Uii rd l .<!. 234 .\nni. 2350.
2 Til). II, 3, 48 : .1/ tibi taela trahanl Samiae conihiu lestae
firla'iue Ctimana lubrica terra rola.
Slal. Silv. IV, 9, 42s()(i. : Ollares. rogo, non licebat uvas,
Cumano patinas in orbe torlas,
Aut unani dare syiithesin — ijuid liorres? —
Alborum alicum alque caccaboridii ?
3) Cumani caliccs erwähnt von Varro bei Non. p. 54.'!, 4.
4) Pllii. III, 82 : Pitliecusa non a simiarum multitiidine .... sed n /igiilinis dvtiorum.
5) Str. V, 243 : lial df xnl xi]T(ic(i Tiun «vtoTg ciitiariti
6) Plin. XXXVI, 194.
7) Plin. XXXV, 45: PtUeolanutn (purpurissum) potius laudalur quam Tyrium. Die Slello
hi'i llor. Sal. II, 4, 32 murke Bajano licziehl sich auf die cssbarcn Slachelsclinecken luul i>l
nur iirlliümlicli auf Purpur.schncoken bezogen worden (vgl. Mar(|uardl S. 124 Aiiin. 1213).
S( Vgl. Hü II mann S. 120 fg. 262 (T. Fricdlii nder, Bild. a. d. Siltengcsch. II, 75 (T.
9) Diod. Sic. V, 13: Ttivrit ai'ri<yoQ(iCorTfg f/nnoQoi xni utTiißf<Xlouifoi xoulCornir ti(
Tt ^tixrutin/nuv xnl t/j Tn rV>l^« {/.tTiönitt. jnvitt äl rn ijoQrln iiv'k lüyov/ifvoi Xdi Tf/riioir
XttXxitor ni.rjSog n9^r)o(Coi'Tf! xitTfnydCovTdi xct'i ■noiovai aiiSi'ifiov nXnntinTn n«iTotf«nn'. toi-
Ttav dl re'( ufr fli öijvnav rvnovg ^nXxtvofai, rct iH Tino; ihxflliöv xtü if()f 7?«'i(>ir x«) lolr liXhm-
inyaXdov fvtffior; TtiTtovs ifiXaif/iovaiv lov xoui(o/j^vmf VTlö liif ffiTtöinuv ti( näitii Til-
Ttor, TiokXn u(qi] rtj; otxovufyri( uiraXtifiliiivn Ttjg fx TOi'rwr ft'XQtjaTfnf. — (Ein nciiotintor
ferrariorum aus Putcoli bei Henzeu 7261 a.)
10) Plin. XIII. 5. Kill unniiciilantis in Nonpolis bei Orelli 4.101 Moniin-ieu. Insrr.
Ncap. 2893.)
118 III. Europa.
gen des Gewerbfleisses erbcnnen lassen , war berühmt wegen des dasellisl be-
reiteten Garum '. Cato empfiehlt, Ölpressen in Pompeji zu kaufen 2.
In Surrenlum, wo ein trefflicher Wein gedieh 3, wurden auch ausgezeich-
nete Gefässe fabricirt, unter denen die Trinkgefässe den meisten Ruf hatten
und zu den feineren Sorten der Tafelgeschirre gehörten *.
Auch in Capua muss die Töpferei geblüht haben, obgleich bestimmte
Nachrichten darüber fehlen ; man hat aber daselbst schönes rothes Thongeschirr
gefunden^. Berühmter war die Stadt wegen ihrer Erzarbeiten, namentlich
wegen der ehernen Gefasse (Eimer , Krüge für Öl , Wasser , Wein) 6. Auch die
Salbenfabrication blühte in der durch ihre Üppigkeit hinlänglich bekannten
Stadt', deren Gewerbfleiss übrigens nie eine sehr hohe Stufe erreicht haben
mag*.
Die durch ganz Campanien verbreitete Töpferei scheint auch in Cales,
einem auch sonst durch Gewerbfleiss sich auszeichnenden Städtchen, betrieben
worden zu sein ; nicht nur hat man dort Funde von Vasen gemacht ", sondern
auch in einem Grabe von Tarquinii schwarze Thongefässe calenischer Fabrik ge-
funden'", was also darauf schlicssen lässt, dass nicht bloss für das Bedürfniss der
Einwohner, sondern auch für den Export gearbeitet wurde. — Zur Zeit des alten
Cato lieferte Cales auch gute Eisenfabrica te (landwirthschaftlicher Art) ; und
1) Plin. XXXI, 94. Man hat in Pompeji mehrere Flaschen gefunden mit der schwarz aiil-
geschi-iebenen Eliqiielte: LIQAmen Optimum. Vgl. Bull. Napol. N. S. IV, 1855 p. 85.
2) Cat. R. R. 1. 1.
3) Hör. Sal. II, 4, 55. Plin. XIV, 22. 35. 64. Str. V, 243 u. s.
4) Plin. XXXV, 160. Marl. XIll, 110:
Surrenlina bibis? nee murice picta, nee auriim
sume : dabunt calices haec tibi vina suos.
XiV, 110: Calices Surrentini.
Äccipe non vili calices de pulvere natos,
sed Surrentinae leve toreuma rotae.
Der letztere Ausdruck scheint auf Relief-Verzierung der sonst glatten Gefässe hinzudeulen.
5) Vgl. Riccio, Notizie degli scav. dell suolo dell antica Capua. Napoli 1SS5. Ma r-
quardt S. 225 Anm. 2352.
6) Alte Erzgefässe capuanischer Fabrik wurden sehr geschätzt; Suet. Caes. 81: cum in
colonia Capua deducti lege Julia coloni ad extruendas villas sepulcra vetustissima disicerent idtjüe
eo studiosius facerent, quod aliquantum vasculorum anliqui operis scrutantes reperiebanl. Cato
1. I. empfiehlt: hamae, urnae oleariae, urcei arjuarii, urnae vinariae, alia vasa ahenea Capuae.
Vgl. Porphr. z. Hör. Sat. I, 6, 18: Capuae hodie aerea vasa studiosius fabricari dicuntur. Plin.
XXXIV, 95. — Andere Metallarbeit in Capua bezeugen die Inschriften; so Eisenarbeil ein
gladiariui, Mommsen C. I. L. 1214. I. K. N. 3846. cullrarius, Orelli 4175. GoUlarbei-
ter bei Mommsen I. R. N. 3784. 3811.
7) Plin. XIII, 5. Ath. XV, 688E. unguenlarii auf capuanischcn Inschriften bei Momm-
sen 1. R. N. 2897 (C. I.L. 1210. Vgl. Ritschi, Prise. Lat. mon. cpigr. tab. LXXVl A.) 3729.
3776. 3811.
8) Cato lobt die Arbeiten der Seiler, R. R. I. 1. : funis subduclarias, sparlum omne Capuae.
9) Ein Fragment einer Patera von röthlichem Thon mit schwarzem Firniss und einer Re^
hefdarstellung, sowie andere Funde derart. Vgl. Ritschi, Prise. Lat. epigr. suppl. II, 10.
III, 19. IV, 17. Marquardt .S. 255 Anm 2351.
10) Eines mit der Inschrift L. Canoleios L. F. fecä Calenos. S. Ben ndorf im Bull. d. Inst.
1866 p. 241 sqq.
^ ii. MlTTEMTAI.IKX. Ilft
zui;li'ii'li eiiiiilii'lilL (k'isell)C ilie in (iiilcs aiigclcrlij;U'ii kii pii zt'ii ', diiili wird
uns sonst davon nichts gonieldcl, so wenii^ als näheres bekannt ist ül>er die eben-
falls von Cato empfohlenen Schlüssel und Körbe aus Nola'^. Dass an diesem
Ort auch die Vascnfabrication geblüht hat, können wir vermulhen aus der
sehr grossen Zahl der daselbst gefundenen Thongcfiissc , welche meist einen be-
stinunten Stil zeigen-'.
Uiiibrieu, Piceuuiii, Siiiiiiiiuin. Nur vereinzelte, meist zusanunenhang-
lüse Notizen sind es, die wir tdjer die gewerbliche Thiiligkeit dieser Gegenden
niitzulheilcn haben. Unter ilen Berufszweigen, welche mit dem Landbau in Ver-
bindung stehen, nahm die Bereitung des Öls in diesem ganzen Landstrich einen
sehr wichtigen Platz ein; so in der unibrischen Stadt Iguvium', in Pice-
nuni', bei den Sabinern" und vor allem in dem seines Öles wegen weilbc-
rUhmteii Venafrum in Samnium'.
Purpur wurde an den Küsten des adriatisclien Meeres jiewonneu, iiamcnl-
lich in A n CO n a ; in Picenum befanden sich Purpurlilrijereieii "-. Berühiiile S a 1 z -
fische aller Art lieferte Benevent '■'.
Die Schafzucht wurde namentlich betrieben bei dcnUmbrern'" und
ileii Sa liiiiern " ; doch scheint die Wolle der dortigen Schafe keinen Huf gehabt
zu haben. Schönes weisses Leinen lieferten die Peligncr'2.
Tüpferwaaren verfertigte Pisaurum, und zwar, wie die Funde zeigen,
hauptsachlich für die Umgebung '•'; Becher aus AI lifae erwähnt lloraz , doch
fehlt jeder nähere Aufschluss, da die Schoben nichts bieten, als was aus der
Stelle selbst hervorgeht". Ziegeleien waren zu Calo's Zeit in V(M)a frum '■''.
Zimmcrleute \volintcn\iel in den ijrössercn Seesladicn, \mi der Schiffs-
1) Cato I. 1.: Calibiis .... vucultiones .... fcrramciita, /alccs, iialas, ligoues, scciires, or-
namenta, murices, catellas.
2) Cato 1. 1. : Nolae .... claves .... pxdiinc Camiianirac .
3) Vgl. Kramer, bcm. Vasen S. 149. .\lickoii, .MilteliUilicii S. 339.
4) Plin. XV, 31. XXIII, 95.
5) Plin. XV, 16. Hör. Sat. II, 3, 273. 4, 70. Marl. 1, 13, S. IV, 4(!, 1-> u d.
6) Slrab. V, 228. Galen XII p. 513. Pallad. IV, 9.
7) Strab. V, 243. VaiT. R. R. 1, 2. Plin. XV, 7. Vi;l. Hör. Od. I, ß, 15. Siil. II, 4, 69. S,
45. Juv. V, 86. Marl. XII, 63, 1. XIII, 101 u. a.
8) Sil. Ilal. VIII, 436 : Slal fucare colus nee Sidoiic vilior Aiicon
muricc nee Libycu.
9) Plin. XXXII, 19: salsamenta oinnium genct^uin in llalia Bcnoventi refici constat
10) Vair. R. R. II, 9. 11) Ib. II, 2, vgl. Str. V, 228.
12) Plin. XIX, 13: Itiüia et Peliynis etiamnum Unis honorem habet, .scrf fullonum tanlum in
usu ; nulluni est eandidius lanaeve simitius.
13) Pa.sseri, Luc. lict. I, p. XV.
14) Hör. Sat. II, 8, 39. Schol. Criiqii. : est aiilem .illifciniim riirlunt nli Atlifc oppid« Sanimi.
übt tnajores calices ßebant. (Die Umgegend von Allifae liel'erlc guten Wein; vgl. Sil. Ilal. .\ll,
526; AUifanus laeeho liaud inamatus ager.j Über die adrianiscbeii Oefiisse .s. oben S 9S.
Docli darf nicht vergossen werden, da.ss sieh in der Umgebung von Adria Thon.sclierben mit
griechischen Hiielistnhen gelumleii haben, vgl. Wo Ick er im Hhelri Miis. I. 3 In
15) Cato I. I.
120 III. EimorA.
bau betrieben ^\ur•cle, besonders in Ari in i n u m ' und Pi sn urii iii2. Drcclis-
lerarbeileu lieferte Nuc er ia ■', Waffen Salornuin' und Sulnio'', I'^iscn-
arbeitcn (Grabscheite) Venafruni^.
§ 23.
Unteritalien.
Lucauien und Bruttiuiu. Obgleich auch in diesen Landern die Schaf-
zucht betrieben wurde', so hatte dieselbe hier doch nicht enlfernl die holie
Bedeutung wie in dem benachbarten Apulicn und Calabrien. Die lucanische
Wolle scheint aber, da von einheimischen Wollenwebereien nirgends die Rede
ist, grösstentheils unverarbeitet in's Ausland , vielleicht nach den grossen Tuch-
fabriken Tarents und anderer unteritalischer Städte versendet worden zu sein ;
erst in ganz später Zeit wird berichtet, dass Brutlium Kleider in's Ausland
e\portii-le , ohne dass der Stoff derselben näher bezeichnet würde «.
Uio Kiistenbewohner lebten vom Fang und Räuchern der Fische";
besonders wichtig war dafür El ea (Velia) '", II ipponi um ", Thurii i^. Auch
Purpur lieferte das Meer; als das üppige Sy baris noch blühte, lebten da auch
Purpurfärber, denen man in Anbetracht ihrer Verdienste um das allgemeine
Beste die Steuern erliess 13. Dafür wiesen die Sybarilcn l'rcilirli Schmiede, Zimmer-
leute und dergleichen Handwerker, deren Arbeit iiiiKurau.scii \crbunden war, vor
die Thore der Stadt, damit der Schlaf der ehrsamen Bürger nicht gestört würde '^.
Allein der grosse Wohlstand der Stadt, ihre ausgedehnte Macht über die um-
liegenden Städte , die von ihr ausgesandten Colonieen lassen uns schliessen , dass
trotz der Üppigkeit im Leben dennoch ein industrieller Geist in Sybaris herrschte,
und nur der frühzeitige Untergang der Stadt scheint daran Schuld zu sein , dass
wir fast gar nichts über ihre Gewerbthätigkeit erfahren. Ob das berühmte ge-
stickte Gewand, welches Alcisthcnes aus Sybaris dem Tempel der lacinischen
Hera schenkte '^, ein Erzeugniss einheimischer Technik war oder aus Milet kam,
1) coUegiafabrum bei OrcWi so. 3\n. 4089. 11 eiizc ii 6008.
2) coli. fahr. Orelli2675. 4069. coli. fahr, naval. Orelli40S4.
3) Str. V, 227 : NovxtQtu fj r« liUir« ctyyHa iQyaCofJe'i'l.
4) Sil. Ital. VIII, 582 : ille et pugnacis laudavU lela Salerni,
fabricatns ensis.
5) l'lin. \XX1V, 145 ; (»i nostro orbe aliubi veim bmülalem hanc (fern) praestal ul in Noticis,
aliubi faciiira ul Suhiiviie. 6) Calo I. 1.
7) In Lucanien vj;!. Vitr. VIII, 3, 14; namentlicli in der Gegend des ehemaligen Sybaris,
Ael. n. an. XII, 36. IMin. XXXI, 13. Vgl. Yates p. 93.
8) Tot. orb. descr. § 53: Bruttia el ipsa optima quum sit, ner/olium emittit festem birrum.
(Der birrus pflegt von Wolle zu sein.)
9) Vgl. Ps.-Hesiodb. Ath. III, 116C.
10) Str. VI, 252: äiayxii^oiTui dia rlir XvnQOTijTn r»)? jijc rn jioV.ct HcdciTJov(iy.ui' xiti
THpi/f («f avviaTaa'Jui xitl uU.ag Toirivras inyitaüii.
11) Archestr. b. Ath. Vll, 302 A.
12) Ath. VI, 274 D. Muria aus Thurii b. Plin. XXXI, 94.
13) Ath. Xll, 521 D. 14) Ath. XII, 51 8 C.
15) Arist. mirab. ausc. 96 (99) W. Ath. XII, 541 A.
§ 2?. U>TERITALIEX. 121
mit wek-her Sladl die Sybarilen in sclir rrcuiulsLliafliiciit'iii Verhiiitniss slanden',
liissl sich nicht entscheiden.
Zur Zeit des allen Calo bezog der ilaliseiiel.andmaun aus l.ucanien Wagen-;
al)er weil bekannter als diese waren die lucanischen Bratwürste, Lucanicac
genannt^. Erwähnt zu werden verdient auch Paestuni, das unteritalische
Schiras, berühmt wegen seiner Bl uiiienc ull u r, zumal der Rosen '. Töpferei
wurde betrieben in Thurii, von wo schone lA'kjlhoi kamen, und in Uhegium.
dessen Thongefasse, nameullich Schüsseln, zur Zeit des Plinius sehr belieht
waren ^ Mau erinnert sich dabei , dass Rhegium auch Sitz einer Künsllerschule
\on Erzgiessern war, aus welcher der bekannte Künstler Pytlingoras hervoi--
ging"; >%ir haben so schon mehrfach eine hohe Vollendung in der l'^r/.arhcil mil
einem Blühen der Arbeiten in Thon vereinigt gefunden '.
Apnlieu UUd Calabrieu. A p u 1 i e n war w eitberühmt durch seine S c h a f-
heerden, deren Wolle für die Ijesle in ganz Italien galf. Yarro l)esass daselbst
grosse lleerden ■', die im Sommer auf die Höhen vonSainnrum getrieben wurden '",
wie dies dort noch heutzutage üblich ist". Die Orte, an denen die Wolle am
besten verarbeitet wurde, waren Luceria'- und danusium''. Nameiülich
waren die aus canusinischer Wolle , welche von Natur dunkel war ", gefertiglen
Kleidungsstücke bei Griechen und Römern der Kaiserzeit sehr beliebt, l'^s schei-
nen zwei Arten Stoffe fabricirl worden zu sein ; eine feinere Sorte , aus der man
1) Herod. Vi, 21. 2) Cat. 1. 1.
3) Cic. Fam. IX, 16, 8. Marl. IV, 46, 8. .Xlll, 33.
3) Coluin. X, 37. Viig. Geo. IV, 119. Ov. .Met. .W, 708. Piop. V, 5, 61. Mni. V, :17, 9.
VI, 80, 6. IX, 26, 3. 60, 1. XII, 31, 3 u. s.
4) Theophr. char. 21 : QovQictxu'i. jüiv ari)oyyv>MV '/.rjxvStoi. Osaiiri, «cNis. d. .\iis. ii.
d. gem. griech. Vas. (Denkschr. d. Ges. f. \Vi.ss. u. Kunst in Gicsscn, 1847) nininil an, iluss in
Tbui-ii eine atlisclic Töptercolonie gewesen sei.
5) Plin. XXXV, 164. Aucti hier steht wobl die Töpferei, wie anderwärts, in Vi'ihiiuiuu.^
mit dem in Rhegium wie in ganz Brutliuui blühenden Weinbau; vgl. Alb. I, 26 E. Toi. oib
«losci-. 1. 1.
6) Brunn, Künsllergescb. I, 132 ff. Sein Lehrer Clcarchiis, ebenfalls aus Rhegium, war
Schüler des Corinthiers Eucheirus, Brunn S. 48 ff.
7) Es darf hier nicht unerwähnt bleiben, dass, wie jel/.t «olil nicht mehr bezweifoll wer-
den kann, inLucanien und ebenso in Apulien auch hciiialle Vasen angefertigt wor-
den sind. Vgl. Jahn, Vasensamml S. CCXI.V.
8) l'lin. Vlll, 190: lana aulem laitdalissimaApitlii. Marl. \IV. 155: Vellcril/us primis Aiiim-
lia, I'arma secundis Nobilis; vgl. II, 46, 6. Vlll, 28, 3ü. .siralm \ I, äSt : faii iSi nun« q /<')(>"
iwrij Jinuifoiios n y.ui no).v<i6(tog, 'iititoii <Si xtü nuoßäioii uiflaii) ■ l/ tV tn^u iJtttXitxtai (uu inr
lijs Ti<n<cfj{vijs faii, Uitinau äi ^trot'. Vgl. Varr. L. I,. IX, 39: sie oiim lana Galliraim cl
Appiila videtur impcrilo similis propicr speviem, tum peritus Appulam emal pluris. qiwd in tisii
firmior Sil. Colum. VII, 2, 3. Vates p. 80 S(|. 93. 97 sq.
9) Varr. R. R. II praef. 6. 10) Ih. II, 1, 16. 2, 9.
11) Vgl. Vates p. 81 sqq.
12) Hör. Od. 111, 15, 44: Ic lanac prope »ubilem
Ivnsae Luceriam .... decenl.
Ein lanarius daselbst bei Mommsen I. R. N. 1005.
13) Plin. Vlll, 190: circa Tarcnlum Canusiuim/iie summam nobilitalcm halicnl (nres}.
141 Plin. ib. 191: Canusium fulvi (velleris oves habet \. Marl. XIV, 127 : Canusiiine ftiscae.
122 III. EuiioPA.
nanienllich puenulae ' und birri'^, vcrnuithlich aus der bessern Wolle, welche ihre
Naturfarbe beibehielt und darum sehr dauerhaft war 3; und eine gröbere Sorte,
die limicae russae Citiiiismae , meist von Sciaven und Soldaten gelragen *. Die
dazu verwendete Wolle war jedenfalls geringer und niusste wohl , um etwas an-
sehnlicher zu sein , gefärbt werden -5, wozu man sich vermuthlieh des zu Canu-
sium selbst gefundenen Purpurissunis bediente, das nicht viel werth war ''.
Die Fabrication dieser Stoffe scheint, nach den Erwähnungen zu schliesscu , die
ganze Kaiserzeil hindurch bestanden zu haben '.
Gleichen Ruhm wegen seiner Scha flieerden hatte Calabrien^, vorzüg-
lich die Umgegend von Brundisium" und Tarenl'". Besonders letztere
Stadt hatte schon in fillher Zeit deshalb grossen Ruf, den sie die ganze Kgiserzeit
hindurch bewahrte. Man schrieb , wie in Spanien dem Bactis , so hier den kla-
ren Fluthen des Galaesus, in welchen die Wolle gewaschen wurde, einen Einfluss
auf die Güte der Wolle zu 'i und beobachtete auch dasselbe Verfahren , wie in
Attica, Megaris und Milct, dass man die Schafe zum Schutz der Wolle mit Fellen
bedeckte i^. Eine Sorte war namentlich wegen ihrer schwarzen Farbe gesucht ^'^,
eine andere wegen ihres schönen, reinen Weiss 'i
Aus dieser Wolle wurden nun in Tarent selbst die verschiedenartigsten Stoffe
1) Ath. III, 97 E: d xa 6e KavvaTt'og itno Xionväviiöi' nvt]Q7iäo9tj, me yÜ.tora nä/XTiolvv
Iv Tto ßttkavtCio yivia^at, {txQrjaTov itjrovfxivov ifccivoXov. Vgl. Pliii. YllI, 190: Apulae lanae
breves villo nee nisi paenulis celebres. Salmas. ad Tert. de pall. p. 80.
2) Vopisc. Carin. 20, 6; das. Salmas. t. II, p. 863.
3) Marl. XIV, 127: Haec tibi lurbalo Canusina simillima inulso
munus eril. Gaude : non cito pet anus.
i) Malt. IX, 22, 9: canusinatus Syrus ; vgl. XIV, 129. Suet. Nero 30 : canusinati mulioncs.
5) Marquardt S. 88 nimmt an, dass auch diese Sorte von Natur röthlich gewesen sei.
6) Plin. XXXV, 45: vilissimum (purpurissum) Cantisinum.
7) Vgl. über die apullsche Wollenweberei noch Salmas. ad Treb. Poll. Claud. II p. 384
und ad Vop. Aurel. II, 563. Wiskemann, ant. Landwiithseh. S. 81 . Ma rq ua rd t S. 86.
8) Colum. VII, 2, 3. Pcrs. II, 65.
9) Strab. XI, 282 : /^s'Xi äk xal iQin riüf aifoÖQ« innivov/xiriop iari.
10) Plin. VIII, 190. XXIX, 33: laudatissima lana Tarentina. Coluni. 1. 1.: generis exi-
inii Milesias Calabras Apiitasfjue (oves) noslri existimabant, earwnqtie optiinas Tarentinas; vgl.
I i)racr, — Plaut. Truc. 111, 1,5: qui oves Tarentinas erat mercatiis de patre. Marl. XllI, 123 :
Nobilis et lanis et felix vitibus Aulon
det pretiosa tibi rellera, vina mihi.
Calpiirn. Id. I, 68: Mille sub uberibus balauthes pascimus agnas :
tolque Tarentinae praestant mihi vellera inalres.
Stat. Silv. III, 3, 93. — Vgl. Va tes p. 79 sq. 94 sqq. Loren tz, de civil, voll. Tarent. p. 6 sqq.
11) Mart. V, 37, 2: agna Galaesi mollior Phalanihini.
VIII, 28, 3 : Appula ledaei tibi ßuruit herba Phalanthi,
qua saturat Calabris culla Galaesus aquis?
XII, 68, 3 : albi quae supcras oves Galaesi.
Vgl. II, 43, 3. IV, 28, 3.
12) Varr. R. R. II, 2, 18. Colum. VII, 3, 10. Hör. Od. II, 6, 10: dulce pellitis ovibus Gataesi
flumen. dem. Alex. Paed. II, 10. p. 239.
13) Plin. VIII, 191: Tarentum et suae pulliginis (oves habet). Terl. de pall. 3: lovcs', qutis
Tarentum vel Baetica cluit, natura colorante.
14) Strab. VI, 284. Mart. XII, 68, 3. Über die Beobachtungen neucrei- Reisender hin-
sichtlich der Farbe der tarentinischen Sctiafe s. Yates p. 79 sqq.
§ 23. Unteritalien. 123
in grosser Menge und ausgezeiclinelcM- Gute gewebt und ilher;ill hin versandt '.
Aus sliirkorem Gewebe waren die Kleidungsstücke der Männer, die zu Marliais
Zeit sein- l)eliel)t und elegant waren 2; noch bekannter al)er waren, besonders
um die Zeit des 2 und 3teu Jahrhunderts n. Chr., die zarten, durchsichtigen
Stoffe für Frauen, TaquiTividia genannt ', welche bisweilen auf der einen Seite
mit Fi'anzcn versehen waren ^. Als die Tarenliner ganz in Üppigkeil und Wollust
versunken waren, da trugen diese Kleider nicht bloss Frauen, sondern auch die
MiiiHUM''. Später ^^^lrden sie nur von Frauen getragen; und zur Zeit des Lucian,
der ihrer mehrfach gedenkt, wurden sie von anständigen Frauen gar nicht ge-
tragen. Hetären*' und Tänzerinnen' iicdienen sich derselben. Gaukler, die in
auffallendem Flitterstaate erscheinen, legen solche durchscheinende Stoffe an'":
und Lucian empfiehlt einem Moderedner seinerzeit, ausser sicyonischen Schuhen *
sich ein solches schimmernd weisses, durchsichtiges Gewand anzuziehen, damit
man die Körperformen erkennen könne '".
Die Stoffe behielten entweder ihre natürliche Farbe, ein klares Weiss '•, oder
sie wurden gefärbt, und zwar gewöhnlich mit Purpur. An den Küsten Cala-
briens fand man einen trefflichen Purpur'-, der sehr geschätzt wurde; in Ta-
rent selbst '^ und in der Nähe der Stadt, in Satureum'^, waren bedeutende
1) Über Tarcnts Bedeutung für den Grossbamk'l übei Iwuipl s. IIii 1 1 ma ii ii S. \t'\. \a\.
Polyb. Exe. X, 1.
2) Marl. II, 43, 3 : te Lacedaemonio velat loga Iota Galaeso. IV, 28, 3 : lotam lepido togam
Galaeso. Vgl. VIII, 28, 3.
3) Poll. VII, T6 : xa'i firjV lo yc jaQftvrivCäiov Siatfaiig iaiiv h'ävfia, mvof.iaau(rov ün'o
lijg TaQctvTlviov yjiriafiog xtti jQVffijs; vgl. IV, 104: (TiKf/n»'^ jttQavrivläia c'iuTif/öftnoi.
Eusl. z. Dion. Per. 376: tk/« ü xai xo XtTiTov yvvnixtlov nfQißXrj^a ri> ttiQnviirlöiov nttQ
nicotg ätä Tgvqi]v TiQiaToig iv^j/rici. Vgl. Ael. v. li. VII, 9. Auch auf luschnflcn ; ein Tieoav-
jivöp ijfiivtf ig hei Rangabe, Antiqu. hell. II, 333; vgl. S36. 547.
4) Hosych. TaQitvrttov, Ifjäjior yviaixtioi' Itmov xoioaaoiig t/or fx Tov iyög iti^novg.
5) Clearch. b. Ath. XII, 522 0: iifönovp <fi xfd naQvifij ätiKfai'ij navrig, oig n'i' ö rüiv
yvvaixwv äßQvverai ßlog. Vgl. Poll. VII, 76. Eust. 1. 1., welche diese Gewander als Zeichrii
von der Schwelgerei der Tarenliner anführen. Auch sonst galt es für weibisch und vcraelil-
lich, wenn Männer solche Slode trugen; vgl. Polyaen. stral. V, 3, 3.
6) Luc. Dial. mer. 7, 2. 7) Luc. Calunin. n. toni. cred. 16.
8) Semos b. Ath. XIV, 622 B : nCQi(Co>ixai. Taporri'l'or xalüriTov ni' jovg ^(ym iwv a<frnvh:
9) Die bekanntlich auch nur \()n Frauen getragen wurden; vgl. oben S. 76.
10) Luc. Uli. pracc. 15 : ^ ^(T.'>>/f Ji eano ivai;'h]g xiu Xn'xii, foyof rrjg T(tnatilvt]( toyn-
afag, äg äiuifttivia&ai lö awf/ci.
11) Luc. 1. 1. Vgl. Et. Magn. v. T(inn,Ti,6,; p. 746, 14: UnT'ovxiü iS,„<fa,tg!fiäj,o,-, od
TriU'Ztog nonifVQOvv, iSg xivtg VTiilaßof.
12) So z. B. zu Hydruntum, wo sich zur Zeit des oslgnlliisch<'n Reiches eine umfang-
reiche Purpurfabrik befand; Cassiod. Var. 1, 2: Quid eiuin uejunt toi artifices, tut iiautarum ca-
terrae, lol familiae rusticorum .... Eoa Tyros est Hydron Italica, aulicum profecto icsluriim.
13) Corn. Nep. b. Plin. IX, 136: me jiivene violacca purpura vigebat .... nee multo posl
rubra Tarentina. Hör. Ep. II, 1, 207: lana Tarentino vinlas iniitata rcneno. Hesych. TnQttvTT-
i'«( • al'uKTi ßttifol, rti4g 6i rag 7io()<fv(>äg. Vgl. El. Magn. 1. 1. Tapavtival ßaifiti. Pei-s. II, 65.
Darauf deuten auch die tarentinischen Münzen mit der Muschel, Eckhel 11. N. 1, 14Ssq. Vgl.
Harduin z. Plin. 1. 1. : nunc quoque Tarenti ({junt e.rtare restigia vetustaruvi ofjirinaruw, in quibus
oliin Purpura lanae in/icerentur, ingenlesque leslnrum arerros consjjici, rei indices niiniiiie obscu-
ros. S. Böcking z. Not. dign. Occ. p. 360. 14) Scrv. z. Virg. Georg. IV, 335.
124 111. EntnpA.
Purpuiiiubereicn , und in spiileicr Zeil lieland sich in Tiiicnt ,iurh oine kaiser-
liche Purpurfärherei '.
Von andern Gc\\erl)cn in den Stadien Calabricns lilcibl uns nur \venpg zu
berichten. In Taront scheint die Molallarbeit technisch eine hohe Vollkoni-
inenheil erlangt zu haben ; zu den in Acgina gearbeiteten Candelabern lieferten
die tarenlinischen Werkslalten die Schäfte 2. Über die Art der Vereinigung
dieser Theile , wo dieselbe vor sich ging und zu welcher Zeit namentlich diese
Technik belri<'licn wiinlc darüber sind wir niihl unlcrrichlel '.
Auch in iirundisiuiu linden wir Mclalkirbeil ; dort wurden besonders
treiriiche Spiegel durch eine Mischung von Zinn und Krz hergestellt. Als aber
zur Zeit des Plinius alles sich silbei'ncr Spiegel bediente, hörte der Ruhm der
brundisischen Erzspiegel auf^.
§ 2i.
Die italischen Inseln.
Sicilieu. Die gesegnete Insel Sicilien verdankt die Bedeutung, welche
sie von jeher für den Besitzer, mochten es die Phönizier, Griechen oder Römer
sein, gehabt hat, fast ausschliesslich ihrem Reichthum an Naturproducten, zumal
an Korn , woniger alior den Erzeugnissen ihres Gewerbfleisses. So wurde denn
auch die Wolle der zahlreich auf ihr weidenden Schafheer de n^ meist unver-
arbeitet nach dem Auslande geführt •", während von dem Export gewebter Wol-
tensloffe nur wenig berichtet wird'. Auch Leincnwaaren wurden aus-
geführt^; doch scheint diese Fabrication für den Handel nur wenig Bedeutung
gehabt zu haben. Da wir nicht erfahren , dass Flachs auf Sicilien gebaut wurde,
so vernmlhel Yates ", dass dcrsel])e nach der Insel unverorlieilet imporlirt und
dort gewebt wurde.
1) Not. dign. Ooc. c. X p. 49.
2) Plin. XXXIV, H; s. oben S. S9.
3) Ath. XI, 47SB schciiil sich uiil Ijicnlinisrli.- Col'assfabricalion zu beziehen.
4) Plin. XXXIII, 130: opliiiia sj« < iih, npinl miijores fueraiit Brundisimi , slagno et aere
nüxHs. Praelata sunt argenU-a. \\\\\, IG« sjirnihi laudatissima Brundisi temperabanlur,
donec argenteis uti coepere et ancillae.
3) Wie bedeutend die Schafzucht auf Sicilien war, davon leiten die Gedichte dos Theociil
und der andern Bukoliker hinlänglich Zeugniss ab. Pindar nennt die Insel Ol I, 12: :^ixt).i'c<
noh'/^iijiog. Und noch in später Zeit wird von ihr gesagt, Tot. orb. descr. § 65: lam abuiidal.
Vgl. Yates p. 73 sqq.
6) Mosch, b. Ath. V, 209A: TUQCyjor dt [fi'fftä).).oi'TO tk j'rir ruvr) J^ixfhxüii' xtQii/jiK
fii'iQitt, lQi(öi' Täkiifja ihofivQin. Strab. VI, 273.
7) Der von Poll. VII, 77 erwähnte /irali' ZixtXixöi ist wohl ein leinener, ebenso das .l'i-
xfXixör ('lUarioi' bei Alciphr. ep. I, 6. Buntwirkereien (vermuthlich von den Carthagcrn
üherkominen) erwähnt Philem. b. Ath. XIV, 658 B: Ifiäria noixlX' (t liyoi rig ^ixihxci Die
von Eubul. b. Ath II, 47 F genannten Zixihxc! TiQoax«iiiXcuct waren vielleicht von ahnlichei
Beschaffenheit.
8) Ps.-Plal. Ep. -Vlll, 363 A: yiTmiiit kmani,/!) twc yixfhxiüv bnöi'.
9) Tcxtr. p. 280.
§:;'!. DiK iTALisciiKx Inseln. 125
Sicilisclicr l'urpui- wird selten erwähnt', doch befand sieh spiiter in S\ -
racus eine kiiiserliciie Purpur färb er ei-.
Am meisten gingen wohl die Erzeugnisse des sicilischen Kunsthaudwerks
nach dem Auslande. Dahin rechne ich die schöngcarbeileten Wagen'' und
Sophas*, sowie die für das bei den Griechen so belielile Spiel des Cotlalius
beslinimlen Gerätheä, — Fabricale, welche wohl grösstentheils in das Gebiet der
Metall-, namentlich der Erzarbeit gehören mochten. Diese blühte namentlich
in S\ racus'', und wenn uns auch nur wenig Künstler Sicilicns bekannt sind, so
dürfen wir doch auf eine hohe Vollendung des Kunsthandwerks schon aus der
Beschreibung des von lliero II erbauten und auf das reichste ausgestalteten
Prachtschiffes schliessen"; und die Schilderungen der Räubereien des Verres bei
Cicero zeigen, welchen Reichlhum an bronzenen Kunstsachen Sicilien zu jener
Zeil besass "*.
Damit steht denn im Zusaimnenliant; dii' in Sicilien sehr eifrig belriebcne
Töpferei, welche ebenfalls in S\ racus am bedeutendsten gewesen zu sem
scheint''. Am bekanntesten und wohl auch im Auslande am verbreiletslen waren
Schüsseln '" und Becher ".
Der ergiebige Fischfang an der Küslo '- führte zur Anlage \()n Hiiucher-
anstallen'^, welche viel Sal/.fische exportirten. Auch der Sc li i f f s ha n . na-
mentlich von Lastschiffen, scheint bedeutend gewesen zu sein ".
Melite. Nach der Insel Ma 1 la , welche von den Phöniziern colonisirl w mde
und .später in den Besitz der Carthager überging , .scheinen die Phönizier zugleich
mit andern ErAverbszweigen auch die Bau m w o II e n f,i bii la I io n liiiiiilicrge-
bracht zu haben '*. Dieselbe erhielt sich auf der Insel auch nocli . nailidcm sie
1) Pr-op. IV, 12, 6. -2; Not. clign. Occ. c. .K |). 49.
3) Piiiil. hypoicli. fi-, 7:) hei .\lli. I,. äSB;
«^./.' änb Ttts äyXicoxt'uniov
^.'ixfi.dc; ö/ii/tia <UiiJt't).top fittrfvfii'.
Grit, cbil. : tii« J* ö/os 2lixiX6s xülltt äiiTiät ij if X(ji<TiaToc.
4) liubul. b. Ath. II, 47 1": xtd TfivTi xUius XixiXixiig.
ö) Grit. 1. 1. : xöaanßog ix .TixtA^s iotl xltorhq, ixnQtnig iQ-yor,
UV axoTiov fg }.tcTnyiov rn^tt xaihtniüufHii.
Vi^l. Galliiii. b. Alb. XV, GGSC. Was das lür Cienithe i^ewcscii sind, zeii;l J a li n Im I'
XXVI S. 204 (T.
C) Pllii. XXXIV, 13. 7) S. Mosuliiim b. Alb. V, 20GD s<|(|.
8) Vi;l. GIc. Verr. IV, 21, 46: Credo tum, qiium Sicilia florebnl upihiis vi cupiis, miii/tid
/iria l'uissc in ea inmia. Dai'uuler waren frcllicb vii-l ArbulU-n K''i™biscbor küiislU-i'.
9) Mo.scli. I. I. 207 E ; vgl. Alb. XIV, G58 D.
10) 2:ix.^hxct ßariivitt, Eiibill. b. Alb. I, 28 C.
1i: Alb. .VI, 500 B: tq(toi iV iin)r [axötfof] i>! :iiumxnnini.
12) Vgl. Atb. I, 4B. III, 116I'. VII, :t02A. Plin XWII.IS .Min . V, '.f.i |,i .\l,.ss;iini.
b. Alb. III, 921). VII, 298K. Ta ii i .i nie Tii u in . .Ins V. yn Syr.uiis. Alb. VII, 300K.
linus, Ai'cb. obil. 328 K otc.
13) Alb. V, 209 B. 14) Ib. 206 !•'.
15) MoviMS, l'bönizicr 11,2,347 11. Vgl. K i 1 1 er, ub .1 gci.gi . \cil.ivll ^. ll.ii
S. 340: "Diese Bauinwülleiisvebei-ei iliuss scbmi laiigi' mh lU'in eislrii |iiiiii-<> licii Kiic^
126 III. Europa.
römisch geworden war, und die wegen ihrer Zartheit und Weichheit beliebten
Stoffe (o&övia '] waren in Rom schon lange vor der Kaiserzeit bekannt und ge-
sucht 2 und haben vermutblich noch im Mittelalter Ruf gehabt 3. Erwähnt werden
namentlich Kleider aus diesem Stoffe (vestes Melitemes , Melüensia*) und Kopf-
bedeckungen 5. Welch werthvoUe Stoffe dort , zumal in der Hauptstadt der
Insel, die Hauptfabricationsorl war, angefertigt wurden, das beweist die Nach-
richt , dass hier in den Webereien oft Jahre lang an einem einzigen Gewände ge-
arbeitet wurde*".
Sardinien. Auch auf der Insel Sardinien sind die Phönizier ohne Zwei-
fel von Einlluss gewesen. Die Insel wurde schon frühzeitig von den Tyriern
besucht und war dann später im Besitz der Carthager wegen ihrer für den Han-
del sehr günstigen Lage und wegen ihres Metallreichthums geschätzt'. Cartha-
gischer Flachs wurde auch von Sardinien bezogen*, besonders zu Jagd-
netzen^; und wenn auch die Erwähnung sardinischer Purpurfärberei'" auf
Verwechslung mit den Färbereien von Sardes beruht, so ist es doch sehr ^^ahr-
scheinlich , dass die Phönizier auch diese heimische Technik nach der Insel ver-
pflanzt haben. Ebenso scheint dort die Glasfabrication betrieben worden
Gange gewesen sein, in wclclicm ilie Insel vom Consul Atilius zerstört wurde (Oros. IV, 8).«
S. auch Wiberg, Eintl. d. class. Volk. a. d. Noidon S. 4. Wiskeman n , ant. Landw. .S. 26.
1) Die Hauptstelle darüber Ist Diod. Sic. V, 12: Ti/jiT«s ti yctQ s/tt (!j Melirti) narro-
SiiTTOvs rate iQyaotais, XQaiCaiovg äi lohg öHoyiu noioviTci; rij TS Xt7noTt]Ti xni T/j fiaXt/xo-
Tt]Ti iStciTiQfTifj. Vgl. Hesych. v. MehrctTa- oihoi'itt Xivä iiid(f>OQa fx J\I f>jTi)g rrjs vi'fuov. Dass
diese 6,t6ria BaumwollenstofTe waren, ist zwar nicht nachweisbar, doch ist diese Ansicht von
Ri Iter a. a. 0. S. 339 fl'. wahrscheinlicher als die von Yates, der sie p. 286 für Leinwand
erklärt.
2) Lucr. IV, 1129: El bene palrum fluni anademala, milrae,
inlerdum in pallam ac Melilensia Ceaque verlunt.
(So nach der sehr wahrscheinlichen Conjectur von Lachmann für atqiie alidensia.j
3) Isid. Orig. XIX, 22, 21: Metitensis lunicaest, qttae afferlur ex insuUs. (So nach der Con-
jectur von Arevali für Velensis.)
4) Cic. Verr. II, 72, 176 und 74, 183. Vgl. Novius bei Non. p. 540, 8 (Ribbeck, Com.
Lat. p.224;: supparum purum Melilensem, linleum, mi cscam meram (Conjectur für belliensem.j.
5) Varr. b. Non. p. 539, 27: mitra Melilensis. Vgl. Hes. 1. I.: Mslirta- tu ßtTru (d. i.
villae).
6) Cic. Verr. IV, 46, 103: insula est Melita .... in qua est eodem nomine oppidum, ....
quod isti lextrinum per Iriennium ad muliebrem veslem conflciendam fuit. (Man könnte hier zwar
auch den Sing, veslem collectiv fassen ; doch glaube ich eher, dass man hier an besonders
kunstvolle und mühsame Weberei zu denken hat.)
7) S. Wiberg a. a. 0.
8) Poll. V, 26: xai ävvctTai xal ro an'o ^ccQäovg {XCrov), K(f' fjg i'acag xni rö KaQx^dovior
h'äo^öv iaiiv (üs ünö irjg tanifjag xouiiojxiiov. Auch Gewänder von Sardinien erwähnt Poll.
VII, 77 : xal ZciQäwvixög öt )(niov rig (xaltiTO.
9) Poll. V, 26. Wiskemann a. a. 0. Anm. 7 führt die Benennung des oberen Randes
des stehenden Jagdnetzes, aaQäiäv oder aaQÖoviov (Xen. de ven. 6, 9) auf die Insel Sardinien
zurück. Bei der beständigen Verwechslung der späten Lexicographen von sardischen und
sardinischen Pro<lucten und rabricaten lässt sich hier kaum ein sicheres Resultat erreichen.
10) Schol. Arisl. Ach. 112. Suid. v. ßii^un Kv^ixifvöi und ('»•« //jj ai ßtöfiiu. Viil. oben
S. 36.
§ 2.1. HisPAXiEN. 127
zusein, wenn man aus den Funden einer grossen Anznlil gut erhaltener Glas-
gefässe darauf schliessen darf.
Die ursprünglichen Bewohner Sardiniens haben von der phönizischen Cultur
wenig angenommen; sie widmeten sich hauptsächlich dem Ackerbau und der
Viehzucht, zumal der Zucht jener besondern, auch auf Corsica vorkonunenden
Gattung von Widdern, Musmones genannt^, deren Felle zu Kleidern verar-
beitet wurden^. Von Vei-arbeitung des sardini.schen Eisens^ erfahren wir
nichts. Hingegen wurden \ it-i Sa 1 zf i sehe, iiann'ntlich Thunfische , nacii di'in
Auslande geführt 5.
§25.
Hispauien.
Die mit den manuiehlalligslen Gaben tler drei Nalurreifhe gesegnete il)e-
rische Halbinsel ist im Alterlhum schon in sehr früher Zeil das Ziel der handel-
treibenden Nationen gewesen, die von dorther Rohproducte aller Art hol-
ten, welche sie gegen Erzeugnisse ihres eigenen Bodens oder ihres heimischen
Gewerbfleisses umtauschten. Dieser Handel führte bald zur Anlage von Facto-
reien, die sich zu Colonieen erweiterten und fremde Kunstfertigkeit schnell unter
den iberischen Stämmen einheimisch machten. So waren denn an der spanisclicn
Küste des mittelländischen Meeres phönizische mid carthagische Ansiedelungen
in grosser Zahl; zu ihnen traten bald Niederlassungen von Griechen, bis die Homer
ihie Weltherrschaft auch hierher ausdehnten und in harten Kämpfen mit den
Iberern und den carthagischen Colonisten sich zu Herren der Halbinsel machten.
Handel und Gewerbe blühten auch nach der Unterjochung fort; das besiegte
Spanien schickte die Erzeugnisse seiner Erde und Industrie dem stolzen Sieger,
und die ganze Kaiserzeil hindurch ist Spanien für gewisse Producte, namentlich
für Leinwand und edle Metalle, eine der wichtigsten Provinzen des römischen
Reiches gewesen.
Wenn wir die Gewerbe, welche in Hispanien hauptsächlich betrieben wur-
den, in einer allgemeinen Übersicht betrachten, so stellt sich dabei bald heraus,
dass der südliche Theil der Halbinsel , Hispania Baetiea , ganz besonders in Be-
tracht kommt , weil dort der regste Verkehr , der meiste Gewerbfleiss herrschte.
In Baelica waren die ursprünglichsten phönizischen Colonieen ; dort waren ver-
hällnissmässig auch die meisten Niederlassungen , was sich sowohl aus dem dem
nordafricanischen ähnlichen Klima und der üppigen Vegetation erklärt, wie dar-
1j lUiU. (1. liist. 1863 p. m sqq. \!i\. M iu(i u a iil t .><. 338 .\iim. 3073.
2; l'liii. VIII, 199. t'aus. X, 17, 6; V!;l. Ai'l. ii. an. .\VI. 3 1.
3) Sliab. V, 425: ]'(voiriti lyicwlht ot Tp(;^a f/^'ooirfs itlytdtf an' ((i(ui *iuo}. xitlot-
uevot t!ff uvvauvii'ts^ tav raig äofiaiq {ftoQaxd^oi'Ttti. Varr. It. lt. II, 11, 11.
k) Rutil. Hill. I. 3T,I,.
5) Galen, n . rnotf. i)'i'vnu. V. VI p. 728 K : fiTtiii'iiitJov dt) Toeio tÖ rn'oi/o« fixoriu^
iatly .... öioftiiitiici tl'f (T('i)i,7i.;s ruii rwi' tik'uidi »/iV(/ r<'< f(ii«rr« i«i>(;K'y -'n'<"fn Vul.
Poll. VI, 48.
128 III- Europa.
aus , dass gerade dieser Tbeil der Küste auf dem von den Phöniziern am meisten
befahrenen Seewege nach dem atlantischen Ocean lag. Auf Ilispania Baetica
werden wh- denn auch bei der allgemeinen Übersicht ganz speciell Rücksicht zu
nehmen haben.
Eine sehr gewöhnliche und aus der Natur der Dinge sich von selbst erklä-
rende Erscheinung ist es, dass die meisten Gewerbe, welche in Hispanien ge-
blüht haben, im innigsten Zusammenhange stehen mit den Produclen des Landes,
und dass von andern Gewerben, welche weniger in dieser engen Beziehung
stehen , nur selten die Rede ist. El)en dieser Producta wegen waren ja die Co-
lonieen von den fremden Nationen angelegt worden, die Colonisten hatten ihre
vervoUkommnetere Technik mit hinübergebracht und sie an den vorgefundenen
Rohproducten verwerthet; andere Gewerbe wurden natürlich auch betrieben,
ihnen aber bei weitem nicht die Sorgfalt gewidmet, die man jenen zuwendete.
Die Phönizier hatten Spanien zuerst hauptsächlich seines grossen Metal 1-
reichlhums wegen aufgesucht. Schon lange bevor der griechische Handel 7U
blühen begann, waren die spanischen Bergwerke von den Phöniziern ausge-
beutet worden'. Gold, Silber, Kupfer und Eisen wurden aus ihren unter-
irdischen Schachten hervorgeholt und von den lyrischen Schiden weithin nach
allen Ländern geführt. Als dann die Römer Herren der Insel wurden , bemäch-
tigten sie sich auch der Bergwerke , die sie mit dem ihnen eigenen practischen
Sinn liedeutend vervollkommneten ; noch jetzt sind die Spuren ihrer Anlagen und
Maschinericen in den spanischen Bergwerken zu erkennen 2. Das gewonnene
Metall ging aber nicht alles roh und unverarbeitet in's Ausland ; es veranlasste
vielmehr eine bedeutende Thätigkeit auf dem Gebiete der MetaUarbci t, ins-
besondere der Eisen- und Stahlfabricalion, welche schnell zu holiein
Ansehen gelangten. Hispanische Waffen, Schwerter, Dolche, Harnische und
anderes zum Kriege gehörige'', waren hochberühmt, und es war in einigen Orten
namentlich die Beschaffenheit des zum Kühlen des Stahles benutzten Wassers,
welche jenem seine ausgezeichnete Häi-te verlieh *.
Die Glasfabricalion hatten die Phönizier vernmlhlich hinübergebracht;
zu besonderer Blüthe scheint sie nicht gelangt zu sein 5. Eine grössere V0II7
t) Ezech. 27, 12. Diod. V, 35 u. s. Vgl. Heeren, Ideen I, 2, 73 ff. lliillinnnn ,S. 112;
über die phönizischen Niederlassungen in Spanien überhaupt Moveis II, ä, 5SS IT.
2) Vgl. das Ausland f. 1866 Nr. 50.
3) Polyb. III, 1U. Suid v. MiixaiQa. PoU, I, 149: fiä/ttiQct KO.rixn. Ilor. Od. I, 29,
15: loricis Hiberis : ebd. Acro. Gell N. A. IX, 13, 17: Hispanico pecttts liausil.
4) Plin. XXXIV, 144; vgl. Isid. Orig. .YVI, 20. Jusl. XLIV, 3: praecipua his quidem (sc.
Lusilanis) ferri materia, sed aqua ipsa ferro violentior, quippe temperamento ejus ferrum acrhis
reddilur. Diodor gedenkt noch einer ganz eigenthünilicherx Methode, auf welche die Hispanier
den zu den Waffen und dem Kriegsmaterial benutzten Stahl härteten, V, 33 : }!öiov di 71 nnn
avToig (sc. Kilrißrinair] iotX irfQi Tr]v rtäv \on).tav xa'i] i'ifAViTrjQiiov xcntiaxtvriv. fXüafiina
yÖQ aiärjQOV xttiaxnvnxovair tig rf/r ytji xcii rniirct liSai fi^/ni «r oiov J/n röi' yQoio)' rov ior
jTtiiKftiyoviog TÖ äa!Hi4g ToO aiJijgov xaraXfitfUij To arfnftoTuTor, tj" or xmnuxHi'Coin, S,„-
tfoiid SCiftj xal jaXltt T« Tinog no'/.t^ov iiiiixorrit.
" 5) Plin. XXXVI, 194. Isid. Orig. XVI, 15.
§ To. HisPAMEx. 129
endung erreicht« die Töpferei, wenn auch nur vereinzelt: auch der Ziegel-
fabrication wird mehrfach gedacht.
Wie noch heutzutage zahh-eiche Schafheerden die Fluren Spaniens durch-
ziehen, so waren auch im Alterlhuin die hispanischen Scha fe und ihre ausge-
zeichnete Wolle berühmt'. Man bezahlte daher einen hispanischen Zuchtwiddei-
sehr theuer^ und ein Pfund baetischer Wolle galt für ein nicht unbedeutendes
Geschenk'. Daher wurde auch die Wollen web erei stark betrieben^: man
fertigte wollene Kleider aller Art^, und wenn auch zu Slrabo's Zeit die Wolle
meistens unverarbeitet verschickt wurde •>, so bestand dabei die Weberei doch
fort, und Kleider bildeten noch in der späteren Kaiserzeit einen Ausfuhrartikel
Spaniens'.
Auch die Ziegenhaare wurden zu Kleiderstoffen gewebt ^ und die auch
in Hispanien lebende Gattung der oben erwähnten Musmones'-' mag namentlich zu
diesem Behufe cullivirt worden sein.
Aber nicht nur durch die Wollenweberei, auch durch die Leinwand-
fabrication hat Hispanien im Alterthume Ruf erlangt. Der Flachs gedieh
1) Str. III, 144 : ä(f»ovoi Sk xaX ßoaxrifiotrmv limogCu nttvToCmv. Plin. VIII, 191: colorum
plura genera quippe cum desinl eliam nomina eis ; quas nativas appellant, aliquot modis Hispania
(habet;. Insbesondere war die rötliliche Wolle der Schafe von Baetica geschätzt, DIod. 1. I.
Plin. I. 1. Marl. V, 37, 7: (puella), quae crine vicit Baetici gregis vellus. VIII, 28, 5. .\II, 98.
2 : (Baetis), aurea qui nitidis vetlera tingis aquis. Juv. XII, 37 sqq. Coluni. VII, 2, Tert. de pall. 3.
(Noii. p. 549: pullus color est quem nunc Spanum vel nativum dicimus.) Auch tarentinische
Schafe wurden nach Hispanien imporlirl, um durch Kreuzung eine edlere Race zu erzeugen;
vgl. Coluai. 1. 1. Calpurn. Ed. IV, 37 sqq. Yates p. 116 sq.
2) Str. I. I. : VTJtoßolr) xii iari Toü xaXXovi ■ ralavTiaCovi yovv lürovviai jovq xpiovi tli
XUS ö/£iac.
3) Maitial überlegt, ob ci- seinem Mädchen geben solle ;
.1« Baeticorum pondus acre lanarum,
(in de moneta Caesar is decem flavos, XII, 65, 5.
4 Tzelz. Chil. XI, 38S;
xni "lßt]gf( fO-ntQioi xnl KoQd^o) bfioCiot
vt/dauiiTa t« xäU.iajii fiaiv (QiovoyoviTfg.
T,i Mint Xll, l:i3: lavernae Baeticae ; vgl. IV, 28, 2; I, 96, 4 :
amator ille tristium lacemarum
et Baelicatus atque leucophaeatus.
Terlull. 1. I.
6) So sind wohl die Worte aufzufassen bei Str. I. I. ; noWi äi xal iaS-ijs TniöiiQot- i/p-
Xtjo, tvf Si (Qici f)iUÄOf Twi' xo^fiswv. Diese Stelle würde, auf die Wolle der Coraxer in C.ol-
chis (s. oben S. 43) bezogen, keinen rechten Sinn geben, da aus dem Zusammenliong und aus
den andern beigebrachten Stellen des Martin! etc. hervorgeht, da.ss die hispanische Wolle ilie
ganze Kaiserzeit hindurch beliebt war. Vermuthlich hezoiclinet xopn^ö« die Farbe ; vgl. Str.
XII, 578. Marquardl S. 88 Anm. 877. — Yates p. 118 .schlugt vor !j Ttdv KoQa^iSf zu le-
sen was mir nicht passend erscheint, da die coraxische Wolle nie in dem bedeulenden Masse
nach Europa importirt zu sein scheint, dass sie für die Ausfuhr der hispanischen Wolle einen
Vergleich abgeben könnte.
7) Tot. orb. descr. § 59 ; Hispania ulciiin niuüum rl hiiiiiiiiieii rmillil. vcslem quoi/iie
variam etjumenta lardumque et spartum.
8) Vgl. Diod. 1. I. tfoiwhai Jt orroi aiiyori: ufuifuQ iit/Hi x«J n Unart It'iaiov f/oir«s i»
ft)ior rah tuyiUtii ;tnii(r. Avieii. Or. mar. I, 218 s(|(|
9) Plin. VIII, 199.
Blümiii-r Hic' iri'wiTl.l.'riiiiliKki'it ■!. kl;l^s. AlUTÜmins. 9
130 in. Fairüpa.
vortrefflich , namentlich in Hispania cilerior ', und die kunstvollen Gev^ebe , an
deren technischer Vollendung der phönizische Einfluss wohl keinen unbedeuten-
den Anlheil gehabt haben mag, waren sowohl der Ruhm des ganzen Landes 2,
als namentlich mehrere Völkerschaften und sonst unbedeutende Städte dadurch
einen gewissen Weltruf bekamen. Auch die hanfartige Pflanze Spartum
(Pfriemgras) wurde, wie der Flachs , viel versandt'', und ihre Verarbeitung gab
auch im Lande selbst reichliche Beschäftigung *.
Von Purpurfischerei an den Küsten Spaniens ist nur wenig die Rede^,
docli bot das Land Färbewurzeln in grosser Menge'', wie es auch an andern
Färbestoffen, wie Scharlach, Mennig etc. nicht fehlte'.
Von den übrigen in Hispanien betriebenen Gewerben sei hier in der Kürze
gedacht des Schiffsbau's**, zu welchem die Wälder des Landes prächtiges
Material lieferten'', der Salbenfa brication "' und der ülberei tung. Hi-
spanien producirle Oliven nicht nur in grosser Menge , sondern auch in vorzüg-
licher Güte, namentlich Baetica war mit diesen Früchten reich gesegnet", und
das daraus bereitete Öl gehörte zu den Hauptausfuhrartikeln Hispaniens '2.
Ganz besonders aber verdienen erwähnt zu werden die durch das ganze Land
verbreiteten, hochbei-ühmten Räucheransta Iten '3. An den grossen Flüssen
der Halbinsel nicht minder als an der Küste des mittelländischen Meeres und
des atlantischen Oceans'^ waren überall grossarlige Räucheranstalten '^, deren
Waaren nicht minder geschätzt waren , als die pontischen '6, und wie diese in
aller Herren Länder exportirt wurden ".
1) Plin. XIX, 10. Mela II, 6, 2; vgl. Just. XLIV, t: Uni sparligue vis ingens.
2) Plin. XVIII, 108: Uispani e Uno excussoria et poUinaria (invenere). Mail. IV, 46. 17.
Näheres s. unten S. 133.
3) Ath. V, 206 F. Mcla II, 6, 2 ; vgl. Justin, und T. orb. deser. II. II.
4| Win. XIX, 26 sq. 5) Str. III, 145.
6) Str. ib. 163: xal TtSf ^iC(üf Ttat' f /; /S«'/^'' /P'/ö/'.uwc nXi]3og.
7) Str. ib. 144. Plin. III, 30. IX, 41. XVI, 32. X.KII, 3.
8) Sid. Apoll. Carm. V, 59.
9) Str. I. 1. : TÖ T€ vavnriyM auriaräaiv aiioft^i i'i firixioolitg vXnjs.
10) Plin. XXIV, 111.
11) Plin. XVIII, 31: pinguissinmm (oleis solum) in Barlira. ib. 94 : BaeUra (/tiidrm uberri-
inus messes inter oleas melil; vgl. XV, 8. Mart. VII, 28, 3: nrr Tarlrssiaris t'aUas Ina, Fusrr,
Irapetis Cedal.
12) Str. 1. 1.: f^äyiTCti if tx Tiji TovQÖrjtKiiag .... ynX eXaioi' ov noXv fAuror dXXä xit'i
xi'Xhajov. T. orb. doscr. 1. I. Luc, Navig. 23 u. s. Vgl. dii- liiscliriftcn : mrrralov oiri Hispan,
ex provincia Baetica, Orelli 3254. diffusor olearius er Barlira. 4077.
13) Vgl. Köhler, Tänixog \>. S6k.
14) Vgl. über den Fischreichthura Hispaniens besonders Str. III, 145. Polyb. b. Alli. \ll.
302 C. VIII, 331 A. Plin. XXXI, 94. XXXII, 146 u. s.
15) Plin. XIX, 49 : Hispaniae cetarias hi (sc. scombri) replenl thynnis non rommeanlUnts, 11. s.
16) Str. I. I. 144 : ovx öXi'ytj äi oüät ix tmv otfxov Ta(ii%iltt oix fi'H^iv fiövov iiXkn xin h.
iiji; lilhjs zrjs ixTÖg iSTißiS)' nrnjccXiag, ov xil()0)v irjg IIovjixi\g. Oribas. I p. 135 (Daremb. :
xnciTiaroi Jf Ol 'fßt](>ixol (tkqi/oi). Vgl. Galen Vol. VI p. 728 K. Xenocr. de alim. ex aq«. b.
Fnbric. Bibl. Gr. IX, 471 etc.
17) Ael. n. an. XIII, 6 erzidill von Dioaearchia: o»Vos jig niumXog {rji'), €i'»a »]r ifinomü,
l;iiH>(x6; (fiinro; xa) Titn();'l ^'' fxf'ä^ft' if axivtaiy a<S(joii. Vgl. Luc. Nav. 23. T. o descr. 1. 1.
§ 26. HiSPAMF.N. 131
§26.
Hispauieii (Fortsetzung).
Hispauia citerior (Tarraconensis). Der moiste Verkehr in His[);inia
Tarraconensis entfaltete sich an der Küste des Meeres; Carthago nova , Sa-
gunt , Tarraco und das massilische Emporiae waren hier wie in Handel so auch
in Industrie die hervorragendsten Pliitze. Carthago Nova, reich geworden
schon durch ihm gehörige, ergiebige Silbergruben', war wiederum unter diesen
unstreitig der bedeutendste Handelsplatz für den See- wie für den Binnenhandel 2.
Ein Haupterwerbszweig der Einwohner waren Fischfang und Räuchern;
ganz besonders berühmt war das aus den Taricheen von Carthago Nova hervor-
gegangene und überall hin versandte Garum, das von den Makrelen gewonnen
wurde'', nach denen eine nicht weit von Neu-Carthago gelegene Insel, eigentlich
Insel des Hercules genannt, den Namen »Makrelen-Insel, Scombraria«, bekommen
hattet.
Wie bei diesem Gewerbszweige das Meer den Neu-Carthagern die Nahrung
bot, so gab bei einem andern daselbst sehr verbreiteten Gewerbe das Land das
Rohproducl, dessen Bearbeitung ausreichende Beschäftigung bot. Die Umgegend
der Stadt brachte nämlich in grosser Menge Spa rlum hervor, das zu allen mög-
lichen Dingen verarbeitet wurde. Man bereitete daraus Decken, Kleider, Schuh-
werk, Dochte, Seile etc.s, und dass die Gewinnung und Benutzung dieses Pflan-
zenstofles für die Stadt von der höchsten Bedeutung war und sicherlich eine Menge
Menschen beschäftigte, kann man wohl daraus schliessen, dass Carthago selbst
darnach den Namen spartnria erhalten hat '■.
Grossartig müssen auch die Waffenfa l)ri ken von Neu-Carthago gewesen
sein; der enorme Vorrath von Kriegsmaterial aller Art, welchen Scipio Africanus
bei der Eroberung der Stadt vorfand', lässt uns darauf schliessen. Höchst wahr-
scheinlich verdankte diese Fabrication ihre Entst(^hung und Blülhe dem Umstände,
dass Neu-Carthago der Haui>twan'enplatz für die Cartliager war, die bei dem
Mangel an Eisen im eigenen Lande nicht nur von Spanien her aus den reichhal-
i; Vgl. Polyb. 1). Str. III, 147. I.-SS.
2) Str. III, 1.18: faji toOt« ft^yimoy (intöniov jtöy fitr ty. !h<lnjjrji lOK f)' rij iitnnyttiu.
TiSv 0" ixeillei' Tor? ?fo) naaiv.
3) Str. 1. I.: xunravO-tt iSi xa'i iv joii nlrjaiov roiioiq nn).h] i) iiini/flft. i\a\n\ Viil. \ll
p. 622 K. Plin. XXXI, 94 : nunc e scombro pisce laudalissimum marum) in Carthaginis siuirldhac
celariis. Vgl. Ilor. Sat. II, 8, 4f>.
4) Str. III, 159: fi»' fj rov'ltoitxUovi vijao( »/'J'i; wyöf KuQXI^öri, tji' KRilot^ni 2'xofißmt-
(jUiv «770 Tiäv «hnxofiiiMV nx6fiß()tay, t? läv ro üiiiniov axfvnifrni ytt(>o>: Vpl. Alli. 111,121 A
ö) Pliii. XIX, 27: hine [ac sparto] sirata ruslicis enrtini, liinc ignes facesiiin; hinc ciilrid-
mina et pastorum reslis . . . . ad reliquos usus lalioritisc eveltiliir. ocrealis rrurilms, mnnu le.rlisiiui'
maniris convulutum usseis Uligncisve conumenlis cell . V^l. \at('.-i p. ;MS S(|(|.
6) App. de ri'l). Hi.sp. 12: Kaiixijihat' i} anicori<yni'i^. \j;l. I'liii. WM, '.14
7) Liv. XXVI, «7. Vgl. Sil. Itiil. XV, 195:
nun Ulla opihus rrrliiierit auri.
Mim porlu relsot'e silu. nmi tlnlilnis urii
uheiis aul ayili fabricmidn ail lela riyuie.
132 III. lu'ROPA.
tigen Bergwerken das Material für ihre eigenen Werkstätten bezogen, sondern
auch in dem unterworfenen Lande , wo die beständigen Kriege reichhaltige Arse-
nale nothwendig machten, die WafTenfabrication eifrig betrieben. Mit dem
Untergange der Macht von Carthago und der Einnahme Neu-Carthagos mag wolil
auch die Bedeutung der Waffenfabriken dieser Stadt ein Ende erreicht haben;
wenigstens ist in späterer Zeit nicht mehr davon die Rede, da die Erwähnung
des Silius Italicus doch nur auf die Zeit des 2ten punischen Krieges zu beziehen
ist. Welch reges Leben aber in Neu-Carthago im Gewerbfleiss herrschte , als
die Stadt noch frei und blühend war, davon giebt uns die Nachricht Zeugniss,
dass Scipio an 2000 Arbeiter darin vorfand , welchen er die Freiheit versprach,
wenn sie ihre Kräfte der Anfertigung von Kriegsmaterial für die Römer zuwen-
deten •.
Auf einem ganz andern Gebiete hatte sich Sagunt Bedeutung erworben,
nämlich in der Töpferei. Die Erzeugnisse der sagunlinischen Töpferfabriken
gehörten zu den besten ^ und wurden auch in Rom gekauft '. Am bekanntesten
und verbreitetsten waren die Becher, calices Saguntmi, von denen auch ganze
Services verfertigt wurden^; doch werden auch Aufbewahrungsgefässe erwähnt^.
Es waren jedenfalls sehr einfache, aus gewöhnlichem Thone gebrannte und ver-
raulhlich nach Art der samischen u. a. Thonwaaren mit schmucklosen, erhabenen
Ornamenten versehene ** Gefässe von nicht bedeutendem Werthe ', welche ihren
Ruf wohl besonders ihrer practischen Verwendbarkeit verdanken mochten. Er-
wähnt werden sie nur im ersten Jahrhundert unsrer Zeitrechnung , sodass wir
über die Dauer dieses Industriezweiges nicht unterrichtet sind^.
In der Gegend um die Mündung des Iberus, namentlich aber in dem nicht
weil davon gelegenen T a r r a c o , blühte die Weberei. Der vortreffliche Flachs.
1) Liv. 1. 1. 2) Plin. XXXV, 160.
3) Mart. IV, 46, U : e( crasso figuU poläa caelo
septenaria synlhesis Sagunti,
Hispanae luteum rutae loreuma.
Es waren das sieben ineinander passende Becher.
4) Plin. 1. 1. Marl 1. I. und VIII, 6, 2: ficta Saguniinu rymbia (malo) lulo. Vgl. XIV, 108.
Calices Saguntini.
5) Juv. V, 29: Sagunlina lagoiia.
6) Darauf scheinen bei Marl. IV, 46 die .Vusdrücke rrnssu figuli ptiUta caeUi und luteum
rotae loreuma zu deuten.
7) Mart. XIV, 108: Quae non soüicitus teneal servelque minister,
sume, Saguntino pocula facta lulo.
Es schadete also nicht viel, wenn sie beim Mahle zerschlagen oder gar bei Zwisligkeilen
während des Trinkgelages als Waffe benutzt wurden, vgl. Juv. 1. 1.:
ititer vos quoties liOerlorumgue cohortem
pugna Saguntina fervel commissa lagona.
(Doch können diese Stellen sich auch auf die grosse Dauerhaftigkeit und Festigkeil des sagun-
linischen Geschirrs beziehen.)
8) Gefunden werden in der Gegend des alten Sagunt vier verschiedene Galtungen von
Gefässen, darunter auch rothe, wie die arrelinischen. Laborde, Vases Lainberg, Introd. II
Not. 9. Birch, bist, of anc. potlery II p. 372. Valcarcel, Barros Saguntinos, Valencia
1779, angeführt von MarquardlS. 256 Anm. 2358.
§ :'(;. HlSPAME.N. 1-J3
der daselbst gedieh , wurde zu leinen Gcwcljeii verarbeitet ', den berühmten
»carbasischen Stoffen«. Denn »nicht der Flachs selbst, sondern nur dessen
(lewebo, die zuerst dort am Ebro in der damaligen grösstenCnpilale der Ostküste
Spaniens zu weben erfunden wurden , erhielten diesen Namen , der mehr auf die
Natur der Gewebe als des Stoffes sich bezieht«-. Diese Stoffe waren ein belieb-
ter Luxusartikel der Römer und werden von den römischen Schriftstellern , na-
mentlich Dichtern , oft erwähnt ^, doch sicherlich in allgemeinerem Sinne : man
scheint darunter später nur eine etwas feinere Leinwand verstanden zu hal)en,
in welchem Sinne xäQnaaog und yMQTräaiog auch bei griechischen Schriftstellern
der Kaiserzeit vorkömmt. Die Weberei scheint daher in Tarraco erst zur Zeit der
römischen Herrschaft auch für das Ausland Ruf erlangt zu haben.
Auch in Emporiae, einer Colonie der Massilier, blühte die L ein-
webe r ei ^ welche den grössten Theil der Einwohner beschäftigte, während
von der nicht weil von ihnen im Innern des Landes (bei den Pyrenäen) wohnen-
den Völkerschaft der Cerretaner erzählt wird, da.ss das Uäuehcrn von
Schinken für sie eine sehr bedeutende Einnahmequelle bildete''.
Im Innern von Ilispania Tarraconensis war derjenige Ort, dessen Webe-
reien in der römischen Zeit am berühmtesten waren, die Stadt Saetabis in
der Nähe des Flusses Sucro. Der hier gedeihende Flachs gehörte zu den vorzüg-
lichsten Sorten, die man kannte", und die daraus gefertigton Gewebe zeichneten
sich durch ausserordentliche Feinheit und Zartheit aus', weswegen man denn
auch gerade aus diesem Stoffe Taschentücher verfertigte **, die für sehr kostbar
galten". Vermuthlich war die Stadt eine Gründung der Phönizier oder Carthager,
welche die Kunst des Webens dahin verpflanzt hatten.
1) Plin. XIX, 10: Hispmüa citerior habet splendorem Uni praeriputim lorrenlis, in (jiw po-
litur natura, qui adluit Tnrraconem. El lenuilas mira, ibi primiim Carbasis reperlis. Vgl. IV, Mi.
2) Ritter, üb. d. geogr. Verbr. d. Baumwolle S. 309. Der Name carbasus, der aus dem
Orient lierstammt, bedeutete, wie Ritter und Brandes, üb. d. ant. Namen u. d. geogr.
Verbr. d. Baumwolle S. 102 fg. ausführen, eigentlich Baumwollensloire, wurde aber oft aiil
gröbere oder feinere Leinengewebc übertragen. Brandes hall die lina carbasia von Tarraco
für Baumwolle (S. 111) und führt diese Fabritation auf plionizisehen liinlluss zurück; für
Leinwand erklärt sie Hühner im Hermes I, 90.
3) Virg. Aen. III, 357. VIII, 34. Lucr. VI, 109. Ov. .\lel. VI, 233. Vai. Klacc. IV, 422.
Gurt. VIII, 9 etc. Vgl. Vales p. 348. Append. D p. 458.
4) Str. III, 160: XivovQyoi St ixurms ol^Einro{>iJni.
5) Str. III, 162: Ktfiittjt Hvol . . . . tikq oU nf^vKi öintfonui niiilitnjui tuig h'«nn,1()i-
ydig iia/JitXkoi, nQÖaodov oii fitxoov tüis üvHiitonoii TiaQiyovaiti. Vgl. .Marl. .\lll, 54.
6) Plin. XIX, 9 von der regio Aliana im cisalpinischen Gallien ; ubi a Sactabi Icrtia in Eu-
ropa Uno palma. Vgl. praef. 1.
7) Sil. Ital. III, 374 : Saetabis et telas Arabum sprevisse superba
et I'olusiaco filum componei-e Uno.
Gral. (J>n. 40 : al contra nostris imbellia lina FaUscis
Hispanique alio speetantur Saetabes iisii.
8) Cat. 12, 14. nam sudaria Saetaba ex Ilibereis
miserunl mihi muneri Fabullus
et Verattnius.
9) Catull ist äusserst ungehalten, dass ihm jemarul eines .semer fernen snelabisrhen Tucher
mitgenommen hat und verlangt es dringend zurück, 25, 9.
134 ni. EiiioPA.
Foincr waieii im Innern des Landes noch niehrere Orte durch Waffen-
l;ibriken liurühint , voinehmlich die Vaterstadt des Martini, Bilbilis amSalo,
einem Nebenflusse des Iberus, deren WafiFen von dem auf den Ruhm seiner Ge-
burlslälte stolzen Dichter oft gepriesen werden •. Eisenbcrgv\ erke l^efanden
sich nicht in der Niihe ; die Waffen von Bilbilis verdankten ihre BeiUhmtheit an-
geblich den Fluthen des Salo, welche für das Härleu des Stahles ganz besonders
geeignet gewesen sein sollen 2; und wegen derselben Ursache waren die Waffen-
fabriken von Turia SSO, einer Stadt in der Nähe des rechten Ebroufers, beliebt ■.
Endlich waren schon im Alterlhum die Waffen und Stahlarbeilen von Tolelum
bekannt ^, dem spätem Toledo, dessen Klingen im Millelallcr nol)cn den damas-
cenischen den ersten Platz behaupteten.
Hispauia ulterior. Baelica. Einer der wichtigsten Handelsplätze von
Baelicu war das durch seine Lage am atlantischen Ocean in der Nähe der nach
ihn) benannten Meerenge gelegene Gades, das heutige Cadix. Schon um 1 100
V. Chr. hatten die Phönizier diese Stadt gegründet und zum Ausgangspunkt ihres
Handels in Spanien und an der Küste des Oceans gemacht. Auch nachdem <lii^
Halbinsel von den Römern unterworfen worden war, blieben die (iadilnner nach
wie vor berühmt durch ihren Handel und ihre Schifffahrl'\
Von den zu Gades betriebenen Gewerben erfahren wir freilich wenig, haben
auch nicht Ursache , anzunehmen , dass dieselben eine besondere Blüthe erreicht
haben. Kamen doch hier in Gades nicht nur die Naturproductc, sondern auch die
Industrieerzeugnisse fast aller Länder und Völker, mit denen die Phönizier in Ver-
kehr standen — und es gab ja eine Zeit , wo der ganze Handel in den Händen
dieses Volkes ruhte — , auf den Markt ; hierher brachten die iberischen Stämme
die reichhaltigen und niannichfachen Producta, welche ihnen ihr Land über und
unter dem Erdboden darbot, hier war der Stapelplatz aller Erzeugnisse des phö-
nizischen wie des griechischen Gewerb fleisses, welche als Tauschmiltel für die
barbarischen Völker der pyrenäischen Halbinsel und der nordafricanischen Kusle
dienten. Da ist denn wohl denkbar, dass der grösste Theil des Bedarfs an
1) 1, 49, 2: videhis nllam, Licininne, BHbiliii,
equis et ariiüs nobilem.
IV, 55, H: saero Bilbilin optimammetallo,
quae vincit Chalybasque Noricosque.
XII, 18, 9 : Bilbilis — siiperba ferro.
2) Plin. XXXI V, 144 : (aqua cui candens ferrum immergitur) alibi alque alibi utilior nobiU-
lavil loca gloria ferri, sicuti Bilbilin in Hispania et Turiassonem .... cum ferraria melalla in iii
locis non sint. (Vgl. Isid. Orig. XVI, 20.) Jusl. XLIV, 3: nee ulliim apiid eos (sc. Iberos) telum
probatur, quod non aut Bilbili fluvio aut Chalybe tinguatur. Mait. 1. 49, \i Salone, qui ferrum
gelat. IV, 55, 15: armorum Salo temper ator. XIV, 33:
Pitgio, quem curva signat brevis orbita veno,
stridentem gelidis hunc Salo linooit aquis.
3) Plin. u. Isid. 11. 11.
4) Grat. Gyn. 341: ima Toletano praecinganl ilia cultro.
5) Vgl. Movers II, 2, 621 ff. Wiberg a. a. 0. S. 5 fg. — SIrab. II, 99. III, 140. 160
168 u. s.
§ -'(i. lli>rvMiN. 135
Gowerhserzeugnisson clten duirli diese von iiusw.nts liei- eiiiwriiliileii Waiircn
gedeckt wurde.
Einen mtmhal'len Huf hatten die K äuclie ran stallen von Gades. Die
raöeiQixa Tagiyrj waren, nanientlieh seit den Zeilen des peioponnesischen Krie-
ges lioehberUhml ' und w urden in grossen Quanliliilcn exportirl 2. Sonst w ird
noch der Wolle der gadilanischen Schale gedacht ^ woraus wir auf Verarbei-
tung derselben schliessen können, falls sie nicht unverarbeitet verschickt w urde.
R äucheranslalten waren überhaupt an der ganzen Küste von Baelica zu
linden. Die bei-Uhmlesten waren ausser denen von Gades in Beluni, Mella-
ria ^, Ca rlej a namentlich durch den Fang der Muränen , aus denen Garuni Ijc-
reitet wurde ■'';, ferner inMalaca'* und bei den Exetane rn ". In Carleja,
das sich wegen seiner geschützten Lage an einer kleinen Bucht vorlrell'lich zum
Aiik( rplalz eignete, befanden sich auch Schiffswerfte*.
Im Innern von Baetica war es besonders der Baetisfluss, der alleTarlessus
der heulige Guadalquivir; , an dessen Ufern die grössten Städte erblühten und
der regste Verkehr herrschte. Der Fluss selbst gab den Fischern und deren
Fang den Räucheranslallen reichliche Nahrung». — Weiler den Baelis hin-
auf war Corduba neben Gades der wichtigste Handelsplatz in Baetica'". Die
bedeutenden Bergwerke, welche sich an den Ufern des Baelis befanden ", lie-
ferlen ihre Metalle zur Verarbeitung wahrscheinlich hierher, das avs t'itrdii-
bense gehörte zu den hervorragendsten Erzarien '-. Bcrülmiler noch war die
Wolle der dasell)st gezogenen Schafe, welche durch ihre natürliche gelb])raune
Farbe einen ganz besondern Vorzug hatte '■'. Ob diese Wolle daselbst auch ver-
1) Eupol. b. SU^jli. Unz. V. niiSm>u Ttojto t/i 7Ö nun/o;, 'l\ii<ytoi >; ritihiiiixov, Mli.
III, M6C. H8D. VII, 30iC. 315C. Pull. VI, 49.
2) lies. V. raötinixov Tn'p<;foS, rö ii7iörit8il(iii>r xofitLÖfino) , I's.-Arisl. mirab. ausc. 1.16
(U8). " 3) Colum. VII, 2, 4. 4) Str. III, 140.
5) Pliii. XXXI, 94 : scombros et Maurelania Baclicaeque Carleja ex oceanu inlranles capiutil,
ad nihil aliud utiles sc. nisi r/ariim). \ucb die I' ii i pu illscli c rcl wurde ilort betrieben,
Str. 145.
6) Str. 156: t/jnoiiiov <f' lat'tr rof( ir lij rrf^xii'« loiiicni y.d'i in(iiyti(tg äi f/n /itynXns.
7) Slr.l.l.: ((fiSvi '^ iar'iv rj imi'E^iTinMi TioXig, i^ i,i xiniti raoiyif InwvvfiiDg Xtynai.
Galen 1. 1. p. 402. (Aucb Sexitani genannt, vgl. .\lh. III, 121 .\.)
8) Str. III, 140. App. bell. <iv, II, 105.
9) Man fing namcntlicli Muränen, Arist. Ran. 475: Tii()it)oltc fivQiiiru, das. d. ScIml.
Varr. b. Gell. VI, 16, 5; muraena Tartesia. Poll. VI, 63: nn^rn jof; naXaioig ti(iox(/.inrr fti'-
Itaiva ix 7)0()»/.iov k(Ü uvQctti'K Tici)TijO(a. Wahrsclieinlicb be/ielit sich diese Benennung auf
die am Austluss des Bactis gesueble Stadt Tartessus.
10) Str. 141 u. 160. 11) Str. 142. 1«) Plin. XXXIV, 4; vgl. Marl. IX, 61, 3.
13) Colum. VII, 2, 4 : sunt etiam suaplc natura pretio conimendal/iles pullus ali/iie fusrus icnlnr
lanae^, quos praebct .... in Baetica Corduba. Marl. 1. 1. :
vellera nativo pallenl übt flava mctatio
et linil Hesperium bractea viva pecus.
XII, 63 : Uncta Corduba laelior Venafro
Histra nee tninus absoluta lesta.
albi quac superas oies Oalaesi
nullo murice nee cruorc mendax,
sed tinctis gregibus cotoro vivo.
136 III. Europa.
arbeilet oder meist ungesponnen exporlirl wurde, wissen wir nicht , vormuthlirh
war beides der Fall. Da sonst kein Ort in Baelica genannt wird, der sieh durch
Schafwolle jener Art ausgezeichnet hätte, die bätische Wolle aber, wie wir ge-
sehen haben, sehr beliebt war, so mag Corduba und seine Umgebung wohl das
meiste geliefert haben.
Zu erwähnen ist in Baetica noch ein sonst unbedeutender Ort, C a le nt u m ,
wo Ziegel gebrannt wurden, welche so leicht waren, dass sie im Wasser nicht
untersanken'.
Lusitanien. Am wenigsten erfahren wir von Handel und Gewerben in
Liisitanien. Die Küste des mittelländischen Meeres war für die Schifffahrt
wicliliger , als die des atlantischen Oceans ; und während daher an der Küste von
Baetica und Hispania Tarraconensis eine ziemliche Anzahl grösserer HafenpUUze
durch Handwerk und Handel Bedeutung erlangten , finden wir an der Küste von
Lusitanien kaum einen grösseren Hafen und keine einzige wichtige Handelsstadt.
Auch im Innern des Landes kennen wir nur wenig grössere Städte ; die Einwohner
benutzten den reichlichen Ertrag, den ihnen ihr Land bot, fast gar nicht, son-
dern zogen es vor, in Krieg und Bäuberei ihren Lebensunterhalt zu gewinnen,
bis die Römer dem ein Ende machten und durch Colonisten dem gesunkenen
Wohlstände des Landes wieder aufzuhelfen suchten'^. Das erklart uns denn,
dass Ackerbau , Handel und Industrie auf der Westseite der iberischen Halbinsel
so daniederlagen.
Am meisten scheint noch die Weberei betrieben worden zusein, sowohl
in Wolle wie in Leinwand. Als Ort, wo feine Wollengewebe, darunter
namentlich gewürfelte Stoffe, gewebt wurden, wird uns Salacia genannt'.
Flachs, der sich namentlich zu Netzen eignete, kam aus Zoelae in Gallac-
cien ^ ; wir dürfen wohl annehmen , 'dass er auch an Ort und Stelle verarbeitet
und jedenfalls auch zu anderen Geweben benutzt wurde.
Endlich wurden in der sonst unbekannten Stadt Maxilua Ziegel von der-
selben Art fabricirt, wie in Calentum^.
Schliesslich haben wir hier auch der zu Hispanien gehörenden
Balearisehen Inseln zu gedenken, deren Einwohner zwar hauptsächlich
vom Ackerbau lebten, zu denen aber die Phönizier die Kunst des Webens und
1) Plin. XXXV, 171: in uUeriore Hispania, civitatibus Maxiltia ei Calento, fluni laleres, qut
siccati non merguntur in aqua. Vitr.ll, 3.
2) Str. III, 154 : ivSatfiovog iSt liii; yjÜQitg vjiuQ/ovarii xarä i£ xcifirroiig xai ßoaxn/jctra
xb'i tö tov xqvoov xal ÜQyvQov xn'i TiSf naQunhialiov nlfjä^os, ofiaig ot n'/.ttov; ainiöy rrji' ano
ti's yrjg it(f(rrei ßlov iv /tj/CTrijpi'oif (litT^Xovi xal avvtxti noXifjoi tiqos tt äXXijlovs xa'i tov;
ÖflOQOVS KVTOTg.
3) Plin. VIII, 191: (lanam) commendat Salacia scutulalo textu in Hispania. Str. III, 1U:
vniQßoXi) St xal röri' ?.em(öv vifuafinTtov, uTifQ ol Zalaxiffitti xazaay.ivdCovair. (Andere Les-
arten sind ZaXTiijrai, ZakTtyiTat.)
4) Plin. XIX, 10 : dudum ex eadem Hispania Zoeticum linum venu in Ilaliam plagis utilissi-
mum ; civitas ea Callaeciae et oceano propinqua.
5) Vgl. Anm. 1.
§ 27. GvlIFA TBA-NSALPINA. 137
der Purpurfäibcrci gehniclil zu lialjen seh<iiicii '. Wenigstens scheint dar-
auf die Nachricht des Strabo hinzudeuten , dass die Phönizier bei den Eingcbnr-
nrn zuerst die Kleider mit lireiteui Purpursauni eingeführt halten'^; und für di'n
Betrieb der Purpurfarberei auf den biseln spricht die Nachricht, dass in der späten
Kaiserzeit noch daselbst sich eine kaiserliche Purpurfarberei befand-'.
§27.
Gallia transalpina.
Das traiisalpinisciie Gallien gewinnt seine Bedeutung für die Geschichte der
Gewerbe erst seit der Interjochung des Landes durch die Böiner. Dem Süden
freilich hallen schon hellenische Ansiedler höheir Gultur zugeführt, Öl- und
Weinbau angeregt; aber das eigentliche Keltenland, der Norden Galliens bis zur
Küste der Nordsee , zu dem griechischer und römischer Einfluss bis dahin nur
wenig durchgedrungen waren , zeichnete sich in industrieller Beziehung wenig
aus. Zwar der Handel, sowohl zur See als zu Lande, blühte schon früh, aber
es war der unternehmende Geist der südlichen Provinzen, der ihn angeregt hatte
imd die Seele desselben war. Der Ackerbau wurde wenig betrieben , mehr die
Viehzucht, in der sie sogar bedeutendes leisteten fgallische Reit- und Lastthiere
^^urden zu den besten gerechnet). Von Gewerben scheinen vor der römischen
Eroberung nur die auf Metallarbeit bezüglichen bedeutender gewesen zu sein ;
diese aber allerdings in einer solchen Vollkommenheit, dass die Gallier darin
sowie in den Einrichtungen des Bergbaues in manchen Dingen die Lehrmeister
der Römer wurden.
Die Fabrication leinener und wollener Stoffe jedoch, durch \\('l(lii' in dir
Kaiserzeil Gallien sich so sehr auszeichnete, wird früher kaum erwiihnl : mochten
auch früher die gallischen Frauen ihren Männern und Söhnen die Kleidung selbst
am Webstuhl verfertigen, von einem eigentlichen Gewerbe war noch nicht die
Rede ; erst die in Folge der römischen Besilzei^reifung zunehmende .\usfuhr war
es, durch welche dieser Industriezweig als solcher in's Leben gerufen und zu
einem der wichtigsten für Gallien gemacht wurde '.
Wir beginnen daher bei unsrer allgemeinen t'liersiclil der In (iallieii \or-
nchmlich betriebenen Gewerbe mit diesem als dem wichligslen , mit der Fabri-
cation wollener Stoffe. F^s waren keine feinen Stolle, weldu^ die galli-
schen Webstühle verfertigten''; aus der groben, langhaarigen Wolle wurden dicke,
warme Kleider fabricirt. wie sie die Gallier bei ihrem kälteren nördlichen Klima
gebrauchten, und die auch den Römern in der Winlerzeil oder in den kühleren
Nächten nicht unwillkonmicn waren''. Auf das .Uissere mag es dabei wohl
1) Vgl. Movei-s II, 2, 579 ir.
4) Str. III, 167 : {ol 't>oCvtxti) äi xti'i fiövaai Kyovitti jiqmtoi loiv ni'Äym'norc /ifäiinf
TtkaTvaij/iiovg. ;Eusf. ad Dion. Per. 457 missversteht diese Worte, indem er Sii(;l : ol J* fv
nÜT«Fs[sc. vi^aois] ai'i^Qionoi nniöjoi nkarva/iftoii x'fü'Oi ('ftiv'')
3] Not. dign. Occ. c. X p. 49. 4' Vgl. Mnmmsen, Korn. Gescliid.l.' III. i(9.
5) Str. IV, 196. 6) Marl. IV, 19, 1 sqq. Juv. VIII, 144 sq.
138 III. Ei'iioPA.
weniger angekommen sein, als auf die Üicke und Dauerhaftigkeit des Zeuges;
dass die speciell keltische Sitte der gewürfelten Stoffe iscululatae, qaßdtOToi^)
auch bei den Römern Mode geworden sei, lässt sich weder aus beslinunten Nach-
richten , noch aus Denkmälern entnehmen 2. Am beliebtesten waren die Über-
kleider, dicke Mantel oder Kapuzen {laenae^, soga*, pnllia^, cuculli^). Wollene
Unterkleider aus Gallia trnnsalpina scheinen die Römer weniger getragen zu
haben, dafür sorgten die feinwolligeren Schafe des cisalpinisehen Galliens, wohl
aber fanden die ursprünglich national-keltischen Reinklcider' tbruccae, endro-
mides) auch l)ei ihnen Eingang'*.
Es werden ferner auch gallische Teppiche oder Decken von geRirblen Wollen-
sloden erwähnt^. Der beim Scheeren des Tuches gewonnene Abfall wurde zur
PolsterfuUung verwendet, und auch diese Polster [culcilu , tomenta) wurden in
Italien eingeführt und gern benutzt'". Die Gallier galten sogar als Erfinder der-
selben, da man in Italien die Kissen früher mit Stroh oder Seegras füllte ".
Auch auf dieFärV)erei der WollonstolTe verstanden sich die GalHer vor-
Irell'lieh. Zwar bedienten sie sich dazu nicht des Purpurs, der an den Küsten
Galliens nicht gefunden wurde '-, aber sie brachten mit Pf lan zensiiften nicht
minder schöne und den Muschelsaft fast erreichende Farben hervor '^.
Wie schon oben bemerkt wurde, gewinnt die Fabrication dieser Stolle erst
Bedeutung, seit die Eroberung der Römer und der Verbrauch gallischer Kleider
im Auslande diese Fabricate zu einem wichtigen Gegenstande des Exporthandels
1) Diod. V, 30: ygtövTut . . . ynmni ßamoJg, yniofjaai jittvTothtnoJg änjviha/xiroig, ?ni-
-nooninmai iVt näynvg actßi\iii7(ii'i; . . . . nXiv(Knts noXvitvUirn y.iü ni'yitüi äiitf.ti/j/iHoi'S. Pliil.
VIM, ISifi: sciiliilis (lirirloe Oiillid iiiisliluit!. Virg. Aeii. VIII, fifiO mudlis liicent sagulis. Das-S
aiicli illc Ri'iiiklciclcr \ciri ycsticilh-Mi Zeuge waren, bcweisl (\,-i Aiisilmck des Properz V, 10,
43 : virgaüs braccis.
2) Vgl. Böttigei-, Üb. d. Iierrscliende Mode d. gewürf. Stoffe, Kl. Sehr. III, 33 ff.
3; Stiab. I. 1.
4) Diod. u. Stf. II. II. Virg. VIII, 660. Marl. VI, H, 8. Sid. Apoll. Ep. IV, 20. Ed. Dioel
XVI, ä. u. s. 5) Vopisc. Prob. 4, 5 : pallia Gallka fibiilala.
6) .luv. I. 1. Marl. XIV, 128 u. s.
7) Gallia braccala, Mela V, 59 im Gegen.salz zur Gallia togata. Vgl. Plin. III, 31 u. o.
8) Marl. I, 92, 8. IV, 91, 1 sqq. Vopisc. Aurel. 34. Vgl. Sid. Apoll. I. 1.
9) Plin. VIII, 192: aliter haec (tapetiaj Galli pingunl.
10' Plin. I. I. und XIX, 13: Galliarum hoc (culcitum) et lomcnta pariler invenlum ; Halme
qiiidem mos eliam nunc dural in appellalione stramenti. Vgl. Marl. XI, 56, 9. XIV, 159 u. s.
11; Plin. VIII, 192: aenis polientium exlracta in tomenti usum veniunt Galliarum, ul arbiträr,
iiivenlo, certe Gallicis hodie nominibus discernitur nee facile dixerim qua id aelale coeperit, Anti-
quis enim torus e stramento erat qualiter etiamnunc in castris. Vgl. Mart. XIV, 160. Sen. de vit.
beat. 25, 2.
12) Plin. XXII, 3 : transalpiyia Gallia herbis Tyria atque conchylia tinguit et omnes alias colo-
res ; nee quaerit in profunda murices seque objiciendo escam duni praecipit beluis maris, intacla
eliain ancoris scrutatur vada ut inveniat per quod /'acilius matrona adultero placeal, corriiptor in-
sidietur nuptae. Erst gegen Ende der Kaiserzeit entstanden auch in Gallien kaiserlieh<'
Purpurfärbereien, Not. dign. Occ. c. X p. 49.
13) Plin. 1. 1. und XVI, 77: (vaccinia) Galliae (mancupiis sata) .... purpurae linguendae
causa ad servitiorum festes. XXI, 170 : hyacintlius in Gallia maxima provenil, hoc ibi fuco hys-
ginum tinguilur. Vgl. VIII, 192.
§ ■>'. Gallia transaipina. 139
geniachl halle. Zahlreiche Stellen bei römischen Prosaikern und Dichtern zeigen
uns, dass dieser Handel ein sehr lebhafter war und dass die gallischen Webereien
lleissig müssen gearbeitet haben, um Italien mit ihren Erzeugnissen zu versorgen.
Wir können als Anfangspunkt dieses Exportes gallischer Stoffe etwa das augu-
steische Zeitaller ansetzen ; angedauert hat er aber durch die ganze Kaiserzeil,
und noch im 4 und 5ten Jahrhundert n. Chr. waren die gallischen Mäntel eine
gesuchte Waare'. Freilich, der Vornehme trug sie nicht; Marlial betont den
tiegensalz, den er im gallischen Sagum zu einem in lyrischen Purpur Gekleideten
bilde 2; aber eben darum, weil sie die Tracht des gemeinen Mannes waren, nmss-
len Bedarf und Absatz um so grösser sein '. In der ersten Zeil des Kaiserreichs
trug sie der ärmere Bürger <, während sie später für das Militär vei-wcndet wur-
den ■'', aus dem Gebrauch der Bürger aber zu verschwinden scheinen.
Ausser der Wollenweberei war nun auch die Leinweberei in ganz Gallien
verbreitet", allein dieselbe scheint mehr häusliche Arbeil der Frauen geblieben,
als wirkliches handwerksmässiges Gewerbe geworden zu .sein, wenn aucli in
einigen Gegenden Leinvvebereicn in grösserem Massstabc bestanilen. Fiiiic Lein-
wand, wie sie namentlich der Orient und Spanien lieferte, wurde in (Pallien niihi
fabricirt; gewöhnliches Segelluch, wie es die Römer wohl gebrauchten, um
Forum und Theater vor der Sonne zu schützen , war das llauptfabricat der galli-
schen Leinweberei '.
Von geringer Bedeutung scheint die Fabricatioii von Schuhen, den soge-
nannten Gallicae gewesen zu sein, einer Fussbekleidung, deren sich die Homer
besonders im Hause zugleich mit der lacenin bedienten*^. Sie scheinen kurz vor
der Zeit des Cicero in Aufnahme; gekommen ", anfangs aber nur wenig gelragen
worden zu sein, weil sie für unziemlich und unrömisch galten. Unter den Kai-
sern kamen sie in allgemeinen Gebrauch und w-urden für alle Klassen in vei-
schiedener Qualität gemacht'". Sie mögen wohl später nicht allein in Gallien
fabricirt worden sein, sondern bloss des ursprünglichen Fabrieationsorti's wegen
den Namen behalten haben (etwa wie bei uns die »Pariser^).
1) S. Mommsen z. tut. Üioul. p. 87 f^.
2) VI, H, 3: Vis te purpureum, Marce, sagatus amem? \a\. I, K», 'i.
3) Sir. IV, 197: oiirwf if' ^cttI äaxpiXti xiu t« nolfivia xu'i lic voifonflit^, oloif k.h ou-mr
xtti ifig raQi^etUg «Y.VojVn)' fjij rij 'Pwuri ^OQriyfvnUtii fivl'of, ä).kn xni tnfg n/.tintm.: iit'iitni
jf/g 'IjttXlaq.
4) Vgl. Miirl. I, 02, S, wo i-in lurilcr .Scliliickoi' iiiil ei ■ CiUii-it Inarnt iiolliilm Uli; >nii.-
Biiisse bcdeoki; IV, 19, 3 worden si'quiiiii.scln' BcinkK-idci- »»n/iWii ihma ^ciiiiiiiU.
5) So besonders die bald zu besprechenden saga Atrebalica.
6) Auch noch im Mittelalter; vgl. Eginh. V. Carol. Mojiii. c. 23. Viiles p. 2S'.i
7) Plin. XIX, 8 : Ctidurci, Caleli, lliileni, Oiliirigrs itltimii/iic iKimiuiiw c.iisliwnli Mnrcm.
imiiw vero Galliae unirersae vela lexiinl, jain iiutdcin cl Iniiisrhciniiii hostest iicc iiuhhnoreiii
aliam vestem eorum feminae novere.
8) CIc. Phd. II, 30, 7G.
9) Gell. XIII, 22 : Ciiillims aulcm icrhiivi esse ophuir »im dm ante aeinteiii M. Ciieruiiis
usurpari coeplum.
10) Im Kd. DIocI. l.\, 12 sqi|. werden folgende Arien Gnlliciie iinj;efnlirl : ;/. lirilrs nisli-
canae bisoles, g. viriles vionosoles, g. cursoriae, laurinae muliebres bisoles, iiiohosoIi-s . succi piir-
purei, phoenicei, albi, viriles, muliebres, inauratae.
140 111. Europa.
Weniger für die Ausfuhr, ;ils für den Bedarf im eigenen Lande arbeiteten
vennuthlich die gallischen Waffenfabriken. Die reiehhalligon Eisengruben,
in deren Ausbeulung es die Gallier zu einer hohen technischen Vollkomnienheil
gebracht halten ', lieferten reichliches Material zu den Schwerlern , Schilden und
Panzern, welche in den Werkstatten des Landes sicherlich in grosser Zahl, da
der kriegerische Sinn der Kellen für hinlänglichen Absatz sorgte, gearbeilel wur-
den 2. Auch hierin hatten sie sich eine nicht unbedeutende Fertigkeit erworben ;
so hatten sie z. B. das Verzinnen und Versilbern des Erzes erfunden -^ Die Aus-
grabungen in Frankreich fördern noch heutzutage die schönsten Melallarbei-
Icn aus den keltischen Gräbern an's Licht, wie sie nicht minder Zeugniss ab-
legen von der grossen Geschicklichkeil der Gallier in der Glasfa bricalion.
Wenn uns von den Allen auch wenig darüber berichlel wird"*, so zeigen die
Gräberfunde doch deutlich, dass diese Kunst bei ihnen keineswegs zurück ge-
blieben war; man lindel Irefllich gearbeitete Becher, oft mit feinen gläsernen
Netzen umsponnen, Glascorallen mit mannichfachen Verzierungen und Farben
u. s. w. 5. Ob dieser Industriezweig erst durch die Römer nach Gallien gekommen
oder vielleicht schon durch den Verkehr der südgallischen Handelsstädte mit
Phönizien undAcgjplen nach Gallien hinübergebrachl worden ist, lässl sich nicht
inil Gewissheil sagen; hingegen dürfen wir wohl annehmen, dass die Römer
die Topferei nach Gallien verpUanzl haben, von deren Ausül)ung wir zwar
keine direclen Nachrichten der Schriftsleller , aber durch die Ausgrabungen
sichere Spuren haben, welche iiezeugen, dass nicht nur gewöhnliche Thon-
waaren , sondern auch feine rothe Thongefässe mit Reliefs in Gallien fabricirt
worden sein müssen «.
§ 28.
Gallia transalpina (Fortsetzung).
Gallia Narbonensis. Im narboncnsi sehen Gallien ist diejenige
Stadt, welche der Provinz den Namen gegeben; ausserordentlich bedeutend als
Handelsstadt, aber nur wenig bekannt in industrieller Hinsicht '. Als Handels-
platz vorzüglich begünstigt durch seine Lage in der Nähe des Meeres war Narbtf
Mittelpunkt sowohl des Seehandels als auch des Binnenverkehrs und galt für das
grössle Emporium und den allgemeinen Ankerplatz von ganz GalHen'*. Un) so
1j Vgl. Caes. b. Gall. III, 21. VII, 22.
2) Vgl. Dio Cass. XVIII, 49. Liv. XXII, 40. Varr. L. L. V, 116 (Müller). Poll. 1. 4y.
Diod. V, 27 erwähnt goldene Panzer. 3) Plin. XXXIV, 162.
4) Plin. XXXVI, 194 : jam vero et per Gallias Uispaniasque simili modo harena Icmpenüur.
Vgl. Isid. Orig. XVI, 15. 5) Vgl. Cless in Pauly's Real-Encycl. III, 613.
6) Vgl. Marquardt S. 256 Anni. 2359. Eine Zusammenstellung der Töpferstenipcl
sammtlicher in der Schweiz, Fraiikreicti, England, Deutsehland und den römischen Donau-
provinzen bekannten Töpfereien giebl Fröhner im Supplera. zum Philologus Bd. XII.
7) Vgl. Stark, Slädteleben, Kunst und Allerlhum in Frankreich S. 153.
8) Str. IV, 186: joviiov d' (niitiov ri Nt'iQßioi' /.('yijcti, äixaiorfoui' ä" iiv xti'i rije u/j.tjs
KfXrixijg WyoiTo- loioviov vn n>ßfß/.iiT(u Tw nkriOtt Ttöp /QWfievcop T(p tfinogltii. Vgl. Auson.
§ 2S. GaLLIA TIIANSALPINA. t41
auffallender ist es, dass uns von Gewerbthäligkeil in Narbo so gut wie 6;ar nichls
berichtet wird. Auf Inschriften von Narbo kommen Coliegien von Schiffs-
zimnierleuten' sowie der etwas problematischen ulricularii'^ vor, welche
am besten mit Boissieu^ als Fabrikanten von Schläuchen erklärt werden; der-
gleichen Schläuche wurden zur Versendung von öl und Wein benutzt, welche ja
Gallia Narbonensis reichlich hervorbrachte^. — Gegen Ausgang der Kaiser/.eit
befand sich in Narbo eine kaiserliche Purpurfärberei ^.
Am bedeutendsten, sowohl was Handel als Gewerbe anlangt, nicht nur im
narbonensischen , sondern in ganz Gallien , war unzweifelhaft Massi lia''. Die
Phocaeer halten nach der Tochterstadt den regen kaufmännischen Geist mitge-
bracht , durch welchen sie sich einen so hervorragenden Platz in der (Jeschichte
des griechischen Handels erworben haben ". Schon die Lage der Stadt \\ ies die
Massilier auf das Meer hin, und wie schnell sie sich auf demselben die Herrschaft
errungen, das beweist der Sieg, den sie schon früh über ihre gefürchteten Hi-
valen, die Carlhager, erfochten ■". Ihre Schi fTe gingen nach Kleinasien, Africa.
Spanien, den Zinninseln ^ ; die in Britannien eingetauschten Waaren wurden auf
dem Landwege nach Massilia befördert '", wie denn auch der Binnenhandel mit
Gallien und Germanien eifrig betrieben wurde. Zahlreiche Colonieen an ilcii
Küsten der von ihnen besuchten Länder, namentlich Spaniens inid Galliens,
blühten rasch empor''. Dass bei einem so regen Handelsverkehr auch die (Je -
«erbe auf einer hohen Stufe standen . ist erklärlich. Insbesondere war es die
.Metallarbeit, in weicheres die Massilier zu einer hohen Vollkommenheit ge-
bracht hatten. Das Rohmaterial dazu holten sie aus ihren hispanischen Colonieen
und verarbeiteten es namentlich zu Schi f fs gerä l h e n , Be lageru ngsnia -
s c h i n e n und W a f f e n '-. \Vai- auch seil dem Kriege des Pompejus gegen Cae.sar,
in welchem Massilia auf Seilen des Pompejus gestanden und seine Selbständigkeit
verloren hatte'', die Bedeutung der massilischen Fal>riken sehr gesunken, so
waren doch noch zu Strabo's Zeit Spuren des früheren regen Betriebes zurückge-
de dar. urb. 13. Sul. Apoll. Carni. -23. Vil). .Sc(|ii. p. 4. l liei- ilcii Veikclir mit Uiilaiiiiicii
Diod. V, 38.
1) Vgl. HeiiztMi 721.">; clavurius lind muleriiiriiis lioi Oi-olli H6i.
2) Vgl. Marquardt S. 332 fg.
3) Inscriplions antiques du Lyon p. 'lOI. \ii\. M o in iiisimi . Ami d. Iiisl. 1853 p. 7S.
4) Oleum Untiscinum, Pallad, Jan. 2U. l'lin Will, (17. Wrin, l'lin. .MV. 13. 43. 6S. ii. s.
3; Not. dign. Occ. c X p. 49.
6j Vgl. Hüllmann, S. 116 IT. Slark a. a. U. S. 42 IT, Wil).-i;i a. a. ü. .•<. 26 n. Spr-
ciellere Angaben bei ISrücknor, lii.sl. rcipiibl, Massil. p. 54s(|q. Cii-isow, ilo Massll, rrpiibl.
Bonn 1865 p. 24 sqq.
7) S. Hüll mann S. 114 IT. 8) Tliuc. I, 13. 9) Vgl. Geisow p. S7.
10) Slrab. I, 63. Diod. V, 38. H; Hnllinaiin a. a. 0. Oeisow p. 21 sqq.
12) Str. IV, 180: tial (J^ xu) veaiaotxot nn{i uiioii xttl önlo.'liixij, ,7udTf(iai' äi xal nXottov
eiiitooltt Xttl 07i).o)v xul öuyävior tüv t( n()öc i«f lUvriXlng /(ji/aiftiof xai iiSy -Tpöf /loiiop-
xitti. (Vgl. XIV, 653 und liiist. ad DIoii. IVr. 75.) Caes. li. CI. I, 34. 58. II, 2 sq. Collutjlcn
von dendruphori, tilrlciilurii vir. 1mm l'apiiii, liisl d l'rov. p 28. 39. 42. 48. 51. C.oisow p. 24
13) Cai'S. b.civ. 11.22 Sic iiiMssl.'M ,!„,. WiM.'ii und \la^iliMi,-ii, diir |-loll.> und d.i- .Sla.ll-
verniögen ausliofiMu.
142 III. Europa.
blieben', sowohl was die Anfertigung von Kriegsmaschinen , als den Schiffs-
bau anlangt , welcher selbstverständlich in einer so bedeutenden Handels - und
Seestadt von jeher eine Menge Menschen beschäftigt haltet, wie es denn auch in
der Stadt von tüchtigen Malrosen und Steuermännern wimmelte -K
Auch in kunstvollerer Metallarbeit haben die Massiiier sich hervorgethan,
wie aus ihren zumTheil ganz trefflichen Münzen hervorgeht, welche das Zeichen
des Stieres und Löwen tragen. Es sind meist Kupfer- und Silbermünzen, gol-
dene sind bis jetzt noch nicht gefunden^. Auch die Münzen der Colonieen, na-
mentlich von Emporiae, zeichnen sich durch ihre technische Vollendung aus^.
Von anderen Gewerben scheint hauptsächlich der Fisch- und Austern-
f a n g in der ergiebigen Rhone bedeutend gewesen zu sein ". W ein- und Ü 1 -
bau gediehen in dem fruchtbaren Boden auf's trefflichste'.
Massilische Gewänder (von zottigem Fries, wie sie in Gallien häufig ange-
fertigt wurden,) werden nur gelegentlich erwähnt*.
Von anderen Orten in Gallia Narbonensis bleiben uns nur noch wenige zu
nennen; vornehmlich Antipolis, welches die so beliebte und viel verschickte
Muria (aus Thunfischen) beieitete ", undPiscenae, dessen Bewohner die be-
kannten gewürfelten Wollensloffe webten"'. InArelate", Nemausus'^
Gabellio (Cavaillon) '' und andern Orten finden sich die oben erwähnten ulri-
cularii häufig auf Inschriften. In Vienna befand sich im Anfang des 'i. .lalir-
liunderts n. Chr. eine kaiserliche Leinweberei '^, in Telo Martins eine
kaiserliche Purpurfä rberei '5.
Aquitanieil. Von wichtigen Handels- oder Fabrikstädten in A(|uita-
nicn erfahren wir gar nichts; nur von einzelnen Völkerschaften wir4l uns be-
richlel, zumal von solchen, die sich durch Weberei auszeichnen. Vor allen
1) Str. I. I. : ofiiui ()'' oi3j' i^iri /.ttrrtjat lov Tiaiaiov ^r/ioti nfty« Tof; fo.VoiJnoi« xiti tiu-
iiajri r/f^i rag OQyitronoiing xal Tr)i' rnuTixiji' nuQaaxfvriv.
2) Str. 1. I. Caes. b. civ. II, 4. 3) Caes. 1. 1. und I, .15.
4) Geisow I. I. Wiberg S. 88 fg. 51 Eckhel, Dniti-. niim. I. 47.
6,1 Str. IV, 182. 184. Ael. ii. an. XIII, 16. Cass. Dio XL, 54. Opp. Hai. III, 6i0. Auson.
epp. IX, 27. Vgl. Ps.-Arist. Mirab. 89 (91). LIv. XLII, 2.
7) Str. IV, 179. Ath. I, 27 E u. s.
8) Poll. VII, 60. Vgl. auch Suid. s. v. (g ManattXCut' nXivanug, int riüi' ,1)iXvTt(iuig xid
uiUaxiug iuJtTiof oi yaQ Mfcadaliüitui »TjXvTtiwi' f^iai', aioXuTg noixO.iug xii'i iTo&i'imai xiil
9) Fun. XXXI, 94. Marl. IV, 88, 5:
Antipulitani nee quae de sanr/uiiw lliynni
testa rubel.
Xlll, 103: AnlipolHani, faleor, sum pUa lliymii. \'ii\. Kulilcr, Tiiniyo^ p. 396 S(|. — Hand-
workercoUegien auflnschrlfton \m Fapon ii. a, Ü. p. 39. 48. .''.4.
lOj l'lin. VIII, 191.
11) Aucb-Schirfszirnnicrleuloelc, s. Miliin, Voxaue III. 494. Ori-Ili 41-20. IliMizcii 7231.
12) Henzen 7208. 13| Ori'lli 4119.
14) Not. dign. Ooc. I. I. Die Ueinwandfabi-ioalion bliilil doil \w\\ UvuW. vj;l. Hocking
i'bd. p. 358. — Ein sayarius Hoiiianensis (iler Mäntel naclj luMii'.ilici- Mode niailil .') in \ iunna
bei Orelli 4275. 15) Not. dign. I. I.
§ 2H. (Al.I.IA TRANSAI.PrNA. 143
ragen durch Leinweberei hervor die Cadurci, Kuteni und Bituriges (Cubi ,
welche das oben besprochene grobe Segelluch fabricirten '. Nun wurden bei
denCadurcern aber auch Polster gefertigt '-, und zwar in solcher Güte, dass der
Name Cadurcuin für ein solches Polster bei den Römern ganz gebräuchlich ge-
worden war '. Diese Matratzen waien mit Wollabfallen gepolstert, wir müssen
also aus dieser Nachricht entnehmen, dass die Tuchfabricalion und die damit ver-
bundene Walkerei bei den Cadurcern ebenfalls eine ziemliche Bedeutung gehabt
hal)en *.
Die Sanlones webten un<l verschickten wollene Ka puzje n mii n tel
[cuculli, bardocuciilli] '".
i] Plin. XIX, 8. Stralj. IV, 191: 77«p« äf toi? Kuäovnxoi; /.ivovpylai.
i) Plin. XIX, 13: Ualia et Petignis etiamnunc Unis honurem habet, seil fullonum tantuni in
usu ; nullum est candidius lanaeve similius, sicut in culcitis praecipuam gloriam Cadurci obtinent.
3) Jiiv. VII, 221: instüor hibernae tegetis niveifjue cadurci ; vgl. VI, .ISV. Siiliiicui b ."^cliol.
z. il. St. (Wernsdorf, Poet. I. m. III, 96):
ne me cadurci destilutam fasciis
iiudatH Calaeno concubantem proferat.
4) Die betreuende, oben Anm. 2 angeführte Stelle des Flinius ist sehr iiiikhir. I'linius
spricht da überhaupt von der Leinweberei und sagt vom peli};nis(^lien Liinien, es sei i;esili;il/l,
aber nur im Gebrauch der Walker; keines sei weisser und der Wolle ähnlicher, »sowie die
Cadurcer in der Verfertigung von Polstern vorzüglichen Ruhm geniesscn«. Er erwähnt ilann,
dass diese Polster gallische Erfindung .seien, was er vorher bei Gelegenheit der Wollenweherei
(VIII, 192) auch hervorhobt. Wie hier die cadurcischen Polster zum pelignischen Plachs kom-
men, ist schwer zu verstehen. Wozu bedienten sich die Walker der pelignischen Leinwand/
— Das lomentum, der heim Scheeren des Tuches entstehende und zur PolsturfUllung benutzte
Abfall, musste sich bei den Walkern reichlich vorfinden, vielleicht verfertigten diese aus dem
so gewonnenen Material auch .selbst die cutcita (obgleich für Verfcrliger von solchen Pol.slern
auch der Name culcitarius vorkömmt) und bedienten sich zu den Überzügen der wegen ihrer
Weisse besonders dazu geeigneten pelignischen Leinwand. Dann hatten w ir den sonst unver-
ständlichen Vergloicli milden Cadurcern erklärt: wie die pelignische Leinwand für derailige
Polsterüberzügc sich besonders eignete, so waren auch die mit cadurcischer Leinwand über-
zogenen vortrefflich. Doch würde diese Erklärung unsre Annahme, dass die Cailun'ei- nii-lil
bloss die Leinweberei, sondern auch die Wolienfabrication betrieben liaben, nicht aussililies-
sen; denn vom Überzuge haben die Polster sicherlich nicht den Namen cudurca bekiminien.
sondern nach der speciell gallischen Erlindung der Polsterfüllung.
5j Juv. VIII, 145: si noctunius aduller
tempora Santonico velas adoperta cucullo.
Schol. ib.: de byrro Gallico scilicet. Nam apud Santonas oppiduni Galtiac cdu/icitiiitni
Mart. XIV, läS: Gallia Sanlonicu vestit le bardocucullo.
Diese Kapuzenmäntel wurden hauptsächlich von Sciaven, Hauern, Laiulleulen, i'is(ln-rn,
Jägern, — überhaupt von .solchen getragen, die sich viel in freier Luft aufhalten und ilen Un-
bilden der Witterung aussetzen musstcn ; vgl. Jahn , Ber. d. sächs. Ges. 1S61. S. 369. .Mii r -
quardt S. 173. 185. Über den StofT, aus dem sie gefertigt wurden, wird uns nichLs nülge-
thcilt, es gehl aber aus ihrer Anwendung hervor, da.ss sie aus dickem, grobem Zeuge, jeden-
falls Wollenstotr, waren. Wir haben solche cuculli schon in Illyrien und Elruriun gefunden
(vgl. S. 54 und S. 109); die Denkmäler zeigen aber, dass sie auch In vielen andern Ge-
genden üblich waren. Woiui Martini (I, 33, 5. .\IV, 128) galli.sche Kapuzen bardociiriilli
nennt, so glaube ich nicht, dass man deswegen schliesscn müsse, die Kahricalion derselben
sei aus Illyrien vini iliii li:Mil;iiM"rn eingeführt worden (vgl. Rieh, Würterbucli unter liardn-
cucullus unil (■«' «//i(v :, \\ n haben dafür gar ki-inen .\nliult als die Uenennnng, und iliese ist
144 III. Europa.
Ausser der Weberei wurde der Bergbau in Aquitanien stark beirieben;
und nicht nur ergiebige Silbergruben wurden bei den Rutenen undGa-
balern bearbeitet', sondern bei den Pe trocori ern und den cubischen Bi-
lurigern das noch mehr Segen spendende Eisen'-. Letztere hatten bedeu-
tende Eisenbergwerke und uussten auch mit dem gewonnenen Metall sehr gut
umzugehen; Caesar fand dort grosse Werkställen und eine nicht unbedeutende
technische Fertigkeit ', und auch noch in der Folgezeit waren die Metallarbeiten
der Bituriger bekannt ^.
Gallia Belgica war von Beginn bis in die spätesten Zeilen des römischen
Kaiserreichs beruhtet wegen der daselbst ei'zeugten Schafw o lle und der dar-
aus gewellten K leid u ngss tücke. Die Wolle der belgischen Schale war zwar
grob, aber langzoltig^; nian webte daraus die dicken Mäntel {-sayn , lae)iue),
welche die eigenlliche Nationaltracht der Gallier waren'' und bei den Römern
namentlich von Soldaten im Dienst und von Arbeitern auf dem Lande getragen
wurden '. Am gesuchtesten waren , besonders gegen Ende der Kaiserzeit , die
Falti'icale der Xervier^ und der Alrebalen. Die lel/Jeren scheinen die
Armeen der römischen Kaiser iiiil solciien Mänteln , weiche \un dunkler Farbe
waren und von den Soldaten als geringere Tracht angelegt wurden'', versorgt zu
haben'"; doch wurden auch andere, vermulhlich werth vollere Kleidungsstücke
von den Alrebalen angefertigt und versandt, so z. B. Kapuzenmäntel (6/;;/)".
siclierlicli nur aus iler .Minliolikeil der liei den GolliciTi verfcilititcn Kaiiiizeii mit dpii illyii-
sctien liei'vorgegangeii.
i| Str. IV, 191: nunn Ji ToU'PovztjOh unyvoihi f/ovoi d" äoyunfTn y.iü ot ru(lu).ni
%] Str. 1. 1, : nanä fih' oiv roti fffrpoxofji'oii oiiSip^ioi'uyfia farir i'.aiHit xu'i toJ^ Koi—
ßoii BiTOvyi^i.
3i Caes. b. Gall. Vit. ii: aijuil eus mayiiae sunt ferrnriae al<iue otiine genus cuiikuinrum
Hutum atque usitalum est. Vgl. ttl, 21.
4) l'lin. XXXIV, 162. Lucan. l'liars. 1, 423 RutM. Itiii. t, 3.i3,
5) So iiacti einer Conjeclur bei Stiab. IV, 196: /; ö'i l^^a tqu/hu ftiy ^Ky.(joiAu).'/.oi dt,
u(f' fjs Toig äaaetg adyovg fSvi/virovait', oi's '/.uCtag xaXovaiv, wo im Text das scliwer vei-
ständliciie axo6fiai.Xo( steht. — Die Römer zogen daselbst auch feinwollige Scliafe, die sie mit
Fellen bedeckten, Str. 1. 1. : ol /xivToi 'Piouaioi xai h' roTg nQoaßo^QOTÜroig v7ioäi<ftffuovg rgf-
ifovai noCurag Ixaviüg aajilag Iniag.
6) Str. I. 1. Polyb. II, 28. 30. Caes. b. Gall. V, 42.
7) Vgl. Marquardt S. 171.
S) Ed. Diocl. c XVI, 10. 15. 76 u. s. ; das. Mommsen S. 87.
9) Suid. V. \4TQtiißarixas ■ h titli fograig xa) Toig ijiivixCoig xm nanövrtot' TiQiaßtuir iri-
öiiotro yiiiiii'ag xai //.tcfzi/daf Tiotxi'Xag, icno yj>vaov z«! loitifv^at xa) aXXiog naig noX.vTcXeig "
tv äi Tttig xoiraig avröiSoig in^afmiXCtttg t6 /göi/jn, «'s IxaXovv 'AiQußaiixüg ttnö rov XQ'"~
/jarog (sie!). Die nun folgende Erklärung des Namens ist ganz verkehrt, da Suidas von der
Völkerschaft der Atiebaten nichts weiss.
10) Vgl. die Anecdote vom Kaiser Gallienus, Treb. Poll. Gall. dno 6: perdila Gallia airi-
sisse ac dixisse perlübetur Gallienus : Non sine Alrebalicis sagis lula res publica est?
H; Vopisc. Carin. 20 : doiiati sunt ab Alrebalicis birri petili. Ilieron. adv. Jovin. 11 od. 1.146
Vol. II p. 29 : nunc lineis et sericis el Atrebatum et Laodiceae indtoiioilis vrnaliis incedis. Dass
diese Gewiindor leinene sind, wie Marquardt S. 93 Anm. 926 aiiniiiiriil, ist aus dem vorher-
gehenden lineis woM nicht zu schliessen. Vgl. oben S, 28. Anni. 4.
§ 2S\ r.KlUK .IHNCUIMNA. 145
Die Hnuplf;ibrik bofnnd sich in Turiiiicuin, das an der Grenze der beiden Be-
zirke der Nervier und der Alrebalen lag, wo noch heul beiUhmte Webereien
sind '.
Ferner waren bekannt die \Vollcin\cln'r('ii'ii der Scq ii ancr-. iiainonlliili
warme Beinkleider V)K/;-nHii(/e4i '; die l.iniioneu brachten Ka puzc niiiiln I c I
auf den Markt *. In A 1 e s i a im Gebiet der Linaonen blühte die M e t a 1 1 a r b e i t :
man verfertigte daselbst besonders aus einer Coniposilion von Silber und Bronze
Zierraten für Pferde und Zugvieh, Joche u. s. \\.'\
Die Leuconcs, welche ebenfalls Miinlel arbeiteten''', waren weniger
wegen dieser Kleidungsstücke bekannt, als die hei ihnen auf die mehrfach er-
wähnte Art verfertigten Polster beliebt waren', die übrigens ziemlich kost-
spielig gewesen zu sein scheinen ^.
Endlich sind noch die Moriner als Leinweber, welche besondei"s Segel-
tuch lieferten , erwiihnenswerlh ■'.
Gallia Lugduuensis. Am wenigsten wird uns \on der Industrie des liig-
dunensischen Gallien berichtet. Nur die Hauptstadt, I.ugdunnni, zeichnete
sich durch Handel und Gewerblleiss ans'"; doch würden wir auch hier ohne die
Inschriften nur wenig unterrichtet sein. Die zahlreichen Inschriften abei-, welche
Boissien in seinem Werke über die Inschriften der Stadl Lyon gesammelt hat,
geben uns ein ziendich genaues Bild von dem überaus regen industriellen Lel)en
dieser Stadt. Am meisten vertreten sind die mit der SiiiillCahrt in Verbindung
stehenden Gewerbe, nicht nur die Seh i ff e i lo 1 1 e g ien selbst ", sondern auch
t) Not dign. c. X p. 49; vgl. Mnmmsen z. Kd. DiocI. S. SS.
ä) Die Sequaner trieben aiicli starl; die Scliweliiczuclil, Varr, B. U. II. 4, und versclilck-
len itire geräuclierten Ktciscliwaaren bis nncli Rom, Str. IV, 194: o!)fy nS xulXinim
raniyfTtti Tiüt' Ihiiuir xnnZr h Ttji'Poiutif xiiTiixniii'coiTdi. Auoli die nie na pi sehen Schinken
liin.L'on ins .Ausland, Marl. Xttt, 54.
3 .Marl. IV, 19, 1: lidtir libi Seguanicae pinguem lextrkis aliimnam
gelido non nspernanda üecemhri
ilona, peregrinam miHiinus cntlromiäeni.
4; Mail. I, 53, 4 : sie inlerposilus villo conlnminal unclo
urhica iingonicus Tyrianihina bariocwulUis.
5) I'lin. XXXIV, IGi: deitide et argentum imoquere siinili mudu coepere er/uorum nwiimr
omametitis jumenlurumque acjugorum Alesia oppido.
6) Marl. XIV, 159, i: vellera Leuconicis accipe rasa sagis.
7) Marl. t. I. : Tomentum Leuconicum.
XI, 56 : Leuconicis agedum lumeat tibi culcita latus.
8) Marl. XIV, 160 t TomeiUum Circense.
Tomentum concisa palus Circense toratiir
Haec pro Leiiconico stramina pauptir emil.
9, Plin. XIX, ».
10) Str. IV, 192: liiariigfi d'i finham riör üXkiuf nii/i' Nänßinroc xni yün ffimuiiui
yoävrai xai rö röfiiauft yaourrovaiv fviavf}« ro tf i'inyfnoiiv xn't rn /oravvf ol Ti'n'l^fiui'mv
TiyiftifK. Vgl. über Handel und Gewerbe von I.ugdunmn Ctess in Pauly's Kncyolopaedie
und Stark, Slädlcleben elc. S. 17.
11) Vgl. Orelli 4077. 4110. 4243. II .• n zon 7007. 7ir,4. 6950 Bui.ssieu p. 3Sß s.|<|.
Blüm ner, Die gcwerbl. Thätigkcit d. klas .. AltiTlliuins. 10
146 III. KlIiOF'A.
(lio uti-ic uhirii \ die Ziiiim crl cu t e und Tischler^. Sodann die Verfer-
tiger von Kleidungsstücken in Wolle und Leinwand 3, die Arbeiter in
MetalM, Thon' und Glas''. Man darf bei dieser Vielseitigkeit des Gewerb-
[k'is.ses al)ei' nicht vergessen, das.s auch viele Ausländer , namentlich Griechen,
als Handwerker in l.ugchinum thälig waren'.
Noricuiii.
Unter den übrigen Völkerschaften des mittleren Euroitas, welche in der Kai-
serzeit in die Botmässigkeit des römischen Volkes gekommen sind, ist in keinem
\on eigentlicher gewerblicher Thütigkeit die Rede. Alle diese Völker sind erst
spät und allmählich in den Bereich des Cullurlebens gezogen worden, ohne
welches die Entwicklung einer wirklichen Industrie nicht denkbar ist; die in
jenen Gegenden angelegten römischen Grenzfestungen musslen viel zu sehr
ihre militärischen Zwecke verfolgen , als dass sie in irgend welcher Weise civili-
satorisch hätten wirken können.
Von Bedeutung für die Industrie ist nur Xoricum''. Dies Land erhielt
durch seine ergiebigen Eisenbergwerke für Rom, welches ja so ungemein
viel Kriegsmaterial bedurfte , eine grosse Wichtigkeit. Denn nicht nur war das
Eisen, welches daselbst gewonnen wurde, von ausgezeichneter Qualität^, son-
dern es waren auch im ganzen Lande überall, namentlich in der Hauptstadt
Noreja, grosse Werkstätten , in denen dasselbe verarbeitet und hauptsächlich
zu Waffen geschmiedet wurde 'o. Dass dieselben in grosser Zahl nach Italien
gekommen, und daselbst wegen ihrer Trefl'lichkeit geschätzt gewesen sind, sehen
wir daraus, dass A\>riciis e?!S(s fast spiilchwörtlich geworden ist !•. In der spä-
1) Orelli 4244. He ii zen 6991. 7007. Bo issieu p. 40i sqq.
2) coUegia fabrtim, Henzen 7007. 7260. Boissieu p. 410 sqq. dendrophor. Orelli
2322. Henzen 6031. Boissieup 412 sq. /isnam, B oiss. p. 414.
3) sagarii, Boiss. p. 404 sqq. prossarii (verniuthlich Verfertiger <lickcr Stoffe) ib.
p. 407 sq. linliarii p. 408 sqq.
4) argentarii, Boiss. p. 422 sqq. Vgl. Spon, Recti. des anl. de la ville de Lyon p. 73.
3) Darauf bezieht sich jedenfalls die ars cretona bei Boiss. p. 432 sqq., wo auch die in
Lyon gefundenen Inschriften und Marlien von Thongefässen gesammelt sind.
6) Ein rilriarius aus Carthago auf einer Inschrift von Lugdunum, Mi 11 in, Voyage etc.
1,508. Boissieu p. 426 sqq. Vgl. Orelli 4299. Ma rquardt S. 338 Anm. 3068.
7) Vgl. Spon a. a. 0. p. 57. 84. 94.
8) Das Buch von Muchar über Noricum ist mir nicht zugänglich gewesen.
9) Plin. XXXIV, 145 : in noslru orbe aliubi vena bonitalem hanc ,fen-i) praeslat ut in Xoricis.
Vgl. Rut. Itin. 1, 351 sq.
10) Strab. V, 214. Ov. met. XIV, 712: durior et ferro, (juod Norictis excoquit ignis. Majl.
IV, 5, 12. Sid. Apoll, carm. V, 51. Vgl. Steph. Byz. V. Noigiixo?. 'ETiuifoööiio; h roTg 'Ofirj-
(iixots (frjOiv • ort yi'yiiTat li> IlaioiCa aCärjQog, oi äxorri!H\g Xa/xnftoTaTÖg iaiiv ■ acf' ov xcu
10 voigoTia };a/.xöv. Clem. Alex. Strom. I, 10 p. 363: «jl>l« x«i Niögonfg, titio; tari Jlnioyixiir,
j üi' (Si NwQixot xalovrrai, xtnfiQytiattvTO yaXxov xai aiätjnov ixä^Tjottv niiüiioi
1 1 ) Bor. Od. I, 1 6, 9 ; das. Acro : in ipsis enim locis (l. Noricis) et probalum ferrum est et op-
timi gladii fiunt. Vgl. Epod. 17, 71.
§ «9. NoRiciM. 147
leren Kaiserzeil veranlasste der Reichthum dieser Gejjenden an Eisen die Kaiser,
zahlreiche Waffenfabriken daselbst anzulegen , nicht nur in Noricum selbst,
sondern auch in dem benachbarten Pannonien; diese Fabriken wurden aber
nicht an den Orten selbst, wo das Eisen ijewonnen wurde, sondern mehr nach
der Grenze zu , an der Donau angelegt. Die Xntitia dkjniUilum nennt als solche
kaiserliche Waffenfabriken in diesen Gegenden Laureacuni, Carnuntuni,
Aquincum und Sirniium *.
Ebenfalls in die spätere Kaiserzeit gehört die Ausfuhr von norischen Wol-
lenstoffen, welche im Edicl des Dioclelian erwähnt werden, aber keine be-
sondere Bedeutuns erinnt;! zu haben scheinen 2.
f) Not. dign. Occ. c. VJll p. 43.
2! Ed. DiocI. XVI, 79 : ßtQQog Ntonixög. (Bei dem lin. 78 erwätintcn fli'nno; 'Pfinrjaiog
denkt Mommsen an Noricum Ripense oder Dada Rippnsis ; vgl. Treb. CIniid. ^^ : chlamys
Dardania, da Dardania ziemlicli dasscllic i.<il wie Dncia Ripensi.x.) — Vgl. Tot. oih. dcscr. §57 :
Noricum, unde et vestis Norica exire dicilur.
liegister.
I. Geographisches Register.
Abdera 56.
Abydus 39.
Acarnanien 58.
Achaja 84 fg.
,\cliarnae 62 A. 2. 65.
Adramyltium 39.
.\dria s. Hadria.
Aegim 88 ffg.
Aegypten 6 ffg.
Aethalia s. Uva.
Aetolien 58.
Aexone 65.
Agylla s. Caere.
Alabanda 34.
.Mcsia 145.
Alexandria U ffg ; vgl.
11. 13.
Aliani 101.
Allifae 119.
Altinum 102.
Amastria 42.
Amathus 52.
Ambracia 58.
Ambrosus 59 A. 2.
Amorgos 94 fg.
Amyciae 82.
Ancona 119.
Ancyra 29.
Antandros 40.
Anlhedon 60.
Antinupolls 17.
Antiochia (in Syrien) 26.
Anllpolls 142.
Aoncr 59.
Apulien 121 fg.
Aquileja 102. 103 A. 5.
Aquincum 147.
Aquinum 115.
Aquitanien 142 ffg.
Arcadien 83.
Arelate 142
Argos 77 fg.
Ariminura 120.
Arretium 108 fg.
Arsinoe 17.
Ascalon 25.
Asta 101.
Alben 61 ff.
AIrcbalen 144 fg.; vgl. 28
A. 4.
Allica 61 ff.
Aulis 60.
Babylon 26. 28.
Baetica 127 ffg. 134 ffg.
Baetisfl. 135.
Balearen 136 fg.
Balilho 5 A. 7.
Bardaeer 54 A. 8.
Belgica 144 fg.
Belum 135.
Beneventum 119.
Bergomum 103 A. 1 u. 5.
Berytus 21. 23.
Bilbilis 134.
Biluriges 143 fg.
Boeofien 59 ffg
Bonnarzo 105.
Brixia 102 A. 13. 103 A. 5.
Brundisium 122. 124.
Bruttium 120.
Biilis 59.
Buto.s 16.
Bybliis 23.
Byzaciuni 4 A. 3.
Byzanz 56; v«l. 42.
Cabellio 142."
Cadurci 143.
Caere 108 A. 9. 109 fg.
Caesarea (in Cappadocien) 31.
Caesarea (in Pbönizien) 23.
Calabrien 122 ffg.
Calenlum 136.
Cales 1 1 8 fg.
Campanien 1 15 ffg.
Canopus 16 fg.
Canusium 121 fg.
Caphareus 88 A. 8.
Cappadocien 30 fg.
Capua 118.
Carpasia 53.
Carlen 31 ffg.
Carnuntum 147.
Carteja 135.
Carthago 1 ffg.
Carthago Nova 131 fg.
Carystus 88.
Caslnuni 115.
Cäsium 16.
Cassandrea 57.
Cauniis 34.
Ceos 48 A. 9. 65 A. 13.
Ceramus 33 A. 11.
Gerne 5: vgl. 67.
Cerretani 133.
Chaeronea 60.
Chaicedon 42.
Chalcis (auf Euhoea) 86 ff.
Chalyber 40 fg.
Cheramis s. Panopolis.
Chios 45 fg.
Cibyra 29.
Clllcien 30 fg. ; vgl. 4.
Cimmeri.scher Bosporus 44.
Cissa 55.
Clazomenae 35. 37.
Clusium 105.
Cnidus 33 fg.; vgl. 51 A. 3.
Colchis 43.
Colias 65.
Colophon 36.
Colossae 27.
Comum 102. 103 A. 5.
Concordia 103.
Copais-See 60.
Coptus 18.
Coraxer 43; vgl, 32 A. 7. 1!
A. 6.
Corcyra 97 fg.
Corduba 135 fg.
Corinth 72 ffg. ; vgl. 87 A.
88 A. 8. 103 A. 8.
Corsica 127.
Corvous 30.
Cos"48fg.
Cassa 110.
Cremona 103.
Creta 97.
Crommyum 52.
I. Geographisciiks Registkr.
149
Cumae (jnCampanien) 116 fg.
Cuinae (in Lydien) 37 A. 10.
Gurion 52.
Cynaetha 85 A. 1.
Cypern 5 t ffg.
Cyrenaica 1. 5 fg.
Cythera 81.
Cyzicus 39.
Dalmatien 54 fg.
Damascus 25 fg.
Daphne 26.
Decelea 62 A. 2.
Delos 91 fg.
Dicaearchia s. Putcoli.
Dioscurias 42.
Diospolis 16.
Edessa 26.
Elba s. Ilva.
Elea 120.
Elis 83 fg.
Emporiae 133.
Engadi 25.
Ephesus 37.
Epinis 58.
Eretria 88.
Erythrae 35. 3 7.
Etrurien 103 fTg. ; vgl. 100
A. 7. 115 A. 7.
Euboea 86 ff.
Euganeer 102 \. 12.
Euripus 59 f. 88.
Exelaner 135.
Falerii 109 fg.
Favenlia 101.
Gabaler 144.
Gades 134 fg.
Gaetuler 2.
Galatien 27. 29.
Galilaea 24.
Gallia cisalpina 98 ffg.
Gallia transalpina 137 ffg.
Gaza 24.
Gazelonitis 42 A. 16.
Girba 3.
Gortyna 97 A. 8.
Graviscae 1 10.
Hadria 98. 119 A. 14.
Hadrianopolis 56.
Haliartus 61 A. 2.
Heraclea {am Ponlus 42.
Hermione 78.
Hierapolis 29.
Hipponium 120.
Hispanien 127 flg.
Hydruntum 143 A. 12.
Iberien (am Pnntus) 43 A. 1.
Jericho 25.
.lerusalcra 25.
Iguvium 119.
Illvrien 54 fg.
Ilva 107 fg.
Imbros 86.
Insubrer 99 A. 2.
lonien 36.
Ircnopolis 31.
Istrien 54 fg.
Itanus 97 A. 1.
Judaca 24.
Laconien 79 ff. ; vgl. 87 A. 3.
I.aodicca (in Plirygien) 27 fg.
Laodicea (in Syrien) 26 fg. ;
vgl. 28 A. 4.
Laureacum 147.
Leclum 39.
Lemnos 86.
Leptis 5.
Lesbos 44 fg.
Leuconer 145.
Liburnien 54.
Libyen 4 fg.
Ligurien 98 ffg.
Lindus 50 A. 7. 51 A. 4.
Lingoner 145.
Liternum 1 17.
Locris 58.
Luca 108 A. 9.
Lucanien 120 fg.
Luceria 121.
Lugdiinum 145 fg.
Luna 106.
Lusitanien 136 fg.
Lycaonien 27.
Lychnidus 58.
Lycien 34 fg.
Lydien 35 ffg.
Lydda 23.
Macedonien 56 fg.
Maenlis 42.
Magnesia (in Carieni 33.
Malaca 135.
Malta s. Melile.
Manlua 102 A. 13. 103.
Marathon 65.
Marcianopolis 56.
Ma.siiilia 141 fg.
Mauretanien 1 ffg
Maxilua 136.
Mediolanum 103 .\. 1 u. S.
Megaris 70 ff.
Moianchlaeni 42 A. 16.
Meliboea 58
Melil<^ 125 fg.
Mellaria 135.
Molos 9S fg.
Memphis 17.
Menapier 145 A. 2.
Mendesius nomus 16.
Meninx 2 fg. 5.
Messana 125 A. 12.
Me.ssenicn 83.
Milct 31 ffg. ; vgl. 42.
Minturnae 115.
Moeris-.See 17.
Mocsien 56.
Moriner 145.
Miitina 100.
Mysien 37 fg.
Mvtilene 44.
Myus 34 A. 15.
Narbo 140 fg.
Naucratis 16.
Naxos 93 fg.
Neapolis (in Canipanienl 117.
Neapolis (in Phiinizien) 23.
Noniausus 142.
Norvier 144.
Nicaca 29 \. 4.
Nicomedia 41 A. 10.
Nisyrus 50 A. 2.
Noia 119.
Noreja 146.
Noricum 146 fg.
Nuceria 120.
Numidien 1 fg.
Olbia 42.
Olvnth 56.
Ostia 114.
Paestum 121.
Palaescepsis 40.
Palaestina 24 fg.
Pamphylien 27.
Pannonien 147.
Panopolis 17.
Panticapacura 42. 44.
Parium 39.
Parma tOO.
Paros 93.
Patara 35.
Patavium 101 fg.
Patrac 84.
Pcligner 119; vgl. 143 A. 4.
Pellenc 85.
Pelusiuni 16.
Percote 40.
Pergamum 37 ffg.
Perusia 105. 109.
Petrocorier 144.
Phaseiis 34 A. 15 u. 17.
Philadelphia 35.
Phocaea 36 A. 2. 37.
Phocis 58.
Phönizier 18 ffg.
Phrys-ia all. Demos! 62 A. 2.
Phrviiien 27 ff;;.
I'irenmn 119 fg.
I'isae in Elnirien; 106. 110.
Pisaunini 119 fg.
Piseenae 142.
Pisidien 27. 29.
Pitana 39 fg.
Pithecusa 117.
Pollentia 100 fg.
Pompeji 117 fg.
Ponlns 40 ffg.
Populonia 108. 110.
Porphvrione 39.
Praenesle 115.
Propontis 39.
Plolemais 23.
Puleoli 117.
P\rgi 110.
Ravennn 101. 103 A. S.
Retovia 101.
Rhegium 121.
Rhenen 92 A. 2.
Rhodus 50 fg.
Rom 110 ffg.
Ruteni 144.
Sabiner 1 19.
Saetahis 133.
.Sagnntum 132.
Salacia 136.
SaU-rnnni 120.
,»*alii
55.
Samnium M9 fg.
Samos 46 ffg. ; vgl. 31.
Sardes 35 ffg.
Sardinien 126 fg.
Sarepta 23.
Satureum 123.
Scombrarla 131.
Scythopolis 25.
Selge 27. 29.
Selinus 125 A. 12.
Sequaner 145.
Seriphos 92.
Setia 115.
Sexitani s. Exetani.
Sioilien 124 fg.
Sicvon 76 fg
Side 29.
Sidon 22 fg. ; vgl. 20 A. 6.
Sigeum 39.
Sinope 41 ffg.
Siphnos 92 fg.
Sirmium 147.
Smyrna 36 A. 2. 37 A. 13.
Soli"(inCilicien) 30.
Soli (auf Cypern) 52.
Sparta .s. Laconien.
Strymon 57.
Styra 88 A. 8.
Suessa 115.
Siilmo 120.
Surrentum 118.
Sybaris 120 fg. ; vgl. Tliurii.
Syracus 125.
Syrien 25 ffg.
Syrien 1.4.
Tamassus 52.
Tanis 16.
Tarent 122 ffg.
Taricheae (in Aegyp(en) 17
A. 3.
Taricheae (in Nordafrica) 5.
Taricheae (in Palästina) 25.
Tarquinii 109.
Tarraco 1 32 fg.
Tarsus 30.
Tartessus 135.
Tavirischer Chersonnes 42.
Tauromenium 125 A. 12.
Tegea 60.
Telo Martius 142.
Tenedos 44.
Tentyrites nomus 18.
Teos 37.
Thasos 85 fg.
Theben (in Boeotien) 60 ; vgl.
51 A. 3.
Theodosia 42.
Thera 96.
Thessalien 57 fi;.
This 18.
Thracien 55 fa.
Thurii 120 fg.; vg
Thvatira 35 fg.
Tibiir 115.
Ticinum 103.
Tithorea 58.
Tius 42.
Toletum 134.
Torone 56.
Tralles 34.
Trapezus 42.
Troas 37 ffg.
Turiasso 134.
Turnacum 145.
Tyrus 20 ffg.
Umbrien 119 fg.
Velia s. Elea.
Velieja 101.
Venafrum 119 fg.
Veneter 98 ffg.
Verona 1 02 fg.
Vienna 142.
Volaterrae 105.
Vulci 104.
Zoelae 136.
Zuchis 5.
II. Sachregister.
Asbestgewebe. Carystus88. Cypern (Car-
pasia) 53.
Backwaaren. Aegina90. Ancyra 29. Athen
65. Canopus 16 A. 8. Cappadocien 31. Greta
97. Cypern 54. Eretria 88 A. 7. Lesbos44.
Lydien 37. Magnesia (in Carlen) 32 A. 10.
RhodusSI. Rom 112. Samos 48. Tegea 60.
Teos 37 A. 8. Thasos 86. Theben (in Boeo-
tien) 60. Thessalien 57. Thyatira 37 A. 8.
Balsam. Palästina, vorzüglich von Engadi
und Jericho 25.
Baumwolle. AegyptenlO. Antinupolis 17.
Carthago 4 A. 3. Damascus 26. Hierapolis
29 A. 2'. Melite 125. Phönizien 19. Tar-
raco (?) 133 A. 2. Tralles 34.
Bergwerke, s. Eisen- und Kupferberg-
werke.
Bi n sc nmatte n etc. Boeotien, namentlich
Haliartus 61.
Blumenzucht. Campanien 116. Cyrenaica
5. Paestum 121. Praeneste 115.
Bratwürste. Lucanien 121.
Buntwirkerei. Aegypten 8 f. Alexandria
15. Cypern 53. Etrurien 107. Milet 33.
Palästina 24. Sicilien 124 A. 7. Sidon 22.
Syrien 26. Thera 96.
Byssus. Aegypten 9 f. Elis84. Palästina 24.
Patrae 84.
Cilicia, s. Ziegenhaar-Weberei.
Drechslerarbeiten. Nuceria 120.
Eisenarbeit. Arretium 108. Athen 68. Ga-
tes 118. Campanien 116. Capua 118 A. 6.
Chalcis (auf Euboea) 87. Ghalyber40f. Gi-
byra 29. Comum102. Cypern 52. Euboea
87. Hispanien 128. Laconien79. Lydien37.
Minturnae 1 15. \ola119. Populonia 108.
PuteoliH7. Rom113. Sinope41. Venafrum
120. S. aurli unter Waffenfabrication.
Eisenbergwerke. Boeotien 59. Chalyber
40 f. Cilicien31. Cypern 52. Dalmatien 55.
Etrurien 107 A. 12. Euboea 86 f. Gallia
cisalpina 103. Hispanien 128. Ilva 108.
Laconien 79. Melos 96. Noricum 146 f.
Sardinien 127. Seriphos 92.
Erzarbeit. Aegina 89 f. Alesia145. Argos77fg.
Athen 68 fg. Bergomum 103 A.1. Brundisium
124. Caere 1 08 Ä. 9. Campanien 116. Capua
118. ChaIcisSe. Chios45. Corduba135. Go-
rinth74fT. Gypern52A.3. Delos91f. Etrurien
105 f. Euboea 87. Gallia cisalpina 99. Gal-
lia Iransalpina 140. Gortyna 97 A. 8. Laco-
nien 80. Mediolanum 103 A. 1. Pergamum
»ACllKEGISTKR.
3Sf. Pliünizien 19f. Rhegium 121. Rlienea
92 A. 2. Rom 113. Samos47f. SieilifiH2ö.
Sicyoii 77. Sidon 23. Sinope 41 A. 9. Sy-
racus 125. Tarent 124.
Färberei ni il Pflanzens tof f e n. Greta
97. Gallien 138. Hierapolis 29. Hispanien
130. Phrygien 29.
Felle zu Kleidern verarbeitet. Attica
63. Cappadocien 31. Locris 58. Maureta-
nien 2. Sardinien 127.
Fischfang u. R iiucheranstal ten. Ab-
dera 56. Abydus 39. Aegypten 14. .\e.\onc
65..\mastria 42. Ambracia 58. Arsinoe 17.
Attica 65. Baetica135f. Baetisfl. 135. Ba-
litlio 5 A. 7. Belum 135. Benevent 119.
Brultium120. Byzanz 56. Gampanien 117.
Garteja 135. Carthago nova 131. Gerne 5.
Chaicedon 42. Cliaicis 88. Chalyber 41.
Clazomenae 37. Gopais-See 60. CossallO.
Cuinae in Gampanien) 117. Cumae (in Ly-
dien)37A. 10. Gyzicns 39. Dioscurias 42.
EIca 120. Epirus 58. Eretria 88. Etrurien
110. Euboea88. Euripus 60. Exetaner135.
Gadcs 135. Graviscae HO. Hcraclea 42.
Hipponium 120. Hispanien 130. Leptis 5.
Lucanien 120. Lychiiidus 58. Lycien 34.
Lydien 37. Macedonien 56. Maeotis 42.
Malaca135. Massilia 142. Megaris 72. Mel-
laria 135. Meninx 5. Messana 12;. A. 12.
Mysien 39. Myus 34 A. 15. Xilmündun.gen
17. Nordafrica 5. Olbia 42. Olynth 56. Pa-
lästina 25. Panticapaeuni 42. Parium 39.
Phaseiis 34 A. 15. Phrygien 29. Populonia
110. Proponlis 39. Pyrgi 110. Sardinien
127. Scombraria 131. Selinus 125 A. 12.
Sicilien 125. Sicyon 77. Sinope 43. Slry-
mon57. S\racus125A. 12. Tanais 42. Ta-
richeae (in Nordafrica) 5. Taricheae (in Pa-
lästina) 25. Tarlessus135. TaurischerGher-
sonnes 42. Tauromenium 125 A. 12. Theo-
dosia 42. Thurii 120. Tiiis 42. Torone 56.
Trapezus 42. Troas 39. Zuchis 5.
Garn zu Netzen. Carthago 4. Golchis 43.
Cumae (in Gampanien) 116. Etrurien 109.
Sardes 36. Sardinien 126. Syrtenküsle 4.
Zoelae 136.
Garum. Garteja 135. Carthago Nova 131.
Clazomenae 37. Leptis 5 A. 8. Pompeji
118.
G a u s a p e. Patavium 1 0 1 f.
Geissein. Corcyra 98 A. 6. LaconienKO A. 5.
Glasfabrication. Aegypten II fg. Ala-
banda 34. Alexandria 15. Gampanien 1 17.
Carthago 4. Diospolis 16. Gallien 140. His-
panien 128. Lcsbos |?j 44 f. Lugduiium 146.
Phönizien 19. Rom 114. Sardinien C/) 126 f.
Sidon 23. Tyrus 22.
Goldarbeit. Athen 69 A.1. CapuaH8A.6.
Gypern 52 .\. 3. Etrurien 106. Gallia cis-
alpina 99. Phönizien 19. Rom 113. Sidun
23. Sniyrna 30 A. 2.
Goldstickerei. Etrurien 133.
Goldwirkerei. Aegypten 9. Cos 49 A. 7.
Lydien 36. Pergamum 38. Rom ebd.
Hanfgewebe. Thracien 56.
Köche. Athen 65 A. 9. Elis 83. Lydien 37.
Körbe. Casinum1l5. Noia 119. Sucssatl'>.
Kohlenbrenner. Acharnae 65.
Kopfbedeckungen. Melite 126. Sicyon
77. Thessalien 57 .\. 6.
Kraftmehl. Acaypfen 14. Cbios 46. Greta
97 A. 13.
Kriegsmaschinen. Cyzicus 39. Massilia
141 f. RhodusSO.
Kupferbergwerke, .\rgolis 77. Attica 68
.\. 7. Ghaicis 86 f. CilicienSl. Cypern 52.
Euboea 86. Hispanien 128. Ilva'lOSA. 1.
Libanon 23 A. 2. Nordafrica 4 A. 5. Sycio-
nia 96 A. 3. Troas 39 A. 5.
Kurzwaaren. Aegina 89.
Lam pendoehte. Boeotien61.
Lederarbeiter. Argos 78 .\. 1. .\then 64
A 2. Boeotien 59 A. 7. Thyatira 37 A. 1.
Lein Weberei. Aegypten 6 ff. Africal. Alex-
andria 15. Amorgos 94 f. Antinupolis 17.
Aquileja 102 A. 11. Aquitanien 143. Arsi-
noe 17. Attica 63 f. Berytus 23. Bituriges
143. Butos16. Byblus23. Gadurci 143. Ca-
nopusie. Carthago 4. Cäsium 16. CilicieL
30. Golchis 43. Corinth 76. Greta 97. Gy-
pern 53. Damascus 26. Emporiae 133.
Etrurien 107. Falerii 109. Faventia 101.
Galilaea 24. Gallia cisalpiua 99. Gallia
transalpina 139. Hispanien 129 f. Laodicea
(in Syrien) 26. 28 A. 4. Lugdunum 146.
Lydien 36. Memphis 17. .Morini 145. Palä-
stina 24. Panopolis17. Peligner119. Pelu-
sium 16. Phönizien 19. RavennalOI. Re-
tovia ebd. Ruteni 143. Saetabis133. Sar-
dinien 126. Sarepta 23 A. 11. Scythopolis
24. Sicilien 124. Syrien 26. fanis 16.
Tarquinii 109. Tarraco 132 f. Tarsus 30.
Thyatira 36. Tralles 34. Tyrus 21. Vienna
142. Zoelae 136.
Lodices. Verona 102.
Mage n w ü rste. Falerii 110.
Muria. Antipolis 142. Thasos 86. Thurii120
A. 12.
Ölbcreitung. Attica 64 f. Baetica 130,
Gallia Narbonensis 141. Iguvium119. .Mas-
silia 142. Phocis 58. Piccnum119. Sabiner
119. Samos 48. Selge 29. Sicyon 77. Si-
nope 44. Tibur 115A.1. Tithorea 58. Uni-
brien 1 1 9. Venafrum ebd.
Ölpressen. Pompeji 118.
öltövi«. Aegypten 9. Melite 126.
Papyrusbearbeitung. Aegypten 12 fg.
Alexandria 15. Memphis 17.
Pergament. Pergamum 37 fg. Rom ebd.
Polster. Gadurci 143. Loucones 145.
Polymila, s. Buntwirkerei.
Purpurfischerei und Färberei. Africa
2 fg. Amorgos 95. Amyclae 82. Ancona
119. Anthedon 60. AquinumllS. .\rgos78.
Baleareii 137. Bulis 59. Caesarea (in Phc-
uizien) 23. Galabrien 123. Gampanien 11G.
Canusium 122. Caphareus 88 k. 8. Carlen
33. Garteja 135 A. 5. Carthago ä f. Chios
46. Cissa 55. Colophon 36. Corinth 76.
Cos50. Greta 97. Gypern 53. Cythera 81.
Eretria 88 A. 8. Etrurien 107. Euripus
59 f. 88. Gaclulers. Mauretanien. Gallien
138 A. 12. Girba s. Meninx. Hermione 78.
Hispanien 130. Hydruntum 123 A. 12. lo-
nien 36. Itanos 97 A. 1. Laconien 81.
I,i'cluni39. LibvenS. Lvdda23. I.vdicn36.
152
Maurelnnion 2. Melilioea 58. Meniiix 2 f.
Mile; 33. Narbo 141. Neapolis (in Phöiiiz.)
23. Nisyrus 50 A. 2. Numidien 2. Phocaea
36 A. 2. Phocis 59. Phönizien 19. Picenum
119. Propontis39. Puleoli117. RhodusSI.
Salona 55. Sardes 36. Sardinien (?) 126.
Sarepta 23. Salurouni 123. Sicilien 125.
Sidon 22. Sigeum 39. Smyrna 36 A. 2.
.Styra 88 A. 8. Sybaris 120. Syracus 125.
Tarent 123 fg. Tel'o Martius 142. Tliasos (?)
86 A. 2. Thessalien 58. ThisIS. Thyatira
36. Tyrus 20 f. Zuehis 5 A. 9.
Putz für Frauen. Athen 64. Patiae 84.
Raucherwerk. Syrien 26.
.Sil I benfabrica tion. Adramyttium 39. Ae-
gina 90. Aegypten13f. Alabanda34. Alex-
andria 16. Antiochia (in Syrien) 26. Asca-
Inn 25. Alben 69. Carapanien 116. Cano-
pus ifi. Capua HS. Carien 34. Chaero-
nea 60. Cliios 46. Cilicien 30. Cnidus 34.
Corinth 76. Cos 50. Greta 97. Cypern 54.
Cyrene 5. Cyzicus 39. Delos 92. Elis 83.
Engadi 25. Ephesus 37. Hispanien 130.
Jericho 25. Illyrien55. Laodicea (in Syrien)
26. Lycien 34. Macedonien 57. Mendesius
noniusie. Mysien 39. Mytilene 44. Nea-
polis (in Campan.) 1 17. Palästina 25. Pha-
selis 34 A. 17. Phocis 59. Phönizien 20.
Pisidien 29. Praeneste 115. Rhodus 51.
Sclge 29. Sidon 23. Soli (in Cilicien) 30.
Syrien 26. Tarsus 30. Tithorea 59. Ty-
rus 22.
Sandalen. Palara 35.
Schafzucht. Achaja85A. 1. Acharnac 62
A. 2. Apulien121. Arcadien 83. Altica 62 ff.
Bocotien 60 A. 7. Brundisium 122. Brut-
liuni 120. Calabrien 122. Clazomenae 35.
Colchis 43. Colossae 27. Coraxer 43. Cor-
duba 135. Corsica 127. Creta 97 A. 4. Cy-
naetha 85 A. 1. Cyrene 5 A. 11. Decelea 62
A. 2. Erythrae 35^ Euboea 88 A. 5. Euga-
neer102A. 12. Gades135. Gazelonitis 42
A. 16. Insubrer 99 A. 2. Laconien 80 fg.
Libyen 3. Lucanien 120. Lycaonien 27.
Lydien 35. Mantua 102 A. 12. Megaris 71.
Phrygien 27. Pisidien ebd. Sabiner 119.
Sardinien 158. Selge 27. Sicilien 124. Sy-
baris 120 A. 7. Tarent 122. Thessalien 57.
Thracien 56. Umbrien119. S. auch unter
Wollenweberei.
Scharlachfärberei. Africa 2 A. 1. Ani-
brosus 59 A. 2. Cos 50. Galatien 29. Hi-
.spanien 130. Libyen 5. Nicaea 29 A. 4.
Sardes 36 A. 9.
Schiffsbau. Aegina 90. Antandros 40.
Athen 69. Carien 34. Carteja135. Carthago
4. Caunus34. Cilicien 31. Cnidus 34. Cor-
cyra 98. Corinth 72 f. Cypern 52 fg. Cy-
rene 6. Cyzicus 39. Etrurien 110. Hispa-
nien 130. Liburnien 54. Lindus 50 A. 7.
MassiliaUI. Narbo ebd. Naxos 93 f. Ostia
114. Paros 93 A. 2. Phocaea 37 A. 4. Phö-
nizien 20. PisaellO. Pisaurum 120. Pon-
tus 43. Populonia 110. Rhodus 50. Samos
48. Sicilien 125, Side 29. Sinope 43.
Schinken, geräucherte. Caere (?) 110.
Cerretani 133. Menapier 145 A. 2. Socjua-
ner ebd.
Schuhe. Ambracia 58 A. 6. Amyclae 8i.
Argos 78. Altica 64. Carien 35 A.'s. Chios
46. Colophon 36. Etrurien 107. Gallien
139. Laconien 82 f. Rhenea '?) 92 A. 2.
RhodusSI. Sicyon 76. Thessalien 58.
scu tulatae vestes. Aegyptenll. Gallien
138. Piscenae 142. Salacia 136.
Seidenweberei. Berytus 21. 23. Cos48f.
Phönizien 19. Syrien 26. Tyrus 21.
Seiler. Capua 118 A. 8. Marathon 65.
Silberarbeit. Athen 51. Chalcis87. Ephe-
sus 37. Etrurien 106. Gallia cisalpina 99.
Lugdnnum 146. Ostia 114. Phönizien 19.
RhodusSI. Rom 113. Sidon 23. Smyrna
37 A. 13.
nir (Söfft. Aegypten 9. Laodicea (Syrien)
26 A. 5. Palästina 24 A. 10. Tvrus 21
A. 9.
Spa rt um webere i. Carthago nova 131.
Hispanien 130.
Specularii. Rom 114.
Spiegel von Metall. Brundisium 124.
Etrurien 106 A. 11.
Steinarbeit. Aegypten 18 A. 1. Atlica 69.
Etrurien 106 f. .Megara 71. Memphis 17.
Panopolis ebd.
Steingut. Siphnos 92 fg.
Steinschneider. Alabanda 34. Cypern 52
A. 3. Cyrene 6. Etrurien 107.
Stickerei. Athen 64 A. 5. Campanien 116.
Phrygien 28 f. Rom ebd.
Tarichos, s. Fischfang.
Thonbildnerei. Athen 68. Corinth 74.
Etrurien 105.
Tischlerarbeit. Athen 70. Chios (?) 46.
Laconien 80. Magnesia 33. Milet ebd. Sici-
lien (?) 125. Sinope 44. Thessalien 57.
Töpferei. Aegina 90. Allifae119. Argos 78.
Arrctium 109. Asta 101. Athen 65 ff. ; vgl.
24. 34 A. 4. Aulis 60. Boeotien 59 f. Cales
118. CampanienllS. Capua 118. Carien 33.
Caryslus 88. Cassandrea 57. Chios 45. Ci-
licien 31. Cnidus 33 f. Coptus 18. Corcyra
98. Corinth 73 f. Cos 50. Creta 97. Cumae
(in Campan.) 116 f. Delos 92 A. 1. Ery-
thrae 37. Etrurien 104 ffg. Euboea 88. Gal-
lia cisalpina 99. Gallia transalpina 140.
Gaza 24. Hispanien 129. Laconien 80. Lcs-
bos 45. Ligurien 99. Lindus 31 A. 4. Lug-
dunum146. Megaris 71. .Melos 95 f. Mu-
tina 100. Naucralis 16 f. Naxos 93 f. Paros
93. Pergamum 38. Phocaea 37. Pisaurum
119. Pilhecusa 117. Pollentia 100 fg. Rhe-
dium121. RhodusSI. Rom 112 f. Sagunt
132. Samos 46 f. .SetiallS. Sicilien 125.
Siphnus 93. Surrentum 118. Syracus 125.
Syrien 27 A. 2. Tenedos 44. Teos37. Tha-
sos 86. Thera 96. Thurii121. Thyatira 37
A. 3. TiburHS. Tralles 34. Velleja 101.
Verona (?) 102 A. 9.
Toreutik, s. Erz-, Gold-, Silberarbeil.
Utricularii. Arelate 142. Cabellio ebd.
Lugdunum 146. Massilia 141 A. 12. Narbo
141. Nemausus 142.
Vasenmalerei. Apulien 121 A. 7. Athen
66 ff. Campanien 115 f. Capua ebd. Clusium
105. Corinth 77. Etrurien 104 f. Lucanien
121 A. 7. Melos 95 f. Noia 119. Pantica-
II. Sai:hre(;istki
153
paeum 44. PerusialOö. Thera 96. Vola-
terrac {Oä. Vulci i04 fg.
Waffenfabricat ion. Aetolien 38. .\nlio-
chia 36. .\quincum U7. Argos 78. Arre-
tiiim )0S. Athen 68. Bilbilis 134. Boeotieii
.".9. Caesarea !in Cappadoc. 31. Corniin-
tum 147. Carlhago 4. Carthago Xova 131 f.
Chalcis 87. Concordia103. Corinlh 75 A. ä.
Cremona 103. Greta 97. Cvpern 52. Cyzi-
cus 39. Dainasciis 26. Dapline ebd. Edcssa
26. Euboea 87. Gallia Iransalpina 140. Ha-
drianopolis 56. Hispanien 128. Irenopolis
31. Laconien 80. Laureacuin 147. LucalOS
A. 9. Lydien 37. Mantua 103. Marciaiio-
polisö6. MassiliaUI. Messenieii r?) 83 A. 9.
Nicomedia 41 A. 10. Xoreja 146. Noricum
ebd. Pannonlen 147. Rhodus50. Salcrnum
120. .Salona 53. Sardes 37. Sirmium 147.
.Suimo 120. Ticinum 103. Toletum 134.
Turiasso ebd. Verona 103.
Wagenbau. Cyrene 6. Laconien 80. Luca-
iiien 121. Siciiien 125. Sicvon 77. Suessa
113. Theben 60.
Wollen Weberei. Achaja 84 f. Aegyptcn
lOf. Africa2. Altinum 102 Apulien 121 fg.
Aquileja 102. Attica 63. Atrebaten 144 f.
Baetica 129. Balearen C?] 137. Bardaeer 54
A. 8. Bclgica 144 f. Brixia 102 A. 13. Brut-
liuni (?) 120. Cadurcer ;?) 143. Cales (?)
119. Canusium 121. Carien 31 f. Carthago
3. Corinth 76. Cypern 53. Dalmatien 54 f.
Damascus26. Delos (?) 92. Elrurien 107.
Galatien 27. Gallia cisalpina 98 fg. Gallia
transalpina 137 (T. Hi.'ipanien 129. Jerusalem
26. Illyrlen 54. Istrien ebd. .ludaea 25.
Laconien 81. Laodicea in Syr. 26. Leu-
eoner 143. Liburnien 54. Ligurien 99. Lin-
goner 145. Luceria 121. Lugdunuiri 146.
Magnesia (in Carien) 33. Massilia 142. Mau-
retaniens. .Megaris71. Milet31IT. Mutina
100. Nervier14"4. N'oricum147. Palaescep-
sis 40. Palästina 23 f. Pamphylien 27.
Parma 100. Patavium 101 f. Pellene 85.
Percotc 40. Perusia ;?, 109. Philadelphia
33. Phönizien 19. Piscenae 142. Pollentia
100. Pontus 42. Rom 112. Salacia 136.
Samos 46. Sardes 35. Sequaner145. Sidon
22. Syrien 25 f. Tarent 122 f. Theben (?;
60. Tliera 96. Thyatira 33. Tyrus21. Ve-
rona 102.
Ziegelbrennerei. Arretium 109 A. 3. Ca-
lentum 136. Hispanien 129. Maxilua 136.
Pitana 39 f. Rom 113. Venafrum 119.
Z icg e n haar- Webe r ei. .\frica2. Cilicien
30. Hispanien 129. Phrygien 30 A. 7.
Zinimerleute .\quileja 103 A. 5. Arinii-
nuni 120. Bergomum 103 .\. 5. Brixia ebd.
Conium ebd. Crcmona ebd. Euboea 88.
Lugdununi 146. .Massilia 141 A. 12. Medio-
lanum 103 A. 5. Ostia 114. Pisaurum 120.
Ravenna 103 A. 3. Verona elxl.
Berichtigungen.
Seite 4 Anni. 2 Zeile 3 lies: ^ 't'uniinixor statt ?j </'.
5 » 2 » 5 " capri statt cupri.
40 .. 3 -. 2 ). "/fTr/ff statt /(fi/f.
4 4 " 5 >■ 3 II ri arvTni'i''refTfi statt i] nvVTQ.
57 .. 6 » 2 :: irrfttfTTrc/.tnin;/« statt fiTf tftJTaXi'niit^n.
58 " 2 » 2 » vnoih]uri riuiov statt vnoihiua tiokoi:
67 .. 2 .. 4 » z(u'i/«(I«r statt zw««Tnr.
72 Zeile 1 V. o. lies Tlieocosmus statt Tliecosmus.
88 Anm 2 Zeile i lies ov statt au.
92 Zeile 16 v. o. lies Gefässe statt Gefässen.
93 Anm. 2 Zeile 2 lies : »aus der gleich anzuführenden Stelle des Schol. zu Arist. Pac.
143« statt »des Steph. Byz.«
94 .1 7 » 1 » //Twi('o((Ti statt //r(«)Yu;o(.
122 » 10 .. 6 .. Calpurn. Ed. 11, 68 statt kl. I. 68.
T^JT^^Xr^^^TX^^^X^^X^J^X^^^-h^.
B^^A
\^/iit Ifc^^/^ fN"^/^ R^^/
'^H '^
s^yo fV^yin (t^^yü fts'^/iS f&v'^^ rt,'^/in (fe
^£^^^^^^^^^^^^^^^^i
.■^/in !&>^/in ftv'^/'
<^/S^;^/nkjf/
v^/nk^^
'S?Ml^"'^/0 Ifc^^/iTT fii'.'^/^ fr^^/^ ß
<^^\;l/4j^n
<^/<n !?^^/T_r\^/JilJ?^'^/'
'/^nJ Ui!fC^
^^:
'^^'^^r^r^^>jK^^
J ^ #^ ^ #^ #^ I
^TrXTrXK^T^^^^
^^^^^^^^^^S^ä^^äS;^^
\'^y^r<^/in Si^^/'
\^/f^lS!s^/iS !Ss,^/
/x^\jy^Mt<^w^\XV^^\
^W^\
^ÄSSSSSSS
^4^^ L^^^SJ t/'^NJ t^/l^Nj U'4j>,^
S^o^^InSt^^^^
Jv^^ü^«'^
•^,ms^/f^iSf>^/a^ii^/i
<^/il Ks^A
''Af^^^^^
^^^^Ä^^^^SMÄ^^^^^^^S^^^fe
'^x^Vl'^^
.^ lA/ ^V. ^^r^xltr^ <Y>»^^«A» vL WW>.^«V/>.^f^xft/^f
' ^ f!v rit» ^ r^ \^ XI f^ ■>6» ^ (!v \iW^ ftv'6'^ (t^'<ik' yfl rsv'^/i? !&
Ä^^Ä^^^X"^
"'^=§"'-
oji>j^j^^^i(^*i!t^
s, Jp ,^ r;^'^/TlV^/TjN^/Ä!7^
. xür >n !K 'A'y
■^/TJN^/ITN^/IT^/^JN^'^^J&^/^IP'A
"M4
m^.^^^M^^i
I,f.^x57
'/^NJ (• ^\J (•4^'^ i^/^^ Vx^vJ i^/^'^riJOqpa i5^(^^<!rL<
.^ ^is^/O ftv^/4? ftv^/i? (tv"^/^ (Sv^y^ (t^^ /^ tN"^/!j! Stv'^
S^/fe^Sv^^
>^
>>.
&X^X^^^Ä^^
.^Xi^z^^^A^^X^^^
SSX^XK
^
^^^Ä^^^'^^^^^^^'^^^l'*^^'*^^^ #% ^^^
^y^^'
'"^ LC ■^ Ju^T^
vj u-/n>.>J t/'/nx>«ij ÜJ'wkSJ U'/nvV
W"
ya^ ^^^ Af^
J^-^^^.^i--^
^/7 rN^yTrs^/Trs''^xi rv'*^/^ rN^y-
ZS^^'^K.'^'^' ■^' '^'"'-i^ rss^*'^ ^^'<;^ ?:ss^*^ ^ !:t.