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Full text of "Die Kennzeichen der Insekten : nach Anleitung des Königl. Schwed. Ritters und Leibarzts Karl Linnaeus, durch XXIV Kupfertafeln erläutert und mit derselben natürlichen Geschichte begleitet"

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Kennzeichen 


der 


Fetten 


nach Anleitung 
bes Koͤnigl. Schwed. Ritters und Leibarzts 


Karl Linnaeus, | 
durch XXIV. Kupfertafeln erläutert 
und 
mit derſelben natürlichen Geſehiehte begleitet 
von 
% H. Sulzer, 


Dokt. der Arzneigelehrtheit. 


Mit einer Vorrede 
des 


Herrn Johannes Geßners, 


Dokt. der Arzneigelehrtheit, der Phyſik und Math. ordentl, öffentlichen Lehrers 
und Chorherrn zum Gr. Muͤnſter in Zuͤrich; ic. ꝛc. 


— —— 


3 uͤr i e h, 
bei Heidegger und Comp. 1761. 


* 


Homines, qui in laudem & admirationem noſtri Creatoris creati ſumus, nifi 


otiofi ſpectatores eſſe velimus, nihil magis afficere poteſt & debet , quam pia 


rerum naturalium conſideratio. Certe, fi majori cura & attentione animum ſeien- 


tiis horum omnium poliremus, præter inſignem illum uſum „ qui Oeconomiæ 


noſtræ inde accederet, Oeconomiam Naturæ longe excellentiorem detegeremus, 
detectam vehementius admiraremur. 


C. LINN. Am. Ac. T. II. p. 57. 58. 


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nern ich aus einem geneigten Zutrauen erſucht werde, 
e „r zu dem vortreſtichen Inſekten⸗Syſtem des gelehrten 


NE Herrn Doctor Sulzers eine Vorrede zu ſchreiben, 
Sol AN FED {0 giebt mir dieſes einen bequemen Anlas meine Ge 
f danken zu eröfnen. Von der Art, wie die Na⸗ 
turhiſtorie uberhaupt, und diejenige von den Inſekten 
ins beſonder zu lernen und zu lehren ſeye. Es geſchiehet 
dieſes deſto fuͤglicher, da eben dieſe Sulzeriſche Schrift ein Beispiel 
geben kan, wie Deutlichkeit, Gruͤndlichkeit und geſchikte Wahl der 
Vorwuͤrſen mit einem lehrreichen und lebhaften Vortrag zu verbin⸗ 


den ſeye. 


Jeder natürlicher Koͤrper zeigt ſich durch feine Eigenſchaften 


unſern Sinnen, und erwekt fein Bild in der Seele. Die Aufmerk⸗ 


ſamkeit, die Mutter der Wiſſenſchaften, betrachtet jeden Theil dieſer 
Vorſtellung erſtlich beſonders, hernach in der Verbindung, in deren 
ſie mit andern ſtehet. Hieraus entſtehet ein deutlicher Begriff von 
dem Korper in dem Verſtand. Aus Vergleichung verſchiedener Be 


griffe erkennet man das allgemeine, das eigene derſelben, und die 


verſchiedenen Aehnlichkeiten, die ſie mit einander haben. Die Seele 
ordnet und behaͤlt dieſe Begriffe nach der Ordnung der Zeit, und 


derſelben Aehnlichkeit, und wiederhohlet und erinneret ſich ihrer 


a 2 nach 


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| 


iv Vorrede. 


nach Belieben. Sie wendet die bekannte Eigenſchaften natuͤrlicher 
Körper zu nuͤzlichem Gebrauch an, indeme ſie aͤhnliche Falle nach⸗ 
ahmet, oder durch richtige Schluͤſſe die Wuͤrkungen vorher beſtimmt. 
Es iſt auch die Natur von dem allmaͤchtigen und guͤtigen Schöpfer 
mit vielem Reichthum, Schönheit, Pracht und Verſchiedenheit aus⸗ 
geſchmuͤkt, daß es an nichts mangelt, was zum Leben, Geſundheit 
und Ergoͤzung dienlich ſeyn kan. Die guͤtige Natur bietet uns dieſe 
ihre Gaben immerdar und reichlich dar. Wir muͤſen nur dieſel— 
bige genau kennen lernen, und der natürlichen Körper Eigenfchaf- 
ten, Kräfte und Wuͤrkungen erforſchen, wann wir fie zu unferm 
Vortheil und der Ehre des weiſen und guͤtigen Gebers richtig anzu 
wenden gedenken. 


Die Wege zu einer genauen und richtigen Kenntniß der Natur 
zu gelangen ſind zweyerley. Es iſt der eben angefuͤhrte Weg der 
eigenen Erfahrung, oder es iſt der fremde Unterricht, oder dieſe 
beyde Wege vereinbahren ſich und leiſten einander wechſelweis kraͤf— 
tige Huͤlfe. Der Naturforſcher muß demnach die in der Natur vor⸗ 
kommende Körper und derſelben Veraͤnderungen mit genauer Auf- 
merkſamkeit beobachten, er muß dasjenige, was geſchikte Maͤnner 
vor ihme beobachtet und aufgezeichnet haben, durchleſen und ſorg⸗ 
faͤltig pruͤfen, und überall die Natur in einem weitern Umfang ken⸗ 
nen lernen. So wie ſich dem Reiſenden, der einen Berg anſteigt, die 
Ausſicht der umliegenden Gegend immer mehr und mehr aufſchließt, 
bis er auf dem Gipfel des Vergs das ganze Land uͤberſehen, und ſeine 
Aufmerkſamkeit von einem Theil zu dem andern wenden kan: Eben 
ſo zeigen ſich dem Naturforſcher nach und nach mehrere Theile des 
ganzen, fie zeigen ſich ihme in ihren Verwandſchaften und Zuſam⸗ 
menhang. Sie erweken bey ihme die Begriffe des Thierreichs, des 
Pflanzenreichs, des Mineralreichs, der Elementen, der groſſen Welt⸗ 
koͤrper. Er weiß ihre Kennzeichen, er ordnet die darinnen vorkom⸗ 

2 mende 


Vorrede. v 


mende und bekannte Koͤrper nach ihren Aehnlichkeiten in Klaſſen, 
Ordnungen, Geſchlechter und verſchiedene Arten, er erzehlet ihre 
Eigenſchaften und Wuͤrkungen, ihre Verrichtungen, Nuzen und Ge⸗ 
brauch, und auch den daher entſtehenden Schaden. Er kommt der 
Einbildungskraft zu Huͤlf mit genauen Abbildungen. Er reizet die 
Begierde ſeines Leſers und Zuhoͤrers durch einen lebhaften Vortrag 
und eine geſchikte Verbindung des Nuzlichen mit dem Angenehmen. 


Unter allen Theilen der Naturhiſtorie iſt keiner laͤngere Zeit 
unbearbeitet und faſt unbekannt geblieben als die Hiſtorie von In⸗ 
ſekten. Es ſtunden weit mehrere Hindernuſſen bey Unterſuchung 
derſelben in dem Wege als bey allen andern. Wegen der Klein⸗ 
heit der Theilen reichten die Kraͤfte der Augen in meiſten derſelben 
zu deutlicher Kenntniß nicht zu, ehe die Vergroͤſſerungsglaͤſer bekannt 
waren. Ihre unbeſchreibliche Menge und Verſchiedenheit, die ſo 
verſchiedene Geſtalten die fie annahmen che fie zu vollſtaͤndiger 
Groͤſſe und Zeugungskraft gelangen, hielten viele von Unter⸗ 
ſuchung derſelben ab. Die Waffen mit denen fie verlegen , er⸗ 
wekten bey den meiſten einen groſſen Abſcheu vor denſelben; 
und da der groͤſte Theil beflügelt iſt, fo entfliehen fie gar leicht 
der Hand und dem Auge des Naturforſchers. Es bliebe desnahen 
die Naturhiſtorie der Inſekten in den erſten Anfaͤngen und in ihrer 
Kindheit ſo viele Jahrhundert bis in die Mitte des ſechszehenden 
Seculi. Damals erreichte fie ihre Muͤndigkeit unter Conrad Geß⸗ 
ner und Ulyſſes Aldrovandus. Erſt unter Swammer⸗ 
dam, nach der Mitte des vorigen Jahrhunderts, war der Anfang 
ihres mannbaren Alters gekommen. Ariſtoteles, der mehr als 
300. Jahr vor Chriſti Gebuhrt von der Natur der Thieren, ihrer 
Erzeugung und verſchiedenen Theilen geſchrieben, hat zwar verſchie⸗ 
denes von den Inſekten angefuͤhret, von ihrem Unterſcheid, Nah⸗ 
rung, Fortpflanzung und ihren verſchiedenen Trieben: er hat aber 

A ie SE | faſt 


v1 Vorrede. 


faſt allein von den bekannteſten, den Bienen, Weſpen, Ameiſen, 
Skorpionen, Spinnen, Wanzen, Krebſen, Heuſchreken und der 
Cikade gehandlet, auch oͤfters das Wunderbahre mit Fablen unter⸗ 
miſchet. Pedac. Dioskorides und Plinius ſchrieben im er 
ſten Seculo; jener richtete ſein Augenmerk nur auf wenige Inſek⸗ 
ten, deren Gebrauch in der Arzneykunſt bekannt ware: dieſer aber 
hat das meiſte aus Ariſtoteles und Dioscorides ge 
nommen, und zuweilen mit fabelhaftem Zeug vermiſchet. Claud. 
Aelianus lebte im zweiten Seculo. Was er in feinen 17. Die 
chern von den Thieren hin und wieder von Inſekten vortragt, iſt 
meiſtens aus den vorgehenden Schriftſtellern genommen, und man 
ſtehet gar leicht, daß er mehr auf das Wunderbare, als das Wahr: 
hafte geſehen hat. Bis in das ſechzehende Seculum wurde wenig 
betraͤchtliches zun Aufnahm der Naturhiſtorie gearbeitet. Im die 
ſem Zeitpunkt fienge Conrad Geßner an, den Weg der aufmerk⸗ 
ſamen Beobachtungen der Natur zu betretten, und was er immer 
von Thieren, Pflanzen und Foßilien zu Hand bringen koͤnnte, zu 
beſchreiben und abbilden zu laſſen, dann ſammlete er ſich alles, 
was ſeine Freunde in dieſer Art entdeket hatten. Er laſe alles, 
was in den Schriften feiner Vorgaͤnger davon zu finden ware, und 
brachte es in gute Ordnung, und ſo entſtunde deſſelben Hiſtorie der 
Thieren, die als eine Bibliotheca Animalis ſelbiger Zeiten kan 
angeſehen werden. Wegen ſeines fruͤhzeitigen Hinſcheids konnte das⸗ 
jenige was er von Inſekten geſamlet, nicht zum Druk fertig wer⸗ 
den, es kame aber durch D. Wolf an D. Joach. Tamerarius, 
und aus Frankfurt an Thomas Penn in London, hernach an Thom. 
Moufet, dieſer hat alles in die von ihme Ao. 1634. zu Londen 
herausgegebene Hiftoriam Inſectorum eingeruͤkt, und eine brauch⸗ 
bare mit mehr als Jod. meiſt richtigen Holzſchnitten verſehene Hi⸗ 
ſtorie dieſer kleinen Thieren gelieferet. Ulyſſ. Aldrovands 7 
Bücher von Inſekten find ſchon Ab. 1602. in Bononien und ber. 
nach 


Vorrede. v1 


nach No. 1623. in Frankfurt gedrukt worden. Man findet eben 
falls daſelbſt eine methodiſche Eintheilung, Beſchreibung und Ab⸗ 
bildung der Inſekten , mit eingemiſchtem vielem fremden Zeug, 
fo die eigene Beobachtungen fat ganz verdrengt. Jonſtonus 
hat von Aldrovands und Moufets Schriften einen brauch⸗ 
baren Auszug verfertiget, fo 1653. mit Merianiſchen Kupfern zu⸗ 
erſt ans Licht trat, und hernach in Amſterdam Ao. 1657. und 
erſt Ao. 1718. unter dem Titul Ruy ſchii Theatrum Anima 
lium, wiederum aufgelegt wurde. 


Aber erſt nach der Mitte des ſiebenzehenden Seculi fienge man 
an die Inſekten genauer kennen zu lernen. Swammerdam, 
Redi, Malpighius erzogen mit der groͤſten Sorgfalt ver⸗ 
ſchiedene Arten der Inſekten um ihre Lebensart, Verrichtungen, 
natuͤrliche Triebe, Fortpflanzung, verſchiedene Geſtalten und den 
Bau der aͤuſſern und innern Theilen zu erforſchen. Swammer⸗ 
dam verwandte einen groſſen Theil ſeiner Lebensjahre auf die al⸗ 
lerſorgfaͤltigſte Unterſuchung dieſer kleinen Geſchoͤpfen. tebſt allen 
Arten der beſten Vergroͤſſerungsglaͤſern bereitete er ſich die ſeinſten Wert: 
zeuge, feine und ſcharfe Scheerchen, Meſſer, Lancetten, die klein⸗ 
ſten Theile zu zergliedern; die kleinſte glaferne Roͤhrchen, die Hoͤh⸗ 
len aufzublaſen, und kleine Theilchen zu fonderm. Er wußte durch 
die Beizung in Waſſer, Eßig, Weingeiſt, Terpentinoel denen zaͤr⸗ 
teſten Theilen die zur anatomiſchen Unterſuchung noͤthige Feſtigkeit 
zu geben. Durch ſeinen Fleiß kennen wir die Stuffen der Ver⸗ 
aͤnderungen, die dieſe Thierchen ausſtehen, ehe fie zu dem Grad 
ihrer Vollkommenheit gelangen, der fie mit Fuͤhlhoͤrnern verſieht, 
und zur Fortpflanzung tuͤchtig macht. Er bringt dieſe Veraͤnde⸗ 
rungen auf vier Klaſſen. Der Anfang des Thierchens liegt innert 
dem Ey. Das Ey eroͤfnet ſich innert dem Leib, und das Weib⸗ 
chen gebiert lehendige Junge; oder es legt Eyer, aus denen die ser 

tigen 


vi! 5 Vorrede. 


tigen Thierchen hervorkriechen; dieſe haben entweder die Geſtalt 
des vollkommenen Inſekts, und leiden in dem Wachsthum keine 
andere Veraͤnderung als in der Groͤſſe, Haͤutung und Farb: 
oder ſie kommen aus dem Ey unter der Larve eines Wurms, und 
veraͤndern ſich in eine Geſtalt, unter welcher die Theile des In⸗ 
ſekts zu ihrer vollkommenen Gröfe und Figur zubereitet und ent⸗ 
wiklet werden. In der Wurmlarve iſt das Thierchen weich, 
zur Bewegung geſchikt, und frißt die ihr eigene Speiſe. Dieſe Larve 
veraͤndert ſich in eine Afternymphe, oder in eine Nymphe, oder 
in eine Puppe. Die Afternymphe hat bewegliche Fuͤſe, Mund, 
und die Anfaͤnge der Fluͤgel, die ſie nach abgelegter Haͤutung ent⸗ 
wiklet. Die Nymphe iſt ruhig, ohne Speis, und in einer 
duͤnnen Haut eingewiklet, durch welche die auf der Bruſt liegende 
Glieder durchſcheinen. Die Puppe iſt auch ruhig und ohne 
Speis, aber das Thierchen iſt innert einem haͤrteren Vehaͤltniß, 
und lieget an dieſer erharteten Haut veſt an, oder iſt frey. 
Swammerdam rechnet unter die erſte Klaß diejenige, welche 
keine Veranderung der Geſtalt auszuſtehen haben, wie die Laus, 
der Kellerwurm, die Spinne. Die zweite Klaß begreift dieje⸗ 
nigen, deren Wurmlarve in eine Afternymphe veraͤndert wird, 
wie die Waſſernymphe, das Uferaas, die Grille, die Wanzen. 
Die dritte Klaß aͤndert die Wurmlarve nach abgelegter Larven⸗ 
haut in eine Nymphe, wie im Schröter, in der Biene: oder in 
eine Puppe in denen Sommervoͤgeln. Die vierte Klaß enthaͤlt 
diejenigen, deren Larvenhaut bleibt und in eine Puppe erhartet, 
innert deren das Thierchen frey lieget, wie in den Fliegen. 
Swammerdam gabe ſeine Inſectorum hiſtoriam genera- 
lem Ab. 1669. in to in Utrecht hollaͤndiſch an das Licht. Sie wurde 
bald in das Lateiniſche und Franzoͤſiſche uͤberſetzt. Aber die aus⸗ 
fuͤhrliche Hiſtorie der Inſekten hat man der großmuͤthigen Sorge 
des groſſen und unſterblichen Boerhaave zu danken, der das 

f Sppam⸗ 


Vorrede. l 


Swammerdamiſche Manuſeript von Duverney in Paris vor 
1500. Franzoͤſiſche Gulden erkaufen laſſen, und das unvergleichliche 
Werk in lateiniſcher und hollaͤndiſcher Sprach unter dem Titel 
Biblia Naturæ Ab. 1738. in Leiden in 2. Theilen in fol. zu allgemei⸗ 
nem Nuzen durch den Druk bekannt gemacht hat. Im Jahr 1752 
kame eine deutſche Ueberſezung dieſer Bibel der Natur in Leipzig zum 
Vorſchein. Auſſert Swammerdam arbeiteten zu gleicher Zeit 
viele ſcharfſinnige und gelehrte Maͤnner an Unterſuchung der In⸗ 
ſekten. Ao. 1668. kam Malpighs vortreſticher Traetat vom 
Seidenwurm in London zum Vorſchein. Ao. 1668. ſtenge Redi 
in Florenz an, feine Enldekungen von dieſer Art mitzutheilen, 
und er hat mit unwiderſprechlichen Verſuchen den Irrthum von 
Erzeugung der Inſekten aus der Faͤulung widerlegt. Die Tagbuͤcher 
der Engliſchen, der Kayſerl. Leopoldiniſchen, und Franzoͤſiſchen Aca⸗ 
demien der Wiſſenſchaften lieferten viele neue Beobachtungen und Un- 
terſuchungen der Inſekten. Robert Hocke und Anton v. Leeu⸗ 
wenhoeck unterſuchten viele kleine Inſekten mit Huͤlfe vortreflicher 
Vergroͤſſerungsglaͤſern. Verſchiedene betrachteten vornehmlich die 
Verwandlungen der Raupen in Papilionen: Der hollaͤndiſche Mahler 
Goedart gabe in Middelburg den erſten Theil der Verwandlungen 
Ao. 1662. mit illuminirten Figuren an das Licht: und der vortref— 
liche Engliſche Leibarzt Mart. Liſter brachte Goedarts Unter: 
ſuchungen in eine ſyſtematiſche Ordnung, vermehrte ſie mit eigenen 
Anmerkungen und Zuſaͤzen, und ſchriebe beſonders von Spinnen, 
Kaͤfern und den Engliſchen Inſekten. Blankards Schauplaz 
der Raupen, Würmer und Maden erſchiene Ab. 1688. in Amſter⸗ 
dam in hollaͤndiſcher Sprach, hernach Ao. 1690. in Leipzig in einer 
deutſchen Ueberſezung. Die geſchikte Mahlerin Syb. Merianin 
ſtellte Ao. 1677. zwey Theile von Verwandlungen der Inſekten mit 
illuminirten Kupferſtichen an das Licht: ihr Sohn vermehrte es her⸗ 
nach mit dem dritten Theil bey denen neuen Auflagen, die Ao. 1718. 
N U und 


x Vorrede. 


und 1730. in Ato und fol. Atlantico in Amſterdam herausgegeben 
worden. Die Begierde zur Unterſuchung der Inſekten triebe ſie an, 
eine Reife nach Surinam zu unternehmen: und dieſer haben wir die 
Ao. 1705. hollaͤndiſch und hernach vermehrter lateiniſch und franzoͤ⸗ 
ſiſch Ao. 1719. und 1726. herausgekommene Metamorphoſes In- 
ſectorum Surinamenſium zu verdanken. Ant. Vallisnieri in 
Padua ſienge ſchon Ao. 1700. an, merkwuͤrdige Beobachtungen von 
Inſekten an das Licht zu geben. Der hochverdiente Engliſche Theo 
logus Joh. Kajus lieſſe auch dieſen Theil der Naturhiſtorie nicht 
unberuͤhrt, er ſchrieb Ab. 1706. Inſectorum methodum, und 
Ab. 1710. kame auf Befehl der Koͤnigl. Geſellſchaft die von ihme 
geſammlete Hiſtorie der Inſekten zum Vorſchein: worinnen man eine 
Menge einheimiſcher und fremder Inſekten meiſtens gar genau und 
nach Swammerdamiſcher Ordnung beſchrieben findet. Derham, 
Uieuenttit und der Abbe rruche ſammleten in ihre beliebte 
Phyſieo⸗moraliſche Schriften das meiſte merkwuͤrdige fo hin und 
wieder vornehmlich in den Schriften der Koͤniglichen Geſellſchaften 
zerſtreut ware, und zum Beweis der goͤttlichen Allmacht, Weisheit 
und Guͤte dienen koͤnnte. Und Herr Paſtor Leſſer in Nordhau⸗ 
fen ſchrieb Ab. 1738. Inſecto-theologiam: Zu der franzoͤſiſchen 
Ueberſezung 1742. kamen von Herrn Lionnet im Haag ſchaͤz⸗ 
bahre Anmerkungen und Figuren. Der um die teutſche Sprach 
und Naturhiſtorie hoͤchſtverdiente Berliniſche Rector Herr Jo. Leonh. 
Friſch beobachtete mit der gröften Sorgfalt und Fleis die Inſek⸗ 
ten in Deutſchland und gab von Ao. 17201738. in dreyzehn Theilen 
genaue und ausführliche Veſchreibungen und Abbildungen von 300. 
verſchiedenen Inſekten. Ao. 1724. kame des Engliſchen Mahlers 
Eleaz. Albin Naturhiſtorie der Engliſchen Inſekten mit gemahlten 
Figuren heraus, auch Ao. 1731. mit lateiniſchem Text Dr. W. 
Derhams. Er ſtellt in hundert Kupferplatten meiſt die Rau⸗ 
pen und ihre Verwandlung in Papilionen vor. Die Hiſtorie der 

Spinnen 


Vorrede. R* 1 


Spinnen folgte Ao. 1736. mit 53. Kupferplatten. Aber niemand 
hat ſich um dieſen Theil der Naturhiſtorie mehr Verdienſt und Dank 
erworben, als der unvergleichliche Herr von Reaumür. Er 
lieſſe an nichts ermanglen, was zu einer vollſtaͤndigen Kenntniß 
der Inſekten dienen koͤnnte, und wandte den groͤſten Fleiß und 
Scharfſinnigkeit an auf die Unterſuchung derſelben, um alles zu 
allgemeinem Nuzen anzuwenden. Er erdachte alle Arten der Ve⸗ 
quemlichkeiten zum Unterhalt und Erziehung derſelben, um ſie ge⸗ 
nauer in allen ihren Handlungen und Trieben zu beobachten. Sein 
nuͤzliches Vorhaben, fein Anſehen und edler Gemuͤhts⸗Carakter er⸗ 
wekten ihme nicht nur in Frankreich, ſondern auch durch ganz Euro⸗ 
pa und auch andern Welttheilen viele Freunde, die ihme Inſekten 
und daruͤber gemachte Anmertungen und Verſuche haͤuffig einſandten. 
Alles wurde von ihme mit einer puͤnktlichen Richtigkeit beſchrieben. 
Die Inſekten ſelbſten und ihre Theile wurden unter ſeiner Aufſicht 
durch geſchikte Kuͤnſtler abgezeichnet, fo wie Nie dem hloſſen und dem 
durch Vergroͤſſerungsglaͤſer verſtaͤrkten Auge vorkommen. Aus die⸗ 
ſen Sammlungen verfertigte er mit einer groſſen Scharfſinnigkeit, 
Beredſamkeit und tiefer Einſicht in das wahre, in das ſchoͤne und 
in das nuzliche feine Inſekten Hiſtorie, die allen andern Schriften 
in dieſer Art den Vorzug ſtreitig machen kan. Es ſind davon ſechs 
Theile von Ao. 1734. bis 1742. in Paris in als, und ein hollaͤn⸗ 
diſcher Nachdruk in 8vo herausgekommen, darinnen die Raupen und 
Motten mit denen daraus entſtehenden Papilionen, die Blattlaͤuſe, 
die Blattweſpen, die Blattſauger, die Schiltlaͤuſe, die Fliegen, die 
Muͤkken, Cikaden, die Bienen, Waſſernymphen und andere 2 und 
4 gefluͤgelte Muͤkken auf das genaueſte und auskfuͤhrlichſte beſchrieben 
worden , und man ſiehet denen noch uͤbrigen Theilen von den 
Kaͤfern und unbefluͤgelten Inſekten mit dem gröſten Verlangen ent 
gegen. Mr. 8 Az IN hat die Reaumuͤriſche Abhandlungen von den 
Bienen, in angenehmen Geſpraͤchen, nicht ohne eigene eingemiſch⸗ 

b 2 te 


xXII Vorrede. 


te nuͤzliche Verſuche in der Hiftoire des Abeilles. Paris 1744. 
2. Vol. 12. vorgetragen. Der geſchikte Migniaturmahler Roeſel 
(nachher Herr von Boſenhof) fienge in dem Jahr 1741. an 
mit den Ausgaben feiner Inſektenbeluſtigung, und fie hat nach dem 
Tod des ſel. Verfaſſers in dieſem Jahr mit der 40. Tabell des Aten 
Theils geendet. Der ıte Theil enthält die Tag-und Nachtvogel, 
der 2te die Erd- und Waſſerkaͤfer, die Heuſchreken, Hummel, We 
ſpen, Muͤken und Schnaken. Der 3. und 4te find eine Zugabe 
beyder vorhergehenden, und enthalten ferner die Hiſtorie der Po— 
lypen, des Ameiſenfreſſers, der Skorpionen und Spinnen. Das 
meiſte hat er ſelbſt unterſucht; die Zeichnungen find faſt unverbeſſer⸗ 
lich, und niedlich illuminirt. Ao. 1744. kamen von dem hollaͤn⸗ 
diſchen Mahler Jae. Admiral ebenfahls 25. prächtige Tabellen 
in Amſterdam zum Vorſchein, welche die Inſektenverwandlungen vor⸗ 
ſtellten, und Ao. 1747. ſchrieb Wilke in London die Natur⸗ 
geſchichte von engliſchen Schaben und Sommervoͤgeln, ſo in 128. 
gefärbten Kupferſtichen beſtehet, und die Inſekten ſamt denen Pftan⸗ 
zen, darauf ſie leben, abbilden. Er hat ſich hiebey oͤfters der 
Boeſeliſchen Zeichnungen bedienet. Ich konnte ferner ver⸗ 
ſchiedene berühmte Schriftſteller, die ſich um die Hiſtorie der Infor: 
ten verdient gemacht haben, hier anführen, als den Herrn Sam: 
merherr von Geer, Herrn Lyonnet, Bonnet, Roche 
reuter und den Herrn Paſtor Schaͤfer nebſt andern, wann 
ich nicht beſorgte, die Schranken einer Vorrede zu überfchreiten. 


Ich wende mich demnach zu gegenwaͤrtiger vortreſticher Mr 
beit des gelehrten Herrn Dr. Sulsers, darinnen zu genauer 
Kenntniß der Inſekten eine gruͤndliche und mit vieler Einſicht, 
Wiz und Erfahrung verfaßte Anleitung gegeben wird. Er hat 
zum Grund feiner Schrift das Einngeaniſche Inſekten Syſtem 
ſich ausgewaͤhlet, und wie hätte er etwas beſſeres, etwas voll 

ſtaͤndi⸗ 


Vorrede. XIII 


ſtaͤndigers hierin wählen können. Der weltberuͤhmte und groſſe 
Naturlehrer der vortrefliche Ritter Linngeus hat auch in dieſer 
Wiſſenſchaft vor vielen andern groſſe Vorzüge. Schon da der 
erſte Grundriß feines Naturſyſtems Ao. 1735. in Leiden in Form 
der Landkarten ans Licht trate, zeigte er den wahren Unterſcheid 
zwiſchen den Inſekten und Wuͤrmern, daß nemlich die Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner den Inſekten eigen ſeyen und in Wuͤrmern vermißt werden, 
er ordnete dieſe Thierchen in beſtimmte und neue Klaſſen und Ge⸗ 
ſchlechter und fuͤhrte einiche Arten derſelben an, und zu gleicher 
Zeit kame die Verzeichnuß der in Schweden befindlichen Inſekten 
in den Gedenkſchriften der Upfaliſchen Akademie zum Vorſchein, 
worinnen die Kennzeichen der verſchiedenen Arten angezeigt werden, 
und Ao. 1746. wurden von ihme bis auf 900. Arten Schwediſcher 
Inſekten in der Fauna Suecica erzaͤhlet, ihre Kennzeichen ange— 
geben, viele umſtaͤndlicher beſchrieben, der Ort ihres Aufenthalts, 
und die Schriftſteller ſo davon gehandlet, angezeigt, auch viele 
nuͤkliche Anmerkungen beygefuͤgt. Auſſert dem was Linngeus 
in ſeinen durch die meiſten Schwediſchen Provinzen gethanen Reiſen, 
und hernach in Deutſchland, Holland, Engelland , Frankreich ge 
ſammlet, beobachtet und beſchrieben, bekame er in den Cabinetten 
beyder Königl. Schwediſchen Majeſtaͤten des Königs und der Königin, 
des Graf Teßins, des Kammerherrn von Geer, der upſali⸗ 
ſchen und Stokholmiſchen Akademien, in denen Sammlungen der 
nach ſeiner Vorſchrift aus oͤffentlichen Unkoͤſten faſt in alle Ort 
der Welt reiſender naturforſchender Schuͤler einen ſo reichen Vor⸗ 
rath von Naturſchaͤſen, daß er in der zehenden Ausgab feines 
Naturſyſtems 2322. Arten der Inſekten in der beſten ſyſtematiſchen 
Ordnung anzeigen konnte. Man findet da das allgemeine aller 
Inſekten, jeder Klaß, Ordnung und Geſchlechts: und das befon- 
dere einer jeden Art; Er hat jedes mit vielem Wiz mit einem 
eigenen Namen bezeichnet, er hat die beſten Schriftſteller und Zeich⸗ 

b 3 nungen 


1 1 Vorrede. 


nungen angezeigt; auch den Ort, die Lebensart, die Verwandlung, 
die Eigenſchaften, Nuzen und Schaden derſelben. Dieſes alles iſt 
auf 300. Seiten verzeichnet, und wird mehrmalen mehr angezeigt 
als ausgeführt, indem er den Leſer meiſtens auf die von ihm 
ſelbſt aufgeſezte oder andre Schriften und Abbildungen verweiſet. 
Es iſt uͤber das das Werk ohne Figuren, und fuͤr die ſo kein 
Latein verſtehen, unbrauchbar. Die Deutſchen vermißten demnach 
eine allgemeine Einleitung in die Inſektenhiſtorie, und das Lin⸗ 
naeaniſche Werk könnte viel gemeinnuͤziger gemacht werden, wann 
demſelben umſt endliche Beſchreibungen der vornehmſten Arten aus 
jedem Geſchlecht beygefuͤgt und die Figuren die Beſchreibung be⸗ 
leuchten wuͤrden. Man iſt demnach dem vortreflichen und gelehr⸗ 
ten Herrn Doktor Sulzer für gegenwaͤrtiges wohl ausgearbei⸗ 
tetes Inſektenſyſtem recht groſſen Dank ſchuldig, und es iſt be⸗ 
gruͤndt zu ſchlieſſen, daß es zur Aufnahm der Naturhiſtorie recht 
vieles beytragen werde. Er liefert das ſchaͤzbare Linnaeaniſche 
Syſtem in beſimmten und angemeſſenen Ausdruͤken in deutſcher 
Sprach ſo nett, daß es vielmehr als ein Original als eine Ueber⸗ 
ſezung anzuſehen iſt: Er hat zugleich bey jedem Geſchlecht, einen 
Entwurf der meiſten Arten deſſelben gegeben, die Hiſtorie derſel⸗ 
ben, ihre Fortpflanzung, Verwandlung, beſondern Triebe, die 
Geſtalt der Theilen, den Gebrauch, den Nuzen, den Schaden der 
ſelben ausfuhrlich beſchrieben, und uͤberall das ſchoͤne, das ange 
nehme, das nuzbare, das beſtimmende auf eine deutliche und 
und zugleich lebhafte Art vorgetragen. Was Beaumuͤr, 
Swammerdam, Linnaeus ſelbſt in verſchiedenen Schrif 
ten, was die meiſten Schriftſteller dieſer Art angebracht haben, 
ware unſerm beleſenen und erfahrnen Herrn Verfaſſer bekannt und 
gelaͤufig, und alſo leicht, daraus das merkwuͤrdigſte anzuführen; 
aber ein groſſer Theil ſeiner Schrift iſt aus eigener Unterſuchung 
der Natur und den an Inſekten ſelbſt gemachten genauen DBeob- 

achtungen 


Vorrede. Xv 


achtungen erwachſen, und muß dem Leſer um ſo viel ſchaͤzbahrer 
ſeyn. Zu dieſem allen koͤmmt eine groſſe Anzahl der beſten Ab⸗ 
bildungen aller Hauptarten der Inſekten mit genauer Bemerkung 
auch der kleinſten carasterifirenden Theile. Die allermeiſten find 
eine geſchikte und getreue Nachahmung der Natur ſelbſt, und 
wo die Geſichtskraͤfte nicht zulangten, hat man das Vergroͤſſe⸗ 
rungsglas zu Half genommen, und die Sachen nach einem groͤſ⸗ 
ſern Magsſtab vorgeſtellt. Es war ein Gluͤk fuͤr den Herrn 
Verfaſſer, daß er einem geſchikten und fleißigen Migniaturmahler 
Herrn Rodolf Schellenberg eine groſe Neigung und Kennt: 
niß der Inſekten einfloͤſſen konnte. Er bekame eine vorzuͤgliche 
Liebe zu den Mahlereyen von dieſer Art, und man kan alſo deſto 
mehr von der Richtigkeit der Zeichnungen verſicheret ſeyn, da ſie 
ein Mahler gezeichnet, der zugleich ein Kenner und Liebhaber 
der Inſekten iſt. Dergleichen Figuren ſind zu Erlernung der Na⸗ 
turhiſtorie von dem groͤſten Nuzen, ſie ſtellen alles was wir an 
dem Thierchen ſelbſt wahrnehmen wuͤrden, zugleich unſern Sinnen 
dar , fie erweken lebhafte und deutliche Begriffe, fie unterſtuͤzen 
allemal die ſonſt wankende Einbildungskraft bey Beſchreibung der 
auf einander folgenden Theilen, und laſſen alles auf das deut⸗ 
lichſte bemerken, ſie zeigen jedes beſonder, und zugleich in der 
Verbindung und Verhaͤltniß mit andern: und wann die Farben 
noch angebracht werden, ſo iſt nichts mehr, das zur Kenntniß 
der Inſekten ſollte verlangt werden. Da man alſo hier alle 
Hauptarten der Inſekten in den beſten Abbildungen ſiehet, ſo 
wird es leicht ſeyn alle vorkommende Arten nach den Aehnlich⸗ 
keiten, die ſie mit dieſen haben, zu ordnen und ihre Namen zu 
finden. Der unermuͤdete Fleiß den der Herr Verfaſſer auf die 
Sammlung und Unterſuchung der Inſekten und ihrer Eigenſchaf⸗ 
ten ſeit einichen Jahren angewandt hat, lieferet uns hier man⸗ 
ches noch niemalen vorher abgezeichnetes, und auch neuentdektes 
1170177 Inſekt, 


5 


xvı Vorrede. 


4 


Inſekt, und viele merkwuͤrdige und zum Theil neue Nachrichten 
von den Werkzeugen ihrer Verrichtungen. Seine eigene Beobach⸗ 
tungen haben ihme zu verſchiedenen neuen Gedanken und Anmer⸗ 
kungen Anlas gegeben. Er iſt desnahen an einichen Orten von 
Linngei Ordnung und Meinung abgegangen. Wann ſchon 
der neue Gedanken vom Gebrauch der Fuͤhll oͤrner nicht erwieſen 
iſt, ſo kan er doch wenigſtens eine Aufmunterung geben, den wal⸗ 
ren Nuzen und Gebrauch dieſer und anderer Theilen dieſer Thier- 
chen, durch fleißige Beobachtungen zu unterſuchen. Wir ſtehen 
in ungezweifelter Hofnung, es werde dieſes Werk zur Verherrli⸗ 
chung des groſſen Schoͤpfers und zu dem Nuzen und Vergnuͤgen der 
menſchlichen Geſellſchaft vieles beytragen, und wuͤnſchen, daß der 
gelehrte Herr Verfaſſer dadurch aufgemuntert werde, auf eben dieſe 
Art die Hiſtorie der Wuͤrmer, und andere feiner gelehrten Arbei⸗ 
ten zu allgemeinem Nuzen mitzutheilen. 


Den 26. Aug. 1761. Dr. Joh. Gesner 
Phyf. & Math. P. 


Schreiben 


BIO * VII 


Schreiben 


an 


Herren Salomon Schinz, 
Med. Doä. in Zürich, 


Mein Wehrteſter Freund! 


KR Sur NE 
E * * % 
15 M 8 einen Sie noch immer, ich ſolle dieſe Naturgeſchichte der 


5 5 „ * Inſekten herausgeben? Meinetwegen — Sie mögen 
) . E ſich mit dem Publikum herumzanken, wenn es uͤber den 
Autor herfaͤllt; hier ſize ich ruhig und ich will nichts damit zu tuhn haben. 
Wollen Sie, daß ich Ihnen ein Muͤſterchen von der Arbeit gebe, die Sie 
bekommen werden? Juͤngſt ſpraͤch ein Mann von nicht geringem Anſehn, 
als ich ihm das Inſektenſiſtem mit den Abbildungen zeigte, mein Freund, 
und ſah auf mich herab, das iſt braf, daß er die muͤßigen Stunden alſo 


anwendet, die Kinder koͤnnen, anſtatt in den Gaſſen herumzulaufen, ſchon 
6 derglei⸗ 


XVIII Schreiben 


dergleichen Buͤcher leſen. Ein andrer meinte, das Frauenzimmer werde 
daraus Muſter abſtekken konnen, u. ff. Da ſehen Sie es. Was wollen 
Sie dieſen Leuten antworten? Ich buͤkte mich indeſſen gegen den erſten, und 
ſagte, gehorfamer Diener, und zu dem andern auch, gehorſamer Diener. 
Nun hoͤren Sie eine andere Geſchichte. Geſtern ſieng ich an, an mein Ge⸗ 
ſchriebenes die lezte Hand zu legen, um es hernach der Preſſe zu geben. 
Ich unterſtrichelte, Linnaeus; dieß find Roelreuters eigene Worte; ſo weit 
Neaumuͤr, ſehet Boeſeln, u. ſ. f. Des Abends gieng ich aus, und hatte, 
wie alle neue Autorn, mein Werkchen bei mir in der Taſche, ich legte 
es hernach von ungefehr auf den Tiſch, wie geſagt, von ungefehr, und pries 
einem Nachbar, wie es denn ganz natürlich iſt, mein Buch weit und breit 
an. Indeſſen hatte die Glokke ein Paar unentbehrliche Maͤnner von ihrem 
beſchwehrlichen Poſten abgerufen, und erinnert, auch heute die verdufteten 
Lebensgeiſter mit dem gepriefnen Saft der Trauben wieder zuruͤkzuhollen. 
(Denn ſie haben den Beruf, Achtung zu geben, und es zu beurtheilen, was immer 
auf dem Land und in der Stadt vorgeht, und izt muͤſſen ſie noch oben drein die 
Kriegsneuigkeiten anſchaffen, fie zergliedern und in die geheimen Zimmer aller Staats— 
miniſter eindringen. Bedenken Sie, was dieß fuͤr ein Stuͤk Arbeit iſt! fuͤraus in 
dieſen kritiſchen Zeiten, da die Artikel, nach denen Oeſtreich mit Preuſſen den Frie— 
den eingehen kan, noch nicht alle ins Reine gebracht ſind.) Dieſe traten nun ins 
Zimmer, ſezten ſich zu den Glaͤſern, und einer der vielleicht glaubte, es waͤre 
Kaͤſe in dieſen Papyren, erwiſchte mein Werkchen. Nun redete der Autor 
mit dem Nachbar am Fenſter zwar immer fort, war aber ſehr aufmerkſam 
auf das Schikſal feiner Schriften; denn Bugs ergrif fie der jüngere, „ah hah, 
vlnit Erlaubniß das werden wol Manuferipta fein, ich will es im Augenblik 
„ſehen, dans un moment — „„ Da hätten Sie ſehen ſollen, Mein Wehr: 
teſter Herr Doktor / wie der Alte das Maul aufriß, wie frohlokend er um 
ſich herumſah, als wenn er feinen Herren Kollegia hatte ſagen wollen, 
„gute Leute, nun werdet ihr Wunder von meinem Sohne hoͤren! „ Es war 

f wirklich 


an Herren D. Schinz. XIX 


wirklich fein Sohn, der juͤngſt aus der Fremde nach Hauſe kam und nun 
das Orakel des ganzen Hauſes iſt; inſonderheit erſtaunt der ehrliche Alte im⸗ 
mer mehr und mehr über die groſſe Klugheit ſeines Sohns, da er doch ſonſt 
ſelbſt ein ſolcher Politikus war, der allemal auf ein Haar wußte, warum eine 
Schlacht verlohren gegangen: 

Er kannte wirklich weit und breit; 

Geheime Staatsintrigues, 

Und wußte ganz genau die Zeit 

Des dreißigjaͤhr'gen Krieges. 

Herr Joſt bewieſ als Knabe ſchon, 

Bei vier Zuſamenkuͤnften, 

Der ſechſte Karl ſei nicht ein Sohn 

Von Kaiſer Karl dem Fuͤnſten. 


Er ließ alſo dießmal das Glas ſtehen und wartete mit vielem Verlangen auf 
den Ausſpruch ſeines Sohns. Indeſſen ſah der lezte die Bogen nur, wie 
er fagte, oculo fugitivo, durch; endlich reuſperte er ſich, und ſprach, daß 
das Buch ſchon alt waͤre, daß ers gewiß ſchon in einer andern Sprache 
geſehen haͤtte, und dieß vielleicht gar eine Abſchrift ſein moͤchte. Izt erblikte 
er eine lange Stelle unterſtrichen, und las ſie; einermals, als er ſah, daß 
zulezt ſtand, Linngeus, ſo rufte er: „Ausgeſchrieben! Das iſt kein Autor, 
„der nicht alles aus feinem Gehirn herauszieht, wie eine Spinne den Faden 
„aus dem Hintern, ich bete keinem Menſchen unter der Sonne nach, und 
„wenn er ein Profet waͤre: kan ich nicht ſelber ein Original fein? 1c. „„ 
„Wer iſt denn dieſer Linnaͤus? „ fragte ihn der erſchrokkene Alte; „„ das iſt 
„zwar nur ein Mediziner, aber doch einer von den groͤſten iztlebenden Natur— 
„forfchern, Sr. Maj. in Schweden Leibarzt und Profeſſor auf der Univer⸗ 
yſitaͤt Upſal — „ „O, num möchte ich gern mehr von dieſem Profeſſor 


„hören, ich gab nicht recht Achtung, weil ich nicht meinte, daß es von 
82 „einem 


X X Schreiben 


„einem Profeſſor waͤre, es iſt ohne Zweifel alles gelehrt, was die Profeſſoren 
„auf den Univerſitaͤten ſchreiben; iſt noch etwas von dieſem Linnaͤus da? 
„willt du es leſen, mein Sohn, ich bitte, „ „ weil ihr es fo haben wollt, 
„aber es iſt nachgeſchrieben, das muß ich wiſſen! — Er las nun etliche 
Stellen, die unterſtrichen waren, und der Alte unterbrach ihn immer, 
„das iſt unvergleichlich! das gefaͤllt mir recht! lies mir doch auch ein Stuͤk, 
„das nicht vom Linngeus iſt. „„, „O, ja, ihr werdet bald finden, daß es ein 
„groſſer Unterſchied iſt, ich weiß nicht, wer der Verfaſſer davon iſt, ein Un: 
„bekannter, der gar nicht berühmt iſt — „ er lieſt .... (Der Vater) 
„Du haft recht, es gefaͤllt mir auch gar nicht, aber das vom Linnaͤus gefaͤllt 
„mir faſt ſo wol, als die Zeitungen — es ſteht aber gewiß noch vieles vom 
„Linnaeus in dieſen Bogen, wir wollen leſen, bis die Karten kommen, das 
„andre wird nicht viel taugen. — „ Izt ſagen Sie, was hätte ein Autor 
in dieſem Fall tuhn ſollen? Das war ja eine offenbahre Schimpfung. Ich 
war unſchluͤßig, was ich tuhn ſollte, bald Hätte ich mit jenem Mahler ges 
rufen: Ne ſutor — bald gedachte ich wieder, daß die Herren — — 
aber kurz, ich war ſo ungedultig, daß ich nicht laͤnger abwarten konnte, als 
eben der Alte anfing, „ wie ich ſehe, iſt nichts mehr unterſtrichen, das wird 
nun alles vom Autor fein, „ und nahm wieder das Glas. Ich zog unver⸗ 
merkt meine Schriften neben ihm weg und ſchlich mich damit fort; zu Hauſe 
aber brachte mich die Kritik dieſer Herren auf den Gedanken, alles wieder 
auszukrazen, was geſtrichelt waͤre. Wenn meinem Verleger dieſes Geſchicht— 
chen zu Ohren kaͤme, gedachte ich, ſo wuͤrde er groſſe Augen machen, und 
ſich zuruͤk ziehen wollen. Ich war alſo froh, daß ich gleich dieſen Einfall 
hatte, und meldete Herrn Heideggern und Comp. ungeſaͤumt, daß ich den 
Nahmen des Herrn Ritters Linngeus auf den Titel ſezen laſſen wollte. War 
dieß nicht vernünftig, Mein liebſter Herr Schinz, von einem nagelneuen 
Autor? Dieſe Herren haben wol alles wieder vergeſſen, wenn das Buch 
gedrukt iſt, ich wette, der Alte werde noch einmal ſehen wollen, was dieſer 

Linnaͤus 


an Serrn D. Schinz. XR. 


Linnaͤus von den Inſekten geſchrieben habe. Aber, wie wird er ſich den 
Kopf zerſtoſſen, feinen Linnaͤus von dem übrigen herauszuſuchen! Wenn 
er denn bei einem Abſaze, der vom Linngeus herkoͤmmt, ſagt, ja, ja, dieß 
will nicht viel fagen, es wird vom Autor fein, fo werde ich fügen, der 
Herr hat recht, und wenn es gar ſein kluger Sohn ſagte, der Herr hat 
auch recht. 


Ihnen will ich es wol ſagen, was fuͤr eine Beſchaffenheit es mit die⸗ 
ſem Werkchen hat. Ich nahm die meiſten der Linnaeiſchen Schriften für 
mich / aber hauptſaͤchlich feine neue Herausgabe des Naturſiſtems, nahm hier 
und dort, was ſich ſchikte, und behielt, wenn, und ſo viel es moͤglich war, 
ſeine eigenen Worte. Ich aͤnderte nicht alles, von dem ich eine andre Mei⸗ 
nung habe, ich hoffe aber auch, nicht gefehlt zu haben, wo ich nicht einerlei 
Meinung mit dem Ritter Linnaeus bin. Es iſt alles, fo zu ſagen, nichts 
anders, als eine freye Ueberſezung der Linngeiſchen Schriften, wobei meine 
Veraͤnderungen und Zuſaͤze untergeſchoben find. Sie ſehen nun, Mein 
Schaͤzbahrſter Freund, was ich bei meiner Erfindung durch das Auskra⸗ 
zen gewann. Leutchens, die uͤber mich Juſtiz halten wollen, ohne Gelehrte 
zu fein, und ohne die Linnaeifchen Schriften geleſen zu haben, wiſſen nicht, 
wie ſie mit mir dran ſind, und muͤſſen immer foͤrchten, ſich die Naſe zu 
verſtoſſen. Die Anmerkungen aber der Gelehrten werden nuͤzliche Beitraͤge 
zum Nuzen des Publikum abgeben. 


Das Verdienſtliche, ſo von dieſer Arbeit auf mich faͤllt, iſt, daß ich 
den Linngeiſchen Karaktern genaue Abbildungen beigefügt habe: Dadurch ſoll 
dem Werk mehr Licht zuwachſen, und, glauben Sie nicht, Mein wehr⸗ 
tefter, daß ich mir alle die verbinde, welche vorher nichts von den Linnaei⸗ 
ſchen Schriften geleſen haben, und die, welche die Bücher um der Kupfer⸗ 
ſtiche willen anſchaffen? Roeſels Inſektenbeluſtigungen iſt ein weitlaͤufiges 
und ko bahres Werk, und bezieht fich nur auf einen Theil der Inſekten und 

c 3 ihrer 


XXI Schreiben 


ihrer Verwandlungen. Hier lernt man mit wenigern Unkoſten mehr, als 
bei Roeſeln. 

Sie belieben meinen Mahler neben Roeſeln zu ſezen, ich danke 
Ihnen ſeinetwegen, meinen Sie, das Frauenzimmer werde meine Inſekten 
auch auf die Roͤkke nähen? Nein, ich glaube, es werde bald entdekken, daß 
dieſes Werkchen nicht zu Gunſten der Stikkerei geſchrieben worden; es wird 
daraus die Naturhiſtorie der Inſekten kennen lernen; es wird daraus lernen, 
manchen Schrekken zu ſpahren; es wird ſich aber auch alsdenn vor andern, 
welche ihnen Schaden zufuͤgen koͤnnten, beſſer in Acht nehmen. 


Uebrigens hoffe ich, daß es nicht noͤtig ſei, mich zu entſchuldigen, daß 
ich, vor allen andern, auf das Linngeiſche Lehrgebaͤude gefallen bin. Es 
giebt, dem Himmel ſei Dank, nur hier und dort noch einen ſo ſcharfſehenden 
Kopf / der ſich mit den Fehlern der Welt aus dem Athen ſchreyt, und es 
nie halb ſo gut machen wuͤrde. Ich finde eine groſſe und ewige Unvollkom⸗ 
menheit in den Lehrgebaͤuden der Naturgeſchichte, aber, deſſen ungeachtet, 
lobe ich mir dieſelben, blaͤttere gern in ihren unterrichtenden Regiſtern, und 
glaube, daß der Menſch, in dieſen eingeſchraͤnkten Koͤrper gekleidet, den rich⸗ 
tigen Zuſammenhang der Dinge, er bediene ſich gleich noch eines ſo kuͤnſtli— 
chen Siſtems, das er ſeinen Maßſtab nennt, nie ganz einſehen, und daß er 
nur erſt in jenen empyreiſchen Gefilden, in die Zahl vollkommener Geiſter 
verflochten, dieſes Gluͤkes theilhaftig werden werde — ? 


Wer behaupten will, eine ſiſtematiſche Abhandlung der Naturgeſchichte 
hindere die Ausbeſſerungen derſelben, der ſehe das erſte Lehrgebaͤude der drei 
Reiche der Natur an, welches Linnaeus 1735. in Leiden drukken ließ — und 
denn die folgenden neun Ausgaben, hauptſaͤchlich die zehnte, wie vollkommen 
iſt dieſe gegen jener! und doch ſagt dieſer groſſe Mann, er habe ein Werk f 
angefangen, welches die Nachwelt ausbeſſern und vollkommen machen werde: 

His 


an Herrn D. Schinz. K X11 


His utere, L. B. „ ſpricht er „ donec alii plura præſtantiora ſiſtant. Bis 
alſo dieſe zu erwartende groͤſſere Maͤnner aufſtehen, halte man ſich an der 
Hand dieſes liebreichen Gelehrten, welcher feine Lehrnjuͤnger in die geheim⸗ 
ſten Kammern der Natur fuͤhrt. In allen Laͤndern mache man ſeine Lehren 
bekannt. Man denke darauf; in allen Theilen der Naturhiſtorie zu feinen 
kurzen Beſchreibungen gleich zierliche Abbildungen zu zeichnen, und ſuche da- 
zu die geſchikteſten Mahler aus, ſo wird ſelbſt der groſſe Linnaeus bei dem 
praͤchtigem Werke, welches er auf Befehl der Koͤnigin angefangen, und dazu 
die beſten Kuͤnſtler verſchrieben hat, noch nuͤzliche Beitraͤge bekommen: So 
wird die Naturhiſtorie viel tauſend Anhaͤnger, Bewunderer und Ausbeſſerer 
bekommen, die ſonſt in einer lethargiſchen Unwiſſenheit geblieben waͤren. Wie 
manchem groſſem Genie hat es nur an ſeiner Entwiklung gefehlt! Eine Puppe, 
wenn fie in einem beſtaͤndig gleichem Grad der Erſtarrung aufgehalten wird, 
wird nie ein Papilio. 


Werfen Sie nun im Vorbeigehen einen Blik auf den erſtaunenden 
Fortgang, den in unſern Tagen die Wiſſenſchaften haben, welche die Haus⸗ 
haltung des Menſchen unmittelbahr angehen — bleiben Sie in unſerm Va⸗ 
terlande ſtehen; werden Sie nicht entzuͤkt, Wehrteſter Freund, Freund 
des Gluͤks der Menſchen, wenn Sie ſehen, wie bei Ihnen die Groſſen, die, 
in deren Schooſe das Wohl des Staats liegt, die innern Triebfedern deſſel⸗ 
bigen mit ſcharfſichtigem Auge erkennen, ſich zu des lezten Buͤrgers laͤndli⸗ 
cher Huͤtte, der Urquelle des Reichtuhms eines jeden Landes, herablaſſen, 
alſo zu deſſen groͤſtem Vortheile mit ſeinem Fleiße ihre tiefern Einſichten ver⸗ 
binden, und mithin des Landes Segen werden! — Wie vieles iſt bei dieſer 
gluͤklichen Beſchaffenheit zu hoffen! Seyn Sie in Ihrer preiswuͤrdigen Va⸗ 
terſtadt Zeuge von dieſen herrlichen Wirkungen, welche täglich ſich ihrer Be 
obachtung entgegen draͤngen, und laſſen mich Hier mit zufriednem Herzen 
Acht haben auf die Folgen ſo erwuͤnſchter Umſtaͤnde. (Eine kleine Stadt 

kan 


0 Schreiben 


kan ſich dieſes Gluͤts erfreuen, wie eine groſſe.) Eine jede Stadt iſt gluͤklich, 
deren Vaͤter ſolche patriotiſche und edle Geſinnungen haben! — 


Gluͤkſelig Volk! dem Gott zum Herrſcher ihn verlieh! 

Es fühlt den weiſen Schuz und die bemühte Güte, 

Und fuͤhlt die Hand des Zepters nie. 

Sein Anblik baut das Land, mit ihm koͤmmt auch der Segen; 
Und Jierd und Wiſſenſchaft waͤchſt unter feinen Wegen.“ 


Ich freue mich alſo billig mit Ihnen in einem ſo fruchtbahren Zeitpunkt 
zu leben, da die Naturhiſtorie und Oekonomie izt in einem Jahre mehr a 
wachs gewinnen, als ehedem in zehn. 


Ich hab verſucht, einen Theil der Linnaeifchen Schriften nach mei: 
ner Willkuͤhr zu uͤberſezen, und hab meine und andrer Anmerkungen und 
Beobachtungen beigefuͤgt. Hauptſaͤchlich hoffe ich, dieſem Theil der Natur⸗ 
hi korie ein Licht aufgeſtekt zu haben, deſſen ſich ſelbſt Linnaeus nicht ruͤhmen 
kan, welches jeden Anfaͤnger ſicher leiten wird. Ich hab ſeine Beſchreibun⸗ 
gen ſinnlich deutlicher gemacht, das iſt, ihnen genaue Abbildungen beigefügt, 
doch zwar nur den Geſchlechtern und Untergeſchlechtern, aber wie leicht ſind 
die Gattungen in ihr gehöriges Fach zu bringen, wenn nur einmal die Haupt⸗ 
arten unzweifelhaft kenntlich gemacht find. 


Indeſſen iſt noch eine Schwierigkeit da, die Vortheile gemeinnuͤzig zu 
machen, die ich nicht heben kan. Der Preis, Mein liebſter Zerr Doktor, 
den dieſe gemahlte Buͤcher notwendig haben, macht mich zweifeln, ob die 

Wuͤnſche 


Wenn ſchon der verel rungswehrte Gegenſtand, auf welchen der Verfaſſer dieſes 
Briefs dieſe Zeilen deutet, nicht, wie der von Hallern beſungene Koͤnig, groffe 
Staaten zu regieren hat, fo ſteht er doch nicht minder ruͤhmlich, nicht minder 
geliebt, an der Spize feinen Mithuͤrger, deren Gluͤk und Wohl er nie aus dem 
Geſichte verliehrt! 


an Herrn D. Schinz. xXx NV 


Wuͤnſche verſchiedener rechtſchaffener Gelehrter ſo bald zu Stande kommen 
möchten. Ich hatte beſchloſſen, lauter ausgemahlte Tafeln zu geben, aber 
nun, da ich alle Unkoſten berechnet hab, muß ichs auch mit ſchwarzen ver⸗ 
ſuchen, weil der Preis der gefaͤrbten einichen, welche nicht wiſſen, was eine 
gute Mahlerei koſtet, zu ſtark ſcheinen moͤchte. Mein Mahler foͤrchtet dieſe 
Schwierigkeit nicht, und glaubt, die Naturhiſtorie der Inſekten werde nun 
ſo gemein werden, wie das liebe Brod. 


Ich muß Ihnen, zum Dank, daß Sie die zwei lezten Blätter fo 
gedultig laſen, noch etwas luſtiges erzaͤhlen. Ich will Sie an der Freude 
Antheil nehmen laſſen, die mir mein Mahler machte. Als ich mich juͤngſt 
ſeinem Zimmer naͤherte, ſo hoͤrte ich ihn, wie ich glaubte, leſen, ich wollte 
ihn behorchen, und merkte, daß er ein junges Maͤgdchen bei ſich hatte, dem 
er die Inſektenkenntniß beibringen wollte, „ich weiß, du kleines Maͤgdchen , 
hoͤrte ich ihn ſagen, „du wirft das Ding bald gelernt haben. „„ Das 
Maͤgdchen „giebt es ſonſt keine Inſekten, als die auf dieſen 24. Tafeln ge⸗ 
mahlt ſind? „ Der Mahler. „Siehe, ich will dich fragen, ob du nicht 
„ein ganzes Regiment Soldaten kennteſt, wenn du die Uniform eines einzi— 
„gen Manns wol bemerkt haͤtteſt? „ „Allerdings, denn find nicht alle 
„gleich gekleidet? „ „ ja, wol, was die Hauptſache angeht, aber ein Re⸗ 
„giment zerfällt wieder in etliche Kompagnien, welche durch gewiſſe Zeichen 
„bon einander unterſchieden find, „ „ Alſo, wenn ich die Kleidung von 
„einem einzigen Mann bei jedem preußiſchem Regiment, und die Unterſchei⸗ 
„dungskennzeichen von jeder Kompagnie wuͤßte, ſo wollte ich die Preuſſen 
Halle aus dieſem groſſen Gewuͤhle vermiſchter Kriegsvoͤlker, welche Deutſch⸗ 
„land verwuͤſten, herausfinden koͤnnen. „ „Ganz gut, ſo iſt es mit den 
„Inſekten beſchaffen. Es giebt 74. Regimenter; ein Regiment hat manch⸗ 
„mal zehn und mehr Kompagnien, auch nur zwo oder drei, und bei vielen 
„wird das Regiment in kleine Kompagnien abgetheilt; es giebt aber, liebes 

d „Maͤgd⸗ 


Xxx Schreiben 


„Maͤgdchen, bei einer groſſen Armee, du foͤrchteſt dich doch nicht, wenn 
„ich ſo kriegeriſch rede? noch andre Abtheilungen, welche die ganze Armee 
„in zween oder drei Hauffen theilen; das muſt du zuerſt merken, denn es 
„giebt leichte und ſchwehre Reuterei, Musketirer, Granadirer und Leute, 
„die zu den Kanonen gehoͤren. Gleichergeſtalt ſiehet es auch bei den In⸗ 
„feiten aus: Es giebt Sieben Klaſſen. Die Inſekten der Erſten Klaſſe 
„haben ſcharfe Kiefern oder Freßzangen, und vier Fluͤgel, davon die untern 
„durchſichtig, duͤnne und zuſamengefaltet find, die obern aber find fo hart, 
„daß du ſie vielmal nicht zerbrechen koͤnnteſt. Die Zwote Klaſſe hat keine 
„ſolche harten, gezaͤhnten Kiefer, aber an deren Stelle einen langen ſpizigen 
„Saugruͤſſel, damit ſie das Blut und die Saͤfte aus Menſchen und Thieren 
Hund Pflanzen ſaugen kan. Die Thiere von dieſer Klaſſe haben auch keine 
„ganz harte Fluͤgeldekken, ob ſie gleich vier Fluͤgel haben. Siehe einmal 
„die Dritte Klaſſe an, wie ſie alle ſo artige, nezfoͤrmige Fluͤgel haben, 
„weiche ganz durchſichtig find — und ſprich, ſezen dich die Fluͤgel der 
„Vierten nicht in Verwunderung und in Erſtaunen? Betrachte doch den 
„Papilionfluͤgel hier mit dieſem Glaſe, und ſage mir, iſt dieſer Staub, 
„womit er bedekt iſt, nicht wie lauter kleine Federchen oder Schuͤpchen 
„bon verſchiedenen Farben und Gattungen, die in der ſchoͤnſten Ordnung 
„»in denſelben eingeſtekt find? * Die Fuͤnfte Klaſſe hat wieder andre Flugel, 
„welche ganz zaͤhe, pergamentaͤhnlich doch durchſichtig ſind: aber huͤte dich 
„vor dieſen, viele haben einen Dolch, mit dem fie ſich wehren koͤnnen, 
„in dem Schwanze; viele einen Legeſtachel, mit welchem fie, wie durch 
„einen Kanal, ihre Eyer in die Haut der Thiere, oder Pflanzen, oder tod— 
„ter Dingen hineinbringen; denn denke was dieß fuͤr eine Geſchicht waͤre, 
„wenn aus dem Leib eines Maͤgdchens Schlupfweſpen oder Raupentoder 
»herauskaͤmen! Bis dahin haben alle Inſekten vier Flügel gehabt, aber 

vnun 


Sehet die Vignette zu dieſer Klaſſe. 


an Heren D. Schinz. XX VII 


„nun koͤmmt eine Klaſſe (die Sechſte) welcher die Natur nur zweene geges 
„ben; anſtatt der zween andern haben die Thiere von dieſer Klaſſe unter 
„den Flügeln zwei kleine Stielchen oder hohle Koͤlbchen, welche fie im 
„fliegen ſo gut im Gleichgewichte halten, als die Balanzirſtange den Seil⸗ 
„daͤnzer oder die Schweinsblaſen die Jungens. Noch iſt eine Klaſſe uͤbrig, 
„(die Siebente) welche ganz und gar keine Fluͤgel hat; die Inſekten, ſo 
„dazu gehoͤren, koͤnnen nur kriechen, wie die Laͤuſe, oder ſich vermittelſt 
„einicher Fäden in die Luft helfen, wie die Spinnen, oder ſonſt auf eine 
„andre Weiſe ihrem Raub nachjagen, oder ihren Feinden entfliehen, es ſei 
„nun mit dem Schwanze, oder mit den Fuͤſſen, u. ſ. f. „ — Hier trat 
ich ins Zimmer und dankte dem Mahler, daß er dem Maͤgdchen die Kennt⸗ 
niß der Inſekten ſo begreifich machen wollte: ich ſprach zu ihm , er ſollte 
alles dieſes, was er da geſagt haͤtte, dem Maͤgdchen durch etliche Zeich— 
nungen wiederhollen, damit es ſich des ganzen leicht wieder erinnern koͤnnte. 
Dieß finden Sie nun alles in den Vignetten; auch dieſen haben Sie Ihren 
Beifall ertheilt, und glauben, daß nun jedermann, wer noch ganz und gar 
keine Kenntniß der Naturhiſtorie der Inſekten habe, dieſelbe aus dieſem 
Werkchen ſpielend erlehrnen werde. Der Erfolg muß Ihr Urtheil beſtaͤ⸗ 
tigen. 


— Aber wohin gerahte ich, Mein Wehrteſter? wenn ich an Sie 
ſchreibe, ſo kan ich oft nicht fertig werden, und doch muß ich izt dieſem 
langen Brief hier Schranken ſezen, und ſage nur noch, was ich zuerſt hätte 
ſagen ſollen, daß das Publikum das Daſein des Ganzen hauptſaͤchlich Un⸗ 
ſerm groſſen und nie genug geprieſenen Herrn Chorherr Geßner, 
und Ihnen, mein liebſter Herr Doktor, zu danken habe. Haͤtten Sie 
mich nicht aufgefordert, hatten Sie mir nicht den freundſchaftlichſten und 
unverdroſſenſten Beiſtand geleiſtet, ſo waͤre mein Wunſch, meinen geſchikten 
jungen Mahler der Welt bekannt zu machen, vielleicht noch in keine Erfül- 

d 2 lung 


XXVIII Schreiben an Herrn D. Schinz. 


lung gekommen. Ich zweisſe keineswegs, er wuͤrde ſich auch mit eben ſo 
vielem Beifall in andre Theile der Naturhiſtorie hineinarbeiten, wenn er ge— 
nugſam aufgemuntert und unterſtuͤzt wuͤrde. 


Izt leben Sie wol, Mein Theuerſter, Wehrteſter Freund! Ich 
umarme Sie, und bin mit gleicher Hochachtung und Freundſchaft 


Winterthur, im Maͤrzen 1761. Ihr 


ergebneſter 


Sulzer. 


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7 60 5 

2 A 35 RR Felle Dinge, welche der allmaͤchtige Schöpfer auf unſrer Erd⸗ 
8, HE: 9 kugel hervorgebracht hat, ſtehen in einer wunderbahren Ord⸗ 

. nung und Verbindung mit einander, und gründen ihre int 
e = merwaͤhrende Erhaltung auf gegenſeitige Dienſte. Der Erde 
klumpe ſelbſt, die Felſen, Erzte und Steine haben ihren Urſprung und 
Wachsthum von den Elementen. Die Pflanzen: Baͤume, Kraͤuter, Gras 
und Mooſe ziehen ihre Nahrung aus der Erde; und hernach die Thiere aus 
den Pflanzen; endlich werden alle dieſe Dinge wieder in ihr erſtes Weſen 
verwandelt. Die Erde dient der Pflanze zum Unterhalt; die Pflanze dem 
Wurme; der Wurm dem Vogel; und der Vogel oͤfters dem Raubthier: 
und endlich wird, nach umgekehrter Ordnung, das Raubthier dem Sperber 
zur Speiſe; der Sperber dem Wurme; der Wurm der Pflanze; und die 
Pflanze der Erde. Und der Menſch, welcher alles zu feinem Gebrauch zu 
kehren weiß, wird oͤfters dem Raubthier, oder dem Sperber, dem Seehund, 
dem Wurm oder der Erde zur Beute. Solchergeſtalt drehet ſich alles in 
einem beſtaͤndigen Zirkel. 


Die Natur hat demnach ein jedes Ding zum Nuzen eines andern 
Be und nicht zugegeben, daß etwas ihm ſelbſt allein diente. Die 
A Tyger, 


3. N; u )ol de 


Tyger, Luchſe, Bären, Jobel, Fuͤchſe, Hermeline u. a. m. muͤſſen 
ihre koſtbahren Felle zum Gebrauch anderer hergeben. Die Zunde muͤſſen 
auf der Rehe⸗ oder Haſenjagd ganze Tage die Walder Vchlauffen, da die 
Beute auf unſern Tiſch kommt, und ihre Mühe ſchlecht belohnt wird. Der 
Dachs jagt das Kaninnchen aus den verborgenſten Höhlen, dem Menſchen 
zum Beſten, heraus. Dem Pferde, Elefant und Kamele werden Laſten 
aufgeleget; dem Ochſen ein Joch; die Ruh muß ihre Milch abgeben; 
das Schaf die Wolle; das Rennthier den Schlitten ziehen; das Schwein 
und der Igel die Erde aufwuͤhlen, die Schaͤrmaus den Grund umkehren, 
damit die Pflanzen und Gewaͤchſe deſto beſſer fortkommen koͤnnen. Der 
Falke muß uns zum Vogelfange dienen, und von der Henne fordern wir 
Eyer. Der Hahn muß uns am fruͤheſten Morgen aufwekken, gegen Tag 
aber der Kukuk und die Lerche; Morgens und Abends die Amſel, die 
Nachtigal mit ihrem Geſange uns bis in die ſpaͤte Nacht erfreuen, und der 


Pfau mit ſeinen praͤchtigen Federn die Augen ergoͤzen. a 


Bey angehendem Frühling beſuchen die Stoͤrche, Kraniche, Reigen, 
Gaͤnſe, Schwanen, Staren, Finken die Roͤrdlichen Laͤnder; verändern 
ihren Aufenthalt wieder im Herbſt und ER nach ſuͤdlichern Gegenden, da⸗ 
mit ſie mehrern Voͤlkern dienten. — ' 


Die Fiſche find pflichtig aus den ſichern Gruͤnden des Ozeans die ge⸗ 
faͤhrlichen Ufer zu ſuchen, in die Fluͤße herauf zu ſteigen, und von einem Vor⸗ 
gebirge zum andern zu ſtreichen, und das zu geſetzten Tagen und Monaten, 
damit fie Haufenweiſe von Menſchen, Voͤgeln und wilden Thieren gefangen 
werden. 


Die Tauchendten treiben bei hunderten und in geordneten Reihen durch 
das freye Meer die Fiſche an das Ufer, daß wir ſie deſto bequemer fangen 
koͤnnen. Die Meven fiegen immer ob den Fiſchen her und verrathen deren 
Aufenthalt. 

Die 


ae) ol 3 

Die Suriamiſche Cikade leuchtet dem Menſchen bey Nacht. Die 

Seiden wuͤrmer verſchaffen uns ſchoͤne Kleider. Die Biene tragt mit wie: 
ler Muͤhe den Honig zuſammen, welchen wir uns wol ſchmekken laſſen. 


Selbſt das Meer wirft täglich viele Muſcheln und Schne ken ang 
Bord, zu der Menſchen und Thiere vielfachem Nuzen. 


Durchgehen wir die menſchlichen Einrichtungen, fo finden w wir, daß 
die Natur aller Orten dieſe Abſicht hat. Der Botsknecht wagt fein KR, 
welches uns doch das liebſte iſt, daß er andern Gewinn zubringe. Der Sol⸗ 
dat vergießt fein Blut zum Heil des Vaterlandes und feiner Mitbuͤrger. Die 

Bürger find mit den Geſchaͤften des Naͤchſten beladen. Die, welche herr⸗ 
ſchen, wiedmen ihre Zeit, Kraͤfte und Muße dem gemeinen Weſen. Die 
Aeltern ſpahren unermuͤdet zuſammen, was die Erben zerſtreuen. Der Akkers⸗ 
mann ſaͤet und erndet, aber das wenigſte koͤmmt auf feinen Kornboden: 


Sic vos non Vobis — 


Alſo ſind alle Dinge von dem weiſeſten Urheber und Regierer diefer 
Welt zum Dienſt andrer geſchaffen. Hieraus entdeckt ſich unſte Pficht leicht. 
Der Starke komme andern zu Hilfe. Der einen groſſen Geiſt hat unterweiſe 
die, welche ihn nicht haben. Der Gelehrte theile ſeinen Unterricht mit. 
Kurz, wir lieben den Naͤchſten wie uns ſelbſt, fo werden wir der Abſicht des 
Schoͤpfers entſprechen. Dieſe gegenfeitige Die nie, die wit einander leiſten 
muͤſſen, haben uns um des allgemeinen Nuzens willen zu Geſellſchaften ver⸗ 
bunden. Was mit getheilten Kraͤften nicht TER wird mit verei- 
RR leicht erreicht, 1% 1 


Wo würden wir das Geld hernehiten wenn ein einzcter Menſch die 
Berge durchgraben, das Water ableiten, das Eizt herausbringen tragen, 
in zehn verſch iedenen Oefen und Feuern rosten, gieſſen mit dem Hammer 
ausdehnen, varchneden 3 praͤgen u 


I 1 4 N! ee 


debian u: | Nicht 


4 e) o (e 


nicht einer würde einen Pallaſt bauen, wenn er allein den Grund 
legen, die Gewoͤlber graben, die Ziegel ſchneiden und drennen, die Mauren 
aufführen, bedekken, inwendig verzieren, Fenſter anordnen und noch anders 
anſchafſen ſollte. 


doch einer wuͤrde ein Kriegsſchiff durch die wuͤhtenden Wellen des 
Meeres zu dem entfernten Indien hinleiten koͤnnen; noch ein Soldat ſich 
Koͤnigreiche und Provinzen unterwerfen; noch einer allein regieren koͤnnen, 
wenn er alle Befehle ſelbſten austheilen wollte. Dieſes alles verrichten meh⸗ 
rere mit wenig Muͤhe, wenn ſie ſich zuſammen verbinden. : 


Wie wenig Wachs und Honig mag doch eine einzige Biene ſammeln, 
da hingegen, was alle zuſammen bringen, vielen Menſchen zu gute koͤmmt. 
Ein Seidenwurm wuͤrde mir kein Kleid ſpinnen, das kan aber leicht von 
vielen geſchehen. 


Alſo verhalt es ſich in der ganzen Natur, in den Kuͤnſten und allen 
Wiſſenſchaften, daß man alles, was herrlich und groß ſeyn ſoll, mit verei— 
nigten Kräften zu Stande bringen muß. Wie viele tauſend Menſehen wer- 
den dazu erfordert, wenn ein Koͤnig maͤchtig, die Regierung gluͤklich und 
das Volk beruͤhmt ſeyn ſoll? Wir ſind durch den Schweis vieler Vorfahren 
zu dieſer bewundernswuͤrdigen Höhe gekommen, auf welcher die Wiſſenſchaf— 
ten anizt ſtehen, und ſagen die Baukuͤnſtler mit Recht, daß vereinigte 
Kraͤfte ſtaͤrker wirken. 


Izt hat man geſehen, was die Natur fuͤr Kräfte ausgeſpendet hat, 
andern zu nuͤzen, und mit vereinigter Hand unſern Nuzen zu befoͤrdern. 
Mit was für einem Vermögen aber find wir zu dieſem groſſen Geſchaͤfte aus⸗ 
geruͤſtet? — Nicht wahr, damit, womit wir und über die Thiere erheben? 
Der Loͤwe, welcher keine Forcht kennet, hat das groͤſſeſte Herz. Der 
Haſe hat eine groſſe Federkraft in den Fuͤſſen, und hilft ſich mit der Ge— 
ſchwindigkeit derſelben. Der Affe hat die weicheſten Pfoten, und das em— 

pfindlichſte 


) o ( N 


pfindlichſte Gefuͤhl. Die Froͤſche und Schlangen die biegſamſten Adern 
und das zaͤheſte Leben. Unter den Voͤgeln hat die Nachteule die groͤſſeſten 
Augen, und ſtehet, wenn es ſchon finſter iſt. Der Uhu hat die ausgedehn⸗ 
teſten Ohren, und uͤbertrift alle am Gehoͤre. Die Spinne muß einen 
groſſen Magen haben, weil ſie eines von den gefraͤßigſten Thieren iſt. — 
So hat die Natur den Sinn eines jeden Thiers', welchen es am meiſten 
noͤthig hat, geſchaͤrft. Unter den vierfuͤßigen Thieren hat keines jo viel Ges 
birn, als der Elefant; unter den Voͤgeln keiner ſo viel, als der Papagey; 
und unter den Fiſchen hat der Wallfiſch das groͤſſeſte Gehirn: und dieſe 
ſind unter allen Thieren die verſchlagenſten. Von allen aber hat keines ſo 
viel Gehirn, als der Menſch, und in demfelben wohnet der Geiſt des Men— 
ſchen, wie wir vermuthen, da alle Nerfen in demſelbigen entſpringen. Die 
Natur hat hier ihr groͤſtes Meiſterſtuͤk aufgeſtellt: 
| Sie befiehlt, daß vom Gehirn viele Nerfen fich erheben, 

Und durch den getherſchen Strohm alle Sinnen dir beleben, 

Ja auch zu den edlern Theilen deines Leibs als Waͤchter gehn, 

Da fuͤr deines Lebens Dauer, Herz, Gehirn und Lunge ſtehn. 

Denn viel edler iſt der Theil, welcher fuͤr dein Leben wachet, 

Deſſen Tod ein ploͤtzlich End auch an deinem Leben machet. 
Laßt uns denn dieſe Vernunft hoch ſchaͤzgen, laßt uns dieſen edeln Schaz, 
welcher uns von den Thieren unterſcheidet, recht gebrauchen. 


Gott hat den Menſchen nicht wie die übrigen Thiere gekleidet; die 
Vernunft aber hat uns verſchiedene Kleider erfinden gelehrt. Auch hat uns 
die Natur die ſcharfen Klauen und ſchneidende Zaͤhne des Tygers verſagt, 


aber der Verſtand zeigt uns, wie wir das Fleiſch und die Beine viel geſchik⸗ 
ter verſchneiden koͤnnen. 


Wir koͤnnen mit dem Bas nicht in die Wette laufen, und dennoch 
wiſſen wir den ſchnelleſten zu fangen. Wir koͤnnen die Erde nicht, wie der 
Maulwurf, mit unſern Haͤnden durchgraben, doch ſind wir im Stande die 

A 3 haͤrteſten 


€ ee) ol dr 


Härteften Steine zu alten. Auch wiſſen wir ohne Flosfedern und Fifth- 
ohren das weite Weltmeer zu durchkreuzen. Die Nakur hat uns keine Shr 
gel gegeben; dennoch ſind wir geſchikt, alle Vögel aus der Luft herunter 
zu fangen; noch die Hungen des Luchſes; doch entdekken wir die Flekken in 
der Sonne und wifſen mit dem Vengeöſerüngs Glas die kleinſten Theülchen 
einer Käſemilbe ausftekunt ſchaften. A ’ 


Der some erſe hreit mit feinem Gekrüle; wir mit den hellen Tro 
peten, Glökten, und dem donnernden Krlegs⸗ Ge ſchüßze. Das wilde Schwei 
hat das chärfe Gehör, ob er wir überkreffen es mit der Hoͤrroͤh hre. | ld 
il nur die Vernunft und nichts anders, was den Menſchen uͤber die Thie 


fü ‚Die müſſen. wir gebrauchen. 
Vivitur ingenio W 


7 H 


Letera mor ls erunt. 


s 
„9090 0 } 11933 


Mit unſerm Bester müſſen wir andern ed Aber worinn ſollen 
wir fuͤrnemlich unſern Verſtand uͤben? Es wird ſich zeigen, wenn man an⸗ 
nihmt, die Welt ſey alſo geſchaffen und ausgeziert, wie ſie wirklich iſt, und 
Adam ſeynin dieſelbe geſezt mit denjenigen Sinnen, die wir wirklich haben, 
und der Vernumft / welche das, was die Sinnen einpfinden, beurtheilt. 
Was um ihn ist find die Sterne, Cleniente und die irdiſchen Körper. 
Dieſe drey verſchaffen ihm alles, was er bedarf, und reden angenſcheinlich 
„von ihrem Bewundrungswuͤrdigen Schoͤpſer. Dennzumal gebrauchen wir 
zunſern Verſtand recht, wenn wir ihn auf unſre Beduͤrfniſſe und den Geber 
dieſer groſſen Geſchenke einſchraͤnken. Betrachte einmal das Geſtirne uͤber 
dir / als ein Meßkiunſtlex; o! wie hoch iſt der Siz des Allmaͤchtigen, der 
dieſe unzaͤlbahren Sonnen hervorgebracht hat! Bemerke die Elemente / die 
a um eben, mit Ae N als ein Nang: Güti ger Gott, 

rie i it alles m mit deiner Herrlchet erfüllt“ ‚sehr die Aigen! ‚u den irdi⸗ 
ben Aöepern, von den en du leb und unterſiche dieselben ai ein Stein⸗ 
ſoiſcher Kräͤuterkenner, und als cher, welcher das Thierreich kennt; wie 

viele 


viele bewundernswürdige Züge wirſt du in der kleinſten Fibre finden, welche 
der weiſeſte Schoͤpfer hervorgebracht haae!k:!:! 145 
Doch dreymal groſſer Gott! es ſind erſchaffne Seelen 101“ 
„Fuͤr deine Thaten viel zu klein; ' 
Sie find unendlich groß, und wer fie will eriälen . 

Muß wie du ohne Ende ſeyn. 


Es wurde zu weit fuͤhren, alle Wunder hie zu ofen welche der 
weiſe und guͤtige Schoͤpfer durch die ganze Natur verbreitet hat. Laßt uns 
izt jenen Luſtwald betretten, in welchen die BARON Bin ea ** wis 
ſchoͤpfe eingeſchloſſen hat. ne ane I Ee Ho 


Bey dieſen kleinen und berächteten Thieren den Juſeten fü d die 
herrlichſten Züge des Schoͤpfers zu erkennen. Und ob fi e gleich klei und 
ſtumm find, f verkuͤndigen fie doch die Weisheit des Schs pferd mehr / als 
alle uͤbrige. Der fenft ſo nach Neui igkelten jageı be 9 hat bier feihen 
Aufmerkſamkeit ſo wenig würdig gehalten, daß unter all en Wif eth 
diejenige, von der Natur und den Eigens haften sehen ain wenigste Han: 
gebaut ward. Inzwiſchen hat das Reich dieſer kleinen Thierchen unter den 
Englaͤndern, einen Liſter; unter den Hollaͤndern, einen Swammerdam; 
unter den Deutſchen, einen Friſch , Roͤſel und Schaeffer; und unter den 
Franzoſen, einen Reaumur unſterblich gemacht. Noch viele andre beruͤhmte 
und groſſe Männer; und zwar ein Ariſtotel, Geßner, Adrovand / Schoen⸗ 
feld Jonſton / Jung, Blankard, Mierret, Joblot, Rolumna / Le⸗ 
wenhoek Goedart, eine Merianin, ein Bradley, Hoffnagel, Albin, 
Walliſner / Petiver, Willugbey / Leßer / Bazin / und Rajus haben die 
Natur der Inſekten ſorgfaͤllig unterſucht; keiner aber fie durch gewiſſe ſtand⸗ 
hafte Kennzeichen von den vierfuͤßigen Thieren, Vögeln, Fiſchen und Wuͤr⸗ 
mern abzuſondern gewußt. Der Krebs ward unter die Fiſche gezahlt, da 
er doch ein Inſekt iſt — das Seepferdchen fuͤr ein Inſekt gehalten / da es 
ig ein FH Die Seeneſſel / Schnekren "Würmer, ia gar die 

Pflanzen⸗ 


8 e) % ( 


Pflanzen artige Würmer und Muſchelwuͤrmer wurden alle zu den In⸗ 
ſekten gerechnet, da ſie doch zu dem Geſchlechte der Wuͤrmer gehoͤren. Die 
Unordnung herrſchte bis der unſterbliche Linnaeus in feinen Natur-Siſtem 
gezeiget, daß nur die Inſekten Fuͤhlhoͤrner haben, und daß das Beingerippe 
ihre aͤuſſere Haut ſey, wodurch dieſe kleine gepanzerte Thierchen geſtaͤrkt und 
vor aͤuſſern Gefahren ſicher geſtellt find, Dieſe Verwahrung war ihnen noͤ⸗ 
thig; denn wie haͤtten fie ſonſt fo viel Druͤkke und Stoͤſſe ausſtehen, wie haͤt⸗ 
ten fie unter der Erde kriechen koͤnnen, ohne erdruͤkkt zu werden? Die Sonne 
hätte fie ausgedoͤrrt, und im Winter hatten fie. die heftigſte Kalte nicht aus⸗ 
ſtehen moͤgen. Dieſe dikke Haut duͤnſtet nicht ſo ſtark aus; daß aber die ver⸗ 
mehrte oder verminderte Ausduͤnſtung vieles zu Verlaͤngerung oder Verkürzung 
des Lebens beitrage, iſt aus verſchiedenen Verſuchen klar zu ſehen, welche 
verſchiedene beruͤhmte Naturkuͤndiger uͤber dieſe Materie angeſtellt haben. 
Wann der Elefant die Staͤrke des Kaͤfers (349. Fn. fugc.) nach Proportion 
der Gröffe hätte, fo wuͤrde er die maͤchtigſten Baͤume wie Bohnenſtroh ver- 
druͤkken, und die Berge und Felſen umkehren. 


Man betrachte die wunderbare Erziehung der Inſekten. Wie unaͤhn⸗ 
lich iſt der Juͤngling dem Kind, und wie find beede von den Aeltern unter- 
ſchieden? Verwandlungen, welche uͤber unſre Kräfte find. Eine grüne Larfe 
mit ſechszehn Fuͤſen, welche kriecht, haaricht iſt, und Blätter frißt, die ſonſt 
eine Raupe genennt wird, wird in eine haͤngende⸗ glatte, faſtende, goldene 
Puppe verwandelt, welche keine Fuͤſſe hat. Und aus dieſer wird hernach ein 
fiegender , weiſſer, Honigſaugender, bunter Schmetterling mit ſechs Füf 
ſen. Was kan doch die Natur bewundernswuͤrdigers hervorgebracht haben? 
Es tritt ein einziges Thierchen unter ſo viel Geſtalten auf! Es geſchiehet 
aber eben dieſes, wenn ein Küchlein aus dem Ey bricht, auſſert daß hier alle 
drei Haͤute auf einmal reiſſen und abfallen, bei dem Schmetterling aber 
eine nach der andern. Denn wenn das erſte Haͤutchen abfallt, ſo erſcheint 
der Wurm oder die Larfe; wenn dieſes abgedoͤrrt und weggeſtoſſen iſt, fo 

iſt 


e) o cl ie 90 


iſts die Puppe; und nach Ablegung der dritten erſcheint der Schmetter⸗ 
ling. 


Wie viele tauſend Geſchlechter und Gattungen, welche alle ihre be⸗ 
ſondre Struktur und Eigenſchaften haben, die nicht minder zu bewundern 
ſind, als der allergroͤſſeſten, giebt es nicht? Wenn wird die Zeit kommen, 
da uns dieſes alles klar ſeyn wird? b 


Man bewundert die ſcharfen Augen des Luchſes und der Schlange, 
und der Nachteule, welche bey groͤſter Finſterniß ſiehet. Wenige aber wuͤr⸗ 
digen die acht Augen der Spinne, die alle auf einer Stirn liegen, ihrer 
Bewunderung; noch die Augen der Bremſe, oder eines andern fliegenden 
Inſekts, welche aus tauſenden zuſammen geſezt ſind. 


Man kan ſich kaum ſatt ſehen an einem Hirſchen, der feine ſchoͤnen 
zakkichten Hoͤrner empor traͤgt; aber man will nicht Acht haben auf die 
glatten Horner des Schroͤters, die ſo glatt, aͤſticht, hohl und Korallen⸗ 
foͤrmig ſind, welcher ſie auszudehnen und wieder zuſammen zu ziehen weiß, 
ſo der Hirſch nicht kan. Noch ziehn wir die merkwuͤrdigen blaͤtterichten Fuͤhl⸗ 
hoͤrner des Kaͤfers (349. F. ſ.) in Betrachtung welche wie die Blaͤtter in einem 
Buch zuſammen gefaltet werden. Wir bewundern die langen Hoͤrner des Zie⸗ 
genboks, und des Bieſamthiers, welche in nette Ringe abgetheilt ſind, und 
gehen die Hörner des Zolzkaͤftrs Fig. 27. welche etliche mal laͤnger ſind, als 
das ganze Thier; und die merkwuͤrdigen Fuͤhlhoͤrner des Maywurmis Fig, 
54 4 ſtillſchweigend vorbei. Und wenige kennen eigentlich den Krebs: 
artigen Kiefenfuß, deſſen Hörner an wunderbahrer Geſtalt alle andre weit 
uͤbertreffen, ſintemal dieſelben wie eine Hand gefingert und wie Aerme aus⸗ 
geſtrekt ſind, daß ſich das Thierchen mit denſelben im Waſſer hin und her 
bewegen kan. Wir erſtaunen uͤber den groſſen und langen Ruͤſſel des Ele 
fanten, ohne auf den ſehr langen Schnabel des Rornwurms Fig. 20. zu 
ſehen, der ſo hart, als ein Horn und an dem Ende in einen kleinen Mund 

B A geſpalten 


10 s) o (e 


gespalten it. Die, ſo aus den Abendlaͤndiſchen Indien zuruͤkkommen, wiß⸗ 
ſen vieles von dem Ameiſenbaͤr zu erzaͤlen, der keine Zaͤhne hat, ſondern 
mit ſeiner ausgeſtrekten Zunge die Ameiſen auffangt und verſchlukt. Aber 
das wiſſen wir nicht, daß die Zunge eines jeden Sweifalters Tab. XIV. 
in eine Spiral⸗Linie zuſammen gelegt it: und daß die Schnakke Fig. 136. 
mit ihrer Zunge wie mit einer Nadel ſticht, und wie mit einer Pumpe ſauget. 


Wir erſchrekken, wenn der grimmige Löwe ſeinen Rachen auſſperrt, 
oder der raubende Seehund ſich zeiget, aber betrachten niemalen die vielfa- 
chen Kiefern der Drachenhure, welche unter den Inſekten gröffere Verhee⸗ 
rung anrichtet, als der Loͤwe in der Wuͤſte, oder der Seehund im groſſen 

teen; denn das grauſame Thier erhaſcht alle vorbeifiegende Inſekten, und 
zermalmet ihre Gebeine in einem Augenblik. Wir bewundern den ſchnellen 
Lauf des Haſen und Eichhorns, und wollen nicht betrachten die Spruͤnge 
eines Flohes und die Kreuzſpruͤnge der Zeuſchrekken, noch jene Muͤkken 
Pig. 78. welche trokkenes Fuſſes uͤber das Waſſer daher danzen; oder des 
Waſſerkaͤfers Fig. 43. leichte Kreiſe durch das Waſſer; noch die Ruͤkken— 
ſpruͤnge des Springkaͤfers, noch die Daͤnze der Stinkfliege, noch den bo- 
rizontalen Lauf der Spinne von einer Wand zur andern, wenn ſie eine 
Muͤkke verfolget, oder ſonſt I Nez ausſpannet, und Sorgenfrei durch die 

Luft wandert. 


Betrachtet einmal die groſſen, zierlichen, gemalten, bunten Fluͤgel des 
Zweifalters, die mit ſehr kleinen Schuͤpchen oder Federchen uͤberdekt ſind, 
wie einicher maſſen aus der dritten Vignette zu erkennen, da ein Stuͤk von 
zween vergroͤſſerten Pavilionßuͤgeln vorgeſtellt wird. Dieſe Flügel heben ihn 
den ganzen Tag in die Luft, und ſtreiten mit dem hohen Fluge der Voͤgel 
und dem praͤchtigen Schweif des Pfauen. Noch dazu hat er vier Fluͤgel; 
ſo viel hat die Natur keinem Vogel gegeben. Wer lehrt das Federvieh mit 
den Flug in pipen, wie die Schnakke Fig. 136; ſummen, wie die Zum 
meln, oder klingend ſchettern, wie die Feldgrillen, und die Cikaden Fig. 


, 65: 


e) o (e 11 


65. in den Thaͤlern, die Maulwurfsgrille Fig. 59. unter dem Boden, und 
die Zausgrille in dem Feuerheerde? Welcher Vogel trägt feine Flügel fo 
ſenkrecht, wie der Schmetterling, ſo wagrecht, wie die groſſe Muͤkke, 
(Tipula) ſo niedergebogen, wie der Wachtwogel? (Phalena) Welcher 
verbirgt ſeine Fluͤgel in ſo zierliche Scheiden, als die ſpanniſche Fliege, 
und faltet fie fo niedlich zuſammen, wie der Ohrwurm! 


Die Haushaltung der Bienen iſt wunderbahr. Ein einziges Weibchen, 
welches man die Koͤnigin nennt, wird von ſo vielen Männerchen oder Hum⸗ 
meln geliebet und bedient, als ſie ſich ſelbſt zu ihrem genauern Umgang er⸗ 
kieſet. Dieſe iſt die einzige von dem Schoͤnen Geſchlechte, deren der Schoͤpfer 
das maͤnnliche unterworfen hat. Viele tauſend Verſchnittene ſtehn bereit den 
uͤbrigen zu dienen. Sie erbauen ihre Zellen ſo kuͤnſtlich und theilen ſie zu 
foͤrmlichen Kuchen ein, welche fo vortreflich angeordnet find, daß der geuͤb— 
81 Meßkuͤnſtler es nicht beſſer machen konnte. 


Nehmet wahr, wie die Weſpen ihre Neſter mit einer loſen Blaſe eins 
faſſen und nur zu unterſt eine enge Thuͤre offen laſſen, durch welche nicht 
mehr als eine einzige durchkommen kan: und auch dieſe wird mit einer be— 
ſtaͤndigen Wache verwahret, daß nicht von ungefehr ein feindlicher u 
geſchehe. 


Bedenket einmal die groſſen Geſchaͤfte der Ameiſen. Die A 
ten Männchen machen neue Verbindungen und gehen Truppweiſe in den weit- 
laͤuffigen Vorhoͤfen ſpazieren, wo fie mit Spielen und andern Beluſtigungen 
ſich die Zeit vertreiben. Die uͤbrigen aber muͤſſen den ganzen Tag wie Leib⸗ 
eigene arbeiten, die Beute und Baumaterialien nach Hauſe tragen und die 
Huͤtte auf den nahenden Winter ausruͤſten, auch die eingewikkelten Jungen 
an die Waͤrme der Sonne tragen. Indeß vergeht die Zeit und die Herr⸗ 
lichkeit hat ein Ende. So bald die Hochzeit vorbei, fo jagen die Verſchnit— 
tene Boten und Mutter von Hauſe und Heimat, beſorgen indeſſen die Haus: 

B 2 geſchaͤfte 


12 we) 0 C che 
gefchäfte allein, bis die neue Brut zur Fortpflanzung tüchtig iſt, und Ehe 
verbindungen machen kan. Sie bewahren die ihnen anvertraute Brut mit 
vieler Sorgfalt, fuͤttern ſie auf, weil ſie von deren Aufkommen alle ihre 
Rekrutten und die Vermehrung ihres Staats hoffen muͤſſen das. fie ſelbſt 
unmittelbahr nicht bewirken koͤnnen. Sie wenden alle Sommertage zu un⸗ 
glaublicher Sklafenarbeit an; kaum ſind ſie zur Mittagszeit frei, ſie tragen 
viel Zeug zuſammen, damit ſie die kalte Winterszeit uͤber beſſer vor Kaͤlte 
bedekt ligen moͤgen, und während dem naſſen Herbſt vor Regen ſicher feyiu. 
auch im warmen Sommer die Sonnenhize deſto beſſer, gleichſam wie in 
einem Treibhauſe, nuzen koͤnnen. Wie ſieht man nicht dieſe Sklafen, mit 
Stroh, Geſtraͤuche u. ſ. f. da die Stuͤkke oft groͤſſer, als fie ſelbſten find. 
ſich den ganzen langen Weg hinſchleppen — wie legen ſie nicht ihre ordent⸗ 
liche Laudwege auf allen Seiten nach groſſen Baͤumen an; wie ſuchen nicht 
dieſe Ungeſluͤgelte ihre Nahrung in denſelbigen, da die fleißigen alle das Man⸗ 
na oder Harz fortfuͤhren, das von den Baͤumen ausſchwizt, und wenn ſie 
heimkommen, in warmen Sommertagen gleich ihre Jungen hervortragen, 
daß die Sonnenſtrahlen ſie beleben, ohne daß doch die brennende Hize ſie aus⸗ 
doͤrrt und beſchaͤdigt; wie tragen ſie nicht ihre Leichen fort und begraben ſie 
in ihre Burg — wie helfen nicht ihrer viele einander eine Laſt tragen — 
wie gehn ſie nicht einander aus dem Wege und gruͤſſen gleichſam einander — 
wie greifen ſie nicht mit aller Heftigkeit ihre Feinde an, ſuchen ſie fortzu⸗ 
treiben, ſich zu verwahren, und an ihren Widerſaͤchern zu raͤchen? Wenn 
im Sommer die Hize groß iſt und die Ameiſenhauffen aufreiſſen, ſo tragen 
fie. die Eyer eilends an den Schatten. Dieſes machen ſich diejenigen zu Nuze, 
welche die Eyer ſammeln, um die Nachtigallen damit zu fuͤttern; ſie ma⸗ 
chen mit einem Brette oder Tuch einen Schatten neben dem Hauffen, oͤffnen 
denſelben hernach mit einem Stok, ſo lauft alsbald alles, was Fuͤße hat, 
die Eyer geſchwind in Sicherheit und an den Schatten zu bringen. In Su⸗ 
rinam, Braſilien und ganz Amerika giebt es ſehr groſſe Ameiſen, die ſo viel 
8 Schaden 


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we) o ( 12 
Schaden tuhn, als bei uns die Maͤuſe; dennoch toͤden ſie auch alles andre 
Ungeziefer, und wo eine Karafane von dieſen groſſen Ameiſen durchzieht, da 
ſchlieſſen die Einwohner Thuͤren und Thore auf. 


Aber ſehet doch die kleinen Blattlaͤuſe, deren Welt ein Blatt, ein 
kleines Aeſtchen if. Wer würde es glauben, wenn neugierige Kupler es nicht 
entdekkt haͤtten, und erzaͤlten, daß, wenn die Mutter einmal mit ihrem 
Manne zu thun gehabt hat, die Tochter hernach, die Enkelin, ja die Uren⸗ 
kelinnen bis auf das fuͤnfte Geſchlechte von dieſer Vermiſchung der Großmutter 
ſchwanger waͤren, ohne eines andern Mannes Zutuhn. Alſo werfen dieſe 
kleine Thierchen den erſten Grundſaz der Naturforſcher uͤber den Hauffen, 
nach welchem ſie alle Thiere in Eyer legende und lebendig gebaͤhrende eintheilen. 


Nun ſehet auch, auf wie viel wunderbahre Arten die Inſekten ihre 

Neſter machen. Sie legen ihre Eyer nicht blindlings an den naͤchſten Ort, 
ohne Unterſchied, ſonder eine jede Art weiß ſich ſolche Plaͤze auszuſuchen, 
woſelbſt es den ausgeſchloffenen Jungen weder an Speiſe noch andern Not⸗ 
wendigkeiten gebricht, welches um ſo viel noͤtiger iſt, da die Mutter ihre 
Eyer nicht bruͤtet, ſonder der Waͤrme des Wetters und der Sonne uͤberlaͤßt, 
und bald nach dieſer Verrichtung ſtirbt, daß ſie alſo keine Sorge fuͤr ihre 
Junge tragen kan. Man kan dieſe Fuͤrſorge am beſten bei den Bienen ken⸗ 
nen lernen. Eine Bienenkoͤnigin ſtekt den Kopf in eine leere Zelle, ſiehet, ob 
dieſelbe ſauber und nichts darin ſei, welches dem Jungen ſchaden moͤchte; 
dann ſtreicht ſie ein wenig Harz an die hintere Wand, geht heraus, koͤmmt 
mit dem hinterſten zuerſt wieder, leget das Eychen, und uͤberlaͤßt es den 
arbeitenden Bienen, ferners fuͤr das Junge zu ſorgen. Sie muß aber einen 
gewiſſen innwendigen Sinn haben, der uns Menſchen verſagt iſt; weil ſie 
weiß, daß das Ey, welches ſie zu legen im Begriff iſt, eine Koͤnigin, ein 
Maͤnnchen, oder einen Zwitter geben werde, ſo wird ſie niemal fehlen, und 
eine Koͤnigin oder Maͤnnchen in eine Zelle legen, welche fuͤr die Zwitter ge⸗ 
hoͤrt; denn dieſelben wuͤrden darin umkommen, weil ihnen der Naum zu 
f 0 B 3 enge 


14 ler 


enge fein wuͤrde, ehe fie völlig erwachſen wären. Man kan ſich hieruͤber 
weitlaͤuffiger von dem groſſen Herrn von Reaumur belehren laſſen. Einiche 
Inſekten legen ihre Eyer auf die Blaͤtter der Eichbaͤume, ſo werden dieſel⸗ 
ben allda einen groſſen Gallapfel hervorbringen, in welchem das Junge in 
Verwahrung ligt. Andre anvertrauen dieſelbe den Aeſtchen oder Blaͤttern 
des Pappelbaums, woſelbſt ein rohter Knopf entſteht, (1150. Fn. f.) oder 
ein Bläschen (135 5.) / das dem Jungen zur Wiege dient. Andre legen 
fie in die zaͤhen Knoſpen der Weide, und es entſtehen Roſen daraus (Flor. 
ſuec. 491.) Wieder andre legen ihre Eyer in die dornichten Aeſtchen des 
Roſenſtrauchs, und man wird daſelbſt die Schlafapfel (398. Fn. f.) er⸗ 
wachſen ſehen. Andre laſſen ihre Eyer auf die Spizen des Wachholder⸗ 
baums, ſo wird der Wachholder ein dreigeſpiztes Häuschen (1150. Fn. ſ.) 
hervorbringen. Andre auf die Dannzapfen, daß kleine Knoͤtchen enſtehen. 
(700. Fn. ſ.) Andre auf die Gundelreben, welches Nuͤße (486. Fn. ſ.) 
giebt. Andre auf das Ehrenpreis (12. Fl. L) welches die Blätter in ei⸗ 
nen Knopf zuſammenwikkelt, (695. Fn. [.) Andre auf die Piſtazien und 
den Maſtixrbaum, welche hierauf Schotten tragen, (1155. Fn. ſ.) Noch 
andre auf das Zabichtkraut, (637. Fl. .) welches eine kleine Maus fuͤr⸗ 
ſtellt, (350. Fn. [.) und endlich giebt es welche, die ihre Eyer in den Ruͤk⸗ 
ken der Kohlzweifalter⸗Kaupe hineinlegen, woraus viele Junge entſtehn, 
die nach ihrer Verwandlung Schlupfweſpen find. (952. Fn. f.) 


Es giebt auf den Bergen Lapplands eine haarichte Muͤkke, welche 
man Bennthier⸗Bremſe nennt, dieſe fliegt den ganzen Tag über den Renn⸗ 
thieren daher, die bis zu den Eis- und Schnee⸗Gebirgen entfliehen, mit den 
Fuͤſſen ſtampfen, die Ohren in die Hoͤhe rekken, und ſich auf alle Weiſe vor 
dieſer in der Luft ſchwebenden Muͤkke in Sicherheit ſezen wollen. Die Muͤkke 
aber laßt ſichs alles Ernſts angelegen fein, daß fie ihre Eyer auf den Ruͤk⸗ 
ken des Rennthiers legen moͤge, welche daſelbſt ausgebruͤtet werden, die 
Haut deſſelben durchnagen, und ſich da den Winter durch aufhalten, bis in 

dem 


ee ) ol ce 17 
dem folgenden Jahr eine Muͤkke heraus bricht, welche der Mutter ähnlich 
iſt; da denn die entledigten Rennthiere mit aufgehobenen Schwaͤnzen auf 
huͤpfen, und ſich wieder vor der kleinen Muͤkke foͤrchten, die weder ſtechen 
noch beiſſen kan. 


Faſt alle vierfuͤßigen Thiere haben ihre beſondre Läufe ; auch die Vö⸗ 
gel, (1157 — 1167. Fn. ſ.) und die Fiſche; ja ſelbſt die Inſekten haben 
öfters ihre Läufe, (1198. En. [.) die alle auf eine verſchiedene Weiſe geftal- 
tet ſind. Man kan das mehrere von dieſen unzaͤligen kleinen Thierchen in 
Redi Tractatu de Animalculis vivis in Animalibus vivis nachſehen. 


Auch die Baͤume werden von ihren Laͤuſen geplaget, die Blattlaͤuſe 
genennt werden. Die Ele iſt öfters wie mit einer weiſſen Wolle uͤberdekt, 
und wenn man genau nachſieht, ſo wird man Myriaden Inſekten (Tab. 
XII. Fig. a. h.) entdekken, welche unter dieſer weiſſen wollichten Bedekkung 
vor den Voͤgeln ſicher ſind. Dieſe Thierchen vermehren ſich erſtaunend, und 
ſind faſt nicht auszurotten. Ein einziges Paar kan ſich in wenigen Tagen 
auf etliche tauſend vermehren, da hingegen der Elefant alle zwei Jahre kaum 
Ein Junges bringt. In dieſer Ordnung leuchtet die Weisheit des Schoͤpfers 
beſonders hervor. In der ganzen Schoͤpfung pflanzen ſich diejenigen Thiere 
am ſtaͤrkſten fort, welche am gemeinnuͤzigſten ſind. So legt der Sperber 
jährlich nur 2. oder hoͤchſtens vier Eyer, da hingegen eine Henne bis auf so, 
koͤmmt. 


Die Todtenuhr haͤlt ſich in Buͤchern und Hoͤlzern auf. Es begiebt 
ſich dieſes Thierchen in ein leeres Wurmloch, und ſchlaͤgt wie eine Taſchen⸗ 
uhr, daraus ſich dann der gemeine Mann vieles weiſſaget. 

Auch das Waſſer hat feine Laufe, Waſſerfloͤhe (Monoculos) ges 
nennt, welche ſich manchmal ſo ſehr vermehren, daß alles roht davon wird: 
wie bei einem ſolchen Anlas verſchiedene Hollaͤndiſche Doͤrfer geglaubt, das 
Waſſer ſei durch ein Wunderwerk in Blut verwandelt worden. 


Gewiſſe 


16 ww) ot d* 


Gewiſſe Spinnen tragen einen Eyerſak auf dem Ruͤkken, welcher 
daſelbſt auf gleiche Weiſe, wie bei dem Surinamiſchen Froſche, ausgebruͤtet 
wird. 

Die Maulwurfsgrille graͤbt ſich mit ihren ungsheuren und wun⸗ 
derbahren Haͤnden fertiger einen Weg durch die Erde, als der Maulwurf, 
oder das Kaninchen. 

Die Schnakke, das Uferas , die Fruͤhlingsfliege und die Waſſer⸗ 
nimfe fliegen den ganzen Tag auf dem Waſer, um demſelben ihre Eyer 
anzuvertrauen, welche hernach daſelbſt ausgebruͤtet werden und leben, ſo 
lange ſie Wuͤrme ſind; ſo bald ſie aber Fluͤgel bekommen haben, erſcheinen 
fie in der Luft, und würden ertrinken und umkommen, wenn fie ins Waf 
ſer fielen. 

Die Muͤkre (1184. Fn. ſuec.) ſucht truͤbes Waſſer, an deſſen Ober: 
flaͤche der Wurm mit feinem langen Schwanz hängt, vermittelſt welchem er 
wie auf einer Spiral⸗Leiter auf- und abſteigen kan. Derſelbe ſcheint zwar 
ſchwach zu fein, man kan ihn aber zwiſchen zwei Bücher Papyr ſchlagen, 
ohne daß es ihm am Leben oder an ſeiner Munterkeit etwas ſchadet. 

Jener kleine Kaͤfer, welcher das Mittel von einem Schild- und 
einem Spek-Kaͤfer iſt, ziehet den Kopf, Haͤnde und Füße zuſammen, ſo 
bald man ihn mit dem Finger beruͤhrt; da ſteht er die allergroͤſſeſten Mar: 
ter, ja den Tod ſelbſt aus, ohne ſich zu ruͤhren. 

Die Schmeißmuͤkke legt faſt unzaͤlige Eyer in das Fleiſch: Es giebt 
welche, die, der Wahrheit zuwieder, behaupten, die Wadelwuͤrmer (Aſca⸗ 
rides) entſpraͤngen in dem Leib des Menſchen von ausgebruͤteten Eyern der 
Muͤlken. Dieſe Nadelwuͤrmer find Wuͤrmer und gehören nicht zu den In⸗ 
ſekten. | 

Nun kommt die kleine ſchwarze Mukke (1110. Fn. f.) die in unzaͤl⸗ 


barer Menge uͤber faulenden Waſſern daher fliegt. Sie verbirgt ſich in die 
* Spalten 


Ae) o ( 17 


Spalten des Kaͤſes und legt daſelbſt ihre Eyer; da der gemeine Mann 
faͤlſchlich glaubt, daß die Wuͤrmer aus dem Kaͤſe ſelbſt erzeuget werden. 
Man nehme nur, um ſich zu uͤberzeugen, daß keine ſolche Erzeugung, welche 
Generatio equivoca genennt ward, in der Natur ſei, zwei Stuͤkchen Fleiſch, 
koche fie, um die Eyer, ſo ſich vielleicht ſchon darin befinden, zu zernichten, 
lege jedes in ein Gefäß, verbinde das einte mit einem zarten Flor, laſſe das 
andre offen, und beede ein paar Tage an freyer Luft ſtehen, ſo wird man 
mit Verwundrung ſehen, wie die Muͤkken, von dem Geruch des Fleiſches 
angelokt, ſich bei dieſen Gefaͤſſen einfinden und ihre Eyer dahin legen wer⸗ 
den; fie werden auf dem Flor herumſpaziren vielleicht einiche Eyer auf den: 
ſelbigen fallen laſſen, welche aber umkommen muͤſſen, mithin werden ſich 
niemals Würmer in dem zugebundenen Gefaͤſſe befinden; da hingegen das 
andre davon wimmeln wird. Es werden aber wenige nötig haben dieſen 
Verſuch zu machen, da es heute zu Tage eine ausgemachte und weltkuͤndige 
Sache iſt, daß kein lebendiges Thier exiſtirt, welches nicht von aͤhnlichen 
Aeltern nach den Geſezen der Natur waͤre erzeuget worden. 


Wie hizig ſind die Umarmungen der Waſſernimfen, und welchen 
Thieren hat die Goͤttin der Liebe ſoche eheliche Rechte zugeſtanden? Das von 
Liebe erhizte Männchen fliegt herum, und wirft feinen Schwanz, der wie 
eine geöffnete Zange ausſieht, hin und her. So bald es ein Weibchen ers 
blikt, ſo umarmet es mit ſeinem Gabelſchwanz deſſelbigen Hals; die Bezwun⸗ 
gene muß dem Raͤuber folgen, und wirft, um den ungebettenen Liebhaber 
von ſich zu ſtoſſen, ihren Schwanz gegen des Maͤnnchens Bruſt, woſelbſt 
aber die geheimen Werkzeuge der Liebe verborgen ſind. 

Wie erſchreklich viel Eyer hat der Krebs, welcher das groͤſſeſte In⸗ 
ſekt iſt, wenn man den Hummer betrachtet, in feinem Schoſe! Nach we— 
nigen Tagen legt er alle, und man ſiehet dieſelben unter ſeinem blaͤtterichten 
Schwanz haͤngen. Das Männchen hat ein doppeltes Glied, deſſen ſich we⸗ 


der ein vierfüßiges Thier, noch ein Vogel, noch ein Fiſch ruͤhmen kan. Nach 
jr C welchem 


18 w)o(l be 


welchem Geſeze der Natur ficht der Krebs, Einſiedler genannt (1150. 
Fn. ſ.) die verlaffenen Gehaͤuſe der Muſcheln und Schnekken, kriecht in dies 
ſelben und bewohnt ſie, um daſelbſt mit ſeinem unbedekten Schwanz ſicher 
zu fein, für den er, wie der Bar, in Forchten ſtehet? Und hier waͤlzt er 
die Schale eines andern, wie der Cyniker ſein Faß. Wie wunderbahr ſind 
des Krebſes Lungen, welche unter dem groſſen Panzer verborgen ſind; wie 
merkwuͤrdig das Maul auf der bloßen Bruſt beim Magen — die harten Au— 
gen — ſeine wunderbahren Schritte — Rieſenhaͤnde — ſeine jaͤhrliche Wie— 
dergebuhrt, wenn er feine alten Kleider abzieht — Ja, wenn er gleich einen 
Arm oder Schenkel verliehrt, ſo waͤchſt er wieder von neuem. Es ſoll aber 
darum niemand verleitet werden, den erſten Grundſaz in der Naturwiſſen⸗ 
ſchaft in Zweifel zu ziehen, nemlich, daß alles, was lebt, aus einem Ey 
koͤmmt, obgleich auch der Vielfuß und der Waſſerdarm, in hundert Stuͤk— 
ken zerſchnitten, in eben ſo viel Thieren wieder hergeſtellt wird. Zum Bels 
ſpiel der Gleichfoͤrmigkeit kan man die Wurzeln der Baͤume hieher zaͤlen. 


kun trette das Uferas, ein Inſekt von kurzem Leben, auf. Die 
Larfe Halt ſich lange unter dem Waſſer auf; nach ihrer Verwandlung be 
koͤmmt ſie Fluͤgel, und lebt nur einen oder zween Tage, welche kurze Zeit 
hinreichet, ſich zu vergnuͤgen, zu paaren, die Eyer zu legen und zu ſterben. 


Izt zeigt ſich die Fruͤhlingsfliege, welche, ſo lange ſie ſich bey ihren 
Feinden und gefraͤßigen Bewohnern des Waſſers auf haͤlt, ſich ein Häuschen 
von Stroh, Sand, Muͤſchelchen, Holz / Blaͤttern oder anderm Zeuge baut, 
daß fie von den Fiſchen nicht wahrgenohmen und gefreſſen werde. Und ge 
wiß , man wird es fuͤr etwas anders, als ein lebendiges Thier anſehen. 


Sehet den grünen Schildkaͤfer (377. Fn. ſ.) und den Blattkaͤfer 

(425. Fn. ſ.) wie fie vermummt daher gehen, fie find mit ihrem eigenen Un: 
rat bedekt, damit ſie nicht von den Voͤgeln erkennt werden. Die kleine 
Cikade Fig. 44. b. c. bedekt ſich mit einem Schaum. Wer wird nicht über 
die 


) o (e 19 


die krumſchnablichte Wanze (647. Fn. ſ.) lachen, welche den ganzen Leib 
mit allerhand Staub und Sachen bedekt, und, um noch beſſer verborgen 
zu ſein, ihren Gang auf verſchiedene Weiſe aͤndert; durch welchen Pracht 
fie ſo haͤßlich wird, wie ein junger Teufel, da fie doch ein ganz huͤb ſches 
Inſekt iſt. 

Ich ſehe einen Wachtvogel (Phalæn. 893. Fn. ſ.) den Freund, oder 
beſſer, den Zerſtoͤhrer der Tapeten, in einem Gehaͤuſe leben, welches von 
den zarteſten Faͤden des Stoffs zuſamen gepappt iſt. Aber indem er mit Er⸗ 
bauung feiner Hütte beſchaͤftiget war, iſt er gewachſen und groͤſſer worden, 
als daß er in ſeinem Hauſe Plaz haͤtte; daher wird er genoͤtiget, ſeine Kunſt 
zu zerſchneiden, und ein anderes Stuͤk dazu zu flikten. Er mag kaum mit 
dieſer Arbeit fertig ſein, ſo wird ihm auch dieſes vergroͤſſerte Haͤuschen zu 
enge und er muß von friſchem daran ſetzen. Alſo wächst feine Arbeit täg- 
lich, und er hat des Zizyfus Schikſal, welcher ewig einen Stein Berg an 
waͤzt. Wenn man ihm bunte Stuͤkchen Tuch fuͤrlegt, fo bekoͤmmt er ein 
rechtes Hanswurſtkleid. 

Es giebt viele Rornwuͤrmer, welche ihre Eyer unter das Oberhaͤut⸗ 
chen des Mottenkrauts (Chenopodium) legen, wo fie ausſchlieffen und Wuͤr⸗ 
mer werden, welche zwiſchen der untern und obern Haut des Blatts fort⸗ 
kriechen. Dieſe machen ihren Weg blind, wie der Maulwurf unter der 
Erde, damit ſie vor den Gefahren der Luft und der Voͤgel ſicher ſeyen. So 
iſt es auch mit der Indianer wandelndem Blatt beſchaffen, davon die Al— 
ten glaubten, es gebe in Indien Baͤume, die Blaͤtter haben, welche wie 
lebendige Thiere kriechen. Die Thiere, welche ſich unter beſagten Blaͤttern 
aufhalten, ſtrekken ihre Fuͤſſe auf der einten Seite heraus, und wandeln uns 
ter dieſer Bedekkung ſicher herum. 

8 Die Schildlaus (722. Fn. ſ.) uͤbertrift in ihrer Kunſt die Laus des 
Wallfiſches. Aus einer groſſen Larfe entſteht ein ganz kleines wunderbahres 


Inſekt. 
> C2 Der 


20 N) o (e 

Der A'neiſenlöwe, welcher in trokenem Sand wohnet, lebt ohne 
Waſſer und iſt mit weniger Speiſe zufrieden, ja, kan bey vielen Wochen und 
Monaten faſten. Er hat dieſen lokkeren Sand zu ſeinem Aufenthalt erwaͤhlt/ 
um ſich vor den Voͤgeln zu verbergen, und bauet in demſelben ein Gruͤbchen, 
das einem umgekehrten Kegel gleichet; an demſelben liegt er verborgen und 
ſauret auf die vorbeigehenden Ameiſen, welche gewiß nicht mehr entrinnen 
werden, wenn ſie einmal in das Gruͤbchen hinab gefallen ſind. Erhaſcht 
er ſie nicht alsbald, ſo wirft er auf allen Seiten Sand in die Hoͤhe, daß 
die Ameiſe wieder herunter gleitet. Wann er ſie nun ausgeſogen, ſo wirft 
er ſie auch aus dem Gruͤbchen heraus, damit daſſelbe rein und keine Spuhre 
von einem ſolchen Feinde da ſei. 


Der Maywurm laͤßt aus allen Gelenken einen fetten Saft ſlieſſen, 
wenn er beruͤhrt wird. Die Weibchen von den Johanneswuͤrmchen (586. 
Fn. ſuec.) ſtrahlen in den Sommernaͤchten unter den Gebuͤſchen ein Licht von 
ſich, und brennen von Liebe und Feuer, welches nicht verbrennet, aber die 
Maͤnnchen entzuͤndet. Ich will izt nichts von den Surinamiſchen Cika⸗ 
den (Fig. 62.) ſagen, welche vor den Augen eine groſſe Laterne tragen, 
und deswegen auch Laterntraͤger genennt werden. Die Reiſebeſchreiber mel⸗ 
den von dieſem Inſekt, daß die Amerikaner eins auf den Kopf und eins auf 
den Fuß binden, und alsdenn beim Schein dieſer Inſekten bei dunkeler Nacht 
wie bei einer Fakkel reifen — Noch will ich den Vielfuſſ (Scolopendra) hie: 
herziehen, welcher Funken von ſich giebt, wie eine Kaze, wenn ſie zu Nacht 
über den Ruͤkken geſtrichen wird. 


Man entdekt wunderwuͤrdige Eheverbindungen, wenn man in die 
Geheimniſſe der Bienen, der Ameiſen und der Kellerwuͤrmer hineindrin⸗ 
get. Viele Verſchnittene, einiche wenige Maͤnner, und wenige Weibchens. 
Warum gab die Natur den Maͤnnchen der Johanneswuͤrmchen und einicher 
Zweifalter (Roͤſel. Tom. I. Tab. XL.) Flügel — ? wäre es der Fortpflan⸗ 
zung nachtheilig geweſen, wenn das andre Geſchlechte Fluͤgel gehabt hätte ?- 

Was 


we) o li 2 

Was für erſchrekliche Klauen haben der Krebs, der Skorpion und 

die breite Waſſerwanze! (Fig. 68.) Welch ſchaͤdlichen Schwanz der Skor⸗ 

vion / die Biene und Zorniße? Wie förchterliche Zaͤhne die Waſſerka⸗ 

fer und der Indianiſche Vielfuß , nebſt den Spinnen, und welch ſchaͤd⸗ 
liches Gift in denſelbigen! 


Auf welche merkwuͤrdige Weiſe rudert der Waſſer⸗Skorpion, der 
wWaſſerkaͤfer und die breite Waſſerwanze! Wie kan der Seidenwurm 
den Faden herausziehn und ſich ganz in denſelben einwikkeln. Ich erblikke 
mit dem groͤſten Erſtaunen das Spinnengewebe und die Beherrſcherin def 
ſelben in der Mitte, welche mit jedem von ihren acht Fuͤſſen einen Haupt⸗ 
faden ihres Gewebes beruͤhrt, damit ſie die geringſte Bewegung, die eine 
kleine Muͤkke verurſachet, ſpuͤhre, und ſich derſelbigen bemaͤchtigen koͤnne. 
Sie ſpaziert von einer Wand zur andern durch die freye Luft, und hebt ſich 
in die Luft ohne Fluͤgel uͤber die hoͤchſten Thuͤrme, aus unſerm Geſichte, 
bis zu den Wolken. Um dieſes Wunderwerk deſto eher zu begreifen, ſo iſt 
zu wiſſen, daß die Spinne einen Faden an einer Wand befeſtiget, hernach 
uͤber die obere oder die untere Diele des Zimmers zu der andern Wand mar⸗ 
ſchirt, den Faden immer mit ſich nihmt, ihn hernach anſtrekt und das andre 
Ende daſelbſt feſte machet; ſo kan ſie dann quer durch das Zimmer in freyer 
Luft laufen. Will fie von den Baͤumen in die Luft fliegen, ſo hängt fie 
ſich ganz frei an einen Faden und laͤßt ſich denn von dem Winde in die Hoͤhe 
treiben: es iſt aber ihre Abſicht nicht, bis zu den Wolken zu fliegen, ſon⸗ 
dern ſie will nur von dem Wind an eine erhabenere Stelle getragen werden, 
um hernach ihr Neze beſſer ausſpannen zu koͤnnen; da geſchieht es freilich, 
daß ſie ein Sturmwind allzu weit fuͤhrt. Die Spinnen ziehn meiſt uͤber alles 
Fäden, wo ſie wandeln, daher ſiehet man im Frühling bey gefallenen Thau 
die braunen Felder öfters mit glänzenden Spinnweben uͤberzogen. Sie dre⸗ 
hen mehrere Faͤden zuſammen, nachdem ſie es noͤtig haben. Sie lauren den 
ganzen Tag auf den Raub, und verſtrikken denſelben in ihrem Gewebe 

f C 3 An 


22 ze )ol 
An den Schlupfweſpen haben fie einen Feind, von dem fie oft getödet 
werden. 

Faſt alle Pflanzen haben ihre Inſekten „ und jede derſelben dient ge⸗ 
wiſſen Raupen zur Speiſe. Es giebt aber auch einiche Inſekten, die von 
verſchiedenen leben; aber alle dieſe verſchiedene Pflanzen, von denen ſich 
eine einzige Gattung naͤhret, ſcheinen aͤhnliche Kraͤfte zu haben, und koͤnn⸗ 
ten aus dieſer Beobachtung vielmal die Kraͤfte und Eigenſchaften derſelben 
ausgefunden werden. 


Wer Apulien von den Taranteln; Indien von den Skorpionen; 
Nordland von den Schnakken; Lappland von den Bremſen; die Bauren⸗ 
huͤtten von den Grillen; Finnland von den Schaben; Paris von den 
Wanzen; die Kinder von den Laufen; die Pferde von den Stechfliegen; 
die Gärten von den Erdflöhen; die Fruchtbaume von den Raupen und 
die Kleider von den Motten befreyen und ſichern koͤnnte, der wuͤrde alles 
Ruhms und Belohnung wehrt ſein. 


Laßt uns die Geheimniſſe der Schaben (Fig. 47.) betrachten; das 
iſt ein raͤuberiſches Volk, welches eigentlich aus Amerika und Surinam ber- 
ſtammet, und daſelbſt Kakerlaki genennt wird. Von daher iſt es nach Eu⸗ 
ropa gekommen, und iſt auf der Reiſe ungemein angewachſen; es hat ſich 
durch das Tuͤrkiſche Reich, durch Rußland, Finnland und Schweden aus⸗ 
gebreitet, und findet ſich nun faſt in ganz Deutſchland. Dieſe ſchwarzen 
Schelme wandern bei Nacht herum, rauben, freſſen die Kleider, Schuhe, 
Speiſen, beſonders das Mehl und Brod, welches fie bis auf die Rinde aus: 
Höhlen. | | 

Durchgehet Malpighs Zergliederungen des Seidenwurms, fü wer⸗ 
det ihr wunderbahre Werke der Natur antreffen. Es giebt aber noch weit 
wunderbahrere. Man betrachte Swammerdams Anatomie einer Lauſe, 
ob nicht ein jeder geſtehen werde, er habe noch nichts puͤnktlichers geſehen. 

Leſet 


) o ( 23 
Leſet Reaumuͤrs Siſtorie der Inſekten. Durchblaͤttert Friſchen. Ueber⸗ 
ſchauet und erwaͤget, was der groſſe Linnaͤus von den Inſekten geſchrie⸗ 
ben hat. Hier ſteht denjenigen ein unabſehlicher Schauplaz offen, welche 
neue Entdekkungen machen wollen. Dieſe von unſern Vorfahren rohe gelaf 
ſene Wiſſenſchaft iſt uns uͤberlaſſen. Wer Luft an dieſem Theil der Natur⸗ 
Hiſtorie hat, wer Fleis und Geſchiklichkeit beſtzt, der lege hier feine Hand 
an. Er wird wol noch etwas entdekken, das an Suͤßigkeit den Honig über: 
trift, oder etwas, das zaͤher iſt, als Seiden, und etwas, welches roͤhter 
iſt, als die Cochenille. Aber dazu brauchts Gedult, und man hat mit um: 
verdroſſenem Gemuͤht und vielen Unkoſten manche Verſuche zu machen und 
zu wiederhollen. 


Hier ſind die Heerſchaaren, welche Gott ſchikt, ſein ungehorſames 

Volk zu ſtrafen. Eine jede Klaſſe empfängt ihre Befehle, welche fie aus— 
richtet, zu belohnen und zu ſtrafen. Wenn er das menſchliche Geſchlechte 
zuͤchtigen will, ſo befiehlt er einer einzigen Gattung, ſich zu vermehren, wie 
das Sand im Meer, und alsbald werden die Befehle des HErrn vollzogen. 
Wenn es ihm gefällt die Kräuter auf den Wieſen abfreſſen zu laſſen, im 
Augenblik find ganze Legionen Nachtvogel (826. Fn. C) vorhanden. Die 
groſſen Muͤkken (1125. Fn. ſ.) freſſen die grünen Kraͤuter des Feldes. 
Die Ruͤſſelkaͤfer hoͤhlen das Korn aus. Die Nachtvoͤgel verwuͤſten die 
Kornböden. Die Erdfloͤhe verderben die Kuͤchenkraͤuter. Der Schmet⸗ 
terling den Kohl. Die Blattkaͤfer (430. Fn. L) den Spargel. Die 
Nachtvogel (917. Fn. ſ.) die Wurzeln an dem Hopfen. Der Maykaͤfer 
(Fig. 3.) die Blätter vieler Baͤume. Die Nachtvoͤgel (846. Fn. ſ.) die 
fruchtbringende Vluͤhte. Die Spekkaͤfer das Fleiſch. Der Schildkaͤfer 
die gedoͤrrte Fiſche. Die Milben den Kaͤs und das Mehl. Die Motten 
die Kleider. Der Spekkaͤfer (366. Fn. [.) das Holz. Die Johannes⸗ 
wuͤrmer die Seitenhoͤlzer an den Schiffen. Die Heuſchrekken ganze Felder 
aun alles, was ihnen vorkommt — Aber, wer will alles erzaͤlen? Der 
Jr groſſe 


24 „u )ol 8 


groſſe Schöpfer befehle nur den kleinen Siren (Sirones. 1194. Fn. ſuec.) fb 
find fie. unter unſrer Haut und kriechen zwiſchen Haut und Fleiſch vom Kopf 
bis zu den Fußſohlen; nichts von denjenigen zu ſagen, welche toͤdtliche Krank⸗ 
heiten, Peſt, Blatern, Maſern, Flekken und uͤberhaupt alle exanthematiſche 
und anſtekkende Krankheiten erzeugen. Die wilden Thiere, Skorpionen, 
Schlangen und Schwerd find auch zur Rache geſchaffen, zu ver⸗ 
derben die Gottloſen. Mit Freuden tuhn fie feinen (des HErrn) Befehl: 
und ſind bereit, wo er ihrer bedarf auf Erden: und wenn das 
Stuͤndlein koͤmmt / fo laſſen fie nicht ab. Jeſ. Sirach. XI. 36. 37. 


Hier find die Werke des HERRN, welche wir zu betrachten ba; 
ben. Dieß ſind die Wirkungen der goͤttlichen Macht und Gewalt, denen wir 
unſre Muße wiedmen ſollen. Der Schoͤpfer hat uns in dieſe Welt geſezt, 
uns Augen gegeben, daß wir alle Dinge betrachten, und Vernunft, daß 
wir alles uͤberlegen ſollen, um ihn aus ſeinen Werken zu erkennen. Nichts 
von den natürlichen Dingen fol uns ganz gleichgültig fein. Hat nicht der, 
welcher uns erſchaffen, auch dieſe kleinen Inſekten geſchaffen — findet man 
nicht in den kleinſten Dingen die groͤſſeſten Wunderwerke? Nehmt das Ver⸗ 
groͤſſerungsglas in die Hand, und erſtaunet über eure Unwiſſenheit. Neue 
Welten werden ſich im kleinen eurer Aufmerkſamkeit darſtellen, tauſend und 
tauſend vorher unbekannte, unvermuhtete Wunder. Laßt uns darum die Zeit, 
welche andre mit dem Spiel, dem Wolleben, dem Trinken und mit andern 
Narrenspoſſen toͤden, dazu anwenden, die unermeßliche Schaͤze der Natur 
mit Aufmerkſamkeit zu betrachten. Wir unterlaſſen uͤber die Kuͤrze des 
menſchlichen Lebens zu klagen: Es iſt lang genug, wenn wir es nur nicht 
ſelbſt mit nichtigem Tand verkuͤrzen. 

Uns ſoll die Wiſſenſchaft zum Zeitbertreibe dienen, 
Fur uns die Gärten bluͤhn, fuͤr uns die Wieſen grünen, 
von Haller, 


e) %o (e 25 


Wir ſind zur Ehre des Schoͤpfers geſchaffen, das heißt, wir muͤſſen 
den Schoͤpfer theils aus der Offenbahrung, theils aus der Natur kennen 
lernen; das lezte tuhn ſehr wenige. Wie viele werden gebohren, leben und 
werden grau, die nur die Geſchoͤpfe von auſſen ſehen, wie die Thiere. Wenn 
man einen Menſchen in einen Botaniſchen Garten fuͤhren wurde, um ihm 
die Myriaden von Pflanzen zu zeigen, welche durch eine unglaubliche Muͤhe, 
Sorgfalt und Unkoſten dahin gebracht worden, und er auf nichts als die 
gruͤnen Blaͤtter und Farben der Pflanzen ſaͤhe, koͤnnte man von einem ſolchen 
Unempfindlichen mit Recht ſagen, daß er dieſen Garten geſehen haͤtte — ? 
Iſt derjenige ein wuͤrdiger Beſchauer eines praͤchtigen Naturalien-Kabinets, 
der nur den durchſichtigen Weingeiſt in den hellen Glaͤſern betrachtet, in 
denſelben etwas hängen ſiehet, ohne ſich darum zu bekuͤmmern, was es ſei; 
und wenn er die Schubkaͤſtchen gezaͤlt hat? Die ſieben Weiſen Griechenlands 
waren zu Athen verſammelt, und jeder ſollte erzaͤlen, was ihm unter den Geſchoͤpfen 
der Allmacht am bewundernswuͤrdigſten geſchienen. Einer von ihnen ſtieg in die 
Höhe und trug die Meinung der Sternſeher von den Fixſternen vor, daß fie nem— 
lich lauter Sonnen waͤren, die ihre eigene Planeten haͤtten, welche, wie unſre 
Erde, von Pflanzen und Thieren bewohnet waͤren. Alsbald beſchloſſen ſie, den Ju— 
piter zu bitten, daß er ihnen nur auf drei Tage eine Reiſe nach dem Monde erlaubte, 
um die Wunder daſelbſt zu ſehen, und hernach den Menfchen zu erzaͤlen. Jupiter 
willigte nicht nur ein, ſonder befahl ihnen auch, daß ſie ſich auf einem gewiſſen 
ſehr hohen Berg verſammeln und eine Wolke erwarten ſollten, die ſie von da an 
den beſtimmten Ort hinbringen wuͤrde. Sie waͤhlten ſich die geſchikteſten Begleiter 
aus, die ihnen in Beſchreibung und Abzeichnung der naͤtuͤrlichen Gegenſtaͤnde helfen 
ſollten. Ganz ermuͤdet gelangten ſie endlich im Monde an, und fanden daſelbſt in 
einem praͤchtigen Palaſte ihre Herberge. Den erſten Tag blieben ſie bis an den 
hellen Mittag in der Ruhe, worauf ſie die noch vermißten Lebensgeiſter durch ein 
Gaſtmahl zuruͤkhollen, deſſen ausgeſuchter Geſchmak fie zu einer kleinen unmaͤßigkeit 
verleitet. Dieſen Tag ſahen fie alſo nur ſchwach durch die Fenſter dieſes voktrefliche 
Land an, ſie erbliken die herrlichſten Blumen, die von den aufgefangenen Sonnen⸗ 
ſtrahlen glaͤnzeten und hören das Concert der gefiederten Feld burger bis an den ſpaͤten 

D Abend, 


26 es) o (e 


Abend. Den andern Tag verlaſſen fie das Bette frühe genug, um ihre Veobachtun⸗ 
gen anzufangen. Allein eben da kommen die Schönen des Landes, und bitten fie, 
einiche Erfriſchungen anzunehmen, ehe ſie ihre muͤhſame Arbeit vor die Hand naͤh— 
men. Der Vorſchlag konnte nicht abgelehnt werden, man fangt wieder an zu ſchmau⸗ 
ſen; die Schoͤnheit dieſer Sirenen nihmt ſie ein, es werden bezaubernde Coneerte 
aufgefuͤhrt, und die juͤngern aus ihnen fingen an zu danzen, ſo daß der ganze Tag 
in dieſer angenehmen Geſellſchaft mit dem Frauenzimmer voruͤberging, bis diejenigen, 
welche in dem untern Stokwerk herbergeten das Lermen ihrer Bruͤder hoͤrten und auch 
Autheil an dieſen Vergnuͤgungen und Freuden haben wollten. Sie kamen herauf, 
mengten ſich unter dieſelben. Es giebt Haͤndel, und die Alten, welche den Streit 
ſchlichten wollen, koͤnnen ſie nicht anderſt befriedigen, als durch das Verſprechen, 
des folgenden Tags die Sache gerichtlich unterſuchen zu laſſen, und den richterlichen 
Ausſpruch zu erwarten, welches auch geſchah. Den dritten Tag ward der Prozeß 
vorgenohmen. Die Klagen, die Vertheidigungen, die Inſtanzen, die Exceptionen 
waͤhren ſo lange, bis der Befehl zu ihrer ſchleunigen Abreiſe kund gemacht wird. 
Wie ſie wieder zuruͤk kamen, ſo verſammelte ſich ganz Griechenland von den 
Wundern Jupiters im Monde zu hoͤren. Sie erzaͤlten, daß ſie eine gruͤne 
mit Blumen beſaͤete Erde und ſingende Voͤgel, die auf den Aeſten herumge⸗ 
huͤpft, geſehen haͤtten, was es aber für Blumen und Voͤgel geweſen ſeyen, 
wuͤßten ſie nicht, u. ſ. f. Dieſe Fabel will ſo viel ſagen: Der Mond iſt 
unſre Erde. Die drei Tage unſre drei verſchiedene Lebensalter. Die Zu: 
gend iſt zu ſchwach, die Werke des Schoͤpfers aufzuſuchen. Wir bringen 
fie mit Muͤßiggang und Spielen zu. Das männliche Alter iſt mit Nahrungs⸗ 
ſorgen uͤberhaͤuft , die zu edlern Beſchaͤftigungen keine Zeit übrig laſſen. Der 
Greis hat Muͤhe, ſeine zuſamengeraffeten Schaͤze zu vermehren, oder durch 
Prozeſſe zu vermindern ꝛc. So uͤbereilt der Tod die meiſten, ehe ſie angefan⸗ 
gen haben, ihrer Beſtimmung nachzudenken. 


Die Wunderwerke und Schaͤze der Natur ſind unzaͤlbar. Welcher 
die meiſten kennt, iſt für den weiſeſten zu halten. Dieſe Erkenntniß fuͤhrt 
uns zu dem Schöpfer, zu uns ſelbſt und zu unſern Beduͤrfniſſen. Nicht alle 
d N TR haben 


zu )o(C die 27 


haben einen gleich feharfen Verſtand, gleiches Vermögen und Gelegenheit die 
nuͤzlichen Wiſſenſchaften zu lehren. Es werden unzaͤlige Sachen entdekt, de 
ren Nuzen wir nicht wiſſen. Es werden izt Baͤume gepflanzet, deren Fruͤchte 
nur die Enkel erleben. Wer konnte glauben, da Kammerer Verſuche über 
die Erzeugung der Pflanzen anſtellte, daß einſt auf dieſes Fundament die 
ganze Botanik gebaut werden wuͤrde — ? Und Alexander der Groſſe lobte 
jenen Alten mit Recht, der Datteln pflanzete, deren Fruͤchte erſt die ſpaͤten 
dachkoͤmmlinge genieſſen. 


Die Alten glaubten, alle Dinge auf Erden dienten entweder zur Nah⸗ 
rung oder Arznei. Wenn alſo von dem Nützen der natuͤrlichen Dinge die 
Rede war, ſo frugen ſie alsbald, ob ſie gut zu eſſen waͤren, ob man eine 
Krankheit damit vertreiben koͤnne, und wie vielerlei mediziniſche Kräfte diefes 
oder jenes habe? So bald man von einer Pflanze oder einem Thier nichts 
hievon zu ſagen hatte, wurden ſie als unnüze verworfen. Es iſt zwar 
wahr, daß der unmittelbahre Nuzen von unzaͤligen Körpern uns noch ver⸗ 
borgen, aber mittelbahr dient ja alles zu unſerm Nuzen. Das Seu iſt nicht 
unmittelbahr fuͤr unſern Magen geſchaffen, und dennoch iſt es mittelbahr eine 
Sache von der groͤſſeſten Wichtigkeit fuͤr uns, da es die vornehmſte Nah⸗ 
rung des Viehes iſt, welches wir hernach unmittelbahr genieſſen koͤnnen. 
Die allerkleinſten Blattlaͤuſe, die auf den Baͤumen und Pflanzen ſizen, brin⸗ 
gen uns keinen unmittelbahren Nuzen, allein ſie ſind die Speiſe von den Lar⸗ 
fen der Muͤkken, Blattkaͤfer, Stinkfliegen ꝛc. welche zwar uns hinwieder 
nicht unmittelbahr dienen, aber dieſe find die vornehmſte Nahrung der Sper— 
lingsartigen Vögel, die nicht nur mit ihrem angenehmen Geſang unſre OL: 
ren kuͤzeln, fondern auch unſern Geſchmak vergnuͤgen. Die Brenneſſel if 
eine Pflanze, die faſt von keinem zahmen vierfuͤßigen Thier gefreſſen wird, 
allein der Schoͤpfer hat ihr mehr Inſekten zu ernaͤhren gegeben, als faſt allen 
andern Pflanzen: zum Exempel, die Zweifalter, (Faun. ſuec. 775—777- 
Nachtvogel, (815. 821, 833. 855. 872.) Ruͤſſelkaͤfer, (459.) Wan⸗ 

D 2 zen, 


28 ) o (e 


zen (653.) Chermes, (70 2.) u. f f. zernagen fie gaͤnzlich , und dieſe 
werden hernach von Voͤgeln verzehrt, die die Neſſeln unmittelbahr nicht ges 
nieſſen koͤnnen. Die kleinſten Waſſerſchnakken werden von gröffern ver⸗ 
ſchlungen, dieſe ſind die Speiſe der Waſſervoͤgel und Fiſche, welche auf 
unſern Tiſch kommen und wovon die erſtern uns weiche und warme Federn 
geben, die wir zu unſerer Bequemlichkeit wol gebrauchen koͤnnen. Tage 
wuͤrden eher fehlen, als Beiſpiele, wenn man von dem unmittelbahren Nu⸗ 
zen reden wollte, welchen die Sterblichen von den veraͤchtlichſten Thieren und 
Pflanzen genieſſen. 


Den groſſen Thieren laͤßt der Poͤbel endlich ihr Lob, aber von den 
Inſekten glaubt er, ſie ſeyn blos zur Strafe und zur Pein des Menſchen 
erſchaffen. Daß aber dieſe kleinen Thierchen groſſen Nuzen ſchaffen, hat 
unter andern der Herr Kammerherr von Geer bewieſen. Doch man räume 
ein, daß der Schade, den fie uns zufuͤgen, fo groß ſei, als der Nuzen, den 
fie uns leiſten, deſto mehr füllte uns dieſes zu einer genauern Erkentniß ders 
ſelben anreizen. Wir muͤſſen aus der Kenntniß ihrer Natur Mittel zu ihrem 
Untergang finden, und uns ihrem Schaden wiederſezen. Wie wir mit 
Thieren andre Thiere fangen, durch Hunde Hirſchen und Hafen, durch Fal⸗ 
ken andre Voͤgel in unſre Gewalt bringen, ſo koͤnnen wir auch Inſekten mit 
Inſekten verjagen. Unſre Zimmer werden von Fliegen rein, wenn wir Waſ— 
ſernimfen in denſelben herum fliegen laſſen, denn dieſe freſſen die Fliegen 
ploͤzlich weg, wie der Habicht die Hühner, Die Raupen, die oft die groͤſ⸗ 
ſeſten Baͤume verwuͤſten, werden von den groſſen Erdkaͤfern (Sycophanta) 
gefreſſen, folglich, iſt kein beſſer Mittel, dem Schaden, den die Raupen 
anrichten, vorzukommen, als wenn man dergleichen Kaͤfer ſammelt, und 
ihre Eyer in faul Holz unten an die Wurzeln der Baͤume leget. Die Bau⸗ 
ren auf unſern Alpen haben noch ein ander Kunſtkuͤk, die Raupen von den 
Baͤumen zu vertreiben. Sie beſtreichen den Stamm desjenigen Baums, 
N fie alſo ſaͤubern wollen, rings herum mit Harz oder Pech, fuͤllen einen 
| Sak 


) s (e 29 


Sak mit Ameiſen, haͤngen denſelben an einen Aſt auf, ſo kriechen die Amei⸗ 
ſen heraus, und bringen in kurzer Zeit alle Raupen auf dem ganzen Baum 
um, ohne den Baͤumen zu ſchaden. Als ich in Straßburg war, ſpazirte ich 
einſt im Winter auf dem Rempart, welcher von doppelten Reihen hochſtaͤm⸗ 
miger Linden beſezt iſt, da ſah ich faſt an jedem Stamme, in der Hoͤhe 
von etlichen Schuhen, auf der Mittagsſeite deſſelben etliche weiſſe haarichte 
Flekken, welche ich alſobald als Neſter von Nachtvögel: Eyern anſah, und 
deswegen zu meiner Geſellſchaft ſagte, ein Menſch koͤnnte in einer Stunde 
alle dieſe Brut von viel tauſend Raupen umbringen, welche ſonſt kuͤnftigen 
Fruͤhling, wenn es warm wird, ausſchliefen, den Stamm heraufſteigen und 
die Baͤume ſehr entzieren wird. Im Fruͤhling, als das Laub bereits die 
Baͤume bedekte, nahm ich von ungefehr wieder dieſen Weg, und einiche 
Duzend Leitern waren an dieſe Linden gelehnt, und, ſiehe! eine ganze Schaar 
Leute hatten lange Stangen, an welchen brennende Lumpen befeſtiget waren, 
und wollten dieſe Raupen, die die Baͤume bereits ſehr uͤbel zugerichtet hat— 
ten, mit unendlicher Muͤhe vertreiben. Haͤtte nur einer von dieſen Leuten 
mehrere Kenntniß von der Naturhiſtorie gehabt, ſo haͤtten die uͤbrigen zu Hauſe 
bleiben doͤrfen. 


Haͤtten wir auch keine andre Urſache, den Geſchoͤpfen nachzuſpuͤhren, 
ſo muͤßten wir es doch zur Ehre des Schoͤpfers tuhn. Dieſen finden wir 
nirgends herrlicher und augenſcheinlicher 1ic. In jeder Pflanze, in jedem In⸗ 
ſekt entdekken wir ein neues Kunſtſtuͤck, das ſich in andern Koͤrpern nicht 
findet, und deſſen Einrichtung wir nicht einem blinden Ungefehr, ſondern 
einer weiſen Beſtimmung zuſchreiben muͤſſen, weil ſie alle entweders zur Er⸗ 
haltung oder Fortpflanzung der Thiere und Gewaͤchſe dienen. Wir finden, 
wie die Pflanzen wieder den Regen und das Gewitter und wieder die Ver⸗ 
wuͤſtungen der Thiere verwahret; jedes Thier aber hinwieder gegen alle An⸗ 
falle ſich zu vertheidigen weiß , daß folglich keine Art von den geſchaffenen 
Dingen zu Grunde gehen wird. Endlich lehrt uns auch die Betrachtung der 
70d 93 natuͤr⸗ 


30 ) %o (e 


natuͤrlichen Dinge, daß alles zu unſerm Nuzen geſchaffen ſei. Was wir bei 
dem erſten Anblik fuͤr ſehr ſchaͤdlich hielten, deſſen Nuzen entdekken wir bei 
genauerer Betrachtung. Wie noͤtig ſind nicht Dorne und Diſteln — denn 
dieſe ſind die erſte Urſach des Pflugs, und folglich, der Fruchtbarkeit der 
Erde. Auch die kleinſten Dinge duͤrfen wir nicht verachten. Sie eroͤfnen 
uns ein weites Feld von Wundern, wenn wir ſie mit Vergroͤſſerungsglaͤſern 
betrachten. Wie viele tauſend naͤhren ſich täglich vom Nokken, allein, kaum 
hat einer von hundert tauſenden eine Aehre mit ihren auf eine ganz wunderns⸗ 
wuͤrdige Art bewafneten Spelten durch ein Vergroͤſſerungsglas geſehen. Ei⸗ 
niche von den geſchaffenen Dingen ernaͤhren den Menſchen; andre heilen ihn; 
andre find in der Haushaltung nuͤlich; und andre haben endlich einen Mit⸗ 
telzwek. Einiche Gewaͤchſe bereiten die Erde zu; andre bedekken die zaͤrtern 
Pflanzen; andre ſchmuͤkken die Erde mit immerwaͤhrenden Tapeten; andre 
machen Waͤlder, in denen wir uns abkuͤhlen; andre ſchmuͤkken die Felder 
mit bunten Blumen, die mancherlei Geruͤche von ſich hauchen. Ueberall ſind 
Spuhren der weiſeſten und allmaͤchtigen Gute, Die groͤſte Kunſt ahmt die 
catur nur ſchlecht nach. Man betrachte nur dieſe Zeichnungen der Inſekten, 
welche gewiß mit den Roͤſelſchen um den Raug ſtreiten, neben der Natur 
ſelbſten, wie unvollkommen werden ſie dann ſein! Haͤtte uns der Schoͤpfer 
gegen die Werke der Natur unempfindlich gelaffen, fo hätte er Perlen für die 
Schweine geworfen. Die unendliche Mannichfaltigkeit der Gegenſtaͤnde, die 
unſre Sinnen vergnuͤgen, koͤmmt der Ermuͤdung zuvor, die uns bei allzu ein⸗ 

foͤrmigen Empfindungen beſchleicht. Vielleicht ſpricht man, alle dieſe Abfich- 
N ten koͤnnen erhalten werden, wenn man auch die natürlichen Dinge nicht 
nach ihren Merkmalen, Unterſcheidungskennzeichen und Nahmen kennt; 
Allein, die erſte Stuffe der Weisheit iſt, die Sachen ſelbſt zu kennen. 
Die Kennzeichen und Nahmen dieſer Dinge find gleichſam die erſten Buch⸗ 
ſtaben und Silben zu dem Alphabet der Naturgeſchichte. Ohne ſie wird 
man dieſes groſſe Buch der Natur nie fertig leſen lernen. 


Nähere 


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Naͤhere Einleitung 
in das 


Naturſiſtem 


der 


KE. 


25 D ie Inſekten ſind Thierchen mit vielen Fuͤſſen; ſie 
Bere haben an den Seiten verſchiedene Luftlöcher, durch die 
S . Nies fie Athen ſthoͤpfen; ihr ganzer Leib iſt durch verſchie⸗ 
dene Einſchnitte abgetheilt; fie find mit einer beinern Zaut uͤberpanzert, 
welche nichts anders ift , als was das Beingerippe bey einem vierfuͤßigen 


Thier; auf dem Kopf ſtehn zwei bewegliche, gegliederte Fuͤhlhoͤrner. 


Der Leib der Inſekten laßt ſich in den Kopf, den Rumpf, den 
Hinterleib und die Glieder abtheilen. 


Der Kopf iſt bei den meiſten fehr deutlich, daran Augen, Suhl: 
hoͤrner und meiſtens auch ein Maul wahrzunehmen; hingegen fehlen Ge⸗ 
hirne; Naſen; Ohren? ä Sie 


32 Naͤhere Einleitung in das 


Sie haben gemeiniglich zwei Augen, ohne Augenlieder, welche ge 
doppelt oder einfach ſind. Mit denſelben koͤnnen ſie die Farben unterſcheiden. 
Die Augen der Inſekten ſind ganz anders beſchaffen, als bei den uͤbrigen Thieren. 
Ihre groſſen, harten Augen, welche mehrentheils wie zwo halbe Kugeln auf bee— 
den Seiten des Kopfs ſtehen, find öfters aus einichen tauſenden zuſammengeſezt, des 
ren jedes ſeinen eigenen Sehenerfen hat. Mit dieſen Augen, welches ihre Vergroͤſ⸗ 


% 


ferungsgläfer find , koͤnnen fie alle nahen Gegenſtaͤnde auf das deutlichſte erfennen. 
Ueber dieſen zwoen Halbkugeln befinden ſich noch an dem Kopf der meiſten Inſekten 
etliche einfache Augen, womit ſie in die Ferne ſehen koͤnnen, und die ſie bei ihrem 
ſchnellem Fluge ſehr noͤtig haben. Ein franzoͤſiſcher Gelehrter verſicherte ſich hievon 
durch folgenden Verſuch: Er nahm einiche Bienen, beſtriche denſelben die groſſen 
zuſammengeſezten Augen mit einer dunkeln harzichten Materie, und ließ fie in Frei⸗ 
heit; dieweil ſie aber nur in die Ferne ſahen, und gegen alle ſie umgebende Dinge 
blind waren, ſo flogen ſie ſenkrecht in die Luft, bis ſie ermuͤdet wieder herunterfielen, 
da hingegen diejenige, deren kleine einfache Augen beſtrichen, und dieſe groſſe zuſam— 
mengeſezte frei gelaſſen waren, nicht von der Stelle wichen, ob man ſie gleich ſtieß 
und wegwarf; denn mit ihren Vergroͤſſerungsglaͤſern allein ſehen ſie keinen Weg vor 
ſich ꝛc. 

Die gelenkige Fuͤhlhoͤrner, welche mit einem noch unbekannten Sinne 
begabet ſind, ſind borſtengleich; fadenfoͤrmig; paternoſteraͤhnlich; kol⸗ 
benaͤhnlich; mit einem Kopf; geſpalten; gekaͤmmt; oder barticht. 
Da man ſiehet, daß viele Inſekten mit dieſen Fuͤhlhoͤrnern alles betaſten, ſo glaubt 
man, daß in denſelbigen der Sinn des Gefuͤhls verborgen ſei. Weil man aber an 
dem ganzen Kopf nirgends keine Ohren entdekken kan, und doch uͤberzeuget iſt, daß 
ſie ein ſehr vollkommenes Gehoͤr haben, ſo legt man dieſen Gliedmaſſen auch das 
Vermoͤgen zu hoͤren bei. Sie ſind bey einichen in Abſicht auf den Leib ſehr kurz, 
wie bei den Waſſernimſen, Cikaden, Uferaas, u. a. m. oͤfters aber ſehr lang, wie 
die Fruͤhlingsmuͤkken, Grillen, die meiſten Nachtvoͤgel und Holzboͤkke es beweiſen 
koͤnnen. Es wäre zu wuͤnſchen, daß der noch unbekannte Sinn dieſes Werkzeugs 
eigentlicher unterſucht wuͤrde, als es bis daher geſchehen; man koͤnnte ja dieſe Ver— 
ſuche an den Rieſen anſtellen, ich meine die ungeheuren Seekrebſe, Hummers, und 


abſonderlich den Surinamiſchen groſſen Laterntrager⸗ 
Gemei⸗ 


Naturſiſtem der Inſekten. 33 
Gemeiniglich ſechs gelenkige Fuͤhlſpizen bey dem Maul. 


Das Maul iſt faſt bei den meiſten unten am Kopf und bey einichen 
an der Bruſt, mit einem Schnabel, uͤberzwerchen Kinnbakken oder Freß⸗ 
zangen, Zaͤhnen, Zunge und Gaumen. 


Der Rumpf liegt zwiſchen dem Kopf und dem Hinterleib, oben 
ſtellt er den Bruſtſchild, unten die Bruſt fuͤr, iſt mit den Fuͤſſen verſe⸗ 
hen, und zu hinterſt obenher mit dem Schildchen. Rumpf wird derjenige 
Theil genennt, an den die Fuͤſſe beſeſtiget ſind. Bei den Inſekten der erſten und 
zwoten Klaſſe iſt er getheilt, und unterhalb unter den Hinterleib gezogen. Bei den 
Übrigen aber macht er mit ver Bruſt ein Stuͤk aus. 


Der Hinterleib beſteht aus verſchiedenen Gelenken, worinn die 
Gedaͤrme, Geburtsglieder und an den Seiten die Luftlöcher befindlich find, 
welche die Lungen der Inſekten ausmachen, woruͤber man des Herrn von 
Reaumuͤr Hiſtorie der Inſekten nachſchlagen kan. 


Glieder heiſen der Schwanz, die Füſſe, und bei den meiſten 
die Fluͤgel. 

Der Schwanz, als der hinterſte Theil des Leibs iſt einzeln, oder 
endigt ſich in zwei Hörnchen ; einfach oder mit einer Zange, Gabel, 
Borſten, Scheere, mit einem einfachen oder gedoppelten, glatten oder ge⸗ 
zaͤhnten Stachel verſehen. 


Die Fuͤſſe find in Schenkel, Schienbeine, Rift, Fußblatt, Fin⸗ 
ger, Klauen eingetheilt; einiche haben Haͤnde (Scheeren) mit einem ein⸗ 
fachen beweglichen Daumen; die Hinterfuͤſſe werden nach ihrem verſchiede⸗ 
nen Gebrauch Lauffuͤſſe, Springfuͤſſe, Schwimmfuͤſſe genennt. Dieſe 
Fuͤſſe find bey allen Inſekten an den Rumpf befeſtiget, ausgenohmen den 
Kellerwurm, und den Aſcel und Vielfuß, da faſt alle Gelenke des Leibs Juͤſſe 
haben. 

Zween 


34 Naͤhere Einleitung in das 


Zween oder vier Fluͤgel, welche glatt, gefaltet, ausgeſtrekt, offen, 
aufliegend , nieder⸗ oder zuruͤkgebogen find. 


Zween Fluͤgeldekken (Oberfluͤgel) welche hart und beweglich find, 
glatt oder rauh, geſtreift oder gefurcht, oder punktirt, bedelken die 
Unterfluͤgel. Halbe Fluͤgeldekken ſind das Mittel zwiſchen Flügeln und Fl 
geldeklen. Die Wagebalken oder Balanzirſtangen, kleine Stielchen mit 
einem Kopf, unter den Flügeln der Ziveitäglichten Inſekten. 


Das Geſchlechte beſtehet aus einem Männchen und Weibchen, 
welche vollkommene Junge zeugen. Es giebt auch Zwitter, welche in der 
Geſellſchaft der beiden erſtern leben. 


Die Verwandlung iſt bei den meiſten dreifach, ſie legen, nach⸗ 
dem fie aus dem Ey gekommen, eine Huͤlſe nach der andern ab, die mei: 
ſtens von verſchiedener Struktur iſt. Das Ey hat das duͤnneſte Haͤutchen. 


Die Larfe, Raupe iſt ſaftig, weicher, groͤſſer, ohne Fluͤgel, unfrucht⸗ 
bar, traͤger, oft ohne Augen, oft ohne Fuͤſſe, oft viel Fuͤſſe, und frißt ihre 
beſondre Speiſe⸗ 


Die Puppe, Nünfe, iſt trokkener, zuſamengezwungen, härter, blos 
oder in Zaͤutchen, und öfters ohne Mund. 


Dieſe hat Fuͤſſe, wie 1. 2. 3. oder keine, wie 4. 5 


2. Vollkommen und gebraucht alle Theile, wie die Spinne, Milbe 
und der Kellerwurm. 


2. Halbvollkommen mit einigen Spuhren von Flügeln, wie die 
Grille, Cikade, Wanze, Waſſernimfe und das Uferaas. 


3. Unvollkommen mit unbeweglichen Flügeln und Fuͤſſen, wie die 
Biene, Ameiſe, und die groſſe Mülke. 


4 Ein⸗ 


Naturſiſtem der Inſekten. 35 


4. Eingewitkelt in eine harte Haut mit deutlicher Bruſt und Hin⸗ 
terleib, wie die Schmetterlingsavten, davon einiche nalend, andre 
in Haͤutchen eingekleidet ſind. 


5. Zuſamengezwungen in eine Kugel, wie die Mukke und Bremſe. 

Das Vollkommene, das iſt, welches ſich nicht mehr verwandelt, 
pflanzt das Geſchlechte fort, if lebhaft und hat Fuͤhlhoͤrner. 

Es erſcheint alſo eben daſſelbe Thier unter dreierlei Geſtalten, welche: 
man alle ins Gedaͤchtniß faſſen muß, wenn man ein Inſekt vollkommen ken⸗ 
nen will. 


Die Inſekten find ſtumm, fie koͤnnen dann durch beſondre Werk⸗ 
zeuge einen Laut von ſich geben; taub, ob ſie gleich das Geraͤuſch der Luft 
empfinden. Sie ſind vielfältiger, als die Gattungen der Pflanzen, aber, 
weil ſie einen groͤſſern Raum inne haben, befinden ſich weniger auf der Ober⸗ 
flache der Erde. Von der Mittagslinie bis zu dem Nordpol. Die in 
den ſuͤdlichern Gegenden ſind heute zu Tage noch unbekannt. Ueberhaupt 
ſind es die kleinſten Thiere, ausgenohmen die Waſſer-Inſekten, aber zu⸗ 
ſamengenohmen ein groſſer Haufe, und koͤnnen erſtaunende Wirkungen her⸗ 
vorbringen; die aber mehr verborgen und ausgedehnter ſind, als daß man 
fie gehoͤrig einſchraͤnken konnte. So viel tauſend jaͤhrliche Bediente hat die 
Natur, welchen ihre beſtimmte Verrichtungen aufgegeben ſind, die noͤthig 
waren, das Verhaͤltniß unter den Pflanzen zu erhalten, die uͤberfluͤßigen, 
todten, faulen, zu verzehren, und hernach andern, und ins beſondre den 
Voͤgeln zur Speiſe zu dienen. 

Die vornehmſten Schriftſteller, welche ſich durch die Beſchrek— 
bung der Geſtalt und Eigenſchaften der Inſekten beruͤhmt gemacht haben „ 
ſind folgende: 

Ihre Verwandlungen haben beſchrieben, Goedart, Albin, Meria⸗ 


nin Sriſch, Wilke, Roͤſel! 
vr | E 2 Ihre 


36 Naͤhere inleitung in das Naturſiſtem ꝛc. 
Ihre Eigenſchaften, Swammerdam, Reaumuͤr! von Geer. 
Ihre Eintheilungen, Rajus, Linnaͤus! Koelreuter! 
Einzele Inſekten, Liſter, Schaeffer, Klerk. 
Die Klaſſen fd von den Flügen hergenohmen. 
ganz harte. Mit harten Fluͤgeldekken. 
Obere Brig 
0 halb harte. Halbe Fluͤgeldekken. 
Vier Fluͤgel f N 
; beſtaͤubte. Schmetterlinge. 
Alle Fluͤgel 3 
pergamentne * 
*mit einem A: 1 nezfoͤrmige Fluͤgel. 
ſtachelhabenden \ 
Zween Flügel, Wagebalken anſtatt der Unterfluͤgel. Zween Fluͤgel. 
Keine Fluͤgel; weder Flügel noch Fluͤgeldekken. Keine Fluͤgel. 


intern 
pergament. Fluͤgel. 


Lan 
> 


IN) 
8 


a 


it 
» 


L Inſekten 


J. Inſekten 
mit 


harten Fluͤgeldekken. 


. Die Fluͤgeldekken bedekken die Fluͤgel und den ganzen Leid. 

I, Raͤfer. Scarabæus. Fuͤhlhoͤrner mit einer geſpaltenen Kolbe. 
Die Schienbeine vorn gezaͤhnt. Fig. 1—4. 

2. Spekkaͤfer. Dermeſtes. Fuͤhlhoͤrner mit einer blaͤttrichten Kolbe. 
Der Kopf iſt unter den Bruſtſchild gebogen, welcher einen 
Saum hat. 5—7. 

3. Schwarzer Spekkaͤfer. Hiſter. Fuͤhlhoͤrner mit einer feſten 
Kolbe. Der Kopf iſt unter den Bruſtſchild zuruͤckgezogen. 8. 9. 

4. Todtengraͤber. Silpha. Bruſtſchild und Fluͤgeldekken haben einen 
Rand. 10. 11. 


5. Schildkaͤfer. Caſſida. Eyrunder Leib. Fluͤgeldekken mit einem 
Saum. Der Kopf wie mit einem Schild bedekt. 12. 


6. Runder Blattkaͤfer. Coccinella. Fuͤhlhoͤrner mit einer abge: 
ſtuzten Kolbe. Keulenaͤhnliche Fuͤhlſpizen. 13—15. b. 


7. Blattkaͤfer. Chryſomela. Eyfoͤrmiger Leib. 16—19. c. * 


3. Ruͤſſelkaͤfer. Curculio. Die Fuͤhlhoͤrner ſizen auf dem hornich⸗ 
ten Ruͤſſel. 20—24. 

9. Afterruͤſſelkaͤfer. Attelabus. Der Kopf wird gegen den Leib 
merklich ſchmaͤler. 25. a. b. 


E 3 10. Solz⸗ 


— 


8 Inſekten⸗ 


10. Holzkaͤfer. Cerambyx. Der Bruſtſchild hat an den Seiten 
knorrichte Spizen. 26— 29, d. e. 

11. Weicher Holzbok. Leptura. Die Fluͤgeldekken ſtehen hinten 
von einander ab. Laͤnglich runde Bruſt. 30. 31. 

12, Johannswuͤrmchen. Cantharis. Biegſame Fluͤgeldekken. 
An den Falten des Hinterleibs Waͤrzchen. 3234. a. 5. * 

13. Springkaͤfer. Elater. Unten an der Bruſt ein Spiz zum Sprin⸗ 

| gen. 3 36% d. Ne 

14. Leuchtender Kaͤfer. Cicindela. Hervorragende, gezaͤhnte 
Freſtzangen. Hervorragende Augen. 37. 

15. Stinkkaͤfer. Bupreſtis. Der Kopf in den Bruſtſchild zuruͤk⸗ 
gezogen. 3840. 

16. Waſſerkaͤfer. Dytiſcus. Behaarte Schwimmfuͤſſe. 41—43. 

17. Lrdkaͤfer. Carabus. Herzfoͤrmiger, hinten abgeſtumpfter Bruſt⸗ 
ſchild. 44. 45. 

18. Erdfloh. Mordella. Blaͤttchen unten an der Bruſt. Nieder⸗ 
gebogener Ropf, 46. a 

19. Schabe. Blatta. Lederne, glatte Fluͤgeldekken und Flügel. Auf 
dem Schwanz zwei Hoͤrnchen. 47. 

20, Graſehuͤpfer. Gryllus. Niedergebogene, pergamentne Flügel 
und Sluͤgeldekken. Springfuͤſſe. 56—61. 


21. Blaſenfuß. Phyſapus. Undeutlicher Ruͤſſel. Platt aufiegende 
Fluͤgel. 48. b. 


25. Die 


Inſekten. 97 


2. Die Fluͤgeldekken bedekken die Flügel aber nur einen Theil 
f des Ruͤkkens. 


Naubkaͤfer. Staphylinus. Halbe Sluͤgeldekken. Iwei Blas- 
chen beim Schwanz. 49. 


2 


» 


23. Ohrwurm. Forficula. Halbe Flugeldekken. Zangenſchwanz. sa. 


= 


3. Die Fluͤgeldekken bedekken nur einen Theil von den Flügeln 
und dem Leib. 


24. Afterholzbok. Necydalis. Zalbe Fluͤgeldekren. 51. 


* 


4. Mit zuſamengewachſenen Fluͤgeln. 


25. Sausſchabe. Tenebrio. Bruſtſchild mit einem Rand. Aus 
geſtrekter Kopf. Laͤnglicher Leib. 52. 83. 


5. Von einander ragende Fluͤgeldekken. 


26. Meywurm. Meloe. Runder Bruſtſchild. Niedergebogener 
Kopf. 54. 55. 


II. Inſekten 
mit 
halben Flügeldekken, 
und einem Saugſtachel. 
27. Cikade. Cicada. umgebogener Büffel. Springfuͤſſe. 62 —66. e. 
28. Breite Waſſerwanze. Notonecta. umgebogener Rüffck 
Schwünmmfuͤſſe. (haarichte) 67. f. * 


29. Waſſerſkorpion. Nepa. umgebogener Ruͤſſel. Die vordern 
Fuͤſſe ſcheerenfoͤrmig. 68“ k.. 


* % 


30, Wanze. 


40 Inſekten. 

30, Wanze. Cimex. unmgebogener Rüffel. Cauffuͤſſe. 69.78. f. 

31. Blattlaus. Aphis. Umgebogener Ruͤſſel. Zwei Hörnchen auf 
dem Hinterleib. 79. 

32. Blattſauger. Chermes. Ruͤſſel auf der Bruſt. Springfuͤſſe. 80. 


33. Schilölsufe, Coccus. Ruͤſſel auf der Bruſt. Bei den gröſſern 
iſt der Hinterleib borfig. 81. 


III. Inſekten 
mit 


bier beſtaͤubten Fluͤgeln. 


34. Tagvoctel. Papilio. Fuͤhlhoͤrner mit einem Kopf. Aufgerich⸗ 
tete Fluͤgel. 82—87. a. b. 

35. Abendvogel. Sphinx. Die Fühlhoͤrner ſind in der Mitte am 
dikſten. 88—91. 


36. Nachtvogel. Phalenn. Die Suhlhörner find nahe beim Kopf 
am dikſten. 92—1o0, 


IV. In ſekten 
mit 
Nezfoͤrmigen Fluͤgeln. 
37. Waſſernimfe. Libellula. Zangenſchwanz. Maul mit Kie⸗ 
fern. Ausgeſtrekte Flügel. ror. 102. a. 


38, Ufergas. Ephemera. Schwanz mit Borſten. Zahnloſes Maul. 
Aufgerichtete Fluͤgel, 103. 
4 39. Waſſer⸗ 


Inſekten. 41 
39. Waſſerpapilio. Phryganea. Einfacher oder Gabelſchwanz. 
Maul mit zween Zaͤhnen. Niederhaͤngende Fluͤgel. 14. 
40. Stinkfliege. Hemerobius. Einfacher Schwanz. Maul mit 
zween Zaͤhnen. Niederhaͤngende Fluͤgel. 1os. b. 
. Sforpionsfliege. Panorpa. Ein Scheerenſchwanz. Ruͤſſel⸗ 
maul. Auffiegende Fluͤgel. 106. 


Kameelhals. Raphidia. Schwanz mit einem Faden. Maul 
mit zween Zähnen. Niederhaͤngende Fluͤgel. 107. 


bei 


4 


D 


4 


V. In ſekten 
mit NM 
Per gamentnen Fluͤgeln 


* 


43. Gallapfelwurm. Cynips. Spiralſtachel! 108. a. 

44. Schlupfweſpe. Tenthredo. Saͤgenfoͤrmiger Stachel! in ei⸗ 
nem getheilten Futteral. 109 — 113. ö 

45. Raupentoͤder. Ichnevmon. Ausgeſtrekter Stachel! dreifach. 

114 — 119, f b De 

45, Afterraupentoͤder. Sphex. Stechender Stachel. Glatte Fluͤ⸗ 
gel. Maul ohne Zunge. 120. 121. As 

47. Weſpe. Velpa. Stechender Stachel. Gefaltete Oberfluͤgel. 122. a. 

48. Biene. Apis. Stechender Stachel. Umgebogene Zunge! 123. 
bg. 5 a 2 

49, Ameiſe. Formica. undeutlicher Stachel. Die Zwitter haben 
keine Sluͤgel. 125. e. f. 

sl. V F so, Inge 


4² Inſekten. 


so, Ungefluͤgelte Biene. Mutilla. Stechender Stachel. Keine 
Fluͤgel. 126, g. 


VI. Inſekten 
mit 
Zween Flügeln. 


2 
51. Rennthierbremſe. Oeſtrus. Geſchloſſenes oder gar kein Maul. 


12. A. 


52. Groſſe Muͤkke. maul mit Seitenlippen. 128. 129. 
53. Muͤkke. Muſca. Maul mit einem zahnloſen Ruͤſſel. 130 — 134. 
54. Viehbreme. Tabanus. Maul mit gezaͤhntem Ruͤſſel. 135. 


ss, Schnakke. Culex. Maul mit einem nikkenden Schnabel, mit 
einfacher Bedekkung. 136. 


ss Danzende Muͤkke. Empis. Ein Maul mit umgebogenem 
Schnabel. 137. 


57. Pferdſtecher. Conops. Maul mit einem ausgeſtrekten biegſa⸗ 
men Ruͤſſel. 138. 


58. Kaubfliege. Aſilus. Maul mit einem ausgeſtrekten ahlengleichen 
Schnabel. 139. 


79. Stehende Fliege. Bombylius. Maul mit einem aus geſtrekten 
borſtengleichen Schnabel. 140. 


60. Fliegende Pferdlaus. Hippoboſca. Maul mit einem ſehr 
kurzen nikkenden Schnabel. 141. 


vII. In⸗ 


Inſekten. #3 


VII. Inſekten 
Ohne Fluͤgel. 


3. Sechs Fuͤſſe Von der Bruſt abgeſoͤnderter Kopf. 


61. Jukkerſchlekker. Lepisma. Schwan; mit ausgeſtretten Bor⸗ 
fiel, 142, . 


62. Pflanzenfloh. Podura. Zweiſpiziger umgebogener ſpringender 
5 Gabelſchwanz. 143. b. c. * 


63. Todtenuhr. Termes. Maul mit dween Kinnbatten. 144. d. 
64. Laus. Pediculus. Maul mit einem Stachel. 145. e. 
65. Floh. Pulex. Maul mit umgebogenem Schnabel. 146. f. 

2. Viel Fuͤſſe, (acht und mehr) der Kopf mit der Bruſt wol 

vereiniget. 
66. Milbe. Acarus. Zwei entfernte Augen. Acht Fuͤſſe. 147. 8. 
67. Weberknecht. Phalangium. Zwei genaͤherte Augen. Acht 
Fuͤſſe. 148. h. * i. k. * 

68. Spinne. Aranea. Acht Augen. Acht Fuͤſſe. 149. l. 


69. Skorpion. Scorpio. Acht Augen. Zehn Fuͤſſe. Bewafneter 
Schwanz. 150. 


70. Krebs. Cancer. Zwei Augen. Zehn Fuͤſſe. Wehrloſer Schwanz. 


% 152. a. 


71. Kiefenfuß. Monoculus. Zwei Augen. Fuͤſſe an den Ohren. 
153. a. 


3. Viel 


C 
» 


44 Inſekten. 


3. Viel Fuͤſſe. Von der Bruſt abgeſoͤnderter Kopf. 
72. Rellerwurm. Oniſcus. Eyfoͤrmiger Leib. 154. b. ® 
73. Aſſel. Scolopendra. Liniengleicher Leib. 158. c. * 
74. Vielfuß. Julus. Cylindriſcher Leib. 156. d. * 


— ĩ ði[‚“pP»“PP Pm . ER nn ng tn en mn nnn sn aunuanemtrneunuure, 


NB. Das Sternchen ift beigefügt, wo ein Inſekt, oder ein Theil davon 
auf den Tafeln vergroͤſſert iſt. 


Opera Domini omnia funt optima, 
Nec licet dicere quid hoc, quorfum hoc? 
Omnia enim in uſus ſuos creata ſunt. 


Syrach. XXXIX. 21. 26. 


Natur⸗ 


Näfer. ? Ui 47 


Br, TE Berg ve 


Naturſiſtem + 


der 


JN. SE K „Ee. 
erste Rtaftı 


Mit harten Fluͤgeldekken. 


Die N bedekken die Fluͤgel und den Zangen Leib 


1. Käfer, Nashornkaͤfer. Manfäfer. Schroͤter. Gold⸗ 

| kaͤfer. Juniuskaͤfer. Miſtkaͤfer. Smabzus 
| Linnæi. Gen. CLXX. 63. 

Der Hauptkarakter dieſes Geſchlechtes iſt, daß die Fuͤhl⸗ 

hoͤrner gegen das Ende dikker, und nach innen 

e 1 in 


46 Kaͤfer. Sarte Fluͤgeldekken. 


in bewegliche oder unbewegliche Blaͤttchen geſpalten 
ſind; und ene auf der auswendigen et 
gezaͤhnt. 


Dis Geßphlechte iſt ſehr zalreich and. von verſchiedenem Anſehn, bewegen 
8 iſt es noͤtig , fie noch folgender Weiſe abzutheilen: | 
Erſtlich, in ſolche, welche einen gehoͤrnten Bruſtſchild haben. Fig, 1 
1 Linnaͤus beſchreibt zehn derſelbigen. Der vierte Linnaͤiſche iſt hier zum 
Muſter geidält, der von ihm Atlas genennt wird. Er hat drei Hör⸗ 
ner auf dem Bruſtſchild, davon das vöͤrderſte das kleinſte iſt, und 
ein langes, inwendig gezaͤhntes und etwas zuruͤk gebogenes Horn 
vorn am Kopf. Siehe die erſte Figur der erſten Tafel, 


Hweitens, in die, mit glattem Bruſtſchild und gehoͤrntem Kopf. Fig. 2. 
Gleichwie es viele von dem erſten Untergeſchlechte giebt, welche kleiner 
ſind, als der Atlas, ſo beſtehet dieſes zweite meiſtens aus groͤſſern, 
als das gemalte Muſter Fig. 2. wie der groſſe Nashornkaͤfer und 

andre dieſes beweiſen. Viele haben nur ein Horn, welches aufrecht 

auf dem Kopf ſteht, andre haben zwei, und andre ein ſolches, wel: 
ches ſich in zween und mehrere Spize endiget, wie in Roͤſels uf 
Bel. Scarab. Tab. A. Fig. 7. c. zu ſehen iſt. 


Drittens in diejenigen , welche einen unbewehrten Kopf und Bruſtſchild 
haben; Fig. 3. i 
Von welchem Untergeſchlechte am meiſten vorhanden ſind. Eins 
der bekannteſten davon iſt der Goldkaͤfer, und der Maykaͤfer Fig. 3. 
Melolontha Linn. 43. der Miſtkaͤfer, Juniuskaͤfer, Waſſerkaͤfer, u. ſ. f. 
und endlich ) 


Viertens in ſolche, welche zangengleiche Kinnbakken haben. Fig. 4. 
Fig. 4. iſt ein männlicher Hornſchroͤter, und Fig. a. der Kopf des 


Weibchens, welches viel kuͤrzere Freßzangen hat, Unter 
0 N 


Raͤfer. Harte Lluͤgeldekken. 47 


Unter dieſe vier Abtheilungen kan dieſes ganze Geſchlecht derjenigen 
Käfer begriffen werden, welche Linnaͤus Scarabzos nennt. 


Der Ropf dieſer Inſekten iſt niedergedruͤkt, flach und ſchmaͤ⸗ 
ler, als der Rumpf. Die Augen rundlecht und ſchwarz. Die Fuͤhl⸗ 
hoͤrner ſind laͤnger, als der Kopf, und beſtehen aus verſchiedenen 
Gelenken, deren die lezten dikker und blaͤttricht ſind. Sie ſtehen dichte 
neben den Augen in einem eigenen Kerngelenke. Ihre Freßzangen 
ſind gewoͤlbt, innen gezaͤhnt oder glatt. Beim Maul befinden ſich 
vier Fuͤhlſpizen, davon die aͤuſſern laͤnger ſind, und aus etlichen 
laͤnglichen Gelenken beſtehen, davon das lezte das dikſte iſt. Der 
Kumpf iſt gewoͤlbt, und meiſtens ſo breit, als der Hinterleib. Die 
Fluͤgeldekken ruhen an dem Schildchen, find meiſtens gewoͤlbt, hin⸗ 
ten geruͤndet oder abgeſchnitten, geſtreimt, oder gedupft, oder glatt. 
Ihre Stügel biegen ſich in der Mitte zuſammen, find unter die Flüͤ⸗ 
gelſcheiden gefultet, und noch p lang, wenn fie zum Fliegen ausge: 
fireft werden. Der Zinterleib iſt gewoͤlbt; der vordere Theil deſſel— 
bigen formirt einen Schild, der hintere aber iſt in 5—6. Einſchnitte 
abgetheilt. Der hinterſte iſt meiſtens ſtumpf, ſelten geſpizt. Sie ha⸗ 
ben ſechs ſtarke Fuͤſſe, welche auf verſchiedene Weiſe an den Rumpf 
befeſtiget ſind; denn etliche drehen ſich auf einem eigenen Afterichen- 
kel, der in den Rumpf eingelaſſen iſt. Die Schenkel ſind dik. Die 
Schienbeine gegen dem obern Ende duͤnner, und werden hingegen 
gegen dem untern immer dikker und gezaͤhnt. Der Fuß beſteht aus 
mehrern dreiekkichten Gelenken, und endigt ſich zulezt in 2. gekruͤmm⸗ 
te Klauen. 


Dieſe Kaͤfer ſind mit einer ziemlich harten Haut gedekt, und 
haben ſehr verſchiedene Farben. In der Groͤſſe ſind ſie ſehr verſchie⸗ 
den; denn es giebt einiche, die keiner halben Erbſe groß ſind, da 

es 


Raͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 


es hingegen ſolche / fuͤraus Oſtindiſche giebt die ſechs , acht und mehr 
Jolle lang ſiud. Ihre Starke befindet ſich hauptſaͤchlich in den Mus⸗ 
kein der TÜR und der Hör, mit denen ſie ein betraͤchtliches Ge⸗ 
wichte aufheben koͤnnen. Ihr Gang it laugſam. Die Weidchen ha⸗ 
den immer kleinere Erhoͤhungen auf dem Bruſtſchild, kleinere Hoͤrner, 
kleinere Freßzaugen, und von dem dritten Untergeſchlechte, (welches 


keine Hoͤrner hat,) kleinere Fuͤhlhoͤrner. Sie wohnen auf den Baͤu⸗ 


men und Pfanzen deren Saft oder Blumen fie aufzehren. Andre 


aber ſuchen den Miſt und den Koht des Hornviehs zu ihrer Nahrung 


und wohnen in demſelben. Ihre Ever legen ſie beſonders in die Erde, 
oder in faules Holz. Einiche dieſer Käfer dekommen ſehr viele Läuft, 


welche fie ganz ausmergeln und ihren Tod beſchleunigen, und von 


denſelden nicht eher verlaſſen werden, dis alle Feuchtigkeit ausgeſogen 
iſt. Ihr Leben erſtrekt ſich ſelten über einen Monat, doch giebt es 
einiche, welche über den Winter leben. 5 

Die Wuͤrmer aller dieſer Kaͤfer leben ruhig unter der Erde, 
die meiſten liehen den Mit und naͤhren ſich davon. Die Wuͤrmer 
der haarichten Kaͤfer wohnen an den Wurzeln der Kraͤuter und freſſen 
dieſelden; wenn fie ſich aber verwandelt haben, ſo freſſen ſie die 
Blätter dieſer Baͤume. Die Wuͤrmer von den Kaͤfern mit zangen⸗ 


gleichen Kinnbakken leben in faulem Holz. 


Die Hoͤrner des Schroͤters werden von einichen unter die Arz⸗ 
neimittel gezaͤlt, und bei ſchwehrer Gebuhrt gebraucht. Es iſt aber 


nichts daran. Mit mehrerm Grunde kan man ſagen), daß dieſes 


Geſchlechte der Kaͤfer auf den Viehweiden groſſen Nuzen ſchaffe, da 


ſie ſich) Sdmmerszeit haͤuffig bey dem Koht des Viehes verſammeln, 
und das feuchte; zaͤhe und klebrichte au ſich ſaugen, daher derſelbe 


ven der Sonne hernach gedoͤrrt und wie Staub durch die Winde ver 


an 
9 


. wehet 


Spefkafer. Harte Fluͤgeldekken. 49 


wehet werden kan. Wenn dieſes nicht geſchähe, fo würden nicht nur 
die unter dieſem Miſt liegende Kraͤuter daher nicht fett, ſond ern der 
ganze Plaz unfruchtbar werden. 


2. Spekkaͤfer. Dermeſtes Linn. CLXXI. 31. 


Dieſes Inſekt hat kolbengleiche Fuͤhlhoͤrner; die Kolbe 
iſt auf beeden Seiten gleich, gedruͤkt und durchgeſch nit⸗ 
ten, ohne daß die Blaͤttchen, woraus dieſelbe beſteht, 
beweglich ſind. Unbewehrte Schienbeine. Kan den 
Ropf unter die Bruſt verbergen. Fig. 5. 


Der Kopf dieſer Kaͤfer iſt niedergedrüft, Die Augen rund⸗ 
lecht. Die Fuͤhlhorner langer, als der Kopf / aus- vielen Gelenken 
zuſamengeſezt, welche ſich in eine gleiche Kolbe endigen, die uͤberzwerch 
eingeſchnitten iſt, daß ſich aber die Blattchen nicht bewegen konnen. 
Die uͤbrigen Glieder, die Rinn bakken nemlich, die Fühlſptzen, 
der Ruͤkken, das Schildchen, die Fluͤgeldekken, die Flügel, der 
Hinterleib, die Geſtalt u. ſ. f. kömmt faſt gaͤnzlich mit dem obigen 
erſten Geſchlechte der Kaͤfer uͤberein, ausgenohmen die Fuͤſſe, welche 
unbewehrt und ganz dünn ſind; die Schienbeine nemlich haben 
keine Dorne oder Zaͤhne, und uͤberhaupt iſt das ganze Thierchen laͤng⸗ 
licher, als die Scarabzi. Die Haut iſt weniger hart, und die Groͤſſe 
iſt ſehr mittelmaͤßig; denn der gröfte gelangt an keinen Zoll. Dice 
Thiorchen werden Spekkaͤfer genennt, freſſen aber nicht nur den Svek, 
fonder auch Thierfelle, Bücher, Brod, Mehl, Holz, und wollene 
Tuͤcher. Unter den ubrigen iſt jene rohte Larfe im Freſſen berühmt, 
welche diejenige, ſo Sammlungen von ausgeſtopflen Thieren, Vogeln 
haben, wol kennen. Der daraus verwandelte ſchwarze Spekkafer, 
deſſn halbe Flügeldekken grau find, iſt fo begierig nach Speiſe, daß 
G er 


40 Schwarzer Spekkaͤfer. Sarte Fluͤgeldekken. 


er an einem fort frißt, verdaut und wieder von ſich giebt. Sein Koht 
ſieht langen Fäden gleich, die aus feinem Hintern herausgehen. Er 
hat ein ſehr zaͤhes Leben; die ſcharfen Geiſter, Terbentin und Spik— 
sel, Kampfer, Aloe, Wermut, Gruͤnſpan, u. ſ. f. ſchaden ihm nicht 
viel; aber den Tabak kan er nicht vertragen. Einiche halten ſich auf 
Pfianzen und Blumen auf und leben von denſelben, von welcher Art 
das gewaͤhlte Muſter iſt. Von ihrem Lebenslauf laͤßt ſich das, was 
von dem erſten Geſchlechte, ſagen. 


Auf der zweiten Tafel iſt ein ſolcher Kaͤfer Fig. 5. zu ſehen; 


in Fig. 6. iſt er vergroͤſſert vorgeſtellt, und Fig. 7. zeiget ein Fuͤhl⸗ 
horn noch ſtaͤrker vergroͤſſert. 


30 Schwarzer Spekkaͤfer. Hiſter Linn. CLXXII. 4. 


Dieſes Inſekt hat Fuͤhlhoͤrner mit einer feſten Kolbe, 
oder Koͤpfchen; das unterſte Gelenke iſt gedruͤkt und 
krumm gebogen. Es kan den Ropf in den Rumpf 
zuruͤtziehen. Hat ein Jangengebiß; und Fluͤgeldek⸗ 
ken, welche hinten abgeſchnitten, und nicht ganz fo 
lang ſind, als der Leib. Fig. 8. 

Dieſer ſchwarze Spekkaͤfer wurde von Linnaͤus zuerſt unter die 
runden Blattkaͤfer gerechnet, ſiehe Faun. ſuec. 410. Nun macht es 
ein beſonder Geſchlechte aus. Er iſt glaͤnzend ſchwarz, glatt und faſt 
vierekkicht. Der Kopf iſt überaus klein, und er kan denſelben ganz 
in das Bruſtſtuͤk zuruͤk ziehen. Das Maul iſt mit zween ſcharfen, 
zangengleichen Kiefern verſehen. Die Fuͤhlhoͤrner ſind kolbenaͤhn— 
lich, es iſt das nachfte Gelenke beim Kopf das groͤſſeſte und krum 
gebogen. Der Bruſtſchild iſt vorn ausgehöhlt, gewoͤlbt und breit, 

wie 


Todtengraͤber. Harte Fluͤgeldekken. gr 


wie bei einem Schildkaͤfer. Die Fluͤgeldekken find kuͤrzer, als der 
Hinterleib, hinten abgeſtuzt, glatt, geſtreimt. Die Fuͤſſe ſtark und 
gezaͤhnt, wie bei einem Kaͤfer von der erſten Gattung, zu welcher er 
auch von einichen gezaͤlt worden, er haͤlt ſich auch unter denſelbigen 
auf, und fücht feine Nahrung in dem Pferde- und Kuͤhmiſte. Lin⸗ 
naͤus beſchreibt nicht mehr als vier derſelben. Fig. 8. iſt ein ſolcher 
Käfer abgeſchildert, und in Fig. 9. iſt eben derſelbe vergroͤſſert, und 
moͤchte fuͤr einen Indianiſchen gehalten werden, wenn das Sternchen 
nicht neben der Zal bemerkt waͤre; denn es giebt in Indien einen 
ſolchen ſchwarzen Spekkaͤfer, der zwoͤlfmal groͤſſer, als die hielaͤndi⸗ 
fehen, iſt, deren einiche Linnaͤus Zwerge nennet. 


4. Todtengraͤber. Silpha Linn. CLXXIII. 26. 


Die Fuͤhlhoͤrner find auſſenher dikker. Die Fluͤgeldek— 
ken haben einen Rand. Der Ropf iſt ausgeſtrekt; 
der Bruſtſchild platt, mit einem Rand. Fig. 10. rr- 


Der Kopf dieſer Inſekten iſt ziemlich ausgeſtrekt. Scharfe 
Freßzangen oder Kiefer. Groſſe, ſchwarze Augen. Die Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner find länger, als der Kopf, beſtehen aus verſchiedenen Gelenken, 
deren die aͤuſſerſten dikker und kuͤrzer find, Die Bruſt iſt etwas ſchmaͤ⸗ 
ler, als der Hinterleib. Der Bruſtſchild platt, mit Erhoͤhungen 
und einem Saum. Die Fluͤgeldekken wie bei einem Juniuskaͤfer, 
nur daß ſie hinten nicht hinuntergebogen, ſonder abgeſchnitten ſind, 
und das Hintertheil unbedekt laſſen. Die Fluͤgel find unter die Fluͤ⸗ 
gelſcheiden zuſamen gefaltet. Ein betraͤchtliches Schildchen. Starke 
Suffe, wie die Käfer von der erſten Gattung, aber ungezaͤhnte Schien⸗ 
beine. Das Fußblatt des voͤrdern Paars Beine beſteht aus vier drei— 
effichten Gelenken, welche ſich unten in breite Blätter ausdehnen, 

G 2 das 


E 


Schildkaͤfer. Harte Fluͤceldekken. 


das lezte aber endiget ſich in zwo ſtarke Klauen, die an einem ſchmaͤ⸗ 
lern kolbenaͤhnlichen Gelenke befeſtiget find, Die Fußblaͤtter der uͤbri⸗ 
gen Fuͤſſe find geſchmeidiger, fuͤraus des mittelſten Paars. Mit den 
vordern Fuͤſſen koͤnnen ſie die Erde ſehr geſchikt und fertig aufwuͤhlen. 
Roͤſel hat in dem vierten Theil ſeiner Inſektenbeluſtigungen auf der 
erſten Tafel einen ſolchen Todtengraͤber abgebildet, den er den Schar⸗ 
mausbegraͤber nennt. Denn wenn man im Sommer irgend in einem 
Garten eine todte Scharmaus liegen laͤßt, ſo werden in wenig Stun⸗ 
den dieſe Thierchen von allen Seiten herkommen, ob man gleich zu⸗ 
vor nicht ein einziges wahrgenohmen hat, ſich an die Arbeit machen, 
die Erde aufwuͤhlen, die Scharmaus hinunter ziehen, und wenn ſie 
ganz mit Erde bedekt iſt, ihre Eyer dahin legen, damit die zukuͤnftige 
Jungen ſogleich ihre Nahrung finden. Ein ſolcher Käfer iſt in der 
11. Figur vorgeſtellt, und gleichet dem erſtern ſehr ſtark, ausgenoh— 
men, was die Groͤſſe und die Farbe betrift. Alle übrigen von die⸗ 
ſem Geſchlechte find kleiner, als die zwei gemalte Muſter. Sowol 
der Kaͤfer, als die Larfe ſuchen ihre Nahrung im todten Aas, wie 
aus ihren Geſchaͤften leicht zu vermuhten. 


5. Schildkaͤfer. Calida Linn. CLXXIV. 18. 


Fuͤhlhoͤrner, die gegen dem Ende nach und nach dikker 
werden; der Leib eyfoͤrmig und mit einem Schild 
bedekt. 12. Abb. 


Der Ropf eines Schildkaͤfers iſt klein und platt. Die Augen 
laͤnglich und ſchwarz. Die Fuͤhlhoͤrner beſtehen aus zehn Gelenken, 
welche gegen dem Ende immer dikker werden ; und find durch ein 
eilftes groͤſſeres und dikkeres an den Kopf befeſtiget. Alle Gelenke 
aber, fuͤr ſich betrachtet; find obenher dikker. Die Kiefern find ſcharf 

b und 


8 


Schildkaͤfer. Zarte Fluͤgeldekken. 93 


und klein; beim Maul befinden ſich vier Fuͤhlſpizen. Der Bruſt⸗ 
ſchild iſt breit mit einem merklichen Saume, in der Geſtalt aber 
unterſchieden, indem er oͤfters dreiekkicht iſt, und oͤfters ein laͤngliches 
Vierekke fuͤrſtellet. Ein kleines Schildchen iſt oben beim Grund der 
breiten Fluͤgeldekken, welche einen ſtarken Rand haben. Kurze, 
ſchmale Fluͤgel. Der Hinterleib gewoͤlbt und platt. Der Sintere 
rund und zugeſpizt. Die Schenkel find ſchmal, auobgenohmen die 
vordern, welche bei einichen breit und ausgehoͤhlt ſind. Die Schien⸗ 
beine find heraus gebogen, unten dikker und endigen ſich in zwei 
Doͤrnchen. Der aͤuſſere Rand derſelben iſt bei vielen mit überaus kurs 
zen, jedoch ſteiffen Doͤrnchen beſetzt. Das Fußblatt beſteht aus 4-5. 
Gelenken, mit zwoen Klauen. Dieſes Inſekt wird auch Schildkroͤte 
genennt; denn die meiſten von dieſem Geſchlechte gleichen in Anſehung 
der Form und des Ganzen denen Schildkroͤten, da ihr ganzer Leib, 
wie bei denſelbigen, unter einem Schild verborgen iſt. Sie ind ganz 
eyfoͤrmig, der Bruſtſchild und die Fluͤgeldekken mit einem ſtarken 
Saum erweitert, deswegen ſie mit den Schildkroͤten verglichen und 
ihnen dieſer Nahme gegeben worden. Das gezeichnete Muſter ſtellt 
den groͤſten von allen mir bekannten Schildkaͤfern für und uͤberhaupt 
iſt dieſe ganze Gattung nicht zalreich. Die meiſten ſind ſchwatz, gruͤn 
oder braungelb, doch giebt es welche von andern Farben, die aber 
unter die ſeltenen gezaͤlt werden muͤſſen: ſiehe die 12. Abb. Hier 
gilt auch das Spruͤchwort, daß man uͤber den Geſchmak nicht ſtrei⸗ 
ten koͤnne; denn einiche davon fallen begierig auf das Aas, Fiſche 
und Thierhaͤute daher ſie auch von einichen Spekkaͤfer genennt wer⸗ 
den; andre ſuchen ihren Unterhalt in verfaultem Holz; und wieder 
andre finden ihr Vergnuͤgen an Kraͤutern und Blumen. Es giebt 
einiche, die einen ſtiukenden Saft von ſich laſſen / wenn man fi ſie be⸗ 
a a er überleben den Winder, dem ich hab f ie chen im Frühling 
ANNE en f Wollen unter 


54 


6. 


Rundes Blattkaͤferchen. Zarte Sluͤgeldekken. 


unter groſſen Steinen gefunden, welches ſich aber faſt von allen In⸗ 
ſekten der Erſten Klaſſe ſagen laͤßt. Der Leib einicher Larfen iſt ſchup⸗ 
picht. Sie freſſen das Oberhaͤutchen der Blatter , und einiche bedek⸗ 
ken ſich mit ihrem eigenen Unrat. 


Rundes Blattkaͤferchen. Coccinella Linn. 
CLXXV. 36. 


Kolbenaͤhnliche, abgeſtuzte Fuͤhthörner. Die Fuͤhlſpi⸗ 


zen wie eine halb herzfoͤrmige Kolbe. Halbkugelglei⸗ 
cher Leib, mit beſaumtem Ruͤkken und Fluͤgeldekken. 
Sie werden folgender maſſen abgetheilt: 
1. Mit roht und gelben Fluͤgeldekken; und ſchwarzen Punkten. 
Fig. 13. 
2. Roht und gelbe Fluͤgeldekken; weiſſe Punkten. Fig. 14. 
3. Schwarze Fluͤgeldekken; rohte Dupfen. Fig. 15. und a. 
4. Schwarze Fluͤgeldekken; weiß und gelb geflekt. 


Der Kopf iſt platt und gedruͤkt. Die Augen rund, gewölbt 
und ſchwarz. Die Fühlhoͤrner (Taf. III. Fig. b.) find länger, als 


der Kopf, einichermaſſen keulenaͤhnlich, aus zehn Gelenken beſtehend, 


die laͤnglich rund ſind, die aͤuſſerſten aber etwas dikker, einer Kolbe 
ahnlich. Sehr kleine Freßzangen, krumm gebogen. Vier Fuͤhl⸗ 
ſpizen, die aͤuſſerſten laͤnger und dikker, alle aus drei laͤnglichen Ge⸗ 
lenken zuſamengeſezt, davon das auſſerſte Paar die, und halb herzfoͤr⸗ 
mig iſt. Der Bruſtſchild hat einen Rand, iſt vorn ein bischen aus⸗ 
geſchnitten und efficht, hinten aber mehr oder weniger geruͤndet. Das 
Schildchen mangelt. Die Fluͤgeldekken haben einen Rand; die 
Flügel find länger, unter die erſtern zuſamengelegt. Der inter leib 
untenher platt, und in fünf Abſchnitte eingetheilt. Die Fuͤſſe kurz 

und 


Rundes Blaͤttkaͤferchen. Harte Fluͤgeldekken. 57 


und unbewehrt. Die Schenkel duͤnne und gedruͤkt Fein wenig gebo⸗ 


gen. Die Schienbeine duͤnne, gerade. Das Fußblatt beſteht aus 


3. Gelenken, das oberſte ganz ſchmal, das zweite breiter, und das 
dritte, welches ſich in 2. kleine Klauen endiget, noch breiter. Das 
lateiniſche Wort Coccinella iſt ihm wegen ſeiner Farbe gegeben wor⸗ 
den, weil es von Unwiſſenden fuͤr wahre Cochenille gehalten worden. 
Die Betrieger nehmen die Coccinellen, und, nachdem ſie ihnen die 
Fluͤgel und Fluͤgeldekken abgeriſſen, ſo miſchen ſie dieſelben unter die 
Scharlachwuͤrmer. Dieſer Betrug laͤßt ſich aber leicht entdekten, weil 
ſie den Scharlachwuͤrmern ſehr unaͤhnlich ſind, und erfolget keine 
rohte Farbe, wenn man eine Lauge (Alkali) daruͤber gießt, welche 
aber bey den wahrhaften augenbliklich erſcheint. Der Leib dieſer 
Blattkaͤfer iſt halbkugelgleich und glatt. Die minienrohte und gelbe 
Farbe iſt ihnen eigen; ſie ſind ſonſt mit ſchwarzen, rohten, weiſſen 
oder gelben Dupfen bezeichnet. Nach dem Verhaͤltniß ihrer Groͤſſe 
laufen ſie ſehr ſchnell, und ſind alle uͤbrigen von dieſem Geſchlechte 
kleiner, als die drei in Kupfer gebrachte. Wann man ſie anruͤhrt, 
oder nur nach ihnen greifen will, ſo fallen ſie von den Blaͤttern oder 
Blumen, worauf ſie ſizen, herunter, und entziehen ſich auf dieſe Weiſe 
ihren Feinden. Sie geben einen gelben Saft von ſich, der ſcharf 
riecht, bitter, geſalzen und anziehend iſt; derſelbe koͤmmt aus dem 
oberſten Gelenke der Fuͤſſe heraus. Es konnten vielleicht Arzneyen aus 
dieſen Blattkaͤferchen bereitet werden, die fuͤr verſchiedene Krankheiten 
dienten, wenn man dieſer Sache durch dienliche Verſuche eigentlicher 
verſichert wuͤrde; die Menge dieſer Thierchen und der beſondre Ge: 
ruch ſollten dazu anreizen. Sie bewohnen die Baumblaͤtter und Blu⸗ 
men. Die Paarung geſchiehet ſehr langſam, nach Endigung derſel— 
ben legt das Weibchen ſeine Eyerchen feſt auf die Baumblaͤtter oder 
an die Baumrinden, aus denen ſechsfußige Wurmtafer entſtehen, die 
| den Blattlaͤuſen ſehr aufſazig find, „„ Blatt⸗ 


56 Blattkaͤfer: Harte Fluͤgeldekken. 


pi Blattkaͤfer. Chryfomela Linn. CEXXVI. 78. 
Eyrunder, ablanger Leib. Fadenfoͤrmige, paternoſter⸗ 
ahnliche Fuͤhlhoͤrner / die laͤnger ſind, als die laͤnglich 
runde Bruſt. 

Die Blattkaͤfer haben einen ſchmalen, gedruͤkten Kopf ziem⸗ 
lich in die Bruſt eingeſenkt. Schwarze Augen. Krallen oder pater⸗ 
noſter⸗aͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, die länger find‘, als der Bruſtſchild 
(zie Taf. Fig. c.) aus 10— 11. Gelenken zuſamengeſezt, das leztere 
etwas dikker. Kleine, kaum ſichtbahre Freßzaugen. Vier kurze 
Fuͤhlſpizen. Laͤnglich runde Bruſt. Entweder kein, oder doch ein 
{ehe kleines Schildchen. Gewoͤlbte Fluͤgeldekken. Die Flügel un: 
ter die Fluͤgelſcheiden zuſamengelegt. Der Sinterleib etwas gewoͤlbt. 
Mittelmaͤßige, glatte Füſſe. Das Fuß blatt beſteht aus vier Gelen⸗ 
fen , davon das lezte zwei Haͤkchen hat. Es giebt einiche Blattkaͤfer, 
welche nicht in allen Stuͤkken dieſe erzaͤlte Eigenſchaften an ſich haben. 
Zum Beiſpiel, ſind die Schenkel des hintern Paars Fuͤſſe um vieles 
dikker und dienen zum Springen, bei dem ſo genannten Erdſtoh, die 
17. Abb. und Buchſt. e. welche in d ſehr vergroͤſſert iſt; oder die 
Fuͤhlhoͤrner ſind mehr kolbenaͤhnlich, wie bei der 16. und 18. Abbil⸗ 
dung; oder laͤnglicher, wie Fig. 18. und 19. aber im uͤbrigen den⸗ 
noch den andern gleich und gehoͤren unter ein Geſchlechte; werden 

aber folgender maſſen abgetheilt: 
1. Kyrunder Leib; 16. Abb. 
2. Springende, ſehr dikke Zinterſchenkel. Fig. 17. Buchſt. e. 
3. Cylindriſcher Leib. 18. Abb. 

4. Laͤnglicher Leib und ſchmaͤlerer Ruͤkren. Fig. 19. 

Der Leib aller Blattkaͤfer iſt ablang eyrund, gewoͤlbt und glatt. 
Sie haben verſchiedene Farben; grün, blau, uͤberguldet, kupfericht, 

N f roht / 


1 1 2 
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a e 1 


Nuͤſſelkaͤfer. Zarte Fluͤgeldekken. 57 


roht, gelb, ſchwarz und blau. Sie find mittelmaͤßig groß; die grö- 
ſten, die ich kenne, reichen nicht an einen halben Zoll. Aber ſie ſind 
ſehr zalreich. Sie gehen ziemlich langſam und bewegen ihre Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner wechſelsweiſe. Einiche geben einen gelben nicht uͤbel riechenden 
Saft aus dem Mund. Ihre Begattung dauert bei Stunden. Die 
Weibchen legen ihre Eyerchens meiſtens auf die untere Oberfläche der 
Blaͤtter, und befeſtigen ſie hernach mit einem zaͤhen Leim. Aus den 
Eyern kriechen ſechsfuͤßige Würmer welche die Blatter ſolchergeſtalt 
verwuͤſten, daß nur das Gerippe uͤbrig bleibt, ja einiche zehren auch 
dieſes auf. Es giebt welche, die nur das Oberhaͤutchen des untern 
Theils der Blaͤtter freſſen, das obere und die Nerfen aber unberuͤhrt 
laſſen, daß ſie alſo vor den Nachſtellungen ihrer Feinde der Voͤgel 
ſicher, und vor der Sonne bedekt ſind, welches meiſtens diejenigen 
Wurmkaͤfer tuhn, woraus die ate Klaſſe entſteht. Es giebt einiche, 
welche ihren Koht über ihren Ruͤkken ſchieben und darunter verborgen. 
ſind, zu welcher Arbeit ſie beim Hintern eine Gabel haben, die von 
dem Herrn von Reaumuͤr in feinem Ilten Th. der Inſ. Hiſt. auf der 
17. Taf. f. 1. 2. geſchildert, auch von Herr Schellenberg auf einer 
beſondern Tafel vorgeſtellt worden iſt, dieſelben halten ſich auf dem 
Kraut der weiſſen Lilie auf. Ehe die Blattkaͤfer ſich das dritte mal 
verwandeln, kriechen fie in die Erde, allwo fie ſich verpuppen, als⸗ 
denn hervorkriechen, ihre Nahrung ſuchen, und hauffenweis auf den 
Bachweiden und andern Pflanzen angetroffen werden. 


8. Ruͤſſelkaͤfer. Kornwurm. Curculio. Linn. 
GEXXVIR $o, 


Keulengleiche Fuͤhlhoͤrner, welche auf dem hervorragen⸗ 
den Ruͤſſel befeſtiget find, 


9 Sie 


58 


4 


Nuͤſſelkaͤfer. Harte Fluͤtzeldekken. 
Sie muͤſſen in folgende Klaſſen abgetheilt werden. 
1. Langſchnablichte mit glatten Schenkeln. 20. Abb. 


2. Langſchnablichte, ſpringende, mit dikken Hinterſchenkeln. 
21. Abb. 


3. Langſchnablichte mit gezaͤhnten Schenkeln. 22. Abb. 

4. Rur zſchnablichte mit gezaͤhnten Schenkeln. | 23. Abb. 

5. Rurzſchnablichte mit glatten Schenkeln. 24. Abbildung. 
Der Kopf ift laͤnglich rund, in die Bruſt eingeſenkt, daß kein 


Hals zu ſehen. Schwarze Augen beim Grund des Ruͤſſels, der der 


verlaͤngerte Kopf des Kaͤfers iſt; derſelbe iſt ſchmal, hornicht abge⸗ 
ſtuͤmpft, mehr oder weniger gebogen. Die Fuͤhlhoͤrner in der Mitte 
oder beim Ende des Ruͤſſels befeſtiget, keulenaͤhnlich, aus zehn Gelen⸗ 
ken zuſamengeſezt, das erſte das laͤngſte, die mittlern kuͤrzer, die lez⸗ 
ten noch kuͤrzer, aber dikker und ruͤnder, formiren die Keule. 
Das erſte Gelenke des Fuͤhlhorns macht bei einichen die halbe Länge 
deſſelben aus, wie in der 20. Abb. deutlich zu ſehen; wird von dem 
Kaͤfer zuruͤk gegen den Kopf gezogen, und macht mit dem uͤbrigen 
Theil des Fuͤhlhorns einen rechten Winkel. Die Kiefern befinden 
ſich vorn an dem Ruͤſſel, find ſcharf und gewoͤlbt. Vier kleine Fuͤhl⸗ 
ſpizen, faſt in der Oefnung des Ruͤſſels verborgen. Der Ruͤkken if 
laͤnglich rund, oder eyfoͤrmig, oder kegelfoͤrmig. Den mehreſten fehlt 
das Schildchen. Die Fluͤgeldeken laͤnglich, gewoͤlbt, uͤberall herun⸗ 
tergebogen, paſſen wol uͤber den Leib. Derſelbe iſt etwas gewoͤlbt, 
beſteht von den hintern Fuͤſſen bis zu dem Hintern aus 5. Einſchnit⸗ 
ten. Die Schenkel obenher duͤnn, unten dikker, bei der 3. und aten 
Klaſſe innwendig gezaͤhnt. Die Schienbeine etwas gebogen, dünn, 
unten ein wenig dikker und geſpizt, oͤfters harte Haare daran. Der 
Fuß beſteht aus drei ſohlenartigen Gelenken, deren das lezte das groß 

| ſeſte 


Ruͤſſelkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. > 


fefte iſt, und fich in das gewöhnliche lezte Gelenke endiget, an wel⸗ 
chem zwo Klauen befeſtiget ſind. Dieſe ſind ſehr ſpizig gewoͤlbt, 
und dienen ihnen gut, die Koͤrper recht feſt zu halten. Der ganze 
Leib iſt hintenzu am dikſten, wird gegen den Kopf immer geſchmei⸗ 
diger, bis er ſich in einen verlaͤngerten Ruͤſſel endiget, welcher, ſo zu 
fagen , wie ein Stiel, und das uͤbrige, wie eine Birne ausſiehet, ſiehe 
die 22. Abb. Ihre Haut iſt ſehr hart, ſo daß man auch die kleinſten 
mit einer Nadel kaum durchſtechen kan; ſonſt haaricht oder glatt, 
und meiſtens in Gruͤbchens ausgehöhlt, die auf den Fluͤgeldekken ver⸗ 
tiefte Linien vorſtellen. Ihr Gang ziemlich traͤge. In den Farben 
ſehr verſchieden; es giebt ſchwarze, rohte, gruͤne, blaue, uͤberguͤl⸗ 
dete, verſilberte und braune. Bei uns find fie nicht ſehr groß / denn 
die groͤſſeſten find nicht viel über einen halben Zoll, da hingegen die 
in warmen Laͤnderu vielmal groͤſſer ſind; ſiehe k. 20. Sonſt iſt es 
ein volkreiches Geſchlechte. Linnaͤus zaͤlt deren 80. Gattungen. Sie 
wohnen zum Theil in der Erde, zum Theil auf Baͤumen und Pflan⸗ 
zen, deren Blaͤttern, fruchtbringenden Knoſpen, oder noch geſchloſſe⸗ 
nen Bluͤhten ſie ihre Eyer anvertrauen, aus welchen Wuͤrmer ſchlief⸗ 
fen, die in verſchiedene Ringe abgetheilt ſind, keine Fuͤſſe aber gute 
Freßzangen haben. Dieſe Bewohner der Blumen zernagen die Blaͤt⸗ 
ter und Zeugungstheile derſelben, und laſſen meiſtens nur den Kelch 
ſtehen, in welchem ſie bei ihrer naͤchſten Verwandlung bedekt ſind, 
wie die Blumen der Aepfel- und Kirſchen⸗Baͤume, des Scharbok⸗ 
krauts (Serophularia) und des Korns alle Fruͤhling es beweiſen konnen. 
Einiche hingegen liegen zwiſchen dem Ober ⸗ und Unterhaͤutchen der 
Blätter verborgen, naͤhren ſich nur von dem innern Weſen derſelben, 
und machen da, wie die Maulwuͤrfe, allerhand krumme und gerade 
Gaͤnge im Dunkeln bis zu ihrer lezten Verwandlung; die Ruͤſſelkäͤ⸗ 
ferwuͤrmer von dieſer leztern Art halten ſich gemeiniglich auf den Ul 
| 93 men, 


0 


Afterruͤſſelkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 


men, Weiden, Erlen, Sauerampfer, Brenneſſeln, und dem Wull⸗ 
kraut auf. Bei herannahender Verwandlung bleiben einiche innert 
dieſen Blättern, andre aber kriechen heraus, und uͤberſtehn dieſelbe 
auf einem Blatt, oder an einem Aeſtchen. Uebrigens erhalten ſich 
die drei erſten Klaſſen dieſer Kaͤfer von den Früchten und Samen, die 
zwo leztern aber, das iſt die kurzſchnablichten, zehren von den Blaͤttern 
und Stengeln der Pflanzen. 


9. Afterruͤſſelkaͤfer. Bienengaſt. Attelabus. Linn. 


CLXXVIII. Io. 


Der Kopf gegen den Leib merklich ſchmaͤler und herunter 
gebogen; die Fuͤhlhoͤrner gegen dem Ende dikker. F. 25. 


Der Ropf dieſer Afterruͤſſelkaͤfer iſt rund und ſchwarz mit her⸗ 
vorſtehenden Augen. Scharfe, gewoͤlbte Freßzangen. Vier Fuͤhl⸗ 
ſpizen von drei Gelenken; das lezte Glied des innern Paares Kolben: 
ahnlich. Die Fuͤhlhoͤrner ſizen vorn unter den Augen, und beſtehn 
aus zehn Gelenken, davon die lezten die dikſten ſind. Die Bruſt iſt 
laͤnglich rund und wird hinten gegen den Leib ſchmaͤler, Taf. IV. 
Buchſt. a. b. bei andern faͤngt der Kopf hinten an ſchmaͤler zu wer⸗ 
den, aber bei keinen ſo ſehr, als Fig. 25. den man ſonſt unter die 
Ruͤſſelkaͤfer zaͤlte; aber anſtatt, daß bei dieſen leztern der Kopf beim 
Grund am breiteſten iſt, und vorn gegen dem Maul immer geſchmei— 
diger wird, ſo iſt es bei den Afterruͤſſelkaͤfern umgekehrt. Die Fluͤ⸗ 
geldekken paſſen uͤber den ganzen Leib und ſind vorn gegen der Bruſt 
ausgehoͤhlt. Das Schildchen iſt ziemlich klein. Der Sinterleib von 
den Fluͤgeldekken obenher ganz bedekt, unten in 5. Einſchnitte abge⸗ 
theilt, und von dem Kaͤfer herunter einwerts gezogen. Die Schenkel 
beim Grund duͤnne, werden aber gegen die Schienbeine immer Die 

ö ker 


Holzkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 61 


ker und keulenaͤhnlich. Die Schienbeine duͤnne und auswerts gebo⸗ 
geu. Der Fuß beſteht aus 3. fußblattaͤhnlichen und einem verlaͤnger⸗ 
ten mit zwei Haͤkchen verſehenen Gelenke. Einiche dieſer Kaͤfer ſind 
uͤber den ganzen Leib haaricht, andre glatt. Sie halten ſich auf 
den Blumen auf und freſſen die kleinern Inſekten, welche dahin kom⸗ 
men ihre Nahrung zu ſuchen. Der Afterruͤſſelkaͤfer, fo Fig. 25. abs 
gebildet iſt, beißt die Rerfen eines Haſelnußbaumblatts entzwei, wi⸗ 
kelt daſſelbe in einen Cylinder zuſamen, der oben ſchoͤn geſchloſſen iſt, 
legt darein ein Ey, und ſchließt hernach auch den untern Theil. In 
dieſer Zelle kriecht die Made aus und behilft ſich mit dem innern Haͤut⸗ 
chen des Blattes, bis fie ſich das leztemal verwandelt hat, ſich her— 
ausbeißt, und von den Haſelnußbaumblaͤttern lebt. Fig. a. ander; 
traut feine Eyer den Ameiſen; und Fig. b. auf eben dieſer Tafel, 
legt ſeine Eyer auch, wie der Kukuk, in ein fremdes Neſte. Es giebt 
eine gewiſſe Gattung Bienen, die ihre Neſter an die Mauren befeſti— 
gen, welche der Herr von Reaumuͤr in dem sten Theil ſeiner Inſ. 
Hiſt. in der dritten Abhandlung beſchreibt und Abeilles magonnes 
nennt, weil ſie ihre Neſter an die Mauren ſo wol befeſtigen, daß man 
fie für ein Stuͤk derſelbigen halten ſollte. Ob fie gleich keinen Honig 
machen, ſo haben ſie doch ihre Zellen, in welche ſie ihre Eyer legen, 
in dieſelben verbirgt unſer Bienengaſt die ſeinigen, aus welchen bald 
rohte Würmer ausſchliefen, die 6. Fuͤſſe und ſcharfe Freßzangen ba- 
ben; dieſelben greifen um ſich, verzehren eine Zelle mit der unvoll- 
kommenen Biene nach der andern, bis fie ſich verpuppen und in den 
Kaͤfer B. b. verwandeln. 


10. Holzkaͤfer. Steinbok. Hirſch. Bieſamkaͤfer. 
Cerambyx. Linn. CLXXIX. 52. 


93 Lange 


62 Zolzkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 


Lange, borſtenaͤhnliche, gewoͤlbte Fuͤhlhoͤrner; laͤnglich 
runder, hoͤkkerichter oder dornichter Bruſtſchild, herz⸗ 
foͤrmig⸗dreiekkichte Gelenke des S der voͤr⸗ 
dern Fuͤſſe. 

Dieſes Geſchlechte hat folgende Klaſſen: 
1. Ruͤrken mit beweglichen Seitendornen. (Roͤſel. Th. II. 
Scarab. 2, Bl. 2. Taf. f. f. a.) „ 


2. Rükken mit einem Saum und Seitendornen. 26. Abb. 


3. Geruͤndeter Ruͤkken, mit feſten und ſpizigen Seitendor⸗ 
nen. 27. Abb. und Buchſt. c. d. e. 


4. Laͤnglich runder, glatter Ruͤkken. 28. Abb. 
5. Rundlich glatter, gequetſchter Ruͤkken. 29. Abb. 


Dikker / vorn niedergedruͤkter Kopf; herausſtehende Wangen, 
wie die Kazen. Runde oder lange hervorragende, ſchwarze Augen. 
Borſtenaͤhnliche, lange, gewoͤlbte Fuͤhlhörner, welche aus zehn keu⸗ 
lenaͤhnlichen Gliedern (Fig. 27. d. und e.) beſtehen. Bei einichen iſt 
noch zwiſchen dem erſten und zweiten Gelenke ein kleines eingeſchoben, 
ſo in f. 26. und d. wahrgenohmen werden kan. Die Freß zangen 
find gewoͤlbt, ſcharf und hart. Vier Fuͤhlſpizen, aus 3. keulenaͤhn⸗ 
lichen ungleichen Gelenken beſtehend. Laͤnglich runde Bruſt, welche 
mit beweglichen oder unbeweglichen, ſpizigen oder ſtumpfen Dornen 
verſehen, oder glatt, oder etwas gedruͤkt iſt. Ein kleines Schildchen. 
Lange, hinten und vorn gleich breite Fluͤgeldekken, die hinten wol 
ſchlieſſen, oder ein wenig abgefreſſen find. Die Fluͤgel find unter 

ihre Scheiden gefaltet. Lange Süffe, meiſt die hintern die laͤngſten. 
Der Hinterleib it unten geruͤndet und in 8. Einſchnitte getheilt. Die 
e laͤnglich rund, oben duͤnn und unten immer dikker und 
keulen⸗ 


d G 


Solzkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 63 


Teulenaͤhnlich. Etwas auswerts gebogene, gleichfoͤrmige Schienbei⸗ 
me, deren einiche untenher etliche Borſten haben. Der eigentliche 
Fuß beſteht aus 4. Gelenken, davon das lezte keulenaͤhnlieh iſt, 
(Fig. 26.) und ſich in zwo Klauen endiget. Der Fuß der vördern 
Beine beſteht allezeit aus drei herzförmig⸗ dreiekkichten Fußblattern 
oder Gelenken, welche, wie die uͤbrigen Beine, noch ein aͤuſſerſtes 
Hakkengelenke haben. Es giebt zwar Holzkaͤfer, welche an allen Bei⸗ 
nen ſolche herzfoͤrmige Fußblaͤtter haben, aber auch viele, deren zwei⸗ 
tes und drittes Paar Fuͤſſe ganz ſchmale Gelenke haben. Der Leib 
dieſer Kaͤfer iſt ſehr hart, die Bruſt aber unter allen Theilen des gan⸗ 
zen Leibs am haͤrteſten. Die Oberfläche der Fluͤgeldekken iſt oft mit 
Gruͤbchen/ ſelten mit Furchen gepftuͤgt; zuweilen find dieſelben glatt, 
zuweilen mit ſeidenen Haͤrchen uͤberdekt. Sie haben einen langſamen 
gravitaͤtiſchen Gang, und ich hab vielmalen einiche von der dritten 


Klaſſe geſehen, ſich in Poſitur ſezen, als Leute, die ſich vertheidigen 


wollen, wenn ich eine Bewegung machte, ſie zu ergreifen. Sie ha⸗ 


ben meiſtens ſehr ſthoͤne bunte Farben, Fig. d. e. und find auf ver⸗ 


* 


ſchiedene Weiſe gezeichnet. Was ich bey dem erſten Geſchlechte der 
Kaͤfer in Anſehung der Groͤſſe geſagt hab, wiederholle ich hier, daß 
es einiche gebe, die kaum eine Laus übertreffen, hingegen andre, 3. 
bis 4. Zoll, und Indianiſche noch viel laͤnger. Sie koͤnnen einen be⸗ 


ſondern Thon erregen, wenn ſie den Hals an dem Bruſtſchild, oder 
dieſen an dem Grund der Fluͤgeldekken reiben; dadurch ſie ihres glei⸗ 


chen herbeilokken; vielleicht iſt dieß auch ihre Sprache, und ſuchen 
ſie damit andern Thieren Schreften. eingujagen, ſi 165 ſchreyen aus allen 
Kräften, wenn man fie ergreift, oder an eine Nadel fett Es tuhn 


dieſes aber nicht allein die Holzkaͤfer⸗ ſonder noch verſchiedene andre 


Geſchlechter der Inſekten, fuͤraus einiche Blattkaͤfer. Sie halten ſich 


im ET au Vieheweden und. Blumen, auf, an deren Hektar fie fi 19 


64 Weicher Zolzbok. Zarte Fluͤgeldekken. 


ergoͤden. Ihre Würmer leben meiſtens in faulem Holz, haben einen 
ausgeſtrekten Leib und ſechs Fuͤſſe. Sie verwandeln ſich allezeit in 
Hoͤlzern und in der Erde.! 


II. Weicher Holzbok. Leptura Linn. CLXXX. 2 2. 


Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Die Fluͤgeldekken endigen 
ſich ſpizig. Laͤnglich runde Bruſt. 


Dieſes Geſchlechte und das vorhergehende haben ſo viel aͤhnli⸗ 
ches mit einander, daß es ſchwer, ſie deutlich genug von einander zu 
unterſcheiden. Der Zerr Dr. Roelreuter hat ſie nicht nur mit ein⸗ 
ander vereiniget, ſonder denſelben noch den Bupreſtis beigefuͤgt. Ich 
laſſe ſie in der Ordnung, die ihnen der Ritter Linnaͤus gegeben hat, 
und erlaube mir nur, dieſelben in zwo Klaſſen einzutheilen. Die erfte 
Klaſſe it beim erſten SIE von den Holzkaͤfern zu unterſcheiden, ob: 
gleich in der Beſchreibung kein merklicher Unterſchied iſt; aber die 
zwote Klaſſe naͤhert ſich den Holzkaͤfern mehr, wenn ſie nicht wirklich 
dazu gehoͤret. 


1. Eyfoͤrmige Bruſt, davon der duͤnnere Theil an den Kopf 
ſtoͤßt. Die Fluͤgeldekken endigen ſich in einen deutlichen 
Spiz. Dünne hohe Beine. 30. Abb. 


2. Runde Brut, die hinten und vorn dünner wird. Die 
Fluͤgeldekken endigen ſich in einen undeutlichen Spiz. 
Lange Beine. 31. Abb. 


Der Ropf, die Fuͤhlhoͤrner und das meiſte koͤmmt mit den 
Holzkaͤfern uͤberein, auſſert daß ſie uͤberall geſchlanker ſind, laͤngere 
Beine haben, folglich auch ſchneller laufen. Die Fluͤgeldekken wer⸗ 
den nach und nach ſchmaͤler, und jede derſelben endiget ſich in einen 
deutlichen oder undeutlichen Spiz , daß es läßt, wenn beede Fluͤgel⸗ 

® delken 


Jobanneswürnchen. Zarte Fluͤgeldekken. 65 


dekken in ihrer natürlichen Lage find, als wenn man hinten einen 
Winkel ausgeſchnitten haͤtte. Sonſt ſind dieſe Fluͤgeldekken der web 
chen Holzboͤkke haͤrter, als ſie bei Holzkaͤfern von gleicher Groͤſſe zu 
ſein pflegen. Es giebt wenige, die groͤſſer als die gemalte Muſter ſind. 
Ihre Nahrung iſt der Honig aus den Blumen. Ihre Verwandlun⸗ 
gen haben nichts beſonders vor den Holzkaͤfern. 


12. Johanneswuͤrmchen. Scheinwurm. Cantharis 
Linn. CLXXXI. 30, 


Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Platter Nuͤkken, der oͤf⸗ 
ters rund iſt und einen Saum hat. Viegſame Fluͤ⸗ 

geldekken. An den Seiten des Hinterleibs Waͤrz⸗ 
chen. 

Der Nahme, den dieſes Geſchlechte traͤgt, ſchikt ſich nicht ei⸗ 
gentlich auf alle; denn die wenigſten leuchten bei Nacht, oder haben 
ſonſt eine Goldfarbe. Es laſſen ſich aber dieſelben auf folgende Weiſe 
eintheilen : / 

1. Das Bruſtſchildchen iſt ganz ſcheibenrund und nur Bin: 
ten ein wenig davon abgeſchnitten. Das Weibchen hat 
keine Stügel, 32. Abb. | Rn 
2 Hinten und vorn abgeſchnittener, platter / vierektichter 
Schild, mit einem Rand. 33. Abb. 
3. Langrunder Ruͤkken. 34. Abb. 
Der Kopf ift platt rund, klein und niedergebäft. Runde, 
gewölbte, ſchwarze, wenig hervorſtehende Augen. Borſtengleiche 
Fuͤhlhoͤrner, laͤnger, als der Kopf und Bruſt, ja oſt ſo lang, als 


der Leib; zehn Gelenke an denſelbigen, vermittelt eines andern, das 
5 % langer 


6 


Johanneswuͤrmchen. Sarte Fluͤgeldekken. 


Yänger und dikker iſt, als die übrigen, am Kopf befeſtiget. Selten 
giebt es welche, die gezaͤhnte und blaͤttrichte Fuͤhlhoͤrner haben. Die 
Oberlippe iſt ſtumpf. Zwo kleine, ſcharfe, gewoͤlbte Freßzangen. 

Vier kurze Fuͤhlſpizen, das aͤuſſerſte Paar länger. Platter, runder, 
meiſtens geſaͤumter Ruͤkken. Sehr kleines Schildchen. Flache, 
biegſame, hinten abgeſtumpfte Fluͤgeldekken, welche vorn kaum etwas 
breiter, als der Nuͤkken, hinten aber gehen fie manchmal vor, und 
find 3. bis 4. mal ſo lang, als der Bruſtſchild. Die Fluͤgel, wie 
bei allen Kaͤfern, unter die Fluͤgelſcheiden oder Fluͤgeldekken zuſamen⸗ 
gelegt. Der Hinterleib iſt platt, aus 5. Abſchnitten beſtehend, auf 
den Seiten Waͤrzchen oder Bläschen , die einfach oder aͤſtig ſind. 

Die Blaͤschen der Bruſt, die aber wieder hineingehen, und ſich nicht 
bei allen Johanneswuͤrmchen. zeigen, kan man auf der fuͤnften Tafel 
in Fig. a. in genauer Abbildung ſehen. Man erblikt die Blaͤschen 
Fig. 1. wenn man einen ſolchen Johanneskaͤfer betaſtet, fo bald man 
ihn aber wieder in Freiheit laßt, find auch die Bläschen wieder ver⸗ 


borgen. In der Abb. b. find die Flügel eines ſolchen Kaͤfers abgerif 


fen und derſelbe vergroͤſſert fuͤrgeſtellt, damit man recht ſehe, wo dieſe 
Waͤrzchen liegen; bey jedem Abſchnitt iſt auf jeder Seite eines, wie 
man ſiehet, wenn der ‚Käfer Fig. 33. ein bischen gedrüft wird. Diefe 
lezte Gattung iſt nur den Johannes wrmchen eigen, die erſtern fiſch⸗ 
blaſenahnliche und andre hervorſchieſſende und wieder verſchwindende 
Theile aber kan man bei verſchiedenen Inſekten antreffen; erſtlich bei 
einichen von dieſen Johanneswuͤrmchen ſelbſt, hernach bei einichen 
Springkaͤfern, faſt bei allen Raubkaͤfern, und bei verſchiedenen 


Schumetterlingslarfen oder Raupen; fie ſind faſt alle roht, haben ihren 


Siz aof beeden Seiten der Bruſt, des Hinterleibs und des Kopfs. 


Es ſchemnt, diejenige Thierchen, welche mit dieſem beſondern Werk⸗ 


zeuge begabet find, wollen damit demjenigen, der ihnen zu nahe kommt, 
| | Furcht 


* 


Springkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 9 


Furcht und Ekkel verurſachen. Denn es iſt mit dem Hervorſchieſſen 
dieſer hoͤrner -oder blaſen⸗ aͤhnlichen Theilen manchmal ein ſtarker 
und wiedriger Geruch vergeſellſchaftet. Der beruͤhmte Herr Paſtor 
Schaeffer in Regenſpurg hat dem Zwek und dem Nuzen dieſer Theile 
fleißig nachgeſpuͤhrt, und iſt ſo gluͤklich geweſen, zu entdekken, daß 
man keinen gewiſſen Gennd davon angeben kan — Aber von dieſer 
Ausſchweiffung wieder auf die Beſchreibung des Johanneswurms oder 
Kaͤfers zu kommen, ſo hat derſelbe geſchmeidige, glatte Fuͤſſe und 
Schenkel; an dem zweiten und dritten Paar Schenkel iſt oben ein 
kleines eyrundes Koͤrperchen befeſtiget, welches ſich auch bei einichen 
andern Kaͤfern findet. Duͤnne Schienbeine, die ſich unten in zwei 
kleine zarte Doͤrnchen endigen. Das Fußblatt beſteht aus 4. obenher 
ein wenig gewoͤlbten, unten aber platten Gelenken. Das vierte Glied, 
welches herzfoͤrmig iſt, endiget ſich in zwei Haͤkchen. Das Weib: 
chen von Fig. 32. giebt bei Nacht einen ſtarken Schein von ſich, wie 
faules Holz, daher dieſes ganze Geſchlechte ſeine Benennung erhalten. 
Der Leib iſt überall weich und eben; fie laſſen, ſo bald man fie be⸗ 
rührt, oben erwähnte beſondre Theilchen hervorſchieſſen. Die groͤſſe⸗ 
ſten reichen an keinen Zoll, und die kleinſten ſind kaum groͤſſer, als 
eine Laus. Sie ſind mehrentheils gruͤn, mit einer rohten Goldfarbe, 
gelb, blau, hornſchwarz, und anders gemahlt. Ihre Haut iſt mei⸗ 
ſtens mit zarten Haͤrchen beſprengt. Im gehen und fliegen ſind ſie 
nicht die geſchwindeſten. Sonſt koͤnnen ſie wenig ausſtehen, und ſter⸗ 
ben bei dem geringſten Leid, das ihnen zugefuͤgt wird. Sie bewoh⸗ 
nen die Blumen und verſchiedene Pflanzen. 


13. Springkaͤfer. Elater. Linn. CLXXVXII. 24. 
Borſtenaͤhnliche oder gekaͤmmte Fuͤhlhoͤrner. Dao Thier⸗ 


chen ſchnellt ſich in die Höhe, wenn es guf dem Ruͤk⸗ 
ken liegt. J 2 1, Borſten⸗ 


83 


Springkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 
1. Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. 35. Abb. 
2. Gekaͤmmte Fuͤhlhoͤrner. 38. Abb. 


Dieſes Inſekt hat den Nahmen ſeiner Eigenſchaft, zu ſprin⸗ 
gen, zu danken. Wenn es auf dem Ruͤkken liegt, fo ſchmiegt es 
die Fuͤhlhoͤrner und Fuͤſſe feſt an den Leib, und indem es den Kopf, 
die Bruſt und den Hintern gegen die Erde zuruͤk biegt, wird der Spiz 
5. Fig. c. der ſich unten an der Bruſt befindet, aus dem Gruͤbchen 
4. ſo viel es nur moͤglich iſt, heraus gezogen, und gleich darauf, 
wenn derſelbe auf dem oberſten Rand des Gruͤbchens 4. ein bischen 
feſt geſtanden, mit einem Thon ploͤzlich und mit Gewalt wieder in 
das Gruͤbchen hinunter geſchnellt, wodurch der mittlere Leib, unter 
welchem ein leerer Raum war, einermals auf der Erde anſtoͤßt, und 
dadurch wol einen Schuh hoch in die Luft geworfen wird. Durch 
dieſen Kunſtgrif kommt der Springkaͤfer wieder auf die Fuͤſſe, ſonſt 
wuͤrde er, wenn er auf dem Ruͤkken liegt, mit ſeinen kurzen Fuͤſſen 
ſich nicht aufhelfen koͤnnen, es waͤre denn die Erde rauh. Der Ropf 
iſt rund, vorn niedergedruͤkt, und kan groͤſtentheils in die Bruſt zuruͤk 
gezogen werden. Schwarze, laͤngliche Augen, welche den Bruſtſchild 
beruͤhren. Die Fuͤhlhoͤrner ſind fadenfoͤrmig oder gekaͤmmt und halb 
ſo lang, als das ganze Inſekt. Die obere Lippe platt und ſtumpf. 
Zwo kleine, breite, gewoͤlbte und ſcharfe Freßzangen. Vier kurze, 
ſtumpfe Fuͤhlſpizen. Breiter und gewoͤlbter Ruͤkken, vorn ſchmaͤler 
und rund, hinten aber meiſtens winklicht und auf beiden Seiten ge 
ſpizt, Fig. 36. und c. Die Bruſt iſt unten in der Mitte erhoͤhet und 
in einen Spiz verlängert 5. Fig. c. der dem Gruͤbchen Fig. 4. ent⸗ 
ſpricht. Ein kleines Schildchen. Schmale, lange Fluͤgeldekken, 
die gewölbt und geſtreimt, vorn ſo breit, als die Bruſt, nach und 
nach aber ſchmaͤler werden. Die Fluͤgel, wie bei allen fluͤgelſcha— 
lichten Inſekten, unter die Fluͤgelſcheiden gefaltet und bedekt. Der 

Hinter⸗ 


Leuchtender Raͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 69 


Hinterleib aus 5. Abſchnitten, iſt etwas gewoͤlbt. Die Fuͤſſe von 
geringer Groͤſſe. Die Schenkel ſchmal und gedruͤkt. Die Schien⸗ 
beine duͤnne und gerade, kaum laͤuger, als die Schenkel, unten mit 
ſehr kleinen, oder gar keinen Doͤrnchen. Das Fußblatt beſteht aus 
5. kurzen Gelenken, die einichermaſſen dreiekkicht ſind, und ſich in 
2. Haͤkchens endigen. Ihr ganzer Leib iſt ſchmal und lang. Sie 
haben verſchiedene Farben, roht, blau, gruͤn wie glaͤnzendes Kupfer, 
ſchwarz, braun, glaͤnzend und geſprengt. Die groͤſſeſten find kaum 
eines Zolls lang, die kleinſten uͤbertreffen kaum einiche Linien. Sit 
laufen ſehr ſchnell mit beſtaͤndiger Bewegung der Fuͤhlhoͤrner, und hal⸗ 
ten ſich oͤfters in Feldern und blumenreichen Wieſen auf. Von ihrer 
Verwandlung iſt zur Zeit nicht vieles zu ſagen. 


14. Leuchtender Käfer, Cicindela Linn. CLXXXIII. 7. 


Fadenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Hervorragende, gezaͤhnte 
Freßzangen. Hervorragende Augen. Geruͤndeter 
Ruͤkken mit einem Rand. Fig. 37. 


Dieſe Inſekten ſind wegen dem Glanz ihrer Haut alſo genennt 
worden / denn ſie leuchten bei Nacht nicht, wie die Scheinwuͤrmchen. 
Der Kopf iſt platt, ſo groß, als die Bruſt. Runde ſehr hervorra— 
gende Augen. Fadenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, die kürzer find, als der 
Leib, von zehn gleichfoͤrmigen Gelenken, auf einem dikkern gekeulten 
Kerngelenke. Die Oberlippe platt und ſtumpf. Die §reßzangen lang 
und gewoͤlbt, ſehr hervorſtehend, ſcharf und innwendig gezaͤhnt. Acht 
Fuͤhlſpizen, nemlich auf jeder Seite vier. Unter jeder Freßzange 
drei Fuͤhlſpizen, welche auf einem dikken, groſſen, beweglichen Glied 
ruhen. Das erſte oder innerſte Paar iſt das kuͤrzeſte, beſteht aus 


zwei Gelenken, von welchen das erſte ſehr dik und ganz haricht, das 
3 zweite 


70 


Leuchtender Kaͤfer. Harte Sluͤgeldekken. 


zweite aber ſehr dünn; glatt, kurz, und, wie die Freßzangen, ſpizig 
und gewoͤlbt. Das zweite Paar, welches gerade unter dem erſten 
auf einem gleichen Grund ſtehet, hat drei Gelenke; das erſte iſt nur 
ein kleines Zwiſchengliedchen, das andre aber iſt laͤnger und kolben⸗ 
ahnlich, das dritte gleich lang, kolbenaͤhnlich, noch ſtaͤrker gewölbt, 
als die Freßzangen. Das dritte Paar beſteht eigentlich aus 5. Gelen⸗ 
ken, davon das unterſte mit dem Grundgelenke des zweiten und erſten 
Paars zuſammengewachſen iſt; das zweite iſt klein, und, wie alle 
übrigen, kolbenaͤhnlich, das dritte iſt das laͤngſte, das vierte iſt halb 
ſo lang, und das lezte beinahe ſo lang als das dritte, gewoͤlbt und 
vorn etwas zugeſpizt. Alle dieſe drei Paar Fuͤhlſpizen ſtehen auf einem 
eigenen Kerngelenke, welches ſich wie die Freßzangen bewegt. Das 
vierte Paar iſt faſt eben ſo lang, als das dritte, beſteht aus drei Ge⸗ 
lenken, davon das unterſte das kuͤrzeſte, das zweite ziemlich lang und 


keulenaͤhnlich, und das dritte kuͤrzer und ein wenig gewoͤlbt iſt; alle 


ſind ſtark haricht, und ſtehen unter der untern Lippe, und wie die 
erſtern eine gleiche, ſo haben dieſe eine ganz andre Bewegung, als die 
Freßzangen, find auch ziemlich von den andern entfernt. Länglich- 
runder Hals, faſt ſo breit, als der Kopf. Geruͤndeter, ekkichter 
Bruſtſchild. Kleines Schildchen. Eyfoͤrmige, ablange, gewoͤlbte 
Fluͤgeldekken, die breiter ſind, als der Ruͤkken. Die Fluͤgel unter 
die Fluͤgeldekken zuſamengelegt. Der Sinterleib hat 5. Abſchnitte, 
und iſt unten gewoͤlbt. Duͤnne, lange Beine. Ruͤndliche, lange 
Schenkel. Neben den hintern Schenkeln ſtehet ein beſonderes Koͤr⸗ 
perchen, welches auch die Erdkaͤfer und einiche Springkaͤfer haben. 
Duͤnne, gerade Schienbeine, die unten zwei Doͤrnchen haben. Das 
Fußblatt beſteht aus 5, keulenartigen Gelenken, welche ſich in zwei 
Haͤkchen endigen. Sonſt gleicht dieſes Inſekt den Erdkaͤfern. 
ſehr, ausgenohmen, die Bruſt. Hat einen ſchnellen Lauf und 

Flug; 


Stinkkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 71 


Flug; und unterſcheidet ſich durch feine glänzende, goldgruͤn -und 
ſchwarze Farbe von den meiſten. Der groͤſte einlaͤndiſche Leuchtende 
Kaͤfer reicht nicht über einen halben Zoll. Linnaͤus zaͤlt nur ſteben 
Arten. Aus dem Maul geben fie einen braunen, uͤbelriechenden, zaͤ⸗ 
hen, harzigen Saft von ſich. Sie bewohnen duͤrre Wälder und Hay: 
den, unfruchtbare ſandichte Gegenden, und fangen alle kleinen Inſck⸗ 
ten weg, die ihnen vorkommen. Von ihrer Verwandlung iſt nichts 
bekannt. 


15. Stinkkaͤfer. Bupreſtis. Linn. CLXXXIV. 19. 


Gezaͤhnte Fuͤhlhoͤrner, kaum fo lang, als die Bruſt. 
Der Ropf halb in die Bruſt hineingezogen. 
1. Fluͤgeldekren hinten geſpizt. Fig. 38. 
en Fluͤgeldekken am Ende gekerbt. Fig. 39. 
3. Ganze Fluͤgeldekken. Fig. 40. 


Der Leib iſt laͤnglich und hinten zugeſpizt. Der Kopf kugel⸗ 

gleich, groͤſtentheils in der Bruſt verborgen. Die Oberlippe vlatt. 

Die Freßzangen gewoͤlbt. Vier Fuͤhlſpizen. Die Fuͤhlhoͤrner 
ſind gezaͤhnt, wie eine Saͤge, und nicht ſo lang als der Bruſtſchild 
breit. Sie entſpringen zwiſchen den Oberlippen und den Augen, und 
haben eilf Gelenke. An den Seiten laͤngliche Augen. Die Bruſt 

iſt ſchildfoͤrmig mit einem erhoͤheten Rand, und der Bruſtſchild in 
der Mitte eingetuͤmpft und platt. Der Sinterleib iſt gewoͤlbt und 
breiter, als die Bruſt. Das Schildchen hat eine unbeſtimmte Form 
und Groͤſſe, und mangelt einichen ganz. Die Fluͤgeldekken ſchlieſſen 
an die Bruſt, haben einen Saum, welcher auch quer über den Ruͤk⸗ 
ken geht; fie ſind hinten geſpizt, gekerbt oder abgeſtumpft. Der Zin⸗ 
ftterleib bat ſechs Einschnitte. Sechs Lauffuͤſſe. Die Schenkel find 
ute dem 


72 


Waſſerkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 


dem Verhaͤltniß des Leibs gemaͤß. Die Schienbeine am Ende mit 
zwei kleinen Doͤrnchen bewafnet. Das Fußblatt beſteht aus vier Ge⸗ 
lenken mit zwo Klauen. Die Stinkkaͤfer haben viele Aehnlichkeit mit 
den Springkaͤfern. Sie ſind von verſchiedener Groͤſſe. Der groͤſte 
iſt in Fig. 38. natuͤrlich abgebildet, und von meinem Freund, 
dem gelehrten Hr. Dr. Hoze in feiner Diſſertation, welche er vor 
2. Jahren in Tuͤbingen vertheidiget hat, ungemein exact be 
ſchrieben worden. Die kleinſten ſind keinen halben Zoll lang. Alle 
haben glaͤnzende ſchoͤne Farben. Sie halten ſich auf dem Land, in 
Waſſern und ſumpfigen Gegenden auf. Von ihrer Verwandlung iſt 
nichts bekannt. 


16. Waſſerkaͤfer. Dytiſcus. Linn CLIXXXV. 17. 


Borſtengleiche, oder keulenaͤhnliche geblaͤtterte Fuͤhlhoͤr⸗ 
ner. Die hintern Fuͤſſe haricht, abgeſtumpft, 
Schwimmfuͤſſe. | 
1. Blaͤtterichte Fuͤhlhoͤrner. Fig. 47. 

2. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 42. 
3. Reulenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 43. 


Der Kopf etwas gewoͤlbt, glatt und breit. Groſſe, runde; 
gewoͤlbte Augen. Fuͤhlhoͤrner kuͤrzer, als der Leib, oͤfters borſten⸗ 
gleich, ſelten blaͤttricht, und noch ſeltener keulenaͤhnlich Die borſten⸗ 
gleichen beſtehen aus zehn Gelenken, welche obenher dikker und unten 
duͤnner werden, und endlich vermittelſt eines groͤſſern und laͤngern 
Gelenkes vorn bei den Augen auf dem Kopf befeſtiget ſind. Die 
blaͤttrichte beſtehen aus ungefehr 8. Gelenken: Das erſte iſt krumm, 
und das laͤngſte, und das zweite gerade und kuͤrzer, das dritte, vierte 
und fuͤnfte uͤberaus kurz, die drei uͤbrigen, welche die Keule ausma⸗ 

chen, 


Waſſerkaͤfer. Harte Fluͤgeldekken. 73 


chen, dikker, und abſonderlich iſt das lezte das dikſte und kegelfoͤrmig: 
Und endlich ſcheinen die keulenaͤhnlichen aus einem oder hoͤchſtens 
dreyen keulenaͤhnlichen Gelenken zu beſtehen. Die Oberlippe iſt dem 
Kopf eben, abgeſtumpft, und hat bei einichen eine eigene Bewegung. 
Die Unterlippe iſt kleiner. Vier ſtarke, ſehr harte, hervorragende 
Kiefern; die obern gewoͤlbt, innwendig ſchneidend, und mit betraͤcht⸗ 
lichen Zaͤhnen bewafnet. Die untern ſind geraͤder, innwendig uneben 
und hoͤkkericht. Vier Fuͤhlſpizen; die aͤuſſern ſind laͤnger und beſte⸗ 
hen aus vier, die innern kuͤrzer, aus dreyen Gelenken. Der Zals 
iſt von dem Bruſtſchild gedekt. Gewoͤlbter, glatter Bruſtſchild, 
deſſen Seiten an den Fluͤgeldekken hinausgezogen, mithin der hintere 
Rand deſſelbigen breiter, als der vordere. Meiſtens ein ſehr kleines 
Schildchen. Eyfoͤrmige, gewoͤlbte Sluͤgeldekken, glatt oder ge⸗ 
ſtreimt, und in der Mitte breiter, als die Bruſt. Der Bruſtſchild 
endiget ſich untenher bei einichen in einen Spiz, der in einem leich- 
ten Gruͤbchen, welches zwiſchen dem Grund der mittelſten Beine iſt, 
ruhet. Ein beſonderes Bruſtblatt fängt beim untern Theil der Bruſt 
an, und endiget ſich beim Grund der hintern Fuͤſſe; bei andern hat 
es bei der Fuͤgung der mittlern ſeinen Anfang, und hoͤrt auf an dem 
gewoͤhnlichen Ort. Der Anfang davon iſt entweders einfach oder 
wie eine Gabel. Gewölbter Zinterleib aus 56, Abſchnitten beſte⸗ 
hend. Die Fuͤſſe haben auf einer Seite weiche, lange Haare, auf 
der andern aber kurze, ſtarrende Borſten, zum Rudern dienlich. Die 
Schenkel ſind lang und platt mit einem eyfoͤrmigen Koͤrperchen beim 


5 Grunde. Die Schienbeine etwas kuͤrzer, gerade, gedruͤkt, unten 


ein wenig dikker und endigen in zween ungleiche ſtarke Dorne. Das 
Sußblatt beſteht aus J. wol auf einander liegenden Gelenken, mut 
zwei Haͤkchen, oder einer Borſte. Die Sinterfuͤſſe find länger und 
gewölbt, Dieſe Waſſerkaͤſer haben alle einen ablangen, harten, un⸗ 

K ten 


74 


Waſſerkaͤfer. Sarte Fluͤgeldekken. 


ten und oben gleich gewoͤlbten Leib, und find leicht an ihren Schwimm⸗ 
füffen zu erkennen. Sie find braun oder grau, es giebt aber welche 
mit verſchiedenen gelben oder andern Zeichnungen. Der groͤſte von 
unſern hielaͤndiſchen iſt anderthalbe Zolle lang, der kleinſte aber nicht 
groͤſſer, als ein Floh. Aus dem Hintern geben fie einen über die 
maſſen ſtinkenden Saft von ſich. Zum gehen ſind ſie ungeſchikt; aber 
im Waſſer, nachdem ſie ein Paar Luftblaͤschen von ſich gegeben, un⸗ 
gemein ſchnell, nach allen Seiten zu fahren. Sie koͤnnen ſich im 
Waſſer um ſo viel beſſer bewegen, da ſie ſchmale Seiten haben, und 
überall ſchmuzig find, Wenn ſie neue elaſtiſche Luft noͤhtig haben, ſo 
ſteigen ſie, vermoͤg der ſich ausdehnenden Luft, die hinten am Leibe 
und Fluͤgeln wie eine Blaſe wahrgenohmen wird, aus dem Grund 
des Waſſers herauf, und zwar mit dem Hintern zu oberſt. Dieſe 
Blaſe verliehrt ſich auf der Oberfaͤche des Waſſers nach und nach, 
und es wird neue Luft unter die Fluͤgeldekken genohmen, da indeſſen 
der Kaͤfer ruhig ſchwebt, bis er muͤde iſt, oder ſonſt wieder gern auf 
dem Boden ſchwimmen will. Dieſes zu verrichten, ſtoſſen ſie mit ih⸗ 
ren Fuͤſſen, wie mit Rudern das Waſſer und druͤkken ihren Bruſt⸗ 
ſpiz in die Erde, Holz oder andre Materien, und legen ſich auf dieſt 
Weiſe ans Anker, welches ſie, der Ausdehnung der Luft ungeachtet, 
erhaͤlt, bis fie daſſelbe ſelbſt wieder los machen, wenn fie auf Beute 
los gehen, oder neue Luft hollen wollen. Im fliegen ſind ſie uͤberaus 
ſchnell, Sie kommen aber ſelten in die Luft, es fehle ihnen denn 
an Nahrung, oder die Pfuͤzen, welche fie bewohnen, wollen ausdrof 
nen. Auſſert dem Waſſer iſt ihr Gang ſehr muͤhſam, und wenn ſie 
auf dem Ruͤkken liegen, ſo drehen ſie ſich in einem Ring. Wann 
fie aber allzu lange auſſert dem Waſſer geweſen, fo koͤnnen fie nicht 
mehr untertauchen, welches wol von der allzu viel verſchlukten Luft 
herruͤhren mag. Ihre Begattung braucht Weile, und geſch iehet meis 

ſtens 


Erdkaͤfer. Sarte Fluͤgeldekken. 77 


ſtens an der Oberfläche des Waſſers. Einiche Maͤnnchen Fig. 42. 
von dieſem Geſchlechte ſind an den beſondern Vorderfuͤſſen ſehr leicht 
zu erkennen. Ein Theil des Fußblatts iſt halbkugelgleich, obenher 
gewölbt, unten hohl; in dem hohlen Schaͤlchen verſchiedene groͤſſere 
und kleinere Waͤrzchen. Daſſelbe druͤkken ſie dem Weibchen feſt auf 
die Fluͤgeldekken, und weil der Saum dieſes Werkzeugs, mit duͤnnen 
Haͤrchen beſezt, dem Waſſer den Eingang verbietet, der Mittelpunkt 
aber erhoͤhet wird, fo entſteht daſelbſt ein luftlerrer Raum, gegen 
welchen das Waſſer druͤkt, alſo daß das Weibchen durch die Flucht 
dieſes Geſchaͤfte nicht unterbrechen, noch das Männchen abwerfen 
kan, welches ſonſt wegen der Schluͤofrigkeit des Leibs wol geſchehen 
konnte, mithin die Begattung gluͤklich verrichtet wird. Sie wohnen 
in ſtehenden Waſſern oder ſchleichenden Fluͤſſen, wo fie die halb ver: 
faulten Pflanzen, Fiſche und Waſſerinſekten freſſen. Wenn man ſie 
in Glaͤſer, die mit Waſſer angefuͤllt ſind, ſezt, und zuweilen ein 
wenig Mehl hinein wirft, ſo kan man ſie lange, ja uͤber den Win⸗ 
ter beim Leben erhalten. Ihre Larfen haben das beſondre, daß ihre 
ſechs Fuͤſſe auf dem Ruͤkken ſtehen. Ihr Leib iſt in verſchiedene Ein⸗ 
ſchnitte abgetheilt. Der Kopf flach, zwei Fuͤhlhoͤrner und ſo viel 
ſchneidende Freßzangen, unter denen noch vier Fuͤhlſpizen. Bei ihrer 
herannaͤhernden Verwandlung verlaſſen ſie das Waſſer und warten 
derſelben auf trokenem Lande ab, welches fie mit viel andern Waſ⸗ 
ſerinſekten gemein haben, 


17, Erdkaͤfer. Carabus. Linn. CLXXXVI. 31. Chaſ. 

er | feur des Chenilles, Reaum. 
B.orſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Herzfoͤrmiger hinten und 

vorn ausgeſchnittener Bruſtſchild. Fluͤgeldekken mit 


einem Saum, | 
K 2 1. Groſſe. 


7 


oder mit beeden geziert. Sie laufen ſehr geſchwinde, fliegen ſelten, 


Erdkaͤfer. Sarte Sluͤgeldekken. 


1. Groſſe. Fig. 44. 
2. Kleine. Fig. 45. 


Der Kopf it platt und ſchmaͤler, als die Bruſt. Schwarze 
oder graue, runde, herausſtehende Augen. Die Fuͤhlhoͤrner ſind 
borſtengleich, kuͤrzer, als der Leib, und beſtehen aus zehn gekeulten 
Gelenken, die bei einichen auf einem cylindriſchen Kerngelenke befe⸗ 
ſtiget find, Die Oberlippe bei den meiſten ſtumpf. Starke, her 
vorragende, gewoͤlbte Freßzangen, ſelten innwendig gezaͤhnt. Vier, 
ſelten ſechs, lange Fuͤhlſpizen, die obern aus drei dikken, die un⸗ 
tern aus zwei duͤnnern Gelenken. Laͤnglich runder Hals, der nicht 
viel ſchmaͤler als der Kopf if. Faſt ebener, vierekkichter Brut 
ſchild mit einem Saum, hinten und vorn ausgeſchnitten. Kleines 
Schildchen. Eyrund ablange, gewoͤlbte, meiſtens gefurchte Fluͤ⸗ 
geldekken, breiter, als der Bruſtſchild. Die Fluͤgel ausgeſtrekt, 
ſind länger, als die Fluͤgeldekken; einiche aber haben keine Unterfluͤ— 
gel. Der Hinterleib beſteht aus fünf Abſchnitten, davon der lezte; 
der breiteſte. Lange Beine. Lange, dikke, gedruͤkte Schenkel, die 
gegen beede Ende duͤnner ſind. Die hintern Schenkel ſind oben bei 
der Einlenkung mit einem eyrunden Koͤrperchen verbunden, welches 
keine Bewegung fuͤr ſich hat, ſondern ſich mit den Fuͤſſen bewegt. 
Gerade Schienbeine, die unten dikker, auswendig mit harten Haa⸗ 
ren geſaͤumt, und unten mit zwei Doͤrnchen bewehrt find, Das 
Fußblatt iſt aus fuͤnf Gelenken zuſamengeſezt, unten dik, auf beiden 
Seiten in ein Doͤrnchen geendiget. Das Fußblatt der vordern Fülle 
beſteht gemeiniglich aus vier fußblattaͤhnlichen Gelenken, zu welchen 
noch das fünfte hinzu kommt, das mit zwei Doͤrnchen verſehen. Die 
Erdkaͤfer haben eine harte Haut; der Hinterleib iſt hinten ablang 
rund, glatt, und oben mit Ruͤmpfen, Huͤbelchen oder Furchen, 


oder 


Erdfloh. Sarte Fluͤgeldekken. 7 


oder nie. Sie find meiſtens goldgruͤn, ſchwarz , oder ſchwarz blau. 
Der groͤſſeſte hielaͤndiſche reicht auf einen und einen halben Zoll, Die 
Indianiſchen ſind groͤſſer; die meiſten ſind klein. Sie geben aus 
dem Maul und Hintern einen braunen, klebrichten ſtinkenden Saft 
von ſich , welcher zuweilen ganz hart wird, und wie Tabaksoel riecht. 
Andre geben andre Gerüche von ſich. Sie bewohnen die Holzer, 
faule Pflanzen, Miſthaͤuffen, Gaͤrten, Aekker und Wieſen, in welchen 
ſie ſonderheitlich die Raupen, Regenwuͤrmer und andre Inſekten ver⸗ 
folgen, auch die zarten Wuͤrzchen und Haͤutchen der Pflanzen freſſen 
worzu alle Erdkaͤfer ſtarke und ſchneidende aa haben. Die 
Larfen leben in der Erde. 


18. Erdfloh. Kohlfreſſer. Mordella. Linn. CLXXXIX. 5. 


Fadengleiche Fuͤhlhorner. Eingeſtekter Kopf. Breites 
Schildchen hinter dem Grund der Fuͤſſe. Spring⸗ 
fuͤſſe. Fig. 4. 6. und a. * 


Der Kopf iſt gewoͤlbt, untergebüͤkt / ſchmaͤler, als der Bruſt⸗ 
ſchild, in die Bruſt ſtark eingeſenkt. Ruͤndliche Augen. Fadenfoͤr⸗ 
mige Fuͤhlhoͤrner, die aus zehn kurzen Gelenken beſtehen, davon das 
lezte manchmal kugelgleich, oͤfterer aber zugeſpizt iſt. Das Obermaul 
iſt ſtumpf. Kleine, breite, ſcharfe Freßzangen. Vier kurze Fuhl⸗ 
ſpizen, davon die aͤuſſern groͤſſer, aus drei Gelenken zuſamengeſezt, 
das erſte ablang / das zweite rund, das lezte ablang, eyrund und un⸗ 
ter allen das dikſte. Gewoͤlbter, faſt runder Bruſtſchild, iſt öfters 

breiter als lang. Bei einichen iſt der hintere Theil des Bruſtſchildes 
eingedruͤkt. Sehr kleines Schildchen; meiſtens fehlt daſſelbe. Ge: 
woͤlbte Slügeldekten, mit ordentlich oder unordentlich geordneten 
vertieften Punkten. Die Stüget fi fi nd unter den Fluͤgelſcheiden. Der 

2 r ieee 


78 


Schabe. Sarte Fluͤgeldekken. 


Hinterleib iſt gewoͤlbt, beſteht aus 4— 5. Abſchnitten. Lange Beine, 
fuͤraus die hinterſten. Die Schenkel dik, fuͤraus die hinterſten. Die 
Schienbeine find langer „als die Schenkel, und unten dikker. Das 
Fußblatt beſteht aus 3—4. fußblattaͤhnlichen Gelenken, welche ſich in 
zwei Häfchen; endigen. Die hintern Springfuͤſſe find von den an⸗ 
dern noch mehr unterſchieden. Sie ſind dikker, laͤnger, ſtaͤrker. Das 
Schienbein an dem innern Rand zwei Doͤrnchen, das erſte Gelenk 
des Fußblatts oben duͤnne, hernach immer dikker, bis es ſich unten 
in zween Doͤrne endiget, iſt faſt ſo lang, als das Schienbein. Das 
folgende ſiehet dieſem ganz gleich, aber iſt nur halb ſo lang; die zwei 
uͤbrigen ſind noch kleiner, und endlich folget das lezte Gelenke, wel⸗ 
ches kolbenaͤhnlich iſt, und ſich in zwei Haͤkchen endiget. Ein beſon⸗ 


drer Schild unter der Bruſt, den man auf der VII. Tafel bei Buchſt. 


a. deutlich ſehen kan. Dieſes Inſekt hat feinen deutſchen Nahmen, 
Erdfoh, von feiner Eigenſchaft, fo behende, wie ein Floh zu ſpringen, 
und der. lateinische koͤmmt ihm zu, weil es im Frühling die zarten Würze 
chen und Plaͤnzchen zu groſſem Verdruß aller Gartner abfrißt, quali 
mordet. Man pflegt Holzaſche auf die Gartenbeeter zu ſtreuen und fie 
damit zu vertreiben. Der groͤſte iſt in Fig. 46. abgebildet; es find alle 
ſchwarz, einiche gelblich oder grau. Sie wohnen auf Pflanzen und Blu⸗ 
men, in dem Koht der Kühe und in der Erde. Ihre Verwandlung 


iſt noch verborgen. 5 


19. Schabe. Hausſchabe. Feldſchabe, Blatta. Linn, 


CLXXXXIII. 9. 


Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Breiter, ‚ade, runder 
Bruſtſchild mit einem Rand. Lederartige durchſich⸗ 


tige Fluͤgeldekken. Lauffuͤſſe. Zwei boͤrnchen auf 


dem Schwanz. Fi 18. 47. 
Der 


\ 


Schabe. Harte Sluͤgeldekken. 75 


Der Kopf iſt von dem Bruſtſchilb bedekt, niedergedruͤkt, rund 
bis auf die Freßzangen. Halbmondfoͤrmige, ſchmale Augen, von 
der Seite des Kopfs gegen die Stirne gekehrt. Borſtenaͤhnliche, 
lauge Fuͤhlhoͤrner, untenher aus vielen ringfoͤrmigen, oben aber aus 
laͤnglichen Gelenken und vermittelſt eines kolbenaͤhnlichen dikkern in 
den Augenwinkel eingeſezt. Sie bewegen ihre Fuͤhlhoͤrner nicht fertig 
und mehr nach den Seiten als fir ſich. Die Oberlippe iſt ruͤndlich. 
Vier Fuͤhlſpizen; die aͤuſſern laͤnger von vier Gelenken, das erſte 
das kleinſte, in der Mitte am duͤnnſteu; das zweite cylindriſch, lang; 
das dritte untenher duͤnn, oben nach und nach dikker, und das vierte 
ablang zugeſpizt; die innern ſind kuͤrzer, von 3. Gelenken, das erſte 
und andre kurz und abgeſtumpft, das dritte lang und keulenaͤhnlich. 
Gewoͤlbte, ſcharfe, innwendig gezaͤhnte Freßzangen. Der Bruſt⸗ 
ſchild iſt, wie bey den Schildkaͤfern, geſaͤumt, breit, ledericht, gleich 
einem Dreiekke, deſſen Ekken abgeruͤndet ſind. Die Fluͤgeldekken ab⸗ 
lang rund, adricht und durchſichtig. Die Flügel find der Länge 
nach gefaltet und adricht. Ein ablanger, runder Sinterleib, der 
platt iſt, und aus acht Abſchnitten beſteht. Das Ende des Hinter⸗ 
leibs hat auf jeder Seite lauzenfoͤrmige Spizen, von einichen Gelen⸗ 
ken. Lange, borſtige Fuͤſſe, welche horizontal ausgeſtrekt ſind. Duͤnne, 
lange Schenkel mit wenigen Borſten bekleidet, gedruͤkt und oben⸗ 
her vermittelſt eines ablang runden Gelenks mit einem ſchildfoͤrmigen 
beweglichen Afterſchenkel verbunden. Lange, dünne, mit vielen Bor⸗ 
ſten verſehene Schienbeine; die voͤrdern find kuͤrzer, als ihre Schen⸗ 
kel; die mittlern ſo lang, und die hintern laͤnger. Das Sußblatt iſt 
unbewehrt, beſteht aus fuͤnf Gelenken, deren das erſte das laͤnaſte iſt, 
die mittlern ſind kuͤrzer, das lezte aber ein bischen laͤnger, und endigt 
ſich in zwo Klauen. Dieſes Inſekt haͤlt ſich gerne bey den Bekkern 
auf, kriecht bei ſtiller Nacht hauffenweiſe hervor, fliehet aber Hals 

uͤber 


80 


Graſehuͤpfer. Sarte Fluͤgeldekken. 


über Kopf in die Spaͤlte und Loͤcher, wenn es von ungefehr uͤber⸗ 
raſcht wird. Sie haben einen langen, platten, breiten und ſehr 
glatten Leib. Diejenige Gattung, wovon ein Exemplar gemalt iſt, 
Fig. 47, iſt bie bekaunteſte. Sie laufen überaus ſchnell, und fliegen 
ſelten; die Weibchen der Bekkenſchabe haben keine Flügel, und muͤſ⸗ 
fen alſo zufaͤlliger Weiſe aus einem Lande ins andre gekommen fein, 
denn ſie ſind urſpruͤnglich aus fremden Laͤndern, wie in der Einleitung 
pag. 22. geſagt worden, haben ſich ſchon durch ganz Deutſchland verbrei⸗ 
tet / und werden auch ſchon da und dort in der Schweiz angetroffen: Wo 
ſie einmal ihren Fuß hingeſezt haben, da nehmen ſie ſolchergeſtalt 
uͤberhand, daß es faſt unglaublich iſt, und ſie hernach ſchwer zu ver⸗ 


treiben ſind, wenn man dem Uebel nicht im Anfang ſteuret. Sie 


freſſen das Mehl, Brod, Zukker, verſchiedene Speiſen und Sachen 
weg, und thun groſſen Schaden. Sie koͤnnen mit heiſſem Waſſer, 
Del, Schwefeldampf oder durch abgeſotten Koloquintenwaſſer vertrie⸗ 
ben werden. Die Larfen haben, von dem Ey an, die Geſtalt, welche 
ſie behalten, und haben dieß mit den Grashuͤpfern gemein, daß ſie, 
auſſert den Haͤutungen, zu ihrer Vollkommenheit nur die Entwiklung 
der Fluͤgel erwarten muͤſſen. 


20, Glaſehuͤpfer. Heuſchrekke. Grille. Gryllus. 


Linn. CLXXXXIV. 59. 
Nikkender Kopf mit Kiefern und vier Fuͤhlſpizen; bor⸗ 
ſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Pergamentne, adrichte Sluͤ⸗ 
gel. Die hintern Fuͤſſe ſind lang, dik, zum Spren⸗ 
gen. ste und ste Tafel. Fig. 5661. 
1 Verlaͤngerte, überaus ſchmale, duͤnne Bruſt. Die vor⸗ 


dern Fuͤſſe ſehr weit von den andern entfernt. Fig. 56. 
2, Begel⸗ 


Graͤſehuͤpfer. Harte Fluͤgeldekken. 81 


2. Regelformiger Kopf / der laͤnger iſt, als die Bruſt: 
Degengleiche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 57. 

3. Gebogener Ruͤkken. Die Fuͤhlhoͤrner kuͤrzer, als die 
Bruſt. Fig. 58. 

4. Schwanz mit zwoen Borſten. Fig. 59. 

5. Schwerdaͤhnlicher Schwanz / bei den Weibchen. Fig. 61, 

6. Einfacher Schwanz. Fig. 60, 


Der Kopf iſt niedergebogen, auf den Seiten gemeiniglich ges 
druͤkt, und in die Bruſt eingeſenkt. Lange, groſſe, herausſtehende 
Augen. Borſtengleiche Fuͤhlhöͤrner, die in Anſehung der Groͤſſe, 
der Anzal der Gelenke, des Verhaͤltniſſes und der Form ſehr verſchie⸗ 
den ſind. Die Oberlippe iſt oft zweifach, ſtumpf, oft geruͤndet. 
Zwo oder vier ſtarke, harte, etwas gewoͤlbte, kurze Freßzangen, 
die obern find breit, groͤſſer, gezaͤhnt oder ſaͤgenfoͤrmig. Die untern 
klein, vorn ſcharf gezaͤhnt. Vier Fuͤhlſpizen, die aͤuſſern von vier, 
die innern von dreien Gelenken zuſamengeſezt, ſtehen auf dem untern 
zween⸗ oder dreifachen Kiefer. Die Bruſt iſt verſchieden, auf den 
Seiten gedruͤkt, bei einichen mit der einfachen Fluͤgelſchale zuſamen⸗ 
gewachſen. Kein Schildchen. Pergamentene Fluͤgeldekken, fo lang, 
als die Flügel, aufiegend oder an der Seite, dunkeler und feſter als 
die Fluͤgel. Die Fluͤgel ſind unter den Fluͤgeldekken verborgen, der 
Laͤnge nach in Falten gelegt, die gegen dem innern Rand immer en⸗ 
ger werden, oder auch glatt, welches aber ſelten iſt. Der Sinter⸗ 
leib beſteht aus 8 — 10. Abſchnitten, iſt laͤnglich rund, auf den Sei⸗ 
ten gedruͤkt, ſo lang als die Fluͤgeldekken, oder etwas kuͤrzer. Das 
Ende des Hinterleibs iſt bei den Maͤnnchen mit Spizen oder verſchiede⸗ 
nen Haͤkchen, bei den Weibchen aber mit einem borſtenaͤhnlichen, 
ſchwerd⸗ oder ſichel-foͤrmigen doppelten Legeſtachel verſehen, der 

5 L 5 ſichtbar/ 


82 


Graͤſehuͤpfer. Harte Sluͤgeldekken. 


ſichtbar, oder innwendig verborgen liegt. Mit Spizen bewaſnete 
Beine. Die voͤrdern und mittlern Fuͤſſe ſind kuͤrzer, als die hintern, 
mit laͤnglichen, duͤnnen, unbewehrten Schenkeln. Ganz duͤnne 
Schienbeine, die unten in etwas dikker werden, und oft an dem inn⸗ 
wendigen Rande mit einer doppelten Reihe Spizen verſehen ſind. 
Das Fußblatt iſt kurz, beſteht aus 4—5. Gelenken, von denen das 
lezte das laͤngſte iſt und Klauen hat. Die hintern Fuͤſſe ſind noch 
ſo groß und dik. Die Schenkel ſind auf verſchiedene Weiſe gefurcht 
und geſchnitten, bisweilen mit kleinen Stacheln verſehen, gegen dem 
Grund laͤnglichrund, in der Mitte fangen ſie an duͤnner zu werden, 
und endigen ſich in einen dikken Beinknopf. Duͤnne, gefurchte Schien⸗ 
beine, der hintere Rand der Laͤnge nach mit einer doppelten Reihe 
Spizen und Dornen bewafnet. Das Fußblatt kurz und von den an⸗ 
dern nicht viel unterſchieden. Der Leib dieſer Graſehuͤpfer iſt durch 
ſeine ſechs Klaſſen ſehr verſchieden. Doch haben die meiſten einen 
auf den Seiten gedruͤkten Leib und Springfuͤſſe, Fig. 56. Auch in 
den Farben ſind ſie ſehr verſchieden. Denn es giebt einiche, die 
ganz gruͤn, andre die ſchwarzbraun, oder roht, grau, oder erdfaͤrbig 
ſind, und noch andre, bei denen ſich, zu ſagen, alle dieſe Farben 
vereinigen. Alſo iſt es auch mit der Groͤſſe; einiche reichen kaum 
an den vierten Theil eines Zolles, da hingegen andre, inſonderheit 
die Indianiſchen 6—8. Zolle lang find, Ge träger dieſelben im gehen 
und fliegen ſind, deſto ſchneller im Springen, wozu ſie von der Na⸗ 
tur ſo lange, dikke fleiſchichte, geſpizte Hinterfuͤſſe empfangen haben, 
mit denen fie nicht nur alles widrige von ſich ſtoſſen, ſondern auch 
den Sprung verrichten koͤnnen. Ihre Haut iſt mittelmäfig hart. 
Aus dem Maul geben ſie einen ſchwarzbraunen Saft von ſich, der 
ſcharf und anfreſſend iſt. Einiche Maͤnnchen machen mit dem geſchwin⸗ 
den Reiben und Aufeinanderſchlagen ihrer nerfichten Fluͤgeldekken eine 

Gattung 


Kleiner Blaſenfuß. Harte Fluͤgeldekken. 83 


Gattung Geſang, da die Weibchen hingegen, deren Flüͤgeldekken duͤn⸗ 
nere Nerfen haben, ſtumm ſind. Die Weibchen durchbohren mit 
ihrem ſchwerdaͤhnlichen Legeſtachel Fig. 61. Buchſt. a. die Erde, und 
legen ihre Eyer dahin, Buchſt. b. Die aus denſelben ausgeſchloffene 

Jungen haben keine andre Verwandlung auszuſtehen, als daß ſie, 
unter einer viermaligen Haͤutung, die Entwiklung ihrer Flügel und 
Fluͤgeldekken zu erwarten haben. Sie wohnen in den Wieſen, Hai⸗ 
den und Feldern, wo ſie die Pflanzen, das Gras, und faſt aller 
Gattung Fruͤchte, ſelbſt die Wurzeln und Rinden auffreſſen. Die 
Araber doͤrren dieſe Heuſchrekken oder Graſehuͤpfer, wenn ſie in Miß⸗ 
jahren wenig Getreide aus Egypten bekommen, mahlen ſie in ihren 
Handmuͤhlen zu einem Mehle, oder ſtoſſen ſie in ſteinern Moͤrſeln zu 
zartem Pulfer; dieſes machen ſie mit Waſſer zu einem Teige, und 
verfertigen daraus ihre gewoͤhnliche Kuchen, die ſie wie ihr Brod in 
eifernen Pfannen bakken, welches ihnen zu Erhaltung des Lebens dient, 
wenn ihnen beſſere Nahrung mangelt. Sie machen auch eine Frikaſſee 
daraus, die nicht unangenehm ſchmekken fol. Wenn fie eine Menge, 
welche ſie ohne Unterſchied ſammeln, davon zuſamen gebracht haben, 
ſo reiſſen ſie ihnen die Fluͤgel, die Fuͤſſe unter den dikken Beinen, 
und die Fuͤhlhoͤrner ab, bringen fie ans Feuer zum braten, gieſſen 
heiſſe Butter daruͤber: oder ſieden dieſelben auch erſtlich im Waſſer, 
braten ſie hernach in Butter, und laſſen ſich dieſes Gerichte wol 
ſchmekken. 


21. Kleiner Blaſenfuß. Thrips. Phyfapus. Linn. 
SCH. 


Undeutliches Maul. Fuͤhlhoͤrner fo lang, als das Bruſt⸗ 
ſuͤk. Liniengleicher Leib. Der Sinterleib kan zuruͤk 
L 2 gebogen 


84 


Kleiner Blaſenfuß. Sarte Fluͤtzeldekken. 


gebogen werden. Vier gerade, auf dem RNuͤkken lie⸗ 
gende ſchmale Fluͤgel. Fig. 48. und b.“ 


Der Kopf iſt rund und platt. Runde Augen. Die Fuͤhl⸗ 
hoͤrner beſtehen aus ſechs laͤnglichen Gelenken, welche haaricht, das 
lezte laͤnger und zugeſpizt. Die Bruſt iſt breiter, als der Kopf, ge⸗ 
woͤlbt und rund, hat zween Theile, wie bei allen fluͤgelſchalichten In⸗ 
ſekten. Schmale biegſame Fluͤgeldekken, welche ſo lang, aber ſchmaͤ⸗ 
ler ſind, als der Hinterleib, auf den Seiten und beſonders zuhinterſt 
ſcharf behaart. Die Fluͤgel ſind ein wenig kuͤrzer und ſchmaͤler, auch 
haaricht. Der Sinterleib beſteht aus verſchiedenen Abſchnitten, iſt 
ſchmal, lang, hinten zugeſpizt und haaricht. Die Fuͤſſe ſind mittel⸗ 
maͤßig lang. Das Fußblatt beſteht aus dreien Gelenken, davon ſich 
das leztere in zwei Haͤkchen endigt. Es zeigt ſich daran ein kleiner 
durchſichtiger Theil, wie eine Blaſe, welches dem Inſekt den Nahmen 
gegeben hat. Er druͤkket und preſſet dieſes helle Bläschen auf die 
Stelle, worauf er kriecht, und ſezt auf ſolche Weiſe feſten Fuß. Man 
ſiehet alsdenn , daß die Blaſe flaͤcher und im Umkreis groͤſſer wird. 
Es ſcheint, als haͤtte ſie ein klebrichtes Weſen in ſich, welches ſich 
an dem Orte, wo das Inſekt die Blaſe aufſezt, anhaͤnget. Biswei⸗ 
len ſchien es mir, als waͤre es keine Blaſe, ſonder nur ein bloßes 
Haͤutchen, das mehr oder weniger eingebogen wuͤrde, nachdem es 
das Inſekt mehr oder weniger gegen die Flaͤche druͤkket, auf welcher 
es geht. Ob ſich aber dieſes alles auf ein Haar ſo verhaͤlt, kan ich 
nicht gewiß ſagen, das Inſekt iſt zu klein, als daß man ſolches mit 
der erforderlichen Deutlichkeit ſehen ſollte. Es ware zu wuͤnſchen, 
daß man eine groͤſſere Art von dieſen Inſekten antraͤfe, als die man 
gegenwaͤrtig kennt, welche kaum eine Pariſerlinie groß, und alſo klei⸗ 
ner ſind, als die Laͤuſe, damit man ſolchergeſtalt die Beſchaffenheit 
aller ihrer Theile deutlich ſehen konnte, weil es ſehr ſchwer iſt, alle 

Theile 


Kleiner Blaſenfuß. Sarte Fluͤgeldekken. 87 


Theile ſolcher kleiner Inſekten recht für die Augen zu bringen. Ich 
mochte es unter den Vergroͤſſerungsglaͤſern unterſuchen, wie ich 
wollte — ich vergroͤſſerte es mit dem Sonnenvergroͤſſerungsglas bis 
auf 6. Schuhe, es war vergeblich, ich konnte nicht entdekken, ob 
es Freßzangen oder einen Saugruͤſſel haͤtte, ich konnte nur unten 
am Kopf zwo ovale Erhoͤhungen entdekken, zwiſchen welchen eine 
ſtarke Vertiefung iſt, und die einiche Aehnlichkeit und gleiche Lage 
mit den Kiefern oder Freßzangen der ganzen erſten Klaſſe der In⸗ 
ſekten haben. Haͤtte das Inſekt einen Saugruͤſſel, ſo wuͤrde er ſich 
leichter verrathen haben. Die ſteifern Fluͤgeldekken, welche die Un⸗ 
terfluͤgel bedekken, liegen neben einander, find nicht gekreuzt, oder 
an der Seite, oder erhoͤhet, wie bei den Geſchlechtern der zwoten 
Klaſſe, und ſind dieſelben dem erſten Anblik nach mit keinem Inſekt 
beſſer zu vergleichen, als mit den Raubkaͤfern. Es find dermalen 
nur vier Gattungen dieſer Blaſenfuͤſſe bekannt, davon Fig. 48. b.“ 
ſchoͤn gezeichnete bunte Fluͤgel hat. Sie laufen ſehr ſchnell, mit be⸗ 
ſtaͤndiger Bewegung der Fuͤhlhoͤrner und des Hinterleibs. Den Hin⸗ 
terleib biegen ſie obſich und niedſich, und wiſchen ihn oft mit den 
Fuͤſſen ab, welches auch den Fluͤgeln begegnet, fuͤraus wenn ſie, 
indem der Leib zuruͤck gekruͤmmet wird, auf die Seite und niedſich 
gedruͤkt werden, in welcher Stellung fie ſo lange bleiben, bis der 
Leib wieder ſeine wagrechte Lage eingenohmen hat. Sie huͤpfen auch 
ein wenig und fliegen in einer ordentlichen Schlangenlinie, aber nicht 
ſehr weit. Im Fruͤhling, Sommer und Herbſt findet man fie mei⸗ 
ſtens in gefuͤllten Blumen, in den Maßlieben, Gaͤnſebluͤmchen, Kar⸗ 
millen, Ringelblumen, Schluͤſſelblumen u. a. m. Die Larfe ſoll in 
den Blumen der Karmillen ſchon gefunden worden ſein. 


L 3 II. Die 


85 Naubkaͤfer. Zarte Fluͤgeldekken. 


II. Die Flugeldekken bedekken die Fluͤgel, aber nur einen 
Theil des Rürkens. 


22. Raubkaͤfer. Staphylinus. Linn. CXCI. 19. 
Paternoſteraͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Platter, duͤnner, lan⸗ 
ger Leib. Zwei Blaͤschen und Baͤuſchgen auf dem 
Schwanz. Fig. 49. 


Der Kopf iſt ruͤndlich, platt, groß und ziemlich hart. Schwarze 
Augen. Paternoſteraͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, welche laͤnger find, als 
die Bruſt, aus zehn Gelenken beſtehen, vermittelſt eines laͤnglichen, 
welches das eilfte iſt, beim obern Rand des Kopfes befeſtiget. Die 
Fuͤhlhörner, mit dem Vergroͤſſerungsglaſe betrachtet, find mit kleinen 
Haͤrchen bef.rengt. Die Oberlippe iſt klein, ſchmal, abgeſtumpft, 
oͤfters getheilt und haaricht. Gewoͤlbte, harte, innwendig zuweilen 
gezaͤhnte Freſtzangen, die faſt ſo groß find, als der Kopf. Vier 
Fuͤhlſpizen, deren die aͤuſſern laͤnger, aus vier Gelenken beſtehen, 
davon das unterſte rund, die zwei mittlern laͤnger, gekeult, und das 
lezte laͤnglich iſt. Die innern beſtehn aus drei laͤnglichen Gelenken, 
und ſtehen auf der beweglichen Zunge. Geruͤndeter Ruͤkken, der 
platt und vorn meiſtens abgeſchnitten iſt. Kleines Schildchen. 
Platte Fluͤgeldekken, fo breit als der Ruͤkken und auf beeden Sei⸗ 
ten herunter gebogen, machen gleichſam ein Vierek aus, und bedek— 
ken nur einen geringen Theil des Ruͤkkens, oder Hinterleibs. Be: 
dekte Fluͤgel, die in der Mitte etliche mal zuſamen und über einans 
der gefaltet ſind, ausgeſtrekt, wol zwei bis dreimal ſo lang, als die 
Fluͤgeldekten. Der Zinterleib iſt oben und unten gewoͤlbt, geſaͤumt, 
und in ſechs Abſchnitte vertheilt; zu hinterſt an dem Schwanz lie 
gen zwei bewegliche Blaͤschen und Baͤuſchgen verborgen. Die 

i Beine 


/ 
Raubkifer, Harte Sluͤgeldekken. 87 


Beine find mittelmäßig lang. Die Schenkel laͤnglich, gedruͤkt, zu 
oberſt mit einem eyfoͤrmigen Koͤrperchen verbunden. Gerade Schien⸗ 
beine, die mit kleinen Borſten bewafnet ſind, unten nach und nach 
dikker werden und ſich in zwo Spizen endigen. Das Fußblatt beſteht 
aus fuͤnf Gelenken, die auf beiden Seiten Borſten haben, und fi 
in 2. Haͤkchen endigen. Die Fußblaͤtter der voͤrdern Fuͤſſe beſtehen 
aus vier fußblattaͤhnlichen Gelenken, welche an das lezte graͤnzen, das, 
wie gewoͤhnlich, ſich in Klauen endiget. Die Raubkaͤfer haben einen 
langen Leib, der platt und weich iſt. Sie ſind ſchwarz, braun, 
roht, und ſchwarzblau, und weil der meiſten Leib mit vielen Haͤr— 
chen bedekt iſt, ſo glaͤnzen ſie verſchiedentlich, nachdem das Licht auf 
ſie faͤllt. Die groſſen ſind eines Zolles lang, die kleinſten aber ſind 
kaum groͤſſer, als eine Laus. Sie haben meiſtens einen ſtarken Wein: 
geruch, der oͤfters angenehm, oͤfters aber ſehr unangenehm iſt. Die⸗ 
ſer Geruch koͤmmt von den fiſchblaſenaͤhnlichen Theilen her, welche in 
dem Schwanz verborgen find, Einiche riechen gewuͤrzhaft. Sie be 
ſizen eine ausnehmende Lebhaftigkeit und ſchlagen den Hinterleib im 
laufen, welches ſehr ſchnell iſt, oͤfters obſich; dieſe Zuruͤkbiegung kan 
hauptſaͤchlich wahrgenohmen werden, wenn fie mit einer Steknadel 
durchſtochen werden, dennzumal kruͤmmen ſie den Leib oft bis zu dem 
Kopf zuruͤk, und ſterben zuweilen in dieſer Stellung. Sie beiſſen. 
Selten fliegen fie. Ihre Nahrung beſteht aus Inſekten, Würmern 
und zarten Pflanzen. Sie kriechen ſelten auf die Pflanzen, ſonder 
leben auf der Erde, ſandichten Plaͤzen, allerhand Miſthaufen, faulen 
Hoͤlzern und Schwaͤmmen. Die Larfen haben ſechs Fuͤſſe, zwo 
Freßzangen und oͤfters beim Schwanz eine Fangzange, womit ſie 
ihren Raub ſo feſt pakken, als mit dem Maul; uͤbrigens kan man 
das kuͤnftige Inſekt ſchon in dieſem unvollkommenen Stand deutlich 
erkennen. 


23. Ohr⸗ 


88 Ohrwurm. Sarte Sluͤgeldekken. 


23. Ohrwurm. Forficula.. Linn. CXCII. 2. 


Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Schwanz mit einer Zange. 
Fig so. 


Der Kopf ift auf den Seiten geruͤndet, hinten abgeſtumpft, 
vorn zugeſpizt. Schwarze, lange Augen. Fadenfoͤrmig , borſten⸗ 
ähnliche Fuͤhlhoͤrner, fo lang als der Hinterleib, aus zwoͤlf Gelenken 
beſtehend, davon das erſte das groͤſſeſte und keulenaͤhnlich, das zweite 
dritte und vierte laͤnglich kurz, die uͤbrigen aber duͤnner und laͤnger. 
Vier Fuͤhlſpizen, die aͤuſſern find laͤnger und ſtehen auf dem Grund 
der Freßzangen, enthalten drei lange Gelenke, davon das erſte ge— 
kruͤmmt, gedruͤkt und oben breiter, das zweite laͤnglich, oben dikker, 
und das dritte ganz duͤnne und lang. Die innern ſind kuͤrzer und 
ſtehen auf der untern Lippe, haben zwei Gelenke, davon das erſte 
keulenaͤhnlich, das zweite laͤnglich und zugeſpizt. Die Oberlippe iſt 
ruͤndlich und platt. Zwei ſcharfe, gewoͤlbte Freßzangen, die kuͤrzer 
ſind, als die aͤuſſern Fuͤhlſpizen. Der Zals iſt ſchmaͤler, als der 
Kopf. Ruͤndlicher, vorn abgeſchnittener, platter, dem Kopf gleicher 
Bruſtſchild mit einem pergamentnen Rand. Kein Schildchen. Die 
Fluͤgeldekken ſind breiter, als der Bruſtſchild, und noch ſo lang, 
platt, auf den Seiten heruntergebogen, hinten abgeſchnitten, und be⸗ 
dekken nur einen Theil des Hinterleibs. Die Fluͤgel ſind von den 
Fluͤgeldekken bedekt, vielfach zuſamengefaltet, und ſtehen hinten nur 
ein wenig unter den Fluͤgeldekken hervor; ſie ſind, wenn ſie ausge⸗ 
breitet ſind, viermal ſo lang, auch breiter, als die Fluͤgeldekken. 
Laͤnglicher Hinterleib von ſieben Abſchnitten, davon der lezte am brei⸗ 
teſten, mit einer Zange, oder zwo gekruͤmmten hornichten Klauen, 
deren Spizen auf einander paſſen, und welche bei den Weibchen (Fig. 
50.) geraͤder, bei den Maͤnnchen aber mehr gewoͤlbt und innwendig 

gezaͤhnt 


Afterholzbok. Sarte Fluͤgeldekken. 89 


gezaͤhnt find, Mittelmaͤßige Fuͤſſe. Duͤnne, laͤngliche, gedruͤkte, ge: 
bogene Schenkel. Die Schienbeine ſind von gleicher Laͤnge, gerade, 
und unten dikker. Das Fußblatt hat drei Gelenke, deren das erſte 
das längfte, das zweite das kuͤrzeſte, und das dritte in 2. Haͤkchen 
geendigt iſt. Da fie unter dem Titel Ohrwuͤrmer bekannt find, fo 
moͤgen ſie ihn behalten, obgleich der lateiniſche ihnen angemeſſener iſt, 
und ſie Zangenkaͤfer genennt werden koͤnnten; denn ſie kriechen ſelten 
jemand ins Ohr, als wer den Kopf ins Gras legt; dazu reizt fie zu 
fälligen Weiſe die Hoͤhlung deſſelbigen, denn man trift fie am meiſten 
in Gruͤbchen, Loͤchern, Spaͤlten u. dergl. an, es ſei nun an lebenden 
Koͤrpern, oder Fruͤchten, Baͤumen und Waͤnden. Ihr Leib iſt lang, 
duͤnn, biegſam, leicht und platt. Sie ſind meiſtens rohtbraun, kaum 
eines Zolles lang. Es ſind nur zwo Gattungen bekannt. Ihre ge⸗ 
woͤhnliche Speiſe iſt Inſekten und alle Theile der Pflanzen. Im lau⸗ 
fen find fie ſehr geſchwinde. Den Hinterleib biegen fie, wie die Raub: 
kaͤfer, gegen den Kopf zuruͤk, und wenn ihnen feindlich begegnet wird, 
ſo wehren ſie ſich mit ihrer Schwanzzange. Sie ſind nicht nur auf 
angebautem Land, Miſthauffen und faulen Baumſtaͤmmen, ſonder 
auch auf Pflanzen. Ihr Geruch ſteigt unangenehm in die Naſe. Sie 
haben von dem Ey an die Geſtalt des vollkommenen Inſekts, auſſert 
daß die Flügel erſt nach der lezten Haͤutung ausgewachſen find. 


III. Die Fluͤgeldekken bedekken nur einen Theil von den Fluͤ⸗ 
geln und dem Leib. 


24. Afterholzbok. Necydalis. Linn. CXC. g. 


Gewoͤlbte, lange, borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Die 
Schenkel find recht keulenaͤhnlich. 51, Abb. 


M Herzfoͤr⸗ 


Afterholzbok. Harte Sluͤgeldekken. 


Herzfoͤrmiger, oben gedruͤkter harter Kopf. Hervorſtehende 
lange, ſchwarze Augen. Borſtenaͤhnliche , lange, vewoͤlbte Fuͤhl⸗ 
Hörner aus eilf Gelenken beſtehend, auf der Stirne bei den Augen. 
Das Obermaul iſt platt, und abgeſchnitten. Zwo geſpizte, gewoͤlbte, 
ſehr harte, ſchwarze Freßzangen. Vier keulenaͤhuliche Fuͤhlſpizen, 
die aus drei Gelenken beſtehen. Die aͤuſſern oder obern ſind groͤſſer, 
als die untern und laͤnger. Der Sals iſt in die Bruſt eingeſenkt. 
Laͤnglicher, hornichter Bruſtſchild, der zuweilen einiche Erhöhungen 
hat, und manchmal glatt iſt. Dreiekkichtes kleines Schildchen. Kleine 
Slügeldekken, welche etwas laͤnger find; als der hintere Theil der 
Bruſt, und breiter, auſſenher winklicht, mit einem heruntergebogenen 
Saum. Die Fluͤgel find dreimal fo lang, als die Fluͤgeldekken, der 
Länge nach gefaltet, fo breit als der Ruͤkken und etwas langer, Der 
Hinterleib iſt etwas gedruͤkt, ſtumpf, und beſteht aus 5. Abſchnitten. 
Lange Beine. Die hinterſten find faſt viermal fo lang , als Die vor: 
derſten. Die Schenkel beim Grund duͤnne, gegen dem andern Ende 
aber dik und keulenaͤhnlich. Gerade, duͤnne Schienbeine, ſo lang, 
als die Schenkel, und unten mit einem zweifachen Doͤrnchen bewaf⸗ 
net. Der aͤuſſerſte Fuß beſteht aus vier Gelenken, davon das lezte 
in zwo Klauen vertheilt iſt. Die uͤbrigen drei ſind an den voͤrdern 
Fuͤſſen herzförmig, unten haricht, in dem mittlern und lezten Paar 
aber laͤnger und ſchmaͤler. Dieſes Inſekt hat die groͤſte Aehnlichkeit 


mit den Holzkaͤfern, und zwar hauptſaͤchlich, im Kopf, den Fuͤhlhoͤr⸗ 


nern, den Freßzangen, den Fuͤſſen, im fliegen und gehen: Aber feine 
Fluͤgel find ausgeſtrekt und entbloͤßt. Der groͤſſeſte reicht auf zween 
Zolle, und der kleinſte iſt keinen halben Zoll lang. Sie find braun⸗ 
ſchwarz und gelblich. Der Flug und Gang iſt langſam, wie bei den 
Holzkaͤfern. Man trift fie auf den Landſtraſſen, Hekken und Hoͤlzern 
an. Von ihrer Verwandlung iſt nichts bekannt. 


IV. Mit 


Hausſch abe. Harte Fluͤgeldekken. 91 
IV. Mit zuſamengewachſenen Fluͤgeldekken. 


25. Hausſchabe. Tenebrio. Linn. CLXVXVII. 14. 
Zuſamengewachſene, heruntergezogene Fluͤgeldekken. Ras 
ternoſteraͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, davon das lezte Gelenke 
rund iſt. 
1. Gefluͤgelte. Fig. 53. 
2. Ungeflugelte. Fig. 52. 


Der Kopf iſt rund, DIE und gewoͤlbt. Nierenfoͤrmige ſchmale 
Augen. Aus zehn Gelenken beſtehende Fuͤhlhoͤrner, davon das erſte, 
welches keulenaͤhnlich, auf einem eigenen Glied ruhet. Das zweite 
iſt das laͤngſte von allen, mit einem Köpfchen und oben gekeult. Das 
3. 4. 5. und ste eyrund, das 7. 8. und gig ganz rund, und das 
zehnde kegelfoͤrmig. Die Oberlippe iſt platt, und vorn abgeſchnitten. 
Die Unterlippe ruͤndlich, platt. Kurze, ſpizige Freßzangen. Vier 
kurze Fuͤhlſpizen. Die aͤuſſern ſind laͤnger, als die innern, beſtehen 
aus drei, und die inuern aus zwei Gelenken. Das erſte von den aͤuſ⸗ 
ſern iſt gekeult, das zweite laͤnglich, das dritte eyrund und abgeſchnit⸗ 
ten. Das erſte der innern iſt gekeult, das zweite eyrund und abge⸗ 
ſchnitten. Kurzer Hals. Faſt vierekkichter Bruſtſchild, der etwas 
gewoͤlbt, vorn ausgeſchnitten, auf den Seiten rund, und hinten ab⸗ 
geſchnitten iſt. Kein Schildchen. Fluͤgeldekken mit einer ſichtbaren 
Maht, aber zuſamengewachſen, ruͤudlich und lang, auf beeden Seiten 
heruntergebogen und paſſen feſt auf den Hinterleib. Das Ende der 
Fluͤgeldekken iſt hinten manchmal geſpalten „ und verraͤht das Ge⸗ 
ſchlechte. Gewoͤlbter Zinterleib von 5. Abſchnitten. Mittelmaͤßige 
Beine. Gekeulte, iunwendig platte Schenkel. Duͤnne, gerade 
Schienbeine, ſo lang, als die Schenkel, gegen den Fuß dikker , mit 

n 


92 


Meywurm. Harte Stügeldeften. 


ween Doͤrnchen. Derſelbe beſteht aus 4—s. Gelenken, welche bei 
einichen fußblattaͤhnlich, breit, bei andern ſchmal find, und bei allen 
ſich in 2. Haͤkchen endigen. Dieſe ſchwarze langſame Thierchen haben 
ein ganz beſonder Anſehen. Ihr Leib iſt hart, dik, laͤnglich, glatt, 
gewoͤlbt, ungefehr eines Zolles lang und kuͤrzer. Stinkt. Wohnt 
unter den Auskehrungen der Gaͤrten und Felder, und in dem Miſte. 
Ver wandelt ſich in der Erde. In Oel abgekocht, ſoll es, nach Diofco- 
rides Nachricht, die Ohrenſchmerzen ſtillen. 


V. Von einander ragende Fluͤgeldekken. 


26. Meywurm. Meloe. Linn. CLXXXVIII. 8. 


Paternoſteraͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Eyfoͤrmige Bruſt. 
Biegſame Fluͤgeldekken. 
1. Abgekuͤrzte Fluͤgeldekken, keine Fluͤgel. Fig. 54. 
2. Lange Fluͤgeldekken, mit Unterfluͤgeln. Fig. 55. 


Runder, gewoͤlbter Kopf. Längliche Augen. Fuͤhlhoͤrner 
aus eilf laͤnglichen oder runden herzfoͤrmigen Gelenken beſtehend, da- 
von das lezte geſpizt if. (Fig. c. * ſtellt das vergroͤſſerte Fuͤhlhorn 
von Fig. 54. für.) Die Oberlippe platt, vorn ausgewoͤlbt. Ge: 
woͤlbte, ſcharfe Freßzangen. Vier Fuͤhlſpizen, die aͤuſſern find 
länger, von drei und die innern kuͤrzer, von zween Gelenken. Schma⸗ 
ler eyfoͤrmiger Ruͤkken, kaum breiter, als der Kopf, und ein wenig 
gewoͤlbt. Kein Schildchen. Lederne, weiche, gewoͤlbte, laͤngliche 
Fluͤgeldekken, die hinten von einander ragen. Laͤnglicher, gewoͤlbter 
Hinterleib von fünf Abſchnitten. Mittelmaͤßige Suffer welche bei 
den Weibchen duͤnner, bei den Maͤnnchen aber ſtaͤrker ſind. Gedruͤkte, 
laͤngliche Schenkel, oben mit einem runden Koͤrperchen vermehrt. 

Gedruͤkte, 


Meywurm. Harte Fluͤgeldekken. 93 


Gedruͤkte, etwas gewoͤlbte Schienbeine, unten breiter, endigen ch 
in zwei Doͤrnchen. Der Fuß beſteht aus 4— 8. Gelenken, davon 
das erſte und lezte laͤnger, die mittlern aber kuͤrzer und auf beeden 
Seiten geſpizt ſind. Das lezte Gelenke des Fußblatts endiget ſich in 
zwei Haͤkchen. Sie find grün, blau oder ſchwarz, oder ſchwarz⸗violet, 
ungefehr eines Zolles lang. Wann man fie berührt, fo geben fie aus 
allen Gelenken der Fuͤſſe einen gelben bitten Saft von ſich, der nicht 
unangenehm nach Violen riecht. Die Paarung dauert wol ein paar 
Stunden, nachgehends verkriecht ſich das Weibchen in die Erde und 
legt ſeine Eyer, aus denen ſechsfuͤßige laͤngliche Wuͤrmer entſtehen. 
Sie wohnen an den Aekkern und fonnenreichen Huͤgeln, und find im 
Meyen am leichteſten zu finden. Ihre Speiſe beſteht in jungem Graſe 
und Samen. Das Weibchen hat meiſtens einen dikkten Bauch. Sie 
ziehen Blattern, treiben den Urin und das Gebluͤte. Inwendig ſoll 
der Gebrauch davon wider den Hundsbiß und die fliegende Gicht gut 
fein, Man mengt fie unter ein after für die Peſtbeuleu, und macht 
ein Oel davon, wie von den Skorpionen, welches gleiche Wirkung 
haben ſoll. Die erſtern von den erzaͤlten Eigenfchaften kommen haupt⸗ 
ſaͤchlich Fig. 55, oder der ſo genannten Spanniſchen Fliege zu. 


M Zwote 


94 Cikade. Salbe Fluͤgeldekken. 


E 0 i 4 = = Ss : — 
, 28 — a 


Zwote Klaſſe. 


Der Saugruͤſſel iſt unter die Bruſt gebogen. 
Flügel oder halbe Fluͤgeldekken; die obern 
Fluͤgel ſind zum Theil knorpelaͤhnlich, 
wenigſtens bei dem einten Geſchlechte. 


27. Cikade. Laterntrager. Cicada. Linn. CXCV. 42. 
Cigale. Reaum. 


Umgebogener Saugruͤſſel. Die Fuͤhlhoͤrner find kurzer, 
als die Bruſt. Vier pergamentene, niederhaͤngende 
Slügel. Die meiſten haben Springfuͤſſe. Fig 62-66. 

1. Nachtleuchtende. Der vordere Theil des Ropfs iſt in 


eine lange Blaſe herausgezogen. Fig. 62. und a. 
2. Wan⸗ 


Cikade. Salbe Fluͤgeldekken. 95 


Wandelndes Blatt. Pergamentner , gedruͤkter Brut 
ſchild , der groͤſſer iſt als der Leib. (Merianin. Surin. 
T.. ul.) 


142 


3. Gekreuzte. Auf beeden Seiten des Rüftens gehoͤrnt. 
Fig. 63. und d. e. 
4. Singende. Fig. 65. 

5. Schaͤumende. Fig. 64. und b. c. 
6. Die Fluͤgel find über die Seiten heruntergebogen. Fig. 56. 
Der Kopf iſt ſehr verſchieden. Bei einichen ſehr lang hinaus— 
gezogen; bei andern ſo breit, als der Ruͤkken; vorn zugeſpizt, oder 
ganz unter ſich gebogen. Die Fuͤhlhoͤrner ſtehen vorn an den Augen, 
ſind ſehr klein, beſtehen aus drei Gelenken, davon das erſte kurz und 
die, das zweite noch kuͤrzer, das dritte aber das laͤngſte iſt, und ſpi— 
zig ausgeht, meiſtens wie ein Haͤrchen iſt. Die Fuͤhlhoͤrner der aus⸗ 
laͤndiſchen Cikaden ſollen nach Roͤſels Ausſage aus 4. bis 5. Gliedern 
beſtehen. Auf beeden Seiten des Kopfs groſſe hervorſtehende von 
einander entfernte Augen, die an den Bruſtſchild anſtoſſen. Oben 
auf der Stirne ſind bei einichen zwei bei den meiſten aber drei kleine 
einfache Augen, welche in einem Dreiangel geſezt ſind. Anſtatt der 
Kiefer, oder Freßzangen der erſten Klaſſe, haben dieſe einen Saug⸗ 
ſtachel, oder Saugrüſſel, welcher unter die Bruſt, gegen den Bauch 
hinab gebogen iſt. An dem untern Theil des Kopfs zeigt ſich in der 
Mitte eine groſſe runde Erhoͤhung, die ſich nach der Unterſeite, bis an 
das Bruſtſtuͤk erſtrekket. Quer uͤber dieſe Erhoͤhung laufen ungefehr 
14. vertiefte Linien in einem ſtumpfen Winkel, davon die mittelſten 
die laͤngſten, die unterſten aber die kleinſten ſind, und ſich in einen 
kleinern, ſcharf und ſchmal zulaufenden Theil verliehren, an deſſen 
Ende der Saugſtachel ſeinen Anfang nihmt, und ſich der Laͤnge nach, 
zwiſchen 


98 


Cikade. Salbe Fluͤgeldekken. 


zwiſchen dem Grund der voͤrdern, bis zu der Einlenkung der zween 
hinterſten Fuͤſſe erſtrektet. Dieſer Theil, den ich eben den Saugſta⸗ 
chel genennt hab, eigentlich nur die Scheide deſſelbigen, iſt unten 
der Laͤnge nach ausgehoͤhlt, und kan vermittelſt ſeiner zwoen Schar⸗ 
niren zuſamen gelegt werden; unter oder in demſelben liegt der eigent⸗ 
liche Saugſtachel, und wird beim Gebrauch herausgeſtrekt, ſonſt aber 
iſt er in dieſem Futteral verwahret. Noch iſt beim Kopf dieſer Inſek⸗ 
ten anzumerken, daß der groſſe Indianiſche Laterntrager, Roeſel 
Zweeter Th. 29. Tafel, Fuͤhlhoͤrner hat, welche nur aus zween Ge⸗ 
lenken befiehen, und von einer fo merkwuͤrdigen Struktur find, daß 
ich mich wundere, warum der unermuͤdete und geſchikte Herr Roͤſel 
dieſelben, da er ſolche Laterntraͤger bei der Hand hatte, nicht eigent⸗ 
licher und im profil abgebildet, und warum er fie nicht für Fuͤhl⸗ 
hoͤrner erkennt hat, da ſie doch auf dem gewohnten Plaz derſelben 
ſtehen, und nichts anders ſein koͤnnen. Das erſte Glied derſelben iſt 
cylindriſch, bewegt ſich in einer Nuß, und iſt nicht laͤnger, als ſein 
Durchmeſſer. Das zweite gleichet der Maupertuiſtaniſchen Erdkugel, 
iſt rund und an beeden Polen zuſamengedruͤkt, von unzaͤligen kleinen Er⸗ 
hoͤhungen uͤberdekt, welche wie Waͤrzchen ausſehen, daß die ganze Kugel 
mit nichts beſſer, als mit einem Echinites (Seeigel) verglichen werden 
kan. Dieſe Waͤrzchen haben in der Mitte eine Oefnung, welche ganz 
durchgeht. Innwendig iſt der Knopf hohl, gleichwie auch das erſte 
Gelenke; ich empfehle dieſe Fuͤhlhoͤrner denjenigen zu einer aufmerkſa⸗ 
men Unterſuchung, welchen lebendige Laterntrager zu Befehl ſtehen, 
denn ich hoffe, wenn je dieſe Werkzeuge, welche nur den Inſekten 
eigen find, und Fuͤhlhörner genennt werden, erkennt und der eigentli⸗ 
che Grund ihrer Beſtimmung angegeben werden kan, daß es bei die⸗ 
ſen Laterntragern zuerſt geſchehen moͤchte. So viel ich bis dahin die 
Struktur dieſer Theile uͤberhaupt hab betrachten koͤnnen, ſo glaubte 

ich 


Cikade. Salbe Sluͤgeldekken. 97 


ich jedesmal, es möchten vielmehr die Ohren, als nur ſolche Glied⸗ 
maſſen ſein, die allein zum befuͤhlen und betaſten dienen. Die Bruſt 
iſt breit und gewoͤlbt Fig. 63. auf beeden Seiten gehoͤrnt, hinten 
wird ſie ſchmaͤler und endiget ſich in das dreiekkichte Schildchen, 
welches bei einichen ſo breit, als der Bruſtſchild. Am Unterleibe, zu⸗ 
naͤchſt an dem hinterſten Paar Beine, ſind ein Paar eyrunde Schild⸗ 
chen, welche beweglich ſind, aber durch eine eigene Feder an den Leib 
gedruͤkt werden. Unter demſelben iſt ein zartes Haͤutchen, welches bei 
der geringſten Beruͤhrung oder Bewegung einen Thon von ſich giebt, 
davon mehrers bei Roͤſeln in dem zweeten Th. ſeiner Inſ. Bel. nach⸗ 
geſehen werden kan. Das Junſekt bewegt, vermoͤge ein Paar daſelbſt 
befindlicher Muskeln, dieſes thoͤnende Haͤutchen, und erwekt hiedurch 
einen Thon, welchen man den Geſang der Cikaden nennt, und der 
nur den Männchen eigen it, Der Hinterleib beſteht aus 6—8. Ges 
lenken, welche einen Saum haben, davon die leztern, fuͤraus bei 
den Maͤnnchen, ein wenig ſchmaͤler werden, und ſich in die Zeugungs⸗ 
glieder zuſpizen. Die Fluͤgeldekken find adricht und faſt ganz durch⸗ 
ſichtig, vorn ſchmal, in der Mitte am breiteſten, und hinten geruͤn⸗ 
det; liegen ſchief auf, formiren oben eine Schaͤrfe, und ſind faſt 
noch fo lang, als der Hinterleib. Die Unterflüͤgel find viel zaͤrter 
und nicht viel laͤnger, als der Hinterleib. Bei der gekreuzten Cikade 
Fig. 63. und d. e. * iſt der Bruſtſchild in ein gekruͤmtes, ſchmales 
Horn verlängert, welches die Schärfe der Fluͤgeldekken zur Helfte bes 
dekt. Die Fuͤſſe ſind ſteif und kurz. Die Schenkel des voͤrdern 
Paares find am dikſten und öfters gezaͤhnt. Das Inſekt oͤfnet feine 
Flügel im ſpringen, ſpringt ſehr behende, kriecht aber langſam. 
Die Larfen der groͤſſern halten ſich bis zu ihrer Entwiklung in der 
Erde auf; viele von den kleinern Fig. 64. geben durch den Hintern 


kleine Bläschen von ſich Fig. c, die einen Schaum formiven, Fig. b. 
N unter 


98 


Breite Waͤſſerwanze. Salbe Fluͤgeldekken. 


unter welchem ſie bis zu ihrer Verwandlung ſich aufhalten, und vor 
den Sonnenſtralen verbergen. Die groͤſten ſind wol 4. Zolle lang 
und daruͤber, da es hingegen kleine giebt, die kaum ein Paar Linien 
groß ſind. Sie pflegen ordentlicher Weiſe nicht zu ſpringen, aber 
wenn man ſie fangen will, ſo ſezen ſie ſich durch einen Sprung in 
Sicherheit. Sie halten ſich auf Bachweiden, Hekken und verfchiedes 
nen Pflanzen auf. 


28. Breite Waſſerwanze. Notonecta. Lin CX CVI. 3. 


Umgebogener Saugruͤſſel. Die Fuͤhlhoͤrner find kuͤrzer, 
als der Kopf. Vier kreuzweiſe auf einander gelegte 
Sluͤgei. Die Fluͤgeldekken find zum Theil ledricht. 
Die hintern Fuͤſſe haricht; Schwimmfuͤſſe. Fig. 67. 


Der Ropf iſt ſehr gewoͤlbt, und hinten in die Bruſt eingeſtekt; 
die Stirne Fig. f.“ iſt gewoͤlbt und betraͤgt in der Breite den drit— 
ten Theil des Kopfes, die zween andern Theile nehmen die zwei groß 
ſen eyrunden Augen (8. g.) an den Seiten ein, unter welchen zwei 
kurze aus drei eyrunden Gelenken beſtehende Fuͤhlhoͤrner befindlich 
ſind, von denen das erſte das groͤſſeſte, das lezte das kleinſte iſt. Der 
untere Theil des Kopfs (h. h.) endiget ſich ſpizig zu, und iſt mit 
einichen Haͤrchen beſezt. Der Saugſtachel iſt ſcharf, umgebogen 
und feſt unter die Bruſt gedruͤkt, derſelbe (i.) iſt unten ſehr ſpizig 
und dient ſowol zur Vertheidigung, als zum Freſſen, oder Saugen. 
Die Bruſt iſt etwas breiter, als der Kopf. Dreiekkichtes Schildchen. 
Der Sinterleib iſt laͤnglich, oben gewoͤlbt, unten platt mit einem 
Rand, und beſteht aus ſieben Abſchnitten, davon die hinterſten ſchmaͤ⸗ 
ler und haricht ſind. Die Fluͤgeldekken ſind gewölbt und vollig ſo 
lang, als der Hinterleib, vorn ſchalicht, hinten durchſichtig und über 

einander 


Breite Waſſerwanze. Salbe Fluͤgeldekken. 99 


einander gekreuzt. Die Unterfluͤgel ſind etwas breiter, kuͤrzer und 
ganz durchſichtig. Die voͤrdern Beine ſind nur halb ſo lang, als 
die hinterſten. Die Schenkel der zwei voͤrdern Paare ſind beim 
Grund am dikſten und werden gegen dem Schienbeine duͤnner, wel⸗ 
ches ſo lange, aber nicht halb ſo dik iſt, nach und nach unten dikker 
wird, und innwendig einen mit Doͤrnchen beſezten Rand hat. Das 
Fußblatt beſteht aus zwei kuͤrzern Gelenken, davon das erſte das 
groͤſſeſte und ebenfalls gedoͤrnt, das lezte aber das kleinſte iſt, und ſich 
in zwei Haͤkchen endiget. Die Schenkel des hintern Paars ſind laͤn⸗ 
ger, das Schienbein, das Fußblatt ſind eben ſo lang, gequetſcht und 
innwendig mit vielen langen Haren beſezt. Das Fußblatt beſteht nur 
aus einem Gelenke. Im ruhen ſind die Fuͤſſe horizontal und folcher: 
geſtalt ausgeſtrekt, daß die beeden hinterſten in einer Linie ſind. Sie 
halten ſich nur im Waſſer auf, wollen ſie aber aus einem Teich in 
einen andern fliegen, ſo klettern fie an einem Grasſtengel in die Hoͤhe, 
breiten ihre Flügel aus, und fliegen wie ein Pfeil durch die Luft. 
Wenn ſie auf trokenem Lande liegen, ſo ſtoſſen ſie ſtark mit ihren 
langen Hinterfuͤſſen und kommen dennoch nicht weit von der Stelle; 
fie kehren mit ihren beharten Schwimmfuͤſſen den ganzen Leib ab. 
Vom Ey an vollkommen erwarten fie nur die Entwiklung ihrer Fluͤ— 
gel. Bei der Paarung bleiben fie wol einen Tag und eine Nacht bei— 
ſamen. Beede Geſchlechter ſehen einander vollkommen gleich. Sie 
ſtellen kleinern Inſekten nach, und freſſen ſie. Sie lauren auf dem 
Ruͤkken liegend, auf dieſelben, und ſchieſſen auf fie los, wie der Big, 
erhaſchen ſie mit ihren voͤrdern Fuͤſſen und halten ſie feſte. Es giebt 
zwar noch eine Gattung, deren Leib ein bischen breiter iſt, und deren 
Vorderfuͤſſe nur aus zwei Gliedern oder Gelenken beſtehen, im uͤbri— 
gen aber dieſen breiten Waſſerwanzen vollkommen gleich iſt, und auch 
zu denſelben gehoͤrt. Der Herr Archiater Linnaͤus hat fe zwar um 

N 2 ihrer 


47 


109 Waſſerſkorpion. Salbe Fluͤgeldekken. 


ihrer voͤrdern Fuͤſſe willen zu den Waſſerſkorpionen (Nepa) gezaͤlt, 
Nro. 6. Sift. Nat. Cimicoides. ich aber zaͤle fie um ihrer hintern 
Schwimmfuͤſſe, und ihrer ganzen uͤbrigen Struktur willen zu den 
breiten Waſſerwanzen. Sie iſt von Roͤſeln in dem zien Theil feiner 
Inſ. Bel. auf der 28. Tafel abgebildet worden. 


29. Waſſerſkorpion. Nepa. Linn. CXCVIL. 7. 


Umgebogener Saugruͤſſel. Keine Fuͤhlhoͤrner? Vier 
halb lederne kreuzweiſe auf einander gefaltete Fluͤ— 
gel; zween ſcheerenaͤhnliche und wandelnde Luͤſſe. 
Fig. 68. 

Obgleich dieſes Inſekt keine Fuͤhlhoͤrner hat, ſo muß es doch 
um ſeiner uͤbrigen Eigenſchaften willen unter dieſelben gezaͤlt werden. 
Sein Ropf iſt ruͤndlich und klein, mit zwei runden ganz heraus— 
ſtehenden Augen. Vorn endiget ſich derſelbe ſpizig zu, und formirt 
die Saugſtachelſcheide, welche herumgebogen iſt, und innert ihr einen 
ſcharfen Stachel hat. Hinten ſtehet der Kopf ganz in der Bruſt, 
welche vierekkicht, und bei dem ſchmalen Waſſerſcorpion ſehr lang iſt. 
Hinten daran iſt ein dreiekkichtes Schildchen. Der Sinterleib be 
ſteht aus 7. Abſchnitten, iſt breit mit einem Saum, und endiget 
ſich in eine Luftroͤhre (Fig. 1.) die innwendig hohl iſt, und, wie 
ein Toupeteiſen, von einander gemacht werden kan. Die Fluͤgel⸗ 
dekken paſſen wol auf den Leib, ſind hinten durchſichtig (Fig. k.) 
und daſelbſt uͤber einander gekreuzt. Die Unterfluͤgel ſind etwas kuͤr⸗ 
zer und breiter, und haben der Laͤnge nach drei Falten. Die zween 
voͤrdern Fuͤſſe (Fig. m.) ſind wol vorn an der Bruſt eingelenkt, daß 
man ſie meiſt fuͤr Fuͤhlhoͤrner gehalten und geglaubt hat, ſie ſtehen 
auf dem Kopf. Ein ſolcher Fuß ſiehet aus, wie ein Taſchenmeſſer, 

davon 


Waſſerſkorpion. Salbe Sluͤgeldekken. „ 


davon das Heft durch einen Knopf mit dem Leibe verbunden iſt. 
Daſſelbe, oder der Schenkel dieſes Fangfuſſes iſt beim Grund am 
dikſten, wird in der Mitte duͤnner und endiget ſich in einen runden 
Knopf; innwendig geht der Laͤnge nach eine Rinne oder Kerbe, die 
auf beeden Seiten viele kleine Spizen oder Zaͤhne hat. Das zweite 
Gelenke iſt eben ſo lang, aber nicht halb ſo dik, mit einer ſcharfen 
Seite, wie ein Taſchenmeſſer, welche ebenfalls mit einer doppelten 
Reihe zarter kleiner Zaͤhne verſehen iſt; das lezte Gelenke iſt ganz 
kurz, gewoͤlbt und ſpizig, wie eine Klaue. Die mittlern und hintern 
Fuͤſſe ſind zum gehen; der Schenkel iſt geſchmeidig und etwas platt 
gedruͤkt; das Schienbein iſt duͤnner und ruͤndlich, von gleicher Laͤnge, 
das Fußblatt beſteht aus einem ganz kurzen Gelenke, welches ſich in 
zwei Haͤkchen endiget: ſonſt ſind die hinterſten Fuͤſſe ein bischen laͤn⸗ 
| ger, als die mittlern. Das Inſekt iſt ganz platt gedruͤkt, kriecht 
für ſich und hinter ſich, wie ein Skorpion, und ſtrekt feine Luftroͤhre 
(Fig. 1.) an die Oberfläche des Waſſers, indem es an einem Gras⸗ 
ſtengel mit niedſich gekehrtem Kopf ruhet, und auf dieſe Weiſe die 
benoͤtigte Luft zu ſich nihmt. Mit den vöͤrdern Fuͤſſen erhaſcht es 
kleinere Inſekten, ſchließt dieſelben feſt zwiſchen dieſe Scheeren, naͤ⸗ 
hert dieſe gefangene dem Mund und ſaugt ſie nach Belieben aus: 
zuweilen faͤngt es dieſelben mit einem, zuweilen mit beeden Fuͤſſen, 
deren zwei voͤrdere Glieder ſo wol auf einander gelegt werden koͤnnen, 
daß es auch das kleinſte Haͤrchen damit feſt halten kan. Fig. 68. iſt 
der groͤſſeſte von allen bekannten hieſigen Waſſerſkorvionen. Es giebt 
zwar noch einen, der viel laͤnger iſt, aber dennoch wegen ſeinem 
ſchmalen Leib dieſem in der Groͤſſe nicht vorgezogen werden kan: 
Aber in Surinam giebt es einen rieſenmaͤßigen Waſſerſtorpion, der 
von Röfeln auf der 26. Tafel des zten Bandes gemalt iſt. Derſelbe 
iſt ſonſt den hielaͤndiſchen ganz gleich, ausgenohmen die kuͤrzere Luft⸗ 

N 3 roͤhre. 


102 


Wanze. Salbe Fluͤgeldekken. 


rohre. Beede Geſchlechter ſehen einander ganz gleich. Ihre Begat⸗ 
tung geſchieht langſam. Die eyrunden Eyerchen, welche an dem ein⸗ 
ten Ende zwo oder mehrere Spizen haben, legt das Weibchen ein— 
zeln ins Waſſer. Aus denſelben kriechen vollkommene Junge, wie 
uͤberhaupt bei dieſer zwoten Klaſſe der Inſekten, welche nur der Ent— 
wiklung ihrer Fluͤgel bedarf. Sie halten ſich beſtaͤndig im Waſſer 
auf, und fliegen nur Abends, wenn ſie an einem Orte keine Nahrung 
mehr finden, oder das Waſſer vertroknet. 


30. Wanze. Cimex. Linn. CXLVIII. g5. 


Umgebogener Saugſtachel. Die Fuͤhlhoͤrner find laͤn⸗ 
ger, als die Bruſt. Vier kreuzweiſe zuſamengefaltete 
Fluͤgel, die obern vorn ledricht. Platter Ruͤkken, 
mit geſaͤumter Bruſt. Lauffuͤſſe. 

1. Ohne Fluͤgel. Fig. 69. a. * b. * 

2. Geſchildete: Ein Schild, fo lang als der Sinterleib. 
Ri ee ick. 

3. Mit harten Fluͤgeldekken. 

4. Pergamentne, niedergedruͤkte, wie ein Blaͤttchen. Fig. 
. 

5. Dornichte: auf beeden Seiten der Bruſt zugeſpizt. 
Fig. 72. 

6. Runde oder eyfoͤrmige mit ſtumpfem Bruſtſtuͤk. Fig. 73. 

7. Borſtenhoͤrnicht: Fuylhoͤrner, welche vorn boriten- 
aͤhnlich ſind. Fig. 74. i 


8. Laͤngliche. Fig. 75. 
9. Borſten⸗ 


Wanze. Salbe Sluͤgeldekken. 103 
9. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner, ſo lang als der Leib. Fig. 76. 
10. Dornfuͤſſe; die Schienbeine gedoͤrnt. Fig. 77. 
11. Schmaler, liniengleicher Leib. Fig. 78. f.“ 


Der Kopf iſt ein kleines Vierek mit ſtumpfen Ekken, davon 
die voͤrderſte Ekke herzfoͤrmig iſt. Der hintere Theil des Kopfs ſtekt 
in der Bruſt. Runde, ſchwarze Augen. Fuͤhlhoͤrner, welche fo 
lang find, als der Bruſtſchild. Einiche haben nur drei keulenaͤhnliche, 
Gelenke, wie Fig. 70. c. * 71. e. * — die meiſten haben vier, wie 
Fig. 69. a. * b. 73. 74. 75. 77. 78. und einiche fuͤnfe, wie Fig. 72. 
und ſind in Anſehung der Dikke und Laͤnge ebenfalls ſehr verſchieden. 
Der Saugſtachel iſt unter die Bruſt gekruͤmmt, gemeiniglich von 
gleicher Laͤnge, reicht aber bei einichen bis zu der Einlenkung der 
hinterſten Fuͤſſe. Der Bruſtſchild iſt breit, auch von verſchiedener 
Geſtalt, bei allen aber ein wenig gewoͤlbt und vorn ausgeſchnitten, 
meiſtens mit einem Rand. Das Schildchen iſt gemeiniglich dreiek— 
kicht, ſiehe Fig. 77. und ziemlich groß, bei einichen uͤbernatuͤrlich groß, 
wie bei Fig. 70. c. * und d. da es in der Länge die Fluͤgeldekken 
ganz und in der Breite bis auf etwas weniges bedekt. Die Fluͤgel⸗ 
dekken ſind halbſchalicht, halb durchſichtig, (Fig. 77.) halb ledricht, 
halb durchſichtig, (Fig. 72.) oder ganz pergamenten, wie Fig. 71. 
aber allezeit uͤber einander gekreuzt, und ſo lang, als der Hinterleib. 
Die Fluͤgel ſind duͤnner, laͤnger, und unter die Fluͤgeldekken zuſamen⸗ 
gefaltet. Der Sinterleib beſteht aus ſieben Abſchnitten und iſt mei⸗ 
ſtens in die Breite gedruͤkt. Die Bettwanze Fig. 69. a. * hat zwar 
keine Fluͤgel, aber doch oben auf dem Ruͤkken etwas wie ein Anfang 
von Flügeln, Ueberhaupt find die Fuͤſſe wol proportionirt, und man 
muͤßte jedes Untergeſchlechte abſonderlich beſchreiben, wenn man einen 
genauen Bericht von den Fuͤſſen geben wollte; man ſehe nur die Tafel 

an. 


104 


Wanze. Salbe Fluͤgeldekken. 


an. Fig. 71. e.“ hat faſt ſolche Fangfuͤſſe, wie der eben beſchriebene 
Waſſerſkorpion, nur die mittlern und hintern Fuͤſſe ſind wie bei den 
andern. Die Fuͤſſe der meiſten ſind glatt, doch giebt es auch einiche, 
deren Schienbeine in- und auswendig mit kleinen Doͤrnchen beſezt 
find. Fig. 71. e. weicht in vielen Stuͤkken von den meiſten ab; 
denn auſſert dieſen Fangfuͤſſen hat fie einen merkwuͤrdigen zwoͤlfekkich⸗ 
ten Bruſtſchild. Die Fluͤgeldekken ſind nicht breiter, als der Bruſt⸗ 
ſchild; der Leib iſt breiter mit einem beſondern breiten Saum, wel⸗ 
cher in dreizehn vierekkichte Laͤppchen abgetheilt, davon das hinterſte 
das groͤſſeſte if. Von Fig. 70. c. * und d. find merkwuͤrdig ihre 
groſſen Schildchen. Man ſiehet uͤberhaupt bei dieſem Geſchlechte, 
wie ſchwehr es iſt, eine natuͤrliche Ordnung zu treffen, da die Natur 
ſo verſchieden iſt an Mannichfaltigkeit und Verſchiedenheit in ihren 
Werken. Fig. 72. iſt die groͤſſeſte von allen bekannten Wanzen. Die 
Maͤnnchen und Weibchen ſehen einander ganz gleich. In der Farbe 
iſt zuweilen einicher Unterſchied. Die Bettwanzen ſind alle einander 
gleich, ausgenohmen die Groͤſſe, und alle haben keine Fluͤgel. Es 
iſt ſich alſo billig zu verwundern, wie ein Thierchen ohne Fluͤgel ſich 
ſo uͤber den halben bewohnten Erdboden habe ausbreiten koͤnnen. Es 
waͤre zu wuͤnſchen, daß man ein ſtandhaftes Mittel entdekte, dieſer 
ſchlimmen Gaͤſte los zu werden. Mit Kohlen- und Schwefeldampf 
kan man fie verjagen, mit angezuͤndetem Terbenthinoel, Pfefferkraut 
(TLepid. ruderal.) Tamarisken (Myrica) Storchenſchnabel, Fliegen⸗ 
ſchwamm, St. Chriſtophskraut (Actæa cimicifug.) und der verlarf 
ten Wanze — Im Anfang kan man derſelben ſchon Meiſter wer⸗ 
den, aber wenn ſie einmal uͤberhand genohmen haben, ſo kan man 
ihrer nicht los werden, man zerſtoͤhre dann und verbrenne den Ort 
ihres Aufenthalts, welches zu tuhn aber ſelten gelegen iſt. Sie ent— 
fliehen in alle Klekken, Spaͤlte und Löcher und hekken in kurzem eine 

lang 


Blattlaus. Salbe Fluͤgeldekken. 107 


lange Nachkommenſchaft aus. Dieſe Gattung iſt eigentlich fremde, 
und erſt vor Chriſti Gebuhrt nach Europa gekommen, in England 
aber nach Herrn Southalls Bericht vor Ao. 16701 nie geſehen wor⸗ 
den. Die meiſten Wanzen und ihre Larfen ſaugen mit ihrem Saug⸗ 
ſtachel das Blut, oder das Fluͤßige kleinerer weicherer Inſekten aus, 

freſſen einander auch ſelbſt. Die meiſten ſtinken. Sie halten ſich in 
alten Höher, "Bäumen, auf vielerlei Pflanzen, auf der Erde und 
einiche davon Fig. 78. auf dem Waſſer auf, auf deſſen Oberfläche 
fie wie auf einem Glas herum ſchieſſen. 


31. Blattlaus. Mehlthau. Aphis Linn. CXCIX. 27. 


Puceron. R. 


Niedergebogener Saugrüſſel. Fuͤhlhoͤrner, die laͤnger 
ſind, als die Bruſt. Vier aufgerichtete oder keine 
Flügel. Wandelnde Fuͤſſe. Auf dem Schwanz 
fiehen. gemeiniglich zwei Wau aun Fig. 79. und a. 
PETER. IR 

Der Kopf iſt, in Betracht des ganzen Leibs, klein und nied⸗ 
fich gebogen. Auf beeden Seiten zwei runde ſchwarze Augen. Eine 
runde Stirn, unter welcher uͤber den Augen zwei borſtenaͤhnliche 

Fuͤhlhoͤrner ſtehen, die laͤnger ſind, als die Bruſt. Dieſelben ſtehen 

auf einem oder zwei runden oder eyfoͤrmigen Gelenken, deren das 

erſtere das groͤſſere iſt. Das naͤchſte ſo darauf folget, iſt das laͤngſte, 
die uͤbrigen Gelenke ſind kuͤrzer und duͤnner, inſonderheit das lezte. 

Die Fuͤhlhoͤrner der Weibchen haben gemeiniglich nicht mehr, als 

6—7. Gelenke, der Männchen aber 10—20. und mehrere. Unten⸗ 

her endigt ſich der Kopf in einen Saugſtachel, der faſt ſo lang, 


als die Fuͤhlhoͤrner, bei der Blattlauſe aber, welche ſich an den Rin⸗ 
O den 


106 


Blattlaus. Salbe Fluͤgeldelken. 


den der Eichbaͤume aufhaͤlt, noch ſo lang, als das ganze Inſekt iſt. 
Derſelbe hat naͤchſt bei ſeinem Anfange ein Gelenke, vermittelſt deſſen 
er, wenn die Blattlauſe faſtet oder marſchirt, welche beede Stuͤkke 


aher ſelten und nicht ohne Noht geſchehen, unter die Bruſt und den 


Bauch gebogen wird, wenn ſie aber Gebrauch davon machet, ſo ſtrekt 
ſie ihn ſenkrecht aus, und faͤngt an, denſelben in das Blatt oder das 


Aeſtchen zu ſtekken; zu deſſen Erleichterung derſelbe zu aͤuſſerſt in 
etwas gezaͤhnt, Fig. d.“ Dieſes Werkzeug iſt hohl und der Lange 


nach geſpalten und, nur die Scheide zu dem eigentlichen Saugſtachel 
Fig. 1. Der Hals ift faſt fo breit, als der Kopf. Die Bruſt iſt we⸗ 
nigſtens noch ſo breit, gewoͤlbt und ziemlich wol an den Sinterleib 
gedruͤkt, welcher recht aufgeſchwollen iſt und aus ſieben Abſchnitten 


oder Falten beſteht, welche auf den Seiten gekerbt find und einen 


Saum machen. Zuhinterſt ſtehen zwei unbewegliche Hörnchen. Sechs 
geſchlanke, lange Fuͤſſe. Der Schenkel iſt auf einem Aftergelenke 


befeſtiget und in der Mitte am dikſten. Das Schienbein iſt laͤnger, 
Iinienaͤhnlich, mit ſteifen Haaren auf beeden Seiten. Das Fußblatt 


beſteht aus zwei Gelenken, welche ſich in zwei Haͤkchen endigen. Ei: 
niche dieſer Blattlaͤuſe haben vier gerade aufgerichtete Fluͤgel, welche 
adricht und ganz durchſichtig ſind. Die aͤuſſern oder Oberfluͤgel 
Fig. c. * find faſt noch fo groß, als die innern oder untern, und 
wol noch ſo lang, als der ganze Leib. Dieſes kleine Ungeziefer machte 
den Gaͤrtnern viel Verdruß, denn es vermehrt ſich unglaublich, ja 
auf eine ganz unbegreifiche und merkwuͤrdige Weiſe. Wenn beede 
Geſchlechter einander beigewohnet haben, ſo faͤngt das Weibchen an, 
lebendige Junge zu legen und legt deren in einer Stunde wol ein halb 
Duzt, davon die weibliche Junge bis ins vierte und fünfte Glied ohne 
fernere Vermiſchung mit einem Maͤnnchen fruchtbar ſind und ihres 
gleichen zur Welt bringen; welches auſſert dieſen von keiner lebendigen 
1 Kreatur 


Blattlaus. Salbe Fluͤgeldekken. 107 


Kreatur geſagt werden kan. So bald dieſe Junge das Tageslicht 
erblikken, ſo haben ſie, die Farbe ausgenohmen, voͤllig die Geſtalt 
der Aeltern, auſſert daß diejenige, welche Fluͤgel bekommen ſollen, 
noch keine haben. Sie fangen gleich nach der Geburt an zu ſaugen, 
und ſaugen lebenslang, als wenn ſie gepachtet waͤren, ihren Aeltern, 
Geſchwiſtern und Kindern zur Seite, und bevoͤlkern in kurzer Zeit 
eine groſſe Staude; denn ſie ſind in ein paar Tagen erwachſen, und 
zu dieſem Geſchaͤfte geſchikt. Sie ſaugen allen den Saft der Pfanze, 
worauf ſie ſizen, an ſich, ſo daß die Pflanze darben, und oͤfters zu 
Grunde gehen muß. Die Ameiſen beſuchen dieſe Blattlaͤuſe fleißig 
und bitten ſich bei ihrem Nektar zu Gaſte, ohne ihren Gutthaͤtern 
das geringſte wiedrige zuzufuͤgen. Wenn ſie zu dem Ende ihres Le⸗ 
bens kommen, das it, nachdem ſie ihr Geſchlechte fortgepffanzt ha⸗ 
ben, ſo hören fie auf, zu ſaugen , v ändern die Farbe, werden dun⸗ 
keler, ſterben mitten unter den ihrigen, zerplazen und ſind nicht mehr. 
Sie haben verſchiedene Feinde, die ſie freſſen, ſie wuͤrden aber von 
denſelben und dem Menſchen, als dem Erzfeinde des Thierreiches, 
noch beſſer koͤnnen verfolget werden / wenn ſie nicht gemeiniglich die 
gleiche Farbe mit der Pflanze haͤtten, worauf ſie wohnen. Man fin⸗ 
vet fie auf ſehr vielen Pflanzen, aber hauptſachlich auf dem Kohl, 
da man ſie Mehlthau zu nennen pflegt, und mit dem gemeinen Mann 
glaubt, dieſer ſo genannte Mehlthau falle vom Himmel, wie der ei⸗ 
gentliche Thau, von welchem viele nicht zweifeln, daß er nicht vom 
Himmel herunter komme, obgleich gelehrte Beobachter es anders ge— 
funden haben. Die Blattlaͤuſe finden ſich ferner auf den Weiden, 
dem Wachholder, den Roſen und hundert andern Gewaͤchſen. Wer 
ein ſouveraines Mittel, dieſelben zu vertreiben, angeben koͤnnte, ver⸗ 
diente allen Dank. Dieſe Blattlaͤuſe find Tab. XII. Fig. 79. a, und 


auf dem darneben gemalten Roſenzweig in gewoͤhnlichſter und natuͤr— 
| O 2 licher 


108 


Blattſauger. Halbe Fluͤgeldekken. 


licher Groͤſſe zu ſehen. Im Sommer legen ſie lebendige Junge, im 
Herbſt aber Eyer. Einiche haben Fluͤgel, andre nicht, von der glei⸗ 
chen Gattung ohne Unterſchied des Geſchlechtes. Die meiſten haben 
zwei Röhrchen oben auf dem Schwanz, aus welchen fie den überflüf 
fig eingeſogenen füffen Saft geben, der von den Ameiſen ſehr geliebet 
wird. Der Unterſchied des Geſchlechts iſt ſchwehrlich zu fehen und 
nicht wol zu beſtimmen. Uebrigens iſt es ein ſehr dummes und un⸗ 
empfindliches Thier. 


32. Blattſauger. Chermes. Linn. CC. 14. Faux 


Puceron. R. 


Schnabel auf der Bruſt; Fuͤhlhoͤrner, länger als dies 
ſelbe. Vier niederhaͤngende Fluͤgel. Erhabener Ruͤk⸗ 
ken. Springfuͤſſe. Fig. 80. e. f. * g. * h. * 


Der Kopf iſt breit und ſehr an die Bruſt gedruͤkt. Die 
Fuͤhlhoͤrner ſo lang als die Bruſt, duͤnne, gerade und ſchwaͤrzlich. 
Der Saugſtachel liegt unten am Kopf, und iſt unter die Bruſt ge 
bogen. Die Bruſt iſt breit und gewoͤlbt. Der Sinterleib beſteht aus 
ſieben Abſchnitten, mit einem Rand, meiſtens endigt ſich der Schwanz 
in zween Spizen oder Borſten, faſt wie bei den Blattlaͤuſen, mit de⸗ 
nen fie eine groſſe Aehnlichkeit haben. Die Küffe find dikker und ſtaͤr⸗ 
ker, als bei den Blattlaͤuſen. Der Schenkel iſt keulenaͤhnlich, beim 
Anfang am duͤnnſten. Das Schienbein iſt nicht laͤnger, als der 
Schenkel. Das Fußblatt beſteht aus drei Gelenken und endigt ſich 

in zwei Haͤkchen. Vermittelſt ihrer ſtarken und dikken Schenkel find 
die meiſten von dieſem Geſchlechte im Stande zu ſpringen. Die Fluͤ⸗ 
gel find nicht gekreuzt, ſonder meiſtens niederhaͤngend, wie bei den 
Nachtvoͤgeln: Sie find weiß, durchſichtig mit dunkeln Adern. Ei⸗ 

8 niche 


Schildlaus. Salbe Sluͤgeldekken. 109 


niche dieſer! Inſekten haben keine Fluͤgel. Die Larfen vieler von dies 
ſen Blattſaugern ſind mit einer langen Wolle uͤberzogen, welche aus 
beſondern Schweißloͤchern der Haut ausſchwizt, ganz klebricht iſt, 
und wieder nachwaͤchſt, wenn fie abgewiſcht wird. Fig. 80. iſt die 
Larfe von einem ſolchen Blattſauger; dieſelbe hat, wie alle von die- 
fein Geſchlechte zu der vollkommenen Geſtaͤlt faſt nichts mehr nötig, 
als die Entwiklung der Fluͤgel. So lange ſie unvollkommen ſind, 
wandeln ſie ganz langſam mit dieſer Wolle uͤberdekt einher, geſellen 
ſich trouppweiſe zuſamen, ja bedekken manchmal ganze Aeſte und Blaͤt— 
ter, Fig. h. Da ſaugen ſie den Saft aus dem Baum, Gras oder 
Pflanze, worauf ſie ſizen, bis ſie zu ihrer lezten Haͤutung und zu ihrer 
Vollkommenheit gelangen, alsdann verlieren ſie dieſe Wolle, bekom— 
men Fluͤgel, fliegen und huͤpfen hernach von einem Ort zum andern, 
da fie vorher immer an einem Ort klebeten. Sie ſpringen und flie⸗ 
gen, wie die Cikaden, mit denen ſie viele Aehnlichkeit haben, beſonders 
was die Fluͤgel und das Springen betrift. Dieſes Inſekt iſt klein und 
reicht kaum uͤber ein Paar Linien. Man ſiehet es uͤberall herum 
huͤpfen, ob man ſeiner gleich nicht ſo wol habhaft werden kan. Hin⸗ 
gegen die Larfen ſind leicht zu bekommen, und zwar auf der Erle, 
den Ulmen, dem Ahorn, der Birke, Fichte, dem Tannbaum, der 
Weide, dem Eſchenbaum, dem Gras und der Brenneſſel. 


33. Schildlaus. Scharlachwurm. Muſchelinſekt. 
Coccus. Linn. CCl. 12. Gallinſecte. R. 


Schnabel auf der Bruſt. Der Sinterleib hinten bor⸗ 
ſtig. Die Männchen zween aufgerichtete Fluͤgel. 
Weibchen ohne Flügel, Fig. gr. i. k. * J. 4 m. * 
n. 0. * | 

O 3 Der 


110 


Schildlaus. Salbe Fluͤgeldekken. 


Der Ropf iſt klein; zwei kurze Fuͤhlhoͤrner. Die Augen 
find rund und erhaben. Der Schnabel kurz, kegelfoͤrmig, gegen 
die Bruſt gebogen. Die Bruſt und der Leib platt; der lezte beſteht 
aus fuͤnf Abſchnitten, der Schwanz endigt ſich in zwo Borſten; 
die Fluͤgel ſind nicht gekreuzt, ſie liegen ſchief an den Seiten, und 
ſind durchſichtig. Das Weibchen hat keine Fluͤgel, ſonder an deren 
Stelle einen Schild Fig. 81. i.“ k. * J. * Sechs ſehr kurze Fuͤſſe. 
Dieſe Inſekten find auf ſehr verſchiedenen Pffanzen zu finden; haupt⸗ 
ſaͤchlich auf dem Buchs, dem Pferſichbaum, den Weinreben, Wei⸗ 
den, Eichen, Ulmen, Citronen- und Pomeranzenbaͤumen, auf der 
Indianiſchen Feige (Opuntia) woſelbſt fie alsdenn unter dem Nah⸗ 
men der Cochenille bekannt ſind, und an den Wurzen des Scleran- 
thi perenis (Knauel) welches der Pohlniſche Kermes iſt. Die Weib⸗ 
chen haben keine Fluͤgel, fondern uͤber ſich einen Schild, der mei⸗ 
ſtens wie eine Muſchel ausſiehet und nur hinten Fig. o. eine Oefnung 
oder Spalte hat. Sie ſind im Sommer haͤuffig auf bemeldeten Ge⸗ 
waͤchſen anzutreffen. Da dieſelben, wenn ſie ihren voͤlligen Wachs— 
tuhm erreicht haben, auf der Pflanze feſt und unbeweglich ſind, ſo 
wuͤrde man ſie wol kaum für lebende Thiere, oder hoͤchſtens für Gal- 
len oder Gallaͤpfel anſehen. Es hat auch mancher nicht begreifen 
koͤnnen, wie ſich dieſe Thierchen vermehren, und ihr Geſchlechte fort— 
pflanzen. Einiche hatten dieſe, andre eine andre Meinung, bis end— 
lich der in der Naturhiſtorie hochberuͤhmte Herr von Reaumuͤr hier 
Licht verſchafte und die Sache auſſert allen Streit ſezte. Er ſah im 
Fruͤhling die Muſchelinſekten der Pferſichbaͤume ihre Eyer legen. 
Dieſes geſchieht, ohne daß fie von der Stelle weichen, welches aber 
auch nicht mehr wol geſchehen koͤnnte; denn wenn dieſe Zeit anruͤkt, 
fo zieht das Inſekt unten her und rings an dem Rande herum Faͤ⸗ 
den und befeſtiget die Schale mit dem Blatt oder Aeſtchen. Alsdenn 

fängt 


Schildlaus. Salbe Sluͤgeldekken. 118 


fängt es an, eine groſſe Anzal Ever zu legen, die es vermittelſt der 
Ringe oder Abſchnitte des Bauchs unterſich, ja bis gegen den Kopf 
herfuͤr ſchieben kan. Nach dem Verhaͤltniß der Eyer, welche es legt, 
zieht ſich auch fein: Leib zuſamen und giebt den Eyern Raum, zus 
lezt ſtirbt die Mutter, verſchrumpft und verſchwindet uͤber ihren Ey⸗ 
ern, und laͤßt ihnen nach dem Tod den Schild zu ihrer Bedekkung 
zuruͤwk. In ungefehr 14. Tagen ſchliefen die Junge aus den Eyern, 
halten ſich noch einiche Tage, bis ihre Glieder einiche Feſtigkeit ers 
langt haben, in dieſer Wohnung auf, alsdenn marſchiren ſie nach 
und nach durch die Spalte Fig. o. heraus, und breiten ſich uͤber 
den ganzen Baum aus. Nun ſind ſie ihren Aeltern ganz unaͤhnlich, 
indem ſie ziemlich ſchnell laufen, ſie ſtreken ihre Fuͤſſe und Fuͤhlhoͤrner 
unter ihrer duͤnnen Schale hervor, ſind aber noch ſo klein, daß man 
ſie mit unbewafnetem Auge nicht wahrnehmen kan. Der Herr von 
Reaumuͤr ſagt, daß ihm die Ameiſen dieſe jungen Muſchelinſekten ver⸗ 
rahten haben, dann jene ſuchen dieſe begierig auf und freſſen ſie. 
Sie ſind um ſo viel ſchwehrer zu entdekken, weil ſie zuweilen alle 
ganz ſtille und unbeweglich ſcheinen, einsmals aber wieder herum zu 
laufen anfangen. Sie laufen auf den Blaͤttern herum und ſuchen 
ihre Nahrung, die fie vermittelſt eines kurzen, ſubtilen Saugſtachels, 
der in einem cylindriſchen Futterale liegt, das unten am Kopfe, zwi— 
ſchen den voͤrderſten Fuͤſſen liegt, aus den Adern der Blaͤtter ſaugen; 
deswegen werden ſie von den Gaͤrtnern fleißig von den Baͤumen abge— 
buͤrſtet. Die Jungen find von zweierlei Gattung, denn die einten 
veraͤndern ſich zu der Zeit, wenn ſie bald zu der Groͤſſe ihrer Mutter 
gelangt ſind, ſie verpuppen und verwandeln ſich in eine Muͤkke, welche 
zween Flügel und zwo lange Borſten hat. Dieſe Muͤkke iſt ganz 
klein und kaum den dritten oder vierten Theil ſo groß, als die uͤbri— 
gen, welche alle Weibchen ſind, ſie iſt ganz roht, ausgenohmen die 
' Ye Flügel, 


er 


112 


Schildlaus. Halbe Stügeldetken. 


Fluͤgel, welche bei einichen weißlich find und nur einen rohten Rand 
haben. Hinten hat ſie zwo lange Borſten, welche faſt noch ſo lang 
ſind, als der Leib, zwiſchen welchen noch eine dikkere kurze Maſchine 
iſt, die niedſich gekruͤmmet, und das männliche Glied iſt. Dieſe kleine 
Muͤkken marſchiren auf den Muſchelinſekten oder Weibchen herum, 
ſtekken dieſes Glied in die hintere Spalte deſſelben Fig. o. und be⸗ 
fruchten alſo die Weibchen. Es geht oft eine ſolche Muͤkke nach 
einander zu etlichen Weibchen; nachher ſterben ſie, und man findet 
keine ſolche Muͤkken mehr, da hingegen die Muſchelinſekten bis im 
Winter auf obbemeldeten Pflanzen anzutreffen ſind. Es iſt merkwuͤr⸗ 
dig , daß dieſe Maͤnnchen, wenn fie aus ihrem Gehaͤuſe ſchliefen, zu⸗ 
erſt mit dem Hintern heraus kommen, da hingegen alle andre In⸗ 
ſekten, welche ſich verwandeln, zuerſt mit den Fuͤhlhoͤrnern und dem 
Kopf an das Tageslicht kommen. Mehrere Nachrichten von dem 
Pohlniſchen Kermes und der Indianiſchen Cochenille ſind in dem 
vierten Theil der Memoires pour ſervir à Lhiftoire des Inſectes par 
Mr. de Reaumur zu finden. 


Dritte 


* 


Dritte Hlaſſe. 


Vier Fluͤgel mit Federn oder Schuͤpchen. Ein 
Maul mit einer Spiralzunge. Harichter 
Leib. 


34. Tagvogel. Schmetterling. Sommervogel. Papi- 
lio. Linn. CClII. 192. 

Die Fuͤhlhoͤrner ſind duͤnne, lange, gegliederte Stengel— 

cken, welche oben ein Köpfchen formiren. Die Fluͤgel 

(im Sizen) aufgerichtet, oben an einander geſchloſſen. 
Fliegen bei Tage. Fig. 82 — 87. 

1. Reuter: Der untere Winkel des Oberfiuͤgels iſt weiter von dem 

obern Winkel, als von dem Grunde entfernt; Faden⸗ 


gleiche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 82. 
P Reuter: 


114 Tagvogel. Schuppichte Fluͤgel. 
1. Reuter: Croianiſche; auf der Bruſt rohte oder ſchwarze Flekken. 


— — Griechiſche; blutgefkreifte Bruſt, mit einem Aug auf 
dem Unterfuͤgel bei dem Hintern. 


— — — Flügel ohne Streiffen. 


— — — 5 NIN mit Streiffen. 


2. Helikonier: Gestreifte ſchmale, vollkommene Fluͤgel; die obern 
lang, die untern ſehr kurz. Fig. 83. 


3. Danaiden: Vollkommene Flügel. Fig. 84. 
— — 2 Weißlichte Flügel. 
— — — Bunte Fluͤgel. 

4. Nimfen: Gezaͤhnte Karl, Fig. 8. 86. a. 


— — Geſchmuͤkte, Aeuglein in den Fluͤgeln. 


— — — — — — in den Oberfuͤgeln. 
— — — — — — Ain den Unterfluͤgeln. 
3 — — Mit blinden Fluͤgeln. 


5. Gemeine: Kleine; die Larfe derſelben iſt oft zuſamengezogen. F. 87. 
— — Feldbuͤrger; Flügel mit undeutlichen Flekken. 
— — Staͤter; Flügel, die oft durchſcheinende Flekken haben. 


6. Auslaͤndiſche, Indianiſche, die nicht unter dieſen 5. Abtheilun⸗ 
gen begriffen ſind. 


Der Kopf iſt rund. Die Stirne endigt ſich in ein erhabenes 
Toupet von einem getheilten Haarbuͤſchelchen, welches zwiſchen den 
Augen bis an den Hals hinunter geht, und den zuſamengerollten Ruf 
ſel zwiſchen ſich verſtekt. Derſelbige liegt in einer Spirallinie zuſamen⸗ 
gerollt, und iſt wol ſo lang, und laͤnger, als die Fuͤhlhoͤrner, wenn 

er 


Tagvogel. Schuppfchte Fluͤgel. 115 


er ausgeſtrekt iſt. Er iſt mehr breit, als dik, wird nach und nach 
duͤnner, und ſcheint von einer halb durchſichtigen hornichten Materie 
zu fein, nihmt feinen Anfang in der Mitte des Kopfs, zwiſchen dem 
bartigen Rande, unter dem Toupet, da wo ungefehr bei andern Thie⸗ 
ren die Naſe anfaͤngt, deswegen auch einiche geſagt haben, die Schmet⸗ 
terlinge haben eine lange Naſe. Der Saugruͤſſel iſt innwendig hohl, 
und aus zwoen runden Roͤhren zuſamengeſezt, welche entweders von 
Natur bis zur Mitte des Ruͤſſels geſpalten find, oder ſich ſpalten laß 
ſen. Durch dieſen Ruͤſſel nihmt der Schmetterling den Nektar aus 
den Blumen, und andre Suͤßigkeiten, zu ſich, welche, wenn ſie fluͤſ 
ſig ſind, leicht durch dieſe hohle Roͤhrchen herauf gepumpt werden, 
wenn ſie aber feſte ſind, wie zum Beiſpiel, der Zukker, ſo laͤßt der 
Schmetterling einen ſtuͤßigen Saft aus feinem Ruͤſſel darauf fallen, 
und erweicht ſolchergeſtalt die Zukkertheilchen, daß ſie hernach durch 
dieſe Kanaͤle in einer ffuͤßigen Vermiſchung heraufgeſchaft werden koͤn⸗ 
nen. Wenn er etwas Speiſe genoſſen hat, ſo zieht er ſeinen Spiral⸗ 
ruͤſſel zuſamen, ſtrekt ihn aus, und legt ihn wieder zuſamen, und auf 
dieſe Weiſe befoͤrdert der Schmetterling die in den Kanaͤlchen zuruͤk 
gebliebene groͤbere Theilchen hinunter bis in den Schlund und Magen. 
Dieſe Tagvoͤgel brauchen aber uͤberall wenig Nahrung, denn ſo bald 
ſie ſich gepaart haben, ſo freſſen ſie nicht mehr und ſterben; bis ſie 
aber dieſem groſſen Trieb der Natur Folge geleiſtet haben, naͤh⸗ 
ren fie ſich, fliegen herum, und ſuchen ihres gleichen. Ein Maͤnn⸗ 
chen von den meiſten Schmetterlingen bleibt wol viele Wochen und 
Monate beim Leben, wenn es den befruchtenden Samen noch bei 
ſich hat, ohne die allergeringſte Nahrung, da es hingegen nach der 
Begattung auf keine Weiſe uͤber wenige Tage beim Leben erhalten 
werden kan. Die Fuͤhlhoͤrner ſtehen oben an den Augen, hinter 


dem Toupet, find laͤnger, als die Bruſt, beſtehen aus 30—40. cylin⸗ 
P 2 driſchen 


116 


Tagvogel. Schuppichte Fluͤgel. 


driſchen Gliedern, von denen die acht bis zehn lezten dikker ſind und 
eine Kolbe oder einen olivenaͤhnlichen Knopf formiren. Die uͤbrigen 
Glieder find ſehr geſchmeidig, oͤfters haargleich und linienaͤhnlich. 
Dieſe Glieder paſſen gerade auf einander, find innwendig hohl, und 
es wuͤrde vielleicht nicht ſo weit gefehlt ſein, wenn man dieſes Werk⸗ 
zeuge eher fuͤr eine Hoͤrroͤhre, als ein Betaſtungsglied oder Fuͤhlhorn 
halten wuͤrde. Man kan ſich ohne Vergroͤſſerungsglas davon uͤber⸗ 
zeugen, daß dieſelbe hohl ſind, wenn man einen Schmetterling ganz 
in Waſſer taucht, daß dieſe Hoͤrner oder gegliederte Roͤhrchen oben 
zu ſtehen kommen, da wird man bald die in dem Schmetterling ent⸗ 
haltene Luft auch zum Theil durch dieſelben in Geſtalt kleiner Blaͤs⸗ 
chen empor ſteigen ſehen. Die Augen ſind glänzend, groß, ſehr ge⸗ 
woͤlbt und nehmen auf beeden Seiten des Kopfes den ganzen Raum 
ein. Es iſt kaum ein Theil von den Inſekten beſſer im Stande den 
Menſchen von der erſtaunenswuͤrdigen Kunſt des Schoͤpfers zu uͤber⸗ 
zeugen, als dieſe Augen; aber eben hieran mögen wir auch mit Be: 
ſchaͤmung entdekken, wie viele tauſend und tauſend Wunderwerke die 
Natur durch alle Weſen verbreitet habe, davon uns die wenigſten 
bekannt find, Eine ſolche Halbkugel iſt wie mit einem Neze uͤberſpan—⸗ 
net, das lauter vier- oder ſechswinklichte Maſchen hat: in jeder ſol⸗ 
chen Maſche iſt ein kleines glaͤnzendes Kuͤgelchen, welches nichts an⸗ 
ders, als ein beſonderes Auge iſt, und alſo eine ſolche Halbkugel wol 
aus 17000, Augen beſteht, davon jedes feinen eigenen Sehenerfen hat. 
Man nehme ein Stuͤk von einem ſolchen nezfoͤrmigen Auge, pappe 
es über ein kleines Loch, das man mit einer Stefnadel in eine Karte 
gemacht hat, und beſchaue dann dadurch einen Menſchen, ſo wird 
man eine ganze Armee ſehen, oder ein brennendes Licht, ſo wird alles 
illuminirt ſein. Diejenige, welche eine ſolche Halbkugel nur fuͤr ein 
Aug anſehen, wuͤrden, wenn fie, vermittelſt eines Vergroͤſſerungsglaſes 

ſaͤhen, 


Tagvogel. Schuppichte Fluͤgel. 117 


ſaͤhen, daß die ganze Oberflaͤche mit vielen ſteifen Haaren uͤberdekt iſt, 
ſich wundern und denken, fie koͤnnten nichts ſehen, wenn fie nur halb 
ſo viel Haare in den Augen haͤtten. Dieſe Haare ſtehen ſenkrecht 
zwiſchen den kleinen Linſen, in den Ekken der Maſchen, und hindern 
nicht, daß nicht die Strahlen von den Objekten in dieſelben fallen. 
Es wird niemand die Frage aufwerfen, ob dieſe Thierchen mit ihren 
tauſend Augen die Gegenſtaͤnde auch tauſendfach ſehen, und dadurch 
nicht irre gemacht wuͤrden, wer mehr als ein Auge hat. Aber wie 
ſehen die Schmetterlinge damit in die Ferne, da es lauter Linſen⸗ 
oder Vergroͤſſerungsglaͤſer ſind? — und ich frage, wie ſiehet eine 
Henne, wenn fie auf dem Miſte die allerkleinſten Koͤrnchen heraus⸗ 
pikket und dieſelben mit nahem Auge, wie mit einem Vergroͤſſerungs⸗ 
glaſe, betrachtet, und ihren Jungen zu eſſen fuͤrlegt, mit eben dem⸗ 
ſelbigen Auge jenen Sperber in der Luft ſchweben, der bald eine 
Stunde von ihr entfernt iſt, und wie ein kleiner, ſchwarzer Punkt 
ausſiehet? — Das ſind Dinge, welche wir noch nicht ausſtudirt 
haben. Vielleicht find es doppelte Linſen oder Vergroͤſſerungsglaͤſer, 
welche nahe zuſamengebracht und wieder von einander entfernt werden 
koͤnnen, da fie dann in dem erſten Falle. Vergroͤſſerungsglaͤſer, und 
im andern Fernglaͤſer fein mögen, Die Bruſt iſt faſt eifoͤrmig, er⸗ 
haben, mit vielen langen Haaren beſezt. Der Sinterleib it oliven- 
aͤhnlich, laͤnglich rund und faſt noch ſo lang, als die Bruſt, beſteht 
aus ſechs Ringen oder Abſchnitten, davon der hinterſte der ſchmaͤlſte 
ift, dieſelben find oben haricht, und unten mit laͤnglichen zarten Fe⸗ 
derchen oder Schuͤpchen beſezt. Vier Fluͤgel, welche an der Seite 
der Bruſt befeſtiget ſind; dieſelben ſind beim Grunde ſchmal und ſtehen 
ſenkrecht Fig. 84. Die Gberftuͤgel find gemeiniglich laͤnger und ha⸗ 
ben ſtaͤrkere Adern als die untere. Dieſe Fluͤgel haben verſchiedene 
Geſtalten, alle aber beſtehen aus zwei pergamentgleichen durchſichtigen 

| ige) P 3 Haͤutchen 


118 


Tagvogel. Schuppichte Fluͤgel. 
Haͤutchen, welche mit untäligen Staͤubchen oder Federchen über: 
dekt find, ſehet Tab. XIV. Fig. b. und die Vignette zu dieſer dritten 
Klaſſe. Diefe Federchen ſtehen in ordentlichen Reihen, fo daß der 


* Kiel gegen dem Grund der Flügel gekehrt iſt. Obenher ſind die naͤch⸗ 


ſten an dem Leibe des Schmetterlings laͤnglich und haargleich, beſon⸗ 


ders auf den Unterfuͤgeln, Fig. 83. Dieſe Federchen gehen leicht 


108 , und wenn man einen Fluͤgel nur mit dem Finger berührt, fo 
bleiben viele an demſelben kleben, welche zwar ohne Glas wie Staub 


ausſehen, aber eine ordentliche Form wie Federn haben, ibid. Fig. b. 
wenn man ſie mit dem Microfcopium unterſucht. Sie haben ſechs 


Fuͤſſe, die zween vorderſten find bei einichen Fig. 85. haricht, ſtumpf, 
kuͤrzer, als die andern, und dienen nicht zum gehen, haben auch kein 


ſolches Fußblatt, wie die uͤbrigen Fuͤſſe, ſonder daſſelbe iſt einfach, 


kurz und ſehr haricht, ſo daß die Haare weit daruͤber hinunter reichen. 
Die meiſten haben ſechs gleiche Fuͤſſe. Die Schenkel platt und gleich⸗ 
förmig. Die Schienbeine find ruͤnder, geſchmeidiger, und endigen 
ſich in zwei Doͤrnchen. Das Fußblatt iſt ſo lang / als das Schien⸗ 
bein; beſteht aus fünf Gelenken, davon ſich das lezte in zwei Haͤkchen 
endigt. Die Glieder des Fußblatts ſind ein wenig behart, und der 
ganze Fuß iſt mit ſolchen Federchen beſprengt, wie die Flügel, Dieſe 
Federchen haben verſchiedene Farben Tab. XIV. Fig. b. b. ic. und 


10 


nachdem nun dieſelben rangirt und eingeſtekt ſind, zeigen ſich verſchie⸗ 


dene Figuren und Farben. Kurz nach der Paarung legt das Weib⸗ 


chen ſeine Eyer auf Blaͤtter verſchiedener Pflanzen, als der Neſſeln, 
des Kohls, der Ruͤbe, des Fenkels u. a. m. aus denen in kurzer Zeit 
kleine Rauschen ausſchliefen und ſich von denſelben erhalten. Ein 
ſolches Ränpchen hat zwoͤlf Abſäze oder Gelenke des Leibs, den Kopf 
nicht dazu gerechnet, welcher haͤrter iſt, als der uͤbrige Leib. Zwei 


kugelformige Erhoͤhungen an den Seiten, wie Augen: Es ſind aber 
i 9 * die 


Tagvogel. Schuppichte Sluͤgel. 119 


die Larfen' aller Schmetterlinge blind, und alſo dieſes keine Augen. 
Unten am Kopfe ſind zwo gekruͤmmte, ſpizige Freßzangen. Unten an 
den drei erſten Gelenken des Leibs nach dem Kopfe ſtehn drei Paar 
Fuͤſſe auf jedem Gelenke ein Paar. Ein ſolcher Fuß beſteht aus 
drei Gelenken, davon das erſte das dikſte iſt, das lezte aber iſt das 
duͤunſte und endigt ſich in einen gewoͤlbten Klauen, der ganze Fuß 
aber iſt faſt halb zirkelfoͤrmig gebogen. Unter dem 6. 7. 8. und oten 
Gelenke des Leibs ſtehen vier Paar Afterfuͤſſe mit drei undeutlichen 
Gelenken. Dieſe ſo genannte Bauchfuͤſſe ind Die, weich, wie der 
Leib, koͤnnen verkuͤrzt und verlaͤngert werden und endigen ſich in ſehr 
viele kleine Wiederhaͤkchen, mit denen ſie ſich an den Stengeln ziem⸗ 
lich feſte halten koͤnnen. Ein ſolches Paar Fuͤſſe befindet ſich noch 
an dem zwoͤlften oder hinterſten Gelenke, welches der Nachſchieber 
genennt wird. Von dieſen Afterfuͤſſen ſiehet man bei den Schmetter⸗ 
lingen keine Spuhr mehr. Aber die ſechs voͤrdern, welche unter der 
Bruſt der Rauven befindlich ſind, ſind gleichſam die Huͤlle, in welcher 
die ſechs Fuͤſſe des embryoniſchen Schmetterlings verborgen liegen; 
woruͤber die Verſuche nachzuſchlagen find, die der Herr von Reaumür 
mit den Raupen angeſtellt hat. Bei dem Wachstuhm dieſer Raupen 
geht bei einem jeden dritten Theile des Termins eine Häutung vor. 
Die Raupe hoͤrt auf zu freſſen, und ſtreift das dünne Oberhaͤutchen 
ab; hernach fangt ſie von friſchem an zu freſſen, bis ſie dreimal ihren 
Balg abgezogen hat, und zu ihrer voͤlligen Groͤſſe gelanget iſt. Als⸗ 
denn faſtet ſie ein Paar Tage, und hängt ſich vermittelſt einicher Fa- 
den mit dem Schwanz an einem Aefichen auf: einiche hängen ſenk⸗ 
recht und andre ſchief laͤngſt einem Graſehalm oder Aeſtchen, und 
ziehn noch einen Faden in der Mitte des Leibs um ſich, den ſie auf 
beeden Seiten deſſelben an dem Aeſtchen befeſtigen. Einiche Stunden 

oder einen Tag nachher foringt der Balg beim Kopf auf / und wird 
288K durch 


129 


Rn | 


Tagvogel. Schuppichte Fluͤgel. 


durch das hin- und herkruͤmmen der Puppe, welche ſogleich unter 
dieſer Haut erſcheint, nach und nach abgeſtreift. Zuerſt iſt dieſelbe 
ganz weich, wird aber bald hart, bekoͤmmt verſchiedene Farben, ei⸗ 
niche metallene Flekken. In dieſem Zuſtande bleibt dieſelbe ein Paar 
Wochen, Monate, oder gar uͤber den Winter unbeweglich, kruͤmmt 
ſich jedoch bei der geringſten Beruͤhrung hin und her, und genießt 
nicht die geringſte Nahrung. Verſchiedene Verſuche haben gelehrt, 
daß man dieſe Puppen, ſo wie die Puppen aller drei Geſchlechter der 
Schmetterlinge, Jahr und Tage aufbehalten koͤnne, wenn man ihre 
Ausduͤnſtung hemmt oder vermindert, welches geſchieht, wann man 
dieſelben an einem kalten Ort aufbewahrt. Endlich koͤmmt die Zeit 
der Verwandlung, und es koͤmmt der vollkommene Schmetterling 
zum Vorſchein. Derſelde hat ganz kurze Flügel, iſt ganz bleich und 
ſchwaͤchlich: in ein Paar Stunden aber dehnen ſich die Fluͤgel zu ihrer 
natürlichen Groͤſſe aus und das ganze Thier erhält feine Farben, der 
Saugruͤſſel, welcher in der Puppe ausgeſtrekt war, wird zufamen⸗ 
gewikelt und nach dieſem giebt der Vogel ans dem Hintern einen 
rohten Saft von ſich, von welchem der gemeine Mann, wenn er 
denſelben von ungefehr in ziemlicher Menge antrift, ſagt, daß es Blut 
geregnet habe. Nachdem er ſich mi ßſolchergeſtalten gereiniget hat, 
fücht er feines gleichen, paart ſich und das Weibchen legt Eyer. Die 


Weibchen von dieſem Geſchlechte legen niemals Eyer, ohne vorherge⸗ 


gangene Vermiſthungl mit den Männchen, welches doch bei den zwei 
folgenden Geſchlechtern etwas gewoͤhnliches iſt, wiewol dergleichen un⸗ 
befruchtete Eyer unbelebt, und niemalen junge Raͤupchen daraus zur 
Welt kommen. Dieſes Geſchlechte iſt wol das ſchoͤnſte von allen Ge⸗ 
ſchlechtern der Inſekten, | 


a u a 


Abendvogel. Schuppichte Fluͤgel. 121 


35. Abendvogel. Todtenkopf. Sphinx. Linn. CCIV. 38. 
Faſt dreiekkichte, dikke Fuͤhlhoͤrner, welche in der Mitte 

am dikſten ſind, und gegen beeden Enden duͤnner 

werden. Niederhaͤngende Fluͤgel. (Mit ſchwehrem 

Fluge, am Abend oder frühen Morgen.) Fig. 87-90. 

Ekkichte Fluͤgel. Fig. 89. 

2. Ganze Fluͤgel, einfacher Schwanz. Fig. 88. 

3. Ganze Fluͤgel, bartiger Schwanz. Fig. 90, 

4. Von verſchiedenem Anſehn, aus ungleichen Larfen. Fig. 91. 


bi 
* 


Dieſes find die groͤſten von allen Schmetterlingsarten, fie has 
ben einen ſchwehren Leib, ſaugen fliegend den Nektar aus den Blu⸗ 
men. Der Kopf iſt eingeſenkt und groͤſſer, die Augen aber kleiner, 
als bei einem Tagvogel. Der Saugruͤſſel iſt wie bei den Tagvoͤ⸗ 
geln, nur etwas ſtaͤrker und meiſtens kuͤrzer. Die Augen ebenfalls, 
wie bei den Papilionen, doch etwas kleiner und glaͤnzender. Die 
Fuͤhlhoͤrner aber unterſcheiden fie von dem erſten Geſchlechte gewal- 
tig. Dieſelben ſind dik, prismatiſch, beim Grunde duͤnner, in der 
Mitte am dikſten, zulezt wieder duͤnner, und meiſtens ſpizig, haben 
gegen vierzig Gelenke, auch mehr und weniger. Die Bruſt iſt faſt 
dreimal fo breit, als der Kopf, gewoͤlbt und ſehr haricht. Der Zin⸗ 
terleib iſt dik, breit, oben und unten gewoͤlbt, aus ſieben Ringen 
oder Abſchnitten beſtehend, mit dikken Federchen und Haͤrchen über: 
dekt, an dem Schwanz oͤfters ſehr lang und bartig, Fig. 89. Das 
vordere Paar Fuͤſſe iſt am dikſten und beharteſten, aber etwas kuͤr— 
zer, als die uͤbrigen, ſonſt zeigt ſich kein merklicher Unterſchied, auſ⸗ 


ſert daß das Fußblatt einichermaſſen laͤnger iſt, und laͤngere Klauen 
Q führt, 
© 


122 


Abendvogel. Schuppichte Fluͤgel. 


führt, Die Gberfluͤgel find langer und fehmäler, als bei den Pa⸗ 
pilionen und die Unterfluͤgel kuͤrzer. Sie ſind wie die Fluͤgel der 
Tagvoͤgel mit farbichten Federchen uͤberdekt, die aber fuͤraus auf den 
Oberfluͤgeln viel dichter beiſamen ſtehen und feſt aufliegen. Es giebt 
aber auch ſolche, Fig. 89. deren Fluͤgel von Natur zum Theil von 
Federchen entbloͤßt und durchſichtig ſind. Alle dieſe Abendvoͤgel ſſiegen 
nur am fruͤhen Morgen oder des Abends, ſind ſchwehrleibig und ha— 
ben einen ſchnellern Flug, als die andern beede Geſchlechter, fuͤraus 
die mit bartigem Schwanz, welche im Fliegen die Federchen deſſel— 
ben ausbreiten und vermittelſt deſſen ſich ſchwebend in der Luft erhal: 
ten koͤnnen, da ſie dann, ohne einen Fuß auf eine Blume zu ſezen, 
mit einer bewundernswuͤrdigen Behendigkeit den Honig aus den Kel— 
chen der Blumen herausholen. Ihre ſchmale, lange, ſteife Fluͤgel, 
welche ohne Zweifel die Urſache von ihrem ſchnellen Fliegen ſind, ſind 
fo heruntergebogen, daß derjenige dikke vordere Rand der Oberfluͤgel, 
der bei den Papilionen (im Sizen) der entfernteſte von dem Leib iſt, 
hier auf die Erde herab haͤngt, mithin ſich die auswendige Seite des 
Fluͤgels zeiget, wenn in gleicher Stellung bei dem Tagvogel nur die 
innere Seite oder das Futter des Fluͤgels zu ſehen iſt. Sonſt liegen 
dieſe Fluͤgel laͤngſt an der Seite des Leibs und bedekken die obere 
Seite des Hinterleibs nicht ganz. Die Unterfluͤgel find kurz, breit, 
meiſtens gefaltet und werden von den obern bedekt. Wenn ſie ruhen, 
ſo verbergen ſie ihre Fuͤhlhoͤrner nach Art der meiſten Nachtvoͤgel un— 
ter die Bruſt, Fig. 88. Wenn ſie aber fliegen, ſo ſind ſie ausge— 
ſtrekt, Fig. 87. Im Fliegen machen fie ein ziemliches Geraͤuſch oder 
Summen. Nach der Paarung legt das Weibchen ſeine Eyer auf 
diejenigen Pflanzen oder Baͤume, von welchen die zukuͤnftigen Jungen 
leben ſollen. Das junge Raͤupchen haͤutet ſich, wie die Raupen der 
Tagvoͤgel, dreimal, und dann hat es ſeinen vollkommenen Wachs⸗ 

. tuhm 


Nachtvogel. Schuppichte Fluͤgel. 123 


tuhm erreicht. Alle dieſe Raupen haben keine Haare, wol aber eine 
ungleiche, hoͤkkerichte Haut. Auf dem eilften Abſchnitte haben fie zu⸗ 
hinterſt ein Horn, welches etwas haͤrter iſt, als die uͤbrige Haut. 
Unter allen Raupen der Schmetterlingsarten hat ſonſt keine eine ſolche 
Schwanzſpize, als dieſe, ausgenohmen der Seidenwurm. Dieſe 
Spize behaͤlt auch die Puppe, und vermittelſt derſelben kan ſie ſich 
umwenden, welches ihr deswegen um ſo noͤtiger iſt, weil fie gemei— 
niglich kein allzu ſanftes Lager hat, da ſie ſich weder in die freie Luft 
aufhaͤngt, wie ein Tagvogel, noch weiche Geſpinſte und Haͤuschen 
verfertiget, wie die meiſten Nachtvoͤgel, ſonder nur in die Erde kriecht, 
auch nur unter das Geſtraͤuche, einiche wenige Faden zieht, und ſich 
dann hinlegt, zuſamenſchrumpft, und in etlichen Tagen die Puppen- 
geſtalt annihmt; welche in einem eigentlichern Sinne Puppe genennt 
werden kan, da ſie einem eingewikelten Kinde nicht ſo unaͤhnlich iſt. 
Dieſe Puppen bleiben gemeiniglich über den Winter in dieſem Zu: 
ſtand, und verwandeln ſich erſt im folgenden Fruͤhling. Noch iſt 
bei denſelben anzumerken, daß ſie, wie die Puppen und Raupen aller 
Schmetterlinge, auf jeder Seite neun eyrunde Luftloͤcher haben, durch 
die fie Athem ſchoͤpfen. Siehe Roͤſels Inſektenbel. Tom. I. der Nacht: 
voͤgel erſte Klaſſe, Nro. 5. ie 


36. Nachtvogel. phalæna. Linn. CCV. 305. 
Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, die vom Grund gegen das 
Ende nach und nach geſchmeidiger werden. Die Fluͤ⸗ 
gel (im Sizen) oͤfters niedergebogen. Fliegen bei 
Nacht. Tab. XVI. Fig 92-100. 


Die Nachtvoͤgel begreifen folgende Klaſſen unter ſich: 
Mit niedergebogenen, aufliegenden Flügeln. 


1. Seidenſpinner: gekaͤmmte Fuͤhlhoͤrner. Pig. 92. 
0 Q 2 I, Sei⸗ 


var 


124 


Nachtvogel. Schuppichte Sluͤgel. 


1. Seidenſpinner: Ohne eine offenbahre Spiralzunge. 


3 


4 
) 


+ 


* 


* 


+ 


— — — Glatter Ruͤkken, ungekaͤmmt. 

— — — — — — offene Fluͤgel. 

— — — — — T zuruͤrgebogene Fluͤgel. 

— — — — — niedergebogene Flügel. 
— — — — gekaͤmmt, auf dem Ruͤkken Buͤrſtchen. 
— — — Bunge ſpiralfoͤrmig eingehuͤllt. 

— — — — glatt, offene Flügel. Fig. 94. 

— — — — — niedergebogene Flügel. 


— — — — gekaͤmmter RNuͤkken. 


Nachteule: Borſtenaͤhnliche, ungekaͤmmte Fuͤhlhoͤrner. Fig. 95. 
— — Ohne Zunge. 

— — Spiralzunge, glatter Ruͤkken. 

— — — — biorſtiger Ruͤkken. 


Spannenmeſſer: offene horizontal ruhende Fluͤgel. Fig. 96. 


— — — Ranmmhoͤrner, die Fluͤgel hinten winklicht/ 
oder gezaͤhnt. 


en win — die Fl. hinten ganz gerundet. 

— — — Beoorſtenhoͤrner, gezaͤhnte Flügel. 

— — — — — — runde Fluͤgel. 

Blattwikler: Stumpfe, faſt zuruͤkgeſchlagene Flügel, Fig. 97. 

Lichtmuͤkke: Faſt zuſamengeſchloſſene in ein A geſchnittene Fluͤ 
gel. Fig. 98. 


6. Schabe: 


Nachtvogel. Schuppichte Stüdel, 125 


6. Schabe: Faſt in einen Cylinder zuſamengewikkelte Fluͤgel mit 
hervorragender Stirne. Fig. 99. 


7. Muͤkke: Gefingerte, geſpaltene Flügel, Fig. 100, 


Der Kopf der Nachtvoͤgel iſt von dem Kopf der zwei vor⸗ 
hergehenden Geſchlechter der Inſekten mit beſtaͤubten Fluͤgeln nicht viel 
unterſchieden. Er iſt klein, hat ſehr glaͤnzende Augen, iſt meiſtens 
eingeſtekt, und halb unter die Bruſt gebogen. Die Fuͤhlhoͤrner der 
Tagvoͤgel find beim Ende, der Abendvoͤgel in der Mitte, der Nacht⸗ 
voͤgel aber beim Anfange am dikſten, und werden nach und nach ge— 
gen das Ende dünne und geſchmeidiger. Unter allen haben die Sei⸗ 
denſpinner die ſchoͤnſten Fuͤhlhoͤrner, fie find federfoͤrmig, mit einem 
Kiel in der Mitte, der aus vielen Gliedern beſteht, welche nach und 
nach dünner werden, und auf beeden Seiten gefiedert find. Fig. 92. 
Die Fuͤhlhoͤrner der Weibchen ſind ſchmaͤler, Fig. 94. Die uͤbrigen 
Gattungen haben meiſtens borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Der Buͤkken 
iſt breit, hoch und verſtekt den Hals ganz, meiſtens ſtark behart, und 
vielmal gekaͤmmt, oder mit Buͤrſtchen beſezt. Sie haben meiſtens 
kuͤrzere und dikkere Fuͤſſe, als die Tagvoͤgel. Der Sinterleib iſt beim 
Anfang am dikſten und wird nach und nach geſchmeidiger, iſt mei- 
ſtens groͤſſer, als bei den Tagvoͤgeln, und nicht fo dik, als bei den 
Abendvoͤgeln, und obenher (im Ruhen) von den Fluͤgeln bedekt, 
welches ſich von den zwei erſten Geſchlechtern nicht ſagen laͤßt. Die 
Fluͤgel ſind ruͤnder und nicht ſo ekkicht, als bei den Abendvoͤgeln, 
und nicht fo breit, als bei den Tagvoͤgeln. Die Unterfluͤgel find 
breiter, als die obern, werden der Laͤnge nach zuſamengefaltet, und 
find bei einichen unter den Oberfluͤgeln herausgezogen, Fig. 93. Die 
Lage der Flügel iſt verſchieden. Meiſtens find fie ſo niedergebogen, 
daß der dikkere Rand derſelben (im Stzen) den Hoden berührt, Fig- 

je Q 3 93. 


126 


Nachtvogel. Schuppichte Fluͤgel. a 


93. Bei vielen liegen fie wie ein Dachziegel, an dem Leib und ver⸗ 
ſtekken ihn ganz. Andre breiten ſich hinten aus, und formiren ein 
Dreiek, Fig. 98; und andre haben gar Fluͤgel, die der Laͤnge nach 
in zwei oder mehr Stuͤk geſpalten ſind. Alle dieſe Nachtvoͤgel tra⸗ 
gen ihre Fluͤgel, im Sizen / entweders ſo, daß ſie eine platte Flaͤche 
machen, oder die Form eines Dachs vorſtellen, allemal aber den 
Hinterleib obenher bedekken. Dieſes Geſchlechte iſt unter den Lepi- 
dopteris in Anſehung ſeiner Verſchiedenheit, vielleicht unter allen In⸗ 
ſekten das ſtaͤrkſte, und ernaͤhrt ſonderheitlich die Schwalben, Fleder⸗ 
maͤuſe und tauſend andre Thiere. Wenn das junge Raͤupchen aus 
dem Ey geſchloffen, ſo hat es ſeine drei Haͤutungen auszuſtehen, bis 
es zu feiner vollkommenen Groffe gelanget iſt. Alle haben an den 
drei vorderſten Gelenken nach dem Kopf ſechs ſpizige Fuͤſſe, wie das 
ganze Raupengeſchlechte. An dem ſechsten, ſiebenden, achten und 
neunten Bauchringe ſtehen ordentlicher Weiſe ein Paar ſtumpfe Fuͤſſe, 
und der zwoͤlfte Abſchnitt oder Nachſchieber hat ebenfalls zween 
ſtumpfe Fuͤſſe. Die Raupen der Spannenmeſſer unterſcheiden ſich 
ſtark von allen uͤbrigen, indem ſie nur ein Paar ſtumpfe Fuͤſſe, und 
zwar unter dem zehnden oder eilften Ringe ihres Leibs, einen Nach— 
ſchieber aber, wie die andern, haben. Sie haben deswegen einen ganz 
beſondern Gang; eine ſolche Raupe haͤlt ſich mit den Voͤrderfuͤſſen 
feft, zieht den hinterſten Theil des Leibs ganz behende nach, faßt mit 
den ſtumpfen Fuͤſſen an, macht wieder einen Bogen mit dem Vor⸗ 
derleib, und ſo kriecht ſie fort auf die Art, wie man eine Laͤnge mit 
der Hand nach Spannen auszumeſſen pflegt, daher ſie auch den 
Nahmen, Spannenmeſſer, bekommen hat. Sie naͤhren ſich, wie 
die Raupen von dieſem ganzen Geſchlechte von allerhand Pflanzen, 
Baumblaͤttern, faulem Holz, Rinden, Wurzeln, Fruͤchten, gruͤnem 
und duͤrrem Holze, Wollen, Federn, Getreide und andern todten In—⸗ 

ſekten. 


1 
* Wu * 


wachtvogel. Schuppichte Fluͤgel. 127 


ſekten. Einiche ſind haricht, borſticht, andre aber glatt und kahl. Sie 
verwandeln ſich auf verſchiedene Weiſe. Viele machen ein ziemlich 
feſtes Gewebe von vielen Faͤden, in welchem fie ſich⸗ herfach verpup⸗ 
pen; dieſe werden Seidenſpinner genennt, weil man dieſe Faͤden 
wieder abſpinnen und Seide daraus bereiten kan. Es iſt eigentlich 
nur eine einzige Art bekannt, welche von Maulbeerblaͤttern hauptſach⸗ 
lich lebt, welche die gemeine Seide giebt, es konnten aber noch meh⸗ 
rere von dieſen Seidenſpinnern zu dieſem Endzwek behuͤlflch fein. 
Andre Fig. 95. 96. verwandeln ſich in der Erde, ohne ein ſolches Ge 

haͤuſe zu machen; andre, nemlich die Raupen der Blattwikler, Licht⸗ 
muͤkken u. ſ. 18 geſellen ſich trouppweiſe zuſamen, machen in Hekken 
und andern Orten ein gemeinſchaftliches weitlaͤuffiges Gewebe, und 
in demſelben ihre Gehaͤuſe neben einander, worinn fie ſich verpuppen. 
Einiche ſchlieffen in wenig Tagen, andre nach vielen Wochen aus. 
Hernach ſuchen ſie ſich mit ihres gleichen zu paaren. Wenn aber das 
Weibchen kein Maͤnnchen findet, ſo legt es auch ſonſt Eyer, die aber 
unbefruchtet ſind und verderben. Wenn ſie ſich paaren, ſo bleiben 
ſie ziemliche Zeit an einander haͤngen. Sie kommen an Zierlichkeit 
der Flügel und Farben den Tag- und Abendvoͤgeln nicht bei, doch 
giebt es wol welche unter ihnen, die auch ſchoͤn gezeichnet und gefaͤrbt 
ſind. Wer eine naͤhere Beſchreibung von dieſem weitlaͤuffigen Ge⸗ 


ſchlechte verlangt, den verweiſe ich auf Roͤſels Inſektenbeluſtigungen. 


* 


2 


Vierte 


128 Waſſernimfe Nesformige Fluͤgel. 


— 


e berg.in Ven, cf. fc 


Vierte Klaſſe. 


Nezfoͤrmige Fluͤgel. 


Vier nakende, nezaͤhnliche Fluͤgel. Unbewehr⸗ 
ter Schwanz, an dem oͤfters zur Begat⸗ 
tung behuͤlfliche Blaͤttchen befindlich ſind. 


37. Waſſernimfe. Libellula. Linn. CCVII. 18. 
Demoiſelle. Reaum. 

Maul mit einem Zangengebiß und verſchiedenen Kiefern. 
Fuͤhlhoͤrner, kuͤrzer, als die Bruſt. Ausgedehnte 
Sluͤgel. Der Schwanz hat gewiſſe hakkichte Blaͤtt⸗ 
chen. 

. Slügel im Ruhen geoͤfnet. Fig. 101, 


3. Von einander entfernte Augen. Fig. 102. 8 
er 


— 


waſſernimfe. Nezfoͤrmige Flügel. 129 

Der Kopf iſt breiter, als der Leib. Die Augen nehmen 
den groͤſten Theil des erſtern ein; es find groſſe Halbkugeln, welche 
aus viel tauſend Augen zuſamengeſezt find. Bei einichen, Fig. ıor, 
ſtoſſen dieſelben an einander, bei andern Pig. 102. aber find fie 
von einander entfernt. Eine gewoͤlbte hohe Stirn, zwiſchen wel⸗ 
cher und den Augen zwei haargleiche ſehr kurze Fuͤhlhoͤrner ſtehen, 
die auf einem Knopf befeſtiget ſind. Unten am Kopf befinden ſich vier 
bewegliche Lippen oder Kiefer, welche mit kurzen Borſten geſaͤumt 
find. Die breiten Ober- und Unterlippen oͤfnen ſich obſich und nied- 
ſich , und die dreiekkichten Bakken oder Seitenlippen gehn ſeitwerts 
auf. In dem Maul find zween groſſe harte und ſcharfe Zaͤhne, Des 
ren jeder vier Spizen hat, nebſt noch zween andern Zaͤhnen, vermit⸗ 
telſt denen ſie alle ihnen vorkommende Inſekten zermalmen. Der 
Hals iſt ganz duͤnne, Fig. a. * Das Bruſtſtuͤk iſt hoch und die, 
ungefehr noch ſo lang, als der Kopf, unten an der Bruſt befinden ſich 
einiche Waͤrzchen, welche das männliche Zeugungsglied ausmachen. 
Der Sinterleib iſt cylindriſch und wol drei bis viermal fo lang, als 
der uͤbrige Leib, beſteht aus acht Abſchnitten, die ſich in einen Ga⸗ 
belſchwanz endigen, unter welchem ſich das weibliche Geburtsglied 
befindet. Vier lange nezaͤhnliche Fluͤgel, ſehr durchſichtig. Sechs 
Fuͤſſe, innwendig mit einer doppelten Reihe ſteifer Haare beſezt. Die 
Schienbeine find etwas duͤnner, als die Schenkel, haben aber laͤn— 
gere Haare. Das Fußblatt iſt duͤnner, beſteht aus einem kurzen und 
zwei laͤngern Gelenken, welche ſich in zwo ſcharfe, gewoͤlbte Klauen 
endigen. Die Begattung geht von ſtatten, wenn das Maͤnnchen mit 
feinem Gabelſchwanz ein Weibchen beim Nakken ergreift, ſo fliegt es 
mit ihm davon, ſezt ſich auf ein Schilfrohr oder an einen andern Ort, 
und Halt das Weibchen fo lange feſt, bis es die Begattung beguͤnſti⸗ 


gen will; wenn dann das Weibchen feinen Schwanz gegen die Bruff- 


R des 


. 


2159 


Waſſernimfe. Yresförmige Fluͤgel. 


des Maͤnnchens zuruͤk kruͤmmt, ſo wird die Begattung vollzogen. 
Das befruchtete Weibchen ſücht ſich hernach einen bequemen Ort aus, 
ſich feiner Buͤrde zu entledigen. Es ſchwebt und fliegt beſtaͤndig tiber 
dem Waſſer, bisses ein ſchwimmendes Stuͤkchen Holz, oder einen 
hervorragenden Stein, oder Pflanze erhaſcht, da taucht es den Hin— 
terleib ind Waſſer und laͤßt die befruchteten und an einanderhaͤngende 
Eyer in daſſelbe fallen, deren wol bei hundert ſind. Die Weibchen 
und Maͤnnchen leben hernach nicht mehr lange, und kommen nicht 
uͤber den Winter, ſonder, was nicht von den Voͤgeln gefreſſen wird, 
ſtirbt. Die Eyer hingegen ſchlieffen im Sommer oder erſt gegen den 
Herbſt aus, und die Jungen ſehen dem kuͤnftigen Inſekte ziemlich 
aͤhnlich, doch entdekt man noch keine Spuhren von den Fluͤgeln, bis 
ſie zu einicher Groͤſſe gelangt ſind. Hingegen haben ſie unter dem 
Kopf eine merkwuͤrdige Fangzange, mit beweglichen halbmondfoͤrmi⸗ 
gen zween oder mehrern Zaͤhnen. Dieſe Maſchine hat zwo Beugun— 
gen, oder Gelenke, nemlich eins beim Grund, und eins in der Mitte; 
die Larfe kan dieſelbe ſehr behende ausſtrekken, und kleinere Inſekten, 
wovon fie lebt, damit fangen. In dieſer Geftalt lebt das Thierchen 
Monate, ja Jahre im Waſſer, bis es zu ſeiner voͤlligen Reife gelangt 
iſt; alsdenn kriecht es an einem Halm oder Schilf aus dem Waſſer, 
ſchließt ſich mit ſeinen Klauen feſt an, und bleibt alſo unbeweglich: 
Nach ein Paar Stunden oder Tagen ſpringt die Haut auf dem Ruͤk⸗ 

ken auf, und die Waſſernimfe zieht ſich nach und nach aus dieſer 
Huͤlle, da zuerſt der Kopf, die Bruſt, die Fuͤſſe, und dann der Leib 
herauskoͤmmt und nichts als ein duͤnnes Haͤutchen und ein Paar Faͤ⸗ 
den zuruͤk bleiben, an welchen das Inſekt befeſtiget war. Die Fl: 
gel ſind, wie bei den Papilionen, anfangs ganz klein, wachſen aber 
zuſehens, und in kurzem erhaͤlt das ganze Thier Farb und Staͤrke, 
worauf es das gleiche Handwerk in der Luft anfaͤngt, welches es zu— 
vor 


Uferaas. Nezfoͤrmige Fluͤgel. 131 
vor im Waſſer getrieben, nemlich kleinere Inſekten zu fangen und zu 
freſſen. 


38. Uſeraas. Haft. Ephemera. Linn. CCVIIL 6. 
* Ephemere, R. 


Zahnloſes Maul, ohne Fuͤhlſpizen. Aufgerichtete Fluͤ— 
gel, die untern ſehr klein. Am Schwanz Borſten. 


1. Drei Borſten. Fig. 103. 
2. Zwo Borſten. 
3. Ohne Borſten. 


Der Kopf iſt breiter, als die Bruſt, mit derſelben und dem 
Leib faſt in einer geraden Linie. Zwei groſſe von einander abſtehende, 
kugelgleiche, und drei kleine linſenfoͤrmige Augen, unter denen zwei 
Fuͤhlhoͤrner ſtehen, die ſo lang ſind, als die Bruſt. Dieſelben ſind 
ſehr zart und haargleich, ruhen unten auf einem groſſen dikken Ge 
lenke, und haben wenig Bewegung. Sie haben ein Maul, welches 
offen iſt, ohne Zähne, Freßzangen oder Fuͤhlſpizen. Der voͤrdere 
Theil der Bruſt iſt ſchmaͤler, als der Kopf, der hintere aber dikker. 
Der Hinterleib beſteht aus neun bis zehn etwas platt gedruͤkten cylin⸗ 
driſchen Abſchnitten, welche ſich bey einichen in lange, bewegliche, ar⸗ 
tikulirte Borſten und zwei kleine Haͤkchen dazwiſchen endigen. Die 
Fluͤgel find nezfoͤrmig, aufgerichtet, wie bei den Tagvoͤgeln. Die 
Cberfluͤgel find wol zweimal fo groß, als die untern. Die zween 
voͤrdern Fuͤſſe find die laͤngſten, bei einichen ungemein lang. Die 4. 
übrigen aber find nicht groß, und alle endigen ſich in zwei Haͤlchen. 
Das mittlere und hintere Paar ſind in natuͤrlicher Lage, die voͤrdern 


aber find gerade für ſich geſtrekt, und ſcheinen ihnen anſtatt ihrer 
R 2 kurzen 


132 


Uferaas. Nezfoͤrmige Fluͤtzel. 


kurzen Fuͤhlhoͤrner zu dienen. Sie heben dieſelben in die Hoͤhe, des⸗ 
gleichen breiten ſie die Schwanzborſten aus einander, und ſchlagen ſie 
obſich, wenn man fie berührt, Fliegen ziemlich behende, aber im 
kriechen ſind ſie langſam, und ſchleppen ihren langen Leib nach. Sie 
haben zwar ein offenes Maul und auswendig an demſelben 4—5. 
Freßſpizen. Sie ſcheinen aber des Mauls nicht noͤtig zu haben, 
denn in dem Stand ihrer Vollkommenheit leben ſie nicht mehr, als 
ein oder zween Tage, und ſterben, ſo bald ſie ſich gepaart haben. 
Zuvor legen die Weibchen ihre Eyer, welche ſie ohne Zeitverluſt dem 


Waſſer ohne Unterſchied anvertrauen. Ein Weibchen legt wol fieben- 


bis achthundert Eyer. Die Paarung iſt in einem Augenblik verrich- 
tet, ja es ſcheint, als wenn das Maͤnnchen das Weibchen kaum beruͤhrt 
habe, daher Leßer glaubte, dieſe Thierchen paaren ſich nicht, ſonder 
das Männchen befruchte die Eyerchen erſt nachdem fie von dem Weib⸗ 
chen gelegt worden. Aus dieſen Eyerchen kommen laͤngliche Thier- 
chen, welche von dem vollkommenen Inſekt nicht viel unterſchieden 
ſind, als daß ſie noch keine Fluͤgel, aber an allen Abſchnitten des 
Hinterleibs auf beeden Seiten zwei oder mehrere Blaͤttchen haben, 
welche ſie immer bewegen. Sie ſind in unzaͤlbarer Menge im Waſſer, 
und desnahen eine gute Speiſe fuͤr verſchiedene groͤſſere Inſekten und 
Fiſche. Sie leben ein, zwei bis drei Jahre im Waſſer, haͤuten ſich 
indeſſen etliche mal, bis fie endlich an die Oberfläche des Waſſers 
herauskommen und ihr leztes Kleid abſtreiffen. Alsdann wuͤrden ſie 
im Augenblik erſauffen, wenn ſie ins Waſſer kaͤmen, welches auch 
vielen begegnet, ehe ſie ſich noch gepaart haben. Die meiſten tretten 
dieſen vollkommenen Stand an, wenn die Sonne untergehen will, 
da ſie dann ihren ganzen Lebenslauf erreicht haben, ehe dieſelbe wie— 
der koͤmmt. N 


39. Fruͤh⸗ 


Fruͤhlingsfliege. Nezfoͤrmige Sluͤgel. 133 


39. Fruͤhlingsfliege. Waſſerpapilio. Phryganea. 
Linn. CCIX. 17. Mouche Papillonnacee. R. 


Zahnloſes Maul mit vier Fuͤhlſpizen. Fuͤhlhoͤrner, 
langer als die Bruſt. Aufliegende Fluͤgel, die untern 
gefaltet. 


1. Schief aufliegende Fluͤgel. Fig. 104. 
2. Platt aufliegende Fluͤgel. Tab. XVII. b. 


Der Kopf iſt nicht groß, bei einichen breit. Zwei Füͤhlhoͤr⸗ 
ner, welche viel laͤnger ſind, als die Bruſt, borſtenaͤhnlich, und aus 
ſehr vielen Gelenken beſtehen. Ein zahnloſes Maul, mit vier Fuͤhl⸗ 
ſpizen. Der Hals iſt faſt ſo breit, als der Kopf. Die Bruſt iſt bei 
der erſten Gattung ziemlich betraͤchtlich, bei der andern aber nicht. 
Der Sinterleib beſteht aus acht Abſchnitten, und iſt ziemlich platt, 
Der hinterſte Abſchnitt oder der Schwanz endigt ſich bei einichen in 

zwo lange Borſten. Der Leib iſt von den Fluͤgeln ſehr wol gedekt. 
Sechs tuͤchtige Fuͤſſe, welche unbewehrt ſind, auſſert dem gewoͤhn⸗ 
lichen Spiz, der oͤfters doppelt iſt, welcher unten an dem Schien⸗ 
bein ſtehet. Das Fußblatt endigt ſich in zwei Haͤkchen. Die Fluͤ— 
etel find nicht fo lauter und durchſichtig, als die Flügel der übrigen 
von dieſer Klaſſe. Die Unterfluͤgel ſind duͤnner und legen ſich der 
Länge nach in etliche Falten, wie die Flügel der Graſehuͤpfer, mit 
denen ſie überhaupt mehr Aehnlichkeit haben, als mit irgend einem 
andern Thiere. Einiche davon findet man bei vielen tauſenden an 
den Seen und Fluͤſſen, und zwar hauptſaͤchlich zur Abendzeit, her— 
umfiegen. Sie legen ihre Eyer ins Waſſer, daſelbſt werden ſechs— 
fuͤßige Würmer daraus, welche laͤnglich find und auf dem vierten 
Abſchnitt des Ruͤkkens einen Zapfen haben. Sie umkleiden ſich mit 
R 3 allerlei 


134 


Stinkfliege. Nezfoͤrmige Fluͤgel. 
allerlei Materialien, die ſie im Waſſer antreffen, mit kleinen Stein⸗ 
chen, Muͤſchelchen, Hoͤlzern, Strohhalmen, und dergleichen, damit 
einestheils ihr zarter Leib darinn ſicher ſei, und anderntheils ſich durch 
dieſe Gehaͤuſe ihren Feinden den Fiſchen und andern Inſekten unkennt⸗ 


lich zu machen, und alſo unter denſelben in Sicherheit zu wohnen. 


Wann ſie ihre voͤllige Groͤſſe erreicht haben, ſo ziehn ſie ſich ganz in 
dieſes Gehaͤuſe herein, verkleiſtern die Oefnung, verpuppen ſich darinn, 


nachdem ſie nemlich zuvor an einen Ort hingekrochen, der ſich am 


Bord des Waſſers befindet, oder fie ſteigen an dem Geſtraͤuche ber: 
auf, und haͤngen ihre Gehaͤuſe daran. Sie haben insgemein ziem⸗ 
lich lange Fuͤhlhoͤrner, es giebt aber einiche, deren Fuͤhlhoͤrner wol 
dreimal ſo lang ſind, als der Leib. Auch giebt es eine Gattung 
ganz ſchwarze kleine Fruͤhlingsfliegen mit langen Fuͤhlhoͤrnern, deren 
Fuͤhlſpizen ungewoͤhnlich lang ſind; das innere Paar beſteht aus drei 
Gelenken, das aͤuſſere aber aus vieren, die federfoͤrmig und laͤnger 
ſind, als die Bruſt. Es lebt dieſes Inſekt, wie das vorhergehende 
in ſeinem unvollkommenen Stand, bis zu ſeiner Verwandlung, im 
Waſſer. 


40. Stinkfliege. Hemerobius. Linn. CCX. 15. Lion 


des Pucerons. R. 


Maul mit zween Zaͤhnen. Niedergebogene ungefaltete 


Fluͤgel. Die Fuͤhlhoͤrner find laͤnger, als der ge 
woͤlbte Ruͤkken. Fig. 105. 


Der Ropf iſt breit. Groſſe Augen. Die Fuͤhlhoͤr ner ſind 
aufgerichtet, beſtehn aus vielen Gelenken, und ſind bei einichen bor— 
ſtenaͤhnlich, bei andern keulenfoͤrmig. Zween krumme, ſpizige Zaͤhne 
oder Freßzangen. Vier Fuͤhlſpizen, aus zwei Gelenken beſtehend, 

welche 


Stinkfliege. Yiezförmige Fluͤgel. 139 


welche alle keulenfoͤrmig find, Die aͤuſſern find noch ſo groß und 
DIE, als die innern, und das erſte Gelenke derſelben auf der aus⸗ 
wendigen Seite gezaͤhnt. Der Ropf ſtehet feſt, an einem dikken 
langen Hals. Die Bruſt iſt breit und gewoͤlbt. Der Leib ruͤndlich 
und lang, wie bei den Waſſernimfen, von ſieben Abſchnitten und ge⸗ 
woͤlbt. Die Fluͤgel ſind ſehr durchſichtig, adricht, laͤnger, als der 
Leib, aber ziemlich ſchmal, doch wenigſtens zweimal ſo breit, als der 
Leib, daß fie alſo denſelben wenig berühren, wenn fie in ihrer natuͤr— 
lichen Lage, das iſt, in einem Winkel, wie ein Dach, geſchloſſen ſind. 
Sie ſind niedergebogen, und obenher zuſamengekruͤmmt. Die Unter⸗ 
fluͤgel ſind etwas ſchmaͤler und ſpiziger, als die obern. Das Inſekt 
fliegt wie die Waſſernimfen, denen es auch nicht ſehr unaͤhnlich iſt, 
ausgenohmen die Fuͤhlhoͤrner, die bei dieſem Geſchlechte viel laͤnger 
ſind. Unter ihren Larfen iſt diejenige beruͤhmt, und merkwuͤrdig, 
welche ſich hernach in die Stinkfliege Fig. 105, verwandelt. Der un: 
ermuͤdete Herr Koͤſel von Roſenhof hat einſt in dem dritten Theil 
feiner Inſektenbel. pag. 101. und d. folg. ihre ganze Geſchichte gelie⸗ 
fert, unter dem Titul: Der liſtige und geſchikte Ameisraͤuber, welcher 
ſich in eine Land- und Nacht-Libelle, oder in eine Land- und Nacht⸗ 
Nimfe verwandelt, nebſt ſeinen wunderbaren Eigenſchaften: Tab. 
XVII. bis XXI. Man findet denſelben faſt den ganzen Sommer 
aller Orten, wo es ſandichte Gegenden hat, die vor dem Regen und 
Nordwinde bewahret ſind. Da wohnt er im Sande, macht daſelbſt 
ein Gruͤbchen, welches einem umgekehrten Zukkerhut gleichet, und 
erhaſcht alle kleine Inſekten, welche hinunter gleiten, beſonders die 
Ameiſen. Hernach macht er unter dem Sand ein rundes Geſpinſt, 
welches auſſen ganz ſandig iſt, in demſelben verwandelt er ſich in 
eine Puppe, aus welcher nach vier Wochen die Fliege Fig. 105. 
koͤmmt. Dieſelbe hat, wie alle uͤbrige von dieſem Geſchlechte, einiche 

Tage 


136 Fliege mit dem Skorpionsſchwanz. Nezfoͤrm. Fl. 


Tage mit der Paarung und dem Eyerlegen zu tuhn, und hernach 
folgt ſie dem lezten Befehl der Natur. Die Larfe von einer kleinern 
Gattung iſt ein groſſer Feind der Blattlaͤuſe. 


41. Fliege mit dem Skorpionsſchwanz. Panorpa. 
Linn. CCxl. 3. Mouche Scorpion. Reaum. 


Hornichter, cylindriſcher Schnabel. Zwo Fuͤhlſpizen. 
Die Fuͤhlhoͤrner ſind laͤnger, als der Ruͤkken. Das 
Faͤnnchen hat einen Skorpionsſchwanz. Fig. 106. 


Der Kopf iſt dem Kopf eines Ruͤſſelkaͤfers nicht ſehr unaͤhnlich, 
auſſert, daß die langen borſtengleichen Fuͤhlhoͤrner oben auf dem Kopf 
ſtehen, fonft iſt er hart, klein, in einen hornichten Schnabel verlaͤn⸗ 
gert, an deſſen Ende das Maul befindlich iſt; auf beeden Seiten 
ſind ein Paar Lippen, ein Paar kurze Fuͤhlſpizen von vier Gelenken, 
und ein Paar längere, von ſechſen. Dieſe Fliege tragt den Ruͤſſel 
ſenkrecht, hat einen kurzen, duͤnnen Hals. Breitere Bruſt, laͤnglicher 
Leib, duͤnne lange Beine. Die drei hinterſten Gelenke des Leibs (bei 
den Maͤnnchen) gleichen einem Skorpionsſchwanz: das erſte und zweite 
ſind vorne duͤnne, hinten viel dikker, das lezte aber, welches obſich 
gebogen iſt, iſt faſt eyrund, und endigt ſich in zwo ſcharfe, gezaͤhnte, 
gewölbte Spizen, welche ſich wie eine Zange oͤfnen und ſchlieſſen. 
Wann man das Inſekt antaſtet, ſo ſchlaͤgt es mit ſeinem Schwanz 
um ſich, wie ein Skorpion; pakt auch mit dieſer kleinen Schwanz⸗ 
ſcheere an, aber ohne den Menſchen beſchaͤdigen zu koͤnnen. Dieſes 
Werkzeuge ſcheint vielmehr bei der Paarung noͤtig zu ſein, als zur 
Vertheidigung gegen Feinde. Vier platt aufliegende durchſichtige Fluͤ⸗ 
gel mit braunen Flekken, die bald blaſſer, bald dunkler ſind. Die 
Unterfluͤgel find den Oberfluͤgeln in allem gleich, und laͤnger, als der 

Leib. 
* 


Kameelhals. Vresförmige Fluͤgel. 137 


Leib. Es giebt nur drei Gattungen, die zwo erſten ſind einander 
vollkommen gleich, auſſert daß die einte um die Helfte kleiner iſt. 
In den Schwed. Samml. zum Jahr 1747. iſt noch eine hieher ge: 
hoͤrige Muͤkke beſchrieben, dieſelbe iſt etwas groͤſſer, und die Fuͤhlhoͤr— 
ner find vorne in drei Theile getheilt. Die Oberſüͤgel find ſo lang 
als der Leib, und ſehr breit, ſtehen aufgerichtet, wie bei einem Tag⸗ 
vogel, die Unterflügel hingegen find noch einmal ſo lang, als der 
ganze Koͤrper, dabei aber ſo ſchmal, daß ihre Breite nicht den zehnden 
Theil von der obern ihrer betraͤgt. Dieſes Inſekt wird meiſtens an 
den Waſſern angetroffen, es ſtehet alſo zu vermuhten, daß die Larfe 
davon, die noch keinem Naturkuͤndiger bekannt worden, ſich im Waſ⸗ 
fer auf halte, bis die Zeit ihrer lezten Verwandlung vorhanden iſt. 


42. Kameelhals. Rhaphidia. Linn. CCXIL 1. 


Das Maul hat zween Zaͤhne, welche in dem niederge— 
druͤkten hornichten Kopfe ſtehn. Niederhaͤngende Flu 
gel. Fuͤhlhorner von der Bruſt Länge, Die Bruſt 
iſt faſt fo lang, als der Leib und eylindriſch. Das 
Weibchen hat einen Schwanz mit einer zuruͤkgeboge⸗ 
nen beweglichen Borſte. Fig. 107. 


Ob es gleich wahrſcheinlich iſt, daß dieſes Geſchlechte aus ver⸗ 
ſchiedenen Gattungen beſtehe, ſo iſt doch dießmal nur eine einzige 
bekannt, die Fig. 107. abgebildet if, Der Kopf iſt etwas laͤnglich, 
an den Seiten hat er ein paar ſtark hervorragende Augen, vorne an 
denen ſtehen zwei haarfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner, die ſo lang find, als die 
Bruſt. Der Kopf endigt ſich untenher in zwo merkliche, gewoͤlbte, 
ſcharfe Freßzangen, mit denen das Inſekt, denjenigen, der es ante 
ruͤhrt, anpakt, aber ohne zu verlegen; auf beeden Seiten derſelben 
g S ſind 


Rameelhals. Nezfoͤrmige Fluͤgel. 


ſind zwo Fuͤhlſpizen von zwei Gelenken. Der voͤrdere Theil der Bruſt 
iſt cylindriſch, faſt ſo lang, als der Leib, obſich geworfen, jedoch iſt 
der Kopf wieder etwas niedſich geneigt. Der ganze Körper hat eine 
glaͤnzende, dunkelbraune Farbe, ſo wie auch die ſechs zarten Fuͤſſe. 
Die vier nicht gar ſchmalen Fluͤgel ſind nezfoͤrmig, ſchief an den 
Leib gelegt, durchſichtig, ſpielen dabei etwas blaßbraun, und haben 
am vordern Rande, nahe am Ende deſſelbigen, ein dunkelbraunes 
Flekchen. Die ſcharfen Freßzangen ſcheinen anzuzeigen, daß dieſes 
Inſekt vom Raube lebe, und ſich von andern Inſekten ernaͤhre. Es 
iſt noch von keinem Liebhaber der Naturhiſtorie zur Verwandlung ges 
bracht worden, indeſſen zu vermuhten, daß die Laͤrfe oder das une 
vollkommene Inſekt, gleich den Larfen der meiſten Inſekten von dieſer 
Klaſſe, ſich im Waſſer aufhalte. Linnaͤus ſagt, die der Mutter 
ganz aͤhnliche Puppe laufe, habe aber keine Fluͤgel. Am Ende des 
Hinterleibs befindet ſich bei einichen, welches ohne Zweifel den Unter: 
ſchied des Geſchlechtes ausmachet, ein borſtenaͤhnlicher, ſchwarzer, 
obſich gekruͤmmter Stachel, der halb ſo lang iſt, als der Hinterleib. 


Fuͤnfte 


Gallapfelwurm. Pergamentne Fluͤgel. 139 


Fünfte Klaſſe. 


Die meiſten haben vier pergamentne Fluͤgel. 
In dem Schwanz haben die Männchen 
keinen Stachel. 


43. Gallapfelwurm. Cynips. Linn. CCx!ll. 
Mouche des Galles. 


Ein Maul mit Kinnbakken ohne Ruͤſſel; ein Spiral⸗ 
Stachel, der oft verborgen iſt. Fig. 108. a. * 


Der Kopf dieſer Inſekten iſt eyfoͤrmig, auf beeden Seiten 
laͤngliche, erhabene, und auf der Stirn drei runde kleine Augen. 
Die Fuͤhlhoͤrner find fo lang, als die Bruſt oder länger, borſten— 
foͤrmig oder keulenaͤhnlich, aus ungefehr zehen Gelenken beſtehend. 
Ein Maul mit zween ſtarken Kiefern ohne einen Ruͤſſel; zwo Fuͤhl⸗ 

S 2 ſp izen 


= 8 leere g er inv 


140 


Gallapfelwurm. Pergamentne Fluͤgel. 


ſpizen von zwei Gelenken. Die Bruſt iſt gewoͤlbt. Der Hinterleib 
haͤngt mit der Bruſt durch einen duͤnnen Faden zuſamen, iſt ſehr 
ausgeſpannt und zuhinterſt ſpizig. In oder unter demſelben liegt ein 
langer Legeſtachel in einer doppelten Scheide, und iſt ſpiralfoͤrmig. 
Mit demſelben ſtechen die Weibchen, nachdem ſie ſich gepaart haben, 
im Herbſt in die Knoſpen der Eichbaͤume, der Roſen, Buchen, Wei⸗ 
den und andrer Bäume und Pßanzen, legen ein Ey dahin, aus dem 
hernach eine Made mit ſehr kurzen ſtumpfen Fuͤſſen und einem Freß⸗ 


zangenmaul entſtehet. Dieſelbe faͤngt an zu nagen, und der Zuffuz 


der Säfte von der Pflanze berurſacheß eine Kugel in deren Mitte die 


Made ſo lang wohnt, bis ſie ausgewachſen iſt, fich verpuppt und in 
eine Muͤkke mit vier langen pergamentnen Fluͤgeln verwandelt. Dieſe 
Auswaͤchſe werden Gallaͤpfel, Schlafaͤpfel (Bedeguar. roſar.) u. ſ. f. 
genennt. Leute, die hievon keine Kenntniß haben, koͤnnen nicht be: 
greifen, wie die Maden oder Muͤkken in dieſe harte Gallaͤpfel gekom⸗ 
men, und ſehen es für ein Abentheuer an. Wie eine Made ſich hinein⸗ 
nagen koͤnne, koͤnnen ſie noch wol begreifen, aber wie kan eine ſo 
ſchwache Muͤkke in dieſen harten Gallapfel kommen? Das geht nicht 
mit rechten Dingen zu — Sie treffen auch Gallaͤpfel an, in denen 
ſie ganz deutlich ein rundes Loch entdekken; nun hier wird ein Thier 
darinne ſein, und, ſiehe, wenn man einen ſolchen Gallapfel oͤfnet, 
ſo iſt nichts darinn. Wenn ich aber ſage, daß im Herbſt eine Muͤkke 
mit vier Flügeln koͤmmt, mit ihrem ſpizigen Stachel die jungen Kno- 
ſpen der zarten ſpaͤt herfuͤrgewachſenen Reiſer, ſo zu ſagen, bis auf 
das Herz durchbohrt, und in jegliche Knoſpe durch ihren hohlen Sta⸗ 
chel ein Ey oder mehrere hineinfallen laͤßt; daß der aus der verlezten 
Knoſpe herausflieſſende Saft dieſe Oefnung bald wieder heile, und 
das Ey bis zum kuͤnftigen Frühling in ſich verſchloſſen behalte; daß, 
wenn im folgenden Jahr der Saft wieder in die Eichbaͤume trittet, 

und 


Schlupfweſpe. Pergamentne Fluͤgel. 141 


und ſie im May und Brachmonat auszuſchlagen anfangen, auch dieſe 
Knoſpe, in welcher das Ey verborgen liegt, hervorwachſe und eine 
Galle formire, welche aber zur ſelbigen Zeit kaum einer Erbſe groß 
iſt. Indeſſen iſt es kein Ey mehr, ſondern eine Made, dieſelbe faͤngt 
an, zu nagen, dadurch wird der Zuffuß des Baumſafts immer ſtaͤr⸗ 
ker, und bis im Herbſt gelangt dieſe Galle zu der Groͤſſe einer Haſel— 
nuͤſſe, ja oft einer welſchen Nuͤſſe. Die Made wird ebenfalls groß, 
endlich zieht ſie ihren Balg aus und iſt eine Puppe, aus welcher nach 
etlichen Tagen oder Wochen eine Muͤkke ausſchlieft. Dieſelbe bleibt 
alsdann noch ein paar Tage in dieſer ihrer alten Wohnung, bis ihr 
Maul und Fluͤgel ſtark worden; dann faͤngt ſie an, ſich durch dieſen 
harten Gallapfel einen Weg zu machen, und fliegt davon; das ge— 
ſchieht insgemein im Herbſt⸗- und Weinmonat: So wird man leicht 
begreifen, warum man zu gewiſſen Zeiten Würmer, zu andern Muͤk⸗ 
ken, und wieder zu andern nichts in den Gallaͤpfeln findet. 


44. Schlupfweſpe. renthredo. Linn CCxIV. go. 
Mouche du fauſſe Chenille. R. 


Maul mit Kiefern ohne Ruͤſſel. Platte, aufgeſchwollene 
Fluͤgel. Der Stachel liegt in zwoen leicht gezaͤhnten 
5 Scheiden. Fig. 109 — 113. 
1. Mit Keulenaͤhnlichen Fuͤhlhoͤrnern. Fig. 109. 
2. Gekaͤmmte, federbuſchaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 110. b. 
3. Keulenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, ohne Gelenke? Fig. 111. 
4. Fadenfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner, mit 7—8. Gelenken. F. 112. 
5. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner / mit vielen Gelenken. F. 113. 
S 3 | Der 


142 


Schlupfweſpe. Pergamentne Sluͤgel. 


Der Kopf iſt faſt ſo die, als die Bruſt. Groſſe Augen, 
die wol vorne ſtehen, und erhoͤhet ſind. Oben auf der Stirne ſtehen 
in einem Dreiangel drei kleine glaͤnzende einfache Augen. Die Fühl⸗ 
hoͤrner ſind von verſchiedener Gattung, ſo lang und laͤnger, als die 
Bruſt: ſie ſtehen auf einem dikken eyfoͤrmigen Grundgelenke, nahe 
beiſammen, wol unten an der Stirne. Unter denſelben liegt ein be— 
traͤchtliches dreiekkichtes Stuͤk mit ſtumpfen Ekken, da wo bei andern 
Thieren die Naſe zu ſein pflegt, ſo die Naturbeſchreiber der Inſekten 
die Oberlippe nennen, daſſelbe hat bei allen die gleiche Farbe, wie 
die Fuͤſſe, der Leib mag uͤbrigens ſolche Farben haben, als er immer 
will. Neben dieſer Oberlippe find die Kiefern oder Freßzangen 
eingelenkt. Dieſelben find ſehr gewoͤlbt, ſpizig, gezaͤhnt und ſcharf. 
Vier Fuͤhlſpizen liegen darunter, davon das aͤuſſere Paar vier, das 
innere aber zwei Gelenke hat. Ein dikker, langer Hals, der faſt fo 
die, als die Bruſt, iſt. Die Bruſt iſt meiſtens ſchmaͤler, als der 
Kopf. Der Zinterleib laͤnglich, und meiſtens durchaus gleich DIE, 
beſteht aus ſieben Abſchnitten, ohne das Schwanzſtuͤk, unter wel⸗ 
chem die Sien einen kurzen Legeſtachel haben, der in einer leicht ge— 
zaͤhnten Scheide liegt, die in der Mitte von einander geht. Mit 
dieſem Legſtachel bohrt und legt das Inſekt ſeine Eyerchen in die 
Haͤute, Rinde oder Aeſte verſchiedener Pfſanzen, hauptſaͤchlich der 
Weide und Roſe. Vier pergamentne Fluͤgel, davon die obern ziem⸗ 
lich lang, geſchwollen, einichermaſſen gefaltet ſind, und uͤber den 
Hinterleib hinausreichen. Die untern ſind durchſichtiger, glaͤtter, 
ſo lang, als der Hinterleib, oder kaum laͤnger. Dieſe Fluͤgel bedekken 
den Leib, ohne denſelben hart zu beruͤhren. Man erkennt das Ge— 
ſchlechte leicht an ſeinem Legeſtachel. Es giebt einiche, die ſo groß 
ad, als die Horniſſen, oder Weſpen, und gehören zu denen mit keu— 
lenaͤhnlichen Fuͤhlhoͤrnern. Die meiſten find von ber Groͤſſe von Fig. 

112. 


Reupentöder, Pergamentne Sluͤgel. 143 


12. Dieſe Afterweſpen legen ihre Eyer auf die Blätter obbemeldter 
Pflanzen, daſelbſt ſchliefen die Junge aus, einiche davon formiren 
Gallen oder runde Knoͤpfe an den Blaͤttern c. Die Jungen ſehen 
den Raupen nicht ungleich, welche ſich in Zweifalter verwandeln, fo 
daß man ſie leicht verwechſeln kan. Sie unterſcheiden ſich aber von 
denſelben, erſtlich: daß ihr Kopf faſt kugelrund und einichermaſſen 
von dem Leib abgeſoͤndert iſt, und ſich an demſelben zwei kleine ſchwarze 
Augen befinden. Zweitens haben dieſe Raupen mehrere Fuͤſſe, nem⸗ 
lich, uͤber die voͤrdern 6. ſpizigen Fuͤſſe, noch 14. dikke, oder Bauch⸗ 
fuͤſſe, und demnach 18. Fuͤſſe, ohne den Nachſchieber. Sie freſſen 
die Blaͤtter der Pflanzen, worauf ſie ſich befinden, und wenn ſie zu 
ihrer vollkommenen Groffe gelanget find, fo verkriechen fie ſich gemei— 
niglich in die Erde,, woſelbſt ſie ein zaͤhes Geſpinſte machen, und ſich 
verwandeln. Sie ernaͤhren ſich von verſchiedenen Fruͤchten und In⸗ 
ſekten. 


45: Raupentoͤder. Ichnevmon, Linn. CCXV. 69. 
Ein Maul mit Kiefern, ohne Ruͤſſel. Aus der zweithei⸗ 
ligen eylindriſchen Scheide herausgeſtrekter Lege⸗Sta⸗ 
chel. Der Hinterleib hat öfters einen Stiel. Laͤng⸗ 
liche / flache Fluͤgel bei beiden Geſchlechtern. F. 114-119. 
1. Auf der Spize des Sinterleibs ſtzend. Fig. 114. 

2. Weiſſes Schildchen: Fuͤhlhoͤrner mit einem weiſſen Ring. 115. 

3. Weiſſes Schildchen: ganz ſchwarze Suhlhörner. 116. 
4. Schildchen von Farbe des Ruͤkkens: Fuͤhlh. mit einer Binde. 


95.— —H— — der Bruſt: Schwarze borſtenaͤhnliche 
u Fuͤhlhoͤrner. 117. 
6. Gelbe, 


144 


Naupentoͤder. Pergamentne Fluͤgel. 
6. Gelbe / borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. Fig. 118. 


7. Kleine, fadengleiche Fuͤhlhoͤrner; fizend auf dem eyrunden 
Leib. Fig. 119. 


Der Kopf iſt hart, rund, von dem Leib abſtehend, mit bor— 
ſtenaͤhnlichen Fuͤhlhoͤrnern, die laͤnger, als die Bruſt, und meiſtens 
ſo lang, als der Leib, ſind. Oben auf der Stirne ſtehen drei ein⸗ 
fache, kleine Naͤherungsaugen in einem Dreiek, darneben find auf 
beeden Seiten vorwerts zwei groſſe, zuſamengeſezte Vergroͤſſerungs⸗ 
augen. Unten an dem Kopf iſt das Maul, welches zween ſtarke 
Kiefer, oder gezaͤhnte, gewoͤlbte, ſcharfe Freßzangen hat. Unter den⸗ 
ſelben ein Paar kurze Fuͤhlſpizen von zwei bis drei keulenaͤhnlichen 
Gelenken. Die Bruſt iſt breit und gewoͤlbt; der Sinterleib meiftens 
gekruͤmmt, cylindriſch, von ſieben bis neun Gelenken, davon das lezte 
zugeſpizt iſt, bei den Weibchen aber Fig. 114. 116. 117. ſich in einen 
langen Legeſtachel endiget, der ordentlicher Weiſe in einem Futterale 
liegt, welches feinen. Anfang unten an dem Bauch nihmt, ſo lang iſt, 
als der Stachel, und ſich wie ein Toupeteiſen oͤfnet. Sechs lange 
Fuͤſſe; oben an den Schenkeln ſind ein Paar Afterſchenkel, wovon 
der erſte laͤnger und keulenfoͤrmig, der andre aber rund iſt. Die 
Oberfluͤgel ſind pergamenten, ſchmal, reichen uͤber den Leib hinaus, 


die Unterflügel find breiter und ein wenig gefaltet, und kuͤrzer, als 


die obern. Die meiſten dieſer Inſekten bohren mit ihrem Legeſtachel 
den Raupen der Papilionen in den Leib und legen ihre Eyer dahin, 
da dieſelben, wenn ſich die Raupe verpupt hat, ausſchlieffen, die in⸗ 
nere Subſtanz der Puppe freſſen, und wenn man einen Schmetter⸗ 
ling erwartet, ſo koͤmmt aus dieſer Puppe einer, zween, manchmal 
eine ganze Menge ſolcher jungen Raupentoͤder zum Vorſchein. Einiche 
groͤſſere Arten, Fig. 114. legen ihre Eyer in faules Holz, darein fie 


vermittelſt ihres Legeſtachels hineinbohren, und die Eyer legen. Es iſt 


in 


Afterraupentoͤder. Pergamentne Fluͤgel. ff 


ein ziemlich weitlaͤuffiges Geſchlechte. Die meiſten find von der Gröffe 
von big. 115. 116. Es giebt aber ganz kleine Fig. 119. Es hat 
alſo dieſes Geſchlechte mit Recht den Nahmen Ranupentoͤder, weil fie 
ihre Eyer in den Leib der Raupen oder Puppen der Schmetterlings⸗ 
arten, und noch andrer Inſekten legen, und mithin dieſelben toͤden 
und zu Grunde richten. 


46. Afterraupentoͤder. Sphex. Linn. CCXVI. 25. 


Gu£pe Ichnevmon. 


Ein Maul mit Kiefern, ohne Ruͤſſel. Glatt aufliegende 
Fluͤgel (ungefaltet) bei allen Geſchlechtern. Verbor— 
gener ſtechender Stachel. Fig. 120-121. 


1. Der Hinterleib an einem verlängerten Stiel. Fig. 120. 
2. Oefters auf dem Sinterleib ſizend. Fig. 121. 


Dieſes, das vorhergehende und das folgende Geſchlechte haben 
vieles mit einander gemein, und ſind auch dem Anſehn nach nicht ſehr 
von einander unterſchieden. Vom Kopfe kan nichts anders geſagt 
werden, als was bei den Raupentoͤdern geſagt worden. Die Fuͤhl⸗ 
he rner find gemeiniglich kuͤrzer, als bei jenen. Die Süffe und der 
Hinterleib haben ebenfalls nichts, daß ſie von jenen unterſcheidete; 
denn obgleich der Hinterleib der meiſten Afterraupentoͤder an einem 
langen Stiel haͤngt, Fig. 120. ſo iſt dieſes doch nicht von allen zu 
ſagen, Fig. 121. Sie haben keinen ſolchen Legeſtachel, wie die Rau⸗ 
pentoͤder, ſondern einen verborgenen ſtechenden, oder Wehrſtachel. 
Die Fluͤgel ſind nicht ſo lang, als der Leib, ungefaltet und platt 
aufliegend. Sie töden die Raupen der Schmetterlinge und andrer 


Inſekten, begraben dieſelben / legen ihre Eyer dazu daß die Jungen, 
f 2 wenn 


146 


Weſpe. Pergamentne Fluͤgel. 


wenn ſie ausſchlieffen, ſchon Nahrung finden; ſie verzehren auch die⸗ 
ſes Aas, bis ſie ausgewachſen ſind, ſich verpuppen, und in ſolche 
Afterraupen verwandeln, wie die Aeltern waren. Es giebt eine Gat- 
tung von dieſen Afterraupentoͤdern, Linn. Syft. Nat. Nro. 9. welche 
in die Loͤcher der Waͤnde, die zuvor von andern Inſekten bewohnt wor⸗ 
den, eine getoͤdete Spinne tragen, ein Ey dazu legen, und hernach 
die Oefnung verkleiſtern, daß ſich alſo das Junge in dieſem ſichern 
Gehaͤuſe mit genugſamer Nahrung verſehen ſiehet, bis es ſich mit 
der Zeit verwandelt. 


47. Weſpe. Vefpa. Linn. CCXVIT. 17. Gucgpe. 


Ein Maul mit Kiefern ohne Ruͤſſel. Die Gberfluͤgel 


gefaltet, bei allen Geſchlechtern. Verborgener ſtecheu— 
der Stachel. Fig. 122. a. 


Ein groſſer, ſtarker Kopf, der durch einen duͤnnen Faden mit 
der Bruſt vereiniget iſt. Die groſſen nezfoͤrmigen Augen ſtehen an 
den Seiten, und obenher ſind die drei einfache. Unten endiget ſich 
der Kopf in zwo ſtarke, dikke, gewoͤlbte, gezaͤhnte Freßzangen, 
welche hart gegen einander ſchlieſſen und obenher von vier faſt runden 
Lippen bedekt find, Unten find ein Paar Fuͤhlſpizen, von vier Ge; 
lenken. Die Fuͤhlhoͤrner, unten an der Stirne, ſind ſo lang oder 
laͤnger, als die Bruſt, von unterſchiedenlicher Geſtalt, meiſtens aus 
10-20. Gelenken beſtehend, Fig. 122. welche zulezt dünne, in der 
Mitte am dikſten, beim Grunde wieder duͤnner werden und auf einem 
groͤſſern kolbenaͤhnlichen Grundgelenke ſtehen, Fig. 122. a. Die Bruſt 
iſt Die, haricht, und gewoͤlbt. Der Sinterleib haͤngt mit derſelben 
nur durch einen duͤnnen Faden zuſamen, iſt meiſteus eyfoͤrmig, ge— 
woͤlbt, und hinten niedſich gebogen, big. 122. beſteht aus ſieben Abs 

ſchnitten/ 


Weſpe. Pergamentne Fluͤgel. 147 

ſchnitten, davon der lezte einen ſcharfen verlezenden Stachel in ſich 

ſchließt, den das Inſekt bei der geringſten Beleidigung herausſtrekt, 
und damit empfindliche Stiche giebt. Die Fluͤgel find lang mit ſtar⸗ 

ken Adern und der Laͤnge nach gefaltet. Bei den meiſten ſind ſie ſteif 

ausgeſtrekt und bedekken den Leib nicht, ob ſie es ſchon der Groͤſſe 
und Laͤnge halber tuhn koͤnnten, Fig. 122. Die Beine find ſtark, be 
ſonders das vorderſte Paar, mit welchen einiche die Erde aufwuͤhlen 
und daſelbſt ihre Reſter bauen. Die Beine haben beim Grunde noch 
ein Paar Afterſchenkel. Das Fußblatt iſt laͤnger als der Schenkel 
und das Schienbein, daſſelbe beſteht aus 5. Gelenken: das erſte iſt 

das laͤngſte, duͤnn und endigt ſich in zween Doͤrne, die drei darauf 
folgende ſind faſt dreiekkicht und fußblattaͤhnlich, das lezte iſt laͤnger, 
gebogen, und endigt ſich in zwo ſcharfe, gewoͤlbte Klauen. Dieſe 
Inſekten führen eine gemeinfchäftliche Haushaltung, wie die Bienen, 
fie verfertigen Zellen und Gehaͤuſe von verſchiedenen Materialien; 

einiche in faulen Baͤumen, an den Wurzeln fauler Baͤume, woſelbſt 

ſie von dem verfaulten Holz ſich Zellen machen. Andre machen Ge⸗ 
haͤuſe von einer zaͤhen papyr⸗ oder pergamentaͤhnlichen Materie, ord—⸗ 

nen in dieſelbe reihenweiſe ihre ſechsekkichte Zellen, und haͤngen das 
Gehaͤuſe unter die Ziegel der Daͤcher unbewohnter Haͤuſer, an Aeſte 

von Baͤumen und noch andre dergleichen Orte mehr. Andre bauen 

ihre Neſter in die harte Mauren. Sie leben meiſtens vom Raube, 

Aas und kleinern Inſekten; fie ſtehlen den Bienen den Honig, ia 
einiche, Fig. 122. töden die honigmachenden Bienen gar und freſſen 
fie. In dem ı1759ten Jahr haben ſie groſſen Schaden in den Wein⸗ 
bergen und an den Obſtbaͤumen getahn. Sie freſſen die Trauben, 
das Obſt und alle Suͤßigkeiten, welche fie von ferne riechen koͤnnen, 

In den Schwed. Samml. vom Jahr 1757. wird einer merkwuͤrdigen 

Weſpe gedacht, welche an den Vorderfuͤſſen groſſe durchloͤcherte Schup⸗ 
2 pen 


148 


Weſpe. Pergamentne Sluͤgel. 


pen hat, mit welchen ſie den Staub von den Blumen ſammelt. Dieſe 
Maſchine iſt durchloͤchert, wie ein Sieb, deswegen bleiben die groͤ⸗ 
bere Theilchen darinn, und die zaͤrtern fallen durch, und gehen nun 
deſto beſſer in die weibliche Glieder der Blume. Alſo hat der Schoͤpfer 
dieſes Thierchen geſchaffen, ſeine Nahrung von dem Blumenſtaube zu 
nehmen, und aber zugleich zur Erſezung des Schadens für die Ge: 
waͤchſe ihm dieſes durchbohrte Werkzeuge mitgetheilt, wodurch mit 
einerlei Arbeit doppelter Vortheil erreicht wird, daß es, anſtatt die 
Pflanzen zu verwuͤſten, ſie ausſaͤet. Daß es Inſekten gebe, die der 
Fortpflanzung der Gewaͤchſe dienlich ſind, hat man vor dieſem am 
Feigen -und Maulbeerbaume entdekket. Man ſehe hievon Corn. 
Zegards 1744. unter dem Herren Archiater Linnaͤus zu Upſal 
gehaltene Diſputation: de Ficu. Daß Bienen und Hummeln bei 
verſchiedenen Blumen eben das verrichten, wird unſtreitig fein, vor- 
nehmlich wo die aufgerichteten weiblichen Theile der Blumen hoͤher, 
als die maͤnnlichen, ſtehen, daß das Mehl von den Winden ſchwehr— 
lich an die Narben (Stigmata) kan gefuͤhrt werden. Wenn dieſe ho⸗ 
nigſuchende Inſekten ihre Pelze und Fuͤſſe mit Mehle bedekt haben, 
ſo ſchuͤtteln ſie bei ihrem eifrigen Suchen nach Honig das Mehl in die 
tarben, welche es in ſich nehmen: und ſo werden die Samen be 

fruchtet. Wenn der Wind oder die Inſekten, hauptſaͤchlich die Bie⸗ 
nen und Weſpen den Blumenſtaub verſchiedener Blumen zu den weib— 
lichen Theilen von Blumen von einer ganz andern Farbe tragen, ſo 
werden die Blumen von dieſem Samen in den Farben merkwuͤrdig 
veraͤndert ſein. Daher kommen die verſchiedene Veraͤnderungen der 
Tulpen, Ranunkeln, Anemonen und Schluͤſſelblumen. Ja durch 
dieſe ungewohnte Vermiſchungen entſtehen merkwuͤrdige Pflanzen, und 
ganz neue Gattungen, wie, zum Beiſpiel: der Mauleſel, durch die 
Pagrung des Eſels mit dem Pferde. Sehet des hochberuͤhmten 
1 Herrn 


Biene. Pergamentne Fluͤgel. 149 


Zerrn Chorherrn Geßners gelehrte Streitſchrift: De Ranunculo 
Bellidifloro, & Plantis degeneribus &c. Tig. 1752. Gewiß es ſind 
unſern Nachkommen in dem Reiche der Inſekten noch wichtige Ent⸗ 
dekkungen vorbehalten, welche wir, aller angewendeten Muͤhe unge⸗ 
achtet, nicht erreichen moͤgen. Der vielfaͤltige Schaden uͤberwieget 
den Nuzen, den man bisher von den Inſekten entdekt hat. Bemer⸗ 
ket man dieſes an den uͤbrigen Werken GOttes? Nein. Vielmehr 
iſt der Schade, den ſie bisweilen anrichten, gegen die Vortheile, die 
fie täglich den Menſchen verſchaffen, faſt unmerklich. Was koͤnnen 
wir demnach für einen andern, als dieſen Schluß machen; die Einf: 
tige Zeiten werden wichtige Vortheile von den Inſekten entdekken, die 
wir noch gar nicht einſehen koͤnnen. 


48. Biene. Apis. Linn. CCxVIII. 39. Abeille. 


Maul mit Kiefern und einem umgebogenen Ruͤſſel, der 
in einer zwoſchalichten Scheide liegt. Flache Fluͤgel, 
bei allen Geſchlechtern. Die Sien und Zwitter haben 
einen ſtechenden verborgenen Stachel. Fig. 123. 124. 
ee 


Der voͤrdere Theil des Ropfs iſt faſt allemal flach und drei⸗ 
ekkicht, und wird von ſeinem obern Theil bis an das untre Ende 
immer ſchmaͤler. Die nezfoͤrmigen Augen ſtehen an den Seiten. 
Sie find faſt eyrund, doch iſt meiſtens eins von ihren Enden ſpizi— 
ger und ſchmaͤler, als das andre: das breite Ende iſt an dem obern 
Theil des Kopfs, von da geht jedes herunter, bis faſt zu dem Ur— 
ſprung ihres Gebiſſes oder ihrer Zaͤhne. Es iſt zwiſchen beeden eini— 

cher Raum, in deren Mitte eine Scheidewand oder Stirnband her— 


untergeht; auf deſſen beeden Seiten ungefehr in der Mitte ein Paar 
T 3 Erhoͤ⸗ 


750 


Biene. Pergamentne Fluͤgel. 


Erhöhungen ſind, auf welchen die Fuͤhlhoͤrner ſtehen, die aus vers 


ſchiedenen Gliedern zuſamengeſezt ſind, davon das erſte ein runder 


Knopf, das andre eine laͤngliche Spindel, die uͤbrigen aber kuͤrzere 
cylindriſche, duͤnnere Glieder ſind. Der Kopf einer Biene iſt nur 
mittelmaͤßig dik, und nicht ſo dik, als lang, oder breit: ſein oberer 
Theil geht rund zu, und zu oberſt ſtehen drei kleine, glatte, einfache 
Augen im Dreiekke. Wann die Zaͤhne ruhig ſind, und an einander 
liegen, machen ſie einen Winkel, ſo eine Spize von einer gewiſſen Art 
Zangen vorſtellt. Dieſe Zange Fig. d. * 2. ſticht über die ſchalenar⸗ 
tige Lefze Fig. 1. herfuͤr, womit ſich der untre Theil des voͤrdern 
Kopfd endigt. Die Faͤhne Fig. 2. find dik, ſtark, gewoͤlbt und ge: 
zaͤhnt, ſchlieſſen wol gegen einander und koͤnnen ſich auch über einan⸗ 
der kreuzen, welches aber meiſtens bei den toden Bienen geſchieht. 


Unter den Zähnen liegt das Maul, in welchem ein kurzer, faſt drei⸗ 


ekkichter, fleiſchichter Koͤrper iſt, wie eine Zunge; ein langer, glaͤn⸗ 
zender, zweiſchalichter Ruͤſſel, der, wenn er in ſeiner Ruhe iſt, gegen 


die Bruſt unterwerts gebogen wird. Derſelbe Fig. 5. hat zwo dop⸗ 


pelte Scheiden Fig. 3. 4. deren die aͤuſſere haͤrter und glaͤnzender iſt. 
Der Ruͤſſel ſelbſt Fig. 5. kan ſich verlängern und verkuͤrzen, it etwas 
knorpelaͤhnlich, hat an dem Ende eine kleine Oefnung, durch die der 


Honig eingeſogen werden kan, die untre Seite des Ruͤſſels iſt oft wie 
eine Blaſe ausgedehnt. Alle dieſe verſchiedene Maſchinen haben ver; 


ſchiedene und bewundernswuͤrdige Verrichtungen, welche, alle zu er; 
zaͤlen, hier zu weit führen wuͤrde. Ein ffeiſchichter und biegſamer 


aber ſehr kurzer Hals verbindet das Bruſtſtuͤk mit dem Kopfe. Das 
Bruſtſtuͤk iſt gewoͤlbt, haricht, und ſchließt an den Hinterleib. Unter 


den Fluͤgeln auf beeden Seiten liegen vier von den betraͤchtlichſten Luft⸗ 
loͤchern. Der Hinterleib hat gemeiniglich 6. Abſchnitte, welche zu: 


lezt immer ſchmaͤler und ſpiziger werden. Jeder Ring beſteht aus 2. 


ſchalichten 


Biene. Pergamentne Fluͤgel. 111 


ſchalichten Stuͤkken, das einte iſt oben und an den Seiten und be⸗ 

dekt auch mit ſeinen beeden Enden das andre Stuͤk, ſo unter dem 

Bauch iſt. Mittelſt dieſer Ringen, der jeder aus zwei Stuͤkken be⸗ 

ſteht, davon eins das andre, und der erſte das voͤrderſte Ende des 

folgenden dekt, haben ſie alles noͤtige, und muͤſſen nicht foͤrchten, bei 

den Kriegen, die fie unter einander haben, ſo leicht getoͤdet zu wer⸗ 

den. Wenn ſich der Leib beugt, oder ausſtrekt, wird jeder Ring 

unter dem, ſo ihn bedekt, mehr hervorgezogen, doch bleibt allemal 

noch etwas von der Schale unter dem andern. Dieſer lezte Streif, 

ſo der voͤrdere Theil des Rings iſt, haͤngt an einem haͤutigen Streif, 

der niemals entbloͤßt wird, und an demjenigen Ring, davon er bedekt 

wird, befeſtiget iſt. In dem Schwanz liegt ein ſcharfer Stachel 

verborgen, welcher ſpizig iſt und ſcharfe Wiederhakken hat, ſo daß 
derſelbe meiſtens in dem Fleiſch desjenigen, der geſtochen worden, 
zuruͤk bleibt, und groſſe Geſchwulſt und Schmerzen verurſachet, wenn 

er nicht alſobald mit einem tuͤchtigen Inſtrument herausgezogen wird. 

Der Stachel iſt dieſem Geſchlechte nur allein zur Vertheidigung gege- 

ben; denn da die meiſten Honig machen, ſo haben ſie viele Feinde, 
gegen welche fie ſich wehren muͤſſen. Sechs ſtarke Fuͤſſe mit kurzen, 

ſteifen, gekraͤußten Haaren. Das voͤrderſte Paar iſt das kuͤrzeſte, und 

das hintere das laͤngſte. Die Schenkel haben nichts merkwuͤrdiges. 

Aber die Schienbeine find unten ziemlich breit, innwendig ausge⸗ 

hoͤhlt, und auswendig, wie eine Buͤrſte, mit rauhen Haaren beſezt. 

Abſonderlich iſt das hinterſte Paar, bei den meiſten, breiter, und das 

erſte Gelenke unter dem Schienbein des hinterſten Paars iſt fat ſo 
lang als das Schienbein, Fig. c. * 7. innwendig ausgehoͤhlt, auſſen 
haaricht, und kan weder zu jenem noch zu dem Fußblatt gerechnet 
werden. Das Fußblatt Fig. 8. beſteht aus vier Gelenken, davon 
die zwei erſten die dikſten ſind, das lezte endiget ſich in vier krumme 
Haͤkchen. 


1152 


Biene. Pergamentne Fluͤgel. 


Haͤkchen. Die Oberftuͤgel find meiſtens fo lang, oder nicht viel laͤn⸗ 
ger, als der Hinterleib, pergamentgleich, adricht, winklicht, wie bei 
den Abendvoͤgeln, und um den dritten Theil langer, als die Unter: 
fluͤgel. Es giebt dreierlei Bienengeſchlechter, das maͤnnliche, weib⸗ 
liche und Zwittergeſchlechte, die man hauptſaͤchlich bei den Honig⸗ 
bienen wahrnehmen kan. Dieſe wohnen in hohlen Baͤumen, mei⸗ 
ſtens aber in Bienenkoͤrben, mit einer Königin, (Weibchen) welche 
groͤſſer und laͤnger iſt, als die andern und einen ſcharfen Stachel hat. 
Ein Bienenſchwarm hat wol bis auf 1600. Zummeln (Männchen) 
welche unbewafnet ſind, und Fuͤhlhoͤrner mit eilf Gelenken haben: 
Und bis auf 20000, arbeitende Bienen, (Zwitter) deren Fuͤhlhoͤr— 
ner 15. Gelenke haben; welche zween Magen, einen fuͤr den Honig, 
und einen fuͤr das Wachs, und einen ſcharfen verborgenen Stachel 
haben, der auf beeden Seiten ſpizige Wiederhakken hat und vergiftet 
iſt. In einer ſolchen Republik herrſcht das andre Geſchlechte. In⸗ 
dem das Weibchen, das iſt, die Koͤnigin, die ſich immer in dem 
innerſten des Korbs aufhaͤlt, von denen arbeitenden Bienen auf das 
eifrigſte bewacht und bedient iſt, ſo gruͤßt ſie irgend eins von denen 
ihr in den Weg kommenden Männchen mit den Fuͤhlhoͤrnern, lieb⸗ 
koſet ihm, läßt ſich von ihm befruchten „ obgleich das Männchen 
darüber fein Leben verliehrt. Hernach legt fie faſt bis auf 40000, 
Eyer in die zubereiteten Zellen des Wachskuchens: zuerſt zwar die 
Eyer der Zwitter, hernach der Männchen, und endlich etliche weib- 
liche. Wenn dieſe bei einer Waͤrme, welche zween Grade uͤber die 
gewohnliche Sommerhize iſt, ausgeſchloffen ſind, fo. find die Larfen 
in 6. Tagen erwachſen, uͤberſpinnen die Waͤnde der Zelle, und war: 
ten auf ihren vollkommenen Stand, da fie dann ausfliegen und gleich 
den Tag darauf Honig und Wachs machen. Die Maͤnnchen, ein 


faules Volk gehen bei ſchoͤnem Wetter an der Sonne ſpaziren und 
f ſorgen 


Biene. Pergamentne Fluͤgel. 153 


ſorgen fleißig fin den Bauch, ohne ſich darum zu bekuͤmmern, woher 
Speiſe komme. Die Switter, arbeitende Bienen, ſind unermuͤdet 
den Honig aus den Honiggefaͤſen, und das Vachs von den Staub⸗ 
faͤden der Blumen bis auf eine viertel Meile weit zu holen, wem 
nur das Wetter ein wenig guͤnſtig iſt. Aus dem leztern verfertigen 
fie ſechsekkichte prismatiſche Zellen, die ſie mit Honig anfüllen, oder 
zu der kuͤnftigen Brut leer laſſen. Sie ernaͤhren die Koͤnigin, die 
Maͤnnchen und die Jungen, ſaͤubern die unbewohnten Zellen, tragen 
die Unreinigkeiten weg, halten Wachten und Vorpoſten beim Eingang 
des Korbs, vertreiben die Feinde mit dem vergifteten Stich ihres Sta⸗ 
chels, ob ſie gleich dadurch auch ſelbſt meiſtentheils das Leben in die 
Schanze ſchlagen; und endlich jagen ſie, nachdem das Weibchen 
befruchtet iſt, die Maͤnnchen alle fort und toͤden ſie. Ihre Feinde 
ſind inſonderheit die Bachſtelzen, Schwalben, Pfauen, Kroͤtten, 
Maͤuſe, Horniſſen, Weſpen, Laufe, Raubbienen, der Rauch, u. g. m. 
Die vornehmſten Honigblumen ſind Wildochſenkraut (Echium) Bo⸗ 
retfch, Wullkraut, Feldpolley, u. a. In Schweden ſuchen fie die 
Heyde (Erica); in Daͤnnemark das Heydekorn (Fagopyrum); in 
Pohlen die Linden; in Langedok und dem Delfinat den Rosmarin; 
in Griechenland den Thymian; in Korſika den Hagdorn (Arbutus); 
in Sardinien den Wermut, u. ſ. f. daher denn auch der Honig ſei⸗ 
nen verſchiedenen Wert erhält; ſehet Reaumuͤrn, d' Aubenton / und 
andre, welche von den Bienen geſchrieben haben. Da man den Ho⸗ 
nigbienen gute thut, und hingegen den uͤbrigen von dieſem Geſchlechte 
den Krieg angekuͤndiget hat, ſo haben ſich die erſtern ſo ſtark vermehrt, 
daß der Honig und das Wachs einen groſſen Artikel in der Handel⸗ 
ſchaft ausmachen. Die übrigen Gattungen bauen ihre Zellen meiſtens 
von einer ſo zaͤhen, papyrnen oder gar hoͤlzern Materie, daß ſie nicht, 
wie die Zellen der Honigbienen geſchmelzt werden konnen; und ob 

U ſich 


154 Ameiſe. Pergamentne Fluͤgel. 


ſich gleich bisweilen Honig in ihren Neſtern findet, ſo iſt es meiſtens 
nur geſtohlne Waare. 


49. Ameiſe. Formica. Linn CCXVIII. 17. Fourmi. 
Senkrecht ſtehendes Schuͤpchen zwiſchen der Bruſt und 
dem Hinterleib. Die Weibchen und Zwitter haben einen 
verborgenen Stachel. Die Maͤnnchen und Weibchen 

haben Fluͤgel, die Zwitter keine. Fig. 125. e. f. 

Der Kopf ift faſt dreiekkicht mit einer breiten Stirne, unter 
welcher zwei Fuͤhlhoͤrner ſtehen, die faſt ſo lang ſind, als die Bruſt. 
Dieſelben beſtehen ungefehr aus 12. Gelenken, davon das erſte Ge⸗ 
lenke mehr als den dritten Theil von der Laͤnge des ganzen Fuͤhlhorns 
betraͤgt. Die uͤbrigen Gelenke ſtehen gemeiniglich mit dieſem langen 
in einem rechten Winkel. Hinter denſelben ſind die Augen, welche 
ſchwarz, eyrund und ganz klein ſind, ſo daß ſie nicht den zehn— 
den Theil des Kopfs einnehmen. Der Kopf iſt hoͤkkericht, hinten 
herzfoͤrmig ausgeſchnitten und unten mit zwo ſcharfen, gezaͤhnten Freß⸗ 
zangen verſehen. Die Bruſt iſt faſt ſchmaͤler, als der Kopf: inſon⸗ 
derheit hintenher. Zwiſchen derſelben und dem Hinterleibe ſtehet ein 
ſenkrechtes Schuͤpchen, welches den Karakter dieſes Inſekts auf eine 
vorzuͤgliche Weiſe beſtimmt. Der Sinterleib iſt eyfoͤrmig, hinten zu: 
geſpizt, und in dem Schwanz iſt bei den Weibchen und Zwittern, ein 
verborgener Stachel. Sechs ſtarke Fuͤſſe, welche vermittelſt beſondrer 
Afterſchenkel unter der Bruſt befeſtiget ſind. Die Schenkel ſind beim 
Anfang ziemlich dik und keulenaͤhnlich, werden aber hernach duͤnner 
und endigen ſich in eine Nuß, in welcher ſich das laͤngere Schienbein 
drehet, daſſelbe hat unten zwei Doͤrnchen. Das erſte Gelenke des 
Fußblatts iſt wenigſtens halb fo lang, als das Schienbein, die 
vier uͤbrigen ſind kuͤrzer, das lezte davon iſt etwas laͤnger, hornaͤhn⸗ 

lich, 


Ameiſe. Pergamentne Fluͤgel. 157 


lich, gekruͤmmt und endigt ſich in zwo, ſpizige, gewoͤlbte Klauen. 
Die Fluͤgel find pergamentaͤhnlich, reichen weit über den Leib hinaus, 
liegen mehr platt als ſchief auf, und zwar alſo, daß ſie einicher maſſen 
uͤber einander gekreuzt ſind. Die untern ſind um den vierten Theil 
kuͤtzer. Die groſſen gefluͤgelten Ameiſen Fig. e. find alle Sien, wie 
die Königin bei den Bienen. Alle kleinere gefüigelte Ameiſen Fig. k. 
ſind Maͤnnchen, wie die Hummeln in einem Bienenkorb; und alle 
ungefluͤgelte Ameiſen Fig. 125. Zwitter, wie die arbeitenden Bienen. 
In einem Ameiſenhauffen ſind fuͤnf Theile, mehr oder weniger, 
Weibchen mit Flügeln, zehn Theile Männchen mit Flügeln, und et 
liche hundert arbeitende Ameiſen, ohne Geſchlechte und Fluͤgel. Die 
Ameiſen ſind den Baͤumen nicht ſchaͤdlich, ſie nehmen nur das Harz 
und verſchiedene Ungeziefer ab denſelbigen, aber den Blattlaͤuſen tuhn 


fee kein Leid, als wenn fie wißten, daß dieſe ihnen die Suͤßigkeiten auf 


den Baͤumen verſchaffen; denn die Blattlaͤuſe ſaugen mit ihrem lan⸗ 
gen Schnabel den Saft aus den Pflanzen, den ſich hernach die Amei⸗ 
fen zu nuze machen: Sehet die Beſchreibung der Blattlauſe. Nach— 
dem die Ameiſenweibchen ihre Eyer in den Ameiſenhauffen gelegt ha⸗ 
ben, bleiben die Eyer daſelbſt bis aufs naͤchſte Jahr, da fie aus— 
kriechen. Wenn dieſes geſchehen, ſo wendet die ganze Menge im 
Ameiſenhauffen allen Fleis an, hohe und gewoͤlbte Gaͤnge zu machen, 
daß die Ameiſen beederlei Geſchlechts, die ſich bald begatten ſollen, 
darinnen vor der unfreundlichen Witterung und brennender Sonne 
beſchirmt, freyer Spiel haben, und ſich im Muͤßiggang ergoͤzen koͤn— 
nen. Da werden die Haͤhne Vaͤter, und die Sien Mütter, legen die 
Eyer ab, und laſſen ſolche den Sklafenameiſen zu beſorgen und auf 
zufuͤttern über, Hernach muͤſſen Vaͤter und Mütter ausfiegen, die 
zuvor nie von ihnen geſehene Welt zu betrachten. Sie fiegen im 
ſchoͤnſten und beſten Sommerwetter aus, ohne zuruͤk zu denken, weil 

x 43 tie 


176 Ungefluͤgelte Biene. 


ſie ganz unerfahren ſind, und fahren wie ein junger Vogel aus dem 

tefte, der nicht weiß, wo er aus ſoll, folget, wo ihn Wetter und Gluͤk 
hinfuͤhren , und auf allen Seiten in Gefahr geraͤht. Nachdem fie einich e 
Tage ſo zugebracht haben, befaͤllt ſie das Ungluͤk, daß ſie zu Fußvolk 
gemacht werden, ihre Flügel verliehren und zu Fuſſe zu gehn genoͤtiget 
ſind, da ſie ſich mit Muͤhe ernaͤhren koͤnnen, bis ſie nach und nach ver⸗ 
ſchwinden, vertretten, von Voͤgeln gefreſſen, von der Nachtkaͤlte, Regen, 
Waſſer und dergleichen hingerichtet werden, und alſo nichts von ihnen 
uͤbrig bleibt. In dem Ameiſenhauffen findet man zuweilen Stuͤkchen 
Maſtix, welchen die Ameiſen von den Baͤumen gehollet haben. Man 
bedient ſich der Ameiſen zu Staͤrkung der Nerfen ꝛc. da man ganze Saͤkke 
mit Ameiſen anfuͤllt, und bei andern Baadkraͤutern ſiedet. 


50. Ungefluͤgelte Biene. Mutilla. Linn. CCIX. 8. 

Keine Fluͤgel, bei allen Geſchlechtern. Gehaͤrleter Leib. 

Das Bruſtſtuͤk hinten abgeſtümpft. Stechender, ver⸗ 
borgener Stachel. Fig. 126. g. 

Von dieſem Inſekt kan ich keine eigentlichere Beschreibung geben 
als was man aus der Zeichnung g. welche aus Petiver. Mul. 404. Gaz. 
T. XIII. Fig. 4. entlehnt iſt, urtheilen kan. Er heißt es daſelbſt nur, eine 
ſchwarze/ ungefluͤgelte Wefpe, die ſchwarz und roht gezeichnet iſt, 
Gazophylac. p. 21. Tab. 13. Fig. 10. Catalog. topic. 552. Transact. Philoſ. 
n. 27 J. p. 808. Aus Virginien, Mariland, Wingleſſ-Veſp. Weſpen ohne 
Fluͤgel. Fig. 126, ſehe ich für eine Mutillam Liunei an, welche er Nro. 8. 
die Ameiſenaͤhnliche nennt; ihre Beſchreibung iſt: Rohte glatte, un⸗ 
geftuͤgelte Biene, deren Ropf und gehaͤrleter Leib ſchwarz. Sie 
konnte für eine Ameiſe gehalten werden wenn nicht die Abweſenheit des 
aufrechtſtehenden Schuͤpchens zwiſchen der But und dem Hinterleib 
mich veranlaßte / fie hieher zu zaͤlen. 

Sechfſte 


Rennthierbrehme. Zween Flügel. ar 


Sechſte Klaſſe. 


Zween Fluͤgel. 


Zween Fluͤgel. Kolbenaͤhnliche, einfache Stiel⸗ 
chen unter jedem Fluͤgel, mit einem eige⸗ 
nen Schuͤpchen bedekt. 


51. Rennthierbrehme. Oeftrus. Linn. CCXX. 5. 
Maul ohne Rüſſel oder deutlichen Schnabel. Fig. 127. 


a. * 


Dieſe Fliege iſt der Geſtalt nach einer Hummel ſehr aͤhnlich 

und ganz rauh. Der Kopf iſt ſtark behaart. Auf den Seiten groſſe 
Augen. Einiche haben kuͤrzere, andre laͤngere Fuͤhlhoͤrner. Der 

i mund it klein, ohne Zähne, oder ſonderliches Gebiſſe. Die Bruſt 
13 iſt 


158 Rennthierbrehme. Zween Fluͤgel. 


iſt gewoͤlbt, rauh und behaart. Der Sinterleib eyfoͤrmig, gekrümmt, 
Sechs kurze Fuͤſſe. Die Schenkel ſind rauh und ſchwarz. Kurze 
Schienbeine. Das Fußblatt beſteht aus vier Gelenken, welche ſich 
in zwo ſcharfe und ziemlich groſſe Klauen endigen, zwiſchen denen ein 
Haar, und darunter eine kleine Haut. Zween weiſſe durchſichtige 
Fluͤgel, ſo lang als der Hinterleib, etwas uͤber einander gefaltet. 
Die Larfen dieſer Thiere liegen den Winter uͤber unter der Haut des 
Hornviehes. Da mir dieſe Muͤkke noch nie zu Geſichte gekommen; 
fo will ich den groſſen Naturkuͤndiger Linnaͤus ihre Geſchichte 
erzählen laſſen. „Dieſe Fliege oder Brehme quaͤlet und plaget die 
Kuͤhe der Rennthiere des Sommers ſo entſezlich, daß ſie den ganzen 
Tag mit aufgerektem Schwanze, wie die raſcheſten Hirſche, ſpringen 
und ſchnauben muͤſſen, unerachtet fie oft von einem langen und ma⸗ 
gern Winterfuter ſo ausgemergelt ſind, daß ſie wie Gerlppe gehen, 
wenn ſie im Fruͤhjahr zuerſt auf die Weide kommen — ich gerieth 
in die groͤſte Verwunderung, woher es doch kaͤme, daß die Renn— 
thiere vor einem ſolchen Geſchoͤpfe fo furchtſam floͤhen, welches ‚fie: 
weder beiſſen noch ſtechen kan. Als ich den Hinterleib von einer ſol⸗ 
chen Brehme zwiſchen den Fingern druͤkte, gieng ein Glied heraus, 
wie bei unſern gewoͤhnlichen Fliegen, es hatte viele kegelfoͤrmige oder 
laͤnglich runde Theile, wie eine Fernrohre, da je eine Röhre in der 
andern ſtekt, welche von dem Inſekt eingezogen und ausgeſtrekt wer⸗ 7 
den koͤnnen, aber gar nichts, das verwunden koͤnnte. Zween Tage 
hernach, als ich die Ruͤkken der Rennthiere mit ihren vielen Brem— 
ſenbeulen beſichtiget hatte, endekte ich, daß alle Bremſenbeulen in 
der Mitte eine enge Oefnung hatten, die ſo groß war, daß man leicht 
einen Gaͤnſekiel hätte hineinſtekken koͤnnen, wenn ſolches nicht innwen⸗ 
dig etwas zuruͤkgehalten haͤtte. Einiche Löcher waren wohl doppelt 
b groß. Ich merkte, daß im Grunde ſolcher Löcher gleichſam eine 

| ſchwarze 


Rennthierbrehne. Jween Fluͤgel. 159 


ſchwarze ausgeſpannete und erhabne Haut war, und druͤkte daher mit 
den Fingern ganz hart auf die Bremſenbeule. Das Rennthier konnte 
Jolches gar nicht vertragen, es ward aber feſt gehalten, ſo daß ich 
mit den Fingern noch haͤrter druͤkken konnte, bis daß eine Puppe 
herauskam, die wie ein Ey ausſah, anbei ſo groß wie eine Eichel 
und weiß, an demjenigen Ende aber ſchwarz war, womit ſie an dem 
Loch geſeſſen hatte. Der ganze Koͤrper war mit ringfoͤrmigen und 
krauſen Raͤndern beſezt. Ich legte dieſelbe mit Rennthierhaaren in 
eine kleine Schachtel, zu ſehen, ob ſie ſich verwandeln wuͤrde: Weil 
ſie aber allzu ſehr gedruͤkt worden, und eine zufruͤhzeitige Aftergeburt 
war, verdarb ſie und ſchrumpfte zuſammen. Hierauf oͤfnete ich nach 
einichen Tagen wieder eine Brehmenbeule an einem andern Rennthiere, 
und nahm das Ey an der Seite des Lochs ſo behende heraus, daß ich 
die Puppe ganz behalten und unbeſchaͤdiget bekam. Da floß viel Blut 
aus der verlezten Bremſenbeule, und endlich alle Tage ein Serum, 
das wie der Eyter einer Fiſtul war; dieſe Puppe ward wie die vorige 
gepfleget. Nach Verlauf von zween Tagen lag bei Eroͤfnung der 
Schachtel die Fliege darinn ausgebruͤtet. Nach dieſem merkte ich an 
dem Rennthiere, welches jeden Tag, ſo wir reiſeten (in Lappland) 
meine Kleider trug, und von dem Dolmetſcher vor mir hergefuͤhrt 
ward, daß dieſe Fliege uns ganze 3—4. Stunden lang an einem Stüf 
folgte, und allezeit gerade gegen des Rennthiers Ruͤkken, oder unmit⸗ 
telbar hinter demſelben flog. Sie hielt den Schwanz beſtaͤndig gerade 
ausgeſtrekt und trug auf dem aͤuſſerſten Ende deſſelben ein weiſſes Ey, 
ſo groß als ein Senfkorn — Sie gieng mit ihrem Ey ſo vorſichtig 
um, daß ſie ſich nicht getraute, daſſelbe auf des Rennthiers Ruͤkten 
zu werfen, wo daſſelbe nicht eine Weile ſtill ſtehen blieb, ließ es aber 
doch oft bei der Seite niederfallen. Sie war ſo eigenſinnig dem 
Rennthier zu folgen, daß fie zulezt ganz ermuͤdete, und vor Mattig⸗ 
keit 


160 


Aennthierbrehme. Zween Fluͤgel. 


keit auf die Schneegebirge niederfiel, daß man fie mit den Haͤnden 
ergreifen konnte, als wenn ſie ganz tod waͤre; bald darauf aber, als 
fie kaum eine Minute auf dem Schnee gelegen, und gleich einer mat⸗ 
ten Biene verſchnaubet hatte, flog ſie auf den naͤchſten gruͤnen Plaz, 
wo ſie etwann anderthalbe Minuten ausruhete, ehe ſie wieder auf⸗ 
flog, und ihrem lieben Rennthiere auf dem Fuſſe nachzufolgen, von 
neuem anſieng. Wenn die Rennthiere, welche in der Freiheit weiden 
gehn, eine ſolche Muͤkke wahrnehmen, ſo entfliehen ſie dem Winde 


entgegen, um der Mukke die Verfolgung beſchwehrlich zu machen — 


Wenn die Haare, welche des Sommers am laͤngſten ſind, ausfallen 
ſollen, ſo ſtehen ſelbige auf dem Ruͤkken alle in die Hoͤhe, und gehn 
da und dort von der Haut los. Wenn nun die Fliege zu dieſer Zeit 
ein Ey auf des Rennthiers Ruͤkken fallen laͤßt, ſo faͤllt es zwiſchen den 
aufrecht ſtehenden Haaren auf die Haut nieder. Da wird es, gleich 
einer kleinen Riſſe, allgemach ausgebruͤtet, die ſich nach und nach eins 
naget, bis ſie zwiſchen Haut und Fleiſch koͤmmt, wo ſie endlich ſizen 
bleibt. Eben um dieſe Zeit ſind der Rennthiere Hoͤrner von neuem 
ausgewachſen, annoch rauh, und an den Spizen oder Enden ganz 
weich und ſo empfindlich, daß das Rennthier die geringſte Beruͤhrung 
nicht vertragen, vielweniger dieſen nagenden Wurm damit vertreiben, 
oder abſchuͤtteln kan. — Das Loch in der Haut waͤchſt indeſſen nicht 
zu, ſo lange ein fremdes, und mit derſelben keine Uebereinkunft ha⸗ 
bendes Weſen darinn liegt. Wie die Made allgemach waͤchſt, und 
die Haut endlich erhoͤhet und ausgeſpannet wird, ſo wird auch das 
Loch von Tag zu Tag groͤſſer, wodurch die Made Luft und den freyen 
Athen behält, ſo lange fie in den Rennthieren liegt. Endlich draͤngt 
fie ſich zu dieſem Loch hinaus, fallt auf die Erde, verkriecht ſich, ver: 
wandelt ſich in eine Puppe, und wird zulezt eine Fliege, die das ganze 
Aussehen und alle Eigenſchaften der Aeltern hat — Dieſes Unge⸗ 

ziefer 


Rennthierbrehme. Zween Fluͤgel. 161 


ziefer richtet in Lappland groſſen Schaden an; erſtlich muͤſſen die 
Lappen alle Sommer im Brach-Heu- und Erndemonat wegen Die: 
fen Fliegen ihre Heimat verlaſſen, und ihre Zufucht in die Schnee: 
gebirge nehmen, wenn fie auch nur 10—14. Meilen davon wohnen, 
weil ſonſt ihre Rennthiere von den Fliegen ſehr ausgemergelt wuͤrden. 
Ferner verurſachen auch dieſe Fliegen, daß die Rennthiere am Fref 
fen verhindert werden, mithin weniger Milch geben. Ueberdieß wer; 
den die Haͤute davon verdorben. Endlich ſtirbt auch wol der dritte 
Theil der Rennthiere an dieſen Bremſenbeulen, welche die Lapplaͤn⸗ 
der Curbma nennen, inſonderheit, wenn ſie im andern Jahre ſind, 
da ſie die groͤſſeſte Plage davon empfinden. Aus dieſem iſt nun ab- 
zuſehen, was den Lapplaͤndern fuͤr Nuzen erwachſen wuͤrde, wenn 
jemand ein gutes und bequemes Mittel ausfindig machen koͤnnte; in⸗ 
ſonderheit, da der Lappen ganze Haushaltung, Gluͤk und Reichtuhm 
in der Menge ihrer Rennthiere beſteht — Wenn ſie gleich der 
Rennthiere Ruͤkken während der Zeit, da die Fliegen ihre Eyer fal- 
len laſſen, welches nur im Heumonat zu geſchehen pflegt, mit einer 
kleinen Dekke verwahren wollten, ſo iſt ſolches bei ihnen doch nicht 
leicht zu machen, weil ſie ſich nicht auf die Weberei verſtehen und 
gleichwol oft s—700, Rennthiere halten. Wollte man die Bremſen⸗ 
beulen mit einer Nadel aufſtechen, und alſo die Puppe toͤden, das 
waͤre ſchon gut, ich hab es auch getahn, aber gefunden, daß die 
Beule nachher wie eine Fiſtel ausgelaufen, welches doch das Renn⸗ 
thier auch zu viel abmatten möchte — Den Ruͤkken dieſe Zeit über 
mit etwas zu ſchmieren, wuͤrde auch nichts helfen, weil alsdenn die 
Haare ausfallen — Der Herr von Reaumür meint daß dieſe Flie⸗ 
gen ihre Eyer in des Thiers Haut vermittelſt eines Stachels einſtek— 
ken. Ich aber kan dieſes ſo leichte nicht glauben; denn erſtlich fin⸗ 
det man keinen Stachel in dem Schwanze; fuͤrs andre bekommen 

+ die 


162 Groſſe Muͤkke. Zween Fluͤgel. 


die Kaͤlber der Rennthiere den erſten Winter uͤber keine Beulen, 
welches daher ruͤhrt, weil die Rennthierkaͤlber, welche im Fruͤhjahr 
gefallen, glatte Haare haben, die ſich ganz den Ruͤkken hinab ſchlieſ⸗ 
ſen, weshalben kein Ey im Heumonat auf ihnen haften kan, wel⸗ 
ches aber um ſo viel mehr den Sommer hernach geſchiehet, wenn 
ihnen die Haare ausfallen, wovon ſie auch den folgenden Winter 
deſto eher darauf gehen. Herr von Reaumuͤr glaubt nicht, daß dieſe 
Beulen dem Viehe Schaden tuhn. Die Lappen aber werden am 
beſten hierauf antworten koͤnnen, welche oft den dritten Theil ihrer 
Rennthiere durch das Curbma verlieren. Die Fliege, die ich zu 
Paris bei dem Herrn von R. ſah, und aus einer Brehmenbeule eines 
Hornviehes gekommen war, war der Rennthierbremſe voͤllig aͤhnlich, 
wiewol ſie etwas kleiner, als die in Lappland. Und ſo ſind auch 
die, ſo ich hierunten in Schweden gefunden. Hieraus lernet man, 
daß fie in der Groͤſſe unterſchieden fein ; wie die Thiere, auf welchen 
ſie wachſen. Von dieſer Art Fliegen geſchieht in meiner Flora Lapp. 
Erwähnung pag. 360 — 363. Sehet auch Reaumuͤrs Inſekten⸗ 
hiſtorie, Tom. V. p. 527. fegg. fig. omnes. „ Linnaͤus hat fuͤn⸗ 
ferlei ſolche Brehmen. Die Larfe der erſten halt ſich unter der Haut 
des Ruͤkkens bei dem Hornviehe, der andern, des Rennthiers auf. 
Die dritte wohnt in dem Schlund und die vierte in dem Maſtdarme 
der Pferde, und endlich die fuͤnfte in den Schleimhoͤhlen des Stirn⸗ 
beins der Schafe. Sie ſind nur der Farbe und Groͤſſe nach etwas 
von einander unterſchieden. 


2. Groſſe Muͤkke. Erdſchnakke. Langbeinige Fliege. 
Tipula. Linn. CCXXI. 37. Tipule. 


Das Maul des verlaͤngerten Kopfs hat auf den Seiten 
Lefzen 


Groſſe Muͤkke. Zween Fluͤgel. 163 


Lefzen, und zwo gekruͤmmte Fuͤhlſpizen een Nüſſel 
oder Schnabel. 


1. Mit offenen Fluͤgeln. Fig. 128. 
2. Mit aufliegenden Fluͤgeln. 129. 


Der Kopf iſt rund und klein. Die Fuͤhlhoͤrner nicht ſo 
lang, als die Bruſt, fadenfoͤrmig und beſtehen meiſtens aus zehn Ge⸗ 
lenken, welche vermittelſt eines kleinen runden Zwiſchengelenkes auf 
einem gröffern befeſtiget find, das vorne auf dem Kopf ſtehet. Die 
Augen ſind gewoͤlbt, und nehmen die ganze Seite des Kopfes ein: 
derſelbe iſt von den Augen her ſehr ſtark verlaͤngert, und man ſiehet 
vorne daran keinen Saugruͤſſel. Oben endigt ſich derſelbe in zwo 
lange Fuͤhlſpizen, welche aus drei Gelenken beſtehen, davon das 
erſte und zweite kurz, das lezte aber lang iſt, unter denſelben iſt auf 
jeder Seite eine Lefze. Ein dünner, laͤnglicher Yals, Die Bruſt 
iſt dik und gewoͤlbt. Der Bruſtſchild iſt vorne rund und ſchmal, 
hinten breit und endiget ſich in der Mitte ſpizig zu. Hernach folgen 
die zwei Fluͤgelſchildchen, an denen die Fluͤgel befeſtiget ſind. Hinten 
daran iſt ein erhabenes kleines Schildchen und hinter ihm das groͤſſere 
gewoͤhnliche Schildchen, womit ſich das Bruſtſtuͤk endiget. Der 
Hinterleib iſt cylindriſch, von 7—8. Gelenken, davon das lezte bei 
den Maͤnnchen breiter, als die andern, und oͤfters einiche Haͤkchen 
hat, bei den Weibchen aber ſpizig iſt. Die Fluͤgel ſind durchſichtig, 
ſo lang, als der Leib, aus 5—6. Adern beſtehend, die beim Grund 
juſamenlaufen; die Fluͤgel ſind dreimal ſo lang als breit, und ſtehen 
bei den meiſten offen, bei einichen kleinern Gattungen aber liegen ſie 
auf dem Hinterleibe. Unter den Fluͤgeln, unten an dem Schildchen, 
ſtehen die Wagebalken, welche ſo dik als ein Pferdhaar, und ſich 
zulezt in eine Kolbe oder Köpfchen endigen. Lange, duͤnne, unbe⸗ 


X 2 wehrte 


au 


164 


Muͤkke. Zween Fluͤgel. 


wehrte Beine. Die Schenkel find unter der Bruſt an einem beſon⸗ 
dern umgekruͤmmten Gelenke befeſtiget und obſich gebogen. Die 
Schienbeine ſind eben ſo lang, aber duͤnner. Der lezte Theil des 
Fuſſes beſteht aus 5. Gelenken, davon das erſte etwas duͤnner und 
kuͤrzer, als das Schienbein, und fo lang, als das 2. 3. 4. und ste 
zuſammen. Es wird eins nach dem andern kleiner, und das lezte 
endiget ſich in zwei zarte Haͤkchen. Wann man dieſes Thierchen fan⸗ 
gen will, ſo erwiſcht man lieber ſeine Fuͤſſe, als das ganze Inſekt. 
Sie fliegen nicht geſchwind, aber danzend. Fig. 128. iſt eine der 
gröffeften und Fig. 129. eine von den kleinſten. Die Weibchen haben 
hinten einen ſcharf geſpizten Leib, der einen Legeſtachel formirt, mit 
welchem fie ihre Ener in die Erde an die Wurzeln der Pflanzen legen, 
von welchen ſich die Larfe erhält, Sie haben 10—12. Abſchnitte und 
keine Füſſe, verwandeln ſich und fliegen auf die Baͤume, unter deren 
Blaͤtter ſie oft anzutreffen ſind. Einiche wiegen ſich beſtaͤndig, andre 
ruhen, und ſtrekken nur die zween voͤrdern Fuͤſſe, wie Fuͤhlhoͤrner, in 
die Hoͤhe. 


53. Muͤkke. Fliege. Muſca. Linn. CCxxXII. 100. 


Maul mit einem fleiſchichten Ruͤſſel. Zwo Seitenlippen. 


Keine Fuͤhlſpizen. | 
1. Fadenfoͤrmige, einfache Fuͤhlhoͤrner, ohne eine Seiten: 
borſte. Fig. 130, 
2. Wollichte; federbuſchichte. Fig. 131. 
3. — mit Borſten. Fig 132. 
4. Harichte; mit einer Feder. 133. 
. — — mit einer Borſte. 134. 
Der 


Muͤkke. Zween Fluͤgel. 165 


Der Kopf ift einer Kugel gleich, von welcher ein Drittheil 
abgeſchnitten iſt. Den groͤſten Theil deſſelben nehmen die zwei groffe 
nezfoͤrmige Augen ein; darzwiſchen liegt die Stirne oder das ſchmale 
Stirnband, ſo zuweilen erhoͤht iſt. Zu unterſt iſt ein ſtumpfer Theil, 
welches der Ruͤſſel iſt. Auf beeden Seiten deſſelben ſind zween Theile, 
die ein ſolches Anſehn haben, daß man fie für ein querſtehendes Zan⸗ 
gengebiß halten ſollte, ſie ſind aber nur allein zur Beſchuͤzung des 
Ruͤſſels da, und dienen, um ſo viel mehr dazu, weil ſie ſo wol 
auſſen, als innen mit kleinen Haͤrchen beſezt ſind. Der Ruͤſſel, wenn 
er zuſamengelegt iſt, iſt dieſen Lippen gleich, kan aber weit ausge⸗ 
ſtrekt werden, in der Mitte iſt eine Artikulation, vermittelſt deren der 
voͤrdere Theil des Ruͤſſels gegen den voͤrdern Grund deſſelben zuſam⸗ 
mengelegt werden kan. Unten iſt der Ruͤſſel breit und ganz fleifchicht, 
gleichet den Lippen, und kan von der Muͤkke nach Belieben ausge⸗ 
breitet, zuſammengezogen, verkuͤrzt und verlaͤngert, und auf ſo vie⸗ 
lerlei Weiſe verändert und bewegt werden, daß fie durch Hilfe deſ— 
ſelbigen von derjenigen Feuchtigkeit, oder von dem Koͤrper, an wel⸗ 
chen fie ihn anſezt, etwas los zu machen, zu dem Kanal zu bringen, 
und durch denſelben in ſich zu ziehen im Stande iſt. Iſt der Koͤrper, 
von welchem ſie ihre Nahrung ſucht, zaͤhe und trokken, ſo treibt ſie 
durch den Kanal ein Troͤpfchen von einer Feuchtigkeit heraus, welche 
ſie mit ihren Lippen ſo am Koͤrper anzubringen weiß, daß ſie ihn da⸗ 
durch erweichet, und alſo von demſelben etwas genieſſen kan. War⸗ 
um diejenige Muͤkke, welche Linnaͤus die ſpeyende nennt, Mufca vo- 
mitoria, Nro, 52. öfters viel fluͤßiges zum Ruͤſſel heraustreibt, und 
wieder einſaugt, und oft einen Augenblik wie eine Blaſe an dem 
Ende deſſelben behaͤlt, hab ich nicht entdekt. Oberhalb dieſem Ruͤſ⸗ 
ſel in der Mitte der Stirn ſtehen die Fuͤhlhoͤrner, die ſelten ſo lang 
ſind, als die Bruſt; den hauptſaͤchlichen Unterſchied hat man oben 

X 3 in 


16 


Muͤkke. Zween Fluͤgel. 


in der Eintheilung des Geſchlechts geſehen, was aber die vielerlei 
Gattungen dieſer Fuͤhlhoͤrner betrift, fo kan man daruͤber in dem 
vierten Theil der Inſektenhiſtorie des Herrn von Reaumuͤr die neunte 
Tafel nachſehen. Die groſſen halbkugelgleichen Augen ſind nezfoͤrmig 
und aus vielen erhabenen Linſen, die in einem Sechsekke eingefaßt 
ſind, zuſammengeſezt, Fig. b. * welche alle, wie oben geſagt worden, 
ein convexes oder erhabenes Glas vorſtellen. Lewenhoek hat gefun⸗ 
den, daß in einer ſolchen Halbkugel einer Waſſernimfe mehr als 
12544. und alſo in beeden Halbkugeln 25088. Augen ſeyen: und von 
den Augen der Muͤkken meldet er, daß fie ſich in beeden auf 8000, 
belaufen. Die Inſekten tragen ihre Augen in keinem ſolchen Kopf, 
der ſich vermittelſt eines langen biegſamen Halſes, gleichwie bei andern 
Thieren, nach Belieben wenden und drehen koͤnnte. Wie ſchwehr 
wuͤrde es alſo nicht fallen, ſich den Nachſtellungen ihrer Feinde zu 
entziehen, wenn ſie nicht auf alle Seiten um ſich ſehen koͤnnten. 
Der Kopf haͤngt mit der Bruſt durch einen duͤnnen Faden zuſammen. 
Die Bruſt iſt gewoͤlbt, vielmal behaart, oder mit beſondern Erhö⸗ 
hungen geziert, wie die Sattelfliegen 30. Der Sinterleib beſteht 
aus 5—7. Abſchnitten, iſt meiſtens eyrund, oͤfters aber auch läng- 
lich. Sechs ordinaire Fuͤſſe. Zween Sluͤgel, die meiſt platt auf 
dem Ruͤkken liegen, und denſelben bedekken; unter jedem derſelben 
befindet fich ein Schuͤpchen und ein Wagebalken, wie bei den 
zwei vorhergehenden und allen Geſchlechtern dieſer Klaſſe. 
Ihre Larfen find verſchieden, desgleichen auch der Ort, wo ſich die— 
ſelben aufhalten: als in ſuͤſſen Waſſern; in Sandgruͤbchen, wie der 
Ameiſenrauber (von Geer, Schwed. Abhandlung 1752. p. 180. 
260. T. 5. ); in trüben Waſſern, wo fie mit einem Faden an der 
Oberfläche derſelben haͤngen, und dadurch die Luft einziehen; im 


Miſte, heimlichen Gemaͤchern und faulenden Waſſern, es ſind dieſe 


von 


Viehbrehme. Zween Sluͤgel. 167 


von ſo zaͤhem Leben, daß ſie in einem Heft Papyr zwiſchen der Buch⸗ 
binderpreſſe nicht umgebracht werden koͤnnen; unter den Blattlaͤuſen, 
welche von ihnen gefreſſen werden; in verfaultem Aaſe; Pferd-Kuͤh⸗ 
miſte; in dem Leib der Raupen von den Zweifaltern; im Kaͤſe; in 
den Aehren der Gerſte; in allerhand alten Speiſen; in den Kirſch⸗ 
kernen und verſchiedenen Gewaͤchſen: Sie haben ſelten Fuͤſſe. Die⸗ 
ſes Geſchlechte kan ſich erſtaunend vermehren; denn es koͤnnen von 
einer Schmeißmuͤkke vom Fruͤhling an, bis in den Herbſt etliche, und 
zum wenigſten drei Generationen kommen. Man ſeze, es lege dieſelbe 
allemal 30. Eyer , ob es ſchon meiſtens mehrere find, man nehme 
ferner, daß unter dieſen 30, fünfzehn wären, aus welchen Weibchen 
kommen, ob es ſchon eine ausgemachte Sache iſt, daß von allen 
Thieren, in einem Jahr mehr Weibchen, als Maͤnnchen gebohren 
werden, ſo wird ſich finden, daß von einem Paar Muͤkken in einem 
Jahr 444480. andre kommen. Wie groß nun iſt nicht die Anzal 
der verſchiedenen Sorten Muͤkken, welche ſich das Jahr uͤber etliche 
mal paaren, und wie erſtaunend muß nicht die Menge ſein, welche 
daher entſpringt? Gewiß eine unendliche Menge, fuͤr welchen ſelbſt 
der Menſch nicht wuͤrde leben koͤnnen, wenn nicht ſo viele andre 
Kreaturen ihre Nahrung von den Muͤkken haͤtten und ſelbige taͤglich 
um ein merkliches verringerten. 


54. Viehbrehme. Tabanus. Linn. CCXXII. 12. 
Taon. R. 


Maul mit ſleiſchichtem Nuͤſſel, endigt ſich in zwo Lippen. 
Ein Schnabel mit ahlengleichen Fuͤhlſpizen oder Zaͤh⸗ 
nen, die an der Seite in gleicher Richtung mit dem 
Ruͤſſel ſtehen. Fig. 135. 

Be Die 


168 


Viehbrehme. Zween Sluͤgel. 


Die Viehbrehme iſt dem erſten Anſehn nach nicht viel von der 
Muͤkke unterſchieden. Aber fie hat einen ganz andern Ruͤſſel. Der: 
ſelbe iſt nicht zuſamengebogen, wie bei den Muͤkken, ſondern allezeit 
ſenkrecht ausgeſtrekt, vorne aber von zwoen ahlengleichen Fuͤhlſpizen 
oder Zaͤhnen, die in gleicher Richtung mit demſelben ſtehen, bedekt 
und verwahret. Der Ruͤſſel iſt fleiſchicht, unten breit und hat ſo be⸗ 
wegliche Lippen, wie der Ruͤſſel bei den Muͤkken. Innert demſelben 
liegt die Maſchine verborgen, mit welcher dieſe Muͤkke die Haut der 
Menſchen und Thiere durchſticht und das Blut ſaugt. Ein hornichter 
faſt cylindriſcher Korper; der vorne wol zugeſpizt iſt; dieſer Körper 


beſteht aus ſechs Stuͤkken, welche von einander ſich theilen; zwei 


Stuͤkke, die etwas dikker ſind, machen gleichſam die Scheide zu den 
vier innern lanzettenaͤhnlichen ſubtilen Stuͤkken; das obere hat der 
Laͤnge nach vier Rinnen; das untere iſt halb cylindriſch und der 
Lange nach ausgehoͤhlt, ſo daß das eingeſogene Blut durch dieſe Ka- 
naͤle in den Magen kommen kan. So bald ſich die Muͤkke aufgeſezt 
hat, empfindet man den Stich. Die Lippen ziehn ſich zuruͤk, breiten 
ſich von einander und druͤkken das Blut gegen den Lanzetten: Die 
Zaͤhne ſind dabei nicht ganz muͤßig, indem ſie zuweilen einen Schlag 
auf die Haut geben, um den Zufſuß vom Blut zu befördern. Die 
Lanzetten arbeiten ſich tiefer hinein, und in ein paar Minuten hat ſich 
die Brehme ſo voll geſogen, daß ihr Leib, der zuvor geſchmeidig war, 
hernach ganz aufgedunſen iſt. Sie geben bald hernach, wenn ſie 
mit ſaugen fertig ſind, einen Hauffen Blut durch den Hintern von 
ſich. Von den Augen und dem uͤbrigen Leibe iſt nicht viel zu fü: 
gen „das nicht bei den Muͤkken geſagt worden wäre, Ihre Au: 
gen ſind oͤfters ſehr ſchoͤn und geſtreift, und die Fluͤgel gedupft oder 
gefleft, 


a Schnakke. 


Schnakke. Zween Fluͤgel. 159 


55, Schnakke. Culex. Linn. CCxxIV. 6. Coufin. R. 


Ein Maul mit borſtengleichen Stacheln in einer biegſa⸗ 
men Scheide. Fig. 136. a. b.“ c.“ 


Dieſes Thierchen gleichet den groſſen Muͤkken, hat einen laͤng⸗ 
lichen Leib von 8. Abſchnitten. Es hat einen runden Kopf mit groſ⸗ 
fen nezaͤhnlichen Augen. Federbuſchichte b. , oder borſtenaͤhnliche 
c. * Fuͤhlhoͤrner. Das Bruſtſtuͤk iſt von einer beträchtlichen Groͤſſe. 
Die Fluͤgel find etwas langer, als der Leib, über einander gekreuzt, 
glaͤnzend und halb durchſichtig; ſie werden von verſchiedenen Nerfen 
durchkreuzt, welche ſo wol als der Rand mit laͤnglichen Schuͤpchen 
und Blaͤttchen beſezt ſind. Solche Schuͤpchen, welche dem Staube 
zu vergleichen ſind, der die Fluͤgel der Zweifalter bedekt, finden ſich 
auch hin und wieder auf dem Leibe, welcher ſonſt behaart iſt. Groſſe, 
lange, dünne Beine, wie die groſſe Muͤkke. Das merkwuͤrdigſte 
an dieſen Muͤkken iſt der Saugſtachel, von dem man zwar ordent⸗ 
licher Weiſe nur das Futteral ſiehet. Unten an dem Kopfe ſteht die⸗ 
ſer Stachel faſt horizontal ausgeſtrekt, und iſt der Laͤnge nach ge⸗ 
ſpalten. Dieß iſt eigentlich nur das Futteral, welches den zarten 
aus 4 — 5. ſpizigen Roͤhrchen zuſamengeſezten Saugſtachel bewahrt, 
Diejenige Schnakken, welche federbuſchichte Fuͤhlhoͤrner haben, Fig. 
136. b. *, deren Saugſtachel hat auch von obenher eine Bedekkung, 
welche den Fuͤhlhoͤrnern aͤhnlich iſt, aus etlichen Gelenken beſtehet, 
davon die lezten ebenfalls federbuſchicht ſind, und der Laͤnge nach, 
als halbe Cylinder, über den Stachel paſſen. Da hingegen die an 
dern Schnakken Fig. a. c.» oberhalb dem Saugſtachel nur ein Paar 
kurze Blattchen haben, die denſelben einichermaſſen beſchuͤſen. Wann 
ſich der Schnakke irgendwo aufgeſezt hat, ſo probirt er an zween, 
dreien Orten, wo er entweder fernen Saugſtachel am Teichteften Hin 

f 9 einbringen 


170 


Schnakke. Zween Fluͤgel. 


einbringen koͤnne, oder wo er am gewiſſeſten Blut finde, vielleicht 
auch, ob es geſundes Blut ſei, alsdenn ſenkt ſich der Stachel hinein, 
die Scheide biegt ſich immer mehr, indem der Stachel ungefehr bis 
auf den dritten Theil eingeſenkt wird, ſo daß dieſelbe faſt zweifach 
zuſamengelegt wird. Ein Schnakke ſezt auch wol zwei- bis dreimal 
an, bis er ſich ſatt geſogen; alsdenn iſt aber ſein Leib ganz aufge⸗ 
ſchwollen. Nach der Paarung legt das Weibchen ſeine Eyer auf die 
Oberflaͤche des Waſſers, indem es ſich auf einem Aeſtchen oder Blatt, 
ſo im Waſſer ſchwimmt, feſt haͤlt, und den Hinterleib ins Waſſer 
ſenkt. Dieſe Eyer haben das Anſehen umgekehrter Flaſchen ohne Hen⸗ 
kel, und werden auf eine ſo nette Weiſe mit einander verbunden, daß 
fie zulezt ein Schifchen oder Nachen vorſtellen, welcher auf dem Waf: 
ſer herumſchwimmt. Dieſes Eyerlegen iſt in einem Augenblik geſche⸗ 
hen, ob das Weibchen gleich eins nach dem andern legt, und mit 
ſeinen hintern Fuͤſſen je eins neben das andre ſezt, ſo legt es in ein 
paar Minuten mehr als 30, ſolche Eyer. In ein Paar Tagen find 
ſie ausgebruͤtet, und es erſcheinen alsdenn laͤngliche Thierchen ohne 
Fuͤſſe, welche hinten zwo Luftroͤhren haben, vermittelſt denen ſie von 
Zeit zu Zeit Luft zu ſich nehmen, und ſich deswegen meiſtentheils 
mit dieſen Röhrchen an die Oberfläche des Waſſers haͤngen, und 
gleich wieder herauf ſteigen, wenn fie hinunter gefahren find, welches 
oͤfters geſchieht, indem fie davon fliehen, wenn ſich ihnen etwas frem⸗ 
des naͤhert. Sie leben ohne Zweifel von kleinern Inſekten, Laͤuſen, 


verfaulten Materien, da ſie ſich nur in ſtehenden und faulenden, nie⸗ 


mals aber in Hieffenden Waſſern aufhalten. Nach ungefehr 14. Tagen 
verwandeln fie. ſich , da ſie alsdenn dikker ausſehen und zuſamenge⸗ 
kruͤmmt find. Sie haben aber in dieſem Puppenſtand, wieder die Ge⸗ 
wohr heit der andern Inſekten, die ſich verwandeln, das Geſchikke, 
ſich zu bewegen, herum zu ſchlendern, jedoch ohne Speiſen zu genieſ— 

ſen. 


Danzende Muͤkke. Zween Fluͤgel. 171 


ſen. Dieſe bewegliche Puppen haben oben beim Kopfe ein Paar Luft⸗ 
roͤhrchen, die ſie immer zu dem Waſſer herausſtrekken. Wenn ſie ſich 
endlich das leztemal verwandeln, ſo ſtrekt ſich das Inſekt der Laͤnge 
nach unter der Oberflache des Waſſers aus, da es ſonſt nur zuſamen⸗ 
gekruͤmt daran klebte, blaͤßt ſich auf und koͤmmt zuerſt mit dem Kopf 
aus der Puppenhuͤlſe, und mithin auch aus dem Waſſer, wird nach 
und nach herausgeſchoben und in die Hoͤhe geſtoſſen, daß es einem 
Steuermann in einem Schiffchen gleichet, endlich braucht es ſeine 
Fuͤſſe, und kurz hernach auch ſeine Fluͤgel. Es iſt aber leicht zu er— 
achten, daß viele waͤhrend dieſer Operation umkommen, weil ſie durch 
den geringſten Zufall in ihr altes Element, das Waſſer, welches ihnen 
nach ihrer Verwandlung augenbliklich den Tod bringt, herabgeſtuͤrzt 
werden koͤnnen. Leute, die eine zaͤhe Haut haben, werden von dieſen 
Muͤkken nicht careßirt; doch giebt es Frauenzimmer mit den weiſſe⸗ 
ſten und zarteſten Haͤnden, die vor dieſen Schnakken ſicher find. Dies 
ſes kan nicht von ungefehr geſchehen, obgleich die Urſache unentdekt iſt. 


56. Danzende Muͤkke. Empis. Linn. CCxXV. z. 

Maul, mit einem hornichten, umgebogenen, zweifachen 
Schnabel, der länger iſt, als die Bruſt, und horizon— 
tale Valveln hat. Fig. 137. d. * 


Dieſes Thierchen gleichet ebenfalls der groſſen Muͤkke (Tipula) 
mit aufliegenden Flügeln: aber bei näherer Unterſuchung zeigt ſich, 
daß es ein beſonder Geſchlechte ausmache. Der Ropf iſt von der 
Bruſt abgeſoͤndert, und nur durch einen duͤnnen Faden mit derfelben 
verbunden. Die Fuͤhlhoͤrner endigen ſich in einen duͤnnen Faden. 
Der Ruͤſſel iſt unterſich gebogen, zweentheilig, hornartig, und laͤn— 
ger, als die Bruſt. Dieſelbe iſt ſehr behaart und beträchtlich, 
Das ganze Inſekt iſt behaart. Der Sinterleib iſt cylindriſch, von 

Y 2 78. 


172 


Pferdſtecher. Zween Fluͤgel. 


7-8. Gelenken. Die Fuͤſſe find lang, abſonderlich die hintern, welche 
bei einichen gefiedert find, Fig. 137. d.“ Die Fluͤgel find ablang 
rund, und gleichen überhaupt den Flügeln der Muͤkken. Sie fliegen 
des Abends ſchaarweiſe und danzen in der Luft. 


57. Pferdſtecher. Conops. Linn. CCXXVL. 6. 


Maul, mit einem ausgeſtrekten Schnabel, der unten, 
wo er ſich an den Kopf legt, ein beſonderes Kniege⸗ 
lenke hat. Fig. 138. e. * 

Dieſes Inſekt hat voͤllig das Anſehn der Hausmuͤkke, ſo daß 
es von Unaufmerkſamen leicht dafuͤr gehalten werden kan, welche 
auch, bey ſchwuͤler Witterung, wenn fie den Stich dieſer Muͤkke 
empfinden, zu ſagen pflegen: es giebt anderes Wetter, die Muͤkken 
ſtechen, und glauben, es geſchehe von eben den Muͤkken, welche auf 
unſern Tiſchen herumſſiegen und alles belekken. Dieſelben find un- 
fchuldig , und man hat feine Aufmerkſamkeit gegen dieſe Pferdeſtecher 
zu wenden. Dieſelben haben unten an dem Ropfe einen dikken, flei⸗ 
ſchichten Ruͤſſel, welcher ſich daſelbſt durch ein Gelenke aus feiner 
ſenkrechten in eine horizontale Richtung beugt, Fig. e.“ und beim 
Ende Fig. 1. etwas herumgebogen iſt, und ſich in ein Knoͤpfchen ens 
diget. Der eigentliche ſcharfe Stachel liegt in dieſer Scheide, welche 
auf der obern Seite der Laͤnge nach geſpalten iſt, verborgen, iſt etwas 
kuͤrzer, und wird erſt ſichtbar, wenn der ganze Ruͤſſel ausgeſtrekt wird. 


58. Raubfliege. Stechfliege. Afilus. Lin. CCXXVII. 12. 


Maul mit einem hornichten, gerade ausgeſtrekten zween⸗ 
fachen Schnabel. Fig 139. 

Der Ropf iſt wie bei einer Muͤkke und die Fuͤhlhoͤrner, wie 

bei einer Sattelſiege. Der Saugruͤſſel liegt in einer doppelten har— 

ten 


RNaubfliege. Zween Fluͤgel. 173 


ten, gerade unter ſich oder ein wenig vorwerts ausgeſtrekten Scheide, 
welche meiſtens mit langen Haaren umgeben iſt, Fig. f.“ Ein ziem⸗ 
lich langer Hals. Hoher, gewoͤlbter, harichter Ruͤkken. Der Zin⸗ 
terleib iſt ziemlich lang und von den Fluͤgeln nicht ganz bedekt, er 
beſteht aus ſieben Abſchnitten, die bei einichen mehr, bei andern we⸗ 
niger behaart ſind. Die Raubfliege kan denſelben ſehr behende auf 
alle Weiſe herumſchlagen. Sechs Fuͤſſe, die wol ſtark, lang und mit 
vielen Doͤrnchen beſezt ſind. Das lezte Fußgelenke endiget ſich in 
herzfoͤrmige Fußblaͤtter, die von ſcharfen Klauen gedekt find. Sie 
fliegen ſchnell, machen ein ſtarkes Geſumme, und fahren ſchnell auf 
einen Ort, Baum oder Pflanze, um auszuruhen. Die Flügel liegen 
platt auf dem Ruͤkken, und über einander gekreuzt, wie bei den Sat⸗ 
telfiegen. Die gewöhnlichen Wagebalken find hier beträchtlich. 
Die Raubfliege legt ihre Eyer in die Erde, daſelbſt naͤhren fich die 
Maden, ſo daraus geſchloffen ſind, an Wurzeln der Pflanzen; dieſe 
Maden haben keine Fuͤſſe, ſind lang, und haben zehen Abſchnitte. 
Wenn ſie ſich verpuppen wollen, fo kriechen fie naher an die Ober⸗ 
fläche der Erde, ziehn ihren Madenbalg ab und erſcheinen in der Ge- 
ſtalt einer Puppe, die den Puppen mancher Nachtvogel nicht unaͤhn⸗ 
lich iſt; ſie hat 8. Gelenke, auf den Seiten jedes Gelenkes, auf dem 
Kopf und Schwanz harte Haare. Und zulezt wird dieſe Puppe in 
eine Raubfliege verwandelt. Dieſer Nahmen koͤmmt ihr mit allem 
Recht zu, indem fie ſich nur vom Raub ernaͤhrt; fie fängt Fliegen, 
ſaugt ihnen den Saft aus, ja ſchont ſo gar der Kaͤfer nicht. Sie 
ſizt daher und lauret auf, Halt die zween voͤrdern Fuͤſſe dazu meiſtens 
in die Höhe, mit denen ſie ſehr hurtig iſt, ihre Beute, wie das Eich⸗ 
horn eine Haſelnuͤſſe, vor dem Maul herumzudrehen. Wenn ſie kei⸗ 
nen Saft von Inſekten bekommen kan, fo ſezt fie ſich, gleich denen 
Viehbrehmen, an Bäume, die einichen Saft aus den Rinden gehen 
Be Y 3 laſſen. 


174 


59 


Stehende Fliege. Zween Fluͤgel. 


laſſen. Es giebt eine Gattung von dieſen Raubfliegen , deren Maͤnn⸗ 
chen einen Zangenſchwanz haben, womit fie theils ihren Raub, der 
etwann zu ſtark iſt, halten, ſich wehren, den ſie vielleicht auch bei der 
Fortpflanzung ihres Geſchlechtes noͤtig haben. 


Stehende Fliege. Bombylius. Linn. CCxXVIII. 3. 
Maul mit einem ausgeſtrekten, borſtengleichen, ſehr fans 
gen, zweentheiligen Schnabel; horizontalen Valveln, 
innert welchen borſtenaͤhnliche Stachel befindlich. F. 140. 


Dieſe Fliegen ſind ſehr ſchnell, man ſiehet ſie ſelten ſizen, ſie 
ſchieſſen von einer Blume zur andern, ſtehen oder ſchweben eine Zeit— 
lang vor derſelben Fig. 140. beruͤhren ſie mit ihrem Ruͤſſel, ziehn ſich 
wieder zuruͤk. Sie ſtehen vor den Blumen mit einer ſo geſchwinden 
Bewegung der Fluͤgel, daß man glaubt, dieſelben werden gar nicht 
bewegt. Sie werfen ſich ſo zu ſagen ſeitwerts, ſtehen wieder ſtill und 
ruhen gleichſam auf dem Aether. Sie haben einen runden harichten 
Kopf, mit zwei groſſen zierlich glänzenden nezfoͤrmigen Augen. Die 
Fuͤhlhoͤrner find kuͤrzer, als die Bruſt, gerade ausgeſtrekt, beſtehen 
aus dreien Gelenken, davon das erſte kolbenaͤhnlich, und wol ſechs— 
mal ſo lang, als dik iſt. Das zweite iſt faſt kugelrund, und das 
dritte wie eine Spille in der Mitte am dikſten, und laͤnger, als das 
erſte, endigt ſich in ein duͤnnes Haͤrchen. Der Ruͤſſel iſt ſo lang, 
und länger, als die Bruſt, horizontal ausgeſtrekt, borſtenaͤhnlich , 
vorne biegſamer, und nur die Scheide zu dem rechten Saugſtachel , 
welcher durch die obere Seite, die, wie bei dem Pferdſtecher, der 
Länge nach geſpalten iſt, heraus koͤmmt. Die Bruſt iſt dik, gewoͤlbt 
und mit vielen langen Haaren, wie ein Pelz, beſezt, und hinten in 
ein groſſes Schildchen geendigt. Der Sinterleib von ſechs Abfchnit- 
ten iſt um ein gutes breiter, als die Bruſt, faſt rund und ebenfalls 

ſtark, 


Fliegende Pferdlaus. Zween Fluͤgel. 175 


ſtark, doch kurz, behaart. Die ſechs Beine ſind lang, beſonders die 
zwei hinterſten, ſehr duͤnne, und im Sizen horizontal ausgeſtrekt. 
Die Fluͤgel find ſtark, zum Theil undurchſichtig, faſt noch fo lang, 
als der Hinterleib, aber, wenn die Muͤkke ſchon nicht fliegt, nicht 
uͤber den Leib gelegt. 


60. Fliegende Pferdlaus. Hippoboſca. Linn. 


CCXXIX. 4. Mouche araignee des Che vaux. R. 
Zweenfacher, eylindriſcher, abgeſtumpfter, kurzer und 
borſtenharichter Saugruͤſſel. Borſtenharichte, kurze 
Fuͤhlhoͤrner. Fuͤſſe mit vier Klauen. Fig. 141. g. * 
Der Ropf iſt ſehr platt gedruͤkrt. Auf beeden Seiten platt 
gedrükte Augen, davon ein Theil von unten her zu ſehen. Hinten 
auf der Stirn find 3—4. kleine undeutliche Augen. Der Saugrüf 
ſel ift faſt kegelfoͤrmig, kurz und mit Borſten beſezt. In dieſem Fut⸗ 
teral, das ſich in der Mitte von einander ſpaltet, liegt der Saugſta— 
chel, zu deſſen beeden Seiten das erſtere ausweicht, wenn dieſer ganz 
in die Haut hineingeſtekt wird. Wenn der Saugſtachel hineingedrun⸗ 
gen iſt, ſo kan er ſich unter der Haut herumkruͤmmen und den Saft 
rund herum in ſich ziehen. Zwiſchen dieſem und den Augen ſind 
zwei kurze, breite Fuͤhlhoͤrner, die mit vielen ſchwarzen Borſten be— 
ſezt ſind. Die Bruſt iſt ebenfalls platt gedruͤkt, breit und ſehr zaͤhe, 
mit ein Paar uͤberzwerch laufenden Furchen auf dem Ruͤkken. Der 
Hinterleib iſt faſt rund, oben gewoͤlbt und unten ausgehoͤhlt, es fei 
denn, daß ſich das Thier voll geſogen habe, da denn der Bauch wie 
eine Kugel ausgedehnt iſt. Hinten iſt derſelbe abgeſtuͤmpft und aus⸗ 
gekerbt; hat keine merkliche Abſchnitte, und iſt an dem Rand mit 
Borſten beſezt. Zween lange pergamentne Fluͤgel, welche noch fo 
lang, als der Hinterleib und über einander gekreuzt find, Die Fuͤſſe 
5 ſind 


175 


Fliegende Pferdlaus. Zween Fluͤgel. 


ſind ſtaͤrker, als bei der gewoͤhnlichen Hausmuͤkke. Das voͤrdere Paar 
iſt das kuͤrkeſte, das mittlere iſt etwas länger, als das voͤrdere, und 
das hinterſte laͤnger, als das mittlere. Die Schenkel ziemlich dik; 
die Schienbeine nur etwas gewoͤlbt. Das Fußblatt hat fuͤnf Ge⸗ 
lenke, die vier erſten fußblattaͤhnlich und kurz; das lezte das laͤngſte, 
endigt ſich untenher in zwei weißliche, fleiſchichte Baͤllchen, obenher in 
ſo viel doppelte, ſchwarze, ſtarke, ſehr gekruͤmmte Klauen, deren bie 
aͤuſſern dünner und langer, Hiemit haͤlt ſich das Inſekt ſehr feſte an. 
Der Leib iſt ſehr zaͤhe, eine Haut, wie Leder. Der Hinterleib haͤngt 
an einem duͤnnen Faden mit der Bruſt zuſamen, auf beeden Seiten 
ſind die Ekken abgeſchliffen und polirt, ringsum mit ſtarken Haaren 
beſezt, daß man ſie fuͤr die Wagebalken halten ſollte. Das Weibchen 
iſt groͤſer, und ſo groß als eine gemeine Stubenmüͤkke, viel platter 
und ſtaͤrker. Es legt ein bis zwei Eyer, ſo groß, als ſein ganzer 
Bauch. Ein ſolches Ey iſt zuerſt weiß, hernach ganz braun, hinten 
zwo runde Erhoͤhungen, vorne im Mittel einen vertieften Punkt, und 
eine ſehr harte Schale. Die Mutter beſeſtiget dieſelben mit einem zäͤ⸗ 
hen Leim an den Haaren der Thiere. Die abgeſchorne Wolle von 
den Schafen iſt voll davon; wenn man dieſelbe zum Waſchen und 
Kaͤmmen ſchlaͤgt, fallen ſie haͤuffig durch die Huͤrden, worauf man 
ſie ſchlaͤgt. Wenn ſolche geſchorne Schafe auf dem Felde gehn, kom⸗ 
men die Kraͤhen und andre Voͤgel, dieſe Schaflaͤuſe, welche alsdenn 
auf der Haut von Ferne koͤnnen geſehen werden, abzuleſen. Die fie 
gende Pferdlaus haͤlt ſich abſonderlich bei den Pferden, Schafen, dem 
Hornviehe und den Schwalben auf, und geht nicht weg, bis ſie ſich 
voll geſogen hat. Da ſie einen kurzen Ruͤſſel hat, ſo machet ſie ſich den 
Pferden am meiſten unter den Bauch und den After. Die Flügel wer: 
den nach und nach entwikkelt, wie bei den Inſekten der zwoten Klaſſe. 
Kriecht ziemlich behende, von einer Seite zur andern wafelnd, Fliegt 
auch oͤfters und hat ein zaͤhes Leben. Siebente 


Zukkergaſt. Ohne Fluͤgel. 177 


Sbente Klaſſe. 
Ohne Fluͤgel. 


6. Zuffergaft. Lepisma. Linn. CCXXX. 2. 
Sechs Lauffuͤſſe. Maul mit zwo Fuͤhlſpizen. Borſti⸗ 
ger Schwanz mit ausgeſtrekten Borſten. Schuppich⸗ 
ter Leib. Fig. 142, à. 


Der Kopf gegen die Bruſt gedruͤkt. Zwei halbkugelrunde 
nezfoͤrmige Augen. Die Fuͤhlhoͤrner borſtenaͤhnlich, aus vielen Ge— 
lenken zuſamengeſezt, vor ſich ausgeſtrekt und aus einander gebreitet. 
Maul mit Kiefern und zwo Fuͤhlſrizen. Bruſt und Hinterleib end 
in ungefehr 12. Ringe abgetheilt. Die drei voͤrderſten, unter deren 
jedem ein Paar Fuͤſſe ſtehen, ſind etwas breiter, als die uͤbrigen, die 
nach und nach ſchmaͤler werden. Ein jedes von den Gliedern des 
Hinterleibs hat auf den Seiten eine einfache oder doppelte kurze Wr⸗ 
3 ſte / 


178 Pflanzenfloh. Ohne Kluͤgel. 


ſte / das lezte aber endigt ſich in drei lange, wagrecht ausgeſtrekte, 
die faſt halb ſo lang ſind, als der Leib. Die Beine ſind kurz, ſehr 
an den Seiten. Der Schenkel, das Schienbein, und Jußblatt 
hat jedes gleiche Laͤnge: das lezte iſt das duͤnnſte, und endigt ſich in 
zwo krumme Klauen. Der ganze Leib iſt mit kurzen, glaͤnzenden 
Schuͤpchen bedekt, welche reihenweiſe auf demſelben liegen, und bei 
der geringſten Beruͤhrung an den Fingern kleben. Der Zukkergaſt iſt 

ſehr. geſchwind; ſchlaͤgt den Leib auf beede Seiten, wie ein Fiſch. 
Liebet den Zukker, das Brod und dergleichen, 


62. Pflanzenfloh. Podura. Linn. CCxXXI. 10. 


Sechs Lauffuͤſſe. Zwei Augen aus ſechſen zuſamenge— 
fest. Schnellender, umgebogener Gabelſchwanz. 
Fig: 143, C. b. 


Kopf kugelrund. An den Seiten zwei runde, aus ſechſen zu: 
ſamengeſezte Augen. Zwei dikke, lange Fuͤhlhoͤrner, vorne am Kopfe 
nahe beiſamen, auf einem dikken keulenaͤhulichen Gelenke. Das fol: 
gende oder erſte iſt das laͤngſte und dik, die uͤbrigen kuͤrzer und duͤn— 

ner. Die Pflanzenfloh iſt laͤnglich, der Kopf etwas ſchmaͤler. Die 
Bruſt cylindriſch, gegen den Kopf rund; mit dem Sinterleib von 
ſechs Abſchnitten. Der lezte endigt ſich in eine Gabel, die wenigſtens 
halb ſo lang, als der Leib, unter den Bauch gebogen. Springt in 
die Hoͤhe, wenn ſie dieſelbe wieder den Boden ſchnellt. 5 Sechs Beine. 
Das hinterſte Paar beträchtlich laͤnger. Die Schienbeine länger und 
dunner, als die Schenkel. Das Fußblatt kuͤrzer, von vier Gelen— 
ken, das lezte endigt ſich in zwei kleine Häkchen. Dieſes Thierchen 
iſt ſehr behende, klein; Fig, 143. iſt eins der groͤſſeſten. Es lebt auf 
* verſchiedenen Pflanzen, Schwaͤmmen, unter faulen Brettern und Blu: 
men⸗ 


4 


63 


Todtenuhr. Ohne Fluͤgel. - 179 


mengeſchirren, im Frühling auf geduͤngtem Grunde, feuchten Orten, 
im Waſſer, wo man es Schaarenweis auf deſſen Oberfläche antrift, 
indem viele tauſend in einem halben Zirkel gelagert find. Der be 
ruͤhmte Hr. Kammerherr von Geer hat noch eine kleinere Gattung mit 
den andern vergeſellſchaftet angetroffen und haͤlt ſie fuͤr Zwitter. 


. Todtenuhr. Wandſchmied. Termes. Linn. 


CCXXXII. z. 


Sechs Lauffuͤſſe. Zwei Augen. Borſtengleiche Fuͤhl⸗ 
hoͤrner. Maul mit zween Kiefern. Fig. 144. d. * 


Kopf hornaͤhnlich, ablang vierekkicht, glatt, nach Verhaͤltniß 
des Leibs groß und ausgeſtrekt. Auf beeden Seiten zwei nezfoͤrmige 
Augen. Vorn an denſelben zwei haarfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner von vie: _ 
len Gelenken. Ein hartes Maul mit zween hornichten, glatten, ge— 
woͤlbten, ausgefireften ſpizigen Kiefern. Der Bals iſt kurz, ſchmaͤler, 
als der Kopf. Die Bruſt cylindriſch. Der Leib ablang, eyrund, 
von ſieben Abſchnitten. Sechs laͤngliche Beine. Das hintere Paar 
iſt viel laͤnger und dikker, als die voͤrdern, fuͤraus die Schenkel def: 
ſelben. Linnaͤus hat drei Untergeſchlechter beſchrieben. Das erſte iſt 
gelb und die Kiefern des Weibchen ſo lang, als die Fuͤhlhoͤrner. Fin⸗ 
det ſich in Indien, an ſchattenreichen Orten; macht im gehen cylin⸗ 
driſche Gaͤnge, und ſchnellt zuruͤk, wenn es mit ſeinen harten Kiefern 
ſtark wieder einen harten Gegenſtand ſtoͤßt. Macht im Sande harte 

kefter mit kuͤnſtlichen Gängen, Zerſtöhrt alles Hausgeraͤhte, und 
richtet in beeden Indien groſſe Truͤbſalen an. Es verderbt die Haͤufer, 
Schiffe, Proviant, Kleider, und frißt alle todten Thiere und Mai 
zen bis auf die aͤuſſere Haut. Wird mit lebend igem Kalch vertrieben; 


ſehet Rolandern, und andre Reiſebeſchreiber. Das zweite; der Wande 
3 2 a ſchmied: 


180 Lauſe. Ghne Stüdel, 


ſchmied: mit einem laͤnglichen Hinterleib, rohtem Maul und gelben 
Augen. Wohnt in Europa und Amerika, in alten Hoͤlzern, in ver- 
laſſenen Wurmloͤchern: bei Kraͤuterſammlungen; in Inſektenkabinet— 
tern. Das Weibchen ſchlaͤgt in dem alten Holz, wie eine Taſchen— 
uhr. Das dritte hat einen laͤnglichen Hinterleib, bleichen Mund und 
braune Augen. Fig. 144. d.“ Iſt viel kleiner als eine Menfchen: 
laufe, wohnt bei getrokneten Pflanzen ; in den Büchern; in den 
Schachteln, wo Inſekten verwahrt werden. Es hat ſehr kleine Kie— 
fern, fahrt aber zuruͤk, wenn es irgend wo mit denſelben anſtoͤßt. 
Es liebt das trokene, und wenn man mit dem Finger einen naſſen 
Ring um daſſelbe macht, fo lauft es nicht heraus, und foͤrchtet ſich 
vor dem Waſſer, ob es gleich ſeine Eyerchen in Geſchirre und Glaͤſer 
legt, in welchen Waſſer iſt, und ſich daſelbſt verwandelt. Es wird 
von der Milbe, Buͤcherſpinne genannt, gefreſſen. 


64. Kaufe, pediculus. Linn. CCxXXIII. 39. Pou. 


Sechs wandelnde Fuͤſſe. Zwei Augen. Maul mit 
einem ausgeſtrekten Stachel. Fuͤhlhoͤrner, ſo lang, 
als die Bruſt. Gedruͤkter, lappichter Sinterleib. 
Eis I 


Es giebt von dieſem Inſekt wol mehrerlei Gattungen, als vier⸗ 
füßige Thiere und Vogel, ob man gleich noch die wenigſten beſchrie— 
ben und von einander unterſchieden hat. Der Kopr iſt, nach Ver— 
haͤltniß des Körpers, groß, dreickkicht, vierekkicht oder eyrund. Zwei 
Fuͤhlhoͤrner von fuͤnf Gelenken, ſo lang, als die Bruſt. Das 
fuͤnfte Gelenke iſt das kleinſte, alle krallen- oder eyfoͤrmig. Stehn 
auf den Seiten des Kopfs, beim Gehen in einer zitternden Bewegung, 
oͤſters hinterſich gekehrt, behaart. Hinter denſelben auf jeder Seite 

ein 


Laufe. Ohne Fluͤgel. 181 


ein halbkugelfoͤrmiges, zuſamengeſeztes oder nezeaͤhnliches Auge. Mei⸗ 
ſtens einen ſpizigen Vorderkopf, in dem ein zuſamengeſezter Saug⸗ 
ſtachel in einer Scheide verborgen liegt, den die Laufe herausſtrek⸗ 
ken kan, das Blut und die fuͤßigen Materien damit einzuſaugen. Der 
Hals duͤnn und kurz. Die Bruſt bei einichen klein, meiſtens breit, 
betraͤchtlich, oͤfters kuͤrzer, als breit. Der Zinterleib gedruͤkt, eufüre 
mig, lappicht, von fuͤnf, oder undeutlichen Abſchnitten. Meiſtens 
iſt die Haut durchſichtig, daß man dadurch die Bewegungen einicher 
Eingeweide deutlich wahrnehmen kan, welches unter einem guten Son— 
nenvergroͤſſerungsglas ein luſtiges Stuͤk anzuſehen iſt. Sechs Beine 
von fuͤnf Abſchnitten. Das mittlere Paar das kuͤrzeſte, das lezte das 
laͤngſte. Der Fuß iſt das laͤngſte Stuͤk, von zwei bis drei Gelenken; 
das lezte endigt ſich in, einen oder zween ſpizige, gewoͤlbte Klauen, 
die ſich gegen einander ſchlieſſen, wie eine Scheere. An den Beinen 
einzele Borſtenhaare. Die Maͤnnchen haben hinten einen Stachel, 
mit dem ſie ſtechen, wenn ſie gereizt oder gedruͤkt werden. Blut iſt 
ihre Nahrung. In Zeit von 2 — 3. Wochen, vom Ey an gereche 
net, kan die Lauſe ihr Geſchlechte fortpflanzen, Eyer legen, u. ſ. f. 
Lewenhoek erzaͤhlt in ſeinem 98. Brief, in welchem er verſchiedene 
Beobachtungen von der Menſchenlauſe mittheilt, daß zwei Weibchen 
in zwoͤlf Tagen 100. Eyer legen. In 6. Tagen kommen loo. Maͤnn⸗ 
chen und ſo viel Weibchen aus denſelben, welche nach 18. Tagen 
ebenfalls geſchikt ſind, Eyer zu legen. Wenn man nun annihmt, 
daß auch dieſe ſich in gleicher Verhaͤltniß vermehren, ſo koͤmmt in 
acht Wochen eine Anzahl von 10000. Laͤuſen heraus, die von zwei 
Weibchen abſtammen. Es iſt darum die Drohung der Muͤtter gegen 
ihre unwilligen Kinder nicht ſo ungegruͤndet, wenn ſie ſprechen: laßt 
euch kaͤmmen, ſonſt werdet ihr noch von den Laͤuſen gefreſſen. 


33 | 65. Floh. 


182 Floh. Ohne Fluͤgel. 


65. Floh. Pulex. Linn. CCxxxIV. 2. puce. 


Sechs Fuͤſſe; Springfuͤſſe. Zwei Augen. Maul mit 
einem umgebogenen Ruͤſſel. Gedruͤkter Hinterleib. 
Fig. 1s, * 

Der Kopf, nach Verhaͤltniß des Leibs, klein, mit einer run⸗ 
den Stirn. Unten an derſelben find zwei kurze Suhihörner von vier 
Gelenken, davon das lezte dikker und eyfoͤrmig iſt. Gleich darunter 
liegt der Saugſtachel, ſo lang, als die Fuͤhlhoͤrner, zwiſchen einer 
blaͤttrichten Scheide. j Darhinter find zwei andre aber kuͤrzere Schei— 
denbiaͤtter, welche zur Feſtigkeit fuͤr die laͤngern dienen. Auf jeder 
Seite des Kopfs ein rundes nezfoͤrmiges Auge. Der Kopf, die 
Bruſt, und der Hinterleib ſind nicht fd von einander unterſchieden, 
wie bei den meiſten Inſekten der erſtern Klaſſen. Ueber den Ruͤkken 
hin iſt der Leib ganz mit Schuppen beſezt, deren ſo viel ſind, als 
Ringe, nemlich dreizehn, welche mit ſtarken hinterwaͤrts gekruͤmmten 
Spizen verſehen. Da der Kopf der kleinſte Theil vom Floh, die 
Bruſt noch ſo dik, der Hinterleib viermal ſo dik iſt, ſo dienen ihm 
dieſe Spizen vortreflich, durch die kleinſten Löcher, zwiſchen den Ma⸗ 
ſchen der Struͤmpfe durchzuſchlieffen und ſich durch die engeſten Wege 
zu drengen. Der Hinterleib, von vier Abſchnitten, iſt bei den Maͤnn⸗ 
chen obſich gekruͤmmt. Drei Paar Fuͤſſe von dreierlei Form. Das 
erſte Paar ſteht unten am Kopf, zween Afterſchenkel, die ſich in 
einen Knopf endigen. Schenkel kurz und dik. Schienbein etwas 
laͤnger, dünner mit ſtarken Haaren beſezt. Das Fußblatt hat neun 
faſt gleiche Gelenke, deren die lezten etwas kuͤrzer und duͤnner find, 
alle mit kleinen Borſten beſezt; das lezte Gelenke, welches das laͤugſte 
des Fußblatts iſt, endigt ſich in zween ſtarke, ſpizige gewoͤlbte Hak⸗ 
ken. Das andre Paar Fuͤſſe ſteht unter dem erſten, das dritte unter 

dem 


Floh. Ohne Fluͤgel. 183 


dem britten Abſchnitte der Bruſt. Sie ſind einander gleich, auſſert 
daß das hinterſte Paar fait noch fo groß if, Die Afterſchenkel find 
etwas kuͤrzer und duͤnner als die rechten Schenkel, welche, wie das 
erſte Paar, mit denſelben permittelſt eines runden Knoͤpfchens verbun⸗ 
den find, Das Schienbein wie bei dem voͤrderſten Paar. Das Fuß 
blatt hat nur fuͤnf Gelenke, wie bei den mehrſten Inſekten. Das 
erſte iſt das groͤßte, das andre iſt kleiner und nihmt ab, bis auf das 
lezte, das ſich in zwei Haͤkchen endigt. Vermittelſt dieſer Fuͤſſe kan 
der Floh einiche hundertmal uͤber ſeinen Durchmeſſer ſpringen. Wenn 
ſich das Maͤnnchen mit dem Weibchen begattet, ſo liegt jenes unten, 
und haͤlt das Weibchen vermittelſt ſeiner kurzen Schwanzklappe bei 
dieſem Geſchaͤfte, welches oft uͤber eine Stunde dauert, feſt. Ein 
Maͤnnchen befruchtet wol zwei und mehrere Sien. Das lezte 
legt kurz hernach ſeine Eyer in faules Holz, Bretter, Miſt, unreine 
Orte, garſtige Kleider, Hemder, u. ſ. f. Es legt deren wol 30. und 
mehr, und braucht dazu ungefehr ſo viel Stunden. Im Sommer 
ſchlieffen die Junge nach ſechs Tagen, in einer kaͤltern Jahrszeit aber 
ſpaͤter, aus den Eyern, und ſind denn lange weißliche Maden von 
13. Abſchnitten mit einem gelben Kopf, an dem eine Gebißzange und 
zwei Augen, ferners, zwo laͤngere und zwo kuͤrzere gelbe Spizen. 
Die Made hat keine Fuͤſſe; aber viele harte Haare, und an dem 
Nachſchieber zwo Spizen, wie an dem Kopfe. Sie ernaͤhrt ſich 
vom Blut, Unraht und dergleichen. Wenn ſie ungefehr zu dem Al— 
ter von 11 — 12. Tagen koͤmmt, verkriecht fie ſich, kruͤmmt ſich zu: 
ſamen, und verwandelt ſich in eine Puppe, welche dem kuͤnftigen 
vollkommenen Inſekte ſehr aͤhnlich iſt. In dieſer unbeweglichen Ge 
ſtalt bleibt ſie wieder zwoͤlf Tage, bis fie die lezte Hulle abſtreift 
und auf der groſſen Schaubuͤhne der Welt als ein vollkommener Floh 


erſcheint. Reinlichkeit und das Abwaſchen der Stuben- und Schlaf 
kammer⸗ 


184 


66. 


Milbe. Ohne Fluͤgel. 


kammerboͤden mit warmem Waſſer, iſt das ſicherſte Mittel dieſes un— 
gelegene Inſekt zu vertreiben. Durch das heiſſe Waſſer werden die 
Ener, Maden und Puppen getoͤdet. Mit Terbenthin koͤnnen die 
Floͤhe auch abgehalten werden. Man trift ſie nur bei den Menſchen 
und Hunden an, bei welchen leztern ſie gemeiniglich ſehr dik zu wer⸗ 
den pflegen. Seltener und kleiner findet man fie bei den Kazen 5 
Dauben ꝛc. Der Floh legt feine Eyer nicht an den Leib der Men— 
ſchen oder Thiere, ſonder laͤßt ſie auf die Erde fallen. Am liebſten 
halten ſich dieſe braunen Springer bei dem ſchoͤnen Geſchlechte auf. 
In Amerika giebt es eine Gattung Floͤhe, die einen Ruͤſſel haben, 
der ſo laug iſt, als der Leib; dieſe graben ſich in denen Fuͤſſen der 
Menſchen ein, legen ihre Eyer dahin, zwiſchen Haut und Fleiſch; 
daher denn ein boͤsartiges Geſchwaͤhr (Cacoethes ) entſteht, das ſich 
oͤfters mit dem Tod endiget. Wenn dieſes Thierchen Flügel hatte, ſo 
ſaͤhe es, bis auf den Saugſtachel, den Inſekten der erſten Klaſſe, 
vollkommen gleich. 


Milbe. Acarus. Linn, CCXXXV. 31. 


Acht Fuͤſſe. Zwei Augen an den Seiten des Kopfs. 
Zwo gelenkige, fußaͤhuliche Fuͤhlſpizen. Fig. 147. g. * 


Der Ropf iſt, nach Verhaͤltniß des ganzen Inſekts, klein, in 
die Bruſt geſtekt und ſpizig. Zwei Augen an den Seiten des Kopfs. 
Zwo Freßſpizen, fußfoͤrmig, gegliedert, bei einichen ſehr lang, als 
bei der Skorpionsſpinne, wo fie vorne ſcheerenfoͤrmig find, Die Brust 
iſt kurz, breiter als der Kopf. Der Sinterleib beſteht aus verſchie— 
denen undeutlichen Abſchnitten, hinten rund, und wird von viclem 
Freſſen öfters zu einer ungeheuren Groͤſſe aufgeblaſen, hat meiſtens 
die Farbe der Nahrung; bei einichen hinten Borſten, als den Siro— 

nen 


Milde, Ohne Fluͤgel. 195 


nen oder Kraͤzethierchen. Acht Fuͤſſe, mehrentheils fünf Gelenke 
daran, davon ſich das lezte in eine einzige Klaue endiget. Die mei⸗ 
ſten von dieſem Geſchlechte, welches noch ziemlich weitläuffig iſt, ver— 
mehren ſich unendlich, und richten groſſe Trübfalen an. Sie find die 
kleinſten von allen Inſekten, ausgenohmen die Hundslauſe und ein 
Paar andre, welche nicht fo klein find, Mit ihrem Saugſtachel drin⸗ 
gen fie durch die Schweißloͤcher in die Haut der Muſchen, der vier— 
fuͤßigen und zweibeinichten Thieren, ja ſelbſt der Inſckten. Ihre 
natuͤrliche Geſchichte iſt noch nicht genug beobachtet worden. Einiche 
halten ſich im Waſſer auf, und leben von noch kleinern Laͤuſen, die 
man nur mit einem guten Bergröfferungsglas wahrnehmen kan. Die 
Mehlmilbe, welche fo klein it, daß fie mit bloßen Augen kaum geſe⸗ 
hen werden kan, iſt eben die, welche bei den Menſchen zwiſchen Haut 
und Fleiſch ſtekt. Viele Menſchen werden von der Kraͤze geplagt, 
trinken eine Menge blutreinigende Getraͤnke umſonſt, ja buͤſſen zulezt 
das Leben daran ein. Es giebt wenige, die glauben, daß die In— 
fekten die Kraͤze verurſachen. Indeſſen nehme man nur mit einer 
ſpizigen Nadel etwas aus einem friſchen Raudeblaͤschen auf den Na⸗ 
gel, hauche es an, ſo werden ſich die Thierchen fortbewegen. Ver⸗ 
mittelſt des Vergroͤſſerungsglaſes aber wird man acht Fuͤſſe, einiche 
Borſten auf dem Rükken und eine ganz vollkommene Milbe entdekken. 
Wann man die kleinen Kinder mit Mehl, worinn oft dieſe Milben 
wohnen, beſtreut, ſo haben fie ſchon an denſelben Theilen und her⸗ 
nach an dem ganzen Leib die Kraͤze bekommen. Wenn man einen 
Kraͤzigen mit einer dieſen Inſekten widrigen Salbe ſchmiert, fo flüch— 
ten ſie tiefer in den Leib, wo ſie weſentliche Theile angreifen, oder 
ein Fieber erwekken, (welches auch geſchieht, wenn man einem Merz 
ſchen etwas von dieſer Materie einpfropft, daß dieſelbe gerade ins 
Gebluͤt geht, wie bei der Inoculation der Pokken, der Kraͤze, u. ſ. f.) 
A a das 


186 Zimmerſpinne. Ohne Sluͤgel. 


das ſo lange wuͤtet, bis die Kraͤze vollkommen herausgetrieben. Quek⸗ 
ſilber, Schwefel und die Kälte treiben fie fort. Wenige von den heu— 
tigen Naturforſchern zweifeln, daß nicht die Kraͤze, Pokken, Venus: 
ſeuche, Flekfieber, Maſern, Ruhr, Bell, Haarwurm, ( Herpes ) 
Zittermal, (Lichen) Ausſaz, (Elephantiaſis) der böfe Grind und 
alle eranthematiſche und anſtekkende Krankheiten von dieſen Inſekten 
herkommen, welche der Kaͤlte nachgeben. Man braucht darwieder 
die Quekſilber- und Schweſelarzneyen, die Ambra, den Biſam und 
den Zibeth. Die kranken und kraͤzigen Schafe wurden vor Alters 
mit Zibeth und Bieſam geheilet. 


67. Zimmerſpinne. Weberknecht. Phalangium. Linn. 
CCxxxvl. 3. 


Acht Fuͤſſe. Zwei aneinanderſtoſſende Augen auf dem 
Wirbel und zwei an den Seiten des Kopfs. Stirne 
mit fußaͤhnlichen Fuͤhlhoͤrnern. Runder, ſtumpfer 
Hinterleib. Fig. 148. h. * i. * k. * 


Der Kopf ift klein, in die Bruſt eingeſtekt. Zwo Fuͤhlſpi— 
zen von ſo viel Gelenken in eine Scheere geendigt, Fig. h.. Zwo 
laͤngere Fuͤhlſpizen oder Fuͤhlhoͤrner auf der Seite des Kopfs von vier 
Gelenken in einen Hakken geendigt, Fig. i.“ Die Bruſt iſt breit; 
der Hinterleib rund und ſtumpf. Die Beine lang, abſonderlich bei 
Fig. 148. wo ſie, ſo zu ſagen, kein Verhaͤltniß mit dem Leib haben. 
Der Schenkel und das Schienbein ungefehr von gleicher Laͤnge. 
Der Fuß iſt langer und hat ſehr viele Gelenke. Jedes Hauptgelenke 
des Beins faͤngt mit einem kurzen Aftergelenke an. Das lezte Gelenke 
des Fuſſblatts endigt ſich in ein krummes Haͤkchen. Die Geſchichte 
aller Zunmerſpinnen, ihres Wachsthums u. ſ. f. iſt dunkel. 

68. Spinne. 


Spinne. Ohne Sluͤgel. 137 


68. Spinne. Aranea. Linn. CCxXxXVII. 39. Aragnee. 


Acht Augen. Acht Fuͤſſe. Maul mit zween Hakken. 
Gelenkige Fuͤhlſpizen, die Zeugungsglieder der Maͤnn— 
chen. Am Hintern Spinnwaͤrzchen. Fig. 149. l. * 


Der Kopf und die Bruſt machen nur ein Stuͤk aus. Beede 
zuſamen find klein gegen dem Hinterleib. Oben auf dem Kopf Fig. I.“ 
ſtehen vier Augen, und zwei auf jeder Seite. Unten am Kopf iſt 
das Maul, welches zween mit zarten ſpizigen Zaͤhnen bewafnete Kie⸗ 
fer nebſt einer Lippe hat. Ueber demſelben zwo betraͤchtliche Fang⸗ 
klauen, die ſich nicht gegen einander, ſonder jede fuͤr ſich, wie ein 
Taſchenmeſſer, zuſamenlegen. Das erſte Stuͤk einer ſolchen Fangklaue 
iſt dik, einem abgeſchnittenen Kegel gleich, innwendig ſechs kurze, 
ſtarke Zaͤhne, je zween und zween gegen einander uͤber, ſo daß die 
Fangklaue ſich der Laͤnge nach zwiſchen dieſelbe zuſamenlegt, und den 
Raub ſolchergeſtalt feſte haͤlt, daß er nicht leicht wieder entrinnen kan. 
Das zweite Stuͤk dieſer Fangklauen iſt die Klaue ſelbſt, die hornaͤhn⸗ 
lich, gewoͤlbt, ſehr ſpizig endiget, beim Anfang aber dik und rund 
iſt, und ſich in einer eigenen Nuͤſſe, die an dem erſten Gelenke befe— 
ſtiget iſt, beweget. Auf beeden Seiten zwo Fuͤhlſpizen von dreien Ge: 
lenken; laͤnglich rund, und dienen, wie bei allen Inſekten, zum be— 
taſten und herumdrehen der Speiſe; hier aber enthalten ſie noch die 
maͤnnlichen Gebuhrtsglieder. Die Bruſt iſt kurz, breit, fuͤraus bei 
den Maͤnnchen. Dieſelbe haͤngt mit dem Hinterleibe vermittelſt eines 
dünnen Fadens zuſamen. Der Sinterleib iſt eyrund, groß und nied⸗ 
ſich gebogen. Unter dem Bauch zuvoͤrderſt ein Hakke, von welchem 
Röſel vermuhtet, er diene der Spinne, ihren Leib damit zu unter⸗ 
ſtuzen. Juhinderſt iſt ein runder Körper, der aus fünf kuͤnſtlichen 

N Aa 2 Spinn⸗ 


Spinne. Ohne Cluͤgel. 


Spinnwaͤrzchen beſteht. Acht Fuͤſſe, haricht, von ſechs Gelenken, 


das lezte hat drei kleine Klauen. Die Schenkel ſind am dikſten, die 
Schienbeine duͤnner, nehmen nach und nach ab. Das erſte und 
lezte Paar Fuͤſſe find die laͤngſten, das zweite etwas kürzer, das dritte 
noch kuͤrzer. Alle ſtehen beim Grunde nahe beiſamen, und werden, 
wie fie bis zur aͤuſſerſten Zehn nach und nach dünner werden, nach 
und nach durchſichtiger: haben einzele aufrechtſtehende Haare, nebſt 
vielen andern kleinen liegenden Haͤrchen, wie auch der Leib. Die 
meiſten dieſer Spinnen ziehn einen Faden aus den Spinnwaͤrzchen 
des Bauchs, welchen fie mit einer Klaue faſſen, und ihm die gehoͤ— 
rige Spannung geben. Die Spinne kan dieſe Waͤrzchen ſo feſt zu— 
ſamendruͤkken, daß ſie ſich an den herausgehenden Faden aufhaͤngen 
kan: im Gegentheil kan ſie dieſelben auch oͤfnen, daß der Faden dik— 
ker und breiter heraus gehet. Sie nihmt zween oder mehrere Faden 
zuſamen, je nachdem der Faden ſtark oder ſchwach ſein ſoll. Nach 
der Paarung, die oft wiederholet wird, denn bei der erſten Zuſamen— 


kunft trauen ſie einander nicht, indem ſchon manche bei der erſten Um— 


armung ihren Tod gefunden, wenn ſich ſich im Geſchlechte geirret 
haben. Die Spinnen von gleichem Geſchlechte vertragen ſich nicht 
wol mit einander, ſie freſſen einander auf; ja ſelbſt ein Geſchlecht das 
andre, wenn es entweder dem groſſen Trieb der Natur ſchon geopfert, 
oder ſonſt nicht beede Theile gleiche Abſichten haben. Man geht alſo 
von beeden Seiten vorſichtig zu Werke, lernt einander genau kennen, 
ehe man ſich vereiniget, den lezten Befehl der Schoͤpfung zu vollzie— 
hen! Nach der Paarung alſo legt das Weibchen einen ganzen Hauf— 
fen Eyer in ein dazu verfertigtes Gewebe. Einiche legen dieſelben in 
einen Sak, welcher unten an den Bauch befeſtiget iſt, und demnach 
überall mitgeſchleppt wird. Dieſe Eyerchen ſchlieffen in kurzer Zeit 
aus, worauf die Spinnen wachſen, bis ſie nach Beſchaffenheit des 

»Mundvor⸗ 


Spine. Ohne Fluͤgel. 189 


Mundvorrahts balder oder ſpaͤter zu ihrer gehörigen Groͤſſe gelangen. 
Sie freſſen meiſtens lebendige Inſekten und hauptſaͤchlich Muͤkken, 
welche ſie auf verſchiedene Weiſe in ihre Gewalt bringen; einiche 
durch einen behenden Sprung, andre, indem ſich die Muͤkken in 
ihrem Garn verwikkeln, und alsdenn noch leicht von ihnen gefangen 
und ſtaͤrker verwikkelt werden. Es haben die Spinnen, die doch, 
ohne Vorurtheil betrachtet, ſo wenig verabſcheuens wuͤrdig ſind, als 
ein Schmetterling, das Ungluͤk von uns verflucht und verabſcheut zu 
werden, ja zu unſerer ſel. Voraͤltern Zeiten, da der Teufel oͤfterer 
als heut zu Tage, unter den Menſchen herumſchliche, war ſelten eine 
groſſe Kreuzſpinne zu finden, welche nicht den Beelzebub oder wenig— 
ſtens einen untergebenen boͤſen Geift in ſich gehabt haͤtte. Wir wei— 
ſere Nachkommen lachen dieſes Aberglaubens, ja es giebt wol hier 
und da einen Wagehals, der nicht einmal glauben will, daß die 
Spinnen vergiftet ſeyn. Herr Klerk ſagt, es muͤſſe erſt bewieſen 
werden, ob unſre Spinnen mit Zwikken und Reiſſen die Menſchen 
verlezen, oder ob ſie, wenn ſie unvorſichtig verſchlukt werden, den 
Menſchen ſchaden. Viele Menſchen, Huͤhner und Voͤgel freſſen ſie 
begierig, und ſterben doch nicht. In Nuͤrnberg kennte Roͤſel zween 
Maͤnner, die viele Spinnen gegeſſen, und einen, der, ſich auszula⸗ 
riren, eine ganze Hand voll Spinnen, von allerhand Arten, wie er 
fie fand, nahm, und auf Brod geſtrichen verzehrte. Ich koͤnnte felb- 
ſten ein Beiſpiel von einem hieſigen Buͤrger, der viele Spinnen ver— 
ſchlukt hat, und an einer Krankheit geſtorben iſt, woran die Spinnen 
nicht Schuld waren, erzaͤhlen, aber eben hab ich mich beſſer bedacht, 
ich würde den halben Theil des ſchoͤnen Geſchlechts wieder mich auf: 
bringen, und verſchweige deswegen meine Meinung, die ich uͤber die— 
ſen Artikel hege. Die Antipathie, welche man zwiſchen den Spinnen 
und Kroͤten vorgiebt, iſt eine Fabel. Von gleichem Gewichte mag 

| | A a 3 auch 


190 | Skorpion. Ohne Fluͤgel. 


auch die Tradition von dem Tarantul-Biß oder Stich fein, welchen 
eine von den groͤſten Spinnen., ſo in Apulien und andern Oeſtlichen 
Gegenden gefunden wird, verurſachen fol, 


69. Skorpion. Scorpio. Linn CCxXXVIII. 5. 


Acht Fuͤſſe. Acht Augen: davon drei auf jeder Seite 
der Bruſt, und zwei anf dem Ruͤkken: Scheerentra⸗ 
gende Stirn. Zwo ſcheerenaͤhnliche Fuͤhlſpizen. 
Langer, gelenkiger Schwanz, der ſich in einen krum— 
men Stachel endigt. Zween Kaͤmme unter dem Leib, 
zwiſchen der Bruſt und dem Hinterleib. Fig. 350. 


Der Kopf iſt ſehr klein. Das Maul hat zwo ſcheerenaͤhnliche 
Fuͤhlſpizen, inwendig gezaͤhnt, der aͤuſſere Theil laͤnger, gekruͤmmt, 
ſcharf. Dazwiſchen eine gabelförmige, hervorragende, blattähnliche 
Zunge. Oben auf dem Kopf, der mit der breitern, runzlichten 
Bruſt wol zuſamengewachſen, zwei knopfaͤhnliche, groſſe Augen; 
auf jeder Seite drei kleine? Der Yinterleib ift laͤnglich eyrund von 
ſieben Abſchnitten, der lezte ſchmaͤler und laͤnger; daſelbſt faͤngt der 
obſich gekruͤmmte Schwanz an. Er beſteht aus ſechs Stuͤkken, 
das fünfte iſt das laͤngſte, das ſechſte endigt ſich in einen halbmond⸗ 
foͤrmigen, ſcharfen Stachel, aus welchem in die Wunde deſſen, der 
geſtochen wird, ein ſchaͤdliches Gift fließt. Unten am Bauche an 
dem erſten Abſchnitte, zwiſchen dem lezten Paar Beine iſt die Oef— 
nung des Maſtdarms und die Zeugungsglieder; unter denſelben zween 
Kaͤmme von 8—32. Zähnen, wie Flosfedern. An der Stirne zwo 
ſtarke Fuͤhlſpizen von vier Gelenken, die um ein betraͤchtliches groͤſ— 
fer und ſtaͤrker find , als die Fuͤſſe ſelbſt, und von Roͤſeln Scheeren— 
fuͤſſe, die andern aber Klauenfuͤſſe genennt werden. Das lezte Stuͤk 

dieſer 


Krebs. Ohne Stüdel, 191 


dieſer Fuͤhlſpizen, oder Scheereufuͤſſe hat einen beweglichen Daumen, 
wie bei den Krebſen. Dieſe Scheere iſt platt, ſtark, inwendig ges 
zaͤhnt, ſpizig und gekruͤmmt, der Daume etwas kuͤrzer. Die übris 
gen Beine, die zu beeden Seiten der Bruſt ſtehen, haben ſechs Ge⸗ 
lenke, mit einem runden, kurzen Anfangs- oder Aftergelenke. Als⸗ 
denn folget ein ſtarker und langer Theil, der den Schenkel fuͤrſtellt, 
das Schienbein, etwas kuͤrzer; der Fuß hat drei Gelenke, die 
immer an Groͤſſe abnehmen, ſo daß das lezte das kleinſte iſt, und 
ſich in zwo Klauen endiget. Die Beine ſind, wie die Scheerenfuͤhl— 
ſpizen, mit einzeln und doppelten zarten Haaren beſprengt, desglei— 
chen auch der Schwanz, der uͤbrige Leib iſt glatt. Fig. 1 50. ſtellt 
einen von den groͤſten Italieniſchen fuͤr. Die Surinamiſchen ſind viel 
groͤſſer, es giebt aber auch kleinere. Sie ſind von Farbe braun, 
roht, und ſchwarz. Legen ungefehr 30. lebendige Junge, welche 
ganz weiß find. Die Mutter trägt fie auf ihrem Ruͤkken. Sie freſ— 
ſen Zukker, Suͤßigkeiten und verſchiedene Inſekten. Sie haben ein 
Paar Jahre zu wachſen, bis fie zu ihrer vollkommenen Groͤſſe ge 
langt find. Das Skorpionoel wird aͤuſſerlich den Urin und die Steine 
abzutreiben, und wieder den Biß und Stich vergifteter Thiere ge⸗ 
braucht. 


70. Krebs. Cancer. Linn. CCxxXIx. 59. Ecxeviſſe. 
Acht Fuͤſſe ohne die zwo ſcheerengleiche Haͤnde. Zwei 
von einander abſtehende, bewegliche Augen auf einem 

Stiel. Zwo groſſe ſcheerengleiche Fuͤhlſpizen. Ges 
lenkiger, unbewehrter Schwanz. Fig. 150. 152. a.“ 

1. Glatte vollkommene Bruſt. 


5 Kurze Scheeren. 
2. Glatte Bruſt, eingeſchnittene Seiten. 


3. Be⸗ 


192 


Krebs. Ohne Fluͤgel. 
3. Behaarte Bruſt. 
4. Doͤrne auf dem Ruͤkken. Kurze Scheeren. 8 
5. Ungleicher Ruͤkken. 


6. Roſtgaͤnger, mit borſtenaͤhnlichem, u 
blattrichten Schwanz. 


7. Glatter Ruͤkken. Fig. 151. 

8. Unebener Ruͤkken. 

9. Stachlichte Bruſt. 

10. Ungefingerte Haͤnde, laͤngliche Bruſt. 


11. Ungefingerte Zaͤnde, kurzer Bruſtſchild, 
der den Ruͤkken nicht ganz bedekt. F. 152. 


Lange Scheeren. 


Dieſes Geſchlechte iſt in ſeinen beſondern Theilen ſo ſehr ver— 
ſchieden von einander, daß es unmoͤglich iſt, in Feſtſezung eines all⸗ 
gemeinen Karakters, alle Untergeſchlechter genau zu treffen. Es 
wuͤrde zu weit fuͤhren, ein jedes derſelben der Laͤnge nach zu beſchrei— 
ben; wem demnach obige kurze Beſchreibung der Linnaͤiſchen Unter⸗ 
geſchlechter nicht genug tuht, der mag Rumphen, und andere Skri— 
benten, welche von den Krebſen, Hummern, Garnellen u. ſ. f. ges 
ſchrieben haben, nachſchlagen. 


Der Bopf iſt klein, ſtekt unbeweglich unter dem Bruſtſluͤk, 
zum Theil unter demſelben hervorgezogen, welches der Ruͤſſel oder die 
Naſe genennt wird. Beim Grunde derſelben liegt der Mund, zu 
deſſen beeden Seiten zween ſtarke Zähne, welche von zwoen ſtarken, 
gezaͤhnten Fuͤhlſpizen von vier Gelenken mit einer Klaue bedekt wer- 
den. Weiter vorwärts ſtehen etliche, gemeiniglich ſechs Suhlfpizen, 
und zwei aus vielen Gelenken beſtehende, borſtenaͤhnliche Fühlhoͤr⸗ 
ner, die bei einichen doppelt, oder geſpalten ſind. Auf jeder Seite 

der 


* 


Krebs. Ohne Fluͤgek. 193 


der Stirn ein bewegliches, nezfoͤrmiges Auge, auf einem verlaͤnger⸗ 
ten, beweglichen, cylindriſchen Stiel. Die Bruſt mit einem Schild 
bedekt, der bei einichen ſo, bei andern anders ausſieht. Der Schwanz 
beſteht aus 5—6. Abſchnitten, welche gemeiniglich mehr oder weniger 
unter den Bauch gebogen ſind. Bei den meiſten iſt das lezte Ge⸗ 
lenke in fünf Floßfedern getheilt. Unten am Bauch find die maͤnnlichen 
und weiblichen Gebuhrtsglieder; die weiblichen. nemlich beim Grunde 
des dritten, die maͤnnlichen aber des fuͤnften Paars Beine, wo zween bla⸗ 
ſenaͤhnliche Koͤrper zu ſehen, aus welchen bei den leztern der Samen, 
bei den erſtern aber die Eyer gehen. Unter jedem Abſchnitte des 
Schwanzes ſind ein paar artikulirte in zwo oder mehr Spizen geen— 
digte Afterfuͤſſe bei den Weibchen, da die Maͤnnchen nur unter den 
dreien lezten Abſchnitten, und alſo nur drei Paar ſolcher Afterfuͤſſe, 
unter den erſten Gliedern hingegen das merkwuͤrdige mit Hakken ver⸗ 
ſehene doppelte Zeugungsglied haben. Bei den Maͤnnchen ſind ferners 
die Scheerenhaͤnde groͤſſer, bei den Weibchen hingegen der Schwanz 
durchgehends breiter. Wenn ſie ſich begatten wollen, welches nicht 
eher geſchehen kan, als bis ſie zu dem Alter von drei Jahren gekom— 
men find, ſo ſtoſſen ſie gegen einander wie die Borke, das Weibchen 
koͤmmt auf den Ruͤkken, und alſo Bauch gegen Bauch gekehrt. Her⸗ 
nach legt das Weibchen die Eyer in groſſer Am ahl, die an klebrichten 
Fäden unter dem Schwanz hängen bleiben, und von den Afterfuffen 
an einem Klumpen beiſamengehalten werden. Wenn die Jungen aus 
den Eyern gekrochen, ſo halten ſie ſich noch einiche Tage unter dem 
Schwanz der Mutter auf, hernach aber begeben ſie ſich fort, ſuchen 
ihre Nahrung, welche in Wuͤrmern, Muͤkken, Blutigeln, Froͤſchen, 
todten und lebendigen Fiſchen, Aas u. a. dergl. beſteht: Die Fluß⸗ 
krebſe freffen auch Milch, Kleyen, Ochſenlebern, Holderbeeren , gelbe 


Rüben und andres Obſt. Sie wachſen langſam und erreichen ein 
B b Alter 


Krebs. Ohne Fluͤgel. 


Alter von zehn bis zwanzig Jahren. Jaͤhrlich zieht der Krebs ſeinen 
alten Harniſch aus; da koͤmmt zuerſt der Schwanz heraus, alsdenn 
der uͤbrige Leib, ein Glied nach dem andern, und die leere Huͤlle 
ſpringt wieder in ihre erſte Geſtalt, daß man anfaͤnglich, ehe man 
dieſes Wunder der Natur kennt, glauben ſollte, der Krebs habe ſich 
verdoppelt. Nun iſt der Krebs ganz weich, ſucht darum in Loͤchern 
und Hoͤhlen ſeine Sicherheit, nach wenigen Tagen aber hat ſein neuer 
Panzer die Feſtigkeit und Form des vorigen. Zehn Beine, wovon 
das erſte Paar bei einichen von einer Rieſengroͤſſe iſt; dieſe zween 
Fuͤſſe werden Scheerenhaͤnde genennt. Alle Beine haben 4— 5. Ge— 
lenke, nehmlich zween kurze Aftergelenke, einen langen Schenkel, 
kuͤrzeres Schienbein, laͤngern oder kuͤrzern Fuß, der bei einichen in 
zwo ſpizige Klauen geendigt iſt, wovon die an dem voͤrdern und an— 
dern Paar den Scheerenhaͤnden gleichen. Die Fuͤſſe ſind meiſtens mit 
Zaͤhnen oder Haaren beſezt. Wenn der Krebs bei einem Kampf oder 
ſonſt durch einen Zufall einen Fuß oder eine Scheere verliehrt, ſo 
waͤchſt dieſelbe wieder nach wie bei den Polyven, und koͤmmt nach 
und nach wieder zu der Groͤſſe und Staͤrke der verlohrenen. Bei 
einichen iſt von Natur die einte Scheere groͤſſer, als die andre, wel— 
ches hauptſaͤchlich von dem zu ſagen der Eremite genennt wird, weil 
der ſich mit dem Schwanz in eine ledige Schnekkenſchale begiebt, 
und in derſelben einſtedleriſch wohnt. In den Scheeren hat der Krebs 
eine unglaubliche Staͤrke, es ſollen einige von den groͤßten, welche 
im Weſtlichen Ozean wohnen und wol zehn Pfund ſchwehr wiegen, 
im Stand ſein, einen Menſchen ins Waſſer zu ziehen und umzubrin— 
gen. Im Sommer, wenn der Krebs volle Nahrung hat, bekommt 
er einen Stein in dem Magen, der unter dem Nahmen, Krebsau— 
gen bekannt iſt: dieſes begegnet den maͤnnlichen Krebſen gemeiniglich 
im Brachmonat, den weiblichen aber in dem darauf folgenden. Der— 

ſelbe 


Krebs. Ohne Fluͤgel. 195 


ſelbe iſt aus vielen dünnen Blaͤttchen zuſamengeſezt, und halbkugel⸗ 
gleich, wie eine groſſe halbe Erbſe, die auf der platten Seiten etwas 
vertieft waͤre, wird von ihm ausgeworfen, wenn er ſein alljaͤhrliches 
Kleid veraͤndert hat: Er iſt gruͤnlich, blaͤulich, und wird im heiſſen 
Waſſer weiß. Die Steine ſowol, als die Scheeren, werden haͤuffig 
in den Apotheken gebraucht, als Schweiß- und Urin = treibende, ſaͤu⸗ 
bernde, auftroknende und antifebriliſche Arzneyen. Sie wachſen in 
dem Magen des Inſekts, wenn es dem Zeitpunkt feiner Umkleidung 
ſich naͤhert, und erzählt man bei dieſer Gelegenheit viele ſeltſame Sa: 
chen, die nicht alle Stich halten. Gewiß iſt: daß dieſe Thiere denn: 
zumal eine ziemliche Zeit uͤber, wenigſtens neun Tage, ſehr kraftlos, 
ohne alle Speiſe ſich befinden, und der ſchaffenden Natur, welche ih⸗ 
nen ihr altes Kleid abziehet und ein neues anlegt, ſtill halten. Da 
wird ihnen auch ein neuer Magen gegeben, und möchten die Steine 
ein Coagulum der alten, unverdaulichen Saͤfte ſein? Wie gluͤklich 
waͤre das ſchoͤne Geſchlecht, wie gluͤklich waͤren die Menſchen, wenn 
ihnen die Natur ſo liebreich Haut, Magen und alles umſchuͤffe, 
welches den ehemaligen Wehrt verlohren, wie ſie dem geringſchaͤzigen 
Geſchlechte der Krebſe Haut und Glieder erneuert! Die werden die⸗ 
ſen Wunſch unterſchreiben, welche es mit jenem gaukelnden Poeten 
für ein Gluͤk achten, in einen Spaz an dem Wagen der Venus mer 
tamorfoſirt zu werden — Der Krebs iſt ein ſehr merkwuͤrdiges In⸗ 
feet, und in verſchiedeuen Betrachtungen der Mühe wehrt, daß man 
nicht nur die Auloren, fo davon geſchrieben haben, nachſchlage, fün- 
dern ſich dieſelben in der Natur bekannt mache. Ich hab eben ge 


ſagt , daß eine Scheere, wenn fie abgeriſſen worden, wieder wie ein 


Aeſtchen aus einem Baum, zu feiner vorigen Geſtalt heranwachſe, 
izt muß ich noch dazu ſezen, daß, wenn etwann ein Krebſe, der noch 
eine weiche Schale hat, von einem andern gezwikt und verlezt, oder 

B b 2 ſonſt 


196 


Krebs. Ohne Cluͤgel. 


ſonſt beſchaͤdigt wird, durch den verlezten Ort das Fleiſch des Krebſes 
herausgetrieben werde, welches gleichfalls eine harte Rinde bekoͤmmt, 
und bei der naͤchſten jahrlichen Umkleidung dieſe monſtroſe Form be 
haͤlt. Uebrigens hat der Krebs das beſondre Gluͤk gefunden, einmal 
den lekkernen Gaumen des ausſchweiffenden Menſchen zu kuͤzeln, und 
wird nun aller Orten aus feinem verborgenſten Winkel herausgelokt, 
gefangen, und in einer heiſſen Brühe zu der Ehre geſchikt gemacht, 
welche ihm der Menſch vorzuͤglich von allen andern Inſekten zu erwei⸗ 
ſen glaubt. Ich muß noch anmerken, daß die Krebſe hauptſaͤchlich 
in den Monaten, ubi non eſt R., das iſt, wo ſie am beſten, am 


ſaftigſten zu eſſen ſind, auf beeden Seiten unter dem Bruſtharniſch, 


innert den Kiefen oder Ohren, verſchiedene Wuͤrmchen und Laͤuſe ha— 
ben, die dieſe Speiſe eben nicht fo ſehr empfehlen. Noch iſt zu wiſ— 
ſen, daß manchmal auf den Genuß der Krebſe ein Ausſchlag auf der 
Haut, welcher mit Citronenſaft kurirt wird, entſtehet. Sehet die 
Hanoͤverſchen nuͤzliche Samml. vom Jahr 1757. das rrte Stüf, 
Ich kan aber auch nicht verhehlen, daß die Krebſe (Aſtaci) von den 
Aerzten oͤfters als eine Arznei angerahten, auch die Krebsſcheeren, und 
Krebsaugen haͤuffig gebraucht werden. Die erſten haben etwas be— 
ſonders kraͤftiges, Magen- und Nerfen-⸗ſtaͤrkendes bei ſich, und wer: 
den lebendig zerſtoſſen, vorzüglich auch unter die Wundtraͤnke ange: 
rahten. Sie erhalten zugleich den Magen in ſehr gutem Stand. 
Fuͤr Schwindſuͤchtige und andre, die von ſchwehren hizigen Krank— 
heiten ſehr ausgezehrt und entkraͤftet ſind, dienen fie zu beſondrer 
Staͤrkung, und behalten durchaus eine eigene Kraft wieder alle Saͤure, 
fie fei in dem Magen oder ſelbſt in dem Gebluͤt. Den andern ſchreibt 
man eine beſondre, ſtaͤrkende, dem Gift wiederſtehende, ſchweißtrei— 
bende und ſaͤuredaͤmpfende Kraft zu. Sie ſollen auch beſonders wic- 
der die Fieber und das Gries dienen. Nach dem Geſchmak ſcheinen 


sic 


Kiefenfuß. Ohne Flügel. 195 


ſie bloß erdenmaͤßig. Man bat Re in deu Apotheken praͤparirt. Ob 
die See- und Meerkrebſe nicht theils von dem Seewaſſer, theils von 
ihrer verſchiedenen Lebensart etwas vorzuͤgliches haben, iſt nicht ent— 
ſchieden, wol aber wahrſcheinlich. Die leztern endlich aͤuſſern nach 
dem Geruch ganz und gar nichts, der Geſchmak iſt erdenmaͤßig und 
etwas sähe; der Eßig loͤſet fie mit einichem Brauſen völlig auf, det 
gleichen der Citronenſaft: das Scheidwaſſer verzehrt ſie beinahe. Man 
gebraucht dieſe Krebsaugen, oder vielmehr, Krebsſteine hauptſaͤchlich 
rohe, zerſtoſſen und praͤparirt in den Apotheken. Man eignet ihnen 
eine zertheilende, abſtergirende, Harn- und Schweiß ⸗ treibende, auch 
ſaͤuredaͤmpfende Kraft zu: die lezte iſt wol die gewiſſeſte, daher auch 
der gemeine Mann die rohen Krebsaugen haͤuffig als ein Hausmittel 
wieder den Sod, der von der Saͤure entſtehet, gebraucht. Man praͤ⸗ 
parirt fie auf verſchiedene Weiſe, und verſezt fie unter viele Arznei— 
mittel. Dieſe Krebsſteine ſind in ſo groſſer Menge zu haben, daß 
man faſt nicht begreifen kan, wo alle herkommen. Am haͤuffigſten 
bekommen wir ſie aus Pohlen, Preuſſen, Beſſarabien und der Ukraine, 
in welchen Landen es ſo viele Krebſe giebt, daß man die Schweine 
damit maͤſten kan. Man zerſtoͤßt die lebendigen Krebſe in einen Brei 
und verduͤnnert ihn mit Waſſer, daß die Krebsaugen zu Boden fallen, 
herausgeleſen und getroknet werden koͤnnen. Man pflegt oft die wahr: 
haften mit kuͤnſtlichen zu verfaͤlſchen und zu vermiſchen: dieſe werden 
von Kreide oder einer weiſſen Erde gemacht, ſind aber bloß daran 
bald zu erkennen, weil ſie nicht aus zwiebelartigen Lagen zuſamenge— 
ſezt ſind, wie die wahrhaften, welche, wie der Bezoar, aus lauter 
uͤber einander gelegten Scheibchen beſtehen. 


71. Kiefenfuß. Monoculus. Linn. CCXL. 9. 


Schwimmfuͤſſe. Der Leib mit einer Schale bedekt. 
B b 3 Nahe 


198 


Riefenfuß. Ohne Fluͤgel. 


Nahe zuſamen- und an einandergewachſene Augen. 
Fig. 153: 2. 


Der Kopf ift niedfich gebogen, zwei auf dem Ruͤkken in den 
Schild eingewachſene, zuſamengeſezte Augen, unten gegen der Stirn 
ein drei⸗ bis vierfaches kleineres? Beim Maul zween ſtarke Zähne 
und zwo kurze Sühlſpizen von drei Gelenken. Der Rüͤkken iſt ge 


woͤlbt, ganz mit einem Schild bedekt. Nur die Abſchnitte des 


Schwanzes gehn darunter hervor, und endigen ſich in eine, zwo, drei 
und mehrere gegliederte Borſten. Auf der untern Seite ſieht man 
nichts, als Fuͤſſe und Kiefen, oder Theile wie Fiſchohren geſtaltet, 
mit welchen ſie das Waſſer und die Luft einſchlurfen, und kleine 
Waſſerinſekten fangen. Dieſelben find, wenn das Thier im Waſſer 
iſt, in einer beſtaͤndigen, zitternden Bewegung, dienen aber nicht 
zum gehen. Mit dem Schwanz, denen Schwanzborſten, hauptſaͤch⸗ 
lich dem erſten Paar Fuͤſſe, welches aus etlichen Gelenken beſteht, 
und ſich in drei und mehrere lange, gegliederte Borſten endigt, kan 
der Kiefenfuß im Waſſer herumrudern und ſich ziemlich geſchikt und 
behende bewegen. Dieſe Thierchen ſind von dem in der Naturkunde 
beruͤhmten Herrn Schaeffer in Regenſpurg am beſten, doch noch 
nicht ſo genau beobachtet worden, daß man die Geſchichte einer jeden 
einzelen Art und des ganzen Geſchlechtes vollkommen kennete. Er 
glaubt, daß ein jedes einzeles Thier, ſo wol maͤnnliche, als weibliche 
Gebuhrtsglieder beſize, und alſo zur Befruchtung keines andern noͤ— 
tig habe: Er ſchließt dieſes aus verſchiedenen genauen Beobachtun⸗ 
gen, weiche er mit dem krebsartigen Kieſenfuß angeſtellt hat. Der 
Kiefenfuß waͤchſt langſam; haͤutet ſich unzaͤlige mal; legt frucht- 
bahre Eyer, wenn er noch lange nicht ausgewachſen iſt: dieſelben 
fallen auf den Boden oder in den Schlamm der Pfuͤzen, Graben, 
wo fie ſich aufhalten, und kommen nicht um, wenn ſchon das Waſſer 

völlig 


Kiefenfuß, Ohne Fluͤgel. 199 


völlig ausdroknet; denn, bringt der Zufall oder Regen uͤber kur; 
oder lang wieder Waſſer dahin, ſo ſchlieffen dieſe Eyer aus, wachſen 
auf, ernaͤhren ſich von kleinern Waſſerinſekten, Waſſerlaͤuſen u. ſ. f. 
Linnaͤus hat 9. Arten von dem Geſchlechte der Kiefenfuͤſſe beſchrieben: 
Die erſte und groͤſſeſte von allen iſt der Molukkiſche Seekrebs, auch 
ſonſt der umgekehrte Krebs genennt, koͤmmt viel mit Fig. 153. uͤber⸗ 
ein, nur daß er eine lange, mit Stacheln beſezte Schwanzſpize hat. 
Schaeff. krebsart. Kiefenfuß. Tab. VII. Linn. Polyphemus. Die 
andre, Foliaceus iſt klein, mit einer blaͤtterichten platten Schale, 
wohnt in ſuͤſſen Waſſern, Suͤmpfen: Fiſchlaus, Friſch Inſect. 17. 
Tab. 12. Die dritte, Apus. Vorne uͤbergeſchlagener, hinten abge— 
ſchnittener Schild, Schwanz mit zwo Borſten. Krebsaͤhnlicher Kie: 
fenfuß / Fig. 153. a. Die vierte, Pulex, Fuͤhlhoͤrner in zween gleiche 
Theile verſchnitten, untergebogener Schwanz. Zakkiger Waſſerfloh. 
In ſuͤſſen Waſſern aller Orten, oͤfters ſo haͤuffig, daß das Waſſer 
davon blutroht ſcheint. Die fuͤnfte, Pediculus. Fuͤhlhoͤrner in zween 
gleiche Theile verſchnitten, zuruͤkgebogener Schwanz. En. . 1183. 
Wohnt in ſuͤſſen Waſſern. Die ſechſte, Quadricornis. Vier Fuͤhl⸗ 
hoͤrner gerader, zweenfacher Schwanz. Waſſerwurm mit baumfoͤr⸗ 
migen Fuͤhlhoͤrnern. Traubentrager. Roeſel Tom. III. Tab. 98. 
Wohnt in hieſigen Waſſern. Die Eyerftöffe hängen auſſert dem 
Leibe, an einem Stiel. Die ſiebente, Conchaceus. Haargleiche, 
vielfache Fuͤhlhoͤrner, zwofache Schale. Fn. L 1185. Die achte, 
Lenticularis. Erbsfoͤrmige, gedruͤkte Schale, ſo breit, als das lezte 
Gelenke des Fingers; in Finnland. Und die neunte, Telemus. 
Faſt kugelrunde Schale, hinten drei Spize, vorne eine eingedumpfte 
Lippe. In Algivien, 


72. Aſſel. 


200 Aſſel. Ohne Fluͤgel. 


72. Aſſel. Kellerwurm. Oniſcus. Linn. CCKLI. II. 
Chatepeleuſe. 


Vierzehn Fuͤſſe. Borſtengleiche Fuͤhlhorner, Eyfoͤrmi⸗ 
ger Leib. Fig, 154. b.* 


Der Kopfift klein, nikkend, auf jeder Seite ein zuſamengeſeztes 

Aug. 2. 4. 6. Fuͤhlhoͤrner, von 4 - 5. Gelenken. Zwo Freßſpizen. 
Der Leib iſt laͤnglich eyfoͤrmig, von ſieben, auch zehn Abſchnitten ohne 
den Kopf und Schwanz, welche auf den Seiten herfuͤrragen, wie Zaͤhne 
einer Säge. Meiſtens vierzehn, auch mehrere Fuͤſſe, von drei gewoͤhn⸗ 
lichen und ein Paar Aftergelenken, mit einer einfachen ſpizigen Klaue. 
Das Inſekt rollt ſich wenn mans ergreifen will, zuſamen, wie ein Igel, 
ja es giebt eine Art, die ſehr harte Schuppen hat, die rollt ſich vollkommen 
zuſamen, daß man nicht das geringſte vom Kopf oder den Fuͤffen ſieht. 
Der Aſſel haͤutet ſich verſchiedene male, hat vom Ey an bereits dieſe 
Geſtalt; haͤlt ſich in Hauffen, in alten Mauern, Haͤuſern, faulenden, 
feuchten Orten, unter den Blumenſcherben, im Waſſer bei den Wurzeln 
der Pflanzen, und im Meere auf. Man ſchreibt ihnen eine beſondre, ſub⸗ 
tile, aufloͤſende Kraft wieder den zaͤhen Schleim zu. Sie treiben auch 
vorzüglich auf den Harn, und werden nicht nur zu Eröffnung aller ver- 
ſtopften Eingeweide, wieder die Gelbſucht, das Gries, kurzen Athem, 
und Verſtopſungen der Nieren geruͤhmt, ſondern auch in den Fallen, 
wo man die kleinſten Gefaͤſſe verſtopft vermuhtet. Aus dieſer Urſache 
macht man auch ſelbſt in Augenzuſtaͤnden ſo viel Weſens innerlich da— 
von. Sie haben einen wiedrigen, fluͤchtigen, durchdringenden Geruch, 
beſonders füllen fie auch wegen ihres lindernden Schleims wieder alle 
Krampfzuſtaͤnde ſehr dienlich fein. Man ruͤhmt ſie wieder das viertaͤ— 
gige Fieber, wieder alle Engbruͤſtigkeiten, und die Waſſerſucht. Lin— 
naͤus hat eilf Arten: 1. Aſilus. Der Hinterleib mit zwei Blättern bedekt, 
halb⸗ 


Flacher Dielfuß. Ohne Fluͤgel. 201 


halb- eyrunder Schwanz. 2. Oeſtrum. Hinterleib mit ſechs Blättchen 
gedeckt zuruͤkgeſchlagener Schwanz. 3. Pfora. Hinterleib unten nak⸗ 
kend, ſpiziger, halb⸗eyrunder Schwanz. 4. Phyſodes. Hinterleib unten 
nakkend, eyrunder Schwanz. 5. Entomon. Hinterleib unten nakkend, 
zugeſpizter Schwanz. 6. Ceti. Eyrund; die Gelenke, bis auf das 
zweite, in der Mitte unterbrochen. 7. Marinus. Halbcylindriſch; gan 

b zer, eyrund laͤnglicher Schwanz. 8. Scopulorum. Gelb mit braunen 
Streiffen. 9. Aquaticus. Runder Schwanz mit Gabelſpizen. 10. 
Aſellus. Eyrunder; abgeſtuͤmpfter zweenfacher Schwanz. 11. Arma- 
dillo. Eyrunder; ganz abgeſtuͤmpfter Schwanz. Die neun erſten Ar- 
ten wohnen im Waſſer, im Meer, die ſechſte auf den Wallfiſchen, die 
zwo leztern auf dem Trokkenen. 


73. Flacher Vielfuß. Naſſel. Scolopendra. Linn. 
CCxLII. 9. 


Sehr viel Fuͤſſe, ſo viel, als Abſchnitte. | Borſtengleiche 
Fuͤhlhoͤrner. Zwo gelenkige Fuͤhlſpizen. Gedruͤk— 
ter Leib. Fig. 155. c. * 


Kopf platt, gedruͤkt, rund, geſaͤumt. Faͤhne zween, ſcharfe, 
gewoͤlbte. Fuͤhlſpizen zwo gelenkige. Ein Auge auf jeder Seite, 
aus vielen kleinen zuſamengeſezt. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner, von 
zehn, zwanzig, dreißig Gliedern. Die Bruſt und der Leib beſtehen 
aus 14—70, und mehr Gliedern, jedes mit einem vierekkichten, plat— 
ten, geſaͤumten Schildchen bedekt: Faſt alle von gleicher Groͤſſe, bis 
auf den Schwanz, der ſchmaͤler und langer, ſich in zwo oder vier fuß— 
aͤhnliche Spizen endigt. Die Beine gewoͤlbt; Schenkel und Schien— 
bein von gleicher Laͤnge, der Fuß iſt etwas laͤnger, mit einem krum— 
men Hakken. Die hintern Beine find länger, als die voͤrdern. 1. La. 

Ce gura. 


202 


Cylindriſcher Vielfuß. Ohne Slügel, 


gura. Auf jeder Seite zwoͤlſ Fuͤſſe, einfoͤrmiger Leib, Schwanz mit 
einem weiſſen Laͤpchen; wohnt unter dem Mooſe. 2. Coleoptrata. Auf 
jeder Seite 14. Fuͤſſe, auf dem vierten Abſaz zween kurze Fluͤgel, von 
zwoen zuſamengewachſenen Fluͤgeldekken bedekt, reichen kaum uͤber ein 
Paar Glieder des Hinterleibs; wohut in Spanien. 3. Forficata. Auf 
jeder Seite 15. Fuͤſſe, wohnt in Europa; in dem mittern. Amerika. 
4. Gigantea. Auf jeder Seite 17. Fuͤſſe. Viel groͤſſer als der folgende, 
aber ſonſt ganz gleich; aus Amerika. 5. Morſitans. Auf jeder Seite 
20. Fuͤſſe; auf jeder Seite vier Augen: der Leib hat 22. Glieder, die 
Fuͤhlh. 20. aus Indien. 6. Electrica. Auf jeder Seite 70, Fuͤſſe, leuch⸗ 
tet ſtark im Finſtern; wohnt in Europa unter der Erde. 7. Phoſphorea. 
Auf jeder Seite 76. Fuͤſſe: gefügelt; wohnt in Aſien. 8. Occidentalis. 
Auf jeder Seite 123. Fuͤſſe; wohnt in Amerika. 9. Marina. Auf jeder 
Seite .. Fuͤſſe, bleicher Leib, mit einem dunkelrohten Ruͤkkenſtrich; 
wohnt im Atlantiſchen Meer. Dieſes Inſekt kan ſcharf beiſſen. Von 
dem fünften erzählt Friſch, er krieche ſchlafenden Leuten über den bloſſen 
Leib; welche alsdenn, weil er ſehr kalt giebt, ſchnell darnach greifen, 
und von ihm gebiſſen werden. Die Wunde ſoll ſehr ſchmerzhaft ſein, 
und mit dem Oel, worinn dergleichen getoͤdet, wieder geheilet werden. 


74. Cylindriſcher Vielfuß. Julus. Lin. CCXLIII. . 


Sehr viel Fuͤſſe; auf jeder Seite zweimal ſo viel, als Glie— 
der des Leibs. Kralleuaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. Zwo ge— 
lenkige Fuͤhlſpizen. Halbeylindriſcher Leib. F. 156. d.“ 


Ropf breit, platt, niedſich gekehrt; eine gewoͤlbte Stirn, die 
hinten zum Theil in den Schild, der den Hals bedekt, hineingezogen 
wird. Auf jeder Seite ein Fuͤhlhorn zweimal ſo lang, als der Kopf, 
von 96, zum Theil krallen-zum Theil kolbeu⸗aͤhnlichen Gliedern. Die 

vier 


Cylindriſcher Vielfuß. Ohne Fluͤgel. 203 


vier erſten nach dem Anfangs oder kurzen Aftergelenke find etwas kol⸗ 
benaͤhnlich; das fünfte und ſechſte krallenfoͤrmig. Hart oben daran iſt 
auf jeder Seite ein zuſamengeſeztes gewoͤlbtes Auge. Das Maul iſt 
breit, mit hornichten Lippen, auf jeder Seite eine kurze gegliederte 
Fuͤhlſpize. Der Hals iſt obenher von einem Schild bedekt, der faſt 
noch ſo breit iſt, als die Schildchen eines jeden Rings; unter demſelben 
ſtehen zwei Paar Fuͤſſe, denn folgen ein Paar Ringe ohne Fuͤſſe, von 
den uͤbrigen Abſchnitten des Leibs hat gemeiniglich jeder zwei Paar Fuͤſſe; 
die lezten Abſchnitte ſind kuͤrzer und duͤnner, das lezte faſt eyfoͤrmig und 
geſpizt. Ein Fuß hat fünf, faſt gleichlange, kurze Gelenke, das fünfte 
endigt ſich in eine Klaue. Ob das Thierchen gleich ſo viele Beine hat, 
ſo laͤuft es doch nicht ſchnell. Die Bewegung der Fuͤſſe iſt recht an— 
genehm anzuſehen; wenn der erſte zu gehen anfaͤngt, ſo folget einer 
nach dem andern in einer wellenfoͤrmigen Bewegung, welche das Aug 
nicht verfolgen kan. Die Schildchen, womit die Ringe bepanzert ſind, 
ſind ſo hart, daß ſie kaum mit der ſchaͤrfſten Nadel koͤnnen durchſtochen 
werden. Dieſes Inſekt haͤlt ſich meiſtens in der Erde in feuchten Orten, 
unter den Gartenſcherben, und vielmalen bei den Mauereſeln auf. 
1. Ovalis. Auf jeder Seite 20. Fuͤſſe; der lang eyfoͤrmige Leib hat, 
ohne Bruſt und Schwanz, zehn Abſaͤze; wohnt in Aſten. 2. Craſſus. 
Auf jeder Seite 96. Fuͤſſe; wohnt in Aſien. 3. Terreftris. Auf jeder 
Seite 100. Fuͤſſe; wohnt in Europa, unter der Erde. 4. Indus. Auf 
jeder Seite 115. Fuͤſſe, wohnt in Indien. 5. Sabuloſus. Auf jeder 
Seite 120. Fuͤſſe; wohnt in Europa, in ſandichten Gegenden. 6. Fufcus. 
Auf jeder Seite 124. Fuͤſſe, 62. Abſaͤze, ohne Bruſt und Schwanz; 
wohnt in Indien. 7. Maximus. Auf jeder Seite 134. Fuͤſſe. 67. Ab⸗ 
ſaͤſe, Bruſt und Schwanz nicht gerechnet, wohnt in Amerika. 


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der 


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2 Erſte Rlaſſe. 
Slcckesioßostoktestoentelestokestorkestschte 


Erſte Klaſſe. 
Inſekten mit harten Fluͤgeldekken. 
Tab. I. 


1. Kaͤfer. 
a. Gehoͤrnter Bruſtſchild. 
Fig. 1. 
Käfer; drei Hörner auf der Bruſt, davon das voͤrdere das kleinſte; 
ein zuruͤkgebogenes Horn auf dem Kopf. Atlas. Linn. Syſt. 
Nat. Scarab. 3. 
Aus Amerika. 


bp. Glatter Bruſtſchild und gehoͤrnter Ropf. 
Fig. 2. 
Kaͤfer, unbewehrter Bruſtſchild, eine dreifache Erhöhung auf dem; 
ſelben, gefurchte Fluͤgeldekken. Subterraneus Linn Syſt. Nat. 
Scarab. 18. 
Wohnt in Europa. 


d. Unbewehrter Kopf und Bruſtſchild. 
Fig. 3. 
Käfer 7 ſtumpfer, ſchalenfaͤrbiger, haarichte Bruſt, umgebogener 
Schwanz weiſſe Einſchnitte des Hinterleibs. Maykaͤfer. Me- 
lolontha Linn. S. N, Scarab. 43. 


In Europa. Als Larfen freſſen ſie die Wurzen des Getreydes; als 
Kaͤfer die Blätter der Bäume, der Buͤche, u, a. m. 


d. Jangen⸗ 


Harte Fluͤgeldekken. 3 


d. Zangengleiche Rinnbatten. 
Fig. 4. 
Kaͤfer, ſtarke Kiefern: ausgeſtrekte und am Ende getheilte, zakkichte 

Kinnbakken. Hornſchroͤter. Cervus. Linn. S. N. 58. 

Wohnt in Europa in faulem Eichenholz. In Amerika if er dreimal 
ſo klein. 

Die Hörner gehören in die Apothek. Die Kiefern find bei dieſer Gat⸗ 
tung anſehnlich, und groͤſſer, als bei andern. 


Fig. a. 
Kopf des Weibchens dom Hornſchroͤter. 


LA 2 Tab. IE 


4 Krſte Klare, 
Tab. 11. 

2. Spekkaͤfer. 
Fig. 5. g 8 
Spekkaͤfer, ſchwarzer, zween weiſſe Flekke auf den Fluͤgeldekken. bellio. 

Linn. Syſt. Nat. Dermeſt. 3. 
Wohnt in Europa, in den Eßwaren, und Thierfellen. 

Fig. 6. * Eben derſelbe, vergroͤſſert. 
Fig. 7. Ein Fuͤhlhorn, noch mehr vergroͤſſert. 


3. Schwarzer Spekkaͤfer. 
Fig. 8. 


Schwarzer Spekkaͤfer, ganz ſchwarz, geſtreimte Fluͤgeldekten. Unt 
color. Linn. Syft. Nat. Hiſter. I. 
Wohnt in Europa, Indien, in dem Sand, Erde, und Kohte. 


Fig. 9. Eben derſelbe vergroͤſſert. 


4. Todtengraͤber. 
Fig. 10. 


Todten zraͤber, langer ſchwarzer, unebener, geſaͤumter Schild, abge: 
ſtuzte Flügeldeffen, mit einem eiſenfaͤrbigen Seitenrand. Ger— 
manica. Linn. S. N. Silpha 1. 
Aus Deutſchland. 
Fig. Tü. 
Todtengraͤber, langer, unebener ruͤndlicher Schild, mit einer doppel— 
ten eiſenfaͤrbigen Querſtreiffe über die Fluͤgeldekken. Veſpillo. 
Linn. S. N. Silpha. 2. 
Wohnt in Europa, Amerika, im Aaſe. 
In dem mitternaͤchtlichen Amerika zehnmal gröffer, 


. 5. Schild⸗ 


| Harte Fluͤgeldekken. 5 


5. Schildkaͤfer. 
Fig. 12. 
Schildkaͤfer, ſtahlfaͤrbiger, roͤthlicher Bruſtſchild. Caſſida Linn. 
Haͤlt ſich beim todten Aaſe auf. 


LA]; Tab. III. 


Erſte Klaſſe. 


Tab. 111. 


6. Runder Blattkaͤfer. 
Roht und “eide Fluͤgeldekken mit ſchwarzen Punkten. 
Fig. 13. 
R. Blattkaͤfer, rohte Fluͤgeldekken, mit ſieben ſchwarzen Punkten. 


7-punctata. Linn. Syſt. Nat. Coccinella. 8. 


Wohnt in Europa, in Feldern, auf den Pflanzen. 


Roht und gelbe Fluͤgeldekken, weiſſe Punkten. 
Fig. 14. 
R. Blattkaͤfer, rohte Fluͤgeldekken, mit weiten Linien und Punkten. 
Oblongoguttata. Linn. S. N. Coccinella. 26. 


In Europa. 


Schwarze Fluͤgeldekken, rohte Dupfen. 
Pig. 15. und a. 
N. Blattkaͤfer, ſchwarze Fluͤzeldekken, mit haͤuffigen dunkelrohten 
Dupfen. Gigantea. Linn. S. N. Coccinella. 34. 


In Indien. Der Rieſe unter dieſem Geſchlechte; das Mittel zwiſchen 


dem Runden Blattkaͤfer und dem Blattkaͤfer, 


Schwarze Fluͤgeldekren, weiß und gelb gefleckt. 
b. * Ein vergroͤſſert Fuͤhlhorn. 


7. Blatt⸗ 


Harte Fluͤgeldekken. ; 


7. Blattkaͤfer. 


a. Kyrunder Leib. 
Fig. 16. b 
Blattkaͤfer, blaugrün und rott geſtreift, lutrohte Flügel. Ameri- 


cana? Linn. S. N. Chryſomela. 32? 


In Amerika.; die Verfaͤlſcher der Cochenille reiſſen ihnen die Fluͤgel und 
Beine ab, und mifchen fie darunter. 


b. Springende: Sehr dikke hintere Schenkel. 
Fig. 17. 
Blattkaͤfer, ſpringender, gruͤn verztfaͤrbiger Leib, ſchalenfaͤrbige Fuͤſſe 
und Fuͤhlhoͤrner. Helxines? Linn. S. N. Chryfomela, 39 


Wohnt auf dem ſchwarzen Bilſenkraut. 


e. Vergroͤſſerter Sprinafuß, von dem vergroͤſſerten [d.“ ] Blatt- 
kaͤfer Fig. 17. 


. Cylindriſcher Leib. 
Fig. 18. 
Blattkaͤfer, cylindriſcher, bunte Bruſt, rohte Fluͤgeldekken, mit 3. 
ſchwarzen Dupfen. 5 - pundtata, Linn. S. N. Chryſome- 
la. 59. 


In Europa. Die Gelenke der Schienbeine weiß, 


a. Käng- 


8 Erſte Klaſſe. 


d. Laͤnglicher Leib und ſchmaͤlerer Ruͤkken. 
Fig. 19. 


Blattkaͤfer, langlicher, blauer, mit rohter Bruſt und Fuͤſſen. Me- 
lanopus. Linn. S. N. 68. N 


In Europa. 


©. * Ein vergroͤſſert Fuͤhlhorn. 


8. Nuͤſſelkaͤfer. 
a Langſchnablichte, mit glatten Schenkeln. 
ſſelkafer, ſchwarzer, langſchnablichter, mit plattem eyrundem 


Bruſtſtüt, abgekuͤrzten, geſtreimten Fluͤgeldekken. Palmarum. 
Linn. Syft. N. Curcnlio. I. 


Ru 


* 


Auf den Palmbaͤumen in Indien. Die Fuͤhlhoͤrner find zu aͤuſſerſt 
auf zwoen Seiten abgeſtuͤmpft. 


b. Langſchnablichte, ſpringende, mit dikken hintern Schenkeln. 
Fig. 21. 
NRuͤſſelkafer, langſchnablichter, mit Springfuͤſſen, pechfaͤrbig, laͤng⸗ 
liche Fluͤgeldekken. Segetis. Linn. Syſt. Nat. Curculio. 
37. an 54 ? 


Wohnt auf den Kornähren. 


* 


e. Kane 


Barte Slüͤgelderren. 3 


c. Langſchnablchte n mit gezaͤhnten Schenkeln. 
Fig. 22. 
Ruͤſſelkaͤfer, langſchnablichter, mit gezaͤhnten Schenkeln, grauem 
Leib, ſoſ lang als der Schnabel. Nucum. Linn. Syſt. Nat. 


Curculio. 5 1. 


Wohnt auf den Haſelnuͤſſen. 


d. Kurzſchnablichte, mit gezaͤhnten Schenkeln. 
Fig. 23. 


Ruͤſſelkaͤfer, kurzſchnablicht, mit gezaͤhnten Schenkeln, erztbraun. 
Pyri. Linn. S. N. 57. 


Auf den Birnbaͤumen. 


e. Kursfihnablichte, mit glatten Schenkeln. 
Fig. 24. 
Nuͤſſelkaͤfer kurzſchnablicht, mit ſtumpfen Schenkeln, und gruͤnem 
Leib, obenher dunkler, unten gelber. Viridis. Linn. Syſt. 
Nat. 63. 


In Europa. 


[8] Tab. 1V. 


10 Erſte Klaſſe. 
Tab. IV. 
9. Afterruͤſſelkaͤſer. 
Fig. 25. 
Atterruͤſſelkaͤfer, ſchwarzer, mit rohten Fluͤgeldekken. Coryli. Linn. 
Syſt. Nat. Attelabus. 1. 
Wohnt in den Haſelnuͤßblaͤttern, welche er in einen Cylinder zuſamen⸗ 
wikkelt, und hinten und vorne heſchließt. 
a. Afterruͤſſelkaͤfer, ſchwarzer, mit doppeltem weiſſem Strich 
und rohtem Grund der Fluͤgeldekken. Formicarius. Linn. 
S. N. Attelabus. 5. 
b. Afterruͤſſelkaͤfer, blaͤulicher, mit rohten Fluͤgeldekken, und 
3. ſchwarzen Querſtrichen. Apiarius. Linn. S. N. Attelabus 7. 


10. Holzkäfer. 


a. Ruüukken mit beweglichen Seitendornen (Roͤſel Th. II. Scarab. 2. 
5 Bl. 2. Taf. 1. 
b. Rüffen mit einem Saum und Seitendornen. 
Fig. 26. 
Holzkaͤfer, geſaͤumter, gezaͤhnter Bruſtſchild, pechfaͤrbiger Leib, ge— 
foiste Fluͤgeldekken; Fühlhöener kuͤrzer, als der Leib. Coria- 
rius. Linn. S. N. Cerambyx. 4. 
Wohnt in faulen Birken. Das Männchen hat auf jeder Seite der 

Bruſt einen, das Weibchen drei Zaͤhne. 


. Geruͤndeter KRuͤkken, mit feſten und ſpizigen Seitendornen. 
Fig. 27. 
Holzkaͤf. gedoͤrnte Bruſt: 4. gelbe Punkten, undeutliche abgeſtumpfte 
Fluͤgeldekken, ſehr lange Fuͤhlhoͤrner. Edilis. Linn. S. N. 24. 
Wohnt in den Staͤmmen hohler Baͤume; hielaͤndiſch. 


c. Holzk. 


Harte Fluͤgeldekken. 11 


c. Holkzkaͤf. gedörnte Bruſt, erhöhte Fluͤgeldekken mit ſchwarzen 
Streiffen und Punkten: Fuͤhlhoͤrner, länger als der Leib. 
Nebulofus ? Linn. S. N. 172 


d. Holzk. gedoͤrnte Bruſt, abgeſtumpfte Fluͤgeldekken, mit einer 
ſchwarzen Binde und 4. Dupfen, lange Fuͤhlhoͤrner. Alpinus. 
Linn. S. N. Cerambyx. 23. 

In der Schweiz. 


e. Holzk. gedoͤrnte Bruſt, abgeſtumpfte, grüne, glaͤnzende Fluͤ— 
geldekken, ſtumpfe Schenkel, mittelmaͤßige Fuͤhlhoͤrner, Mo— 
ſchatus. Linn. S. N. Cerambyx. 22. 


d. Laͤnglich runder glatter Ruͤkken, 
Fig. 28. 
Holzkaͤfer, runde, ſtumpfe Brust, grau mit ſchwarzen Punkten, mit- 
telmaͤßige Fuͤhlhoͤrner. Carcharias. Linn. Syſt. Nat. Ceram- 
byx. 342 
Hielaͤndiſch. 


e. Ruͤndlich, glatter, gequetſchter Ruͤkken. 
Fig. 29. 
Holzkaͤfer, ruͤndliche, glatte, ſtumpfe Bruſt, finſter von Farbe und 
Anſehn, kurze Fuͤhlhoͤrner. Rufticus, Linn. Syſt. Nat. Ce- 
rambyx. 41. 


Hielaͤndiſch. 


[3] 2 Tab. V. 


12 Erſte Klaſſe. 
Tab. V. 
11. Weicher Holsbok. 
a. Eyförmige Bruſt , davon der duͤnnere Theil an den Kopf ſtoßt: 
Die Fluͤgeldekken endigen ſich in einen deutlichen Spiz: 
Duͤnne hohe Beine. 
Fig. 30. 
Weicher Holzbok, ſchwarzer, purpurfaͤrbige Bruſt, Fluͤgeldekken 
und Schienbeine. Rubra. Linn. S. N. Leptura. 3. 
Wohnt in Europa. 
b. Kunde Bruſt, die hinten und vorne duͤnner wird, die Fluͤgel⸗ 
; dekren endigen ſich in einen undeutlichen Spiz. Lange 
Beine. 
Fig. 31. 
Weicher Holzbok, ſchwarze kugelgleiche Bruſt, ſchwarze Fluͤgeldek— 
ken mit liniengleichen gelben Strichen, davon 3. für ſich ge 
bogen find; eiſenfaͤrbige Fuͤſſe. Arcuata. Linn. S. N. Leptura 19. 
Wohnt in Europa. = 


12. Johannswuͤrmchen. 


a. Das Bruſtſchildchen ganz ſcheibenrund, nur hinten ein wenig 
davon abgeſchnitten. 
Fig. 32. 
Johanuswüuͤrmchen, langes, braune Fluͤgeldekken, die auſſenher 
gelb ſind; der Hinterleib untenher ganz gelb. Lucida. Linn. 
Syſt. Nat. Cantharis. 5. 
Wohnt in Amerika? 


b. Hinten 


Sarte Fluͤgeldekken. a3 


- 


b. Sinten und vorn abgeſchnittener, platter, vierekkichter Schild, 
g mit einem Rand. 
Fig. 33. | 
Gohannsiwsrmchen; rohter, geſzumter Bruſtſchild, mit einem ſchwar⸗ 
zen Flek, braune Fluͤgeldekken. Fuſca. Linn. S. N. Cantharis. 10. 


Wohnt haͤuffig in Europa. 
Wühtet öfters wieder feine eigene Gattung. 


c. Langrunder Küken. 
Fig. 34. 
Johannswuͤrmchen, mit langrunder Bruft, blau. Cærulea. Linn. 
S. N. Cantharis. 27? 


In Europa. 
a.* b.“ Theile von Johannswuͤrmchen, an welchen die Fiſchblaſen— 
aͤhnlichen, hervorſchieſſenden Theile zu ſehen, vergroͤſſert! 


* 13. Springkaͤfer. 
a. Borſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 35. 


Springkaͤfer, dunkelbraune Bruſt, dunkel ſchalenfaͤrbige Fluͤgeldekken. 
Obſcurus. Linn. S. N. Elater. 16. 


In Europa. 
c. Vergroͤſſerte Theile deſſelben. 
4. Das Gruͤbchen in welches der Spiz 5, hineinſchnellt, wenn der 
Kaͤfer ſpringt. 


b. Gekaͤmmte Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 36. 
Springkaͤfer „ erztfaͤrbige Bruſt und Fluͤgeldekken, kammfoͤrmige 
Fuͤhlhoͤrner. Pectinicornis. Linn. S. N. Elater. 22. 
In Europa. 
d. Dieſer Springkaͤfer von der untern Seite. 


Fig. 37. 14. Leuchtender Käfer. 
Leuchtender Käfer, gruͤner, mit fuͤnf weiſſen Flekken auf den Fluͤ 
geldekken. Campeſtris. Linn. S. N. Cicindela. 1. 
Wohnt in ſandichten Gegenden. 
[B73 Tab. VI. 


14 i Erſte Klaſſe. 


Tab. VI. 


15. Stinkkaͤfer. 


a. Fluͤgeldekken, hinten geſpizt. 
Fig. 38. 
Stinkkaͤfer, runzlichte, erhöhte Fluͤgeldekken, jede in zween Spize ge: 
endigt, verguͤldeter Leib. Gigantea. Linn. S. N. Bupfreſtis. 1. 
Wohnt in Amerika, Aſia. 


b. Fluͤgeldekken, am Ende gekerbt. 
Fig. 39. 
Stinkkaͤfer, gekerbte, gefurchte Fluͤgeldekken, zween eingedruckte gol- 
dene Punkten, punktirte Bruſt. Chryſoſtigma. Linn. & N. 
Bupreſtis. 72 
In Europa. 


Ganze Fluͤgeldekken. 
Fig. 40. 
Stinkkaͤfer, ganze, geſtrichte Fluͤgeldekken mit Haarbuͤſchelchen bedekt, 
uͤberguͤldeter harichter Leib. Faſcicularis. Linn. S. N. Bupreſtis. 9. 
In Indien. Auf den Fluͤgeldekken 5, Reihen Haarbuͤſchelchen. 


16. Waſſerkaͤfer. 


a. Blaͤttrichte Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 41. 
Waſſerkaͤfer, blaͤttrichte Fuͤhlhoͤrner, glatter Leib mit etlichen umge— 
kruͤmten Streiffen. Caraboides. Linn. S. N. Dytiſcus. 2. 
In Europa. i 
b. Borſten⸗ 


Harte Fluͤgeldekken. 15 


b. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner, 
Fig, 42. 5 
Waſſerkaͤfer, ſchwarzer, die Fluͤgeldekken und der Bruſtſchild gelb 
geſaͤumt. Marginalis. Linn. S. N. Dytifcus. 5. 


‚Hält ſich in Waſſern auf, hielaͤndiſch. 


c. Keulenähnliche Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 43. 
Waſſerkaͤfer, glatter, eyrunder, abgeſtumpfte Fuͤhlhoͤrner, kürzer, als 
der Kopf. Natator. Linn. S. N. Dytiſcus. 14. 
In Europa, in den Pfüsen, Seen, lauft ſchnell über das Waſſer 
daher. In Amerika, Kalm. 


17. Erdkaͤfer. 
a. Groſſe. 
Fig. 44. 
Erdkaͤfer, dunkler, ſchwarzer, ungeflügelter, Fluͤgeldekken mit ver⸗ 
wirrten erhoͤheten Punkten. Coriaceus. Linn. S. N. Carabus 1. 
Wohnt in Deutſchland. Iſt einer von den groͤſſeſten Euro paͤiſchen. 


b. Kleine. 
Fig. 45. 
Erdkaͤfer, braun, erztfaͤrbig, die Fluͤgeldekken mit einem gelben Saum. 
Marginatus. Linn. S. N. Carabus. 24? 
Wohnt in Europa, die Erztfarbe des Kopfs und der Bruſt iſt veraͤn⸗ 
derlich. 0 


Tab. VII. 


16 Erſte Klaſſe. 


Tab. VII. 


18. Erdfloh. 
Fig. 46. 


Erdfloh, ſchwarzer, der Hinterleib in einen Spiz geendigt. Aculeata. 
Linn. S. N. Mordella. 1. 


In Europa. 


a.“ Auf dem Ruͤkken liegend, vergroͤſſert. 


0 19. Schaͤbe. 
Fig. 47. 
Schabe, braun, eiſenfaͤrbige, ein laͤngliches Gruͤbchen auf den Flügel: 
dekken. Orientalis. Linn- S. N. Blatta. 7. 


Wohnt in Amerika, in der Tuͤrkei: hauptſaͤchlich im Mehl, Brod 
u. ſ. f. in den Gegenden Rußlands, unlängſt find dieſe ungebettene 
Gaͤſte auf ihrer Reife nach Weſten nach Finnland, Schweden, Deutſch— 
land und Schwaben gekommen, und freſſen Brod, Speiſen, Schuhe ze. 
ſcheuhen das Licht: 


20. Graſehuͤpfer. 


NB. wegen allzu unbequemer Vertheilung auf die Tafeln koͤmmt 
dieſes Geſchlechte, welches ſonſt in der Ordnung hier ſtehen 
ſollte, in die zwo folgende Tafeln. 


21. Kleiner 


Harte Fluͤgeldekken. 17 


N 21. Kleiner Blaſenfuß. 
Fig. 48. 


Kleiner Blaſenfuß, Flügeldetten weiß und ſchwarz geſtreift, brauner 
Leib. Faſciata. Linn. S. N. Thrips. ſ. Phyſapus. 4. 
Wohnt auf den Blumen. 


b. Ein ſolcher, ſtark vergroͤſſert. 


f 22. Raubkaͤfer. 
Fig. 49. 


Raubkaͤfer, blau und ſchwarz, die Fluͤgeldekken halb ſchwarz, halb 
perlenfaͤrbig. Anonymus. Linn. S. N. Staphylinus, 


In Europa. 


23. Ohrwurm. 
Fig. 50. 


Ohrwurm, Flͤͤgeldekken hinten weiß. Weibchen. Auricularia. Linn. 
Syft, Nat. Forficula. r. 


In Europa, 


24. Afterholzbok. 
Fig. 51. 


Afterholzbok, ſchalenkaͤrbige Fluͤgeldekken, hinten ein weiſſes Strichel⸗ 
chen, Fuͤhlhoͤrner, laͤnger als der Leib. Minor. Linn. S. N. 


Necydalis. 2. 


Wohnt in Europa, 


18 Erſte Klaſſe. 
25. Hausſchabe. 
a. Gefluͤgelte? 
Fig. 53, 


Hausſchabe, mit violet-ſchwarzen Fluͤgeldekken und den breiteſten 
Fußſohlen. Talpa. Linn. Tenebrio. 


Wohnt auf dem Sternleberkraut. 


b. Ungefluͤgelte. 


Fig. 52. 
Hausſchabe, ungefüuͤgelte, die Fluͤgeldekken endigen ſich in einen 
Spiz. Mortifagus. Linn. S. N. Tenebrio. 10. 


Wohnt in ſchattichten, erſtikten Orten. 


26. Maywurm. 


a. Abgekuͤrzte Flugeldekken, keine Fluͤgel. 


Fig. 54. 
Maywurm, ungefuͤgelter, violenfaͤrbig. Proſcarabæus. Linn. S. 
N. Meloe. 1. 


Wohnt in ſonnenreichen Feldern, ißt den Hahnenfuß, weiſſe Nieß⸗ 
wurz; Fruͤhlingskraͤuter. 


e. Ein Fuͤhlhorn vergroͤſſert. 


b. Lange 


Harte Fluͤgeldekken. 19 


b. Lange Fluͤgeldekken, mit Unterfluͤgeln. 


Fig. 55. 
Maywurm, gefuͤgelter, glaͤnzend gruͤn. Veficatorius. Linn, S. N. 
Melo« 3. 


Wohnt auf dem Hartriegel (Liguſtr.) den Eſchbaͤumen (Fraxin.) 
und dem Holder. Wird in den Apotheken zum Zahnpflaſter (Ve- 
ficator.) gebraucht. 


20 8 Erſte Klaſſe. 


Tab. VIII. 


20. Graſehuͤpfer. 


a. Verlaͤngerte , überaus ſchmale/ dünne Bruſt. Die voͤrdern Fuͤſſe 
ſehr weit von den andern entfernt. 
Fig. 56. 0 
Graſehuͤpfer, linienaͤhnliche Bruſt, vorne ein Saum daran, wie 
Augenwimpern; die Schenkel der voͤrdern Fuͤſſe endigen ſich 
in einen Dorn, der andern, in einen Lappen. Gongylodes 
Linn. Syſt. Nat. Gryllus, 4, 


Wohnt in Indien. 
Doppelt ahlenfoͤrmige Stirn. Die Fuͤſſe der Larfe find mit häufigen 
Lappen gefluͤgelt. 


b. Kegelförmiger Ropf, laͤnger, als die Bruſt, degenaͤhnliche Fuͤhl— 
börner, 
Fig. 57. 
Graſehuͤpfer, kegelförmiger Kopf, degengleiche Fuͤhlhoͤrner, eine 
unterbrochene bleiche Linie auf den Fluͤgeldekken, blutfaͤrbige 


Fluͤgel. Nafutus. Linn. S. N. Gryllus. 11. 


Wohnt in Afrika. 


c. Gebogener 


Sarte Fluͤgeldekken. 2 


„ Gebogener Ruͤkken. Fuͤhlhoͤrner kuͤrzer , als die Bruſt? 
a | | 
Graſehuͤpfer, gezaͤhnte, kahnfoͤrmig gebogene Bruſt, geſpizter Kopf 
blauer Leib. Serratus. Linn. S. N. Gryllus. 15. 


In Indien. 


* 


re} 3 Tab. IX. 8 


22 Erſte Blaſſe. 


Tab. IX. 


d. Schwanz mit zwoen Borſten. 
Fig. 59. 5 


T e e 5 e K ® 5 5 

Graſehuͤpfer, geruͤndete Bruſt, die Fluͤgeldekken find in einen langen 
Schwanz geendiget; die voͤrdern Fuͤſſe ſind wollicht, haͤnde— 
foͤrmig. Gryllotalpa. Linn. S. N. Gryllus. 19. 


Wohnt in Europa und dem mitternaͤchtlichen Amerika, in grasreichen 
und augebauten Orten, der Feind der Gärten, 


e. Schwerdaͤhnlicher Schwanz, bei den Weibchen. 
Fig. 61. 


Graſehuͤpfer, faſt vierekkichte, glatte Bruſt, grüne braungeflekte 
Fluͤgeldekken; borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner, ſo lang, als der Leib. 
Verrucivorus. Linn. S. N. Gryllus. 38. 


In Europa. 


. Einfacher 


Harte Fluͤgeldekken. 23 


f. Einfacher Schwanz. 


Fig. 60. 

ar Graſehuͤpfer, ein wenig gewoͤlbte Bruſt / gruͤnlich- blaue Flügel, mit 
einem ſchwarzen Querſtrich. Cæruleſcens. Linn. Syſt. Nat. 
Gryllus. 48. 


Wohnt in warmen Landern. 


Zwote 


24 Zwote Klaſſe. 


EL ELENA e: He, S. WEEZE 
Zwote Klaffe 


Inſekten mit halben Sfügeldeffen 
Tab. X. 
5 27. Cikaͤde. 
a. Nachtleuchtende. 
Fig. 62. 

Cikade, mit einer ahlengleichen obſich gekruͤmmten Stirne, gruͤne 
Fluͤgeldekken mit lettfaͤrbigen Flekken, gelbe Unterſtuͤgel, mit 
einem braunen Saum. Candelaria. Linn. Syſt. Nat. Cicada. 2. 

Wohnt in China. 
a. Eben dieſelbe von der untern Seite. 


b. Wandelndes Blatt. 
(Merianin Surinam. Tab. 5. Fig. ult.) 


c. Gekreuzte. 
Fig. 63. 
Cikade, doppeltgehoͤrnte Bruſt, ein hornichter Fortſaz uͤber den 
Hinterleib, bloße Fluͤgel. Cornuta. Linn. S. N. Cicada. 10. 
Wohnt auf der Diſtel und Weide. 
d. Eben dieſelbe. e. * Vergroͤſſert. 


d. Singende. 
Fig. 65. 
Cikade, in dem innern Rand der Fluͤgeldekken ſechs braune zuſamen⸗ 
gehaͤngte Punkten. Orni. Linn. S. N. Cicada. 17. 


Wohnt in Italien, Apulien ic W e 
e. Schaͤu⸗ 


Salbe Fluͤgeldekken. 25 


e. Schaͤumende. 
Fig. 64. 
Cikade , braune, zween weite Flekken auf den Fluͤgeldekken, eine dop⸗ 
pelte unterbrochene weißlichte Binde. Spumaria. Linn. S. N. 
Cicada. 24. g 
Wohnt auf verſchiedenen Pflanzen in Europa, haͤuffig auf den Bach— 
weiden in einem Schaum verborgen. 
b. Eben dieſe in ihrem Schaum verſtekt. 
c. Eine ſolche Cikade, welche Schaum macht. 


f. Die Fluͤgel über die Seiten herunter gebogen. 
Fig. 66. 
Cikade, zuſamengedruͤkt, gelbe Bruſt, die Flügel herunter gebogen, 
blau mit einem gelben Saum. Marginata. Linn. S. N. Cicada - 
In Europa. 
28. Breite Waſſerwanze. 
Fig. 67. f 
Breite Waſſerwanze, grau- rohte Fluͤgeldekken mit braunen Bunt: 
ten geſaͤumt. Glauca. Linn. S. N. Notonecta. I. 
In den Waſſern. 
.* Kopf ſtark vergroͤſſert. 
f. Stirne. 8. 8. Augen. h. h. Fuͤhlhoͤrner. i. Saugſtachel. 


29. Waſſerſkorpion. 
Fig. 68. 


Waſſerſkorpion, aſchfarbig, uneben, eyfoͤrmig, platt. Cinerea. 
Linn. S. N. Nepa. 5. 
Wohnt in den Waſſern. 
k. Eben derſelbe, ſſiegend. 


k. k. Fluͤgeldekken. 1. Luftroͤhre. m. Fangfuͤſſe. 
[8] Tank IE 


26 Iwote Klaſſe. 


RAB X 


30. Wanze. 
3. Ohne Fluͤgel. 
Fig. 69. 
Wanze, ungefluͤgelte. Lectularis. Linn.“ S. N. Cimex. 1. 


Wohnt in den Haͤuſern, iſt auslaͤndiſch aber vor dem Anfang der 
Chriſtlichen Zeitrechnung, in England, nach Southalls Ausſage, 
kaum vor Ao. 1670. geſehen worden. 

4. Eben dieſe vergroͤſſert. 


b. Der Kopf ꝛc. noch mehr vergroͤſſert. 


b. Geſchildete. 
Fig. 70. 
Wanze, das Schildchen bedekt den ganzen Hinterleib, der Leib iſt 
ſchwarzgruͤn. Scarabæoides. Einn. S. N. Cimex. 3. 


c. * Eben dieſelbe vergroͤſſert. 


d. Wanze, ſchwarze, fuͤnf Linien auf der Bruſt, drei gelbe auf 
dem Schildchen, gelber Hinterleib mit ſchwarzen Punkten. 
Lineatus. Linn. S. N. Cine 5? 


e. Mit 


Halbe Fluͤgeldekken. 27 


„Mit harten Fluͤgeldekken. 
d. Pergarmentne. 
Fig. 71. 
f Wanze, gedruͤkter, platter, gelber Hinterleib, mit einer ſchwarzen 
Binde, ruͤndlichte, lappichte Bruſt, ſehr dikke voͤrdere Schien— 
beine. Eroſus. Linn. S. N. Cimex. 15. 


In Amerika. 


e. Eben dieſe vergroͤſſert. 


e. Dornichte. 
Fig. 72. 
Wanze, eyrunde, graue, die Bruſt auf beeden Seiten ſcharf geſpizt, 
dunkelrohte Fuͤhlhoͤrner. Bidens. Linn. S8. N. Cimex. 48. 


In Europa. 


f. Runde, oder eyfoͤrmige 


Fig. 73. 
Wanze, eyrunde, verſchieden roht und ſchwarz gezeichnet, Kopf und 
Fluͤgel ſchwarz. Ornatus. Linn. Syſt. Nat. Cimex. 43. 


In Europa. 


2 g. Borſten⸗ 


28 


— 


Zwote Klaſſe. 


g. Borſtenhörnicht. 
Fig. 74. N 
Wanze, umgekruͤmter Saugſtachel, die Fühlhörner endigen ſich in 


einen duͤnnen Faden, brauner, laͤnglicher etwas harichter Leib. 
Perſonatus. Linn. S. N. Cimex. 48. 


In Europa. Frißt die andern Wanzen. 


h. Laͤngliche. 
. 
Wanze, laͤngliche, roht und ſchwarz gefleckt, braune einfaͤrbige Fluͤgel. 
Hyofciami. Linn. Syft. Nat. Cimex. 53. 


Wohnt auf dem Bilſenkraut. 


. Borſtengleiche, lange Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 76. 
Wanze, laͤngliche, ſchwarze, auf den Oberfuͤgeln ein ſchalenfaͤrbiger 
Flek, bor ſtenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner. - maculatus. Linn. S. N. 
Cimex. 76. 


In Europa. 


k. Dornfuͤſſe. 
Fig. 77. 
Wanze, laͤngliche, ſchwarze, die Fuͤſſe gedoͤrnt, beſonders die Schien- 
beine. Calcaratus. Linn. S. N. Cimex. 78. 


In Europa, 
1. Schmaler 


Salbe Sluͤgeldekken. 29 
J. Schmaler Leib. 
Fig. 78. 


Wanze, gedruͤkte, oben ſchwarze, liniengleiche, die voͤrdern Fuͤſſe 
überaus kurz. Lacuſtris. Linn. S. N. Cimex 81. 


In ſtillen Waſſern. 


f. Kopf vergroͤſſert. 


PD] 3 Tab. XII. 


30 Swote Klaſſe. 


Tab. XII. 


31. Blattlaus. 


Fig. 79. 
Blattlaus von der Roſe. Roſte. Linn, Syſt. Nat. Aphis. 8. 
Wohnt auf den Roſen. 


Ein Roſenzweig mit einer ganzen Kolonie. 


> 


op 


Eine gefuͤgelte Blattlaus, vergröffert. 
©. * Eine ungeflügelte, vergroͤſſert. 


d. * Kovf und Saugſtachel Cr. ) noch mehr vergroͤſſert. 


32. Blattſauger. 
Fig. 80. 
Blattſauger von der Erle. Alni. Linn. S. N. Chermes. 8.1 


Die Larfen wohnen auf den Erlen-Birken-ſtaͤudchen, in wollichter 
Bedekkung. In dem mitternaͤchtlichen Amerikan. Kalm— 


e. Ein ſolcher in feiner wollichten Bedekkung. 
f. Ohhne dieſelbe vergroͤſſert. 
g. Mit derſelben vergroͤſſert. 
h. Ein Erlenſchoß mit einichen dieſer Gaͤſte. 


Halbe Flügeldekken. 31 


33. Schildlaus. 
Fig. 81. 
Schildlaus aus den Gewaͤchſehaͤuſern. Hesperidum. Linn. Syſt. Nat. 
Coccus. 1. 


Wohnt auf den immergruͤnenden Gewaͤchſen der Winterhaͤuſer, 


1. Eben dieſelbe von unten. 

k. J.“ Von oben und unten vergroͤſſert. 

In Von unten mit den Eyern. 
n. Ein Orangenzweig, auf welchem viele ihren Plaz genohmen haben. 
0. * Er und Sie in ehlichen Geſchaͤften. 


Dritte 


32 Dritte Klaſſe. 


„ %% . , /, 8 8 80 HERR 4. 

% e ee ee hb bbb b E be ee 
[> 

Br Br BB Be Be Bee Be a Ta a Be EB Be a ee Be ee ae Be 

r ehe ualeis Ele Ela in elnchn ein hs eis el ejeuiniehs eis nhetisus eis 


we, 2: % Den Die ReR ene' Dee) Aue 


Dririe Rlalfe. 
Inſekten mit beſtaͤubten Flügeln. 
Tab. XIII. 


34. Tagvogel. 
a. Keuter. 


Fig. 82. 
Tagvogel, gleichfarbige, geſchwaͤnzte, gelbe Fluͤgel, braune Quer: 
ſtreiffen, der untere Winkel des Unterfluͤgels dunkelroht. Ma- 
chaon. Linn. S. N. Papilio. 27. 


Wohnt in Europa auf den ſchirmtragenden Blumen (in flor. um- 
bellatis) und der Raute. 


b. Selikonter. 
Fig. 83. | 
Tagvogel, ganze, weiſſe, laͤngliche Flügel; auf den Unterflügeln vier 
Aeuglein, und unter denſelben ſieben. Apollo. Linn. S. N. 
Papilio. 41. g 


Wohnt auf der Hauswurze (Sedum) dem Wundkraut (Telephium) 
weiſſen Steinbrech, (Saxifraga) haͤuffig in Schweden. Die Raupe 
hat beim Genikke zwei fiſchblaſenaͤhnliche Hoͤrner. Schaeffer. 


c. Danaiden. 


+ 


Beſtaͤubte Sluͤgel. 33 


c. Danaiden. 
Fig. 84. 
Tagvogel, ganze, ekkichte, gelbe Flügel: auf jedem ein gelber Punkt, 
der unten eiſenfaͤrbigt. Rhamni. Linn. S. N. Papilio. 73. 


Wohnt auf dem Sinngruͤn (Rhamnus) in Europa und Afrika— 


(61 Tab. XIV. 


24 f Dritte Klaſſe. 


Tab. XIV. 


J. Nimfen. 
Fig. 85. 
Tagvogel, ekkichte, ſchwarze Flügel, gelblich weiß bordirt. Antiopa. 
Linn. Syſt. Nat. Papilio. 112. 


Wohnt auf der Birke (Betula) Weide (Salix) auch in Amerika. 
Kalnı, 


Fig. 86. 


Tagvogel, klein gezaͤhnte unten graue Flügel: eine weiſſe unterbro— 
chene Binde auf beeden Seiten: oben ein Aeuglein in dem 
Schwanzwinkel. Iris. Linn. S. N. Papilio. 11e. 


Wohnt auf der Eiche in Deutſchland, England ꝛc. P. Forskäl. 


a. Eben derſelbe mit ausgebreiteten Flügeln, 


b. b. b. b. b. Vergroſſerter Staub oder Federchen von einem fol: 
chen Fluͤgel. 


d. Bemeifie, 


Beſtaͤubte Fluͤgel. 35 


E. Gemeine. 
Fig. 87. 
Tag vogel, runde, blaue Flügel, mit einem weiten Rand: unten 
viel Aeuglein. Argus. Linn. Syft. Nat. Papilio. 152 


Wohnt auf dem Sinngruͤn (Rhamnus) in Europa und Afrika 


f. Auslaͤndiſche Indianiſche. 


— — 


LEJ 2 Tab. X V. 


36 Dritte Klaſſe. 


Tab. XV. 


35. Abendvogel. 
a. Kkkkichte Fluͤgel. 
Fig. 89. 
Abendvogel, ekkichte Fluͤgel, die untern mit Augen. Ocellata. 
Linn. Syft. Nat. Sphinx. I. 


Wohnt auf dem Geißbart, (Spiræa) Obs? und Nuͤſſe- tragenden 
Baͤumen. (Pomiferis Drupiferisque arb.) 


b. Ganze Fluͤgel, einfacher Schwanz. 
Fig. 88. 
Abendvogel, ganze Fluͤgel, die untern gelb mit braunen Binden, 


gelb gedupfter Hinterleib, mit ſchwarzen Ringen. Atropos. 
Linn. S. N. Sphinx. 8. 


Wohnt auf dem Jasmin, Hanf, in Europa, in Egypten und Indien 
mehr als noch ſo groß. 


c. Ganze Fluͤgel, bartiger Schwanz. 
Fig. 90. 
Abendvogel, braunbartiger Hinterleib mit einem recht braunen Ring, 


durchſichtige Flügel, mit einer ſchwarzen Binde und Saume. 
Fuciformis. Linn. Syſt. Nat. Sphinx. 28. 


Wohnt in Europa. 


d. Von 


Beſtaͤubte Fluͤgel. 37 


d. Von verſchiedener Geſtalt und Larfen. 
Fig. 91. 
Abendvogel, die obern Flügel türkisfäͤrbig mit ſechs rechten Punkten: 
Die untern ganz roht. Filipendulæ. Linn. Syft. Nat, 
Sphinx. 32. 


Wohnt auf dem rohten Steinbrech (Spiræa Ailipendula. ) 


LEJ z Tab. XVI. 


38 Dritte Klaſſe. 


Tab. X VI. 


36. Nachtvogel. 


a. Seidenſpinner. 
1. Ohne Zunge, offene Fluͤgel. 
Fig. 92. 
Nachtvogel, ohne Zunge, graulichte, ründliche offene Flügel, 


etwas geſtreift, mit einem nikkenden Aeuglein. Bavo- 


. nia. Linn. S. N. Phalæna. 6. 


Wohnt auf der Roſe, Brombeerſtaude, Ulme, Haſelſtaude, 
Weide. 


2. Ohne Zunge, zuruͤkgebogene Flügel. 


Fig. 93. 
Nachtvogel, ohne Zunge, zuruͤkgeſchlagene, gezaͤhnte, eifen- 
foͤrbige Flügel, der untere Rand ſchwarz. Quercifo- 
lia. Linn. S. N. 8. | 


Wohnt auf der Weide, dem Pfaum- und Birnbaum, Gras. 


3. Ohne 


Beſtaͤubte Fluͤgel. 


3 
2 


Ohne zunge, niedergebogene Fluͤgel, glatter Ruͤkken, 
Fig. 94. 


Nachtvogel, ohne Zunge, braune, niedergebogene Fluͤgel, 
mit weiſſen Stroͤhmchen. Die untern purpurn, ſchwarz 
geflekt. Caja. Linn. S. N. Phalæna. 22. 


Wohnt auf dem Salat, verſchiedenen Kohlgewaͤchen, frißt 
viele Kräuter ohne Unterſchied. 


b. Nachteulen. 
Fig. 9. 


Nachtvogel, Spiralzunge, mit Büͤrſtchen, lange zuſamengewikkelte, 
alte, auf dem Ruͤkken braun werdende Flügel, zuſamengedruͤk— 
tes Halsband. Exſoleta. Linn. S. N. Phala na. 104. 


Wohnt auf der ſtinkenden Melde, Erbſen, Glokke. (Campanula) 


c. Spannenmeſſer. 
Fig. 96. 


Nachtvogel, borſtenhoͤrnicht, weiſſe Flügel: braune Binde und Flek— 
ken; Bruſt und Hinterer gelb. Hortulata. Linn. Syſt. Nat. 
Phalæna. 195 ? 


Wohnt auf der Neſſel, und vielen Gartenfruͤchten, 


d. Blatt- 


— 


40 Dritte Klaſſe. 


d. Blattwikler. 


Fig. 97. 


Nachtvogel, die obern Fluͤgel weiß und grau, gelb und ſchwarze 
Dupfen. Anonyma. Linn. S. N. Phalæna Tortrix. an 250? 


— — 


e. Lichtmuͤkke. 
Fig. 98. 


Nachtvogel, braͤunlich, purpuraͤhnliche Fluͤgel, gelb geſſekt. Pur- 
puralis. Linn. S. N. Phalæna. 2332 


— — 


f. Schabe. 
Fig. 99. 


Nachtvogel, die obern Fluͤgel weiß, mit 50. ſchwarzen Punkten, 
die untern braun. Evonymella. Linn. S. N. 239. 
Wohnt auf dem Sperberbaum (Sorbus.) Spindelbaum (Evo- 
nymus!) Kirſchbaum (Padus.) u. a. m. 
Die Larfen leben geſellſchaftlich unter Tuͤchern. 


8 2 Mukke, 


Beſtaͤubte Fluͤgel. Mat 
g mürke. 
Fig. 1000 


Nachtvogel, ſchneefaͤrbige, fuͤnffach getheilte Flügel, der fünfte Theil 
iſt abgeſoͤndert. Pentadactyla. Linn. S. N. Phalæna. 304. 


— — 


11 Vierte 


42 Vierte Klaſſe. 


Eee 


Vierte Klaſſe. 
Inſekten mit nezfoͤrmigen Fluͤgeln. 


Tab. X VII. 


37. Waſſernimfe. 
a. Fluͤgel im Ruhen geoͤfnet. 
Fig. 101. 


Waſſernimfe, grün erztfaͤrbige Bruſt. Enea. Linn. Syſt. Nat. 
Libellula. 8. 


Wohnt in Europa, 


b. Von einander entfernte Augen. 


Fig. 102. 


Waſſernimfe, abwechslungsweiſe blaue und aſchfaͤrbige Ringe, zu 
auſſerſt in den Flügeln ein ſchwarzer Punkt. Puella. Linn, 
Syſt. Nat. Libellula. 18. 


Wohnt auf ſumpfichten Wieſen; frißt Muͤkken. 


38. Ufer⸗ 


Nezförmige Fluͤgel. 42 


38. Uferaas. 
a. Dreifacher Schwanz. 


Fig. 103. » 


Uferaas, dreifacher Schwanz, braungefiefte Flügel. Vulgata. Linn. 
S. N. Ephemera. 1. 


Wohnt zwei und zwanzig Monahte in dem Waſſer; ſteigt hernach aus 
demſelben; zerplazt; legt feine Haut ab; fliegt davon; haͤutet ſich 
abermals; fliegt umher; ſucht feinen Gatten; paart ſich; legt Eyer: 
Stirbt — und dieſes alles in Zeit von zwo bis drei Stunden! 


b. Schwanz mit zwoen Borſten, 


c. Schwanz ohne Borſten. 


39. Früͤhlingsfliege. 


a. Schief aufliegende Fluͤgel. 
Fig. 104, 


Fruͤhlingsfliege, grau⸗aſchfarbige Flügel, zween ſchwarze Striche 
der Länge nach; ein weiſſer Flek. Grandis. Linn. Syft. Nat, 
Phryganea. 4. 0 


Wohnt in Europa, in einer von langen Hoͤlzchen verfertigten Roͤhre, 
im Waſſer, 


9 b. Platt 


44 Vierte Klaſſe. 
b. Platt aufliegende Fluͤgel. 
Fig. b. 


Fruͤhlingsfliege, adricht = nesförmige Flügel, zwo Schwanzborſten. 
Bicaudata. Linn. S. N. Phryganea. 8. 


40. Stinkfliege. 
Fig. 10% 


Stinkfliege, haaricht, dunkele Flügel, behaarte Adern; kolbenaͤhn⸗ 
liche Fuͤhlhoͤrner. Formicaleo. Linn. S. N. Hemerobius. 4. 


Wohnt, als Larfe, im Sand, geht hinterſich in ihrem Gruͤbchen, und 
lebt hauptſaͤchlich von den Ameiſen. 


s 41, Fliege mit dem Skorpionsſchwanz. 
Fig. 106. 


Fliege mit dem Skorpionsſchwanz, gleichfoͤrmige, ſchwarz⸗ 
geſlekte Flüge, Communis. Linn. S. N. Panorpa. I. 


Wohnt in Europa; das Männchen hat einen Scheerenſchwanz, 


42. Rameel- 


Nezfoͤrmige Fluͤgel. 457 
42. Kameelhals. 
Fig. 107. 
Kameelhals. Ophiopfis. Linn. Syft. Nat. Rhaphidia. r. 


Wohnt in Europa; die Puppe kriecht herum, iſt ungeflügelt , aber 
ſonſt dem vollkommenen gleich. 


% Fuͤnfte Klaſſe. 


5 ο e ο . e ο e Y JD See 
EEE NN 70 ge N € 


9. 


Cee D 
Bee Nee Ne- Nee e 


„ee 
Fuͤnfte Klaſſe. 
Inſekten mit pergamentnen Flügeln. 
Tab. XVIII. 
| 43. Gallapfelwurm. 
Fig. 108. 
Gallapfelwurm, ſchwarzer, geſtrichelte Bruſt, graue Fuͤſſe, die 
Schenkel untenher ſchwarz. Quercus folii. Linn. Syſt. Nat. 
Cynips. 5. . 
Wohnt in den Gallapfeln, auf der untern Seite der Eicheublaͤtter 
die ſo groß ſind, als Haſelnuͤſſen. A 
a. * Eben derſelbe vergroͤſſert. 


44. Afterweſpe. 
a. Mit keulengleichen Fuͤhlhoͤrnern. 
Fig. 109. 
Afterweſpe, mit keulengleichen gelben Fuͤhlhoͤrnern, glatter, blau- 
licher Hinterleib. Nitens. Linn. Syft. Nat. Tenthrede. 7. 
Wohnt in Europa, 


b. Gekaͤmmte, federbuſchaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner, 
Fig. 110, 
Afterweſpe, mit aufliegenden Fluͤgeln, braun. Pterophorus, Linn. 
S. N. Tenthredo. 
Wohnt in Europa. 


b. Kopf vergroͤſſert, 
e. Reulen: 


3 


we 


1 
1 


Pergamentne Slügel, 


c. Keulenaͤhnliche Fuͤhlhoͤrner , ohne Helenke? 
Fig. 11I. | 
; Aſterweſpe, ganze, etwas gekeulte Fuͤhlhoͤrner, blaue Brut, brau⸗ 
ner Flekke in den Fluͤgeln. Uftulata, Linn, Syſt. Nat. Ten- 
thredo. 10. 


Wohnt in Europa. 


d. Fadenfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner, mit 7-8. Gelenken. 
Big. 112 . 
Aſterweſpe, Fuͤhlhoͤrner mit 7. Gelenken, gelblicher Leib, ſchwarzer 
Rukken mit gelblichen Bogen. Melomela. Linn. Syſt. Nat. 
Tenthredo. 16. 


Wohnt in Europa. 


e. Borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 113. | 
Afterweſpe, borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner; blauer Leib; rohter Kopf. 
Erythrocephala. Linn. Syſt. Nat. Tenthredo. 26. 
Wohnt auf den Fruͤchten: das Maͤnnchen iſt ganz ſchwarz, das Maul 
uud die voͤrdern Schienbeine gelb. 


55. Naupentoͤder. 


a. Auf der Spize des Sinterleibs ſizend. 
Fig. 114. 
Raupentoͤder, geſpizter, eiſenfaͤrbiger Hinterleib: der 3, 4, sı Ste 
Ring iſt ſchwarz, behaarte Bruſt. CGigas. Linn, Syſt. Nat. 
Ichnevmon. 1. 


ig in Schwede 
Wohnt haͤuffig in Schweden. b. weiſſes 


48 Fuͤnfte Klaſſe. 
b. wWeiſſes Schildchen: Fuͤhlhoͤrner mit einem weiſſen Ring. 
Fig. 115. ö ö 
Raupentoͤder, gelbes Schildchen, einfarbige Bruſt, das Stielchen 
des Hinterleibs ſchwarz, der zweete und dritte Ring eiſenfaͤrbig, 
doch iſt der voͤrdere Rand des dritten ſchwarz, der ſechſte iſt 
gelb. Sarcitorius. Linn. S. N. Ichnevmon. 7. 


Wohnt in Europa, 


c. weiſſes Schildchen: ganz ſchwarze Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 116. 
Raupentoͤder, gelbliches Schildchen, geflekte Bruſt, ſchwarzer Hinz 
terleib: auf den Seiten jedes Rings zween weißliche Punkten. 
Perſuaſorius. Linn. S. N. Ichnevmon. 172 


Wohnt in Europa. 


d. Schildchen von der Farbe des Ruͤkkens; Fuͤhlhoͤrner mit einer 
Binde. 


e. Schildchen von Farbe der Bruſt, ſchwarze borſtenaͤhnliche Fuͤhl⸗ 
hoͤrner. 
Fig. 117 
Raupentoͤder, ſchwarzer ungeßekter Leib, cylindriſcher, gebogener 
Hinterleib, feuerrohte Beine. Manifeſtator. Linn. Syſt. Nat. 

Ichnevmon. 30. 

Wohnt in ſandichten Gegenden. Beißt in die zuſamengewikkelten 
Weidenblätter ein Loch; und kundſchaftet die zwiſchen denſelben ver— 
borgene Larfe aus. Rolander. Der Stachel iſt oft zweimal ſo lang, 
als der Leib. f 


f. Gelbe 


Pergamentne Fluͤgel. 49 
f. Gelbe borſtengleiche Fuͤhlhoͤrner. 


Fig. 118. 
Raupentoͤder, rohtgelb, geſtreimte Bruſt, gebogener Hinterleib. 


Luteus. Linn. S. N. Ichnevmon. 51. 


Wohnt in Europa; oͤfters an den Wegen. 


g. Kleine; fadengleiche Fuͤhlhoͤrner. 
Fig. 119. 
Naupentoͤder, ſchwarzer, dunkelrohter Kopf, gruͤne Augen. Seca— 
NN. 63.2 


— — 


[6] Tab. XIX. 


90 Fuͤnfte Klaſſe. 
Tab. XIX. 


46. Afterraupentöder. 
a. Der Sinterleib an einem verlaͤngerten Stiel. 
Fig. 120. 
Afterraupentoͤder, ſchwarzer, das Stielchen des Hinterleibs hat 
zwei Gelenke. Der zweite und dritte Ring roht⸗eiſenfaͤrbig. 
Sabuloſa. Linn. Syft. Nat. Sphex. 2. 


Wohnt in ſandichtem Loden, wo er, wie ein Hund mit den voͤrdern 
Fuͤſſen einen hohlen Gang einſcharrt, dahin die Larfe eines Nachtvo— 
gels oder eine halbtodte Spinne begraͤbt, ein Eychen dazu legt und 
alsdenn die Oeffnung wieder vermacht. 


b. Ein wenig niedergedruͤkter Sinterleib. 
Fig. 121. 
Afterraupentoͤder, glatter, glaͤnzender, gruͤne Bruſt, goldener Hin— 
terleib; zulezt vierfach gezaͤhnt. Ignita. Linn. Syſt. Nat. 
Sphex. 23. 


Wohnt in den Mauern. 


47. Weſpe. 
Fig. 122. 
Weſpe, ſchwarze, obenher fuchsrohte Bruſt, auf jedem Bauchringe 
zween zuſammenſtoſſende ſchwarze Punkten. Crabro. Linn. 
8. N. Vefpa. 1. N 


Wohnt in hohlen Baͤumen, oder unter deren Wurzeln: Sperber der 
Bienen. 


a. Weſpe, 


. —— 


Pergamentne Sluͤgel. st 


2. Weſpe, ſchwarze Bruſt mit zwei Schuͤppchen und zween roh⸗ 
ten Flekken. Der Kopf roht, die Augen ſchwarz. Der Hin⸗ 
terleib ſchwar;, roht und gelb. Das erſte Gelenke des Stiel⸗ 
chens ſchwarz: das zweite oben roht unten ſchwarz; das erſte 

i Gelenke des Hinterleibs hat alle drei Farben. Die übrigen 
find gelb und ſchwarz geſaͤumt. An Canadenſis. Linn. 8. N. 
Veſpa. 152 


In dem mitternaͤchtigen Amerika. 


48. Biene. 
Fig. 123. 


Biene, gehaͤrlet, etwas graue Bruſt, brauner Hinterleib, die Hinter— 
fuͤſe glatt und an dem Rand beeder Seiten eine Reihe aͤhnlicher 
Haare. (Arbeitsbiene.) Mellifera. Linn. S. N. Apis. 17. 


Wohnt in Europa in hohlen Baͤumen, meiſtens zahm in Koͤrben, 
b. Biene, das Männchen von der Honigbiene. 


c. * Der hintere Fuß der Arbeitsbiene vergroͤſſert. 


c. Der Schenkel. 6. Das Schienbein, mit dem Staub, den 
die Bienen von den Staubfaͤden der Blumen abkehren, 
uͤberkleibt. 7. Die Palette, welche der Biene, wie das 
Schienbein, dient. 8. Die 3. Fußblattgelenke, 


[612 d.“ Der 


92 Fuͤnfte Klaſſe. 


d.“ Der untere Theil des Kopfs einer Biene vergroͤſſert. 


1. Die ſchalenarttge Oberlefze. 2. Die Zaͤhne. 3. Aeuſſere, 
ſchalichte Scheide. 4. Innere biegſame Scheide des 
Ruͤſſels 5. 


Fig. 124. 
Biene, ſchwarze, ſehr harichte, ein gelber Ring um die Bruſt; um 
den Hinterleib ein weiſſer. Terreſtris. Linn. Syſt. Nat. Apis. 30. 


Wohnt tief unter dem Boden. 


49. Ameiſe. 
Fig. 12 5. 
Ameiſe, ſchwarze, eyrunder Leib, eiſenfaͤrbige Schenkel. Hercu— 
leana. Linn. Syſt. Nat. Formica. 1. (Zwitter.) e. Sie. 
f. Er. 


Wohnt in Europa in faulen Stoͤkken; herumſchweiffend. 


so, Ungefluͤgelte Biene. 
Fig. 126. 


Ungefluͤgelte Biene, glatte, rohte, Kopf und Hinterleib gehaͤrlet 
ſchwarz. Formicaria. Linn. S. N. Mutilla. 1. 


— — 


g Unger 


3 


N Pergamentne Sluͤtzel. 53 


g. Ungefluͤgelte Biene, ſcharlachfaͤrbig, ſchwarzer Ring um 
den Hinterleib. Occidentalis. Linn. Syſt. Nat. Mutilla. r. 


Wohnt in dem mitternaͤchtigen Amerika, 


63 3 Sechfte 


54 Sechſte Rlaſſe. 


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Inſekten mit zween Flügeln, 
Tab. X X. 


51. Renntbierbrehine, 
Fig. 127. 


Rennthierbrehme, mit gefekten Fluͤgeln, gelbe Bruſt mit einer 
braunen Binde, gelber Hinterleib zulezt ſchwarz. Bovis. Linn. 
Syſt. Nat. Oeſtrus. 1. 


Wohnt in dem Ruͤkken des Hornviehes. 


ad. Eben dieſelbe vergroͤſſert. 
52. Groſſe Muͤkke. 
a. Mit offenen Fluͤgeln. 
Fig. 128. en 


Groſſe Muͤkke, glaͤſene Flügel mit braunen Stroͤhmchen, und 
einem ſchneeweiſſen Flekfte. Rivoſa. Linn. S. N. Tipula. 2. 


Wohnt in Europa. 


d. Mit 


Zween Fluͤgel. ss 


b. Mit aufliegenden Fluͤgeln. 
Fig. 129. 
Groſſe Muͤkke, ſchwarze, lange, haarige, mit ſchwaͤrzlichen Flügeln, 
Febrilis. Linn. S. N. 29. (Er und Sie.) 


Wohnt in erſtikten Orten. 


53. Muͤkke. 


a. Fadenfoͤrmige, einfache Fuͤhlhoͤrner, ohne Seitenborſte. 
Fig. 130. 
Muͤkke, einfache Fuͤhlhoͤrner, die Bruſt etwas ſattelfoͤrmig, endigt 
ſich in zween Dorne, gelbes Schildchen, die Fluͤgel ſind braun 
und uͤbereinandergekreuzt, daß die Seiten des Hinterleibs unbe⸗ 


dekt ſind, derſelbe iſt gelb mit ſchwarzen Binden. Sellata. 
Linn. S. N. Muſca. 


Wohnt oͤfters in der Schweiz. 


b. Wollichte, federbuſchichte. 
Fig. 131. 
Muͤkke, ſchwarze, harichte mit federbuſchichten Fuͤhlhörnern, ein 
Theil der Bruſt, der hintere Theil des Hinterleibs und der 
voͤrdere der Flügeln iſt dunkelkoht. Myſtacea. Linn. S. N. 
Muſca. 15. 


Wohnt in Europa. 


c. Wollichte, 


595 Sechſte Klaſſe. 
c. Wollichte, mit Borſten. » 
Fig. 132. ' 


Muͤkke, ſchwarze, nakkende, ungeflekte Bruſt, auf dem Hinterleib 
zweimal drei weiſſe halbe Moͤndehen. Pyraſtri. Linn. S. N. 
Muſca. 39. 


Wohnt unter den Blattlaͤuſen der Birnbaͤume. 


d. Harichte, mit einer Feder 


ws 


Fig. 133. 
Muͤkke, das erſte Gelenke des Hinterleibs weiß burchſcheinend. Pel- 
lucens. Linn. S. N. Muſca. 48. 


Wohnt in Europa. 


e. Harichte, mit einer Borſte. 
Fig. 134. 
Muͤkke, haricht, ſchwarz- borſtenhoͤrnicht, die Flügel beim Grund 
eiſenfaͤrbig. Groſſa. Linn. S. N. Muſca. 56. 


Wohnt im Hornviehmiſt. 


b.“ Ein Stuͤck von dem Auge einer Muͤkke, vergroͤſſert. 


c. » RNuͤſſel einer Muͤkke vergroͤſſert. 


54. Vieh: 


Zween Fluͤgel. 57 


a 54. Viehbrehme. 
Fig. 135. 

Viehbrehme, die Bruſt wie ein Pelz mit Haaren uͤberzogen, oben 
leimfaͤrbig, unten ſchwarz. Der Hinterleib ſchwarz, ſehr bes 
haart, die Fluͤgel braun, die Beine ſind ſchwarz, die Schien— 
beine mit gelben Haaren uͤberdekt. Pellitus. Linn. Syſt. Nat. 


Tabanus. 


Wohnt in Europa, 


50 Tab. XXI. 


50 Sechſte Klaſſe. 
Tab. XXI. 
55. Schnakke. 
Fig. 136. 
Schnakke, braune, mit zweenzinkichtem Ruͤſſel. Bifurcatus. Linn. 
Syſt. Nat. Culex. 2. 
Wohnt haͤuffig in den Waſſern. 
b. * Kopf und Saugruͤſſel vergroͤſſert. 
a. Schnakke, graue, acht braune Bauchringe. Pipiens. Linn. 
S. N. Culex. I. 


b. * Kopf vergroffert. 


Ra 56. Danzende Muͤkke. 
Fig. 137. 
Danzende Muͤkke, haarfoͤrmige Fuͤhlhoͤrner, ſchwarz: die hintern 
Fuͤſſe lang; bei dem andern Geſchlechte gefiedert. Pennipes. 
Linn. S. N. Empis. 2. 


Wohnt in Europa. 
d.“ Eben dieſe vergroͤſſert. 


i 57. Pferdſtecher. 
Fig. 138. 


Pferdſtecher, etwas gefiederte Fuͤhlhoͤrner, grau, glatt, eyfoͤrmig. 
Calcitrans. Linn. S. N. Conops. 2. 
Wohnt bei den Fuͤſſen der Ochſen, daher ihr beftändiges Stampfen. 
Linn. Amoen. Acad. 3. p. 343. 
e. Kopf und Saugruͤſſel vergroͤſſert. 
1. Saugſtachel. 


2. Federn an den Fuͤhlhoͤrnern. 
58. Naub⸗ 


Sween Fluͤgel. 


N 
N 


| 58. Reubfliege, 
Fig. 139. 


Raubfliege, behaarte, aſchgraue, ſchwarze Schenkel, rohte Schieu⸗ 
beine. Germanicus. Linn. Syft. Nat. Afılus. 8. 
Wohnt haͤuffig in Deutſchland⸗ 


f. Kopf vergroͤſſert. 


59. Stehende Fliege. 


g. 140. 
Stehende Fliege, der voͤrdere Theil der Bruſt braun, der Leib 
leimfaͤrbig, pelzig, die Flügel halb glaͤſern, halb dunkelgrau. 
Anonymus. Linn. S. N. Bombylius. 


Wohnt in Europa. 


60. Fliegende Pferdlaus. 


l 
Fliegende Pferdlaus, ſchwarze Augen und Hals, braun und gelbe 
Bruſt, ſafrangelbe Fuͤſſe. Linn. S. N. Hippoboſca. 1. 


Wohnt in Europa und dem mitternaͤchtigen Amerika; den Pferden 
und Ochſen aufſaͤzig. 


g. Eeben dieſelbe ganz vergroͤſſert. 


Siebente 


50 Siebente Klaſſe. 


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Siebente Klaſſe. 


Inſekten ohne Flügel. 


Tab. XXII. 


61. Jukkergaſt. 


Fig. 142. 


Zukkergaſt, ſchuppichter Leib, dreifacher Schwanz.  Saccharina. 
Linn, Syft. Nat. Lepisma. 1. 


Wohnt in Amerika unter dem Zukker und verſchiedenem Hausrath, 
daher in Europa gemein. 0 


a.“ Eben derfelbe vergroͤſſert., 


62. Pflanzen⸗ 


Ohne Fluͤgel. er 


652. Pflanzenfloh. 
Fig. 143. 


Pflanzenfloh, lange, dunkelblaͤulich glänzende, Plumben. Linn. Syſt. 
Nat. Podura. 4. 


Wohnt in Europa, in den Baumgaͤrten. 
* 


b.“ c. * Eben dieſelbe vergroͤſſert, 


63. Todtenuhr. 
Fig. 144. 


Todtenuhr, mit eyförmigem Hinterleib, bleichem Mund, ſchwarzen 
Augen. Fatidicum? Linn. S. N. Termes. 3? 


Wohnt in alten Büchern, bei aufaetrokneten Pflanzen. 


d. * Eben dieſelbe vergroͤſſert. 


64. Lauſe. 
Fig. 145. 
Lauſe, des Menſchen. Humanus. Linn. S. N. Pediculus. r. 


Wohnt auf dem Kopf und den Kleidern der Menſchen. 


e. Vergroͤſſert. 


[5] 3 8, Floh. 


8 


Siebente Klaſſe. 


ss. Floh. 
Fig. 146. 
Floh, Nuͤſſel kürzer, als der Leib. Irritans. Linn. S. N. Pulex, x. 
Wohnt aller Orten in Europa; fuͤraus den Haſen beſchwehrlich. In 
Amerika. Kalm⸗ 5 


f. Vergroͤſſert. 


Fig. 147. 
Milbe, wolichter, gedruͤkter Hinterleib, hinten ſtumpf. Aquaticus. 
Linn. S. N. Acarus. 18. 


Wohnt in Europa, in ſuͤſſen Waſſern. 


g. Bergröffert. 


67, Weberknecht. 


Fig. 148. 
Weberknecht, eyrunder Hinterleib, unten weiß. Opilio. Linn. S. N. 


Phalangium. 1. 
Wohnt in a Amerika N an ſchattichten Orten. 
b. Em Fuͤhlſpize, vergröſſert. na 
i. Ein fußaͤhnliches Fuͤhlhorn, vergroͤſſert. 
k. * Die Augen, vergroͤſſert. 


E 58. Spinne, 


Ohne Fluͤgel. 63 


68. Spinne. 
Fig. 149. 
Spinne, weiß und gelb, mit ſchwarzen Zeichnungen. Linn. §. N. 
Aranea. 


Wohnt in Europa. 


1. Kopf ic. vergroͤſſert, 


Tab. XXIII 


34 Siebente Klaſſe. 


Tab. XXIII. 


69. Skorpion. 
Fig. 150. 


Skorpion, Kaͤmme mit rs Zähnen ; Klauenhaͤnde. Europæus. Linn. 


Syft. Nat. Scorpio. 4. 


Wohnt in dem mittaͤgigen Europa. 


70. Krebs. 
Fig. 151. 


Krebs, lange Scheeren, glatte Bruſt, der Ruͤſſel auf der Seite gezaͤhnt, 
beim Grund deſſelben auf jeder Seite ein Zahn. Aſtacus. 
Linn. S. N. Cancer. 43. 


Wohnt in Seen und Fluͤſſen, in Europa, 


Fig. 152. 


VATER STE 
R 


Ohne Fluͤgel. | 65 
Fig. 152. 
Krebs, lange Scheeren ı gegliedert, Hände ohne Finger, duͤnn aus⸗ 


gehender Schwanz mit zweenfachen Doͤrnen. Locuſta. Linn. 
Syft. Nat. Cancer. 57. 


2. Eben derſelbe vergroͤſſert. 


734 Tab. XXIV. 


* 


. 


. 


66 Siebente Klaſſe. # 
Tab. XXIV. 


71, Riefenfuß. 
Fig. 153, 
Kiefenfuß, etwas zuſamengedruͤkte Schale, vorn umgeſchlagen, hinten 
abgeſtuͤmpft, Schwanz mit zwoen Borſten. 


Wohnt in Europa, in Waſſergraben und Fiſchteichen. 


a. Eben derſelbe vom Ruͤkken vorgeſtellt: Sehet Schaeffern. 


72. Kellerwurm. 
Fig. 154. 


Kellerwurm, eyrunder; abgeſtümpfter, zweenfacher Schwanz. Alel. 
lus. Linn. Syſt. Nat. Oniſcus. 10. 


Wohnt in Haͤuſern, Mauern, Winterhaͤuſern, faulendem Holz. 


b. Vergroͤſſert. 


73. Aſſel. 


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a 5 
Ohne Fluͤgel. 67 
73. Aſſel. 
Fig. 153. 
Aſſel, auf jeder Seite 15 Fuͤſſe. Forficata. Linn. Syſt. Nat. Scolo- 
pendra. 3. Su 


Wohnt in Europa; in dem mitternächtigen Amerika. 


8 Kopf davon vergroͤſſert. 


74. Vielfuß. 
Fig. 156. 
| Vielfuß, auf jeder Seite 100 Fuͤſſe. Terreſtris. Linn. Syſt. Nat. 
Julus. 3, | 


Wohnt in Europa; unter der Erde. 


d.“ Verngroͤſſert. 


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Der Buchbind er wiſſe: 
Daß die Kupfertaſeln alſo geheftet werden „daß im Aufſchlagen auf 
der rechten Hand eine Kupfertafel zu ſtehen koͤmmt, und auf 
der Linken die dieſelbe erklarende Tafel anfang. 


Daß er die Erklaͤrungstafeln ze. beſonders einbinden kan. 


Daß die gemahlten Kupfertafeln nicht müſen geſchlagen, 19995 fart 
gepreßt werden: — 


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