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Full text of "Die Kirchenbauten der deutschen Jesuiten. ein Beitrag zur Kultur- und Kunstgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts"

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2>ie  Slirdjenöauten  öer  beutfdjen  ^efuiten. 


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https://archive.org/details/diekirchenbauten9910brau 


&ie  f ircfjeitbauten 
ber  beutfdjen  ^efititen. 

©in  Beitrag 

pr  Kultur-  itnb  fUtnftgcidjidjtc  bed  17.  unb  18.  ^af)id)itubertd 

üon 

Sofeplj  Srnitit  S.  J. 


@tfier  Seil: 

$ie  $irtf)en  ber  ungeteilten  rljeinifrfjen  nnb  ber  nteberrljetntftfjen 
Orbett&protun). 

SJlit  13  tafeln  unb  22  3T6bilbungen  tut  Scjt. 


(ßrgßiipnggMte  5U  ben  „©tinunen  ßu§  9Jtaria4aadj"  — 99/100,) 


gfmßurg  int  aSmsgau. 

§ e r b e r f ä)  e 23erlag3ljanblung. 

1908. 

Berlin,  $arl3rufje,  DJtündjeit,  «Strasburg,  Sßien  unb  ©t  Soui3,  SJto. 


OTe  9fted)te  borbe^alten. 


2htd)brucferet  ber  §erberf<$en  $erlag§banblmtg  in  $reiburg. 


$ oru>  o r t. 


3n  ber  SSorrebe  ju  ber  ©dbrift  über  bie  belgifdben  Sefuitentirdben 
fpradb  ber  Söerfaffer  bie  Hoffnung  aus,  in  nidbt  511  ferner  $z\t  audb  eine 
Bearbeitung  ber  beutfdben  ^irdbenbauten  ber  gefuiten  weiteren  Greifen 
ber  $unffgelebrten  unb  $unftfreunbe  borlegen  gu  tonnen.  Diefe  Hoffnung 
erfcbeint  hiermit  infomeit  bermirtlidbt,  als  bie  $irdben  in  grage  tommen, 
meldbe  im  Bereif  ber  nodb  ungeteilten  rbeinifdben  unb  nadb  beren  Teilung 
in  bem  ber  nieberrbeinifdben  OrbenSprobin^  entftanben.  Ein  jmeiter  Steil 
fofl  fidb  fpäter  mit  ben  $irdbenbauten  befdbäftigen,  metdbe  in  ber  ober» 
rbeinifdben  unb  oberbeutfdben  ^robin^  aufgefübrt  mürben.  B3arum  eine 
foldbe  geteilte  Bepanblung,  mirb  bie  Einleitung  beS  näheren  entmidfeln. 

Die  ®runbfä|e,  bon  benen  fidb  ber  Berfaffer  bei  ber  borliegenben 
©dbrift  leiten  lieb,  finb  biefelben,  toeldbe  für  ibn  bei  Bearbeitung  ber 
belgifcben  3efuitentirdben  beftimmenb  maren:  nüchtern,  objeftiö,  folib  in 
gorfdbung  unb  DarfteKung.  B3enn  bie  Arbeit  über  bie  belgifdben  ^irdben 
beS  OrbenS  in  bollern  9Jtaf$e  ben  Beifall  ber  fadbmännifdben  $ritif  ge» 
erntet  Ijat,  fo  berbantt  fie  baS  fidber  nidbt  ^um  menigften  bem  Umftanbe, 
bab  bei  ihr  eben  jene  brei  ^rin^ipien  bem  Berfaffer  ftetS  als  güfjrer  $ur 
©eite  maren. 

2BaS  bie  äftbetifdbe  SBürbigung  ber  ®irdben  anlangt,  fo  madbt  biefelbe 
teineSmegS  ben  5tnfprudb,  als  mabgebenb  ju  gelten.  9lnbere  mögen  anberS 
urteilen.  Dodb  barf  auSgefprodben  merben,  bab  für  fie  in  teiner  B3eife 
baS  Sntereffe  auSfdblaggebenb  mar,  meldbeS  nun  einmal  jeber  gefuit  für 
bie  alten  $irdben  beS  OrbenS  megen  ihrer  ^abtlofen  Erinnerungen  an  bie 
Sage  ber  Bergangenbeit  befipt,  fonbern  lebiglidb  bie  tünftlerifdb=äftbetifdben 
Dualitäten  ber  Bauten  unb  jene  ©umme  bon  gmponberabilien,  metdbe 
einer  $irdbe  ©timmung  ju  geben  pflegen. 

Dap  für  bie  ©dbrift  forgfältig  alles  eingefeben  mürbe,  maS  über  bie 
in  ibr  in  grage  tommenben  Jefuitenfirdien  bereits  gefdbrieben  mürbe, 
braucht  mobt  nidbt  gefagt  §u  merben.  ®aum  eine  ber  einfdblägigen  gröberen 

a** 


VI 


Sortoort. 


unb  Heineren  Arbeiten,  fein  2tuffa|  unb  feine  fonftige  9Jotis  bon  irgenb 
meinem  Gelang  bürfte  bem  SSerfaffer  entgangen  fein.  2Ba§  bon  iEnen 
2Bert  Eat,  ift  bei  ben  einzelnen  $ird)en  genannt  morben.  9?icEt§  mürbe 
febocE  auf  Sreu  unb  ©tauben  Eingenommen,  fonbern  alles  an  ben  $ird)ßn 
un^in  ben  9lriEiben  nat^geprüft , ba  bie  ©djrift  ficE  burd)au§  auf  bem 
>.  ©tubium  ber  einzelnen  $ir<Eenbauten  unb  ber  einfdjtägigen  5trd)ibatien 
aufbauen  foKte.  Seiber  finb  letztere  bei  meitem  nid&t  in  bem  Umfang  er= 
galten,  at§  es  münfdjenSmert  märe.  6etjr  bieteS  ift  bei  Stuffjebung  ber 
©efeüfd&aft  3efu  infolge  ber  3erftrenung  ber  arcEibatifcEen  33eftänbe,  bie 
ficE  bis  ba^in  in  bortrefftidjer  Orbnung  befunben  E^Uen,  entmeber  fd)ted)t= 
Ein  ju  ©runbe  gegangen  ober  bod)  unauffinbbar  gemorben.  ^amentticb 
gi/t  baS  bon  ben  fo  midjtigen  23aured)nungen  unb  53auaften.  $ottftänbige 
^öaurecbnungen,  bie  aud)  baS  Mobiliar  mit  einbe^ogen  E^ben,  E<*ben  fi<E 
feine  erEatten ; SaurecEnungen  über  bie  Ausgaben  für  ben  23au  als  folgen 
nur  menige,  unb  fetbft  biefe  finb  jum  Seit  nur  fur$e  9tuSgüge  unb  bon 
feEr  geringer  33ebeutung  für  bie  23augefd)id)te  ber  betreffenben  $ird)en. 
3mmerEin  bringt  aud)  fo  bie  Arbeit  manches  9Jeue,  mancEeS  Sntereffante, 
mantEen  mid)tigen  Beitrag  §ur  $unfigefd)i<Ete  beS  17.  unb  18.  $aEr= 
EunbertS.  6eEr  biet  9leueS  bietet  bor  altem  bie  auSfüErticEe  SBeEanbtung 
ber  Sefuitenfirdjen  in  fi<E  betrautet  unb  in  iEren  Se^ieEungen  gueinanber. 
Sann  macEt  bie  <Sdjrift  mit  einigen  biSEer  unbefannten  2trd)iteften  bon 
meEr  atS  gemöEnticEer  23ebeutung  fomie  mit  einer  großen  5tn^aEt  tücEtiger, 
ben  iReiEen  ber  0rbenSangeEörigen  entftammenber  $unfiEanbmerfer  befannt. 
DtaeS  bürften  aud)  bie  Unterfudjungen  über  baS  ®norpetornament  unb 
bie  Sarftellung  ber  in  ben  Sefuitenfirdjen  ficE  bott^ieEenben  ©ntmidtung 
ber  ornamentaten  formen  entEatten,  namentlich  aber  mirb  für  bie  meiften 
eine  mirfticEe  ÜberrafcEung  gemäEren  baS  ^Bitb , metcEeS  bie  ©cErift  an 
ber  §anb  ber  Monumente  bon  bem  langen  gortteben  ber  ©otif  im  9?orb* 
meften  Seutfdjtanbs  geicEnet ; ein  gortteben,  bon  bem  mir  in  ben  $unft= 
gefd)id)ten  faum  je  ein  SSort-ju  berneEmen  pflegen.  Sie  9trd)ibatien,  metdje 
ber  Arbeit  gu  ©runbe  liegen,  finb,  fomeit  fie  ficE  in  anbern  als  0rbenS= 
ardjiben  finben,  bei  ben  einzelnen  Kirchen  angegeben. 

$on  großem  SGßert  mar  aud)  für  biefe  Arbeit  eine  Stu^aEt  bon 
Originatptänen , metd)e  befonberS  über  bie  ©ntmidtung  ber  SBauibee  ein= 
getner  $ird)en  mertbotten  9luf}d)luj3  geben,  ©inige  babon  finben  ficE  in 
einer  (Sammlung  bon  ^tänen  &u  Sefuitenbauten,  bie  nacE  Aufhebung  beS 
0rbenS  1773  burcE  einen  §errn  be  S3reteuit  aus  bem  5trd)ib  beS  ©eneratatS 


Vormort. 


YII 


ju  Stom  in  bie  $önigtife  Vibtiofef  gu  ^3ariS  gelangten  unb  nun 
im  Vefitj  ber  Stationatbibtiothef  bafetbft  finb  (Cabinet  des  Estampes 
H d 4),  önbere  in  beutff  en,  ihres  OrteS  näher  $u  bereif  nenben  SIrfioen. 
Oie  Stbbitbungen,  gum  größten  Seit  noch  oötlig  unoeröffenttif  teS  Material, 
mürben  alle  naf  Stufnahmen  ^ergefteHt,  metfe  ber  Verfaffer  felbft  an 
Ort  unb  ©teile  maf  te,  ausgenommen  bie  Silber  Safe!  1 d e,  8 d,  9 b d 
unb  10  a,  für  metfe  §err  ^robinjialfonferbator  Suborff  ju  fünfter  bie 
Vorlagen  bereitmiüigft  überlieg.  Oie  Vorlage  jum  ©runbrifc  ber  SXac^ener 
Sefuitenfirfe  (Se^tbilb  14)  oerbanfe  if  ber  ©üte  beS  §errn  5ßrof.  3of. 
Vuftremer  $u  Stafen,  bie  jur  gaffabe  ber  Bonner  (Sejtbilb  19)  ber 
freunbtifen  3uöo^omme^eii  £errn  ^rof.  Vaut  ©lernen  ju  Vonn. 
Stuf  bie  StuSmahl  ber  glluftrationen  mürbe  grof$e  ©orgfatt  Oermenbet. 
©S  fotlte  nicht  btog  Oon  ben  bauten  ats  fotzen  unb  ihren  ©igentümtif= 
leiten  ein  mögtifft  ooflftänbigeS  S3itb  gegeben  merben,  fonbern  auf  ihre 
StuSftattung  menigftenS  infomeit  jur  Oarftettung  fommen,  als  baS  jum 
VerftänbniS  freS  ftitiftiffen  ©harafterS  nötig  ffien.  Übrigens  maren 
biefe  ©runbfäge  für  ben  Verfaffer  ff  on  bei  ben  Stufnahmen  felbft  teitenb. 
SßaS  er  bei  benfetben  erftrebte,  maren  nicht  fog.  fföne,  fonbern  farafte* 
riftiffe,  bie  ©igenart  beS  VaueS  unb  beS  Mobiliars  mögtifft  Itar  unb 
öoltftänbig  gur  ©rffeinung  bringenbe  33itber. 

OaS  Stmt  eines  ^ritilerS  hat  ber  Verfaffer  in  Oortiegenber  Strbeit 
nidht  üben  motten.  Söäre  fein  ©inn  auf  ßritil  hinausgegangen,  fo  hätte 
er  ba^u  atterbingS  in  überreifem  Sflaf$e  (Gelegenheit  gehabt.  Oenn  un= 
genügenbe  $enntniffe  ber  gefuitenlirfen , ein  t)k  unb  ba  nift  gerabe 
IteineS  Vtafs  Oon  Oberftäfliffeit  unb  nift  jum  menigften  enbtif  att* 
eingemurjelte  Voreingenommenheit  gegen  atte's,  maS  Oon  3efuiten  he*> 
lommt  ober  mit  ihnen  jufammenhängt,  haben  ^ahtreife  Srrtümer  oer= 
anta&t;  mobei  baS  fftimmfte  ift,  baf$  biefetben  immer  mieber  un= 
befehen  herübergenommen  mürben  unb  fo  fif  §u  förmtifen  ©rbfehtern 
ausmuffen. 

Stn  Gelegenheit  ßritif  ju  üben,  hat  es  atfo  bem  Verfaffer  feineSmegS 
gefehlt,  er  hat  jebof  geglaubt,  Oon  einer  auSbrüdtif  en  Stif  tigftettung  ber 
Srrtümer  naf  SJtöglif  feit  abfehen  unb  fif  mit  einer  pofitioen  Darlegung 
beS  SatbeftanbeS  begnügen  ju  fotten.  ©in  fotfeS  Vorgehen  ift  ja  jutefct 
auf  eine  Strt  Oon  $ritit,  aber  eine  ßritif,  bie  nift  Iränlt. 

©ftiefjlif  erübrigt  es  mir  nof,  ben  Vorftänben  ber  für  bie  Strbeit 
in  Slnfpruf  genommenen  Strfiüe,  jumat  ben  Herren  ©eheimen  Strfib- 


VIII 


5Sortoort. 


rat  Sßrofeffor  Dr  ^t)ilippi  §u  fünfter  , ©pmnafialbireftor  ^rofeffor 
Dr  3of.  2Beibgen  gu  ^obteng  unb  $ammerbireftor  3uliu§  trüben  ju 
Äoe§felb,  fotüie  überhaupt  allen,  bie  ben  SSerfaffer  bet  feinen  gorf  jungen 
in  entgegenfommenbfter  SOÖeife  unter[tü|ten,  ben  aufricbtigften  Danf  au§= 
pfpredjen.  3n3befonbere  aber  mup  idj  eines  9J?anne§  e^renb  gebenfen, 
bet  mir  and)  bie^mal  bei  meinen  ardjibatifdjen  gorfdmngen  ftets  opfer= 
miüigft  unb  hilfsbereit  ju  ©ienften  mar,  meinet  OrbenSgenoffen,  be§ 
$odjm.  P.  3ö§.  53apt.  b.  üfleurS  S.  J. 

öuremburg,  am  ^eiligen  ^ßfingftfefte  1908. 


3ofepf)  SJrau tt  S.  J. 


Snljöltötierjetdimä 


©eite 

SSortrort v 

SSilberüerjei^utö xi 

(Einleitung 1 

(Ex  ft  ex  21bf$nitt. 

Sie  gotifcfjen  Sirdjen. 

1.  Sie  2l$atiu3tixdje  gu  $öln 9 

2.  Sie  $ßter3fircf)ß  gu  ÜOtünftex  in  SBßftfalen 10 

8.  Sie  alte  5Ifti$ael3fixdje  3U  2öüx3buxg 29 

4.  Sie  $ixif>e  bߧ  1)1.  $obanne3  b.  %.  in  ^oblens 32 

5.  Sie  SxeifaKtigfeitSfixdje  gu  9Jlol§^eim 49 

6.  Sie  SJtaxiä  ^immelfabxtSfixdje  3U  ^öKn 64 

7.  Sie  rotfjaelsftxdje  in  21adjen 105 

8.  Sie  SIntoniugfabetfe  in  £ilbe§f)eim 122 

9.  Sie  Sonatu§fixcf)e  §u  SOlünfiexeifel 129 

10.  Sie  $gnatiu§fixcf)e  3U  $oe3fetb 185 

11.  Sic  $ixtf)e  be§  t)l.  $xan3  3^aöex  31t  ^abexboxn 153 

12.  Sie  Flamen  ^efufixdje  31t  SBonn 173 

13.  Sie  SOtaxiä  §immelfaf)xt§fixdje  3U  ©iegen 186 


3toeitex  Slbfdjnitt. 

$te  nic()tptifc()en  Strien* 


1.  Sie  SxeifaltigfeitSfixäje  31t  Slfdjaffenbuxg 192 

2.  Sie  2lnbxea§fixä)ß  3U  Süffelboxf 199 

3.  Sie  $aul§fixd)e  3U  ÖSnabxücf 220 

4.  Sie  ^efuitenfixdjen  3U  SOteppen,  §abamax  unb  $ült$  • • • 226 

5.  Sie  $ixä)e  bex  Unbeflecften  (Embfängni§  3U  SSiixen  ....  233 


Sxitter  2tbfdjnitt. 

SöürbtöunG  ber  SHrdjenbauten  in  ber  ungeteilten  r^einifc^eu  unb  ber 
nieberrtjeimfdien  Drben§bi^^tn3- 

1.  Sie  ftiliftifctjen  unb  axc^iteltonifd^en  (Eigentümlidifeitßn  bex  ^efuitenfixdjen  247 

2.  Sie  ^ixcfjen  in  ibxent  gegenfeitigen  SSexpältniö  unb  in  ipxer  ©teftung 

3ux  seitgenöffifdjen  21xd)itetiux 260 

^exfonen=  unb  ©aifixegifiex 271 


S5itbemr5eicfeni§. 

(Sie  Safein  finb  burcfe  gettbrucf  feerborgefeoben.) 


6rj!er  9I6|djnitt.  Sie  ptifdjen  ilti'djcu. 


SBilb 


©eite 


1.  a.  SJlünftcr  i.  25ß.  Speterbfircfee.  3n* 

nere8.  ©feor.  — b.  ©tfeiff.  — 
c.  ©eiteuf  tfeiff.  — d.  portal.  — 
e.  4?otfealtar 

2.  a.  2ttünfier  t.  SS.  SpeterSIirtfee. 

Stufe  ere§. 

b.  üötolSfeeim.  Sreifaltigleit8firtfee. 
Slufeerel. 

c.  ^oblenj.  Stirtfee  be§  fei. 

feamte§  b.  Z.  inneres,  ßfeor. 
— d.  ©tfeiff 

1.  ßobleng.  .ßtrtfee  be§  fei.  £jofeanne§  b.  £. 

©runbrife 

3.  a.  ^oblenj.  ^ircfee  be§  fei. 

feanneS  b.  S.  inneres.  ©eiten« 
ftfeiff.  — b.  StufeereS  ©feftent.  — 

c.  ißortal. 

d.  9Jtol§feeim.  SreifuItigfeitSfirtfec. 
inneres,  ©feor.  — e.  ©tfeiff  . 

2.  SJtolSfeeim.  Sreifaltigfeit§fircfee.  ©runb* 

rife.  ©rfter  ißlan 

3.  — heutiger  ©feor.  ©runbrife  .... 

4.  a.  ayioISfeeim.  SreifuItigfeitStirtfec. 

3mtere§.  Kapelle.  — b.  ©mpore. 
c.  $öln.  2Jlariä  §immelfafert8* 
firtfee.  inneres  ©feftem.  — 

d.  ©feor.  — e.  ©tfeiff  .... 

4.  flöln.  SJiariä  §immelfafert§firtfee.  Idea 

I Bavarica.  ©runbrife 

5.  — Idea  I Bavarica.  Ouerfcfenitt  . . 

6.  — Idea  II  Bavarica.  ©runbrife  . . 

7.  — Idea  II  Bavarica.  öuerftfenitt  . . 

8.  — Idea  III  Bavarica.  ©runbrife  . . 

9.  — Idea  III  Bavarica.  Querftfenitt  . . 

10.  — Idea  Moguntina.  ©runbrife  . . . 

11.  — Idea  Moguntina.  Ouerftfenitt  . . 

5.  a.  $ölit.  2Jlaria$immeIfafert§Iirtfee. 

gaffabe.  — b.  ©feoranfitfet.  — 
c.  Steliguienbefealter  an  ber  ©feor« 
toanb.  — d.  (Sntporenbogeu  . . 

12.  ßßln.  Sltariä  £immelfafert§tirtfee. 

©runbrife 


10 


32 

39 


48 


62 

63 


64 

67 

67 

68 
68 

69 

70 

71 
71 


72 

80 


23ilb  ©eite 

13.  ßöln.  SJiariä  §immelfafert§firtfee.  S5aft§ 

unb  ©ocfel  ber  Sriumpfebogenleibungen  82 

6.  a.  $öln.  SJtariü  $imntelfafert§. 

firtfee.  inneres.  ©eitenftfeiff. 

b.  Slatfeen.  SJtitfeaelgfirtfje.  ©e= 
mölbe  unter  ber  Orgelempore. 

— c.  3nnere8.  6feor.  - d.  ©tfeiff  104 

14.  Slacfeen.  9ttitfeaeI3firtfee.  ©runbrife  . 112 

7.  a.  ^ilbe&feeim.  StntoniugfapeHe. 

inneres,  ©feor.  — b.  ©tfeiff. 

c.  SDlünftereifel.  SonatuSfirtfee. 
inneres. 

d.  ^oeSfelb.  3gnatiu§firtfee.  §af« 

fabe.  — e.  Surnt 128 

8.  a.  ^oe§feIb.  Sßnfttiuefirtfee.  3n= 

nere§.  (Sfeor.  — b.  ©tfeiff. 

c.  4?ilbe8feeint.  SlntoniuSfapeDe. 
Oratoriumftferanfe  unb  $om= 
munionbanf. 

d.  ^oeSfelb.  ^gnatiugfirtfee.  Ora« 
toriumftferanfe.  SluSftfenitt  . . 136 

15.  $oe§feIb.  SgnatiuSfircfee.  ©runbrife  . 142 

9.  a.  ßoeSfelb.  3guatiu§firtfee.  Beitfet» 

ftufel. 

b.  ißaberborit.  firtfee  be§  fei.  ffranj 
{Caber.  SSeitfetftufel.  — c.  Stufee* 
re§  ©feftem.  — d.  inneres. 


©feor.  — e.  ©tfeiff 152 

16.  ißaberfcorn.  firtfee  be§  fei.  grana  3£aber. 
©runbrife 161 


10.  a.  ipuberborn.  Eirtfee  be§  fei.  ^rana 
Xaber.  Qtaffabe. 

b.  ißaberborn.  ©nttourf  tßetriniS. 

Querftfenitt.  — c.  Sängbftfenitt. 
d.  35onn.  5tamen»^efufirtfee.  3n« 
nere§.  ©feor.  — e.  ©tfeiff  . . 172 

17.  SSonn.  kanten  «Sefulircfee.  ©runbrife  178 

18.  — SSilbung  be§  genftermafetoerleS  unb 

ber  Strebepfeiler 180 

19.  — gaffabe 181 

20.  ©iegen.  Sftariä  §immeIfafertSfircfee. 

©runbrife . .188 


XII 


23ilbert)eräeidjni3. 


groeiter  ^bfdjnitt.  2>te  ntd)tptiftf)en  Äirtfjen. 


«BUb  ©eite 

11.  a.  ©iegen.  SERorta  #innnelfat)ri§> 

ftrdje.  inneres.  ©djtff. 

1).  Stfdfjaffenburg.  2)reifaltigfeit§* 
firdfje.  inneres.  6t)or. 

c.  2>itffeIborf.  2lnbrea§firdf)e.  3n= 
nere§.  ©fjor.  — d.  Seitenfdfjiff  192 
21.  ©üffelborf.  2lnbrea§firdje.  ©runbrifj  206 

12.  a.  2)üffeIborf.  2lnbrea8firdi)e.  3«» 

nere§.  ©ntbore.—  b.  ©tioranfid^t. 
c.  23itren.  Htrdje  ber  Hnbeflerften 
©mbfangnig.  ©Ijoranfidfjt. 


SStlb  ©eite 

d.  £>§nabrürf.  5ßaul§fird[je.  3n= 
nere§  ©tjfient. 

e.  Sötebben.  SHrdje  ber  Hnbeflerften 
©mbfangntS.  Oratoriuntfdfjranfe  220 

13.  a.  23uren.  ßirdfje  ber  Hnbeflerften 
©ntbfangntS.  3nnere§.  ©fjor.  — 


b.  ©dfjiff.  — c.  fjaffabe. 

(1.  ajtebben.  ^irdlje  ber  Hnbeflerften 
©mbfnngnig.  inneres  . . . 231 
22.  Sitten.  $irct)e  bec  Hnbeflerften  ©mp* 
fängniS.  ©rnttbri^ 237 


(Einleitung* 


91m  7.  3uti  1556  errichtete  ber  pt.  3gnatiu§  für  bie  Sänber  jenfeit§ 
ber  Vtpen  gtoei  OrbenSprobinjen , bie  nieberbeutfcpe  unb  bie  ober= 
beutfcpe.  5E)ie  nieberbeutjdje  fottte  ben  ganzen  Sforbmeften  Seutfcplanb§, 
bie  9Webertanbe,  bie  Sßfatj,  ßtfajj  unb  granfen,  bie  oberbeutfcpe  Vöpmen, 
Öfterreicp,  bie  ©d)mei§,  Vapertt  unb  ba§  übrige  ©übbeutfcptanb  umfaffen. 
Sie  ftetig  macpfenbe  3apl  üon  Sfteugrünbungen  machte  jebocp  halb  eine 
Teilung  ber  beibert  ^robin^en  nötig.  P.  2ar»nej  trennte  1563  bon  ber 
oberbeutfchen  Öfterreicp  unb  Böhmen  ab  unb  machte  barau§  eine  öfter« 
reicpifdje  Orben§probin§,  im  folgenben  3apre  aber  fcpieb  er  bie  nieber« 
beutfche  in  eine  betgifdje  unb  eine  rpeinifcpe  Orben§probin§ , mobei 
er  jener  bie  fpanifdjen  Sftebertanbe , biefer  ben  beutfdjen  Seit  ber  alten 
nieberbeutfdjen  ^robin§  ;$umie§.  3n  ber  tpeinifdhen  Orbengprobinj  blieb 
e§  fo,  bi§  1626  bie  mitttermeite  erfolgte  bebeutenbe  3unapme  ber  lieber« 
taffungen  im  3ntereffe  einer  leichteren  Vermattung  eine  meitere  Seitung 
perbeifüprte.  9lu§  ber  einen  rpeinifcpen  Orbenaprobins  gingen  bamat§  bie 
nieberrpeinif cp e (Rhena na  inferior)  unb  bie  oberrp einif dje 
(Rh e nana  superior)  perbor.  Qu  jener  foRten  gehören  üfpeintanb, 
2Beftfaten  unb  -ftieberfadjfen,  ju  biefer  bie  ^fatj,  ba§  (Stfajs,  granfen, 
§effen  unb  ba§  üRainger  ©ebiet. 

2tm  früheften  regte  fiep  bie  Vautätigfeit  in  ber  oberbeutfcpen  0rben§= 
probin^.  ©ie  fejjt  pier  fcpon  1568  mit  ber  ©rricpiung  einer  neuen  $ot(eg3= 
fircpe  §u  3nn§brud  ein.  (£*  folgte  1576  ber  Vau  ber  ©t  §ieronpmu§* 
tapette  §u  3ngotftabt,  1580  bie  ©runbfteintegung  ^ur  £anb§berger  $otteg§« 
tirdhe,  1582  bie  Vuffüprung  einer  $otteg§fird)e  gu  2Iug§burg,  1583  ber 
Veginn  ber  perborragenbften  fircpe  ber  oberbeutfcpen  OrbenSprobin^,  ber 
©t  Vtid)aet§tir(pe  ju  München,  1587  bie  ßrmeiterung  ber  Sngotftäbter 
$ircpe,  1588  bie  Erbauung  einer  $otteg§fir<pe  ju  Supern,  1591  enbticp 
ber  Umbau  ber  ben  3efuiten  übermiefenen  ©t  $aut§fircpe  ju  9fegen§burg. 
($3  mar  eine  ftattticpe  Qapt  bon  $ircpenbauten,  metcpe  noch  bor  ©cptup 

SSrautt,  S5te  beutfc^en Sefuitenlixdjen.  l.  217  ' 1 


2 


Einleitung. 


beS  16.  SafjrhunbertS  im  Vereich  ber  oberbeutfdjen  OrbenSßrobinä  ent* 
ftanben,  üon  ber  großartigen  ©t  TOchaelSfirche  &u  München  abgefeljen 
freilid^  meift  Kirchen  bon  geringen  ©rößenberhältniffen  unb  ardjiteltonifdj 
ohne  befonbere  Vebeutung.  3n  ber  rheinifchen  OrbenSprobina  tarn  eS  bis 
§um  beginn  beS  17.  3aßrßunbert§  nur  ju  brei  $ird)enbauten.  Qu  $öln 
unternahm  man  1582  eine  Vergrößerung  ber  ©t  NchatiuSfapeHe,  bie  man 
am  17.  ©eptember  jenes  3aßreS  zugleich  mit  bem  2luguftinerinnenflofter 
jum  ßL  NdjatiuS  um  3000  Neichätaler  fäuflid)  ertoorben  batte.  1591 
begann  man  ju  fünfter,  1599  ju  ©peier  ben  Vau  einer  ^ottegSfirdje 1. 
Oer  ©runb,  marum  in  ber  rheinifchen  OrbenSprobin^  bis  1600  nur  fo 
wenig  Kirchen  errietet  mürben,  lag  ^um  Sei 1 baran,  baß  ben  Qefuiten 
an  manchen  Orten,  mo  fie  fid&  nieberließen,  ßinreiihenb  geräumige  Kirchen 
als  Eigentum  ober  bod)  gur  Venußung  Übermiefen  morben  waren,  ein 
SInlaß  $u  Neu=  ober  Erweiterungsbauten  alfo  nicht  borlag.  ©o  war  eS 
p 'ÜÜtoinj,  Srier,  gulba,  ^eiligenftabt  gefdjehen.  VnberSwo,  wie  ju 
Vöür^burg,  ^aberborn  unb  ^obleng,  fehlten  ben  3efuiten  bie  Mittel,  um 
bie  ihnen  übergebene  Kirche  ben  Vebürfniffen  entfprecpenb  gu  erweitern 
ober  auch  nur  ju  reftaurieren,  gefdjweige  benn  neue  auf^ufüßren.  Eine 
energifchere  Vautätigfeit  feßte  in  ber  rheinifchen  OrbenSprobinj  erft  nach 
Veginn  beS  ^weiten  SaßqehntS  beS  17.  SaprhunbertS  ein.  Nafcß  ent* 
ftanben  nun  neue  IMegSfirchen  su  2ßür§burg,  VlolSheim,  $öln,  Aachen, 
Nfchaffenburg  unb  Oüffelborf,  wäßrenb  ju  $obleng  bie  alte  Nonnenfirche 
eine  auch  architeftonifch  bebeutfame  Vergrößerung  erfuhr.  Qwei  ber  ge= 
nannten  Kirchen  gehören  $u  ben  h^rborragenbften  beutfchen  Sefuitenfirdjen; 
eS  finb  bie  in  ihrer  2lrt  ber  Münchner  ©t  TOchaelSfirche  fidjer  eben* 
bürtigen  ^oüegSfircben  $u  VMSheim  unb  £öln. 

VemerfenSwert  ift,  baß  faft  alle  ^irchenbauten  ber  ungeteilten  rheinifchen 
OrbenSprobing  noch  auf  bem  Voben  ber  ©otif  flehen,  gan^  im  ©egenfaß 
5U  benjenigen  ber  oberbeutfdjen,  wo  in  ©eftalt  ber  ©t  VlichaelSfirche  §u 
München  ein  gewaltiger  Varodbau  bem  Voben  entwarfen  war  unb  halb 
zahlreiche  anbere  Varodfirchen  (NegenSburg,  Oiüingen,  ^onfianz,  3nnS= 
brud,  f)aü,  Eichftätt)  folgten.  Qwei  Vauten  bilben  allein  eine  Ausnahme, 
bie  MegSfirchen  ju  Nfdjaffenburg  unb  Oüffelborf,  jene  ein  reiner  Varod= 
bau,  biefe  eine  trabitioneüe  §aüenfirche  im  Varodlleib. 

1 Über  bie  SBefchaffenbeit  ber  ©peieter  ^otlegSÜrche,  Welche  1689  bei  ber  $er= 
fiörung  ©peierö  zu  ©rmtbe  ging,  fehlen  aüe  Nachrichten.  2)a  fie  bereits  1600 
öoUenbei  war,  lann  fie  nur  ein  fleiner  25au  geWefen  fein. 


218 


Einleitung. 


3 


Sie  Seityng  ber  rpeinifcpen  5probin§  im  3apre  1626  änberte  in  ber 
nieberrpeinifchen  ^robin^  an  bem  bisherigen  Verhalten  nichts.  Sie  Sor= 
liebe  für  bie  ©otit  bleibt,  nnb  bie  alten  Sautrabitionen  erfcpeinen  auch 
meiterpin  tnapgebenb,  nnb  ^mar  bis  in  baS  gtreite  3apräepnt  beS  18.  3apr= 
punbertS  hinein,  ©amtliche  $ircpen,  metcpe  bis  bapin  im  Sereicp  ber 
nieberrpeinifchen  OrbenSprobin^  aufgeführt  mürben,  ftehen,  mit  einer  einzigen 
Ausnahme,  bei  allen  $onjeffionen,  bie  fie  im  einzelnen  bem  SBarorf  machen, 
noch  mefentlich  auf  bem  Soben  ber  ©otit,  §um  Seit  fogar  mit  einer  er= 
ftauntichen  grifdpe  unb  einem  anerfennenSmerten  Serftänbnis  ber  ©efepe 
unb  beS  SkfenS  beS  ©titeS.*  ES  finb  bie  ^MegSfircpen  $u  §itbeSpeim, 
Mnftereifet,  HoeSfetb,  Sßaberborn,  Sonn  unb,  als  ber  Ie|te  SluStäufer 
ber  ©otit  unter  ben  3efuitentircpen  SeutfcpIanbS,  ber  uns  ben  ©tit  in 
feiner  äuperften  Entartung  geigt,  bie  ^ßfarrfircpe  ju  ©iegen.  Sie  einzige 
nicptgotifdpe  Kirche  ift  bie  fteine  ^ottegSfircpe  gu  tOSnabrüc!,  ein  bem 
©Mett  nach  auf  ben  atteinheimifchen  Srabitionen  beruhenber,  im  übrigen 
aber  ftit=  unb  cparattertofer  Sau.  51nberS  mie  in  ber  nieberrpeinifchen 
Verhielt  eS  fiep  in  ber  oberrheinifchen  DrbenSprobinj.  gür  biefe  brachte 
bie  ©Reibung  auch  baS  böttige  Stufgeben  ber  ©otit  unb  bie  rücfpatttofe 
Stboption  beS  Sarod  bei  ben  ^ircpenbauten.  ©chon  bei  ber  Kirche  beS 
5tfcpaffenburger  $ottegS,  baS  1626  ebenfalls  ber  oberrheinifchen  OrbenS= 
probin^  gugeteilt  mürbe,  mar  biefer  jur  5tnmenbung  gefommen.  Es  mar 
baS  mie  eine  Sorbebeutung  beS  Wurfes,  ben  man  in  ber  oberrheinifchen 
CrbenSprobin^  einfehtagen  foKte.  S3aS  in  biefer  im  Saufe  beS  17.  3apr= 
hunberts  an  ^ottegSfirchen  entftanb,  gehört  ausnahmslos  bem  Sarod  an, 
fo  j.  53.  bie  $ottegStircpen  ju  Saben=Saben  (1670)  unb  ju  Samberg 
(1686).  Sort  mar  es  ber  Statofcpmeijer  Sommafo  Eomacio  aus  fftoberebo 
(Sat  flRefocco,  ©übfehmeig),  p^r  Sruber  5InbreaS  Sßojjo,  metcpe  bie  $täne 
machten.  ^Begreiflich  übrigens,  bap  man  fiep  in  ber  oberrheinifchen  0rbenS= 
probin^  bem  Sarod  ^umanbte.  SaS  ©egenteit  märe  faft  ein  S3unber  ge= 
mefen.  Senn  fepon  im  ^meiten  Siertet  beS  17.  gaprpunberts  ftanb  ganj 
©üb=  unb  TOttetbeutfcptanb  unter  ber  ^errfepaft  ber  Stntife. 

3n  ber  nieberrpeinifchen  OrbenSprobin^  bertiep  man  erft  im  gmeiten 
Giertet  beS  18.  gaprpunbertS  enbgüttig  bie  Sapnen  ber  atteinpeimifchen 
Srabitionen  unb  ber  ©otit.  ES  maren  übrigens  meift  Sauten  bon  geringem 
arepitettonifepen  Söerte , roaS  man  in  ipr  feitbem  an  ^ottegSfircpen  er= 
richtete  (ftReppen,  §abamar,  Süticp);  nur  eine  $ircpe  (Süren)  ift  ein 
2Bert  bon  gröperer  Sebeutung. 

1 * 


219 


4 


Einleitung. 


W\x  fchliepen  bamit  ben  Überblid  über  bie  Sautätigfeit  .in  ben  beiben 
rheinifdjen  unb  in  ber  oberbeutfchen  CrbenSprobing.  Er  enthält  unb  gibt 
bie  Erflärung,  meSbalb  bie  borliegenbe  ©djrift  fich  nur  mit  ben  $irchen= 
bauten  ber  ungeteilten  rljeinifchen  unb  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinj 
befaßt.  $>aS  ©roS  biefer  bauten  bitbet,  abgerechnet  menige  meift  feljr  fpäte 
Ausnahmen,  eine  abgefchloffene,  im  mefentlidjen  noch  burchauS  auf  bem 
Soben  ber  ©otif  fte^enbe  unb  aus  ben  alten  ^rabitionen  fchöpfenbe  ©ruppe, 
bie  unberührt  Don  ber  in  ber  oberrheinifchen  unb  oberbeutfc^en  0rbenS= 
probin^  fich  boH^ieljenben  §)infehr  ^um  Sarod  ihre  eigenen  SGßege  jieht. 
©erabe  umgefeprt  berpält  es  fich  in  ben  bleiben  anbern  ^robin^en.  3n 
kapern  unb  überhaupt  in  ber  oberbeutfchen  OrbenSproDin^  ift  baS  ©d)id= 
fal  ber  ©otif  fdjon  um  1590  enbgültig  befiegelt.  Einzig  in  ber  ©chmet^, 
mo  noch  im  beginn  beS  17.  3ahrhunbert§  ju  greiburg  eine  gotifche 
®oftegSfirche  erfleht,  bie  letzte  beS  ©tileS  unter  ihren  ©chmefiern  in  ber 
oberbeutfchen  OrbenSprobins,  bleibt  fie  ein  menig  langer  in  Übung.  Sn 
ber  oberrheinischen  ^ßrobing  mürbe  nie  gotifch  gebaut. 

Übrigens  gilt,  maS  bon  ber  pflege  ber  ©otif  in  ber  ungeteilten 
rheinifdhen  unb  ihrem  gortleben  in  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobin^ 
gefagt  mürbe,  nur  bon  ben  bauten  als  folgen,  bon  ber  ©rofearchiteftur, 
nicht  aber  auch  bon  ber  ®leinard)iteftur,  bon  ber  SuSftattung  ber  Kirchen. 
£)ier  beherrfcht  bie  neue  SLÖeife  gan^  baS  gelb,  gunächft  in  ©eftalt  ber 
beutfchen  ©pätrenaiffance  unb  bann  in  ber  beS  beutfchen  Sarod,  fo  fdjon 
in  ber  älteften  noch  erhaltenen  Kirche,  ber  ^oKegStirche  ju  fünfter.  Son 
©otif  finbet  fich  beim  Mobiliar  in  feiner  Kirche  mehr  eine  ©pur,  unb 
ätoar,  feltfam  genug,  nicht  einmal  mehr  bei  ben  lltarbauten,  bei  benen 
hoch  felbft  im  ©üben  SDeutfchlanbS  noch  bis  tief  ins  17.  SalÜhunbert 
hinein  Erinnerungen  an  ben  alteinheimifchen  breiteiligen  Aufbau  lebenbig 
bleiben,  ©o  jäh  man  bei  ben  bauten  felbft  an  ber  ©otif  feftfjält,  fo 
munter  fchmimmt  man  beim  ^irchenmobiliar  im  ©trome  ber  SRenaiffance 
unb  halb  barauf  in  bem  beS  Sarod.  Eine  SDarfteHung  ber  3efuiien= 
ürdjen  in  ber  rheinifdjen  unb  in  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinj  tnup 
fich  baher  notmenbig  auch  mit  beren  SfuSftattung  befdjäftigen.  9htr  fo 
mirb  man  ein  OollftänbigeS  Silb  biefer  $ircpenbauten,  ber  ©tilauffaffung 
unb  ftiliftifchen  Senben^en  ber  Sefuiten  in  ber  ungeteilten  rheinifdjen  unb 
ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobin^  unb  ber  in  ihren  Kirchen  -ptm  9luS= 
brud  fommenben  ©tilentmidlung  geroinnen.  ^Bäljrenb  bei  ben  belgifchen 
3efuitenfirchen  Don  einem  näheren  Eingehen  auf  bie  ^irdjenauSftattung 


220 


Einleitung. 


5 


abgefeljen  merben  tonnte,  ja  megen  hö<hft  mangelhafter  Erhaltung  be§  ur= 
fprüngtichen  Mobiliar»  fogar  babon  abgefehen  merben  muhte,  mirb  bem= 
nach  bie  Dortiegenbe  Arbeit  auch  ben  Einrichtung^ftücten  (Altären,  hangeln, 
Beichtftühten  ufro.)  menigften§  infomeit  Nufmertfamteit  fchenten,  at§  ba§ 
jur  ßharafterifierung  ihrer  ftitiftifcben  unb  arcbitettonifchen  (§igentümti<h= 
letten  erforberticb  aber  hoch  amecfmähig  erfcheint.  Unberüdfichtigt  müffen 
aber  bie  Nttar=  unb  fonftigen  ©emätbe  bleiben,  ©o  intereffant  e§  märe, 
auch  fie  in  ben  Bereich  ber  Betrachtung  ju  Riehen,  ber  Qnftanb,  in  bent 
fich  biefetben  .faft  überall  befinben,  unb  bie  ^ur  3eü  unüberminbtichen 
(5cbmierigfeiten  einer  fachgemäßen,  genauen  Unterfuchung,  bie  äußerft  fpär= 
liehen,  böüig  ungenügenben  Nachrichten  über  bie  Bfteifter,  me,tche  bie  Bitber 
fchufen,  u.  a.  taffen  fotche§  fchtechthin  untunlich  erfcheinen.  §infichtti(h 
ber  ®emätbe  mirb  fich  baher  bie  Arbeit  auf  einige  gelegentliche  Be= 
merfungen  befchränfen. 

Bauherren  maren  bei  ihren  ®irchenbauten  regelmäßig  bie  3efuiten  fetbft; 
nur  bie  Bonner  Kirche  erfcheint  bis  jum  Sobe  be§  $urfürften  N?a£ 

Heinrich  at§  Negiebau.  Sie  bittet  gu  ben  Bauten  gemährten  Wohltäter 
unb  greunbe;  au§  ber  meift  recht  ungenügenben  Dotation  be§  $olteg§ 
mürben  fie  nie  beftritten,  au§  ben  Nenten  nur,  menn  Überfchüffe  t>or= 
hanben  maren,  ma§  freilich  fehr  fetten  jutraf.  tarnen  nicht  genug  Nt= 
ntofen  gum  Bau  ein,  fo  muhte  man  entmeber  ©chutben  machen,  bie  in= 
beffen  nie  auf  bie  gonb§  ber  Dotation  übernommen  merben  burften, 
bamit  ba§  Kolleg  nicht  feiner  notmenbigften  ©ubfiften^mittet  beraubt 
mürbe,  fonbern  au§  (Srfüarniffen  ober  Ntmofen  ab^utragen  maren,  ober 
e§  mürben  bie  Arbeiten  bi§  auf  beffere  Sage  unterbrochen.  Sie  gotge 
mar  in  fotchen  gatten  natürlich,  bah  fich  bie  Bautätigleit  über  oiete 

gahre  hin^og,  unb  bah  e§  geraumer  Qeit  beburfte,  bi§  ba*  Bßerl  Ootlenbet 
baftanb.  Befannttich  fabelt  man  oiet  unb  gern  non  ben  Ungeheuern 

Neicbtümern  ber  atten  gefuiten.  2Bie  e§  bamit  in  BMrltichieit  ftanb, 
geigen  am  heften  bie  $irdj)enbauten  unb  bie  baburch  faft  immer  Oerur fachten 
(Selblatamitäten.  ©etten  mar  bei  ber  Sngebrauchnahme  ber  Kirchen  auch 
fchon  bie  Nu§ftattung  fertiggeftettt.  (§3  bauerte  in  ber  Neget  manche^ 
3ahr,  bi§  aHe§  nötige  Mobiliar  befchafft  mar.  Sen  ©runb  hietbon 

bitbete  mieberum  ber  Bianget  an  TOttetn.  0etbft  §ur  Nnfdjaffung  ber 
5tu§ftattung§gegenftänbe  meift  nicht  im  ftanbe,  muhte  man  märten  unb 
fich  behelfen,  fo  gut  e§  ging,  bi§  fich  2öof)ttäter  fanben,  metche  bie  Soften 
berfetben  übernahmen. 

221 


6 


Einleitung. 


(Siner  (Genehmigung  burcp  ben  DrbenSgeneral  beburften  nur  bie  $ol= 
legienbauten  unb  $ircpen,  nicht  baS  Mobiliar1.  mürben  baper  auch 
nur  Don  jenen  bie  Sßläne  nach  Aom  gefanbt.  gür  Erteilung  ober  Aer= 
meigerung  ber  Approbation  mar  lebiglicp  bie  Qmectmäfjigfeit  beS  planes 
mapgebenb;  öom  Stil  ift  nie  unb  nirgenbs  bie  Aebe;  inSbefonbere  mirb 
niemals  empfohlen,  bie  Kirchen  im  33aroct  ^u  errichten.  0ie  (Stilfrage 
überliep  ber  (General  ganj  unb  gar  ben  ptenten,  benen  eS  unbenommen 
blieb,  fiep  für  ben  Stil  ju  entfepeiben,  melcpen  fie  nach  Aftapgabe  ber  ört= 
licpen  Akrpältniffe  unb  (Gemopnheiten,  ber  teepnifepen  Kräfte  unb  ber  per= 
fönlicpen  Vorliebe  für  ben  geeigneten  unb  paffenbften  erachteten.  3e^ten 
fiep  in  ben  planen  Mängel  bezüglich  ber  AaumbiSpofition,  mie  überhaupt 
ber  Qroectmäpigleit  ber  Anlage,  fo  mürbe  bie  (Genehmigung  an  bie  23e= 
feitigung  biefer  gehler  getnüpft.  ABenn  es  fiep  um  bemertenSmertere  unb 
einfepneibenbere  ^orretturen  ponbelte,  mürbe  mopl  ^u  Ütom  ein  üerbefferter 
Pan  angefertigt  unb  biefer  bann  mit  ber  ABeifung  gurüefgefepieft,  bei  ber 
Ausführung  beS  23aueS  fiep  an  ipn  gu  palten2.  gn  gragen  äftpetifeper 
Aatur  enthielt  fiep  ber  (General  fiets  einer  53eftimmung.  ABie  über  ben 
Stil  überliep  er  auch  herüber  bem  Üteftor  beS  $ollegS,  beffen  ^onfultoren 
unb  bem  Arcpitetten  bie  (Gntfcpeibung. 

0ie  Arcpitetten,  melcpe  bie  päne  entmarfen,  gehörten,  gan$  anberS 
mie  in  ben  belgifcpen  OrbenSprobinjen,  meift  niept  bem  Crben  an,  fonbern 
maren  auSmärtige  Afieifter,  mie  gopann  Aoptott,  ber  Arcpitett  ber  $ollegS= 
firepe  ju  fünfter,  (Spriftopp  ABamfer,  ber  Arcpitett  ber  Kölner  unb 
mopl  auep  ber  AMSpeimer  $oflegStircpe,  unb  gatob  be  (Ganbrea,  bem  mir 
aller  Aßaprfcpeinlicpteit  naep  ben  Pan  $ur  Bonner  firepe  ä^ufepreiben 
paben,  brei  bisher  unbetannte  Aarnen,  bie  mir  pier  in  bie  ^unftgefepiepte 
dnfüpren,  enblicp  gran^  §einricp  Aotp,  ber  Arcpitett  ber  SMegStircpe  ju 
A3üren.  0ie  Ataurer,  melcpe  bei  ben  bauten  befepaftigt  mürben,  maren 
«gemöpnlicp  (Ginpeimifcpe , boep  finben  mir  unter  benfelbert  mehrfach  auch 
tiroler  tätig,  bon  benen  in  ber  golge  oerfepiebene  in  ben  Orben  ein* 
traten.  Unter  ben  Steinmepen,  Qimmerleuten  unb  fonftigen  23aupanb= 

1 Über  bie  bei  Aauten  einppaltenben  Aorfpriften  beS  OrbenS  bgl.  auSfüpr* 
ü(per  baS  oom  Aerfaffer  biefer  ©prift  perrüprenbe  17.  Kapitel  „Aauten"  in 
A.  3)upr  S.  J.,  ©efpipte  ber  Sefuiten  in  ben  Sänbern  beutfper  3unge  im 
16.  gaprpunbert,  $reiburg  1907,  602  ff. 

2 Aeuanfertigung  oon  Alänen  fpeint  übrigens  bei  Zirpen  nur  fepr  feiten  unb 
nur  als  AuSnapme  üorgefommen  au  fein,  häufiger  geftpaf)  eS  bei  ^oüegienbauten, 
bop  gefpap  eS  nipt  einmal  bei  biefen  oft. 


Einleitung. 


7 


merfern  begegnen  uns  Düringer,  Reffen,  5öürttemberger,  grauten,  unb 
p>ar  muh  es  unter  ihnen  auch  manche  ^roteftanten  gegeben  ^aben.  gü r 
einzelne  biefer  letzteren  mar  bie  Arbeit  (55elegen^eit , ben  fatholifdjen 
©tauben  näher  tennen  p lernen,  unb  fo  entferntere  Urfache  it)rer  $on= 
berfion,  ber  fidj  bann  bismeilen  ber  Eintritt  in  bie  ©efeßfchaft  3ßfu  an= 
fdjtojs.  ©o  ging  eS  namentlich  bei  ©rbauung  ber  Kötner  ^oüegStirche. 

5ln  ^eröorragenben  5lrcf)iteften  hat  bie  ungeteilte  r^eintfdje  Orben§= 
brobins  teinen,  bie  nieberrheinifche  nur  einen  aufpmeifen,  ben  Saienbruber 
5lnton  Hülfe,  ber  uns  bei  ben  $irchenbauten  ber  feiten  §ätfte  beS 

17.  3ahrfjunbertS  mehrfach  begegnen  roirb.  TOnber  bebeutenb,  hoch  immer= 
bin  ein  red&t  fähiger  Slrdjiteft  ift  trüber  Sßfifier,  ber  um  bie  OTtte  beS 

18.  3ahthbnbert§  tätig  mar.  ©in  Dilettant  im  Baufach,  aber  nicht  ohne 
9tuf,  mar  P.  Sfteinharb  giegler. 

gasreich  finb  bie  53rüber,  melche  als  tüchtige  53au=  unb  $unfthanb= 
merfer  mirften.  5Bir  merben  im  Sauf  ber  Arbeit  häufig  (Gelegenheit  haben, 
folche  namhaft  p machen.  ©S  finben  ficf)  befonberS  unter  ihnen  berbor= 
ragenbe  $unftfchreiner  unb  53ilbl)auer.  53eranlaffung  pm  ©intritt  in  ben 
Orben  mar  auch  für  manche  bon  biefen  im  ^unfifjanbrnert  tätigen  Srübern 
ber  Umftanb,  bah  fie  als  ©efeüen  in  ben  SBerfftätten  ber  3efuiten  ge= 
arbeitet  hatten.  £)ie  5luS[tattungSgegenffänbe  ber  Kirchen  fertigten  näm= 
lieh  biefe  im  17.  3ahthunbert,  um  an  Soften  p fparen,  gern  im  eigenen 
Haufe  an,  unb  pmr,  menn  möglich,  burch  Kräfte  aus  ben  Üfeiljen  ber 
Saienbrüber  unter  gupljung  auSmärtiger  §anbmerf§gefeKen,  fonft  aber 
burch  DJMfter,  bie  um  $ofi  unb  Sohn  in  ber  SÖerfftatt  beS  Kollegs 
fchafften1.  9luf  bie  erfte  SBeife  mürbe  namentlich  p $ötn  baS  ganje 
Mobiliar  h^geftetlt,  auf  bie  ^meite  entftanben  5.  53.  bie  Hochaltäre  p 
^ßaberborn  unb  ^obtenj.  3n  ’anbern  gälten  mürben  bie  ornamentalen 
Steile  beS  Mobiliars  Oon  auSmärtigen  53ilt>hauern  geliefert,  baS  Mobiliar 
felbft  aber  bann  im  $oKeg  gemacht.  ©0  gefchah  eS  beifpielsmeife  p 

^oeSfelb.  3m  18.  3ahtf)uttbert  9ßhe^  biß  $oHegSmertftätten  prücf.  9Jlan 
befchränlt  fich  in  ihnen  nun  auf  bie  gemöhnlichen  H«u§gegenftänbe  unb 
bie  nötigen  3ftebaraturarbeiten.  (Größere  unb  beffere  ©tüde  merben  jetji 
ber  Siegel  nach  außerhalb  beS  SMegS  unb  nur  noch  bereingett  bon  trübem 

1 Über  bie  ©olbfchmiebetoerfftätte,  melche  etwa  Oon  1636  bis  1741  im  Kölner 
Kolleg  blühte,  Oon  tüchtigen  Kräften  aus  ben  ffteifjen  ber  Saienbrüber  bebient  mürbe 
unb  manche  h^oorragenbe  SBerfe  fchuf,  h<*t  ber  SSerfaffer  anberSmo  berichtet 
(Stimmen  aus  9)larta=ßaa(h  LXIX  524  ff). 


223 


8 


©inteitung. 


angefertigt.  £)ie  Qofyl  ber  ^unfttjanbrnerfer  ift  barum  audt)  im  18.  Saljr* 
ljunbert  unter  ben  SaienBrübern  ber  nieberrtjeinifdben  0rben§ürobin§,  bie 
für  biefe  3eü  ^er  atfein  meljr  in  SBetrad^t  fommt,  gering. 

0ie  $ird&en,  meld&e  bie  3efuiten  ber  ungeteilten  rfjeinifd&en  unb  ber 
nieberrtjeinifdjen  Orben^probins  auffüfyrten,  fdfjeiben  ficfj  nadt)  bem  früher 
©efogten  in  gotifd&e  unb  nid)tgotif4e.  9lid&tgotifd(je  fagen  mir,  nidjt  9te= 
naijfance*,  Saro(f=  ober  9ftofofofird)en,  meit  bie  nidügotifdjen  Sauten  ftiti= 
ftifdj  feljr  berfd&ieben  finb  unb  barum  nid&t  motjt  unter  einer  anbern  ge= 
meinfamen  Se^eid&nung  bereinigt  roerben  fönnen.  0ie  gotifc&en  $ird&en 
finb  nadf)  ifyrer  Qafy,  i^rer  ardE)iteftonifdf)en  Sebeutung  unb  ifyrer  Stellung 
in  ber  $unftgefdE)id&te  bie  mi^tigften  unb  tjerborragenbften.  (Sie  finb  e§ 
barum  audf),  bie  bor  adern  unfer  Sntereffe  beanfprudben. 


(Srfter  HBfdjmtt. 

J>te  gottfdjm  <£trdjeit. 

1.  |)ie  JtdjathtölUrdje  ju  itöfit. 

Oie  Kölner  ^ßfuiten  gelten  ipren  ©otte§bienft  juerft  tauge  geit  pin* 
burdp  in  einem  Oratorium,  ba§  fie  in  einem  iprer  an  ber  3opanni§ftrape 
gelegenen  Käufer  eingerichtet  Ratten,  bann  in  ber  6erbatiu§tapefle,  bie  ipnen 
feiten»  be§  $apitet§  bon  @t  Kunibert  1580  gegen  einen  jäprlidpen  $anon 
bon  jtoei  Gatter  2öeij$en  jurn  (Sebraudp  überlaffen  morben  mar.  graei 
gapre  fpäter  tarnen  fie  enbtidp  in  ben  93efi£  eine§  eigenen  ($otte§paufe§, 
be§  2tdpatiu§tirdptein§  in  ber  DJtargellenftrape , ba§  fie  1582  mit  bem 
$tofier  be§  gleiten  9tamen§  bon  ben  testen  Tonnen  traft  päpfttidper  ®e= 
nepmigung  täuftidp  ermorben  patten1. 

Oa§  iMdpatiuStirdptein  mar  ein  fepr  Heiner,  pödpft  unbebeutenber  33au, 
ber  nur  30'  im  (Gebiert  map.  Oeäpatb  machten  fiep  bie  $atre§  noep  im 
perbft  be§  gapre§  1582  an  eine  ©rmeiterung  beSfetben.  gnbem  fie  auf 
einige  anftopenbe  Seite  be3  $tofter§,  bie  gnfirmerie,  ba§  §au§  be§  23eidpt= 
bater§  unb  einen  Seit  be§  ^reu^gange§,  berichteten,  gelang  e§  ipnen,  einen 
9taum  bon  100'  Sänge  unb  50'  Breite  perjuftetten  , mie  ber  ^robingiat 
P.  Softer  bem  $ater  ©enerat  in  einem  Briefe  bom  28.  9fobember  1582 
mitteilte,  atfo  einen  iftaum  bon  faft  nape  benfetben  5tbmeffungen,  metdpe 
man  1590  ber  neuen  $otteg§tircpe  ju  fünfter  gab.  $on  groper  2Bidptig= 
teit  ift  bie  Angabe  jenes  ©dpreibenS,  bie  fo  bergröperte  «Kapelle  fei  an  ber 
6üb=,  2öeft=  unb  9torbfeite  mit  Emporen  (chori  pensiles)  berfepen.  (£§ 

1 Über  bie  Slcpatiustiupe  unb  ihren  Umbau  ügt.  Historia  Collegii  Coloniensis 
(3Jlf)  im  2lrdjib  ber  9ftariä=§immetfaprt3tiribe  %\x  $öln  unb  im  ©tabtaripib  bafelbft 
Oefuiten  7)  ad  a.  1682.  2ln  ©ebrueftem  Gel  enii  Aeg.  De  admiranda  sacra  et 
civili  magnitudine  Coloniae,  $ötn  1645,  505;  t).  901  er  in  g unb  9teif(pert,  Sie 
SSifdpöfe  unb  ©rabifepöfe  non  $ötn  I,  Äötn  1844,  462.  33.  Supr,  ©efipiipte  ber 
^efuiten  42,  unb  33 raun  ebb.  636:  33auten. 


225 


10 


S)ie  gotifdOen  ^irepen. 


finb  bie  erften  feit  fiepen  Emporen,  toeld&e  uns  in  beutfcpen  3efuiten= 
firepen  begegnen. 

£)ie  alte  SlepatiuSfapelle  mar  ein  gotifeper  33au  gemefen;  bei  iprer  (Sr= 
Weiterung  pat  man  fiep  angefiept^  ber  bamalS  ju  Mn  noep  beftepenben 
Slrabitionen  opne  Qrceifet  ebenfalls  an  bie  ©otif  gepalten.  9täper  finb 
mir  aber  über  bie  arcpiteftonifepe  33efcpaffenpeit  ber  bergröjjerten , am 
14.  üluguft  1583  burep  ben  Nuntius  23onomi  fonfefrierten  2IepatiuSfird)e 
niept  unterrichtet;  ebenfomenig  miffen  mir  bon  iprem  Mobiliar,  bem  §oep= 
aftar,  ben  brei  ©eitenaltären  unb  ben  fonftigen  ©inrieptungSgegenftänben 
ber  $irepe.  £)er  §ocpaltar  patte  im  alten  $au  naep  ©üben  geftanben, 
im  neuen  erpielt  er  feinen  $Iap  an  ber  Oftmanb.  $E)ie  SlepatiuSfirepe, 
raelepe  fidp  an  ber  ©teile  ber  §auptpforte  beS  jetzigen  Kölner  ^3riefter= 
feminarS  erpob,  ging  1621  mitfamt  bem  größten  Steif  beS  bamaligen 
®odegS  burep  23ranb  51t  ©runbe.  3pre  SÖebeutung  für  bie  ©efcpicpte  ber 
3efuitenfirepcn  ber  ungeteilten  rpeinifepen  unb  ber  nieberrpeinifepen  OrbenS= 
probing  liegt  namentlich  in  iprer  ©mporenanlage.  33ei  ber  SlepatiuSÜrepe 
patte  bie  *ftot  $u  biefer  ©inrieptung  gebrängt,  ba  man  ja  bei  ber  ©r= 
meiterung  ber  alten  Kapelle  mögliepft  biel  $(a£  für  bie  gapfreiepen  ^um 
©otteSbienft  fommenben  ©laubigen  patte  fepaffen  müffen.  ®ie  fettliepen 
©mporen  patten  fiep  aber  als  }o  praftifep  ermiefen,  bap  man  fie  fepon 
gleid)  bei  ber  näcpften  neuen  $irepe,  ber  MttegSfirepe  ju  fünfter,  nacp= 
apmte. 

2.  g)ie  l?efersfur$e  5«  'gftünßex  in  S^efffafen. 

(^iergu  S3ilber:  Safe!  1,  a— e;  2,  a.) 

SDie  erfte  böüig  neue  $irepe  entftanb  im  Bereich  ber  noep  bereinigten 
rpeinifepen  OrbenSprobin^  ju  fünfter  in  SGßeftfalen.  3n  ber  näcpften  $z\t 
naep  iprer  2fnfunft  bafelbft  übten  bie  patres  ipre  gotteSbienftliepen  $er= 
rieptungen  in  ben  berfepiebenen  firepen  ber  ©tabt  aus,  namentlüp  aber 
im  SDome.  SDa  folcpeS  jeboep  manepe  Un^uträgliepteiten  mit  fiep  braepte, 
fap  man  fiep  halb  gelungen,  an  bie  ©rbauung  einer  eigenen  $irepe  gu 
benten.  SDie  ^ßlapfrage  bereitete  feine  ©epmierigfeit.  Unterpalb  ber  beiben 
SDombifarien,  melepe  ben  patres  als  SQßopnung  übergeben  morben  maren, 
lag  eine  bereits  im  2Sefip  ber  3efuiten  befinbliepe  2Biefe,  raelepe  fiep  bis 
jur  9la  auSbepnte  unb  ein  fepr  günftigeS  SLerrain  für  bie  Mepe  gemäprte. 
Übler  ftanb  es  mit  ber  ©elbfrage,  ba  bie  patres  böHig  mittellos  maren 
unb  obenbrein  pgleiep  mit  ber  $irepe  ein  ©pmnafium  in  Angriff  ge= 


226 


SSraitn  ®cutfdje  ftejmtcnftrdjen. 


2nfcl  1 


, fünfter  i.  SDß.  «PeterSfird&e.  inneres.  (Sfjor.  *>•  fünfter  i.  SB.  speterSfird&e.  3fnnerc8.  S^iff. 


i.  fünfter  t.  28.  ^etcrgfir^c.  $mtere§.  ©eiienfötff.  d.  fünfter  i 28,  *Peier§fh:d)e.  portal.  e.  $münfier  i.  28.  *Peter3fird&e.  §oc§attar. 


2.  Sie  *Peter3firäje  gu  fünfter  in  Aöeftfalen.  H 

nommen  merben  muhte.  Ohne  £ilfe  bon  (Sönnern  unb  greunben, 
namentlich  aber  ohne  fräftige  Unterftüpung  ber  Regierung  mar  meber  ber 
33au  ber  einen  noch  ber  be§  anbern  möglid).  Sarum  manbte  fid&  im 
Sommer  1589  ber  ^robinjial  3a!ob  (Srnfelber  an  ben  Curfürfien  bon 
Cöln,  (Srnft  bon  kapern,  al§  ben  gürftbifdhof  bon  fünfter,  mit  ber  23itte 
nm  33et§üfe,  unb  bann  in  gleicher  Angelegenheit  am  17.  Auguft  be^felben 
3atjre§  and)  an  beffen  Statthalter 1. 

(Sin  falbes  Safjr  fpäter,  am  7.  gebruar  1590,  richteten  bie  ^atre§ 
be§  Münfterfcpen  Codeg§  an  ben  Curfürften  eine  Sentfdhrift,  in  melcher 
fie  genauer  angaben,  meffen  fie  benötigten.  Sie  baten  barin  1)  um 
Überlaffung  be§  erforberli^en  Materials,  um  33auholä,  um  33ranbho4  jum 
trennen  be§  Calteä  unb  ber  Siegel  unb  um  Steine,  2)  um  fofienlofe 
Suftthr  be§  Materials  mie  überhaupt  um  Stiftungen  bon  §anb=  unb 
Spannbienften  burd)  bie  Snfaffen  ber  nächftgelegenen  Ämter  unb  Cirdh= 
fpiete,  3)  um  einen  ©elbbeitrag,  nicht  jebodj  au§  ber  „ordinaria  Entrada“, 
Jonbern  au§  ben  ©efäden.  Sieben  Sage  fpäter  antmortete  tropft  ©ott= 
frieb  ©ropper  namens  be§  Curfürften,  berfelbe  höbe  ihrem  Anfudhen  be= 
jüglich  ber  Materialien  nicht  nur  midfaprt,  fonbern  mode  auch  fd)Ieunige 
(Srlebigung  ber  Sache.  ^Dergleichen  fodten  bie  (Shtgefeffenen  ber  um= 
liegenben  Cirdhfpiele  gum  Anfahren  be§  |)ol§e»  unb  ber  Steine  entboten 
merben.  (Snblidb  mode  ber  Curfürft  auch  im  lepten  Sßunft  nicht  ^umiber 
fein,  münfdhe  aber  Angabe  ber  Summe  unb  ben  Aadhmei»,  mie  biefe  ju 
erzielen  fei,  unb  gmar  in  continenti.  bereits  am  23.  gebruar  ertlärten 
bie  Statthalter,  bem  Aßiden  ipre§  §errn  entfpredhen  ju  moden.  Sie  ©elb= 
unterftüpung  festen  fie  auf  1000  Aeicpstaler  an,  bie  ben  Früchten  unb 
©efäden  entnommen  merben  fodten.  (Sin  Überfcplag  Dom  10.  Mär§  ber= 
teilte  bie  Summe  auf  bie  berfdhiebenen  Ämter  in  ber  Aöeife,  bah  auf  ba» 
Amt  Aßolbed  250  Atlr,  ba§  Amt  Saffenberg  150  Atlr,  bie  Ämter  Apau*, 
(Sm§lanb  unb  Vechta  je  100  Atlr,  bie  Ämter  Stromberg,  SDülmen  unb 
Cloppenburg  je  50  Atlr,  bie  Ämter  Sebergern  unb  Aßerne  je  25  Atlr 
tarnen.  Am  17.  Märj  erfolgte  eine  Anmeifung  an  ben  Aentmeifier  ju 
§orftmar,  bie  Überfuhr  bon  fünfzehn  Carren  SBaumberger  Stein  gum  33au 
ber  Cirche  unb  be§  ©pmnafium§  ju  beranlaffen;  am  26.  Märg  mirb  aden 

1 Sie  nacpfolgeuben  Aoti^en  gur  Aaugefdjjicbte  ber  Cirdje  mürben  entnommen 
ben  au£  bem  Münfierfhen  Codeg  ftammenben  Ardjümlien  tm  Cgi.  Staatsarchiv 
gu  Adünfter:  3efaüen,  Caften  I,  loc.  8,  n.  1,  Caften  I,  loc.  11,  n.  11  unb  llbis 
fomie  Caften  II,  loc.  1,  n.  14. 


227 


12 


Sie  gotifd^ert  Kirchen. 


iRentmeifiern  beS  Stifts  fünfter  mitgeteilt,  \ oaS  jebeS  51mt  „aus  ben 
53rücpten  unb  fonfttgen  ungetüiffert  (Befallen  ben  Patribus  S.  J.  binnen 
fünfter  befjuf  ihres  öorhabenben  $irchen=  unb  Schulbaues"  an  (Belb 
ju  entrichten  habe. 

@S  mären  baS  bie  Anfänge  einer  langen  Steife  Don  $erorbnungen 
ber  Statthalter  ju  ©unften  ber  Don  ben  ^efuiten  ins  SOßerf  gefegten 
bauten.  So  mirb  am  14.  3uni  1590  ber  fRentmeifter  Wolbed  be= 
auftragt,  bie  Qiegelöfen  famt  ben  ^um  Srodnen  ber  geformten  Qiegel 
bienenben  ©eftelle  reparieren  unb  für  letztere  500  öon  Bertram  non  Soe 
gefchenfte  Pfannen  holen  gu  laffen.  Sechs  Sage  fpäter  erhalt  ber  fRent= 
meifter  oon  §)orftmar  bie  51nmeifung,  16  meitere  gufjren  gur  §erbei= 
Raffung  23aumberger  Steine  $u  bemirten,  am  4.  $uli  aber,  bafür  Sorge 
ju  tragen,  bap  ber  $alt,  ben  bie  3efuiten  Oom  Somfdiolafter  getauft 
hatten,  nach  fünfter  gebracht  merbe.  51m  20.  3uli  geht  ein  allgemeines 
9tunbfd)reiben  an  alle  51mtSleute  beS  Stifts,  gur  Erbauung  bon  Kirche 
unb  Schule  ber  3efuiten  fuhren  §u  beforgen  ufto.  Sie  55erorbnungen 
biefer  51rt  Riehen  [ich  bis  gegen  baS  3^hr  1697,  alfo  bis  gegen  baS  (Bnbe 
ber  33autätigfeit  hin. 

SaS  53eifpiel  ber  Regierung  regte  gur  Nachfolge  an.  51ucp  biete  an= 
bere,  mie  bie  Herren  bom  Kapitel,  bie  51bte  im  Stift,  manche  SXbelige  unb 
manche  ^Bürgerliche,  fpenbeten  Material  ober  gemährten  Spannbienfte.  3m 
ganzen  mürbe,  maS  bom  Mär^  1590  bis  51pril  1594  an  Material  ge= 
fdjentt  ober  burch  Übernahme  bon  fuhren  erfpart  morben  mar,  auf  4840 
Saler  8 ©rofcpen  münfterifch  gemertet. 

51ber  and)  ©elbbeiträge  blieben  nicht  aus.  1590  unb  1591  tarnen 
2041  Sir  16  ©r.  münft.,  1592  559  Sir  2 ©r.  münft.,  1598  4246  Sir 
16  ©r.  münft.  ein,  jufammen  6847  Sir  10  ©r. , nicht  gerechnet  bie 
594  Sir  4 ©r.  münft.,  melche  bon  einzelnen  Wohltätern  für  bie  genfter 
gegeben  mürben.  SlüeS  in  allem  beliefen  fid)  bie  Spenben  gum  53au  ber 
Birdie  unb  Schule  an  ©elb,  Materialien  unb  Spannbienften  bis  5Ipril 
1594  auf  12  282  Sir  10  ©r.  münfterifch. 

Seit  51pril  1594  mürbe,  meil  ber  Schulbau  boüenbet  mar,  blop 
noch  für  bie  Kirche  gefammelt.  1594  floffen  bie  ©aben  ziemlich  fpärlich; 
eS  gingen  in  ben  noch  übrigen  brei  lebten  Duartalen  nur  672  Sir 
22  ©r.  münft.  ein.  1595  fliegen  bie  511mofen  auf  1680  Sir  4 ©r. 
münft.  Reiche  Beiträge  brachte  baS  3nfÜ  1596,  nämlich  4758  Sir 
18  ©r.  münft.  1597  tarnen  1838  Sir  9 ©r.  münft.  ein,  1598 


228 


2.  S)ie  *Peter§ltT(he  31t  fünfter  in  SGÖeftfalen. 


13 


2007  Dir  3 ©r.  münft.  ©S  maren  meift  ©aben  in  bar,  maS  feit  1594 
gefpenbet  mürbe. 

(Seele  beS  Unternehmens  mar  ber  bamalige  Aeftor  beS  dJlünfterfchen 
^odeg»,  P.  $etru§  Michaelis  gen.  23ridma<her,  ein  ebenfo  unwichtiger 
unb  raftloS  tätiger  toie  angefeßener  unb  beliebter  föiann.  Äctum  toar  er 
ber  guftimmung  beS  ^urfürften  $ur  ©rbauung  ber  Kirche  unb  ber  Schule 
ficher,  al§  er  opne  langen  Auffdßub  mit  bem  Abbruch  eines  alten  §aufeS 
begann,  baS  auf  bem  in  AuSficbt  genommenen  33aupla|  ftanb  unb  bis 
$um  Aobember  1588  t>on  bem  Sefretär  beS  DomtapitelS  bemoßnt  morben 
mar.  51  m 20.  3uni  !am  ber  Sßrobinjial  P.  3afob  ©rnfelber  nach  fünfter. 
AochmalS  mürbe  bie  Jfirc&en*  unb  ©chulbaufrage  reiflich  ermogen.  An= 
gefidbtS  ber  Aotmenbigleit  beiber  bauten  mürbe  enbgültig  beren  ebefte  ©r= 
ridjtung  befcbloffen  unb  auf  ben  3.  3uli  bie  freier  ber  ©runbfteinlegung 
feftgefedt. 

Am  53orabenb  biefeS  DageS  pflanzte  ber  ^robinaial,  umgeben  bon  ben 
patres  unb  ben  53rübern  beS  $odegS,  ein  $reu3  auf  bem  53aupla|  auf, 
baS  bie  Snfdjrift  trug : Deo  Immortali  Trino  et  Uno  in  memoriam 
et  honorem  sancti  Petri.  6 Idus  Iulii  anno  1590. 

Die  ©runbfteinlegung  bod^og  fidj  unter  großem  ©epränge.  ©ie  mürbe 
burch  ^ropft  ©ropper  borgenommen,  ber  namens  beS  ®urfürften  eigens 
in  biefem  Qmede  nad)  fünfter  gefommen  mar.  Anmefenb  maren  bei  ber 
geier  bie  Statthalter,  bie  Domherren,  melcße  fid)  in  ber  Stabt  aufhielten, 
bie  Prälaten  ber  meiften  übrigen  Stifte  ber  Stabt,  Vertreter  beS  Skates 
unb  manche  fonftige  bornehme  ©äfte  aus  bem  ©eiftlichem  unb  Saienftanb. 
3n  ben  ©runbftein  maren  3al)r  unb  Dag  beS  ©reigniffeS  eingehauen. 

53iS  pm  3.  3uli  1591  mürbe  ber  53au  ber  Kirche  unb  beS  ©pm= 
nafiumS  gleichmäßig  betrieben.  Dann  befdjloß  man  in  Anbetracht  ber 
Unäuträgliddeiten,  melche  mit  einer  ad$u  langen  Aßeiterbenußung  ber  gän^= 
lid)  ungenügenben  Schulgebäube  am  §orfteberg  gegeben  maren,  bie  Ar= 
beiten  an  ber  Kirche,  beren  dauern  bereits  ca  2 m aus  ber  ©rbe  ßeröor= 
ragten,  Vorläufig  auS^ufepen  unb  ade  Kräfte  auf  bie  gertigftedung  ber 
Schule  in  bereinigen.  Der  23au  beS  ©pmnafiumS  erfuhr  infolgebeffen 
einen  fo  rafhen  gortgang,  baß  eS  bereits  am  7.  Oltober  1593  in  ©e= 
brauch  genommen  merben  lonnte,  maS  natürlich  nicht  ohne  entfprechenbe 
geierlichleiten  gefchaß. 

3m  folgenben  3<*hre  nahm  man  bie  Arbeiten  an  ber  Kirche  bon 
neuem  auf,  boch  mußte  man  fie  fdjon  nach  Oftern  mieber  einfteden.  ©einen 


229 


14 


S)ie  gotifdjert  <®ii(pen. 


©runb  patte  baS  teils  im  Mangel  ber  erforberticpen  ©elbmittel,  teils  unb 
mopt  pauptfädptidp  an  einer  ferneren  ©rfranfung  beS  ^3ater  Üteltor,  ber  gan^ 
unfähig  mürbe,  fid&  bie  ©orge  um  ben  Sau  angelegen  fein  &u  taffen. 
£)er  ©tiflftanb  fottte  inbeffen  nicpt  tauge  bauern,  ©tpon  1595  tonnten  bie 
Arbeiten  non  neuem  begonnen  merben,  fomopt  roeit  inamifcpen  mieber  manche 
©penben  eingelaufen  maren,  als  auch  meit  an  ©teile  beS  P.  Sticpaetis 
am  20.  ÜRai  1595  in  ber  ^erfon  beS  P.  ©isbert  Mirbach  ein  neuer 
^fteftor  ernannt  morben  mar.  Son  ba  an  gingen  fie  rüftig  üoran. 
©cpon  1597  mürbe  bem  Sau  baS  2)acp  aufgefe^t;  im  fotgenben  3ahre 
mürbe  er  bann  fomeit  oottenbet , bap  am  6.  ©eptember  feine  ©in= 
meipung  ftattfinben  tonnte.  $)ie  2Beipe  ber  Kirche  mar  eine  grope  geier= 
tidbteit.  grüp  morgens  mürbe  fie  burdp  ©tocfengetäute  angetünbigt.  SDie 
patres  patten  bie  ©tattpatter,  bie  £)omperren,  bie  Canonici  ber  S?ünfter= 
fdpen  ©tifte,  ben  9^at  unb  maS  ipnen  fonft  nod}  befreunbet  mar,  jum 
geft  eingetaben.  51ucp  an  ben  $urfürften  mar  eine  ©intabung  gerietet 
morben,  bocp  mar  berfetbe  nicpt  erfcpienen,  fonbern  patte  als  feinen  Ser= 
treter  ben  SDompropft  öon  §itbeSpeim,  9lrnotb  Don  Soicppotp,  gefanbt. 

$irdpe  unb  ©pmnafium  patten  jufammen  23  694  Str  3 ©r.  4V2  $). 
münft.  getoftet.  3n  ben  3apren  1590  unb  1591,  b.  i.  jur  Qtit,  ba 
man  gugteidp  an  beiben  gefcpafft  patte,  betrugen  bie  Ausgaben  5372  S£tr 
10  ©r.  4 3).  münft.;  1592  unb  1593  mürben  für  baS  ©pmnafiutn 
allein  7090  Str  13  ©r.  10 1/2  $).  münft.  ausgegeben.  Suf  ben  2öeiter= 
bau  an  ber  $ircpe  entfielen  fobann  in  ben  3apren  1594 — 1598 
11231  %lx  3 ©r.  2 ©in  mefentticpeS  Serbienft  am  Quftanbefommen 
ber  ®ircpe  mie  ber  ©cpute  patten  ber  $urfürft  unb  bie  ©tattpatter,  meS= 
patb  Üteftor  ^irbatp  unb  bie  patres  beS  $ottegS  unter  bem  3.  Dezember 
1597  um  bie  ©rtaubniS  bitten,  gur  emigen  ©rinnerung  an  bie  erpattenen 
Unterftiipungen  baS  Sößappen  beS  ^urfürften,  beS  ©tifteS  unb  in  parti- 
culari  audp  bie  SBappen  ber  ©tattpatter  an  ben  Sauten  anbringen  ju 
bürfen. 

5ttS  Slrcpitett  ber  ^ircpe  mirb  in  ber  Historia  Collegii  bei  ©cpitbe* 
rung  ber  ©runbfteintegung  ein  3opanneS  ütopfott1  genannt.  $Iudp  in 
bem  ©£j$erpt  aus  ben  Saurecpnungen,  bem  bie  borftepenben  Angaben  ent= 


1 Hist.  Coli,  ad  a.  1591:  Quem  lapidem  . . . deposuit  ad  summam  partem 
fundamentorum  D.  Gropperus  in  paratam  calcem  adiuvante  architecta  Ioanne 
Rosskott. 


230 


2.  2)ie  $eier3fir<he  gu  SOiünfter  in  Aßefifalen. 


15 


le^nt  finb,  begegnet  un§  Aopfott1.  ^Rojgfott  war  fonach  jebenfoü§  bet= 
jenige,  ber  Kirche  unb  Schute  auffü^rte.  Allein  er  f)at  altem  Anfchein 
nach  auch  bie  ptäne  gu  biefen  gemacht,  wenngleich  gweifetto^  beraten  nnb 
infpiriert  bon  P.  9Aicbaeli§.  'Seine  (Erwähnung  bei  Sßefdhreibung  ber 
(Brunbfteintegung,  unb  gwar  unter  Anführung  feinet  Aor=  unb  3unamen§, 
loeift  burd)au§  barauf  t)in,  bap  er  mehr  at§  gewöhnlicher  Ataurermeifter 
gewefen  fein  mup.  Aßar  Aopfott  nur  ba§  unb  nichts  weiteret,  fo  §ätte 
bie  mit  Hainen  fo  fparfame  Historia  höchftenä  getrieben:  adiuvante 
murario  quodam  ober  ähnlich,  fieser  aber  nicht  adiuvante  architecta 
Ioanne  Rosskott.  Aon  einem  Angehörigen  be§  Orben§  fönnen  bie  ^ßläne 
nicht  ^erftammen ; benn  um  1590  gab  e§  Weber  unter  ben  $atre§  noch 
unter  ben  Saienbrübern  ber  rhßinifdhen  Drben§proding  einen  Ard&iteften. 

Die  Kirche  ift  eine  breifdbiffige  bafititate  Anlage.  (Eine§  0uer'haufe§ 
entbehrt  fie,  bagegen  ift  fie  über  ben  Seitenfcbiffen  mit  Emporen  berfehen. 
^onftruttib  gang  auf  bem  Aoben  ber  (Sotif  ftepenb,  bertritt  fie  audb  in 
ber  gormenfprad&e  nodb  burdbau§  bie  hergebrachte  Aßeife.  Aüerbing§  ge= 
hört  berfdhiebene§  Detail  ber  Aenaiffance  an,  unb  gwar  ber  beutfdben  Ae= 
naiffance  im  testen  Stabium  ihrer  (Entwicftung,  bod)  finb  biefe  ungotifdben 
Stücte  fo  wenig  gahtreidb  unb  fo  menig  bebeutenb,  bap  fie  ben  ©efamt= 
ftitdbaratter  be§  23aue§  unoeränbert  taffen.  AuSgefprochene  Aßerfe  ber 
Aenaiffance  finb  nur  bie  portale  an  ber  Oft=  unb  Aorbfeite,  gumat  ba§ 
teptere. 

Die  Abmeffungen  ber  Kirche  finb  nicht  gerabe  bebeutenb.  3hre  lichte 
Sänge  beträgt  32,25  m,  ihre  lichte  Breite  16,33  m.  Beachtung  berbient 
bie  ungewöhnliche  Aßeite  be§  ARttetfcpiffeS.  Aßäprenb  nämtidh  bie  Abfeiten 
bon  ber  Aßanb  bi§  gur  Achfe  ber  Säulen  nur  3,50  m breit  finb,  hat  bas 
TOttelfdhiff  bon  Söutenachfe  gu  Säutenadhfe  9,33  m. 

Die  §öhe  be§  9Aittetfdhiffe§  beträgt  ca  13,50  m,  bie  ber  Seitenfchiffe 
wegen  ber  barüber  liegenben  Emporen  aber  btop  ca  5,50  m.  Die  maf* 
figen,  gebrungenen,  nur  2,50  m hohen  Aunbpfeiter,  welche  bie  Schiffe 
trennen,  finb  fonberbare  3wittergebitbe.  Der  gweiftufige,  gwötffeitige  Socfet, 
bie  runbe  Aafi§  unb  ber  überall  gteichftarte  Schaft  finb  gut  gotifch;  ba» 
$apität  aber  ift  im  Sinne  ber  ionifcpen  Dehnung  geftattet,  aderbing^ 

1 <5o  ad  a.  1692:  Item  M.  Ioanni  Rosskott  et  laboribus  operum  tarn  famu- 
lorum  quam  conductorum  909  dal.  mon.  10  Gr.  (Aiünft.  ©taatsaarcfjiö,  ^jefuitert, 
haften  I,  loc.  11,  u.  11  d,  p.  5).  Über  bie  SperfönltcOfeit  Aopfoit3  unb  etmaige 
fonftige  Arbeiten  beweiben  tiep  fidj  leiber  nichts  ermitteln. 


231 


16 


Sie  gotifd^en  ®ird)en. 


nidt  im  Sinne  beS  ftrengen  flaffifden  Stils,  fonbern  in  ber  freieren  unb 
jugleid  reiferen  Sehanblung,  melde  bie  beutfde  IRenaiffance  bem  ionifden 
Kapital  gern  angebeihen  liefe.  Sei  ben  Voluten  fällt  auf,  bafe  bie  innere 
SMnbung  ftarf  ^eröorquiUt. 

Stuf  ben  ütunbpfeilern  ergeben  fid&  bierfantige  Pfeifer  bon  quabratijdem 
Querfdnitt,  jmifden  melde  §art  über  ben  Kapitalen  bie  halbfreiSförmigen 
Sdeibbogen,  bie  Präger  ber  feitlid&en  Emporen,  eingefprengt  finb.  Sie 
Reibungen  biefer  Sogen  haben  faft  bie  Sreite  ber  Pfeiler,  finb  aber  bon 
äufeerfter  Schlichtheit ; beim  i§re  Profilierung  befielt  einzig  in  einer  biofeen 
Sbfafung  ber  kanten.  Sie  Sßeftempore  ftüfet  fid  an  ben  Seiten  auf  bie 
beiben  borberften  9ftunbpfeiler,  in  ber  Stitte  auf  jtoei  freiftepenbe,  fid  ber= 
jüngenbe  leicfete  ionifde  Säulen,  beren  ®apitäl  eine  entfliehen  ftrengere 
Strt  geigt  al§  bie  Kapitale  ber  SdiffSpfeiler.  Son  ben  brei  Sogen,  melde 
fid  über  ben  Säulen  aufbauen,  hat  ber  mittlere  £albfreiSform,  bie  feit« 
liefeen  ftellen  bagegen  [teile  gotifde  Stidbogen  bar,  beren  Stentel  faft 
eine  gerabe  Sinie  bilben.  Sud  feier  eignet  ben  Sogenleibungen  feine  anbere 
Profilierung  als  eine  einfache  gafe. 

Sie  Emporen  über  ben  Seitenf duffen  öffnen  fid  n ad  bem  Sfittelraum 
ber  Birdie  burd  weite,  mit  flachen,  runben  Stidbogen  abfdliefeenbe  Sr= 
faben.  S3o  bie  Sogen  aus  ben  Pfeilern  ^erauSfpringen,  umgeht  leptere 
ein  breites,  lei d)t  über  bie  pfeilerpäde  bortretenbeS  Sanb,  baS  mit  einer 
maffelartigen  50tufterung  berfefeen  ift.  Sie  Saluftrabe,  melde  ben  Srfaben 
unten  eingebaut  ift,  fept  fid  aus  gierlid&en,  amphorenartigen  Säuldjen  gu= 
fammen.  3hre  ^edplatte  wirb  nach  bem  ÜRittelfd)iff  &u  bon  fleinen  $on= 
folen  getragen  unb  gie£)t  fid  mit  ihrem  borfpringenben  Seil  in  ununter= 
brochener  gludt  in  S3eife  eines  (BefimfeS  auch  an  ben  Pfeilern  borbei. 
Sie  Serfröpfungen,  melde  fie  babei  um  biefe  herum  bilbet,  bienen  als 
eine  Srt  bon  befrönenbem  Überbau  für  bie  barunter  angebrachten  Spoftel= 
figuren. 

Sie  fwdgabenmanbung  hat  nur  bie  halbe  Stärfe  ber  Pfeiler,  fo  bafe 
biefe  nach  Srt  bon  Streben,  bie  nach  innen  gezogen  mürben,  mit  ihrer 
halben  Siefe  aus  ber  Sßanb  heraustreten  unb  bie  §odfdiffwauer  als  blofee 
güümauer  bepanbelt  erfdeint.  SuS  ben  Pfeilern  madfen  oben  bie  Sddb= 
bogen  heraus. 

Sas  SanghauS  befiehl  aus  fed$  3oden,  ber  @hor  aus  einem  3od 
unb  bem  breifeitigen  ©horhaupt,  beffen  Sdrägfeiten  auffaüenbermeife  um 
1,20  m fdmäler  finb  als  bie  Sdeitelfeite.  Ser  (Spor  mirb  burd  fünf 


232 


2.  Sie  $eter§firdje  zu  fünfter  in  äöeftfalett.  17 

hohe,  fpißbogige  genfter  erleuchtet,  Don  benen  bie  bret  mittleren  breiteilig, 
bie  beiben  borberen  aber  nur  zweiteilig  finb.  Me  tjaben  gutes,  fpätgotifdjeS 
gifchblafenmaßwerf.  SaS  profil  ber  Reibungen  befielt  an  ber  3nnen=  wie 
an  ber  Slußenfeite  ber  genfter  aus  einer  ©dbräge,  einer  breiten,  tiefen 
$ehte,  einem  ©infprung  unb  einem  Sftunbftab.  SaS  5ßfoften=  unb  Dftaßwerf 
weift  nur  eine  SluSfehlung  auf. 

Sie  gtüötf  genfter  im  Sichtgaben  beS  SanghaufeS  finb  runbbogig,  flein 
unb  ungeteilt.  3pre  Reibungen  finb  bloß  mit  einem  SSiertelftab  profiliert. 
Sie  genfter  ber  Emporen  unb  ©eitenfchiffe  finb  breiteilig.  3m  3nnern 
fte^en  fie  in  feiner  SSerbinbung  miteinanber.  3m  Slußern  merben  fie  ba= 
gegen,  wiewohl  burch  ein  breites,  horizontales  SJtauerbanb  gerieben,  bon 
einer  gemeinfamen,  mit  flauem  (Stichbogen  abfchtießenben  genfternifche  um= 
rahmt.  Sie  ©mporenfenfter  zeigen  unfchöneS,  aus  gebrüdten,  einattber 
fchneibenben  ©felSrüden  gebilbeteS  SJtaßwerf;  in  ben  Seitenschiffen  enben 
bie  brei  gelber,  üon  benen  baS  mittlere  um  ein  geringes  überhöht  ift,  mit 
gut  gearbeiteten,  einem  9fte<htecf  eingeschriebenen,  genaften  Stunbbogen.  Sie 
Profilierung  ber  Reibungen,  ber  Pf  offen  unb  beS  SflaßwerfeS  ift  bie  gleiche 
mie  bei  ben  ©horfenftern. 

Sin  ber  gaffabe  gibt  eS  brei  genfter:  zwei  feitliche  unb  ein  mittleres. 
Sie  beiben  feitlidjen  finb  bon  ber  Slrt  ber  genfter  ber  Sangfeiten ; boch  ift 
gegenwärtig  ber  obere  Seil,  welcher  ben  ©mporen  Sicht  zuführte,  bermauert. 
SaS  mächtige  mittlere  genfter  ift  fecpäteilig,  aber  burdh  einen  ftärferen 
TOttelpfoften  in  zwei  Hauptabteilungen  Ser  gebrücfte,  runbbogige 

Slbfchluß  beS  genfterS  übte  einen  nicht  gerabe  günftigen  ©influß  auf  bie 
$ompofition  beS  SflaßwerfeS  aus.  3mmerhin  ift  biefeS  eine  feßr  be= 

merfenSwerte  unb  im  ganzen  noch  recht  eble  ©rfdjeinung. 

Stoch  einige  Söorte  über  bie  ©inbecfung  ber  Kirche,  unb  wir  fönnen 
uns  bem  Supern  zuwenben.  SaS  ©horßaupt  hot  ein  fcßlichteS,  rabiates 
Stippengewölbe,  ber  borbere  Seit  beS  ©horeS  unb  baS  SanghauS  ein  an  baS 
©ewölbe  ber  ©t  Sambertitircße  zu  fünfter  ftarf  erinnernbeS  SteßgeWölbe, 
im  16.  3ah*hunbert  übrigens  eine  auch  fonft  häufige  ©rfcßeinung.  ©in 
Sriumphbogen,  ber  baS  ©hor=  unb  baS  SangßauSgewölbe  fchiebe,  ift  nicht 
borßanben,  fo  baß  alfo  bie  Wölbung  beS  borberen  Seiles  beS  ©horeS 
lebiglich  bie  gortfepung  beS  SteßgewölbeS  beS  SanghaufeS  bilbet.  ©inen 
©chlußftein  gewahrt  man  nur  im  ©hör.  3m  SanghauS  hot  man  fiep 
bamit  begnügt,  bie  $reuzungSfteHen  ber  Rippen  burch  eine  Stofette  auS= 
Zuzeichnen.  Sille  Rippen  ha&eu  gleichmäßig  baSfelbe  bimförmige  profil; 

SSraun,  ®te  beutfdjen  Sefuitenftrdjett.  1.  — <jgg — 2 


18 


Sie  gotifdpett  $irdpen. 


an  ben  2Öänben  rupen  fie  auf  breifeitigen,  Don  einem  GüngelSfopf  gefiüpten 
Hanfölen. 

Sie  Emporen  finb  mit  flauer  Sede  Derfe^en ; ipre  geringe  §öpe  ge= 
ftaitete  feine  (Singie^ung  öon  ©emölben,  Sie  Seitenfdpiffe  paben  $reuä= 
gemölbe.  Sie  fräftigen  Rippen  paben  auch  pier  bimförmige  Profilierung, 
mäprenb  bie  Duergurte  breite,  ungeglieberte  Aunbbogen  barfieKen.  Sin 
ber  Aupenmauer  fi|en  ©urte  unb  Rippen  auf  einem  bon  Aenaiffance= 
fonfolen  getragenen  $raggefimfe.  3m  Sdpeitel  beS  ©emölbeS  treffen  fidp 
bie  Rippen  in  einem  runben,  bie  Aippenprofilierung  aufnepmenben  Scplup= 
ftein.  Somopl  bie  ©emölbe  beS  SflittelfdpiffeS  als  and)  bie  ber  Seitenfdjiffe 
paben  menig  Aufftieg.  Spitzbogen  fommen  in  ipnen  nirgenbS  bor;  bie 
Aepgemölbe  im  Sttittelfdpiff  geigen  fogar  einen  forbbogenförmigen  Duerfdpnitt. 

Sie  gaffabe  ift,  um  auf  baS  Aupere  beS  23aueS  überjugepen,  eine 
fcplidpte  ©rfdpeinung.  §>origontal  ift  fie  opne  alle  ©lieberung  geblieben; 
bertifal  mirb  fie  burdp  hier  Strebepfeiler  in  brei  Abteilungen  gefcpieben.  Sie 
beiben  mittleren  Streben  fteigen  bi»  nape  gum  beginn  beS  ©iebelS  empor. 
Sie  finb  fernere,  maffige  ©ebilbe,  bie  fid&  bon  iprem  Socfel  an  gmeimal 
berjüngen:  baS  eine  SJlal  in  ber  Ööpe  beS  ©efimfeS,  meldpeS  fidp  unterhalb 
ber  genfterbänfe  ber  Seitenfdpiffe  um  ben  ganzen  33au  perumsiept,  bie 
Strebepfeiler  eingefdploffen;  baS  gmeite  2ttal  in  ber  §öpe  beS  girfteS  ber 
feitlidpen  gaffabenftreben.  3P*e  Abbedung  beftept  in  einem  mäpig  fteilen 
pultbadp.  Sie  feitlidpen  Strebepfeiler  ber  gaffabe  reifen  bis  jum  $rana= 
gefimfe  ber  Abfeiten.  Sie  fpringen  in  iprem  unteren  Seil  meit  bor,  treten 
aber  etma  bon  palber  §öpe  an,  mo  fie  gum  gtoeitenmal  bon  einem  ©e= 
fimfe  umwogen  finb,  plöplicp  ftarf  jurücf.  Sen  Übergang  bom  unteren  gum 
oberen  Abfap  bilbet  ein  fleineS  Sattelbadp,  beffen  ©iebel  auf  ben  Seiten 
mit  Krabben,  unten  mit  Voluten  unb  in  ber  9Aitte  mit  einem  ©ngelsfopf 
gefdpmüdt  ift:  ein  fonberbareS  CÜemifdp)  gotifcper  unb  flaffifcper  5Aotibe. 
$aum  minber  eigenartig  ift  übrigens  bie  Sedplatte  beS  PultbacpeS,  mit 
meldpem  bie  Streben  enben.  Sie  pat  nämlidp  bie  ©eftalt  einer  breiten, 
unten  leicpt  umgebogenen,  oben  eine  Volute  bilöenben  AoKe. 

Ser  ©iebel  ber  gaffabe  ift  fepr  nüdptern  unb  fapl;  baS  fdpmale,  runb= 
bogige  genfter,  melcpeS  bem  Sacpboben  Sidpt  bringt,  unb  bie  beiben  fleinen 
Ofuli  oberpalb  biefeS  genfterS  finb  §u  unbebeutenb,  als  bap  fie  für  baS 
23ilb  beS  ©iebelS  Oon  irgenb  meldp.em  Gelang  mären.  Aeffer  bebadpt  ift  ber 
untere  Seil  ber  gaffabe  mit  feinen  Strebepfeilern,  ben  popen  genftern  in 
ben  gronten  ber  Seitenfcpiffe,  bem  meiten,  prächtigen  genfter  in  ber  DJtitte 


234 


2.  Sie  $eter§fircpe  gu  fünfter  in  SGÖeftfalen. 


19 


ber  gaffabe  unb  bem  barunter  befinblicpen  ^auptportal  ber  ffirdje,  ba§ 
freilich  gur  3ßit  nicht  mehr  in  Venu|ung  ift.  Sa§  portal  ift,  roie  fcpon 
gelegentlich  bemerft  mürbe,  ein  SGßerf  ber  beutfcpen  grüprenaiffance  mit  alt 
ben  VMtürlicpfeiten  unb  betoratiben  Eigenheiten,  melcpe  biefen  Stil  cparatteri= 
fieren.  5ln  bie  ©otif  erinnert  nur  noch  ba§  gänglicp  berberbte  9ttapmert 
in  ber  Sünette.  VemerfenSmert  finb  bie  mit  hoffen  befehlen  Sodel,  bie 
mit  Vefcplagornament  überzogenen  ©emänbe,  bie  an  ber  s2lupentante  in 
eine  Volute  aufgelöften  hohen  ©ebälfftüde  oberhalb  ber  Säulen  unb  ber 
in  feiner  gangen  Sänge  mit  einer  $artufcpe  überzogene  grie§. 

Sie  Strebepfeiler  ber  Sangfeiten  geigen  biefelbe  $lu§geftaltung  mie  bie 
beiben  feitlichen  gaffabenftreben.  Ser  Sicptgaben  entbehrt  im  Supern  ber 
Streben.  Sie  mürben  hier  nach  innen  gezogen.  Sie  hohen  Strebepfeiler, 
melche  ben  Ecfen  be§  Epore*  borgelegt  finb,  treppen  fiep  nur  einmal  ab, 
nämlich  in  f)öpe  be§  ©efimfe»  ber  genfterbänfe,  um  bann  bon  ba  ab 
opne  meitere  Verjüngung  bi§  gum  $ranggefimfe  emporgufteigen.  2luf  ihren 
puttförmigen  ^bedungen  tragen  fie  ein  gefcploffene§  Vucp,  bie  Ebangelien, 
mie  au§  ben  Ebangeliftenfpmbolen  erhellt , bie  hört  unterhalb  ber  Sed= 
platte  angebracht  finb. 

Sa§  unter  ben  genftern  fiep  ring§  um  bie  $ircpe  giepenbe  Vruft* 
gefimS  ift  eine  trefflicpe  gotifepe  Vilbung.  Sagegen  tonnen  bie  $rang= 
gefimfe  leinen  Slnfprucp  mehr  auf  eine  folcpe  Vegeicpnung  erpeben.  Sa§ 
be§  §auptbacpe§  fe|t  fiep  au£  glatte,  ®arnie§,  pättepen,  Viertelftab  unb 
Pättcpen  gufammen,  ba§  ber  5lbfeiten  au§  pättcpen,  Viertelftab  unb 
pättcpen. 

Um  bon  aupen  einen  5lufgang  gu  ben  Emporen  perguftellen , mürbe 
jeber  ber  beiben  Sangfeiten  in  ber  TOtte  an  Stelle  eines  Strebepfeilers 
ein  Sreppentürmcpen  mit  einer  VSenbelireppe  im  Snnern  angebaut.  Sie* 
felben  finb  zugänglich  burep  eine  mit  gerabem  Sturg  berfepene,  bon  einem 
©efimfe  betrönte  Sür,  beren  Poften  unb  Sturg  mit  Vefcptagornament 
übergogen  finb.  Veibe  Sürmcpen  finb  in  ihrem  unteren  Seile  quabratifcp; 
im  oberen  geht  bagegen  ber  nörblicpe  in  einen  aeptfeitigen  mit  einem  §elm 
betrönten  5luffap  über,  mäprenb  ber  füblicpe  unter  geftpalten  an  feinem 
©runbrip  mit  einem  breifeitigen  fteinernen  SValmbacp  abfcpliept. 

^ 3tt)e i anbere  Sürmcpen  erpeben  fiep  in  bem  bon  bem  Epor  unb  ben 
SCbfeiten  gebilbeten  VMntel.  Ser  an  ber  ^orbfeite  be3  Epore§  befinblicpe 
ift  in  feinem  unteren  Seil  quabratifcp,  oben  aeptfeitig,  ber  an  ber  Süb= 
feite  fiep  aufbauenbe  aber  bon  unten  bi§  oben  aeptfeitig.  Sie  haben  ben 

2* 


235 


20 


Sie  gotijchen  Einheit. 


3tt>ed,  einen  3ugang  äu  ^en  Sochräumen  gu  hüben,  bocp  biente  ber  nörb= 
liehe  urfprünglich  auch  al§  Aufgang  gu  bem  gmeiten  ©ef$op  ber  ©afriftei 
unb  gu  ben  Emporen,  bis  bie  ©afriftei  um  einen  Anbau  erweitert  unb 
bann  in  biefen  bie  Sreppe  gum  Obergefchofc  berlegt  mürbe.  0er  füblidjß 
hat  gegenwärtig  ein  niebrigeS,  achtfeitigeS  ^ßpramibenbacb , wäljrenb  fein 
©egenpart  in  ber  f)öhe  beS  $ranggefimfeS  mit  einer  in  baS  ^auptbach 
übergetjenben,  unfdjönen,  fdjrägen  Aerbadjung  fchliept.  ©o  mar  es  in= 
beffen  feineSmegS  Don  Anfang  an.  Aßie  aus  9ßterianS  Abbilbung  Don 
fünfter  aus  bem  Satjre  1647  ^erDorge^t,  maren  barnalS  bie  Sürmchen 
noch  um  ein  ganges  ©efchofj  §ö§er,  im  oberen  Seile  an  allen  ©eiten  Don 
genftern  burchbrochen  unb  mit  einem  §o$auffteigenben  fdjlanfen  f)elm  Der* 
fehen.  ©inen  Sachreiter,  wie  je|t,  fcheint  bie  Kirche  um  jene  3ßif  noch 
nicht  befeffen  gu  haben.  ©ine  Sreppe  §at  nur  ber  nörblidje  ©porturm  unb 
auch  biefer  heute  nur  noch  in  feinem  oberen  Seil.  3n  bem  {üblichen,  ber 
burch  eine  Sür  Dom  ©hör  aus  zugänglich  ift,  ermöglicht  in  Abfä|en  ein= 
gefügtes  SBalfentoerf  ben  Auffiieg. 

Sie  ©afriftei  liegt  neben  ber  Aorbfeite  beS  ©horeS.  Ser  Aßeg  gu 
ihr  führt  au§  biefem  burd)  ben  fiiblichen  Sreppenturm.  ©ie  befielt  aus 
gmei  Abteilungen.  Ser  Dorbere  Aaum  empfängt  fein  Sicht  burch  ein  brei= 
teiligeS  ftidjbogigeS  genfter  in  ber  Ofiwanb,  ber  anbere  burch  ein  eben* 
foldjjeS  in  ber  Aorbmanb.  3n  ber  ©hormanb  befinbet  fi<h  eine  D^ifche,  bie 
burd)  ein  genfter  AuSficht  auf  ben  Hochaltar  gemährt,  eine  für  bie  3ßfuiten= 
Kirche  tppifche  ©inrichtung.  ©ie  biente  als  Oratorium.  SaS  gmeite  ©e= 
fdho^  ber  ©afriftei,  e^ebem  ebenfalls  ein  Oratorium,  ftanb  burch  eine 
brüdenartige  Überführung  mit  bem  $oüeg,  ber  jetzigen  alten  Afabemie,  im 
3ufammenhang. 

Auper  ber  gaffabe  hat  auch  noch  jebe  Sangfeite  ber  «Kirche  ein  portal, 
unb  gmar  im  Dierten  3o<h  (Don  ber  gaffabe  an  gerechnet).  Sie  portale 
geigen  in  23egug  auf  ben  ©til  unb  ben  beforatiben  Aeidjtum  eine  auffaüenbe 
23erfchiebenheit.  SaS  portal  ber  ©übfeite  ift  eine  fchlicht  fpätgotifche  An= 
läge.  Sie  nach  innen  fid)  abfchrägenben  Reibungen  unb  ber  gerabe  ©turg 
finb  in  altgewohnter  Aßeife  mit  fehlen,  Aßülften  unb  einanber  überfchnei* 
benben  ©täben  profiliert.  Sa»  Aorbportal,  feiner  gangen  Sßehanblung  nach 
baS  beDorgugtefte,  ift  burch  unb  burch  ein  Aßerf  ber  beutfdjen  Aenaiffance, 
baS  Don  ber  ©otif  auch  feine  ©pur  mehr  aufweift.  Sie  Süröffnung  ift 
runbbogig.  Sie  als  Pfeiler  behanbelten  ©emänbe  finb  mit  33efchlagornament 
unb  $näufchen  Dergiert ; ber  gleichfalls  mit  23efd)lagornament  gefchmüdte 


236 


2.  Sie  ^ßeterSfirche  ju  fünfter  in  SOßeftfalen. 


21 


Sogen  ift  Don  Soffen  burchfej^t,  bie  maffelartig  gemufiert  finb.  prächtig 
ift  bie  bem  portal  Dorgefepte  Äbifula  mit  ihren  §o§en,  £ömenföpfe  unb 
Soffen  aufmeifenben  Säulenfodeln,  ben  im  unteren  Seit  mit  $artufchen  unb 
Sefchlagmerf  ornamentierten  !orint^ifd)en  Säulen,  bem  eleganten,  an  ben 
(Gnben  mit  9J?aSfaronS  Derjierten  (Gebälf,  über  beffen  grieS  fidj  ein  far« 
tufchenartigeS  (Gebilbe  §ingief)t,  unb  namentlich  bem  in  feinen  Umriffen  bie 
breiedige  (Giebelform  nicht  Derteugnenben,  glän^enben,  ja  faft  fpietenb  jier* 
liehen  2luffap:  in  ber  OTte  eine  Don  Engeln  befrönte,  reich  beforierte 
^artufdje  mit  bem  tarnen  3efu  unb  ber  Snfdjrift:  Adiutorium  nostrum 
in  nomine  Domini  (Ps  123),  barüber  eine  Statuette  ber  (Gottesmutter 
mit  bem  $inb,  rechts  unb  linfS  je  eine  mit  einem  (SngelSfopf  gefchmüdte 
Scheibe,  aus  ber  ficfe  eine  fchlanfe  ^pramibe  entmidelt,  als  feitlidjer  9Ib= 
fdjlufj  enblidj  bie  giguren  ber  Spoftelfürften.  (Gemijjj  ift  an  bem  ^3ortal= 
bau  nicht  alles  tabelloS;  als  (Ganges  aber  ift  er  §meifelloS  eine  burdjauS 
erfreuliche  (Srfdjeinung.  Sei  allem  Reichtum  beS  Ornaments,  Don  bem 
fein  gleichen  Derfcpont  blieb,  ift  hoch  ber  (Sinbrud  beS  Überlabenen  unb 
5lufbringlichen  glüdlidj  Dermieben  morben.  OaS  portal  ift  baS  Skr! 
beSfelben  SleifterS,  melcher  ben  Hochaltar  ber  Kirche  unb  bie  5lpoftel= 
figuren  an  ben  Pfeilern  beS  SangfjaufeS  fchuf,  beS  9Jtünfterfd)en  Silb= 
hauerS  Ihaufj  ober  Shoefj.  Oie  ftiliftifche  Sefjanblung  ber  Srdjiteftur  unb 
beS  Ornaments,  namentlich  aber  bie  Eigentümlichkeiten  beS  SilbmerfS  in 
Sepg  auf  Haltung,  (Gemanbung  unb  SuSbrud  [teilen  baS  aujjer  Qmeifel. 

Oie  ehemalige  3efuitenfird)e  gu  fünfter  ift  in  feiner  Se^ieljung  baS, 
maS  man  einen  herborragenben  Sau  nennen  fann,  meber  in  ihren  51b* 
meffungen  noch  in  ihren  fiiliftifchen  unb  architeftonifchen  Oualitäten. 
Smmerhin  hot  fie  eS  feineSmegS  Derbient,  baj$  fie  bisher  funftgefcpichtlich 
fo  Döllig  unbeachtet  gelaffen  tourbe.  Sie  gehört  fomohl  burch  ihren 
eigentümlichen  Stildjarafter  als  audj  burch  ihre  bemerfenSmerte  bauliche 
(Ginrichtung  $u  ben  intereffanteften  unb  für  bie  ^unftgefdjichte  beachtenS= 
merteften  Kirchen  MnfterS.  2Bie  fchon  gefagt  mürbe,  ift  fie  noch  ein 
mefentlid)  gotifcper  Sau,  unb  jmar  nicht  blofj  fonftruftiD,  fonbern  auch 
ftiliftifch.  Oie  ber  beutfchen  ütenaiffance  entnommenen  Elemente,  melche  uns 
in  ihr  begegnen,  treten  nur  in  einem  fo  befdjeibenen  SJtape  unb  nur  mit 
folcher  Qnrüdhaltung  auf,  bap  man  bei  ihr  nicht  einmal  Don  einem  eigent= 
liehen  9U?ifd)bau  reben  fann,  mie  5.  S.  bei  ben  Kirchen  beS  belgifchen  Sarod1 


1 Sgl.  3.  Sraun,  Sie  belgtjtf)en  ^refuitenf iTdhen,  Gkeiburg  1907,  104  ff. 


237 


22 


Sie  gotifd&en  Kirchen. 


über  ben  3efuitenfird)en  ^u  Süffetborf  unb  Staburg  ö.  b.  S.,  gef^weige 
benn  üon  einem  33arodbau.  Sie  9Mnfierfd)e  Sefuitenfirdje  if t nid)t  bie 
einzige  ^adjblüte  ber  ©otif  auf  weftfätifdbem  33oben.  Sie  ift  irtbeffen  eine 
ber  -$crborragenbjien  unb  inlereffanteften.  Sd&ott  ber  bajtlifale  Aufbau 
tnadjt  fie  fe^r  bemerfen§wert.  Sa^u  fommt  ober  ferner  noch  bie  eigen= 
artige  (Sin^ie^ung  ber  Streben  be3  2id)tgaben§,  bie  SBeiträumigfeit  be3 
9JHttelfcf)iffe§  unb  namentlich  bie  Anlage  bon  feitlid^ert  Emporen  unb  bon 
Zugängen  ju  benfetben  in  gorm  bon  Sreppentürmdhen.  Sie  meiften  biefer 
(Sigentümlidbfeiten  finben  fid)  audh  bei  ber  faft  ein  3af)rfiunbert  jüngeren 
Sefuitenfirdhe  ju  ^aberborn,  pier  jebod)  in  9ladhabmung  ber  Kölner  $ol= 
Ieg§firdje.  2lber  aud)  bei  ber  $oüeg§fird)e  ju  fünfter  finb  jene  (Sigen= 
arten  gtüeifello^  nid&t  weftfälifdhen  3Sorbitbern  entnommen,  fonbern  burch 
P.  9ttidjaet  bon  anber^wober  importiert  worben.  Söoper  in^befonbere  bie 
3bee  gu  ber  2Beiträumigteit  be§  2WitteIfdhiffe§  unb  gu  ben  Emporen  flammt, 
wirb  im  britten  Slbfdbnitt  biefer  Schrift  näher  bargelegt  werben. 

Sie  Kirche  ift  nidjt  ohne  hänget.  Sapin  gehört  befonberS,  um  bon 
ber  nidht  überall  glüdlidben  Aufnahme  bon  9tenaiffance=@tementen  ab^ufeben, 
bie  $erwenbung  ber  turnen,  gebrungenen  Sftunbpfeiler  in  $erbinbung  mit 
ben  ferneren,  ungegtieberten  Pfeilern  be§  (£mporengefdboffe§,  bie  tyxht  23e= 
banbtung  ber  Sdbeibbogen,  bie  tonnenartige  Gilbung  ber  ©ewölbe  unb  bie 
wiEfürlidje  gorm  be§  9!Jtapmerfe§  in  ben  oberen  genftern  ber  Slbfeiten. 
Mein  bei  biefen  unb  anbern  gebtern,  notwenbige  golgen  be§  allgemeinen 
9Rebergange§  be£  Stile§  unb  ber  ftet§  wadbfenben  Abnahme  be§  $erfiänb= 
niffeS  für  bie  innerften  (Sigentümtidbfeiten  ber  ©otif,  bQt  benn  bodb  ber 
33au  auch  bemerten^werte  $oqüge,  ein  bebeutenbe§  ÜJJap  üon  Stimmung, 
eine  in  ber  öerbältniSmäjjig  gropen  Breite  be3  2RitteIfdbiffe§  begrünbete 
padenbe  2öeiträumigfeit  unb  nidht  jum  toenigften  eine  erfrifdjenbe  Crigi= 
nalität  ber  Anlage.  ift  nidht  ba§  be^mmlidbe,  immer  wieberfebrenbe 
Schema,  wa§  im  33au  feine  $erförperung  gefunben  bat;  ber  9D?eifter  bat 
ficb  bemüht,  etwa§  9feue§  5U  bieten  für  neue  Qmede  unb  neue  23ebürfniffe 
eine  neue  Söfung  ju  geben,  eine  SBolfSfirdbe  im  eigentlichen  Sinne  be§ 
2Borte§  5U  fdhaffen. 

Sie  3efuitenfircbe  &u  fünfter  foQte  für  bie  weitere  23autätigfeit  ber 
Sefuiten  im  $3ereidb  ber  rbeinifcben  OrbenSprooin^en  bon  gröpter  53ebeutung 
werben.  2Ba§  in  ber  $dbatiu§fapet(e  gewiffermapen  grunbgelegt  worben 
war,  batte  ficb  in  ihr  ju  einem  SppuS  auSgeftattet,  ber  für  bie  ferneren 
bauten  ber  rbeinifcben  ^robing  bi§  %u  ihrer  Seitung,  für  bie  Rhenana 


238 


2.  Sie  $eter§fträ)e  gu  SSJlünfter  in  SSeftfafen.  32 

inferior  ober  bis  gegen  @nbe  beS  17.  SahrhunbertS  tonangebenb  werben 
füllte.  (Sie  batte  fid)  offenbar  bewährt. 

33et  ber  (Sinmeihung  ber  Kirche  mar  faum  etwas  mehr  als  ber  bloße 
Sau  fertig.  SaS  Mobiliar  fehlte  nod)  faft  gang;  es  waren  fogar  bie 
genfter  noc^  ohne  (Glas.  Otur  bie  (Seitenaltäre,  bon  benen  ber  eine  bem 
heiligen  $reug,  ber  anbere  ber  Butter  (Botten  geweiht  war,  ftanben  fdwn 
ba.  Sie  beiben  Elitäre  finb  leiber  bernichtet,  hoch  liegen  nod)  gwei  Ser» 
träge  oor,  bie  ffteftor  fftirbach  am  18.  9J?ärg  1597  unb  am  31.  Januar 
1598  betreffs  beS  $reugaltareS  mit  bem  Silbhauer  Sohann  ®roef$  ab= 
fd&lofc.  Sanach  füllte  ben  (Sanbftein  für  ben  Sitar  ber  Steifter  liefern, 
ben  Stabafter  unb  Marmor  für  bie  Silber,  bie  Ornamente  ufro.  aber  baS 
$odeg.  gads  jebod)  nidjt  genug  Marmor  unb  Slabafter  gu  befomnten 
fei,  füllte  $roejs  bie  (Gefimfe,  ben  Srdjitrao,  baS  $arnieS  unb  ähnliches 
aus  Saftarb»  (<Stud»)  Marmor  ober  aus  marmorartig  poliertem  Saum» 
berger  (Stein  h^fteHen.  ber  $reugigungSgruppe  in  ber  Sttitte  beS 
SltareS  rnujgte  nad)  altem  Sraud)  auch  bie  tnienbe  9J?aria  Stagbatena 
bargeftedt  werben;  im  unteren  Seil  beS  SuffajgeS  hatte  ber  Stifter  bie 
Silber  beS  hl-  3ohanneS  b.  S.,  beS  hl-  (Stephanus,  beS  hl-  SaurentiuS 
unb  beS  hl-  ©ebaftianuS  angubringen.  Ser  Elitär,  für  ben  $roefj  200 
ffteid)Stater  besprochen  würben , war  eine  (Stiftung  beS  OSnabrüder 
$anonifuS  (Si^tuS  bon  Siaufema  unb,  wie  im  $ontraft  bom  31.  ganuar 
auSbrüdlicp  bemertt  wirb,  bis  auf  baS  Silbwert  in  adern  ein  (Gegenftüd 
gu  bem  bom  ^anonifuS  gohanneS  bon  Setten  gefdjenften  dttarienaltar, 
ber  in  ber  ÜJtitte  eine  SarftelXung  ber  (Gottesmutter,  in  ber  $rebeda  aber 
bie  Silber  ber  hl-  eignes,  Sarbara,  Sucia  unb  Agatha  enthielt;  bie  letzteren 
wie  bei  bem  noch  borhanbenen  Hochaltar  wohl  in  gorm  bon  §albfiguren. 
Sie  beiben  (Seitenaltäre  müffen  am  13.  guni  bodenbet  gewefen  fein;  beim 
bon  biefem  Sage  batiert  ein  SergeidmiS  ber  Qutaten;  $riftade,  Sern» 
fieinfiüdcpen,  Doraden  ufro.,  mit  benen  $roeß  biefelben  befept  hatte1 * * 4. 


1 28ie  biefelben  gur  Sergierung  berwenbet  waren,  geigt  ber  §oif)attar  ber  ßiräje. 
Sa§  SergeidjniS  (Stünft.  6taat3ardjib,  gefuiten,  haften  II,  loc.  1,  n.  14  b)  bürfte 
intereffant  genug  fein,  unt  hier  wiebergegeben  gu  werben.  Sie  gutaten  Waren: 

70  ferner  aufg  geelen  Sernftein,  flein  unb  grob 

9 gefliffene  ^riftal  gemfid)  groffe  roben  gefärbte 

4 berfelbigen  grün  gefärbt 
1 öiolblaw  glafern  ftein  gleidj  einen  ametift 

30  ferner  bluften  (Sapi§  lagguli)  bereu  etli<h  marmelirt,  etlicf)  gefliffen  unb 
ungefliffen 


239 


Die  gotifdjen  Zirpen. 


24 

Der  §od)oItör  mürbe  am  15.  September  1599  bou  P.  9tirBad)  bem 
TOeifter  $roep,  „33ilbpauer  unb  Bürger  ber  ©tabt  fünfter",  bor  bem 
fftotar  21ruolb  2Baguer§  in  SSerbing  gegeben *  1. 

(Sr  foHte  nacp  SOtapgabe  be§  21briffe§  au§  23aumberger  ©tein  gemalt, 
mit  2llabafter  unb  anbern  guten  ©teinlein  berjiert,  auf  gliigel  eingerichtet 
unb  auf3  fleipigfte  unb  funftreiipfie  in  jmei  Sauren  fertiggefteüt  merben. 
Die  Abfälle  be3  211abafter§  mußten  gesammelt  unb  bem  $ot(eg,  ba§  beffen 
S3efd)affung  ^u  beforgen  patte2,  jurürfgegeben  merben.  $roep  füllte  für 
feine  Arbeit  unb  feine  Auslagen  616  SteidpStaler  unb  2 kalter  loggen 
erpalten.  Der  2Iltar  mürbe  laut  ber  Historia  Collegii  im  ©ommer  1601 
aufgefteüt  unb  mar  fomup  mirfliip  innerhalb  ber  für  feine  ^erftedung 
feftgefepten  grift  boüenbet  morben.  (Sr  ift  noch  borpanben,  mit  ben 

21poftelbilbern , melcpe  bie  SBänbe  fcpmücfen,  ber  einzige  Überreft  ber  ur= 
fprünglicpen  SluSftattung  ber  $ircpe. 

Der  211tar  ftept  auf  ber  ©cheibe  gmijcpen  ber  fpäten  beutftpen  9te* 
naiffance  unb  bem  früpen  beutfcpen  23arocf.  (Sr  ^eigt  ba§  gemöpnlitpe 
©cpema  ber  9tenaiffance=211täre:  ^rebeüa,  mit  ©äulen  befe|te§  unb  mit 
(Sebälf  abf(pliepenbe§  |)auptgefcpop  unb  befrönenbe§  Obergefchop.  Die 


19  groffe  ßrifiallen  ßnauff  unb  2 Hein 

20  ©oraüen  ferner  rnnbt 

297  fleine  runtt  ßorallen 

40  grün  grana  benebicta 
88  braun  grana  benebicta 
84  grana  aup  fmargen  SBernftein 
12  ancf)  berfelbig  ftein  in  forma  discorum 
10  berfelbigen  gefripelte  runbter 
30  meiffer  ßoraüen  ftein  grop  unb  fleine 
12  gefärbte  nnb  gefliffene  ©riftaU  auff  bemann  meip 
87  meiffe  ßxiftal  fleinlein  befiarb  bemann 

1 geel  bernftein  fantigh  gefliffen 
48  glafern  fteinlein  allerlei  färb. 

1 SDlünft.  ©taatäarpiü,  ^efuiten,  Mafien  II,  loc.  11,  n.  14  de. 

2 Der  Marmor  unb  Sllabafter  für  ^opaltar  unb  Seitenaltäre  mürben  oon 
«^obleng  bezogen.  Der  S3ote,  meltper  fie  bort  anfaufte,  bratp  am  11.  Oftober  1597 
(toie  e8  fipeini)  auf;  feine  Steife  ging  über  Dürften  unb  $öln.  21m  18.  Oftober 
mar  er  gu  ^obleng,  am  28.  madjte  er  fip  mieber  auf  ben  ^eirnmeg,  am  13.  9t  o* 
oember  fam  er  nach  Raitern.  $m  gangen  bauerte  bie  Steife  36  Dage.  Die  Stücf= 
faljrt  nahm  ber  SSote  mit  bem  getauften  90tarmor  unb  2tlabafter  über  Stuhrort, 
Orfot),  Dürften.  2113  @£trabelohnung  erhielt  er  pro  honorario  fidelitatis  einen 
Stofenobel.  Der  ^urfürft  gemährte  für  ben  SJtarmor  unb  211abafter  auf  bem 
Stheine  3oÜfreibeit. 


240 


2.  Sie  ^ßeterSfirtfie  ju  fünfter  in  äßeftfaten.  25 

eintönige  gläche  ber  ^rebella  mirb  burcb  bie  mit  Ifteliefbilbern  ber  bier 
großen  lateinifchen  Kirchenlehrer  gefchmüdten  ©odel  ber  Vtarmorfäulen 
be§  f)auptgefchoffe§  mirlfam  gebroden.  2ll§  3lltarbilb  bient  ein  grope§, 
figurenreiche§  Relief:  bie  ©chlüffelübergabe  an  ^etruS  unb  feine  9?ach= 
folger.  3n  bem  Vogenfelb  über  ber  ©jene  erglänjt  ber  SKame  3efu, 
Don  anbetenben  unb  mufijierenben  (Sngeln  umgeben,  3mifchen  ben 
beiben  ©äulen  jur  Siebten  unb  jur  Öinfen  be§  33ilbe§  flehen  in  einer 
fonchaartigen  9Ufd)e  bie  ©tatuen  ber  Vpofielfürften  ^etru§  unb  $aulu§. 
Sen  feitlichen  Slbfdjtujs  be§  §auptgefchoffe§  bilben  oben  unb  unten  in 
flachet  Volutenmerf  auSlaufenbe  3lnfä|e,  bie  in  rechtediger  Umrahmung 
Heine  Reliefs  aufmeifen:  ^etru§,  ben  §errn  berleugnenb,  unb  Vnania?, 
©aulu§  bie  §>änbe  auftegenb.  Ser  9lrchitrab  unb  ber  mit  ©ngelStöpfen, 
V?a§laron§  unb  ©irtanben  gefdjmiicfte  grie§  be§  ®ebälfe§  berfröpfen  fich 
über  ben  ©äulen  be3  §auptgefchoffe£;  bie  Sedplatte  au»  fchmarjem,  meip= 
geabertem  Marmor  geht  bagegen  gerabe  burcp.  ©ehr  reich  ift  bie  Ve= 
Irönung.  ©ie  jeigt  in  einer  Äbifula  ba§  S3ilb  be§  2Belterlöfer§,  barüber, 
jmifchen  ben  fitjenben  giguren  ber  Gübangelifien  9ttatfu§  unb  2ufa§,  auf 
hohem  Unterfaij  ben  ßrjengel  Michael1.  Ser  Sbifula  in  ber  ÜDlitte  ent* 
fprechen  auf  ben  ©den  be3  ($ebälfe§  bie  ©tatuetten  ber  ßbangeliften  3o* 
hanneS  unb  VtatthäuS;  bie  Überleitung  bon  ber  Jlbifula  ju  biefen  gi= 
guren  ift  burdj  3®^  in  gorm  liegenber  Konfolen  bemerffteHigt,  roelc^e 
mit  grucptbüfcheln,  Vänbern  unb  fonftigen  behängen  jierlicp  ornamentiert 
finb  unb  in  halber  §öhe  eine  ($ngel»figur  tragen.  31  de  ©tatuen  unb 
üleliefbarftellungen,  bie  (§ngel£föpfe,  bie  grucptfchnüre  unb  ähnliche»  befteht 
au§  31labafter.  Sa§  Vilbmert  ift  bon  ungleichem  Vßert.  Vßenig  befriebigen 
bie  ßbangeliften  2ufa§  unb  9)?atfu§  fomie  bie  beiben  (Sngel  auf  ben  bie 
3lbifula  feitlich  abftüpenben  Voluten.  5lnbere§  ift  weit  beffer,  fo  nament= 
lieh  bie  Vpoftelftatuen  unb  bie  Vruftbilber  ber  Kircpenbäter.  Von  höherer 
lünftlerifcher  Vebeutung  ift  freilich  leine  ber  ©lulpturen.  immerhin  ift 
ber  3lltar  al§  ©anje§  ein  bortrefflicpeS  ©tüd,  eine  tüchtige  Arbeit  bon 
trefflichen  Verpältniffen  unb  gutem  Aufbau,  eine  ruhige,  bornehme  (£r= 
fcheinung,  frei  bon  ober  ©ffefthafeperei  unb  aufbringlicher  Ornamentierung. 
3lu§gejeichnet  ift  bie  Vetrönung  be3  91ltar§  mit  ihrer  ^armonifdöen  ©lie= 
berung,  ber  fein  abgemogenen  Verteilung  be§  gigurenmer!e§  unb  bem  mohl= 

1 «Statt  ber  ©bangeliften  unb  beö  (Stengels  SDHihaet  mären  urfprünglidh  bie 
brei  göttlichen  Sugenben  in  2tu$ficht  genommen,  ftatt  be§  Saloator§  ber  ^eilige 
©eift,  ftatt  be3  Samens  3e[u  im  Oflittelbilb  Stjmbole  be3  SeibenS  ©hrifti. 

— 241 


26 


Sie  gotifdjen  Kirdjen. 


abgemeffenen  S5er§ältni§  gum  Hauptteil  beS  5Xuffa^e§.  Sin  eigentümlicher 
Schrnud  beS  Altars  finb  bie  in  gorm  bon  perlen  unb  ©emmen  auf* 
gefegten  Sernfteinfiüdcben,  Korallen  unb  |)albebelfteine,  bie  freilich  §eute 
nicht  mehr  überall  borhanben  finb. 

Shebem  mar  ber  Altar  mit  glügeln  berfehen.  Sie  finb  gegenmärtig 
berfdjmunben,  feit  mann,  ift  unbefannt,  hoch  legen  noch  bie  Engeln  bon 
ihrem  einftigen  Sorhanbenfein  QeugniS  ab.  Qie  hier  ©emälbe,  mit  benen 
fie  bergiert  maren,  mürben  nach  ber  Historia  Collegii  ad  a.  1604  unb 
1607  gu  Amfterbam  angefertigt  unb  fofteten  170  Aei<h§taler.  3n  bem 
Kontraft,  ben  P.  Mirbach  mit  9Jteifter  Kroeb  machte,  finb  als  Qarfteltungen 
für  fie  in  AuSficht  genommen:  „^Mdjifebech  unb  Qabib  mit  ber  Karpfen, 
item  gmei  §iftorien,  bie  gubmafdjung  unb  baS  lepte  Nachtmahl",  bie 
beiben  erften  mohl  für  bie  Aubenfeiten , bie  letzten  für  bie  Snnenfeiten. 
©S  liegt  fein  ©runb  bor,  angunebmen,  bah  man  frei  ber  Ausführung  ber 
Silber  bon  bem  urfprünglichen  Sßlane  abgegangen  fei. 

1604  mürben  bie  gehn  Apoftelftatuen  aufgefteHt,  melche  noch  je£t  bie 
Söänbe  beS  TOttelfchiffeS  fchmüden.  Sie  maren  «Stiftungen  bon  2Bohl= 
tätern  beS  Kollegs  unb  gufolge  einer  Aotig  auf  einer  Quittung,  in  ber 
Silbhauer  Kroefj  ben  Smpfang  einer  AbfchlagSgahlung  für  bie  Anfertigung 
beS  Hochaltars  befdjeinigt,  ebenfalls  baS  2öerf  beS  SteifterS  Kroeb,  ber 
für  jebe  10  AeichStaler  erhielt.  Übrigens  bemiefen  auch  ohne  jene  aus* 
brüdlidje  Angabe  ber  Stil  unb  bie  Auffaffung  ber  giguren  gur  Genüge, 
bah  biefe  bon  bem  gleichen  Zünftler  gefchaffen  mürben,  bon  melchem  ber 
Hochaltar  herrührt.  Qie  Statuen  finb  überlang  unb  fchmächtig,  babei  in 
ber  Hutung  etmaS  gefucht.  Qie  ©emanbung  geigt  meichen,  eleganten, 
aber  flachen  galtenmurf.  Qer  AuSbrucf  beS  ©efidjteS  ift  meift  ebel,  hoch 
nicht  tief.  Aßann  bie  Statuen  ber  hfl.  3gnatiuS  unb  grang  #aber  ent* 
ftanben,  melche  fich  an  ber  gront  ber  Söeftempore  erheben,  lieh  fich  nicht 
feftfteflen.  Sie  finb  inbeffen  mohl  faum  biel  jünger  als  bie  Apoftelfiguren 
unb  allem  Anfchein  nach  ebenfalls  bon  Kroeb  angefertigt. 

QaS  3ahr  1604  brachte  auch  eine  Mangel.  Sie  foftete  140  AeidjStaler, 
mürbe  aber  fdjon  1715  burch  eine  anbere,  bie  jepige,  erfe|t.  Über  ihre 
Sefchaffenheit  finb  mir  nicht  näher  unterrichtet;  bie  heutige  ift  ein  2Berf 
beS  fpäten  Sarod  unb  eine  gmar  nur  hanbmerfSmähige,  aber  nicht  un= 
gefällige  Seiftung.  3n  ben  Aifchen  ber  Sütte  flehen  Statuetten  beS 
HeilanbeS  unb  ber  Sbangeliften,  auf  bem  Schallbedel  bie  hier  groben 
lateinifchen  Kirchenlehrer,  in  ihrer  TOtte  unb  als  Sefrönung  ber  Kangel 


212 


2.  Oie  ^eterSfirdje  311  fünfter  in  Söefifaten. 


27 


ber  hl.  grana  datier,  gm  Ornament  ßerrfc^en  bie  im  9?orbmeften  Oeutfch= 
lanbs  für  baS  fpäte  17.  unb  baS  beginnenbe  18.  gahrhunbert  d^arafte= 
rifiifchen  ferneren  2lfanthuSranfen  unb  2lfanthuSboluten  bor. 

2luch  bie  jetzige  $ommunionbanf,  ein  ungefüges,  unfchöneS,  aus  maf= 
figen,  bauchigen  ©äulchen  befteljenbeS  Wert,  ift  nicht  urfprünglich.  Oie 
$ommunionbanf,  melche  1616  errichtet  mürbe,  mar  aus  (Stein  gemacht; 
ihre  ^pfoften  maren  mit  Statuetten  ber  Patrone  ber  (StefeHfchaft  gefu 
unb  anberer  ^eiligen  beqiert.  Sföifcbßn  ben  ^foften  fcheinen  (Sifengitter 
angebracht  gemefen  gu  fein. 

Oie  gehn  ^eichtftü'hle,  melche  bie  $ir<be  befi|t,  finb  alte  einanber  böllig 
gleich.  <Sie  finb  aus  (Sichen^olj  gearbeitet  unb  nur  mäjng  bewert,  aber 
gefällig.  Oem  ©hutalter  ih*e^  Ornaments  nach  bürften  fie  mobl  faum 
t>or  ber  Spätjeit  beS  17.  gahrhunbertS  entftanben  fein.  gebenfaüS  ge= 
hören  auch  fie  nicht  gur  ursprünglichen  2luSftattung. 

(StmaS  älter  als  bie  23eichtfiühle  merben  eine  ^Injahl  bon  hänfen  fein. 
Oenn  ihre  gut  geglieberten,  berfiänbig  ornamentierten  Wangenftücfe  meifen 
noch  ^norpelornament  auf.  5lüem  Hüftbein  nach  reichen  biefe  23änfe  bis 
§ur  Witte  beS  17.  gahrhunbertS  hinauf,  bieüeicht  fogar  noch  meiter. 

Wegen  ber  genfter,  bie  alle  mit  Walereien  berfehen  merben  foHten, 
fchlog  P.  Mirbach  mit  bem  (Gasbrenner  Melchior  ©teinhoff  auf  (Srunb 
ber  bon  biefem  borgelegten  groben  am  8.  gebruar  1598  einen  Vertrag 
ab.  Oa  fi<b  inbeffen  bie  gertigfteKung  ber  SSerglafung  ber^ögerte,  meil 
©teinhoff  bie  Arbeit  an  einen  anbern  (GaSmaler  goft  thor  Wüllen  meiter= 
gegeben  haüe»  fah  ber  ^ßftor  fich  beranlapt,  am  5.  Oftober  auch  mit 
biefem  einen  Hontraft  &u  machen,  monach  innerhalb  bieqehn  Oagen  bie 
genfter  probiforifch)  berglaft,  bis  Weihnachten  aber  fämtliche  genfter  im 
@hor  unb  bie  &ehn  genfter  ber  ©eitenfchiffe  fertiggefteKt  unb  bier  ober 
fünf  Oage  bor  bem  geft  eingefept  merben  mußten.  Ws  gaftnacht  foüten 
bann  fieben  genfter  ber  Emporen  folgen.  gaHS  ber  Weifter  bie  Oermine 
nicht  inne  h^lte,  burfte  P.  Mirbach  bon  jebem  (Shorfenfter  5 Oaler,  bon 
jebem  ber  übrigen  aber  1 Oaler  als  53upe  ab^iehen.  OaS  (Selb  foüte  gur 
SSefleibung  armer  ©tubenten  bermenbet  merben. 

Über  bie  Oarftellungen , melche  in  ben  genftern  angebracht  mürben, 
gibt  ber  bem  Welchior  ©teinhoff  bon  P.  Mirbach  übergebene  „Bericht  bon 
Orbnung  unb  ©emähl  ber  genfter,  }o  W.  Melchior  ©teinhoff  berbingt 
fein“,  5luSfunft.  ©ie  bilbeten  jmei  boKftänbige  bon  benen  ber 

eine  baS  Seiben  beS  §errn,  ber  anbere  baS  Seben  Wariä  311m  (Ggenftanb 


243 


28 


®te  gotifdjett  ^irdjen. 


hotte.  gener  berteilte  fidj  auf  bie  (Sljorfenfter  unb  auf  bie  genfter  ber 
©eitenfcpiffe.  (Sr  begann  mit  bem  genfter,  ba§  ftdö  neben  bem  hartem 
altar  befanb,  z°9  fidj  bon  ba  burch  ba§  rechte  ©eitenfdjiff  bi§  ^ur  Vßeft* 
feite  unb  über  biefe  in§  linfe  ^ebenfcbiff  unb  ging  bann  zum  (Sfjor  he*s 
über,  mo  er  r edjt§  an  ber  (Serabfeite  enbete.  Sen  Anfang  ber  Sar= 
fteüungen  machte  ba§  lepte  Menbmahl,  bann  folgten  im  rechten  ©eitern 
fdhiff  noch  bie  gupmafchung,  ba§  (55ebet  am  Ölberg,  bie  Teilung  be3 
Vialchuä  unb  be§  §errn  Vßegfüprung  zu  Mna§.  Sie  beiben  genfier  ber 
gaffabenmanb  enthielten  (Shrifti  Verfpottung  unb  ben  (Sang  zu  SßilatuS, 
bie  genfter  be§  linfen  ©eitenfcpiffe^  bie  (Seipelung,  bie  Krönung,  (Sptifti 
VorfteHung  (Ecce  homo),  bie  Verurteilung  unb  bie  Kreuztragung.  Sie 
(Shorfenfter  enblidh  miefen  bie  (Sntfleibung , bie  Kreuzerhöhung,  ©hriftu^ 
am  Kreuz,  be3  Herrn  VegräbniS  unb  be§  Herrn  Sluferftepung  auf. 

Ser  zweite  39^u§  nahm  bie  genfter  ber  (Valerien  ein.  (Sr  hob  mit 
bem  testen  genfter  ber  (Smpore  be§  regten  ©eitenfcpiffe§  an  unb  enbete 
mit  bem  lebten  ber  (Smpore  be§  linfen  ©eitenfcpiffe^.  gn  ben  genftern 
ber  Empore  zur  Rechten  maren  bargeftedt  goacpim§  Vermerfung,  be* 
(Sngel§  Votfcpaft  an  goacpim,  goacpimä  Begegnung  mit  5Inna,  Vfariä 
(Geburt,  Vtariä  Sarfteflung,  Vtariä  Verlobung  unb  Vtariä  Verfünbigung ; 
im  gropen  TOtelfenfter  ber  Vkftfeite  Vtariä  §eimfudhung,  (Sprifti  (Seburt, 
(Shrifii  Vefchneibung  unb  bie  Anbetung  burch  bie  heiligen  brei  Vöeifen; 
in  ben  fieben  genftern  ber  linfen  (Smpore  (Shrifii  Opferung  im  Sempel, 
bie  glucpt  nach  21gppten,  ba§  VMeberfinben  be§  zwölfjährigen  gefu^fnaben, 
Sftariä  Sob,  Vegräbni§,  Himmelfahrt  unb  Krönung.  ©elbft  bie  genfter 
ber  ©afriftei  unb  be§  Oratorium^  oberhalb  ber  ©afriftei  blieben  nicht 
ohne  Malereien;  in  jene  famen  (Sh^tfit  Abnahme  bom  Kreuz  unb  (Sörifti 
Vegräbnig,  in  biefe  ein  Vilb  ber  Vtutter  (SotteS  unb  ber  heilige  ^ame  gefu. 

Vtit  MSnapme  ber  zwei  (Sfjorfenfter  zur  Stufen  maren  alle  übrigen 
bon  (Sönnern  ber  gefuiten  geftiftet.  Sa£  mittlere  (Sporfenffer  patte  ber 
Kurfürft,  bie  beiben  zur  Rechten  fein  Koabjutor  gerbinanb  unb  ba§  Som= 
fapitel  gefcpenft,  me§palb  benn  auch  beren  2öappen  in  ben  genftern  am 
gebracht  mürben.  Sa§  grope  Vkftfenfter  hotten  bie  SRitterfcpaft,  bie  ©tabt 
fünfter  unb  bie  ©täbte  be§  ©tiftS  gegeben,  bie  genfter  im  linfen  ©eitern 
fchiffe  ber  Sompropft,  ber  Sombecpant,  ber  Somfcpolafier,  ber  Somfufto?, 
ber  Vizebom  ufm.  Me  genfter  maren  bon  parerga,  berzierten  (Sin= 
faffungen,  umrahmt,  bezüglich  beren  ber  Kontraft  mit  TO.  ©teinhoff  bemerft: 
„3ubem  füllen  bie  parerga,  fo  um  ba§  ganze  genfter  gehen,  auf  etma§ 


244 


3.  Sie  alte  SJtitfjaelötirdje  in  SBürzburg. 


29 


fleißig  unb  fein  nacfenbe  Silbnufj  (eS  fei  Engel  ober  anbere)  gemalt 
werben."  Sie  ElaSgemälbe  felbft  fyahm  wir  uns  wohl  in  gorm  großer 
9)tebaiIIonS  ober  ^artufdjen  zu  benfen,  fo  baß  alfo  nicht  baS  ganze  genfter, 
fonbern  nur  bie  Sttitte  mit  buntem  ElaS  gefüllt  mar.  5IIS  Sohn  fotfte 
©tein^off  für  jebeS  Eljorfenfter  35  9teiä)Staler,  für  bie  übrigen,  bie  nur 
6'  weit  unb  7'  h°$  waren,  je  7 9ffeich§taler  erhalten.  $on  ben  burch 
ihre  Einrichtung  wie  namentlich  burch  ben  SoppelzbfluS  ber  Sarftettungen 
fo  hochintereffanten  ElaSmalereien  §at  fich  leiber  feine  ©pur  erhalten. 
2Bann  fie  gu  Erunbe  gingen,  ift  unbefannt.  Ilm  fo  mehr  fchien  es  am 
$ßla£e,  ihrer  an  biefer  ©teile  mit  einigen  ^Borten  gu  gebenfen. 

3.  | Ke  attc  5&icf;aefefiit:dje  zu  gSürjButg. 

Sie  Kirche  beS  5lgnetenflofterS , welche  am  19.  9Jtai  1568  mitfamt 
bem  $lofter  ben  3efuiten  Übermiefen  mürbe,  muB  ein  unbebeutenber  33au 
gemefen  fein,  9tach  einem  aus  bem  Enbe  beS  16.  3ahrhunbert§  ftammen= 
ben  Erunbriji  beS  $oüegS  mar  fie  ein  oblonger  einfdjiffiger  9taum  bon 
24  m lichter  Sänge  unb  14  m lichter  Breite.  5ln  bie  linfe  Sangfeite 
lehnte  fich  bie  ©afriftei  an,  an  bie  rechte  eine  Vorhalle,  burch  welche  man 
bon  ber  ©trafee  aus  in  bie  Kirche  gelangte.  Utechts  neben  bem  Ehor  unb 
hinter  bem  Ehor  lag  eine  Tabelle,  bie  für  baS  ^ublifum  ebenfalls  nur 
bon  ber  Vorhalle  aus  zugänglich  mar1. 

Sie  Kirche  beftanb  bis  1606.  Sann  mürbe  fie  niebergelegt,  um  einer 
geräumigeren,  ben  Sebürfniffen  entfprechenberen  $latz  zu  machen,  zu  ber 
noch  im  gleichen  3ahre  ber  Erunbfiein  gelegt  mürbe.  Sie  neue  Kirche 
mar  1610  bis  auf  bie  Sürme  boltenbet  unb  mürbe  am  14.  Ütobember 
1610  eingemeiht.  Sie  Sürme  mürben  erft  1618  fertiggeftellt. 

Sie  Kirche  erhielt  fich  bis  1765,  b.  i.  bis  zur  Erbauung  ber  jetzigen 
9tti(haelSfirche  burch  ben  §ofbauamtmann  3-  Eeigel.  Über  ihre  Ein= 
ricfjtung  erhalten  mir  burch  einen  Erunbriji  beS  3efuitenfoüegS  aus  bem 
3ahre  1763  einigen  Uluffchlufj2.  Sanach  mar  fie  ein  breifchiffiger  23au 
bon  ca  33  m lichter  Sänge  einfchlieBlich  beS  EhoreS,  ca  12,40  m lichter 

1 U3gl.  bie  (Sammlung  ber  *piäne  ju  ^efnitenbauten  in  ber  $arifer  9tationaI= 
bibliotfjef,  Cabinet  des  Estampes  Hd  4c  51. 

2 Ser  ©runbrifj,  Welker  anläßlich  be§  geplanten  Neubaues  ber  Kirche  1763 
angefertigt  nmrbe,  befinbet  fidO  in  ber  Söürzburger  UniüerfitätSbibliotbef,  Res 
patria  IV  137.  ©ine  gute  Bleprobuftton  bet  $.  SBraun,  ©efchichte  ber  §eran= 
bilbung  be3  $leru§  in  ber  Siö^efe  UBüraburg  I. 


245 


30 


Sic  gotifcf)en  $£irdjen. 


Breite  im  Schiff  unb  ca  8,50  m fixier  Breite  im  (Sbor.  Ser  ßfjor,  ber 
um  bier  Stufen  §ö§er  lag  al§  ba§  SangbauS,  mar  14  m lang:  ba§  Mittel* 
be§  SangbaufeS  maß  bon  Säulenacbfe  ju  Säulenacbfe  8 m,  bie 
Seitenfdjiffe  Ratten  bon  ber  Säulenacbfe  bis  jur  2Banb  2,20  m,  alfo 
auch  §ier  eine  auffaüenbe  Breite  be£  9ttittelfcbiffe§  gegenüber  ben  Slbfeiten. 
©e|"(f)ieben  mürbe  baS  9J?ittelfd)iff  bon  ben  9tebenf<biffen  burdj  je  brei 
mit  ihren  Stufen  5,80  m boneinanber  entfernte  3tunbpfeiler  bon  etma 
0,75  m Stärfe. 

Sie  $ird)e  mar  mobl  nid)t  gemölbt.  SebenfadS  §atte  ba»  SangbauS 
feine  @emölbe.  (S£  fehlen  t)ier  nämlich  nid&t  Mob  alle  streben,  fonbern 
e£  berbietet  auch  bie  unregelmäßige  «Stellung  ber  genfter  an  eine  (Sinmölbung 
5U  benfen.  2lber  auch  ber  ©ßor  mar  allem  idnfcbein  nach  ungemölbt,  mie 
ber  böHige  Mangel  einer  DJtauerberftrebung  bermuten  läßt. 

Ser  (5f)or  fcbloß  im  §>albrunb.  Sein  Sicht  erlieft  er  bon  ben  beiben 
Seiten  ßer  burcb  je  §mei  genfter.  Sa^u  famen  jmei  meitere  genfter  in 
ber  SlpfiS.  SaS  SangbauS  meift  auf  bem  ©runbriß  an  einer  Seite  bier, 
an  ber  anbern,  raefcber  bie  Safriftei  angebaut  mar,  nur  brei  genfter  auf. 
Ser  auf  ißm  nicht  angebeutete  Eingang  bon  ber  Straße  f>er  lag  an  ber 
rechten  Sangfeite.  5ln  ber  Stirnfeite  ber  Kirche  führte  eine  Süre  au* 
bem  §ofe  beS  $odegS,  an  ber  linfen  Sangfeite  eine  folcbe  aus  bem  JMeg 
fefbft  in  bie  $ird)e. 

Ser  gmcpaltar  ftanb  §art  bor  ber  $lpfi§manb,  bie  Seitenaftäre  ßatten 
ihren  Paß  am  (Snbe  ber  -ftebenfcbiffe.  gn  ben  beiben  2Binfeln  gmifdben 
bem  ©ßor  unb  ben  5lbfeiten  erhoben  ficb  runbe  Sürmdjen,  bie  bom  gnnern 
beS  (5f)ore§  au§  ^ugänglid)  maren. 

(Sine  (Smpore  §atte  bie  $ir<be  jebenfallS  an  ber  Stirnfeite,  mo  ein 
biefer  borgebautes  Sreppentürmcben  ben  5Iufftieg  jur  (Smpore  bermittelte. 
Saß  fie  aucß  mit  feitlicben  ©alerien  berfeßen  mar,  ift  nicht  fidjer,  aber 
maf)rfd>einlid) ; benn  ber  nach  Salomon  ^Heiners  geidjnung  angefertigte 
Stieb  bon  1740  geigt  an  ber  rechten  Sangfeite  beutfid)  §mei  genfterreißen. 
33enu|t  aber  mürben  biefe  Seitenemporen  mobl  bon  ben  Qöglingen  beS 
9Jtarianifd)en  Seminars  jenfeitS  ber  jeßigen  Somfcbulgaffe,  baS  burd)  eine 
über  bie  Straße  füßrenbe  23rüde  mit  ber  Kirche  in  $erbinbung  ftanb. 
2luS  bem  gnnern  ber  Hircbe  maren  fie,  mie  es  fd&eint,  burcb  bie  beiben 
gfanfiertürmdjen  hinter  ben  2lbfeiten  gugänglidO. 

28iebergaben  beS  äußern  ber  $ird)e  finben  fid)  auf  §mei  5Xnfid)ten 
bon  SSür^burg  in  9fterianS  Topographia  Franconiae  bom  Saßre  1648 


246 


3.  Sie  alte  StftidjaelSfirdje  31t  Sßürjburg. 


31 


unb  einem  Stich  in  „$)ie  meltberühmte  ©tobt  2Bür$burg  in  ©runb=9ti{$ 
unb  ^rofpect  unb  bann  nach  benen  Sßaläften,  Kirchen,  JHöftern,  Sflarft* 
Pä|en  unb  anberen  publiquen  ©ebäuben  abgerechnet  Oon  Salomon 
kleiner,  in  Tupfer  gebraut  unb  berlegt  Oon  3-  51.  ^ßfeffel.  5lug§burg 
1740".  5lHe  brei  5Ibbilbungen  finb  äußerft  mangelhaft1,  namentlich  bie 
beiben  erftgenannten,  ma§  übrigen^  bei  ihrer  miniaturartigen  Kleinheit 
nicht  munbernehmen  fann.  TOt  Sicherheit  geht  au§  allen  brei  2Bieber= 
gaben  he*bor,  bajj  bie  Kirche  ein  ©inbachbau  mar.  Sie  beiben  Sürme 
ragen  batb  au§  bem  Sach  be§  SanghaufeS  h erauä,  halb  erheben  fie  fidb 
hinter  ober  neben  le|terem.  3n  ihrem  oberften  ©efchojje  finb  an  allen 
Seiten  grope  genfter  angebracht.  $otn  ©runbrip  abmeichenb  finb  bie 
Sürme  auf  ben  Stichen  9Jferian§  oierfeitig,  auf  bem  Stich  bon  1740 
bagegen  fech3=  ober  achtfeitig.  5luf  allen  5lbbilbungen  fällt  ber  fchlanfe 
§elm  ber  Sürme  auf.  Sa§  portal  ber  Kirche  befinbet  fidj  auf  bem 
Stich  Don  1740  richtig  an  ber  rechten  Sangfeite  nahe  ber  Stirnfeite,  ©ine 
hohe  kreppe  führt  511  ihm  hinauf.  Sie  Stiche  9Jterian§  fieHen  bie  Kirche 
oon  ber  linfen  Sangfeite  bar. 

Über  ben  Stil  ber  Kirche  bieten  bie  brei  SGßiebergaben  berfetben  nur 
menig  5luffchluf$.  ©iner  ber  fükrianfchen  Stiche  läjst  beutlich  lahmer! 
in  ben  genftern  ertennen.  Sa§  portal  hat  bei  kleiner  53arocfformen. 
(Sin  53arocfbau  mar  bie  Kirche  auf  feinen  galt;  ihr  ©runbrip  bemeift 
ba§  jur  (Genüge,  ©ab  e§  hoch  nicht  einmal  plafteroorlagen  Oor  ben 
SBänben.  ©in  reinem  gotifc£)e§  2Berf  mirb  fie  freilich  auch  nicht  gemefen 
fein.  Ser  halbrunbe  ©horfcplup  papt  ju  einem  folchen  offenbar  nicht. 
2Bahrfcheinlich  mar  bie  Kirche  Oon  gleicher  5lrt  mie  bie  anbern  bauten, 
melche  unter  gürftbifchof  3nliu§  ©chter  entftanben  unb  für  bie  unter  ihm 
blühenbe  firchliche  SSautätigfeit  fo  dharafteriftifch  finb  Ofteubaufirche,  9)tino= 
ritenfirche  ju  Sßür^burg,  5Baflfahrt§firche  ju  Settelbach),  b.  i.  fpätgotifch 
mit  flaffifchen  Qutaten.  Übrigens  mar  auch  fie,  obmohl  architeftonifch 
unb  räumlich  h^borragenber  al§  bie  alte  5lgne§firche , hoch  julept  nur 
ein  53au  oon  geringer  53ebeutung.  2öer  ben  ^lan  ju  ihr  entmarf,  ift 
unbefannt.  Sie  beiben  Türmchen  im  2ßinfel  ^mifchen  ©hör  nnb  5lb= 


1 SBetm  Stich  Oon  1740  faßen  befonberS  bie  offenbar  unrichtigen,  übertriebenen 
§öfjent)eri)ältnifie  auf.  2lucb  finben  fx<h  hier,  entgegen  bem  ©ritnbrifj,  nur  brei 
Ofenfter  an  ber  rechten  ßangfeite  ftatt  üier.  3ur  Verfügung  gefteüt  mürben  mir 
bie  Stiche  burch  bie  3uöor!ommenheit  be3  §errn  Dr  iur.  21.  ©.  3iegler  3U  2Öür3= 
bürg,  bem  ich  bafür  auch  an  biefer  Stelle  banfen  möchte. 


247 


32 


Sie  gotifc^en  Kirchen. 


feiten  finb  ein  SJiotiü,  ba£  un§  fdjon  bei  ber  Sefuitentir^e  gu  fünfter 
begegnete1. 

4.  pte  $irdje  bc$  fif.  Samtes  b.  f.  ju  itofifenj. 

(^ter^u  23ilber:  Se^tbilb  1 unb  Safel  2,  c,  d;  3,  a— c.) 

2II§  Äurfürft  Söfob  non  ber  (§4  im  Oftober  1580  bie  ^efuiten  nad) 
Üobteng  berief,  übermie§  er  ihnen  mit  päpfilidber  (Genehmigung  ba§  ©ifter* 
cienferinnenflofter  in  ber  alten  2eer,  beffen  Snfaffen  in  ba§  bormalige 
StuguftinerHofter  auf  ber  fR^eininfel  9?iebermerth  bei  SBaHenbar  oerpflanjt 
toorben  raaren.  $)ie  Äloftergebäubc  beftanben  aus  einer  fleinen  Äirdje, 
einem  einflügeligen  $Iofterbau,  einigen  90ßirtfchaftSgebäuben,  hier  fleinen 
§äu§(hen  an  ber  feitbem  berfjjjnmnbenen  D^onngaffe  unb  bem  fog.  ^3ater= 
hau§,  bem  2öof)nhauS  beS  33eid)tbaterS 2. 

1 3Jtit  ber  Neubau»  (UniöerfitötS*)  Äiräje  gu  Sßürjburg  fi<h  ju  befcfjäftigen, 
liegt  für  biefe  Arbeit  fein  Anlafj  bor.  Sie  ift  baS  eigenfte  SGöerf  beS  3rü.rftbifd^ofS 
Julius.  Sie  $efuiten  finb  am  93au  nicht  beteiligt  gemefen.  Auch  ber  ©influfj, 
ben  fie  nad)  ©urlitt  (©efdjichte  ber  ßunft  II,  Stuttgart  1902,  324)  auf  bie  Sßläne 
auSgeübt  haben  füllen,  ift  nicht  nur  fefjr  unficher,  fonbern  fogar  fefir  unmaf)rfchein= 
lieh.  Julius  mar  gu  ibeenreich,  als  baf}  eS  nötig  märe,  einem  anbern  als  ihm  bie 
$bee  ber  Aeubaufirche  gugufchreiben;  auch  mar  er  feineSmegS  ber  9Jtann,  ber  ge= 
neigt  gemefen  märe,  bei  anbern  fich  $been  holen.  Am  menigften  aber  mar  er 
bamats,  als  er  mit  ben  Plänen  gu  ben  Neubauten  befdjäftigt  mar,  in  ber  Stirn» 
mung,  fi<h  üon  ben  $efuiten  beraten  3U  laffen.  $n  ber  Sitzung  bes  SomfapitelS 
Vom  7.  5Dlai  1582  berichtete  ber  Sombechant  auf  ©runb  ber  ttnterrebung,  bie  er 
tags  3uVor  mit  Julius  gehabt  hatte:  2Bie  ber  93au  angeführt  merben  fülle,  habe 
ber  SSifcfmf  noch  nicht  überbaut.  Ser  SSaumeifter  aus  SCftains  habe  mohl  ein  SUlufter 
gemacht,  aber  es  gefalle  bem  SSifcfjof  nicht.  ©S  hätten  bie  Bugger  einen  93aumeifter, 
ber  borteilhaft  unb  billig  3U  bauen  berftehe;  ben  molle  er  berfchreiben.  Ser  AugS= 
burger  93aumeifier  fam  nach  Söür^burg  gegen  ©nbe  Oftober.  Senn  am  27.  Dftober 
1582  merben  notiert  „30  fl.  3 $fb  22  tßfg  für  9DL  Caspar  §agen,  Augsburger 
93aumeifter,  gur  Verehrung  unb  ihm  15  fl,  gur  3^hrung  auf=  unb  abjureifen;  ift 
beS  ^ollegii  93au  felber  hierher  erforbert"  ($.  SS  raun,  ©efchichte  ber  £eranbilbung 
beS  Klerus  I 297).  Sie  Anfertigung  ber  ^läne  fällt  alfo  erft  in  bie  Spätgeit  beS 
$aljreS  1582.  SamalS  aber  tag  Julius  mit  ben  $efuiten  in  heftigem  £>aber. 
Schon  borher  megen  ber  fjutbaer  Streitigfeiten  gegen  biefelben  animiert  (93.  Suljr, 
©efchicfjte  ber  $efuiten  I 126),  fam  er  gerabe  anläßlich  ber  geplanten  Neubauten 
mit  ihnen  burch  fein  eigenmächtiges , böHig  unbefugtes  ©ingreifen  in  ihre  ©igen= 
tumSrecfjie  am  13.  September  in  offenen  Streit  (Ä.  93 raun  a.  a.  £>.  289  ff).  2ßie 
unter  folgen  Umftänben  bie  ^efuiten  auf  bie  ^läne  gur  Aeubaufirche  einen  ©in= 
fluB  ausgeübt  haben  füllen,  ift  fcpmer  Perftänblich- 

2 93on  nicht  örbenSarchiöen  angehörigen  Archiüalien  mürben  benu^t  ber  Liber 
benefactorum  im  fgl.  Staatsarchiv  3u  ^oblenj  (Äurtri-er,  Schulmefen  B 19, 
n.  30),  bie  SSaurechnungen,  93auaften  unb  eine  Ansahl  Von  Plänen  unb  Sfissen 


248 


23raitn,  ®eiitfd)c  ^efuitenfircfjett. 


$nfd  2. 


a.  SBlünfter  i.  SB.  tpeterslird^e.  äiufjeieä. 


| 


b.  SfftoIS’fjetm.  ®reifattig!cit§fir(^e.  $ufcere§. 


^oBIeng.  ^trdje  be§  fil.  Spannes  b.  %.  d.  ^oMeng.  ßirdje  be§  f)I.  ^oljamteS  b. 

Annexes.  Sbor.  inneres.  ©djiff. 


4.  S)ie  $ird)e  be§  l)t-  Johannes  b.  %.  ju  ÄoMenj. 


33 


2)ie  Kirche  mar  ein  einfchiffiger  gotifdjer  Sau  bon  ca  100'  littet 
Sänge  unb  32'  lichter  Sreite.  Ein  Eemötbe  hotte  fie  nicht,  fonbern  nur 
eine  flache  £)ecfe.  Sie  mar  fe^r  im  Unftanb  unb  einer  burchgreifenben 
ffteftauration  burchauS  bebürftig , hoch  fonnten  bie  Jefuiten  borbertjanb 
noch  feine  fotdje  unternehmen,  gunächft  galt  eS  nämlich,  eine  Schute 
aufeuführen.  Sie  mürbe  im  Saufe  beS  Jaf)reS  1581  begonnen.  2>er 
Sau,  beffen  fid&  ber  neue  $urfürft  Johann  bon  Schönenberg  eifrig  an= 
nahm,  mürbe  im  Sommer  1582  fertig,  fo  baf$  am  28.  fttobember  biefeS 
Jahre»  bie  feierliche  Eröffnung  ber  Schute  flattfinben  fonnte.  2)ann  mu&te 
man  an  eine  Ermeiterung  beS  $toftergebäubeS  beulen,  meit  eS  für  bie 
Saht  ber  in  ihm  auf  bas  engfte  jufammengejjferd&ten  patres  unb  trüber 
bei  meitem  nicht  ausreichte.  Sie  erfolgte  1587 — 1589  unb  bann  mieber 
1591 — 1597.  Jn  ber  3*ü  bon  1587  bis  1589  mürbe  an  ben  atten 
9bnnenbau  ber  jetzige  Sübftüget  angebaut,  in  ben  Jahren  1591 — 1597 
ber  bon  biefem  bis  ^ur  heutigen  Kirche  [ich  hinäißhenbe  Skftbau  auf* 
geführt.  2tuch  bieSmat  mar  eS  $urfürft  Johann  bon  Schönenberg,  beffen 
tatfräftige  Unterftii|ung  bie  Errichtung  beiber  Sauten  ermöglichte.  Eine 
£afel  über  bem  Eingang  beS  Sübftügets  unb  bie  Jnfchrift  beS  flüchtigen 
^ortals  beS  SkftbaueS  erinnern  an  ben  tm<hhe^igen  Spenber* 1. 

2t  n ber  Kirche  gefchah  mährenb  alter  biefer  Seit  unb  auch  noch  mährenb 
ber  nächftfotgenben  Jahre  nichts,  menigftenS  nichts  Erhebliches,  bis  bie  ftets 
junehmenbe  unb  nachgerabe  |u  einer  mirftichen,  Eefafjr  merbenbe  Sau* 
fälligleit  enbtich  1607  tangeren  2luf[<hub  einer  umfaffenben  ffteftauration 
gebieterifch  unterfagte.  ES  mürbe  atfo  befchtoffen,  baS  fehr  [(habhafte  2) ach 


im  Slrchiü  beS  fgl.  ©bmnafiumS  gu  Noblen;}  (R  11  a unb  R 29  a)  unb  bie  Historia 
CoHegii  Confluentini  im  ©tabtarchiü  gu  $öln  (Jefuiten,  n.  685).  2ln  Siteratur  über 
bie  $trd)e  feien  Dermerft:  o.  Stramberg,  Schein.  2tntiquariu§  I \ Fohlens  1860, 
528;  S) ominil uS,  ©efchiihte  beS  ^oblen^er  ©tjmnafiumS,  ©bmnafiatfjrogramm 
1862  unb  1872,  unb  Sehfelbt,  ®ie  Sau=  unb  ^unftbenfmäler  beS  91egierung§= 
begirfeS  Äoblenj,  Süffetborf  1886,  157  f. 

1 S)ie  Jnfchrift  auf  ber  Safel  über  ber  Sür  be§  ©übbaueS  lautet:  PIEN- 
TISSIMOj  PR1NCIPI  • ET  • PARENTI  • OPTIMO  (Überschrift).  IO ANNES  • D «G  • 
ARCHIEPS  • TREYIRENS  • SR  • IMP  • PER  • GALLIA  • ET  • REGNYM  • ARE- 
LATEN  • ARCH1CANCELL  • PRINCEPS  • ELECTOR  • ET  • COLLEGII  • FYN- 
DATOR  • ABSOLYTO  • HOC  • AEDIFICIO  • P • A°  1589  (Unterfdjrift).  ®aS 
Sßabben  be§  ^urfurften,  meldjeS  ben  ©ebentftein  fd)mücfte,  mürbe  in  ber  Ülebotution 
jerftört.  2luf  bem  JrieS  be§  ^auptportals  im  Söeftbau  flehen  bie  SGorte : IOI  • 
A • SCHONENBVRG  • ARCHIEPO  • TREYIR  • PRIN  • ELEC  . FVNDATORI  • 
ET  ■ PARENTI  • OPTIMO  • P. 

SSrauit,  S)tc  beutf^ett  JefuitertfircCien.  1.  — ^ — 3 


34 


Sie  gotifdjen  Ätrd&en. 


mit  feinem  Dachreiter  Ooftftänbig  gu  erneuern  unb  an  stelle  ber  flauen 
Oecfe  Etemöfbe  eingugte^en.  5fm  14.  Oftober  1607  mürbe  bie  Lieferung 
ber  ©teine  gum  (Bemöfbe  in  Auftrag  gegeben  unb  am  24.  be§  gleiten 
9J?onat§  bem  iÜteifter  heften  53op  ber  Abbruch  Oon  Dadh  unb  Sürmchen 
unb  bereu  9ieuaufrichtung  Oerbungen1.  Diefefbe  foHte  fpäteften^  anfangs 
5M  be§  fofgenben  Fahret  gefchehen,  bod)  fam  e§  nicpt  fo  meit,  ba  SCReifter 
heften  mittfermeile  ftarb.  51m  27.  5fuguft  übernahm  f)an§  53afefer,  Bürger 
gu  $obfeng,  bie  Fortführung  ber  begonnenen  Arbeiten.  5fm  25.  Oftober 

1608  oerfegte  man  ben  @otte§bienft  in  bie  5fufa  be§  Etymnafiumä,  ba 
mit  ber  Errichtung  be£  Dachftuhfe§  begonnen  merben  foflte.  5fm  19.  De= 
gember  1608  Oereinbarte  man  mit  bem  ©chieferbecfermeifier  §anfen  bie 
Einbecfung  oon'Dad?  unb  Dad)reiter2;  e§  mar  affo  mohf  ber  neue  Dadp 
ftuhf  entmeber  bereits  aufgeridOtet  ober  hoch  feiner  33oUenbung  nahe. 
ÜJteifter  Raufen  foflte  gfei(h  nach  SBeihnachten  anfangen.  Sngmifchen  hatte 
man  aber  erfannt,  bap  mit  einer  blopen  üteftaurierung  be§  nur  100' 
fangen  einfcbiffigen  53aue§  menig  gemonnen  fei.  9ftan  fah  baher  oon 
einer  Inangriffnahme  ber  geplanten  Einmöfbung  ab  unb  fepte  an  bie 
©teHe  be§  ^3rojefte§  einer  üteftauration  ba§  eines  burdhgreifenben  Um=  unb 
Ermeiterung§baue§,  mobei  bie  $ird)e  um  bie  Raffte  breiter,  um  ben  britten 
Seif  fänger,  gang  eingemöfbt,  mit  Emporen  über  ben  ©eitenfchiffen  Oer= 
fehen  unb  obenbrein  mit  neuem  Mobiliar  auSgeftattet  merben  foffte3.  Ein 
Aufruf,  ben  ber  üteftor  jDeS  ^offegS,  P.  Johann  ÜReStorff,  am  16.  iMrg 

1609  an  bie  Einmohner  Oon  $obfeng  erüep,  fub  gu  mifben  ©penben  für 
ba§  5Berf  ein. 

Oer  Üteftor  fchifbert  barin  gunä(hft  bie  unabmei§bare  9totmenbigfeit 
einer  Erneuerung  ber  $ird)e.  Dann  fe|t  er  auSeinanber,  ma§  affeS  ge= 
flehen  foffe,  geigt  ba§  Unöermögen  ber  ^patres,  au§  eigenen  ÜHittefn  ba§ 


1 2fn  Sopn foHte  9Dleifier  SSop  ermatten:  220  ff.  $obfenger  2Öäf)rung  gu  24  5übu3, 

2 0f)m  trinfbaren  2öein  unb  4 SDlafter  $orn. 

2 $ür  bie  ©inbedungSarbeiten  am  Sad),  bem  Surmreüer  unb  ben  Sacb= 
fenfiern  foffte  SOteifter  §anfen  150  ff.  24  20b.  befommen.  Sa3  SCftateriaf  lieferte 
ba3  $offeg. 

3 Sa§  ^Irojeft,  bie  alte  9tonnenfir(he  gu  erweitern,  flammt  oom  IReltor  be§ 
^offegS,  P.  SOleötorff.  $n  einem  Briefe  oom  17.  September  1617  an  ben  bamafigen 
Dtettor  Sennep  fdjiretbt  SCReStorff : Si  ego  consultorum  votis  subscripsissem,  necdum 
coeptum  foret  aedificari  templum,  nt  novit  R.  V.  (Original  im  ©pmnafiafarcf)iö 
gu  ßobfeng  R 11a).  (geboren  1555  in  ber  5täf)e  Oon  23onn,  trat  SDleStorff  1578 
in  bie  ©efefffdjaft  $efu  ein.  ©r  ftarb  1680. 


4.  Sie  $ircf)e  be§  f)l  Johannes  b.  S.  p ^obfena. 


35 


Skrf  p unternehmen,  unb  bittet  um  tätige  Beihilfe.  ©§  gelte  nicht  bem 
fetter  ober  ber  Kammer  be§  $ofleg§,  nicht  fterbfichen  DCRenfd&en.  Sem 
©hnftfinb  fofte  eine  Verberge,  ber  heitigften  Sreifaftigfeit  ein  Sempef,  ben 
©laubigen  ein  Sethau§  errichtet  rnerben;  fid)  aber  bauten  bie  ©eher  eine 
emige  Wohnung  unb  machten  fid)  aüe§  ©uten  teilhaft,  ba§  im  neuen 
©otte§houfe  gefdjehe.  Sie  ©inmopner  ber  Stabt  möchten  ber  Opfermilfig» 
feit  ihrer  Vorfahren  gebenfen  unb  fich  erinnern,  baß  Sllmofen,  pr  ©hte 
©otte§  gegeben,  nicht  arm  machen.  51uch  foHten  fie  fich  in§  ©ebachtnte 
rufen,  mefcpe  greube  fie  über  bie  Snfunft  ber  ^3atre§  gehabt  unb  mit 
melcher  ©enugtuung  fie  bemerft,  baß  bie  Religion  burch  biefe  gemährt  unb 
bie  3ugenb  fo  mohl  unterrichtet  rnerbe.  (Schließlich  folgt  bie  Sitte,  alle 
möchten  ihren  tarnen  unter  Angabe  ihrer  Spenbe  in  eine  Sifte  eintragen 
ober  eintragen  faffen,  bamit  bie  $atre§  nicht  511  ungelegener  gei*  on  ihrer 
Süre  anffopften.  Sa§  Such  merbe  im  ©otte§houfe  oerbfeiben,  bamit  ber 
S3ohftäter  ftet§  im  ©ebeie  gebacht  merbe. 

51n  Sfmofen  liefen  1609  auf  biefen  Aufruf  hin  nur  564  fl.  ein. 
Sie  mürben  pm  größten  Seif  üon  bem  neuen  Sach  ber  altert  Tonnen» 
firche  berfchfungen,  ba§  nach  ber  Historia  Collegii  Confluentini  ad  a.  1609 
1908  ff.  foftete.  Unter  fofchen  Umftänben  mar  e§  natürlich  unmöglich, 
p ber  geplanten  ©rmeiterung  be§  Saue§,  ja  nur  p einer  ©inphung 
bon  ©emöfben  51t  fchreiten,  pmaf  menig  Hoffnung  auf  Sefferung  ber 
Serhäftniffe  öorhanben  mar  unb  megen  ben  ungünftigen  Sebingungen 
bon  einer  Snfeipe  hotte  Ibftanb  genommen  rnerben  müffen.  So  mürben 
benn  bie  Arbeiten  bi§  auf  meitere§  eingeftefft.  ©rft  af§  bem  jReftor 

P.  9Jte§torff  1612  eine  menngfeich  feine§meg§  bebeutenbe  Summe  au§ 
feinem  bäterfichen  ©rbe  pgefaffen  mar,  formte  man  an  ihre  S3ieberauf= 
nähme  benfen.  3m  3onuar  unb  gebruar  1613  mürbe  ^auftein  für  bie 
Saufen,  Sogen,  genfter,  ©emöfbeanfänger,  $ragfteine  ufm.,  Skuerftein 
unb  $alf  befteüt,  affe§  in  allem  für  1153  ff.  14  9Ubu§.  3nt  Sfprif 
fanb  bie  ©runbfteinfegung  für  ben  ©rmeiterungäbau  ftatt.  Sie  mürbe 
bom  $eftor  P.  S?e§torff  borgenommen,  ben  ^urfürft  Lothar  bon  Sktter» 
nid)  mit  feiner  Steffbertretung  betraut  hotte.  Ser  ©runbftein  mar  mit 
bem  tarnen  3efu  gefhmüdt. 

3n  ben  Sohlen  1613  unb  1614  fchritt  ba§  SBerf  nur  fangfam  fort. 
Sie  ©aben  pm  Sau  liefen  fo  fpärfich  ein,  baß  bie  $atre§  am  6.  9k= 
bember  1613  affen  noch  übrigen  Sorrat  an  S3ein  im  ©rtrag  bon  1200  ff. 

berfaufen  unb  am  25.  Dftober  1614  eine  Summe  bon  300  ff.  auf» 

3* 


251 


36 


Sie  gütigen  Äirchen. 


nehmen  mußten1.  (§nbe  1614  hotte  man  glücflicb  bie  neu  aufgefübrten 
Seile  unter  Sach  gebraut2.  Sann  aber  feiert  e§,  als  merbe  man  ein 
•^mette»  9J?al  ge^mungen  fein,  bie  Arbeiten  ju  unterbrechen,  bodj  feilte  eS 
nicht  fo  weit  fommen.  Sie  Singe  geftalteten  fich  oielmebr  feit  1615  gegen 
alles  ©rmarten  günftig.  (Snbe  1615  maren  nicht  bloß  bie  ©emölbe  ber 
©eitenfebiffe  fertiggefteüt,  fonbern  auch  fcfmn  ^um  großen  Seit  bie  2Aittel= 
fcbiffgemölbe.  3m  folgenben  3abrc  fonnte  man  bereit»  mit  ber  53erglafung 
ber  genfier  beginnen.  (Sin  Cornelius  SenS  febenfte  ein  bemaltes  genfter, 
in  bem  bie  ©enbung  beS  ^eiligen  ©eifteS  bargeftetlt  mar.  @S  foftete 
200  ^biftbpSgutben  unb  tarn  aus  §oHanb.  Am  30.  Oftober  1616 
febloß  P.  StteStorff  mit  bem  „©chnißler“  (£liaS  33ecf  auS  SQßeßlar  einen 
Vertrag  megen  Anfertigung  ber  Lüftungen  ber  23arlauben  ((Smporen). 
©ie  foHten  „öon  ©ebreinerarbeit  bem  übergebenen  Abriß  gemäß  mit  er= 
babener  Arbeit“  gemacht  merben.  SaS  DJiateriat  lieferte  baS  Kolleg,  baS 
auch  bie  Söerfftatt  fteüte3.  Unter  folgen  Umftänben  lautete  ber  Bericht, 
ben  P.  9AeStorff  um  Aeujaßr  1617  betreffs  beS  ©taubes  ber  Arbeiten 
nach  Aom  febiefte",  natürlich  feßr  günftig,  meSbalb  benn  auch  P.  9Jlu* 
tiuS  $itelleS<hi  in  feiner  Antmort  Oom  4.  9Aär§  nicht  derfeblt,  feiner 
großen  greube  über  ben  gortfd&ritt,  ben  ber  33au  gemacht  ßabe,  AuSbrucf 
§u  teißen. 

Am  2.  3uni  1617  fchtoß  ber  Aeftor  mit  (SliaS  33ecf  einen  Vertrag 
megen  Anfertigung  beS  Hochaltars.  (§r  fottte  ein  glügelaltar  merben,  bie 
glügel  aber  oom  alten  Altar  genommen  merben.  3n  ber  ö1/^  hoben 
^rebetta  mußten  außer  einem  frönen  Sabernafel  Aifdben  mit  einer  Sar= 
fteüung  beS  OfterlammeS  unb  beS  Opfers  9ttelc&ifebe<$S  angebracht  merben. 
3n  ben  8'  hoben  „Aufzug"  über  bem  corpus  beS  Altar»  hotte  ber  EReijter 
^bnftu»  am  $reuje  mit  9ttaria  unb  gobonneS  p feßen.  2Bie  bie 

1 3n  einem  SSriefe  Oom  26.  $uni  1614  tröftet  P.  Aquaüiöa  ben  Aeftor,  ber 
ihm  ben  Übeln  ©tanb  ber  SSauarbeiten  mie  überhaupt  bie  mißliche  finanzielle  Sage 
beS  ÄoüegS  geflagt  hatte,  mit  ben  2öorten:  Suggeret  dein,  uti  speramus,  sup- 
peditabitque  Deus  0.  M.  media  quibus  fabrica  absolvi  sociique  sustentari  valeant. 
<£§  fehlte  alfo  bamalS  nicht  bloß  an  AUtteln  für  ben  23au,  fonbern 
felbft  an  folchen  für  ben  notmenbigen  Unterhalt  be§  Kollegs. 

2 Sie  §erfteüung  beS  SadjeS  erlitt  große  Verzögerung,  toeil  ber  gimmermeifter 
Sßilhelm  «Sommer,  mit  bem  am  10.  $uli  1614  fontraßiert  morben  mar,  nicht 
„ßnechte"  genug  befommen  fonnte.  guleßt  fam  eS  bahin,  baß  bie  *ßatre§  genötigt 
maren,  felbft  bie  ©efeüen  za  fteffen. 

3 3ntereffant  ift  bie  Vemerfung  im  Äontraft,  man  bürfe  nicht  öor  4 Uhr 
morgens  bie  Arbeit  beginnen  unb  nicht  über  l]$  Uhr  abenb§  hinaus  fie  auSbehnen. 


252 


4.  Tie  ßirdje  be§  p 1.  Jopanne3  b.  T.  511  Äoblenj.  37 

Aküftungen  ber  Emporen  füllte  auch  ber  Elitär  in  ber  SDßerfftatt  be§ 
ÄollegS  angefertigt  merben.  Oa  folcheS  aber  mandhe  Unjuträglichfeiten 
mit  fidfe  brachte,  mürbe  23ed  mit  feinen  ©efeüen  im  September  1617  bon 
bem  neuen  ffteftor  Sennep  opere  imperfecto  entlaffen.  Am  6.  Oe^entber 
mar  bie  Arbeit  noch  nicht  mieber  aufgenommen  morben,  mie  au§  einem 
Schreiben  be§  @lia»  S3ecE  ergebt.  (§§  ift  fogar  fraglich,  ob  ber  Altar 
überhaupt  je  fertiggefteKt  mürbe. 

Oie  Ausmalung  ber  $ircpe  gefd)ab  burcf)  ben  23ruber  be$  @lia§  23ed, 
9J?eifter  §an§  Qsitel  33ecf  au§  Äoblenj.  Am  8.  5Dlärj  berbingte  P.  ÜRe^torff 
ihm  bie  Bemalung  be§  ^hor§  unb  be§  Triumphbogens,  am  22.  Tfuguft 
bie  be§  Sanghaufes1. 

Am  3.  September  mürbe  bie  Kirche  bom  Kölner  SBeihbifcpof  Otto 
bon  (Butmann,  53ifd)of  bon  ßprene,  einem  gebornen  ^oblen^er,  eingemeiht. 
Al§  Patron  erhielt  fie  ben  % Johanne»  b.  T.,  ber  1592  anftatt  be£ 
früheren,  be§  ty.  Sernharb,  Patron  ber  alten  Kapelle  gemorben  mar. 
Oer  fmdjaltar  mar  beim  Eingang  be§  (£hore§  unter  bem  Triumphbogen 
errichtet  morben.  Mein  P.  $itelle§d)i  berorbnete  in  einem  Schreiben  bom 
7.  Oftober  1617,  er  foße  bon  bort  meggefcpafft  merben  unb  feinen  $la£ 
am  ©nbe  be§  ®hore§  ha^en^  wie  e§  ja  and)  in  ben  anbern  Kirchen  ber 
rheinifchen  OrbenSprobin^  gehalten  merbe.  Oocp  fönne,  mährenb  her  §och= 
altar  erbaut  merbe,  ein  Tragaltar  born  im  ßhor  aufgeffeKt  merben.  9?ad) 
gertigfteüung  be§  §odhaltare§  fei  öerfelbe  inbeffen  burdhau§  ju  entfernen. 
(§3  mar  ba§  lepte  Schreiben,  melcpe§  ber  fo  ho^üerbiente  P.  9fte§torff  in 
Angelegenheit  ber  Kirche  bom  (General  erhielt,  ßurj  borher  mar  P.  §er= 
mann  Sennep  al§  Üfeftor  an  feine  Siede  getreten,  nacpbem  P.  9JJe§torff 
bon  1609  bis  1617  ba§  Kolleg  regiert  unb  ben  1609  burdh  ihn  in  bie 
Aßege  geleiteten  Umbau  ber  alten  fftonnenfirc&e  -pelbemupt  unb  mit  fefter 
§anb  burcf)  biele  unb  grope  Schmierigfeiten  ju  einem  gliidlichen  (£nbe 
geführt  h^te.  Al§  P.  sUle§torff  1609  fein  Amt  antrat,  fanb  er  einen 
fleinen,  fef>r  berfaHenen  Sau  bor,  eher  eine  Kapelle  al§  eine  $irdje.  Al§ 


1 Tie  ©auten  fodten  „auf  ©teinfarb  marmoriert"  merben,  bie  jmei  fleinen 
©äulen  unter  ber  Orgelempore  etmai  fdjöner.  Ja  bie  Sogenleibungen  füllten  Silber 
gemalt  merben,  unb  jmar  in  bie  unteren  Sogen  linfs  ©jenen  au3  bem  Seiben 
(Sprifti,  red&tö  foldje  au§  bem  ßeben  SOlariä,  in  bie  oberen  linf§  Apoftet  unb  9Dlctr= 
tprer,  red^tg  peilige  Jungfrauen,  Slärtprinnen  unb  Jrauen,  beren  Aamen  im  Ser= 
trag  angegeben  finb.  Ter  Steifter  erpielt  für  feine  Arbeit  60  Slabergulben  unb 
ein  SCTtalter  $orn. 


253 


38 


Sie  gotifdjen  $trdjen. 


er  eS  nieberlegie,  flartb  eine  ftattlic&e,  reichbemalte,  mit  (Sntporen  auS= 
geftattete  unb  mit  prächtigen  (55etuölbert  eingebecfte  Kirche  ba. 

Als  Maurer  merben  in  ben  23aurechnungen  genannt  ÜReifter  Abrian, 
Rkifter  (Shnfüan  Sumpen  (?)  aus  Rtainz,  ein  ®eorg  ^fefferlein  u.  a. 
Ser  ^auptmaurer  fd&eint  Rleifter  Abrian  gcmefen  zu  fein,  gasreich  finb 
bie  in  ben  Rechnungen  berzeichneten  ©teinmepen.  Sie  ©auptfteinme|en 
maren  mohl  Rieifter  Werten  gri|borff  unb  DReifter  SBaftian  $o<h.  SaS 
grope  Rofenfenfier  ber  gaffabe  verfertigte  §anS  33afiian  23ranbt  für  30 
(Mben  unb  ein  kalter  $orn.  $on  mem  baS  fchöne  portal  herrührt, 
ift  nicht  aus  ben  SBaurechnungen  §u  erfehen.  ©ie  reben  mohl  Don  ben 
genftern,  ©äulen,  ©efimfen  ufm.,  aber  fein  2Bort  bon  bem  portal  2Öir 
bürften  baher  mohl  taum  fehlgehen,  menn  mir  biefeS  einem  Angehörigen 
beS  $oüegS,  bem  Saienbruber  SoljanneS  ©tidj,  einem  ausgezeichneten 
©teinmepen  zufchreiben. 

SohanneS  ©tich  mürbe  am  11.  Robember  1583  zu  ©chmarzenberg 
in  ©achfen  geboren.  Am  5.  Sezember  1609  trat  er  in  bie  ©efeüfchaft 
3efu  ein.  1613 — 1614  finben  mir  ihn  als  lapicida  im  Katalog  beS 

Srierer  $oüegS  genannt.  $on  Srier  fiebette  er  gegen  (Snbe  1614  nach 
Koblenz  über,  mo  er  nach  ben  Katalogen  beS  IMegS  bis  gegen  1618 
blieb,  b.  i.  bis  zur  SMenbung  ber  Kirche,  immer  als  lapicida  tätig. 
Sann  mürbe  er  nach  $öln  berufen,  um  ber  neuen  $oüegSfirche,  bie  zu 
errichten  man  bort  fi<h  anfchicfte,  feine  Salente  unb  feine  Kräfte  zu 
mibmen.  Seiber  füllte  er  hier  zu  halb  baS  Seitliche  fegnen.  ©chon  am 
16.  Suni  1619  raffte  ihn  ber  Sob  bahin.  (Sine  !urze  Rotiz  in  ber 
Historia  Collegii  Coloniensis  gebentt  feines  §)infcheibenS  mit  ben  be= 
Zeichnenben  ^Borten:  loannes  Stich,  latomus,  suae  peritus  artis  in 
paucis.  ©tich  mar  fchon  bor  feinem  Eintritt  in  ben  Orben  feines  23e* 
rufeS  ©teinme^,  mie  fich  aus  ben  Informationen  beS  fog.  Catalogus 
triennalis  ergibt. 

Sie  Kirche  hat  eine  lichte  Sänge  bon  42,20  m,  eine  lichte  Breite  bon 
16,70  m.  SaS  2ttittelf<hiff  mifjt  bon  ^feilerachfe  zu  ^feilerachfe  10,10  m; 
bie  ©eitenfchiffe  hüben  bon  ber  2öanb  bis  zur  Rütte  ber  Pfeiler  3,30  m. 
Ser  (Shor  hat  bie  Breite  beS  SanghaufeS  unb  ift  16  m lang.  Sie  innere 
§öhe  ber  Kirche  beläuft  fich  auf  12,50  m. 

SaS  Riittelfchiff  hat  feäjS  3oche.  Sie  hier  erften  gehören  bem  (Sr= 
meiterungSbau  an,  bie  beiben  lepten  umfaffen  ben  borberen  Seil  ber  alten 
Ronnentirche.  33eim  Umbau  mürben  h^er  bie  genfter,  mie  ber  33efunb 


251 


4.  Sie  $ircf)e  be§'M*  $ofjanne§  b.  S.  au  ß'obtena. 


39 


oberhalb  ber  (Betüölbe  beweift,  bermauert. 

Sann  würbe  bie  untere  Partie  ber  2Banb 
in  gwei  5trfaben  aufgetöft,  bie  2Banbftäd)e 
barüber  mit  gwei  fegmentförmigen  9ttauer= 
burdjbrücpen,  ben  (Smporenctrfaben,  bergen 
unb  enbticb  f)0<§  oben  neue,  niebrige,  runb* 
bogige  genfier  gebroden.  2Iuperbem  würbe, 
um  ben  (Spor  bon  bem  2angf)au§  beuttidjer 
ju  fd^eiben , awifdjen  beibe  ein  Sriumpt)* 
bogen  eingefcpattet. 

Ser  (S^or  würbe  aus  bem  Hinteren, 
größeren  Seite  ber  alten  $tofterfird)e  her= 
gepellt,  bie  hier  feine  anbern  23eränberungen 
ats  bie  (Sinaiehung  bon  ©ewötben  erfuhr. 

(Sr  befielt  aus  awei  Soeben  unb  bem  aus 
fünf  ©eiten  eines  gehnecfS  gebilbeten  (Shor= 
haupt.  Sie  ©eitenfehiffe  mit  ben  barüber= 
tiegenben  (Smporen  berbanfen  in  ihrer  ganzen 
luSbepnung  ben  (SrweiterungSarbeiten  i^r 
Safein. 

Sräger  ber  ©epeibbogen  unb  ber  £)od)= 
gabenwanb  finb  fernere  s3tunbpfeiter  bon 
4 m §öbe.  ©ie  befij^en  einen  niebrigen,  einstufigen,  runben  ©oefet  unb 
eine  fepr  einfache,  btojs  aus  Söutft  unb  ©(präge  fiep  aufammenfepenbe 
53afiS.  (Sin  Kapital  feptt  ihnen;  fie  haben  nur  eine  quabratifepe,  oben  mit 
weit  borfpringenbem  ©im§  auSgeftattete  Secfptatte.  SDfit  boppettem  $arnieS 
profitierte  Slbfcprägungett  unter  ben  berfragenben  ©den  bewerfftettigen  bie 
Überführung  beS  SßierecfS  ber  statte  in  ba§  9tunb  ber  ^feiter.  Sie 
©(peibbogen  finb  patbfreiSförmig ; ihre  kanten  finb  mit  einer  breiten  gafe 
berfehen,  bie  mit  einem  SQöutft  befept  ift  unb  beiberfeitS  bon  einer  $eple 
begleitet  wirb.  Sen  beiben  testen  9tunbpfeiterpaaren  fowie  ben  ber  51M 
fcptupwanb  ber  ©eitenf duffe  borgeflettten  ^albpfeitern,  bie  aus  ber  flauer 
ber  atten  Kirche  herausgearbeitet  würben,  mangett  nicht  Mop  baS  $apität, 
fonbern  auch  bie  Secfptatte.  9D?an  mag  es  für  ju  fd)Wierig  ober  für  ju 


1 Sie  geftripetten  Seite  be§  ©runbrifjeS  begeiipnen  ba§  ber  üttonnenfirepe  beim 
Umbau  §insugefügte. 


SBitb  1.  ^obtens.  ©runbrip 


40 


®ic  gotifhen  Kirchen. 


gefährlich  gehalten  haben,  hier  eine  $ämpferp(atte  einjufhalten.  SDie  5lb= 
Prägungen  mürben  jeboch  angebracht,  ba  fie  §ur  9(bfiüpung  ber  kanten 
ber  Scheibbogenleibungen  nnb  §ur  Vermittlung  beS  Überganges  non  biefen 
jur  Siunbung  ber  Pfeiler  unentbehrlich  maren. 

Sicht  über  ben  Scheibbogen  -pht  fich  ein  muchtigeS,  aus  Shtäge  unb 
glatte  beftefjenbeS  ©efimS  bie  Vftttelfchiffmanb  entlang;  bann  folgen  bie 
meiten,  ungeteilten  ©mporenarfaben.  3^re  Vogen  haben  Segmentform, 
ruhen  auf  fuqen,  focfellofen,  oben  in  Vßeife  ber  Schippfeiler  nur  mit 
einer  Dierecfigen  Secfplatte  auSgeftatteten  IRunbpfeilern  unb  geigen  an  ben 
kanten  gan§  biefelbe  Profilierung  mie  bie  Scheibbogen.  Unten  merben  bie 
©mporenarfaben  bi»  jur  $ämpferplatte  ber  ^ftunbpfeiler  burdj  eine  Socfen= 
brüftung  abgefhloffen.  biefelbe  befielt  aus  einer  golge  non  oierfantigen, 
ausgebauchten  Säulen,  melche  über  bem  Scheitel  ber  Sdjiparfaben  burch 
einen  breiten  Pfofien  unterbrochen  mirb.  Sie  ift  aus  Stein  angefertigt, 
aber  nicht  urfprünglich.  Sie  Valuftraben,  melche  P.  VleStorff  1617  jmifchen 
ben  9ftunbpfeilern  ber  Emporen  hotte  einfügen  (affen,  maren  aus  §0(5  ge= 
macht.  2öamt  bie  jetzigen  Valuftraben  errietet  mürben,  mar  mit  Sicher^ 
heit  nicht  fepuftellen.  Vßahrfheinlich  gefchah  baS  erft  bei  ber  Ütefiauration, 
melche  bie  Kirche  nach  bem  Vombarbement  üon  1688  erfuhr.  Sie  ur= 
fprünglichen  Vrüftungen  maren  moh(  berbe  Spätrenaiffancearbeiten  nach 
5lrt  ber  Süren  beS  Portals  unb  ber  fhönen,  ^ur  Safriftei  führenben  Sü re 
auf  bem  ©hör  ber  Kirche,  erftere  üon  1617,  letztere  üon  1615.  Sie  ber 
Kirche  an  ber  ©ingangSmanb  eingebaute  ©mpore  erhebt  fich  über  brei  mit 
einem  pertftab  umfäumten  9hmbbogen,  bie  feitlidj  auf  ben  oorberften 
Schippfeilern,  in  ber  VUtte  aber  auf  pei  fchlanten,  üon  hohen 
Socfeht  auffieigenben  Säulen  mit  $ompofitentapitäl  ruhen.  Sie  ift  für 
baS  mächtige  fRabfenfter  ber  gaffabe  (eiber  etmaS  hoch,  fo  bap  biefeS 
mit  feiner  bebeutenben  2Birfung  im  gnnern  nur  ungenügenb  §ur  ©el= 
tung  fommt. 

Sie  ©inbecfung  beS  VUttelfchiffeS  befiehl  aus  Sterngemölben,  ber  ©h°r, 
bie  Seitenschiffe  unb  bie  V3efiempore  hoben  reihe  ^epgemölbe.  2ln  ben 
Sdmittpunften  ber  Rippen  finb  überall  runbe,  mit  ben  Vßappen  ber 
Stifter  ber  ©emölbe  gefhmücfte  Sd)lu^fietne  angebracht.  3n  ben  ©emölben 
ber  Seitenfhiffe  mechfeln  primäre  mit  fefunbären  SDiagonalrippen,  melch 
leptere  im  Scheitel  ber  Schiparfaben  b^m.  ber  biefen  gegenüberliegenben 
Seitenfhipfenfter  aufe^en.  SaS  Siippenfpftem  ber  ©emölbe  unterhalb 
ber  2öeftempore  geigt  baSfelbe  Schema  mie  baS  Vfittelfchiffgemölbe  ber 


256 


4.  Sie  $irdje  be3  f)l.  3opartne§  b.  %.  31t  ^oblen^.  41 

SMnfierfdpen  $ollegSfircpe.  3m  Sftittelfdpiff  paben  bie  ©emölbe  einen 
§albfret§förmigen  Ouetjcpnitt,  bagegen  fteigen  fie  in  ben  ^Xbfeiten  in  gotm 
eine§  an  bet  ©pipe  abgerunbeten  ©pipbogenS  auf. 

SllS  ©tüpen  bet  Rippen  bienen  im  Gpor  $onfolen,  bie  öon  GüngelS» 
föpfen  getragen  merben,  mie  mit  beren  fdpon  im  Mittel)  (piff  bet  fünfter» 
fcben  MegSfirdpe  antrafen.  3m  SDtittelfdpiff  fteigen  bie  Rippen  öon  einem 
bet  Secfplatte  bet  ©mporenpfeiler  aufliegenben,  mit  einem  (Sierftab  bet* 
gierten  Kämpfer  auf.  3n  ben  ©eitenfdpiffen  rupen  bie  primären  Siagonal* 
tippen  fomopl  an  ben  Pfeilern  mie  an  bet  SIbfeitenmauer  auf  fünffeitigen 
$onfolen,  mäprenb  bie  fefunbäten  in  bie  2öanb  Verläufen.  Sie  Emporen 
paben  eine  flacpe  Secfe.  Sie  $irtpe  ift  nicpt  gerabe  übermäßig,  bo(p  immer» 
pin  auSreidpenb  mit  Siebt  öetfepen.  91  m ungünftigften  ftept  eS  im  ßpor, 
bet  nur  burep  bie  beiben  aus  bem  alten  $3au  perrüprenben  popen  gmei» 
teiligen  genfter  bet  Storbmanb  erleuchtet  mitb.  Stadp  ©üben  mar  et 
fiets  fenfterloS;  bie  genfter  beS  ßporpaupteS  aber  metben  böHig  burdp  ben 
bis  sunt  ©emölbe  reicbenben,  bie  ganje  (Sporbreite  einnepmenben  Aufbau 
beS  fmdpaltarS  betbeeft.  SaS  SangpauS  empfängt  fein  Siebt  bon  ©üben 
unb  korben  burdp  bie  jmölf  breiteiligen  genfter  bet  ©eitenemporen  unb  bie 
jmötf  ungeteilten  genfter  beS  SicptgabenS.  TOe  biefe  genfter  ftpliepen  im 
Stunbbogen.  SaS  SJtaBmerf  bet  (Smporenfenfter  ift  fept  einfach;  es  fept 
fiep  ausnahmslos  bei  allen  aus  gmei  genaften  Stunbbogen  unb  magereept 
batüberliegenbet  gifepblafe  gufammen.  ©ept  mannigfaltig  ift  eS  bagegen  in 
ben  genftern  bet  ©eitenfepiffe  auSgeftaltet,  unb  jmat  finben  mit  pier  neben 
ftart  miüfürlidpen  unb  berfdpnörfelten  auep  noep  reept  gute  unb  gefällige 
Gilbungen.  Sie  Reibungen  bet  genfter  finb  gan$  ungegliebert ; baS  Pfoften» 
unb  SJtaBmerf  ift  nur  mit  einet  §mplfeple  Derfepen,  ausgenommen  bie  bim* 
förmig  profilierte  Snnenfeite  bet  pfoften  unb  beS  ÜJtapmerfeS  auf  bet  füb* 
liepen  (Smpore. 

$on  bet  gaffabe  per  fällt  baS  Sidpt  in  ben  TOttelraum  butdp  eine 
grope  Stofe,  eine  für  bie  ©pätjeit  beS  16.  3ap*punbertS  fepr  ungemöpn» 
liepe,  aber  beSpalb  um  }o  bemerfenSmertere  (Srfdpeinung.  SltferbingS  fiept 
man  bem  genfter  beutlidp  feine  fpäte  (Sntftepung  an.  (SS  feplt  ipm  ebenfo* 
mopl  in  bet  Profilierung  als  in  ber  ©lieberung  bie  (Slegan^,  bet  Slbel 
unb  baS  Seben,  meldpeS  mit  fo  fept  an  ben  gropen  Stofen  aus  bet 
befferen  3eit  bet  ©otif  bemunbetn.  Smmetpin  ift  es  auep  fo  ein  ftatt» 
lidpeS , mitfungSboIIeS  Söetf.  Seiber  pat  man  bei  ber  SluSfüprung 
unter  Slbmeicpen  öon  bet  im  ©pmnafialarcpit)  nodp  oorpanbenen  Original» 


257 


42 


Sie  gotifchen  Kirchen. 


fliföe 1 bie  ©peilen  bi§  gur  Peripherie  burcpgehen  (affen.  ©ti(iftifcf)  be= 
^eichnenb  ift,  bap  bie  Seibung  be§  genfterS  mit  (Stern  unb  mit  einem 
perlfiab  negiert  mürbe. 

3m  Supern  Derbient  t>or  altem  bie  gaffabe  Beachtung.  Sie  breifdjiffige 
9Mage  be§  23aue§  tommt  an  ihr  nicht  §ur  Geltung,  ba  rechts  ber  2ö3eft= 
flügel  be§  ehemaligen  $odeg§,  (infS  ber  $ur  Empore  fü^renbe  Sreppenturm 
bie  feitlid&en  Partien  faft  gan^  berbecfen.  Sie  $rennpuntte  beS  gaffaben= 
bi(beS  finb  bie  grope  genfierrofe  in  ber  TOtte,  Don  ber  fchon  bie  fRebe 
mar,  unb  baS  ber  beutfchen  ©pätrenaiffance  ange^örige  prächtige  portal 
mit  feiner  an  fächfifche  $orbi(ber  erinnernben  (BepanMung  ber  Seibung  unb 
ber  etmaS  unruhigen  Umrahmung  beS  23ogenfe(beS,  mit  ben  jmei  fchlanfen, 
(annelierten  (orinthifchen  ©äu(en  an  jeher  ©eite  unb  bem  (eichten,  ebe(= 
geg(ieberten  ©ebö(f,  mit  ber  zierlichen,  beforatiö  fchon  bie  ©renge  beS  Über= 
(abenen  ftreifenben  gefchmeiften  SSefrönung  unb  bem  reichen  ©tatuenfchmucf ; 
adeS  in  allem  eine  Anlage,  bie  gu  ben  beften  unb  intereffanteften  beutfchen 
Portalbauten  aus  bem  beginn  beS  17.  3oh^h»nbert§  gehört.  3n  bem 
grie»  be§  ®ebä(teS  fiept  baS  ©htonogramm : DIYO  • IOANNI  • BAP- 
TISTAE  • IVG4  • PATRONO  • DEDICATA  (=  1617).  Sie  Sefrönung 
be§  Portals  enthält  bie  ©tatueiten  beS  Patrons  ber  Kirche,  ber  pd.  3gnatiuS 
unb  grang  Gatter2  unb  beS  p(.  Michael  3n  ben  ^ftufcpelnifchen  gmifchen 
ben  beiben  ©äulenpaaren  flehen  bie  ©tatuen  beS  p(.  Stanislaus  unb  beS 
hl.  grang  #aber:  fpätere  unbebeutenbe  Arbeiten.  35efonbere  Beachtung 
tierbienen  bie  ©tatuetten  beS  pl.  ^tichoet  unb  beS  pl.  3opanneS  beS  Säufers, 
beibe  fehr  trefflich  unb  an  italienifche  5Iuffaffung  erinnernb. 

3m  Supern  ber  Sangfeiten  faden  §mei  (Sigentümlichteiten  auf:  baS 
Dödige  geh(en  öon  ©trebepfeilern  unb  bie  für  eine  bafi(ifa(e  Einlage  un= 
gemöhnliche  Gilbung  ber  97ebenf(hifföäcber.  Siefelben  reichen  bis  jum  $ranj= 
gefimfe  beS  §auptbacheS  hinauf  unb  oerbecfen  infolgebeffen  Dödig  bie  Sicht* 
gabenmauer.  Samit  aber  tropbem  bem  Sichtgaben  baS  nötige  Sicht  ju* 
geführt  merbe,  pat  man  fie  mit  gropen  Sacperfern  Derfepen,  eine  §mar 
nicht  fchöne,  unter  ben  obmaltenben  33erhä(tniffen  aber  raoh(  bie  praftifchfte 


1 R 29  a.  5luber  ber  Slijjc  gu  ber  fRofe  befinbet  fich  im  ©tymnaftatarchm 
auch  noch  ber  ©nttourf  gu  einem  groben,  fpipbogigen,  vierteiligen  f^affabenfenfter 
mit  gutem  fpdtgotifchem,  au£  SBierfhneupen  unb  gifchblafen  fich  sufammenfe^enbem 
Sttafjtoerf.  Sa3  fRofenfenfter  hQt  offenbar  beffer  gefallen. 

2 -Wicht  ^mei  JHrchenOäter,  mie  e§  bei  Sebfelb  (Sie  S3au=  unb  Äunftben!» 
rnäler  be§  Olegierung^bejir!^  ^oblenj  158) 


258 


4.  Sie  $ircf>e  beS  f)l-  3ol)cmne3  b.  %.  %u  Koblenz. 


43 


Söfung,  ba  Slbfeitenbächer,  melche  bie  Jmchmauer  freigelaffen  Ratten,  zu 
flach  geworben  mären.  Sa&  bie  Strebepfeiler  fehlen,  erflärt  fich  burch  ben 
Umftanb,  bop  bie  Sttittelfchiffgemölbe  bereits  part  über  ben  (Smporenpfeitern 
beginnen  unb  barum  ihr  Seitenfd)ub  in  ber  (Sinmölbung  ber  Siebenfdjiffe 
allein  einen  auSreichenben  SBiberftanb  fanb. 

Sluf  baS  äußere  ber  non  ber  alten  -ftonnentirche  herrührenben  po!p= 
gonalen  (Shorpartie  einzugehen,  bürfte  überflüffig  fein.  (SS  bietet  nichts 
über  baS  (Bemöhnliche  pinauSgehenbeS. 

$on  mein  ber  Pan  zur  (Srmeiterung  ber  alten  Dlonnenfircpe,  fo  mie  er 
Zur  23ermirUichung  tarn,  flammt,  mirb  nicht  berichtet.  2Bir  bürfen  ihn  in* 
beffen  mohl  mit  großer  SBahrfcpeinlichteit  P.  93teStorff  zufcpreiben,  non  bem, 
mie  fchon  gelegentlich  gejagt  mürbe,  fidjer  baS  5ßroj.eft  eines  Umbaues  über» 
haupt  anftatt  einer  bloßen  Ütefiauration  herrührt,  $orbilb!ich  bei  ber  (Sr* 
meiterung  mar  ohne  Seifet  bie  ^oüegStirche  ju  fünfter  unb  baS  barin 
angemanbte  ©pftem,  menngleich  natürlich  unter  gemiffen,  burch  bie  be= 
fonbern  $erhältniffe  geforberten  Skränberungen.  ©o  mußte  bon  ben  feit» 
liehen  Streppentürmen  ber  zur  Sinfen  an  bie  (Sdfe  ber  gaffabe  verlegt,  ber 
Zur  Rechten  aber  megen  beS  meit  bor  bie  gaffabe  borfpringenben  SSßeft* 
flügelS  beS  $oflegS  ganz  meggelaffen  merben.  (Sine  zmeite  Slbmeichung, 
bie  geringere  §öhe  ber  Kirche,  mürbe  geforbert  burch  bie  §öhe  ber  alten 
Kirche,  beren  ©eitenmauern  bis  zu  einem  drittel  ihrer  Sänge  für  baS 
SJttttelfchiff  bermenbet  merben  füllten,  bie  aber  fchon  1608  mit  einem  neuen 
Sache  beruhen  morben  mar.  Stuf  biejeS  Srittel  beS  9J?auermerfeS  unb  ba= 
mit  zugleich  auf  baS  entfpredjenbe  Srittel  ber  eben  erft  mit  großen  Soften 
erneuerten  Sebachung  zu  bereichten,  geftattete  bie  ungünftige  finanzielle  Sage 
beS  Kollegs  nicht.  (Sin  le|teS  bemerfenSmerteS  Slbgepen  bom  fünfter fchen 
33orbilb,  bie  borhin  betriebene  eigentümliche  (Sinrichtung  ber  ©eitenfehiff* 
bächer,  hotte  feinen  (Srunb  in  ber  geringen  §öl)e  beS  TOttelfchiffeS,  melche 
eS  eu  Koblenz  unmöglich  machte,  bie  §ocpgabenmauern  frei  über  bie  $er= 
bachung  ber  ©eitenfehiffe  herauszuführen. 

2m  Strcpib  beS  f gl.  ©pmnafiumS  zu  Koblenz 1 befinbet  fich  ein  (Snt= 
murf  zum  Umbau  ber  Stonnenfirdje,  ber  im  Sanghaufe  eine  etmaS  anbere 
Slnorbnung  zeigt  als  bie  je|ige  Kirche.  SaS  TOttelfchiff  hot  auf  ihm  nur 
fünf  2o<he,  bie  Stbfeiten  hoben  blop  hier,  ©tatt  Dtunbpfeiler  erfcheinen  als 
©tüpen  ber  pochgabenmauer  biereefige  Pfeiler  bon  9'  Breite  unb  M Siete. 


1 R 29  l. 


259 


44 


©ie  gotifc^en  ^ircfjen. 


3m  S3infet  gmifcpen  bem  testen  3o«P  beS  SDUttelfcpiffeS  unb  ber  öfttitpen 
S(pmatfeite  ber  -ftebenfcpiffe  finbet  fiep  beiberfeits  ein  öom  2JtitteIf<piff  gu= 
gängiger,  unten  quabratifd&er,  bann  runber  SEreppenturm : ein  9Jtotio, 
baS  uns  bereits  bei  ben  ®ottegSfir<pen  gu  fünfter  unb  gu  S$ürgburg  be= 
gegnete.  Oie  Aufgänge  gu  ben  ©mporen,  ben  „9)?annStoben",  mie  fie  auf 
bem  Pan  genannt  merben  — benn  auch  biefer  pat  ©mporen  öorgefepen  — t 
fotlten  im  3nnern  ber  $irdje  recptS  unb  tinfS  bom  Eingänge  angebracht 
merben.  ©nbticp  ift  nicht  btop  ber  ©por  mie  heute  mit  «Strebepfeilern  ber= 
fepen,  fonbern  aucp  baS  SangpauS.  Oie  ^apberpättniffe,  metepe  ber  ($nt= 
murf  aufmeift,  finb  faft  bie  nämticpen  mie  bie,  toelche  bie  Kirche  beim 
Umbau  mirftiep  erhielt.  ©S  panbett  fiep  bei  bem  Pan  altem  Infcpein  naep 
um  einen  erften  ©ntmurf. 

Sei  feinen  ©rmeiterungSbauten  patte  P.  SWeStorff  ats  Qiet  im  9Iuge, 
unter  botlfter  Senupung  ber  eben  neu  bebauten  Kirche  einen  mögtidjft 
geräumigen,  breifchiffigen,  mit  Emporen  auSgeftatteten  Sau  gu  fepaffen. 
Oie  $irtpe,  mie  fie  baftept,  geigt,  in  metcper  SGßeife  er  fich  im  2fnfcptuj$ 
an  ben  gu  fünfter  gefchaffenen  OppuS  fcptieptiep  jener  Aufgabe  ertebigte. 
Sie  barf  unbebenftid)  ats  dufter  eines  praftifdpen,  ben  gegebenen  gaftoren 
toeife  angepapten  ©rmeiterungSbaueS  begeiepnet  merben. 

©in  erfter  2ö[ung§berfu(p  mürbe  foeben  fepon  ermäpnt;  über  anbere 
unterrichten  uns  hier  meitere  Sfiggen  im  Slrcpit)  beS  ©pmnafiumS.  Sie 
finb  intereffant  unb  teprreidp  genug,  um  pier  turg  befproepen  gu  merben. 
Sfigge  I fiept  atS  Präger  ber  |)ocpjcpiffmauern  niebrige,  ftämmige  9tunb= 
Pfeiler  bor,  bon  bereu  Kapitalen  ein  ptafter  bis  gur  §öpe  ber  ©mporen 
auffteigt,  um  pier  mit  einem  lapitätartigen  2Ibfdjlup  gu  enben.  Oie  ©m= 
porenöffnungen  beftepen  aus  gmei  niebrigen,  runbbogigen  SBanbburepbrüepen 
mit  genteinfamem  9ftittetfäut(pen.  Oie  genfter  beS  ÖieptgabenS  finb  podp, 
breit  unb  breiteitig ; bie  ©mporen  entbepren  ber  genfter.  Oie  Sitbung  ber 
©mporenöffnungen  erinnert  burtpauS  an  ein  romanifdpeS  Sorbitb. 

2luf  Sfigge  II  finb  bie  genfter  beS  SieptgabenS  mittetgrop  unb  nur 
gmeiteitig.  Oie  ©mporen  öffnen  fiep  auf  baS  TOttetfepiff  burep  eine  golge 
runbbogiger  2Irfaben,  metepe  über  ben  niebrigen  ScpiffSpfeitern,  mie  eS 
fepeint,  auf  einem  Stauerftüd,  über  bem  Scpeitet  ber  ScpiffSarfaben  aber 
auf  einem  majfigen  ^Runbpfeiler  rupen.  Ob  bie  ©alerien  genfter  erpatten 
fotlten,  ift  aus  ber  Sfigge  nicht  gu  erfepen. 

^tan  III  miß  pöpere  unb  feptanfere  ScpiffSpfeiter.  Oie  Serbinbung 
ber  ©mporen  mit  bem  9ftittetraum  ift  in  äpnticper  Steife  gebacht  mie  bei 


260 


4.  S)ie  $iripe  be§  pI.  gopcmneg  b.  %.  au  ^oblena.  45 

©fiaae  II,  boep  fabelt  bie  Arfaben  größere  £öpe  unb  augleicp  9*öpere 
Breite,  weil  bie  Aunbpfeilerftümpfe  über  bem  ©epeitel  ber  ©epiff^artaben 
bon  geringerer  ©tärfe  finb.  £)en  9J?auerftüden  über  ben  ©epiff^pfeilern 
finb  §albfäulen  al§  Präger  ber  Emporenarfaben  borgefe|t.  ©eitenfepiffe 
mie  Emporen  paben  breiteilige  genfter,  jene  runbbogige,  biefe  fiicpbogige. 
3)ie  genfter  finb  in  ben  Emporen  niebriger  al»  in  ben  ©eitenfcpiffen ; 
Sieptgabenfenfier  füllten  niept  angebraept  merben.  Auep  bei  pan  II  unb 
III  finb  Anflänge  an  bie  Einrieptung  romanifeper  Emporen  niept  gana 
au  berfennen. 

efiaae  IV  meift  in  ben  ©eitenfepiffen,  runbbogige,  breigeteilte  genfter, 
in  bem  Sieptgaben  ameigeteilte  öuf.  SDie  Emporen  paben  nur  bie  palbe 
Siefe  ber  ©eitenfepiffe  unb  erpalten  burep  SDaepfenfter  bon  aupen  Siept.  2)ie 
©epiffSpfeiler  gleichen  ben  Pfeilern  auf  ^lan  III;  bie  Emporen  finb  mit 
bem  iDUttelraum  burcp  fticpbogige  Artaben  bon  ber  Aßeite  ber  ©epiffsarfaben 
berbunben:  bie  in  ber  $oHeg§firepe  au  fünfter  beliebte  SGßeife.  Entwurf  IV 
ift  am  meifien  mit  bem  pan,  nacp  bem  ber  Neubau  ber  $irepe  mirt= 
licp  auägefüprt  mürbe,  bermanbt.  üftan  gab  bei  biefem  ben  Emporen  bie 
genfier  be§  2ieptgaben£  unb  benupte  ba§  !ERotib  ber  SDaeperfer,  um  ben 
genftern  be§  fmepgaben»  Siept  auaufüpren.  3)urep  biefe  Anberung  mürbe 
eä  mögliep,  mie  au  fünfter  Emporen  bon  ber  ganaen  Breite  ber  Abfeiten 
anaulegen. 

SDie  ©afrifiei,  melepe  gute«,  fpätbarode§  Eefepränte  unb  eine  bortreff* 
liepe  barode  ©tudbede  befipt,  liegt  an  ber  Epifielfeite  be§  Eporeä  im  Oft* 
flügel  be§  epemaligen  $oüeg§  unb  ftammt  au§  ber  Qtit  ber  Erneuerung 
biefe§  gliigel§,  b.  i.  ben  gupten  1670/71;  boep  befanb  fiep  fepon  unter 
ben  Eiftercienferinnen  bie  ©afriftei  an  jener  ©teile.  Seim  Umbau  ber 
$irepe  beftanb  borübergepenb  ba§  ^rojeft,  um  ben  Epor  perum  einen  ent= 
fpreepenb  ben  fünf  Eporfeiten  in  fünf  Abteilungen  gefepiebenen  Umgang 
anaulegen  unb  biefen  bann  al§  ©alriftei  au  benupen.  SDer  Pan  baau  pat 
fiep  im  Epmnafialarepib  erpalten.  5E)ie  einaelnen  Abteilungen  füllten  mit 
Sheuagemölben  berfepen  merben.  gnbeffen  fam  e§  nie  aur  Auäfüprung  be£ 
pojette§. 

2>er  ^oblenaer  IMeg^firepe  ftept  natp  ben  biSperigen  AuSfüprungen 
fomopl  fonftruftib  mie  ftilifiifcp,  gleiep  ber  MegSfircpe  au  fünfter,  noep 
burepau^  auf  bem  Soben  ber  Eotif,  menngleid)  einer  reept  fpäten  unb  ftar! 
entarteten.  Abgefepen  bom  portal  gibt  e§  in  ipr  nur  menige  Elemente, 
bie  ber  Aenaiffance  entnommen  finb,  unb  felbft  bei  biefen  panbelt  e§  fiep 


261 


46 


Sie  gotifchen  Kirchen. 


überall  nur  um  nebenfächlicheä  Detail.  3a§(reid)er  faft  noch  al§  bie  9fte= 
naiffancebilbungen  finb  bie  Anflänge  an  ben  romanifchen  Stil,  namentlich 
in  ben  Profilen  ber  (Befimfe  unb  Sogen.  @3  mar  jeboch  allgu  boreilig, 
menn  man  bie  Vermutung  au^fprach,  bie  jepige  Kirche  beruhe  auf  einer 
romanifchen  Anlage1.  (Sine  nähere  Unterftuhung  be§  Saue§  allein  fjätte 
genügt,  um  ba§  Unhaltbare  einer  folgen  Auffaffung  mit  (Sbiben^  bargu= 
tun,  auch  menn  mir  über  feine  ©efchidjte  nicht  fo  böOig  unterrichtet  mären, 
mie  mir  e§  mirflich  finb. 

Auffaßenb  ift  auch  in  ber  ^oblenger  $otleg§firche  bie  auperorbentliche 
Sreite  be§  SGittelfchiffeS.  $)iefelbe  ift  hier  freilich  nicht  fomohl  bie  golge 
be»  Seftrebenä,  ber  anbächtigen  Stenge  böHig  unbehinberten  Slicf  auf  ben 
(5hor  unb  Hochaltar  gu  ermöglichen,  al§  bielmehr  be3  Umftanbeg,  baf$  man 
für  ba§  Stittelfchiff  bie  Sreite  ber  alten  Sonnenfirche  beigubefjalten  ge= 
gmungen  mar.  ^nbeffen  tarn  biefe  glückliche  Sotmenbigfeit  bur<hau§  ben 
beftehenben  5£enbengen  entgegen,  im  gntereffe  einer  befferen  Anteilnahme 
ber  (Gläubigen  an  ben  gotte»bienftli<hen  gunftionen  ein  meite§  Stittelfchiff 
gu  fchaffen.  So  mar  e§  gu  fünfter  unb  Würgburg  gefchehen,  fo  hielt 
man  e§  faft  gur  felben  3eit,  mie  gu  $obleng,  auch  SU  Stol§heim  unb 
etmaS  fpäter  gu  $öln  unb  Aachen. 

gür  bie  äfthetifche  Wirfung  be»  Saue§  ift  bie  berhältniSmägig  geringe 
§öhe  bon  einigem  Nachteil.  £)a£  Snnere  erfcheint  etma§  gu  niebrig.  Son 
allgu  großer  Sebeutung  ift  biefer  Stängel  jeboep  nicht,  meil  überhaupt  ber 
Anlage  ein  frifcheS  Auffteigen  fremb  ift.  Wie  bem  aber  auch  fein  mag, 
jebenfalte  ift  bie  Kirche  fepr  ftimmung^boü,  ftimmungSboIIer  bielleicht,  al§ 
menn  ba§  Stittelfchiff  um  einige  Steter  höher  hwaufginge.  Sie  ift  im 
eigentlichen  Sinne  be§  Worten  eine  Kirche,  bie  gur  Anbacht  einlabet,  eine 
mirflich  trauliche  (Sebetsftätte. 

Son  bem  urfprünglichen  Stobiliar  ber  Kirche  ift  nichts  mehr  borhanben. 
Ser  Hochaltar,  melcher  gegenmärtig  ben  ©hör  beherrfcht,  ift  ber  gmeite  feit 
bem  Umbau  ber  alten  Sonnenfirche.  Sen  erften  begann  1617,  mie  fdjon 
ermähnt  mürbe,  ber  Schreiner  unb  Schniper  @lia§  Secf  au§  We|lar.  Ser 
Altar  gebieh  mahrfcheinlich  nicht  gur  böHigen  Soüenbung.  Einige  gmangig 
gapre  fpäter,  unb  ber  P.  Srofurator  bermertt  im  9technung§buche : „Ser 
Hochaltar  ift  Wahrhaftig  ein  fehlest  Wert  gemefen,  barumb  folgend  ab= 
gebrochen  bnb  ain  nemer  bnb  beffer  gemacht  rnorben";  e§  ift  ber  jepige. 


1 ßehfelb,  Sie  25au=  unb  ^unftbenfmäler  be§  9ftegierung3begirf£  ^obleng  157. 


262 


4.  Sie  $ird)e  be§  % Johannes  b.  %.  ju  $obIeng.  47 

(Sr  ift  eine  ©Köpfung  beS  (SdjreinermeifterS  §anS  33aufd) h Dtach  bem 
Äontraft,  ber  mit  biefem  am  19.  TOärs  1638  gemacht  mürbe,  jollte  er 
auper  bem  nötigen  Material  unb  freier  Äoft  für  fid)  unb  feine  (Befeflen 
300  SfteichStater  ermatten.  Ser  2ütar  raup  ^iernacö  in  ber  SQßerfftatt  beS 
ÄodegS  gemalt  morben  fein1 2.  Sie  Justagen  für  ben  5Iltar  beftritten  bie 
trüber  2öilhe(m,  (Smmerid)  unb  Sotljar  üon  Metternich , üon  benen  bie 
beiben  erften  je  200  ffteidjStater  fd&enften,  ber  letzte  100  3^eic^»taler.  SaS 
gigurenmerf  fdmf  mopt  ber  Öaienbruber  SohanneS  Münch,  ber  non  1639 
bis  1648  atS  statuarius  im  ÄoMenjer  Äodeg  tätig  mar. 

53ruber  Münch  ober  Miinnid)  mürbe  1599  ju  Äöln  geboren.  5(m 
7.  3uli  1621  trat  er  in  bie  ©efeflfdjaft  gefu  ein ; bie  testen  (Belübbe 
legte  er  am  31.  3uli  1644  ju  Äobtenj  ab.  §erbft  1623  mürbe  er  nach 
$odenbung  beS  9toüi§iatS  öon  Srier  ins  Äodeg  $u  Äötn  gerieft.  §ier 
oblag  ihm,  mie  eS  fdjeint,  bis  1625  bie  Leitung  ber  beim  23au  ber  neuen 
ÄodegSfirche  befdjäftigten  ©teinmepen,  nach  gertigftedung  beS  üiohbaueS 
aber  finben  mir  ihn  bafelbft  bis  1631  als  statuarius  bezeichnet.  1632 
bi§  1634  mirtte  er  in  gleicher  (Sigenfdjaft  &u  21ad)en,  1636  JU  Srier, 
1638 — 1648  ju  Äobten^.  $on  1649  bis  etma  1652  öerfal)  er  im 
Äodeg  Srier  baS  5lmt  eines  ©afriftanS.  Sie  testen  SebenSjahre  ber= 
brachte  er  ju  fünfter  mit  leichteren  häuslichen  Arbeiten.  (Sr  ftarb  bort 
am  14.  Se^ember  1658.  3n  feinem  -ftefrolog  Reifet  eS:  Ioannes  Münch, 
patria  Coloniensis,  opificio  statuarius  . . . arte  statuaria  templa 
hinc  inde  nostra  locupletavit. 

3n  ben  Annuae  Collegii  Confluentini  ad  a.  1640  finbet  fid)  eine 
ausführliche  23efchreibung  beS  9ütarS.  SaS  gigurenmerf  ift  nur  mehr 
jum  Seil  baS  urfprünglidje.  3n  ben  feitlidjen  9tif<hen  neben  bem  £aupt= 
bilb  beS  TOarS  befanben  fid)  ehebem  bie  ©tatuen  beS  hi-  SadjariaS,  beS 
35aterS  beS  SohanneS  b.  S.  unb  beS  Propheten  SfaiaS,  nicht  bie 

9tpofietfürfien  ^ßetruS  unb  ^autuS3;  bie  jept  getrennt  aufgefieKten  0ta= 
tuen  ber  fyt.  SgnatiuS  unb  gran^  #aüer  in  ber  33efrönung  aber  ftanben 


1 Ser  ßontraft  im  Strchiü  beS  ^oblen^er  fgK.  ©tymnafiumö  R 11a.  (£in  erfter 
Vertrag  oom  6.  Januar  1638  ebenbort.  Sie  Schtupsabtung  für  bie  Arbeiten  er= 
folgte  am  29.  Sluguft  1641. 

2 Arcularius  noster  beipt  SBaufdt)  barum  auch  iw  Liber  benefactorum  beS 
f gl.  ©taatSarchiöS. 

3 Sie  Statuen  ber  Slpofietfürfien,  tüchtige  Arbeiten,  mögen  ürfprünglich  bie 
döänbe  gegiert  hoben. 


268 


48 


Sie  gütigen  ^irdjen. 


früher  jufammen  red^t§  bom  oberen  ^Btlbef  mäljrenb  fid)  linfS  bon  biefem 
bie  heute  nicfet  mehr  borljanbenen  «Statuen  9Raria§  unb  (Slifabethä  er* 
hoben.  Berfchmunben  finb  aud)  bie  9fleiternid)fd)en  SBappen,  meldje  im 
Sdieitel  be§  unteren  ®emälbeS  unb  an  ben  ©ebälfauffäpen  ber  jmei 
mittleren  Sauten  angebracht  maren.  Rßann  bie  Anbetungen  gefdmhen, 
liejj  fid)  nid&t  ermitteln.  R3ahrfdjeinliCh  erfolgten  fie  anläplid)  ber  Be= 
fChäbigungen,  meldje  ber  fpodjaltar  burd)  bie  bomben  erlitten  fjatte, 
bie  1688  bei  ber  Belagerung  bon  $obleng  in  ben  (Stjor  eingefdjlagen 
maren.  Damit  ftimmt  aud)  ber  Stil  ber  Draperie  überein,  melChe 
fid)  je|t  oberhalb  beS  tpauptbilbeS  §injie^t,  urfprünglidh  aber  nidjt 
bagemefen  fein  fann.  Rud)  fonft  Ratten  bamats  Bomben  ba§  gnnere 
ber  $trdje  ftart  befChäbigt,  fo  bap  umfaffenbe  Reparaturen  nötig  mürben. 
Unter  anberem  mürben  1701  bie  Seitenaltäre  unb  bie  Kommunion» 
bant  erneuert. 

Der  §oChaltar  ift  ein  impofante»  Barodmert,  baS  bon  großer  tedjnifcber 
gähigteit,  bor^üglidjer  Betjerrfdjung  ber  gornten  unb  nicht  geringer  ^3pan= 
tafie  unb  $ompofitionSgabe  jeugt,  aber  milb  unb  mirr  in  feinem  Rufbau, 
regellos  in  feiner  ©lieberung  unb  überreif  an  ferneren,  im  geilen  beS 
^norpelornamentS  fteljenben  SChmudformen.  (Sr  ift  ein  gang  auf  mate= 
rifdje  unb  betoratibe  Rßirfung  gerichtetes  Schauftüd. 

Die  $an§el  ftammt  auS  bem  Satire  1645.  Sie  ift  eine  Stiftung  beS 
(Grafen  bon  (Sl|  unb  trögt  barum  aud)  auf  bem  im  übrigen  feljr  einfachen, 
eine§  betrönenben  Ruffa|eS  gan^  entbehrenben  Sdjaflbedel  baS  Rßappen 
beS  (Gebers  unb  feiner  (Gemahlin.  SeChSfeitig  ift  fie  an  ben  (Sden  mit 
ben  Statuetten  beS  guten  §irten  unb  ber  bier  (Sbangeliften  gefdhmüdt. 
Die  güKungen  ber  Seitenflächen  enthalten  in  Relief  gut  ge)djni|te,  tebenbig 
bemegte  Svenen  aus  bem  Seben  beS  gohanneS  b.  %.  Rite  Seiften, 
griefe  unb  freien  glädjen  finb  mit  üppigem  ^norpelornament  bebedt.  Die 
^anjel  ift  eine  treffliche  Rrbeit.  2Ber  fie  fChuf,  ob  Baufd)  ober  ein 
anberer,  mirb  nicht  gefagt.  DaS  recht  ebte  Bitbmerf  mirb  bon  bem 
statuarius  Bruber  9Ründ)  herrü^ren. 

Die  BeiChtftütjte  in  ben  genfternifchen  ber  Seitenfdüffe  entftanben  1685. 
Sie  finb  nadh  bem  Borbitb  ber  gleichen  Einrichtung  in  ber  Kötner  $oüegS= 
firChe,  roo  biefetbe  uns  am  frütjeften  begegnet,  burch  SBanbberfleibungen, 
über  benen  ©emälbe  angebracht  finb,  miteinanber  berbunben.  gaft  ohne 
allen  ornamentalen  Defor  zeichnen  fie  fich  burch  Hare  ©lieberung,  gute 
Berhältniffe  unb  gefällige  Brechung  ber  glädjen  auS. 


264 


93 ra utt,  £>eutfcl)e  ^efuitenftrdjert. 


Xnfel  P> 


^oMetig.  $irdje  be§  f)l.  ^obartnee  ^ %t  b.  $oMettg.  $ird}e,be§  Ijl.  SofjanneS  c.  ^oblenj.  $irdj>e  be§  f)I.  3o!)amie§  b. 

inneres.  ©eitenfdjiff.  b.  %.  5iufcere§  6t)ftem.  portal. 


. Sftolsljehtt.  ®reifaltigfett§tirdje.  inneres.  GHjor.  e.  9Jlol§f)etm.  ®reifaItigMt§!irc§e.  inneres.  ©djtff. 


5.  S)ie  S)reifaltigfeitgfircf)e  ju  Monheim. 


49 


Oie  1701  errichtete  $omrnunionbanf,  eine  lange,  nur  ^ie  unb  ba  bon 
bierecfigen  ^pfofien  unterbrochene,  mit  fernerer  glatte  abgeberfte,  eintönige 
Sfteibe  runber,  häufiger  ©äuldhen,  ift  ohne  aKe  53ebeutung. 

Oie  alten  ©eitenaltäre  finb  ganz  berfdhmunben.  $on  ben  Reliquien* 
gelaufen,  bie  einft  bie  2ßänbe  be§  ßbore§  fdjmücften,  Ijaben  fidb  nodh 
einige  menige  ütefte  auf  bern  ©beider  ber  Kirche  erhalten,  ©ie  mären 
nicht  bie  erften.  Oie  urfprünglidhen  mürben  burcb  bie  33omben,  meldbe 
1688  in  ben  ßljor  fielen,  fo  fepr  befähigt,  bab  fie  erneuert  merben 
mußten.  2Bie  biefelben  beschaffen  maren,  lehrt  un§  eine  Qeidbnung  im 
(i^hmnafialarchib 1 ; e§  maren  (Srzeugniffe  milbeften  $norpelftile§. 

Ungefähr  gleichzeitig  mit  ber  Koblenzer  mürbe  im  ©üben  ber  rheinifchen 
Orbenäprobinz  bie  $oKeg§fird)e  zu  Mol^eim  im  (£lfaf$  boüenbet,  eine  ber 
bebeutenbften  unb  herborragenbften  Sefuitenfirdben,  meldbe  im  SBeften  Oeutfdb* 
lanb§  errichtet  mürben. 

5.  |)te  preifafttgiieiMtr^e  zu 

(hierzu  SSitber:  Sejtbitb  2 — 3 unb  Safe!  2,  b;  8,  d— e;  4,  a— b.) 

Oie  Sefuiten  mürben  1580  burcb  ben  ©trabburger  53ifdhof  Sodann 
bon  Manberfdbeib  nadb  5CRol§heim  berufen.  511»  2öobnung  unb  Dotation 
betamen  fie  ba§  ©bital  bafelbft  mit  feinen  9lebengebäuben , Siegenfchaften 
unb  ©intünften , %ux  Abhaltung  be£  @otte§bienfte§  bie  zum  ©bital  ge= 
pörenbe  Tabelle.  ©in  53au  bon  fepr  mäßigen  (Brö^enberhältniffen,  ermieS 
fidb  biefe  inbeffen  bei  ber  beftänbig  fteigenben  2Birffamteit  ber  Spätrer 
immer  niepr  al»  ungenügenb,  unb  ba§  53ebürfni3  nadb  einem  geräumigeren 
©otte^paufe  mudb»  mit  jebem  Sapre.  Seiber  maren  feine  auSreidbenben 
Mittel  zur  Erbauung  eines  foldben  borbanben,  unb  fo  blieb  eS  lange  beim 
frommen  Söunfdp.  3ule|t  mürbe  inbeffen  ber  mißliche  guftanb  fo  unerträg* 
lieh,  bab  man  burcpauS  an  einen  Neubau  benfen  mubte.  5lm  15.  D^obember 
1614,  bem  9tamenSfeft  be§  bamaligen  ©trabburger  53ifdpofS,  beS  ©rz= 
perzogS  Seopolb  bon  Ofterreich,  eines  aufrichtigen  unb  tätigen  greunbeS 
ber  Sefuiten,  mürbe  befcploffen,  baS  5Berf  zu  beginnen,  unb  alSbalb  bem 
General  P.  5lquabiba  babon  Mitteilung  gemacht2.  Oa  Erzherzog  Seopolb 

1 R 29  a. 

2 2)gl.  zur  SSaugejdjiichte  ber  ^irdje  bie  Angaben  beS  OiariumS  be§  SleftorS 
im  ^farrarepit)  zu  MoI§heim,  mo  fidO  auip  ber  zweite  Seil  ber  Historia  Collegii 
finbet.  S3aure(pnungen  unb  SSauaften  haben  fiep  leiber  feine  erhalten,  ©ine  23e= 
fchreibung  ber  Kirche  au§  bem  gapre  1619  gibt  bie  gefif<prift:  Inauguralia  Col- 

23raun,  Sie  beut^en  Sefuitenftrdjen.  1. — ^ — 4 


50 


Sie  gotifdOen  Hirchett. 


feine  umfaffenbe  Mithilfe  jum  33au  ^ugefagt  hatte,  gab  biefer  gegen  (Snbe 
ganuar  1615  feine  3uftimmung,  verlangte  jeboch,  bap  öor  gnangriff* 
nähme  ber  Arbeiten  ber  $lan  ber  Kirche  jur  Begutachtung  unb  ®ut= 
heißung  eingefenbet  roerbe.  211S  ba§  ©Treiben  ju  ^ol^eim  anfarn,  mar 
berfelbe  bereite  auf  bem  2Bege  nach  9tom.  2lm  7.  SKätj  genehmigte  ihn 
ber  (Beneraloifar  Silber,  ber  feit  bem  31.  Sanuar,  b.  i.  feit  bem  Sobe 
P.  SlquaöiöaS,  interimiftifch  bie  OrbenSgefchäfte  leitete,  unter  Angabe  einiger 
weniger,  auf  einem  leiber  nicht  mehr  üorhanbenen  Begleitsettel  be^eidhneter 
fünfte,  in  benen  bie  römifchen  Sachöerftänbigen  eine  Snberung  für  smecf= 
mäßig  erachtet  hotten. 

Mein  noch  zfy  ber  Brief  Silbers  in  bie  ipänbe  be§  bamaligen  Ü^eftor^ 
be£  ®oüegS,  P.  Sheobor  9^ee§ , gelangt  mar,  hotte  man  fchon,  geflößt 
auf  bie  bon  P.  Iquabiba  im  Januar  erteilte  Erlaubnis,  ben  ©runbftein 
§ur  neuen  Kirche  gelegt.  Sie  geier  fanb  im  Saufe  beS  Monats  gebruar 
ftatt  unb  mürbe  burch  ben  «Straßburger  Weif)bifchof  Vbam  ^>eß  bor= 
genommen.  @r$ßraog  $arl  bon  Öfterreich,  welcher  ^ugegen  mar,  Bifchof 
bon  BreSlau  unb  Brisen  unb  beS  ©qher^og^  £eopolb  trüber,  gab  gum 
Neubau  1000  fl.,  baS  Straßburger  Somfapitel  2459  fl.  (Sin  BJolS* 
heimer  Bürger,  ber  hausier  Sofeph  Bilon,  übermachte  fein  $au§  sum 
heften  beS  33aue§ ; es  mürbe  um  4000  fl.  berfauft.  Buch  bon  fonftigen 
Wohltätern,  barunter  auswärtige  Prälaten,  wie  bem  $urfürften  gerbinanb 
bon  $öln  unb  bem  Bifchof  bon  Soul,  liefen  erhebliche  Sllmofen  ein.  Ser 
Klerus  beS  (Slfajs  fteuerte  im  ganzen  3723  fl.  bei.  Bor  allem  aber  mar 
eS  (Sqher^og  Seopolb,  ber  in  freigebiger  Weife  fpenbete* 1.  Sroß  aller 
Unterftüßungen  ging  eS  jeboch  ohne  Schulben  nicht  ab2.  Wieber  mar  eS 


legii  S.  J.  Molshemensis,  sollemnibus  feriis  encaeniorum  templi  Deo  consecrati 
etc.  anno  1618  extremo  Augusto  celebrata,  Molshemii  1619.  ©ine  anfpredjenbe 
©efchichte  ber  Hirdje  bietet,  fotoeit  bie  mangelhaften  Duellen  reichen,  ©.  6 et) f rieb, 
Sie  ^farrtirche  oon  StRolöheim  in  Vergangenheit  unb  ©egenmart,  SJtolSheim  1899. 
Vgl.  auch  ©•  £>au§mann  unb  ©.  ^olac^ef,  Senfmäler  ber  Vaufunft  im  ©Ifaß, 
Straßburg  1905  unb  1906.  Sie  fonftige  Siteratur  über  bie  Kirche  ift  nicht  ber 
©rtoäpnung  Wert. 

1 Absque  illo  praebitore  et  hortatore  principe  nostro  fagen  bie  Annuae  be3 
HoftegS  ad  a.  1617,  alterum  tertiumque  annum  ecclesia  nostra  rudis  mansisset 
et  imperfecta  nec  aliorum  omnium  collatitia  pecunia  partem  decimam  operis 
effecisset. 

2 In  templo  aedificando  magna  debita  contracta  esse  audio,  quae  admodum 
difficulter  dissolvi  poterunt,  fchreibt  P.  -DtutiuS  ViteüeScpi  am  28.  Se^ember  1617 
an  ben  ^ßroüinjial  P.  Hopper. 


260 


5.  Sie  SreifattigfeitStiribe  gu 


51 


inbeffen  ©rgßergog  Öeopolb , ber  atS  Reifer  in  ber  Slot  eintrat.  9ltS  er 
bom  Sfteftor  hörte,  baß  botn  Kircßenbau  noch  eine  Sdjutb  bon  20  000  ft. 
borliege,  übernahm  er  biefe  atsbatb  im  Umfang  beS  gangen  Betrages,  in= 
bem  er  gu  beren  Tilgung  fein  ©rbe  famt  bem  3aljre§geljatte  Vergab,  metcßeS 
fein  älterer  trüber  gerbinanb  2tuguft  ihm  gu  galten  hatte. 

Sa  es  an  ©elb  nicfjt  mangelte,  fdbritt  ber  23au  mit  ungemöhnlicber 
Sdjnettigfeit  boran.  Srog  feiner  bebeutenben  ÜRa^ber^ältniff e mar  er 
bereits  im  Spätberbft  1617,  alfo  nach  nur  gmeiunbeinbatbjähriger  Arbeit, 
bottenbet.  2tm  OTerbeiligentag  1617  fiebette  man  in  bie  neue  Kirche  über, 
nad&bem  ber  5Xbt  bon  ©engenbadj  it}r  gubor  bie  firdbticbe  Segnung  erteilt 
batte.  Sie  feierliche  ©inmeibung  bottgog  am  26.  5luguft  beS  fotgenben 
Saures,  einem  «Sonntag,  ber  gürftbifcßof  bon  23afetr  2Bittjetm  fRinf  bon 
33atbenftein,  unter  Slffifteng  beS  Straßburger  2öeibbifcbofS  unb  fieben  in« 
futierter  Oibte.  SaS  ©otteSbauS  mürbe  gu  Sßren  ber  atlerßeitigften  Srei= 
faltigfeit,  ber  ©otteSmutter  9J?aria,  beS  % SfuguftinuS  unb  beS  ßt.  9Jfa« 
ternuS  fonfefriert.  TOt  ber  fircbtidjen  freier  maren  große  meltticbe  geft« 
tid)leiten  berbunben.  ©rgbergog  Seopotb  gab  eine  Sftiefentafet , gu  ber 
gegen  taufenb  (Säfte  getaben  maren,  bem  Sßolfe  aber  ließ  er  einen  gangen 
Dcbfen  braten  unb  auf  bem  9J?arft  meißen  unb  roten  2öein  in  ÜRenge 
auSfdbenfen.  9?ad)  Sifcb  mürbe  bon  ben  Sdjütern  beS  Kollegiums  ein 
Schciufpiet , „Karts  b.  (Sr.  grömmigfeit",  aufgeführt.  Ser  SBeiße  ber 
Kirche  reihte  fich  am  fotgenben  Sage  bie  Eröffnung  ber  bon  Seopolb  gu 
Mölsheim  gegrünbeten  5lfabemie  an,  mobei  ber  (Srghergog  bem  föeftor  beS 
KottegS  Siptom,  Qepter  unb  gnfignien  übergab.  SaS  Sdjaufpiel  „Karts 
b.  ©r.  SEßeiSheit"  frönte  ben  2lft.  21  m britten  Sage  mürben  fieben  Sof« 
toren  ber  Sßeotogie  freiert  unb  bann  „Karts  b.  ©r.  §odbßergigfeit"  in 
Sgene  gefegt.  Ser  bierte  Sag  brachte  ben  Schluß  ber  gangen  geier,  inbem 
©rghergog  Seopotb  einer  5tngaßt  ^ßitofopßieftubierenber  ben  pf)itofopbi(d)en 
Softorgrab  unb  baS  23affalaureat.  bertieh* 

Sie  ehemalige  Sefuitenfirdtje  gu  5JtotSßeim  gehört  gu  ben  bebeutenbften 
Kirnen  beS  ©Ifaß.  Sie  ßat  eine  lichte  Sänge  bon  61,50  m,  eine  tichte 
Breite  bon  21,25  m.  3ßre  innere  §ö§e  beträgt  im  SangßauS  ca  20  m. 
SaS  9JHttetfä)iff  ift  bon  Säutenadjfe  gu  Säutenacbfe  12,45  m breit, 
mäßrenb  bie  SIbfeiten  bon  ber  2Banb  bis  gur  ÜRitte  ber  Säuten  4,40  m 
meffen.  Ser  ©hör  hat  eine  Sänge  bon  19,50  m,  eine  liebte  Breite  bon 
11,10  in.  SaS  SRittelfchitf  h&W  S^n  3od)e.  Sie  fieben  borberen  finb 
bon  Seitenfeßiffen  begleitet,  benen  ©mporen  eingebaut  finb.  2tn  bie  bret 

4* 


2(37 


52 


Sic  gotifchen  Kirchen. 


lepten  fchlißfst  fich  rechts  mie  linfS  ein  Querbau  an,  ber  in  jmei  516= 
teilungen  gefchieben  ift,  eine  oorbere  Heinere,  nur  einem  TOttelfchiffjoch 
entfprechenbe,  unb  eine  nach  bem  Ghor  $u  liegenbe  größere,  gmei  goche  beS 
TOttelfchiffS  breite.  Qie  beiben  gröberen  Abteilungen  bilben  geräumige 
©eitenfapeüen , Don  benen  bie  beS  linfen  QuerbaueS  bem  % 3gnatiuS 
(urfprünglicb  bem  heiligen  $reu§),  bie  beS  rechten  ber  Gottesmutter  ge= 
meiht  ift.  SDie  Tabellen  finb  eingefchoffig,  flehen  burch  eine  bo^e,  mit  tief 
einfchneibenben  lebten  unb  weit  bortretenben  ©täben  reich  geglieberte  ©pi|= 
bogenöffnung  mit  bem  ©chiff  ber  Kirche  in  5Serbinbung  unb  hoben  an 
ber  Oftmanb  ein  polygonalem  Ghörcben.  Qie  beiben  Heineren  Abteilungen 
finb  smeigefchoffig.  QaS  untere  Gefchop  linfS  bilbet  eine  Vorhalle,  baS 
rechts  eine  ©afriftei,  baS  obere,  melcheS  auf  gleicher  §öhe  mit  ben  Gm= 
poren  ber  ©eitenfchiffe  liegt,  fym  mie  bort  einen  nach  bem  Aftittelf  chiff  ju 
über  bie  Gmporen  ber  Aebenfchiffe  ein  menig  bortretenben  fapeHen=  ober 
oratoriumartigen  9taum,  aus  bem  man  burch  eine  meite,  unprofilierte, 
fpipbogige  Arfabe  einen  531icf  auch  in  bie  ©eitenfapeüen  bot.  £)aS  über 
ben  Kapellen  unb  ben  Gmporen  liegenbe  Giebelgefchofj  ber  Querbauten  bot 
nach  bem  TOttelfcbiff  ber  Kirche  brei  fchmale,  bis  bort  jurn  Sichtgaben 
binaufreichenbe  ©pipbogenfenfter  — eine  febr  eigentümliche  Ginrichtung, 
bie,  mie  es  fcheint,  jum  gmecf  ber  Süftung  getroffen  mürbe. 

Präger  ber  ©cheibbogen  unb  ber  £mchgabenmanb  finb  höbe,  fchlanfe, 
nach  oben  fich  ein  menig  berjüngenbe  ütunbfäulen.  ©ie  befteben  aus  un= 
gleichen  Srommelftüden , flehen  auf  niebrigem,  bierecfigem  ©ocfel  unb 
haben  eine  attifche  53afiS.  Qen  Übergang  bom  ©äulenfchaft  gur  53afiS 
vermittelt  ein  Ablauf.  QaS  Kapital  ber  Fäulen  ift  im  ©inne  ber  römifch= 
borifchen  Qrbnung  gebilbet  mit  Giern  am  GchinuS  unb  perlftab,  aber  ohne 
Lafetten  am  §als. 

Qie  auf  ber  glatte  auffteigenben  ©cheibbogen  hoben  eine  einfache,  aber 
fepr  fräftig  mirtenbe  Profilierung,  eine  breite  gafe  mit  tief  eingegrabener, 
breiter  Auslegung.  Qie  Gmporen  befinben  fich  nicht  über  ben  ©eitern 
fchiffen  mie  ju  fünfter  unb  Fohlens,  fonbern  finb  ihnen  eingebaut  — ein 
entfchiebener  gortfchritt.  ©ie  ruhen  auf  ©pipogen,  melche  fo  jmifcben 
bie  ©äulen  eingefprengt  finb,  baj$  ihre  ©cbenfel  allmählich  ouS  ben  ©äulen= 
fchäften  herborjumachfen  fcheinen.  Qie  Seibungen  biefer  53ogen  finb  fcbmäler 
als  bie  ber  ©chiparfaben,  jeboch  in  gleicher  Aßeife  profiliert.  GtmaS  ober= 
halb  ber  Gmporenbogen  sieht  fich  ein  meit  auSlabenbeS,  bie  ©äulen  burch= 
querenbeS  unb  babei  mit  feiner  platte  aus  benfelben  h^ouStretenbeS 


268 


5.  Sie  SreifaltigfeitSfirtfje  ju  üütolsbeitn. 


53 


©efimS  f)tn,  beffen  Profilierung  bon  Ütenaiffanceelementen  ftarf  burcpfept  ift. 
©S  mirb  über  bem  ©cpeitel  ber  ©mporenbogen  bon  einer  in  einen  $nauf 
auSlaufenben  $onfole  geftüpt  unb  bient  auper  ^ur  horizontalen  ©lieberung 
ber  2öanb  auch  als  ©ocfel  ber  ©mporenbaluftraben. 

SDie  ©mporenbaluftraben  [teilen  eine  glatte,  maffibe  2lufmauerung  bar, 
melcbe  jufolge  ber  geftfcprift  Don  1619  epebem  mit  Svenen  aus  ber  £eibenS= 
gefdjidpte  bemalt  mar.  3'pre  fcpmere,  mit  Plättchen  unb  $arnieS  profilierte, 
ftart  borfpringenbe  Secfplatte  mirb  an  ben  Pfeilern  burdj  einen  fchmalen, 
in  ber  Witte  aber  burcb  einen  breiten  Pfoften  abgeftüpt.  Ser  mittlere 
Pfcften  ift  mit  einer  runbbogigen  9J?ufcbelnif(be  berfepen.  ©ie  enthielt 
früher  ©ngelsfigureit,  melcbe  SeibenSmerfzeuge  trugen,  aber  in  ben  ©türmen 
ber  ^ebolution  auf  bas  brutalfte  meggebrocben  unb  bernicptet  mürben. 
Sie  ber  gaffabenfeite  borgebaute  Empore  rupf  auf  brei  gotifcben  53ogen, 
bie  an  ben  ©eiten  auf  ben  beiben  borberften  ©cpiffSfäulen,  in  ber  Witte 
aber  auf  ^mei  freiftepenben  fcplanfen,  römifcb=borifcben  ©äulen  fipen.  gpre 
23aluftrabe  ift  ganz  nach  Steife  ber  SBrüftungen  ber  feitlicben  ©mporen 
bepanbelt. 

Sie  mirfungSbolI  profilierten,  burcb  reichen  2Becpfel  bon  bor=  unb 
Zurücftretenben  ©liebem,  bon  Siebt  unb  ©ebatten  ficb  auSzeicpnenben 
Seibungen  ber  portale,  melcbe  aus  ber  $irdje  in  bie  ©atriftei  unb  bie 
23orpaC(e  führen,  fomie  ber  hoben,  meiten  Eingänge  zu  ben  ©eitenfapeHen 
Riehen  ficb  ohne  jebe  Unterbrechung  bom  ©dheitel  ber  53ogen  bis  zum  ©ocfel 
herab.  9ln  ben  Portalleibungen  bermitteln  Voluten  ben  Übergang  bom 
Profil  sunt  ©ocfel,  am  gup  ber  Reibungen  ber  ©ingänge  zu  ben  ©eiten= 
fapeüen  ©tatuetten  in  fipenber  ©tettung,  linfS  bie  hier  ©bangeliften,  rechts 
bie  btt.  SgnatiuS,  granz  36aber,  HopfiuS  unb  ©taniSlauS,  robe,  panb* 
merfSmäpige  Arbeiten  ohne  allen  $unfimert. 

Ser  ©hör  fcbliept  mit  breifeitigem,  aus  bem  ©edjSecf  gebilbetent  ©por= 
haupt.  ©r  mirb  bom  Wittelfd^iff  burcb  einen  mächtigen,  nach  2lrt  ber 
©ingänge  zu  ben  Dlebenfapellen  mit  tiefen  Sepien  unb  meit  borfpringenben 
©täben  unb  2Bülfien  fepr  lebenbig  profilierten  Sriumppbogen  gefchieben, 
ber  beiberfeits  bon  einem  poefenben  Sömen  auffteigt  — in  einem  fo  fpäten 
23au  fieser  eine  ungemöpnlicpe,  ganz  mittelalterlich  anmutenbe  ©rfcheinung. 

Ser  ©borraum  ift  auperorbentlicp  gut  beleuchtet.  Qäplt  er  hoch  nicht 
meniger  benn  neun  — mit  2luSnapme  ber  beiben  borberften  unb  beS  mitt= 
leren  — nur  menige  Weter  über  bem  23oben  beginnenbe  genfter,  bon  benen 
bie  brei  beS  ©porpauptS  bierteilig,  bie  übrigen  alle  breiteilig  finb.  SaS 


269 


;54 


Sie  gotifhen  $ir<hert. 


fDkpmerf  ber  genfter  ift  fehr  mannigfaltig  unb  für  bie  fpäte  Gntfiehung§= 
geit  non  befter  Gilbung,  gifchblafen  unb  glommen  finb  natürlich  bie 
2eitmotibe,  hoch  lommen  auch  noch  berftänbig  behanbelte  $ierpäffe  bor. 
$erfchiebene  ber  genfierfüüungen  bürften  einem  tüchtigen  mittelalterlichen 
s]^eifter  alle  Ghre  gemacht  haben. 

Sie  beiben  ffapellen  in  ben  Ouerbauten  befipen  ein  gropeS,  vierteilige^ 
genfter  mit  trefflichem,  au§  gifchblafen  unb  $ierpäffen  gebilbetem  9Cftap= 
merf.  Sie  2anghau§feiten  höben  brei  Leihen  bon  genftern,  eine  im  Sicht= 
gaben,  bie  beiben  anbern  in  ben  5lbfeiten.  3n  allen  Leihen  finb  bie 
genfter  gmar  nur  gmeiteilig,  trojgbem  herrfcht  auch  hier  im  5Dkfemer!  ber 
größte  SBechfel.  5iur  in  fehr  menigen  genftern  lehrt  ba§  gleiche  mieber. 
G3  ift,  al§  ob  ber  SJIeifter,  melcher  bie  Gntmürfe  machte,  fich  gerabegu 
gefürchtet  hätte,  ba§felbe  ©chemo  gu  mieberhülen , unb  als  ob  er  barum 
feine  gange  Sßhantafie  aufgebüten  hätte,  um  mit  £>ilfe  bon  $ierpäffen, 
gifchblafen,  ©chlingen,  glommen,  üthomben  unb  ähnlichem  immer  mieber 
neue  23erbinbungen  unb  Gruppierungen  gu  erfinnen.  Sie  genfter  bieten 
infolgebeffen  eine  förmliche  2Jtofterfarte  reicheren  unb  einfacheren  fpät= 
gotifchen  9)tapmer!a  für  gmeiteilige  genfter,  in  ber  e§  freilich  neben  bielen 
guten  auch  an  unharmonifchen,  miüfürlichen  unb  unfchönen  Gilbungen 
nicht  fehlt. 

Sie  Söeftfeite  meift  nur  in  ber  bem  sIftittelf(hiff  entfprechenben  5lb=- 
teilung  genfter  auf.  G§  gibt  hier  beren  hier.  Qroei  erleuchten  ben  Sftaum 
unter  ber  Gmpore.  ©ie  finb  gmeiteilig  mie  bie  genfter  ber  5lbfeiten.  Sie 
beiben  anbern  befinben  fich  oberhalb  ber  Gmpore.  ©ie  mürben  mit  Slücffidjt 
auf  ben  in  ber  Witte  angebrachten  Sßeftturm  feitmärtä  gerüdt,  finb  brei= 
teilig,  fdjliepen  im  Sangettbogen  unb  fteigen  bi§  bicht  an  ba§  Gemölbe  auf. 
3h^  au»  $ierpaffen  gebilbetem  9)?apmerf  ift  Don  fehr  reinem  ©til  unb  gehört 
gum  heften  in  ber  gangen  Kirche.  Sie  Seibungen  finb  bei  allen  genftern 
ber  Kirche  Völlig  glatt  unb  ungegliebert.  Sie  ^foften  unb  ba§  9Jtapmer! 
erscheinen  ftetm  btop  mit  einer  §ohllehle  profitiert,  unb  gmar  fomohl  innen 
mie  aupen. 

2Öa£  bie  Ginmölbung  be§  33aue§  anlangt,  fo  befiehl  bicfelbe  im  Gpor= 
haupt  au§  einem  ©terngemölbe,  in  ben  brei  üorberen  Ghorjochen  unb  bem 
Wittelfchiff  au§  Dlepgemölben.  Sie  Rippen  finb  hier  mie  bort  mit  flacher 
Soppelfehte  profiliert  unb  entmicfeln  fich  au§  rippenartig  gebilbeten  Sienfien, 
melche  im  ©chiff  ber  Kirche  bon  ben  Sedplatten  ber  ©äulen  auffteigen, 
über  bem  Gingang  ber  ^ebenlapetlen  bon  breiten,  ben  Kapitalen  ber 


270 


5.  55  te  Oreifaltigfeitöfiidje  zu  ÜttotSpeim. 


55 


Sauten  nad&gebilbetert  Kragfteinen,  im  ©por  enbticp  bon  baroden  baudpigen 
Konfoten.  Sdptupfteine  finb  im  ©por  wie  im  TOttetfdpiff  nur  im  Sdpeitet 
ber  ©ewötbe  angebradjt  unb  fetbft  ba  nur  im  2Becpfet  mit  bloßen  Über= 
treujungen,  ©ine  Spielerei  finb  bie  an  ben  Sdjtufjfteinen  be§  TOttetfdjiff* 
gewötbe§  aufgepängten  unb  perunterbaumetnben  ©ngetdpen.  2ln  Qimmer= 
wert  gemahnt  e§,  wenn  bie  Sftippenenöen  in  SOßeife  bon  Satfenföpfen 
einanber  überfcbneiben  ober  wie  in  eine  anbere  9tippe  eingefügt  au^fepen 
— ein  Biotit)  ber  ipotzardpiteftur , ba§  pier  in  bie  Steinardpiteftur  über= 
tragen  mürbe. 

3n  ben  Seitenfcpiffen  unb  unter  ben  ©mporen  befinben  fidp  gewöpn= 
tidpe  fpipbogige  Kreuzgewölbe,  bereu  fdpwere,  mit  breiter  Kepte  profitierte 
Oiagonatrippen  an  frühere  Seiten  ber  ©totif  erinnern.  Oie  Ouergurte 
ber  unteren  ©ewötbe  hoben  Ütippenform , bie  ber  oberen  finb  at§  breite, 
an  ben  Kanten  mit  einer  fwptfepte  profitierte  33änber  gebitbet.  Ütippen 
unb  Ouergurte  rupen  unten  beiberfeit§  auf  jiertidpen,  in  teidpte  Knäufe 
au§taufenben  Konfoten,  üben  fipen  fie  nad)  bem  TOttetfdpiff  ju  auf  bem 
9tbafu§  ber  Sdpiffsfäuten , an  ber  2öanb  aber  auf  Kraggefimfen,  weldpe 
in  ©tieberung  unb  Ornamentierung  ben  Kapitalen  ber  Sauten  folgen. 
Oie  Sdptupfteine  finb  in  ben  (Sewötben  unter  ben  ©mporen  aüefamt  mit 
Sternen,  23tattmert  ober  bitbtidpen  Oarfteltungen  berjiert,  in  ben  oberen 
©ewötben  wedpfetn  ornamentierte  mit  nidptornamentierten  ab.  Oie  ©ewötbe 
unter  ber  Orgelempore  finb  bon  berfetben  9Irt  wie  biejenigen  unter  ben 
feittidpen  ©aterien.  Oie  Vorhalte,  bie  ipr  gegenübertiegenbe  Safriftei  unb 
bie  beiben  SeitenfapeHen  haben  bierteitige  fpipbogige  fRippengewötbe,  bereu 
Sdptupflein  in  ben  Seitentapetten  fdpöne§  23ilbwerf  (St  3opanne§  ber 
Käufer  unb  ber  peitige  Sdpupenget)  aufweift. 

Oie  ©ewötbe  ber  Kirdpe  zeigten  früher  eine  reidpe  potpdprome  53epanb= 
tung.  3m  9[ftittetfdpiff  waren  fie,  wie  au§  ber  im  2Infcptup  an  bie  ©in= 
weipung  ber  Kirdpe  gebrudten  geftfdprift  perborgept,  fdpon  1619  bematt, 
unb  zwar  „mit  Sternen,  jwifdpen  benen  fidp  btumentragenbe  ©ngel  be= 
megten".  3n  ben  Seitenfdpiffen  würben  fie  1630  mit  93tatereien  gefdpmüdt. 
Fornices  laterales  vario  emblemate  depicti,  peipt  e§  ad  a.  1630 
im  Oiarium  be§  SfteftorS. 

Oie  beiben  Seitenfapetten  paben  trop  wieberpotter  Dteftaurationen  unb 
©rneuerungen  im  wefenttidpen  nodp  ipren  atten  Oetor:  reidpen,  fdpweren 
53arodftud  an  2Banb  unb  ©eroötbe  mit  Oarftettungen  au§  bem  Öeben  be£ 
pt.  3gnatiu§  (3gnatiu§tapette)  unb  9Jtaria§  (DOtuttergotte^tapette).  Qur 


56 


Sie  gotifcheit  Kirchen. 


SuSftattung  ber  SluttergotteStapeEe  phentte  Erzherzog  Karl  bon  Öfterreicb 
1619  1000  p.  Sie  Setoration  ber  KreuzfapeEe,  feit  1669  Kapelle  beS 
% 3gnatiuS,  mup  längfienS  1619  begonnen  morben  fein.  Senn  als 
bamals  Erzherzog  Karl  bie  1000  p.  zur  Serzierung  ber  ^iartenfapeHe 
fpenbete,  tat  er  baS,  bamit  biefe  nach  Srt  ber  Kreuztabelle  (ad  modum 
oratorii  s.  Gratis)  gephmüctt  werbe.  Setpere  mar  zufolge  bem  Siarium 
beS  EtettorS  1622  boEenbet.  2öann  bie  StorientapeEe  fertig  mar,  ift 
nicht  angegeben,  hoch  bürften  bie  Arbeiten  an  ihr  mofp  taum  Diel  länger 
gebauert  tjaben,  ba  ber  ©tuet  in  beiben  KapeEen  ganz  ben  öleicben 
(Söaratter  jeigt  unb  erfichtlich  bon  bemfelben  Künfiler  ^errü^rt. 

Sie  SarfieEungen  aus  bem  Seben  beS  fy.  3gnatiuS  unb  ber  (Gottes« 
mutter  finb  teil»  in  ©tuet  teils  in  Malerei  auSgeführt.  Sie  jetzigen 
Malereien  in  ber  SiarientapeEe  entftanben,  fomeit  fie  nicht  moberne  (£r= 
gänzungen  finb,  erft  bei  (Gelegenheit  einer  Eteftauration  im  3al)re  1748. 
Son  ben  (Gemälben  ber  SgnatiuSfapeEe  reicht  bagegen  bie  Mehrzahl  mohl 
noch  bis  in  bie  Seit  ber  erften  SuSfchmücfung  ber  KapeEe  zurüct.  StoS  bei 
ben  S3ieberherfieEungSarbeiten  im  3aljre  1752  an  ben  Silbern  ber  KapeEe 
gefchah,  liep  fich  nicöt  feftfteEen.  Urfprünglich  bürfte  übrigens  bie  Sbfidp 
beftanben  hoben,  aEe  SarfieEungen  in  ©tuet  auszuführen;  hoch  tarn  man 
im  Sauf  ber  Arbeiten,  mie  es  fcöeint,  bon  biefem  $lane  ab  unb  brachte, 
maS  noch  an  Silbmert  fehlte,  in  ©eftalt  bon  Malereien  an. 

Sie  tünftlerifche  Sebeutung  ber  Malereien,  bie  fich  jetp  in  ber  Siarien= 
tapeEe  befinben,  ift  gleich  nuE;  bie  (Gemälbe  in  ber  SgnatiuStapeEe  finb 
ein  menig  beffer,  aber  auch  uur  ein  menig.  Ungleich  h%*  als  bie  Sto= 
lereien  fielen  bie  ©tuctbarfteEungen ; mehr  als  betoratioen  Skrt  ha&en 
freilich  auch  fie  nicht.  Skr  ben  ©tuet  fchuf,  mirb  nicht  gefagt.  Italiener 
maren  es  mohl  nicht;  bafür  fehlt  es  ihm  zu  fehr  an  ©leganz*  SMe  ganz 
anberS,  um  miebiel  ebler  ift  beifpielsmeife  nicht  ber  bon  Stalienern  aus= 
geführte  ©tuet  in  ber  Sefuitentirche  zu  Ulenburg  a.  S.,  ber  um  bie  gleiche 
Seit  entftanb!  Ser  ©tuetfehmuet  ber  beiben  ©eitentapeEen  ber  SiolSheimer 
KoEegStirche  erinnert  bielmehr  an  ben  etma  zehn  3apre  fpäteren  ©tuet  in 
ber  Siiffelborfer  Sefuitentircpe,  ber  zwar  nach  bem  Sorbilb  beS  Neuburger, 
aber  bon  einem  ©trapburger  „Kaltfchneiber"  namens  Kuhn  hergefleUt 
mürbe1.  Son  bem  nahen  ©trapburg  mirb  baper  mopl  auch  ber  Steiper 
beS  Slolsheimer  ©tuctS  ftammen.  ©S  bürfte  fogar  bie  Annahme  nicht  zu 


1 SgL  unten  gtoeiter  Stbfdjnttt  2. 


272 


5.  Oie  OreifciltigfeitSfireße  su  9Dlol§ßeirn. 


57 


gewagt  fein,  baß  es  eben  $ußn  war,  ber  ißn  fcßuf.  SknigfienS  würbe 
man  fo  alsbalb  üerfteßen,  warum  gerabe  ber  «Straßburger  $ußn  mit  ber 
©tucfbeforation  ber  Oüffelborfer  Sefuitenfirtße  betraut  würbe.  $ußn  war 
ja  bann  ben  3efuiten  fein  grembling  meßr,  bielmeßr  fannten  biefe  ißn 
als  tüeßtigen  ©tuffateur.  9JicßtS  lag  baßer  näßer,  als  baß  fie  auf  ißn 
bie  51ufmerffamfeit  beS  ^faljgrafen  Stolfgang  SMlßelm  lenften,  als  biefer 
1632  mit  bem  $lan  umging,  bie  Oüffelborfer  Sefuitenfirtße  mit  ©tue! 
auSftßmücfen  ju  faffen. 

hinter  bem  ©ßor  ber  $ireße  erßebt  fieß  eine  zweite  ©afriftei.  ©ie 
mißt  im  Öicßten  etwa  6 m im  ©ebiert  unb  ift  mit  einem  feeßsfeitigen 
gotifeßen  IKippengewölbe  eingebeeft.  3ßre  genfter  ßaben  als  Unifum  am 
Sau  bie  gorm  eine»  fiegenben  Duals. 

Oer  (Sinbrucf , ben  baS  3nnere  ber  $ircße  mit  feiner  Skiträumigfeit, 
feinen  bortreffücßen  Serßöltniffen,  feiner  febenbigen  ©lieberung  unb  feiner 
Sicßtfülte  auf  ben  33efu(ßer  maeßt,  ift  feßr  bebeutenb.  Ob  man  Dom  ©ßor 
aus  naeß  heften  jißaut  unb  mit  bem  $luge  bem  gefälligen  SftßptßmuS  ber 
f(ßlanfen,  enggefteHten  ©äufen  unb  ber  hoppelten  2Irfabenreiße  folgt,  ober 
ob  man  aus  ber  Oiefe  ber  $ireße  in  umgefeßrter  Sfticßtung  feinen  SSlicf 
ßßmeifen  läßt  bie  gofge  ber  ©äufen  entlang  bis  jum  ßoßen,  weiten,  ließt* 
burcßfluteten  ©ßor,  immer  übt  ber  Sau  eine  mäeßtige  SHrfung  aus. 
S)oßl  liegt  über  bem  Snnern  eine  gewiffe  9tü(ßternßeit  auSgebreitet.  Mein 
biefe  9tü(ßternßeit  ift  eine  äftßetifcße  Qualität,  bie  nun  einmal  allen  2Berfen 
ber  abfterbenben  ©otif  meßr  ober  weniger  eignet  unb  barum  nießt  in 
üteeßnung  gezogen  werben  fann,  wo  es  fieß  um  bie  SBirfung  eines  be= 
ftimmten  SauwerfeS  ßanbelt.  Oann  aber  barf  nießt  außer  aeßt  bleiben, 
baß  ber  Äircße  gegenwärtig  ißr  urfprüngließer  Oefor  fo  gut  wie  ganj 
mangelt.  Oie  ©tatuen,  bie  ben  ©ßor  feßmüeften,  bie  Malereien  ber  ©e= 
wölbe,  bie  ©ngelftatuetten  unb  ©emälbe  an  ben  Srüfiungen  ber  ©mporen 
unb  was  fonft  an  Skrfen  ber  ©fulptur  unb  Malerei  baS  innere  gierte, 
ift  bis  auf  geringe  Überbleibfel  baßin.  2öaS  man  aber  als  ©rfaß  bafür 
feßuf,  ber  neue  £)ocßaltar,  bie  ^olpcßromie  beS  ©ßoreS  unb  beS  Oriumpß= 
bogenS,  bie  ©laSgemälbe  in  ben  genftern  beS  ©ßoreS  unb  ber  ©eitenfeßiffe 
u.  a.,  fann  leiber,  weil  fiiliftifcß  ein  frember  Qug  im  Sau,  nießt  beliebigen 
unb  ift  fein  genügenber  ©rfaß  für  baS  llntergegangene.  Oocß  es  wirb 
3eit,  auf  ben  51ußenbau  unfern  Slicf  ju  ricßten. 

S3ie  im  Snnern,  fo  ift  bie  $ircße  audj  im  äußern  eine  feßr  impofante 
(Srfcßeinung.  Oie  lange  glueßt  beS  SangßaufeS  unb  ©ßoreS  wirb  in 


278 


58 


Tie  gotift^en  $irdjen. 


mirfung§boller  2Beife  burch  bie  breiten  3mer4§üufer  unb  burdh  bie  an 
biefe  nach  Söeften  angrenjenben , gu  ben  Emporen  unb  Tachräumen  füh* 
renben  Treppentürme  unterbrochen. 

Tie  Eiebel  ber  beiben  Querbauten  merben  burdh  Eefimfe  ^orijontal 
in  brei  3onen  gefdjieben,  bon  benen  bie  unterste  burch  gmei  breiteilige,  bie 
mittlere  burch  ein  gmeiteilige§  Üfunbbogenfenfter,  bie  einzigen  Seifpiele  am 
23au,  bie  britte  burch  einen  mit  einer  $ierf<hneupe  gefüllten  Ofulu§  belebt 
mirb.  Tie  Seiten  geigen  brei  gefdhmeifte  2lbfä$e,  bie  ©pifee  be§  Eiebel§ 
mirb  bon  einer  baroden,  mit  einer  2Irt  bon  Krabben  befehlen  ^pramibe 
befrönt.  Tie  $lbbedungen  ber  ©eiten  unb  bie  mit  ihren  Enben  biefelben 
überfd&neibenben  Eefimfe  finb  mit  einer  $ehle  profiliert.  Tas  Eegenftüd 
gu  ben  Umriffen  be§  Eiebel§  bilbet  bie  ©il^ouette  ber  SBebad&ung  ‘ be§ 
2Ki<hael8turme8  an  ber  SGßeftfeite  unb  be§  Tadhreiter§  über  bem  Triumph* 
bogen  ber  Kirche. 

Urfprünglid)  tjatte  bie  Kirche  brei  Türme.  Tenn  gu  bem  Tadhreiter 
über  bem  Triumphbogen  fam  noch  ein  Reiter  am  Enbe  be§  Ehore§  ht^u, 
ein  fdhlanfer,  hoch  auffteigenber  $au,  ber  auf  feiner  ©pi|e  ben  tarnen 
3efu  aufmie§.  Ter  SJftchaelSturm  enthält  bie  Töenbeltreppe,  meldje  gu  ber 
SBeftempore  unb  gu  ben  Tachräumen  be§  9DWttelfd&iffe§  führt,  ©ein'  mit 
fdhlicpten  bieredigen  genftern  reichlich  bebacbter  Unterbau  ift  bi£  etma§ 
oberhalb  be§  ÄranggeftmfeS  ber  Äirdje  bierfeitig,  geht  aber  bann  mit  §ilfe 
bon  51bfdhrägungen  in  ein  ©edh^feit  über,  ©einen  Slbfdhlup  bilbet  eine 
auf  weit  borfragenben  gefdhmeiften  $onfolen  fich  aufbauenbe  Ealerie,  bereu 
23rüftung  über  ben  $onfolen  au§  bierfantigen  Sßfoften,  im  übrigen  aber 
au§  zierlichen  fanbelaberförmigen  ©äulchen  befiehl.  Ter  hinter  ber  Ealerie 
öuffteigenbe  Oberbau  ift  gmeigefdhoffig.  Ta§  untere  Eefcpop  enthält  eine 
mit  hübfdhem  ©terngemölbe  eingebedte  Kapelle,  bie  9Jtid)ael§fapelle , hQi 
gmeiteilige,  im  53ogenfelb  mit  einem  Treipap  berfehene  genfter  unb  trägt 
über  einem  mächtigen,  mit  boppeltem  $arnie§  profilierten  Eefimfe  eine 
luftige  (Valerie,  bereu  23aluftrabe  eine  fpätgotifdhe  9Jtaf3merffüHung  bon 
gang  ber  gleichen  5Irt  befipt,  mie  fie  bie  1616  burdh  bie  3efuiten  an= 
gelegten  Emporen  in  ©t  gibe§  gu  ©djlettftabt  halten  unb  wie  mir  fie 
auch  bei  ben  Emporenbrüftungen  ber  Kölner  ^odegelirche  antreffen  merben. 
Ta§  gmeite,  merflich  fich  berjüngenbe  Eefdhop  ift  gang  fchlicht;  ber  §elm 
hat  bie  gorm  einer  melfchen  §aube  unb  ift  bon  einer  mit  einem  3wiebel= 
bach  bebedten  offenen  Saterne  befrönt.  ©ine  eigentümliche  Einrichtung 
ift  ber  bom  $ranggefimfe  ber  Kirche  an  neben  bem  Turm  auffteigenbe, 


274 


5.  3)ie  3)retfaltigfeit£fircpe  gu 


59 


auf  ber  SCßeftmauer  fipenbe  Nunbbau.  Sr  vermittelt  ben  Nufgang  gut 
NttcpaelSfapelle,  gur  gmeiten  (Valerie  unb  gum  Dacp  beS  DurmeS. 

Der  Dachreiter  über  bem  Eingang  gum  ©hör  rupt  auf  einer  aus  bem 
(Scheitel  beS  DriumppbogenS  perauSmacpfenben  $orfraguug,  bie  früher  nacp 
bem  Schiff  ber  $ircpe  gu  burcp  baS  2öappen  beS  SrgpergogS  Seopolb  Ver= 
bedt  mar.  Sr  ift  ein  fepr  gierlicpeS  2Berf.  Über  einem  fecpsfeitigen  Unter* 
bau  erhebt  fiep  ein  leichter,  nach  allen  feeps  ©eiten  offener  Pavillon,  beffen 
gmeigeteilte,  palbrunb  fcpliepenbe  Erlaben  fpätgotifcpeS  Sttafjtoerf  paben. 
Dann  folgt  ein  gefcpmeifteS,  fecpSfeitigeS  ^uppelbacp  mit  eleganter  Laterne, 
bie  Von  ungeteilten,  aber  mit  Niapmerf  gefüllten  fpipbogigen  Nrfaben  ge= 
bilbet  mirb,  unb  über  biefer  enblicp  ein  poper,  fcplanfer  £elm,  beffen 
Seiten  unten  in  leichter  Krümmung  gum  $ranggefimfe  ber  Laterne  übergepen. 

Die  beiben  feitlicpen  Dreppentürme  finb  maffige,  perbe  Srfcpeinungen. 
Sie  finb  vierfeitig,  gut  mit  Sicht  Oerforgt  unb  mit  einem  niebrigen  3elt= 
bach  auSgeftattet.  3pre  ungeteilten  fjenfter,  beren  Reibungen  lebiglidp  mit 
einer  gafe  profiliert  finb,  paben  alle  geraben  Sturg.  Sine  horizontale 
Deilung  burch  ein  23ruftgefimS  meifen  bie  Diirme  nur  in  ber  £)öpe  beS 
©efimfe§  auf,  baS  fiep  an  ben  Nbfeiten  unter  ben  Smporenfenftern  ben 
53au  entlang  ziept. 

Nucp  bie  Strebepfeiler  finb  berbe,  menig  elegante  (Milbe  mit  niebriger, 
pultförmiger  Nbbedung.  Selbft  am  Spor  geigen  fte  nur  eine  einzige  23er= 
jüngung.  Die  Sicptgabenmauer  beS  SangpaufeS  entbeprt  alles  Strebe= 
merfs,  infolgebeffen  fie  gu  bem  Supern  ber  Seitenfcpiffe  mit  feinen  ferneren, 
biept  gufammengebrüngten  Streben  in  um  fo  fepärferem  ^ontraft  ftept. 

Das  23ruftgefimS , melcpeS  bie  Nbfeiten  mit  ipren  Strebepfeilern,  bie 
Dreppentürme  unb  bie  Querbauten  umgiept,  geigt  eine  einfache,  aber  gute 
gotifepe  Profilierung.  DaS  gleiche  gilt  von  bem  Ihanggefimfe,  melcpeS  fiep 
bei  ben  Nbfeiten  aus  breiter  §opl!eple  unb  platte,  beim  Nlittelfcpiff  unb 
Spor  aber  aus  träftigem  Nunbftab,  poper  $eple  unb  platte  gufammenfept. 

Die  ehemalige  ÜNolSpeimer  Sefuitenfircpe  ift  ben  bisherigen  NuS* 
fiiprungen  gemäp  trop  iprer  fpäten  Sntftepung  noep  burcpauS  ein  gotifeper 
53au.  Sie  ift  niept  Völlig  ftilrein,  boep  entfepieben  reiner  unb  gugleicp 
ftilftrenger  als  bie  Vermanbten  ^oHegSlircpen  gu  fünfter  unb  «Qobleng. 
Nenaiffancemotive  paben  gmar  auch  in  ipr  Singang  gefunben,  boep  treten 
biefe  in  ber  -JMspeimer  $ircpe  hinter  ben  gotifepen  Elementen  noch  meit 
mepr  gurüd  als  in  ber  Mnfterfcpen  unb  $oblenger.  Namentlich  im 
3nnern,  mo  bie  menigen  Nenaiffancebilbungen  im  lauten  Sporns  ber 


60 


Oie  goiif^en  ^irtfjett. 


®otif  fo  gut  tote  bötlig  unbemerft  bleiben.  5lber  auch  im  äußern  ge* 
mährt  bie  Kirche  noch  ein  beinahe  ungetrübte^  goti[che§  53üb.  MerbingS 
Hingt  §ier  bie  neue  Steife  fräftiger  burdj  — man  benfe  an  bie  Gilbung 
ber  Oädher  be§  Qachreiter§  unb  be§  9Jtichael§turme§  fornie  be§  ®iebel§  ber 
beiben  Querbauten  — , hoch  feine§meg§  fo  fehr,  bap  baburd)  ba§  (Sanje 
ftiliftifch  eine  mefentliche  (Sinbupe  erlitte,  liefet  fomohl  toie  urfprüngliche 
Befianbteile  fepen  jene  Partien  au§,  fonbern  toie  fpätere  Qutaten  $u  einem 
älteren  gotifdjen  Bau. 

Oie  5)tol§^eimer  $ircpe  ift  funfthiftorifcp  zmeifelloS  ein  B3erf  uon 
herOorragenber  BMchtigfeit,  ba§  freilich  bislang  feitenS  ber  künftigen  $unft= 
biftoriter  bei  toeitem  nicht  genug  getoürbigt  mürbe.  Sie  geigt,  mie  tief 
noch  in  ber  grübe  be3  17.  gaprhunbert»  bie  ©otif  im  Bkften  Oeutfch= 
lanb§  eingemurjelt  mar,  melcp  grope§  Berftänbniä  bamal§  noch  für  bie 
gormenfpraepe  be*  Stiles  beftanb,  mie  bemanbert  man  noch  in  beffen 
IbnftruftionSprinzipien  mar,  unb  an  melch  füpne  (Schöpfungen  man  fich 
noch  peranmagte.  Qenn  ein  füpner  Bau  ift  bie  Kirche  mit  ihrem  ca  20  m 
hoben,  ein  Schiff  bon  ca  12  m Breite  iiberfpannenben  ^epgemölbe  ficher. 
Sie  ift  neben  ihrer  Kölner  Schmefter  bie  größte  unb  bebeutenbfte  gotifebe 
Anlage,  melche  im  17.  gaprhunbert  nic^t  nur  bon  ber  rheinifchen  OrbenS* 
proöinz,  fonbern  überhaupt  in  Oeutfdplanb  neu  aufgeführt  mürbe,  hot 
aber  bor  ber  ^oüegSfirdpe  zu  $öln  ben  Borzug  ber  Originalität  oorauS. 
Oenn  biefe  ift,  mie  fich  fpäter  geigen  mirb,  nur  eine  freie  $opie  ber  BMS= 
heimer  $ircpe.  (Sin  Originalbau  im  bollen  Sinne  beS  2öorteS  ift  leptere 
allerbingS  ebenfalls  nicht.  Oenn  fie  beruht  in  mefentlichen  fünften  ihrer 
Anlage  auf  beut  $u  fünfter  angemenbeten  Schema,  gnbeffen  berbient 
[ie  menigftenS  infofern  bie  Bezeichnung  „Original",  als  fie  ben  B?ünfter= 
fchen  Bau  ins  ($rope  unb  ©ropzügige  überfeine,  für  baS  (Smporenmotib  eine 
neue,  fchönere  Söfung  fäjuf  unb  burch  Einfügung  bon  Ouerbauten  ben 
OppuS  um  eine  architeftonifcp  fehr  mertboüe  gutat  bereicherte.  Befonbere 
Beachtung  berbient  auch  ber  furze  5lbftanb,  in  bem  bie  h^^en,  fchlanfen 
ScpiffSfäulen  fich  aneinanber  reihen.  3h*ß  bichte  golge  unb  ber  baraus 
fich  ergebenbe  ÜthhthmuS  erinnert  lebhaft  an  ben  gefälligen  9fthpthmuS  ber 
Säulen  in  ben  antifen  Orbnungen. 

$luf  bie  grage  nach  bem  2Ir<hiteften  ber  Kirche  ift  ju  ermibern,  bap 
berfelbe  jebenfatlS  fein  OrbenSmitglieb  mar.  Oie  Kataloge  beS  BtolS= 
heimer  ®oüegS  meifen  für  bie  Sapre  1614 — 1618  feinen  im  Baufach 
erfahrenen  ober  tätigen  OrbenSangepörigen  auf.  Überhaupt  fehlte  eS  auch 


27(5 


5.  Sie  SreifattigfeitsUrdfje  31t 


61 


bamalS  nod)  in  ber  rbeinifdjen  DrbenSprobin§  gan^  an  einem  2trd)iteften, 
ber  einen  Sau  mie  bie  9MSbeimer  $ircbe  hätte  Raffen  fönnen.  S3anbte 
man  fidj  bodj  nod)  &u  $öln  an  einen  auSmärligen  Sieifier,  atS  man  bort 
1618  eine  neue  $ottegStird)e  erbauen  mollte.  greitid)  mar  P.  3iegie*,  ber 
1614 — 1618  ju  Stfdjaffenburg  Oberer  ber  bortigen  dfefiben^  mar  unb  als 
fotcber  1619  bie  ^ottegSfirdje  bafelbft  auffübrte,  teineSmegS  ein  grenib= 
ling  im  Saufad).  Mein  ber  Pan  ju  einem  Sau  bon  ber  (S5röge  unb 
2Irt  ber  üMsbeimer  $ird)e  ging  benn  bodj,  fomeit  fidj  barüber  urteilen 
löfst,  bur^auS  über  Siegler^  Kräfte  unb  gä^igfeiten  hinaus.  dUrgenbS 
mirb  ihm  aud)  irgenbeine  Anteilnahme  an  ber  Errichtung  ber  9MSbeimer 
$ird)e  äugefdjrieben. 

Oie  Kirche  ift  fonad)  jmeifel^ohne  baS  Skr!  eines  auSmärtigen  SkifierS, 
unb  gmar  mobt  ebenbeSfelben , melier  unmittelbar  nach  Sottenbung  ber 
5CRol^heimer  $ottegS!ird)e  ben  Pan  jur  Kölner  entmarf  unb  auSfiibrte, 
eines  gemiffen  Ebriftopb  Söamfer.  Oie  Sermanbtfdjaft  amiftben  ber  9MS» 
beimer  unb  ber  Kötner  $ir$e  ift  fo  bebeutenb,  baj$  biefe  nicht  btop  nach 
bem  Sorbitb  ber  SMSbeimer  gebaut  morben  fein  mujj,  fonbern  adern 
Anfchein  nach  aud)  bon  bem  gleichen  Architeften.  SHr  roerben  auf 
Sßamfer  bei  Oartegung  ber  Saugefdjicbte  ber  $ottegStird)e  j$u  ®ötn 
jurüdfommen. 

Übrigens  fott  feineSmegS  ein  Einfluß  ber  gefuiten  auf  ben  Pan  ber 
SMSbeimer  Kirche  geleugnet  merben.  Ein  folcher  bat  bietmebr  unämeifet= 
baft  ftattgefunben.  Es  mar  nicht  Gepflogenheit  ber  ptreS,  ben  Archt= 
tetten  nad)  eigener  Suft  unb  Saune  fchalten  ju  taffen.  SEßufjten  fie  ja 
and)  am  beften,  mie  eine  Kirche  befchaffen  unb  eingerichtet  fein  müffe,  um 
ben  befonbern  gmeden  beS  OrbenS  ju  entfpredjen.  ©ie  hoben  barum 
fidjer  auch  auf  bie  AuSgeftattung  beS  paneS  ber  SCRotSbeimer  Kirche,  auf 
bie  ErunbriBbiSpofition,  ben  Aufbau  u.  ä.  eine  entfdjeibenbe  Einmirlung 
auSgeübt.  Sor  altem  muf$  baS  Emporenmotib,  baS  bereits  in  ber  Acha= 
tiuSfirche  ju  $ötn  unb  in  ber  neuen  ^ottegSfirdje  ju  fünfter  erprobt  unb 
eben  auch  ju  $oblens  für  ben  Umbau  ber  dlonnenfircbe  angenommen 
morben  mar,  auf  Ütedmung  ber  Sauberren,  ber  Sefuiten,  gefept  merben. 
Oie  AuSbitbung  freilich,  bie  & abmeidjenb  bon  ber  S?ünfierf<ben  $ottegS= 
firdje  %ü  SCRotSbeim  erfuhr,  mirb  bem  Architekten  ju^ufchreiben  fein.  Aber 
auch  noch  anbere  architektonifche  Siotibe  geben  jmeifettoS  auf  bie  SßatreS 
jurüd,  mie  bie  fo  bebeutenbe,  ben  mittetattertidjen  gotifchen  Sauten  böttig 
frembe  Sreite  beS  TOttetfdjiffeS,  metdbe  uns  fcbon  $u  fünfter  begegnete, 

277- 


62 


Oie  goiifdjen  $irdjen. 


unb  bie  feitticben  Oreppentürme  als  Aufgänge  5U  ben  ©mporen  unb  ben 
Oratorien  über  ber  öorberen  Abteilung  ber  3ü>etc£)bauten. 

3n  ber  prifer  Sammlung  bon  pänen  $u  3efuitenbauten 1 finbet 
ficb  noch  ber  ©runbrip,  meZer  im  Sanuar  1615  $ur  Prüfung  unb 
©utbeipung  nadb  Stom  gefdjicft  unb  bann  am  7.  Stär^  unter  Angabe 
einiger  boqunegmenben  Anbetungen  genehmigt  surüdgefanbt  mürbe.  Oie 
Unterziehe,  meldje  gmifcben  bem  Sau,  mie  er  mirflid)  aufgefül^rt  mürbe, 
unb  bem  pan  ber  prifer  Sammlung  befielen,  bürften  eben  jene  Ab= 
änberungen  fein,  melcge  bon  ben  römiZen  Aebiforen  geforbert  morben 
maren.  OaS  jegige  SangbauS  entfprZt  in  allen  ©injelbeiten  ber  An= 
orbnung  beS  prifer  PaneS.  Sogar  bie  eigenartige  Überziehung  ber 

iRippen  beS  SJtittetfdbiffgemötbeS  ift 
auf  biefem  Zon  borgefegen.  Stur 
ber  ©bor,  bie  Ouerbauten,  baS 
legte  3od)  ber  Seitenfd&iffe  unb  bie 
Oreppentürme  erfuhren  Seranbe= 
rungen. 

Oer  ©bor  §at  auf  bem  prifer 
Pan  nur  bie  galbe  Sreite  beS 
TOttelfcgiffeS.  Seine  beiben  erften 
3ocge  merben  recgts  unb  linfs  bon 
je  jroei  obtongen  Aebenräumen  be= 
gleitet.  Oie  Ouerbauten  umfaffen 
gmei  3ocge  unb  finb  in  jmei  gleid^ 
grope  Abteilungen  gefcgieben,  bon 
benen  bie  borbere  im  Unten  Ouer= 
bauS  eine  Sorgafle,  im  rechten  aber 
bie  Safriftei  bitben  foflte ; bie  Seiten= 
Ziffe  öaben  acht  3o ege,  bie  neben 
bem  legten  3ocg  fZ  ergebenben 
Oreppentürme  finb  runb.  Segr  mert= 
mürbig  erZ^int  auf  bem  Pan  bie 
Silbung  beS  ©goreS.  ©3  fdbeint  faft, 
bap  über  bem  erften  ©gorjocg  ein 
mächtiger  Ourrn  geplant  mar. 


1 Aationalbibliotgef,  Cabinet  des  Estampes  Hd  4 c n.  92. 


Sitb  2.  2ttoI§beitn.  ©runbriB. 
©rfter  $tan  (nadj  bem  Original  in  ber 
^arifer  Aationalbibliotget). 


27» 


5.  3)ie  ©reifaltigfeitäfirtfje  31t  9Jtol3heint. 


63 


Vei  ber  Korreftur  be§  $lane§ 
mürbe  bem  ©por  unter  V3eg= 
laffung  ber  9?ebenräume  bie  lichte 
Breite  be§  2angpaufe§  gegeben. 

9lud)  erhielt  er  ftatt  Kreu^gemölbe 
ifteggemölbe.  Qie  Querbauten 
mürben  um  ba§  le^te  gocp  ber 
21bfeiten  Verbreitert  unb  ftatt  in 
jmei  gleiche  in  eine  fcpmälere 
öorbere  unb  eine  hoppelt  fo  breite 
pintere  Abteilung  gerlegt.  Qie 
Veftimmung  be§  öorberen  £eile» 
ber  beiben  3mer<ppäufer , über 
benen  mir  un»  and)  fcpon  beim 
^arifet  <pian  dmpoten  }u  benten  58116  8-  %mti*n  6f>or- 

haben,  blieb  aber  biejelbe.  Qie 

Sreppentürme  enblich  mürben  entfprecpenb  ber  Verbreiterung  ber  Quer= 
bauten  um  ein  3 och  meiter  nach  Söeften  gerücft  unb  ftatt  runber  oier= 
edige  errichtet. 

Von  ber  urfpritnglichen  51u§ftattung  haben  fi(p  nur  erhalten  bie  Hansel, 
bie  Vänle  unb  einige  SLüren.  Qie  Kanjel  entftanb  1631,  mie  fomohl 
au§  ber  gapre^apl  1631  an  ihrer  £ür  al§  au»  einer  !Rotig  im  Qiarium 
be§  3teftor§  h^rborgeht.  ©ie  ift  eine  gefällige,  mit  Vtap  ornamentierte 
Varodarbeit.  21n  ben  ©den  finb  bie  vier  groben  lateinifcpen  Kirchenlehrer 
angebracht,  in  ben  Füllungen  ber  ©eiten  fehen  mir  Üteliefbilber,  bie  51u§= 
fenbung  ber  51poftel,  bie  Vergprebigt  unb  bie  Teilung  be§  51u§fä|igen, 
bie  Vupprebigt  gopannes’  b.  5L,  bie  ^rebigt  be§  pl.  3gnatiu§  unb  bie 
^ßrebigt  be*  pl.  gtcm§  Xaber.  5(uf  bem  ©cpaHbedel  erhebt  fiep  au§  einer 
niebrigen  Velrönung  eine  }ecp§feitige,  mäßig  pope  ^pramibe,  Don  beren 
Kanten  Varodooluten  $u  ben  ©den  gepen..  Über  ber  5Qtitte  ber  ©eiten 
be§  Qedel*  fiepen  bie  giguren  be§  ©rlöfer*  unb  ber  vier  ©üangeliften. 
Knorpelornament  begegnet  un§  nodp  niept  an  ber  Kanjel. 

Qie  Vänle  geigen  eine  auffallenbe  SBeite,  mie  man  fie  bei  Kircpen= 
bänfen  au§  bamaliger  3eÜ  nur  fepr  feiten  finben  btirfte.  Spre  Vßangen 
befiüen  runbbogig  abfipliepenbe,  oon  Voluten  unb  fonftigem  Varodorna= 
ment  umrapmte  güüungen.  Qie  Velrbnung  ber  langen  erinnert  an  bie 
bekannten  jerfepnittenen  ©iebel.  Qie  gront  ber  erften  Van!  rechte  unb 


279 


64 


Die  gotif^en  Kirchen. 


linlS  ift  mit  §ermenpilaftern  befejjt,  ziehen  benen  runbbogige,  mit 
reichem  Schlujiftüd  im  Scheitel  derfe^ene  Füllungen  angebracht  finb. 

$on  ben  Düren  trogen  jmei  baS  Datum  1618.  2We  finb  fernere, 
berbe  S3arocf arbeiten.  9lm  fchönften  ift  bie  Düre,  melche  zu  ber  im  Ouer= 
bau  rechter  §anb  befinblichen  Safriftei  führt. 

Der  Hochaltar  mar  aus  Stein  gemacht.  (Sine  fummarifdje  S3efdhrei= 
bung  gibt  bon  ihm  bie  fdjon  mehrfad)  ermähnte  geftfehrift  aus  bem 
Sahre  1619.  3n  ber  TOtte  enthielt  er  eine  Darftellung  ber  ©eburt 
©htijtt,  neben  meiner  auf  ber  einen  Seite  bie  Statuen  ber  9lpoftelfürften, 
auf  ber  anbern  biejenigen  ber  Patrone  beS  ©Ifajs  unb  beS  ©rzh^ogtumS 
Ofterreich,  ber  hW-  Maternus  unb  Öeopolb , ftanben.  Das  Obergefchofe 
barg  eine  Krönung  ber  ©otteSmutter,  bie  redht§  unb  linfS  Don  ben  gi= 
guren  ber  hW-  SßnatiuS  unb  granz  Xaber  begleitet  mar,  unb  trug  auf 
feiner  Spitze  eine  $reuzigungSgruppe.  Der  5lltar  mar  biefer  SBefdhreibung 
nach  ein  2öert  ber  fpäten  beutfehen  fftenaiffance  ober  beS  frühen  23arod. 

5ln  ben  ©h^äuben  erhoben  fid)  rechts  bie  Statuen  ber  oier  ©ban= 
geliften,  lintS  bie  ber  bier  lateinifchen  ^irchenbäter.  ©ngel  mit  231umen 
unb  grüßten,  bie  gmifdhen  benfelben  angebracht  maren,  meifen  barauf  hin, 
baj$  auch  bie  Detoration  ber  ©h°^änbe  im  3ei<hen  beS  23arod  ftanb. 
$on  SReliquiengelaffen,  mie  fie  uns  in  ber  Kölner,  Aachener  unb  anbern 
Kirchen  an  ben  ©horrocmben  begegnen,  hören  mir  zu  9MSheim  nichts. 

Die  Elitäre  in  ben  Seitenfapeflen  unb  *ftebenfd)iffen  finb  fpäte  91r= 
beiten  unb  ohne  SBebeutung.  Die  1630  angefertigten  33eichtftühle,  melche 
im  Diarium  als  sumptuosa  et  affabre  facta  bezeichnet  merben,  mürben 
bon  ben  ütebolutionShelben  jerj^lagen,  melche  bie  Kirche  burch  bie  garce 
eines  Kultus  ber  Vernunft  unb  beS  l)öchften  SGßefenS  fchänbeten. 

Die  9MSheimer  Kirche  mar  noch  nicht  ein  3ahr  fertig,  als  man  mich 
ZU  $öln  ben  23au  einer  neuen  $oKegSfirche  begann. 

6.  3>ic  SKatia  $>mwetfa§xt*&ixfyc  $u  $ö'fn. 

(^ier^u  SSilber:  De^t&Üb  4—13  unb  Dafel  4,  c— e;  5,  a— d;  6,  a.) 

3n  ben  erften  S^h^hnten  genügte  ben  Sefuiten  ju  $öln  bie  auf  mehr 
als  baS  günffadje  bergröjjerte  unb  obenbrein  mit  ©mporen  oerfehene 
51chatiuS!apeHe,  nicht  aber  auf  bie  Dauer.  Iber  auch  ber  Umftanb,  baf$ 
bie  ©rmeiterung  ber  5lchatiuSfapeKe  im  ©runbe  hoch  nur  ein  Notbehelf 
gemefen,  mufjie,  fobalb  bie  äußere  Sage  ber  patres  eine  beffere  gemorben 


2S0 


23  rann,  Seutfdjc  Sefnttenfiräjen. 


4. 


. ÜDtotSfjeim.  ©retfaltigfeitgfircfie.  b.  9!JM3{jeittt.  S5reifattigteit^fircf)e.  c.  ^öln.  OJtai’iä  ^immelfaljrtSTti'dje. 

inneres,  Kapelle.  inneres,  ©mpore.  inneres  ©pftem. 


d.  fiöltt.  Sfttartä  §immelfaljtt8tir($e.  inneres,  ßljor.  e.  ßölrt.  SUiariä  ^itttmelfapföfit^e.  inneres.  ©i$iff. 


6.  25ie  Ntariä  ^>immeXfa^rt§fird6)e  in  $öln. 


65 


mar,  gu  einem  Neubau  brängen 1.  Qum  erftenmal  f)ören  mir  1609 
Don  bem  Sßrojeft,  eine  neue  Kirche  §u  errieten.  P.  Heinrich  Scheren, 
Damals  Neftor  be§  Kölner  $ofleg§,  füllte  ^roDin^ial  merben,  fitste  jebodO 
biefem  Nmte  au^umeichen.  Unter  anberem  machte  er  besfyalb  beim  ©eneral 
geltenb,  baß  er  fich  mit  bem  ©ebanfen  trage,  eine  ben  bamaligen  %kx-- 
bältniffen  be§  £Meg3  entfprechenbere  Kirche  gu  erbauen.  5Die  ©rünbe, 
melche  er  Dorbrachte,  genügten  inbeffen  P.  Nquabiba  nicht.  P.  Scheren 
mürbe  ^robingial,  unb  ber  Neubau,  für  ben  ber  Neftor,  feinem  Nefrolog 
zufolge,  fdjon  Material  gufammengebracht  unb  b°be  ©önner  gemonnen 
batte,  mufUe  auf  unbeftimmte  &\t  vertagt  merben.  0enn  ber  Urheber 
be§  pane§,  ber  grojse  Ntüben  unb  manche  «Sorgen  in  fidjere  51u§ficht 
fteHte,  mar  eben  P.  Scheren. 

2lm  27.  Nuguft  1616  erhielt  P.  Scheren  einen  Nachfolger  im  $ro= 
bin^ialat  in  ber  Sßerfon  be§  bi^ben^n  Nettorä  be§  Kölner  SMeg§  P.  Jobber; 
er  felbft  foUte  jum  ^meitenmal  ba§  Neltorat  gu  $öln  übernehmen.  33e= 
ftimmenb  hierfür  mar  gmeifelloS  ber  Umftanb,  bajj  1615,  alfo  $ur  3eür 
ba  fein  Nmt  al§  ^roDinjial  fich  bem  ©nbe  juneigte,  ba*  ^ßrojeft  ber  ©r= 
bauung  einer  neuen  Kirche  mieber  in  ben  23orbergrunb  getreten  mar. 
©ine  53ittfchrift,  melche  bamal§  Rector  et  Collegium  Coloniense  adeoque 
pro  communi  matre  tota  Provincia2  an  ^er^og  Nlaj  bon  Mähern 
richteten,  bemeift  ba§.  NUein  P.  Scheren  fonnte  ba§  Neftorat  noch  nicht 
fogleich  antreten,  meil  er  ^ubor  bie  SSifitation  ber  maüonifch=belgif(hen 
0rben§brobins,  mit  ber  er  bom  ©eneral  betraut  morben  mar,  abbalten  muffte. 
©3  mürbe  baber  interimiftifch  P.  3obanne§  Reffet  ^um  Neftor  ernannt. 


1 $ür  ba3  Nadjfolgenbe  fei  — abgefeheu  oon  21rchiüalien  in  ben  OrbenS* 
ardhiüen  — Oertoiefen  auf  bie  Historia  Collegii  Coloniensis  im  91rd)iü  ber  SCRariü 
^immelfahrtäpfarre  in  $öln  unb  im  Stabtardjiü  bafelbft  ($efuiten  7),  2lufäeid)= 
nungen  über  ben  23au  ber  3efuitenfirdhe  1618  ff,  Original  im  Kölner  Stabtarchiü 
(3'efuiten  45),  21bfd»rift  in  ber  Hist.  Coli.  Col.  be3  2lrd)iü3  ber  Niariä  §immel= 
fahrtepfarre,  9tecl)nung§bu(b  be§  Kölner  $oüeg§  1618—1623  (Stabtard)iü  gu  $öln, 
$efuiten  302)  unb  Reiffenberg,  Historia  Prov.  Rhen.  inf.  (SDtf;  ebb.).  9ln 
gebrudter  ßiteratur  fei  oergeichnet : Gelenii  Aeg.  De  admiranda  sacra  et  civili 
magnitudine  Coloniae  503  ff;  o.  Gering  unb  tfteifdjert,  S)ic  SSifchöfe  unb 
©rgbifchöfe  oon  ^öln  I,  452  ff;  2JHI3,  ©ef<hi<hte  be3  9ftaräellengt)mnafium3  I 
16  ff  (®t)mnafialprogramm  1885/86),  unb  St.  SSeiffel,  Sie  $ir<he  SJtariä  §immel= 
fahrt  in  $öln  unb  ihr  fog.  $efuitenfiil,  in  3eitfdhr.  für  d)riftl.  $unft  1892,  47  ff. 

2 Supplicatio  ad  Sermum  Maximiliannm , Ducem  Bavariae  pro  aedificando 
novo  templo  («Kölner  Stabtardjiü,  $efuiten  43).  Sa§  Kolleg  ju  $öln  bilbete  ben 
Sifc  be3  ^rooin^ialS. 

S3raun,  £>ie  beutfdjen  ^efuitenftv(jOen.  1.  — ^ — 5 


66 


Sie  gütigen  Kirchen. 


Solange  P.  ©teeren  noch  mit  ber  Sifitation  befcpäftigt  mar,  tonnte 
er  natürlich  nur  einen  Seit  feiner  Kräfte  bem  geplanten  Neubau  mibrnen. 
Smmerpin  mufe  er  fcpon  jefet  beweiben  fiep  mit  regem  (Sifer  angenommen 
traben,  ja  mit  mehr  (Sifer  unb  felbftänbiger,  al§  e§  bem  einen  ober  anbern 
gefallen  mochte.  Oenn  in  einem  fdntmortfchreiben,  ba§  P.  SitedeScpi  am 
25.  gebruar  1607  bem  $onfultor  be§  Kölner  $odeg§,  P.  fRuibiu§,  ju= 
fommen  liefe,  Reifet  e§:  „®anz  recht  bemerft  @uer  §ocpmürben,  beim  ($nt= 
merfen  eine§  .Sßlane§  für  einen  fo  grofeen  Sau,  mie  man  ihn  ju  ftöln 
projeftiert,  peifee  e§  grofee  Sorgfalt  unb  Umficht  anmenben,  unb  e§  bürfe 
ein  berartigeä  SBert  nicht  bem  Urteil  eine§  einzigen  anpeimgegeben  merben, 
bamit  nicht,  ma§  oft  gu  gefcpepen  pflege,  im  Anfang  gehler  gemacht 
mürben,  bie  man  fpöter  felbft  mit  grofeen  Höften  nicht  mehr  berbeffern 
forme.  Sch  merbe  beäpalb  ben  P.  ^robinjial  ermahnen,  mit  adern  (Sifer 
bariiber  ju  machen,  bafe  in  einer  Sache  Don  fo  grofeer  Sßicptigfeit  feine 
TOfegriffe  begangen  merben/' 

Sn  ber  ^arifer  Sammlung  oon  ßntmürfen  zu  Seitenbauten  befinben 
fidh  auch  Sur  Kölner  Kirche  $löne.  (5§  finb  ihrer  nicht  meniger  benn  hier. 
Orei  finb  alä  idea  Bavarica  I,  II  unb  III  bezeichnet ; fie  flammen  alfo 
au§  kapern.  (Siner  trägt  bie  Sluffchrift  Idea  Moguntina1.  51de  hier 
Päne  finb  bon  einer  §anb  unb  offenbar  Kopien  ber  zu  Höln  gebliebenen 
Originale.  Sn  fftom  müffen  fie  fpäteftenS  um  bie  Dritte  be§  9lobember 
eingetroffen  unb  barum  längften»  in  ber  erften  Hälfte  be§  Oftober  borthin 
abgefchicft  morben  fein,  ba  ein  Schreiben,  ba§  ber  ©eneral  am  25.  9to= 
bember  an  ben  fßrobinzial  Fopper  richtete,  mit  au§brücflichen  Porten  ber 
idea  II  Bavarica  Ermahnung  tut2.  Oie  bier  $läne,  melche  zetQeu,  mit 
melchem  drnft  unb  mit  melcher  Umficht  man  in  ber  Saufrage  zu  dßerfe 
ging,  merben  etma  im  grüpjapr  ober  Sommer  1617  entftanben  fein.  Sie 
finb  nicht  blofe  für  bie  Saugefcpidüe  ber  Kölner  Sefuitenfircpe  bon  popem 
Sntereffe,  fonbern  ebenfofepr,  ja  faft  mehr  noch  überhaupt  für  bie  ©e= 
fdjichte  ber  fird01id)en  fdrcpiteftur  in  Oeutfcplanb  mährenb  ber  grüpe  be§ 
17.  Sahrpunbert».  2Bir  müffen  baper  etma§  näper  auf  fie  eingepen. 

1 Hd  4c  u.  116  117  118  119. 

2 Quae  vero  R.  V.  de  aedificio  templi  et  collegii  Coloniensis  cumP.  Schereno 
contulit  et  in  quibus  nonnihil  a secunda  idea  Bavarica  discessit,  credo  ea 
eiusmodi  esse,  quae  a nemine  merito  reprehendi  possunt.  Ser  Srief  ift  auch 
infofern  bon  Sebeutung,  al£  er  betoeift,  bafe  P.  Sd fjeren,  obmofet  noch  S3ifitator 
unb  noch  nicht  ffteftor,  hoch  ftpon  bamalg  bie  leitenbe  fßerfönlicpfeit  in  «Sachen  be£ 
^irchenbaueS  mar. 


6.  ®ie  9Jtariä  ^immetfaprtsfiripe  gu  Äölit. 


67 


®ie  idea  I Bavarica  Witt  eine  brei= 
fcfeif fige,  aber  einbacpige  ipatlenfircpe  bon 
fünf  Soeben  mit  nach  innen  gezogenen 
Streben,  benen  im  Supern  leiste  ptafier 
entsprechen.  SDer  um  brei  Stufen  erhöhte 
©por  befteht  aus  ^mei  So^en  unb  einer 
um  hier  weitere  Stufen  pöper  liegenben 
patbrunben  5IpfiS.  *fteben  bem  erften  ©por= 
joep  befinben  fiep  reepts  wie  tinfs  in  gort* 
fejung  ber  91ebenf(piffe  Kapellen,  wetepe 
auep  öom  ©hör  aus  einen  3u9an9  auf* 
weifen.  Über  bem  borberfien  Socpe  ber 
beiben  Seitenfcpiffe  foHte  fiep  ein  Surm 
erheben.  Sn  ber  nach  bem  TOttetfcpiff  ju 
gelegenen  2Banb  biefer  Stürme  ift  eine 
SBenbettreppe  angebracht  als  Slufgang  jo* 
wopt  SU  ben  oberen  Sturmgefcpoffen  atS 
auch  SU  einer  bem  erften  SangpauSjocp  ein= 
gebauten,  mit  ihrer  gront  auf  föti  frei* 
ftepenben  Sauten  rupenben  ©mpore.  Seit* 
liehe  ©mporen  finb  auf  bem  Pan  nicht 
borgefepen. 

3)aS  ©ewötbe  beS  Wittelfchiffe^  seigt 
einen  fpipbogigen,  baS  ber  Seitenfcpiffe 
einen  runbbogigen  Duerfcpnitt.  S)ie  ©e= 
wötbefiüpen  beftepen  in  fcptanlen,  über 
popen  bierfantigen  Socfetn  auffteigenben 
Sauten.  2tn  ben  eingesogenen  Streben 
rupen  bie  ©ewölbe  auf  forintpifepen  p* 
taftern.  Sauten  wie  ptafter  tragen  ein 
macptige§  ©ebätfftüd  5)ie  ptafter  an  ber 
2Iupenfeite  ber  ^ebenfepiffe  paben  ein 
gotifierenbeS , aus  Äepte  unb  Stab  be= 
ftepenbeS  gupgefimS,  ein  gotifierenbeS,  aus 
Stab,  tiefer  ©optfepte  unb  naep  innen  ab= 
gefeprügter  patte  sufammengefepteS  $rans= 
gefimS  unb  niebrigeS  ^uttbaep.  Eigenartig 


10  20  SO  9- 0 50  60  70  80  90  100 


SSilb  4.  $ötrt.  Idea  I Bavarica. 
©runbrip. 


Guetftpnitt. 

5* 


28  ä 


68 


S>ie  gotifipen  $iripen. 


20  30  1*0  50  60  70  80  90  100 


SSilb  6.  ^ölrt.  Idea  II  Bavarica. 
©rurtbrife. 


SSilb  7.  $ölrt.  Idea  II  Bavarica. 
Ouerfcfmitt. 


ift,  bap  bie  UmfaffungSmauer  über  bcn 
genftern  einen  2tbfa|  bitDet,  ber  eine  leid&t 
auSgepöptte  Ibbecfung  pat.  @S  foHte  §ier= 
burcp  wopt  eine  geringere  Breite  be§ 
£)acpeS  ermögtiipt  werben,  opne  bap  ben 
5ftif<pen  smifcpen  ben  einge^ogenen  «Streben 
ipre  £iefe  genommen  roorben  märe. 

©ie  genfter  finb  pocp  unb  gmeigeteitt, 
bie  genfterpfoften  mit  einer  $epte  profitiert. 
5Die  2tpfi§  entbehrt  ber  genfier ; baS  Dor= 
bere  (Sporjocp  erhält  fein  Sidjt  oon  ben 
Seitenfapeflen  per.  51IS  ticpte  Sänge  finb 
für  ben  33au  in  $tuSfi<pt  genommen  220', 
at§  lidjte  Breite  100',  als  innere  §)öpe 
ca  105'. 

SÖßefentlicp  anberS  als  ber  erfte  $tan 
ift  bie  idea  II  Bavarica  biSponiert.  3toar 
fteüt  aucp  fie  einen  breifdjiffigen  §aHenbau 
mit  eingegogenen  Strebepfeilern  bar;  bo(p 
ift  bie»  aucp  fo  giemtiip  baS  einzige,  worin 
fie  mit  Der  idea  I übereinftimmt.  Statt 
einbatpig  ift  fie  breibacpig;  ftatt  nur  fünf 
SangpauSjocpe  pat  fie  fecpS;  an  Stelle  Don 
jwei  feittidpen  gaffabentürmen  befi|t  fie 
einen  mäßigen , teilweife  Dortretenben 
Sttittetturm ; ftatt  eines  einzigen  weift  ipre 
gaffabe  brei  portale  auf,  ein  größeres  im 
Surme  unb  ein  fteinereS  in  jeber  ber 
beiben  Seitenpartien.  2)ie  ©ewötbe  werben 
im  bittet]  <piff  Don  Dierfantigen,  mit  tyu 
taftern  Derfepenen  Pfeilern  getragen;  in 
ben  Slbfeiten  fit;en  fie  an  ber  UmfaffungS* 
mauer  auf  ben  aucp  pier  einwärts  an= 
gebrachten  Strebepfeilern. 

5ln  bie  Seitenftpiffe  fdpliepen  fiep  ßpör= 
epen  für  bie  ^ebenattäre  an.  Sie  paben 
bie  patbe  Siefe  ber  5tbfeitenjocpe,  enben 


284 


6.  Oie  SDlariä  §immelfö^ti§!ir^e  31t  ®öln. 


69 


aupen  gerabfeitig,  innen  aber  im  §al6obal  unb  fielen  burdp  einen  furzen 
®ang  mit  ben  hinter  ihnen  liegenbert  Safrifteiräumen  in  Serbinbung. 
Oer  breijodpige  @hor  Ijat  eine  ^albrunbe,  mit  fräftigen  Strebepfeilern  au§= 
geftattete  2Ipfi§.  $edht§  nnb  linfö  finb  i§m  grope,  bi§  ^um  beginn  ber 
2Ipfi§  reidpenbe  Safrifteien  angebaut, 
melcpe  ämifdpen  ben  Strebepfeilern  be§ 
ßhore§  meite  9tifdhen  mit  einem  f?en[ler 
in  ber  Vormauer  aufmeifen,  Oratorien, 
bon  Denen  au§  man  bem  ©otte§bienft 
beimopnen  tonnte. 

3n  ben  Seitenf djiffen  fefjen  mir  @m= 
poren  geplant.  Sie  finb  ben  5lbfeiten 
eingebaut.  Oen  Stufftieg  $u  ihnen  er= 
möglichen  bier  2Benbeltreppen,  bon  benen 
fich  gmei  in  ben  Seitenmauern  be§ 

OurmeS,  bie  beiben  anbern  neben  ben 
Seitendpörchen  befinben.  Oie  erften  fod= 
ten  aucp  mopl  §u  einer  im  Ourm  an* 
gelegten  (Srnpore  führen.  3m  Supern 
finb  bie  ^ebenfdpiffe  mit  bünnen,  bi§ 
jurn  ^ranjgefimfe  reidpenben  ^ßilafiern 
befe^t.  2ludp  bie  gaffabe  unb  ber  Ourm 
finb  mit  ^itaftern  berfehen.  Oie  licfete 
Sänge  ber  $irdpe  foHte  ca  235'  betragen, 
ihre  lidpte  Breite  105',  bie  innere  £öpe 
100'.  ßonjhuftib  fiept  ber  $ßlan  noch 
ganj  auf  bem  23oben  ber  trabitionetlen 
mittelalterlichen  ^auprin^ipien,  formal 
ift  er  bagegen  im  ®egenfa|  §u  pan  I 
offenbar  al§  53arocfmert  gebadet.  Oie 
Pfeiler  mit  ben  ihnen  borgelegten  p= 
laftern,  bie  palbrunben  9ttfdhen  in  ber 
Ourmpalle,  an  ben  Seitenmänben  be§  (£pore§  unb  in  ber  2Ipfi§,  ber  obale 
Schlup  ber  Seitendpörcpen  u.  a.  meifen  beutlidp  barauf  hin. 

Oie  idea  III  Bavarica  erfdpeint  faft  al§  eine  Variante  ber  idea  I; 
fo  berroanbt  ift  fie  mit  biefer.  Sie  ftedt  eine  breifdpiffige,  einbadjige 
§adentir(he  bon  bier  Soeben  bar,  beffen  borberftem  jebodh  noch  ein  <<palb= 


23ilb  8. 


$öln.  Idea  III  Bavarica. 
©runbrip. 


285 


70 


Sie  gotifhen  Kirchen. 


jo 4 borgelegt  ift.  Statt  gtoei  Sürme  bon  ber  Breite  ber  SIbfeiten  tretfi 
bie  gaffabe  blo^  %m\  Heine  feittiche  Sreppentürme  auf.  Ser  ©todfenturm 
ergebt  fidh  hinter  bem  @hor.  Sa§  (S5emölbe  be§  TOttelfchiffeS  Ijcit  einen 
fpi|bogigen  Querfdhnitt,  bodh  ift  ber  Spi|bogen  f0  gebrücft,  bap  er  fidb 
bebenflich  einem  Ütunbbogen  nähert.  Sie  Seitenfchiffe  befipen  ©emötbe 
mit  runbbogigem  Cuerfchnitt. 

gür  ben  inneren  Aufbau  gibt  ber  pan  jrnei  Söfungen.  23ei  ber  einen 
ruhen  bie  ©etoölbe  auf  Ijoljen  burchgetjenben  toSfanifdjen  Säulen,  bie  bon 
niebrigem  Socfet  auffteigen,  bei  ber  anbern  auf  ^tnei  übereinanber  an= 

gebradbten  Säutenorbnungen,  einer  to§= 
tanifcben  at»  unteren  mit  5trdhitrab  unb 
einer  forinthifdhen  al§  oberen  mit  23ogen. 
5ln  ber  Umfaffung§mauer  fipen  bie  ®e= 
raötbe  bei  ber  erften  Söfung  auf  to§= 
fanijd&en  Peitern,  bei  ber  jmeiten  ba= 
gegen  in  beiben  Orbnungen  auf  je  jmei 
hintereinanber  ftehenben  Säulen  , in 
metdhe  bie  (Strebepfeiler  aufgelöft  er= 
fcpeinen.  Sebiglich  beim  testen  pojeft 
finb  (Smporen  geplant,  unb  gmar  liegen 
biefelben  über  Salfenmerf,  nicht,  mie 
fonft  gewöhnlich,  über  ©emölben.  2Ba§ 
enblidh  bie  genfter  antangt,  fo  will  bie 
erfte  Söfung  nur  eine  genfierreihe  an  jeber 
Seite  be§  Sanghaufe§,  bie  anbere  aber 
wegen  ber  Emporen  jmei,  eine  unter= 
hatb,  bie  anbere  oberhalb  ber  Emporen. 

Seitenfapeüen  finb  in  ben  Pan  nicht  aufgenommen;  bie  9teben= 
altäre  ftefjen  an  ben  (Snben  ber  Seitenfchiffe.  Sie  Safriftei  hn&en 
mir  un§  im  (SrbgefcpoB  be§  (Slocfenturme»  §u  benlen.  Ser  (5f)or 
ift  bon  auffaüenber  Breite;  mij&t  er  hoch  im  Sichten  nicht  weniger 
benn  53'.  Sa§  (Spor^aupt  ift  au§  bem  Qtüölfecf  gebilbet , hoch 

nimmt  ber  hinter  ihm  liegenbe  maffige  Surm  ^mei  ber  Seiten  ein. 
Sie  lichte  Sänge  ber  Kirche  fottte  215',  bie  lichte  Breite  95',  bie 
§öhe  be§  gnnern  100'  betragen,  $onftruftib  fteht  ber  (Sntmurf  noch 
auf  bem  SBoben  ber  ®oiif,  ftiliftifch  ift  er  ein  (Bemifdh  bon  @otif  unb 
IRenaiffance. 


2b6 


6.  Sie  Btarid  £immelfaf)rt§ftrc£)e  3U  ßöln. 


71 


Sie  idea  Moguntina  enblidj  fdjeint 
eine  Bearbeitung  ber  idea  II  Bavarica 
ju  fein.  Sa§  borberfie  god)  be§  Mittel* 
fdfjiffeS  unb  ber  2lb[eiten  mürbe  mitfamt 
bem  Surm  fortgelaffen.  Sa§  gleiche  ge= 
fchah  mit  ben  ©hörten  an  ben  ©nben  ber 
^ebenfdbiffe;  bie  ©eitenaltäre  erhielten 
ihren  Pa£  in  einer  nifchenartigen  Ber= 
tiefung  ber  2lbf4lupmanb.  2In  bie  ©tede 
ber  ©afriftei  gur  Rechten  unb  jur  hinten 
traten  jmeijo^ige  Kapellen  mit  halbrunber, 
im  Supern  gerabfeitiger  2lpfi§.  2£enbel= 
treppen  im  Söinfel  ^mifchen  biefen  2Ipfiben 
unb  bem  ©hör  meifen  auf  Oratorien  hin, 
bie  über  ben  $apeden  geplant  maren. 
Sie  ©afriftei  mürbe  um  ba§  ©horpaupt 
herum  gelegt,  bie  2lpfi§  be§  ©horeS  mit 
genftern  berfehen.  21  He  genfter  ber  $ird)e 
finb  jmeiteilig ; ihre  ^ßfoften  finb  mit  fehlen 
profiliert.  Sie  brei  portale  ber  gaffabe 
mürben  beibehalten,  ©benfo  mürbe  bie 
©mporenanlage  im  mefentlichen  unberänbert 
herübergenommen,  hoch  führte  man  bie 
genfier  be§  lXntergefd)offe§  ber  2lbfeiten 
ohne  Unterbrechung  in  ba§  Obergefcpop 
hinauf,  fo  bap  bie  Sftebenfchiffe  auf  ^lanlY 
ftatt  ber  gmei  genfierreihen  ber  idea  II 
Bavarica  nur  eine  aufmeifen.  Sen  2luf* 
gang  ju  ben  ©mporen  bilben  jmei  ber 
gaffabenmanb  an  ber  gnnenfeite  halb  ein= 
gebaute  Bßenbeltreppen.  ©ine  fepr  bebeut= 
fame  Beränberung  ift  mit  bem  BUttelfdjiff 
borgenommen  morben.  ©£  erhielt  ein  fteil 
anfteigenbeS  Opipbogengemölbe  unb  einen 
förmlichen  Sidptgaben.  2lu§  einer  §allen= 
lirche  mar  bamit  ein  bafilifaler  Bau  ge= 
morben.  3ur  ^Ibftüpung  ber  §>ochgaben= 


Bilb  10.  ßöln.  Idea  Moguntina. 
©runbrip. 


Bilb  11.  fiölrt.  Idea  Moguntina. 
Ouerfcpnitt. 


72 


Sie  gotifdjen  ^irdjien. 


manb  mürben  bie  aud)  bei  ber  idea  Moguntina  einge^ogenen  <Strebe= 
Pfeiler  burcb  baS  Sad)  ber  Slbfeiten  bis  ^um  $ran§gefimfe  beS  Mittel* 
fdjiffeS  hinaufgeführt.  9lber  aud)  ftiliftifdj  §at  ber  $Ian  einen  SSanbel 
erfahren.  SGÖeift  bei  ber  idea  II  Bavarica  adeS  öitf  bie  gormenfpradje 
ber  dtenaiffance  §in,  fo  ift  in  ber  idea  Moguntina  bie  ©otif  lieber 
entliehener  jur  ©eltung  gefommen. 

Sie  idea  Moguntina  mag  entftanben  fein  unter  dJiitmtrfung  beS 
P.  IRein^arb  giegler,  ber  1617  (Superior  ber  Sftefibenj  2lf<$affenburg 
mar,  in  mathematicis  disciplinis  et  architectonica  excellens,  mie 
ber  9Mrolog  fagt.  3ebenfaHS  gehörte  ju  ben  <Sad)funbigen,  bie  P.  Sdberen 
megen  beS  $ird)enbaueS  fonfultierte,  aud)  P.  Siegler1.  $on  mem  bie 
ideae  Bavaricae  ^errü^ren,  lagt  fidj  nicht  feftfleüen.  SDie  idea  II  ift 
eine  nur  unmefentlidj  berünberte  $opie  ber  1608  als  proteftantifchen  $irdje 
begonnenen,  bei  ber  $onberfion  SBolfgang  2öilljelmS  aber  ben  3efuitcn 
übergebenen  jetzigen  £offir<$e  §u  Dtaburg  a.  S).  @S  öerbient  ^erbor= 
gehoben  $u  merben,  bap  auf  feinem  (Sntmurf  baS  TOttelfdjiff  bie  normale 
Breite  iiberfd&reitet. 

deiner  bon  ben  hier  planen  gelangte  gur  Ausführung.  Am  meiften 
Entlang  fdjeint  noch,  bem  früher  angeführten  (Schreiben  P.  9SitedeSd)iS 
bont  15.  Aoüember  1617  nach  j$u  urteilen,  bie  idea  II  Bavarica  ge= 
funben  ju  haben.  3m  3anuar  1618  ging  ein  neuer  (Sntmurf  nad)  Aom 
ab.  3n  einem  Schreiben  bom  24.  gebruar  teilt  P.  9ttutiuS  23iteIIeScbi 
bem  ^ßroreftor  $effel  mit,  berfelbe  fei  angefommen  unb  unter  einigen 

1 fReiffenberg  fpridjt  in  ber  Historia  Prov.  Rhen.  inf.  (9Dtf)  p.  2,  1.  17,  c.  14 
nota  g,  p.  34  (Original  int  Kötner  ©taat§ard)it>)  oon  planen  P.  3tegrerö  für 
bie  $irdje,  bie  fid)  notf)  im  Ardjiö  be§  Kölner  $olleg§  befänben.  Ob  er  bie  Ori= 
ginale  ber  idea  Moguntina  meint?  Aacb  Aeiffenberg  ^ätte  P.  ©djeren  aud) 
betgifdOe  2lrd)iteften  31t  IRate  gezogen.  Sa  biefer  1616 — 1618  al3  Aifitator  ber 
gaUo=belgifd)en  OrbenSproüitta  in  Belgien  meilte,  barf  bie  Eingabe  al3  burdjau£ 
3uberläffig  betrautet  merben.  ©3  gab  bamal§  unter  ben  SAitgliebern  ber  Gallo- 
Belgica  einen  beroorragenben  Ardjiteften,  ben  Saienbruber  3afob  bu  SSlocg. 
P.  ©djeren  traf  bei  feiner  Agitation  natürlidj  audj  mit  biefem  aufammen;  es  ift 
baber  !aum  ameifelbaft,  bafj  er  bie  ©elegenbeit  benutzte  unb  mit  bemfelben  bon 
ben  planen  jur  Kölner  ^ottegöfircOe  fpradj,  bie  bamals  feinen  ©eift  befcbäftigten 
(AäbereS  über  ben  SBruber  in  beS  AerfafferS  ©djrift:  Sie  belgifcben  3efuiten= 
fircben  46  f).  AemerlenStoert  ift,  baü  bie  ©emölbe  ber  ©eitenfcbiffe  ber  $irdje  3U 
^öln  eine  auffaüenbe  Aertoanbtfdjaft  geigen  mit  ben  ©etoölben  ber  1617  botfenbeten 
JlülIegSfirdje  gu  3lrra§,  einem  febr  bebentenben  Aau,  ben  P.  ©djeren  bei  feiner 
Aifüation  gefeben  baten  muß  (®ruubrip  unb  Aefdjreibung  ber  $irdje  in  ber  an= 
geführten  ©djrift  ©.  60  f). 


288 


JÖraiut,  £>eutfdje  Sefuitenftrdjett. 


Safe!  5, 


flätn.  SRatiä  §immdfa$rt8fir$e.  Saffabe.  b.  «ötn.  3JJatiä  §immeIfoI)tt8!it^e.  Sljoranfü&t. 


c.  ßöln.  9Cftariä  §tmmelfaljrt§!ir$ß.  tReliquienbetjälter  an  ber  (S^oxtnanb. 


d.  $öln.  Sttartä  §immelfaljrt8fir<$e.  ©mporenbogen. 


6.  $ie  Atariä  £immelfaf)ri£fird)e  gu  ßöln. 


73 


Ausfüllungen,  bie  im  ^Briefe  jebod)  nicht  näher  namhaft  gemacht  merben, 
genehmigt  morben. 

gür  biefen  neuen  ^lan  hötte,  mie  bie  heutige  Birdie  Har  ertennen 
läjst,  bie  im  Spätherbft  1617  fertiggefteflte  unb  in  33enu|ung  genommene 
$oüegStircbe  gu  DJtolSheim  als  DSorbilb  gebient.  (§S  mar  ein  ebenso 
prächtiger  unb  impofanter  mie  praftifdjer  unb  ben  3^e^en  ber  3efuiten 
entfpredjenber  33au  gemorben,  maS  man  Ijier  unter  bem  ^ßroDingialat,  alfo 
unter  ben  Augen  unb  nicht  ohne  Dttitmirfung  P.  ScherenS  geplant,  be= 
gönnen  unb  faft  bis  gur  33oüenbung  gebracht  §atte.  $ein  2Bunber  barum, 
baji  biefer  nun  bie  DMSheimer  Birdie  für  bie  Kölner  gum  dufter  nahm. 

$eine  befonbere  Sympathie  fcheint  für  ben  neuen  $lan  ber  $onfultor 
P.  AuibiuS,  ber  uns  fcpon  einmal  begegnete,  gehabt  gu  höben1.  Aament= 
lieh  muß  ihm  bie  projektierte  Sage  beS  Turmes  Sorge  bereitet  höben2. 
P.  AuibiuS  hätte  ihn  gern  an  ber  gaffabe  gefehen,  mährenb  P.  Scheren 
ihn  hinter  bem  @hor  aufführen  mollte,  mie  eS  ja  auch  in  SBirllidjfeit 
gefdjah 3. 

Aach  ben  23aurechnungen,  bie  fiel)  leiber  nur  für  bie  3öljre  1618 — 1623 
erhalten  höben,  ftammt  ber  $lan,  meiner  gur  Ausführung  gebracht  mürbe, 
Don  bem  DJteifter  ßh^iftoph  Söömfer  her-  Unter  bem  16.  DCRai  1618 
heifet  eS  nämlich  barin:  M.  Christophoro  Wämser  architecto  pro 
templi  delineatione  et  itinere  et  reduce  48  Atlr  24  Alb. 

Am  15.  Dttai  fanb  bie  ©runbfteinlegung  ftatt,  bei  ber  auch  Aßamfer 
gugegen  mar,  mie  fidj  aus  ber  angeführten  Aotig  ber  33aurecpnungen  er= 
gibt.  Oie  geier  mürbe  Dom  AuntiuS  Albergati  Doügogen.  3n  ben  (Srunb 
hinabgelaffen  mürbe  ber  Stein  namens  beS  §ergogS  DJ ta£  Don  kapern 
unb  beS  gangen  baprifchen  gürftenhaufeS  burd)  ben  Kölner  Oompropft 
griebrid)  Don  ^opengollern.  W\t  bem  ©runbftein  gur  Kirche  mürbe  auch 
ber  gu  einem  neuen  $oüeg  gelegt.  SQßamfer  lehrte  nadp  ber  geier  in  feine 
£)eimat  gurüd,  bodh  mar  er  fdjon  im  «September  mieber  an  Ort  unb 
jStelle.  Oenn  gum  21.  biefeS  DflonatS  enthalten  bie  23aured)nungen  ben 

1 6iepe  oben  @.  66. 

2 3n  einem  ©djreiben  P.  SSiteCfegä^iö  an  P.  AuibtuS  Dom  15.  Atai  1618  peifet 
eS:  Ne  qui  errores  admitterentur  in  designatione  ideae  novae  fabricae,  quod 
R.  V.  metuere  se  nuper  significavit,  monui  non  solum  P.  Yicerectorem  sed  et 
P.  Provincialem  iisque  magnopere  commendatum  est , nt  in  re  tanti  momenti 
omnia  accurate  ac  mature  expendicarent.  Cavebitur  etiam,  ne  turris  templi 
eo  loco  instruatur,  nbi  nec  usui  nec  ornamento  esse  possit. 

3 SSrief  beS  ©eneralö  an  ben  ^roöingial  Fopper  Dom  26.  Alai  1618. 

289 


74 


Sie  gotifdjen  $ird)en. 


(Eintrag : M.  Cliristophoro  Wämser  architeeto  4 imp.  pro  naulo 
(Sc&iffaljrtSgelb).  3m  Sejember  mar  Söamfer  noch  ju  $öln.  Um  baS 
Enbe  biefeS  SttonatS  bermerten  nämlid)  bie  löauredjnungen : M.  Christo- 
phoro  26  imp. 

Über  bie  ^erfönlidjfeit  SBamferS  liejs  ficb  nur  menig  feftfteüen.  Nad) 
SMenbung  ber  Arbeiten  an  ber  Kölner  $ird)e  mar  er  am  $oüegSbau 
ju  Slfdjaffenburg  beschäftigt,  mie  aus  ben  Eintragungen  ber  23aure$nungen 
beS  HollegS  ad  a.  1626 — 1630  ergebt1.  ÜRadj  einer  Angabe  in  ber  $or= 
rebe  bon  3of)ann  SöiltjelmS  Architectura  civilis  foü  er  „$ur4öHnifdjer 
83aumeifter"  gemefen  fein  unb  über  51rd)iteftur  Ijaben  f$reiben  roollen2. 
2öaS  hieran  SBaljreS  ift,  tnufj  bafjingeftellt  bleiben.  3n  ben  Sitten  ber 
Kölner  ^urfürften  Ernft,  gerbinanb  unb  SJia?:  §einrid),  bie  allenfalls  in 
33etra<ht  fommen  fönnten,  mar  fein  Name  nicht  gu  finben ; freilich  finb  bic= 
felben  feljr  unboUftänbig.  SGßahrfcheinlich  flammte  Söamfer  aus  bem  burch 
feine  Steinbrüd)e  unb  feine  Steinmetzen  and)  noch  jetzt  belannten  Eilten» 
berg  a.  Sttain,  mo  nod)  bis  in  bie  jüngere  geit  ein  Surm  Söamferturm 
Ijiejj.  Eegenmärtig  fommt  aüerbingS  ber  Name  SBamfer  als  gamilienname 
bafelbft  nicht  meljr  bor,  bod)  finben  fid)  noch  heute  in  bem  fjart  bei  5CRilten= 
berg  liegenben  33ürgfiabt  £eute  mit  bem  fonft  taum  nadjmeisbaren  tarnen 
Söamfer.  Nnfäffig  mag  ber  Nteifter  ju  Nfdjaffenburg  gemefen  fein.  3eben= 
falls  lag  bie  §eimat  SBamferS  rljeinaufmärtS,  unb  jmar  meit  bon  $öln, 
mie  bie  Notij  ber  Skuredjnungen  bemeift,  raonad)  er  pro  naulo  4 imp. 
erhielt ; benn  bafj  Söamfer  am  Nieberrljein  ju  §aufe  mar,  baran  ift  fdjon 
megen  feines  Namens  nicht  ju  benfen. 

33is  Enbe  1618  maren  bie  gunbamente  gelegt,  ju  benen  bie  Steine 
bom  SDradjenfelS  geholt  morben  maren.  Sie  mürben  bon  bem  Maurer 
grans  öon  hecheln  unb  bem  Steinmetzen  Eeorg  bon  Eleuel3  ausgeführt, 
mit  benen  man  am  16.  Sflai  einen  bieSbejüglichen  Vertrag  gefcbloffen 
hatte.  NlS  §anbgelb  erhielten  biefelben  6 Ntlr  36  511b.,  als  Sofjn  Nteifter 
Eeorg  am  4.  gnnuar  1619  69  Ntlr  12  SUb.,  Nteifter  grang  am  5.  gcmuar 
125  Ntlr.  Ntit  giegelbrennen  hatte  man  bereits  1617  begonnen.  Es 
mürben  in  biefem  gctljre  burch  N?eifter  Philipp  SafobS  1 120  000  Stücf 


1 Nfd)affenburg,  ©tift§ar<$ib  gefuiientottegium,  f^acf)  IV,  n.  15. 

2 Nürnberger  Nadjbrud  bon  1705,  ©.  6.  Sie  Architectura  civilis  erfdjien 
nach  SNerto  (^ölntfüje  Zünftler  915)  guerfl  1654.  äÖüfjelm  mar  alfo  (S^rifloph 
2ßamfer§  Sätgenofte. 

3 Über  Nteifter  ©eorg  bon  ©leuel  bgl.  SNerlo  a.  a.  £).  295. 


290 


6.  Sie  DJlariä  §ftnmeIfaijrt§Ur<$e  ju  ßöltt. 


75 


Steine  gebaden,  bon  benen  man  aber  einen  Seil  ben  Kapuzinern  unb  ber 
Kirche  ju  TOlheim  überließ.  S)ie  1619  gebrannten  3^e9^  beliefen  fich 
nach  Abrechnung  ber  fd&led&t  ausgefallenen  auf  417  000  Stüd;  1620 
mürben  460000  3*e9e*  her9efteßt- 

Am  10.  3uli  beS  SaljreS  1619  fdjloh  P.  Scheren,  ber  am  31.  3uli 
1618  baS  Aettorat  beS  Kölner  KoIlegS  übernommen  hotte,  mit  SReifter 
ABamfer  einen  Vertrag  ab,  bemzufolge  biefer  als  jährlichen  Sohn  für 
feine  Sätigteit  am  Aeubau  erhalten  füllte  250  Atlr,  8 kalter  ©erfte, 
4 kalter  ABeizen,  4 (Sinter  ABein  unb  8 (Sinter  A3ier.  Auherbem  muhte 
ihm  baS  Kolleg  freie  ABoljnung  unb  freies  A3rennholz  geben.  Attit  ABamfer 
mar  auch  beffen  ©attin  zu  Köln ; benn  bie  Abrechnungen  bezeichnen  zum 
23.  Auguft:  M.  Christophori  uxori  4 imp.  3m  £)erbft  1619  tonnte 
P.  «Scheren  bem  ©eneral  berichten,  bah  fi<h  bie  UmfaffungSmauern 
fchon  aus  ben  gunbamenten  erhöben.  Am  28.  SDe^ember  rechnete  ABamfer 
mit  bem  ^rofurator  beS  KoIlegS  ab  unb  begab  fiep  bann  mit  feiner 
©attin  in  feine  £)eimat  zurüd. 

3n  ber  erften  §älfte  beS  SapreS  1620  trat  eine  Stodung  in  ben 
Abarbeiten  ein.  Sen  ©runb  berfelben  lernen  mir  aus  einem  Briefe 
P.  VitelleSchiS  an  P.  Sdjeren  bom  4.  guli  1620  fennett.  „ABenn  ich 
nicht  glaubte'',  fchreibt  ber  ©eneral,  „ber  ^robinzial  höbe  baS  $inberniS 
fchon  behoben,  infolgebeffen  nach  ©uer  £)o<hmürben  3e^en  öom  30.  AAai 
ber  Vau  ftiUfteht,  mürbe  ich  ihn  gern  ermahnen,  folcheS  möglicpft  halb 
ZU  tun;  benn  ba  bie  nötigen  ÜAittel,  mie  ich  höre , burch  ©otteS  ©üte 
in  recht  reichlichem  AAafse  borhanben  finb,  möchte  ich  nicht,  bah  ein  fo 
herborragenbeS  ABert  mangels  eines  Architetten  ober  mangels  ber  er= 
f orberlichen  Arbeiter  einen  Akqug  erleibe."  ©S  maren  alfo  nicht  finanzielle 
Verlegenheiten,  melche  bie  Stodung  herbeigeführt  patten,  fonbern  baS 
gehlen  ber  nötigen  ArbeitSträfte  unb  namentlich  baS  Ausbleiben  ABamferS. 
Übrigens  maren  zur  3e*t,  ba  P.  A3iteKeSchi  jenen  Vrief  fdjrieb,  bie  Ar* 
beiten  bereits  feit  AAonatSfrift  bon  neuem  aufgenommen  morben.  Senn 
ABamfer,  ben  man  fo  lange  ermartet  patte,  mar  am  2.  3uni  mieber  in 
Köln  eingetroffen,  alfo  menige  Sage  nach  bem  Schreiben,  burch  baS 
P.  Scheren  ben  ©eneral  bon  bem  im  ABert  eingetretenen  Stiüfianb  in 
Kenntnis  gefegt  hotte,  gür  bie  Stellung,  bie  P.  Scheren  im  Kircpen= 
bau  einnahm,  ift  ein  Schreiben  P.  ViteHeScpiS  an  ben  ^ßrobinzial  bom 
28.  AAärz  1620  michtig,  aus  bem  mir  erfepen,  bah  ber  Aettor  noch 
immer  nicht  blojj  bie  Seele  unb  Sriebfeber  beS  Unternehmens  mar,  fonbern 


76 


Sie  gotif^ert  $irdjen. 


auch  in  feiner  f)anb  allein  bie  Leitung  beSfelben  hielt1*  ©S  Ratten  fidj 
nämlich,  wie  aus  jenem  Srief  erhellt,  eben  hierüber  einige  patres  beim 
©eneral  aufs  neue  beflagt.  ©inen  warmen  ©önner  unb  treuen  §elfer 
befaßen  bie  Kölner  Semiten  an  §er$og  S?a£  non  Sat)ern,  ber  1620 
breimal  jur  mutigen  gortfe^ung  beS  SaueS  aufforberte  unter  ber  Ser= 
fid&erung,  er  werbe  es  tro|  ber  unglücklichen  Seiten  an  feiner  £>ilfe  nicht 
fehlen  laffen. 

1621  legte  eine  geuerSbrunft  einen  großen  Seil  beS  Kollegs  famt  ber 
9lchatiuSfirche  in  Sfche.  gür  bie  Sauarbeiten  lam  biefeS  Slifigefchicf 
natürlich  Su  fehr  ungelegener  Seit.  ^)uher  fingt  benn  auch  ber  Slnnalift 
ad  a.  1621,  eS  fei  mit  bem  Sau  nur  langfam  borangegangen.  Über 
bie  weiteren  gortfchritte  beS  2BerfeS  finb  wir  nur  febr  mangelhaft  unter* 
richtet.  Sm  8.  ganuar  1623  fchlop  P.  ©djeren  einen  Sertrag  mit 
einem  gewiffen  SMlfenS  bon  Seü  wegen  Lieferung  bon  Sufffiein  ju  ben 
Rippen  ber  ©ewölbe.  Sm  16.  Oftober  lieferte  biefer  bereits  525  laufenbe 
gufe.  21m  10.  guni  §atte  ein  gewiffer  ÜkifolauS  Srip  noch  383  laufenbe 
guf;  Stein  für  baS  ^foftenwerf  non  genftern  geliefert,  ein  S?ori|  Sedfer 
non  9lnbernach  aber  665'.  Oie  Arbeiten  müffen  bemnach  ©nbe  1623 
fchon  fehr  weit  gebiehen  gewefen  fein.  5lm  28.  Oe^ember  1623  ber* 
zeichnen  bie  Saurechnungen  eine  Abrechnung  mit  Aßamfer:  M.  Christo- 
phoro  soluta  omnia  90  Atlr  et  quia  fr  um  en  tum  sibi  debitum 
remisit,  donavit  ei  R.  P.  Rector  in  moneta  aurea  27  fl.  Summa 
147  Stlr  48  AlbuS. 

©nbe  1624  war  bie  Kirche  wohl  bis  auf  ben  ©locfenturm  hinter  bem 
©hör  unb  bie  glanfiertürme  ber  gaffabe  im  Rohbau  noüenbet2.  Über 
bie  §öhe  beS  ©horturmeS  entfpann  ficf)  bamalS  ^mifchen  P.  Steren, 
ber  1624  aus  bem  Seftorat  gefchieben  unb  nur  noch  director  fabricae 

1 Circa  templi  timent  nonnulli,  ne  posteri  quandoque  deplorent  tantam  molem 
unius  iudicio  permissnm  esse. 

2 Ser  nörblithe  Ofaffabenturm  ttmrbe  erft  au^gebaut,  al§  man  ben  jejpgen,  bie 
Atarjeßenftrafie  entlang  laufenben  Flügel  auffütjrte,  b.  i.  1688 — 1689.  Sie  gaffabe 
erhielt  bamal§  einen  neuen  Settmrf:  Praeter  fabricam  collegii  ad  plateam,  cui 
hoc  anno  tectum  impositum  intuentur,  frontispicium  templi,  qui  respicit  plateam 
eleganter  incrustatum  et  dealbatum  (est),  perfecta  simul  altera  turri 
ad  porta  m collegii,  ita  nt  templum  int  er  duas  tnrres  con- 
clusum  transeuntes  mire  afficiat.  äßenn  baf)er  auf  Anfidjten  bon 
^öln  unb  einer  Abbilbung  beS  J?olleg§  (§ift.  üftufeum  gu  $öln  A I III  587) 
bereite  bor  1689  bie  Kirche  mit  gmei  $affabentitrmen  au^geftattet  erfd^eint , fo  ift 
ber  nörblid)e  auf  Aed)nung  be§  @fed)er3  ju  fe|en. 


6.  S)ie  Mariä  ^immeifafjrtStirihe  gu  Äöltt. 


77 


templi  geblieben  mar,  unb  bem  neuen  fHeftor  P.  ©raätnu^  ©elborp,  auf 
beffen  ©eite  bie  ^onfultoren  be§  $ol!eg§  unb  ber  Architett  ftanben,  eine 
lebhafte  $ontroüerfe,  bie  i^re  Aßellen  bis  nach  Aom  fchlug.  P.  ©elborp 
moHte  baS  Mauermert  beS  SurmeS  bis  ju  einer  pöhe  oon  165'  auf* 

führen,  maS  P.  ©djeren  jebodö  nicht  besagte.  25er  ©eneral  glaubte  nicfet 
befinitiö  entleiben  ju  füllen  (Schreiben  üom  8.  gebruar  1825).  @S 

fchien  ihm  aber  richtiger,  bah  man  fid&  an  bie  Anficht  beS  Architetten 
halte.  2)er  ^ßrobinjial  möge  fobalb  als  möglich  mit  bem  Aettor  unb 

mit  P.  Scheren  bie  Sache  üerhanbeln  unb  bann  nach  Anhörung  ber 
©rünbe  beiber  beftimmen,  raaS  feiner  Auffaffung  nach  am  gmeefmähigften 
fei.  2)en  $ernpuntt  ber  Streitfrage  lernen  mir  übrigens  beffer  als  au» 
biefem  Briefe  aus  einer  ©! ijje  ber  Kirche  unb  beS  £urmeS  tennen,  bie 
P.  ©cheren  am  5.  3anuar  1625  in  ber  ftrittigen  Angelegenheit  nach  Aom 
fanbte1.  danach  muh  eS  fich  nicht  fomohl  um  bie  blofce  §öhe  beS 
MauermertS  gehanbelt  hoben,  als  vielmehr  barum,  ob  bem  biereefigen 

Unterbau  noch  ein  Qttogon  aufgefe^t  raerben  foüe  ober  nicht.  P.  ©cheren 
mar  nach  jener  ©ti^e  offenbar  für  baS  letztere.  2)aS  Mauermert  hot 
auf  ihr  eine  §öhe  oon  nur  150'.  2)ie  achtfeitige  Surmtuppel  erhebt  fich 
unmittelbar  über  bem  $ran§gefimfe  beS  Turmes,  nicht  aber,  mie  je|t, 
über  einem  gmifchen  Kuppel  unb  Unterbau  eingefchobenen  achtfeitigen 
Tambour.  P.  ©cheren,  ben  ber  ^robin^ial  ermahnen  foKte,  nicht  in  allem 
nach  feinem  eigenen  ©utbünten  $u  honbeln,  fonbern  baS  ju  tun,  maS  ber 
Aettor  nach  Beratung  mit  ben  ^onfultoren  unb  bem  Architetten  für  gut 
halte,  hat  in  ber  Surmfrage  offenbar  ben  fütteren  gezogen.  2)enn  baS 
Oftogon,  melcheS  er  nicht  gemollt  hotte,  fam,  mie  ber  Augenfehein  lehrt, 
5ur  Ausführung.  3m  grühjohr  1626  tonnte  P.  ©elborp  bem  ©eneral  bie 
Mitteilung  machen,  bah  man  olle  ^CuSficht  höbe,  im  Saufe  beS  Sommers 
bie  lepte  §anb  an  ben  33au  ju  legen,  morüber  biefer  unter  bem  13.  3uni 
feine  greube  auSfprach.  Am  21.  Ottober  1626  mürbe  P.  ©oSmin  Aitel 
Aettor  beS  Kölner  $oüegS.  SDie  Seitung  beS  23aueS  aber  behielt  auch 
je^t  P.  ©cheren  meiter.  1627  mürbe  in  ber  Kirche  ein  ©chaufpiel  burch 
bie  ©chüler  beS  ©pmnafiumS  aufgeführt:  ©tephon  I.,  $önig  oon  Ungarn, 
in  feiner  Siebe  §u  Maria,  ©ie  muh  alfo  bamalS  bereite  frei  oon  allen 
©erüften  gemefen  fein. 

1 Sie  finbet  fief)  in  ber  miebertjolt  bereits  ermähnten  Sammlung  oon  planen 
gu  3efuitenbauten  in  ber  Aationalbibliothef  gu  *Pari§,  Cabinet  des  Estampes 
Hd  4 c,  n.  115. 

Wi 


78 


Sie  gotifdjen  Äiri$en. 


511S  Steinmetzen  finben  mir  feit  1619  beim  53au  einen  gemiffen 
$eier  Scheffer  non  Sattelborf  in  Württemberg  befchäftigt1.  Hebungen 
mürbe  er  fchon  1618,  hoch  fing  er  nach  ben  23aurechnungen  mit  ber 
Arbeit  erft  am  8.  3uli  1619  ön.  511S  Sohn  erhielt  er  für  bie  Woche 
2 Ntlr,  fomie  für  baS  3ahr  5 Eimer  Wer  unb  1 Eimer  Wein. 
Wohnung  unb  53ranb  befam  er  anfangs  nicht,  mohl  aber  fpäter.  Sie 
Beträge  für  Nteifter  Scheffer  laufen  in  ben  33aure<hnungen  bis  Enbe 
1628.  Wie  lange  berfelbe  noch  meiterhin  beim  53au  als  Steinmetz  tätig 
mar,  ift  unficber. 

51m  WatthiaStage  1629,  bem  (Sonntag  oor  Quinquagefima,  mürbe 
bie  Kirche  in  Gebrauch  genommen.  P.  ScherenS  Aufgabe  mar  gelöft. 
53on  1630  an  fehlt  in  ben  Katalogen  beS  $oEegS  bei  feinem  Flamen  bie 
Angabe  director  fabricae  templi. 

P.  Heinrich  Steren  mürbe  1556  p ©limbach  ($reiS  Erfelen^)  ge= 
boren.  Seine  Ipmaniftifchen  Stubien  machte  er  p Emmerich,  Sß^ilofop^ie 
hörte  er  am  SreifronemEpmnafium  p $öln.  3m  511ter  öon  24  Sauren 
trat  er  in  bie  ©efeEfchaft  3efu  ein,  in  ber  er  pnächft  feine  Stubien 
boEenbete  unb  bann  öerfchiebene  3a^re  als  ^rebiger,  Stubienpräfeft  unb 
^ßrofeffor  ber  Geologie  tätig  mar.  51m  14.  5lpril  1600  mürbe  er  pm 
erftenmal  Neftor  beS  Kölner  $oEegS,  1609  ^roDingial  ber  r^einifc^en 
OrbenSprobinj , 1616  Wfitator  ber  maEonifcfpbelgifchen  OrbenSprobin-z, 
1618  pm  pjeitenmal  p $öln  Nefior  unb  zugleich  director  fabricae 
templi.  1624  mürbe  P.  ©elborp  fein  Nachfolger  im  Neftorat,  bie  Leitung 
beS  ^irchenbaueS  aber  blieb  bei  ihm  bis  p beffen  53oEenbung.  3n  feinen 
lepten  Lebensjahren  erfcheint  P.  Scheren  in  ben  Katalogen  beS  Kölner 
$oEegS  als  ®onfultor  beS  ^ßrobingialS.  Er  ftarb  am  11.  Ntai  1637, 
81  3ahre  alt. 

P.  Scheren  mar  ein  ungemein  fähiger  Ettann  unb  bon  fo  großem 
Wiffen,  bap  man  ihn  bie  lebenbige  Wblioihef  ber  Wagifirt  p nennen 
pflegte.  53oE  Energie  unb  Sattraft  freute  er  feine  Ntüfjen  unb  feine 
5Infirengungen.  Sein  gehler  mar  nur,  bap  er  p fehr  feinen  eigenen 
3been  folgte.  511S  ^robin^ial  mar  er  fehr  um  bie  finanpEe  §ebung 
unb  Sicherung  ber  ^oEegien  unb  um  bie  Errichtung  pecfmäpiger  bauten 
beforgt.  Ein  glän^enbeS  ÜJtonument  hot  er  fich  in  ber  Kölner  ®oEegS= 


1 Über  ^eter  ©heffer  ügl.  Nt  er  Io,  ÄMnifd&e  Zünftler  758.  Er  mürbe  1627 
in  bie  ©teinmehensunft  aufgenommen  unb  1682  ©töbtfteinmeh- 


6.  2)ie  9ttariä  §tmmelfaprt§tir(pe  3U  Äöln.  79 

fircpe  gefcpaffen,  in  beren  $rppta  er  nach  einem  langen,  an  Arbeiten  unb 
$erbienften  reichen  Seben  feine  Ie|te  Stuheftätte  fanb. 

P.  Steren  hat  aderbingS  nicht  ben  Pan  gut  Kirche  erfonnen,  baS 
hat  Reiftet  Söamfer  getan.  2Iber  er  mar  eS,  ber  gum  23au  bie  Anregung 
gab,  ber  baS  Unternehmen  in  bie  rechten  2Bege  leitete,  ber  bei  ber  5tuS= 
geftaltung  unb  enbgültigen  geftftedung  beS  planes  baS  entfcheibenbe  2£ort 
fpracp,  ber  bie  Ausführung  beS  53aueS  bon  ber  ®runbfteinlegung  an  bis 
gur  fchlieplicpen  $odenbung  in  rafttofer,  müpeboder  Dätigfeit  übermachte 
unb  leitete  unb  bann  als  Krönung  feinem  Aßerte  eine  AuSftattung  bon 
feltener  Fracht  unb  faum  minber  feltener  Harmonie  ju  geben  berftanb. 
P.  ©cperenS  33erbienft  ift  eS  nicht  nur,  bah  ber  53au  überhaupt  gefchaffen 
mürbe,  fonbern  auch,  bap  er  gerabe  fo  ju  ftanbe  lam,  mie  er  je|t  bor 
uns  fteht. 

Die  Soften  beS  33aueS  beliefen  fich,  mie  P.  £orn  1655  in  einer  Über* 
ficht  über  bie  Arbeiten  an  unb  in  ber  Kirche  mitteilt,  nach  einer  1633 
bom  pofurator  beS  $odegS  gemachten,  bamats  noch  borpanbenen  Qu» 
fammenftedung  auf  130000  Atlr.  $on  biefer  ©umme  maren  80  000  ft. 
granffurter  Währung  ober  80  000  tötnifche  Daler  ein  ©efcpenf  beS  §er= 
gogS  ÜRaj:  bon  kapern.  Den  Aeft  hatten  fonftige  Aßopltäter  gefpenbet, 
unter  ihnen  namentlich  auch  ber  ^urfürft  gerbinanb. 

Die  Kirche,  metche  in  neuefter  Qeit  burch  ben  ©ifer  unb  bie  ©orge 
beS  Pfarrers,  beS  pocpmürbigen  §errn  ©igiSmunb  $appeS,  eine  borjüg= 
liehe  Aeftaurierung  erfahren  hat,  ift  eine  breifepiffige,  an  ber  ©üb=,  2öeft= 
unb  Aorbfeite  mit  Emporen  auSgeftattete  Safilifa.  ©ie  ift  bon  bebeutenben 
Abmeffungen.  3pre  lichte  &änge  beträgt,  ben  Durm  hinter  bem  ©hör 
nicht  eingerechnet,  60  m,  ihre  lichte  ^Breite  im  ©por  unb  Langhaus  24,50  m. 
DaS  DJtittetfcpiff  ift  bon  ©äutenaepfe  gu  ©äutenaepfe  gerechnet  13,63  m 
breit,  bie  ©eitenfepiffe  meffen  bon  ber  2öanb  bis  jur  Acpfe  ber  ©äuten 
5,40  m.  Die  Cuerarme1  treten  ca  2,50  m über  bie  gtucht  ber  Ab= 
feiten  heraus.  Die  innere  §>öpe  ber  Kirche  beläuft  fich  auf  25,5  m. 

DaS  TOttetfcpiff  hat  neun  3ocpe,  bie  ©eitenfehiffe  haben  fieben.  Die 
hohen  ungemein  feptanfen  ©äuten,  metepe  baS  TOttetfcpiff  bon  ben  ©eitern 
fepiffen  trennen,  rupen  auf  niebrigem  biereefigem  ©ocfel  unb  haben  attifepe 


1 3m  Äußern  erfdjeinen  bie  Ouerarme  niept  at3  folcpe,  ba  ipr  ©atietbaep 
parattel  gur  Slcpfe  beö  ßangpaufeS  läuft;  nur  im  Innern  maept  fiep  ipr  QuerpauS* 
eparafter  geltenb. 


80 


2>ie  gotippen  ^irtpen. 


23itb  12.  *Dtariä  §immelfaprt3ttrc£)e. 
©runbrifs. 


33afen.  3pr  Kapital  ift  im  ©inne 
ber  toäfanifepen  Orbnung  ge= 
bitbet  unb  mit  barocfen  , be= 
fcptägeartigen  ©tuifornamenten 
üeqiert,  aber  mit  aeptfeiiiger, 
Don  einem  ©imäteiftcpen  be= 
frönter  SDedfptatte  oerfepen,  bie 
in  ber  Dritte  ber  ©eiten  einen 
in  ©tuet  au^gefüprten  Enget§= 
topf  im  Söecpfet  mit  einer 
©tuefrofette  aufmeift. 

£)ie  ©epeibbogen,  metepe  fid) 
über  ber  SDecfptatte  ber  ©äuten 
erpeben,  paben  eine  au§  gafen, 
tiefer,  meiter  $epte,  fräftigem 
Söutft  unb  breiter  Seifte  be= 
ftepenbe  Profilierung  oon  fepr 
energifeper  SBirfung.  Über  ben 
©epenfetn  finb  fie , mopt  in 
Erinnerung  an  ba§  epematige 
$rabbenmerf,  mit  berben,  an 
$norpetornament  ftreifenben 
©tuctoeqierungen  befetü,  eine 
reept  eigenartige  3)eforation,  bie 
niept  biete  Eegenftücfe  paben 
biirfte ; über  bem  ©epeitet 


tragen  fie  eine  2trt  bon  $artufcpe,  eine  Ütemini^ens  an  bie  tou^btume. 

£)ie  ©üb=  unb  ^orbemporen  finb  ben  ©eitenfipiffen  eingebaut,  mie  ju 
9!M§peim,  unb  niept,  mie  gu  fünfter  unb  ^obten^,  über  ipnen  angebracht, 
©ie  merben  bon  gebrüeften  ©pipbogen  getragen,  metepe  etma  in  patber 
£öpe  -poifepen  bie  ©äuten  eingefpannt  finb  unb,  obfepon  etma§  fcpmöter 
al§  bie  ©epeibbogen,  bodp  in  gteieper  Steife  profitiert  finb.  Me  33ogen 
um^iept  ein  fernerer  2Butft,  ber  batb  in  gebrocpene§  ©tabmerf  aufgetöft 
ift  unb  bann  an  romanifepe  33itbungen  erinnert,  batb  mit  ftaffifepem 
23lattmerf  ummunben  ober  befept  erfepeint.  Über  bem  S3ogenf(peitet  ge= 
maprt  man  eine  $artufcpe,  bie  ein  auf  ÜJtaria  pinbeutenbe§  ©pmbot  ent* 
pätt:  ba§  $Iiep  Eebeon§,  bie  Jafobsteiter,  ben  SLurm  SDat)ib§,  ba3  Eotbene 


296 


6.  Sie  Sdtariä  £>immelfaprt3tirtpe  gu  $ötn. 


81 


§a u§,  bie  5Ircpe  be3  SunbeS  u.  a.  Sie  Qmidet  ber  Emporenarfaben 
merben  burdj  lebhaft  betoegte  Engetfiguren  auggefüdt.  Siefelben  fipen 
auf  bem  bie  Sogen  umrapmenben  S3utft,  faden  burd)  üppigen,  flatternben 
§aarmucp3  auf  unb  geigen  bie  größte  SDlannigfattigfeit  unb  einen  über* 
rafipenben  2£ecpfet  in  Btedung  unb  Eeften.  ^irgenb§  bie  gleid&e  Spaltung 
ber  9Irme,  ber  Seine,  ber  §änbe,  be§  Oberförperä,  be§  Hopfet.  §äp= 
tidje  Übertreibungen  in  ben  Semegungen  finb  glüd lieb  bermieben.  Me 
giguren  finb  tro|  be3  2eben§,  ba»  in  ipnen  gum  $tu£brud  tommt,  recht 
ebel,  manche  überrafepenb  bortrefftiepe  Arbeiten.  SQßuIfte,  $artuf(pen  unb 
<$ngel  finb  in  Mtftud  auSgefüprt. 

§art  über  ben  Emporenarfaben  giept  fiep  bon  (Baute  gu  Baute  ein 
teid)te§  Eebälf.  Bein  grie§  ift  glatt,  feine  Sedptatte  mit  einem  $arnie§ 
profitiert  unb  an  ber  oberen  Plante  &bgerunbet.  Sie  über  bem  ©ebälf 
gmifepen  bie  Bauten  eingefügten  Emporenbriiftungen  beftepen  au$  fpät* 
gotifdjem  dftapmerf,  ba§  über  bem  Bcpeitet  ber  Emporenarfaben  burep 
einen  breiten  ^foften  gefällig  unterbrochen  mirb.  Ser  ^3foften  ift  mit 
einer  dttufcpetnifCpe  au§geftattet,  metipe  über  potpgonater  ^onfote  eine 
au§  ^atfftud  gearbeitete  Btatuette  (Zeitige)  birgt,  iduffadenb  ift,  bap 
bie  Empore  im  testen  3ocp  be§  rechten  dtebenfd)iffe§  über  bie  gftuept* 
tinie  ber  Emporen  ber  anbern  3ocpe  ein  menig  borfpringt,  äpnticp  mie 
in  ber  9ütot§peimer  Kirche  bie  Emparen  über  ber  Sorpade  unb  ber 
biefer  gegenübertiegenben  Batriftei.  3n  ber  Kötner  $ircpe  erttärt  fiep 
bie  Einrichtung  burep  ben  llmftanb,  bap  eben  jener  Seit  ber  Eaterien 
at§  Oratorium  ober  £oge  für  ben  ^urfiirften  bienen  fodte,  menn  berfetbe 
bei  feiner  5Inmefenpeit  gu  $ötn  bem  EotteSbienfi  in  ber  ^odegsfirepe  bei* 
mopnen  mürbe1. 

Sie  Skftempore  rupt  auf  brei  Slunbbogen,  in  ber  $ircpe  eine  fettene 
Erfcpeinung.  Btüpen  biefer  Sogen  bienen  leiepte  io§fanifcpe  Bauten, 
beren  $apitäl  in  ber  9lrt  ber  Bcpipfäutenlapitäte  mit  barodem  Btud* 
Ornament  befteibet  ift,  botp  fipen  bie  Sogen  ni(pt  unmittetbar  auf  ben 
Kapitalen  biefer  Bauten;  fie  finb  bietmepr  gmifepen  bierfeitige  ^feiterftüde 
eingefpannt,  metepe  fi<p  über  ben  Kapitalen  erpeben.  3n  Segug  auf  bie 


1 Gelenii  Aeg.  De  admiranda  sacra  et  civili  magnitudine  Coloniae  507  : 
Inter  sacella  chori  pensilis  eminet,  quod  s.  Huberto  est  destinatum,  utpote 
Principis  usibus,  cum  is  in  aula  coloniensi  versatur.  2In  ben  tRftiun  fcplop  fitp 
red)t3  ein  Einbau  mit  einem  2lltar  be3  pl.  £>ubertu3  an,  baper  and)  ber  fftaum 
jelbft  sacellum  s.  Huberti  pte^. 

Söraun,  ®ie  beutfdjen  ^eptttettf treten.  1,  — ^97 — 6 


82 


Sie  gotifdjen  $irdjen. 


Umrapmung  unb  bie  ©dpeitetbergierung  ber  23ogen,  bie  giittung  ber  23ogen= 
gtoidet  ufm.  bietet  bie  gront  ber  333eftempore  gang  ba§  gleite  33ilb  toic 
bie  ber  @eitenemporen. 

$a§  tepte  3ocp  ber  ©eitenfdpiffe  ift  Don  einem  gtoeigefcpoffigen  Einbau 
begleitet,  meiner  unten  nach  ben  ©eitenfcpiffen,  oben  nacp  ben  Emporen 
gu  offen  fiept  unb  pier  rnie  bort  eine  Kapelle  bitbet.  2inf§  befinbet  fiep 
unten  bie  3gnatiu§=,  oben  bie  5tdpatiu§iapette,  re<pt§  unten  bie  grang 
#aber=,  oben  Oie  §)ubertu§fapette.  3)e n beiben  tepten  3odjen  be§  Sftittet* 
fdjiffeS  finb  beiberfeitS  bie  fcpon  ermähnten  Querorme  angefügt ; fie  paben 
quabratifepen  ©runbrip  unb  fiepen  mit  bem  TOttetraum  burcp  eine  meite, 
bi§  gur  ©cpeitetpöpe  ber  Scpeibbogen  auffteigenbe  Sogenöffnung  in  23er» 

binbung,  bereu 
Reibungen  mit 
tiefen  Sepien 
unb  toeit  üor= 
tretenben,  batb 
fcpmäcperenbatb 
ftärleren  ©tä* 
ben  auf§  reiepfte 
profitiert  finb 
unb  feinet  25er= 
fiänbniS  für  eine 
mirfung^botte 
23erbinbung  go= 
iiftper  Profit» 

gtieber  befunben.  $>ie  ©täbe  enben  unten  auf  niebrigen  23afen,  bie  batb 
mit  2lfantpu§btättern,  batb  mit  Qidgadtinien,  bauten  ober  fonftigen  geo= 
metrifepen  ©ebitben  ornamentiert  unb  burdp  umgefeprten  $onfoten  äpnliepe 
SSotuten  boneinanber  gefcpieben  finb.  ®er  mittetpope  einftufige  @odet  ber 
23ogenteibungen  ifi  potpgonat 1.  2Iu(p  nacp  ben  2tbfeiten  gu  öffnen  fid)  bie 
$apetten  in  einem  popen  23ogen.  (£r  pat  bie  Breite  ber  9?ebettfcpiffe  unb 
geigt  biefetbe  reidpe  Profilierung  mie  bie  23ogenöffnung,  metcpe  bie  Duer* 
arme  mit  bem  OTttetfcpiff  öerbinbet.  3n  ber  §)öpe  ber  ßmporenbogen  ift 
gmifdpen  feine  Reibungen  eine  2lr!abe  eingebaut,  ©ie  trägt  bie  33rüftung, 


1 Ste  Seibungen  be§  Sriumppbogen§  geigen  bie  gteiipe  SSepanblung  tote  bie 
ber  (Singang3bogen  ber  Ouerbauten. 


298 


6.  ®ic  Sflariä  §immelfaprt3fir(pe  gu  Mn. 


83 


meldpe  bie  Emporen  nadp  ber  Kapelle  gu  abfdpliept,  unb  meift  ben  gleichen 
prunfbolleu  Detor  auf  mie  bie  ©mporenarlaben  im  SJtittelfdpiff : einen 
ornamentierten  SBulfi  al§  Umrahmung,  (Sngel  in  ben  Qmideln  unb  eine 
$artufcpe  im  ©Reitel. 

Stacp  Dften  ift  ben  beiben  Kapellen  ein  au§  bem  Sldptect  gebilbete§ 
(Spördpen  angefügt,  gu  bem  bier  ©tufen  pinauffüpren.  pat  biefelbe 
§öpe  mie  bie  Kapellen.  ©ein  @ingang»bogen  ift  analog  bem  ipm  gegen* 
überliegenben,  bie  Kapellen  mit  ben  Slbfeiten  berbinbenben  33ogen  profiliert. 
$om  ©por  au§  gept  eine  Dür  in  bie  ßpördpen. 

Der  ßpor  beftept  au3  brei  Soeben  unb  breifeitigem  ßporpaupt,  ba» 
auch  pier  mie  gu  SJtol§peim  au»  brei  ©eiten  eine§  ©edp§ect§  gebilbet  ift. 

©ebr  bemerfensmert  finb  bie  (Semölbe  ber  $ircpe.  Da§  2angpau§, 
ber  (Spor,  bie  Kapellen  unb  beren  (Spörcpen  befipen  ©terngemölbe  reidpfter 
Slrt.  Da§  Stippennep,  mit  bem  fie  überfpannt  finb,  tonnte  taum 
bidpter  fein.  Die  Stippen  finb  mit  boppelter,  flacper  $eple  profiliert  unb 
alle  bon  gleicher  ©tärfe.  Da,  mo  fie  cinanber  überfdpneiben  ober  gu* 
famntenftopen,  finb  runbe  ©cplupfteine  einge[d)altet,  bie  mit  einem  ©tern 
gefdpmüctt  finb.  Sin  ben  2Bänben  fipen  bie  Stippen  auf  fleinen  ^Barocf* 
tonfolen,  bon  benen  eine  mächtige  Draube  perabpängt.  3m  Guerfcpnitt 
geigen  bie  ©emölbe  einen  gebrüeften  ©pipbogen. 

Die  (Sinbedfung  ber  ©eitenfepiffe  beftept  au»  einfacheren  Stepgemölben. 
Breite,  nach  Slrt  ber  ©epeibbogen  geglieberte  Quergurte  fdpeiben  pier  bie 
eingelnen  (Semölbejocpe  boneinanber.  33eadptung  berbient,  bap  bie  SBülfte 
unb  pättepen  ber  Quergurtenprofile  in  ber  ©pipe  be3  33ogen3  einanber 
überfepneiben.  Die  Stippen  finb  bimförmig  geftaltet.  ©cplupfteine  finben 
fiep  nur  im  ©dpettel  ber  (Bemölbe.  Sin  ben  anbern  fünften  Übertreugen 
fiep  bie  Stippen  in  ber  Söeife  bon  SSaltentöpfen,  eine  (Srfdpeinung,  bie  un§ 
fdpon  bei  ben  (Bemölben  ber  SJtolSpeimer  ^oflegsfirdpe  begegnete.  Quer* 
gurte  unb  Stippen  fipen  nadp  bem  SJtittelfcpiff  gu  auf  ben  Dedtplatten  ber 
©cpiff§fäulen,  an  ber  2Banb  auf  breiten,  nadp  bem  SSorbilb  ber  ©äulen* 
tapitäle  profilierten  unb  ornamentierten  $raggefimfen. 

Die  ©emölbe  unter  ben  Emporen  ber  Slbfeiten  finb  bon  gleicher  Gilbung 
mie  bie  ber  ©eitenfepiffe,  bodp  um  burepgepenbe  Diagonalrippen  unb  um 
©cplupfteine  an  allen  $reugung§punften  bereidpert.  Sludp  finb  bie  Quer* 
gurte  leichter  unb  fdpmäler.  Die  mittleren  ©cplupfteine  finb  abmedpfelnb 
mit  ben  Stamen  3ßfu  unb  SJtaria  gefepmüeft,  bie  anbern  mit  einem  ©tern. 

Die  (Semölbe  unter  ber  SBeftempore  finb  ben  ©eitenfdpiffgemölben  gleich 

6* 


299 


84 


Sie  goiifdjen  ßirdjen. 


Sie  3gnötiuS=,  bte  granj  #aber=,  bie  21d)atiuS=  unb  bie  |)ubertuStapeIte 
haben  fchliöhte  ^reu^gemötbe. 

Sie  (S^orgetüölbe  mären  mit  giertichem,  fpäigotifcf)em  Mnfenmerf  ge= 
fdjmücft,  bern  in  ben  (Bemötbefappen  beS  ©horpaupteS  Ginget  eingefügt 
maren.  Sie  Blatereien  mürben  in  jüngfter  Qeit  bei  ber  9fteftauration  ber 
Kirche  mieber  anfgefunben  unb  aufgefrifcht.  233er  fie  ausführte,  ift  nid^t 
feftjufteHen.  9Jtan  1 hat  fie  als  baS  233ert  beS  SaienbruberS  Effenberg  be= 
zeichnet,  eines  gebornen  Kölners,  ber  am  10.  Oftober  1625  in  bie  ©e= 
feflfchaft  3efu  eintrat  unb  am  22.  Sanuar  1672  ftarb,  mei(  es  im  9tefrotog 
Don  ihm  heipt:  Pictor  in  exprimendis  floribus  non  vulgaris.  Mein 
biefe  233orte  merben  moht  am  beften  im  Sinne  ber  Segherfchen  Btumen* 
inalerei  berftanben  b 

Qahtreidh  finb  bie  genfter  ber  Kirche.  Ser  ©tpr  hat  beren  }eä)S.  Sehr 
ho$  unb  breiteilig  ergießen  biefelben  eine  güfle  non  Sicht  in  ben  Munt. 
Sie  Seitentapeflen  merben  bon  einem  etmaS  niebrigeren,  bafür  aber  bier= 
teitigen  genfter  erhellt.  3hr  ^horchen  befipt  ein  hahe§  gmeiteitigeS  genfter, 
baS  in  ber  äußeren  Schrägfeite  angebracht  ift.  Sie  gaffabe  hat  im  TOtteb 
fetb  ein  mächtiges  fechSteitigeS,  in  ben  Seitenpartien  je-jmei  gmeigeteitte 
genfter,  eines  für  bie  Emporen,  baS  anbere  für  ben  Mum  unter  ben 
Emporen.  Sie  §ochmanb  meift  18  gmeiteitige  genfter  auf.  Sie  finb 
niebrig,  führen  aber  immerhin  bem  ^ochgaben  fo  biel  Sicht  -pt,  bap  ber 
Reichtum  unb  baS  Seben  feiner  Sterngemölbe  genügenb  jur  (Rettung  tommen 
fann.  Sie  Mbenfdjiffe  haben  gmei  genfterreihen,  im  ganzen  jeboch  nur 
18  genfter,  ba  einige  Soche  megen  ber  anftopenben  Sreppenhäufer 
fenftertoS  finb.  Sie  genfter  finb  non  mittlerer  f)öhe  unb  ^meiteitig.  Sie 
Beleuchtung  beS  SanghaufeS  ift  etmaS  gebämpft.  Um  fo  energifcher  mirft 
baher  bie  ben  @hor  f°  mächtig  burcbftutenbe  Sichtfülle,  metche  ben  Btid 
beS  in  bie  Kirche  (Sintretenben  unmiHfürtidh  gefangen  nimmt  unb  faft  mit 
Mgemalt  hinauf  §ur  Stätte  gieht,  mo  auf  bem  Hochaltar  baS  Mer* 
heiligfte  thront. 

SaS  Blapmert  ber  genfter  ift,  mie  übrigens  faum  gefagt  gu  merben 
brauste,  fpätgoiifchen  ßparafterS  unb  jurn  Seit  fchon  recht  miUfürlid). 
immerhin  gibt  es  noch  manche  genfter  mit  ungemöhntich  ebetn  9J?apmerf= 


1 SSon  SBruber  Stfjenberg  mögen  bie  smei  frönen  ^ßtumenfiüdfe  herrühren,  bie 
in  ber  9Jtuttexgotte§fapeüe  in  $Ttifd)en  ber  Sftarmoxbetleibung  angebxacbt  finb  unb, 
menngleich  irrtümlich,  at3  Segherfche  Arbeiten  beäeidjnet  merben. 


300 


6.  3>ie  SÜtartä  ^intmelfahttSfixdje  31t  $öln.  85 

füöungen , fo  im  ©hör  unb  in  ben  ©eitenfapetlen.  Namentlich  aber 
zeichnet  fic^  baS  große  fed)Steilige  2Beftfenfter,  baS  burcp  eine  golge  einanber 
freu^enber  ©felsrüden  ^origontal  in  jroei  Hälften  gerieben  toirb,  burcß 
reiche»,  trefflich  entmidelteS  ÜRaßmert  aus.  TaS  ÜRaßmerf  ber  Kölner 
$irdje  jeigt  unberfennbare  SSermanbtfchaft  mit  bem  ber  $otlegSfirche  ju 
NtolSheim,  bocp  ift  es  etrnaS  einfacher,  meil  bie  genfter  ein  niebrigereS 
23ogenfelb  haben  als  ju  DNolSheim.  Tie  ^ßfoften  unb  baS  Dalmer!  finb 
mit  tiefer  $eljle  profitiert. 

Tie  Nußenleibungett  ber  genfter  finb  allenthalben  gan.3  glatt  unb 
fdjmudloS,  ausgenommen  bei  ben  gaffabenfenftern , rno  bie  kanten  in 
©täbe  unb  fehlen  aufgetöft  finb.  Tie  gnnenteibungen  finb  überall,  im 
©hör  toie  in  ben  NebenfapeHen,  im  Sanghaufe  tbie  an  ber  gaffabe,  burdj 
Seifienroerf  mit  paarmeife  nebeneinanber  angebrachten,  oblongen,  an  ben 
©nben  abgerunbeten  gelbem  negiert,  jtüifdhen  melche  große  ©Reiben  mit 
bem  tarnen  3efu'  bem  keimen  ÜRariä  ober  einem  ©ngelsfopf  eingefdjaltet 
finb,  eine  ftart  an  tpofjpannelierung  erinnernbe  Teforation.  Tort,  mo  baS 
23ogenfelb  ber  genfter  beginnt,  jie^t  fidj  ein  leichtes  ®efitnS  quer  über 
bie  Reibungen  hin.  Ten  kanten  ber  Reibungen  ift  in  beftimmten  5lb* 
[tauben  fnorpeligeS  93olutenmerf  angefeßt,  rnoju  bei  mannen  genftern  auch 
noch  unterhalb  ber  53ant  berbe  SSarodüerjierungen  fommen.  OTeS  Crna= 
ment  ber  genfterteibungen  ift  in  6tud  auSgeftthrt. 

brillant  ift  ber  ©tudfchmud  ber  Triumphbogenmanb.  Tie  ©chenfel 
umrahmt  ein  bon  33lattmerf  gebilbeter  2öulft.  3m  23ogenfcheitel  prangt, 
bon  mächtigem  ©trahlenfrang  umgeben,  ber  Name  3du-  $ie  ^Öanbfläcpe 
über  ben  23ogenfcbenfeln  enthält  in  ihrem  oberen  Teile  ^mei  lebensgroße, 
ftart  bemegte  ©ngelfiguren,  im  unteren  Sßarodboluten  unb  fonftigeS  23arod> 
Ornament.  Tie  Teforation  beS  Triumphbogens  bietet  in  ihren  ©injel* 
heilen  manchen  Einlaß  $u  begrünbeter  $ritif,  in  ihrer  ©efamtheit  aber 
mirft  fie  als  ginale  ber  Ornamentation  ber  ©cheibbogen,  als  Überleitung 
öon  ben  höhnen  ©emölben  beS  NtittelfchiffeS  ju  ben  etmaS  nieberen  beS 
(Shores  unb  als  SSorfpiel  jurn  mächtigen,  bis  an  baS  ©temölbe  fich  auf= 
türmenben  baroden  Hochaltar  bortrefflich. 

Tie  ©toänbe  unb  ber  gerabe  ©turj  ber  Türen,  tnelche  aus  ben  Nb= 
feiten  in  bie  Treppenhäufer  führen,  finb  in  fpätgotifcher  SBeife  mit  ©täben 
gegliebert,  bie  bon  fleinen  ©odeln  auSgeßen  unb  in  ben  ©den  einanber 
überfchneiben.  Tie  beiben  großen  portale  im  ©hör,  welche  bie  §aupt= 
berbinbung  stoißhen  ©hör  unb  ©afriftei  bilben,  h«öen  prächtige , bem 


301 


86 


Oie  goiif^en  ^irdjen. 


frühen  18.  Söptpunbert  entftammenbe  DJiarmormanbungen  mit  reicp  orna= 
mentierter,  gefdjmeifter  23efrönung. 

Oie  Safrifieiräume  gruppieren  fiep  um  ben  ©por  perum.  hinter  bem 
|)od)altar  füprt  eine  niebrige  Oür  aus  bem  ©por  unmittelbar  in  bie 
mittlere  Abteilung  ber  Safriftei,  bie  baS  ©rbgefcpop  beS  hinter  bem  ©por 
fiep  erpebenben  OurmeS  einnimmt.  3n  ben  beiben  feitlitpen,  neben  bem 
feiten  unb  britten  ©porjocp  gelegenen  Safrifteiräumen  , Von  beneit  ber 
gur  Sinfen  übrigens  faum  etmaS  mepr  als  ein  (Sang  ift,  finb  in  ber  ©por= 
mauer  tiefe  Aifcpen  angebracht,  aus  benen  Ooppelfenfter  einen  AuSblid 
auf  ben  Hochaltar  gemäpren.  Oie  Reibungen  unb  ber  Sturg  biefer  genfier 
geigen  fpätgotifdje  Profilierung,  ipre  Umrapmung  an  ber  ©pormanb  ift 
bagegen  gang  unb  gar  barocf. 

©ingebedt  ift  bie  Safriftei  in  allen  ipren  Abteilungen  mit  einfachen 
fpipbogigen  Aippengemölben.  Oer  Aaum  gur  Sinfen  beS  Turmes,  ber 
größte  non  allen,  ift  vierteilig  unb  mit  einem  fcplanfen,  acptfeitigen  9D^ittel= 
Pfeiler  nerfepen,  Von  bem  bie  (Surten  unb  Aippen  feiner  vier  ^reuggemölbe 
auSgepen. 

3m  Äußern  ber  ®ircpe  nimmt  Vor  allem  bie  gaffabe  unfere  Auf* 
merffamfeit  in  Anfprucp.  Sie  ift  ein  merfmürbigeS  (Semifdp  non  trabitio= 
nettem  Spftem  unb  baroden  gormen.  Oie  Strebepfeiler  finb  in  flaffifcpe 
pilafter  umgebilbet,  in  borifcpe  beim  Untergeicpop,  in  ionifcpe  beim  Sidjt« 
gabengefcpop.  Oie  23ruftgefimfe  paben  fi(p  in  popeS,  über  ben  pilafiern 
nerfröpfteS  (Sebälf  nermanbelt.  Oie  gialen  pat  man  burdp  ObeliSfen 
erfept,  melcpe  unten  mit  Seiften,  Scprniegen  unb  ©ingiepungen  porigontal 
gegliebert  mürben.  Oer  (Siebei  ber  gaffabe  erpielt  nacp  innen  gefrümmte 
Seiten  unb  mürbe  mit  einer  baroden  Äbitula  auSgeftattet,  in  beren 
Aifcpe  eine  Statue  ber  (SotteSmutter  piap  fanb.  AIS  23efrönung  fepte 
man  ipm  ein  niebrigeS  Opmpanon  auf,  non  beffen  ©den  ebenfalls  ObeliSfen 
auffteigen,  mäprenb  in  ber  SJtitte  über  einem  mit  Voluten  abgeftüpten 
Sodel  ein  $reug  emporragt.  Oie  (Siebei  ber  Seitenfepiffe  geigen  nad) 
aupen  gefrümmte  Hmriffe.  3pre  Abbedplatte  pat  ein  pfeubo  = gotif(peS 
Profil.  Oben  gepen  fie  mit  §)ilfe  einer  ©infcpmiegung  in  einen  fepräg 
abgebatpten  Strebepfeiler  über. 

Oie  brei  portale  ber  gaffabe  finb  auSgefprocpene  23arodarbeiten.  OaS 
^auptportal  ift  eine  mucptige  Anlage.  OaS  (Sebälf,  non  bem  eS  über= 
ragt  mirb,  rupt  beiberfeits  auf  gmei,  in  iprem  unteren  Orittel  mit  meicp= 
lappigem  AfantpuS  befepten  forintpifcpen  Säulen,  gmifcpen  benen  fiep  eine 


302 


6.  5)ie  Sttctriä  ^immelfahrtSfirche  gu  $öln.  87 

fftifche  mit  ben  Statuen  ber  fytt.  SguatiuS  unb  gran$  £aber  befinbet.  3n 
ben  Qmideln  jmifchen  bem  ^ortalbogen  unb  bem  ©ebälf  fe^en  mir  Engels= 
figuren,  mie  fie  uns  an  ben  Emporenarfaben  ber  Kirche  begegneten,  im 
Vogenfcpeitel  eine  ^artufche  mit  bem  tarnen  Sefu,  oben  auf  bem  ©ebälf 
aber  als  befrönenben  ^Ibfcplup  baS  bon  Sömen  gehaltene  baprifcpe  2Bappen 
mit  bem  ^er^ogShut  barüber,  eine  Erinnerung  an  §ergog  9J?ö£,  beffen 
Freigebigkeit  ja  bornehmlich  ber  Vau  feine  Entftehung  berbantt.  Oie 
Seitenbortale  finb  fe§r  einfad),  gigurenmerf  fet;tt  ihnen  boHfiänbig.  OaS 
Eebälf  mirb  bei  ihnen  nur  bon  gmei  forinthifcpen  Säulen  getragen.  Um 
ihnen  eine  größere  |>ö'henentmidlung  unb  einen  gefälligen  9lbf<hlup  §u 
geben,  h<*t  2ßamfer  auf  geiftreiche  SOeife  bie  über  ihnen  befinblichen  2fb= 
feitenfenfter  in  bie  ^ortalanlage  hineinge^ogen,  inbem  er  biefelben  mit  einer 
äbifulaartigen,  h^rt  über  bem  Eebälf  beS  ^ortals  beginnenben  Umrahmung 
berfah.  genfler  unb  ^ortalbau  mürben  auf  biefe  SOÖeife  für  baS  2luge 
p einem  organifchen  (Sanken  bereinigt. 

Oie  genfler  finb  bie  einigen  nennenSmerten  gotifcfeen  Elemente  ber 
gaffabe,  hoch  mürben  felbft  fie  menigftenS  infofern  bem  neuen  Stil  an= 
gebaut,  als  fie  eine  flache,  mit  gebrochenen  Seiften  befepte  Varodeinfaffung 
befamen.  3m  Sicptgabengefcpop  ift  bie  2Banb  511  beiben  Seiten  beS  großen 
TOttelfenfterS  mit  einer  Tcifdje  gefd)miidt,  meldje  eine  Engelftatue  enthält 
unb  eine  runbbogige,  im  Scheitel  bon  einer  $ugel  bekrönte  Umrahmung  hat. 

Seitlich  mirb  bie  gaffabe  bon  ^raei  türmen  begrenzt,  bie  mit  ihrem 
9J?auermerf  bis  etraa  gum  ^ran^gefimfe  beS  Caches  reichen  unb  in  §mei 
Orittel  ihrer  £)öhe  burch  ein  gotifdjeS  VruftgefimS  in  einen  Roheren  Unter= 
bau  unb  einen  nieberen  ohne  Verjüngung  auffteigenben  Oberbau  gefchieben 
merben.  W\t  ber  Kirche,  an  bie  fie  nur  mit  einer  ihrer  Eden  anftopen, 
flehen  fie  in  feinem  organifchen  3ufömmer^anQ-  ihre  £)interfeite 
fchliegt  fich  ein  OreppenljauS  an,  baS  mit  bem  ^ircpeninnern  burdj  eine 
Oür  in  Verbinbung  fleht  unb  ben  Vufgang  5U  ben  Emporen  unb  ju  ben 
oberen  Surmgefch offen  bilbet.  Oer  biergefdjoffige  Unterbau  ber  Oürme 
hat  ungeteilte,  an  ben  kanten  fchmach  abgefafie  SHunbbogenfenfler , bie 
beiben  Eefdjoffe  beS  frei  emporragenben  Oberbaues  aber  befipen  Verkoppelte 
Sftunbbogenfenfler , bereu  Mittel*  unb  Seitenpfoflen  ein  §albfäulchen  mit 
keilförmigem  $apitäl  borgelegt  ift.  Oie  genfler  beiber  Eefcpoffe  befinbett 
fich  in  gemeinfchaftlicher  Vlenbe,  bie  mit  einem  Sftunbbogen  enbet.  Sftach 
ben  Eden  ju  finb  bie  Seiten  beS  Oberbaues  mit  Sifenen  befept,  gmifchen 
bie  unterhalb  beS  ^ranggefimfeS  ein  sJtunbbogenfrieS  eingefügt  ift.  Oie 


603 


88 


Oie  gotifdjen  Ätrd§cn. 


Oürme  Ijaben  ein  auSgefprodjen  romanifdjeS  ©epräge  unb  erfdjeinen  tüte 
förmliche  Anachronismen.  Namentlich  erroecft  ihr  Oberbau  ben  beffimmten 
©inbrud,  als  ob  für  lfm  einer  ber  ^aplreidjen  romanifcben  Oütme  bor» 
bitbtidj  gemefen  fei,  an  benen  nod)  jept  baS  ©tabtbitb  bon  $ötn  fo  reich 
ift.  Oie  Sebacpung  ber  gaffabentürme  befielt  aus  einem  bierfeitigen  ge= 
fchmeiften  2öatmbach  nnb  einer  ebenfalls  bierfeitigen,  mit  meiner  §aube 
abfchtiepenben  Saterne,  bereu  ©eiten  fidj  aus  fe  jmei  benaften  Nunbbogen» 
arfaben  gufammenfepen. 

OaS  ©pftem  ber  Sangfeiten  bietet  menig  bemerten.  Oie  §ochgaben= 
manb  ift  niebrig  unb  aller  23erftrebungen  bar.  Oie  Abfetten  befipen 
träftige  ©trebepfeiter , bie  ficb  gmeimat  berfüngen,  baS  erfte  9JM  in  ber 
£)ölje  ber  genfterbanf  ber  unteren  genfierreibe,  mo  ficb)  baS  unter  tepterer 
berlaufenbe  ©efimS  um  bie  Pfeiler  bertröpft,  baS  anbere  NM  in  berjenigen 
ber  genfterbanf  ber  oberen  IRei^e.  Oie  Oedptaite  ber  ©treben  ift  leicht 
nad)  innen  gefrümmt.  Oie  ©trebepfeiter  ber  ©eitentapeden  unb  beS  (Stores 
geigen  gan^  biefelbe  23ehanb(ung  mie  bie  ©treben  ber  Sangfeiten.  Oie 
©eitentapeden  unb  bie  beiben  lepten  3od)e  ber  Nebenfdjiffe  haben  im  Unter» 
fcbieb  bon  ben  borberen  Soeben  ber  Abfeiten,  metd)e  mit  einem  niebrigen 
^ultbadj  bebedt  finb,  ein  paradet  jutn  ^auptbad)  laufenbeS  ©attetbad). 
Oem  bortepten  3odj  beiber  Abfeiten  ift  ein  gmeite»  OreppenpauS  angebaut, 
beffen  Oreppe  auper  ^u  ben  ©mporen  aud)  ju  ben  Oacpräumen  führt  unb 
fomoht  bon  aupen  mie  bon  ber  ^ir(be  aus  einen  3uSang  hai- 

©ine  impofante  ©Meinung  ift  ber  §auptturm  ber  $ird)e  hinter  bem 
©horhaupt.  ©r  beftebt  aus  einem  bis  ^um  ^ranggefimfe  beS  ^irdjenbacheS 
reidjenben  bierfeitigen  Unterbau,  einem  gteidjfadS  bierfeitigen,  bom  Unterbau 
burdj  eine  gortfepung  beS  ^ranjgefimfeS  gefepiebenen  Oberbau,  einem 
aebifeitigen  Oambour  unb  ber  adjtfeitigen  kuppet.  Oer  Unterbau 

ift  faft  gang  einem  fyofyn  breigefdjoffigen  DuerpauS  eingebaut.  3m 
©rbgefdjop  biefeS  DuerpaufeS  befinben  fiep  ©atrifteirüume;  bie  Näume 
beS  feiten,  baS  mie  baS  ©rbgefdjop  mit  gotifdjen  Aippengemölben  ber» 
fehen  ift,  fcheinen  früher  teils  als  fjauSfapede  teils  ats  ©dpaptammer 
gebient  ^u  höben,  ©ie  finb  in  ben  Wappen  ber  ©emötbe  mit  fdpönem, 
fpötgoiifdjem  Nanfenmerf,  mie  mir  eS  in  ben  ©porgemötben  ber  $irdje 
antrafen,  bemalt.  OaS  britte  ©efdjop  mirb  ju  häuslichen  Qmeden  benupt 
morben  fein.  OaS  aus  bem  OuerhauS  perauSragenbe  ©tüd  beS  Unter» 
baueS  mirb  nad)  Often  burdj  jmei  grope,  runbbogige,  bon  Sifenen  ein» 
gefdjtoffene  Ntauerbtenben  belebt. 


304 


6.  Oie  $0tariä  £>immelfahrtSfiribe  gu  &öln.  89 

23eim  Oberbau  finbert  fidj  bie  Sßlenben  mit  ben  fie  begfeitenben  Öifenen 
an  aßen  hier  ©eiten.  Oie  Oifenen  finb  oben  burcb  einen  ^Runbbogenfrie§ 
berbunben,  im  oberen  Oeil  jeher  -föanbblenbe  aber  gemährt  man  ein  auS 
gmei  berfoppelten  Aunbbogen  gebilbeteS  ©dhaßfenfter  bon  ber  Art  ber 
genfter  in  ben  beiben  oberen  ©efdjoffen  ber  gaffabentürme.  OaS  $rang= 
gefimS  beS  Oberbaues  ift  eine  TOfdjung  bon  Aomanifcp  unb  53arodf.  Oie 
23aluftrabe  ber  ©alerie,  melcfje  ben  aus  ber  Plattform  beS  Oberbaues 
auffteigenben  ad^tfeitigen  Oambour  umgieht,  befielt  au»  runben,  !anbelaber= 
förmigen  ©äulchen  unb  ift  ein  reines  23arodmerf,  mährenb  fie  auf  ber 
1625  in  ©a$en  beS  OurmeS  bon  P.  ©oberen  nach  Aom  gefanbten  ©figge 
Oftaßmerf  nach  Art  ber  Emporenbtüfiungen  im  Innern  ber  Kirche  auf* 
meift.  Es  fdjeint  faft,  als  ob  bie  jepige  SBaluftrabe  nicht  urfprünglich, 
fonbern  baS  SCöerf  einer  fpäteren  Aeffauration  fei.  Oie  2BanbfIäcben  beS 
Oambour  geigen  eine  romanifdje  93ehanblung  mittels  Sifenen  unb  Aunb= 
bogenfriefen;  bie  acptfeitige  kuppet  ift  an  ihren  kanten  mit  gierigen 
fpätgotifchen  Krabben  befept  unb  mäcpft  in  eine  bon  ungeteilten,  benaften 
©pipbogenartaben  gebitbete  Öaterne  aus,  meld)e  mit  einem 
abfdjließt.  Auch  am  §auptturm  treten,  mie  aus  bem  ©efagten  erhellt, 
auffaßenb  ftarf  romanifcbe  Erinnerungen  auf,  mährenb  bie  ©otif  nur  am 
Ouerbau  beS  Unterbaues,  bei  ben  Krabben  ber  kuppet  unb  ben  33ogen= 
Öffnungen  ber  Saterne,  ber  33aro<f  aber  allein  bei  bem  $ranggefimfe,  ber 
©aleriebrüfiung  unb  bem  Oadj  ber  Öaterne  gur  ©eltung  fommt. 

9JUt  ber  ©orge  für  bie  3nnenauSftattung  ber  Kirche  begann  man 
bereits  1624.  Oenn  neun  ber  jept  berfcpmunbenen  Lobelie  gu  ben  ©tatuen 
ber  gmölf  Apoftel,  melcpe  SeremiaS  ©eipelbrun  für  bie  Kirche  anfertigte, 
trugen  bie  SahreSgapt  1624  \ Oie  Ausführung  ber  ©tatuen  muß  fidj 
aßerbingS  bis  ins  3ahr  1627  h^gegogen  hö^n,  ba  brei  Lobelie  bie 
3ahreSgaht  1627  aufmiejen.  Oie  fmupttätigfeit  in  33egug  auf  bie  Oefo= 
ration  beS  Snnern  unb  bie  53efd)öffung  beS  Mobiliars  fällt  in  bie  Qeit 
bon  1625  bis  1629,  atfo  bormiegenb  in  baS  Aeftorat  beS  P.  ©oSmin 
Aicfel  (1626 — 1629).  Oer  §ocpaltar,  ber  $reugaltar,  ber  9)tuttergotteS= 
altar,  ber  3ßnatiuS=  unb  grang  £aberaltar  mürben  1628  aufgefteßt.  OaS 
Mobiliar  ber  $irdhe  entflammt  ber  Aßerfftatt,  melche  bon  ben  patres,  bie 


1 @ie  ttmren  nod)  in  ben  erften  Oegennten  beS  19.  ftahrljunberts  erhalten  unb 
befanben  fidj  barnals  im  Aefip  be§  ehemaligen  JlartäuferS  Engelbert  SDtarj;  (®.  $01  ar  j, 
®a§  größte  in  ber  2Belt  befannte  Gcmaißenfabinett  25  f). 


305 


90 


Sie  gotifdjen  $ir$ert. 


an  Sofien  fpaten  mollten  — in  insigni  commodo  nostro,  |ei|t  eS  in 
bet  Historia  Collegii  Coioniensis  ad  a.  1628  — in  bem  $oüeg  ein= 
gerietet  morben  mar  unb,  tüte  eS  fdeint,  bon  bem  Saienbruber  Valentin 
geleitet  mürbe. 

Salentin  Sol|  mar  ein  Düringer.  3m  3anuar  1591  geboren  unb 
bon  §aufe  aus  lut|erifd,  fonbertierte  er  gu  Äöln,  mo|in  i|n  fein  £)anb= 
merf  geführt  (;atief  unb  trat  bann  1618  in  bie  ©efeflfdaft  3efu  ein*  9tod 
■ftobi^e,  mar  er  fdon  im  Kölner  $oHeg  als  arcularius  tätig,  ($r  blieb 
bafelbft  bi»  ju  feinem  am  19.  5lpril  1654  erfolgten  Sobe;  nur  ein  3a|r, 
1645,  erfd&eint  er  bem  Süffelborfer  $oüeg  jugefdrieben.  Sruber  Sol| 
mirb  in  ben  Katalogen  ftetS  als  arcularius  aufgeffi|rt,  ausgenommen 
1639,  mo  er  aud  als  architectus  be^eidnet  mirb.  SaS  ©cbreiner|anb* 
merf  mar  fonad  feine  §au|tbefdäftigung,  bod  muf$  er  fid  gleidfaKS  als 
2lrd)iteft  auSge^eidnet  |aben.  Senn  aud  ber  *Mrolog  unb  ber  Seridt 
beS  P.  fmrn1,  melier  mit  Sruber  Sol|  jufammen  im  Kölner  Kolleg 
mar,  nennen  i|n  Slrditeft  (architectum  insignem,  vere  architectum, 
ingenio  suo  atque  industria  concertantibus  in  architectonica  ex- 
cellebat). 9tad  P.  §orn,  an  beffen  Angabe  $u  gmeifeln  mir  feinen 
®runb  |aben,  meil  berfelbe  bereits  1624  im  Kölner  Kolleg  mar,  unb 
gmar  als  Sontprebiger , alfo  in  me|r  als  gemö|nlidet  Stellung,  |ätte 
Sruber  Sol|  beim  Kölner  ^ircbenbau  fogar  „meiftenS"  ben  Arbeiten  unb 
Arbeitern  borgeftanben  (operis  atque  operariis  ut  plurimum  praefuit), 
Gemeint  finb  aber  mo|l  bie  gimmer*  unb  ©cbreinerarbeiten;  benn  bis 
1624  |atte  {ebenfalls  SGßamfer  bie  Leitung  beS  SaueS.  Seitbem  fönnte 
freilid  fe|r  mo|l  Sol|  bie  gan^e  tednifde  Sireftion  in  feiner  §anb  ge= 
|abt  |aben,  ba  eS  faft  fc|eint,  als  ob  Sßamfer  ($nbe  1623  bon  bem  Sau 
jurüdgetreten  fei.  Sicheres  lieg  fid  leiber  nidt  feftfieden.  Sie  Sdrift 
„(Skiftlide  unb  ©ottfeelige  Sruberfdaft"  ($öln  1670)  |ebt  |erbor,  bap 
Sol|  aud)  gu  Fladen,  Sonn,  Stünfter  unb  Stünftereifel  als  5lrditeft  ge= 
arbeitet  |abe,  jebod  jebenfadS  bon  fföltt  aus  unb  nur  borüberge|enb. 
SeSgleidjen  fpridt  biefelbe  bon  Altären,  bie  er  erbaut.  Ser  -ftefrolog 
aber  fagt,  bag  er  aud)  bon  benadbarten  2lbeligen  öfter  erbeten  morben 
fei.  3m  Kölner  Kolleg  ftammen  aller  Sk|rfdeinlidleit  nad  bon  Sruber 
Sol|  bie  glängenbe  ^affettenbede  unb  bie  elegante,  gefdjmadbode  2öanb= 


1 5lugeidinungen  über  ben  SSau  ber  3eluitenfird)e  (Kölner  ©tabtardjiö,  $e= 
fuiten  7). 


306 


6.  S>ie  SCTlariä  ^immelfahrtStirche  gu  $öln. 


91 


berfleibung  be§  SftefeftoriumS.  Oap  er  ein  tüchtiger  3eidmer  mar,  bezeugt 
ber  Surmaufrip  be§  Kölner  5Dome§  in  $rombach§  Historia  trium  regum, 
ber  nad)  einer  eigenhänbigen  5toti^  be§  $erfaffer§  bon  23oItf  ipanb  ^er* 
rührt1,  bie  erfle  in  berjüngtem  9)tahftab  angefertigte  51achbübung  be» 
Originalriffeg.  3n  bem  Katalog  beä  3a^re§  1649  mirb  ber  trüber  at§ 
prope  emeritus  bezeichnet.  ©in  Stobfeinb  aber  5)1  upe  unb  immer  be= 
fd^äftigt , mar  e§  bei  zunehmenbent  5Uter  fein  größtes  £eib,  nicht  mehr 
mirfen  ju  lönnen. 

Oie  2lrbeit§fräfte,  metche  in  ber  SBerfftätte  be§  $ot(eg§  befcpüftigt 
mürben,  tarnen  meifi  bon  au§märt§.  Oa§  SSorge^en  ber  3efuiten  mar 
nicht  nach  bem  Sinn  ber  Kötner  Scpreinerzunft.  Sie  erhob  baher  ©in= 
fprud)  gegen  basfetbe,  ba§  fie  al§  ben  Kölner  Satzungen  gumiber  begeid&nete ; 
ja  e§  märe  beinahe  ju  SLätlidjfeiten  gegen  bie  Seiten  getommen.  ©rft 
1628  liefe  bie  3unft  &on  ^ren  Seinbfeligteiten  ab,  nachbent  bie  Seiten 
fid)  um  Schutz  ihrer  Rechte  unb  ^ribitegien  an  ben  ©rzbifchof  unb  ben 
tRat  gemanbt  unb  h^r  bie  erbetene  §>itfe  gefunben  hatten2. 

5tn  5Jlobitiar  mar  bei  Sngebraudjnahme  ber  Kirche  bereite  borhanben: 
Oer  Hochaltar,  bie  Seitenaltäre,  bie  23eidjtfiühle  unterhalb  ber  ©rnporen 
unb  bie  33änfe  im  5)littelfd)iff  ber  Kirche.  5Ba§  noch  fehlte,  mürbe  inner* 
halb  ber  beiben  nächften  Oezennien  befdjafft.  Oie  Üleliquienbehälter  an 
ben  Söänben  be§  ©h°^§  muffen  halb  nach  1629  feriiggeftettt  morben 
fein,  ba  fie  fd)on  1629  begonnen  maren.  5Iu§  berfelben  $z\t  flammen 
auch  moht  bie  ftiliftifd)  böüig  gleichartigen  Üleliquienfchränfchen  an  ben 
SÖänben  ber  $reuz=,  ber  5Jlarien*,  ber  3gnatiu§=  unb  ber  granz  Xaber* 
tapeüe.  Oie  prächtige  Handel  mürbe  1634  errichtet.  «Sie  ift  eine  Stiftung 
be§  Ü^atgmitgliebeg  SBimmer.  3n  ben  3<*hren  1630 — 1645  entftanb  ber 
§ubertu§altar  in  bem  für  ben  ©qbifchof  beftimmten  Oratorium  ber  ©m= 
pore3,  bie  ^Betreibung  ber  Oratoriennifchen  im  linfen  Seitenflügel  ber 


1 501  er  Io,  ^ölnifhe  Zünftler  95. 

2 Hist.  Coli.  Col.  ad  a.  1628:  Arculariae  tribus  primores  aliquamdiu  pupu- 
gerat,  quod  in  insigni  commodo  nostro  ad  ligneam  templi  parandam  suppel- 
lectilem  extraneis  et  privatis  domi  nostrae  operariis  uteremur.  Itaque  cum 
auctoribus  non  contemnendis,  vi  etiam  prope  illata,  ius  nostrum  eversum  irent, 
partim  a Sermo  Archipraesule  moniti  consiliarii,  qui  nobis  patrocinarentur,  partim 
ornatissimus  senatus  auctoritate  sua  interposita  malevolos  hoc  demum  anno 
stiterunt. 

3 51ah  einer  früher  im  ©bntnafium  angebrachten  3nf<hrift  mürben  bie  oier 
Stltäre  auf  ben  (Smporen  1648  fonfefriert  (b.  9)1  er  in  g unb  tfteifhert,  S)ie 


307 


92 


Sie  gotxfcf)en  Äirdjen. 


©afriftei  (1637)  unb  bie  ©afrifieieinrichtung , barunter  ^met  ^räd^tigß 
©chränfe  mit  ber  3ötjrߧangabß  1635  unb  1638  unb  ßtne  Sßanb  (früher 
mopl  ebenfalls  ein  ©cbranf)  mit  bßm  Saturn  1640.  5Iu<h  biß  beibßn 
2Sßid)tfiüf)tß  in  bßn  ©eitenfapellen  fcheinen  fcbon  Kor  1645  fßttig  getnßfen 
$u  fein* 1. 

3b*en  Üflarmorbelag  ßr^ielt  biß  Kirche  Don  1651  bis  1658.  1651  mürbe 
ber  bem  Hochaltar  junäcbft  gelegene  Seit  beS  (Stores  beiplattet,  1652  bie 
SttuttergotteS«,  bie  3gnatiuS=  unb  auch  mobl  bie  granj  ^aberfapelle,  1653 
ber  übrige  (Sljor,  1657  bie  ^reu^tapefle  famt  bem  jmifcben  ihr  unb  ber 
9J?arienfapeIIe  liegenben  fftaum,  1658  ÖangbauS  unb  9lbfeiten.  Sie  foft* 
bare  9D?armorbetteibung  ber  2Bönbe  ber  fDtarienfapeHe  ift  baS  2Berf  ber 
Sa^re  1652  unb  1653.  Sie  fcbönen,  über  fcbmaqmarmorner  33alufirabe 
fi<Ö  erbebenben  ^öron^egitter , metcbe  bie  Kapellen  ber  btt.  SgnatiuS  unb 
granj  £aber  abfcbliejüen,  mürben  mabrfcbeinticb  ^ugleidb  mit  bereu  gujs« 
bobenbelag  ^ergeftedt,  b.  i.  1652.  SebenfattS  maren  fie  1655  fcbon  fertig, 
ba  fie  bereite  in  bem  33auberic^t  beS  P.  §orn  ermähnt  merben.  Sie  aus 
fchmar^em  Marmor  unb  bauchigen  SSron^ebocfett  beftepenben  ©cbranfen  ber 
$reus  unb  ÜJtuttergotteefapette  entftanben  nach  P.  £)orn  um  1653. 

Qum  Mobiliar  ber  Kirche  fam  in  ber  jmeiten  §ätfte  beS  17.  3abr= 
bunberts  nur  menig  mepr  bin^u,  ber  $<batiuSaltar,  ein  ©cbrant  in  ber 
©afrifiet  Dom  3^bre  1689  un^  bk  SSeicbtftüble  auf  ben  Emporen,  bon 
benen  bie  jur  Öinfen  1670,  bie  ^ur  Rechten  1671  bollenbet2  mürben. 
SaS  (Snbe  beS  17.  3o^r^unbert§  brachte  bie  febr  einfachen  fpätbarocfen 
51uffä|e  beS  ©cbuhengel=  unb  beS  2ö3alburgiSaltareS,  baS  18.  bie  beiben 
ferneren,  aber  brillant  ornamentierten  ©chränfe  an  ber  2Beftmanb  ber 
beiben  ©eitenfapellen  unb  bie  £mt§befteibung  ber  jmei  ©afrifteioratorien 
an  ber  ©übfeite  beS  ©boreS,  alles  Arbeiten  aus  bem  Anfang  beS  3abrs 


Jöifdjöfe  unb  ©r^bifcböfe  bon  $öln  I 475).  ©inen  Sluffap  aber  batte  barnalS  erft 
ber  tpufteriuSaltar  (G-elenii  Aeg.  De  admiranda  sacra  et  civili  magnitudine 
Coloniae  507). 

1 Sie  brei  größeren  ©locfen  ber  $iribe  mürben  1681  gegoffen.  ©ie  finb  be= 
fonberS  be§batb  berühmt,  meil  fie  aus  elf  Kanonen  gemalt  mürben,  bie  Siüt)  bei 
ber  Eroberung  SDlagbeburgS  erbeutet  unb  ^erjog  9Jta£  non  SSapern  ben  Kötner 
Sefuiten  für  ihre  ©loden  gefd^enft  batte.  Sen  ©ufj,  meldjer  im  ftäbtifben  ©ie§= 
bau§  üorgenommen  mürbe,  leitete  ber  SJlainser  ©lodengiefcer  3obatm  Deuter. 

2 ©trenggenommen  entftanb  bantalS  nur  bie  Sßanbbefteibung  ämifdjen  ben 
SSeicbtftüblen,  biefe  fetbft  (opera  et  arte  praestantes)  maren  nad)  ber  Hist.  Coli. 
Col.  ad  a.  1670  fcbon  ba.  ©ie  mögen  einige  Sejennien  früher  angefertigt  morben  fein. 


308 


6.  S)te  OJlariä  §immelfabrt§fir$e  p ßölrt. 


93 


§unbert§,  bann  bie  foftbare  ^ommunionbanf  (1723),  ba£  2Berf  be§  2aien= 
bruber§  bau  ber  ^a1,  bie  ÜJiarmorbefleibung  ber  2öänbe  ber  ^reu^= 
fapelle  (1733),  eine  9tad)bi(bung  be§  marmornen  2öanbf$mude§  ber 
9ttuttergotte£fapeüe,  unb  al§  te|te§  2Berf  ba§  Orgelgelpufe. 

Oa§  alte  Mobiliar  ber  $irdje  ift  nod)  fo  gut  mie  boflflänbig  0or= 
Rauben.  Oie  ©türme  ber  Seit,  bie  in  ben  $oKeg§fird)en  p fünfter, 
^oblenj  unb  2M§l)eim  fo  fdjlimm  gekauft  Ijaben,  unb  bie  puriftifd^en 
33eftrebungen  be§  19.  3a§r§unbertS  liefen  in  ber  Kölner  glüdtidjermeife 
bie  2tu§ftaitung  unberfe^rt.  Oiefelbe  gehört  auäfc&ließlid)  bem  23arod  an. 
Oa§  Ornament  folgt  bis  etma  pm  britten  Giertet  beS  17.  3a^r§unbertS 
bem  $norpelftiI,  fo  genannt  bon  ber  berfnorpelten  Gilbung  ber  Qki-- 
formen,  unb  jmar  halb  !tar  au»gefpro$en  batb  mit  meljr  Qurüd ßaltung. 
2lm  unbänbigften  erfdjeint  eS  bei  ben  feitlid&en  ^tnfäüen  beS  §ubertu§=, 
beS  §od)=  unb  beS  ÄreujaltareS,  melcbe  bei  ben  beiben  teueren  jebod)  pm 
®Iüd  burbß  baS  giguremoerf  teilmeife  oerbedt  merben.  ©eit  etrna  1675 
fommt  baS  ^norpelornament  aHmäßlid)  in  Abgang.  9ln  feine  ©teile  tritt 
mieber  ber  ftaffifdje  IfantfpS,  aber  in  gorm  fernerer,  berber  hänfen  unb 
majfiger,  fdjarf  gefd^nittener  53Iätter.  Oiefer  bleibt  bann  fyerrfdjenb,  bis 
er  im  feiten  Viertel  beS  18.  gatjrfpnbertS  Oon  ben  grapjfen,  fpietenben 
Sierformen  beS  frühen  Ülofoto,  mie  fie  am  ©efjäufe  ber  Orgel  auftreten, 
abgelöft  roirb. 

33on  allem  Mobiliar  ber  föirdße  gie^t  am  meiften  ber  £)odja!tar  bie 
$lufmerffam!eit  auf  fidj,  ein  mächtiger  53au,  in  bem  bie  Oon  2öefien  nad) 
Often  fortfcpreitenbe  ©teigerung  in  ber  5IuSftattung  beS  53aueS  ilfr  $iel 
t)at  unb  gugleicfe  einen  großartigen  9Ibfd)Iuß  erhält. 

Oer  §odpItar  ift  einer  ber  oorpglicßfien  feiner  5trt  auf  beutfd&em 
53oben.  5tn  Harmonie  ber  33ert)ältniffe,  an  üleidjtum  beS  figürlichen 
©dmiudeS,  an  Seben,  Seidjtigfeit  unb  3i^P^bigfeit  im  Aufbau  überragt 
er  unftreitig  felbft  ben  berühmten  §od)aItar  ber  TOdjaelSfircbe  p 9Mncpen 
um  oieleS.  (Sr  befielt  au»  einem  nur  toenig  ornamentierten  Unterbau, 
bem  au»  jtuei  ©efd&offen  befteljenben  |)auptbau,  unb  einem  britten  ©efd&oß 


1 SSruber  (niäjt  $ater)  öan  ber  $a  gehörte  ber  ftanbros&elgifdjen  £)rben§= 
prot>in3  an.  (Sr  mürbe  am  21.  Februar  1688  p Slntmerpen  geboren  unb  trat  am 
14.  SDejember  1710  in  bie  ©efeHf<$aft  $efu  ein.  3taä)  SSeenbigung  beS  9toöiäiatS 
mar  er  13  $abre  lang  p Slntmerpen  unb  fonft  als  SBilbfjauer  tätig;  bann  berfatj 
er  11  $al)re  lang  p (Sourtrai  ba§  2tmt  eines  ©alriftanS.  1786  fäjieb  er  aus  bem 
Drben  mieber  aus. 


b09 


94 


Oie  gotifcpen  ^trcpen. 


al§  Sefrönung.  Somopl  bie  beiben  Abteilungen  be§  §auptbaue§  al§  auch 
ba§  Obergefcpop  enthalten  Olgemälbe,  jene  in  runbbogig  abfcpliepenber, 
biefe§  in  4rei§förmiger  Umrahmung,  ©otifcpe  Erinnerungen  finben  fid& 
bei  bem  Altäre  feine  mepr,  meber  im  Ornament  noch  in  ber  $ompofition. 
Alle  mittelalterliche  Orabition  ift  grünblicp  abgeftreift  unb  ba§  merfmürbiger* 
meife  in  einer  jur  gleichen  3eit  entftanbenen  Kirche,  melcpe  noch  burcpauä 
auf  bem  Soben  ber  ©otif  f te^t.  Oer  Altar  ift  ein  ööüigeS  Sarocfmerf, 
memtgleicp  nic^t  im  Sinne  be§  fpäteren  Sarocf,  ber  nach  italienifcpen  Sor= 
bitbern  größere  ©efcploffenpeit  im  Aufbau  unb  ftrengere  fonftruftibe  Sepanb* 
tung  anftrebte.  Aocp  Hingt  in  ihm  bie  Spätrenaiffance  beutlich  burch.  Aüe§ 
geht  auf  überquellenben  Oefor  hinauf  für  aEeS  mar  ber  ©efi<pt§punft  be3 
9JMerifcpen  mapgebenb.  $aum  fann  man  bon  einem  feften  architeftonifchen 
Aufbau  reben.  3 ft  hoch  ber  9Jceifter,  ber  ben  Altar  entmarf,  fo  meit  ge= 
gangen,  bap  er  ftatt  Säulen  ober  ^ßilafter  lebensgroße  Statuen  mit  bar* 
über  angebrachter  $onfole  al3  Oräger  ber  ©ebälfe  bermenbet  hot.  Auch 
um  burcpgepenbe*  ©ebölf  hot  er  fiep  nicht  gefümmert.  3m  erften  ©efdjop 
finbet  fiep  ©ebälf  nur  über  ben  feitlicpen  Partien,  im  jmeiten  unb  im 
Obergefcpop  aber  gept  lebiglicp  bie  Oecfplatte  burep,  bort  in  gorm  eines 
Segmentbogen§,  pier  als  gerablinige  Überpöpung.  A üe£  in  allem  ift  ber 
gan^e  Aufbau  lebiglicp  ein  glän^enb  auSgeftatteieS,  mit  Statuen  befepteS 
Aapmenmerf  für  bie  Silber  in  feiner  DJtitte;  fo  ift  e§  noep  jept,  fo  mar 
e§  namenttiep  aber  urfprüngtiep , als  er  noep  in  reiepfter  Sergolbung 
prangte.  OaS  mit  Apofiel*  unb  Engelfiatuetten  aufs  reiepfte  befepte,  in 
einer  kuppet  enbenbe  Oabernafel  gtiebert  fiep  in  gefälliger  Skife  bem 
Oberbau  ein,  fepeint  aber  fpäter  teilmeife  umgearbeitet  morben  gu  fein. 

OaS  gigurenmerf  beS  Altars  ftept  fünftlerifcp  ameifelloS  niebriger  als 
bie  Apoftelbilber  an  ben  Säulen  beS  SangpaufeS;  es  ift  ja  auep  im  ©runbe 
nur  Oeforation.  3mmerpin  ift  es  feineSmegS  opne  Skrt  unb  etmaS  mepr 
als  bloße  panbmerfSmäpige  Arbeit.  Namentlich  finb  bie  Engel  neben  ben 
©emälben  ber  beiben  unteren  ©efepoffe  tücptige  Stücfe,  giguren  oon  gropem 
Abel  im  AuSbrucf,  in  ben  ©eften  unb  in  ber  Haltung.  Oie  Sefrönung, 
ber  ein  ©iebel  feplt,  trägt  über  breitem,  niebrigem  Socfel  ein  bon  Straplen 
umgebenes  unb  bon  Engeln  gepalteneS  §albbilb  ber  ©otteSmutter  mit  bem 
$inbe;  ein  ungemein  reijenber  Abfcpluß  beS  ganzen  SaueS.  Oie  brei 
erften  Ölgemälbe  beS  Altars  mürben  $u  München  angefertigt,  bon  mem 
ift  unbefannt.  Salb  famen  bann  noep  meitere  pin^u,  fo  baß  man  bie 
Silber  nach  ben  gefreiten  mecpfeln  fonnte.  Seiber  geftattet  bie  Art  ber 


310 


6.  Sie  SJlariä  §immelfafjrt§firtf)e  3U  $öln. 


95 


3tufbema'hrung  fotoie  bie  mangelhafte  Erhaltung  ber  gum  Seit  riefenhaften 
Silber  jur  feine  genaue  Unterfuchung,  melche  über  bie  Reiftet  21uf= 

fihlufe  brächte.  (Sine»  ber  ©emätbe  ftammt  ficher  non  bem  £aienbruber 
guderabt  her,  einem  tüchtigen,  in  ^Intmerpen  bei  UhtbenS  auSgebilbeten 
diäter,  Don  bem  meiter  unten  näher  bie  fRebe  fein  mirb : (Sngel  ertöfen 
bie  armen  Seelen  aus  bem  gegfeuer.  (SS  mar  baS  letzte  Her!  beS  33ruberS. 

HaS  bon  bem  Hochaltar  gefagt  mürbe,  gilt  ebenfo  bon  ben  Htar= 
bauten  in  ber  $reu3=  unb  SRuttergotteSfapetle.  5tuch  h^r  ift  alle  Senbenj 
im  Aufbau  mie  in  ber  5tuSftattung  burcpauS  auf  baS  Seforatibe  tun* 
gerichtet,  nicht  ausgenommen  bie  giguren,  bie  beim  ÜRarienaltar  nur  (§ngel 
barftetten.  SaS  §auptgefcho^  meift,  abmeichenb  bom  podjaltar,  bei  beiben 
Htären  in  ber  9ttitte  eine  grofje,  oben  polpgonal  abfchtießenbe  Dtifche  auf, 
meldje  im  ^reu^attar  einen  bon  Engeln  umgebenen  ^rujifijuS  birgt, 
im  9)iuttergotteSaltar  ein  bon  (Sngeln  umringtes  thronenbeS  9ttarienbitb. 
gnbeffen  ftanben  bie  ^ifdhen  nur  an  gefttagen  offen;  an  gemöhnlichen 
Sagen  mürben  fie  burd)  Ölgemälbe,  Arbeiten  beS  21ntmerpener  §iftorien= 
materS  SegherS,  gefchloffen.  Sie  Silber  finb  noch  borhanben.  Sie  fteHen 
bie  $luffinbung  beS  heiligen  ^reu^eS  unb  9ftariä  Himmelfahrt  bar.  SaS 
Obergefdmp  enthält  in  runbbogiger  Umrahmung  ein  Ölgemälbe  — beim 
^reu^altar  9Lftaria  mit  bem  Seidjnam  ihres  göttlichen  Sohnes,  beim  9J?utter= 
gotteSaltar  9J?ariü  Krönung.  Ser  baS  ®efchop  befrönenbe  ^luffap  befteht 
beim  SCItar  ber  ^reujfapeüe  in  einer  plaftifchen  Sarfteüung  beS  heiligen 
(SrabeS,  über  bem  ber  Stuferftanbene  emporfchmebt,  beim  DJiarienaltar  aus 
einem  5Iuffa|,  ber  einft  auf  einem  Schilbe  bie  SöibmungSinfdhrift  trug: 
D.  0.  M.  Franciscus  Wilhelmus  Comes  a Wartenberg  D.  et  Apost. 
Sedis  G.  Osnabrugensis  ecclesiae  episcopus,  S.  R.  I.  princeps, 
gloriosissimae  Virgini  Mariae  Matri,  Dominae  ac  Patronae  in  coelos 
assumptae  amoris  ac  devotionis  affectum  hocce  monumento  devo- 
tissime  declarabat  a.  1628 1.  Ser  Elitär  mürbe  hiernach  bon  granj 
Wilhelm  Don  Hartenberg,  33ifcf)of  bon  OSnabrüd,  geftiftet,  beffen  Happen 
barum  auch  inmitten  ^roeier  @ngel  im  Scheitel  ber  Dtifhe  beS  §aupt= 
gefdhoffeS  prangt. 

Ser  3gnatiuS=  unb  ber  granj  £aberaltar  finb  nur  bon  mäßiger  Höhe, 
meil  bie  Kapellen,  in  melcben  fie  flehen , eine  größere  ßmtmidlung  nach 


1 Sie  bet  Reiffenberg,  Hist.  Prov.  Rhen.  (90tf)  p.  II,  1.  17, 

c.  14,  p.  35. 


311 


96 


SDie  gotifdjen  $ircpen. 


oben  auSfcploffen.  Sie  finb  öoÜfiänbtg  (Begenftücfe.  Slrcpiteftomfcb  ftrenger 
unb  einheitlicher  als  ber  ^odpaltar  unb  bie  Elitäre  ber  $reu^=  unb  ber 
sDtuttergotteSfapelIe  fiep  aufbauenb,  fledert  fie  fliliftifcp  mit  ihnen  auf 
gleichem  Voben.  2öie  ber  $reu^=  unD  ber  9Jtarienaltar  paben  fie  ^mex 
(Sefchoffe,  entbehren  aber  einer  reifer  auSgebilbeten  Vefrönung.  Veibe  @e= 
f (hoffe  meifen  Ölgemälbe  auf.  OaS  §auptbilb  beS  3gnatiuSaltareS,  bie 
Veftätigung  ber  (Sefeflfdjaft  3efu,  fott  nach  P.  |)orn  Oon  Rubens  gemalt 
morben  fein,  baS  beS  gran-$  £aOeraltareS,  ber  ^eilige  oor  bem  $önig 
oon  Vungo,  oon  üan  Opd1.  $ln  ^en  ©eiten  beiber  Altäre  fiepen  unter 
balbacpinartigen , in  einer  fteinen  Sßpramibe  gipfelnben  Firmen  Statuen, 
bort  bie  pll.  SgnatiuS  unb  gran^  Borgia,  pier  bie  pll.  gran^  Xaüer 
unb  SllopfiuS. 

Oie  leiber  in  fe^r  fd&Ie^tem  3uftanbe  befinblicpen  Altäre  ber  pH.  Slcpa* 
tiuS  unb  §ubertuS  auf  ben  ßmporen  finb  oon  feiner  befonbern  Vebeutung. 
Sie  ähneln  im  Aufbau  bem  3gnatiuS=  unb  3taüeriuSaltar,  entbehren  aber 
ber  «Statuen,  melcpe  biefe  ^u  beiben  Seiten  fepmiiefen.  D^ocp  meniger  §er* 
oorragenb  finb  ber  Scpu|engel=  unb  ber  SßalburgiSaltar.  Sie  fteHen  eine 
in  ftraffer,  aber  nüchterner  Vrcpiteftur  fiep  aufbauenbe,  ein  Ölgemälbe 
einfd)fiegenbe  Sbifula  bar,  auf  bereu  gebrochenem  (Biebel  ^ßutti  fipen.  TOt 
Ornament  finb  fie  äujjerft  fparfam  bebaut  morben. 

Sehr  perOorragenb  finb  bie  Veicptftüple  an  ben  Söänben  unterhalb  ber 
Emporen.  Sie  flehen  in  ben  bis  jum  Voben  fiep  perab^iepenben  genfier* 
nifepen,  paben  einen  fein  ö^glieberten  5luffa|,  ber  in  einer  DJlnfcpelnifcpe 
eine  Statuette  birgt,  unb  finb  miteinanber  burep  Vertäfelungen  oer= 
bunben,  melcpe  burep  elegantes  Sftapmenmerf  belebt  unb  oon  einem  Öl« 
gemälbe  in  arepiieftonifep  fiep  aufbauenber,  mit  gerabem  ®ebälf  fcpliepen= 
ber  Umrahmung  befrönt  merben.  Oie  Vilber  finb  baS  Sßerf  beS  fepon 
genannten  £aienbruberS  Vernparb  gueferabt;  tüchtige  Arbeiten,  aber  nicht 
Originale,  fonbern  freie  Kopien  SftubenSfcper  unb  Oan  Opffcper  ©emälbe. 
3n  allen  hübet  0LRarta  bie  §auptperfon,  unb  ^mar  ftetS  in  Vegleitung 
beS  gefuSfinbeS,  ein  einiges  ausgenommen,  melcpeS  goaepim  unb  5lnna 
mit  9Jtaria  barfteKt.  Sübfe  nennt  bie  Veicptftüple  unb  baS  Oafelmerf 
„eine  unüergleicplicp  elegante  Vefleibung ; bie  gönnen  natürlich  fepon  ftarf 

1 SäpereS  über  bie  Silber  in  3*itfdf)rift  für  cprifil.  Äunft  1905,  844  ff,  boep 
mub  e3  ©p.  844,  3ßile  24  Oon  oben  1628  heilen  ftatt  1630,  ba  bie  2lUäre  nach 
(£äc.  5erOtliu§  (Iter  Mogunt.  Aloysii  Carafae,  Leodii  1629,  43;  bei  Reiff en- 
berg  a.  a.  £).  p.  36  nota  h)  1628  fepon  üorpanben  toaren. 


312 


6.  Sie  Sttartä  ^immelfaljrtSttrdje  gu  Hötn. 


97 


barod,  aber  mit  geintjeit  gehanbtjabt ; bie  Hompofition  in  ihrer  3(rt  ein 
9Dlufterfiüd , bie  5tu§führung  ebenfo  gebiegen  mie  pradjtboll" 1.  Oie  in 
neuefter  Qeit  mit  bielem  23erftänbni§  refiaurierten  33eid^tftü^Ie  berbienen 
in  ber  Oat  biefe§  2ob  im  boflfien  ^Dlape.  ©ie  mürben  nicht  btop  in  ber 
Hirdje  fetbft  einige  Oegennien  fpäter  auf  ben  Emporen  topiert,  fonbern 
1685  aud)  gu  Hobteng  unb  gegen  1690  gu  Sßaberborn. 

33ruber  23ernharb  guderabt,  bon  bem  borhin  fdjon  bie  Ütebe  mar,  mürbe 
1601  gu  Sangenfatga  geboren.  Suttjeraner  bon  $au§  unb  feinet  3eid)eu§ 
OeforationSmater  lam  er  nad)  Höht,  mo  er  bei  ben  gefuiten  23efdjäftigung 
fanb.  Unter  anberent  führte  er  bamatö,  mie  ber  9tefrotog  berietet,  ben 
Auftrieb  unb  bie  Sßergolbung  ber  3Utäre  au§.  Um  1630  fonbertierte  er, 
1631  bat  er  um  Aufnahme  in  bie  ©efettfchaft  3efu;  1631  unb  1632 
finben  mir  ihn  im  9tobigiat  gu  Orier,  1633  mieber  gu  Höht.  3m  folgen* 
ben  3ufue  fanbten  ihn  bie  Obern,  bie  tngmifd&en  auf  feine  großen  Oa= 
lente  aufmerffam  gemorben,  nad)  9Intmerpen,  bamit  er  bei  9tuben§  fid) 
gutn  Italer  auSbilbe.  23ruber  guderabt  blieb  bafetbft  bi§  1637 ; bann 
feprte  er  nad)  Höht  gurüd  unb  mar  pier  bi§  1645  at§  Waler  tätig. 
1645  finben  mir  it)n  gu  Oüffelborf,  1646  gu  5Iadjen,  bon  1647  bi§ 
gegen  1654  mieber  gu  Oüffelborf,  pier  unter  ber  SBegeidjnung  pictor 
templi.  1655  führte  ihn  ber  Otuf  ber  Obern  nad)  Höht  gurüd,  1656 
ging  er  gum  gmeitenmat  nad)  5lad)en.  Oie  lebten  fünf  3uhre  feinet  8eben§ 
berbracpte  er,  bon  5Itembefdjmerben  ftart  peimgefud)t,  im  Kolleg  gu  Höht, 
mo  er  am  21.  5Iprit  1662  ftarb. 

$on  guderabt^  Silbern  pat  fid)  nur  menig  erhalten,  ©ang  ber= 
fchmunben  finb  namentlich  auch  bie  Wa^lfgenen  au§  bem  eilten  unb  97euen 
Oefiament,  mit  betien  er  bie  2öänbe  be§  9tefeftorium§  im  Kölner  Holleg 
auSgeftattet  habe.  SSorpanben  finb  nod)  ba§  früher  ermähnte  Elitär* 
gemätbe,  bie  Silber  über  ben  33eid)tftiit)ten  unterhalb  ber  ©mporen  unb 
ba§  bon  ihm  gematte  5Utarb(att  be§  früheren  |)od)attare§  in  ©t  9tnbrea§ 
gu  Höht,  bie  Hreugigung  be§  tjt*  5Inbrea§.  3U  Oüffelborf  gibt  e§ 
nidjt»  mehr,  ma§  53ruber  guderabt  gugefdjrieben  merben  tonnte.  3n 
ber  ehemaligen  Aachener  3efuitentird)e  fcpeinen  bie  Walereien  an  ber 
Hanget  ihrem  ©tit  mie  ihrer  gangen  2luffaffung  nad)  bon  ihm  hergurüljren. 
$on  §anbgetdjnungen  be§  53ruber§  ha^ert  fid)  ^mei  gerettet , beibe  im 
3Hdhar|=2Bat(raf=5Dlufeum  gu  Höht.  Oie  eine  ift  ber  ©ntmurf  gum  TOar= 


1 ©efdjidjte  ber  IRenaifjance  in  Seutf^tanb  II,  Stuttgart  1882,  454. 
©raun,  Sie  beut^en  Sjefuitenfir^ett.  1.  — qrö — 7 


98 


£>ie  gotiftf)en  Kirchen. 


bilbe  in  St  SlnbreaS1;  fie  trägt  bie  Signatur  K 1658.  Qie  anbere, 
eine  aHegorifd&e  QarfteHung,  ift  gewidmet  K S.  ft  a.  1640. 

Qie  23eid)tftühte  auf  ben  ©mporen  geigen  gang  biefelbe  ©inrid)tung 
unb  5lnorbnung  mie  bie  unter  benfelben  befinblidjen.  Sie  finb  aber  ettoaS 
einfacher ; baS  Knorpelornament  erfd)eint  bei  ihnen  im  5luSfterben  be= 
griffen.  Statt  mit  einem  jftifdjenauffag  finb  fie  in  ihrer  ganzen  ^Breite 
mit  einem  giemlicb  ftacben,  gerabfeitigen  ©iebel  befrönt,  ein  Qeidjen,  bap 
bie  Stiftung  auf  eine  fonftruttiOe  ©efcploffenheit  in  ben  $orbergrunb  zu 
treten  beginnt. 

Sehr  gute  Arbeiten  finb  bie  ^mei  für  fidfj  allein  ftepenben  23ei<htftüf)le 
in  ben  Querarmen.  Sie  geigen  eine  reifere  S3epanblung  als  felbft  bie 
23eichtftühle  unter  ben  ©mporen,  aber  zugleich  eine  entfliehen  barocfere  $er= 
bilbung,  befonberS  in  ber  5luSbilbung  ber  Seitenftüde  beS  betrönenben 
^luffa^eS,  bie  in  milbeS  Knorpelornament  auSgeartet  finb.  Qen  9ftittel= 
mänben  ift  eine  trefflich  gefchnipte,  auSbrudSüoüe  ©ngelfigur  borgefe|t. 
Qie  9ftiif<helnifd)e  ber  23efrönung  birgt  bei  beiben  33eid)tftüplen  eine  aus 
brei  Statuetten  beftepenbe  ©ruppe;  beim  23eichtfiuhl  linfS  bie  ^eilige  ga= 
milie,  bei  bemjenigen  rechts  Soachim  unb  9lnna  mit  TOaria,  bie  eine  mie 
bie  anbere  gleichfalls  recht  gut. 

©ine  glänzenbe  ©rfcheinung  ift  bie  Kanzel  mit  ihrem  turmartig  auf* 
fteigenben,  auf  ber  Spipe  öon  einer  Statuette  beS  §1  Michael  bekrönten 
SdhaHöedel.  3h*e  SBrüftungen  meifen  güHungen  mit  lebenbig  bemegten, 
aber  ebeln  ^eliefbarfteüungen  aus  bem  Seben  9ttariä  auf;  an  ben  ©den 
haben  Statuetten  ©hrifti  unb  ber  ©Dangelifien  s$lap  gefunben.  Qer  fyofy, 
gefdjroeifte,  in  einen  mächtigen  Knauf  auSlaufenbe  23oben  ber  Kanzel  gliebert 
fid)  horizontal  in  %m\  3onen,  bie  burch  einen  mit  53lattmerf  umtounbenen 
fräftigen  Söulft  gefchieben  toerben.  Qie  obere  ift  mit  fraufem  Knorpel» 
Ornament  befept,  bie  untere  hot  als  Sdjmud  TOebaiHonS  mit  ben  33ruft* 
bilbern  ber  hö*  SgnatiuS,  granz  3£aoer,  granz  Borgia,  SllopfiuS  unb 
Stanislaus,  fomie  bem  tarnen  3efuS.  9ln  ben  ©den  finb  beibe  Qonen 
burd)  eine  $lrt  üon  Konfolen  abgefiüpt,  roeldje  mit  ben  betannten  pauS* 
badigen  ©ngelslöpfen  oerziert  finb.  Qer  Qedel  trägt  über  feinen  Seiten 
aus  Knorpelornament  gebilbete  ©iebel,  auf  benen  ©ngelchen  fitzen,  auf 
ben  ©den  aber  flehen  Statuetten  ber  gropen,  lateinifchen  Kirchenlehrer. 
Qer  über  bem  Sdjaübedel  turmartig  fiep  aufbauenbe  9luffap  ift  breizonig. 


1 $gl.  über  ^uderabt  auch  ÜJJterlo,  Kölnifche  Zünftler  255  f. 


6.  Sie  9ttariä  £>immetfahrt£fir(he  ju  $ötn.  99 

Über  ben  ©eiten  ber  mittleren  3one  ergeben  fiep  ^erliche,  frifcp  bemegte 
(Sngetfiatuettchen.  3tm  Sßfoften  ber  ^anjeltreppentüre  ift  in  gorm  einer 
§erme  eine  bor^ügticpe  33üfte  SopanneS’  beS  OäuferS  angebracht,  über  ber 
Oür  aber  auf  bem  ihren  ©tur^  befrönenben  (Siebet  eine  ©tatue  beS 
®inbeS  3efu§.  Oer  Reichtum  beS  Ornaments,  mit  bem  bie  ^anjet  mie 
überfchiittet  ift,  fpottet  aller  SSefcpreibung.  (Ss  tragt  auSgefprocpenen  &norpet= 
charafter,  ift  aber  frei  r»on  maffigen,  fcpmutftigen  S3itbungen,  mie  fie  unä 
3.  23.  an  ben  23ei(htfiüpten  ber  Querarme,  bei  ben  Opranfätjen  beS  §ochs 
attarS  unb  fonft  begegnen. 

Oie  $an^et  ift  unftreitig  eine  ber  perborragenbften  ihrer  2lrt,  um 
nicht  51t  [agen  bie  perborragenbfte.  ©ie  füll  nach  DJterlo  baS  SQßerf  (Seipet= 
brunS  fein  1,  inbeffen  mirb  auch  fie  mie  baS  übrige  Mobiliar  in  ber  2Berf= 
ftatt  beS  IMegS  entftanben  fein.  Oarum  ^eigt  es  auch  mopt  in  ben 
Annuae  ad  a.  1634  Don  it)r:  facile  1300  imp.  aequat,  mährenb 
ber  ©tifter  in  Söirflicpfeit  für  biefelbe  nur  500  Sftttr  gab.  3n  ber  Oat 
mären  1300  fRtlr  für  ein  ÜEßerf  mie  bie  ^an^et  in  ber  Kötner  3efuiten= 
firche  burcpauS  nicht  ju  biet  gemefen;  mertn  biefelbe  jebod)  in  Söirftidjfeit 
nur  auf  500  Sfcttr  &u  ftehen  tarn,  fo  liegt  bie  (Srftärung  bafür  eben  in 
bem  Itmftanbe,  bap  fie  in  ber  Sßerfftatt  beS  §aufeS  burch  trüber  unb 
um  Oagetopn  arbeitenbe  (Sefetten  gemacht  mürbe. 

(Stän^enbe  Arbeiten  finb  auch  bie  ütetiquienbepältniffe  an  ben  SBänben 
beS  (ShoreS.  ©ie  hoben  eine  fernere,  mit  Unorpelornament  reich  befepte, 
unb  bon  einem  3tuffa£  überragte  Umrahmung  unb  merben  burch 
Sbifutä,  bie  noch  an  bie  SSeife  ber  beutfchen  ©pätrenaiffance  erinnern, 
berbunben.  3t n ber  ©bangelienfeite  fiepen  in  ber  ^ifcpe  biefer  Äbifutä  bie 
peitigen  Krieger  (Sereon,  2l<hatiuS  unb  2lbrian  (?),  energifche,  fetbftbemuptc 
(Seftalten,  an  ber  ©piftetfeite  bie  heiligen  Sungfrauen  Katharina,  Itrfuta 
unb  ©äcilia,  mie  eS  fcheint.  OaS  Snnere  ber  23epältniffe  ift  für  gemöpnlicp 
burch  borgeftettte  (Semätbe  berbedt,  Sanbfcpaften  mit  bibtifcher  ©taffage  in 
ber  3trt  ber  ^ouffinfcpen  Sanbfcpaften.  Oie  (Setaffe  im  Snnern,  metche 
bie  Reliquien  enthalten,  finb  bon  bergotbetem,  tnorpetigem  Sftebenmerf  um= 
geben.  Oie  fRetiquiare  finb  bei  altem  baroden  (Sparafter  ein  borjügticper 


1 ßötnifcpe  Zünftler  263.  ©inen  ©runb  gibt  üfterto  für  feine  SSepauptnng 
nicht  an.  3h  habe  aber  auch  fonft  feine  SSeftätigung  für  fie  finben  fönnen.  §arg= 
peim  (Bibliotheca  Colon.,  Coloniae  1747,  155),  bem  fidler  bie  Srabitionen  be3 
^ottegä  nicht  fremb  maren,  fennt  atS  Strbeiten  ©eibetbrunS  in  ber  ^efuitenfircpe 
nur  bie  Stpofielftatuen. 


315 


7* 


100 


S)ie  gotifchen  Kirchen. 


Schrnud  be§.©|)or§  unb  für  bie  Aßirfung  be£  §o<hattare§ , zu  bem  fie 
bon  bem  reichen  Sefor  ber  ©mporenartaben  be§  TOtietfchiffel  mirtung§= 
bott  überleiten,  bon  gerabezu  burdjfchtagenber  Sßebeutung. 

Sie  Sftetiquienbehätter  an  ben  ABänben  be§  ®reuz=  unb  be§  Butter* 
gotte§d)örd)en§  fomie  ber  3gnatiu§=  unb  ber  granz  £aberfapetle  finb 
Heiner  unb  einfacher  at§  bie  be§  (£t)ore§,  im  übrigen  aber  bon  ähnlicher 
S3i(bung  unb  Anorbnung.  3n  ben  beiben  erftgenannten  Tabellen  ent= 
halten  bie  Äbifutä,  metche  zmifchen  bie  (Schreine  eingefügt  finb,  eine  @nget= 
ftatuette,  in  ben  beiben  anbern  treffliche,  jum  Seit  berfitberte  Aetiquien= 
büften,  tebenSmatjre,  eble  ©eftalten,  bie  aber  mie  ba§  3nnere  ber  25e= 
hütter  für  gemöhnticb  burch  ©emälöe  ben  A3Iiden  entzogen  finb.  Sie  Ae= 
tiquiare  ber  3gnatiu§=  unb  granz  $aberfapette  finb  um  einige  ©rabe 
reicher  bet)anbelt  unb  zierlicher  at§  bie  be§  $reu§=  unb  be§  DJ?uttergotte§= 
chörchen§. 

Sie  $ommunionbanf  ift  au§  meinem  Marmor  angefertigt,  gefchmeift 
unb  fetzt  fid)  au§  burchbrochenen,  fchmere§  Aantenmerf  enthattenben  güt= 
tungen,  im  Aöechfel  mit  folgen  bon  biertantigen,  bauchigen  Sodenfäutchen 
Zufammen.  Sie  Sßfoften,  burch  metche  bie  einzelnen  Abteilungen  boneinanber 
gefdjieben  merben,  finb  mit  einem  Schitb  ber^iert , ber  auf  ba§  h^iße 
Salrament  bezügliche  Sqmbote  aufmeift.  Sen  Aanfen  ber  beiben  äußeren 
gütlungen  finb  atterliebfte  ©ngelchen,  metche  ABeizen  ernten  bzm.  Srauben 
feltern,  einfomponiert.  Sie  Hommunionbanf  mürbe  nach  ben  ©ntmürfen 
be§  P.  Abam  bon  ABit)lig  berfertigt  unb  trägt  auf  ber  Aüdfeite  ba§ 
©hronogramm:  lesY  eYCharlstICo  DeYote  posYere  (1723).  Sie 
auf  einer  Seitenmange  eingemeijzette  3ahre§zatt  1724  bezeichnet  ba§  Saturn 
ber  Aufteilung  1.  Sie  $irchenbänfe  mit  ihren  gut  aufgebauten,  fein  ge= 
glieberten,  ruhig  ornamentierten  unb  gefällig  befrönten  ABangen  finb  ebenfo 
gefdjmadbotle  mie  fotibe  Arbeiten. 

Sa§  Crgetgehäufe  ift  zboeiteifig.  ©3  ift  nur  mäfng  mit  Ornament 
berfehen,  z^thnet  fich  aber  um  fo  mehr  burch  bie  harmonifche  ABeife  au§, 
in  ber  e§  bem  Aaum  eingefügt  erfcheint.  Sie  Anorbnung  fönnte  fd)mer= 
lieh  übertroffen  merben. 


1 Agt.  ba§  „geftgebidjt"  be§  P.  granz  ©d)mib  auf  bie  ©rriihtung  ber  $om= 
munionbanf,  betitelt:  „ßoftbare  (Schönheit  unb  fä)öne  £h)fibar!eit  in  ber  öon  Atar= 
inotftein  Aeu=auffgerichteten  ©ommunicanten=23anf  in  ber  Kirche  P.  P.  Societatis 
Iesu  binnen  ©ölten"  (abgebrudt  bei  ü.  Ate  ring  unb  Aeifchert,  S)ie  Aifdhöfe 
unb  ©rjbifchöfe  Oon  Äöln  II  470). 


Bl  6 


6.  2>ie  50^ariä  £imntelfagrt§fircge  gu  ßöln. 


101 


£)ie  ehemalige  Kölner  gefuitenfirdge,  jept  9ftariä  £)immelfagrtSfirdge,  ift 
ein  bttrcgauS  gotifcger  33au  im  Sinne  ber  Spätgotif.  Sie  einen  23arod= 
bau  nennen,  unb  märe  eS  audj)  nur  im  Sinne  beS  fog.  beutfcgen  SBarocf, 
bliebe  ihren  ftififtifdgen  ßgarafter  burcgauS  berfennen.  3>ie  menigen  un= 
gotifc&en  Elemente,  bie  uns  bei  einem  diunbgang  burdg  bie  $irdge  auf* 
[liegen,  geben  ba^u  gemig  fein  Aecgt.  Auch  bie  barode  Studbeforation 
bermag  an  bem  Stifdgarafter  nidgts  $u  änbern.  So  bebeutungSbod  fie 
aud)  afS  bermittefnbeS  ©lieb  ^mifdgen  ber  ©otif  beS  23aueS  unb  bem  33arod 
beS  9)?obifiarS  ift,  fie  ift  fein  $feib,  moburdg  baS  gotifdge  ©erüft  bödig 
bergüdt  mürbe,  fonbern  Möge  beforatibe  Qutat  51t  einem  in  Anlage  unb 
Aufbau,  in  ber  $onftruftion  mie  im  SBaubetaif  ffar  unb  beftimmt  als 
gotifdf)  ficg  gebenben  33aumerf.  Mr  bie  gaffabe  macgt  eine  MSnagme. 
A3ogf  ift  aud}  fie  in  igrer  $ompofition  noch  edgt  gotifdg  unb  meit  ent* 
fernt  bon  einer  mirfficgen  Sarodfaffabe.  Mcg  gibt  eS  in  igr  immer  noch 
formale  gotifdge  ©femente.  Allein  baS  barode  Detail  miegt  benn  bodg 
ad^ufegr  bor,  fo  bag  fie  etma  in  bem  Sinne  ein  23arodmerf  genannt 
merben  fann  mie  bie  Schöpfungen  beS  befgifdgen  53arod. 

$)ie  $irdge  ift  bon  fegr  bebeutenber,  um  nid)t  $u  fagen  grogartiger 
ABirfung.  MerbingS  nidgt  im  Mgern.  SDie  Öangfeiten , bie  übrigens 
megen  ber  an*  unb  borgebauten  Raufer  nirgenbs  redgt  jur  (Rettung  fommen, 
finb  etmaS  eintönig.  (SS  fegft  ignen  ber  für  baS  Öangfeitenbilb  ber  9MS* 
geimer  üirdge  fo  midgtige,  meif  einen  marfanten  (Sinfdgnitt  in  bie  fange 
gfudgt  madgenbe  ©iebef  über  ben  Aebenfapeden.  2)aS  jur  Adgfe  ber 
$ircge  paradefe  Sattefbadg,  mie  eS  bei  ben  $apeden  ber  Kölner  $ircge 
beliebt  mürbe,  ift  nidgt  geeignet,  Seben  unb  AgptgmuS  in  baS  Mb 
gu  bringen.  Mdg  bie  Sreppentiirme  in  ber  TOtte  ber  2angfeiten,  bie 
ju  DAofSgeim  trog  igrer  berbeit  Struftur  für  baS  (Befamtbifb  bon 
gogern  SCßert  finb,  fommen  bei  ber  Kölner  $odegSfircge  gar  nidgt  ^ur 
©eftung,  meif  fie  gier  mit  bem  ^apedenanbau  ^u  einer  9Mffe  ber* 
fcgmof^en  finb. 

^)ie  gaffabe  ift  eine  burdgauS  originede  unb  in  mandgen  (Sin^efgeiten 
redgt  geiftreidge  Anlage.  Mdg  fügt  fidg  igr  feineSmegS  eine  gemiffe  (Bröge 
unb  ein  gemiffeS  ag  imponierenber  ABirfung  abfpredfen.  Mein  mirf= 
fidg  befriebigen  fann  bie  fo  breit  fid)  ginfagernbe  Sdgaufeite  mit  igrem 
irrationeden  Stifgemifdg,  in  bem  uns  bie  9ftagmerffenfter  mie  berirrte 
gremblinge  anmuten  unb  bie  bem  23au  fo  unorganifdg  angegfieberten 
romanifdgen  Sürme  mie  fteinerne  Anachronismen  erfdgeinen,  feineSmegS. 


317 


102 


S)te  gotifhen  Kirchen. 


©ie  ift  eine  fe^r  intereffante,  aber  nicht  in  gleidöem  B^aße  erfreulidje  ©r= 
[Meinung. 

Buch  im  Bilbe  ber  ©horpartie  mit  ihrem  mächtigen,  au§  breitem  Unter* 
bau  fith  emporrecfenben  Turm  fehlt  e§  nicht  an  §ärten  unb  Unebenheiten, 
©ie  finben  [ich  beim  ©horhaupt  mie  beim  Turme.  ©inen  ungetrübten 
©enuh  gemährt  auch  ber  Slnblicf  ber  ©horpartie  nicht. 

Tie  mächtige  SBirfung  be§  Baues  muh  man  baher  anberSmo  als  im 
äußern  fuchen,  im  Snnern.  £uer  macht  er  einen  gerabegu  paefenben  ©in= 
brudf,  einen  ©inbruef,  mie  ihn  außer  bem  Tom  feine  anbere  ber  Dielen  Kirchen 
$öln§  hert)Dr&^ngt.  Ter  ©runb  hierfür  liegt  ohne  Steife!  nicht  gum  ge* 
ringften  ^eib  in  ber  Bßeite  unb  §öf)e  beS  SftittelraumeS,  in  bem  frifchen 
SfthtyttpuS  ber  fchlanfen,  bicht  aufeinanber  folgenben  ©äulen  unb  in  ber 
äuperft  ftimmungSDollen,  gerabegu  magifchen  Beleuchtung  beS  Innern.  3m 
reichgeglieberten,  brillant  ornamentierten  SanghauS  gebämpft,  flutet  baS  Sicht 
im  ©hör  burch  bie  hohen  genfter  in  Dollen  Söeflen  herein.  Bber  alles  baS 
ift  eS  nicht  allein,  maS  bem  Bau  eine  fo  bebeutenbe  SBirfung  Derleiht  unb 
ben  ©intretenben  unmiHfürlich  mie  mit  einem  Qauber  umfängt.  ©benfo* 
fehr  ift  barauf  Don  ©influh  bie  bemunberungsmürbige  ©inheit  unb  §)ar= 
monie  gmifchen  bem  Bau  als  folgern  unb  feinem  Mobiliar.  Ter  eine 
fpätgotifch  unb  faft  noch  ftilrein,  baS  anbere  baroef  unb  ohne  jebe  ©rinne* 
rung  an  bie  ©otif,  unb  hoch  ein  fo  glücflicheS  3ufammentt)irfen  beiber, 
mie  ein  gotifcheS  Mobiliar  eS  faum  beffer  gumege  gu  bringen  Dermöchte. 
9D?an  hat  eS  mit  feinfinnigem  ©mpfinben  Derfianben,  burch  ben  ©tuef,  ben 
man  in  ben  Seibungen  unb  um  bie  fftifchen  ber  genfler  herum,  an  ben 
$apitälen,  ^onfolen,  ©cheibbogen,  ©mporenarfaben , ber  Triumphbogen* 
manb  unb  fonft  anbrachte,  bie  ©egenfäße  gmifchen  ber  ernften  feftgefügten 
©otif  beS  Baues  unb  bem  üppigen,  frei  fich  entfaltenben  Baroef  beS 
ÜRobiliar^  in  glücflichfter  2Beife  auSgugleichen  unb  einen  oermittelnben 
Übergang  Don  ber  einen  gum  anbern  gu  fchaffen.  B3enn  eS  noch  eines 
BemeifeS  bebürfte,  bah  ©otif  unb  Baroef  feineSmegS  fo  unDereinbar  mit* 
einanber  finb,  bah  nicht  auch  aus  ihnen  eine  üfthetifch  Dortrefflich  mirfenbe 
Btifchung  möglich  märe,  bie  Kölner  3efuitenfirche,  ein  ÜEßerf  mie  aus 
einem  ©uh,  mürbe  ihn  liefern,  freilich  bürften  anbere  Beifpiele,  in  benen 
beibe  ©tile  gu  folch  gefälliger  ©inheit  Derbunben  finb,  mie  eS  in  ber  Kölner 
3efuitenfirche  gefchehen  ift,  nicht  gerabe  allgu  gahlreich  fein. 

3n  ihrer  BMrfung  ift  bie  Kölner  Kirche  gmeifelloS  bie  bebeutenbfte 
unter  ben  Dielen  3efuitenfirchen  in  Teutfchlanb,  bie  ftiliftifch  gang  anher» 


318 


6.  ®ie  SfJlötiä  ^>immelfat)rt§firc^e  $öfn. 


103 


geartete  TOindpner  ^offegSfirdpe  6t  TOdpaef  nicpt  ausgenommen,  bie  mopf 
ben  SSor^ug  impofantefter  Söeiträumtgfeit  unb  parmonifdpfter  $erpäftniffe 
pat,  aber  in  ^öe^ug  auf  Stimmung,  Seben  unb  SffpptpmuS  mit  i^rer  Kölner 
Sdpmefter  ben  $ergfeidp  faum  auSpaften  bürfte. 

Qodp  audp  nodp  nadp  einer  anbern  Sftidptung  put  erpeifdpt  bie  $ird)e 
eine  2Bürbigung,  in  iprer  ^egiepung  gor  9MSpeimer  ^offegSfirdpe.  92icpt 
umfonft  ift  bie  23efdpreibung  beiber  bauten  fo  eintäffig  gemefen.  Sie  be= 
meift  mit  aber  23eftimmtpeit,  bap  bie  Kötner  $ircpe  in  ber  2at  nur  eine 
nach  ben  befonbern  örtlichen  $erpäftniffen  bearbeitete  unb  habet  gugletdö  in 
einigen  fünften  oerbefferte  $opie  ber  9MSpeimer  ift.  (§S  brauet  mopl  ntdpt 
an  baS  einzelne  erinnert  ju  merben.  Sefbft  5J2otiDe  fepr  nebenfädpfidper  5frt, 
mie  bie  Profilierung  ber  Rippen  im  OTtteffdpiff,  baS  Überfdpneiben  ber  hippem 
enben,  bie  $orfragung  ber  (Smporenbrüfiung  im  testen  (Sntporenjocp,  bie 
5lfantpuSbfätter  an  bem  Sodef  beS  ßporbogenS  u.  a.,  fepren  %vt  $öfn  mieber. 

Qie  einfcpneibenbften  Slbmeidpungen  geigen  fidb  an  ber  gaffabe  unb  ben 
Querbauten.  Sie  patten  ipren  ®runb  in  ber  böflig  üerfdpiebenen  Sage 
beiber  Biropen.  3U  $öfn  foffte  bie  $ir$e  mit  iprer  Söeftfcite  unmittelbar 
an  eine  öffentfidpe  Strape  ftopen,  mäprenb  bie  DJtofSpeimer  $irdpe  nidpt 
nur  parallel  §u  einer  Strape  lief,  fonbern  obenbrein  bon  berfetben  burdp 
(Sebäube  gefdpieben  mürbe,  bie  feinen  freien  3uQan9  bm  ^öeftfeite  ge= 
ftatteten.  23ei  ber  Kölner  ®irdpe  fonnte,  ja  mupte  baper  ber  §auptein= 
gang,  ber  äu  9Mspeim  nur  in  bem  Querbau  ber  nörbfidpen  Sangfeite 
patte  angebradpt  merben  fönnen,  in  bie  gaffabe  oerfegt  merben.  Qie 
gofge  pieroon  mar,  bap  bie  bem  brittfe^ten  3ocp  beS  TOtteffdpiffeS  ent= 
fpre(penbe  Oorberc  Abteilung  beS  finfen  QuerarmeS  afs  33orpatIe  für  bie 
Kölner  $irdpe  bebeutungSfoS  mürbe.  9Jcait  fiep  fie  jebodp  nidpt  meg, 
fonbern  fiiprte  baS  ^ebenfdpiff  burdp  fie  pinburd)  bis  jur  Seitenfapefle 
fort  unb  ridptete  bann  ipre  nodp  übrige,  aus  ber  gfudjt  ber  5Ibfeiten= 
mauer  perauStretenbe  Partie  51t  einer  Kapelle  ein;  mit  anbern  Porten, 
man  übertrug  bie  5fnorbnung,  bie  ju  WofSpeim  bereits  im  ßmtporengefcpop 
ber  SSorpafle  beftanb,  audp  auf  ben  unteren  Üfaum.  Qie  $u  ben  Emporen 
füprenben  feitfidpen  SLreppeniürme  bepieft  man  bei,  bradpte  fie  jebocp  in 
eine  organi[cpe  ^erbinbung  mit  ben  Querarmen,  inbem  man  ipre  ^ur  2fdpfe 
ber  $irdpe  paraffef  faufenbe  9fupenmauer  fidp  afS  gortfepung  an  bie  2fupett= 
manb  ber  Seitenfapeffen  anfdpfiepen  fiep. 

OTe  anbern  35eränberungen  finb  nur  unmefentfidpe  $orrefturen  ober 
33ereidperungen  beS  9)tofSpeimer  SdpemaS.  Qapin  gepört  bor  affem  bie  33er= 

~3iy 


104 


Tie  gotiftfjen  $irtf)en. 


legung  ber  Salriftei,  moburdj  audh  im  redeten  Querhaus  ber  untere  9laum 
ber  oorberen  Abteilung  frei  mürbe  unb  nun  ebenfalls  teils  jum  Seitenfdhiff 
gezogen,  teils  als  gmeite  ^ebenfapelle  eingerichtet  merben  fonnte.  gerner 
bie  (Srmeiterung  unb  Erhöhung  ber  Seitendhördhen  unb  bie  Schaffung  eines 
Einganges  ju  benfelben  unmittelbar  üom  §auptdhor  her.  Tann  bie  23er* 
legung  beS  Turmes,  ber  bon  ber  Sößefifeite,  mo  für  ihn  lein  $ßla|  mar, 
hinter  baS  (Sljorbaupt  gerüdt  mürbe  unb  im  Qufammenhang  bamit  bie 
Anlegung  bon  Treppenläufern  rechts  unb  linfS  bon  ber  gaffabe.  Leiter* 
hin  bie  reifere  9IuSgeftaltung  ber  gaffabe,  mobei  bie  Treppenläufer  burdO 
borgeftellte  glanliertürme  maSliert  mürben.  (Snblidh  bie  SBeglaffung  beS 
©iebelpaufeS  unb  beS  Giebels  über  ben  -ttebenlapellen,  bie,  meil  burdh  um= 
liegenbe  §äufer  unb  baS  Kolleg  berbedt,  bodh  nicht  ^ur  ©eltung  hatten 
lommen  fönnen,  unb  bie  Umlegung  beS  TadjeS  ber  Kapellen.  MeS  91b= 
meichungen,  burdh  meldhe  ber  53au  im  mefentlidhen  leine  $eränberung  er= 
fuhr.  9todh  meniger  bon  23ebeutung  ift  es,  bap  bie  (Bemölbe  noch  um 
einige  ®rabe  reifer  auSgebilbet,  bie  Säulen  etmaS  höher  htnöUf9eS°9elU 
im  ©horhaupt  breiteilige  genfter  angebracht  mürben  u.  a. 

Sehr  Har  brängt  fid)  bie  mefentlidhe  Übereinftimmung  beiber  bauten 
bem  51uge  auf,  menn  man  ben  (Brunbrip  unb  baS  Spftern  beiber  $irdhen 
miteinanber  bergleidht;  menn  man  bon  ber  SQßeftfeite  h^  5U  bem  in  beiben 
^irdhen  um  einige  9QMer  niebrigeren  unb  burd)  einen  böllig  gleichartigen 
Triumphbogen  bom  ÖangfjauS  gefdhiebenen  @hor  fdhaut,  ober  umgelehrt 
bon  Often  feinen  231id  an  ben  Eingängen  ber  Seitenlapeüen  unb  ben 
bichten  Säulenreihen  beS  iDtittelf dhiffeS  borbei  nadh  SBeften  [d&meifen  lägt. 
Tie  gefuitenlirdhen  ^u  SMSheim  unb  $öln  erfdjeinen  bann  in  aller 
(Smibenj  als  gmei  Sdhmeftern,  bon  benen  bie  eine  aüerbingS  in  ber  fdhlidhten 
(Sinfachheit  ber  fpäten  ©otil  bafteht,  mährenb  bie  anbere  in  bem  prunl= 
boüen  Sarodfcpmud  prangt,  ber  ihr  in  ben  erften  Tagen  ihres  TafeinS 
angelegt  mürbe. 

9U)dh  mar  $u  ®öln  bie  $oHegSlirdhe  nidht  boüenbet,  unb  fc&on  maren 
audh  ju  51adhen,  TCfdhaffenburg  unb  Tüffelborf  $irdhen  bem  SSoben  ent= 
ftiegen.  Tie  beiben  letztgenannten  merben  im  feiten  SMbfdjnitt  behanbelt 
merben.  9)Ht  ber  Aachener  begann  man  nur  etma  acht  Tage  nad)  ber 
©runbfteinlegung  ber  Kölner.  51udh  bei  ihr  aboptierte  man  baS  aus  bem 
TppuS  ber  ^oüegSlircpe  gu  fünfter  h^borgegangene  Sdhema  ber  9MS= 
heimer  gefuitenlirdhe. 


320 


SJraun,  2)eutfcfje  ^efuxtenfird^en. 


lafet  6, 


..  £öln.  SEJlartä  §tmmelfaf)rt3!tr$e.  b.  3t a cf) e it . 9ftic§ael3firc£)e. 

$nnere$.  ©eitenfdjiff.  ©ernölbe  unter  ber  Orgelempore. 


i.  STadjen.  50T: t cf) a e I s 1 1 r d> e . ^nnereö.  (£()or.  d.  $lad)eii.  93'ltdjael^lirdje.  inneres.  ©d)iff. 


7.  3>ie  EtticbaelSfiripe  ju  Slawen. 


105 


7.  |)te  ^^tid^aeröRird^e  pt  £ad)ctt. 

(^tequ  Silber:  Sejübüb  14  unb  Safe!  6,  b— d.) 

3n  ben  erften  Sauren  rtad&  iprer  D^iebetlaffung  ju  Efacpen  gelten  bie 
Sefuiten  ben  (BotteSbienft  für  i^re  ©cpüfer  im  fünfter,  bann  a6er  feit 
(Snbe  1607  in  einer  eigenen  Kapelle,  gu  beren  GErridjtung  (£r-$er§og  EUbert, 
(Bemapf  ber  ©tattpafterin  bon  Belgien,  ber  Snfantin  SfobeHa,  1606 
500  fl.  unb  ber  Efacpener  Etat  am  15.  slRai  1607  50  pilippSiafer 
fpenbete.  Der  Sau,  beffen  Hoffen  fiep  im  ganzen  auf  1884  Dir,  3 fl., 
5 5D7arf,  9 Shilling  beliefen,  mürbe  1608  burcp  ben  Öüttitper  EBeipbifcpof 
ju  (Spren  beS  pf.  E)?i(pael  fonfefriert 1. 

Über  bie  Sefcpaffenpeit  beS  HirdpfeinS  liegen  feine  Etacpricpten  bor. 
Den  geringen  Höften  nach  fann  es  nur  ein  unbebeutenber  Sau  gemefen 
fein,  ber  jmar  ben  näd)ften  Sebütfniffen  abpaff,  nicpt  aber  für  bie  Dauer 
genügen  fonnte. 

3m  3bnuar  1617  mürben  baper  bie  ßntmürfe  %vi  einer  neuen  Hird^e 
nach  Etom  gerieft.  Elm  11.  Eftärj  1617  fanbte  P.  SiteffeSdpi  fie  bem 
Eteftor  beS  HoffegS,  P.  EJtattpiaS  ©eprief,  jurücf.  Da  er  fie  in  ber  (Be= 
ftatt,  mie  fie  iptn  borgefegt  morben  maren,  meniger  für  bie  Qmede  ber 
(Befefffcpaft  geeignet  eradptet  patte,  mar  ipnen  ein  ju  Etom  angefertigter 
Pan  beigefügt  morben,  in  bem  einiges  nadpgetragen  mar,  maS  ber  Ete= 
bifor  in  ben  (Sntmürfen  bermipt  patte2.  Dodp  mar  P.  SiteffeScpi  ju 

etmaigen  Elnberungen  bereit,  falls  fofepe  fiep  als  ^medmäbig  ergeben  fofften. 

Um  pap  für  bie  Hircpe  ju  geminnen,  mußten  in  ber  (Bängfirape 
(jept  3Üu^enPr°fee)  meprere  alte  Raufer  abgebrochen  merben,  barunter 
auper  einigen  ffeineren  |)äuSdpen,  mefdpe  ber  Etat  für  3900  Dir  bon  ben 
(Srben  (Barproeifer  ermorben  patte,  audp  ein  größeres  (Bebäube,  roefdpeS 
einem  megen  ber  Deifnapme  am  Elufrupr  1611  berurteiften  poteftanten 
fonfiSjiert  unb  ben  Seiten  jugefprodpen  morben  mar.  3ur  Sefdpaffung 
ber  nötigen  (Befbmittef  ging  ber  pofurator  beS  HoflegS,  P.  gfabiuS, 

1 $ür  bie  Saugefdjicbie  ber  <®trdje  ift  namentlich  bie  Historia  Collegii  Aquis- 
granensis  bon  Eöicptigfeit , im  Original  in  ber  fgl.  Sibliotbef  gu  Serlin  (Cod. 
Bor.  fol.  762  b),  in  Elbpprift  im  £>ifi.  Elrcpiü  ber  ©tabt  ßöln.  Eluf  it)r  fufjt 
2JI.  ©dp  eins,  (Sefdpidpte  ber  3efuitenfir(pe  gum  bf-  Ettidpael  in  Slawen,  Elatpen 
1884.  ©inigeä  aud)  bei  EtopbiuS,  Elacpener  (Sbronif  I,  Etacpen  1681,  $ap.  18. 

2 Minus  apta  concinnaque  ad  usus  Societatis  videbatur.  EJtan  beachte,  bap 
bom  ©tit  ber  $ircpe  leine  Etebe  ift,  fonbern  nur  Oon  ihrer  ©inrieptung.  S)ie  (£nt= 
mürfe  mürben  ju  Etom  nicpt  für  praftifdO  genug  befunben. 


«21 


106 


Sie  gotifdjett  ^virdjen. 


1617  na(p  2Bien  gum  $aifer.  tiefer  gab  ipm  am  1.  Se^ember  ein 
föeffript,  morin  ber  Safener  5Rat  aufgeforbert  mürbe,  ben  patres  aus 
ben  megen  beS  SufruprS  befdjlagnapmten  (Gütern  ber  ^rotefianten 
6000  fRtlr  ju  ja^en.  Sorn  Grjpergog  3Raj;imiIian,  bent  Sruber  beS 
$aiferS,  unb  verriebenen  anbern  S3opltätern  erhielt  P.  gtabiuS  600 
fernere  ffitlr. 

91m  28.  9ttai  1618  mürbe  ber  Grunbftein  gelegt.  $)er  5lft  Vollzog 
fiep  nnter  ungemöpnticper  geierlidjteit.  GS  mürben  nidpt  meniger  benn 
gepn  Steine  in  ben  Soben  gefenft.  $)er  ^auptfiein  enthielt  ein  SgnuS 
§)ei,  einige  TOn^en  unb  eine  GlaStapfet  mit  einem  Ser^eicpniS  ber  bamalS 
^um  Kolleg  gepörenben  patres,  ÜRagiftri  unb  Saienbriiber.  5luf  ben  neun 
anbern  mar  ber  *Rame  je  eines  ber  neun  Gngelcpöre  mitfamt  bem  tarnen 
beS  SßapfieS  b§m.  beS  $aiferS,  beS  Königs  ^ß^ilipp  III.  Von  Spanien, 
beS  Königs  gerbinanb  II.  von  Söpmen,  beS  $urfürften  von  Mn  unb 
SifcpofS  Von  Sütticp,  gerbinanb  von  kapern  u.  a.  eingegraben.  £)en 
erften  Stein  legte  ber  Skipbifcpof  von  Süttiep,  Stephan  StrecpäuS,  bie 
fotgenben  ber  9Ibt  Von  Mnelimünfter,  §einridj  Garpen  von  Sinnig,  ber 
2lbt  Salbuin  von  Mfterratp,  ber  SDecpant  ber  DCRünfterfird&e , ^einricp 
StraviuS,  ber  ^rovinjiatfomtur  ber  33aüei  2Uten=Siefen,  Gbntunb  £)upn 
Von  Slmftenrabt  (§mei  Steine),  ber  Sigefolonet  Sattpafar  Sauge  unb  ber 
Sarrod  beS  ^per^ogtumS  3ülidj,  ferner  §upn  Von  Smftenrabt,  ben 
lepten  als  Vertreter  beS  StifiSfapitetS  ber  Sedwnt  unb  gmei  $anonifer 
beSfetben,  atS  Vertreter  ber  Stabt  bie  regierenben  Sürgermeifier,  bie 
Sdpöffenmeifter,  bie  beiben  3lIt*Sürgermeifter,  fomie  bie  Stabtbaumeifter 
Safob  99?od  unb  Srnotb  SaVelSberg.  SaS  Material  jur  $ir<pe  mürbe 
mit  Genehmigung  beS  9tateS  teils  einem  alten,  bebeuiitngSloS  gemorbenen 
SefefiigungSturme  teils  ber  inneren  Stabtmauer  entnommen,  gür  bie 
Sfaffabc  unb  bie  Sürgemänbe  fdjenfte  ber  3tat  eine  Slnjapl  bepauener 
^ölaufleine , bie  ursprünglich  für  einen  SJtarftbrunnen  patten  vermenbet 
merben  foden. 

Über  ben  gortgang  ber  Sauarbeiten  liegen  nur  fpärlidje  9h(pricpten 
vor.  Gnbe  Sluguft  1618  fonnte  P.  Scprid  bem  General  metben,  eS  feien 
fchon  bie  gunbamente  fertiggefiedt.  5In  unb  nächft  ber  gaffabe  gebiep  fogar 
ber  Sau  notp  im  gleichen  Sapre  bis  über  bie  Seitenportale,  mie  baS  an  bem 
SIbfcptupbogen  berfelben  angebrachte  Gpronogramm : DoMYs  oratlonls 
VocabitVr  Mt  21  (1618)  betunbet.  1619  flieg  er  ringsum  bis  $u 
ben  Seitenfenftern  auf,  bann  aber  gingen  bie  Arbeiten  nur  mepr  mie  im 


32  2 


7.  Sie  9föt$ael3ftr$e  gu  Slawen. 


107 


Sdmedentempo  boran,  fo  bap  man  er  ft  1623  mit  bem  2luffe|en  be§ 
S)adpe§,  beffen  Soften  ber  Ütat  beftritt,  beginnen  tonnte. 

3m  §erbft  1623  fd^ieb  ber  iftettor  P.  Scprid,  ber  bi§  bapin  bie  Sau= 
arbeiten  geleitet  patte,  non  Aachen,  um  nacp  ^flain^  überjufiebeln.  2ln 
feine  (Stelle  trat  al§  director  fabricae  templi  ein  Saienbruber,  ber 
Steinmep  3opanne§  ÜReper,  unter  bem  bie  $ircpe  boüenbet  mürbe1.  Sie 
rnujä  fpätefien§  im  grüpjapr  1627  fertiggeftellt  morben  fein,  ba  am  16.  $ftai 
ber  ©otte§bienft  in  fie  neriegt  mürbe.  Sie  feierlidpe  CSinroeif)ung  erfolgte 
am  6.  5luguft  1628,  einem  Sonntag,  bem  gfefte  ber  Sertlärung  (Sprifii, 
bur$  ben  apoftolifipen  9?untiu§  ^ßeter  2llopfiu§  (Sarafa,  Sifcpof  non  £ri= 
carico  in  2lpulien.  (Sine  Safel  im  linfen  Seitenfdpiff  ber  $irdfe  erinnert 
an  bie  geier.  3pre  in  nergolbeten  !Reliefbud)ftaben  au§gefiiprte  3nfd)rift 
befagt:  Anno  1628  VIII  Idus  Augusti  consecrata  est  liaec  ecclesia 
Societatis  lesu  sub  titulo  S.  Michaelis  Archangeli  et  SS.  Ange- 
lorum  ab  Illustrissimo  Principe  Petro  Aloysio  Carafa,  episcopo 
Tricaricensi  Sedis  Apostolicae  Nuncio  (sic).  Ser  §)ocpaltar  mürbe 
gu  (Spreu  be§  pl.  Sticpael  unb  ber  neun  (Spöre  ber  (Sngel  gemeint,  ber 
Seitenaltar  an  ber  (Sbangelienfeite  $u  (Staren  ber  Butter  ©otte§,  berjenige 
an  ber  (Spiftelfeite  ju  (Spreu  be§  1)1.  3gnatiu§.  P.  Sdbrid,  ber  ben  23 au 
begonnen,  ber  2llmofen  für  ipn  gefamntelt  unb  bie  Sauarbeiten  bi§  §um 
Sacp  geleitet  patte,  pielt  bei  ber  ^onfefration  bie  geftprebigt.  (Sr  mar 
ein  geborner  2lacpener  unb  flammte  au§  einer  ber  erften  gamilien  ber 
Stabt.  (Sin  3bgliug  be§  ©ermanifumS  unb  bereite  ^riefter,  trat  er  am 
30.  3uli  1589  in  bie  ©efettfcpaft  3efu  ein.  Sie  erften  Sejennien  nacp 
feinem  (Sintriit  mirfte  er  2lad)en,  gulept  al§  9te!tor  be§  $oüeg§  unb 
al§  folcper  eifrigft  bemüht  um  ben  Sau  einer  neuen  Schule  unb  ber  neuen 
$ird)e.  Qur  Schule  patte  er  bereite  am  29.  Slpril  1615  ben  ©runbftein 
gelegt.  Son  2Iacpen  mürbe  P.  Scprid  1623  nadp  S^ainj  gefcpidt,  um 
bafelbft  ba§  Seminar  511  leiten.  9ll§  aber  bie  Stabt  1632  burdp  bie 
Sdpmeben  befept  mürbe,  feprte  er,  fdjott  lange  ferner  leibenb,  nacp  2la<pen 
äuriid.  (Sr  ftarb  bafelbft  am  18.  DJtai  1646. 

Sie  2lu§ftattung  be§  neuen  ©otte§paufe§  mar  am  Sage  ber  S3eipe 
nodj  fepr  mangelhaft.  1628  tarn  ber  noch  borpanbene  grope  bronzene 
Kronleuchter  in  bie  Kirche.  (Sr  mürbe  auf  ©runb  eine§  Vergleichet  bon 


1 9Jteper,  ein  £)fierreid)er  bon  ©eburt,  trat  1622  im  2Uter  bon  85  $apren  in 
bie  ©efettfcpaft  $efu  ein.  3a  Slatpen  blieb  er  bi§  1628;  er  ftarb  1686  au  Süffelborf. 


108 


Oie  Qotiftfjen  ßirchen. 


einigen  ^roteftanten  gefdjenlt,  beren  ®üter  auf  laiferlidjen  53efe§C  megen 
Beteiligung  an  ben  Unruhen  bon  1611  eingezogen  unb  ben  ^efuiten  über= 
liefen  morben  maren.  Beichtfiühle  erhielt  bie  Hirdje  1630,  einen  §och= 
altar  um  1632;  feine  Soften  trug  bie  ©tabt.  1633  ftifteten  ^ßeter  Oarmont, 
BöiHjelm  Oarmont  unb  ^eregrin  Bogel  ben  3gnatiuSaltar.  OaS  3a^r  1635 
braute  bie  ©ängerbiifjne  auf  ber  Empore  an  ber  gaffabenmanb,  baS  3at)r 
1639  neue  Bänle.  1644  entftanb  bie  Kanzel,  1646  fcbenlte  eine  nicht 
näher  bejeidhnete  Bßohltäterin  ben  BfuttergotteSaltar.  9Iuch  mürbe  in 
biefem  3^re  ber  Hochaltar  mit  einem  $oftenaufmanb  non  300  Oalern 
bergolbet.  Oie  Kanzel  mürbe,  mie  bie  Historia  Collegii  Aquisgranensis 
au^brücflich  bermerlt,  in  ber  B3erlftatt  beS  $odegS  angefertigt.  5lber 
auch  baS  anbere  Mobiliar  entftammt  ader  Bkhrfcbeinlichleit  nach  berfelben. 
Bon  1629  bis  1639  mar  in  ihr  ber  Saienbruber  (SliaS  Sftotauer  tätig, 
bon  1642  bis  1669  ber  Bruber  3ohöun  BMlhelmi.  Oazu  famen  bon  1632 
bis  1636  atS  Bitbhauer  ber  uns  fd&on  betannte  Bruber  3of)aun  B?ünd) 
unb  1646  als  BMer  ber  unS  ebenfalls  nidht  mehr  frembe  Bruber  Bernharb 
guderabt. 

Bruber  (SliaS  Üiotauer  mar  mie  3o§anneS  Bleuer,  bon  bem  borhin 
bie  Diebe  mar,  ein  Öfterreicper.  3nt  gebruar  1582  ju  ©t  B3olfgang 
geboren,  erhielt  er  am  22.  Oltober  1615  Aufnahme  in  bie  ©efedfdjaft 
3efu.  Bad)  Beenbigung  beS  BobiziatS  fdhaffte  er  zunäcpft  zu  ^aberborn, 
bann  zu  Bamberg.  3m  3cthre  1625  mürbe  er  nach  Oüffelborf  gefdjidt, 
um  h ier  als  (Gehilfe  beS  praefectus  fabricae  templi  unb  als  ©chreiner 
tätig  zu  fein;  1629  lam  er  in  gleicher  (Sigenfdjaft  nadh  Aachen,  mo  ihn 
1632 — 1634  bei  feinen  Arbeiten  3ohann  Bfündj  als  statuarius  er= 
gönnte.  Bon  Aachen  lehrte  er  nach  Oüffelborf  zurüd,  hoch  ftarb  er  f)'m 
fdjon  am  16.  3uü  1639.  Varia  pluribus  in  locis  reliquit  suae 
industriae  monumenta,  fagt  ber  Belrolog. 

Oer  Bachfolger  BotauerS,  Sohann  Bßilfjelmi,  erblidte  zu  DBerlen  bei 
Oüren  im  ©eptember  1615  baS  Sicht  ber  Bklt.  3n  bie  ©efedfcpaft  3efu 
trat  er  am  26.  Bobember  1637.  Bachbem  er  baS  Bobiziat  zu  Orier  ge= 
macht,  mürbe  er  nad)  Aachen  gefcpidt,  mo  er  bon  ba  an  ben  größten  Oeil 
feines  SebenS  blieb,  in  ben  Katalogen  ftetS  als  arcularius  bezeichnet.  Oie 
lebten  18  3ahre  brachte  er  im  $odeg  zu  Beup  zu,  in  baS  er  1680  iiber= 
gefiebelt  mar.  (Sr  fdjlop  bie  Bugen  h04öeiagt  am  18.  Oltober  1698. 

1641  unb  3 647  erhielt  bie  Kirche  Anbauten.  3m  3«hre  1641  mürbe 
baS  portal  an  ber  nach  Often  gelegenen  Sangfeite  mit  einer  Borljude  ber= 


324 


7.  Sie  AHcpaelSltrche  su  Aachen, 


109 


felgen,  ber  burch  eine  über  iprem  ©Reitel  fiep  aufbauenbe  öierfeitige  Saterne 
baS  nötige  Ötcfet  ^ugefüprt  mürbe,  nach  einem  alten  Ölgemälbe  im  ^3farr= 
Don  6t  Michael  ein  barocfeS  Aßerf1.  1647  liefe  ein  f)err  öon 
Sammerfcheibt  in  bem  Aßinlel  ämifcpen  Epor  unD  rechtem  ©eitenfcpiff, 
alfo  ber  urfprünglicpen  ©afriftei  gegenüber,  eine  Kapelle  ju  Ehren  beS 
hl.  3ofepp  errichten,  ben  Dorberen  Seil  ber  feigen  Annafapelle.  günf 
Sapre  fpäter  mürbe  biefe  Kapelle  um  ein  3o<h  berlängert,  mit  einem  Altar 
au^geftattet  unb  nach  bem  ©hör  j$u  burch  aus  ^Bronjefäuld^ert  be= 
ftcpenbeS  (Sitter  abgefdploffen. 

SaS  3apr  1656  brachte  ber  Kirche  fehleren  ©epaben.  23ei  bem 
furchtbaren  23ranbe,  ber  am  2.  50^ai  ben  gröfeten  Seil  Aachens  in  Afcpe 
legte,  mürbe  auch  fiß  ein  Aaub  ber  glammen.  ES  ging  babei  nicht  blofe 
baS  Sach  5U  (Srunbe,  es  ftür^te  auch  ein  Seil  ber  Einmölbung  im  ©hör 
unb  TOtelfcpiff  ein2,  mobei  bie  Orgelempore  famt  ber  ©ängerbüpne,  bie 
Einrichtung  ber  3ofeph§fapetle  unb,  mie  eS  fcheint,  auch  ber  Hochaltar, 
bie  Kommuuionbant  unb  bie  Aeliquienbepälter  an  ben  Epormänben  fchmer 
litten.  Sie  Kanzel  blieb  glücflicpermeife  erhalten;  benn  bie  jetzige  Kanzel 
ift  smeifelloS  bie  urfprüngliche.  Ebenfo  hatte  baS  geuer  bie  ©eitenaltäre, 
bie  33ei(jptfiüple  unb  ben  Kronleuchter  berfepont.  Sa  bie  Mittel  gu  einer 
böEigen  Aeftauration  ber  Kirche  nicht  auSreicpten,  begnügte  man  fiep 
oorberpanb  bamit,  baS  Sach  heräu^e^en  m b baS  3nnere  fomeit  mieber 
in  ftanb  ju  fefeen,  bafe  man  barin  (SotteSbienft  palten  fonnte. 

1658  begann  man  mit  ber  Aufführung  eines  SurmeS.  33iS  bapin 
patte  ein  folcher  gefeplt.  Söopl  mar  ein  Surnt  geplant  gemefen;  er  mar 
fogar  1619  bereits  bis  &ur  genfterpöpe  gebiepen.  Senn  bie  Historia  Collegii 
Aquisgranensis  berichtet  ju  biefem  3apre,  ber  (Sraf  Don  Embben  pabe 
erlaubt,  aus  ber  Kaffe  beS  Regiments  nach  unb  nach  1000  Saler  für 
ben  23au  beS  SunneS  ju  nepmen,  fo  bafe  Surm  unb  Kirche  bereits  bis 
5U  ben  genftern  gelommen  feien.  Sann  aber  mürbe  bie  Aßeüerfüprung 
beS  SurmeS  eingeftetlt,  maprfcheinlich  meü  bie  Mittel  nicht  langten,  Diel* 
leicht  auch  tueil  ber  ^lap,  an  ben  er  ju  fiepen  fommen  foEte,  nicht  mepr 
gefiel  unb  man  ipn  an  einem  anbern  Orte  münfepte.  ©eine  ©teile  foflte 


1 Sie  S3orpaEe  beftept  niept  mepr.  ©ie  mürbe  1860  abgebrochen  unb  eine 
neue  aufgebaut. 

2 Aicpt  baS  gan^e  Eeloölbe,  ba  fonft  aEe§  Atobiliar  pätte  3U  ©runbe  gepen 
miifeen,  toäprenb  iu  Anrllicpfeit  bie  Hansel,  ber  große  Kronleuchter  u.  a.  erpalten 
blieben. 


325 


110 


Sie  gotifdjen  Kirchen. 


er  nämlidj  anfänglich  -pueifelgopne  in  bem  V3infel  §tüif<hen  bem  linfen 
©eitcnfcöiff  unb  bem  Spor  paben,  alfo  über  bem  erften  3ocb  ber  heutigen 
Sauffapelle.  Ser  neue  $ßla£,  auf  bem  man  ipn  gern  errichtet  hätte,  lag 
hinter  bem  ßpor  ber  Kirche  unb  mar  fiäbtifcpe§  Eigentum.  Sie  mieber= 
holten  SSerfitihe  ber  ^3atre§,  Dom  fftat  ba§  betreffenbe  Heine  Stüd  Öanb 
iu  erhalten 1,  maren  aber  immer  mieber  abfchlägig  befcpieben  morben.  (Srft 
am  19.  September  1656  mürbe  ihren  Vitten  millfaprt2.  Ser  fftat 
fchentte  jum  Sturm  aucp  Steine  unb  £>oI §;  ben  (Srunbfiein  legten  bie  hier 
Vürgermeifter.  Voüenbet  mürbe  ber  Surm  erft  nach  zehnjähriger  Arbeit 
1668.  Sa§  3apr  1659  brachte  bie  Üteftauration  ber  3ofepp§tapeüe,  moju 
bie  (Sräfin  Don  (Seleen  500  ffteicp§taler  fpenbete.  Ser  gupboben  mürbe 
mit  fcpmar^en  unb  meinen  Marmorplatten  belegt,  bie  Vßänbe  mit  ge= 
fchni^ten  Vertäfelungen  belleibet,  benen  Sarfteüungen  au§  bem  Seben  be§ 
pl.  3ofepp  eingefügt  maren,  ba§  (Semölbe  mit  Stud  bewert  unb  gmifchen 
(Shor  unb  Kapelle  ba§  bronzene  (Sitter  angebracht,  melcpeä  nocp  } ept  bor= 
panben  ift. 

51  ber  auch  bie  Vöieberperfteüung  be§  Snnern  ber  Kirche  napnt  1659 
ihren  Anfang.  3m  Frühling  biefe»  3oh^e§  begann  man  mit  ber  91eu= 
eingiehung  ber  ©emölbe,  bie  mie  bie  Annuae  bon  1659  au^brüdlid) 
peroorpeben,  nicht  nur  foliber,  fonbern  aucp  pöper  alä  bie  früperen  mürben. 
3m  iperbft  maren  fie  fertig.  3m  folgenben  Sapre  mürben  bie  Sterne 
unb  Monogramme  an  ben  Scplupfteinen  ber  (Semölbe  bergolbet,  bie  genfter 
unb  Vogen  mit  Stucfornament  umwogen,  eine  neue  au»  fml^  gemachte, 
aber  mit  Vronjefäulcpen  au^geftattete  ^ommunionbanf  aufgefteüt,  bie  feit* 
liehen  Emporen  mit  neuen  Valuftraben  Derfepen  unb  enblicp  bie  Menfen 
be§  §od)altare3  unb  be§  3ofepp§altare§  neu  aufgefüprt  unb  fonfelriert. 
1668  mürben  bie  fReliquienbepälter  an  ben  (Spormänben  erneuert3;  ein 
neuer  ^ocpaltar  mürbe  1664  errichtet.  Ara  maxima  cum  suis  novem 
angelis,  novem  choros  repraesentantibus  hoc  anno  exstructa  est, 
berichtet  bie  Historia  Collegii  ad  a.  1664.  Sie  Orgelempore  ftellte 

1 Licuit  tandem  hoc  anno,  qnod  olim  saepius  frustra  tentatum, 
turrim  templo  nostro  in  publico  senatus  fundo  adiieere  ad  plagam  septentrio- 
nalem,  fo  bie  Annuae  ad  a.  1658. 

2 2latf)ener  StabtardjiD,  9tat§protofotte  A 1656 — 1700,  6.  29. 

3 Hist.  Coli.  Aquisgr.  ad  a.  1668 : Capsulae  recondendis  circumcirca  aram 
principalem  reliquiis  ad  primum  splendorem  sunt  revocatae.  Unter  ben  capsulae 
finb  bü*  nidbt  bie  feibenen  ^ReliquienhüCten  ber  in  ben  Söanbfcepältern  beftnblicfjen 
(Säjäbel  iu  öerftehen,  fonbern  bie  25et)älter  felbft. 


326 


7.  3)te  SQliipaetStiripe  zu  2ta<peri. 


111 


man  erft  1680  lieber  per;  fie  befarn  aber  bamals  ftatt  einer  fteinernen 
23rüftung,  mie  fie  bie  ©eitenemporen  patten,  eine  pölzerne,  bie  erft  in 
jüngerer  3e^  bßfeitigt  unb  burcp  eine  ©teinbaluftrabe  erfept  mürbe.  3m 
gleichen  3apre  mürben  ben  ©eitenfcpiffen  neue  SDäcper  aufgefe|t,  unb  ^mar 
^)äcper  Oon  anberer  (Sinricptung  als  bis  bapin,  ba  burcp  bie  bisherigen 
bie  Sicptgabenmauer  zu  ©cpaben  gelommen  mar.  $on  melcper  2lrt  bie 
£)äcper  bis  1680  maren,  erfapren  mir  nicpt.  Sie  eS  fdpeint,  maren  fie 
entmeber  (Sattelbäiper  ober  üon  ber  23efcpaffenpeit  ber  5Ibfeitenbäcper  ber 
Koblenzer  ^ollegStircpe , alfo  ^ultbäcper  mit  offenen  SDacplufen,  burip 
melcpe  bie  ipocpgabenfenfter  ipr  Sicpt  erpietten.  2lnberS  nämlicp  patten  fie 
mopl  faum  ber  §o<pmanb  ber  $ircpe  berberblid)  merben  fönnen.  1684 
famen  jmei  neue  23eicptfiüple  in  bie  $ircpe,  jmei  3cipre  fpäter  mürbe  bie 
SofeppSfapeüe  mieberum  einer  üteftauration  unterzogen. 

£)ie  ©alriftei  befanb  fiep,  mie  bereits  gelegentlich  ermäpnt  mürbe,  ur= 
fprünglicp  an  ber  (Soangelienfeite  beS  (Spores.  30^an  beließ  fie  bort  audp 
bann  noep  jmei  Dezennien  lang,  nadpbem  pinter  bem  (Spor  ber  Surm 
errieptet  mar.  (Srfi  1691  mürbe  fie  in  baS  (Srbgefcpop  beS  lederen  Oertegt, 
mo  fie  feitbem  ftets  blieb.  &er  bisherige  6afrifteiraum  mürbe  in  eine  bem 
pL  granz  #aoer  gemeipte  Kapelle  umgemanbelt,  für  melcpe  bie  gegenüber 
liegenbe  SofeppStapeHe  als  $orbilb  biente.  §>aS  (Sitter  zuufepen  ber  $a= 
peCte  unb  bem  (Spor  entftanb  1700;  eS  ift  bem  (Sitter  ber  SofeppSfapeüe 
naepgebilbet.  3u  bemfelben  3«P^  mürbe  bie  $ommunionbanf  mit  neuen 
^Bronzefäulcpen  Oerfepen,  um  nach  fo  oftmaliger  Dteftauration  f(pliepli(p 
1750  noep  einmal  erneuert  zu  merben.  SDie  SofeppSfapeüe  mürbe  zur 
9fnnafapeüe  mopl  erft  naep  Aufhebung  ber  (Sefeüfcpaft  Sefu.  Um  bie= 
felbe  Qeit  bürfte  es  auep  gemefen  fein,  baß  man  ben  3gnatiuS=  unb 
ben  SuttergotteSaltar  aus  ber  $ir<pe  in  bie  Kapellen  neben  bem  (Spor 
oerfepte. 

SDie  5Iac6ener  $oüegSfircpe  fiept  ber  Kölner  unb  Solspeimer  an  (Sröpe 
merfliep  na(p.  3mmerpin  ift  fie  ein  redpt  geräumiger  53au;  benn  ipre 
liepte  Sänge  beträgt  42  m,  ipre  liepte  Breite  im  (Spor  11,40  m,  im  Sang= 
pauS  20,70  m.  £)aS  5Jiittelfcpiff  ift  fepr  breit.  üftipt  eS  boep  Oon 

^feileraipfe  zu  ^ßfeileracpfe  12,30  m,  mäprenb  bie  Breite  ber  iübfeiten  fiep 
nur  auf  4,20  m beläuft.  9ftittelfcpiff  unb  ©eitenfdjiffe  fiepen  piernatp  in 
33e§ug  auf  bie  ^Breite  faft  in  bem  gleidjen  ungemöpnlicpen  Verhältnis  zu 
einanber  mie  in  ber  Sßfuitenfircpe  zu  Koblenz,  uur  bap  felbigeS  bei  biefer 
Oon  ber  Vermertung  ber  alten  9tonnenfir(pe  perrüprte,  mäprenb  eS  zu= 


327 


112 


2)ie  gotipben  Kirchen. 


Aachen  unabhängig  oon 
jebem  älteren  23au  Iebig= 
lieh  au3  praftifdjen  (Sr= 
Wägungen  beliebt  würbe. 
§och  ift  bie  Kirche  nur 
15,75  m. 

2)a§  2anghau§  hot 
fed)§  3odhe;  ber  @hor  be= 
fteht  au§  einem  3o<b  nnb 
breifeitigem  (Shorhaupt. 
@hor  unb  TOttetfchiff  finb 
bnrdh  einen  Triumphbogen 
üoneinanber  gefdjieben.  Tie 
©eitenfdjiffe  finb  mit  6m* 
poren  öerfehen,  unb  ^war 
finb  ihnen  biefe  wie  ju 
DJtoI^h^im  unb  Höbt  ein= 
gebaut.  6in  Ouer*  ober 
Stnbau  fehlt  am  ©nbe  ber 
©eitenfdjiffe,  nicht  aber  eine 
2lrt  bon  Dlebenfapette.  ©ie 
tüirb  burch  ba§  emporen= 
lofe  teilte  3odj  ber  5tb= 
feiten  gebitbet.  Tie  feit* 
liehen  Emporen  ziehen  fid) 
nämlich  nur  burch  bie  fünf  erften  3od)e  ber  9lebenfchiffe  hinburd)  unb 
enben  bann  über  einer  runbbogigen  5lrfabe  oon  ber  33itbung  ber  6m= 
porenartaben  im  Sflittelfdjiff. 

Tie  beiben  ©tüpenreihen  be§  Öanghaufe§  beftehen  anber§  at§  in  ben 
bisher  behanbelten  Kirchen  au§  Pfeilern  bon  quabratifc^em  Duerfdjnitt. 
Tiefelben  finb  an  allen  ©eiten  mit  ptafiern  befe|t,  welche  auf  niebrigem 
©odel  ftehen  unb  als  23afi§  eine  ©todenteifte  befi|en.  Ter  ^itafter  an 
ber  ^orberfeite  fteigt  ohne  Unterbrechung  bis  jum  Stnfap  ber  ©ewötbe 
empor,  ©ein  $apität  ift  im  ©inne  ber  toStanifchen  Orbnung  gebitbet, 
wenngleich  in  freier  üluffaffung,  unb  mit  weit  auStabenber,  Oon  einer 
©efimSteifte  umzogenen  Tedptatte  öerfehen.  Tie  beiben  feittichen  Sßilafter 
tragen  bie  (Sniporenbogen,  bie  Sßilafter  an  ber  Mdfeite  be§  ^feiterS  bie 


Aaasstab 

5 10 


SSitb  14.  Stadien.  StticbaetSfirhe.  ©rimbrifc. 


828 


7.  Sie  90H$aeI§f ir$e  31t  Slawen. 


113 


Duergurte  ber  ©etoölbe,  auf  benen  bie  ©mporen  rudert.  5luth  bei  biefen 
pilaftern  folgt  ba§  Kapital  ber  to^fanifd&en  Orbnung,  eS  ift  aber  tu  eit 
leichter  als  baS  ber  borberen  pilafter. 

Sie  ©mporenbogen  finb  balbfrei^förmig,  ihre  Seibung  entbehrt  jeber 
Profilierung.  Oberhalb  ber  33ogen  giept  fiCh,  bon  ben  pilaftern  ber  Pfeiler 
unterbrochen,  ein  fräftigeS,  aus  berboppeltem  Panties  unb  piättChen  be= 
fieljenbeS  ©JefimS  bie  SBanb  entlang,  darüber  ergebt  fiCh  bie  aus  fpät* 
gotifchem  9Jtapmerf  beftefjenbe  SBrüjtung  ber  ©mporen,  eine  treue  $opie  ber 
©mporenbaluftraben  in  ber  Kölner  gefuitenfirChe  unb  namentlich  toie 
biefe  burCh  einen  Sttittelpfoften  geteilt,  ber  in  einer  SttufChelnifChe  eine 
Statuette  enthält. 

3ludh  über  ben  Emporen  finb  bie  ©Chippfeiler  feitliCh  mie  rücfraärtS 
mit  pilaftern  befej^t,  melChe  hier  inbeffen  nur  mit  einer  platte  bebedt 
finb.  5luf  ben  feitliChen  pilaftern  ruhen  bie  breiten,  holbfreisförmigen, 
ungeglieberten  ©Cheibbogen,  auf  ben  hinteren  fteigen  bie  Ouergurte  ber 
5Ibfeitengemölbe  auf. 

Sie  ©mpore,  melChe  ber  gaffabenmanb  borgebaut  ift,  fi|t  auf  brei 
2Irfaben,  non  benen  bie  mittlere  im  Stunbbogen  fchliept,  bie  beiben  äuperen 
aber  im  ©pi|bogen.  Sie  ©tüjen  biefer  Sirfaben  finb  biertantig  unb  naCh 
5lrt  ber  pilafter  ber  ©mporenarlaben  ber  5Ibfeiten  behanbelt.  Sie  23alu= 
ftrabe  ber  gaffabenempore  ift,  mie  früher  bemertt  mürbe,  baS  SBerf  einer 
mobernen  Sieftauration. 

Sen  Aufgang  ju  ben  ©mporen  vermitteln  ^mei  an  ber  Snnenfeite  ber 
gaffabe  angebrachte  kreppen.  Sa  bie  Kirche  mit  ihrer  gaffabe  hört  an  bie 
©trape  anftiep,  mar  man  gelungen,  bie  Eingänge  in  baS  borberfte  goCh 
ber  Sangfeiten  $u  oerlegen  unb  barurn  Ipr  Oon  Sreppentürmcpen  9lbfianb 
gu  nehmen.  Siefe  meiter  naCh  bem  ©hor  ju  neben  ben  ©eitenfChipn  auf= 
juführen,  mie  es  gu  fünfter  gefächen  mar,  mag  aber  burCh  bie  Serrain= 
berhältniffe  miberraten  morben,  menn  nicht  gar  unmöglich  gemefen  fein, 
namentlich  an  ber  rechten  Sangfeite,  mo  bie  Kirche,  mie  eS  fcpeint,  hört  auf 
ber  ©renge  beS  Eigentums  ber  gefuiten  ftanb.  9Jtan  50g  eS  baher  bor, 
bie  Sreppen  in  mögliChft  menig  ftörenber  unb  unauffälliger  Söeife  an  ber 
gnnenfeite  ber  gaffabe  aufsubauen,  mie  man  eS  urfprünglith  auCh  in  ber 
^oblenjer  ^ollegStirChe  beabfichtigt  hotte. 

Ser  ©hör  ber  $ircpe  bietet  nichts  23efonbereS.  ©r  ift  mie  $u  9MS= 
heim  unb  $öln  etmaS  niebriger  als  baS  SanghouS,  boCh  fept  fiCh  auch 
ju  5laChen  baS  SangpauSbach  in  ununterbrochener  glucht  über  ben  ©hör 

Staun,  2>te  beutfdjen  Seiuitenfiräjen.  1.  — 8 


114 


3>te  gotifdjen  Äirdjen. 


fort.  Qie  ©emölbe  [teigen  im  Epor  bon  SLrauBentonfolen  auf,  mie  uns 
bereu  in  ber  Kötner  $ircpe  Begegneten. 

Qie  Einbedung  Befielt  im  Eporpaupt  aus  einem  SterngemölBe , im 
borbent  Eporjocp  unb  im  SangpauS  aus  DlepgemölBen  Don  ber  5lrt  ber 
Mittelf  (piff  gemölbe  ber  IMegSfirdpen  51t  fünfter  unb  MolSpeim  unb  ber 
UntermölBung  ber  gaffabenempore  in  ber  ^oblen^er  $oüegStir(pe.  Qie 
Hibben  finb  mie  $u  $öln  unb  MolSpeim  mit  flauen  Qoppelfeplen  pro* 
filiert.  Qie  §auptj(plupfteine  meifen  als  ^ergierung  Monogramme  auf, 
bie  9teBenfcBlupfteine  mie  ju  $öln  Sterne. 

Qie  Emporen  ber  ÜlBfeiten  finb  mit  runbBogigen  EratgemölBen  unter* 
mölbt,  bereu  3o$e  burdp  Breite,  gefiepte,  einen  ftumpfen  SpipBogen  bar* 
fteüenbe  Quergurte  boneinanber  gerieben  merben.  5ln  ber  UmfaffungS* 
mauer  fipen  biefe  Quergurte  auf  ben  nacp  innen  gezogenen  Strebepfeilern, 
melcpe  jebocp  in  |)alBpfeiler  bon  ber  ^Xrt  ber  unteren  ^ßilafier  ber  SdpiffS* 
Pfeiler  umgemanbelt  erfdpeinen.  Qie  SöölBung  über  ben  Emporen,  b.  i.  bie 
5l6[eitenmölBung,  Beftept  ebenfalls  aus  runbBogigen,  vierteiligen  EratgemölBen. 
Qie  Quergurte  finb  audp  pier  gefielt,  jebodö  runbbogig;  bie  ^albpfeiler 
an  ber  5lupenmauer  paben  eine  Stärfe  bon  faft  einem  Meter.  Qie  Ee= 
mölbe  unter  ber  Empore  ber  gaffabe  finb  gemöpnlidpe  gotifcpe  mit  Scplup* 
fteinen  auSgeftattete  iRippengemölBe;  baS  mittlere  ift  fünfteilig,  bie  anbern 
aber  finb  bierteilig.  Qie  fdpmeren  Rippen  finb  nur  mit  Breiter,  flauer 
$eple  profiliert.  $on  ben  Sdplupfteinen  finb  Blofs  $mei  ornamentiert, 
einer  mit  bem  tarnen  3efu,  ber  jmeite  mit  einem  Stern. 

3Bie  bie  EemölBe,  fo  finb  aucp  bie  genfter  bon  fepr  ungleicher  Gilbung. 
Qie  hier  gropen  Eporfenfter,  bon  benen  fiep  smei  im  borberen  Eporjocp, 
bie  Beiben  anbern  in  ben  Scprägfeiten  beS  EporpaupteS  Befinben,  finb 
fpipbogig,  breiteilig  unb  mit  fpätem  Mapmerf  gefüllt,  greilidp  ift  baS 
jepige  Map*  unb  ^ßfoftenmerf  ni<pt  mepr  baS  anfänglidpe,  fonbern  baS 
2Berf  einer  jüngeren  Steftauration,  boep  patten  bie  genfter  fdpon  urfprüng* 
Xicp  Mapmerf.  Qie  Sidptgabenfenfter  finb  ebenfalls  fpipbogig,  aber  ungeteilt. 
Sie  maren  epebem  meniger  podp.  3pre  jepige  §öpe  erpielten  fie  erft,  als 
im  19.  Saprpunbert  Bei  einer  Erneuerung  ber  $ircpe  ben  Seitenfdpiffen 
fladpere  Qäcper  aufgefept  mürben  unb  bannt  bie  Möglicpfeit  gegeben  mar, 
bie  genfteröffnungen  tiefer  perabjujiepen.  Qie  5lbfeiten  paben  jmei  genfter* 
reipen,  unb  gmar  finben  fiep  auch  in  bem  emporenlofen  lepten  3odpe  gmei 
genfter  übereinanber.  Qie  genfter  ber  unteren  ^Reipe  finb  ungefdpladpte, 
Breite,  im  SticpBogen  fdpliepenbe  SßanbburdpBrüdpe;  bie  ber  oberen  finb 


330 


7.  $ie  SttidjaelStirdpe  gu  Staren. 


115 


ein  wenig  eleganter.  Sie  finb  runbbogig  unb  im  Supern  Oon  einem 
2lrcpiOolt  umrahmt,  ber  üon  einem  Seiftdpen  umwogen  ift  unb  Don  oier= 
fantigen,  mit  Kämpfern  berfe^enen  $foften,  auffteigt.  Sie  beiben  portale 
im  er[ten  3odp  ber  5lbfeiten  finb  fdplidpte  ©rfdpeinungen.  Sie  geigen  bie= 
felbe  23epanblung  wie  bie  genfter  ber  oberen  Oteipe:  mit  Seifte  befehlen 
9lrcpibolt  über  glatten,  mit  $ämpfergefimfen  auSgeftatteten  Sßfoften. 

Se r 5lupenbau  ift  reept  einfadp  unb  bietet  fepr  wenig  2Bedjfel.  Sie 
gaffabe  ift  nidpt  mepr  bie  alte,  ba  fie  in  jüngfter  geit  im  Stil  be§ 
grüpbaroef  grünblidp  erneuert  mürbe.  SaS  SangpauS  weift  überall  faple, 
Oödig  ungeglieberte  2Bänbe  auf,  im  ftrebelofen  Sicptgaben  wie  in  ben  9lb* 
feiten,  in  benen  bie  Strebepfeiler  nadp  innen  gezogen  würben.  91ur  ber 
(Spor  ift  im  Supern  burdp  Strebepfeiler  belebt,  fepr  einfadbe  ©ebilbe  mit 
pultförmiger  5lbbedung.  Sie  ®ranggefimfe  ber  9lbfeiten,  beS  |)ocpgabenS 
unb  beS  ©poreS  finb  adern  2lnfdpein  nach  neueren  Saturn».  Cb  unb  in* 
wieweit  fie  ben  urfprünglidpen  entfpredpen,  mup  bapingeftedt  bleiben. 

Ser  Surm  erinnert  nidpt  blop  in  33e§ug  auf  feine  Sage,  fonbern  audp 
in  feinem  Aufbau  an  ben  Sturm  ber  Kölner  $odeg§tirdpe.  Sein  Unter= 
bau  beftept  au»  oier  ©efdpoffen,  weltpe  im  Supern  burd)  ©efimfe  an= 
gebeutet  werben.  SaS  ©rbgefdpop  wirb  burdp  ein  gropeä  dtunbbogenfenfter 
erpedt,  beffen  23ogen  mit  53offenfteinen  burdpfept  ift,  unb  bient  als  Safriftet. 
SaS  gweite  unb  britte  ©efepofj  erpalten  burdp  Heine,  mit  gerabem  Sturj 
oerfepene  genfter  ipr  Sicpt.  3n  baS  gweite  würbe  1690  bie  fwuSfapede 
ber  Sefuiten  oerlegt;  fept  wirb  es  als  ^aramentenfammer  gebraucht.  SaS 
Oierte  befipt  an  aden  Seiten  ein  popeS,  fpipbogigeS  Sdpadfenfter  unb 
fdpliept  mit  einem  mächtigen  ©ebälf,  über  bem  fiep  eine  aus  fdpwädperen 
unb  ftärferen,  Oierfantigen  Steinpfoften  gebilbete  23rüftung  aufbaut.  Ser 
Oberbau,  welcper  fidp  au»  ber  Don  biefer  33aluftrabe  eingefcploffenen  patt= 
form  erpebt,  ift  oierfeitig  unb  pat  an  jeber  Seite  gwei  burep  einen  9tunb= 
bogen  bertoppelte  Spipbogenfenfter.  ©r  trögt  gegenwärtig  ein  2Balmbadp, 
aus  beffen  Scpeitel  eine  adptfeitige,  oon  einem  fdplanfen  §elm  betrönte 
Saterne  aufwädpft.  SGßie  baS  Sacp  beS  Oberbaues  unb  bie  Saterne  ur= 
fpriinglidp  auSfapen,  geigt  baS  fdjon  erwäpnte,  im  ^farrpaufe  Oon  St  Wu 
dpael  befinblidpe  Clgemälbe.  SaS  Sacp  pat  pier  gefdpweifte  Seiten.  Sie 
Saterne  ift  gwar  wie  peute  adptfeitig,  bodp  finb  ipre  Seiten  Oon  ungleicher 
Breite.  2lucp  pat  fie  ftatt  eines  fpipen  §elmeS  ein  3wiebelbadp. 

^Bejügticp  ber  beiben  ben  ©por  redptS  unb  linfS  begleitenben  ^apeden, 
über  bereu  ©efepidpte  bereits  baS  Nötige  beridptet  würbe,  genügen  wenige 


331 


116 


Sie  gotifdjen  $trcpen. 


SBorte.  Sie  befielen  öu§  einem  größeren  Oorberen  unb  einem  etma§ 
Heineren  Hinteren  goip,  finb  mit  (Sratgemöfben  eingebecft  unb  erhalten 
burcp  gmei  im  «Segmentbogen  fipliefjenbe  genfter  Oon  ber  5Irt  ber  unteren 
genfter  ber  5tbfeiten  ipr  Siebt. 

9ttit  bem  (Spor  fielen  bie  Kapellen  burd)  eine  ba§  gange  erfte  gotp 
einnepmenbe,  mit  gierfi(pem  53rongegitter  oerfepene  runbbogige  5lrfabe  in 
33erbinbung.  Oie  breiedigen  (Setaffe,  metepe  beiberfeit§  Oont  (Spor  burtp 
ba§  lefete  go<p  ber  Hapeüen  unb  bie  anftoßenbe  Sdprägfeite  be§  (Spor= 
paupteS  gebilbet  merben  unb  üon  ben  Kapellen  au§  gugänglicp  finb,  mären 
epebem  mopl  Oratorien,  oon  benen  au§  man  bem  (Sotte§bienft  beimopnen 
fonnte. 

53on  ben  urfprüngtidpen  9tu§ftattung§gegenftänben  ift  nur  menig  mepr 
Oorpanben:  bie  Hanget,  bie  33eid)tftüpte,  ber  große  brongene  Hronteudjter 
unb  bie  Seiienattäre.  (Sin  Oeit  be§  Mobiliars  ging  1656  beim  53ranb 
ber  Hircpe  gu  (Srunbe,  anbere§  bei  fpäteren  Üteftaurationen.  Oie  Hanget 
ift  fein  peröorragenbe§  SBerf,  mie  g.  53.  bie  Hötner,  aber  Oon  gefälligen 
53erpättniffen  unb  gutem  Aufbau.  3Q?it  figürlichem  unb  ornamentatem 
Scpmud  pat  man  fie  im  gangen  nur  mäßig  bebaept.  Sie  ift  feepsfeitig 
unb  mirb  oon  brei  fedpgftügetigen  Kerubim  getragen.  gpre  Hanten  finb 
unten  mit  Voluten  befeigt,  oben  unter  ber  patte  aber  mit  Honfoten,  metepe 
mit  (Sngefäföpfen  Oergiert  erfepeinen.  Oie  Seiten  meifen  in  üftufcpetnifcpen 
redjt  ebte  Statuetten  (Sprifti  unb  ber  (Soangetiften  auf.  Oer  Scpattbedet 
geigt  am  unteren  ütanb  ein  3^den=  unb  Ouaftenornament,  über  ben  Seiten 
barode,  au§  Hnorpetornament  gebitbete  (Siebetdpen.  Oer  gtodenförmige 
51uffaß  be£  Oedet§  mirb  Oon  einer  Statuette  be§  pt.  SJtidpaet  befrönt. 

(Sin  gute§  Stüd  ift  ber  Hronteucpter.  (Sr  bejtept  au§  gmei  Sfteipen 
Oon  Sicpterarmen,  bie  reid)  mit  53tattmerf  gefepmüdt  finb  unb  53epänge 
in  (Seftatt  bimförmiger  Hnäufe  unb  fdjmebenber  (Sngel  paben.  Oie  Spiße 
be3  2eucpter§  nimmt  eine  Statuette  be§  (SrtöjerS  ein;  auf  ben  Firmen 
finb  niebli(pe  5Ipoftetftatuetten  aufgefteüt.  gn  bem  53erbinbung§ftüd  gmifepen 
ben  beiben  £idptpatterreipen  erpebt  fiep,  Oon  oüaten,  fnorrigen  Reifen  um= 
geben,  eine  gigur  Harte  b.  (Sr.  Unten  fdptießt  ber  Seutpter,  beffen  orna= 
mentaler  unb  figürtidper  Scpmud  nodp  einige  (Srinnerungen  an  gotifdpe 
gormen  erfennen  lägt,  mit  einer  mäeptigen  Huget. 

Oie  in  ben  genfternifdpen  ber  unteren  5tbfeitenfenfter  angebrachten 
53eicptfiüpte  geigen  ba§  gemöpnticpe  Scpema.  Scpmud,  teiepte  53arodranfen, 
paben  fie  faft  nur  in  ben  griefen  be§  (SebälfeS  fomie  an  ben  ^fofien  unb 


332 


7.  Sie  Ahdjaetgfirche  51t  Aachen. 


117 


ber  IBogenöffnung  ber  Atittelpartie.  Alle  33eid)tftü^£e  finb  bon  gleicher 
Art;  einer  trägt  baS  Saturn  1630. 

Sie  beiben  Seitenaltäre  bon  1633  unb  1646  Befinben  fid)  gegen= 
märtig  in  ben  Tabellen  neben  bem  Eljor,  ber  3gnatiuSaltar  in  ber  Sauf= 
fapeHe,  ber  AtuttergotteSaltar  in  ber  Annafapeüe.  Sener  ift  noch  ganj 
intatt,  bei  biefem  mürbe  baS  DAittelbilb  burd)  eine  fe^r  fehle  d)te  ®opie  ber 
hl.  Anna  bon  AubenS  erfe$t.  Sie  Altäre  finb,  abgefeljen  bon  bem  gigurem 
mert  unb  menigen  geringfügigen  Abmeierungen  im  Ornament,  böflige 
Gegenftüde.  Sie  bauen  fid)  in  einem  Gefdjop  auf,  über  bem  beim  ehe* 
maligen  SgnatiuSaltar  DAaria  mit  bem  SefuSfinb,  beim  früheren  9Autter= 
gottesaltar  aber  bie  §1  Anna  mit  9Aaria  thront.  Aeben  bem  Altarbilb 
fielen  beim  erften  bie  Statuen  ber  p.  SgnatiuS  unb  gran$  36aber,  beim 
jmeiten  bie  beS  % Sofep^  mit  bem  göttlichen  ®inbe  unb  beS  % Joachim 
mit  bem  9Aarientinbe.  Ser  ornamentale  Sefor,  an  bem  nicht  gefpart 
mürbe,  manbelt  in  ben  Bahnen  beS  $norpelornament§.  ES  ift  j$u  be= 
bauern,  bap  bie  beiben  Altäre,  prächtige,  mirfungSbolle  Stüde,  bon  ihrem 
urfprünglichen  $lap  entfernt  unb  in  bie  engen  Ehortapeüen  bermiefen 
mürben.  Sie  mären  ein  befferer  Schmud  ber  Kirche  als  bie  gur  Kirche 
menig  paffenben  mobernen  gotifd)en  Altäre,  bie  fegt  ihre  Stelle  einnehmen. 

Aus  ber  Qeit  ber  Aefiauration  ber  Kirche  nach  bem  IBranbe  1656 
haben  fid)  erhalten  ber  Hochaltar,  bie  Aeliquienbeljälter  an  ben  Aßänben 
beS  (5hore§,  bie  SSertäfelung  ber  Annafapeüe  unb  baS  ben  Eingang  ber 
Kapelle  fdjliepenbe  (Sitter.  Ser  Hochaltar  ift  ein  ftatttidjeS,  aber  fehr 
nüchterne^  2öerf.  (Sr  baut  fid)  in  gmei  Gefdjoffen  auf,  bie  beibe  in  ber 
Atitte  ein  Gemälbe  enthalten.  SaS  Altarbilb  beS  §auptgefd)offeS,  eine 
Grablegung  Ehrifti,  ftammt  Don  Gerparb  ^onthorft.  Eigentümlich  mirtt, 
bap  bon  ben  beiben  Säulen,  melche  bie  Silber  flanüeren,  im  unteren 
Gefchop  bie  äuperen,  im  oberen  aber  bie  inneren  ^urüdtreten.  Unfchön 
ift,  bap  bie  Aapmen  ber  beiben  Altarbilber  tief  in  baS  über  ihnen  fich 
hingiehenbe  Gebäl!  einfehneiben,  non  bem  fie  nur  bie  Sedplatte  übrig 
taffen.  3n  ber  53e!rönung  beS  AltareS,  bie  in  einer  gigur  beS  §1.  Michael 
gipfelt,  mürbe  1714  eine  Uhr  angebracht,  eine  ebenfo  barode  mie  höfes 
liehe  Einrichtung.  An  Ornament  ift  ber  Altarbau  arm.  $on  ben  neun 
Engelftatuetten,  bie  ihn  einft  fchmüdten,  ift  nur  noch  eine  borljanben,  bie= 
jenigen  beS  fy.  Michael. 

Sie  Aeliquienbeljälter  an  ben  Aßänben  beS  Ef)oreS  finb  nicht  bie  erften. 
Schon  bor  bem  23ranbe  bon  1656  gab  eS  bereit  bort,  biefelben  mürben 


333 


118 


S)xe  gotifdjen  $ird)en. 


aber  bamalS  fo  fefjr  befcbäbigt,  bafs  fie  erneuert  merben  mußten.  An 
jeher  ber  beibert  ©eiten  be§  @hore§  finben  fich  bier  (Selaffe.  ©ie  merben 
mie  gu  $öln  bon  Safelgemälben  berbedt  unb  burd)  3^if(fienftüde,  in  benen 
Aifchen  mit  ©tötuetten  angebracht  finb,  miteinanber  berbunben.  Sie  (Se= 
mälbe,  rechts  ©genen  aus  bem  Seben  50‘iariä,  linfS  ber  gute  §irt  unb 
SarjMungert  aus  bem  Seben  ber  hfl-  ©taniSlauS,  Alot)ftuS  unb  grang 
£aber  finb  offne  jeben  fünftlerifdjen  Stöert.  Sie  Vehälter,  aus  benen  je|t  bie 
Reliquien  entfernt  finb,  tragen  gang  baS  nüd)terne  (Beträge  beS  §ochaltareS 
an  fid),  mit  bem  fie  ja  auch  gleichzeitig  finb.  @in  gehler  mar  eS,  bafj 
man  bie  Vöanb  unterhalb  ber  Aeliquiare  im  19.  Safjrhunbert  mit  reichem 
baroden  Safelmerf  befteibete,  ba  fqerburd)  baS  ©teife  unb  §arte  ber  Ve= 
häfter  erft  recht  gur  ©rfctjeinung  gebracht  mürbe. 

SaS  (Sittermerf  ber  Annafapelle,  baS  im  oberen  Seife  aus  ge* 
munbenen  Vrongefäuldjen,  im  unteren  aus  burchbrochenen,  mit  9Jiono= 
grammen  bergierten  güEungen  befielt,  ift  eine  fehr  zierliche  Arbeit,  ihre 
SBanbbefleibung  bagegen  recht  fchmer  unb  berb,  aber  gut  gegliebert  unb 
reich  ornamentiert.  (Sitter  unb  Vertäfelung  mürben  fpäter  für  bie  grang 
BCaberfapefle  foqiert. 

Sie  Orgel  ftammt  aus  ber  ^afmginerfirche,  ift  affo  f)ier  bon  feinem 
Sntereffe;  bie  1750  entftanbene  ^ommunionbanf,  bei  ber  öftere  Vronge= 
fäufchen  zur  Vermenbung  gelangten,  ift  ein  hnbfcheS  Aofofoftüd.  3hre 
beiben  mittferen  Abteilungen  meifen  baS  Samm  (SotteS  unb  ben  ^ßelifan 
bon  ©chnörfelmerf  umgeben  auf;  bann  mechfeln  Leihen  bon  Vrongeboden, 
unter  benen  fich  ein  AanfenfrieS  h inzieht,  mit  ©chnörfelmerffüHungen. 
Sie  einzelnen  Abteilungen  finb  burch  ^ßfofien  boneinanber  getrennt.  A3aS 
bie  Kirche  fonft  noch  an  AuSftattungSgegenftänben  hat,  ift  entmeber  neueren 
Saturn»  ober,  menn  alt,  hier  ohne  Vebeutung. 

Akr  ben  ^ßlan  gur  Aachener  Sefuitenfirche  entmarf,  ift  unbefannt. 
Von  P.  ©chrid,  beffen  (Sifer  aderbingS  bie  Kirche  ihr  ßntftehen  berbanft, 
ift  er  {ebenfalls  nicht.  Senn  obmoljl  ein  Atann  bon  großen  gahigfeiten, 
mar  biefer  hoch  meber  VerufSarchiteft  noch  im  Vaufach  Silettant.  Aller* 
bingS  erfcheint  er  in  ben  Katalogen  bis  zu  feinem  Weggänge  bon  Aachen 
als  director  fabricae  templi.  3nbeffen  befagt  bas  nur,  bajj  er  eine 
allgemeine  Aufficht  über  bie  Vauarbeiten  führte,  nicht  aber  bajs  ihm  bie 
technifdje  Seitung  beS  VaueS  oblag,  ober  bafj  bie  päne  zur  Kirche  bon 
ihm  herrühren.  3mmerhin  barf  ihm  feineSmegS  jeber  Anteil  an  ben  @nt= 
mürfen  abgebrochen  merben.  Senn  P.  ©chrid  mar  eS  {ebenfalls,  melcher 


334 


7.  Sie  NHchaelSfirche  gu  Slawen. 


119 


bem  Nrdpiteften  bie  bei  ber  NuSgeftaltung  ber  spiäne  gu  berarbeitenben 
mefentlichen  Saumotibe  unb  ^öaubi^pofUionen  angab.  Sorbilber  in  25e§ug 
auf  biefe  aber  maren,  toie  bie  gan^e  Einrichtung  ber  Nachener  $oHegS= 
firche  bemeift,  ohne  Qmeifel  bie  bis  baljin  in  ber  rheinifcpen  OrbenSprobinj 
bereite  erbauten  unb  als  praftifch  betuä^rten  Kirchen  §u  fünfter,  $ob!en§ 
unb  NtolSheim. 

0er  Aachener  23au  gehört  burchauS  in  bie  Neipe  ber  bisher  be= 
hanbelten  Kirchen.  Namentlich  jeigt  er  grofje  $ermanbtfd)aft  mit  ber 
5NolSheimer  unb  ber  $oblen^er.  23on  jener  ha*  er  bie  entmideltere 
Emporenanlage  übernommen,  bon  biefer  bie  auperorbentliche  NBeite  beS 
TOttelfdnffeS.  2Löof)£  fe^tt  eS  nicht  an  fc^einbar  bebeutungSboüen  Nb= 
meidpungen  bon  ben  $ollegSfird)en  ju  fünfter,  ^oblen^  unb  NMSheim; 
hoch  betreffen  biefelben  nicht  fomopl  baS  Spftem  als  ben  Stil.  3m  Spftem 
offenbart  fiep  nur  in  ber  33ehanblung  ber  Strebepfeiler  beS  SangpaufeS,  bie 
eingejogen  unb  burdh  ^albpfeiler  erfept  mürben,  eine  Nnberung.  N3aS 
biefelbe  beranlapte,  läjst  fiep  nicht  angeben,  ebenfomenig  nach  melchern  $or= 
bilbe  fie  gefchap.  2Bar  eS  bie  ähnliche  Einrichtung  im  Untergefdpop  beS 
Umgang^  beS  OftogonS  im  fünfter  ju  Nachen  ober  fam  bie  3bee  ju 
ihr  bon  auSmärtS?  ganben  mir  nach  innen  gezogene  unb  ^>albp)feilern 
umgebilbete  Strebepfeiler  hoch  auch  fd)on  auf  ben  erften  aus  kapern  unb 
Ntain^  fommenben  Entmürfen  für  bie  Kölner  Sefuitenfirdpe 1.  0ap  $u 
Nachen  als  Stützen  ber  ^odpgabenmanb  nicht  Nunbpfeiler  mie  $u  fünfter, 
^oblenj,  Mölsheim  unb  $öln,  fonbern  bierlantige,  mit  ^ilaftern  befepte 
Pfeiler  gemäplt  mürben,  ift  feine  Nnberung  im  Spftem,  fonbern  nur  eine 
ftiliftifche  Nbmeichung.  Pfeiler  biefer  Nrt  begegneten  uns  bereits  auf  bem 
gmeiten  baprifdpen  unb  auf  bem  Nlainjer  $lan  ^ur  Kölner  Kirche.  2öir 
merben  fie  famt  ben  einge^ogenen , in  §albpfeiler  umgemanbelte  Streben 
auch  bei  ber  ®oüegSfirche  ju  0üffelborf  antreffen,  pier  mitfamt  bem  ganzen 
Spftem  aus  berjenigen  ju  Neuburg  a.  0.  entlehnt.  Nuch  bie  Eratgemölbe 
über  unb  unter  ben  Emporen  beS  Nacpener  23aueS  finb  nur  eine  ftiliftifche 
Nbmeichung.  2öenn  man  ^u  Nachen  ftatt  Nunbpfeiler  bieredige  unb  ftatt 
Nippengemölbe  Eratgemölbe  in  ben  Nbfeiten  beborjugte,  fo  mag  baS  ge= 
fchepen  fein,  meil  bie  Mittel  befdpränfter  maren,  mie  benn  überhaupt  ber 
Nachener  größere  Einfachheit  eigen  ift  als  ben  bisher  befprochenen  Kirchen 
ber  rheinifchen  OrbenSprobinj. 

1 Nuch  f onft  3eigt  bie  idea  Moguntina  für  bie  Kölner  ^otfegStircpe  mehrfach 
SSertoanbtfchaft  mit  ber  Nachener  3efuitenfirche. 


Bd5 


120 


®te  gotifc^en  Kirchen. 


Sie  Aeftauration  ber  ^ird&e  nach  bem  großen  23ranbe  unb  bie  ©r= 
bauung  beS  SurmeS  mar  baS  293er!  beS  P.  (S^riftop^  23raun.  ©eboren 
1608  zu  2£aEerfangen  bei  ©aarlouis,  trat  biefer  am  12.  3uti  1629  in 
bie  ©efeflfdjaft  3efu  ein.  Aach  23oüenbung  feiner  ©tubien  unb  beS  lebten 
Probejahres  nrirfte  er  in  ben  erflen  zmei  Sezennien  zunädjfi  zu  paber= 
born,  bann  zu  23onn  unb  ju (egt  zu  Srier.  $on  hier  fam  er  1663  als 
Prebiger  nach  Aachen,  mo  er  fidj  halb  alter  perlen  gemann.  Sah  er  fidfe 
je  mit  bem  23aufach  näher  befdjäftigt  h obe,  wirb  nirgenbS  gefagt.  ©eine 
Sätigfeit  bei  ©rbauung  beS  Turmes  unb  ber  Aeftauration  ber  Kirche, 
melche  ber  Aefrolog  ehrenbotl  ermähnt,  hohen  mir  atfo  ähnlich  aufgufaffen 
mie  bie  beS  P.  ©djrid  bei  ©rrichtung  ber  $ird)e.  Aach  einem  Seben  raft= 
tofefter  Arbeit  ftarb  P.  53raun  am  11.  ©eptember  1676  ju  Aachen, 
dufter  mup  für  ihn  bei  Aufführung  beS  SurmeS  unb  bei  ber  293ieber* 
herfteüung  ber  Kirche  bie  Kötner  $ottegSfirche  gemefen  fein.  23eim  Surm 
erinnert,  abgefehen  hon  feiner  Sage,  namentlich  ber  obere  Seil  ftar!  an  ben 
Kötner  ©lodenturm,  nur  ift  ber  aus  ber  Plattform  h^ouStretenbe  Ober* 
bau  mit  feinem  urfprünglich  gefdjmeiften  2ßalmbaä)  nicht  aus  bem  Adjted, 
fonbern  aus  bem  23iered  gebitbet.  23ei  ben  ©emölben  beS  ©horeS  unb 
OTttelfdjiffeS,  bie  P.  33raun  neu  eingie^en  lieh,  mahnt  nicht  nur  ber  ganze 
©harafter  berfelben,  fonbern  fetbft  bie  Profilierung  ber  Aippen  unb  baS 
©ternornament  ber  ©chlupfteine  an  baS  Kötner  23orbilb.  Auch  bie  gerabe^u 
frappante  Übereinftimmung,  roelche  ^mifchen  ben  ©mporenbrüfiungen  ber 
Aachener  unb  Kötner  Kirche  fynfät,  unb  ber  ©tud,  ben  P.  23raun  um 
bie  23ogen  herum  unb  an  ben  genftern  anbringen  lieg,  — er  mürbe  teiber 
im  hörigen  Satjrhunbert  bei  einer  Aeftauration  ber  Kirche  einem  furgfichtigen 
Purismus  guliebe  befeitigt  — , meifen  barauf  hin,  bah  P.  23raun  bei  ber 
Aeftauration  ber  Aachener  ^ottegSürdje  bie  Kölner  hör  Augen  hotte. 

©tilifiifd)  bemerfenSmert  ift,  bah  [ich  bie  Kirche  ungleich  meiter  hon 
ber  ©otif  entfernt  hot  als  bie  bisher  befprocpenen  23auten.  Ser  ©hot 
freilich  ftetjt  noch  ganz  unb  gar  auf  bem  23oben  ber  fpätmittelalterlidjen 
Srabitionen.  AnberS  aber  herhält  eS  fid)  beim  SanghauS  unb  beim  Surm. 
3mar  mirb  auch  hie*  leinesmegs  bie  ©otif  fdjlechthin  herteugnet,  im  ©egen= 
teil  geht  nicht  bloh  baS  lonftruftihe  ©pftem,  fonbern  auch  manches  Detail 
noch  in  ben  bekömmlichen  ©eleifen.  Allein  neben  biefen  gotifchen  treten 
{eljr  beutlid)  auch  zahlreiche  ungotifche  53eftanbteile  auf.  ©S  finb  baS  zum 
Seil  Aenaiffanceelemente,  mie  bie  $apitäle,  bie  pilafter  unb  bie  ©infaffung 
ber  Portale  unb  ber  genfter  ber  Abfeiten,  hoch  feineSmegS  auSfdjtiehlid). 


7.  Die  attidfjaelgfirihe  Aachen. 


121 


©o  greift  bie  gan^e  Anlage  ber  (Smporen  mit  i^rert  beteiligen  (Grat= 
gemölben  unb  Duergurten,  ihren  2lrfaben  unb  ben  ©djeibbogen  beg  ©d&iffcS 
erfichtliih  auf  romanifche  Vtotibe  surücf.  Dagfelbe  gilt  bon  ber  ßinmölbung 
ber  Kapellen  neben  bem  ßfjor.  2Bie  eg  fidj  aber  auch  immer  bamit  ber= 
galten  mag,  auf  feinen  galt  fann  bie  ehemalige  Aachener  gefuitenfirche 
alg  Varocfbau  bezeichnet  merben;  mir  höben  fie  bielmehr  in  ihrer  (Gefamt= 
erfcpeinung  unbebingt  nocfe  immer  ju  ben  gotifchen  $ir<henbauten  zu  ^ä§Ien. 

2)a^  Mobiliar  ber  Kirche  tnufj  aüerbingg  bon  Anfang  an  augfcpliefc 
lieh  ben  33arocf  geatmet  höben.  2öag  bon  ihm  erhalten  ift,  bie  Veidjtftühle, 
bie  Kanzel  unb  bie  ehemaligen  ©eitenaltäre,  lägt  baran  feinen  gmeifel. 
2öirfli<h  mar  ja  auch  um  bie  3ßit>  ba  eg  entftanb,  bie  (Gotif  aug  bem 
^unfthanbmerf  bereitg  böüig  auggefchieben.  ©elbft  bie  gotifchen  Veminig» 
Zenzen  beg  ölteften  Vugftattunggftücfeg  ber  $irdje,  beg  ^ronleudjterg,  finb  fo 
fdjmadj,  bap  fie  im  (Gefamtbilb  begfelben  fo  gut  mie  böCCig  berfchminben. 

Öfthetifdh  befriebigt  bie  Kirche  nicht  ganz,  fo  impofant  fie  burcp  ihre 
2ßeiträumigfeit  mirft.  6ie  ift  nicht  blop  für  ihre  bebeutenbe  Breite  ^u 
niebrig,  man  bermipt  auch,  ttmg  noch  fchlimmer  ift,  bie  meisterhafte  33er= 
fcpmelzung  ber  gotifdhen  unb  ber  nichtgotifchen  Veftanbteile  fomie  ber  (Gotif 
beg  Vaueg  unb  beg  Varocf  beg  Dllobiliarg,  melche  mir  bei  ber  Kölner 
Kirche  ju  bemunbern  bie  (Gelegenheit  hatten,  unb  bie  baraug  fidj  ergebenbe, 
fo  überrafdhenb  mirfenbe  Harmonie  beg  Innern.  Die  Kölner  3efuiten= 
firche  erfcheint,  fo  mie  fie  bajleht,  unb  mit  aller  ihrer  Vugftattung  alg  ein 
2Ö3erf  aug  einem  (Gup.  *fticht  fo  ihre  Aachener  ©dhmefter.  Smmerhin  ift 
auch  biefe  bei  allen  Mängeln  noch  ein  recht  anfprechenber  unb  ftimmungg« 
boüer,  jebenfaUg  aber  ein  eminent  praftifch  eingerichteter  Vau. 

gaft  gleichzeitig  mit  ber  Aachener  erhoben  fidj,  mie  früher  fchon  gefagt 
mürbe,  auch  su  Vfchaffenburg  unb  zu  Düffelborf  ^oüeggfirchen,  bon  benen 
im  jmeiten  Slbfchnitt  bie  3tebe  fein  mirb.  Dann  fept  bie  Erbauung 
meiterer  Kirchen  faft  ein  Vierteljahrhunbert  in  ber  nieberrheinifchen 
Orbengprobinz  aug.  (£g  maren  fernere  3e^en  gefommen.  Der  gluch 
eineg  unfeligen  ®riegeg  laftete  entfeplich  auf  Deutfdjlanb,  unb  auch 
manche  (Gebiete  ber  nieberrheinifchen  Orbengprobinz  litten  gemaltig  unter 
ben  Verheerungen,  bie  er  anrichtete.  5lber  felbft  bie  Deile,  melche  nicht 
unmittelbar  bon  ihm  betroffen  mürben,  litten  ferner,  ba  §anbel  unb  (Ge= 
merbe  ftocften  unb  bag  (Slenb  fich  über  bie  (Grenzen  ber  unmittelbar 
unter  ben  (Greueln  beg  $riegeg  feufjenben  Sanbegteile  pinoug  pßftartig  auch 


337 


122 


®ie  gotifhen  $ir<ben. 


in  bie  umliegenben  ©ebiete  üerbreitete.  (Srft  als  ber  griebe  gefchloffen  unb 
allmählich  toteber  fftube  eingefebrt  mar,  formte  man  baran  benfen,  burcb 
Erbauung  neuer  ober  burcb  Umbau  bereits  Oorbanbener  Kirchen  bent  Se= 
bitrfniS  nach  geräumigeren  gotteSbienfilicben  Mumlicbfeiten  ab^ubeffeu. 
SDie  Kollegien  §u  £)ilbeSbeim  unb  Sttünftereifel  maren  es,  melcbe  ben  5ln= 
fang  malten,  gu  fnlbeSbeim  unternahm  man  einen  (SrmeiterungSbau 
ber  alten  IntoniuSfabetle,  melcbe  ben  3efuiten  gum  ©ebraucb  überfaffen 
morben  mar;  §u  ÜRünftereifel  magte  man  fich  an  einen  Neubau. 

8.  JHe  ^ntontuöfiapdTe  ju  ^fttfbcsfjetm. 

(§ierp  Silber:  Safe!  7,  a b unb  8,  c.) 

2)ie  an  ben  ©übarm  beS  SDomfreuagangeS  anfiojienbe  3lntoniuSfabelIe, 
mefcbe  1655  umgebaut  unb  ermeitert  mürbe,  mar  im  fünften  gabrjebnt 
beS  15.  3abrbunbertS  Oom  2)omfeHner  S3urcbbörb  ©teinboff  errichtet  morben. 
(§be  fiß  an  bie  Stuften  gum  ©ebraucb  überging , mürbe  fie  tmn  ben 
2)omoifaren  unb  bem  SDompfarrer  benutzt.  Sei  ihrer  Übertragung  an  baS 
Kolleg,  mürbe  ber  3)ienf t ber  5E)ombifare  in  bie  SaurentiuSfapeKe  oerfegt, 
^Pfarrfircbe  aber  bfieb  bie  5fntoniuSfabeffe  aucb  je|t  noch  längere  Seit1. 

£>ie  5fntoniuSfaf)effe  mar  ein  niebriger  ütaum,  ber  burcb  fünf  acht* 
feitige  Pfeifer  in  §mei  ©cbiffe  geteilt  unb  mit  gmölf  ^reu^gemölben  ein= 
gebecft  mar.  ©ie  reichte  bis  gum  Seginn  beS  ©boreS  ber  jetzigen  Kapelle, 
batte  aber  nicht  meniger  benn  fünf  Altäre.  3b*  Sicht  erhielt  fie  burcb 
bie  fe<b§  breiteiligen,  oben  mit  gifcbblafenmafimerf  gefüllten  gfenfter  in  ber 
füblichen  Öangfeite;  benn  bie  fleinen,  auf  ben  ^reujgang  beS  Zornes 
münbenben  genfterlufen  in  ber  9?orbfeite  maren  für  bie  Seleuchtung  beS 
3nnern  fo  gut  mie  ohne  Sebeutung,  hinter  ber  Kapelle  befanb  fich  eine 
^oblenfammer,  über  ihr  ein  SDormitorium  unb  über  biefem  ber  als  $orn= 
hoben  bienenbe  SDacbraum. 


1 ^anbfcbrifilicbeg  fOtaterial  für  bie  ©efbicbte  be§  Umbaues  unb  ber  2lu§= 
ftattung  ber  3lntoniu§faüelle  bieten  bie  Historia  Collegii  in  ber  Sibliotbef  beS 
3ofeübmuntS  gu  §ilbeSbUm,  ber  Liber  benefactorum  (n.  1095),  baS  Chronicon 
Hildesiense  beS  P.  Oelberg  (n.  104),  bie  Ephemerides  Collegii  Hildesiensis  (n.  1098), 
bie  ^abitelgperhanblungen  (n.  247)  unb  bie  bcmbfcbriftlicben  Röttgen  be§  Dr  931.  toit; 
3ur  ©efebiebte  beS  3efuitenfolleg3  (n.  84)  in  ber  SeOerinfben  SDombibliotbef.  ©ine 
auf  biefen  Duellen  fufcenbe  furge  ©efbiebte  ber  Tabelle  in  Dr  3-  Salfenbotl, 
©efhichte  be§  Kollegium  unb  ©omnafium  3ofebhinum  su  £ilbe§beim,  §>ilbeg^eim 
1898,  36  f (©.  34  ein  ©runbtifj  ber  fabelte,  bei  bem  jebocf)  irrtümlich  bie  ©m= 
boren  nur  in  oier  ftatt  in  fünf  3ocbe  beS  Sangbaufeg  eingegeiebnet  finb). 


338 


8.  2>te  AntoniuSfapede  31t  §ilbß^etnt. 


123 


3m  Aoöember  1643  maren  bie  patres,  metdje  1634  burdj  bie  mit 
ben  ©djmeben  Derbünbeten  braunfchmeigifchen  Sruppen  öertrieben  morben 
mären,  nach  §itbe§heim  gurüdgefehrt.  Am  17.  Auguft  1644  fugten  fie 
beim  Oomfapitet  um  bie  Erlaubnis  nach,  in  jebem  genffer  ber  Antonius 
fapede  ein  gad)  gum  Offnen  einrichten  p blirfen,  ba  bie  2eute  es  fonft 
in  if)r  megen  Übeln  ($5erutb§  unb  mangelnber  frifchen  Suft  nidbt  au^alten 
tonnten.  3m  fotgenben  Sahre  baten  fie  unter  bem  16.  Wäx%  um  Über= 
taffung  ber  $ohtentammer,  bereu  fie  jur  Anlegung  einer  (Satriftei  be= 
nötigten.  Am  2.  April  midfatjrte  ba§  Kapitel  bem  Aßunfche  ber  ^atre§, 
jebod)  fodten  biefe  ben  Aaum  auf  ihre  eigenen  Sofien  §errid&ten  taffen. 
Aid)t  eingeräumt  mürbe  jebod)  ber  Seit  ber  Kammer,  melier  gum  23tei= 
giepen  biente,  ba  biefer  nicht  entbehrt  merben  tonnte.  1646  mürbe  ben 
3efuiten  geftattet,  eine  Heine  ©lode  über  bem  Oormitorium  anjubringen 
pro  dando  signo  sacrificii,  am  4.  Aobember  1650,  einen  3u9an9  5ur 
Kapelle  Dom  fleinen  Oomtjof  her  an^ulegen,  bamit  man  nicht  mehr  burd) 

ben  Oom  $u  gehen  brauchte,  um  in  biefetbe  $u  gelangen. 

2öar  nun  aud)  burdj  biefe  23ergünftigungen  öerfchiebenen  TOfjfiänben 
abgetjotfen,  fo  mar  bodj  ber  §auptübetftanb,  bie  ©nge  ber  $apede,  be= 
flehen  geblieben.  Oarum  manbten  fidh  bie  ^3atre§  am  18.  Oe^ember  1654 
an  ba§  Kapitel  mit  ber  23itte,  ihnen  gu  ertauben,  bie  fapede  $u  erhöhen, 
unb  ftu  bem  ©nbe  ihnen  ba§  Oormitorium  &u  übertaffen.  Am  7.  April 
1655  berieten  bie  Oomljerren  über  ben  Antrag.  Oa  fie  bie  unhaltbaren 
guftänbe  ber  AntoniuMapede  fannten  unb  bie  Aotmenbigteit  eine§  Um= 
baue§  berfetben  offen  zutage  tag,  gaben  fie  bem  Anfuchen  unter  beftimmten 

23ebingungen  ftatt.  ©rften§  bürfe  au§  bem  53au  meber  bem  $ornboben 

noch  ben  dauern  noch  enblich  bem  ^reuggang  ein  Nachteil  ermachfen, 
bie  3efuiten  aber  hätten  für  ade  23efd)äbigungen  ju  haften,  bie  etma  über 
tur§  ober  tang  entftehen  mürben.  QmeitenS  behalte  bie  fapede  Oor  mie 
nach  ben  ©harafter  ber  $farrtird)e;  aud)  bteibe  ade§  fRedht  be»  $apitet3 
unb  ber  33itare  an  biefetbe  ungefdjmätert,  bodh  tönne  einer  ber  Altäre  in 
bie  2aurentiu§tapede  übertragen  merben.  Oritten§  enblid)  hätten  bie  5patre§ 
einen  biefe  23ebingungen  enthattenben  unb  bom  ©eneral  ju  fonfirmierenben 
Aeber§  über  bie  Übertaffung  be§  OormitoriumS  jum  Qmed  be§  Umbaue» 
ber  fapede  au^jufteden,  unb  gmar  unter  23erpfänbung  ader  ©üter  be§ 
$odeg§. 

Oie  Angelegenheit  befchäftigte  übrigen^  ba§  Kapitel  auch  noch  in  ben 
6ipungen  bom  23.,  25.  unb  30.  3J?ai,  fomie  oom  1.  unb  9.  3uni,  in 


339 


124 


®ie  gotifcpen  ^irtpen. 


tüelcö  festerer  fcpliefjlid)  bie  ©acpe  enbgültig  erlebigt  mürbe,  nacpbem  am 

I.  guni  ben  früheren  23ebtngungen  nod)  bie  meitere  ^in^ugcfügt  morben 
mar,  bap  Don  ben  in  ber  Kapelle  an^ubringenben  ^ticpen  (Emporen)  eine, 
bie  am  SOßeftenbe,  ben  SDomperren  Vorbehalten  fein  feile. 

51m  21.  guni  begann  man  mit  ber  Dlieberlegung  ber  (Bemölbe.  21m 

II.  £)e$ember  bitten  bie  gefuiten  baS  Kapitel,  in  bie  Kapelle  ein  genfier 
mit  feinem  Sßappen  ju  ftiften,  am  24.  Ipril  1656  laben  bie  patres  bie 
SDomperren  ein,  bie  $tid)en  in  ber  $irdje  %vl  befidjtigen,  um  ju  fepen, 
ob  biefelben  ipren  2Bünfcpen  entfprecpenb  ausgefallen  feien.  5lm  15.  guni, 
bem  3.  ©onntag  nad)  ^fingften,  mar  alles  fo  meit  gebiepen,  bap  man  ben 
(BotteSbienft  in  ber  Kapelle  mieber  aufnepmen  fonnte.  SDiefelbe  patte  ein 
böüig  oeränberteS  5IuSfepen  gemonnen.  §)er  bisper  als  ©afriftei  benupte 
Oftaum  mar  bur(p  ^Überlegung  ber  3tt>if(penmanb  mit  ber  5IntoniuSfapeHe 
Uerbunben  unb  in  einen  Spor  umgemanbelt  morben.  Kapelle  unb  ©afriftei 
patten  faft  bie  hoppelte  §öpe  erpalten.  gn  bie  alte  Kapelle  maren  nad) 
33efeitigung  ber  epemaligen  (BemoIbefiii|en  Smporen  eingebaut  morben,  unb 
jmar  niept  Mop  an  ber  meftlkpen  ©cpmalfeite,  fonbern  auep  an  ben  2ang= 
feiten,  ©tatt  jmeifepiffig  mar  alfo  baS  ÖangpauS  nunmepr  breiteilig,  ftatt 
einer  genfterreipe  patte  es  jept  jmei.  2In  ©teile  Don  ferneren,  maffiben 
©teingemölben  enblicp  maren  leiste,  ^ierlicpe  ^oljgeroölbe  getreten.  $on 
ben  hier  Altären,  melcpe  in  ber  $apeüe  errieptet  merben  fodten,  mürben 
mit  ftillfcpmeigenber  guftimmung  beS  Kapitels  nur  brei  aufgefteüt.  Sine 
9feumeipe  ber  $apeüe  fanb  niept  ftatt,  ba  bie  dauern  faft  gan§  ipren 
alten  $erpu&  bepalten  patten.  SS  mürben  butep  ben  SBeipbifcpof  5Ibami 
nur  bie  brei  neuen  Altäre  fonfetriert. 

£>ie  2Ipofielfiatuen  an  ben  ©emölbeftüpen  beS  SangpaufeS  mürben  1657 
unb  1658  angefertigt,  ber  fmcpaltar  1658.  2)ie  ©epranfen  §u  beiben 
©eiten  beS  ipocpaltareS,  bie  ^ontmunionbanf  unb  bie  (Bitter  ber  ©eitern 
altäre  entftanben  erft  1718.  23ei  einer  Sftefiauration  ber  SangpauSfenfter, 
bie  im  gleichen  gapre  unternommen  mürbe,  büpte  bie  untere  genfterreipe 
leiber  ipr  Dlflapmerf  unb  ipre  ^Pfoften  ein.  gm  Spor  maren  bie  genfter 
fdjon  1706  unb  1710  erneuert  morben.  23on  ben  ©eitenaltären  entftanb 
ber  eine,  ber  teu^altar,  1752.  Über  bie  SntftepungSjeit  beS  smeiten 
feplen  näpere  Angaben;  feinem  ©til  nadp  bürfte  er  jeboep  um  bie  gleicpe 
3^it  pergefteKt  morben  fein.  3Iucp  baS  Saturn  ber  Handel  unb  ber  33änfe 
ift  nicht  überliefert;  bie  33änfe  merben  ber  grüpe  beS  18.  gaprpunbertS 
angepören,  bie  ^an^el  jeboep  erft  ber  jmeiten  §älfte  beSfelben. 


840 


8.  2)ie  Antoniu§fapette  gu  ^tlbespeim. 


125 


Oocp  toerfen  mir  einen  53tid  in  bie  Antoniu§fapeHe.  Oiefetbe  ift 
geräumiger,  at§  man  ermarten  fotlte;  benn  fie  pat  bei  einer  fiepten  Breite 
Don  9Va  ni  eine  ticptc  Sänge  non  39  m,  non  benen  10  m auf  ben  ©por 
fommen.  Oie  innere  £)öpe  ber  Kapelle  beträgt  9V2  m. 

Oer  ©por  ift  gmeijotpig  unb  bitbet  einen  einzigen  ungeteilten  Aaum, 
bocp  mürbe  1718  mit  §itfe  ber  norpin  ermähnten  ©dpranfen  neben  bem 
§odpattar  beiberfeits  non  ipm  ein  Oratorium  abgetrennt.  Oa§  SangpauS 
befielt  au§  fecp§  Soeben  unb  ift  in  brei  gleiche  Abteilungen  — ©epiffe 
fann  man  biefelben  faum  nennen  — gefepieben,  non  benen  bie  mittlere 
5 m breit  ift,  bie  feitlicben  aber  21/*  m in  bie  Breite  meffen.  An  ber 
A3eftfeite  unb  in  ben  ©eitenabteitungen  finb,  mie  fepon  früher  gejagt  mürbe, 
(Materien  angelegt,  bocp  reichen  biefelben  in  ben  letzteren  nur  bi§  gutn 
feepften  Socp,  ba§  emporentoS  blieb  unb  eine  Art  non  Ouerarm  ober 
Aebenfapette  barfteüt,  eine  ©inrieptung,  bie  un§  bereits  in  ber  Aacpener 
JMegSfirdje  begegnete  unb  nur  eine  $ereinfacpung  ber  $apettenanlage  in 
ber  üJMSpeimer  unb  Kölner  ift. 

OaS  Sangpaus  ift  mit  gebrütf ten,  nierteitigen  Aippengemölben  nerfepen. 
©ie  merben  non  gmei  Aeipen  aeptfeitiger  f)otgftü|en  getragen,  bie  fiep  — mit 
AuSnapme  be§  bem  ©por  gunäepfifiepenben,  opne  Unterbrecpung  bis  gum 
Äapitäl  emporfteigenben  ^aareS  — in  gmei  Orbnungen  aufbauen.  Oie 
Pfeiler  ber  unteren  paben  ein  nierfeitigeS,  toSfanifierenbeS  $apität,  beffen 
©den  burep  ein  gierticpeS  ©ngetsföpfcpen  gu  ber  ipnen  entfpreepenben  ©eite 
beS  aeptfeitigen  ©cpafteS  übergeleitet  merben.  Oie  ber  oberen  erpeben  fiep 
auf  popen  nierfeitigen  Sßfoften,  gmifepen  benen  bie  aus  runben,  bauepigen 
SBatuftern  gufammengefepte  ^Brüftung  ber  ©aterien  angebraept  ift,  unb  finb 
mit  fein  profitierten,  aeptfeitigen,  gotifierenben  ^apitäten  auSgeftattet,  non 
benen  mie  Blätter  einer  Sßatme  bie  ©emötberippen.  auSfirapten.  An  ber 
UmfaffungSmauer  entfpreepen  biefen  $apitäten  ats  Oräger  ber  ©Jemötbe 
fünffeitige  gotifepe  Honfoten.  Oie  Oecfe  beS  ©poreS  geigt  ein  gropeS, 

ftadpeS  Atittetfetb  non  reeptedfiger  gorm,  eingefpannt  gmifepen  patbe  unb 
Oreiniertelfreuggemötbe,  beren  Aippen  gegen  bie  Umrapmung  beS  9Aittet= 
fetbeö  anfpringen  unb  biefetbe  abftüpen.  Oie  mit  einer  $epte  profitierten 
Aippen  beftepen  im  ©por  mie  im  SangpauS  aus  £)otg,  bie  Wappen  aus 
nerpuptem  Sattenmert. 

Oie  ©mporen  fipen  auf  ftaeponaten,  non  ben  $apitäten  ber  unteren 
^ßfeiterorbnung  auSgepenben  §otgbogen,  oberpalb  beren  fiep  ein  fräftigeS, 
aus  $arnieS,  ^läticpen,  SSiertetftab  unb  Üepte  gebilbeteS  ©efimS  pingiept. 


126 


Ste  gotifcpen  ^ircpen. 


Sticpbogen,  bie  fiep  bon  ben  Kapitalen  j$ur  Umfaffung^mauer  herüber« 
fcpmingen  unb  pier  bon  $ragfteinen  aufgenommen  Serben,  tragen  ben 
$oben  ber  ©alerien.  §>er  Aufgang  ben  ©mporen  Hegt  an  ber  2öeft* 

feite , tbo  recpt§  unb  linf§  eine  kreppe  ben  2lufftieg  §u  ipnen  bermittett. 

3)ie  beiben  f)aupteingänge  jur  $apede  befinben  fiep  in  bem  an  bie 
SGßeftfeite  anftopenben  borberften  3ocp  be§  £angpaufe§.  SDer  eine  berfelben 
füprt  an  ber  SaurentiuSfapede  borbei  jurn  Keinen  SDompof;  er  ift  ber 
Eingang,  melcper  1650  angelegt  mürbe.  $)er  anbere,  urfprünglicp  ber 
einzige,  miinbet  auf  ben  $reu$gang  be§  £)ome§.  Qmei  ^ebeneingänge 
finb  im  ©por  angebracht.  Sie  gepen  auf  ben  ©arten  be3  $odeg§  b^m. 
ben  ^reu^gang  pinau§.  ^)er  erftere  ift  jüngeren  2)atum§. 

Sein  Sicht  erhält  ba3  innere  ber  $apede  aucp  feit  bem  Umbau  nur 
bon  ber  füblicpen  Sangfeite  per.  2)enn  bie  nach  bem  $reuggang  fich 

öffnenben,  für  bie  Sicptsufupr  ganj  bebeutung§lofen  Keinen  genfterlufen 
ber  9lorbfeite  erfuhren  feine  $eränberung. 

£)er  ©por  pat  jmei  pope,  meite,  mit  fcplicpt  abgefchrägten  Reibungen 
berfepene  Spipbogenfenfter.  Sie  mögen  bor  ber  üieftauration  bon  1709 
bi§  1710  mit  9)lapmerf  auSgeftattet  gemefen  fein,  finb  aber  jept  map= 
merKo§.  2)a§  2angpau§  befipt  mit  5lu§napme  be§  bem  (Spor  äunäcpft= 
liegenben  3o<pe§  -poei  dteipen  bon  genftern,  unten  fpipbogige,  oben  fiicp= 
bogige.  §)ie  genfter  ftammen  nocp  au§  ber  alten  2Intoniu§fapede  bjm. 

bem  alten  SDormitorium,  hoch  mürben  jene  erften  1718  ipre§  üükpmerfö 
unb  iprer  ^ßfoften  beraubt,  biefe  lepten  aber  %u  berfelben  Qeit  ermeitert, 
mie  e§  fcpeint.  2>a§  an  ben  ©por  anftopenbe  god)  be§  Sangpaufe§  meift 
ein  genfter  gan§  bon  ber  5lrt  ber  ©porfenfier  auf,  boch  mopl  erft  feit 
ber  Üiefiauration  bom  3apre  1718.  33orper  bürfte  e§  aucp  pier  pnei 

genfter  übereinanber  gegeben  paben,  ba  ba§  godp  nocp  au§  ber  alten 

2lntoniu§fapede  flammt.  Sepr  gut  ift  ber  ©por  beleuchtet.  3m  Sang= 
pau§  ift  ba§  Sicht  etma§  gebämpft,  boch  mürbe  mepr  berfelben  ber  fo 
malerifcpen  2Birfung  be§  3nnern  unb  feiner  fo  anpeimelnben,  unmidfürlidp 
$ur  5lnbacpt  anregenben  Stimmung  fcpmerlicp  jum  Vorteil  gereichen. 

£)a§  Äupere  ber  ^apede  bietet  nichts  33ernerfen3merte3 ; e§  blieb,  mie 
e§  borper  gemefen  mar. 

23eim  Umbau  bes  gnnern  mürben  bie  ©inbauten,  bie  biefe§  erpielt,  unb 
bie  ©emölbe  ftatt  in  Stein  in  §olj  au§gefüprt.  Stiliftifcp  pat  man  fich 
an  bie  lanbe^üblicpen  Srabitionen  gepalten.  ©§  fiept  barum  nicht  blop 
ba3  Supere,  fonbern  im  mefentlicpen  aucp  ber  Snnenbau  nocp  burcpau§ 


342 


8.  Sie  3Xntoniu§fapeUe  zu  ©übe^fjeim. 


127 


auf  bem  23oben  ber  (Stotif.  Aicbt  gotifcb  ift  nur  einiget  untergeorbnete 
Detail,  giir  bie  OiSpofition  beS  Innern  aboptierte  man  baS  zu  fünfter, 
Koblenz,  DJJolSbeim,  $ötn  unb  Soeben  beliebte  Schema,  unb  jrnar  in  ber 
befonbern  AuSgeftattung,  metebe  es  in  ber  Aachener  IMegSfircbe  gefunben 
patte.  (Sine  Neuerung  ift  jebodp,  bafe  ftatt  burebgefjenber  (Stemötbeftüjzen 
aus  gmei  Orbnungen  ficb  zufammenfejzenbe  angemenbet  mürben.  (5s  mag 
baS  5um  Seil  aus  praftifdjen,  bureb  bie  ©otzfonftruftion  gegebenen 
(Srmägungen  gefd^epen  fein,  boep  mar  auch  mobt  ber  ©ebanfe  an  bie 
ftaffifepen  Säutenorbnungen  für  jene  Einrichtung  mafegebenb.  Auf  bem 
aus  gmei  Riffen,  einem  Ouerfdpnitt  unb  einem  Öäng^fcpnitt  beftepenben 
Pan  zum  Umbau  ber  SXntoniu^fapelXe,  ben  ich  unter  irriger  ^Bezeichnung 
in  ber  panfammer  beS  Kötner  StabtarcbibeS  entbeefte1,  aber  unfebmer 
ats  baS,  maS  er  in  SBirfUcpfeit  ift,  feftftetten  fonnte,  finb  nämticb  bie 
unteren  Stützen  ats  toSfanifcbe,  bie  oberen  ats  ionifebe  Säulen  gebitbet. 
33ei  ber  Ausführung  beS  (SntmurfS  b^t  man,  mohl  ben  einpeimifepen 
Srabitionen  zulieb,  auf  ftaffifebe  Sauten  belichtet,  bie  beiben  Orbnungen 
aber,  mie  ber  pan  fie  mottte,  beibepalten. 

Oer  Umbau  ber  alten  AntoniuSfapette  zur  jetzigen  barf  unbebenfticb 
ats  ein  2tteifterftücf  bezeichnet  merben.  Scpmerlidp  hätte  fi<b  bie  Sache 
unter  ben  obmattenben  Umftänben  feböner  unb  zugleich  ztoedmäfnger  ins 
A3erf  fepen  taffen.  Aßer  ben  Pan  entmarf,  tiefe  ficb  teiber  nicht  be= 
ftimmen.  Sicher  ift  nur,  bafe  er  aus  fünfter  lam;  benn  bie  Aiffe  in 
ber  panfammer  beS  Kötner  StabtarcbibS  tragen  bie  Stuffcprift  Idea  mon. 
(asteriensis).  $on  einem  ber  Angehörigen  beS  9ttünfterfcben  IMegS 
bürften  fie  taum  henühren,  boep  täfet  ficb  etmaS  Sicheret  barüber  nicht 
lagen,  meit  ficb  für  bie  fy\t  bon  1651  bis  1655  feine  SabreSfatatoge 
beS  $ottegS  erhalten  hüben.  ABie  übrigens  ber  eben  ermähnte  Germer! 
auf  ben  Aiffen  anzubeuten  febßint,  tagen  für  ben  Umbau  moht  auch  noch 
anbere  Vortagen  oor,  zu*  Ausführung  aber  gelangte  ber  aus  fünfter 
ftammenbe  Pan. 

^Bezüglich  ber  AuSftattung  ber  Kirche  fönnen  mir  uns  furz  Men. 
OaS  befte  Stücf  ift  ber  bureb  ftaren,  feften  Aufbau  ausgezeichnete  unb 
Don  atter  Übertabung  freie  ©oebattar.  (Sr  ift  gtoeigefepoffig.  OaS  ©aupt* 


1 Sie  klarte  toaren  irrig  be^eipnet  al3  „Aeufeer  «Kirche  mit  Area  1668". 
6ie  finb  au<b  infofern  Don  Aebeutung,  als  fie  un3  über  bie  früpere  Söefpaffenpeit 
be§  SAafetoerfS  ber  $enfter  unterhalb  ber  ©mporen  Auffdjtufe  geben. 


343 


128 


Oie  gotifdjjen  $irdjen. 


gefcbof  ift  an  jeber  ©eite  mit  ^mei  teidjt  gemunbenen,  Don  Saubmert  um= 
^ogenen  ©äulen  befetjt,  über  meldben  ba§  ben  21bfd)Iuf3  be§  ©efd)offe§ 
bilbenbe,  oon  ber  Umrahmung  be§  TOittelfelbeS  nur  eben  burd)fd)nittene 
©ebälf  bie  gern ö^nlid&en  SSerlröpf ungen  bitbet.  21uf  ben  ©iebelftüden,  bie 
fid)  über  ben  ©nbeit  beweiben  ergeben,  fipen  gmei  gut  gefdjnijte  @ngel= 
figuren  mit  ben  ©pmbolen  ^ Glaubens  unb  ber  Hoffnung,  ©ie  ber= 
mittein  ben  Übergang  gum  Obergefdmf,  einer  berfleinerten  28ieberf)oIung 
be§  §auptgefdjoffe§.  5II§  befrönenber  ^Ibfd&Iug  be§  2IItare§  bienen  ^mei 
©iebelftüde,  in  beren  9Jtitte  eine  üon  ©tragen  umgebene  Oaube,  ba§  Silb 
be§  ^eiligen  ©eifte§,  angebracht  ift.  Oie  0§ranfä|e,  mit  benen  beibe  ©e-- 
fthoffe  an  ben  ©eiten  Derfepen  finb,  merben  burd)  au^gefprochene^  $norpeI= 
Ornament  gebübet,  beffen  bemegte,  ja  milbe  formen  menig  $u  ber  Üiulje 
baffen,  bie  fid)  fonft  in  bem  Aufbau  be§  OTareS  au^fpricht.  Unten  fielen 
neben  bem  Elitär  auf  ^onfolen  jmei  ©ngelfiguren,  bie  auf  ba§  Oabernafel 
pinmeifen,  einen  fd)Iid)ten  au§  bem  5Idjtfeit  gebilbeten,  an  ben  ©den  mit 
gemunbenen  ©äuldjen  befehlen,  oben  flach  abfdüiefenben  Sau. 

©ute  Arbeiten  finb  aud)  bie  Oratorienfdbranfen,  bie  ®ommunionbanf 
unb  bie  ©djranfen  ber  ©eitenaltäre.  3m  Ornament  ber  güHungen  unb 
ber  ©efimfe  ift  bei  ü)nen  überall,  unb  gmar  au§fd)lieflid),  ber  9Itantf)u§ 
gur  2Inmenbung  gefommen,  gur  Oeforation  ber  glädjen  finb  ©irlanben 
unb  Slumenbefjänge  Dermenbet.  ©§  ift  opne  «n  unb  berfelbe 

9J?eifter,  ber  bie  Oratorienfdjranlen , bie  ©djranfen  ber  ©eitenaltäre  unb 
bie  ®ommunionbanf  gemadü  hat.  D^ach  $rap  foK  er  ein  Saienbruber  be§ 
$otteg§  gemefen  fein1.  Oie  Kataloge  be§  $oHeg§  öerjeichnen  gu  ben 
3a^ren  1716  unb  1717  al§  arcularius  einen  Sruber  3^önne§  ©düof, 
gu  ben  3o^ten  1718  unb  1719  ben  Sruber  ©erwarb  5Imbftenrabt.  3ft 
bie  Angabe  be§  §ilbe^eimer  §iftoriter§  richtig , fo  mar  alfo  mopl 
5lmbftenrabt  ber  DMfier,  faü3  nicht  ein  au§märtiger  Sruber,  etma  Sodann 
Samten  bon  ^aberborn  ober  fonft  einer,  borübergeljenb  im  $oüeg  meilte, 
um  bie  fraglichen  ©tüde  bergufteüen. 

Oie  beiben  9kbenaltäre  finb  zierliche  fRotofoarbeiten,  mit  ©chnörteln, 
DCRufcheln  unb  gefchtoeiften  ^ilaftern  befehle  Söänbe  oljne  befonbere  Se= 
beutung.  Oie  Mangel  ift  eine  überfdjlicbte,  polierte  ©djreinerarbeit,  beren 

1 $ra|,  §anbfd>riftlid)c  ©efdjidjte  be3  3efuitenfotfeg§  311  £ilbe§f)eim  in  ber 
SSeberinfäien  S3ibItotf)ef  311  £>ilbe§beün  144.  SHetteidjt  'bat  $rat)  an  23ruber 
$aul  SSafter  gebaut,  ber  im  Liber  benefactorum  p.  87  ermähnt  rnirb.  SUIein 
23after  berliefj  fhon  (£nbe  1615  ^>ilbe^t)eim,  um  natf)  fünfter  übergufiebeln. 


93 raun,  S)eutfd)e  ^efuttenfircljen. 


Safel  7, 


.‘pifbeöfjeim.  $ntoniu§fapetCe.  3nnere§.  (£f)or.  b.  §tlbe§fjetm.  SlntoniuSfapelle.  inneres. 


c.  Sttünftereifel.  S)onatu§ftr$e.  inneres. 


d.  ^oeSfelb.  3Qnatiu§ftrc§e.  f^affabe. 


e.  $oe§felb.  $gt!atiu8fird&e.  £urm. 


9.  Sie  Sonatu§tirpe  31t  -JJtünfiereifet. 


129 


6cpmud  fiep  auf  pfropfenjieperartig  gebrepte  ©äulcpen  an  ben  ©den,  ein 
^aar  ©ngelföpfe  am  @<pallbedel , ben  Flamen  3e}u  auf  einer  ber  gül= 
langen  unb  einige  sKfantpuSbtätter  befd^rönft.  ©epr  reid^  finb  bie  langen 
ber  33änfe  öerjiert,  bocp  ift  ba§  Ornament,  mit  bem  fie  gerabegu  überlaben 
finb,  ebenfo  berb  unb  ferner  mie  bie  gönn  ber  ^Bangen  miüfürlicp  unb 
plump  unb  bie  SluSfüprung  rop  unb  unbepolfen. 

Oie  9Ipofielftatuen  an  ben  (Bemölbeftüpen  finb  fünftlerifcp  betrautet 
redbt  mittelmäßige  Arbeiten,  bie  in  SSejug  auf  SluSbrud,  33emegung, 
§altung  unb  galtenmurf,  mancpeS  ju  münfcpen  übrig  laffen;  immerhin 
finb  fie  recht  mirfjame  OeforationSftüde,  maS  fie  ja  autp  im  (Srunbe  nur 
fein  füllen.  Oie  $onfolen,  auf  benen  fie  fiepen,  finb  mit  $norpelornament 
bewert. 

©tiliftifd)  fiept  bie  ganje  $JuSftattung  ber  9lntoniuSfapel(e  im  3e^et^ 
ber  9Ucptgoiif,  beS  53arod  unb  beS  fRofofo.  2Bir  matpen  alfo  auch  ju 
§ilbeSpeim  biefelbe  2Baprnepmung  mie  31t  fünfter,  ^oblenj,  $öln  ufm. : 
Oer  33au,  bie  ©roßanpiteftur  manbelt  notp  bie  überlieferten  2Bege  ber 
(Sotif,  baS  Mobiliar  aber  gept  böOig  in  ben  ©eleifen  beS  aus  bem  6üben 
importierten  ©tileS. 

^oljgemölbe,  mie  gu  §tlbeSpeim,  treffen  mir  aucp  in  ber  $ollegSfircpe 
3U  DJiünftereifel  an,  beren  (Srricptung  bem  Umbau  ber  9lntoniuSfapelle 
faft  auf  bem  guße  folgte. 

9.  pic  pottttütslmdje  31t  S&ünffemfef. 

(^iergu  S3ilb:  Safel  7,  c.) 

Oer  ©runbftein  ^ur  Hircpe 1 mürbe  am  10.  5luguft  1659,  bem  gefie 
beS  pl.  SaureniiuS,  gelegt,  nacpbem  man  bereits  im  Sapre  ^uoor  mit  bem 
Neubau  beS  $oüegS  begonnen  patte.  2tm  11.  3luguft  fingen  bie  Maurer 
bie  gunbamente  an.  3m  Spätperbft  mar  fcpon  ein  großer  Oeil  berfelben 
bis  3ur  Sobenpöpe  gebiepen;  im  (Spor  maren  fie  fogar  bereits  aus  bem 
23oben  perauSgeftiegen.  (Snbe  beS  23aujaprS  1661  maren  bie  UmfaffungS= 
mauern  bis  jur  §)öpe  ber  unteren  genfter  aufgemaepfen.  Oie  3apre  1663 
unb  1664  brauten  menig  gortfcpritte,  teils  meil  man  gleichseitig  mit  ber 

1 ^anbfdjrifttipe  -ftapripten  gur  S3auge[ipt(pte  ber  $irpe  fanb  i<p  nur  in 
OrbenSarpiöen.  Ser  Liber  benefactorum  im  Süffelborfer  ©taaiSartpio  ift  für 
biefelbe  of)ne  SSebeutung.  2ßaS  an  ©ebrucftent  über  bie  (Srbaunng  ber  $irpe  üor« 
liegt,  ift  Oöllig  ftertloS.  @ine  23efpreibung  ber  $ird)e  mit  ©ft^e  be3  äußern  bei 

$0  lachet,  Sie  Äunftbenfmäler  be§  Greifes  ^ßeinbasp,  Süffelborf  1898,  108  f. 

23 raun,  Sie  beutfcfjen  Sefuttenfiräjen.  1. — rvig—  9 


130 


£)ie  gotifdjen  Kirchen. 


©rrichtung  beS  ®oHegbaueS  befdjäftigt  mar,  teils  unb  mobl  §au^tfäd)Ii(^f 
meil  eS  an  ©elb  gebrach4.  1665  fonnte  bem  Vau  baS  £>ach  aufgefe|t 
merben.  £)ie  Sabre  1666  unb  1667  vergingen  mit  ber  (Sin§ie^ung  bei* 
©emölbe,  ber  Anbringung  beS  VerpupeS,  ber  Verglafung  ber  genfter  u.  a. 
Auch  baS  Sohr  1668  berflop  noch  jum  größten  £eil  unter  Arbeiten  biefer 
unb  ähnlicher  Art,  fo  bap  bolle  neun  Sofjre  feit  ber  ©runbfteinlegung 
babingegangen  maren,  als  bie  patres  enblicb  am  erften  Sonntag  im  Ao= 
bember  aus  ber  2ftichaelSfapefle,  bie  fie  feit  25  3al)ren  ju  ihren  gotteS= 
bienfilichen  unb  feelforgerlichen  Verrichtungen  benupt  hotten,  in  bie  neue 
Kirche  überfiebeln  tonnten.  2)ie  brei  Altäre  ber  Kirche  maren  bamalS 
bereits  fertig.  3)en  Hochaltar  hotte  ber  ßurfürft  9Aa£  Heinrich  gefliftet. 
Am  VartholomäuSfefie  1670  boüjog  ber  Kötner  Aßeipbifchof  $eter  bon 
Aßalenburg  bie  Honfefration  beS  ©oiteShoufeS.  Kirche  unb  Hochaltar 
mürben  ju  ©hren  beS  ht-  Donatus  gemeiht,  ber  linte  Aebenaltar  bem 
heiligen  $reu^  unb  bem  ht-  SgnatiuS,  ber  rechte  ber  Gottesmutter  unb 
bem  ht-  gran^  £aber  $u  ©hren. 

$>ie  ^ottegStirche  ju  Vtünftereifel  ift  im  ©egenfap  ^u  ben  Kirchen, 
bon  benen  bisher  bie  Aebe  mar,  einfehiffig,  aber  bon  recht  anfehnlichen 
©röpenberhältniffen.  tpat  hoch  baS  SanghouS  bei  einer  lichten  Sänge  bon 
24,60  m eine  lichte  Vreiie  bon  14,40  m.  3)er  ©hör  tft  9,5  m breit  unb 
10,50  m tief.  2)ie  ipöhe  ber  Kirche  beträgt  im  SanghouS  ca  14,75  m, 
im  ©hör,  ber  um  fieben  Stufen  höher  liegt,  ca  13  m. 

£)aS  SanghauS  hot  fünf  Soche,  ber  ©hör  befielt  aus  einem  3o<h  onb 
breifeitigem  ©horhaupt.  §)aS  SanghouS  ift  an  ber  gaffabe  unb  an  ben 
Seiten  mit  ©mporen  berfehen.  An  ber  gaffabe  geigen  biefelben  baS  üb= 
liehe  Spftem.  Sie  ruhen  h^r  auf  bierteiligen,  flachen  Aippengemölben, 
bie  an  ber  A3anb  auf  $ragfteinen,  nach  bem  Schiff  ju  aber  auf  gmei 
freiftehenben,  burdh  $orbbogen  miteinanber  unb  mit  ben  borberften  ^ßilaftern 
ber  Sangfeiten  berbunbenen  forinthifchen  Säulen  fipen.  üftit  berbem  $norpel= 
Ornament  bergierte  Sßfoften,  bie  bon  bem  $apitäl  ber  Säulen  auffteigen, 
geben  ber  gront  ber  ©mporen  eine  bertitale  Teilung.  An  ben  Sangfeiten 
meinen  bie  ©alerien  erheblich  bon  bem  Stiftern  ab,  meines  mir  bisher 
bei  ben  Seitenemporen  fennen  lernten.  Sie  merben  nämlich  h^r  nicht 
burch  Säulen  ober  Pfeiler  unb  ©emölbe  getragen,  fonbern  hongen  frei 


1 Templi  ante  annos  quinque  coepti  fabrica  nervo  destituta  lente  assurgit, 
flogt  bex  ©bxonift  ad  a.  1664. 


346 


9.  Sie  S)onaiu§firdje  gu  Atünfiereifet. 


131 


über.  Tocp  §at  man,  um  menigfienS  ben  Schein  gu  mapren,  als  bauten 
fie  fid)  über  ©emölben  auf,  an  iprer  gront  gegenüber  ben  ber  UtnfaffungS= 
mauer  borgefiellten  ^ßilaftern  ^foften  perabfieigen  (affen,  bie  unten  in  einen 
$nauf  auSlaufen,  biefe  ^foften  bann  burcp  flache  ©pipbogen  miteinanber 
unb  mit  ben  Aßanbpilaftern  in  SSerbinbung  gefegt  unb  nun  in  bie  fo 
unter  bem  ©mporenboben  gefcpaffenen  Abteilungen  bierteilige  Aippengemölbe 
eingefept,  alles  aber  in  ipolgfonftruftion  unb  nur  in  Aacpapmung  mir!* 
lieber  33ogen  unb  ©emölbe,  eine  eigenartige  ©inridüung. 

Tie  Emporen  an  ber  gaffabenfeite  pab'en  eine  Tiefe  bon  ca  4,5  m, 
mäprenb  bie  feitlicben  ©alerien  nur  etma  2,04  m tief  finb.  Tie  Lüftung 
ber  ©mporen  mirb  üon  bierfantigen  Toden  gebilbet,  beren  golge  jebod) 
über  ben  borpin  ermähnten  bertifalen  ^Pfoften  burcp  ftümmige,  bon  einem 
©imScpen  befrönte,  bierfantige  ^ßfetlercpen  unterbrochen  mirb.  Unterhalb 
ber  Srüftung  tauft  bie  gange  glucpt  ber  Emporen  entlang  ein  popeS,  an 
©ebälf  erinnernbeS  ©efimS,  baS  fiep  aus  flaffifcpen  ^rofilgliebern  gu= 
fammenfept  unb  über  ben  borpin  genannten  Sßfoften  bertröpft  ift. 

©eitenfapeflen  finb  ber  Kirche  nicpt  angebaut.  9ttan  pat  jebocp,  mie 
es  51t  Aachen  unb  fnlbeSpeim  in  ben  ©eitenfcpiffen  gefcpßpen  mar,  baS 
lepte,  bem  ©por  gunäcpft  (iegenbe  gocp  beS  SangpaufeS  beiberfeitS  opne 
Valerien  gelaffen,  fo  bap  bie  ©eitenemporen  bereits  mit  bem  bierten  gocpe 
enben,  unb  rechts  mie  linfS  in  jenem  lepten  gocpe  für  bie  Aebenaltäre 
ein  ©pörcben  in  ©eftalt  einer  ca  1,21  m popen  ©firabe  errichtet,  bie  man, 
um  mepr  Aaum  gu  haben,  burcp  eine  in  ber  Aupenmauer  angebrachte 
0,65  m tiefe  Aifcpe  ermeiterte,  gegen  baS  Schiff  ber  Kirche  aber  mit  einer 
aus  runben  Toden  gebilbeten  23aluftrabe  abfd)Iop.  Ten  gangen  3toif<hen= 
raum  gmifcpen  ben  beiben  (Spürchen  nimmt  bie  mächtige,  fiebenftufige 
kreppe  ein,  melcpe  gu  bem  in  einer  ©bene  mit  bem  gupboben  ber  ©ftraben 
gelegenen  fmuptcpor  pinauffüprt.  SangpauS  unb  ©por  merben  burcp  einen 
breiten,  aber  fcpmudlofen  Triumphbogen  gefcpieben.  ©r  fipt  auf  llaffifcp 
profilierten  $raggefimfen  unb  pat  bie  gorm  eines  gebrüdten  ©pipbogenS. 

Tie  ©inbedung  beS  ©poreS  beftept  in  fepr  fompligierten  Aepgemölben, 
beren  Rippen  aus  §olg  unb  beren  Wappen  aus  berpuptem  Sattenmer! 
pergefieKt  finb.  An  ben  ©eiten  beS  ©poreS  fteigen  bie  fRippen  Don  $i= 
laftern  auf,  im  ©porpaupt,  beffen  ©cprägfeiten  etmaS  fcpmäler  finb  als 
bie  $opffeite,  Oon  ^raggefimfen. 

Auch  baS  ©d)iff  ber  Kirche  meift  ein  fepr  reich  auSgebilbeteS  Aep= 
gemölbe  auf,  baS  bet  feiner  bebeutenben  ©pannung  einen  inipofanten  ©in= 

9* 


Ml 


132 


35ie  gotifcpen  £ir<hen. 


brucf  macht.  (St  ift,  rote  fo  mancpet  fpatgotifdpe  9?eßgemölbe,  im  (Srunbe 
nid)t§  alt  ein  mit  Rippen  unterlegtet  unb  non  ©ticptappen  burchfcpnittenet 
^onnengemölbe  non  gebrücft=fpi|bogigem  Guerfcpnitt.  $>ie  Rippen  gepen 
non  Hämpfergefimfen  aut,  bie  aut  $eple,  fernerem  SQßulft  unb  pättdpen 
fiep  jufammenfe^en  unb  auf  breiten,  fraftigen,  nom  33oben  auffteigenben, 
aber  burch  bie  (Salerien  unterbrochenen  ^ilaftern  fipen.  SDie  güHungen 
§mifchen  ben  Rippen  unb  bie  ©tichtappen  mürben  bei  ber  jüngften  9ie= 
ftauration  bet  (Semölbet  in  23rettetoerfchalung  erneuert;  norper  maren  fie 
non  ber  gleichen  33efchaffenpeit  mie  bie  Wappen  bet  ©^orgetüölbet. 

®ie  Kirche  pat  öiel  Sicht-  3k  ben  (Spor  tritt  et  ein  burch  nier  pope 
ca  2,20  m meite  ütunbbogenfenfter , non  benen  ^mei  an  ben  (Serabfeiten 
bet  (Sporet,  bie  beiben  anbern  in  ben  ©cprägfeiten  bet  (Sporpauptet  an= 
gebracht  finb.  £)at  Sangpaut  mirb  non  ben  Seiten  mie  non  ber  gaffabe 
per  burch  eine  hoppelte  Sfteipe  non  Sftunbbogenfenftern  erpeflt,  bie  in 
ftichbogig  gefchloffenen  DUfcpen  fiepen.  2)at  burcp  bie  Drgel  leiber  ner= 
bedte  mittlere  genfter  in  ber  oberen  genfterreipe  ber  gaffabe  ift  jmeiteilig 
unb  mit  gotifierenbem  9Jiaßmerf  nerfepen,  bat  einzige  33eifpiel  non  9)?aß= 
mert  im  33au. 

Über  bat  Äußere  ber  Kirche  tonnen  mir  unt  furj  f affen.  £)ie  fepr 
einfache  gaffabe  beftept  aut  Unterbau  unb  popem,  breifeitigem  (Siebet.  3)er 
Unterbau  ift  gmeigefcpoffig.  2>ie  9JUtte  bet  erften  (Sefcpoffet  nimmt  ein 
runbbogiget  portal  ein.  5lm  ©cplußftein  bet  23ogent  mit  einer  Statte 
negiert,  mirb  batfelbe  an  ben  ©eiten  non  gmei  pocpgefteüten  fannelierten 
©ciulen  flantiert,  melche  über  niebrigem  (Sebälf  einen  ^erfcpnittenen  (Siebet 
tragen.  Sftecptt  unb  lintt  nont  portal  ift  ein  runbbogiget,  mit  §auftein= 
einfaffung  nerfepenet  genfter  angebracht.  3)at  Dbergefchoß  pat  brei  genfter, 
jmei  Heinere  feittiche  unb  ein  hoppelt  fo  popet  mittleret.  ^lHe  brei  enben 
im  Sftunbbogen.  5E>at  mittlere  ift,  mie  eben  fcpon  gefagt  mürbe,  gmeiteilig 
unb  burch  eine  nierecfige  23arodumrapmung,  melche  non  (Siebelflüden  be= 
frönt  mirb,  autgegeichnet  morben.  5ln  ben  (Selen  ift  ber  Unterbau  mit 
©treben  befept.  3)er  (Siebei  ift  fepr  anfprucptlot.  ©ein  einziger  ©epmuef 
ift  eine  runbbogige,  reeptedig  eingefaßte  unb  non  einem  (Siebelchen  über= 
ragte  9Ufcpe,  melche  eine  ©tatue  bet  pt.  SDonatut,  bet  ^atront  ber  Kirche, 
birgt,  unb  barüber  ein  fleinet  Stunbfenfter.  SDen  Sangfeiten  unb  bem 
(Spor  finb  ©trebepfeiler  norgefteüt.  $ln  ben  Sangfeiten  finb  biefelben  nur 
einmal,  am  (Spor  bagegen  hoppelt  abgeftuft.  2Jn  ber  nörblicpen  Sangfeite 
befinbet  fiep  neben  bem  norberften  3o<h  ein  aut  bem  5lcpted  gebilbetet 


348 


9.  Die  DonatuSfirdje  zu  5CRünfteretfeI. 


133 


Dürmcpen,  meldjeS  bie  ju  ben  ©mporen  fü^renbe  kreppe  enthält,  im  bierten 
goch  aber  ein  jept  nicht  mehr  in  5Senupung  ftehenbeS  runbbogigeS  portal 
mit  facettierter  ©infaffung  nnb  breiedigem  ©iebel.  5Xuf  bem  ©horbach 
ergebt  fich  ein  zierlicher  a(htfeitiger  Dachreiter,  aus  beffen  Suppelbach  eine 
offene,  mit  gmiebelbad)  abfd)lte§enbe  Saterne  emporfteigt. 

Die  SoüegSfirche  zu  9Mnftereifel  ift  toeber  ein  petborragenber  noch 
ein  fchöner  23au,  hoch  ift  fie  nach  üerfchiebenen  ©eiten  hin  Don  gntereffe. 
33emerfenSmert  ift  zunächft  bie  Anlage  ber  ©horchen,  toelche  bie  ©eiten= 
altäre  enthalten.  Um  bem  ^ßriefter  baS  läftige  5luf=  unb  5lb|teigen  zu 
erfparen  unb  mohl  auch  um  bem  anbächtigen  53ol!  einen  freieren  5luS= 
blicf  auf  bie  ^ebenaltäre  zu  ermöglichen,  hat  man  fie,  mie  borhin  gefagt 
mürbe,  auf  eine  $öhe  mit  bem  §auptcpor  hinaufgeführt;  um  aber  mehr 
5taum  für  ben  Elitär  zu  geminnen,  hat  man  in  ber  ganzen  Breite  ber 
©höreben  in  ber  5tupenmauer  eine  9lifcbe  angebracht.  Weiterhin  berbienen 
Beachtung  bie  reichen  |)olzgemölbe  ber  Sirdje,  namentlich  baS  burch  feine 
bebeutenbe  ©pannung  ausgezeichnete  ©emölbe  beS  ©cbiffeS.  $or  allem 
aber  finb  bie  Emporen  intereffant,  unb  %mx  nicht  blop  megen  ihrer  eigen= 
artigen  fonftruftiben  53ehanblung,  fonbern  überhaupt.  53ei  ber  ©eräumig= 
feit  ber  Sircpe  unb  ber  geringen  ©röpe  beS  Ortes  raaren  feitlicpe  ©alerten 
Zu  9Mnfiereifel  fein  eigentliches  33ebürfntS;  bei  ber  ©infdjiffigfeit  beS 
33aueS  fonnte  man  fogar  nicht  einmal  auf  eine  gefällige  SOßirfung  ber= 
felben  rechnen.  223enn  man  fie  tropbem  anlegte,  zeigt  baS,  mie  beliebt  bie 
©mporen  bamals  noch  im  Bereich  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinz  maren. 

Die  ©afriftei  liegt  öftlich  unb  füblicp  um  ben  ©hat  hetum.  ©ie  ift 
ein  unbebeutenber  gacpbau.  ©in  genfter,  meines  auf  ben  ©por  hinaus* 
führt,  geftattete,  fie  als  Oratorium  zu  benupen. 

Die  SollegSfircpe  zu  SJlünfiereifel  ift  noch  ein  mirflicher  gotifcher  53au. 
Drop  ber  in  fie  aufgenommenen  barocfen  53eftanbteile,  ber  barocf  profi= 
tierten  Sämpfer,  ber  Dodenbrüfiungen  ber  ©mporen  unb  ber  ©eitenchörchen, 
beS  baroden  Portals  u.  a.  macht  fie  als  ©anjeS  fomopl  im  gnnetn  mie 
im  Supern  noch  burchauS  ben  ©inbrud  einer  gotifchen  Anlage.  ©S  ift 
freilich  eine  fepr  ausgeartete  ©otif,  maS  mir  in  ihr  berförpert  fe'pen,  aber 
eS  ift  immer  noch  bie  trabitioneüe  ©otif. 

$on  bem  Mobiliar  ber  Sircpe  Oerbienen  nur  bie  Sanjel  unb  bie  511= 
täte  eine  furze  ©rmähnung.  Die  Sanzel  ift  an  ben  ©eiten  mit  $?ufchel= 
nifchen  öerfehen,  melche  ©tatuetten  ber  bier  lateinifcpen  Kirchenlehrer  auf= 
meifen.  gm  übrigen  ift  fie  ganz  fchmudloS.  Die  brei  Elitäre  finb  bis 


134 


Die  gottfdjen  ^ircfjen. 


gu  bem  befrönenben  (Giebel  unb  $reug  hinauf  ©egenftüife,  nur  bap  bie 
Mafjberhältniffe  beS  §oct)altareS  etmaS  bebeutenber  finb  als  bie  ber  ©eiten= 
altäre.  33ei  allen  breien  tüirb  baS  ^auptgefdjofj  beiberfeitS  bon  je  gmei 
forintljifcben  ©äulen  flanfiert,  bon  benen  bie  beiben  bem  9Utarbilb  §unädbft 
fteljenben  bortreten.  Das  über  bem  borbeten  ©äulenpaar  fidj  bertröpfenbe 
©ebält  geht  nur  bei  ben  ©eitenaltären  ohne  Unterbrechung  burdj,  beim 
§ocbattar  tut  foIdjeS  nur  baS  ©efimS.  Das  über  bem  ©ebälf  auffteigenbe 
Obergefcbofj  ift  feitlich  mit  ^ilajtern  befejgt  unb  fdjtiefet  mit  einem  eine 
Überhöhung  bitbenben  ©ebälf,  auf  bem  ficfj  als  Sefrönung  an  ben  ©eiten 
ein  gefrümmteS  ©iebelftücf,  in  ber  Mitte  aber  ein  $reug  ergebt.  Den 
Übergang  beS  ObergefchoffeS  gum  ipauptgefcbop  bemerfftelligen  Voluten  mit 
baborfiehenbem,  gerabfeitigem  ©iebelftücf.  Die  beften  93er§ältniffe  geigt  ber 
Hochaltar,  bei  bem  ber  Oberteil  bie  paffenbe  £)öhe  erhalten  §at,  mährenb 
er  bei  ben  Mbenaltären  etmaS  gu  niebrig  erfdjeint.  ©ut  entjpricbt  auch 
bem  £md)altar  nad)  £)ölje  unb  Breite  baS  Dabernafel,  ein  tunber,  mit 
bolutenartigen  ©treben  befeigter  unb  bon  einer  kuppet  bekrönter  Sau. 

Über  ben  2lrchiteften , melier  ben  5ßlan  gur  SHrdje  entmarf,  fehlen 
alle  ^adjridjten.  Die  §olggemölbe  ber  $irdje  taffen  bermuten,  bap  er  mit 
bem  Meifter  eins  ift,  bon  bem  bie  3bee  gum  Umbau  ber  |)ilbeSheimer 
SntoniuSfapeEe  ^errü^rt,  hoch  läpt  fidj  VeftimmteS  barüber  nicf)t  fagen. 
Die  Maurerarbeiten  leitete  feit  etma  1661  ber  Saienbtuber  Sodann  §erf(hen, 
ein  geborner  Düffetborfer,  ber  am  2.  Mai  1659  in  einem  Slter  bon 
22  Satjren  in  bie  ©efeüfdjaft  3efu  eingetreten  mar  unb  unS  fpäter 
mieber  gu  $oeSfelb  begegnen  mirb.  2ln  ber  ßingiefjung  ber  ©emötbe 
bürfte  ber  Saienbruber  VntoniuS  §ütfe  ^erborragenb  beteiligt  gemefen 
fein,  ber  im  Saufe  beS  3aljreS  1667  bon  $oeSfetb  nach  Münfiereifel 
berfeigt  mürbe,  um  tym  als  3*mniermann  ^au  *>er  un5)  ^ 

$oEegS  mitgumirfen.  Vßir  merben  uns  fpäter  mit  ihm  näher  gu  be= 
fdjäftigen  t)aben. 

Das  Verbienft,  ben  ^irdjenbau  in  § ülöerf  gefegt  unb  butdj  mancherlei 
©chmierigfeiten  gu  einem  gtüdlidjen  ©nbe  geführt  gu  haben,  gebührt  P.  ©hris 
ftian  $naufi,  geboren  1605  gu  Sing  am  Ütfjein,  einem  raftloS  tätigen, 
fefjr  fachfunbigen  Manne,  ber  mohl  auch  auf  bie  SuSgeftaltung  beS  planes 
gur  fHrche  ben  größten  ©influp  auSübte.  P.  $nauft  mirb  fdjon  in  ben 
SahreSfatalogen  bon  1655  als  praefectus  fabricae  begeichnet.  Man 
mup  alfo  bamatS  bereits  mit  ben  Vorarbeiten  gum  Neubau  bon  $oEeg 
unb  Kirche  befdjäftigt  gemefen  fein.  ©r  ftarb,  nachbem  er  bie  Kirche 


850 


10.  2>ie  3gnatiu§tir(he  JU  $oe§fe!b. 


135 


glüdlich  boüenbet  gefeiert  hatte,  bodh  nodj  bor  $Ibfd)(uj3  ber  ^Bautätigkeit 
am  neuen  Kolleg,  am  19.  Sejember  1673. 

SBaren  es  nur  minber  bebeutenbe  gotifd&e  $ird)enbauten  gcmefen,  treibe 
baS  fed^fte  Se^ennium  gezeitigt  hatte,  fo  fottten  in  ben  brei  näc&ftfolgenben 
mieber  einige  |et)r  bemerfenSmerte  gotifdje  Kirchen  im  Bereich  ber  nieber= 
rheinifchen  OrbenSprooin^  bem  33oben  entmachfen.  Sie  Üteihe  eröffnet  bie 
SMegSfirthe  ^u  $oeSfelb;  bann  folgt  nur  menig  fpäter  bie  $ot(egSfird)e 
ju  ^aberborn  unb  fdjliejjüd),  ehe  noch  beibe  boüenbet  baftanben,  bie  Bonner. 
2Bie  bie  Kirchen,  meldje  bie  Sefuiten  ^u  (Snbe  beS  16.  unb  in  ben  erften 
Se^ennien  beS  17.  3al?r!junbert§  in  ber  rheinifdhen  OrbenSprobinä  auf= 
führten,  als  bie  bebeutenbften  $ird)enbauten  bejeidhnet  merben  müffen, 
melcpe  bamalS  überhaupt  am  ffthein  unb  in  Bkftfalen  entftanben,  fo  ge= 
hören  ähnlich  bie  $:oeSfelber,  ^aberborner  unb  Bonner  IMegSfirchen  ju 
ben  herborragenbften  Kirchen,  meldhe  in  ber  ^meiten  §älfte  beS  17.  3ahr= 
hunbertS  auf  rheinifdjem  unb  meftfälifdjem  Boben  gefdhaffen  mürben. 

V* 

10.  pie  §gnaihtsfm$e  ju  $oesfefb. 

(^iergu  Bilber:  Se^tbilb  15  unb  Safe!  7,  d e;  8,  a b d;  9,  a.) 

Sie  Sefuiten  liefen  fich  &u  fö'oeSfelb  1627  nieber.  ßrfter  Oberer  mar 

P.  Budjholjj.  Allein  fdjon  am  11.  Dtobember  1633  mußten  bie  patres 
bie  ©tabt  raieber  berlaffen,  nacpbem  am  14.  gebruar  jenes  3ahte§  bie 

Reffen  biefelbe  in  BefiJ  genommen  hatten.  Gürft  am  22.  9flai  1649 

mürbe  ihnen  auf  ©runb  beS  Bßeftfälifd^en  griebenS  bie  Dtüdfehr  möglidj. 
gmei  3apre  fpäter  tauften  fie  baS  Düelanbfcpe  §auS  unb  richteten  eS  51t 
einer  $apeüe  ein.  (Ss  ftanb  an  ber  (£de  ber  $ronen=  unb  ber  $üdjen* 
ftrape.  1664  mürbe  bie  ^ieberlaffung,  meldje  bis  bahin  nur  ben  ßharafter 
einer  fRefibenj  hatte,  ju  einem  $oüeg  erhoben  unb  P.  §ubert  21rburgh, 
ber  fich  halb  um  bie  ($rrid)tung  eines  $oüegbaueS  unb  einer  neuen  Kirche 
fo  üerbient  madjen  foüte,  erfter  Ütettor  beSfelben1.  Ser  $oüegbau  mar 
baS  näcOfte,  maS  5Irburgh  in  Eingriff  nahm;  er  mürbe  1667,  mie  eS 
fdjeint,  Ooüenbet,  mar  33'  breit  unb  200'  lang.  21n  einem  Dorfpringenben 

1 gür  bie  23augefd6id6te  ber  $ir<f)e  finb  öcm  befonberer  BMjtigfeit  bie  noch 
erhaltenen  Bauredjmungen  im  Slr^iö  ber  gürftl.  ©alm=§orftmarf(ben  Kammer  311 
^oeSfelb,  21bt.  Slrchiö  beS  3efuitentolleg3.  (5-inigeS  barüber  auch  im  Liber  rationum 
bafelbft.  ©ine  furje  Bearbeitung  ber  Baugefchidjte  bei  ©brift.  Btarj,  ©efd&idbte 
beS  3efuitengt)mnafium3  in  $oe§fe!b,  ^oeSfelb  1829,  76  ff. 


35L 


136 


2)ie  gotifdjen  Kirchen. 


gtüget  mürbe  baS  2Bappen  beS  ©rünberS,  33ernharbS  bon  ©aten,  eines 
treuen  greunbeS  ber  gefuiten,  angebrad&t  mit  ber  Unterfchrift  C B E M 
(=  Christianus  Bernardus  Episcopus  Monasteriensis),  barüber  ber 
Dtame  gefuS  mit  bem  Ehronogramm  DILIgentes  noMen  eiYs  habltabYnt 
In  Illo  Ps  68,  37  (=  1615,  baS  Saturn  beS  Beginns  beS  23aueS)  als 
Unterfchrift.  Einen  befonbern  Anteil  an  ber  Errichtung  beS  ^öaueS  §atte 
ein  Saienbruber,  beffen  fchon  bei  23efprechung  ber  9Rünftereifler  $oflegS= 
firche  Ermahnung  gefchah  unb  auf  ben  mir  noch  öfter  flogen  merben, 
Antonius  |)ütfe.  Er  mar  roofjt  ber  2trchiteft  beS  33aueS.  2)ie  Schreiner= 
arbeiten  mürben  in  einer  $u  biefem  Enbe  bon  ben  gefuiten  eingerichteten 
2öedftatt  ausgeführt,  bereu  Leitung  in  ben  f)änben  beS  23ruberS  Heinrich 
23eumferS  OBömferS)  tag. 

33eumferS  mürbe  1624  2Biebenbrücf  geboren  unb  trat  1652  in  bie 
©efettfchaft  gefu  ein.  SDie  gehn  erften  gahre  naih  $ottenbung  beS  ^Robi^iatS 
mar  er  im  Kolleg  §u  $ötn  als  arcularius  befchöftigt,  bann  mürbe  er 
nach  $oeSfetb  gefanbt,  mo  man  für  bie  in  Angriff  genommenen  bauten 
eines  tüchtigen  Schreiners  beburfte!  Er  ftarb  hier  im  Saufe  beS  gahreS 
1678.  £)er  ^Refrotog  beS  23ruberS  erzählt,  baß  biefer  aujjer  manchen 
tunftfertig  gearbeiteten  9Robitiarftücfen  für  bie  Kirche  unb  baS  $oüeg  ju 
üöln  auch  eine  genaue  ^Rachbitbung  ber  Kötner  JMegSfirche  in  §0(5 
angefertigt  höbe. 

2)ie  Kirche  mürbe  1673  begonnen.  §>ie  9Rauerarbeiten  hotte  ein  ge= 
miffer  9Richoet  23tömfer  übernommen.  $al t hotte  man  bereits  1672  5U 
2)arfetb  unb  Stabttohn  brennen  taffen;  auch  mar  in  bemfetben  gahre  ein 
Steinbruch  in  ber  23auerfchaft  §aten  angelegt  morben,  aus  bem  bis  1673 
fcfjon  141  Darren  Steine  für  bie  gunbamente  angefahren  morben  maren. 
2tm  1.  9Rai  1673  gefchah  bie  ©runbfteintegung.  Sie  mürbe  in  ©egen= 
mart  beS  ©rafen  Ernft  SBiihetm  bon  Bentheim,  berfchiebener  SRitgtieber 
beS  9Rünfterfchen  £)omfapitetS  unb  anberer  ^rätaten,  mancher  51betigen 
unb  beS  DDRagiflratS  Oon  ^oeSfetb  burch  ben  ©rünber  beS  $oüegS,  23ernharb 
üon  ©aten,  in  eigener  ^3erfon  borgenommen.  £)ie  Kirche  foHte  ju  Ehren 
beS  hl.  ggnatiuS  geraeiht,  jeboch  in  ihr  eine  Kapelle  ober  menigftenS  ein 
Elitär  bem  hl*  3ofeph  errichtet  merben. 

2)aS  gahr  1673  berging  mit  Segung  ber  gunbamente,  für  metche 
auper  ben  fchon  h^^Ö^^offten  noch  meitete  651  Darren  Steine  an= 
gefahren  mürben.  £>ann  tarn  ein  tangerer  Stiüftanb  in  bie  S3autötig!eit 
tum  ob  bella,  mie  eS  im  9te<hnungS6ucf)e  geigt,  tum  ob  ablata  in 


352 


SS  raun,  5)eutf<$e  Sefuitenftr^en. 


Infel  8. 


-ftoeSfelb.  3gnatiusfirdje.  3nnere3.  (£f)or.  b.  $oe§feIb.  ^Qnatiuöf irc^e.  inneres.  Sdjtff. 


c.  £>tlbe3l)eim.  5lntoniu§föpeltte.  ©ratoriumfc^ranfe  unb  ßommunionlbanf. 


d.  $oc§fe!b.  3gnatiu§]ftrcfje.  Oratorium[c£)ranfe.  Sfusfdjniti. 


10.  Oie  3gnatiu§firtf)e  3U  «^oegfelb. 


137 


vere  1674  circiter  70  000  lateres.  Oie  Siegel,  öon  benen  bie  Sftebe 
ift,  traten  für  ben  gefiung^bau  meggenommen  morben,  ben  53ernt)arb  Don 
©alen  bamals  ju  fö'oegfelb  auffübren  lieg.  ßrft  am  8.  51uguft  1678 
tonnten  bie  Arbeiten  roieber  aufgenommen  merben.  Oechnifcher  Leiter 
berfelben  mar  nun  trüber  Sodann  §)erf<hen,  bet  fich  fdjon  ju  5Mnfiereifel, 
fünfter  unb  §ilbe§§eim  al3  tüchtige  $raft  bemährt  hatte  unb  1677  nach 
5Menbung  be§  neuen  an  bie  Safriftei  bet  51ntoniu§tapelle  anftopenben 
glügetö  be§  §ilbe^eimer  $oüeg§  nach  $oe§felb  gefchicft  morben  mar. 
Oie  Maurer  erhielten  al§  Oagelopn  15,  bie  §anblanger  13  Stüber.  Oa 
auper  an  ber  Kirche  auch  an  einem  jmeiten  ®oKeg§fIügel  gebaut  mürbe, 
maren  bie  gortfdjritte  an  ber  Kirche  nicht  gerabe  bebeutenb.  Smmerljin 
mup  ba§  5Jtauermerf  1678  fd)on  mehrere  Dieter  au»  ben  gfunbamenten 
l)erau§gefommen  fein.  Oenn  in  ben  Rechnungen  finbet  fiel)  ad  a.  1678 
bie  Roti^,  Reiftet  ®elbermann  bom  53aumberge  ^abe  geliefert  „lapides 
pro  columnis,  sed  multi  eorum  feinb  ben  erften  SBinter  in  ben 
Säulen  auf  gemauert  üerfroren".  1679  unb  1680  gefchap  nicht» 
an  ber  Kirche;  1681  mürbe  bie  Oätigfeit  erft  gegen  ©nbe  3uli  nach 
51bfchlup  ber  Arbeiten  am  $oHegbau  mieber  aufgenommen.  51m  25.  3uli 
mürbe  einem  Steinmetzen  born  SSaumberge  bie  Lieferung  tmn  |)aufteinen 
^u  ber  gaffabe,  ben  Oreppen,  ben  genftern  ufm.  berbungen.  3m  folgenben 
3apre  begannen  bie  lauter  erft  um  bie  DRitte  5Rai,  alfo  mieberunt  recht 
fpäi.  53on  1683  bi§  1685  mar,  mie  bie  51u§gaben  für  biefelben  be= 
funben,  bie  Oütigfeit  am  53au  eine  fepr  rege;  1686  fing  man  am  23.  3uli 
an,  arbeitete  aber  bann  mie  gurn  ©rfap  bafür  bi§  gum  12.  Oejember. 
1687  fepeinen  bie  Arbeiten  nur  ber  gaffabe  unb  bem  Ourm  gegolten  51t 
haben.  Sie  Ijoben  erft  am  18.  September  an  unb  bauerten  bi§  §um 
4.  Oe^ember.  Oie  gaffabe  mürbe  boüenbet,  ber  Ourm  gebiep  bi§  ju 
einer  §öpe  öon  ca  12'.  Süchtig  mirfte  man  1688.  51m  27.  5Rai  machte 
man  fiep  baran,  ben  Oacpflupl  aufjuriebten,  am  12.  Roöember  mar  ba§ 
§auptbacp  fdjon  mit  Schiefer  befleibet.  Oie  Qimmerleute  famen  au§ 
Oberbeutfcplanb  (ex  Germania  superiore).  5Rit  ber  SBeiterfüprung 
be§  3Rauermerfe§  be§  Sturmes  begann  man  erft  am  17.  51uguft  1688. 
1689  erhielten  auch  bie  Seitenbächer  i^re  Scpieferbefleibung.  51m  Ourm 
tarn  man  in  biefern  3öh^  bi»  gum  Oacp,  fo  bap  Unter-  unb  Oberbau 
fertig  baftanben.  Oie  ^3foften  unb  bie  Oecfplatte  ber  53aluftrabe,  ba§ 
^ranjgeftmö  be§  ad&tfeitigen  Oberbaue»  unb  bie  ©emänbe  ber  aus  biefern 
auf  bie  ©alerie  fübrenben  Oür  lieferte  ber  Steinmetz  ^ßeter  (Sichpola  öom 


B53 


138 


Sie  gotifcfjen  Kirchen. 


23aumberge.  $ier  kugeln,  melche  au f ben  (Bdpfoften  Angebracht  merben 
füllten,  mupte  berfelbe  nach  bem  2ieferungSfontraft  in  ben  $auf  geben. 
Sie  Ausführung  beS  SurmbadbeS  unb  ber  ©afrifieibächer  mürbe  ben 
3immerern  gelis,  Aßolf  unb  (Borgen  Oerbungen,  benfelben,  melche  bie  $irchen= 
bädher  errichtet  hatten,  bie  23efleibung  beS  Sache»  unb  baS  Auffepen  Oon 
$reu^  unb  Aßinbfahne  bem  Sacpbeder  ipanS  (Borgen  oon  3eü  an  ber 
9flofel.  Als  befonbere  (Babe  erhielt  biefer  einen  ÜteichStaler  für  eine 
neue  §ofe,  bie  er  auf  bem  $reu-$  an§u  Riehen  hatte,  maS 

er  auch,  mie  baS  fftechnungSbudh  fagt,  mirtlidh  tat.  (§nbe  1689  blieb 
nur  mehr  übrig,  bie  $ird)e  ein^utoölben  unb  ju  oerpupen,  bie  glurplatten 
§u  legen  unb  baS  Mobiliar  $u  befdhaffen. 

3m  Sah^e  1690  gefchah  menig  im  23 au.  @S  mürben  blop  bie  (Be= 
rüfte  aufgefchlagen,  bie  jur  (Sin^iehung  ber  (Bemölbe  erforberli(h  maren. 
2lm  26.  2flai  1691  begann  man  bie  254er  an  ben  dauern  an^ubringen, 
melche  jur  Aufnahme  ber  Anfapfteine  ber  Aippen  bienen  füllten.  Am 

gleichen  Sage  mürben  bie  erften  Rippen  unb  glurplatten  angefahren, 
©cpon  mar  ein  groper  Seil  ber  Kirche  eingemölbt,  als  am  6.  3uli  plöp= 
lidh  baS  Oorberfte,  ber  gaffabe  junädhft  befinblidhe  (Bemölbejodh  einftüqte 
unb  beim  gaüen  bie  (Berüfte  mit  fich  äu  53oben  rip.  ©ed)S  Arbeiter  ber= 
unglücften  bei  bem  Unfall,  brei  Siroler  unb  brei  $oeSfelber.  3ur  ^e= 
fichtigung  beS  ©dhabenS  unb  §ur  Abgabe  eines  (Butadiens  rourbe  ber 
bifdhöflidhe  Kaplan  Quinten,  ein  tüchtiger  Ardhiteft,  nach  $oeSfelb  gerufen1. 
(Begen  §)erbft  mup  ber  ©(haben  bereits  mieber  repariert  gemefen  fein. 

Sie  lepten  Sieferungen  Oon  Rippen  batieren  Oom  13.  Auguft  unb 
3.  ©eptember.  3w  ganzen  maren  laut  ber  am  7.  3anuar  1692  er= 
folgten  ©chlup^ahlung  für  bie  (Bemölbe  ber  Kirche  unb  ber  ©atriftei 

2140  laufenbe  gup  Aippen  gebraucht  morben,  nicht  eingerechnet  bie  Aippen 
ber  Orgelempore. 

1 SSenn  eg  in  „Sie  $unfi=  unb  ©efchichtsbentmäler  ber  *Proüinz  2Beftfalen 
($reiS  Söarenborf)",  fünfter  1886,  98  hdpt:  Quinten  habe  1691  bie  SSoüenbung 
beg  ^efuitentottegg  gu  ^oegfelb  geleitet,  unb  3-  ^offmann  in  3dtf<hdft  für 
hriftl.  $unft  1899,  92  mopl  in  ©rmeiterung  biefer  Aotij  fchreibt:  „@r  mar  eS 
auch,  melctjer  oon  Slpaug  abberufeu  tourbe,  um  1691  bie  ^oegfelber  3efuitenfir<he 
ZU  OoUenben,  unb  baber  erhielt  biefe  Kirche,  bereit  ©runbftein  ftfion  1673  gelegt 
mürbe,  einige  9tterfmale  ber  $lettenbergf<hen  3dt",  fo  ift  zu  bemerten,  bap  Quinten 
meber  Kirche  noch  Kolleg  Oodenbet  f)at,  unb  bap  alleg,  mag  §offmann  als  Aterf= 
male  ber  ^tettenbergfüjen  3dt  bezeichnet,  zu  ftoegfelb  fchon  tängfi  fertig  mar,  ehe 
Quinten  bortpin  gerufen  mürbe.  Sie  Berufung  Quinfeng  fann  nur  mit  bem  @in= 
fturz  beg  ©emölbeg  znfammenhangen. 


354 


10.  2)ie  ggnatiuSfirche  ju  ßioeSfelb. 


139 


Oie  Orgelempore  mürbe  1692  boüenbet.  3U  beginn  beS  Auguft 
marert  ihre  (Semötbe  fertig,  meShatb  ben  Maurern  ein  AeichStater  als  Orinf= 
gelb  gegeben  mürbe.  Oie  Ausmauerung  ber  Ootengruft  nahm  am  3.  9Aär§ 
ihren  Anfang;  am  8.  Oftober  maren  bie  Arbeiten  baran  beenbet. 

Oer  Anftrich  ber  Kirche,  bei  bem  reichlich  ©otb  bermenbet  mürbe,  unb 
bie  33ergfafung  ber  genfter  erfolgten  1691  unb  1692.  Oie  genfter  maren 
bon  Aßohttätern  geftiftet  morben,  fo  bon  bem  Kölner  ^urfürften  Aüaj: 
Heinrich,  bon  griebricp  ©^riftian,  23ifchof  bon  fünfter,  bon  gerbinanb 
bon  gürflenberg,  bon  bem  ©a^burger  Oompropft  Aßithetm  bon  gürften= 
berg,  bom  tropft  Aagef  ju  Tartar  unb  bon  anbern  ^räfaten  unb 
Herren.  OaS  ©taS  ju  ihnen  mar  1690  aus  Sippfpringe  geholt  morben, 
mo  baS  fcbönfte  meipe  gemalt  mürbe,  mie  eS  in  ben  Rechnungen  fjeipt. 
Oie  Ausführung  ber  genfter  übernahmen  1691  bie  ©laSmaler  Hermann 
Sfingh  unb  gopann  geuftingh.  Oie  Anfertigung  ber  ©tiftermappen, 
metche  in  bie  genfter  fommen  foüten,  mürbe  ihnen  burch  ^ontraft  bom 
20.  ganuar  1692  berbungen.  Sie  foüten  für  bie  gropen  Aßappen  in 
ben  neun  h°hen  genftern  ber  Kirche  4 Attr  erhalten,  für  bie  Meinen  in 
ben  genftern  ber  gaffabe  unb  ber  ©afriftei,  melch  festere  noch  borhanben 
finb,  V4  Attr.  Auperbem  mupten  bie  gefuiten  ben  Alteiftern  einen  Raum 
gum  3e^nen»  Aftaten  unb  trennen  fomie  baS  erforbertiche  Akennholj 
liefern.  Am  30.  Aftai  mar  baS  Aßerf  getan ; bie  ßntmürfe  JU  ben  Aßappen 
hatte  ber  $oeSfe!ber  Afiater  Weltmann  angefertigt. 

Oie  ©efamtauSgaben  für  bie  Kirche  betrugen  nach  ber  am  @nbe  ben 
Sßaurechnungen  angefügten  3u[ömmenfteÜung  17  620  Attr,  49  Ot.,  2 O1. 


1 Oa  bie  Auffteüung  nicht  ohne  gntereffe  fein  bürfte,  teilen  mir  fie  im  fot= 
genben  mit: 

Pro  lignis,  eorurn  sectione,  asseribus 726  Atlr  42  ©t.  2 £). 


V 

lignis  tecti 

. 769  „ 

14 

ff 

— 

ff 

Yl 

calce  

cö 

c- 

OJ 

1— 1 

18 

„ 

6 

ff 

79 

lateribus 

. 2876  „ 

16 

2 

ff 

r> 

lapidibus  ex  monte  Coesfeldiensi  . . . 

. 2810  „ 

35 

ff 

— 

„ 

T> 

lapidibus  Baumbergensibus 

. 1718  „ 

22 

ff 

5 

ff 

„ 

tegulis  et  tegulario 

. 992  „ 

7 

„ 

— 

ff 

79 

ferro  

. 633  „ 

3 

ff 

4 

„ 

V 

murariis 

. 3798  „ 

33 

‘ ff 

4 

ff 

„ 

arculariis 

. 12  „ 

35 

ff 

2 

f/ 

r> 

lignariis 

. 504  „ 

32 

n 

4 

ff 

V 

ferrariis 

. 136  „ 

14 

ff 

ff 

Übertrag : 

15  752  „ 

24 

ff 

5 

„ 

355 


140 


Oie  Qoiiftfjen  ^irdjen. 


Sie  mürben  teils  burch  größere  ©aben  einzelner  Aßohltäter  teils  burch 
ben  Ertrag  einer  bon  P.  Arburgh  1687  beranfialteten  ^oüefte  beftritten. 

Oie  §erfteüung  ber  inneren  Einrichtung  ber  Kirche  30g  fich  bis  in 
baS  erfte  Oe^ennium  beS  18.  SafjrljunbertS  hinein.  Oer  §ochaltar  mürbe 
1693  unter  bem  Aeftorate  beS  P.  §ülSmann  errichtet;  fein  Bilbmerf  erhielt 
er  1694,  feine  Bemalung  laut  Snfcbrift  erft  1744.  (Sr  ift  eine  Stiftung 
beS  BifcpofS  griebrich  (Sf)riftian,  mie  beffen  an  ben  Socfeln  ber  Säulen 
angebrachtes  Wappen  betunbet.  OaS  Oabernafel  mürbe  smifcben  1696 
unb  1699  angefertigt.  3n  berfelben  3eü  entftanben  auch  bie  Scbranfen, 
melche  im  lebten  3och  bie  Aifchen  jmifchen  ben  nach  innen  gezogenen 
Streben  abfchliepen,  bie  $ommunionbanf,  baS  jmtfchen  ben  britten  unb 
ben  vierten  Strebepfeiler  linfer  £mnb  in  palber  Btauerhölje  eingebaute 
Oratorium  unb  bie  beiben  Seitenaltäre,  melche  ledere  baS  Oatunt  1698 
tragen.  Oie  prächtigen  Beicbtfiüple  ber  Kirche  meifen  bie  SapreS^apl 
1700  auf;  ihren  Anftrich  erhielten  fie  1706.  Auch  bie  ^an^el  mag  fchon 
1700  erbaut  morben  fein;  ben  figürlichen  Scpmucf  brachte  ihr  aber  erft 
baS  3ahr  1704.  Aßann  bie  Bänte  ^ergefitellt  mürben,  ift  in  ben  Berichten 
nicht  angegeben. 

OaS  Mobiliar  mürbe  aller  Bkhrfcheinlichfeit  nach  in  ber  ABerfftatt 
beS  $oüegS  gemacht,  in  melcher  Don  1693  bis  1709  ber  Caienbruber 
^eter  Siofen  regierte.  Cofen  mürbe  am  15.  Sanuar  1652  gu  Rüthen 
geboren  unb  trat  am  27.  Auguft  1683  in  bie  ©efeflfchaft  3efu  ein. 
1686  mürbe  er  nach  ^aberborn  gefenbet,  rao  man  mit  ber  Anfertigung 
bon  Mobiliar  für  bie  neue  $ollegStirche  befchäftigt  mar.  Er  fdjaffte 
bort  als  ©ehilfe  beS  BruberS  Campen,  eines  fepr  h^orragenben  ffunft* 
fchreinerS,  bis  etma  §erbft  1692.  Oann  h^Ben  ihn  bie  Obern  nach 


Übertrag:  15  752  AÜr  24  6t.  5 

Pro  fenestris 203  „ 4 „ 5 

„ vecturis 393  „ 49  „ 6 

„ plambo 348  „ 49  „ 7 

„ arena 75  „ 5 „ — 

„ variis 231  „ — „ — 

„ pensionibus  . 189  „ 45  „ — 

„ illuminatione  der  rippen  und  Schlußsteine, 

färben,  leinöl  23  „ 24  „ — 

„ gold,  colores,  oleum  lini 189  „ 39  „ — 

„ steigerholtz 189  „ 13  „ 5 

„ Steigerplanken 23  „ 43  „ 6 

Sa  17  620  „ 49  „ 2 


5> 


35ti 


10.  Sie  3gnaiiu3fix<he  311  $oe§felb. 


141 


$oeSfelb  überfiebeln,  wo  man  wegen  ber  §erfteflung  beS  $irchenmobiliarS 
eine§  listigen  $unftfchreinerS  beburfte.  ©eine  Stätigfeit  zu  $oeSfelb 
währte  bis  1709,  alfo  bis  fich  bie  $ir<he  ihrer  ganzen  51uSftattung 
erfreute;  1709  ging  Sofen  als  arcularius  nach  §auS  ®eift,  wo  fid&  baS 
Oertiat  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinz  befanb.  §ier  ftarb  er  am 
4.  Oftober  1728. 

Oer  ornamentale  ©chmud  ber  Elitäre  unb  beS  fonftigen  Mobiliars 
rührt  nach  5CRarj:  Dom  33tlb^auer  Sohann  IRenbeleS  f)tx,  mit  bem  P.  51rburgh 
am  30.  Mai  1697  einen  Vertrag  abgefchloffen  hoben  fott,  burch  ben  ttienbeleS 
bie  zu  ben  Elitären,  Vilbern  unb  fonft  nötigen  Verzierungen  gemäfj  beS 
Kollegs  ober  eigener,  Dom  $otteg  gebilligter  Angabe  zu  machen  übernahm. 
Seiber  war  trotj  aller  Verminungen  weber  ber  fragliche  $ontraft  nod)  fonft 
eine  Veftätigung  ber  Marschen  Mitteilung  zu  entbeden;  bod)  liegt  fein 
ernfter  ©runb  bor,  an  beren  tttichtigfeit  zu  zweifeln;  nur  fann  mit  tttenbeleS 
nicht  P.  51rburgh  fontrafjiert  hoben,  ba  biefer  bereits  am  1.  5Iuguft  1693 
in  bie  (Swigfeit  abberufen  würbe.  ($S  muB  baS  bielmehr  ber  bamalige 
Üteftor  ^ßeter  ^etteler  gewefen  fein,  falls  man  nicht  lieber  einen  Srrturn 
im  Oatum  annebmen  unb  ftatt  1697  1687  lefen  will.  3n  biefem  gatte 
wäre  bann  auch  ber  §ocbaftar,  ber  bereits  bor  1693  errichtet  würbe,  unter 
ben  Altären  mit  einbegriffen,  bon  benen  ber  Vertrag  rebet.  SBirflid) 
fann  eS  feinem  bernünftigen  Qweifel  unterliegen,  bap  bie  ornamentalen 
Veftanbteile  beS  ganzen  ®ird)enmobiliarS,  bie  beS  H°4oItarS  nicht  auS= 
genommen,  bon  ein  unb  berfefben  §anb  flammen.  3brc  bis  ins  fleinjle 
gebenbe,  beim  erften  Vlid  in  bie  klugen  fpringenbe  Vermanbtfcbaft  be= 
funbet  baS  mit  aüer  Vefiimmtbeit.  Veachtung  berbient,  bap  eS  nur 
beijjt,  tttenbeleS  fotte  bie  Verzierungen  machen.  @S  beftätigt  baS,  was 
wir  borbin  fagten,  bafs  nämlich  bie  einzelnen  Mobiliarftüde  als  ©anjeS 
wohl  in  ber  Vkrfftatt  beS  $oüegS  ^ergeftettt  würben. 

51m  20.  Mai  1694,  bem  gefte  ßbrifti  Himmelfahrt,  würbe  bie  Kirche 
in  Venupung  genommen;  am  7.  ©eptember  1710,  bem  Oftabtag  beS  ©dmp= 
engetfefteS,  würbe  fie  burch  granz  2lrnolb,  Vifchof  bon  ^aberborn  unb 
Münfler  fonfefriert.  ViS  zur  gertigftettung  unb  Venupung  ber  Kirche  hatte 
eS  eine  lange  Qz\t,  20  Sahre,  gebraucht.  3n  ganz  onberem  Oempo 
hatte  [ich  im  Anfang  beS  17.  3ahrhunbertS  bie  Vautätigfeit  zu  Molsheim 
abgefpielt.  §ier  war  bie  ^oüegSfircpe  in  nur  brei  gahren  bottenbet 
worben,  obwohl  eS  fiep  bei  berfelben  um  einen  Vau  gehanbelt  hotte,  ber 
faft  um  bie  Hälfte  größer  unb  bazu  in  feiner  Einlage  ungleich  reicher  ift 


3)7 


142 


Sie  gotiftfjen  $ircf)en. 


at§  bie  $oe§fetber  Kirche.  Ter  Vergleich  ifi  fepr 
lehrreich.  ($r  geigt,  bab  auch  früher  bie  ©chnet= 
ligfeit  in  ber  33autätigfeit  mefenttidb  non  ben 
Derfügbaren  Mitteln  abbing.  3U  2M§l)eim 
maren  jolc^e  in  auSreichenbem  TOa^e  Dorbanben, 
gu  $oe§fetb  ^errfd&te  bagegen  immer  toieber  (Sbbe 
in  ber  $affe,  unb  fo  mujste  man  hier,  meit  man 
feine  ©chutöen  machen  fonnte  unb  burfte,  tang= 
[am  unb  gteichfam  ftücfroeife  Dorangeben. 

Tie  $oe§felber  Kirche  ift  ein  einfchiffiger 
53au  Don  44  m lichter  Sänge  unb  14  m lichter 
23reite  im  2)iittetraum.  Tagu  fommen  9tifcben 
gmifchen  ben  einmärt§  gegogenen  Strebepfeilern 
mit  einer  Tiefe  Don  2,40  m,  jo  bap  [ich  aljo 
bie  gefamte  lichte  Breite  auf  18,80  m beläuft. 
Tie  §öbe  ber  Kirche  beträgt  ca  20  m. 

Tie  Kirche  beftebt  au§  Dier  Soeben  unb  bem 
au»  einem  Soch  unb  breifeitigem  Sd^lup  Don  ber 
Tiefe  eine§  falben  Soeben  fich  gufammenfepenben 
©bor.  (Sin  Triumphbogen,  ber  ßbor  unb  Sangbauä  fchiebe,  ift  nicht  Dor= 
banben;  ber  ©bot  erjeheint  Dielme^r  at§  unmittelbare  gortfepung  be§ 
2angbaufe§. 

Tie  (Sinmötbung  beftebt  im  2angbau§  unb  im  ©borjoch  au§  Dierteitigen, 
gotifchen  Ütippengemölben.  Ter  ßborfchtup  ift  jonberbarerroeife  mit  einem 
halben  Sheuggemötbe  Derfeben.  Tie  ©ebtupfteine  finb  Don  einem  au§ 
5lfantbu§btättern  fich  gufammenfepenben  $rang  umrahmt.  Tie  fräftigen 
Rippen  finb  nur  mit  einer  $ebte  profitiert  unb  fteigen  Don  hoben,  febtanfen 
patbjäuten  auf,  metche  ben  nach  innen  gegogenen  Strebepfeilern  Dor= 
gelegt  finb.  Ter  Socfel  biefer  |)atbfäuten  ftettt  ein  halbem  2l<btfeit  bar; 
ihre  23afi§  beftebt  au§  fehlerem  Söutft  unb  niebrigem  pätteben,  Don  bem 
ein  Anlauf  gum  Schaft  überleitet.  Ta»  $apitäl  ift  im  ©inne  ber  tos* 
fanifeben  Orbnung  geftattet,  hoch  ift  nicht  btop  feine  Tecfplatte,  fonbern 
auch  ber  TBulft  au§  bem  Sldjtecf  gebilbet.  ©ein  §al§  ift  mit  fteifem,  runb= 
Ochern,  aufrecht  fiebenbem  51fantbu§  befept.  Ten  $apitälen  ähnlich  ge= 
gtieberte  $raggefimfe  tragen  bie  gmifchen  bie  ©treben  eingefpannten  flachen 
ütunbbogen,  auf  benen  fich  bie  Sicbtgabenmanb  aufbaut.  2tn  ber  $ante 
ber  Seibung  finb  biefe  Ütunbbogen  mit  einem  $iertetftab  profitiert,  ring» 


o 1 1 ^ . f j *i5 . . . . , , , < v 

25itb  15.  ^oeSfetb. 
$gnatiu§fir<be.  ©runbrip. 


358 


10.  Sie  3gnatiu§fir<pe  $oe?fe!b. 


143 


perum  aber  merben  fie  Dort  einer  $arnie?leifte  eingefaßt.  Oie  lifcpen 
groifcpen  ben  «Streben  finb  mit  flauen  Oonnengemölben  berfepen. 

Sine  Empore  finbet  fiep  nur  an  ber  ($ingang?feite  ber  $ircpe.  Sie 
baut  fiep  über  brei  naep  2ßeife  ber  Scpeibbogen  profitierten  lunbbogen  auf, 
melcpe  in  ber  ^Feilte  bon  jtnei  freiftepenben , ben  |)albfäulen  be?  2ang= 
paufe?  analog  bepanbelten  Sauten  auffteigen,  an  ben  §albfäulen  aber 
bon  ^onfoten  aufgenommen  toerben.  3m  Scheitel  geigen  bie  23ogen  ftatt 
eine?  Scptupfieine?  eine  $onfole,  bie  beim  mittleren  eine  53ttfte  be?  pl.  3g= 
natiu?,  bei  ben  beiben  feitlicpen  eine  @ngel?büfte  trägt.  Oie  23rüftung 
ber  Empore  beftept  au?  ferneren,  ungetenfen  Steinboden,  ätoifdjen  raetdje 
nur  über  ben  beiben  freiftepenben  Säulen  ein  Pfofien  eingefepaltet  ift.  Oie 
fünf  (Stemölbe,  mit  benen  bie  Empore  unterroölbt  ift,  brei  größere  mitttere 
unb  ^mei  Heinere  feitlicpe,  finb  bierteitig.  3pte  Scplupfteine  finb  obat, 
ipre  Rippen  mit  einem  $iertelftab,  einem  plättepen  unb  einer  $eple  pro= 
fitiert.  ln  ber  gaffabenroanb  gepen  bie  lippen  bon  Ronfolen  au?. 
Emporen  an  ben  Seiten  be?  Sangpaufe?  fcpeinen  nie  im  plane  gelegen 
$u  paben.  Sie  pätten  au(p  mopt  taum  23ebeutung  unb  Qbied  gepabt,  ba 
bie  $ircpe  für  einen  fteinen  Ort  roie  $oe?felb,  ber  jubem  an  ©otte?päufern 
feinen  fanget  patte,  aud)  opne  fie  au?reicpenb  geräumig  toar.  9Fan  be= 
gnügte  fid)  bamit,  jum  ©ebraucp  für  bie  3nfaffen  be?  §>aufe?  in  ber 
bierten,  an  ba?  $ofleg  anftopenben  lifepe  ber  reepten  £angfeite  in  patber 
§öpe  ber  Strebepfeiler  au?  ipolj  ein  Oratorium  an^ulegen,  ba?  noep  bor= 
panben  unb  bom  feiten  (Sefepop  be?  epemaligen  $oüeg?  au?  gugängliep  ift. 

Oeutliep  tritt  bie  Entartung  ber  (Sotif,  bie  fiep  in  ben  ©emölben  ber 
$ircpe  ju  einer  fepr  perborragenben  Stiftung  aufraffte,  in  ber  Gilbung 
ber  genfter  ju  Oage.  Me  ftpliepen  im  lunbbogen,  bie  genfter  be?  2iept= 
gaben?  aber  paben  fogar  bie  gorm  eine?  Obal?.  Oer  Spipbogen  ift  bei 
ben  genfiern  böHig  au?ge)cpaltet,  auep  im  5Jtapmerfe.  Oa?felbe  ift  fepr 
nücptern  unb  überall,  mo  e?  ausgiebiger  ^ur  Mmenbung  fommt,  mie  in 
ben  Sicptgabenfenftern  unb  in  bem  gropen  fünfteiligen  Fftittelfenfter  ber 
gaffabe,  fepr  millfürlid).  23on  lajen  ift  an  ipm  nirgenb?  auep  nur  eine 
Spur  mepr  maprjunepmen.  Oabei  ift  ba?  ü)?ap*  unb  pfoftenmerf  part 
an  bie  gläepe  ber  lupentoanb  geriidt.  Oie  Profilierung  ber  pfoften  unb 
be?  9Faptoerf?  beftept  nur  in  einer  $eple,  an  ber  lupenfeite  ber  feep? 
Heineren  gaffabenfenfter  ift  aber  felbft  biefe  beifeite  gelaffen  raorben,  eine 
fepr  unfepöne  (Srfcpeinung.  Me  genfter  finb  jroeiteilig,  au?genommen  bie 
£ieptgabenfenfter  unb  ba?  TOttelfenfter  ber  gaffabe. 


359 


144 


Sie  Qotifd^ert  ^irdjen. 


3m  Äußern  berbient  bor  ollem  bie  gaffabe  unfere  5tufmertfamteit. 
©ie  Hingt  ftorf  an  bie  gaffabe  ber  Kölner  $ircpe  an,  bie  allem  2lnfdpein 
nacp  als  23orbitb  biente,  menngteidp  mit  gemiffen,  511m  Seit  burdp  bie 
Sage  ber  $irdpe  unb  bie  inneren  Sispofitionen  be§  23aueS  geforberten 
$eränberungen.  ©0  mürben  bie  beiben  gtanfiertürme  aufgegeben  unb 
nur  redptS  neben  ber  gaffabe,  ein  menig  -^urüdtretenb,  ein  SreppenpauS 
angebradpt,  ba  bie  Birdie  tinfS  part  bie  ©trafee  berührt,  ferner  mürben 
geftridpen  bie  ©eitenportate  ber  Kötner  $ir cpe  unb  bie  über  benfetben 
tiegenben  genfter  ber  Emporen,  meit  man  ju  ^oeSfetö  auf  ©eitenfcpiffe 
berjidptet  patte.  Sie  ^itafter  tiefe  man  roeniger  borireten,  bodp  fügte  man 
ben  beiben  ^ßitafterpaaren  ber  Kötner  gaffabe  ein  britteS  pin^u,  burdp 
metdpeS  bie  mittlere  gaffabenpartie  bertifal  in  brei  gtäcpen  geteilt  mirb, 
eine  gtüdticpe  gbee.  Senn  inbem  man  bieje  ^itafter  bidpt  neben  bem 

grofeen  -Jflittelfenfier  pinauffüprte,  napm  man  ber  unbermeibtidpen  Surcp= 
bredpung  beS  ©ebälfS  be§  unteren  gaffabengefdpoffeS  baS  §arte  unb  Un= 
fdpöne,  metdpeS  fidp  an  ber  gaffabe  ber  Kötner  $ircpe  babei  fo  untiebfam 
bemerttidp  niadpt.  Um  bie  beiben  äufeeren  gelber  ber  TOttetpartie  gu  be= 
leben,  mürben  in  jebem  gmei  genfter  angebradpt,  eine»  in  gleidper  §)öpe 
mit  bem  genfter  ber  ©eitenpartien,  baS  anbere  in  ber  §mpe  beS  grofeen 
SKittetfenflerS.  Sie  gtäcpe  ^mifdpen  biefen  beiben  genftern  aber  berfap  man 
mit  einer  ÜUfdpe,  in  ber  man  bie  ©tatuen  ber  pH.  3gnatiuS  unb  grang 
36aber  aufftellte.  SaS  Obergefdpofe  mürbe  pöper  pinaufgejogen  unb  mie 
bie  mittlere  Partie  be§  UntergefcpoffeS  burcp  ^ßilafter  in  brei  gelber  ge= 
teilt.  3n  bie  feitlidpen  gelber  bertegte  man  bie  9Ufdpen  beS  ObergefdpoffeS 
ber  Kölner  gaffabe,  bem  mittleren  gab  man  oberpalb  beS  aucp  §u  $oe§fetb 
in  ba»  Obergefdpofe  pineinragenben  3Kittelfenfter§  ^mei  Otuti.  Ser  ©iebet 
erpielt  bie  gorm  eines  niebrigen  Sreieds,  alfo  regetredpte  Spmpanonform. 
§erborgepoben  fei,  bafe  bie  gaffabe  in  iprer  pori^ontaten  Seitung  nur 
mepr  geringe  Mdficpt  auf  bie  porijontate  ©tieberung  ber  $irdpe  nimmt. 
Sie  Kapitale  ber  ^itafter  beS  UntergefdpoffeS  beginnen  erft  in  ber  §)öpe  beS 
©efimfeS  ber  2lbfeiten,  baS  ©ebätl  beS  ObetgefdpoffeS  erft  in  patber  §öpe 
beS  SadpeS,  mäprenb  bei  ber  Kötner  $ird)e  bie  fmdgontalgtieberung  ber 
gaffabe  fidp  nocp  botlftänbig  unb  in  aller  Sreue  berjenigen  beS  2ang= 
paufeS  anfdptiefet.  3n  $oeSfetb  ift  bie  gaffabe  fdpon  faft  ein  ©dpauftüd 
für  fidp  unb  opne  inneren  organifdpen  gufammenpang  mit  ber  $irdpe  ge= 
morben.  S5on  ©otif  ift  in  ipr  aufeer  bem  SDhfemerl  nicpts  mepr  511  finben, 
unb  fetbft  biefeS  ift  bereits  fo  berftaut  unb  fo  miütürtidp,  bafe  fie  audp 


d60 


10.  Sie  3gnatiu§firtpe  gu  ^oeifelb. 


145 


Bei  ipm  nur  menig  mepr  ^um  Auäbrud  !ommt.  Sie  golge  baöon  ift 
größere  ©tileinpeit  im  gaffabenbilb  al§  $u  Söln.  Sie  ^ortalanlage  ber 
Kölner  ^ird^e  erfuhr  leine  mefentlicpe  Anberung,  fie  mürbe  nur  etma§ 
bereinfacpt.  ©tatt  geloppelter  ©äulen  mürben  beiberfeits  einfache  an* 
gebracht,  ftatt  ber  ©ngel  in  ben  3tt>i&In  Sttdfcpen  ^ortalbogen  unb  (Bebälf 
ein  Afantpuäblatt.  Audp  erhielt  baä  SBappen,  ba§  fid&  ju  Söln  unmittel* 
bar  über  bem  (Bebäll  ergebt,  ju  Soe§felb  feinen  ^ßlap  etma§  pöper  an 
ber  Aßanb. 

Sie  Außenfeiten  be§  £angpaufe§  finb  in  iprem  unteren  Seil  fepr  fapl; 
benn  fie  merben  pier  nur  burcp  bie  popen,  gmeiteitigen  genfter  belebt. 
3m  britten  3o<P  ber  linfen  Sangfeite  ift  unter  bem  genfter  ein  ©eiten* 
portal  angebracht.  S)ie  2id)tgabenpartie  ift  etma§  reicher  auSgebilbet,  ba 
hier  ^mijcpen  ben  genftern  au§  bem  fcpmalen  Sache  ber  Abfeiten  muchtige 
©trebepfeiler  mit  breiftufiger  Abbedung  emporfteigen. 

Ser  Surm  pat  mie  bei  ber  Kölner  Kirche  feinen  ^lap  mitten  hinter 
bem  ©pore.  ©t  beftept  au§  popem,  oierfeitigem  Unterbau,  niebrigerem, 
gleichfalls  oierfeitigem  Oberbau,  achtfeitigem  Sambour  unb  Suppelbach. 
Ser  Unterbau  mirb  burcp  ein  bie  gortfepung  be§  Sran^gefimfeS  ber  Ab* 
feiten  bilbenbeS  leichtes  (BefimS  in  jmei  Abteilungen  gefcpieben.  Sie  untere 
entpält  §mei  mit  fpipbogigen  Sreu^gemölben  eingebecfte  (Bef (hoffe,  non  benen 
ba§  ©rbgefcpoß,  ba§  als  ©afriftei  bient,  burcp  ein  großes  smeigeteilteS 
Aunbbogenfenfter,  baS  $meite  burcp  ein  Heines  recptedigeS  genfter  erpellt 
mirb.  Sie  obere  pat  nur  recptedige  genfter.  An  ben  ©den  finb  beibe 
Abteilungen  mit  Sifenen  befept,  meld&e  in  ber  gmeiten  oben  burcp  einen 
AunbbogenfrieS  Oerbunben  finb.  Ser  Unterbau  enbet  in  halber  ipöpe  beS 
§auptbacpeS  ber  Sircpe  mit  Iräftigem,  meit  tmrfpringenbem  (Befimfe. 

3m  Oberbau  perrfcpt  ber  23arod.  ©tatt  bloßer  Sifenen  finb  pier  an 
ben  ©den  ^ilafter  mit  lorintpifcpem  Sapitäl  angebracht ; ftatt  eines  Sranj* 
gefimfeS  bient  ein  Arcpitrao  mit  popem  grieS  unb  ftarl  auSlabenber  Sed* 
platte  als  Abfcpluß.  3n  ber  ÜRitte  aller  oier  ©eiten  gemaprt  man  pari 
nebeneinanber  jmei  runbbogige,  im  (Befcpmad  ber  Aenaiffance  mit  flachen 
Umrapmungen  eingefaßte  genfter.  Sie  Sodenbaluftrabe,  melcpe  urfprünglid) 
ben  Unterbau  belrönte,  ift  nicht  mepr  üorpanben;  an  ihre  ©teile  ift  in 
jüngerer  Seit  ein  fcpmäcplicpeS  ©ifengelänber  getreten.  Ser  acptfeitige 
Sambour  ift  an  jenen  hier  ©eiten,  melcpe  ben  ©den  beS  SurmeS  jugemenbet 
finb,  mit  einem  lleinen  Aunbfenfier  öerfepen.  Unter  einem  biefer  Oluli 
befinbet  fiep  bie  Sür,  melcpe  aus  bem  3nnern  beS  SurmeS  auf  bie  (Balerie 

SStaun,  Sie  beutfdjen  ^efuitenfirdjen.  1. — — 10 


146 


Oie  gotifdjen  Kirchen. 


fü^rt.  OaS  über  muchtigem  ®arnieSgefimfe  anljebenbe  achtecfige  Kuppel» 
bad)  hat  glocfenförmig  gefdjroeifte  ©eiten  unb  mirb  feon  einer  Saterne  be= 
frönt,  melche  mit  melfcher  §aube  abfchliefjt. 

3n  ben  beiben  Söinfeln  ^mifchen  Ourm  unb  Kirche  ergeben  fich  mit 
SMmbächern  auSgeftattete  Anbauten.  9ttit  bem  ©rbgefchofj  beS  OurmeS 
finb  fie  burdj  einen  meiten  Sogen  feerbunben,  mit  ber  Kirche  burd)  eine 
Oüre,  melche  in  bie  neben  bem  ©horjoch  fiegenben  9tifchen  münbet.  ©ie 
bienen  ebenfalls  ju  ©afrifteijmecfen  unb  zeichnen  fich  burch  auffaüenb 
reiche  ©emölbe  aus.  OaS  ©rbgefchojj  beS  OurmeS  ift  feon  ber  Kirche 
aus  burch  eine  in  ber  ©cheitelfeite  beS  ©horfchluffeS  ^nter  bem  Hochaltar 
angebrachte  %ü r zugänglich. 

OaS  Mobiliar  ber  Kirche  ift  noch  feollfiänbig  baS  alte.  91ur  baS 
©eftüljl,  melcheS  fich  rechts  jmifchen  bem  dritten  unb  feierten  ©trebepfeiler 
befinbet,  gehörte  ihr  nicht  ursprünglich  an.  @S  fommt  aus  ber  ^3rä= 
monftratenferflofterfirche  Tartar  bei  üoeSfelb.  OaS  Mobiliar  feerbient  alle 
Beachtung.  @S  ift  böüig  mie  aus  einem  ©uß.  Oie  Übereinfiimmung  ift 
fogar  in  gemiffem  ©inne  noch  größer  als  bei  bem  Mobiliar  ber  Kölner 
3efuitenfirche;  benn  fie  betrifft  nicht  blop  ben  ©til  unb  bie  ornamentalen 
^Jtotifee,  fonbern  auch  ben  Aufbau  felbft,  mo  immer  feon  einem  folchen  bie 
3ftebe  fein  fann,  mie  bei  ben  Altären,  ben  Seichtftühlen,  ben  SOßinbfängen,  ben 
©chranfen  ber  Düfchen  neben  bem  Hochaltar  ufm.  Som  $norpelornament 
finben  fich  nur  noch  an  ben  langen  ber  Sänfe  einige  fpärliche  fRefte. 
Sei  allem  anbern  Mobiliar  erfcheint  eS  gänzlich  auSgefchattet.  Oer  9?atura= 
liSmuS  unb  bie  Stntife  finb  mieber  im  Ornament  eingefehrt.  3ener  offen» 
hart  fich  in  güdhörnern,  Slumen,  gruchtfchnüren,  SlumenfeftonS  u.  ä., 
bie  uns  in  gülle  begegnen.  Überrafchenb  naturaliftifch  finb  namentlich 
bie  Sieben»  unb  Slumenranfen,  mit  benen  bie  gemunbenen  ©äulen  überall 
umfränjt  finb,  unb  gmar  nicht  in  gorm  bloßen  ÜteliefS,  fonbern  in  ber 
feon  burchbrochener  Arbeit.  Oie  5lntife  mirb  burch  ben  2lfantpuS  feer» 
treten,  ber  in  gerabegu  feerfchmenberifchem  Slaße  unb  in  ben  üppigften, 
ja  milbeften  Silbungen  zur  2lnmenbung  gefommen  ift.  Seicht  alles  fann 
gefallen;  Semunberung  aber  feerbient  bie  reiche  pjantafie  pe§  Zünftlers, 
bie  fpielenbe  Öeichtigfeit,  mit  melcher  berfelbe  bie  gormen  beherrfchte,  bie 
©icherpeit  unb  ^edpeit,  mit  ber  er  bie  ornamentalen  SJtotifee  auSgeftaltete, 
feerbanb  unb  feermenbete,  fomie  nicht  minber  enblich  feine  ungemöhnliche 
technifche  geriigfeit,  bie  namentlich  bei  ben  ä jour  gearbeiteten  Slumen» 
geminben  ber  ©äulen  in  glänzenbfter  SBeife  zu  Sage  tritt.  2lber  auch  bie 


10.  Sie  3grtatiu3ftrd)e  gu  $oe3felb. 


147 


bolle,  burdj  feine  fremben  (Elemente  getrübte  ftififtifd&e  (Sinbeit,  bie  bem 
23ef<hauer  in  bem  Sefor  be§  Mobiliars  überall  entgegentritt , mirft  ber= 
föbnenb  unb  Reifet  über  manche  im  bamaligen  ©efcbmad  begrünbete 
Schwächen  btnmegfeben. 

Sa§  ^erüorragenbfte  9Robiliarftüd  ift  ber  §od)altar.  (Sr  baut  fic36 
ftreng  ardjiteftonifch  auf.  Ser  Unterbau  ift  ntebrig  unb  berbältnrämäpig 
einfad).  Sa§  über  ihm  auffteigenbe  ^auptgefchofe  ift  beiberfeitä  mit  ^mei 
ftattlichen,  gemunbenen  häuten  befe^t.  3fjre  fyofyn  Sodel  finb  mit  mäch* 
tigern  2lfantbu§  bebedt,  bem  bei  beit  beiben  äußeren  ba§  2öappen  be£ 
33ifdjof§  gran^  (S^riftian  eingefügt  ift;  ihr  Schaft  ift  bon  frei  aufliegenben 
Weinreben  umfchlungen,  in  benen  nieblicbe  ^3utti  angebracht  finb. 

Sie  äuperen  Säulen,  befonber§  brillante  Stüde,  treten  bor;  über  ben 
$erfröpfungen  ipre§  ®ebälf§  fitzen  muddige  ®iebelabfd)nitte,  treidle  bie 
Statuen  ber  pH.  2Ilopfiu§  unb  Stanislaus  tragen,  gute  Arbeiten.  Sa§ 
obere  ©efdbofe  mirb  bon  einem  mit  gruchtfchnüren  bebecften  plafter  unb 
einer  freiftepenben  glattfchaftigen  Säule  flanfiert.  Sie  33ilbnifcbe,  mefdje 
im  erften  (SefchoB  gerablinig  abfd)Iiegt,  enbet  pier  im  Iftunbbogen,  baS 
$ebälf  gebt  aber  gerabe  mie  bort  ohne  Unterbre(bung  burd).  2llS  23e= 
frönung  be§  CbergefcboffeS  bienen  mit  gruchtgirlanben  behängte  ©iebel= 
ftüde,  jtoifdjen  benen  eine  Statue  beS  fy.  gran^  36aber,  beS  Patrone»  ber 
Birdie,  ftebt,  für  ben  gewaltigen  23au  ein  attju  fcbmäddidjer  Slbfchlup. 
2ln  ben  Seiten  finb  beibe  ©efdjojfe  mit  wuchtigen,  aus  fdjarfgefchnittenen 
9lfantbuSranfen  gebübeten  Slnfätjen  ber§iert ; neben  bem  2lltar  erbeben  fich 
auf  reidjgefchmüdter  ^ol^wanb,  raetcbe  benfelben  mit  ben  Seitenmauern 
berbinbet,  bie  Statuen  ber  pH-  SgnatiuS  unb  gran$  23orgia,  recht  tü<h= 
tige  Arbeiten. 

Sie  beiben  Seitenaltäre  finb  berfleinerte  Kopien  beS  Hochaltars, 
ornamental  aber  faft  noch  reifer  bebanbelt  als  biefer.  Statt  ©iebelftüde 
weift  bas  ©ebälf  beS  unteren  ©efdwffeS  an  ben  (Sden  Voluten  auf,  bie 
mit  fchnedenbauSförmig  fid)  entfaltenbem  9lfantbuS  oon  faft  abenteuerlich 
wilben  gormen  befetjt  finb. 

$aum  minber  prunfood  als  bie  Elitäre  ift  bie  $an^el,  eine  ftattlidje, 
in  ihrer  5lrt  ungemein  glän^enbe  Schöpfung.  Sie  ift  achtfeitig  unb  an 
ben  (Sden  mit  a jour  ornamentierten  Säulcpen  auSgeftattet,  bie  auf  fleinen, 
mit  einem  (Sngelföpfchen  gefcbmüdten  $onfolen  ruhen,  an  ben  Seiten 
aber  mit  ^ttufcbelnifchen,  bie  bon  ^erlichen  Sftebengewinben  begleitet  finb 
unb  Statuetten  ber  (Sbangeliften  aufweifen.  Unter  bem  33oben  finb 

10* 


148 


S)ie  gottfhen  $ird)ert. 


mächtige,  Sförmige  Verdrehungen  angebracht,  welche  mit  ihrem  unteren 
Enbe  äufammenftopen.  Ter  Scpadbedel  labet  ungewöhnlich  weit  aus  unb 
ift  bon  äuperfier  Vtafftgfeit.  Seine  Seiten  finb  in  Sßeife  eines  flaffifdjen 
EebälfeS  behanbelt,  beffen  grieS  mit  fdjweren,  lebenswahren  gruchtfchnüren 
behängt  ift,  baS  an  ben  ©den  Verfröpfungen  hübet  unb  unter  beffen 
Tedplatte  fid^  frei  aufgefepte  VfanthuSranten  hw^iehen.  Über  ber  Vtitie 
ber  Seiten  erheben  fich,  paarweife  jufammengejMt  unb  einen  ©iebelauffap 
nathahmenb,  VfantpuSblätter,  währenb  auf  ben  Eden  fräftige,  mit  VtaS= 
faronS  unb  VfanthuSblattwerf  überreich  bebaute  Stufen  auffteigen,  bie 
Präger  eines  luftigen  ValbachinS,  ber  eine  Statuette  beS  fy.  SgnatiuS 
birgt  unb  bon  einem  ^ßelifan  befrönt  wirb.  Sehr  reich  ift  auch  bie 
Kangeltreppe  gefdjmüdt.  3hr  ©elänber  ift  in  hier  burch  Säutchen  ge= 
fepiebene  gelber  geteilt,  welche  bie  Teforation  ber  Seiten  ber  Mangel 
wieberholen,  nur  bap  ftatt  ber  Ebangeliften  bie  hier  großen  lateinifchen 
Kirchenlehrer  in  ben  9?ifd)en  Vuffteüung  gefunben  höben.  Tie  Tür  ift 
mit  hohem  Überbau  berfehen,  ber  nach  ber  Treppenbrüftung  $u  burch 
SlfanthuSboIuten  abgeftüpt  ift.  Tie  Kanjel  ift  gwar  nicht  eine  ber 
fchönften,  aber  fidjer  eine  ber  gtängenbften , welche  bamalS  im  9torb= 
weften  TeutfdplanbS  entftanben.  Sie  tönnte  faum  an  ^runf  über» 
troffen  werben. 

(Sine  gute  VorfteHung  bon  ber  Einrichtung  ber  Veidjtfiühle  gewährt 
bie  Vbbübung,  bie  wir  bon  einem  berfelben  bieten;  fie  macht  eine  nähere 
Vefchreibung  überftüffig.  Tie  Vbbilbung  fann  aber  auch  als  gdufiration 
ber  VMnbfänge  bienen,  welche  ben  beiben  portalen  borgebaut  finb.  Vtan 
braucht  fich  ben  Veicptftuhl,  ber  auf  ihr  wiebergegeben  ift,  nur  bieredig 
unb  zweiteilig , ftatt  breiteilig  ju  benfen,  unb  hot  alSbalb  ein  S3itb  ber 
fraglichen  VMnbfänge.  sticht  minber  gewährt  fie  eine  3bee  beS  prächtigen 
Vorbaues  ber  Tür,  welche  aus  bem  erften  3o<h  ber  Kirche  in  baS  rechts 
an  biefeS  anftopenbe  Treppenhaus  führt. 

Seht  intereffante  Stüde  finb  bie  Schranfen,  welche  bie  neben  bem 
Ehor  liegenben  9tifchen  abfcpliepen.  Sie  finb  gleicpfam  eine  DJtufterlarte 
fämtlicher  ornamentaler  Sttotibe,  welche  beim  Mobiliar  gur  Verwertung 
gefommen  finb,  beS  VfanthuS  in  feiner  mannigfaltigen  Vnwenbung,  beS 
naturaliftifchen  VlumenwerfS,  ber  gruchtfdmüre , ber  Engeltöpfchen,  ber 
§ermenpilafter , ber  mit  frei  aufgelegten  Vlumenranfen  umwunbenen  ge= 
brepten  Säulchen  ufw.  VefonberS  wirfungSboü  finb  bie  eleganten  güüungen 
ber  Schranfen  mit  ihrem  graziös  gefchwungencn  VfanthuS. 


10.  ®i e $gnatiu§firthe  gu  $oe§fe!b. 


149 


Ruch  bie  $ommunionbanf  ift  ein  fdjöneS  2Berf.  Breite  Sßfoften,  bie 
mit  ^mei  fannelierten  Säulchen  befept  finb  unb  in  einer  üRufc^elnifd^e  eine 
©ngelfigur  aufroeifen,  medjfeln  mit  oblongen  gelbem  ab,  meldje  burd)= 
brochen  gearbeitete  RfanthuSranfen  bon  immer  neuen  gormen  unb  Ser= 
binbungen  enthalten.  Oie  $ommunionbanf  gie^t  fich  nid^t  nur  am  §od)= 
altar  borbei,  fonbern  umgibt  auch  bie  TRebenaltäre. 

Oie  Safrifieifchränfe,  fernere,  burcp  ^ermenpilafter  bertifal  geteilte, 
feljr  mäpig  ornamentierte  Sarodmerfe  finb  tüd^tige  Stücfe,  bod)  gehen 
fie  über  Schreinerarbeiten  nid^t  hinaus.  Rieht  anberS  bereit  es  fiep  mit 
ben  kanten  in  ber  Kirche. 

Seiber  befielt  jmifchen  Sau  unb  Mobiliar  nicht  bie  Harmonie,  melcpe 
in  ber  Kölner  Kirche  fo  angenehm  mirft.  ©S  mangelt  in  ber  ^oeSfelber 
Kirche  an  einem  bermittelnben  Übergang.  Oiefelbe  entbehrt  nahezu  allen 
unb  jeben  Ornament»  unb  ift  barum  für  ben  iiberfprubelnb  reichen  Schrnud 
ber  Elitäre,  ber  ^an^el  unb  ber  fonftigen  RuSftattungSgegenfiänbe  ju  fahl, 
§u  nüchtern.  Oa^u  fommt  noch  gegenmärtig  ber  $ontraft,  melcher  jmifchen 
ben  meinen  ober  nahezu  meinen  Rßänben  unb  ©emölben  unb  bem  tief= 
braunen  Mobiliar  henfcbt.  grüner  ftanb  es  in  biefer  Ziehung  etmaS 
beffer,  als  noch  baS  Mobiliar  in  feiner  Sergolbung  prangte  unb  bie 
Kirche  ihren  urfprünglichen  Oefor  befap,  bei  bem  auch  ©olb  nicht  ge= 
fpart  mar. 

Oie  Seitung  ber  Sauarbeiten  lag  feit  1680  in  ber  §anb  beS  unS 
Dom  $oüegbau  pe*  bereits  befannten  SaienbruberS  Rnton  £)ülfe,  öon 
bem  auch,  mie  faum  jmeifelpaft,  ber  Pan  herrührt.  §ülfe  ftanb  ihnen 
bis  1698  oor,  hoch  mar  er  bon  1682  bis  jurn  5.  (September  1686  meift 
ju  ^aberborn,  mo  er  nach  ben  Saurechnungen  ber  Kirche,  bem  Oiarium 
beS  ReftorS  unb  ben  Katalogen  beS  Kollegs  in  biefer  3eit  ebenfalls  eine 
neue  Kirche  aufführte. 

3n  ben  Saurechnungen  ber  ^oeSfelber  Kirche  ift  1685  bie  Rebe  üon 
Oerfcpiebenen  Reifen,  meldje  §ülfe  nach  pberborn  gemacht  hotte.  Sie 
bezeichnen  baS  Reifegelb,  baS  ihm  bon  bem  pofurator  für  biefelben  auS= 
gezahlt  morben  mar.  SÖBenn  in  ihnen  nicht  häufiger  ber  Reifen  beS  SruberS 
gebacht  mirb,  liegt  baS  mohl  baran,  bap  für  gemöhnlich  baS  Sßaberborner 
Kolleg  bie  Reifefoftert  befireiten  mupte.  3uw  9.  Robember  1690  mirb 
§ülfe  in  ben  Rechnungen  beS  $oeSfelber  $ird)enbaueS  aufgeführt  als  3eu9e 
einer  Sorfcpup^aplung  an  ben  Steinmep  pter  (Sichpolg,  gum  6.  9Rai 
1691  als  3e^ge  einer  RbfchlagS^aplung  an  benfelben. 


150 


S)te  gotifd^en  $ircpen. 


Araber  Tatort  §ülfe  marbe  ja  $ranicpfelb  in  Düringen  im  2ftai  1637 
bon  Intperifcpen  Eltern  geboren.  ©eines  |)anbmertS  Qimmerer,  fonbertierte 
er  im  SUter  bon  etma  25  Sauren.  @S  gefd^a^  baS  maprfcpeinlicp  ja  fünfter» 
eifei,  roo  er  beim  53aa  ber  Sefuitenfircpe  befcpäftigt  gemefen  ja  fein  fcpeint. 
Einige  Seit  fpäter,  am  5.  Sani  1665,  trat  er  in  bie  ©efeüfcpaft  Sefn  ein. 
■ttocp  bor  55oKenbang  beS  9tobijiatS  marbe  er  nacp  $oeSfelb,  bann  1667 
nacp  Sfflünffereifel  nnb  bon  pier  1672  nach  $öln  gefanbt,  mo  er  bis  1676 
blieb.  1677  finben  mir  ipn  ja  (Smmericp,  1679  ja  CSnabrüd,  überall  mit 
ßrricptnng  neaer  Maaten  ober  mit  (Srmeiterang  ber  bereit»  ftepenben  be= 
fcpöftigt.  1680  fiebelt  er  nach  $oeSfe!b  über,  mo  ber  $ircpenban,  beffen 
Pan  er  allem  9lnfcpein  nach  entmorfen  patte,  feine  2lnmefenpeit  erpeifcpte. 
@r  blieb  bem  $oüeg  bafelbft  bis  1693  jngefcprieben,  bocp  berbracpte  er, 
mie  fcpon  gefagt  marbe,  bie  Sctpre  1683 — 1686  großenteils  ja  pberborn, 
mo  er  bie  nocp  borpanbene  $ircpe  aaffüprte.  @nbe  1693  jog  er  nacp  ^ilbeS* 
peim;  bort  fottte  ein  neaer  ^oHegSflügel  erricptet  merben,  bocp  tarn  §ülfe 
pier  mopl  nicpt  über  bie  SSorbereitangen  jam  33aa  pinanS,  ba  er  bereits  @nbe 
£)ejember  1694  barcp  ben  ^robinjial  nacp  $ob(enj  gerafen  marbe,  mo  ber 
$arfürft  bon  ^rier,  §>ago  bon  OrSbed,  ein  neaeS  (Bpmnafinm  plante,  ba 
bas  alte  1688  bei  ber  53ef<pießung  ber  ©tabt  jerftört  morben  mar.  S)ie 
(Srttmürfe  jam  9teabaa,  bem  jetzigen  ©tabtpaaS,  ja  bem  am  4.  2Jiai  1695 
ber  ©rnnbftein  gelegt  marbe,  flammen  fomit  mopl  nicpt  lebiglicp  bon  bem 
£)anptmann  £)entfcp  per,  mie  gemöpnlicp  angenommen  mirb;  eS  mirb  and) 
Araber  §ülfe  an  ipnen  mitgearbeitet  paben.  f)ülfe  blieb  ja  $ob!enj  bis 
1696;  bann  ging  er  nacp  fünfter,  mo  er  bis  1700  mit  9?enbanten  be= 
fcpöftigt  mar.  gnnäcpft  errichtete  er  bafelbft  eine  Snfirmerie  mit  335erf= 
ftätten  im  ©rbgefcpoß,  ^ranlenjimmern  anb  einer  geröamigen  Kapelle  im 
jmeiten  anb  einer  großen  51ala  im  brüten  ©efcpoß,  bann  einen  neaen, 
bie  gortfe^ang  beS  ^auptflügelS  bilbenben  ^oüegSflügel  anb  fdüießlicp 
eine  neae  Mcpe.  £)ie  lepten  jmölf  Sapre  feines  ßrbenbafeinS  berlebte 
Araber  £)ülfe,  bom  Sapre  1702  abgefepen,  in  bem  er  eine  Qeitlang 
mieber  ja  fünfter  tätig  mar,  ja  ©iegen.  §ier  ^9°™  er  am  22.  Sali 
1702  im  5Iaftrag  beS  (Grafen  f)ßajintp  bon  :ftaffaa=©iegen  bie  5Inf= 
füprnng  einer  neaen  Parrfircpe.  ©ie  mar  fein  lepteS  SEÖerf,  bocp  foHte 
er  ipre  SSoüenbang  nicpt  mepr  fepen.  SDer  23an  mar  nocp  nicpt  bis  jam 
£)acp  gebiepen,  als  §ülfe  am  21.  9Iagaft  1712  bon  pinnen  fcpieb  anb 
als  einer  ber  erften  in  bem  bon  ipm  begonnenen  53an  fein  ©rab  fanb. 
©ein  CeicpenbegängniS  geftaltete  fiep  ja  einer  großen  freier.  Unter  ben 


10.  Oie  3gnatiu3tir<J)e  in  ßoeSfelb. 


151 


^erfonen,  meldhe  bem  armen  trüber  bie  lebten  (S^ren  ermiefen,  be= 
fanben  fid&  aud)  bie  fürftlidhen  9^äte  nnb  ber  gefamte  DAagiftrat  ber 
Stabt,  bie  reformierten  5CRttgIieber  beSfelben  nicht  ausgenommen.  Son 
feiner  Oätigfeit  fagt  ber  Aefrolog:  „3m  ©nimerfen  Don  planen 
nnb  in  ber  Saufun  ft  überaus  erfahren,  l)at  er  an  berfdhiebenen 
Orten  Kirchen,  Kollegien,  (Stymnafien  unb  Älöfier  51t  unferer  unb  ber 
anbern  3 uf rieben^eit  erbaut." 1 Seiber  macht  er  feine  Angaben  über  bie 
Arbeiten  §ülfeS  im  einzelnen,  für  bie  mir  batjer  lebiglidh  auf  bie  fefjr 
ungenügenben  Seridjte  ber  Kataloge  unb  einige  menige  Semerfungen  in 
ben  Annuae  angemiefen  finb,  ba  Saurechnungen  fich  nur  für  $oeSfelb 
unb  ^aberborn  erhalten  hoben.  (SineS  aber  gebt  mit  Sicherheit  aus  ber 
angeführten  Semerfung  beS  AefrologS  herö°r,  baj$  nämlich  bie  Oätigfeit 
beS  SruberS  nicht  lebiglicp  in  einer  Übermadhung  ber  Sauarbeiten  ober  in 
ber  Ausführung  ber  bon  anbern  entmorfenen  planen  beftanben  höben  fann, 
fonbern  bap  £>ülfe  Arbhiteft  im  eigentlichen  Sinne  beS  AöorteS  mar. 

Sorbilblidh  mar  bei  ben  planen  jur  $oeSfe!ber  $irdhe  bie  Kirche  beS 
Kölner  £MegS,  bem  §ülfe  in  ben  Sahmt  1672—1676  angehörte.  Sei 
alter  burdh  bie  örtlichen  Serhättniffe  gebotenen  Sereinfachung  ift  bie  Ser* 
manbtfdhaft  beiber  Kirchen  unberfennbar.  Aßeggelaffen  mürben,  metl  511 

ÄoeSfelb  überflüffig,  bie  Seitenemporen.  S3egblieben  ferner  bie  Ouer= 
arme,  ba  bie  an  ber  ftird&e  borbeiführenbe  Strafte  bie  Anlage  fotdher  nicht 
geftattete.  Oie  Aebenfdhiffe  bekümmerten  ju  einer  golge  bon  Aifdhen.  Oie 
in  ber  Kötner  Kirche  neben  ben  Seiten  beS  (StpreS  liegenben  Safriftei* 
raume  mit  ihren  Oratorien  mürben  gur  Kirche  gejogen  unb  ju  Aifdjen 
auSgeftattet,  mie  fie  baS  SanghauS  begleiten.  (Snblidh  mürben  ftatt  ber 
Aeftgemölbe  bie  einfacheren  $reu§gemölbe  angemenbet,  mahrfdheintidh  mit 
Aiidficpt  auf  bereu  leichtere  Ausführbarfeit. 

$lar  tritt  bie  Sermanbtfdhaft  ber  ^oeSfetber  Kirche  mit  ber  Kölner 
beim  Sturm  unb  in  ber  Anlage  ber  Safriftei,  ja  felbft  noch  bei  ber  gaf* 
fabe  in  Stage.  Aber  auch  im  3nnern  ift  fie  unberfennbar,  namentlidh 
menn  man  in  ber  ^oeSfelber  Kirche  feinen  Slid  bom  Altar  aus  nach  S3eften 
hin  fchmeifen  läftt.  Oie  hohen,  fdhlanfen  fmlbfäulen,  meldhe  bie  ©emölbe 
tragen,  erinnern  in  ihrer  Silbung  unmiHfürlidh  an  bie  Säulen  ber  Kölner 
Kirche,  bie  Sogen,  meldhe  bie  §albfäulen  berbinben,  an  bie  Sdheibbogen 

1 Ut  erat  d e 1 i n e at i on i s et  arckitectonicae  perquam  peritus. 
sic  varia  variis  in  locis  aedificavit  templa,  collegia,  gymnasia,  monasteria  cum 
nostra  et  aliorum  satisfactione. 


367 


152 


Oie  goiifcpen  Zirpen. 


bafelbft,  ber  2i<ptgaben  mit  feinen  Oüalfenftern  an  ben  Sicptgaben  unb 
bie  fteinen  Öicptgabenfenfter  beS  Kötner  23aueS,  bie  Orgelempore  mit  bem 
gropen  2öeftfenfter  barüber  an  bie  2öeffempore  unb  baS  mächtige  gaffabem 
fenfter  zu  $öln.  ES  bebürfte  nur  ber  Einfügung  Oon  Emporen  in  bie 
^tifcpen  beS  SangpaufeS,  um  bie  Äpnlicpfeit  gerabe^u  frappant  zu  machen. 

Oie  $oeSfe!ber  gefuitenfircpe  nimmt  eine  bebeutfame  «Stellung  in  ber 
Eefcpicpte  ber  $ircpenbauten  ber  rpeinifcpen  CrbenSproOinz  ein.  Sie  teprt, 
bap  bie  gefuiten  ^mar  fepr  mopl  Oerftanben,  Ooneinanber  zu  lernen  unb 
baS  als  gut  unb  brauchbar  Erprobte  aucp  anberSWo  anzumenben,  bap 
fie  aber  feineSmegS  auf  eine  beftimmte  Einrichtung  eingefcpmoren  maren, 
fonbern  ipre  bauten  burcpauS  ben  örtlichen  23ebürfniffen  unb  $erpättniffen 
anpapten.  2öaS  fie  überall  erftrebten,  mar,  fomeit  fiep  baS  burep  bie  ipnen 
Zur  Verfügung  ftepenben  Mittel  erreichen  liep,  möglid)ft  praftifepe,  ben  je= 
meiligen  Umftänben  im  boüften  TOape  entfpreepenbe  $olfStircpen  zu  fepaffen. 

Stitiftifcp  mup  aud)  bie  $oüegStircpe  zu  ^oeSfelb  noep  als  gotifcp 
bezeichnet  merben.  D^ich)t  btop  baS  fonftruttibe  Spftem,  aud)  bie  5Irt  beS 
5tufbaue§,  bie  Einmötbung,  bie  Profilierung  ber  Rippen,  baS  9J?ap=  unb 
^Pfoftenmerf  ber  genfter  erpeifepen  baS.  MerbirtgS  ift  aud)  fie  nur  eine 
ber  fpäten  üftacpbUiten  beS  Stilen.  Schon  manches  ftaffifepe  ober  hoch 
ungotifepe  Element  hat  bei  ipr  Eingang  gefunben,  namentlich  aber  ift  in 
ihrer  gaffabe  ber  SSarod  zum  boüen  Ourcpbrud)  gelangt,  unb  zwar  nicht 
nur  in  ber  gormenfpraepe,  fonbern  felbft  im  Aufbau.  3 ft  bie  gaffabe 

ber  Kölner  $ircpe  noch  ein  gotifeper  gaffabenbau  im  23arodf(eib,  fo  ift 
bie  $oeSfetber  trop  iprer  $ermanbtfcpaft  mit  ber  Kötner  auch  im  Spftem 
beS  Aufbaues  ein  33arodmerL  OaS  einzige,  maS  an  ipr  noch  ber  Eotif 
entftammt,  ift  baS  9ftapmerf  ber  genfter,  unb  felbft  biefeS  ift  bereits  fepr 
entartet.  SöMte  man  bie  $ircpe  nach  ber  gaffabe  beurteilen , fo  müpte 
man  fie  ben  23arodbauten  einreihen.  5tber  bie  gaffabe  ift  nur  ein  Scpau= 
ftüd,  eine  Miffe.  Oer  SBau,  ben  fie  oerbedt,  ift  ganz  onberer  2lrt  unb 
noep  mefenttiep  gotifep. 

Sftpetifd)  betrachtet  ift  bie  $ircpe  nicht  frei  Oon  §ärten  unb  Uneben* 
peiten.  Eines  aber  löpt  fiep  ipr  nicht  abfpreipen,  ber  mächtige  Einbrud, 
ben  baS  Snnere  mit  feinen  ca  20  m popen  unb  14  m meiten  $reuz= 
gemötben  maept,  ben  gropartigften  gotifepen  ($emötben,  metepe  baS  17.  3apr= 
punbert  auf  beutfepem  33oben  fepuf.  Erat  delineationis  et  architectonicae 
perquam  peritus,  peipt  eS  im  -ttefrolog  §ütfeS.  Oie  ©emötbe  ber  $oeS= 
felber  gefuitentirepe  finb  zu  biefen  Porten  bie  befte  Süuftration. 


368 


23rajun,  ©eutfdje  Sejuitenfircijeit, 


ZaUl  9. 


- £oe§feIb.  3gnotiu§fird;e.  b-  «pabetborn.  £iri$e  be£  ty.  Sfranj  9Caüer.  c.  «ßaberborn.  ßixd&e  be§  f)l.  Xxam  Xaücr. 

23eicE)tftuf)l.  33eid)tftufyl.  Siu^ereS  Sfyftem. 


. ^aberfcorn.  $ird)e  be§  fjl.  ^ranj  datier.  ärmeres,  (Sfjor.  e.  ^aberborn.  $ir$e  be§  f)L  $1*0113  Xaber.  inneres,  ©d)iff. 


11.  Sie  $ird)e  be§  $1.  gran3  Xaöer  3U  ^aberborn. 


153 


11.  |>ie  ittrdje  bes  Cif.  gfriutj  3a»er  j«  l?aberfiont. 

f^teräu  Bilber:  Sejtbilb  16  unb  Safe!  9,  b— e;  10  a b.) 

gürfi6ifchof  Sfjeobor  Oon  gürftenberg  hatte  mit  bem  ehemaligen 
Mnoritenflofter,  baS  er  fäuflich  an  fid)  gebracht,  auch  bie  $lofterfirche 
ben  Sefuiten  übergeben.  OaS  Softer  mar  fo  baufällig,  bafs  eS  burch 
einen  Neubau  erfe^t  merben  muffte1.  Oie  Kirche  mar  in  befferem  Stanbe 
unb  beburfte  nur  einer  griinblichen  Aefiauration,  um  auch  meiterhin  i um 
(SotteSbienft  benutzt  merben  ju  fönnen.  Sie  mar  inbeffen  ein  oerhältniS* 
rnäfeig  Heiner  33 au  unb  baher  nur  für  bie  erfte  Qeit  genügenb.  Mein 
es  fehlten  jur  Aufführung  einer  größeren  Kirche  alle  Drittel,  unb  jmar 
nicht  bloß  folange  ber  dreißigjährige  $rieg  tobte,  fonbern  aud)  noch  als 
biefer  längft  beenbigt  mar.  Oie  ^ßaberborner  gefuiten  maren  fehr  arm, 
Don  gürftbifchof  Sheobor  Abolf  Don  ber  Aede  aber,  ber  ben  patres  megen 
feiner  Streitigkeiten  mit  Wlox\§  oon  33üren  unb  megen  anberer  33or= 
fommniffe  menig  hD^b  mar,  hatte  man  feine  £ilfe  ^u  ermarten.  (§rft  als 
ber  Domherr  gerbinanb  Don  gürftenberg  1661  jum  Aachfolger  Stheobor 
AbolfS  gemählt  morben  mar  unb  als  foldher  am  2.  Oftober  feinen  @in= 
jug  51t  AeuhauS,  ber  Aefiben^  ber  gürfibiföhöfe,  gehalten  hatte,  eröffneten 
fich  beffere  AuSfichten.  Sie  nahmen  31t,  als  gürftbifchof  gerbinanb  1665 
auf  bie  gürbitte  beS  hl-  gtanj  Xaüer  Oon  fernerer  $ranfheit  genas.  3n 
ber  Oat  Oerbichtete  fich  bie  Oanfbarfeit,  melche  ben  gürften  infolgebeffen 
gegen  ben  Apoftel  3nbienS  erfüllte,  allmählich  jum  (Sntfchluji,  ju  @hren 
beS  ^eiligen  beffen  SAitbrübern  eine  neue  Kirche  ju  erbauen.  1673  machte 
gerbinanb  ben  Anfang  mit  ber  Ausführung  feines  33orfaße§  burch  (§r= 
merbung  eines  jum  33au  erforberlichen  ©runbftüdeS;  1675  unb  1677 
faufte  er  meitere.  Am  11.  unb  14.  SAärj  1681  üerüflichtete  er  fich 
bann,  mieber  fchmer  erfranft,  burch  ein  förmliches  ©elübbe,  bem  Spaber= 
borner  Kolleg  mit  einem  $oftenaufmanb  Oon  30  000  Atlrn  ju  (§hren  beS 
hl.  gran^  &aoer  eine  Kirche  51t  errichten,  falls  auch  bieSmal  bie  OobeS= 
gefa'hr  oorübergehen  merbe.  Bßirflid)  trat  gegen  alle  ©rmartung  Befferung 

1 Aufcer  bem  Btaterial,  meines  bie  DrbenSarchibe  boten,  mürben  namentlich 
benutzt  baS  Siarium  beS  AettorS  beS  $oUeg§  unb  bie  Baurechnungen  tu  ber 
Bibliotljef  beS  ^aberborner  ©pmnafiumS  fornie  bie  $läne  im  Ardjit  ber  3efuiten= 
Pfarre  311  ^aberborn.  ©ine  öortrefflihe  Bearbeitung  ber  ©efdjichte  ber  Kirche 
fchrieb  2ß.  Aid)ter  (Sie  ^efuitenfirtfje  311  ^aberborn,  ^ßaberborn  1892),  nur  mürben 
bie  Baurechnungen  unb  baS  Siarium  bei  ifjr  nicht  ööUig  erfdjöpft,  namentlich 
nicht  in  Be3ug  auf  ben  Architeften  be§  Baues. 


154 


®ie  gotifden  ßird&en. 


ein.  3m  Mai  1681  taufte  nun  gerbinanb  baS  für  ben  B au  nod 
f e^lenbe  te|te  ©runbftüd,  ber  ffteftor  beS  ^oüegS,  P.  Sodann  Bßiefe,  aber 
manbte  fid)  im  Aufträge  beS  gürftbifdjofS  am  10.  Mai  an  P.  Riffen  §u 
2Bürg6urg,  bamit  biefer  ben  bort  tätigen  Brditeften  BntoniuS  ^ßetrini 
aus  Orient,  ber  Don  ifjm  fdjon  brei  3al)re  subor  ben  5ßaberborner  patres 
empfotjten  morben  mar,  erfudje,  mögtidft  halb  megen  beS  $irdjenf>aue§  nad) 
5paberborn  ju  tommen.  ^3etrini  folgte  ber  5Iufforberung,  erfdien  ^u 
5paberborn,  legte  bem  giirftbifdof  einen  ©ntmurf  gur  ^ird^e  bor,  erhielt 
40  Bttr  atS  Honorar  unö  reifte  hierauf  am  10.  3uni  mieber  ab,  berfprad 
aber,  Anfang  Sluguft  gurüd^utebren,  um  atsbann  mit  bem  Bau  ^u  be= 
ginnen.  3nsmifd)en  fodten  bie  nötigen  Materialien,  $atf,  Steine,  Sanb  ufm., 
berbeigefcbafft  »erben.  Allein  bie  Sade  ^erfdtug  fid-  Man  tjatte  nämtid 
bem  dürften  bie  Meinung  beigebracbt,  baS  Bauprojeft  5ßetriniS  überfteige 
bie  für  baS  Bßerf  getobte  Summe  bon  30  000  Bttrn.  ©ine  gur  Prüfung 
ber  Sßtäne  eingefe|te  $ontmiffion  befdtofi  baraufljin  unter  Qufiimmung 
gerbinanbS,  5ßetrini  ben  Bau  nur  gu  übergeben,  menn  fid  berfetbe  unter 
Stellung  einer  Kaution  betpflidte,  für  30  000  Bttr  ade  Baumaterialien 
$u  liefern,  ausgenommen  baS  ©ta§  unb  ben  Bobenbetag,  unb  bie  $irde 
im  Botten  boüftänbig  fertig^uftetlen.  5lt§  nun  bem  Meifter  bei  feiner 
britten  Bnmefentjeit  ju  5ßaberborn  biefe  Bebingungen  borgelegt  mürben, 
moUte  er  fid)  auf  biefelben  nid)t  eintaffen,  unb  fo  teerte  er  batb  bod  Un= 
mitten  nadb  SBüqburg  ^urüd,  otjne  baf$  eS  gu  einer  Bbmadung  getommen 
märe,  $ur^  naddjer  fdrieb  P.  Riffen  bon  bort  an  ben  Beftor  P.  Bßiefe, 
5petrini  fei  fo  berftimmt,  bafe  er  nidöt  teid)t  mieber  nad)  5ßaberborn  reifen 
merbe.  Bon  5peirini  unb  feinen  ©ntmürfen  ift  in  ber  SLat  ferner  feine 
fftebe  metjr. 

Bßelder  Brt  bie  ©ntmürfe  5ßetriniS  maren,  geigen  jmei  Biffe  im  Brdib 
ber  3ßfnitentird)e  gu  5ßaberborn,  ein  2äng§fdnitt  unb  ein  Duerfdmitt. 
Sie  finb  nid)t  figniert,  aber  smeifeüoS  bon  ber  §anb  ^etriniS1.  ©enau 
beferen,  Ijanbett  eS  fid»  bei  ifjnen  um  gmei  berfd)iebene  ^projefte.  Stitiftifd 

1 3>er  Säng§fdnitt  geigt  bie  innigfte  Bermanbtfdaft  mit  ber  bon  ^etrini  ent= 
morfenett  unb  1670  begonnenen  $irde  beS  (Stiftes  §aug  gu  ÜBürgburg;  nur  finb 
bie  Seitenfapeüen,  melde  in  biefer  -$mifd)en  ben  Bestrebungen  beS  SangbaufeS  an= 
gebraut  finb,  auf  bem  Baberborner  «plane  gu  einem  forttaufenben  ©ange  oerbunben 
unb  über  biefem  ©ang  bann  ©mporen  angelegt  morben.  2tud  fehlen  bie  Duerarme 
unb  bie  Kuppel  auf  ben  ©ntmürfen  für  ^aberborn.  3m  übrigen  ift  bie  Überein= 
ftimmung  boüftänbig,  namentlid  aud  in  ber  eigenartigen  BeKjanblung  ber  f^enfter 
unb  in  ber  5tu§geftattung  ber  ^ßüafter  unb  be§  mädtigen  ©ebälfS. 

ö70 


11.  Gie  $irdj)e  be§  pl.  gran;$  3£aöer-  31t  ^aberborn. 


155 


befielt  jtüar  amifcpen  ihnen  lein  Unterfc^ieb ; beibe  mollen  23arocfbauten  im 
eigentlichen  ©inne  beS  AöorteS.  ©benfo  ftimmen  fie  in  ber  Gilbung  ber 
architettonifchen  Details  überein,  dagegen  finb  fie  in  53ejug  auf  ben 
Aufbau  nicht  unerheblich  üoneinanber  üerfchieben. 

Ger  SängSfcpnitt  ftellt  einen  25au  Oon  fieben  gleichen  Jochen  bar,  bon 
benen  bie  gmei  lebten  ben  ©hor  bilben.  Gie  Abfeiten  höben  gleichfalls 
fieben  Joche  unb  finb  in  ihrer  ganzen  Sänge  mit  Emporen  berfehen.  Ger 
Aaum  unter  biefen  ©mporen  jerfäflt  in  jmei  Abteilungen,  bon  benen  bie 
größere  bie  fünf  borberen,  bie  Heinere  bie  beiben  neben  bem  ©h°t  liegenben 
Joche  umfafjt.  Aor  ber  ©cpeibemanb,  raelche  mir  uns  gmifchen  ben  beiben 
Abteilungen  $u  benlen  höben,  fleht  ein  Altar.  Ger  Hochaltar  l)öt  feinen 
Pap  bor  ber  gerablinigen  Abfcplupmauer  beS  ©h°teS. 

Gie  ©tüpen  ber  §)ochgabenmauer  unb  ber  ©emölbe  finb  mächtige 
oieredige  Pfeiler,  bie  an  allen  ©eiten  mit  breiten  plaftern  befept  finb 
unb  ein  maffigeS,  über  ben  plafiern  ber  SBorberfeite  oertröpfteS  @ebält 
tragen.  Jhr  ©ocfel  fteigt  hoch  ön,  ihre  23afiS  ift  bie  attifche,  baS  $apitäl 
ber  Pfeiler  unb  plafter  ift  im  ©inne  ber  torinthifchen  Orbnung  gebilbet. 
Gie  Aunbbogen,  auf  benen  fidj  bie  ©mporen  aufbauen,  unb  bie  gleichfalls 
halbheisförmigen  ©d)eibbogen  ruhen  auf  plaftern,  melche  ben  ©eiten  ber 
Pfeiler  oorgelegt  finb.  Gie  Art  ber  ©inbedung  ber  beiben  ©efdjoffe  ber 
©eitenfcpiffe  lägt  fidh  aus  ber  3ct(hnung  nicht  erlernten,  unten  foüte  fie 
aber  -poeifelSohne  in  ^reu^geroölben  begehen.  GaS  TOttelfcpiff  unb  ber 
©hör  höben  ein  Gonnengemölbe  mit  ©tichlappen  unb  breiten,  oon  ben 
Aertröpfungen  beS  ©ebältS  auffteigenben  Guergurten.  Aeben  ber  ©in= 
gangsfeite  müffen  Greppenpäufer  als  Qugänge  ju  ben  ©mporen  geplant 
gemefen  fein,  mie  bie  beiben  im  erften  Joch  ber  Abfeiten  oben  unb  unten 
jum  23orf<hein  lommenben  Güren  oermuten  laffen. 

Ungemöhnlich  ift  bie  Gilbung  ber  genfter.  Überall,  unter  ben  ©m= 
poren,  in  ben  ©mporen  unb  im  Stcptgaben,  höben  biefelben  nahezu  §alb= 
treisform,  ihr  ©tangenmerl  aber  ftellt  Aabien  unb  longentrifd&e  Greife 
bar.  Gie  ©mporenbrüftung  befiehl  aus  fhmeren  Godenfäulchen,  jmifchen 
melche  über  bem  ©cheitel  ber  ©mporenbogen  ein  mit  f)albboden  befepter 
poften  eingefhöltet  ift. 

Ger  Ouerfchnitt  unterfdbeibet  fidh  oon  bem  SängSfcpnitt  burch  ben 
bebeutenberen  Aufftieg  ber  beiben  ©efcpoffe  ber  Abfeiten.  Gie  plafter, 
auf  benen  bie  ©mporenbogen  fipen,  höben  hier  faft  bie  hoppelte  §)öhe  ber 
peilerfocfel,  im  oberen  ©efcpop  aber  liegen  bie  Kämpfer,  oon  benen  bie 


156 


®te  gotifdjen  ^irdjen. 


6cheibbogen  auffieigen,  in  gleicher  Sinie  mit  ber  $)edplatte  beS  (Sebälfs 
im  9flittelf<hiff.  2)ie  f^olge  biefer  Änberung  ift,  baj$  im  DJtittelroum  ber 
Sichtgaben  fortgelaffen  unb  ben  genftern  ber  Abfeiten  eine  anbere  gorm 
unb  ©inridhtung  gegeben  merben  mujste.  dürfen  mir  n ad)  ber  (Einrichtung 
ber  Abfdhlujjmanb  ber  Aebenfchiffe  urteilen,  fo  maren  im  ©mporengefchofe 
Stoei  ^Reihen  Oon  genftern  beabfidjtigt,  tmn  melden  bie  untere  im  6tidh= 
bogen,  bie  obere  horizontal  abfchliefjen  foKte.  2Bährenb  alfo  ber  £äng§= 
fdmitt  ben  StppuS  einer  bafilifalen  Anlage  zeigt,  oertritt  ber  Ouerfchnitt 
ben  einer  ^adenfirdhe.  ©S  ift  ber  SppuS,  ber  un§  äuerft  ber  3efuiten* 
firdhe  gu  München  begegnet  unb  bann  mährenb  beS  ganzen  17.  3afjr= 
hunberts  in  Nachahmung  Oon  6t  TOdhael  bei  ben  gefuitenfirdhen  ber 
oberbeutfchen  OrbenSproOing  fo  häufig  abortiert  mürbe,  bap  er  für  bie 
oberbeutfcpen  gefuitenfirchen  aus  jener  Seit  gerabegu  dharafterifiifch  ift. 
SDen  in  bem  SängSfd&nitt  oerförperten  £ppuS  5^0*  eines  ber  wenigen 
23eifpiele  bie  ^odegSfirche  gu  Supern  (1666 — 1677).  Auffadenb  ift  bie 
bebeutenbe  ^Breite  beS  ÜRitteIfc£)iffe§,  meldhe  fich  $u  berjenigen  ber  6eiten= 
fcpiffe  oerhält  mie  3:1. 

©S  mar  ein  ©lüd,  baB  bie  $läne  nur  $läne  blieben;  benn  ber  nad) 
ihnen  ausgeführte  33au  märe  benn  boch  etmGS  allzu  froftig  unb  eintönig 
gemorben. 

S)ie  ©ntmürfe,  nach  benen  bie  Kirche  erbaut  mürbe,  entftanben  Anfang 
9Nai  1682.  3)enn  bie  33aurechnungen  enthalten  gurn  Niai  1682  ben 
(Eintrag : Sub  initium  Maii  exposui  pro  Charta  regali  pro  delinea- 
tionibus  6 gr.  SDiefe  Notig  ift  auch  infofern  Oon  großer  AMchtigfeit,  als 
fie  bemeift,  bap  bie  ^läne  in  bem  $odeg  felbft  angefertigt  mürben.  Am 
12.  5Rai  madite  man  nach  ihnen  ein  §olgmobed  unb  berief  bann  üon 
©annoüer  einen  italienifdjen  Architeften,  ben  Nieifter  gofeph,  um  mit  ihm 
megen  Ausführung  beSfelben  gu  oerhanbeln.  $)ap  man  trüber  frnlfe 
nicht  mit  ihr  beauftragte,  ben  Urheber  ber  (Entmürfe  — benn  Oon  §ülfe 
ftammen  biefe  gmeifelloS  her  — / erflärt  fich  gur  ©enüge  burd)  ben  Um= 
ftanb,  bap  biefer  bereits  burcp  ben  ^oeSfelber  $ir<henbau  in  Anfpruch 
genommen  mar.  Nieifter  gofeph  erfthien  gu  ^aberborn,  befichtigte  baS 
Nlobed  unb  erhärte  fiep  gur  Übernahme  beS  25aueS  bereit,  ©in  33er= 
trag  mürbe  jeboch  noch  nicht  gefdhloffen,  ba  man  Ipergu  bie  guftimmung 
beS  gürfibifcpofS  einholen  gu  foden  glaubte.  Ausgang  guni  tarn  ber 
Nteifier  gum  gmeiten  Ntale  nach  ^3abetborn.  2>a  aber  je|t  feine  Anfprüche 
gu  h°4  gefurtben  mürben,  brach  man  bie  SSerhanblungen  mit  ihm  ab  unb 


372 


11.  £>ie  $ir<f)e  be§  %l.  gratis  Xaöer  ju  $aberborn. 


157 


befd&Iog,  fid)  nicht  meiter  nadj  einem  auSmärtigen  Architekten  umgehen, 
fonbern  bie  $ermirftid)ung  ber  päne  felbfl  in  bie  §anb  ju  nehmen.  So 
mürbe  benn  trüber  §ütfe  §um  $oe§fetber  $ird)enbau  f)in§u  auch  nodh 
bie  Aufführung  be§  ^aberborner  übertragen. 

Am  31. guli,  bem  gefte  be§  f)\.  ggnatius,  erfchien  gürftbifdjof  gerbinanb 
im  Kolleg  ber  gefuiten,  befichtigte  ba§  9J?obeü,  fprad)  feine  Billigung 
beSfelben  au§  unb  beftimmte  ben  13.  Augufi  §ur  Vornahme  ber  ©runb= 
fteinlegung.  ($r  bolt^og  biefetbe  am  feftgefepten  £age  in  eigener  *perfon. 
gn  ben  ©runbftein  mar  eine  Qinnpkatte  mit  einer  non  bem  gürftbifdjof 
Derfapten  gnfdjrift  niebergetegt  morben,  metbhe  auper  ben  üblichen  ®aten 
and)  eine  Angabe  über  bie  93eranlaffung  $ur  Erbauung  ber  Kirche  enthielt, 
gerner  mar  in  ben  (Stein  ein  ©Ia§  eingefddoffen  morben,  ba§  ein  Pergament 
mit  ben  tarnen  be§  ^3apfte§,  be§  $aifer§,  be£  Orben^generate,  be§ 
Orben§probinsia(§  unb  ber  gnfaffen  be§  ^aberborner  3Meg§  barg,  auf 
bem  SDedel  aber  ba§  ß^ronogramm  trug:  FerDInanDVs  a FVerstenberg 
Deo  et  XaYerlo  patrono  sVo  LoCabat  (=  1682).  gür  bie  tractatio 
murariorum  bei  Gelegenheit  ber  Grunbfteinlegung  bezeichnen  bie  33au= 
redjnungen  3 Ütttr,  12  ©r. 

gürftbifdjof  gerbinanb  ftarb  bereits  gehn  Monate  nach  ber  ©runb= 
fteinlegung.  0ie  erfte  Aate  ber  gelobten  Summe  non  30  000  Aikrn, 
5000  Attr,  hatte  er  bem  Aektor  im  9Aonat  ÜJtai  1682  gegeben,  bie 
jmeite  im  gleichen  betrage  im  gebruar  1683,  eine  britte,  1000  fRtlr, 
möhrenb  feiner  testen  Krankheit.  2Begen  ber  nodj  au§ftepenben  19  000  Atlr 
trafen  ber  ^ßronin^ial  P.  £mttgrebe  unb  ber  Aektor  P.  53ote  mit  gerbinanb^ 
Arbeit  im  September  1683  ein  Übereinkommen,  monad)  jener  fReft  ftatt 
in  lanbeSüblicher  Sttünje  in  Aeid)§talern  unb  Dukaten  auSgegahlt,  bafür 
aber  gum  ©rfap  7%  erlaffen  merben  foHten.  0er  gan^e  betrag  müffe, 
fo  mürbe  zugleich  befiimmt,  auSfchlieglich  auf  bie  gertigfteüung  be§  33aue» 
nermenbet  merben.  gaK§  er  ba^u  nicht  au§reid)e,  ^abe  man  ba§  gehlenbe 
au§  ben  Mitteln  be§  Orbenä  beijufchie^en,  nicht  aber  bie  Beihilfe  anberer 
in  Anfprudh  §u  nehmen,  bamit  ber  23au  nur  gerbinanb  gugefchrieben 
merbe  unb  „ihm  allein  bie  bieSfaHS  meritierenbe  Glorie  berbleibe".  gut 
guni  1684  mürbe  ber  lepte  Aeft  ber  im  33ergleidh  feftgefepten  Summe 
bon  17  670  Attrn  au^bejahÜ. 

S5on  ber  SBaufumme  mürben  Verbraucht  1682  ca  3300  Attr,  1683 
ca  7800  9tt(r,  1684  ca  9100  Atkr,  1685  bis  ©nbe  April  ca  1100  «Rtlr, 
fo  bap  man  Anfang  50^ai  1685  nod)  über  mehr  benn  7000  Atkr  ber= 


373 


158 


Oie  gotifepert  ßtripen. 


fügte.  2Ba§  ben  gortfcpritt  ber  Arbeiten  anlangt,  fo  gebiet  bie  Kirche 
bi§  ^um  (Snbe  be§  23aujapre3  1683  faft  bi§  $um  Oacpe;  1685  mürbe 
bie  $affabe  fertiggefteüt  unb  ba§  Oacp  aufgefefet,  1686  begann  man  mit 
ber  (Sinmölbung  ber  $ircpe.  3m  5lpril  tnar  fcpon  ein  großer  Seit  ber 
(Bemölbe  im  TOttelfchiff  fettig,  al§  man  bemerfte,  baß  bie  linle  (Seite  be§ 
erften  (Bemölbejocbe§  bebeutenbe  SUtängel  aufmeife.  WHan  entflieh  fiep 
baper,  ba§  betreffenbe  3od)  neu  ein^iepen.  Scpon  am  21.  DJtai  1686 
tonnten  bie  (Bemölbe  be§  3ftittelfcpiffe§  gefd&loffen,  unb  mie  ba3  Diarium 
Oermertt,  burcp  ben  fftettor,  ben  director  fabricae,  P.  9ütolau§  §olt= 
mann,  unb  ben  magister  architecturae,  b.  i.,  mie  au§  ben  Katalogen 
unb  ben  23aured)nungen  erteilt,  33ruber  5lntoniu§  §)ülfe,  bie  brei  lebten 
Steine  eingefefet  merben.  91m  17.  3nti  erfolgte  ber  Scplufe  ber  übrigen 
(Bemölbe.  Oer  5Itt  mürbe  bie^mal  nur  ßom  SHeltor  unb  bem  director 
fabricae  oorgenommen,  meit  ber  Slrcpitett,  23ruber  §ülfe,  barnalä  ju 
$oe§felb  meitte.  2lm  18.  3uti  teerte  berfelbe  jurücf ; am  5.  September 
oerliefe  er  ^aberborn  für  immer.  Sein  2öert  mar  bort  getan. 

Oie  $ircpe  mar  nunmehr  im  fftopbau  fertig,  allein  e»  mar  auch  ber 
letzte  §eüer  ber  23aufumme  oerbraucpt  unb  für  bie  33efcfeaffung  ber  2lu§= 
ftattung  nidpts  rnepr  übrig.  Oie  ^atre§  fetbft  tonnten  für  biefe  nur 
menig  tun,  ba  fie  fiep  beftänbig  in  fepr  mißlichen  SBerpältniffen  befanben, 
bie  TOtglieber  ber  gürftenbergifepen  gamilie  aber  hielten  fiep  gurüct.  Unter 
foldpen  Umftänben  gingen  natürlich  bie  Arbeiten  jur  3nfianbfepung  ber 
$ircpe  nur  langfam  ooran,  bocp  gelang  e§  bi§  1690  immerhin,  bie 
genfter  ber  $ircpe  unb  Satriftei  ju  oerglafen,  bie  5Utarunterbauten  unb 
bie  ^Jtenfen  ju  errichten,  bie  Scplufefteine  unb  ütippen  be§  OTttelfcpiffe§ 
unb  ber  Seitenfcpiffe  ju  bemalen,  bie  53eicptftüple  unter  ben  Emporen  ber 
5lbfeiten,  fomie  bie  33änte  peräufießen  unb  ba§  3nnere  mit  feinem  Stud= 
fepmud  §u  oerfepen.  Oie  Studbetoration  be§  3nnern  ftammt  laut  bem 
an  ber  Orgelempore  angebrachten  Oatum  au§  bem  3opte  1689.  Oie 
23änte  unb  23eicptftüple , meid)  letztere  ebenfalls  bie  3opte§§apt  1689 
tragen,  entftanben  in  ber  SGßcrtftatt  be§  $oßeg§,  melcpe  al§  Ceiter  einen 
fepr  fäpigen  $unft)cpreiner,  ben  trüber  3opanne§  Campen,  patte. 

Campen  erblidte  ba§  Cicpt  ber  Sößelt  ^u  23rilon  am  11.  ^oüember  1641. 
3n  bie  (Befeßfdpaft  3e)u  erhielt  er  am  17.  3uni  1671  Aufnahme.  -ftaep 
23eenbigung  be§  -ftoü^iate»  mar  er  gunäepft  ju  DJtünftereifel  tätig,  mo  in 
ber  eben  erbauten  $ircpe  unb  bem  neuen  $oKeg§flüget  manche  Arbeit 
feiner  parrte.  1676  mürbe  er  nach  $öln  üerfept.  2Bie  fepr  er  bie  fiep 


37  4 


11.  Sie  färdtje  be§  §1.  $ranz  Xaoer  ju  ^aberborn. 


159 


ifjm  fykx  barbietenbe  Gelegenheit  jum  ©tubiurn  be§  prächtigen  Mobiliars 
ber  ^otfegStirdbe  au§nü£te,  zeigen  bie  25änfe,  bie  33eidjtftüf)te,  bie  ©afriftei* 
einricptung,  ja  felbft  ber  Hochaltar  ber  ^aberborner  Strebe,  beffen  Pan 
burdj  Samten  feine  enbgültige  Geftalt  erhielt.  1681  mar  er  borüber= 
gehenb  zu  f)ilbe§h«m  befdhäftigt,  bann  mürbe  er  nach  ^aberborn  gefehlt, 
mo  er  bi§  zum  Gnbe  feinet  2eben§  berblieb.  Gr  fdhieb  au§  biefer  Aßelt 
am  7.  Auguft  1721. 

Oie  Jahre  1691  unb  1692  brachten  ber  Kirche  bie  Auffäjje  ber 
©eitenaltäre,  ber  ©afriftei  einen  prächtigen  ©d&ranf.  Am  14.  ©eptember 
1692,  betn  zweiten  ©onntag  be»  Monats,  mürbe  bie  Kirche  burdh  ben 
gitrfibifchof  ^ermann  Aßerner  unter  großem  Gepränge  eingemeiht.  SSon 
bem  Mobiliar  ber  Kirche  fehlten  bamal§  noch  ber  Hochaltar,  bie  $ommunion= 
baut,  bie  ©dhranfen  ber  ©eitenattäre,  bie  tanzet,  bie  Orgel,  bie  Aeliquien= 
behätter  an  ben  ABänben  be§  Ghore»,  bie  ABinbfänge  ber  brei  portale 
unb  bie  jmifchen  ihnen  angebrachten  Akidhtftühle  fomie  ber  größte  Seil 
ber  ©afrifteieinri(htung. 

Oer  §odbaItarbau  mürbe  1694  begonnen.  Oer  Pan  zu  ihm  mar 
bon  §ilbe§heim  gefommen,  alfo  mopl  bon  trüber  §ülfe,  ber  fich  zu  jener 
3eit  bort  aufhielt.  Gr  mürbe  inbeffen  bon  trüber  Sampen  abgeänbert, 
roie  beffen  Aetrolog  erzählt.  Am  17.  Januar  fchlop  ber  Aeftor  mit  einem 
au^märtigen  ^unfifchreiner  einen  Vertrag  betreffs  Anfertigung  beS  Altars. 
Am  24.  Aiärz  begannen  bie  Arbeiten,  moju  bem  Afteifter  bie  alte  Kirche 
Zur  Verfügung  gefteUt  mürbe.  Oie  giguren  mürben  bem  A3ilbhauer 
Gröninger  zu  fünfter  in  Auftrag  gegeben;  fie  mürben  am  28.  Januar 
1685  nach  ^ßaberborn  geholt.  Oie  ornamentale  AuSftattung  beS  Altar» 
führte  ein  A3ilbhauer  au§,  ber  als  DAeifter  Jafob  bezeichnet  mirb  unb 
bielleicht  mit  bem  33ilbhauer  Gröne  ibentifch  ift,  raelther  ungefähr  zehn 
Japre  fpäter  bie  Kanzel  fdhuf.  DAeifter  Safob  begann  feine  Sätigfeit  am 
28.  April.  Um  pingften  1696  tonnte  ber  53au  aufgerichtet  merben. 
Am  19.  Juli  brachte  ber  Aftaler  Weltmann  bon  ^oeSfelb  bie  brei  Altar* 
tafeln,  am  20.  Juli  mürben  fie  in  ihre  Aifcpen  eingefept.  ©eine  prächtige 
Akrgolbung,  bie  noch  heute  borzüglich  erhalten  ift,  erhielt  ber  Altar  1697 
burch  ben  33ruber  A3ernharb  ©dpmiß,  ber  bis  bahin  zu  £)ilbeSheim  tätig 
gemefen  mar1.  OaS  jetzige  Sabernafel,  meldheS  man  leiber  in  jüngerer 

1 SSruber  SSernftarb  6cf)tnip  nmrbe  1662  311  Aftünfier  geboren;  1687  trat  er 
in  bie  ©efettjepaft  Jefu  ein.  1692 — 1695  toar  er  3U  Süffelborf  tätig,  1696—1697 
31t  £>ilbe§peitn,  1697—1698  3U  ^aberborn,  bann  3U  Atünfter  unb  ihließlich  tnieber 


160 


Sie  gotifdjert  Kirchen. 


geit  eine§  OeileS  fernem  gigurenmerfeS  beraubte,  mürbe  erft  1730  an* 
gefertigt. 

OaS  Saturn  ber  $ommunionbant  mar  nicht  feftgufteHen ; bem  ©harafter 
i^re§  Ornamentes  gufolge  btirfte  fie  aus  bem  erften  Oegennium  beS 
18.  3af)rbunbertS  flammen.  Oie  Schranfen  ber  Seitenaltäre  gehören  bem 
3al)r  1694  an,  bie  Mangel  mürbe  1704  aufgerichtet.  2llS  ihr  Schöpfer 
mirb  im  Oiarium  beS  fReftorS  ein  üMfter  (Sröne  begeichnet.  TOt  ben 
ÜMiquienbehältern  mürben  bie  ©hormünbe  1710  gegiert.  Oie  «Statuetten 
heiliger  3ungfrauen,  melche  gmifchen  benfelben  angebracht  finb,  entftanben 
jeboch  erft  hier  3ahre  fpäter.  Oie  Sßinbfänge  ber  brei  portale  tragen 
baS  Oatum  1693;  bie  gmifcpen  benfelben  eingefügten  23eichtftühle  finb 
mie  bie  fanget  bon  1704,  gmei  23eicptftühle  auf  ben  Emporen  ber  Kirche 
bon  1713.  OaS  ©eftüpl  auf  ber  Orgelempore  mürbe  1696  angefertigt, 
baS  Orgelgehäufe  erft  1730;  eS  ift  mit  bem  Oabernafel  beS  Hochaltars 
baS  fpätefte  SDfobiliarftticf  ber  Kirche.  $on  ben  gmei  Elitären  auf  ben 
Emporen  flammt  einer  aus  ber  alten  Kirche;  er  bürfte  noch  in  bie  erfte 
Hälfte  beS  17.  SohrhnnbertS  hinaufreichen,  Oer  gmeite  batiert  laut  3n= 
fchrift  bon  1722. 

Oie  Safrifteieinrichtung  mürbe  1693  um  einen  raeiteren  prächtigen 
Schranf  bermehrt;  1704  erhielten  bie  2Bänbe  ber  Salriftei  ihre  fchöne 
Holgberfleibung,  1716  unb  1717  entftanben  bie  heibert  reichbelorierten 
Söeichtftiihle  ber  Safriftei  unb  ein  einfacher  Schranl  im  linten  Seitenarm. 
OaS  äußere  ber  Kirche  belam  1709 — 1714  eine  fehr  michtige  Bereicherung 
burch  bie  Inlage  beS  in  gmei  2lbfäpen  anfteigenben,  mit  fchmeren  Oocfen= 
hrüftungen  eingefriebigten  hoppelten  BorplapeS.j 

Oie  ^aberborner  Sefuitenfirdje  ift  ber  bebeutenbfte  ^ircpenbau,  melcher 
feit  unb  nächft  ber  Kölner  im  (Gebiet  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobing 
errichtet  mürbe.  3h*e  lichte  Sänge  beträgt  49  m,  mobon  31  m auf  baS 
SanghauS  unb  18  m auf  ben  @hor  fommen.  Oie  lichte  Breite  beS 
©horeS  beläuft  fidj  auf  10,32  m,  bie  beS  SanghaufeS  auf  21,72  m. 
OaS  Sttittelfdjiff  mifjt,  bon  Säulenachfe  gu  Säulenachfe  gerechnet,  11,48  m, 
bie  Seitenfchiffe  haben  bon  ber  Söanb  bis  gur  2lchfe  ber  Schipfäulen  5,12  m. 
Oie  innere  Höhe  beS  Baues  ift  ber  lichten  Breite  beS  SanghaufeS  gleich. 
Oie  Kirche  mujjte  megen  ber  ©elänbeberhöltniffe  nach  Süben  gerichtet  merben. 


gu  §ilbe§f)eim,  er  am  21.  Februar  1707  ftarb.  S)er  Slefrolog  fagt  oon  ihm: 
In  arte  pingendi  non  ornnino  peregrinus. 


376 


11.  Sie  ^irc&e  be§  fjl.  fyranj  £aöer  311  ^aberborn. 


161 


Oer  &§ox  jäljlt 
brei  godjie,  ba3  2ang= 
t)au§  fieben.  Gfjor 
unb  2angljau§  fd;Iic* 
f$en  fid)  rote  51t  $oe§= 
felb  aneinanber  an, 
otjnebafseinOriumpb* 
bogen  gmifdien  fie  ein= 
gehoben  märe,  fo 
baf$  alfo  bie  ©emölbe 
be§  TOttelfdjiffea  fid) 
in  ununterbrochener 
gtud)t  im  ßf)or  fort* 
fe^en.  Um  ben  Gljor 
herum  liegt  bie  ©a= 
friftei.  Oer  hinter 
ihm  m au^befynenbe 
©afrifteiraum  ift 
fünf jod&ig , mährenb 
bie  ©eitenarme  ent« 
fpredjenb  bem  (£I)or 
je  brei  3ocbe  um* 
f affen.  Oie  ©afriftei 
ift  eingefdjoffig,  au§= 
genommen  bie  brei 
mittleren  3oche  hinter  L-L-t  1 1 1 
bem  (Sfjore,  meld)e  mb  16‘  $aberborn-  be§  bL  S?ran3  ©xunbrifc. 

ein  weites  ®ßfd)o)3  erhielten,  unb  ba§  Dorberfte  3odj  ber  ©eitenarme,  über 
bem  al»  gmeiteS  ©efdjoj}  ein  Oratorium  unb  a(§  britte»  eine  Empore  ein= 
gerietet  mürbe.  Oa§  2anghau§  ift  breifdpffig  unb  an  ber  gaffabenfeite 
mie  aud)  in  ben  9tebenfd)iffen  mit  Emporen  auSgeftattet.  5lud)  ba§  üorbere 
(Sfjorjocb  mürbe  beiberfeit§  mit  einer  Empore  öerfe^en,  bie  jebodj  öon  ben 
Emporen  ber  5tbfeiten  burd)  eine  Stauer  gefcbieben  ift.  ift  bie  eben 
ermähnte  (Smpore  über  bem  erften  3o$e  ber  feitlicben  ©atrifteiräume. 

Oen  2Iuffiieg  $u  ben  Emporen  Vermitteln  hier  Streppentürme,  §mei  red)t§ 
unb  linf§  neben  ber  gaffabe,  bie  beiben  anbern  neben  bem  erften  godj  ber 
feitlicben  ©atrifteiarme.  Oie  letzteren  führen  auch  5U  bem  Oratorium,  ba§ 

33 raun,  Sie  heutigen  3efuitentirä)en.  1.  — 11 


162 


Oie  gotijdjert  ^ixtfien. 


über  biefem  Safrifteijocb  angebracht  ift.  Oie  Serbinbung  ber  ©mporen  ber 
^ebenfdjiffe  mit  ben  ©mporen  neben  bem  ©h°r  ift  burch  eine  Oür  beroerf fteHigt. 

Ouerarme  b^m.  Seitenfapeden  mie  ju  $öln,  9M§heim  unb  Aachen 
festen.  Oie  ^ebenaUare  unter  mie  über  ben  ©mporen  befinben  fid)  an  bem 
©nbe  ber  Ibfeiten.  Oie  beiben  f)aupttüren,  melche  au§  ber  Safriftei  in  ben 
(5^or  führen,  liegen  im  erften  ©horjod) ; ^mei  Heinere  in  ber  Sübmanb  be§ 
©hb*e§  gemäßen  einen  bireften  3ugang  bn  ben  mittleren  Safrifieiräumen. 
2m  gmeiten  unb  britten  ©horjocb  finb,  mie  in  ber  Kötner  2efuitenfirche 
im  britten,  unten  in  ber  2öanb  genfter  angebracht,  hinter  benen  in  ber 
Litauer  fich  tiefe  9?ifcben  finben,  bie  üblichen  Safrifteioratorien. 

Oie  fyofyn  Säulen,  metche  bie  §ochgabenmanb  [tüpen,  ©egenfiüde  ber 
Säulen  in  ber  Kötner  Kirche,  nur  fräftiger,  unb  ebenfo  ber  fmlbfäulen 
in  ber  $oe§felber  Kirche,  ha^en  boppelfiufigen  achtedigen  Sodel  unb  attifche 
Safi§.  Oa3  to§fani)d)e  Habitat  ift  am  §al§  mie  ju  $oe£fe!b  mit  auf* 
rechtftehenbem  s2lfanthu§  befetd,  am  runben  ©d)inu§  mit  Slattroerf  bemalt, 
an  ber  achtfeitigen  glatte  mit  einer  Sim§leifie  berfehen.  Oie  Sogen,  melche 
bie  Emporen  ber  2lbfeiten  tragen,  höben  Segmentform,  finb  architrabartig 
gegliebert  unb  treten  unbemittelt  au§  ben  Fäulen  h^au§.  2hr^n  <S(hlujs= 
ftein  bilbet  eine  $onfole,  über  ber  eine  ©ngel§büfte  angebracht  ift.  Oie 
©mporenbaluftraben  beftepen  au§  runben  Ooden.  Oer  ^foften,  meiner  bie 
Ooden  über  bem  Scheitel  ber  ©mporenbogen  unterbricht,  ift  mit  einer  Siufchel* 
nifche  gefcpmüdt,  bie  aber  ftatt  einer  Statuette  nur  einen  grucbtbüfchel  ent= 
halt.  Oie  Scheibbogen  finb  halbtreisförmig.  Oie  breite,  tiefe  $ehle,  mit 
ber  fie  nach  bem  Stittelfcpiff  mie  nach  ben  ^Ibfeiten  51t  au»geffattet  finb, 
ift  mit  palmettenartigem  Studornament  gefüllt,  ba»  bie  Sogenleibung  mie 
mit  einem  $ran^  umgibt.  Oie  Orgelempore  an  ber  gaffabe  fi|t  auf 
brei  dtunbbogen,  melche  aber  im  übrigen  bie  gleiche  Seljanblung  erfahren 
haben  mie  bie  Sogen  ber  feitlichen  Emporen.  Oie  beiben  fchlanfen  Säulen, 
bon  melchen  [ich  bie  Sogen  in  ber  üflitte  auffchmingen,  finb  ben  Schiffe 
faulen  nacpgebilbet.  Oie  Srüftung,  meldje  bie  Orgelempore  abfchliept, 
mirb  nur  über  bem  Scheitel  ber  Sogen  bon  einem  ^ßfofien  unterbrochen. 

Oie  ©inmölbung  be§  Siittelfchiffe§,  ber  5lbfeiten  unb  ber  ©mporen 
befteht  au§  beteiligen  fpi^bogigen  Ütippengemölben  bon  bortrefflicher  $on= 
ftruftion.  Oie  peinlich  ftarfen  Rippen  finb  nur  mit  einer  $ehle  profiliert. 
2m  TOttelfchiff  unb  im  ©hör  ruhen  bie  Rippen  auf  baroden  Orauben* 
lonfolen,  in  ben  $lbfeiten  [teigen  fie  an  ber  TOttelfdiifffeite  bon  bem  Kapital 
ber  Schipfäulen  auf,  an  ber  5!upenmanb  bon  einem  biefem  nachgebilbeten 


378 


11.  Die  $tr<f)e  be?  f)l.  grctnz  3taber  31t  ^aberborn.  163 

$ragfiein.  Bei  ben  (Gewölben  unter  ben  (Smporen  {bringen  fie  nach  bem 
Wittelf cpiff  ju  ohne  alle  Stüpe  unmittelbar  au?  ben  Säulen  fyxauZ,  an 
ber  Bknb  gehen  fie  bagegen  Don  fragfieinartigen  Hanfölen  au?. 

(Sin  Unterfchieb  zwifdjen  Duer=  unb  Diagonalrippen  befielt  nirgenb?, 
nicht  einmal  bei  ben  (Gewölben  oberhalb  ber  Emporen.  5We  Schlupfteine 
finb  reich  beqiert.  gn  ben  2lbfeiten  finb  fie  bon  afantpu?artigem  Blatt* 
wer!  umgeben.  53ei  ber  Untermölbung  ber  (Smporen  wechfeln  Scplup= 
[teilte,  bie  Blattfchmucf  haben,  mit  folgen,  melche  in  gorm  einer  ^artufcpe 
beloriert  finb,  Die  Schlupfteine  in  ben  Mittelfcpiffgewölben  finb  ebenfall? 
teil?  al?  $artuf<hen  gebilbet  teil?  ring?um  mit  Blattwert  befept.  Da? 
innere  gelb  ift  fym  mit  Monogrammen  u.  ä.  bemalt,  (Siner  ber  Sd)lup= 
fteine  meift  ba?  Datum  ber  Bemalung  1687  auf.  gm  mittleren  gocp 
be?  Sanghaufe?  ift  ber  Schlupfiein  burch  einen  mit  Saubwerf  umrahmten, 
weiten,  offenen  9Ring  erfept,  eine  (Sigenttimlichfeit , ber  mir  auch  fonft  in 
ben  gefuitenfirchen  begegnen,  unb  zwar  nicht  blop  in  benen  ber  rpeini= 
fchen  Orben?probinj,  fonbern  auch  in  belgifchen.  Die  Safriftei  hot  fpip= 
bogige,  bierteilige  ©ratgewölbe.  Da?  Obergefcpop  ber  hinter  bem  @hor 
gelegenen  Safrifieiräume  biente  einft  al?  Schopfammer  u.  ä.  Den  Bufftieg 
ZU  ihm  ermöglicht  eine  in  ber  Bbfcplupmauer  be?  (Shore?  angelegte  2Benbel= 
treppe,  bie  weiter  hinauf  unter  ba?  fmuptbach  ber  Kirche  führt. 

Die  Beleuchtung  ber  $ircpe  ift  fefjr  wirfung?*  unb  ftimmung?t)oll, 
namentlich  an  Spätnachmittagen  be?  §ocpfommer?,  wenn  bie  Sonne  Don 
2öefien  her  ba?  gnnere  Dergolbet.  Sie  ift  bann  gerabeju  magifch. 

Befonber?  reich)  ftrömt  ba?  Sicht  burch  bie  bier  hohen  breiteiligen  (Shor= 
fenfter  in  bie  Kirche  hinein.  Die  Bbfeiten  weifen  gwet  Leihen  mittel= 
hoher  breiteiliger  genfter  auf,  ber  Sichtgaben  aber  hot  ganz  niebrige,  faft 
auf  ein  blope?  Bogenfelb  befdjränfte  ungeteilte  genfter.  Bon  ber  gaffabe 
her  fommt  ba?  Sicht  in  ben  Mittelraum  burch  ein  h°he§  bierteilige? 
genfter,  in  bie  Bbfeiten  unten  burch  ein  Bunbfenfter,  oben  bagegen  burch 
ein  mapwerflofe?,  runbbogige?  Sangfenfter.  Der  §auptraum  ber  Salriftei 
mitten  hinter  bem  (Spo*  wirb  bon  einem  breiteiligen  genfter  erhellt,  bie 
übrigen  Üiäume  hoben  zweiteilige. 

Spipbogige  genfter  gibt  e?  auch  in  ber  paberborner  Kirche  nicht 
mehr.  Da?  Mapwerf  ift  bei  allen  genfiern  ba?  gleiche.  (S?  wirb  burch 
bie  einanber  überfchneibenben,  gabelförmigen  Bu?läufer  ber  Pfoften  gebilbet 
unb  hot  fjöchft  nüchternen  (Sparafter.  Die  Profilierung  ber  Pfoften  unb 
be?  Mapwerfe?  befiehl  überall  nur  in  einer  $eple,  an  ber  Bupenfeite  be? 

11* 


379 


164 


Oie  gotifchen  Kirchen. 


9CRtttelfenfler§  ber  gaffabe  ift  aber  auch  biefe  meggelaffen,  ähnlich  toie  ju 
$oeSfelb  an  ben  9tebenfenftern  ber  gaffabe. 

Oie  $irdje  ift  reichlich  mit  ©tuet  berjiert,  fo  namentlich  in  unb  neben 
ben  Reibungen  ber  genffer;  in  ben  Reibungen,  in  ber  $ehle,  über  bem 
lujsenranb  unb  über  bem  ©Reitel  ber  ©cheibbogen;  in  ben  3mideln  ber 
Emporenbogen  unb  fonft.  3n  ben  genfterleibungen  finb  $rän-$e  angebracht, 
weiche  bie  tarnen  SefuS,  9)?aria,  3ofeph,  SgnatiuS  ober  grang  3taöer 
umfChliefjen.  Oie  Reibungen  ber  ©Cheibbogen  meifen  im  ©Cheitel  einen 
Oraubengapfen,  an  ben  ©eiten  geflügelte  EngelStöpfe  auf.  Oie  Qmicfel 
ämifdjen  ben  Emporenbogen  unb  ber  Emporenbrüfiung  enthalten  güühörner 
unb  barüber  bie  3nf<hrift:  Divo  Francisco  Xaverio  anno  1689  In- 
diarum  apostolo.  Oie  oolutenartigen  Ornamente  neben  ben  genfter= 
leibungen  unb  bie  trabbenartigen  Ornamente,  melcpe  um  bie  ©Cheibbogen 
herum  angefept  finb,  geigen  noch  ftarfe  Erinnerungen  an  baS  $norpel= 
Ornament.  Über  bem  ©cpeitel  ber  ©Cheibbogen  gemährt  man  tartufchen= 
ähnliche  ©Chilbe,  meldhe  auf  ben  Patron  ber  Kirche,  ben  hl-  gtang  #aber, 
begüglid^e  SnfChriften  unb  ©prnbote  enthalten,  ©o  j.  33.:  triumph(us) 
idolo(rum)  mit  gmei  burCh  eine  $rone  oerbunbenen  ^almjmeigen,  victor 
sui  mit  jmei  ^almen,  bie  an  ben  Enben  gu  einem  $ran§  jufammen* 
gebunben  erfCheinen,  specul(um)  obedien(tiae)  mit  einem  ©piegel  u.  a. 
E§  finb  fpmbolifche  ©pielereien,  mie  fie  im  17.  3ahrhunbert  fo  beliebt  maren. 

Oer  ©tud  ber  ^aberborner  Kirche  ift  eine  fftacbbilbung  ber  ©tud= 
betoration  ber  Kölner  SefuitentirChe,  unb  -poar  nicht  nur  hinfiChtliCh  beS 
ganzen  ©pfternS,  fonbern  auCh  ^inftd^tlid^  ber  oermenbeten  Wotibe,  fo 
namentlich  beS  boröin  ermähnten  $rabbenornamentS  über  ben  ©eiten  ber 
©Cheibbogen  unb  ber  Ooppelüoluten,  melChe  bie  genfter  begleiten.  3Wer= 
bingS  ift  er  an  Reichtum,  gormooHenbung,  $raft  unb  3IuSbrud  unb 
barum  auch  an  SBirfung  nicht  menig  hinter  feiner  Vorlage  gurüdgeblieben, 
hoch  gelingt  eS  ihm  auch  fo  noch,  jmifdjen  ben  gotifChen  Elementen  beS 
33aueS  unb  bem  ferneren  baroden  Mobiliar  ju  oermitteln  unb  ber  prunf* 
Dollen  3luSftattung  ber  Elitäre,  ber  ^an^el  ufm.  gegenüber  ein  gemiffeS 
©egengemicht  JU  fCh affen.  2£irb  ber  $onirafi,  ber  amifChen  bem  an  fiCh 

fchlichten  unb  babei  noch  mefentlich  gotifchen  33au  als  folChem  unb  bem 
reichen,  maffigen  33arodmobiliar  befiehl,  unb  ber  in  ber  $oeSfelber  $oüeg§= 
tirdje  — meil  hier  gan§  unaufgelöft  — fo  herb  anmutet,  burdj  bie  ©tud= 
betoration  auch  teineSmegS  fo  oöüig  ausgeglichen  mie  in  ber  Kölner 
SefuitentirChe,  fo  erfdjeint  er  immerhin  mertliCh  gemilbert. 


380 


11.  3>ie  ^ircpe  be§  fjl.  grartg  £aber  gu  $aberborn. 


165 


£)ocp  menben  toir  uns  gum  äußern  ber  $ircpe.  (Sirten  Sturm  pat 
bxefe  nicpt.  SDie  Mittel  reiften  gu  einem  folgen  offenbar  nicpt  aus.  Vta 
mußte  fiep  mit  einem  fecpsfeitigen,  bon  einer  melftpen  |)aube  belrönten 
SDacpreiter  begnügen.  SDaS  äußere  Spftem  ber  Sangfeiten  erhellt  aus  ber 
2lbbilbung,  melcpe  mir  bon  ihm  geben.  @S  ift  uns  nicpt  mehr  unbefannt; 
benn  mir  trafen  eS  fcpon  in  ber  gang  gleichen  5luSgeftaltung  gu  VfolSpeim 
unb  $öln.  £)er  Slbfeitenmauer  finb  §o§e,  fcpmere,  nur  einmal  abgeftufte 
Strebepfeiler  borgefteüt.  SDer  Sichtgaben  entbehrt  ber  Streben.  £)ie  ©e= 
fimfe  höben  noch  gutgotifcpe  gorm,  ausgenommen  bie  aus  einem  mächtigen 
Söulft  beftehenben  ®ranggefimfe.  SQßenig  gefällig  ift  baS  Verhältnis, 
melcheS  gmifchen  ben  popen  ^bfeiten  unb  ber  ungemöpnlicp  niebrigen  Sicht« 
gabenmauer,  ben  beiben  genfterreipen  ber  Seitenfcpiffe  unb  ben  genfiern 
beS  fmcpgabenS  befiehl.  (§inen  günftigeren  ©inbrucf  macht  baS  fraftbolle 
Strebefpftem. 

3)ie  gaffabe  enthält  ähnlich  mie  bie  ber  $oeSfelber  ^oflegSfircpe,  Dom 
Vkßmerf  beS  SttittelfenfterS  abgefehen,  leine  gotifcpen  Elemente  mehr.  Sie 
hat  brei  portale,  ein  mittleres  f)auptportal,  über  melchem  bie  ^nfcprift 
fleht : D.  0.  M.  Ferdinandus,  Dei  et  A.  S.  GL  Episc.  Paderb.  et 
Mon.,  Burggr.  Stromb.,  S.  R.  J.  Comes  Pyrmont.,  Dom.  in  Berklo, 
L.  B.  de  Fürstenberg  ad  fidei  et  pietatis  incrementum  et  servatae 
vitae  memoriam  hanc  aedem  Franc.  Xaverio  votam  suae  in  Deum 
religionis,  in  S.  Indiarum  apostolum  gratitudinis,  in  Societatem 
lesu  studii  monumentum  erexit  MDCLXXXII,  unb  gmei  Heinere 
Seitenportale.  SeneS  fcpliept  im  Stabbogen,  biefe  haben  geraben  Sturg, 
alle  brei  aber  merben  bon  einem  fegmentförmigen  ©iebel  belrönt,  ber  auf 
einem  bon  forinthifchen  plafiern  getragenen  ©ebälf  ruht.  Veim  £>aupt* 
portal  fommt  bagu  an  jeher  Seite  eine  freiftepenbe,  mit  ©ebällbertröpfungen 
unb  ©iebelftüden  auSgeftattete  forintpifcpe  ©äule,  bie  in  ihrem  unteren 
drittel  mit  geftonS,  am  Socfel  mit  einer  ^artufcpe  gefchmücft  ift.  Über 
bem  ÜJiittelportal  befinbet  fich  baS  2öappen  gerbinanbS  bon  gürftenberg, 
über  ben  Seitenportalen  baS  fchon  ermähnte  Stabfenfter,  melcpeS  bem 
unteren  ©efcpoffe  ber  Slbfeiten  bon  ber  gaffabe  per  Sicht  gufüprt.  §öper 
hinauf  fiept  man  brei  genfier,  in  ber  Witte  baS  große  bierteilige  Wittel* 
fenfter,  an  ben  Seitenpartien  ein  bon  einfacher  Varocfeinfaffung  umrahmtes, 
maßmertlofeS  Stabbogenfenfier. 

§origontal  fe|t  fiep  bie  gaffabe  aus  einem  popen,  bis  etma  gum  $rang= 
gefimfe  ber  5lbfeiten  reiepenben  Untergefcpoß,  einem  Obergefcpoß  unb  einem 


381 


166 


Sie  gotifdjen  $?ir<$en. 


niebrigen  breifeitigen  (Siebet  jufammen,  ber  im  ©djeitet  at§  SBefrönung 
gtoei  betenbe  (Snget  unb  ba^mifcpen  ein  $reuj,  über  ben  (Sden  kugeln 
trägt.  ©a§  Untergefchofj  ift  burcb  toäfanifche  ^ßilafter,  bei  benen  ber  über* 
hohe  ©odet  auffällt,  bertifat  in  brei  getber  gerieben,  Don  melden  ba§ 
mittlere  bent  ^auptf^iff,  bie  feitticpen  ben  Dieben  Riffen  entfprec^en.  ©ie 
Kapitale  ber  Sßitafter  finb  mit  Dlfanthu§btätter  gefcpmüdt,  mie  mir  foldje 
an  ben  Kapitalen  ber  ©d&iffsfäuten  fanben.  ©e n Dlbfdjtuß  be§  Unter* 
gef<hoffe§  bitbet  ba§  unöermeibticbe,  über  ben  Sßitaftern  fiep  üerfröpfenbe 
(Sebätf.  Dtrcpitrab  unb  grie§  be^felben  merben  non  bem  DDlittetfenfter 
burcpfchnitten,  bagegen  ji ept  fiep  bie  ©edptatte  mit  ihrem  (Sefimfe  im 
§atb!rei§  um  ben  genfterbogen  herum,  ein  neuer  D3erfuch,  für  bie  $ärte, 
bie  ber  ©urchbrecpung  be§  (Sebätfe§  bu rep  ba§  DDlittetfenfter  anpaftet,  eine 
gefällige  Söfung  ju  finben. 

©a§  ObergeicpoB  ift  einteilig.  Dtn  ben  ©eiten  ift  e§  mit  tapitättofen 
^itafiern  befept.  ©a§  (Sebätf,  mit  bem  e§  enbet,  ift  niebrig  unb  nur 
Don  fchmacper  Dtu^tabung.  ©er  einzige  ©cpmud  ber  üon  ben  ^itaftern 
eingefdhtoffenen  Söanbftäcpe  befielt  in  einem  mäßigen,  öon  großer,  flauer 
33tenbe  umgebenen  Dtunbfenfier.  Dieben  bem  Obergefthoß  erhebt  ficb  über 
ben  ©eitenpartien  be§  Untergefcpoffes?  eine  mit  ^ßitaftern  au^geftatteie  DIttifa. 
9luf  ben  beiben  äußeren  ^itaftern  ft£en  $ugetauffäpe,  bie  beiben  inneren 
tragen  fonberbarermeife  über  DlfantpuSbtattmerf  eine  DDlufdjet,  bietteicht  ein 
§inmei§  auf  ben  Zeitigen,  bem  bie  Kirche  gemeint  ift,  ben  pt.  gran-$ 
36aber.  ©en  SBinfet  jmifchen  Dlttifa  unb  Obergefc^op  füllt  eine  mächtige 
S3oIute  au§,  für  metcpe  bie  ©eitenfduffgiebet  ber  gaffabe  ber  Kötner  $ot= 
tegSfirche  erficpttid)  bie  Vortage  lieferten.  ©a§  (Siebetfetb  enthält  ben  bon 
©trabten  umgebenen  Dlamen  3efu§. 

©eine  $erbottftänbigung  erhätt  ba§  23itb  ber  gaffabe  burch  bie  beiöen 
feittichen  ©reppenpäufer.  ©ie  reichen  bi§  etma  ju  ben  genftern  ber  (§m= 
poren  unb  höben  ein  abgematmte§  ©attetbach-  3hre  äupere  $ante  mirb 
Don  Quabern  gebitbet,  bie  mit  ©iamantboffen  berjiert  finb.  DIt§  S3e= 
frönung  höben  fie  eine  au§  runben  ©öden  beftehenbe  Satuftrabe.  ©ie 
beiben  ©reppenpäufer  geben  ber  gaff abe,  bie  ohne  fie  im  Vergleich  &ur 
§öpe  etma§  fchmat  erfcpeinen  mürbe,  größere  Breite,  jugteich  aber  auch 
einen  fein  gebachten,  pöcpft  mirfungäbotlen  Dlbfcptuß  nach  ben  ©eiten  ju. 
3n  ber  DDlitte  ba§  pocpragenbe  Obergefcpoß  ber  DJlittetpartie  mit  feinem 
(Siebet  unb  bem  $reu^,  morin  biefer  gipfelt,  bann  ein  ©tüd  tiefer  bie 
©eitenpartien  mit  ihrer  Dlttifa  unb  ben  $ugetauffä|en,  unb  eine  meitere 


382 


11.  Tie  ^ird^e  be§  pf.  grätig  Xcmer  311  ^aberborn.  167 

mäcptige  Stufe  niebriger  fcpliepficp  bie  Treppentürme  mit  iprer  33afuftrabe 
unb  bem  ben  Seitenpartien  überfeitenben  Söafmbacp. 

33on  faum  geringerer  33ebeutung  af§  bie  Treppenläufer  finb  für  bie 
2Birfung  ber  gaffabe  übrigen^  bie  beiben  bepfatteien  33orpfäpe  mit  ipren 
öon  kugeln  überragten  Tocfenbrüftungen  unb  ipren  fecp§  Treppen,  bon 
benen  brei  bon  ber  Strape  $u  bem  borberen  größeren,  bie  brei  anbern 
bon  biefem  ju  bem  pinteren  Heineren  33orpfap  fitpren.  @3  ift,  af§  ob 
bie  gaffabe  über  gemaftigern  Unterbau  aufftiege.  Tie  gaffabe  ber  ^aber= 
borner  $offeg§fir<pe  ift  feine3meg§  in  fiep  bie  fdpönfte,  reicpfte  unb  burcp= 
gebilbetfte  unter  ben  gaffaben  ber  gefuitenfircpen  ber  rpeinifdpen  0rben§= 
probing.  3ßeit  boüenbeter  finb  gmeifeffo*  bie  gaffaben  ber  Kölner  unb 
namentficp  ber  Bonner  $offeg§fir(pe,  ja  biefleidjt  felbft  bie  ber  $oe§fefber. 
3fn  impofanter  Söirfung  mirb  fie  aber  infolge  iprer  Sage  bon  feiner 
anbern  übertroffen,  ja  aucp  nur  erreicht. 

£)erborgepoben  mup  merben,  bap  aucp  ju  ^aberborn  in  SBejug  auf 
ben  Aufbau  ber  gaffabe  nur  mepr  beim  Unterbau  2öert  gefegt  mürbe  auf 
organifcpen  Qufammenpang  mit  ber  §origontafgfieberung  be§  gnnern  ber 
$ircpe.  33ruber  £)üffe  pat  e§  bei  ber  ^3aberborner  gaffabe  äpnlicp  ge= 
palten  mie  bei  ber  $oe§felber.  5IudH  bei  ipr  treten  ba§  Dbergefcpop  ber 
TOttefpartie,  bie  SIttifa  ber  Ttbfeiten  unb  ber  (5>iebel  in  53ejug  auf  bie 
©röpenberpältniffe  unb  bie  pori^ontafe  (Sfieberung  af§  gang  fefbftänbig 
bepanbefte  33ifbungen  auf.  Sie  finb  fein  öorberer  9fbfcpfup,  mie  ipn  ba§ 
Sicptgabengefcpop  unb  bie  Tacpräume  an  fiep  erpeifept  patten,  fonbern  febig= 
fiep  eine  mäeptige  $ufiffe,  pinter  mefiper  Sicptgaben  unb  Tacp  fiep  oerfteefen. 

Tie  $ircpe  befipt  noep  ipre  urfprüngfiepe  TXuSftattung.  Tie  ftififtifepe 
(Sinpeit  ift  bei  ipr  ni<pt  fo  bofffommen  mie  bei  bem  Mobiliar  ber  Sefuiten* 
firepen  ju  $öfn  unb  $oe§fefb.  TI  an  merft  e§  ipr  an,  bap  fie  $u  einer 
Qeit  entftanb,  ba  fiep  ein  Söeepfef  im  Stif  ber  Sepmutfformen  boffjog. 
So  fommt  an  ben  53eieptftüpfen  unb  ben  Sepranfen  ber  97ebenaftäre  noep 
reicpficpe§  $norpefornament  bor,  mäprenb  e§  an  bem  ^oepaftar  unb  ben 
Seitenaftären  fepon  faft  ganj  au^gefepaftet  ift.  Üppigen  Sffantpu»  finben 
mir  5.  33.  an  ber  ^anjef  unb  bei  ben  33eicptftüpfen  unter  ber  0rgef= 
empöre,  aüe§  fpätere  Arbeiten,  gmmerpin  ift  bie  ftififtifepe  33erfcpiebenpeit 
in  ber  gormenfpraepe  be§  Ornamente  ber  3Iu§ftattung§gegenftänbe  niept 
fo  auffaffenb,  bap  fie  ftörenb  mirfte. 

Tie  beften  Stücfe  be3  Mobiliars  finb  ber  ^oepaftar,  bie  beiben  unteren 
^ebenaftäre,  bie  33ei(ptftüpfe  in  ben  Seitenfcpiffen  unb  unter  ber  0rgef= 


383 


168 


Die  gotipben  ^irdjen. 


empöre  — pier  in  93erbinbung  mit  ben  prächtigen  ÜEßinbfängen  — unb 
bie  ^an^ef. 

Der  §odjaftar  entwideft  fiep  über  oerfjältniSmäpig  niebrigem  Unterbau 
in  brei  ©efchoffen.  Das  untere  ift  zu  beiben  ©eiten  mit  oier  mächtigen, 
gewunbenen  ©äufen  befept,  um  bie  ficft  zierliche  Sieben  raufen,  ©ie  [inb 
in  brei  Leihen  aufgefteflt.  Vorzügliche  Arbeiten  finb  bie  beiben  oorberften 
©äufen,  bei  benen  aHertiebfle  ^utti,  ©rnte  fjaUenb,  ben  Weinreben  ein* 
gefügt  finb.  Mächtiges,  mehrfad)  oerfröpfteS  ©ebälf  baS  erfte, 

baS  §auptgef<hop,  ab.  Das  ^rneite  jä^It  rechte  unb  finfs  nur  je  zwei 
©äufen,  bie  anbern  finb  burd)  bie  ©tatuen  ber  hier  ©Oangefiften  erfetjt. 
9fud)  hier  fernere,  bon  2Beinranfen  umzogene  ©äufen.  Das  britte 
©efcpop,  auf  bem  fid)  afS  befrönenber  9Ibfdjfup  zwifdjen  abgeftu^ten 
©iebelfiüden  ein  $orb  mit  Vfumen  unb  grücpten  erhebt,  wirft  gegenüber 
ber  2Bud)t  ber  beiben  anbern  ju  matt  unb  ju  ffeinfid).  Dabei  ift  es 
ohne  rechtes  Verhältnis,  meif  für  feine  Breite  bei  weitem  zu  niebrig,  ein 
fanget,  ben  übrigens  auch  fdjon  baS  erfte  unb  noch  wehr  baS  zweite 
©efcpop  teilt.  Die  beiben  ©äufdjen,  welche  baS  ©ebäff  beS  oberften  ©e= 
fcpoffeS  tragen,  finb  ftatt  gewunben  gemellt  fanefiert.  Der  2fftar  ift 
bon  bem  3beaf  eines  ^IftareS  jmeifeffoö  weit  entfernt.  Dafür  ift  er  zu 
maffig,  bafür  fjerrfdjen  bie  gewaltigen  ©äufen  unb  ©ebälfe  affzufepr  bor 
— bief  zu  gemaftig  jebenfaüs  für  bie  Ofgemäfbe  (beS  pf-  Sranz  3£aberS 
^rebigt,  Dob  unb  Verherrlichung),  welche  bie  ÜRitte  ber  ©efcpoffe  ein= 
nehmen.  Der  2Iftar  ift  im  ©runb  nur  ein  ^lufeinanbergeftapef  bon 
riefigen  ©äufen  unb  ©ebäffen,  wobei  baS,  was  bie  §auptfadie  fein  foffte, 
bie  Slftarbifber,  zu  einer  recht  befcpeibenen  !Rot(e  berurteift  erfcheint.  9J?it 
Ornament  ift  alles,  gfäcpen  wie  ©äufen,  im  Übermap  bebedt,  fo  bap 
baS  5Iuge  oergebenS  einen  föaftpunft  fucht,  figürlicher  ©chmud  ift  bagegen 
nur  in  fpärfichem  ÜRape  zur  Verwenbung  gefommen.  Vorzüge  beS  5IftareS 
finb  ber  fefte,  jielbewupte,  burchfichtige  Aufbau  unb  baS  burcbgehenbe 
©ebäff.  Um  übrigens  ben  Elitär  richtig  zu  werten,  mup  man  ipn  afS 
©anzeS,  in  feiner  prächtigen  aften  Vergofbung  unb  in  bem  ihn  um* 
gebenben  Milieu  nehmen.  (Sr  barf  bann,  ohne  bap  man  ernften  SBiber* 
fpruch  zu  befürchten  hätte,  trop  feiner  gepfer  als  ein  ebenfo  brillantes 
wie  impofanteS  V3erf  bezeichnet  werben.  Der  Dabernafef,  ber  burch  feine 
unruhigen  gönnen  beutfich  bie  fpätere  (SntftepungSzeit  oerrät,  ift  nicht 
mehr  ooöftänbig.  Ursprünglich  erhoben  fich  über  ihm,  Oon  (Sngefn  um* 
fchwebt,  bie  fpmbofifdjen  ©eftaften  aller  brei  göttlichen  Dugenben,  Oon 


384 


11.  2>ie  $tr$e  be3  p grätig  Xaöer  $u  ^aberborn.  169 

betten  jebod)  bie  giguren  bec  §offnung  unb  ber  Siebe  in  jüngerer  geit 
entfernt  mürben. 

Oie  Aeliquienbehälter,  roelcfte  fidj  im  Anfchlup  an  ben  Altar  oberhalb 
ber  Oratorienfenfter  ber  ©afriftei  bie  ß^ormänbe  entlang  gieren,  finb 
merflich  befcbeibener  al§  ihr  Vorbilb  in  ber  Kölner  JefuitenUrdje,  aber  non 
gleid&er  Anorbnung.  Oie  Abifulä,  melche  ^mifchen  bie  ©elaffe  eingefdjaltet 
finb,  enthalten  Statuetten  ^eiliger  Jungfrauen  (ber  f)l.  Barbara,  ber 
hl.  ©lifabeth,  ber  fjL  Agnes  ufro.),  naeldje  bon  (Sngelfiatuetten  unb  $utti 
begleitet  finb.  Oie  giguren  finb  bemegt,  bod&  mürbig  unb  charatterboK ; 
fie  gehören  gum  heften,  maS  an  gigurenmerf  in  ber  $ir$e  ift.  OaS  Jnnere 
ber  Vehälter  ift  mit  AfanthuSranfen  gefüllt. 

Oie  Seitenaltäre  befielen  aus  einem  ©efchop,  metcheS  burä)  öier  ge= 
munbene,  mit  Aeben  umtränjte  Säulen  in  brei  Abteilungen  gefchieben  mirb, 
eine  breitere  mittlere  unb  jmei  fdhmälere  feitlidje,  unb  aus  reitf)  betoriertem 
befrönenbem  Auffap.  Sie  finb  einanber  im  Aufbau  mie  in  ber  ornamen= 
taten  AuSftattung  Döüig  gleich ; nur  bas  Vilbmerf  ift  berf djieben.  Stegen 
in  ben  feitlidjen  Aifdjen  beS  Unten  AebenaltarS  bie  Statuetten  ber  fjtt.  Jgna= 
tiuS  unb  gran^  #aber,  fo  fehen  mir  in  benjenigen  beS  regten  bie  giguren 
ber  p.  AlopfiuS  unb  Stanislaus,  bie  TOtte  beS  Altäre^  aber  nimmt 
bort  ein  $reug  ein  — baS  je^ige  ftammt  aus  ber  1784/85  abgebrochenen 
Vforfttirdhe  — , hier  eine  mittelalterliche  VluttergotteSftatuette.  Jn  ber  mit 
Engeln  reich  befehlen  Vefrönung,  bie  hinter  gefdjmeiften,  mit  Voluten  der* 
gierten  ©iebelfiücfen  auffteigt,  erbticten  mir  in  Sünetten,  bie  bon  fegment= 
förmigem  ©ebälf  überragt  merben,  ein  Ötgemätbe  mit  ber  Schmer^enS* 
mutter,  bie  ben  Seidjnam  Jefu  auf  beut  Scpop  fydlt,  bjm.  ©ott  Vater, 
ber  ben  ^eiligen  (55eift  herabfenbet.  Oie  Statuen,  melcpe  früher  auf  $on= 
foten  neben  ben  äußeren  Sauten  angebracht  maren  unb  ben  feitlichen  Ab= 
fcf)tu§  beS  AltarbaueS  bitbeten,  fehlen  gegenmärtig.  Sie  mürben  in  neuerer 
geit  bebauerlidjermeife  entfernt. 

Sehr  gute  unb  [ehr  gefällige  Arbeiten  finb  bie  Veichtftüljle  in  ben 
Abfeiten  unb  an  ber  Aorbmanb  ber  Kirche.  Jene  finb  freie  Kopien  ber 
Veicptfiühle  in  ben  Seitenfcfjiffen  ber  Kölner  Jefuitenfircpe,  biefe  hoben  gur 
Vorlage  bie  Veicbtftüfjle  in  ben  beiben  Seitenfapeüen  berfelben.  gmifdjen 
ben  Veictjtftühlen  in  ben  Abfeiten  finb  mie  §u  $öln  elegante,  mit  Säutchen 
unb  §ermenpitaftern  befehle  Vertäfelungen  angebracht,  über  benen  fich  Öl* 
gemälbe  in  barocfer,  arcpitettonifcb  auSgeftalteter  Umrahmung  erheben.  Oie 
Veichtftühle  unter  ber  Orgelempore  finb  burdj  Aßanbberfteibungen  mit  ben 


385 


170 


3)ie  gotifhen  Kirchen. 


Aßinbfängen  ber  portale  in  SSerbinbung  gebraut,  prächtigen  mit  gemellten 
©äulhen,  reidO  ornamentierten  £)ermenpilaftern,  fräftig  umrahmten  gül= 
hingen  unb  gefälliger  53efrönung  auSgeftatteten  Umbauten. 

(Sin  glänjenbe§,  fehr  elegante^  ©iüd  unb  ein  9fteiftermer!  fpätbaroder 
©epnipfunft  ift  bie  Kanzel.  ©ie  zahnet  fih  bor  bem  §ochaltare  burcb 
ungleich  leichtere  unb  zierlichere  formen  au§;  bie  Überlabung  mit  0rna= 
ment  teilt  fie  aber  mit  ihm.  ^norpelornament  lommt  an  ihr  gar  nicht 
mehr  bor;  überall  ift  ber  AfantpuS  an  beffen  ©teile  getreten,  ©ie  ift  au§ 
bem  Acpted  gebaut  unb  läuft  unten  in  einen  Straubenfnauf  au§.  An  ben 
(Scfen  mit  Apoftelftatuetten  befept,  über  benen  (Sngelöföpfe  eine  Art  53al= 
bachin  bilben,  ift  fie  an  brei  ©eiten  mit  AeliefbarfieHungen  gefchmüdt 
(Aerlünbigung,  (Shtifti  Himmelfahrt  unb  ©enbung  be§  Heiligen  Seiftet), 
bie  anbern  hohen  lebiglicp  mit  Afantpu§  ornamentierte  güüungen.  0er 
nur  mäpig  bortretenbe  ©chaübedel  hot  on  ben  Selen  Sngel§föpfhen,  an 
ben  ©eiten  aber  531umengirlanben.  Über  ben  Selen  fiepen  niebliche  Sngel 
mit  garfeht.  Oie  ppramibale  53efrönung  baut  fich  in  brei,  mit  Sngel§= 
föpfen,  ©irlanben  unb  Alantpu^blättern  reich  beforierten  Sefhoffen  auf 
unb  trägt  auf  ihrer  ©pifee  ben  pl.  TOhael  im  $ampf  mit  bem  pöüifhen 
Oracpen,  eine  recht  eble,  au§brudsbolle  gigur.  0a§  Selänber  ber  kreppe 
ift  in  gelber  zerlegt,  beren  güüungen  mit  AfantpuSranlen,  Aofengirlanben 
unb  einem  Sngeläfopf  berziert  finb.  Oie  Kanzel  erinnert  in  ihrem  Aufbau 
unb  in  ihrer  SUieberung  erfihtlih  on  bie  Kanzel  ber  Kölner  $ircpe. 

Oie  ^ommunionban!  fept  fih  au§  breiten,  mit  einer  ÜJtufhelnifcpe  unb 
einer  Sngelftatuette  bewerten  ^ßfoften  unb  reihen  a jour  gearbeiteten 
güüungen  znfammen.  ©ie  ift  ba§  ©egenftüd  ber  ^ommunionban!  ber 
$oüeg§fir<he  zu  $oe§felb,  boh  ift  ba§  Aanfenmerf  ber  güüungen  meieper 
unb  runbliher  al§  bort.  Oie  ©hranfen  ber  ©eitenaltäre  zetgen  ba§ 
©hema  ber  ^ommunionbanl,  ihre  Sßfoften  finb  aber  ftatt  mit  figür= 
lihen  Oarfteüungen  mit  knorpeligen  Sebilben  gefhmüdt.  Auch  finbet  fih 
bei  ipnen  in  bem  Aanfenmerf  ber  güüungen  noh  loum  eine  ©pur  bon 
AfantpuS. 

Oie  zwölf  ©i|e,  melhe  hinter  ber  SBrüftung  ber  Orgelempore  an= 
gebraht  finb,  ze^9en  noch  $norpelornament.  S3eim  zweiteiligen  Orgel= 
profpeft,  ba§  bortrefflih  in  ben  Aaum  pineinlomponiert  ift  unb  beffen 
beibe  Abteilungen  burh  einen  popen,  üppig  beforierten,  ba§  gaffabenfenfier 
fheinbar  einrapmenben  33ogen  berbunben  finb,  treten  fhon  bie  leihten, 
Zierlihen  ©hmudformen  auf,  melhe  bem  Aofolo  borangingen. 


386 


11.  Tie  $ird)e  be§  f)t.  S:ran3  £aüer  gu  ^aberborn. 


171 


©ehr  beachtensmert  ift  bie  ©atrifteieinrichtung.  Me  Befianbteite  ber= 
fetben,  bie  ©chränfe,  bie  SanbbeKeibung,  geigen  in  ihrer  ©tieberung  unb 
Ornamentierung  eine  Übereinftimmung,  bap  man  fie  für  Serie  au§  ein 
unb  berfelben  Seit  galten  foflte.  Unb  hoch  entfianben  fie  in  großen  Bb= 
flänben  gtüifc^en  1692 — 1717.  ©einen  ©runb  §at  biefe  Übereinftimmung 
barin,  bap  bie  beiben  au§  ben  Sauren  1692  unb  1693  bienenben  ©frönte 
als  Bortage  für  afle§  übrige  bienten.  9lur  menn  man  mit  forfchenbem  Blid 
bie  einzelnen  ©tücfe  mufiert,  entbedt  man  bei  ben  späteren  ©tüden  ge= 
ringe  Mitteilungen  in  ben  ornamentalen  TOotiben,  metche  bie  jüngere  ©nt= 
fte^ungSgeit  Oerraten,  ©o  erhielt  ba§  bei  ben  älteften  Seiten  noch  fnorpel= 
artig  befjanbette  Btattornament,  fcpärfer  gefdjnittene,  • mehr  bem  Blanthu§ 
fiep  nähernbe  gormen.  33orbiIb  für  bie  ©atrifteieinrichtung  ber  ^3aber= 
borner  3efuitenfird)e  mar  gtoeifelloS  bie  ber  Kölner.  Oie  Übereinftimmung 
beiber  ift  unberfennbar. 

Oie  3efuiten!ird>e  gu  ^aberborn  ift  überhaupt  mie  bie  $oe§fetber  eine 
Mcpbitbung  ber  ©Köpfung  be§  B?eifter§  Samfer  gu  fö'ötn,  fie  fcptiept 
fiep  an  biefe  aber  biet  enger  an  at$  bie  $irdpe  gu  $oe§fe!b,  begreiflich, 
ba  ^aberborn  ein  ungleich  bebeutenberer  Ort  mar  als  ba§  Keine  2anb= 
ftäbtchen  be§  9Mnfiertanbe§.  Seggetaffen  mürben  bie  gaffabentürme  ber 
Kötner  Kirche,  nicht  aber  bie  ba^inter  tiegenben  Treppenläufer,  bie  Ouer= 
arme  mit  ihren  ©horchen,  ber  Triumphbogen,  bie  Keinen  Kapellen  neben 
bem  tepten  Soch  ber  Mfeiten,  ber  breifeitige  ©porfchtup  unb  ber  ©toden= 
türm,  ©ine  Bereicherung  erfuhr  ba§  ©chema  ber  Kötner  $ircpe  infofern, 
atS  man  — bietleicht  nach  bem  Beijpiete  ber  Oüffetborfer  ^ottegSlirche  — 
auch  baS  erfte  3od)  be§  ©horeS  mit  ©rnporen  berfah-  Bon  ben  fonftigen 
Beränberungen  finb  bie  bebeutenbften,  bap  man  bie  Mpgemötbe  be»  Kötner 
BorbitbeS  burch  $reuggemötbe  erfepte,  bie  ©cpiffSfäuten  etmaS  meniger  eng 
nebeneinanber  ftettte  unb  ben  Oberbau  ber  gaffabe  farnt  bem  ©iebet  gum 
btopen  ©chauftüd  umbitbete. 

Oie  Bbhängigfeit  ber  ^aberborner  bon  ber  Kötner  $ird)e  tritt  be= 
fonberS  gu  Tage,  menn  man  in  ber  SefuitenKrcpe  gu  ^aberborn  bon  bem 
©por  au§  gur  gaffabe  hmfcpaut.  Oa§  SanghauS  erfcheint  bann  in  allen 
feinen  Teiten  mit  aller  ©bibeng  als  biefetbe  Tlntage  mie  ba§  SanghauS 
ber  3efuitentirche  gu  ^ötn.  Mer  auch  umgelehrt  ber  Btid  gum  ©hör 
geigt  uns  ben  ^aberborner  Bau  Kar  atS  Mcpbitbung  beS  Kötner.  Glicht 
minber  offenbart  fich  biefeS  BerhältniS  ber  beiben  Kirchen  gueinanber  bei 
einem  Bergteich  ber  ©runbripbiSpofitionen,  ber  Morbnung  unb  ©tieberung 


387 


172 


Sie  gotifcfyen  Kirchen. 


ber  Safrifteien  unb  namentlich  beS  äußeren  SpfiemS  ber  £angfeiten,  ber 
wefentlichen  Übereinftimmung  in  ber  Studbeforation  gor  nicht  gu  gebenfen. 
Selbft  in  ber  gaffabe  finben  fiep  trop  aller  Abweichungen  nod)  Erinnerungen 
an  bie  $ompofition  ber  gaffabe  ber  Kölner  $oüegSfird)e. 

ES  ift  bie  Vermutung  auSgefprodjen  worben,  bie  gaffabe  ber  $aber= 
borner  $ird)e  {ei  mahrfcpeinlich  bon  ^etrini  entworfen  worben.  3hre 
wohlgewählten  gormen  unb  bie  wohlabgewogenen  Verhältniffe  beuteten 
barauf  hin,  bap  Ijier  eine  bebeutenbere  $raft  tätig  gewefen  {ei  als  bei 
ber  AuSfiattung  beS  Innern.  SJiit  Unrecht.  0ie  gaffabe  ber  $aber= 
borner  Sefuitenfirdje  trägt  feineSwegS  ben  Stempel  ber  Arbeiten  ^ßetriniS 
an  fiep.  28ie  biefer  bie  gaffaben  aufbaute  unb  glieberte,  wie  er  {ie 
beforierte,  unb  wie  er  ihre  Eingelglieber  bilbete,  geigt  tlar  bie  gront  ber 
$ircpe  beS  Stiftet  §aug  gu  Aßürgburg.  0erfelbe  Arcpiteft,  welcher  nach 
ber  Kölner  gaffabe  bie  $oeSfelber  fdjuf,  pat  auch  bie  ^aberborner  im 
Anfcplup  an  jene  entworfen,  Vruber  Anton  §ülfe.  0ie  Original* 
geicpnung  ber  gaffabe  liegt  nod)  im  Ard)ib  ber  3efuitenpfarre  gu  $aber= 
born  bor,  mit  ihr  ber  Driginalgrunbrip.  33eibe  gehören  gueinanber,  mie 
namentlich  aus  bem  Umfianb  erhellt,  bap  auf  beiben  Riffen  baS  Mittel* 
fd)iff  genau  bie  hoppelte  Breite  ber  Seitenfcpiffe  hat,  wäfjrenb  bei  ber 
Ausführung  ber  ^läne  biefeS  Verhältnis  ein  wenig  gu  (fünften  beS  Mittel* 
fdjiffeS  unb  gu  Ungunften  ber  Abfeiten  oeränbert  würbe.  0er  ©runbrip 
ift  nun  aber  ficper  nicht  bon  ber  §anb  ^etriniS;  benn  es  ift  fein  Varod* 
bau,  wa§  uns  in  ihm  entgegentritt,  fonbern  bie  Kirche,  wie  fie  heute 
bafteht.  0er  einzige  bemerfenSwerte  Sßunft,  in  bem  biefe  bon  bem  ®runb= 
rip  abweicht,  ift  baS  VreitenberhältniS  ber  Schiffe  gueinanber.  Es  ift  bon 
feinem  geringen  gntereffe,  gu  beobachten,  wie  für  bie  Kölner  IMegSfirdje 
bie  -JMSheimer  baS  Urbilb  abgab,  unb  wie  jene  bann  ein  halbes  3abr= 
hunbert  fpäter  in  freierer  Aßeife  gu  $oeSfelb  unb  getreuer  gu  ^aberborn 
fopiert  würbe. 

Ein  fehr  bemerfenSmerier  Unterfdpieb  gwifden  Urbilb  unb  $opie  be= 
fleht  begüglidj  beS  Stiles.  MerbingS  ift  and)  bie  $oHegSfircpe  gu  ^3aber= 
born  gweifelloS  nod)  ein  wirflich  gotifcper  Vau,  trop  ber  runbbogigen 
genfter,  ber  toSfanifierenben  Säulen,  ber  halbfreisförmigen  Sd)eibbogen, 
ber  baroden  AuSftattung  unb  llmbilbung  ber  gaffabe  u.  a.  Mein  wäprenb 
baS  Kölner  Urbilb  im  gangen  noch  eine  bortreffliche  Spätgotif  bertritt, 
berförpert  baS  ^aberborner  ^achbilb  jene  entartete  ®otif,  in  ber  bie  gotifdjen 
Elemente  nicht  nur  mehr  ober  weniger  ftarf  berflaut  erfcheinen,  fonbern 


388 


. ^aber&orn.  $ird)e  beö  IjK.  ^ranj  3£aöer.  Qraffabe.  c.  ^aberborn.  (gnttourf  $etrini£.  JÖänflSTdönitt. 

(9^adö  ben  Originalen  im  2lrd)ib  ber  ^jefuitenpfarre  3U  ipaberborn.) 


d.  SBonn.  ^amen=3ejii!ir$e.  3nnete§.  (Sljor.  e.  SSonn.  9knten=3efufirtf)e.  SmtereS, 


12.  SDie  Natnen=3efufirche  3U  89onn. 


173 


auch  ohne  tiefere^  (Smßfinben  unb  ohne  $erftänbni§  für  ben  ©eift  be§ 
Stiles  reid^Iid^  mit  ungotifdjen  DNotiOen  burchfeßt  unb  Oerquidt  mürben, 
ohne  baß  man  jebod)  fo  meit  gegangen  märe,  bie  game  gormenmelt  bem 
Sarocf  iu  entlegnen,  mie  es  in  ben  Kirchen  beS  belgifcßen  SBarocf  gefcbaf). 
©ie  relatibe  Stilreinheit  ber  Kölner  3efuitenfir<he  t)at  ipülfe  roeber  gu 
$oeSfelb  noch  $u  ^aberborn  aboptiert ; fie  entsprach  $u  menig  ben  Nn= 
fdjauungen  feiner  Qeit. 

Nuch  in  33e^ug  auf  bie  äftfjetifcbe  2Birfung  reicht  bie  ^ßaberborner 
Sefuitenfirche  an  ihr  33orbiIb  nicht  fyeran.  NKeS  ift  berber,  fernerer, 

maffiger,  ungelenfer:  bie  bauten,  bie  53ogen,  bie  genfter,  ber  Stud,  ber 
bas  innere  fo  fehr  beherrfchenbe  prunfüolle  Hochaltar  u.  a.  Nucß  ift  ein 
^Xu^gleidb  poifchen  ber  ®otif  beS  53aueS  unb  ber  2Bucf)t  beS  barocfen  9No= 
biliarS  gmar  erftrebt  unb  aud)  junt  Seit  glüdlid)  erreicht  morben,  inbeffen 
feineSmegS  in  jenem  OoHenbeten  9Naße  mie  in  ber  Kölner  Kirche.  Unb 
bod)  mirb  man  §ülfe  baS  QeugniS  auSfteüen  bürfen,  baß  er  in  ber 
^aberborner  Sefuitenfirche  nicht  blop  einen  fepr  imßofanten,  fonbern  aud) 
einen  fehr  ftimmungSbotlen  33au  gefdjaffen  §at,  ber  nach  ber  Nuffaffung 
mancher  fogar  bie  ftimmungSbollfte  Kirche  ju  ^aberborn  ift. 

Nud)  bie  Bonner  $oüegSfircbe  erfdjeint  nicht  unbeeinflußt  Don  ber 

Kötner,  bod)  ßat  fich  ihr  9Neifter  meit  felbftänbiger  gezeigt  als  33ruber 
§ülfe  §u  ^ßaberborn. 

12.  pte  ^Tanteu-^efnfmdje  pt  ^onn. 

(^ier^u  Silber:  Sejtbilber  17—19  unb  Safe!  10,  d e.) 

Über  bie  23efc& Offenheit  ber  erften  Kapelle,  meldje  bie  Sefuiten  1648 
bis  1649  au  53onn  am  bortigen  SNarft  errichteten,  liegen  leine  Nachrichten 
Oor.  6ie  mürbe  1689  bei  ber  33efd)teßung  23onnS  prftört.  SDen  Nnlaß 
^ur  Erbauung  ber  jetzigen  Kirche  gab  bie  Nuffinbung  eine»  Stüdes  33ud)en= 
holj,  in  beffen  9Naferung  man  ben  ^eiligen  Namen  Sefu  ju  erlennen 

glaubte,  ©in  Nl)einbad)er  Bürger,  Hermann  (Suchenheim,  §atte  es  1681 

beim  §olperfleinern  in  einem  SCßalbe  bei  Nheinbad)  entbedt  unb  etmaS 
fpäter  einem  Bonner  Sßürger  Heinrich  SÖßilhelmS  überlaffen.  $on  biefem 
mar  es  an  einen  gemiffen  23ernf)arb  Schorn,  ber  normale  Sefretär  beS 
$urfiirften  gemefen  mar,  unb  burch  Schorn  1682  an  ben  $urfürften 
N?a£  Heinrich  felbft  gefommen,  ber  baraufhin  in  feiner  Verehrung  gegen 
ben  heiligen  Namen  3efu  be)d)loß,  ju  (Spren  „beS  munberbaren  Namens" 


389 


174 


3)ie  gotifd)en  Kirchen. 


ben  3efuiten  ju  Vonn  eine  $ird)e  'ju  erbauen1,  ViS  ber  (Sntfdhluß  ^ur 
Vermirflichung  farn,  foüte  eS  freilich  noch  eine  V3eile  bauern.  Qmar 
fihicfte  9tta£  Heinrich  noch  in  bemfelben  Sahre  feinen  Architeften  ju  ben 
patres,  bamit  berfelbe  eine  OrtSbefichtigung  Vornehme  unb  einen  pro= 
Biforifchen  $lan  entmerfe,  jebod)  fam  eS  jurn  mirflicpen  beginne  erfi  1686. 
Am  29.  April  biefeS  gaffreS  mürbe  bie  ^lanfrage  bahiit  bereinigt,  baß 
ber  ffurfiirft  Bon  ber  Ausführung  beS  ©ntmurfeS,  ben  er  felbft  hatte 
anfertigen  (affen,  ber  aber  ben  3lDecfen  ber  patres  meniger  entfpracp, 
Abftanb  nahm  unb  eS  gan^  bem  Aeftor  beS  Kollegs,  P.  (Slffen,  anheim* 
{teilte,  ju  beftimmen,  raie  bie  Kirche  gebaut  metben  foKte.  3m  §erbft 
maren  bie  Vorbereitungen  fo  meit,  baß  man  jur  ©runbfteinlegung  {(breiten 
fonnte.  ®ie  mürbe  mit  großer  geierlithfeit  Bon  9tta£  f)einrid)  felbft  Bor= 
genommen.  3n  ben  (Srunbftein,  bem  oben  bie  Aßorte:  Maximilianus 
Henricus  Archiep.  Colon.  Dux  Baviae  Sac-ro  Iesu  Nomini  devo- 
tissimus  in  eiusdem  nominis  honorem  hoc  templum  a fundamentis 
erexit  1686  14.  Septbris,  unten  aber  bie  Vuchfiaben  M.  H.  P. 
(Maximilianus  Henricus  posuit)  eingehauen  maren,  hatte  man  außer 
Betriebenen  Reliquien  gmei  auf  bie  geier  geprägte  Atün^en  gelegt, 
eine  golbene  unb  eine  filberne,  Bon  benen  leidere  bie  Auffdjrift  trug:  In 
honorem  SS.  Nominis  Iesu  in  fago  silvae  Reimbach  1681  pro- 
digiosi  inventi  hanc  PP.  Societatis  Iesu  eeclesiam  SS.  Nomini 
Iesu  dicatam  pro  Bavarica  sua  munificentia  ex  fundamentis  erexit. 

ViS  ^um  £ob  beS  ©qbifchofS  hatte  ber  Vau  ben  ©harafter  eines 
AegiebaueS.  Vauljerr  mar  Vta£  Heinrich.  0ie  Veretnnahmung  unb 


1 An  ArchiBalien,  bie  für  bie  Vonner  ^efuitenfirdtje  in  Vetracht  fommen,  üer= 
zeichnen  nur:  Vaurechnungen  unb  Vauaften  für  bie  erfte  Vauperiobe  (1686 — 1688) 
im  fgl.  Staatgard)io  gu  SDüffelborf  (ßöln,  ©rjftift,  Alten  VI  B d.  Äirdhen*  unb 
Schulalten  8)  unb  baS  Sefiament  SAöj  ^einrtdjs  ebb.  (©r^b.  Alten,  I Ataj;  £>einrid) 
n.  2,  ad  2);  an  ©ebrucftem : Vufcpmann,  ßur  ©efdjidjte  be3  Vonner  ©pm= 
nafiumS  I 24,  im  gahreSberidtjt  bes  Vonner  ©pmnafiumS  1890/91,  Vonn  1891,  7 ff 
unb  V-  ©lernen,  S>ie  .^unftbenlmäler  ber  Stabt  uub  be£  Greifes  Vonn,  Süffel* 
borf  1905,  114  ff;  beibe  bieten  einen  ©runbriß  ber  Kirche,  ber  ©lemenfcpe  enthält 
inbeffen  jmei  grrtümer,  auf  bie  hier  aufmerffam  gemalt  Serben  muß.  ®a§  smei= 
teilige  $enfter  über  ber  ©mpore  be3  gtoeiten  gocheS  be3  regten  Aebenfchiffe§  hat 
biefelbe  Vreite  toie  bie  breiteiligen  fünfter  ber  übrigen  godje  ber  Abfeiten  erhalten. 
Sann  hat  ba3  ßanghauö  auf  bem  ©runbriß  fe<h§  gocpe  , mährenb  e3  bereu  in 
VHrllidjleit  nur  fünf  befißt.  Audj  in  ber  Vefdjreibung  ber  Äirdlje  ift  irrig  Bon 
fed)§  Vfeiterpaaren  ftatt  Bon  bloß  fünf  bie  Aebe.  Von  fonftigen  Abbilbungen 
bietet  ©lernen  noch  bie  $affabe  unb  bie  Slulptur  oberhalb  be§  §auptportalS. 


390 


12.  ®ie  -ftatnemgefufirdpe  $u  Vonn. 


175 


Verausgabung  ber  Vaugetber,  bie  $tbfcptüffe  ber  Vertrage  mit  ben  Arbeitern 
unb  ©teintieferanten,  bie  Verpanbtungen  mit  bem  ^ropft  beS  $affiuS= 
ftifteS  megen  Überlaffung  eine»  für  ben  $ircpenbau  nötigen  ©iücfdpen 
(SartenS,  bie  Veridjte  an  ben  $urfürffen  über  ben  ©tanb  beS  VaueS,  bie 
®efutpe  an  benfetben  um  Erlaubnis  ^ur  Venupung  eines  ©teinbrucpeS 
bei  Meptem,  um  ©emäprung  Don  guprpferben  unb  Darren  u.  a.  tagen 
in  ben  §änben  beS  furfürftticpen  §offammerrateS  SaurentiuS  Otten.  Oie 
$IuSfüprung  beS  VaueS  besorgte  ber  furfürflticpe  Sngenieur  unb  Maurer* 
meifter  Safob  be  (Sanbrea,  bem  auch  bie  Vermeffung  ber  Don  ben  ©tein= 
mepen  gelieferten  £)aufteine,  bie  5Iuffiettung  ber  Voranfdjtäge  unb  alle 
übrigen,  bie  tedjnifcpe  ©eite  ber  Vautätigfeit  betreffenben  Arbeiten  obtagen. 
MerbingS  fungiert  audp  P.  ^ifotauS  (Stffen  Don  1687  bis  1693  in  ben 
^atatogen  beS  $oüegS  atS  clirector  fabricae;  er  patte  fogar  bis  1691 
in  ber  ^erfon  beS  SaienbruberS  ©eorg  $oft  einen  ©epitfen,  atlein  bie 
Stätigfeit  P.  (StffenS  fann  fiep  bis  jurn  Stöbe  beS  $urfürften,  b.  p.  fotange 
ber  Neubau  ein  Üfegiebau  mar,  nur  auf  bie  Vertretung  ber  gntereffen  beS 
^ottegS  unb  eine  gemiffe  Mbenaufficpt  über  ben  Vau  befcprönft  paben. 
Oie  tepte  @ntfd)eibung,  maS  unb  mieDiet  gebaut  merben  fotte  unb  mie  es 
mit  ber  Vefcpaffung  ber  Materialien  5U  patten  fei,  gab  Ma£  £)einrid)  gemöp 
ben  ipm  burep  Otten  borgetegten  Vericpten  fetbft.  VMr  fepen  baS  aus 
einem  Memoriate,  baS  ber  $ammerrat  am  1.  Märj  1687  bem  ^urfürften 
einreiepte.  (£S  umfapt  febpS  fünfte.  3unäbpft  fragt  Otten,  ob  $urfürfi= 
tibpe  Ourd)taucpt  im  Sauf  beS  VaujapreS  1687  meiter  atS  bis  ^um  Oopat 
(ber  Empore),  b.  i.  pöper  atS  25  gup  auffüpren  ju  taffen  gnäbigft  ent* 
feptoffen  fei,  ob  jmei  ober  brei  Qiegetöfen  im  ©ommer  angelegt  merben 
fottten,  ob  man  bie  gertigfteltung  ber  |)aufteine  befcpleunigen  unb  in  ber 
Arbeit  mit  brei  Partien  fortfapren1  ober  einige  einftetten  fotte,  ob  bie 
©den  ber  beiben  Stürme  Don  ^auftein  ober  Don  Qiegetftein  ju  ma(pen  feien. 
Oann  bemerft  baS  Memoriate,  bie  ©epeibbogen  unb  3tippenftücfe  fönnten 
Don  ben  Stufffieinen  bei  Oietircpen  Derfertigt  unb  am  fotgenben  Stag  burep 
^mei  $necpte  (©efetten)  begonnen  merben.  (Snbtidp  erltärt  es,  mie  es  ge= 
tommen,  bap  ber  Überfcptag  über  baS  §aufteinmerf  ^urfürfttieper  Ourcp* 


1 9H3  Sieferanten  ber  Jpaufieine  erfcpetneit  in  ben  SSaurecpnungen  Steter  ©en= 
niger  au§  $önig§tmnter  (and)  (Sänger),  MattpiaS  ©ronnetralb  unb  Mfotauä 
©enntger  (©änger).  5ln  3ie9etfteinen  traten  'bis  jurn  31.  Mat  1687  gebraucht 
trorben  481000  ©tüdf.  ®ie  Soften  be§  SSaueö  beliefen  fidp  bis  sunt  30.  2lpril  1688 
auf  12  478  ftitr,  65  2U6. 


391 


176 


Sie  gotif^en  Kirchen. 


taucht  gu  bo<h  erfcbienen  fei.  Ser  ©runb  liege  in  ber  2lrt  ber  Sermeffung. 
Skn  erfennt  aus  biefem  ^romemoria,  wie  febr  fich  9fta£  Heinrich  für 
ben  Sau  unb  alle  Sauarbeiten  intereffierte , aber  auch,  bap  er  es  war, 
ber  bas  tepte  SBort  fprach. 

Sie  Arbeit  ging  bis  @nbe  1687  rüftig  Don  fiatten.  9lm  4.  Oltober 
1686  waren  bie  gunbamente  fertig;  1687  gebieb  ber  Sau  wirtlich  bis 
;$ur  Empore,  b.  i.  bis  gur  ipöpe  Don  25  gup,  wie  fie  ja  nach  bem  DJtemoriale 
minbeftenS  erreicht  werben  füllte,  ©<hon  gab  man  fich  ber  fronen  £)ofj= 
nung  bin,  ihn  im  folgenben  Sabre  fo  weit  ju  bringen,  bap  man  no(b  Dor 
Slbfdbtup  beS  SaujabreS  baS  Sach  auffepen  lönne,  als  ein  fernerer  ©cblag 
über  ben  anbern  baS  Unternehmen  traf.  2fla£  §>einrid^  erlranlte  lebenS* 
gefährlich  unb  ftarb  am  3.  3uni  1688.  Qwar  Dermale  er  in  feinem 
Seftament,  baS  er  einige  Sage  Dor  feinem  Sob  auffepte,  ju  bem,  was  er 
bereits  für  ben  Sau  aufgewenbet  batte,  noch  weitere  88  000  tfttlr1,  allein 
wenn  auch  fo  bie  Mittel  ^um  Weiterbau  gefiebert  waren,  fo  war  hoch 
mit  bem  $urfürften  ber  eifrigfte  görberer  beS  SkrteS  bapingefebieben. 
SaS  war  ber  erfte  ©(plag.  Salb  folgte  ber  zweite  ungleich  DerpängniS* 
ooüere.  SMIpelm  @gon  Don  giirftenberg,  ber  fur§  entfcploffen  nach  ber 
2Bapl  Dom  19.  Suli  Dom  $urftaat  Sefip  ergriffen  batte  unb  fich  barin 
mit  allen  Mitteln  su  behaupten  fuepte,  batte  nach  Sonn,  feiner  Stefibeng, 
eine  grope  3apl  frangöfifeper  ©ilfSDölfer  gezogen,  bie  allmählich  auf 
10  000  9)tann  angewaepfen  waren.  Siefe  nun  nahmen,  als  fie  baran 
gingen,  bie  Sefeftigungen  ber  ©tabt  gu  Derftärlen,  ben  Sefuiten  alles 
bereitliegenbe  Material  an  §au=,  Suff-  unb  Srucpfteinen  weg  unb  mit 
ihm  jugleicb  einen  gropen  Seil  beS  Dorrätigen  ^ot^eS.  ©etbft  baS  bereits 
fertiggefteüte  3immerbolj  beS  SacpeS  war  in  ©efapr,  weggefcpleppt  j$u 
werben.  9ln  eine  SBeiterfiiprung  ber  Arbeiten  war  natürlich  unter  folcpen 
Umftänben  nicht  ju  benlen.  Allein  es  foUte  noch  fcplimmer  lommen. 
SXlS  nämlich  bie  Derbünbeten  taiferlicpen,  branbenburgifeben,  Ijollänbifdben 
unb  münfterifchen  Sruppen  im  Sani  beS  folgenben  SapreS  Dor  Sonn 
erfchienen  unb  Dom  24.  Suli  ab  ein  furchtbares  Sombarbement  gegen  bie 
©tabt  eröffneten,  würbe  mit  bem  ©eblop,  ber  ÜiemigiuStircpe,  bem  gratis* 
lanerllofter,  bem  ÜJUnoritenflofter,  bem  ÜtatpauS  unb  ben  meiften  Käufern 
ber  ©tabt  auch  baS  $oüeg  unb  baS  (Spmnafium  ber  Sefuiten  mitfamt 


1 3m  ganzen  fdjenfte  er  alfo  für  ben  S3au  12478  91tlr,  65  Sllb.  + 80  000  9Ulr, 
nicht,  wie  gewöhnlich  angegeben  wirb,  50000  8ttlr  + 88  000  8ttlr. 


392 


12.  Oie  Aamen=3efufircpe  in  SSonn. 


177 


ber  alten  Tabelle  ein  Aaub  ber  glammen  nnb  ein  Opfer  ber  ©efdpoffe. 
Oie  im  23au  begriffene  neue  $irtpe  mar  glüctlicpermeife  nitpt  jerftört 
morben,  immerhin  patte  fie  btel  gelitten.  Unb  bocp  foHte  es  nodj  ärger 
merben.  SGßeil  bie  gran^ofen  bie  in  ber  ©tabt  anfäffigen  OrbenSleute 
unb  namentlich  bie  gefuiten  für  Anhänger  beS  ®urfürften  3ofepp  Clemens 
unb  für  greunbe  ber  Aerbiinbeten  hielten,  erging  baS  (Sbift  an  biefelben, 
bie  ©tabt  ju  Oerlaffen.  511  § bie  Sefuiten  ft  dp  beffen  jebocp  meigerten, 
brangen  frattgöfifcpe  Oruppen  bei  ipnen  ein,  raubten,  maS  bie  glammen 
öerftpont  patten,  mit  AuSnapme  einiger  meniger  gur  $irbpe  gepörigen 
©egenftänbe  unb  trieben  bann  bie  SßatreS  mit  ©emalt  aus  ber  ©tabt. 
©rft  bie  Eroberung  23onnS  bur(p  bie  $erbünbeten  unb  bie  bamit  per= 
gefteKte  fRupe  ermöglichte  benfelben  bie  Aüdtepr.  5ln  eine  Aßieberaufnapme 
beS  $ircpenbaueS  mar  freilich  fürs  erfte  nocp  nicpt  gu  benfen.  Aor  allem 
galt  e§,  bie  Orümmer  beS  $oEegS  unb  ber  ©(pule  fo  meit  mieberperjuftellen, 
bap  man  fie  gu  benutzen  bermocpte,  für  bie  5lbpaltung  beS  ©otteSbienfieS 
aber  eine  proöiforifcpe  Kapelle  ju  erricpten.  51  n ber  neuen  $ircpe  ftpeinen 
bie  Arbeiten  erft  1692  mieber  aufgenommen  morben  ju  fein.  Oer  23au 
gebiep  bamalS  bis  jum  Oadp,  mie  baS  Oatum  unterhalb  beS  ©ebälts 
beS  UntergefcpoffeS  ber  gaffabe  betunbet.  1693  tonnte  man  §ur  ©im 
mölbung  fcpreiten  unb  bie  Aerputjung  beginnen.  1694  mürbe  ber  ©iebel 
boüenbet,  ©por  unb  ©cpiffe  mit  patten  belegt,  bie  genfter  mit  ©las 
oerfepen,  ber  $erpu|  fertiggeftetft  unb  ©emölbe  mie  ©äulen  entfpretpenb 
ben  53eftimmungen  beS  OeftamenteS  9tta£  §einricpS  mit  Malereien  ber= 
fepen.  3m  5JtitteIfcpiff  mürben  bie  Angehörigen  beS  |)eilanbeS  (Salvatoris 
nostri  familia)  bargeftellt,  im  rechten  ©eitenfcpiff  Silber  heiliger  3ung= 
frauen,  im  linfen  foltpe  heiliger  DJJärtprer  angebracht.  An  ben  ©emölben 
unter  ben  ©mporen  erhielten  bie  ©eiligen  unb  ©eligen  ber  ©efeflfcpaft 
3efu  fomie  ©ngel  einen  pap.  Oie  OarfteHungen  befanben  fiep  in  ber= 
golbeter  Umrapmung.  Oie  ©äulen  ber  $ircpe  mürben  bon  oben  bis 
unten  mit  23lau  bemalt  unb  mie  bie  Aippen  reich  bergolbet 1.  Am 
3.  Oe^ember  1694,  bem  gefte  beS  pl.  granj  3taber,  tonnte  man  enbli(p 
in  bie  $ircpe  einjiepen. 


1 Oie  ßiripe  füllte,  mie  e§  im  Oeftament  Ataj;  £>einricp3  peipt:  „inloenbig 
gleicp  mie  ©t  ©ereonSfircp  in  ©ölten  angeftriepen,  barin  auep  vita  Christi  gemaplet 
merben".  Oie  2tu§matung  bon  ©t  ©ereon,  bie  als  Aorbitb  bienen  füllte,  erfolgte 
1683.  2Ber  bie  ^irepe  oor  iprer  Aeubematung  getannt  pat,  mirb  fidp  ber  blau  ge= 
ftriepenen,  mit  ©otbftreifen  reiip  negierten  ©äulen  ber  $ircpe  nocp  fepr  mopl  erinnern. 


23raun,  Sie  beutfd^en  Sefuitenürdien.  1. 


12 


393 


178 


®ie  gottiben  «^trt^en. 


0er  Ausbau  ber  0ürme  erfolgte  1696  unb  1697;  1696  mürbe  ber 
(title  0urm  bi3  gurrt  0acb  aufgefübrt,  1697  ihm  ba§  0ad)  aufgefe|t  unb 
auch  ber  redete,  neben  ber  $odeg§:pforte  gelegene  bodenbet.  1698  erhielt 
bie  gaffabe  ihren  Vemurf  unb  bamit  ber  Vau  feinen  9lbfeb(ufj. 

0ie  5(u§ftottung  ber  Kirche  mit  entfprecbenbem  Mobiliar  erfolgte  ba(b. 
1698  mürben  $ircbenbänte  befcbafft  unb  bie  noch  borhanbene  Mangel 
errietet;  1699  mürbe  ein  fä)öner  Veicbtftubl  angefertigt,  ber  a(§  Sßorbilb 
für  bie  übrigen  bienen  fodte.  5luj$erbem  fcbmüdte  man  im  gleiten  Sa^re 
bie  Söänbe  mit  Vertäfelungen  unb  mit  ben  ©tatuen  ber  0rben§batrone. 
1700  erbaute  man  bie  beiben  9?ebena(täre  unb  gab  man  bem  (Sfjor  eine 
gierlid^e  Verfleibung  au§  ßicbenbolg.  0a§  3a^r  1701  fdjuf  ben  £ocb= 
altar,  ein  ftatt(icbe§,  mit  gmölf  ©äu(en  befe|te3  Sßerf,  nebft  gmei  meiteren 
Veicbtfiübfen.  1704  mürbe  ber  Hochaltar  bergolbet,  bie  ©eitenaltäre  nach 
5lrt  meinen  Viarmor§  bemalt,  bie  Veicbtftüble  mit  3nfd)riften  bergiert 
unb  im  @bor  neben  bem  Hochaltar  feingefd)ni|te  dfeliquienbebälter  am 
gebracht.  0ie  lu§fiattung  ber  Kirche  mar  bamit  g(üd(icb  %u  (Snbe 
geführt  unb  fo  bem  1686  begonnenen  Vkrf  bie  $rone  aufgefe|t. 

0ie  Vonner  Sßfuitenlircbe  ift  nicht  gerabe  Don  mächtigen  Verbältniffen. 
0enn  ihre  lichte  Sänge  beträgt  nur  83 1/2  m,  ihre  lichte  Vreite  16  V2  m, 

bie  Vreite  be§  Mittel* 
fdjiffeS  bon  ^fei(erachfe 
§u  ^feileracbfe  gerechnet 
8V2  m 1 bie  §öhe  be§ 
dftittelfdjiffeS  16  m.  2Ba3 
aber  bem  Vau  an  Mafien 
abgeht , mirb  reichlich 
burcb  feine  Eigenart 
erfejt. 

0ie  Kirche  ift  ein 
gotifcher  §adenbau  Oon 
fünf  Soeben,  beffen  dttit= 
telfchiff  nur  um  ca  1,50m 
bie  ©eitenfdjiffe  über* 
ragt.  0er  @bor  befiehl 
au3  jmei  Soeben  unb 
halbrunber  5lpfiS,  bie 

Vtlb  17.  23onn.  diamen=3efufir<be.  ©runbrife.  (Beitencbörcben,  melchebie 


394 


12.  Sie  !ttamen=3efufircfje  gu  SSonn.  179 

gortfe|ung  ber  Dfabenfcpiffe  hüben  unb  bi§  gur  DCRitte  be§  f)auptdhore§ 
retten,  au§  einem  3ocbe  unb  oOater  TOarnifche.  fmuptcpor  mie  Gebern 
(Jörgen  enben  im  Supern  gerabfeüig,  bocb  tritt  beim  §auptdhor  noch 
eben  ber  ©feitet  ber  2lpfi3  au3  ber  ^Ibfchtupmanb  perau§.  Diedtp  unb 
Iinf§  neben  bem  Oorberften  3odh  ber  $irdhe  ergeben  fidh  bie  gmei  gaffaben= 
türme,  gu  beiben  ©eiten  be§  ©bore§  eingefdjoffige  ©afrifteien  mit  bem 
Taft  nie  feptenben,  burdh  ein  — je&t  freitidh  bermauerteS  — genfter  einen 
9lu§btid  Quf  ben  §odh altar  geftattenben  Oratorium  gmifdhen  ben  ©horftreben. 

Oem  oorberften  3ocb  be§  £attghaufe§  ift  eine  ßmpore  eingebaut,  bie 
in  ben  ©eitenfdhiffen  audh  nodh  in  ba§  gmeite  3od)  pineinreicht,  aber  nid&t 
burdh  weitere  3od)e  berfetben  burdhgept,  eine  Neuerung  gegenüber  ben  ßm» 
porenantagen,  wie  mir  fte  bisher  fennen  lernten.  Oie  ßmpore  be§  9Jiittet= 
fdhiffeS  ruht  auf  einem  mächtigen,  bie  gange  Breite  beleihen  überfpannenben 
$orbbogen  unb  ift  mit  einem  flachen,  bierteitigen  3tippengemötbe  untermötbt. 
Oie  ©eitenemporen  bauen  fidh  über  ©pipogen,  bie  gwifcpen  bie  Pfeiler 
bgm.  gmifdhen  Pfeiler  unb  2öanb  eingegogen  finb,  unb  über  vierteiligen 
fpipbogigen  Ütippengemötben  auf. 

Oie  Ijotjen,  fchtanfen  Pfeiler,  welche  bie  brei  ©chiffe  ber  Birdie  fdjeiben 
unb  at§  ©emötbeftü|en  bienen,  finb  adjtfeitig,  bodh  mechfetn  fdhmätere  mit 
breiteren  ©eiten.  Septere  finb  mit  einer  ohne  Unterbrechung  bon  unten  bi§ 
oben  reicbenben  güflung,  erftere  bagegen  mit  einer  btopen  9Unne  belebt, 
©odet,  23afi§  unb  Kapital  geigen  ben  gleichen  Querfcpnitt  mie  bie  Pfeiler. 
Oer  ©odet  ift  niebrig,  bie  23afi§  fetd  fidh  au§  maffigem  SQßuIft,  leidstem 
^piättdhen  unb  mittelloser  $ehle  gufammen.  Oa§  faft  0,5  m auätabenbe 
Kapital  befteht  au§  boppettem,  burdh  ein  pättdhen  getrenntem  $arnie£ 
unb  fernerer,  mit  mädhtigem  ©imS  abfcptiepenber  glatte.  $ln  ben  2lufjen= 
mauern  ber  Sangfeiten,  an  ber  gaffabenmanb  unb  am  ßhoreingang  ent= 
fpredjen  ben  Pfeilern  gteichgegtieberte  |)atbpfeiter.  2ln  bie  gmei  §atbpfeiter 
beim  ©horeingang  tehnen  fidh  feittid)  bie  §aibpfeiter  an,  Oon  welchen  fidh 
ber  Triumphbogen  unb  bie  ($ingang§bogen  ber  ©eitendhördhen  auffchmingen. 
3m  §auptdhor  unb  in  ben  ^ebenchördben  fijjen  bie  (Gewölbe  auf  fräftigen, 
ben  Kapitalen  ber  Pfeiler  nadhgebitbeten  ^onfoten.  Oie  ©dheibbogen  unb 
Quergurte  ber  ©ewötbe  finb  nach  5lrt  ber  23reitfeiten  ber  ©dhippfeiter, 
über  benen  fie  auffteigen,  mit  einer  gütlung  belebt,  mährenb  bie  OiagonaU 
rippen  ber  (Gewölbe  mie  bie  ©dhmalfeiten,  benen  fie  entfpredhen,  nur  eine 
Sftinne  aufmeifen.  2UIe  ©emölbe  ber  $irdhe  finb  vierteilige,  mit  runbetn 

©chtufjfiein  üerfepene  9tippengemötbe  Oon  oortrefftidher  ^onftruftion  unb 

12* 


395 


180 


S)ie  gotifdOen  $irc§en. 


gut  gotifdjer  Gilbung.  (Sine  2lu§napme  madben  nur,  um  üon  ber  flauen 
Untermölbung  ber  Orgelempore  ab^ufe^en,  bie  runbbogigen,  bierteiligen 
©ratgemötbe  ber  ©afriftei  unb  bie  rippentofen,  fpipogigen  $ondljen  ber 
Slpfiben. 

5H§  einen  befonbern  SSor^ug  ber  $irdbe  rüpmt  ber  ©Treiber  ber  Hi- 
storia  Collegii  ad  a.  1694  ipre  grope  Sid&tfüüe.  9tidfjt  mit  Unred&t. 
3e^n  breiteilige  unb  bier  Heinere  gmeiteitige  ©pi£bogenfen[ter  führen  bon 
ben  Sangfeiten  bem  Innern  Sidfjt  ju,  bon  ber  gaffabe  aber  mirb  baSfetbe 
burdb  ein  gropeS  TOttelfenfier,  baS  je|t  freilich  berbedt  ift,  unb  burdj  hier 
Heinere  ^meiteilige  genfter  erhellt.  93on  ben  breiteiligen  genftern  ber  2ang= 

feiten  befinben  fidj  gmei 
im  lebten  (Sporjodb,  jmei 
in  ben  ©eitendbördben, 
bie  fedbS  anbern  in  ben 
brei  bem  (Spor  junäcbft 
liegenben  2angbau§= 
jocfjen.  Oie  §met  Heineren 
genfterpaare  finb  im 
^meiten  SangpauSjodb 
angebracht,  mo  fid&  megen 
berbort  eingebauten  (Sm= 
pore  burdbgeljenbe  gen= 
fter  mie  in  beu  übrigen 
3o^en  nidbt  empfahlen. 
23on  ben  hier  Heineren 
gaffabenfenftern  liegen 
ämei  part  über  ben  ©eitenportaten,  bie  beiben  anbern  in  ber  §öpe  ber 
(Smporen.  OTe  genfter  — ba§  grope  TOttelfenfier  ber  gaffabe  aüein 
ausgenommen  — finb  mit  Sttaptoer!  berfeljen,  ba§  freiliefe  in  ben  Heineren 
genftern  nur  aus  $leeblattbogen  beftefet,  in  ben  breiteiligen  fidb  feboefe  ju 
reicherer,  menngteidb  ungemöbnlicher  Gilbung  erfeebt. 

3m  Supern  ift  faft.nur  bie  gaffabe  bon  3ntereffe.  Oie  ©otif,  metdbe 
baS  gnnere  tro|  ber  ungotifepen  ©lieberung  ber  ^feiterfapitäte  unb  Rippen 
noch  bötlig  befeerrfefet,  tritt  an  ber  gaffabe  faft  gan^  gurüd.  §ier  finb 
eS  nur  bie  genfter,  burdj  meldje  fie  bertreten  mirb.  3mar  fefelen  auch 
im  Aufbau  gotif<fee  ^eminiSsengen  niefet  gan^,  bod)  berfefetüinben  biefelben 
}o  gut  mie  boflftänbig  unter  ber  SGßucfet  beS  baroden  Details.  Oie  gaf= 


SSilb  18.  S3onn.  -iftamen^efufirebe. 
SSilbung  be§  ^enftermapmetfeg  unb  ber  (Strebepfeiler. 


12.  Sie  9lamen=3efufir<$e  su  23onn. 


181 


fabe  fegt  fid)  au§  Unterbau,  Oberbau  unb  hiebet  jufammen  unb  wirb  bon 
jwei  mit  ihrem  Oad)  h°4  über  ben  gaffabengiebet  emporragenben  gtantier= 
türmen  begleitet.  Oer  Unterbau  ift  §toeigefd)offig  unb  entfpred)enb  ber  Orei= 
teitung  be§  Innern  bertitat  burd)  bier  mäd)tige,  weit  bortretenbe  ^itafter 
mit  forinthifdjem  Kapital 
in  bret  Abteilungen  ge= 
fd)ieben,  beren  jebe  ein 
^ortat  aufweift.  Oie  ^ßor= 
täte  in  ben  beiben  ©eitern 
Partien  finb  niebrig,  fdjtie= 
pen  mit  gerabem  ©tur^ 
unb  werben  bon  einem  auf 
toSfanifierenben  ptaftern 
ru^enben  ©ebätt  betrönt. 

Oa§  faft  boppett  fo  breite 
portal  ber  mittleren  Ab= 
teitung,  baȤauptportat 1, 
ift  runbbogig , bon  fo= 
rinthifdjen  §atbfäuten 
ftanfiert  unb  bon  popem, 
burd)  ba§  gan^e  9Aittel= 
fetb  fiep  tjinäiepenbem,  an 
ben  (Snben  bon  forintt)i= 
fdjen  ^itaftern  abgeftü|= 
tem  ©ebälf  überbeeft,  auf 
bem  fid)  in  ber  AUtte  eine 
berbe,  aber  wirfung§boHe 

53arodftutptur  aufbaut:  mb  19  g30nn#  ftamen--3efufirdje.  f^affabe. 

ba§  bon  einem  Sorbeer= 

frans  umgebene  baprifdje  Aßappen  inmitten  zweier  Soweit,  überragt  bon 
bem  burd)  gwei  Sßutti  gesottenen  ^urtjut. 

Qu  beiben  ©eiten  be§  Aßappen§  finb  Aifdjen  angebradjt,  bie  entweber 
einft  ©tatuen  bargen  ober  bod)  fotdie  aufnehmen  fottten;  über  bem  Aßappen 
prangt,  bon  ©trauten  umgeben  unb  bon  wuchtigen  Afanthu§ranfen  um= 


1 Sie  Suren  ber  portale  finb  bemerfen§toert  burd»  ba3  energifdje,  febr  d)arafte= 
riftifdje  ßnotpetornament,  mit  bem  if)re  grüttungen  bebeeft  finb. 


182 


Oie  gotiftfjen  ^irt^ert. 


rahmt,  ber  Alaine  3efu.  Oie  Slawen  neben  bern  portal  finb  burcp  gül= 
langen  belebt.  Über  ben  ©eitenportalen  ergeben  fiep  bie  beiben  unteren 
gmeiteiligen  gaffabenfenfter,  bon  benen  fdpon  in  ber  33ef<hreibung  beS 
Snnern  ber  $ircpe  bie  ^Rebe  mar.  Sh*ß  tiefen  Reibungen  finb  unprofiliert, 
jeboch  außen  bon  einer  Seifte  umrahmt.  Oen  2lbf<hluß  beS  unteren  ©e= 
fcpoffeS  bilbet  ein  bie  gange  gront  entlang  laufenbeS,  um  bie  plafter 
fiep  berfröpfenbeS  ©efimS,  baS  nur  im  mittleren  gaffabenfelb  burcp  baS 
Wappen  unb  bie  neben  bemfelben  befinblicpen  9Ufcpen  unterbrochen  ift. 
OaS  Obergefcpoß  beS  Unterbaues  enthält  in  feiner  mittleren  Abteilung  baS 
große  9ttittelfenfter,  in  ben  äußeren  bie  beiben  oberen  ©eitenfenfter.  Über, 
unter  unb  neben  ben  genftern  ift  auch  hier  bie  2Banbfläcpe  mit  güüungen 
unb  Spiegeln  berfehen.  Oen  2lbfcpluß  beS  Unterbaues  bilbet  ein  über  ben 
plaftern  berfröpfteS,  reich  profiliertes  ©ebälf  mit  glattem  grieS  unb 
fernerer,  meit  auSlabenber  Oedplatte. 

Oie  ©eitenabteilungen  beS  Unterbaues  befrönt  ein  niebriger  21ttifa= 
aufjap,  auf  beffen  äußerer  (Säe  über  bauchigem  ©odel  ein  bon  bier  kugeln 
getragener  ObeliSf  auffteigt;  über  ber  SDUttelpartie  erhebt  fidh  ber  po^e 
Oberbau.  3ln  ben  ©eiten  über  ben  mittleren  plaftern  beS  Unterbaues 
gleichfalls  mit  Iräftigen  ^ilaftern  befept,  meift  er  in  ber  3ÜUtte  eine  bon 
flacher  25arodumrapmung  eingefaßte,  oben  mit  niebrigem  ©egmentgiebel 

gefepmüdte  9lifcpe  auf,  in  ber  eine  ©tatue  beS  ©rlöferS  fiept.  Oen  SBinfel 
gmifepen  ben  ©eiten  beS  Oberbaues  unb  ber  Slttifa  ber  ©eitenpartien 

füllt  bie  übliche  SBolute.  OaS  ©ebälf,  mit  bem  ber  Oberbau  abfcpließt, 
ift  leichter  mie  baS  beS  Unterbaues,  hoch  fehlen  auch  hier  natürlich  bie 
$erfröpfungen  nicht. 

Oer  breifeitige  ©iebelauffap  ift  niebrig  unb  über  ben  ^ilaftern  beS 
Oberbaues  ebenfalls  mit  $erfröpfungen  ber[epen.  3n  feiner  SDUtte  mäepft 
ein  ©teinfreug  auf,  an  ben  ©nben  ObeliSfen. 

Oie  beiben  Oürme  fiepen  mit  ber  gaffabe  nur  in  loderer  $erbinbung. 
©ie  bilben  mit  berfelben  fein  organifcheS  ©ange,  fonbern  finb  bloße  2ln= 
bauten,  bon  felbftänbiger  ©lieberung  unb  felbftänbigem  Aufbau,  ©ingig 

baS  ©efimS,  melcpeS  ipr  ©rbgefcpoß  bon  bem  gmeiten  ©efchoß  fcheibet, 

nimmt  feinen  2Beg  auch  über  bie  gaffabe.  ^ilafter  ober  SBerftrebungen 
feplen  an  ben  Oürmen,  hoch  finb  bie  ©den  mit  boffierten  Ouabern  befept. 

Oie  Oürme,  bon  benen  ursprünglich  nur  ber  linfe  einen  ©ingang  bon 
ber  ©traße  per  patte,  finb  fünfgefepoffig.  Oie  bier  unteren  ©efepoffe  finb 
mit  flehten  bieredigen  genftern  berfehen,  bie  eine  einfache  33arodumraßmung 


398 


12.  $ie  3^anten=3efufirc§e  gu  SSottn. 


183 


befipen  unb  in  ben  bret  unteren  ©cf d&offen  nur  nad)  ber  ©trape  gu  unb 
an  ber  Stüdfeite  angebracht  ftnb.  OaS  fünfte  (Befdjop  geigt  romanifdhe 
TOotiöe  mie  bie  Obergefdjoffe  ber  gaffabentürme  ber  Kötner  $ottegSfirche. 
©S  ift  nämlich  an  allen  ©eiten  mit  gmei  Wenben  berfehen,  bie  mit  einem 
3tunbbogenfrieS  abfchliepen  unb  gmei  burdj  ein  gemeinfameS  Wcittetfäutdhen 
miteinanber  öerfoppelte  Dlunbbogenfenfter  enthalten.  OaS  Oad h ber  Oürme 
befielt  in  einer  bierfeitigen  melfchen  §aube  mit  offener,  adjtfeitiger  Saterne, 
bie  bon  einem  ungemöfmtich  fdhlant  aufmacpfenben  gmiebetbadj  betrönt 
mirb  unb  auf  ber  ©pipe  über  bem  $reug  in  gorm  einer  Wetterfahne 
ben  tarnen  gefu  trägt. 

Oie  gaffabe  ber  Bonner  ®ottegSfird)e  ift  bie  bebeutenbfte  ihrer  9trt  in 
ber  gangen  üthßinprobing,  mie  ©lernen  mit  9ted)t  herborhebt,  ja  bietteicpt  im 
gangen  -ttorbmeften  OeutfdjtanbS,  bodh  fommt  fie,  meit  bon  Käufern  ein* 
gepfercht  unb  in  enger  ©trape  tiegenb,  leiber  nidht  genug  gur  (Bettung.  9luf= 
faftenb  ift  ihre  anfpruihSbolIe  Breite,  bie  Wirfung  ber  angefügten  gtanfier* 
türme,  ©in  Original  ift  bie  gaffabe  übrigen^  nicht,  fonbern  tebiglid)  eine 
berbefferte  $opie  ber  ©cbaufeite  ber  Kötner  $ottegStirche,  mie  ein  SBergteidh 
beiber  auf  ben  erften  23tid  bartut.  Dtfamenttidj  mürbe  bem  Kötner  $or* 
bitb  aud)  bie  romanifierenbe  9IuSbilbung  beS  oberften  (BefdjoffeS  ber  Oürme 
entnommen.  Oie  hauptfächlichften  33eränberungen  betreffen  bie  ©teüung 
ber  Oürme,  bie  mit  bem  Wittelbau  in  einer  glucpt  angelegt  mürben, 
bie  ltmbilbung  beS  Oberbaues  unb  beS  (BiebelS,  meldhe  burd)  bie  ©inbad)* 
antage  unb  ben  §aHendjarafter  ber  $irdje  bebingt  mar,  fomie  enbtidh  bie 
bur(h  bie  geringere  §öhe  beS  Wittelf  dhiffeS  geforberte  SSertürgung  beS 
WittelfenfterS  unb  bie  bamit  im  3ufammenhang  ftepenbe  23erfepung  ber 
33ilbnifd)e  aus  bem  ©iebel  in  ben  Oberbau.  Oie  Umgefiattung  ber 
oberen  gaffabenpartie  h^tte  bie  Wirfung,  bap  bie  gaffabe  in  ihrem  Ober* 
bau  mie  gu  $oeSfetb  unb  Sßaberborn  ein  blopeS  ©dhauftüd  unb  eine 
fetbftänbig  betjanbette  SBorfapmauer  mürbe,  mährenb  gu  $öftt  bis  gum 
(hiebet  hinauf  bie  organifdhe  $erbinbung  bon  gaffabe  unb  SanghauS  ftreng 
gemährt  morben  mar. 

Über  baS  Supere  ber  Sangfeiten  unb  beS  ©horeS,  ber  mit  feinem 
testen  godj  unb  feiner  2lpfiS  über  bie  ©eitencbörcpen  herau3Mtt,  fönnen 
mir  uns  auf  einige  menige  23emerfungen  befcpränfen.  Oie  ©trebepfeiter, 
je  hier  an  jeber  Sanghausfeite  unb  je  einer  an  ben  ©horfeiten,  finb  ferner 
unb  berb,  ftufen  fid)  nur  einmal  ab  unb  enben  mit  fattetbadhförmiger, 
n ad)  born  fidj  abmatmenber  9lbbedung.  OaS  pfeubogotifche  53ruftgefimS, 


399 


184 


S>ie  gotifdjen  ^trdjen. 


baä  ungefähr  in  falber  $ö!je  ber  genfter  ben  23au  fomopl  an  ben  2ang= 
jetten  mie  an  betn  (Sljor  umsieht  unb  habet  fid)  aud)  um  bie  ©treben 
berfröpft,  befielt  att§  $ehle,  Plättchen  unb  borfpringenber , oben  ab= 
gerunbeter  glatte,  ba§  $ransgefim§  au§  $ehte,  piättd)en  unb  ^o^em 
®arnie§. 

£)a§  Dadj  be§  Mittel) djiffe§  unb  be§  ©horeS  malmt  ficö  nach  Often 
SU  ab.  ®te  ©afrifteien  befi^en  ©attelbäcper,  beten  girft  parallel  sur 
2äng§ad)fe  be§  (£hore§  läuft. 

Sie  $ird)e  jähft,  mie  nach  bem  ©efagten  laum  mieberholt  ju  merben 
brauet,  noch  burd)au§  gu  ben  ©pätmerfen  ber  (Sotif.  (Sotifd)  ift  fie 
fonftruftib,  gotifd)  im  ©pftent,  gotifdö  ift  aud)  nod)  bie  Gilbung  mandjer 
23aubetail§.  (Sin  SBarodbau  ift  bie  $trd)e  auf  feinen  galt,  nidü  einmal 
ein  33au  bon  ber  5lrt  ber  fpäter  ju  behanbelnben  $)üffelborfer  3efuiten= 
firdje,  b.  h-  ein  23au  trabitioneüen  ©tileS,  ben  man  mit  einem  23arodtleib 
berfefjen  §at.  9flan  fann  nicht  einmal  bie  Pfeiler  unb  Pfeilerfapitäle 
barod  nennen;  e§  finb  bielmehr  gotifdje  Pfeiler  unb  gotifdje  Kapitale, 
nur  bap  man  ju  ihrer  Profilierung  unb  SDeforation  flaffifdje  9)?otibe 
herbeigesogen  pat.  9ftan  brauste  nur  bie  güüungen  unb  binnen  bon 
ben  ©eitenflädjen  ber  Pfeiler  ju  entfernen,  ben  hoppelten  $arnie§  unter 
ber  SDedplatte  burd)  eine  $ehlleifte  ju  erfepen  unb  bon  ber  platte  ba§  ($e= 
fintS  perab^ufdilagen,  unb  pat  bann  atebalb  einen  fpätgotifcben  polygonalen 
Pfeiler.  (Sigentümlidjfeiten  im  23au,  burd)  bie  er  au§  ber  Sfteihe  ber 
übrigen  rheinifd)*meftfälifd)en  3efuitenfird)en  hetauStritt,  finb  bie  ungemöhn* 
licken,  ber  beutfd)en  (Botif  fremben  Stbfdjlüffe  ber  brei  (Sljöre,  bie  Ratten* 
firdjenform,  bie,  menn  mir  bon  ber  pier  faunt  in  betracht  fommenben 
$oüeg§firdje  gu  |)ilbe§peim  abfepen,  nur  §u  ©üffelborf  jur  Slnmenbung 
fam,  bie  33efdjränfung  her  feitlidjen  (Smporen  auf  ein  einjige§  3od) 
unb  enblid)  bie  ebenfalls  ohne  33eifpiel  baftehenbe  Gilbung  ber  Pfeiler 
unb  Rippen. 

gür  bie  gaffabe  mar,  mie  fdjon  bemerft  mürbe,  bie  Kölner  $ird)e 
SSorbilb.  2Bo  mir  bagegen  für  bie  $ird)e  felbft  ba§  SSorbilb  §u  fud)en 
haben,  müpte  id)  nidjt  ju  fagen.  ©emöpnlid)  mirb  ber  plan  gur  $ird)e 
P.  (Slffen  sugefdjrieben.  Sftit  Unrecht.  (S§  pat  ba§  mohl  feinen  ©runb 
in  einer  irrigen  Sluffaffung  ber  Angabe  ber  Historia  Collegii  Bonnensis, 
'33taj  §einri(h  ^abe  gmar  einen  meit  befferen  (Sntmurf  für  bie  $ird)e  ge= 
pabt,  jeboch  meil  biefer  ben  gmeden  ber  Sefuiten  meniger  entfpredjenb 
gemefen  fei,  bem  SReftor  (SIffen  ixberlaffen,  einen  plan  nadj  feinem  ©ut* 


400 


12.  Sie  9tamen=3efufirche  gu  Sonn. 


185 


bünfen  gu  träten  (ut  quamcumque  vellet  templi  formam  eligeret) 1. 
Sie  Sßorte  be§  ^roni[ten  moßen  offenbar  nur  bebeuten,  ber  $urfürft 
habe  bie  enbgültige  (Sntfchßibung  über  bie  gorm  unb  Einrichtung  be£ 
SaueS  P.  Riffen  anheimgefteßt,  ber  ja  in  ber  Sat  am  beften  über  beren 
3mecfmäf$igfeit  ober  91ichtgmecfmäf$igfeit  entfcheiben  fomtte,  nid^t  aber,  ber 
Entmurf  gur  Kirche  rühre  Oon  ber  §anb  be£  P.  (SIffen  her.  Sßenn  aber 
Sia£  Heinrich  in  feinem  Seftament  miß,  baß  P.  Riffen  bei  ber  gort= 
führung  be§  Saue*  bie  Leitung  ber  Sauarbeiten  beforgen  foße,  fo  meint 
er,  mie  faum  gefagt  gu  merben  brauet,  nur  eine  folche  Leitung,  toie  er 
fie  felber  betätigt  §atte.  Einen  ©cßfuß  auf  ben  Urheber  be£  planes  ge= 
ftattet  ber  fragliche  ^affu§  be§  £eftamente§  erfic^tUdö  nicht2. 

E§  fann  mohf  feinem  Qmeifet  unterliegen,  baß  ber  Pan  gur  Kirche 
nicht  bon  P.  Efffen  l)errü§rt.  9lirgenb§  mirb  ißm  berfefbe  gugefchrieben. 
!Rirgenb§  überhaupt  eine  Angabe,  baß  er  im  Saufach  tätig  gemefen  fei, 
nicht  einmal  af§  Dilettant.  2ßenn  aber  P.  Efffen  ben  patt  nid&t  entmarf, 
bon  ment  ftammt  bann  berfefbe  9hm,  mtferes  Erad)ten§  bon  feinem 
anbern  af§  bon  bem,  mefcher  ben  Sau  mirffich  au^führte,  bem  Ingenieur 
be§  $urfür[ten  3afob  be  Eanbrea3.  Sa§  bürfte  auch  am  feicbteften  bie 
ftififtifcßen  Eigentümfichfeiten  ber  Kirche,  namentlich  bie  eigenartige,  an 
itafienifche  5fuffaffung  erinnernbe  Sifbung  ber  2fpfiben  unb  ber  Eemölbe= 
ftüßen  erffären.  2lßerbing§  mar  P.  Efffen  auf  ben  pan  unb  feine  5lu§= 
geftaftung  fidler  nid&t  ohne  Hinflug , inmiemeit  jeboch  biefer  fich  erftredft 
hat,  ift  nicht  gu  beftimmen. 

Sie  $ird)e  geidjnet  fich  burch  glüdffid&e  ßtaumberteilung  unb  ebfe  Ser= 
häftniffe  aus.  3mßofant  finb  bie  beiben  Peiferreihen  mit  ihren  mäßigen 
^aßitäfen.  Einen  meniger  günftigen  Einbrud  macht  bagegen  ber  Eßor= 
fd&Iujs.  5fuch  ift  baS  innere  etmaS  gar  gu  froftig,  fahl  unb  nüchtern. 


1 Ser  Slan  beS  $urfürften  mar  hiernach  reifer  unb  glängenber,  aber  meniger 
ßraftifch ; für  bie  $efuiten  aber  fam  eS  in  erfter  Sinie  auf  einen  praftif(f)en  Sau  an. 

2 Ser  betreffenbe  *ßaffuS  beS  SeftamenteS  (abgebrucft  bei  Sufdjntann,  3«r 
©efdjichte  beS  Sonner  ©bmnafiumS  7 21.  7)  lautet:  „©0  hab  ich  . . . neben  benen, 
maS  bagu  bereits  Oorher  angemenbet,  annodj  2fd)t  unb  breifeig  Saufenb  9teiih§tfealer 
gu  §änben  meines  Confessarij  P.  -Jticofai  ©fffen  (mefcher  Ober  biefen  ^ircfeenbam 
bie  Sireftion  führen  unb  barumb  bis  gu  beffen  Serfectionirung  entmeber  gu  Sonn 
ober  in  ber  9tähe  Oerbleiben  foü)  ...  an  einen  gemiffen  örtfe  bjinfe^en  laßen. " 

3 Über  3afob  be  ©anbrea,  ber  feinem  tarnen  nach  ein  SÖeffchfchmeiger  gemefen 
fein  ntufe  unb  mofef  aus  ©anbria  am  Suganerfee  ftammte,  fonnte  ich  nichts  Näheres 
feftftetten. 


401 


186 


3)ie  gotiftf)en  ^ir^en. 


2>odb  baS  mar  ja  urfprünglidj  ganz  anberS,  als  noch  an  ben  EBänben  bie 
«Statuen  prangten  unb  Säulen  unb  ©emölbe  im  Sdbntud  reidjfter  $olp= 
dbromie  erglänzten. 

25on  bem  alten  Mobiliar  pat  fidft  nur  bie  Kanzel  erhalten,  faES  nicht 
etma  aud)  bie  E3änfe  nodj  ein  itberreft  beSfelben  fein  fällten.  SDaS  meifte 
Mobiliar,  namentlich  aud)  bie  Elitäre  gingen  zu  @runbe,  als  bie  $ird)e 
Don  1794  bis  1800  unter  ber  §errf$aft  ber  granzofen  als  SßferbeftaE 
unb  zu  anbern  profanen  3toedßn  mipbraudd  mürbe. 

£)ie  Kanzel  ift  ein  einfaches,  aber  pübfdbeS  23arodmerf.  Sie  ift  fed)S= 
feitig.  3bre  ©den  finb  mit  geboten  Säuldjen,  bie  EJtufdb  einigen  i^rer 
Seiten  mit  ferneren  53lumengef)ängen  befe|t.  5Der  meit  überftel)enbe,  am 
grieS  mit  leisten  ElfantbuSranfen  gefdjmüdte  SdjaEbedel  zeigt  an  ben 
©den  ESerfröpfungen,  pat  ein  niebrigeS  polygonales  $uppelbad),  über 
beffen  @den  fid&  ein  berbeS  ElfantpuSblatt  f)inlagert,  unb  mirb  bon  einer 
auf  breitem  fedjSedigen  Sodel  ftepenben  Statue  beS  pl.  DJtidjael  befrönt. 
SLürpfofien  unb  Sreppenmange  finb  mit  IfantfjuSranfen  bewert,  bas 
Sreppengelänber  geigt  bagegen  nur  fdjlidjte  güEungen. 

SDie  33änfe  — nod)  zweimal  bierzepn  — ze^uen  fid)  burd)  berb* 
gefcpnipte,  mit  fernerem  ElfantpuS  reidö  gefdjmüdte  EBangen  bon  gutem 
Aufbau  unb  gefäEigen,  fjarmonifd)  mirfenben  Umriplinien  aus. 

3)ie  Bonner  $oEegSfirdbe  ift  ber  letzte  gotifdje  $ird)enbau,  ben  bie 
Sefuiten  ber  nieberdjeinifdjen  OrbenSprobinz  im  17.  3al)rl)unbert  auf* 
führten,  nidjt  aber  überhaupt  ber  letzte.  £)en  Sdjlup  ber  gotifdjen  $irdben, 
meldje  fie  errichteten,  madjte  bielmehr  bie  unter  äuperft  ungünftigen  25er* 
fjältniffen  aufgeführte  $farr*  unb  $oEegSfird)e  zu  Siegen,  nad)  feiner 
Stiftung  Ijin  ein  perborragenbeS  EBerf  unb  bod)  aus  boppeltem  ©runbe 
bon  nicht  geringem  3utereffe,  erftenS  als  letzte  in  ber  Eteifje  ber  gotifdjen 
3efuitenfirchen  unb  bann  megen  ihrer  unberfennbaren  25ermanbtfd)aft  mit 
ber  $oeSfelber  ^oEegSfirdje. 

13.  J>te  SSatia  $>mmetfa§xtzkix$e  z»  Riegen, 

(§ieräu  SSilber:  £e£tbxlb  20  unb  Safel  11,  a.) 

SDem  SefuitenfoEeg  zu  Siegen  mürbe  burd)  Urfunbe  bom  5.  3uni  1637 
bie  fatljolifdje  Pfarrei  bafelbft  mit  aEen  Rechten  unb  Pflichten  inforporiert. 
EllS  ^5farrfirdbe  biente  bis  zum  16.  Dezember  1650,  b.  i.  bis  bie  EteidjS* 


402 


13.  Oie  DJlariä  ^immelfa^rtöfird^e  gu  ©iegen. 


187 


fommiffion  auf  ®runb  be§  ÜÖBeftfälifdjen  grieben§  bie  firddichen  Verhält* 
niffe  ju  ©iegen  gemäp  bem  ©tatu»  Dor  1624  orbnete,  bie  alte  Rifolai= 
fi rc^e,  feitbem  bie  3o§anni§firc&e;  biefe  jeboch  al§  ©imultanfirche,  ba  bie 
Reformierten  ba§  Recht  auf  DRitgebraud)  erhalten  Ratten1.  Rl§  ©iegen 
1695  einer  furchtbaren  geuer§brunft  gum  Opfer  fiel,  brannte  auch  bie 
3obanniöfird)e  ab.  Oie  golge  ^ierbon  maren  ©treitigfeiten  über  ben 
Rßieberaufbau  unb  ba§  Eigentum  am  ^lap  berfelben  jmifchen  ber  auf 
bem  unteren  ©chloffe  refibierenben  reformierten  gürfiin  (Sharlotte  bon 
©iegen=Raffau  unb  bem  auf  bem  oberen  ©chloffe  mohnenben  fatholifcpen 
gürften  Sodann  granj  Oefiberatu§.  (Srft  am  28.  3uli  1698  fam  ein 
SSergleicp  gu  ftanbe.  Oie  gürftin  erhielt  ben  Sßlap  ber  ehemaligen  3o= 
pannräfirche  guerfamtt,  3o§ann  grang  Oefiberatu»  aber  befam  ba3  obere 
3eughau§  al»  au§f<hliepli<he3  Eigentum  fomie  ba§  Recpt,  in  ber  £öhr= 
ftrape  auf  einem  unbebauten,  im  Rbfommen  näher  begegneten  Oerrain 
eine  neue  fatpolifche  Kirche  Don  150  gup  Sänge  unb  80  gup  ^Breite 
aufgufüpren.  3n  23egug  auf  bie  (Einrichtung  be§  33aue§  mürbe  ihm  freie 
§anb  gelaffen,  nur  füllten,  abgefehen  bon  ben  feugen  auf  ben  (Biebeln 
unb  einem  $rugifi£  in  frontispicio,  feine  ®rugifi£e,  Riarienbilber,  (Engel 
ober  anbere  Silber  am  Rupern  ber  Kirche  angebracht  merben,  „barau§ 
bei  bem  unbefdjeibenen  Sßöbel  allerlei  Unheil  unb  Rßibermärtigfeit  täglich 
anflehen  möchte". 

1700  mürbe  SBruber  §ülfe  nach  ©iegen  gefchidt,  um  bie  Sßläne  gum 
Reubau  gu  entmerfen  unb  bann  biefen  banach  au§guführen.  ^Bauherr 
mar  ber  fatpolifche  gürft  Wilhelm  ^pagintp,  ber  23au  alfo  Regiefache. 
Rm  22.  3uni  1702  mürbe  in  (Segenmart  RMlpelm  £)t)aginth§  ber  (Srunb= 
ftein  gelegt,  hoch  füllte  e§  mit  ber  2Menbung  ber  Kirche  gute  Rßeile 
haben.  Oie  fchredlidje  RUpmirtfcpaft  be§  gürften,  bie  Rrmut  ber  ^atpolifen 
unb  bie  f)emmniffe,  melche  fich  au§  bem  gefpannten  Sßerpältntö  ber  meit= 
au»  ftärferen  reformierten  Mehrheit  gur  fatholifchen  TOnberpeit  natur= 
gemäp  ergeben  mupten,  hotten  gur  notmenbigen  golge,  bap  ber  53au  nur 

1 Oie  nadjfolgenbe  SBaugef Richte  ber  ©iegener  Kirche  beruht  auf  ben  Annuae 
unb  ben  Katalogen  be§  ©iegener  $otteg§.  SCßegen  be3  obenertoäbnten  Rbfommen§ 
Ogi.  £>.  0.  Rihenbach,  ©eftfjidite  ber  ©tabt  ©iegen,  ©iegen  1889,  75,  too  auch 
au3  ©iegener  ©bronifen  einiget  gur  SSaugefihidjte  mitgeteilt  toirb.  Sine  furge  ©e= 
fchichte  unb  23efchreibung  ber  Kirche  bei  g.  R.  §ötjuf,  ©efcbupte  be3  Oefanat§ 
©iegen,  ^aberborn  1904,  209  ff.  Rbbübungen  be§  Rupern  unb  be§  gnnern  ber 
Kirche  (Shoranfiihtj  nebft  ©runbrip  unb  furgen  bauli(hen  Rngaben  bei  R.  Suborff, 
Oie  S5au=  unb  ßunftbenfmäler  be§  Greifes  ©iegen,  Rtünfter  1908,  81  f. 


403 


188 


Sie  gotifd^en  $irdjen. 


äugerft  langfam  üoranfd&ritt.  Ratten  titelt  bie  ^atre§  bet  au§märtigen 
SGßo^Itätern  Rimofen  jum  Rßerte  gefammelt,  fo  mürbe  e§  mopl  noch  übler 
um  ipn  befieKt  gemefen  fein.  (£§  mürbe  1713,  bi§  man  mit  bem  9Rauer= 
mer!  ber  feine§meg§  großen  $inpe  fertig  mar.  Sruber  §ülfe  mar  ba§ 
3apr  Dorier  am  21.  Ruguft  nach  bierteigiger  $ranfpeit  geftorben.  ($3 
füllte  ipm  nidjt  bergönnt  fein,  bie  $ircpe,  fein  lepte§  Rßert,  boüenbet  ju 
fepen.  Oa§  Oacp  erhielt  ber  Sau  erft  1722,  1723  tonnte  am  gron= 
lei(pnam§tag  §um  erftenmal  in  bem  neuen  (55otte^§aufe  ba§  peilige  Opfer 
gefeiert  merben.  Oa§  Oad)  be§  OurmeS  mürbe  erft  1724  aufgeftplagen; 
am  15.  3uli  1725  mürbe  ba§  $reu§  aufgefept;  eine  über  bemfelben 
angebradjte  Rßinbfapne  geigte  auf  ber  einen  ©eite  ba§  Silb  9Raria§,  auf 
ber  anbern  ba§  be§  pl.  3ofepp.  Sie  gab  Rnlaß  §u  peftigen  ©treitig= 
feiten,  ba  bie  Reformierten  eine  berartige  Rßinbfapne  auf  ber  $ir(pe  nicht 
bulben  moKten,  bod)  mürbe  bie  ©a(pe  §u  (fünften  ber  $atpoliten  ent= 
febiebeu.  Um  bie  enblidpe  Soflenbung  be§  Saue§  patte  fidj  ber  bamalige 

Reftor  beä  $otfeg§,  P.  9Rattpia§  f)aH,  bie 
größten  Serbienfte  ermorben.  Recpt§  oom 
Rltar  mar  in  einer  ber  Rifeben,  bie  üon 
ben  nach  innen  gezogenen  ©treben  gebilbet 
merben,  ein  Oratorium  für  ben  SanbeSperrn, 
ber  fog.  gürfienftupl , eingerichtet  morben. 
3pr  Mobiliar  erpielt  bie  Kirche  erft  naep 
unö  nach  im  Saufe  be§  18.  Saptpunbertä. 
3n  melcb  fcplimmer  pefuniärer  Sage  fiep 
biefe  anbauernb  befanb,  erpettt  ftplagenb 
au§  bem  Umftanb,  baß  noep  1739  ba§ 
RMn^er  Orbinariat  ben  patres  bie  @rlaub= 
ni§  gab,  ba§  ©anftiffimum  opne  emige§ 
Sidpt  in  ber  ®ircpe  fo  lange  auf^ubemapren, 
bi§  le|tere§  geftiftet  merbe.  Oie  $onfetra= 
tion  be§  ©otte§paufe§  napm  am  gefie  be§ 
pl.  3gnatiu§  (31.  3uli)  1729  ber  Rkinger 
Rßeipbifcpof  0.  ©dpönauer  üor. 

? l0  ,5  2£>.  ^irepe  W liegen  ift  ein  einfd&if- 

' ' ' ’ ' V 1 1 ' 1 ’ ' 1 figer,  fiebenjodjiger  Sau  oon  37,00  m lichter 
SStlb  20.  ©ieaen. 

SBlortä  §immelfal>rtälir,$e.  Sän9c-  10<50  m (i*tec  ®reite  unb  12  m 
©runbrip.  innerer  ©ope.  Re<pt§  unb  linfö  begleiten 


404 


18.  Sie  Sütariä  £>immelfahrt£fircpe  gu  (Siegen. 


189 


baS  Scpiff  je  fiebert,  mit  einer  Sonne  eingemölbte  9Ufdjen,  meldje  burdj 
Einjiepen  ber  (Strebepfeiler  gewonnen  mürben,  unb  bei  einer  Breite  bon 
3,75  m eine  Siefe  bon  2,20  m befipen.  fRunbbogige  Surdjgänge  ber= 
binben  fie  miteinanber. 

Ser  gront  ber  Strebepfeiler  mürben  plafter  borgelegt,  meldje  mit 
toSfanifcpem  Kapital  berfe^en  finb  unb  bis  jurn  9Infap  ber  Sonnen  in 
ben  SRifdjert  reichen1.  Sie  tragen  baS  §ol§gemötbe,  mit  bem  baS  Schiff 
eingebecft  ift. 

SaS  Eemölbe  apmt  ein  bierteiligeS,  gotifdjeS  fRippengemölbe  nadj.  Sie 
ftarren,  nur  menig  gefrümmten  unb  barum  fepr  unfcpönen  ^Rippen  geigen 
einen  entarteten  bimförmigen  Guerfcpnitt.  3m  Scheitel  ber  Eemölbe  flogen 
fie  gegen  einen  fRing  an,  eine  SRadjbilbung  beS  SdjlupfteinS  fteinerner 
ütippengemölbe.  Sie  Duergurte  finb  mittelbreit  unb  am  Ütanb  mit  Seiften 
befept.  SaS  lepte  Eemölbejocp  beS  EporeS  ift  fiebenteilig , offenbar  in 
Erinnerung  an  ein  poIpgonaleS  Eporpaupt.  ES  laufen  Iper  nämlich  auch 
bon  gotifierenben  $onfo!en,  bie  oben  an  ber  SXbfc^lugmanb  angebracht 
finb,  brei  fRippen  jum  fRing  im  Scheitel  beS  EemölbeS. 

Ser  Epor  umfapt  bie  ^mei  lepten  3od)e  unb  liegt  hier  Stufen  über 
bem  planum  ber  Kirche.  Ser  jept  abgebrochene  „gürftenftupl"  befanb 
fidj  in  ber  borlepten  :Rifdje  red&ts ; bie  ipr  gegenüberliegenbe  DUfcpe  befipt 
eine  auf  ben  pap  bor  ber  Slircpe  gepenbe  Süre,  meicpe  epebem  mopl 
bem  §of  unb  ben  patres  als  Eingang  biente.  Sie  beiben  für  baS  23oIt 
beftimmten  portale  liegen  im  britten  3o(pe  beS  SangpaufeS. 

Bitten  pinter  bem  Epor  erpebt  fid)  ber  Surm,  in  ben  beiben  2BinfeIn 
■poifcpen  bem  Surm  unb  ber  2Ibfcp(upmanb  beS  EporeS  gmei  mit  niebrigem 
Obergefcpop  berfepene  Satrifteien,  meicpe  früper,  mie  -$u  $oeSfe!b  nodj 
jept,  burcp  runbbogige  Surcpbrü(pe  ber  feitli(pen  Surmmauern  mit  bem 
unteren  Surmgefdjop  berbunben  maren.  Sie  Sreppe  §u  ben  Obergefcpoffen 
ber  Safriftei,  ben  oberen  Eefcpoffen  beS  SurmeS  unb  bem  Sadjraum  ber 
$ircpe  lag  bamals  in  einem  in  ber  SurmpaHe  angebrachten  Einbau,  ber 
burcp  eine  pinter  bem  §ocpa!tar  befinblicpe  Sür  bom  Epor  aus  gugänglicp 
mar.  Sie  Satrifteien  unb  baS  Erbgefcpop  beS  SurmeS  erfupren  in  jüngerer 
3eit  einen  burcpgreifenben  Umbau,  bei  melcpem  unter  anberem  aucp  jener 
Einbau  befeitigt  mürbe. 

1 SSei  einer  jüngeren  Üteftauration  ber  $inpe  mürben  bie  Kapitale  leiber  gunt 
größten  Seil  gotifiert.  91ur  im  Efjor  blieben  fie  in  ihrer  urfprünglicpen  gorm 
erpalten. 


405 


190 


Sie  gotipben  Äirdjen. 


Das  Sicht  mirb  ber  ^ird^e  burd)  14  l^olje , gmeiteilige  9ftunb= 
bogenfenfier  gugcfübrt,  bereu  9ttittelpfoften  fid)  am  oberen  (§nbe  nach  bem 
genfterrabmen  gu  gabelt  unb  fo  mit  bemfelben  gmei  Spipbogen  bilbet. 
^foften  unb  Sftabmenmerf  finb  aus  ßicbenbolg  gemacht  unb  liegen  bort  an 
bem  äuperen  9tonb  ber  genfteröffnungen.  Die  Safrifteien  hoben  nur  ein 
genfter,  bon  benen  baSjenige  ber  Safriftei  gur  Sinfen  ben  genftern  ber 
$ird)e  naebgebilbet  ift.  3b*ß  Obergefd&offe  merben  burdj  ein  Heines,  hier® 
edigeS  genfter  erbebt. 

Das  tu^ere  ber  $ird)e  geigt  uns  einen  Dreibad)bau.  Das  Schiff 
bat  ein  Sattelbacb,  bie  streben  mit  ben  bon  ihnen  gebitbeten  IRifdben 
finb  mit  einem  bis  nabe  an  baS  $ranggefimS  beS  §auptbad)eS  reidjenben 
^ultbacb  auSgefiattet.  Die  bei  ben  jüngfien  (BrneuerungSarbeiten  burcbouS 
ftilroibrig  reftaurierten  portale  hotten  borigontalen  Schlup  unb  barüber  eine 
einfache  SimSbetrönung.  Die  bem  (5bor  gegenüberliegenbe  Scbmalfeite 
ift  mit  gmei  (Strebepfeilern  berfepen,  im  übrigen  aber  fdmiudloS.  9tur 
prangt  am  (Biebel  bor  einem  auf  ben  Dacbraum  ber  Kirche  fübrenben 
Keinen  OfuluS  ber  9?ame  3efuS. 

Der  Durm  ift  biergefdjoffig.  Die  genfter  ber  unteren  (Befcboffe  finb 
Kein  unb  hoben  teils  einen  geraben  teils  einen  ftiebbogigen  9tbfcblup. 
Das  oberfte  (Befdjop  befi^t  grope,  als  Schaulöcher  bienenbe  Spipbogen= 
fenfter.  Das  bierfeitige,  gefebmeifte,  an  ben  kanten  abgefdbrägte  Dach 
enbet  mit  aebtfeitiger,  breit  angelegter  Saterne,  bereu  §aube  bann  bon 
einer  feiten, . Heineren  Saterne  befrönt  mirb.  Die  Safrifteien  hoben 

2Mmbäcber. 

Die  Siegener  ^3farr=  unb  IMegSfircbe  geigt  eine  überrafebenbe  $er= 
manbtfcbaft  mit  ber  $oeSfelber  $oHegStir<be.  Sie  ift  Keiner  unb  ungleich 
einfacher  als  biefe,  fonft  aber  im  mefentlicben  bie  gleiche  Inlage,  fner 
mie  bort  ein  einfdjiffiger  25au  mit  feitlicpen  9Hfd)en,  bie  bon  ben  ein= 
gegogenen,  mit  Donnen  berbunbenen  Strebepfeilern  gebildet  finb,  hier  mie 
bort  als  Stützen  ber  (Bemölbe  Vorlagen  bor  ben  Streben,  f)kx  mie  bort 
gotifdbe  $reuggemölbe  als  (Sinbedung  beS  5D?ittelf<biffeS,  b^r  mie  bort  ein 
Dreibad),  beftebenb  aus  einem  Sattelbacb  unb  gmei  über  ben  9tifcben 
gmifeben  ben  Streben  angebrachten  felbftänbigen  Sßultbäcbern,  mie  bort 
enblicb  hinter  bem  ©bor  ber  Durm  unb  in  ben  ÜBinfeln  gmifeben  beiben  bie 
ebebem  auch  gu  Siegen  mit  bem  (Srbgefcbop  beS  DurmeS  berbunbenen 
Safrifteien.  Dille  3lbmeicbungen,  bie  gmifeben  ben  beiben  bauten  befteben, 
finb  nur  nebenfäcblicber  DXrt.  Dap  bie  DBeftfeite  ohne  reichere  (Blieberung 


406 


18.  Ote  Sfttöriä  ^hrtmelfaprtäfixipe  gu  Stegen. 


191 


blieb,  f )at  feinen  (Brunb  in  bem  Umftanb,  bap  biefelbe  burdp  ein  §au3 
oerbecft  mirb.  Oa§  Seelen  be§  Si(ptgaben§  im  Sttittelfcpiff  ertlärt  ftdp 
burcp  bie  geringere  £)öpe  ber  ©ernölbe  unb  ba§  oon  ben  Übeln  pefuniären 
Serpältniffen  gebotene  Streben  nach  größter  (Sinfac^^eit,  ein  Umftanb,  auf 
ben  e§  autp  mopl  prüdäufiifjren  fein  bürfte,  bap  man  ben  «Streben  ftatt 
^albfäulen  ^ilafter  al§  Vorlagen  gab  unb  bie  Orgelempore  in  f)olj  ftatt 
in  Stein  erbaute. 

Oie  Sermanbtfcpaft  smifdpen  ber  $oe§felber  unb  ber  Siegener  $irdpe 
begreift  fiep  übrigen^  leidpt,  menn  man  üor  klugen  palt,  bap  e§  ein  unb 
berfelbe  Sruber  mar,  meldper  beibe  $irdpen  fdpuf.  §ülfe  ftarb  leiber  $u 
früh  für  feine  Siegener  Sümpfung.  2Bäre  er  länger  am  Seben  geblieben, 
unb  märe  e§  ipm  oergönnt  gemefen,  ben  Sau  felbft  ju  OoKenben,  fo  pätte 
er  ipn  mopl  ftatt  mit  ben  ftarren,  ungelenlen  §ol§gemölben  mit  eleganten 
Steingemölben  Oon  ber  $lrt  ber  (Semölbe  in  ber  $oe§felber  $irdpe  ber* 
fepen.  Oie  foliben  Strebepfeiler  meifen  beutlidp  barauf  pin.  Unb  nidpt 
blop  ba§,  oießeidpt  pätte  bann  bie  $irdpe  auch  ein  Öidptgabengefdpop  erhalten. 

Son  bem  urfprünglidpen  Mobiliar  ber  $irdpe  ift  nur  nodp  ber  §odp= 
altar  oorpanben.  5lHe§  anbere  mürbe  bei  ben  lepten  üteftaurationen  be= 
feitigt,  bei  meüpen,  mie  ftpon  gelegentlich  gefagt  mürbe,  leiber  audp  bie 
$apitäle  ber  ^ßilafter  in  ben  Oorberen  Sodpen  gotifiert  mürben  unb  bie 
portale  ipre  jepigen  romanifierenben  Umrapmungen,  2Bänbe  unb  ©e= 
mölbe  aber  ipre  gotifepe  Semalung  erpielten.  Oer  ipocpaltar  ift  ein  guter 
ßtofotobau  üon  gefälligem  Aufbau  unb  trefflichen  Serpältniffen.  Oa§ 
90Uttelfelb  mirb  an  beiben  Seiten  oon  je  jmei  forintpifdpen  Säulen 
flanfiert,  über  benen  fidp  ba§  gefepmeifte  ©ebälf  be§  Unterbaue»  üerfröpft. 
Oer  redpt£  unb  linfä  mit  je  einem  Säuldpen  befepte  2luffap  mirb  burdp 
mäeptige  Oerboppelte  Soluten  abgeftüpt. 


^weiter  Slbfcfjnitt. 

ipte  nidjfgoiifdjm  <£i*d}ett. 

1.  pic  X> vctf alt i «^1; t’i tölii vdjc  ]it  iUdirtltenlhn'ii. 

(^ierju  SSilb : Safe!  11,  b.) 

3u  Vfdhaffenburg  liefen  fi$  bie  3efuiten,  bon  Sodann  ©dhmeifarb 
gerufen,  1612  nieber.  2ll£  SÖo^nung  überließ  ifjnen  ba£  Kapitel  bon 
©t  ^ßeter  eine  gerabe  leerfte^enbe  $urie,  an§  ber  fie  aber  1614  in  ba§ 
neue  ©djloji  überfiebelten,  tt)eil  biefelbe  für  bie  patres  jn  tnenig  geeignet 
roar.  3ur  Abhaltung  ihrer  gotteSbienftlidhen  Verrichtungen  erhielten  bie 
3efuiten  bei  ihrem  ©rfcbeinen  ju  9lfcbaffenburg  bom  Habite!  ein  ©eiten* 
fdjiff  ber  ©tifiSfirche  angemiefen.  ©ine  eigene  Kapelle  errichteten  fie  erft 
1617,  aber  fdjon  1619  begannen  fie  ben  Vau  einer  größeren,  ben 
Vebürfniffen  beffer  entfpredhenben  $irdhe.  SDie  ©runbfieinlegung  gefdhah 
burdh  ben  ©uffragan  bon  ©rfurt,  (SljriftoJ)!)  SSeber,  in  (Segenmart  be£ 
$urfürften  3o§ann  ©dhtueifarb,  ber  bem  Vierte  eine  fo  tätige  Beihilfe 
lieh,  bo&  bie  Kirche  bereits  1620  fertig  baftanb.  3hre  ©inmeihung  er* 
folgte  1621  in  feierlicher  2Beife  burdh  ben  fturfürften  unter  Slffiftenj 
beS  VifcbofS  bon  Vamberg  unb  Söürjburg,  ©ottfrieb  bon  Vfchh^ufen, 
beS  Vtain^er  ©uffragan§,  ©teb^an'Söeber,  unb  be§  ©rfurter  ©uffraganS, 
©hriftobh  SBeber.  S)ie  SDeforationSarbeiten  in  ber  Kirche  gogen  fidh  bis 
in§  Sahr  1622  hin. 

©3  liegen  nodh  über  ben  $irdjenbau  Rechnungen  bor,  au§  benen 
freilich  für  bie  Vaugefchichte  nichts  bon  Vebeutung  ju  entnehmen  ift1. 

1 2lrdjit)  be§  fgl.  ©tiftSrentamtS  2lf(haffenburg  (St  Bieter  unb  Slle^anber), 
3efuitenfoUegium  fjach  IV,  n.  15.  Annuae  litterae  im  ©tabtarchiö  gu  SCftaing 
B 40  a,  eine  furje  (Sporn!  beS  Kollegs  in  ben  ftäbt.  Sammlungen  su  ^Ifdjoffen* 
bürg.  5Xn  ©ebrutftem  einiges  gur  33augef<hi(hte  bei  ^rang  ©pi ringer,  ^ur 
©efchichte  beS  2lf<haffenburger  Pieren  Unterrid&tStoefenä,  Programm  1900/01, 
Slfdjaffenburg  1901,  10  ff. 


408 


SSraun,  £>eutfd)e  Sefuitenfirdjen. 


Safel  11 


Stegen.  9Jlariä  §tmmelfafjrtsfir<f)e.  inneres,  ©tf)iff.  b.  ^Ifdjaffenburg.  ®reifaltigfett§firdje.  ^nrtereö.  (£f)or. 


. ®fiffeIborf.  StnbrectSfird&e.  3nnere§.  (Sfjor.  d.  S)uffeIbotf.  2Inbrea$fird)e.  inneres,  ©eitenfdjiff. 


1.  3)ie  SDreifaltigfeitSfirtbe  ju  2lfd>affenburg. 


193 


3mmetf)in  finb  fie  ntd&t  ohne  2Bert,  me^alb  mir  menigfienS  bie  (Beneral= 
pofien  §ier  folgen  (offen: 

$ür  £agelöbuer  unb  £anbreicber 

„ Mauerftein 

P €>auftein 

„ Häuflein  unb  Quabern 

„ glatten 

V Rubren 

„ mt . 

©djmiebearbeiten 

„ ©attler»,  6eiler=  unb  Magnerarbeiten 

„ JBaubolg,  SBorlc  unb  Satten 

„ Maurerarbeiten 

„ Zimmerarbeiten ; 

„ ©laferarbeiten  (einfdjl.  ber  SSerglafung  be§  tRefeftorium§) 

©la§fdjeiben 

„ §0(3  für  (Rahmen 

A ^enfterbra^t 

„ ©ifen,  S&Iei,  *Rägel  unb  äöerf'aeuge 

©djlofferarbeiien  

ff  Siegler 

„ Seienbederarbexten  unb  S)adjfc|)ißfer 

„ fonftige  Materialien  gum  ©inbecfen  be£  3)adj)e3  . . . 

„ allerlei  Mbenfofien 

„ ©djreiner=  unb  33ilbbauerarbeiten 

„ 2:ünd)er=,  6tutf=  unb  Malerarbeiten 

„ ^ned&tätoljn,  Unterhaltung  be3  $ferbe§  unb  ©tattfoften  . 

Sa  11560  fl.  29  Är. 

Oie  gefamten  23aufofien  beliefen  fidj  bemnad)  auf  11560  fl.,  29  $r. 
Sür  bie  Snfjenierung  unb  Aufführung  beS  SchaufpieleS,  baS  ju  (Bhren 
beS  $urfürften  unb  feiner  (Bäfte  am  Oage  ber  (Sinmeifjung  gegeben  mürbe, 
bezeichnet  baS  AechnungSbud)  56  fl.,  34  $r. 

Über  bie  23efd}affung  be§  Mobiliars  ber  neuen  Kirche  erfahren  mir 
aus  ben  (Rechnungen  fobiel  tote  nichts.  Oer  einzige  (Begenftanb,  beffen 
fie  (Srmäfjnung  tun,  ift  bie  Handel,  Sie  mürbe  am  2.  3uli  1624  bem 
Schreinermeifter  Vernarb  für  50  (Rtlr,  3 Malter  (Betreibe  unb  einen 
hinter  SBein  in  Auftrag  gegeben  unb  am  23.  «September  1625  aufgefteHt. 

1667  unb  1668  tarnen  neue  23änte  in  bie  Kirche,  1708  mürben  bie 
unteren  genfter  neu  Oerglaft,  in  bie  oberen  mürbe  baS  befte  (BlaS  aus 
ben  unteren  eingefe^t.  AuSgeführt  mürben  btefe  (Blaferarbeiten  gemäji 
bem  $ontraft  Oom  24.  April  1708  burd}  ben  Afchaffenburger  Meifter 
Sohann  23iltinger.  1744  mürbe  am  23.  April  mit  bem  Orgelbauer 

SSraun,  S>te  beutf^en  Sefuiten!irc§en.  1.  — 13 


541  fl. 

33  ftr. 

385 

II 

4 

II 

1877 

n 

29 

„ 

276 

II 

24 

II 

237 

tr 

20 

„ 

256 

„ 

12 

II 

528 

n 

37 

„ 

39 

ii 

38 

U 

62 

ir 

30 

II 

1101 

„ 

3 

„ 

3000 

n 

— 

„ 

556 

„ 

50 

„ 

255 

ii 

19 

„ 

108 

„ 

— 

II 

21 

ii 

16 

II 

81 

„ 

— 

II 

798 

n 

56 

„ 

168 

ii 

7 

II 

239 

tJ 

14 

n 

259 

V 

45 

119 

tr 

— 

n 

274 

ii 

55 

II 

385 

„ 

50 

II 

352 

tf 

26 

V 

134 

„ 

1 

II 

194 


Oie  mdjtgotiftfjen  Kirchen. 


Sodann  ®eorg  §ug  ein  Vertrag  megen  einer  neuen  Orgel  abgefdjloffen, 
am  22.  Oe^ember  be»  gleichen  3ahre§  bem  33ilbhauer  ^ßinjenj  Röhring 
au§  Afcbaffenburg  bie  Anfertigung  ber  ornamentalen  unb  figürlichen  Au§= 
ftattung  be§  OrgelgehäufeS  berbungen.  1768  fontrahierten  bie  patres  mit 
bem  Oünchermeifier  Stamm  su  Afcbaffenburg  megen  Aeutünd)en§  unb  An= 
ftreichen^  ber  iHrche.  33on  befonberem  Sntereffe  ift  ber  britte  $untt  be§ 
Verträge?,  morin  ber  A?eifter  fich  unter  anberem  berpflichtet,  im  Snnern 
ba§  (Bolb  ab^umafcben,  ben  ^3lat^  über  bem  Torbogen,  auf  bem  bie 
^eitigfte  Oreifaltigfeit  gemalt  fei,  „frifcb  bem  Zahler  §ur  fresco  maueret) 
anf^iehen",  „bie  Saterne  über  bem  fyofyn  Altar"  ^umad^en  unb  in 
ben  Sd)luf$  „einen  Aamen  3efu§"  ju  fe|en.  Oie  Aeubemalung  be§ 
33ogenfelbe§  über  bem  (^orbogen  führte  Analer  Safob  $onrab  23edjtolb 
öon  Afcbaffenburg  au§,  mofür  er  laut  Ouittung  bom  17.  3ufi  1768 
55  fl.  erhielt. 

finb  nur  menige  Aoti^en,  bie  fich  au§  ber  ©efcbicbte  ber  Kirche 
erhalten  haben.  Am  mertbollften  finb  bie  beiben  lebten,  fofern  fie  un§ 
über  bernerfen§merte  Anberungen  in  ber  Oeforation  ber  Kirche  unb  ber 
Einrichtung  ber  @horabfi£  AuffchluB  geben. 

Oie  $Meg§fircbe  j$u  Afchaffenburg  ift  ein  römifcber  33arodbau.  $on 
gotifcben  Elementen  finbet  fiel)  fobiel  wie  gar  nichts  mehr  an  bem  23au. 
Oa§  einige,  ma§  noch  etraaä  an  bie  alteinheimifchen  Orabitionen  erinnert, 
finb  bie  Streben  be£  2icE)tgaben§  mit  ihren  nadb  innen  gelrümmten  Ab= 
bedungen  unb  ba3  $Pfoftenmert  ber  unteren  genfierreihe. 

Oie  SAafberhältniffe  ber  Kirche  finb  nicht  bebeutenb.  3§re  gefamte 
lichte  Sange  beträgt  30,25  in,  mobon  26  m auf  ba3  £anghau§  fommen. 
Oie  Breite  be§  2anghaufe§  beträgt  8,30  m.  (Sin  Streben  nach  Aßeit= 

räumigfeit  macht  fid)  im  SSau  faum  bemertbar,  eher  eine  Oenben§  nach 
aufmärt§;  beträgt  hoch  bie  innere  §)öhe  gerabe  ba§  Ooppelte  ber  Breite 
be§  9Aittelraume§,  17,70  m.  Oie  räumliche  ©lieberung  be£  Snnern  §eigt 
ba§  gemöhnliche  Sterna  eine£  53arodbaue§.  Oa§  Sanghau§  befiehl  au§ 
brei  Jochen,  bie  %vl  beiben  Seiten  öon  3 m tiefen  unb  7 m breiten 
Aifcben  begleitet  merben;  ber  (S£)or  ha*  bk  gorm  eine§  §albrunb§  Don 
4,25  m Oiefe. 

Aber  auch  ber  Aufbau  folgt  burcbau§  ber  A3eife  be»  23arod.  Oie 
Aifcben  bes  SangpaufeS  öffnen  fi<h  nach  bem  DAittelraum  ju  in  einem 
Aunbbogen,  ber  bon  ihaggefimfen  auffteigt,  unb  finb  mit  einer  Oonne 
eingemölbt.  Oie  genfter  in  benfelben  finb  grop,  fcbliefen  mit  gerabem 


■410 


1.  Sie  SreifaltigteitSfirche  zu  SXfd^affenburg. 


195 


©turz  unb  merben  burch  ^toei  bertifale  unb  gtoet  horizontale  ^ßfoften  in 
neun  gelber  gerlegt,  eine  bei  $irchenfenfiern  nicht  gerabe  gemöhntiche,  bei 
genftern  Oon  profanbauten  häufigere  ©tieberung.  Sie  ^ßfoften  finb  fräftig, 
aber  nur  mit  einem  rechtminftigen  ©infprung  an  ben  kanten  profitiert. 
Sen  ferneren,  1,50  m breiten  9ftauerpfeitern,  metche  bie  Dlifchen  bitben,  ift 
ein  leidster,  mit  toSfanifchem  $apität  berfehener  ptafter  oorgeftellt,  ber  ein 
hohe»,  mit  ©tucffartufchen  unb  ©tucfgirlanben  reich  ornamentiertes,  hoch 
nur  menig  auStabenbeS  ©ebätf  trägt.  Sie  ©inbecfung  beS  TOttetraumeS 
befteht  in  einem  Sonnengemötbe,  baS  über  ben  ^itaftern  mit  breiten,  aber 
fdhtoach  bortretenben  ©urtbogen  unterlegt  unb  berftärft  ift.  $on  ben 
©eiten  fyx  fchneiben  ziemlich  [teile  ©tichfappen,  metche  bie  ungeteilten  fiich= 
bogigen  genfter  beS  SichtgabenS  enthalten,  in  baS  ©emötbe  ein. 

Sie  5tpfiS  ift  fenfiertoS,  bodh  mar  fie  urfprüngtich  mit  einer  Laterne 
auSgeftattet,  burch  metche  ihr  bon  oben  her  Sicht  zugeführt  mürbe.  Sie 
Saterne  mürbe,  mie  mir  bereits  hörten,  1768  berfdjloffen.  ©eittiche  ©m= 
poren  finb  in  ber  Kirche  nicht  angebracht;  nur  an  ber  ©ingangSfeite  ift 
eine  ©aterie  eingebaut,  ©ie  ift  in  53alfenmerf  auSgeführt,  ruht  auf  bier 
freiftehenben  ionifchen  ©äuten  unb  ift  burch  eine  in  ben  §of  beS  ehe* 
mutigen  ^ottegS  mitnbenbe  SBenbettreppe  zugänglich.  Übrigens  ift  nur  ber 
hintere  Seit  ber  ©mpore  mit  ben  beiben  bem  ^ßortat  zunächft  gelegenen 
©äuten  urfprüngtich;  ber  borbere  ift  eine  fpätere  ©rmeiterung  ber  erften, 
aCtgu  fchmaten  Anlage. 

©ehr  bemerfenSmert  ift  ber  ©tuet,  mit  bem  baS  Snnere  befördert  ift. 
©r  finbet  [ich  an  ber  $oncha  ber  2IpfiS,  an  ben  ©urten  beS  Sonnen= 
gemötbeS,  in  ben  gmiefetn  beS  ©fjorbogenS  unb  ber  23ogen  ber  Dlifchen, 
am  ©ebätt,  in  ben  Sonnen  ber  9li[chen  unb  oberhalb  beS  genfterS  ber 
©ingangSmanb.  SaS  Sonnengemötbe  beS  SangpaufeS  fetbft  z^Qt  feinen 
©tucffchmucf.  ©harafteriftifcp  ift  für  ben  ©tue!  baS  fchmache  Relief;  er 
erfcheint  noch  ats  auSgefprocheneS  gtächenornament.  Sie  ornamentaten 
Seite,  in  benen  baS  fog.  23efchtagornament  borherrfept,  tragen  entfehieben 
baS  ©epräge  ber  beutfepen  ütenaiffance,  bagegen  offenbart  fich  in  ben 
bieten  figürlichen  Sarftetlungen  unberfennbar  itatienifcher  ©influfi. 

Ser  ©tue!  ber  2tpfiSfoncpa  ftettt  bie  Verehrung  beS  Samens  3efu  bar: 
in  ber  9Jtitte  ber  Dlame  3efu,  unten  eine  3°ue  bon  Zeitigen,  barunter 
natürlich  auch  folc^e  ber  ©efettfehaft  Sefu,  barüber  eine  zmeite  Qone 
mufizierenber  ©nget,  oben  enbtich  eine  britte  3oue  fteinerer,  betenber  ©nget. 
3n  ben  Seideln  oberhalb  beS  ÜtpfiSbogenS  unb  ber  9?ifcpenbogen  finb 

13* 


411 


196 


2)ie  nidjtgotif^en  ßirdien. 


über  Sßolfen  (Sn^el  mit  ben  SeibenSmer^eugen  angebracht.  Oer  ©tuet 
ber  $oncha  unb  ber  Qmidel  fofl  erficbtlid)  baS  2ßort  beS  9lpoftelS  Oer= 
fördern:  ($r  §at  ficb  felbft  erniebrigt,  inbem  er  gehorfam  mürbe  bis  jum 
Oobe,  bis  ^um  Oobe  am  ^reu^e;  barum  §at  (Sott  ihm  einen  tarnen  ge* 
geben,  ber  ba  ift  über  alle  tarnen  ufm.  (Sßhtf  2,  8 — 10).  3n  bem 
©feitet  beS  SlpfiSbogenS  fyahtn  jrnei,  ein  $eronifatucb  b^Itenbe  (Sngel  $ßlap 
gefunben,  in  bem  ber  übrigen  ein  ^iniengapfen,  baS  Stoppen  Sodann 
©cbmeitarbs,  jrnei  Zeitige  OßetruS  unb  llejanber)  unb  ein  ©cbilb  mit 
bem  23ucbftaben  Ä (Slfcbaffenburg).  OaS  (Sebälf  ift  mit  $artufcben  be* 
fept,  melcpe  an  25lumengeminben  aufgebängt  finb  unb  bie  Oojologie  Gloria 
Patri  ufm.  enthalten.  Oberhalb  beS  genfterS  ber  gaffabenmanb  befinbet 
ficb  über  einem  bon  ^onfolen  getragenen  Unterbau  in  runber,  bon  Engeln 
flankierter  Umrahmung  9flaria  mit  bem  SefuStinb,  barunter  bie  2BibmungS= 
inf(brift:  UNI  TRINO  DICATA  MDCXXL 

Oie  Ouergurte  beS  OonnengemölbeS  höben  als  SSerjierung  güllungen 
mit  leichtem  33efcblagornament  ober  feblicbtem  Sßappenmerf  im  Söecbfel  mit 
©Reiben,  bie  Stafetten  ober  (SngelSlöpfe  aufroeifen.  ©ehr  reichen  ©cbmud 
erhielten  bie  Tonnen  ber  feitticben  Slifcben,  bei  benen  namentlich  au(b  mit 
fbtnbolifcben  unb  figürlichen  OarfteHungcn  nicht  gefargt  mürbe.  Oiefelben 
finb  teils  größeren  obalen,  teils  Heineren  !reiS=  ober  halbkreisförmigen 
Umrahmungen  eingefügt.  @in  beftimmteS  ©pftem  febeint  bei  ihrer  2luS= 
mahl  nicht  mafjgebenb  gemefen  ju  fein.  Oie  glädjen  jmifeben  ben  9Jle= 
baillonS  finb  bureb  25efd)lagornament  belebt.  Oie  ©tudöeforation  ber 
5tfcbaffenburger  ®oflegSfircbe  jeiebnet  ficb  bureb  bornehme  Stube,  ge= 
mäblte,  bon  ebtem  (Sefcbmad  ^eugenbe  Slnorbnung,  boüftänbigeS  gehlen 
aller  Übertabung  unb  leichte,  gefällige  gormenfpracbe  aus.  (SS  mar  gmeifeU 
los  ein  feinfinniger  SJkifier,  ber  fie  febuf. 

(Sine  in  mehrfacher  ipinfiebt  eigenartige  (Srfcbeinung  ift  bie  gaffabe  ber 
Kirche.  3bre  mittlere  Partie  bilbet  ein  Siifalit  unb  mirb  bureb  ein  (Se= 
firnS,  baS  ficb  an  baS  ^ranggefimS  ber  ©eitenpartien  anfcblieBt,  in  einen 
hohen  Unterbau  unb  einen  niebern  Oberbau  gefebieben.  3bre  @<Ien  &ß= 
flehen  aus  Ouabern.  OaS  portal  jeigt  baS  gemöbnlicbe  ©cbema  ber 
Stenaiffanceportale,  boeb  ift  bie  Umrahmung  hier  auffallenb  flach-  mirb 
oon  einem  mit  bem  tarnen  3efu  gefcbmüdten  ©ebilb  bekrönt,  ber  bon 
Engeln  gehalten  unb  $u  beiben  ©eiten  oon  einem  kleinen  ObeliSfen  be= 
gleitet  mirb.  (StmaS  hbhßr  beginnt  ein  großes,  jept  freilich  oermauerteS 
Stunbbogenfenfter , baS  unter  Ourcbfcbneibung  beS  oorbin  ermähnten  (Se= 


412 


1.  Oie  OreifaltigfeitStixpe  au  21f(paffenbuxg.  197 

fimfeS  bis  in  ben  Oberbau  pineinragt.  Seine  Umrahmung  pat  als  einzige 
SBerjierung  ^roet  fcpmale,  flache  Seiftcpen.  Oie  etmaS  fdjmäcpliche  $erbacpung 
beS  genfterS  tüirb  bon  brei  ^onfolen  abgeflü^t.  Oer  Oberbau  ber  gaffabe 
fcpließt  mit  $ranggefimS  unb  SBalmbacp;  ein  Giebel  feplt. 

Oie  ben  beiben  -ftifcpenreihen  im  gnnern  ber  $ircpe  entfprecpenben 
fcpmalen  Seitenpartien  ber  gaffabe  paben  ebenfalls  Gdquabern.  Gtma  in 
falber  §öpe  finb  fie  mit  einer  foncpaartigen,  bon  einer  fc^Iid^ten  Äbifula 
überragten  9tifd)e  gefcpmüdt,  in  ber  linfS  eine  Statue  beS  §eilanbeS, 
rechts  eine  folcpe  ber  Gottesmutter  fte^t.  SOßeiter  hinauf  ift  in  ber  2Banb 
eine  runbe,  bon  bierecfiger  gebrochener  Umrahmung  umgebene  33tenbe  an* 
gebracht.  Über  bem  ^ranggefimfe  ergebt  [ich  hinter  einer  aus  bauchigen 
Oodenfäulcpen  gebilbeten  33alufirabe  bie  borberfte  Strebe  beS  SicptgabenS. 
Oiefelbe  hot  eine  gotifierenbe,  nach  innen  getrümmte  SIbbedung,  ift  aber 
unten  mit  einer  mastigen  Volute  befeßt,  eine  Ginrichtung,  mit  ber  man 
erficptlid)  beredte,  fornopl  bem  Oacp  ber  21bfeiten  nach  ber  gaffabe  gu 
einen  paffenben  ülbfcpluß  in  geben,  als  auch  bon  ber  Gde  ber  Seiten* 
Partien  einen  Übergang  gum  Oberbau  ber  TOttelpartie  gu  fchaffen.  Oer 
33arodcparafter  beS  23aueS  tritt  an  ber  gaffabe  meit  meniger  in  bie  Gr* 
fcpeinung  als  im  Innern,  plafter  unb  Gebölte,  bie  uns  fonft  regelmäßig 
bei  53arocffaffaben  begegnen,  mürben  gang  beifeite  gelaffen.  Gbenfo  fehlt 
baS  unbermeiblicpe  Opmpanon.  51ber  auch  ber  ftarte  3^9  nach  aufmärts, 
ber  bie  gaffabe  beherrfcht,  eine  Gigentümlidjfeit,  bie  fiep  allerbingS  auch 
im  Snnern  bemerflicp  macht,  ift  menig  barod. 

$ln  ben  Sangfeiten  fällt  auf  ben  erften  331id  bie  fepon  ermähnte,  un* 
gemöpnlicpe  Gilbung  ber  unteren  genfter  auf.  Sie  roerben  bon  niebrigem, 
burch  hier  $onfolen  getragenem  Gefimfe  überragt.  Oie  2Ibfeiten  hoben  ihr 
eigenes  Oach,  fo  baß  bie  $ir$e  bon  außen  baS  51uSfepen  eines  bafilifalen 
33aueS  bietet.  Sie  entbehren  nicht  nur  aller  Streben,  bie  pier  freilich 
böHig  überflüffig  maren,  fonbern  aud)  jeber  bertitalen  Oeilung,  möhrenb 
bie  Sicptgabenmanb  burch  gotifierenbe  Streben,  bie  aus  bem  Oach  ber 
21bfeiten  auffteigen,  eine  gefällige  Glieberung  erhalten  hot.  Oie  genfter 
beS  SicptgabenS  finb  opne  23erbacpung  geblieben  unb  nur  mit  einer  ein* 
fachen,  an  ben  oberen  Gden  Opren  bilbenben  Umrahmung  auSgeftattet. 

Oie  IMegSfircpe  gu  9lfcpaffenburg  ift  eine  gang  bereinfamte  Grfd)ei= 
nung  inmitten  ber  bis  bahin  in  ber  rheinifepen  OrbenSprobing  entftanbenen 
^ircpen.  Sie  pot  nichts,  gar  nichts  mit  benfelben  gemeinfam.  53ei  ipr 
baS  Spfiem  beS  römifepen  SBarod,  bei  biefen  Gotif,  bort  ein  polpgo* 


413 


198 


S)ie  nichtgoiifihen  Kirchen. 


naler  ßfjor  unter  Seibepaltung  beg  trabitioneHen  Saufdpemag,  hier  eine 
palbrunbe  Spfig,  bort  (Smporen  nicht  nur  an  ber  bem  @por  gegenüber= 
liegenben  Sdpmalfeite,  §'m  foldhe  nur  an  ber  gaffabe. 

2Ber  ift  ber  Srcpiieft  ber  ^ircpe  gemefen?  Stan  fjat  an  fRtbtnger,  ben 
Erbauer  beg  Sjcpaffenburger  Sdploffeg,  gebaut;  bodb  hätte  ein  auch  nur 
oberflächlicher  Vergleich  ber  Srdpiteftur  bon  Schlop  unb  Kirche  babon  ab= 
galten  müffen.  gmif^en  beiben  Sauten  befielt,  fo  nahe  fie  örtlich  unb 
zeitlich  einanber  flehen , feine  Serroanbtfchaft,  roeber  in  Segug  auf  ben 
Stil  im  allgemeinen  noch  in  Segug  auf  bie  Sepanblung  unb  formelle 
Silbung  ber  einzelnen  Sauglieber.  Oer  Srcpiteft  ber  $ircpe  mar  bielmepr, 
mie  eg  fdbeint,  fein  anberer  alg  ber  bamalige  Obere  ber  Sfdpaffenburger 
IRefibeng,  ber  burcp  feine  $enntniffe  in  ber  ÜDtatljematif  unb  Srcpiteftur 
auggegeicpnete  P.  Sodann  Seinharb  3^er»  ücm  bem  fdhon  früher  ge= 
legentlich  bie  Sebe  mar.  In  mathematicis  disciplinis  et  architectonica 
excellens,  §ei^t  eg  im  Sefrolog.  @ine§  barf  jebenfaflg  alg  ficper  gelten, 
bap  nämlich  Siegler  auf  ben  $ir$enbau  unb  feinen  «Stil  bon  augfdhlag= 
gebenbem  (Ginflup  mar. 

SSoper  aber  bie  eigentümliche  (Srfdöeinung,  bap  fiep  P.  Siegler  im 
(Gegenfap  gu  ben  anbern  bi»  ba^in  in  ber  rpeinifdben  Orbengprobing  er= 
bauten  ^irdpen  .bei  ber  Sfdpoffenburger  für  ben  römifchen  Sarod  entfdbieb? 
2öar  eg  eine  (Sinmirfung  aug  ber  oberbeutfchen  Orbengprobing , bie  ihn 
bagu  beranlapte,  mar  eg  bag  Sorbilb  bon  6t  TOchael  gu  München,  bag 
im  Süben  Oeutfdplanbg  bereitg  Sad&apmung  gefunben  hotte?  Sielleicht, 
bo(h  liegt  nodh  eine  anbere  ÜRöglid)feit  bor,  bie  fogar  größere  2öaprfchein= 
lidhfeit  für  fidh  hoben  bürfte:  ein  unmittelbarer  Einfluß  römifcher  Sauten. 
Oenn  P.  S^Ö^t  fannte  bie  römifdhen  Schöpfungen  beg  Sarod  fehr  mohl, 
ba  er  im  Aufträge  Soponn  Scpmeifarbg  auch  gu  Som  gemefen  mar  unb 
fo  bort  (Gelegenheit  gehabt  hotte,  ben  aübemunberten  ©efü  unb  anbere 
Sarodfircpen  mit  eigenen  Sagen  gu  betrachten  unb  gu  ftubieren. 

(Sine  (Ginmirfung  ber  Orbengfurie  auf  ben  Stil  beg  Saueg  nach  ber 
Sichtung  beg  Sarod  hm  fanb  auf  feinen  galt  ftatt,  mie  bie  Sriefe  beg 
(Generalg  flar  bemeifen.  Sm  13.  Soli  1619  fchrieb  biefer  an  ben  po= 
bingial  Fopper:  „Oen  pan  gur  Kirche,  bie  Murern  Schreiben  zufolge 
P.  SißQl^  ju  Sfcpoffenburg  gu  errichten  fidh  anfdhidt,  höbe  ich  noch  nicht 
gefepen.  2Benn  er  mir  gugefdpidt  mirb,  merbe  ich  bafür  Sorge  tragen, 
bap  auch  (Suer  fmcpmürben  ipn  gu  fepen  befommt."  Sm  2.  Sobember 
beg  gleichen  5'Opreg  aber  bemerft  er  in  einem  Sriefe  an  P.  3^9^ : ^en 


414 


2.  Sie  5lnbrea§fir$e  31t  Süffelborf. 


199 


$ (an  jur  Kirche,  bereu  gunbamente  fd^ort  gelegt  finb,  tute  mich  (Suer 
£>ochwürben  3e^en  belehren,  möchte  ich  gar  gern  fefjen,  weSholb  (Suer 
fpochwürben  ihn  bet  ber  erften  (Gelegenheit  hierher  fdjiden  wollen."  Ser 
23au  tuar  bemnach  bereits  in  Eingriff  genommen  unb  ber  Pan  &u  ihm 
fdjon  langft  fertig,  unb  hoch  fannte  ber  (General  biefen  nod)  nicht.  (Sine 
23eeinfluffung  beSfelben  burdh  bie  OrbenSturie  ift  alfo  offenbar  ööKig  auS= 
geschloffen  f fomoljl  bezüglich  ber  ©efamtanlage  als  auch  bezüglich  beS 
Stiles.  (Srft  um  ben  7.  Sejember  1619  liefen  bie  (Sntwürfe  in  fftom  ein. 
Im  14.  beS  gleichen  9RonatS  genehmigte  fie  ber  General,  ohne  jeboch  auth 
nur  mit  einem  2Bort  bie  Stilfrage  §u  berühren.  „2öaS  ben  Pan  ber 
Kirche  anlangt",  helfet  eS  in  bem  betreffenben  Schreiben,  „fo  fcheint  er 
mir  recht  paffenb  unb  bequem  entworfen  gu  fein." 

S5on  bem  ehemaligen  Mobiliar  hot  fith  nur  eine  größere  Slngahl  23änte 
erhalten,  gute  2Sarodftüde  mit  tnorpligem  Ornament  an  ben  reich  ber= 
gierten,  flott  gefdmijUen  Spangen.  Soch  hoben  fid)  ouch  noch  bie  (Bemälbe 
ber  Seitenaltäre  gerettet,  gum  Seil  tüchtige  Arbeiten  mit  trefflichen  (Sha= 
rattertöpfen,  fchöner  (Bru^ierung  unb  lebenbigem  Kolorit.  (SineS,  eine 
Saufe  (Shrifti,  ift  figniert  BOWERIE  F.  Et  INYEN  1625.  (SS  bürfte 
inbeffen  nicht  baS  einzige  fein,  welche»  oon  biefetn  Zünftler  herrii^rI* 
SBahrfcheinlich  ftammt  auch  baS  33ilb  ber  ^erfünbigung  bon  ihm. 

wenige  galjre  nach  ber  Slfchaffenburger  erhob  fid)  auch  gu  SüffeU 
borf  eine  barode  gefuitentirche,  freilich  gang  anberer  5lrt  unb  gang  un= 
beeinflußt  bon  jener. 

2.  JHe  ^nbmslitrdie  gu  püffefbotf. 

(£iergu  SBilber:  Sejtbilb  21  unb  Safel  11,  c d;  12,  a b.) 

(Brünber  beS  $oHeg§  unb  ber  $oüegStirche  gu  Süffelborf  ift  £ergog 
Söolfgang  SBilhelm  bon  Palg=^euburg.  Saß  aber  bie  Sefuiten  1619 
borthin  tarnen,  baß  ihnen  baS  b.  Offenbroichfche  53efi|tum  an  ber  $urge= 
(jejgt  2lnbreaS=)ftraße  als  SBohnung  überwiefen  würbe,  unb  baß  fie  fcbon 
halb  nach  ih^wt  (Singug  in  baSfelbe  (5lnbreaStag  1621)  mit  bem  53au 
einer  Kirche,  ber  jetzigen  Parrtirdje  St  StnbreaS,  beginnen  tonnten,  ift 
wesentlich  baS  SSerbienft  beS  (Geheimen  IRate»  pter  SimoniuS  IRitg.  Ser 
Pan  ber  Kirche  ging  bereits  im  9lobember  1621  nach  9tom  gur  (Be= 
nehmigung  ab.  (Sr  war  bon  einem  (Sntwurf  gum  Umbau  beS  b.  Offen* 


200 


Sie  nidjtgotif^en  $ir$en. 


broichfdhen  §aufeä  begleitet,  ber  nid^t  blofe  barum  bon  233id)tigfeit  ift,  toeiX 
mir  au§  i§m  ba§  o.  OffenbroidOfcbe  ^8efi|tum  fennen  fernen,  ba§  2ßotf= 
gang  2Bithetm  für  bie  Sefuiten  getauft  §atte,  fonbern  aud)  burdh  ihn  über 
bie  Tabelle  5tuffd)tu&  ermatten,  metdhe  biefe  in  bem  ihnen  übergebenen 
|)eim  eingerichtet  Ratten1. 

Sie  Kapelle  befanb  fitb  in  einem  bon  bem  §auptbau  au^getjenben, 
^ur  Äur^eftrafee  paratteten  9tebenftüget,  ber  burcb  einen  §of  bon  ber  ©trabe 
getrennt  mar  unb  etma  in  ber  SJtitte  be£  heutigen  §ofraume§  be§  ehe= 
maligen  3efuitenMeg§  tag.  ©ie  mar  im  ganzen  54  gujs  tang  unb  26  guf; 
breit,  im  Sitten  aber  48  gub  lang  unb  20  gub  breit,  atfo  bon  fetjr  ge= 
ringen,  auf  batbige  ©rridüung  einer  Kirche  hinbrangenben  9J?afmerhätt= 
niffen.  2In  ber  ©eite  §atte  bie  Tabelle  je  bier,  burcb  einen  fßfoften  in 
ber  TOitte  geteilte  genfter.  Ser  einzige  2tttar  erhob  ftdj  bor  ber  Söeftfeite, 
hinter  ber  ein  enger  Surchgang  ben  fmf  be§  $otteg§  mit  bem  ©arten 
berbanb.  2mU  neben  bem  $tttar  befanb  fid)  bie  Sür,  metche  au§  bem 
$otteg  in  bie  Tabelle  führte.  Ser  ©ingang  für  ba§  Sßubtifum  mar  in 
ber  Oftfeite  angebracht  unb  burcb  ein  an  einem  Sßferbeftall  unb  einem 
23rauhau§  DorbeigehenbeS,  auf  bie  noch  je§t  fo  genannte  §un§rüdenftra^e 
münbenbeä  ©äjjdheu  erreidhbar. 

Sie  neue  ^irdhe  nimmt  auf  bem  ©ntmurf  genau  bie  ©teile  ein,  an 
metdher  fie  mirfticb  aufgeführt  mürbe.  Ser  Pan  ju  ihr  meicbt  in  einigen 
fünften  bon  bem  23au,  mie  biefer  je|t  bafteht,  ab.  ©§  fehlen  ba§  2ftaufo= 
teum,  beffen  ©rridjtung  atfo  urfbrüngtich  nicht  beabfidhtigt  mar,  bie  beiben 
©atrifteien  mit  ihrem  33orraum  neben  ©h°r  unb  ÜJkufoteum  unb  narnent* 
lieh  bie  beiben  Sürme,  mtyalh  benn  auch  ber  ©h°r  um  ein  3od)  fürder 
ift  at§  heute.  Sie  ©afriftei  fpttte  neben  bem  bierten  3ocb  ber  Kirche  an= 
gebraut  merben  unb  §um  Seit  in  bie  alte  Tabelle  hineinrei^en.  Ser 


1 Sie  *ßtäne  befinben  fid)  in  ber  mehrertoahnten  Raufer  Sammlung  Hd  4 c 118 
unb  Hd  4d  177.  Sa3  x>.  Cffenbtoidjfdhe,  als  ^otteg  bienenbe  <£>auS  unb  ber 
$tan  ber  $ir$e  mürben  Don  mir  in  geitf^rift  für  chriftt.  Äunft  1906,  77  f Der= 
öffenttidjt.  SBaurechnungen  unb  23auatten  ber  Kirche  liegen  ni(|t  mehr  oor,  bie 
Elften  über  bie  Slnfertigung  beS  StudS  finben  fi<b  im  !gt.  SiaaiSardjiö  ju  Süffel= 
borf,  Sefuiten,  Elften  n.  7.  2tn  ©ebrudtem  fei  Dergeidinet:  23.  ©.  23a  perle,  Sie 
fall).  ßir$en  SüffelborfS,  Süffetborf  1844,  127  ff;  $.  Äüäj,  ^Beiträge  pr  23  au« 
gefdjidjte  ber  2tnbrea§!ir(be,  in  SSeiträge  pr  ©efdjidjte  beS  üftieberrheinS  72  ff  unb 
$.  SB  raun,  Sie  SlnbreaStirdje  p Süffetborf,  ihre  Studbeforation  unb  ihre 
Stellung  p ben  übrigen  rhein.  ^efuiienfirdhen,  in  3eitf<brift  für  <briftt.  Äuuft 
1906,  75  ff. 


416 


2.  Sie  2tnbrea3fir$e  ju  Süfjelborf. 


201 


Umftanb,  bap  bie  genfter  burd)  einen,  ba§  tepte  genfter  ber  Seitenfdjiffe 
beiberfeit§  fogat  burdj  jmei  Poften  geteilt  erfdjeinen,  täpt  tiermuten,  bap 
fie  noch  gotifieren  füllten,  etma  mie  bie  genfter  ber  $otteg§fird)e  ju 
Dittingen  (1610 — 1617)  ober  ber  bon  trüber  dürrer  1633 — 1629  neu 
erbauten  ©offirdje  ju  Supern.  3m  übrigen  entfpridjt  ber  pan  nach  Sln= 
tage  unb  Stil  ganj  bem  heutigen  33au.  Die  bret  Düren  an  ber  gaffabe, 
bie  bieredigen,  mit  ptaftern  auSgeftatteten  Pfeiler  be§  Mittel)  djiffe§,  bie 
ähnlich  be^anbelten  £atbpfeiter  ber  Seitenfc&iffe,  bie  breiten  Quergurte, 
bie  $reu^gemötbe,  bie  lifenenartigen  ptafier  ber  Stbfeiten  unb  be§  @bore§ 
u.  a.  taffen  feinen  3meifet  baran,  bap  bie  Kirche  auf  bem  (Sntmurf  im 
mefenttidben  gebaut  ift,  mie  mir  fie  jept  bor  un»  flauen.  Dap  auch  (Sm* 
poren  an  ben  Seiten  borgefetjen  maren,  bemeifen  bie  beiben  Döenbeltreppen, 
metdbe  ber  pan  an  ben  Sangfeiten  aufmeiff.  Stamenttidj  tjat  bie  Dreppen* 
antage  an  ber  Qftfeite,  bie  bietteidbt  gut  33enupung  für  ben  gürften  bienen 
füllte,  nur  Sinn  unter  Annahme  feittidöer  (Baterien.  Die  itjr  gegenüber* 
tiegenbe  SOßenbettreppe  an  ber  SBeftfeite  führte,  mie  e§  fd&eint,  gunüdbft  in 
einen  9taum  über  ber  Safriftei  unb  erft  au§  biefem  auf  bie  (Smpore.  53eibe 
DBenbettreppen  finb  nicht  angeführt  morben.  Dagegen  mürbe  eine  britte, 
metdbe  ber  Pan  bermerft,  mirttid)  angetegt.  (£§  ift  bie  Dreppe,  metdbe 
nod)  jept  fomopt  bom  unteren  (Bnbe  be»  tinfen  Seitenfe^iffe»  at§  bon  aupen 
per  ben  Stuf  flieg  ju  ben  Emporen  Vermittelt , nur  ift  fie  auf  bem  Pan 
atö  Sdjnedentreppe  gebaut,  mäfjrenb  fie  in  SBirftidbfeit  at§  pbefitreppe 
auSgefüprt  mürbe. 

Die  päne  jurn  Umbau  be§  $otteg§  unb  jur  $irdje  trafen  am 
29.  9?obember  ober  2.  Dezember  1621  ju  9tom  ein.  2Bie  e§  fdjeint, 
patten  fidb  bie  Düffetborfer  patres  barüber  Sorge  gemacht,  bap  bie 
$ird)e  nicht  nach  Offen  gerietet  fein  merbe.  Denn  in  feiner  SIntmort 
bom  22.  3onuar  bemerft  ber  (Benerat  berupigenb:  „3db  glaube  nidjt, 
bap  man  bie  DUdbtorientierung  ber  Kirche  auf  bem  pan  at§  einen  gropen 
Übetftanb  ju  betrachten  pat.  §ier  ju  sJtom  fcpauen  bie  §auptfirdben  ent= 
meber  nadb  Döeften  ober  nadb  Offen  ober  nadb  fonft  einer  fnmmet§gegenb." 
Die  Dipprobation  ber  päne  fdjob  P.  23itette§dbi  bamat»  noch  auf,  bi§  er 
ibretmegen  einen  erfahrenen  Strdpiteften  fonfuttiert  habe.  Stm  21.  9)tai  er= 
folgte  bie  ermünfcpte  (Benepmigung.  3n  ber  (Sinridjtung  be§  $otteg§  mar 
einiges  geänbert  morben,  ber  Pan  jur  Kirche  mar  unbeanftanbet  geblieben. 

Dort,  mo  bie  gaffabe  unb  ber  an  fie  anftopenbe  Deit  ber  $irdje  fidb 
ergeben  füllten,  ffanben  einige  Käufer.  Dann  folgte  bie  Brauerei  unb 


417 


202 


S)te  nichtgotifchen  Kirchen. 


ber  5pferbeftaü,  öon  beneti  früher  bie  Ütebe  mar.  Söolfgang  SBil^elm  faufte 
alle  biefe  ©ebäube  unb  fchenfte  fie  bann  ben  patres,  treibe  be§  p(ape§, 
auf  bem  biefelben  lagen,  gum  ffirchenbau  beburften.  2Öa§  weiter  an 
Oerrain  nötig  mar,  foüte  bon  bem  für  Slumen  unb  ©emüfe  befiintmten 
Steil  be§  ^nter  bem  5Meg  bi§  jum  TOhlenplag  fich  au^behnenben  ©artend 
genommen  merben.  Oie  ©ebäulichfeiten  mürben  im  grühjahr  1622  ab= 
geriffen  unb  bann  am  5.  3uli  1622  feierlich  ber  ©runöftein  gur  Kirche 
gelegt1.  3m  §erbft  maren  bie  8 gup  breiten,  15  gup  f)o^ert  gunbamente 
boüenbet. 

Über  ben  gortfchritt  ber  Sauarbeiten  finb  mir  nic^t  näher  unterrichtet, 
ütafch  fcheint  e§  mit  ihnen  nicht  borangegangen  ju  fein.  2öar  man  hoch 
noch  nicht  einmal  1626,  alfo  nach  hier  galten,  gan$  bi§  jum  3) ach  ge= 
fommen.  1629  mar  bie  Kirche  fo  meit  fertiggeftellt , bap  man  fie  in 
(Gebrauch  nehmen  fonnte. 

5ll§  Seiter  ber  Sauarbeiten  erfcheint  in  ben  3ahre§fatalogen  be§  $oüeg§ 
P.  gohnnne»  Oachfoniu§,  ber  reiche  $enntniffe  in  ber  Stathematif  unb 
im  Saumefen  befap  unb  fich  fcfjon  um  ben  $oüeg§bau  §u  ^3aberborn 
fepr  berbient  gemacht  hatte.  Oer  eigentliche  Slrdjiteft  ber  Kirche  mar  er 
inbeffen  nicht,  ba  er  erft  § erb  ft  1623  nach  Oüffelborf  fatn.  211  § ©chreiner 
maren  beim  Neubau  befdjäftigt  Martin  9Müer  au§  Obergleen  in  Reffen, 
ber  1574  geboren  unb  1599  in  bie  ©efeüfchaft  3ßfn  eingetreten  mar, 
unb  @lia§  Ütotauer,  beffen  fchon  bei  Sefprechung  ber  Aachener  3efuiten= 
firche  gebacht  mürbe.  Stüüer  fcheint  feine  befonbere  $raft  gemefen  ju 
fein,  ba  er  feit  1632  nur  in  §au§bienften  tätig  ift.  Oachfoniu§  blieb 
§u  Oüffelborf  bi§  1630;  bann  ging  er  mit  gmei  Öaienbrübern , einem 
Qimmerer  unb  einem  Staurer,  nach  ©o§lar,  mo  ein  §au§  errichtet 
merben  foüte. 

Oer  2lu§bau  ber  Oürme  ber^ögerte  fich  laut  ber  Annuae  bi§  1637. 

Oie  f)erfteüung  ber  jepigen  ©tucföeforation  ber  Kirche  begann  1632. 
©§  mar  nicht  ba§  erfte  TOaIf  bap  man  an  eine  foldje  h^antrat.  2lüein 
bie  früheren  Arbeiten  maren  halb  mieber  eingefteüt  morben,  au§  meinem 
©runbe,  ift  unbefannt.  ÜJtan  hatte  bamal§  mit  bem  ©emölbe  unter  ber 
mittleren  Partie  ber  Orgelempore  begonnen.  Ütefte  biefe§  erften  ©tucf§ 
finben  fich  noch  über  bem  üfunbfenfter  oberhalb  be§  Üftittelportale§.  ©ie 


1 2tu§fühxli(he  SSefcfiretbung  ber  geier  bei  Reif fenb erg,  Historia  Societatis 
Iesu  ad  Rhenum  inferiorem  I,  Colon.  Agripp.  1764,  517. 


418 


2.  ®ie  Anbreasfircpe  gu  ©üffelborf. 


20B 


geigen  au§gefprodpene£  $norpelornament,  mäprenb  ber  übrige  6tucf  ber 
$irdpe  audp  feine  <©pur  beleihen  entpält1. 

2)er  SAeifter,  melier  1632  bie  Ausführung  beS  6tudfS  übernapm,  ift 
ber  ©trapburger  Bürger  unb  „$alffdpneiber"  3opann  $upn,  bon  bem 
bereite  früher  bie  ^Rebe  n)ar2.  Am  19.  April  mürbe  biefer  bom  $falg= 
grafen  Aßolfgang  Aßilpelm  nadp  Aeuburg  gefdjidt,  um  bie  ©tudbeforation 
in  ber  bortigen  Sefuitenfirdpe,  baS  2Berf  ber  Italiener  ÜRicfeelangelo  unb 
Antonio  ©aftefli  (1616 — 1618),  gu  fepen  unb  abgugeidpnen.  AIS  Aeifegelb 
erhielt  ber  Reiftet  10  Atlr.  ©egen  ©nbe  3uli  leprte  $upn  gurücf  unb  über= 
gab  feinem  Auftraggeber  einen  ^ofienanfdplag  über  ben  für  bie  2)üffelborfer 
$irtpe  geplanten  ©tud.  3)ie  Arbeiten  im  ©por  maren  in  ben  33oranfdplag 
nidpt  mit  einbegogen,  fie  füllten  bielmepr  befonberS  berbungen  merben.  SDer 
gürft  foUte  baS  Material  unb  bie  ©erüfte  ftellen.  gür  feine  Arbeit  ber= 
langte  ber  SAeifter  1800  Atlr  (=  2700  fl.),  12  SAalter  $orn  unb  12  Opm 
23ier.  Am  29.  Suli  fanben  Aerpanblungen  gmifdpen  Aßolfgang  A3ilpelm 
unb  $upn  in  betreff  beS  $oftenanf(plageS  ftatt,  mobei  biefer  eine  grünb= 
liebe  Aebifion  erfuhr,  Sropbem  audp  bie  ©tuffatur  beS  ©poreS  in  ben= 
fetben  Aufnahme  fanb,  mürbe  bodp  ber  Arbeitslohn  auf  1400  Attr, 
12  SAalter  $orn  unb  12  Opm  33ier  erniebrigt.  Am  25.  Auguft  mürben 
bie  Arbeiten  $upn  befinitib  übergeben,  $upn  berpflidptete  fidp,  alle  $alf= 
fd&neiberarbeit  „an  felberen,  $reuggemölben,  boegen,  figuren,  finfteren,  ge= 
ftellen,  feulen,  ©apitälen,  tpuergemötber  bnb  anberS  fomoH  in,  alp  oben 
bem  epoer,  alp  firdjen  . . . auff  folcpe  manier  bnb  form,  mie  bie  arbeitp 
in  ber  Herren  patrum  $irdpen  gu  Stemburgp  ift,  fo  er  gefepen  unb  ben 
Abrip  baubon  mit  fiep  pradptp  pat,  auper  allein  ber  gropen  Apoftelbilber, 
bie  unten  gu  beiben  feitpen  ber  $irdplenge  neben  ben  finfteren  gu  fiepen 
tommen,  aüerbingS  gu  maepen  unb  gu  beftanbt,  mie  eS  gu  Aemburgp  in 
ber  ^efuiten  $ircpen  gefertigt  ift,  fauber  auSgufertigen" . AIS  Sopn  mürben 
ipm  gemäp  ben  Aerpanblungen  bom  29.  Suli  1400  Atlr  famt  10  SAalter 
$orn  unb  12  Opm  S3ier  gugefagt,  mobon  ipm  fofort  50  Atlr  als  Aor= 


1 3n  bem  tXbexfdpIag  über  bie  Arbeiten,  ben  $upn  im  Suli  naep  feiner  Aücf» 
fepr  non  Aeuburg  einreidpte , peipt  es  unter  Ar  10:  „Stodp  ein  getoelf  ober  ber 
S£ür,  baS  ber  anber  gemacht,  mu£  bifern  gleidp  gemaept  merben,  bie  fpeis  bon  bem 
gemelff  abgupamen."  S)ie  „&itr"  ift  ba§  §auptportal,  mie  bie  Aefte  be§  ©tucleS 
oberpalb  beSfelben  befunben , baS  „gemelff  ober  ber  £ür"  bie  Untermölbung  ber 
Orgelempore.  Aon  bem  ©emölbe  mürbe  ber  erfte  ©tuet  burtp  ^upn  abgefcplagen, 

an  ber  2öanb  aber  beiaffen.  2 ©iepe  oben  ©.  56. 


419 


204 


Sie  nidjtgotifdjen  Kirchen. 


fchuji,  ba§  übrige  aber  nach  DJkpgabe  ber  fertiggeftedten  Arbeiten  au§= 
gejault  tüerben  füllte,  „belegen  er  wöchenttid)  eine  fchrifttiche  attestation 
Don  bem  frater  Yelten  ober  beffert  substituto  einzutiefern"  ^atte.  Oer 
frater  Velten,  ber  §ter  al§  Oberauffeher  bet  ben  <Stuffaturarbeiten  er= 
fcheint,  ift  93ruber  Valentin  23otjz,  ber  un§  fdjon  bet  ber  Kölner  3efutten= 
firche  begegnete.  33ol^  war  nicht  befiänbig  ju  Oüffetborf 1,  ba^er  er, 
wenn  er  abwefenb  war,  einen  (£rfa£mann  hatte,  beffen  tarnen  wir  inbeffen 
nicht  erfahren. 

3m  einzelnen  finb  in  ben  $erhanblungen  t>om  29.  3ult,  welche  bem 
Kontraft  Dom  25.  Stuguft  zu  ©runbe  gelegt  würben,  bie  Arbeiten  fotgenber= 
mapen  berechnet:  gür  ben  @hor,  51t  bem  auch  wohl  bie  fonft  nicht  Dor= 
gesehenen  Oratorien  in  ben  türmen  gehörten,  finb  at»  ^aufchatfumme 
200  9tttr  angefe^t,  für  bie  25  Kreuzgewölbe  be§  9!ttittelfcbiffe§  unb  ber 
Stbfeiten  200  9tttr,  b.  i.  für  jebe§  8 Mr,  für  bie  100  getber  in  ben 
©ewötbefappen  mit  ihren  btlblichen  Oarfietlungen  400  dtttr,  atfo  für  ba§ 
gelb  4 Üittr,  für  ba§  (Gewölbe  unter  ber  Orgelempore  aüe3  in  adern 
20  dütr.  Oie  11  SSogen,  welche  bie  (Smporen  tragen,  farnt  ben  (§nget= 
paaren,  mit  Denen  fie  Derart  werben  mufeten,  finb  zu  77  dtttr  berechnet, 


1 3n  einem  unbatierten , Wobt  au§  bem  3af)re  1633  ftammenben  (Schreiben 
$uhn3  an  *Pfatzgraf  Söotfgang  SÖUfjelm  beiBt  : „®an  werben  fich  3h™  Surch= 
taucht  zu  erinern  wiffen,  ba§  fie  OerWichener  zeit  3h™  gubtbünten  Oermaint  oben 
bie  gewettfer  für  zu  nehmen  umb  oerficherung,  ba§  nichts  unbere  üerfto&en  Werbt 
mit  rüften,  wie  e§  ban  Studj  nicht  lehr  abgeht  mit  ben  fdjWeren  gerüft  uff  ber  §öh 
fo  fan  man  bie  angefangene  feiten  Ootfüren  önbt  ausmachen.  San  müfte  auch  noth= 
wenbig  her  fetten  hir  fein  ober  34)  3U  3hw  reifen  zu  befragen  ber  figuren  onbt 
bitteren  ünbt  noch  ©bliche  ^ufferftücf  zu  $öf)tn  ertauffen,  ban  ich  noch  3hu  2 Sagen 
Witt  wiber  anfangen  3hu  ber  Kirchen,  Were  mir  auch  nützlich  Wegen  ber  Kapitell 
oben  rab  au&  zu  machen,  wan  ba§  hoch  nit  fott  geöffnet  werben,  ©rwarbte  ein 
bröfttiche  antworbt.  Itnberthänigfter 

■Dleinfier  3otjann  $uhn 

(Süffetborfer  StaatSar4)iö,  3efuiten,  Sitten  n.  7.)  $atg  fhneiber. 

„her  fetten",  b.  t.  SSruber  Zßoty , hatte  atfo  biefem  SBriefe  zufolge  einen  be= 
beutungsootten  Stnteil  an  ber  Stucfbeforation  ber  Süffetborfer  $ottegs!ir4)e.  ®enn 
er  war  es,  ber  $uf)n  Wegen  ber  „figuren  unb  bitteren"  beriet,  wie  aus  bem  Schreiben 
erhellt.  Sie  ©ntfcbeibung,  was  unb  wie  oiet  gearbeitet  werben  fottte,  gab  2Sotf= 
gang  Stßithetm.  Stuch  aus  bem  erften  Seit  beS  Briefes  geht  fot4)eS  herüor.  ©S 
helfet  bort:  „©uer  ^ürfttiche  durchleucht  Werben  fich  gnäbig  zu  ©riner  wiffen,  baS 
34)  ©in  fchreiben  obergeben  hab  ßaffen  bur<h  ben  Wetfchen  baw  SDleinfter  (ein 
3ohann  Sabter),  barin  onberthanig  gebebten  wie  34)  wich  biefen  fomer  Oerhatten 
fott  Wegen  ber  gefetlen  ob  ich  bej  ben  zwajen  Oerbteiben  ober  Sßieber  SDteferer  an= 
ftetten  fott " 


420 


2.  Sie  2lnbrea§fird)e  511  Süffelborf. 


205 


bie  10  6d)eibbogen,  bie  mit  (SngelSföpfen  ornamentiert  merben  follten,  in 
SOßirfüc^feit  aber  nur  mit  ^ofetten  Derfeljen  mürben,  ju  50  SRtlr.  fjür 
40  meitere  Sogen  finb  160  fRtlr  angegeben,  für  bie  Pfeiler  famt  $a= 
pitälen  120  Sfttlr,  für  bie  12  unteren  genfter  72  flttlr,  für  bie  12  oberen 
36  Sfttlr,  für  bie  „16  ©efteH  (®onfolen)  gu  ben  großen  Silbern"  (Den 
$lpofieIfiatuen  neben  ben  unteren  genftern  ber  Öangfeiten)  96  Uttlr.  Oie 
©efamtfoften  Ratten  l)iernad)  1431  Üttlr  betragen,  man  einigte  fidj  aber 
auf  1430  Üttlr  (—  2115  fl.).  Oie  ©tudbeforation  ber  Neuburger  $ird)e 
§atte  SDßoIfgang  Sil^elm  bebeutenb  mefjr  getoftet.  giir  bie  Hauptarbeiten 
mufcte  er  §ter  laut  $ontraft  Dom  9toDember  1616  3500  fl.,  für  (Sr* 
gönjungSarbeiten  gemäß  ®ontraft  Dom  19.  97oDember  1618  340  fl.  be= 
jaulen1.  TOerbingS  ift  bie  Neuburger  3e[uitenfircbe  Don  erheblich  größeren 
2lbmeffungen  als  bie  Oüffelborfer. 

Sie  lange  $ul)n  mit  bem  ©tuet  ber  $ird)e  befdjäftig  mar,  ift  nidOt 
feftjufteHen.  1641  führte  ein  geraiffer  (Sberfjarb  gettel  einige  6tud= 
arbeiten  aus,  Diertfyalb  ©äulen  unb  acht  (Sngelsföpfe,  mofür  er  23V2  fRtlr, 
V2  ^opfftüd  erhielt.  (SS  maren  mopl  nur  Umarbeitungen ; „mit  arbeiten 
unb  Deränbern",  §eigt  eS  in  ber  Quittung,  bie  Qettel  auSftellte.  (Stma  aus 
bem  britten  Siertel  beS  18.  SaWunbertS  flammen  bie  ütofofoornamente, 
meldje  bie  gmiefet  über  ben  (Smporenbogen  füllen. 

Oie  9lpoftelfiguren,  beren  ^onfolen  ^mar  $ufjn  übertragen  morben 
maren,  bie  aber  felbft  aus  H°4  Qefd^ni^t  merben  follten,  entftanben  1650 
bi§  1655.  Sir  merben  fie  als  baS  Ser!  beS  SaienbruberS  SoljanneS 
Solf  -$u  betrachten  haben,  ber  laut  ben  SaljreSfatalogen  Don  1645  bis 
1655  unb  bann  mieber  Don  1657  bis  1668  im  Oüffelborfer  Kolleg 
als  sculptor  ober  statuarius  tätig  mar. 

3ohanneS  Solf  mürbe  &u  gingen  am  23.  ^oDember  1608  Don  lutlje* 
rifchen  (Sltern  geboren.  Sitbpauer  Don  Seruf,  tarn  er  auf  [einer  Sanber= 
fdjaft  nach  $öln,  mo  er  bei  ben  gefuiten,  bie  eben  mit  ber  2luSftattung 
ihrer  Kirche  befchäftigt  maren,  Arbeit  fanb.  ©egen  1640  fonDertierte  er 
unb  trat  bann  am  8.  Oftober  1641  in  bie  ©efeKfcpaft  3efu  ein.  9tad)= 
bem  er  baS  ^oDi^iat  beenbet  hatte,  lehrte  er  mieber  nach  $öln  jurüd, 
Don  mo  er  inbeffen  fchon  1645  nach  Oüffelborf  überfiebelte.  Sruber  Solf 
mar  nad)  bem  ^efrolog  ein  ^erDorragenb  tüchtiger  9Jtenfd)  unb  nicht  bloß 


1 ©ra§eg  ger,  Sic  ©ntftefjung  ber  §offirä)e  gu  -tteuburg,  im  Neuburger 
^olleftaneenblatt  1845,  42  f. 


206 


S>ie  nidj)tgotifc£)ett  Kirchen. 


auf  feinem  eigenften  ©ebiet,  ber  53ilbhauerfunft,  fonbern  auch  in  ber  5Xrit^= 
meti!  unb  (Geometrie,  im  3^4nen,  im  53aumefen  unb  in  faft  allen  anbern 
einfdtfagenben  2BiffenSgegenftänben  erfahren.  9tah  Italien  fam  er  erft 
im  fpäten  510er,  als  er  ben  ^rofurator  ber  OrbenSprobinj  borthin  als 
(Befährte  begleitete.  (5r  ftarb  in  ber  erften  f)älfte  beS  3afjreS  1672, 

nahbem  ihn  einige  3ahr  ^ubor  ein  leichter  Shlaganfad  getroffen  unb 
arbeitsunfähig  gemacht  hatte. 

3n  ben  fahren  1645 — 1651  arbeitete  mit  2öoIf  gu  SDüffelborf  ber 
Schreiner  53ruber  Johannes  §oen  aus  SBür^burg,  ber,  1610  geboren, 
ebenfalls  1641  Aufnahme  in  bie  ©efeüfcbaft  3e[u  erhalten  hatte.  1645 
fchufen  Söolf  unb  §oen  ben  noch  norhanbenett  5)luttergotteSaltar , 1646 
beffen  ©egenfiücf , ben  tou^altar.  5luh  bie  Mangel  mag  beiber  2öert 
unb  noch  bor  1650  entftanben  fein.  $on  SDüffelborf  mürbe  §oen  nach 
Mnftereifel  üerfept,  mo  er  bis  gegen  1661  blieb.  $)ann  lehrte  er  ins 

2) üffelborfer  $oüeg  §urü(f , mo  er  inbeffen  be= 
reitS  1665  ftarb. 

^)er  Hochaltar,  melcher  bie  Kirche  fchmücft, 
entftanb  erft  im  oierten  SDejennium  beS  18. 3afjr= 
hunbertS;  er  ift  baS  5öerf  beS  Aachener  51rchi= 
tetten  Sohann  S'ofeph  ßouüen  1.  Seine  Sofien 
mürben  aus  ben  (Sinfünften  ber  Ütabenfteinfhen 
Soiterie  beftritten.  2)te  unterhalb  ber  feitlichen 
Emporen  gmifcfjen  ben  SBanbpilaftern  ange= 
brachten  33eichtftüble  bürften  früheftenS  aus  bem 
($mbe  beS  17.  SahthunbertS  ftammen.  ($tmaS 
älter  merben  bie  53änte  fein,  beren  ornamem 
taler  Shmucf  noch  Spuren  beS  fog.  $norpel= 
Ornaments  aufmeift.  Sie  ßommunionbanf,  ein 
9tofofomerf,  ift  adern  51nfhein  nah  mit  bem 
§oh«ltar  gleichzeitig. 

SDie  Kirche  ift  ein  breifhiffiger  |)allenbau. 
3h*e  lihtß  Sänge  beträgt  48  m,  ihre  lihte 
Breite  16,20  m,  ihre  innere  §öhe  ca  16  m. 

3) er  (Shor  hai  eine  ^iefe  öon  10  m-  ^ 

1 Über  ©ouOen  ögl.  3.  SSuhtr  enter,  £)ie  Strdjitetten  3of)ctnn  3ofebh  ©oubeit 
unb  3afob  ©out)en,  in  3eOfhrift  be3  Aachener  ©ef df)i(f)tet>ereinö  XYII  89  ff,  ber 
inbeffen  ben  Hochaltar  ber  3)üffelborfer  3efuitentirche  nicht  ermähnt. 


fBilb  21.  ©ßffelborf. 
5lnbreasfirhe.  ©runbrifs. 


422 


2.  £>ie  21nbrea§fir<pe  gu  Siiffetborf. 


207 


Präger  ber  ©emötbe  bienen  acpt  Pfeiler  üon  1,10  m ©tärfe,  bie  an  aßen 
©eiten  mit  einem  0,83  m breiten  ^pitafier  befept  finb.  3pre  auf  gmei= 
ftufigen  23afen  rupenben  ©ödet  finb  attifcp,  ipre  Kapitale  forintpifd).  $on 
ben  hier  ^ßitaftern  ber  Pfeiler  ift  nur  ber  bem  TOttelfepiff  gugefe^rte  üon 
oben  bi§  unten  fanneliert,  bie  übrigen  meifen  ^annetüren  tebigticp  üom 
beginn  ber  Smpore  an  auf;  im  unteren  Seite  finb  fie  üon  einer  Seifte, 
bie  nach  innen  %u  mit  einem  5lfanthu§frie§  abfe|t,  eingefaßt. 

9tn  ben  2öänben  ber  Stbfeiten  entfprecpen  ben  TOttetfepiffpf eitern  §atb= 
pfeiter,  bie  äßntidö  roie  jene  üorn  unb  an  ben  ©eiten  mit  ^itafteru  üer= 
feßen  finb.  Siefetben  geigen  bie  gteicfje  Sepanbtung  rnie  bie  ipnen  gegen= 
über  befinbticpen  ^ßitafter  ber  ©cpiff§pfeiter,  oben  auf  ben  Emporen 
$annetüren,  unten  güttungen,  bie  üon  ornamentierten  Seiften  gebitbet  merben. 

Sie  föirtpe  ßat,  mie  fcpon  bemertt  mürbe,  nic^t  bloß  an  ber  Singang§= 
feite  Emporen,  e§  finb  üietmepr  auep  in  bie  5tbfeiten  fotepe  eingebaut. 
Sie  feittiipen  Emporen  merben  gegenmärtig  mit  §itfe  einer  üorfragenben 
Üfunbung,  metepe  burep  ^3enbentif§  abgeftüpt  ift,  in  bie  Smpore  an  ber 
gaffabe  übergefüßrt.  Siefe  Sinricptung  ift  jebocp  nit^t  urfpriingtid),  fonbern 
ba3  2Berf  be§  18.  3aptpunbert§.  Körper  fließen  bie  Emporen  unter  einem 
rechten  2Binfet  aneinanber.  2tucp  ba§  üorberfte  Sporjodj  mirb  beiberfeits 
üon  Emporen  begteitet.  ©ie  befinben  fiep  im  ^meiten  Surmgefcpop  unb  liegen 
in  einer  §öpe  mit  ben  Emporen  ber  2lbfeiten,  üon  benen  au§  fie  burep  eine 
Sür  sugängtid)  finb.  Siefe  Smporen  neben  bem  Spore  mögen  ba§  33or= 
bitb  für  bie  Smporen  neben  bem  erften  Sporjod)  ber  ^aberborner  $oüeg§= 
tircpe  gemefen  fein.  Sie  jmifcpen  bie  pfeiter  eingefprengten  fftunbbogen, 
über  benen  fiep  bie  Srüftung  ber  Smporen  erpebt,  maepfen  unüermittett 
au§  bem  an  ber  3nnenfeite  ber  pfeiter  angebrachten  ^itafter  perauS;  ber 
23ogenanfang  ift  pier  bloß  burd)  einen  Snget§fopf  martiert.  Sagegen 
rupen  bie  Quergurte  ber  teu^gemötbe,  metepe  bie  Smporen  tragen,  auf 
reiep  beforierten  Hämpfergefimfen,  mit  metepen  bie  ben  Slbfeiten  jugefeprten 
^ßitafter  ber  ©cpiff§pfeiter  unb  bie  ipnen  torrefponbierenben  ptafter  ber 
§atbpfeiter  an  ber  sltupenmanb  au§geftattet  finb. 

Sie  Sinmötbung  be§  Spore§,  be§  TOttetfcpiffe§  unb  ber  ©eitenfepiffe 
beftept  au§  runbbogigen,  burep  breite  ©urie  getrennten  ^reu^gemötben. 
Ob  ipre  mächtigen  Rippen  nur  beforatiüe  Sßebeutung  paben  ober  ob  fie 
einen  fonfiruftiüen  23eftanbteit  ber  SBötbung  bitben,  täßt  fiep  jur  Qeit  niept 
mit  ©ieperpeit  beftimmen,  boep  ift  ba§  erftere  am  maprfepeintidjften.  Senn 
and)  bie  Kämpfer,  üon  benen  fie  auffieigen,  finb  altem  ^tnfepein  nach  nur 


423 


208 


Oie  nichtgotiphen  Kirchen. 


©tucfmert  Eigenartig  mirft,  bafj  bic  ©emölbe  nicht  unmittelbar  auf  ben 
Kapitalen  ber  ©chiffspfeiler  unb  ber  £)albpfeiler  ber  Slufjenmänbe  fi|en, 
fonbern  auf  einem  ben  Kapitalen  auf  gepfropften , muchtigen  ©ebälfftücf, 
beffen  grie§  pübfd&e  gefton§  aufroeift,  mäljrenb  bie  mastig  au^labenbe, 
reich  geglieberte  Oecfplatte  am  überleitenben  SBuIft  mit  Eiern,  an  ber  glatte 
felbft  mit  ©d&Ii^en  unb  am  ©imä  mit  2Ifanthu§blättern  gefdjmücft  ift. 
Sei  ber  Einführung  biefer  ©ebälfftücfe  oerfolgte  man  offenbar  ben  3roedf, 
eine  ©teljung  ber  ©emölbe  %u  umgehen.  Seiber  ^atte  jebodj  bie  Ein= 
richtung  §ur  golge,  bap  man  gelungen  mürbe,  ben  ©cheibbogen  bie  gorm 
eine§  §alboöal3  $u  geben,  gm  ©cheitel  ber  ©emölbe  ift  ein  fernerer 
©chlufjftein  angebracht,  ber  im  TOittelfcfeiff  al§  $artuf<he,  in  ben  ©eitern 
fdffffen  al§  gleicharmiges,  in  ben  SMnteln  mit  Ecten  befetjteS  $reus  auS= 
gebitbet  ift. 

©ein  Sicht  empfängt  baS  SanghauS  bon  ben  beiten  2lbfeiten  h^  burch 
je  fünf  hohe  Runbbogenfenfter  unterhalb  ber  Emporen  unb  je  fünf  Runb= 
fenfter  oberhalb  berfelben.  Son  ber  gaffabe  her  mirb  eS  burch  ein  Runb= 
fenfter,  gmei  ^Runbbogenfenfter  unb  brei  genfter  mit  gerabem  ©tur^  erhellt. 
Oiefe  brei  lebten  führen  ben  Emporen  Sicht  ju,  bie  beiben  Runbbogenfenfter 
befinben  fich  über  ben  ©eitenportalen,  baS  Runbfenfter  über  bem  höheren 
DJtittelportal. 

Oer  burch  breiten  Sogen  oom  SanghauS  gefdffebene,  um  brei  ©tufen 
höher  liegenbe  Ebor  fe|t  fich  aus  jraei  gochen  unb  breifeitigem  Ehorhaupt 
Rammen.  Oie  beiben  goche  hoben  bie  gleiche  Sehanblung  mie  bie  beS 
SangljaufeS  erfahren.  OaS  Ehorhaupt  ift  mit  einem  $loftergemölbe  ein= 
gebecft,  beffen  gelber  burch  ©urte  ooneinanber  gefchieben  merben.  Reben 
bem  oorberften  goch  befinbet  fich  auf  einer  §öhe  mit  bem  gujsboben  beS 
EljoreS  rechte  mie  lintS  ein  Oratorium,  baS  fich  in  einem  ben  Empörern 
bogen  beS  SlittelfchiffeS  gleichartigen  Sogen  gum  Ehor  öffnet.  Oie  beiben 
Oratorien  bilben  baS  ErbgefdjoB  ber  Oürme,  melche  ba§  erfte  Ehorjoch 
beiberfeitig  flantieren.  OaS  jmeite  ©efchof;  ber  Oürme  nehmen,  mie  oorhin 
ermähnt  mürbe,  bie  neben  bem  erften  Ehorjoch  angebrachten  Emporen  ein. 

Rn  baS  jmeite  goch  beS  EhoreS  unb  an  bie  ©chrägfeiten  beS  Ehor= 
haupteS  lehnen  fich  niebrige,  eingefchoffige  Räumlichkeiten  an,  beren  Rupem 
manb  eine  glucht  mit  ben  SanghauSmänben  hot,  bie  ursprünglichen  ©alri= 
fteien.  pinter  ber  mittleren  ©eite  beS  EhorpaupteS,  bie  um  ein  merl* 
liehet  breiter  ift  als  bie  ©chrägfeiten,  fleht  ba§  9ftaufoleum  mit  ben 
©rabmälern  Sßolfgang  RßilhelmS  unb  anberer  ÜRitglieber  be§  $Pfalä*Reu* 


424 


2.  Sie  AnbreaSftrcpe  gu  Süfjelborf. 


209 


burgifcpen  §aufeS.  (Srleucptet  roirb  ber  ©por  burep  bie  genfter,  toelcpe 
fiep  in  ben  Oratorien  unb  (Smporen  beS  borberen  ©porjocpeS  befinben, 
burd)  bie  beiben  popen  Aunbbogenfenfter  im  feiten  ©porjod)  unb  enb= 
lieb  burch  jmet  fleinere  Aunbbogenfenfter  in  ben  ©cprägjeiten  beS  (Spor* 
paupteS. 

OaS  im  Supern  groölf feitige  ÜRaufoleum  ift  im  Snnern  nur  fecpSfeitig. 
3n  ben  fecpS  ©den  finb  fräftig  bortretenbe  Pfeiler  angebracht,  gmifdben 
benen  fiep  bie  Aifepen  zur  Aufnahme  ber  ©arge  befinben.  Sebe  berfelben 
bat  in  iprem  oberen  Seile  ein  obaleS  genfter.  ©ingemölbt  ift  baS  9Aaufo= 
teum,  baS  fiep  burch  eine  perbe,  allen  ©cpmudeS  entbeprenbe  ©infaeppeit 
auSzeiepnet,  mit  einer  fecpSteiligen  Kuppel. 

Oie  gaffabe  ber  Kirche  ift,  um  gum  Supern  beS  VaueS  Überzugepen, 
eine  febr  einfache,  ja  fcplecptpin  nüchterne  unb  faft  profane  Mage,  ©cpmere, 
bobe,  borifepe  Sßilafter,  Don  benen  bie  mittleren  burch  einen  ettoaS  fcpmäleren 
^ilafter  berftärtt  finb,  jepeiben  fie,  ber  Snnenteilung  beS  VaueS  gernäp,  in 
brei  Abteilungen,  bon  benen  jebe  ein  portal  pat.  Auf  ben  plafiern  rubt 
ein  mächtiges  ©ebält  mit  überpopem,  böflig  fcpmudlofem  grieS,  baS  ficb 
über  ben  ^ilafiern  bertröpft.  Oann  folgt  in  ber  Vreite  ber  mittleren  Ab= 
teilung  baS  gleichfalls  mit  berboppelten  ^ilaftern  befehle  Cbergefepofs  mit 
gropem,  gerabe  abfcbliepenbem  genfter,  niebrigem  (Siebe!  unb  gefepmeift 
anfietgenben,  an  ben  ©nben  bon  einem  Sßfeilerftücf  begrenzten  ©tüpmauern. 
Oie  Umrahmung  ber  genfter  ift  bon  groper  ©cplieptpeit.  Aoep  ärmlicher 
erfepeinen  bie  portale,  bei  benen  man  alles  bermipt,  moburep  fonft  bie 
Atafter  beS  Varod  bie  portale  auSzuzetepnen  pflegten.  ©S  finb  einfache, 
mit  gerabem  ©turj  enbenbe  Öffnungen,  beren  ©infaffung  als  einzige 
Verzierung  eine  Seifte  aufmeift. 

Oie  Sangfeiten  merben  burep  träftige  Sßilafier  gegliebert,  bie  breiten 
Sifenen  borgefietlt  finb  unb  über  popem,  meit  bortretenbem  ©odel  auffteigen. 
OaS  gewaltige,  über  ben  ^ilafiern  in  mächtiger  Auslabung  fiep  bertröpfenbe 
©ebälf  bilbet  bie  gortfepung  beS  gaffabengebälleS.  Oie  Aßanbfläepen 
Zmifepen  ben  ^ilaftern  paben  burch  bie  beiben  genfterreipen  ber  Abfeiten 
eine  mirlungSbode  Velebung  erfahren.  Oie  genfter  haben,  toie  bie  gaffaben* 
fenfter,  eine  einfache,  mit  einer  Seifte  eingefaßte  Umrapmung,  merben  aber 
bon  einer  träftig  borfpringenben  Verbaepung  betrönt.  Oie  (Sinfaffung  ber 
Aunbfenfter  im  Obergefd^op  ber  ©eitenfepiffe  berläuft  oben  gerabe,  unten 
bagegen  roie  bie  genfter  im  £>albrunb.  Ausgezeichnet  ift  bei  ben  Sang= 
feiten  ber  SBecpfel  bon  bor=  unb  zurüdtretenben  ©liebem  unb  bie  burep 

Sßraun,  Sie  beut|<^en  Sefuttenlirc^en.  1. — ^ 14 


210 


Sie  nid&tgotifdjen  ^ir^ett. 


biß  berbe  SBepanblung  ber  ^itafter,  be§  Gebälfö  unb  ber  genfter= 
Umrahmungen  erhielte  ftarfe  Sidpt*  unb  Sdpattenmirfung. 

©en  bebeutertbften  (Stnbrudb  madpt  ba§  Äußere  ber  Kirche  bon  bem 
$lap  hinter  bem  ©höre  au§:  in  ber  9ttitte  bor  bem  Giebel  be§  SDad^e^ 
ber  an  ben  ©den  mit  toätanifdjen  ^ilafiern  in  2öeife  ber  Sangfeiten  be= 
feilte,  breifeitig  abfdpliepenbe  ©hör  mit  feinem  hohen,  über  ben  ^itaftern 
bedrohten  Gebälf  unb  bem  gefcpmeiften  SOßalntbadp,  ba§  urfprünglidp  auf 
feiner  Spipe  eine  Statue  be§  pl.  $oufu§  trug;  bor  bem  ©hör  ba§  niebere 
^aufoleum  mit  feinen  bon  ütunbfenftern  burdphrodpenen  ^ilaftern,  bem 
ämötffeitigen  Suppelbach  unb  bem  mit  melfcber  §aube  abfdpliepenben  jtuölf* 
fettigen  ©ürmdpen;  neben  bem  ©hör  bie  in  ^mei  Gefdpoffen  empormadpfenben, 
im  feiten  (55efdf)OB  — ba§  erfte  ift  in  bie  Sangfeiten  aufgegangen  — mit 
hohen,  ionifcpen  ^itaftern  befepten  ©ürme  mit  ihrer  hoppelten  9teipe  bon 
genftern  im  Obergefdpop,  bon  benen  bie  untere  burd)  breiecfige  Giebel  au§= 
gejeidpnet  ift,  mit  ihrem  muchtig  bortretenben  Sran§gefimfe , ihrem  adpt= 
fettigen  Tambour,  ihrem  adptfeitigen,  gefdpmeiften,  burdh  ©adplufen  be= 
lebten  unb  bon  einer  Saterne  befrönten  ©ad);  enbtidp  in  bem  SOßinfel 
jmifchen  bem  ©urrn  einerfeitS  unb  bem  ©hör  unb  9)taufoleum  anberfeitö 
ganj  unten  bie  eingefcpoffige  Salriftei  mit  ihrer  niebrigen  23erbadpung. 
©ine  fo  feinfinnige  Gruppierung  unb  eine  fo  hormortifd&e  Steigerung  in 
ber  §öpenentmidlung,  mie  fie  bie  ©horpartie  ber  ©üffelborfer  gefuitenfirdje 
bietet,  bürfte  nidfit  aü^u  häufig  fein.  Urfprünglidp  ftanben  über  ben  ©den 
ber  ©iirme  Steinpfoften,  bie  burdp  eine  ^Baluftrabe  mit  ben  Gerabfeiten 
be§  ©ambour§  berbunben  maren.  Sie  mürben  1781  bei  einer  Sfteftauration 
befeitigt.  ©amal§  mürbe  auch  bie  Statue  be§  pl.  ^ßaulu§  fomie  bie  Statue 
be§  §1.  5lnbrea§,  meldje  bi§  bahin  bie  Spipe  ber  gaffabe  befrönt  patte, 
herabgenommen,  ©ie  $pramiben,  melche  einft  über  ben  plaftern  ber 
gaffabe  emporftiegen,  maren  fdjon  1766,  meil  gefahrbrohenb , entfernt 
morben. 

©a§  Mobiliar  ber  Sirdpe  ift  nicht  perborragenb.  ©ie  Seitenaltäre 
finb  fcblidpte,  faft  ade*  ornamentalen  SdpmudeS  entbehrenbe  28erfe  bon 
ber  gorm  einer  Äbifula,  mit  gedrehter  Säule  ju  beiben  Seiten  be§  Slltar* 
blattet,  gefdjmeiftem  Giebelfiüd  über  ber  3Ser!röpfung  be»  Gebälfeä  unb 
runbbogig  abfcpliepenbem  2tuffap,  ber  auf  ber  Spipe  ba§  Wappen  2ßolf= 
gang  Wilhelms  trägt. 

2Beit  bebeutenber  ift  ber  ^ocpaltar,  ein  mächtiger  53au  mit  fuliffen= 
artig  aufgeftedten  Säulen,  beren  Schaft  im  unteren  ©rittet  mit  Sepängen 


426 


2.  ©ie  AnbreaSftrcpe  in  ©üffelborf. 


211 


bewert  ift,  mit  burdpgepenbem,  aber  batb  bor=  halb  aurüdtretenbem  ©e= 
hält  unb  mit  gan^  urtb  gar  malerifcp  bepanbeltem  Auffafc:  einem  über 
Lotten  fcpmebenben,  bon  Giranten  umgebenen  unb  bon  (Sngeln  mit  $rone 
überragten  Obatbilb  ber  Auffaprt  Aftariä,  baS  bon  jtoei  auf  ©iebelftüden 
Inienben  (Sngeln  gepalten  unb  bon  ben  Statuen  ber  pd.  gran^  AegiS  unb 
AlopfiuS  fomie  bon  §mei  Urnen  begleitet  mirb.  Adit  ben  Seitenmänben 
ift  ber  Altar  burcp  einen  Sroifdpenbau  berbunben,  ber  eine  Düre  enthält 
unb  bie  Statuen  ber  pd.  3gnatiu§  unb  gran^  £aber  b^m.  ber  pd.  gran^ 
Borgia  unb  Stanislaus  trägt.  Das  Dabernafel  ift  ein  poIpgonaleS  ©e= 
päufe  mit  gefdpmeiften  Seiten,  niebriger,  auSgebauchter  Serbadpung  unb 
einem  ^elifan  auf  ber  Spitze.  Seim  Altar  fällt  namentlich  baS  9ttif$= 
berpältnis  ätüifdpen  bem  fteifen,  ad^u  popen  §auptbau  unb  bem  jierlidpen 
Auffap  unangenehm  auf. 

Die  $ommunionbanf  berläuft  in  gefdpmeifter  Sinie  unb  ift  ein  ele= 
gantet  Stüd.  Sie  befielt  aus  fieben  Abteilungen,  meldpe  abmedpfelnb  mit 
gerippten  Saluftern  unb  reichem  Aofofofdpnörfelmert  gefüllt  finb. 

Sepr  gefällig  ift  bie  $anjel.  Sedpsfeitig,  enthält  fie  an  hier  Seiten 
in  Aftufdpelnifdpen  bie  Statuetten  beS  (SrlöferS,  beS  pl.  SopanneS  beS 
DäuferS  unb  ber  Apoftel  Paulus  unb  AnbreaS.  3n  ben  güdungen  ber 

Dreppenbriifiung  finb  grau  in  grau  bie  Silber  ber  (Sbangeliften  gemalt. 
Auf  bem  Scpadbedel,  ber  an  ben  (Seien  mit  Urnen,  über  ben  Seiten  mit 
giebelartigen  Auffäpen  bewert  ift,  erpebt  fidp  in  ber  Siitte,  bon  Soluten 
getragen,  eine  gut  gearbeitete  Statuette  beS  pl.  ARicpael.  Der  ornamentale 
Sdpmud  ber  ^an^el  pält  fidp  in  befdpeibenen  ©rennen.  (Sr  beftept  aus 
(Sngellöpfen,  grudptbepöngen  unb  leichtem  $norpelmert. 

Aßeit  perborragenber  als  baS  Mobiliar  ift  ber  Stucffdpmud  beS  3nnern. 
AöaS  ipn  auS^eidpnet,  ift  nicht  fünftlerifcpe  Durcharbeitung  unb  pöperer 
fünftlerifdper  Aßert  beS  Silbmerfs.  3n  biefer  Se^iepung  bietet  er  nichts, 
maS  ipm  eine  ben  Durdpfdpnitt  überfdpreitenbe  Sebeutung  berleipen  fönnte. 
Die  Ornamente  finb  fauber,  gefdpmadbod,  menn  man  mid,  fogar  bornepm, 
bie  figürlichen  Darftedungen  flott  unb  mit  einer  gemiffen  Srabour  pin= 
gemorfen,  ebel,  rupig,  opne  Übertreibung  in  Haltung  unb  Semegung,  aber 
Ornamente  roie  Silber  finb  jule^t  nur  gute  panbtoerfSmäpige,  bon  tiidp= 
tiger  technifeper  Sdpulung  ^eugenbe  Seiftungen. 

Der  Aßert  unb  bie  Sebeutung  beS  Studs  ber  Düffelborfer  3efuiten= 
lircpe  liegt  anberSmo,  unb  ^mar  gunädpft  in  feiner  parmonifdpen  ©efamt= 

mirtung.  Alles  Detail  ftept  miteinanber  in  boder  Übereinftimmung : bie 

14* 


427 


212 


Oie  ni$tgotif$en  ßiri^en, 


Oeforation  ber  Pfeiler  unb  Kapitale,  ba§  Ornament  ber  ©mporenbogen 
unb  ber  ©chilbbogen,  ber  Duergurte  unb  ber  Rippen,  ber  Umrahmungen 
ber  genfier  unb  ber  (Sinfaff ungen  ber  Oüren,  bie  Füllungen  ber  ©emölbe* 
tappen  unb  bie  ©chlujjfteine  ber  ©emölbe,  ba»  33ilbmerf  in  ben  <Dce= 
baiHonä  unb  bie  ben  gmideln  cmgefügten  öegetabilifdjen  9J?otiDe,  bie 
muddigen  ©ebältfiüde  unb  bie  ungemöhnlid)  fiarfen  Oiagonalrippen.  Oer 
©tudfchmud  ber  Kirche  ift  ein  SBert  au§  einem  ©ufe,  ein  SBert  non 
ftrafffler  ftiliftifcher  mie  formaler  ©in'heit  unb  ©efdjloffenheit,  babei  non 
groper  Ourchfichtigteit  be§  ornamentalen  ©ebanfen§  unb  barum  non  nicht 
gerabe  gemöhnlicher  SBirtung. 

©in  ^meiter  SBoqug  be§  ©tud§  in  ©t,2lnbrea§  befiehl  in  feiner  Dollen 
Unier=  unb  ©inorbnung  unter  unb  in  bie  2lrchitettur.  2öäf)renb  bie  ©tud= 
betoration  fonft  nur  $u  oft  auf  ben  architeftonifcfjen  Aufbau  unb  bie  ein* 
gelnen  architeftonifchen  ©lieber  fehr  geringe  Üfüdficht  nimmt,  ja  faft  mie 
unbetümmert  um  fie  ben  53au  umtleibet  unb  übersieht,  fo  bafs  ber  ©tud 
als  bie  §auptfache,  bie  Slrchiteftur  aber  als  ^ftebenfache  erfcheint,  ift  su 
Oüffelborf  bem  fonftruttiDen  ©ebanten  ni(ht  blofj  fein  Sftecbt  gemährt,  er 
ift  fogar  burch  bie  9Irt  ber  Oetoration  flarer  unb  beftimmter  sum  2Iu§= 
brud  gelangt.  2Bie  bie  an  ben  ^ilafiern  ber  Pfeiler  auffteigenben  $anne= 
lüren  fdfearf  bie  aufftrebenbe  Oenbens  ber  hohen  Pfeiler  Derfinnlichen,  fo 
finbet  burch  bie  träftigen  Rippen,  bie  breiten,  in  feftem  9thh^mu§  mit 
fjftofetten  in  leichter  Umrahmung  negierten  ©urte  unb  bie  mächtigen  $ar* 
tufchen  unb  $reuse  im  ©cheitel  ber  Wappen  ba§  nod)  mittelalterlich  ge* 
bachte  ©pftem  ber  ©emölbe  eine  ebenfo  muchtige  mie  beutliche  Betonung, 
©elbfi  bie  geflügelten  ©ngelföpfe  bei  beginn  ber  ©mporenbogen  finb 
teine£meg§  ein  bloßes  Ornament.  Oenn  fie  beseichnen  beim  gehlen  Don 
^ämpfergefimfen  bie  ©teile  ber  23ogenanfäpe. 

©inen  britten  unb  nicht  ben  geringften  Sßorsug  ber  ©tudbeforation 
ber  Oüffelborfer  3efuitentird)e  bilbet  bie  ben  gansen  figuralen  ©chmud 
beherrfchenbe  ©inheitlichteit  ber  3bee.  ©§  ift  eine  in  23ilbmer!  Derförperte 
Litanei  Don  allen  ^eiligen,  ma§  mir  an  ben  ©emölben  ber  Kirche  fehen. 

3n  ben  brei  ©emölbefelbern  be§  ©horhaupte§  hoben  bie  brei  göttlichen 
^erfonen  $ßla|  gefunben;  bie  Dier  Wappen  be§  an  bie  Slpfis  anftopenben 
föreusgemölbeä  enthalten  ©ngel,  melche  Seiben^mertseuge  in  ben  §)änben 
halten,  ba3  ©chmeiptud),  ba§  $reus,  bie  Sanse  u.  a.,  fomohl  ein  ^inmeiö 
auf  bie  unblutige  ©rneuerung  be3  $reusesopfer§,  melche  an  biefer  ©tätte 
im  heiligen  Sfflefmpfer  Dollsogen  mirb,  als  aud)  auf  baS  $reuse»opfer 


2.  Sie  SInbreasfirche  ya  Süffelborf. 


213 


fetbft.  $ln  ben  ©chilbmönben  biefeä  ©horjocheS  gemährt  märt  eine  forn* 
bolifche  Sarfteüung  ber  ©pnagoge  (5flofe§)  unb  ber  Kirche  (grauengeftalt 
mit  Kelch).  Sie  bier  9ftebailIon§  im  öorbcrftcn  ^orgemölbe  meijen  bie 
brei  ^eiligen  ©ringet  unb  ben  Zeitigen  ©dpupengel  auf.  Sroet  Snfchriften 
über  ben  Slrfabcn  ber  oberen  Surmoratorien  tauten : Gaudium  angelorum 
(nämlich  3efu§)  unb  Regina  angelorum.  Sie  üfei^e  ber  Silber  in  ben 
©emölben  be§  SangpaufeS  hebt  mit  Sarfiedungen  non  Patriarchen  an  (*ftoe, 
Abraham,  3atob,  3o[eph);  itn  feiten  3od)  botn  ©por  au§  folgen  bann 
Propheten  (9J?ofe§,  Daniel,  @lia§,  3ona§),  im  brüten  bie  hier  ©bangeliften, 
im  oierten  2Ipnen  unb  Sermanbte  be§  §errn  (Sabib,  3oad)im  unb  3tnna, 
3ofepp  unb  3opanne§  ber  Säufer).  Sie  3nfdjriften  auf  ben  ©<hilb= 
mänben  biefer  brei  3ocpß  befagen:  Iesus  rex  patriarcharum  — Regina 
Patriarch arum,  Inspirator  prophetarum  — Maria  Regina  prophe- 
tarum  unb  Gaudium  maiorum  et  cognatorum  — Maria  spes  ma- 
iorum  et  cognatorum. 

Sen  Silbern  ber  Patriarchen,  Propheten,  ©battgelifien  unb  Stnber= 
manbten  be§  §errn  entfprecpen  in  ben  ©emölben  ber  ©eitenfcpiffe  Sar= 
ftedungen  bon  ^Ipoffeln  unb  heiligen  Sifdpöfen.  Sie  21poftel  paben  ih^e 
©teile  in  bem  lepten  unb  borlepten  ©emölbe  linfS  unb  in  bem  lepten 
©emölbe  rechts.  Sann  fommen  linfS  in  ben  Wappen  ber  beiben  näcpften 
©emölbe  heilige  Sifdpöfe,  bie  al§  Sipofiel  Seutfcplanb»  betrachtet  mürben 
(©reSjentiuS , ($uchariu§,  SW.aternuS , döiüepab,  Söitlibrorb , Subgeru», 
©uitbertu§  unb  Kilian),  rechte  im  borlepten  Kreu^gemölbe  bie  hier  gropen 
orientalifchen  Kirchenlehrer,  im  britten  unb  feiten  acht  in  Seutfchlanb 
befonberS  bereprte  Sifcpöfe  (Martin  bon  Sour§,  Sambert,  SIpoRinariS, 
SlifolauS,  Korbinian,  Söolfgang,  SBiUibalb  unb  Ulrich). 

Sa»  erfte,  ber  gaffabe  junächft  gelegene  3odj  beS  Sanghaufe»  ift  in 
allen  ©emölben  mit  Silbern  bon  ^eiligen  unb  ©eligen  au§  erlauchten 
Raufern  gefcpmüdt.  3nt  SZRitteIfd)iff  fcpauen  mir  in  ben  ©emölbefappen  bier 
heilige  Könige  (©igi^munb,  Heinrich  II.,  Karl  b.  ©r.  unb  Submig  b.  §.), 
im  linlen  ©eitenfdpiff  heilige  Oerjoge  (Ütobert  bon  ber  Ütpeinpfals,  ©mmerid) 
bon  Ungarn,  S3en^e§lau§  bon  Söpmen  unb  Kafinür  bon  Polen),  im 
rechten  heilige  ©rafen  (Sutparb  bon  Klebe,  ©leajar  bon  ^Iriano,  ©berparb 
bon  §e§bape  unb  SJIegingofuS  bon  (Beibern).  Sap  man  biefen  fürftlichen 
^eiligen  einen  fo  perborragettben  piap  anmie»,  bürfte  mit  berechtigter 
Ütücfficht  auf  Söolfgang  Söilpelm  gefchepen  fein.  Sie  bier  gropen  latei* 
nippen  Kirchenlehrer  bermieä  man  unter  bie  Orgelempore,  um  für  bie 


214 


Sic  nidjigotifdjen  $ird)en. 


fürfllid&en  ^perfönlicbleiten  Sftaum  in  ben  §auptgemölben  ju  geminnen.  Sa§ 
mittlere  23ogenfelb  ber  gaffabenmanb  nimmt  eine  gemaltige  SarfteKung  be§ 
jüngften  ®eri(hte§  ein,  mäljrenb  im  53ogenfelb  ber  ©(hmalmänbe  ber 
©eitenfcbiffe  ©eilige  au§  ber  ©efellfdjaft  3efu  in  gorm  Don  Söruftbilbern 
eine  ©teile  fanben,  3gnatiu§  unb  granj  #aber  über  ber  Süre,  meldje 
bon  ben  Emporen  in  bie  oberen  Surmoratorien  führt,  SllopfiuS  unb 
©tani§lau§  ihnen  gegenüber  oberhalb  ber  genfier,  burd&  toeldje  bie  @m* 
poren  bon  ber  gaffabe  ^er  Siebt  erhalten.  Sie  3n[d)riften,  melche  bie 
SarfieKungen  in  ben  (Semölbefelbern  ber  ©eitenfcbiffe  begleiten,  Ijeipen: 
Rex  apostolorum  — Regina  apostolorum,  Praemium  apostolorum 
— Lumen  doctorum,  Magister  praeconum  fidei  — Adiutrix  prae- 
dicatorum  fidei,  Gloria  sacerdotum  — Decus  pontificum,  Dominus 
dominantium  — Regina  confessorum.  gn  ben  ©dfilbbogen  be§  bor= 
berften  Wittelfcbiffjocbeä  lefen  mir:  Iesus  rex  regum  et  principum  — 
Advocata  regum  et  principum. 

3n  ben  (Semölben  unter  ben  Gmporen  finb  linf§  meiblicbe,  rechte 
männliche  ©eilige  bargefteflt.  Sie  Üteihe  ber  meiblidjen  ©eiligen  beginnt 
mit  hier  jungfräulichen  ©eiligen  (Katharina  bon  ©cbmeben,  ^uldjeria, 
Gbeltraub  unb  Barbara),  bann  folgen  ad)t  heilige  Wärterinnen  (Katha= 
rina,  Barbara,  Agatha,  Urfula,  Apollonia,  5Igne§,  @briftina,  Gäcilia), 
hierauf  hier  heilige  SSitmen  (©elena,  Brigitta,  Wonifa  unb  (Slifabeth 
bon  Thüringen)  unb  äulept  in  bem  ber  gaffabe  §unä<j&ft  gelegenen  Sodje 
bier  23üperinnen  (Waria,  bie  dichte  be§  ©t)rer§  Abraham,  Waria  Wagba= 
lena,  Waria  bon  $gppten  unb  Eugenia).  Sie  SarfieHungen  ber  männ* 
lieben  ©eiligen  eröffnen  jroölf  heilige  Wörtprer,  bier  heilige  Wärtprer* 
bifepöfe  (Sionpfiu§,  SgnatiuS,  53lafiu§  unb  S3onifa^iu§),  bie  pH.  53incen= 
iiu§,  ©tefihanu§,  SaurentiuS  unb  $itu§,  unb  bier  heilige  Krieger  (©ebaftian, 
@eorg,  SlcpatiuS  unb  Ouirinus).  5ln  bie  heiligen  Wärtprer  reihen  fiep 
bann  an  bier  heilige  OrbenSfiifter  (23enebift,  53runo,  granjiSfuS  unb 
Sominüuö).  Sen  23efd)lup  machen  in  ben  bier  gelbem  be§  borberfien 
©emölbeg,  alä  ©egenftüd  $u  ben  23üperinnen  Iinf§,  bier  heilige  (Sinfiebler 
(^ßaulu§,  Abraham  ber  ©prer,  Walariuä  unb  5lntoniu§).  51  m ©emölbe 
unter  ber  Orgelempore  finb,  mie  fepon  borhin  bemerft  mürbe,  bie  großen 
abenblänbifcpen  Kirchenlehrer  angebracht.  ift  in  ber  Sat  eine  5lller= 

heiligenlitanei,  ma§  bon  ben  (Semölben  ber  Inbreasfircpe  perabfebaut,  an= 
fangenb  mit  ber  allerheiligften  Sreifaltigleit  unb  enbenb  mit  ben  heiligen 
Sungfrauen,  2Bitmen  unb  53ü|erinnen.  Somit  aber  atle£  leicht  berftanben 


43U 


2.  Oie  AnbreaSfirche  au  Oüffelborf. 


215 


werbe,  finb  bie  einzelnen  ^eiligen  nicht  blop  burch  ihre  Abzeichen,  fonbern 
abmeicpenb  bon  bem  Neuburger  Vorbilb  auch  burch  Veifchriften  beutlich 
fenntlich  gemacht. 

Übrigens  ift  bie  ©tucfbeforation  ber  Oüffelborfer  Kirche  nur  in  fepr 
befdjränftem  ©inne  eine  $opie  beS  Neuburger  ©tucfS.  Vergleicht  man  bie 
Aadpbilbung  mit  bem  Original,  fo  mirb  man  halb  zahlreiche,  jnm  Seil 
feljr  weitgeljenbe  Abweichungen  gewahren.  ©o  !ennt  bie  Neuburger  ©tucf* 
beforation  feine  ^annelüren  unb  feine  Seiftenumrahmung  ber  Sßilafter, 
feine  ©ebälfftücfe  auf  ben  Kapitalen,  feine  Aippen  in  ben  ©emölben.  Oie 
^ilafter  finb  fchlicht  glatt;  bie  Kapitale  ber  Pfeiler  niebrig  unb  Don 
toSfanifierenber  Vilbung;  bei  ben  *AebaiIlonS  ^errfcfet  bie  polygonale  gorm 
bor  unb  anbereS  mehr.  Oann  fällt  auf  ben  erften  Vlicf  in  bie  Augen  bie 
Verfcpiebenheit  in  ber  Ausführung.  Oer  ©tucf  ber  Aeuburger  Vorlage  ift 
unftreitig  weit  leichter,  ebler  unb  eleganter  als  ber  ber  Oüffelborfer  $opie. 
^Begreiflich ; benn  bei  jenem  h^nbelt  eS  fich  um  fein  empfinbenbe,  im 
Ornament  mie  im  figürlichen  ©chmucf  auf  Abel  auSgepenbe  italienifche, 
bei  biefem  um  energifche,  auf  ftarfe  Aßirfung  abjielenbe  beutfche  $unft. 
Vor  allem  aber  finb  bie  Abweichungen  in  Ve^ug  auf  bie  bilblichen  Oar= 
Teilungen  bebeutenb.  ($anz  felbftänbig  mürbe  in  ber  AnbreaSfirche  ber 
©hör  bepanbelt.  Oie  zahlreichen  marianifchen  ©pmbole,  welche  benfelben 
ZU  Aeuburg  zieren,  würben  burch  bie  Vilber  ber  heiligen  Oreifaltigfeit 
unb  bie  OarfieKungen  öon  Engeln,  welche  SeibenSmerfzeuge  haften,  erfept. 
3m  Atittelfchiff  unb  ben  Abfeiten  behielt  man  zwar  bie  3bee  unb  ben 
©ebanfengang  beS  3t)Hu§  bei,  hoch  bereicherte  man  ihn,  ba  zu  Oüffelborf 
brei  ©emölbefappen  mehr  als  zu  Aeuburg  mit  gigurenmerf  gefchmücft 
werben  mupten,  um  bie  Apoftelbilber,  bie  man  in  ber  Aeuburger  Kirche 
auSgefdjieben  hatte,  weil  bie  Apoftel  in  gorm  Don  ©tatuen  an  ben 
ABänben  ber  Aebenfchiffe  pap  gefunben  hatten. 

Auperbem  würbe  eine  grope  3apl  ber  ©zenen  unb  giguren  burch 
anbere  erfept,  zum  Seil  wohl  mit  Aücfficht  auf  bie  örtlichen  Verljältniffe, 
für  biejenigen  aber,  welche  beibehalten  würben,  fcpuf  $upn  faft  auS= 
nahmSloS  neue  $ompofitionen.  Aßemt  batjer  auch  ber  ©tucf  ber  Süffel* 
borfer  Kirche  nicht  fdjlechthin  Original  genannt  werben  fann,  fo  ift  er 
hoch  in  manchen  ©tücfen  wirflich  Original,  in  anbern  aber  bon  einem 
folchen  nicht  weit  entfernt. 

^ünftlerifcp  gewertet  fleht  bie  ©tucfbeforation  ber  (SafteHi  in  ber 
Aeuburger  Sefuitenfirche  zweifellos  weit  über  ber  ©tucfbeforation,  Welche 


m 


®te  mbtgotifcben  Kirben. 


216 

$uhn  für  bie  ©üff.elborfer  9lnbreaSfiribe  anfertigte.  handle  giguren 
p Auburg  finb  gerabep  meifterlicbe  ©Köpfungen,  ein  £ob,  baS  man 
von  ben  ffuhnfcben  Silbern  feinem  püen  fann.  Allein  umgefebrt  über= 
trifft  ber  Oüffelborfer  ©tue!  ben  Neuburger  föft  ebenfofetyr  bureb  größere 
beforative  Qualitäten.  gebenfaüS  gehört  er  neben  feiner  Vorlage  p bem 
f)erVorragenbften,  ©innVoflften  unb  Bebeutenbften,  maS  im  17.  3abrbunbert 
auf  beutfebem  Boben  in  Kirchen  an  ©tuefbeforation  entftanb. 

@ine  ©rgänpng  ber  ©tutf  Verzierung  ber  5lnbreaSfircbe  hüben  bie 
lebensgroßen  ©tatuen,  melcbe  unterhalb  ber  Emporen  bie  Slußenmänbe 
beS  SangbaufeS  fcbmücfen.  9te<bt»  neben  bem  6eitenaltare  ftebt  ber 
bl.  3ol)anneS  b.  bann  folgen  fedjS  9Ipoftel  unb  gule^t  ©t  533olfgang. 
Oie  9fteil)e  linfS  beftebt  aus  bem  §1.  3ofepb,  ouS  fedj»  meiteren  ^X^ofteln 
unb  bem  % BMlbelm.  Oie  gaffabenfeite  gieren  bie  6tatuen  beS  (SrlöferS 
unb  ber  ©otteSmutter.  $unftmerfe  finb  alle  biefe  giguren  nicht,  boeb 
tüchtige,  Verftänbige  Arbeiten  unb  im  Nahmen  ber  ganzen  Qeforation  ber 
Kirche  Von  Vorzüglicher  SBirfung.  9lucb  für  biefen  ©tatuenfebmuef  mar 
bie  Neuburger  Kirche  borbilblich,  menngleicb  nur  in  betnfelben  ©inne  mie 
bie  figuralen  ©tuefbilber  ber  ©emölbe  bafelbft  für  baS  Bilbmerf  im  Oecfen= 
febmuef  ber  SlnbreaSfircbe.  Über  bem  BMnbfang  beS  JßortalS  erbebt  ficb 
eine  auSbrucfvoü  mobellierte  ©tudbüfte  beS  «Stifters  beS  Kollegs  unb  ber 
$ir<be,  beS  5ßfaljgrafen  Bolfgang  B3ilbelm. 

Oie  5lnbreaSfircbe  foü  bon  belgifdjen  bauten  beeinflußt  fein.  üftacb 
bem  bisher  ©efagten  ift  biefe  Behauptung  auf  feinen  gaü  hinfid)tli(b  beS 
StucfS  ber  Kirche  richtig;  benn  . berfelbe  ift  ja  nur  eine  bon  einem 
beutfeben  „ffialffdjneiber"  h^nührenbe,  freie  $opie  ber  Stucfbeforation 
ber  Neuburger  Sefuitenfircbe,  biefe  aber  eine  bireft  italienifcbe  Arbeit. 
5lber  auch  bezüglich  beS  Baues  als  folcben  ift  jene  Annahme  burcbauS 
unptreffenb.  Oenn  auch  als  Bau  ift  bie  Oüffelborfer  Kirche  nur 
eine  zweite  Auflage  ber  Sefuitenfircbe  zu  ÜReuburg,  nicht»  anbereS.  5ln 
5Ibmeicbungen  fehlt  es  allerbingS  auch  fyet  nicht.  So  hot  man  ben  SEurm 
in  ber  Btitte  ber  gaffabe  fortgelaffen  unb  baS  TOttelfcbiff  bis  pr  gaffabe 
geführt,  bann  ben  ßbor  um  ein  3ocb  verlängert  unb  neben  bem  erften 
föhorjoeb  ein  Ourmpaar  auffteigen  laffen,  in  meinem  man  in  ^mei  ©e= 
f (hoffen  übereinanber  bie  Oratorien  anbraebte,  bie  p ^euburg  über  ben 
rechts  unb  linfS  ben  @bot  begleitenben  Safrifteiräumen  liegen;  ferner 
erhielt  ber  (£bor  ftatt  eines  holbfreisförmigen  einen  breifeitigen  Slbftbluß. 
3tuc&  mürben  bie  s2lbmeffungen  ber  Kirche  um  etma  ein  drittel  nach  allen 


432 


2.  2>ie  NubreaStiripe  3U  $üffelborf. 


217 


Nieptungen  pin  Verringert.  ^CHein  bei  allem  bem  ift  eine  Nbpängigteit 
ber  ^Düffelborfer  $irepe  Don  ber  Neuburger  bet  einem  felbft  nur  ober= 
flädblicben  Vergleich  gan^  unbertennbar;  ba»  gleiche  tonfiruttiDe  Aftern, 
bie  gleiche  Naumbi^pofition,  ber  gleite  Aufbau  unb  namentlich  auch  bie 
gleiche  ftiliftifcpe  33epanblung  be§  23aue3.  5Da§  Nupere  ber  S2angfeiten 

ber  SDüffelborfer  Kirche  mürbe  fogar  bi»  auf  bie  Umrahmung  ber  genfter 
unb  ba§  pope  ®ebält  faft  bi§  auf  bie  Sinie  topiert,  unb  faum  anber§ 
berpält  e§  fiep  mit  bem  Unterbau  ber  gaffabe. 

9Nan  mirb  ba§  33erpältni3  ^mifepen  ben  beiben  bauten  mopl  am 
ptreffenbften  miebergeben,  menn  man  bie  $irepe  ju  3)üffelborf  al§  eine 
in  einigen  fünften  berbefferte  Neuauflage  ber  Neuburger  Sefuitenlirtpe 
be^eiepnet.  märe  ja  auch  anbernfallä  an  eine  Nacpbilbung  be§  6tuef§ 
ber  lederen  nicht  'ju  benten  gemefen.  3)ie  pauptfäeplicpfte  Nnberung  im 
Schema  ber  Neuburger  $irepe,  bie  2ßeglaffung  be§  gaffabenturm£  unb 
bie  Nuffüprung  jmeier  ßportürme  bürfte  unmittelbar  einer  (Sinmirfung 
Slöolfgang  2öilpelm§  ^ufepreiben  fein.  SDerfelbe  patte,  no(p  ^rin^,  feiner* 
^eit  bei  ben  $erpanblungen  über  bie  Einrichtung  ber  urfprüngliep  für  ben 
protefiantifepen  (55otte§bienft  beftimmten  Sefuitentirepe  ju  Neuburg  auep  für 
biefe  gmei  glantiertürme  am  (Spor  borgefeplagen.  Nun  brachte  er  in 
S)üffetborf  jur  Nuäfüprung,  ma§  er  einft  gern  ju  Neuburg  in§  2Bert 
gefept  pätte,  opne  batnalä  ^um  Qkk  ju  tommen  \ 

9Nan  mirb  fiep  erinnern,  bap.  unter  ben  erften  planen  für  bie  Kölner 
$oHeg§tirepe  fiep  a mp  ein  ^lan  befanb,  ber  bie  Neuburger  3efuitentircpe 
miebergab,  nur  bap  bem  2angpau§  unb  (Spor  je  ein  3oep  pin^u  gefügt 
mar.  (S§  mar  ber  als  idea  II  Bavarica  be^eiepnete  (Sntmurf.  60 
fepr  er  5U  $öln  gefiel,  tarn  er  tropbem  bort  nicht  §ur  NuSfiiprung,  meil 
P.  Seperen  fiep  für  Nacpbilbung  ber  NMSpeimer  ^ollegStirepe  entfepieb. 
(Ss  mar  alfo  nicht  baS  erfte  Wal,  bap  man  naep  Neuburg  feine  53licfe 
richtete,  als  man  ^u  ^üffelborf  fiep  baran  maepte,  einen  ^lan  für  bie 
neue  $trepe  ju  entmerfen. 

gür  bie  £)üffelborfer  3^fuiten  lag  ein  befonberer  ($runb  Oor,  megen 
eines  ^ßlaneS  bie  Nugen  naep  Neuburg  $u  menben:  bie  Se^iepung  2Bolf= 
gang  üöilpelmS  jum  Neubau,  bei  beffen  Errichtung  man  ja  ganj  auf 
beS  ^ßfaljgrafen  üßoplmoüen  unb  greigebigteit  angemiefen  mar,  unb  ber 


1 ©raSegger,  &ie  ©ntftepung  ber  ^offirdje  ju  Neuburg,  im  Neuburger 
J?olleftaneenbIatt  1845,  20  ff. 


433 


218 


2)i e ni(f)tgotifdf)en  Kirchen. 


Anteil,  ben  biefer  einft  an  ber  Erbauung  ber  Neuburger  ^ird^e  gehabt 
f)atte.  (£§  i[t  fogar  nid)t  unmaljrfdf)einlic(),  baf$  Solfgang  SBil^elm,  ber 
ein  grofee§  Sntereffe  am  23au  nafyrn1,  bireft  auf  bie  Neuburger  föird&e  als 
35orbiIb  f)inmie§.  §>enn  menn  er  füäter  $uljn  bon  ©trajjburg  nad)  91eu= 
bürg  fdjidte,  um  bie  bortigen  ©tudarbeiten  gu  fiubieren  unb  bann  gu 
SDüffelborf  nact)gubilben,  fo  liegt  eS  meljr  als  nalje,  etmaS  $I)nIid)eS  ein 
3af)rgeljnt  früher  auch  für  ben  23au  felbft  anguneljmen. 

2öer  auf  ®runb  ber  Neuburger  $irc&e  ben  Pan  gur  SDüffelborfer 
anfertigte,  ift  unbetannt.  2Benn  $üd) 2 an  Antonio  ©erro,  genannt  $rauS, 
benft,  fo  ift  baS  nidjtS  als  eine  biofee  Vermutung.  5Der  einzige  llnter= 
grunb  für  biefelbe  ift,  baj$  ©erro  §ofingenieur  üEßolfgang  ÜEßilljelmS  mar 
unb  als  foldjer  1619  gur  33efid)tigung  ber  53efeftigungSarbeiten  am  ber 
3itabeüe  nadj  SDüffelborf  lam,  offenbar  ein  Untergrunb  oljne  jeben  2öert. 
9J?an  Ijat  aud)  3)eobat  bei  9J?onte  (oan  ber  9ttont)  genannt,  ber  aller* 
bingS  eine  Seitlang  für  2BoIfgang  SBilfjelm  tätig  mar  unb  angeblid) 
auch  bie  Neuburger  £of(3efuiten=)fircbe  gefd&affen  Ijaben  foH.  ©ang  mit 
Unredjt.  3$on  bei  DJJonte  rührten  meber  bie  Päne  gur  Neuburger  $irdf)e 
noch  bie  gur  3)üffelborfer  Ijer.  @r  mar  in  SDienften  SBolfgang  2öill)elmS 
gmifdjen  1615  unb  1620.  SDamalS  aber  mar  bie  $ird)e  gu  Wernburg 
fd^on  fo  gut  mie  boKenbet,  ber  pan  gur  SDüffelborfer  aber  entftanb  erft 
(Snbe  1621. 

SSieHeidjt  mar  ber  9J?eifter,  bon  bem  ber  ©ntmurf  gur  fHnbreaSfirdbe 
flammt,  ber  trüber  3afob  dürrer3.  Übrigens  Ijat  bie  grage  nad)  bem 
9Ircf)itetten  ber  $ird)e  im  ©runbe  nur  menig  53ebeutung,  ift  biefelbe  ja 
bod)  im  mefentlid&en  nur  $opie.  2)ie  5lrd)itetten  ber  Neuburger  ^ird&e  finb 


1 SBolfgang  Söilbelm  toar  eS  g.  23.,  ber  ba£  öftlid)  bon  ber  b.  Offen* 
broidjfä)en  23efitjung  gelegene  Terrain  al§  23auplah  für  bie  neue  ßircfie  au§= 
tbäblte  (3r.  $ücf),  SSeiträge  gur  SBaugefdC;iä6te  ber  2lnbrea§fircbe,  in  ^Beiträge  gur 
©efdjidbte  be£  StieberrbeinS  XI  78),  ber  bie  barauf  ftebenben  Käufer  taufte,  ber 
für  bie  gunbamente  4000  fftttr  fpenbete  (Reiffenberg,  Hist.  Societatis  Iesu 
I 517)  ufro.  -namentlich  rührt  bie  $bee  ber  Verrichtung  be§  9naufoIeum§  gmeifeltoS 
bom  *ßfalggrafen  felbft  ber. 

2 g.  ßüd)  a.  a.  £).  76. 

3 SSruber  3>afob  dürrer,  ein  Angehöriger  ber  oberbeutfdjen  ^Irobing,  gu  ber 
auch  ba§  Neuburger  ^oüeg  gählte,  ift  ber  Schöpfer  ber  befannten  §offird)e  gu 
Sugern.  £>erbft  1621  unb  1623  toeilte  er  gu  Sngolftabt,  alfo  in  unmittelbarer 
Slabe  -JteuburgS.  SOlan  toirb  fich  erinnern , bafe  bie  fünfter  auf  bem  1621  nach 
9tom  gerieften  <ptane  ^fofienmerf  aufmeifen.  Auch  bie  $enfier  ber  £offir<he  gu 
Sugern  höben  fotche§  noch- 


434 


2.  Sie  AnbreaStircfje  zu  Süffelborf. 


219 


befannt.  (SS  finb  ber  §ofbaumeifter  Ooftor,  ber  baS  erfle  „SStficr"  ent* 
marf,  unb  ber  Augsburger  Bürger  unb  $aiferlid)e  $ammermafer  gofeph 
§einp,  ber  auf  $eranlaffung  2Bolfgang  AßÜhelmS  ein  rebibierteS  SSifier 
Oorlegte  K 

StiliftifCh  ift  ber  53au  ein  ©ernifch  bon  trabitioneüem  Spftem  unb 
baroder  gormenfpradje,  eine  fpätmittelalterlidje  ba^rifd&e  §atlenfirche  in 
HaffifChem  (Bemanb.  3nfofern  jeigt  er  aHerbingS  einige  Ähnfichfeit  mit 
ben  belgifchen  23arodbauten,  bei  benen  jebodh  baS  gotifdhe  ©Aftern  tocit 
ftarer  zum  AuSbrud  fommt  mie  in  ber  Oiiffelborfer  $ird)e.  (Sine  Ab= 
hängigfeit  unb  23ermanbtfdhaft  folgt  aus  biefer  Ähnlidjfeit  natürlich  nid&t. 

Syrern  Stif  nad)  fleht  bie  Sefuitenfirdje  zu  Oüffelborf  ganz  bereinzelt 
unter  ben  anbern  gefuitenfirchen  beS  AheinfanbS  ba,  unb  eS  mar  burd)= 
aus  unzutreffend  menn  man  fie  eines  ber  beften  23eifpiele  beS  r^einifcfeen 
SefuitenftiteS  unb  ihren  Stud  eine  feiner  glän^enbften  SSerförperungen 
genannt  §at.  Sie  ift  baS  bor  allem  nicht  als  23au,  unb  zmar  meber 
nach  ihrem  fonftruftiben  Spfiem  noch  nach  ihtem  Stil.  Oie  Kirchen, 
melcpe  bie  gefuiten  bis  1622  in  ber  rhßtnifChen  OrbenSprobinz  errichteten, 
maren  mit  Ausnahme  ber  $oßegSfirche  zu  Afdhaffenburg  bauten,  bie 
nicht  blofi  fonftruftib,  fonbern  auch  fiitiftifd)  nod)  mefentlicb  auf  bem 
53oben  ber  ©otif  ftanben.  Snbeffen  auch  nach  ber  Teilung  ber  rheinifdhen 
OrbenSprobinz  blieb  eS  bis  ins  18.  Sahrhunbert  hinein  in  ber  nieberrheinifchen 
nicht  anberS,  mie  bie  aus  ber  zweiten  §älfte  beS  17.  gahrhunbertS 
ftammenben  gefuitenfirdien  zu  §übeSheim,  Mnfiereifel,  ^oeSfelb,  ^aber* 
born,  23onn  unb  bie  im  beginn  beS  18.  SahrhunbertS  aufgeführte  $farr= 
unb  $oüegSfirdhe  zu  Siegen  befunben.  (Sin  53au  bom  ©harafter  ber 
Oüffelborfer  gefuitentirdhe  fommt  bis  bahin  nicht  mehr  mieber  oor.  AöaS 
bann  im  meiteren  Verlauf  beS  18.  gahrhunbertS  in  ber  OrbenSprobinz 
an  Kirchen  entfielt,  gehört  z^ar  bem  33arod  an,  ift  aber  mie  bie  23e= 
fprechung  biefer  Kirchen  bartun  mirb,  gleichfalls  ganz  berfdjieben  bon  ber 
Kirche  zu  Oiiffelborf. 


1 AgL  ©raSegger,  Sie  ©ntftehung  ber  £>offtrjhe  zu  Aeuburg,  im  Aeuburger 
®otteftaneenbIatt  1844,  16  ff.  A.  ©gröber  meint,  baS  „Aifier"  zur  -ßirdhe,  roelt^eS 
1605  ber  für  ben  $ird)enbau  eingelegten  ßommiffion  Oorgelegt  mürbe,  fei  ba§  äßerf 
be3  ©raubünbener  SAaurermeifter  ©ilg  Sßältin,  ber  fpäter  ben  23au  au£füf)rte 
(Sie  ^offirdhe  in  Aeuburg  a.  S.,  in  Sie  chrifil.  Zhtnft  II  [1905/06]  206).  Sa  idj 
bie  Sauaften  noch  nicht  perfönlich  einfeheit  fonnte,  begnüge  itf)  mich,  beibe  Angaben 
mitzuteilen,  ^ebenfalls  ift  bie  2Öaf)I  nur  z^ijdhen  Softor  unb  Aältin. 


435 


220  Oie  niddgotifcfjen  ^irdjen. 

Mein  bie  $irdbe  ftebt  auch  biufidbtlidb  ber  Studbeforation  ganz  außerhalb 
ber  üteibe  ber  3efuitentirchen  ber  rbeinifdben  Orben^probinz.  Oie  Aachener 
unb  ^oblenger  $irdbe,  bie  Hircben  zu  fünfter,  Stünftereifel,  §ilbe§beim, 
$oe§felb,  Sonn  unb  Siegen  maren  nie  mit  Stud  au§geftattet;  ba§  Stud= 
Ornament  ber  Kötner  unb  ^aberborner  aber  ift  fomobl  ftilifiifd)  mie  in 
feiner  2lnorbnung  bon  ber  Studbeforation  $ubn§  zu  Oüffelborf  grunb= 
berfdbieben.  3n  feiner  5Inorbnung;  benn  gu  $öln  unb  ^aberborn  finbet 
ficö  Stud  nur  an  menigen  beftimmten  Stellen:  ben  $ragfieinen,  Scheib* 
bogen,  genfierleibungen  ufm.,  unb  ^mar  überad  al§  ganz  nebenfächliche 
3utat,  bie  unbefdbabet  für  ben  Sau  hätte  fortbleiben  tonnen.  Qu  Oüffel* 
borf  ift  er  ein  ergän^enber  Sefianbteil  be§  Saue§,  burch  ben  biefer  erft 
feine  Sodenbung  unb  fein  eigenartige^  ©epräge  erhalten  §at,  unb  ohne  ben 
er  lebiglid)  al3  Sfelett  erfdjeinen  mürbe.  Stilifiifcb;  benn  bie  gormen* 
fpradbe  be3  Oüffelborfer  Studä  ift  biejenige  be£  italienifchen  Sarod,  für 
ben  Kölner  unb  ißaberborner  aber  ift  ba§  fo  ganz  unb  gar  unflaffifihe, 
fcbnörfelige  unb  fnorpelige  Ornament  charafterifiifch,  melcbe§  im  17.  3abr= 
bunbert  bie  Schöpfungen  be§  beutfcben  Sarod  im  Sorbmeften  Oeutfd)= 
lanb§  beberrfcbt. 

Son  ben  Kirchen  ber  nieberrbeinifcben  Orbenäprobinz,  meldbe  feit  bem 
Zmeiten  Siertel  be§  18.  3abrbunbert§  entftanben,  finb  mit  Studbetoration 
auSgeftattet  bie  brei  Saalfirdben  zu  Steppen,  §abamar  unb  3ülid)  unb 
ber  fpätbarode  3entralbau  33üren.  Mein  auch  fykx  ift  ber  Stud 
ganz  berfdbieben  bon  bem  ber  Mbrea^firdbe , unb  $mar  nicht  blop  in 
feinet  Morbnung,  fonbern  auch,  meil  bon  au^gefprodbenem  ütofotocharafter, 
ftiliftifdfj.  Nichtig  aderbing§  ift,  bap  bie  3ßfuitentircbe  zu  Oüffelborf  ju 
ben  berborragenbften  ^irdbenbauten  gehört,  melche  in  ber  rbeinifdjen  0rben§= 
probinz  erridbtet  mürben,  unb  ba§  nid)t zum  menigften  burdb  i^ren  nach 
Sorm  unb  (Sebanfeninbalt  fo  glänzenben  Studfchmud. 

3.  pic  ^aufefurdie  ju  ^snnBrM. 

(§ierau  mb : Safe!  12,  d.) 

Oie  $odeg§firdbe  zu  OSnabrüd,  bie  fog.  kleine  Kirche,  fo  bezeichnet 
mit  iRüdfiiht  auf  ben  Oom,  an  beffen  Seite  fie  ftebt,  mürbe  1685  er* 
baut.  Si»  babin  butten  bie  3efuiten  nach  ihrer  IKüdfebr  au§  bem  %il 
unb  nad)  Sßieberaufnabme  ihrer  Oätigfeit  in  ber  Schule  im  3abre  1652 
Zur  Abhaltung  be§  ©otte§bienfte§  fidb  ber  fleinen  ißaulsfapede  bebient. 


23  raun,  ©cittfdje  $ejuitenfircf)cn. 


Infct  12, 


a.  2)itffelborf.  2Xnbreaöf irdjc.  inneres.  (Smpore.  b.  S)üffelborf.  21nbrect§£h:ä)e.  (Sf)oranfiif)t. 


c.  JBiiren.  $trdje  ber  UnBeffecften 
@mpfängni§.  61jorcmfi<$t. 


d,  ©önabrücf.  $aul3ftr$e. 
3nnere§  ©Aftern. 


e.  SDteJtyen.  .ftirdje  ber  ltnbeftetften  StnpfängniS.  öratorhttnj'dfjranfe. 


3.  Die  ^aulsfirdje  gu  ©Snabrüd. 


221 


Anlap  ^ur  (Srrichtung  einer  neuen  föirdje  war  fomohl  bie  SBaufäfligfeit 
ber  Kapelle  tote  ihre  nachgerabe  unerträglich  gemorbene  (Sn ge.  DCRan  hatte 
lange  gefchmantt,  ob  man  fid)  mit  einer  ^Reftauration  ber  ^paulstapelle 
begnügen  ober  ob  man  ju  einem  Neubau  fchreiten  fofle,  aber  angefidjtS 
beS  33ebürfniffe§  nach  einem  größeren  ©otteShaufe  fid)  gule^t  für  baS  jmeite 
entfliehen.  Der  ©ebanfe  an  eine  fReftauration  ber  alten  Kapelle  ober  an 
einen  Neubau  mup  bie  OSnabrüder  gefuiten  fdrnn  bor  1682  beschäftigt 
haben;  benn  gu  beginn  biefeS  SahreS  tauften  fie  bon  Sodann  Soachim 
bon  53öfelager  alle»  53ud)en=  unb  (Sidjenholg  im  fetter  53ufcb,  baS  über 
§mei  Daumen  bict  mar,  um  es  innerhalb  gmeier  %af)xe  $u  hotten  1. 

Die  Arbeiten  begannen,  nadjbem  man  einem  SD?aurer=  unb  einem  gimmer= 
meifter  bie  Arbeiten  am  Neubau  berbungen  hotte,  in  ben  erften  Dagen  beS 
9Jiäz  mit  bent  Abbruch  eines  Kaufes  unb  eines  gur  alten  Kapelle  füprenben 
bebedten  (langes.  5t nt  8.  ÜRärj  fiebetten  bann  bie  patres  mit  bem  ®otteS= 
bienft  in  ben  Dom  über,  in  bem  ihnen  baS  -Kapitel  gmei  Altäre  gur  53e= 
nupung  übertaffen  hotte,  unb  nun  mürbe  auch  bie  ^ßautSfapeKe  nieber= 
gelegt.  Das  ©teinmateriat  gum  Neubau  mürbe  bem  ©iebet  unb  ben 
HmfaffungSmauern  ber  holbberfallenen,  bei  ber  ^atharinenfirche  gelegenen 
53arfüpertirche  entnommen,  mo^u  Dömbechant  (Srato  oon  ^3aIIanbt , ein 
mariner  greunb  ber  3efuiten,  bie  Erlaubnis  ermirtt  hotte. 

Die  ©runbfteintegung  gefdjah  om  19.  DCRärg.  Der  Sttaurermeifter, 
melier  bie  Aufführung  beS  AeubaueS  übernommen  hotte,  püp  ©über 
(ober  ©cpmeber)  unb  mar  ^ßroteftant;  er  ftarb  jebocp  bereits  nach  fünf 
Aßochen.  An  feine  ©teile  trat  nach  Oftern  ein  Slatholit,  DAeifter  Aito* 
laus  Aßotff,  ber  fich  als  meii  fähiger  benn  fein  Vorgänger  ermieS.  AuS= 
gang  Auguft  mar  baS  9Aauermert  fo  me'tt  tmüenbet,  bap  man  baS  53atten= 
mert  ber  Deden  legen  tonnte;  (Snbe  Auguft  aber  burfte  man  fchon  mit 
bem  Auffchtagen  beS  DadjftuhleS  unb  beS  DurmhelmeS  ben  Anfang  madjen. 
Aacpbem  bann  baS  Äupere  unb  Snnere  berpu|t,  bie  Dede  beS  9Aittet= 
fchiffeS  unb  (Spores  bom  Saienbruber  AMlljelm  Elfter  mit  Malereien  ge= 
fchmüdt,  ber  gupboben  gelegt  unb  bie  Kirche  mit  53änten  unb  brei  Altären 


1 ©in  hanbfchriftlither  Abrifj  ber  Aaugephidjte  ber  ßtrctje  in  ber  Aibtiothef 
be§  ©hmnafiumS  Carolinum  gu  ©Snabrüd  mit  ber  Überschrift:  Pro  historia  Col- 
legii  de  fabrica  novi  templi  1685,  I.  112.  An  ©ebrudtem  fei  bezeichnet:  „S5ei 
ber  beborftehenben  ©Ifjahrhunbertfeier  be§  ©tjmnafiumä  ©arolinum"  (Artifel  ber 
Oönabrüder  Aolf^seitung  1904,  Ar  28)  unb  3.  3äger,  Die  Schola  Carolina 
Osnabrugensis,  ©önabrüd  1904,  88  f. 

437 


222 


Oie  nid^tgotifd^en  Streben. 


öerfe'ben  morben  mar,  §ielt  man  am  Nachmittag  be£  2.  Oe^ember,  am 
33orabenb  be§  gran^  36aöetfefie§ , ben  (Sin^ug  in  ba§  ®otte§bau§.  Oie 
genfter  maren  Don  Oomberren  unb  einer  Nn;$abl  Herren  öom  Nbel  ge= 
jiiftet  morben. 

$3a§  bor  Ingebrauchnahme  ber  Kirche  noch  nicht  batte  gefdbeben  tonnen, 
§o!te  man  in  ben  nädbftfolgenben  Sauren  nach.  1686  mürbe  ber  §och= 
altar  polpdbromiert,  bie  Oiele  ber  (Valerien  gelegt  unb  bie  Oecfe  über  ben= 
felben  Derpu^t ; 1688  fdbmüdtte  man  bie  Söänbe  mit  (Bemälben  ^eiliger 
Männer  unb  ^eiliger  grauen,  bie  Oecfe  über  ben  (Smporen  aber  mit 
Silbern  öon  Zeitigen  au§  ber  ©efeflfd&aft  3efu.  ©ernätbe  mie  Oecfen= 
bilber  ber  (Valerien  maren  mobl  öon  berfelben  §anb,  melcbe  1685  bie 
Oecfe  be§  ©tittelfcbiffS  mit  Malereien  au§geftattet  batte,  b.  b-  öon  trüber 
Äolfter,  melcber  gufolge  ben  $olleg§fatalogen  öon  1685  bi»  1690  al§ 
5!)taler  im  OSnabrücfer  Kolleg  tätig  mar. 

trüber  Wilhelm  $olfter  mar  £)oKänber  öon  ©eburt  unb  1634  im 
§aag  geboren.  3m  Sabre  1653  erbat  unb  erhielt  er  bie  Nufnabme  in 
bie  (Befeüfdbaft  3efu.  Na<h  53eenbigung  be§  Noöi^iatö  übte  er  feine  $unft 
juerft  im  ^oblenjer  Kolleg  au£,  bann  1659 — 1667  ju  fünfter.  1667 
unb  bie  nädbften  Sabre  finben  mir  ihn  ju  §au§  ®eift,  bem  Oertiat  ber 
OrbenSprobins,  hierauf  bi§  1679  einfcblieBlidb  gU  $öln,  1680 — 1682  $u 
Oüffelborf,  1683  roieber  ju  $öln.  1685  beranlafste  bie  Erbauung  ber 
neuen  $oüeg§firche  feine  Überfiebtung  nach  O^nabrücf,  mo  er  bi3  1690 
meitte;  1690  mürbe  er  nach  ^aberborn  berufen,  1694  ift  er  ^um  gmeiten= 
mal  $u  Osnabrücf,  1695  unb  1696  gum  gmeitenmal  ju  f)au§  ®eift. 
©eine  testen  SebenSjabre  öerbracbte  er,  öon  langem,  fdbmeräbaftem  Seiben 
beimgefucbt,  im  O^nabrücfer  Kolleg,  mo  er  am  7.  Oe^ember  1701  öon 
binnen  fdjieb.  $olfter  ift  ftet§  in  ben  Katalogen  al§  pictor  bezeichnet. 
Oer  Nefrolog  nennt  ibn  ein  tüchtiges  latent,  rübmt  ihm  nadb,  bap  er 
burd)  fein  befdbeibeneS  unb  freunblidbe§  SBefen  fidb  nicht  nur  bie  Siebe 
feiner  ^[Ritbrüber,  fonbern  auch  ba§  2BobImoüen  ber  öornebmften  Herren 
ermorben,  unb  berichtet , bap  er  mehrere  Kollegien  ber  ^robinz  mit  ben 
2Berfen  feiner  ®unft,  borzüglich  mit  Silbern  öon  ^eiligen  be§  Orben§  ge= 
fdbmücft  habe.  Seiber  bat  fidb  nichts  erhalten,  ma§  Elfter  mit  genügenber 
Sicherheit  zugefdprieben  merben  lann,  fo  bap  ein  Urteil  über  ben  ®rab 
feiner  fünftlerifdben  Oücbtigfeit  nidbt  möglich  ift. 

1701  mürbe  bie  Orgelempore  ermeitert,  um  genügenben  Nauru  für 
NuffteHung  einer  Orgel  ju  bieten.  Oie  Orgel  folgte  bann  1702.  Nuch 


438 


8.  Sie  ^auUfirdje  31t  DSitabrud. 


223 


mürbe  in  biefem  3af)te  bte  ©atrifiei  an  ber  ©übfeite  beS  ©horeS  mit  bem 
unter  ihr  befinbfidjen  Seichentefler  aufgefü^rt.  ^an^ef  unb  Kommunion* 
ban!  entftanben  erft  um  bie  9flitte  be§  18.  3ah*hunbertS. 

Sie  OSnabrüder  ^oHegSfirc^e  ift  ein  recht  befcheibener  $3au.  DftrgenbS 
in  ber  DrbenSprobinj  mar  bis  bahin  mit  geringeren  ardjitettonifchen  Mitteln 
gearbeitet  morben  mie  ju  O^nabrücf.  «Sie  ift  ein  breifchiffiger  |)aKenbau 
mit  einfd&iffigem  ©bor  unb  hat  im  SanghauS  eine  lichte  Breite  bon  15  m, 
im  ©hör  eine  fold^c  bon  ca  7,50  m.  3hre  Sange  beläuft  fiep  im  ganzen 
auf  27,50  m,  bon  benen  9 m auf  ben  ©har  fommen.  Sie  fpöpe  beS 
TOttelfcpiffeS  beträgt  ca  13  m.  Sie  ©eitenfdjiffe  finb  um  etma  1,50  m 
niedriger. 

S aS  SanghauS  befielt  auS  hier,  ber  ©hör  au»  jmei  Soeben.  Me 
Seife  ber  $irdje  finb  mit  flacher  Seele  üerfehen.  Sie  ©inbedung  beS  2ang= 
fjaufeS  ruht  auf  brei  hohen,  tnit  toStanifcpem  $apitäf  berfepenen  fftunb* 
Pfeifern,  benen  an  ber  Oft*  unb  2Beftmanb  ein  gleichartiger  öafbpfeifer 
entfprieht.  Sie  ©epeibbogen,  mefebe  bie  Pfeifer  miteinanber  berbinben  unb 
bie  ©epeibbogenmanb  tragen,  haben  §afbtreiSform.  Sen  ©eitenfepiffen  unb 
bem  borberen  3oeh  beS  DJtitteffcpiffeS  finb  ©mporen  eingebaut,  ©ie  liegen 
in  Sreioiertefpfeiferhöhe  unb  finb  bureh  ein  bem  jmeiten  3ocp  beS  finfen 
©eitenfcpiffeS  aupen  angebautes  SreppenpauS  jugängfieh-  Sie  ©mporen 
ruhen  auf  haften , bie  jmifdhen  ben  ©epiffspfeifern  eingefügt  finb ; ihre 
Lüftung  befteht  aus  einer  lebiglicp  bureh  bie  Pfeifer  unterbrochenen  fyolge 
bon  runben,  amphoraartigen  Saluftern. 

Ser  ©por  hat  an  jeber  ©eite  jmei  pope,  etma  1,50  m meite,  un= 
geteilte  Sftunbbogenfenfter.  Sa»  2angpauS  befigt  beiberfeit»  gtüei  genfter* 

reihen,  bon  benen  fich  bie  eine  unter,  bie  anbere  über  ben  ©mporen  be* 

finbet.  $fuch  biefe  genfter  finb  runbbogig  unb  ungeteilt.  Sie  unteren 

flehen  in  einer  bis  ^um  23oben  herabfteigenben  9ftf<he.  Sie  gaffabe  meift 
brei  genfterreihen  auf.  Sie  untere  umfapt  hier  genfter,  bie  mittlere  gtnei, 
bie  obere  nur  eines,  baS  mit  feinem  ©cpeitel  hart  bi»  an  bie  Sede  be» 
TOttelfcpiffeS  reicht,  aber  faft  ganj  bureh  bie  Orgef  berbedt  mirb.  Sie 
beiben  mittleren  genfter  ber  unteren  9teipe  finb  fpi^bogig  — bie  einzigen 
©pipbogenfenfier  am  33au  — , bie  anbern  gaffabenfenfter  runbbogig. 

93on  ber  alten  53emafung  ber  Kirche  ift  leine  ©pur  mehr  borhanben ; 
bie  je|ige  ift  neueften  SatumS  unb  lann  leiber  nicht  afs  gefungen  be* 

zeichnet  merben.  Ser  ©alriftei,  mefche  ben  ©hot  rechts  unb  im  Ütüden 
umgibt,  entfprieht  an  ber  Unten  ©eite  beS  ©poreS  ein  eingefchoffiger 


439 


224 


Oie  ni(f)tgottftf)en  ^irt^en. 


Sftaum,  ber  al§  Oratorium  ber  marianifchen  ©obalität  biente  unb  mit 
einem  Elitär  oerfeben  mar. 

Oa§  Süßere  ber  Kirche  ift  fafi  noch  befcbeibener  mie  ba§  gnnere.  Oie 
Profilierung  ber  genftereinf  aff  ungen  befielt  überall  nur  in  einer  leisten 
gafe.  Oie  gan^  flüchten  Oüren  liegen  im  oorberften  3p^  ber  ©eiten» 

. fc&iffe.  Oie  gaffabe  ift  in  ber  SDUtte  burch  eine  6,10  m meite,  0,75  m 
tiefe  9ftfd)e  ausgezeichnet,  bie  bis  zum  oberften  gaffabenfenfter  auffteigt 
unb  aujser  ben  beiben  oorhin  ermähnten  fpipogigen  genftern  eine  aus 
bem  beginn  beS  16.  SahrhunbertS  ftammenbe,  fefjr  bearhtenSmerte  $reuzi= 
gungSgruppe  enthält.  Oie  9lifd)e  ift  fpi^bogig  unb  an  ber  $ante  if)rer 
Reibungen  mit  fpätgotifd&er  Profilierung  Oerfehen.  9tifche  unb  $reu§i» 
gungSgruppe  mögen  Don  ber  alten  paulstapeüe  ober  oon  ber  S3arfüfeer= 
tirdje  ^errü^rcn. 

Oer  (Giebel  ber  gaffabe  mirb  burch  ein  ©efimS  oom  Unterbau  ge» 
fchieben.  OaSfelbe  mirb  in  ber  Stitte  Oon  bem  oberften  ga  ff  ab  en  f ett  ft  er  burch» 
brodben  unb  trägt  an  ben  (Selen  einen  ffügelauffafc.  3roei  meitere  ©e= 
fimfe,  bie  ebenfalls  an  ben  (Snben  mit  kugeln  befejzt  finb,  ^erlegen  bie 
©iebelfläche  in  brei  gonen.  gn  ber  mittleren  ift  in  einer  kreisförmigen 
S3lenbe  ber  9tame  3efu  angebracht ; bie  obere  fjat  £albfrei§form  unb  ift 
mit  einem  lleinen  JRunbfenfter  Oerfehen.  Setrönt  mirb  bie  gaffabe  burch 
ein  (Sifentreuz  auf  fteinernem  ©odel. 

Oer  Ourm  ber  Kirche  ergebt  fidj  hinter  bem  (S^or.  ©ein  Oberbau  ift 
achtecfig,  aus  3^m^iermerf  gemalt  unb  fchliefjt  mit  flauer,  meiner  £)aube, 
aus  beren  ©cheitel  fid)  eine  hohe,  in  ihrem  oberen  drittel  offene  Saterne 
entmidelt.  Oer  Ourm,  eine  fe^r  einfache  Anlage,  fomrnt  megen  feiner 
geringen  §öhe  nur  menig  zur  (Geltung. 

Oen  ©til  gu  beftimmen,  bem  ber  Sau  angehört,  bürfte  laum  tunlich 
fein,  ©otifd)  ift  er  nicht ; benn  bie  jmei  gotifchen  genftern  unb  bie  9Uf<he 
ber  gaffabe  finb  offenbar  für  ben  ©tildjarafter  beS  SaueS  nicht  ent» 
fcheibenb.  (Sin  Sarodbau  ift  bie  $ir<he  jeboch  ebenfomenig.  gaft  baS 

einzige,  maS  fie  Oon  biefem  hat,  ift  bie  gönn  ber  (Semölbeftüt^en,  näher» 
hin  beren  $apitäl.  Oer  StaumOerteilung  unb  bem  ©pfiem  beS  21  uf* 

baueS  liegen  noch  bie  alteinheimifchen  Orabitionen  gu  ®runbe.  Oie  for= 
melle  Sehanblung  ber  einzelnen  Sauglieber  geigt  bagegen  ein  miüfür» 
licheS  ©emifch  flaffifdjer  unb  oöüig  entarteter  gotifcher  Elemente,  zu 
melch  letzteren  inSbefonbere  auch  bie  Sbfafung  ber  genftereinfaffungen  zu 
rechnen  ift. 


44U 


4.  2)ie  $aul£fir$e  gu  O^nabrüdf. 


225 


2Ber  ben  Pan  gur  $irdje  machte,  erfahren  totr  nicht,  jebod)  i[t  es 
nic^t  unmahrjcheinlich,  bajg  33ruber  £nüje  ihm  nid)t  fern  fteht.  §)iilfe  ge= 
hörte  baS  3ahr  1679  ^inburc^  bem  ®oHeg  gu  0Snabrüd  an,  unb  gmar 
mirb  er  in  bem  bamaligen  Katalog  beS  $ollegS  als  architectus  be= 
geichnet,  ohne  bah  man  1679  gu  0Snabrüd  mit  bauten  befdjäftigt  ge= 
mefen  märe.  3ener  Aufenthalt  §üIjeS  gu  0Snabrüd  unb  jene  Eingabe 
betreffs  feines  Amtes  legen  baher  bie  Vermutung  nahe,  er  fei  gu  0Snabrüd 
anmefenb  gemefen,  tun  bie  päne  für  bie  Neubauten  gu  entroerfen,  bie 
noch  auSftanben  unb  an  bie  man  in  näcbfter  fyerantreten  muhte,  für 
baS  Kolleg,  baS  man  bann  1681  unb  1682  mirtlid)  aufführte,  unb  für 
bie  $ird)e,  bie  man  brei  Fahre  fpäter  begann.  (Sine  gemiffe  ©tüjge  bürfte 
bieje  Vermutung  in  ber  unberfennbaren  $ermanbtfd)aft  finben,  melche 
gmifchen  ber  ^aberborner  unb  ber  0Snabrüder  Kirche  in  23egug  auf 
(Srunbrihbispofition  unb  Aufbau  befielt.  9Jkn  erfe|e  nur  einmal  in  @e= 
banfen  bie  flauen  0eden  ber  „Steinen  ^ircfee"  unb  baS  33alfenmer!  unter 
ben  (Smporen  burd)  fpipogige  ^reuggemölbe,  ^ief^e  bie  $onfequengen  für 
bie  £)o<hmanb  beS  9ttittelfchiffeS  unb  bente  fid)  in  bie  Fünfter  poften  unb 
ÜJlahmert,  unb  man  hat  alsbalö  eine  berlletnerte  Aadjbilbung  ber  Sßaber* 
borner  Kirche.  Übrigens  lag  es  aud)  fehr  nahe , für  bie  päne  gum 
$oüeg  unb  gur  Kirche  trüber  f)ülfe  in  Anfprud)  gu  nehmen,  ber  eben 
bamalS  burch  bie  bauten,  melche  er  gu  $oeSfelb  unb  Sßaberborn  auf= 
führte,  auf  bem  (Gipfel  feines  AuhmeS  ftanb.  Qubem  mar  0Snabrüd 
fomohl  oon  ^oeSfelb  mie  Don  pberbont  aus  ohne  befonbere  ©cbmierig= 
feit  gu  erregen. 

0ie  tHuSflattung  ber  $ird)e  fönnen  mir  auf  fid^  berufen  taffen.  Mangel 
unb  $ommunionbant  finb  fetjr  unbebeutenb,  bie  33änfe  finb  neu,  ber  §od)= 
altar  aber,  baS  tjerborragenbfte  ©tüd  beS  Mobiliars,  flammt  aus  ber 
0ominifanertirche.  0ie  23eid)tfiüf)le  fdjeinen  1725  aus  ber  ehemaligen 
Augufiinertirche,  melche  Eigentum  ber  Sefuiten  mar  unb  Dor  bem  %il 
non  ihnen  gunt  ©otteSbienft  benutzt  mürbe,  in  bie  $oIlegSfird)e  gefommen 
gu  fein.  (SS  finb  Dorgüglidje  33arodarbeiten  non  gefälligem  23au  unb  ge= 
fchmadboll  bergiert.  0ie  für  ben  piefter  beftimmte  TOttelabteilung  mirb 
oon  gut  ge[(hni|ten  (Sngelfiguren  flanfiert.  231oh  bie  beiden  ©eitenaitäre 
finb  noch  urfprünglich.  ©ie  finb  ©egenftüde  unb  höben  bie  gemöhnliche 
Abifulaform,  einen  gefchmungenen  ©iebel,  auf  bem  Füllhörner  lagern, 
Feuerurnen  auf  ben  (Sden  beS  ®ebälfS  unb  0()ranfäüe  in  entartetem 
$norpelfiil  gu  beiben  ©eiten. 

SBrauti,  ®te  beutfdben  ^jefuitetttirc^en.  1.  — — — 15 


226 


Sie  nidjtgotifdjen  $irdjen. 


4.  |>tc  ^efttifenßtrdiett  }»  gSeppett,  $ab<ttnat  itttb  gttftdi. 

(&ierau  Silber:  Safe!  12,  e unb  13,  d.) 

2Benn  mir  bie  Sefuitenfirdjen  ju  deppen,  §abamar  unb  3itlid) 
§ufammenfaffenb  bepanbeln,  fo  gefdüept  e§,  meil  fie  ein  unb  benfelben 
Sppu»  Vertreten,  ben  SppuS  ber  Saalfirdje,  mie  er  namentlich  im  18.  3apr= 
punbert  gern  jur  Sfrtmenbung  fam.  ©ine  gefoftberte  Oarfteüung  ber  brei 
Kirchen  mürbe  fid&  faum  Derlopnen1. 

3ur  ^irc&e  ber  S^efibeng  in  deppen  mürbe  am  28.  9Jiai  1743  burd) 
greiperrn  Don  ber  Sfted  ju  Steinfurt  namens  be§  $urfürfien  $lemen§ 
$uguft,  be§  Sifcpof3  Don  fünfter,  ber  ©runbftein  gelegt.  Oer  Sau 
mürbe  burdj  bie  beiben  9flaurermeifter  Sodann  Sauer  unb  £>einrid)  S3erninf 
au§  $ilbepau§  au^gefiiprt,  benen  ber  (Superior  $arl  Smmenborf  am 
5.  Oftober  1742  bie  Arbeiten  Derbungen  patte.  Sie  erhielten  al3  Sopn 
700  Sir  (a  54  St.  embifcp)  unb  10  Sonnen  33ier.  Oafür  Ratten  fie  bie 
alte  $ircpe  ab^ureipen  unb  bie  neue  aufeubauen,  alle  Sau=  unb  §)attfieine 
gehörig  gu  bebauen  unb  ju  polieren,  raobei  ba£  alte  Material  tunlicpft  ber= 
mertet  merben  foHte,  bie  dauern  gut  auSjufugen,  im  Snnern  bie  2Bänbe 
^u  bemerfen  unb  Dorfcprift^mäpig  in  Seiften  $u  fiepen,  ba»  Oad)  mit  $alf 
ein^ufdimieren  unb  ba§  ^ßflafter  sierlid)  ju  legen.  Oocp  mupten  ipnen  mäprenb 
be»  5lbbrud)§  ber  baufälligen  alten  unb  be§  5tufbau§  ber  neuen  ^ird&e 
täglid)  Dier  §anblanger  geftedt  unb  bem  Steinmepen  ;$ubem  alle  nötigen 
Neipel  geliefert  merben.  Oer  ^3lan  ^ur  $irdpe  ftammt  Dom  Superior 
Smmenborf.  $urfürft  $lemen3  Sluguft  fpenbete  ju  bem  Sau  10  000  Sir 
unb  80  000  Siegel,  eine  grau  0.  MerpoDen  3000  Sir,  ein  §err 
D.  SraDelmann  2000  Sir,  P.  Smmenborf  au§  feinem  elterlichen  Sermögen 
690  Sir,  S3eipbif(pof  Don  9^ictiu§  ju  Strapburg,  ber  Onfel  be§  Superior», 
500  Sir  ufm.  Sopann  Surcparb  §attermann,  Pfarrer  $u  Serften,  patte 


1 $anbfdjriftliipe3  ^ur  ©efdjidüe  ber  Jpabamarer  3efuitenfird)e  in  ber  Historia 
Residentiae  Hadam.  im  ^3farrard)iö  au  §abamar.  ©ebrudteä  für  £>abamar  bei 
$efjrein,  ©efd&icpte  be§  ©pmnafium§  au  §abamar  (im  Programm  be§  ©pm= 
nafiutnä  au  §abamor  1848),  ©.  13,  unb  befonber§  in  bem  üerbienfilidjien  2Berf  $af. 
2öctgner§,  ©efdjicpte  be3  $ürftentum3  §abamar  II,  Söien  1863,  480 ff;  für  DOleppen 
bei  Dr  5t.  iftupe,  ©efcpidjte  be§  fgt.  ©pmnafiumä  au  SDleppen,  ÜDIeppen  1902,  29 ff 
unb  namentlich  bei  23.  S i ep  en  b r 0 & , ©efdjidjte  be§  öormaligen  üOtünfterfdjen 
5tmteS  ÜJleppen,  Singen  a.  b.  ©m3  1885,  534  ff;  für  ^itlict)  bei  Ä.  $ranf= 
Oberafpad)  unb  ©.  iftenarb,  Sie  ßunftbenfmaler  be3  $reife3  3ülidj,  Süffel* 
borf  1902,  116. 


442 


4.  Sie  ^efuitenfirtpen  311  Öfteren,  ^abatnar  unb  3üli(p. 


227 


fd^on  1726  für  eine  neue  fftrdje  fein  Vermögen  im  betrag  bon  über 
1800  Sir  gefcpenft.  Sa  eS  bemnacp  an  (Gelbmitteln  nicpt  feplte,  ging 
eS  mit  bem  Bau  glatt  unb  flott  bon  ftatten.  Snbe  1745  mar  bie  $ircpe 
bis  auf  baS  Mobiliar  unb  bie  Beplattung  beS  Spores  fertig.  Selbft 
ber  Stucfftpmucf  ber  Seelen  mar  bereit»  boüenbet.  51m  8.  Se^ember  1745 
naptn  man  bie  $ircpe  §um  erftenmal  in  Benutzung. 

1746  arbeitete  man  eifrig  an  ber  51uSftattung  beS  gnnern;  man  er= 
richtete  bie  Orgelbüpne,  bie  $ommunionbanf  unb  bie  Cratorienfcpranfen 
gmifcpen  ber  $ommunionbanf  unb  ben  Seitenaltären,  befcpaffte  öier  ftpöne 
Beuptftüple,  gab  bem  Spor  einen  ^lattenbelag  aus  rotem  unb  meinem 
Sanbftein  unb  lieft  für  bie  5Bänbe  im  2angpauS  unb  im  Spor  burdj  bie 
3Mer  gran^  (Grüter  unb  Bernparb  BogebeS  (Gemälbe  (bie  öier  $ircpen= 
leprer,  Svenen  aus  bem  Seben  Btaiä  unb  §eilige  beS  CrbenS)  anfertigen. 
51m  9.  fftobember  mürbe  baS  (GotteSpauS  §u  Spreu  ber  Unbeflecft  Smp= 
fangenen  (Gottesmutter  fonfefriert.  Sen  fmcpaltar  baute  1755  ein  |)einricp 
5BieS;  bie  Seitenaltäre,  beren  figürlicher  Scpmucf  bom  §ofbilbpauer  BlanS= 
fircpen  51t  fünfter  angefertigt  mürbe,  entftanben  1758.  Stplaun,  ber  Bau= 
meifter  Kiemen»  5IuguftS,  patte  bie  3ei4nungen  ^u  ben  Elitären  geliefert. 

51ucft  mit  ber  Srbauung  ber  $oüegSfiripe  $u  §abamar  ging  eS  gut 
unb  rafch  Don  ftatten.  51nfangS  fcpien  eS  freilitp,  als  foflten  fiep  bem 
2Berf  grofte  §inberniffe  entgegenfteüen.  Senn  faum  patte  man  naeft  ein= 
gepolter  Bauerlaubnis  am  7.  Suli  1753  ben  (Grunbftein  gelegt,  als  ^mei 
Sage  fpäter  bon  ber  Regierung  §u  Siüenburg  ein  bereits  am  4.  5uni 
erlaffeneS  Sefret  eintraf,  meldheS  unterfagte,  bie  neue  $ircpe  gröfter  ju 
bauen  als  bie  alte,  ein  armfeliger,  fleiner  ga<pmerfbau.  Blau  muftte 
infolgebeffen  bie  Arbeiten  unterbrechen  unb  fiep  ein  ^meiteS  5J?al  an  bie 
BMtme  beS  ^rin^en  $arl  §einricp  grifo  im  f)aag  unb  an  ben  ^er^og 
Don  Braunftpmeig,  als  bie  Bormünber  beS  jungen  gürfien  BMlpelm  V., 
rnenben.  9?ad)  ^mei  Blonaten  BkrtenS  lam  enbliep  Oon  ber  Regierung 
ju  Siüenburg  ein  üteffript,  melcfteS  ben  Bßeiterbau  freigab,  boep  burften 
an  ber  gront  ber  $ircpe  feine  anbern  Bilber  als  an  berjenigen  ber  alten 
angebratpt  unb  au<p  an  ben  ©rennen  ber  fftefiben^,  bie  gleicpfaüS  neu  auf* 
gefüprt  merben  foüte,  feinerlei  Beränberungen  borgenommen  merben. 

Bon  nun  an  gingen  bie  Arbeiten  opne  fernere  «Störung  boran.  3m 
5tobember  mar  ber  Bau  an  ber  gaffabe  fepon  20  guft  poch,  ein  ben 
Seiten  16  guft  unb  am  Spor  12  guft.  Snbe  1754  mar  er  bereits 


228 


S)ie  niö)tgotif(i)en  $trd)en. 


unter  Oad).  Oer  Schlup  beg  Sau}at)reg  1755  fah  ihn  im  Snnern  unb 
Supern  ööüig  fertiggefieüt,  ber  ©tue!  unb  bie  Malereien  ber  Oecte  ein= 
gefchloffen.  (Sg  fehlte  nur  noch  neueg  Mobiliar.  Rtn  23.  Oftober 
mürbe  bie  Kirche  benebigiert. 

Oie  Kirche  ift  bag  2Bert  beg  Saienbruberg  grang  ^ßfifierer,  eineg 
Oirolerg  unb  tüchtigen  Rrchitetten.  ©eboren  am  10.  3uni  1695,  mürbe 
er  am  20.  «September  1724  in  bie  ©efeflfehaft  3efu  aufgenommen.  (Sr 
mar  bie  gange  Seit  feineg  Orbenglebeng  afg  5Xrcf)iteft  tätig,  namentlich  gu 
deppen,  mo  er  1726—1729  ben  Sau  ber  neuen  Refibeng  leitete,  gu 
^aberborn,  gu  (Sffen,  mo  er  ©pmnafium  unb  Refibeng  erbaute,  gu  $öln 
unb  gulegt  gu  §abamar,  mo  er  bie  neue  Kirche  famt  ber  neuen  Refibeng 
f*uf.  Ruch  für  befreunbete  Rugmärtige  fertigte  er  Baupläne  an.  Sruber 
^ßfifierer  Oerftanb  eg  Oorgüglich,  mie  ber  Retrolog  peroorhebt,  fparfam  gu 
bauen,  ohne  ber  ßunft  etmag  gu  oergeben,  (Sr  ftarb  am  8.  3uni  1759. 

1756  erhielt  bie  Kirche  bie  erften  ber  noch  Oorhanbenen  Seichtftühle, 
1757  ben  Hochaltar,  1759  bie  beiben  Seitenaltäre,  1760  bie  felgt  Oer= 
fchmunbenen  Schranlen,  melche  ben  Hochaltar  mit  ben  Rebenaltären  oer= 
banben,  1765  bie  Sänte,  1768  bie  Mangel,  1770  bie  ft’ommunionbanf 
unb  bie  übrigen  Seichtftühle.  So  mar  bie  Kirche  gerabe  mit  altem 
Mobiliar  auggeftattet  — bie  Orgel,  ein  2Berf  aug  bem  (Snbe  beg  17.  3apr=  | 
hunbertg,  hatte  man  1756  gu  $obleng  getauft — , afg  bag  Sertjängnig  über 
ben  Orben  unb  mit  ihm  über  bie  Refibeng  h^einbrach,  bie  Aufhebung. 

®ang  anberg  afg  gu  deppen  unb  £)abamar  üertief  bie  Erbauung  ber 
3efuitentirche  gu  2 ül i <^.  $eine  gmeite  ber  Kirchen  in  ber  OrbengproOing, 
auggenommen  oielleicht  bie  $ofleggfirche  gu  $oegfe!b,  hatte  mit  }o  oielem 
Rtipgefcbicf  gu  tämpfen  mie  bie  SüUcher,  unb  bag,  obfehon  fie  nicht 
einmal  architeftonifch  ein  befonberg  bebeutenber  Sau  ift.  Rm  8.  Ruguft 
1752  mürbe  gu  ihr  ber  ©runbftein  gelegt;  mit  bem  Sau  mirtlich  beginnen 
tonnte  man  aber  erft  am  15.  3uni  1756.  Oen  ®runb  für  bie  unlieb= 
farne  Sergögerung  bilbeten  aug  ber  Regulierung  ber  ©rengen  entftanbene 
Schmierigteiten,  bie  erft  nach  faft  oierjährigen  Serffanblungen  glüdflich 
befeitigt  mürben.  Mein  nur  gu  halb  foHten  bie  Arbeiten  eine  gmeite 
Unterbrechung  erfahren.  1757  nahmen  bie  frangöfifchen  Sotbaten  alleg 
beim  Sau  befchäftigte  guhrmert  in  Sefchlag;  man  tonnte  baljer  biefen 
bamalg  nicht  nur  nicht  unter  Oach  bringen,  mie  man  gemünfeht  hotte,  fonbern 
nicht  einmal  big  gum  $ranggefimfe  aufführen.  Roch  fdjlimmer  ging  eg  1758. 

441 


4.  ®ie  3efuitenftrtf)ett  zu  deppen,  .£>abatnar  unb  ^üfidj.  229 

©ben  Ijatte  man  bie  $irdje  faft  bis  gum  Oacb  gebracht  unb  fiep  fd^ott 
ber  fidbern  Hoffnung  biugegeben,  ba§felbe  noch  bor  bem  hinter  auffegen 
ZU  fönneit,  afs  bie  franzöfifcben  Oruppen  „auf  franzöfifd)  giegelfteine  unb 
$of$  forberten",  mie  ber  §iftorifer  ber  ^iHidber  ^Refibenj  fagt,  b.  f).  unb 
Qiegelfteine  megfcpfeppten,  um  barauS  Vadöfen  bequfteüen.  ©o  !am  man 
erft  1759  ba^u,  ba§  Oadj  fertigzufteffen.  Vm  2.  Oftober  mürbe  bem 
©bortürmcben,  am  6.  Oftober  bem  Oacbreiter,  ber  fidb  über  bem  ©cbiff  ber 
$ircbe  ergob,  baS  $reuz  aufgefegt.  Oamit  maren  bann  freiltdb  bie  legten 
©elbmittel  erfdjöpft,  für  bie  Dielen  noch  auSftebenben  Arbeiten  im  Innern 
ber  $ird)e,  an  ber  ©afriftei,  ben  genftern  ufm.  mar  nichts  mehr  bor= 
banben.  ©o  mupte  man  bie  Arbeiten  bis  zu  befferen  3e^en  faft  ganz 
ruben  laffen.  1761  gefang  es,  bie  ©afriftei  mit  einem  Oadj  zu  Derfegen, 
1764  fünfte  ein  SGßogltäter  bie  ^mei  portale.  OaS  ift  affeS,  maS  uns 
aus  ben  nädgften  acht  gabren  berietet  mirb.  ©rft  1768  fonnte  man 
bas  SCßerl  mieber  aufnefymen.  3un^(gft  fegte  man  ©rabgemöfbe  an  unb 
begann  bann  mit  ber  ©in^iegung  ber  Oede.  1769  mürben  bie  14  genfter 
Dergfaft  unb  bie  Oede  bis  auf  einige  Heinere  Verzierungen  fertiggeffeüt. 
©eine  Voffenbung  ergielt  ber  Vau  erft  1772,  alfo  unmittelbar  Oor  ber 
Aufhebung  beS  OrbenS  unb  ber  Vufföfung  ber  Vefibenz.  Vife  Vtüf)en 
unb  ©orgen,  bie  er  gefoftet,  maren  alfo  im  ©runbe  nupfoS  gemefen. 

Oie  Kirchen  zu  §abamar  unb  Vteppen  bienen  noch  zu  $uftzmeden; 
jene  mürbe  Vfanf^$e>  biefe  ©gmnafialfirdge.  Oie  Sülicger  SMegSfirdje 
mürbe  in  fran^öfifdger  3eit  bem  ©otteSbienft  entzogen  unb  bann  fpäter 
unter  preupifdjer  §err)d)aft  zu  einem  ^robiantmagazin  umgebaut. 

TOe  brei  Kirchen  finb,  mie  eingangs  gejagt  mürbe,  fog.  ©aaffirdjen, 
einfdgiffige , meite,  faalartige  Väume  mit  flacger  Oede.  ©in  befonberer 
©gor  ift  nur  ber  ^ülidger  unb  Vteppener  ^irdge  angebaut.  Vei  jener  ift 
er  mit  einem  $reuzgemöfbe,  bei  biefer  mie  baS  ©dgiff  mit  fladger  Oede 
berfegen.  Oie  $oüegSfird)e  zu  |)abamar  blieb  ogne  ©boranbau.  2HS 
©bor  mürben  f)kx  bie  beiben  legten  godje  ber  ^irdge  eingerichtet.  Oer 
jetzige  gotifdge  ©bor  ift  mie  ber  Ourm  über  ber  gaffabe  neueften  OatuntS. 

Oie  bebeutenbfte  ber  brei  $ird)en  ift  bie  güficber,  unb  z*t)ar  fomobf 
räumfid)  mie  arcgiteftonij'dg.  ©ie  ift  bei  einer  lidgten  Vreite  öon  11,80  m 
41,20  m im  Oidgten  fang  unb  an  ben  ©eiten  beS  ©djiffeS  mit  je  fünf, 
an  benen  beS  ©boreS  mit  je  einem  gropen  Vunbbogenfenfter  oerfeben. 
Oie  jetzt  aufgeteiften  genfter  merben  an  ber  Vupenfeite  bon  einer  breiten 
profilierten  Seifte  umrahmt.  Über  bem  TOtteffenfter  ber  afS  gaffabe 


445 


230 


S)ie  nidOtgotifcOen  Kirchen. 


bienenben  Sangfeite  ifi,  bon  einem  0traf)(en!ran§  umgeben,  ber  Sfta'me  Sefu 
angebrad^t.  ©ie  fchlichte  runbbogige  Oür  befinbet  fich  unter  bem  testen 
genfter  lintS.  * 

OaS  Snnere  §at  burch  forinthifche  ^ßilafter,  auf  benen  hohe  ©ebält= 
ftiidfe  fi|en,  eine  gefchmadoolle  bertifale  Oeilung  erhalten.  Oie  Überleitung 
bon  ben  SÖänben  §ur  flauen  ©etfe  ifi  burch  eine  hohe  $ehte  bemerk 
fieHigt.  Oie  Rippen  beS  ^reu^gemölbeS  im  ©hör  finb  mit  feinen  $ofofo= 
leiften  bewert.  Oie  gange  Strchitefturglieberung  ift  burch  matte  garben 
herborgehoben. 

Oie  Sefuitenfirche  gu  §abamar,  baS  SangbauS  ber  jetzigen  ^3farr= 
fircbe , bitbet  ein  längliches  Sflecptecf  bon  30,85  m lichter  Sänge,  13  m 
lichter  Breite  unb  12  m innerer  £>öpe,  baS  im  Innern  mie  im  Supern 
burch  leiste  ^ilafter  mit  toStanifierenbem  Kapital  in  fechS  goche  gegliebert 
ift.  Oie  beiben  lebten  Sache  bienten,  mie  bor^in  gejagt  mürbe,  urfprüng- 
lieh  als  ©hör.  Oie  ©alriftei  liegt  rechts  bom  lebten  3o<h  im  ehemaligen 
fHeftbenggebäube ; über  ber  Safriftei  befinbet  fich  ein  Oratorium.  Oer 
genfter  gählt  baS  SanghauS  elf,  lintS  fechS,  rechts  aber  nur  fünf,  ba  hier 
burch  bie  SRefibeng  eines  ber  goche  berbaut  ift.  Oie  genfter  finb  grop 
unb  runbbogig.  Oie  flache  Oecfe  ift  auch  in  ber  £>abamarer  Kirche  burch 
eine  §o^ef  mit  Sftotototartufchen  befejgte  $ehle  gur  2Banb  übergeführt.  Sn 
ber  Dritte  ift  fie  mit  gmei  bon  berfchnörtelter  Sßofofoumrahmung  ein= 
gefaxten  ©emälben  gefchmüeft,  einem  großen  über  bem  früheren  Sang- 
hauS  unb  einem  etmaS  Heineren  über  bem  ehemaligen  ©hör.  Sn  ben  bie 
Silber  umlagernben  Qmictefn  befinben  fich  mit  ©chnörlelmerf  umgebene 
ÜRebaillonS.  Oie  ©emälbe  mie  bie  SRebaiHonS  enthalten  OarfieKungen 
aus  bem  Seben  beS  Patrons  ber  Kirche,  beS  hl-  SohanneS  Stepomuf.  Oie 
Silber  finb  ftarl  übermalt;  h^rborragenb  finb  fie  nicht. 

Oie  gaffabe  ift  burch  ^ilafter  bertitat  in  brei  gelber  geteilt.  Über 
bem  mittleren  erhebt  fich  jetjt  ein  Ourm,  mährenb  eS  urfprünglich  mit 
einem  niebrigen,  gerabfeitigen  (Siebei  abfäjlop,  hinter  bem  fich  baS  Oach 
ber  Kirche  abmalmte.  Oie  beiben  ©eitenfelber  finb  fcpmucfloS;  baS 
Sttittelfelb  mirb  unten  bon  einem  runbbogigen  portal  unb  barüber  bon 
einem  gegenmärtig  bermauerten  Sftunbbogenfenfier  belebt.  OaS  ^portal, 
gu  bem  eine  hohe  Oreppe  hinaufführt,  ift  bon  einem  auf  gmei  Sßilaftern 
ruhenben  ©ebält  betrönt.  ©in  gmeiteS  portal  befinbet  fich  on  ber  rechten 
Sangfeite.  ©S  münbet  auf  ben  £)of  beS  ehemaligen  ÜtefibenggebäubeS.  Oer 
Oachreiter,  ber  fich  über  bem  ©nbe  beS  heutigen  SanghaufeS  erhebt,  ift 


4i6 


4.  S)ie  Oejiiitenfirihen  3U  Meppen,  §abamar  unb  3iUic§. 


231 


achtfeitig  unb  mit  toelfcher  §aube  eingebedt,  bie  bon  einer  luftigen  Saterne 
überragt  mirb. 

®ie  $oflegtfird)e  zu  Meppen  §at  eine  lichte  Sänge  bon  ca  31  m,  bon 
benen  18,50  m auf  bat  Sanghaut  fommen.  SDie  lichte  Breite  bet  23auet 
beträgt  11,25  m,  bie  innere  §ölje  ca  11  m.  £)er  beiberfeitt  0,38  m 
einfpringenbe  Ehor  fd&li ejjt  breifeitig  ab. 

SDat  Schiff  ber  SHrcpe  §at  an  jeber  Sangfeite  fünf  hohe,  mit  glatter 
Einfaffung  berfehene  Stichbogenfenfier.  $on  ber  gaffabe  her  erhält  et 
Sicht  burcb  jmei  größere  obere  unb  gtoei  niebrigere  untere  genfter,  bie 
ebenfallt  ftichbogig  unb  glatt  umrahmt  finb.  2)ie  Sangfeiten  bet  Eljoret 
finb  fenfterlot,  in  ben  beiben  Schrägfeiten  befinbet  fid)  ein  Stichbogenfenfier 
bon  ber  2lrt  ber  feitlidjen  genfter  bet  Sanghaufet.  (Sin  brittet  ift  in  ber 
Schlujjtoanb  hinter  bem  Hochaltar  angebracht. 

2)ie  Kirche  ift  architeftonifcb  bon  äufterfter  Einfachheit.  Somohl  im 
Supern  mie  im  gnnern  fehlt  jebe  Elieberung  unb  Teilung  ber  SBänbe 
burd)  ^ilafter.  £)at  Eefimt,  auf  bem  bie  $ehle  ber  2)ede  fipt,  tritt 
ohne  jebe  Stüje  aut  ber  2Banb  heran».  2)ie  einzigen  Sßilafter,  bie  et  an 
bem  33au  gibt,  befinben  fich  an  ben  Eden  ber  gaffabe,  bem  fchmudften 
.Seil  bet  33auet.  Über  bem  Eebälf  bet  fiichbogig  abfd&liefeenben , bon 
^ilaftern  flankierten  Portals  erhebt  fid)  auf  hohem  Unterbau  in  runb= 
bogiger  DUfche  eine  Statue  ber  Unbefledt  Empfangenen.  2)ie  Mfche  fleht 
in  einer  glatten,  bon  kräftigem  Eefimfe  bekrönten  fticpbogigen  Einfaffung, 
über  ber  ein  -perlidjer  9luffa|  mit  bem  Monogramm  bet  Moment  gefut 
auffteigt.  3)em  tarnen  gefut  entfprechen  über  ben  beiben  oberen  genftern 
ber  gaffabe  bie  Monogramme  ber  tarnen  Maria  unb  gofeph  in  reicher, 
architeltonifch  befjanbelter  Umrahmung. 

£)er  Eiebel,  ber  born  Unterbau  ber  gaffabe  burch  ein  Eefimt  gefchieben 
ift,  zeigt  ftuerft  fonfab  gefdjmeifte  Seiten,  bricht  aber  eirnat  über  hoiber 
§ö£)e  ab,  biegt  ein  unb  enbet  bann  im  ^albrunb.  5luf  feinen  beiben 
Eden,  ben  horizontalen  Einbiegungen  unb  auf  ber  Spitze  flehen  Urnen. 
SDie  Eiebelmanb  ift  unten  in  ber  Mitte  mit  einem  großen  9ftunbfenfter, 
über  ben  feitlichen  genftern  bet  Unterbauet  aber  unb  im  oberen 
kreisförmigen  2lbfd)lup  mit  9?ifd)en  belebt,  in  ber  fich  bie  Statuen  bet 
hl.  granz  3£aber,  bet  hl-  5Uopfiut  unb  bet  Erlöfert  befinben.  2lut  ber 
Urne,  melche  ben  Scheitel  bet  Eiebelt  bekrönt,  erhebt  fich  ein  Eifenlreuz. 
$on  fehr  gefälliger  gorm  ift  ber  über  bem  Ehor  auffteigenbe  adjtfeitige, 
paoiKonartige  Dachreiter  mit  feiner  zierlichen  Ealerie,  bem  elegant  ge= 


4+7 


232 


®ie  ni^fgottftfjen  Ätr^cn. 


fchmungenen  ©lodenbacp,  bem  bertifal  auffteigenben  geschloffenen  Oberbau 
unb  bem  fpiß  in  bie  §öf)e  ftrebenben  gmiebelbacp. 

9lu§  ber  3ülicher  ^Megätirdje  ift  aüe^  Mobiliar  öerfchmunben,  menn 
e§  überhaupt  bor  Aufhebung  be§  Orben§  fertiggefteHt  mürbe.  Oie  beiben 
anbern  Kirchen  haben  noch  ihre  alte  9tu§ftattung.  Sie  geigt  gu  pabamar 
au^gefprochen  bie  ^Xuffaffung  unb  beforatibe  23ehanblung  be§  Üiofofo, 
mäßrenb  fie  gu  deppen  in  ben  Söegen  be§  Übergang^  bom  Späten  33arocf 
gum  fRofofo  manbelt.  ©in  großer  $orgug  be§  Mobiliars  ift  hier  mie  bort 
feine  fiiliftifdhe  Einheit.  2Ba§  bie  einzelnen  Stüde  ber  5XuSftattnng  an= 
langt,  fo  berbienen  gu  §abamar  befonbere  Beachtung  ber  leicht  unb 
harmonifch  fich  aufbauenbe,  mit  peiligenftatuen  unb  ©ngelfiguren  gut  au§= 
geftattete  Hochaltar  unb  bie  mit  flotten  9J?ufchelf$nörfeln  befeßte,  nad> 
unten  fich  au§bauchenbe  Mangel  mit  ihrem  nicht  minber  reichen , bon 
6t  ÜRichael  befrönten  Scßaübedel.  3n  ber  Kirche  gu  deppen  ift  faft  aöeä 
mehr  ober  meniger  bemerfen§mert : ber  §od)attar,  ein  lichter,  mächtiger, 
in  feinem  mittleren  Seite  ein  Obal  bilbenber  Säulenbau  bon  großer 
©legang,  auf  beffen  feitlidjen  ©iebelauffäßen  ©ngel  ruhen,  mährenb  fich 
über  bem  h^&fr^förmigen  2tbfdhluß  ber  90?ittelpartie  bon  Strahlen, 
2Öollen  unb  ©ngeln  umgeben  ber  ^ame  3efu  erhebt ; bie  äbifulaartigen 
Seitenaltäre  mit  ben  bon  ©ngeln  begleiteten  Statuen  ber  hfl.  3gnatiu§ 
unb  grang  36aber  in  großer,  runbbogiger  9äfi>e  unb  mit  ben  9Jtono= 
grammen  ber  tarnen  9flaria  unb  3ofepß  inmitten  groeier  ©ngel  als 
oberem  ^Cbfchlup ; bie  Mangel  mit  ihren  gierlich  gefirnißten  güllungen,  unb 
als  ©egenftüd  gu  ihr  ber  23albachin  einer  Statue  ber  SchmergenS» 
mutter,  einer  $opie  beS  Selgter  (SnabenbilbeS ; bie  fdhmuäen,  in  bie  nach 
unten  berlängerten  genfternifchen  eingebauten  53eichtftühle ; bie  mit  orna= 
mentalem  unb  figürlichem  Oetor  in  leichtem  Relief  bebedte  53rüftung  ber 
Orgelbühne;  bie  hübfcbe  ^ommunionban!  unb  enblich  an  biefe  anftoßenb 
gtnifchen  Hochaltar  unb  Seitenaltären  bie  Oratoriumfcpranfen  mit  ihren 
reigenben  burdjbrochenen  unb  feften  güllungen  unb  ben  zahlreichen , grnar 
ettoaS  unbeholfen  gefdmi^ten,  aber  fehr  beforatiben  fptnbolifchen  Oar* 
ftetlungen,  auf  bie  hier  näher  eingugeßen  ber  3ftaum  nicht  geftattet,  eine 
ber  reichften  unb  fcßönften  Arbeiten  in  ber  $ird)e.  ^ufdjelfchnörfet  fommen 
nur  erft  gang  bereingelt  in  bem  Ornament  beS  Mobiliar»  bor;  etmaS 
häufiger  ift  baS  33anb=  unb  ^teßraerf.  OaS  §auptmotib  ift  noch  immer 
ber  2lfanthu§,  menngleid)  fdjon  im  beutlicpen  3uf*ank  btx  Entartung  unb 
Umbilbung  in  baS  eigentliche  SRofofoornament,  ben  3Jtu)d)elfchnör!el. 


5.  Sie  Kirche  ber  Unbejledten  SmpfängniS  ju  SBiiren. 


233 


Oie  6tudbeforation  ge§t  in  ber  ipabamarer  Kirche  ganj  in  ben  fattfam 
befannten  9J?ufchelfdmörfeln  auf.  Auch  jti  deppen  ift  fie,  anberS  toie 
baS  Mobiliar,  bon  benfelben  beherrfdü,  bod)  finb  hi^  auch  fpmbolifche  unb 
figürliche  Oarftetlungen  reichlich  bermenbet,  bie  (Gottesmutter,  6t  Jofeph, 
§eilige  be§  0rben§,  6innbilber  ber  (Gottesmutter,  auf  ba§  ^eilige  Opfer 
unb  baS  ©aframent  ber  Vupe  be^üglidhe  6pmbole  ufm.  Auffallenb  ift 
ba§  fchmadje  Relief  be§  6tud3  in  ber  Vteppener  Birdie. 

Qmei  Jahre,  bebor  man  511  §abamar  ben  Sau  ber  neuen  Ä'ottegStirdje 
begann,  trat  man  auch  ju  Süren  enblich  bem  ©ebanfen  an  bie  Erbauung 
ber  fcbon  lange  geplanten  Kirche  näher,  §ur  Ausführung  !am  biefe  aber 
erft  1754.  6ie  mürbe  bie  h^öorragenbfte  Kirche,  meldje  bie  Orben3= 
probin^  im  Saufe  beS  18.  JaprhunbertS  h^öorbtaftte. 

5.  |)te  giixtye  bet:  ftußefWiten  gwpfättgttts  $u  Untren. 

(§ierju  Silber:  Se^tbilb  22  unb  Safel  12,  c;  18,  a— c.) 

Oie  erften  ^ßläne  für  baS  Kolleg  unb  bie  ^oHegSfirche  ju  Süren 
entftanben  1715;  benn  eS  mürben,  mie  bie  Historia  Collegii  berichtet, 
fcfjon  bamalS  für  beibe  bem  Sifchof  bon  ^aberborn  unb  fünfter,  granj 
Arnolb  b.  A3oIf=A?etternich,  auf  beffen  Aßunfch  ©ntmiirfe  ^ur  Anficht  bor= 
gelegt.  Oa  biefelben  bem  gürfibifdjof  nicht  behagten,  fchidte  er  im  fol= 
genben  Jahre  bie  Architekten  ©ottfrieb  Sauren^  ^ßictoriuS  unb  Johann 
$onrab  6d)laun  nach  Süren,  bamit  biefelben  neue  ^ßläne  anfertigten, 
morauf  gürft  unb  patres  ben  paffenbften  auSmählten.  ©§  maren  bie  ©nt= 
mürfe  beS  ^ßictoriuS.  ©in  (Gutachten  beS  ©eneralS  Sambert  bon  ©orfep 
hatte  5U  ihren  ©unften  ben  AuSfchlag  gegeben.  Oie  Kirche  foüte  nach 
bem  ^ßlane  beS  ^3ictoriuS  ben  füblidjen  Querflügel  beS  ^oüegS  Silben 

Am  13.  Juni  1717  mürbe  ber  ©runbftein  gelegt,  nachbem  ^tctoriuS 
am  4.  Juni  noch  eine  Verlängerung  beS  AorbflügelS  um  12  guf$  unb  bem= 

1 ©uteS  ^anbfäöriftlid^eS  Ataterial  jur  SSaugefd^id^te  beSilollegS  unb  ber$otfegs= 
firdje  ju  Vüren  enthält  baS  Igl.  6taatSarchib  gu  Alünfier,  §errfchaft  Vüren  Hie 
unb  H 8 e,  bod)  bebürfen  bie  hiev  gegebenen  Vauaften  in  einzelnen  fünften  einer 
Srgänsung  burch  bie  im  OrbenSbefifc  befinblichen  ^a£)re§beridhte.  SinigeS  gebrudte 
Ataterial  bei  9t  of entrang,  Sie  ehemalige  £>errfdjaft  25üren,  in  3eit|d>rift  für 
baterlänbifhe  ©efd^id^te  unb  AltertumSfunbc  VIII,  Atünfter  1845,  234  ff;  mehr 
bei  S.  Aenarb,  Sie  Vauten  ber  $urfürften  Jofeph  Siemens  unb  Siemens  Auguft 
bon  $öln,  in  Vonner  Jahrbücher  C,  Vonn  1896,  79  ff,  bem  aber  bie  Historia 
Collegii  nicht  borlag. 


234 


Ote  ntcf)tgotifd)en  Kirchen. 


entfpredjenb  eine  gleiche  and)  für  ben  ©übflügel  borgefchlagen  hatte.  31  uS= 
geführt  mürbe  5urtäd)ft  nur  ber  nach  3Beften  gelegene  §auptbau  unb  ber 
Etorbbau.  Oen  ©übflügel  begann  man  erft  1725,  aber  nicht  als  Kirche, 
fonbern  als  Seil  beS  $oEegS,  ba  fidj  bie  Ütäumliddeiten  ber  beiben  anbern 
glügel  nicht  als  auSreidjenb  ermiefen  Ratten.  Oie  Errichtung  einer  Kirche 
mürbe  bis  auf  meitereS  vertagt.  1728  mürbe  ber  ^oEegSbau  öoEenbet 
unb  bie  bisherige  Siefibenz  zu  einem  $oEeg  erhoben.  Seiler  ber  23au= 
arbeiten  mar  ber  Saienbruber  3lmbrofiuS  Vranbhauer,  ein  Oiroler,  ge= 
mefen,  ein  ausgezeichneter  3lrchiteft,  ber  aber  fdjon  1728,  nachbem  er  eben 
an  ben  Neubau  ju  Vüren  bie  letzte  |)anb  gelegt  hatte,  baS  Qeitlidbe  fegnen 
muftte.  Geboren  mar  33ranbhauer  1690,  in  ben  Orben  trat  er  1717. 

9?ach  Errichtung  beS  $ollegS  fe|te  bie  Vautätigfeit  einige  zman^ig 
3ahre  aus.  ES  mürbe  1751,  bis  man  eublidj  auch  bie  Kirche  auszuführen 
be[d)lof$.  gunächft  galt  eS,  ben  pa£  für  biefelbe  zu  beftimmen.  ES 
mürben  brei  Vorfchläge  gemacht.  Oer  eine  moHte  fie  im  ©arten  mitten 
bor  ber  Oftfeite  beS  §auptflügels  erbaut  fehen,  mit  bem  Ehor  unb  Ourm 
bem  Kolleg  za.  Eine  boppelgefdmffige  3lrfabe  foEte  Kirche  unb  $oEeg 
berbinben.  91ad)  bem  zweiten  foEte  ber  £)auptbau  nach  ©üben  berlängert 
unb  bann,  im  rechten  VMnfel  an  ihn  anfiogenb  unb  paraEel  zum  füblidfoen 
Ouerflügel,  bie  Kirche  aufgeführt  raerben.  Oer  britte  gebachte  biefe  in 
ber  Dichtung  nach  ©üben  an  ben  borberen  Oeil  ber  ©übfeite  beS  ©üb= 
flügelS  anzufejen.  31  m meiften  gefiel  ber  erfte  Vorfchlag.  Ein  bont 
.18.  gebruar  1752  batierteS  (Gutachten  beS  $ammerratS  unb  SngenieurS 
granz  Ehriftoph  91agel  zu  pberborn,  ben  man  um  eine  Entfcheitmng  er= 
fucht  hatte,  fprach  ftch  aber  burdjauS  gegen  benfelben  aus  unb  riet,  bie 
Kirche  an  ber  ©teEe  ber  neben  bem  ©übflügel  befinblichen  alten  Ofonomie 
gu  errichten  unb  Kirche  unb  ©übflügel  bann  burch  einen  Ouertratt  zu 
berbinben.  OaS  Enbe  mar,  bap  man  ber  3lnficht  Gagels  beitrat,  b.  i. 
bie  $ird)e  bort  zu  erbauen  befchlofe,  mo  fie  jetzt  fteht. 

Es  mupte  aber  auch  ein  neuer  Pan  zur  Kirche  entmorfen  merben, 
ba  ber  bon  pctoriuS  angefertigte  für  ganz  anbere  Verhältniffe  gefchaffen 
morben  mar.  9)tan  manbte  [ich  beShalb,  mahl  beranlapt  burch  ben  $ur= 
fürften  Clemens  3luguft,  an  ben  furfürftlichen  Vaumeifter  granz  €>einrich 
Üioth,  ber  benn  auch  bem  Erfuchen  entfprach  unb  einen  neuen  Entmurf 
lieferte.  Oie  Vautätigfeit  begann  1754.  OaS  grüfjjahr  ging  über  ben 
nötigen  Vorbereitungen  htu;  man  brach  ©teine  unb  fuhr  fie  an,  §o!te 
$alf  hßtEei,  rip  bie  alte  Ofonomie  nieber,  fäuberte  baS  Vauterrain  u.  ä. 


a9raurt,  Seutfdje  ^yefuitenf treten. 


Xafcl  13. 


SSiiren.  .^trdje  ber  UnbefXecften  Smpfängnig.  b.  33üreit.  $ird)e  bei'  Unbeftedften  QcinpfäitcjmS. 

ättnere§.  Spor.  3nnere£.  ©dpiff. 


ü 


SBürert.  Birdie  ber  Unbeffecften  ©mpfängnt^.  $affabe.  d.  deppen.  $ird)e  ber  IXnbeffedften  (£ntpfängnt3.  $mtere§. 


5.  Oie  Kirche  ber  ttnbeftecften  Empfängnis  gu  Spüren.  235 

5lm  3.  3uU  fdjtoffen  bie  3efuiien  mit  9?aget  einen  Vertrag,  in  wettern 
fie  ihm  bie  Oberleitung  be§  Saue§  nach  „anmeifung  bes  Dom  Ghurfürftt. 
§.  Saumeifier  fftoth  entworfenen  9tiffe§  unb  benen  barin  beliebten  Seränbe= 
rungen"  übertrugen.  3n  Sbmefenheit  9taget§  fottte  Sruber  ©eebergcr  ober 
ein  anberer  Don  fraget  al§  bagu  tüchtig  befunbener  trüber  bie  Sauaufficht 
führen.  9lm  fotgenben  Oage  fing  man  bie  Su3fdhad)tung§arbeiten  an, 
benen  fidj  alsbalb  bie  Ausführung  ber  gunbamente  anfdüop,  ohne  bap 
man  Dörfer  bie  ©runbfteinlegung  gefeiert  Ijatte.  fUian  ^atte  befchtoffert, 
biefe  gu  öerfchieben,  bis  ber  ßurfürft,  ber  gropeS  Sntereffe  an  bem  Sau 
nahm,  fie  felbft  Vornehmen  fönnte.  SiS  gum  SBinter  ragten  fcbon  bie 
gunbamente  aus  ber  Erbe  pfcmS.  Am  31.  Dezember  1754  mürben  bem 
©teinmepn  Valentin  ©pringer  aus  AeupauS  bie  Steinhauerarbeiten  Oer* 
bungen.  1755  gebiet)  ber  Sau  bis  gum  Sruftgefimfe,  alfo  bis  gum  Sogen* 
anfang  ber  Abfeitenfenfter ; 1756  erreichte  er  baS  $ranggefimS,  fo  bap 
man  in  ben  Aifcpen  beS  gmeiten  gaffabengefcboffeS  bereits  bie  Statuen  ber 
p.  SgnatiuS  unb  grang  datier  aufftetten  tonnte.  51  m 2.  9ftai  1756  pite 
man  bie  ©runbfteintegung  nacbgeptt,  ba  ^urfürft  Clemens  Augufi  bamatS 
gerabe  gu  £)trfcbberg  bet  Sßarfiein,  alfo  nicht  fern  oon  Süren,  meitte. 

Aud)  in  ben  nächftfotgenben  3pren  gingen  bie  Arbeiten  trop  ber  Se= 
täftigungen,  welche  man  feitenS  ber  burdjgtehenben  frangöfifcpen  Sotbaten 
auSgufiehen  ptte,  befriebigenb  non  fiatten.  1757  mürbe  bie  gafjabe  faft 
gang  oollenbet  unb  auf  ben  oberen  (Men  bie  Statuen  ber  p.  AtöpfiuS 
unb  StaniStauS  aufgefteüt 1.  Oer  Ourm  flieg  bis  gum  üranggefimfe  empor; 
auch  mürbe  fdjon  ein  Oeit  beS.OadjeS  aufgefept.  1758  mürbe  bie  gaffabe 
gang  boüenbet;  ber  Ourm  tarn  bis  gum  §elm;  ber  im  3ape  subor  erridhtete 
Seit  beS  OacpeS  mürbe  mit  (Schiefer  betteibet  unb  ber  noch  erübrigenbe 
Aeft  beS  OachfiuptS  aufgefdhtagen;  in  bem  Ourm  unb  in  ben  Satrifleien 
mürben  bie  ©emötbe  eingegogen.  Seiber  brachte  baS  3pt  1758  bem  Unter* 
nehmen  aud)  einen  ferneren  Sertuft.  Oer  bisherige  Seiter  ber  Sauarbeiten, 


1 Oie  6tatuen  ber  hü-  3gnatiuS  unb  AtopfiuS  mürben  laut  ^oniraft  Born 
6.  Oftober  1755  burd)  ben  Silbpauer  %.  Ajer,  bie  ber  hü.  grang  datier  unb 
Stanislaus  burtp  ben  Silbpauer  3oh-  gaf.  ^pütt  angefertigt.  Oie  §erftettung  ber 
8 m hohen  Statuen  gefd^ah  3U  Süren,  botf)  mufften  bie  beiben  Steine,  aus  benen 
fid)  jebe  gufammenfept,  bereite  im  Steinbrud)  gu  Aütfjen  im  rohen  behauen  werben. 
A^er  fdfuf  nath  ben  ^ontraften  Bom  4.  SJtai,  12.  3uni,  17.  Oftober  1756  unb 
4.  Auguft  1757  aud)  bie  übrigen  Sitbhauerarbeiten  an  ber  gaffabe,  einfdjtiejflidj) 
ber  bie  gaffabe  befrönenben  Immaculata,  gür  bie  Statuen  mußten  na(h  gegebenen 
Silbern  Atobette  aus  §ofg  angefertigt  Werben. 


451 


236 


Sie  nid}tgotifcf)en  Kirchen. 


3Sruber  ©hriftoph  ©eeberger,  ein  Diroter  unb  gebürtig  aus  bem  <Stanfer= 
tat,  mürbe  im  54.  Safjre  feinet  SttterS  unb  im  24.  feines  DrbenStebenS 
bom  Dobe  hingerafft.  1759  gelang  eS,  bie  Kuppel  auf^uführen,  bie  Strebe 
mit  i^ren  ©emötben  berfehen  unb  bie  dauern  im  Äußern  ju  ber* 
pugen.  Damit  patten  bann  freilich  bie  beften  Seiten  für  bie  33autätigfeit 
aufgepört.  1760  mußte  man  fidp  barauf  bekrönten,  bie  nodp  nicht  mit 
©djiefer  gebeeften  Partien  beS  Daches  beliefern  unb  ben  DotenteHer 
fo  toeit  einjutnölben,  als  bie  ©erüfie  unb  Sehrbogen  aufgeftetlt  maren,  bodj) 
berpanbelte  man  auch  fdmn  mit  bem  Dealer  Sofepp  ©regor  2ßint  aus 
pilbeSheim  megen  9lu»matung  ber  Kirche.  1761  mürben  bie  Malereien 
begonnen,  nadjbem  am  10.  Januar  mit  2Binf  megen  berfetben  ein  Vertrag 
gemalt  morben  mar.  ©nbe  1762  entftanb  jmifchen  bem  Uteftor  beS  Kollegs 
unb  bem  Klater  eine  TOeinung^berfdhiebenpeit  megen  beS  SHünjfujjeS,  nach 
bem  ber  ffteichStaler  bei  einer  SluS-^ablung  beS  Sohnes  in  ©olb  51t  berechnen 
fei.  Die  9tachgiebigfeit  beS  ^roöin^iatS  machte  bem  gmift  ein  ©nbe, 
morauf  2Binf  bie  Arbeiten  mieber  aufnahm.  Die  Ausmalung  ber  Kirche 
mar  erft  1765  beenbigt. 

2öegen  ber  für  bie  Kirche  in  91uSficht  genommenen  ©tuefbeforation 
hatte  man  fidp  fepon  1764  mit  gmei  tüchtigen  6tuffateuren,  ben  ©ebriibern 
35.  unb  3of).  9tep.  in  35erbinbung  gefegt;  1765  maren  biefe  ^um 
^meitenmal  ^u  33üren;  bieSmal  um  einen  ©ntmurf  für  bie  ©tuefbeforationen 
mit  ©infebfuß  ber  aus  ©huf  h^ufieüenben  Elitäre  an^ufertigen  K ©in 
$ontraft  mürbe  aber  bamalS  megen  ber  Übeln  ginan^lage  ber  Kollegs 
mit  ihnen  noch  nicht  abgefdjtoffen.  ©r  tarn  erft  1766  ju  ftanbe,  hoch 
mu^te  auch  bann  noch  ber  33eginn  megen  ber  anbauernben  ©elbnot  um 
ein  3ahr  berfdjoben  merben.  Um  ^fingften  1767  nahm  enbtidp  baS  2öer t 
feinen  Anfang,  ©egen  hinter  mar  ber  €>tucff(hmucf  ber  ©emötbe  bis  gum 
©ebält  herob  bollenbet.  1768  mürben  bie  ®tu<f arbeiten  fortgefegt,  zugleich 
aber  auch  in  ben  Slbfeiten  bauliepe  35eränberungen  üorgenommen,  bie  biete 
3Jtühe  fofteten  unb  tange  Seit  in  ^Infpruch  nahmen.  Die  Durchgänge 
hinter  ben  Pfeilern  hatten  fidp  nämlich  atS  gu  eng  ermiefen,  unb  fo  blieb 
nichts  übrig,  als  biefetben  um  mehrere  gufe  ju  ermeitern.  Sum  3tbf<hluh 
tarn  ber  €tucf  1770,  mie  fich  aus  ber  im  Snnern  über  bem  pauptbortal 
angebrachten  Snfdjrift : B.  et  Job.  Nep.  Mez.  inv.  et  fecer.  A°  1770, 

1 Gciner  ber  beibert  33rüber  arbeitete,  mie  bie  Historia  Collegii  berichtet,  auf 
einem  benachbarten  8djloffe,  ber  anbere  ju  ©hierin,  hoch  mar  leptercr  bamalg  in 
ber  5ftäbe  3U  SSefuch- 


452 


5.  S)ie  ßiri^e  ber  Unbeftedten  Empfängnis  311  23üren. 


237 


ergibt.  Sn^mifcpen  patte  man  aber  aucp  1769  bie  ©ruft  fertiggefteflt,  bie 
genfier  bergtaft,  ben  gupboben  begattet,  bie  au§  bem  ©cpiff  gum  ©por 
füprenben  ©tufen  gelegt,  bie  portale  mit  0üren  oerfepen  unb  bie  0rgel= 
bü^ne  errietet.  2Bie  meit  bie  Elitäre  bi§  1770  gebiepen,  lieg  fidj  nicpt 
feftftetten.  0er  §ocpattar  mar  inbeffen  bi§  bapin  mopt  fcpon  erbaut. 

©o  mar  benn  nacp  fecpäepnjäpriger  Arbeit  unb  ©arge  bie  ^trcpe 
}o  meit,  bap  man  fie  in  ©ebraud)  nehmen  tonnte,  unb  e§  erübrigte  nur 
nodp,  ben  $erbinbung§ftüget  amifcpen  Kolleg  unb  $ir(pe  aufjufüpren,  ate 
bie  $ataftroppe  pereinbracp. 

0ie  23ürener  ^oKegsfircpe  ift  ein  3entral= 
bau,  bocp  finb  bie  Guerarme  nur  einjodng. 
mäprenb  bie  £äng§arme  au§  gmei  Socpen  be= 
fielen.  0er  ©cpmerpunft  be»  33aue§  unb  bie 
$tu§gang§fMe  für  feine  gan^e  innere  unb 
äußere  ©liebetung  ift  bie  Gierung  mit  iprer 
Kuppel.  9?ecpt§  unb  linfs  bon  ben  beiben 
SängSarmen  befinben  fic3&,  entfpredbenb  ipren 
gmei  Socpen,  gmei  ©eitenräume,  metdje  mit* 
einanber  burcp  einen  breiten  23ogen,  mit  ben 
Guerarmen  aber  burcp  einen  in  ben  $uppet= 

Pfeilern  angebra^ten  ©ang  1 in  23erbinbung 
fiepen.  0ie  fiepte  Sänge  ber  ßircpe  beträgt 
31,60  m,  bie  liebte  Breite  in  ben  Querarmen 
22,40  m,  im  ©(piff  unb  ©por  (mit  ©in= 
f(ptup  ber  5Ibfeiten)  21,30  m.  SangpauS  unb  ^rcPe  ber  ttnbeft.  Empfängnis, 
©por  finb,  tmn  Pfeiler  gu  Pfeiler  gemeffen,  ©runbnfe. 

10  m breit,  bie  ©eitenräume  bon  ber  2Banb  bi§  $u  ben  Pfeifern  4,09  m. 
0ie  tidjte  Breite  ber  Querarme  beträgt  8,50  m,  ber  5Ibftanb  ber  kuppet* 
pfeiter  boneinanber  in  ben  Querarmen  7,50  m,  in  ben  SängSarmen  8 m, 
ber  $uppelburepmeffer  in  ber  2Icpfe  be§  9Jtittetfcpiffe§  ca  11  m,  in  ber= 
jenigen  ber  Querarme  ca  11,50  m.  0ie  kuppet  bilbet  aljo  feinen  boü= 
ftänbigen  $rei§,  fonbern  ift  ein  menig  obat.  0ie  innere  §>öpe  be§  2ang= 
unb  QuerpaufeS  mipt  ca  17  m,  bie  kuppet  biirfte  bi§  $u  etma  25  m 
auffteigen.  0a§  QuerpauS,  ber  ©por  unb  ber  9J?ittelraum  be»  Sang= 

1 S)iefe,  bie  Seitenräume  untereinanber  unb  mit  ben  Querarmen  öerbinbenben 
SSogen  unb  ©änge  finb  bie  ambitus  ber  Historia  Collegii,  meldje  1768  eine  Er= 
Weiterung  _ erfuhren. 


23itb  22.  33üren. 


453 


238 


Sie  nidjtgotifc^en  ^irdjen. 


häufet  finb  mit  mächtigen  Tonnen  überspannt,  in  bie  über  ben  genftern 
be§  Öid)tgaben§  (Stidbfappen  einfchneiben;  bie  Seitenräume  befi|en  dier= 
teilige  (Bratgemölbe. 

Sie  öier  muffigen  Pfeiler,  auf  benen  bie  kuppet  rut)t,  meffen,  ein= 
fdbtieplidb  i^rer  Vortagen,  in  bie  Breite  4 m,  in  bie  Siefe  3,25  m.  Um 
ben  Übergang  au3  bem  $iered  ber  Pfeiler  ^um  Qdal  ber  Kuppel  leichter 
bemerfftefligen  ju  tonnen,  tjat  man  fie  nach  ben  Zentren  be§  ^uppeloüatö 
ju  mit  einer  1,30  rn  breiten  5lb|d)rägung  derfefjen.  Sie  dier  anbern  Pfeiler, 
^mei  im  &hor  unb  jmei  im  £anghau§,  finb  minber  ftarf,  haben  aber  mit 
ihren  ^ilaftern  noch  immer  eine  Breite  don  1,80  m unb  eine  Siefe  don 
2,05m.  Sie  breiten,  ben  Pfeifern  öorgefejjten,  an  ben  ^uppelpfeilern 
derboppelten  ^ilafter  traben  attifche  33afen  unb  prächtige  forinthifche  $a= 
pitäte.  Sa3  auf  ihnen  rit^enbe  hohe,  meit  dorfpringenbe  ©ebält  ift  gut 
profitiert,  aber  fonft  ohne  Schmud,  moburcb  feine  2ßud)t  um  fo  mehr  in 
bie  (Srfdjeinung  fällt.  Sie  ^ilafier,  welche  bie  @ingang»=  unb  Querbogen 
ber  2lbfeiten  fiii^en,  ha&ert  fd)tid)te  toätanifche  Kapitale;  ihre  iöafen  be= 
flehen  nur  au»  SBulft,  pättchen  unb  Anlauf. 

Schön  ift  bie  befdjeiben  unb  mit  SSermeibung  aller  Übertabung  auf* 
tretenbe  Studbetoration  be»  Innern.  Sie  53ogen,  melche  ben  ^ittetraum 
mit  ben  (Seitenräumen  derbinben,  merben  im  Scheitel  don  dornepm  burch= 
gebitbeten  $ototoauffä|en  befrönt.  Siefelben  reifen  bis  jum  ©efimS  be§ 
®ebätf§  hinauf , meifen  in  odatem  Nahmen  Üieliefbilber  ber  2lpofieI  auf 
unb  finb  mit  rei^enben,  bie  Spmbole  ber  betreffenben  iHpoftet  tragenben 
ober  ben  Slpofteln  bie  §immelstrone  reichenben  (£ngetchen  gefcjjmüdt.  2ln 
ben  Schrägungen  ber  Huppelpfeiler  erheben  fich  auf  ber  Sedptatte  be3 
©ebält»  lüften  don  Zeitigen 1,  bie  &u  bem  §aufe  23üren  in  Ziehung 
gebracht  mürben,  5CReinulf,  Engelbert,  33otho  unb  üfteningofuS,  begleitet 
don  (Sngelfiguren , bie  ihre  Attribute  hatten.  Sie  Reibungen  ber  genfter 
finb  mit  zierlichen  ^Rototoleifien  unb  eleganten  23lumen=  unb  gruchtfchnüren 
beforiert ; al§  33efrönung  ber  genfier  bient  fchmude§  9fluf<hel=  unb  flottes 
Ütantenmert.  Sie  Stichtappen  be3  Sonnengemölbeä  merben  burch  feine 
Utototofdmörtet  belebt,  bie  $uppelbogen  unb  bie  au3  ben  Querarmen  in 
bie  Seitenräume  fuhrenben  53ogen  burd)  flache,  don  derfchnörtetten  gmifchem 
ftüden  unterbrochene  Füllungen.  Über  bem  Scheitel  ber  ^uppelbogen  finb 


1 Sie  Slpofielbilber  unb  bie  SSüften  finb  nach  ber  Historia  Collegii  ad  a.  1769 
au§  §o!j  gefchnifct. 


451 


5.  Sie  $trd)e  ber  ttnbeffecften  Empfängnis  311  SSüren. 


239 


Aofofofartufcben  mit  ben  tarnen  3efu3,  Maria,  3ofep§  unb  ber  3nf<brift 
Almae  Triadi  angebracht,  rechts  unb  finf»  barunter  ein  niebficbeS,  fnienbe» 
Engefchen.  Sie  als  ©rifaiffen  angeführten  greifen  in  ben  ^ßenbentif» 
ber  Kuppel  finb  mit  föfificben  Aofoforahmen  eingefaßt. 

Sehr  bemerfenStuert  ift  bie  Art,  mie  bie  ÜReifter  ben  ebenfalls  in 
Stua  au^geflihrten  Aufbau  be»  Hochaltar»  mit  bem  33au  in  organifeben 
3ufammenhang  bringen  Berftanben  haben.  (Sr  fleht  in  feiner  $er= 
binbung  mit  bem  Altartifcb  unb  bem  auf  bemfelben  befinbtteben  Saber= 
natel,  fonbern  hübet  einen  felbftänbig  befjanbelten,  an  bie  Ehortoanb  fidj 
anlehnenben  Hinterbau.  SaS  ©ebälf,  momit  fein  Unterbau  abfcbliept,  ift 
bie  gortfepung  be»  ©ebälle»  ber  Sangfeiten  be»  Ehore».  ES  tnirb  Bon 
Bier  mächtigen,  freiftehenben,  in  Studmarmor  ausgeführten  forinthifeben 
Saufen  getragen,  Bon  benen  bie  beiben  mittleren  ^ßilafter  hinter  fich  haben 
unb  Bortreten,  meSfjalb  benn  auch  baS  ©ebälf  [ich  über  ihnen  Berfröpft. 
Sie  Söanbffäcbe  jtoifchen  biefem  inneren  Säulenpaar  füllt  ein  grojseS  öl» 
gemäfbe:  bie  Unbeffecft  Empfangene,  umgeben  Bon  Seifigen  beS  OrbenS. 
33lumengirlanben,  bie  Bon  ber  Aofofoumrahmung  beSfelben  au»gef)en  unb 
Bon  fdjmebenben  Engelcben  gehalten  metben,  [(hoffen  für  baS  Auge  eine 
SSerbinbung  ^mifchen  93ilb  unb  Saufen.  Über  ben  23erfröpfungen  ber 
Mittelläufen  fipen  auf  ©iebelftüden  graziös  bemegte  Engelfiguren ; auf 

ben  Enben  beS  ©ebälfS  flehen  über  h°hem  ^odfef  geuerurnen.  Ser  leicht 
na 4 innen  gefrümmte  Auffap  jeigt  in  ber  Mitte  in  gefebmeifter  Um= 

rabmung  ein  Öfgemäfbe,  ©ott  33ater  unb  ©ott  Sohn  barfteffenb,  an  ben 

Ecfen  febräg  gefteHte  pfafter.  Sein  fegmentförmiger  ©iebef  enthaft  baS 

S3ifb  beS  Heiligen  ©eifteS,  eine  Bon  Strahlen  umgebene  Staube.  3m 
Scbeitef  ift  ber  ©iebef  mit  einer  Mufcbef  unb  mit  53fumenranfen  befept, 
an  ben  Eden  mit  Engelcben,  noefche  Spmbofe  göttlicher  Eigenfcbaften  haften 
(Auge,  Spiegef,  Sitte,  Aing). 

^Beröollftänbigt  mirb  bie  StudDeforation  burd)  ben  reichen  greSfen= 
fdjmud.  Sa  man  bie  Kirche  ju  Ehren  ber  Unbeffedt  Empfangenen  er= 
richtet  hatte,  ift  er  ber  Verherrlichung  ber  ©otteSmutter  gemibmet.  Über 
bem  Ehor  ift  bie  ©eburt  Mariä  gemalt,  über  bem  SangbauS  bie  &er= 
fobung,  in  bem  ©eraöfbe  beS  rechten  Querarme»  bie  Aerfünbigung , in 
bem  beS  finfen  bie  §eimfucbung^  Sie  Bier  größeren  gelber  ber  Kuppel 
enthaften  bie  Sarbringung  Mariä,  bie  Aufopferung  beS  SefusfinbeS,  Mariä 
Sob  unb  Mariä  Himmelfahrt;  bie  Bier  Heineren  inmitten  einer  gelben, 
mit  ©ofb  gehöhten  ^ierpajjmufterung  MebaillonS  mit  fpmbolifcben,  auf 


455 


240 


die  nicSOtgotifdOert  Kirchen. 


DCRari a bezüglichen  GrifaiüebarfieHungen.  Oie  greifen  in  ben  Kuppel* 
penbentifS  geben  altteftamentliche  SSorbilber  5D^ariä  tnieber:  Gfiher,  gubith, 
^Xbigaib  unb  Söhel.  Oie  greSten  überragen  burch  ihre  l^ergerquxcfenbe 
Farbenpracht,  bie  Überficbtlicpfeit  ber  Gruppierung,  bie  meifterhafte  $er= 
fpeftioe,  bie  gute  gormengebung,  bie  Sebenbigteit  ber  (Stählung  unb  bie 
(Sicherheit  unb  Kühnheit  ber  Qeichnung.  3ofeph  Gregor  2Binf  hat  [ich 
in  ihnen  ein  eljrenbeS  Oenfmal  gefept,  für  bie  Kirche  aber  einen  Schmucf 
gefchaffen,  ber  noch  jept  faft  in  feinem  erften  Glanze  bafteht1. 

Oer  gaffabenjeite  ift  bie  Orgelbühne  borgebaut.  Sie  ruht  auf  hier 
loeit  auSlabenben  $onfolen  unb  gmei  hohen,  fchlanfen  Holzfäulen  — zum 
Stil  ber  Grnpore  nicht  paffenbe  fpätere  gutaten  — unb  ift  burch  eine 
recht»  bom  HauPtportal  in  ber  gaffabenmauer  angelegte  2öenbeltreppe  er= 
reizbar,  gn  ber  SDIitte  tritt  fie  ein  menig  bor.  Oie  ^ßfoften  unb  gül= 
lungen  ber  33rüftung  finb  mit  zierlichem  SRotofoornament  gefchmücft.  Oie 
Orgel  nimmt  ben  Hintergrunb  ber  Gmpore  ein.  3hr  Geläufe  ift  einfach, 
aber  borzüglich  gegtiebert,  bon  meifterhaftem  Aufbau  unb  in  ausgezeichneter 
SBeife  bem  fftaum  eingepapt. 

Oie  Kirche  hat  reichlich,  ja  faft  zu  Diel  Sicht.  3m  SanghauS  mie  im 
Gfjor  befinben  fich  an  jeber  Seite  hier  grope  genfter,  §tt>ei  im  Sichtgaben 
unb  zmei  in  ben  Slbfeiten.  Oazu  tommen  im  Sanghau»  brei  genfter  in 
ber  gaffabe,  je  eines  in  ben  9teben[<hiffen,  baS  britte,  melcheS  freilich  heute 
burch  bie  Orgel  berbecft  mirb,  im  9ttittelfchiff.  Oie  Ouerarme  hohen  an 
ber  gront  zmei  genfter,  ein  unteres  unb  ein  oberes,  an  jeber  Seite  eines, 
baS  in  ber  Höhe  beS  SichtgabenS  beS  SanghaufeS  angebracht  ift.  beinahe 
alle  genfter  ber  Kirche  fchliepen  im  Stichbogen  ab,  nur  einige  menige 
enben  runbbogig  ober  horizontal. 


1 Stach  ©.  3.  Stofe  nfranz,  Oie  ehemalige  £>errfchaft  28üren,  in  3eitfdhrift 
f.  öaterlänb.  ©efdj.  u.  SlltertumStunbe  YIII,  ber  ©.  234  ff  auch  eine  furze  23au= 
gefd6)id6)te  beS  $oUeg§  unb  ber  Kirche  gibt,  mären  bie  ^regten  non  ben  beiben  ge= 
fchäpten  Malern  ©ebrüber  SGinf  au§  SMnchen  angefertigt  morben.  gn  ber  gup= 
note  bazn  heipt  eS:  „Über  ben  einen  biefer  SSrüber,  SiifotauS  mit  Taufnamen, 
melier  längere  geh  [n  ^iibeSfjeim  lebte  . . . , Ogi.  ^Beiträge  zur  §ilbe§heimifchen 
©ephichte  III  (1880)  218 — 218."  demgegenüber  ift  zu  bemerfen,  bap  ber  Sftaler 
SBinf,  melier  bie  SSürener  greSten  fdjuf,  gofepp  ©regor  hüf$-  öb  er  SSruber  beS 
Münchner  SJtalerS  ©h^iftiaa  Söinf  mar,  mup  ich  auf  fich  beruhen  taffen ; ft  eher  ift, 
bap  er  allein  bie  greSten  auSfüprte.  die  Eingaben  ber  Historia  Collegii  mie  ber 
^ontrafi  unb  bie  fonftigen  auf  Sßinf  bezüglichen  Sitten  machen  baS  zweifellos. 
Söinfs  ©attin  mar  eine  geborne  Silber. 


456 


5.  Sie  $irdje  ber  Unbeflecften  Empfängnis  311  Suren. 


241 


Stan  fann  bxe  Kirche  nic&t  gerabe  als  einen  praltifchen  Sau  be= 
zeichnen.  Sie  ferneren  Pfeiler  berhinbern  in  ben  Seitenräumen  beS  2ang= 
Kaufes  {eben  AuSblid  auf  ben  Altar  unb  barum  eine  bolle  Seilnahme  am 
©otteSbienft,  aber  ein  Sau  bon  impofantem  3nnern  ift  fie  {ebenfalls  unb 
eine  ber  fyerborragenbften  Kirchen  ihres  Stiles  im  norbmeftlicpen  Seutfch= 
lanb,  ausgezeichnet  burch  eble  Serhältniffe,  feften,  Iraftboüen  Aufbau,  ein= 
§eitlid)e,  burch  nichts  geftörte  ©lieberung  ber  2Banbfläd)en  unb  eine  reiche, 
aber  fe^r  bislrete  beloratibe  Seljanblung. 

Sßie  baS  innere,  fo  ift  and)  baS  Äußere  fepr  bemerlenSmert.  3m 
©egenfap  zu  ber  bei  Sarodlirdjen  fo  geroöhnlichen  Sernadjläffigung  ber 
Seiten*  unb  ©horpartien  unter  einfeitiger  AuSbilbung  ber  gaffabe  ift  fym 
auf  gleichmäßig  fchmude  Seponblung  beS  ganzen  äußern  großes  ©emid)t 
gelegt.  Aur  ber  rechte  Ouerarm  macht  fcheinbar  eine  Ausnahme,  aber  auch 
nur  fcheinbar;  benn  er  ift  nicht  boüenbet.  Ser  glügel,  ber  hier  anfepen 
unb  Kirche  unb  Kolleg  berbinben  foHte,  tarn  nicht  mehr  zur  Ausführung. 

Sehr  flar  tritt  im  Äußern  ber  Qentralcharafter  ber  Kirche  in  bie  ©r= 
fcheinung.  Qroar  lommt  bie  Kuppel  felbft  nicht  gum  Sorfchein,  ba  fie 
eines  SambourS  entbehrt,  bafür  fteigt  aber  als  ber  alles  beperrfchenbe 
Sftittelpunlt  unb  als  AuSgangSort  aller  Semegung  im  Sau  bie  ganze 
mächtige  Sierung  aus  ber  Serbacpung  ber  Kirche  auf,  an  ben  ©den  mit 
©dftreben  abgeftüpt,  bie  unten  in  eine  Solute  auSlaufen.  Sie  befipt  ein 
mäßig  hohe§,  abgefantetes,  an  ben  Seiten  mit  großen  ©rlern  berfeßeneS 
geltbach,  aus  bem  fich  über  mächtigem  Söulft  eine  niebrige  melfche  £)aube 
entmidelt.  Als  Selrönung  ber  Sierung  bient  ein  Sternfnauf.  Sie  Ouer= 
arme  hoben  Stanfarbenbächer,  ©por  unb  2angpauS  Sattelbächer,  bie  Ab* 
feiten  flache  ^ultbächer. 

Son  ben  hier  Seiten  ber  Kirche  ift  am  reic&ften  natürlich  bie  gaffabe 
auSgebilbet.  3pre  1,57  m borfpringenbe  Stittelpartie  befteht  aus  Unter= 
bau,  Oberbau  unb  h°he^  Atüfa,  melche  alle  burch  plafter  bertilal  in 
brei  gelber  geteilt  finb.  Ser  Unterbau  ift  niebrig  unb  als  Auftila  be= 
hanbelt.  gmifcpen  ben  beiben  mittleren  plafiern  — pier  beffer  Sifenen 
ZU  nennen  — befinbet  fich,  bon  fcpön  geglieberter  Aololoumrapmung  ein* 
gefaßt  unb  überbaut,  baS  §auptportal  ber  Kirche.  SaS  ben  Unterbau 
abfchließenbe,  über  ben  Sifenen  fich  berlröpfenbe,  gebälfartige  ©efimS  hot 
nur  geringe  §)öpe  unb  mäßige  AuSlabung. 

Ser  Oberbau  befipt  faft  bie  hoppelte  £)öpe  beS  Unterbaues.  Sie  ^3i= 
lafter,  melche  ihn  bertilal  in  brei  gelber  teilen,  hoben  Oortreffliche  lo= 

SSraun,  ®te  beutfdjen  SefuitenftrcCjeit.  1.  — 16 


242 


$ie  m^tgotifdjen  Äird&en. 


rintbifchß  Kapitale,  toeld&e  burcb  geftonS  miteinanber  berbunben  finb.  Oen 
©den  beS  Oberbaues  ift  eine  fdblanfe,  freiftetjenbe  Säule  eingefügt.  $on 
ben  brei  2öanbfelbern  gmifdben  ben  ^ßilaftern  meift  baS  mittlere  ein  großes 
dtunbbogenfenfier  auf,  baS  fid)  burcb  eine  prächtige  ^efrönung  auS^eicbnet. 
Oie  beiben  Seitenfelber  enthalten  grope  dttufdbetnifcben  mit  ben  überlebend 
großen,  fet)r  beforatio  mirfenben  Statuen  ber  p.  3gnatiuS  unb  gran^ 
datier.  Oen  5tbjdbtup  beS  Oberbaues  bitbet  ein  mudbtigeS,  mädbtig  aus* 
tabenbeS,  aber  nur  an  ben  Enben  fid?  oerfröpfenbeS  ©ebätf,  melcpeS,  mit 
niebrigem  9Kuffa£  öerfeben,  als  ^ran§gefimS  um  bie  gan^e  $ird?e  §erum= 
geführt  ift.  Oer  grieS  beS  ©ebätfS  enthält  bie  3nfdjrift:  SINE  LABE 
CONCEPTAE  SACRUM.  Oie  2lttifa,  tüelcf)e  ficb  über  bem  Oberbau 
ergebt,  öertritt  bie  Siede  beS  feblenben  EtiebelS.  Sie  tjat,  ihre  23atuftrabe 
abgerechnet,  bie  halbe  §öbe  beS  Oberbaues.  Oie  pitafter,  metdbe  fie  oer= 
tifat  in  brei  Oeite  fdbeiben,  t)aben  auch  hier  forinthifche  Kapitale.  Ebenfo 
mangeln  in  ben  beiben  äußeren  gelbem  gmifdben  ben  Kapitalen  bie  ®ir= 
tanben  nicht.  3n  ben  Einfprüngen,  roetcpe  bie  ©den  ber  Slttifa  aufmeifen, 
fielen  auf  bobem  Sodet  geuerurnen;  öon  ben  brei  getbern  ^mifdben  ben 
pitaftern  weift  baS  mittlere  baS  bon  einer  $rone  überragte  33ürenfdbe 
2Bappen  auf,  bie  beiben  feittidben  geigen  dtetiefbarftedungen  bon  Paramenten 
unb  gotteSbienfitidben  (Geräten.  OaS  Eebälf  ber  Slttifa  f)at  nur  mäßige 
pöpe,  an  5IuSlabung  aber  fleht  es  faum  bemjenigen  beS  Oberbaues  nach- 
Oie  23atuftrabe,  metdbe  über  ibm  auffteigt,  trägt  auf  ben  Edpfoften  bie 
Statuen  ber  Ijtt.  5ttopfiuS  unb  StaniStauS,  in  ber  9QUtte  über  hoch  auf* 
ftrebenbem,  an  ben  Seiten  in  Voluten  auStaufenbem  Unterfajz  eine  $otoffat= 
ftatue  ber  Unbeftedt  Empfangenen. 

Oie  Seitenpartien  ber  gaffabe  befteben  nur  aus  Unterbau  unb  Slttifa. 
Sener  ift  nach  $trt  beS  Unterbaues  ber  ÜDtittelpartie  ats  Ütuftifa  behanbett. 
9kd?  ber  Ede  ^u  ift  er  mit  einer  Sifene  befept,  über  ber  ficb  baS  ihn  ab= 
fdbtiefeenbe  ©ebätf  berfröpft;  in  ber  dTcitte  bat  er  ein  ftidbbogigeS,  mit 
fdbön  profitierter  Seifte  umrahmtes  genfier.  Oie  Stttifa  mirb  in  ihrer 
oberen  pälfte  burch  Spieget  belebt  unb  enbet  mit  einem  berhättniSmä&ig 
fdbmadben,  aus  ptättdben,  2Butft  unb  Oedptatte  fidb  jufammenfepenben 
EtefimS.  Oie  Überleitung  Dom  Oberbau  ber  DJtittetpartie  gur  TOifa  ber 
Seitenpartien  ift  burcb  eine  Stützmauer  erfolgt,  metdbe  unten  in  eine 
Volute,  oben  aber  in  einen  lorintbifdben  pitafier  auStäuft  unb  über 
ber  nach  innen  gefrümmlen  Oedptatte  mit  einem  mächtigen  Sitienftenget 
beqiert  ift. 


458 


5.  ®ie  Kirche  ber  Hnbeßecften  Empfängnis  ju  SSüren. 


243 


2)ie  2angfeiten  ber  $irhe  geigen  im  raefentlihen  biefelbe  ©lieberung 
mie  bie  gaffabe.  2)ie  $opffeite  beS  füblicßen  DuerarmeS  — ber  nörblicße 
ift  im  Äußern  unoodenbet  geblieben  — - ift  ber  TOttelpartie  berfelben 
nacbgebilbet,  aber  begreiflihertoeife  um  oieleS  einfacher.  £)ie  5Ibfeiten  folgen 
im  Aufbau  mie  in  ber  ©lieberung  ben  (Seitenpartien  ber  gaffabe,  bodb 
befhränft  fih  baS  ©ebälf  auf  bloße  ©ebälfftüde,  ba  bie  genfter  ber  9lb= 
feitenräume  nicht  geftatteten,  es  burchgeßen  zu  taffen,  bie  Attila  ber  Seiten= 
Partien  aber  ift  aus  bem  gleichen  ©runbe  zu  bloßen  Sifenen  getoorben. 
2luch  bie  nach  2Beften  liegenbe  (S^orfeite  ber  Kirche  läßt  ben  ©influß  nicht 
Oerfennen,  ben  bie  gaffabe  auf  ißre  9luSgeftaltung  ausübte.  SDie  beiben 
an  ber  9Iußenfante  abgerunbeten  feitlicßen  Safrifteiräume  finb,  ähnlich  toie 
bie  2tbfeiten,  nah  5lrt  ber  Seitenpartien  ber  gaffabe  beßanbelt,  hoch  finb 
fie  mit  burchlaufenbem  ©ebälf  unb  ftatt  mit  einer  5lttifa  nur  mit  einem 
niebrigen  5luffaß  auSgeftattet.  §)er  an  ben  ©den  fich  abfhrägenbe  £urm 
unb  bie  über  bie  Safrifteien  heröor*agenben  Obermauern  ber  2öeftfeite 
haben,  forneit  eS  bie  oeränberten  Sßerhältniffe  erlaubten,  fich  bie  Sftittel* 
Partie  ber  gaffabe  zum  dufter  genommen,  ©ine  felbftänbige  SluSgeftaltung 
erfuhr  nur  baS  beim  $ranzgefimfe  ber  Söeftfeite  beginnenbe  britte  3;urm= 
gefchoß,  für  baS  ja  auch  fein  $orbilb  oorlag.  ©S  ift  zierlicher  unb  reicher 
als  baS  groeite  ©efhoß;  ftatt  einanber  Oorgefteüte  hot  eS  paarmeife  neben* 
einanber  ftehenbe  unb  barum  fchmälere  forinthifcße  plafter.  £)aS  ©ebälf 
Zeigt  ztuar  bie  üblichen  $erfröpfungen,  ift  aber  meniger  maffig  unb  tritt 
minber  Oor.  groifhen  ben  ^apitälen  ber  ^ilafter  ziehen  fich  33lumenfefionS 
bie  2Banb  entlang.  3)ie  genfter  finb  runbbogig,  hoben  abgefchrägte  Sei* 
bungen,  baS  einzige  23eifßiet  am  53au,  unb  merben  unten  oon  einer  SDoden* 
baluftrabe  abgefchloffen.  2)ie  S3efrönung  beS  ©efcßoffeS  befteht  aus  oier 
Oon  einem  CfuluS  burchbrochenen,  über  ben  SSerfröpfungen  beS  ©ebälfS 
hoppelt  oerfröpften  ©iebeln,  hinter  benen  eine  Attila  auffteigt.  £iaS  Surrn* 
bah  hot  gefhnieifte  Seiten,  Oier  breite  unb  Oier  fhmale,  unb  enbet  mit 
einem  aus  253ulften,  ©inziehung  unb  $eßle  zufammengefeßten  ©ouronnement, 
über  bem  fih  bann  bie  nimmer  feßlenbe,  tper  ober  unten  auSlabenbe  Sa* 
terne  aufbaut.  Sie  hot  gleichfalls  oier  breitere  unb  oier  fchmälere  Seiten, 
ift  an  ben  Oier  23reitfeiten  mit  einem  SRunbbogenfenfter  üerfehen,  um  baS 
fih  baS  ®ranzgefimS  im  53ogen  h^rumgieht,  unb  hot  ein  niebrigeS  §auben= 
bah  mit  fhlanfer  Spiße,  über  melher  fih  baS  übliche  Surmfreuz  erhebt. 
£)ie  gaffabe  erinnert  ftarf  an  ^ßalaftarcßiteftur.  3n  ber  Sfcat  ift  fie  ben 

®opffeiten  ber  Duerflügel  beS  nebenan  fih  befinbenben  $oüegS  nacßgebilbet, 

16  * 


45y 


244 


Oie  ni$tgotifd}en  $ird}en. 


mie  ein  Vergleich  ber  gaffabe  mit  biefen  aujjer  grage  [teilt.  OaS  als 
Utuftifa  betjanbette  ©rbgefdjojs  ber  $opf[eiten  unb  bie  barüber  auffieigenbe 
forintljifdje  pitafterorbnung  mürben  im  mefenttid)en  als  Unter*  unb  Ober* 
bau  ber  gaffabe  Ijerübergenommen.  9teu  ^ingugefügt  mürbe  bie  ben  Oad)= 
raum  abfd)lief;enbe,  einen  ©iebet  üertretenbe  2Ittifa.  DJtan  begmedte  offen* 
bar,  bie  gaffabe  ber  $ird)e  mit  ben  $opffeiten  ber  OuerfXügel  beS  $ot(egS 
in  Harmonie  gu  bringen. 

Oie  Proportionen  ber  gaffabe  [inb  nic&t  fonberlicb  befriebigenb.  Oie 
Stttifa  ift  gu  f)od),  gu  maffig  unb  gu  mädjtig  gegenüber  bem  Unter*  unb 
Oberbau,  ©elbft  menn  man  Oon  einer  ütufti^ierung  beS  Unterbaues  ab* 
gefeljen,  Unter*  unb  Oberbau  miteinanber  berjd)motgen  unb  bie  pitafter 
bis  gum  ©odet  b)erabgefü§rt  tjätte,  märe  bie  ©a$e  faum  beffer  gemorben. 
©in  ©iebet  [tatt  ber  Attila  bürfte  für  bie  Vßirfung  beS  gaffabenbilbeS 
öorteittjafter  gemefen  [ein.  2BaS  bagu  bemog,  tro|bem  [tatt  eines  ©iebets 
über  bem  ©ebätf  beS  Oberbaues  eine  Slttifa  aufgupflangen  unb  biefe  bann 
fo  Ijodj  tjinaufgieljen  unb  fo  mächtig  auSgubitben,  mar  moljt  bie  fRücffid&t 
auf  bie  aus  ber  Beugung  ber  ©djiffe  ft 4 aufredenbe  mafftge  Gierung 
unb  ben  hinter  bem  ©fjor  über  baS  Oacb  emporragenben  Ourm.  Oie 
9Ittifa  follte,  mie  eS  fdjeint,  eine  2trt  ©egenftüd  unb  einen  gemiffen  2tuS= 
gleidö  bilben  gegenüber  ber  §o$manb  ber  Gierung  unb  bem  oberften  ©e= 
fdjog  beS  OurmeS,  bie  über  iljr  auf  tjoljem,  gefdimeiftem  ©odet  auf* 
[teigenbe  ^otoffatftatue  ber  Unbefledt  (Empfangenen  gegenüber  ber  §aube 
beS  VierungSbadjeS  unb  ber  Saterne  beS  ©IjorturmeS. 

Oie  ©tieberung  ber  gaffabe  mar,  mie  fdjon  gefagt  mürbe,  beftimmenb 
für  biejenige  aller  übrigen  ©eiten  ber  $irdje,  bie  ©fjorfeite  nid&t  aus* 
genommen,  für  fie  felbft  aber  mar  *ftorm  unb  Siegel  bie  ©tieberung  beS 
gnnenbaueS.  OaS  ©ebätf,  momit  ber  Unterbau  abfc&tiejjt,  entfpridjt  ben 
Kämpfern  ber  2trfaben,  burcb  metdje  bie  ©eitenräume  mit  bem  Mittel* 
raum  in  Verbinbung  fielen,  bie  in  ber  TOttetpartie  nur  burd)  iljr  ©e= 
fimS  angebeutete  untere  Attila  ber  Söanbpdfec  gmifdjen  jenen  Kämpfern 
unb  bem  ©ebätf  ber  Pfeilerpitafier , ber  2Ibfd)tuf$fimS  ber  5tttifa  bem 
9Ird)itraO  biefeS  ©ebälfS,  baS  ©ebätf  beS  Oberbaues  ber  gaffabe  bem 
©cbeitel  beS  OonnengemölbeS. 

Vorgüge  beS  StufcenbaueS  finb  bie  Originalität  ber  Anlage,  ber  SBedjfet 
unb  baS  Seben  in  ber  Verteilung  ber  Vauntaffen,  bie  forgfättige  Veljanb* 
lung,  bie  man  bem  gangen  Indern  tjat  angebeifjen  taffen,  bie  ©inf)eitticb* 
feit  ber  tjorigontaten  unb  oertifaten  ©tieberung  unb  namentlich  bie  un= 


460 


5.  Oie  Kirche  ber  IXnbefXecften  Empfängnis  gu  25üren. 


245 


gemein  mirfungSöotle  ftraffe  Eefchloffenheit.  Oer  33au  fleht  ba  mie  ein 
fefigefügter  Organismus,  ber  bis  in  ade  einzelnen  Oeile  öon  einem  flar 
in  bie  Erlernung  tretenben  53augebanfen  beherrfcht  unb  burch  bie  baS 
Eange  timgiehenben  fräftigen  Eefimfe  mie  öon  mächtigen  23änbern  um= 
fchnürt  unb  gufammengehalten  mirb. 

Öeitenber  Eebanfe  bei  ber  ^aumöerteilung  mar  erfichtlid),  einen  großen 
DJtittelraum  gu  fchaffen,  eine  bie  SBarodfirchen  faft  allgemein  betjerrjd&enbe 
3bee,  hoch  nicht  als  etmaS  einzig  für  biefe  EharafterifiifcheS ; benn  fie  be= 
gegnet  uns  ja  auch  in  ben  gotifchen  3efuitenfirdjen.  Qu  23üren  pngt  fie 
freilich  mit  bem  barocfen  ©pftem  gufammen.  Oie  ©eiten]  chiffe  finb,  mie 
iftenarb  treffenb  bemerft,  gu  35erbinbungSgängen  betab  gef  unten ; fo  ift  es 
noch  je|t,  fo  mar  eS  aber  noch  in  ^ö^erem  9flaße  öor  ber  Ermeiterung 
ber  Ourchgänge  im  3abre  1768. 

Oie  Sefuitenfircbe  gu  53üren  ift  in  feiner  §infid)t  ein  bobenftänbigeS 
ErgeugniS.  2llS  33au  ift  fie  ein  Sßerf  beS  unter  italienifchem  Einflufj 
ftebenben  fübbeutftben  33arod,  ber  in  ber  gmeiten  §älfte  beS  17.  unb  im 
18.  Qabrbunbert  fo  manche  impofante  Rirdhenbauten  fdmf.  3hrß  fyreSfen 
atmen  ebenfalls  fübbeutfchen  ©eift,  ihr  ©tudfchmud  aber  geigt  bie 
5luSbilbung,  melche  baS  aus  granfreich  importierte  9ftofofo  unter  ber 
pflege  unb  bei  ben  gasreichen  Prachtbauten  ber  Kölner  $urfürften  ge= 
funben  §atte. 

$ln  Mobiliar  ift  aus  ber  Qeit  ber  Erbauung  außer  ber  Orgel,  üon 
ber  fchon  bie  ütebe  mar,  nod)  öorhanben  ber  §ochattar,  bie  Kommunion* 
banf  unb  einige  23ei<htftühte.  Oer  Hochaltar  hat  auSgebauchte,  farfophag= 
artige  üRenfa,  mirb  an  ben  ©eiten  Don  fijgenben  grauengeftalten,  ©pm= 
bolen  ber  Ougenben  beS  ElaubenS  unb  ber  Hoffnung,  flanfiert  unb  ift  mit 
hohem,  in  ben  §interbau  gut  hineinfomponiertem  Oabernafel  üerfehen.  OaS 
Oabernafel  ift  ein  rec^t  gefälliger,  h^rmonifch  fich  entmidelnber  53au.  Es 
ift  an  jeber  ©eite  mit  brei  gierlidjen  ©äulchen  befeßt  unb  mirb  üon  leistem, 
burcbbrochenem  Sluffaß  befrönt,  ber  auf  ber  ©piße  eine  ©tatuette  ber  Un= 
befledt  Empfangenen  trägt.  Über  ben  Eden  beS  OabernafelS  finb  fnienbe 
Engelchen  angebracht,  neben  bemfelben  flehen  auf  burch  eine  $0* 

lute  abgefiüßtem  Unterfaß  gmei  fergentragenbe  Enget.  Oie  gierliche,  gur 
SBudht  beS  IBaueS  menig  paffenbe  ^omtnunionbanf  befiehl  aus  flachen, 
gefdjmeiften  ©djnörfeln,  bie  paarmeife  fpmmetrifch  gufammengeftellt,  öon 
geftonS  burdjgogen  unb  burch  geflonS  öerbunben  finb.  Oie  33eichtftühle 
finb  fchtichte,  unbebeutenbe  Dlofofoftüde. 


461 


246 


3)te  ni(f)tgotiftf)en  ^irdjen. 


SDoch  bamit  !önnen  mir  bie  $)arfteüung  ber  23ürener  unb  mit  ibr  bie 
ber  Sefuitenfirdhen  ber  ungeteilten  unb  ber  nieberrbeinifcben  Orben^roöinj 
überhaupt  fd&Iiegen.  2öenn  mir  in  ber  53augefcbidbte  ber  einzelnen  ^irdjen 
^iemlidb  einläffig  gemefen  finb,  fo  gefdhab  e§  einmal,  meil  biefelbe  mannen 
mertboden  Beitrag  %ux  ^ulturgejdhidüe  mie  ^ur  $unftgefd)idbte  be§  17. 
unb  18.  SabrbunbertS  birgt.  §>ann  aber  and),  meit  aus  ibr  mit  öder 
(Stoibenj  erbedt,  baft  leine  ber  $ir4en  eine  „r eftaur ierte"  ältere 
Anlage  ift,  bie  $oblen§er  $irdhe  nicht  ausgenommen,  tro|bem  hier  bie 
alte  sJlonnen!irdhe  beim  Neubau  benutzt  mürbe,  gür  bie  5IuSgiebigfeit  ber 
23aubefcbreibung  aber  mar  bie  ßrmägung  beftimmenb,  ba£  nur  auf 
©runb  eingebenbfter  Kenntnis  ber  Sefuitenlirdjen  ein 
folibeS  Urteil  über  beren  ftilifiif  eben  ($§arafter,  ihre  bau= 
lieben  Eigenarten  unb  i § r e üermanbtfdhaftlidhe  53egiebung 
gueinanber  möglich  i ft. 

@S  bleibt  nodh  übrig,  aus  ben  bi§be^tgen  Unterfudhungen  baS  gfajit  ju 
Rieben,  b.  i.  in  einem  jufammenfaffenben  Überblidt  bie  ftiliftifdhen  unb  ardhi* 
teftonifdhen  (Sigentümlid&feiten  ber  Sefuitenlirdhen  ber  ungeteilten  rbeinifdhen 
unb  ber  nieberrbeinifcben  OrbenSproöin^  bar^ulegen  unb  bie  Stellung  ber 
Kirchen  in  ber  geitgenöffifc^en  Slrdhiteltur  einer  Prüfung  unb  SBiirbigung 
■ §u  untergeben. 


n 


dritter  9(6)d)nttt. 

^ür&tguttg  i»cr  ^itdjfitßaufett  in  ber  nngctctften 
tljetnifdjett  uttb  ber  nicbetrljeittifdjett  ^rbensprotnitj. 

1.  ptc  ßififtifdjctt  unb  ardjiMfottifdiett  gjijjettfümndifidfen  ber 

gcfuttettßirdieit. 

Die  !D?e§räa^)I  ber  $ir$en,  melche  im  53ereid&  ber  rtjeinifchen  unb  ber 
nieberr^einif c^ert  0rben*brobing  entftanben,  unb  grnar  gerabe  bie  bebeu= 
tenbften,  fielen  noch  auf  bem  53oben  ber  alteinheimifchen,  gotifchen  Dra= 
bitionen. 

Die  ©otif,  toeld&e  un§  in  ihnen  entgegentritt,  ift  freilich  bie  ©otif  in 
ihrer  Entartung.  ©elbft  bie  ftilreinften  biefer  Kirchen,  bie  SMnfterfdje, 
bie  5CRoI^eimerf  bie  $ob!enger  unb  bie  Kölner  $ol!eg§fir(he,  geigen  fchon 
ungotifdje  23itbungen.  ©ehr  ftarf  treten  folcbe  in  ber  Kirche  gu  Slawen 
unb  in  ben  gotifdhen  Sefuitenfirdhen  au§  ber  gtoeiten  f)älfte  be§  17.  3ahr= 
hunbert§  auf.  Der  Ie|te  $u§Iaufer  be§  ©til§,  bie  ^farrfirdhe  gu  ©iegen, 
bertritt  faft  nur  noch  burch  feine  ©emölbe  bie  ©otif. 

23emerfen§mert  ift,  bajs  regelmäßig  bie  ©tüjgen  ber  Öichtgabenmanb 
bgto.  ber  ©emötbe  ungotifdhe  Gilbungen  barfteüen.  gu  fünfter  gebrungene 
gotifdhe  Pfeiler  mit  ionifierenbem  Kapital,  finb  fie  gu  9)loI§heun,  $öln 
unb  ^aberborn  im  ©inne  to§fanif<ber  ©äulen,  gu  Slawen  aber  af§  bier= 
feitige,  mit  to§fanifdhen  ^ilaftern  befe|te  Pfeiler  behanbelt.  Eigenartig 
finb  bie  ©emölbeftü^en  gu  23onn;  im  Ouerfdhnitt  gotifierenb,  geigen  fie 
in  ber  ©fieberung  ihrer  Kapitale  unb  in  ber  Belebung  ber  gfäcben  bie 
gange  2BiHfür  be§  Sarocf.  Do^fanifdh  finb  auch  bie  ben  eingegogenen 
©treben  borgeftebten  §afbfäu(en  in  ber  $obeg§firdhe  gu  $oe§fefb  unb  bie 
^ßifafierborlagen  ber  ©treben  in  ber  ^farrfirche  gu  ©iegen. 

Die  Rippen  betbahren  treu  bie  trabitionebe  ^rofüierung.  ©ie  finb 
halb  mit  einer,  halb  mit  boppelter  $ehfe,  halb  enblidf)  bimförmig  J)ro= 


163 


248 


28ürbigung  ber  ^trdjenbauten  ic. 


filtert,  Oie  fpäte  ©ntftebungSgeit  berrät  fidb  namentlich  bet  ben  birn= 
förmigen  Sftip^en ; - biefelben  finb  meift  fdbroer,  berb  unb  übermäßig  in  bie 
Breite  gebebnt,  furg,  ohne  bie  §o§e  ©legang,  melcbe  bie  bimförmigen  Rippen 
ber  früheren  Seit  auSgeicbnet.  Ungotifdbe,  an  flache  Sänber  erinnernbe 
Rippen,  mie  fie  im  belgifdjen  Sarod  gern  gur  2tnmenbung  famen,  finben 
fidb  lebiglidb  in  ber  Bonner  Sefuitentircbe.  Oie  Emporen  unb  ©dbeibbogen 
finb  fpiigbogig  nur  in  ben  Kirchen  gu  3M§britn,  $ö(n  unb  Sonn.  3n 
ben  anbern  finb  fie  ftich=  ober  runbbogig.  SemerfenStoert  ift  in  ben 
älteren  Sauten  bie  Sorliebe  für  9te|gemölbe.  biefelben  geigen  entmeber 
einen  böHig  runbbogigen  ober  bod)  einen  fepr  gebrücft  fpijjbogigen  Ouer-- 
fdmitt.  Oie  jüngeren  gotifchen  Kirchen  berlaffen  bie  ^epgemölbefonftruttion 
unb  menben  fidb  mieber  bent  einfacheren , einteiligen  ütippengemölbe  gu, 
ba§  namentlidb  gu  $oe§felb  eine  glängenbe,  rneil  ebenfo  eble  mie  fübne 
Seiftung  barfteHt. 

Sei  ben  genftern  hält  man  bi§  gum  britten  3aprgepnt  be§  17.  3abr= 
bunbert§  mit  Sorliebe  am  fpipbogigen  2lbf<hluf$  feft.  Oodb  lommen  audb 
fdbon  runbbogige,  ja  oereingelt  bereite  ftidbbogige  genfter  Oor.  3n  ber 
gmeiten  §älfte  üerfebrt  fidb  bann  ba§  Serbältni§  Oon  ©pifebogen  unb 
Ühtnbbogen  gerabe  in»  ©egenteil,  genfter  mit  runbbogigem  5lbfdblup  merben 
nun  ba§  ©emöpnlidbe,  fpijgbogige  ba§  Seltenere.  6tid)bogige  bleiben  aber 
audb  je£t  Su^nabme.  ^ßfoften  unb  ^ttapmerf  erbalten  fidb,  toenngleid)  nicht 
überall,  bi§  in§  18.  3abrbunbert  hinein  in  ben  genftern.  Oocb  ift  bd3 
Stapmerf,  meld)e§  bei  ben  früheren  Sauten  nod)  diele  gute,  ja  bortreff* 
liebe  Silbungen  aufgumeifen  ba*r  bei  ben  fpäteren  meift  febr  einfad)  unb 
ungelent,  menn  aber  reicher,  bann  miHtürlich,  nüdbtern  unb  irrationell. 

Oie  portale  finb  jene  Seftanbteife  be§  Saue§,  melcbe  fidb  am  frübeften 
oon  ber  ©otif  ab  unb  gu  flaffifdben  gormen  hmmanbten.  ©o  gefdbab  e3 
fdbon  bei  gmeien  ber  brei  portale  ber  $otleg§fird)e  gu  fünfter.  3ft  eä 
hier  unb  gu  $obleng  bie  beutfdbe  ©pätrenaiffance,  roelcher  bie  portale 
folgen,  fo  ift  e§  bei  ben  übrigen  ber  Sarod.  Qu  befonberer  $raft  er= 
fcheinen  bie  ^ortalbauten  entmidelt  bei  ben  Kirchen  gu  ®öln,  ^aberborn 
unb  Sonn. 

Son  ben  gaffabettanlagen  geigt  guerft  biejenige  ber  Kölner  $oHeg§= 
ürdbe  baroefe  gormen,  bodb  unter  entfdbiebener  Seibebaltung  be§  trabitio= 
neHen  <5pftem§  im  Sufbau.  3n  ber  meiteren  ©ntmidlung  ber  gaffabe, 
rairb  aber  auch  biefe§  mehr  unb  mehr  derlaffen  unb  ber  Oberbau  gur 
blo&en  Äuliffe  umgebilbet,  fo  gu  ^oeäfelb,  gu  Sßaberborn  unb  gu  Sonn. 


1.  Sie  ftiltftifdjen  unb  arhiteftonijdien  ©tgentümlidjfetten  ber  ^efuitentirhen.  249 

Sei  ben  Sürmen  geigt  fid)  ber  ßinflujs  be§  heutigen  Sarod  dornehm* 
lidj  in  ber  5lu§geftaltung  ber  Sachform  unb  bet  ben  Saluftraben  ber  Um= 
gange,  faum  feboch  in  ber  horizontalen  unb  dertifalen  ©lieberung.  9tur 
ber  Koe§felber  Surm  ift  im  oberen  ©efchof;  mit  flaffifdjen  ^ilaftern  be= 
fe|t.  Eigentümlich  finb  bie  romanifierenben  Senbenzen  ber  Stürme  ber 
Kötner  unb  ber  Bonner  Koßeg^firdje. 

Sie  Qaht  ber  nichtgotifchen  ^irdjen  ift  bie  geringere;  biefelben  faßen 
Zubern  h^«ptfäcf)Iid&  in  ba*  18.  3ahrfjunbert.  Stiliftifdj  finb  fie  fehr 
mannigfaltig. 

Srei  vertreten  ben  zu  ihrer  Qeit  fo  gemöhnlidjen  Sppuä  ber  Saal= 
fircpen,  bie  Kirchen  zu  ^DJeppen,  §abamar  unb  Sülid),  nach  Anlage  unb 
beforatider  Seljanblung  ßtofofobauten.  Sie  übrigen  flehen  dößig  öereingelt 
ba.  Sie  Osnabrüder  KoßegSfirche  folgt  in  ben  9taumbi§pofitionen  unb 
bem  Aufbau  nod)  ber  Kölner  unb  ^ßaberborner  Sefuitenfirche ; im  übrigen 
aber  ift  fie  ein  ftillofer  D^upbau.  Sie  Sürener  gibt  ben  Sppu§  ber  baroden 
fübbeutfchen  Kuppelbauten  mieber,  hoch  mehr  im  (Sinne  einer  Qentralanlage. 
3n  beforatiber  ^>infid)t  fleht  fie  unter  bem  Einfluß  be§  burd)  Sofeph 
Klemen§  unb  KlentenS  51uguft  im  9?orbmeften  zur  boßen  £>errfd)aft  ge= 
fommenen  Ütotofo.  Stiliftifch  am  bemerfensmerteften  finb  bie  Kirnen  zu 
9lfdjaffenburg  unb  Süffetborf.  3ene  ift  ein  echt  römifdjer  Sarodbau, 
jebodj  mit  einem  Stich  beutfcper  2Iuffaffung,  bie  namentlich  in  bem  ho^ert 
ißufftieg  be§  Mittelraume§  unb  ber  flachen  Silbung  ber  ^ilafter,  be§  ®e= 
bälfS  unb  ber  (Burte  zu  Sage  tritt.  Sie  Süffelborfer  Koßeg§firdje,  ein 
Smport  au§  Schmähen,  ift  fonfiruftid  eine  breifchiffige  §aßenfird)e,  mie 
foldje  in  Sübbeutfchlanb  feit  bem  fpäten  Mittelalter  häufig  borfamen,  ihre 
ornamentale  Seljanblung  aber  geigt  einen  fdjmeren  italienifierenben  Sarod, 
ähnlich  mie  bie  Vorlage  ber  Kirche,  bie  Neuburger  Koßeg§fird)e. 

Ser  ornamentale  Schmud  fleht  überaß  fchon  gleich  im  Seichen  ber 
Mchtgotif.  Sei  ber  Kirche  zu  Münfter  trägt  er  ben  Efjarafter  ber  beutfchen 
Spätrenaiffance  an  ficb ; in  ber  Koßeg^firdje  zu  Mol^eim  über  fyat,  nach 
bem  Stud  ber  Seitenfapeßen , ben  noch  dorljanbenen  Überbleibfeln  be§ 
Mobiliars  unb  ben  aus  ber  ErbauungSzeit  ftammenben  Süren  zu  urteilen, 
fchon  ber  Sarod  mit  feinen  fchmereren  gormen  bei  bem  Ornament  Einfeljr 
gehalten.  SCuch  zu  Koblenz  begegnen  uns  fchon  Sürflügel  in  ber  s2lrt  beS 
33arod ; ber  Sefor  ber  Kölner  Kirche  fleht  bann  ganz  unb  gar  im  Sanne 
beS  fog.  Knorpelornament§,  baS  Iper  fomofjl  ben  Stud  mie  aßeS  Mobiliar 
beherrfcht.  Sie  ift  unter  ben  Sefuitenfirchen  bie  erfte  unb  zugleich  glän= 


465 


250 


äöfirbigung  bei*  ^ird)enbauten  2C. 


genbfte  Vertreterin  biefeS  eigenartigen  ornamentalen  (BebilbeS.  Überhaupt 
biirfte  gu  $öln  baS  $norpelornament  am  frütjeften  in  ber  bortigen  3efuiten= 
firdjc  auftreten,  fomeit  menigftenS  nad)  ben  nod)  erhaltenen  Monumenten 
ein  Urteil  barüber  möglich  ift ; jebenfaUS  ift  es  in  feiner  anbern  ber  Kölner 
Kirchen  fo  ausgiebig  unb  fo  fonfequent  gur  Vermenbung  gefommen. 

@ine  ©rfinbung  ber  Sefuitenfünftler  ift  bas  $norpelornament  aber 
nicht,  noch  ift  es  fölnifdjen  UrfprungeS.  ($S  mürbe  oietmehr  Oon  aupen 
her  bortbin  eingeführt,  unb  gmar,  mie  naheliegenb,  entmeber  burdb  bie 
auSmärtigen  (BefeHen,  meld&e  bie  Sefuiten  in  ihre  SOßerfftätten  gogen,  ober 
burcb  ben  Saienbruber  Valentin  Voljg,  ben  funftfertigen  Seiter  ber  V3erf= 
ftätten  beS  $oüegS. 

OaS  $norpelornament  hotte  fd)on  im  beginn  beS  gmeiten  OegenniuntS, 
alfo  noch  ehe  gu  $öln  bie  3efuiten  mit  ber  Msftattung  ihrer  Kirche, 
ja  mit  ber  Kirche  felbft  befchäftigt  maren,  im  norbmeftlidjen  Oeutfchlanb 
meithin  Verbreitung  gefunben.  Oie  (Brabmonumente  in  ben  Bornen  gu 
Münfter,  Minben  unb  ^aberborn  befunben  baS  unmiberleglid).  Vor  1600 
liep  fich  bort  mie  überhaupt  fein  $norpelornament  nachmeifen1.  3n  feinen 
erften  Anfängen  erfcpeint  eS  bei  ben  Monumenten  beS  Vknnemar  o.  2lf<h* 
broich  (f  1604)  unb  beS  Vernharb  o.  Vkfterholte  (f  1609)  im  Oom  gu 
Münfter.  Mein  fdjon  baS  (Grabmal  beS  $anonifuS  Sohann  0.  gmidjtebrud) 
(f  1615)  unb  bie  $onfote  ber  (Statue  beS  % Mauritius  Oon  1617  im 
Umgang  beS  OomeS  geigen  eS  gang  auSgebitbet.  Um  biefelbe  3e^t  erfcheint 
eS  gleichfalls  bereits  oöKig  fertig,  unb  gmar  in  fehr  fräftigen  gormen, 
bei  bem  Monument  beS  OefanS  (Sberharb  0.  MaKindrobt  (f  1617)  im 
Oom  gu  Minben  unb  einige  3al)re  fpäter  ebenbort  bei  ben  (Brabmälern 
beS  Johann  o.  Schorlemer  (t  1622)  unb  beS  (Seniors  Heinrich  0.  Vinfe 
(f  1624),  bort  langgügig,  ftarf  margig,  fym  leicht  unb  gierlich.  2lm 
lehrreichen  für  baS  (Stubium  beS  Ornaments  finb  bie  Monumente  im 
$reuggang  beS  OomeS  gu  ^aberborn.  Oie  (Brabtafel  ©iSbertS  ü.  Vubben 
(f  1595)  geigt  noch  feine  (Spur  beS  $norpelornamentS;  baSfelbe  ift  ber 
galt  bei  bemjenigen  SohannS  0.  §anjlebe  (f  1604),  hoch  meifen 


1 2)aS  erfte  Mufterbudj,  toeldjeS  ^norüelornament  bringt,  ift  bie  Architectura 
be£  Lutger  $afemann  (^öln  1680).  . ©in  früheres  23ortagemert  beSfetben,  Archi- 
tectura  Lehr  Seiulen  Bochg  ($öln  1605),  fennt  baS  Ornament  noch  nicht.  S>aS= 
fetbe  gilt  Oon  ©abrtel  ^rammerS  Architectura  von  den  fünf  seulen  ($öln  1610, 
erfte  StuSgabe  nach  ber  Signatur  1599),  oon  ^rammerS  Schweifbüchlein  (Äöln  1611) 
unb  oon  Johann  3afob  ©belmannS  (3afob  ©udeifen)  Architectura  Lehr  (Äöln  1609). 


466 


1.  2)ie  ftiliftifipen  unb  aripiteftoniftpen  ©igentümliipfeitett  ber  3efuitenfir(pen.  251 

bie  feitlicpen  Oprenanfäße  fdöort  roei(pere,  $ur  Slbrunbung  fiep  neigenbe 
formen  auf.  Sei  bem  Monument  SoaepimS  b.  Sangen,  baS  1608  noep 
bet  Sehweiten  beSfelben  angefertigt  mürbe,  fommt  bann  an  ben  Seiten  mie 
in  ber  Sefrönung  mirflitpeS  $norpelornament  bor,  jebod)  tritt  ba§felbe 
nocp  fepr  beweiben  auf.  gortgefeprittener  erfepeint  eS  bei  bem  ©rab= 
monument  beS  $anonituS  b.  Stieget  (f  1610)  unb  an  ber  $artuf(pe 
ber  (Srabtafel  VernparbS  b.  Sippe  (f  1618),  böllig  entmicfelt  bei  bem 
©rabmonument  beS  $anonifuS  b.  Vtefcpebe  (f  1615),  ber  1621  erneuerten 
SLafel  beS  1512  geworbenen  $anonifuS  Speobor  Varenfeel,  einem  1625 
neu  aufgefüprten  Monument  beS  $anonifuS  b.  3nnfte  unb  bem  Monument 
©eorgS  b.  Srenfen  (f  1625). 

3n  Sübbeutfeplanb  gibt  es  nur  menige  Seifpiele  beS  $norpeIornamentS 
aus  ber  erften  §)älfte  beS  17.  SaptpunbertS,  in  melcper  eS  im  9iorbmeften 
OeutftplanbS  tonangebenb  mar.  34  fanb  eS  g.  V.  an  ber  ^anjet  in 
ber  granji§lanertir4e  gu  Supern  bon  1628,  an  ben  9?ebenaltären  in  ber 
§offir4e  bafelbft  aus  ber  3eit  bon  1640  bis  1650,  an  ber  Umrahmung 
eines  SafelgemälbeS  in  ber  $Pfarrfir4e  ju  Sanbsberg  am  Se4  bom  3ap*e 
1633  u..a.  (Größere  Verbreitung  erlangte  eS  im  Süben  Oeutf4lanbS 
erft  in  ber  feiten  §älfte  beS  17.  SaprpunbertS.  (Sin  fepr  perbor* 
ragenbeS  9IuSftattungSftüd  aus  biefer  geit  auf  baprif4em  Soben,  bei 
bem  es  uns  begegnet,  ift  baS  (Sporgeftiipl  im  §aupt4or  oon  St  (Sm= 
meram  ju  IRegenSburg  bon  1667.  OaS  bebeutenbfte  aber  ift  unftreitig 
baS  mit  fräftigem  $norpelmer!  über  unb  über  bebedfte  großartige  Sa= 
frifteigef^ränt  im  Oom  $u  ^affau  (ca  1670).  2lu4  bie  gleidb^eitigen 
Satrifteitüren  beS  Zornes,  bie  Vcebenaltäre  in  ber  epemaligen  3efuiten= 
jeßt  Stubientir4e  unb  einige  Seitenaltäre  in  St  ^auluS  ^u  ^affau 
fomie  ber  §o4altar  ber  §ofpitallapeHe  ju  Surgpaufen,  alles  Arbeiten 
aus  bem  leßten  Viertel  beS  17.  3aprpunbertS,  ber  §o4altar  ber  3ß= 
fuitentirtpe  ju  SanbSput  bon  1666  u.  a.,  finb  bortrefflicpe  Seifpiele 
für  bie  Vermenbung  bon  auSgefprocpenem  $norpelornament  im  Silben 
Oeutf4lanbS. 

2öo  mir  bie  §eimat  beS  Ornaments  ju  fucpen  paben?  91?an  pat 
eS  als  3mport  aus  ben  9tieberlanben  beseicpnet,  jebotp  mit  Unretpt.  3n 
ben  9äeberlanben  pielt  man  bis  tief  ins  17.  3aprpunbert  an  fcparf* 
tantigem  S4nörfelmerf  feft.  bei  $artuf4en  geigen  fiep  bereingelt  an 
$norpelmerf  einigermaßen  erinnernbe  meüpe,  teigige  Silbungen  — früpe 
Seifpiele  bietet  V.  bie  epemalige  Sßfuitentircpe  ^u  SIntmerpen  am  grieS 


467 


252 


äGürbigung  her  Äirchen&auten  je. 


beS  oberen  fjaffabengebälf§  unb  in  ber  9)tuttergotteSfapelIe 1 — , bodj 
hanbelt  es  fidj  bet  benfelben  teineSmegS  um  eigentliches  ®norpelornament, 
mie  eS  uns  in  ber  3efuitentird)e  ju  $öln  begegnet.  5Idem  5lnfchein 
nach  ift  bas  Ornament  ba  aufgetaud)t,  mo  es  uns  ^uerft  begegnet,  im 
9torbmeften  OeutfdjlanbS. 

OaS  ^norpelornament  pat,  maS  bie  Linienführung  anlangt,  eine 
gemiffe  33ermanbtfcbaft  mit  ben  mobernen  Ornamentformen.  Snbeffen  gibt 
eS  anberfeits  ^mifchen  beiben  tiefgreifenbe  Unterfchiebe.  OaS  moberne 
Ornament  miß  mefentlicb  gladmrnament  fein;  in  feinem  Urfprung  ift  eS 
eine  fünftlicße  3ü<htung,  bie  fid)  in  beraubten  unb  beabfichtigten  ©egenfaß 
5U  ben  bi3  bahin  beliebten  ornamentalen  9Jtotioen  unb  formen  feßt.  OaS 
^norpelmert  ift  bagegen  feiner  ganzen  Statur  nach  plaftifcß  unb  burcßauS 
auf  plaftifdje  Birfungen  gerietet,  geboren  aber  mürbe  eS  nicht  aus  bem 
23efireben,  etmaS  gan$  ÜteueS  an  6teHe  ber  im  Anfang  beS  17.  Saßrhunberts 
gebräuchlichen  Zierformen  ju  feßen,  fonbern  als  bie  grucht  einer  allmählich 
fortfdjreitenben  Sßeiterentmidlung  biefer  lederen.  Oenn  eS  ift,  mie  man 
bei  näherer  Prüfung  halb  gemährt,  nichts  als  eine  eigenartige  Hm=  unb 
$erbilbung  beS  SöefcplagornamentS,  beS  5lfanthuS,  beS  ©cßnörteU  unb  9M= 
merfS  unb  ber  Voluten.  3unödift  merben  biefelben  meiner,  an  ben  ©den 
abgerunbet  unb  auf  bem  Ütüden  mit  perlen  befeßt;  bann  quellen  fie  auf, 
aus  ben  perlen  merben  2öar-$en  unb  halb  förmliche  §öder,  bie  Voluten 
aber  fpringen  aus  ber  glädje  heraus,  merben  in  unregelmäßige  $uroen 
gezogen  ober  pfropfen^ießerartig  aufgebreht  unb  bann  an  ben  ©nben  §u 
Ohren  umgeformt  ufm. 

OaS  fchließlicße  Ergebnis  beS  ^ro^effeS  mar  eine  regellofe,  phantaftifche 
90taffe  auf=  unb  nieberqueHenber,  fnorpeliger  gormen,  in  ber  man  freilich 
bei  genauerem  Ziehen  noch  immer  bie  Urformen  einigermaßen  311  erfennen 
oermag.  (Sine  ©efchicßte  beS  ^norpelornamentS  unb  feiner  ©ntmidlung 
aus  ben  <S<hmudformen  ber  beutfchen  ©pätrenaiffance  fehlt  noch  OoH= 
ftänbig.  33ei  ber  großen  33ebeutung,  melcße  eS  im  17.  Sahrßunbert  holte, 
märe  eS  fehr  im  Sntereffe  ber  ^unftgefcßichte  biefer  3e^^  ntenn  eine  folche 
an  ber  f)anb  batierter  Monumente  geschrieben  mürbe.  Oer  23erfaffer 
fonnte  feine  gorfcßungen  über  ben  ©haraHet,  bie  ©ntfießung  unb  bie  23er= 
breitung  beS  Ornaments  nur  fomeit  auSbehnen  unb  hier  nur  fooiel  barüber 


1 Einige  ^artuihen  biefer  5lrt  enthalt  aud)  grancartg  „Sammlung  öon 
100  ©ntmürfeu  3U  ^artitjcben"  (SBrüffel  1622). 


468 


1.  Oie  fiiliftifchen  unb  arcpitettonifdißn  Gcigentümlitpfeiten  ber  ^jefuitenfird^en.  258 

fügen,  al § notmenbig  roar,  um  gu  geigen,  bap  e»  burcpau»  nid)t§  fpegififch 
3efuitifd)e§  ift.  Oa§  $norpelornament  behauptete  fiep  in  ben  rpeinifch= 
roeftfälifcpen  Sefuitenfirthen  bi§  in  bie  lepten  Oegennien  be§  17.  3aprpunbert§ 
hinein,  mie  bie  Veicptftüple  in  ber  ^aberborner  $oKeg§tirche,  bie  Neben* 
altäre  in  ber  3efuitentird)e  gu  OSnabrüd,  bie  Türfüllungen  ber  portale 
ber  Bonner  ^Pird&e  u.  a.  bemeifen.  ($3  finben  fiep,  bocp  nur  au§napm§= 
meife,  fetbft  noch  in  ben  erften  Oegennien  be§  18.  3ahrhunbert§  pie  unb 
ba  am  Mobiliar  Überbleibfel  bon  $norpelmert.  Oa§  Ornament,  melcpem 
biefe§  um  ben  Nu^gang  be§  17.  SahrhunbertS  meinen  mup,  ift  eine  neue 
Auflage  be3  Ntantpu§ , aber  nicht  im  Sinne  be§  leichten , giertichen 
Ntantpu»  ber  Nenaiffance.  Oer  NtantpuS,  mie  er  jept  beliebt  mirb,  ift 
ein  milber,  unbänbiger,  ftürmifcher  (BefeHe  botl  bon  ungegühmter  2eben§= 
traft  unb  tropigem  Wagemut,  ein  mächtige^,  faftfiropenbe»,  fcparf  ge= 
gapnte§  (Sebilbe.  (£r  fommt  im  meiteft  gepenben  9Nape  gur  Vermenbung, 
hier  in  Vertretung  unb  in  Nachahmung  bon  Voluten,  bort  burchbrochen 
gearbeitet  in  ben  Füllungen  ber  ßporfcpranten  ober  ber  $ommunionbanf, 
bann  mieber  gur  Oetoration  bon  ^onfolen  ober  gur  feitlicpen  Nbftüpung 
bon  Nuffäpen  ufm.  Oie  cparafteriftifchften  unb  gugleich  glängenbften  Vei= 
fpiele  be§  neuen  Ornamente»  bietet  ba§  gang  im  Reichen  be§  Ntantpu§ 
ftepenbe  Mobiliar  ber  $oe§felber  $o!leg§tirche.  Oie  3eü  feiner  §err= 
fcpaft  foKte  übrigen^  nur  bon  furger  Oauer  fein.  Oer  Vßanbel  im  ©e= 
fcpmad,  melcper  ber  ©otif  ben  böHigen  Untergang  brachte,  machte  auch 
ipm  ein  @nbe. 

Oie  lepten  ^ircpenbauten , melcpe  in  ber  nieberrpeinifcpen  Orben§= 
prooing  entftanben,  fallen  in  bie  3eit  be§  Nototo.  Oem  entfprecpen  benn 
auch  bie  3^rf°rm^:  an  ben  Schmalfeiten  gefcpmeifte  ober  aufgelöfte 
Napmen,  au§  Stäben  gebildetes  Seifienmert,  flatternbe  Vänber  mit  Vlumen 
unb  grüßten,  gierlicpe  gefion§,  Hartufcpen  mit  leicpt  reliefierten  Stud= 
füüungen  ober  Malereien,  IMcpblumenbepänge,  regellofeS,  ppantaftifd&eS 
Nlufcpelmert  u.  ä. 

Oie  beiben  nidjtgotifcpen  Kirchen,  melcpe  in  ber  erften  §älfte  be§ 
17.  3aprpunbert§  entftanben,  gepen  in  ben  Scpmudformen  ipre  eigenen 
Söege,  mie  fie  ja  auch  al3  Vauten  auperpalb  ber  Neipe  fiepen.  Über 
ba§  Ornament  be§  urfprünglicpen  Mobiliars  ber  Nfcpaffenburger  ^ollegS= 
tircpe  tonnen  mir  freilich  nicht  urteilen,  ba,  toie  früher  bemertt  mürbe, 
bie  gange  ehemalige  Nu»ftattung  gegenmärtig  oerfcprounben  ift.  Oer  Stud-- 
fcpmud  ber  $ircpe  geigt  italienifcpe  Elemente  gemifcpt  mit  ÜNotiben  ber 


469 


254 


.äöfirbigung  ber  ^ird^enfmuten  k. 


beutfcpen  Aenaiffance.  gu  Oüffelborf  folgt  bas  Mobiliar  bem  im  Apein= 
lanb  gerabe  perrfcpenben  ©tile,  ber  ©tuet  bagegen  ift  auSgefprodpen 
italienifierenb ; benn  obwohl  oon  bem  beutfcpen  Reiftet  $upn  §errü^renbf 
ift  er  ja  nur  eine  $opie  ber  ©tuefbeforation  ber  Neuburger  gefuitenfirdpe, 
eines  2öerfeS  italienifdper  ©tuffateure. 

Ardpiteftonifcpe  (Sigentümlidpfeiten  an  ben  gefuitenfirdpen  in  ber 
rpeinifdpen  unb  nieberrpeinifeben  CrbenSproOins  finb  bie  Akiträumigteit 
beS  AHttelfdpiffS,  bie  feitlidpen  (Smporen,  bie  Oreppentürme  mit  ben  Auf- 
gängen §u  ben  (Smporen  unb  bie  Oratorien. 

Oie  Akiträumigfeit  beS  AüttelfdpiffeS  begegnete  uns  f(bon  in  ber 
Atünfterfdpen  ^ollegSfirdpe.  Am  auffälligen,  meil  am  bebeutenbften,  ift 
fie  in  ber  $oblenser  unb  in  ber  Aadpener  gefuitenfirdpe ; am  impofanteften 
wirtt  fie  ju  DD^olS^eim  unb  $öln.  gn  ber  Bonner  ^oHegSfirc&e  geigen 
Mittel) (biff  unb  Abfeiten  baS  normale  AreitenOerpältniS. 

Atan  pot  bie  Akiträumigfeit  beS  TOittelfcbiffeS  als  eine  Anleibe  aus 
bem  (Befü  ober  bodb  aus  beffen  Aacpbilb,  ber  Atündpner  AtidpaelSfirdpe, 
beseidpnet.  ©ine  anbere  Meinung  aber  gebt  bapin,  man  ba&e  fie  ben 
fpanifdpen  Oominifanerfirdpen  abgelaufcbt.  Allein  meber  bie  eine  noch  bie 
anbere  ©rflärung  ift  sutreffenb.  Oie  ©adbe  liegt  bielmepr  biel  einfacher. 

AIS  P.  Atidpael  bie  £MegSfirdpe  ju  fünfter  bur<b  Ateifter  Aopfott 
auffübren  liep,  baüe  toeber  er  nodp  biefer  fcpwerlidp  auch  nur  eine  Ahnung 
Don  ber  ßinrieptung  ber  Oominifanerfirdpen  ©panienS.  @S  ift  fogar  fepr 
fraglidp,  ob  fie  eine  folcpe  au(b  nur  Dom  (Sefü  unb  oon  ©t  AUcpael  su 
München,  bamalS  ein  Oorfo,  befaßen.  Aus  eigener  Anfdpauung  tannte 
P.  Atidpael  biefe  Kirchen  jebenfaHS  nidßt  unb  mobl  nodp  biel  weniger 
Aopfott.  Oagegen  gab  es  §u  $öln  eine  $ircpe  mit  weitem  Atittelraume, 
bie  P.  Michael  feineSwegS  fremb  war,  bie  AcbatiuSfircbe. 

AMe  wir  früher  hörten,  würbe  biefe  beim  Umbau  1582  oon  80  gup 
auf  50  gup  erweitert,  b.  i.  su  einem  Aau  mit  einem  Atittelraum  oon 
30  gup  Areite,  ber  Areite  ber  alten  AcbatiuStapelle,  unb  jwei  ©eitern 
räumen  Oon  je  10  gup  Areite,  in  welch  letzteren  bann  feitlidpe  Emporen 
angebracht  würben.  A$aS  fo  §u  $öln,  äbnlidb  wie  einige  breipig  gapre 
fpäter  su  Fohlens,  bie  golge  ber  bur(b  bie  Aerpältniffe  gebotenen  ($in= 
Siepung  beS  alten  AaueS  in  ben  Aeubau  gewefen  war,  aboptierte  P.  Atidpael 
nach  etwa  einem  Oesennium  aus  praftifepen  Aücffidpten  bei  ber  neuen 
IMegSfirdpe,  bie  er  su  fünfter  errichtete,  unb  s^or  faft  bis  auf  bie 
Atape  genau,  gür  bie  AtolSpeimer  $ir<pe  würbe  bann  bie  $irdpe  su 


470 


: ■ 

1.  Sic  ftitiftifhen  unb  arihxteftonifdjen  Eigentümlidfjfeiien  ber  Sefuitenfirdjen.  255 

fünfter  in  53e§ug  auf  bie  B3eiträumigfeit  Oorbitbtich,  für  bie  neue  Kölner 
bie  BtotSheimer  uftü.  $)aS  Beftreben  ber  Sefuiten  ging  ja  barauf  hinaus, 
i^re  Kirchen  ju  BolfSfirchen  im  üottfien  6inne  beS  2BorteS  auSsugeftatten, 
ju  Kirchen,  beren  SftaumbiSpofition  ben  (Gläubigen  bie  bem  ©otteSbienft 
anmohnten,  einen  möglich#  ungehinberten  Btid  auf  ben  Ehor  unb  bie 
$an§et  geftattete.  3n  Belgien  hatte  man  baS  bort,  mo  man  nicht  ein= 
fcpiffig  baute,  burdj  fcptanfe  ©emötbeftüpen  unb  meite  6äulenfteflung,  bie 
eine  ausgiebige  2)urd)ficht  geftattete,  §u  erreidöen  gefugt.  3n  ber  rheinifchen 
DrbenSproöinj  fam  man  burd)  ben  ErmeiterungSbau  ber  alten  5td)atiuS= 
fapeUe  $u  Mn  mie  burd)  3ufaß  äu  e*ner  anbern,  befferen  Söfung.  2Bie 
menig  bie  Söeiträumigfeit  beS  OTttetfdjiffeS  ju  fünfter,  Mn  ufm.  als 
eine  Anleihe  aus  6t  TOdjaet  ober  fonft  einer  ber  Barodfirdjen  ber  ober= 
beutfdjen  CrbenSproOinj  betrachtet  merben  tann,  bafür  ift  ber  Umftanb 
feljr  be§eid)nenb,  bap  fie  gerabe  ben  beiben  Barodbauten,  bie  abfeits  oon 
ben  anbern  Mdjen  in  ber  ungeteilten  rtjeinifchen  OrbenSprobins  entftanben, 
entmeber  nur  in  befchränftem  Btape  (2lf<haffenburg)  ober  gar  nicht  (SDüffel= 
borf)  eigen  ift.  sJZicht  minber  betetjrenb  ift  nach  berfetben  Dichtung  hin, 
bap  noch  alle  brei  ideae  Bavaricae,  bie  für  bie  neue  $ottegSfirdje  gu 
Mn  auS  Mähern  einliefen,  ausnahmslos  baS  alte  normale  Breitem 
üerhättniS  für  TOttetfcpiff  unb  Bbfeiten  aufmeifen. 

B3otjt  im  gufammenhang  mit  ber  großen  Breite  beS  TOttelfchiffeS 
ftet)t  in  einigen  Kirchen,  namentlich  ^u  BtolSheim  unb  Mn,  bie  un= 
gemötjntid)  enge  6te(Iung  ber  fyofyxi,  fcplanfen  9tunbpfeiter.  ES  fönnte 
bei  btop  oberflächlicher  Betrachtung  beS  baburch  gegebenen  M^hmuS  ber 
©ebanfe  auffommen,  ber  Strdjiteft  h abe  fich  bei  ihr  üon  ber  Erinnerung 
an  bie  bichte  6äulenfteüung  ber  ftaffifdjen  Orbnungen  leiten  taffen, 
stimmt  man  aber  bie  §öhenmape  ber  Pfeiler,  ihren  SDurdjfdjnitt  unb  ihre 
Entfernung  üoneinanber,  }o  gemährt  man  atsbatb,  bap  bie  Proportionen, 
mie  fie  für  bie  antifen  6äutenorbnungen  tnapgebenb  maren,  in  feiner 
Bkife  eingehalten  mürben.  Btan  mirb  baher  mohl  ^utreffenber  bie  enge 
6tettung  ber  6tü|en  auf  fonftruftio  praftifcpe  Ermägungen  jurücfjuführen 
haben.  SDer  ^trcpiteft  mottte,  mie  es  fcpeint,  burd)  Häufung  ber  9tab= 
Pfeiler  einer  unfchönen  Berfiärfung  berfetben  entgehen,  mie  fie  fonft  ader= 
bingS  bei  ber  für  fie  angefepten  ^ötje,  bei  ber  geplanten  Einbauung  Oon 
Emporen  unb  bei  ber  2Bud)t  ber  TOttetfcpiffSgemötbe  moljt  unbermeibtid) 
gemefen  märe.  5tudj  mag  ber  ©ebanfe  oon  Einflup  gemefen  fein,  bap 
eine  bichte  gotge  h^h^r , fchtanfer  6äulen  mit  bem  in  ihr  gegebenen 


471 


256 


Söürbigung  be r &ir$enbauten  u. 


ungleich  beffer  gu  bem  tebenbigen  2inienf43iel  ber  reifen  Aep= 
getüölbe  paffen  tuerbe  at§  eine  geringere  3afyl  fernerer  ©tüpen. 

Saft  noch  bemerfen»merter  al§  bie  ÜBeiträumigfeit  be§  TOttetfdjiffe^  ift 
bie  Anlage  feitlidher  ©mporen.  ©eitenemporen  fönnen  in  breifdjiffigen  ^ird&en 
auf  ameiertei  Aßeife  gefd^affen  merben.  (Snttoeber  mirb  ber  SDachraum  über 
ben  ^Xbfeiten  gu  Emporen  au§gebitbet,  inbem  man  bie  Aßanb  oberhalb 
ber  ©dheibbogen  mit  SDurdjbrüdjen  berfieht,  ober  e§  merben  ben  ©eiten* 
fdjiffen  ©aterien  eingebaut,  bie  nach  bem  Aftittetfchiff  ju  auf  ben  ©<bip= 
Pfeilern,  an  ber  UmfaffungSmauer  auf  ^ßitaftern  ober  $onfoten  ruhen, 
^öeibe  Atrien  bon  Emporen  fommen  in  ben  un§  b)ier  befdiüftigenben  3efuiten= 
firdjen  bor,  bie  erfte  ju  fünfter  unb  $obteng,  bie  jmeite,  bottfommenere,  gu 
9M§heim,  $ötn,  Aachen,  3)üffetborf,  ^aberborn,  §itbe§heim  unb  mit  ber 
53ef(bräntung  auf  nur  ein  ©eitenfchiffjod)  gu  23onn.  S3ei  einfdhiffigen 
$ird)en  mirb  man  amifchen  bauten  mit  eingegogenen  Strebepfeilern  unb 
folgen,  bei  benen  biefe  nicht  nach  innen  gezogen  mürben,  §u  unterfcheiben 
haben.  3n  jenen  merbett  bie  Emporen  gmifdjen  ben  Aerfirebungen  an= 
gelegt,  in  biefen  müffen  fie  in  ba§  Sang^auS  hinau§gebaut  merben,  unb 
§mar  entmeber  über  ^onfoten  ober  über  freifiefjenben  ©äuten.  (Smporen* 
antagen  ber  erften  Art,  bie  in  fübbeutfchen  3efuitenfirchen  häufig  bor* 
fommen,  finb  bei  ben  ^irdjenbauten  ber  ungeteilten  rljeinifdjen  unb  ber 
nieberr^einifd&en  OrbenSprobins  nicht  beliebt  raorben,  obmoljt  bauten  mie 
bie  ÄoHeg§!ir<hen  ju  Afdjapnburg  unb  ^oeSfetb  fomie  bie  ^farrfirche  gu 
©iegen  mit  ihren  meit  eingejogenen  Streben  unb  ihren  tiefen  feitlic&en 
Aifchen  ber  Anbringung  fo!d)er  Emporen  nur  giinftig  maren.  AuSfragenbe 
Emporen  erhielt  bie  einfc&iffige  Kirche  ju  SJiünftereifel. 

33ei  bem  Einbau  ber  ©mporen  mürben  bie  Sefuiten  bon  ber  Abfid&t 
geleitet,  mefjr  pap  für  bie  ©laubigen  ju  geminnen.  3)enn  für  bie 
©laubigen  maren  bie  ©aferien  in  erfter  Sinie  beftimmt,  unb  jmar  für  bie 
ÜJiänner,  meS^alb  fie  and)  Aartauben,  2ttann§Iauben,  AtfannSchöre,  9Jknn3= 
hau£  fiepen,  nicht  für  bie  3nfaffen  be£  $otteg§,  benen  nur  ein  abgetrennter 
Aaum  ber  ©aterien  borbefjalten  mar,  auch  nidjt,  e£  fei  benn  auSnahmS* 
meife,  für  bie  Sdjüler  beS  $otteg§.  Namentlich  aber  mürben  bie  ©aterien 
au<h  gum  Aeidhtfjören  bon  Männern  gebraust,  baher  noch  $u  $ötn  bie 
^reichen  Aeichtfiühte  auf  ben  ©mporen,  mäfyrenb  fie  in  ben  anbern 
$ird)en  ganj  ober  faft  gang  befeitigt  mürben,  at£  bie  Kollegien  aufgehoben 
maren  unb  bie  Sefuiten  nid&t  länger  mehr  ben  SDienft  in  ben  Kirchen 
berfahen. 


472 


1.  Sie  fttüftifc^en  unb  arä)iteftonif$en  ©igentümlitfüeiten  ber  ^yefuttenfirc^en.  257 

2>ie  231ütegeit  be§  @mporenbaue§  fällt  in  ben  Ausgang  be§  16.  unb 
in  bie  erfte  §älfte  beä  17.  Sa^r^unbert».  2Bie  beliebt  bie  (Valerien 

bamal§  in  ber  rljeinifäwn  CrbenSprobing  waren,  geigt  ba§  $orgeljen  ber 
Sefuiten  gu  Scplettftabt.  $aum  war  ipnen  bort  6t  gibe§  übergeben 
worben,  al»  fie  bie  $irdje  einer  Üteftauration  untergogen,  fie  mit  größeren 
genftern  berfafjen  unb  fonft  für  ifjre  gwecfe  bequemer  einric&teten.  giergu 
gehörte  aber  namentlich,  baf  man  in  ben  Seitenfc&iffen  Emporen  (chori 
pensiles)  entrichtete,  inbem  man  bie  2ict)tgabenmanb  in  grofe  21rfaben 
auftöfte,  bie  Seitenfchiffe  boppelgefcpoffig  machte  unb  ihre  erlösten  Um= 
faffungämauern  mit  einer  gweiten  genfterreipe  berfafj1.  gefd&a^  ba§ 
1616;  ber  Slnnalift,  9feftor  P.  5^ef4ebe,  aber  berietet  ad  a,  1616: 
Pro  Societatis  more  templum  (S.  Fidis)  ad  commodiorem  usum 
disposuimus,  choris  utrimque  pensilibus,  fenestris  maioribus  . . . 
ornavimus. 

5)ie  (Gepflogenheit,  in  ben  Kirchen  feitlid&e  (Smporen  angubringen,  erhielt 

bi§  gum  18.  3ahrf)unbert.  *ftur  bie  $oe§felber  $oüeg§firche  blieb 
o^ne  folche,  waf)rf(heinltch  weil  bie  Kirche  opnebieä  geräumig  genug  war, 
wie  fchon  gelegentlich  gefagt  würbe.  Senn  fie  gwifchen  ben  Strebepfeilern 
mit  Emporen  gu  berfe^en,  hätte  feine  Schwierigfeiten  gemacht.  $on  ben 
^ird&en,  welche  im  18.  Saprpunbert  entftanben,  pat  feine  feitliche  (Galerien 
erhalten.  3n  ber  Kirche  gu  53üren  wären  fie  gerabegu  unmöglich  gewefen ; 
hö$fien§  hätte  man  hier  ben  Querarmen  folcpe  geben  fönnen. 

3^it  Seitenemporen  war  fchon  auSgeftattet  bie  1582  erweiterte  21chatiu3= 
firche gu  ftöln.  Qiefelbe  ift  überhaupt  bie  erfte  beutfche  Sefuitenfirche, 
welche  mit  ihnen  berfepen  würbe.  Sarum  fönnen  auch  bie  Emporen  bon 
St  Michael  gu  München  (begonnen  1583)  nicht  33orbilb  ber  feitlichen  Emporen 
in  ben  Kirchen  ber  rheinifchen  Crben§probing  gewefen  fein,  wie  man  bieüeicht 
angunepmen  geneigt  fein  möchte.  Sie  $bee  gu  ben  Emporen  ber  21cpatiu§= 
firche  flammt  bielme^r  gweifelloä  au§  $öln  felbft,  wo  an  SSorbilbern  für 
Seitenemporen  fein  Mangel  war.  St  Urfula,  St  Gereon,  St  «Dtoria 
52t)§firchen,  St  ^ßeter.  St  Columba  unb  wahrfcheinlich  auch  bie  je|t  nicht 
me^r  borfjanbene  ^farrfirche  St  Saureng  boten  folche.  St  Urfula  befiüt 
romanifche  Emporen,  bie  Emporen  in  St  Sftaria  2p§fir<hen  rühren  eben= 

1 Sie  Gcmporen  ftnb  bet  ber  jüngften  Dteftauration  wieber  befeitigt  Worben, 
©ine  Slbbilbung  ber  ©mporenanlage  unb  ber  21u|enfeite  beS  SangbaufeS  in  ßrauS, 
ßunft  unb  Altertum  in  eifafe.ßotbringen  I 268  271.  Sie  Erüftungen  ber  Emporen 
Waren  ba§  genaue  ©egenftücf  gu  benjenigen  ber  ©mporen  ber  Kölner  ^oHeg§fir$e. 

Sörautt,  ®te  beutfdjen  Sefintettfitdjen.  1.  — ^ — 17 


258 


SO&ürbigung  ber  ^irdjenbauten  ic. 


faE§  noch  auS  romanifcher  Qeit  per,  fie  mürben  aber  im  17.  gaptpunbert 
mit  neuer  £)ecte,  neuen  genftern  unb  namentlich  mit  größeren  23ogen= 
Öffnungen  nach  bem  üftittelfcpiff  gu  öerfe^en. 

£)ie  (Valerien  in  ben  fttifcpen,  meldpe  fich  um  ben  Kuppelbau  üon 
©t  Gereon  lagern,  gehören  bem  ÜbergangSftil  an.  3n  ber  Qeit  ber 
©pätgotif  entftanben  bie  Emporen  in  ©t  Eolumba  (Enbe  bes  15.  3apr= 
Rimberts)  unb  in  ©t  ^3eter  (ca  1525).  SDie  brei  erften  53eifpiele  geigen 
Emporen  über  ben  ^Cbfeiten,  bie  beiben  lebten  ben  Slbfeiten  eingebaute 
Emporen  üon  gang  ber  gleichen  2lrt  mie  in  ben  Sefuitenfircben  gu  DCRol§= 
peim,  $öln,  ^ladhen,  ^aberborn.  2)rei  ber  ebengenannten  Kirchen  maren 
bemerfenSrnertermeife  ^farrfircpen,  alfo  Kirchen,  mie  fie  bie  Seiten  fchaffen 
moüten,  SBoIfSfircpen 1. 

$luS  ber  2lchatiuSfirche  tarnen  bie  ©eitenemporen  nach  fünfter.  2)enn 
bap  fie  pier  nicht  auf  meftfälifche  SSorbilber  jurücfgefü^rt  merben  fönnen, 
braucht  bem  Kenner  ber  fircplichen  ^(rdjiteftur  SßeftfalenS  taum  gefagt  gu 
werben.  P.  Michael,  bem  bie  ^ottegSfircpe  gu  fünfter  ihre  Entftepung 
üerbanft,  mar  ein  geborner  Kölner,  ©eitenemporen  roaren  ipin  alfo  Don 
$inbpeit  an  eine  Dertraute  Erfcpeinung.  3pren  praftifcpen  2Bert  aber 
hatte  er  fennen  gelernt,  als  er  üon  1578  bis  1585  unb  bann  mieber 
oon  1587  bis  1588  gu  $öht  tätig  mar.  $ein  2Bunber  alfo,  bap  er 
folcpe  auch  in  bie  Kirche,  bie  er  gu  fünfter  fcpuf,  perübernapm. 

P.  fDiicpaelS  Vorgehen  bei  Erbauung  ber  IMegSfircpe  gu  fünfter 
mar  für  bie  roeitere  ffeoenbung  feitlicher  Emporen  üon  entfcpeibenber  23e= 
beutung.  $on  nun  an  bilben  biefelben  auf  lange  3eit  pinauS  eine  ftänbige 
Einrichtung  in  ben  gotifbpen  Kirchen  ber  ungeteilten  rpeinifcpen  unb  ber 
nieberrpeinifchen  OrbenSproüing. 

3m  inneren  3ufammen^artÖ  mit  ber  Anlage  üon  Emporen,  fei  eS  an 
ber  EingangSmanb,  fei  eS  in  ober  über  ben  3lbfeiten,  fiepen  bie  an  ben 
Sangfeiten  ober  neben  ber  gaffabe  angebrachten  Sreppenpäufer,  bie  pie 
unb  ba  in  ©eftalt  förmlicher  Türmchen  auftreten  (fünfter,  $obleng,  9MS* 


1 SBenn  SSergner  (£>anbbu<h  ber  firchlicpen  ^unfialtertümer  in  ®euif<hlanb, 
Seipgig  1905,  137)  bei  SSefbrecpung  ber  ^efuitenf irc^en  fdjreibt:  „S)a§  @i  be§  $0= 
lumbug  toar  e§  bod),  bie  ©mporen  gtmfcben  bie  6iüpen  eingugiepen;  fo  haben  e§ 
bie  $efuiten  guerft  gesagt  gu  $öln  (1618 — -1629)  ufto.",  io  ift  e§  ipm  entgangen, 
bab  bieS  Problem  fdjon  langft  üorper  in  6t  'Peter  unb  6t  ßolutnba  gu  $öln 
feine  Söfung  gefunben  ^atte,  unb  ba&  ben  3efuiten  ber  fRuptn,  biefe  guerfi  gegeben 
gu  haben,  fonacb  feineSioegS  gebührt. 

474 


1.  $ie  fitlifiifdjien  unb  ar^iteftonif^en  (£igentümlitf)feiten  ber  gefuitenfircben.  259 

beim).  5Bet  ben  $ird)en  be§  16.  unb  17.  gabrbunbertS  fehlen  fie  nur 
feiten.  3U  ^cuben  unb  §ilbe§^eimf  mo  bie  örtlichen  58erbältniffe  ihrer 
5Xuffü^rung  im  2öege  ftanben,  finb  bie  kreppen  $u  ben  Valerien  im  gnnern 
angebracht.  Qu  ©cblettftabt  benupte  man  al§  Slufftieg  $u  ben  Emporen 
bie  in  ben  beiben  gaffabentürmen  bereite  borpanbenen  Steppen.  Spnlidj 
gefdmh  e§  ^u  58onn,  mo  man  ebenfalls  bie  (Smporentreppen  tu  ben  beiben 
Sürmen  ber  gront  anlegte.  3raei  Sreppenpäufer  fanben  mir  bei  ben 
$ird)en  ^u  fünfter  unb  9M§beim,  eines  bei  beseitigen  gu  ^oblenj, 
DMnftereifel,  ^oeSfelb,  OSnabrücf  unb  Süffelborf;  §u  Süffelborf  mürbe 
e§  fpäter  in  ba§  Kolleg  eingebaut.  33ier  erhielten  bie  $odeg§fird)en  ju 
®öln  unb  ^aberborn. 

Ser  §auptgrunb  für  bie  Aufführung  äuperer  Sreppenpäufer  mar  jmeifels 
Io§  ein  praftifcper.  5Jflan  moHte  ben  gnnenraum  möglidjft  reftloS  für  bie 
^ircbenbefudjer  auänupen  unb  fud&te  barum  ade  pap  raubenben  (5in= 
bauten  tunlicbft  meg^ulaffen.  gmmerpin  bürften  auch  äftpetifcbe  Aücfficbten 
für  tpre  Anlage  mitbeftimmenb  gemefen  fein.  Senn  e3  läpt  fic§  nicht 
berfennen,  bap  Sreppenpäufer,  ben  Sangfeiten  ober  ber  gaffabe  angefügt, 
jumal  in  ®efialt  bon  Sürmchen,  ^ur  Belebung,  5Berbodftänbigung  unb 
malerifcpen  2Birfung  be§  Aupenbaue§  erheblich  bei^utragen  bermögen.  58on 
ben  ^ircpenbauten  au§  bem  18.  gabrpunbert  ift  nur  bie  TOeppener  $ir<be 
mit  einem  Sreppenpau§anbau  rechts  neben  ber  gaffabe  berfepen. 

Stuf  (Einrichtung  bon  Oratorien,  bie  in  ben  belgifcpen  gefuitenfircpen 
eine  fo  bebeutfatne  Aode  fpielen,  hat  man  in  ber  noch  ungeteilten  rpeinifcben 
unb  in  ber  nieberrpeinifchen  Orben^probinj  meniger  2Bert  gelegt.  (S§ 
burfte  in  ber  Sat  pier  eper  bon  folcpen  abgefeben  merben,  meil  ja  ben 
Snfaffen  be§  $odeg§  auf  ben  Emporen  ein  abgetrennter  pap  eingeräumt 
merben  tonnte  unb  eingeräumt  gu  merben  pflegte.  -Jftan  brachte  bie  0ra= 
torien  in  ber  Aegel  in  ben  ©afrifteien  an,  inbem  man  bie  Söanb  nach  bem 
(£por  in  mit  Aifcpen  berfap  unb  biefe  bann  burcp  genfter  mit  bem  ©bor= 
raum  in  Sßerbinbung  fepte.  ©o  gefcpap  e§  3.  58.  ju  fünfter,  ^oblenj, 
®öln,  Stachen,  5MnftereifeI,  5paberborn,  0§nabrücf,  23onn.  gn  ben  metfien 
btefer  Kirchen  bepielt  e§  bei  ben  ©atrifieioratorien  fein  58emenben,  nur 
^u  fünfter  unb  pberborn  fügte  man  ihnen  meitere  über  ber  ©afrifiet 
hin^u.  Qu  Süffelborf  legte  man  in  beiben  unteren  (Sefcpoffen  ber  jmei 
ben  (Ehor  flanfierenben  Siirme  Oratorien  an.  3U  f)ilbe§peim,  ^oeSfetb, 
§abamar  unb  5Fceppen  richtete  man  rechts  unb  linf»  im  (Spor  ber  Kirche 
Oratorien  ein,  inbem  man  an  ben  ©eiten  einen  Seil  beSfetben  burch 

17* 


475 


260 


äöürbtgung  ber  ^irdjenbcmten  k. 


Sdjranlen  mit  burdjbrochenen  güdungen  abfchlop.  gu  $oeSfelb  fam  bagu 
eine  in  ber  9Dätte  ber  Sangfeite  jmifchen  $mei  ber  eingegogenen  Streben 
eingebaute,  bom  Kolleg  au»  zugängliche  Tribüne,  ju  §abamar  ein  23et* 
raum  oberhalb  ber  Salrifiei  in  ber  iftefibens.  Ohne  befonbere  Oratorien 
blieben  bie  Kirchen  p 9MSheint  unb  Vüren. 

Es  fehlt  nach  bem  ©efagten  nicht  an  baulichen,  mehr  ober  meniger 
ftänbigen  Eigentümlichleiten  in  ben  rheinifch=tt)eftfälifchen  Sefuitenlirdjen. 
Sie  waren  gum  Seil  burd)  bie  befonbern  SSerhältniffe  bebingt,  unter  benen 
bie  Sefuiten  mirlten,  bilben  aber  leinen  ©runb,  bap  man  menigftenS 
mit  Dtücf ficht  auf  fie  bon  einem  gefuitenfiil  rebet.  SDenn  ber  Stil  eines 

VaueS  wirb  nicht  burd)  bie  eine  ober  anbere  eigenartige  Einrichtung  im 
Aufbau  ober  in  ber  dtaumbiSpofition  beftimmt,  fonbern  burd)  baS  !on= 
ftrultibe  Spftem  heS  23aueS  unb  bie  formale  Gilbung  ber  Vauglieber,  bie 
gormenfprache.  Obenbrein  finb  jene  baulichen  Eigenarten  leineSmegS  ein 
©emeingut  ber  gefuitenfirchen.  ©ans  anberS  berhält  eS  fich  3.  23.  mit 
ihnen  in  ben  Kirchen  ber  belgifchen  OrbenSprobingen.  Selbft  in  ber 
ungeteilten  rheinifchen  unb  ber  nieberrpeinifchen  OrbenSprobin^  finb  fie 
leine  Einrichtungen,  bie  ausnahmslos  in  allen  Kirchen  borlämen.  9?ament= 
lieh  fehlen  fie  in  ben  fpäteren  bauten  entmeber  gan^  ober  hoch  faft  gan^. 
OaS  Sßort  gefuitenftil  ift  ein  9lame  ohne  Inhalt,  ein  2Bort  ohne  Sinn. 
9ttöge  eS  halb  aus  ben  ^unftgef  dächten  unb  Engpllopöbien  berfchwinben. 
ES  ift  ohne  ade  E^iften^berechtigung.  Nichtig  aber  ift  — unb  baS  geht 
aus  allen  borauSgehenben  Erörterungen  mieber  mit  Ebibenj  herbor  — , 
bap  bie  gefuiten  fiep  beftrebten,  praltifch  Su  hauen,  b.  i.  fo,  wie  eS  unter 
23erüdfid)tigung  aller  einfehtägigen  SSerhältniffe  für  bie  gmede  ihrer  Sätig= 
leit,  görberung  ber  2lnbacht  beim  ©otteSbienft,  Erbauung  ber  ©laubigen, 
Erleichterung  beS  SalramentenempfangeS  unb  mirlfame  Verlünbigung  beS 
2BorteS  ©otteS  am  bienlidjften  fchien. 

2.  JHe  §wu i#  intern  gegenfeiftgen  ^erpffnb  nnb  in  ihm 
^feflnng  %nx  ^eifgenoffifdien  $nnff. 

Über  baS  gegenfeitige  Verhältnis  ber  Kirchen  ber  ungeteilten  rheinifchen 
unb  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobin^  lönnen  mir  uns  lurj  faffen. 
ES  ift  in  ben  bisherigen  SluSfüprungen  fchon  genügenb  ^um  2luSbrud 
gelangt,  unb  eS  bebarf  nur  einer  pfammenfaffenben  V3ieberl)olung  beS 
barüber  ©efagten. 


476 


2.  ®ie  Zirpen  in  iprem  gegenfettigen  SetpältmS  unb  in  iprer  ©tettung  tc.  261 

Sie  niiptgotifcpen  bauten  flehen  in  feiner  näheren  Sejiepung  sueinanber. 
5lde  finb  für  fiep  befte^enbe  Sdpöpfungen.  Selbft  bei  ben  brei,  ben 
gleiten  SppuS  unb  ©til  oertretenben  Saalfirdpen  su  deppen,  ^abarnar 
unb  3ülidp  läßt  fiep  eine  Seeinfluffung  ber  einen  bur<p  bie  anbere  meber 
aus  ben  bauten  felbft  nocp  aus  ben  baugeftpidptlidpen  Angaben  über  bie* 
felben  feftfteden.  Sie  Übereinftimmung  in  Stil  unb  SßpuS  erflärt  fidp 
bei  ißnen  ^ur  ©enüge  aus  bem  Umftanbe,  baß  fie  ade  ben  Saugepflogen* 
feiten  iprer  Qeit  folgen.  Biropen  iprer  2Irt  entftanben  feit  bem  feiten 
Viertel  beS  18.  SaprpunbertS  im  dtpeinlanb  unb  in  SBeftfalen  in  fepr 
beträd&tlidjer  3aßf-  ©?oße,  arcpiteftonifcp  bebeutenbe  $ircpenbauten  auf* 
Sufüpren,  geftatteten  toeber  ju  deppen  nod)  ju  |)abamar  nod)  enblicp  $u 
3ü lieft  bie  ©elbberpältniffe  ber  bortigen  3efuiten.  Sagu  famen  für  §aba= 
mar  bie  Sefdpränf ungen,  melcpe  bem  Sau  üon  feiten  ber  proteftantifdpen 
SanbeSperrfdjaft  auferlegt  mürben.  So  blieb  nicptS  übrig,  als  für  bie 
$ircpen  bie  bamals  bei  Heineren  Sauten  fo  beliebte  Saalform  ju  mäplen. 
ipatte  biefelbe,  äftpetifdp  betrachtet,  auep  manepe  Mängel,  fo  mar  fie  bodp 

— unb  barauf  fam  eS  ja  in  erfter  öinie  an  — praHifcp.  Sie  9tüdptern= 
peit  ber  5lrtpiteftur  fonnte  man  aber  burdp  reicheren  Sdpmud  einigermaßen 
mett  rnadpen. 

©an§  anberS  mie  mit  ben  nieptgotifepen  $irdpen,  adeS  fetbftänbigen, 
üoneinanber  unabpängigen  ©ebilben,  berpält  es  fiep  mit  ben  gotifdpen 
Sauten,  Sie  hüben  eine  gefdploffene,  einpeitlicpe  ©ruppe,  in  meldper 
beutlicp  eine  ©inmirfung  ber  einen  $ircpe  auf  bie  anbere  %u  Sage  tritt, 
pier  nur  in  Se^ug  auf  ben  Stil  im  allgemeinen  ober  auf  beftimmte  bau* 
liepe  Einrichtung , bort  in  Se^ug  auf  ben  gefamten  Sau.  So  ift  bie 
Kötner  $irdpe  eine  freie  Searbeitung  ber  9J?olSpeimer,  mäprenb  fie  felbft 
mieber  als  Sorlage  für  bie  $odegSfircpen  su  $oeSfelb  unb  ^aberborn 
biente.  Sie  ^oeSfelber  mürbe  su  Siegen  fopiert,  su  Sonn  aber  bilbete 
man  menigftenS  bie  gfaffabe  ber  Kölner  $odegSfirdpe  nadp  ufm. 

®eine  napere  Sejiepung  unb  feine  mecpfelfeitige  Seeinfluffung  beftept 

— bie  ÄodegSfirdpe  su  OSnabrücf  adein  ausgenommen  — smifdpen  ben 
gotifdpen  unb  ben  nidptgotifdpen  Biropen  ber  OrbenSprobinj.  Seibe  gepen 
ipre  eigenen  2öege,  laufen  nebeneinanber  per.  Sinb  bodp  nidpt  einmal 
bie  ©mporen  ber  Süffelborfer  Sefuitenfirdpe,  mie  an^unepmen  fepr  nape 
läge,  eine  fftacpapmung  ber  gleidpen  Einrichtung  in  ben  gotifdpen  $ird)en, 
fonbern  ein  Import  aus  ^euburg  a.  S.  ©S  ift  eine  gans  bereinselte 
©rfdpeinung,  menn  mir  ju  5paberborn  nadp  Steife  ber  gleicpen  ©inridptung 


477 


262 


Söürbiguttg  ber  ^ird&enbauten  k. 


in  ber  Kirche  ju  ©üjfelborf  auch  neben  bem  erften  (S^orjocb  ©mporen 
angebracht  fe^en.  3)odh  nun  §ur  grage  nach  ber  Stellung,  metdhe  bie 
Sefuitenfircßen  ber  ungeteilten  rheinifdhen  unb  ber  nieberr^etnifd^en  0rbenS= 
probin^  in  ber  seitgenöffifchen  firdbtidßen  2Irdhiteftur  einnehmen. 

©S  ift  eine  meitberbreitete,  bei  bieten  faft  ^um  funfthiftorifchen  SDogma 
gemorbene  Sehre,  baß  bie  3e)uiten  es  maren,  metdße  ben  Varocf  nach 
SDeutfdhtanb  brauten  unb,  als  Pioniere  beSfetben  unb  toie  auf  ihn  ein= 
gefdßmoren,  rafttoS  für  feine  Verbreitung  bafetbft  tätig  maren.  0er  Varocf 
mar,  fo  fagt  man,  in  ihren  5tugen  ber  allein  fircbtidße  Stil,  bie  ©otif 
haßten  fie  mie  alle  greunbe  ber  Vntife,  ber  beutfdje  Varocf  aber  galt  ihnen 
„meit  heiter  als  mettlich,  meit  bolfstümtich  ats  fegerifcß,  meit  unbefangen  als 
finbifch".  0arum  ging  benn  all  ihr  Vemüßen  barauf  aus,  bem  Volt  ihr 
eigenes  $unfiempfinben  ein^uflößen,  es  gemiffermaßen  in  feinem  fünftterifcßen 
©efdhmacf  ^u  benationatifieren  unb  bie  heimifche  ©otif  famt  bie  aus  echt 
beutfchem  ©eift  geborne  beutfdhe  fftenaiffance  burcß  ben  btenbenben,  mit 
feinem  prunfenben  ©tan^  bie  Sinne  beraufdhenben  Varocf  ju  berbrängen. 

3nbeffen  ift  nichts  irriger  ats  fotdje  unb  ähnliche  Ve= 
hauptungen.  9IlteS,  maS  bisher  über  bie  SHrdbenbauten 
in  ber  ungeteilten  rheinifdhen  unb  ber  nieberrheinifchen 
OrbenSprobin^  beS  längeren  gefagt  mürbe,  bie  V a u= 
gefdbidbte  mie  bie  Vefcßreibung  ber  Kirchen,  bemeift  ihre 
böttige  ^atttofigteit  unb  «Schiefheit,  bemeift  mit  ©bibenj, 
baß  fie  nichts  anbereS  finb  als  btoße  5ßhontafien  ohne  jeben 
realen  Untergrunb. 

fftidßt  bloß  bie  erfte  noch  im  16.  Sahrhnnbert  aufgeführte  größere 
$MegSfirdbe  folgt  ber  bekömmlichen  ©otif,  eS  bleibt  fo  bei  einer  großen 
3aht  bon  Kirchen,  unb  gmar  ben  herborragenbften,  bis  jurn  Schtuß  beS 
17.  SahrhunbertS.  3a  noch  baS  18.  3oh*hunbert  fieht  eine  3efuiten= 
firdße  in  ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinj  bem  Voben  entmachfen,  metche, 
menn  auch  aufs  äußerfie  berberbt,  bie  fraktionelle  ©otif  bertritt.  3n  ben 
belgischen  3efuitenfirchen  hotte  biefe  fchon  im  britten  ^Jejennium  beS 
17.  3ohrhnnbertS  ihr  ©nbe  erreicht,  ttadhbem  fie  in  rafdjer  gotge  eine 
große  In^aht  Später  Vtüten  getrieben  hotte.  Sie  mürbe  bann  h^  abgetöft 
burch  ben  betgifdhen  Varocf,  einen  TOfdhftit,  ber  fonftruftib  baS  Spftem 
ber  ©otif  beibehielt,  formal  aber  ben  ganzen  gormenfcha|  ber  flaffifchen 
9lrdhiteftur  aboptiert  hatte.  0ie  Sefuitenfirchen  ber  alten  rheinifdhen  unb 
ber  nieberrheinifchen  OrbenSprobinj  — bie  gan§  bereingett  baftehenbe 


478 


2.  S>ie  Ätrgert  in  tgrem  gegenfeitigen  Verhältnis  unb  in  igret  Stellung  k.  263 

$oHegSfirdge  gu  Süffelborf  ausgenommen  — fennen  biefen  3tt)^ter= 
ftil  nidgt. 

2öo§£  traten  an  bie  rgeinifdgen  3efuiten  miebergoft  Verfügungen  geran, 
mefcge  auf  eine  §erübernagme  beS  Varocf  ^instelten.  Sflan  erinnere  fidg 
ber  ideae  Bavaricae,  mefdge  für  bie  Kölner  ^olfegSfircge  entmorfen 
mürben,  erinnere  fidg,  bag  es  baprifdgeS  ©efb  mar,  moburdg  bie  Kölner 
£MegSfirdge  ju  ftanbe  fam.  Mein,  be^eidgnenb  genug  für  bie  Vuffaffung 
ber  Kölner  3efuiten,  feiner  ber  Varocfpfäne  fanb  ©nabe;  eS  mürbe  ein 
gotifc^er  Vau  aufgefügrt.  Unb  a^nlidö  erging  eS  nodg  im  Oorfegten 
Se;$ennium  beS  17.  SagtgunbertS  ju  Vonn.  V?a£  §ehtridg  gab  baS  ©efb 
§um  $irdgenbau  unb  nidgt  bfog  baS,  er  gatte  audg  burcg  feinen  Vrdgiteften 
einen  pan  ju  bemfefben  madgen  laffen,  ber,  mie  nidgt  jmeifefgaft,  einen 
Varodbau  barfteüte.  Unb  bodö  erreidjt  eS  SReftor  Riffen,  bag  ber  $ur= 
fürft  igm  freie  §anb  lägt,  unb  errietet  bann  einen  gotifdgen  Vau.  3U 
^aberborn  mar  fogar  ein  Varodbau  fo  gut  mie  befdgfoffen.  ©eine  5fuS* 
fügrung  fdgeiterte  aber  bann  an  bem  $oftenpunft.  Vßenn  eS  &u  Süffel* 
borf  anberS  ging,  menn  gier  ein  Vau  entftanb,  ber  menigfienS  baS  $feib 
beS  Varocf  trug,  fo  ift  baS  mogf  nicgt  auf  Dtedgnung  ber  3efuiten  ju  fegen, 
fonbern  auf  bie  beS  §ergogS  SBoIfgang  VMfgefm,  ber  eine  $opie  ber 
Neuburger  $irdge  moHte. 

Sie  $irdgen  ber  ungeteilten  rgeinifdgen  unb  ber  nieberrgeinifdgen  DrbenS= 
probing  finb  gan§  unb  gar  eingeimifdge,  bobenftänbige  pobufte.  *ftur  bie 
ogne  Ütadgfofgerinnen  bfeibenben  $irdgen  gu  Vfdgaffenburg  unb  Süffelborf 
bitben  eine  VuSnagme.  Eticgt  aus  Abneigung  gegen  ben  Varod 
unb  nidgt  aus  ©dgm  ärmer  ei  für  bie  ©otif  gaben  bie  3e= 
fuiten  fo  fange  3e*t  ginburdg  an  ber  ©otif  fe  ft  gegolten, 
fonbern  febigfidg  beSgafb,  m eil  biefe  bis  ins  18.  3ög*= 
gunbert  ginein  im  ganzen  9?orbmeften  SeutfdgfanbS  fidg 
bei  ben  ^irdgenbauten  ju  begaupten  mugte.  Sie  gotifdgen 
3efuitenfirdgen  finb  bie  gerborragenbften  igrer  Vrt  bafefbft,  aber  feines* 
megS  bie  einigen.  ©S  lägt  fidg  audg  nidgt  begaupten,  bag  eS  bie  3efuiten= 
fircgen  maren,  meldje  im  Ütgeinfanb  unb  in  Vßefifafen  bie  ©otif  im  Seben 
ergielten,  unb  bag  affe  anbern  gotifdgen  $irdgenbauten  im  Vereidj  ber 
ungeteilten  rgeinifdgen  unb  ber  nieberrgeinifdgen  CrbenSproDin^  nur  unter 
bem  ©inffug  ber  3efuitenfircgen  entftanben  feien.  Von  einer  foldgen  Ve= 
einfluffung  finbet  fidg  nidgt  nur  feine  ©pur,  fie  gat  übergaupt  nidgt  be= 
ftanben.  Senn  audg  ba  ergoben  fidg  nidgtjefuitifdge  gotifdge 


479 


264 


äöürbigung  ber  ^irdjenbauten  :c. 


Kirchen,  mo  man  gang  außerhalb  be§  33ereicbe§  etwaiger 
Don  ben  Seitenbauten  auägebenber  Kraftlinien  lag. 
Sie  nidjtjefuitifcben  gotifd^en  Kirnen  finb  ebenfo  felbftänbige  ©cböpfungen 
tote  bie  gotifeben  Sefuitentircben.  233ie  biefe  jo  berbanten  auch  fie  ihren 
gotifeben  ©barafter  lebiglicb  bem  Umftanb,  baß  im  9torbmefien  5)eutf<b* 
lanbä  für  ben  $ircbenbau  noch  immer  ber  alteinbeimifcbe  trabitioneüe  «Stil, 
bie  ©otif,  maßgebenb  mar,  menn  auch  mehr  ober  meniger  entartet  unb 
entfteüt  bureb  ungotifdje  gutaten. 

gibt  im  Dforbmeften  £)eutfcblanb§  eine  febr  beträchtliche  gabt  bon 
niebtjefuitifeben  notb  gotifeben  ober  boeb  noch  gotifierenben  Kirchen  au§  bem 
17.  unb  frühen  18.  gabrbunbert.  finb  meift  Heinere  bauten,  bo<h  finben 
ficb  unter  ihnen  auch  größere,  ja  fogar  berfchiebene  febr  bebeutenbe  unb 
febr  berborragenbe  Kirchen,  gaft  aKe§,  ma§  nicht  ein  ftillofer  -ttußbau 
ift  — unb  ba§  finb  im  17.  Sabrbunbert  bie  proteftantifeben  ^irebenbauten 
auf  rbeinifebem  unb  meftfälifdbem  23oben  in  ihrer  größten  Sttehrjabl  — 
ift  gotifdj  ober  gotifiert.  ©S  laffen  fich  biefe  fpäten  pobufte  ber  ©otif, 
bie  lebten  ©proffen  be§  ©tile§,  in  hier  fmuptgruppen  fcheiben.  SDie  erfte 
bilben  bie  Kirchen  mit  au§gebilbetem  gotifeben  ©trebefpftem  unb  polpgo* 
nalem  ©b°r,  aber  flacher  SDeefe  ober  hölzernem  Sonnengemölbe,  aüe§  ein* 
fchiffige  bauten.  $)ie  ^meite  feßt  ficb  au§  ben  Kirchen  sufammen,  meldje 
bem  gotifeben  ©trebefßftem  ein  runbbogige§  DierteiligeS  ©ratgemölbe  bim 
jufügen.  9lucb  b^r  h^nbelt  e§  fich  meiftenä  um  einfebiffige  Kirchen.  33ei 
ber  britten  finben  mir  fpißbogige,  oierteilige  ©ratgemölbe  ftatt  runbbogiger 
ober  grätige  ©terngemölbe.  2)ie  bierte  enblieb  umfaßt  bie  Kirchen  mit 
runbbogigen  ober  fpißbogigen  IRippengemölben.  Sie  genfter  finb  bei  allen 
hier  ©ruppen  halb  runbbogig,  halb  fpißbogig,  hier  ungeteilt,  bort  geteilt 
unb  mit  90iaßmerf  oerfeben.  $)a§  portal  ift,  mo  e§  eine  reichere  3lu§= 
ftattung  erhalten  bat>  regelmäßig  im  ©inne  be§  23arocf  bebanbelt,  ba= 
gegen  jeigt  bie  gaffabe  feltener  53arocfcharafter. 

©§  fann  natürlich  hier  nicht  bie  Aufgabe  fein,  eine  oodftänbige  Über* 
ficht  über  alle  ju  ben  bier  ©ruppen  gebörenben  Kirchen  ju  geben;  febon 
ber  9ftaum  gefiatjet  ba§  nicht.  Smmerbin  bürfte  e£  am  pfaße  fein, 
menigftenS  bon  ber  bierten  ©ruppe  eine  Slnjabl  bon  Kirchen  §u  nennen. 
3lu§  2öeftfalen  bezeichnen  mir  baber  j.  33.  bie  Kirchen  $u  §immel§pforten 
(17.  Sahrb-1)  unb  SBelber  (1691),  Krei§  ©oeft;  ferner  (1698)  unb 

1 ®ie  nadjfolgenben  Stngaben  beruhen  gutn  groben  Seil  auf  Stutopfie,  im 
übrigen  aber  auf  ben  Angaben  in  $•  23.  üitorb  h of  f , ®ie  $unft=  unb  ©ef(bi(b^= 


4BO 


2.  Sie  ^irdjen  in  intern  gegenseitigen  Slerbättnig  unb  in  ihrer  ©tetlung  iz.  265 


Öetmatpe  (17.  3a§rlj.),  teig  Sferlo^n ; gmiflbroct  (17.  Suptp.),  teig 
2lpaug;  Sfteupaug  (1666),  teig  ^abetborn;  Scpilbefche  (1688),  teig 
23ielefelb  2anb;  §anborf  (1700),  $inberpaug  (1672),  teig  fünfter 
öanb;  33orf  (17.  3üprp-)>  Berbern  (@nbe  beg  17.  3aprp.),  Süb= 
firmen  (1698),  teig  ßübingpaufen;  Saffenberg  (1670),  teig  233aren* 
borf;  Sorbet)  (1662),  teig  §ö£ter.  (Serabep  meifterlicpe  gotifdpe 
(Schöpfungen  finb  bie  ©porfapetten  beg  Someg  p DCRünfter  bon  1668, 
bag  235er!  23ernparbg  b.  (Sälen.  Selbft  bag  18.  3ap*punbert  fiept  auf 
meftfälifchem  23oben  noch  einige  Kirchen  biefer  2lrt  entftepen,  mie  bie  breU 
fcpiffige  ^ßfarrtircpe  p köpften  (ca  1730),  teig  Secflenburg,  bie  epe= 
malige  Seutfchorbengürcpe  p Mülpeim  a.  b.  Möpne  (1707),  teig  2lrng= 
berg  fotüie  bie  ^farrfircpen  p §openpolte  (1738),  teig  fünfter  Sanb, 
unb  ülorbfirchen  (beginn  beg  18.  3aprp.)f  teig  Sübingpaufen.  2lug 
ber  SRpeinprobina  fitpren  mir  alg  gotifcpe  Spätbauten  an  bie  epemaligen 
granaigfanertircpen  p 23opparb  (1683)  unb  auf  bem  ^albarienberg  bei 
2lprmeiler  (1664);  bie  ^farrfircpen  p 233eibern  (ßangpaug,  1731),  teig 
2Ibenau;  Meberbreifig  (1718),  teig  2lprmeiler;  Cochem  (ßangpaug, 
17.  3öprp.) , 2ii|  (1753),  Mörgborf  (1768),  teig  Cochem;  (Sleeg 
(1753),  $ruft  (1711),  teig  Mapen;  -ttiebermeiler  (1729),  teig  Qell; 
Sftieberbachem  (1681),  23iHich  (Magbalenendpor  unb  ©inmölbung  beg  255eft= 
baueg,  1640),  teig  23onn;  Siblar  (1670)  unb  Metternich  (jept  beränbert, 
1653),  teig  (Sugfirdpen;  Oberbreeg  (1688),  teig  ^Rpeinbach ; (Sräfratp 
(1690),  tei§  Solingen ; teelaer  (teaenfapelle,  1643),  teig  (Selbem; 
Kempen,  granaigfanertirdpe  bor  ber  fReftauration  bon  1748  (1631),  teig 
Kempen;  23ergneuftabt , prot.  (1698),  teig  (Summergbadp.  23efonberg 
aber  berbienen  bon  ben  Spätmerfen  ber  (Sotif  in  ber  SRpeinprobina  (£r= 
mäpnung  bie  (Sinmölbung  bon  St  Pantaleon  p $öln  (1622),  bie  epe= 
malige  2lbteifircpe  St  ^eribert  p Seuja  (nadp  1656)  \ bie  gerabep  perbor= 


benfmäler  ber  ^robina  28eftfalen,  Seidig  1886;  21.  Suborff,  Sie  23au=  unb 
$unftben!mäter  bon  Söeftfalen,  Münfter  1898  ff;  ßepfelbt,  Sie  23au=  unb 
^unftbentmäler  be§  SRegierung§beairfe§  ßoblena,  Süffelborf  1886,  unb  % ©leinen, 
Sie  $unftbentmäler  ber  fRpeinprobina,  Süffelborf  1891,  iboper  auch  bie  Säten  ge= 
nomnten  toitrben. 

1 SCÖenael  £>ollar§  ©tabtanfidpt  bon  ßöln  unb  Seup  aug  bem  3afjre  1656  pat 
bie  $irdpe  noch  nicht.  23gl.  auch,  mag  ©eleniug  in  feinem  1645  erfchienenen  Söerfe 
De  admiranda  sacra  et  civili  magnitudine  Coloniae  über  ben  bamaligen*3uftanb 
ber  2lbtei  Seutj  unb  ihrer  Kirchen  fagt. 

SSxautt,  Sie  beutfdjen  SefuitenUxdjen.  1.  — 7^7 — 


!7  * * 


266 


SGürbigung  ber  ßürdfjenbauten  k. 


ragenbe  Nbteitirdje  ©t  N^imin  gu  Stier  (1680)  unb  bie  faum  minber 
großartige  TOeilircße  gu  Sßrüm  (1721) x. 

Son  fonfligen  gotifd&en  ^irdjenbauten  aus  bem  17.  unb  18.  3aßr= 
bunbert  im  ^Rorbrt)eftert  SeutfdjlanbS  feien  noch  ermähnt  bie  Ntarienfirche 
gu  2Bolfen6üttel  unb  bie  ©tabtfirdje  gu  Sücfeburg,  beibe  aUbefannte  S$erfe, 
bie  ^atharinenfirdje  gu  granffurt  (1658),  bie  SenebiHinerinnenHofterfircbe 
gu  gulba  (1625)  unb  namentlich  bie  ©tepßanSürche  gu  ©oSlar  (1729  bis 
1734),  ein  ebenfo  bebeutenber  mie  intereffanter  Sau,  gugleicß  ber  befte 
SemeiS,  baß  bie  ©otif  auch  bei  ben  ^rotefianten  noch  über  baS  17.  3aßr= 
ßunbert  hinaus  als  ®irchenbauftit  in  ©hren  ftanb. 

Ungotifcße  $irdjen  gibt  eS  fdjon  im  17.  Saßrßunbert  in  ben  Nf)ein= 
lanben  unb  in  SDBeftfalen  manche.  @S  finb  aber  faft  alle  ftiltofe,  Heinere 
Sauten,  Nußbauten  ohne  jebe  architettonifche  Sebeutung.  Sarocffircßen, 
meld)e  biefen  tarnen  mirflid)  berbienen,  roeil  ihrem  ©pftem  mie  ihrer 
gormenfprache  nach  barocfe  2Berfe,  finb  bor  1700  im  gangen  Norbmefien 
Seutfcßlanbs  eine  fettene  NuSnafjme.  greilidj  eine  merfmürbige  ©rfcßeinung 
menn  man  bor  klugen  hält,  baß  ber  Sarocf  im  ^rofanbau  ber  ©otif 
fcbon  lange  böHig  baS  gelb  abgerungen  hatte.  ©rft  baS  18.  ^aßrljunbert 
bringt  eine  Anbetung  gumege,  bor  allem  burch  baS  maßgebenbe  Seifpiel 
beS  Kötner  $urfürften  Sofeph  Siemens  unb  meßr  noch  burch  baSjenige 
feines  bauluftigen,  pradjtliebenben  Nachfolgers  Clemens  Nuguft,  ber,  gugleid) 
Sifcßof  bon  fünfter,  ^aberborn,  OSnabrüd  unb  §ilbeSßeim,  im  gangen 
Norbmefien  Seutfcßlanbs  bon  meiteft  geßenbem  Einfluß  mar.  hätten  biefe 
nicht  ben  eigenen  ©efdjmad  unb  bie  eigene  Sorliebe  für  bie 
ba malige  frangöfifcße  N r <h  i t e f t u r unb  SeforationSmeife 
burch  ihre  großartigen,  prunfbotten  Sauten  importiert, 
begünftigt,  geförbert  unb  in  bie  Niobe  gebracht,  fo  märe  bie 
©otif,  mie  laum  gmeifelßaft  ift,  in  ben  Nßeintanben  unb 
in  Söeftfalen  nie  gang  auSgeftorben;  bietmehr  hätten  fich 
bann  bie  gotifcßen  Srabitionen  bis  ins  19.  gaßrhunbert 
h inein g eg o gen,  fo  baß  bie  auf  bie  SMebergeburt  ber  mittelalterlichen 

1 @3  märe  bringenb  gu  münfcßen,  bafc  bie  gefaxten  fpäten  gotifcßen  Nacßblüten 
im  üftorbmeften  ©eutfcßlanbg  im  3ufammenhang  bearbeitet  mürben.  @3  mürbe  ba= 
burch  bie  Hrdjlicfje  Äunfttätigleit  bafelbft  mährenb  be§  17.  ^ahrßunberiS  in  ein  gang 
anbere»  Sicht  gerücft  merben.  @3  ift  hoch  etma§  feßr  menig,  menn  Sübfe  (®e= 
fchichte  ber  fftenaiffance  in  Sentfcßtanb1 2,  (Stuttgart  1882)  nur  gmei  ber  gotifcßen 

©ßätmerfe  be£  17.  3aßrßunbert3  gu  nennen  meiß:  bie  ^efuitenfircßen  gu  ^obleng 
unb  ßöln.  gür  Sübfe  natürlich  Senfgeicßen  ber  (Gegenreformation. 


482 


2.  2>ie  $ir$en  in  ihrem  gegenseitigen  RerpltniS  unb  in  if)rer  Stellung  zc.  267 

$unft  binauSgebenben  Seftrebungen  unmittelbar  an  bie  testen  Ausläufer 
ber  ©otif  Ratten  anfnüpfen  fönnen.  3ofepb  Clemens  mar  es,  meldjer  ber 
©otif  im  Rorbmeften  $>eutfdbtanbS  baS  SobeSurteil  gefprodjen  bat,  Siemens 
Ruguft  bat  baS  «Sieget  barauf  gefegt.  5)ie  ^efuiten  haben  ben  Rßanbel  in 
ber  ffunft  im  Rbeinlanb  unb  in  Rßeftfalen  nid&t  §erbeigefü§rt , ja  nidbt 
einmal  beförbert.  Sie  maren  ohne  alten  ©influp  auf  ihn,  bodb  haben 
fie  fidb,  mie  alle  übrigen,  itjrn  angepaft,  bie  ©oti!  preisgegeben  unb  ben 
ftaffifcben  Stil  aboptiert,  natürlich  in  ber  befonbern  ©eftalt,  in  meldjer 
biefer  gerabe  beliebt  mar.  2öie  hätte  eS  audb  anberS  fein  fönnen? 

3n  ber  RuSftattung  ihrer  $irdjen  erfdbeinen  bie  3efuiten  fdjon  gleich 
bei  ihren  erften  Sauten  auf  ben  ^ßfaben  ber  Ridbtgotif,  junädbft  ber 
beutfchen  Spätrenaiffance  unb  bann  in  fur^er  griff  auf  benen  beS  Sarocf. 
So  treu  fie  in  ber  ©ropardbiteftur  an  ber  trabitioneüen  Rßeife  feftpatten, 
ebenfo  entfliehen  aboptieren  fie  für  bie  &leinardjiteftur  unb  baS  $unfi= 
panbroerf  bie  neue.  3U  fünfter,  ju  $obtenj$  ift  es  bie  beutfdbe  Spat= 
renaiffance,  meldje  fie  pflegen,  &u  $ötn,  Rachen,  §ilbeSbeim,  ^ßaberborn  ufm., 
um  öon  Süffelborf  ab^ufepen,  ber  Sarod.  Snbeffen  fielen  fie  auch  in  ber 
$leinfunft  nicht  ba  als  spioniere  beS  ftaffifcben  Stiles.  Sie  tun  nur  baS, 
maS  allgemein  gefehlt,  folgen  aud)  in  Se^ug  auf  ben  Stil  ber  5XuS= 
ftattung  ber  Kirchen  fd)ted)tpin  bem  3U9  unb  ber  (Gepflogenheit  ihrer 
3eit,  tun  nichts  anbereS,  als  maS  fie  anbere  tun  {eben.  ©S  finb  auch 
nicht  bie  flaffifdj*rÖmifdjen  Sdbmudformen,  meldbe  fie  beim  $irdbenmobiliar 
gur  Rnmenbung  bringen,  fonbern  biejenigen  ber  beutfchen  Spätrenaiffance 
unb  beS  beutfchen  Sarod,  namentlich  baS  fernere,  fchmulftige  $norpelorna= 
ment.  3n  ber  firdblidjen  ^teinfunft  ftarb  bie  ©otif  im  Rorbmeften  S)eutfdb= 
tanbs  unter  bem  ©inftup  ber  im  profanen  ^unftpanbmerf  oöKig  jttr  §err= 
fdbaft  gelangten  Renaiffance  bereits  ein  Saptbunbert  früher  als  in  ber 
firdblidben  ©ropardbiteftur.  (Gotifche  formen  unb  gotifdje  Silbungen  mirb 
man  beim  ^irdbenmobiliar  fchon  um  baS  ©nbe  beS  16.  3abrt)unbertS 
üergebltch  mehr  fudjen.  §ie  unb  ba  einige  fdbmadbe  Reminiszenzen  an 
ben  trabitioneHen  Stil  im  Rufbau  unb  in  ber  $ompofition;  inbeffen  ift 
baS  audb  alles,  unb  felbft  biefe  menigen  Refte  bauern  faum  einige  3ab*> 
gebnte  in  baS  17.  3abftmnbert  biaein.  R3aS  mar  ba  natürlicher,  als 
bap  audb  bie  3efuüer6  bereu  fünftlerifdbe  Kräfte  fidb  aus  ber  breiten  DRaffe 
ber  $unftbanbmerfer  refrutierten,  in  ber  RuSftattung  fidb  ganz  ber  Re= 
naiffance  bjm.  bem  Sarod  ergaben,  nicht  als  bereu  Pioniere,  fonbern  meil 
es  nun  einmal  nicht  anberS  ging,  unb  meil  fie  $inber  ihrer  3ᚠ maren? 


268 


SCßürbigung  ber  ^ircbenbauten  ic. 


Ratten  bie  gefuiten  e§  als  ihre  Aufgabe  betrachtet,  ihr  „im  ßoHegio 
Aomano  unb  am  ©efü  auSgebilbeteä  $unftempfinben  bem  beutfchen  2Solte 
einguflöpen",  unb  bem  gefuitiSmuS  auch  in  ber  $unft  gutn  ßingug  gu 
behelfen;  hätten  fte,  mie  man  ihnen  nachfagt,  mirflith  bie  Einführung 
beS  römifchen  33arocf  als  beS  mähren  tirchlichen  Stiles  unb  anberfeitS  bie 
Vernichtung  ber  beulten  Aenaiffance  als  einer  „meltlichen,  feperifchen, 
linbifchen"  $unftform  auf  ihre  gähnen  gefhrieben  gehabt,  nichts  tüäre  für 
fie  einfacher,  nichts  leichter  gemefen  als  bas.  Sie  hätten  nur  bon  Aom, 
bon  ben  erften  römifchen  Afteiftern  fich  Sßläne  gu  erbitten,  hätten  nur  ben 
General  um  Entfenbung  einiger  fähiger,  im  römifchen  Varocf  bemanberter 
Architeften  gu  erfuchen  unb  bann  mit  fräftigen  Porten,  lebenbigen  Silbern 
unb  gtühenben  garben,  mie  fie  es  hoch  fo  gut  fonnten,  gürften  unb  Volt 
bie  herrliche,  alle  beraufchenbe  neue  Aßeife  angupreifen  brauchen.  Allein 
nichts  bon  allem  bem  gefehlt.  AIS  man  gu  fünfter,  $öln,  9MS* 
heim  ufm.  neue  Kirchen  baute,  entfdjeibet  man  fich  nicht  für  bie  Venaiffance 
ober  ben  Varocf,  fonbern  für  bie  ©oti!  unb  menbet  fich  nicht  an  Architeften, 
bie  in  ben  Sehren  eines  Vitrub  ober  Vignola  bemanbert  maren,  fonbern 
an  einheimifche  Afleifter,  bie  bon  ben  ©eheimniffen  ber  flaffifchen  $unft 
beftenfaHS  nur  fo  biel  berftanben,  als  fie  aus  einigen  Anmeifungen  gur 
Erlernung  ber  flaffifchen  Orbnungen  tnühfam  herauSgelefen  unb  fich  gurecht 
gelegt  hatten.  Unb  als  man  baS  Mobiliar  für  bie  neuen  Kirchen  be= 
fchafft,  finb  es  mieberum  nicht  italienifche  Zünftler,  bie  man  mit  ben 

Entmürfen  unb  beren  Ausführung  betraut,  fonbern  fdjlichte  beutfehe  Afteifter 
unb  fchlichte  beutfehe  §anbmerlSgefel!en,  melche  Aenaiffance  unb  Varod 
nur  in  ben  gormen  unb  in  ber  Auffaffung  ber  beutfchen  Spätrenaiffance 
unb  beS  beutfehen  Varod  lannten. 

60  unb  nicht  anberS  machten  bie  gefuiten  es  unb  fie  hanbelten  babei 
gang  im  ©eifte  ihrer  Aegeln,  bie  ba  moüen,  bap  bie  9ttitglieber  beS  OrbenS 
überall,  mo  fie  mirfen,  fich  allen  anpaffen,  um  allen  alles  gumerben;  bie 
barum  auch  bie  Sprache  lernen  foUen , bie  man  an  bem  fremben  Ort 

fpricht;  bie  lein  eigentümliches  OrbenSgemanb  tragen  unb  in  ihrer  SebenS= 
meife  fich  nach  ber  Art  anftänbiger  Aßeltpriefter  einrichten  foUen.  So  fehr 
bie  gefuiten  in  allen  bie  Sehre,  Aiten  unb  Aechte  ber  Kirche  betreffenben 

gragen  römifch,  b.  h-  latholifch  bachten,  unb  fo  fehr  fie  allerorten  auch 

als  Aßerber  unb  Apoftel  für  biefe  ihre  innerfte  unb  heiligfte  Übergeugung 
auftraten,  in  rein  meltlichen  gragen  — unb  fo  auch  in  ber  ftunft  — fyafan 
fie  burchauS  bem  Empfinben  unb  ben  Anfchauungen  beS  AolfeS  Rechnung 


484 


2.  Die  ßird&en  itt  i^rern  gegenfeitigert  SerbältniS  unb  tu  ihrer  Stellung  ic.  269 

getragen,  unter  bem  fie  weilten  unb  aus  bem  fie  ja  felbft  fjerborgegangen 
waren,  unb  ftatt  biefent  bie  eigene  ^Xuffaffung  aufjuoftropieren,  fich  biel= 
mehr  beftrebt,  in  aller  S3eife  fiep  felbft  bem  nationalen  (Geift  unb  ben 
(Gepflogenheiten  ber  ihnen  gur  SMrtfamfeit  übergebenen  Sänber  in  weifer 
Klugheit  an^upaffen. 

(Sin  Sefuitenfiil,  wie  man  ihn  auch  faffen  unb  wa§  man  barunter 
auch  berftepen  mag,  ift  eine  gabel,  unb  eine  gabel  ift  e§,  wenn  man  bie 
Sefuiten  ^u  geinben  ber  (55otif  unb  ber  beutfcpen  iftenaiffance,  ju  Prägern 
be§  Sarodgebanten§  unb  §u  9lpofieln  be§  Sarocf  macht.  (£§  mag  ba§  geift* 
reich  Hingen,  aber  nic^t  at(e§,  wa3  geiftrei(h  Hingt,  ift  auch  Wahrheit,  unb 
manche^  geiftreicpe  2Bort  enthüllt  fich  al§  ^3h^afe,  wenn  man  e§  im  Dage§= 
lichte  ber  nüchternen  Datfachen  betrachtet.  2öann  wirb  bie  Qeit  fommen, 
in  ber  man  ba§  2Bir!en  ber  Sefuiten  auf  bem  (Gebiete  ber  $unft  nicht  mehr 
nach  Vorgefaßten  Meinungen,  nach  aprioriftifchen  $onfiruttionen  unb  auf 
(Grunb  einer  Völlig  ungenügenben  Kenntnis  ihrer  Sauten,  bie  hoch  noch 
bafiepen,  unb  ber  (Gerichte  biefer  Sauten  bewertet?  Denn  ba§  finb  leiber 
bie  Duellen  aller  grrtümer.  Sicher  wirb  bann  ba3  Urteil  über  bie  pflege 
ber  $unft  burch  bie  Sefuiten,  über  bie  babei  mapgebenben  Denbengen  unb 
über  ben  fünftlerif <hen  2öert  unb  bie  Sebeutung  ber  Schöpfungen  ber 
Sefuiten,  ihre  Stellung  in  ber  jeitgenöffifchen  $unft  unb  ihren  (Einfluß 
auf  biefelbe  ganj  anber§  au§faüen,  al§  e§  nur  ju  oft  felbft  öon  feiten 
künftiger  $unftpiftorifer  laut  wirb. 

Der  Schlußfaß,  mit  bem  ber  Serfaffer  feine  Schrift  über  bie  belgifchen 
SefuitenUrchen  feiner^eit  fchloß : „Ob  gotifch  ober  barocf,  ftet»  war  ber 
Stil,  in  bem  bie  belgifchen  Sefuiten  ihre  Kirchen  aufführten,  ber  Stil, 
welcher  gerabe  in  Selgien  tonangebenb  war",  gilt  auch,  unb  -poar  im  boKen 
Umfang  für  bie  Sefuiten  ber  alten  rheinifchen  unb  ber  nieberrheinifchen 
Drben^proüinj.  S3eit  entfernt  baöon,  bap  fie  bem  Strom  ber  (Sntwictlung 
in  ber  Jhtnft  bie  S3ege  gewiefen  hätten,  finb  fie  ruhig  wie  alle  anbern 
in  bem  gleichen  Strom  öorangefcpwommen.  Unb  wieberum  waren  fie  e§ 
nicht,  bie  ben  Seitton  für  ba»  fünftlerijche  Schaffen  angaben,  fie  hüben 
fi<h  bielmehr  ruhig  befchieben,  mit  ihren  3eHQenoffen  in  bemfelben  (Shore 
ju  fingen.  Da§  ift  bie  Sogif  ber  Datfacpen. 

Die  Sefuiten  hoben  im  Dtabweften  unb  Skften  Deutfcf)lanb§  eine 
grope  3opl  petborragenber,  funftgefchichtlich  bebeutenber  Kirchen  gefcpaffen. 
DZiemanb  hot  e§  ihnen  bort  suöor*,  niemanb  auch  nur  gleichgetan.  Spre 


485 


270 


SBüröigung  ber  ßiripen&auten  k. 


$ir<pen  ju  SMdpeim  unb  $öfn  fielen  im  17.  unb  18.  3aprpunbert  in 
jeher  Se^iepung  einzig  ba.  Sefbft  für  bie  Süffefborfer  IMegdfirtpe  bürfte 
ftdft  in  ben  ütpeinfanben  unb  in  Söeftfalen  fein  ©egenftücf  finben.  9lber 
audp  bie  $olfegdfircpe  ju  ^oedfefb  mit  ipren  mächtigen  $reu§gewöfben 
bon  14  m (Spannung,  bie  ^aberborner  Sefuitenfircpe  unb  bie  $oflegd= 
firdpe  ju  Süren  gehören  jweifeffod  §u  ben  boraügfidjften  $ircpenbauten, 
wefcpe  bad  17.  unb  18.  3aprpunbert  im  ganzen  9lorbweften  SDeutfdpfanbd 
perborbracpten.  3m  17.  3aprpunbert  ftanben  bie  3efuiten  §ier  unbebenfficp 
an  ber  Spipe  ber  firdOlid^ert  Sautätigfeit.  Sewunberung  berbient  bie  2fud* 
bauer,  bie  Energie,  ber  3Wut  unb  bad  @ottbertrauen,  wefdpe  bie  Sefuiten 
bei  ipren  $ir<penbauten  an  ben  Sag  fegten.  9iur  in  wenigen  gäffen  ging 
ed  mit  bem  SBetfe  rafcp  boran.  9Mftend  nahmen  bie  $ircpen  eine  9teipe 
bon  Sapren  in  Sfnfprudp,  borne^mlidb  weil  bie  3efuiten  fefbft  bie  Mittel 
jum  Sauen  nicpt  patten  — ein  greifet  Sdpfagficpt  auf  bie  gäbe!  bon 
ben  immenfen  Sipäüen  bed  Drbend  — unb  barum  gan^  auf  bie  Seipiffe 
unb  bie  2ßopftätigfeit  anberer  angemiefen  waren.  2fber  wie  man  fidb 
nicht  burdb  bie  9fudficpt  auf  bie  Stöglitpfeit  einer  fangen  Sautätigfeit  unb 
biefe  Sorgen  bom  Seginn  bed  Unternehmend  abfcpredfen  fiep,  fo  besagte 
man  ebenfowenig,  wenn  audj  bie  Arbeiten  fidb  ein  Sapr^ehnt  ober  nodp 
fänger  pingogen,  unb  bad  (£nbe  frönte  bad  Söerf.  Sragifdb  mutet  ed  an, 
wenn  man  fiept,  bap  juft,  ba  ju  Süren  unb  3üfi<p  bie  $ircpen  nadb  faft 
gwei  Saprjepnten  müpe=  unb  forgenboUen  Sdbaffend  boffenbet  baftanben, 
bie  $atafiroppe  über  ben  Orben  pereinbracp. 


$erfmtett=  ititö  ©ndjregiftcr. 


Staren,  Sti<bael§tir(be : Saugeftfjidjte 
105  f ; ©orge  für  bie  2lu§fiattung  107  f; 
IReftauratioix  nadj  bem  Sranbe  oon 
1656  109 f ; Saubefdjreibung  Ulf; 
bie  2lu3ftattung§gegenftänbe  116  f;  S3e= 
Siebung  gu  ben  übrigen  $irü)en  ber 
Orben§prooins  119  f;  ftüiftifcbe  unb 
äftbetif(f)e  Sßürbigung  120  f. 

Slbrian,  Staurermeifter  38. 

2H)ttüeiIer,  $ir<be  auf  bem  Moarien= 
berg  265. 

2lfantbu£ : fünfter  27 ; $öln  93;  §ilbe§= 
beim  128  f;  $oe§felb  146  f;  |$aber= 
born  167 f;  Sonn  186;  5lftgemeine§253. 

Silber  P.  $erb.,  ©eneraloifar  50. 

2lliarbilber : $öln  94  f;  Slawen  117; 
3ßaberborn  159  168;  5tfcbaffenburg 
198;  Süren  239. 

Slmbftenrabt  Sr.  ©erwarb,  ©djreiner  128. 

SIpprobation  ber  *f3Iäne  6. 

21quaöioa  P.  ©taubiuS  36  65. 

5lrburgb  P.  §ubect  135. 

2trdjiteften  ber  ^yefuitenfird^en  6 f. 

2lfcbaffenburg,  3)reifaltigfeit§tir(be : Sau= 
geftfndjte  192;  Sefcbaffung  be3  Sto= 
biliarS  193  f;  Saubefdjreibung  194  f ; 
21r<f)ite!t  198  f;  Stobiliar  199. 

2lffenberg  Sr.  ©ebaftian,  Staler  84. 

21ug3burg,  $otteg§firdje  1. 

21j;er  $.  Silbbauer  235. 

2$aben=Saben,  ßoftegSftrdje  3. 

Samberg,  $ofteg3fircbe  3. 

Sänfe:  fünfter  27;  Stolsbeim  63; 
$ötn  100;  ^>tlbe§beim  129;  $oe§fe!b 
149;  Sonn  186. 

Sartauben  ==  ©mporen  36. 

Safeter  §an§,  Sumerer  34. 

Safüifale  ßirdjen:  Stünfter  15  f;  $o= 
blenj  39  f ; StolSbeim  51  f ; min  79  f ; 
21ad)en  lllf;  ^aberborn  160f;  2lf<baf= 
fenburg  194  f. 

Sauer  ^oljann,  Siaurermeifier  226. 

Saumittel,  ihre  Sefdjaffung  5. 

Saufd)  §an§,  $unfifd)reiner  47. 

Sec^tolb  ^afob  $onrab,  Staler  194. 

SedE  ©Iia§,  $unftfcbreiner  36. 


Secf  £an§  eitel,  Siater  37. 

Secfer  Storitj,  ©teinmeb  76. 

Seidjtftüble : Stiinfter  27 ; ßobleng  48  ; 
Äöln  96  98;  Slawen  116;  ^oeSfelb 
148;  ^ßaberborn  169;  ßSnabrücf  225. 

Selgifdbe  OrbenSproöinj  1. 

Sergueuftabt,  prot.  ^farrfirdje  265. 

Sernarb,  ©cbreinermeifter  193. 

Seumfer§  Sr.  £>einridj,  ©dbretner  136. 

Siltiuger  Johann,  ©lafer  193. 

Stömfer  Stidbael,  Siaurermeifier  136. 

Soli?  Salentin,  ^unftfdjreiner  unb  2trd§i= 
tett  90  f 204. 

Soun,  Samen^efutirdfie : Saugef(f)id^te 
173  f;  Seftfjaffung  ber  2lu3ftattung 
178;  Saubefdjreibung  178  f;  ftiliftifdje 
Sßürbigung  184;  21rdjiteft  184  f; 
Siobiliar  186. 

Sopparb,  ebemat.  ^frangiStanertircbe  265. 

Sorf,  «Pfarrürdbe  265. 

Sotoerie,  SCTlaler  199. 

Sraubbauer  Sr.  21mbrofiu3  234. 

Sranbt  §au§  Saftian,  ©teiume^  38. 

Sraun  P.  ©briftopb  120. 

Sritj  SifoIauS,  ©teinmeb  76. 

Sücfeburg,  ©tabifirdje  266. 

Süreu,  $irdje  ber  Unbeftecften  ©mpfäng= 
ni£ : Saugefdjidjte  233  f ; 2lrcbiteft  234 ; 
Semalung  ber  Äirdje  unb  2lu§fiattung 
mit  ©tuet  236 ; Saubcfcbreibung  237  f ; 
©tuet  238  f;  greifen  239  f;  Stobiliar 
245. 

Surgbaufen,  §ofpita!tapeüe,  2Utar  251. 

Ganbrea  $afob  be,  2ird)iteft  6 175  185. 

©afteüi  Stidjelangelo  unb  2lntonio, 
©tulfateure  203. 

Chori  pensiles  = ©mporen  9. 

©borturm:  $ötn88f;  Aachen  115;  $oe§= 
felb  145;  £)3nabrücf  224;  Süren  243. 

©omacio  Sommafo,  2lrd)itefi  3. 

©orfep  Sambert  Pon,  2lrdjiteft  233. 

©ouoen  ^obann  Oofepb,  2trdjiteft  206. 

^adjreiter:  3CrioI§beim  59;  Stünfiereifel 
133;  ^aberborn  165;  ^abamar  230; 
Steppen  231. 


437 


272 


*ßerfonen=  unb  ©atpregifier. 


S)ecfenmalereien : AJloISpeim  55  f;  $öln 
84;  ASonn  177;  £)§nabrücf  221  f; 
£>abamar  280;  ABüren  286  239. 
bei  AJlonte  (ban  ber  Attont)  Seobat, 
Alripiteft  218. 

£)eup,  epemal.  Albteilirdje  ©t  Heribert  265. 
SDitfmgen,  $ollegSfir(pe  201. 

3)oftor,  5Xrd)tteft  219. 

S)u  ASIocq  A3r.  $afob,  Alrspiteft  72. 
3)üffelborf,  Alnbrea§fir<pe : ASaugefcpispte 
199  f;  §erfiellung  be§  ©tucfS  202  f; 
Abfertigung  be§  AJtobiliarö  205  f; 
ASaubefcpreibung  206f ; Mobiliar  210  f ; 
©tucfbeforation  211  f;  Wertung  beS 
©tucfs,  feine  A3e5iepung  gum  ©lud* 
f<pmud  ber  Neuburger  §offir(pe  215  f; 
ASerpältniS  ber  $irdje  $ur  Neuburger 
^efuitenfirtpe  216  f;  Alrdjiteft  218; 
ftUiftifcOe  Aöertung  unb  ©teHung  unter 
ben  rpeinif(pen  Sefuitenfiripen  219  f. 

<$H(ppol3  fßeter,  ©teinmep  137. 
©infipiffige  $ircpen:  AJlünftereifel  130  f. 
^oeSfelb  142  f;  ©iegen  188  f;  deppen, 
§abamar,  ASüren  226  f. 

©tffen  P.  AtifolauS  174  185. 

©mporen,  an  ber  ©tirnfeite : $öln  (Al(pa= 
tiuStiripe)  9 ; SOlünfler  16 : ACßfirgburg 
30;  ^obleng  40;  Altolspeim  53;  ßöln 
81;  Slawen  113;  £>ilbeSpeint  125; 
AJlünftereifel  130  f;  ^oesfelb  143; 
«Paberborn  161  f ; A3onn  179 ; Alfcpaffen= 
bürg  195  ; 3)üffeIborf  207 ; OSnabrüd 
223;  AJleppen  232. 

— feitlidpe:  ^öln  (AldjatiuSfinpe)  9; 
fünfter  16;  $oblen$  40  44  f ; AJtoIS= 
beim  51;  £öln  79  f;  Laiben  112  f; 
£>ilbe§peim  125;  HRünftereifet  130; 
$aberborn  161  f;  AAonn  179;  2>üffel= 
borf  207;  ©Snabriicf  223;  ©(plettftabt 
257 ; Allgemeines  256  f. 

©rnfelber  P.  Stafob  11  13. 

©rnft  bon  ASapern,  Äurffirjt  bon  Äöln 
unb  ASifdjof  bon  3Jlünfler  11  f. 

gfaffabe:  fünfter  18;  ^oblen^  42;  ®öln 
86;  3TRünftereifeI  132;  $oe§feib  144; 
Aßaberborn  165  f ; ASonn  180 ; Alf<paffen= 
bürg  196;  ©üffelborf  209;  Osnabrücf 
224;  £>abamar  230;  AJleppen  231; 
SSüren  241 ; Altfgemeines  248. 
Sfenfterbilbung : fünfter  17;  Fohlens 
41;  TOoI§f)eim  53;  Äöltt  84  87; 
Slawen  1 14 ; ^ilbeSpeim  126 ; AJlünfter= 
eifet  132;  $oeSfe!b  143;  ^aberborn 
163;  ©iegen  190;  Alfdjaffenburg  194  f; 
©üffelborf  208 ; ©Snabrücf  223 ; $ü= 
lidj  229;  §abarnar  230;  Steppen  231; 
SSüren  240;  Allgemeines  248. 


$erbinanb  bon  AAapern,  Äurfürft  bon 
ßöln  28  79. 

— bon  ^ürftenberg,  23ifd^of  bon  $aber= 
born  153  157. 

Oreuftingp  Sopann,  ©laSmaler  139. 
$laipe  2)ecfe:  ©Snabrücf  223  ; 3üli<p 
229;  §abamar  229  f;  AJleppen  229. 
Orlanfiertürme  am  (Spor : AJlünfier  19; 
Stöürgburg  30;  SJüffelborf  210. 

— an  ber  $affabe:  ßölit  87;  ASonn  182. 
3franj  AOÖilpelm  bon  Aßartenberg,  ASifcpof 

bon  ©Snabrücf  95. 

$ranffurt  a.AJlain,  ^atparinenfirtpe  266. 
$ripborff  AJlartin,  ©teinmep  38. 
$uc£erabt  A3r.  A3ernparb,  AJlaler  95  96  f 
108. 

3rulba,  ASenebiftinerinnenfirdje  266. 

Zeiget  3.  Alrtpiteft  29. 

©eifjelbrun  Jeremias,  ASitbpauer  89  99. 
©elborp  P.  ©raSmuS  77. 

©enniger  (©änger)  AlifolauS,  ©teinmep 
175. 

*JJeter,  ©teinmep  175. 

©etoölbe,  grätige  ^reujgemölbe:  Alacpen 
114;  fßaberborn  163;  SBüren  238. 

— ^uppelgetoölbe:  2)üffelborf  209; 

33üren  237. 

— Alep(©tern=)getoölbe : fünfter  17; 
^oblen^  40;  AJtoISpeim  54;  Äöln  83; 
Alanen  114;  AJlünftereifel  131. 

— Alippenfreusgemölbe : Allolspeim  55; 
Äoln  86;  Alacpen  114;  ^ilbeSpeim  125; 
^oeSfelb  142  f;  ^aberborn  162  f ; SSonn 
179  f;  ®üffelborf  207. 

— Sonnengetoölbe:  Alf  (paff  enburg  194  f; 
SBüren  238. 

©etbölbefiüpen,  ASilbung;  AJlünfter  15; 
Äoblenj  89 ; ADlolSpeim  52 ; ßölit  79  f ; 
Alatpen  112;  §ilbe8peim  125;  $oeS= 
felb  142;  ^aberborn  162;  ASonn  179; 
©iegen  189;  Alfipaffenburg  195; 
S)üffelborf  207 ; OSnabrücf  223;  ^Büren 
238;  AlUgemeineS  247. 

©laSmalereien : AJlilnfter  27  f ; ^oblen^  36. 
©leeS,  ^Pfarrfircpe  265. 

©leuel  ©eorg  b.,  ©teinmep  74. 

©oSlar,  ©teppanSl'ir(pe  266. 

©oti!  im  Alorbtoeften  ®eutf(planb§  264  f. 
©rabmonumente  250  f. 

©räfratp,  ^farrfiripe  265. 

©röne,  A3ilbpauer  159  160. 

©röninger,  A3ilbpauer  159. 

©ronnemalb  SDlattpiaS,  ©teinmep  175. 
©ropper  ©ottfrieb,  tropft  11  13, 
©rüter  ^rang,  AQlaler  227. 

$abamar,  ^opanneS  Alepomu!fir(pe  ; 
A3augef(piipte  227 ; ©orge  für  bie  Alu§= 


488 


fßerfonen*  unb  Sacpregifter. 


273 


fiatiung  228;  Sauöefdtireibung  280; 
Mobiliar  282. 

Jpagen  Kafpar,  2lrd)itett  32. 

§qE  P.  Stattt)iag  188. 

§attentir<ben : SBürgburg  30  f;  £>itbeg= 
beim  125  f;  Sonn  178  f;  Süffetborf 
206  f;  ©gnabrücf  223  f. 

§anborf,  fßfarrfirtbe  265. 

§ein|  Sofepb/  SCTiciIer  unb  Strcpitett  219. 
ferner,  fpfarrfir<be  264. 

Berbern,  Parrfirdje  265. 

§erf<ben  Sr.  ^obann,  fötaurer  134  137. 
|>itbegbeim , 5lntoniugfapette : Sau= 

gefdjicbte  122  f ; Saubeftpreibung  125  f ; 
Pan  127 ; Mobiliar  127  f. 
§immetgpforten,  fpfarrfird&e  264. 
§0<baltar:  Stünfter  24;  ^obleng  46  f ; 
Stolgbeim  64;  Köln  93;  Slawen  137 ; 
£itbegbeim  128;  Stünftereifel  134; 
Koegfelb  147 ; pberborn  168 ; Siegen 
191;  Siiffelborf  206  210;  §abamar 
232;  Steppen  232;  Süren  239  245. 
£oen  Sr.  Johann,  Kunfif djrein er  206. 
§obenbo!te,  ^Pfarrf irtJje  265. 

§ottmann  P.  SiMaug  158. 

§opfien,  Parrfircbe  265. 

§orn  P.  2lbrian  90  92. 

£>ug  ©eorg,  Orgelbauer  194. 

§fitfe  Sr.  Slnton,  Strdjiteft  7 134  149  f 
172  187  225. 

^mmenborf  P.  «Karl  226. 

^ngotftabt,  St  ^ieronpmugtapelte  1. 
$nngbrucf,  Kotteggfird)e  1. 

Sfingb  Hermann,  ©tagmaler  139. 

^afob,  Steifier,  Silbbauer  159. 

— bon  ber  ©tg,  Kurfürft  bon  Srier  32  f. 
Sefuitenfiit  260  262  f. 

Johann  $rang  S)efiberatug  bon  Saffau* 
Siegen  187. 

— Scbtoeifarb,  Kurf ür ft  bon  Staing  192. 

— bon  Stanberfcpeib,  Sifcpof  bon  Stra|= 
bürg  49. 

— bon  Sibönenberg,  Kurfürft  bon  Srier 
33. 

^ofebb,  Steifier,  3lrd&iteft  156. 

— Ktemeng,  Kurfürft  bon  Köln  266. 
3ülid&,  ^ofebb^t'ircbe : Saugefpäjte  228  f. 

Saubefüjreibung  229. 

^uliug  ©ipier  bon  Stefpetbrunn,  fyürft= 
bifc^of  bon  äöürgburg  31  f. 

Mangel:  Stünfier  26;  Kobteng  48; 
Stotgbeim  63;  Köln  98;  Aachen  116; 
^Übegbeim  128;  Stünfiereifet  133; 
Koegfelb  147;  fßaberborn  170;  Sonn 
186;  £)üffetborf  206  211;  £>abamar 
232;  Steppen  232. 


Kapetlenantagen : Stotgbeim  52;  Köln 
82;  Staren  109  115. 

Kart,  ©rgbergog  bon  Öfterreidj,  Sifdjof 
bon  Sregtau  50. 

Kempen,  ebemat.  $rangigfanertircf)e  265. 

Keffet  P.  äobann  65  72. 

Ketteter  P.  fßeter  141. 

Kebetaer,  Kergentapelte  265. 

Kinberbaug,  fßfarrfircbe  265. 

Klemeng  Sluguft,  Kurfürft  bon  Köln  226 ; 
feine  Kunftbeftrebungen  266. 

Knauft  P.  ©briftian  134. 

Knorpetornament : Stünfter  27 ; Kobteng 
48;  Köln  93  f;  Staren  116 f ; £>itbeg= 
beim  128  f;  pberborn  167  f;  Sonn 
181;  2)üffeIborf  203  211;  ©gnabrütf 
225;  3ltter  250  f;  Urfprung  251  f; 
S)auer  253. 

Kobteng,  ^obannegtircbe : Saugefdjübte 
32  f ; Saubefdjreibung  38  f ; Segiebung 
gur  Kotteggtirdje  gu  Stünfter  43 ; Sau= 
ptäne  43  f;  ftiliflif cfje  unb  äftbetifdbe 
SBürbigung  45  f;  Stobitiar  46  f. 

Ko<b  Saftian,  Steinmeb  38. 

Kobern,  ^3farrtird)e  265. 

Koegfelb,  ^gnatingfircpe : Saugefcbid)te 
135  f;  Seforgung  ber  Stugftattung 
140  f;  Saubejdjreibung  142  f;  Sto= 
biliar  146  f;  Strd&iteft  149  f;  Se= 
giebung  gur  Kötner  Kotteggfird)e  151 ; 
Sebeutung  unb  ftitiftifcpe  Sßertung 
ber  Kird^e  152. 

Köln,  2t<batiugf ircbe : Saugefcf)id)te  9; 
Saubef^reibung  9f. 

— ©mporenantagen  in  St  ©otumba, 
St  ©ereon , St  Staria  Spgfirdjen, 
St  pter,  ©t  Urfula  257  f. 

— Stariä  ^immetfabrtgfirdje : Sau= 

flefd&id&te  64  f;  Päne  66  f;  «rüttelt 
73  f;  Turmbau  76  f;  Saubefcpreibung 
79  f;  Sefdjaffung  ber  Slugftattung  89  f ; 
Sefdjreibung  beg  Stobitiarg  93  f; 
ftitiftifp  SOßertung  101;  äftbetifdbe 
SQertung  102;  Segiebung  gur  Stotg= 
beimer  Kotteggfirdje  103  f. 

— St  pntateon:  ©intoötbung  265. 

Kotfter  Sr.  äßitbetm,  fötaler  221  f. 

Kommunionbanf : Stünfter  27 ; Kobteng 

49;  Köln  100;  Staren  118;  Koegfelb 
149;  pberborn  170;  S>üffetborf  211; 
Steppen  232;  Süren  245. 

Koroet),  ebemat.  Stbteifircbe  265. 

Kroe|  (Kraufe)  ^opann,  Silbbauer  23  f. 

Kruft,  Parrfirdje  265. 

Kubn  ^obann,  Stuffateur  203  f. 

Kurrer  Sr.  3afob,  Strdjiteft  201  218. 

Saienbrüber  atg  Sau=  unb  Kunftbanb= 
inerter  7. 


274 


*Perfonen=  imb  ©acpregifter. 


Sarnpen  23r.  Sodann,  «^unftfipreiner  158. 

Sanbgberg,  $efuitenfirdpe  1. 

— spfarrfirdpe,  ^norpelornament  251. 

Sanbgput,  Sefuitenfirdpe:  fhtorpe!orna= 

ntent  251. 

Sangfetten,  ©Aftern : fDlünfier  19;  $obfena 
42 ; fDtofgpeim  59 ; $öfn  88 ; 9Jtünfter= 
eifet  182;  ^oegfefb  145;  ^aberborn 
165;  33onn  188;  Afdpaffenburg  197; 
®üffefborf  209;  £abamar  230;  ^Büren 
243. 

Sennep  P.  Hermann  34  37. 

ßeopolb,  ©rgbergog  non  Öfterreidp,  23i= 
fdpof  non  ©trapurg  49  f. 

Setmatpe,  ^pfarrfirdpe  265. 

Siblar,  ^farrtirdje  265. 

Sofen  23r.  $eter,  ^unftfdpreiner  140. 

Süp,  ^farrfircpe  265. 

Supern,  Sfranjigfanerfircpe : $norpelorna= 
tnent  251. 

— ^>offtrdOe  251. 

— ^olfeggfircpe  1. 

SWamtgfoben  = ©mporen  44. 

ÜOiangfirdpen,  SSilbpauer  227. 

fOtafperffenfter : fünfter  17;  ^obfeng 
41;  fDlofgpeim  54;  $öfn  84  f;  £>ifbeg- 
beint  126;  ßoegfefb  143;  ^aberborn 
163  f;  SSonn  180;  Aftgemeineg  248. 

SDlaufoIeum,  Süffelborf  209. 

3Dla£,  ^er^og  non  23apern  65  76  92. 

— §einricp  non  labern,  ßurfürft  non 
ßöln  173  f 177. 

ÜJftedpeln  ^ran^  non,  ©teinmep  74. 

Steppen,  $irdpe  ber  Unbeftecften  ©mp= 
fängnig:  SSaugefcpidpte  226  f;  23e= 
Raffung  ber  AuSftattung  227;  23au= 
befdpreibung  231;  Mobiliar  232. 

Sltegtorff  P.  ^obann  34  f. 

2Jtetternidp,  *Pfarrfirdpe  265. 

SCfteper  23r.  $opann,  ©teinmep  107. 

SCTlej  23.  unb  $op.  , ©tuffateure 
236. 

fDlicpaef  P.  betrug,  gen.  23riffmadper, 
13  f 258. 

9ttinben,  3)om:  ^norpelornament  250. 

fÜtobiliar,  Anfertigung  begfefben  burdp 
Angehörige  beg  Orbeng  7 47  91  108 
140  158  205  f. 

ÜJtöpring  23ingeng,  23ifbpauer  194. 

SD^oIgpeim , 3)reifaftigfeitgfirdpe : 23au= 
gefdpidpte  49  f;  SSaubefdpreibung  51  f; 
Ardbiteft  60  f ; erfter  $fan  62  f;  99lo= 
biliar  63  f. 

Sltörgborf,  ^Pfarrfirdpe  265. 

9Mtpeim  a.  b.  üttöpne,  ^farrfirdpe  265. 

Sttütler  23r.  SJtartin,  ©cpreiner  202. 

Sftündj  2Sr.  ^opann,  SSilbpauer  47  108. 

München,  ©t  SSJHdpael  1. 


fJttünfier  i.  2S.,  2)om:  ©^ortapetten  265; 
^norpelornament  250. 

— *Petergfirdbe:  23augef Siebte  10  f; 

Ardbiteft  14;  SSaubefdpreibung  15  f; 
ftiliftifdbe  unb  äftbetifdbe  SBertung 
21  f;  §erftetlung  ber  Augftattung  23; 
SSefcpreibung  beg  OJlobiliarg  24  f; 
ebematige  ©lagmalereien  27  f. 

SDlünfiereifel , £>onatugfirdpe : 23au= 

gepiepte  129  f ; S3aubefdpreibung  130  f ; 
äftbetifdbe  unb  ftitiftifdbe  Söertung  133; 
SDlobiliar  133  f;  Ardbiteft  134. 

klaget  $rans  ©priftopp,  Ardbiteft  234. 
9teupaug,  ^Pfarrfirdpe  265. 

•Jticfel  P.  ©ogtnin  77. 

Aieberbadpem,  *Pfarrfircpe  265. 
■ftieberbreifig,  *Pfarrfirdpe  265. 
9Ueberbeutfcpe  Orbengproninj.  1. 
SUebertpeinifcpe  Orbengpronins : Umfang 
1 ; Überfidpt  über  bie  2Sautätigfeit  2 f. 
üftiebertneiler,  ^Pfarrfirdpe  265. 

Airbacp  P.  ©igbert  14  23  f. 
^ftorbfirdpen,  ^farrfirdpe  265. 

£>berbeutfcpe  Orbengpronins:  Umfang  1; 

Überfiept  über  bie  SSautätigfeit  3. 
Oberbreeg,  ^farrfirepe  265. 

Oratorien : fOlünfter  20 ; $öln  86 ; §ilbeg= 
beim  128;  SDKtnftereifel  133;  ^oegfelb 
143;  ^aberboru  161  f;  SSonn  179; 
S)üffeIborf  208;  §abamar230;  deppen 
232;  Allgemeineg  259. 

Orgel:  $öln  100;  ^paberborn  170; 
SSüren  240. 

Ornament,  fein  ©tifdbarafter  in  ben 
rbeinifdben  ^efuitenfirepen  249  f. 
Ognabrücf,  ^Paulgfirepe : 33augefepi(pie 
220  f ; äkubefepreibung  223  f ; ftiliftifdbe 
Söüröigung  224  f;  äSejiepung  sur 
^aberborner  $otleggfircpe  225;  9tto= 
„ biliar  225. 

Öfterreiepifepe  Orbengpronins  1. 

Otten  Saurentiug,  §offammerrat  175. 

*ßaberborn,  Som:  $norpelornament250. 

— 36aneriugfirepe:  23augef  (piepte  153  f; 
<ptäne  5Petxinig  154f ; Ardbiteft  150 156 
172;  ©orge  für  bie  Augftattung  158  f ; 
23aubefd)reibung  160  f;  Mobiliar  167  f ; 
Segiepung  gur  Kötner  ^irepe  171  f; 
ftiliftifdbe  unb  äftpetifepe  SSertung  172  f. 

^Paffau,  ®om,  ©t  ^ßaufug,  ©tubien(3e= 
fuiten=)fircpe : ^norpelornament  251. 
^Petrini  Antonio,  Arcpiteft  154  172. 
Sßfeffertein  ©eorg,  Maurer  38. 

5Pfifterer  S3r.  granj,  Ardpiteft  7 228. 
^ictoriug  Sauren^,  Arcpiteft  233. 

^Pfäne:  Approbatton  6;  ©til  6. 


490 


$erfonen=  unb  ©adjregifter. 


275 


portale:  fünfter  20  f;  ßobleng  42; 
gjlol^cim  58;  ßöln  85  86;  Stadien 
115;  SRünftereifel  132;  $oe§fel b 145; 
Sßaberborn  165;  SBonn  181;  5lfd^affen= 
bürg  196;  Süffelborf  209 ; CSnabrücf 
224;  £>abamar  230;  SBüren  241 ; 3M-- 
gemeineö  248. 

SBoft  SBr.  ©eorg  175. 

$0530  SBr.  StnbreaS,  Strdjiteft  3. 

^3ri(|en  =±  ©mboren  124. 
irüm,  ebemal.  Stbteifircbe  266. 

^ßütt  3of).  3afob,  S5tXbb)auer  235. 

&uinfen  $obann,  Streite!!  138. 

91egenSburg,  SßauISfird&e  1. 

— 6t  ©mmeram,  ^norbelornament  251. 
IReIiquienbef)äXter  an  ben  ©tjortbänben : 
ßobtens  49;  $ötn  99;  Slawen  117; 
Sßaberborn  169;  SBonn  178. 

SlenbeleS  ,$obann,  SBilbbauer  141. 
Deuter  3ob<*nn,  ©lodengiefeer  92. 
IRibinger  ©eorg,  Slrd£)iteft  198. 
fftibbenbilbung : SRünfier  17  f;  9Ro!te= 
beim  54  f;  $ötn  83;  Slawen  114; 
ÄoeSfelb  142  f ; ^aberborn  162;  SBonn 
179;  ©iegen  189;  2UIgemeine3  247  f. 
Stii?  (6imoniu§)  $eter,  ©eb.  9tat  23Botf= 
gang  SOßilbelmö  199. 

Stofofoornament : $ötn  93;  Slawen  118; 
£>ilbe§beint  128;  6iegen  191;  ©üffel* 
borf  211;  §abamar  232  f;  SRebben 
232  f ; SBüren  238  f;  2Wgemeine§  253. 
fRofenfenfter  41. 

fRo^Xott  Johann,  Slrdtjiteft  6 14  f. 
Stotauer  SBr.  ©Iia£,  ^unftfdjreiner  108 
202. 

Stotb  Sfrans  §einrid),  Strd&iteft  6 234. 
Slubenö  ^eter  $aut,  9Rater  95  f. 

«Saalfircben : ÜRebb^n,  §abamar,  ^ülidb 
229  f 249. 

©abter  $obann,  Strdjitett  204. 

©afriftei:  fünfter  20;  ^obleng  45; 
SRoIg^eim  55  57;  $öln  86;  9Rünfter= 
eifei  133;  ßoeSfeib  145  146;  $aber= 
born  161  171;  SBonn  179;  ©üffel* 
borf  208  211;  £>abantar  230. 
©affenberg,  ^farrfirdbe  265. 

©dieffer  $eter,  ©teinmeb  78. 

©djeren  P.  £>einridb  65  f 78. 

©dbilbefdje,  $farrfird)e  265. 

©cbtaun  $obann  $onrab,  SIrd£)iteft  227 
233. 

©dfjlettftabt,  6t$ibe§:  ©mboren  257. 
©cblofe  S5r.  $obann,  ©cbreiner  128. 
©dbmit;  SBr.  SBernbarb  159. 

©d)ricf  P.  3DXatt£)taä  105  107  118. 
©egberö  ©erbarb,  SRater  95. 


©eeberger  SBr.  ©briftobb,  Strd)iteft  236. 
©eitenattäre:  SRünfter  23;  $öln  91  95  f; 
2ladbenll7;£>ilbe§betm  128;  9Rünfter= 
eitel  134;  ^oe§fetb  147;  ^ßaberborn 
169;  S)üffeIborf  210 ; OSnabrüd  225  ; 
SRebben  232. 

©erro  gen.  $rau§  Slntonio,  Strdbiteft  218. 
©iegen,  2Rariä  £>immelfabrt£fird>e : SBau= 
gefdbidbte  186  f ; SBaubefdjreibung  188  f; 
SSeaiebung  gur  $oe§felber  $otteg§firdbe 
190;  SRobiliar  191. 

©fulbturen,  figürliche  (§olj) : Fohlens 
47  f ; 9Ror§beim  63;  ftöln  89  94 f 98 f; 
Stachen  116  f;  §ilbe3beim  129;  9Rün= 
ftereifel  133;  IXoeSfelb  147  f;  fßaber= 
born  168  f;  SBonn  186;  ©üffelborf 
211  f 216;  Jpabamar  232;  SRebben 
232;  SBüren  238. 

(©tein):  üRünfier  21  25  26; 

^oblenj  42;  9RoI§beint  53;  $öln  86  f; 
ßoeSfeib  144;  SBonn  182;  Stfdbaffen- 
burg  197;  £)3nabrücf  224;  ÜRebben 
231;  SBüren  235  242. 

©beier,  ^otleg^firche  2. 

©bringer  SBalentin,  ©teinme^  235. 
©teinhoff  SReldjior,  ©laSmaler  27  f. 
©tich  SBr.  3obann,  ©teinmetj  unb  SBiIb= 
bauer  38. 

©tuet : 9Rol§beim  56;  min  80  f 85; 
Sßaberborn  164;  Stfdfaffenburg  195; 
Süffelborf  202  f 211  f;  £>abamar  230 
233;  SRebben  233;  SBüren  238. 
©üblirdfen,  Sßfarrfircbe  265. 

£adbfoniu§  P.  $obanne§  202. 

£fjeobor  oon  gürftenberg,  SBifcbof  oon 
SBaberborn  153. 

tbor  9Rüüen  $oft,  ©laSmaler  27. 
Srebbenbäufer  (Srebbentürme) : SRünfter 
19;  ^oblenj  42 f;  9Rol§beim  59;  $öln 
87  f;  SRünftereifet  132  f;  ^oeöfelb  144; 
SBaberborn  161  166;  Slfdtjaffenburg 
195;  3)üffeIborf  201;  £)3nabrücf  223; 
ORebb^n  259;  Stügemeineä  259. 

Srier,  6t  SRajimin  266. 

SSältin  ©ilg  (SXgibiuS),  SRaurermeifter 
219. 

ban  ber  ^a  SBr.  SBeter,  SBilbbauer  93. 
ban  3)t)d£  Slnton,  ÜRaler  96. 

SBeltmann,  ÜRater  139  159. 

SSillid),  ebemal.  ^loftertirche  265. 
SBitetteSchi  P.  SRutiuS  36  37  66  72  f 
75  105  201. 

SSogebeö  SSernbarb,  SRaler  227. 

SBo|  SSelten,  3twiberer  34. 

SÖamfer  (SGöammfer)  (Shriftoph.  Strcbi= 
teft  6 73  f. 


491 


276  $erfonen=  unb 


SCÖanbmalereien,  Sttolsbeim  53  55. 

Söeibern,  *ßfarrfirdje  265. 

äßeiträumigfeit  be§  9JtitteIftf)iffe§:  3Cnün= 
fter  15  22;  Noblen-}  46;  501ol^eim 
61  ; $öln  (SOtariä  £>immelfabrt3= 
firdje)  102  255;  Slawen  111;  Äöln 
(2l$attu3fir(be)  254 ; SlllgemeineS 
254  f. 

Sßelüer,  *Pfarrftrdje  264. 

Sßermnf  £>einridj,  Saurem  elfter  226. 

2ßie§  §einri$,  ^unftf ^reiner  227. 

SBUjlig  P.  SIbam  n.  100. 

2ßilt)elm  §t)Qipntb  tum  9taffau=6iegen 
187. 


©acbregtfter. 


Sßittjelmi  23r.  Sofjann,  ßunftfd&reiner  108. 
Sßinf  ^ofept)  ©regor,  SOtaler  236. 

SDßolf  SSr.  ^obatin,  SSilbbauer  205. 
SSßolff  ÜTtifoIauS,  9Cßaurermeifter  221. 
Sßolfgang  SCßtlbelm,  §ergog  t>on 
Dleuburg  199  203  204  217. 
Söüräburg,  SCfticbaetStirdbe : SSaugefd&idjie 
29;  23aubefä)retbung  30  f. 

Zentralbau,  SSüren  237  f. 

3iegler  P.  9teinf)arb,  2lrdjiteft  7 61  72 
198. 

Settel  ©bewarb,  ©tutfateur  205. 
Snnflbrocf,  ^farrfirtbe.  265. 


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