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Full text of "Die Lurchfauna Europa's : I-[II] ..."

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HARVARD    UNIVERSITY. 


LIBRARY 


OF    THE 


MUSEUM  OF  COMPARATIVE  ZOÖLOGY. 


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GIFT    OF 


ALEXANDER    AGASSIZ. 


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DIE   LURCHFAUNA 


ETJROPA7S. 


I.    ANURA.    FROSCHLURCHE. 


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Dr.   J.   von    Bedriaga. 


MOSKAU. 


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1891. 


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DIE   LURCHFAUNA 


ETJROPA'S. 


I.    ANURA.    FROSCHLURCHE. 


Von 

Dr.   J.   von   Bedriaga. 


MOSKAU. 

Gedruckt  in  der  Universitäts-Buchdruckerei. 
1891. 


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Extrait  du  Bulletin  de  la  Socie'te  Imper.  des  Naturalistes  de  Moscoh,  Jf»J\l»  2,  3  1889. 

Imprimerie  de  l'Universite  Imperiale. 


INHALT. 

Seite. 

Systematische  Uebersieht  der  Froschlurche  Europa's 1 

Citierte  und  benutzte  Literatur :.  14 

Rana  esculenta,  L 33 

Rana  muta,   Laur 69 

Rana  arvalis,  Nilss 97 

Rana  agilis,  Thomas 114 

Rana  Latastei,  Blgr 129 

Rana  iberica,   Blgr 1 36 

Bufo  vulgaris,   Laur. 144 

Bufo  viridis,  Laur 1 69 

Bufo  calamita,   Laur 192 

Hyla  arborea,   L 213 

Pelobates  fuscus,  Laur 241 

Pelobates  cultripes,  Tsch 267 

Pelodytes  punctatus,  Daud 281 

Discoglossus  pictus,  Otth 292 

Bombinator  pachypus  (Fitz.),  Bonaparte 313 

Bombinator  bombinus,  L 328 

Alytes  obstetricans  (Brong.),  Laur 343 

Alytes  Cisternasi,  Boscä 364 


DIE  LUKCHE1UM  EUEOPA'S. 

I.  Anura.  Proschlurche. 

Von 

Dr.  J.  von  Bedriaga. 


Die  in  früheren  Zeiten  etwas  vernachlässigte  Amphibie okunde 
macht  in  unseren  Tagen  reissende  Fortschritte  und  es  wird  zu 
einem  Bedürfniss,  die  neueren  Entdeckungen  von  Zeit  zu  Zeit  zu 
prüfen  und  zusammenzutragen.  Seit  dem  Erscheinen  des  Werkes 
Schreiber's,  das  zum  Theil  aus  dem  gediegenen  Material  De  Belta's, 
Strauch's,  Leydig's  und  Falio's  aufgebaut  und  durch  eigene  fleis- 
sige  Untersuchungen  vervollkommnet  uns  ausgezeichnete  Dienste 
geleistet  hat  und  immer  noch  leistet,  sind  kaum  anderthalb  Jahr- 
zehnte verstrichen  und  schon  ist  heutzutage  der  Mangel  einer  Ueber- 
sicht  alles  dessen,  was  die  neueren  Forscher,  wie  z.  B.  G.  A. 
Boulenger,  F.  Lataste,  L.  Camerano,  He'ron-Royer,  0.  Böttger  und 
Lessona,  über  unsere  Kriechthiere  veröffentlicht  haben,  recht  fühl- 
bar. In  Kachfolgendem  will  ich  versuchen,  mit  den  mir  zu  Gebote 
stehenden  literarischen  Hilfsmitteln,  unter  Zugrundelegung  des  in 
meiner  Sammlung  angehäuften  Materiales,  einen  allgemeinen  Ueber- 
blitk  über  alle  bis  jetzt  in  Europa  beobachteten  schwanzlosen  Lur- 
che, begleitet  von  einigen  Bemerkungen  über  die  Lebensweise  und 
geographische  Verbreitung  dieser  Thiere  zu  geben  und  hege  die 
Hoffnung  später  auch  die  Schwanzlurche  vornehmen  und  in  ähnli- 
cher Weise  bearbeiten  zu  können. 

Schreiber  verzeichnet  in  seiner  Herpetologia  europaea  von  Anu- 
ren:  Rana  esculenta  und  temporaria,  Bufo  vulgaris,  vi- 
ridis   und    calamita,    Hyla   arborea,    Pelobates    fuscus 


—  2   — 

und  cultripes,  Felodytes  punctatus,  Discoglossus  pic- 
t  u  s,  B  o  m  b  i  n  a  t  o  r  i g n e u s  und  Alytes  obstetricans.  Seitdem 
ist  die  Speciesberechiigung  zweier,  von  Schreiber  1875  als  selb- 
ständige Arten  nicht  anuerkanter  und  so  vielfach  confundirter  Frö- 
sche, R.  arvalis  und  R.  agilis  nämlich,  dank  den  eingehenden 
Untersuchungen  Leydig's  und  Bouleuger's  constaiirt  worden,  die 
Vermuthung  Blasius'  und  Koch's,  dass  die  Gattung  Bombinator 
in  Europa  durch  zwei  Arten  vertreten  sei,  bestäligt  und  mehrere 
neue  Formen  entdeckt  und  unter  besonderen  Artnamen  publicirt 
worden.  Unter  diesen  letzleren  befinden  sich  drei  Batrachier,  R.  ibe- 
rica,  R.  Latastei  und  A.  Cisternasi,  denen  der  Charakter 
als  Art  wohl  mit  Recht,  wenigstens  mit  mehr  Recht  als  „Hyla 
Perezi"  vel  „barytonus",  „R.  fortis",  „Discoglossus  sar- 
dus"  und  „Pelobates  latifrons"  vel  „insubricus"  beigelegt 
worden  ist,  denn  alle  diese  letzteren  Formen  können  schwerlich 
einen  Artnamen  beanspruchen  und  sind  auch  bereits,  wenigstens 
zum  Theil,  zu  Varietäten  oder  Subspecies  degradirt  worden. 

Ungeachtet  dessen,  dass  wir  uns,  namentlich  in  jüngster  Zeit 
viel  mit  den  braunen,  zu  der  sogenannten  „Temporaria-Gruppe" 
gehörenden  Fröschen  eingehend  befasst  und  versucht  haben  Nach- 
weise über  ihre  specifische  Verschiedenheit  zu  geben,  bietet  die 
Trennung  einiger  dieser  Arten  immer  noch  gewisse  Schwierigkeiten, 
jedenfalls  mehr,  als  dies  eigentlich  aus  den  Erörterungen  namhaf- 
ter Amphibiologen  zu  schliessen  wäre,  was  wohl  zum  Theil  in  der 
nicht  durchweg  einspruchsfreien  Beschreibung  sowie  auch  in  der 
Schwierigkeit  des  Gegenstandes  seinen  Grund  haben  dürfte.  Es 
dünkt  mir  sogar,  dass  selbst  die  einfachen  und  handgreiflichen  Cha- 
racteristica,  die  uns  seitens  der  älteren  Autoren  zur  Unterschei- 
dung der  Arten  muta  Laur.  (-fusca  Rösel,- 1 empor  aria  L.  part.), 
arvalis  und  agilis  anempfohlen  worden  sind,  im  Laufe  der  Zeit 
durch  Umgestaltung  der  Originaldiagnosen  insofern  Einbusse  erlitten 
haben,  als  gewichtige  Charaktere  weggelassen  oder  nicht  genügend 
berücksichtigt  und  nicht  markant  genug  hervorgehoben  worden 
sind.  Diese  Nachlheile  traten  besonders  grell  zutage,  als  Pflüger  4) 
seiue  Untersuchungen  über  die  Bastardirung  der  Batrachier  vor- 
nahm und  bei  dieser  Gelegenheit  hinsichtlich  der  Unterscheidung 
von  R.  arvalis  und  muta  zu  Ueberzeugung  gelangte,  dass  das 
einzige  klassische  Unterscheidungsmerkmal  beider  Arten  die  Sper- 
matozoen  wären,  die  total  verschieden  sind.  Die  Beschaffenheit  der 


')  Arch,  f.  d.  ges.  Physiologie.  Bd.  XXXII. 


inneren  Organe,  vergleichend-anatomische  Untersuchungen,  deren 
Ergebnisse,  heiläufig  sei  es  erwähnt,  in  diesem  Falle  zu  manchen 
Enttäuschungen  führten,  sowie  auch  die  Vergleichung  der  Samen- 
elemente können  für  die  Begründung  der  Species  unumstössli  he 
Beweise  liefern  und  dem  Systematiker,  weicher  Aufklärung  über 
eine  fragliche  Species  sucht  als  Ausgangspunkt  und  Wegweiser 
dienen;  Resultate  aus  dem  Gebiete  der  mikroskopischen  Anatomie 
sind  aber  lediglich  als  schätzbare  Winke  zu  betrachten  und  dür- 
fen, meiner  Ansicht  nach,  nie  in  eine  vielleicht  sonst  mangelhafte 
Diagnose  heriibergenommen  werden,  um  dieser  als  Aufputz  zu  die- 
nen. Die  Erlangung  von  Spermatozoen,  geschweige  denn  von  reifen, 
ist  in  vielen  Fällen  äusserst  schwierig,  die  Untersuchung  und  Ver- 
werthung  derselben  ist  eine  Sache  für  sich  und  kann  ein  näheres 
Befassen  damit  dem  Systematiker  schon  deswegen  nicht  zugemuthet 
oder  anempfohlen  worden,  weil  dieser  meistens,  so  z.  B.  in  un- 
seren Sammlungen,  Thierleicheu  vor  sich  hat,  die  bestimmt  wer- 
den sollen.  Auch  müssen  wir  danach  trachten,  unseren  Mitmen- 
schen die  Kontrolle  über  unsere  Ansichten,  falls  wir  wünschen, 
dass  dieselben  auch  von  Anderen  angenommen  werden,  möglichst 
zu  erleichtern  und  dass  dies  nicht,  oder  sehr  schwer  zu  erreichen 
ist,  wenn  wir  auf  die  vergleichende  Zusammenstellung  der  Formen 
von  Samenelementen  unser  Hauptaugenmerk  richten  sollten,  be- 
weist manche  Stelle  in  der  erwähnten  Arbeit  Ptlüger's.  Es  lässt 
sich  gewiss  nicht  leugnen,  dass  die  Samenelemeute  eine  ergiebige 
Quelle  für  Untersuchungen  bieten,  dass  sie  aber  jemals  in  prakti- 
scher Hinsicht  von  grossem  Nutzen  sein  werden,  ist  fraglich,  um- 
somehr,  da  wir  bereits  wissen,  dass  zweifelsohne  gute  Arten,  wie 
z.  B.  R.  muta  und  R.  agilis  oder  Bufo  viridis  und  B.  ca- 
lamita,  ganz  gleichgeformte  oder  auffallend  ähnliche  Spermato- 
zoen haben  können.  Hinsichtlich  R.  muta  und  R.  arvalis  sind 
wir  in  der  angenehmen  Lage  keineswegs  gezwungen  zu  sein,  weit- 
läufige Untersuchungen  vorzunehmen,  um  dieselben  erkennen  zu 
können,  denn  wir  besitzen  die  vorzüglichen,  leider  nahezu  in  Ver- 
gessenheit gerathenen  Diagnosen  Steenstrup's,  welche  in  ihrer  Klar- 
heit und  Präcision  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen  und  uns  auf 
den  richtigen  Pfad  leiten.  Unter  den  von  Steenstrup  beigebrachten 
Unterscheidungscharakteren  findet  sich  der  eine  in  Betreff  des  Längs- 
verhältnisses vom  Fersenhöcker  zur  Zehe,  der  ungeachtet  dessen, 
dass  er  sich  bei  den  centraleuropäischen  Stücken  durch  Konstanz 
auszeichnet,  von  denjenigen,  welche  die  Merkmale  der  in  Rede 
stehenden  Art  nachträglich  geprüft  haben,   oftmals  unberücksichtigt 

1* 


—   4   — 

gelassen  worden  ist  und  ich  glaube,  dass  vielmehr  Steensfrup  es 
gewesen  ist,  der  zum  ersten  Mal  den  Beweis  geliefert  hat,  dass 
R.  arvalis  eine  besondere  Art  ist  und  dass  Pflüger's  interessante 
und  willkommene  Mittheilung  lediglich  als  Bestätigung  von  Steens- 
trup's  Ansichten  zu  betrachten  sei.  Die  Trennung  der  R.  agilis 
von  R.  muta  und  arvalis  gebt,  nbechon  eines  der  Hauptmerk- 
male von  Agilis,  F.  Müller  zufolge,  in  Fortfall  zu  kommen  droht, 
gleichfalls  leicht  von  statten,  dank  der  uns  gebotenen  Mittel  und 
es  dünkt  mir,  dass  es  für  Böltger  ein  Leichtes  gewesen  sein  müsse, 
die  wichtigsten  Kennzeichen  dieser  drei  älteren  Arten  auszuwählen 
und  dem  Laien  mundgerecht  vorzulegen.  Die  Unterscheidung  der 
zuletzt  kreirten  Species,  ich  meine  R.  Latastei  und  R.  iberica, 
oder  genauer  gesagt,  die  Aufzeichnung  der  sie  unterscheidenden 
Charaktere  bietet  bedeutend  grössere  Schwierigkeiten  und  wenn  ich 
damals,  als  die  Frage  in  Betreff  der  Species-Abtrennung  aufgewor- 
fen wurde  und  eine  Auseinandersetzung  nach  sich  zog.  nicht  auf 
die  Unzulänglichkeit  der  bestellenden  Diagnosen  hingewiesen  habe, 
so  geschah  dies  keineswegs,  um  meine  Ansichten  vor  Angriffen  zu 
schützen,  sondern  einzig  und  allein  aus  dem  Grunde,  weil  ich  keine 
Zweifel  über  Arten,  welche  manche  von  uns  gut  zu  unterscheiden, 
nicht  aber  zu  kennzeichnen  wissen,  aufgehen  lassen  wollte,  in  der 
Hoffnung,  dass  eben  bei  dieser  Gelegenheit  etwas  für  die  Diagno- 
sen der  neuen  Species  geschehen  dürfte;  da  dies  jedoch  nicht  der 
Fall  war  und  ich  während  dieser  meiner  Untersuchungen  genöthigt 
gewesen  bin  nicht  nur  meine  eigenen  Ansichten  zu  prüfen,  son- 
dern auch  diejenigen  meiner  Vorgänger  einer  Kritik  zu  unterwer- 
fen, so  halte  ich  mich  für  verpflichtet  zu  erklären,  dass  wir  bei 
Zugrundelegung  der  existirenden  Diagnosen  von  R.  Latastei  und 
R.  iberica,  genau  mit  demselben  Recht,  wie  es  hinsichtlich  der 
Lacerta  Bedriagai  und  meines  griechischen  Triton  para- 
doxus  (non  Razoumowsky!)  geschehen  ist,  diese  Froscharten  nicht 
anerkennen  dürften  und  zwar  nicht  etwa  deshalb,  weil  dieselben 
keine  ihnen  eigentümlichen  Kennzeichen  aufzuweisen  hätten,  son- 
dern weil  wir  letztere  bis  jetzt  nicht  herauszufinden  vermochten. 
Ob  und  in  wie  weit  es  mir  gelungen  ist  mein  Schärflein  zur  end- 
gültigen Ausarbeitung  der  Diagnosen  beizutragen  wird  sich  alsbald 
nach  Veröffentlichung  dieser  Arbeit  herausstellen;  jedenfalls  aber 
würde  der  Vorwurf,  ich  hätte  das  Vorhandensein  oder  das  Fehlen 
der  Schallblasen,  die  Formen  der  Samenelemente,  oder  die  Aus- 
dehnung der  Schwimmhäute  nicht  genügend  berücksichtigt,  nicht 
am  Platze  sein,  da  ich  absichtlich  vermieden  habe,  seeundäre  Sexu- 


—    0    — 

alcharaktere    und   periodisch  wechselnde  Erscheinungen  mit  in  die 
Diagnosen  aufzunehmen  aus  dem  einfachen  Grunde,  weil  auch  die 
Weibchen  erkannt  sein  wollen  und  die  Auuren  jederzeit    bestimmt 
werden  müssen. — Die  Abtrennung    der    B.    esculenta    von    den 
„braunen  Fröschen"  ging  von  je  her  leicht  von  statten;    die    gro- 
tesken Versuche,  R.  esculenta  und  R.    arvalis    zusammenzu- 
werfen, gingen  stets  spurlos  verloren.    Schwieriger    gestaltet    sich 
aber  die  Unterscheidung  der  einzelnen  Formen  des  Wasserfrosches. 
In  früheren  Zeiten,  da  man  mit  dem,  bei  einigen  Thierspecies  sehr 
ausgesprochenen  Variabilitätsvermögen  nicht    zur    Genüge   bekannt 
war,  wurden  die  feinsten  Form-  und  Farben-Veränderungen  sowie 
Fundortsverschiedeuheiten  in  ausgedehntem  Masse  benützt,    um  sie 
als  Artcharaktere  gelten  zu  lassen  und    solche    Lokalrassen    unter 
besonderen  Art-Namen,  wie  beispielsweise    „R.  ridibunda  Pall., 
R.  cachinnans  Fall.,  Eichw ,  R.  den t  e x  Krynicki,    R-    mari- 
tima Risso,  Bouap.,    R.  caucasica  Pall.,    R.    hispauica    Mi- 
chahell" und  s.  w.  publicirt;    heuer    aber,    da    nicht    nur   öffent- 
liche Museen,  sondern  auch  Privatsammlungen  reichlicher  mit  Ver- 
gleichsmaterial versehen  sind,  treten  solche  Versuche  zur  Zersplit- 
terung der  Esculenta  in  Arten  oder  Unterarten  seltener  auf  und 
die  angeblichen  neuen  Arten  haben  gewöhnlich  keinen  langen  Be- 
stand, umso  grösser  aber  tritt  jetzt  die  Neigung  auf,  in  Rede  ste- 
hende Species  in  eine  stattliche  Anzahl  von  Formen    zu  zerlegen, 
wobei  eilige  der  bereits  fast  in  Vergessenheit  gerathenen  oder  in 
die  Synonymik  versetzten  älteren  Artnamen  von  oberflächlich  cha- 
rakterisirten  Thieren  zur  Bezeichnung  von    Varietäten    Verwendung 
finden.  Ihr  Wiederauftauchen  kann  zuweilen  willkommen  geheissen 
werden,  denn  es  führt  uns  unwillkürlich  dahin,   die  vermeintlichen 
Art-  oder  Varieiätengrenzea  näher  ins  Auge  zu  fassen  und  Selbst- 
kritik zu  üben;  iu  anderen  Fällen  aber,  namentlich  wenn  man  die 
meistens  doch  mir  sehr  mangelhaften  älteren  Originaldiagnosen  mehr 
berücksichtigt  als  sie  es  verdienen,  wird  man  leicht  zu  aprioristi- 
schen  Schlussfulgeraugen  verleitet.  Obschon  wir  bei  der  Unterschei- 
dung der  Varietäten  von  Esculenta  stets  im  Auge  behalten  müs- 
sen, dass  es  sich  um  untergeordnete  Kategorien  des  Systems  han- 
delt, und  wir  leider  zu  oft  daran  erinnert  werden,  dass,   wie  Ca- 
merano  in  Bezug  auf  einige  der  Varietäten  treffend  bemerkt,    wir 
die  „Fundorte"  erst  kennen  müssen,  um  die  Formen  von  R.   escu- 
lenta richtig  bestimmen  zu  können,    so    fällt    es    dennoch    recht 
schwer  eine  genügende    Anzahl    wirklich    guter    charakteristischer 
Unterschiede  herauszulesen,  vermöge  welcher    die    typische   Form, 


—  6  — 

Var.  fortis  Blgr.  (=ri  dibunda  Fall.?),  Lessoaai  Cam.,  his- 
panica  Michahell,  vel  Perezi  Seoane,  Latastei  Cam.  uad  Be- 
driagai  Cam.  leicht  und  sicher  zu  unterscheiden  wären.  Am  be- 
sten lassen  sich  noch  Var.  fortis  und  Lessonai  abtrennen  und 
charakterisiren,  auch  die  typica,  namentlich  dann,  wenn  man 
etwa  die  bei  Berlin  lebenden  „Seefrösche"  mit  einem  deutschen  so- 
genanten  typischen  Wasserfrosch  oder  mit  der  aus  England  stam- 
menden Lessonai  vergleicht;  wird  aber  Material  aus  Italien  und 
aus  der  Levante  hinzugezogen  und  auf  die  endlosen,  von  den  Aus- 
gaugstypen  abweichenden  und  Zwischenformen  bildenden  Individuen 
näher  eingegangen,  so  gehen  die  vermeintlichen  Varietätsgrenzen 
fast  vollständig  verloren.  Um  einigermassen  die  Abgrenzungslinien 
inne  zu  halten  will  ich  von  der  Boulenger-Böttger'schen  Diagnose 
für  die  Form  „typica",  welche  die  leider  sehr  zahlreichen  Aus- 
nahmefälle nicht  berücksichtigt,  absehen,  und,  um  die  Aufstellung 
einer  ganzen  Kette  von  Formen  zu  vermeiden,  die  typica  der 
Autoren  als  einen  Komplex  von  Formen-Verschiedenheiten  auffas- 
sen, die  einerseits  zu  Var.  fortis,  anderseits  zu  Var.  Lessonai 
führt,  welch  letztere  beiden  als  zwei  wesentlich  auseinanderlaufen- 
de Varietäten  zu  registriren  sind.  Die  Durchführung  dieser  künst- 
lichen Grenze  zwischen  Mutter-  und  Töchterformen  ist  allerdings 
nur  dann  möglich,  wenn  wir  uns  streng  au  die  Originaldiagnosen 
der  Töchterformen  halten;  wird  diese  aber  umgeschrieben,  erwei- 
tert und  verändert,  wie  es  bekanntlich  kürzlich  von  Seiten  Bött- 
ger's  in  Bezug  auf  die  Diagnose  von  Var.  ridibunda  geschehen 
ist,  oder  an  der  Unverletzbarkeit  der  Diagnose  der  typischen  Form 
festgehalten,  so  ist  die  Varietätenabtrennung  im  gegebenen  Fall 
wohl  ganz  und  gar  unmöglich.  Unter  den  in  Europa  einheimischen 
Esculenta-Formen  verdienen  besonders  hervorgehoben  zu  wer- 
den: typica  Blgr.,  fortis  Blgr.,  Lessonai  Cam.  und  hispa- 
nica  Michahell. 

Nicht  unerwähnt  will  ich  lassen,  dass  in  neuerer  Zeit  ein  we- 
sentlicher Fortschritt  in  der  Art  und  Weise  wie  die  Lurche  be- 
schrieben werden,  zu  verzeichnen  ist,  denn  es  wird  heutzutage 
nicht  nur  auf  die  geographische  Verbreitung  und  die  Lebensweise 
die  gebührende  Aufmerksamkeit  gerichtet,  sondern  es  wird  auch, 
seitdem  Lataste  gezeigt  hat,  wie  vielversprechend  und  nutzbrin- 
gen  für  die  Systematik  sich  die  Untersuchung  der  Quappe  erweist, 
das  Studium  der  Larven  für  werth  gehalten  und  eifrig  betrieben. 
Auch  darin  haben  in  den  letzten  Jahren  Hcron-Royer  und  van 
Bambeke  (Bull.    Soc.    Zool.    de  France,    VI.    p.    75),    Boulenger 


(ebenda,  vol.  XI.  p.  319)  und  Thiele   ')    wichtige    Resultate   er- 
zielt; nichtsdestoweniger  sind  dies  nur  Erstlingsversuche  und    vor- 
läufig dürfte  es  wohl  kaum  gelingen,  unter    Zugrundelegung   alles 
dessen,  was  bis  jetzt  über  die  Anurenlarven  veröffentlicht   worden 
ist,  eine  in  allen  Punkten  befriedigende    Bestiinmungs-Tabelle    für 
die  Larvenstadien  zu  geben.  Die    Quappe   von    R.    Latastei  ist 
meines  Wissens  noch  gar  nicht,  diejenigen  von  R.  ib  erica,  Aly  t  es 
Cisternasi  und  Bombina tor  pachypusnur  sehr  oberflächlich 
untersucht  worden  und  von  meinen  Versuchen,  auffallende    Unter- 
scheidungsmerkmale für  die  Larve  von  Bufo  viridis  ausfindig  zu 
machen,  habe  ich    wegen    Mangel    an    Material    absehen   müssen. 
Für  das  mir  sonst  in  ziemlich  grosser  Menge  zugegangene  Material 
bin  ich  den  Herren  Prof.  A.  Batelli  in  Perugia,    Prof.  Bertkau  in 
Bonn,  Fr.  Borcherding  in  Vegesack,    G.  A.  ßoulenger   in  London, 
Prof.  L.  Camerano  in  Turin,  G.  Frizzi  in  Perugia,    Dr.    E.  Haase 
in  Dresden,  Prof.  Hasse  in  Breslau,  Prof.  G.  Kolombatovic  in  Spa- 
lato,  Prof.  Margö  in    Budapest,    Hofrath    Dr.    Meyer   in  Dresden, 
Akademiker  A.  Strauch  in  St.  Petersburg  und    W.   Wolterstorff  in 
Halle  zu  grossem  Dank  verpflichtet.    Alleraufrichtigster    Dank    ge- 
bührt aber  auch  den  Herren  A.  F.  Moller  in  Coimbra  und  A.  Gold- 
fuss  in  Halle  a.  S.,  deren  unermüdliche    Thätigkeit    im    Sammeln 
ich  nicht  genug  lobend  hervorheben  kann  und    deren    mir    durch 
Zusendung  von  werthvollem  portugiesischen  und  deutschem    Mate- 
rial erwiesene  Hilfe  für  mich  unschätzbar  gewesen  ist.    Es  ist  zu 
hoffen  und  zu  wünschen,  dass  Herr  Moller's  Sammeleifer,  dem  wir 
bekanntlich  so  manche  interessante  neue  Art  von  der  Insel  S.  Tho- 
me  verdanken  2),  auch  fernerhin  nicht  erkalten    möge    und    dass 
die  portugiesische  Fauna  und  Flora  nunmehr    gründlich    von   ihm 
erforscht  werde. 

Sämtliche  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  europäischen  Froschlurche 
vertheilen  sich  in  acht  Gattungen  und  achtzehn  Arten,  deren  Unter- 
suchung in  Nachstehendem  folgt: 

I. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Zunge  vorn  an  den  Bo- 
den der  Mundhöhle  befestigt,  hinten  vollkommen  frei  und  tief  aus- 
geschnitten, ohne  Parotis,  mit  bei  den  europäischen  Species  deut- 
lich sichtbarem  Trommelfell,  Pupille  horizontal,  Finger  volkommen 


')  Der  Haftapparat  d.  Batrachierlarven  iu  Zeitschrift  f.  wissenschaffcl.  Zoologie. 
XLVI.  1. 

*)  Die  betreffenden  Novitäten  wurden  von  Barboza  du  Bocage  im  Jornal  de  Scieif- 
cias  raatbematicas,  physicas  e  naturales,  JNs  XLII — Lisboa— 1886  beschrieben. 


frei,  Zehen  mit  Schwimmhäuten  und  spitzeu  oder  etwas   erweiter- 
ten Enden  versehen Genus  Rana  Linn. 

Gaumenzahne  zwischen  den  Choanen,  Zehen  mit  vollkom- 
mener Schwimmhaut,  Ohrfleck  schwach  oder  fehlend.    Larve 
mit  linkerseits  am  Rumpf  gelegenem  Kiemenloch  und  ia  schie- 
fer Richtung  von  links  nach  re  hts    auf    der    rechten    Seite 
der  Unterecke  der    Schwanzflosse    sich    öffnender  Analröhre; 
Larvenzähne  mit  zwei-  bis    dreispitzigem    Ende,    sonst  ohne 
Zacken;  an  der  Innenfläche  der  Oberlippe  jederseits  eine  sehr 
kurze  „laterale  Zahnreihe"..  .  .1.   R.  esculenta    Linn  !). 
Gaumenzähne  auf  der  Mitte  des  Gaumens,  hinter  der  Linie  der 
Choanen  stehend  oder  über    die    hintere    Grenzlinie    der  Choanen 
hinaus  reichend,  Zehen  mit  fast  vollkommener  oder  kurzer  Schwimm- 
haut, Ohrfleck  deutlich  oder  ziemlich  deutlich  ausgeprägt. 

A)  Tibiotarsalgelenk  bei  nach  vorn  gelegten  Beinen  die  Schnau- 
zenspitze nicht  oder  kaum  erreichend, 

a)  Fersenhöcker  schwach  entwickelt,  weich,  einen  län- 
glichrunden, niedrigen,  stumpfen,  höchstens  die  halbe  Länge 
des  übrigen  Theiles  der  1.  Zehe  erreichenden  Wulst  bildend. 
Larve  mit  linkerseits  am  Rumpf  gelegenem  Kiemenloch  und  in 
schiefer  Richtung  von  links  nach  rechts  auf  der  rechten 
Seite  der  Schwanzflosse  sich  öffnender  Analröhre;  Larven- 
zähne mit  zahlreichen  Zacken  am  Rande;  an  der  Innenfläche 
der  Oberlippe  jederseits  2  bis  3  hintereinander  gestellte  „la- 
terale Zahnreihen";  Schwanz  ungefähr  anderthalbmal  so  lang 
als  der  Körper 2.  R.   muta  Laur  s). 

b)  Fersenhöcker  sehr  stark  entwickelt,  knorpelhart,  schau- 
felförmig,  hoch,  seitlich  ziemlich  stark  zusammengedrückt, 
meistens  ungefähr  s/3  der  Länge  des  übrigen  Theiles  der  1. 
Zehe.  Larve  mit  links  am  Rumpf  gelegenem  Kiemenloch  und 
in  schiefer  Richtung  von  links  nach  rechts  auf  der  rechten 
Seite  der  Uuterecke  der  Schwanzflosse  sich  öffnender  Anal- 
röhre; Larvenzähne  mit  zahlreichen  Zacken  am  Rande;  an 
der  Innenfläche  der  Oberlippe  jederseits  eine  „laterale  Zahn- 
reihe" 3.  R.  arvalis  Mss  3). 


')  Männchen  mit  Dautnenschwicle  und  äusserlich  sichtbaren,  nach  hinten  und 
unten  vom  Mundwinkel  stark  hervortreibbaren  Schallblasen.  Bei  der  Paarung  ura- 
l'asst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in  Klumpen  ab. 

2)  Männchen  mit  Daumenschwiele  und  inneren  Kehlsäcken.  l!ei  der  Paarung 
umfasst  das  Männchen   sein   Weibchen  um  die  Achsel.  Laich   geht  in    Klumpen  ab. 

3)  Männchen  mit  Daumenschwiele  und  inneren  Kehlsäcken.  Bei  der  Paarung  um- 
fasst das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in  Klumpen  ab. 


—  9  — 

B)  Tibiotarsalgelenk  bei  nach  vorne  gelegten  Beinen  die  Schnau- 
zenspitze entschieden  erreichend  oder   überragend, 

a)  Trommelfell  sehr  gross,  fast  so  gross  wie  das  Auge, 
seine  Entfernung  vom  Auge  ist  äusserst  gering,  gleich  '/,, 
l/A,  höchstens  '/,  des  Durchmessers  des  Trommelfells,  Fer- 
senhöcker gross,  ziemlich  hart,  stark  vortretend  und  merk- 
lich seitlich  zusammengedrückt,  ungefähr  gleich  3/4  der  Trom- 
melfellgrösse  und  der  halben  Länge  des  übrigen  Theiles  der 
1.  Zehe.  Larve  mit  links  am  Rumpf  gelegenem  Kiemenloch 
und  in  schiefer  Richtung  von  links  nach  rechts  auf  der  rech- 
ten Seite  der  Unterecke  der  Schwanzmembran  sich  öffnender 
Analröhre;  Larvenzähne  mit  zahlreichen  Zacken  am  Rand,  an 
der  Innenfläche  der  Oberlippe  jederseits  2  hinter  einander 
gestellte  „laterale  Zahnreihen";  Schwanz  fast  doppelt  so  lang 
als  der  übrige  Körper,  bisweilen  die  doppelte  Länge  dessel- 
ben übertreffend,  mit  langem,  spitz   ausgezogenen  Ende.... 

3.  R.  agilis  Thom  '). 

b)  Trommelfell  klein,  höchstens  von  halber  Augengrösse, 
seine  Entfernung  vom  Auge  fast  dem  Durchmesser  des  Trommel- 
fells gleich;  Fersenhöcker  massig  gross,  weich  wulstförmig  und 
stumpf,  bald  ebenso  gross,  bald  etwas  kleiner,  oder  im  Gegen- 
theil  wenig  grösser  als  das  Trommelfell  und  länger  als  */,  des 
übrigen  Theiles  der  1.  Zehe.  Zehen  mit  fast  vollkommener 
Schwimmhaut.  Larve  unbekannt.  .  .4.  R.  Latastei   Blgr.  2). 

c)  Trommelfell  2/3  der  Augengrösse  nicht  erreichend,  seine 
Entfernung  vom  Auge  misst  etwas  mehr  als  der  halbe  Durch- 
messer des  Trommelfells;  Fersenhöcker  sehr  klein,  weich, 
einem  Subarticularhöcker  ähnlich,  ungefähr  gleich  der  halben 
Länge  des  Trommelfells  und  wenig  länger  als  '/<  der  Länge 
des  übrigen  Theiles  der  1.  Zehe;  Zehen  mit  ziemlich  kurzen 
Schwimmhäuten.  Larve  unbekannt  3).  .5.  R.  ibericaBkr.  *) 

II. — Zähne  am  Ober-  und  Unterkiefer  sowie  am  Gaumen  fehlend, 
Zunge  am  Hinterraude  frei  und  nicht  ausgeraudet,    Parotiden    bei 


')  Männchen  mit  Daumenscliwiele,  ohne  Stimmsack.  Bei  der  Paarung  umfasst 
das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in  Klumpen  ab. 

2)  Männchen  mit  Daumenschwiele,  ohne  Stimmsack.  Begattung  nicht  beobachtet. 
Laich  geht  in  Klumpen  ab. 

3)  Soll  nach  Heron-ßoyer  und  van  Bambeke  an  der  Innenfläche  der  Oberlippe 
im  Ganzen  4  laterale,  an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  3  ununterbrochene  me- 
diane und  jederseits  noch  eine  laterale  Zahnreihe  besitzen. 

*)  Männchen  mit  Daumenschwiele,  ohne  Stimmsack.  Begattung  nicht  beobachtet. 


—  lü- 
den europäischen  Arten  sehr  deutlich,  Trommelfell    deutlich,    oder 
kaum  unterscheidbar,  Pupille  horizontal,  Finger  frei,  Zehen  mit  mehr 
oder  weniger  stark  entwickelten  Spaunhäuten.  Genus  Bufo  Laur. 

Zehen  mindestens  mit  halben  Schwimmhäuten,  Falte  an 
der  Fusswurzel  fehlend,  die  meisten  Höcker  an  den  Finger- 
und  Zehengelenken  stehen  paarig,  4.  Finger  bedeutend  über 
die  vorletzte  Gtelenkstelle  am  3.  Finger  hinausragend  und 
länger  als  der  2-te  oder  beide  sind  gleich  lang,  die  5.  Zehe 
erreicht  fast  oder  erreicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an 
der  4.  Zehe,  die  3.  Zehe  überragt  die  Wurzel  der  2.  Pha- 
lanx an  der  4.  Zehe  ').  Larve:  Obere  Schwanzflosse  an  der 
Schwanzwurzel  anfangend,  Mundöffnung  ungefähr  ebenso  lang 
wie  der  Interocularraum,  Kiemeoloch  links  am  Rumpf  gele- 
gen, Aualröhre  in  der  Mittellinie  an  der  Unterecke  des  Schwan- 
zes sich  öffnend,  Zähne  mit  zahlreichen  Zacken  am  Rande.. 

1.  B.  vulgaris  Laur  2). 

Zehen  mindestens  mit  halben  Schwimmhäuten,  Längsfalte 
an  der  Fusswurzel,  die  Höcker  an  den  Finger-  und  Zehen- 
gelenken unpaar,  4.  Finger  bedeutend  über  die  vorletzte 
Gelenkstelle  am  3.  Finger  hinausragend  und  fast  die  Wurzel 
der  Eudphalanx  erreichend  und  etwas  länger  als  der  2-te, 
die  5.  Zehe  erreicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der 
4.  Zehe,  die  3.  Zehe  überragt  merklich  die  Wurzel  der 
2.  Phalanx  an  der  4.  Zehe.  Larve:  Obere  Schwanzflosse  von 
der  Schwanzwurzel  spurweise  sich  auf  den  Rücken  fortsetzend, 
Kiemenloch  links  am  Rumpf  gelegen,  Analröhre  in  der  Mit- 
tellinie der  Unterecke  des  Schwanzes  sich  öffnend.  Zähne  mit 
zahlreichen  Zacken  am  Rande  3)...2.  B.  viridis  Laur  *). 


')  Da,  so  viel  ich  weiss,  bei  der  Unterscheidung  unserer  einheimischen  Kröten- 
arten  hier  zum  ersten  Mal  der  Längsverhältuisse  dieser  Zehen  und  Finger  Erwäh- 
nung geschieht,  so  wäre  es  von  Interesse  zu  erfahren,  ob  sich  dieselben  als  brauch- 
bare Erkennungsmorkmale  erweisen. 

l)  Mannchen  zur  Brunstzeit  mit  Schwielen  an  den  drei  ersten  Fingern.  Bei  der 
Paarung  umfasst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in  Schnü- 
ren ab. 

3)  Wegen  Mangel  an  Larven  von  B.  viridis  habe  ich  zu  meinem  Bedauern 
keine  auffallenden  Unterschiede  zwischen  der  V  i  r  i  d  i  s-Quappe  und  den  übrigen 
Krötenlarven  herauszufinden  vermocht. 

*)  Männchen  zur  Brunstzeit  mit  Schwielen  an  den  drei  ersten  Fingern.  Bei  der 
Paarung  umfasst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in 
Schnüren  ab. 


—  11  — 

Zehen  nur  am  Grunde  mit  derben  Schwimmhäuten,  Falte  an 
der  Fusswurzel  entlang  vorhanden,  die  Höcker  an  den  Finger- 
und Zehengelenken  stehen  paarig,  4.  Finger  die  vorletzte  Ge- 
lenkstelle am  3.  Finger  erreichend  und  kürzer  als  der  2-te, 
die  5.  Zehe  erreicht  nicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der 
4.  Zehe,  die  3.  Zehe  erreicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx 
an  der  4.  Zehe  oder  überragt  diese  Gelenkstelle  ($).  Lar- 
ve: obere  Schwanzflosse  an  der  Schwanzwurzel  anfangend, 
Mundöffnung  merklich  schmäler  als  der  Interocularraum,  Kie- 
menloch links  am  Rumpf  gelegen,  Analröhre  in  der  Mittel- 
linie der  Unterecke  des  Schwanzes  sich  öffnend,  Zähne  mit 
zahlreichen  Zacken  am  Rande... 3.  B.  calamita  Laur  '). 
HL — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Parotiden  fehlend,  Pu- 
pille horizontal,  Zehen  mit  Schwimmhäuten,  Finger-  und  Zehenspitzen 

scheibenförmig  erweitert Genus  Hyla  Laur. 

Gaumenzähne  zwischen  den  Choanen,  Zunge  hinten  fast 
bis  zur  Hälfte  frei  und  ausgeraudet,  Trommelfell  deutlich, 
Finger  nur  am  Grunde  mit  Spannhaut  versehen,  Zehen  mit 
■/a  Schwimmhaut,  Haftscheiben  wenig  kleiner  als  das  Trom- 
melfell. Larve  mit  linkerseits  am  Rumpfe  gelegenem  Kiemen- 
loch und  auf  der  rechten  Seite  sich  öffnender  Analröhre, 
Zähne  mit  zahlreichen  Zacken  am  Rande,  linker-  und  rechter- 
seits  an  der  Innenfläche  der  Oberlippe  befindet  sich  jeder- 
seits  nur  eine  Zahnreihe,    Flossensaum    sich    weit    auf    den 

Rücken  fortsetzend 1.  H.  arborea  Linn  2). 

IV. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Zunge  hinten  frei  und 
schwach  ausgerandet,  Parotiden  fehlend,  Trommelfell  mitunter 
unterscheidbar,  Pupille  senkrecht,  Finger  frei,  Zehen  mit  vollstän- 
diger oder  fast  vollkommener  Schwimmhaut.  Finger-  und  Zehen- 
spitzen zugespitzt,  Fersenhöcker  gross,  schaufeiförmig,  mit  schar- 
fem Hornkamm,  Gaumenzähne  in  zwei  zwischen  den  Choanen  ste- 
henden, in  der  Mittellinie  durch  einen  Zwischenraum  getrennten 
Querreihen.  Larven  mit  linkerseits  am  Rumpf  gelegenem  Kie- 
menloch  und  in  der  Mittellinie  der  Unterecke  des  Schwanzes  sich 
öffnender  Analröhre;  Oberlippenrand  grösstentheils  mit  Papilleu  be- 


')  Männchen  zur  Brunstzeit  mit  Schwielen  an  den  drei  ersten  Fingern.  Bei  der 
Paarung  umfasst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Achsel.  Laich  geht  in 
Schnüren  ab. 

*)  Männchen  mit  einer  äusseren  Schallblase  an  der  Kehle.  Bei  der  Paarung 
umfasst  das  Männchen  sein  Weibchen  iu  der  Achselgegend.  Laich  geht  in  Klum- 
pen ab. 


—   12  — 

setzt,  nur  in  der  Mitte  bezähmt,  Zähne  gekrümmt  dornartig,   spitz 

endend,  ohne  Zacken Genus  Pelobates   Wagl  '). 

Kopf  zwischen  und  hinter  den  Augen  stark  gewölbt,  wul- 
stig aufgetrieben  und  auf  dem  Hinterkopf  mit  einem  förm- 
lichen Auswüchse  versehen;  massig  grosse  Augen,  Zwischen- 
raum zwischen  den  Nasenöffnungen  und  Augendurchmesser 
ungefähr  von  derselben  Länge;  Metatarsalsporn  gelblichbraun. 
Larve:  Internasalraum  fast  doppelt  so  breit  als  der  Augen- 
durchmesser; Sporn  hellfarben 1.  P.  fuscus  Laur. 

Scheitel  flach;  sehr  grosse  Augen,  Zwischenraum  zwischen 
den  Nasenöffnungen  bedeutend  schmäler  als  der  Augen- 
durchmesser; Metatarsalsporn  schwarz.  Larve:  Internasalraum 
wenig  breiter  als  der  Augendurchmesser,  Sporn  dunkelfarben. 

2,  P.  cultripes  Cuv. 
V. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Gaumenzähne  stehen 
zwischen  den  Choanen,  Zunge  hinten  frei,  bald  mehr,  bald  weni- 
ger ausgeblichtet,  Parotiswülste  schmal,  Trommelfell  mehr  oder 
weniger  sichtbar,  Pupille  senkrecht,  Finger  frei,  Zehen  nur  am 
Grunde  mit  Spannhäuten  versehen,  an  den  Rändern  mit  Hautsäu- 
men umgeben,  Fingerspitzen  schwach  erweitert.  Larve  mit  linker- 
seits am  Rumpf  gelegenem  Kiemenloch  und  in  der  Mittellinie  der 
Unterecke  des  Schwanzes  sich  öffnender  Analröhre;  Zähne  ge- 
krümmt, dornartig,  spitz  endend,  ohne  Zacken;  Oberlippenrand 
grösstenteils  bezahnt,  nur  gegen  die  Mundwinkel  hin  mit  Papil- 
len besetzt Genus  Pelodytes  Fitz. 

Körper  schlank,  froschartig,  depress,  lange  Hinterbeine  mit 
sehr  kleinem  Fersenhöcker...    1.  P.  punctatus  Daud  2). 

VI. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Gaumenzähne  stehen 
hinter  den  Choanen,  Zunge  am  hinteren  Rande  frei,  ganzrandig, 
Parotiden  fehlend,  Trommelfell  mehr  oder  weniger  deutlich  sicht- 
bar, Pupille  rundlich,  am  unteren  Rande  in  der  Mitte  zugespitzt; 
Finger  frei,  Zehen  mit  Spannhäuten,  Finger-  und  Zehenspitzen  nicht 
erweitert.  Larve  klein  mit  in  der  Mitte  des  Bauches  sich  befinden- 


')  Männchen  mit  einer  grossen  Drüse  auf  der  Oberfläche  des  Oberarmes  und 
mehreren  Brunsthöckern  an  der  Innenseite  des  Vorderarmes.  Bei  der  Paarung 
umfasst  das  Männchen  das  Weibchen  um  die  Lenden.  Der  Laich  bildet  eine  Schnur. 

2)  Männchen  mit  innerem  Stimmsack  und  dunklen  Brunstwarzen  auf  der  Brust, 
in  der  Achselgegend,  am  Arm  und  an  den  Fingern;  am  Umkreis  der  Kehle,  an 
den  Zehen  und  am  Unterleib  kann  sich  zur  Brunstzeit  ein  Höckerbesatz  zeigen. 
Bei  der  Paarung  umfasst  das  Männchen  das  Weibchen  um  den  Unterleib,  an  de» 
Lenden.  Laich  geht  in  einer  Doppolschnur  ab. 


1o 

dem  Kiemenloch  und  in  der  Mittellinie  der  Untere. ke  des  Flos- 
sensaumes sich  öffnender  Analröhre;  Zahne  am  Rande  mit  zahlreichen 
Zacken,  die  dritte  an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  sich  befin- 
dende Zahnreihe,  vom  Mundrand  an    gerechnet,   in  der  Mittellinie 

unterbrochen,  Schnauze  rüsselartig    verlängert 

Genus  Discoglossus  Otth. 

Körper  froschartig,  Kopf  flach,  Hinterbeine  massig  lang, 
Haut  schlüpfrig 1.  D.  pictus  Otth.  '). 

VII. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Gaumenzahnreihen  hin- 
ter den  Choatieu  stehend,  Zunge  ganz  angewachsen,  Ohrdrüsen- 
wülste fehlend  oder  nur  spurweise  angedeutet,  Trommelfell  fehlend, 
Pupille  triangulär,  Finger  frei,  Zehen  mit  Schwimmhäuten,  Finger 
und  Zehen  an  der  Spitze  nicht  erweitert.  Genus  Bombinator  Merr. 

Untersehenkel  eben  so  lang  oder  länger  als  der  Fuss,  Finger 
und  Zehen  breit,  Schwimmhäute  laug;  unterseits  schwefel-  bis 
orangegelb  mit  schwärzlichen  oder  blaugrauen  Flecken.  Larve 
mit  in  der  Mitte  des  Bauches  gelegenem  Kiemenloch  und  in 
der  Mittellinie  der  Unterecke  des  Schwanzes  sich  öffnender 
Analröhre;  Zähne  mit  zahlreichen  Zacken  am  Rande,  Zahn- 
reihen an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  ununterbrochen... 

1.  B.  paehypus  Bonaparte  '). 

Unterschenkel  kürzer  als  der  Fuss,  Finger  und  Zehne 
schmäler  als  bei  B.  paehypus,  Schwimmhäute  kürzer;  unter- 
seits stahlblau  oder  blauschwarz  mit  orange-  bis  zinnoberro- 
then  Flecken.  Larve  unbekannt.  . .  2.  B.  bombinus  Linne  '"). 

VIII. — Oberkinnlade  und  Gaumen  bezahnt,  Gaumenzähne  hinter 
<\tn  Choanen,  Zunge  am  Ilintenande  frei,  ganzrandig;  Trommelfell 
deutlich,  schwache  Parotiswülste,  Pupille  senkrecht,  Finger  frei. 
Zehen  am  Grunde  geheftet,  Finger-  und  Zehenspitzen  nicht  erwei- 
tert      Genus  Aly tes  Wagl. 


')  Männchen  ohne  Slimnisack,  zur  Brunstzeit  mit  Schwielen  an  dun  Fingern 
und  mit  Höc'kerbesarz  am  Umkreis  der  Kehle,  an  den  Rändern  der  Schwimmhaut 
und  dm  Säumen  der  Zehen  Bei  der  Paarung  uml'asst  das  Männchen  das  Wreib- 
chen  an  den   Lenden.   Laichkömer  gehen  einzeln  ab. 

-)  Männchen  zur  Brunstzeit  mit  Brunstwarzen  (Schwielen)  an  den  Fingern  und 
an  den  Zehen  und  mit  Epidermiskruste  am  Unterarm,  kein  Stimmsack.  Bei  der  Paa- 
rung uml'asst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Lenden.  Laichkörner  werden 
einzeln  in  kleinen  Klumpen  oder  in  Schnüren  ausgestossen  (nach  Leydig). 

3)  Männchen  mit  Kehlsack  und  Schwielen  an  den  Fingern  und  am  Unterarm. 
Bei  der  Paarung  uml'asst  das  Männchen  sein  Weibchen  um  die  Lenden. 


—  14  — 

Iaterocularraum  so  breit  wie  die  Entfernung  des  Nasen- 
loches vom  Auge;  Vorderbein,  nach  vorn  gestreckt,  die  Schnau- 
zenspitze erreichend,  Oberarm  tritt  frei  zuiage,  Handteller 
mit  3  Ballen,  2.  Finger  wenig  länger  als  der  4.  und  be- 
deutend kürzer  als  der  3.,  Daumen  am  kürzesten;  Hinter- 
bein mit  der  1.  Zehe  die  Schnauzenspitze  überragend,  mit 
dem  Tibiotarsalgelenk  das  Trommelfell  erreichend;  Haut  oben 
warzig.  Larve  gross,  mit  median  am  Bauche  liegendem  Kie- 
menloch und  in  der  Mitte  des  Schwanzes  sich  öffnender  Anal- 
röhre, Zähne  am  Rande  mit  zahlreichen  Zacken,  dritte,  an 
der  Innenfläche  der  Unterlippe  sich  befindende  Zahnreihe,  vom 
Mundrand  an  gerechnet,  in  der  Mittellinie  unterbrochen, 
Schnauze  breit  abgerundet..  1.  A.  obstetricans  Laur.  *). 
Iuterocularraum  breiter  als  die  Entfernung  des  Nasenlo- 
ches vom  Auge;  Vorderbein,  nach  vorn  gestreckt,  das  Na- 
senloch kaum  oder  nicht  erreichend,  Oberarm  in  der  Haut 
verwachsen,  Handteller  mit  2  Ballen,  2.  Finger  merklich  län- 
ger als  der  4.  und  wenig  kürzer  als  der  3.,  Daumen  etwas 
länger  als  der  4.  Finger  oder  beide  gleich  lang;  Hinterbein 
mit  der  1.  Zehe  das  Nasenloch  nicht  immer  erreichend,  mit 
dem  Tibiotarsalgelenk  nicht    bis    zum    Trommelfell  reichend; 

Haut  oben  fast  glatt.  Larve  unbekannt 

2.  A.  Cisternasi  Boscä. 
Diese  Bestimmungs-Tabelle,  unvollständig  wie  sie  ist,  dürfte  den 
Amphibiologen  doch  von  einigem  Nutzen  sein,  ebenso  wie  die  fol- 
genden ausführlicheren    Beschreibungen    unserer  achtzehn  europäi- 
schen Arten. 

Nizza,  Mai  1888. 

Gitterte  und  benutzte  Literatur. 

Hier  ciliere  ich.  um  Wiederholungen  zu  vermeiden,  die  Werke, 
in  denen  sich  Bemerkungen  über  die  Verbreitung  unserer  Fro- 
schlurche finden.  Wo  also  der  Leser  eine  im  Texte  in  Klammern 
stehende  Ziffer  findet,  wird  er  in  diesem  literarischen  Nachweiser 
nachzusuchen  haben.  Die  mit  einem  Sternchen  bezeichneten  Werke 
sind  mir  nur  durch  Citate  bekannt. 


')  Männchen  ohne  Stimmsack,  Schwielen  fehlend.  Bei  der  Paarung  umfasst  das 
Männchen  sein  AVeihchen  erst  an  den  Lenden,  dann  um  den  Hals;  die  Paarung 
findet  nicht  im  Wasser,  sondern  auf  dem  Lande  statt.  Der  Laich  geht  in  Schnü- 
ren ab  und  wird  vom  Männchen  an  den  Hinterbeinen  getragen. 


—  15  — 

1.  Böttger,  Verzeichniss  d.  v.  Ilnr.  Dr.  H.  Simroth  aus  Por 
tugal  u.  v.  d.  Azoren  mitgebracht.  Reptilien  u.  Batrachier,  in  Sit- 
zungsber.  d.  k.  preus.  Akad.  d.  Wissenschaft.  Berlin.  Math.-phys. 
€1.  1887.  S.  175. 

2.  Gervais,  in  Barker-Webb  et  St.  Berthelot,  Hist.  nat.  des 
lies  Canaries.  Vol.  II.  Paris.  1841. 

3.  v.  Fritsch,  in  Bericht,  üb.  d.  Senckenberg.  Ges.  1870.  S.  80. 
Frankfurt  a.  M.  * 

4.  Camerano,  Osservazioni  intorno  agli  Anfibi  Anuri  del  Ma- 
rocco.  Atti  R.  Accad.  Sc.  di  Torino.  XIII. 

5.  Böttger,  Die  Reptilien  u.  Amphibien  v.  Marocco.  II.  Abhandl. 
Senckenberg.  Ges.  XIII.  Frankfurt  a.  M.  1883. 

6.  Strauch,  Essai  d'une  Erpe'tologie  de  l'Alge'rie.  Me'm.  Acad. 
St.  Petersbourg,  VII  serie,  t.  IV,  JV2  7. 

7.  Lalkmant,  Erpe'tologie  de  l'Alge'rie. 

8.  Günther,  On  the  Reptiles  collected  by  the  Rev.  Tristram  in 
Northern  Africa.  Proc.  Zool.  Soc.  London.  1859. 

9.  Boulenger,  Catalogue  of  the  Batrachia  Salienlia  in  the  Col- 
lection  of  the  British  Museum.  London.  1882. 

10.  Peters,  in  Sitzungsber.  d.  k.  preuss.  Acad.  d.  Wissenschaft. 
Berlin.   1880.  S.  309. 

11.  F.  Müller,  I  Nachtrag  z.  Katalog  d.  herpetolog.  Samm- 
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14.  Boscä,  Catalogue  des  Reptiles  et  Araphibiens  de  la  Penin- 
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15.  Sequeira,  Distribucao  geographica  dos  Reptis  em  Portugal. 
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1886,  p.  261.  Lisboa. 

16.  Lopez  Vieira,  Catalogo  dos  Amphibios  e  Reptis  de  Por- 
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17.  Seoane,  On  two  Forms  of  Rana  from  N.  W.  Spain.  The 
Zoologist,   1885.  Vol.  IX. 


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18.  Machado,  Erpetologia  hispanensis,  in  Revista  di  Cieneias, 
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19.  Rosenhauer,  Die  Thiere  Andalusiens.  Erlangen.  1856. 

20.  Steindachner,  Amphibien,  in  Reise  d.  Österreich.  Fregatte 
Novara.  Zoolog.  Theil.  I.  Bd.  Wien.  1867. 

21.  Böttger,  Beitr.  z.  Kenntn.  d.  Reptilien  u.  Amphibien  Spa- 
niens u.  d.  Balearen.  Abhandl.  Senckenberg.  naturforsch.  Ge- 
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de  la  Soc.  Esp.  de  Eist.  flat.  XII.  Madrid.   1883. 

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Act.  Soc.  Lin.  de  Bordeaux,  Vol.  XXX.  1876. 

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28.  Mauduyt,  II erpe'tologie  de  la  Vienne.  Poitiers.  1844. 

29.  Genül,  Erpe'tologie  de  la  Sarthe.  Bull.  Soc.  d'Agricult.  Sc. 
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30.  Milkt,  Faune  de  Maine-et-Loire,  II.  1828.  Supplement  a 
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1802. 

34.  Lataste,  Cat.  des  Batraciens  et  Reptiles  des  environs  de 
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35.  Collin  de  Plancy,  Cat.  des  Reptiles  et  Batraciens  du  de- 
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36.  P.  Bert,  Cat.  des  animaux  verte'bre's  qui  vivent  a  l'etat 
sauvage  dans  le  de'partement  de  LYonne.  Bull.  Soc.  Sc.  hist.  et 
nat.  de  1'YoiiDe,  1864. 


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38.  Olivier,  Faune  du  Doubs.  Mem.  Soc.  d'Emulation  du  Doubs, 
1883.   Besancon. 

39.  Ogerien.  Histoire  naturelle  du  Jura  et  des  de'p.  voisius. 
Zoologie  vivante,  t.  III.  Paris.    1883. 

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de  l'Isere.  1846.  * 

41.  V.  Fatio,  Faune  des  Yertebres  de  la  Suisse,  vol.  III.  Ge- 
neve  et   Bale.  1872. 

42.  Tschudi,  Das  Thierleben  der  Alpenwelt.  Leipzig.  1865. 

43.  Venance  Po/yot,  Erpetulogie,  Malacologie  et  Pale'ontologie 
des  environs  du  Mont-Blanc.  Ann.  Sc.  physiques  et  naturelles, 
d'Agrirulture  et  d'Industrie  de  Lyon,  vol.  VIII.  Lyon. 

44.  Pavesi,  in  Atti  Soc.  ital.  Sc.  nat.  XVI,  p.  43.  1873. 

45.  Verhandlungen  zoolog.-botan.  Ver.  in  Wien.  1853,  S.  153. 

46.  De  Betta,  III.  Serie  di  Note  erpetologiche,  in  Atti  R.  Ist. 
Yen.  Sc.  Lett.  ed  Arti,  ser.  VI,   t.  I. 

47.  Scarpa,  Cat.  Rettili  ed  AnfiW  del  Trevignano.  1841.  S.  A. 

48.  Giglioli,  Elenco  dei  Mammiferi,  degli  Ucelli  e  dei  Rettili 
iitiofagi  appartenenti  alla  Fauna  italica  e  Catalogo  degli  Aniibi  e 
dei  Pesci  italiani,  in  Cat.  Sez.  Ital.  Espos.  Berlino.  Firenze.  1880. 

49.  Lessona,  Sudii  sugli  anfibi  anuri  del  Piemonte.  Atti  R. 
Accad.  dei  Lincei.  Ser.  III.  Vol.  I.  Mem.  Cl.  Sc.  üsiche,  mathem. 
e  naturali.  Roma. 

50.  Sassi,  Saggio  sopra  i  pesci.  rettili  e  mammiferi  della  Li- 
guria.  Genova.  1846. 

51.  Cornalia,  in  Atti  Soc.  Ven.  Trent.  Sc.  nat.   1 8 7 . > . 

52.  Campeggi,  Cat.  dei  Rettili  ed  Anfibi  presi  nei  dintorni  di 
Milano.  Milano.  1883. 

53.  Boniszi,  in  TEco  della  Universita,  JV2JV2  18—22.  Modena. 
1870. 

54.  Atti  Soc,  ital.  Sc.  nat.  XV,  p.  309. 

55.  F.  Müller,  V.  Nachtrag  z.  Katalog  d.  herpetolog.  Samm- 
lung d.  Basler  Mus.,  in  Verhandl.  d.  naturforschend.  Ges.  Basel. 
Theil.  VIII.  Heft  2. 

56.  Minä-Palumbo,  Prospetto  degli  Studii  di  Erpetologia  in 
Sicilia.  Palermo.  1863. 

2 


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57.  Doderlein,  Alcune  generalis  intorno  alla  fauna  sicula  de 
Vertebrati.  Aunuario  Soc.  Nat.  Modena.  VI.  1872. 

58.  Corona  e  Fansago,  Sulla  Rana  esculenta  importata  alla 
Sardegaa,  in  Spallazooi,  Riv.  di  Sc.  med.  2  ser.  Anno  IX.  * 

59.  Kolomuatovic,  Pesci  delle  acque  di  Spalato  e  Catalogo  degli 
Anfibi  e  Rettili  dei  Contorni  di  Spalato,  in  Godisnje  isvjesce  o  C.  K. 
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60.  Freyer,  Fauna  d.  in  Krain  bekannt.  Säugethiere,  Vögel, 
Reptilien  u.  Fische.  Laibach.  1842. 

61.  Latsel,  in  Jahrb.  d.  naturhist.  Landes-Mus.  v.  Kärnten. 
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62.  v.  Gallenstein,  Die  Reptilien  v.  Kärnten,  ibidem,  Jahrg.  II. 
S.  1.  Klagenfurt.  1853. 

63.  Kohlmayer,  Der  Reisskofel  u.  seine  östl.  Abhänge  in  na- 
turhistor.  Beziehung,   ibidem,  IV. 

64.  Steindachner,  in  Verhandl.  zool.-botan.  Ges.  Wien.  XIII. 
S.  1122.  Wien.    1863. 

65.  Jan,  Cenni  sul  Museo  civico  di  Milano.  Milano.  1857. 

66.  Boulenger,  in  Sitzungsber.  Ges.  naturf.  Freunde  zu  Berlin. 
1886.  S.   67. 

67.  Bielz,  Fauna  der  Wirbelthiere  Siebenbürgens.  Hermanstadt. 
1856. 

68.  Heinrich,  Mährens  u.  Schlesiens  Fische,  Reptilien  u.  Vögel. 
Brunn.  1856. 

69.  Zawadzky,  Fauna  d.  galizisch-bukowin  Wirbethiere.  Stuttgart. 
1840. 

70.  Fritsch,  in  Arch.  d.  naturwiss.  Laudesdurchforschung  von 
Böhmen.  IL  * 

71.  Knauer,  Die  Reptilien  u.  Amphibien  Nieder-Oesterrcichs. 
Wien.  1875. 

72.  Gredler,  Fauna  d.  Kriechthiere  u.  Lurche  Tyrols,  in  Pro- 
gramm d.  k.  k.  Gymnasiums  zu  Bozen,  1871 — 72.  Bozen.  1872. 

73.  Briüün,  Die  Wirbelthiere  Vorarlbergs,  in  Verhandl.  zool.- 
botan.  Ges.  Wien.  XVIII.  1868. 

74.  Bathke,  in  Neue  Preuss.  Provinzial-Blätter.  IL  S.  16.  Kö- 
nigsberg. 

75.  Kaluza,  Systcmat.  Beschreib,  d.  schlesisch.  Amphibien  u. 
Fische.  1815.  * 


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77.  Struck,  in  Ar  eh.    d.  Ver.  d.    Freunde    d.    Naturgesch.    in 
Meklenburg,   1857.  S.   129. 

78.  Wiepken  und  Greve,  System.  Verzeichn.    d.   Wirbelthiere 
im  Herzogth.  Oldenburg.  Oldenburg.  1876. 

79.  Beitr.  z.  Naturkunde  d.  Fiirstenth.  Lüneburg,  in  X.  Jahres- 
ber.  d.  naturwiss.  Ver.  f.  d.  Fürstentum  Lüneburg.  1861. 

80.  Reibisch,  in  Sitzungsber.  d.  naturwiss.  Ges.  Isis  in    Dres- 
den, 1866,  JV2JV2  10—12.  S.  113.  Dresden. 

81.  Tobias,  Die  Wirbelthiere  der  Oberlausitz.  Abhandl.  d.  na- 
urforsch.  Ges.  zu  Görlitz,  XII.  Görlitz.  1865. 

82.  Clessin,  in  Correspondenzbl.  zoolog.-mineralog.  Ver.  in  Re- 
gensburg, XXVII.  JV2  3.  S.  50.  1873. 

83.  Schrank,  Fauna  boiea.  1.  Bd.  1.  Abth.  'Nürnberg.    1798. 

84.  Koch,  Her  rieh- Schaff  er  und  Forster,  Fauna  Ratisbonnen- 
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85.  Jäckel,  in  Correspondenzbl.  zoolog.-mineralog.  Ver.  in  Re- 
gensburg, XXV.  JV1N2  6,  7.  S.  81.   1871. 

86.  G.  v.  Martern,  Ueb.  Württembergs  Fauna,  in  Correspon- 
denzbl. d.  landwirthschaftl.  Ver.  in  Mainz.  1830. 

87.  Plieninger,  in  Jahreshefte  d.  Ver.  f.  vaterländ.  Naturkun- 
de in  Württemberg,  III.  S.  194.  1847. 

88.  Leydig,  Skizze  zu  einer  Fauna  Tubingensis,  in  Beschrei- 
bung d.  Oberamts  Tübingen,  herausgegeben  v.  d.  k.  statist.-topo- 
graph.  Bureau.   Stuttgart.  1867. 

89.  Krauss,  Württemberg.  Fauna,  in  „Das  Königreich  Württem- 
berg", S.  497.  S.  A. 

90.  Nüsslin,  Thierwelt,  in  ,.Das  Grossherzogthum  Baden"  I. 
Karlsruhe.  1883.  S.  A. 

91.  Römer-Büchner,  Verzeichniss  d.  Steine  u.  Thiere,  welche 
in  d.  Gebiete  d.  freien  Stadt  Frankfurt  u.  deren  nächst.  Umge- 
bung gefunden  werden.  Frankfurt  a.  M.  1827. 

92.  Kirschbaum,  Reptilien  u.  Fische  d.  Herzogtums  Nassau, 
in  Jahrb.  d.  Ver.  f.  Naturgeschiehte  im  Herzogthum  Nassau,  XVII. 

93.  Koch,  Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudaten  Batrachier  d. 
Unter-Main-  u.  Lahn-Gebietes.  Frankfurt  a.  M.  1872,  auch  in  Ber. 
d.  Senckenberg.  naturforsch.  Ges.  1872. 

2* 


—  20  — 

94.  Leydig,  Ueb.  d.  Verbreitung  d.  Thiere  im  Rhöngebirge  u. 
Mainthal,  in  Verhandl.  d.  nat.  Ver.  d.  preuss.  Rheinl.  u.  Westf. 
XXXVIII.  Jahrg.  4.  Folge.  VIII.  Bd. 

95.  Melsheimer,  in  Correspondenzbl.  d.  naturhist.  Ver.  d.  preuss. 
Rheinl.  u.  Westf.  1876. 

96.  Suffrian,  in  Jahresber.  de  Ver.  f.  Naturkunde  im  Herzogth. 
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97.  De  La  Fontaine,  Fanne  du  Pays  de  Luxembourg.  Lu- 
xembourg.   1875. 

98.  De  Selys-Longchamps,  Faune  beige.  I.  Liege.  1842. 

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101.  Shaw,  General  Zoology.  London.  1802. 

102.  Bell,  History  of  British  Reptiles.  London.  1839. 

103.  Collin,  Danmarks  Froer  og  Tudser,  in  Naturhistorisk 
Tidsskrift.  3.  R.  VI.  Bd.  Kopenhagen. 

104.  Nilsson,  Skandinavisk  Fauna.  III.  Amtibierna.  Lund.  1860. 

105.  Seidlitz,  Verzeichniss  d.  Säugethiere,  Vögel,  Reptilien  u. 
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106.  v.  Fischer,  in  Zoolog.  Garten.  XIV.  S.  324.  Frankfurt 
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107.  Sabanejew,  in  Bull.  Soc.  Imp.  des  Naturalistes  de  Mos- 
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108.  Sabanejeiv,  ibidem,  XLI,  «N»  1,  S.  253,  279.  Moscou.  1868. 

109.  Bull.  Soc.  Imp.  des  Naturalistes  de  Moscou,  XXX,  JV2  2. 
S.  249. 

110.  Czernay,  ibidem,  XXIV,  JV2  1,  p.  280.  Moscou.  1851. 

111.  Krynicki,  Observationes  quaedam  de  reptilibus  indigenis, 
ibidem,  1837,  JHs  3. 

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113.  Kessler;  in  Bull.  Soc.  Imp.  des  Nat.  de  Moscou,  1879, 
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114.  v.  Möllendorff',  Beiträge  zur  Fauna  Bosniens-Görlitz.  1873. 

115.  Proc.  Zool.  Soc,  of  London,  1879,  p.  741. 

116.  Mavlin,  Ile  de  Crete,  II,  p.  1029.  Bordeaux.  1869. 


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117.  Bortet,  in  Arch.  Mus.  d'IIist.  nat.  de  Lyon.  III. 

118.  F.  Müller,  in  Verhandl.  naturforsch.  Ges.  Basel,  Theil  VIII. 
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119.  De  Filippi,  Note  di  un  viaggio  in  Persia  nel  1862. 
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120.  Böttger,  in  Badde,  Fauna  u.  Flora  d.  südwestl.  Caspi- 
Gebietes.  Leipzig.  1886. 

121.  Kessler,  Zoolog.  Reise  durch  d.  transkaukasische  Gebiet. 
Arbeit.  St.  Petersb.  Ges.  d.  Naturforscher.  VIII.  Supplementheft. 
St.  Petersburg.  1878.    Russisch. 

122.  Menetries,  Cat.  raisonne'  des  objets  de  Zoologie  recueillis 
dans  un  voyage  au  Caucase.  St.  Petersbourg.  1S32. 

123.  Blanford,  Zoology  and  Geology,  in  „Eastern  Persia",  II. 
London.  1876. 

124.  Nikolski,  Material  z.  Kenntn.  d.  Wirbelthier-Fanna  Nordost- 
Persiens  u.  d.  transkasp.  Gegend,  in  Arbeit.  St.  Petersburg.  Ges. 
d.  Naturforsch.  XVII.  S.  376.  St.  Petersburg.  1886. 

125.  Elchwald,  Reise  auf  d.  Caspischen  Meere  u.  in  d.  Kau- 
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126.  Strauch,  Beschreibung  v.  Reptilien  n.  Amphibien  gesam- 
melt auf  d.  Exped.  d.  Öberstleuteuant  Prscheivalski  S.  A.  aus: 
Prscheivalski,  Die  Mongolei  u.  d.  Gebiet  d.  Tanguten.  St,  Pe- 
tersburg. 1876.  Russisch. 

127.  v.  Prscheivalski,  Reisen  im  Tibet,  deutsch  von  Stein- 
Nordheim.  Jena.  1884.  * 

128.  Böttger,  Versuch  einer  Aufzählung  d.  Reptilien  u.  Batra- 
chier  d.  Chinesischen  Reiches,  in  24   u.  25.  Berichte  d.  Offenbach 
Ver.  f.  Naturkunde. 

129.  Lataste,  in  Bull.  Soc.  de  France.  1880,  p.  61.  Paris. 

130.  Camerano,  in  Atti  Accad.  Sc.  Torino.  XIV,  p.  871. 

131.  B.  Collet,  Bemaerkinger  om  Norges  Reptilier  og  Batra- 
chier,  in  Forhandl.  i  Vidensk-Selsk.  i  Christiania.  1878,  Jf«   3. 

132.  Boulenger,  Etüde  sur  les  grenouilles  rousses  Ranae  tein- 
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133.  B.  Collet,  Zoolog,  botan.  observ.  fra  Hvalöerne,  in  Nyt 
Magazin  for  Naturvidensk.  1867.  * 

134.  Wallengren,  Nordöstra  Skanes  Fauna,  in  Ofversigt  af 
Kongl.  Vetenskaps  Akad.  Forhandl.  1866,  J\«  1.  * 


90    

*J  — l 

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ibidem,  1876,  J\s  4,  S.  57.  Stockholm.  * 

136.  Meves,  ibidem,  1856,  S.  282.  * 

137.  Steenstrup,  Bidrag  til  Bestemmelsen  of  de  nordiske  Arter 
af  Rana  og  Bufo,  in  Videoskabelige  Meddelelser  fra  den  naturhi- 
storiske  Forening  i  Kjöbenhavn  for  1869,  JV2JV2  14—15,  p.  236. 

138.  Steenstrup,  in  Amtl.  Ber.  üb.  d.  24-te  Versammlung 
deutsch.  Naturforscher  und  Aerzte  in  Kiel,  Zoologische  Section. 

139.  Ann.  Nat.  Hist,  XVIII,  p.  449. 

140.  De  Betta,  Sulla  Questione  delle  Rane  rosse  d'Europa,  in 
Atti  R.  Ist.  Ven.  di  Sc.  Lett,  ed  Arti.  Ser.  VI,  T.  V.  Venezia. 

141.  Friedet,  in  Zoolog.  Garten,  XIX.  S.  366. 

142.  Holandre,  Cat.  des  animaux  vertebres  observe's  et  re- 
cueillis  daus  le  de'partement  de  la  Moselle,  in  Bull.  Soc.  d'hist. 
nat.  de  la  Moselle,  VI.   1851. 

143.  Fournel,  Faune  de  la  Moselle.  1836.  * 

144.  Malherbe,  Zoologie  de  la  Moselle,  in:  Statistique  de  la 
Moselle.  Metz.  1854.  * 

145.  Mathieu,  Zoologie,  in:  „Le  de'partement  de  la  Menrthe". 
Statistique  hist.  et  administrative  par  H.  Lepage.  1  Partie.  Nan- 
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146.  Godron,  Zoologie  de  la  Lorraine.  Mein,  de  l'Acad.  de 
Stanislas.  1862. 

147.  Cornalia,  Osservazioni  sul  Pelobates  fuscus  e  sulla  Rana 
agilis  trovati  in  Lombardia,  in  Atti  Soc.  ital.  Sc.  nat.  vol.  XVI 

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296.  Camerano,  in  Atti  R.  Accad.  Sc.  di  Torino.  XIV. 

297.  Tschichatscheff,  Faune  de  l'Asie  Mineure.  Paris.  1856. 

298.  Balkis,  Bemerkungen  auf  einer  Reise  in  die  südl.    Statt- 
halt, d.  Russ.  Reichs.  Bd.  II.  S.  413,  414.  Leipzig.   1803. 

299.  Penot,  Zoologie,  in  Statistique  ge'ne'rale  du  ddp.  du  Haut- 
Rhin.  Mülhausen.  1831.  ' 


—  30  — 

300.  Girod-Cliantrans,  Essai  sur  la  ge'ographie  physique,  Ie 
climat  et  l'hist.  nat.  du  ddp.  du  Doubs,  I.  Paris.  1850. 

301.  Bruhin,  in  Zoolog.  Garten,  VIII.  S.  437. 

302.  Balsamo  Crivelli,  in  Rendiconti  del  R.  Ist.  Lombardo, 
vol.  VI,  p.  174. 

303.  De  Betta,  Sul  Pelobates  fuscus  trovato  in  Prov.  di  Ve- 
rona. Atti  R,  Ist.  Ven.  Sc.  e  Lett.  Ser.  VI,  t.  IL— Altre  notizie 
sul  Pelobates  fuscus,  ibidem,  t.  III. 

303.  Spallanzani,  Dissertazioni  di  fisica  animale  e  vegetabile. 
Vol.  II.  Modena.  1780;  Della  fecondazione  artificiale  ottenuta  in 
alruni  animali,  p.  121. 

305.  Leydig,  in  Zoolog.  Anzeiger,  1886,  p.  291. 

306.  Camerano,  Intorno  alla  scoperta  del  Pelobates  fuscus  in 
Italia.  Roll.  Mus.  Zool.  ed  Anat.  comparata  della  Universität  di  To- 
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lozione  delle  Larve  delle  Salamandre  acquatiche,  p.  27 — 29.  Pavia. 
1817. — Observations  anatomiques  sur  la  Sirene,  p.  15,  16,  24. 
Pavie.  1837.  * 

308.  Biffi,  Sulla  vita  scientifica  e  sulle  opere  di  Anat.  e  Fi- 
siolog.  comparata  dell  dott.  M.  Rusconi.  Ann.  universali  di  medi- 
ciua,  vol.  CXLV  e  CXLVI.  * 

309.  Bonaparte,  Ampliibia  europaea,  in  Mem.  R.  Accad.  Sc. 
Torino.  Ser.  II,  Tom.  II. 

310.  Nehring,  Einige  Notizen  üb.  d.  Vorkommen  von  Lacerta 
viridis,  Alytes  obstetricans  etc.  Zoolog.  Garten,  1880. 

311.  Arch.  d.  Ver.  d.  Freunde  d.  Naturgesch.  in  Meklenburg,  XI. 
S.  129. 

312.  Wiegmann,  in  Isis  I.  1833.  S.  652. — Sitzungsber.  Ges. 
naturf.  Freunde  Berlin.  1867.  17  December. 

313.  Nehring,  in  Zoolog.  Garten.  23  Jahrg.  JVs  12.    S.  378. 

314.  Basel,  Historia  naturalis  ranarum  nostratium.  Norimber- 
gae.  1758. 

315.  Frauenfeld,  in  Sitzungsber.  zoolog.-botan.  Ges.  in  Wien. 
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316.  Stricker,  Reitr.  z.  Riologie  d.  Ratracbier.  Zoolog.-botan. 
Ges.  in  Wien.  1866. 


—  31   — 

317.  Fatio,  Faune  des  Verte'bres  de  la  Suisse.  Supplement  au 
Vol.  III,  p.  V,  in:  Vol.  IV,  1  Partie.  Geneve.  1882. 

318.  Lataste,  Etudes  elementaires  sur  la  Faune  herpe'tologique. 
Feuille  des  Jeunes  Naturalistes.  1  septembre   1877. 

319.  De  Sinety,  Note  pour  servir  ä  la  Faune  de  Seine-et- 
Marne.  Revue  et  Mag.  de  Zoologie,  vol.  VI. 

320.  Dumeril  et  Bibron,  Erpe'tologie  generale,  vol.  III.  Pa- 
ris. 1841. 

321.  Companyo,  Hist.  nat.  du  döp.  des  Pyre'ne'es-Orientales, 
t.  III.  Perpignan.  1863. 

322.  Lataste,  Sur  l'habitat  du  Triton  vittatus.  Bull.  Soc.  Zool. 
de  France,    1877. 

323.  Peracca,  Sulla  presenza  del  Pelodytes  punctatus  Daud.  in 
Italia.  Bollet.  Mus.  Zool.  ed  Anat.  compar.  della  R.  Universitä  di 
Torino,  1886. 

324.  Carruccio,  Cat.  metod.  della  nuova  collezione  di  anat. 
comparata  e  degli  aumenti  fatti  nelle  collezioni  zoologkhe.  Mode- 
na.  1874. 

325.  Dumeril,  2  notice  sur  la  Menagerie  des  Reptiles.  Arch. 
du  Mus.  IX. 

326.  Qiglioli,  Beitr.  z.  Kenutn.  d.  Wirbelthiere  Italiens.  Arch. 
f.  Naturgesch.  45   Jahrg. 

327.  Bötiger,  in  Ber.  üb.  d.  Senckenberg.  naturforsch.  Ges. 
1881—82.   S.  256. 

328.  Camerano,  Studii  sul  Genere  Discoglossus.  Atti  R.  Accad. 
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329.  Gervais,  in  Ann.  Sc.  nat.  1848,  p.  202. 

330.  G.  A.  Boidenger,  On  two  European  Species  BomMnator, 
in  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1S86,  p.  500. 

331.  Heron-Royer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  XII,  1887. 
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332.Geisenheyner,  Wirbelt  1 1 ie r la u n a  v.  Kreuznach.  I.  Fische, 
Amphibien,  Reptilien.  Kreuznach.   1888. 

333.  De  Betta,  Catal.  syst.  Rept.  Europae  in  Mus.  extant.  Ed. 
de  Betta.  Verona.  1858. 

334.  F.  Müller,  4  Nachtrag,  z.  Katalog  d.  herpetolog.  Samm- 
lung d.  Basler  Mus.,  in  Verhandl.  naturforsch.  Ges.  Basel,  VII.  Th. 
3  Heft. 


32 


335.  De  JBetta,  in  Verhandl.  zoolog.-botan.  Ver.  in  Wien.  I  Bd. 
Wien.  1852. 

336.  Heron-Boyer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  X,  p.  672. 

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338.  Franke,  Reptilien  u.  Amphibien  Deutschlands.  Leipzig.  1881. 

339.  Plieninger,  Beschrcibug  von  Stuttgart.  Stuttgart.  1834. 
S.  49.   * 

340.  Nehring,  in  Sitzungsber.  Ges.  naturforsch.  Freunde  zu 
Berlin,  1887,  S.  49. 

341.  Zoologischer  Garten,  1887,  S.  61. 

342.  Noll,  Einige  d.  Rheinthale  von  Bingen  bis  Coblenz  eigen- 
thüml.  Pflanzen  u.  Thiere.  Jahresber.  d.  Ver.  f.  Geographie  u. 
Statistik.  Frankfurt  a.  M.  1878. 

343.  Schnur,  in  Jahresber.  d.  Ges.  f.  nützl.  Forschungen  zu 
Trier,  1857,  S.  69.  Trier.   1858. 

344.  Goldfuss,  Grundriss  d.  Zoologie.  Nürnberg.   1826. 

345.  F.  Müller,  De  glaiidularum  serernentiuni  structura  peni- 
tiori.  Lipsiae.   1830. 

346.  Pflüger,  Z.  Entwicklungsgesc-h.  d.  Geburtshelverkröte,  in 
Pflüger's  Arch.  f.  d.  ges.   Physiologie,  XXIX. 

347.  Böttger,  in  X  Bericht  d.  Offenbach.  Ver.  f.  Naturkuude 
in  Offenbach  a.  M.  1869,  S    50. 

348.  Fiedler,  Reise  durch  alle  Theile  d.  Königreichs  Griechen- 
land. Leipzig.    1840 — 41. 

349.  v.  Martens,  G.  Ruhmer's  Ausbeute  an  Reptilien  u.  Ba- 
trachiern  aus  d.  Umgebung  von  Bengazi  in  d.  Cyrenaika,  in  Sitz.- 
Ber.  Ges.  naturforsch.  Freunde  Berlin,  1883,  S.   149. 

350.  Peters  u.  Doria,  in  Annali  Museo  Ilvico  Genova,  XVIII, 
p.   431. 

351.  Friedet,  in  Zoolog.  Garten,  1882,  S.  342. 

352.  Geisenheyner,  in  Verhandl.  naturhist.  Ver.  d.  preuss. 
Rheinlande,  Westfalens  u.  d.  Rcg.-Bezirkcs  Osnabrück.  44  Jahrg. 
II  Heft.  1887,  S.  118. 

353.  Kessler,  Ueb.  unsere  Frösche,  in  Kiew.  Universiläts-'Nach- 
richt.  Jtä  7,  S.  87.  Kiew  1862.  Russisch. 


33 


1.  BANA  ESCULENTA,  L.  1758. 

Liüeratur  und  Synonymik. 

Rana  esculenta  Linne,  Systema  naturae,  ed.  X,  t.  I,  p.  212; 
ed.  XIII,  t.  I.  Pars  3,  p.  1053,  JY»  5.  Betsius,  Fauna  suedca  I, 
p.  286.  Laurenti,  Synopsis  rept.  p.  31.  Wien.  1768.  Müller,  Zoolo- 
gfae  Danicae  Prodromus,  p.  35.  Havniae.  1716.  Meyer,  Syn.  Rept. 
p.  12.  Sturm,  Deutschi.  Fauna,  III,  S.  280  m.  2  col.  Tat.  Daudm, 
Hist.  nat.  Rain.  Grea.  Crap.  p.  46.  PI.  XV,  fig.  1;  Hkfc  nat.  Rept.  VIII, 
p.  90.  Merrem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphibien,  S.  176.  Schinz, 
Naturgesch.  u.  Abbild,  d.  Rept.  Atlas.  Leipzig.  1833.  Eichwald,  Zoolog. 
spec.  Rossiae  et  Poloniae,  III,  p.  166.  Bonaparte,  in  Mera.  R.  Accad. 
Sc.  Torino.  Ser.  II,  Tom.  II,  p.  385;  Iconogr.  della  Fauna  italica.  II  Tab. 
fig.  2.  v.  Beider  u.  Hahn.,  Fauna  boiea.  Nürnberg.  1832.  m.  col.  Taf. 
Glückselig,  Syuops.  rept.  et  amphibior.  ßohemiae.  Prag.  1832.  Tschu- 
di,  Class.  d.  ßatraehier.  Mem.  Soc.  sc.  nat.  Neuchatel.  1839.  Busconi, 
Developpement  de  la  Grenouille  commune.  Milan.  1826.  Massalongo, 
Sagg.  <li  ura'erpetol.  popol.  veron.  p.  47  (var.  marmorata,  roseo- 
virens).  1854.  De  Betta,  Erpetolog.  delle  Prov.  Ven.,  in  Accad. 
Agricolt.  Arti  e  Commercio  di  Verona,  XXXV,  p.  285;  Rettili  ed  Anfibi, 
in:  Fauna  dltalia.  Milano.  1874  (S.  A.  S.  63);  I  Rettili  ed  Anfibi  del 
Regno  della  Grecia,  in  Atti  Ist.  Ven.  Sc.  Lett.  ed  Arti  XIII,  Ser.  III. 
Steindachner,  Amphibien,  in  Reise  d.  Österreich.  Fregatte  Novara, 
p.  16.  Wien  1867.  Günther,  Cat.  Batrach.  Sal.  p.  12.  Koch,  in  Ber. 
Senekenb.  naturf.  Ges.  1872,  S.  135  (var.  typus,  sylvaticus)  Fatio, 
Faune  des  Vertebres  de  la  Suisse,  III,  p.  312.  SchlottJiauljcr,  in  Aren, 
f.  Naturgesch.  1844,  Bd.  I,  S.  255.  Bruch,  in  Wiirzb.  naturwiss. 
Zeitschrift  III,  S.  199.  Schreiber,  Herpetologia  europaea,  S.  lll.Lcy- 
dig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fanna.  Bonn.  1877.  Brehn, 
Thierleben,  Bd.  VII,  S.  572.  Leipzig.  1878.  Edier,  Die  Anatomie  d. 
Frosches  I.  Braunschweig.  1864,  S.  5.  m.  Fig.  Schlegel,  Die  Dieren 
van  Nedcrland.  Gewerveide  Dieren.  Baadern.  1862,  S.  27,  Taf.  VII. 
Collin,  in  Naturhistorisk  Tidsskrift  3  R.  Bd.  VI.  Kopenhagen.  Bötiger, 
Beitr.  z.  Kennt,  d.  Rept.  u.  Amphibien  Spaniens,  in  Abhandl.  Seneken- 
berg.  naturforsch.  Ges.  XII  (var.  hispanica);  in  Zoolog.  Garten  188r), 
S.  237  (typica).  L'issona,  in  Atti  R.  Accad.  Lincei.  Mein.  Cl.  Sc. 
fis.  vol.  I,  Ser.  3,  p.  1'  50.  Tav.  I,  fig.  1—8.  Tav.  II,  fig.  1-5. 
Camer  an  o,  Osservazioni  intorno  agli  Anfibi  anuri  del  Marocco,  in  Atti 
R.  Accad.  Sc.  Torino  XIII;  Monogr.  Anfibi  anuri  italiani,  in  Mem.  R. 
Accad.  Sc.  Torino.  Ser.  II,  Tom.  35,  Tav.  I,  fig.  1.  Tav.  II,  fig.  4 
(viridis,  Lessonae,  Latastii,  cachinnans,  Bedriagae);  in 
Compte  rendu.  Associat.  francaise  pour  l'avancement  d.  sc.  Alger.  1881., 

8 


—   34   - 

p.  092.  Paris.  1SS2;  Ricerche  intorno  alla  distribuzione  geografica  degli 
Aniibi  anuri  in  Europa,  in  Atti  R.  Accad.  Sc.  Torino.  XVIII.  Lataste. 
in  Bull.  Sc.  Zool.  de  France,  1880,  p.  61;  in  Le  Naturaliste.  1880, 
p.  210.  Boulengcr,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  ßrit.  Mus.  p.  28.  London. 
1882;  Proc.  Zoof.  Soc.  London,  1884,  p.  573,  pl.  LV  (var.  lessonae, 
typica);  ibidem,  1885,  p.  6G6,  pl.  XV  (var.  ridibunda);  in:  The 
Zoologist,  1884,  p.  220,  Her  on- Boy  er,  Notices  sur  les  moeurs  des 
Batraciens  I.  Bull.  Soc  d'Etudts  scient.  d'Angers,  1885. — Rana  cau- 
casica  Pallas,  Zoographia  Rosso-Asiatica  III,  p.  15— Rana  ridi- 
bunda Pallas,  Reise  durch  verschied.  Prov.  d.  Russ.  Reichs.  Bd.  I. 
S.  458.  Merrem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphibien,  S.  175. — R.  his- 
panica  Michahelles,  in  Isis  XXIII,  S.  160.  Bonaparte,  Iconogr. 
della  Fauna  italica  II.  c.  fig.— R.  maritima  Bisso,  Hist.  nat.  Enro- 
pe  merid.  III,  p.  92.— R.  tigrina  Eichivalä,  Fauna  Caspio-caucasia, 
p.  157.— R.  dentex  Krynicki,  in  Bull,  de  Moscou  1837,  $  3, 
p.  03,  pl.  IL— R.  viridis  aquatica  Bösel,  Hist  nat.  ranar.  p.  53, 
tab.  XIII,  XVI.— R.  viridis  Linne,  Fauna  suecica,  p.  94.  Shaw,  Gen. 
Zoology,  III,  p.  103,  pl.  XXXI.  Dumeril  et  Bibron,  Erp.  gen.  t.  VIII, 
p.  343.  Lataste,  Essai  d'une  Faune  herpetologique  de  la  Gironde, 
p.  224.  Fig.  4  —  6,  pl.  X.  Bordeaux.  1870;  in  Revue  intern,  des  sc. 
1878,  JV:  42,  p.  494. — R.  cachinnans  Pallas,  Zoographia  Rosso- 
Asiatica  (Animalia  monocardia),  t.  III,  p.  7,  tab.  1.  Eichtcald,  Fauna 
Caspio-caucasia,  p.  159,  tab.  XXX.  Krynicfci,  1.  c.  Camerano,  in 
Compte  rendu.  Assoc.  franc.  pour  l'avancement  d.  sc.  Alger.  1881, 
p.  092. — ?  Bufo  ca  chinu  ans  Hohenacher,  Bull,  de  Moscou,  X, 
JNk  7,  p,  145,  1837. — ?  Rana  marmorata  Hdllowell.  in  Proc. 
Ac.  Nat.  Sc.  Philad.  1860,  p.  500.  Camerano,  in  Atti  R.  Accad.  Sc. 
Torino,  XIV,  p.  871. — ?  R.  nigromaculata  Hallowell,  1.  c. — 
V  R.  esculenta  Schlegel,  Fauna  japonica.  Rept.  p.  109,  tab.  III, 
iig.  1.  Günther,  Rept.  Brit.  Ind.  p.  408.  v.  Martens,  in  Die  Preuss. 
Exped.  nach  Ost- Asien  I.  S.  111.  1870.  Bonlenger,  Cat.  Batr.  Sal. 
Coli.  Brit  Mus.  p.  40.— Pelophylax  esculentus  Fitsinger,  Syste- 
ma  reptilium  I,  p.  31. — Pelophylax  hispanicus  Fitzinqer,  in 
Sitz.  Ac  Wien  XIII.  S.  414.—?  Hoplobatrachus  Reinhardti 
Peters,  in  Mon.  Ber.  Berlin.  Akad.  1807.  S.  711. 

Aeusserer   Habitus. 

Der  Körper  ist  schlank,  gestreckt,  an  den  Seiten,  bei  nicht  träch- 
tigen Thieren  nur  müssig  ausgebaucht  und  gegen  die  Hinterbeine 
zu  eingezogen.  Vorderrücken  und  ein  Theil  der  Kopfobertläche  schei- 
nen in  ein  und  derselben  Ebene  zu  liegen.  An  der  Verbindungs- 
stelle des  Beckengurtels  mit  der  Wirbelsäule  ragt  letztere  mit  ihren 
QueTfortsätzen  stark  vor  und  von  da  ab  senkt    sich    die  Bücken- 


-    35  — 

fläche  nach  hinten  ziemlich  rasch.  Der  Kopf  ist  ziemlich  platt,  ge- 
wöhnlich breiter  als  lang,  dreieckig,  mit  zugerundeter,  bald  kur- 
zer und  zugleich  mehr  gerundeter  und  keiterer,  bald  verlängerter 
und  mehr  zugespitzter  Schnauze;  die  Seitentheile  des  Kopfes  sind 
in  jenem  Falle  mehr  schief  nach  aussen  und  unten  geneigt,  in 
diesem  Falle  aber  ziemlich  steil  abfallend,  in  der  Zügelgegend 
merklich  vertieft  und  oben  durch  die  mehr  oder  weniger  deutlich 
markirte  Schnauzenkante  von  der  Kopffläche  abgegreuzt.  Der  schma- 
le Interpalpebralraum  ist  von  oben  her  gesehen,  leicht  concav 
oder  furchenartig  vertieft;  diese  Vertiefung  setzt  sich  auf  den 
Rücken  fort  und  lässt  sich  hier  längs  der  Wirbelsäule  meistens 
sehr  gut  erkennen.  Die  grossen  Augen  springen  stark  hervor,  die 
Pupille  ist  „rundlich"  mit  winkelig  eingeknicktem  unteren  Rande, 
in  der  Verengerung  nimmt  die  Pupille  ein  anderes  Aussehen  an, 
indem  sie  vorn  eine  Andeutung  von  eiuem  Winkel  zeigt,  oben 
einen  schwach  bogenförmig  gekrümmten  Rand  erhält,  hinten  ihre 
Abrundung  zum  Theil  beibehält  und  unten  einen  Rand  aufweist, 
der,  ohne  seinen  gebogenen  Verlauf  aufzugeben,  eine  stumpfwin- 
klig gebrochene  Linie  darstellt.  Somit  ist  die  Pupille  weder  rund 
noch  stellt  sie  die  Rautenform  dar,  sondern  ist  eher  von  dreiecki- 
ger Gestalt  mit  bogenförmig  abgerundeten  Rändern,  also  etwa  ein 
sphärisches  Dreieck.  Licht  und  Dunkelheit,  sowie  auch  psychische 
Affekte  üben  Einfluss  auf  die  Form,  welche  die  Pupille  annimmt; 
namentlich  infolge  von  Gemüthsbewegungen  scheint  die  Pupille  sich 
zu  erweitern  und  zu  verengern,  denn  bei  den  augenblLklich  vor 
mir  sitzenden  Thieren  unter  genau  denselben  Bedingungen  ist  die 
Pupille  bei  dem  eiuen  eher  kreisförmig,  stark  erweitert  mit  einer 
deutlich  ausgeprägten  Einknickung  am  unteren  Rande;  bei  dem 
anderen  aber  verengt  und  die  Form  eines  sphärischen  Dreieks  zei- 
gend. Eine  Einknickung  am  oberen  Rand,  wie  man  es  erwarten 
sollte,  wenn  die  Pupille  die  Rautenform  annehmen  würde,  habe 
ich  nie  zu  sehen  vermocht.  Der  Raum  zwischen  den  Augenhügelu 
ist  in  der  Regel  schmäler  als  das  Lid  und  gewöhnlich  um  die 
Hälfte  kleiner  als  der  Abstand  des  vorderen  Randes  des  Nasenlo- 
ches vom  Auge  und  erreicht  in  einigen  Fällen  die  halbe  Länge 
des  Augendurchmessers;  in  anderen  Fällen  beträgt  der  Interpalpe- 
bralraum weniger,  was  namentlich,  wie  es  scheint,  bei  den  männ- 
lichen Individuen  der  Fall  zu  sein  pflegt,  oder  mehr  als  die  halbe 
Entfernung  vom  Auge  bis  zum  Nasenloch.  Das  Nasenloch  ist  läng- 
lich, eiförmig,  mit  schwach  erhabenem  Rande;  je  nachdem,  ob 
man  eine  kurz-  oder  langschnäuzige  Form  von  R.  esculenta  vor 

3* 


—  36  — 

sich  hat,  erscheinen  die  Rasenöfi'nungeu  bald  mehr,  bald  weniger 
von  der  Schnauzenspiize  entfernt;  gewöhnlich  ist  die  Entfernung 
des  Nasenloches  von  der  Schnauzenspiize  etwas  geringer  als  die- 
jenige zwischen  Nasenloch  und  Auge.  Das  rundliche,  beinahe  kreis- 
förmige Trommelfell  ist  im  Durchmesser  stets  kleiner  als  der  Augen- 
durchmesser; über  und  hinter  demselben  zieht  si-h  ein  vom  obe- 
ren Augenüde  ausgehender  bogenförmiger  Wulst,  dessen  in  der 
Regel  mächtig  vortretender,  längs  der  Bückenseiten  sit h  hinziehen- 
der und  somit  die  Rückenregion  von  den  Leibesseiten  scheidender 
Ast  sich  bisweilen  noch  über,  der  Wurzel  der  Einterbeiue  erken- 
nen lässt;  dieser  Wulst  kann  entweder  schmäler  oder  breiter  als 
das  obere  Lid  sein,  oder  aber  mit  letzterem  die  gleiche  Breite  ha- 
ben. Ausser  diesem  seitlichen  Drüsenwulst  kommen  bei  unserem 
Thiere  noch  andere  hinzu  und  zwar  eine  kurze,  vom  Mundwinkel 
an  deutlich  sichtbare,  aber  gewöhnlieh  davor,  etwa  unter  dem 
Trommelfell  anfangende  und  meistens  bereits  über  der  Ansatzstelle 
der  Vorderbeine  endende  Drüsenleiste;  beim  Männchen  umsäumt 
ein  Wulst  den  hinteren  Umfang  der  Schallblase,  beim  Weibchen 
aber  zieht  er  sich  meistens  in  ziemlich  gerader  Richtung  unter- 
halb des  Trommelfells  hin  und  erscheint  bei  beiden  Geschlechtern 
über  den  W7urzeln  der  Vorderbeine  eingeschnürt  zu  sein.  Eine  dritte 
Drüsenleiste  kann  mit  der  zuletzt  erwähnten  in  Berührung  treten 
und  eine  kurze  Strecke  fast  parallel  mit  den  oberen  lateralen 
Längswülsten  den  Leibesseiten  entlang  verlaufen,  ohne  jedoch  die 
Hinterbeine  zu  erreichen;  in  der  Rumpfmitte  geht  diese  Drüsen- 
leiste in  der  Regel  in  eine  Hautfalte  über. 

Die  grosse,  längere  als  breite,  vorn  verschmälerte,  nach  hinten 
zu  erweiterte  und  hier  stark  ausgerandete  zweilappige  Zunge  ist 
in  ihrem  hinteren  Theile  ganz  frei  und  herausklappbar;  die  Lap- 
pen variiren  sehr  in  Betreff  ihrer  Länge  und  Form,  scheinen  jedoch 
keine  Kennzeichen  für  Varietäten  abzugeben.  Die  Form,  Lage  und 
Grösse  der  inneren  Naseuöffnungen  ist  gleichfalls  nicht  immer  die 
nämliche:  bald  ist  die  Oeffnung  nahezu  kreisförmig,  mehr  nach 
vorn  gelegen  und  gross,  oder  aber  kleiner,  bald  elliptisch,  sehr 
eng,  weit  nach  hinten  gerückt  und  weniger  deutlich  sichtbar.  Zwi- 
schen diesen  Oeffnungen  sitzen  zwei  etwas  schief  gestellte,  mitun- 
ter bogenförmig  gekrümmte,  in  der  Mitte  nicht  zusammenstossende, 
obschou  zuweilen  nahe  an  einander  gerückte  Gaumenzahngruppen; 
die  Zähne  sind  im  Leydig'schen  Anurenwerke  (Taf.  III,  Fig.  20. 
Taf.  IV,  Fig.  41)  abgebildet;  sie  sind  ziemlich  hoch,  namentlich 
erscheint  ihre  zweispitzige    Krone    lang    ausgezogen,    drei  bis  vier 


—  37  — 

an  der  Zahl  in  jeder  Gruppe  und  entweder  zu  eiuem  Häufchen 
zusammengedrängt,  oder  auseinandergerückt  und  quergestellte  Rei- 
hen  bildend. 

Die  Vorderbeine,  nach  vorn  an  den  Kopf  angelegt,   erreichen  in 
der  Regel  mit  der  Wurzel  des  1.  Fiugers  die  Schnauzenspitze.  Der  3. 
Finger  ist  der  längste,    dann  folgt  der  4.  und  der  1.;  der  2.  ist 
in  der  Regel  kürzer  als  der  1.,  so  namentlich  beim  Weibchen,  oder 
aber  gleichlang  mit  diesem   und  nur  in  seltenen  Fällen  erweist  sich 
der  1.  Finger  um    eine  Kleinigkeit  kürzer  als  der  zweite.    Der  1. 
Finger    hat    unten    bei    beiden    Geschlechtern    einen    Ballen;    am 
Handteller  sind  zwei  kleine  Hervorragungen  sichtbar;    die    Höcker 
an  den  Beugestellen  der  Finger  springen  mehr — so  bei  Individuen 
aus  Marokko — ,  oder  weniger  stark  hervor.  Am  2.  und  3.  Finger, 
namentlich  am  Iunenrande,  ist  ein  Hautsaum   vorhanden,    der    als 
Spur  einer  Schwimmhaut  betrachtet  werden  könnte.  Die  Länge  der 
Hinterbeine  ist  variabel,  in  den  meisten  Fällen  sind  dieselben  sehr 
lang  und  erreichen  oder  überragen,  wenn  sie  nach   vorn  gestreckt 
werden,  mit  dem  tibiotarsalen  Gelenk  den  Vorderrand  der  Augen, 
in  anderen  Fällen  erreichen    sie    die    Nasenlöcher    oder    nur    das 
Trommelfell.  Die  Zehen  nehmen  von  der  1.  zur  4.  rasch  an  Länge 
zu,  während  die  5.  Zehe  nur  wenig  kürzer  als  die  3.  ist;  sie  sind 
mit  derben,  vollkommenen,  obschon  am  Innenrand  der  Zehen  etwas 
kürzeren  Schwimmhäuten  verbunden;    an  den  vier  kürzereu  Zehen 
ist  die  Schwimmhaut  insofern  vollkommener,  indem  sie  sich  etwas 
weiter  gegen  die  Zehenspietze  erstreckt,    als    es    an    der    längste 
Zehe  der  Fall  zu  sein  pflegt;  Subarticularhöcker    sind    vorhanden. 
Der  bisweilen  ziemlich  harte  Fersenhöcker  ändert  sehr  in    Gestalt 
und  Grösse  ab  und  wird  bis  zur  Auffindung  von    besseren    Merk- 
malen bei  der  Unterscheidung  von    den    Formen    der    Esculenta 
in  erster    Linie  berücksichtigt;    bald  erscheint  er    als  eine  grosse, 
wulstartige  oder  zusammengedrückte,  mit  stumpfem  oder  scharfem 
Rande  versehene,  halbmondförmige,  öfters  aufrechtstehende  und  in 
diesem  Fall  schaufeiförmig  aussehende  Prominenz,  bald  aber  stellt 
er  eine  unansehnliche,  ziemlich  breite  oder  im  Gegeiltheil    zusam- 
mengedrückte und  manchmal  wie  plattgedrückte    Erhabenheit  dar; 
diesem  Fersenhörker  gegenüber,  etwa  zwischen  der  4.  und  5.  Zehe 
befindet  sich  eine  kleine  Hervorragung  oder  nur  eine  Spur  dersel- 
ben, welche  nur  durch  ihre  helle    Farbe    erkennbar    ist    und    als 
äusseren  Metatarsaltuberkel  bezeichnet  wird. 

Die  Haut  ist  oben  entweder  glatt,  spiegelglänzend,  oder  uneben 
runzelig  und  rauh,  matt  und  mit  mehr  oder  weniger    zahlreichen 


—  38  — 

kleinen  und  grossen  Warzen  besetzt.  In  vielen  Fällen  sind  diese 
Warzen,  namentlich  oberseits  am  Unterschenkel,  sowie  auch  am 
Hinterrücken  mit  dunklen  Höckerchen  am  Gipfel  versehen;  unter- 
seits  an  der  Fusswurzel  sind  diese  Höcker  hell  und  glänzend.  Die 
Haut  der  Unterseite  ist  runzlig  am  Bauche,  chagrinirt  am  Ober- 
schenkel und  ziemlich  glatt  und  glänzend  an  der  Kehle  und  am 
Unterschenkel. 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Hinsichtlich  der  Färbung  und  Zeichnung  findet  sich  bei  ß.  escu- 
lenta  viel  Abwechselung,  im  allgemeinen  aber  prädominirt  oben 
Grün  in  den  verschiedensten  Nuancen  vom  Grüngelb  an  bis  zum 
Olivengrün,  doch  findet  man  auch  hellbraune,  ins  Rostfarbene 
übergehende  und  wieder  eher  graue  oder  dunkelbraune  Stücke  vorr 
deren  Bestimmung  für  den  Laien  wohl  einige  Schwierigkeiten  bie- 
ten dürfte.  Die  Farbe  der  Unterseite  ist  nach  Alter  und  nach  Stand- 
ort sowie  Jahreszeit  ebenfalls  manchen  Verschiedenheiten  unter- 
worfen: in  den  meisten  Fallen  ist  sie  weisslich,  grauweiss  und 
gelblich,  in  selteneren  Fällen  ist  sie  mit  einem  schwach  röthlichen 
Anlluge  versehen  oder  dunkel  gefleckt.  Weniger  häufig  und  vor- 
zugsweise im  Süden  verbreitet  sind  die  oberwärts  fleckenlosen  und 
ziemlich  gleichmässig  grün  g-efärbten  Wasserfrösche;  in  der  Regel 
sind  Rücken  und  Leibesseiten  dunkel  gefärbt  und  marmorirt.  Dun- 
kle Streifen  kommen  ebenfalls  vor,  sind  aber  wohl  mit  wenigen 
Ausnahmen  auf  die  lateralen  Drüsenwülste  beschränkt;  die  Wülste 
können  aber  auch  von  hellerer  Farbe  sein  als  der  Untergrund. 
Ein  ziemlich  schmaler  heller  Streifen  zieht  sich  gewöhnlich  längs 
des  Rückgrates  hin.  Ueber  und  hinter  dem  Trommelfell,  über  der 
Wurzel  und  am  Anfang  der  Vorderextremitäten  sind  dunkle  Flecken 
und  Streifen  vorhanden;  der  sogenannte  Supratympanalfleck  ist 
schwach  angedeutet  und  kann  fehlen;  er  erreicht  wohl  nie  die 
Ausdehnung  und  hat  nicht  eine  dreieckig  ausgezogene  Form  wie 
beim  braunen  Frosch.  Beständiger  scheint  der  dunkle  Streifen  am 
Ursprung  der  Vorderbeine  zu  sein.  Die  Vorderbeine  sind  oberwärts 
deutlich  oder  nur  spurweise  gefleckt,  die  Hinterbeine  sind  oben  in 
der  Regel  dunkel  quergebändert,  oder  mit  grossen  Flecken  be- 
setzt, welche  die  Neigung  zeigen  sich  der  Quere  nach  aneinander 
zu  reihen  und  zusammenzulliessen.  Die  schwarze  Marmorirung  auf 
den  Hinterbacken  und  in  eleu  Weichen  kann  mehr  oder  weniger 
lebhaftes  Gelb  einschliessen.  Metallglanz,  so  Gold-  und  Kupferschil- 


—   39  — 

ler  kommt  an  verschiedenen  Körperpartien  in  ziemlich  grosser 
Ausdehnung  vor,  namentlich  an  den  Wülsten,  am  Lid,  am  Trom- 
melfell, am  Hinterrücken  und  an  den  Hinterbeinen;  die  Vorderbeine 
können  ebenfalls  oberseits  wie  mit  Goldpulver  bestreut  erscheinen. 
Perlmutterglanz  findet  sich  an  der  Uutertläche  des  Körpers  vor. — 
Die  Iris  ist  auf  goldgelbem  Grunde  mit  Schwarz  besprengt  und 
mit  pigmentfreiem,  hellgelbem  metallischglänzendem  Reif,  welcher 
die  Pupille  umgiebt,  versehen. 

R.  esculenta  tritt  in  vier  Hauptforinen  auf,  welche  bald  als 
Varietäten  oder  gar  als  Arten  aufgefasst  werden.  0 bschon  es  nicht 
zu  leugnen  ist,  dass  einige  dieser  Formen  in  ihren  Extremen  ziem- 
lich auffallende  Verschiedenheiten  zeigen,  ist  eine  scharfe  Abgren- 
zung derselben  wohl  nicht  möglich.  Wasserfrösche  aus  einem  be- 
schränkten Ländergebiete,  oder  im  Gegentheil  aus  entfernt  von  ein- 
ander liegenden  Ländern  stammend,  lassen  sich  allerdings  meistens 
leicht  in  Varietäten  scheiden,  schwieriger  aber  gestaltet  sich  die 
Varietätenabtrennung,  sobald  umfassende  Untersuchungen  bei  Zu- 
grundelegung eines  hinreichenden,  aus  aller  Herrenländer  stammen- 
den Materials  angestellt  werden  und  Uebergansforinen  sich  darin 
vorliuden,  die  die  Varietätengreuzen  hinfällig  machen  und  die  Diag- 
nosen über  den  Haufen    werfen. 

Die  europäischen,  von  den  Fachgenossen  anerkannten  Formen 
sind:  typica  Blgr.  '),  Lessonai  Oam.  2),  hispanica  Micha- 
hell. 3)  oder  Perezi  Seoane  *J  und  fortis  Blgr.  (— ?  ridibun- 
da  Fall.)   5). 


')  Boulenger,  On  the  Existence  oftwo  Kinds  of  Aquatic  Frogs  in  North  Gcrmany, 
in  The  Zoologist,  1884,  p.  229.  Höttger,  in  Zoolog.  Garten,  1885,  S.  237.  Wolter- 
storff,  Unsere  Krieehthiere  und  Lurche.  Halle  a.  S.  1888- 

2)  Camerano,  Rechercb.es  sur  les  variations  de  la  Rana  esculenta,  in  Assoc. 
franc.  pour  l'avancement  des  sc.  1S80,  p.  680;  Monograiia  dcgli  Anfibi  anuri  ita- 
liani,  1.  c.  Boulenger,  On  the  Origin  of  the  Edible  Frog  in  England,  in  The  Zoo- 
logist, 1884;  Notes  on  the  Edible  Frog  in  England,  in  Proc.  Zool.  Soc.  of  London, 
1884,  p.  573. 

3)  I.is,  XXIII.  S.  160.  Schreiber,  Herpetologia  europaea,  S.  118.  Bonaparte, 
lconogralia  della  Fauna  italica,  11. 

4)  Seoane,  On  two  Forms  of  Rana  from  N.  W.  Spain,  in  The  Zoologist,  1S85. 
Bötfcger,  in  Sitzungsber.  d.  k.  preuss.  Akad.  d.  Wiss.  Berlin,  1887.   S  179. 

5)  Boulenger,  op.  cit.  in  Proc.  Zool.  Soc.  of  London,  1885,  p.  666.  Böttger,  in 
Zoolog.  Garten,  1885,  S.  237.  Wolterstorff,  op.  cit.  Pallas,  Reise  durch  verschied. 
Prov.  d.  Russ.  Reichs,  I,  p.  458;  Zoografia  rosso-asiatica,  III,  p.  7.  (R.  cachin- 
ii ans).  Eichwald,  Fauna  caspio-caucasia,  p.  126  (ft.  cachinnans),  Pfluger,  in 
Arch.  f.  Physiologie,  XX(X,  S.  67.  XXXII,  S.  522  (R.  esculenta  var.).— Oh  die 
fortis  zu  ridibunda  Pall.  oder  Redriagai  Camerano  gehört,  erfordert  erneute 
Vergleichung;  russische  Ridibunda  liegeu  mir  nicht  in    genügender    Menge    vor 


-   40   — 

Die  erste  und  am  weitesten  verbreitete  Form  umfasst  die  vor- 
nehmlich grünen,  an  den  Körperseiten  und  anf  den  Hinterbacken 
schwarz  und  gelb  gcflekten  Stücke  mit  ziemlich  grossem  Fersen- 
höcker. Die  Färbung  der  Oberseite  ist  sehr  mannigfaltig;  sie  kann 
von  Grüngelb  einerseits  durch  Grass-,  Blau-  und  Dunkelgrün  ins  Oli- 
venfarbene,  anderseits  durch  ein  Grünlichgrau  oder  Röthiichgrau 
ins  Bräunliche,  so  ins  Rost-  oder  Kastanienfarbige,  ja  selbst  bis  zum 
Schwarzbraun  abändern.  Die  Drüsenwülste  th eilen  die  Rückenfläche 
in  eine  breite  Dorsalzone,  weiche  ihrerseits  meistenteils  durch 
eine  helle  VertebralHnie  in  zwei  Felder  zerlegt  wird,  und  in  zwei 
Lateral-Zonen  ein;  in  selteneren  Fällen  heben  sich  diese  Wülste 
durch  ihre  Farbe  vom  Grunde  nicht  ab,  meistens  sind  sie  bei  grün 
gefärbten  Exemplaren  entweder  etwas  heller  als  der  Grund,  mehr 
ins  Gelbe  ziehend,  oder  bräunlich  und  braun,  gold-  oder  kupfer- 
glänzend; bei  den  eher  braun  kolorirten  Stückeu  sind  sie  bald  hel- 
ler oder  dunkler  als  der  Untergrund,  bald  dunkelgrün,  hellgrün, 
ja  selbst  gelblich,  oder  aber  sie  treten  nur  durch  ihren  Mettal- 
glanz schärfer  hervor.  Auch  siud  diese  Wülste  nur  selten  dunkel 
gefleckt,  sondern  nur  an  ihren  Außenseiten  vou  Flecken  oder  Säu- 
men begleitet.  Die  Vertebrallinie  kann  hellblau,  hellgrün,  gelblich 
oder  weisslich  erscheinen,  oder  auch  gänzlich  fehlen.  Bisweilen 
bleibt  die  Rückenzone  ungefleckt,  gleichmässig  grün,  wobei  nur  an 
den  Rumpfseiten  gegen  die  Hinterbeine  hin  und  auf  den  Hinterbei- 
nen dunkle  Zeichnungen,  oder  deren  Spuren  zutage  treten  (vergl. 
Titelblatt  bei  Rösel,  op.  cit.  und  Taf.  XV,  in  Daudin's,  Hist.  nat. 
Rain.,  Gren.  Crap.).  Derartige  einförmig  kolorirte  Stücke  mögen 
selten  sein,  denn  meistens  werden  als  ungefleckte  Esculenta 
solche  bezeichnet,  bei  denen  nur  der  Vorderrücken  frei  von  Flec- 
ken bleibt.  Ueberhaupt  scheint  die  dunkle  Zeichnung  sich  haupt- 
sächlich an  den  hinteren  Körperregionen  zu  koncentriren,  dann 
aber  auch  an  den  Flanken,  so  namentlich  gegen  die  Ansatzstellen 
der  Hinterbeine  hin;  erwähnenswerth  ist  ebenfalls,  dass  bei  der 
typica  an  diesen  Stellen  und  auch  auf  der  Hinterseite  der  Ober- 
schenkel die  Zwischenräume  zwischen  den  dunklen  Flecken  gelb 
gefärbt  sind.  Hinsichtlich  der  Zeichnung  zeigt  diese  Form  ebenfalls 
eine  überaus  grosse  Veränderlichkeit,  doch  bei  genauer  Untersu- 
chung eines  hinreichenden  Materials  ist  die  Möglichkeit  vorhanden, 
sich  rasch  zu  orientiren,  wenn  man  in  der  oben  geschilderten 
Weise  die  Rückenfläche  des  Thieres  in  Zonen  und  Feldern  ein- 
theilt.  Die  Dorsalzone  ist  zu  beiden  Seiten  der  meistens  vorhan- 
denen hellen  Vertebrallinie  mit    mehr    oder    weniger    zahlreichen, 


—  41    — 

zuweilen  rundlichen  dunklen,  nahezu    schwarzen  Flecken  von  ver- 
schiedener Grösse  besetzt,  die  namentlich  am  Hiuterrücken  hervor- 
treten und  bald   in    geringer   Zahl- 8  bis  12— bald  in  grösserer 
Menge  unregelmässig  zerstreut  sind  und  mitunter  goldglänzend  er- 
scheinen   (Vergl.    Taf.  I,  Fig.  3  bei  Lessona  op.  cit.,    R.    e  scu- 
lenta  typica  bei  Boulenger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  of  London  1884, 
pl.  LV,  tig.    3,    R.    esculenta,    in    Bonaparte's    Iconografia,    die 
Abbildungen    bei    Sturm,    Schlegel,    Bechstein    und    Taf.  XIII,  bei 
Rösel).  Die  Drüsenwülste  und  namentlich  die  Vertebrallinie  bleiben 
in  der  Regel  ungefleckt;    erstere    erscheinen   nach  aussen  hiu  von 
schwarzen  Flecken    oder    Fleckenbinden    begleitet    oder   umsäumt; 
dieser  Saum  oder  diese  Flecken    greifen   höchstens  auf  die  Rand- 
partie des  Wulstes  über,  nach  aussen  aber  breitet  sich  in  der  Re- 
gel diese  dunkle  Zeichnung  aus  und  bildet  schnörkelartig«  Figuren, 
geschlängelte  Linien,  Ringe  und  Augentlecken,  wodurch  die  Rumpf- 
seiten ein  mannigfaltig    gezeichnetes  Aussehen  erhalten.  Diese  oft- 
mals ausgeprägte    Marmorzeichuung   kann    übrigens   bis  auf  einige 
Flecken  reducirt,  und  in  vielen  Fällen  von  einer  fleckenlosen  oder 
spärlich  gefleckten  Zone  unterbrochen    sein,    welche  genau  ebenso 
wie  der  Rücken  gefärbt  sein  kann;  auch  gegen  den  Bauch  zu  blei- 
ben nur  Wolkenflecken    bestehen,    dagegen   hebt  sich    die    dunkle 
Zeichnung  vor  der  Insertionsstelle  der  Iliutergliedmassen  vom  gel- 
ben, ja  sogar  tief  gelben  Grunde    sehr  scharf  ab.  Das  Gelb  kann 
sich  auch  nach  vorn  hin  ausbreiten  und  hier  die  dunklen  Flecken 
umsäumen  und  die  Maschen    des    dunklen    Netzwerkes,  oder  aber 
die  ungefleckte  Mittelzone  an  den  Rumpfseiten  ausfüllen.  Die  Dor- 
salflecken können  aber  auch  zwischen   der   Vertebrallinie  und  den 
lateralen  Wülsten  mehrreihig  auftreten  und  dazwischen  noch  Raum 
für  kleinere  dunkle  Flecken  lassen;  in  diesem    Fall  sind  auch  die 
Ruinpfseitenflecken  zahlreicher  und  können   die  ungefleckte  Mittel- 
zone gänzlich  verdrängen,  nur  schmale    Zwischenräume  übrig  las- 
send, welche  insbesondere  gegen  die  Hinterbeine  hin,  schön  orange 
kolorirt  zu  sein  pflegen.— Ausser    diesen  Zeichnungsvarietäten  gibt 
es  noch  Individuen,  die  wie  gestreift    und    gebändert  aussehen  *); 
jederseits  von  der  hellen,  sei  es  grünen  oder  gelblichen  Vertebral- 
linie tritt  die  braune  Grundfarbe  in  Form  von  Binden  auf,  welche 
mehr  oder  weniger  ausgeprägte  dunkle  Flecken  enthalten  und  nach 


')  Fig.  1  auf  Taf.  I,  in  Camerano's  Monografla  degli  Anfibi  anuri  italiani,  1.  c. 
Ausser  dieser  Abbildung  vergleiche  man  auch  diejenigen  bei  Krynicki  (Buil.  de  Mos- 
cou,  1837,  JV»  3.  pl.  II),  bei  Lessona.  op.  cit.,  t.  Reider  und  Hahn  (Fauna  boica) 
und  bei  Schlegel  (De  Dieren  van  Nederland). 


—  42  — 

aussen  hin  von  den  hellfarbigen,  grünen  oder  gelblichen,  öfters 
dunkel  umsäumten  Drüsenwülsten  begrenzt  erscheinen.  Gegen  den 
Bauch  hin  wird  die  braune  Färbung,  sowie  auch  die  dunklere 
Zeichnung  heller  und  gegen  die  Wurzeln  der  Hintergliedmassen 
mengt  sich  Gelb  bei.  Die  gelbe  Farbe  scheint  überhaupt  bei  der 
„typischen  Form",  mit  wohl  wenigen  Ausnahmen,  sowohl  vor  der 
Insertion  der  Hinterbeine  und  am  Oberschenkel,  als  auch  auf  den 
Hinterbacken  reichlich  aufzutreten.  Die  Hiuterseite  des  Oberschen- 
kels scheint  selten  spurweise  dunkel  und  weisslich  marmorirt  zu 
sein,  in  der  Regel  ist  hier  ein  buntes  Dessin  vorhanden,  das  aus 
einem  Gemisch  von  Dunkelbraun,  Schwarz,  Fleischfarben,  Gelb  und 
Grau  besteht.  Individuen,  deren  Hintergliedmassen  gänzlich  flecken- 
los, oder  fein  dunkel  genetzt  erscheinen  (vergl.  Fig.  1  bei  Les- 
sona),  sind  mir  noch  nicht  zu  Gesicht  gekommen;  alle  mir  vor- 
liegenden Stücke  sind  vielmehr  der  Quere  nach  dunkel  gebändert 
oder  haben  Flecken  (vergl.  die  Fig.  bei  Schlegel  und  v.  Reider 
und  Hahn,  op.  cit.),  welche  in  der  Regel  eine  Neigung  zeigen 
quere  Binden  zu  bilden,  die  namentlich  auf  der  Oberseite  des  Un- 
terschenkels zur  Geltung  kommen.  Am  Oberschenkel  und  zwar 
mehr  nach  hinten  zu,  vereinigen  sich  gewöhnlich  die  zwei  bis  drei 
Querbinden  oder  zu  Querbinden  erweiterten  Flecken,  welche  die 
Oberfläche  zieren,  mit  dem  Netzwerk,  das  die  Hinterseite  des  Ober- 
schenkels überzieht;  am  Unterschenkel  zähle  ich  oben  zwei  bis  drei 
dunkle  Querbänder,  von  denen  zwei  lang  und  breit  sind  und  da- 
zwischen können,  namentlich  nach  unten  zu,  kurze  Bänder  oder 
Flecken  liegen.  Die  Fusswurzel  ist  drei  bis  vier  Mal  quergebän- 
dert  und  die  Zehen  tragen  gleichfalls  Spuren  von  Querbäudern. 
Bei  den  stark  gefleckten  Exemplaren  sind  die  Zwischenräume  zwi- 
schen diesen  Binden  sehr  schmal  und  können  nach  unten  zu  der 
Länge  nach  mit  einander  sich  vereinigen  und  von  tief  schwarzen 
runden  Flecken  und  Punkten  begleitet  werden.  Je  intensiver  das 
Thier  am  Rücken  gefleckt  ist,  um  so  auffallender  treten  die  Flecken 
an  den  Vorderbeinen  hervor  und  zeigen  manchmal,  so  am  Unter- 
arm, eine  Neigung  Querbinden  zu  bilden.  Der  Schnauzenkante 
entlang  verläuft  ein  dunkler  Streifen,  der  aber  bei  weniger  inten- 
siv gefleckten  Stücken  fehlen  kann;  dasselbe  gilt  auch  für  den 
sogenannten  Supratympanalstreifen;  etwas  beständiger  erweist  sich 
die,  wenn  auch  nur  spurweise  angedeutete  dunkle  Umsäumung 
oder  Fleckenreihe  am  oberen  Kieferrande  und  deren  Fortsetzung 
bis  zum  Vorderbein,  sowie  ein  länglicher  dunkler  Fleck,  welcher 
an  der  Wurzel  der  Vordergliedmassen  sich  befindet.  Zwischen  dem 


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dunklen  Saum  am  Oberkiefer  und  dem  Streifen  längs  der  Sehnau- 
zenkante  tritt  eine  grüne  oder  bräunliche  Zone  hervor.  Die  Lider 
erhalten  dunkle  und  metallglänzende  Punkte  und  Flecken;  die  Stirn 
ist  selten  und  meist  nur  gegen  die  Lider  zu  gefleckt.  Die  Lider, 
das  grüne  oder  braune,  in  der  Regel  dunkel  pigmentirte  Trom- 
melfell, ferner  die  Hinterbeine  und  der  Hinterrücken  zeigen  bis- 
weilen einen  sehr  ausgesprochenen  Gold-  oder  Kupferglanz.  Die 
Körperutiterseite  ist  milchweiss,  gelblich,  grauweiss  oder  rosa  über- 
flogen, in  der  Regel,  mit  Ausnahme  der  Bauchseiten,  wo,  beiläufig 
bemerkt,  Perlmutterglanz  zutage  treten  kann,  ferner  der  Kehlseiten 
und  der  Hinterbeine,  ungefleckt,  oder  aber  mit  mehr  oder  weni- 
ger deutlichen  runden  Flecken  und  Punkten  besetzt.  Die  Schwimm- 
häute und  die  Sohlen  können  sehr  dunkel  gefärbt  sein  und  nur 
an  den  Gelenkhöckern  und  am  Fersenhöcker  kommt  die  helle  Far- 
be zum  Vorschein.  Die  Jungen  sind  insofern  von  den  Alten  ver- 
schieden, als  sie  heller,  gewöhnlich  hell-  oder  grau-grün,  seltener 
bräunlich  kolorirt  und  weniger  stark  dunkel  gezeichnet,  meistens 
nur  puuktirt  sind. — Das  Hinterbein,  nach  vorn  gestreckt,  ragt  mit 
dem  tibiotarsalen  Gelenk  gewöhnlich  über  das  Auge  hinaus  und 
kann  das  Nasenloch,  oder  sogar  die  Schnauzenkante  erreichen; 
Unterschenkel  ebenso  lang  oder  etwas  länger  als  der  Oberschenkel. 
Schwimmhaut  entweder  bis  an  die  Wurzel  des  Endgliedes  der  läng- 
sten Zehe  reichend,  und  von  da  ab  als  Saum  bis  zur  Zehenspitze 
sich  erstreckend,  oder  die  Wurzel  des  Endgliedes  nicht  erreichend; 
an  den  übrigen  Zehen  kann  die  Schwimmhaut  beinahe  bis  zur 
Spitze  des  letzten  Gliedes  reichen.  Fersenhöcker  ziemlich  gross, 
kräftig  entwickelt,  in  der  Regel  nach  hinten  zu  allmählich  höher 
werdend  und  mehr  oder  weniger  deutlich,  namentlich  aber  gegen 
de»  Rand  hin  zusammengedrückt;  entweder  mit  breiter  Basis  und 
mit  abgestumpftem,  meist  bogenförmigem  Rande  und  gegen  die 
Sohle  hin  sich  mit  seiner  inneren  Fläche  anlehnend,  oder  aber 
aufrecht  stehend  und  in  diesem  Fall  mit  etwas  schärferer  Kante 
versehen;  seine  Länge  erreicht  in  den  meisten  Fällen  fast  die  halbe 
Länge  der  Innenzehe,  vom  Ferseuhöcker  an  gemessen,  oder  gleicht 
genau  oder  beinahe  der  Entfernung  zwischen  diesem  Höcker  und 
dem  nächstliegenden  Subarticularhöcker   ').  Die  Haut  ist  mit  mehr 


')  Nach  Buulenger  (Proc.  Zool.  Soc.  London,  1885,  p.  668)  soll  die  Länge  des 
Fersenhöckers  gewöhnlich  den  Abstand  zwischen  diesem  Höcker  und  dem  Subarti- 
culartuberkel  überragen.  Wolterstorff  (op.  cit.)  fügt  dem   hinzu,    dass    die    Fersen- 

1  2 

höckerlänge  —  bis   —  der  kleinsten  Zehe  beträgt. 


—   44  — 

oder  weniger  dicht,  stellenden  grösseren  Warzen  besetzt  oder  fein 
chagriuirt;  airli  fast  glatt.  Die  lateralen  Wülste  sind  breit  und 
flach  oder  schmal  und  stärker  hervortretend;  sie  erreichen  wohl 
nur  ausnahmsweise  die  Breite  des  Lides. — Totallänge  eines  Männ- 
chens aus  Heidelberg  74  mm.,  Koptlänge  26,  Kopfbreite  27.5, 
Vorderbein  32,  Hinterbein  118.5,  Oberschenkel  35,  Unterschen- 
kel 35.5,  Fusslänge,  vom  äusseren  Metatarsaltuberkel  an  gemes- 
sen, 38,  Innenzehe  9.5,  Länge  des  Ferseuhöckers  4,  dessen  Höhe 
nicht  ganz  2  mm.  Totallänge  eines  Weibchens  aus  Heidelberg  76.5, 
Kopflänge  26.5,  Kopfbreite  27,  Vorderbein  42,  Hinterbein  130, 
Oberschenkel  38,  Unterschenkel  38.5,  Fusslänge  41,  Innenze- 
he  10.5,  Länge  des  Fersenhöckers  4.5,  dessen  Höhe  2  mm. — • 
Man  kennt  diese  Form  aus  Deutschland,  Dänemark,  Süd-Schweden, 
Russland,  Frankreich,  Italien,  Oesterreich-Ungarn,  Corsika  und  aus 
der  Schweiz. 

An  die  soeben  beschriebene  Grundform  schliesst  sich  nun  eine 
in  Italien,  am  Rhein  (Offenbach  a.  M.,  S;,hiersteiu  bei  Wiesbaden), 
obwohl  ziemlich  selten,  und  in  England  (Stow  Bedon  und  Scoulton 
in  Norfolk,  Foulmire  fen  in  Cambridgeshire)  vorkommende  kleinere 
Form  mit  kurzen  Hinterextremitäten  an,  bei  welcher  der  Fersen- 
hö  ker  sehr  stark  entwickelt  erscheint;  es  ist  die  Lessonai  Cam. 
(Vergl.  die  Abbildungen  bei  Boulenger  (Proc.  Zool.  Soc.  London 
1884,  pl.  LI,  iig.  1,  2  und  in  Camerano's  Monografia  degli  An- 
fibi  anuri  ifaliani).  Die  Färbung  ist  auch  hier  sehr  wandelbar;  bei 
den  meisten  untersuchten  Italienern  ist  die  Oberseite  hell  gras- 
grün, gelblich,  bläulich-graugrün  gefärbt  mit  schwarzbraunen  oder 
schwarzen,  mitunter  ziemlich  regelmässig  gestellten,  aber  unregel- 
mässig  begrenzten  oder  verloschenen  Flecken,  zwischen  welchen 
eine  helle  Vertebrallinie  sich  hinzieht.  Die  gleichfalls  hellen  oder 
ungefleckten,  nur  von  schwarzen  Flecken  begleiteten  seitlichen 
Längswülste  trennen  die  dunklere  Rückenregion  von  den  etwas 
helleren,  mit  dunklen  runden  Flecken  oder  Schnörkel-  und  dellaför- 
migen  Figuren  besetzten  Leibesseiten.  Der  Schnauzenkante  entlang, 
am  Kinnrand  und  an  den  Wurzeln  der  Vorderbeine  sind  dunkle 
Streifen  bald  mehr,  bald  weniger  intensiv  ausgeprägt;  die  Vorder- 
beine sind  mit  dunklen  Makeln,  die  Hinterbeine  mit  quergestellten 
breiten  Binden  und  die  Kopfoberseite,  sowie  der  Rücken  mitunter 
mit  zahlreichen  dunklen  Punkten  besetzt.  Die  gelbliche  oder  weiss- 
liche  Unterseite  ist  fleckenlos  oder  wenig  dunkel  gefleckt.  Neben 
diesen  gefleckten  Individuen  (var.  macalata  und  punctata 
Cam.)  treten  auch  hellfarbene,  nur  oben  spurweise  auf  den    Hin- 


—  .45  — 

terbeinen  und  in  der  Iuguinalgegend  gefleckte  (var.  iramacula- 
ta  Cam.),  oder  solche  Exemplare  auf,  deren  grasgrüne  Rüeken- 
zone  drei  Mal  der  Länge  nach  gebändert  erscheint;  den  Leibessei- 
ten entlang  zieht  sich  ein  hellgrünes  Band  hin,  das  oben  von  einer 
dunklen,  den  Drüsenwulst,  begrenzenden  und  gewissermassen  als 
Fortsetzung  des  Streifens  an  der  Schnauzenkante  aufzufassenden 
Binde  umsäumt  wird;  nach  unten  zu  wird  es  gleichfalls  von  einem 
schwarzbraunen  Streifen  begrenzt,  der  vom  Kieferrand  anfangend, 
sich  bis  zu  den  Ansatzstellen  der  Hinterbeine  fortsetzt.  Auch  kom- 
men olivenfarbene  und  bronzebraune  Stücke  vor,  die  am  Rücken 
schwarz  gefleckt,  an  den  Rumpfseiten  marmorirt  und  mit  einer 
schwachen  ungefleckten  Longitudinalzone  versehen  sind;  ihre  seitli- 
chen Drüsenwülste  sind  hell,  die  Vertebrallinie  gelblich  oder  blass- 
grün. Von  der  Schnauzenspitze  durch  das  Nasenloch  zieht  sich  bis 
gegen  das  Auge  hin  ein  schwarzer  Streifen,  der  hinter  dem  Auge 
nach  abwärts  in  schiefer  Richtung  sich  fortsetzt;  der  Oberkiefer- 
rand ist  gewöhnlich  schwarz  umsäumt,  das  Trommelfell  kastanien- 
braun; die  Hinterbeine  weisen  oberwärts  unregelmässig  gestellte 
Querbinden  auf,  die  Schenkel  nach  rückwärts  zu  und  die  Hüften- 
gegend sind  abwechselnd  lebhaft  gelb  oder  orange  und  srhwarz 
gefleckt.— Das  mir  aus  Schierstein  vorliegende  Weibchen  ist  am 
Rücken  auf  grünlichgrauem  Grund  spärlich  schwarzbraun  gefleckt, 
nur  gegen  die  Rumpfseiten  hin  und  am  Oberschenkel  hinten  treten 
die  Flecken  etwas  schärfer  hervor;  die  dunkle  Streifung  längs  der 
Schnauzenkante,  ferner  diejenige  hinter  dem  Trommelfell  und  an 
der  Wurzel  des  Vorderbeines  ist  ebenfalls  gut  sichtbar,  während 
diejenige  an  der  Kinnlade  weniger  deutlich  ausgeprägt  erscheint, 
Die  Wülste  sind  etwas  lichter  als  der  Untergrund,  die  Vertebral- 
linie bläulichgrün.  Unterseits  ist  das  Thier  auf  gelblichem  Grunde 
spärlich  gefleckt,  während  bei  einem  Männchen  aus  Offenbach  a.  M. 
die  Rauchfläche  dicht  mit  Flecken  besetzt  ist  und  die  Drüsenwülste 
sich  durch  bronzebraunen  Anflug  und  äussere  Umsäumung  von  der 
kastanienbraunen  Grundfarbe  deutlich  abheben;  eine  helle  Verte- 
brallinie tritt  hervor  und  etwa  ein  Dutzend  grösser  schwarzbrauner 
runder  Flecken  zieren  die  Rückenfläche.  An  den  Rumpfseiten  ist 
eine  lichtbraune  Zone  vorhanden,  umgeben  von  dunklen  schnörke- 
lartigen und  zusammenfliessenden  Figuren;  mehrere  bronzebraune 
warzenartige  Erhabenheiten  begleiten  von  Aussen  die  lateralen 
Wülste  und  sind  ausserdem  auf  dem  hinteren  Theile  des  Rückens 
sichtbar.  Am  Oberschenkel  in  den  Maschen  des  dunklen  Netzwer- 
kes kommt  Gelb  oder  Orange  zum  Vorschein;   es  sind  sowohl  beim 


—  46  — 

Männchen,  als  auch  beim  Weibchen  am  Unterschenkel  und  an  der 
Fusswurzel  zwei  spurweise  angedeutete  Querbänder  vorhanden. 
Allem  Anscheine  nach  sieht  dieses  Männchen  aus  Offenbach  der 
var.  sylvatica  Koch  ähnlich. — Das  Hinterbein,  nach  vorn  an  den 
Körper  angelegt,  mit  dem  tibiotarsalen  Gelenk  entweder  das  Trom- 
melfell erreichend  (Weibchen),  oder  dasselbe  etwas  überragend, 
wie  es  nach  Boulenger  bei  den  englischen  männchen  Individuen 
der  Fall  sein  soll;  bei  den  mir  vorliegenden  Männchen  aus  Novara, 
die  ich  der  Güte  des  Prof.  Camerano  verdanke,  ferner  bei  denjeni- 
gen aus  Öffenbach  a.  M.  und  aus  Schierstein  bei  Wiesbaden  er- 
reicht das  Hinterbein  mit  dem  unteren  Gelenk  des  Unterschenkels 
den  Vorderrand  des  Auges.  Unterschenkel  in  der  Regel  merklich 
kürzer  als  der  Oberschenkel.  Fuss  im  Verhältniss  zum  Ober-  oder 
Unterschenkel  lang.  Die  Schwimmhaut  reicht  entweder  bis  an  die 
Wurzel  des  letzteren  Gliedes  der  längsten  Zehe  oder  etwas  darü- 
ber hinaus  und  bis  etwa  zur  Spitze  der  übrigen  Zehen,  oder  nur 
bis  zum  vorletzten  Gliede  der  längsten  Zehe,  wie  es  bei  meinen 
italienischen  Lessonai  der  Fall  ist.  Fersenhöcker  sehr  gross, 
seitlich  zusammengedrückt,  schaufeiförmig  mit  bogigem,  ziemlich 
scharfem  Rande,  stark  vorstehend  und  namentlich  in  der  Mitte  sehr 
hoch,  stets,  wenn  auch  nur  um  ein  Geringes,  länger  als  die  Hälfte 
der  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen;  am  stärksten  ent- 
wickelt erscheint  er  bei  der  englischen  Lessonai,  denn  seine 
Länge  beträgt  4,  5  und  6  mm.  bei  Exemplaren,  deren  Innenzehe, 
in  der  angegebenen  Weise  gemessen,  7,  7.5  oder  9  mm.  misst; 
etwas  kleiner  ist  er  bei  den  italienischen  und  am  schwächsten  ent- 
wickelt bei  den  deutschen  Individuen.  Haut  glänzend,  ganz  glatt 
oder  durch  warzenartige  Erhabenheiten  oft  mehr  oder  weniger 
rauh.  Laterale  Driisenwülste  schmäler  als  das  Lid. 

England.  Italien.  Deutschland. 

9  9  <J  6  9 

mm.  mm.  mm.     mm.       mm. 

Totallänge 68                            64  53  51  65 

Kopflänge 23                            21.5  18  17.5  22 

Kopfbreite 23                            23  circa      19  17.5  22.5 

Vorderbein      34                            32  29  22.5  29 

Oberschenkel 27                            27  24  21  26 

Unterschenkel 26                              27  24  22  27 

Pusslänge  ') 33.5                         31  29  25.5  32.5 

Länge    der    Innenzehe  ■),.        7  nicht  ganz        8  7.5       5.5  7 

Länge  des   Fersenhöckers..        5.5  etwas  über       4  nicht  ganz   4  4  4 

Dessen    Höhe 2.5—3                        2  1.5       2  2.5 


')  Vom  äusseren  Metatarsaliuberkel  an  gemessen. 
!)    Vom  Fersenhöcker  an  gemessen. 


—  47   — 

Die  dritte  Form,  welche  in  neuerer  Zeit  bald  als  selbständige 
Art,  bald  als  Varietät  beschrieben,  oder  mit  R.  ridibunda  Pall., 
R.  cachinnans  Eichw.  und  R.  Bedriagai  Cam.  identificirt  wor- 
den, ist  der  sogenannte  „Berliner  Seefrosch"  (Vergl.  die  Abbildungen 
in  Pallas'Zoogralia  rosso-asiatica  III.  Taf.  I.  Fig.  1,  2,  Eichwald's 
Atlas  zu  Fauna  caspio-caucasia,  tab.  XXX,  Bonaparte's  Iconogra- 
fia — R.  maritima — und  bei  Boulenger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  Lon- 
don. 1885,  pl.  XL).  Diese  Form  zeichnet  sieb  vor  allem  dadurch 
aus,  dass  sie  grösser  und  stattlicher  als  die  vorigen  ist,  ferner 
durch  die  Form  und  Grösse  Fersenhöckers  und  endlich  durch  das 
Fehlen  von  Gelb  auf  den  Körperseiten  und  am  Gesäss.  Der  „See- 
frosch" zeigt  sich  in  Färbung  und  Zeichnung  im  Vergleich  zur  ty- 
pischen Esculenta  ziemlich  beständig;  er  ist  oben  olivenfarben, 
mitunter  mit  einem  Bronzeglanz  überflogen,  oder  aber,  entspre- 
chend den  jeweiligen  Temperaturverhältnissen,  heller  oder  dunkler 
braun,  bisweilen  sogar  beinahe  schwarz  gefärbt;  die  grünliche, 
blass-  oder  olivengrüne,  bald  breitere,  bald  schmälere  Vertebralli- 
nie  kann  fehlen;  die  Rückenwülste,  die  in  der  Regel  nicht  viel  heller 
sind  als  der  Untergrund,  können  stark  bronzeschillernd  erscheinen. 
Sowohl  die  in  grösserer  oder  geringerer  Zahl  auf  der  Körperoberseite 
zerstreuten  Flecken,  als  auch  die  der  Quere  des  Hinterbeines  nach 
ausgedehnten  Flecken  und  Binden,  die  übrigens  auch  fehlen  können, 
sollen  nie  gestättigt  schwarz,  sondern  olivenfarben,  beinahe  schwärz- 
lich oder  bronzebraun  sein;  die  Rückentlecken  scheinen  nie  zu  Bin- 
den zusammenzufliessen,  sondern  höchstens  Längsreihen  zu  bilden. 
Die  Rumpf-  und  Kopfseiten  sind  braun,  grünlich  oder  hell  oliven- 
farben; die  Oberkieferränder  fleckenlos,  oder  mit  einer  Reihe 
schwärzlicher  Makeln  versehen,  welche  selten  zu  einem  Streifen 
sich  vereinigen  sollen;  längs  der  Schnauzenkante  und  über  dem 
Trommelfell  ist  ein  dunkler  Streif  vorhanden,  welcher  zuweilen  sich 
zu  einem  Ohrfleck  erweitert.  Die  Vorderbeine  sind  hellgrün,  braun 
oder  olivenfarben,  die  Hinlerbeine  in  der  Regel  braun;  die  hintere 
Fläche  der  Schenkel  ist  bald  weisslich  oder  hellgrün,  dunkel  oder 
bronzefarben  gemarmelt,  bald  bronzefarben,  mitunter  kleine  Flecken 
enthaltend;  weder  auf  den  Hinterbacken,  noch  vor  den  Wurzeln 
der  Gliedmassen  tritt  Gelb  zutage,  wie  es  bekanntlich  bei  der  ty- 
pischen Form  der  Fall  ist.  Die  weissliche  Unterseite  des  Korpers 
ist  grau  gefleckt  oder  gemarmelt;  nach  längerem  Verweilen  im 
Wasser  erscheinen  diese  Zeichnungen  intensiver  entwickelt  und 
schwarz  (Boulenger).  Iris  schwarz,  goldig  geädert.  Schallblasen 
stark  dunkel  pigmentirt,  im   luff  gefüllten    Zustande    hellgrau.    Bei 


—  48   — 

den  mir  zu  Gebote  stellenden  lebenden  Budapester,  oberseits  gleich- 
massig  dunkelbraun  colorirten,  olivenbraun  gefleckten  Stücken  er- 
scheint die  Hiuterseite  des  Schenkels  dunkelbraun  gemannelt  und 
olivengrün  überflogen;  am  After  sitzen  mehrere  bräunlichweisse 
Warzen  und  nach  unten  zu  treten  bräunlichweisse  und  schwach 
kupfergiünzende  helle  Flecken  hervor;  von  Gelb  ist  keine  Spur  zu 
sehen;  unterseits  sind  diese  Individuen  mehr  oder  weniger  dicht 
mit  bräunlichen  oder  dunkelbraunen  Flecken  und  schnökelförmigen 
Figuren  auf  hellem,  bräunlichweissem  oder  weisslichem  Fond  be- 
setzt; auch  kommt  es  vor,  dass  die  dunkle  Fleckung  auf  der 
Kehle  den  Grundton  fast  ganz  und  gar  verdrängt;  die  Sohlen  sind 
sehr  dunkel,  fast  schwarzbraun;  die  Kehlsäcke  dunkelbraun  pig- 
mentirt  und  die  Iris  auf  Goldgrund  stark  gesprenkelt,  so  dass  das 
Goldgelb  nur  ölen  zum  Vorsehein  kommt;  reines  Goldgelb  habe 
ich  auf  der  unteren  Hälfte  der  Iris  nicht  aufzufinden  vermocht, 
sondern  nur  eine  eigenartige  goldrosa  Farbe.  —  Die  Hintergliedmas- 
sen sind  ziemlich  lang;  nach  vorn  gestreckt,  erreichen  sie  mit  dem 
tibiotarsalen  Gelenk  entweder  das  Auge  oder  ungefähr  die  Mitte 
zwischen  Auge  und  Schnauzenspitze;  Unterschenkel  länger  als  der 
Oberschenkel;  Schwimmhaut  bis  an  die  Wurzel  des  Endgliedes  der 
Zehe  reichend;  Fersenhöcker  verhältnissmässig  von  geringer  Grösse, 
verlängert,  nicht  zusammengedrückt,  sondern  schwach  wulstartig 
vorragend,  elliptisch,  mit  stumpfem  Rand,  zuweilen  bedeutend  kür- 
zer als  die  Hälfte  der  Länge  der  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an 
gemessen,  denn  seine  Länge  beträgt  1%,  2,  2,  4,  4,  4  und 
4%  mrn-  bei  Exemplaren,  an  denen  der  übrige  Theil  der  Zehe 
4,  5,  9,  12,  10,  11  und  15  mm.  misst.  Haut  mehr  oder  weni- 
ger warzig,  selten  nahezu  glatt;  drüsige  Längswülste  an  den  Rü- 
ckenseiten schwach  hervortretend  und  efcenso  breit  oder  sogar  brei- 
ter als  das  obere  Lid. — Totallänge  eines  Männchens  aus  der  Ber- 
liner Umgegend  77  mm.,  Kopflänge  27  mm.,  Kopfbreite  23  mm., 
Vorderbein  39  mm.,  Hinterbein  129  mm.,  Oberschenkel  37  mm., 
Unterschenkel  39  mm.,  Fuss,  vom  äusseren  Metatarsaltuberkel  an 
gemessen,  39  mm.,  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen, 
10  mm.,  Länge  des  Fersenhöckers  4'/,  mm.,  dessen  Höhe  l'/2  mm. 
Totallänge  eines  Weibchens  77%  mm.,  Kopflänge  24  mm.,  Kopf- 
breite 27%  mm.,  Vorderbein  40  mm.,  Hinterbein  130  mm.,  Ober- 
schenkel 37  mm.,  Unterschenkel  39  mm.,  Fuss  42  mm.,  Innen- 
zehe  11  mm.,  Länge  des  Fersenhöckers  4  mm.,  dessen  Höhe 
1-%  mm.  Die  Grösse  des  erwachsenen  Thieres  aus  Ungarn  be- 
trägt etwa    105  mm,,  die  Hinterbeine  sind  140  mm.  lang. — Ver- 


__  49  — 

breitung:  Spreeseen  bei  Berlin  (Pflüger,  Boulenger),  Provinz  Sach- 
sen (Wolterstorff,  A.  Goldfuss),  Sachsen  (E.  Haase),  Ungarn,  Var 
bei  Nizza,  Umgegend  von  Perugia,  Polen,  West-  und  Central-Asien 
(Boulenger)  und  angeblich  Griechenland,  griechische  Inseln,  Kreta, 
Rhodos,  Samos,  Kos  und  Smyrua  (Böttger). 

Die  vierte  in  Europa  lebende  Form  ist  die  var.  hispanica 
Michahelles  oder  Perezi  Seoane  (vergl.  die  Abbildung  von  R.  his- 
panica in  Bonaparte's  Iconografia);  sie  ist  bisher  sicher  nur  von 
der  pyrenäischen  Halbinsel  nachgewiesen  worden,  kommt  aber  wohl 
auch  auf  Sicilien  und  in  Nordafrika  vor.  Diese  Form  unterscheidet 
sich  von  der  typischen  nur  dadurch,  dass  ihr  Fersenhöcker  auf- 
fallend klein  ist,  und  dass  die  gelbe  Marmorzeichuung  in  den  Wei- 
chen und  auf  den  Hinterlacken  gänzlich  fehlt,  oder  nur  spurweise 
am  Gesäss  zu  sehen  ist.  Die  mir  vorliegenden,  aus  Galicien  stam- 
menden Individuen  der  hispanica  sind  von  mittlerer  Grösse,  die- 
jenigen aber  aus  Coimbra,  die  ich  der  Güte  des  Herrn  A.  F.  Mol- 
ler verdanke,  sind  recht  grosse  und  stattliche,  etwa  85  mm.  mes- 
sende Stücke.  Ihre  Hintergliedmassen  sind  ziemlich  lang;  das  Hin- 
terbein, nach  vorn  gestreckt,  berührt  mit  dem  tibiotarsalen  Ge- 
lenk den  Hinterrand  der  Orbitalgrube,  oder  reicht  etwas  über  den 
Vorderrand  der  Augengrube  hinaus.  Unter-  und  Oberschenkel  nahezu 
gleichlang.  Schwimmhaut  bis  zur  Basis  des  Endgliedes  der  läng- 
sten Zehe  und  etwa  bis  zur  Hälfte  der  letzten  Phalanx  an  den 
übrigen  Zehen  reichend.  Der  Ferseuhöcker  ist  sehr  klein,  schwach 
vorragend,  nach  hinten  etwas  höher  werdend,  leicht  zusammen- 
gedrückt, mitunter  mit  einem  ziemlich  scharfen  und  gerade  ver- 
laufenden oder  schwach  gebogenen  und  hinten  ziemlich  senkrecht 
abfallenden  Rande;  seine  Länge  beträgt  24/,,  2'/s,  2  Vi  und  3  mm. 
bei  Stücken,  deren  Inuenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen, 
8,  9,  9V2  und  etwas  über  8  mm.  misst.  Bei  den  von  Böttger  un- 
tersuchten Individuen  schwankt  das  Verhältniss  von  der  Länge  des 
Fersenhöckers  zur  Länge  der  Innenzehe  wie  1:4  bis  1  :  4.5. 
Haut  mit  wenigen  Warzen  bedeckt,  Drüsenwülste  schmäler  oder 
bisweilen  nur  sehr  wenig  schmäler  als  das  obere  Lid.  Die  Ober- 
seite war  im  Frühjahre  bei  den  von  mir  in  Gefangenschaft  ge- 
haltenen Stücken  aus  Coimbra  prachtvoll  grün  bronzeschillernd,  im 
Winter  nahmen  meine  Pfleglinge  eine  bronzebraune  Farbe  an.  Die 
helle  Vertebrallinie  ist  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägt,  die 
Drüsenwülste  kupferglänzend,  ebenso  die  bald  in  grösserer,  bald 
in  geringerer  Menge  zerstreuten  oder  ziemlich  regelmässig  in  Läugs- 
reihen  angeordneten  dunklen  Flecken;  die  Rumpfseiten    erscheinen 


—  50  — 

schwarz  oder  dunkelbraun  gemarmelt,  die  Hintergliedmassen  sind 
dunkel,  mehr  oder  weniger  regelmässig  quergebändert,  auf  den 
Hinterbacken  und  in  den  Weichen  ist  entweder  gar  kein  Gelb  vor- 
handen oder  aber  es  tritt  ein  klein  wenig  Gelb  oder  Gelbweiss 
am  Gesäss  zutage.  Die  Körperunterseite  ist  gewöhnlich  weisslich, 
oder  gelblithweiss,-  in  seltenen  Fällen,  und  wie  es  scheint  nur  bei 
Männchen  sind  kleine  undeutlich  ausgeprägte  Flecken  zu  sehen. 
Bei  ganz  jungen,  15  mm.  langen  Individuen  sind  Kopf  und  Rücken- 
zone grasgrün,  die  Seitenwülste  bräunlich.  Extremitäten  oben 
hell  bräunlichgrün  mit  Spuren  von  dunklen  Querbarren,  Unterseite 
des  Bauches  weiss,  der  Beine  fleischfarben. — Totallänge  eines 
Männchens  aus  Coimbra  in  mm.:  66,  Kopflänge:  23  5,  Kopfbrei- 
te: 22.5,  Vorderbein:  33.5,  Hinterbein:  110,  Oberschenkel:  31, 
Unterschenkel:  33,  Fuss,  vom  äusseren  Metatarsaltuberkel  an  ge- 
messen, 32,  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  8.5,  Län- 
ge des  Fersenhöckers:  3,  Höhe:  1  mm.  Totallänge  eines  Weib- 
chens aus  Galicien  ebenfalls  in  mm.:  68,  Kopflänge:  32,  Kopf- 
breite fast:  23,  Vorderbein:  34,  Hinterbein:  106,  Oberschen- 
kel: 31.5,  Unterschenkel:  31.5,  Fuss,  vom  äusseren  Metatarsal- 
tuberkel an  gemessen,  32,  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  ge- 
messen, 8,  Länge  des  Fersenhöckers:  2.5,  dessen  Höhe:  nicht  ganz 
1  mm.  Nach  dem  von  mir  untersuchten  Material  zu  urtheilen  würde 
Var.  hispanica  eine  Körperlänge  von  85  mm.  erreichen.  Gefun- 
den wurde  diese  Form  in  Galicien  bis  zur  Höhe  von  1400  Fuss 
ü.  M.  (Seoane),  in  Coimbra  (A.  F.  Moller),  in  Porto  und  in  Pe- 
nafiel,  Vallongo  und  Laga  du  Palmiera  bei  Porto,  in  Br.aga,  Lis- 
sabon, Ovar,  Aveiro,  Ciutra,  in  der  Serra  do  Gerez,  in  Abrantes, 
am  Rio  de  Almargem  bei  Tavira,  in  Portalegre  und  Portospada 
(Böttger). 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Das  Männchen  besitzt  mächtig  entwickelte  Stimmsäcke,  welche 
hinter  dem  Mundwinkel  und  unter  dem  Paukenfell  sich  befinden 
und  von  letzterem  durch  die  vorhin  erwähnten  wulstartigen  Bil- 
dungen getrennt  erscheinen;  beim  Weibchen  ist  mitunter  an  dieser 
Stelle  höchstens  die  Spur  einer  Hautfalte  sichtbar.  Die  Stimmsäcke 
öffnen  sich  in  der  Mundhöhle  zwischen  dem  Unterkiefer  und  dem 
Zungenbeinhorn  mit  einer  kleinen,  aber  gut  sichtbaren  Mündung; 
aufgeblasen  treten  die  Säcke  zu  beiden  Seiten  des  Halses  hervor 
und  sind  einer  erbsen-  bis  kirschengrossen  Kugel  aus  mattem  Glas 
ähnlich:  im  luftleeren  Zustande  wie  die  dünnere  Partie   der  Blase 


—  51   -^ 

in  eine  Art  Tasche  eingezogen,  welche,  da  sie  vom  Wulste  umge  - 
ben,  von  aussen  deutllich  sichtbar  ist. — Die  Vorderbeine  sind  beim 
Männchen  kräftiger  entwickelt  als  beim  Weibchen,  namentlich  er- 
scheinen bei  ersterem  der  Vorder-  und  Oberarm  gegen  die  Ellbo- 
gengegend verdickt  und  stärker  nach  eiuwärts  gebogen;  beim  Weib- 
chen hingegen  sind  die  Vorderbeine  gelenkiger  und  die  Hand  scheint 
etwas  länger  zu  sein  als  beim  Männchen.  Der  Ballen  am  1.  Fin- 
ger wird  beim  Männchen  zur  Paarungszeit  grösser  und  erscheint 
seiner  ganzen  Länge  nach  mit  einer  anfangs  grauen  oder  röthlich 
angehauchten  oder  aber  grünlichen  und  später  hin  dunkler  wer- 
denden rauhen  Haut  (Schwiele)  überzogen;  diese  Schwiele  ist  ohne 
Abtheilungen  und  breitet  sich  gleichmässig  aus  vom  Ballen  bis  zur 
letzteren  Phalanx  hin  (Fig.  18,  in  Leydig's  Die  Anuren  Batra- 
chier;  Taf.  XV,  in  Rösel's  Historia  ranarum  nostr.).  Die  Papillen 
dieser  Daumenschwiele  sind  massig  hoch  und  dick.  Die  Zehen 
scheinen  beim  Weibchen  etwas  länger  als  beim  Männchen  zu  sein. 

Larve. 

„Die  eben  ausgekrochenen  Jungen  haben  gleich  dem  Dotter  ein 
„graugelbes  Ausseben  und  sind  als  natürliche  Folge  des  anfänglich 
„kleinen  Eies  ebenfalls  von  sehr  geringer  Grösse;  auch  die  äusse- 
ren Kiemen  bleiben  kürzer  als  bei  Rana  fusca"  (Leydig,  op.  cit.). 
Sie  sollen  im  ersten  freischwimmenden  Stadium  7  mm.  lang  sein 
und  „wachsen  in  8  bis  10  Wochen  in  dem  gewöhnlichen  Verlaufe 
zu  Larven  mit  Hinterbeinen  von  48  mm.  Länge  heran,  davon  be- 
trägt die  Körperlänge  20  mm.  und  der  Schwanz  28  mm."  (Koch). 
Das  Wachsthum  und  die  Verwandlung  der  vierbeinigen  Larven  zu 
Fröschen  hängt  selbstredend  von  der  Witterung  ab,  oder  auch  von 
der  Tiefe  und  Frische  des  Wassers,  worin  sie  leben;  im  Durch- 
schnitt genügen,  meiner  Erfahrung  gemäss,  zwölf  bis  dreizehn  Wo- 
chen, zuweilen  aber  trifft  man  vierbeinige  Larven  in  einem  Still- 
stand ihrer  Entwickelung  während  mehrerer  Wochen.  Koch  be- 
hauptet, dass  das  Wachsthum  und  die  Verwandlung  der  Quappen 
bei  den  von  ihm  anerkannten  Formen  nicht  gleich  lange  Zeit  in 
Anspruch  nehmen,  so  soll  seine  Var.  sylvatica  länger  im  Quap- 
penzustaud  verbleiben  und  mehrere  Wochen  später  als  die  typica 
sich  verwandeln  und  auch  grösser::  Dimensionen  annehmen.  Sollte 
sich  diese  Entdeckung  Koch's  bestätigen,  so  wäre  es  vielleicht 
thunlich  das  Augenmerk  auf  die  Zeitdauer  der  Entwickelung  bei 
den  verschiedenen  in  jüngster  Zeit  mit  mehr  oder  weniger    Recht 

4* 


—   52  — 

anerkannten  Varietäten  der  Esculenta  zu  richten  um  aus  ihr 
neue  Beweise  für  die  Beibehaltung  dieser  Formen  zu  erhalten.  Die 
Quappen  erreichen  eine  ziemlich  beträchtliche  Länge  und  zwar  etwa 
73  mm.  (Rösel);  die  mir  vorliegenden  zweibeinigen  Individuen  sind 
50  mm.  lang,  davon  beträgt  die  Körperlänge  19  und  der  Schwanz 
oben  gemessen — 31  mm.,  grösste  Schwanzhöhe  10  mm.,  grösster 
Rumpfumfang  circa  32  mm.,  Länge  des  Hinterbeines  9  mm.,  grös- 
ste Länge  der  Afterröhre  etwas  über  2  mm.,  Abstand  der  Augen 
von  einander  nahezu  7  mm.,  Entfernung  des  Auges  von  der  Schnau- 
zenspitze  6  mm.  und  Abstand  zwischen  den  Nasenöffnungen  2i/i  mm. 
In  anderen  Fällen  dagegen  soll  die  Larve  nur  46  mm.  erreichen 
oder  aber  sie  wird  bedeutend  grösser  und  misst  61  mm.,  wovon 
26  mm.  auf  den  Körper  und  35  mm.  auf  den  Schwanz  kommen. — 
Von  oben  betrachtet,  erscheint  der  Körper  der  zweibeinigen  Larve 
länglich-eiförmig,  gar  nicht  oder  nur  schwach  in  der  Mitte  ein- 
geschnürt, oben  ziemlich  depress,  nach  hinten  zu  seitlich  sehr  mas- 
sig bauchig  aufgetrieben  und  unten  nahezu  abgeplattet;  der  Kopf 
ist  nach  vorn  allmählich  verengt,  mit  breit  verrundeter  Schnauzen- 
spitze, gegen  vorn  und  seitlich  nach  abwärts  sanft  geneigter  Ober- 
fläche, sehr  weit  nach  hinten  gerückten  und  noch  weiter  von  einan- 
der entfernten  und  mehr  seitlich  als  oben  sich  befindenden  grossen 
Augen  und  kleinen  Nasenlöchern,  die  der  Schnauzenspitze  etwas 
näher  stehen  als  den  Augen  und  deren  Abstand  von  einander  etwa* 


lb 


S 


geringer  ist  als  ihre  Entfernung  von  den  Augen.  Die  Schnauze  ist 
schwach  nach  unten  zu  vorgezogen  mit  ziemlich  gerade  sich  hin- 
ziehendem oberen  Muudraud;  die  Mundöffnung  ist  nicht  gross;  am 
Oberlippenrand  sitzt  eine  äusserst  schwachgebogene  Reihe  Cuticu- 
iarzähnchen,  während  der  Unterlippenrand  mit  Papillen  besetzt  er- 
scheint und  etwas  nach  oben  über  die  Oberlippe  hinweg  greift. 
An  der  Innenseite  der  Oberlippe  ist  links  und  rechts  eine  äusserst 
kurze,  wenig  sichtbare  Reihe  Zähnchen  vorhanden,  an  der  Innen- 
seite der  Unterlippe  aber  sind  drei  hinter  einander  sitzende  Rei- 
hen solcher  Zähnchen,  deren  äusserste  die  kürzeste  und  am  we- 
nigsten sichtbar  ist,  während  die  dritte  nach  innen  zu  liegende 
Serie  in  der  Mitte  mehr  oder  weniger  deutlich  zerrisseu  erscheint 
und  somit  in  zwei  Theile  getrennt  ist.  Der  Zahn  hat  eine  breite 
trichterförmige  Basis,  welche  zur  Aufnahme  des  darunter  sitzen- 
den Ersaizzahnes  dient,  und  einen  gezackten  Kopf.  Die  Zahl  der 
Zacken  ist  gering,  sie  schwankt  zwischen  zwei  und  vier,  meistens 
aber  habe  ich  nur  drei  vorgefunden;  in  denjenigen  Fällen,  wenn 
der  Kopf  des  Zahnes  zweispitzig  ist,  sind  die    Zacken    gleichlang, 


—   53   - 

gesellt  sich  ihnen  noch  eine  oder  zwei  Zacken  hinzu,  so  sind  die 
mittleren  länger  als  die  am  Rande  sich  befindenden.  Die  oberen 
fertigen  Zähne  haben  zu  unterst  gewöhnlich  zwei  Ersatzzähne;  sie 
sind  bedeutend  kleiner  als  bei  Alytes  und  Pelodytes.  Die  Athem- 
röhre  ist  gut  sichtbar,  sackförmig,  gross,  nach  unten  zu  sehr  er- 
weitert, mit  nach  oben  gerichteter  Oeffnung;  sie  liegt  auf  der 
Rumpfseite  links.  Der  allmählich  zugespitzte,  am  Ende  abgerundete 
Schwanz  ist  bisweilen  mehr  als  doppelt  so  lang  wie  der  Körper, 
in  der  Mitte  mit  einem  ziemlich  hohen,  auch  auf  den  Rumpf  sich 
erstreckenden  und  hier  dickhäutigen,  nach  hinten  allmählich  nie- 
drig werdenden  Flossensaum  versehen.  Die  Analröhre  ist  kurz,  mit 
weiter  Oeffnung;  sie  öffnet  sich  in  schiefer  Richtung  von  links  nach 
rechts  auf  der  rechten  Seite  der  Unterecke  der  Schwanzflosse,  in- 
dem nämlich  die  Wandung  linkerseits  etwas  länger  als  rechterseits 
ist.  Die  Körperoberseite  ist  aufangs  dunkelgrau  oder  bräunlich, 
dunkelbraun  gefleckt,  wodurch  die  hellere  Grundfarbe  in  vielen 
Fällen  nahezu  bis  zu  ihrem  Schwinden  zurücktritt;  die  Rumpfseiten 
können  kupferglänzend  erscheinen.  Erst  nachdem  die  Hinterbeine 
in  ihrem  Wachsthum  vorgeschritten  sind  und  bevor  die  Vorderbeine 
sich  zeigen,  wandeln  sich  in  der  Regel  die  oberseits  unbestimmten 
dunklen  Töne  in  Grün  um  und  es  treten  Anzeichen  von  dunklen 
Flecken  auf,  während  die  hellgraue  Unterseite  sich  aufhellt  und 
metallisch  glänzend  wird.  Unterhalb  der  Augen  sowie  gegen  die 
Kehle  hin  sind  dunkle  und  dazwischen  glänzende  Flecken  vorhan- 
den, welche  mit  fortschreitendem  Wachsthum  des  Thieres  sich  theils 
vereinigen  oder  autlösen  und  zu  Oberkimiladenstreifen,  Ohr-  und 
Kehlllecken  sich  gestalten.  Nachdem  die  Larve  vierbeinig  geworden 
ist,  tritt  der  bis  dahin  spurweise  angedeutete  dunkle  Streifen  längs 
der  Schnauzenkante  deutlich  zum  Vorschein,  ausserdem  lösen  sich 
die  vorzugsweise  längs  der  Hinterbeine  und  der  Zehen  sich  hinzie- 
henden dunklen  Streifen  in  einzelne  Flecken  auf,  welche  allmählich 
sich  vergrössern  und  zu  deutlichen  Querbinden  sich  entwickeln. 
Der  muskulöse  Theil  des  Schwanzes  ist  auf  gelblichem  oder  hell- 
bräunlichem Grund  dunkelbraun  geileckt,  diese  Flecken  vereinigen 
sich  am  vorderen  SchwanztlriÜel  der  Länge  nach  und  bilden  drei 
Bänder,  deren  mittleres  längs  der  eingedrückten  Schwanzlinie  ver- 
läuft; auf  dem  vorn  bräunlich  augehauchten,  hinten  aber  durch- 
sichtigen, etwa  grauen  Flossensaume  sind  dunkle  Flecken  zerstreut, 
welche  vorn  deutlicher  als  hinten  zutage  treten.  Die  winklig  zu- 
sammentreffenden furchenartigen  Impressionen  am  Schwänze  sind 
nur  wenig  sichtbar.  Die  schwach  goldglänzenden  Seitenwülste  sind 


—  54  — 

erst  bei  der  vierbeinigen  Quappe  deutlich,  dagegen  finde  ich  beim 
zweibeinigen  Thiere  auf  dem  Körper  ähnliche  Seitenorgane  ver- 
theilt,  wie  bei  den  Larven  von  Pelodytes  punctatus  und  Pe- 
lobates  bereits  beschrieben  worden  sind;  es  ist  hier  nämlich  jeder- 
seits  eine  doppelte,  am  Rücken  sich  hinziehende  Längsreihe  heller 
Pünktchen  und  eine  supra-  und  infraorbitale  Reihe  ähnlicher  Organe 
vorhanden,  welche  die  Augen-  und  Nasenregion  umgiebt,  vorn  an 
der  Schnauzenspitze  anfangend,  oberhalb  des  Auges  auf  die  Seiten 
übergeht  und  hinten  dicht  am  Orbitalrande  und  an  der  dorsolate- 
ralen  Punktreihe  vorüberzieht.  Ob  no.h  mehrere  derartige  Züge 
auch  gegen  den  Bauch  hin  sich  erstrecken,  wird  leicht  an  leben- 
den Larven  zu  constatiren  sein.  Schliesslich  mnss  erwähnt  werden, 
dass  der  Fersenhöcker  sowie  auch  in  der  Regel  die  helle  Verte- 
brallinie  bereits  bei  der  vierbeinigen,  noch  mit  langem  Schwänze 
versehenen  Larve  deutlich  sichtbar  ist;  der  Fersenhöcker  kann  so- 
gar auffallend  entwickelt  sein.  Die  eben  verwandelten  Fröschchen 
messen  etwa  19  mm.,  die  Hinterbeine  sind  38  mm.  lang:  die 
Thiere  haben  kleine  und  wenig  zahlreiche  dunkle  Flecken  am  Rü- 
cken. Die  Verwandlung  der  Quappen  zu  Fröschen  erfolgt  ziemlich 
spät,  denn  schwanzlose  Stücke  triff  man  selten  vor  September. 

Von  Originalabbildungen  der  Larve  sind  mir  diejenigen  von  Rö- 
sel  (Taf.  XIV.  op.  cit.),  von  Lataste  (Essai  d'une  Faune  herpe- 
tologique  de  la  Gironde.  PI.  IX,  Fig.  4,  5,  6)  und  von  Camerano 
in  Lessona,  Studii  sugli  Anlibi  anuri  del  Piemonte  (Tav.  I,  fig.  1, 
4,  5)   bekannt. 

Lebensweise. 

Der  Wasserfrosch  verlässt  sein  Winterquartier  und  obliegt  dem 
Fortpflanzungsgeschäft  unter  den  europäischen  Fröschen,  abgesehen 
von  denjenigen,  welche  in  Alpenseen  leben,  am  spätesten,  nämlich 
Ende  Mai  oder  Anfang  Juni.  Gredler  und  Koch  wollen  allerdings 
frisch  gelegten  Laich  oder  brünstige  Thiere  bereits  in  der  ersten 
Hälfte  des  Monats  Mai  oder  gar  im  Februar  gesehen  haben  und 
Bruch  behauptet  beobachtet  zu  haben,  dass  die  Laichzeit  ihre  Höhe 
Ende  April  bei  einer  Temperatur  von  22u  R.  erreicht,  dass  die 
ersten  Larven  schon  am  28  April  die  Eier  verlassen  hatten  und 
dass  trotz  der  später  eingetretenen  ungünstigen  Witterung  in  den 
ersten  Tagen  des  August  die  Zahl  der  jungen  Frösche  die  Zahl 
der  Larven  überwog.  Dies  mögen  alles  nur  Ausnahmefälle,  von 
einer  ungewöhnlich  hohen    Temperatur    begünstigte   Erscheinungen 


55 


gewesen  sein,  denn  selbst  in  Nizza,  beginnen  die  Esculenta    ihr 
Laichgeschäft  nicht  vor  Ende  Mai,  also  zu  einer  Zeit,   wenn  Pelo- 
dytes,  Hyla  und  Bufo  schon  abgelaicht  haben.    Auch    noch  südli- 
cher, so  in  Portugal,  laicht  der  Wasserfrosch  sehr  spät,  denn  die 
ans  Coimbra  Mitte  Mai  erhaltenen  Weibchen  hatten  sich  ihrer  Eier 
noch  nicht  entledigt.  Hier  bei  Nizza    meldet    sich    R.  esculenta 
durch  ihren  Gesang  selten  vor  April  oder    Ende    März,    doch  vo- 
rerst gilt  es  nicht  durch    den    Gesang    dein  weiblichen  Geschlecht 
gefällig  zu  erscheinen,  sondern  es  wird  gesungen  des  Singens  we- 
gen, oder  vielleicht  um  die  Stimme  nach  der  langen   Winterpause 
einzuüben;  erst  wenn  warme  Nächte  eintreten,    wird    der  anfangs 
monotone  Gesang,  das  dumpfe  „Quarr"  des  Chorus,  das  dem  „Brrr- 
ke-ke"  des  Vorsängers  folgt,  nuancirt  durch  Hinzusetzten  von  Lau- 
ten, die  ungefähr  wie  das  Grunzen    eines    Ferkels    klingen,    Auch 
wird  der  Chorusgesang  erst  gegen  Eintreten  der  Nacht  vernommen, 
während  tagsüber  vertrauliches  halblautes  Gespräch  mit  den  Weib- 
chen geführt  wird  und  dabei  allem    Anschein    nach    Liebensworte 
wie  „Grok,  grok"  oder  klagende    Laute    „Gek,  gek"   ausgestossen; 
dieselben  Laute  erschallen  während    der    Kopulation.    Die  Stimme 
der  von  mir  im  Hause  gehaltenen  Budapester  „fortis"  klingt  viel 
kräftiger,  klangvoller  und  tiefer  als  die  der    typischen    Form;    es 
ist  ein  lautes  „Uorr,  uorr,  kruu",  das  gar  nicht  übel    klingt.   Das 
Weibchen,  durch  den  Gesang  angelockt,  schwimmt  gegen   ihre  Be- 
werber zu,  welche  sie  umringen  und  zu  umarmen  versuchen;    so- 
bald dies  dem  geschicktesten    unter    ihnen    gelingt,    packt  er  das 
Weibchen  um  die  Achseln  und  streckt  seine  Hände  derart  ans,  dass 
die  beiden  Daumen  gegenseitig  mit  ihren  kopulatorischen    Bürsten 
in    Berührung  treten,  worauf  das  Weibchen    gegen    ein  Algenbeet 
zusteuert,  um  hier  rasch,  stossweise,  mit    einigen    Pausen    dazwi- 
schen, ihre  Eier  in  kleineren  Quantitäten   abzusetzen;  diese  werden 
nun  sofort  vom    Männchen    befruchtet.    Da    die    Umarmung   nicht 
allzu  fest  und  die  Wasserfrösche  sehr  scheuen    Natureis    sind,    so 
kann  sich  das  begattende  Paar  bei  der  geringsten  Störung  trennen 
und  gegenseitig  ausser  Sicht  verlieren;  in  diesem  Fall  nimmt  sich 
des  Weibchens,  wenn  letzteres  ihr  Laichgeschäft  noch    nicht    voll- 
ständig beendet  haben  sollte,  ein  anderes    Männchen    an    und  be- 
fruchtet den  Rest  der  Eier.  Der  auf  dem  Algenbeet  ausgebreitete, 
selten  in  Klumpen  liegende  Laich  besteht  aus  Tausenden  von  Eiern; 
das  einzelne,  oben  braun,  unten  gelblich    gefärbte    Laichkorn    hat 
1  bis  1,7  mm.  im  Durchmesser,  während  die  nahezu  krystalihelle 
Gallerte  etwa  5  bis  6  mm.  im  Durchmesser  misst.  Die  embryonale 


—  56  — 

Ent Wickelung  hängt  vollständig  von  der  Temperatur  ab  und  kann 
im  Horden  bei  veränderlicher  Witterung  ziemlich  lange  Zeit  in 
Anspruch  nehmen. 

Dartiber,  ob  R.  esculenta  im  Larvenznstande  im  Freien  unter 
normalen  Verhältnissen  überwintert,  liegen  mir  keinerlei  bestimmte 
Nachrichten  vor;  sämtliche  von  mir  zu  Rathe  gezogene  Autoreu 
geben  an,  dass  die  Wasserfrösche  im  August  und  September  oder 
spätestens  Ende  October  sich  verbergen,  also  sich  bereits  verwan- 
delt haben,  jedoch  scheint,  die  interessante  Mittheilung  Herrn  Si- 
mroth's  '),  dass  auf  S.  Miguel,  einer  Azoren-Insel,  neben  der  nor- 
mal entwickelten,  nach  Böttger  19  mm.  messenden  Esculenta 
ohne  Schwanzstummel  auch  neotenische  Riesenquappen  von  25  mm. 
Körperlänge  vorkommen,  deren  Hinterbeine  43  mm.  und  deren 
Schwanz  40  mm.  misst,  darauf  hinzudeuten,  dass  diese  Art  unter 
gewissen  Bedingungen  in  ihrem  Larvenzustand  verharrt  und  viel- 
leicht auf  den  Azoren  längere  Zeit  als  bei  uns  ihren  Schwanz 
auch  auf  dem  Lande  beibehält.  Auch  Kessler  sind  Fälle  von  Ueber- 
winterung  der  Quappen  von  Esculenta  in  der  Krim  bekannt; 
Kessler  glaubt  die  Ursache  für  das  lange  Verbleiben  des  Thieres  im 
Larvenzustande  in  dem  verspäteten  Laichen  und  im  Mangel  an  ge- 
nügender Nahrung  gefunden  zu  haben  2).  Dass  man  den  Larven- 
zustand des  Wasserfrosches  in  Gefangenschaft  beinahe  nach  Belie- 
ben verlängern  kann,  ist  schon  längst  bekannt.—  Auf  die  von  Herrn 
Simroth  aufgeworfene  Frage,  ob  die  Kaulquappen  von  R.  escu- 
lenta keine  animalische  Nahrung  brauchen,  muss  verneinend  ge- 
antwortet werden,  denn  sie  nähren  sich  ebenso  gut  Pflanzen  als 
von  Thierleichen;  erst  nach  seiner  Verwandlung  nimmt  das  Thier 
ausschliesslich  animalische  Kost  zu  sich  und  scheint  von  da  ab 
das  nachzuholen,  was  es  während  seiner  Jugendzeit  nicht  oder  we- 
nig gekostet  hat,  indem  es  an  lebenden  Insekten  aller  Art  und 
sogar  kleinen  Wirbelthieren  die  Unmasse  vertilgt  und  ein  rechter 
echter  Himmersatt  unter  seines- gleichen  zu  sein  scheint.  Ein  im 
Aquarium  gepflegter  Wasserfrosch,  mag  er  auch  so  reichlich  wie 
möglich  gefüttert  werden,  vergreift  sich  öfters  an  seinen  Mitgefan- 
genen oder  nutzt  sie  zu  anderen  nicht  weniger  schönen  Zwecken 
aus;  in  meinem  Käfig  hat  ein  Paar  portugiesischer  Esculenta 
binnen  kurzer  Zeit  ein  halbes  Dutzend  junge  Laubfrösche,  einige 
braune  Fröschchen  und  sogar  eine  junge  Feuerkröte — -Feuerkröten 


l)  Sifzungsber.  d.  k.  preuss.  Akad.  d.  Wiss.  Berlin,  1887.  S.  1U2. 
:;  Bull,  de  Moscou.  1879,  JVs  2,  p.  209. 


57  — 


werden  sonst  von  allen  amphibienfressenden  Thieren  verschmäht— , 
die  das  Unglück  hatte  in  der  Nähe  des  Wasserfrosches  nach  einem 
Wurm  zu  schnappen,  sammt  dem  Warm  herunter  gewürgt.  Wohl 
ihrer  Raubsucht  und  ihres  unbändigen  Wesens  wegen  wird  diese 
im  Frühjahr  und  im  Sommer  prächtig  gekleidete  Art  weniger  zur 
Pflege  als  zu  gastronomischen  Zwecken  gefangen.  Ein  frisch  er- 
beuteter Wasserfrosch  bringt  stets  durch  seine  Anwesenheit  in  einem 
Terrarium  eine  förmliche  Panik  unter  den  übrigen  Insassen  hervor; 
er  beruhigt  sich  nach  und  nach.,  aber  nur  dann,  wenn  er  nicht 
im  Wasser  gehalten  wird,  wie  dies  schon  Leydig  bemerkt  zu  ha- 
beo  angiebt.  Kur  Hunger  zwingt  ihn  seinem  Pfleger  sich  zu  nä- 
hern, aber  auch  dann  verräth  er  seine  diebische,  neidische  und 
unwirthliche  Natur,  indem  er,  um  der  hungrigen  auf  den  Brocken 
lauernden  Verwandschaft  zuvorzukommen,  dem  vorgehaltenen  Futter 
sich  rasch  nähert,  danach  eiligst  schnappt  und  sich  sofort  schleu- 
nigst zurückzieht,  um  womöglich  sich  platt  in  das  Wasserbecken 
zu  legen,  seine  Augen  einzuziehen  und  auf  diese  Weise  sich  dem 
Blicke  und  Zorne  seiner  Feinde  zu  entziehen,  oder  aber,  um  eine 
etwa  nahende  Gefahr  nicht  zu  sehen.  Die  Nizzaer  Froschfänger 
warten  eben  den  Augenblick  ab,  wenn  der  Frosch  untertaucht,  um 
ihm  zu  folgen  und  sich  seiner  ohne  weitere  Schwierigkeiten  zu 
bemächtigen,  um  hernach  ihre  Beute  auf  dem  Fischmarkt  Ml  zu 
bieten.— Schliesslich  muss  hinzugefügt  werden,  dass  die  Anwesen- 
heit einer  brünstigen  männlichen  Esculenta  in  einem  wohl  be- 
setzten Aquarium  wegen  ihrer  Geschlechtsverirrungen,  von  den  schon 
Gredler  spricht,  gefahrbringend  ist;  der  brünstige  Wasserfrosch  setzt 
sich  nämlich  in  die  „unzweideutigen  Beziehungen"  zu  den  Anuren, 
die  ihm  in  den  Weg  kommen,  ohne  Unterschied  des  Geschlechts 
und  erdrosselt  sie  bisweilen  in  seiner  Umarmung. 

Vorkommen. 

Ich  stimme  Kessler  vollkommen  bei,  wenn  er  sagt,  dass  R.  escu- 
lenta eine  sehr  weite  Verbreitung  hat,  denn  sie  kommt  nicht  nur 
in  Europa  vor,  sondern  tritt  auch  südlich  nach  Nordafrika  und 
östlich  nach  Mittelasien  über,  woselbst  sie  angeblich  bis  Japan  an- 
getroffen wird.  Wenn  aber  Kessler  annimmt,  dass  diese  Art  in 
Europa  annähernd  in  die  Breite  von  59°  hinaufsteigt,  so  kann  ich 
dies  höchstens  für  Südschweden  und  Westrussland  gelten  lassen, 
denn  sie  ist,  so  viel  ich  weiss,  bis  jetzt  weder  in  Irland  noch  in 
Norwegen  oder  im  Gouvernement  Wologda  gefunden  worden. 


—  58  — 

Was  zuerst  das  Vorkommen  in  Kord-Afrika  anbetrifft,  so  scheint 
sie  daselbst  weit  verbreitet  zu  sein  und  selbst  in  der  Wüste  süd- 
lich von  Algerien  und  Tunis  sowie  auch  auf  den  Azoren,  so  z.  B. 
in  Sete  Cidades  auf  S.  Miguel  (Böttger  1  '),  S.  191),  auf  Teneriffa, 
auf  Madeira  (2),  wohin  sie  wie  Gerwais  und  v.  Martens  glauben, 
eingeschleppt  worden  sei,  und  vielleicht  auch  auf  Gomera  (3) 
nicht  zu  fehlen.  In  Marokko,  wo  sie  nach  Steindachner  im  nördli- 
chen und  westlichen  Theile  ziemlich  häufig  anzutreffen  ist,  findet 
sie  sich  laut  Camerano  (4)  und  Böttger  (5)  in  Tanger,  Larache, 
Casablanca,  Mogador,  so  z.  B.  im  Bache  Ued  Ksib,  und  landein- 
wärts zwischen  Mogador  und  Marokko.  In  Algerien  ist  sie,  wie 
Strauch  (6)  und  Lallemant  (7)  übereinstimmend  angeben,  überall 
sehr  gemein  und  scheint,  wie  gesagt,  in  die  Wüste  vorzudrin- 
gen (8).  In  Tunis  (Boulenger,  9. — S.  39),  Tripolitauien,  wo  sie 
nach  Peters  (10.— S.  309)  von  G.  Rohlfs  und  Dr.  A.  Stecker  auf 
ihrer  Reise  nach  der  Oase  Kufra  in  Ain  Scherschara  erbeutet  wor- 
den ist,  und  in  Aegypten  (11)  kommt  sie  ebenfalls  vor.  Die  nord- 
afrikanische, oder  genauer  die  in  Algerien  und  Marokko  einheimi- 
sche Esculenta  soll,  wie  einige  behaupten,  zur  „Unterart  La- 
tastei  Cam."  und,  wie  andere  angeben,  zur  „Var.  hispanica 
Michail."  gehören.  Nicht  nur  sollen  diese  zwei  Formen,  sondern 
auch  noch  eine  dritte  und  zwar  die  „Perezi  Seoane",  welche, 
wie  Böttger  vermuthet,  wohl  mit  hispanica  identisch  sein  dürfte, 
in  Afrika  vorkommen.  Böttger  (1. — S.  179)  theilt  uns  mit,  dass 
„var.  Perezi"  in  Porto,  Coimbra,  Abrantes,  Cintra  und  bei  Tavira 
(Rio  de  Almargem)  gesammelt  worden  ist,  Camerano  (13)  be- 
merkt, dass  seine  Esculenta  Latastei  in  Portugal  vorkommt, 
bezeichnet  aber  nicht  die  Fundorte,  Boscä  (14. — S.  26),  Sequei- 
ra  (15)  und  Lopez  Vieira  (16)  geben  an,  dass  R.  esculenta 
in  Penafiel,  Vallongo  und  Leca  bei  Porto,  in  Braga,  in  der  Serra 
do  Gerez,  in  Ovar  und  Aveiro,  in  Lissabon  (var.  W  bei  Schrei- 
ber.— 197),  Portalegre,  Portospada  in  Alemtejo  einheimisch  ist  und 
Herr  A.  F.  Moller  theilt  mir  mit,  dass  er  sie  in  der  Serra  de 
Estrella,  in  Estarreja,  Oliveira  da  Conde  (Beira),  Barreira  (Estre- 
maduraj,  Monchique,  Faro,  Villa  Real  de  St.  Antonio  (Algarve) 
und  in  Mertola  (Alemtejo)  gesammelt  habe.  Ferner  findet  sie  sich 
in  ganz  Spanien  sowie  auch  auf  den  Balearen.  Boscä  kennt  sie 
aus  der  Provinz  Aragon,  aus  Asturien,  aus  Katalonien,  so  z.  B. 
aus  Barcelona,  aus  Estremadura    (Las   Hurdes,   Merida,  Magacela, 


*)  Vergl.  das  Veneichniss  der  bei  dieser  Arbeit  benützten  Werke. 


—  59  — 

Cakza  del  Buey),  aus  Neu-Kastilien  (Eskorial,   P.    de   Avila,  Ma- 
drid, Toledo,  Ciudad-Real),  aus  Murcieu  (Ayua),  aus  Valem  ia  (Albu- 
fera,  Laguna  de  Almenara,  Thal  von    Albayda),    aus    Alt-Kastilien 
(Logrono,  Valladolid,  Burgos)  und  aus  Galicien,  wo  sie  Seoane  (17) 
bis  1400  F.  ü.  Meer  sehr  häutig    fand.    Exemplare    aus  Granada 
sind  von  Schreiber  beschrieben  worden  und  in  Sevilla,    Algeciras, 
Belalcazar  und  in  Belmez  kommt  sie  nach  Machado  (18),   Rosen- 
hauer (19)  und  Boscä  vor  und  soll  von  v.  Frauenfeld  und  Z  e- 
lebor  in  der  sumpfigen  nächsten  Umgebung  von  Gibraltar  gesam- 
melt worden  sein  (Steindaehner,  20).  Böttger  (21)  hat  sie  gleich- 
falls aus  Algeciras  sowie  auch  aus  der  Umgegend  von  Malaga  er- 
halten. Endlich  ist  sie  von  F.  Will  in  allen    Reservoirs    auf  Mal- 
lorca (Böttger)  und  von  Boscä  (22. — S.  245)  in  Ibiza  beobachtet 
worden;  nach  Barcelo  y  Combis  (159)  soll    sie    überall    auf   den 
Balearen  zu  finden  sein.  Mit  Bezug  auf  ihre  Verbreitung  in  Fran- 
kreich sagt  Heron-Royer,  dass  es  keine  Wasserlache  gäbe,  die  sie 
nicht  beherbergte,  nun  zufälliger  Weise  aber  ist  gerade    dasjenige 
Departement,  das  ich  aus  eigener  Erfahrung  kenne,    im  allgemei- 
nen an  Wasserfröschen  arm;  in    den    Seealpen    nämlich    und    na- 
mentlich in  der  Ebene  und  an  den  Küsten    kommt    sie    so  selten 
vor,  dass  es  mir  längere  Zeit  hindurch  nicht  gelingen  wollte,  eine 
genügende  Menge  davon  aufzutreiben,  um  ins  Klare  iu   Betreff  der 
„Arten"  von  Risso  (23),  so  R.  maritima,  R.  alpina,  R.  t em- 
por aria,  zu  kommen,  auch  werden  die  Märkte  hier  in  "Nizza  so- 
wie auch  in  der  Umgegend  ausschliesslich  mit    Esculenta    aus- 
ländischer Herkunft  verproviantirt.  Die  in  meiner    Sammlung    sich 
befindenden  Stücke  stammen  aus  den  dicht  am    Seeufer   liegenden 
Reservoirs  iu  der  Nähe  des  Yar-Flusses  und    ich    habe   Grund  zu 
glauben,  dass  Risso  seine  Maritima  aus  diesen  „marais  des  bords 
de  la  mer"  gefischt  habe.  Nach  Re"guis,  dessen  „Essai    sur    l'hist. 
nat.  des  Verte'bre's  de    la    Provence"    unsere    Kenntnisse    über  die 
hiesige  Thienvelt  nicht  sonderlich  gefördert  hat,  soll  R.  esculenta 
ausserordentlich  zahlreich  in  der  Provence  sein;    bei    Marseile    ist 
das  Thier  allerdings  nichts  weniger  als  selten.    Im    De'p.    He'rault 
kommt  es  nicht  allenthalben  vor;  aus  einer  Mittheilung   des  Herrn 
F.  v.  Fischer  ersehe  ich,  dass  es  bei  Montpellier  sehr  selten,   bei 
Lattes  ziemlich  selten  und  in  Perols  häufig  ist.  In  der  Gironde  soll 
R.  esculenta    die    gemeinste    Species    von    Froschlurchen    sein 
(Lataste,  24.— S.  232).  Nach  Lesson  (25)  und  Beltremieux  (26) 
findet  sie  sich  im  Departement  de  la  Charente-Inferieure,    de  Ro- 
chebrune  (27. -S.  211)  gibt  an,  dass  sie  in  der    Chareute    vor- 


—   60   — 

kommt;  im  De'p.  de  la  Vienne  ist  sie  von  Mauduyt  (28)  und  im 
D6p.  de  la  Sarthe  von  Gentil  (29)  beobachtet  worden,  Millet  (30) 
und  Olivier  (31)  theileu  mit,  dass  sie  in  den  Dep.  Maine-et-Loire 
und  Allier  verbreitet  ist  und  dass  sie  in  den  De'p.  Loire-Infe'rieure, 
Vende'e  und  Finistere  einheimisch  ist,  ersehe  ich  aus  meinen  eige- 
nen Notizen.  Für  die  Umgebung  von  Abbevüle  (Somme)  ist  sie  von 
Baillon  (32),  für  Beauvais  (Oise)  von  Daudin  (33.—  S.  93)  und 
für  die  Umgegend  von  Paris  von  Lataste  (34)  verzeichnet  worden. 
In  Bondy  hat  der  zuletzt  genannte  Forscher  eine  kleinere  und  leb- 
hafter als  sonst  kolorirte  Esculenta  gefunden,  welche  derjenigen 
von  Spallanzani  ähnlich  sehen  soll;  de  Tlsle  glaubt,  dass  sie  einer 
besonderen  Form  angehören  dürfte  und  bezeichnet  sie  als  „meri- 
dionalis";  die  Möglichkeit  ist  nicht  ausgeschlossen,  dass  dieselbe 
mit  der  Lessonai  Cam.  identisch  sein  könnte.  Nach  Olivier  soll 
sie  im  De'p.  de  la  Loire  und  nach  Collin  de  Plancy  (35)  in  den 
De'p.  de  l'Aube  und  Cote-d'Or  häufig  vorkommen;  in  den  De'p.  de 
l'Yonne  (36)  und  de  la  Moselle  (37)  findet  sie  sich  ebenfalls  vor, 
endlich  ist  sie  aus  den  De'p.  Doubs  (38),  Jura  (39)  und  Isere  (40) 
bekannt. 

In  der  Schweiz  ist  sie  nach  Fatio  (41. — S.  319)  überall  ge- 
mein, jedoch  soll  ihre  verticale  Verbreitung  selten  über  1000  m. 
hinaufreichen,  was  der  Angabe  Tschudi's  (42),  wonach  sie  die 
Seen  in  der  Alpenregion  bewohne,  widerspricht.  Fatio  lügt  hinzu, 
dass  Riitimeyer  und  Pir.tet  Reste  von  R.  esculenta  in  der  Um- 
gebung von  Mategnin  bei  Genf  gefunden  haben  und  Buulenger  be- 
richtet, dass  es  die  typische  Form  ist,  welche  iu  der  Schweiz  ver- 
breitet ist.  Das  Basler  Museum  besitzt,  wie  wir  es  aus  den  Ka- 
talogen von  F.  Müller  erfahren  haben,  Exemplare  aus  Basel,  Neu- 
dorf,  Gross-Hüuiugen  und  St.  Gingolph  am  Südufer  des  Genfer  See, 
Venance  Payot  (43)  begegnete  ihr  in  Chamouix,  Valorsine  und 
Trieut,  Pavesi  (44)  macht  sie  für  den  Kanton  Tessin  namhaft,  wo 
ich  sie  übrigens  im  See  Agno  und  bei  Lugano  öfters  gesehen  habe; 
endlich  habe  ich  sie  in  der  Umgebung  von  Ragaz  uud  zwar  am 
Rhein  gesammelt.  Alsdann  bewohnt  Esculenta  typica  und  die 
Form  Lessonai  Italien.  Bezüglich  Venetiens  sagt  de  Betta  in  der 
„Fauna  d'Italia"  folgendes:  „Fra  noi  e  la  piü  comuue  e  la  piü 
abbondante  delle  rane,  abitando  essa  iiidistamenta  le  acque  tran- 
quille  e  le  correute"  und  giebt  sie  speciell  aus  dem  Valle  di  Non 
(45)  und  dem  Valle  di  Castel  d'Ario  in  der  Provinz  Mantua  (46) 
an.  Scarpa  (47)  kennt  fünf  „Varietäten  aus  dem  Trevignano,  Gi- 
glioli  (48)  hat  sie  aus  Udine,  Belluno  und  Locarno  und   Camera- 


61   — 

no  (13)  aus  Domodossola  erhalten.  Aus  dem  Tliale  von  Cannobbio 
kenne  ich  sie  aus  eigener  Erfahrung.  Mit  ihrer  Verbreitung  im  Pie- 
r.iont  haben  sich  eingehend  Lessona  (49)  und  Camerano  (13)  be- 
fasst;  sie  soll  hier  in  Saluzzo,  Cuneo,  Avigliana,  Rivoli,  Caselette, 
Mondovi,  Rivarossa,  Sangano,  Monralieri,  Praia  di  S.  Gillio,  Vige- 
vano,  Alpignano,  Venaria  reale,  Chieri  und  in  Settimo  einheimisch 
sein.  Camerano  berichtet  ausserdem,  dass    bei    Turin    die  typische 
Form  vorkommt,  während  dia,  Lessonai  in  der  ganzen    Vallante 
del  Po  und  auch  in  Novara  und  Toscana  sich  vorfindet.  Sassi  (50) 
fand  sie  in  Ligurien  und  dass  sie  in  der  Lombardei,  namentlich  in 
der  Umgebung  Mailands  lebt,  wissen  wir  durch  Daudin  (33),  Cor- 
nalia  (51)  und    Gampeggi    (52);    der    zuletzt    genannte   Forscher 
will  sogar  Fälle  von  Albinismus  unter  den   Mailänder    Esculenta 
beobachtet  haben.  Im  Modenesischen  ist  sie  nach  Bonizzi  ,53)  aus* 
serst  häufig  und  aus  Bologna  hat  sie  Camerano    erhalten.    Exem- 
plare aus  Casale  und  Casteggio,  ferner  aus  Garfagnana,  Valombro- 
sa,  Florenz,  aus  dem  Casentino  (54),  aus  Arezzo,  vom  Lago  Tra- 
simene,  aus  Ebba,  Ostia,  Cunia,   Arena,    Mileto    in    Calabrien  und 
aus  Taranto  soll  das  Museum   in  Florenz  besitzen  (48).    F.  Müller 
(55. — S.  251)  erhielt  sie  aus  Livorno,  Camerano    aus    Rom.  Auf 
Sicilien  kommt  sie  bei  Palermo,  in  den  niedrig  gelegenen    Lokali- 
täten von  Madonie  (56),  bei  Messina,  in  Catania,  wo  sie  nach  Do- 
derlein  (57.-263)  in  den  Seen  von  Catania  sehr  verbreitet  sein 
soll,  in  den  Nebroden,    in    Siracusa,    Modica,    von    wo   die  Form 
Lessonai  bekannt  ist,  sowie  in  einigen  Gewässern  in  den  südli- 
chen Provinzen.  Auf  Corsica  muss  die  typische  Esculenta,  nach 
der  grossen  Anzahl  zu  urtheilen,   welche    allwöchentlii  h    von    dort 
auf  den  Markt  nach  Nizza  wandert,  sehr  gemein  sein,   namentlich 
um  Bastia  herum  und  in  den  sumpfigen  Niederungen  an  den  Ostkü- 
sten der  Insel;  im  Gebirge    dagegen    scheint    sie    zu    fehlen.  Aus 
Ajaccio  sind  Exemplare  im  Basler  Museum  aufbewahrt    (F.  Müller) 
und  nach  Sardinien  soll  sie  durch  Vermute] ung  des    Menschen  ge- 
langt sein  (58;. 

Von  Italien  erstreckt  sich  ihr  Verbreitungsbezirk  nach  Oester- 
reich  und  Deutschland,  wo  sie  gleichfalls  nicht  blos  ziemlich  übe- 
rall einheimisch  ist,  sondern  meist  auch  in  grösserer  Zahl  an- 
getroffen wird.  So  ist  sie  in  Dalmatien,  speciell  bei  Spalato  (Ro- 
lombatovic,  59)  häufig,  findet  sich  nach  Schreiber  (197.— S.  117) 
in  Kroatien,  wo  eine  besondere  Farbenvarietät  einheimisch  sein 
soll,  und  ist  nach  Freyer  (60),  Latzel  (61.— S.  43),  v.  Gallen- 
stein (62)  und  Kohlmayer  (63.— S.  64)  in  der  Krain  und    Kam- 


—  62   — 

im  zu  Hause.  Ferner  soll  sie  in  Slavonien  und  zwar  nach  Stein* 
Öachner  (64)  bei  Kupinova  und  Morowiseh  („var.  Ridibunda") 
vorkommen.  Weiter  nordwärts  nach  Ungarn  soll  sie  die  nämliche 
Form  laut  Jan  (65)  und  Boulenger  (66)  vordringen.  In  der  „Fauna 
von  Bellye  und  Därda"  von  v.  Mojsisowics  (183:,  ferner  in  der 
„Synopsis  reptilium  et  amphibioruin  ßohemiae"  von  Glückselig  so- 
wie in  den  Arbeiten  über  die  Fauna  Siebenbürgens  (67),  Mährens 
und  Schlesiens  (68),  Galiziens  und  der  Bukowina  (69)  findet  sich 
R.  esculenta  ohne  Bezeichnung  der  Varietät  erwähnt,  dagegen 
für  Böhmen  wird  das  Vorkommen  der  „ridibunda"  von  Boulen- 
ger hervorgehoben;  diese  Abart  dürfte  daselbst  neben  der  typischen 
Form  vorkommen  (70. — S.  505).  flach  Knauer  (71)  ist  letztere 
in  allen  stehenden  Gewässern  Meder-Oesterreichs  sehr  häutig.  Auch 
durch  ganz  Tirol  sibeint,  laut  Gredler  (72),  die  Verbreitung  des 
Wasserfrosches  eine  völlig  allgemeine  zu  sein,  d.  h.  soweit  die 
Bedingungen  seiner  anspruchslosen  Lebensweise  vorhanden  sind, 
und  nur  in  llochthälern  und  auf  bedeutenden  Höhen  räumt  er  sei- 
nen Platz  dem  braunen  Frosch  ein.  Gredler  kennt  ihn  von  den 
Wiesenbächen  des  Ober-  und  Unterinnthaies,  wo  er  zuweilen  bei- 
nahe aschgraue  Grundfarbe  besitzt,  von  den  Etschufem  und  den 
dortigen  Sümpfen  und  Abzugsgräben,  so  namentlich  zwischen  Meran 
und  Salurn,  vom  Ritten,  von  den  Ufern  des  Boden-,  Doblino-, 
Loppio-  und  Garda-See,  aus  den  Teichen  auf  dem  "Nonsberg  und 
s.  w.  Ueber  das  Vorkommender  Esculenta  im  Yorarlbergischen, 
wo  sie  namentlich  bei  Bregeuz  häufig  sein  soll,  berichtet  Bru- 
hin  (73).  Aus  den  Schriften  Rathke's  (74),  Kaluza's  (75)  und 
Schulz's  (76)  erfahren  wir,  dass  sie  durch  ganz  Schlesien  in  Sümp- 
fen, Teichen  und  Bächen  in  mehreren  Abänderungen  häufig  ist  und 
in  Ost-  und  Westpreussen  sowie  auch  in  der  Mark  Brandenburg  zu 
den  gemeinsten  Thieren  gehört.  Dass  in  den  Spreeseen  eine  be- 
sondere Abart  haust,  habe  ich  bereits  erwähnt,  auch  in  Mecklen- 
burg (77)  und  im  Herzogthum  Oldenburg  soll  sie  „im  ganzen 
Lande  häutig  sein"  (78)  und  im  Fürstenthum  Lüneburg  (79)  so- 
wie in  Hannover  (Boulenger)  nicht  fehlen.  Nach  Fr.  Bordier ding's 
Beobachtungen  ist  „var.  ridibunda"  in  der  Umgebung  des  Zwi- 
schenahner  Sees,  so  im  Teiche  in  Dreibergen,  zuhause  (12).  In 
der  „Sammlung  sächsischer  Reptilien"  von  Heibisch  (80)  und  in 
der  Schrift  „Die  Wirbelthiere  der  Oberlausitz"  (81)  geschieht  ihrer 
Erwähnung.  Aus  eigener  Erfahrung  weiss  ich,  dass  R.  esculenta 
im  Grossherzogthum  Weimar  stellenweise,  wenn  auch  nicht  gerade 
massenhaft,  vorkommt.  Herr  A.  Goldfuss  konstatierte  das  Vorkommen 


—  63  — 

der  typischen  Form  und  der  „var.  ridibunda"  im  Salzigen  See 
bei  Halle  a.  S.,  W.  Wolterstorff  fand  die  typica  auf  den  Cröll- 
witzer  Höhen  bei  Halle  sehr  häufig,  ebenso  bei  Neuhaldensleben, 
Eisenach  am  Thür.  Wald,  seltener  am  Biederitzer  Busch  bei  Mag- 
deburg und  bei  Osterburg  (Tiefeuort,  Sonneberg).  Demselben  Ge- 
währsmann zufolge  findet  sich  ridibunda  im  Saalthal  bei  Naum- 
burg, Ammendorf,  Passendorf,  Halle,  z.  B.  Ziegelwiese,  unter  dem 
Cröllwitzer  Felsen,  wo  die  typica  nicht  vorkommt,  in  grosser 
Menge  und  geht  auch  bei  Cröllwitz  an  den  drei  Teichen  am  Vor- 
werk in  die  Höhe.  Am  Galgenberg  und  Petersberg,  bei  Leipzig 
und  Schkeuditz im  Elsterthal  soll  die  „ridibunda"  häufig  sei (230). 
Clessin  (82),  Schrank  (83),  Koch,  Herrich -Schaff er  und  Forster  (84) 
und  Jäckel  (85)  verzeichnen  sie  für  Bayern.  Aus  Württemberg 
erwähnt  sie  schon  G.  v.  Martens  (86),  dann  später  Plieninger  (87), 
Leydig  (88)  und  Krauss  (89).  Leydig  bemerkt,  dass  bei  Tübingen 
wegen  Mangels  grösserer  stehender  Gewässer  und  im  oberen  Neckar- 
thaie, so  in  Rottweil,  das  Thier  nicht  allzu  häufig  vorkäme  und 
klein  bleibe.  Bezüglich  seiner  Verbreitung  in  Baden  sagt  Nusslin  (90), 
dass  es  nur  in  der  Ebene  und  den  Vorbergen  sich  aufhalte.  In  der 
Umgebung  Heidelbergs  ist  die  Esculenta  nur  am  Kohlhof  sehr 
häufig  und  tritt  hier  sowie  auch  bei  Mannheim  in  stattlichen  ty- 
pischen Individuen  auf.  Römer-Büchner  (91)  erwähnt  sie  für  die 
Umgebung  von  Frankfurt  a.  M.  und  Kirschbaum  (92)  fand  sie  im 
Nassauischen  häufig.  Im  Unter-Main-  und  Lahn-Gebiete  soll  sie  nach 
Koch  (93)  die  gemeinste  und  verbreitetste  Art  aller  Batrachier 
sein  und  in  der  typischen  Form  auch  ausserhalb  dieses  Gebietes 
in  Ebenen  und  Bergen,  in  der  Form  sylvatica  aber  in  schatti- 
gen Weihern  und  Graben  der  sandigen  Wälder  im  unteren  Main- 
gebiet, so  z.  B.  in  den  Grastränkweiher  bei  Frankfurt,  bei  Rödel- 
heim  und  in  dem  Hengster  bei  Offenbach  vorkommen.  Im  Nahe- 
gebiete tritt  R.  esculenta  sowohl  in  der  typischen  Form,  wie  in 
der  „var.  ridibunda"  auf;  nach  Geisenheyuer  ist  die  typica  im 
unteren  Nahethal  nicht  häufig,  kommt  dagegen  weiter  oben  mehr, 
ja  sogar  viel  vor.  Oberhalb  Kirn  bis  etwa  St.  Wendel  wird  sie 
auf  den  Wiesen  gesammelt  und  in  Menge  nach  Frankreich  ver- 
sendet. Ebenso  kommt  sie,  nach  der  Mittheilung  des  Herrn  Debus, 
in  der  Gegend  von  Ottweiler  massenhaft  vor;  bei  Bliesen,  in  der 
Nähe  der  Nahe-  und  Bliesquelle,  wird  sie  sogar  zum  Zwecke  der 
Ausfuhr  gezüchtet  (332).  Die  Form  „ridibunda"  kommt  bei  Kreuz- 
nach nicht  selten  vor,  aber,  wie  Geiseuheyner  vermuthet,  nur  auf 
beschränktem  Räume,  nämlich  von  Münster  a.  St.  bis  nach    Bret- 


—  64  — 

zenheim;  sie  ist  am  häufigsten  an  der  Saliner  Brücke  und  in  der 
Gegend  der  Oranieninsel  und  Oranienquelle  zu  treffen  und  kommt 
besonders  viel  bei  Theodorshall  vor  (332 — 352).  Aus  Offenbach 
a.  M.  und  aus  Schierstein  bei  Wiesbaden  stammen  die  in  meiner 
Sammlung  als  „deutsche  Lessonai"  bezeichneten  Esculenta. 
lieber  die  Verbreitung  des  Wasserfrosches  in  der  Rhön  und  im 
Mainthale  erfahren  wir  durch  Leydig  folgendes:  „R.  esculenta, 
„in  der  Rhön  mir  nur  aus  der  Umgebung  des  Thiergartens,  in  der 
„Saale  bei  Kissingen  und  dem  Bache  der  Oelmühle  bekannt  ge- 
worden; in  Wassern,  welche  durch  Flachsrösten  trüb  und  häss- 
„lich  geworden  waren,  dauert  das  Thier  noch  aus;  durchweg  in 
„der  Rhön  von  geringer  Grösse.  In  den  Gewässern  des  Mudautha- 
„les  im  OdenAValde  bei  Amorbach  zahlreich  und  grösser.  Im  Main- 
„thal  erreicht  besonders  in  den  Altwassern  des  Schweinfurter  Be- 
„ckeus  diese  Froschart  einen  stattlichen  Umfang.  Auch  die  Larve 
„gewinnt  in  sonnig  gelegenen,  abgegrenzten  ruhigen  Plätzen,  hin  und 
„wieder  eine  solche  Grösse,  dass  sie  den  hierin  ausgezeichneten 
„Larven  von  Pelobates  nicht  nachsteht".  „In  der  Eifel",  fügt  Ley- 
dig hinzu,  „an  den  Maaren  vorhanden,  doch  nicht  häufig  und 
klein"  (94).  Im  eigentlichen  Rhongebirge  hat  Leydig  sie  nicht  auf- 
finden können,  dagegen  aber,  wenn  auch  vereinzelt  in  der  Saale. 
Sie  ist  ferner  im  Moselgebiete,  bei  Bonn,  bei  Linz  a.  Rh.  (95), 
bei  Ellierfeld  (229)  und  innerhalb  des  „Regierungsbezirkes  Arns- 
berg" (96)  gefunden  worden  und  ist  nach  Leydig  in  Deutschland 
sehr  allgemein  zu  Hause,  wird  jedoch  auch  da  und  dort  vermisst. 
Im  Luxemburgischen  ist  sie  nach  De  la  Fontaine  (97)  allgemein 
verbreitet,  in  Belgien  (98)  und  den  Niederlanden  (99)  ebenfalls. — 
Bezüglich  Englands  scheinen  die  fleissigen  Nachforschungen  Bou- 
lenger's  (100)  den  Nachweis  geliefert  zu  haben,  dass  dort  zwei 
Formen  zu  verschiedenen  Zeiten  und  aus  verschiedenen  Gegenden 
eingeführt  worden  sind.  Die  eine,  welche  in  Foulmire  Fen  in  Cam- 
bridgeshire  und  in  Stow  ßedon  und  zwischen  Thetford  und  Scoul- 
ton  in  Nurfolk  lebt,  soll  nach  demselben  Gewährsmann  der  italie- 
nischen Varietät  Lessonai  Cam.  mit  kräftigerem  Fersenhöcker  au- 
gehören und  vermuthlich  bereits  in  älterer  Zeit  von  römischen 
Mönchen  wohl  als  Speiseobject  aus  Italien  eingeführt  worden  sein, 
während  die  andere,  die  sogenannte  typica  nämlich,  vielleicht 
seit  nicht  so  langer  Zeit  aus  Nordfrankreich  und  Belgien  importirt 
worden  und  jetzt  in  Foulden  und  Wereham  in  Norfolk  anzutreffen  ist. 
Diese,  übrigens  auf  mehrere  glaubwürdige  Mittheilungen  gestützte 
Annahme  ist  plausibel,  denn  heutzutage    wird    sogar    die  gemeine 


—  65  — 

Kröte,  wie  Heron-Royer  behauptet,  in  grosser  Anzahl  nach  En- 
gland aus  Frankreich  versandt,  um  dort  ausgesetzt,  an  der  Ver- 
tilgung der  für  die  Landwirtschaft  schädlichen  Insekten  mitzuwir- 
ken. Ueber  die  Verbreitung  von  R.  esculenta  in  Grossbritannien 
lässt  sich  zur  Zeit  nichts  Genaues  mittheilen,  da  mau  neuerdings 
bezweifelt,  dass  unter  den  im  Volksmunde  als  „Holländische  Nach- 
tigallen" bezeichneten  Lurche,  deren  Penuant  in  seiner  „British  Zo- 
ology"  gedenkt  auch  wirklich  die  uns  hier  iuteressirende  Art  ge- 
meint ist,  da  Buto  calamita  ebenso  gut  auf  obigen  Beinamen 
Einspruch  erheben  könnte.  Jedenfalls  wird  sie  von  Shaw  (101) 
als  selten  bezeichnet  und  obschon  ich  nicht  gut  annehmen  kann, 
dass  sie  weit  nach  Norden  Englands  und  namentlich  nach  Schott- 
land vordringe  —  in  einem  mir  vorliegenden  Verzeichniss  von 
Kriechthieren  Liverpools  fehlt  sie — ,  so  glaube  ich  dennoch,  dass 
der  Frosch,  den  Bell  (102. — S.  102)  unter  dem  Namen  „ßana 
s  c  o  t i c  a"  beschreibt,  nicht  zu  R.  m  u  t  a  vel  t  e  m  p  o  r  a r  i  a,  wie 
es  gewöhnlich  angenommen  wird,  sondern  eher  zu  R.  esculenta 
und  zwar  zur  Lessonai  gehören  dürfte.  Darin  theile  ich  übrigens 
die  Ansicht  Ecker's  und  Thome"s,  denn  diese  beiden  Forscher  ha- 
ben das  Bild  Bell's  in  ihren  bekannten  Werken  reproducirt  und 
den  betreffenden  Frosch  als  Esculenta  bezeichnet.  Die  Bemer- 
kung Bell's,  dass  seine  Species  weder  mit  dem  braunen  Frosch, 
dessen  Beschreibung  gleichfalls  von  einer  gut  gelungenen  Figur 
begleitet  ist,  noch  mit  R.  esculenta,  d.  h.  mit  der  typischen 
Form,  die  Bell  zu  kennen  scheint,  obschon  er  sie  in  seinem  Buche 
nicht  beschreibt,  zu  verwechseln  ist,  bestätigt  mich  in  meiner  An- 
nahme, dass  unter  R.  scotica,  die  allerdings  in  manchen  Stü- 
cken von  Esculenta  typica  verschiedene  Lessonai  gemeint 
ist.  Die  Iren  scheinen  sich  mit  dem  Import  von  Fröschen  nicht 
abzugeben,  denn  ich  vermisse  die  Esculenta  in  den  Schriften 
über   die  Kriechthiere  Irlands. 

In  Dänemark  (103 — S.  291)  und  Südschweden  (104)  dagegen 
soll  sie  einheimisch  sein.  Dass  diese  Art  in  den  russischen  Ostsee- 
provinzen vorkommt  (105),  unterliegt  keinem  Zweifel,  bereits  Fi- 
scher erwähnt  sie  in  seinem  1791  in  Königsberg  publicirten  Ver- 
suche einer  Naturgeschichte  von  Livland;  im  Gouvernement  Pe- 
tersburg ist  sie  gleichfalls  verbreitet  (106),  im  Gouvernement  Wo- 
logda  dagegen  scheint  sie  zu  fehlen,  wenigstens  finde  ich  sie  we- 
der in  der  Mejakow'schen  Liste  genannt,  noch  unter  den  von 
Brandt  für  das  nördliche  Russland  und  für  den  nördlichen  Ural 
verzeichneten  Wirbelthieren  aufgeführt,  im  mittleren  Ural  aber   ist 

5 


6G 


sie  beobachtet  worden  (107).  Sabanejew  siebt  an,  dass  sie  in  dem 
Jaroslaw'sihen  Gouvernement  vorkommt  (108)  und  dass  sie  bei 
Mschni-Nowgorod,  an  den  Wolga-Ufern,  im  Gouvernement  Moskau, 
in  Stara'ia-Russa  und  in  den  Gouvernements  Woronesch  und  Tseher- 
nigow  häufig  ist,  weiss  ich  aus  eigener  Erfahrung.  Auch  in  ganz 
Westrassland,  Polen  inbegriffen,  wird  sie  wohl  überall  vorkommen; 
R.  aquatica  viridis  aus  der  Umgebung  von  Kichenew  (109), 
lt.  viridis  aus  dem  Charkow'schen  Gouvernement  (110).  R.  rä- 
ch in  nans,  deren  Kordgrenze  der  Verbreitung  nach  Krynicki  (111) 
im  Gouvernement  Kursk  liegt  und  deren  Vordringen  in  südöstli- 
cher Richtung,  so  gegen  die  Wolga  und  das  Kaspische  Meer  hin 
(112.  — S.  159),  beobachtet  worden  ist,  ferner  R.  tigrina  aus 
Piatigorsk  (112. — S.  158)  und  R.  den t ex  aus  Piatigorsk  und 
aus  dem  Wschiwi-See  bei  Stawropol  (111. — S.  65)  gehören  wohl 
alle  zu  R.  esculenta.  Eichwald,  der  bekanntlich  R,  ridibun- 
da  Pall.  und  R  gigas  Gmel.  in  die  Synonymik  von  .,R.  ca- 
chinnans"  versetzt,  berichtet,  dass  letztere  im  Bug  bei  Winnitza 
vorkommt  und  von  da  bis  nach  Nikolaew  vordringt  und  auch  am 
Dniepr  nicht  selten  ist,  im  Dniestr  aber  fehlt.  Von  einigem  Inte- 
resse ist  ferner  die  Bemerkung  Eichwald's,  dass  der  Wasserfrosch 
in  diesen  Gegenden  viel  kleiner  ist  als  am  Kaspischen  Meer  um 
Astrachan.  Er  wurde  ferner  gefunden  in  Orenburg,  Uralsk  und  am 
Fluss  Belaia.  Ausser  R.  cachinaans  enthält  die  „Naturhistorische 
Skizze  von  Lithauen,  Volhynien  und  Podolien"  (Wilna.  1830)  noch 
„R.  esculenta"  und  „R.  viridis".  Dass  die  Esculenta  auf  der 
Taurischen  Halbinsel  nicht  fehlt,  wissen  wir  aus  Pallas'Zoographia 
rosso-asiatica;  Kessler  hat  sie  aus  der  Umgebung  von  Simphero- 
pol  (113)  erhalten.  Ueber  ihre  Verbreitung  auf  der  Balkan-Hal- 
binsel liegen  mir  nur  dürftige  Angaben  vor:  v.  Möllendorff  (114) 
fand  sie  in  Bosnien  und  der  Herzegowina,  Fiedler  (318)  in  der 
Umgebung  des  Kopai's-Sees  und  mir  ist  sie  aus  Attika,  "Nauplia 
und  von  den  Inseln  Syra,  Tinos,  Mykonos,  Milos  und  Seriphos  be- 
kannt. Nach  Günther  kommt  sie  auf  Cypern  und  nach  Raulin  in 
Khalepa  bei  Kanea  auf  Kreta  vor  (116).  Aus  Böttger's  „Verzeich- 
niss  der  von  Hrn.  E.  v.  Oertzen  aus  Griechenland  und  aus  Klei- 
nasien mitgebrachten  Batrachier  und  Reptilien"  ersehen  wir,  dass 
Ridibunda  in  der  Umgebung  von  Athen,  am  Ufergebiet  des  Sees 
von  Dystos  in  Siid-Euboea,  auf  Andros,  beim  Dorfe  Kastelo  auf 
Rhodos,  auf  Kos,  beim  Dorf  Marathokampos  auf  Samos  und  in 
Smyrna  gesammelt  worden  ist.  Böttger  spricht  in  dieser  Schrift 
die  Ansicht  ans,  das  Gamerano's  Varietät  Bedriagai    aus    Syrien 


-  67  — 

zu  Ridibunda  zu  stellen  sei  uud  dass  die  von  mir  auf  den  Cy- 
kladeii  gesammelten  Wasserfrösche  auch  zu  Var.  Bedriagai  ge- 
hören. Var.  ridibunda  Pall.  vel  fortis  Blgr.  und  Bedriagai  Cam. 
sind  aber,  wie  ich  mich  durch  den  Vergleich  von  einigen,  mir  von 
Herrn  G.  A.  Boulenger  und  Prof.  L.  Camerano  gütigst  mitgeteilten 
Stücken  üherzeugen  konnte,  zwei  gründlich  verschiedene  Thiere, 
wenigstens  im  Sinne  derjenigen,  welche  glauben,  dass  die  uns  hier 
interessirende  Species  scharfe  Varietäten-Abtrennungen  zulässt.  Auch 
stimmt  die  Original-Diagnose  vou  Var.  ridibuuda  oder  der  for- 
tis Blgr.,  wie  sie  seiner  Zeit  von  Böttger  verdeutscht  und  vervoll- 
kommnet uns  vorgelegt  wurde  (vergl.  Zoolog.  Garten,  1885,  «N»  8, 
S.  237),  nicht  durchweg  mit  der  Beschreibung  der  vermeintlichen 
kleiuasiatisehen,  griechischen  und  inselgriechischen  ridibunda, 
die  jüngst  in  dem  erwähnten,  in  den  Sitzungsberichten  der  Berli- 
ner Akademie  erschienen  Verzeichnisse  Böttger's  veröffentlicht  ist, 
überein.  Wenn  Böttger,  wie  aus  seinen  Auseinanderlegungen  zu 
schliessen  ist,  nur  die  Länge  des  Ferseuhöckers  bei  der  Unterschei- 
dung der  Abarten  von  R.  esculenta  in  Betracht  zieht,  und  die 
Färbung  für  ihn  jetzt  von  keinem  Belang  ist,  so  wäre  es  folge- 
richtiger auch  die  „Perezi"  vel  „hispanica"  zu  ridibunda 
zu  stellen,  was  aber,  wie  ich  aus  dem  1887  in  den  nämlichen 
Berichten  veröffentlichten  Verzeichnisse  der  in  Portugal  von  Hrn. 
Simroth  gesammelten  Kriechthieren  ersehe,  nicht  geschehen  ist;  es 
heisst  vielmehr  darin,  dass  die  Perezi  identisch  mit  Var.  his- 
panica Michah.  sein  dürfte,  einer  Form,  welche  früher  von  dem- 
selben Gelehrten  mit  Var.  Latastei  vereinigt  worden  ist.  Es 
wäre  allerdings  möglich,  dass  die  uach  aussereuropäischen  Stücken 
beschriebenen  Varietäten  Latastei  und  Bedriagai  von  einer 
europäischen  Form  mit  kleinem  Fersenhöcker  —  etwa  der  hispa- 
nica-Perezi — abgeleitet  werden  können,  und  dass  die  Latastei 
lediglich  eine  afrikanische  hispanica  vorstelle;  eine  Vereinigung 
aber  dieser  oberseits  eher  hell  als  dunkel,  vorzugsweise  grün  ge- 
färbten, unterseits  gar  nicht  oder  spärlich  dunkel  gefleckten,  auf 
den  Hinterbeinen  mitunter  deutlich  gelb  gemarmelten  und  mit  sehr 
kleinem  Fersenhöcker  uud  kurzen  Unterschenkeln  versehenen  Frö- 
sche mit  dem  oben  eher  dunkel  als  hell  kolorirten,  unten 
stets  und  meist  deutlich  dunkel  gefleckten,  am  Gesäss  nie  gelb 
gemarmelten  und  mit  etwas  grösserem  Fersenhöcker  und  langen 
Unterschenkeln  versehenen  sogenannten  „Seefrosch"  würde  wohl 
nicht  gerade  die  Varietäten-Abtrennung  erleichtern,  sondern  im 
Gegentheil  dieselbe  fast  unmöglich  machen,    was    gewiss  nicht  im 


—  68  — 

Sinne  und  Geschmack  der  jüngsten  Forscher  von  R.  esculenta 
sein  dürfte.  Die  aussereuropäischen  Latastei  und  Bedriagai, 
von  denen  ich  nur  wenige  Originalexemplare  aus  Marokko  und 
Damaskus  besitze,  lasse  ich  hier,  da  ich  zur  Zeit  nur  die  euro- 
päischen Anuren  im  Auge  habe,  unbeachtet. 

„In  Asien",  sagt  Böttger  (5),  „geht  R.  esculenta  von  Palä- 
stina, Syrien,  Cypern  und  Kleinasien  über  die  Ebenen  von  Phoe- 
„nizien  und  das  Euphratthal  bis  Armenien,  Persien,  und  Transkau- 
„kasien,  ja  nach  Steindachner,  Hilgendorf  u.  a.  (in  der  var.  Japo- 
„nica  Boulenger)  bis  China  und  Japan".  In  Palästiua  und  Syrien 
kennt  man  sie  aus  dem  Salzthal,  vom  Todten  Meer,  vom  See  von 
Galiläa,  von  Merom  (9.  — S.  39),  aus  den  Gärten  von  Saida,  vom 
See  Phiala  (Birket  es  Ram)  aus  Beyrut  (nahe  am  Flusse),  aus 
Haifi'a  (11. — S.  670. — 117),  vom  Libanon  und  endlich  aus  Da- 
maskus, von  wo  die  Originalexemplare  der  Var.  Bedriagai  Cam. 
stammen  (254. — 11).  R.  esculenta  soll  ferner  am  Orontes 
bei  Antiochia  (118. — S.  252)  gefunden  worden  sein;  auch  bei 
Bireadjik  am  Euphrat  in  einer  der  vorher  genannten  nahestehen- 
den Abart  (F.  Müller),  in  Albistan  (Boulenger),  in  Smyrna,  in 
Trapezunt,  wo  nach  De  Filippi  R.  cachinnans  häufig  sein  soll 
(119.— S.  357),  in  Kutais  (120. -S.  77),  im  Rion-Thale,  in 
Suchum-Kale,  in  Abchasien,  im  ganzen  Gebiete  zwischen  den  Flüs- 
sen Kur  und  Araxes;  in  der  Umgebung  von  Etschmiadzin  soll  sie 
bis  zu  6.500  Fuss  ü.  M.  anzutreffen  sein  (121).  Ausserdem  soll 
sie  in  Lenkoran  (ridibunda  nach  Böttger),  in  Baku  (122. — 
S.  74)  sowie  auch  in  Armenien  „ungemein  verbreitet  sein"  (Bött- 
ger). ßlanford  fand  sie  bei  Rescht  in  Gilan,  bei  Schiraz  in  Far- 
sistan  und  in  Basra  am  Schatt  el  Arab  und  theilt  mit,  dass  sie 
im  Hochgebirge  Persiens  gemein  ist  (123. — S.  432).  Nach  Eich- 
wald (125)  kommen  „R.  cachinnans"  und  „R.  esculenta" 
bei  Mesched  in  Chorasan  vor  und  an  den  Mündungen  des  Gürgän 
in  Nordost-Persien  traf  Nikolski  die  Esculenta  in  geringer  An- 
zahl (124).  Konstatiert  wurde  ferner  die  Art  am  Ostufer  des  Kaspi, 
in  Kisil-Arwat,  am  Flusse  Emla,  in  Nukus,  Tschinas  und  Chod- 
schent.  Aus  Sibirien,  wo  sie  sicherlich  nicht  fehlt,  ist  sie  noch 
nicht  angegeben  gewesen,  wohl  aber  aus  der  Provinz  Ordos  und 
vom  mittleren  Chuan-che  (Hwang-ho)  (126,  127,  128),  von  der 
Insel  Tschusan,  aus  Ningpo,  Schanghai,  Tschifu  (Boulenger)  und 
Pekin  (Lataste,  129)  sowie  auch  aus  T<  kio  und  Iokohama  (Ca- 
merano,  130).  Die  in  China  und  Japan  einheimische  sogenannte 
var.    japonica    ist    von    unseren  europäischen    Formen    so    sehr 


—  69    - 

verschieden,  dass  es  nicht  verwunderlich  ist,  wenn  sie  als   beson- 
dere Species  gegolten  hat. 

Obschon  wir  mangelhaft  über  die  Verbreitung  von  R.  escu- 
lenta  unterrichtet  sind  und  namentlich  deren  Polargrenze  noch 
nicht  genau  keimen,  so  können  wir  dessenungeachtet  wohl  anneh- 
men, dass  die  Nordgrenze  ihrer  Verbreitung  hinter  derjenigen  von 
den  braunen  Grasfröschen  zurückbleibt.  In  der  Schweiz  steigt  sie 
nach  Fatio  selten  über  1100  M.  Meereshöhe  hinauf  und  im  Ge- 
birgsstoch  des  Montblanc,  wie  Veuance  Payot  versichert,  soll  sie 
in  den  Höhen  von  800  M.  gefunden  worden  sein;  in  den  höheren 
Regionen  räumt  diese  Art  ihren  Platz  dem  braunen  Grasfrosch 
ein.  In  Armenien  findet  sie  sich,  laut  Kessler,  in  einer  Höhe  von 
6.500  Fuss  ü.  M. 


2.  RANA  MUTA,  LAUR.  1768  ')• 

Literatur  und  Synonymik. 

Rana  muta  Laurenti,  Synops.  rept.  p.  134,  30.  Wien.  17G8.  Ga- 
mera</o,  Monografia  degli  Antibi  anuri  italiani  1.  c.  tav.  I,  fig.  9,  10; 
tav.  II,  fig.  1.  De  Betta,  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Kalia.  Par- 
te IV. — R.  aquatica  Bay,  Synops.  method.  quadr  ,  avium  et  pis- 
cium,  p.  247.  London.  1713. — R.  temporaria  Betzins,  Fauna  sueci- 
ca,  p.  285  (part.)  Leipzig.  1800.  Schneider,  Hist.  amphibior.  nat. 
fasc.  I,  p.  113.  Jena.  17  99.  Daudin,  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  et  Cra- 
pauds,  p.  48,  pl.  XV,  1802;  Hist.  nat.  Rept.  VIII,  p.  94  (part.).  Mer- 
rem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphibien,  S.  175.  Wagler,  Nalürl.  Syst. 
d.  Amphibien,  S.  203.  Glückselig,  Synops.  rept.  et  amphibior.  Bo- 
hemiae,  p.  47.  Prag.  1832.  Beider  u.  Halm,  Fauna  boiea.  M.  Taf. 
Nürnberg.  1832.  Latreille,  Hist.  nat.  Salamandres  de  France.  Paris. 
1800.  Fiteinger,  Neue  Classiflcat.  d.  Rept.  p.  (it.  Wien.  1826  Bell. 
Hist,  of  ßrit.  Rept.  p.  84,  fig.  London.  1839.  Bisso,  Hist.  nat.  prin- 
cip.  produet  de  PEurope  merid  t.  III,  p.  93.  Bonapartc,  Iconografia 
della  Fauna  Italica,  II.  c.  tav.;  Ainphibia  europaea,  in  Mein.  Accad.  Sc. 
Torino,  ser.  II,  tomo  II,  p.  3S5.  Nilsson,  Skandinavisk  Fauna,  III. 
Amfibierna,  p.  92.  Lund.  1860.  Günther,  Cat.    Batr.    Sal.  Brit.  Mus. 


*)  R.  teniporaria  aut.,  non  Linne  (vergl.  die  Schriften  Steeustrup's  in: 
Videnskabelige  Meddelelser  fra  den  naturhistoriske  Forening  i  Kjöbenhavu  for  1869, 
JY2JV2  1—5  u.  14 — 15),  R.  platyrrhinus  Steenstrup,  R.  fusca  terra- 
s  t  r  i  s  Bösel,  R.  Dybowskii  Günther. 


—   70   — 

p.  16  (var.  platyrrhinus)  London.  185S.  Schinz,  Fauna  Helvetica. 
p.  143.  Tschudi,  Classificat.  d.  i>atrachier,  in  Mem.  Soc.  Sc.  nat.  de 
NeuchStelj  1839,  p.  79.  Jenyns.  Manual  of  Bril.  Vertebr.  Animals, 
p.  3(  Ü.  Cambridge,  1835.  Latreille  et  Sonnini,  IT  ist.  nat.  Rept.  II, 
p.  150.  Paris.  1802.  Schlotthauber,  in  Arch.  f.  Naturgesch.  1844. 
Bd.  I.  S.  255.  Schlegel,  De  Dieren  van  Nederland.  Gewerveide  Dieren. 
Taf.  VII.  Haarlem.  1862.  Eclcer,  Die  Anatomie  d.  Frosches'  I,  p.  9, 
m.  Fig.  Braunschweig.  1864.  Dwneril  et  Bibron,  Erpetologie  gene- 
rale, VIII,  p.  3  -.9.  Paris  1841.  De  Betta,  Erpetolog.  delle  Prov.  Yen. 
e  del  Tirolo  merid.  Accad  Agricolt.,  Arti  e  Commercio  di  Verona.  XXXV. 
Sclireiber,  Herpetolog.  europaea,  S.  125  (var.  platyrrhina).  Fatio, 
Faune  des  Verte'bres  de  la  Suisse,  vol.  III,  p.  321;  Notice  hist.  et 
descript.  sur  les  trois  especes  de  grenouilles  rousses  etc.  in  Arch.  des 
Sc.  de  la  Biblioth.  Univcrs.  Janvier  1870.  Geneve.  1870.  Middendorff. 
Sibirische  Reise.  II  Bd.  2  Th.  S.  247,  Taf.  XXVI,  Fig.  1-4.  Les- 
sona,  Sudii  sugli  Anfibi  anuri  del  Piemoute,  1.  c,  tav.  II,- flg.  6 — 14, 
16,  17-  20.  Boulengcr,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  44;  in 
Sitzungsber.  Ges.  naturforsch.  Freunde  Berlin  1886,  A°  5,  S.  68  Koch, 
in  Bericht  Senckenberg.  naturforsch.  Ges.  1872,  S.  135.  Seoane,  On 
two  Fornis  of  Rana  from  N.  W.  Spain  (p  arvipalmata),  in:  The  Zoo- 
logist, 1885.  London.  Bötiger,  in:  Zoolog.  Garten.  1885,  Jfc  8,  S.  233.- 
R.  fusca  terrestris  Rösel,  Hist.  nat.  ranar.  nostratium,  p.  1.  Ti- 
telblatt, tab.  I— VIII.—  R.  fusca  de  flsle,  in  Ann.  Sc.  nat.  Serie  V, 
t.  XVII.  1873.  Lcdaste,  in  Revue  intern,  des  sc.  1878,  .TV:  42,  p.  494. 
Boulengcr,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  IV,  p  164.  He'ron-Royer, 
Remarques  et  experiences  sur  le  developpement  du  tetard  de  la  Gre- 
nouille  rousse,  in  Bull.  Soc.  d'Etudes  sc.  d'Angers,  1876  -  77.  Angers; 
Kote  sur  une  nouvelle  forme  de  Grenouille  rousse.  R.  fusca  Ho  nno- 
rat i,  in  Bull.  Acad.  Roy.  d<i-  Belgique.  2  serie,  t.  II,  N?  2,  pl.  I  et 
II.  1881;  Bull.  Soc.  Zool.  de  France  XI,  p.  681.  -  R.  cruenta  Mid- 
dendorff, Sibirische  Reise,  II  Bd.  2  Th.  S.  249.  Taf.  XXVI.  Pallas, 
Zoografia  rösso-äsiatica,  III,  p.  13.  St.  Petersburg.  1831. —  R.  alpina 
Risso.  Hist.  nat.  prineip.  prodiict.  de  TEurope  meridionale,  III,  p.  93. 
Paris.  1626. — R.  platyrrhinus  Steenstrup,  Ueb.  d.  Lebensweise  u. 
üb.  d.  syst.  Stellung  einiger  Amphibien  Dänemarks,  in  Amtl.  Ber.  üb. 
d.  24.  Versamml.  Deutsch.  Naturforsch,  u.  Aerzte  in  Kiel,  S.  131.  1846. 
/-.  Sielxäd,  in  Arch.  f.  Naturgesch.  1852.  Bd.  I,  S.  14.  Kessler, 
Ueb.  unsere  Frösche,  in  Kiew.  Universitäts-Nachricht.  N°  7,  p.  87. 
Kiew  1862  (russisch!).  Collin,  Danmarks  Fröcr  og  Tudser,  in  Natur- 
hislorisk  Tidsskrifl  3.  R.  VI  Bd.,  p.  299.  Steenstrup,  Bidrag  lil 
Besteinmelsen  af  de  nordiske  Arter  af  Rana  og  Bufo.  Vidensk.  Medd. 
fra  den  naturhist.  Forening  i  Kjöbenhavn  1869,  A:j.Vj  1—5,  14  —  15. — 
R.  flavivent ris  Millct,  Faune  de  Maine-et-Loire,  t.  II,  p.  663. 
Angers.  1829.  — R.  Dybowskii  Günther,  in  Ann.  Mag.  Nat.  Hist. 
187(1,  XVII,  p.  387.— Der  Gras-  oder  braune   Froscl \  Beckstein, 


—  71  — 

1><!  la  CepeüVs  Naturge.-:ch  d.  Amphibien,  II.  S.  359  u.  545.  Weimar. 
1800.  — Common  Frog  Pennant,  British  Zoology,  III,  p.  9.  London. 
1831.   Shaw,  General  Zoology,  III,  p.  97.  London,  18. '2. 

Aeusserer   Habitus. 

Der  Körper  ist  in  der  Regel  kräftig,    eher   plump    als   schlank 
und  gerundet,  der  Rumpf  in  der  Mitte  ziemlich  stark  bauchig    er- 
weitert, hoch  und  im  hinteren  Theile  des  Rückens  durch  die  stark 
vorspringenden  oberen  Enden  des  Beckens  höckerartig  aufgetrieben. 
Der  Kopf  ist  breit,  breiter    als  laug,    gerundet,    oben    flach,    mit 
schief  nach  aussen  und  unten  abfallenden  Seiten,  wenig  über   den 
Unterkiefer  hervorragender  kurzer,  gewöhnlich  in  stumpfem,  selte- 
ner in  ziemlich  spitzein  Bogen    gerundeter    Schnauze   ')    und    ge- 
wölbtem Schnauzenende.  Die  Frenalgegend  ist  ziemlich   hoch,    der 
breite  Inlerpalpebralraum  ist  stets  kleiner  als  der  Durchmesser  des 
Auges  und  in  seltenen  Fällen  auch  kleiner  als    die  Breite  des  Li- 
des, ge wohnlich  sind  Stirn  und  Lid  von  gleicher  Breite.  Die  massig 
grossen,  auf  der  Schnauzenkante,  in  der  Regel    näher    dem  Auge 
als  der  Schnauzenspitze  gelegenen  Nasenlöcher    sind   meistens  von 
einander  etwa  ebenso  weit  entfernt  wie  von  den  Augen  oder  vom 
Oberkieferrand;  bei  jungen  Individuen,  seltener  auch  bei  den  Alten 
gleicht  ihr  Abstand  von    einander    der    Stirnbreite.    Das    Auge  ist 
gross.  Das  ziemlich  kreisförmige,  näher  dem  Mundwinkel  als   dem 
Auge  gelegene  Trommelfell  ist  gross  und  sehr  deutlich,  im  Durch- 
messer gleich   '/,   oder  2/3   des  Augendurchmessers;  die  Entfernung 
des  Trommelfells  vom  Auge  beträgt  etwas  weniger  als  der  Durch- 
messer des  Trommelfells  oder  ist  ebenso  gross  als    letzteres.    Die 
Pupille  ist  ei.i  Queroval,  dessen  unterer  Rand  in  der  Mitte    einen 
winklig  gebrochenen  Verlauf  zeigt.  Die  Zunge   ist  gross,  nach  vom 
zu  verschmälert,  am  ihrem  hinteren  Theile  tief  ausgebuchtet    und 
zweihörnig.  Die  ziemlich  langen,  gebogenen  und  mit  zwei    Spitzen 
versehenen  Gaumenzähne  *)    bilden    zwei    schmale,    von    einander 
durch  einen  bald  grösseren,  bald  kleineren  Zwischenraum  getrennte, 
ungefähr  vom  hinteren    inneren    Theile    der    Choanen   ausgehende 
und  nach  hinten  unter  ziemlich  spitzem  Winkel  konvergirende  Rei- 
hen. Das  Männchen  ist  mit    zwei    inneren    Stimmsäcken  versehen, 


')  Vergl.  die  Kopfansicht  von  Var.  acutirostris  Fatio,  in  Camerano's  Mo- 
nografia  degli  Anlibi  anuri  italiani,  Holzschnitt  25. 

•-)  Vergl.  Taf.  III,  Fig.  22  und  Taf.  IV,  Fig.  40,  in  Leydig's,  Die  anuren  Ba- 
frachier  d.  deutsch.  Fauna. 


-    72   — 

die  nur  im  luftgefüllten  Zustande  hinter  dem  Winkel  der  Unter- 
kiunlade  hervorzutreten  pflegen  und  bei  brünstigen  Individuen  am 
meisten  entwickelt  erscheinen.  Die  Oeffnungen  zu  den  Stiuimsäckei) 
liegen  nahe  am  Mundwinkel,  zwischen  der  Unterkinnlade  und  dem 
vorderen  Hörn  des  Zungenbeines  und  sind  in  der  Regel  nur  bei 
lebenden  oder  erst  kürzlich  getödteten  Stücken  deutlich  sichtbar; 
an  Spirituspräparaten  ist  es  leichter  sich  über  die  Anwesenheit 
und  Lage  dieser  Organe  durch  das  Abtragen  der  äusseren  Haut, 
welche  diese  Aussackungen  der  Mundhöhle  überdeckt  zu  verge- 
wissern. 

Nur  ausnahmsweise,  so  bei  der  mir  unbekannten  Var.  longi- 
pes  F.  Müller  (Verhandl.  naturforsch.  Ges.  Basel,  Yil  Th.  3  Heft, 
S.  670)  ist  die  vordere  Extremität  genau  so  lang  wie  die  Tibia; 
auch  soll  bei  Var.  longipes  der  erste  Finger  „beträchtlich  län- 
ger" sein  als  der  zweite,  wogegen  sonst  der  Längenuutersehied  zwi- 
schen dem  ersten  kürzeren  und  dem  zweiten  längeren  Finger  sehr 
gering  zu  sein  pflegt;  der  dritte  und  längste  Finger  ist  ungefähr 
um  zwei  Phalangen  länger  als  der  zweite  und  um  anderthalb  Fin- 
geglieder länger  als  der  4.  Finger.  Von  den  drei  Ballen,  welche 
sich  auf  der  Volarseite  der  Handwurzel  erheben,  ist  der  Daumen- 
ballen der  grösste;  der  nach  aussen  liegende,  bedeutend  schmälere 
Ballen  entspricht  dem  vierten  Finger,  während  der  dazwischen  sich 
befindende  Ballen  den  ossa  metacarpi  des  2.  und  3.  Fingers  aufliegt. 
Die  Hinterbeine  sind  verhaltnissmässig  kurz,  nach  vorn  gestreckt 
und  an  den  Körper  angelegt,  mit  dem  Tibiotarsalgelenk  die  Schnau- 
zenspitze nicht  oder  kaum  erreichend;  in  vielen  Fällen  reicht  das 
untere  Gelenk  des  Unterschenkels  bloss  bis  zum  Auge  hin  oder 
sogar  nur  bis  zum  Paukenfell,  die  Tibia  ist  ein  klein  wenig  länger 
als  die  Vorderextremität;  die  Fusswurzel,  bis  zum  Ende  des  Fer- 
senhöckers gemessen,  ist  etwas  länger  als  die  Hälfte  der  Tibia  und 
namentlich  beim  Weibchen  länger  als  die  grösste  Kopfbreite.  Der 
Fersenhöcker  ist  schwach  entwickelt,  er  ist  weich  und  hat  die  Form 
eines  länglich  runden,  stumpfen  Wulstes  (Fig.  23,  in  Leydig's, 
Die  anuren  Batrachier),  der  höchstens  die  halbe  Länge  des  lnnen- 
zehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  erreicht  oder  dem  Durch- 
messer des  Trommelfells  gleicht;  in  vielen  Fällen  ist  jedoch  der 
Durchmesser  des  Trommelfells  grösser  als  der  Fersenhöcker.  Der 
äussere  Metatarsalhöcker  ist  selten  vorhanden  und  auch  dann  nur 
schwach  ausgeprägt.  Die  Zehen  und  die  Finger  sind  ziemlich  kräf- 
tig und  dick,  sie  enden  nicht  so  spitz  wie  bei  R.  agilis  oder 
R.  arvalis:,  die  Gelenkhöcker  sind  bald  grösser  und  stärker  vor- 


—  73  — 

tretend,  bald  kleiner  und  schwächer.  Die  Schwimmhäute  sind  na- 
mentlich bei  den  brünstigen  Thieren   wohl  entwickelt  und  werden 
mit  Recht  als  „fast  vollkommen"  bezeichnet.  Beim  brünstigen  Männ- 
chen zeigen  sie  eine  nur  äusserst  schwach  angedeutete  Ausrandung, 
umsäumen  die  5.  Zehe  bis  beinahe  zur  Spitze,  erstrecken  sich  über 
die  Wurzel  des  vorletzten  Gliedes  an  der  1.,  2.  und  3.  Zehe  und 
gehen  bis  über  die  Wurzel  des  vorletzten  Gliedes  an  der  4.  Zehe; 
beim    brünstigen  Weibchen   sind  die  Schwimmhäute  etwas  kürzer, 
denn  sie  erreichen  blos  die  Wurzel  des  letzten  Gliedes  an  den  vier 
kürzeren  Zehen  und  die  Wurzel  des  vorletzten  Gliedes  an  der  läng- 
sten   Zehe.    Bei    den    am    Lande    lebenden    Exemplaren  sind  die 
Schwimmhäute  rückgebildet;  sie  zeigen  eine  tiefe  Ausrandung  und 
lassen  die  letzte  und  bisweilen  auch  die  Hälfte  der  vorletzten  Pha- 
lanx an  der  1.  und  3.  Zehe,  die  letzte  Phalanx  au  der  2.  und  5. 
Zehe  und  zwei  Phalangen  an  der  längsten  Zehe  frei.  Nur  bei  der 
im  Nordwesten  Spaniens  lebenden  Form  „p  a  r  v  i  p  a  1  m  a  t  a"  sind  die 
Scwimmhäute    massig    entwickelt    und    gehen    Ms  zur  Wurzel  des 
vorletzten  Gliedes  an  der  1.  und  5.  Zehe,  bis  zur  Wurzel  des  2. 
Gliedes    an  der  längsten  Zehe  und  erstreken  sich  über  die  Wur- 
zel des  1.  Gliedes  an  der  2.  und  3.  Zehe   (vergl.   die  Ilolzstiche 
in:  Seoane,  On  two  Forms  of  Rana  from  N.  W.  Sp;iin.  The  Zoo- 
logist, 1885).  Die  Zehen-  und  Fingerspitzen  sind  bei  dieser  Form 
mehr  zugespitzt  als  bei  der  typischen. 

Maasse  in  mm.  Galicien  (Spanien).     Wiesbaden.     Faido. 

9  (pnrvipalmata).  j  <? 

Totallänge 48.5  73.               90. 

Kopflänge 14.5  21.              25. 

Kopfbreite 16.  23.5             29. 

Kopfböhe   7.  9.5  12.5 

Kopfumfang 4L  71.5            79.5 

Interpalpebralraum 3.  5.     circa     6. 

Augendurchmesser 5.5  7.  8.5 

Durchmesser  des  Trommelfells 2.5  4.5  circa     6. 

Entfernung  d.  Schuauzeuspitze  vom  Auge.               6.5  8.  9. 

„         d.  Trommelfells  vom  Auge  ..               1.5  2.     circa     3. 

„         „  „  von  d.  Mund- 

spalte  circa 1.5  1.  2. 

Rumpflänge 34.  52.               65. 

Vorderbein 27.5  41.               48. 

Hinterbein 79.  103.             130. 

Unterschenkel 26.  36.               42.5 

Fersenhöcker 2.5  3.     circa     4. 

Innenzehe  vom  Fersenhöcker  an  gemessen.  5-5  8.                 9.5 

Die  Grösse  des  erwachsenen  Threres  beträgt  bisweilen  100  bis 
110  mm.;  die  jungen  Grasfrösche  messen  nach  ihrer  Verwandlung 
10  bis  15  mm.,  von  der  Schnauzenspitze  bis  zum  After  gemessen. 


—  74  — 


Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Wenige  Frösche  dürfte  es  geben,  die  in  ihrer  Färbung  so  ab- 
weichen wie  R.  fusca;  jedoch  lässt  sich  immerhin  als  Regel  auf- 
stellen, dass  die  Grundfabre  des  Männchens  eher  in  dunklen,  die 
des  Weibchens  vorzugsweise  in  lichten  Farbentonen  schattirt,  bei 
letzterem  also  vor  allem  hellbraune,  dann  roth-,  gelblich-  und  grau- 
braune, bei  ersterem  eher  dunkelbraune  Farben  vorherrschen.  Dies 
schliesst  jedoch  nicht  aus,  dass  einerseits  schwärzliche  Weibchen 
und  andrerseits  rosa  Männchen  vorkommen  können.  Aber  nicht 
allein  die  Färbung  des  Grasfrosches,  sondern  auch  seine  Zeich- 
nung ist  so  ausserordentlich  veränderlich,  dass  eine  eingehende 
Beschreibung  aller  Zeichnungsformen  kaum  thunlich  erscheint.  Kon- 
stant sind  nur  die  grossen,  bald  hell-,  bald  dunkelbraunen,  fast 
scwärzlichen,  nach  hinten  spitz  dreieckig  ausgezogenen,  oben  mei- 
stens mit  einem  zackig  ausgebuchteten  Rande  versehenen  Ohrflecke 
zwischen  Auge  und  Schulter,  ferner  die  gleichfalls  durch  ihre  dun- 
kle Farbe  vom  Untergrund  sich  abhebenden  und  gewöhnlich,  wenn 
auch  bisweilen  äusserst  schwach  oben  hei!  umsäumten  Frenalstrei- 
fen,  sowie  auch  diejenigen  Streifen,  welche  sich  auf  der  Vorder- 
flache  des  Oberarmes  befinden.  Desgleichen  erscheinen  wohl  bei 
allen  Zeichnungsvarietäten  die  Hinterbeine  oberseits  dunkel  quer 
gebändert,  oder  auch  nur — mitunter  sogar  ziemlich  undeutlich — ge- 
fleckt. Die  dunklen  Querbarren  am  Vorderbein  und  die  gleichfalls 
dunklen,  bisweilen  durch  ihre  hellen  Säume  scharf  von  der  Um- 
gebung abgegrenzten  Bänder  oder  Streifen,  welche  der  Hinterfläche 
des  Vorderbeines  bis  zur  Spitze  des  äusseren  Fingers  entlang  und 
längs  der  Vorderfläche  des  Oberschenkels,  der  Aussenfläche  des 
Unterschenkels  und  an  der  Unterseite  der  Fusswurzel,  der  Sohle 
und  der  fünften  Zehe  sich  hinziehen,  können  entweder  deutlich 
zutage  treten,  oder  in  einzelne  Flecken  aufgelöst  erscheinen  und 
zum  Theil,  so  am  Oberarm  und  am  Oberschenkel,  verschwinden, 
während  das  Knie,  die  Fusswurzel,  die  Sohle,  sowie  auch  der  Un- 
terschenkel stets  wenigstens  Spuren  dieser  Streifung  tragen.  Recht 
beständig  erweisen  sich  ferner  die  zwei  im  Nacken  divergirend 
nach  hinten  gerichteten  dunklen,  mitunter  verloschenen  Striche, 
die  etwa  einem  an  der  Spitze  geöffneten  Dach  ähulich  sehen,  oder 
ungefähr  die  Figur  eines  umgekehrten  breiten  V  bilden;  endlich 
linden  sich  bei  den  meisten  Grasfröschen  die  dunklen  Seitenstreifen 
an  der  Oberkinnlade  öfters  nur  spurweise  angedeutet  und  die  hei- 


75 


len,  diese  Streifen  von  den  Ohrflecken  absondernden  und  nach 
vorn  zu  in  das  hellfarbige  Mittelfeld  der  Zügelgegend  übergehen- 
den Streifen  wieder,  sowie  auch  zwei  an  den  oberen  Augenlidern 
nach  innen  in  der  Mitte  sich  zeigende  Flecken,  welche  häufig  am 
Scheitel  zusammenfliessen  und  eineu  Querstrich  bilden.  Die  Rumpf- 
oberseite ist  selten  einfarbig  und  wohl  nur  bei  denjenigen,  deren 
braunes  Kolorit  eine  starke  Neigung  ins  Rostfarbene  oder  Röthtt- 
che  zeigt;  in  den  meisten  Fällen  ist  sie  mit  dunklen  Makeln  be- 
setzt, die  klein  sind  und  die  Grösse  der  Warzen  und  kurzen  wul- 
startigen Erhabenheiten  nicht  tiberschreiten,  oder  aber  ziemlich 
gross  und  entweder  reihenweise,  etwa  in  zwei  bis  vier  Längsserien, 
oder  unregelmässig  vertheilt  erscheinen.  Diese  Zeichnung  kann  bald 
nur  in  Form  eines  dunklen  Schattens  oder  Nebels,  bald  scharf  aus- 
geprägt auftreten,  aus  zwei  dunklen  Tinten  und  aus  dicht  an  einan- 
der gerückten  und  zum  Theil  zusammenfliessenden  schrift-  und  schnör- 
kelartigen Figuren  bestehen  und  den  Untergrund  zurückdrängen. 
Dergleichen  intensiv  dunkelschekige  Exemplare,  deren  Drüsenwül- 
ste sogar  vom  dunklen  Netzwerk  grösstenteils  überzogen  erschei- 
nen, siuü  wohl  ebenso  selten  wie  diejenigen,  deren  grob  dunkel 
gefleckte  Rückenmitte  von  einem  Kranz  tief  brauner  oder  schwar- 
zer grosser,  vorzugsweise  runder  und  isolirter  Flecken  umgeben 
erscheint.  Am  häufigsten  bilden  die  Fle  ken  mehr  oder  weniger 
regelmässige  Reihen;  es  lassen  si  h  meistens  zwei  Längsreihen  der 
Rückenzone  entlang  und  zwei  andere  am  Rande  der  durch  ihre 
etwas  hellere  Färbung  vom  Untergrund  abstechenden  drüsigen  Wül- 
ste sich  befindende  Reihen  dieser  scharf  ausgeprägten,  mitunter 
aus  zwei  dunkelbraunen  Tinten  bestehenden  Makeln  oder  Nebel- 
flecken erkennen.  Diese  Flecken  können  rund,  hufeisenförmig, 
schnörkelartig  oder  länglich  erscheinen  und  ein  helles  Mittelfeld, 
das  gewöhnlich  auf  das  Vorhandensein  eines  Pustels  oder  einer 
wulstartigen  Erhabenheit  deutet,  einschliessen;  ob  diese  Flecken 
auf  der  Rückenzone  der  Länge  nach  zusammenfliessen  und  ähnlich 
den  meist  kleinen,  auf  den  Drüsenwülsten  und  vorzugsweise  ihrem 
Aussenrande  entlang  angeordneten  Flecken  und  Strichen,  Streifen 
und  Binden  bilden  können,  lasse  ich  dahingestellt,  da  mir  derart 
dunkel  gestreifte  Individuen  nicht  vorliegen.  Hell  gestreifte  Stücke, 
deren  auch  Leydig  in  seinem  Anurenwerke  gedenkt,  sind  mir  hin- 
gegen bekannt  und  sehen  insofern  den  Feldfröschen  etwas  ähnlieh, 
als  bei  ihnen  ein  helles  Längsband  hinter  der  Schnauze  oder  im 
Nacken  beginnend,  der  Rückenmitte  entlang  bis  in  die  Nähe  des 
Afters  verläuft  und  in  der  Regel   jederseits  von  einer  dunkel  ge- 


—  76  — 

fleckten  und  nach  aussen  hin  vom  helleren  seitlichen  Drüsenwulst 
umsäumten  Zone  begrenzt  wird.  Die  Kopfoberseite  ist  je  nach  dem, 
ob  die  Thiere  mehr  oder  weniger  intensiv  geileckt  sind,  mit  einer 
stärker  oder  schwächer  ausgeprägten  dunklen  Zeichnung  versehen, 
schwach  punktirt  oder  auch  fast  einfarbig;  mitunter  ist  sie  mit 
ganz  hellen  runden  Flecken  besetzt,  ebenso  die  Rumpfoberseite. 
Die  Rumpfseiten  tragen  wohl  fast  ausnahmslos  Nebelflecken  oder 
dunkle  Flecken,  schrift-  und  schnörkelartige  Figuren;  mitunter  sind 
sie  sehr  zahlreich  und  bilden  eine  unregelmässige  Marmorzeichnung. 
Gegen  den  Bauch  zu  hellen  sich  die  Rumpfseiten  bedeutend  auf, 
so,  dass  der  Uebergang  in  das  Weiss,  Schmutzig,  Gelblich-  oder 
Röthlichweiss  des  Bauches  allmählich  und  unkenntlich  von  statten 
geht.  Die  ganze  Unterseite  ist,  mit  Ausnahme  der  Schenkeln,  die 
einfarbig  weisslich,  gelblich,  rosa  oder  roth  überflogen  sein  kön- 
nen, mit  grauen,  bräunlichen  oder  ins  Röthliche  übergehenden 
Nebel-,  Puder-,  sowie  auch  ziemlich  deutlich  abgegrenzten,  rund- 
lichen grösseren  Flecken,  bald  mehr,  bald  weniger  besetzt  oder 
gemarmelt,  mitunter,  wie  es  namentlich  an  der  Kehle  und  an  den 
Bauchseiten  öfters  der  Fall  zu  sein  pflegt,  in  so  hervorragender 
Weise,  dass  der  Untergrund  vollständig  zurücktritt.  Diese  Fleckung 
kann  übrigens,  so  bei  der  spanischen  p  ar  vipalmata,  deren 
Rückenzone  uud  Kopfoberfläche  bisweilen  ganz  einfarbig  und  deren 
Scheukeloberseite  mitunter  spärlich  dunkel  gefleckt  erscheint,  nur 
an  der  Kehle  auftreten.  Dass  die  rothbrauae  Farbe  die  Kehle  und 
den  Bauch  des  Weibchens  überziehen  kaun,  erfahren  wir  durch 
Leydig  (op.  cit.,  S.  119)  und  „da  sich  dieses  Rothbraun",  sagt 
Leydig,  „auch  über  die  Unterfläche  der  Gliedmassen  in  grösserer 
„oder  geringerer  Ausdehnung  erstrecken  kann  und  in  der  Laichzeit 
„in  hohem  Grade  sich  steigert,  so  erscheinen  die  Thiere  alsdann 
„wahrhaft  geschmückt".  Rothe  Flecken  und  rothgefärbte  Warzen 
kommen,  namentlich  bei  den  auch  sonst  durch  ihr  röthliches  Ko- 
lorit ausgezeichneten  alpinen  und  russischen  R.  muta  (R.  cruenta 
Pallas,  Middendorff)  nicht  nur  an  der  Rumpfunterseite,  sondern 
auch  an  der  Vorderfläche  des  Vorderbeines,  insbesondere  aber  an 
der  Wurzel  der  Vorderextremität,  hinten  am  Ohrfleck,  sowie  an 
den  Drüsenwülsten  vor  und  vermischen  sich  mit  den  gelblichen 
Warzen,  welche  sich  von  den  dunkel  gemarmelten,  oder  nur  mit 
undeutlichen  Nebelflecken  versehenen  Hinterbacken  abheben;  das 
Roth  kann  endlich  sich  auch  über  die  Oberseite  der  Fusswurzel 
und  des  Fusses  erstrecken,  während  die  Fussunterseite  mehr  oder 
weniger  dunkel  gefärbt  oder  gefleckt  erscheint.  Verschiedene  Affekte 


—   77   — 

uud  äussere  Eiuflüsse  erzeugen  beim  Grasfrosch  kurz  oder  ziem- 
lich lange  währende  Farbenveränderungen  und  erschweren  sehr 
dessen  Beschreibung.  „Das  Thier  im  Wasser  während  der  Laich- 
zeit ist  dunkel",  sagt  Leydig  '),  „die  Männchen  mehr  als  die  Weib- 
chen; später  heim  Landleben  hellt  sich  die  Farbe  sehr  auf,  fällt 
„aber  bei  gewissen  Umständen  schnell  wieder  in's  Dunkle  zurück. 
„So  z.  B.  fing  ich  auf  Berghalden  der  Tübinger  Gegend  au  echten 
„Sommertagen  (bei  -+-  20°  R.  und  Ostluft)  Exemplare,  deren  Grund- 
farbe auf  dem  Rücken  ein  auffallend  lichtes  Grau  oder  Gelb  war. 
„Bis  auf  den  dunklen  Ohrfleck  und  den  Spuren  von  Querbinden 
„der  Hinterbeine  erschien  fast  alles  dunkle  Pigment  zurückgetreten. 
„Ueber  Nacht  im  Käfig  gehalten,  waren  sie  am  anderen  Morgen 
„ganz  dunkel  geworden.  Dieselbe  Erscheinung  hatte  ich  mir  bereits 
„vor  vielen  Jahren  von  Thieren,  welche  ich  bei  Sonthofen  (Allgäu) 
„sammelte,  angemerkt.  Hingegen  bei  rauhem  Nord-Ost  trifft  man 
„die  Rana  pla tyrrhinus  im  Felde  oder  an  Waldrändern  von 
„ganz  dunkler  Hautfarbe.  Dabei  kann  es  vorkommen,  dass  ältere 
„Thiere,  welchen  man  an  einer  geschützten  mittägigen  Lage  be- 
gegnet, ein  helles  ledergelbes  Aussehen  darbieten.  Sucht  man  die 
„gleichen  Plätze  an  durchaus  kühlen  Tagen  ab,  so  war  selbst  bei 
„den,  wie  ich  mir  denke  wetterfesten,  alten  Thieren  die  Farbe  ins 
„Dunkle  umgesetzt".  In  einer  Anmerkung  fügt  derselbe  Gewährsmann 
dem  hinzu:  „Ganz  schwärzliche  Thiere  von  Rana  p  1  a  t  y  r  r  h  i  n  u  s, 
„zur  Winterzeit  für  die  Abhaltung  mikroskopischer  Untersuchungen 
„aus  dem  ungeheizten  Raum  in  das  geheizte  Zimmer  gebracht, 
„werden  innerhalb  zweier  Stuuden  zu  ganz  hellgelblichen".  Zur 
Brunst-  und  Laichzeit  überzieht  ein  bläulicher  Schimmer  den  Körper 
des  Männchens  und  das  Thier  kann  zu  dieser  Zeit  im  Wasser  ge- 
radezu himmelblau  erscheinen  *);  namentlich  schmückt  das  Blau 
oder  Violett  die  Kehle  desselben;  ausserhalb  des  Wassers  büsst  das 
brünslige  Männehen  fast  völlig  diese  Zierde  ein  und  erscheint  mehr 
taubengrau.  Da  einige  Forscher  von  grünen  Grasfröschen  sprechen, 
so  lässt  sich  vermuthen,  dass  es  sich  lediglich  vielleicht  um  wäh- 
rend der  Laichzeit  übergrünte  männliche  Individuen  handelt,  jeden- 
falls sind  mir  grünliche  R.  muta  unbekannt,  hingegen  aber  braune 
mit  einem  Stich  ins  Grüne  oder  Oliveufarbene.  Bei  den  brünstigen 
innchen  kommt  vorzugweise    Gelb  und  Rosaroth  zum  Vorschein.» 


')  Ueber  d.  allg.  Bedeckungen  d.  Amphibien,  in  Arch.   f.  mikroskoD.    Anatomie, 
Bd.  XII 

a)  B.  Haller,  in  Zoolog.  Anzeiger,  1885,  S.  611.  Vergl.    auch  S.  754. 


—  78   — 

Die  Hinterbacken,  die  Innenfläche  des  Unterschenkels,  die  Brust- 
seiten  und  der  Bauch,  namentlich  nach  hinten  zu,  erscheinen  gelb 
gefärbt;  auch  vor  der  Insertionsstelle  der  Vorder-  und  Hinterbeine, 
sowie  in  der  Achselgrube  tritt  Gelb  auf.  Rosarothe  Marmorzeich- 
nung kommt  an  den  Brustseiten,  am  Bauch,  auf  der  Fusswurzel, 
am  Ober-  und  Unterschenkel  und  an  den  Halsseiten  zum  Vorschein, 
während  die  Schwimmhäute  roth  geädert  erscheinen  können. 

Die  jungen  Thiere  scheinen  insofern  von  den  Alten  unterschie- 
den, als  sie  oberseits  wohl  nie  stark  gefleckt  und  unterseits  mit 
verloschenen  grauen  Fleckenzeichnungen  versehen,  oder  aber  gleich- 
farbig erscheinen. 

Die  goldgelbe  Iris  ist  durch  einen  dunklen  Strich  in  zwei  Hälf- 
ten zerlegt;  in  ihrer  unteren  Hälfte  erscheint  sie  mitunter  stark 
schwarzbraun  oder  schwarz  pigmentirt;  in  der  oberen  dagegen,  so- 
wie auch  am  Rande  der  Pupille  tritt  das  Goldgelb  deutlicher  hervor. 

R.  muta  tritt  nach  den  Angaben  der  Autoren  in  mehreren  For- 
men auf,  es  sind  dies:  1)  obtusirortris  Fatio  (Faune  des  Ver- 
tebre's  de  la  Suisse,  vol.  III,  p.  321),  eine  stumpfschnäuzige,  allge- 
mein verbreitete  Form,  welche  allem  Anscheine  nach  mit  „Var. 
maximus  Koch"  (Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudat.  Batrach. 
d.  Unter-Main-  u.  Lahn-Gebietes.  Frankfurt  a.  M.  1872)  identisch 
ist;  2)  acutirostris  Fatio,  eine  Form,  welche  die  eher  spitze 
als  stumpfe  Schnauze  des  jungen  Grasfrosches  beibehalten  hat  und 
wohl  mit  „Var.  cinereus  Koch",  die  nach  der  Aussage  Koch's 
eine  Hybriden-Charakter  trägt,  gleich  zu  stellen  ist;  3)  Var.  „ver- 
rucosus Koch",  welche  mir  nichts  anderes  zu  sein  scheint  als 
obtusirostris  in  krankhaftem  Zustande;  4)  „Var.  montanus 
Koch"  soll  nur  eine  kleinere  Gebirgsform  sein;  5)  parvipal- 
mata  Seoane,  als  Subspecies  aufgeführt,  kennzeichnet  sich  durch 
für  R.  muta  auffallend  kurze  Schwimmhäute,  sowie  auch  durch 
den  etwas  schmäleren  InterpalpebraJraum  und  die  Lage  der  Na- 
senlöcher; 6)  „Var.  longipes  F.  Müller",  „eine  besonders  lang- 
beinige Form  der  muta  acutirostris",  deren  Tibia  genau  so 
lang  ist  wie  die  vordere  Extremität. — „Var.  typus  Koch"  lasse 
ich  unberücksichtigt,  da  Koch  dieselbe  bald  zu  den  stumpfschnäuzi- 
gen,  bald  zu  den  spitzschnäuzigen  Grasfröschen  stellt.  Var.  gra- 
cilis  von  demselben,  eine  schlanke  Form  mit  stumpfer  Schnauze 
und  starkem  Höcker  wird  von  einigen  für  R.  agilis  gehalten. 
„Honnorati  Heron-Royer",  eine  Gebirgsform  mit  schlankem-Kör- 
per,  kurzem,    sehr    wenig  zugespitztem    Kopf,    langen  Beinen  und 


—  79  — 

stärker  vortretenden  seitliehen  Drüsenvvülsten   *)    dürfte   mit  „Var. 
longipes"  identisch  sein. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Die  Verschiedenheiten  der  Geschlechter  sind  von  mehreren  Auto- 
ren, namentlich  von  Fatio  und  von  Leydig  aufgeführt  worden.  Der 
Unterschied  des  Männchens  zur  Begattungszeit  besteht  zunächst  da- 
rin, dass  es  eine  stark  entwickelte  und  in  vier  Theilstücke  durch 
ziemlich  tiefe  Furchen  und  Einschnitte  am  Iunenrande  zerlegte 
Schwiele  besitzt,  welche  dem  Daumenballen,  dem  os  metacarpi  und 
den  zwei  Phalangen  entspricht;  sie  erstreckt  sich  über  den  Ballen, 
den  Iunenrand  sowie  auch  über  die  Oberseite  des  Daumens  und 
fällt,  wenn  der  Begattungstrieb  seinen  Höhepunkt  erreicht  hat, 
durch  ihre  schwarzbraune  Färbuug,  ihr  sammtenes  Aussehen  und 
schliesslich  durch  starke  Rauhigkeit  auf;  die  Papillen  nämlich  sind 
hoch  und  dick  und  fühlen  sich  borstig  an.  Ferner  zeigen  sich  in 
der  Paarungszeit  Verschiedenheiten  zwischen  Männchen  und  Weib- 
chen in  Betreff  ihrer  Färbung  und  der  Beschaffenheit  der  Haut: 
das  Männchen  schmückt  ein  blauer  Schimmer,  seine  Kehle  wird 
mit  bläulichem  oder  veilchenblauem  Anfluge  versehen  und  seiue 
Haut  wird  völlig  glatt;  dem  Weibchen  mangelt  dieser  Hochzeits- 
schleier, es  zeigt  keine  Spur  von  Schwielenbildungen,  zeichnet  sich 
aber  durch  den  Besitz  von  mitunter  zahlreichen  kleinen  weissen 
Pusteln  oder  Höckerchen  auf  dem  Hinterrücken,  den  Lenden-  und 
Aftergegend,  ferner  an  den  Rumpfseiteu,  sowie  auf  der  Oberseite 
der  Schenkel  aus.  Ein  weiterer,  sehr  bemerkenswerter  Unter- 
schied— unabhängig  von  der  Begattuugszeit — zwischen  den  Geschlech- 
tern liegt  darin,  dass  dem  Männchen  zwei  innere  Stimmsäcke  zu- 
kommen. Endlich  muss  hinzugefügt  werden,  dass  beim  letzteren  der 
Kopf  etwas  schmäler,  der  Vorderarm  dicker,  fleischiger  und  we- 
niger gelenkig  ist,  namentlich  zur  Brunstzeit,  dass  der  Daumen 
dicker  und  dass  die  Schwimmhäute  etwas  derbhäutiger  und  aus- 
gedehnter sind  als  beim  Weibchen.  Dies  sind  die  hauptsächlichsten 
Geschlechtsunterschiede,  die  volkomnien  genügen,  um  sich  über 
das  Geschlecht  der  R.  muta  zu  orientiren. 


')  Note  sur  une  nouvelle  forme    de    »renouille    rousse   etc.  in  Hüll.  Acad.  roy. 
de  Belgiquo,   1881,  t.  I,  £  2.  PI  I,  II. 


—  80  — 

Larve. 

Bei  den  mir  augeublicklich  vorliegenden  lebenden  zweibeinigen 
Larven  aus  Faido  ist  die  Färbung  der  Oberseite  überwiegend  braun 
mit  einer  grauen  Puderung  am  Rücken;  die  Rumpfseiten  nach  oben 
zu  sind  gleichfalls  braun  mit  dunkelbraunen  und  schwarzen  Flecken. 
Bauch  stahlgrau  oder  schwarz  mit  zahlreichen  glänzenden,  blass- 
gelbeu,  kleinen,  isolirten,  stellenweise  silberglänzenden  Flecken  re- 
gellos bedeckt;  Kehle  hell;  Schwanz  vorn  braun,  nach  rückwärts 
zu  bräunlichgelb  mit  dunklen  und  goldglänzenden  Flecken  besetzt; 
ähnliche  Flecken  sind  aurh  am  Schwanzsaume,  so  namentlich  auf 
der  dorsalen  Seite  vorhanden.  Die  Iris  ist  oben  und  unten  auf 
goldgelbem  Fond  stark  mit  Schwarz  durchsetzt.  Die  Umgebungen  der 
Nasenöffnung  ist  dunkel.  Kurz  nachdem  die  Vorderextremitäten  zum 
Vorschein  getreten  sind,  nimmt  das  Braun  der  Oberseite  den  dem 
Frosche  zukommenden  Ton  an,  es  zeigt  sich  zwischen  den  Augen 
eine  dunkle  Zeichnung  und  dahinter,  in  der  Rückenmitte  tritt  ein 
U-förmiger  Fleck  auf.  Der  Kopf  ist  entweder  kurz,  nach  vorn 
schnell  und  ziemlich  stark  dreieckig  zugespitzt,  oder  aber  er  geht 
nach  vorn  allmählich  in  die  etwas  längere,  breit  verrundete  Schnau- 
ze über;  im  erstereu  Fall  ist  die  Körperoberseite  flach  gewölbt 
und  der  Rumpf  nach  rückwärts  zu  stark  bauchig  erweitert,  im 
letzteren  dagegen  tritt  die  Wölbung  oberseits  etwas  stärker  auf, 
während  der  Rumpf  weniger  bauchig  aufgetrieben  erscheint.  Die 
kleinen  Augen  sind  oben  gelegen;  ihr  Abstand  von  einander  auf 
dem  Scheitel  ist  nur  wenig  grösser  als  der  Raum  zwischen  den 
"Nasenlöchern.  Die  Entfernung  der  nach  vorn  gerichteten  kleinen 
Nasenlöcher  vom  Lippenrande  ist  merklich  kleiner  als  ihr  Abstand 
vom  Auge  und  etwas  kleiner  als  die  Distanz  des  einen  Nasenlo- 
ches vom  anderen.  Der  Mund  ist  etwas  kleiner  als  der  Interocu- 
larraum  und  etwas  grösser  als  die  Entfernung  der  Nasenlöcher 
von  einander.  Am  unteren  Lippenrand  und  an  den  Mundwinkeln 
sitzen  dicht  aneinander  gereihte  winzige  Papillen,  während  der 
obere  Rand  der  Lippe  bezahnt  erscheint.  An  der  Innenfläche  der 
Oberlippe  linker-  und  rechterseits  vom  Kiefer  sitzen  je  zwei  bis  drei 
kurze  Zahureihen,  an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  sind  zwei 
oder  drei  ununterbrochene  und  nach  innen  zu  noch  eine  vierte  in 
zwei  laterale  Stücke  zerlegte  Zahnserie   zu  sehen  ').   Die  Entfer- 


*)  Die  kleinen  Ziihnchen  haben  einen  trichterförmig  auslaufenden  Körper  und 
einen  massig  langen  gewöhnlich  mit  12  Zacken  versehenen  Kopf;  zwei  übereinan- 
der sitzende  Ersatzzahnchen  wachsen  mit  ihren  sägeförmig  ausgezackten  Köpfen 
in  die  Höhle  des  Endzahnes  hinein. 


-   81    - 

ouDg  der  linkerseits  am  Rumpfe  gelegenen  Atheinröhre  vom  Mund- 
winkel ist  etwas  grösser  als  ihre  Entfernung  von  der  Insertions- 
stelle  des  Hinterbeines.  Die  kurze  Analröhre  öffnet  sich  auf  der 
rechten  Seite  der  Unterecke  der  Schwanzflosse.  Der  Schwanz  ist 
etwas  mehr  als  anderthalbmal  so  lang  wie  der  übrige  Körper; 
seine  obere  am  Schwanzanfang  ihren  Ursprung  nehmende  Schwanz- 
flosse ist  am  Rande  in  stärkerem  Bogen  geschwungen  als  die  un- 
tere; gegen  das  Ende  hin  läuft  der  Schwanz  ganz  allmählich  in 
ein  Spitze  aus.  Beine  und  Zehen  sind  im  Vergleich  zu  R.  niva- 
lis oder  R.  esculenta  kurz.  Die  Augen-  und  Nasenregion  ist  von 
einer  Reihe  heller  Hautdrüsen  („Seitenlinie")  umgeben;  ähnliche 
geschwungene  Reihen  sind  auch  am  Rücken  sichtbar. 

Die  Larve  von  R,  muta  kann  mit  derjenigen  von  Esculenta 
nicht  verwechselt  werden,  eher  mit  derjenigen  von  R.  arvalis, 
von  welcher  sie  sich  aber  durch  die  grössere  Anzahl  der  Zahn- 
reichen, sowie  die  Form  der  Analröhre  unterscheidet.  Die  Form 
und  Grösse  der  Quappe  ist  sehr  variabel;  je  nachdem,  ob  die  Thiere 
im  Larvenzustande  längere  oder  kürzere  Zeit  verweilt  haben,  er- 
reihen  sie  grössere  oder  geringere  Dimensionen.  Die  grössten  mir 
vorliegenden,  im  Freien  überwinterten  Larven  sind  40  mm.  lang, 
wovon  der  Körper  IG  mm.  und  der  Schwanz  24  mm.  einnimmt; 
der  Körperumfang  errei  ht  21)  min.  und  der  Schwanz  ist  10  mm.  hoch. 

Lebensweise. — Abbildungen. 

Der  Verbreitungsgebiet  der  muta  umfasst  weitaus  den  grös- 
sten Theil  Europas.  Innerhalb  dieses  ungeheuren  Landgebietes  be- 
wohnt sie  jede  Oertlichkeit,  möge  sie  so  verschieden  sein  als  sie 
wolle:  Wald  und  Heide  ebenso  gut  wie  Wiesen,  Felder,  Moore  und 
selbst  Gärten,  sowohl  in  der  Ebene  als  auch  im  Hügellande  und 
im  Gebirge.  In  den  Alpen  geht  sie  bis  zu  einem,  achttausend  Fuss 
über  dem  Meer  gelegenen  Gürtel  hinauf  und  gefällt  sich  in  einem 
Gelände,  in  welchem  sie  gegen  neun  Monate  des  Jahres  im  Win- 
terschlafe verträumen  muss.  Die  Fähigkeit  sowohl  am  Kordkap  als 
auch  in  der  Alpenregion  zu  gedeihen,  setzt  selbstverständlich  eine 
grosse  Widerstandskraft  gegen  Witterungsunbill  und  rauhe  Tem- 
peratur voraus;  auch  ist  sie  die  erste  von  allen  unseren  Lurchen, 
welche  aus  dem  Winterschlaf  erwacht  und  sich  noch  ehe  Schnee 
und  Eis  geschmolzen  sind  in  den  Gewässern  zwischen  Eisschollen 
umher  tummelt.  Tritt  ein  Umschwung  in  der  Witterung  ein,  so  kann 
sie,  den  Angaben  einiger  Beobachter  zufolge,  im  Eise  festgefroren 

o 


—  82   — 

bleiben,  ohne  Schaden  davon  zu  tragen;  dies  sind  jedoch  Behaup- 
tungen, denen  Heron  Boyer  neuerdings  ganz  entschieden  entgegen- 
tritt. Abweichend  von  ikn  Nächtsverwandten  bezieht  sie  ihr  Win- 
terquartier sehr  spät  im  Herbst  und  wurde  in  der  Alpenregion 
noch  Ende  Oktober,  nachdem  die  Höhen  „bereits  zweimal  tüchtig 
überschneit  waren",  in  den  Grasgehangen  der  Gloggernfelsen  an 
5200  Fuss  üb.  M.  in  „munterster  Ilanlirung"  angetroffen  (v.  Tschudi, 
Das  Thierleben  d.  Alpenwelt,  S.  270.  Leipzig.  1865).  Die  Laich- 
zeit des  Grasfrosches  kann  aus  dein  einfachen  Grund  nicht  pTäcis 
angegeben  werden,  weil  sie  ganz  und  gar  abhängig  ist  von  den 
Temperaturverhältnissen  derjenigen  Orte,  die  er  bevohnt.  In  der 
Ebene  findet  die  Paarung  in  der  Hegel  im  Monat  März  statt  und 
dauert  „selbst  in  sehr  gelinden  Tiefländern  Mitteldeutschlands  bis 
in  die  Mitte  .April  hinein";  wohl  nur  in  Ausnahmefällen  beginnt  die 
Begöttun!:szeit  s  hon  in  der  zweiten  Hälfte  Januars  oder  sogar 
etwas  früher  (De  ITsle,  De  l'Hybridation  chez  les  Amphibiens  et 
Urodeles.  Ann.  Sc.  nat.  5  serie.  Zoologie,  t.  XVII).  In  rauheren 
Hochlanden,  so  in  den  Hochseen,  die  im  Hochsommer  nur  auf  we- 
nige Wochen  aui'tliaueu  und  stets  sehr  kaltes  Eiswasser  führen, 
kann  der  Grasfrosch  nicht  vor  Ende  Juni  oder  Anfang  Juli  seine 
Eier  ablegen  und  es  kann  auch  dann  bisweilen  geschehen,  dass 
er  sich  unter  einer  dicken  Eiskruste  begattet.  An  solchen  hochge- 
legenen Laichplätzen  kann  die  Verwandlung  der  Quappen  zu  Frö- 
schen wohl  nur  in  den  seltensten  Fällen  noch  in  demselben  Jahre 
erfolgen,  meistens  sind  die  Thiere  gezwungen,  unter  der  dicken 
Eisdecke  zu  überwintern,  oder  sogar  mehrere  Jahre  hindurch  in 
ihrem  Larvenzustand  zu  verharren.  Schon  Fatio  theilt  uns  mit, 
dass  der  im  Gebirge  lange  andauernde  Winter  die  Laichzeit  hi- 
nausschiebt und  infolgedessen  bisweilen  die  in  ihrer  Entwicklung 
wenig  vorgeschrittenen  Larven  vom  Eintritt  der  rauhen  Jahreszeit 
überrascht  und  gezwungen  werden,  unter  dem  Eise  in  der  Kälte 
und  bei  dürftiger  Nahrung  langsam  wachsend  auf  den  folgenden 
Sommer  zu  warten.  Camerano  ')  bestaunt  die  Angaben  Fatio's  in 
einer  interessanten  Schrift,  die  er  kürzlich  über  die  EntWickelung 
der  Anuren  in  den  Alpen  veröffentlich  hat,  und  es  ist  daher  nicht 
recht  erklärlich,  dass  immer  noch  wieder  Zweifel  auftreten  können 
hinsichtlich  der  Uebcrwinterung  sowohl  der  Larven  als  auch  der 
Grasfrösche  unter  dem  Eise.  {Jeher    den    Begattungsakt    sind    wir 


*)  Note  di  Biologia  alpina,  in  Bellet,  dei  Mus,  di  Zoologia   e   d'Anatomia  com- 
!i  della  R.  Univcrsitä  di  Torino,  Jfc  30. 


—   83  — 

schon  durch  Rösel  hinlänglich  unterrichtet  worden.  Das  Männchen 
fasst  das  Weibchen  in  der  hei  allen  unseren  Froschlurchen  übli- 
chen Weise  um  die  Achseln  und  drückt  ihm  seine  Hände  an  die 
Brust.  Die  Ehegatten  bleiben  längere  Zeit,  mehrere  Tage  oder 
Wochen,  ja  bisweilen  sogar  über  einen  Monat  unzertrennbar  und 
die  allzu  feste  Umarmung  hat  mitunter  den  Erstickungstod  Order 
das  Platzen  des  Weibchens  zur  Folge.  Das  Laichen  geht  aber  rasch 
von  statten,  zuweilen  werden  600  bis  4000  Eier  binnen  einer 
Stunde  ausgestoßen  und  befruchtet;  darauf  entlässt  das  Männchen 
seine  Gattin,  die  noch  lange  danach  eingedrückte  Stellen  unter 
dem  Arme  und  an  der  Brust  tragt  als  Zeichen  der  Begattung. 

Die  ganzen  Laichklumpen  haben  nach  der  Schätzung  Koch's 
bisweilen  einen  Durchmesser  von  15  bis  20  Cm.  Das  einzelne  tief 
dunkelbraune  Laiclikoro  hat  2  mm.  Durchmesser;  die  Gallertkugel 
erreicht  durch  allmähliches  Aufquellen  am  vierten  Tage  einen 
Durchmesser  von  ungefähr  1  cm.,  hört  von  da  an  auf  zu  wach- 
sen, gewinnt  aber  an  Konsistenz  ').  Die  Entwicklung  des  Eies 
sowohl,  als  auch  der  Larve  hängt  selbstredend  von  der  Lokalität 
ab,  wo  das  Laichen  stattgefunden  hat  und  noch  mehr  von  der 
Witterung.  Die  Versuche  He'ron-Royer's  ä)  haben  ergeben,  dass  die 
Larven  annähernd  am  21  oder  23  Tage  die  EihuTle  verlassen,  so- 
bald der  Laich  im  Freien  gehalten  wird,  während  Rösel  (op.  cit.) 
die  Entwicklung  des  Embryo  im  Zimmer  auf  mehr  als  sechs  Wo- 
chen schätzt.  Bruih's  Beobachtungen  hierüber  verdienen  insofern 
weniger  Beachtung,  als  wir  nicht  die  Gewissheit  haben,  ob  die 
ersten  ausgeschlüpften  Larven,  die  Bruch  am  22  März  gefunden 
zu  haben  angiebt,  wirklich  aus  dem  Laich  vom  12  März  stammen 
(Vergl.  seine  Beitr.  z.  Naturgesch.  u.  Classificat.  d.  nackt.  Am- 
phibien, in  Würzburg,  naturwiss.  Zeitschr.  III  Bd.  S.  199).  Den 
Angaben  einiger  Forscher  nach  soll  R.  muta  im  Quappenstadium 
circa  drei  Monate  verbleiben  und  sich  sehr  früh  verwandeln,  so 
dass  von  Anfang  bis  Mitte  Juni  vierbeinige  Larven,  in  günstigen 
Jahren  auch  junge  Frösche  anzutreffen  sind.  Diejenigen  Larven, 
welche  ich  in  den  letzten  im  allgemeinen    sehr    günstigen   Jahren 


')  Nachträglicher  Zusatz.— Der  Laich  sinkt  nach  dem  Legen  zu  Boden  und 
bleibt  entweder  am  Grunde  fest  halten,  oder  er  steigt,  sobald  die  Gallertkugeln  auf- 
gequollen sind,  an  die  Oberfläche;  bisweilen  aber  sinken  die  kleineren  Laichklum- 
pen nicht  nieder,  sondern  bleiben  auf  der  Wasseroberfläche  schwimmend  und  ent- 
wickeln sich,  da  sie  den  Sonnenstrahlen  mehr  ausgesetzt  sind,  rascher  als  diejeni- 
gen in   der  Tiefe. 

2)  Remarques  et  experiences  sur  le  developpement  du  Tetard  de  la  Grcnouille 
rousse.  Bull.  Soc.  d'Etudes  sc.  d'Angers,  1876—77. 

G* 


—  84  — 

am  Langen-See  und  in  Faido  zu  beobachten  Gelegenheit  hatte,  wa- 
ren über  vier  Monate  alt  und  machten  im  September,  als  ich  diese 
Orte  verliess,  noch  keine  Anstalten  ihre,  Geburtsstatte  zu  verlassen. 
Darüber,  wo  die  Grasfrösche  ihren  Winterschlaf  zu  halten  pfle- 
gen, sind  die  Forscher  nicht  einig.  Die  einen  lassen  sie  im  Schlamm, 
die  anderen  auf  dem  Laude  und  im  Wasser  oder  nur  auf  dem 
Lande  überwintern.  Einer  unserer'  besten  Kenner  der  Sitten  der 
Anuren  und  zwar  Heron-Royer  ')  behauptet,  dass  nur  brünstige 
Grasfrösche  im  Spätherbst  durch  die  Jahreszeit  irregeführt,  sich 
in's  Wasser  begeben  und  durch  das  Frostwetter  überrascht,  ge- 
zwungen werden  im  Wasser  zu  verbleiben;  unter  diesen  treffe  man, 
sagt  Heron-Royer,  erfrorene  Stücke  und  trächtige  Weibchen  mit 
geborstenem  Uterus  und  aufgeplatztem  Rauche.  Dass  die  Behaup- 
tungen He'ron-Royer's  mit  den  Angaben  vieler  seiner  Vorgänger 
nicht  übereinstimme!!,  brauche  ich  niht  erst  hervorzuheben.  He- 
ron-Royer hat,  wie  ich  glaube,  die  Wasserscheu  bei  R.  muta 
während  der  Winterzeit  etwas  übertrieben  und  ist  durch  einige 
Ausnahmefälle  zu  einer  irrigen  Schlussfolgerung  verleitet  worden. 
Wie  es  auch  sonst  von  den  braunen  Fröschen  bekannt  ist,  ziehen 
die  Weibchen  auch  beim  Grasfrosch  allerdings  vor,  ausser  der 
Fortpflanzungszeit  auf  dem  Trocknen  zu  leben  und  auf  dem  Lande, 
sei  es  in  der  Erde,  sei  es  unter  abgefallenem  Laube  oder  in  irgend 
einem  anderen  Schlupfwinkel  zu  überwintern,  die  Majorität  der 
Männchen  aber  hält  ihren  Winterschlaf  im  Schlamme  eingewühlt. 
Dass  R.  muta  graben  kann,  erfahren  wir,  so  viel  ich  weiss,  zum 
ersten  Mal  durch  Heron-Royer;  meine  Pfleglinge  helfen  allerdings 
mit  den  Beinen  nach,  wenn  es  gilt  sich  bequem  in  einer  Höhlung 
in  der  lockeren  Erde  zurecht  zu  setzen,  beim  Graben  frischer  Höh- 
len habe  ich  sie  aber  nicht  ertappen  können. — Es  wird  gewöhn- 
lich angenommen,  dass  die  gemeinen  Grasfrösche  im  ganzen  mehr 
Landthiere  sind  als  ihre  Nächstverwandten,  doch  wohl  mit  Unrecht, 
da  sie  sich  öfters  über  einen  Monat  im  Wasser  herumtummeln, 
ehe  sie  sich  zum  Absetzen  ihres  Laiches  entschliessen,  AVährend 
unsere  übrigen  braunen  Frösche  kurz  vor  dem  Laichen  das  Was- 
ser auf  einige  Tage  aufsuchen  und  darauf  nur  gelegentlich  zu 
ihrer  Brutstätte  zurückkehren.  Nach  erfolgter  ehelicher  Trennung 
verlassen  die  Thiere  das  Wasser  meistens  sogleich,  um  vor  dem 
Spätherbst  nicht  wieder  zurückzukehren;  in  der  Zwischenzeit  trei- 


')  Notices  sur  les  moeurs  des  Batraciens.  Bull.  Soc.  d'Etudes  scient.  d'Angers, 
18S5.  Angers. 


—   85  — 

ben  sie  sich  herumhüpfend  umher,  entfernen  sich    bisweilen    sehr 
weit  von  den  Gewässern  und  gelangen    sogar    in    die   städtischen 
Gärten.  R.  muta  ist,  n  eines  Wissens,  die  einzige  braune  Frosch- 
art,   die    sich    in    den    Gärten    in    der    Nähe    der    menschlichen 
Wohnung  gefällt;  obgleich  sie  im   Springen    allen    ihren  Geschwi- 
stern nachsteht  und  deshalb  ihren  Verfolgern  mehr  ausgesetzt  ist, 
legt  sie  doch  wenig  Scheu    an    den    Tag.    Gefangene   Grasfrösche 
halten  sich  auch  bei  geringer  Pflege  recht  gut  im  Käfig,    voraus- 
gesetzt, dass  sie  nicht  gezwungen  werden,  ausserhalb  ihrer  Laich- 
zeit im  Wasser  zu  sitzen;  sie  verlangen  weniger  Nahrung    als    die 
Esculenta  und  sind  in  ihrem  Temperament  viel  ruhiger  als  letz- 
tere. Bemerkt  mag  noch  werden,  dass  Laurenti  der  in  Rede    ste- 
henden Rana  den  Namen  muta  beilegte,  sie  also  als  stumme  be- 
zeichnet hat;  diese  Bezeichnung  aber  passt  auf  unser  Thier  keines- 
wegs, da  es  sehr  wohl  stimmbegabt  ist;  die  Stimme  des    brünsti- 
gen Männchens  hat  etwas  Dumpfes,  Schnarrendes  und  wird  haupt- 
sächlich und  vielleicht  ausschliesslich  während  seines  Wasseraufen- 
thaltes vernommen.  Sein  Geschrei  lautet  dann  „rruu,  gruuu,  urrrur*., 
ruuu",  wie  de  l'Isle   treffend  angegeben  hat.  Bruch  vermuthet,  dass 
das  Weibchen  ebenso  wenig  stumm  ist  als    das    Männchen    (Neue 
Beobacht.  z.   Naturgesch.  d.  einheim.  Batrach.  Würzburg,  naturwiss. 
Zeitschr.  IV  Bd.  S.  122).  Ausführlichere  Lebensbeschreibungen  des 
Grasfrosches,  sowie  auch  mehrere  Beobachtungen  in  Betreff  seiner 
embryonalen-  und  nachembryonalen  Entwicklung  enthalten  die  be- 
reits citirten  Arbeiten  Rösel's,  de  Hsle's,  v.  Tschudi's,  Camerano's, 
Fatio's  und  Bruch's,  ferner  diejenigen  von  Leydig,   Koch,    Brehm, 
Lessona,  Collin,  Bechsteiu,  Böttger  und    He'rou-Royer.    Die  rle'ron- 
Royer'sche  im  Bull.  Soc.  d'Etudes  sc.  d'Angers,   1876 — 77,  ver- 
öffentlichte Abhandlung  enthält  einige  recht    interessante    Berichte 
über  die  Entwickelung  der  Eier  der   muta,    welche    mit   Absicht 
den  ungünstigen  Bedingungen  ausgesetzt  worden  waren.  Beachtung 
verdient  meiner  Ansicht  nach    folgendes    Experiment:    He'ron-Royer 
legte  am  15  Februar  eine  Anzahl  Eier,    die    vor    etwa    6    bis  8 
Tage  gelegt  sein  möchten,  in  einen  Behälter  ohne  Wasser  und  trug 
denselben  in  einen  dunklen  Keller  herunter,  wo  die  mittlere  Tem- 
peratur 10  bis  12°  betrug;  diese  Eier  entwickelten  sich  rasch  und 
einige  Larven  verliessen  schon  am  20  desselben  Monats  die  EihüTlen, 
während  eine  Portion  desselben  Laiches  im  Wasser   und  im  Freien 
bei  3  bis  10"  gehalten,  erst    in    den    ersten    Tagen    des   Monats 
März  ausschlüpfte.  Demnach  könnten   die   Behauptungen,    dass  die 
Eier  unserer  Kröten  sich  auch  auf  dem  Lande  entwickeln  können, 


-   86   — 

plausibel  erscheinen,  dies  ist  aber,  wie  Heron-Royer  im  Bull.  Soc. 
Zool.  de  France.  1878,  p.  278  uns  mitgetheiit  hat,  nicht  der  Fall; 
die  Befruchtung  der  Laichkörner  findet  nur  im  Wasser  statt  und 
nur  diejenigen  Eier,  die  bereits  im  Wasser  befruchtet  worden  sind, 
können  sich  unter  gewissen  Bedingungen  ohne  Wasser  entwickeln, 
aber  jedenfalls  nicht  auf  dem  Erdboden,  weil,  wie  Heron-Royer  be- 
merkt, die  Erde  die  Gallerte  absorbirt. 

Der  Atlas  zur  Historia  naturalis  ranarum  nostratinm  enthalt 
drei  kolorirte  Tafeln,  welche  R.  muta  während  der  Begattung, 
auf  dem  Lande  und  im  Larvenstadium  veranschaulichen,  ferner 
vier  Tafeln  mit  anatomischen  Abbildungen  und  endlich  eine  Figur 
auf  dem  Titelblatt;  es  sind  im  ganzen  nicht  weniger  als  sechs 
einzelne  Grasfrösche  in  verschiedenem  Alter,  zwei  sich  begattende 
Pärchen,  wovon  das  eine  eben  zu  laichen  begonnen  hat,  ein  Laich- 
klumpen, mehrere  aufgequollene  und  einzelne  vergrösserte  Eier, 
um  die  Entwicklung  des  Embryo  zu  veranschaulichen,  eine  grös- 
sere Anzahl  von  Larven  mit  und  ohne  Kiemen  in  natürlicher  Grösse 
und  in  vergrössertem  Massstabe  sowie  auch  grössere  zwei-  und  vier- 
beinige Quappen,  ferner  Quappen  mit  Stummelschwanz,  ein  soeben 
verwandeltes  Fröschlein  und  endlich  zwei  Abbildungen  vom  Vor- 
derarm des  Männchens,  welche  bei  Rösel  abgebildet  sind  und  die 
Aufmerksamkeit  des  Amphibiologen  fesseln.  Die  Abbildungen  bei 
Rösel,  die  verschiedensten  Entwickelungsstadien  der  Larve  dar- 
stellend, sind  gut  getroffen  und  denjenigen  bei  Lessona  (Tav.  II, 
in  Studii  sugli  anfibi  anuri  derPiemonte)  wohl  vorzuziehen;  na- 
mentlich ist  die  vierbeinige  Quappe,  sowie  auch  die  Seitenansicht 
des  zweibeinigen  Thieres  auf  Taf.  II,  links,  in  der  Historia  natu- 
ralis von  Rösel  ausgezeichnet  in  Betreff  der  Konturen  und  der 
Färbung.  Einige  der  Rösel'schen  Figuren  finden  Avir  in  anderen 
Werken  nachgebildet,  so  bei  Beckstein,  Bonaparte,  Sturm  i  Deut- 
schlands Fauna),  v.  Beider  und  Hahn  und  bei  Brehm  (Thierle- 
ben,  VII.  S.  578.  Leipzig,  1878).  Nur  insofern  unterscheidet  sich 
die  Kopie  vom  Original,  als  Brehm  seinen,  im  Vordergrunde  sit- 
zenden Grasfrosch  die  Zunge  nach  einem  Insekt  ausstrecken  lässt; 
darüber,  ob  das  zweite,  mehr  im  Hintergründe  hockende  Exemplar 
ebenfalls  nur  nachgebildet,  oder  nach  dem  Leben  abgezeichnet 
worden  ist,  kann  ich  kein  Urtheil  fällen.  Unter  den  Figuren,  die 
Bonaparte  und  sein  Zeichner  Quattrochi  aus  dem  Werke  Rösel's 
entlehnt  haben,  steht  „Rana  temporaria",  während  die  Abbil- 
dung von  „R.  alpina"  eine  Originalzeichnung  ist.  Fig.  2  auf  S.  10 
bei  Ecker  (Anatomie  des  Frosches,  I)  ist  gleichfalls  nur  eine  Kopie 


—  87   — 

und  zwar  aus  Bell's  „A  History  of  British  Reptiles",  während  die 
Figuren  bei  Schlegel  (De  Dieren  van  Nederland),  Daudin  (Hist. 
nat.  Rain.  Gren.  Crap.  PI.  XV,  Fig.  2),  Lessona  (op.  cit.),  Ca- 
merano  (Monografia  degli  Anfibi  anuri  italiani,  tav.  I,  Fig.  9  ((51), 
10  (Var.  ?);  Tav.  II,  Fig.  1.  Skelett)  und  hei  Heron-Royer 
(Bull.  Aead.  Belgique,  3  serie,  t.  I,  Nu  2,  pl.  I)  Originalzeichnun- 
gen  sind.  Dass  nahezu  sämtliche  Originalblätter  der  Lessona'schen 
und  Camerauo'schen  Werke,  namentlich  was  die  Kolorirung  anbe- 
trifft, mit  bewuuderungswerther  Sorgfalt  von  Camerano  gemalt 
worden  sind,  brauche  ich  wohl  kaum  hervorzuheben.  Beachtung 
verdienen  gleichfalls  die  Zeichnungen  einzelner  Körpertheile  von 
R.  m  u  t  a  im  Leydig'schen  Werke  über  die  Anuren  Deutschlands 
(Fig.  12,  15,  22  und  23). 

Vorkommen. 

Was  zuerst  das  Vorkommen  der  M  u  t  a  in  den  skandinavischen 
Ländern  anbetrifft,  so  existiren  darüber   recht  zahlreiche  Angaben, 
die    ich    hier,    mit  Norwegen  beginnend,  zum  grössteu  Theil  auf- 
führen will.  Ihr  Wohngebiet  soll  sich    in    Norwegen   vom  58°  n. 
Br.,    also    vom  südlichsten  Punkte  des  Landes,  bis  zum  Nordkap, 
Porsanger    Fjord,    Kaa    Fjord    (fast    unter   dem  70°  n.  Br.)  und 
Varanger  Fjord  erstrecken.  In  WTest-Finnmarken  soll  sie  namentlich 
an    den    Küsten  leben  und  ist  aus  Magerö,  Vadsö,  Tromsö  (104) 
und    Hammerfest    (131)    bekannt;    in   Helgeland  bewohnt  sie  die 
Distrikte    am   Bindal  Fjord  und  findet  sich  in  der  subalpinen  Re- 
gion in  Imsedal  und  Ringebo  Fjeld,  sowie  auch  in  Bergen  (132. — • 
p.    173)    und    in    der  Umgebung  von  Christiauia.  Auf  den  Wall- 
tischinselu  entdeckte  sie  Collefc  (133).  Das  zoologische  Museum  in 
Stockholm  enthält  Exemplare  aus  Karesuando,  Jemtland,  Qvickjock 
und   Enare  (104)   und  dass  sie  an  der  Ober-Tornea,  in  den  süd- 
lichen Gegenden  Sveriges,    im  Nordosten   Schönens  (134),  in  Bo- 
huslän    (135. — S.    57)    auf  Gottland  (136)  und  in  Saxuaes  auf 
Öland    (137. — p.    236)  einheimisch  ist  wissen  wir  durch  Nilsson 
(104),    Wallengren    (134),    Meves    (136)  und  Lilljeborg.  In  den 
verschiedenen    Provinzen    Dänemarks    scheinen  R.  muta  und  R. 
arvalis    gleich    häutig    gefunden   zu  werden,  obgleich  nach  den 
einzelnen    Oertliehkeiten    bald    erstere,    bald    letztere  die  vorherr- 
schende Art  ist  (Steenstrup,  138);  von  Kopenhagen  beispielsweise 
ist  das  Zusammeuleben  beider  Species  bekannt,  während  in  Soröe 
R.  arvalis  die  häufigere  ist.  In  England    wurde  Muta  gefunden 


—  88  — 

in  der  Nahe  von  Liverpool  (139),  in  Cambridgeshire,  Surrey,  Bie- 
ter (9. — S.  94)  und  um  London  (14>)).  Hinsichtlich  ihres  Vor- 
kommens in  Schottland  berichtet  Steenstrup  (1.  c),  dass  alle  Frö- 
sche, die  er  auf  seiner  Reise  längs  des  Ciledonischen  Kanales, 
auf  der  Ostseite  sowie  auf  der  Westseite  Schottlands,  in  den  Thä- 
lern  und  auf  den  Abhängen  der  Gebirge  vorfand,  der  R.  muta 
angehörten  und  fügt  hinzu,  dass  seine  Vermuthung,  die  von  Bell 
in  den  „British  Reptiles"  namhaft  gemachte  R.  scotica  sei  nichts 
anderes  als  die  Arvalis,  sich  nicht  bestätigt  habe;  Steenstrup  ist 
der  Meinung,  dass  der  Name  scotica  für  die  nicht  näher  be- 
kannte Bell'sche  Art  ziemlich  unpassend  zu  sein  scheint.  Auf  Ben 
Nevis  in  Schottland  traf  Steenstrup  die  Muta  bis  an  2000  Fuss 
Höhe  über  dem  Meere.  In  Irland,  wo  die  Art  an  verschiedenen 
Orten,  z.  B.  im  Garten  des  Lake  Hotel  am  See  von  Kilhrney  lebt, 
soll  sie,  wie  Friedel  meldet,  eingeführt  sein  (141).  Alsdann  fin- 
det sie  sich  in  Holland  und  wird  speciell  aus  Zeeland,  Utrecht 
und  von  der  Insel  Rottum  erwähnt  (99),  ferner  in  Belgien  (98) 
und  in  Luxembourg  (97). 

Ueber  ihre  Verbreitung  in  Frankreich  besitzen  wir  gegenwärtig 
recht  ausführliche  Nachrichten.  Collia  de  Flancy  (35)  fand  sie  in 
Ferin  im  Departement  du  Nord,  Baillon  (32)  erwähnt  sie  aus  der 
Umgebung  von  Abbeville  (Sorame),  Lataste  (35)  traf  sie  in  St.  Quen- 
tin  (Aisne)  an  und  dass  sie  in  den  Departements  Meuse  et  Mo- 
selle  und  Marne,  so  in  Faux,  Frainay  und  Coursemain,  einheimisch 
ist,  wissen  wir  durch  Collin  de  Plancy  (35,  142,  143,  144, 
145,  H6).  In  der  Umgebung  von  Paris,  so  in  Vincennes,  Fonte- 
nay-sous-Bois,  Bondy,  St.  Germain,  Romainville,  Marly,  Meudon, 
Issy,  Fontainebleau,  wo  sie  übrigens  ziemlich  selten  sein  soll,  und 
in  der  Mare  aux  Fourmis  (südlich  von  Souvray),  wo  auf  69  Agi- 
lis  nur  2  bis  3  Muta  angetroffen  worden  sind,  haben  sie  Lata- 
ste (34),  Paul  Philipnn,  v.  Bedriaga,  Collin  de  Plancy  und  Taton 
gesammelt.  Gentil  (29)  beobachtete  sie  im  Departement  de  la 
Sarthe,  de  l'Isle  und  Thomas  (148)  fanden  sie  in  der  Bretagne; 
im  Departement  Maiae-et-Loire  kommt  sie  nach  Millot  (30)  vor 
und  für  das  Dop.  Indre-et-Loire,  wo  sie  ziemlich  selten  ist,  finde 
ich  sie  von  He'ron  Royer  für  Amboise  erwähnt  (149).  Auch  in  den 
Departements  Vendee  (34),  Vienne  (28),  Charente  (27),  Cha- 
rente-Infe'rieure  (25,  26)  ist  sie  nach  Lataste,  Mauduyt,  de  Ro- 
chebrune,  Beltre'mieux  und  Lesson  stellenweise  sehr  häutig.  In  der 
Gironde  und  in  den  Landes  scheint  die  Art  nicht  vorzukommen, 
wenigstens  steht  sie  nicht  unter  den  Anuren,  welche  Lataste  auf- 


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führt.  Lichtenstein  (150)  behauptet  allerdings,  das  Thier  aus  Bor- 
deaux erhalten  zn  haben,  seine  Angaben  aber  sind  bekanntlich 
nicht  durchweg  einspruchsfrei.  Südwärts  ist  sie  beobachtet  wor- 
den in  den  Pyrenäen  (132. — S.  186),  in  den  Ober-Pyrenäen  (151), 
im  Herault  (152),  in  den  Seealpen  (153),  z.  B.  bei  St.  Martin- 
Lantosque  und  in  den  Nieder-Alpeu,  so  in  Digne,  iin  See  von  Pe- 
lousette  (2700  M,  üb.  M.),  am  See  Paroir  im  Thale  von  St.  Paul7 
unweit  vom  Berg  Viso  und  dem  Grand-Rubren  (ungefähr  2220  M. 
ü.  M.),  in  Dourbes  (1200  M.  üb.  M.),  im  Walde  von  Faillefeu, 
in  Tercier  bei  Prads  im  Thale  der  Bleone  (1300  bis  1400  M. 
üb.  M.),  im  See  von  Lauzanier  (2400  M.  üb.  M.)  und  in  Beynes 
(Vallee  de  l'Asse).  In  allen  diesen,  von  He'ron-Royer  (154),  Hon- 
norat  (155)  und  Re'guis  (156)  namhaft  gemachten  Lokalitäten 
soll  eine  besondere  Form,  die  Honnorati  nämlich,  leben,  welche 
unwillkürlich  au  die  Alpina  Risso,  die  ebenfalls  die  Seen  des  De- 
partements Alpes  Maritimes  bevölkern  soll  und  die  ich  nächstens  an 
Ort  und  Stelle  in  ihren  schwer  erreichbaren  Wohnplätzen  zu  stu- 
diren  gedenke,  erinnert.  Das  Vorkommen  der  Muta  im  De'p.  de 
l'Isere  wird  von  Lataste  bezweifelt.  Lataste  glaubt  auch  nicht  an 
das  Vorhandensein  dieser  Art  sowohl  im  De'p.  de  la  Charente- 
Inferieure,  als  auch  in  demjenigen  de  la  Charente,  denn  er  sagt: 
„A  TOuest,  je  puis  affirmer  qu'elle  ne  descend  pas  plus  bas  et 
que  Betre'mieux  et  de  Rochebrune  out  designe  l'Agile  seule  sous 
le  nom  de  temporaria;  car  je  n'ai  trouve  que  cette  espece, 
soit  au  muse'e  Fleurian,  soit  dans  la  collection  de  M.  de  Roche- 
brune". Es  ist  ferner  zu  bemerken,  dass  Jumeau  uns  mittheilt  (219), 
dass  es  ihm  nicht  gelungen  sei  die  Muta  im  De'p.  de  l'Herault 
zu  finden  und  er  spricht  die  Vermulhung  aus,  dass  R.  agilis 
von  seinen  Vorgängern  mit  R.  muta  verwechselt  worden  sei. — 
Dass  R.  muta  in  den  Bergen  in  Puy-de-Döme  (He'ron-Royer),  in 
Allier  (31).  Ain,  im  Jura  (39),  Doubs  38),  besonders  im  Ge- 
birge, in  der  Cöte-d'Or,  sowie  in  den  Departements  de  TYonne  (36), 
de  l'Aube  (Salon,  Champpfeury)  und  im  Vogesen-De'partement  (He'- 
ron-Royer) nicht  blos  verbreitet,  sondern  stellenweise  in  grosser 
Anzahl  vorkommt,  ist  bekannt.  Endlich  muss  hinzugefügt  wer- 
den, dass  Venance  Payot  (43)  angiebt,  „R.  temporaria"  im  Ge- 
brigsstock  des  Montblanc  bei  2000  M.  Meereshöhe,  „R.  flavi- 
ventris"  im  Thale  der  Isere  (Savoyen)  und  „R.  alpina"  im 
Thale  von  Diozaz,  2800  M.  üb.  M.  gefunden  zu  haben. — Dass  die 
Muta  in  Portugal  (157),  in  Sevilla  (18),  in  der  Sierra  de  Be^ar, 
Laguna  de  la  Duquesa  del  Barco  de  Avilla  (158),  in  Las  Batue- 


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cas  in  Salamanca,  Valladolid  y  Burgos,  in  der  Sierra  de  Guadar- 
rama,    in    Santander,  Galkien,  so  in  Coruiia  (9. — S.  45),  Ponte- 
vedra,    Tuy,    Ferrol    (17)    und  auf  den  Balearen  (159)  vorkom- 
men soll,  ist  Öfters  behauptet  worden,  jedoch  erseheint  vorsichtige 
Kritik  bni  Benützung  einiger    dieser    Angaben  geboten,  da  die  ty- 
pische Muta,  die   Form   parvipalmata    uud    R.  iberica  mö- 
glicherweise   mit   einander   verwechselt   worden  sein  dürften.  Die 
galicischen    Fundorte    für    Var.    parvipalmata   sind  durch  Be- 
legstücke   erhärtet,    die    übrigen    aber   finde  ich  auf  der  unlängst 
publicirten  „Mapa    de   las   principales    exploraciones  herpetolögicas 
verificados  en  la  Peninsula  Ibdrica  e  Islas  Bale'ares  por  E.  Bosca" 
(160)  nicht  verzeichnet.  Auch  in  den  neuesten  Schriften  über  die 
Fauna  Portugals  und   der   Balearen  ist  sie  nicht  genannt  worden. 
Boecä  (14)  spricht   die   Vermuthung   aus,  dass  muta  wahrschein- 
lich an  den  spanis«  hen  Abhängen  der  Pyrenäen  zu  finden  sei.  Die 
Angaben    in    Betreff    ihres  Vorkommens  in  Sardinien  (162,  163) 
und  Sicilien  (164)  bedürfen  sehr  der  Bestätigung  und  für  Korsika 
finde    ich  sie  gar  nicht  erwähnt.   Auf  der  italischen  Halbinsel  da- 
gegen scheint  unsere  Specics   weit  verbreitet  zu  sein:  „Abonda  in 
„tuta  Italia,  particolarmente   sui   monti,    e  le  piü  belle  varietä  ed 
„in  piu  grossi  individui  soao  alpine,    si   estende   pure  alla  Sicillia, 
„ma  non  alle  altre  nostre  isole"  sagt  Giglioli  {48),  fügt  aber  leider 
hinzu,  dass  er  R.  agilis,  sowie  auch    die  anderen  „Rassen"  nicht 
als  distinkte  Species  auffassen  könne  und  zwingt  uns  dadurch   die 
von  ihm  für  seine   „R.   temporaria    Linn."   aufgestellten  „Wohn 
gebiete"  und  Fundpunkte  mit  Vorbehalt  und  apart  aufzuzählen;  es 
sind:    Monte    Cenesio,   Alpi  di  Ossola,  Ceres,  Udine,  ßelhino,  Tre- 
viso,  Turin,  Casale,  Casteggio,  Verona,  Lago  Nero   (Pistoja),  Gar- 
fagnana,  Casentino,  Prato,  Florenz,  Ostia,  Arena  in  Calabrien,  Ba- 
galadi  und  Modica.  In  Betreff  dieses  sicilianischen  Fundortes  wäre 
zu  bemerken,  dass  Camerano  (13)  allerdings  einen  braunen  Frosch 
von    dort    erhalten    zu    haben  angiebt,  dass  dieser  sich  aber  als 
Agilis    und   nicht    als  Muta  erwiesen  hat.  Doderlein  (57)  lässt 
„R.    temporaria"    in    Sicilien  „selten"  vorkommen,  vielleicht  nur 
nach    Hörensagen.    Dass    die    echte   Muta    in  Piemout  an  vielen 
Orten,    so    in    Roccaforte    (Mondovi),  im  See  von  Moncenisio,  am 
Colle  di  S.  Giovanni  (Valle  di  Viü),  in  Mezzenille  (Valle  de  Lanzo), 
in  Valsavaranche  (Königl.  Jagdrevier),  Plan  du  Pra  se«  du  Ferret 
im  Aosta-Thal  (1850  M.  üb.  M.),  Passo    della  Colma  (Val  Vigezzo), 
Col  d'Ollen  (Val  Sesia),  ferner  in  den  Alpi  di  Devero  Ossola  und 
di  Vegli  Ossola,  in  der  Cascata   della  Frua  Ossola  und  in  Domo- 


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dossöla  einheimisch  ist,  verbürgen  sachkundige  Nachforschungen 
und  Belegstücke,  welche  das  Museum  in  Turin  enthalt.  I.i  Bezug 
auf  die  Verbreitung  der  M  u  t  a  in  Piemont  wäre  noch  zu  bemer- 
ken, dass  der  Arbeit  Lessona's  „Sudii  sugli  Anübi  del  Piemonte" 
ein  Kartchen  beigefügt  ist,  welches  die  Fundorte  sowohl  dieser 
Art  als  auch  aller  übrigen  Anuren  veranschaulicht.  Wir  wissen 
ferner,  das  Muta  am  See  de  la  Madeleiue  am  Col  de  Lärche 
(1995  M.  üb.  M.)  in  den  Alpen  auf  italienischem  Gebiet,  in  der 
Lombardei,  so  im  Val  d'Esino  bei  Varenna  am  Corner  See,  in  der 
Premana  am  Fuss  des  Leguoue  (147)  und  in  den  Provinzen  Son- 
drio  (Val  Furva  a  S-ta  Catterina)  und  Brescia  (Valle  dell'Avio, 
Nordabhang  des  Adamello)  sich  vorfindet  und  im  Nordosten  Ita- 
liens, z.  ß.  in  den  Provinzen  Verona  (Monti  Lessini)  (1G5),  Udine 
(Fise'r  di  Gosaldo,  1000  M.  üb.  M.),  Belluno  (S.  Tiziano  di  Gaima, 
2300  M.  üb.  M.  Belluncser  Alpen)  (140),  Venezia  (Mestre)  und 
Treviso  einheimisch  ist.  Im  Modenesischen  (53),  in  Toscana,  so  in 
Vallombrosa,  im  Genovesato,  in  Romagna  und  im  Neapolitani- 
schen (243)  soll  sie  ebenfalls  zu  Hause  sein.  In  der  Schweiz  soll 
R.  m  ti  t  a  allenthalben,  sowohl  in  den  niedrigst  gelegenen  Thälern, 
als  auch  im  hohen  Gebirge,  so  laut  v.  Tsehudi  (42)  durch  die 
ganze  Berg-  und  Alpenregion  in  Menge  sich  finden,  ja,  nach  Fatio 
(166)  sogar  bis  8000  Fuss  üb.  M.,  also  in  der  Schneeregion,  an- 
zutreffen sein.  Unter  den  hochgelegenen  Fundpunkten  werden  nam- 
haft gemacht:  die  Grasgehänge  des  Gloggernfelsen  (5200  Fuss 
üb.  M.),  der  Todtensee  auf  der  Grimsel  (6615  F.  ü.  M.),  wo  laut 
v.  Tsehudi,  „R.  alpina"  in  grossen  Schaaren  lebt,  das  Seeloch 
auf  der  Mühlebachalp  (6636  F.  ü.  M.  im  Glarnergebirge),  der 
Oberalpsee  (6220  F.  ü.  M.),  die  kleinen  Gotthardseen  (6300  F. 
üb.  M.),  das  Ober-Engadin,  wo  sie  auf  dem  Wege  von  Ponte  nach 
Samaden  in  den  Wassergräben  vorkommt,  die  Wälder  am  Bernina 
und  die  Gewässer  am  Julier,  der  Ritomsee  (1829  M.  ü.  M.),  die 
Simplonpasshöhe  (2010  M.  üb.  M.),  Guarda  (1650  M.  ü.  M.),  Sur 
Sass  (2357  M.  üb.  M.)  (168,  55,  167,  42,  41)  und  Zinal 
(1678  M.).  Um  Basel  ist  diese  Art  auf  den  Wässermatten  der 
Ebene  sowohl  als  auch  auf  den  Bergen  zu  finden  und  scheint  in 
den  Bergthälern  von  Baselland,  z.  B.  in  den  um  Langenbruck  ge- 
legenen die  vorherrschende  Rana  zu  sein  (169).  Das  Basler  Mu- 
seum besitzt  Stück  aus  Langenbruck,  Basel,  Geinpen,  Waldshut, 
sowie  auch  aus  dem  Val  Sampuoir  in  Unter-Engadin;  meine  Samm- 
lung endlich  enthält  Exemplare  aus  Ramsach  (BasellandJ,  aus  Fai- 
do  in  Tessin  (44)  und  vom  Giessbach.  Von  einigem  Interesse   für 


-    92   — 

die  vertikale  Verbreitung  der  uns  liier  interessirenden  Species  ist 
die  kürzlich  erschienene  Schrift  Camerano's  „Dello  sviluppo  degli 
Anfibi  anuri  sulle  Alpi"  (218),  umsomehr,  da  der  Verfasser  meh- 
rer;' neue  alpine  Fundorte  namhaft  macht. 

„Wie  in  Europa  überhaupt,  so  ist  auch  in  Deutschland  R.  m  u  t  a 
die  verbreitetste  Art  von  Fröschen"  sagt  Leydig.  „Man  trifft  sie 
„in  der  Ebene  so  gut,  wie  in  Berggegenden:  im  Hochgebirge,  wie 
„im  Mittelgebirge.  Ich  vermisste  sie  nirgends  in  den  «deutschen 
„Landstrichen,  wo  ich  mich  nach  Amphibien  umsah".  Im  Gross- 
herzogthum  Baden  ist  die  stumpfsehnäuzige  Form  nach  Nüsslin  (90) 
in  der  Ebene  verbreitet,  während  die  spitzsclinäuzige  sich  im  Ge- 
birge aufhält.  Eine  dritte,  kürzlich  von  F.  Müller  '(IL— S.  670) 
diagnostizierte,  „besonders  langbeinige"  spitzsclinäuzige  Form,  die 
Var.  longipes  nämlich,  soll  in  der  Nähe  von  Badenweiler  ent- 
deckt worden  sein.  Stücke  der  M  u  t  a  aus  Neudorf  in  Elsass,  aus 
dem  Schwarzwald,  so  vom  Torfmoor  von  Willaringen,  und  aus 
Heidelberg  sind  im  Museum  zu  Basel  und  in  meiner  eigenen  Samm- 
lung zu  sehen.  Als  Glied  der  Württembergischen  Fauna  wird  sie 
bei  Plieninger  (87. — S.  194),  G.  v.  Martens  (86)  und  bei  Krauss 
(89. — S.  497)  mit  dem  Zusatz  „gemein"  aufgeführt  und  durch 
Leydig  (170.— S.  119)  erfahren  wir,  dass  sie  sich  in  der  Um- 
gegend von  Tübingen  vorfindet.  Ihr  Vorkommen  in  ganz  Bayern 
meldet  Hahn  (171).  Auch  Jäckel  (85.-S.  81),  Clessin  (82)  und 
Schrank  (83)  verzeichnen  sie  für  Bayern.  Die  Bearbeiter  der  „Fau- 
na Ratisbonnensis"  erwähnen  sie  aus  der  Umgegend  von  Regens- 
burg; im  Miinthal  bei  Würzburg  hat  Leydig  einige  Beobachtungen 
über  ihre  Laichzeit  gemacht  und  aus  Erlangen  hat  sie  v.  Siebold 
(172.— S.  14)  erhalten.  Im  Rhöngebirge  ist  die  Muta  von  allen 
braunen  Fröschen  die  allein  vorkommende  Art;  ebenso  im  Oden- 
walde  an  der  Maiuseite  (94).  Im  Unter-Main-  und  Lahn-Gebiet  fehlt 
sie  nirgends;  Koch  (93)  unterscheidet  nicht  weniger  als  sechs  aus- 
geprägte Abarten  und  zwar:  die  allgemein  verbreitete  Var.  typus, 
Var.  montanus  von  oberhalb  Dreslendorf  und  aus  der  Nähe  Lie- 
benscheid's  auf  dem  Westerwalde,  Var.  maximus  von  Dr.  Noll 
im  Dorfe  Medenbach  bei  Dillenburg  in  reichlicher  Anzahl  gefun- 
den, Var.  verrucosus  aus  den  sandigen  Waldungen  des  Unter- 
maingebietes, woselbst  sie  unter  Steinen  im  Frankfurter  Wald  und 
auf  der  Mombacher  Ilaide  bei  Mainz  gefunden  wird,  Var.  cine- 
reus  vom  Torfboden  im  Schwanheimer  Walde  und  von  ander- 
wärts in  der  Ebene,  auch  von  den  Hengster-Wiesen  bei  Offenbach 
und  endlich  Var.  gracilis  von  den    ausgedehnten    Sümpfen   bei 


-   93   — 

Enkheim  im  Untermaingebiet.  Diese  Varietät  aber  scheint,  wie  Koch 
seihst  vermuthet,  mit  R.  agilis  identisch  zu  sein.  Ueber  das 
Vorkommen  der  Muta  in  der  nächsten  Umgebung  Frankfurts  und 
hei  Wiesbaden,  berichten  Römer-Büchner  (91)  und  Kirschbaum  (92). 
Im  ganzen  Nahegebiete  tritt  R.  muta  häufig  auf  (Geisenheyner, 
352).  In  der  Eitel,  so  im  Kyllthale,  Gemündener  Maar,  Weinfel- 
der  Maar,  Bertrich,  Laacher  See,  Pulvermaar  u.  s.  w.  traf  sie 
Leydig  (op.  cit.i  und  bei  Schäfer  (173)  linden  wir  sie  in  seiner 
„Moselfauna"  aufgeführt;  dann  beobachteten  diese  Art  Melsheimer 
(95. — S.  90)  in  der  Umgegend  von  Linz  a.  Rh  ,  Leydig  bei  Bonn, 
Behrens  in  der  Umgebung  von  Elberfeld  (229),  Suffrian  im  Re- 
gierungsbezirke Arnsberg  (96);  De  Betta  (140)  giebt  an,  sie  aus 
Düsseldorf  erhalten  zu  haben,  F.  Müller  (55)  aus  Elsdorf  bei  Köln. 
Sie  kommt  ferner  im  Herzogthum  Oldenburg  „überall  häufig"  vor, 
auch  in  den  Marschen  bei  Vegesack,  in  Aschhausen  (Zwischenah- 
ner  See. — Boreherding.  12),  in  Hannover  (Boulenger),  im  Lüne- 
burgischen  (79),  in  Meklenburg  (77.— S.  129)  und  in  der  Mark, 
wo  sie  nach  Schulz  (76. — S.  472)  die  gemeinste  Art  sein  soll. 
Durch  Boulenger  (9.-  S.  45),  Reinhardt  (174),  Lichtenstein  (150) 
und  v.  Siebold  (172)  erfahren  wir,  dass  sie  bei  Berlin,  auf  Rü- 
gen, in  Danzig  und  Königsberg  einheimisch  ist  und  aus  der  Schrift 
Rathke's  „Verzeichniss  der  in  Ost-  und  Westpreussen  vorkommenden 
Wirbelthiere"  (74)  geht  hervor,  dass  diese  Art  im  Kord-Osten 
Deutschlands  sehr  häufig  ist.  In  Schlesien  soll  sie  viel  häufiger  als 
die  Esculenta  anzutreffen  sein  und  bis  hinauf  in  der  Knieholz- 
Region  leben  (75,  175);  v.  Siebold  und  Pflüger  sprechen  von 
Exemplaren  aus  Breslau.  In  der  Oberlausitz  hat  sie  Tobias  (81. — 
S.  94)  beobachtet;  Reibisch  (80.— S.S.  113)  und  Haase  (177) 
verzeichnen  sie  unter  den  Amphibiens  Sachsens;  Herr  A.  Goldfuss 
fand  sie  öfters  in  der  Umgebung  von  Halle,  W.  Wolterstorff  (230) 
bei  Magdeburg,  Osterburg,  am  Harz  bei  Wippra,  im  Ilsethal,  Oder- 
thal bei  Andreasberg  und  nahe  Ocker  b.  Harzburg  und  dass  sie 
bei  Leipzig,  Weimar,  Gera  und  Jena  zu  Hause  ist,  weiss  ich  aus 
eigener  Erfahrung.  Im  Kreis  Rothenburg,  Hessen,  hat  sie  Eise- 
nach (178)  gefunden. 

Alsdann  bewohnt  R.  muta  die  Länder  der  österreichisch-unga- 
rischen Monarchie  und  scheint  daselbst  ziemlich  überall  verbreitet 
zu  sein.  Für  Mähren-Schlesien  erwähnt  sie  Heinrich  (68),  aus  Ga- 
lizien  und  der  Bukowina  führt  sie  Zawadzky  (69)  auf,  in  der  Ba- 
bia  göra  fand  sie  Stobiecki  (179),  aus  Siebenbürgen  kennt  sie 
Bielz  (67)  und  für  Ungarn  (180),  so  für  die  Umgegend  von   Ka- 


—  9  t  — 

schau,  wo  „R.  t empor aria  var.  platyrrhina"  mit  „Var. 
oxyrrliina"  an  zu  (reffen  sind,  für  die  Coiuitate  Zölyom  und  Liptö, 
Temesvar,  Bellye  und  Därda  haben  sie  Jeitteles  (181.— S.  244), 
Moscary  (182),  Steindachner  (G4)  und  v.  Mojsisowics  (183)  an- 
gezeigt. Fritsch  (184)  und  Glückselig  (185)  nennen  sie  unter  den 
Amphibien  Böhmens  und  dass  sie  im  Riesengebirge  bis  oberhalb 
der  Schneegruben  lebt,  meldet  Prach  (186).  Westwärts  ist  sie  beo- 
bachtet worden  in  Kiederösterreich  durch  Fitzinger  (187)  und 
Knauer  (71),  in  Kärnten  durch  v.  Gallenstein  (62,),  in  Kram  durch 
Freyer  (60);  an  den  östlichen  Abhängen  des  Reisskofel's  kommt 
sie  nach  Kohlmayer  (G3)  vor  und  in  Dalmatien,  so  namentlich 
in  den  Umgebungen  von  Spalato  scheint  die  Art  ziemlich  selten 
zu  sein  (Kolombatovic,  59).  In  Tirol  ist  sie  allgemein  verbreitet; 
Gredler  (72)  traf  sie  auf  seinen  Reisen  bis  4  und  5  Tausend 
Fuss  über  Meer,  stellenweise,  wie  auf  dem  Saiten  und  auf  der 
Lavace-Alpe,  noch  höher  und  sammelte  sie  bei  Vils,  Teils,  Inns- 
bruck und  Bozen.  Aus  dem  Stuhljoche  im  Rissthale  in  einer  Höhe 
von  circa  6000  Fuss  und  in  der  Oetzthaler  Gletschergruppe  iindet 
sich  eine  Form  der  Muta,  welche  „nach  Art  des  Wasserfrosches 
fast  stets  im  Wasser  lebt"  und  von  Gredler  als  „Var.  alpina" 
bezeichnet  worden  ist.  In  Südtirol,  so  im  Bad  Ratzes  und  im  Tren- 
tino  (Valle  di  Non)  wurde  sie  von  Prosslinger  (188. — S.  38), 
Canestrini  (189)  und  De  Betta  (45.— S.  153)  beobachtet  und 
Bruhin  (73.— S.  256)  fand  m  im  Walserthale  (Vorarlberg)  in 
vielen  Farbenänderungen,  aber  ausschliesslich  die  stumpfschnäuzige 
Form,  lieber  ihre  Verbreitung  auf  der  Balkan-Halbinsel  sind  wir 
wenig  unterrichtet;  wir  wissen  nur,  dass  sie  in  Bosnien  (114)  lebt. 
Für  Griechenland  und  die  Inseln  Naxos,  Mykonos  und  Andros  er- 
wähnen sie  de  Heldreich  (190)  und  Erhard  (191),  jedoch  ist  es 
mir  im  Jahre  1880  auf  meiner  Reise  in  Griechenland  und  auf 
den  Cykladen  nicht  gelungen  das  Thier  aufzufinden,  oder  Exem- 
plare dieser  Species  im  Athener  Museum  zu  sehen  und  ich  glaube 
Grund  zu  der  Annahme  zu  haben, — ohne  das  Vorkommen  der 
Muta  in  Griechenland  zu  beanstanden, — dass  obige  Angaben  auf 
Verwechselung  von  R.  agilis  und  einer  mehr  braunen  als'  grü- 
nen Esculenta  mit  dem  Grasfrosch  beruhen.  De  Betta  (192) 
und  Böttger  (193)  erwähnen,  offenbar  nur  vom  Hörensagen,  das 
Vorkommen  der  M  u  t  a  von  Griechenland  und  seinen  Inseln,  lieber 
die  weite  Verbreitung  des  Grasfrosches  nach  Osten  liegen  mehrere 
bestimmte  Angaben  vor.  Den  Behauptungen  Kessler's  zufolge  würde 
sich  ihr  Verbreitungsbezirk  im  europäischen  Russland  von  der  Küste 


—  95  — 

des  Schwarzen  Meeres  bis  zu  den  Gouvernements  Archangel  und 
Olonez  erstreiken.  Aus  dem  Westen  Russlands  kennt  man  ihn  durch 
Taczanowski  (194),  nach  dessen  Angaben  er  in  dm  polnischen 
Gubernien  sehr  gemein  sein  soll;  sodann  verzeichnen  ihn  Audr- 
zejowski  (195)  und  Belke  (196)  unter  den  Anuren  Volhyniens, 
Podoliens  und  des  Gouvernement  Cherson.  Im  Walde  von  Nagor- 
zani  in  der  Nähe  von  Kamienez  stiess  Belke  auf  eine  spitzschnäu- 
zige  Varietät,  deren  Farbenk'eid  er  ausführlich  beschreibt.  Nach 
Krynicki  (111)  und  Czernay  (110)  trifft  man  ihn  in  den  Gou- 
vernements Poltawa,  Charkow  und  Ekaterinoslaw  nicht  selten;  eben- 
so findet  er  sich  in  den  Gouvernement  Moskau,  Kiew  (353)  und 
Woronesch.  In  Bezug  auf  sein  Vorkommen  in  der  Krim  lauten  die 
Angaben  verschieden,  so  geben  Schreiber  (197.— S.  150)  und  der 
anonyme  Verfasser  der  „Bescription  physique  de  la  Contre'e  de  la 
Tauride"  (198)  an,  dass  R.  inuta  auf  der  taurischen  Halbinsel 
vorkommt,  während  Kessler  das  Fehlen  derselben  hervorhebt  und 
Koppen  mitheilt,  dass  ihm  über  ihre  Verbreitung  in  der  Krim  nichts 
bekannt  geworden  sei.  Auch  Pallas  und  Rathke  erwähnen  sie  mit 
keiner  Silbe  in  ihren  Arbeiten  über  die  Fauna  der  Krim,  lieber 
ihre  Verbreitung  nach  Norden  sind  wir  besser  unterrichtet;  so  be- 
zeichnen sie  Fischer  (199)  und  Seidlitz  (105)  für  die  Ostseepro- 
vinzen, v.  Fischer  (106)  und  Pflüger  für  das  Gouvernement  Pe- 
tersburg; Exemplare  aus  dem  Galeerenhafen  in  St.  Petersburg  und 
von  der  Charlamova  Gora  im  Petersburger  Gouvernement,  ferner 
aus  der  Umgebung  von  Nowgorod,  aus  Starai'a  Russa  besitzt  das 
Museum  der  St,  Petersburger  Akademie.  Am  Onega-See,  in  Rus- 
sisch-Lappland und  im  nördlichen  Ural  würde  sie,  nach  dem  Wer- 
ke von  E.  Ilofman  (200)  zu  schliessen,  nicht  fehlen.  Auch  in  den 
Schriften  über  die  Fauna  der  Gouvernements  Wologda  (201)  und 
Jaroslaw  (108)  wird  sie  genannt.  Ferner  ist  sie  im  Gouverne- 
ment Nischni-Nowgorod,  im  mittleren  Ural  (107),  in  Uralsk  beo- 
bachtet und  gesammelt  worden.  Aus  den  Kaukasusländern  besitzt 
Dr.  A.  Strauch  mehrere  Exemplare;  sie  stammen  aus  Stawropol, 
vom  Fluss  Belara,  von  der  Poststation  Kasbek,  vom  Berg  II,  von 
Mat-Choch  am  Terek,  aus  Lagodechi  und  aus  Jelenowka  (Goktscha). 
Konstatiert  wurde  ferner  die  Art  in  Sibirien,  so  bei  Sarni-Gor  und 
Nova'ia  am  unteren  Ob  (202,  203),  in  Tomsk,  in  Smeinogorsk, 
an  der  Unteren  Tunguska,  am  Wilni,  in  Jakutsk,  woselbst  v.  Mid- 
dendorff  seine  Cruenta  gesammelt  hat  (2 17),  in  Nertschinsk,  am 
Amur,  am  Mittellauf  des  Ussuri,  in  Nikolaewsk,  am  unteren  Lauf 
der  Lena,  im  Stanowoi'  Chrebet,  in  einzelnen  Lokalitäten  am  Ochot- 


—   96   - 

skischen  Meer  (v.  Middendorff)  und  auf  der  Insel  Sachalin  (Zoolog. 
Samml.  St.  Petersb.  Akad.  «O2  G45,  642,  646,  650,  651,  549, 
559);  in  der  Gegend  des  Aldau  Flusses  erwachten,  sagt  Midden- 
dori'f,  die  ersten  Exemplare  am  28  April,  und  es  Hess  sich  diese 
Art  von  dort  an,  bis  Udskoi'-Ostrog  nicht  selten  sehen;  nur  auf 
den  Höhen  des  Stanowoii  Gebirges  fehlte  sie.  Nach  Lichtenstein 
(150)  käme  sie  auch  in  der  Kirgisensteppe  und  in  Altai'  vor. 

In  der  kürzlich  publizierten  Arbeit  von  Bötiger  „Materialien  zur 
herpetologischen  Fauna  von  China,  I"  (24  u.  25.  Ber.  d.  Offen- 
bach. Ver.  f.  Naturkunde)  wird  II.  muta  vel  fusca  nicht  er- 
wähnt. Die  Prschewalski'sche  Stücke  aus  Ordos  (Samml.  St.  Petersb. 
Akad.  N:  928—931),  aus  Gansu  (J\ß  932),  ferner  vom  Fluss 
Kunges  (JHs  1055),  vom  Oberlauf  des  lli,  aus  der  Umgebung  von 
Chuldscha  und  aus  Kuku-Chota  (Samml.  St.  Petersb.  Akad. 
JV2JV2  1055,  1056,  1068,  1064,  1257)  dürften  einer  besonderen 
Unterart  oder  Art  angehören.  Die  übrigen  mir  bekannten  asiati- 
schen Fundorte  der  uns  hier  interessirenden  Species  sind:  Cypern 
(205),  Mongolei  (206.— S.  595.-55.  — S.  252),  die  Insel  Jeso 
(Boulenger)  und  Japan  (207,  208).  F.  Müller  bezeichnet  den  aus 
den  östlichen  Biongolei  erhaltenen  braunen  Frosch  als  R.  fusca 
var.  Dybowskii,  während  Boulenger  die  Dybowskii  Günth. 
aus  Ost-Sibirien  (Sinus  Abrek)  einfach  in  die  Synonymie  der  Muta 
(=Fusca  vel  Temporaria)  versetzt  (Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit. 
Mus.  p.  4.4).  Den  japanischen  braunen  Frosch  finde  ich  auch  als 
R.  temporaria  var.  japonica  genannt  (Verhandl.  naturforsch. 
Ges.  zu  Basel,  VI  Th.  4  Heft.  S.  580).  Es  ist  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  manche  von  den  vermeintlichten  Muta,  Fusca  oder 
Temporaria  sich  schliesslich  als  Rana  japonica  Blgr.  oder 
aber  als  R.  Martensii  Blgr.  entpuppen  dürften;  es  ist  ferner 
leicht  möglich,  dass  auf  Cypern  nicht  R.  muta,  sondern  R.  ma- 
croenemis  Blgr.,  eine  Art,  welche  kürzlich  in  Brussa  entdeckt 
wurde,  lebt.  Solange  man  die  Arten  der  braunen  Frösche  nicht  zu 
unterscheiden  wissen  wird,  ist  es  gewagt  und  nahezu  unmöglich, 
die  Grenzen  des  Wohngebietes  der  uns  hier  interessirenden  Spe- 
cies zu  ziehen. 

Hinsichtlich  des  angeblichen  Vorkommens  des  Grasfrosches  in 
Algerien  äussert  sich  Strauch  (6)  folgendermassen:  „II  est  encore 
tres  douteux  si  la  seconde  grenouille  europe'enue,  la  Rana  tem- 
poraria Linne,  se  trouve  en  Algerie,  car  les  seuls  auteurs  qui 
la  citent  pour  ce  pays  sont  Mr.  Rozet  et  Mr.  le  professeur  Eich- 
wald. Le  premier  nous  donne  seulement  le  nom  et    Mr.    le    pro- 


—  97   — 

fesseur  Eichwald  ne  decrit  que  le  mode  de  coloratiou,  en  disant 
qu'il  differe  un  peu  de  celui  des  exemplaires  europe'ens.  Comme 
tous  les  deux  Qataralistes  ne  parlent  ni  de  la  langue,  ni  du  tym- 
pan  et  comme  la  description  de  Mr.  le  professeur  Eichwald  s'appli- 
que  tres  bieu  au  Discoglossus  pictus  Otth,  je  crois  que  lui 
ainsi  que  Rozet  ont  eu  sous  les  yeux  cette  derniere  espere.  Quant 
ä  Mr.  Eichwald,  j'en  suis  d'autant  plus  persuade',  qu'il  remarque 
lui  inöme  qu'il  n'a  pas  trouve'  la  Rana  (Discoglossus)  picta, 
qui  abonde  justement  dans  les  contre'es  qu'il  a  visite'es.  Si  cepen- 
dant  la  Rana  temporaria  s'y  trouvait,  la  presence  d'un  seul 
tubercule,  situe  ä  la  base  du  premier  orteil,  suffira  pour  la  di- 
stinguer  de  la  grenouille  verte,  qui  en  a  toujours  deux". 

Ueber  die  verticale  Verbreitung  haben  wir  bestimmte  Angaben; 
wir  wissen  nämlich,  dass  sie  in  der  Schweiz  bis  8000,  in  den 
französischen  Alpen  bis  9000,  in  Tirol  bis  6000  und  in  Schottland 
bis  2000  Euss  über  Meer  angetroffen  wurde. 


3.  RANA  ARVALIS,    NILSS.   1842. 

Literatur  und  Synonymik. 

R,  arvalis  Nilsson,  Skandinavisk  Fauna.  Första  upplagan,  1842, 
sid.  92;  andra  upplagan,  1860,  Lund  (III  Amfibienia,  p.  104).  Gollin, 
Danmarks  Fröer  og  Tudser,  in  Naturhistorisk  Tidsskrift,  3  Raekke, 
VI  Bd.  Leijiliq,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna,  S.  129, 
Fig.  11,  14,  21,  24,  25,  39,  44,  55,  93.  JBouJcnger.  Cat.  Batr. 
Sal  Coli.  Brit.  Mus.  p.  45:  Bull.  Soc.  Zoo),  de  France,  1879,  p.  169; 
Sitzungsber.  Ges.  naturfoisch.  Freunde  zu  Berlin,  1886,  J\»  5,  S.  67; 
Proc.  Zool.  Soc.  of  London,  1886,  p.  242,  pl.  XXIV.  Lataste,  in  Re- 
vue intern,  des  sciences,  1878,  JVe  12,  p.  494.  BötU/er,  in  Zoolog. 
Gart.  1885,  JVi  8.  S.  233.— R.  oxyrrhinus  Sieenstriqi,  in  Amtl. 
Ber.  üb.  d.  24.  Versamml.  Deutscher  Naturforsch,  u  Aerzte  in  Kiel, 
S.  131;  Hvad  er  Rana  temporaria,  Linne?  in  Videnskabelige  Meddelel- 
ser  fra  den  naturhisloriske  Forening  i  Kjöbenhavn  for  1869,  A2  1—5; 
Tillaeg  til  Besvarelsen  af  I.  Hvad  er  Rana  temporaria,  Linn.?  ibidem, 
ÄsM  14—15.  v.  Siebold,  in  Arch.  f.  Naturgesch.  1852.  Bd.  I.  S.  14. 
Thomas,  in  Ann.  Sc.  Nat.  IV  se'rie.  Zoologie,  IV,  p.  365,  pl.  VII, 
fig.  5,  6.  1855.  Fotio,  Faune  des  Vertebres  de  la  Suisse,  III,  p.  344. 
Koch,  Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudat.    Batrach.  d.  Unter-Main-  u. 


—  08  — 

Lahn-Gebietes.  Frankfurt  a.  M.  1872.  S.  22.  Auch  im  Ber.  Senken- 
berg. Ges.  Iö72.  S.  135.  Eckir,  Die  Anatomie  d.  Frosches.  I.  S.  11. 
Braunschweig,  18ti4.  Fatio,  Notice  hist.  et  descript.  sur  trois  especes 
de  grenouilies  rousses  observees  en  Europe,  in  Arch.  Sc.  Biblioth.  Uni- 
verselle. Janvier  1870.  Geneve,  1858.  Kessler,  Ueb,  unsere  Frösche, 
in  Kiew.  Universitäts-Nachricht.,  N»  7.  S.  87.  Kiew,  1862. — R.  tem- 
poraria  var  oxyrhinus  et  arvalis,  part.  Günther,  Cat.  Batr.  Sal. 
Brit.  Mus.  p.  16.  London,  1858.— R.  temporaria  var.  oxyrrhina 
Schreiber,  Herpetologia  curopaea,  S.  125. — R.  temporaria  Linnc, 
System.  Nad.  ed.  XII,  p  357.  17 60;  System.  Nat.  ed.  X.  1758; 
ed.  VI.  1748;  Fauna  Suecica,  ed.  I,  J6  250.  1746;  ed.  II.  1701; 
Ölandska  och  Gothländska  Resa.  Stockholm  och  Upsala,  1 745. — ?  R. 
Middendorf  fi  Steensfrup,  op.  cit.  in  Videusk.  Medd.  fra  den  na- 
turhist.  Forening  i  Kjöbenhavn,  lb69,  J&N»  1 — 5. 

Aeusserer  Habitus. 

Diese  Art  steht  der  Muta  am  nächsten,  unterscheidet  sich  von 
derselben  aber  nicht  blos  durch  die  Form  und  die  Länge  des  Fer- 
senhöckers, sondern  auch  durch  die  Länge  der  Innenzehe  und  des 
Durchmessers  des  Trommelfells,  durch  die  Breite  der  Stirn  sowie 
auch  durch  mehrere  andere  feinere  Merkmale,  die  nachstehend  auf- 
geführt werden.  Der  Körper  bei  R.  arvalis  ist  massig  schlank, 
kleiner  als  bei  Muta.  Der  Kopf  mittelgross  und  namentlich  nach 
vorn  zu  verlängert  und  zugespitzt;  die  an  ihrem  Ende  ziemlich 
flache  Schnauze  ist  über  den  Unterkiefer  stärker  vorgezogen  als 
bei  R.  muta,  die  Frenalgegend  ist  massig  hoch,  die  Kopfseiten 
ziemlich  steil  abfallend.  Der  Interpalpebralraum  ist  schmal,  nicht 
so  breit  als  das  Oberlid  und  bisweilen  beinahe  nur  der  halben 
Breite  des  Lides  gleich;  der  Raum  zwischen  den  Augenhügeln,  der 
Durchmesser  des  Trommelfells  und  die  Länge  des  Fersenhöckers 
sind  unter  einander  annähernd  gleich,  es  ist  dies  eine  Eigenthüm- 
lichkeit  die  wir,  ich  darf  wohl  sagen  nie  bei  R.  muta  vorfinden. 
Das  deutlich  sichtbare,  kreisrunde,  vom  Auge  etwas  weiter  als 
von  der  Mundspalte  entfernte  Tympanicum  ist  kleiner  als  die  massig 
grossen  Augen.  Der  Zwischenraum  zwischen  den  unter  der  Schnau- 
zenkante liegenden  Nasenöffnungen  ist  grösser  als  der  Abstand  der 
Augenhügel  von  einander  oder  als  die  Entfernung  des  Nasenloches 
vom  Auge.  Die  grosse,  vorn  verschmälerte  Zunge  zeigt  an  ihrem 
freien  Hinterrand  eine  tiefe  Ausrandung  und  endet  in  zwei  Hörner. 
Die  zweispitzigen  Gaumenzähne  bilden  zwei  nach  hinten  zu  kon- 
vergierende, vorn  nicht  ganz    die    Grenzlinie    der    Choanen    errei- 


—   99  — 

chende  Gruppen  *).  An  der  auf  den  ersten  Blick  queroval  erschei- 
nenden Pupille,  bemerkt  man  bei  näherer  Untersuchung,  dass  ihr 
unterer  Rand  winklig  eingeknickt  ist  und  dass  die  Pupille  vorn 
und  hinten  sich  etwas  verengert.  Die  Männchen  besitzen  an  der 
Kehle  hinter  den  Mundwinkeln  gelegene  Stimmsäcke,  die  durch  zwei 
nahe  den  Winkeln  der  Unterkinnlade  gelegene  kleine  Oeffnungen 
mit  der  Mundhöle  zusammen  hängen  und  nur  im  luftgefüllien  Zu- 
stande nach  aussen  massig  hervorzutreten  pflegen.  Diese  Oeffnun- 
gen scheint  Fatio  übersehen  zu  haben  (Faune  des  Verte'bre's  de  la 
Suisse,  III,  p.  344). 

Das  Vorderbein  ist  wenig  länger  als  der  Unterschenkel;  auf  der 
Handwurzel  finden  sich  drei  Ballen  vor  und  zwar  ein  grosser 
Daumenballen,  ein  kleiner  runder  Ballen,  der  dem  Finger  IV  und 
ein  anderer,  etwas  längerer,  aber  schmälerer  Ballen,  der  dem  Fin- 
ger V  entspricht.  Der  erste  Finger  ist  etwas  länger  als  der  zweite, 
der  dritte  Finger  um  zwei  Zehenglieder  länger  als  der  zweite  und 
um  anderthalb  Zehenglieder  länger  als  der  vierte  Finger.  In  Be- 
treff der  Länge  des  Hinterbeines  wird  angegeben,  dass  es,  über 
den  Rücken  nach  vorn  gelegt,  mit  dem  tibiotarsalen  Gelenk  die 
Schnauze  eben  erreichen  soll;  bei  den  mir  vorliegenden  Stücken 
vermag  ich  nicht  das  untere  Gelenk  des  Unterschenkels  über  das 
Nasenloch  hinaus  zu  strecken,  in  vielen  Fällen  erreicht  es  nur  den 
vorderen  Augenwinkel.  Der  Unterschenkel  ist,  wie  gesagt,  etwas 
kürzer  als  das  Vorderbein,  und  die  Fusswurzel  ist  ziemlich  bedeu- 
tend länger  als  die  halbe  Länge  der  Tibia  und  etwas  länger  als 
die  grösste  Kopfbreite  (?)  oder  fast  ebenso  lang  wie  der  Kopf 
breit  ist  ( -f ).  Der  Fersenhöcker  ist  lang  und  hoch,  knorpelhart, 
seitlich  zusammengedrückt  und  sieht  sowohl  wegen  seiner  schau- 
felförmigeu  Gestalt,  als  auch  seiner  Stellung  sehr  dem  Fersen- 
höcker  von  Esculenta  Lessonai  ähnlich;  genau  wie  bei  dieser 
nimmt  er  auch  bei  R.  arvalis  in  der  Richtung  zur  Zehe  allmäh- 
lich an  Höhe  zu  und  steht  bei  Betrachtung  der  Fusssohle  von 
oben  stramm  empor,  er  ist  stets  höher  und  immer  länger  als  der 
wulstartige  Fersenhöcker  von  R.  muta;  seine  Länge  beträgt  in 
den  meisten  Fällen  ungefähr  %  der  Länge  von  der  Innenzehe, 
vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  während  die  Länge  dieses  Hö- 
ckers bei  Muta  höchstens  die  Hälfte,  in  der  Regel  aber  nur  ein 
Drittel  und  sogar  ein  Viertel  dieser  Zehe,  in  der  geschilderten  Art 
und  Weise  gemessen,  ausmacht;  bei  den  russischen  Individuen    ist 

')  Vergl.  Taf.  III,  Fig.  21  und  Taf.  IV,  Fig    39,  in  Leydig,  Dio    anuren    Ba- 
trachier  der  deutschen    Fauna. 


—   100    - 

der  Fersenhikker  etwas  kürzer,  aber  vielleicht  etwas  höher  als 
bei  R,  arvalis  aus  deutschen  Fundorten.  Der  äussere  Metatar- 
salhöcker  scheint  stets  zu  fehlen.  Die  4.  Zehe  ist  die  längste,  die 
3-tte  ist  entweder  etwas  kürzer  oder  länger  als  die  5-te,  biswei- 
len aber  sind  diese,  beiden  Zehen  gleich  lang.  Die  zarten  Schwimm- 
häute sind  etwas  kürzer  als  bei  der  vorigen  Species,  sie  lassen 
beim  brünstigen  Männchen  an  der  längsten  Zehe  in  der  Regel  zwei, 
beim  Männchen  post  nuptias  aber  zwei  und  einhalb  Glieder  frei, 
an  den  übrigen  Zehen  ragen  beim  ersteren  nur  die  letzten  Pha- 
langen, beim  letzteren  die  letzten  Phalangen  an  den  Zehen  1. 
und  5.,  und  V/t  bis  1%  Glieder  an  den  Zehen  1.  und  3.  frei 
aus  den  Schwimmhäuten  hervor.  Bei  den  Weibchen  sind  die  letzten 
Phalangen  an  der  1.  und  5.  Zehe,  1%  Phalangen  an  der  2.,  2  Pha- 
langen an  der  3.,  und  2:V,  bis  3  Phalangen  an  der  4.  Zehe  frei, 
bei  den  auf  dem  Lande  lebenden  Weibchen  sind  die  Schwimm- 
häute an  der  2.  und  3.  Zehe  etwas  kürzer.  Sowohl  die  Finger 
als  auch  die  Zehen  sind  mit  gering  entwickelten  Subartikularhö- 
ckern  versehen;  die  Finger-  und  Zehen-Spitzen  enden  merklich  spit- 
zer und  die  Finger  und  Zehen  selbst  sind  dünner  als  bei  R.  muta. 

Die  Rückenhaut  ist  entweder  mehr  oder  weniger  glatt,  oder 
aber  bald  mit  sehr  stark  vortretenden,  länglichen,  wulstartigen, 
mitunter  in  unregelmässige  Längsreihen  gestellten  Hervorragungen 
bedeckt,  welche  in  einigen  Fällen  im  Nacken  schräg  gestellt  er- 
scheinen und  eine  mehr  oder  weniger  ausgesprochen  \/-  oder 
/\ -förmige  Figur  bilden.  Die  Rückenzone  ist  von  zwei,  mitunter 
ziemlich  breiten  und  stark  vorspringenden,  vom  hinteren  Augen- 
winkel etwa  bis  oberhalb  der  Schenkel  hinziehenden  drüsigen  Wül- 
sten umrahmt.  Die  Hinterhacken  sind  fein  granuliert,  beim  Männ- 
chen etwas  stärker  als  wie  beim  Weibchen;  die  Haut  an  den  Hin- 
terbeinen, insbesondere  an  der  Innenfläche  des  Unterschenkels  ist 
glatt,  sehr  fein  und  zart;  der  Bauch  ist  glatt. 

Masse  in  Millimetern:  rj  aus  Breslau,  Totallänge  59.5,  Kopflän- 
ge 18,  Kopfbreite  28,  Kopfumfang  48,  Kopfhöhe  7,  Interpalpe- 
bralraum  3,  Augendurchmesser  5.5,  Durchmesser  des  Trommel- 
fells 4.5,  Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom  Auge  6,  des  Trom- 
melfells vom  Auge  nicht  ganz  9,  von  der  Mundspalte  1.5,  Rumpf- 
länge 41.5,  Vorderbein  32,  Hinterbein  102,  Tibia  31,  Länge  des 
Fersenhöckers  nicht  ganz  4,  der  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an 
gemessen,  nicht  ganz  6. —  $  aus  Halle  a.  S.  Totallänge  55,  Kopf- 
länge 15.5,  Kopibreite  16,  Kopfumfang  47,  Kopf  höhe  7,  Iriter- 
palpehralraum  etwas  über  2.5,  Augendurchmesser  4.5,  Durchmes- 


—  101  — 

ser  des  Trommelfells  3,  Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom 
Auge  6.5,  des  Trommelfells  vom  Auge  2.  von  der  Mundspalte  1.5, 
Rumpflänge  39.5,  Vorderbein  28,  Hinterbein  80,  Tibia  25,  Länge 
des  Fersenhöckers  etwas  über  3,  der  Innenzehe,  vom  Ferseuhö- 
cker  an  gemessen,  5. — Die  jungen  Thiere  sind  unmittelbar  nach 
der  Verwandlung,  vom  After  bis  zur  Schnauzeuspitze  gemessen, 
ungefähr  13  mm.  lang. 

Färbung  und  Zeichnung. 

• 
Die  Färbung  und  Zeichnung  bei  Arvalis  ist  nicht  so  wan- 
delbar wie  bei  der  vorbeschriebenen  Art  und  es  lassen  sich  hier 
zwei  Zeichnungsformell  mit  Leichtigkeit  abtrennen;  es  siud  dies: 
die  typische  und  die  gestreifte  Form.  Die  erste  und  am  weitesten 
verbreitete  Form  sieht  im  allgemeinen  II.  muta  ähnlieh.  Die  Fär- 
bung der  Oberseite  des  Körpers  ist  bald  dunkler  oder  heller 
rothbraun  oder  graubraun,  manchmal  gelblich  oder  cafe'  au  lait 
und  immer  mit  au  den  Leibesseiten  zerstreuten  oder  zu  Marmel- 
binden zusammenfliessenden  dunkelbraunen  oder  rothliehbraunen 
Flecken  oder  Schnörkel-  und  schriftartigen  Zeichnungen  besetzt;  die 
Rückenzone,  welche  von  Drüsenwülsten  abgegrenzt  wird,  die  sich 
durch  ihre  heller  Farbe  deutlich  vom  Untergründe  abheben,  kann 
fleckenlos  oder  aber  mit  bald  weniger,  bald  in  grösserer  Anzahl 
eingestreuten  dunkelbraunen  schwarzbraunen  Punktllecken  und  kur- 
zen Strichen  bedeckt  erscheinen;  diese  Striche  und  Fleckihen  ver- 
theilen  sich  gern  den  drüsigen  Wülsten,  namentlich  vorn  entlang; 
am  Vorderrücken  tritt  meistentheils  sehr  deutlich  die  für  sämtliche 
Arten  brauner  Frösche  charakteristische  dunkelbraune  \J '-förmige 
Zeichnung  auf,  als  deren  Fortsetzung  zwei  nach  hinten  verlaufende 
Reihen  dunkler  Striche  angesehen  werden  können;  diese  Striche 
erweisen  sich  in  vielen  Fällen  bei  näherer  Betrachtung  als  Rand- 
säume von  wulst-und  warzenartigen  Erhabenheiten  und  heben  sich 
namentlich  bei  denjenigen  Individuen  scharf  von  der  hellen  Umge- 
bung ab,  deren  seitliche  Drüsenwiilste  nach  aussen  hin  vou  einem 
dunkelbraunen  Bande  begleitet  werden.  Mit  der  von  einigen  Autoren 
als  Var.  striata  Koch  unterschiedenen  Form  werden  mehr  oder 
weniger  deutlich  gestreifte  Exemplare  bezeichnet,  welche  sich  auf 
den  ersten  Blick  schon  aus  der  Ferne  vom  gemeinen  Grasfrosch 
unterscheiden  lassen.  Man  unterscheidet  an  der  Zeichnung  der  Ober- 
seite von  striata  im  ganzen  drei  Zonen  oder  Längsbänder:  ein 
hell  bräunliches,  fleckenloses,  oder  spärlich  dunkelbraun  gepunktetes 


—   102  — 

mittleres  Band  und  je  ein,  durch  den  hellen  Seitenwulst  in  zwei 
Felder  getheiltes  dunkles  Band  auf  jeder  Rückenhälfte.  Die  letzten, 
untersten,  bisweilen  stark  von  Schwarzbraun  durchsetzten  Fel- 
der grenzen  an  die  hellen,  gegen  den  Bauch  zu  dunkelbraun  ge- 
fleckten Rumpfseitenbänder  und  werden  wom  hellen  Mittelband 
durch  vielfach  zackig  ausgeschnitten  verlaufende,  tief  braune,  von 
etlichen,  kurzen  wulstartigen  Erhabenheiten  begleitete,  ziemlich 
schmale  Streifen  oder  blos  von  reihenweise  angeordneten  schwarz- 
braunen Linien,  Punkten  und  Flecken  begrenzt.  Zwischen  diesen 
beiden  Formen  sind  Uebfrgangsstufen  vorbanden;  es  kann, beispiels- 
weise bei  der  Form  striata  blos  das  Mittelband  uud  auch  nur 
spurweise  und  blos  am  Hinterrücken  angedeutet  auftreten,  während 
bei  der  typischen  Form  die  dunkelumrahmten  wulstartigen  Erha- 
benheiten derart  regelmässig  und  einander  genähert  erscheinen 
können,  dass  sie  förmliche  Streifen  bilden.  Bei  allen  diesen  For- 
men tritt  der  bald  hell,  bald  dunkel  braune,  röthlichbraune  oder 
fast  schwarzbraune,  oben  bogenförmig  begrenzte  und  meist  hell 
umsäumte  Ohrfleck  deutlich  zutage;  er  erscheint  gleich  der  hell- 
braunen, oberhalb  vom  dunkelbraunen  Frenalstreifen  begrenzten 
Zügelgegend  vom  dunklen  Randstreifen  der  Unterkinnlade  durch 
einen  weisslichen  oder  gelblichen  Strich  getrennt.  Der  Frenalstrei- 
fen erhält  oben  einen,  bisweilen  kaum  angedeuteten,  hellen  Saum 
und  breitet  sich  mitunter  dermassen  aus,  dass  die  Frenalregion 
zur  Hälfte  tief  dunkelbraun  und  zur  Hälfte  hellbraun  gefärbt  er- 
scheint; die  untere  Hälfte  der  goldgelben  Iris  ist  mit  Schwarz- 
braun durchsetzt  und  es  scheint  als  ob  der  Frenalstreifen  durch's 
Auge  ginge,  um  sich  mit  dem  Ohrfleck  zu  vereinigen.  Auf  der 
Kopfoberfläche  zeigen  sich  bei  der  einfacher  gekleideten  typischen 
Form  meist  vier,  bisweilen  undeutlich  ausgeprägte  dunkle  Flecken, 
von  denen  zwei  mehr  der  Quere  nach  gestellt  sind,  zum  Theil 
auf  den  Lidern,  z.  Th.  am  Scheitel  sich  befinden,  während  der 
dritte  auf  der  Schnauze  und  der  vierte  in  der  Hinterhauptsregion 
liegt.  Bei  der  Form  striata  wiederholt  sich  im  grossen  und 
ganzen  am  Kopfe  die  Rückenzeichnung,  wenigstens  ist  auf  der  hin- 
teren Hälfte  der  Kopl'obertläche  genau  dieselbe  Streifung  wie  am 
Rücken  deutlich  sichtbar.  Der  dunkle  Strich  der  Obeikiunlade  steht 
in  vielen,  ja  in  den  meisten  Fällen  in  Verbindung  mit  dem  dun- 
klen Streifen  an  der  Vorderseite  des  Oberarmes;  der  Hinterseite 
des  Vorderbeines  entlang  zieht  sich  ein  mitunter  stark  ausgespro- 
chener dunkler  Streifen,  der  sich  manchmal  in  Flecken  aullöst, 
die  bisweilen    ganz    verwischt  erscheinen.  Die  diesem  Vorderbein- 


—   103   — 

streifen  am  Hinterbein    entsprechende    Binde    kann    gleichfalls,  so 
namentlich  bei  blass  kolorirten  „typischen  Stücken,  äusserst  schwach, 
und  nur  am  Knie,  am  Vorderende  des  Oberschenkels  und  an  einem 
Theile  nur  des  Unterschenkels  als  zackig  ausgeschnittener  und  viel- 
fach unterbrochener  dunkler  Streifen  auftreten;  an  der    Unterseite 
der  Fusswurzel  und  des    Fusses    hingegen    tritt    diese    Binde    mit 
einer  grösseren  Beständigkeit   und    Intensität    auf.    Bei  gestreiften 
Exemplaren  hebt  sich  dieser,  an  seinem  oberen  Rande    hell    um- 
säumte dunkelbraune  Streifen  sehr  deutlich    vom    Untergründe   ab 
und  zieht  sich  ununterbrochen  längs    der    Vorderseite    des    Ober- 
schenkels und  der  Aussenseite  des  Unterschenkels  fort,  um  schliess- 
lich auf  die  Unterseite  der    Fusswurzel    und    des   Fusses    bis  zur 
Spilze  der  5.  Zehe  überzugehen.  Die  Oberseite  der  Hinterbeine  ist 
mit  mehr  oder  weniger  ausgesprochenen,  der  Quere  nach  gestellten 
Flecken  oder  mehr  weniger  zahlreichen,  breiten  oder  sehr  schma- 
len Streifen  besetzt,  welche  bei  der    Form    striata    sich    durch 
ihre  dunkelbraune  Färbung  scharf  von    dem    helleren    Braun    des 
Untergrundes  abheben;  dazwischen  sind  oftmals  dunkelbraune  Pun- 
kte und  Punktflecken  eingestreut.  Am  Vorderbein  kommt  es    wohl 
nie  zu  einer  Querstreifung;  die  schnörkelartigen  dunklen  Zeichnun- 
gen können  fehlen,  oder  auf  etliche  Spuren  reducirt  werden.   Die 
Unterseite  ist  weisslich  oder  gelblich;  meistens  nur  spurweise    an- 
gedeutete Flecken  kommen  blos  an  der  Kehle  und  Brust  vor.  Der 
FersenliöVker  und  die  Gelenkhöcker  sind  bisweilen  ziemlich  dunkel 
gefärbt  und  stechen  wenig  vom    dunklen    oder    dunkel   gefleckten 
Untergrunde  der  Fussunterseite  ab,  in    anderen    Fällen    aber   sind 
sie  bei  bräunlichgelber  Unterfläche  des  Fusses  gelblich.  Bei   brün- 
stigen Männchen  erscheinen  die    Farben    auf    der    Körperoberseite 
wie  mit  einem  Nebelschleier  überzogen  und  die  Kehle  erhält  einen 
bläulichen  Schimmer,  nur  noch    die    Mitte    der    Kehle    behält  ihr 
weissliches  oder  gelbliches    Kolorit    bei.    Dass    die    Männchen    im 
Frühjahr  bisweilen  „deutlich  und  lebhaft  grün  gefärbt"   sind,  „was 
sie",  wie  Koch  angiebt,  „dem    Wasserfrosch    sehr    ähnlich  macht" 
gehört  wohl  zu  den  Seltenheiten,  da  v.  Siebold  und  Leydig    übe- 
reinstimmend angeben,  dass  sie  „nie  grasgrün  gefärbt"  seien.  Hin- 
gegen habe  ich  bei  den  brünstigen  Männchen  vom  Galgenberg  bei 
Halle  a.  S.,  welche  Herr  A.  Goldfuss  die  Güte  hatte    mir    mitzu- 
teilen, gefunden,  dass  Gelb  sowohl  in  den  Weichen,  als  auch  auf 
den  Hinterbacken  ziemlich  reichlich  vorhanden    ist    und    dass    die 
Kehle  spurweise  violett  angehaucht  erscheinen  kann.  Bei  den  brün- 
stigen Männchen  kommt  vorzugsweise  Gelb  und  Rosaroth  zum  Vor- 


—  104  — 

schein;  die  Hinterbacken,  die  Innenfläche  des  Unterschenkels,  die 
Brustseiten  und  der  Bauch,  namentlich  nach  hinten  zu,  sind  gelb, 
auch  vor  der  Insertiousstelle  der  Vorder-  und  Hinterbeine  und  in 
der  Achselgrube  tritt  Gelb  auf.  Brust,  Bauch  und  Fusswurzel  er- 
scheinen auf  gelblichweissem  oder  gelbem  Grunde  rosaröthlich  ge- 
fleckt. Die  Jungen  sind  im  allgemeinen  von  den  Alten  nicht  un- 
terschieden, je  selbst  die  Streifung  bei  den  ganz  kleinen  Exem- 
plaren von  der  Form  striata  kommt  deutlich  zur  Geltung. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Die  Unterscheidung  des  Männchen  vom  Weibchen  ist  zur  Laich- 
zeit äusserst  leicht,  denn  zu  dieser  Zeit  ist  beim  ersteren  die  dun- 
kle Schwiele  auf  dem  Daumenballen  und  am  Innenrand  des  Dau- 
mens, sowie  auch  an  der  nach  innen  zu  liegenden  Partie  der 
Daumenoberfläche  so  mächtig  entwickelt,  dass  sie  auf  den  ersten 
Blick  auffällt  (vergl.  Fig.  14  auf  Taf.  II  bei  Leydig,  op.  cit.); 
beim  Weibchen  ist  diese  Schwiele  nicht  vorhanden.  Eine  genaue 
Untersuchung  und  Vergleichung  von  Individuen  beiderlei  Geschlech- 
tes lässt  andere  unfehlbare  Unterscheidungsmerkmale  erkennen^ 
welche  uns  befähigen,  das  eine  Geschlecht  von  dem  anderen  zu 
unterscheiden.  Vor  allem  erkennt  man  jederzeit  das  Männchen  an 
den  Stimmsäcken,  die  dem  Weibchen  fehlen;  es  genügt  meist  dem 
Thiere  den  Mund  zu  öffnen,  um  die  zu  den  Stimmsäcken  führen- 
den Oeffnuugen  wahrzunehmen,  welche  nahe  an  der  Unterkiuulade, 
nach  innen  vom  Mundwinkel  liegen;  bei  in  starkem  Weingeist  auf- 
bewahrten Stücken  kann  allerdings  zuweilen  erst  ein  Schnitt  durch 
die  Kehlhaut  Sicherheit  über  das  Vorhanden-  oder  Nichtvorhan- 
densein dieser  Aussackungen  der  Mundhöhle  geben.  Unter  den  übri- 
gen unterscheidenden  Merkmalen  sind  zu  erwähnen,  dass  der  Vor- 
derarm und  Daumen  beim  Männchen  bedeutend  dicker  erscheinen 
als  beim  Weibchen  und  dass  beim  letzteren  der  Kopf  breiter  und 
der  Körper  einen  weniger  schlanken  Bau  zeigt  als  es  beim  erste- 
ren der  Fall  ist. 

Larve. 

In  Uebereinstimmung  mit  Heron-Royer  und  van  Bambeke  (Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  1881,  p.  75)  glaube  ich,  dass  die  Larve 
von  R.  arvalis  sich  hauptsächlich  durch  die  Zahl  ihrer  Zahn- 
reichen von  derjenigen  von  R.  m  u  t  a  unterscheidet,  sollte  aber 
wider  erwarten  die  Untersuchung  eines  reicheren  Materials  an  Lar- 


—  105  — 

ven  als  dasjenige,  welches  uns  vorgelegen    hat,  ergeben,  dass  die 
Quappe  von  Arv  alis  hinsichtlich  ihrer  Bezahnung  keine  Verschie- 
denheiten   aufweist,    so    bliebe    als  gutes  Erkennungsmerkmal  für 
diese  Art  die  Form  des  Schwanzes  bestehen.  Sonst  sehen  sich  diese 
beiden  Larven  sehr  ähnlich.  Die  Larve  von  Arvalis  wird  32  mm. 
lang,  ihr  Körper  misst  nicht  ganz  12  mm.,  die  Schwanzlänge  be- 
trägt ungefähr  20  mm.,    die    Schwanzhöhe  6%  mm.,  der  Körpe- 
rumfang erreicht  20  bis  21  mm    und  ihre  Hinterbeine  sind  lang, 
länger  als  bei  R.  muta,  denn  sie  erreichen  bei  dem  von  mir  ge- 
messenen   Exemplar    10  mm.,  während  bei  einer  37  mm.  langen 
Quappe  von  Muta  die  Hinterbeine    nur   8  mm.  messen.  Der  Kör- 
per ist  eiförmig,  die  Grenze  zwischen  Kopt   und  Rumpf  ist  äusserst 
schwach    seitlich    und    unten  angedeutet;  der  Kopf  ist  nach  vorn 
zu    weniger  stark    verschmälert  als  bei  Muta  mit  gerundet  abge- 
stutzter   Schnauze    und  schwach  gewölbter  Oberseite;  der  Rücken 
ist    gewölbt,    die  Rumpfseiten    und    der   Bauch  sind  massig  stark 
aufgetrieben.  Die  Augen  sind  grösser  als  bei  der  Larve  von  Muta, 
sie    liegen    mehr  seitlich  als  oben;    ihr  Abstand  von  einander  auf 
dem    Scheitel    ist  etwas  kleiner  als  die  doppelte  Entfernung  zwi- 
schen   den    Nasenlöchern;    letztere   liegen   näher  am  Auge  als  an 
der    Lippe,    sie  sind    kleiner  als  bei  R.  muta,  haben  eine  leicht 
eingedrückte  Umgebung   und   sind  nach  unten  und  vorn  gerichtet; 
die  Entfernung  von  einander  ist  ungefähr    ihrer  Distanz  vom  Lip- 
penrande gleich.  Die  Mundöffnung  ist  etwas  grösser  als  der  Raum 
zwischen  den  Nasenöffnungen;    die  Oberlippe  tritt  stark  wulstartig 
vor,  erscheint  in  stärkerem  Bogen  gerundet  als  bei  R.  muta  und 
wird    oben    von    einem   mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägten 
Wulste  begleitet,    so  dass  diese  Lippe  bei  oberflächlicher  Betrach- 
tung   aus    zwei  neben   einander  herlaufenden  Wülsten  gebildet  zu 
sein  scheint.    Die   Oberlippe  ist  mit  Zähnen  bewaffnet,  die  Mund- 
winkel und  der  Unterlippenrand  hingegen  sind  mit  Papillen  besetzt. 
An  der  Innenfläche    der  Oberlippe  sehe  ich  links  und  rechts  vom 
dunkelgefärbten  Kiefer  je  eine  kurze  Zahnreihe,   an  der  Innenfläche 
der  Unterlippe    sind  drei  hintereinander  gestellte  längere  Zahnrei- 
hen  vorhanden,  von  denen    die  dr.tte,  vom  Mundrand  an  gezählt, 
in  der  Mittellinie  eine  Unterbrechung  aufweist.  Die  Zähnchen  sind 
klein,  mit  kurzem  trichterförmig  auslaufenden  Körper  und  am  Rande 
ausgezacktem    Kopfe;    es    sind  im  ganzen  14  bis  16  Zacken  und 
zwei    übereinander    sitzende  Ersatzzähnchen  vorhanden,  welche  in 
die  Höhle  des  alten  Zahnes  hineingeschoben  sind.  Das  Kiemenloch 
ist  linkerseits  am  Rumpf  gelegen,  seine  Entfernung  von  der  Ansatz- 


—  10G  — 

stelle  des  Hinterbeines  ist  etwas  geringer  als  die  Entfernung  vom 
Mundwinkel.  Der  Schwanz  ist  etwas  länger  als  bei  der  Larve  von 
R.  in  uta,  sein  Flossensaum  ist  höher,  oben  und  unten  am  Rande 
stärker  gebogen  und  in  eine  längere  Spitze  ausgezogen;  der  flei- 
schige Theil  des  Schwanzes  läuft  nach  rückwärts  sehr  allmählich 
in  eiue  lange  Spitze  aus.  Die  Analröhre  ist  etwas  länger  als  bei 
der  Larve  von  R.  muta,  sie  öffnet  sieb  ähnlich  wie  bei  allen  uns 
bekannten  Rana-Larven  auf  der  rechten  Seite  der  Unterecke  der 
Schwanzmembran.  Die  Hinterbeine  sind  lang  und  schlank,  der  Fer- 
senhöcker zeigt  sich  schon  sehr  früh  und  i-ieht  bei  dem  ausge- 
wachsenen zweibeinigen  Thiere  einer  sechsten  Zehe  nicht  unähn- 
lich. Hinsichtlich  der  Färbung  lässt  sich  zur  Zeit  nlhts  näheres 
sagen;  in  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Werken  habe  ich  darüber 
nicht  vorfinden  können  und  die  mir  vorliegenden  Exemplare  ha- 
ben ihre  Farben  in  der  Konservierungsflüssigkeit  zum  Theil  wohl 
eingebüsst;  sie  sind  oben  braun,  etwas  heller  als  die  Quappen  von 
R.  muta  und  zeigen  an  den  Rumpfseiten  metallisch  glänzende 
Flecke;  ihr  Schwanz  ist  gleichfalls  heller  als  bei  der  hier  zum 
Vergleich  gezogenen  Larve  vom  Grasfrosch  und  nicht  so  dicht  und 
nicht  so  stark  mit  dunkelbraunem  Puder  versehen,  namentlich  au 
der  unteren  Schwanzflosse,  so  am  Rande  des  fleischigen  Mittelthei- 
les  des  Schwanzes  sowie  vorn  sind  die  dunklen  Punkte  spärlich  oder 
sie  fehlen  gänzli  h.  Die  Hinterbeine  sind  gewöhnlich  mit  ziemlich 
scharf  ausgeprägten  dunklen  Querbarren  versehen.  Helle,  wie  Punkt- 
reihen aussehende  Hautdrüsen  („Seitenlinie")  umgeben  die  Nasen- 
und  Augenregion  und  ziehen  sich  dem  Rücken  entlang  hin.  Die 
seitlichen  Drüsenwülste  springen  bei  den  vierbeinigen  Larven  stark 
hervor  und  ihre  Schnauze  spitzt  sich  ziemlich  rasch  zu.  Die  jungen 
Feldfrösche  sind  unmittelbar  nach  ihrer  Verwandlung  13'  2  mm. 
lang  mit  14%  mm.  langen  Hinterbeinen.  -  Die  Quappe  von 
R.  arvalis  ist,  so  viel  ich  weiss,  noch  nicht  abgebildet  worden, 
auch  nirgends,  abgesehen  von  einigen  beiläufigen  Bemerkungen  in 
der  Schrift  Heron-Royer's,  beschrieben  worden. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

Zum  Aufenthaltsorte  bevorzugt  R.  arvalis  die  Moorgebiete,  wo 
sie  bisweilen  neben  R.  muta  und  R.  esculenta  vorzukommen 
pflegt.  Eben  dieses  Zusammenleben  dieser  drei  Arten  erschien  man- 
chen von  uns  etwas  bedenklich  uud  gab  Veranlassung  zu  abson- 
derlichen   Vermuthungen;    die    einen    hielten  R.  arvalis  für  das 


—   107   — 

Männchen,  R.  muta  aber  für  das  Weibdien  von  „R.  t empor a- 
ria",  die  anderen  gaben  erstere  für  eine  Bastardform  von  Escu- 
lenta  und  Muta  aus.  Dass  R.  arvalis  auch  hinsichtlich  ihrer 
Lebensweise  insofern  einige  Aehnlichkeit  mit  diesen  beiden  Spe- 
cies  hat,  als  sie,  so  zu  sagen,  die  Mitte  zwischen  ihnen  hält,  muss 
allerdings  zugegeben  werden;  denn  obgleich  sie  schon  ihrer  kurzen 
Schwimmhäute  halber  zu  den  Landfröschen  gerechnet  werden  muss, 
hält  sie  sich  doch  viel  mehr  im  oder  am  Wasser  auf  als  R.  mu- 
ta; im  Schwimmen  steht  sie  R.  esculenta  allerdings  nach,  im 
Springen  aber  könnte  sie  beinahe  mit  dieser  wetteifern  und  ent- 
wickelt darin  jedenfalls  eine  grössere  Fertigkeit  als  R.  muta. 
Ihre  Legezeit  endlich  fällt  in  die  Zeit,  welche  zwischen  der  mei- 
stens weit  auseinanderliegenden  Paarungszeit  von  Wasser-  und  Gras- 
frosch liegt;  sie  findet  nämlich  zwei  bis  drei  Wochen  später  statt, 
als  die  von  R  muta  und  gewöhnlich  mehrere  Wochen  vor 
derjenigen  von  R.  esculenta.  Zur  Brunstzeit  zeigen  sich  die 
Weibchen  einige  Tage  nach  dem  Erscheinen  der  Männchen;  sobald 
sie  in  das  Wasser  steigen,  werden  erstere  augenblicklich  von  den 
wartenden  Männchen  gegriffen  und  um  die  Achsel  gefasst,  worauf 
das  Ablegen  der  Eier  und  ihre  Befruchtung  stattfindet.  Der  Laich- 
klumpen  bleibt  am  Grund  kleben;  er  besteht  aus  1000  bis  2000 
Gallertkugeln  (Heron-Royer,  De  la  Fecondation  des  Batraciens 
anoures,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1878);  das  einzelne  schwarz- 
braune Laichkorn  hat  2  mm.  Durchmesser  und  stehen  dieselben 
2,5  mm.  auseinander;  die  Gallerte  soll  weniger  konsistent  sein  als 
bei  R.  agilis.  „Gleich  nachdem  das  Laichen  vollendet  ist,  ver- 
schwinden beide  Geschlechter  aus  den  Teichen  und  anderen  Ge- 
wässern, und  vertheilen  sich  über  die  umliegenden  Wiesen,  Felder, 
Wälder  u.  s.  w.,  doch  halten  sich  die  Männchen  immer  auf  feuch- 
teren Stellen  auf,  während  die  Weibchen  bis  auf  die  trockensten 
Aecker  sehr  weit  vom  Wasser  getroffen  werden"  (Steenstrup,  Ueb. 
d.  Lebensweise  u.  üb.  d.  systemat.  Stellung  einiger  Amphibien 
Dänemarks.  Amtl.  Ber.  üb.  d.  24  Versamml.  Deutsch.  Naturforsch, 
u.  Aerzte  in  Kiel).  Schon  der  Umstand,  dass  die  Haut  der  Männ- 
chen, vorzüglich  im  Frühjahre,  viel  glatter  und  schleimiger  ist  als 
die  der  Weibchen,  die  ziemlich  warzig  und  trocken  erscheint,  so- 
wie auch,  dass  die  Schwimmhaut  bei  jenen  mehr  ausgebildet  er- 
scheint als  bei  diesen  deutet  an,  dass  die  Männchen  mehr  an  das 
Wasser  gebunden  sind  als  die  Weibchen.  Seit  mehreren  Jahren 
hatte  Steenstrup  das  Erscheinen  der  R.  arvalis  beobachtet  und 
immer  hatte  er  gefunden,  dass  die  zu  Hunderten  aus    dem    gras- 


—   108  — 

bewachsenen  Boden  der  kleinen  Gewässer  in  den  allerersten  Früh- 
lingstagen, sobald  nur  das  Eis  verschwanden  war,  hervorkommen- 
den Frösche  stets  männlichen  Geschlechts  waren,  und  sich  durch 
die  überaus  glatte,  schlüpfrige  und  wie  mit  einem  bläulichen  Reif 
überilogene  Haut,  sowie  durch  eine  schneeweisse  Kehle  auszeich- 
neten. Im  Spätjahre  versammeln  sich  die  Frösche  wieder  zahlrei- 
cher in  der  Nähe  des  Wassers;  im  Ausgange  Oktobers  und  An- 
fange Novembers  hatte  Steenstrup  die  Männchen  eben  auf  densel- 
ben Stellen,  wo  sie  des  Frühjahrs  zum  Vorschein  kommen,  gese- 
hen und  gesammelt  und  zu  eben  dieser  Zeit  hatte  er  mich  die 
Weibchen  auf  den  umliegenden  Wiesen  getroffen;  einige  derselben 
sasseu  in  Höhen  und  Vertiefungen  des  mit  Graswurzeln  durchweb- 
ten Bodens,  andere  fand  er  unter  den  Wurzeln  der  Erlen  und 
Weiden  verkrochen;  aufgejagt,  suchten  die  Weibchen  sich  nicht  in 
das  Wasser  zu  retten,  sondern  verbargen  sich  unter  trockne  Reiser 
und  in  Höhlen.  Die  Beobachtungen  Steenstrup's  scheinen  darauf 
hinzudeuten,  dass  die  weiblichen  Arvalis  auf  dem  Lande,  die 
männlichen  aber  unter  dem  Wasser,  oder  wenigstens  in  der  un- 
mittelbaren Nähe  desselben  überwintern.  „Im  Beclürfniss  den  Win- 
terschlaf anzutreten",  sagt  Leydig,  „scheint  sich  R.  arvalismehr 
der  R.  esculenta  zu  nähern.  Ich  hielt  die  drei  bisher  erwähn- 
ten Arten,  von  ein  und  derselben  Oertlichkeit  genommen,  unter 
ganz  gleichen  Umständen  zu  Hause.  Als  nun  Ende  November  die 
Temperatur  im  nicht  geheizten  Zimmer  auf-+-6°  R.  herabgegangen 
war,  hatten  sämmtliche  Exemplare  von  R.  fusca,  innerhalb  eines 
grossen  Glases,  dessen  Fuss  ringsum  in  einer  Art  Nische  ausging, 
sich  in  diese  Vertiefung  gepresst  und  lagen  mit  geschlossenem 
Auge,  ohne  Athembewegungen,  wie  todt  da.  Hingegen  kein  Indi- 
viduum von  Rana  arvalis  und  Rana  esculenta  zeigte  Nei- 
gung dies  nachzumachen;  sie  kauerten  sich  nicht  zusammen,  blie- 
ben vielmehr  aufrecht  sitzen,  hielten  die  Augen  offen  und  athme- 
ten  fort".  „Das  Thier",  erzählt  letzt  genannter  Forscher,  „ist  in 
Gefangenschaft  von  ruhigem  Wesen  und  folgt  bei  Ungewöhnlichem, 
was  in  der  Nähe  vorgeht,  aufmerksam,  ohne  sogleich  die  hocken- 
de Stellung  aufzugeben,  mehr  nach  Art  der  Kröte,  durch  starkes 
Seitwärtsbiegen  des  Kopfes  der  zu  bedrohen  scheinenden  Sache.  Bei 
hockender,  halbaufgerichteter  Haltung  treten  die  oberen  Enden  des 
Beckens  als  starke  Höcker  hervor,  welche  auffällige  Knickung  Rö- 
sel  von  R.  fusca  schon  sehr  richtig  abgebildet  hat.  Für  die  erste 
Zeit  der  Gefangenschaft  nahm  ich  jedoch  wahr,  dass  unsere  Art 
den  Rücken  in  der  leicht  gewölbten  Weise  hält,  welche  R.   escu- 


-    109  — 

lenta  und  die  Gattung  Bufo  zeigen.  Erst  nach  und  nach  tritt 
in  sitzender  Stellung  die  starke  Höckerbildung  hervor,  wie  bei 
R.  fusca.  Erschreckt  bläst  unser  Frosch,  ähnlich  und  eben  so 
häufig  wie  die  Kröte,  die  Seiten  auf.  Zur  Nachtzeit  und  namentlich 
bei  manchen  Witterungsverhältnissen,  z.  «B.  vor  Sturm  und  Regen, 
ist  Rana  arvalis  sehr  unruhig  und  ergeht  sich  in  fortwähren- 
den Sprüngen".  Dass  dieser  Frosch  graten  kann  und  dazu  seinen 
Fsrsenhöcker  benatzt,  erfahren  wir  durch  Colin.  Das  Geschrei  des 
brünstigen  Männchens  wird  von  v.  Sie  hold  (Arch.  f.  "Naturgesch. 
1852.  Bd.  II,  S.  14)  mit  dem  Geräusch  verglichen,  das  die  aus 
einer  leeren,  unter  Wasser  getauchten  Flasche  entweichende  Luft 
verursacht.  Schiff  (in  litt.  ad.  Thomas,  in  Ann.  Sc.  nat.  4  se'rie. 
Zoologie,  IV,  p.  365)  bestätigt  dies  und  bemerkt,  dass  hernach, 
also  nach  vollzogenem  Begattungsakt  die  Stimme  des  Männchens 
lauter,  rauher  und  sehr  tief  klingt,  als  wenn  sie  heiser  wäre. 
Die  einzelnen  Laute  „man,  man,  man"  folgen  in  kurzen  Inter- 
vallen, werden  oft  wiederholt,  ohne  jedoch  in  ein  kontitmirlichcs 
Geräusch  überzugehen.  Der  Angabe  Heron-Royer's  zuiolge  würde 
das  Geschrei  der  Arvalis  etwas  anders  lauten;  „le  chant  du  male", 
sagt  dieser  Forscher,  „n'est  pas  bruyaut;  il  est  plus  clair  que  ce- 
lui  de  R.  fusca,  les  mots  groe-groe-groe,  assez  vivement  pro- 
nonce's,  rappellent  ce  que  j'ai  entendu;  il  y  a  bien  aussi  quelques 
grognements  que  je  n'ai  pu  entendre  assez  pour  en  tenir  compte". 
Zweifelsohne  muss  das  Geschrei  der  Anuren  im  Freien  gehört 
werden,  um  richtig  wiedergeben  zu  werden,  vorausgesetzt,  dass 
man  mit  einem  weiltragenden  und  richtigen  Gehör  begabt  ist.  Bei 
den  in  Gefangenschaft  gehaltenen  Thieren  verliert  die  Stimme  viel 
an  Stärke  und  Klang,  auch  mögen  einige  Laute  in  den  Aquarien 
verloren  gehen,  oder  etwas  verändert  an  unser  Ohr  gelangen.  Das 
Weibchen  von  Arvalis  stösst  unter  Umständen,  wenn  es  gestört 
oder  ergriffen  wird,  einen  hellen,  feinen  Klageton  aus. 

Bei  den  in  der  Gefangenschaft  gehaltenen  Larven  von  Arvalis 
scheint  die  Entwicklung  bisweilen  rascher  von  dannen  zu  gehen 
als  ich  es  aus  den  mir  vorliegenden  Mittheilungen  anzunehmen 
geneigt  wäre.  Nach  Heron-Royer  (Notices  sur  les  moeurs  des  Ba- 
traciens,  in  Bull.  Soc.  d'Etudes  scient.  d'Angers,  1885)  würde  die 
Entwicklung  blos  72  Tage  erfordern,  hingegen  sind  die  vierbeini- 
gen Arvalis-Larven  aus  Halle,  welche  ich  der  Güte  des  Herrn 
W.  AYolterstorff  verdanke,  nahezu  drei  Monate  alt;  sie  sind  näm- 
lich am  16  April  geboren  und  am  11  Juli  getödtet  worden.  Aus 
diesen  Daten  sowohl  als  auch  aus  der  Mittheilung   Leydig's,    wo- 


b 


—  HO  - 

nach  er  im  Jahre  1876  am  8  August  ganz  junge  R.  arvalis 
„auf  dem  feuchterdigen  Rande  eines  vor  Kurzem  ausgetrockneten 
Wassers"  zahlreich  angetroffen  hat,  können  wir  den  Schluss  zie- 
hen, dass  diese  Art  bisweilen  ihr  Laichgeschäft  lange  hinauszieht 
und  dass  ihre  Legezeit  mit  derjenigen  von  R.  esculenta  zusam- 
menfallen kann. — Einige  Bemerkungen  über  die  Sitten  dieser  Spe- 
eres haben  ausser  Steenstrup,  Colün,  Leydig  und  He'ron  Royer, 
Koch  (Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudat.  Batrachier),  Böttger 
(Zoolog.  Garten,  1885,  J\ß  8,  S.  244)  und  Fatio  (Faune  des  Ver- 
tebre's  de  la  Suisse  111,  p.  350)  bekannt  gemacht. 

Bis  vor  Kurzem  existirten  nur  wenige  bildliche  Darstellungen 
einzelner  Körpertheile  von  R.  arvalis,  ich  meine  diejenigen,  wel- 
che die  Schrift  Steenstrup's  „Bidrag  til  Bestemmelsen  af  de  nordi- 
ske  Arter  af  Rana  og  Bufo",  die  Abhandlung  von  Thomas  „Note 
sur  deux  especes  de  grencuilles  observees  depuis  quelques  anne'es 
en  Europe"  und  das  Buch  Leydig's  „Die  anuren  Batrachier  der 
deutschen  Fauna"  enthalten.  Erst  seit  dem  Erscheinen  der  Bou- 
lenger'schen  „Remarks  on  Specimens  of  Rana  arvalis  exhibited  in 
the  Society's  Menagerie"  (Pror.  Zool.  Soc.  of  London,  1886,  Pla- 
te  XXIV)  sind  wir  im  Besitz  einer  kolorirten  Tafel,  welche  nicht 
weniger  als  fünf  verschieden  gezeichnete  Moorfrösche  versinnbil- 
dlicht und  mehrere  von  ihren  charakteristischen  Merkmalen  un- 
verkennbar wiedergiebt.  Durch  diese,  die  nur  unter  dem  scharfen 
Blicke  Boulenger's  solche  Vollkommenheit  erlangen  konnte,  sind 
wir  für  unser  langes  Warten  vollauf  entschädigt  worden.  Bei  die- 
ser Gelegenheit  darf  nicht  unerwähnt  gelassen  werden,  dass  Leydig 
die  Frage  aufwirft,  ob  wohl  in  der  älteren  Literatur  eine  Abbil- 
dung der  R.  arvalis  niedergelegt  sein  mag  und  dabei  auf  das 
Froschpärchen  bei  Swammerdam  (Bibel  der  Natur.  Tab.  XLVII1, 
Fig.  1.  Leipzig  1752)  hinweist,  das  ihm  viel  eher  auf  den  Moor- 
frosch als  auf  R.  muta  (fusca)  zu  pas.en  scheint. 

Vorkommen. 

R.  arvalis  ist  weit  über  Skandinavien  verbreitet,  ohne  sich 
jedoch  überall  zu  finden;  in  Norwegen  z.  B.  ist  sie,  so  viel  ich 
weiss,  einstweilen  mit  Bestimmtheit  nur  von  dem  südöstlirhen 
Küstengebiet  bekannt.  Collet  (131)  erwähnt  ihr  Vorkommen  blos 
aus  zwei  Lokalitäten.  In  Schweden  scheint  sie  an  vielen  Stellen 
zu  leben.  Durch  Boulenger  (9. — S.  45)  erfahren  wir,  dass  sie  sich 
in  Bohuslän  vorfindet  und  dass  sie  in  Schonen,  so  namentlich  im 


—  111  — 

Nordosten  (134),  in  Tveta  (Kalmar  Län),   in  Ostergölland,    sowie 
in  Götland  überhaupt,  ferner  im  Süden  Sverige's,  wie    z.    B.  bei 
Stockholm  (Suudevall),  bei  und    in    Upsala    (Mesch),    und  endlich 
auf  Öland  (209)  und    Gottland    beobachtet    worden    ist,    ersehen 
wir  aus  den  Schriften  von  Wallengren;  Lilljeborg,    Nilsson    (104) 
und  Steenstrup  (210).  Der  zuletzt  genannte  Forscher  spricht  über- 
dies die  Ansicht  aus,  dass  die    von    Linne    bei    Allebörg  (Wester- 
götland.  211)  und  auf  Öland  (212)  beobachteten    „Ranae  tem- 
porariae"  als  R.  arvalis  zu  deuten  seien.  Aus   einem   Vortrag 
Steenstrup's  (138)  erfahren  wir  sodann,  dass  sowohl  R.  arvalis 
wie  auch  R.  muta  in  den  verschiedenen  Provinzen  Dänemarks  in 
gleicher  Häufigkeit  gefunden  zu  werden    scheinen;    obgleich    nach 
den  einzelnen  Lokalitäten  bald  die  eine,  bald  die  andere    Art   die 
vorherrschend^  ist,  so  ist  namentlich  in  der  Umgegend  von  Soröe 
unbedingt  R.  arvalis  die  häufigere.  Aus  allen  Theilen    der  Insel 
Seeland,  aus  den  kleineren  Inseln  südlich  von    Seeland,    aus  dem 
nördlichen  und  südlichen  Jütland  waren  Exemplare    dieser  Species 
gesammelt  worden  und  aus  Kopenhagen  selbst    hat    sie    F.    Mül- 
ler (167.— S.  559)  erhalten.  Ausserhalb  Dänemarks  hatte   Steen- 
strup ciiese  Species  in  der  Nähe  von  Stettin  und    im    botanischen 
Garten  zu  Leipzig  in  Menge  getroffen.  Alsdann   bewohnt  R.  arva- 
lis West-  und  Ostpreussen  und  ist  daselbst  bei  Danzig,  bei  Heils- 
berg und  Königsberg  beobachtet    worden    (172);    aus    der  Umge- 
bung von  Breslau  haben  sie    v.    Siebold,    Pflüger    und    ich  selbst 
erhalten;  das  Vorkommen  bei  Dresden  hat    E.    Haase    (177)    er- 
wähnt; aus  der  Provinz  Sachsen  hat  sie  W.  Wolterstorff  von  Am- 
mendorf. Passendorf,  Cröllwitzer    Höhen,    Salziger    See    bei  Halle, 
Schkeuditz  bei  Leipzig,  vom  Biederitzer  Busch,  dem  Rothenhorn,  den 
Rothenseeer  Wiesen  im  Alluvialgebiete    der    Elbe    bei  Magdeburg, 
ferner  von  Rogätz,  Neuhaldensleben  und  Osterburg  angezeigt  (230). 
Durch    F.  Müller    (55.— S     252),    Boulenger    (9.-S.    45)   und 
Brüggemann  (213)  erfahren    wir,    dass    diese    Art    bei  Berlin,  in 
Hannover  und  um  Bremen  sich  vorfindet.  Im    Oldenburgischeü    ist 
sie  nach  Wiepken  und  Greve  (78)  „nicht  sehr  häufig"  und  würde 
für  diese  Gegend  als  Moorfrosch  zu  bezeichnen  sein,   weil  sie  dort 
nur  auf  dem  Moore  vorzukommen  pflegt  ').  In  den  Sümpfeu    von 
Siegburg  am  ^iederrhein  hat  sie  Lcydig  gesammelt  (170. — S.  130), 
ihr    Vorkommen    in    der    Umgebung    von    Elberfeld    meldet   Beh- 


')  Nachträglicher  Zusatz.  Herr  A.  Guldfuss  theilt  mir  mit,  dass    er    R.  arva- 
lis, R.  ni  u  t  a  und  Bufo  calamita  bei  Flensburg  beobachtet  bat. 


—   112  — 

rens  ('229);  in  der  Unter-Main- Gegend  findet  sich  die  Arvalis 
in  allen  Sumpfgebieten,  jedoch  nur  da,  wo,  wie  Koch  (93)  be- 
merkt, die  Esculenta  und  Muta  vorkommen,  oder  wenigstens 
der  Wasserfrosch  lebt.  Besonders  zahlreich  begegnete  ihr  Koch  in 
den  Hengster  Wiesen  bei  Üfi'enbach,  dann  längs  der  ganzen  Berg- 
strasse hin  in  den  sumpfigen  Partien  der  Ebene,  ferner  bei  Mann- 
heim, Speyer  und  weiter  am  Rhein  hinauf;  in  den  oberen  Lahn-, 
Dill-  und  Sieg-Gebieten,  allwo  der  Wasserfrosch  fehlt,  soll  sie  nicht 
anzutreffen  sein.  Bei  Wiesbaden  ist  sie  nach  der  Angabe  Kirsch- 
baum'« häufig;  Kirschbaum  glaubt,  dass  sie  im  Nassauischen  auch 
sonst  verbreitet  sei.  Im  Rheingau  hat  Koch  sie  nur  vereinzelt  an- 
getroffen; bei  Frankfurt  findet  sie  sich  an  zwei  Plätzen:  Enkheim 
und  zwischen  Bockenheim  und  Höchst  (214);  bei  Freiburg  in  Ba- 
den kommt  sie  nach  Ecker  vor  und  in  Neudorf  in  Elsass  ist  sie 
kürzlich  von  Herrn  Bider  entdeckt  worden  (55).  Diese  Entdeckung 
ist  insofern  interessant,  als  sie  den  Nachweiss  liefert,  dass  das 
Thier  den  Rhein  westlich  überschreitet.  Im  übrigen  Deutschland 
hat  man  die  Ar v aus  bisher  nur  bei  Erlangen  (v.  Siebold)  und 
auf  den  Torfgruben  des  Schweinfurter  Bet  kens  bei  Schwebheim  in 
Franken  beobachtet  (94).  In  der  Schweiz  ist  das  Thier  einzig  und 
allein  zwischen  Basel  und  Leopoldshöhe  (F.  Müller)  und  in  Hol- 
land in  der  Nähe  von  Apeldoorn  (M.  Weber.  215)  aufgefunden 
worden.  Ob  die  von  Jeitteles  (181)  bei  Kaschau  in  Oberungarn 
beobachtete  „R.  temporaria  var.  oxyrrhina"  wirklich  dem 
Feldfrosch  und  nicht  dem  Grasfrosch  angehört,  lässt  sih  zur  Zeit 
kaum  sagen. 

Wie  es  um  die  Verbreitung  der  R.  arvalis  im  Russischen 
Reich  steht,  lässt  sich  augenblicklich  noch  nicht  viel  angeben, 
„jedenfalls",  sagt  Kessler  in  seinem  Berichte  über  eine  Reise  nach 
Transkaukasien,  „trifft  sie  sich  im  europäischen  Russland  unver- 
gleichlich seltener  als  der  stumplschnäiizige  Frosch".  Seidlitz  (105) 
verzeichnet  sie  unter  den  Lurchen  in  der  Ostseeprovinzen,  v.  Fi- 
scher (106)  hat  sie  im  Gouvernement  Petersburg,  Sabanejew  (108) 
im  Gouvernement  Jaroslaw  und  Lilljeborg  (216)  bei  Archangel 
sowie  auch  in  Russisch-Lappland  beobachtet.  Gesammelt  wurde 
ferner  die  Art  an  den  Ufern  des  Urnen,  am  Fluss  Wolchow,  in 
Mesen,  im  Gouvernement  Nischni-Nowgorod,  so  in  Gorbatowo  und 
in  Chwostschewka  (Zool.  Samml.  St.  Petersburg.  Akad.  d.  Wiss.), 
in  der  Umgegend  von  Orel  und  Kiew  (Kessler.  353)  und  in  Ta- 
ganrog.  Ostwärts  ist  sie  vorgefunden  worden  am  Padun,  im  nörd- 
lichen Ural  (Zoolog.  Samml.  St.  Petersb.    Akad.),    im    Mittel-Ural 


-   113  — 

(Sabancjew,  107),  in  Tümen,  in  Tomsk,  am  Fluss  Keta  (Gt.  Tomsk), 
in  Ust-Kameuogorsk,  in  Turuchansk  am  Jenissei,  an  der  unteren 
Tunguska  (Zoolog.  Samml.  St.  Petersb.  Akad.),  im  Thal  der  Buch- 
tarma  (Ehrenberg  und  Humboldt.  Mus.  Beii.  j\°  3248,  nach  Bou- 
lenger's  Note  snr  les  grenouilles  rousses  d'Asie,  in  Bull.  So«*.  Zool. 
de  France  XI,  p.  596),  in  Sarai  Gor  am  Ob  (Finsch.  Mus.  Beil. 
JV°  9193,  nach  Booulenger,  op.  fit.)  und  im  Karakaly-Gebirge 
(St.  Petersb.  Akad.  Mus.  jVs  995).  Dass  ß.  arvalis  in  den  Kir- 
gisen-Steppen sowie  auch  in  Persien,  so  in  Sultauie  zwischen  Ta- 
bris  und  Kazwiu  (119),  in  Klein-Asien  und  in  Albistan  (9)  nicht 
mangelt,  darüber  liegen  sichere  Angaben  Koulenger's  und  Caine- 
rano's  vor  und  es  ist  infolgedessen  leicht  möglith,  dass  die  brau- 
nen Frösche,  deren  De  Filippi  (119)  vom  Goktscha-See  gedenkt, 
auch  wirklich  R.  arvalis  gewesen  seien.  De  Filippi  bezeichnet 
sie  bekanntlich  als  „R.  oxyrhina  Steenstr."  und  sagt  folgendes 
über  seinen  Fund:  „Probabilmente  Ia  vera  R.  temporaria  man- 
ca  nella  Persia  occidentale.  Gli  individui  da  me  raccolli  presso  il 
lago  Goktscha  ed  a  Sultanieh  prestano  tutli  i  caratteri  dell'oxyr- 
hina". — Der  Verbreitungsbezirk  des  Feldfrosches  umfasst  somit 
den  Süden  Skandinaviens  nebst  den  Inseln  Öland  und  Gottland, 
Dänemark,  Nord-  und  Mitteldeutschland  sowie  Russland  und  erreicht 
seine  Nordgrenze  in  Russisch  Lappland,  Archangelsk  und  Meseu. 
flach  Westen  scheint  R.  arvalis  Holland,  den  Mittelrhein  und 
Elsass  nicht  zu  überschreiten.  Die  Unigegend  von  Basel  und  Neu- 
dorf in  Elsass  wären,  so  viel  wir  wissen,  die  südlichsten  und  zu- 
gleich die  am  weitesten  westlich  vorgeschobene  Standquartiere,  an 
denen  das  Thier  gefunden  werden  ist.  In  Süddeutschland,  in  Hol- 
land und  in  Oesterreich  zeigt  sie  sich  vereinzelt  und  über  ihre 
Verbreitung  im  Russischen  Reich  lässt  sich  zur  Zeit  nichts  Be- 
stimmtes angeben;  wir  wissen  nur,  dass  sie  in  einigen  Gouverne- 
ments im  europäischen  und  asiatischen  Russland  und  in  den  Kir- 
gisensteppen sich  findet  und  glauben  genügende  Anhaltspunkte  zu 
haben,  um  an  ihrem  Vorkommen  in  Nordost-Persien,  in  Russisch- 
Armenien  und  in  Klein-Asien  (Albistan)  nicht  zu  zweifeln.  Darüber, 
ob  sie  sich  auch  wirklich  in  Gansu  und  in  der  Provinz  Ordos  fin- 
det, müssen  weitere  Aufklärungen  abgewartet  werden,  umsomehr, 
da  die  spitzschnäuzige  „Rana  temporaria",  welche  Strauch  er- 
halten hat  und  die  er  mit  „R.  oxyrhinus"  Steenstrup"  zu  iden- 
titiciren  geneigt  zu  sein  scheint,  von  Böttger  (Materialien  z.  herpe- 
tolog.  Fauna  von  China  I,  in  24  u.  25  Ber.  d.  Offenbach.  Ver. 
f.  Naturkunde  Offenbach  a.  M.  1885)   als    R.    japonica    Günth. 


_  114  — 

bezeichnet  worden  ist.  Strauch  (126)  äussert  sich  folgender  Weise 
über  seine  Temporaria  aus  Gan-su  und  aus  der  Provinz  Ordos: 
„In  der  Sammlung  von  N.  M.  Prschewalski  befinden  sich  15  Exem- 
plare des  Grasfrosches,  welche  in  Bezug  auf  ihre  Farbe  und  Zeich- 
nung ebenso  veränderlich  sind  wie  die  europäischen;  zwei  von 
ihnen  sind  in  Gan-su,  alle  übrigen  in  Ordos  erbeutet  worden.  Alle 
gehören  der  spitzschnäuzigen  Form  an,  die  zum  ersten  Mal  von 
Prof.  Steenstrup  (Amtl.  Bericht  über  die  XXIV  Versamml.  deutsch. 
Naturforsch.  Kiel,  1844,  p.  131)  unter  dem  Namen  R.  oxyrhi- 
nus  beschrieben  worden  ist.  Bei  vier  Exemplaren  aus  Ordos  und 
bei  beiden  aus  Gan-su  sind  die  Hinterextremitäten  verhältnissmässig 
kurz,  denn  nach  vorn  gerichtet  und  an  den  Körper  angelegt,  er- 
reichen sie  kaum  mit  der  Ferse  die  Sehnauzenspitze;  bei  den  neun 
übrigen  Exemplaren  hingegen  sind  sie  viel  länger  und  ragen,  wenn 
sie  in  dieselbe  Lage  gebracht  werden,  mit  der  Ferse  weit  über 
die  Schnauze  hinaus.  Diese  Exemplare  müssen  folglich  zu  derjeni- 
gen Form  gestellt  werden,  welche  man  jetzt  unter  dem  Namen 
R.  agilis  Thomas  (Ann.  Sc.  nat.  4  ser.  Zool.  IV,  p.  365, 
pl.  VII)  abzweigt". 


4.  RANI  AGILIS,  THOMAS.  1855. 

Literatur  und  Synonymik. 

R.  agilis  Thomas,  Note  sur  deux  especes  de  grenouilles  observees 
depuis  quelques  annees  en  Europe.  Ann.  Sc.  nat.  IV  serie.  Zoologie, 
t.  IV,  p.  365,  pl.  VII.  Fig.  1—4.  Paris,  1885.  de  Tlsle,  in  Ann.  Sc. 
nat.  ser.  V,  t.  XVII.  181 2—  73.  Steenstrup,  Hvad  er  Rana  tempora- 
ria  Linne?  Vidensk.  Metld.  fra  den  naturhist.  Forening  i  Kjöbenhavn 
18G'J.  Fatio,  Faune  des  Verle'bre's  de  la  Suisse,  III,  p.  333;  Notice 
bist,  et  descript.  sur  trois  especes  de  grenouilles  rousses  observees  en 
Europe.  Arcli.  sc.  de  la  Biblioth.  Univers.  Janvier  1870.  Geneve,  1870. 
Ltydig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna,  S.  143.  Fig.  13, 
16,  17,  27,  28,  81-88.  Boulenger,  Cat.  Batr.  Sah  Coli  Brit.  Mus. 
p.  4(i.  London,  1882;  in  Sitzungsb.  Ges.  naturforsch.  Freunde  Berlin. 
1886,  %  5.  S.  67;  in  Bull.  Soe.  Zool.  de  France  XI,  p.  595,  IV, 
p.  158.  Lataste,  Essai  d'une  Faune  herpetolog.  de  la  Gironde,  p.  233. 
Bordeaux,  1876;  in  Revue  internat.  d.  sc.  1878,  M  4°,  p  494.  De 
Bett«,  Rettili  ed  Anfibi,  in:  Fauna  d'Italia,  Parte  IV.  Milano,  1874. 
Böttger,  in  Zoolog.  Garten,  1885,  JV?  8,  S.  233.  Cawerano,  Monogr. 
degli  Anfibi  anuri  italiani.  Mein.  Accad.  Sc.  Torino.  Ser.  II.  Tom.  XXXV; 
Nota  intorno  al  valore  speeifico  delia  Rana  agilis.  Atti  R.  Accad.    Sc. 


—   115  — 

Torino  XXI.  Lcssona,  Studii  sugli  Anfibi  anuri  del  Piemohte.  Atti  R, 
Accad.  dei  Lmcei.  Ser.  III,  Vol.  I.  Mem.  Cl.  Sc.  fisiche,  math.  e  nat. 
Heron  lioyer,  Le  fetard  de  la  Grenouille  agile,  in  Bull.  Soc.  Zool. 
de  France,  1878,  pl.  III;  vol.  XI,  p.  681  — R.  temporaria  Mület, 
Faune  de  Maine-et-Loire,  vol.  II,  p.  <;64.  Angers,  1828.  De  Betia, 
Erpetolog.  delle  Prov.  Venet.  e  del  Tirolo  merid.  Verona,  1857  (part  ,.). 
Daudin,  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  50,  51,  pl.  46  (?).  Paris, 
1S02.  — R.  gracilis  Fatio,  in  Revue  et  Mag.  de  Zoologie,  2  ser! 
t.  XIV,  p.  81,  pl.  VI,  VII.— R.  temporaria  var.  graoilis  Koch, 
Formen  u.  Wandlungen  d  ecaudat.  Batrach.  d.  Unter-Main-  u.  Lahn- 
Gebietes,  S.  21.  Frankfurt  a.  M.  1872.-R.  temporaria  var.  agilis 
Schreiber,  Herpetologia  europaea,  S.   125. 

Aeusserer  Habitus. 

Diese  Art  unterscheidet  sich  von  den  vorhergehenden  auf  den 
ersten  Blick  durch  ihre  langen  Hinterbeine;  das  Knie  erreicht  oder 
überragt  die  Achsel  und  das  Tibiotarsalgelenk  reicht  ziemlich  weit 
über  die  Schnauzenspitze  hinaus,  welche  beiden  Kennzeichen  bis 
auf  Weiteres  vollkommen  genügen,  um  R.  agilis  mit  Bestimmt- 
heit erkennen  zu  können.  Der  Springfrosch  zeichnet  sich  ferner 
durch  seinen  zarten  Körperbau  aus.  Der  Rumpf  ist  niemals,  auch 
beim  trächtigen  Weibchen  nicht,  so  stark  bauchig  aufgetrieben  und 
plump  wie  bei  dem  Grassfrosch  und  der  Rücken  scheint  beim  er- 
steren  etwas  flacher  zu  sein  als  bei  diesem,  erst  in  zusammenge- 
kauerter  Stellung  treten  die  oberen  Enden  des  Beckens  etwas 
stärker  hervor.  Der  Kopf  ist  verlängert,  mitunter  länger  als  breit, 
stark  abgeplattet  und  oftmals  fast  dreieckig,  mit  grossen,  aber 
massig  vortretenden  Augen;  die  lange  Schnauze  ist  am  Ende  rund- 
lich-spitz, die  Frenalgegend  niedrig,  die  Seiten  sind  hier  schief 
nach  aussen  und  abwärts  gerichtet,  die  Oberlippe  ist  massig  vor- 
gezogen. Der  Raum  zwischen  den  Augenhügeln  ist  flach  oder  nach 
vorn  hin  leicht  concav;  seine  Breite  beträgt  stets  etwas  mehr  als 
der  Augendurchmesser  und  kommt  ungefähr  der  Breite  des  oberen 
Lides  oder  der  Entfernung  zwischen  Nasenloch  und  Auge  gleich, 
nur  bei  italienischen  Individuen  kommt  es  vor,  dass  der  Interpal- 
pebralraum  deutlich  breiter  erscheint  als  das  Lid.  Die  ziemlich 
grossen  Nasenlöcher  liegen  unter  der  Schnauzenkante,  in  der  Mitte 
zwischen  Augen  und  Schnauzenspitze,  mitunter  aber  erscheinen  sie 
etwas  näher  an  das  Auge  als  an  das  Ende  der  Schnauze  gerückt; 
ihr  Abstand  von  einander  ist  ungefähr  dem  Durchmesser  des  Trom- 
melfells gleich  und  etwas  grösser  als  der  Interpalpebralraum,  übri- 

8* 


—   116  — 

gens  hat  bei  den  mir  vorliegenden  Exemplaren  ans -der  Lombar- 
dei der  Raum  zwischen  den  Augen  und  der  zwischen  den  Nasen- 
lochern genau  dieselbe  Ausdehnung.  Das  Trommelfell  ist  sehr  deut- 
lich, kreisförmig  und  verhältnissmässig  sehr  gross,  denn  es  ist  im 
Durchmesser  gleich  -/., — */5  des  Augendurchmessers;  nach  Came- 
rano  soll  es  manchmal  ebenso  gross  wie  das  Auge  erscheinen  *); 
es  ist  näher  dem  Auge  gelegen  als  bei  irgend  einer  anderen  euro- 
päischen Rana;  seine  Entfernung  vom  Auge  ist  gewöhnlich  grösser 
als  diejenige  von  der  Mundspralte.  Die  Zunge  ist  etwas  kleiner 
und  hinten  weniger  tief  ausgerandet  und  die  Zahnstreifen  sind  kür- 
zer als  bei  den  vorigen  Arten;  sie  sind  etwas  weiter  von  den 
Choanen  entfernt,  mehr  nach  rückwärts  gerückt  und  divergiren 
nach  vorn  zu  massiger  als  bei  R.  muta  oder  R.  arvalis 
(Fig.  11,  Taf.  V,  in  Fatio,  Faune  des  Verte'bres  de  la  Suisse,  III, 
Fig.  87,  in  Leydig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna). 
„Am  rein  und  frisch  ausgeschnittenen  und  etwa  mit  Glycerin  be- 
handelten Gaumenknochen  zeigt  sich,  dass  der  Sockel  des  Zahns 
verhältnissmässig  hoch  ist,  hingegen  der  eigentliche  Zahn  sehr  nie- 
drig, so  dass  er  nur  wie  ein  kurzer  Aufsalz  sich  über  den  Sockel 
erhebt;  womit  zusammenhängt,  dass  die  im  Sockel  weite  Höhle 
bloss  in  Spuren,  als  geringe  Zackenräume  in  den  Zahn  selber  hi- 
neintritt. Die  Krone  ist  zweispitzig  oder  wie  man  der  Form  ent- 
sprechender zu  sagen  hätte,  zweilappig"  2).  Aeussere  oder  innere 
Stimmsäcke  fehlen.  Bei  oberflächlicher  Betrachtung  hat  die  Pupille 
eine  querovale  Gestalt,  geht  man  aber  auf  die  Form  derselben 
näher  ein,  so  nimmt  man  alsbald  wahr,  dass  der  untere  Rand  in 
der  Mitte  winklig  geknickt  ist,  der  obere  aber  einfach  gewölbt  er- 
scheint. 

Der  Vorderarm  ist  lang,  jedoch  etwas  kürzer  als  der  Unter- 
schenkel Der  dritte  Finger  ist  der  längste,  der  vierte  der  zweit- 
längste, während  der  erste  wenig  länger  als  der  zweite  ist.  Von 
den  drei  Ballen  auf  der  Volarseite  der  Handwurzel  ist  der  Dau- 
menballen gross  und  deutlich  entwickelt;  ein  etwas  kürzerer  und 
schmälerer  Ballen  entspricht  dem  4.  Finger  und  der  zwischen  die- 
sen beiden  liegende  runde  Ballen  entspricht  dem  3.  Finger.  Die 
Hinterbeine  zeichnen  sich  durch  ihre  bedeutende  Länge  aus,  insbe- 


')  Camerano  giebt  uns  eine  ziemlich  gute  Abbildung  der  Profilansicht  von 
K.  a  g  i  1  i  s,  auf  welcher  Trommelfell  und  Auge  und  ihre  gegenwärtige  Lage  wie- 
dergegeben ist. 

:)  Leydig,  Die  anuren  Batrachier  der  deutschen  Fauna,  S.  148,  Tal'.  IX,  Fig.  88, 
nicht  85. 


—    117   — 

sondere  sind  die  Unterschenkel  auffallend  lang;  bei  Anlehnung  des 
ausgestreckten  Beines  au  den  Körper  reicht  das  untere  Gelenk  des 
Unterschenkels  um  einige  Millimetern,  ja  bisweilen  um  10  mm. 
über  die  Schnauzenspitze  hinaus  ').  Der  Unterschenkel  ist  länger 
als  die  vordere  Extremität  und  doppelt  so  lang  wie  die  Fusswur- 
zel.  Das  Verhältniss  der  Länge  der  Fasswurzel  zu  der  grössten 
Kopfbreite  kann  vielleicht  ein  Unterscheidungsmerkmal  für  die  bei- 
den Geschlechter  abgeben,  denn  nach  dem  vorliegenden  Material 
zu  urtheilen,  scheint  die  Fusswurzel  beim  Männchen  kürzer,  beim 
Weibchen  hingegen  länger  zu  sein  als  wie  die  Breitenausdehnung 
des  Kopfes.  Der  Fersenhöcker  ist  ziemlich  hart  und  stark  entwi- 
ckelt und  nimmt  hinsichtlich  seiner  Form  insofern  die  Mitte  ein 
zwischen  dem  Fersenhöcker  von  R.  muta  und  R.  arvalis,  als 
er  einen  länglichen,  stark  vorspringenden  und  bisweilen  schwach 
zusammengedrückten  Wulst  bildet;  seine  Länge  beträgt  die  Hälfte 
der  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen  oder  erreicht  die 
halbe  Länge  derselben  nicht  (vergl.  Fig.  10  auf  Taf.  V,  in  Les- 
sona's  Sudii  sugli  Anfibi  anuri  del  Piemonte).  Die  dritte  Zehe  ist 
etwas  länger  als  die  fünfte,  die  vierte  ist  die  längste.  Die  Schwimm- 
häute sind  unvollkommen,  sie  lassen  beim  brünstigen  Männchen  an 
der  1.,  3.  und  5.  Zehe  die  letzten  Glieder  frei;  au  der  2.  Zehe  reicht 
die  Schwimmhaut  etwas  über  die  Wurzel  des  vorletzten  Gliedes 
hinaus  und  an  der  4.  Zehe  geht  sie  bis  zur  Wurzel  des  vorletzten 
Gliedes.  Die  am  Laude  lebenden  Männchen  haben  etwas  kürzere 
Schwimmhäute,  so  reicht  die  Schwimmhaut  an  der  3.  Zehe  nicht 
ganz  bis  zur  Wurzel  des  letzten,  und  an  der  5.  Zehe  nur  bis  zum 
Anfang  des  vorletzten  Gliedes.  Beim  Weibchen  sind  annähernd 
l'/2  Phalangen  an  der  1.  und  2.  Zehe  und  zwei  Phalangen  au 
der"  3.  und  5.  Zehe  frei  und  an  der  4.  Zehe  ragen  drei  Glieder 
frei  aus  der  Schwimmhaut  hervor.  Die  Gelenkhöcker  springen  so- 
wohl an  den  Fingern  als  auch  an  den  Zehen    stark    knorpelartig 


')  Aus  der  Angabe  F.  Miiller's,  dass  unter  den  Stücken  von  R.  a  g  i  1  i  s,  die 
er  aus  Livorno  erhalten  hat,  ein  mittel  gross  es  sich  befindet,  „dessen  Tibiotarsalge- 
lenke  bei  nach  vorne  gelegten  Beineu  gerade  die  Schnauzenspitzc  erreichen"  darf 
nicht  gefolgert  werden,  dass  die  Beinlänge  bei  der  Unterscheidung  der  braunen  Frö- 
sche als  ein  Merkmal  von  untergeordnetem  oder  fragwürdigem  Werth  unberücksich- 
tigt gelassen  werden  könne  und' zwar  weil  diese,  in  den  Verhandl.  d.  Naturforsch. 
Gesellsch.  in  Basel,  VIII  Th.  2  Heft,  S.  253  veröffentlichte  Angabe  hinsichtlich 
R.  a  g  i  1  i  s  aus  Livorno  allem  vorhergehenden  widerspricht  und  man  sich  wohl 
eher  entschliessen  dürfte  eventuell  die  Müller'sche  Rana  als  neue  Art  zu  betrachten, 
uls  an  der,  von  so  zahlreichen  Forschern  angenommenen  und  bestätigten  Diagnose 
der  R.  a  g  i  1  i  s  durchgreifende  Veränderungen  vorzunehmen. 


—  118  — 

vor;  die  Finger-  und  Zehenspitzen  sind  mehr  zugespitzt  als  bei 
R.  muta. — Die  Haut  ist  bei  ausgewachsenen  Exemplaren  ober- 
seits  und  unserseits  meistens  glatt  und  dünn,  nur  hinten  am  Ober- 
schenkel und  namentlich  am  After  treten  äusserst  kleine  Wärzchen 
auf.  Bei  jungen  Stücken  sowie  bei  ausgewachsenen  Thieren  ita- 
lienischer Herkunft  kommen  am  Rücken  längliche  wulstartige  Her- 
vorragungen, am  Nacken  zwei  Wülste,  die  eine  mehr  oder  weni- 
ger /\-förmige  Figur  bilden,  und  am  Hmterriicken  kleinere  Wärz- 
chen vor.  Auch  auf  der  Bauchseite  können  bei  italienischen  Indi- 
viduen, allerdings  wohl  nur  ausnahmsweise,  warzenartige  Erhaben- 
heiten sich  zeigen.  Vom  hinteren  Winkel  des  Augenlides  an  er- 
streikt sich  bis  zum  Anfang  des  Schenkels  ein  mehr  oder  weni- 
ger stark  sich  abliebender  und  jederseits  die  Rückenregion  um- 
säumender Drüsenwulst;  ein  etwas  weniger  stark  entwickelter 
Wulst  zieht  sich  zwischen  Mundwinkel  und  Schulter  hin  and  um- 
säumt den  Uiiterranil  des  Ohrfleckes. 

Masse  in  mm.  <$  aus  Dalmalien:  Totallänge  57.5,  Kopflänge  \97 
Kopfbreite  19,  Kopfhöhe  8,  Kopfumfang  51,  lnterpalpebralraum  3, 
Augendurchmesser  etwas  über  5,  Durchmesser  des  Trommelfells  4.5y 
Entfernung  des  Auges  von  dar  Schnanzenspitze  etwas  über  7,  vom 
Trommelfell  circa  1,  vom  Nasenloch  fast  4,  Entfernung  des  Trom- 
melfells von  der  Mundspalte  circa  1,  Rumpflänge  38,5,  Vorder- 
bein 35,  Hinterbein  105,  Tibia  36.5,  Fersenhöcker  3.5,  Innenze- 
he  vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  7.  —  ^  aus  Dalmatien:  To- 
tallänge 55,  Kopilänge  18,  Kopfbreite  nicht  ganz  17,  Kopfhöhe  87 
Kopfumfang  50,  lnterpalpebralraum  3,  Augendurchmesser  etwas 
über  5,  Durchmesser  des  Trommelfells  4,  Entfernung  des  Auges 
von  der  Schnauzenspitze  etwas  über  7,  vom  Trommelfell  circa  1,, 
vom  Nasenloch  4.5,  Entfernung  des  Trommelfells  von  der  Mund- 
spalte  circa  1,  Rumpflänge  37,  Vorderbein  32,  Hinterbein  11  lt 
Tibia  37.5,  Fersenhöcker  3,  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  ge- 
messen, 7. — Die  jungen  Thiere  sind  unmittelbar  nach  der  Ver- 
wandlung vom  After  bis  zur  Schnauzenspitze  gemessen  ungefähr 
15  bis  20  mm  lang;  das  ausgewachsene  Thier  soll  nach  Fatio 
eine  Länge  von  72  mm.  erreichen. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  Springfrösehe  können  insofern  abändern,  als  die  braune  Grund- 
farbe der  Körperoberfläche  bald  heller,  bald  dunkler  ist.  Bei  heller, 
licht  gelbgrauer,    röthlichgrauer,    röthlicher,    oder   bräunlichgelber 


-   119  — 

Grundfarbe    lieben    sich    die    wenigen    eingestreuten    mattdunklen 
Fleckchen  weniger  deutlich  ab  als  dies  in  der  Regel  bei  dunkelbraun 
kolorirten  Individuen    der   Fall   zu    sein    pflegt.    Auf  dem  Rücken 
total  eintönig  gefärbte  Stücke  sind  ziemlich  selten  uud  scheinen  nur 
unter  den  hellfarbigen    vorzukommen;  in  den  meisten    Fällen  sind 
längs  der  drüsigen  Wülste  dunkle  Pünktchen  oder  Striche  vertheilt 
und  am  Rücken  graue  oder  graubraune  kurze,  meist  etwas  schräg 
gestellte    und    auf   der    Nackengegend  vorn    sich    gegen  einander 
neigende  Streifen  vorhanden,  welche  etwa  die  Form  eines  mit  der 
Spitze  nach  vorn  liegenden  und  an  der  Spitze  geöffneten  \/  nach- 
ahmen. Diese    Streifen    sowohl  als  auch    die    dunkle    Bestäubung 
am  Rücken  heben  sich   nie    so  stark  von  der  Grundfarbe  ab  wie 
der  braune,  dicht  dunkelbraun  oder  schwarz  besprenkelte  und  un- 
ten, gewöhnlich    auch    oben    hell    umsäumte   Ohrfleck,  als  dessen 
Fortsetzung  der  gleichfalls    duukelbraune,    bisweilen   schwärzliche, 
oben  hell  umsäumte  Streifen    längs  der  Schnauzenkante  betrachtet 
werden  muss.  Dieser   Streifen    geht,  wie  Leydig    richtig   bemerkt, 
auch  über  das  Auge  hinweg,  indem  er  die  Iris  in  eine  obere  rein 
goldene  und  untere  überschwärzte    Hälfte    zerlegt.  Auch  der  helle 
Saum  dieses  Streifens  erleidet  am  Auge  keine  Unterbrechung,  son- 
dern zieht  sich  in  der  Regel  ziemlich  deutlich  an  dem  freien  Rande 
des  oberen  Lides  entlang    und    setzt  sich  weiter    nach  hinten  am 
Ohrfleck  fort.  Der  Ohrfleck    scheint  stets  kürzer  und  spitzer,  aber 
vorn  höher  zu  sein  als  bei  R.  arvalis;  sein  oberer  Rand  ist  bei 
R.  agilis  mehr  zackig,  bei  R.  arvalis    einfach  bogenförmig;  das 
Trommelfell  ist  bisweilen  heller  als  der  dasselbe  umgebende  Ohrtleck, 
oder  aber  es  ist  vom  letzteren  durch  eine  spurweise  angedeutete, 
etwas  hellere  Umrandung  abgegrenzt.  Ein  von  Augenlid  zu  Augen- 
lid ziehender,  mattdunkler  Querstrich  scheint  stets,  wenn  auch  nur 
spurweise  angedeutet    zu    sein;  seine  beiden  Enden  erweitern  sich 
mitunter  auf  den  Lidern,  erscheinen  rundlich  und  ahmen  etwa  die 
Form  von  Motionsgewichten    nach.    Sowohl    die    dunkle  Frenalge- 
gend  als  auch  der  Ohrfleck    erscheinen    vom  ebenfalls  dunkel  ge- 
färbten oder  dunkel  gefleckten   Oberkieferrand  durch  einen  hellen, 
meist  gelblichen  oder  weisslichen    Streifen    abgetrennt.  Am  Rande 
der  Unterkinnlade  ist  gleichfalls  ein  mehr  oder  weniger  ausgespro- 
chener dunkler  Streifen  oder  eine  Fleckenreihe  sichtbar.  Der  bald 
kurze,  an  der  Wurzel    des    Oberarmes  sich   belindende,    bald  aber 
bis  zur  Beugestelle    des    Armes    reichende  braune  Streifen,  ferner 
derjenige,  welcher  an  der  Aussenseite  des  Armes  sich  hinzieht,  so- 
wie auch  der  ihm  entsprechende  hellumsäumte,  öfters  in  längliche 


—   120  — 

Flecken  sich  auflösende  Streifen  an  der  Vorderseite  und  am  Vor- 
derende des  Oberschenkels,  an  der  Aussenseite  des  Unterschenkels 
und  endlich  an  der  Unterseite  der  Fusswurzel,  des  Fusses  und  der 
5.  Zehe  sind  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgesprochen,  je  nach- 
dem ob  sie  bei  hellgefärbten  Stücken  braun  oder  braungrau,  bei 
etwas  dunkler  kolorirten  Exemplaren  dunkelbraun  oder  schwarz- 
braun sind.  Die  hinteren  Extremitäten  sind  stets,  die  vorderen 
öfters  mit  deutlich  markirten  und  ziemlich  breiten  dunklen  Quer- 
barren  versehen,  dazwischen  sind  dunkle  Spritzflecken  zerstreut; 
die  Hinterbacken,  Zehen  und  Schwimmhäute  sind  gewöhnlich  un- 
deutlich, mitunter  auf  röthlichem  Grunde  dunkel  gemarmelt;  die 
Warzen  und  die  Höcker  heben  sich  durch  ihre  helle  gelbliche  Farbe 
deutlich  von  der  Umgebung  ab.  Auch  die  Drüsenwülste  pflegen  in 
der  Regel  etwas  heller  als  der  Untergruud  zu  erscheinen.  Die  ge- 
gen den  Bauch  hin  sich  allmählich  aufhellenden  graubraunen,  dun- 
kelbraunen oder  grünlichen  Leibesseiten  sind  mit  dunklen  und  gel- 
blichen Punktflecken  bespritzt  und  mit  verwischten  grauen  Marmor- 
flecken spurweise  bedeckt;  scharf  ausgesprochene  Flecken,  wie  wir 
sie  bei  R.  muta  sehen,  kommen  bei  Agilis  wohl  niemals  vor. 
Der  Bauch  und  die  Kehle  sind  gelblichweiss,  weiss  oder  gelb, 
immer  ungefleckt,  und  höchstens  die  letztere  sowie  auch  die  Brust 
zeigt  mitunter  nach  den  Seiten  zu  dunkle  oder,  so  namentlich  bei 
den  brünstigen  Weibchen,  röthliche  Tupfen  und  Arabesken  oder 
einen  rosa  Auflug  (vergl.  Taf.  1,  Fig.  7  und  8,  in  Camerano,  Mo- 
nografia  degli  Aniibi  anuri  italiani  und  Fig.  9  auf  Taf.  III  bei 
Lessona,  op.  cit.).  Die  Kehle  des  Männchens  färbt  sich,  wie  schon 
Fatio  es  hervorgehoben  hat,  in  der  Brunstzeit  niemals  blau,  son- 
dern bleibt  wie  zuvor  rein  weiss  oder  gelblich.  Das  Männchen 
unterscheidet  sich  vom  Weibchen,  nach  Leydig,  durch  seine  lebhaf- 
tere Färbung  und  Besprenkelung  am  Kieferrand:  das  etwas  matter 
gefärbte  Weibchen  soll,  demselben  Forscher  zufolge,  an  der  Seite 
her  mit  einem  Anflug  vom  Rosa  versehen  sein.  Zur  Zeit  ihres  Was- 
seraufenthaltes sollen  die  Männchen,  den  Mitteilungen  Fatio's  zu- 
folge, dunkler  sein  als  auf  dem  Lande  und  zwar  in  der  Regel 
dunkelgrau,  braun  oder  schwärzlich,  mitunter  mit  einem  grünen 
Anfluge  verschen  oder,  wie  es  beim  Laichen  der  Fall  zu  sein  pflegt, 
bläulich  angehaucht;  auch  soll,  insbesondere  bei  jüngeren  Indivi- 
duen eine  etwas  hellere  mediane  Rückenbinde  sich  von  der  dun- 
kleren Umgebung  abheben.  Die  im  Wasser  lebenden  Weibchen  sind 
gleichfalls  etwas  dunkler  gekleidet  als  auf  dem  Lande  und  zeigen 
eine  Neigung  ins  Rothgrau,  Rothbraun,  Rothgelb  oder  Ziegelroth  zu 


—   121   — 

spielen.  Goldglanz  kommt  beiden  Geschlechtern  in  der  Laichzeit  zu 
und  findet  sich  namentlich  längs  der  drüsigen  Wülste,  am  Trom- 
melfell, an  den  Kieferräudern  und  an  den  oberen  Lidern;  zu  dieser 
Zeit  sind  die  Hinterextremitäten  röthlich  tingirt,  während  die  Hin- 
terbacken grünlich  oder  gelblich  erscheinen.  Ganz  junge  Thiere 
sind  von  den  alten  durch  ihr  etwas  dunkleres  Kolorit  unterschieden. 

R.  agilis  ist  in  Betreff  ihres  Farbenkleides  nicht  mit  Unrecht 
von  den  Franzosen  als  die  Blonde  bezeichnet  worden,  denn  sie  ist 
die  hellste  unter  allen  sogenannten  braunen  Fröschen  (Vergl.  Fig.  13 
auf  Taf.  III,  bei  Lessona,  op.  cit.). 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

R.  agilis  zeigt  nur  zur  Laichzeit  eine  grössere  Verschiedenheit 
zwischen  Männchen  und  Weibchen.  Die  ersteren  haben  gleich  den 
Männchen  von  Gras-  oder  Feldfrosch  eine  Schwiele,  welche  sich 
über  dem  Daumenballen,  die  Rück-,  Innen-  und  Unterseite  des  Kno- 
chens der  Mittelhand,  über  den  Innenrand  und  die  Unterseite  des 
ersten  Daumengliedes,  sowie  auch  über  den  Iunenrand  der  End- 
phalanx  ausdehnt.  Nach  Fatio  soll  hisweilen  auch  der  nächstfol- 
gende Finger  mit  einer  Schwiele  versehen  sein.  Nur  insofern  un- 
terscheidet sich  die  Daumeuschwiele  von  R.  agilis  von  derjeni- 
gen bei  R.  arvalis  oder  R.  muta,  als  sie  bei  ihr  gering  ent- 
wickelt, bedeutend  heller,  meist  schwärzlich-grau  erscheint  und 
nicht  die  sehr  rauhe  Struktur  wie  bei  R.  muta  oder  sogar  der 
R.  arvalis  besitzt  (vergl.  Fig.  81  auf  Taf.  IX  bei  Leydig).  Von 
sonstigen  Verschiedenheiten  wäre,  meines  Wissens,  nur  noch  her- 
vorzuheben, dass  der  Daumen  und  der  Vorderarm  beim  Männchen 
dicker  und  fleischiger  ist  als  beim  Weibchen,  dass  der  Kopf  beim 
ersteren  etwas  breiter,  und  dass  die  Tibia  ein  klein  wenig  kürzer 
erscheint  als  es  beim  letzteren  der  Fall  ist.  Die  Stimmsäcke  kom- 
men bei  der  Unterscheidung  der  Geschlechter  von  R.  agilis  aus 
dem  einfachen  Grunde  nicht  in  Betracht,  weil  dieselben  hier  gänz- 
lich mangeln. 

Larve. 

Die  Larven  von.  R.  agilis  variiren  sehr  hinsichtlich  ihrer  Grös- 
se. Die  dalmatischen  41  mm.  langen  Larven  sind  bereits  verwan- 
dlungsfähig, während  die  französischen  die  ansehnliche  Grösse  von 
56  mm.,  bei  18  mm.  Körperlänge   und  22  mm.  Beinlänge  errei- 


—   122   — 

clien;  der  Körperiimfang  beträgt  bei  jenen  23  mm.,  bei  diesen  26. 
Mit  der  Veränderlichkeit  der  Grösse  finden  sich  auch  noch  andere 
sonstige  feine  Unterschiede  vor.  Der  Körper  ist  ziemlich  lang;  der 
oberwärts  flach  gewölbte,    seitlich    und   unten  mehr  oder  weniger 
bauchig  erweiterte  Rumpf  ist  vom  Kopf  durch  eine  an  den  Seiten 
schwach  angedeutete    furchenartige    Vertiefung  leicht  abgesondert; 
die  Kopfoberseite  ist  äusserst  schwach  gewölbt,   bisweilen  fast  platt 
gedrückt,  die  Schnauze  ist  zugespitzt  gerundet,    oder    aber  massig 
verengt  und  steil  abfallend.  Die  ziemlich    grossen,  seitlich  gelege- 
nen Augen  sind  weit  von  einander   entfernt,  ihr  Abstand  von  ein- 
ander auf  dem  Scheitel  beträgt    bei    den  in  Dalmatien  gesammel- 
ten Stücken  etwas  mehr    als    der  doppelte   Abstand  zwischen  den 
Nasenlöchern.  Die  Entfernung    der    kleinen,  nach  vorn  gerichteten 
Nasenlöcher  von  den  Augen  ist  ungefähr  dem  Abstand  der  Nasen- 
löcher von  einander  gleich,  aber  kleiner  als  die  Distanz  der  Lippe 
vom  Nasenloch.  Die  Mundöffnung  ist  annähernd  gleich  dem  Raum 
zwischen  den  Nasenöffnungen;  der  Unterlippenrand    und  die  Mund- 
winkel sind  mit  Papillen  besetzt,    der   Oberlippenrand  ist  bezahnt. 
Die  Innenfläche  der  Oberlippe  ist  jederseits    mit   zwei  hintereinan- 
der gestellten  Zahnreihen,  versehen;  an  der  Innenfläche  der  Unter- 
lippe sitzen  vier  Zahnreihen,  von  denen  die  letzte  und  nach   innen 
sich  befindende  Serie  in  der  Mittellinie  zerissen  erscheint;  die  Zähn- 
chen sind  klein  und  haben  einen  nur  sehr  massig  breiten  trichter- 
förmig auslaufenden  Körper;  die  Zahl  der  Zacken  am  Rande  ihrer 
Köpfe  schwankt  zwischen  9  und  11,  es  sind  1  bis  2  Ersatzzähn- 
chen  vorhanden.  Die  Kiefer  sowie  auch  die  Zähne  sind  bald  duu- 
kel,  bald  hellbraun,  der  Oberkiefer  kann  den  Unterkiefer  gänzlicn 
überdecken.    Das    Kiemenloch    ist  linkerseits    am   Rumpfe   gelegen 
und  zwar  ist  seine  Entfernung  von  der  Lisertionsstelle  der  Hinter- 
beine kürzer  als  wie  die  vom  Mundwinkel.  Der   Schwanz  ist  sehr 
lang,  bei  den  französischen    Stücken    überragt  er  den   Körper  um 
das  Doppelte  und  mehr,    bei   den  Exemplaren  aus  Dalmatien  hin- 
gegen erreicht    er    nicht  das  doppelte   Mass    des    Körpers;  er  er- 
scheint, so  namentlich  bei  französischen  Exemplaren,  in  eine  ziem- 
lich lange  Spitze  ausgezogen    und  sein  Flossensaum    setzt  sich  bei 
diesen  etwas  weiter  auf  den  Rücken  fort  als  bei  den  aus  Dalma- 
tien stammenden    Individuen.    Die    Analröhre    öffnet   sich    auf  der 
rechten  Seite    der    Unterecke  des  Flossensaumes.    Die   Hinterbeine 
sind  autfallend  lang;  bei  einer  mir  vorliegenden  zweibeinigen  fran- 
zösischen,   56    mm.  langen  Larve    messen    sie    nicht  weniger  als 
26  mm.,  bei  einer  anderen  aus  Dalmatien    beträgt  die  Totallänge 


12 


i 


41  mm.  bei  16  mm.  Beinlänge;  die  Zehen  sind  sehr  lang  und  durch 
Spannhäiite  verbunden. 

Die  französischen  Larven  von  R.  agilis  sind  bedeutend  heller 
als  diejenigen  von  R.  muta  oder  R.  arvalis;  sie  sind  im  er- 
wachsenen Zustande  oben  mehr  oder  weniger  hellbraun  oder  gel- 
blich, durch  gewönhlich  ziemlich  undeutlich  hervortretende,  etwas 
dunklere  oder  ins  Röthliche  spielende,  am  Rücken  zerstreute  Ma- 
keln gefleckt  oder  gemarmelt;  die  Stirn  ist  ziemlich  dunkel  gefärbt; 
die  Rumpfseiten  sind  mit  dunklen  Flecken  besetzt,  die  Kehle  er- 
scheint gelblich  oder  hellrosa,  der  Bauch  gelblichweiss,  die  Unter- 
seite der  Beine  fleischfarben;  oberseits  an  den  Beinen  heben  sich 
vom  hellbraunen  Untergrunde  dunkle  Querbarren  ab;  am  fleischi- 
gen Theile  des  Schwanzes  sind  grosse  braune,  bisweilen  auch  dun- 
kelbraune Flecken  zerstreut,  ähnliche,  aber  etwas  hellere  Spren- 
keln sind  auch  an  der  Schwanzflosse  ziemlich  dicht  vertheilt  und 
verleihen  bisweilen  der  Flosse  ein  gemarmeltes  Aussehen.  Die  mir 
aus  Dalmatien  vorliegenden  Individuen  sind  bedeutend  dunkler  und 
sehen  eher  der  Quappe  von  R.  muta  ähnlich;  ihre  Fleckung  ist 
gleichfalls  dunkler,  obschon  am  Körper  nicht  so  scharf  ausgespro- 
chen wie  bei  den  französischen  Exemplaren;  von  den  Schwanz- 
flecken sind  die  grösseren  dunkelbraun,  beinahe  schwärzlich,  die 
kleineren  und  in  grösserer  Anzahl  zerstreuten  sind  hingegen  etwas 
heller;  die  silberweissen,  von  Bräunlichgrau  oder  Grau  umsponne- 
nen Flecken  an  den  Rumpfseiten  greifen  auf  die  Unterseite  des 
Körpers  über,  indem  sie  Kehle  und  Bauch  abgrenzen,  während  bei 
den  helleren  französischen  Individuen  diese  gegen  die  Mittellinie 
des  Körpers  schmäler  und  schmäler  werdende  transversale  Binde 
sich  kaum  durch  ihre  etwas  dunklere  Farbe  von  der  Umgebung 
abzuheben  pflegt.  Bei  der  vierbeinigen  dalmatinischen  Larve  ist  die 
endgültige  Zeichnung  des  Frosches  bereits  deutlich  wahrzunehmen: 
ein  dunkler  Querstrich  zieht  sich  über  die  Stirn  von  einem  Auge 
zum  anderen  hin,  eine  V~f°rimge  Figur  zeigt  sich  vorn  am  Rü- 
cken, die  Drüsenwülste  von  Säumen  begleitet,  treten  andeutungs- 
weise auf,  ebenso  der  Frenalstreifen,  der  Ohr-  und  Oberarmfleck; 
die  Querbarren  oberseits  an  den  Extremitäten  erscheinen  intensiver 
gefärbt  und  die  Bauchfläche  wird  heller  und  spielt  etwas  ins  Gel- 
bliche; die  anfangs  grauweisse  Kehle  erhält  viel  später,  erst  wenn 
der  Stummelschwanz  verschwunden  ist,  ihre  definitive  gelbliche 
Färbung. 

Die  als  helle,  reihenweise  angeordnete  Punkte  sichtbaren  Haut- 
drüsen fehlen  bei  der  Larve  von  R    agilis  ebenfalls  nicht;  diejeui- 


—    124    - 

gen  Züge  dieser  Organe,  welche  die  Augen-  und  Nasenregion  jeder- 
seits  umgeben,  sind  ziemlich  deutlich  sichtbar,  während  die  Haut- 
drüsenreihen am  Rücken  weniger  ausgeprägt  zum  Vorschein  kommen. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

R.  agilis  scheint  sich  auf  die  wärmeren  Gebiete  zu  beschrän- 
ken und  steigt  nur  bis  gegen  1300  M.  Meereshöhe  hinan.  Im  äus- 
serten Südwesten  Frankreichs  ist  sie  die  alleinige  Vertreterin  der 
braunen  Frösche,  in  den  mehr    nördlich    liegenden    Gegeuden,   so 
beispielsweise  in  der  Umgebung  von  Paris,  wird   sie    bisweilen  in 
Gesellschaft  von  R.  muta  angetroffen,  während  sie  in  Norditalien 
oftmals  ihre  Aufenthaltsorte  mit  R.  L  a  t  a  s  t  e  i  theilt.  Wie  R.  muta 
lebt  sie  viel  auf  dem  Lande,  verlässt  dasselbe  namentlich  im  Som- 
mer nicht,  sucht  aber  im  Frühjahre  doch  das  Wasser  auf,   um  zu 
laichen.  Besonders  sind  es  die  Weibchen,  welche  eine    ausgespro- 
chene Vorliebe  für  den  Landaufenthalt    zeigen;    sie    begeben  sich 
nämlich  später  als  die  Männchen    ins    Wasser,    bleiben  nur  kurze 
Zeit  nachdem  sie  sich  ihrer  Eier  entledigt  haben  darin,   entfernen 
sich  darauf  von  der  Brutstätte,  um  den  Sommer  hindurch  au  schat- 
tigen Orten,  so  namentlich  in  feuchten  Wäldern  zu  jagen  und  ver- 
bringen den  Winter  zumeist  auf  dem  Lande  unter  Moos,    in  Höh- 
lungen unter  Wurzeln  und  Steinen,  in  hohlen  Baumstämmen    oder 
unter  einem  Haufen  abgefallener  Blätter.  Die  Männchen  gehen  aus- 
serhalb der  Brunstzeit  auch  nicht  aus  freien  Stücken   in's  Wasser, 
treiben  sich  aber  gern  in  der  Nähe   der    Laichplätze    umher    und 
halten  sich  im  Winter  meistens  im  Schlamme  vergraben    auf.    Im 
Herbst  mit  Beginn  der  kühlen  und  regnerischen  Witterung    treffen 
sich  beide  Geschlechter  nochmals  an  den  mehr  den  Sonnenstrahlen 
ausgesetzten  0 ertlichkeiten  ehe  sie  ihre    Winterquartiere    beziehen; 
zu  einer  zweiten  Begattung  scheinen  sie  aber  zu  dieser  Jahreszeit 
nicht  aufgelegt  zu  sein,  wenigstens  ist  darüber,  so  viel  ich  weiss, 
nichts  bekannt.  Unter  den  einheimischen  Anuren  laicht  die  Agilis 
ziemlich  früh,  bei  einigermassen  günstiger  Witterung  bereits   Ende 
Februar,  bei  ungünstiger  im  April;  um  diese  Zeit  haben  die  Gras- 
frösche längst  abgelaicht  und    ihre    Larven    sind    ungefähr   schon 
sechs  Wochen  alt.  In  kälteren  Gegenden  wird  ihre    Laichzeit   von 
einigen  Autoren  als  im  Monat  Mai    vor    sich    gehend,    angegeben. 
Camerano  meldet,  dass  er  bereits  gegen  Ende  Januar  ans    Varese 
Springfrösche  mit  Hochzeitsattributen  versehen  erhalten   habe    und 
dass  diese  Art  bei  Turin  Ende  Februar  öfters  laiche.  Zum    Abset- 


—   125    - 

zen  ihres  Laiches  wählt  die  Agilis    womöglich    liefe  Laichplätze 

und  namentlich  solche,  wo  sie  die  meisten  Aussichten  hat  unge- 
stört ihrem  Portpflanzungsgeschäfte  nachzugehen,  nur  in  ausge- 
dehnten Sümpfen  wird  sie  mit  anderen  Amiren  beim  Laichen  an- 
getroffen. Bei  der  Begattung  umfasst  das  Männchen  das  willige 
Weibchen  rasch  um  die  Achseln  und  umarmt  dessen  Körper  de- 
rart, dass  seine  Pfoten  sich  auf  der  Mitte  der  Brust  des  Wei'  - 
chens  befinden.  Das  Weibchen  nähert  sich  alsdann  irgend  einem, 
ihr  zum  Absetzen  der  Eier  passend  erscheinenden  Gegenstande,  sei 
es  einer  Pflanze  oder  einem  Aste  und  stösst  mitunter  auf  einen 
Zug  ihren  ganzen  Vorrath  von  Eiern  ab,  wobei  gleichzeitig  dieser 
Eierklumpen  vom  Männchen  befruchtet  wird.  Bisweilen  aber  wer- 
den auch  die  Eier  einzeln,  eins  nach  dem  anderen  und  in  gewis- 
ser Entfernung  von  einander  an  cie  Legestätte  geheftet.  Die  Paa- 
rung geht  ziemlich  rasch  von  dannen,  die  Ehegatten  bleiben  nur 
einige  Stunden,  höchstens  über  Nacht  in  Umarmung,  während 
R.  muta  längere  Zeit,  manchmal  einige  Wochen  umarmt  umher 
schwimmen,  bevor  sie  zum  Laichen  schreiten.  Der  Angabe  Ileron- 
Royer's  zufolge  verlassen  diese  sobald  der  Fortpilanzungsakt  been- 
det ist  das  Wasser,  jene  dagegen  sollen  noch  einige  Zeit  danach 
im  Wasser  verbleiben  ').  Der  Laichklumpen  besteht  aus  600  bis 
1200  Gallertkugeln  2);  die  Eier  sind  kleiner  als  bei  Pi.  muta, 
das  Schwarz  der  Dotterkugel  soll  bei  der  Agilis  dunkler  und 
das  Weiss  reiner  sein,  so  dass  sich  beide  Farben  schärfer  von 
einander  abheben,  die  Gallerte  endlich  soll  bei  letzterer  heller  und 
weniger  konsistent  sein  als  bei  ersterer  3).  lieber  die  Dauer  des 
Embryonallebens  finde  ich  in  den  mir  zu  Verfügung  stehenden 
Schriften  nur  diese  Angabe  bei  de  l'Isle:  „A  neuf  jours,  mes  ceufs 
d'agile  fe'conde's  par  l'agile  s'ouvraient  en  croissant,  montrant  le 
corps  et  la  tele.  A  dix,  on  commencait  a  reconnaitre  la  queue. 
A  treize,  ils  remuaient,  etc.".  Aus  der  allgemein  gehaltenen  Schil- 
derung Heron-Royer's  über  die  Entwickelung  der  Larve  von  R.  agi- 
lis geht  unter  anderem  hervor,  dass  diese  Larven  am  sechsten 
Tage  nach  der  Geburt  ihre  Kiemen  bereits  eingebüsst    haben,   am 


')  Notices  sur  les  moeurs  des  Batraciens.  Bull.  Soc.  d'Etudes  scient.  d'Angers, 
1885.  Angers. 

2)  He'ron-Royer  De  la  fe'condite  des  Batraciens  anoures.  Bull.  Soc.  Zool.  de 
France,  1878.   Paris. 

3)  Die  Zahl  der  Eier  bei  R.  muta  beläuft  sich  nach  He'ron-Royer  auf  2000 
und  sogar  auf  4000;  de  l'Isle  hingegen  giebt  an,  dass  die  Eier  bei  R.  agilis 
zahlreicher  seien  als  bei  jenen. 


—    126   - 

achten  Tage  12  mm.  lang  sind,  ferner,  dass  sie  am  siebzehnten 
Tage  ihre  definitive  Grösse  erreichen  und  endlich  dass  sie  unter 
normalen  Verhältnissen  nach  Verlauf  von  zehn  bis  zwölf  Wochen 
sich  verwandeln;  je  nach  dem,  ob  die  Witterung  beeinträchtigend 
oder  fördernd  auf  das  Wachsthum  der  Larven  wirkt,  schreiten  sie, 
fügt  Heron- Royer  hinzu,  langsamer  oder  rascher,  etwa  im  Alter 
von  acht  oder  zehn  Wochen  zu  ihrer  Verwandlung.  Die  Stimme 
von  R.  agilis  ist  schwach  und  kann  nur  in  der  Nähe  vernom- 
men werden;  es  ist  ein  halblautes,  rasch  ausgestossenes  und  schnell 
auf  einander  folgendes  ko,  ko,  ko,  ko,  ko,  ko,  korr,  korr,  korr, 
krrro,  das  mit  dem  dumpfen  „grruu,  rruu"  des  Grasfrosches  nicht 
zu  verwechseln  ist.  Lätaste  bemerkt,  dass  das  Weibchen  stets  stumm 
ist,  während  das  Männchen  nur  zur  Brunstzeit  seine  Stimme  hören 
lässt.  Nur  wenn  man  sie  unsanft  ergreift  geben  sie  einen  Schmer- 
zenslaut  „i,  i,  i"  von  sich. — Der  Springfrosch  ist  einer  der  nied- 
lichsten Frösche,  die  wir  in  Mitteleuropa  haben  und  er  trägt  seine 
beiden  Namen  „agilis"  und  „gracilis"  mit  vollem  Recht.  Im 
Schwimmen  giebt  er  den  übrigen  braunen  Fröschen  gar  nichts 
oder  wenig  nach,  im  Springen  übertrifft  er  sie  womöglich  alle  und 
kann  darin,  wenn  wir  seine  geringere  Grösse  in  Betracht  ziehen, 
mit  dem  Wasserfrosch  wetteifern;  jedenfalls  führt  er  seine  bis  zwei 
Bieter  weiten  und  über  65  cm.  hohen  Sätze  mit  einer,  seinem  grü- 
nen Anverwandten  nicht  eigenen  Grazie  aus. 

Ueber  das  Frei-  und  Gefangenleben  der  uns  hier  interessirenden 
Art  geben  Thomas  (1.  c),  De  l'Isle,  Lataste,  Fatio,  Bouleuger, 
Leydig,  Heron-Royer  und  Camcrano  weitere  Auskunft.  Abbildungen 
des  ganzes  Thieres  sowohl,  als  auch  verschiedener  Körpertheile 
linden  sich  bei  Thomas  (op.  cit.  pl.  VII,  lig.  1—4),  Fatio  (Revue 
et  Mag.  de  Zoologie,  2  sene,  t.  XIV,  pl.  VI  et  VII),  Leydig  (op. 
cit  Fig.  13,  16,  17,  27,  28,  81  — 88),  Lessona  (op.  cit.  Tav.  III, 
flg.  2,  9,  10,  18)  und  bei  Camerano  (op.  cit.  Tav.  I,  fig.  5 — 8. 
Tav.  II,  fig.  3).  Die  kolorirten  Bilder  im  Werke  Lessona  sind  in 
der  That  Kunstwerke,  namentlich  verdienen  Fig.  9  und  13  Be- 
achtung und  mähen  dem  Zeichner-Camerano  viel  Ehre.  Diejenigen 
Abbildungen  von  R.  agilis,  welche  Camerano  seinem  eigenen 
Werke  über  die  Anuren  Italiens  beigegeben  hat,  und  ebenfalls  ko- 
lorirt  und  gar  nicht  übel  ausgefallen.  Die  Larven  von  R.  agilis 
sind  von  Lataste  (Essai  d'une  Faune  herpe'tologique  de  la  Giroude) 
und  He'ron-Royer  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1878)  beschrieben 
und  abgebildet  worden,  jedoch  lassen  uns  Beschreibung  und  Abbil- 
dungen einigermaßen  unbefriedigt.  Die  Diagnose  bei  Lataste  passt 


-    127    - 

nicht  ganz  auf  die  mir  vorliegenden  Larven  und  stimmt  nicht  in 
allen  Stücken  mit  seinen  Abbildungen  üherein,  so  beispilsweise  steht 
im  Text,  dass  der  Flossensaum  eich  nicht  auf  den  Schwanz  fort- 
setze, während  auf  Taf.  X,  Fig.  7,  die  Ausdehnung  desselben  auf 
den  Rücken  deutlich  angegeben  ist.  Bei  Heron-Royer  ist  die  Be- 
schreibung der  ausgewachsenen  Larve  allzu  oberflächlich  gehalten 
und  der  Vergleich  mit  der  Quappe  von  R.  m  u  t  a  nicht  genügend 
durchgeführt. 

Vorkommen. 

R.  agilis  scheint  Frankreich  zu  Heimat  zu  haben,  da  sie  hier 
am  meisten  verbreitet  und  im  Westen  die  gewöhnlichste  Froschart 
ist.  Von  hier  aus  hat  sie  ihre  Verbreitung  nach  Italien  und  der 
Schweiz,  sowie  anderseits  nach  Oesterreich  Ungarn,  Griechenland 
und  noch  weiter  ostwärts  na  h  dem  Küstengebiet  des  Kaspisees 
ausgedehnt.  In  Frankreich,  wo  sie  vor  fünfzig  Jahren  zum  ersten 
Mal  entdeckt  worden  ist,  findet  sie  sich  vor  allim  in  der  Bretagne, 
so  namentlich  in  den  torfhaltigen  Morästen  an  der  Grande  Briere, 
in  der  Umgebung  von  Nantes  und  in  Saiat-Malo  (41.143.206), 
ferner  in  den  Departements  Maine-et-Loire  (30),  Sarthe  (29), 
Vienne  (28),  Charente,  Charente-Inferieure  (34),  Gironde  (24)  und 
Landes.  In  Kordfrankreich  ferner  wird  sie  nach  Lataste  und  Collin- 
de  Plancy  (35)  in  der  bewaldeten  Umgegend  von  Paris,  so  in 
Bondy,  St.  Germain,  Marley,  Fontainebleau,  Limours  und  Meudou 
häufig  angetroffen;  im  Kord-Osten  dagegen  scheint  sie  durch  R.  m  u- 
t  a  ersetzt  zu  sein,  wenigstens  haben  Collin  de  Plancy,  Taton  und 
Ray  die  Agilis  auf  ihren  Ausflügen  in  die  Departements  de  la 
Marne,  des  Ardennes  und  de  l'Aube  nirgends  angetroffen;  auch  lie- 
gen keine  Kachrichten  über  ihr  Vorkommen  in  Französisch-Lothrin- 
gen  überhaupt  vor.  Auch  im  Departement  de  l'Yonne  scheint  diese 
Art  zu  fehlen,  im  Jura  dagegen  findet  sie  sich,  wie  wir  es  aus 
dem  nachträglichen  Zusatz  zu  Oge'rien's  „Hist.  nat.  du  Jura"  er- 
sehen, in  St.  Claude,  in  der  Valserine  und  in  der  Nähe  von  Morez. 
Alsdann  ist  sie  in  den  Departements  du  Doubs  (38),  de  l'Isere, 
Basses-Alpes,  Vaucluse,  Puy-de-üöme  einheimisch  (149),  findet  sich, 
obschon  ziemlich  selten,  in  den  See-Alpen,  woher  sich  in  meiner 
Sammlung  ein  bei  Nizza  gefangenes  Exemplar  befindet,  ist  nach 
Jumeau  (219)  in  Onglous  bei  Agde,  Vendres  bei  Beziers  und  in 
Lattes  bei  Montpellier,  sowie  auch  vermuthlich  im  Gebirge  im  De- 
partement de  PHe'rault  zu  Hause,  kommt,  wie  Reguis  (136)  mit- 
theilt, in  der  Provence  (Plan  de  Cuques,  Vallon  de  St.  Pons,  Ste 


b 


—    128  — 

Baume)  und  bei  Toulouse  vor  und  findet  sieh  nach  Lataste  und 
Heron-Royer  in  den  Pyrenäen  vor,  wo  sie  laut  Bureau  bis  in  die 
Sehneeregion  hinein  gedeihen  soll;  diese  Angabe  scheint  sich  nicht 
bestätigen  zu  wollen,  denn  Boulenger  theilt  in  Bezug  auf  das  Vor- 
kommen der  Agilis  in  den  Pyrenäen  folgendes  mit:  „M.  Lataste 
m'informe  que  la  menlion  qui  a  e'te"  faite  de  rette  espece  dans 
les  Pyre'ne'es  provient  d'une  erreur  de  M.  Bureau,  qui  aurait  con- 
fondu  R.  f u s e a,  var.  acutirostris  avec  „R.  a g i  1  i s".  (Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  1879,  p.  186.  Anmerkung  1).  Schon  Collin 
de  Plancy  hat  die  Angabe  Bureau's  in  Zweifel  gezogen.  Lataste 
giebt  an,  dass  sie  im  ganzen  Süden  Frankreichs  verbreitet  sei  und 
fügt  folgendes  hinzu:  „A  l'Ouest,  je  puis  aflirmer  qu'elle  ne  descend 
pas  plus  bas,  et  que  Beltre'mieux  et  de  Piochebrune  out  designe 
l'Agile  seule  sous  le  nom  de  temporaria;  car  je  n'ai  trouve 
que  cette  espece,  seit  ä  Fleurian,  soit  dans  la  collection  de  M.  de 
Rochebrune". — In  Italien,  wo  sie  nicht  blos  auf  dem  Festland,  son- 
dern auch  auf  Siciiien  angetroffen  worden  ist,  wird  sie  als  „molto 
sparsa"  (weit  verbreitet)  bezeichnet.  Namentlich  in  Ober-Italien  sind 
zahlreiche  Fundorte  sowohl  aus  der  Ebene,  als  auch  aus  dem  Ge- 
birge durch  Belege  bekannt.  Erwiesen  ist  gleichfalls,  dass  sie  öfters 
mit  R.  L  a  taste i  und  R.  muta  zusammen  angetroffen  wird. 
Schon  Fatio  berichtet  über  das  Vorkommen  von  Agilis  in  der 
Umgegend  von  Pisa  und  bald  darauf  entdeckte  sie  Cornalia  in  den 
Wäldern  von  Somma  und  am  Ti  ino  sowie  an  den  Ufern  des  Lam- 
bro  (147).  Seitdem  ist  das  Thier  im  Veneto,  so  im  Padovanischen 
in  der  "Nähe  von  Padua,  in  Gorgo,  Barbarighe  (Estuario  veneto.  165), 
Mestre,  Verona,  Fumane  di  Valpolieella  und  in  Macellise  (Provinz 
Verona.  140),  in  Venedig,  Treviso  und  Belluno  (Ninni,  Camera- 
no.  13),  ferner  in  der  Lombardei,  so  z.  B.  in  der  Umgebung  von 
Mailand  (52.  "Niguarda,  Castellazzo  Busca,  nach  De  Betta),  in  Va- 
rese,  sowie  auch  im  Bresciano,  in  Piemont  (Turin,  Eremo  und 
Maddalena  bei  Turin,  Gattinara,  Rivarossa,  Occhieppo  inferiore,  Ri- 
volij  Rosta  und  Testona),  in  Ligurien  (Porto  Maurizio,  nach  Ca- 
merano),  im  Modenesischen  (220.  Moiitardone),  in  der  Umgebung 
von  Imola,  in  Bologna  (9),  am  Monte  Morello  in  der  "Nähe  von 
Florenz,  in  Livorno  (55.- S.  249)  und  endlich  in  Modica  auf  Si- 
ciiien (13)  konstatiert  worden.  -  In  der  Schweiz  hat  man  sie  bis- 
her bei  Genf,  so  in  den  Morästen  von  Sionex,  in  den  Kantonen 
Waadt,  Bern,  Wallis  und  Tessin  beobachtet  (41.  44).  Fatio  ver- 
muthet,  dass  sie  auch  an  anderen  Orten  zu  linden  sein  dürfte  und 
giebt  zugleich  an,  dass  sie  ohne  selten  zu   sein,    nirgends    ebenso 


—  129   — 

zahlreich  aufzutreten  pflegt  wie  die  zwei  übrigen  schweizer  Rana- 
Arten.  Sie  bewohnt  vorzugsweise  die  Ebene  und  scheint  nicht  über 
1300  M.  hinaufzugehen.  Das  in  meiner  Sammlung  befindliche 
sclnveizer  Stück  des  Agilis  habe  ich  in  Lugano  erbeutet.  In 
Deutschland  ist  man  der  R.  agilis  nur  im  Elsass  bei  Strass- 
bürg  (221),  bei  Linz  a.  Rh.  (95)  und  höchst  wahrscheinlich  aucli 
bei  Enkheim  im  Uutermaingebiet  (93)  begegnet  ')  und  über  ihr 
Vorkommen  in  der  Umgebung  von  Wien,  in  Siebenbürgen  (222), 
sowie  auch  in  Dalmaiien  (223),  so  in  Zara  (165)  und  in  So- 
brec  (165)  melden  Boulenger,  Böttger,  Kolombatovic  und  De  Betta. 
Durch  Böttger  erfahren  wir,  dass  sie  in  Bosnien  und  Albanien 
angetroffen  worden  ist  (270).  Sodann  findet  sich  Agilis  in  Mo- 
rea  (24),  am  Parnassus,  in  Suchum-Kale,  im  Thal  des  Konkur, 
am  Südabhang  des  II  (Zoolog.  Mus.  St.  Petersb.  Akad.  X2JV2 1143, 
1144)  uud  im  Eichenwald  der  Ebene  von  Lenkoran.  Ueber  das 
Vorkommen  dieser  Species  in  Persien  und  Kleinasien  findet  sich 
in  der  Literatur,  soweit  mir  dieselbe  zugänglich  ist,  keine  bestimm- 
te Angabe;  es  lässt  sich,  meiner  Ansicht  nach,  nicht  nachweisen, 
dass  die  vorderasiatischen  Rana  temporaria  Krynicki,  Eichwald, 
Blanford  und  R.  oxyrrhinus  de  Filippi  zu  R.  agilis  zustel- 
len sein,  umsomehr  nicht,  weil  R.  arvalis  zweifelsohne  in  Klein- 
Asien  vorkommt. 


5   RANA  LATASTEI,  BLGR.  1879. 

Literatur  und  Synonymik. 

R.  Latastii  vel  Latastei  Boulenger,  Etüde  sur  les  Grenouil- 
les  rousses.  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  IV,  p.  158;  Cat.  Batr.  Sal.  Coli. 
Brit.  Mus.  p.  40.  London.  1882.  Camerano,  Monografla  degli  Aniibi 
anuri  italiani,  1.  c.  Tav.  I,  Fig.  2—4.  Tav.  II,  Fig.  2.  Böttger,  in 
Sitzungsber.  d.  k.  preuss.  Akad.  Wiss.  zu  Berlin  1888,  S.  148, 

Aeusserer  Habitus. 

Die  zu  beschreibende  Art  steht  der  Muta  und  Agilis  am 
nächsten;  sie  unterscheidet  sich  von  der  ersteren  durch  ihre  etwas 
längeren,  mit  dem  unteren  Gelenk  des  Unterschenkels  die  Schnauze 


»)  Leydig  vermuthet,  dass  die  Var.  acutirostris  es  gewesen  sein  mag, 
welche  von  Melsheimer  und  Koch  für  R.  agilis  gehalten  wurde  (Die  anuren 
Batrachier  d.  deutsch.  Fauna,  S.  144.   Anmerkung). 

9 


—  130  — 

ein  klein  wenig  überragenden  und  mit  dem  Knie  die  Achselgrube 
nicht  erreichenden  Hinterbeine  und  von  der  letzteren  durch  ihr 
kleineres,  kaum  zwei  Drittel  des  Augendurchmessers  betragendes 
und  weiter  vom  Auge  entferntes  Trommelfell.  Ihr  Rumpf  ist  meist 
etwas  kräftiger  und  weniger  schlank  als  bei  Agilis;  die  oberen 
Enden  des  Beikens  treten  stark  hervor.  Der  ziemlich  grosse  massig 
abgeplattete  Kopf  ist  bald  mehr,  bald  weniger  gestreckt,  vorn 
ziemlich  niedrig,  mehr  oder  weniger  zugespitzt  verschmälert  und 
gerundet,  mit  leicht  gewölbtem  Sehnauzenende,  massig  vorgezogener 
Oberlippe  und  fast  senkrecht  abfallender  Zügelgegend.  Die  Augen 
sind  kleiner  als  bei  R.  iberica,  sie  treten  massig  stark  hervor, 
ihr  Abstand  von  einander  auf  dem  Scheitel  ist  bald  grösser,  bald 
kleiner  als  die  grösste  Breitenausdehnung  des  Oberlides.  Die  Ent- 
fernung der  kleinen,  unterhalb  der  Sehnauzenkante  gelegenen  Na- 
senlöcher von  einander  ist  gleichfalls  sehr  verschieden;  in  einigen 
Fällen  ist  der  Zwischenraum  zwischen  ihnen  ziemlich  bedeutend 
grösser  als  der  Interpalpebralraum  und  gleicht  genau  dem  Durch- 
messer des  Auges,  in  anderen  Fallen  aber  erscheinen  sie  näher  an 
einander  gerückt,  so  dass  Internasal-  und  Interpalpebralraum  gleich 
sind.  Die  Nasenlöcher  können  in  der  Mitte  zwischen  Augen  und  Schnau- 
zenspitze liegen,  oder  sie  befinden  sich  näher  der  Schnauzenspitze 
als  dem  Auge;  die  Entfernung  der  Augen  von  den  Nasenlöchern 
scheint  stets  geringer  zu  sein  als  der  Abstand  der  letzteren  unter 
sich.  Das  Trommelfell  ist  kleiner  als  bei  Iberica,  es  ist  gewöhn- 
lich höher  als  breit,  im  Durchmesser  ungefähr  nur  halb  so  gross 
wie  das  Auge  und  stets  in  ziemlicher  Entfernung  von  ihm;  bis- 
weilen glicht  die  Distanz  zwischen  Trommelfell  und  Auge  fast 
genau  dem  Durchmesser  des  Trommelfells.  Die  Zunge  ist  gross, 
namentlich  aber  breit;  ihr  Hinterrand  ist  mit  einer  ziemlich  tiefen 
Einbuchtung  versehen,  wodurch  sie  zweihörnig  erscheint.  Gaumen- 
zähne auf  zwei  kurzen,  nach  hinten  konvergierenden,  vorn  etwa 
die  obere  Grenzlinie  der  Choanen  erreichenden  Reihen.  Aeussere 
und  innere  Stimmsäcke  fehlen.  Die  Pupille  hat  die  Form  eines 
Querovals,  dessen  unterer  Rand  eine  stumpfwinklig  gebrochene  Linie 
darstellt;  bisweilen  erscheint  sie  vorn  und  Muten  wie  abgestutzt  '). 


')  Aus  meinen  Notizen  ersehe  ich,  dass  bei  einer  L  a  t  a  s  t  e  i,  die  ich  vor  eini- 
gen Jahren  in  der  Gefangenschaft  gehalten  habe,  der  obere  Rand  der  Pupille  in 
der  Mitte  gleichfalls  winklig,  wenn  auch  nur  spurweise  sich  einknickte  und  da- 
durch die  Pupille  etwa  eine  Rautenform  erhielt.  Seitdem  habe  ich  diese,  nach  Lev- 
dig,  dem  grünen  Wasserfrosch  zukommende  Pupillenform  weder  bei  R.  L  a  t  a  s  t  e  i, 
noch  bei  irgend  einem  braunen  oder  grünen  Frosch  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt 


—  131  — 

Das  Vorderbein  ist  lang  und  zwar  länger  als  der  Unterschenkel. 
Der  zweite  Finger  ist  in  der  Regel  etwas  kürzer  als  der  erste, 
diese  beiden  Finger  können  aber  auch  gleich  lang  sein;  der  dritte 
ist  uro  die  Länge  von  zwei  Gliedern  länger  als  der  erste  und  um 
die  Länge  von  anderthalb  Gliedern  länger  als  der  vierte  Finger. 
An  der  Handfläche  steht  rechts,  dem  Daumen  entsprechend,  und 
links,  dem  4.  Finger  entsprechend,  ein  länglicher  Ballen  und  da- 
zwischen befindet  sich  ein  rundlicher  und  etwas  breiterer  Ballen, 
der  dem  dritten  Finger  entspricht;  der  Daumenbailen  erscheint  bei 
näherer  Betrachtung  aus  zwei  Kugeln  zu  bestehen;  die  vordere 
Partie  nämlich  ist  hoch  gewölbt  und  nahezu  eben  so  stark  vor- 
tretend wie  der  Subarticularhöeker,  während  die  nach  hinten  zu 
liegende  Partie  flach  gewölbt  ist.  Das  Knie  erreicht  die  Achsel 
nicht;  das  tibiotarsale  Gelenk  reicht  bei  Anlegung  des  Beines  an 
den  Körper  bis  zur  Schnauzenspitze,  oder  aber  um  etwa  1  bis  4  mm. 
über  dieselbe  hinaus.  Die  Fusswurzel  ist  gewöhnlich  der  halben 
Länge  der  Tibia  gleich,  mitunter  ist  sie  länger  als  die  grösste 
Kopfbreite,  bisweilen  aber  nur  ebenso  lang.  Der  äussere  Metatar- 
salhöcker  ist  gewöhnlich  sehr  deutlich,  Ferseuhöcker  schwach, 
weich,  einen  länglichrunden  stumpfen  Wulst  bildend,  bald  so  gross 
wie  das  Trommelfell,  bald  aber  etwas  kleiner,  oder  im  Gegentheil 
wenig  grösser  als  der  Durchmesser  des  Trommelfells;  in  der  Regel 
beträgt  seine  Länge  etwas  mehr  als  ein  Drittel  des  übrigen  Theiles 
der  Innenzehe,  er  kann  aber  auch  wenig  länger,  oder  im  Gegen- 
theil etwas  kürzer  sein.  Beim  brünstigen  Männchen  reicht  die 
Schwimmhaut  fast  bis  zur  Spitze  der  1.,  2.,  3.  und  5.  Zehe  und 
etwas  über  die  Basis  der  Endphalanx  an  der  4.  Zehe;  beim  brün- 
stigen Weibchen  ist  die  Schwimmhaut  gleichfalls  fast  vollständig, 
denn  sie  geht  etwas  üler  die  Wurzel  des  Endgliedes  der  1.,  2. 
und  3.  Zehe,  bis  zur  Wurzel  des  vorletzten  Gliedes  an  der  4.  Zehe 
und  bis  zur  Hälfte  der  letzten  Phalanx  der  5.  Zehe.  Sowohl  die 
Zehen,  als  auch  die  Finger  sind  mit  Ausnahme  der  längsten  Zehe 
und  des  längsten  Fingers  bis  zu  ihrem  etwas  verdickten  Ende  na- 
hezu gleich  dick  und  mit  stark  knopfartig  vorspringenden,  bald 
grösseren,  bald  kleineren  Subarticularhöckern  versehen  (Vergl. 
Holzstich  29  bei  Camerano,  op.  (it.). 

Die  Körperoberseite  und  die  Oberseite  der  Beine  ist  glatt  oder, 
wie  es  bei  den  jüngeren  Stücken  öfters  der  Fall  zu  sein  pflegt, 
schwach  und  fein  gekörnelt;  die  Aftergegend  uud  die  Hinterseite 
der  Oberschenkel  erscheinen  wie  granuliert,  da  sie  mit  zahlreichen, 
sehr    kleinen  Wärzchen    besetzt  sind,  ebenso  die  Leibesseiten,  ob- 

9* 


—  132  — 

schon  ziemlich  selten;  in  vielen  Fällen  tritt  längs  der  Fusswurzel 
unten  mehr  nach  aussen  hin  eine  Reihe  feiner  Eöckerchen  zutage. 
Die  ganze  Unterseite  ist  glatt,  die  Sohlen  und  die  Schwimmhäute 
fühlen  sich  sammtartig  an.  Die  vom  Hinterwinkel  des  Auges  über 
die  Körperseiten  sich  hinziehenden  drüsigen  Wülste  sind  sehr  schmal 
und  schwach  ausgeprägt;  oftmals  erscheinen  sie  in  zahlreiche  kurze 
Wülste  aufgelöst.  Etwas  vor  und  über  dem  Mundwinkel  entspringt 
eia  anderer  Wulst,  welcher  sich  gegen  die  Insertionsstelle  des  Vor- 
derarmes hinzieht. 

Masse  in  mm,  <$  aus  Toscaua:  Totallänge  des  Körpers  54, 
Länge  des  Kopfes  17.5,  Kopfbreite  17.5,  Kopfhöhe  6.5,  Interpal- 
pebralraum  3.5,  Augendurchniesser  nicht  ganz  6,  Durchmesser  des 
Trommelfells  etwas  über  2,  Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom 
Auge  7,  des  Trommelfells  vom  Auge  1.5,  Rumpflänge  36.5,  Vor- 
derbein 32,  Hinterbein  90,  Unterschenkel  30,  Fersenhöcker  2.5, 
Liuenzehe,  vom  Fersenhöcker  angemessen,  6.5. —  $  aus  Piemont: 
Totallänge  58,  Länge  des  Kopfes  18,  Kopfbreite  18,  Kopfhöhe 
etwas  über  7,  Interpalpebralraum  4,  Augendurchmesser  5.5,  Durch- 
messer des  Trommelfells  2,  Entfernung  der  Schnauzenspitze  vom 
Auge  4,  des  Trommelfells  vom  Auge  2,  Rumpflänge  50,  Vorder- 
bein 35,  Hinterbein  104,  Unterschenkel  34,  Fersenhöcker  2.5, 
Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  7. — Die  Länge  des  er- 
wachsenen Thieres  beträgt,  nach  Camerano,  durchschnittlich  beim 
Männchen  55,  beim  Weibchen  68  mm. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  Grundfärbung,  von  welcher  die  dunklere  Zeichnung  sich 
abhebt,  spielt  in  den  verschiedensten  Schattirungen  von  einfarbig 
Hellbräunlich  oder  Gelbgrau  an  bis  zum  Kupferroth  oder  Dunkel- 
braun und  wie  beim  Springfrosch  sind  auch  bei  R.  Latastei  die 
Weibchen  gewöhnlich  lichter,  die  Männchen  dunkler  gefärbt.  Ober- 
seits  einfarbige  Exemplare  kommen  wohl  nie  vor;  die  Körperober- 
seite scheint  meistens  schwarzbraun  oder  graubraun  gefleckt  oder 
puuktirt  zu  seiu.  Auf  der  Nackengegend  hebt  sich  mehr  oder  we- 
niger deutlich  eine  \/~fönnige  Zeichnung  ab;  die  Lider  zeigen  nach 
innen  zu  fast  immer  einen  dunklen  Flecken,  welcher  mit  dem 
entsprechenden  des  anderen  Lides  durch  einen  Strich  verbunden 
ist  und  von  einem  anderen,  der  sich  der  Mittellinie  des  Kopfes 
entlang  zieht,  durchkreuzt  wird,  mitunter  aber  ist  diese  Kreuzzeich- 
uung  nur  durch  undeutliche  Makeln    angedeutet;  die  Frenalgegend 


—  133  — 

ist  derinassen  mit  Dunkelbraun  durchsetzt,  dass  sie  bedeutend  dun- 
kler als  die  Oberfläche  des  Kopfes  aussieht,  nur  nach  unten  hin 
tritt  der  helle  Untergrund  zutage,  zu  eiuem  regelrechten  hellen 
Oberkieferstreifen  kommt  es  aber  hier  nicht,  ein  solcher  tritt  erst 
unterhalb  des  Auges  auf,  und  umsäumt  den  spitz  auslaufenden  und 
sich  fast  bis  zur  Insertionsstelle  des  Vorderbeines  hinziehenden,  bei 
dunklen  Stücken  dunkelbraun,  bei  helleren  dagegen  graubraun  oder 
hellbraun,  dunkelbraun  gefleckt  erscheinenden  Ohrfleck;  der  Ohr- 
fleck ist  heller  als  bei  R.  agilis.  Der  Schnauzenkante  entlang 
zieht  sich  ein  Streifen  hin,  welcher  stets  dunkler  gefärbt  ist  als 
die  Zügelgegend;  oben  wird  dieser  Streifen  von  einem,  auch  auf 
den  freien  Rand  des  Oberlides  übergehenden  und  über  dem  Ohr- 
ileck  noch  nachweisbaren  Saume  begleitet.  Der  Rücken  ist  mit 
undeutlich  abgegrenzten  Flecken  besetzt,  welche  mitunter  sich  aus- 
dehnen und  durch  allseitiges  Zusammenfliessen  zur  Grundfarbe  wer- 
den, auf  der  dann  der  Rest  der  einstigen  Färbung  als  helle,  niei- 
stentheils  rundliche  Flecken  oder  Arabesken  zu  erkennen  ist;  bei 
derart  gekleideten  Stücken  spielt  die  dunkle  Zeichnung  mit  Vorliebe 
ins  Violettgraue.  In  anderen  Fällen  tritt  die  Fleckung  scharf  her- 
vor, meistens  sind  es  Punkte  oder  runde  Fleckchen,  welche  in 
grösserer  Anzahl  vorn  und  ganz  hinten  am  Rücken  sowie  auch 
den  drüsigen  Wülsten  entlang  eingestreut  sind  und  durch  gegen- 
seitiges Zusammenfliessen  dunkle  Umsäumungen  an  den  nicht  durch- 
weg durch  ihre  lichtere  Farbe  von  der  Umgebung  sich  abheben- 
den Wülsten  bilden  können.  Die  Leibesseiten  sind  etwas  heller  als 
der  Rücken,  gegen  die  Achselgegend  hin  röthlirhgrau,  gegen  die 
Hinterbeine  gelblich  und  undeutlich  geileckt;  auf  den  hell  grau- 
braun, bei  brünstigen  Individuen  röthlichgrau  oder  röthlichgelb  ko- 
lorirten  Hiuterbacken  sind  helle  Wärzchen  eingestreut.  Bei  beson- 
ders intensiv  puuktirten  oder  gefleckten  Individuen  können  ferner 
die  dunklen,  mehr  oder  weuiger  deutlichen  Querbänder  an  den 
Hinterbeinen  nahezu  gänzlich  verschwinden  und  durch  ziemlich 
dicht  gestellte  dunkle  Punktflecken  ersetzt  werden.  Die  Vorder- 
extremitäteu  haben  nur  Andeutungen  von  dunklen  Querbarren  und 
auch  das  nicht  immer;  der  Oberarmstreifen  ist  bald  dunkler,  bald 
heller,  bisweilen  durch  gruppenweise  angeordnete  Punktflecken  er- 
setzt, er  ist  meistens  heller  als  bei  R.  iberica;  der  dunkle  Strei- 
fen längs  der  Hinterseite  des  Vorderbeines  kann  gleichfalls  durch 
eine  Fleckenreihe  vertreten  werden,  oder  aber  fast  gänzlich  aus- 
bleiben, ebenso  der  vorn  am  Oberschenkel,  aussen  am  Unterschen- 
kel und  an  der  Fusswurzel  und  Sohle  bis  zur  Spitze  der  5.  Zehe 


—  134  — 

sich  hinziehende  dunkle,  bei  intensiv  gezeichneten  Exemplaren  hell 
umsäumte  Streifen;  mitunter  ist  eine  Spur  desselben  nur  am  Knie 
sichtbar,  mitunter  aber  tritt  er  im  Gegentheil  sehr  dunkel  und 
namentlich  auf  der  Unterseite  der  Fussohle  und  des  Fusses  sehr 
breit  auf.  Die  Körperunterseite  ist  vorherrschend  weisslich,  doch 
nicht  selten  auch  gelblich  oder  röthlich;  Kehle,  Brust  sowie  auch 
in  vielen  Fällen  der  Bauch  tragen  graue,  graubraune  und  beinahe 
schwarze  Nebel-,  Puder-  oder  Sternflecke,  welch  letztere  durch  ge- 
genseitiges Zusammentliessen  eine  an  der  Kehle,  bisweilen  von 
Roth,  Rosa  und  Gelb  durchsetzte  Marmorzeichnung  erzeugen;  diese 
Zeichnung  überzieht  wie  es  scheint  niemals  die  ganze  Kehle,  die 
Grundfarbe  tritt  vielmehr  in  der  Mitte  der  Kehle  deutlich  zum 
Vorschein  und  bildet  hier  ein  medianes  Band,  das  sich  mit  einem 
anderen,  bisweilen  scharf  ausgeprägten,  Kehle  und  Brust  trennen- 
den Bande  vereinigen  und  somit  eine  Figur  bilden  kann,  die  etwa 
der  Form  eines  umgekehrten  T  ähnlich  sieht  (Vergl.  Fig.  4  auf 
Taf.  I  in  der  Monogratia  degli  Anlibi  anuri  von  Camerano,  1.  f.). 
Spuren  von  Gelb  und  Roth  finden  sich  namentlich  zur  Brunstzeit 
auch  an  der  Brust  vor.  Der  Bauch  ist  stets  weniger  dunkel  ge- 
zeichnet und  öfters  auch  fleckenlos,  einfarbig  ebenso  wie  die  Un- 
terseite der  Vorder-  und  Hinterextremität  mit  Ausnahme  des  ge- 
fleckten Handtellers  und  der  graubraunen,  dunkel  gefleckten  Sohle; 
die  gelblichen  Gelenkhöcker  sowie  auch  der  Fersenhöcker  sind  oft- 
mals dunkel  bestäubt.  Die  Iris  ist  auf  Goldgrund  mit  wenig  zahl- 
reichen Adern  durchsetzt,  vorn  und  hinten  tritt  das  dunkle  Pig- 
ment etwas  stärker  zutage,  verschwindet  aber  am  Rande  der  Pu- 
pille unten  und  oben  gänzlich,  wodurch  dieselbe  von  einem  Gold- 
saume umgeben  erscheint.  Camerano  theilt  uns  mit,  dass  zur  Be- 
gattungsz'it  die  Farben  lebhafter  und  gesättigter  aufzutreten  pfle- 
gen; das  Männchen  erscheint  dunkler,  beinahe  schwarz,  mehr  ein- 
tönig gekleidet  und  man  möchte  sagen,  wie  von  einem  bläulich- 
grauen Nebel  umgeben.  Dass  zu  dieser  Zeit  die  dunkle  Zeichnung 
sowie  auch  das  Roth  der  Kehlgegend  schärfer  hervorzutreten  pflegt, 
habe  ich  bereits  erwähnt. — Die  jungen  Exemplare  sind  den  Alten 
im  Allgemeinen  sehr  ähnlich,  nur  kommen  bei  ihnen  die  schönen 
röthlichen  Tinten  an  der  Kehle  nicht  oder  nur  sehr  wenig  zur  Geltung. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Das  Männchen  zeigt  im  Hochzeitskleide  ein  anfangs  graue,  spä- 
ter aber  bräunliche,  ziemlich  stark  entwickelte    Schwiele,  die  sich 


—  135   — 

vom  Daiiinenballen  über  die  Oberfläche  und  den  Innenraiid  des 
Daumens  ausbreitet;  sie  ist  meist  mehrfach  eingebuchtet  und  zer- 
fällt dadurch  in  Abteilungen.  Da  die  Stimmsäcke  bei  dieser  Spe- 
cies  fehlen,  so  sind  die  Geschlechter  ausserhalb  der  Paarungszeit 
äusserlich  nur  daran  zu  erkennen,  dass  Daumen  und  Vorderarm 
beim  Männchen  dicker  und  weniger  biegsam  erscheinen  als  beim 
Weibchen. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

lieber  die  Lebensweise  der  R.  Latastei  ist  noch  sehr  wenig 
bekannt;  man  weiss  eigentlich  nur,  dass  sie  gern  in  Gesellschaft 
von  R.  agilis  lebt,  dabei  aber,  wie  Camerano  ausdrücklich  her- 
vorhebt, ihre  specifischen  Merkmale  stets  beibehält,  und  bereits  ge- 
gen Ende  des  Winters  zum  Lairhen  schreitet.  Die  aus  Varese  Ende 
Januar  von  Camerano  erhaltenen  Exemplare  hatten  schon  ihr  Hoch- 
zeitskleid angelegt.  Einer  Angabe  Boulenger's  zufolge  ähnelt  ihre 
Stimme  sehr  derjenigen  von  R  agilis,  ist  aber  durchdringender 
als  bei  dieser;  auch  soll,  nach  demselben  Forscher,  R.  Latastei 
sich  mit  grosser  Leichtigkeit  bewegen  und  hierin  der  Agilis  nicht 
nur  nachstehen,  sondern  dieselbe  sogar  übertreffen;  meiner  Ansicht 
nach  aber  dürfte  diese  Art  in  der  Springkunst  kaum  mit  R.  agi- 
lis oder  iberica  wetteifern  können,  denn  sie  ist,  wenigstens 
in  der  Gefangenschaft,  schwerfälliger  als  diese  beiden  und  nähert 
sich  hierin  eher  der  R.  muta.  Die  aus  Florenz  stammenden,  mir 
von  Turin  Anfang  März  nach  Nizza  übersandten  brünstigen  Thiere 
kamen  von  der  kurzen  Reise  derart  erschöpft  an,  dass  sie  sich 
erst  nach  einigen  Wochen  bei  ausserordentlich  sorgsamer  Pflege 
erholten.  Ende  März  legte  eine  Weibchen  ohne  Beihülfe  des  Männ- 
chens ihren,  zu  einem  unregelmässig  geformten  Klumpen  vereinig- 
ten Laich  ab,  der  aus  307  in  Gallertkugeln  eingeschlossenen  hell- 
braunen, dunkelbraun  gelleckten  Laichkörnern  bestand;  die  einzelne 
Gallertkugel  hatte  5 — 6,  das  Laichkorn  2  mm.  im  Durchmesser. 
Die  Larve  von  R.  Latastei  kennen  wir  noch   nicht. 

Das  Werk  von  Camerano  „Monografia  degli  Aniibi  anuri  italiani" 
enthält  drei  kolorirte  Abbildungen  der  R.  Latastei,  wovon  die 
eine  (Taf.  I,  Fig.  4)  die  Kehle,  die  zwei  anderen  (Fig.  2  und  3) 
ein  Männchen  und  ein  Weibchen,  von  oben  gesehen,  veranschauli- 
chen. Camerano  hat  ferner  eine  Zeichnung  des  Skeletts  halbsche- 
matisch  gegeben  (Taf.  II,  Fig.  2)  und  die  Seitenansi  ht  des  Kop- 
fes sowie  die  untere  Fläche  des  Fusses  beim  AVeibehen  und  Männ- 
chen abgezeichnet  (Holzschnitte  29   und  30). 


136  — 


Vorkommen. 

Die  Lätastei  wurde  bisher  nur  in  Ober-Italien  beobachtet, 
dürfte  aber  wahrscheinlich  auch  im  Süden  der  Halbinsel  vorkom- 
men. In  Ober-Italien  schliesst  ihr  Vorkommen  das  der  R.  agilis 
absolut  nicht  aus,  wie  es  irrlhümlicher  Weise  augegeben  worden 
ist,  im  Gegentheil  das  Zusammenleben  beider  Arten  an  denselben 
Lokalitäten  ist  von  einigen  Punkten  bekannt.  Man  kennt  R.  La- 
tastei bis  jetzt  von  folgenden  Orten:  aus  Venedig  und  Treviso 
(Muni,  165);  aus  Valle  di  Marcellise  (De  Betta),  Cordovado  (S.  Vi- 
to  al  Tagliamento),  S.  Daniele  del  Friuli,  aus  den  Umgebungen 
von  Caleinaro  in  der  Veroneser  Ebene,  sowie  aus  Castelfranco  Ve- 
neto  (1 40):  aus  der  Umgegend  von  Mailand,  woher  die  Original- 
exemplare dieser  neuen  Art  stammen  sollen  (9. — S.  46;  132. — 
S.  180),  aus  Cavenago  d'Adda  und  Bertonico  in  der  Provinz  von 
Lodi  (Lombardei,  nach  De  Betta)  und  aus  der  Umgebung  von  Va- 
rese  (13);  vom  Monte  Morello  bei  Florenz  und  aus  dem  Piemont 
(224).  Dass  das  Thier  in  der  Umgegend  von  Perugia  vorkommt, 
schliesse  ich  aus  einer  Sendung  von  den  Herren  Prof.  Andrea  Ba- 
telli  und  Frizzi.  Endlich  erfahren  wir  durch  Böttger,  dass  diese 
Art  auch  in  Bosnien  und  in  Griechenland  beim  Dorf  Musinitza  im 
Korax-Gebirge  (Grenze  von  Aetolien  und  Doris),  in  etwa  1800  M. 
Meereshöhe  angetroffen  worden  ist  (270.— S.  148). 


6.  RANA  IBERICA,  BLGR.  1879. 

Literatur  und  Synonymik. 

R.  iberica  Boulcnger,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  IV,  p.  177; 
Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  London,  1882,  p.  46.  Böttger,  in 
Sitzungsber.  d.  k.  preuss.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin.  Physikal-math.  Cl. 
1887,  S.   175. 

Aeusserer    Habitus. 

Auf  der  pyrenäischen  Halbinsel  werden  die  vorbeschriebenen 
Arten  theilweise  oder  gänzlich  ersetzt  und  vertreten  durch  eine 
Verwandte,  welche  den  Namen  iberica  sehr  mit  Recht  trägt, 
weil  sie  nur  in  Spanien  und  namentlich  in  Portugal  zu  leben  scheint. 


—  137  — 

Dieser  Frosch  vereinigt  in  sich  mehrere  Charaktere  von  R.  muta, 
R.  agilis  und  R.  Latastei  und  hat  ausserdem  manches  mit 
der  letzteren  gemein,  so  dass  er  als  Uebergangsform  von  der  einen 
zu  den  anderen  Species  betrachtet  werden  könnte.  R.  Latastei 
nimmt  bekanntlich  die  Mitte  zwischen  R.  muta  und  R.  agilis 
und  steht  der  letztgenannten  etwas  näher  als  der  anderen,  wäh- 
rend R.  iberica  im  Gegentheil  im  allgemeinen  eine  grössere 
Aehnliehkeit  mit  dem  Grasfrosch  zeigt;  die  Unterschiede  zwischen 
ihr  und  der  Muta  sind  jedoch  sehr  markant  denn  es  genügt  das 
Hinterbein  bei  R.  iberica  nach  vorn  zu  strecken  und  an  den 
Körper  zu  legen,  um  wahrzunehmen,  dass  es  länger  ist,  indem  es 
mit  dem  Tibiotarsalgelenk  über  die  Schnauzenspitze  hinausragt, 
während  bei  R.  muta  das  untere  Gelenk  des  Unterschenkels 
kaum  die  Schnauzenspitze  erreicht;  darin  sieht  in  Rede  stehende 
Art  eher  der  R.  agilis  und  R.  Latastei  ähu'ich,  unterschei- 
det sich  jedoch  von  der  ersteren  namentlich  durch  die  Grösse  und 
Lage  des  Trommelfells  und  von  der  letzteren  namentlich  dadurch, 
dass  ihr  Auge  und  Trommelfell  etwas  grösser  sind,  ihr  Fersen- 
höcker aber  kleiner  und  ihre  Haut  rauher  ist  und  vor  allem  da- 
durch, dass  die  Länge  ihres  Fersenhöckers  dem  halben  Durchmes- 
ser des  Trommelfells  gleicht  oder  nur  ein  klein  wenig  grösser  ist. 
Wenn  bis  jetzt  angenommen  worden  ist,  dass  das  Hauptunterschei- 
dungsmerkmal  zwischen  der  Latastei  und  Iberica  darin  be- 
stehe, dass  bei  jener  der  erste  Finger  länger  sei  als  der  zweite, 
bei  dieser  hingegen  diese  beiden  Finger  von  gleicher  Länge  seien, 
so  muss  darauf  entgegnet  werden,  dass  die  Länge  dieser  Finger 
bei  beiden  Arten  variabel  ist  und  wie  dem  Systematiker  zum  Trotz 
bei  R.  Latastei  aus  Toscana  Finger  I.  und  2.  gleich  lang  sein 
können,  während  bei  R.  iberica  im  Gegentheil  der  2.  Finger 
wenn  auch  nur  wenig,  so  doch  merklich  länger  sein  kann  als  der 
1.  Finger. 

Der  Körper  ist  in  der  Regel  schlank,  der  Kopf  etwa  so  lang 
als  breit,  mit  ziemlich  langer,  zugespitzter  Schnauze,  steil  abfallen- 
den Seiten,  massig  vorgezogener  Oberlippe  und  platter  Oberseite. 
Die  Augen  sind  gross  und  stark  vortretend;  die  Breitenausdehnuug 
des  oberen  Lides  ist  ungefähr  gleich  der  Entfernung  der  Augen- 
hügel von  den  Nasenlöchern.  Das  etwa  in  der  Mitte  zwischen  Auge 
und  Schnauzenspitze,  unter  der  Schnauzenkante  sich  befindende 
Nasenloch  ist  fast  um  '/,  Augeudurchmesser  vom  Auge  entfernt; 
seine  Entfernung  vom  Auge  beträgt  etwas  mehr  als  die  Hälfte 
und  etwas  weniger  als  drei  Viertel  des  Abstandes  der  "Nasenlöcher 


—   138   — 

von  einander.  Das  Auge  und  das  Trommelfell  sind  etwas  grösser 
als  bei  R.  Lata  st  ei,  hingegen  misst  die  Entfernug  des  Trommel- 
fells vom  Auge  bei  der  letzteren  etwas  mehr  als  bei  Iberica; 
bei  R.  iberica  kann  der  Durchmesser  des  Trommelfells  die  halbe 
Augenlänge  etwas  übertreffen  oder  im  Gegentheil  dieselbe  nicht 
erreichen;  die  Entfernung  des  Trommelfells  vom  Auge  ist  etwas 
grösser  als  der  halbe  Durchmesser  des  Trommelfells.  Die  Pupille 
erweitert  sich  queroval  und  zeigt  einen  in  der  Mitte  winklig  ge- 
brochenen unteren  Rand,  während  der  obere  Rand  stets  einfach 
gewölbt  zu  sein  schei.it.  Die  Zunge  ist  breit  und  lang,  hinten  stark 
bogenförmig  eingeschnitten  und  zweilappig.  Die  Vomerzähn.3  bilden 
zwei  schwach  gebogene,  die  obere  Grenzlinie  der  Choanen  nicht 
errei  hende,  nach  hinten  konvergierende  Reihen.  Aeussere  und  in- 
nere Stimmsäcke  fehlen. 

Der  Vorderarm  ist  etwas  länger  als  der  Unterschenkel.  Am  Hand- 
teller sind  drei  ziemlich  schwach  ausgeprägte  und  unter  einander 
fast  gleich  grosse,  längliche  Ballen  sichtbar,  von  denen  der  eine 
dem  Daumen,  der  zweite  dem  dritten  Finger  und  der  dritte  dem 
vierteil  Finger  entsprechen;  der  Daumenballen  kanu  etwas  schmä- 
ler erscheinen  als  der  äussere  Ballen.  Die  ersten  zwei  Finger  sind 
entweder  gleich  lang,  oder  aber  der  erste  Finger  ist  ein  klein  we- 
nig länger  als  der  zweite,  während  der  dritte  Finger  um  die  Län- 
ge von  anderthalb  Gliedern  oder  etwas  weniger  länger  als  der 
vierte  und  nicht  ganz  um  die  Länge  von  zwei  Gliedern  länger  als 
der  erste  Finger  ist.  Die  schlanken  Finger  sind  mit  ziemlich  stark 
entwickelten  Gelenkhöckern  versehen;  etwas  vor  dem  ersten  Ge- 
lenk am  zweiten  sowie  auch  am  dritten  und  fünften  Finger  zeigt 
sich  ein  etwas  schwächer  vorspringender  Höcker.  Die  Hinterbeine 
sind  lang;  bei  nach  vorn  gelegten  Beinen  überragt  das  Tibiotar- 
salgelenk  die  Schnauzenspitze  meistens  um  ein  Geringes;  das  Knie 
kann  die  Achselgrube  erreichen,  die  Tibia  ist  dabei  etwas  kürzer 
als  die  Ausgestreckte  Vorderextremität  und  nicht  ganz  doppelt  so 
lang  wie  die  Fusswurzel,  die  ihrerseits  etwas  kürzer  ist  als  die 
grösste  Breitenausdehnung  des  Kopfes.  Der  Fersenhöcker  ist  sehr 
schwach  entwickelt,  wohl  kleiner  als  bei  irgend  einer  anderen 
braunen  Rana,  weich,  länglich  rund,  einem  Wulst  oder  einem  Ge- 
lenkhöcker ähnlich,  nur  etwas  grösser,  wenig  länger  als  ein  Vier- 
tel der  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  gemessen,  und  stets  merklich 
kürzer  als  der  Duchmesser  des  Trommelfells  und  bisweilen  nur 
halb  so  lang  als  dieser.  Der  äussere  Metatarsalhöcker  kann  feh- 
len. Bei  den  mir  vorliegenden    abgelaicht eü    Weibchen    ragen   die 


-   139  — 

Endphalangen  au  der  1.  und  2.  Zehe,  anderthalb  Glieder  an  der  3. 
und  5.  Zehe  und  zwei  bis  zwei  und  einhalb  Glieder  an  der  4.  Zehe 
aus  der  Schwimmhaut  heraus.  Beim  brünstigen  Männchen  sind  die 
Schwimmhäute  etwas  mehr  ausgedehnt,  denn  sie  reichen  bis  über 
die  Wurzel  der  Endphalanx  an  der  1.  Zehe,  bis  zur  Wurzel  dieser 
Phalanx  an  der  2.,  3.  und  5.  Zehe  und  bis  zur  Basis  der  vorletz- 
ten Phalaux  an  der  4.  Zehe.  Die  Schwimmhäute  sind  somit  be- 
deutend kürzer  als  bei  R.  Latastei.  Die  Gelenkhöcker  massig 
stark,  au  den  Zehen  schwächer  entwickelt  als  bei  R.  Latastei. 
Die  Haut  fühlt  sich  auf  der  Körperoberseite  ziemlich  rauh  an, 
namentlich  ist  der  Hinterrücken  ziemlich  dicht  mit  höckeraitigen 
und  harten  Wärzchen  besetzt;  auch  auf  der  Oberseite  der  Hinter- 
extreniitäten  und  sogar  an  der  Sohle  und  der  Unterseite  der  Fuss- 
wurzel,  ferner  in  der  Aftergegend  treten  Granulationen  und  Höcker 
hervor.  Ein  junges  Weibchen,  das  mir  augenblicklich  lebend  zur 
Verfügung  steht,  sieht  hinten  geradezu  wie  stachelig  aus.  Die  Ober- 
seite des  Fusses,  der  Vorderarm  und  die  Bauchfläche  sind  glatt. 
Vom  hinteren  Winkel  der  Augenlider  erstreckt  sich  bis  zum  An- 
fang des  Schenkels  jederseits  ein  mehr  oder  weniger  breiter  wel- 
lig verlaufender  drüsiger  Wulst;  längs  der  Oberkinnlade  und  über 
dein  Temporalfleck  verläuft  ein  anderer,  etwa  unter  dem  Auge 
entspringender  und  auch  hinter  dem  Mundwinkel  sich  hinziehender 
breiter  Wulst;  die  Frenal-  und  Temporalregion  sowie  auch  mitun- 
ter die  Kopfoberiläche  erscheinen  mit  körnigen  Warzen    besetzt. 

Masse  in  mm.  $  aus  Coimbra:  Länge  des  Körpers  30.5,  des 
Kopfes  10.5,  Breite  des  Kopfes  10,  dessen  Höhe  4.5 — 5,  Inter- 
palpebralraum  etwas  über  2.5,  Durchmesser  des  Trommelfells  1.5, 
Augendurchmesser  zwischen  2.5  und  3,  Entfernung  des  Auges  von 
der  Schnauzenspitze  4.5,  vom  Trommelfell  nicht  ganz  1,  Rumpf- 
länge 20,  Vorderextremität  19,  Hiuterextremität  60,  Unterschen- 
kel 19,  Fersenhöcker  1,  Innenzehe,  vom  Fersenhöcker  an  gemes- 
sen, 4. —  $  aus  Coimbra:  Länge  des  Körpers  51,  des  Kopfes  17, 
Breite  des  Kopfes  16.5,  dessen  Höhe  7,  Interpalpebralraum  4, 
Durchmesser  des  Trommelfells  3,  Augendurchrnesser  5,  Entfernung 
des  Auges  von  der  Schnauzenspitze  nicht  ganz  7,  vom  Trommel- 
fell 2,  Rumpflänge  34,  Vorderextremität  30.5,  Hinterextremität  897 
Unterschenkel  29,  Fersenhöcker  nicht  ganz  2r  Innenzehe,  vom  Fer- 
senhöcker  an  gemessen,   7. 


-    140  — 

Färbung  und  Zeichnung. 

Färbung  und  Zeichnung  variiren  bis  zu  einem  gewissen  Grade; 
in  der  Färbung  des  Männchens  herrscht  oberseits  ein  mehr  oder 
minder  lichtes  Braun,  in  der  des  Weibchens  Braungelb,  Braunroth 
und  Gelbrosa  vor,  jedoch  kommen  ebenso  gut  hellfarbige  Männ- 
chen wie  dunkel  kolorirte  Weibchen  vor.  Bei  den  hellen  Stücken 
tritt  wohl  nur  selten  eine  unregelmässige  dunkel-  oder  graubraune 
Marmorzeichnung  oder  Fleckung  auf  der  Rückentläche  deutlich  zum 
Vorschein,  meistens  sind  nur  wenige  verwischte  Flecken  am  Kopf 
und  Rücken  zu  sehen,  während  die  Leibesseiten,  namentlich  gegen 
den  Bauch  zu,  etwas  stärker  gemarmelt  erscheinen;  zu  der  Mar- 
morzeichnung können  sich  noch  dunkelbraune  oder  schwärzliche 
Punkte  gesellen,  die  an  den  Leibesseiten,  insbesondere  den  Seiten- 
wülsten entlang,  in  ziemlich  grosser  Anzahl,  am  Rücken  aber  we- 
nig zahlreich  eingestreut  sind;  diese  Punkte,  welche  sich  meistens 
auf  den  Wärzchen  befinden,  können  prachtvoll  rosaroth  und  die 
Marmorzeichnung  auf  den  Leibesseiten  gegen  die  Wurzel  der  Hin- 
terbeine bei  besonders  hell,  gelbrosa  und  seitlich  gelb  kolorirteu 
Individuen  auf  ein  Minimum  reducirt  erscheinen;  in  diesem  Fall 
tritt  das  Hellbraun  nur  am  Ohrfleck,  an  der  Schnauzenkante  und 
mitunter  fleckcheweise  auch  auf  der  oberen  Kopffläche  vor,  wäh- 
rend die  Querbarren  an  den  hinteren  Extremitäten  schön  rosaroth 
gefärbt  erscheinen;  mitunter,  so  bei  stark  bewarzten,  frisch  ge- 
häuteten Weibchen  während  ihres  Wasseraufenthaltes,  nimmt  die 
rosarothe  Farbe  dermassen  überhaud,  dass  die  Thiere  ein  gleich- 
massig  röthliches  Gewand  zu  haben  scheinen;  von  der  für  R.  ibe- 
rica  charakteristischen  dunklen  Zeichnung  am  Bauch  ist  zuweilen 
nichts,  und  an  der  Kehle  nur  noch  eine  Spur  davon  zu  sehen, 
hingegen  aber  tritt  der  dunkle  Fleck  an  der  Vorderseite  des  Obe- 
rarmes als  sehr  schmaler  dunkelbrauner  Streifen  stets  sehr  deut- 
lich zutage.  Dieser  Streifen  ist  auch  bei  den  dunkelgefärbten  Indi- 
viduen recht  schmal  und  mitunter  zackig.  Der  Strich  der  Ober- 
kinnlade, der  bei  den  hellfarbigen  Stücken  ganz  hell  braun  und 
metallischglänzend  erscheint,  der  Frenalstreifen,  sowie  auch  der 
Trommeltleck  zeichnen  sich  bei  den  duukelfarbigen  R.  iberica 
durch  ihr  tiefes  Braun  aus  und  sehen  bisweilen  schwärzlich  aus; 
vom  braunen  Fond  ihres  Rückens  heben  sich  deutlich  dunkelbrau- 
ne isolirte  oder  zu  einer  unregelmässigen  Marmorzeidinung  ver- 
schmelzenden Flecke  ab;  im  Nacken  tritt  oftmals  eine  mehr    oder 


—   141  — 

weniger  dunkle  Figur  zum  Vorschein,  welche  die  Form  eines  um- 
gekehrten V  nachahmt;  die  Kopfoberseite  ist  dunkel  gepunktet 
und  mit  einem  quer  zu  Scheitel  und  Lidern  gestellten,  mehr  oder 
weniger  ausgesprochenen  Streifen  versehen;  der  helle,  silberglän- 
zende weissliche  oder  aber  gelbliche,  unterhalb  des  Auges  und  des 
Trommelfells  sich  hinziehende  Streifen  kommt  hier  mehr  als  bei 
der  hellgefärbten  Form  zur  Geltung,  auch  sind  die  Leibesseiten 
bedeutend  stärker  dunkelbraun  gefleckt  und  gegen  die  Baumgren- 
zen hin  deutlicher  auf  gelblichem  Grunde  marmorirt  als  wie  bei 
dieser.  Sowohl  die  vorderen  als  auch  die  hinteren  Extremitäten 
sind  bis  zu  den  Finger-  oder  Zehenspitzen  deutlich  der  Quere  nach 
dunkelbraun  bebändert.  Längs  der  Hinterseite  des  Vorderbeines  so- 
wie auch  der  Vorderseite  des  Oberschenkels,  der  Aussenseite  des 
Unterschenkels  und  der  Unterseite  der  Fusswurzel  und  des  Fusses 
entlang  bis  zur  Spitze  der  5.  Zehe  zieht  sich  ein  mitunter  von 
hellen,  gelblichen  oder  weisslichen  Strichen  oder  Flecken  unter- 
brochener oder  umsäumter  Streifen  hin.  Die  Unterseite  des  Kör- 
pers ist  weisslich,  rosaweiss  oder  schmutzig  weiss;  de  Kehle  ist 
stets,  wenn  auch  nur  spurweise  gefleckt;  bei  stark  gefleckten  und 
dunklen  Stücken  sind  die  Kehlseiten  stark  bräunlich  oder  schwärz- 
lich mit  Beimischung  von  Rosa  gezeichnet,  oder  auch  nur  überflo- 
gen, ebenso  Brust  und  Bauch  namentlich  vorn;  ein  Mittelband  hel- 
ler Grundfarbe  tritt  deutlich  an  der  Kehle  zum  Vorschein,  es  stösst 
an  einen  ähnlichen  Streifen,  der  Kehle  und  Brust  trennt,  oder 
aber  es  durchkreuzt  ihn  und  geht  auch  auf  die  Brust  über;  im 
ersteren  Fall  entsteht  die  Figur  eines  umgekehrten  T,  im  letzte- 
ren die  eines  Kreuzes;  in  dieser  Hinsicht  sieht  R.  iberica  sehr 
R.  Latastei  ähnlich.  Der  Unterschenkel  ist  unterseits  gelblich 
oder  röthlich,  fleckenlos,  der  Oberschenkel  aber  zeigt  bisweilen  eini- 
ge dunkle  Tupfen;  die  Hinterbacken  haben  zwischen  den  dunklen 
schriftartigen  oder  marmorirten  Zeichnungen  gelbliche  oder  röthli- 
che  Wärzchen  eingestreut;  die  Fusssohlen  sind  auf  braunem  Grunde 
dunkel  braun  und  die  Schwimmhäute  schwärzlich  bestäubt;  die  Ge- 
lenkhöcker und  der  Fersenhöcker  sind  bald  von  der  Farbe  der 
Umgebung,  bald  aber  gelblich.  Die  Iris  ist  in  ihrer  unteren  Hälfte, 
namentlich  al  er  vorn,  hinten  und  unten  in  der  Mitte  dunkelbraun 
oder  schwärzlich  pigmentirt,  so  dass  das  Goldgelbe  gewöhnlich  nur 
oben  und  am  Pupillenrand  in  seltenen  Fällen  auch  unten  linker- 
und rechterseits  von  der  eingeknickten  Stelle  des  Pupillenraudes 
zur  Geltung  kommt.  Ganz  frei  von  dunkler  Bestäubung  ist  auch 
die  obere  Irishälfte  nicht;  Goldglanz  tritt  vorzugsweise,    bei  frisch- 


-    142   — 

gehäuteten  brünstigen    Thierse    längs   der    Seitenwülste,    auf  den 

Schenkeln,  an  den  Leibesseiten,  sowie  auch  hie  und  da  am  Rück- 
en, an  den  Lidern  und  sogar  an  der  Kehle  auf;  auch  am  Trom- 
melfell kann  Goldschimmer  zutage  treten.  Ausser  diesen  Zierden 
können  bisweilen  bei  dunklen  Stücken  auch  rothe  Flecke  vorn  au 
der.  Wurzel  des  Vorderbeines,  am  Vorderbeine  selbst  und  den  drü- 
sigen Wülsten  entlang  auftreten;  der  helle  Wulst  unter  dem  Trom- 
melfell und  die  Oberseite  der  Fusswurzel  nach  innen  zu  können 
ausserdem  roth  überflogen  erscheinen.  Zwischen  den  einjährigen 
und  ausgewachsenen  R,  iberica  habe  ich  hinsichtlich  des  Far- 
benkleides  keinen  namhaften  Unterschied  zu  finden   vermocht. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

R.  iberica  nähert  sich  hierin  R.  agilis,  bei  welcher  Art  sich 
die  Geschlechter  ausser  während  der  Laichzeit  weniger  unterschei- 
den als  hei  R.  muta.  Zur  Brunstzeit  findet  sich  am  Daumenbal- 
len, am  Innenrande  und  auf  der  Oberseite  des  Daumes  bei  männ- 
lichen Iberica  eine  graue  oder  bräunliche  Schwiele,  welche  sich 
aber  nicht  über  die  Endphalanx  auszudehnen  pflegt.  Aeussere  und 
Innere  Stimmsäcke  fehlen.  Der  Kopf  ist  beim  Männchen  etwas 
schmäler  als  beim  Weibchen  und  seine  Kniebeuge  erreicht  oder 
überragt  die  Achsel,  während  bei  den  mir  zu  Gebote  stellenden 
Weibchen  die  Kniebeuge  kaum  die  Achsel  erreicht. 

Lebensweise. 

Ueber  das  Freileben  der  R.  iberica  ist  wenig  bekannt,  viel- 
leicht auch  wenig  zu  berichten.  Ich  habe  erst  kürzlich  junge  Exem- 
plare durch  Herrn  Adolpho  F.  Moller  erhalten  und  bin  leider  noch 
nicht  in  der  Lage  die  wenigen  Mittheilungen,  die  wir  ßoscä  (Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  V,  p.  259)  und  Boulenger  (ibidem,  IV, 
p.  180)  verdanken,  in  erwünschtem  Masse  zu  vervollständigen. 
Bei  Boscä  finden  wir  nur  folgendes:  Se  trouve  dans  les  ruisseaux 
et  dans  les  sources,  et  parmi  les  herbes  de  leurs  bords.  Elle  nc 
s'eloigne  pas  des  eaux.  Lorsque  les  individus  sont  deYouverts  ou 
les  prends  aisement  au  filet".  Dem  fügt  ßoulenger  hinzu:  „R.  ibe- 
rica a  les  mouvements  tres-lestes  et  execute  des  bonds  d'une 
etendue  considerable.  Sa  voix,  en  juillet,  ressemble  plus  ä  celle 
de  R.  agilis  qu'ä  celle  de  R.  fusca".  Bei  meinen  Pfleglingen 
habe  ich  keinen  anderen  Ton  gehört,  als  eine  feines,    rasch    hin- 


—  14:;  — 

tereinander  ausgegossenes  pi-i-i-i,  das  in  der  Regel  mit  einem 
„Ks"  abgeschlossen  wird  und  dem  Quiken  einer  jungen  Maus  nicht 
unähnlich  ist  ').  Offenbar  ist  dies  nur  ein  Angst-  oder  Schmer- 
zenslaut,  denn  er  wird  nur  dann  hörbar,  wenn  das  Thier  gequält 
oder  erschreckt  wird.  R.  iberica  scheint  ängstlicher  zu  sein  als 
irgend  eine  andere  Art  von  braunen  Fröschen,  mitunter  genügt  es, 
dass  ein  kleiner  Triton  sich  ihr  nähert  und  ihr  Angstgeschrei 
nimmt  kein  Ende.  Meistenteils  sowohl  im  Sommer,  als  auch  im 
Winter  sitzt  sie  im  Wasser  und  verlässt  es,  wenigstens  in  der  Ge- 
fangenschaft, nur  dann,  wenn  es  warm  wird  und  erneuert  wer- 
den inuss;  je  kälter  das  Wasser  ist,  umso  wohler  scheinen  sich 
diese  eleganten  Geschöpfe  darin  zu  fühlen.  Die  Gefangenschaft  er- 
trägt diese  Art  nur  bei  ausserordentlich  sorgsamer  Pflege  und  da 
es  interessant  wäre  ihre  Lebensweise  näher  kennen  zu  lernen,  so 
glaube  ich  hiersMbst  meinen  Fachgenossen,  welche  in  der  glückli- 
chen Lage  sein  sollten,  dies  seltene  Thier  lebend  unter  den  Hän- 
den zu  haben,  empfehlen  zu  müssen,  vor  allein  für  die  Reinlich- 
keit des  Käfigs,  in  dem  es  gehalten  wird,  Sorge  zu  tragen,  das 
Wasser  in  einem  nicht  allzu  tiefen,  mit  Sand,  Kieseln  und  grösse- 
ren Steinen  versehenen  Behälter  stets  frisch  zu  halten,  die  Erde 
nicht  zu  durchnässen  und  mit  frischem  Moos  und  Lykopodium  zu 
bepflanzen  und  endlich  R.  iberica  möglichst  gesondert  von  allen 
übrigen  Kriechthieren  zu  halten. — Die  Larven  sind  meines  Wissens 
nirgends  beschrieben,  bekannt  ist  nur,  dass  die  von  Boscä  am 
22  März  in  der  Serra  de  San  Mamede  gefischten  Quappen  sehr 
klein  waren  und  eine  Länge  von  0,024  hatten.  Um  diese  Zeit  he- 
rum traf  Boscä  ein  Männchen  mit  Hochzeitsattributen. 

Vo  rkommen. 

Die  Verbreitung  dieser  Art  ist  eine  ziemlich  geringe,  indem  m 
ausschliesslich  auf  die  iberische  Halbinsel  beschränkt  zu  sein  scheint. 
Auf  Grund  der  gegenwärtig  vorhandenen  Belegstücke  werden  fol- 
gende Fundorte  genannt:  Eskorial,  Santander,  Tuy  (Monte  San 
Julian),  Pontevedra  in  Galiiien  (14. —  S.  259),  Born  Jesus  do  Mon- 
te in  der  "Nähe  von  Braga  (225),  Serra  do  Gerez  und  Caldas  do 
Gerez  in  Entre  Douro  e    Minho    (1. — S.    180),    Valle   Passos   in 


*)  Ausgewachsene  Weibchen,  welche  ich  nachträglich  aus  Coimbra  erhalten  ha- 
be, stossen  unangerührt  ein  leises  Grunzen  aus;  die  im  Zimmer  lebenden  mittel- 
grossen Männchen  lassen  ein  kurzes  knarrendes  Schreien   ..krr,  krr"  hören. 


—   144  — 

Traz  oz  Motites  (16),  Beira  und  Goimbra  (Sammlung  v.  Bedriaga, 
ded.  A.  F.  Moller),  Lissabon  (Böttger,  1.  c.)  und  Serra  de  S.  Ma- 
mede  in  Alemtejo  (Boscä).  Ihr  Vorkommen  in  Andalusien  tedarf, 
wie  es  scheint,  noch  der  Bestätigung  (226). 


7.  BUFO  VULGARIS,  LAUR.  1768. 

Litteratur  und  Synonymik. 

B.  vulgaris  Laurenti,  Synops.  rept.  p.  28,  125.  Bonatcrre 
Tabl.  Enc.  Erpel,  p.  16,  N»  11,  pl.  VI,  fig,  1.  Daudin,  Hist,  mit. 
Rept.  vol.  VIII,  p.  139.  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  72,  pl.  XXIV, 
Bell,  Hist.  of  Brit.  Rept.  p.  105.  c.  fig.  London,  1839.  Dumcril  et 
Bibron,  Erpe'tol.  gener.  t.  VIII,  p.  670.  Bonaparte,  in  Mem.  Accad. 
Sc.  di  Torino,  ser.  II,  Tom.  II,  p.  385;  Iconografia  della  Fauna  ita- 
lica,  II,  c.  tab.  Tschudi,  Classilicat.  d.  Batrach.,  in  Me'm.  Soc.  liehet, 
sc.  nat.  Neuchatel,  II,  p.  88  Günther,  Cat.  Batr.  Sal.  Brit.  Mus. 
p.  569.  De  Betta,  Erpetologia  Prov.  Venete  e  del  Tirolo  merid.  p.  303. 
Verona.  1857;  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia.  Milano.  1874.  Gui- 
chenot,  Exp.  sc.  Algerie.  Reptiles,  p.  27.  Leunis,  Synops.  d.  Natur  - 
gesch.  d.  Thierreichs,  I,  S.  338.  Hannover.  1860.  Schinz,  Europ. 
Fauna,  S.  73.  Menke,  in  Isis  XX,  S.  172.  1827.  Schlegel,  De  Die- 
ren  van  Nederland.  Gewerveide  Dieren,  p.  32,  tab.  VIII.  Haarlem.  1862. 
Collin,  in  Naturhist.  Tidsskrift,  3  R.  VI  Bd.  p.  325.  Steenstrup, 
Bidrag  til  Bestemmelsen  af  de  nordiska  Arter  afRana  og  Bufo.  Vidensk. 
Medd.  fra  den  naturhist.  Forening  i  Kbhn.  1869,  JifcN»  1  —  5.  Kopen- 
hagen. 1869.  Sonnini  et  Latreille,  Hist.  nat.  Rept.  t.  I,  p.  106. 
Brehm.  Thierleben.  VII  Bd.  S.  601.  Fig.  auf  S.  596.  Leipzig.  1878. 
Fntio,  Faune  d.  Vertebres  de  la  Suisse,  III,  p.  387.  Schreiber,  Erpe- 
tologia europ.  p.  134.  Strauch,  Essai  d'une  Erpe'tologie  de  l'Algerie. 
Me'm.  Acad.  Imp.  St.  Petersb.  (7)  VII.  1862.  Lessona.  Studii  sugli 
Anfibi  anuri  del  Piemonte.  Atti  Accad.  dei  Lincei.  Mein.  Cl.  Sc.  fisiche, 
math.  e  nat.  Ser.  3,  vol.  I,  p.  1080,  tav.  IV,  fig.  3,  4,  9,  11  —  19. 
Leydig,  Die  anuren  Batrach.  d.  deutsch.  Fauna,  S.  12,  m.  Fig.  Bou- 
lengcr,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  303;  Proc.  Zool.  Soc.  ot 
London,  1880,  p.  569.  Lata  He,  Essai  d'une  Herpetologie  de  la  Gi- 
ronde,  p.  283,  pl  XI;  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1S80,  p.  06;  Re- 
vue internat.  d.  Sc.  1878,  pp.  492,  494;  Le  Naturaliste,  1880,  p.  219. 
Heron-Royer,  De  la  lecondite  des  batraciens  anoures.  in  Bull.  Soc. 
Zool.  de  France,  1878;  Observations  relatives  ä  la  ponle  du  B.  vulga- 
ris, in  Bull.  Acad.  roy.  de  Belgiqiie,  3  serie,  t.  IX.  1885.  Franke, 
Amphibien  Deutschlands,  S.    149.   Leipzig.  1881.  Knaucr,  Naturgesch. 


—  145  — 

d.  Lurche,  S.  123.  Wien.  1878.  Guerin,  Iconogr.  Regn.  Anim.  Cuvier, 
Reptiles,  PI.  XXVII,  fig.  1.  Fitzinger,  Neue  Classificat.  S.  65.  Camera- 
no,  Monogr.  degli  Anfibi  anuri  italiani. — B.  colchicus,  Eichwald,  Zool. 
spec.  Ross.  et  Polon.  III,  p.  167.  Vilnae.  1831- — B.  Roeselii  Dau- 
din,  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  77,  pl.  XXVII;  Hist.  nat.  Rept. 
vol.  VIII,  p.  150,  pl.  96.  Cloquet,  in  Dict.  Sc.  nat.  XI,  p.  351.  Risso, 
Hist.  nat.  princip.  product.  Eur.  mer.  III,  p.  94. — B.  terrestris  major 
Schwenkfeit,  Theriotropheum  Silesiae,  p.  159.  Leipzig.  1603. — B.  al- 
pin us  Schinz,  Europ.  Fauna,  S.  73;  Naturgesch.  u.  Abbild,  d.  Rept. 
S.  236.  Taf.  96,  Fig.  5;  Fauna  Helvetica,  p.  114.— B.  ferrugino- 
sus,  Risso,  op.  cit- —  B.  tuberculosus  ibidem. — B.  praetextatus 
Boje,  in  Isis  1826,  S.  224.— B.  palmarum  Cuvier,  Regn.  anim. 
1  e'dit.  t.  II,  p.  94.  2  e'dit.  t.  II,  p.  109.  Bibron  et  Borij  de  St. 
Vincent,  in  Expe'd.  scient.  Moree,  III,  p.  75,  pl.  XV,  fig.  1. — 
B.  commutatus  Steenstrup,  in  Bericht  üb.  d.  24-te  Versamml.  d. 
deutsch.  Naturforsch,  in  Kiel,  1847,  S.  134.— B.  spinosus,  Bau- 
din,  Hist.  nat.  Rept.  vol.  VIII,  p.  199.  Böse,  in  Dict.  Hist,  nat. 
t.  VI,  p.  488. — B.  ventricosus  Sonnini  et  Latreille,  Hist,  nat. 
Rept.  I,  p.  108,  fig.  2.  Paris.  1£02.  Daudin,  Hist.  nat.  Rain.  Gren. 
Crap.  p.  83,  pl.  XXX,  fig.  2;  Hist.  nat.  Rept.  vol.  VIII,  p.  168.  Mer- 
rem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphibien,  S.  181.— B.  cinereu  s  Dau- 
din, Hist.  nat.  Rept.  vol.  VIII,  p.  141.  Hist,  nat.  Rain.  Gren.  Crap. 
p.  73.  PI.  XXV,  fig.  1.  Merrem,  op  cit.  S.  182.  Koch,  in  Ber. 
Senckenberg.  naturforsch.  Ges.  1872,  S.  174.  Schneider,  Hist.  amph. 
nat.  I,  p.  185.  Jena.  1799 — 1801. — B.  salsus  Schrank,  Naturhist, 
Briefe  üb.  Oestreich,  I,  S.  308.  Salzburg.  1785.  Schneider,  op.  cit. 
p.  213.— Phryne  vulgaris  Fitzinger,  Syst.  rept.  I,  p.  32.  Wien. 
1843.- Rana  salsa  Gmelin,  Syst.  nat.  I,  p.-1049,  sp.  18.  Lipsiae. 
1788.  — Rana  rubeta  Linne,  Syst.  nat.  I,  p.  355,  ed.  XII.  Holmiae. 
1766.  Gesner,  Hist.  anim.  quad.  ovip.  II,  p.  460.  Schneider,  1.  c. 
p.  227.  Linne,  Fauna  suec.  p.  101,  sp.  276.  1761.— Rana  bufo 
Meyer,  Synops.  rept.  p.  8.  Sturm,  Deutsch.  Fauna.  Abth.  III.  Shaw, 
Gener.  Zool.  vol.  III,  part.  I,  p.  138,  pl.  40.  Müller,  Prodr.  Zoolog. 
Danic.  p.  35,  sp.  292.  Linne',  Syst.  nat.  ed.  XIII.  T.  I.  P.  III, 
p.  1047,  ed.  X.  T.  I,  p.  210;  Fauna  suec.  sp.  275.  Wagler,  Natürl. 
Syst.  d.  Amphib.  S.  207.— Gemeine  Kröte,  Bechstein,  De  la  Ce- 
pede's  Naturgesch.  II.  S.  425,  Taf.  35,  Fig.  1.— Crapaud  commun 
Lacepede,  Hist.  nat.  quadr.  ovip.  t.  I,  p.  568.  Cuvier,  Regne  anim. 
1  e'dit.  t.  II,  p.  94. — Rana  verucosissima  Pallas,  Zoograph. 
ross.-asiat.  III,  p.  17. — Bufo  ferrugineus  Risso,  1.  c.  p.  94. — 
?  B.  japonicus  Camer ano,  in  Atti  Accad.  Torino,  XIV,  p.  884. 
1879.—?  B.  vulgaris  japonicus  Schlegel,  Fauna  jap.  Rept.  p.  106, 
tab.  II,  fig.  5,  6.  Lataste,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1880,  p.  66. 

10 


—   14G 


Aeussener    Habitus. 

Die  gemeine  Kröte  zeigt  einen  ziemlich  plumpen  und  zugleich 
kräftigen  Körperbau  und  erreicht  die  grössten  Dimensionen  unter 
ihren  europäischen  Nächstverwandten.  Der  Rumpf  ist  an  den  Seiten 
mehr  (?)  oder  weniger  stark  bauchig  aufgetrieben;  seine  Ober- 
fläche ist  je  nachdem,  ob  das  Thier  schwimmt,  zusammengekauert 
oder  mit  gehobenem  Vorderkörper  sitzt,  entweder  ziemlich  abge- 
flacht oder  gewölbt  und  in  der  Mitte  vorn  fast  immer  deutlich  der 
Länge  nach  vertieft.  Der  Kopf  ist  in  der  Ptegel  breiter  als  lang, 
mit  kurzer,  hoher  vorn  in  bald  spitzerem,  bald  stumpferem  Bogen 
zuger eundeter  Schnauze  (B.  vulgaris  acutirostris  und  obtu- 
sirostris  bei  Lessona,  op.  cit.).  Die  Schnauzenkante  tritt  bis- 
weilen sehr  deutlich  zutage,  wodurch  die  flache,  zwischen  den 
Augen  mitunter  der  Länge  nach  äusserst  schwach  vertiefte  Kopflä- 
che  triangulär  erscheint.  Die  massig  grossen,  kugelförmigen  Augen 
treten  stärker  nach  oben  als  nach  aussen  hervor;  ihr  Abstand  von 
einander  auf  dem  Scheitel  ist  grösser  als  die  grösste  Breite  des 
oberen  Lides  und  mitunter  auch  grösser  als  der  Durchmesser  des 
Augapfels;  die  Entfernung  der  Augenwinkel  von  einander  ist  klei- 
ner als  die  Länge  des  1.  Fingers.  Die  Nasenlöcher  sind  von  einan- 
der etwa  so  weit  wie  von  den  Augen  oder  vom  Oberkieferrand 
entfernt,  sie  sind  bedeutend  näher  nach  der  Schnauzenspitze  als 
nach  dem  Auge  gerückt;  sie  sind  rundlich,  ziemlich  klein,  weisen 
einen  Randwulst  auf  und  liegen  eher  seitlich  als  vorn.  Die  Kopf- 
seiten sind  in  der  Jugend  und  bei  den  Männchen  beinahe  senkrecht 
abfallend,  die  Mundspalte  erstreckt  sich  bis  ziemlich  weit  hinter 
das  Auge.  Die  nahezu  doppelt  so  lange  als  breite  Zunge  ist  ellip- 
tisch und  in  ihrem  hinteren  Theile  vollkommen  frei  und  heraus- 
schlagbar (Fig.  1,  Taf.  V,  in  Fatio,  Faune  des  Vertebre's  de  la 
Suisse,  III);  die  Schallblase  fehlt.  Das  wenig  sichtbare,  aber  durch 
seine  verhältnissmässige  Glätte  von  der  warzigen  Umgebung  leicht 
zu  uuterscheidbare,  kleine,  rundliche  Paukenfell  ist  ungefähr  halb 
so  gross  wie  das  Auge,  oder  wie  die  Entfernung  des  Nasenloches 
vom  Augapfel.  Die  sehr  stark  vorspringenden,  halbmondförmig  ge- 
krümmten, nierenförmigen  oder  einfach  wulstförmigen  Parotiden 
sind  mindestens  zwei  Mal  so  lang  wie  sie  breit  sind  und  gleichen 
an  Länge  ziemlich  genau  ihrer  Entfernung  von  der  Schnauzen- 
spitze;  der  Abstand  der  Parotiden  von  einander  ist  namentlich  nach 
hinten  sehr  bedeutend,  während    vom  der  Zwischenraum  zwischen 


ii 


—  147  — 

ihnen  nur  ungefähr  doppelt  so  gross  ist  wie  der  Interpalpebral- 
raum;  in  äusserst  seltenen  Fällen  sind  sie  fast  geradeaus  gerichtet. 
Die  Pupille  bildet  einen  feinen  „Querspalt  mit  mittlerem  punktför- 
migen Loch"  oder  ein  Dreieck,  dessen  grösster  Winkel  nach  unten 
liegt,  oder  aber  ein  Queroval,  dessen  unterer  Rand  deutlich,  des- 
sen oberer  Rand  weniger  deutlich  in  der  Mitte  winkelig  eingek- 
nickt ist  und  somit  einem  rautenförmigen  Viereck  nicht  unähnlich 
sieht;  dabei  erscheinen  sämtliche  Pupillenränder  stets,  wenn  auch 
nur  schwach  gewölbt,  während  die  Augenwinkel  eine  Abrundung 
oder  Abstützung  zeigen.  Die  Umgestaltung  der  in  der  stärksten  Ve- 
rengerung nur  einen  feinen  Querspalt  bildenden  Pupille  in  ein 
stumpfwinkeliges  Dreieck,  dessen  schwache  und  wenig  oder  auch 
gar  nicht  sichtbare  Einkerbung  am  oberen  Pupillenrande  nach- 
träglich deutlicher  zum  Vorschein  kommt  und  schliesslich  der  Pu- 
pille die  Rautenform  verleiht,  ferner  die  Erweiterung  dieses  Vie- 
recks und  seine  allmähliche  Umgestaltung  in  ein  Queroval,  an  des- 
sen unterem,  sowie  auch  bisweilen  am  oberen  Rande  bei  näherer 
Betrachtung  noch  immer  Einkuickungen  zu  sehen  sind,  geht  rasch 
von  statten,  wenn  das  Tliier  aus  dem  grellen  Licht  in  die  Dun- 
kelheit versetzt  wird.  Die  vertikale  Ausdehnung  der  Pupille  kann 
mitunter  derart  zunehmen,  dass  die  Pupille  nahezu  kreisförmig  wird. 
Die  Vorderextremitäten  sind  beim  Männchen  bedeutend  länger 
und  kräftiger  gebaut  als  beim  Weibchen;  über  den  Rücken  nach 
hinten  gestreckt,  erreichen  sie  beim  ersteren  mit  der  Fingerspitze, 
die  Afteröffnung.  Die  gegen  das  Ende  etwas  verjüngten  Finger  sind 
ziemlich  kurz;  der  3.  Finger  ist  der  längste,  der  4.  und  2.  sind  an 
Länge  gleich,  oder  der  4-te  ist  etwas  länger  als  der  2-te;  der 
4.  Finger  ragt  bedeutend  über  die  vorletzte  Geleukstelle  am  3.  Fin- 
ger hinaus.  Die  Subartikularhöcker  stehen  je  paarig;  es  trifft  sich 
aber  auch,  dass  diese  Höcker  während  des  Aufenthaltes  dieser  Kröte, 
im  Wasser  aufschwellen  und  sich  zu  einem  einzigen  Höcker  verei- 
nigen,, wobei  gewöhnlich  eine  schwach  ausgeprägte  furchenartige 
Vertiefung  die  Vereinigungsstelle  andeutet.  Auf  der  Unterfläche  der 
Hand  finden  sich  zwei  stark  entwickelte  Ballen,  von  denen  der 
grössere  runde  die  Mitte  der  Handwurzel  einnimmt,  während  der 
kleinere  ovale  Ballen  an  der  Basis  des  Daumens  sitzt.  Die  massig 
verlängerten  Hinterbeine  erreichen,  nach  vorn  gestreckt,  mit  dem 
äusseren  Metatarsalhöcker  entweder  das  Nasenloch,  oder  den  Vor- 
derwinkel des  Auges  (c?)  oder  sie  reichen  nicht  ganz  bis  zur 
Achselgrube  ($).  Der  Unterschenkel  ist,  vom  äusseren  Fussballen 
an  gemessen,  etwas  kürzer  als  der  Kopf;    die    Unterschenkeldrüse 

10 


—  148  — 

ist  massig  entwickelt.  Der  Fersenhöcker  springt  sehr  stark  vor; 
er  ist  länglich  und  hat  ein  abgerundetes  Ende.  Der  äussere  Meta- 
tarsaltuberkel  ist  bedeutend  kleiner,  wenig  vortretend  und  dem 
Handballen  ähnlich;  er  befindet  sich  an  der  Basis  der  fünften  und 
vierten  Zehe.  Die  Zehen  sind  massig  verlängert,  ziemlich  abgeplat- 
tet und  mit  verhältnissmässig  gut  entwickelten,  wenigstens  halben 
Schwimmhäuten  verbunden;  die  5.  Zehe  erreicht  die  Wurzel  der 
2.  Phalanx  an  der  4.  Zehe.  Bei  den  brünstigen  Thieren  reicht  die 
Schwimmhaut  bis  zum  letzten  Gliede  der  vier  kürzereu  Zehen;  an 
der  längsten  Zehe  ist  die  Schwimmhaut  am  schwächsten  entwi- 
ckelt, so  dass  die  drei  letzten  Phalangen  blos  mit  einem  Rand- 
saum  versehen  erscheinen.  Die  Höcker  au  den  Beugestellen  der 
Zehen  siud  durch  furchenartige  Vertiefungen  in  zwei  Theile  zer- 
legt (Fig.  6,  in  Leydig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna). 
Die  ganze  Oberseite  des  Thieres,  mit  Ausnahme  der  meistens 
glatten  Ohrdrüsen  und  Scheitelgegend,  ist  mit  grösseren  rundlichen, 
mehr  oder  weniger  zahlreichen  und  dicht  gedrängten,  bald  glatten, 
bald  mit  Hornhöckerchen  versehenen  Drüsenwarzen  und  Warzen 
besetzt.  Diese  Hornböcker  laufen  bisweilen  spitz  aus  und  sehen, 
da  auch  die  Warze  mitunter  kegelförmig  erscheint,  genau  aus  wie 
Dornen  oder  stachelartige  Auswüchse,  die  insbesondere  an  den 
Halsseiten  und  an  den  Extremitäten  durch  ihre  Grösse  auffallen; 
mit  ähnlichen,  aber  schwächer  entwickelten  Doruspitzen  können 
die  Warzen  am  Rücken  und  namentlich  an  der  Brust,  der  Kehle 
sowie  auch  an  der  ganzen  Unterseite  beim  Weibchen  und  die  Kehl- 
gegend beim  Männchen  besetzt  erscheinen  (Textfigur  19,  in  Came- 
rano's  Monografia  degli  anfibi  anuri  italiani,  1.  c.  Auch  Fig.  77 
und  Fig.  78  bei  Leydig,  op.  cit.).  Die  Dornen  sind  braun,  bis- 
weilen mit  gelblicher  Basis  und  heller  Spitze.  Auf  der  Unterfläche 
des  Körpers  sind  die  Warzen  kleiner  als  oben,  aber  so  dicht  an 
einander  gedrängt,  dass  sie  nur  durch  linienförmige  Zwischenräume 
getrennt  sind.  Die  sogenannte  Unterschenkeldrüse  ist  stets,  die 
Ohrdrüse  und  die  Scheitelgegend  aber  selten  mit  Warzen  und  noch 
seltener  mit  Hornhöekern  besetzt.  Die  Drüsenöffnungen  sind  sehr 
gross  und  mit  unbewaffnetem  Auge  deutlich  sichtbar;  die  Paroti- 
den  und  die  Drüsenwarzen  am  Oberarm  und  Unterschenkel  sehen 
wie  mit  der  Nadel  eingestochen  aus.  Erhabene  Hautleisten  an  der 
Innenseite  der  Fusswurzel  und  Drüsenwulste  werden  bei  B.  vul- 
garis vermisst,  höchstens  siud  vor  der  Wurzel  der  Vorderextre- 
mitäten und  längs  der  Rumpfseiten  bei  Männchen  oder  bei  abge- 
magerten Weibchen  Hautfalten  sichtbar;  dagegen    findet    sich    am 


—  149   ~ 

Rande  des  oberen  Lides  ein  schmaler,  aber  beim  lebenden    Tbiere 
stark  vorspringender  Wulst. 

Masse  in  mm.  $  aus  Nizza:  Körperlänge  98.5,  Kopflänge  24.5? 
Kopfbreite  30.5,  Kopfhöhe  14.5.  Kopfumfaug  84,  Interpalpebral- 
raum  etwas  üfcer  7,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge  5,  Augapfel  im 
Durchmesser  circa  6.5,  Internasalraum  nahezu  5.5,  Parotiden- 
länge  21,  Grösste  Breite  der  Parotis  8,  geringste  Entfernung  der 
Parotiden  vorn  12,  grösste  Entfernung  derselben  hinten  27,  Trom- 
melfell im  Durchmesser  4,  Vorderextremität  64,  Hinterextre- 
mität  130,  Unterschenkel  im  Fleisch  32,  Fuss  41. —  $:  Körper- 
länge 110,  Kopflänge  32.5,  Kopfbreite  35,  Kopfhöhe  18,  Kopfum- 
fang  106,  Interpalpebralraum  8,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge 
beinahe  6.5,  Augapfel  etwas  über  8,  Internasalraum  etwas  über  5.5, 
Parotidenlänge  23.5,  Breite  der  Parotis  10,  Abstand  der  Paroti- 
den vorn  19,  hinten  36,  Trommelfell  im  Durchmesser  4,  Vorder- 
extremität 67,  Hinterextremität  119,  Unterschenkel  37.5,  Fuss  46. — 
Die  Grösse  der  gemeiuen  Kröte  nimmt  von  Norden  nach  Süden  zu; 
Stücke  aus  dem  Süden  Europa's  erreichen  bisweilen  bedeutende 
Masse  und  überschreiten  die  Länge  von  20  cm.  Der  Rumpfumfang 
beim  trächtigen  Weibchen  erreicht  enorme  Dimensionen,  bei  einem 
mir  vorliegenden  10 '/2  cm.  langen  Individuum  beträgt  derselbe  21  cm. 
Nach  dem  Abwerfen  des  Schwanzstummels  misst  die  junge  Kröte 
9  bis   10  mm. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  Oberseite  ist  gewöhnlich  braun,  manchmal  ins  Ulivengrüne, 
häufiger  ins  Graue,  Gelbliche  und  Kupferbraune  (B.  ferrugino- 
sus  Risso)  spielend.  Ganz  einfarbige,  braune,  umbrafarbene,  blei- 
graue (B.  cinereus  Schneider),  olivenfarbeue,  schwärzlichgraue 
oder  röthlithe  (Rana  rubeta  Linne')  Individueu  sind  ziemlich  sel- 
ten, in  der  Regel  ist  die  Farbe  der  Oberseite  ein  Gemisch  von 
Braun  und  Grau,  mit  eingemengten  helleren  oder  dunkleren  Fleck- 
chen, welche  bisweilen  die  Warzen  einnehmen  und  von  dunklen 
Randfleckchen  begleitet  sind.  In  vielen  Fällen  tritt  eine  Kombina- 
tion von  drei  braunen  Tiuten  auf,  indem  drei  breite  braune,  dun- 
kelbraun gefleckte  Binden  über  den  Rücken  hinziehen  und  dazwi- 
schen etwas  schmälere  hellbraune,  grau-  oder  gelblichbraune  Zo- 
nen enthalten;  die  Ränder  dieser  Binden  sind  meistens  gekerbt 
und  ausgebuchtet;  durch  gegenseitiges  Zusammenfliessen  kanu  nicht 
selten  ein  Netzwerk   eutstehen,    dessen    Maschen    durch   die  helle 


—   150  — 

Farbe  ausgefüllt  werden.  Längs  der  Rurapfseiten  zieht  sich  bis- 
weilen eine  Reihe  sehr  heller  Warzen  hin,  welche  sich  von  der 
sie  umgebenden  dunklen  Zeichnung  sehr  deutlich  abhebt;  ähnliche 
helle,  manchmal  gelblichweisse,  ziemlich  grosse  Warzen  sind  aus- 
serdem, jedoch  in  geringer  Anzahl,  am  Halse,  hinter  dem  Mund- 
winkel und  am  After  namentlich  bei  den  Weibchen  sichtbar.  Die 
von  aussen  durch  einen  dunklen  Streifen  umsäumten  Ohrdrüsen 
sind  meistens  einfarbig  und  heller  gefärbt  als  der  Rücken  oder 
sie  scheinen  nur  deshalb  heller  zu  sein,  weil  sie  in  der  Rfcgel 
ganz  glatt  sind;  etwas  heller  als  der  Rücken  sind  auch  die 
Kopfseiten  und  die  Kopfoberfläche.  Die  dunklen  Horuhöcker  auf 
den  Warzen  tragen  zur  Verdunkelung  des  Körpers  bei;  diese  Höcker 
haben  öfters  eine  helle  Gipfelspitze  und  Basis.  Die  Extremitäten 
sind  oberseits  einfarbig  oder  dunkelbraun  auf  hellerem  Braun  mehr 
oder  weniger  stark  gefleckt,  Hand  und  Fuss  siud  in  der  Regel 
heller  als  der  Rücken  und  haben  nur  spurweise  angedeutete  Flecken; 
Fersenhöcker  und  äusserer  Handballen  braun,  stets  dunkler  als  die 
übrigen  Höcker  und  die  Zehenspitzen.  An  der  Wurzel  des  Vorder- 
beines vorn  ist  namentlich  bei  spanischen  Stücken  oftmals  ein  gros- 
ser dunkler  Fleck  vorhanden.  Die  weissgraue  beinahe  milchweisse, 
gelbliche  oder  bräunliche,  einfarbige  oder  dunkel  gefleckte  und 
gemarmelte  Unterseite  des  Körpers  spielt  im  Frühjahre  häufig  ins 
Röthliche  und  ist  bei  den  Weibchen  dicht  mit  dunklen  Höckercheu 
besetzt.  Die  Iris  ist  bei  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Thieren  gold- 
gelb, stark  roth  geädert  und  schwarz  umsäumt;  hinten  und  na- 
mentlich vorn  häuft  sich  schwarzes  Pigment  an,  sodass  die  Iris 
in  eine  untere  und  obere  Hälfte  getheilt  zu  sein  scheint;  ausser- 
dem wird  die  untere  Hälfte  durch  einen  senkrechten  schwarzen 
Strich  in  zwei  Theile  getheilt.  Nach  Leydig  ist  die  Grundfarbe  der 
Iris  ein  helles  Gelb,  dem  Orangegelb  beigemengt  ist,  zu  beiden 
Seiten  mit  etwas  dunklem  Pigment;  nach  aussen  von  dem  Gelb 
soll  sich  ein  grüngoldener  Saum  befinden. 

Die  Färbung  und  Zeichnung  ist  nach  Alter,  Standort,  Geschlecht 
und  Jahreszeit  einigen  Verschiedenheiten  unterworfen.  Die  jungen 
Thiere,  welche  eben  das  Wasser  verlassen  haben  sind  sehr  dun- 
kel gefärbt;  bei  einjährigen  Exemplaren  tritt  eine  bedeutende  Auf- 
hellung der  Farben  ein  (Vergl.  Fig.  15,  17,  12  auf  Taf.  IV  bei 
Lessona,  1.  c);  sie  sind  meistens  oberseits  lehmfarben,  lederbraun, 
graubraun  oder  röthlich,  bisweilen  prachtvoll  rosa,  roth  oder  gelb, 
einfarbig  oder  nur  spur  weise  gefleckt  und  mit  etwas  helleren  Wärz- 
chen an  den  Leibesseiten  versehen;  ihre  Unterseite  ist  in  der  Re- 


—  151    — 

gel  grau-weiss.  Ein  junger,  ungefähr  33  mm.  langer    B.    vulga- 
ris aus  Coimbra,  den  ich  der  Freundlichkeit  des  Herrn   A.  Moller 
verdanke,  ist  oben  ziegelroth  mit  verwischten  grauen  Flecken.  Die 
Ohrdrüsen,  die  oberen  Lider  und  die  Hinterbacken  sind  gelblichroth, 
heller  als  die  Umgebung;  den  gelblichen  Leibesseiten   entlang  ver- 
läuft eine  hinter  dem  Auge  entspringende  graue  Binde.  Die  Extre- 
mitäten sind  oben  grau  auf  ziegelrothem  Grunde  gefleckt;  am  After 
sitzen  hochrothe  Wärzchen.  Bauchmitte  und  Seiten    hochgelb,    ge- 
gen den  After  hin  fleischfarben;  Kehle  gelblich,  Brust  grau  gefleckt, 
Unterseite  des  Fusses  und  der    Fussvvurzel    hell    graubraun.    Ganz 
rothe,  röthliche  oder  rosa  (B.  r  oseus  Merrem)  erwachsene  Exem- 
plare kommen  auch    vor,  aber    bedeutend    seltener    und  scheinen 
hauptsächlich  im  hohen  Gebirge,  so  z.  B.  zwischen  Faide  und  Oli- 
vone,  vorzukommen.  Eine  ebenfalls  wohl  nur  im  Gebirge    lebende 
Form  soll  nach  Schinz  oberseits  schwarzbraun,  mit  weissen  schnör- 
kelartigen Zeichnungen  wie  Arabesken,  auf  den   Schenkeln    weiss, 
braun  quergebändert  und  unterseits  schwarzbraun    marmorirt   sein 
(B.  alpinus).  Gelbe  Individuen  mit  dicht  stehenden    dunkelbraun 
nen  Flecken,  welche  zuweilen  marmorartig  in    einander    verlaufen 
und  mit  intensiv  braun  auf  gelbem  Grunde  gefleckten  und   gebän- 
derten Extremitäten  sind  aus  Nordspanien  bekannt.     Weit   häufiger 
sind  solche,  deren  Körperoberseite  mit    prachtvoll    rothen   Warzen 
oder  grösseren  rothen  und  veilchenblauen  Flecken  besetzt  erschei- 
nen. Dunkle  Töne,  namentlich  solche,  die  eine  Neigung  ins  Grüne 
zeigen,  kommen  vorzugsweise  bei  den  Männchen  vor,  während  die 
Marmorzeichnung  am  Bauche  sowie  die  Bebänderung    am    Rücken 
eher  dem  Weibchen  eigen  sind;  bei  den  ersteren  sind  die  braunen 
Ballen  und  Höcker  am  Fuss  und  der  Hand  heller  als  bei  letzteren. 
Währeud  der  schönen  Jahreszeit  pflegen  die  dunklen    Zeichnungen 
schärfer  abgegrenzt  und  die  Farben  lebhafter  zu  sein  als  im  Win- 
ter; die  erste  Häutung  im  Frühjahre  bewirkt  schon  eiue  merkliche 
Veränderung  des  Farbenkleides.  Unter  dem  Einfluss  der  atmosphä- 
rischen Luft  kann  die  Veränderung  in  der  Farbe  schnell  vonstatten 
gehen.  Leydig  sah    lichtgraue    und    lichtröthliche    Individuen   sich 
verdunkelu,  schwärzliche  Stücke  bei  Gewitterluft  in  schmutzig  Braun- 
roth sich  verfärben  und  wiederum  bei    Südwind    und   Regen  sich 
aufhellen  und  vermuthet,  dass  gar    manche    Zoologen,    wenn   sie 
von  -Farbenvarietäten    des    B.    vulgaris    sprechen,    wohl    keine 
Ahnung  davon  haben,  dass  es  sich  in   den  meisten  Fällen  nicht  um 
feststehende,  sondern  veränderliche  Zustände  handelt  (Vergl.  Leydid, 
Ueb.  d.  allgem.  Bedeckungen  d.  Amphibien,  in  Ar  eh.  f.  mikroskop. 


—  152  — 

Anat.  Bd.  XII).  Nach  Koch  wird  der  Habitus  durch  diese  Verän- 
derlichkeit weniger  alterirt;  mit  der  Veränderlichkeit  der  Grösse 
aber  sollen  sich  auch  feine  Formenunterschiede  finden,  unter  denen, 
laut  demselben  Forscher,  besonders  vier  verschiedene  Varietäten 
hervorgehoben  zu  werden  verdienen.  Ohne  näher  die  Frage  zu 
erörtern,  ob  B.  vulgaris  Varietäten-AbtrenDungen  zulässt,  möchte 
ich  hierselbst  bemerken,  dass  Koch's  Var.  minor  lediglich  eine 
kleinere  Gebirgsform  der  sogenannten  „Var.  typus"  zu  sein  scheint, 
während  sein  vulgaris  hybridus  wohl  nicht  als  Abart  bezeich- 
net werden  kann,  weil  Koch  selbst  ihn  für  eine  Hybride  von  B.  ci- 
nereus  (=vulgaris)  und  B.  viridis  (— variabilis)  hält.  Ueber 
Var.  medius,  B.  commutatus  Steenstr.,  B.  palmarum  Cuv. 
und  B.  spinös us  Daud.  erlaube  ich  mir  kein  Urtheil  zu  fällen, 
glaube  aber,  dass  unter  diesen  wohl  nur  „B.  spinosus"  als  gute 
Abart  gelten  kann. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Das  Weibchen  ist  vom  Männchen  schon  durch  die  Körperform 
ziemlich  leicht  unterscheidbar;  es  ist  grösser,  der  Rumpf  ist  ge- 
streckter, der  Bauch  mehr  aufgetrieben,  gerundeter  und  dicker,  die 
Gliedmassen  kürzer  als  beim  anderen  Geschlechte.  Bei  näherer  Un- 
tersuchung fallen  ferner  folgende  Unterscheidungsmerkmale  auf: 
Blännchen. — Die  Hinterbeine,  nach  vorn  gestreckt,  ragen  über  die 
Schnauzenspitze  um  die  Fusslänge  hinaus;  der  Oberarm  ist  etwas 
kürzer  als  der  Vorderarm,  seine  Länge  ist  ungefähr  der  Entfer- 
nung des  Mundwinkels  von  der  Schnauzenspitze  gleich;  der  Vor- 
derarm ist  nahezu  dem  Abstand  zwischen  den  beiden  Mundwinkeln 
am  Kinn  gleich;  der  Oberschenkel,  vorn  im  Fleisch  gemessen,  und 
die  Fusswurzel  sind  an  Länge  ziemlich  gleich;  Vorderarm  dicker 
fleischiger,  Ellenbogen  stark  eckig  vortretend;  Hand-  und  Fussbal- 
len,  auch  Zehenspitzen  heller,  Hornhöcker  weniger  zahlreich;  dritte 
Zehe  überragt  merklich  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der  4.  Zehe. — 
Weibchen. — Die  Hinterbeine,  nach  vorn  gestreckt,  ragen  über  die 
Schnauzeuspitze  höchstens  um  einige  Zehenglieder  hinaus;  der  Obe- 
rarm ist  bedeutend,  bisweilen  um  die  Hälfte  kürzer  als  der  Vor- 
derarm, seine  Länge  ist  höchstens  der  Entfernung  des  Mundwin- 
kels vom  vorderen  Augenwinkel  gleich;  der  Vorderarm  ist  bedeu- 
tend kürzer  als  der  Abstand  zwischen  den  beiden  Mundwinkeln; 
der  Oberschenkel  ist  merklich  kürzer  als  die  Fusswurzel   ');   Vor- 


')  Nur  bei  einem  geradezu  stachelig  aussehenden  Weibchen  aus  Spanien  ist  der 
Unterschied  in  der  Länge  des  Oberschenkels  und  der  Fusswurzel  weniger  auffallend. 


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derarm  dünner,  Ellenbogen  weniger  stark  eckig  vortretend;  Hand- 
und  Fussballen,  auch  Zehenspitzen  dunkler,  Hornliöt'ker  zahlreicher; 
dritte  Zehe  überragt  kaum  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  au  der 
4  Zehe. — Das  Männchen  ist  von  dem  Weibchen  noch  dadurch 
verschieden,  dass  es  zur  Paarungszeit  am  Daumen,  am  Innen-  und 
Dorsalrand  der  zwei  zunächst  stehenden  Finger,  sowie  am  Inueu- 
rand  des  inneren  Handballen  dunkle  Schwielen  zeigt  (Vergl.  Fig.  5. 
in  Leydig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.   Fauna). 

Larve. 

Die  Larven  der  gemeinen  Kröte,  die  bekanntlich  zu  den  grössten 
unserer  europäischen  Arten  gehört,  sind  auffallend  klein;  ihre  Ge- 
samtlänge beträgt    höchstens  29   mm.    und    das    wohl  nur  selten, 
gewöhnlich  aber  werden  sie  nur  18  bis  25  mm.  lang;  die  grössten 
mir  vorliegenden  Stücke  haben  eine  Länge    von    25%  mm,    wo- 
von der  Körper  10  mm.  und  der  Schwanz  15%  mm.  misst;  der  Kör- 
perumfang beträgt  ungefähr   19  mm.;  der    Schwanz    misst  in  der 
Höhe  4%  mm.,  die  Hinterbeine  sind  3%  mm.  lang  un(^  der  Zwi- 
schenraum zwischen  den  Augen  beträgt  2%  mm.  Der  Kopf  ist  so 
gut  wie  gar  nicht    von    dem    Rumpfe    geschieden,    nur   unterseits 
nimmt  man    an    der  Abflachung  der  Kehlgegend    die  Grenze    zwi- 
schen Kopf  und  Rumpf,    wenn   auch   sehr    undeutlich,    wahr.  Von 
oben  gesehen  bilden  Kopf    und    Rumpf  eine    eiförmige  Figur;  der 
Rücken  ist  flach  gewölbt,   der  Kopf  ist  oberseits  im  hinteren  Theile 
ziemlich  (lach,   an   der   Schnauze  gewölbt  und  nach  vorn  zu  stark 
abschüssig  mit  flach  bogenförmig  zugerundeter   Schnauze.  Die  klei- 
nen Augen  liegen  eher  seitlich  als   oben;  der  Raum   zwischen  den 
Augen  ist  mehr  als  doppelt  so  gross  wie  der  Abstand   der  Nasen- 
löcher von  einander.  Das  Nasenloch  liegt  viel  näher  dem  Auge  als 
dem  Lippenrand,   seine   Entfernung    vom    Auge  ist  etwas   geiijger 
als  der  Raum  zwischen  den  "Nasenlöchern,  während  die  Entfernung 
vom  Lippenrand   nahezu  drei  Mal    so    gross  ist  wie  seine   Distanz 
vom  Auge.  Das  Nasenloch  ist  nach  unten  und  vorn    gerichtet  und 
wird  von    einem   kaum  merklichen  schmalen  wulstigen  Rande  be- 
grenzt. Die  Mundöffnung  ist  sehr  lang,  länger   als  bei  den  Larven 
von    B.  calamita  und    B.  viridis,    denn  sie  erreicht  die  Breite 
des  Interocularraumes    und    übertrifft   dieselbe  mitunter;  ihre  Län- 
genausdehnung  ist  ferner  grösser  als  die  Entfernung  des  Nasenlo- 
ches vom  Lippenrand;    die   Oberlippe  ist  im    stumpfen   Bogen  ge- 
rundet. Die  Mundwinkel  sind  mit  ziemlich  langen,  etwa  wie  Bart- 


—  154  — 

fäden  aussehenden  Papillen  besetzt,  während  die  wulstartig  vor- 
stehende Oberlippe  sowohl,  wie  auch  die  Unterlippe  zum  grössten 
Theil  am  Rande  mehr  nach  innen  zu  bezahnt  erscheinen;  die  be- 
zahnte Partie  des  oberen  Mundrandes  ist  gewöhnlich  länger  als  die 
am  unteren  Mundrande;  diesen  äusseren  Zahnreihen  schliessen  sich 
oben  eine  in  zwei  laterale  Stücke  zerfallende  Zahnreihe,  welche 
bereits  an  der  Unterfläche  der  Lippe  gelegen  ist,  unten  aber  zwei 
ununterbrochene,  oder  eine  ganze  und  eine  andere —  und  zwar  tiefer 
liegende— in  zwei  Theile  getheilte  Reihe  an,  welche  an  d:;r  In- 
nenfläche der  Lippe  verlaufen.  Die  Zähnchen  haben  ziemlich  lange, 
aber  schmale  Köpfe,  deren  Ränder  9  bis  13  lange  Zacken  auf- 
weisen; der  trichterförmig  auslaufende  Körper  ist  gleichfalls  ziem- 
lich schmal;  es  sitzen  gewöhnlich  zwei  Ersatzzähne  unter  dem  aus- 
gebildeten Zahn.  Die  dunkelbraunen  Kieferplatten  treten  nicht  sehr 
stark  vor.  Das  kleine  Kiemenloch  liegt  links  und  ist  ungefähr 
ebenso  weit  vom  Auge  als  von  der  Ansatzstelle  des  Hinterbeines 
entfernt.  Der  Bauch  erscheint  nach  hinten  zu  etwas  stärker  auf- 
getrieben. Die  in  der  Mitte  hinter  den  Beinen  sich  befindende,  nach 
hinten  und  unten  gerichtete,  überall  ziemlich  gleichbreite  Analröhre 
ist  sehr  lang,  jedoch  nur  ein  ganz  klein  wenig  länger  als  der 
Flossensaum;  bei  der  von  mir  gemessenen  Larve  erreicht  sie  fast 
1  mm.  an  Länge;  ihre  Wandung  ist  ziemlich  dick  und  da  sie  im 
Verhältniss  zur  Länge  sehr  schmal  ist,  so  sieht  sie  genau  wie  ein 
Schlauch  aus;  hinten  wird  sie  vom  Flossensaum  begrenzt.  Der 
Flossensaum  geht  nicht  auf  den  Rücken  über;  er  ist  sowohl  oben 
als  auch  unten  ziemlich  hoch,  mit  flachbogenförmigen  Rändern  und 
breit  abgerundetem  Ende.  Gauz  junge  Thiere  sind  stets  tiefsammt- 
schwarz,  während  ältere  bisweilen  auch  schwarzbraun  oder  bräun- 
lich kolorirt  erscheinen  können;  bei  dunkelfarbigen  Individuen  sind 
auf  den  Körperseiten  sowie  auf  der  Bauchseite  kaum  merkliche 
goldglänzende  Punkte  eingestreut,  bei  den  etwas  heller  gefärbten 
Stücken  treten  diese  metallisch  glänzenden  Punkte  und  Sternflecke 
in  grösserer  Anzahl  auch  an  der  Körperoberseite  auf;  Bauch  und 
Kehle  erscheinen  mitunter  dicht  damit  besetzt.  Der  Flossensaum 
ist  oberseits  und  unterseits,  je  nachdem  der  Körper  dunkler  oder 
heller  gefärbt  ist,  stets  mit  mehr  oder  weniger  dunklen  Sprenkeln 
versehen.  Bei  den  vierbeinigen  Larven  hellt  sich  der  Untergrund 
bis  zu  Hellbraun  auf  und  es  treten  am  Rücken  und  namentlich 
oberseits  an  den  Beinen  dunkle,  bisweilen  deutlich  hell  umsäumte 
Flecken  auf.  Die  Hautdrüsen  („Seitenlinie")  treten  bei  der  Larve 
von  B.  vulgaris  im  Leben  weniger  als  bei  in   Chromsäurelösung 


—  155  — 

getödteten  Individuen  auf.  Es  sind  hier  nämlich  vier  Hauptzüge 
heller  Drüsen  vorhanden,  deren  Zusammenhang  unter  einander  ich 
nicht  zu  entdecken  vermag.  Zwei  dieser  Züge  nehmen  in  der  Nähe 
des  Mundes  ihren  Ursprung  und  zwar  fängt  der  eine  oben  an,  um- 
fasst  das  Nasenloch  und  Auge  und  zieht  dicht  am  oberen  Rande 
des  Nasenloches  und  am  unteren  Rande  der  Augengrube  vorbei, 
während  der  andere  etwas  oberhalb  des  Mundwinkels  entspringt, 
sich  nach  oben  in  die  Richtung  des  Auges  erstreckt,  einen  Ast 
unten  hin  entsendet,  um  darauf  sich  nach  unten  hin  zu  senken,  und 
wie  es  scheint,  mit  seinem  Aste  auf  der  Körperunterseite  zusam- 
menzutreffen. Die  Vereinigung  dieser  beiden  Hauptzüge  dürfte  längs 
des  Wulstes  an  der  Oberlippe  stattfinden.  Hinter  dem  Auge  in  der 
Nähe  der  postorbitalen  Drüsenreihe  entspringen  ferner  jederseits 
zwei  dorsale,  nach  rückwärts  massig  divergirende  Züge  ähnlicher 
Drüsen,  die  sich  dem  Rücken  entlang  hinziehen  und  auch  auf  die 
obere  Schwanzhälfte  sich  fortsetzen,  indem  sie  die  Richtung  nach 
oben  gegen  den  Flossensaum  hin  einschlagen;  an  diisem  angelangt, 
werden  sie  unsichtbar;  die  untere  Reihe  erstreckt  sich  etwas  über 
den  dritten  Theil  des  Schwanzes,  während  die  obere  schon  am 
Schwanzanfang  den  Flossensaum  erreicht.  Die  vierte  Reihe  dieser 
Drüsen  längt  vorn  vom  Kiemenloch  an,  umfasst  dasselbe  von  oben 
bogenförmig,  senkt  sich  darauf  nach  unten  und  zieht  sich  nach 
den  Hinterbeinen  hin.  Diese  Seitenorgane  sind  schon  Lessona  auf- 
gefallen, nur  finde  ich,  dass  er  ihre  Verkeilung  nicht  richtig  wie- 
dergiebt;  die  Richtung,  welche  die  Drüsenserien  einschlagen,  kann 
allerdings  variiren,  jedoch  glaube  ich  kaum,  dass  bei  B.  vulga- 
ris je  nur  zwei  einfache,  am  Schnauzenende  anfangende  und  sich 
über  die  Augen  auf  deu  Rücken  hinziehende  Serien  vorkommen 
(Vergl.  Taf.  V,  Fig.  29,  in  Lessona's  Studii  sugli  Anfibi  anuri  del 
Piemonte,  1.  c). 

Lebensweise.  Abbildungen. 

Die  Paarungslast  scheint  die  gemeine  Kröte  aus  ihrer  Winter- 
herberge zu  treiben,  denn  ehe  noch  das  Männchen  Zeit  gehabt 
hätte  sich  nach  der  langen  Fastenzeit  ordentlich  zu  sättigen,  oder 
auch  nur  umzukleiden,  schreitet  es,  falls  sich  ihm  ein  Weibchen 
in  den  Weg  stellt,  sofort  zur  Paarung  und  da  auch  zur  Begattungs- 
zeit keine  Nahrung  genommen  wird,  so  muss  der  Geschlechtstrieb 
sehr  heftig  auftreten  und  die  Lebensenergie  sith  stark  steigern,  um 
den  bisweilen  verhältnissmässig  lange  andauernden  Begattungs-  und 


—  156  — 

zugleich  Geburtshelferakt  zu  vollenden.  Auch  sind  die  Thiere  in 
der  Regel  hernach  derart  abgespannt,  dass  sie  mit  Mühe  aus  Land 
kommen,  sich  wie  halbtrunkeD  ihre  Hinterbeine  kaum  bewegend, 
bis  zum  ersten  besten  Versteck  schleppen  und  unter  einem  Steine 
oder  einem  Baumaste  sich  auf  mehrere  Tage  verbergen,  von  hier 
aus  ruhig  auf  die  vorüber  kriechenden  Kerbthiere  Umschau  hal- 
tend. In  der  Regel  aber  sind  es  wiederum  die  Männchen,  welche 
lange  bevor  die  Weibchen  zum  Absetzen  ihrer  Eier  bereit  sind,  aus 
ihrem  Wintertodtenschlummer  erwachen  und  auf  ihren  Streifzügen 
auf  der  Suche  nach  Weibchen  genug  Zeit  und  Müsse  finden,  ihre 
Nahrungsbedürfnisse  zu  befriedigen  und  sich  zu  häuten.  Zeigt  sich 
ein  Weibchen,  so  wird  es  auch  auf  dem  Lande  verfolgt  uud  bis- 
weilen sofort  bestiegen;  in  solchen  Fällen  muss  die  Gattin,  den  sie 
fest  unter  den  Achseln  umfassenden  Gatten  in  irgend  eine  in  der 
Nähe  gelegene  Lache  tragen.  Hier  im  Süden  siud  es  namentlich 
die  mit  langsam  fliessendem  klaren  Wasser  versorgten  Bewässerungs- 
kanäle oder  Gräben  längs  der  Chausseen,  deren  Boden  mit  Vege- 
tation überwuchert  ist,  die  zum  Laichen  bevorzugt  werden,  in  Hei- 
delberg waren  es  aber  die  tiefen  Stellen  einer  überschwemmten 
Wiese,  wo  ich  die  meisten  B.  vulgaris  in  Kopula  angetroffen 
habe.  Sobald  sich  nun  ein  umschlungenes  Pärchen  auf  der  Was- 
seroberfläche zeigt,  wird  es  meist  von  Junggesellen  umringt,  die  die 
possirlichsten  Purzelbäume  schlagen,  um  das  Weibchen  an  sich  zu 
ziehen  oder  sich  an  sie  anzuklamern,  und  dabei  Klagelaute  aus- 
stossen,  die  ungefähr  wie  „kunk,  kunk,  kuuk,  kunk"  klingen;  es 
gelingt  ihnen  öfters  die  Beine  des  Pärchens  so  fest  zu  umfassen, 
dass  man  im  Stande  ist,  die  ganze  Gesellschaft  auf  ein  Mal  mit 
dem  Netze  aus  dem  Wasser  zu  holen  und  aufs  Trockene  zu  brin- 
gen, ohne  dass  sich  auch  nur  ein  Stück  lostrennte;  werden  sie 
aber  mit  Gewalt  getrennt,  so  dauern  die  krampfhafteu  Zukungen 
in  den  Vorderbeinen  noch  eine  Zeitlang  fort  und  die  Thiere  su- 
chen die  Finger  des  Friedenstörers  zu  umklammern;  wird  aber  die 
brünstige  Junggesellenschar  in  Ruhe  in  ihrem  Element  gelassen,  so 
gehen  die  überzähligen  Männchen  von  selbst,  man  möchte  sagen 
respektvoll  auseinander,  sobald  das  Weibchen  Anstalten  trifft,  ihre 
Eier  abzulegen.  Das  Laichen,  sowie  auch  dessen  Vorboten  dauern 
wie  gesagt,  lange  an,  bisweilen  sichwimuit  das  Pärchen  mehrere 
Tage  lang  müssig  umher,  ohne  sich  zu  trennen.  Eins  der  von  mir 
in  diesem  Februar  bei  Nizza  erbeuteten  Pärchen  blieb  im  Aqua- 
rium 28  Tage  unzertrennlich  in  Umarmung  bevor  das  Weibchen 
z  ur  Eierablage  schritt;  das  Absetzen  der  Eierschuüre  fand  am  Tage 


—   157   — 

statt  und  dauerte  etwa  acht  Stunden;  das  Männchen  schrie  unter- 
dessen sehr  oft  und  knurrte  dazwischen.  Beim  Legeakte  scheint 
das  Männchen  der  Gattin  behülflich  zu  sein:  zunächst  ändert  es 
seine  Stellung,  es  gleitet  ein  klein  wenig  vom  Blicken  herab  und 
giebt  dem  Weibchen,  sei  es  um  es  zu  reizen  und  zum  Abstossen 
der  Eier  auzuspornen,  sei  es  um  die  Eier  herunter  zu  pressen, 
mit  seinem  Arm,  oder  abwechselnd  bald  mit  der  einen,  bald  mit 
der  anderen  Hand  leichte  Schläge  und  Stösse  in  die  Seiten  und 
tastet  mit  den  Zehen  an  der  Kloake  des  Weibchens  «solange  he- 
rum, bis  die  Laichschuüre  heraustreten,  worauf  die  Befruchtung 
stattfindet.  Nun  tritt  eine  Pause  ein  und  das  Männchen  nimmt  seine 
frühere  Position  wieder  ein,  seine  Fäuste  in  die  Achselgruben  des 
Weibchens  stemmend.  Die  auf  diese  Wreise  in  mehreren  Reprisen, 
bisweilen  im  Laufe  von  nicht  weniger  als  sechs  Stunden  abge- 
stossenen  Eierschnüre  werden  von  dem  Pärchen  ganz  lose  um 
Pflanzen  gewuuden  und  bleiben  hie  und  da  an  denselben  haften. 
Die  Eierschnüre  sind  anfangs  ungefähr  6—7  mm.  im  Durchmesser, 
quellen  aber  alsbald  um  das  Doppelte  auf  und  erreichen  binnen 
einem  Tage  bisweilen  die  Dicke  des  kleinen  Fingers;  ihre  Länge 
wird  verschieden  angegeben:  Spallanzani  schätzt  sie  auf  43  Fuss, 
Boscä  auf  10  Meter,  Rösel  auf  3  Meter,  Heron-Royer  auf  unge- 
fähr ebenso  viel;  die  in  meinem  Aquarium  zu  Welt  gekommenen 
Fierschnüre  haben  bei  der  Messung  beide  eine  Länge  von  5  Meter 
ergeben;  sie  sind  sehr  dehnbar  und  bestehen  aus  einer  kristall- 
hellen Gallerte,  in  der  die  1200  bis  6000  Eier  etwas  schräg  ge- 
stellt und  dreireihig  angeordnet  sind  und  aus  einer  äusseren  cy- 
lindrischen  Gallerthülle,  welche  auf  He'ron-Royer's  Tafel  im  Bull. 
Acad.  roy.  de  Belgique,  3  sene,  t.  X,  JV«  11  wiedergegeben  ist. 
Das  einzelne  braunschwarze,  weiss  gefleckte  Laichkorn  hat  etwa 
2  mm.  im  Durchmesser.  Wird  die  Laichschnur  ausgedehnt,  so  er- 
scheinen die  Eichen  darin  in  zwei  oder  in  einer  Reihe  eingebettet 
zu  sein.  Die  Quappen  durchbrechen  die  Eihäute  ungefähr  am 
zwölften  oder  vierzehnten  Tage  und  setzen  sich  auf  der  Gallert- 
schnur dicht  aneinander;  bald  darauf  verlassen  sie  auch  diese,  um 
sich  zu  Tausenden  an  den  Wasserpflanzen  anzuhängen;  von  nun  an 
entwickeln  sie  eine  grosse  Thätigkeit:  bewegen  sich  rasch,  fressen 
viel,  wachsen  und  vollenden  ihre  Verwandlung  ungefähr  in  der 
zehnten  Woche  ihre  Larvenstadiums.  Inzwischen  haben  die  Eltern 
schon  längst  das  Wasser  verlassen;  nur  in  den  beissen  Klimaten 
trifft  man  bei  anhaltender  Trockenheit  bisweilen  gemeine  Kröten 
auch  ausserhalb  der  Brunstzeit    im    Wasser,    zumeist    kranke   mit 


—  158  — 

Parasiten,  namentlich  um  die  Nasenlöcher  herum  befallene  Indivi- 
duen, die  Heilung  im  Bade  suchen.  Sonst  verbringen  sie  den  gan- 
zen Sommer  hindurch  auf  dem  Lande,  tags  über  in  einem  Loche 
oder  unter  einem  Stein  im  kühlen  Orte  verborgen,  nachts,  seltener 
tags,  und  auch  nur  dann  wenn  ein  Gewitter  droht,  nach  Beute 
jagend.  Auf  ihren  Streifziigen,  wenn  gerade  keine  Gefahr  in  Sicht 
ist,  springt  die  Kröte  selten,  sondern  sie  geht  bedächtigen  Schrit- 
tes mit  Vorliebe  in  gerader  Richtung  längs  einer  Strasse,  Mauer 
oder  eines  Wassergrabens.  Wird  ihr  ein  grosser  Schrecken  ein- 
gejagt, so  kauert  sie  sich  nieder  und  legt  sich  möglichst  platt  auf 
der  Erde  nieder.  In  der  Gefangenschaft  gehalten,  namentlich  in 
Gesellschaft  von  Fröschen,  macht  sie  hinsichtlich  ihrer  geistigen 
Eigenschaften  einen  sehr  vorteilhaften  Eindruck,  denn  alle  ihre 
Bewegungen  scheinen  berechnet  zu  sein;  sie  giebt  das  Klettern  am 
Glase  hinauf,  sobald  sie  merkt,  dass  sie  nicht  weiter  kommt,  ihre 
Versuche,  die  Wand  ihres  Käfigs  einzudrücken,  um  sich  zu  befreien, 
in  der  Regel  bald  auf;  sie  wird  ruhig  und  ergiebt  sich  in  ihr 
Schicksal,  oder  aber  sie  sucht  durch  Graben  oder  auf  irgend  eine 
andere  Weise  zu  entkommen,  während  inzwischen  der  Wasserfrosch 
sich  durch  sein  unbändiges  Betragen  und  nimmer  enden  wollende 
Sprünge  die  Schnauze  wund  schlägt  am  Glase.  Wird  B.  vulgaris 
auf  einen  Tisch  gesetzt,  so  spaziert  er  ruhig  umher  bis  er  an  den 
Rand  gelangt,  hier  hält  er  Umsrhau  und  schätzt  offenbar  sein 
Springvermögen  und  den  Abgrund,  den  er  vor  sich  hat,  während 
ein  Frosch,  wie  He'ron-Royer  treffend  sagt,  vom  fünften  Stockwerk 
eines  Hauses  springen  würde  ohne  irgend  welches  Bedenken  über 
die  Folgen.  Diese  Kröte  ist  leicht  zu  zähmen  und  lernt  sehr  bald 
seinen  Herrn  und  den  Futternapf  kennen;  ihr  Gehör  scheint  fein 
zu  sein,  denn  ehe  sie  noch  die  Küchenschabe  im  Terrarium  sehen 
kann,  hört  sie  sie  kratzen,  kriecht  alsdann  sacht  aus  ihrem  Ver- 
steck hervor  und  schleicht  ihrer  Beute  nach  gerade  wie  eine  Katze; 
merkt  das  Opfer  seinen  Verfolger  und  sucht  es  zu  entwischen,  so 
bleibt  die  Kröte  eine  Weile  wie  festgenagelt  auf  ihrem  Platze,  um 
hernach  sich  der  Küchenschabe  ganz  leise  zu  nähern;  ist  der  gün- 
stige Augenblick  zum  Zuschnappen  gekommen,  so  erhebt  sich  die 
Kröte  auf  allen  Vieren,  streckt  ihren  Körper  nach  vorn  und  man 
vernimmt  einen  schmalzenden  Laut,  wie  den  eines  Feinschmeckers, 
sagt  He'ron-Royer  ganz  richtig,  ein  Zeichen,  dass  die  Beute  he- 
runtergeschluckt ist.  Da  B.  vulgaris  einen  verhältnissmässig  ge- 
lenkigen Hals  hat,  so  kann  er  umso  leichter  Umschau  halten  und 
den  Kopf  bald  seitlich  drehen,  bald  ihn  nach  unten  bücken,  wobei 


—  159  — 

auch  drr  Rücken  sieh  etwas  krümmt.  Der  Geruchsinn  scheint 
gleichfalls  entwickelt  zu  sein,  Hdron-Royer  glaubt  sogar,  dass  der 
männliche  B.  vulgaris  im  Wasser  das  Weibchen  nach  dem  Ge- 
ruch, den  letzteres  hinterlässt,  sucht  und  dies  scheint  plausibel  zu 
sein,  wenn  man  Kröten  am  Grunde  des  Wassers  im  Schlamme 
wühlen  und  offenbar  nach  etwas  suchen  sieht.  Hinsichtlich  ihrer 
Stimme  sagt  Bruch:  „von  den  mannlichen  B.  communis,  der 
keine  Schallblase  besitzt,  habe  ich  keinen  anderen  Ton  gehört,  als 
ein  feines,  rasches  wi,  wi,  wi,  wie  von  jungen  Hühnern,  beson- 
ders wenn  er  in  der  Kopulation  gestört  wird,  ein  Laut,  der  durch 
den  japanesischen  Namen  Fiki  (nach  Schlegel)  sehr  gut  ausge- 
drückt ist";  de  l'Isle  ein  sonst  vortrefflicher  Beobachter  behauptet, 
dass  das  Geschrei  dieser  Art  „crrraa,  crrraa,  quem,  quem"  lautet, 
dass  es  dem  Bellen  eines  Hundes  nicht  unähnlich  ist  und  eher  am 
Tage  als  nachts  sich  hören  lässt.  Man  fragt  sich  unwillkürlich,  ob 
hier  nicht  eine  Verwechselung  mit  dem  Geschrei  des  B.  calamita 
stattgefunden  haben  dürfte.  B.  vulgaris  scheint  die  Vorliebe  des 
Pelobates  zum  Graben  nicht  zu  theilen;  er  zieht  es  vor  sich  in 
fremde  Löcher  einzuquartieren  oder  in  eine  Ritze  zwischen  oder 
unter  Steinen  sich  zu  verkriechen;  er  gräbt  höchstens  in  lockerer 
Erde  und  auch  dann  meistens  nur  eine  genügend  grosse  Höhlung, 
um  sich  bequem  darin  hinein  zu  legen.  Im  Käfig  kehrt  er  immer 
wieder  in  dasselbe  Loch  zurück,  dabei  ist  es  erwähnenswerth,  dass 
er  sein  Ruhelager  sehr  sauber  hält;  die  Kothmassen  werden  mit 
den  Beinen  weggeschoben,  ja  er  befriedigt  sogar  seine  Bedürfnisse 
an  einer  von  seinem  Versteck  entfernten  Stelle.  Die  Angaben  über 
den  Zeitpunkt  der  hauptsächlichsten  Erscheinungen  im  Leben  der 
gemeinen  Kröte,  sowie  auch  aller  übrigen  Anuren,  so  hinsichtlich 
der  Dauer  des  Winterschlafes,  der  Laichzeit,  der  Dauer  des  Lar- 
venlebens  und  sogar  der  embryonalen  Entwickelung  sind  insofern 
von  geringem  Werth,  als  alle  diese  Vorgänge  lediglich  von  den 
äusseren  Verhätnissen,  der  Temperatur,  der  Trockenheit  und  der 
Nässe  abhängen  und  in  den  verschiedenen  Orten  oder  Klimaten  zu 
verschiedenen  Zeiten  sich  einstellen.  Hier  bei  Nizza  trifft  man  Lar- 
ven von  B.  vulgaris  bereits  am  1  Februar  und  Anfang  April 
sieht  man  bisweilen  die  jungen  Kröten  scharenweise  das  Wasser 
verlassen,  während  ich  in  Brunnen  am  Vierwaldstätter  See  einst 
Anfangs  August  eine  Unzahl  junger  Kröten  antraf,  welche  eben 
ihre  Metamorphose  absolvirt  hatten  und  im  Begriff  waren,  die  stau- 
bige Chausee,  welche  ihre  Brutstätte  vom  Walde  trennte,  der  Quere 
nach  zu  durchziehen.  In  Deutschland  sah   Bruch    das    erste    Paar 


—  1G0  — 

am  10  März  und  giebt  an,  dass  die  ersten  Larven  am  10  April 
ausschlüpften  und  am  2  Juni  ihre  Verwandlung  bereits  beendet 
hatten;  ein  anderes  Mal  traf  Bruch  Anfang  Juli  Larven  im  Wasser 
vor.  Im  Süden,  so  an  der  Riviera,  trifft  man  diese  Art  von  De- 
cember  oder  Ende  November  an  nur  beim  Graben  oder  Umwälzen 
von  Steinen.  Nach  Faüo  sollen  die  Männchen  grösstentheils  im 
Schlamme  vergraben  ihren  Winterschlaf  halten  und  einem  Manne 
wie  Fatio  muss  man  glauben  schenken,  vorausgesetzt,  dass  er  dies 
nicht  nur  vom  Hörensagen  mittheilt.  Meinen  Erfahrungen  nach 
wühlt  die  Kröte  nur  zur  Laiihzeit  im  Schlamme  oder  aber  auch 
bei  anhaltend  trockenem  Wetter,  jedoch  nur  an  seichten  Stellen; 
so  trifft  man  öfters  im  Hochsommer  die  Kröte  am  Rande  eines 
Wassergrabens  niedergekauert  ihr  Mittagsschläfchen  haltend.  Gegen 
Temperaturwechsel  sind  die  Kröten  überhaupt  empfindlich,  nament- 
lich aber  die  Larven  von  B.  vulgaris;  sowohl  die  Larven  als 
auch  das  ausgewachsene  Thier  vertragen  besser  niedrige  als  hohe 
Temperatur  und  es  fällt  bisweilen  schwer  die  eingefangenen  Lar- 
ven in  der  Gefangenschaft  zu  erhalten  oder  überhaupt  lebend  nach 
Hause  zu  bringen;  in  der  Regel  sterben  die  meisten  sofort  nach- 
dem sie  in  das  Aquarium  versetzt  werden  oder  nachträglich  beim 
Wasserwechsel,  infolgedessen  ist  es  rathsam,  falls  das  Wasser  im 
Behälter  sich  nicht  stets  erneuert,  denselben  im  Schatten  an  einem 
kühlen  Orte  zu  halten,  und  um  den  oftmaligen  und  plötzlichen 
Wasserwechsel  möglichst  zu  vermeiden,  das  Aquarium  mit  gut  ge- 
deihenden Pflanzen,  die  das  Wasser  beleben  und  zugleich  den  Pfle- 
glingen als  Nahrngu  dienen  werden,  zu  versorgen,  auch  die  Thiere 
gesondert  von  den  stärkeren  Arten,  wie  z.  B.  Hyla  arborea, 
Pelodytes  punetatus  oder  Alytes  obstetricaus  zu  halten. 
Da  die  Larven  von  B.  vulgaris  nur  mit  Mühe  von  unten  nach 
oben  schwimmen  um  Luft  zu  schöpfen  und  unterwegs  öfters  an 
den  Pflanzen  hängen  bleiben,  so  müssen  für  sie  wenig  hohe  Be- 
hälter gewählt  werden;  im  Freien  leben  sie  gesellig  und  schwim- 
men in  grossen  Zügen  umher;  bisweilen  genügt  es  ein  paar  dieser 
Larven  zu  beunruhigen,  damit  die  ganze  Gesellschaft  sich  .in  Be- 
wegung setzt  und  den  fliehenden  folgt.  Schliesslich  will  ich  hier- 
selbst  auf  die  recht  interessanten  neueren  Beobachtungen  über  die 
Lebensweise  der  gemeinen  Kröte  bei  Lataste  (Essai  d'une  Faune 
herpe'tologique  de  la  Gironde,  p.  290),  Fatio  (Faune  des  Verte'- 
brds  de  la  Suisse,  III,  p.  396  — 401),  Bruch  (Würzburg  naturwiss. 
Zeitschr.  III  Bd.  S.  182,  IV  Bd.  S.  91),  Heron-Royer  (Bull.  Soc. 
d'Etudes  sc.  d'Angers,  1886;  Bull.  Acad.  roy.  de  Belgique,  t.  X) 


—  161  — 

und  Leydig  (Die  auuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna,  S.  14 — 19) 
hinweisen  und  den  Leser  auf  einige  mir  vorliegende  Abbildungen 
aufmerksam  machen.  Zunächst  sind  es  die  kolorirten  Abbildungen 
bei  Rösel,  welche  trotz  ihrer  Mängel,  namentlich  in  Bezug  auf  die 
Farbenauswahl,  zu  den  besseren  gezählt  werden  müssen  und  jeden- 
falls denjenigen  bei  Daudiu  (Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  PI.  XXIV. 
B.  vulgaris,  PI.  XXV.  B.  cinereus,  PI.  XXVII.  B.  Roeselii. 
Hist.  nat.  Rept.  vol.  VIII.  PI.  XXXXV1.  B.  Roeselii),  bei  Bech- 
steiu  (De  la  Cepede's  Katurgesch.  d.  Rept.  II,  Taf.  35)  und  so- 
gar bei  Bonaparte  (Iconografia  della  Fauna  italica,  II),  dessen  sämt- 
liche, von  Ruspi  und  Quattrocdii  ausgeführten  Krötenbilder  aus- 
nahmsweise sehr  übel  gerathen  sind,  nicht  nachstellen.  Bei  Rösel 
(Hist.  ranarum  nostr.)  finden  wir  abgebildet:  zwei  Paar  in  Kopula, 
Laichschnüre  mit  nur  in  zwei  Reihen  angeordneten  Eiern  und 
einzelne  Eier,  ferner  auf  Taf.  XX  und  XXI  mehrere  Larven  in  di- 
versen Entwickelungsstadien  und  anatomische  Abbildungen.  Die  Rö- 
sel'schen  Figuren  sind  von  Bernstein  (Fig.  1,  Taf.  35),  Schlegel 
(Taf.  VIII,  in  Die  Dieren  van  Nederlaud)  and  von  v.  Reider  und 
Hahn  (Fauna  boica)  als  nachahmungswürdige  Muster  betrachtet 
worden,  nur  ist  zu  bedauern,  dass  die  in  etwas  grösserem  Mass- 
stabe gehaltene  Kopie  in  der  Fauna  boica  gegen  das  Originalbild 
abfällt.  Farbige  Originalabbildungen  sind  ferner  in  den  Werken 
Lataste's  und  Lessona's  zu  sehen.  Im  „Essai  d'une  t'aune  herpeto- 
logique  de  la  Gironde"  enthält  Taf.  V  ein  unisono  gekleidetes  Weib- 
chen und  einen  jungen  B.  vulgaris,  während  Taf.  IV  wiederum 
ein  Paar,  das  sich  begattet,  wiedergiebt;  dem  Werke  Lessona's 
„Studii  sugli  Anlibi  anuri  del  Piemonte"  ist  eine  grössere  Anzahl, 
zum  Theil  vortrefflicher  Zeichnungen  und  kolorirten  Abbildungen, 
sowohl  der  ausgewachsenen  Thiere  als  auch  der  Jungen,  Larven 
und  Eier  von  Camerano  beigegeben,  namentlich  verdient  Fig.  16 
auf  Taf.  IV.  Beachtung.  Sein  eigenes  Werk  über  die  schwanzlosen 
Lurche  hat  Camerano  leider  etwas  stiefväterlich  ausgestattet,  in- 
dem er  blos  zwei  Holzschnitte  und  zwar  nur  den  Vorderkörper 
eines  stark  bewarzten  B.  vulgaris  aus  Sicilien  lieferte.  Endlich 
liegen  mir  die  Zeichnungen  in  den  Werken  Bell's  (Hist,  Brit.  Rept. 
p.  105),  Eiehwald's  (Fauua  caspio-caucasica,  tab.  XXXI  B.  cine- 
reus var.  colchica),  Brehuvs  (Thierleben.  Kriechthiere,  S.  596. 
Autlage  1878)  und  Leydig's  (op.  cit.  Fig.  2,  4,  5)  vor.  Die  Ori- 
ginaltiguren  bei  Brandt  und  Ratzeburg  (Medicinische  Zoologie, 
Taf.  XXIII.  Berlin  1829)  und  bei  Cuvier  (Regne  animal)  habe  ich 
augenblicklich  nicht  zur  Hand.    Die    Quappen    von    der   gemeinen 

n 


—   10*2    - 

Kröte  sind  oftmals  abgebildet  worden,  so  vor  allem  von  Bösel; 
seine  Tafeln  XX  und  XXI  enthalten  zahlreiche  Abbildungen  von 
den  verschiedensten  Entwickelungsstadien  unseres  Thieres,  von  de- 
nen mehrere  Kopien  sich  in  Sturm's  Fauna  Deutschlands  wieder- 
finden. Recht  hübsche  Originalfiguren  enthalten  ferner  die  Werke 
Lataste's  und  Lessona's,  nur  scheinen  mir  bei  Lessona  die  Quap- 
pen auf  Taf.  IV  nicht  in  natürlicher  Grösse,  sondern  stark  ver- 
grössert  ausgefallen  zu  sein;  die  Larve  von  B.  vulgaris  dürfte 
doch  wohl  kaum  die  Länge  von  5  cm.  erreichen! 

Vorkommen. 

Mit  Ausnahme  des  höheren  Nordens,  Irlands  und  mehreren  In- 
seln im  Mittelmeer  kommt  B.  vulgaris  in  ganz  Europa  vor,  ver- 
breitet sich  aber  auch  über  Mittelasien  und  Japan  und  findet  sich 
ebenso  in  Algerien  und  Marokko.  Seine  vertikale  Verbreitung  mag 
nicht  viel  über  6000  Fuss  hinaufreichen.  Was  zuerst  sein  Vor- 
kommen im  Norden  Europas  anbetrifft,  so  ist  er  in  Norwegen  nur 
im  Süden  mit  Sicherheit  nachgewiesen  worden  (131).  Einige  wollen 
sie  zwar  im  Drontheimer  Amte  und  gar  in  Nordland  angetroffen 
haben,  aber  diese  Angaben  sind  durch  keine  Belegstücke  erhärtet. 
Das  Berliner  Museum  soll  sie  aus  Bergen  (Lichtenstein.  150)  und 
Collet  (227)  von  ik\\  Walllischinseln  erhalten  haben.  In  Schweden 
ist  sie  nicht  nur  in  Götland,  in  Sverige  (104,  134)  und  auf  den 
Inseln  Gottland  (136)  und  Gottska  Sandön  (228)  verbreitet,  son- 
dern dringt  auch  weiter  nach  Norden  vor  (104).  In  Dänemark  ist 
B.  vulgaris  die  am  meisten  verbreitete  Krötenart;  sie  findet  sich 
mit  wenigen  Ausnahmen  überall  und  soll  sogar  an  der  nördlichen 
Spitze  Jütlands  in  Skagen  nicht  fehlen  (103).  In  Grossbritannien. 
wo  sie  ebenfalls  ziemlich  häufig  ist,  auf  Irland  aber,  wie  bereits 
bemerkt,  fehlt  (141),  findet  sie  sich  von  der  Südküste  an  bis  nach 
Schottland  und  kommt  auch  auf  einigen  kleinen  Inseln,  wie  z.  B. 
Jsle  of  Arran,  vor  (9).  Ueber  die  Verbreitung  in  Deutschland  be- 
sitzen wir  recht  zahlreiche  und  mitunter  auch  sehr  detaillierte  An- 
gaben, die  ich  hier  zum  Theil  aufführen  will.  Was  zuerst  ihr  Vor- 
kommen in  Ost-  und  Westpreussen  anbetrifft,  so  scheint  sie  da- 
selbst ziemlich  häufig  zu  seiu  (74).  Für  Schlesien  hat  sie  Kalu- 
za  (75)  längst  nachgewiesen  und  Gloger  bemerkt  hierzu,  dass  sie 
nur  in  überschlesien  häufiger  und  bisweilen  sehr  gross  gefunden 
wird,  sonst  aber  in  Schlesien  „nicht  eben  sehr  gemein"  zu  sein 
scheint  (175).  In  der  Fauna  der  Provinz  Brandenburg  gehört   sie 


—  1GB  — 

zu  den  gewöhnlichsten  Erscheinungen  (76).  Struck  führt  sie  für 
Mecklenburg  auf  (77)  und  dass  sie  in  der  Umgegend  von  Bre- 
men (213)  und  im  Üldenbürgischen  nicht  fehlt,  wissen  wir  (78). 
Suffrian  erwähnt  sie  in  seinem  Verzeiclmiss  der  innerhalb  des  kö- 
nigl.  preuss.  Regierungsbezirks  Arnsberg  beobachteten  wild  leben- 
den Wirbelthiere  (96),  Behrens  beobachtete  sie  in  der  Umgebung 
von  Elberfeld  (229)  und  Leydig  fand  sie  am  Mittel-  und  Nie- 
derrheiu,  ferner  in  der  Eifel  und  im  Moselthal.  „Bei  Bonn",  sagt 
Leydig,  „gehört  die  Art  zu  den  noch  häutigen  Thieren"  (170),  in 
der  Eifel  sah  er  sie  hin  und  wieder,  aber  in  der  Umgebung  des 
Laacher  Sees  fiel  ihm  die  grosse  Individuenzahl  dieser  Krötenart 
auf;  bei  Bertrich  am  Römerkessel  stiess  Leydig  auf  ein  riesiges 
Exemplar,  das  ihn  daran  erinnert  habe,  dass  Schäfer  in  seiner 
„Moselfauna"  der  „übermässig  grossen  Individuen"  von  „B.  p  a  1- 
marum"  gedenkt  (173).  Gleichfalls  überaus  grosse  B.  vulgaris 
sind  mir  in  Kreuznach  an  der  Nahe  aufgefallen.  Zu  den  spedelle- 
ren  Fundorten  am  Mittelrhein  gehört  auch  Linz  (95).  Kirschbaum 
hat  sie  im  Nassauischen  überall  häufig  gefunden  (92)  und  Koch 
giebt  au,  dass  sie  im  Unter-Main-  und  Lahn-Gebiet  überall  vor- 
kommt und  fügt  hinzu,  dass  besonders  grosse  Weibchen  sich  am 
Nesselpof  bei  Dillenburg  und  in  anderen  Bergweihern  daselbst  fin- 
den (93).  Koch's  Varietäten  „minor",  „medius"  und  „hybri- 
dus"  stammen  bekanntlich  von  der  Bieberer  Höhe  bei  Ofl'eubach, 
aus  dem  Frankfurter  Walde  und  aus  einem  Sumpfe  bei  Frankfurt. 
Leydig  fand  sie  in  der  Umgegend  von  Amorbach  im  Odenwald, 
im  Gebiete  der  Tauber  so  gut,  wie  in  dem  des  Neckars;  F.  Mül- 
ler hat  sie  aus  Oberweiler  erhalten  und  ich  habe  sie  mehrmals 
in  Heidelberg  gesammelt.  Dass  sie  in  Baden  überall  gemein  ist, 
erfahren  wir  aus  Nüsslin's  „Thierwelt"  (90).  Ueber  das  Vorkom- 
men der  gerneinen  Kröte  in  Würtemberg  berichten  Plieuinger, 
Krauss  (89)  und  Leydig.  Um  Tübingen  wird  sie  als  in  ziemlicher 
Menge  vorhanden  aufgeführt  (88).  In  Bayern  soll  sie  nach  Hahn 
fast  in  allen  Gegenden  beobachtet  sein  (171,  83,  85,  82).  Ley- 
dig kennt  sie  aus  den  Umgebungen  von  Kissingen  und  Würzburg 
sowie  auch  von  der  Herreninsel  des  Chiemsees  und  für  die  Um- 
gegend vou  Regensburg  wird  sie  in  der  „Fauna  Ratisbonnensis"  (84) 
mit  dem  Zusatz  „gemein"  erwähnt.  In  der  Rhön  ist  sie  an  Stellen, 
wo  sich  Laichplätze  finden,  zahlreich  (Leydig.  94).  Aus  Eisenach, 
Weimar,  Jena  und  Leipzig  kenne  ich  sie  aus  eigener  Erfahrung 
und  ihr  Vorkommen  in  Sachsen  und  in  der  Ober-Lausitz  ist  von 
Reibisch  (80),  E.  Haase  (177)  und  Tobias  (81)  angezeigt  worden. 

n* 


—    1G4  — 

Dass  sie  in  Magdeburg  und  Osterburg  vorkommt  erwähnt  W.  Wol- 
terstorff  (230). 

In  Belgien  ist  diese  Kröte  nach  de  Selys-Longchamps  sehr   ge- 
mein (98 1.  Sie    soll    auch    in    Holland    allgemein   verbreitet   sein 
und  (iadet  sich  sogar  auf  dem  Eiland  Jtottum  (99);  ebenso  ist  sie 
im  Luxemburgischen  nicht  bloss  überall  einheimisch,  sondern  auch 
sehr  häufig  (97).  In  der  Schweiz  ist  sie  gleichfalls  weit  verbreitet 
und  geht,  wie  Schiaz  (231)  und  Fatio    (4L— S.    396)    überein- 
stimmend   angeben    im    Berner    Oberland    und    im    Engadin    über 
6000  Fuss  hinauf.  In  der  Umgegend    von    Basel    findet    sie    sich 
nach  F.  Müller  überall,  namentlich  aber    in    sehr    grosser    Menge 
beim  Allschwyler  Weiher  (169.  — S.  411),   kommt  ferner  in  Aries- 
heim, in  Langcnbruck,  in  Müllheim,  in  der    Umgebung    von   Chur 
(232),  bei  Ragaz,  im    Ober-Engadin    (166),    obschon    selten,    so 
z.  B.  in  Poiitresina  (Giebel),  in  Olivone,  Faido,  Lugano,  in  Luzern 
und  in  Morschach  ob  Brunnen,  in  Bern  (Müller),  in  Frutigen,  Fau- 
lenseebat!,  bei  Vevey,  im  Jura-Gebirge  (33. — S.  142)  und  in  Genf 
(238. — S.  545)  vor.    Alsdann    bewohnt    sie    Frankreich    und   ist 
daselbst  über  das  ganze  Land  verbreitet  (34).  So  ist    sie    in  den 
Ardennen  nach  Collin  de  Plancy   (35)  die  gemeinste  Kröte,  findet 
sich  demselben  Gewährsmann  zufolge  in  den  Departements  Nord  und 
Pas-de-Calais  gleichfalls  häufiger  als  B.  calamita  und  ist  nach  La- 
taster  (34,  32)  bei  Abbeville  beobachtet  worden.  Im   Departement 
Meurthe  et  Moselle  soll  sie  nach  Holaudre  (142)  und  Collin  de  Plancy 
vorkommen,  im  Departement  de  l'Aube  wäre  sie  nach  Ray  (234)  sehr 
gemein,  nach  Collin   de  Plancy  aber  scheint  im  Norden  dieses  Depar- 
tements B.  calamita  die  vorherrschende  Art  zu  sein.  B.  vulgaris 
kommt  ferner  in  den  Departements  de    la  Haute-Marne,  de  l'Yonne 
(36),  in  der  Umgegend  von  Paris,  so  in  Bondy,  St.  Germain,  Marly, 
Meutfon,  Levallois-Perret  (34)  und  Auteuil  (33. — S.  199),  in  den 
Departements  de  la  Sarthe  (29),    de    la    Loire-Inferieure,  Yendee 
(34),  de  la  Vienne  (28),  de  Maine-et-Loire  (30),  de  la  Charente- 
Inferieure  (25,  26),  de  la  Charente  (27),  Gironde  (24),   de  l'Al- 
lier  (31),  du  Jura  (39),  du    Doubs    (38),    de    l'Isere    (40),   du 
Helault  (152)  und  endlich  in  den    Seealpen    sowie    auch    in    der 
ganzen  Provence  (156).  Auf  der  iberischen  Halbinsel  ist    die   Art 
sehr  verbreitet  (161).  In  Galicien  kommt  sie  nach   Seoane  (235), 
Bpsea  und  Boulenger  (9)  namentlich  in  Ferrol,  Coruna,  Santiago, 
I.ugo,  Mondonedo,  Vivero  und  Tay  vor,  in  Asturien  hat  Cisternas 
sie  bei  Oviedo  beobachtet  und  Boscä  giebt  an,  dass  sie    in    Sala- 
maiica,  Bejar,  ferner  in   San    Ildefonso    (Alt-Kaslilien),    in    P.    de 


-  lf.ö  — 

Avilla  in  Novara  angetroffen  wird  und  sich  auch  in  Barcelona  fin- 
det, lieber  ihr  Vorkommen  in  der  Provinz  Aragon    berichtet   Asso 
(237).  In  der  Provinz  Valencia  ist  sie  an  mehreren  Orten,  so  na- 
mentlich in  den  Gemüsegarten  in  Foyos,  Albuykech,  Jativa,  Puebla 
de  Rugat,  Dosaguas  und  anderwärts  beobachtet    worden    und  soll 
daselbst,  wie  Boscä  mittheilt,  in  grosser  Zahl  anzutreffen  sein.   In 
Neu-Kastilien  kommt  sie  in  Madrid  (Acalä  de  Henares),    in   Esco- 
rial,  Ciudad-Real  (Despoblado  de  Ia  Caracollera),  Almadnejos  und 
in  Chillon  vor.  Iii  Murcia  hat  Steindachner    (20)    die    sogenannte 
Var.  asiatica  und  in  Algeciras  hat  Herr  Simon  (21)   sowohl  die 
„typische  Form"  als  auch  die  „Var.   spinosa    Daud."    gesammelt 
und  dass  B.  vulgaris    bei    Sevilla    am    Guadalquivir    vorkommt, 
wissen  wir  durch  Machado  (18).    Herr  Dr.  Simroth  fand    ihn  in 
der  Serra  do  Gerez  und  in    Braga    (1),    Boulenger    hat    ihn    aus 
Porto  erhalten  (9),  Sequeira  kennt  ihn  aus  Penaliel    und    Vallon- 
go  (15)  und  meine  eigenen  Exemplare  dieser  Art  sind  von   Herrn 
A.  F.  Moller  in  Coimbra  erbeutet  worden.  In  der    Provinz    Estre- 
madura  ist  sie  in  Trafaria  (Boscä)  und  in  Collares  (Simroth)  und 
in  den  Provinzen  Alemtejo  und  Algarve    in    Portospada  (Serra   de 
S.  Mainede.  Boscä)  und  in  Silves  (238. — S.  497)  gesammelt  wor- 
den. Einer  Mittheilung  Herrn  A.  F.  Moller's  zufolge  käme  sie  auch 
in  Monchique  vor.  Was  nun  schliesslich  ihr    Vorkommen  auf   den 
Balearen  anbetrifft,  so  soll  sie  nach  Ramis  (239)  auf  Minorca  ein- 
heimisch sein.  Diese  Angabe  dürfte  wohl    auf    Verwechselung   be- 
ruhen, da  ihrer  weder  in  Barcelö's  Katalog,  noch  auch  in  Boscä's 
Arbeiten  über  die  Kriechthiere  Spaniens  und  der  Balearen  Erwäh- 
nung geschieht. 

Aus  Corsica  und  aus  Sardinien  haben  wir  keine  sicheren  Nach- 
richten über  das  Vorkommen  der  gemeinen  Kröte.  Bonaparte.  (240) 
citirt  allerdings  „B.  carbunculus",  der  aus    Sardinien    stammen 
und  im  Pariser  Museum  aufgestellt  sein  soll,  als  Synonym  zu  Vul- 
garis, bemerkt  aber  anderwärts,  dass  die  grüne  Kröte   wohl  die 
einzige  ist,  welche  auf  Sardinien  lebt.  Hingegen  ist    B.  vulgaris 
oder  die  sogenannte  klimatische  Varietät  spinosa    oder    palma- 
rum  auf  Sicilien  längst  entdeckt  worden.  Sava  verzeichnet  die  ge- 
meine Kröte  unter  den  Thieren,  die  am  Etna  leben   (241);  in  den 
Nebroden  hat  sie  Minä-Palumbo  beobachtet  (56);    nach    den  Mit- 
theilungen von  Böttger  scheint  sie  in  der  näheren  Umgebung   von 
Palermo  sowie  auch  in  Taormina  nicht   selten    zu    sein    (242. — 
S.  143)  und    Camerano  (13)  erwähat  sie  aus    Catauia.  Doderlein 
und  Giglioli  geben  übereinstimmend  an,  dass  auf  Sicilien  das  Thier 


—  166  — 

namentlich  die  Weibchen,  eine  enorme    Grösse    erreicht.    Auf   der 
apenniuischen  Halbinsel  ist  sie  weit  verbreitet    und    scheint    mehr 
oder  weniger  überall  vorzukommen.  Dass  sie  in  Kalabrien,    so   in 
Arena  und  Pizzo,  zu  Hause  sei,    ist    aus    den    Schriften    De  Bet- 
ta's  (243)  und   Giglioli's    ersichtlich.    Für    die    Umgebung    Roms 
(Lago  d'Albano)  führt  sie  Giglioli    auf    (48)    und    in  Rom  selbst 
habe  ich  sie  an  den  Uferu  des  Tibers  gesammelt.  Nach  Camerano 
findet  sie  sich  in  Arezzo,  für  Elba  wurde  sie  durch  Giglioli  nach- 
gewiesen, aus  Livorno  hat  sie  F.  Müller  erhalten  und  bei  Viareg- 
gi-o  habe  ich  sie  im  Fichtenwalde  „Pineta"  gesehen  und  in   Spezia 
gesammelt;  ebenso  begegnet  man  ihr  in  Bagni  di  Lucca,    Florenz, 
Vallombrosa  und  im  Casentino  (244).  In    Toscana    und    in   Ligu- 
rien  (50)  dürfte  sie  nirgends  fehlen.  Sie  ist  gemein  in   ganz  Pie- 
mont  und  wird  speciell  aus  der  Umgebung  von    Turin    (49),   aus 
Casale  und  Domodossola  erwähnt  und  findet  sich  auch  in  der  Lom- 
bardei (65),  so  z.  B.  in  der  Umgegend  von    Mailand,    in  Yarese, 
Casteggio  sowie  an  den  Ufern  des  Langen-Sees    und    des    Corner- 
Sees,  wo  ich  sie  im  Cannobbio-Thal  und    bei    Varenna    öfters    zu 
sammeln  Gelegenheit  hatte.  Leydig  traf  sie  in  der  Umgebung   des 
Gardasees.  Nach  Bonizzi  (53)  und  Riccardi  (245)  kommt    sie   im 
Modenesisehen  vor  und  in  den    venetianischen    Provinzen    ist    sie, 
nach  dem  Werke  von  De  Betta  (246)  zu  schliessen,  äusserst   ge- 
mein; Giglioli  bezeichnet  Belluno  und  Treviso    als    Orte    des  Vor- 
kommens. Dass  sich  B.  vulgaris    in  Tirol    iiude    erwähnt  z.  B. 
Gredler  in  seiner  Fauna  der  Kriechthiere  und  Lurche   dieses  Lan- 
des. Gredler  vermuthet,  dass  seine  Verbreitung  bis  zu  5000  Fuss 
Meereshöhe  eine  allgemeine  durch  ganz  Tirol  und    Vorarlberg   sei 
und  bemerkt,  dass  seine  Wohnsitze  mannigfaltig  sind.  Die  von  ihm 
selbstgesammelten  Exemplare  stammen  von  Vils,  Telfs,    von    Zun- 
tererberg  bei  Hall,  von  den  Gehängen  südlich  um  Innichen  „wohl 
über  5000  F.  ü.  M.",  vom  Sarnthal,    Ritten    (bei    5000  F.,   See 
von  Wolfsgruben  und  Oberbozen),  von  den  feuchten    Gründen    an 
der  Etsch  bei  Bozen,  von  Montan  und  dem    Lago    di   Doblino  im 
Sarkathale.  Leydig  fand  ihn  in  ßrixlegg  im  Innthal    und    in   Klo- 
benstein bei  Bozen.  Gerstäcker  soll  ihn  in  den  Alpen  des  Risstha- 
les  und  Canestrini  (189)  im  Trentino  beobachtet    haben.    In    Vo- 
rarlberg, bei  St,  Gerold,  kommt  er  nach  Bruhin  (73)  häufig  vor. 
Am  Gebhardsberg  bei  Bregenz  traf  ihn  Leydig.    Auch    in  Kärnten 
findet  er  sich  nach  v.  Gallenstein  (62)  und  Latzel  (61)  ungemein 
häufig.  Freyer  erwähnt  ihn  in  seiner  Fauna  der  in  Krain  bekann- 
ten Säugethiere,  Vögel,  Reptilien  und  Fische  (Laibach,  1842)  und 


—   1G7   — 

Fitziuger  (187)  hat  ihn  für  Niederösterreich  augezeigt.  In  Böhmen 
ist  er  den  Angaben  Fritsch's  zafolge  nach  der  Feuerkröte  die  häu- 
figste Art,  die  überall    au    schattigen    feuchten    Orten    vorkommt; 
Karoli    (180)    und    Jeitteles    (181)    erwähnen    ihn    aus    Ungarn, 
Bielz  (67)  fand  ihn  in    Siebenbürgen,    Heinrich    (68)   in    Mähren 
und  Oesterreichisch-Schlesien  und  bei  Zawadski  (69)  ist  er  als  in 
Galizien  vorkommend  verzeichnet.  In    der    Babia    göra   (W.    Kar- 
pathen)  beobachtete  ihn  Stobiecki  (179).    Ueber    die   Verbreitung 
der  gemeinen  Kröte  auf  der  Balkan-Halbinsel  liegen  uns  spärliche 
Angaben  vor.  Wir  wissen  nur,  dass  sie    in  Dalmatien    (59),    auf 
Lesina,  in  Bosnien  (114),  in    Attika    (247. — JN^s  2.  S.  307)  und 
in  Morea  lebt.  Herr  L.  Munter,  General-Inspektor  der  königl.   Gü- 
ter, hat  sie  in  Tatoi'  bei  Athen  und  die    Mitglieder    der    französi- 
schen Morea-Expedition  haben  sie  in  Arkadien  (Ruinen  von  Mega- 
lopoli)  und  Katavroton  in  der  Ebene  von  Francovrysi    gesammelt. 
Nach  v.  Heldreich  (190)  wäre  sie  sowohl  in  Morea  als  auch  an- 
derwärts in  Griechenland  sehr  gemein  und  käme  auch    auf  Zante 
vor.  Einigermassen  auffallend  ist  es,    dass    sie    nach    Erhard  und 
Raulin  den  ägäischen  Inseln  und  Kreta    fehlen    soll,    während  sie 
von  der  Insel  Cypern  (205)  citiert  wird.  Auch  mir  wollte  es  nicht 
gelingen  sie  auf  den  Cykladen  aufzufinden  ').    Was    die    Verbrei- 
tung im  Russischen  Reich  anbelanget,  so  zieht  sich    B.  vulgaris 
wohl  über  ganz  Russisch-Europa  hin.  Kessler  sah  ihn  in  der  Samm- 
lung taurischer  Thiere  im  Gymnasinm  zu  Sympheropol,  ich   selber 
beobachtete  ihn  im  Gebiet  des  Don  im    Gouvernement  Woronesch 
und  Czeruay  (110)  meldet,  dass  er  im    Charkow'schen    und    den 
anliegenden  Gouvernements  vorkommt,  obschon    sehr    selten.    Für 
die  Umgebung  von  Kischinew  und  Kamenez-Podolski  wird    er    als 
sehr  häufige  Erscheinung  verzeichnet.  Angaben  über  sein  Vorkom- 
men in    Podolien,    WTolhynien,    Lithauen,    Russisch-Polen    und    im 
Cherson'schen    Gouvernement    enthalten    die    Schriften    von   Eich- 
wald (249),  Andrzejowski  (195)  und    Taczanowski    (194).    Auch 
in  dem  Verzeichniss  der  Säugethiere,  Vögel,  Reptilien  und  Amphi- 
bien von  Seidlitz  ist  er  aufgeführt.  Für  das  Gouvernement  St.  Pe- 
tersburg hat  ihn  v.  Fischer    (106)    angezeigt,    im    Gouvernement 
Jaroslaw  ist  er  übrigens  nur  einmal    bei    Gorodistsch    von    Saba- 


')  Aus  dem  eben  erschienen  „Verzeichniss  d.  v.  Hrn.  E.  v.  Oortzen  aus  Grie- 
chenland u.  aus  Kleinasien  mitgebrachten  Batrachier  u.  Reptilien"  von  Böttger 
(Sitzungsber.  k.  k.  preuss.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1888)  ersehen  wir,  dass  diese 
Art  auf  dem  höchsten  Berge  Kowari  auf  Andros,  sowie  bei  Marathakampos  auf  Sa- 
uios  und  in  Smyrna  sich  vorfindet. 


—  168  — 

nejevv  (108. — S.  279)  gesehen  worden,  im.  Gouvernement  Wo- 
logda  fand  ihn  Mejakow  (201)  und  bei  Archangelsk  ist  er  von 
Blasius  entdeckt  worden  (Reise  nach  Russland).  Ich  selber  beo- 
bachtete ihn  im  Gouvernement  Moskau  und  Samara,  Sabanejew  (107) 
soll  ihn  im  mittleren  Ural  entdeckt  haben  und  Lichtenstein  (150) 
hat  ihn  aus  Orenburg  und  von  den  Kirgisensteppen  erhalten.  Ueber 
sein  Vorkommen  am  Fluss  Ural  meldet  schon  Pallas  (250).  In 
Sibirien  ist  er  ausserdem  im  Altai  (203)  und  bei  Alexandrowsk 
oberhalb  Siranowsk  im  Thale  der  Buchtarma  (202)  gesammelt 
worden.  Ueber  sein  Vorkommen  im  Kaukasus  liegen  die  Angaben 
vor  von  Pallas,  Güldenstaedt  und  Eichwald,  wonach  sie  im  ganzen 
kaukasischen  Gebiet  gefunden  wird,  ferner  von  Böttger,  der  das 
Thier  aus  Psirsk  in  Abchasien  erhalten  hat  (222. — S.  145).  Eich- 
wald (112)  nennt  den  im  Westen  Transkaukasien  einheimischen 
B.  vulgaris  var.  colchica. 

Was  nun  den  Verbreitungsbezirk  der  gemeinen  Kröte  in  Persien 
anbetrifft,  so  lässt  sich  zur  Zeit  nichts  sicheres  darüber  sagen  und, 
seitdem  es  weder  De  Filippi  noch  Blanford  gelingen  wollte  sie  in 
Persien  aufzufinden  und  die  Angabe  Pallas  (251)  hierüber  zu  be- 
stätigen, ist  ihr  Vorkommen  daselbst  zweifelhaft  geworden.  Ihr 
Vorkommen  in  Tibet  bis  zu  bedeutender  Höhe  hinauf  ist  nach 
Leydig  wieder  jüngst  in  der  mir  zur  Zeit  nicht  zur  Verfügung  ste- 
henden Zeitschrift  „Der  Zoologische  Garten"  vom  Jahre  1884  an- 
gezeigt (170. — S.  13.  Anmerkung  1).  Ferner  bewohnt  B.  vul- 
garis Japan  (9.  233)  uud  China  und  ist  daselbst  nach  Boulen- 
ger  und  Lataste  (252)  in  Pekin,  Tschifu,  Schanghai,  Ningpho  und 
auf  der  Insel  Tschusan  erbeutet  worden.  Endlich  kommt  diese  Art, 
wie  schon  Guichenot  (253)  angegeben  hat,  auch  in  Algerien  vor. 
Strauch  hat  sie  in  der  Eähe  der  Stadt  Alger  in  der  Ebene  von 
„Maisou  carre'e"  und  Herr  Kobelt  in  Tlemcen  gefangen.  Von  Lara- 
che  in  Marokko  wird  sie  von  Camerano  angegeben  (4. — S.  542). 
Ihr  Vorkommen  in  Nubien  (255)  bedarf  noch  sehr  der  Bestäti- 
gung, umsomehr  da  sie  in  Aegypten,  über  dessen  Fauna  wir  ziem- 
lich gut  unterrichtet  sind,  so  viel  ich  weiss,  noch  nicht  entdeckt 
worden  ist.  Die  Angaben  Bechsteiu's  (163. — S.  433  und  439), 
dass  auf  der  Goldküste  ungeheuer  grosse  gemeine  Kröten  die  „Tod- 
feinde der  Schlangen"  sind  und  dass  Carthagena  und  Portobello 
in  Amerika  zu  den  Ländern  zu  zählen  sind,  wo  die  gemeinen  Krö- 
ten in  ungeheurer  Menge  leben,  brauchen  nicht  erst  widerlegt  zu 
werden. 


169  — 


8.  BUFO  VIRIDIS,  LAÜR.  1768. 

Synonymik  und  Literatur. 

Bufo  viridis  Laurenti,  Synops.  rept.  p.  27,  111.  Tab.  I.  Wien. 
1768.  Latreille,  Hist  nat.  Salamandres  de  France,  p.  XLI.  Daudin. 
Hist.  nat.  Rain.  Gmi.  Crap.  p.  79,  pl.  XXVIII,  fig.  2;  Hist.  nat.  Rept. 
vol.  VIII,  p.  157.  Sturm,  Deutschlands  Fauna,  S.  31,  sp.  1  (nach 
Bonaparte!).  Bonaparte,  in  Mem.  Accad.  Sc.  Torino.  Ser.  II,  Tom.  II, 
p.  385;  Iconografia  della  Fauna  italica,  II,  c.  fig.  Fatio,  Faune  des 
Verte'bres  de  la  Suisse,  vol.  III,  p.  410.  Shaw,  Gener.  Zool.  vol.  III, 
part.  I,  p.  153.  London.  1802.  Dumcril  et  Bibron,  Erpetologie  ge'ne'r. 
vol.  VIII,  p.  G81  (part.).  De  Betta,  Erpetolog.  delle  Prov.  Venete  e 
del  Tirolo  rherid.  p.  313  (part.);  Rettili  ed  anfibi  in:  Fauna  d'Italia. 
Günther,  Cat.  Batr.  Sal.  Brit.  Mus.  p.  58.  Boulenger,  Cat.  Batr. 
Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  297;  Proc.  Zool.  Soc.  of  London,  1880,  p.  553, 
pl.  L  Guichenot,  in  Lefevre,  Voy.  Abyss.  IV.  Zool.  p.  221  (1848). 
Strauch,  in  Mem.  Acad.  Imp.  Sc.  St.  Petersbourg  (7).  IV,  JV»  7.  Sto- 
liczlca,  in  Journ.  As.  Soc.  1870,  p.  155.  Collin,  in  Naturhistorisk 
Tidsskrift  3  R.  VI  B.  p.  330.  Kopenhagen.  Steindachner,  Amphibien, 
in  Reise  d.  östrerreich  Fregatte  Novara.  Zoolog.  Theil  I.  Lessona,  in 
Atti  Accad.  Lincei.  Mem.  Cl.  Sc.  fisiche,  math.  e  nat.  Ser.  III,  vol.  I, 
p.  1085,  m.  Fig.  v.  Beider  und  Hahn  Fauna  boica.  Nürnberg.  1832. 
m.  Fig.  Camera) o,  in  Association  franc.  pour  ravancement  des  sc. 
1831,  p.  680;  Monografia  degli  Anfibi  anari  italiani.  Mein.  Acc.  Sc. 
di  Torino.  Ser.  II,  T.  XXXV.  Tav.  II,  Fig.  5.  Textfig.  14  —  18.  Böttger, 
in  Zoolog.  Anzeiger,  1S80,  .1\°  72.  (Var.  balearica).  Koch,  in  Be- 
richt Senckenberg.  naturf.  Ges.  1872,  S.  170.— B.  variabilis  Mer- 
rem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphib.  S.  180,  Sp.  1.  Gravenhorst, 
Delic.  muss.  Vratislav.  p.  63.  Eichte  ald,  Zool.  spec.  Ross.  et  Polon. 
Pars  poster.  p.  167.  Tschudi,  in  Mem.  Soc.  nat.  "Neuchätel,  t.  II, 
p.  88.  SchinSi  in  Nouv.  Mem.  Soc.  helvet.  t.  I,  p.  145.  Schreiber, 
Herpetolog.  europ.  p.  138,  Fig.  26.  Leunis,  Synops.  d.  Naturgesch. 
d.  Thierreichs,  I.  S.  339.  Hannover.  1860.  Brehm,  Thierleben,  VII, 
S.  601,  Fig.  S.  596.  Wagler,  tfatürl.  Syst.  d.  Amphibien.  S.  207. 
Franke,  Reptilien  u.  Amphibien  Deutschlands,  S.  153.  Leydig,  Die 
anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna  S.  29,  Tat.  I,  Fig.  3.  llnauer, 
Naturgesch.  d.  Lurche,  S.  123.  Wien.  1878.—  Bui'o  arabicus  Kup- 
pel, Reise  nördl.  Afrika.  Reptilien,  S.  20,  Tat'.  V,  Fig.  2.  1827.— 
B.  calamita  Günther,  Rept.  Brit.  India,  p.  426.—?  B.  Boulengeri 
Lataste,  in  Revue  intern,  des  sc.  1879,  p.  438. — B.  sitibundus 
Schneider,  Hist.  nat.  amphib.  I,  p.  225,  sp.  15.  -  B.  Schreber- 
sianus  Laurenti,  op.    cit.    p.  27. — B.  Cursor    Daudin,   Hist.  nat. 


—  170  — 

Rept.  vol.  VIII,  p.  164.— Rana  variabilis  Pallas,  Spicilegia  zool. 
p.  1,  tab.  VI,  fig.  1,  2;  Naturgesch.  merkwürd.  Tliiere  VII,  flg.  1,  2. 
Gmelin,  Sysi.  nat.  Lina.  t.  I,  pars  3,  p.  1051,  JV?  26.  Linne,  Syst. 
rat.  ed.  XIII,  Tom.  I,  p.  1051,  Jfc  26  (nach  Sturm!).—  R.  sitibun- 
da  Gmelin,  Syst.  nat.  Linn.  t.  I,  pars  3,  p.  1050,  JV»  23.  Beck- 
stein, De  la  Cepede's  Naturgesch.  d.  Amphibien  II,  S.  450. — Grund- 
streifige  Kröte,  Beckstein,  1.  c.  S.  452,  Taf.  XXXV,  Fig.  2.— 
Rana  bufina  Müller.  Zoologiae  Danicae  prodromus,  p.  293.  Hav- 
niae.  1776.  Rcttius,  Fauna  suec.  p.  283,  sp.  2.  Leipzig.  1800.— 
R.  bufo  var.  t,  Gmelin,  Syst.  nat.  I,  p.  1047,  Ar?  3.  1790.— Cra- 
paud  variable,  Lacepede,  Hist.  nat.  Quadr.  ovip.  et  des  serpents, 
t.  I,  p.  586  Paris.  1787—1788.  Cuner,  Regne  animal,  1  6dit.  t.  II, 
p.  96.  2  edit.  t.  II,  p.  HO.  Latreille  et  Sonnini,  Hist.  nat.  Rept. 
t.  II,  p.  115.  Paris.  1802.— R.  picta  Pallas,  Zoographia  rosso-asia- 
tica,  III,  p.  9. — Uralischer  Frosch  Suckow,  Anfangsgründe  d.  theoret. 
u.  angewandt.  Naturgesch.  d.  Thiere,  III,  S.  72.  Leipzig.  1798. 

Aeusserer  Habitus. 

B.  variabilis  zeigt  „die  Haltung  eines  Frosches";  sein  Körper 
ist  massig  plump,  gestreckter  beim  Weibchen,  gedrungener  beim 
Männchen,  in  der  Mitte  beim  ersteren  etwas  mehr  als  beim  letzte- 
ren, im  allgemeinen  aber  nicht  stark  bauchig  erweitert,  oberseits 
ziemlich  flach  und  bisweilen  sogar  deutlich  abgeplattet.  Der  Kopf 
ist  breit,  oben  platt,  niedriger  als  bei  Calamita,  mit  einer  län- 
geren, mehr  vortretenden  Schnauze  und  mehr  schief  nach  aussen 
und  unten  geneigten  Seiten  versehen;  die  Schnauzenkante  ist  deut- 
lich, jedenfalls  schärfer  als  bei  der  Kreuzkröte  ausgeprägt,  auch 
stehen  die  ziemlich  grossen  eiförmigen  Nasenlöcher  bei  jeuer  etwas 
weiter  von  den  Schnauzenkante  entfernt  und  niedriger  als  bei  die- 
ser; sie  sind  mehr  seitlich  als  nach  vorn  gerichtet,  der  Zwischen- 
raum zwischen  ihnen  ist  ungefähr  der  Entfernung  des  Nasenloches, 
vom  Auge  oder  von  der  Schnauzenspitze  gleich,  während  ihr  Ab- 
stand vom  Oberkieferrand  gewöhnlich  etwas  grösser  erscheint  als 
der  Internasalraum,  und  der  Zwischenaugenraum  bald  gleich  dem 
Alistand  der  Nasenöffnungen  vou  einander,  bald  etwas  grösser  oder 
im  Gegentheil  kleiner  als  dieser  ist.  Die  oben  stark  hervorragen- 
den Augen  sind  kleiner  als  bei  B.  calamita;  der  Durchmesser 
eines  Auges  ist  ungefähr  der  kürzesten  Entfernung  des  vorderen 
Augenwinkels  vom  Oberkieferrand,  also  in  gerader  Richtung  ge- 
messen, oder  der  Breite  des  Lides  gleich;  bei  Calamita  hingegen 
ist  das  Auge  länger  als  das  Lid  breit  ist  und  auch  länger  als  die 


—  171   - 

Distanz  des  vorderen  Augenwinkels  vom  Oberkieferrand.  Im  Lieht« 
bildet  die  Pupille  ein  Queroval,  dessen  untere  Linie  bei  näherer 
Betrachtung  einen  stumpfwinklig  gebrochenen  Verlauf  zeigt;  im 
grellen  Sonnenschein  verengert  sie  sich  zu  einem  feinen  Querspalt 
und  nimmt,  da  der  untere  Pupillarrand  seine  schwach  winklige 
Einknickung  beibehält,  annähernd  eine  dreieckige  Form  an.  „In 
einzelnen  Fällen",  behauptet  Bruch,  „bemerkt  man  sogar  bei  B.  ca- 
lamita  und  viridis  eine  schwache  Einkerbung  am  oberen  Pu- 
l'illarrand,  so  dass  die  Pupille  rautenförmig  wird.  Im  Schatten  er- 
weitert sich  die  Pupille  und  erhält  in  der  Abenddämmerung  auch 
am  Oberrande  eine,  allerdings  nur  spurweise  angedeutete  Einkni- 
ckung, die  ungefähr  aussieht,  als  wenn  man  den  oberen  Irisrand 
mit  einer  Nadel  etwas  emporgehoben  hätte;  vorn  erscheint  die  Pu- 
pille in  flachem,  hinten  in  etwas  spitzerem  Bogen  abgerundet;  des 
Nachts,  in  vollkommen  erweitertem  Zustande,  ist  die  Pupille  nur 
etwas  breiter  als  sie  hoch  ist,  beinahe  rund,  oben  und  unten  in 
der  Mitte  äusserst  .schwach  eingeknickt  ').  Das  Lid  ist  am  Rande 
mit  einem  Wulste  versehen,  der  von  der  Seite  betrachtet,  in  fla- 
chem Bogen  gekrümmt  ist;  unter  dem  Auge  ist  eine,  auch  nach 
vorn  hin  sich  erstreckende  Vertiefung  und  vorn  am  kleinen,  rund- 
lichen, etwas  höheren  als  breiten  und  deutlich  zutage  tretenden 
Trommelfell,  dessen  Höhendurchmesser  ungefähr  der  halben  Länge 
des  Auges  gleicht,  eine  halbkreisförmige  wulstartige  Erhabenheit 
sichtbar.  Die  Mundspalte  erstreckt  sich  etwas  weiter  nach  hinten 
als  der  Augenschlitz.  Die  Zunge  ist  schmal  und  lang,  fast  doppelt 
so  lang  als  breit,  hinten  verengt  endigend,  zu  Hälfte  vorn  am 
Boden  der  Mundhöhle  befestigte,  zu  Hälfte  hinten  frei.  Die  Männ- 
chen sind  mit  inneren  Stimmsäcken  versehen,  die  weniger  stark 
als  bei  den  männlichen  Kreuzkröten  entwickelt  erscheinen;  der  Ein- 
gang zum  Stimmsack  liegt  zwischen  Zunge  und  Mundwinkel,  bald 
linker-,  bald  rechterseits.  Die  Parotiden  sind  von  wechselnder 
Grösse  und  Gestalt;  bei  den  meisten  europäischen  Stücken  sind  sie 
mehr  oder  weniger  uierenförmig,  etwa  so  lang  wie  ihre  Entfer- 
nung von  der  Schnauzenspitze  und  etwa  so  breit  wie  ihr  Abstand 
von  einander;  sie  können  jedoch  auch  kürzer  oder  im  Gegentheil, 
so  namentlich  bei  asiatischen  Individuen  bedeutend  länger  sein  als 
ihre  Entfernung  von  der  Schnauzenspitze  und  auffallend  breit    er- 


•)  Auf  Fig.  B  im  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1884,  S.  30  scheint  mir  die 
Einknickung  am  oberen  Pupillarrand  von  Heron-Koyer  etwas  zu  stark  wiederge- 
geben zu  sein. 


-    172  — 

scheinen  (Bouleuger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  of  London,  1880,  p.  555. 
vergl.  auch  Fig.  2  bei  Leydig,  in:  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch. 
Fauna  und  die  Abbildungen  14,  15  in  Camerauo's  Monografia); 
sie  ziehen,  nahe  am  Hinterrande  des  Lides  anfangend  in  fast  pa- 
ralleler Richtung  oder  nach  rückwärts  schwach  divergirend  hin  und 
sind  bald  stärker,  bald  schwächer    vortretend. 

Die  Vorderextreniitäten  sind  beim  Weibchen  etwas  schwächer 
gebaut  als  beim  Männchen,  nach  hinten  gelegt,  erreichen  sie  nicht 
die  Afteröffnung.  Die  Finger  enden  nicht  so  spitz  wie.  bei  Cala- 
mita  und  scheinen  auch  weniger  abgeplattet  zu  sein;  dass  sie  alle 
länger  sind  als  bei  Calamita,  kann  ich  nicht  bestätigen,  hinge- 
gen ist  es  richtig,  dass  der  erste  und  namentlich  der  vierte  Fin- 
ger bei  der  grünen  Kröte  länger  sind  als  bei  Calamita;  auch 
linde  ich  nicht,  dass  bei  Viridis  der  4.  Finger  der  kürzeste  ist, 
wie  es  behauptet  wurde,  im  Gegentheil  er  ist  länger  als  der  zweite; 
der  zweite  Finger  ist  kürzer  als  der  erste,  der  4-te  ragt  bedeu- 
tend über  die  vorletzte  Gelenkstelle  am  3.  Finger  hinaus  und  er- 
reicht fast  die  Wurzel  der  Endphalanx.  Da  ich  bei  der  Unterschei- 
dung des  ß.  viridis  von  B.  calamita  grosses  Gewicht  auf  die 
Länge  der  Finger  legen  zu  müssen  glaube  und  gefunden  habe, 
dass  beim  letzteren  der  4.  Finger  merklich  kürzer  als  der  zweite 
und  bedeutend  kürzer  als  der  dritte  erscheint,  wogegen  bei  der 
grünen  Kröte  die  Längenverschiedenheit  dieser  beiden  Finger  sich 
bei  weitem  nicht  so  auffallend  erweist,  so  möchte  ich  die  Auf- 
merksamkeit der  Forscher  ganz  besonders  auf  diesen  Punkt  lenken, 
umsomehr  da  ich  mit  meinen  Fachgenossen  hierüber  nicht  übe- 
reinstimme. Ausserdem  fällt  es  auf,  dass  bei  B.  viridis  vom 
Binnenland,  dessen  Schwimmhäute  zwischen  den  Zehen  bedeutend 
länger  sind  als  diejenigen  bei  B.  calamita,  die  Bindehaut  zwi- 
schen und  am  Grunde  der  mittleren  Finger  dicker,  kürzer  und  we- 
niger einer  Schwimmhaut  ähnlich  ist  als  bei  der  Kreuzkröte.  Kur 
bei  den  auf  den  Balkaren  lebenden,  mit  nahezu  vollkommener, 
„effectiv"  bis  an  die  Zehenspitzen  reichenden  und  nur  vor  der 
längsten  Zehe  beiderseits  etwas  bogig  ausgebildeten  Schwimmhäu- 
ten versehenen  Varietät  von  B.  viridis  sollen  merkliche  Spann- 
häute zwischen  den  Fingern  sich  vorfinden  (Böttger,  in  Zoolog. 
Anzeiger,  1880,  S.  643).  Dem  längsten  Finger  und  zum  Tlieil  auch 
dem  2.  Finger  entsprechend,  findet  sich  auf  t-.er  Handwurzel  ein 
grosser  Ballen  und  nicht  weit  davon  ein  etwas  kleinerer  Daumen- 
ballen,  der  grösser  ist  als  derjeuige  bei  Calamita.  Die  Hinter- 
gliedmassen  sind    länger    als   bei   B.  calamita,    nach    vom  ge- 


-    173  — 

streckt,  erreichen  sie  mit  dem  Fersenhöcker  beim  Männchen  das 
Nasenloch  oder  den  vorderen  Augenwinkel  (Boulenger),  beim  Weib- 
chen, dessen  Körper  etwas  länger  ist,  reichen  sie  blos  bis  zum 
hinteren  Winkel  des  Auges  oder  nur  etwas  darüber  hinaus.  Der 
Oberschenkel  ist  länger  als  bei  der  Kreuzkröte,  der  Unterschenkel 
kürzer  als  der  Fuss  und  ungefähr  ebenso  lang  wie  der  Kopf.  Die 
Zehen  sind  ziemlich  breit  und  abgeflacht;  die  vierte  ist  die  läng- 
ste, dann  folgen  die  dritte  und  die  fünfte,  die  erste  ist  die  kür- 
zeste; die  5.  Zehe  erreicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der  4.  Zehe, 
die  3.  Zehe  überragt  merklich  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der 
4.  Zehe.  Der  Fersenhöcker  ist  ziemlich  gross,  merklich  länger,  hö- 
her und  härter  als  beiß,  calamita,  sowie  stärker  entwickelt  als 
der  runde  äussere  Metatarsaltuberkel;  dieser  letztere  ist  ebenfalls 
stärker  entwickelt  als  bei  der  hier  zum  Vergleich  gezogenen  Krö- 
tenart. Die  Schwimmhaut  reicht  bis  zur  halben  Länge  der  vier 
kürzeren  Zehen;  sie  kann,  wie  es  beispielsweise  bei  der  baleari- 
schen  Form  der  Fall  ist,  nahezu  vollkommen  erscheinen  und  bis 
an  die  Zehenspitzen  reichen;  auch  bei  Exemplaren  aus  Mitteleuropa 
können  die  Schwimmhäute,  so  namentlich  zur  Sommerzeit,  über 
die  halbe  Länge  der  Zehen  hinausgreifen  und  bis  zur  Hälfte  des 
letzten  Gliedes  reichen,  nur  au  der  längsten  Zehe  bleibt  sie  be- 
deutend zurück  und  erstreckt  sich  bloss  bis  zur  Wurzel  der  2.  Pha- 
lanx oder  wenig  darüber  hinaus.  Bei  jungen  Individuen  sind  die 
Schwimmhäute  in  der  Kegel  kürzer  als  bei  den  alten;  die  Schwimm- 
haut setzt  sich  in  einem  gewöhnlich  gut  sichtbaren  Hautsaum  längs 
der  Zehenränder  fort.  Die  Zehenspitzen  sind  gelblich  oder  bräun- 
lich, die  Gelenkhöcker  sind  sowohl  an  den  Fingern  als  auch  an 
den  Zehen  stark  entwickelt;  von  einer  Zweitheilung  ist  keine  Spur 
zu  sehen  (Fig.  8,  in  Leydig's  „Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch. 
Fauna"  und  Holzschnitt  18  in  Camerano's  Monographie).  Sämtliche 
übrigen  höckerartigen  Erhabenheiten  sind  an  der  Unterseite  des 
Fusses  und  der  Hand  wenig  zahlreich,  aber  grösser  und  regel- 
mässiger angeordnet  als  es  bei  Kreuzkröte  der  Fall  zu  sein  pflegt. 
Die  Oberseite,  namentlich  Rücken  und  Rumpfseiten  sind  mit  mehr 
oder  weniger  dicht  stehenden,  kleineren  und  grösseren  Warzen  be- 
setzt, die  ihrerseits  am  Gipfel  zuweilen  wie  Dornspitzen  aussehende 
Höcker  tragen.  Ausser  diesen  Höckern  sind  an  den  grösseren  War- 
zen zahlreiche  Poren  und  an  den  Leibesseiten  eine  Menge  winzig 
kleiner  sandkornartiger  Erhabenheiten  zu  sehen;  die  grösseren,  an 
der  Spitze  meist  braun  gefärbten  Höcker  können  auch  am  Obe- 
rarm, und  zwar  zahlreicher  am    Unterschenkel,    weniger    zahlreich 


-   174  — 

am  Oberschenkel  auftreten;  grosse  Warzen  finden  sich  hinter  den 
Mundwinkeln  vor  und  sind  hier  in  einer  Reihe  angeordnet,  deren 
Fortsetzung  oftmals  auch  den  Leibesseiten  entlang  sichtbar  ist;  die 
Parotiden  sind  ziemlich  stark  durchlöchert  und  mitunter  nicht  ganz 
glatt,  sondern  von  winzigen  Erhabenheiten  oder  Drüsenwarzen  be- 
deckt; am  Kopf  sind  nur  nach  hinten  zu  und  an  den  Lidern,  aber 
nicht  immer;  Warzen  zu  sehen,  sonst  sind  Oberseite  und  Kopfseiten 
glatt,  hie  und  da  punktartig  eingedrückt.  Die  Unterseite  des  Thie- 
res  ist  mit  dicht  stehenden,  vorn  flachen,  nach  hinten  sich  höher 
erhebenden  Wärzchen  besetzt;  der  Unterschenkel  unterscits  und 
Unterkiefer  sind  glatt.  Die  Unterschenkeldrüse  scheint  bei  der  euro- 
päischen grünen  Kröte  gänzlich  zu  fehlen,  bei  asiatischen  und  afri- 
kanischen Stücken  aber  ist  sie  nachgewiesen  worden;  der  Innen- 
seite der  Fusswurzel  entlang,  mehr  nach  unten  zu,  tritt  eine  Kante 
oder  Hautleiste  auf. 

Masse  in  mm.  $  aus  der  Umgebung  von  Halle:  Körperlänge  70, 
Kopflänge  20,  Kopfbreite  24,  Kopfumfang  66,  Kopfhöhe  8.  5 — 9, 
Interpalpebralraum  5,  vom  "Nasenloch  bis  zum  Auge  4.5,  Augen- 
durchmesser 6,  Internasalraum  4.5,  Parotidenlänge  17 — 18,  ihre 
Breite  8,  ihr  Abstand  von  einander  9,  Breite  des  Trommelfells 
beinahe  3,  dessen  Höhe  etwas  über  3,  Vorderextremität  41,  Hin- 
terextremitäten 96,  Unterschenkel  26.5,  Fuss  33.5. —  9 :  Körper- 
länge 81,  Kopflänge  23,  Kopfbreite  26,  Kopfumfang  72,  Kopf- 
höhe 10.5,  Interpalpebralraum  (;,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge  6, 
Augendurchmesser  6,  Internalraum  4.5,  Parotidenlänge  18,  ihre 
Breite  8,  ihr  Abstand  von  einander  9.5,  Breite  des  Trommel- 
fells 2.5,  dessen  Höhe  3,  Vorderextremität  46,  Hinterextremi- 
tät  100,  Unterschenkel  28  5,  Fuss  34. 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Die  Grundfarbe  kann  von  einem  schmutzigen  Weiss,  helleren 
Grau  oder  Gelbgrau  durch  Hellbraun  und  Olivenfarben  fast  bis  ins 
Grauschwarze  oder  Dunkellila  in  vielen  Abstufungen  wechseln,  wo- 
bei im  allgemeinen  die  dunkleren  Tinten  häufiger  bei  alten  Tliie- 
ren,  bei  külher  Witterung  und  in  der  Dunkelheit,  die  helleren  hin- 
gegen mehr  bei  jungen  Thieren  oder  bei  warmem  Wetter  und  hel- 
lem Tageslicht  angetroffen  werden.  Je  mehr  sich  nun  die  Grund- 
farbe verdunkelt,  desto  undeutlicher  werden  auch  in  der  Regel  die 
grossen,  am  Kopfe  und  den  Gliedmassen  ziemlich  regelmässig,  am 
Rumpf  aber  regellos  verteilten  grünen  Flecken,    welche    meistens 


—  175  — 

von  einem  etwas  dunklerem  grünen  Saume  und  ausserdem  noch 
von  einem  zweiten  hellen  Reif  umgeben  sind,  dessen  Farbe  stets 
von  einer  helleren  Nuance  ist  als  diejenige  des  Grundtones.  Die 
Flecken  erscheinen  mit  dunkelgrünen  Punkten  und  Warzen  besetzt, 
die  Grundfarbe  wird  von  dunklen,  sei  es  grauen  oder  graubrau- 
nen oder,  wie  es  namentlich  den  Rumpfseiten  entlang,  am  Halse, 
oberseits  an  der  Wurzel  der  Vorderbeine  und  an  den  Hinterextre- 
mitäten der  Fall  zu  sein  pflegt,  von  mennig-,  rosen-  oder  tief 
(lunkelrothen  Warzen  unterbrochen.  Sehr  häufig,  insbesondere  bei 
hellfarbenen  russischen  Stücken,  treten  diese  rothen  Warzen  über 
die  ganze  Körperoberseite  dicht  zerstreut  auf;  auch  kann  sich  das 
Roth  der  Warzen  zu  Flecken  ausdehnen  und  dem  Thiere  ein  buntes 
Aussehen  verleihen;  am  Kopf  kommen  diese  rothen  Flecke  vor- 
zugsweise in  der  Parotidenregion,  auf  dem  Lide,  an  der  Schnauze 
und  den  Mundwinkeln  vor.  Bei  südeuropäischen  Individuen  sollen 
nicht  selten  die  ganzen  Augenlider  und  Parotiden  schön  rosenroth 
gefärbt  erscheinen.  „Bei  Stücken  aus  dem  südöstlichen  Europa  stos- 
sen  die  Flecken  in  der  Nackengegend  oft  in  Form  zweier,  mit 
ihrer  Convexität  einander  zugekehrter  Halbmonde  oder  eines  so- 
genannten Andreaskreuzes  zusammen,  zwischen  dessen  sämtliche 
Schenkel  eine  rundliche  Mackel  in  ziemlich  regelmässiger  Weise 
gestellt  ist;  diese  Varietät  wird  von  Eichwald  als  B.  crucigera 
beschrieben"  (Schreiber,  Herpetolog.  europ.  p.  140).  Die  dunkle 
Kopfzeichnung  ist  in  Bezug  auf  die  Umrisse  der  Flecken  ziemlich 
beständig,  denn  die  an  ihrem  Rande  zackig  ausgefressene n  Binden 
längs  der  Schnauzenkante,  jene,  welche  der  Quere  nach  am  Lide 
sich  hinziehen  und  mit  der  Zeichnung  am  Hinterhaupt  sich  verei- 
nigen können,  sowie  auch  diejenigen,  mitunter,  namentlich  bei  süd- 
russischen Exemplaren,  zu  Flecken  aufgelösten  Binden  auf  den  Pa- 
rotiden finden  sich  bei  den  meisten  Exemplaren  wieder;  auch  die 
grossen  dunkelgrünen  Flecken  an  den  Kopfseiten  und  die  bald 
kleineren,  bald  zu  Querbarren  erweiterten  Flecken  auf  der  Ober- 
seite der  Gliedmassen  fehlen  wohl  nie.  Die  Flecken  am  Rumpf 
können  isolirt  von  einander  stehen  und  eine  inselförmige  Verkei- 
lung zeigen  oder  durch  Zusammenfliessen  Landkartenflecken  bilden. 
Mitunter,  aber  ziemlich  selten,  namentlich  bei  italienischen  Indivi- 
duen, verläuft  über  die  Mitte  des  Rückens  eine,  meist  nur  spur- 
weise angedeutete  und  vielfach  unterbrochene  helle  Linie,  also  ge- 
nau wie  wir  es  in  der  Regel  bei  der  Kreuzkröte  sehen.  Die  helle, 
meist  weissliche  Unterseite  ist  entweder  fleckenlos,  oder  am  Bauche 
und  an  der  Brust  wenigstens,  mit    ziemlich    grossen,    aber  wenig 


—  170   - 

zahlreichen  graubraunen,  grünlichschwarzen  oder  schwarzen  Makeln 
und  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägten  Wolken-  oder  Rauch- 
flecken besetzt;  bei  brünstigen  Exemplaren  beiderlei  Geschlechts 
erhält  die  Unterseite  der  Oberschenkel  und  der  Unterleib  einen 
ziemlich  deutlichen  blauen  Anflug;  die,  sonst  helle,  bisweilen  rein 
weisse,  und  wie  es  scheint  stets  fleckenlose  Kehle  wird  gleichfalls, 
wenn  auch  nur  spurweise  bläulich  angehaucht.  Unterseits  unge- 
fleckte oder  nur  spärlich  dunkel  gezeichnete  B.  viridis  kommen 
wohl  meistens  im  Osten  Europas  und  in  Vortier-Asien  vor;  bei  sy- 
rischen Individuen  erscheint  der  Bauch  mitunter  gelb  und  nach 
hinten  zu  sogar  bräunlichgelb  überflogen.  Die  Angabe,  dass  die 
Unterseite  beim  Weibchen  häutiger  und  in  stärkerem  Grade  als 
beim  Männchen  gefleckt  oder  gemarmelt  sein  soll  kann  ich  nicht 
bestätigen;  nur  insofern,  glaube  ich,  dass  Weibchen  und  Männchen 
hinsichtlich  ihrer  Färbung  Unterschiede  aufweisen  können,  als  die 
Färbung  beim  letzteren  in  vielen  Fällen  im  allgemeinen  dunkler 
wie  beim  ersteren  erscheint.  Zur  Laichzeit  sind  die  Männchen  auf- 
fallend dunkel;  die  dunklen,  von  hellen  Säumen  umgebenen  Flecken 
sind  meistens  auf  dunklem  samtartigen,  ins  Lila  neigenden  Fond 
zerstreut.  Die  Handfläche,  die  Unterseite  der  Fusswurzel  und  die 
Sohle  sind  auf  hellem  oder  ziemlich  dunklem  Fond  mit  dunklen 
Flecken  besetzt;  die  Höcker  sind  hell,  die  Finger-  und  Zehenspit- 
zen bräunlich,  die  Spannhäute  dunkel,  hell  umsäumt.  Die  Jungen 
sind  von  den  Alten  nur  wenig  verschieden,  indem  sie  in  der  Re- 
gel im  allgemeinen  heller  gefärbt  und  namentlich  hellere  grüne 
Flecken  aufweisen.  Die  metallisch  glänzende,  bald  blassgelbe,  bald 
grünliche  Iris  ist  namentlich  unten  dicht  und  stark  mit  schwarz- 
braunen oder  schwarzen  Pünktchen,  seltener  mit  Adern  durchsetzt; 
der  sonst  fleckenlose,  schmale  Goldsaum  um  die  Pupille  herum 
wird  vorn  und  hinten  durch  einen,  die  Iris  in  eine  obere  und  un- 
tere Hälfte  (heilenden  dunklen  Querstrich  unterbrochen;  bisweilen 
zeigt  sich  in  der  Mitte,  an  der  unteren  Irishälfte  ein  dunkler  senk- 
rechter Strich.  Farbe  und  Zeichnung  haben  Veranlassung  zu  Va- 
rietäten-Abtrennungen gegeben.  Camerano  ')  führt  folgende  an,  auf 
deren  Einzelheiten  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann: 
Var.  crucigera  Eichwald  (1.  c.)  mit  dem  Andreaskreuz  in  der 
Nackengegend.  Var.  lineata  Ninni  (Sulla  supposta  esistenza  del 
Bufo  calamita  nel  Veneto.  Atti  R.  Ist.  Yen.  ser.  V,  vol.  V)  mit 


')  Monografia  deglj  Anfibi  aiiuri  italiani,  1.  c. 


—  177   — 

einer  hellen,  longitudinalen  Linie  in  der  Rückennütte  und  Var. 
concolor  Lessona  (Atti  Acc.  Lincei  Mem.  ser.  III,  vol.  1,  p.  1085) 
mit  graubrauner,  fleckenloser  Körperoberseite  und  nur  spärlich  ge- 
fleckten Hinterbeinen. 

Var.  balearica  Böttg.  unterscheidet  sich  vom  Typus,  laut  Bött- 
ger  (Zoolog.  Anzeiger,  1880,  S.  642.  Abhandl.  Senckenb.  na- 
turforsch. Ges.  XII,  S.  S91),  „durch  nahezu  vollkommene,  effektiv 
bis  an  die  Zehenspitzen  reichende  und  nur  vor  der  längsten  Zehe 
beiderseits  bogig  ausgerandete  Schwimmhaut  an  den  Hinterfüssen 
und  merkliche  Spannhäute  zwischen  den  Fingern  an  den  Vorder^ 
gliedmassen  aus.  Auch  hat  die  var.  balearica  meist  ein  etwas 
grösserer  Trommelfell,  das,  halb  so  gross  wie  der  Bulbus,  in  sei- 
nen Dimensionen  die  Grösse  des  Trommelfells  der  ägyptischen 
Form  von  B.  viridis  zeigt,  ohne  aber  jemals  die  des  verwandten 
B.  regularis  Reuss  zu  erreichen.  Der  innere  Höcker  des  Hand- 
tellers ist  zudem  oft  fast  so  gross  wie  der  äussere,  und  beide, 
auch  der  innere,  sind  mehr  linsenförmig  gestaltet.  Der  erste  Finger 
der  Hand  ist  nicht  viel  länger,  aber  viel  kräftiger  als  der  zweite". 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Das  Männchen  ist  kleiner  als  das  Weibchen,  sein  Vorderarm  ist 
dicker,  namentlich  zur  Brunstzeit  weniger  gelenkig  als  beim  letz- 
teren; bei  jenem  erreicht  und  überragt  das  Knie  die  halbe  Ent- 
fernung zwischen  den  Ansatzstellen  des  Vorder-  und  Hinlerbeines, 
bei  diesem  reicht  die  Kniebeuge  nicht  bis  dahin,  sondern  bleibt 
ein  gutes  Stück  dahinter  zurück.  Die  Hintergliedmassen  nach  vorn 
gestreckt,  erreichen  mit  dem  Fersenhöcker  beim  Männchen  das  Na- 
senloch oder  wenigstens  den  Vorderwinkel  des  Auges,  beim  Weib- 
chen aber  höchstens  die  halbe  Länge  des  Auges,  beim  letzteren 
ist  der  Unterschenkel  im  Vergleich  zu  dem  des  Männchens  kurz. 
Die  Schallblasen  sind  bei  den  Männchen  vorhanden,  bei  den  Weib- 
chen fehlen  sie.  Der  Daumen  ist  beim  männlichen  Geschlecht  zur 
Paarungszeit  dicker  als  beim  Weibchen;  oben  am  Daumen,  an  sei- 
nem Innenrand,  sowie  auch  am  Daumenballen  ist  eine  zur  Laich- 
zeit dunkelbraune  oder  schwärzliche  Epidermiskruste  zu  sehen; 
ähnliche  „Hornschwielen"  oder  „Brunstwarzen"  zeigen  sich  am  Innen- 
rande des  2.  und  3.  Fingers.  Diese  Schwielenbildungen  fehlen  dem 
Weibchen. 

12 


178  - 


Larve  ')• 

Die  Larven  von  B.  viridis  sind  grösser  als  diejenigen  von  der 
gemeinen  Kröte  und  von  der  Kreuzkröte,  denn  sie  erreichen  eine 
Gesamtlange  von  42  mm.,  wovon  der  Körper  17  mm.  und  der 
Schwanz  25  mm.  misst;  der  Schwanz  ist  8  mm.  hoch,  die  Beine 
sind  11  mm.  lang  und  der  Körperumfang  beträgt  ungefähr  26  mm.; 
der  Interoccularraum  misst  4  mm.,  die  Analröhre  1  mm.  Der  vom 
Rumpf  durch  eiue  seitlich  sichtbare  halsartige  Einschnürung  schwach 
abgesetzte,  vorn  sehr  merklich  verschmälerte  Kopf  ist  unterhalb 
der  Augen  aufgetrieben  und  am  breitesten;  seine  Oberfläche  ist 
hinten  schwach  gewölbt,  an  der  Schnauze  abwärts  ziemlich  steil 
abfallend;  die  verhältnissmässig  langestreckte  Schnauze  erscheint 
in  spitzem  Bogen  gerundet.  Die  massig  grossen  Augen  liegen  mehr 
seitlich  als  oben;  ihr  Abstand  von  einander  ist  bald  grösser,  bald 
ungefähr  ebenso  gross  als  die  Mundlänge  und  doppelt  oder  nicht 
ganz  doppelt  so  lang  als  die  Entfernung  zwischen  den  grossen,  von 
einem  schmalen,  schwach  wulstartig  vortretenden  Rande  begrenzten 
Nasenöffnungen;  letztere  sind  bedeutend  näher  dem  Auge  als  dem 
Munde  gelegen,  ihre  Entfernung  vom  Auge  ist  geringer  als  die 
Distanz  der  Nasenöffnungen  von  einander,  ihr  Abstand  vom  Lip- 
penrande ungefähr  ebenso  gross  wie  der  Raum  zwischen  den  Augen. 
Die  Oberlippe  ist  stark  bogenförmig  gekrümmt;  Unter-  und  Ober- 
lippe erscheinen  deutli  h  getrennt  und  sind  gegen  die  Mundwinkel 
hin  mit  Papillen  besetzt,  im  übrigen  aber  bezahnt;  die  äussere 
Zahnreihe  an  der  Oberlippe  ist  sehr  lang.  Die  Unterlippe  ist  im 
Vergleich  zu  derjenigen  von  B.  vulgaris  oder  B.  calamita 
ziemlich  lang  und  an  beiden  Enden  nach  unten  gebogen,  anstatt 
nach  nach  oben,  wie  es  bei  den  eben  erwähnten  Arten  der  Fall 
ist.  Die  Zähnchen  sind  ziemlich  schmal;  der  Körper  läuft  trichter- 
förmig aus,  der  Kopf  ist  mit  6  bis  14  Zacken  versehen;  die  Zahn- 
säule besteht  aus  zwei  übereinander  sitzenden  Ersatzzähneu  und 
einem  ausgebildeten  Endzahn. — Der  Rücken  ist  ziemlich  flach  ge- 
wölbt, Rumpfseiten  und  Bauch  aufgetrieben;  das  linkerseits  gele- 
gene Kiemenloch  ist  gross,  grösser  als  die  Afteröffuung.  Die  Anal- 
röhre ist  dünnwandig,  kurz,  in  der  Mitte  gelegen,  nach  hinten  und 
unten  gerichtet  und  an  ihrer  hinteren  Wandung  mit  dem  Flossen- 


')  Die  mir  zur  Verfügung  stehenden  Larven    dieser    Art    sind    mir  von  Herrn 
Hc'ron-'ßoyer  ;ils  B.  viridis  bestimmt  zugesandt  worden. 


—  179  — 

säume  vereinigt.  Der  wenig  hohe  Schwanz  ist  mit  stark  ausgebil- 
detem Flossensaume  umgeben;  die  obere,  sich  auf  dem  Rücken 
spurweise,  aber  doch  merklich  fortsetzende  Flosse  ist  mit  stark 
bogenförmig, gekrümmtem  Rande  versehen,  während  die  untere 
Flosse  am  Rande  verhältnissmässig  schwach  abgerundet  erscheint 
und  am  Schwanzende  abgestutzt  aussieht.  Der  Schwanz  samt  der 
Schwanzflosse  ist  ungefähr  anderthalbmal  so  gross  wie  der  übrige 
Körper.  Die  Hinterbeine  sind  lang,  scheinen  aber  ziemlich  spät 
zum  Vorschein  zu  kommen,  wenigstens  bei  den  mir  vorliegenden, 
26  mm.  langen  Larven  sind  nur  Spuren  von  ihnen  zu  sehen.  Die 
Oberseite  dieser  Larve  zeigt  in  der  Regel  ein  Dunkel-  oder  Schwarz- 
braun, dem  metallisch  glänzende  Fleckchen  eingemengt  sind,  die 
Unterseite,  namentlich  aber  die  Kehle  ist  bedeutend  heller,  bis- 
weilen grau  oder  bräunlichgrau  mit  mehr  oder  weniger  deutlichen 
kupferglänzenden  Flecken  besetzt.  Die  obere  Schwanzflosse  ist  deut- 
lich dunkel  gefleckt,  während  die  untere  Flosse  nur  am  Schwanz- 
ende wenige  dunkle  Sprenkeln  zeigt  und  durch  ihr  gleichmässig 
helles  Aussehen  im  Vergleich  zur  bunten  marmorirten  oberen  Flosse 
auffällt.  In  späterer  Zeit,  kurz  vor  dem  Hervorsprossen  der  Vor- 
derextremitäten, hellt  sich  der  Untergrund  bedeutend  auf  und  es 
zeigen  sich  schliesslich  auf  hellbraunem  oder  graugrünem  Fond 
dunkelbraune  oder  graubraune  Fleckchen,  begleitet  von  zahlreichen 
schwärzlichen  winzigen  Höckerchen  und  etlichen  gelblichen,  war- 
zenartigen Erhabenheiten;  namentlich  tritt  die  dunkle  Fleckung  au 
den  Extremitäten  besonders  scharf  und  schon  recht  früh  auf.  Der 
Rauch  färbt  sich  grau,  während  die  Kehle  und  die  Unterseite  der 
Hinterbeine  gelblich  erscheinen.  Die  Hautdrüsen  (Seitenlinie)  treten 
bei  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Larven  nicht  zum  Vorschein. 
Nach  Lessona  würden  sich  zwei  hinter  dem  Auge  anfangende  Rei- 
hen dieser  Organe  dem  Rücken  entlang  hinziehen  und  ungefähr  in 
der  Höhe  des  Spiraculums  Seitenzweige  nach  unten  hin  auf  die 
Rumpfseiten  entsenden.  Vergl.  Fig.  37  auf  Taf.  V,  in  „Studii  sugli 
Anfibi  anuri  del  Piemonte".  Aehuliche  Hautdrüsenreihen  sind  höchst 
wahrscheinlich  auch  am  Kopfe  vorhanden  und  sind  wohl  nur  über- 
sehen worden.  Nach  dem  Abwerfen  des  Schwanzstummels  misst  die 
junge  Kröte  16  bis  20  mm. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

B.  viridis  ist  gleichfalls  ein  Nachtthier,  lässt  sich    aber  auch 
Tags  sehen  und  zwar  im  Wasser  zur  Laichzeit,  auf  dem  Lande  bei 

12* 


—  180  — 

schwüler  Luft  und  vor  oder  nach  einem  Gewitter.  Gewöhnlieh  mel- 
det er  den  Regen,  indem  er  in  grosser  Anzahl  wie  herbeigezau- 
bert auf  einmal  erscheint  und  unruhig  herumhüpft.  In  den  Wol- 
gagegenden ist  bisweilen  der  Boden  in  den  von  ihm  bewohnten 
Ortschaften  wie  besäet  und  man  hat  öfters  Gelegenheit  eine  un- 
geheure Menge  dieser  Thiere  sich  bewegend  und  wahrhaft  impo- 
sante Züge  bildend  zu  treffen,  wobei  die  Masse  die  Richtung,  wel- 
che die  vordersten  einschlagen  streng  einzuhalten  pflegt,  ja  bis- 
weilen genügt  es  die  „Anführer"  in  eine  andere  Richtung  zu  lenken, 
damit  der  ganze  Zug  nach  links  oder  rechts  abschwenkt;  nach 
und  nach  steuern  sie  aber  in  die  von  ihnen  ursprünglich  einge- 
schlagene Richtung  zurück  und  es  scheint  beinahe,  dass  sie  nicht 
so  ganz  zweck-  und  ziellos,  sondern  wie  von  einein  Luftzug  ge- 
trieben, dahin  wandern  und  es  wäre  interessant  zu  erfahren,  ob 
sie  auch  wirklich,  wie  ich  bemerkt  zu  haben  glaube,  vor  der  Re- 
gen verkündenden  Wolke  fliehen,  ß.  viridis  bewegt  sich  wie  die 
Frösche  springeud  uud  ist  im  Stande  weite  Sätze  auszuführen  und 
wird  daher  von  Laien  mitunter  für  einen  Frosch  gehalten;  beim 
Schwimmen  ist  er  gewandter  als  seine  Verwandten  und  soll  er 
auch  gut  klettern  können.  Das  Bedürfniss  zum  Graben  kommt  bei 
ihm  wenig  zum  Vorschein,  er  zieht  es  vor  von  fremden  Löchern 
Besitz  zu  nehmen  und  sich  darin  bequem  einzuwühlen,  oder  er 
wählt  seinen  Schlupfwinkel  im  Erdgeschoss  eines  Hauses  oder  in 
einer  Kluft  zwischen  den  Steinen  einer  feuchten,  womöglich  ver- 
fallenen Malier.  Hinsichtlich  des  Klimas  sowie  auch  der  Bodenbe- 
schaffenheit ist  er  nicht  wählerisch,  denn  er  wird  sowohl  im  Hor- 
den Europas,  als  auch  in  Algerien  und  auf  den  wasserarmen  Cy- 
kladen  angetroffen,  gedeiht  aber  am  besten,  wie  es  scheint  in 
Russland.  Auch  in  Betreff  seiner  Laichplätze  ist  er  sehr  leicht  zu 
befriedigen,  denn  er  laicht  ebenso  gern  in  klarem  Wasser  als  auch 
in  unreinen  Pfützen.  Die  Laichzeit  fällt  in  den  Monat  Mai;  in  eini- 
gen Gegenden  und  in  Ausnahmefällen  dauert  dieselbe  bis  in  den 
Juni,  ja  sogar  August  hinein.  So  traf  Koch  im  Jahre  1871  noch 
im  August  Laich  von  B.  viridis  vor,  der  in  Regenpfiitzen  zwi- 
schen trocken  gelegenen  Feldern  in  kleinen  Kliimpchen  und  kurzen 
Schnurstückchen  mit  sehr  losem  Zusammenhang  gruppirt  war.  Koch 
spricht  nun  die  Vermuthung  aus,  dass  dieser  Laich  rasch  gelegt 
worden  sein  muss  und  giebt  an,  dass  die  Quappen,  die  von  die- 
sem Laich  herrührten,  ebenso  rasch  sich  enl  wickelten  und  ver- 
wandelten und  zwar  bevor  sie  ihre  normale  Grösse  erreicht  hatten. 
Die  Laichzeil  und  die  Dauer  des  Larvenlebens    hängt    somit  sehr 


—  181   — 

viel  von  günstiger  oder  ungünstiger  Temperatur  ab,  das  eine  aber 
steht  fest,  dass  unter  normalen  Verhältnissen  B.  viridis   ziemlich 
bedeutend  später  seinen  Winteraufenthalt  verlässt  und  dem   Laich- 
geschäft obliegt  als  die  gemeine  Kröte  und  dass    er    dem   Cala- 
mita  in  den  Laichplätzen  meist  zuvorkommt;  mitunter  aber   wer- 
den diese  beiden  Species  in  denselben  Gewässern  angetroffen   und 
tauscheu  sie  dann  gegenseitig  mit  ihren  Weibchen.    Das    Absetzen 
des  Laiches  geht  im  Verhältniss  zur  Zahl  der  Eier  rasch  von  statten, 
denn  es  werden  binnen  zehn  bis  zwölf  Stunden  emsiger  Thätigkeit 
gegen  Tausend  Laichkörner  zur  Welt  gebracht,  die  in  zwei,  unge- 
fähr 3  mm.  dicken  und  3  bis  4  Meter  langen    Gallertschnüren  in 
einer  kontinuirlichen  Spirale  angeordnet  liegen   und  bei  oberflächli- 
cher Betrachtung  regelmässige  Dreiecke   bilden.  Da  die  kristallhelle 
Gallerte  im  Wasser  aufzuquellen  pflegt  und  die  Schnur  infolge  der 
Furchuug  und  Verschiebung  der  Laichkörner  länger  wird,  so  hängt 
Dicke  und  Länge  der  Schnur  von    der    Dauer    ihres   Aufenthaltes 
im  Wasser  ab.  Auch  dürfte  es  schwerlich  gelingen    die    normalen 
Mass  Verhältnisse  der  Lairhschnur  zu  erfahren,  da  sie  sehr  dehnbar 
ist  und  sofort  beim  Verlassen  des  weiblichen  Körpers  vom    Männ- 
chen hin  und  her  gezerrt  wird;  jedenfalls  aber  ist  die  Schnur  bei 
B.  viridis  länger  als  bei  Calamita  und  vielleicht  auch   als  bei 
B.  vulgaris  und  dünner  als  bei  diesen  beiden,  während  die  Eier 
kleiner  sind  als  bei  den  zwei  anderen  Krötenarten.  Die  Ehe   wird 
mitunter  auch  auf  dem  Lande  geschlossen,  in    diesem    Fall   muss 
es    sich   das    Weibchen    gefallen    lassen,    ihren    Gatten    auf   dem 
Rücken  herumzutragen  bis  es  an  einen  Laichplatz  gelangt.  Die  Art 
und  Weise  wie  die  Männchen  ihre  Weibchen  vom  Rücken  aus  hinter 
den  Wurzeln  der  Vorderextremitäten  umfassen,   ist    bei    allen   un- 
seren Kröten  ziemlich  dieselbe,  insofern  nur  ist  beim  grünen  Bui'o 
ein  Unterschied  vorhanden,  als  die  Männchen  sich  nicht  damit  beg- 
nügen deii  Weibchen  ihre  Hände  in  die  Achseln  zu  stemmen  oder 
es  um  die  Achseln  zu  umfassen,  sondern  sie  umarmen  es,    gleich 
den  Fröschen,  förmlich  um  die  Brust.  Diese    Art    und    Weise  der 
Umarmung  ist  übrigens,  wie  ich  mich  aus  den  von  mir  zu  Rathe 
gezogenen  Berichten  über  die  Fortpflanzung  der  Aiiuren  habe  über- 
zeugen können,  auch  bei  unseren  übrigen    Kröteuarten    beobachtet 
worden.  Der  männliche  B.  viridis    scheint    sein    Weibchen   zum 
Absetzen  der  Eier  zu  reizen,  indem  er  die    Kloakeumündung    des- 
selben mit  den  Zehen  streichelt;  sobald  die  durchsichtigen  Gallert- 
schnüre zum  Vorschein  kommen,  zieht  er  au  ihnen  mit  den  Füssen 
herum,  um  ihr  Hervortreten  zu  beschleunigen  und    befruchtet   die 


—   182  — 

Eier;  nun  werden  die  langen  Schnüre  ausgebreitet,  um  Pflanzen 
herumgeführt  und  umgewunden,  so  dass  sie  grosse  Schlingen  bil- 
den, die  hie  und  da  angeheftet  werden,  um  sie  vom  Fortschwem- 
men zu  sichern;  die  Laichkörner  liegen  in  2  bis  3  Zeilen  alter- 
nirend  eingebettet,  sie  sind  tiefschwarz  mit  hell-  oder  schwarzbrau- 
nen Flecken  (He'ron-Royer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1888, 
p.  26).  Bruch  sah  Larven  dieser  Art,  die  aus  Laich  vom  4.  April 
herrührten,  Anfang  Juni  sich  verwandeln  und  trat  in  demselben 
Jahre  vom  3.  bis  zum  11.  April  zahlreiche  Paare  in  Begattung, 
von  da  an  bis  zum  18.  Mai  aber  nur  einzelne  Nachzügler  sich 
paaren  (Würzburg,  naturwiss.  Zeitsohr.  III.  Bd.  S.  201).  Er  giebt 
ferner  an,  dass  zu  Anfang  August  noch  Larven  zu  sehen  waren. 
Nach  Bruch  werden  somit  die  Larven  zwei  Monate  alt,  ehe  sie  zur 
Metamorphose  schreiten;  Fatio  dagegen  schätzt  das  Larveuleben  des 
B.  viridis  auf  drei  Monate,  oder  auch  auf  etwas  länger.  leine 
Erfahrungen  über  die  Entwickelung  dieser  Larven  sind  nicht  mass- 
gebend, da  sie  nicht  unter  normalen  Verhältnissen  gesammelt  wur- 
den und  nur  insofern  dürften  sie  einiges  Interesse  haben,  da  sie 
als  Beispiel  der  Abkürzung  der  Dauer  des  Larvenlebens  unter  dem 
Einfluss  von  ungünstigen  Bedingungen  im  Freileben  dienen  können. 
Die  von  mir  beobachteten  grünen  Kröten  setzten  nämlich  ihren 
Laich  in  der  ersten  Hälfte  Mai  in  ein  Reservoir  ab,  das.  in  der 
Nähe  von  einem  Stalle  lag  und  als  im  Juni  das  Wasser  durch 
Hitze  und  nachträgliche  Verunreinigung  verdarb  und  einen  uner- 
träglichen Geruch  verbreitete,  schwammen  sämmtliche  Quappen  auf 
der  Oberfläche  des  Wassers  nach  reiner  Luft  schnappend  und  ge- 
gen den  25.  Juni  waren  sie  alle  samt  und  sonders  in  der  Meta- 
morphose begriffen,  oder  bereits  verschwunden;  somit  waren  diese 
Larven  kaum  sechs  Wochen  alt  und  hatten  schon  ihren  Wasser- 
aufenthalt mit  dem  Leben  auf  dem  Lande  vertauscht.  Aus  den 
Mittheilungen  Koch's  (Bericht  Senckenberg.  naturforsch.  Ges.  1872, 
S.  170)  und  Camerauo's  (Ricerche  intorno  alla  vita  branchiale  degli 
Anfibi.  Mem.  R.  Accad.  Sc,  di  Toriuo,  ser.  II.  T.  XXXV)  lässt  sich, 
glaube  ich,  der  Schluss  ziehen,  dass  B.  viridis  zuweilen  im  Lar- 
venstadium im  Freien  über  wintert.  „Die  Stimme  wird  von  Manchem 
dem  Knarren  einer  Thüre  verglichen",  sagt  Leydig  und  fügt  zu- 
gleich hinzu:  „Die  im  Zimmer  lebenden  Thiere  lassen  bei  bevor- 
stehendem Regen  ein  kurzes  glucksendes  Schreien  hören".  Bruch 
aber  sagt  hierüber:  „Seine  Stimme  ist  ein  eigenthümlich  klagendes, 
nicht  unangenehmes  mä,  mä,  mä,  welches  dem  Geschei  der  Rohr- 
kröte an  Schallkraft  lange  nicht  beikömmt  und  daher  nur  in  un- 


—  183   — 

mittelbarer  "Nähe  heraus  zu  hören  ist".  Die  Angabe  Bruch's  rührt 
von  einer  Verwechselung  mit  irgend  einer  anderen  Art  her;  an  den 
mir  von  Herrn  A.  Goldfuss  am  25.  April  d.  J.  aus  der  Umgebung 
von  Halle  freundlichst  übersandten  brünstigen  Männchen  habe  ich 
mich  vergewissern  können,  dass  Leydig,  und  nicht  Bruch  die  Stim- 
me dieser  Kröte  gehört  und  richtig  wiedergegeben  hat;  die  Stimme 
des  Männchens  reiht  sich  in  Stärke  derjenigen  von  B.  vulgaris 
an;  sie  besteht  aus  Tönen,  die  etwas  durch  „krru,  krru,  kruu" 
wiedergegeben  werden  können;  es  sind  klagende,  aber  wohlklin- 
gende, kurze,  rollende  Laute,  die  rasch  auf  einander  folgen  und 
von  mehreren  Männchen  zu  gleicher  Zeit  ausgestossen,  wie  ein 
halblautes,  in  singendem  Tone  gehaltenes  vertrauliches  Gespräch 
klingen.  Unsere  sämmtlichen  schwanzlosen  Lurche  sind  mehr  oder 
weniger  stimmbegabt,  insofern  wenigstens,  als  die  Männchen,  selte- 
ner auch  die  Weibchen  zur  Brunstzeit,  oder  wenn  sie  gequält  und 
bei  der  Begattung  gestört  werden,  eigenthümliche  leise  Lockrufe, 
oder  aber  Klage-  und  Schmerzenslaute  ausstossen;  diese  Laute 
jedoch  sind  in  Bezug  auf  Klang  und  Zusammensetzung  öfters  von 
der  Stimme,  welche  sie  hören  lassen,  wenn  der  Bruusttrieb  seinen 
Höbepunkt  erreicht  hat,  gänzlich  verschieden.  Das  Hochzeitslied 
der  männlichen  giünen  Kröte  besteht,  nach  Angabe  He'ron-Royer, 
aus  einem  klangvollen  und  rollenden  Pfeifen,  das  etwas  au  den 
Gesang  der  Nachtigal  erinnert.  Dieses  „Lied"  habe  ich  ebenfalls 
bei  einem  Männchen,  das  in  Begriff  stand  ein  Weibchen  zu  bestei- 
gen, vernommen;  es  klang  mir  wie  ein  ziemlich  greller,  rollender 
Pfiff  aus  einer  kleinen    Signalpfeife. 

Vor  und  nach  dem  Fortptlanzungsakt  verbleibt  B.  viridis  eine 
Zeitlang  im  Wasser,  hernach  sucht  er  selten  die  Wassertümpel  auf 
und  begnügt  sich  auch  dann  nur  mit  einem  Sitzbade.  Im  Herbst 
bezieht  er  sein  Winterquartier  eher  als  B.  vulgaris  und  später 
als  B.  calamita.  In  der  Gefangenschaft  lässt  er  sich  nich  so 
leicht  zahmen  wie  seine  Nächstverwandten  und  ist  darin  dem 
Wasserfrosch  ähnlich;  sonst  ist  B.  viridis  ein  gar  unschuldiges 
Geschöpf  trotz  der  geradezu  abschreckenden  und  das  Vorurtheil, 
welches  viele  Menschen  gegen  die  Kröten  hegen,  nur  noch  ver- 
grössernden  Schilderung  De  la  Cepede-Bechstein's.  Diese  beiden 
Bearbeiter  der  „Katurgeschichte  der  Amphibien"  machen  aus  ihm 
ein  Ungeheuer.  „Es  scheint",  sagen  sie,  „dass  der  ätzende  Saft  von 
dieser  Kröte  noch  schädlicher  ist,  als  von  der  gemeinen.  Jedesmal, 
wenn  sie  Athem  holt,  blässt  sie  die  Kehle  auf.  Im  Zorn  funkeln 
ihre  Augen  und  der  Körper  überzieht  sich  mit  Schleim,  der  einen 


—  184  — 

Gestank  verbreitet  wie  der  schwarze  Nachtschatten  (Solanum  ni- 
grum),  nur  ungleich  heftiger".  Statt  alledem  sucht  unsere  Kröte 
hei  drohender  Gefahr  durch  geschickte  Sprünge  <xu  entwischen, 
oder  drückt  sich  nieder  ganz  ergeben  in  ihr  Schicksal  und  lässt 
ihre  Klagerufe  hören;  ihre  Augen  drücken  höchstens  Schrecken  aus 
aber  nichts  anderes.  Die  von  Bruch,  Koch,  Fatio,  Leydig  und  He'- 
ron-Royei  angestellten  trefflichen  Beobachtungen  über  die  Lebens- 
weise des  B.  viridis  sind  in  folgenden  Schriften  und  Werken 
veröffentlicht  worden:  „Beiträge  z.  Naturgesch.  u.  Classificat.  d. 
nackten  Amphibien"  (1.  c.)  und  „Neue  Beobachtungen  z.  Naturgesch. 
d.  einheimischen  Batrachier"  (Würzburg,  naturwiss.  Zeitschrift,  IV), 
„Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudaten  Batrachier  d.  Unter-Main- 
und  Lahn-Gebietes",  „Faune  des  Vertebre's  de  la  Suisse,  III",  „Die 
anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna",  „Notices  sur  les  moeurs  des 
Batraciens,  III"  (1.  c). 

Die  uns  hier  interessirende  Kröte  wird  bekanntlich  zum  ersten- 
mal beschrieben  und  gezeichnet  vom  Verfasser  der  Laurenti'schen 
Synopsis.  Diese  Originalfigur  finden  wir  in  Bechstein's  deutschen 
Ausgabe  der  De  la  Cepede'schen  Naturgeschichte  der  Amphibien 
(Bd.  IL  Taf.  35,  Fig.  2)  wieder;  diesem  Bilde  nach  würde  das 
Thier  eher  lila  als  grün  zu  bezeichnen  sein!  Eine  andere  Original- 
ligur  aus  dem  vorigen  Jahrhundert  ist  diejenige  von  Pallas  in  der 
„Spicilegia  zoologica";  ich  meine  Fig.  1  und  2.  auf  Taf.  VI,  welche 
„R  a  n  a  v  a  r  i  a  b  i  1  s"  darstellt.  Eine  Originalzeichnung  ist  abermals 
die  Figur  bei  Daudin  (Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  pl.  28,  fig.  2), 
ebenso  diejenige  bei  Rüppel  (Zoolog.  Atlas  z.  Reis©  im  nördl. 
Afrika,  Taf.  V.  Fig.  2),  welche  mir  leider  augenblicklich  nicht  zur 
Ansicht  vorliegt.  Bonaparte's  Ioonografia  della  Fauna  italica,  nur 
aus  Originaltafeln  bestehend,  enthält  ebenfalls  eine  Abbildung 
unseres  Thieres,  sie  ist  aber  als  misslungen  äu  betrachten.  Hinge- 
gen die  neueren  Abbildungen,  so  beispielsweise  die  Zeichnung  in 
Brehm's  „Thierleben"  (Bd.  VII.  S.  596.  Leipzig,  1888)  und  na- 
mentlich die  von  Viandier  und  Camerano  kolorirten  Figuren  in  den 
Schriften  von  ßoulenger  (Proc.  zool.  Soc.  of  London,  1880,  pl.  L) 
und  Lessona  (Studii  sugU  Anfibi  anuri  del  Piemonte.  Atti  R.  Accad. 
dei  Lincei.  Ser.  III.  vol.  I.  Tav.  IV.  Fig.  1,  8,  18)  sind  gut,  zum 
Theil  ausgezeichnet.  Endlich  wäre  noch  zu  erwähnen,  dass  die 
Arbeiten  Leydigs  (Die  anuren  Batrachier),  Lessona's  und  ßoulen- 
ger's  Abbildungen  einiger  Körpertheile  der  gFünen  Kröte  enthalten» 


—  185  — 


Vorkommen. 

Bis  vor  kurzem  war  man  der  Ansicht,  dass  B.  viridis  vom 
südlichen  Schweden  angefangen  durch  fast  ganz  Europa  mit  Aus- 
nahme Grossbritannieus,  Irlands  und  Hollands  verbreitet  sei.  Die 
neueren  Forschungen  aber  haben  ergeben,  dass  die  Angaben  über 
ihr  Vorkommen  auf  der  iberischen  Halbinsel  vorderhand  noch  durch 
keine  erreichbaren  Belegstücke  erhärtet  sind  und  mit  Recht  ange- 
zweifelt werden  müssen  (197. — S.  141;  275;  276).  Ausser  Europa 
ist  diese  Species  im  gemässigten  Asien  und  nördlichen  Afrika  ver- 
breitet.— In  Schweden,  wo  sie  nach  Nilsson  (104)  und  Wallengren 
(134)  nur  im  Süden  anzutreffen  ist,  hat  sie  Msson  bei  Lund  und 
Nöbbelöf  und  Mewes  (136)  auf  Gottland  gefunden.  In  Norwegen, 
in  Grossbritannien  und  in  Irland  scheint  sie  zu  mangeln.  Hingegen 
ist  sie  in  Dänemark  einheimisch  und  ist  daselbst  bei  Kopenhagen, 
auf  Amager,  Saltholm,  bei  Kronberg,  Hellebaeck,  Praesto,  Skjelskjor, 
ferner  bei  Bogense,  Roden,  Skagen  und  anderwärts  gefunden  worden 
(103).  Was  ihr  Vorkommen  in  Deutschland  anbetrifft,  so  ist  sie 
daselbst  weit  verbreitet,  obschon  sie,  wie  Leydig  (170)  angiebt, 
„diesseits  der  Alpen  nirgends  in  solcher  Menge  auftritt,  als  jenseits 
derselben".  Aus  Ost-  und  Westpreussen  erwähnt  sie  Rathke  (74) 
mit  dem  Zusatz  „selten",  in  Schlesien  hat  sie  Kaluza  (75)  rings  um 
Breslau,  namentlich  vor  dem  Oderthore,  und  „über  Prausnitz, 
Trachenberg  bis  hinter  Ravicz  in  Polen"  häufig  beobachtet  und 
Gloger  (175)  bezeichnet  sie  als  ein  in  Schlesien  gewöhnliches,  an 
der  rechten  Oderseite  fast  überall  gemeines  Thier.  In  der  Ober- 
lausitz (81)  und  in  Sachsen  (80.177)  kommt  sie  gleichfalls  vor. 
Zenker  erwähnt  diese  Kröte  aus  Thüringen  und  dass  es  in  der 
Umgebung  von  Halle  bei  dem  Kloster  Rossleben  zum  ersten  mal 
in  Deutschland  von  Schreber  entdeckt  worden  ist,  bemerkt  Leydig. 
In  dem  vorläufigen  Verzeichniss  der  Reptilien  und  Amphibien  der 
Provinz  Sachsen  von  W.  Wolterstorff  (230)  wird  sie  für  Arnstadt, 
Weimar,  Suiza,  Cröllwitzer  Höhen,  Trothaer  Felsen,  Dölauer  Heide, 
Seeben,  Petersberg,  Salziger  See,  Seeburg,  Hettstedt,  Quedlinburg 
und  Magdeburg  (Biederitzer  Busch)  genannt.  In  der  Mark  Branden- 
burg fand  sie  Schulz  sehr  häufig  auf  den  Rüdersdorfer  Kalkbergen 
bei  Berlin  (76.— S.  468);  Sturm  (256)  und  Struck  (77)  erwähnen 
sie  für  Mecklenburg;  Edler  fand  sie  (nach  Mittheilung  von  Pallas) 
bei  Lübeck;  Magdeburger  Exemplare  habe  ich  selber  unter  den 
Händen  gehabt  und  für  die  Umgebung  Bremens  fuhrt  sie  Brügge- 


—  186  — 

mann  (213. — S.  205)  auf.  Am  Unterrhein  uud  am  Mittelrheia  hat 
sie  Leydig  (94)  bei  Bonn  uud  bei  Speyer  gesammelt  und  bei  Linz 
a.  Rh.  hat  sie  Melsheimer  (95.— S.  90)  beobachtet.  Dass  sie  in 
der  Umgebung  von  Elberfeld  vorkommt,  erwähnt  Behrens  (229). 
Aus  Wiesbaden,  Mombach  und  Heddernhein  hat  sie  Kirschbaum  (92) 
angezeigt;  in  der  Unter-Main-  und  Lahn-Gegend  soll  sie  an  vielen 
Orten  fehlen,  so  namentlich  im  Westerwalde,  dem  oberen  Lahnthale, 
dem  Sieg-  und  Dillthale;  im  unteren  Taunus  findet  man  sie  ganz 
vereinzelt;  zahlreicher  gegen  den  Rhein-  zu,  und  sehr  häufig  bei 
Frankfurt,  so  in  der  Nähe  des  Röder-Wäldchens,  bei  Offenbach  und 
Mainz  (93).  Ziemlich  verbreitet  scheint  sie  in  Baden  am  Rhein 
vorzukommen;  im  Keckarthai  traf  ich  die  Kreuzkröte  bei  Heidelberg 
und  Leydig  hat  sie  in  Weinheim  an  der  Bergstrasse  sowie  auch  in 
der  Rheinpfalz  bei  Speyer  gesammelt.  In  Elsass  und  Lothringen 
wird  sie  schwerlich  fehlen,  doch  liegen  mir  hierüber  keine  be- 
stimmten Angaben  vor.  Im  Königreich  Württemberg,  wo  sie  nach 
Pheniuger  nicht  selten,  nach  Krauss  (89)  aber  im  Unterland  nicht 
häufig  vorkommt  und  in  Oberschwaben  gänzlich  fehlt,  hat  sie 
Leydig  (88.170)  für  die  Tübinger  Gegend  als  ziemlich  häufig  be- 
zeichnet. „In  der  „Oberamtsbeschreibung  von  Württemberg"  z.  B.", 
sagt  Leydig,  „wird  mir  Kröte  nur  aus  dem  Oberamt  Maulbronn  vom 
Oberförster  Kommerell  und  ebenso  aus  dem  Oberamt  Brackenheim 
vom  Forstreferendar  Karrer  angezeigt,  während  die  Berichte  über 
die  Fauna  der  übrigen  Gegenden  des  Landes  davon  schweigen,  und 
man  darf  vermuthen,  dass  unter  der  beliebten  Redensart  „von 
Fröschen  uud  Kröten  kommen  die  gewöhnlichen  Arten  vor"  der 
nicht  unterschiedene  B.  variabilis  öfters  stecken  mag".  Leydig 
nimmt  wohl  mit  Recht  an,  dass  diese  Art  in  Süddeutschland  gewiss 
noch  verbreiteter  ist,  als  es  nach  den  Schriften  mancher  Faunisten 
den  Anschein  hat.  Alsdann  bewohnt  B.  viridis  Bayern  (82.  83) 
und  ist  daselbst  in  der  Würzburger  Gegend,  z.  B.  auf  dem  Kugel- 
fang, im  Thal  von  Gerabrun,  auf  der  Maininsel,  in  Rothenburg  ob 
d.  Tauber  (Leydig),  bei  Nürnberg  und  um  Regensburg  beobachtet 
worden  (v.  Reyder  u.  Hahn).  B.  viridis  scheint  im  Luxembur- 
gischen zu  fehlen,  auch  wird  er  in  dem  Werke  Schlegel's  über  die 
Thiere  in  Holland  nicht  erwähnt.  In  der  Fauna  Belgiens  von  de 
Selys-Longchamps  wird  er  ebenfalls  nicht  genannt,  hingegen  in 
einem,  im  Jahre  1854  veröffentlichten  Vortrag  von  demselben  Ver- 
fasser über  Belgiens  Thierwelt  geschieht  seiner  Erwähnung,  indessen 
vermuthet  Coliin  de  Plancy,  dass  diese  nachträgliche  Bemerkung 
auf  einem  Fehler  in  der  Bestimmung  beruhen  müsse,   indem  viel- 


—   187   — 


1 


eicht  ein  Calamita  ohne  hellen  Vertebralstreifen  mit  der  grünen 

Kröte  verwechselt  worden  sei  und  da  Boulenger  der  Ansicht  ist, 
dass  letztere  in  Belgien  fehlt,  so  ist,  glaube  ich,  Grund  genug 
vorhanden  die  Angabe  de  Selys-Longchamps  zu  bezweifeln.  Das 
Vorkommen  des  B.  viridis  in  Frankrei  h  ist  neuerdings  gleich- 
falls in  Frage  gestellt  worden  ungeachtet  dessen,  dass  Ogerien  (39), 
Millet  (30),  Betre'mieux  (26),  Mauduyt  (28),  Charvet  (40),  Olivier, 
(38),  Verany  (153),  Bosc  (259.  33. -S.  157),  De  Serres  (152) 
und  Crespon  (260)  ihn  in  ihren  Schriften  über  die  Fauna  der  De- 
partements Jura,  Maine-et-Lnire,  Charente-Infe'rieure,  Vieune,  Isöre, 
Doubs,  Alpes  Maritimes,  Herault,  sowie  auch  für  die  „ehemalige 
Bourgogne"  die  Umgegend  von  Langres  und  den  Süden  Frankreichs 
erwähnen.  Die  Herrn  Franzosen  scheinen  durch  Dum^ril  und  Bibron 
bezüglich  der  Uuzertrennbarkeit  von  B.  viridis  und  ß.  calamita 
dermassen  irre  geführt  zu  sein,  dass  sie  noch  heutzutage  „leicht 
fassbarer  Unterscheidungsmerkmale",  wie  sie  z.  B.  Heron-Royer  in 
neuerer  Zeit  geliefert  hat,  bedürfen,  um  diese  zwei  in  anderen 
Ländern  hinlänglich  bekannten  Krötenarten  unterscheiden  zu  können. 
Lataste,  der  sich  viel  mit  der  Frage  über  das  Vorkommen  der 
grünen  Kröte  in  Frankreich  befasst  hat,  theilt  uns  mit,  dass  Millet's 
Sammlung  keine  grüne  Kröte  enthält  und  dass  Mauduyt's  „B.  vi- 
ridis" sich  als  Pelodytes  punctatus  entpuppt  hätte.  Und 
wenn  Risso  (23)  angiebt,  dass  B.  viridis  die  Hügel  um  Nizza 
bewohne,  so  fügt  er  gleichzeitig  bei,  dass  es  die  „Varietät  cala- 
mita" sei,  die  in  den  Seealpen  vorkommt;  dieses  Zugeständniss 
ist  uns  sehr  gelegen.  Um  Nizza  herum  ist  mir  diese  Art  nie  zu 
Gesicht  gekommen  und  wenn  ich  dieselbe  hier  unter  die  Thiere 
der  französischen  Fauna  aufnehme,  so  geschieht  es,  weil  einige 
Andeutungen  vorliegen,  als  ob  sie  am  Mont-Blanc  und  in  dessen 
Umgebung  zu  Hause  wäre  (43)  ').  Man  wird  kaum  fehlgreifen, 
wenn  man  die  Aussagen  Rosenhauer's  (19),  Seoaue's  (235)  und 
Machado's  (18)  über  das  Vorkommen  von  B.  viridis  im  Rio 
Grande  bei  Yunquera,  bei  Sevilla  und  in  Galicien  gleichfalls  für 
irrig  erklärt  und  auf  Unkenntniss  und  Verwechselung  beruhen  lässt, 
denn  Herpetologen  von  Fach  wie  Boscä,  Böttger  und  Lataste  wollte 


')  Nachträglicher  Zusatz.  Aus  dem  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1S88,  Ns  2,  ersehe 
ich,  dass  es  R.  Blanchard  gelungen  ist,  die  uns  hier  interessirende  Krüte  auf  fran- 
zösischem Boden  zu  entdecken.  „L'ete  dernier",  sagt  Blanchard,  „j'ai  trouve  de  tres 
jeunes  exemplaires  de  cet  Anoure  au  Bourgct,  localite  des  Hautes-Alpes  situee  ä 
quelques  centaines  de  metres  de  la  frontiere  italienne,  par  une  altitude  de  190O 
metres". 


—  188  — 

es  nicht  gelingen  Exemplare  dieser  Art  von  der  iberischen  Halbinsel 
zu  erhalten.  Hingegen  ist  die  Art  nicht  selten    auf    den    Balearen 
und  wird  in  allen  Bewässerungsbassins,  so  namentlich  in  der  Umge- 
bung von  Palma,  oft  zu  Hunderten  angetroffen;  für  die  Insel  Ibiza 
hat  sie  Barcelo  y  Combis  (159)  nachgewiesen,   auf    Minorea  soll 
sie  Martinez  Saez  beobachtet  haben  (161. — p.  257)  und  von  der 
Insel  Majorca  hat  Böttger  eine  besondere  Abart    erhalten,    die   er 
als  Var.   balearica    kürzlich    beschrieb    (221).    Von   der  Insel 
Sardinien  hob  schon  Gene'  (261)    hervor:    „ubique    frequens,    sed 
praesertim    in    umbrosis    et    sub    lapidibus";    mehrere   sardinische 
Exemplare  des  B.  viridis  im    Museum    in    Turin    stammen   aus 
Luras  und  Cagliari  (Camerano)  und  GiglioJi    erwähnt    seines   Vor- 
kommens auf  dem  Gennargentu.  Auf  Corsica  ist  er  in  der  Umge- 
bung Bastia's  uud    Ajaccio's    (262.— S.    256)    und    in    ßonifacio 
(Giglioli)  beobachtet  worden.  Ueber  sein  Vorkommen    auf   Sicilieu 
liegen  uns  die  Angaben  vor  von  Mina  Palumbo  (56)  und  Doderlein 
(263),  wonach  er  im  Madoniagebirge  und  auf    der    kleinen  Insel 
Ustica  in  grösserer  Anzahl  gefunden  wurde;  ferner  von   Camerano 
(13)  und  Böttger,  die  diese  Art  aus  Catania,  Modica  und  Messina 
erhalten  haben  sollen.  Auf  der  apenuinischen  Halbinsel  scheint  sie 
allgemein  heimisch  zu  sein;  „e  sparso  dove  piü,  dove  meno  abbon- 
dar|te,  in  tutta  l'Europa  al  pari  del  vulgaris",  womit  wir    uns 
allerdings  nicht  ganz  einverstanden  erklären  können.  Nach  Giglioli 
(48)  findet  sie  sich  in  Arena  und  Pizzo  in  Calabrien,  nach  Bona- 
parte (240)  ist  sie  in  der  Umgebung  von  Rom  beobachtet  worden, 
Camerano  (op.  cit.)  giebt  an,  dass  er  sie   aus    Porto   S.    Giorgio 
(Marche)  erhalten  habe  und  bemerkt,  dass  sie  in  Toscana,  Venetien, 
in  der  Lombardei  und  in  Piemont  verbreitet  sei  (264).  Giglioli  (48) 
fand  sie  in  Florenz,  Targioni-Tozzelti  (244)  im  Casenlino  und  im 
Modenesischen  soll  sie  nach  Bonizzi  (53)  einheimisch  sein.  In  Pa- 
dova  kommt  B.  viridis  mit  hellem    Vertebralstreifen    vor,   eine 
Eigenthümlichkeit,  welche  die  Verwechselung  dieser    Kröte   mit  B. 
calamita  zufolge  hatte;  im  Trevignano  ist  die  Wechselkröte  an 
einigen  Oertlirhkeiten  äusserst  gemein,  an  anderen  fehlt  sie;  in  dem 
Garten  des  Lido  ist  sie  von  G.  v.  Martens  (266)  beobachtet  wor- 
den; sie  muss  in  dieser  Gegend  nicht  selten  sein,  denn,  wie  Leydig 
(270)  berichtet,  bevölkerte,  sie  im  Herbst  1870  bei  Venedig,  na- 
mentlich bei  Malamocco  das  Ufer  in  allergrösster  Menge.  De  Betta 
(246)  führt  sie  für  die  Provinzen  Verona  und    Vicenza  an,    auch 
im  Valle  di  Nun  und  im  Valle  di  Marcellise    ist    sie   vorgefunden 
worden.  In  der  Lombardei  (65),  so  in    der    Umgebung    Mailand's 


—  189  — 

(52)  und  in  Piemont,  z.  B.  in  Rivoli,  Venaria    reale,   bei    Turin, 
Vigevano,  Saluzzo  (49)  und  Casale  (Giglioli)  ist  sie  sehr  geraein. 
Endlich  bewohnt  B.  viridis,  wie  F.  Müller  (52.— S.  258),  Gig- 
lioli (48)  und  der  mir  unbekannt    gebliebene  Verfasser  der  „Sta- 
tistiea  fisiCa  ed  economica  dell'isola  di  Capri  (267)  uns  mittheilen, 
auch  Livorno,  die  Insel  Lipari  und  Capri;   auf  Capri  allerdings  ist 
er  höchst    selten  und  scheint  von  da  allmählich  zu  verschwinden; 
auf  Elba  und  auf  den  kleinen  Inseln  im  Tyrrhenischen  Meere  kommt 
er  nicht  vor  (48).  In  der  Schweiz  scheint  er  weniger  verbreitet  zu 
sein;  so  giebt  Fatio  in  seiner  „Faune  des  Verte'bre's  de  la  Suisse"  ao: 
„Je  n'ai,  jusqu'ici,  trouve  moi-meme  cette  jolie  espece,  en  Suisse,  que 
(kins  les  vallees  qui  s'ouvrent  au  sud  des  Alpes,  dans  le  bas  Tessin 
et  dans  le  Val  de  Poschiano  qui  descend,  dans  les  Grisons,  de  la 
Bernina  ä  la  Valteline,  jainais  au  delä  d'une  hauteur  maximum  de 
1000  metres    audessus  de  la  mer.  M.  G.  Schneider    m'a  dit,  ce- 
pendant,  avoir  observe'  la  mgme  espece  dans  les  environs  de  Bäle, 
et  le  professeur  The'obald  me   l'a  cite'e  egalement  pres  de  Coire". 
In  der  Beilage  zum  vierten  Band  seiner  Fauna  bemerkt  Fatio  hin- 
sichtlich des  angeblichen  Vorkommens  des  B.  viridis   bei  Basel 
folgendes;  „Les  D-rs  Müller  et  Leuthner  n'ont,  ni  Tun  ni  l'autre, 
re'ussi  ä  reueontrer  le  Bufo   viridis  dans  les  environs  de  Bäle; 
il  est  donc  probable  que  la  citation  de  Schneider  reposait  sur  quel- 
que  confusion  avec  le  B.  calamita".  In  der  Umgebung  von  Chur 
scheint  diese  Art  allerdings  vorzukommen  (232),  in  der  Nähe  Basels 
aber  ist  es  F.  Müller,  wie  wir  es  aus  seinem  „Verzeichniss  der  in 
der  Umgegend    von    Basel    gefundenen    Reptilien    und  Amphibien" 
schliessen,    nicht  gelungen    sie   auffindig  zu  machen.  Auch  in  Vo- 
rarlberg scheint  sie  zu  fehlen.  In  Tirol  beschränkt  sie  sich  auf  die 
Gebiete  des  wärmeren  Südens,  wo  sie  aber    stellenweise,  wie  um 
Brixen,  Bozen,  Meran,  Lavis,  Trient,  um  Fondo    und  Dambell  auf 
dem  flonsberg  ungleich  häufiger  als  die  gemeine  Kröte  vorkommt. 
Ihre  vertikale  Verbreitung  mag  über  3500  Fuss  nicht  hinaufreichen 
(72.189).  In  Kärnten    fand  sie  v.  Gallenstein  (62),  in  Dalmatien 
Kolombatovic  (59.223),    in    Niederösterreich    wurde  sie  bei  Wien 
getroffen  und  zwar  häufiger  als  B.  calamita  (187),  Fritsch  (184), 
Prach  (186)  und  Glückselig  (185)  verzeichnen  sie  unter  den  Anu- 
ren  Böhmens    und   in    Uugarn  ist  sie  von    Käroli  (180),  Jeitteles 
(181)  und  v.  Mojsisovics  (183)  beobachtet    worden.    In    Mähren, 
im  Herzogihum  Schlesien  (68),  in  Galizien  und  der  Bukowina  (69) 
(am  Dnjestr  und  Bug)  und  in  Siebenbürgen  (67)  kommt  sie  gleich- 
falls vor.  In  Bosnien  traf  sie  v.  Möllendorff  (114)  und  nachts  den 


—   190  — 

Mündungen  der  Donau,  bei  Tultseha  wurde  sie  vom  Grafen  Ferrari 
und  Zelebor  gesammelt  (64).  R.  ßlanchard  (268)  fand  sie  in 
Belgrad  und  in  Ravaniza  iu  Serbien.  Auch  für  ihr  Vorkommen  in 
Griechenland  haben  wir  einige  bestimmte  Nachweise,  hingegen  liegen 
keinerlei  Nachricht  vor  über  ihre  Verbreitung  in  der  Türkei.  Das 
Museum  in  Basel  enthält  ein  Stück  aus  Agrinion  (55.  —  S.  258) 
und  meine  eigene  Exemplare  sind  von  Herrn  L.  Munter  in  Tatoi' 
im  Pentelikon  Gebirge  erbeutet  worden.  Im  Peloponnes,  wo  das 
Thier  nach  v.  Heldreich  (190)  nicht  selten  sein  soll,  ist  es  bei 
Modhon  in  Messenien  den  Mitgliedern  der  französischen  Morea- 
Expedition  begegnet  (248).  Auf  den  Inseln  im  jonischen  und  ägäi- 
schen  Meer  findet  sich  diese  Art  ebenfalls  vor,  so  führt  sie  De 
Betta  (192)  von  der  Insel  Corfu,  Erhard  (191)  von  der  Insel 
Naxos,  Erber  (269)  von  Tinos  und  v.  Bedriaga  von  Syra  (247. — ■ 
N°  2,  S.  306).  Auch  auf  Nikaria  und  in  Kladiso,  Omalos  in  1050 
m.  ü.  M.  und  im  Lasithi-Gebirge-  auf  Creta  ist  sie  angetroffen  wor- 
den (116.— 270). 

Ueber  ihre  Verbreitung  nach  Osten  liegen  noch  folgende  be- 
stimmte Angaben  vor.  Pallas,  Rathke  und  Kessler  sprechen  vom 
Vorkommen  des  B.  viridis  in  der  Krim;  Rathke  fand  sie  beson- 
ders häufig  an  der  Südküste,  insbesondere  bei  Nikita  in  Wasser- 
tümpeln, auch  am  Kap  Fanari,  zwischen  Kalksteinen  (272);  aus 
der  "Nähe  von  Aluschta  stammt  ein  Exemplar,  das  Koppen  (271. — 
S.  76)  dem  Museum  der  Akademie  in  St.  Petersburg  mittheilte, 
ein  anderes  Individuum  wurde  von  Herrn  Kuschakewitsch  in  Sudak 
erbeutet.  Dass  die  Art  in  Odessa,  Nikolaew  und  in  Kischenew  in 
Bessaralien  zu  Hause  sei,  ist  aus  den  Mittheilungen  Dr.  Strauch's 
•an  Boulenger  (233)  bekannt.  Audrzejowski  verzeichnet  sie  unter 
den  Anuren  Wolliyniens,  Podoliens  und  des  Gouvernements  Cherson 
(195)  und  Belke  (196)  bezeichnet  sie  für  die  Gegend  von  Käme- 
netz-Podolski;  auch  in  den  Gouvernements  Kiew,  Poltava,  Charkow 
(110),  Woronesch,  Samara,  sowie  nächst  den  Wolga-Mündungen 
bei  Astrachan  (112)  ist  die  in  Rede  stehende  Kröte  äusserst  ge- 
mein und  kommt  an  einigen  Oertlkhkeiten,  so  am  Don  und  an 
der  Wolga  in  so  grosser  Anzahl  vor,  dass  die  Gärten  nach 
einem  warmen  Regen  damit  förmlich  wie  besäet  sind.  Nordwärts 
ist  sie  beobachtet  worden  in  deu  Gouvernements  Orel,  Tula, 
Moskau  (im  Bezirk  Serpuchow)  und  in  den  Ostseeprovinzen 
(105).  Was  ferner  ihr  Vorkommen  in  den  Kaukasus-  und  Kaspi- 
läudern  anbetrifft,  so  ist  sie  daselbst  gleichfalls  weit  verbrei- 
tet   und    findet    sich    ausserdem    noch   in    Sibirien.    Im   Kaukasus 


-     191   — 

soll  sie  nach  Kessler  fast  überall  in  grosser  Menge  und  in  bedeu- 
tender Höhe  anzutreffen  sein.  Mene'tries  hat  sie  häufig  in  Groznai'a 
beobachtet,  Portschinski  erbeutete  einige  Exemplare  in  der  Nähe 
von  der  Poststation  Kasbek  bei  6445  Fuss  ü.  M.  (121),  Strauch 
theilt  mit,  dass  sie  in  Baku,  Elisawetpol  und  Elenowka  lebt  (233) 
und  nach  Kessler  (1.  c),  Camerano  (264)  und  Boulenger  (233) 
kommt  sie  in  Menge  um  den  See  Goktscha  (6500  F.  ü.  M.),  in 
Eriwan,  Aralych  am  Ararat,  Etschmiadzin  und  Tiflis  vor.  Von  Len- 
koran  kennt  sie  Böttger  (120).  „In  Caucaso",  sagt  Krynicki,  „mense 
septembre  observavi  illara  frequenter  meridiei  tempore  in  agris 
ambulantem;  ex  hac  regione  individua  communiter  majora  sunt, 
maculis  obscuris  fere  confluentibus.  Ad  mare  nigrum  locis  apertisr 
torridis  saepe  eam  ex  lissuris  terrae  profundis  "aqua  expellebamy 
ubi  gregatim  tempore  diurno  in  contubernio  non  raro  Blapium 
delitescere  solet".  B.  viridis  kommt  ferner  am  Fluss  Emba,  auf 
der  Halbinsel  Mangyschlak,  um  Nukuss,  in  Tschinas,  an  den  Ufern  des 
Balchasch,  des  III,  der  Lepsa,  in  Karakol  (202.  203),  in  Barnaul 
und  endlich  an  den  Quellen  der  Tunguska  (233)  vor  und  voraus- 
gesetzt, dass  keine  Verwechselung  mit  B.  Raddei  Strauch  statt- 
gefunden hat,  auch  am  Amur  und  im  Thale  des  Flusses  Ussuri 
(Maak.  170.— S.  39).  Auch  in  Kuldscha  (Strauch),  in  China,  in 
Tibet,  so  in  Balti  (9.— S.  298),  in  Sikkim  (Himalaja.  123.— S. 
434)  und  angeblich  in  Japan  (5)  soll  B.  viridis  vorkommen.  In 
Belutschistan  scheint  er  durch  eine  verwandte  Species  B.  oliva- 
ceus  Blanford  vertreten  zu  sein  und  kommt  nur  in  Dizak  vor 
(123).  Im  benachbarten  Persien  dagegen  soll  er  im  ganzen  Lande 
verbreitet  sein.  De  Filippi  (119)  sagt:  „s'incontra  dovunque  siano 
pozzanghere  o  stagni",  Blanford  giebt  an,  dass  er  ihn  in  der  Nähe 
von  Bam  in  Südost-Persien,  westlich  vou  Bam  und  bei  Rescht  in 
Gilan  angetroffen  habe  und  nach  Nikolski  (124)  fiudet  er  sich  in 
den  Niederungen  des  Flusses  Gürgen  und  in  Keliate-Chitsch  in 
Nordost-Persien.  Dass  er  in  Kleinasien,  in  Syrien  und  Palästina, 
auf  Cypern  und  im  peträischen  Arabien  zu  Hause  sei,  ist  haupt- 
sächlich aus  den  Mittheilungen  Boulenger's  (9),  Böttger's  und  Stein- 
dachner's  (64. — S.  1!23)  bekannt.  In  Klein-Asien  Avurde  er  in 
Smyrna,  Brussa,  Albistan,  im  Cilicischen  Taurus  und  in  Xanthus 
gesammelt,  ebenso  am  Euphrates;  für  Cypern  erwähnen  ihn  Lich- 
tenstein (150)  und  Sfeindachner  (205)  und  in  Syrien  und  Palästina 
findet  er  sich  bei  Beyrut,  am  Libanon,  in  Damaskus,  auf  dem  Berg 
Karmel,  am  Todten  Meer  und  in  Jericho. 
In  Afrika  lebt  die  Art  „auf  der  ganzen,  Nordküste,  von  Algerien 


—   192  — 

(Strauch)  an  über  Tunis  (Günther)  und  Tripolis  (Boulenger)  bis 
Aegypten  (Böttger.  F.  Müller)  und  findet  sich  auch  noch  in  den 
Oasen  der  Süd-Sahara  (Tristram)"  (5).  Schon  Lichtenstein  (255) 
und  Gravenhorst  (274)  gedenken  ihrer  aus  Aegypten  und  speciell 
wird  sie  von  Aegypten  erwähnt  aus  Kairo  und  Heluan  (193);  nach 
Steiudachner  (20)  kennzeichnet  sich  die  grüne  Kröte  aegyptischer 
Herkunft  durch  das  Fehlen  der  hellen  Vertebrallinie  und  der  paro- 
tidenähnlichen  Drüse  an  der  Oberseite  der  Waden.  Aus  dem  Werke 
Strauch's  „Essai  d'une  Erpe'tologie  de  l'Algerie"  erfahren  wir,  dass 
sie  in  der  Umgebung  von  Oran  sehr  gemein  ist  und  dass  Eichwald 
sie  bei  Mousai'a  im  Atlasgebirge  gefunden  hat.  Endlich  haben,  wie 
Böttger  und  v.  Martens  (349)  uns  mittheilen,  die  Herren  Simon 
und  Ruhmer  das  Thier  in  Casablanca,  auf  der  Route  Magador- 
Marokko  und  in  der  Umgebung  von  Bengazi  in  der  Cyrenaika  ent- 
deckt.— Ueber  die  senkrechte  Verbreitung  des  B.  viridis  hätte  ich 
noch  zu  bemerken,  dass  er  im  Thale  des  Spiti-Flusses,  wie  Stein- 
dachner  behauptet,  bis  zu  einer  bedeutenden  Seehöhe  hinaufsteigt. 


9.  BUPO  CA.LAMITA,  LAUR.  1768. 

Literatur  und  Synonymik. 

B.  calamita  Laurenti,  Synops.  rept.  p  27.  Daudin,  Hist.  nat. 
Rain.  Gren.  Crap.  p,  77,  pl.  28,  fig.  1.  Hist.  nat.  Rept.  t.  VIII, 
p.  153.  Latreille,  Hist.  nat.  Salaniandres  de  Fiance,  p.  XLI.  La- 
cepede,  Hist.  nat.  quadr.  ovip.  t.  I,  p.  592.  Bonaterre,  in  Tableau 
Encyclop.  me'th.  Erpet.  p.  18,  sp.  IG,  pl.  VI,  fig.  4.  Bonaparte, 
in  Me'm.  Acad.  Sc.  Torino,  ser.  II,  T.  II,  p.  385;  Icouografia  della 
Fauna  italica,  II,  c.  fig.  Bell.  Hist.  Brit.  Rept.  p.  116,  ra.  Fig. 
London.  1839.  Latreille  et  Sonnini,  Hist.  nat.  Rept.  II,  p.  114. 
Gravenhorst,  Delic.  Mus.  zool.  Vratislav.  p.  G5  Merrew,  Tent.  Syst. 
Amph.  p.  182.  Sturm,  Deutschi.  Fauna,  III,  in.  Abbild.  Bory  St.  Vin- 
cent, in  Dict.  Class.  Hist.  nat.  V,  p.  25.  Eichwald,  Zool.  spec.  Ross, 
et  Polon.  III.  Jenyns,  Manual  of  brit.  vertebr.  animals,  p.  30?.  Bosc. 
in  Dict.  Hist.  Nat.  VIII,  p.  378  (Crapaud  calamite).  Tschudi,  in 
Mem.  Soc.  helvet.  sc.  nat.  II,  p.  88.  Daubenton,  in  Dict.  Aiiim.  En- 
cyclop. meth.  Hist.  nat.  III,  p.  296.  Wagler,  Natürl.  Syst.  d.  Am- 
phibien, S.  207.  Schlegel,  De  Dieren  van  Nederland.  Gewerveide  Die- 
ren.  S.  34.  Taf.  IX.  Collin,  Danmarks  Fröer  og  Tudser.  Naturhistorisk 
Tidskrift.  3.  R.  VI.  B.  S.  342.  Steenstrup,  Bidrag  lil  Bcstemmelsen 
af  de  nordiske  Arter  af  Rana  og  Bufo.  Vidensk.  Medd.  fra  den  natur- 


—  193  — 

hist.  Forening  1  Rbhvn.  1S69,  N-vV;  1  —  5.  Leydig,  Die  anuren  Ba- 
trachier  d.  deutsch.  Fauna,  S.  37.  Fig.  1.  Fatio,  Faune  des  Verte- 
br^s  de  la  Suisse,  III,  p.  402.  Leunis,  Synops.  Naturgesch.  d.  Thier- 
reichs,  I.  S.  339,  (1860).  Frank •,  Rept.  u.  Amphibien  Deutschlands, 
S.  155.  Schreiber,  Herpetolog.  europ.  S.  141.  Fig.  27.  Boulenger, 
in  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1880,  p.  547;  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit. 
Mus.  p.  293.  (1882).  De  Betta,  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia. 
Koch,  in  Bericht.  Senckenb.  naturf.  Ges.  1872.  S.  160.  Lataste,  in 
Revue  internat.  des  sc.  1878,  pp.  492,  494;  Essai  d'une  Faune  her- 
petolog. de  la  Gironde,  p.  291.  Schinz,  Europ.  Fauna,  II.  S.  74. 
v.  Beider,  u.  Hahn,  Fauna  boica,  m.  Taf.  Brchm,  Thierlebeu.  VII  Bd. 
S.  600.  Fig.  auf  S.  596.  (1878).  Wolter stoor ff,  in  Zeitschrift  f.  ge- 
sammt.  Natunviss.  Bd  61,  p.  1.— Bufo  viridis  Dumeril  et  Bibron, 
Erpetol.  g6n.  vol.  VIII,  p.  681  (pari.). — B.  cruciatus  Schneider, 
Hist.  amphib.  nat.  I,  p.  193.  — B.  portentosus  Schinz,  Fauna  hel- 
vetica,  in  Nouv.  Me'm.  Soc.  helv.  I,  p.  144.— Ran a  portentosa 
Sturm,  Deutschi.  Fauna.  Amphibien,  m.  Taf.  Blumenbach,  Handb.  d. 
"Naturgesch.  5.  Aufl.  S.  235,  A?  7.  Betzius,  Fauna  suec.  p.  284,  sp.  5.— 
R.  ecaudata  BazoumowsU,  Hist.  nat.  du  Jorafc.  I,  p.  281. — 
R.  bufo  calamita  Linnd,  Syst.  nat.  ed.  XIII.  T.  I.  PaYs  3,  p.  1047, 
A»  3.  Var.  ß  (nach  Sturm!).—  R.  foetidissima  Hermann,  Tabulac 
affinitatum  animalium,  p.  260.  Strassburg,  1783.— Crapaud  des  Jones, 
Guvier.  Regne  animal  1.  e'dit.  t.  II,  p.  95.  2  e'dit.  l,  II,  p.  109.— 
Die  Kreuzkröte  Goeze,  Europ.  Fauna,  VII  Bd.  S.  78,  JV?  2. 

Aeusserer  Habitus. 

B.  calamita  kennzeichnet  sich  durch  gedrungene  Gestalt,  plum- 
pen Leib  und  sehr  kurze  Hinterbeine.  Der  Rumpf  ist  kurz,  zwei 
bis  zwei-  und  einhalbmal  so  lang  als  der  Kopf,  breit  und  im  gan- 
zen wenig  gewölbt.  Der  Kopf  ist  stets  breiter  als  laug,  am  Schei- 
tel in  der  Regel  platt,  seltener  flach  gewölbt,  an  der  Schnauze 
nach  vorn  zu  abwärts  gewölbt,  mit  abgerundeter  Schnauzenkante, 
steil  abfallenden  Seiten  und  zugerundeter,  sehr  kurzer,  aber  hoher 
Schnauze.  Die  vortretenden  grossen  Augen  sind  durch  sehr  breite 
obere  Lider  geschützt  und  infolgedessen  nur  von  der  Seite  sichtbar; 
ihr  Abstand  von  einander  ist  kleiner  als  die  Breite  des  Lides  und 
meistens  bedeutend  geringer  als  der  Durchmesser  des  Augapfels; 
die  Entfernung  zwischen  dem  vorderen  und  hinteren  Augenwinkel 
ist  gleich  der  Länge  des  1.  Fingers.  Der  Randwulst  am  oberen 
Lid  ist  breit,  nur  an  seinen  beiden  Enden  stark  vortretend.  Die 
ziemlich  grossen  Nasenlöcher  sind  weit  nach  vorn  an  die  Spitze 
der  Schnauze  gerückt;  sie  sind  von. einander    stets    weniger    weit 

13 


—  194  — 

als  vom  Kieferrand  und  in  vielen  Fällen  weiter  als  von  den  Augen 
entfernt;  ihr  Abstand  vou  einander  ist  meistens  geringer  als  der- 
jenige zwischen  den  oberen  Lidern.  Der  Mund  ist  nicht  so  weit 
nach  hinten  gespalten  wie  bei  der  gemeinen  Kröte,  die  Spalte  reicht 
bis  an  den  hinteren  Augenwinkel  oder  nur  sehr  wenig  darüber 
hinaus.  Die  Zunge  ist  lang,  bisweilen  doppelt  so  lang  als  breit, 
dick,  nach  rückwärts  nur  wenig  erweitert,  im  Leben  elliptisch,  bei 
Weingeiststücken  durch  Einschrumpfung  oft  bandförmig.  Das  Männ- 
chen besitzt  eine  unpaare,  in  der  Mitte  der  Kehle  gelegene  Schall- 
blase, die  im  luftgefüllten  Zustande  derjenigen  beim  Laubfrosch 
ähnlich  sieht;  der  Eingang  liegt  rechter-  oder  linkerseits  zwischen 
Zunge  und  Kinnlade.  Das  Trommelfell  ist  undeutlich  und  tritt  bis- 
weilen nur  in  seiner  vorderen  Partie  zum  Vorschein;  es  ist  nahe 
am  Augapfel  gelegen,  im  Durchmesser  etwa  gleich  einem  Drittel 
des  Augendurchmessers  oder  der  halben  Entfernung  des  Nasenlo- 
ches vom  vorderen  Augenwinkel.  Die  Parotiden  sind  flach  gewölbt, 
mitunter  wenig  sichtbar,  von  eiförmiger,  oder  nach  hinten  stark 
verjüngter,  daher  dreiseitiger  Gestalt,  viel  kürzer  als  bei  Vulga- 
ris und  Viridis,  etwa  nur  um  ein  Drittel  länger  als  breit,  nach 
hinten  massig  oder  auch  gar  nicht  divergirend  und  ziemlich  genau 
in  die  Längsaxe  des  Körpers  gestellt;  ihre  Länge  ist  entweder  dem 
Augendurchmesser  oder  der  Entfernung  zwischen  ihrem  Vorderende 
und  dem  vorderen  Augenwinkel  oder  dem  Nasenloch  gleich.  Die 
queroval  aussehende  Pupille  zeigt  eine  schwache  Einkerbung  am 
oberen  und  unteren  Rande  '). 

Die  Vorderbeine  sind  beim  Männchen  kräftiger  gebaut  als  beim 
Weibchen,  über  den  Rücken  nach  hinten  gestreckt,  reichen  sie  nicht 
immer  bis  zur  Afteröffnung.  Die  Finger  sind  kurz  und  laufen  ziem- 
lich spitz  aus;  der  dritte  Finger  ist  der  längste,  der  vierte  der 
kürzeste,  während  die  beiden  übrigen  meistens  gleich  lang  sind; 
der  1.  Finger  kann  etwas  kürzer  sein  als  der  2-te.    Wichtig   für 


*)  Die  Pupille  von  Calamita  hat  schon  Bruch  zu  untersuchen  Gelegenheit 
gehabt  und  gieht  an,  in  einzelnen  Fällen  bemerkt  zu  haben,  dass  eine  schwache 
Einkerbung  am  oberen  Pupillenrand  sich  zeigt,  so  dass  die  Pupille  rautenförmig 
wird.  Heron-Royer  hat  ebenfalls  die  Formen  der  Pupille  bei  Calamita  und  Vi- 
ridis erörtert;  ihm  zufolge  würde  die  Pupille  bei  der  Kreuzkröte  unten  in  der 
llilte  eine  winkelige  Einknickung,  oben  aber  einen  winkeligen  Ausschnitt  zeigen 
(Holzschnitt  A,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1884,  S.  30).  Somit  würde  nach  He- 
ron-Royer, die  Pupille  bei  Calamita  sich  wesentlich  von  der  der  übrigen  Krö- 
ten unterscheiden  und  eine  Eigonthiimlichkeit  aufweisen,  welche  Bruch  und  mir 
entgangen  ist.  In  meinen  Notizen  finde  ich,  dass  der  Goldrand,  welcher  die  Pupille 
umgiebt,  oben  in  der  Mitte  „wie  mit  einer  Nadel  emporgehoben  ist". 


—  195  — 

die  Unterscheidung  der  Kreuzkröte  von  der  grünen  Art  scheint  mil- 
der Umstand  zu  sein,  dass  bei  jener  der  4-te  Finger  kaum  die 
halbe  Länge  des  dritten  Fingers  erreicht,  dass  ihr  zweiter  Finger 
merklich  länger  ist  als  der  4-te  und  endlich,  dass  zwischen    dem 

2.  und  3.  Finger  eine,  obschon  nur  spurweise,  aber  dennoch, 
insbesondere  wenn  man  die  Finger  auseinanderbreitet  und  gegen 
das  Licht  betrachtet,  gut  sichtbare  Spannhaut  sich  vorfindet,  wäh- 
rend bei  B.  viridis  diese  Spannhaut  äusserst  reducirt,  oder,  so 
namentlich  beim  Männchen,  gar  nicht  zum  Vorschein  kommt;  der 
4.  Finger  erreicht  bei  der  grünen  Kröte  dreiviertel  der  Länge  des 

3.  Fingers,  während  der  2.  Finger  entweder  etwas  kürzer  als  der 
4-te  ist,  oder  die  gleiche  Länge  wie  dieser  hat.  Bei  diesen  zwei 
Arten  scheinen  demnach  die  Längen  Verhältnisse  der  Finger  ganz 
und  gar  verschieden  zu  sein,  indem,  bei  Calamita  auffallende 
Längendifferenzen  zwischen  dem  3.  uud  4.,  bei  B.  viridis  aber 
merkliche  Unterschiede  zwischen  dem  2.  und  3.  Finger  sich  vor- 
linden.  Die  Unterfläche  der  Finger  zeigt  wohl  entwickelte,  zwei- 
reihige Geleukhöcker,  welche  übrigens  nur  am  Grunde  der  dritten 
und  der  vorletzten  Beugestelle  des  1.  und  2.  Fingers  deutlich  zu 
sehen  sind.  Palma  der  Hand  mit  einem  grossen  rundlichen,  bald 
flach  gewölbten,  bald  auffallend  stark  vortretenden  und  ziemlich 
harten,  median  sitzenden  Ballen  und  daneben  einem  kleineren  Dau- 
menballen. Arn  Vorderarm  eine  schwach  entwickelte  Drüse.  Die 
Hinterbeine  sind  kürzer  als  bei  B.  vulgaris  und  B.  viridis, 
nach  vorn  an  den  Körper  angelegt  mit  der  Spitze  den  1.  oder  2. 
Zehe  das  Schnauzenende  uud  mit  dem  Fersenhöcker  den  vorderen 
(iP)  oder  hinteren  ($)  Augenwinkel  erreichend.  Der  Oberschen- 
kel ist  derart  in  der  Haut  verwachsen,  dass  das  Thier  nicht  sprin- 
gen kann,  die  zutage  tretende  Partie  desselben,  vorn  gemessen, 
zeigt  ungefähr  die  Länge  des  3.  Fingers;  es  ist  dies  eine  Eigen- 
thümlichkeit,  die  sich  sonst  bei  keiner  unserer  Kröten  wiederfindet. 
Der  Unterschenkel,  vom  äusseren  Ballen  an  gemessen,  ist  kürzer 
als  der  Fuss  und  länger  als  der  Kopf.  Der  Ferseuhöcker  ist  läng- 
lich rund,  kürzer  und  nicht  so  stark  vorragend  wie  bei  der  ge- 
meinen Kröte;  der  rundliche  äussere  Metatarsalhöcker  ist  etwas 
kürzer  als  der  Fersenhöcker.  Die  Zehen  sind  kurz,  abgeplattet  und 
mit  schwach  entwickelten  Schwimmhäuten  versehen;  die  5.  Zehe 
erreicht  nicht  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  an  der  4.  Zehe,  die 
3.  Zehe  überragt  kaum  die  Wurzel  der  2.  Phalanx  au  der  4.  Zehe; 
die  Randsäume  an  den  Zehen  sind  bald  mehr,  bald  weniger  aus- 
gebildet; die  Höcker  an  den  Beugestellen  der  Zehen  stehen  paarig 

13* 


—  190  — 

(Fig.  7,  in  Leydig,  Die  aouren  Batrachier  d.  deutsch. 
Fauna)    '). 

Mit  Ausnahme  der  Schnauze,  der  Kopfseiten,  der  Hand  und  des 
Fusses,  Sowie  auch  der  meistens  nur  mit  Drüsenöffnungen  wie  be- 
säeten  Ohr-  und  Gliedmassendrüsen  ist  die  ganze  Körperoberfläche 
mit  dichtstehenden  kleinen  Drüsenwarzen  bedeckt;  dazwischen  sind 
in  geringerer  oder  grösserer  Anzahl  grosse,  vereinzelt  stehende 
und  mehrere  Oeffnungen  zeigende  Drüsenwarzen  zerstreut,  die  bis- 
weilen, so  namentlich  an  den  Leibes-  und  Halsseiten  sowie  an  den 
Schenkeln  gelbliche  niedrige,  wie  Saudkörnchen  aussehende  Höcker 
tragen;  eigentliche  Dornen  sind  nirgends  am  Körper  vorhanden. 
Die  ganze  Unterseite  trägt  zahlreiche  warzenähnliche  Erhabenheiten, 
die  durch  lineare  Impressionen  getrennt,  gleichsam  als  Maschen 
eines  unregelmässigen  Netzes  erscheinen  und  vielfach  punktartig 
eingedrückt  sind;  nach  rückwärts  hin  erscheinen  diese  Warzen  etwas 
grösser  und  zeigen  mitunter  auf  ihrem  Gipfel  weiche  Höckerchen. 
Handteller  und  Fasssohle  sind  gleichfalls  mit  zahlreichen  weichen 
Höckern  besetzt;  ausserdem  erscheinen  beim  brünstigen  Männchen 
der  Daumenballen,  die  Oberfläche  des  Daumens  und  des  zweiten 
Fingers  sowie  auch  der  Innenrand  des  3.  Fingers  mit  einer  dun- 
klen Epidermiskruste  überzogen.  Die  Unterschenkeldrüse  ist  in  der 
Regel  wohl  entwickelt  und  fühlt  sich  hart  an;  längs  der  Innen- 
seite der  Fusswurzel  befindet  sich  eine  meistens  ziemlich  erhabene 
Hautleiste. 

Masse  in  mm  -?  aus  Coimbra:  Körperlänge  66.5,  Kopflän- 
ge 16.5,  Kopfbreite  nicht  ganz  23,  Kopfumfang  67,  Kopfhöhe 
etwas  über  9,  Interpalpebralraum  4,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge 
nicht  ganz  4,  Augendurchmesser  6.5,  Entfernung  der  Nasenlöcher 
von  einander  nicht  ganz  4,  Parotidenlänge  13.5,  ihre  Breite  7.5, 
ihre  Entfernung  von  einander  9.5,  Breite  des  Trommelfells  3, 
dessen  Höhe  3,  Vorderbein  41,  Hinterbein  71,  Unterschenkel  24.5, 
Fuss  30. —  o  aus  Coimbra:  Körperlänge  68,  Kopflänge  18,  Kopf- 
breite 23.5,  Kopfumfang  64,  Kopfhöhe  10,  Interpalpebralraum  bei- 
nahe 5,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge  beinahe  4.5,  Augendurch- 
messer 8,  Entfernung  der  Nasenlöcher  von  einander  4.5,    Paroti- 


*)  Bei  dieser  Gelegenheit  mus  erwähnt  werden,  dass  zweireichigo  Tuberkel 
nicht  allen  Zehen  und  Fingern  zukommen  und  dass  nur  gewisse  Gelenke  damit 
verschen  sind;  an  der  3.  und  4.  Zehe  z.  B.  stehen  sie  an  zwei  Gelenken  paarig, 
au  der  2.  Zehe  ist  eine  Deugestelle  damit  verseilen,  während  die  1.  und  5.  Zehe 
meistens  keine  deutlich  ausgeprägte  Höcker  aufzuweisen  haben.  Aehnlich  verhält  es 


sich  auch  hei  der  gemeinen  Kröte, 


—  197  — 

deiilänge  12.5,  ihre  Breite  7,  ihre  Entfernung  von  einander  11.5, 
Breite  des  Trommelfells  2.5,  dessen  Höhe  3,  Vorderbein  39,  Hin- 
terbein 59,  Unterschenkel  21,  Fuss  24. —  $  aus  Nizza:  Körper- 
länge 76,  Kopflänge  19,  Kopfbreite  21,  Kopfumfang  73,  Kopf- 
höhe 11.5,  Interpalpebralraum  6,  vom  Nasenloch  bis  zum  Auge  4.5, 
Augendurchmesser  7,  Entfernung  der  Nasenlöcher  von  einander  4.5, 
Parotidenlänge  etwas  über  14,  ihre  Breite  8,  ihre  Entfernung  von 
einander  10.5,  Breite  des  Trommelfells  2,  dessen  Höhe  2,5,  Vor- 
derbein 42.5,  Hinterbein  69,  Unterschenkel  23,  Fuss  28.— Die 
ganz  alten  Stücke  erreichen  eine  Körperlänge  von  80  mm.,  die 
jungen  Individuen  messen  nach  ihrer  Verwandlung  9  bis  15    mm. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Männchen:  etwas  kleiner,  Leib  geschmeidiger;  Vorderarm  sehr 
dick,  Finger  stärker  zugespitzt,  4.  Finger  etwas  kürzer  als  der  2-te; 
Hinterbeine,  nach  vorn  an  den  Körper  gelegt,  erreichen  mit  der 
1.  Zehe  die  Schnauzenspitze;  der  innere  Handballen  ist  gegen  den 
Rand  des  Daumens  zu  mehr  nach  aussen  gerückt;  Schallblase  an 
der  Kehle  wohl  entwickelt;  Dunkelfarbene,  braune  oder  schwarz- 
braune Epidermiskruste  (Schwiele)  am  Daumenballen,  an  der  Ober- 
fläche des  Daumeus,  des  nächstliegenden  Fingers  und  oben,  mehr 
gegen  den  Innenrand  zu,  am   3.  Finger   '). 

Weibchen:  grösser,  dickbauchiger;  Vorderarm  dünner,  Finger  we- 
niger zugespitzt,  4.  Finger  bedeuteud  kürzer  als  der  2-te;  Hin- 
terbeine, nach  vorn  an  den  Körper  gelegt,  mit  der  1.  Zehe  höch- 
stens den  Vorderwinkel  des  Auges,  mit  der  2.  höchstens  das  Na- 
senloch erreichend;  der  innere  Handballen  befindet  sich  auf  dem 
Handteller  mehr  nach  innen  gerückt;  Schallblase  und  Schwiele  fehlend. 

Larve. 

Die  Larven  von  Calamita  sind  etwas  grösser  als  diejenigen 
von  der  gemeinen  Kröte,  aber  kleiner  als  diejenigen  von    B.    v'i- 


')  Es  wird  gewöhnlich  angegeben,  dass  bei  B.  calamita  die  Schwielenbil- 
dungen  sich  am  Daumen  und  am  Rande  der  zwei  nächstliegenden  Fi  'ger  zeigen 
und  sogar  hinzugefügt,  dass  diese  Schwielen  sich  an  der  Innenfläche  dieser  drei 
Finger  entwickeln.  Dass  dies  auch  der  Fall  sein  kann  bezweifle  ich  nicht,  finde 
aber,  dass  bei  meinen  brünstigen  Männchen  aus  Portugal  und  aus  Nizza  die  Schwie- 
len eher  auf  der  Fingeroberiläche  zu  sehen  sind,  nur  am  Daumen  breiten  sie  sich 
auf  die  Innenseite  aus. 


—  198  - 

ridis;  sie  erreichen  eine  Gesamtlänge  von  30  mm.,  bei  10%  min. 
Körperlänge;  der  Körpenunfang  beträgt  circa  23  mm.,   der   Inter- 
ocularraum  fast  3  mm.  und  die  Analröhre  nahezu  2  mm.  Von  oben 
betrachtet  ist  der  Körper    eiförmig,    Kopf    und   Rumpf  erscheinen 
nicht  abgesetzt,  hingegen  bei  der  Betrachtung  des  Thieres  von  un- 
ten nimmt  man  eine  Abflachung  am   Kopf   und    eine    Auftreibung 
am  Bauch  wahr.  Hintertheil  der  Kopfoberfläche  und   Rücken    sind 
flach  gewölbt;   von  den  Augen  an  neigt    sich    die    Kopfoberfläche 
sanft  gegen  die  Nasenlöcher,  um  von  da  an    ziemlich    steil    nach 
unten  abzufallen;  der  Schnauzentheil  ist  kürzer  und  breiter  als  bei 
B.  vulgaris  und  B.  viridis  und  erscheint  in  ziemlich  flachem 
Bogen  gerundet.  Die  Augen  sind  etwas  grösser    als    bei  der  vor- 
beschriebenen Larve,  sie  liegen  seitlich,  ihre  Entfernung  von  einan- 
der ist  ungefähr  drei  Mal  so  gross  wie  der    Raum    zwischen   den 
massig  grossen,  nach  vorn   gerichteten,  von  einem    merklich  vor- 
tretenden Randwulst  begrenzten  Nasenlöchern;    die  Entfernung  des 
Nasenloches  vom  Auge  ist  etwas    geringer    als    der   Abstand    der 
Nasenlöcher  von  einander  und  seine  Entfernung  von  der  Lippe  ist 
ungefähr  zwei  und  einhalbmal    so    gross    wie    seine   Distanz  vom 
Auge.  Die  Mundöffnung  ist  bedeutend  kürzer  als    bei    B.  vulga- 
ris, denn  ihre  Länge  erreicht  bei   weitem    nicht    die    Länge   des 
Iuterocularraume's;  bei  Exemplaren,  deren  Interocularraum    3  mm. 
misst,  beträgt  der  Mund  nur  2  mm.  Die  Oberlippe   ist  im  flachen 
Bogen  gerundet;  an  den  Mundwinkeln  sind  Papillen    an    den  Lip- 
penränderu  sichtbar,  sonst  sind  die    Ränder    ohne    Papillen,    aber 
mit  Zähnchen  besetzt;   an  der  Innenfläche  der  Oberlippe  sitzt   fer- 
ner linker-  und  rechterseits  je  eine  kurze  Zahnreihe  und   an    der 
Innenfläche  der  Unterlippe  sind  zwei    ununterbrochene    Zahnreihen 
sichtbar.  Die  Zähnchen  sind    kurz;    ihr    Körper   ist  trichterförmig 
erweitert,  ihr  oberer  Theil  am  Rande  mit  12  bis  14  Zacken  ver- 
sehen; zwei  oder  drei  Ersatzzähnehen  sitzen  übereinander  und  wach- 
sen mit  ihrem  Kopf  in  die    trichterförmige    Mündung    des    oberen 
Zahnes  hinein    Das  Kiemenloch  ist  kleiner  oder  ebenso  gross  wie 
die  Afteröft'nung;  es  liegt  links  an  der  Rumpfseite,  näher  am  Auge 
als  am  Bein.  Der  Bauch  ist  schwach  aufgetrieben.    Der   Schwanz 
ist  fast  doppelt  so  lang  als  der  übrige  Körper,  der  ziemlich  hohe 
Flossensaum  nimmt    seinen   Anfang    an    der    Schwanzwurzel,   sein 
Rand  ist  stärker  bogenförmig  gekrümmt  als    bei    B.    vulgaris, 
schwächer  aber  als  bei  B.  viridis  und  am   Schwanzende    weni- 
ger breit  abgerundet  als  bei    diesen    beiden    Arten.    Die   ziemlich 
dickrandige,  lange    bisweilen  vom    Flossensaume    getrennte    Anal- 


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röhre  liegt  hinter  der  Iosertiousstelle  der  Beine  in  der   Mittellinie 
des  Körpers,  ihre  Oeffnung  ist  nach  hinten  gerichtet.    Junge   Lar- 
ven sind  oberseits  schwarz  oder  schwarzbraun,  am  Bauch  schwärz- 
lich und  an  der  Kehle  weisslich;  der  fleischige  Theil  des  Schwan- 
zes ist  in  der  Regel  etwas    heller    als    der    Rücken,    sein    heller 
Flossensaum  ist  sowohl  auf  der  dorsalen  wie    auf    der    ventralen 
Seite  dicht  dunkel  bestäubt  und  gesprenkelt.  Mit    fortschreitendem 
Wachsthum,  insbesondere  aber  zur  Zeit  wenn  die  Vorderbeine  her- 
vorpressen, hellen  sich  die  Farben  auf:  die  Oberseite    wird    braun 
oder  bräunlich  und  schliesslich  treten  einige  graue  Fleckchen  zum 
Vorschein,  begleitet  von  einer  heilen,  sei  es  weisslichen  oder  gelb- 
lichen Linie,  die  sich  dem  Rückgrat    entlaug    hinzieht;    die  Farbe 
der  Rumpfseiten  und  des  Bauches  hellt    sich    gleichfalls    auf,    sie 
wird  aschfarben,  blau  überflogen.  Nachdem    die    Vorderbeine  sich 
gezeigt  haben,  erhalten  Kopf  und  Rucken  mehrere  kleine    brauue, 
hell  gepunktete  Warzen;  dunkle  Fleckchen  zeigen  sich  an  denßei- 
nen  und  die  helle  Vertebralliuie  tritt  schärfer  zutage,  während  die 
Kehle  weisslich,  der  Bauch  grauweiss  erscheinen.  Die  sogenannten 
Seiteuorgane  sind  wohl  auch  bei  der    Larve    von    B.    calamita 
im  Leben  zu  sehen,  bei  den  in  Weingeist  getödteten  Exemplaren,  die 
mir  vorliegen,  ist  es  mir   nicht  gelungen  ihrer  ansichtig  zu  werden. 

Lebensweise.  —  Abbildungen. 

B.  calamita  unterscheidet  sich  in  Betreff  seiner  Lebensbedürf- 
nisse und  der  Lebensweise  in  mancher  Hinsicht  von  seinen  Näch- 
st verwandten.  Er  zeigt  sich  empfindlicher  sowohl  gegen  allzu  hohe 
als  auch  niedrige  Temperatur,  verlässt  sein  Winterquartier  später 
als  B.  vulgaris  und  B.  viridis  und  zieht  sich  im  Herbst  etwas 
früher  in  sein  Versteck  zurück  als  diese  beiden  Kröteuarten.  So- 
dann meidet  er  das  höhere  Gebirge  uud  wird  selten  in  Höhen  von 
1200  M.  ü.  M.  angetroffen,  während  die  allerorten  verbreitete 
gemeine  Kröte  bekanntlich  viel  höher  hinaufgeht  und  noch  oberhalb 
der  Baumregion  gut  gedeiht.  Hier  an  der  Riviera  hält  sich  B.  ca- 
lamita mit  Vorliebe  in  Gärten  nahe  am  Meerestrande  auf  oder 
auch  auf  sandigem  Boden  längs  der  Flussufer;  in  Mitteleuropa,  in 
seiner  eigentlichen  Heimat,  soll  er  weniger  wählerisch  sein  und  in 
feuchten  Niederungen  nicht  fern  von  stehenden  Gewässern  ebenso 
wie  in  trockenen,  weit  von  allem  Wasser  entfernten  Berghalden 
unter  Steinen  leben  uud  auch  in  Gärten  und  selbst  im  Erdgeschoss 
der  Häuser  zu  finden  sein;  daher  auch  der  vulgäre  Name  „Hausun- 


—  200  — 

ke".  Im  Frühjahre,  sobald  das  Thier  Bedürfniss  nach  Wasser  spürt, 
wandert  es  oftmals  seharweise  herum  bis  es  auf  einen  mit  Rohr 
oder  anderen  höheren  Gräsern  bewachsenen  Wassertümpel  stösst 
und  in  Ermangelung  eines  solchen  begnügt  es  sich  mit  einer  pflan- 
zenlosen Pfütze,  um  zu  laichen.  Obgleich  die  Rohr-  oder  Kreuzkröte 
nicht  springen  kann  und  nur  wenn  sie  geneckt  wird,  plumpe  Ver- 
suche macht  fort  zu  humpeln,  bewegt  sie  sich  mit  unglaublicher 
Geschwindigkeit  und  kommt,  indem  sie  mit  erhobenem  Körper  auf 
allen  Vieren  geht  und  läuft,  viel  schneller  vom  Fleck  als  B.  vul- 
garis oder  sogar  B.  viridis,  der  bekanntlich  weite  Sprünge 
ausführt,  sich  aber  nach  jedem  Sprung  eine  Weile  zu  erholen  pflegt 
und  über  die  einzuschlagende  Richtung  nachzusinnen  scheint.  Die 
Gangart  der  Kreuzkröte  ist  eine  regelrecht  geschäftsmässige  und 
wenn  es  gilt  eine  längere  Strecke  rasch  zurückzulegen  oder  zu  ent- 
wischen, so  sieht  sie  in  der  That  einer  Maus  nicht  unähnlich  und 
erinnert  unwillkürlich  au  Daudin's  „B.  Cursor",  mit  dem  sie  auch, 
wohl  unnöthiger  Weise,  identificirt  worden  ist.  Unter  allen  unseren 
Krötenarten  ist  sie  die  letzte,  die  zur  Paarung  schreitet;  sie  scheint 
damit  keine  Eile  zu  haben,  denn  sie  erwacht  aus  ihrem  Winter- 
schlaf Ende  März  oder  Anfang  April  und  erst  einen  Monat  später 
erfolgt  das  Absetzen  des  Laiches;  inzwischen  jagt  sie,  badet  sich 
und  konzentiert  mit  ihresgleichen,  mitunter  aber,  bei  ausnehmend 
milder  Temperatur,  fällt  die  Laichzeit  der  Kreuzkröte  in  die  erste 
Hälfte  des  Monats  April;  ja  sogar  schon  im  März  will  de  l'Isle  ihr 
Laichen  beabachtet  haben;  andrerseits  aber  hat  derselbe  Forscher 
laichende  Individuen  auch  im  September  angetroffen  (De  l'hybrida- 
tion  chez  ies  amphibies  anoures  et  urodeles.  Ann.  Sc.  nat,  V.  serien, 
Zoologie,  T.  XVII.  Paris,  1872).  Während  B.  vulgaris  mehr  ein 
Einsiedlerleben  führt,  scheint  Calamita  Gesellschaft  zu  lieben 
und  in  Ermangelung  von  Individuen  ihrer  eigenen  Art,  gesellt  sie 
sich  zu  B.  viridis  und  wird  auch  ausserhalb  der  eigentlichen 
Laichzeit,  namentlich  aber  vor  der  Paarung  im  Wasser  angetroffen, 
oder  genauer  gehört,  denn  die  Kreuzkröte  scheut  sich  vor  Licht 
mehr  wie  ihre  Näehstver  wandten  und  ist  im  Wasser  recht  schwer 
zu  entdecken,  da  sie  sich  unter  Wasserpflanzen  verborgen  aufhält. 
Auf  der  Jagd  nach  derselben  führt  ihr  Geschrei  öfters  irre,  denn 
sie  ist  ei.i  rechter  echter  Bauchredner  und  de  Tlsle  bemerkt  sehr 
richtig,  dass  mau  meist  keine  Ahnung  davon  hat,  dass  die  Konzert- 
geber, auf  die  man  fahndet,  direkt  vor  einem  im  Wassertiimpel 
stecken.  Die  Angaben  der  Autoren  über  seine  Stimme  wiederspre- 
cheu  sich,  wie  es  gewöhnlich  hinsichtlich  der  von  den  Batraehier- 


—   201    — 

arten  ausgestossenen  Laute  der  Fall  ist,  nur  darin  stimmen  wir 
alle  iibereiu,  dass  B.  calamita  nach  dem  Laubfrosch  die  lauteste 
Stimme  hat.  Schon  Rösel  hebt  hervor,  dass  er  sein  „Liebeswerk 
mit  starkem  Geschrei,  welches  fast  dem  Geschrei  des  Laubfrosches 
ähnlich  ist"  begleitet.  Und  darin  müssen  wir  Rösel  beistimmen, 
denn  das  „kraua,  kraua,  krraa"  oder  „krroa  und  kuerru",  das  er 
weit  erschallen  lässt,  klingt  frappant  ähnlich  dem  Geschrei  des 
Laubfrosches,  wenigstens  der  Var.  meridionalis.  Das  geübte 
Ohr  wird  allerdings  die  Stimmen  dieser  beiden  zu  unterscheiden 
wissen,  da  Calamita  seine  Laute  durch  Hinzufügen  von  zahl- 
reichen „R"  mehr  in  die  Länge  zieht  und  seine  Stimme  etwas 
Schnarrendes,  Ruhiges,  so  zu  sagen  Gesetztes  hat,  während  der 
Laubfrosch  mit  seinem  Stimmorgane  zu  prahlen  scheint,  man  möchte 
sagen  mit  einer  gewissen  Keckheit  und  Herausforderung  seine  Stimme 
erschallen  lässt  und  kurze,  nervöse  Töne  ausstösst.  Nach  Angabe 
Bruch's,  eines  ausgezeichneten  Beobachters,  der  sich  rühmt  die 
Stimmen  der  deutscheu  Anuren  eingehend  studirt  zu  haben  und  die 
Behauptungen  der  anderen  Autoren  hierüber  für  fast  durchweg 
ungenau  und  irrig  erklärt,  fängt  das  Geschrei  der  Kreuzkröte  mit 
einem  leisen  „gluck,  gluck"  an,  das  dem  Glucksen  brütender  Hühner 
ähnlich  sein  soll,  worauf  dann  „das  charakteristische  ra,  ra  folgt, 
das  bald,  wenn  der  Chorus  einstimmt,  in  ein  kontinuirliches,  weithin 
schallendes,  intonirtes  R  gutturale  übergeht".  Bruch  spricht  alsdann 
die  Vermuthung  aus,  es  sei  bisweilen  das  Geschrei  des  Laubfro- 
sches, und  zwar  das  „gäk,  gäk",  das  er  gehört  zu  haben  behauptet, 
mit  demjenigen  des  Calamita  verwechselt  worden,  vergisst  aber 
uus  mitzutheilen,  worin  das  angebliche  „gäk"  des  Laubfrosches  mit 
dem  „ra"  des  Calamita  eine,  wenn  auch  entfernte  Aehnlichkeit 
besitzt.  Zum  Absetzen  ihres  Laiches  wählt  die  Kreuzkröte  Plätze 
von  geringer  Tiefe,  so  dass  bisweilen  nur  das  Weibchen  sich  voll- 
ständig im  Wasser  befindet.  Bei  der  Paarung  sitzt  das  Männchen 
auf  dem  Weibchen  und  stemmt  ihm  seine  geballten  Fäuste  in  die 
Achseln,  also  genau  so  wie  B.  vulgaris  es  zu  thun  pflegt,  oder 
aber  „setzt  es  die  beeden  Daumen  mehr  auf  der  Brust,  als  unter 
den  Achseln  des  Weibleins  an"  (Rösel).  Das  Laichgeschäft  findet 
"Nachts  statt  und  wird  binnen  einer  Nacht  .beendet;  in  der  Gefan- 
genschaft kann  es  auch  Tags  und  in  auffallend  kurzer  Zeit,  „inuerhalb 
einer  Stunde  völlig  gethan"  vv erden,  sagt  Rösel.  Das  Männchen  ist 
seiner  Gattin  beim  Eierlegen  insofern  behültlich,  als  es  an  den 
Laichschnüren  mit  den  Hinterbeinen  zieht  und  offenbar  dieselben 
auseinander  breitet.  Hernach  werden  diese  Schnüre  im  Kreise  herum 


—  202  — 

geführt,  so  dass  sie  eine  Art  Schlingen  bilden,  an  Pflanzen  oder 
Steinen  haften  bleiben  und  auf  diese  Weise  am  Fortschwemmen 
verhindert  werden.  Aehnlich  wie  bei  B.  vulgaris  sind  es  auch 
hier  zwei  Schnüre,  die  gleichzeitig  abgestossen  werden,  nur  sind 
sie  bei  der  uns  hier  iuteressirenden  Art  kürzer  und  dünner  als  bei 
der  zuletzt  genannten;  anfangs  sind  sie  3  bis  4  Mm.  dick,  späterhin 
können  sie  bis  zu  6  Mm.  aufquellen;  die  Gallerte  ist  hell  durch- 
sichtig und  enthält  nur  eine  Doppelreihe  tief  schwarzer,  aschgrau 
gefleckter  Laichkörner,  deren  Durchmesser  circa  0,7  mm.  beträgt. 
Die  Laichschnüre  sind  somit  leicht  von  denjenigen  des  Vulgaris 
uuterscheidbar,  vorausgesetzt,  dass  diejenigen  von  der  gemeiuen 
Kröte  nicht  allzu  stark  ausgedehnt  worden  sind  und  die  Eier  die 
rautenförmige  Vierecke  bilden,  welche  dadurch  zu  Stande  kommen, 
dass  die  Laichkörner  in  schräger  Richtung  zu  dreien  angeordnet 
erscheinen.  Mit  fortschreitender  Entwickelung  finden  bei  beiden 
Arten  Verschiebungen  der  Eier  statt;  bei  Calamita  erscheinen  sie 
dann  in  einer  einfachen  Reihe  angeordnet;  auch  büsst  die  Gallerte 
allmählich  ihre  cylindrische  Form  ein,  indem  sie  Einschnürungen 
zeigt,  von  denen  eine  jede  ein  Ei  einschliesst.  Ueber  die  Dauer 
des  embryonalen  Lebens  habe  ich  weder  Erfahrungen  sammeln, 
noch  etwas  näheres  darüber  in  den  mir  vorliegenden  Abhandlungen 
He'ron-Royer's  finden  können.  Auch  bei  Rösel  steht  nur  angegeben, 
dass  die  „Krötenwürmer"  am  fünften  Tage  ihr  Leben  durch  rasches 
Bewegen  zu  erkennen  gaben,  worauf  sie  sich  nach  und  nach  aus 
ihrem  Schleim  heraus  begeben.  In  der  vierten  oder  fünften  Woche 
des  Larvenlebens  erreichen  die  Thierchen  ihre  definitive  Grösse,  in 
der  sechsten,  bisweilen  aber  auch  erst  in  der  achten  Woche  be- 
ginnen sie  ihre  Metamorphose,  so  dass  junge  Kröten  bereits  in  den 
letzten  Tagen  des  Monat  Mai  angetroffen  werden.  Andrerseits  aber 
laichen  die  Kreuzkröten,  obschou  durch  die  nämlichen  Witterungs- 
verhältnisse begünstigt  erst  im  Juli,  während  die  Verwandlung  im 
August  stattfindet.  Leydig  giebt  sogar  an,  dass  ihm  Larven  des  B. 
calamita  sogar  bis  tief  in  den  Oktober  zu  Gesicht  kamen.  Diese 
Erscheinung  lässt  sich  weniger  durch  die  Annahme,  dass  bei  B.  ca- 
lamita eine  zweite  Brut  vorhanden  sei,  als  vielmehr  dadurch, 
dass  einzelne  Exemplare  zufälliger  Weise  vom  Laichen  zur  rechten 
Zeit  abgehalten  werden,  erklären  '). 


*)  Es  ist  eine  bekannte,  aber  noch  wenig  von  den  Physiologen  beachtete-  Er- 
scheinung, dass  Umstände,  die  uns  geringfügig  zu  sein  scheinen,  Stockungen  in 
den  Zeugtingsverrichtungen  sowohl  bei  den  Anuren,  als  auch  bai  den  Urodeleu  ve- 


—  20:;  — 

Beim  Graben  verfährt  B.  calamita  verschieden  je  nach  dem, 
ob  er  sich  nur  vorübergehend  oder  auf  längere  Zeit  zu  verscharren 
beabsichtigt.  Im  ersteren  Falle  gräbt  er  in  ähnlicher  Weise  wie 
Pelobates  mit  den  Hinterbeinen  und  hilft  mit  den  Vorderbeinen 
nach;  sobald  die  Höhlung  in  der  lockeren  Erde  tief  genug  ist,  um 
seinen  meist  aufgeblähten  Körper  aufzunehmen,  setzt  er  sich  in 
dieselbe  hinein  und  stösst  die  noch  etwa  überflüssige  Erde  mit  den 
Hinterbeinen  fort.  Gilt  es  aber  tiefer  zu  graben,  so  wird  stramm 
mit  den  Vorderbeinen  gearbeitet  und  mit  der  Schnauze  nachge- 
stossen.  Auf  diese  Weise  entstehen  in  schräger  Richtung,  in  seltenen 
Fällen  vertikal  verlaufende  Gänge,  welche  weit  genug  sind,  um 
mehreren  Kreuzkröten  als  Obdach  zu  dienen.  B.  calamita  sieht 
nämlich  nicht  ungern  fremde  Eindringlinge  und  scheint  sogar  die 
Geselligkeit  unter  seines  gleichen  während  des  lang  andauernden 
Winterschlafes  dem  Einsiedlerleben  vorzuziehen.  Mitunter  erspart 
sich  die  Kreuzkröte  die  Mühe  des  Grabens  und  verbirgt  sich  in 
Mauerritzen  und  da  sie  trotz  ihrer  Plumpheit  und  Schwerfälligkeit 
sehr  gut  klettern  kann — die  jungen  Individuen  bringen  es  sogar 
fertig  an  senkrecht  gestellten  Glasscheiben  kleben  zu  bleiben — ,  so 
ist  ihr  meistens  genügende  Gelegenheit  geboten  sich  leidlich  und 
mühelos  einzuquartiren  und  in  einigen  Fällen  auch  eingemauert  zu 
werden.  Rösel  bezeichnet  die  in  Rede  stehende  Art  als  stinkende 
Landkröte,  „weil  wenn  man  sie  beunruhigt,    dieselbe    einen  uner- 


rursachen  und  besonders  ist  es  das  weibliche  Geschlecht,  das  zu  einer  gewissen 
Zeit  vor  dem  Laichen  äusserst  empfindlich  ist;  wird  z.  B.  ein  trächtiges  Weibchen 
zu  dieser  unpassenden  Zeit  in  Gefangenschaft  versetzt,  so  gelingt  es  selten,  nament- 
lich bei  den  Urodelen,  dem  gegen  diu  veränderten  Aussenumstände  weniger  empfind- 
lichen Männchen  das  Weibchen  zum  Eier-Absetzen  zu  bewegen,  es  miisste  denn 
gerade  ein  Weibchen  sein,  dessen  Zeitpunkt  zum  Laichen  kurz  vor  dem  herange- 
kommen war  und  das  dem  Drange  nicht  widerstehen  kann;  solche  Weibchen  stossen 
ihre  Eier  ab  auch  ohne  jegliches  Zuthun  seitens  des  Männchens.  Beim  Weibchen, 
die  vom  Laichen  abhehalten  worden  sind,  verkümmern  die  Eier;  es  trifft  sich  aber 
auch,  dass  nachträglich  die  Ovarien  sich  mit  einer  neuen  Auflage  vnn  Eiern  füllen 
und  dass  das  Weibchen,  falls  es  sich  an  das  Gefangenleben  inzwischen  akkommo- 
dirt  hat,  nach  Verlauf  von  einigen  Monaten  zum  Laichen  schreitet.  Ferner  können, 
wie  ich  glaube,  Verspätungen  im  Laichen  und  das  Nichteinhalten  der  regelrechten 
Laichzeit  wohl  dadurch  zu  erklären  sein,  dass  die  Thiere  nicht  durchaus  und 
durchweg  alle  im  Frühjahre,  sondern  bisweilen  auch  etwas  später  mannbar  werden. 
Dass  das  Auftreten  der  Mannbarkeit  nicht  immer  mit  der  Paarungszeit  der  älteren 
Thiere  zusammenzutreffen  pfleg',  habe  ich  beim  ßippenmolch  zu  beobachten  Gele- 
genheit gehabt;  die  seiner  Zeit  von  einer  Reise  nach  Spanien  mitgebrachten  jungen 
und  im  Aquarium  aufgezogenen  Pleurodeles  wurden  zu  den  verschiedensten  Jahres- 
zeiten mannbar  und  erst  nachträglieh,  mit  fortschreitendem  Wachsthum  wurde  die 
sonst  übliche  Fortpflanzungszeit  im  Frühling  eingehalten.  Die  Kreuzkröte  wird,  wie 
es  scheint,  im  kitten  oder  vierten  Jahr  mannbar. 


-   204  — 

fraglichen  Gestank  von  sich  giett,  der  einiger  massen  wie  ange- 
zündetes Schiesspulver  riechet,  dabei  aber  etwas  viel  widrigeres  hat" 
und  Leydig  fügt  hinzu,  dass  die  betäubende  Wirkung  der  Hautab- 
sonderung besonders  während  der  Fortpflanzungszeit  erhöht  zu  sein 
scheint.  Sämmtliche  Kröten  entleeren  angesichts  eines  Feindes  ein 
übel  riechendes  Hautsekret,  aber  nur  bei  der  äußersten  Gefahr, 
während  die  Feuerkröte,  auf  die  Rösel's  Benennung  wohl  am 
ehesten  passen  würde,  stets  einen  Geruch  um  sich  verbreitet,  so 
dass  die  übrigen  Lurche  ihre  Gesellschaft  meiden. 

Schätzenswerthe  Mittheilungen  über  die  Lebensweise  des  B.  ca- 
lamita  enthalten  die  öfters  citirten  Arbeiten  vou  Rösel,  Bruch, 
de  l'Isle,  Fatio,  Leydig,  Heron-Royer  (Notices  snr  les  raoeurs  des 
Batraciens  III.  Bull.  Soc.  d'Etudes  sc.  d'Augers,  1887),  Lataste  und 
de  la  Fontaine  (Faune  du  Pays  de  Luxemburg.  Reptiles.  Luxem- 
bourg,  1870).  Kolorirte  Abbildungen  finden  sich  in  den  Werken 
Rösel's,  Bonaparte's,  v.  Reider  und  Hahn's  und  Bechstein's;  sie 
sind  mittelmässig  oder  geradezu  schlecht.  Eine  Ausnahme  davon 
machen  die  recht  gelungenen  Abbildungen  der  jungen  Thiere  in 
Rösel's  Historia  naturalis  ranarum  nostratium.  Schmidt's  Original- 
zeichnung  in  Brehm's  Thierleben  (Bd.  VII.  S.  597.  Auflage  1878) 
macht  einen  vortrefflichen  Eindruck.  Ferner  sind  zu  erwähnen  die 
schwarzen  Abbildungen  der  ganz  jungen  Thiere  bei  Laurenti,  Dau- 
din  (Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  pl.  28,  fig.  1)  und  bei  Bell 
(Hist.  Brit.  Rept.  p.  116.  London,  1839),  sowie  auch  die  Abbil- 
dungen einzelner  Körpertheile  bei  Rösel  und  Leydig  (Die  anuren 
Batrachier  d.  deutschen  Fauna,  Fig.  1,  7).  Die  Larven  sind,  so 
viel  ich  weiss,  nur  von  Lataste  abgebildet  worden;  sein  „Essai  d'une 
Faune  herpe'tologique  de  la  Gironde"  enthält  drei  Figuren,  welche  die 
Rücken-,  Bauch-  und  Seitenansicht  des  Thieres  veranschaulichen. 
Vergl.  Fig.  1 — 3,  Taf.  XI.  Eine  farbige  Abbildung  der  Kreuzkröte 
mit  Stummelschwanz  findet  sich  im  Werke  von  Rösel  vor. 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Färbung  und  Zeichnung  dieser  Kröte  sind  im  allgemeinen  ziem- 
lich veränderlich.  Die  Oberseite  zeigt  in  der  Regel  ein  helles  Grau 
oder  Gclbgriin,  das  aber  einerseits  durch  Braun,  Brauiiröthiich  oder 
Olivenbraun  bis  ins  Schwärzliche,  anderseits  bis  ins  Oliveugrüne 
übergehen  kann.  Auf  dieser  Grundfarbe  stehen  bald  grössere,  bald 
kleinere  und  nur  auf  die  grösseren  Warzen  beschränkte  dunkel- 
grüne, dunkelgraue,  braune  oder  selbst    schwärzliche  Flecken,  die 


—  205  — 

sehr  häufig  von  einem  dunkleren  Saume  oder  von  dunklen  Punkten 
umgeben  sind.  In  einigen  Fällen  dehnen  sich  diese  Flecken  aus 
und  Messen  bindeartig  zusammen  oder  sie  bilden  durch  theilweises 
Verschmelzen  eine  unregelmässige  Marmorzeichnung;  in  anderen 
Fällen  heben  sich  die  grösseren  Warzen  durch  ihre  hellbraune  oder 
rotte  Färbung  scharf  von  den  dunklen  Flecken  ab,  wobei  das  Roth 
allerdings  nur  selten  die  ganze  Warze  gleichmässig  überzieht,  ge- 
wöhnlich aber  nur  punktartig  auftritt;  prachtvoll  roth  gefärbte  Punkte 
und  Punktflecken  sind  namentlich  beim  Männchen  an  den  Rumpf- 
seiten, an  den  Hinterextremitäten  und  hinter  dem  Mundwinkel  zu 
sehen,  am  Halse  sind  sie  meistens  hofartig  von  Gelb  umgeben; 
auch  die  freien  Ränder  der  Lider  können  einen  rothen  Saum  auf- 
weisen; bei  den  Weibchen  kommt  diese  Zierde  weniger  zur  Geltung; 
die  Halswarzen  sind  meistens  einfach  gelb  und  zur  Seite  des  Leibes 
zieht  in  der  Regel  eine  helle  buchtige  Binde  hin.  Erwähnenswerth 
ist  ferner,  dass  die  Männchen  gewöhnlich  dunkel  erscheinen,  wäh- 
rend die  Weibchen  mehr  auf  hellerem,  meistens  weissgrauem  Grunde 
grünlich  gefleckt  sind.  Während  diese  Körperflecken  manchmal  nur 
sparsam  vorhanden  sind  oder,  wie  es  namentlich  am  Kopfe  der 
Fall  zu  sein  pflegt,  von  der  Grundfarbe  sich  nur  wenig  abheben, 
ja  mitunter  sogar  fehlen  können,  sind  sie  auf  den  Extremitäten 
wohl  stets  zu  sehen;  die  Ohrdrüsen  treten  entweder  dadurch,  dass 
sie  gar  nicht,  oder  nur  spärlich  am  Rande  gefleckt  erscheinen,  oder 
aber  durch  ihre,  vom  Grundkolorit  abweichende,  meistens  bräun- 
liche oder  röthliche  Farbe  deutlich  hervor;  die  Unterschenkeldrüse 
ist  gleichfalls  öfters  roth  überflogen,  lieber  die  Rückenmitte  ver- 
läuft eine,  mitunter  schon  zwischen  den  Nasenlöchern  beginnende 
und  bis  zum  After  hinziehende,  etwas  vertiefte,  glatte,  gelbe  Linie. 
Am  Vorder-  und  Hintereck  des  Auges  ist  ein  gelblicher  Fleck 
sichtbar.  Die  inneren  Finger  und  Zehen,  sowie  die  innere  Hälfte 
der  Hand  und  des  Fusses  sind  oberseits  gelblichweiss;  ebenso  der 
Iunenrand  der  Fusswurzel;  die  Finger-  und  Zehenspitzen  sind  braun 
oder,  wie  es  namentlich  zur  Brunstzeit  zu  sein  pflegt,  schwarz. 
Durch  die  blass  oder  grünlichgelbe  metallisch  glänzende,  schwarz 
oder  braun  geäderte  Iris  zieht  ein  dunkler  Querstreif,  welcher 
namentlich  vorn  deutlich  zutage  zu  treten  pflegt;  um  die  Pupille 
herum  ist  ein  pigmentfreier  Goldrand  sichtbar;  das  bewegliche 
Unterlid  ist  kristallhell  mit  goldglänzendem  Rand.  Die  Unterseite 
soll  nach  Schreiliier  (Herpetologia  europaea,  S.  144)  in  der  Regel 
einfarbig  weisslich,  nach  He'ron-Royer  im  Gegentheil  stets  gefleckt 
erscheinen.  Die  elf  mir   zur  Zeit    vorliegenden    Calamita    sind 


—   206  — 

sämmtlich,  Männchen  und  Weibchen  am  Bauche  mit  bald  grösseren, 
bald  kleineren  und  nach  hinten  zu  etwas  dichter  gedrängten 
schwarzen,  rundlichen  Flecken  besetzt,  sogar  die  Unterseite  der 
Hinterbeine  und  die  Kehle  weisen  derartige  Flecken  auf.  Die 
Grundfarbe  ist  gelblichweiss  bei  den  Weibchen  und  weissgrau  bei 
den  Männchen.  Während  der  Paarungszeit  kann  bei  jenem  die  Kehle 
gelbrosa,  bei  diesem  bläulich  oder  violett  überflogen  erscheinen. 
Handfläche  und  Sohle  grau  oder  graubraun,  hell  gefleckt  und  mit 
hellen,  in  der  Regel  gelblichen  Höckerchen  besetzt.  Hand-  und 
Fussballen  gelb  oder  bräunlich,  Fersenhöcker  bräunlich.  Zur  Win- 
terzeit tritt  eine  Verdunkelung  säinmtlicher  Farben  ein  und  die  rothen 
Punkte  schwinden  zum  grössten  Theil  und  werden  durch  gelbliche 
Fleckchen  ersetzt;  erst  im  Frühjahre  nach  der  ersten  Häutung 
hellt  sich  die  Grundfarbe  auf,  wodurch  sich  die  dunkle  Fleckung 
schärfer  abzuheben  pflegt.  Das  Licht  und  atmosphärische  Luft  die 
Farben  der  Kreuzkröte  beeinflussen,  erfahren  wir  durch  Leydig. 
Er  giebt  nämlich  an,  dass  junge  Calamita  im  Herbst  bei  Son- 
nenschein gefangen,  eine  ziemlich  helle,  graubräunliche  Grundfarbe 
des  Rückens  zeigten;  über  Nacht  aber  waren  sie  im  Käfig  dunkel- 
braun geworden.  Andere  Exemplare,  welche  Leydig  in  Gefangen- 
schaft hielt,  setzten  im  Januar  in  einer  Nacht  bei  sehr  dickem 
Nebel  und  —  4°  R.  ihre  Farbe  ins  stark  Dunkle  um  und  waren 
am  Rücken  fast  schwarz  geworden,  ja  selbst  vom  hellen  Rücken- 
streif war  nur  eine  Spur  zu  sehen.  „Tags  darauf",  sagt  Leydig, 
„hatten  sie  wieder  die  olivenbraune  Grundfarbe  angenommen,  von 
der  sich  die  röthlichen  Warzen  schön  abhoben;  auch  der  gelbe 
Rückenstreifen  war  wieder  von  seiner  alten  Helle  und  Breite". 
Junge  Calamita  sind  oben  grün,  olivenbraun,  röthlichbraun  oder 
grau,  gewöhnlich  mit  scharf  abgehobenen  dunklen  Flecken  und 
röthlichen,  ziemlich  grossen  und  regelmässiger  als  bei  den  Alten 
angeordneten  Warzen;  die  gelbe  Rückenlinie  ist  bereits  bei  der 
Larve  sichtbar  und  beim  Jungen  sehr  deutlich.  Die  dunklen  Bauch- 
flecken sind  klein,  aber  stehen  meistens  dichter  an  einander  als  es 
bei  den  ausgewachsenen-  Individuen  der  Fall  ist;  die  Grundfarbe 
der  Körperunterseite  ist  vorzugsweise  bläulichrau  oder  gelblichgrau; 
mitunter,  so  unmittelbar  nach  der  Verwandlung,  sind  die  jungen 
Kröten  unterseits  so  dicht  mit  allerdings  schwach  hervortretenden 
Flecken  besetzt,  dass  das  Grau  zur  Grundfarbe  wird,  auf  der 
dann  die  später  auftretende  Färbung  nur  al>  helle  Puderung  zu 
erkennen  ist. 


—   207  — 

Nach  Koch  l)  sind  neben  den  unwesentlichen  Farben-  und  Fun- 
dort-Verschiedenheiten „zwei  wesentlicher  auseinanderlaufende  Va- 
rietäten zu  registriren,  welche  ebensoweit  von  einander  entfernt 
sein  dürften,  wie  Bombinator  brevipes  von  dem  typischen 
Bombinator  igneus";  auch  sollen  sich  beide  in  verschiedenen 
Gegenden  mit  Ausschluss  der  einen  durch  das  Vorkommen  der 
anderen  vertreten.  Das  dies  auch  wirklich  der  Fall  sei,  ist  möglich, 
nur  ist  es  insofern  aus  der  Aufzählung  der  Merkmale,  welche  Koch 
für  seine  Var.  t  y  p  u  s  und  Var.  a  1  p  e  s  t  r  i  s  giebt,  nicht  ersichtlich, 
als  Koch  die  Geschlechtsunterschiede  nicht  genügend  hervorhebt 
und  wir  beim  Männchen  und  Weibchen  ungefähr  dieselben  Unter- 
schiede in  Betreff  der  Beinlänge  vorfinden,  wie  dieser  Autor  bei 
seinen  Varietäten  registrirt.  Koch's  Kreuzkröten  sind  überhaupt 
kurzbeiniger  als  diejenigen,  welche  Lataste,  Schreiber,  Fatio  und 
mir  vorgelegen  haben,  denn  bei  seiner  Var.  alpestris  reicht  die 
längste  Zehe  „über  die  Augen  hinaus  etwa  bis  an  deren  vordere 
Begrenzung",  bei  der  Var.  typus  aber  „kaum  bis  an  die  Augen", 
während  doch  andere  Forscher  angeben,  dass  die  längste  Zehe, 
namentlich  bei  den  Männchen,  ziemlich  weit  über  das  Schnauzen- 
ende hinausreicht.  Die  Bemerkung  Koch's,  dass  bei  Var.  typus 
die  zweite  Zehe  der  Hinterfüsse  „kaum  mehr  als  ihre  drei  End- 
glieder die  erste  Zehe"  überrage,  während  bei  Var.  alpestris 
die  zweite  Zehe  vollkommen  um  mehr  als  ihre  drei  Endglieder 
über  die  1.  Zehe  hinausrage  ist  ganz  und  gar  unverständlich,  da 
die  2.  Zehe  bekanntlich  nur  zwei  Phalangen  hat;  muss  vielleicht 
die  2.  Zehe  nicht  durch  die  4-te  ersetzt  werden? 

Vorkommen. 

Die  eigentliche  Heimat  uuseres  Thieres  scheint  Frankreich  zu 
sein,  wo  es  so  ziemlich  aller wärts  verbreitet  sein  dürfte,  und  z. 
B.  um  Paris,  so  in  Bondy,  Levallois-Perret,  namentlich  in  den 
Bei'estigungsgräben,  in  den  Steinbrüchen  von  Issy,  in  Villiers-sur- 
Marne,  St.  Maur,  port  Creteil  und  Chevreuse  äusserst  gemein  sein 
soll  (34.  35).  Im  Departement  de  l'Aube  hat  Ray  (234)  es  in 
Pre'dillon  nordöstlich  von  Troyes  sehr  häutig  gefunden  und  nach 
Collin  de  Plancy  kommt  es  in  Chally  (Seine-et-Marne.  —  35)  und 
Meurthe-  et  Moselle  vor,  ebenso  haben  Godron,  Holandre,  Malherbe 


')  Formen  u.  Wandlungen  d.  eeaudaten  Batrachier  d.  Unter-Main-  u.  Lahn-Ge- 
bietes, S.  48.  Frankfurt  a.  M.  1872. 


—  208    - 

und  Fournel  in  ihren  Schriften  über  die  Fauna  der  Mosel  und 
Lothringens  diese  Art  genannt,  meistens  aber  ohne  die  Fundorte 
anzugeben  (146.  142.  144.  143).  Baillon  hat  sie  in  der  Umge- 
bung von  Abbeville  gefunden  und  Boulenger  (9)  kennt  sie  aus  Calais. 
Ueber  ihr  Vorkommen  in  der  Bretagne,  in  den  Departements  de 
la  Sarthe,  Maine-et-Loire,  Loire-Infe'rieure  und  Vendee,  Vienne, 
Charente,  Charente-Infe'rieure,  ferner  in  der  Gironde,  so  in  Tondu, 
Arlac  und  St.-Loubes,  wo  sie  übrigens  ziemlich  selten  ist,  und 
endlich  in  Bayonne  berichten  Gentil  (29),  Millet  (30),  De  l'Isle, 
Thomas  (34).  Mauduyt  (28),  De  Rochebrune  (27),  Beltremieux  (26), 
Lesson  (25)  und  Lataste  (24).  Crespon,  der  Verfasser  der  „Faune 
mdridionale",  hat  diese  Art  gewiss  nicht  gekannt,  sonst  hätte  er  sie 
für  das  Departement  de  l'He'rault,  wo  sie  bei  Montpellier,  in  Cette, 
Bagnols  in  der  Nähe  von  Be'ziers,  am  Flüsschen  Valras,  in  den  Mooren 
von  Vias  und  Rigaud  bei  Agde,  in  den  Gräben  am  Meeresufer  und 
in  und  bei  Lodeve  (vertikal  bis  600  F.  ü.  M.)  hinauf  vorkommt, 
und  für  das  Departainent  der  Seealpen  (Nizza)  nennen  müssen.  In 
den  Werken  Risso's  und  Verany's  wird  statt  ihrer  irrtümlicher- 
weise wiederum  B.  viridis  erwähnt;  dagegen  scheint  Reguis  (156) 
einer  der  wenigen  Franzosen  zu  sein,  welche  Calamita  von 
Viridis  zu  unterscheiden  wissen,  denn  er  verzeichnet  den  erste- 
reu  mit  seinem  richtigen  Namen  unter  den  in  der  Provence  vor- 
kommenden Thieren  und  fügt  die  Bemerkung  hinzu,  dass  diese  Art 
nirgends  selten,  aber  weniger  häufig  als  B.  vulgaris  zu  finden 
sei.  Im  Westen  des  Landes  wird  Calamita  nach  Charvet  (40) 
im  De'partement  de  l'Izere,  nach  Ogerien  (39)  im  Jura,  nach 
P.  Bert  (36)  im  De'p.  de  l'Yonne,  nach  E.  Olivier  im  Dep.  du 
Doubs  (38)  sowie  im  De'p.  de  l'Allier  (31)  angetroffen.  Alsdann 
bewohnt  Calamita  die  iberische  Halbinsel  und  ist  auf  derselben 
gleichfalls  weit  verbreitet  und  ineist  auch  sehr  häufig:  in  Portugal 
hat  Herr  A.  F.  Moller  ihn  bei  Coimbra,  in  Villa  Real  de  S.  An- 
tonio und  in  Castromarim  in  Algarve  beobachtet,  nach  Boscä 
(14.  p.  257)  ist  er  in  Ovar  (Beira),  Portalegre  und  Portospada 
(Serra  de  San  Mamede)  in  Alemtejo  einheimisch,  Sequeira  (15) 
fand  ihn  in  Penafiel  (Entre  Douro  e  Minho),  Röttger  (1.— S.  181) 
hat  sein  Vorkommen  in  Alfeite,  Sao  Bartholomcu  de  Messines 
(Algarve)  angezeigt  und  dass  er  in  Porto,  Bussaco,  Estarreja  so- 
wie in  der  Serra  do  Gerez  vorkommt,  ist  aus  den  Mittlieilungen 
Boulenger's  und  Lopez  Vieira's  (16)  bekannt.  Aus  Nordwest  Spa- 
nien haben  das  Thier  Steindadiner  (20),  Seoane  (235)  und  Boscä 
aus  Ferrol,  Vigo,  Cabanas,  Vivero  und  Tuy  angezeigt.    Aus   Sana 


—  209  — 

bria  und  Zamora  (Leon)  erwähnt  es  Steindachner  (I.  c),  in  Ba- 
dajoz  hat  es  Boscä  gefunden  und  das  British  Museum  besitzt  Exem- 
plare aus  Madrid  (Bouleuger),  endlich  geben  Boscä,  Böttger  und 
Steindachner  an,  dass  es  in  Eskorial,  Ciudad-Real,  Caracuel,  Ve- 
radas  und  Almadnejor  in  Neu-Kastilien,  ferner  in  Burjasot,  Ma- 
nises,  Jativa,  Olleria  und  Villamarchante  in  der  Provinz  Valencia, 
in  Logronos  und  Gredos  in  Alt-Kastilien,  in  Almansa  (Murcia),  in 
Almeria  und  in  Gibraltar  vorkommt.  Machado's  (18),  Roseu- 
hauer's  (19)  und  Seoane's  „B.  viridis"  aus  Sevilla,  vom  Rio 
Grande  bei  Yunquera  und  aus  Galicien  sind,  wie  ich  vermuthe, 
B.  calamita.  Auf  den  Balearen,  auf  Corsica  und  Sardinien  fehlt 
B.  calamita.  Von  der  Insel  Sicilien  sagt  De  Betta  (243)  nur 
folgendes:  „fu  annnnciata  come  raccolta  in  Sicilia  e  nel  Nizzardo"; 
man  wird  infolgedessen  neuere  und  bestimmte  Aufklärungen  ab- 
warten müssen.  Auch  hinsichtlich  seines  Vorkommens  auf  der  itali- 
schen Halbinsel  fehlen  uns  verbürgte  Angaben.  Giglioli  (48)  be- 
zeichnet ausdrücklich  nur  die  Westgrenze  Italiens  als  Ort  des  Vor- 
kommens, giebt  aber  dabei  nur  den  einen  Fundort  S.  Bartolomeo 
an,  der  in  der  Nähe  Nizza's  und  somit  auf  französischem  Boden 
liegt.  In  dem  Werke  Lessona's  über  die  Anuren  Piemonts  wird  sie 
nicht  aufgezählt  und  die  Aussage  Daudin's  (33. — p.  158),  wonach 
Bosc  diese  Art  in  den  Hammerwerken  am  Mont-Cenis  öfters  ge- 
funden habe,  hat  wenig  Werth,  umsomehr,  da  wir  vermuthen,  dass 
der  betreffende  Fundpunkt  in  Frankreich  liegt.  Ihr  Vorkommen  in 
der  Lombardei  meldet  Jan  (65),  indem  er  den  immer  sich  wie- 
derholenden Fehler  begeht  und  die  Kreuzkröte  als  Varietät  zu 
B.  viridis  zieht.  Jan's  Calamita  existirt,  so  viel  ich  weiss, 
im  Mailander  Museum  nicht  und  überhaupt  sind  in  diesem  Mu- 
seum keine  Exemplare  dieser  Art  lombardischer  Herkunft  vorhan- 
den. Schliesslich  muss  noch  hinzugefügt  werden,  dass  Ninni  (277) 
zu  der  Ueberzeugung  gelangt  ist,  dass  Nardo's  Behauptung,  B.  ca- 
lamita käme  in  Venetien  vor  (278),  ein  Irrthuin  zu  Grunde  lie- 
gen müsse;  derselben  Ansicht  scheint  in  letzterer  Zeit  auch  De 
Betta  beigetreten  zu  sein  und  Camerano  (13)  geht  noch  weiter, 
indem  er  ausdrücklich  sagt:  „In  Italia  nou  abbiamo  che  il  Bufo 
vulgaris  ed  il  Bufo  viridis".  In  Tirol  hat  Gredler  vergeblich 
die  Kreuzkröte  gesucht  und  er  vermuthet,  dass  sie  dort  ganz  fehlt. 
In  Krain  (60)  und  Kärnten  (62)  scheint  sie  aber  heimisch  zu  sein, 
kommt  jedoch,  wie  v.  Gallenstein  mittheilt,  in  Kärnten  viel  selte- 
ner vor  als  B.  vulgaris.  Dass  sie  sich  bei  Wien  findet,  erwähnt 
Steindachner  (20);  iu  Böhmen  ist  sie,   den   Mittlieiliingen  Glückse- 

14 


—  210  — 

ig's  (185)  und  Prach's  (186)  zufolge,  ebenfalls  einheimisch;  nach 
Fritsch  (184)  kommt  sie  in  der  Gegend  von  Prelauc  und  Elbe- 
teinic,  sowie  in  der  Gegend  von  Pilsen  vor;  ihr  Vorkommen  in 
Mähren-Schlesien  meldet  Heinrich  (68),  für  Ungarn,  woselbst  sie 
höchstens  auf  einigen  Oertlichkeiten  beschränkt  leben  soll,  zeigt  sie 
Entz  (279)  an,  für  Siebenbürgen  Bielz  (67),  für  Galizieu  und  Bu- 
kowina Zawadzky  (69). 

„Ueber  Nord-  und  Mitteldeutschland",  sagt  Leydig  (170.— S.  37), 
„scheint  sie  weit  verbreitet  zu  sein"  und  dies  ist  wirklich  der  Fall. 
Nach  Raihke  (74)  findet  sich  die  Kreuzkröte  ziemlich  häufig  in 
Ost-  und  Westpreussen,  nach  Holland  (280)  in  Pommern  und 
Struck  (77)  hat  sie  in  Meklenburg  beobachtet.  In  der  Mark  be- 
wohnt sie  nach  Schulz  (76)  die  nassen  Wiesen  und  ist  „nicht  häu- 
fig zu  sehen";  in  Schlesien,  wo  sie  gleichfalls  „gar  nicht  häufig" 
vorkommen  soll  (175),  hat  sie  Gravenhorst  (274)  aus  Bres- 
lau erhalten;  Tobias  (81)  giebt  an,  dass  sie  in  der  Ober-Lausitz 
vorkommt,  und  nach  Reibisch  (80)  soll  sie  in  Sachsen  einheimisch 
sein.  Am  Ufer  des  Salzigen  Sees  (zwischen  Halle  und  Eisleben) 
sowie  bei  Halle  selbst  kommt  sie,  einer  brieflichen  Mittheilung  des 
Herrn  A.  Goldfuss  zufolge,  vereinzelt  vor;  sie  findet  sich  ferner 
auf  den  Cröllwitzer  Höhen,  am  Galgenberg  bei  Halle,  in  Quedlin- 
burg, in  Peschau  bei  Magdeburg,  in  Magdeburg,  in  Osterburg  (230), 
in  Thüringen  (281),  bei  Göttingen  (274),  im  Lüneburgischen  (79), 
bei  Hamburg  (9),  bei  Bremen  (213),  am  Dümmer  See  (12),  im 
Herzogthum  Oldenburg  (78)  auf  den  Sand-  und  Moorboden,  sowie 
auf  den  Inseln  Rügen  (283),  Borkum  und  Sylt  ')•  B-  Cala" 
mita  lebt  ebenfalls  in  der  Rhön:  am  Stellberg  und  bei  Kleinsassen, 
fehlt  auch  nicht  im  Odenwald,  so  bei  Amorbach  (94).  Im  Unter- 
Main- und  Lahn-Gebiete  fehlt  sie,  wie  Koch  (93)  vermuthet,  wohl 
nirgends,  ist  aber  seltener  als  die  beiden  anderen  Krötenarten,  und 
scheint  entweder  durch  Verwechselung  mit  B.  viridis  mehrfach 
übersehen  worden,  oder  erst  in  neuerer  Zeit  häufiger  geworden 
zu  sein,  denn  ältere  Beobachter  führen  sie  von  verschiedenen  Stellen 
gar  nicht  an,  wo  sie  jetzt  eine  häufige  Ersheinung  ist.  Die  Var. 
typus  Koch  soll  im  Rheingau  und  von  da  abwärts  überall  in  den 
Ebenen  des  Unter-Main-Gebietes  stellenweise  die  häufigste  Kröte 
sein,  so  z.  B.    bei    Enkheim    und    Seckbach    in    der  Gegend  von 


')  Mein  Fround  Herr  Fr.  Borcherding  theilt  mir  mit,  dass  er  B.  calamita  von 
allen  ostfriesischen  Inseln  erhallen  hat;  es  besitzt  Stücke  aus  Nordenei,  Borkum, 
Wangcrooge,  Spickerooge,  Juist  und  aus  Brenierhafen. 


—  211  — 

Frankfurt  und  an  der  Lahn  von  Wetzlar  an  abwärts  Ms  an  den 
Rhein  vorkommen.  Die  zweite  Koch'sche  Form,  nämlich  die  alpe- 
stris,  ist  seltener  als  die  typische;  sie  findet  sich  bei  Dilleuburg 
und  Herborn,  vereinzelt  an  höheren  trockenen  Bergen  der  Lahn- 
gegend; „bei  Dillenburg  und  Herborn  sch'iesst  ihr  Vorkommen  das 
der  typischen  Form  aus,  und  kann  sie  dort  als  Vertreter  dersel- 
ben gelten".  Kirschbaum  (92)  erwähnt  die  Art  von  Geisberg  bei 
Wiesbaden  und  aus  Mombach  und  theilt  mit,  dass  Herr  v.  Heyden 
sie  bei  Höchst,  Soden  und  an  anderen  Lokalitäten  gefunden  habe. 
„Auch  am  Rhein",  sagt  Leydig  (170.— S.  38),  „fehlt  Bufo  ca- 
lamita  nicht:  ich  sammelte  Exemplare  am  Niederwald  bei  Rü- 
desheim, dann  hier  bei  Boun  treffe  ich  die  Kröte  nicht  selten  in 
Gärten  der  neuen  Stadttheile,  von  wo  sie  an  warmen  Regenaben- 
den im  Erdgeschoss  der  Häuser  sich  einfindet  („Hausunke");  auch 
auf  dem  rechten  Ufer,  z.  B.  an  den  Mauern  der  Kirche  von  Schwarz- 
Rheinfeld,  und  im  Sumpfgebiete  von  Siegburg  habe  ich  das  Thier 
wiederholt  beobachtet".  Endlich  bemerkt  Leydig  in  seiner  Schrift 
über  Verbreitung  der  Thiere  im  Rhöngebirge  und  Mainthal,  dass 
er  die  Kreuzkröte  auch  in  der  Eifel  und  im  Moselthal  bei  Alf  ge- 
troffen habe.  Dass  sie  in  der  Umgegend  von  Trier  und  bei  Metz 
vorkommt,  wussten  wir  schon  früher  (173).  Im  Kreise  Rothenburg 
in  Hessen  (178),  bei  Karlsruhe,  in  Müllheim  und  auf  dem  Istei- 
nerklotz in  Baden  (Nüssliu,  F.  Müller)  und  in  der  Umgebung  Thü- 
bingens,  so  auf  dem  Spitzberg,  der  Roseck,  Waldhäuserhöhe  und 
Pfrondorfer  Höhe  (170.88)  und  in  der  Stuttgarter  Gegeud  (Plie- 
ninger)  in  Waiblingen,  Kirchheim  und  Waldsee  kommt  die  Art 
ziemlich  selten  vor  (89);  ihre  Verbreitung  über  Württemberg  wäre 
noch,  meint  Leydig,  festzustellen.  In  Bayern  findet  man  das  Thier 
beinahe  in  allen  Gegenden  (171.85.83);  Leydig  sammelte  es  bei 
Rotheburg  ob  der  Tauber,  „wo  es  sich  seit  vielen  Jahren  an  den 
Abhängen  des  Wachsenberges  hält,  dann  im  Mainthal  bei  Würzburg, 
allwo  es  in  den  vierziger  Jahren  äusserst  häufig  war,  namentlich 
auf  der  unterdessen  verschwundenen  „dürren  Wiese"  und  dass  diese 
Kröte  um  Regensburg  lebt,  erwähnen  Koch,  Herrich-Schäffer  und 
Forster  in  ihrer  „Fauna  Ratisbonnensis"  (84).  Endlich  muss  noch 
hinzugefügt  werden,  dass  Koch  angiebt  die  in  Rede  stehende  Art 
in  den  Vogesen  beobachtet  zu  haben  und  dass  F.  Müller  sie  aus 
Neudorf  in  Elsass  erhalten  hat.  In  der  Schweiz  wird  B.  cala- 
mita  mehr  oder  weniger  häufig  in  allen  Kantonen  angetroffeu, 
scheint  aber  vertikal  nicht  so  hoch  zu  gehen  wie  B.  vulgaris, 
Fatio  (41.  — p.  408)  wenigstens   wollte  es  nicht    gelingen  ihn  im 

14* 


—  212  — 

Jura  über  1200  M.  Meereshöhe  und  in  den  Alpen  über  1000  M. 
ü.  M.  aufzufinden,  obschon  Heer  und  Blumer  (285)  ihn  für  die 
Bergregion  im  Kanton  Glarus  angezeigt  haben.  F.  Müller  verzeich- 
net ihn  aus  der  Umgebung  Basel's  (169),  aus  Turtmann  (Wallis) 
(11)  und  a-us  Brestenberg  (Aargau),  v.  Brügger  (232)  fand  ihn 
in  der  Umgebung  von  Chur  und  Boulenger  (233.— p.  545)  hat 
Exemplare  aus  Genf  unter  den  Händen  gehabt.  Im  Luxemburgi- 
schen ist  das  Thier  ziemlich  allgemein  verbreitet;  in  den  Ardennen 
und  in  den  warmen  Thälern  der  Mosel  und  Sauer  kommt  es  eben- 
falls vor  (97)  und  in  Belgien  wird  es  nach  de  Selys-Longchamps 
(98)  hauptsächlich  in  den  Ardennen-Proviuzen  und  im  Kempenland 
angetroffen.  In  Holland  ist  es  nach  Schlegel  (99)  in  den  Provinzen 
Groningen,  Gelderland,  sowie  in  den  anderen  Grenzprovinzen  ein- 
heimisch. Alsdann  findet  sich  die  Kreuzkröte  auch  in  Grossbri- 
tannien und  Irland;  „this  speci^s,  alihough  found  in  considerable 
nnmbers  in  certain  loralitics  is  far  from  being  commonly  met 
with",  sagt  Bell  (102)  und  giebt  an,  dass  sie  auf  Blackheath  und 
an  mehreren  anderen  Orten  in  der  Nähe  Londons,  sowie  auch  bei 
Deptford  uud  an  den  Utern  von  Solway  Firth  in  einem  Morast 
zwischen  den  Dörfern  Carse  und  Southerness  (Schottland)  lebt;  ihr 
Vorkommen  in  Cambridgeshire  und  Norfolk  meldet  Fleming  (286), 
für  Linkolnshire  z»igt  sie  Pennant  (287)  an  und  dass  sie  in  eini- 
gen Theilen  der  Grafschaft  Kerry  in  Irland  sich  findet,  erwähnt 
Friede!  (141).  B.  calamita  kommt  auch  in  Dänemark  vor,  wo 
er  namentlich  den  Küstensaum  bewohnt.  Speciell  sind  als  Fun- 
dorte aufzuführen  Kallundborg,  Objerggard  bei  Nestved,  Skjelskör,  die 
Inseln  Aggersö,  Omö  und  Samsö,  Hofmansgave,  Hyllested-Hede  bei 
Odense,  Sundby  Gruusgrav,  Lol'and,  Broholm  bei  Svendborg,  Thor- 
seng, Klitterne  bei  Nymiudegab,  Merringgaard  bei  Horsens  und 
Skagen  (103).  Ueber  sein  Vorkommen  in  Korwegen  liegen  mir 
leine  Angaben  vor;  die  Aufzählung  der  Amphibien,  welche  Collet 
veröffentlicht  hat,  enthält  sie  nicht.  In  Schweden  dagegen  wurde 
er  namentlich  in  den  südlichen  Gegenden  Schönens,  so  bei  Kase- 
berg,  Ingelstfd,  sowie  auch  in  Hailand  nachgewiesen  (104.134). 

Von  Deutschland  und  den  östlichen  Grenzdistrikten  Oesterreich- 
Ungarns  würde  sich,  den  Mittheilungen  Seidlitz's  (105),  Eich- 
wald's  (249)  und  Taczanowski's  (194)  zufolge,  das  Wohngebiet 
des  B.  calamita  auch  über  die  Ostseeprovinzen,  sowie  über  die 
russischen  Gouvernements  längs  der  Westgrenze  ausdehnen,  jedoch 
lässt  srch  zur  Zeit  über  ihre  Verbreitung  im  Russischen  Reich  nichts 


21 


o 


Bestimmtes  mittheilen  '),  jedenfalls  scheinen  mir  die  Angaben 
Maak's  (170.— S.  39)  und  Daudin's  (33.— p.  164),  dass  diese 
Species  am  Amur,  im  Thal  des  Flusses  Ussuri  und  in  den  Steppen 
von  Peremöt  am  Jai'k  angetroffen  worden  sei,  höchst  verdächtig. 
Auch  der  Fundort  bei  Lichtenstein  (150)  „Aegypten"  für  „B.  vi- 
ridis var.  calamita"  muss  in  Zweifel  gezogen  werden.  B.  ca- 
lamita,  ein'e  westeuropäische  Form  par  excellence,  wird  je  wei- 
ter wir  uns  nach  Osten  wenden,  umso  spärlicher  und  dürfte  ost- 
wärts den  Dnjepr,  aber  nicht  die  Wolga  überschreiten  und  in  Asien 
sowie  in  Nordafrika  theilweise  durch  B.  viridis,  zum  Theil  aber 
durch  B.  R  a  d  d  e  i  und  B.  m  a  u  r  i t  a  n  i  c  u  s  ersetz  und  vertreten  sein. 
Fassen  wir  nun  die  Ergebnisse  der  Nachforschungen  über  die 
Verbreitung  der  Wechsel-  und  Kreuzkröte  zusammen,  so  ergiebt 
sich,  dass  im  Westen  Europa's,  so  in  Frankreich  und  auf  der  py- 
renäischen  Halbinsel  erstere  durch  letztere  abgelöst  wird,  während 
in  Centraleuropa,  so  z.  B.  in  Deutschland  und  in  Oesterreich-Un- 
garn  beide  Arten  sich  vorfinden,  ja  oftmals  eine  und  dieselbe  Lo- 
kalität bewohnen,  und  dass  in  Osteuropa  die  vorherrschende  Spe- 
cies  B.  viridis  ist.  Diese  wenigen  Thatsachen,  das  Vorkommen 
der  beiden  Kröten  betreffend,  genügen  vollkommen,  um  uns  über 
ihre  ursprüngliche  Heimat  und  ihr  Verbreitungscentrum  aufzuklären 
und  es  wäre  nur  noch  die  einigermassen  auffallende  Thatsache  er- 
wähnenswerth,  dass  Calamita  bei  seinem  Vorrücken  in  östlicher 
Richtung  sowohl  die  italische-  als  auch  die  Balkan-Halbinsel,  wo 
bekanntlich  die  Wechselkröte  lebt,  gemieden  hat.  Es  waren  bei 
dieser  Unterbrechung  in  der  Kontinuität  der  Verbreitung  wohl  we- 
niger die  Bodenbeschaffenheit  und  die  klimatischen  Verhältnisse, 
als  einerseits  das  Meer  und  anderseits   das   Gebirge   die  Ursache. 


10.  HYLA  ARBOKEA,  L.  1766. 

Synonymik  und  Literatur. 

Hyla  arborea  Linne,  Syst.  nat.  ed.  X.  T.  I,  p.  213,  ed.  XII. 
T.  I,  p.  357;  Mus.  Adolph.  Fred.  I,  p.  47;  Fauna  suec.  280.  Gmelin, 
Syst.  uat.  Linn.  T.  I,  p.  111.  Retzius,  Fauna  suec.  p.  286.  Müller, 


')  Ein  Exemplar  von  B.  calamita  aus  Leal  stammend,  glaube  ich    bei  Herrn 
Dr.  A.  Strauch  In  St.  Petersburg  gesehen  zu  haben. 


—  214  — 

Zool.   Danicae   prodromus,    p.    35.    Schivenlcfeld,    Theriotroph.   Siles. 
p.  153  .Rösel,  Hist.  ranarum  nostr.  Sturm,  Deutschi.  Fauna,  III,  Heft  1. 
Latreille,  Hist.  nat.  Salamandres  de  France.   Collin,  in  Naturhistorisk 
Tidsskrift,  3  R.  6  B.  p.  302.  Kopenhagen.  Schreiber,  Herpetolog.  europ. 
p.  106.  Leydig,  Die  anuren    Batrachier    d.   deutsch.    Fauna,   S.   94, 
Taf.  IV,  Fig.  33,  34,  Tat.  VI,  Fig.  59,  60.    De    Betta,    Rettili    ed 
Anfibi  Fauna  d'Italia.  Günther,  Cat.    Batr.   Sal.    Brit.    Mus.    p.    107. 
Boulenger,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  379.    Böttger,   Beitr. 
z.  Kenntn.  d.  Rept.  u.  Amphib.  Spaniens.  Abhandl.  Senckenberg.  Ges.  XII; 
Reptilien  v.  Marocco,  eod.  loc.  IX;  Die  Rept.  u.  Amphib.  v.  Marocco,  II. 
Frankfurt  a.  M.  1883;  Liste  v.  Rept.  u.  Batrach.  Ber.  üb.  d.  Senckenb. 
naturf.  Ges.  1879—80,  S.  261;  eod.  loc    1880—81,  S.  143;  Zoolog. 
Garten,  XVIII.  S.  27.  Koch,  Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaud.  Batrach. 
d.  Unter-Main-  u.  Lahn-Gebietes.  Frankfurt  a.  M.    1872.    Glückselig, 
Syuops.  rept.  et  amphibior.  Bohemiae,  p.  44.   Schlegel,  in  Fauna  japo- 
nica,  p.   112,  tab.  III,  fig.  6.  Gamerano,  Monografia  degli  Anfibi  anuri 
italiani,  1.  c;  Osservazioni  intorno  agli  anfibi  etc.  in    Atti    R.    Accad. 
Sc.  Torino,  XIII. — H.  viridis  Laurenti,  Synops.  rept.  p.  33.  Daudin, 
Hist.  nat.  Rept.  VIII,  p.  23;  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  14,  pl.  I. 
Dumeril  et  Bibron,  Erpet.  ge'ne'r.  VIII,  p.  581,  Gravenhorst,  Delic. 
Mus.  zool.  vratislaviensis,  I,  p.  23.  Banaparte,  Iconografia  della  Fauna 
italica,  II,  c.  fig.;  Mem.  Accad.  Sc.  Torino,  Ser.  II,  T.  II,  p.  385.  La- 
treille, Hist.  nat.  Rept.  T.  II,  p.  169,  Fig.  1.  Lataste,  Essai  d'une 
Faune  de  la  Gironde.  Act.  Soc.  Linn.  Bordeaux,  XXX.    Fatio,    Faune 
des  Vertebrfo  de  la  Suisse,  III,  p.  423.  Lessona,  Studii   sugli  Anfibi 
anuri  del  Piemonte,  1.  c.  Nilsson,  Skandinavisk    Fauna,    III,    p.   87. 
De  Betta,  in  Accad.  Agricolt.,  Arti  e  Commercio  Verona,  XXXV.  Fit- 
zinger,  Neue  Classif.  d.  Rept.  S.  63. — ?Rana  viridis  Linne,  Fauna 
suecica    ed.  I,    p.  94    (nach    Fatio    und    Leydig!). — La    Rainette 
commune  Cuvier,  Regn.  anim.  1  ddit.,  t.  II,  p.  94;  2  edit.,    t.  II, 
p.  107. — Ranocchio  verde  Cetti,  Anfibi  e  Pesci  di    Sardegna,    III, 
p.  39. — Der  grüne  Laubfrosch,  Bechstein,  De  la  Cepede's  Na- 
turgesch.  d.  Amphibien,  II,  S.  397. — Dendrohyas  viridis,  Fitem- 
ger,  Prodr.  Faun.  Austr.  p.  327;  Syst.  rept.  I,  p.  30. — D.    arborea, 
Tschndi,  Classificat.  d.  Batrach.,  in  Mem.  Soc.  Sc.  nat.  Neuchatel,  II. — 
Calamita  arborea,    Schneider,    Hist.    amphib.    fasc.   I,    p.    153. 
Mcrrem,  Versuch  eines  Syst.    d.    Amphib.    S.    170. — Hyas  arborea 
Wagler,  Natürl.  Syst.  d.   Amphib.    p.    201.— Ranunculus   viridis 
Gesner,  Hist.  animal.  lib.  II,  p.  98.— Hyla  Savignyi  Audouin,  in 
Descript.  de  l'Egypte.  Hist.  nat.  T.  I  (Supple'm.),  p.  183,  pl.  2,  fig.  13.— 
H.  Perezi  Boscä,  in  Ann.  Soc.  Esp.    Hist.    Nat.    IX,    p.  181;    eod. 
loc.  X,  T.  II,  fig.  7  — 10.  — H.  japonica  Gamerano,  in  Atti  R.  Accad. 
Sc.  Torino  XIV,  p.  895.— H.  barytonus  He'ron-Royer,  in  Bull.  Soc. 
zool.  de  France,  IX,  p.  220,  pl.  IX. 


—  215  — 


Aeusserer  Habitus. 

Den  hauptsächlichsten,  jedem  Laien  bekannten  Charakter  für  diese 
Art  bilden  die  Haftballen  an  den  Zehen  der  Gliedniassen,  wodurch 
sie  sich  vor  allen  einheimischen  Anuren  auszeichnet.  Ihre  Gestalt 
ist  schlank;  der  Rumpf,  vom  Kopf  ziemlich  deutlich  gesondert,  ist 
beim  Männchen  etwas  kürzer  und  seitlich  weniger  stark  aufgetrieben 
als  beim  Weibchen;  gegen  die  Wurzel  der  Hinterbeine  ist  er,  na- 
mentlich beim  letzteren,  stark  eingezogen,  auf  der  Oberseite  ge- 
wölbt, auf  der  Unterseite  ziemlich  platt.  Der  ziemlich  hohe,  brei- 
tere als  lange  Kopf  hat  eine  kaum  oder  auch  gar  nicht  einge- 
drückte Stirn,  steil  oder  schief  nach  aussen  und  abwärts  gerich- 
tete Seiten  und  eine  mehr  oder  weniger  abgerundete,  mitunter 
fast  senkrecht  abfallende  Schnauze;  Kopfoberfläche  und  Kopfseiten 
sind  deutlich  durch  eine  oberhalb  des  massig  grossen,  mehr  seit- 
lich als  oben  sich  befindenden  Nasenloches  verlaufende  und  bis 
zum  Auge  sich  erstreckende  Schnauzenkante  abgesondert;  als  Fort- 
setzung dieser  Kaute  kann  ein,  über  dem  kleinen,  beinahe  runden 
und  gut  sichtbaren  Trommelfell  hinziehender  Wulst  gedeutet  wer- 
den, welcher  hinten  am  Orbitalrand  anfängt  und  über  der  Wurzel 
des  Vorderbeines  bisweilen  in  eine  Rumpfseitenfalte  übergeht.  Das 
Trommelfell  ist  im  Durchmesser  etwa  halb  so  lang  wie  das  Auge 
und  beinahe  ebenso  gross  wie  der  Saugnapf  an  den  Zehen;  es  ist 
bald  näher  an  den  Mundwinkel  gerückt  (Var.  meridionalis), 
bald  weiter  davon  entfernt  (Typus).  Die  Augen  treten  oben  massig 
stark  hervor;  sie  stehen  seitlich,  greifen  aber  dabei  auch  auf  die 
Oberfläche  über.  Die  Pupille  erweitert  si:h  im  Schatten  und  des 
Nachts  und  wird  nahezu  kreisförmig,  wie  es  bekanntlich  die  Rö- 
sel'sche  Abbildung  zeigt;  im  Lichte  verengert  sie  sich  und  erscheint 
bei  oberflächlicher  Betrachtung  queroval,  untersucht  man  aber  ihre 
Konturen  näher,  so  nimmt  man  alsbald  wahr,  dass  ihr  oberer  und 
namentlich  ihr  unterer  Rand  eine  winklig  gebrochene  Linie  dar- 
stellt. Interpalpebralraum,  Augendurchmesser  und  der  Abstand  zwi- 
schen Auge  und  Nasenloch  sind  nahezu  von  gleicher  Länge,  wäh- 
rend der  Zwischenraum  zwischen  den  Nasenöffnuugen  geringer  ist 
und  die  Entfernung  der  letzteren  von  der  Schnauzenspitze  sehr 
klein  ist.  Der  Interpalpebralraum  kann  übrigens,  namentlich  bei 
den  osteuropäischen  Exemplaren,  bedeutend  grösser  sein  als  die 
Entfernung  des  Nasenloches  vom  Auge.  Am  Oberkiefer  sitzen  kurze, 
gedrungene,  wenig  gekrümmte  zweispitzige  Zähne  (Fig.   33,  34  in 


—  216  — 

Leydig,  Die  anuren  Batrachier);  am  Gaumen  befinden  sich  zwei 
kleine,  aus  je  drei  oder  vier  Zähnchen  bestehende  Gruppen,  wel- 
che zwischen  den  kleinen  Choanen  stehen  und  nach  hinten  kon- 
vergiren,  ohne  sich  gegenseitig  zu  berühren.  Die  Gaumenzähne  se- 
hen im  allgemeinen  den  Oberkieferzähnen  ähnlich,  wie  sie  Leydig 
abbildet  und  beschreibt,  denn  sie  sind  ebenfalls  zweispitzig,  kurz, 
gedrungen  und  schwach  gebogen,  nur  kommt  hier  die  lappige 
Form  der  Spitzen  des  Oberkieferzahnes  weniger  zum  Vorschein, 
indem  die  Zahnspitzen  stumpf,  aber  auch  kaum  erweitert  und  nicht 
abgeplattet  erscheinen  und  die  längere  Spitze  sich  nur  ganz  schwach 
über  die  kürzere  hinüberbiegt;  bei  oberflächlicher  Betrachtung  sieht 
das  Ende  des  Zahnes  wie  einfach  gefurcht  aus.  Der  Unterkiefer 
ist  zahnlos.  Die  grosse  flache  Zunge  ist  in  ihrer  hinteren  Partie 
und  zwar  zum  grössten  Theil  frei,  von  unregelmässig  kreisförmiger 
Gestalt,  mit  gefurchter  Oberfläche,  hinten  mehr  oder  weniger  aus- 
gerandet.  Ein  Kehlsack  findet  sich  beim  Männchen  vor;  die  zwei 
in  die  Mundhöhle  führenden  Kehlsacköffnungen  liegen  an  der  Un- 
terkinnlade. 

Die  Finger  nehmen  vom  1.  bis  zum  3.  an  Länge  zu,  der  4-te 
ist  wieder  kürzer,  aber  länger  als  der  2-te;  sie  sind  am  Grunde 
mit  ganz  kurzen,  aber  ziemlich  dicken  Spannhäuten  verbunden  und 
bis  zu  ihrer  scheibenförmig  erweiterten  Spitze  mit  kaum  merkli- 
chen Hautsäumen  umgeben.  Die  Unterfläche  der  Hand  ist  mit  klei- 
nen Pols  ern  besetzt,  von  denen  der  Daumenballen  am  deutlichsten 
zutage  tritt.  Die  Subartioularhücker  sind  nur  an  der  Basis  der 
vorletzten  Glieder  stark  vortretend,  während  die  dahinter  sitzenden 
und  an  die  Saugscheiben  grenzenden  Höcker  bedeutend  schwächer 
entwickelt  erscheinen.  Die  Hinterbeine,  nach  vom  gestreckt,  rei- 
chen mit  dem  tibiotarsalen  Gelenk  entweder  bis  zur  Schnauzenspitze, 
oder  nur  bis  zum  Yorderrand  des  Auges;  beim  Weibchen  scheinen 
sie  durchweg  länger  zu  sein  als  beim  Männchen,  am  längsten  sind 
sie  beim  südländischen  Laubfrosch  und  zwar  bei  Var.  meridio- 
nalis,  am  kürzesten  bei  der  typischen  und  der  südrussischen  Form 
(Var.  orientalis).  Der  Fusswurzel  entlang,  nach  innen  zu  zieht 
sich  eine  leistenartig  vortretende  Kante  oder  Falte.  Die  Zehen  sind 
mit  bis  zur  Hälfte  oder  darüber  hinaus  reichenden  Schwimmhäuten 
versehen  (Faune  des  Vertebres  de  la  Suisse,  III,  pl.  V,  fig.  14). 
Dem  mehr  oder  weniger  stark  entwickelten  Fersenhöcker  gegenü- 
ber auf  der  entgegengesetzten  Seite  der  Sohle  sitzt  ein  mitunter 
äusserst  schwach  ausgebildeter  Metatarsalhöcker;  die  Subarticular- 
höcker  sind  ungleich  stark  entwickelt.    Die    Haut    ist    oben    glatt 


—  217   — 

und  glänzend,  mit  der  Lupe  betrachtet,  fein  chagrhiirt,  unten  dicht 
mit  Wärzchen  besetzt.  Ausser  dem  bereits  erwähnten  Supratympa- 
nalwulst  und  eiiier  Erhabenheit  hinter  dem  Mundwinkel  sind  sonst 
keine  Proeminenzen  vorhanden.  Quer  über  die  Brust,  an  der  Hand- 
wurzel und  mitunter  auch  den  Rumpfseiten  entlang  belinden  sich  Falten. 

„  .  Var.  meridio  nalis.  Typus. 

Maasse  in  mm.  aus  Wni^  aug  Vegesack  b>  Brcmen 

d  '?  c?  9 

Totallänge 41.  48.  37.5  39. 

Kopflange 12—13.  14—15.  11-12.  12. 

Kopfbreite 13.5—14.  16.  14.  13. 

Rumpfumfang 48.  59.5  43.  40. 

Vorderbein 24.  26.  23.5.  25. 

Hand 12.  14.  11.5.  12. 

Hinterbein    (v.  Anus  bis    i.   Fin- 
gerspitze)    67.  77.  56.  59. 

Oberschenkel 18.  21.  16.5—17.  17.5—18. 

Unterschenkel 21.  23.5  16.5.  16.5. 

Fuss 18.  21.  15  5.  17.5. 

Die  jungen  Exemplare  von  Var.  meridionalis  sind  unmittel- 
bar nach  ihrer  Verwandlung  12—17  mm.  lang,  diejenigen  von 
Var.  Savignyi  19  mm.  lang. 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Die  Färbung  der  Oberseite  ist  wandelbar;  sie  kann  einerseits 
von  einem  ins  Grünliche  spielenden  Gelb,  Apfelgrün  oder  Hellgrau 
durch  mannigfaltige  Nuancen  ins  Olivenfarbige  und  Braune,  andrer- 
seits von  Grün  durch  Blaugrün  oder  Violett  bis  zum  Schwarz  oder 
aber  im  Gegentheil  bis  zum  reinen  Schneeweiss  (nach  Bruch!)  in 
zahlreichen  Zwischentönen  mehr  oder  weniger  rasch  wechseln,  vor- 
herrschend aber  ist  ein  „freudiges  Grün",  das  Rücken,  Kopf,  die 
Vorderbeine,  mit  Ausnahme  der  bisweilen  ganz  hellgefärbten  Wur- 
zel und  der  inneren  Finger,  ferner  die  Hinterbeine  und  sogar  die 
Kehlseiten,  wie  es  z.  B.  bei  Meridionalis  der  Fall  ist,  meistens 
gleichmässig  überzieht.  Da  das  Farbenspiel  vom  Nervensystem  be- 
herrscht wird  und  die  südländischen  Laubfrösche  bedeutend  emp- 
findlicher sind  als  ihre  Geschwister  aus  dem  Norden,  so  giebt 
jenen  ihr  jedesmaliger  Gemüthszustand  nicht  nur  Veranlassung  zum 
Farbenwechsel,  sondern  es  treten  auch  mitunter  auf  der  Rücken- 
fläche dunkle,  sei  es  braune,  schwarze,  violette,  röthliche  oder 
goldglänzende  Punkte  und  Flecken  auf,  welche  bisweilen  deutliche 
Umrisse  und  auch  helle  Säume  zeigen    können,    während   bei  der 


—   218  — 

nordischen  A  r  b  o  r  e  a  die  Flecken  weniger  scharf  markirt  und  ab- 
gegrenzt erscheinen  und  dem  Thiere  zuweilen  eiu  gemarmeltes 
Aussehen  verleihen,  wobei  gewöhnlich  Bronzeschiller  hinzutritt.  Auch 
scheint  die  Expansion  derjenigen  zusammengehäuften  Chromatopho- 
ren,  welche  die  dunkle  Fleckung  hervorbringt,  bei  den  Südlän- 
dern leichter  von  statten  zu  gehen,  auch  haben  die  Chromato- 
phoren  bei  ihuen  das  Vermögen  länger  im  expandirten  Zustand 
zu  verharren,  was  zur  Aufstellung  einer  besonderen  gefleckten  Art, 
ich  habe  namentlich  H.  sarda  Bonelli  im  Auge,  Veranlassung  ge- 
geben hat. — Eines  der  stichhaltigsten  Merkmale  bei  der  Unterschei- 
dung der  Varietäten  von  H.  arborea  ist,  wie  Böttger  richtig 
erkannt  hat,  das  Vorhandensein  oder  das  Fehlen  und  die  bald  ge- 
ringere, bald  grössere  Entwicklung  eines  bei  der  typischen  Form 
des  Laubfrosches  vor  dem  Nasenloch  entspringenden  und  längs  der 
Schnauzenkante  über  die  Augen  und  das  Trommelfell  bis  an  -  die 
Hüften  sich  hinziehenden,  mehr  oder  weniger  breiten,  braunen  oder 
schwärzlichen,  oben  am  wellig  gebogenen  Rande  seiner  ganzen 
Länge,  nach  unten  aber  nur  zwischen  den  Augen  und  an  der 
Wurzel  des  Vorderbeines  weisslich  oder  gelb  gesäumten  Streifens. 
Während  nämlich  bei  der  auch  als  Species  (H.  Perezii  Boscä, 
H.  barytonus  Heron-Royer)  eitirten  Abart  „m  er idionalis  Bött- 
ger", die,  wie  ihr  Name  andeutet,  im  Süden  einheimisch  ist,  von 
konstater  Zeichnung  sich  nur  ein  dunkler  Frenal-  und  Ohrstreifen 
kaum  angedeutet  bis  in  die  Axillargegend  hinzieht  (Vergl.  die 
Abbildungen  bei  Boscä  und  He'ron-Royer),  lässt  sich  bei  Var.  Sa- 
vignyi  Audouin,  einer  auf  einigen  italienischen  Inseln  vorkom- 
menden und  über  „das  ganze  gemässigte  Asien"  verbreiteten  Form, 
eine  Fortsetzung  dieses  Streifens  über  die  Mitte  der  Rumpfseiten  hi- 
naus verfolgen,  wobei  der  Streifen  bald  unterbrochen  und  allmählich 
gegen  die  Hüfte  hin  schmäler  wird,  bald  aber  sich  nach  hinten 
zu  in  ziemlich  hell  umsäumte  duukle  Flecken  auflöst.  Bei  der  allge- 
mein in  Europa  verbreiteten  Form  tritt  dieser  Streifen  scharf  mar- 
kirt auf  und  bildet  vor  der  Insertion  der  Hinterbeine  einen  nach 
vorn  und  oben  gerichteten,  hellumsäumten  Hacken,  die  soge- 
nannte Hüftschlinge  nämlich,  welche  bei  den  mir  aus  Charkow 
und  Tultscha  vorliegenden  Stücken  vom  Streifen  selbst  abgelöst 
erscheint  (Var.  orientalis  m.).  Die  dunkle,  hellumsäumte  Strei- 
fung beschränkt  sich  übrigens  nicht  allein  auf  Kopf-  und  Rumpf- 
seiten, sondern  schmückt  in  verschiedenem  Grade  der  Entwicke- 
lung  auch  die  Oberkieferränder,  die  Extremitäten  und  die  After- 
gegend. Am  üppigsten  entwickelt  erscheint  sie    bei    der    typischen 


—  219  — 

Form,  namentlich  aber  bei  der  portugiesischen  „Van  Molle ri  in.", 
indem  hier  an  den  Kinnladen  ein  ziemlich  breiter  dunkelbrauner, 
oben  am  Oberkiefer  hellumsäumter  Streifen  verläuft  und  in  Wel- 
lenbiegungen auf  die  Halsseiten  und  von  da  längs  der  Innenfläche 
des  Vorderbeines,  obschon  hier  meist  nur  angedeutet,  sowie  auch 
über  das  Handgelenk  und  der  Aussentläche  des  Vorderbeines  ent- 
lang sich  hinzieht.  Dieser  Streifen  erleidet  bei  den  aus  Sassari 
stammenden  Stücken  der  „Savignyi"  Unterbrechungen  und  kann 
sich  unterseits  an  der  Wurzel  der  Vorderextremität  ausbreiten  und 
einen  länglichen,  an  den  Axillarstreifen  vieler  Anurenarten  erin- 
nernden Flecken  bilden.  Auch  das  dunkle  Rumpfseitenband  setzt 
sich  auf  die  Hintergliedmassen  fort  und  zwar  als  schmaler,  hell- 
umsäumter Streifen,  der  längs  des  Aussenrandes  der  Schenkeln 
schärfer,  dem  Innenrande  entlang  aber  schwächer  und  manchmal 
nur  spurweise  ausgeprägt  zum  Vorschein  tritt;  die  Fusswurzel  und 
die  4.  und  5.  Zehe  erscheinen  oberwärts  von  ähnlichen  Streifen 
wie  eingerahmt.  Endlich  existirt  noch  ein  ziemlich  breiter  dunkler, 
gleichfalls  hellgesäumter  Streifen  über  der  Afteröffnung. 

Sowohl  nach  den  mir  vorliegenden  Stücken  von  H.  arborea 
aus  Deutschland,  Russlaud  und  Sardinien,  als  auch  nach  den  Abbil- 
dungen von  Rösel  (op.  cit.  Taf.  IX),  v.  Reider  und  Hahn  (Fauna 
boica),  Schlegel  (Die  Dieren  van  Nederland.  Gewerveide  Dieren, 
Taf.  VI),  Bonaparte  (Iconografia  della  Fauna  italica,  II),  Lessona 
(op.  cit.  Tav.  III,  Fig.  10,  20,  22)  und  Camerano  (1.  c.)  zu  ur- 
theilen,  sind  die  dunklen  Zeichnungen  bei  der  typischen  Form,  bei 
Mo  Her  i,  Savignyi  und  Orientalis  stets,  wenn  auch  in  ver- 
schiedenem Grade  der  Ausprägung  vorhanden;  bei  den  zwei  zu- 
letzt genannten  Varietäten  kann  die  Streifung  unterbrochen  sein, 
oder  die  Streifen  können  am  Rande  wie  zerfressen  und  ausgezackt 
erscheinen.  Bei  Meridionalis  hingegen  sind  nur  schwache  An- 
deutungen derselben  wahrnehmbar;  am  beständigsten  erweisen  sich 
bei  dieser  Form  die  bereits  erwähuten  Kopfstriche,  ferner  die  kur- 
zen hellumsäumten  Streifen  auf  der  Kniebeuge,  am  tibiotarsalen 
Gelenk,  am  Anus  und  endlich  die  oftmals  unterbrochenen  Streifen 
am  Hinterrand  des  Vorderarmes,  der  Fusswurzel  und  des  Fusses, 
während  die  sonstigen  Streifen  an  den  Extremitäten  nur  durch 
Bronzenfleeken  angedeutet  zu  sein  pflegen;  so  finden  sich  öfters  an 
den  Schenkeln,  namentlich  nach  hinten  zu,  metallglänzende  Bänder 
oder  Streifen,  welche  die  zwei  Hauptfarben  scheiden;  mitunter  ist 
Gold-  und  Kupferglanz  auch  an  den  Hinterbacken,  unterwärts  an 
der  Fusswurzel,  an  den  Hüften  und  oben  an  der  Wurzel  der  Vor- 


—  220  — 

derbeine  zu  sehen.  Die  dunkle  Streifang  am  After  und  an  den  Vor- 
derbeinen kann  fehlen  und  es  sind  in  diesem  Fall  nur  helle,  bald 
weisse,  silber-  oder  goldglänzende  Streifen  vorhanden  ').  Goldglanz 
tritt  vorzugsweise  an  den  dunklen  Streifen,  Silberglanz  an  den 
hellen  Säumen  auf.  Das  Trommelfell  ist  stets  dunkel  gefärbt  und 
unten  hell  umsäumt.  Die  goldgelbe  oder  kupferglanzende  Iris  ist 
dunkel  gesprenkelt  und  hinten  bisweilen  durch  einen  dunklen  Streif 
in  eine  untere  und  obere  Hälfte  getheilt.  Der  Goldgrund  tritt  mei- 
stens oben  reiner  zutage.  Bei  Var.  meridionalis  breitet  sich 
die  grüne  Farbe  unterhalb  der  Mundwinkel  auch  auf  die  Kehlsei- 
ten oder  auf  die  Kehlunterseite  aus,  während  bei  der  typischen 
Form,  und  so  viel  ich  nach  Spirituspräparaten  urtheilen  kann,  auch 
bei  Var.  Savignyi  und  Var.  orientalis  die  Kehle  des  Männ- 
chens auch  in  der  Mitte  grösstentheils  grau,  oliveufarben  oder 
grünlichbraun  gefärbt  erscheint.  Bei  den  Weibchen  von  der  typi- 
schen Form  ist  die  Kehle  weisslich.  Der  Bauch  ist  mit  weisslichen, 
gelblichen,  oder  rosa  überflogenen  Warzen  auf  grauem  oder  fleisch- 
farbenem Grunde  besetzt;  nach  hinten  gegen  die  Hinterbacken  zur 
an  der  Brust,  Kehle  und  am  Daumen  tritt  oftmals,  namentlich  zur 
Brunstzeit,  Gelb  auf.  Dass  der  Bauch  bei  Meridionalis  von  Te- 
neriffa auch  dunkelbraun  gefärbt  erscheinen  kann,  erfahren  wir 
durch  Böttger  (Reptilien  von  Marocco  etc.,  in  AbhandL  Seacken- 
berg.  naturf.  Ges.  IX).  Die  Unterfläche  der  Hand  und  des  Fusses 
sind  fleischfarben,  die  Finger-  und  Zehenspitzen  mitunter  rosa  oder 
röthlich. 

Die  zwei  extremen  und  die  vier  Uebergangsformen  von  H.  ar- 
borea,  welche  in  Europa  und  den  angrenzenden  Ländern  leben, 
unterscheiden  sich  durch  nachstehende  Merkmale. 

Typus.  —  Ein  dunkler,  oben  und  am  Halse  auch  unten  von 
einem  weisslichen  Saume  begleiteter  Streifen  zieht  sich  vom  Na- 
senloch durch  das  Auge  und  von  hier  breiter  werdend  über  das 
Paukenfell  bis  zu  den  Hüften  hin  und  bildet  hier  eine  „Hüftschliuge". 
Die  Kehle  ist  am  Rande  mitunter  dunkel,  der  Kehlsack  grau,  oli- 


')  Bei  dieser  Gelegenheit  muss  erwähnt  werden,  dass  selbst  an  deutschen  Exem- 
plaren diese.  Zeichnungen  sich  zurückbilden  kann;  bei  Thieron,  die  Leydig  in  den 
Mooren  bei  Schwebheim  in  Franken  sammelte  „war  der  schwarze  Strich  auch  nur 
in  Spuren  vorhanden  und  anstatt  desselben  verlief  eine  weissliche  Abgrenzungslinio 
zur  Seite  her"  (Die  Anuren  d.  deutsch.  Fauna,  S.  98).  Auch  in  der  Schweiz  sollen 
nach  Fatio  insofern  abnorm  gezeichnete  Laubfrösche  vorkommen,  als  der  Rumpf- 
seitenstreifen sich  in  einzelne  Flecke  auflöst  (Faune  des  Vertebres  de  la  Suisse,  HIr 
S.  428). 


-   221   — 

venfarben  oder  schwärzlich  gefärbt.  Der  Fuss,  vom  Fersenhöcker 
au  gemessen,  ist  kürzer  oder  ebenso  lang  wie  der  Unterschenkel; 
Unterschenkel  etwas  kürzer  als  der  Oberschenkel,  oder  ungefähr 
von  gleicher  Länge.  Kehlsack  nicht  sehr  gross,  in  luftleerem  Zu- 
stande in  massig  starken  und  mehr  transversalen  Falten  zusam- 
mengezogen. Habitat:  Europa,  Afrika  (nach  Boulenger),  Klein-Asien 
und  Südsibirien  (?). 

Var.  orientalis  m.— Unterscheidet  sich  vom  Typus  dadurch, 
dass  Rumpfseitenstreifen  und  Hüftschlinge  getrennt,  und  bisweilen 
schwach  ausgeprägt  sind;  der  helle  Saum  ist  breit  an  den  Rumpf- 
seiten,  mitunter  sogar  breiter  als  der  dunkle  Streifen;  der  untere 
Rand  des  breiten  Frenalstreifens  kann  hell  umsäumt  erscheinen. 
Der  Fuss  ist  wenig  kürzer  als  der  Unterschenkel;  Unter-  und  Ober- 
schenkel sind  ungefähr  gleich  lang;  Kopfseiten  steil  abfallend.  Fun- 
dorte: Charkow,  Tultscha. 

Var.  Savignyi  Aud.— Ohne  Hüftschlinge,  Rumpfseitenstreifen  und 
namentlich  dessen  heller  Saum  öfters  in  unregelmässige  Flecken  aufge- 
löst; Frenal-  und  Supraorbitalstreifen  mitunter  nur  schwach  angedeu- 
tet, Ohrstreif  vorhanden.  Der  Fuss  ist  kürzer  als  der  Unterschenkel; 
Unterschenkel  wenig  länger  als  der  Oberschenkel.  Kehlsack  gross.  Die 
ziemlich  kurze  Schnauze  ist  sehr  breit  und  in  flachem  Bogen  ge- 
rundet, die  Kopfseiten  sind  steil  nach  abwärts  gerichtet.  Habitat: 
Elba,  Corsica,  Sardinien,  Cypern,  Palästina  und  Syrien,  Euphratgebiet 
und  Mesopotamien,  Kleinasien,  Kordpersien,  Aegypten  und  Hainan. 

Var.  intermedia  Blgr.  (Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  381. 
London,  1882). — Hüftschlinge  schwach  ausgebildet;  Rumpfseiten- 
streifen vorhanden  oder  nach  hinten  zu  in  Punkte  aufgelöst;  Frenal- 
streifen  fehlt;  Ohrstreif  vorhanden;  das  Grün  der  Oberseite  geht  an 
den  Kinnseiten  ähnlich  wie  bei  der  Meridionalis  Bttgr.  auf  die 
Kehlunterseite  über;  der  Kehlsack  ist  an  den  Seiten  dunkler  als  in 
der  Mitte..  Die  Hinterschenkel  sind  auffallend  schmächtig  und  zierlich 
gebaut  (Böttger).  Habitat:  Bologna  (Boulenger),  Piemont  (Came- 
rano),  Sicilieu  (Böttger). 

Var.  meridionalis  Bttgr. — Hüftschlinge  und  Rumpfseitenstreifen 
fehlen,  Frenalstreif  kann  schwach  ausgeprägt  erscheinen,  Ohrstreif 
vorhanden;  das  Grün  der  Oberseite  erstreckt  sich  von  den  Hals- 
seiten auf  die  Kehlunterseite  oder  wenigstens  auf  die  Seiten  der 
Kehle  und  überzieht  bei  den  Männchen  zum  Theil  den  Kehlsak.  Unter- 
schenkel ziemlich  bedeutend  länger  als  der  Oberschenkel;  der  Fuss 
merklich  kürzer  als  der  Unterschenkel;  Kehlsack  gross,  grösser  als 
bei  der  typischen  Form,  in  luftleerem  Zustand  zieht  sich  die  äussere 


—  222  — 

Haut  an  der  Kehle  in  sehr  grossen  Längsfalten  zusammen.  Habitat: 
Siidfrankreich,  Italien  (Umgegend  von  Genua,  Ventimiglia,  Bordi- 
ghera,  Bologna),  pyrenäisehe  Halbinsel,  Balearen,  Algerien,  Tunis, 
Marokko,  Canaren,  Madeira. 

Var.  M  o  1 1  e  r  i  m. — Hüftschlinge  sehr  stark  ausgebildet,  ebenso 
Rumpfseitenstreif;  Frenal-  und  Ohrstreif  vorhanden;  die  Kehle  scheint 
stets  wie  bei  der  typischen  Form  gefärbt  zu  sein.  Der  Unterschenkel 
ist  klein,  wenig  länger  als  der  Oberschenkel;  der  Fuss  ist  etwas 
länger  als  der  Unterschenkel.  Der  Kehlsack  ist  auffallend  gross, 
ebenso  gross  wie  bei  Var.  meridionalis;  in  luftleerem  Zu- 
stande zieht  er  sich  in  grossen  Längsfalten  zusammen.  Die  verhäl- 
tnissmässig  lange  Schnauze  ist  in  spitzem  Bogen  gerundet  und  mit 
schief  nach  aussen  und  abwärts  gerichteten  Seiten  versehen.  Fun- 
dort:  Coimbra. 

Var.  M  o  1 1  e  r  i  bildet  eine  Uebergangsstufe  zwischen  der  typi- 
schen Form  und  Var.  meridionalis  und  erinnert  an  Boulenger's 
Varietät  intermedia,  welche  gleichfalls  die  Mitte  zwischen 
diesen  beiden  einnimmt.  Läge  nur  die  Originaldiagnose  Boulenger's 
vor  '),  so  könnte  man  geneigt  sein  Var.  M  o  1 1  e  r  i  mit  der 
intermedia  zu  vereinigen;  die  nachträglichen  und  ausführliche- 
ren Beschreibungen  Böttger's 2)  und  die  Aussagen  Camerano  3)  aber 
beweisen  zu  Genüge  dass  die  portugiesiche  Uebergangsform  M  o  l- 
leri  und  die  italienische  intermedia  nicht  ein  und  dasselbe 
Thier  sein  kann.  Var.  Molleri  betrachte  ich  als  eine  Meridi- 
onalis mit  der  Zeichnung  der  typischen  Form.  Der  Vollständig- 
keit halber  will  ich  hier  noch  erwähnen,  dass  Japan  seine  beson- 
dere Varietät  von  H.  a  r  b  o  r  e  a  beherbergt;  es  ist  dies  die  j  a- 
p  o  n  i  c  a  mit  dunkel  quergebänderten  Schenkeln,  einem  dunklen, 
hellumsäumten,  nicht  bis  zur  Weichengegend  reichenden,  mitunter 
in  unregelmässige  Flecken  sich  auflösenden  Rumpfseitenstreif  und 
angeblich  konstanten,  grossen,  unregelmässigeu  dunklen  Flecken 
am  Rücken.  Vergl.  Fig.  6,  Taf.  III,  in  Schlegel's  Fauna  japonica, 
Amphibien,  ferner  Camerano's  Schrift,  in  Atti  R.  Accad.  Torino, 
XIV,  p.  895,  Günther's  Cat.  Batr.  Sal.  p.  109,  Boulenger's.  Cat. 


')  „Agrees  with  the  typical  form  in  having  a  lateral  line  and  a  mark  011  the 
loin;  but  the  green  extends  on  the  sides  of  the  thront,  as  in  var.  meridiona- 
lis" (op.  cit.  p.  381). 

*)  Bericht  üb.  d.  Senckenberg.  naturf.  Ges.  1880—81.  S.  143;  1880—82. 
S.  261. 

3)  Monografia  degli  Anfibi  anuri  italiani,  1.  c. 


—  223  — 

Batr.  Sali.  Coli.  Brit.  Mas.,  p.  381  und  Bonlenger's   schöne    Ab- 
bildungen in  Proc.  Zool.  Soc.  of  London,  1887,  pl.  LI. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Die  Männchen  sind  kleiner  als  die  Weibchen  und  haben  einen 
etwas  höheren  und  breiteren  Kopf,  als  letztere,  auch  sind  sie  da- 
durch leicht  unterscheidbar,  dass  sie  einen  grossen  Kehlsack  besit- 
zen, der  im  leeren  Zustande  in  grösseren  Längs-  oder  kleinere 
Querfalten  zusammengezogen  erscheint.  Die  Männchen  haben  ferner, 
wenigstens  im  Süden,  zur  Brunstzeit  eine  rosa,  oder  bräunlich 
gefärbte  Daumenschwiele,  welche  sich  bis  zur  Basis  des  vorletzten 
Gliedes  erstreckt  (Yergl.  Lessona,  Studii  sugli  Aniibi  del  Piemonte, 
l  e.  Tav.  V,  Fig.  1,  2). 

Larve. 

Der  Körper  der  eben  ausgeschlüpften,  ungefähr  7 — 8  mm. 
langen  Larve  sieht  etwa  wie  ein  gelblicher  Stecknadelkopf  aus. 
der,  wie  Rösel  treffend  bemerkt,  von  einer  mit  Wasser  angefüllten 
ovalrunden,  durchsichtigen  Blase  umgeben  zu  sein  scheint.  Mit 
fortschreitendem  Wachsthum  vergrössert  sich  der  gefärbte  Inhalt 
der  durchsichtigen  Hülle  und  wird  allmählich  dunkler,  etwa  gelb- 
iichgrün  oder  gelblichgrau,  dabei  fallen  die  relativ  grossen,  weit 
von  einander  entfernten  Augen  dadurch  sehr  auf,  dass  sie  von  der 
dunklen  Körperpartie  getrennt  und  wie  im  hellen  Medium  einge- 
bettete Körner  erscheinen;  davor  treten  zwei  Fleckchen  auf,  welche 
auf  die  Nasenöffnungen,  und  nach  unten  dunkle  bogenförmige 
Linien,  die  auf  die  Hornkiefer  deuten.  Den  hinteren  Theil  des 
Körpers  nimmt  zum  grössten  Theil  ein  bräunlichgrüner,  mit  Gold- 
puder bestreuter  Flecken  ein,  welcher  ganz  eingenthümliche  Umrisse 
zeigt  und  an  einen,  in  eiförmigem  hellem  Bernsteinstück  einge- 
schlossenen Rüsselkäfer  erinnert,  dessen  Rüssel  zwischen  den  Augen 
vorragt  und  dessen  Beine  nach  vorn  gegen  die  Augen  der  Quappe 
gerichtet  sind.  Zu  beiden  Seiten  der  weit  auf  den  Rumpf  sich  er- 
streckenden Schwanzflosse  ist  ein  Goldstrich  sichtbar,  während  die 
Rumpfseiten  und  namentlich  der  kugelig  aufgetriebene  Bauch  schön 
perlmutterglänzend  erscheinen,  der  Schwanz  aber  abwechselnd  dun- 
kelgrün und  gelb  gestreift,  und  der  durchsichtige  Flossensauin  wie 
mit  goldglänzendem  und  braunem  Puder  bestäubt  aussieht.  Wenn 
Koch  angiebt,  dass  man  die  Laubfroschlarve,  wenn  man  sie  einmal 


—  224  — 

gesehen,  leicht  wieder  erkennt,  so  inuss  ich  ihm  darin  beistimmen; 
nicht  nur  „an  der  stumpfen,  fast  abgerundeten  Form  des  Kopfes" 
und  „gegen  das  Er»de  des  Larvenzustandes  an  der  gleichförmig 
grünen  Färbung  der  Oberseite",  sondern  auch  an  der  prachtvollen 
Färbung  des  Bauches,  am  auffallend  hohen,  von  seinem  letzten 
Drittel  an  stark  verjüngten  Schwänze  mit  abgerundeter  Spitze, 
dessen  Flossensaum  auf  der  dorsalen  Seite  bisweilen  über  die  halbe 
Körperlänge  hinausragt  und  stark  bogig  erscheint,  ist  die  mir  le- 
bend vorliegende  Quappe  von  Arborea  meridionalis  sehr  leicht 
kenntlich.  Von  oben  betrachtet  scheint  gestreckt  eiförmig,  mit  mehr 
oder  weniger  breitem,  nach  vorn  wenig  verschmälerten,  aber  sehr 
niedrigen  langen  und  vom  Rumpf  durch  eine  seitlich  sichtbare 
Furche  geschiedenen  Kopf  und  seitlich  mehr  oder  weniger  stark, 
unten  aber  zuweilen  auffallend  stark  aufgetriebenem  Bauch,  der 
wie  eine  bleifarbene  oder  durchsichtige  Kugel  aussieht,  deren  In- 
halt an  ein  perlmutterglänzendes,  gewundenes  Scbneckengehäuse 
erinnert;  in  diesem  Falle  erscheint  der  Kopf  bedeutend  niedriger; 
die  sehr  breite  und  ziemlich  flache  Stirn  senkt  sich  allmälich  ge- 
gen die  schwach  gewölbte,  vorn  bei  jungen  Individuen  abgerun- 
dete, bei  alten  aber  fast  abgestutzte  Schnauze,  an  deren  Seite  man 
deutlich  die  vortretenden  Lippenränder  am  Mundwinkel  wahrnimmt. 
Die  ganz  seitlich,  weit  von  einander  abstehenden  Augen  mit  run- 
der Pupille  und  bläulichem  oder  Silber  weissem,  später  gold-  oder 
kupferfarbenem  Reif  sind  weit  nach  hinten  gerückt,  springen  stark 
hervor  und  beeinträchtigen  derart  den  Umriss  des  Kopfes,  dass 
lezterer  nahezu  vierseitig  erscheint.  Der  Interocularraum  ist  un- 
gefähr dreimal  so  gross  wie  die  Entfernung  des  Auges  vom  Na- 
senloch und  öfters  genau  ebenso  lang  wie  die  Distanz  der  Schnauzen- 
spitze  vom  Flossensaum,  der  allerdings  mitunter  nahe  der  durch 
die  Augenbulbi  gezogenen  Queraxe  seinen  Ursprung  nimmt  und  hier 
ziemlich  dick  ist.  Die  deutlich  sichtbaren  Nasenlöcher  sind  um  ein 
Geringes  weiter  von  einander  als  vom  Orbital-  oder  Lippenrand. 
Im  normalen,  halbgeschlossenen  Zustande  bildet  die  massig  lange 
Mundöffnnng  ein  stumpfwinkliges  Dreieck,  dessen  grösster  Winkel 
nach  vorn  gerichtet  und  abgerundet  erscheint  und  dessen  längste 
Seite  den  zweimal  bogenförmig  ausgerandeten,  gezackten  und  wulst- 
artig vortretenden  unteren  Mundrand  bildet;  namentlich  an  den 
Mundwinkeln  pflegt  die  wulstig  aufgetriebene  Lippe  stärker  vorzu- 
treten und  greift  von  da  auch  nach  oben  über,  wodurch  der  Ober- 
lippenrand zum  Theil  gezackt  erscheint;  in  der  Mitte  aber  ist  der- 
selbe bezahnt:  eine  ziemlich  lauge  Reihe  schwärzlicher,  vom  hellen 


—  225  —  , 

Grunde  stark  abstechender,  am  Rande  gesägter,  oder  genauer  mit 
neunblätterigem  Kopfende  versehener,  ungleichgrosser  Zähnchen  be- 
waffnet nämlich  die  mittlere  Partie  des  Mundrandes  und  rückt  von 
da  an,  wo  der  Lippenrand  einen  Zackenbesatz  erhält,  nach  hinten 
von  diesem,  d.  h.  auf  die  Innenfläche  der  Lippe  *).  Hinter  dieser 
äusseren  Zahnreihe  befindet  sich  linker-  und  rechterseits  eine  kurze 
Reihe  ähnlicher  Zähne,  die  somit  bereits  an  der  Innenfläche  der 
Oberlippe  zu  suchen  sind;  endlich  befinden  sich  noch  drei  Zahn- 
reihen an  der  Innenfläche  der  Unterlippe,  von  denen  diejenige, 
welche  dem  zahnlosen,  mit  Pappillen  besetzten  Lippenraude  am 
nächsten  liegt,  die  Mundwinkel  nicht  erreicht  und  einfach  bogen- 
förmig verläuft,  während  die  zweite,  darauffolgende  Reihe  zwei 
Bogen  bildet  und  in  der  Mitte  einen  kurzen,  winklig  gegen  den 
Kiefer  gerichteten  Vorsprung  zeigt  und  die  dritte  in  der  Mittellinie 
zerissen  erscheint.  Die  Zähnchen,  von  denen  gewöhnlich  drei  über- 
einander sitzen,  sind  im  allgemeinen  denjenigen  bei  Alytes  ob- 
stretricans  ähnlich,  nur  sind  sie  bei  Arborea  meridionalis 
kleiner,  namentlich  schmäler  und  die  Zahl  der  Zacken  geringer.  Die 
Kiefer  sind  sehr  deutlich  sichtbar.  Da«  Kiemenloch  mit  seiner  nach 
hinten  und  oben  gerichteten  Oeffnung  liegt  links,  ungefähr  auf  der 
Grenze  zwischen  Rumpf-  und  Bauchseite.  Die  rechterseits  am 
Schwanzsaume  sich  öffnende  kurze  Afterröhre  erreicht  nicht  den 
Rand  dieses  Saumes,  der  ohne  merkliche  Ausrandung  in  die  Bauch- 
decke übergeht. 

Die  grösste  zweibeinige  Larve  von  Var.  meridionalis,  die 
ich  vor  mir  habe,  ist  46  mm.  lang  und  hat  einen  Rumpfumfang 
von  circa  32  mm.  *),  die  Körperlänge  beträgt  17  mm.,  die  grösste 
Schwanzhöhe  13.5  bis  14  mm.  und  die  Hinterbeine  sind  13  mm. 
lang;  der  Interocularraum  ist  etwas  über  8  mm.  breit  und  die 
Entfernung  des  Auges  von  der  Schnauzenspitze  beträgt  ungefähr 
6  mm.  Die  Hinterbeine  zeigen  sich  auffallend  spät;  sie  wachsen 
anfangs  sehr  langsam,  nehmen  aber  kurz  vor  der  Metamorphose 
rasch  an  Länge  zu,  während  nämlich  bei  der  46  mm.  langen 
Larve  die  Beine  1 3  mm.  lang  sind  und  deutliche  tellerartige  Erwei- 


')  Van  Bambeke  und  Heron-Royer  bezeichnen  dergleichen  seitlich  von  aussen 
mit  PapilleH  begrenzte  Zahnreihen  als  „obere  medianliegende  Gaumenreihen"  und 
geben  an,  dass  der  Lippenrand  bei  Arborea  zahnlos  sei  (Bull.  Soc.  Zool.  de 
France,  VI,  p.   81). 

2)  Die  Larven  von  einer  anderen  südländischen  Varietät  und  zwar  von  Var.  S  a- 
^ignyi  erreichen  die  ansehnliche  Körperlänge  von  ungefähr  20  mm. 

15 


-    22G   — 

terungen  an  den  Zehenspitzen  zeigen,  haben  andere  39  und  35  mm. 
messende  Stücke  kaum  3  resp.  2  mm.  lange  Hinterbeine  mit  An- 
deutungen von  Anschwellungen  an  den  Zehenspitzen;  endlich  bei 
24  mm.  langen  Individuen  sind  nur  Spuren  von  Hinterextremitäten 
zu  sehen  und  in  Fig.  8  und  14  Taf.  III  bei  Lessona  op.  cit.)  ist 
von  den  Beinchen  sogar  bei  50  mm.  langen  Thieren  noch  nichts 
zu  sehen.  Die  ausgewachsenen  Larven  behalten  im  grossen  und 
ganzen  ihre  früheren  Farben  bei,  nur  insofern  ist  ein  Unterschied 
vorhanden,  als  die  Oberseite  zum  grössten  Theil  mehr  grünlich, 
gelb-  oder  grünlichbraun  oder  braun  (Fig.  17.  Taf.  III.  bei  Les- 
sona), metallisch  glänzend  und  mit  grünlichschwarzem  Pulver  be- 
streut erscheint,  während  die  Schnauze  mehr  gelblich  und  durch- 
sichtig bleibt.  Sowohl  über  als  auch  unter  dem  Auge  und  am 
Kinn  mehr  nach  hinten  zu  ist  Goldpulver  im  reichlichen  Masse  zer- 
streut; die  Rumpfseiten  glänzen  wie  Gold  und  die  Bauchseiten  find 
schön  perlmutterglänzend,  stellenweise  mit  Metallglanz,  bisweilen 
auch  rosa  angehaucht;  am  Schwänze  treten  die  bereits  bei  der 
ganz  jungen  Quappe  sichtbaren  Längsslreifen  und  die  Fleckchen 
am  Flossensaum  mit  mehr  Intensität  auf.  Mittelgrosse  Stücke  kön- 
nen mit  den  farbenprächtigen  Edelsteinen  wetteifern.  Im  vorge- 
schrittenen Wachsthum  wird  der  Körper  der  Quappa  schlanker  und 
der  bereits  früher  schon  vorhandene,  vom  Nasenloch  zum  Auge 
hinziehende  weissliche  Streifen  tritt  deutlicher  auf  und  lässt  auf 
die  Schnauzenkante  des  Frosches  schliessen;  auch  ein  goldglänzen- 
der, unten  dnnkel  umsäumter  Ohrstreif  wird  sichtbar  und  allmäh- 
lich tritt  eine  Abilachuug  des  Kopfes  und  Rumpfes  auf,  wobei  der 
Schwanzsaüm  nach  hinten  zurücktritt,  niedriger  wird  und  ein- 
schrumpft: die  Hinterbeine  nehmen  rasch  an  Länge  zu  und  erhalten 
an  den  Schenkeln  eine  bräunliche  Zeichnung;  Kopfobertläche  und 
Rücken  werden  gleichmässig  gelblichgrau,  indem  nämlich  die  Fle- 
ckung hier  in  der  Regel  zurücktritt  und  statt  dessen  bei  einigen 
Varietäten  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägte  Streifen  längs 
des  Kopfes  und  der  Rumpfseiten  aufzutreten  pflegen,  so  dass  mau 
in  der  Lage  ist,  das  noch  mit  Schwarz  versehene  Thier  mit  Leich- 
tigkeit bestimmen  zu  können;  der  Gold-  und  Perlmutterglanz,  der 
die  Rumpfseiten  und  den  Bau  h  überzieht,  verschwindet  und  macht 
der  milchweissen  Farbe  Platz.  Erwähnenswerth  ist  ferner,  dass 
mitunter  die  dunklen,  über  den  Rücken  der  ganz  jungen  Larve 
unregelniässig  zerstreuten,  wenig  sichtbaren  Punkte  bei  der  vier- 
beinigen Quappe  sich  zu  Fleckchen  anhäufen  und  auf  diese  Weise 


—  227   — 

dem  Rücken  eiu  vorübergehend  fleckiges  Aussehen  verleihen,  das 
übrigens  auch  beim  ausgewachsenen  Laubfrosch  auftreten  und  wie- 
derum verschwinden  kann.  Vierbeinige  Larven  von  Var.  meri- 
dionalis  haben  in  der  Regel  einen  Rumpfumfang  von  21-1/,  mm., 
während  die  jungen,  oberseits  gelblichgrünen,  unterseits  rosa  oder 
grau  überflogenen  Frösche  bedeutend  schlanker  und  gewöhn- 
lich 17%  mm.  lang  sind.  Die  Larve  von  Arborea  meridio- 
nalis  ist  von  Lataste  (Act.  Soc.  Lin.  Bordeaux,  XXX,  pl.  X, 
Fig.  4 — 6)  und  in  neuerer  Zeit  von  He'ron-Royer  (Bull.  Soc.  Zool. 
de  France,  IX,  pl.  IX,  Fig.  15,  16)  abgebildet  worden. 

Die  Quappe  von  der  typischen  Arborea  unterscheidet  sich  in 
einigen  Punkten  von  derjenigen  der  Meridionalis,  insbesondere 
sollen  die  Unterschiede  bei  ganz  jungen  Thieren  auffallend   zutage 
treten  ').  Die  erwachsenen  zweibeinigen    Larven    von    Arborea 
typica  lassen  sich  vor  allem  dadurch  erkennen,  dass  die  Schwanz- 
flosse sich  nicht  so  weit  auf  den  Rücken  fortsetzt    und    hier    be- 
deutend dünner  ist  als  bei  Var.  meridionalis;  die  Augen  sind 
bei  jener  etwas  grösser  und  treten  etwas  stärker  vor  als  bei  die- 
ser und  ihr  Kopf  ist  breiter  abgerundet  als  bei  der  Südländerin;  bei 
der  letzteren  ist  der  fleischige  Theil  des  Schwanzes  in  eine  längere 
Spitze  ausgezogen  als  bei  der  ersteren.    Die    Afteröffnung    ist  bei 
ihr  grösser  als  bei  Meridionalis.  Auch  hinsichtlich  der  Färbung 
und  Zeichnung  sind  einige  Unterschiede  vorhanden:  die  Larve  von 
typica  scheint  mir  etwas  dunkler  und  einfacher  gefärbt  zu  sein 
als  diejenige  von  meridionalis,  auch  ist  sie  weit  weniger  mit 
Gold-,  Silber-  und  Perlmutterglanz  überzogen    als    diese,   und  na- 
mentlich wird  die  zartrosa  Farbe  am  Bauch  und  an  der  Kehle  bei 
der  typica  vermisst,  oder  sie  tritt  nur  andeutungsweise  auf;  der 
Schwanz  erscheint  bei  dieser  bedeutend  dunkler  als  bei  jener,  indem 
bei  typica  die  obere  Partie  des  eigentlichen    Schwanzes   nahezu 
vollständig  mit  braun  gefleckt  und  bestäubt  ist  und    der   Flossen- 
saum grosse  dunkle    metallisch    glänzende    Flerken    aufweist,    bei 
Meridionalis  aber  sind  sowohl    am    fleischigen   als    auch    am 
membranösen  Theile    des  Schwanzes  kleine  Fleckchen,  Linien    und 
weniger  dicht  an  einander  gerückte  dunkle  Punkte   zu    sehen  und 
die    eingedrückte    Furche    dem    Schwanz    entlang    pflegt   hier  als 
schwärzliche  Linie,  dort  mehr  als  breite  Binde  aufzutreten.  Abbil- 
dungen von  den  zwei-  und  vierbeinigen  Larven  der  typischen  Form 


')  Die  ganz  jungen  Larven  sind  verglichen  und  beschrieben  worden    durch  He- 
ron-Royer,  I.  c. 

15* 


—  228  — 

finden  sich  in  den  Werken  von  Rösel,  v.  Reider  und  Hahn,  Schle- 
gel, Heron-Royer  und  Lessona.  Schliesslich  muss  noch  bemerkt 
werden,  dass  die  sogenannten  Seitenorgane  auch  bei  der  Larve 
des  Laubfrosches  zum  Vorschein  treten. 

Lebensweise. 

In  Mitteleuropa  sollen  die  Laubfrösche  im  Mai,  ja  sogar  schon 
Ende  April,  wohl  nur  bei  ausnahmsweise  günstiger  Witterung,  lai- 
chen; im  Süden  findet  man  das  Thier  selten  vor  Ende  März  und 
seine  eigentliche  Laichzeit  fällt  auf  den  Mai.  Die  meisten  sich  bis 
dahin  sowohl  des  Nachts  als  auch  am  Tage  im  Wasser,  zuweilen 
in  ansehnlichen  Scharen  herumtummelnden  Laubfrösche  sind  Männ- 
chen, die  auf  der  Suche  nach  Weibchen  sind  und  ihre  Stimm- 
organe einüben.  Die  Weibchen  scheinen  solange  ihre  Eier  zum 
Ablegen  noch  nicht  reif  sind,  das  Wasser  zu  meiden,  um  den  vor- 
zeitigen Bewerbungen  der  brünstigen  Männchen  zu  entgehen,  denn 
sobald  letztere  ein  Weibchen  erblicken,  umringen  sie  es  und  su- 
chen mit  ihm  in  Kopulation  zu  treten,  indem  sie  ihm  aus  der 
nächsten  Nähe  auf  den  Rücken  springen.  Bei  der  Begattung  fasst 
das  Männchen  das  Weibchen  mit  seinen  zwei  inneren  gekrümmten 
Fingern  über  und  hinter  der  Achselgrube,  oder  aber  es  stemmt 
seine  geballte  Faust  in  die  Achselgrube  seiner  Gattin  (Vergl.  Taf.  IX. 
bei  Rösel  und  die  Zeichnung  bei  H6ron-Royer,  1.  c).  Die  Umar- 
mung ist  jedoch  nicht  allzu  krampfhaft  und  der  Paarungstrieb  we- 
niger lebhaft  als  bei  anderen  Anureu,  denn  das  kopulirte  Pärchen 
trennt  sich  bei  der  geringsten  Störung  und  geht  auseinander.  Das 
Absetzten  des  Laiches  findet  vorzugsweise  nachts  statt  und  geht 
ziemlich  rasch  von  dannen;  die  800  bis  1000  kleinen  Eier  wer- 
den binnen  6  bis  10  Stunden  klumpenweise  abgestossen  und  sin- 
ken entweder  zu  Boden  oder  bleiben  an  Pflanzen  hängen  ').  Mit- 
unter aber  sieht  man  das  paarungslustige  Pärchen  tagelang  he- 
rumschwimmen und  erst  am  dritten  oder  vierten  Tag  sein  Laich- 
geschäft vollenden.  Der  Dotter  hat  1 — 1.5  mm.  Durchmesser;  die 


')  Es  ist  kürzlich  behauptet  worden,  dass  „Hyla  barytonus"  (=ra  e  r  i- 
d  i  o  n  a  1  i  s)  sich  von  H.  arborea  (-  t  y  p  i  c  a)  unter  anderin  dadurch  unter- 
scheidet, dass  sie  ihren  Laich  auf  Pflanzen  absetze;  dies  kommt  jedoch  auch  bei 
der  typischen  Form  vor,  ja  Franke  behauptet  sogar,  dass  der  Laich  in  Klumpen 
abgeht  und  unter  dem  Wasser  spiralförmig  um  Schilfpflanzen  geschlungen  wird; 
anderseits  aber  habe  ich  zu  beobachten  Gelegenheit  gehabt,  dass  hier  in  Nizza 
Var.  meridionalis  ihren  Laich  bald  auf  Pflanzen  absetzt,  bald  ab**r  einfach 
auf  den  Boden  der  meistons  pflanzenleeren  Cisternen  sinken  lässt. 


—  229  — 

Gallerthülle  ist  nicht  homogen,  sondern  besteht  aus  einer  ziemlieh 
derben  ovalruuden  Substanz,  welche  den  Dotier  umgiebt  und  von 
einer  anderen  schleimigen    Masse,    welche    dem    Eierklumpen    das 
Aussehen  einer  strukturlosen,  zerquollenen  und  kristallhellen    Sub- 
stanz giebt,  in  der  die  grössten,  zum  Theil  gelblich  und  zum  klein- 
sten Theil  bräunlich  kolorirten  Laichkörner  im  Abstand  von  unge- 
fähr 5  mm.  eingestreut  erscheinen.  Ueber  die  Laichzeit,  das  Lar- 
venleben und  die  Verwandlang   des    Laubfrosches    in    Deutschland 
und  an  der  Riviera  liegen  mir  einige  Angaben  vor,  die    ich    hier 
mittheilen  will.  Bruch  (Würzb.    Natur wiss.    Zeitsch.    IV,    S.  133) 
erhielt  am  17  April  zum  ersten  Mal  frischen  Laich  und   bemerkt, 
dass  die  einzelnen  Eier  langsam  nach  einander  gelegt  waren    und 
getrennt  am  Boden  des  Wasserbehälters  lagen;  dreizehn  Tage    da- 
rauf war  der  Laich  sowohl  im  Freien  als  auch  im    Zimmer   dem 
Ausschlüpfen  nahe  und  in  den  ersten  Tagen  des  Mai  verHessen  die 
Larven  die  Eihüllen;  zu  dieser  Zeit  gab  es    noch    im   Freien   fri- 
schen Laich.  Am  1.  August,  also  nach  Verlauf    eines    etwa    drei- 
monatlichen Larvenlebens,  fand    Bruch    Laubfrösche    in    der   Ver- 
wandlung begriffen  und  Ende  Septembers  schrieen  noch  die  Thiere 
bei  10°  und  16°  Wärme.  Ein  anderes  Mal  bemerkte  Bruch  bereits 
am  25.  März  männliche  Individuen  im  Wasser  und  am  1.  April  die 
ersten  Weibchen;  die  Laichzeit  dauerte  bis  zum  1.  April;   die    er- 
sten kiemenlosen  Larven  traf  Bruch  am  21.  April,  solche  mit  Hin- 
terextremitäten Ende  Mai;  am  2.  Juli  waren  vierbeinige  Individuen 
zu  sehen  und  die  Metamorphose  soll  bis  den  August  hinein  ange- 
dauert haben  (ibidem,  III.  Bd.  S.  201).  Nach  Rösel's  Beobachtun- 
gen verliessen  die  Larven  am  10.  und  11.  Mai  den  am  28.  April 
abgelegten  Laich;  ihre  Kiemen  verschwanden  gegen  den  13.    Juni 
und  ihre  Hinterbeine  zeigten  sich  am  29   desselben    Monates;    am 
30.  Juli  traten  die  Vorderbeine  vor    und    gegen    den    2.    August 
schwand  der  Schwanzstummel.  Die  nizzaer    meridionalis    sind 
hinsichtlich  ihrer  Verwandlung  um  einige    Wochen    den  deutschen 
voraus.  Der  hiesige  Laubfrosch  lässt  selten  seine  Stimme  vor  Ende 
März  hören;  das  Laichen  fängt  in  der  ersten  Hälfte  des  April    an 
und  erreicht  den  Höhepunkt  im  Mai.  Die    ersten    Larven    sind   in 
Nizza  selten  vor  Ende  April  oder  Anfang  Mai  zu  sehen,    während 
junge  Frösche  bereits  Ende  Juni  anzutreffen  sind,  so  dass  man  das 
Larvenleben  auf  8  bis  10  Wochen  schätzen  kann.  In  der  Schweiz 
sollen  die  12  bis  14  Wochen  alten  Thiere  verwandlungsfähig  sein 
(Fatio).  In  Piemout  scheinen  die  Verhältnisse  wiederum  etwas  an- 
ders zu  sein.  Lessona  giebt  nämlich  an,  dass  dort  die  Laubfrösche 


—  230  — 

auch  in  den  ersten  Hälfte  des  Juni  laichen  und  dass  Quappen  mit 
äusseren  Kiemen  sogar  Anfang  August  noch  zu  sehen  sind;  er 
schien  anfangs  zu  glauben,  dass  der  Laubfrosch  zweimal  laiche, 
fand  aber  nachträglich  für  wahrscheinlicher,  dass  diese  Quappen 
aus  einem  verspätet  abgelegten  Laich  stammten  und  das  wird  wohl 
auch  der  Fall  sein,  denn,  so  viel  ich  weiss,  laicht  das  Thier  nur 
einmal  im  Jahre  und  die  Larven  überwintern  im  Freien  nicht;  in 
der  Gefangenschaft  aber  sollen  bisweilen  Stockungen  in  der  Ent- 
wickelung  eintreten,  so  dass  in  diesem  Fall  die  Ueberwinterung 
stattfinden  kann. 

Wenn  Leydig  sagt,  dass  die  Stimme  der  genueser  Hyla  viel 
kräftiger,  voller  und  namentlich  rauher  klingt  als  bei  den  deut- 
schen, und  hinzufügt,  dass  aus  Klein's  Angaben  mau  den  Schluss 
ziehen  könnte,  dass  die  Stimme  der  Laubfrösche  im  nordöstlichen 
Deutschland  sich  abschwäche,  so  stimmt  dies  sowohl  mit  He'rou- 
Royer's  als  auch  mit  meinen  eigenen  Beobachtungen  überein.  Diese 
Erscheinung  hängt  wohl  damit  zusammen,  dass  bei  dem  südländi- 
schen Laubfrosch  und  zwar  nicht  nur  bei  Var.  meridionalis, 
sondern  auch  bei  Var.  M oller i  die  Schallblasen  bedeutend  grös- 
ser sind  als  die  der  deutschen  Thiere  und  im  luftleeren  Zustande 
lange  und  ganz  eigenthümliche  Falten  bilden,  worauf  bereits  He'- 
rou-Royer  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  IX.  Holzschnitt  S.  234) 
und  Boscä  Anal.  Soc.  Esp.  Hist.  Nat.  X.  Taf.  II,  fig.  8,  9.  Vergl. 
auch  die  Schallblase  bei  typica  bei  Lessona,  op.  cit.  Tav.  V, 
lig.  33)  unsere  Aufmerksamkeit  gelenkt  haben.  Auch  ist  es  voll- 
kommen richtig,  wenn  Leydig  angiebt,  dass  die  sardinischen  Laub- 
frösche durch  ihr  zorniges,  leidenschaftliches  Wesen  von  den  deut- 
schen abweichen.  Auf  Stimme  und  Temperament  wirkt  in  erster 
Linie  das  Klima,  dann  aber  auch  hat  der  länger  andauernde  Ge- 
brauch der  Stimmorgane  beim  südländischen  Laubfrosch,  dessen 
Sommerleben  im  Vergleich  zu  seinen  nordischen  Geschwistern  ein 
sehr  langes  ist,  gewiss  einen  Einfluss  auf  die  Ausdehnung  der 
Schallblase.  Das  Geschrei  der  uordläiidischen  Form  unterscheidet 
sich  ferner  von  dem  der  Meridionalis  dadurch,  dass  es  in  der 
Regel  aus  drei  bis  vier  rasch  aufeinanderfolgender  Laute  und  hart 
klingender  Intonationen  besteht,  welche  einige  durch  ein  krak  oder 
karak-karak-karak,  kre-kre,  kra  oder  ra,  ra,  andere  aber,  so  z.  B 
Bruch,  durch  ein  sehr  hastiges,  trompetenartiges  und  rasch  hinter 
einander  ausgegossenes  gäk,  gäk,  gäk  oder  tchit,  tchit  (nach 
Klein)  ausdrücken.  Mir  fehlen  leider  sichere  Erinnerungen  über  die 
Stimme  des  nordländischen  Thieres,  ich  glaube  aber,  dass  Bruch's 


—  231  — 

Angaben  eher  auf  einer  Verwechselung  mit  einer  anderen  Anuren- 
art  beruhen,  denn  das  Geschrei  der  Hyla  iu  Nizza  besteht  haupt- 
sächlich aus  Lauten,  die  mir  wie  krua-krue,  bisweilen  auch  brua- 
brue  klingen,  wobei  das  U  stark  accentuirt,  da    A    gezogen   wird 
und  das  krue  oder  brue  in  kürzeren  Intervallen  aufeinanderfolgen 
und  weniger  laut  schallen;  dazwischen  hört  man  einzelne  Frösche 
in  künstlerischer  Weise  trillern:  brerre  mit    einer    Unzahl   von  R, 
was  gar  nicht  übel    klingt  *).    Das  Geschrei  des  Männchens — die 
Weibchen  siud  stumm — beginnt  kurz  vor    Sonnenuntergang,  indem 
der  Vorsänger  den  ersten  lauten  Ton  von  sich  giebt,    worauf  so- 
fort die  ganze  Nachbarenschar,  als  wenn  sie  aus  dem  Schlaf    er- 
weckt, zur  Attacke  gerufen  mit  einem  weithin    erschallenden    und 
kontinuirlichen  Chorusgesang  einstimmt;  nun  fallen  auch    die    Be- 
wohner des  benachbarten  Gartens  in  den  Gesaug  ein  und  mit  einem 
Mal,  wie  auf  gegebenes  Signal,    erfüllen    sich    Berg    und   Thal  in 
der  ganzeii  Umgebung  mit  dem  nimmer  endenden  Gesang  und  mau 
kann  buchstäblich  sagen,  dass    hier    an    der    Riviera,    vor    lauter 
Laubfröschen  man  weder  den  Wellenschlag  des  Meeres    noch    den 
vorbeisausenden  Eisenbahnzug  zu  hören  vermag.  Zur  schönen  Jahres- 
zeit, also  im  April,  Mai  und  Juni  wird   nach    Mitternacht    pausirt, 
gegen  Sonnenaufgang  aber    wird    wieder    lustig    geschrieen,    aber 
weniger  lang  und  weniger  anhaltend;  im    Hochsommer    verstummt 
das  Geschrei,  nur  bei  Veränderung  der  Witterung,  vor    und    nach 
einem  Regen,  hört  man  von  allen  Seiten  Freudenlaute;  von  Okto- 
ber oder  November  an  tritt  wirkliche  Ruhezeit  an  und  von  da  an 
begegnet  man  Laubfröschen,  welche    auf    der    Suche    nach   einem 
bequemen  Plätzchen  sind,  um  den  Winter  in  gänzlicher  Abgeschlos- 
senheit zu  verbringen.  Im  Norden,  nach  der  Aussage  der  Fachge- 
nossen, pflegt  der  Laubfrosch  die  rauhe  Jahreszeit  im  Schlamm  zu 
verbringen,  nur  wenige  Forscher  und  darunter    Franke  -),    geben 
an,  dass  er  sich  unter  Dunghaufen,  in  Erdlöchern,  hohlen  Bäumen 
oder  tiefem  abgefaulten  Laube  verkriecht.  Hier  im  Süden   werden 
die  Cisternen,  der  Lieblingsaufenthalt  der    Hyla,    öfters    gereinigt, 
so  dass  sich  kein  Schlamm  ansammelt,  und    die    Laubfrösche   su- 
chen hohle  Olivenbäume  auf,  wo  sie  in  grösserer  Anzahl    beisam- 


')  Nachträgt.  Zusatz. — Durch  die  Güte  des  Herrn  A.  Goldfuss  hahe  ich  zwei 
deutsche  A  r  b  o  r  e  a-Mäuncheii  erhalten  und  am  27.  Mai  vernahm  ich  in  der  Däm- 
merung ihre  Stimme.  Das  Geschrei  des  Nordländers  unterscheidet  sich  von  dem 
der  Meridionalis  hauptsächlich  dadurch  dass  es  in  der  Regel  mit  einem  lei- 
sen tschit,  tschit  beginnt,  worauf  dann  tscharak,  tscherek,  tschereke  folgt. 

s)  Die  Reptilien  u.  Amphibien  Deutschlands.  Leipzig,  1881. 


—  232  — 

inen  überwintern.  Es  sind  auch  sonst  noch  andere  Verschiedenhei- 
ten hinsichtlich  der  Lebensweise  der  nord-  und  südländischen  Arbo- 
rea,  die  Klima  und  Bodenbeschaffenheit  mit  sich  bringen,  so  ver- 
leben sie  in  Deutschland  den  Sommer  über  in  ausgedehnten  Wie- 
sen- und  Feld-Distrikten,  welche  von  Gräben  und  stehenden  Was- 
sern durchzogen  sind,  oder  in  sumpfigen  Wäldern  und  an  deren 
Rändern  und  werden  meistens  mehr  vereinzelt  angetroffen,  hier  an 
der  Riviera  bringt  es  der  Wassermangel  mit  sich,  dass  der  Laub- 
frosch zu  einem  Hausthier  geworden  ist,  die  Gärten  den  Fluren, 
die  kein  beständiges  Wasser  haben,  vorzieht  und  sich  massenweise 
in  der  Nähe  der  Cisternen  aufzuhalten  pflegt.  Tagsüber  halten  sie 
sich  in  luftigen  Höhen  von  Orangen-  und  Citronenbäumen  auf  und 
mitunter  braucht  man  nur  einen  Ast  zu  schuttein,  um  die  Thier- 
chen  dutzendweise  vom  Baume  fallen  zu  sehen.  Nach  Boll's  Erfah- 
rungen liebt  die  Meridionalis  das  Wasser  mehr  als  die  typi- 
sche Form  und  das  kann  ich  bestätigen.  Abends,  auch  nach  der 
Brunstzeit,  steigt  der  Laubfrosch  in  der  Regel  vom  Baume  herun- 
ter und  man  trifft  sie  zu  dieser  Zeit  scharenweise  nach  dem  Was- 
serbehälter pilgern;  er  wird  nämlich  tag-täglich  gebadet  und  zwar 
in  eigenthümlicher  Weise,  indem  das  Thierchen  unmittelbar  über  der 
Wasseroberfläche  an  der  Wand  der  Cisterne  klebt  und  den  hinte- 
ren Körpertheil  vom  Wasser  bespülen  lässt  und  somit  förmlich  ein 
Sitzbad  nimmt.  Stehendes  und  übel  riechendes  Wasser  wird  von 
ihm  gemieden  und  sobald  der  Zufluss  des  frischen  Wassers  in  die 
Cisterne  aufhört,  zieht  auch  die  Laubfrosch-Kolonie  aus  dem  Gar- 
ten aus,  so  dass  man  förmlich  sagen  kann,  dass  Eigenthümer  und 
Laubfrösche  den  Garten  gleichzeitig  verlassen.  Sei  es,  weil  das 
rasch  fliessende  Wasser  zum  Absetzen  der  Eier  nicht  taugt,  oder 
weil  die  Hyla  sich  ungern  unter  anderen  Anuren  mengt,  trifft  man 
sie  hier  selten  in  Bächen.  Cisternen  in  denen  P  e  1  o  d  y  t  e  s  hausen, 
werden  von  ihr  gleichfalls  gemieden;  hingegen  werden  die  von  ihr 
einmal  gewählten  Orte  ganz  und  gar  in  Beschlag  genommen;  ein 
fremder  Eindringling  wird  mit  sichtbarem  Unwillen  behandelt.  Dem 
Menschen  gegenüber  legt  der  Laubfrosch,  sobald  er  ausserhalb  des 
Wassers  ist  und  nicht  gerade  auf  einem  Rasenplatz  herumspringt, 
wenig  Scheu  an  den  Tag  und  lässt  sich  z.  B.  bei  der  Orangen- 
blütheulese  nicht  stören,  höchstens  ändert  er  sein  Sitzplätzchen, 
indem  er  mit  der  Geschicklichkeit  eines  Akrobaten  vom  der  Ober- 
fläche des  Blattes  auf  die  Unterfläche  sich  begiebt  oder  sich  be- 
dächtig und  durch  die  Störung  gelangweilt  bei  Seite  schiebt.  Höchst 
possierlich  nimmt  es  sich  aus,  wenn  eine  ganze    Gesellschaft  rei- 


—  233   — 

henweise  hinter  und  dicht  aneinander  mit  eingezogenen  Vorder- 
beinchen auf  einem  Zweige  ihr  Mittagschläfchen  hält;  nur  hin  und 
wieder  wird  ein  oder  das  andere  Thierchen  rege,  um  nach  einem 
Insekt  zu  schnappen  oder  eine  Ameise  die  anf  der  Schnauze  he- 
rumkriecht, mit  der  Hand  zu  entfernen.  In  der  Gefangenschaft  ge- 
haltene Laubfrösche  werden  sehr  bald  zahm  und  zutraulich  und 
lernen  sogar  auf  den  Ruf  hören;  auch  die  Quappen  halten  das 
Gefangenleben  trotz  ihres  zarten  Wesens  sehr  gut  aus  und  sind 
durch  ihren  Gold-  und  Silberglanz  eine  Zierde  für  das  Aquarium; 
sie  brauchen  weder  ständig  wechselndes  Wasser  noch  besondere 
Nahrung,  denn  sie  begnügen  sich  mit  dem  Nagen  an  Wasserpflan- 
zen, Fleischstücken  oder  Thierleichen;  dabei  zeigen  sie  eine  Vor- 
liebe für  die  Leichen  ihrer  eigenen  Geschwister. 

In  Betreff  des  Auftretens  von  dunklen  Flecken  auf  der  Rücken- 
fläche muss  hervorgehoben  werden,  dass  dasselbe  wohl  zum  Theil, 
namentlich  dann,  wenn  die  Flecken  längere  Zeit  hindurch  nicht 
schwinden  und  unverändert  in  Form  und  Grösse  auf  braunem 
Grunde  zerstreut  bleiben,  im  schlaffen  d.  h.  zeitweise  contractions- 
unfähigen  Zustande  der  beweglichen  Farbzelle  beruhen,  was  somit 
eine  krankhafte  Erscheinung  sein  dürfte.  lieber  den  Farbenwechsel 
beim  Laubfrosch  und  die  Umstände,  unter  denen  die  Erscheinung 
hervortritt,  macht  Leydig  einige  interessante  Mittheilungen  in  sei- 
ner Schrift  über  die  allgemeinen  Bedeckungen  der  Amphibien  (Arch. 
f.  mikroskop.  Anatomie,  Bd.  XII). 

Vo  rkommen. 

Die  Verbreitung  des  Laubfrosches  ist  eine  sehr  grosse:  derselbe 
findet  sich  in  ganz  Mittel-  und  Süd-Europa,  einem  Theile  von  Kord- 
europa, in  Vorder-Asien,  in  Sibirien,  in  Japan  und  vielleicht  auch 
in  China;  in  allen  Mittelmeerländern  kommt  er  in  ausserordentlich 
grosser  Individuenzahl  vor  und  tritt  hier  in  mehreren  Formen  auf. 
Auch  an  der  atlantischen  Nordküste  Afrika's  sowie  auf  den  Cana- 
ren  und  Madeira  ist  er  noch  recht  häufig  und  nach  Tschudi,  Bech- 
stein  (163.— S.  406)  und  Daudin  (33. -S.  25)  würde  er  auch 
in  Amerika,  ja  sogar  in  Australien  einheimisch  sein,  woran  man 
aber  zweifeln  möchte.  Ueber  das  Vorkommen  der  Meridionalis 
auf  den  Canaren  und  auf  Madeira  berichten  Barker  Webb  und 
S.  Berthelot  (288),  Greeff,  Böttger  (290)  und  Boulenger  (9.— 
S.  381).  Die  beiden  zuerst  genannten  Forscher  geben  an,  dass  sie 
ihn  auf  Teneriffa  in  der  Schlucht  von  Paso  alto   bei    Santa-Cruce 


—    231   — 

vorzugsweise  aber  und  in  grösserer  Zahl  in  den  hoch  gelegenen 
Oertlichkeiten,  so  auf  dem  über  2000  F.  ü.  M.  gelegenen  Plateau 
Mesa  de  Tegina  unweit  von  der  Stadt  Laguna  gefunden  haben; 
Prof.  Grenadier  und  Dr.  Null  sollen  ihn,  wie  Böttger  uns  mitt- 
heilt, im  Thal  von  Orotava  gesammelt,  und  Greff  grüne  weissgelb 
punktirte  Stücke  im  botanischen  Garten  von  Orotava  beobachtet 
haben.  Peters  und  Doria  (350)  nennen  ihn  dann  auch  für  die  Sal- 
vages,  einer  Inselgruppe  zwischen  Madeiren  und  Canaren.  Aus  Ma- 
rokko haben  Böttger  (5)  und  Camerano  (4.— S.  557)  die  Meri- 
dionalis  von  Tanger,  Tauger-Tetuan,  Casablanca,  Mogador-Ma- 
rokko,  Saffi  und  Mazagan  erhalten  und  aus  Algerien  und  zwar  aus 
Algier,  Boudouau,  Tizi-Ouzou,  Constantiue  und  Oran,  aus  Tunis  und 
Aegypteu  kenneu  den  Laubfrosch  Guichenot  (253),  Schlegel  (291. — 
S.  133),  Strauch  (6),  Boulenger  (9)  und  F.  Müller  (Verhandl. 
naturf.  Ges.  Basel  1879.  S.  586).  In  allen  diesen  Ländern,  viel- 
leicht mit  alleiniger  Ausnahme  von  Aegypten,  woher  die  Original- 
exemplare der  Savignyi  stammen,  ist  die  meridionalis,  wel- 
che wir  sonst  bis  jetzt  nur  von  der  pyrenäischen  Halbinsel,  aus 
Südfrankreich,  einem  kleLien  Theile  Italiens  und  aus  Kleiuasien 
kennen,  verbreitet.  Var.  Savignyi  soll  nicht  nur  in  Aegypten, 
sondern  auch  auf  Cypern  (293),  am  Todten  Meer,  bei  Jerusalem, 
in  Wadi  el  Kurm,  am  See  von  Galiläa  (294),  in  der  Ebene  von 
Esdrelon,  am  Fuss  des  Berg  Tabor,  in  Jericho  (117.  —  S.  189), 
bei  Haiffa  (295),  ferner  in  Kleinasien,  in  den  Euphratgegenden  und 
Mesopotamien  (Böttger),  in  Nord-Persien,  so  in  Pärchapä,  südl.  von 
Rescht,  Provinz  Ghilan  (123 — S.  433),  und  auffallenderweise 
auch  auf  Hainan  (9),  also  im  Meerbusen  von  Tonking  vorkommen, 
während  in  Japan,  so  z.  B.  in  Tokio  (296)  und  wohl  auch  in 
Honto  (Yeso.  208.— S.  120)  sowie  in  China  (11)  Var.  japo- 
nica  Schleg.  lebt.  Die  aus  Basra  (123),  Kleinasien  (297)  und 
speciel  aus  Brussa  (64. — S.  1123)  erwähnten  Stücke  dürften  zur 
Savignyi  zu  zählen  sein;  übrigens  ist  die  typica  sowohl  aus 
Kleinasien,  so  vom  Giaur-Dagh  (Boulenger)  als  auch  aus  Damas- 
kus (Camerano)  und  Kutais  in  Trauskaukasien  (120.— S.  80)  be- 
kannt. Aus  dem  Kaukasus  finde  ich  ferner  den  Laubfrosch  ohne 
nähere  Bezeichnung  der  Form,  als  in  grosser  Anzahl  sowohl  in 
Cis-  als  Trauskaukasien,  so  in  den  Kuban-  und  Terek-Thälern,  in 
Kyslar,  in  den  Flussgebieten  von  Riou,  Arax  und  Kur,  namentlich 
in  den  Wäldern  um  Lenkoran,  in  Sakatal,  Eschmiadsin,  Suchum- 
Kale  und  in  Poti  vorkommend  angegeben  (121)  und  dass  er  in 
Nordost-Persien,  in  der    Provinz    Mazenderan    und    in    Südsibirien 


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ni'ht  fehlt,  wissen  wir  durch  Eichwald  und  Kessler.  Aus  dem  mitt- 
leren Ural  kennt  ihn  Sabanejew  (107.— S.  273);  längs  der  Nie- 
der-Wolga  soll  er  selten  in  den  Wäldern  und  in  Weidenbüschen 
vorkommen  (112. — S.  157);  in  den  Gouvernements  Woronesch 
und  Charkow  scheint  er  nicht  häufig  zu  sein  (110);  gleichfalls 
selten  ist  er  laut  Pallas  (298)  in  der  Krim;  Koppen  (271— S.  76) 
fand  ihn  an  der  Südküste  der  Halbinsel;  Belke  (196.—  S.  24) 
führt  ihn  aus  der  Umgebung  von  Kamienez-Podolski  an  und  in  den 
Schriften  Eichwald's  (112)  und  Andrzejowski's  (195)  über  die 
Thiere  Podoliens,  Wolhyniens,  Lithauens  und  des  Gouvernement 
Cherson  finde  ich  ihn  erwähnt.  Taczanowski  (194)  fand  ihn  häufig 
in  der  Umgebung  von  Warschau.  Nach  Fischer  (199)  und  Seid- 
litz  (105)  kommt  er  in  den  Ostseeprovinzen  vor;  hingegen  in  den 
Gouvernements  Petersburg,  Jaroslaw  und  Wologda  scheint  er  zu 
fehlen.  Auch  in  Grossbritannien,  Irland  und  Norwegen  wird  er 
vermisst.  In  Schweden  aber  ist  er  namentlich  im  Süden,  so  in 
Hörr,  Nöbbelöf,  Kalmar  und  in  noch  anderen  im  Nilsson'schen 
Werke  „Skandinawisk  Fauna"  aufgezählten  Oertlichkeiten  beobach- 
tet worden. 

Alsdann  bewohnt  H.  arborea  typica  Dänemark,  soll  jedoch 
nur  stellenweise  vorkommen;  sie  findet  sich  in  der  Umgebung  Ko- 
penhagens, bei  Kiöge,  Stevens,  in  Prästo,  bei  Sorö,  Slagelse,  Ma- 
ribö,  Nykjöbing,  in  Liselund,  Marienborg  (Möen),  in  Juelsborg  bei 
Nyborg,  Glorup  in  Fünen,  Merringgard  bei  Horsens,  Taulov  bei 
Kolding,  in  Veile,  Aarhus,  Als,  ferner  in  Jylland  und  auf  der  Insel 
Bornholm  (103. — S.  302).  Was  ferner  ihr  Vorkommen  in  Deut- 
schland anbetrifft,  so  ist  sie  hier  weit  verbreitet,  obschon  es,  abge- 
sehen vom  Hochgebirge,  welches  sie  entschieden  meidet,  Striche 
zu  geben  scheint,  denen  sie  mangelt.  Boie  hat  sie  in  Schleswig- 
Holstein  beobachtet,  Boulenger  führt  sie  aus  Hamburg  an  und 
Brüggemann  (213. — S.  210)  und  Herr  F.  Borcherding  fanden  sie 
in  der  Umgebung  von  Bremen  und  Vegesack;  im  Lüneburgischen 
findet  sie  sich  gleichfalls  vor  (79),  auch  in  Oldenburg,  wo  sie 
nach  Wiepken  und  Greve  (78)  nicht  selten  sein  soll.  'Ueber  ihr 
Vorkommen  in  Meklenburg,  in  der  Provinz  Brandenburg  und  in 
Ost-  und  West-Preussen  berichten  Struck  (77),  Schulz  (76)  und 
Rathke  (74).  0.  Reinhardt  (174)  fand  sie  bei  Lohme,  nahe  Stub- 
benkammer  (Rügen)  und  nach  Gloger  (175)  kommt  sie  in  Schle- 
sien vor.  Wir  wissen  ferner,  dass  sie  in  der  Oberlausitz  (81. — 
S.  57)  und  im  Königreich  Sachsen  (80)  eiuheimisch  ist.  Aus  der 
Umgebung  von  Halle,  allwo  sie  nach  der  freundlichen   Mittheilung 


—  236  — 

des  Herrn  A.  Goldfuss,  an  einein  Steinbruch  (dem  Tautz),  wo  weifc 
und  breit  kein  Baum  und  kein  Strauch  steht,  alle  Jahre  im  Grase 
und  an  Schilf  beobachtet  wird,  verdanke  ich  einige  Stücke  der 
Güte  des  Herrn  W.  Wolterstorff  und  dass  der  Laubfrosch  auch  in 
den  Thüringischen  Landen  anzutreffen  ist,  weiss  ich  aus  eigener 
Erfahrung  (Vergl.  auch  163  in  meinem  Verzeichniss  der  bei  die- 
ser Arbeit  benutzten  Literatur);  soust  wird  die  Art  aus  der  Pro- 
vinz Sachsen  noch  erwähnt  für  die  Umgegend  von  Magdeburg  (Bie- 
deritzer  Busch  uud  Umgegend),  von  Gommern,  aus  Neuhaldensle- 
ben,  Rogätz,  Osterburg  und  aus  Quensted  und  Quedlinburg  am 
Harz  (230).  In  den  Vorbergen  der  Rhön  bei  Kissingen  hat  Leydig 
ihre  Stimme  gehört,  dagegen  in  der  eigentlichen  Rhön  scheint  sie 
nicht  vorzukommen  (91).  Im  Nassauischen  ist  sie  überall  ziemlich 
häufig  (92);  Behrens  fand  sie  in  der  Umgebung  von  Elberfeld  (229) 
und  im  Regierungsbezirk  Ansberg  in  Westphalen  ist  sie  von  Suf- 
frian  beobachtet  worden  (96. — S.  126).  „Im  Rheinthal",  sagt  Ley- 
dig, „stellenweise  sehr  zahlreich,  bei  Bonn  nicht  häufig,  am  ehe- 
sten zur  Laichzeit  in  den  Tümpeln  am  Fuss  des  Venusberges  zu 
sehen,  dann  auch  in  denen  von  Lengsdorf;  häufiger  auf  der  rech- 
ten, wärmeren  Rheinseite.  Weiter  abwärts  wird  der  Laubfrosch 
immer  seltener,  wie  solches  aus  den  Angaben  von  Cornelius  über 
das  Bergische  Land  hervorgeht".  Sein  massenhaftes  Vorkommen 
während  der  Brutzeit  in  den  Sumpflöchern  zwischen  Ahr  und  Brei- 
sig  meldet  Melsheimer  und  dass  er  der  Moselfauna  angehört  uud 
auch  in  Lothringen  vorkommt,  wissen  wir  durch  Schäfer  (173)  und 
Godron  (146).  Bei  Kreuznach  habe  ich  ihn  öfters  gesammelt;  im 
ganzen  Nahegebiete  zeigt  er  sich  ebenfalls  verbreitet  (352);  in  der 
Eifel  hat  ihn  Leydig  nur  am  Lacher  See  schreien  gehört.  „Bei 
Frankfurt",  sagt  Koch  in  seiner  öfters  citirten  Abhandlung  über 
die  Formen  und  Wandlungen  der  ecaudaten  Batrachier,  „am  gan- 
zen Mittel-  und  Oberrhein-Gebiete,  am  Westerwald  und  in  den  Thä- 
leru  der  Öberlahn-  und  Sieg-Gegenden  ist  der  Laubfrosch  auffal- 
lend selten  und  scheint  in  einzelnen  Gebieten,  wo  es  an  stagni- 
renden  Wassern  fehlt,  sogar  gar  nicht  vorzukommen,  wie  z.  B. 
bei  Dillenburg,  und  nördlich  davon  in  den  Bergen  der  Kalten- 
Eiche".  In  Hessen  hat  man  ihn  im  Kreise  Rothenburg  beobachtet 
(179)  und  im  Grossherzogthum  Baden  kommt  er  wohl  überall,  das 
höhere  Gebirge  ausgenommen  (90),  vor;  im  Neckarthaie  bin  ich 
ihm  öfters  in  Neuenheim  uud  Ziegelhausen,  sowie  auch  in  Hei- 
delberg begegnet.  Ueber  sein  Vorkommen  am  Oberrhein  berichtet 
Peuot  (299).  In  Württemberg  ist  er,  wie   Plieuinger    (87),  G.  v. 


—  237  — 

Härtens  (8C),  Leidig  (S8)  und  Krauss  (89)  übereinstimmend  an- 
geben, ebenfalls  verbreitet  und  kommt  stellenweise,  so  bei  Rothen- 
burg a.  d.  Tauber,  sowohl  in  der  Umgebung  der  Stadt,  als  auch 
auf  den  Keuperhöhen  bei  "Neusitz,  Erlbach  u.  s.  w.  in  grosser 
Menge  vor  (170.— S.  95);  auch  bei  Tübingen  wird  er  häufig  an- 
getroffen. Alsdann  giebt  Leydig  an,  dass  er  ihn  im  Mainthal  bei 
Würzburg,  bei  Bamberg  und  auch  sonst  in  Franken  gesammelt 
habe.  In  der  „Fauna  Ratisbonensis"  von  Koch,  Herrich-Schäffer 
uud  Forster  (84)  wird  er  als  ziemlich  selten  bezeichnet;  auch 
Schrank  (83),  Clessin  (8?),  v.  Reider  und  Hahn  (171)  und  Jä- 
ckel  (85)  nennen  ihn  in  ihren  Schriften  über  die  Thiere  Bayern's. 
n  der  Schweiz  ist  er  nach  Fatio  (41)  ziemlich  allerorten,  aber 
nicht  über  900  oder  1000  M.  üb.  Meer,  zu  finden.  Tschudi  (42) 
meldet  ebenfalls,  dass  er  in  der  Bergregion  nur  selten  vorkommt 
und  Vename  Payot  (43)  hat  ihn  im  Gebirgstock  des  Montblanc 
bloss  bis  zu  einer  Meereshöhe  von  600  M.  angetroffen.  Im  Kanton 
Tessin  habe  ich  öfters  seine  Stimme  am  Langen-  und  Lugano-See 
gehört.  Während  in  Deutschland,  in  der  Schweiz  und  grösstentheils 
auch  in  Russland  nur  eine  Form  des  Laubfrosches  lebt,  sind  zwei 
wohlgeschiedene  Formen  in  Frankreich  einheimisch,  denen  sich 
noch  eine  dritte  Form  anschliesst,  welche  auf  Corsica  vorkommt. 
Die  vorherrschende  dieser  Formen  ist  die  typische;  sie  findet  sich 
sowohl  in  Nord-  als  auch  in  Mittel-Frankreich  und  dürfte  auch 
im  Süden  hie  und  da  anzutreffen  sein;  die  zweite  weniger  verbrei- 
tete Form  ist  diejenige,  welche  Böttger  als  Meridionalis,  He'- 
ron-Royer  als  barytonus  sp.  bezeichnet  hat;  sie  ist  bis  jetzt 
in  der  Gironde,  im  Departement  de  l'Herault  und  in  der  Provence 
beobachtet  worden.  In  denjenigen  Theilen  des  Landes,  über  deren 
Fauna  mir  Angaben  vorliegen,  wie  namentlich  in  den  Departements 
Somme  (bei  Abbeville),  Seine-et-Oise  (im  Walde  von  Meudon  und 
in  Bellevue)  (34),  Seine  (bei  Bondy),  Seine-et-Marne  (35),  Marne, 
Ardennes,  Meurthe-et-Moselle  (142.143.144.145),  Aube  (35), 
Yonne  (36),  Cöte  d'Or  (Semur  und  Epoisses),  Doubs  (300.38), 
Jura  (39),  so  namentlich  in  der  Ebene,  Allier  (31),  Sarthe  (29), 
Maine-et-Loire  (30),  Loire-Infeneure  (34),  Vendee,  Vienne  (28), 
Charente  (27),  Charentc-Inferieure  (25),  Herault  (33.— S.  26.— 
219),  Bouchesdu  Rhone,  Gard  (149),  Basses  Alpes  (Digne),  Var, 
Alpes  Maritimes  und  in  der  Gironde  (24)  ist  der  Laubfrosch  übe- 
rall zu  Hause,  so  dass  sich  wohl  annehmen  lässt,  dass  er  auch 
in  den  übrigen  Departements,  über  deren  Fauna  mir  Nachrichten 
fehlen,  sicherlich  vorkommen  und  somit  über  das  ganze  Land  ver- 


—  238  — 

breitet  sein  wird.  Im  Luxemburgischen  ist  der  Laubfrosch  nach 
De  la  Fontaine  (97)  ebenfalls  gemein;  er  findet  sich  auch  in  Bel- 
gien und  in  Holland  vor  ((J9). 

Aus  Portugal  sind  mir  zwei  Formen  bekannt  und  zwar  die  Me- 
ridionalis  und  die  Molleri,  beide  aus  Coimbra;  andere  For- 
scher behaupten  wiederum,  dass  auch  die  typica  in  Portugal,  so 
in  Porto  (9),  Penafiel  und  Portospada  in  der  Serra  de  San  Ma- 
mede  (Boscä)  vorkommt.  Die  Originalstücke  der  Perezi  Boscä 
(=meridionalis)  stammen  von  der  portugiesisch-spanischen 
Grenze;  diese  Form  soll  aber  auch  noch  in  Beira,  in  Lissabon,  in 
Portalegre,  an  den  Ufern  der  Seda  im  Alemtejo  sowie  auch  in 
Spanien,  so  bei  Badajoz,  in  Magacella  und  Cabeza  del  Buey  in 
Estremadura,  in  San  Sebastian,  Vitoria,  Almadenejos  in  Neu-Kasti- 
lien,  Kelmez  (Grauada),  am  Guadalhorce  bei  Malaga,  in  Algeriras 
und  end'ich  auf  Minorca  (21. — S.  371)  einheimisch  sein.  Die  ty- 
pica soll  in  Spanien  vorherrschen  und  namentlich  im  Norden  und 
im  Centrum  des  Landes  viel  verbreitet  sein.  Boscä  kennt  sie  aus 
Zaragoza  und  aus  der  Umgebung  von  Epila  in  Aragon,  aus  Bar- 
celona und  La  Cerdania  in  Catalonien,  aus  Las  Hurdas,  Merida, 
Alange  und  Cabeza  del  Buey  in  Estremadura,  aus  Tuy  in  Galicien, 
wo  sie  nach  Seoane  gemein  sein  soll,  aus  Salamanca,  Eskorial, 
Madrid,  Malagon,  Ciudad-Real,  Despoblado  de  la  Caracollera  und 
Chillon  in  Neu-Kasülien,  Vitoria,  Pamplona  und  S.  Sebastian  im 
Baskenlande,  Lagrono,  Burgas  und  Valladolid  in  Alt-Kastilien.  Ma- 
chado's  Laubfrösche  von  den  Ufern  des  Guadalkuivir  (18)  sollen 
gleichfalls  der  typischen  Form  angehören,  ob  dies  auch  wirklich 
der  Fall  ist,  lässt  sich  zur  Zeit  wegen  Mangels  an  Material  nicht 
behaupten,  jedenfalls  aber  dürfte  meine  Molleri  bisweilen  mit 
der  typica  verwechselt  worden  sein;  Lataste  deutet  bereits  da- 
rauf hin,  dass  bei  den  Laubfröschen  aus  Ciudad-Real  der  Seiten- 
streif stärker  ausgeprägt  aufzutreten  pflegt  als  bei  den  französi- 
schen Stücken  und  dies  ist  eine  der  Eigentümlichkeiten,  welche 
unsere  neue  Form  auszeignet.  Boscä  bemerkt  ebenfalls,  dass  dieser 
Streifen  bei  allen  spanischen  „typischen  Arborea"  scharf  raarkirt 
ist. — "Nach  Böttger  hat  Herr  Will  die  meridionalis  bei  Ciudella 
auf  Minorca,  nach  Boscä  aber  auf  Majorca  gesammelt.  Ob  die  bei 
Barcelo  y  Combis  (159)  und  bei  Ramis  y  Ramis  (239)  erwähnten 
Hyla  der  typica  oder  der  meridionalis  angehören  ist  nicht 
ersichtlich.  Aus  Corsica  und  aus  Sardinien  (Cagliari,  Sassari)  be- 
sitzte ich  Exemplare  von  Var.  Savignyi;  dieselbe  soll  auch  auf 
Elba  einheimisch  sein  (Boulenger).  Es   ist    höchst    wahrscheinlich 


—  239  - 

dass  H.  sarda  Bonelli  in  Gene's  Synopsis,  H.  arborea  aus 
Ajaeiio  in  F.  Müller's  Katalog  und  die  sardinisehen  Laubfrösche, 
deren  Leydig  in  seiner  Arbeit  über  die  allgemeinen  Bedeckungen 
der  Amphibien  gedenkt,  mit  Var.  Savignyi  identisch  sind,  denn 
die  t  y  p  i  c  a  soll  nach  Camerano  sowohl  auf  Corsica  als  auch  auf 
Sardinien  fehlen.  Dieser  Forscher  theilt  uns  mit,  dass  auf  Sardi- 
nien eine  Var.  fuscomaculata  vorkäme  (13),  die  möglicher- 
weise mit  nigroma  cula  ta  Gene'  identisch  ist  (261).  Während 
Sava  (241),  Minä-Palumbo  (26)  und  Doderlein  (57)  nichts  nä- 
heres über  die  auf  Sicilien,  so  auf  dem  Etna  und  im  Madoniage- 
birge  einheimischen  Laubfrösche  melden,  geben  Boulenger  und  Ca- 
merano an,  dass  sie  aus  Palermo  eine  Varietät  und  zwar  die  in- 
termedia Boulgr.  erhalten  haben;  auch  theilt  uns  Böttger  mit, 
dass  seine  von  Bagheria,  vom  Monte  Pelegrino  bei  Palermo,  von 
Aranella  und  vom  Deposito  Acqua -Santa  bei  Palermo  stammenden 
Stücke  nicht  der  var.  sarda,  wie  er  es  anfangs  glaubte,  sondern 
der  intermedia  angehören;  er  fügt  ausserdem  den  neuen  Fundort 
Sta.  Favorita  bei  Palermo  hinzu  i 242.— S.  143.— 327.— S.  261). 
Auf  Malta  soll  nach  Camerano  auffallenderweise  nur  eine  und  zwar 
die  typische  Form  leben;  in  Italien  hingegen  sind  drei,  und  nicht 
zwei  Formen,  wie  man  es  bis  jetzt  anzugeben  pflegte,  einheimisch; 
erstens  die  meridionalis,  deren  Vorkommen  in  der  Gegend  von 
Genua  bereit  Leydig  meldet  (170)  '),  zweitens  die  interme- 
dia, welche  man  jetzt  nur  aus  Bologna  erhalten  hat  (Boulenger) 
und  drittens  die  ziemlich  überall  mehr  oder  weniger  verbreitete 
typica.  Letztere  hat  Giglioli  aus  Arena  und  Nicotera  in  Cala- 
brien  und  aus  Ostia  und  Bonaparte  aus  Civitavecchia  uud  aus  Rom, 
wo  sie  in  den  Fontänen  lebt  erhalten  (48.  —  210);  F.  Müller 
(55. — S.  258)  giebt  an,  dass  das  Basler  Kabinet  Exemplare  aus 
Livorno  besitzt  und  dass  das  Museum  in  Florenz  Stücke  enthält, 
die  aus  Florenz,  Casale  und'  Domodossola  stammen,  ersehen  wir 
aus  Giglioli's  Elenco.  Aus  Piemont  wurden  mehrere  untergeordnete 
Varietäten  von  Lessoua  (49)  beschrieben.  Sassi  (50)  kennt  die 
Art  aus  Ligurien,  Cornalia  und  Campeggi  (52)  aus  der  Lombardei 
uud  dass  sie  häufig  ist  im  Modenesischen,  im  Veronesischen  und 
Venetianischcn  Gebiet  wissen  wir  aus  den  Schriften  Riccardi's  (245), 
Bonizzi's  (53),  De  Betta's  (246)  und  Nardo's  (278). 


')  Ich  entsinne  mich  Var.  meridionalis  in  Ventimiglia  und  in  Bordighe- 
ra  gesehen  zu  haben  und  ersehe  aus  Boulenger's  Katalog,  dass  das  British  Museum 
Exemplare  dieser  Form  aus  Bologna  erhalten  hat. 


—  240  — 

Die  Verbreitung  der  typica  scheint  auch  in  Tirol  eine  fast  allge- 
meine zu  sein,  wenigstens  in  den  zwei  Hauptthälern  des  Inn  und 
der  Etsch  (72.189).  De  Betta  (246),  der  sie  vom  fionsberg  ver- 
zeichnet, lässt  sie  auch  auf  Bergen  von  bedeutender  Erhebung 
vorkommen;  Gredler  hat  über  ihren  Höhengang  keine  genauen 
Erfahrungen  gesammelt,  sagt  aber,  dass  sie  bei  Windischmatrei 
und  Serfaus — also  bis  zu  4650  F.  ü.  M.  beobachtet  worden  ist  und 
fügt  hinzu,  dass  sie  jedoch  der  eigentlichen  alpinen  Region  be- 
stimmt fehle;  um  Bozen  lässt  sie  bereits  Ende  März  ihre  Stimme 
erschallen  und  zeigt  sich  in  grösserer  Anzahl  in  den  ersten  Tagen 
des  April.  Von  Voralberg  gedenkt  Bruhin  ihres  Vorkommens  bei 
Mehrerau  auf  Schilf  (Zoolog.  Gart.  VIII.  S.  437),  Fitzinger  (187. — 
S.  331)  und  Knauer  (71)  kennen  sie  aus  Niederösterreich;  aus 
der  Umgebung  Wiens  und  aus  Ischl  erhielt  ich  typische  Stücke 
zugesendet;  in  Böhmen  beobachteten  sie  Fritsch  (70. — S.  105) 
und  Prach  (186);  auch  in  Galizien  und  in  der  Bukowina  (69), 
in  Mähren  und  Oesterreichisch  Schlesien  (75.68)  sowie  in  Sieben- 
bürgen (67)  soll  das  Thier  zu  Hause  sein.  Jeitteles  (181)  sah  es 
häufig  gegen  Torna  zu  in  Oberungarn  und  über  sein  Vorkommen 
in  Be^llye  und  Darda  meldet  v.  Mojsisowics  (183);  in  Kärnten,  in 
Krain  und  in  Dalmatien  zeigt  es  sich  ebenfalls  verbreitet  (59). 
lieber  das  Vorkommen  des  Laubfrosches  auf  der  Balkan-Halbinsel 
lässt  sich  zur  Zeit  nur  wenig  sagen,  wir  wissen  nur,  dass  er  in 
Bosnien  (114),  an  der  Donau-Mündung  und  in  Griechenland  vor- 
kommt. Exemplare  aus  Tultscha  enthält  meine  eigene  Sammlung 
und  Stücke  aus  Agrinion  in  Akarnanien  sind  im  Basler  Museum 
aufbewahrt;  aus  Tatoi'  im  Pentelikon-Gebirge  besitze  ich  ebenfalls 
ein  Stück,  das  ich  der  Freundlichkeit  des  Generalinspektors  der 
königl.  Domänen  L.  Munter  verdanke;  im  Peloponnes  soll  er,  wie 
v.  Heldreich  (190)  behauptet,  gemein  sein;  die  Mitglieder  der  fran- 
zösischen Morea-Expedition  haben  ihn  in  Modhon  in  Messenien  und 
in  Arkadien  gesammelt  (248.— S.  74);  auf  Korfu  (9),  Zante  (Samm- 
lung v.  Bedriaga),  in  Süd-Euböa  (270),  auf  flaxos,  Tinos  (2(39) 
und  auf  Kreta  (Böttger)  kommt  er  ebenfalls  vor. 


—  241  — 

11.  PELOBATES  FUSCUS,  LAÜR.  1768. 

Synonymik  und  Literatur.  • 

Pelobates  fuscus  Wagler,  Natürl.  Syst.  d.  Amphib  S.  206. 
Zschudi,  in  Mem.  Sc.  Soc.  Nat.  Neuchätel,  II,  p.  83.  Siebold,  in 
Arch.  f.  Naturgesch.  1838.  I.  S.  375.  Bonaparte,  Iconogr.  Fauna 
italica,  II,  m.  Abbild.  Nilsson,  Skandinavisk  Fauna.  Ainfibierna  III, 
p.  113  Leunis,  Synops.  d.  Naturgesch.  d.  Tili  -rreiehes,  S.  338(1866). 
Brehm,  Thierleben,  VII.  (187S).  Koch,  Formen  u.  Wandlungen  d. 
ecaud.  Batrach.  S.  31.  Moquin-Tandon,  Observations  sur  les  premie- 
res  phases  du  developpement  du  Ptlobates  fuscus.  Comptes  rendus.  Ac. 
sc.  Paris,  1874.  Knaucr,  Rept.  u.  Amphib.  Nieder-Üesterreichs,  S.  31. 
CoUin,  iu  Naturhistorisk  Tidsskril't  3  R.  6.  B.  p.  316.  Comalia, 
Osservazioni  sul  P.  fuscus.  Atti  Soc.  ital.  Sc.  nat.  XVI.  Tav.  II.  a,  b  III. 
Fatio,  Faune  des  Vertebres  de  la  Suisse,  III,  p.  376.  Dumeril  et 
Bibron,  Erp.  gener.  VIII,  p.  477.  Bruch,  in  Würzburg,  naturwiss. 
Zeitschr.  IV.  S.  93;  III.  S.  182.  Leydig,  Anure  Batrach.  d.  deutsch. 
Fauna,  S.  77.  Fig.  29,  30,  35,  50,  SO  u.  92.  Camerano,  Intorno 
alla  scoperta  del  P.  fuscus  in  Italia.  Boll.  Mus.  Zool.  ed  Anat.  compar. 
della  R.  Universitä  di  Torino  I;  Monografia  degli  Anfibi  anuri  ital.  1.  c. 
Tav.  II.  Fig.  10.  De  Betta,  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia.  Bou- 
lenger,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  437.  Günther,  Cat.  Batr. 
Sal.  Brit.  Mus.  p.  40.  Lataste,  in  Revue  intemat.  d.  sc.  18,8,  p.  488; 
Feuille  d.  jeunes  naturalistes,  1.  sept.  1877.  Paris.  Lcssona,  in  Alti 
Accad.  Lincei  1866—77,  p.  1077,  tav.  III,  fig.  18,  21,  24,  46. 
Schreiber,  Herpetolog.  europ.  S.  90.  van  Bambeke,  Recherches  s.  le 
developpement  du  P.  brun.  Mem.  d.  savants  etrangers.  Acad.  Sc.  de 
Belgique,  t.  34.  Wolterstor  ff,  in  Zeitschr.  f.  gesammt.  Naturwiss,  61.  Bd. 
S.  27. — P.  latifrons  He'ron-Boyer,  in  Bull.  Soc.  zool.  de  France, 
JVe  3,  p.  85,  m.  Abbild.  Peracca,  Sul  valore  specifico  del  P.  latifrons, 
in  Bollet.  Mus.  Zoolog,  et  Anat.  compar.  della  Universita  di  Torino,  III. — 
P.  insubricus,  Comalia,  in  Atti  Soc.  Ven.  Trent.  Sc.  nat.  1873.  II, 
p.  44.  — Rana  all i  ac e  a  Shaw,  Gen.  Zool.  III,  p.  146,  pl.  41,  42. — 
R.  fusca,  Gravenhorst,  tJelic.  mus.  zool.  Vratislaviensis,  I,  p.  32. 
Meyer,  Synops.  rept.  p.  10.  Gbttingen.  1795.— R.  scorodosma  Her- 
man,  Observationes  zool^gicae  posthumae.  Paris,  1804.— Cultripe  s 
minor  Müller,  in  Isis  XXV.  S.  538;  Zeitschrift  f.  Physiologie,  IV, 
S.  212  (1831).  Schins,  Europ.  Fauna,  II,  S.  70— Crapaud  brun 
Daubenton,  Quadrup.  ovip.  et  serpens,  in  Dict.  anim.  p.  595.  Lace- 
pede,  Hist.  nat.  quad.  ovip.  II,  p.  357.  Cuvier,  Regne  anim.  1.  edit. 
t.  II,  p.  95;  2.  edit.  t.  II,  p.  110. — Braune  Kröte  Donndorf, 
Zoolog.  Beitr.  S.  45.  Leipzig,  1798. — Bufo  aquaticus,  allium   re- 

16 


042  

dolens,  maculis  i'uscis  IIa  sei,  Hist.  nat.  ranarum  nostr.  p.  G9, 
tab.  17  — 19.— B.  fuscus  Laurenti,  Synops.  rept.  p.  28,  \22.Dau- 
din,  Hist.  nat.  rept.  VIII,  p.  161.  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  81, 
pl.  29,  Fig.  1.  ScTiinz,  Naturgesch.  u.  Abbild,  d.  Rept.;  Enrop.  Fau- 
na, II,  S.  75.  Mcrrem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphib.  S.  183.  JBo- 
natcrre,  Tableau  encycl.  et  method.  Erpet.  p.  15,  pl.  VI,  lig.  3.  De 
la  Fontaine,  Faune  du  Pays  de  Luxerabourg.  Rept.  p.  38.  Griff.th, 
Anim.  Kingd.  Cuv.  vol.  IX.  Schneider,  Hist.  amphib.  I,  p.  196.  La- 
treille,  Hist.  nat.  d.  Salamandres  de  France,  p.  40. — Bombina  fusca, 
v.  Beider  u.  Hahn,  Fauna  boica,  in.  färb.  Abbild. — B.  marin orata 
{Dehne)  Koch,  in  Siunn's  Deutsch.  Fauna.  Abth.  III.  Hft.  5,  6  '). — 
Born  bin  ator  fuscus  Fitsinger,  Neue  Classificat.  der  Reptilien.  S.  65. 

Aeusserer  Habitus. 

P.  fuscus  ähnelt  sowohl  den  Kröten  als  auch  den  Fröschen 
und  es  wäre  richtiger  ihn  als  Knoblauchfroschkröte  zu  bezeichnen. 
Sein  Körper  ist  gedrungen,  plump  krötenartig,  der  Rumpf  ist  oben 
gewölbt,  in  der  Mitte  stark  bauchig  verdickt,  der  sehr  kurze  Kopf 
fällt  seitlich  steil  ab,  verschmälert  sich  nach  vorn  und  senkt  sich, 
von  der  Seite  gesehen,  rasch  und  bogenförmig  von  der  Scheitel- 
gegend nach  dem  breit  verrundete  Schnauzenrande  zu;  die  Schnauze 
ist  bedeutend  kürzer,  breiter,  höher  und  in  viel  stärkerem  Bogen 
nach  abwärts  gewölbt  als  bei  P.  eultripes.  P.  fuscus  kenn- 
zeichnet sich  ferner  dadurch,  dass  er  zwischen  den  Augen,  und 
namentlich  auf  dein  Hinterkopf  eine  starke  Wölbung,  einen  knö- 
chernen Vorsprung  oder  Scheitelhöcker  zeigt,  der  bei  einigen  Indi- 
viduen einem  förmlichen  Auswuchs  gleicht  oder  wie  ein  Helm  aus- 
sieht. Schiiauzenkaiite  fehlend.  Der  Augapfel  springt  stark  aus  der 
Orbitalhöhle  hervor;  er  ist  eher  bei  der  Seitenansicht  als  von 
oben  sichtbar;  der  Zwischenraum  zwischen  den  länglich  runden  von 
einem  Wulste  umgebeueii  Nasenlöchern,  die  Entfernung  derselben 
vom  vorderen  Augenwinkel  und  der  Durchmesser  des  Auges  sind 
nahezu  gleich  gross,  während  der  Iuterpalpebralraum  gewöhnlich 
etwas  breiter  ist  als  der  Durchmesser  des  Auges.  Die  grösste  Breite 
des  Lides  ist  gleich  der    Entfernung    des    vorderen    Augenwinkels 


')  Bombina  marmorn  ta  Debne,  Koch,  oder  B  o  ra  1)  i  n  n  Koch,  Hahn, 
wird  von  Wagler,  Dumeril  und  Bibron,  Schreiber  und  Boulenger  als  synonym  hier- 
her gezogen,  obschon  ich  diese  Benennung  weder  in  der  mir  vorliegenden  Minia- 
tur-Ausgabe von  Sturm's  Fauna,  noch  in  der  Fauna  boica  vorfinden  konnte;  bei 
Sturm  ist  das  uns  hier  interessirende  Thier  als  „Rana  fusca  ßeehstein"  und 
bei  v.  Beider  und  Hahn  als  „Bombina    fusca  Koch"  benannt. 


—   243  — 

vom  Nasenloch  oder  vom  Auge.  Ohrdrüsen  und  DrüsenwüTste  fehlend; 
ebenso  meistens  das  Trommelfell,  in  seltenen  Fällen,  so  namentlich 
bei  lebenden  alten  Individuen,  wie  Lessona  richtig  angiebt,  ist  letzte- 
res ziemlich  deutlich  sichtbar.  Die  sehr  grosse  rundliche,  hinten 
mit  einer  oftmals  kaum  angedeuteten  Ausbuchtung  versehene  Zunge 
ist  hinten  vollkommen  frei,  ihre  seitlichen  Ränder  sowie  auch  ihr 
Vorderrand  sind  gleichfalls,  wenn  auch  in  geringer  Ausdehnung 
frei.  Die  Gaumenzähne  bilden  zwei  zwischen  den  ziemlich  grossen 
Choanen  und  zwar  in  der  Richtung  der  vorderen  Grenzlinie  der- 
selben liegende,  mehr  oder  weniger  von  einander  abstehende,  stark 
vorspringende  und  ziemlich  gerade  Querreihen.  Im  Lichte  oder  beim 
schlafenden  Thiere  hat  die  Pupille  die  Form  einer  senkrechten 
Spalte,  nachts  oder  beim  beunruhigten  Felobates  erweitert  sich  die 
Pupille  und  bildet  ein  ziemlich  aufrecht  stehendes  Oval  '),  dessen 
oberer  Theil  erweitert  und  abgerundet  erscheint.  Die  Pupille  kann 
sich  auf  Kosten  der  goldgelben,  bei  jungen  Stücken  stärker,  bei 
älteren  Individuen  schwächer  mit  schwarzen  Adern  besetzteu  Iris 
erweitern;  in  diesem  Fall  ist  der  Kontrast  zwischen  dem  oberen 
breiten  und  unteren  verengten  Theile  der  Pupille  weniger  gross 
und  ihr  hinterer  Rand  erscheint  bedeutend  weniger  gewölbt  zu 
sein.  Das  dunkle  Pigment  häuft  sich  in  der  Mitte  der  Iris  derart 
an,  dass  sie  durch  einen  dunklen  Streifen  in  eine  untere  und  obere 
Hälfte  getrennt  zu  sein  scheint;  die  untere  Hälfte  enthält  in  der 
Regel  mehr  dunkles  Pigment  als  die  obere.  Ist  die  Pupille  erwei- 
tert, so  zeigt  sich  um  sie  herum  ein  meistentheils  intakter  rein 
goldgelber  Ring,  verengt  sie  sich  aber,  so  sieht  man  am  Ring 
Risse,  so  namentlich  am  unteren  zugespitzten  Theile  der  Pupille. 

Die  Beine  sind  kräftig,  die  vorderen,  nach  vorn  gestreckt,  über- 
ragen die  Schnauze  wenigstens  um  Handlänge,  die  hinteren  errei- 
chen mit  der  Spitze  der  5.-(h?)  oder  4.  Zehe  das  Nasenloch.  Die 
ziemlich  rundlichen,  nur  gegen  die  Räuder  etwas  zusammenge- 
drückten, eher  stumpf  als  spitz  endenden  Finger  sind  ohne  Spur 
einer  Schwimmhaut;  der  3.  Finger  ist  bedeutend  länger  als  die 
drei  anderen,  der  4-te  ist  etwas  kleiner  als  der  2-te,  während 
der  2.  und  der  1.  nahezu  die  gleiche  Länge  besitzten.  Nur  ein 
Gelenkhöcker  ist  an  jeder  Zehe  unterseits    vorhanden,    am    aller- 


')  Die  verengte  Papille  ist  eigentlich  keine  vollkommen  „aufrecht  stehende 
Spalte",  denn  ihr  oberer  erweiterter  Theil  ist  eher  nach  vorn  geneigt  als  ihre  un- 
tere verengte  Partie.  Im  erweiterten  Zustande  kann  der  Breitendurchmesser  der  Pu- 
pille ihrem  Höllendurchmesser  gleich  sein;  die  kreisförmige  Gestalt  aber  wird  da- 
durch beeinträchtigt,  dass  der  untere  Pupilleurand  sich  zuzuspitzen  pflegt. 

16* 


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schwächsten  erscheint  er  am  4.  und  am  allerstärksten  am  1.  Fin- 
ger entwickelt  ').  An  der  Palma  der  Hand  steht  rechst  zwischen 
dem  3.  und  4.  Finger  und  links  an  der  Basis  des  1.  Fingers  ein 
länglich  runder  ziemlich  grosser  Ballen  (Fig.  29,  in  Leydig.  Die 
anuren  Batrachier).  Eine  vollständige  Schwimmhaut  umfasst  die 
schwach  abgeplatteten,  am  Ursprung  breiten,  gegen  das  Ende  aber 
spitzallmählich  ausgehenden  Zehen,  die  von  der  1.  bis  zur  4.  an 
Länge  zunehmen;  die  5.  Zehe  ist  wieder  kürzer,  etwa  von  Länge 
der  dritten.  „An  der  Fusssohle",  sagt  Leydig  (Ueber  d.  Bau  d. 
Zehen  bei  Batrachiern.  Morpholog.  Jahrbuch,  II,  S.  169)  „gegenü- 
ber der  sechsten  Zehe,  ein  schwaches  Höckerchen",  von  dem  ich 
aber  keine  Spur  zu  entdecken  vermocht  habe.  Höckerbildungen  an 
den  Beugestellen  der  Zehen  finde  ich  gleichfalls  nicht  vor,  hinge- 
gen aber  scheinen  die  Metatarsalknochen  kräftig  entwickelt  zu 
sein.  An  der  Ferse  befindet  sich  eine  grosse  linsenförmige,  flache 
und  harte,  mit  bogigem,  schneidigen  Rande  versehene  und  nach 
innen  zu  bald  geneigte  oder  aber  emporragende  Scheibe,  die  als 
„Metatarsal-Sporn",  „Hörn-  oder  Messerschwiele"  oder  „Fersenhö- 
cker" bezeichnet  wird,  in  der  Wirklichkeit  aber  die  sechste  mit 
Hornkamm  versehene  Zehe  repräsentirt,  welche  vom  grabenden 
Thiere  als  förmliche  Schaufel  gebraucht  zu  werden  pflegt  (Fig.  30, 
in  Leydig,  Die  anuren  Batrachier).  Diese  Zehe  ist  ungefähr  ebenso 
lang  wie  der  gegenseitige  Abstand  der  Nasenlöcher;  ihre  Farbe  ist 
gelblich  oder  bräunlichgelb,  der  scharf  schneidige  Band  ist  stets 
dunkler;  die  Finger-  und  Zehenspitzen  sind  hell,  gelbli  h. 

Die  feine,  meist  glänzende  Haut  kann  nahezu  eben  sein  oder 
mit  ziemlich  grossen,  aber  wenig  vorspringenden  glatten  Warzen 
besetzt  sein  -).  Wohl  nur  ausnahmsweise  befinden  sich  diese 
Auftreibuugen  auch  am  Rücken,  meistens  sind  es  die  Rumpfseiten, 
die  damit  versehen  sind;  etwas  kleinere,  aber  dennoch  deutlich 
sichtbare  hügelartige  Hervorragungen  können,  wenn  auch  in  ge- 
ringer Zahl,  oben  am  Unterschenkel  vertheilt  erscheinen;  in  der 
After-  und  Inguinalgegend  hingegen  sind  stets  ziemlich  dicht  neben 
einander  stehende  und  von  Runzeln  umgebene  Höckerchen  vorhan- 
den. Die  Kopfhaut  ist  zum  grössten  Theil  glatt;  nur  bei  einem  mir 
vorliegenden  alten  Weibchen  sind  die  Lider  sowie    auch    die   Re- 


*)  Es  scheint,  das  diese  Subartikularhccker  fehlen  können  (Vergl.  Boulenger, 
Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.). 

2)  Darin  stimme  ich  mit  Fatio,  Lessona,  Schreiber  und  Camerauo  üborein.  Auch 
Bruch  sind  die  Unebenheiten  auf  der  Haut  aufgefallen. 


—  245  — 

gion  zwischen  den  Lidern  und  dem  Scheitelhöcker  rauh.  Den  Kopf- 
seiten entlang  ziehen  sich  hei  abgemagerten  Stücken  Hautfalten; 
bei  wohlgenährten  Stücken  aber,  namentlich  bei  alten  Weibchen, 
befindet  sich  vor  der  Insertionsstelle  des  Vorderbeines  eine  Falte, 
die  ein  förmliches  Polsterchen  bildet.  Von  Horuhöckern  ist  nichts 
zu  sehen. 

Masse  in  mm — tf .  Totallänge  55,  Koptlänge  20,  Kopfbreite  23, 
Interpalpebralranm  6.5,  Augendurchmesser  6,  grösste  Breite  des 
Lides  4.5,  Rumpfumfang  64,  Hinterbein  79,  Unterschenkel  im 
Fleisch  20.5,  Fuss  29.-$.  Totallänge  69,  Kopflänge  23,  Kopf- 
breite 26,  Interpalpebralranm  7.5,  Augendurchmesser  6 — 6.5, 
Breite  des  Lides  5,  Rumpfumfang  129,  Hinterbein  91.5,  Unter- 
schenkel beinahe  24,  Fuss  33. 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Die  Grundfarbe,   welche  von  grossen,  sich    mehr    oder  weniger 
scharf  abhebenden  braunen,    grau-  oder    grünlichbraunen    Flecken 
verdrängt,  nur  wenig  zum  Vorschein  kommt,  ist  licht  grau,    grau 
mit  einem  Stich  ins  Gelbe  oder  gelblichweiss  mit  dunklem    Puder 
bestreut;  mitunter  spielt  der  Grund  ins  Olivenfarbeue;  die  grossen 
Flecken  enthalten  ihrerseits  kleine,    mehr    oder    weniger    deutlich 
ausgeprägte,  bisweilen  ganz  dunkle,  schwarzbraune  runde  Flecken. 
Ueberdies  finden  sich,  so  namentlich  hei  eher  braun  als  grün  ge- 
fleckten und  mit  kleinen  dunklen  Warzen  versehenen  Stücken    auf 
der  ganzen  Körperoberfläche  kleine  mennigrothe  Tupfen,  die  jedoch 
in  der  Regel  nur  am  Hinterrücken,  an  den  Rumpfseiten,  insbeson- 
dere an  der  Einleukung  der  Gliedraassen,  und  auf  den  Hinterextre- 
mitäten in  grösserer  Anzahl  aufzutreten  pflegen;  bisweilen  aber,  so 
bei  Individuen,  welche  Herr  A.  Goldfuss  mir    aus    der   Umgebung 
von  Halle  gütigst  initgetheilt  hat,  treten  diese  rothen    Flecken    in 
so  bedeutender  Anzahl  auf  und  dehen  sich  an  den  Hinterschenkeln, 
an  den  Leibesseiten  und  am    Kopf   dermassen    aus,    dass    sie   die 
Grundfarbe  und  die  sonstige  dunklere  Fleckung  in  den  Hintergrund 
drängen  und  das  Roth,  so  zu  sagen  zum  Grundtone  wird,  auf  dem 
dann  der  Rest  der  lichten  Grundfarbe  nur  noch    als    Längsbände- 
rung  und  als  sich  schlängelnde,  auf  den  Rückenseiten  und  am  Kopf 
vielfach  unterbrochene  und  mit  mennigrothem  Puder  bestreute  Bin- 
den zu  erkennen  ist.  Derartig  roth  gefleckte  Knoblauchkröten  kön- 
nen mit  den  am  prächtigsten  gefärbten  exotischen  Arten  wetteifern. 
Die  braunen,  olivengrün  überflogenen  Individuen  sind  im  Gcgentheil 


—  246  — 

sehr  schlicht  gekleidet  und  weisen  auf  ihrer  Körperoberfläche  nur 
drei  Nuancen  von  Braun,  resp.  Olivenbraun  auf,  welche  nicht 
scharf  von  einander  abgesondert  erscheinen;  die  Grundfarbe  ist  nur 
etwas  heller  als  die  grossen  Flecken  und  diese  letzteren  sind  we- 
nig heller  als  die  kleineren  Flecken,  welche  sich  auf  ihnen  befin- 
den; zur  Laichzeit  übrigens,  und  namentlich  wenn  die  Thiere  sich 
im  Wasser  aufhalten,  nehmen  diese  dunkelfarbenen  Individuen  einen 
schwach  metallisch  glänzenden  Schimmer  an.  Die  Zeichnung  ist 
veränderlich,  indem  die  Flecken  hinsichtlich  ihrer  Grösse  und  ihrer 
Umrisse  Verschiedenheiten  aufweisen,  im  grossen  und  ganzen  aber 
lässt  sich  nicht  nur  eine  Hauptform  der  Zeichnung-  und  zwar  die 
Längsbebänderung, — sondern  auch  die  streng  symmetrische  Anord- 
nung der  Flecken  nachweisen.  Insofern  ist  also  die  Bezeichnung 
der  Flecken  beim  Fuscus  als  „Laudkartenflecken"  nicht  immer  zu- 
treffend. Diese  Symmetrie  beruht  hauptsächlich  darauf,  dass  längs 
des  Rumpfes  fünf  lichte,  zum  Theil  nur  spärlich  und  undeutlich 
gefleckte  Zonen  hervortreten,  welche  nach  vorn  hin  sich  koncen- 
triren,  nach  hinten  aber  divergiren  und  vier  bald  getrennte,  bald 
vorn  sich  vereinigende  und  etwa  hufeisenförmige  Figuren  bildende 
dunkle  Fleckenfelder  einschliessen.  Eine  dieser  lichten  Zonen,  wel- 
che eigentlich  nichts  andres  als  die  Grundfarbe  des  Tbieres  vor- 
stellt, liegt  in  der  Mitte  des  Rückens;  sie  ist  die  schmälste  und 
die  kürzeste,  denn  sie  fängt  etwas  vor  dem  Kreuzbein  an  und 
pflegt  nicht  den  After  zu  erreichen;  die  ihr  linker-  und  rechterseits 
zunächst  liegenden  etwas  breiteren  und  deutlich  braun  und  roth 
gefleckten  Zonen  können  sich  mitunter  bis  zu  den  Lidern  fortset- 
zen und  bilden  nach  hinten  zu,  also  gegen  die  Insertionsstelle  der 
Hinterbeine  hin  zwei  Aeste,  welche  inselartige,  zum  Theil  dunkel- 
braun, z.  Th.  mennigroth  gefärbte  Räume  in  sich  schliessen.  Die 
III.  und  IV.  Zone  endlich  enthalten  scharf  ausgeprägte  grosse  dun- 
kelbraune und  röthliche  Fleckchen  und  Punkte;  sie  nehmen  die 
ganzen  Rumpfseiten  ein  und  grenzen  an  den  Bauch.  Die  dazwischen 
liegenden  braunen,  dunkelbraun  gefleckten  Zonen  können  theilweise 
zurücktreten  (vergl.  Fig.  21,  Taf.  III,  in  Atti  R.  Accad.  dei  Lin- 
cei,  Ser.  3,  Vol.  1)  und  sich  in  einzelne  Flecken  auflösen  (Fig.  6, 
ebendaselbst,  auch  Fig.  1  und  2  auf  Taf.  II);  oder  im  Gegentheil 
mit  einander,  z.  Th.  wenigstens,  so  namentlich  am  Nacken,  ver- 
schmelzen und  sich  dermassen  ausbreiten,  dass  sie  die  hellen  Zo- 
nen nahezu  vollständig  verdrängen;  die  Zwischenräume  der  hellen 
Grundfarbe  erscheinen  in  diesem  Fall  sehr  schmal,  namentlich  die 
seitlichen,  die  oftmals  durch  dunkle  Makeln  unterbrochen   werden. 


—  247   — 

Das  gänzliche  Schwinden  der  hellen  Mittelzone    findet    aber    wohl 
nicht  statt,  denn  bei  einer  grösseren  Anzahl  von  mir  untersuchten 
dunklen  Pelobates  war  am  Hinterrucken  in  der  Mitte  stets  ein  heller 
Streifen  vorhanden.  Die  dunklen,  oftmals    hellumsäumten   Augenli- 
derflecken  sind  gleichfalls  fast  in  allen    Zeichnungsvarietäten    sehr 
beständig;  sie  dehnen  sich  häufig  nach  hinten  aus  und  fliessen  mit 
den  dunklen  Rückeufeldern  zusammen,  vorn  aber  erreichen  sie  nie 
den  Rand  des  Lides,  das  zum  grössten  Theil  hell,    li  htgrau    oder 
bräunlich  kolorirt  erscheint.  Der  Schnauzenkante  entlang  zieht  sich 
ein  dunkles  Band  hin,  dessen  Ränder  ein  gezacktes  Aussehen  haben; 
dieses  Band  wird  übrigens  öfters  vermisst  und  in  diesem  Fall  sind 
au  der  Nasenlöchern  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägte  dun- 
kle Flecken  vorhanden.  Desgleichen  erscheint  die  helle    Oberkinn- 
lade oft  dunkelbraun  und  röthlich  gelleckt.  Der   vom  Hinterwinkel 
des  Auges  bis  zu  den  Wurzeln  der    Vorderbeine    sich   hinziehende 
Streifen  ist  gleichfalls  dunkelbraun.  Die  Gliedmassen   sind,    wenig- 
stens mit  Ausnahme  von  ganz  hellen  Exemplaren,  stets   mit  gros- 
sen dunkelbraunen  und  etwas  kleineren  Flecken  besetzt.    Die   Un- 
terseite des  Körpers  ist  weisslich,  gelblichweiss  oder  bläulichweiss, 
einfarbig  oder  dunkel,  aber  nicht    scharf   geädert    und  gepunktet; 
am  deutlichsten  pflegen  diese  Fleckchen  an    den    Bauchseiten,    an 
der  Kehle  und  an  den  Hinterextremitäten  hervorzutreten;  bisweilen 
zeigen  sich  auch  unterseits,  am  Kinn,  am  Rauch  und  an  der  Un- 
terfläche der  Oberschenkel  mennigrothe  Flecken  und  an  den  Rumpf- 
seiteu,  besonders  gegen  die  Wurzeln  der  Gliedmassen,  kann  Grün- 
gelb deutlich  zutage  treten.  Die  Sohlen  sind  auf  hellgrauem,  grau- 
braunem oder  braunem  Grunde  dunkel    gepunktet,    die   Schwimm- 
häute können  unterseits  rothe  Punktflecken  enthalten;  der  Metatar- 
salsporn  ist  weisslich,  gelblich  oder    „gelblich    hornbraun",    gegen 
die  Basis  hellgrau.  Das  Hochzeitsgewand  oder  richtiger  das  Früh- 
lings- und  Sommerkleid  des  Thieres  besteht  darin,  dass  seine  Grund- 
farbe sich  mehr  aufhellt  und  der  anfangs  düstere,  dunklere  Grund- 
ton allmählich  in  ein  lichtes  Grau,  ja  selbst    „fast    in    ein    reines 
Weiss"  übergeht.  Auch  das  anfangs  dunkle    Rothbraun    der    Zier- 
flecken geht  nach  und  nach  in  ein  Meanigroth  über,   während  das 
Grau  des  Sporns  ableicht.  Die  Jungen  sind  von  den   Alten    wenig 
verschieden,  nur  dass  sie  gewöhnlich  eine  ziemlich   dunkle  Grund- 
farbe besitzen  und  am  Rücken  mit  einer  grösseren  Anzahl    rother 
Pünktchen  besetzt  sind. 

Koch  (op.  cit.)  unterscheidet  zwei  Varietäten:  „Var.  typus,  mit 
helibrauQgrauer  Grundfarbe,  kastanienbrauner  Fleckenzeicanung  und 


—  248  — 

röthlichen  Warzenflecken;  Zwischenraum  der  Aughügel  so  breit, 
wie  der  grösste  Durchmesser  des  Aughügels;  Schwimmhaut  hell- 
farben ohne  Wulstsaum.  Die  Larven  dieser  Varietät  sind  70  bis 
75  mm.  lang,  schlanker  als  die  der  folgenden  Form,  und  hell 
ockerbraun  bis  ockergelb  gefärbt;  sie  finden  sich  in  pflanzenarmen 
Gräben  mit  mergligem  oder  thonigem  Boden.  Die  typische  Form 
von  P.  fuscus  ist  die  gewöhnlichste  an  allen  mir  bekannten  Fund- 
stellen; sie  laicht  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  April  oder  im 
Mai,  geht  in  der  Nacht  oder  schon  frühzeitig  auf  das  Trockene  und 
hüpft  ziemlich  gut. — Var.  lividus  mit  dunkel  bleigrauer  Grund- 
farbe, die  deutlich  Blau  durchschimmern  iässt,  schwarzbrauner  oder 
blauschwarzer  Fleckenzeichnung  und  dunklen  Warzenfleckeu  ohne 
rothliche  Beimeugung:  Zwischenraum  zwischen  den  Aughügelu 
schmäler  als  der  Durchmesser  des  Aughügels;  Schwimmhaut  dun- 
kel blaugrau  mit  weisslichem  Wulstsaume.  Schnauze  spitzer  als  bei 
Var.  typ us.  Die  Larveu  werden  90  bis  94  mm.  lang,  sind  plump 
und  dick,  und  über  die  Rückenseite  dunkel  schwarzgrau  oder  blau- 
schwarZj,  seltener  dunkel  graubraun  gefleckt;  sie  finden  sich  zwi- 
schen ^Wasserpflanzen  in  verwachsenen  Gräben  und  überschwemmten 
Torfwiesen.  Die  bleigraue  Form  von  P.  fuscus  ist  selten,  und 
ausgebildet,  wie  im  Larvenzustand,  mir  nur  von  den  Wiesen  in  der 
Nähe  des  Röder-Wäldcheus  bei  Frankfurt  bekannt;  die  Thiere  lai- 
chen schon  im  März  und  in  der  ersten  Hälfte  April,  und  halten 
sich  im  Frühjahre  länger  im  Wasser  auf,  wo  sie  im  Schlamme 
liegen  und  schwierig  aufzufinden  sind".  Koch  hat,  glaube  ich,  wohl 
daran  gethan,  dass  er  seinen  Pelobates-Formen  bloss  Varietäten- 
namen beilegt,  denn  es  dürfte  schwerlich  gelingen  nachzuweisen, 
dass  P.  fuscus  der  Autoren  aus  zwei  zusammengeworfenen  Arten 
besteht,  oder  genauer,  dass  die  Knoblauchkröte  aus  der  Umge- 
bung von  Turin  auf  einen  besonderen  Artnamen  Anspruch  erheben 
darf,  namentlich  dann,  wenn  man,  wie  es  kürzlich  Heron-Royer 
für  seinen  „P.  latifrons"  gethan  hat  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France, 
Xi  3,  p.  85  und  K°.  4,  p.  108)  '),  das  Hauptgewicht  auf  den 
Schädelbau  legt,  denn  die  Knoblauchkröte  variirt  hinsichtlich  der 
Form  ihres  Schädels  und  der  Umrisse  der  einzelnen  Schädelkno- 
chen in  so  starkem  Grade,  dass  man  diese  Variationen  höchstens 
erwähnen,  nicht  aber  zur  Artunterscheidung  benutzen  sollte.  P.  la- 
tifrons  könnte  mit    dem    „insubricus"    Comalia",    oder    noch 


')  Die  Abhandlung  im  4.  Heft  dieser  Zeitschrift  ist  leider  noch    nicht   beendet 
und  es  ist  möglich,  dass  sie  noch  andere    Unterscheidungsmerkmale  enthalten  wird. 


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eher  mit  Var.  typus  Koch  identisch  sein.  P.  insubricus  ist 
eine  jener  Arten,  die  bereits  in  Vergessenheit  gerathen  ist;  sie  soll 
durch  das  Fehlen  der  Oberarmdrüse,  welche  dem  männlichen 
P.  fuscus  zukommt,  ausgezeichnet  sein.  Ein  Männchen  von  P.  fus- 
cus  ohne  jegliche  Spur  einer  Oberarmdrüse,  auch  zur  Brunstzeit, 
würde  allerdings  unser  Interesse  erregen,  der  Umstand  aber,  dass 
Cornalia  in  seiner  nachträglich  in  den  Atti  Soc.  it.  Sc.  nat.  vol.  XVI 
publicirten  Schrift  über  die  Knoblauchkröte  den  „insubricus" 
nur  beiläufig  erwähnt,  und  nur  über  „fuscus"  spricht,  sowie  auch 
die  Thatsache,  dass  unten  den  mir  von  Herrn  Sordelli  freundlichst 
geschenkten  Mailänder  Stücken  von  Fuscus,  welche  sich  unter 
Cornalia's  Dubletten  vorfanden,  kein  einziges  Männchen  zu  finden 
war,  lässt  mich  vermuthen,  dass  „P.  insubricus"  auf:  Weibchen 
von  P.  fuscus  begründet  sei. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Die  Unterscheidung  der  Geschechter  bietet  bei  erwachsenen  Indi- 
viduen keine  Schwierigkeiten.  Vor  allem  fällt  beim  Männchen  eine 
grosse  Drüse  am  Oberarm  auf,  welche  dem  Weibchen  fehlt  (Fig.  11, 
Taf.  II.  a,  in  Atti  Soc.  it.  Sc.  nat.  vol.  XVI).  Diese  von  J.  Müller 
bei  P.  cultripes  entdeckte  und  .  beschriebene  länglich  ovale, 
leicht  gewölbte  und  namentlich  hinten  von  der  Umgebung  deutlich 
abgegrenzte  helle  Drüse  nimmt  beinahe  die  ganze  Länge  der  obe- 
ren und  zugleich  hinteren  Fläche  des  Oberarmes  ein  und  scheint 
zur  Begattungszeit  etwas  stärker  entwickelt  zu  sein  als  sonst,  doch 
hierüber  lauten  die  Angaben  verschieden;  so  giebt  Bruch  an,  dass 
diese  Drüse  überhaupt  nur  zur  Begattungszeit  entwickelt,  während 
Heron-Royer  mittheilt,  dass  sie  während  der  Brunstzeit  von  grös- 
serer Ausdehnung  und  Festigkeit  als  sonst  sei,  folglich  das  ganze 
Jahr  hindurch  persistirt.  Ausserdem  haben  Cornalia  und  Camerano 
auf  ein  anderes  Kennzeichen,  das  nur  dem  Männchen  eigen  ist, 
aufmerksam  gemacht.  An  der  Innenfläche  des  Armes  sind  kleine 
Höcker  in  geringer  Anzahl  und  in  grösserer  Entfernung  von  einan- 
der vertheilt.  Diese  Höcker  dürften  sich  nur  während  der  Laichzeit 
zeigen  und  Camerano  bemerkt  mit  Recht,  dass  Cornalia  dieselben 
eher  mit  den  kopulatorischen  Attributen,  wie  wir  sie  bei  anderen 
Anuren  kennen  gelernt  haben,  als  mit  den  Parotiden  hätte  ver- 
gleichen sollen,  denn  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  dienen  sie  dazu, 
um  das  Weibchen  während  der  Begattung  fester  zu  umfassen.  Das 
Vorhandensein  dieser  Höcker  habe  ich  bei    den    mir    vorliegenden 


—  250  — 

männlichen  Stücken  nicht  nur  am  Arm,  sondern  auch  auf  der 
Handoberfläehe  konstatireu  können,  worauf  übrigens  schon  Came- 
rano  unsere  Aufmerksamkeit  gdenkt  hat.  Endlich  dürfte  denjenigen, 
denen  eine  grössere  Anzahl  von  Pelobaten  zu  Gebote  stehen,  auf- 
fallen, dass  die  Männchen  kleiner  und  schlanker  gebaut  sind  als 
die  Weibchen  und  dass  bei  den  letzteren  die  Extremitäten  etwas 
kürzer   sind. 

Larve. 

„Die  im  April  und  Mai  erscheinenden  jungen  Larven  der  Kno- 
blauchkröte sind  im  ersten  freischwimmenden  Stadium  4  mm.  lang; 
wachsen  nun  sehr  rasch  und  erreichen  Mitte  Juli  und  im  August 
die  ansehnliche  Grösse  von  70  bis  92  mm.  bei  30  bis  40  mm. 
Körperlänge.  Die  Schwankungen  zwischen  den  absoluten  Längen 
ausgewachsener  Pelobates-Larven  sind  ziemlich  bedeutend,  sie  sind 
von  der  Nahrung  abhängig,  und  influirt  dabei  die  verschiedene 
Natur  der  vorkommenden  zwei  Varietäten;  dadurch  können  Unter- 
schiede von  30  Procent  und  mehr  des  Minimalmasses  vorkommen" 
(Koch,  Formen  und  Wandhiugen  d.  ecaudat.  ßatrachier  d.  Unter- 
Main-  u.  Lahn-Gebietes,  S.  33).  Säinmtliche  mir  vorliegenden  Lar- 
ven sind  ausgewachsene  Exemplare  mit  wohl  entwickelten  Hinter- 
beinen. Beim  grössten  113  mm.  langen  Individuum  misst  der 
Schwanz  69  mm.  in  der  Länge  und  28  mm.  in  der  Höhe;  der 
Körperumfang  beträgt  nicht  weniger  als  76  mm.,  der  Interocular- 
raum  15  mm.  und  die  Hinterbeine  sind  21  mm.  lang.  Der  an  den 
Seiten  durch  die  Spur  einer  halsartigen  Verengung  schwach  abge- 
sonderte Kopf  ist  nach  vorn  zu  etwas  \ erengt,  mit  breit  abgerun- 
deter Schnauze  und  schwach  abwärts  geneigter  Oberfläche,  die 
nach  hinten  zu  flach  oder  schwach  gewölbt  erscheint,  Der  Inter- 
ocularraum  ist  sehr  breit,  ungefähr  dreimal  so  breit  als  der  Abstand 
der  kleinen  Nasenlöcher  von  einander;  die  Entfernung  der  grossen, 
seitlich  liegenden  Augen  vom  Nasenloch  ist  ungefähr  der  Entfer- 
nung des  letzteren  von  der  Oberlippe  gleich;  der  Abstand  der  Na- 
senlöcher von  einander  ist  in  den  meisten  Fällen  geringer  als  ihre 
Entfernung  vom  Auge  und,  wenigstens  bei  den  zweibeinigen  Lar- 
ven, fast  doppelt  so  breit  als  der  Augendurchmesser;  mit  fortschrei- 
tendem Alter  des  Thieres,  so  bei  der  vierbeinigen  Larve,  rücken 
dieselben  näher  zusammen  und  von  da  an  ist  die  Quappe  des 
fuscus  von  derjenigen  des  cultripes  dadurch  leicht  zu  unter- 
scheiden, dass  bei  der  ersteren  der  Metatarsalsporn  hellfarben  und 
höchstens  am  scharfen  Rand  bräunlich  erscheint,  bei  der  letzteren 


—  251   — 

aber  dieser  Sporn  breit  schwarz  oder  schwarzbraun  umrandet  ist. 
Die  Lippenränder  sind  mit  Ausnahme  der  mittleren  Partie  des  obe- 
ren Mundrandes  dicht  mit  Papillen  besetzt,  welche  namentlich  ge- 
gen die  Mundwinkel  zu  zwei-  und  mehrreihig  angeordnet  erschei- 
nen. An  den  Mundwinkeln  findet  keine  Unterbrechung  dieses  aus- 
gefrauzten  Bandes  statt,  er  verläuft  bogenförmig  ohne  jedwede 
Einknickung;  oben  in  der  Mitte  aber  wird  er  von  einer  kurzen 
Reihe  brauner  Zähnchen  ersetzt;  diese  Zahnreihe  ist  mitunter  ge- 
nau so  lang  wie  der  Raum  zwischen  den  folgenden,  mehr  nach 
innen  zu  liegenden  zwei  Zahnreihen  und  kommt  bisweilen  genau 
in  dasselbe  Niveau  mit  diesen  letzteren  zu  liegen,  so  dass  es 
scheint,  als  ob  die  äussere  Keine  aus  drei  Theilen  besteht.  Die 
Oberlippe  ist  im  ganzen  mit  vier  Zahnreihen  bewaffnet,  von  diesen 
nimmt  die  kürzeste  Reihe  die  mittlere  papillenfrei  Partie  des  äus- 
seren Randes  der  Mundöffnung  ein,  während  die  übrigen  drei  durch 
den  Oberkiefer  getrennten  und  je  in  zwei  Theile  zerlegten  Zahnrei- 
hen mehr  nach  innen  zu  liegen.  Die  Anordnung  der  Zahnreihen 
an  der  Unterlippe  ist  fast  genau  dieselbe,  denn  auch  hier  ist  die 
mittlere  äussere  unpaare  Zahnserie  jederseits  von  drei  Reihen  be- 
gleitet; nur  insofern  ist  ein  Unterschied  bemerkbar,  als  sich  die 
äussere  unpaare  Reihe  nicht  am  Lippenrande  wie  oben,  sondern 
nach  innen  zu  befindet.  Erwähnenswerth  ist  noch,  dass  am  Mund- 
winkel mehrere  ganz  kurze  Zahnreihen  sichtbar  sind,  welche  wie 
abgelöste  Stücke  von  den  eben  erwähnten  längeren  Reihen  erschei- 
nen; bei  in  Chromsäurelösung  getödteteu  Stücken  bemerkt  man  aber, 
dass  diese  kürzeren  Reihen  auf  besonderen  wulstig  vortretenden 
Leisten  ruhen,  und  dass  letztere  mit  den  Leisten  der  langen  Zahn- 
reihen nicht  zusammenstossen,  sondern  sich  mit  ihren  Enden  zwi- 
schen dieselben  schieben.  Hinter  diesen  kurzen  Zahnreihen  sind 
mehrere  Papillen  sichtbar.  Die  Zanhreihenformel  muss  wohl  ohne 
Berücksichtigung  jener  kurzen  Reihen  aufgestellt  werden,  so  dass 
dieselbe  folgendermassen  lauten  würde:  oben  1  mediane  und  3 — 3 
laterale  Zahnserien,  unten  1  mediane  und  3—3  laterale  Serien. 
Bisweilen  gesellt  sich  zu  den  drei,  in  zwei  Hälften  getheitten  Zahn- 
reihen an  der  Unterlippe  noch  eine  vierte  ähnliche  in  zwei  Hälften 
getheilte,  aber  nur  spurweise  angedeutete  Supplementarreihe.  Die 
tief  dunkelbraunen  oder  schwarzen  Zähnchen  sind  klaueuförmig, 
sie  enden  spitz  und  haben  einen  trichterförmig  auslaufenden  Kör- 
per; die  Zacken  am  Rande  fehlen:  die  zwei  übereinander  sitzenden 
Ersatzzähnchen  wachsen  in  die  trichterförmige  Mündung  des    End- 


-  252   — 

zahnes  hinein.  Die  Kiefer  sind  schwarzbraun  und  sehr  stark    ent- 
wickelt. 

Die  Rumpfoberfläche  ist  nach  vorn  zu  ziemlich  ilach,  nach  hin- 
ten zu  schwach  gewölbt,  die  Seiten  und  der  Bauch  sehr  stark 
aufgetrieben.  Das  grosse  Kiemenloch  liegt  seitlich  links  am  Rumpf  '). 
Der  an  seinem  vorderen  Theile  stark  verdickte,  nach  rückwärts 
aber  zusammengedrückte  und  ziemlich  dünn  endende  Schwanz  ist 
sowohl  auf  der  dorsalen  wie  auf  der  ventralen  Seite  von  einem 
hohen  Flossensaum  begrenzt;  dieser  Saum  nimmt  seinen  Ursprung 
an  der  Schwanzwurzel  oder  am  Rücken  in  geringer  Entfernung 
von  der  Schwauzbasis.  Die  Analröhre  öffnet  sich  in  der  Mittellinie 
der  Unterecke  des  Schwanzes  und  zwar  zwischen  den  Beinen.  Die 
Beine  sind  kräftig,  die  Zehen  erscheinen  durch  ziemlich  lange 
Spaunhäute  verbunden,  der  gelbe  Fersenhöcker  tritt  sehr  deutlich 
zutage. 

Die  ganz  jungen  Larven  sind  sehr  dunkel,  beinahe  schwarz  ge- 
färbt; mit  fortschreitendem  Wachsthum  wird  ihre  Farbe  lichter  und 
es  heben  sich  mehr  oder  weniger  deutlich  vom  braunen  oder  oli- 
venbraunen Grund  dunkle  Flecken  ab;  gegen  die  Bauchseiten  hin 
hellt  sich  der  Untergrund  auf  und  erhält  zahlreiche  helle,  auch 
auf  dem  grauweissen  Bauche  und  der  unteren  Schwanzhälfte  einge- 
streute runde  Flecken.  Der  Schwanz  ist  gewöhnlich  heller  als  die 
Körperoberseite;  er  enthält  dunkle  verloschene  Flecken  sowie  dun- 
kle lineare  Impressionen  und  wird  oben  jederseits  von  einem  dun- 
klen Strich  begrenzt;  der  Flossensaum  ist  mitunter,  namentlich 
oben  vorn  deutlich  braun  kolorirt  und  grau  und  hell  gefleckt,  wie 
es  namentlich  unten  gegen  das  Ende  hin  der  Fall  zu  sein  pflegt. 
Die  Rumpfseiten  sind  mit  goldglänzenden  Flecken  bedeckt,  auch 
auf  der  Körperoberseite,  oberhalb  der  Augen  und  am  Schwanz  ist 
Goldglanz  vorhanden.  Bei  der  vierbeinigen  Larve  hellt  sich  der 
Bauch  bedeutend  auf,  oberseits  heben  sich  die  dunklen  Flecken 
scharf  ab,  und  nehmen  allmählich  die  Umrisse  der  Flecken  des 
fertigen  Thieres  an. 

Die  Hautdrüsen  („Seitenlinie")  bilden  drei  Reihen,  von  denen  die 


')  In  Bezug  auf  die  Lage  des  Kiemonlochs  ist  Ileron-Royer  ein  Fall  bekannt, 
dass  das  Spiraculutn  statt  auf  der  linken,  sich  auf  der  rechten  Seite  befand  und1 
ein  anderer  Fall,  wo  die  Larve  mit  zwei  Kiemenlöchern  und  zwar  einem  auf  der 
rechten,  einem  auf  der  linken  Seite  versehen  war.  Die  Larve  mit  deu  zwei  Kiemen- 
löchern ist  im  Bull.  Soc.  Zool.  de  France  1884  auf  S.  162  abgebildet.  Zwei  Kie- 
menlöcher kommen  bekanntlich  nur  bei  den  D  a  c  t  y  1  e  t  h  r  i  d  o  n  und  P  i  j>  i  d  e  u 
vor.  Sämtliche  Phaneroglossa  sind  nur  mit  einem  Soiraculum  versehen. 


■-  -j  u  o     ^^^ 

obere  von  der  Schnauze  an  etwa  bis  zum  Anfang  des  zweiten 
Drittels  des  Schwanzes  sich  hinzieht  und  über  dem  Auge  und  läugs 
der  Rückenseite  verläuft,  während  die  untere  Reihe  unter  dem 
Auge  und  den  Rumpfseiten  entlang  sich  auf  die  vordere  Schwanz- 
hälfte erstreckt  und  die  dritte  unterste  und  zugleich  kürzeste,  längs 
der  Bauchgrenze  verläuft.  Der  mittlere  Zug  dieser  Drüsen  scheint 
ausserdem  nach  unten  hin  Zweige  zu  entsenden,  von  denen  der 
eine  an  der  Schnauzenspitze,  der  andere  am  Schsvanzanfang  sich 
hinzieht.  Die  Verkeilung  sämmtlicher  Hautdrüsenreihen  habe  ich 
jedoch  an  den  mir  vorliegenden  Spirituspräparaten  nicht  eingehend 
untersuchen  können  und  war  vielmehr  auf  die  Abbildungen  Cor- 
nalia's  (Fig.  a,  b,  Taf.  III.  Atti  Soc.  it.  Sc.  nat.  vol.  XVI)  und 
Camerano's  (Fig.  24,  Taf.  III,  Fig.  19,  20,  28,  Taf.  V,  in  Les- 
sona,  Studii  sugli  Anfibi  anuri  del  Piemonte,  K  c.)  angewiesen. 
Bei  einer  mir  vorliegenden  vierbeinigen,  mit  Stummelschwanz  ver- 
seheneu Quappe  sind  diese  Züge  nur  am  Kopfe  deutlich  sichtbar; 
der  supraorbitale  Zug  erscheint  aber  vorn  vom  infraorbitalen  ge- 
trennt, hingegen  vereinigen  sich  diese  beiden  Züge  hinter  dem 
Auge  indem  sie  eine  Schlinge  bilden.  Die  Fortsetzung  des  unteren 
Zuges  auf  die  Leibesseiten  ist  vorn  gut  sichtbar;  die  einzelnen 
dunklen  Punkte  oder  Striche  begleitet  hier  je  ein  Wärzchen;  die 
oberen  Züge  sind  hoch  oben  am  Hinterrücken  in  geringer  Entfer- 
nung von  einander  noch  wahrnehmbar.  Erwähnenswerth  ist  ferner, 
dass  bei  der  mit  vier  Beinen  versehenen  Larve  die  Schnauze  be- 
deutend kürzer  und  breiter  abgerundet  erscheint  als  bei  der  zwei- 
beinigen, dass  ihre  Haut  mit  warzenartigen  Erhabenheiten  besetzt, 
und  endlich,  dass  die  zwei  grossen  hellumsäumten  Flecken  auf  der 
Kopfoberfläche  vor  allen  anderen  scharf  ausgeprägt  und  abgegrenzt 
erscheinen;  auch  der  zukünftige  Frenalstreifen  ist  recht  deutlich. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

Abgesehen  von  der  Laichzeit,  welche  den  P.  fuscus  dein  Was- 
ser zuführt,  oder  der  grossen  Trockenzeit,  welche  ihn  bisweilen  zwingt, 
ein  erfrischendes  Bad  zu  nehmen,  verbringt  er  sein  ganzes  Leben  auf 
dem  Lande  und  da  die  Begattung  bei  ihm  verhältnissmässig  kurze 
Zeit  dauert,  so  ist  die  viel  verbreitete  Ansicht  er  sei  eine  „Was- 
serkröte" befremdend.  Sofort  nach  beendeter  Kopulation,  die  nach 
Aussagen  einiger  Forscher  nicht  über  eine  Nacht,  nach  Anderen 
aber  zwei  bis  vier  Tage  hindurch  andauert,  verlässt  das  Thier  das 
Wasser  und  ist  von  da  an  in  seltenen   Fällen  in   späteren  Tages- 


—  254  — 

stunden,  in  der  Regel  aber  nachts  nur  auf  dem  Lande  anzutreffen. 
Es  kann  allerdings  vorkommen,  dass  die  Pelobaten  längere  Zeit  im 
Wasser  verbleiben,  dann  sind  es  aber  hauptsächlich  nur  paarungs- 
lustige Männchen,  die  ungeduldig  darob,  dass  die  Weibchen  auf 
sich  warten  lassen  hin  und  her  schwimmen  und  sich  im  Wasser 
geberden,  als  wären  sie  in  ihrem  Element.  In  einigen  Krankheits- 
fällen mag  das  Thier  vielleicht  seine  Lebensweise  ändern  und  ein 
ßedürfniss  fühlen  im  Wasser  zu  sitzen,  denn  ein  halbverhungertes, 
wohl  in  der  Gefangenschaft  erkranktes  Individuum,  das  mir  diesen 
Herbst  zugeschickt  worden  ist,  erholte  sich  dank  der  Wasserkur, 
die  es  allabendlich  gebraucht.  Gesunde  Thiere,  die  man  ausserhalb 
der  Brutzeit  zwingt  im  Wasser  zu  bleiben,  sollen  im  Gegentheil 
erkranken,  wassersüchtig  werden  und  an  den  Fingern  und  Zehen 
leiden.  Während  der  warmen  Jahreszeit  verkriecht  sich  P.  fuscus 
Tags  über  in  selbst  gegrabene  Löcher  und  verharrt  darin  regungslos 
in  bis  zur  Unförmlichkeit  aufgeblähtem  Zustande  bis  zur  einbre- 
chenden Dämmerung;  im  Herbst  pflegt  er  sich  tiefer  zu  vergraben, 
um  den  ganzen  Winter  hindurch  Winterschlaf  zu  halten.  Die  Art 
zu  graben  bleibt  stets  dieselbe.  Mit  Hülfe  der  Hinterbeine  stösst  er 
die  Erde  hinter  sich  nach  beiden  Seiten  hinweg  und  setzt  sich  in 
dieser  auf  solche  Weise  entstandenen  Vertiefung  zurecht;  alsdann 
wird  für  die  Erweiterung  des  Raumes  durch  Einwühlen  mit  dem 
Hiatertheil  unter  Benützung  der  Fusswurzeln  und  noch  mehr  der 
schaufeiförmigen  sechsten  Zehe  zum  Wegschaffen  der  ausgegrabenen 
Erde  gesorgt.  So  entsteht  nun  ein  Gang  meist  in  schräger  Richtung 
und  daneben  ein  Wall  angehäufter  Erde;  findet  durch  die  fortge- 
setzten wühlenden  Bewegungen  des  Thieres  ein  Erdrutsch  statt,  so 
kann  der  Pelobates  völlig  von  der  Erde  bedeckt  werden;  diese 
gänzliche  Abgeschlossenheit  von  der  Aussenwelt  scheint  ihm  aber 
willkommen,  da  er  auf  diese  Weise  von  indiskreten  Besuchern 
verschont  bleibt  und  ruhig  verdauen  kann.  Zur  Nachtzeit  fördert  er  sich 
in  gleicher  Weise,  mit  den  Beinen  arbeitend,  hinaus,  wohl  gedrängt 
von  dem  sich  in  ihm  regenden  Appetit,  denn  bevor  er  sich  gänzlich 
von  seiner  Decke  befreit  hat,  schnappt  er  nach  der  Insektenlarve, 
die  er  aufgewühlt  haben  mag.  Da  die  Höhlung  mit  Leichtigkeit 
und  erstaunlicher  Geschwindigkeit,  binnen  einer  bis  zwei  Minuten, 
hergestellt  zu  werden  pflegt  und  von  der  lockeren  Erde  meist 
verschüttet  wird,  so  kehrt  er  nicht  wieder  in  dieselbe  zurück, 
sondern  vergräbt  sich  am  folgenden  Tag  an  der  Stelle  wo  der 
Tagesanbruch  ihn  überrascht  hat,  vorausgesetzt,  dass  die  Boden- 
beschaffenheit si'h  dazu  eignet.  Die  Gehässigkeit  des  Pelobates  ist 


ungeheuer  und  um  dieselbe  zu  befriedigen  dehnt  er  sein  Jagdgebiet 
bedeutend  aus,  unternimmt  nachts  lange  Streifzüge  und  um  die 
Entfernungen  abzukürzen,  führt  er  weite  Sprünge  aus.  Sie  durch- 
streifen förmlich  ihr  Jagdgebiet  nach  allen  Richtungen  hin  und 
mögen  wohl  auch  auf  diese  Weise  ganz  und  gar  aus  einigen 
Gegenden  auswandern,  wenigstens  hört  man  oftmals  sagen,  dass 
Pelobates  in  ein  und  derselben  Gegend  in  einem  Jahre  zahlreich 
anzutreffen  und  in  den  darauf  folgenden  Jahren  nicht  aufzutreiben 
war.  Ganz  im  Gegensatz  zu  ihrem  Betragen  am  Tage,  achten  die 
Pelobaten  nachts  auf  alles  was  vorgeht  und  verfolgen  ihre  Beute 
auf  lange  Strecken  hin  und  darin  unterscheiden  sie  sich  im  wesen- 
tlichen von  den  Kröten,  die  gewöhnlich  ruhig  abwarten  bis  die 
Beute  sich  ihrer  Schnauze  nähert.  Ihre  Nahrnng  besteht  aus  In- 
sektenlarven, Käfern  und  Dipteren,  sie  sind  darin  nicht  wählerisch, 
schnappen  vielmehr  nach  allem,  was  kriecht  und  fliegt  und  können 
mitunter  kaum  die  hartflügeligen  oder  allzugrossen  Käfer  herunter- 
würgen. In  der  Gefangenschaft  begnügen  sie  sich  mit  Mehlwürmern 
und  nehmen,  wenigstens  die  Jungen,  auch  im  Winter  Nahrung  zu 
sich,  sollen  aber,  einer  Angabe  Bruch's  zufolge,  hinsichtlich  der 
Trägheit  die  Kröten  übertroffen.  Obgleich  ich  bis  jetzt  wenige 
Erfahrungen  über  das  Gefangenleben  des  fuscus  namentlich  im 
Sommer  zu  sammeln  Gelegenheit  gehabt  hatte,  erlaube  ich  mir  zu 
bemerken,  dass  die  Kröten  in  der  Gefangenschaft  eine  Lebhaftig- 
keit zeigen,  die  sie  im  Freien  nicht  haben  und  dass  wohl  das 
Gefühl  des  Eingesperrtseins  hiervon  die  Ursache  sein  mag.  Die 
„Knoblauchkröte"  gewöhnt  sich  leichter  an  ihren  Käfig  und  braucht 
darin  nicht  zu  jagen,  weil  ihr  das  Futter  vorgesetzt  wird.  Auch 
verändert  sie  zuweilen  in  der  Gefangenschaft  ihre  Lebensweise 
infolge  von  Krankheiten;  in  solchen  Fällen  scharrt  sie  sich  nicht 
mehr,  sondern  sitzt  möglichst  hoch  auf  den  Vorderbeinen  aufgerichtet 
„mit  geschlossenen,  nicht  vorgequollenen,  sondern  in  die  Tiefe 
gezogenen  Augen  da,  einem  indischen  Götzenbilde",  wie  Leydig 
treffend  sich  ausdrückt,  „nicht  unähnlich".  Ein  eben  eingefangener 
Pelobates  legt  sofort  von  seiner  Scheu  und  Beweglichkeit  Zeugniss 
ab:  noch  ehe  man  ihn  heimgebracht  hat  kratzt  und  schaufelt  er 
ganz  gehörig  in  der  Botauisirbüchse  herum;  in  den  Käfig  gesetzt, 
vergräbt  er  sich  so  fort  und  holt  man  ihn  heraus,  so  sucht  er 
alsbald  wieder  sich  zu  verkriechen  und  wird  nie  des  Grabens  müde; 
erst  Abends  arbeitet  er  sich  gegen  die  Erdoberfläche  hindurch  und 
sieht  sich  erst  nach  allen  Seiten  um  ehe  er  sich  entschliesst  ganz 
herauszuklettern;  nähert  man  sich    ihm    aber,  so  zieht  er  sich  in 


—  256  — 

der  Regel  zurück  und  überrascht  man  ihn  wenn  er  bereits  seine 
Grube  verlassen  hat,  so  versucht  er  sich  zu  verbergen  indem  er 
rückwärts  kriecht.  P.  fuscus  ist  während  seines  Aufenthaltes  im 
Wasser  schwer  zu  fangen,  da  er  sogleich  taucht  und  ausserordentlich 
lange  am  Grunde  des  Wassers  verharren  kann.  Nur  während  des 
Laichens  lässt  er  seine  sonstige  Vorsicht  bei  Seite  und  ist  gegen 
die  Vorgänge  in  der  Aussenwelt  fast  unempfindlich^  so  dass  es 
zuweilen  ohne  Mühe  gelingt  eine  ganze  Gesellschaft  in  situ  aus 
dem  Wasser  zu  holen.  In  Mitteleuropa  erwachen  die  Pelobates  aus 
ihrem  Todtenschlummer  in  der  zweiten  Hälfte  März  und  suchen 
ihre  Winterquartiere  im  Herbst  auf,  sobald  die  kühle  Witterung 
eingetreten  ist»  Bei  Bonn  fand  Leydig  am  5  April  die  erste  Laich- 
schnur „bei  noch  sehr  winterlichem  Charakter  der  Umgebung  des 
Tümpels",  während  Bruch  in  seinem  Bericht  über  das  ßrutjahr 
1861  (Würzburg,  naturwiss.  Zeitchr.  III.  S.  200)  angiebt,  dass  er 
schon  vom  16.  bis  31.  März  einzelne  Exemplare  dieser  Art,  und 
zwar  meistens  Männchen  antraf,  ferner,  dass  die  Thiere  bereits 
am  28.  März  zu  laichen  anfingen  und  dass  frischer  Laich  am  30. 
und  31.  März  zu  finden  war.  Bruch  fügt  noch  hinzu,  dass  ungefähr 
am  10.  April  das  Laichgeschäft  beim  Pelobates  beendet  war.  Wir 
wissen  aber  aus  einer  Mittheilung,  welche  van  Bambeke  an  He'ron- 
Royer  gemacht  hat,  dass  in  Belgien  diese  Thiere  im  Mai  im  Wasser 
anzutreffen  und  dass  Laichschnüre  sogar  in  der  zweiten  Hälfte 
Julis  noch  zu  finden  seien.  Nun  aber  weiss  ich  nicht  zu  entscheiden, 
ob  Larven,  die  hin  und  wieder  mitten  im  Winter  angetroffen  Werden, 
Spätsommer-  oder  Herbst-Larven  sind.  Im  letzteren  Fall  müsste 
eine  zweite  Laichzeit  im  Jahre  und  zwar  im  Herbst  stattfinden, 
lieber  das  Erwachen  aus  dem  Winterschlaf  und  über  das  Fort- 
pflanzungsgeschäft berichtet  Heron-Royer.  „Der  braune  Pelobates", 
erzählt  er,  „vergräbt  sich  in  den  letzten  schönen  Herbsttagen  in 
die  Erde  tiefer  als  sonst;  er  verfällt  darin  in  einen  Zustand  der 
Erstarrung  und  wartet  ab  bis  die  Frühlingssonne  ihn  durch  die 
dicke  ihn  umhüllende  Decke  durchwärmt,  denn  das  ist  das  Zeichen 
des  vorgeschrittenen  Erwachens  der  Natur.  Au  einem  schönen 
Abend  wird  unser  Thier  geräuschlos  emporsteigen,  ganz  als  wenn 
er  Kunde  davon  erhalten  hätte,  dass  der  Schnee  schon  seit  vielen 
Tagen  geschmolzen,  der  Boden  mit  dem  ersten  Frühlingsgrün 
überzogen,  und  am  Horizont  der  Himmel  wolkenlos  ist.  An  der 
Erdoberfläche  mit  seiner  Schnauze  angelangt,  lauscht  er  nun  und 
sobald  irgend  ein  Lärm  sich  hörbar  macht,  der  ihn  an  die  Stimme 
seiner  Geschwister  erinnert,  zieht  er  in  die  Richtung    hin,    woher 


—  257  — 

der  Laut  kam.  Bald  stösst  er  auf  eine  Lache;  nun  spiegelt  er 
sich  drin  und  scheint  mit  sich  selber  zu  beratschlagen,  schliesslich 
wagt  er  auch  das  Abenteuer  indem  er  geräuschlos  in  das  klare 
Wasser  untertaucht  ').  Jetzt  schwimmt  er  hin  und  her  zwischen 
den  durch  die  anhaltenden  Winterregen  überschwemmten  Aesten; 
nun  macht  er  sich  ein  Sitzplätzchen  am  Stamme  einer  Pflanze 
zurecht  und,  als  wenn  er  anzeigen  wollte,  dass  er  genau  weiss, 
dass  die  Paarungszeit  im  Anrücken  ist,  stösst  er  weiche  Töne  aus", 
die  nach  He'ron-Royer  durch  die  Silben  „clo-clo,  clo-clo,  clo-clo- 
clo"  ausdrückt  werden  können,  während  Bruch  angiebt,  dass  sein 
Geschrei  als  „ein  lautes  und  energisches,  aber  sehr  tiefes  wök, 
wök,  wök,  in  kurzen  Intervallen,  das  aus  einiger  Entfernung  dem 
Tischklopfen  ähnlich  ist"  sich  hörbar  macht  und  in  der  Stärke  der 
Stimme  des  Wasserfrosches  gleichkommt.  Mir  persönlich  ist  leider 
nur  der  Schmerzenslaut  bekannt,  der  etwa  dem  Kreischen  einer 
jungen  Katze,  wie  es  Rösel  bereits  hervorgehoben  hat,  nicht 
unähnlich  ist.  —  Zeigt  sich  ein  Weibchen  auf  der  Oberfläche  des 
Wassers,  so  macht  sich  das  paarungslustige  Männchen  sofort  an 
dasselbe  heran,  besteigt  es  und  umfasst  es  mit  den  Vorderbeinen 
um  die  Hüften,  das  Kinn  gegen  den  Rücken  der  Gattin  stemmend. 
In  Ermangelung  eines  Weibchens  seiner  Art  hängt  es  sich  an  die 
Weichen  eines  Männchens  oder  eines  Weibchens  einer  anderen 
Species,  oder  es  setzt  sich  auf  andere  Thiere,  wie  z.  B.  Schwanz- 
lurche oder  Fische,  fest.  Bisweilen  hängen  sich  zwei  männliche 
Pelobates  einer  grösseren  gemeinen  Kröten  an.  Der  Paarungstrieb 
soll  so  heftig  sein,  dass  er  noch  zu  grösseren  Geschlechtsverir- 
rungen  führen  kann,  denn  es  sind  Fälle  bekannt,  dass  das  Männchen 
sich  an  Thierleichen  vergriff.  Obgleich  Pelobates  seine  Gattin  nicht 
fest  zu  umklammern  pflegt,  verlässt  er  sie  unverichteter  Sache 
nur  wenn  er  sehr  erschreckt  wird.  „Diese  Anuren",    sagt   He'ron- 


')  Aus  diesen  Worten  He'ron-Rojer's  darf  nicht  der  Schluss  gezogen  werden, 
dass  P.  fuscus  nur  in  reinen  Gewässern  laiche,  denn  Pflüger  berichtet,  dass  er 
seine  Brut  in  stark  stinkenden  Sümpfen  bei  Poppelsdorf  angetroffen  habe.  Das  die 
Knoblauchkröte  überhaupt  hinsichtlich  der  Wahl  des  Brutplatzes  nicht  wählerisch 
ist  und  für  das  Gedeihen  der  Brut  nicht  Sorge  trägt,  wie  es  beispielsweise  Alytes 
zu  thun  pflegt,  ersehen  wir  aus  den  Worten  Leydig's.  „Auch  Pelobates  müsste 
nach  der  ungemeinen  Menge  von  Larven,  welche  in  einem  einzigen  Graben  zugegen 
sind,  ein  sehr  häufiger  Batrachier  werden,  wenn  die  Alten  nicht  fast  regelmässig 
gerade  solche  Laichplätze  wählten,  welche  gegen  den  Juni  hin  austrocknen,  ehe 
die  Vollendung  des  Thieres  so  weit  vorgerückt  ist,  um  das  Wasser  verlassen  zu 
können.  Es  ist  ein  trauriger  Anblick,  wie  in  den  wasserleer  werdenden,  dann  völlig 
austrocknenden  Gräben  und  Tümpeln  die  Larven  massenhaft  zusammengedrängt  zu 
Grunde  gehen". 

17 


—  258    - 

Royer,  „zögern  mit  der  Ablegung  des  Laiches  nicht  so  lange  wie  die 
braunen  Frösche,  die  wir  drei-  bis  vier  Wochen  lang  vereinigt  gesehen 
haben.  Zwei  bis  vier  Tage  am  längsten  genügen  ihnen.  Auch  habe  ich 
oftmals  beobachtet,  dass  die  Weibchen  sofort  nach  stattgefundener 
Umarmung  laichten  und  will  noch  hinzufügen,  dass  ein  Weibchen, 
deren  Legezeit  sich  meldet,  selten  auf  den  Gatten  länger  als  fünf 
bis  sechs    Tage    wartet    und,    falls    dieser    immer  noch  nicht  am 
Platze  ist,  ihre  Eier  nicht  mehr  zurückhalten  kann;  letztere  gehen 
aber,  da  sie  nicht  befruchtet  worden  sind,  zu  Grunde.  Das  kopu- 
lirte  Paar  bleibt  nicht  müssig:  das  Weibchen  ist  in   ihren    Bewe- 
gungen frei,  es  sinkt,  den  Gatten  mit  sich  ziehend  in  die  Tiefe,  und 
sieht  sich  überall  nach  hohen  Graspolstern  oder   Pflanzen  um,  an 
deren  zweigen  es  ihre  Eier  ankleben  könnte.  Es  dauert  nicht  lange 
und  krampfhafte   Bewegungen    machen  sich  unter  den  Armen  des 
Männchens    bemerkbar,  dies  sind  die  Vorboten  des  Laichens.    Das 
Männchen  hebt  sich  alsbald  empor,  krümmt  seinen  Rücken  ')  und 
versucht  das  Ende    der    Laichschnur  zu  erreichen,    indem    es  die 
Kloakenmündung  des  Weibchens  mit  den  Zehen  betastet.  Auf  diese 
Weise  erregt,  umklammert  sich  nun  seine  Gattin  an  ein  Graspolster 
und  beginnt  alsdann  ihren  Laich    abzulegen,    wobei  der  Gatte  am 
Ende    der    Laichschnur    herumzieht,    dieselbe  in  die  Nähe    seines 
Afters  bringt  und  befruchtet.  Das  Laichen  dauert  inzwischen  noch 
immer  fort,  sobald    aber    die  Eierschnur  die  Länge  von  ungefähr 
10  cm  erreicht,    wird    sie    vom    Weibchen    an    dem   Graspolster 
befestigt  und  um  dasselbe  geschlungen.    „Die  Schnur,  in  der  sich 
die  Eier  mehr-  und  nicht  einreihig,  unregelmässig  zerstreut  befinden, 
ist  meistens  kurz  2),  rund  und  erreicht  12  mm  im  Durchmesser; 
sie  entsteht  aus  zwei  Schnüren,  die  beim  Austritt  aus  den  Eileitern 
zu  einer  einzigen  Schnur    zusammenfliessen.   Das  einzelne  dunkel- 
braune Laichkorn  hat  1  mm  Durchmesser;  die  Körner    stehen  in 
ungleichen  Abständen,  aber  ziemlich  dicht  gedrängt  nebeneinander. 
Das  Verbleiben  des  Embryo  innerhalb  des  Eies  dauert  nicht  lange 
im  Vergleich  zu  seiner  Weiterentwicklung,  die  er  fast  unbeweglich 
an  der  Laichschnur    suspendirt,    durchmacht.    Erst    am    siebenten 
Tage  gewinnt  sein  Schwänzchen    etwas  an  Ausdehnung,    wodurch 
der  Larve  allmählich  die  Möglichkeit  gegeben  wird,  sich  bewegen 


')  Gerade  diese  Körperstellung  des  Männchens  während  der  Begattung  ist  au~ 
der  Abbildung  Rösel's  wiedergegeben  worden. 

2)  Wie  es  scheint  kann  die  Laichschnur  die  Länge  von  26  cm  erreichen  (Koch, 
Formen  u.  Wandlungen  ete.);  auch  bei  Rösel  ist  die  Schnur  von  Pelobates  von 
bedeutender  Länge  dargestellt  worden. 


—  259  — 

zu  können  und  erst  nach  Ablauf  von  ungefähr  zwei  Wochen 
verlässt  das  noch  mit  Kiemen  versehene  Thierchen  die  Gallerte. 
Von  diesem  Augenblicke  an  halten  sich  die  Larven  nicht  mehr 
gesellig  beisammen,  sondern  gehen  ihren  eigenen  Weg  und  leben 
vereinzelt.  Eine  Woche  später  sind  sie  zu  regelrechten  Quappen 
geworden,  kiemenlos,  d.  hi  nur  mit  einem  Spiraculum  versehen, 
und  etwas  gewachsen,  12  bis  15  mm  lang.  Von  da  an  entwickelt 
sich  ihre  Gefrässigkeit  iu  ungeheurem  Blasse  und  je  nach  der 
Nahrung,  die  sie  zu  sich  nehmen  (Pflanzenstoffe,  Thierleichen, 
Exkremente)  machen  sie  grössere  oder  kleinere  Fortschritte  iu 
ihrem  Wachsthum  und  erreichen  gegen  das  Ende  des  zweiten 
Monates  die  bedeutendste  Grösse  unter  allen  europäischen  Anuren 
mit  alleiniger  Ausnahme  des  Pelobates  cultripes,  welcher  mit 
Bezug  auf  die  Grösse  seiner  Larve  sich  mit  P.  fuscus  sehr 
wohl  messen  kann.  Um  diese  Zeit  sind  die  Hinterbeine  ausgebildet 
und  zwei  Wochen  später  kommen  auch  die  Vorderextremitäten 
zum  Vorschein  und  die  Umwandlung  der  10  bis  12  cm  langen 
Quappe  in  das  lungenathmende  Thier  findet  in  unmerklicher  Weise 
statt.  Die  Metamorphose  schreitet  übrigens  nicht  gleichmässig  und 
gleichzeitig  fort  und  die  Larvenzeit  kann  zehn  Wochen  bis  vier 
Monate,  ja  selbst  darüber  andauern,  so  dass  den  ganzen  Sommer 
hindurch  von  der  zweiten  Hälfte  Juni  an  bis  September  frisch 
verwandelte  Exemplare  anzutreffen  sind.  Auch  Larven  von  sehr 
verschiedener  Grösse  trifft  man  um  diese  Zeit  herum  iu  genügender 
Anzahl  und  auch  noch  viel  später,  so  im  November  und  gar  im 
Jauuar  und  April  und  es  scheint  demnach,  dass  unter  günstiger 
Bedingungen  die  Pelobateslarve  überwintern  kann  und  erst  im 
Frühjahr  in  ihren  definitiven  Zustand  übergeht.  Die  Metamorphose 
wird  nicht  im  Wasser,  sondern  auf  dem  Lande  beendet;  die  Larve 
verlässt  das  Wasser  ehe  noch  der  Schwanz  vollständig  geschwun- 
den ist  und  wird  von  nun  an  ein  echter  Landbewohner.  Die  jungen 
Thiere  verleben  zu  mehreren  beisammen  den  Rest  der  schönen 
Jahreszeit  in  der  Nähe  des  Brutplatzes  unter  Steinen  und  in 
Löchern  verborgen,  vergraben  sich  genau  wie  die  Alten  es  thun 
beim  Eintreten  der  kalten  Witterung,  um  in  dem  darauf  folgenden 
Frühjahr  sich  in  alle  Richtungen  zu  zerstreuen. 

Eingehende  Schilderungen  über  die  Sitten  von  P.  fuscus 
enthalten  die  oben  erwähnten  Werke  von  Rösel,  Leydig,  Hdron- 
Royer  und  Bruch.  Namentlich  aber  hat  der  zuletzt  genannte 
Forscher  interessante  Beobachtungen  veröffentlicht.  Es  bliebe  mir 
nur  noch  übrig  hinzuzufügen,  dass  an  einigen   Orten    P.   fuscus 

17* 


—  260  — 

auf  den  Fischmarkt  gelangt  und  gegessen  wird;  hauptsächlich 
sind  es  die  Quappen  die  in  der  Bratpfanne  ihr  Lebensdasein 
beenden,  denn  das  verwandelte  Thier  hat  den  üblen  Ruf  einen 
wiederlichen  Geruch  zu  verbreiten  und  seinen  Namen  mit  Flug  und 
Recht  zu  tragen;  ihre  Schenkel  sollen  übrigens  geniessbar  sein. 
Der  von  ihr  ausgehende  Geruch  wird  namentlich  von  Vögeln 
und  Kriei  hthieren  nicht  vertragen,  selbst  die  Unke,  welche  ihrer 
Ausdünstungen  wegen  von  anderen  Anuren  vermieden  wird,  bleibt 
in  respektvoller  Entfernung  von  der  Knoblauchkröte  fern. 

P.  fuscus  ist  öfters  kolorirt  abgebildet  worden  und  zwar  zum 
erstenmal  von  Rösel,  dann  von  v.  Reider  und  Hahn,  Cornalia  und 
Camerauo.  Rösel's  „Natürliche  Historie  der  Frösche"  enthält  nicht 
weniger  als  drei  Tafeln,  wovon  die  eine  (Taf.  XVII)   Abbildungen 
von  Männchen  und  Weibchen  in  der  Begattung  vorstellt,  die  zwei 
anderen    (Taf.  XVIII    und    XIX)  verschiedene    Entwicklungsstadien 
von    Larven    und    die   inneren   Theile  veranschaulichen.    Rösel's 
Originalfiguren  der  ganzen  Thiere  wurden  von  seinen  Nachfolgern 
öfters,  in  verkleinertem  Massstabe  und  unter  getreuer  Wiedergabe 
der  bei  Rösel  wohl  etwas  zu  lang  gerathenen  Laichschnur  kopirt, 
so  z.  B.  in  Sturm's  „Deutschlands  Fauna".  In  der  „Fauna    boica" 
hingegen  findet  sich  eine  Originalfigur,  die  aber  mit  den  prächtigen 
Bildern  Rösel's  nicht  verglichen  werden  kann.    Auch  die  Original- 
figuren  bei  Cornalia  in  den  Atti  Soc.  it.  Sc.  nat.  XVI  stehen   den 
Rösel'schen  sehr  nach,  ganz  davon  abgesehen,  dass  sie  gar  dicke 
und  plumpe    Thiere    vorstellen.    Cornalia's   Tafeln    sind  immerhin 
willkommen,  da  sie  die  von  ihm  entdeckten  „Ghiandolette  brachiale" 
veranschaulichen    und    einige    anatomische  Abbildungen  enthalten. 
Alle    bis   jetzt    erwähnten    bildlichen    Darstellungen    sowie    auch 
diejenigen  bei  Daudin  (Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  PI.  80,  fig.  1) 
und  bei  Shaw  (Gener.    Zool.    III.  pl.  41,  42)    werden   von  den 
Figuren  bei  Brehm  (Thierleben,  Bd.  VII.  S.  590.  Auflage    1878) 
und  namentlich    von    denjenigen,    welche   wir  Camerano  (Atti  R. 
Accad.  dei  Lincei,  Ser.  III.  Vol.  I.  Tav.  3,  Fig.  4,  6,  18,  21,  24) 
verdanken,  übertrofTeu.  Endlich  muss  hinzugefügt  werden,  dass  die 
Werke  von  Leydig,  Camerano  uud   Schreiber    einige    Abbildungen 
von  einzelnen  Körperpartien  enthalten. 

Vorkommen. 

Nehring  hat  vollkommen  Recht,  wenn  er  die  Knoblauchkröte  zu 
denjenigen    Batrachiern    rechnet,    deren    Verbreitungsbezirk  bisher 


—  261  — 

noch  ungenügend  festgestellt  ist.  Der  Grund  dafür  mag  wohl  zum 
Theil  darin  liegen,  dass  man  diese  Art  nur  zur  kurz  andauernden 
Laichzeit  zu  Gesicht   bekommt,    zum    Theil  aber  darin,  dass  man 
in  der  Regel    das    Sammeln    von    Larven    vernachlässigt   und  sie 
überhaupt   weniger  gut  als  die  verwandelten  und  ausgewachsenen 
Lurche  kennt,  denn  der  Nachweiss  der  viel  leichter  aufzufindenden 
Quappe  des  P.  fuscus    würde   hiulänglich    genügen,  um   uns  in 
Betreff  seines  Vorkommens  im  Umkreise  einer  Gegend  zu  orientieren. 
Wir  sind  jedoch    genügend    unterrichtet    worden,  um   angeben  zu 
können,  dass  diese  Art  die  mittleren  Zonen  Europas  bewohnt  und 
mit  einem  verhältnissmässig  kleinen  Theile  ihres  Verbreitungsbezirkes 
dem    Norden    und    dem    Mittelmeergebiete    angehört.    Im    Süden 
Europas  kennt  man  sie  mit  Bestimmtheit  nur  aus  der    Lombardei 
(302),  wo  sie,  laut  Corualia    (147),  in  Noverasco    und   Mirasole 
in  der  Nähe  von  Mailand  zu  gewisser    Zeit   ziemlich    gemein   ist, 
ferner  aus  Piemont  (Rivoli,  Testona  bei  Moncalieri,  Settirao-Torinese, 
Acqui,    Vercelli,    Quinto    Vercellese,  Nibbia,    Novarese,    Vigevano, 
Vanchiglia  bei  Turin.  —  13.  49),  Bologna  (9  —  S.  438)  und  ebenso 
aus    der    Veroneser    Tiefebene    (bei    Calcinaro,     Gemeinde    von 
Nogara.  —  303).    Dass    P.    fuscus    auch  in  der  Umgegend  von 
Pavia  vorkommt  glauben  einige  Forscher  aus  den  Schriften   Spal- 
lanzani's  (304)  schliessen  zu  können.  Nachforschungen  in  jüngster 
Zeit  (302.  305.  306)  haben  nämlich  ergeben,  dass  die  Ehre  der 
Entdeckung    dieser  Art  in  Italien  nicht  unseren   Zeitgenossen,  wie 
allgemein    angenommen    wurde,   sondern   Spallanzani  und  Rusconi 
(307.  308)  gebührt  und  es  ist  daher    möglich,  dass  Schinz    und 
andere,  als  sie  über  das  Vorkommen  des  Fuscus  in  Italien  mel- 
deten, eben  die  Arbeiten  dieser  beiden  italienischen  Gelehrten   im 
Auge    hatten.    Hingegen    scheint    Bonaparte    in    diesem  speziellen 
Fall  die  Schriften  seiner  Landsleute  und  Vorgänger  nicht  berücksi- 
chtigt  zu    haben,  da  er  weder  in  seiner   Abhandlung    „Amphibia 
europea",  noch  in  der  Iconografia  von  italienischen  Fundorten  spricht; 
in  der  Iconografia  della  Fauna  italica  ist  allerdings  von  „Bufo  fuscus" 
sowohl  im  Text  als  auch  in  der  Einleitung  die  Rede,  die  Abbildung  aber 
stellt  in  Wirklichkeit  den  P.  cultripes  dar,  und  dass    das  Ori- 
ginal aus  Spanien  stammte,  geht  aus  der  Tabelle  in  der  Einleitung 
hervor,    wo    das    betreffende    Stück    unter  „Specie   illustrata"  als 
„Bufo  fuscus  j uv.  hispanicus"  und  daneben  unter  „Nomen- 
clatura  moderna"  als   „Pelobates  cultripes"  bezeichnet  wird. 
Eben  diese  Verwechselung  seitens  Bonaparte  hatte  nun  zur  Folge, 
dass  Fuscus  als  in  Spanien    vorkommend    angeführt   worden  ist, 


—  262   - 

während  thatsäehlich  auf  der  Pyrenäenhalbiasel  diese  Art  durch 
Cultripes  ersetzt  und  vertreten  ist.  —  Endlich  muss  noch  einiger 
südlicher  mir  verdächtig  erscheinender  Fundorte  Erwähnung  ges- 
chehen. Erhard  behauptet  nämlich  auf  S.  93  seines  Buches  „Fauna 
der  Cykladen",  dass  er  „B.  fuscus  im  wasserreichen  Jahre  1857 
auf  allen  Inseln,  selbst  Syra  nicht  ausgenommen"  beobachtet  habe; 
diese  Angabe  dürfte  wohl  auf  Verwechselung  beruhen,  jedenfalls 
ist  sie  durch  kein  Belegstück  erhärtet.  Lataste  giebt  an,  dass 
P.  fuscus  in  der  Türkei  vorkommt  und  Rafinisque  erwähnt 
„Bat räch us  fuscus"  für  Sicilien. 

Die  wenigen  Fundorte,  an  welchen  die  Knoblauchkröte  in  Russ- 
land beobachtet  worden  ist,  liegen  zum  grössten  Theil  im  Süden. 
Was  zuerst  ihr  Vorkommen  in  den  südlichsten  Punkten  des  euro- 
päischen Russland  anbetrifft,  so  existiren  nur  sehr  dürftige  und 
mehr  auf  Vermuthungen  basirte  Angaben.  Bonaparte  (309)  erwähnt 
die  Taurische  Halbinsel  unter  den  Fundorten  dieser  Species  und 
Pallas  (298.— S.  413)  spricht  von  gefleckten,  girrenden  Kröten, — 
und  darunter  sind,  wie  aus  einer  beigefügten  Nota  hervorgeht, 
Rana  variabilis  und  R.  vespertina  gemeint  ').  welch  letztere 
als  P.  fuscus  gedeutet  wird, —  an  denen  die  Krim  einen  Ueberfluss 
haben  soll.  Koppen  (271.— S.  77)  scheint  aber  beiden  Angaben 
wenig  Gewicht  beizulegen  und  wohl  mit  Recht.  Noch  weniger 
Beachtung  verdient,  meiner  Meinung  nach,  der  Fundort  „Kirgisen- 
steppe" im  Lichtenstein'schen  Nomenciator,  da  es  hinlänglich  be- 
kannt ist,  dass  der  Verfasser  bei  der  Aufzeichnung  der  Fundorte 
es  nicht  so  genau  genommen  hat  2).  Die  Angabe  Daudin's  (33), 
dass  P.  fuscus  in  den  Gewässern  der  Wolga  und  des  Ural-Flusses 
in  der  Nähe  des  Kaspischen  Meeres  angetroffen  worden  ist,  beruht 
wohl  nur  auf  Vermuthungen,  umsomehr  weil  er  zu  glauben  scheint, 
dass  „Rana  ridibunda  Fitz.,  Pall.,  Gm.,  Shaw,  Merr.",  Bufo  ri- 
dibundus  Bonnat.,  Schneid."  und  sein  „Bufo  fuscus"  ein  und 
dasselbe  Thier  sind.  In  den  Gouvernements  Kiew  (Umgebung  von 
Kiew),  Podolien  (bei  Igorlik,  Kamenez-Podolski),  Poltawa  (bei  Pol- 
tawa)  und  Tschernigow  (bei  Starodub)  haben  ihn  Kessler  (289) 
und  Belke  (Bull,  de  Moscou,  1859,  Jfs  1,  S.   24)    gefunden.    Im 


*)  Ia  der  „Zoografia  ro6so-asiatica"  sagt  Pallas,  dass  diese  Species  im  südli- 
chen Sibirien  häufig  angetroffen  wird. 

*)  LLchtenstein's  Verzeichniss  der  Dubletten  d.  zoolog.  Mus.  in  Berlii»  »nthälfc 
einige  Ueberraschungen  hinsichtlich  der  Wohngebiete  des  P.  fuscus;  man  erfährt 
nämlich  daraus,  dass  ausgezeichnete  Exemplare  aus  Südsibirien  und  Nubien  zu  einem 
im  VerhiiHuiss  zu  den  hiterossanten  Fundorten  billigen  Preise  zu  haben  seien. 


—   263  — 

Werke  Andrzejowskfs  „Reptilia  imprimis  Volhyniae,  Podoliae  et 
gubernii  Chersonensis"  (195)  findet  man  ihn  ebenfalls  verzeichnet. 
Nach  Taczanowski  (194)  kommt  er  in  der  Umgebung  Warschaus 
vor,  aber  nicht  häufig,  Seidlitz  (105)  kennt  ihn  aus  den  Ostsee- 
provinzen und  Sabanejew  (107)  giebt  an,  dass  er  im  mittleren 
Ural  zu  Hause  ist  '). 

Nilsson  (104)  führt  die  Knoblauchkröte  für  Südschweden  (Hel- 
singborg,  Skegrie,  Rönneberga,  Steglarp,    Skifvarp)    auf   und   Me- 
wes  (136)  für  Gottland.  Die  Fundorte  in   Dänemark,  wo   sie  die 
seltenste  Anurenart  sein  soll,  sind  in  Collin's  „Danmarks  Froer  og 
Tudser"  aufgezählt 2).  In  Norwegen  und  in  Grossbritannien  fehlt  sie 
und  in  Holland  ist  sie  noch  nicht  aufgefunden;  hingegen  für   Bel- 
gien hat  de  Selys-Longchamps  ihr  Vorkommen  in  der  Antwerpener 
Gegend  angezeigt  (98).  „Was  Deutschland  anbetrifft",  sagt  Leydig 
(170. — S.  78),  „so  ist  die  Knoblauchkröte  bisher  in  Strichen  des 
nördlichen,  mittleren  und    südlichen    Theiles    beobachtet   worden". 
Nehring  (310)  fügt  dem  hinzu,  dass  die  bekannt  gewordenen  deut- 
schen Fundorte  vorläufig  noch  ziemlich  zerstreut  liegen.    Aus   den 
mir  vorliegenden  Schriften  ersehe  ich,  dass    das    Thier    an  vielen 
norddeutschen  Oertlichkeiten  beobachtet  worden  ist.  So  wurde  es  in 
der  Nähe  der  Stadt  Jever  durch  Wiepken  und  Greve  (78)    nach- 
gewiesen, und  dass  es  in  der  Gegend  von  Bremen  vorkommt,  geht 
aus  der  Mittheilung  Brüggemann's  (213)  hervor.  In  grösserer  An- 
zahl hat  es  Brüggemann  in  Tümpeln    bei   Sohwachhausen    und  in 
der  Gegend  zwischen  Osterholz  und  Mahndorf  augetroffen;  im  nord- 
westdeutschen Tiefland  soll  es  keineswegs    aller    Orten   zu   finden 
sein.  Das  British  Museum  besitzt  einige  Exemplare  aus  Hannover  (9) 
und  Nehring  berichtet,  dass  es  bei  Helmstedt,  vor  den  Thoren  der 
Stadt  Braunschweig,  in  Wolfenbüttel  und  in  Hornburg  in  Preussen 
gefangen  worden  ist  und  dass  Fossilreste  im    Diluvium    von   We- 
steregeln bei  Magdeburg  und  von  Thiede  bei  Wolfenbüttel   zu  fin- 
den sind.  Aus  Göttiugen  hat  es  Gravenhorst  erhalten  (274. — S.  33). 
Im  Fürstenthum  Lüneburg  (79),    in    Meklenburg    (bei   Gadebusch, 


')  Späterer  Zusatz. — Exemplare  aus  dem  Gouvernement  Petersburg  (Charlamowa 
Gora),  aus  dem  Gouvernement  Moskau,  aus  Kiew,  Tschernigow,  Taganrog,  Niko- 
laew,  Podolien,  Miropolie,  Franzfeld,  Uralsk,  Galizino  im  Gt.  Saratow,  Baskuntschak 
und  von  den  Wolga-  und  Emba-Ufern  besitzen  die  Museen  in  St.  Petersburg  und 
Moskau. 

■)  Herr  A.  Goldfuss  theilt  mir  freundlichst  mit,  dass  er  sie  auf  einer  Reise 
durch  Dänemark  auf  der  Insel  Seeland  in  der  Umgebung  von  Röskilde  am  Weis- 
sen See,  bei  Lethraberg,  sowie  auf  der  Insel  Moen  bei  Liselund  und  am  Aborre 
See  gefunden  hat. 


—  264  — 

zu  Vietlubbe  (311)),  sowie  iu  der  Umgegend  von  Berlin  (312), 
so  z.  B.  in  der  Nähe  von  Lankewitz  (76.—  S.  470),  kommt  die 
Knoblauchkröte  ebenfalls  vor;  nach  Rathke  soll  sie  in  Ost-  und 
Westpreusseu  sogar  ziemlich  häufig  anzutreffen  sein  (74)  und  nach 
Behring  kommt  sie  auf  Rügen  vor  (313).  Ferner  findet  sie  sich 
in  Schlesien,  woselbst  sie  nach  Gloger  (175)  „nicht  häufig,  we- 
nigstens nicht  überall  gewöhnlich"  sein  soll.  Kaluza  (75)  bezeich- 
net die  Umgegend  von  Ratibor  als  Fundort  für  seine  „Rana  fusca" 
und  Gravenhorst  und  Leydig  erwähnen  des  P.  fuscus  aus  Breslau. 
Um  Görlitz  ist  die  Knoblauchkröte  „wenig  bekannt"  (81).  In  der 
Umgebung  von  Dresden  ist  sie  nach  Reibisch  (80)  „nicht  gar  zu 
häufig".  Als  sicherer  Fundort  für  die  Larven  nennt  E.  Haase(177) 
den  Mokritzer  Teich  bei  Dresden.  Aus  der  Umgegend  von  Halle> 
so  z.  B.  der  Werderau  hatte  Herr  W.  Wolterstorff  die  Freundlich- 
keit, mir  einige  Exemplare  mitzutheilen;  mit  anderen  ,Stückenvom 
Tautz  stammend  wurde  ich  kürzlich  durch  Herrn  A.  Goldfuss  er- 
freut; W.  Wolterstorff  meldet  ihr  Vorkommen  in  Saalfeld  und  Suiza, 
bei  Halle  am  Klausthor  im  Alluvium,  auf  den  Cröllwitzer  Höhen,  am 
Seeburg,  bei  Magdeburg,  in  Prester  bei  Magdeburg  und  am  Weg  nach 
Giibs  (230).  Bezüglich  der  Thüringischen  Staaten  lässt  sich  zur  Zeit 
nichts  Bestimmtes  sagen.  Bechstein  (163. — S.  475)  behauptet  aller- 
dings, dass  in  Thüringen  diese  Art  in  Menge  in  Teichen  anzutreffen 
sei,  aber  diese  Angabe,  wie  Leydig  ganz  richtig  hervorhebt,  ver- 
liert sofort  ihre  Bedeutung,  wenn  man  in  Betracht  zieht,  dass  der 
Uebersetzer  und  Verbesserer  des  Lacepede'schen  Buches  Bufo  vi- 
ridis und  Pelobates  fuscus  zusammen  geworfen  hat.  „In  der 
Rhön  und  Eifel",  sagt  Leydig  (94),  „liess  sich  keine  Spur  des 
Thieres  bemerken".  Hingegen  ist  es  nicht  selten  am  Niederrhein 
in  Poppeisdorf  bei  Bonn  (94)  und  in  Elsdorf  bei  Köln  (55. — 
S.  259),  an  der  Lahn  bei  Weilberg  (92),  in  Moselgebiete 
(97.143.170)  ')  und  an  mehreren  Orten  im  Maingebiete,  so  zwi- 
schen Hausen  und  Ginheim  (91),  bei  Griesheim  (92),  bei  Offen- 
bach, zwischen  Hanau  und  Offenbach  „in  vereinzelten  Gräben  und 
Pfützen"  und  endlich  um  das  Röder-Wäldchen  bei  Frankfurt  (93). 
Im  Nahegebiete  scheint  diese  Art  selten  zu  sein;  Geisenheyner  (352) 
fand  die  Quappe  an  zwei  Stellen,  nämlich  in  einem  Graben  auf 
dem  rechten  Naheufer,  Norheim  gegenüber,  und   in    dem   Weiher 


')  Nach  Leydig  sollen  Schaffer  und  Schnur  den  P.  fuscus  an  der  Mosel  bei 
Trier  beobachtet  haben.  Holandre  indessen  führt  ihn  nicht  auf  und  in  Godron's 
Werk  über  die  Fauna  Lothringens  wird  er  ebenfalls  nicht  genannt. 


—  265  — 

beim  städtischen  Forsthause  am  Rheingrafenstein.  Nach  Nüsslin  (90) 
käme  sie  auch  in  der  Mannheiner  Gegend  vor  und  F.  Müller  er- 
wähnt sie  aus  Speier  (168),  Gross-Hüningen  und  Neudorf  an  der 
schweizerischen  Grenze  (169).  Vom  Oberrhein  und  aus  Elsass  hatten 
sie  bereits  früher  die  Verfasser  des  zoologischen  Abschnittes  der 
Statistique  ge'ne'rale  du  Departement  du  Haut-Rhin  und  der  Erpe- 
tologie  ge'ne'rale  (vol.  VIII,  p.  480)  angezeigt.  „Aus  den  Observa- 
tiones  zoologicae  Hermanns  geht  hervor",  sagt  Leydig  (265),  „dass 
er  das  Thier  im  Jahr  1790  bei  Strasburg  in  zwei  Exemplaren 
selber  aufgefunden  habe.  Er  nennt  es  Rana  scorodosma  und 
führt  in  lateinischer  Sprache  Tagebuch  über  das,  was  er  an  den 
zu  Hause  gehaltenen  Thieren  beobachtet".  Auch  im  Luxemburgi- 
schen kommt  es  in  den  Thälern  der  Mosel  (97)  und  Sauer  vor. 
„In  Württemberg",  sagt  Leydig,  „ist  Pelobates  noch  nicht  aufge- 
funden worden;  ich  wenigstens  habe  alldort  vergeblich  darnach 
gesucht  und  nur  ein  einziger  Autor  will  das  Thier  als  Glied  der 
Fauna  des  genannten  Landes  aufzählen;  indessen  lässt  sich  zeigen, 
wie  das  unten  noch  mit  einigen  Worten  geschehen  mag,  dass  er 
den  fraglichen  Batrachier  schwerlich  gekannt  hat  und  die  Angabe 
auf  einem  Fehler  beruhen  muss".  Dass  der  hier  nicht  benannte 
Autor  Plieninger,  der  Verfasser  des  „Verzeichniss  der  Reptilien 
Württembergs"  (Jahreshefte  d.  Ver.  f.  vaterländ.  Naturkunde  in 
Württemberg,  III,  S.  201.1847)  heisst,  geht  aus  einer  Anmerkung 
auf  S.  85  des  Leydig'schen  Werkes  „Die  anuren  Batrachier  d. 
deutsch.  Fauna"  hervor.  Im  Königreiche  Bayern  (83.85.150),  wo 
man  ihn  sowohl  im  Norden  als  auch  im  Süden  beobachtet  hat, 
wird  er  speciell  aus  der  Gegend  um  Nürnberg,  wo  er  bekanntlich 
in  den  Gewässern  der  Ober-Bürg  zum  ersten  Mal  von  Rösel  (314) 
entdeckt  wurde  und  „keine  Seltenheit"  ist  (171),  vom  rechten  Main- 
ufer, gegen  Veitshöchheim  zu,  bei  Würzburg  sowie  vom  Zellerthor 
(Leydig,  op.  cit.  S.  79,  S.  81.  Anmerkung  1),  aus  der  Münche- 
ner Umgegend  (v.  Reider  u.  Hahn,  op.  cit.)  und  endlich  aus  Mur- 
nau  am  Staffelsee  (A  Goldfuss)  angezeigt.  Alsdann  bewohnt  P.  fus- 
cus  einige  Länder  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie:  in 
Böhmen  haben  ihn  Glückselig  (185)  und  Prach  (186)  beobachtet, 
nach  Heinrich  (68)  findet  er  sich  in  Mähren-Schlesien,  Zawadzky 
erwähnt  ihn  in  seiner  „Fauna  der  galiziseh-bukowinischen  Wirbel- 
thiere"  und  Frauenfeld  meldet  über  sein  Vorkommen  um  Budös  in 
Siebenbürgen.  Auch  De  Betta  (243)  soll  ihn  aus  Ungarn  erhalten 
haben.  Käroli  (180)  bezeichnet  in  einem  Verzeichniss  der  Amphi- 
bien Ungarns  P.  fuscus  als  senr  selten;  dem  widerspricht  Entz. 


—  266  — 

Um  Wien,  wo  er  „nicht  selten"  sein  soll,  haben  ihn  Stricker  (316) 
und  Kuauer  (71)  angetroffen  und  aus  Krain  kennt  ihn  Freyer  (60); 
auch  Kolombatovic  gedenkt  seiner  in    der    Schrift    „Imenik    Kral- 
jesnjaka  Dahnacije.  II.  Die  Drozivci,  Gmazovi,  i  Ribp.  Split  1886", 
indem  er  jedoch  bemerkt,  dass  er  diese  Art  nicht  selbst  aufzutrei- 
ben vermochte.  Latzel  (61)  vermuthet,  dass  sie  auch  in    Kärnten 
zu  Hause  ist;  ebenso  Gredler  bezüglich  Tirols.  Ueber  die   Verbrei- 
tung des  P.  fuscus  in  der  Schweiz  theilt  V.  Fatio  (317)  folgen- 
des mit:  „Cette  interessante  espece,  apres  avoir  ete'  longtemps  cite'e 
ä  tort  dans  notre  pays  '),  a  e'te'  enfin  re'ellement  de'couverte,    en 
1876,  sur  notre  frontiere  septentrionale,  uon  loin  de  Bäle:  d'abord 
ä  Neudorf,  sur  la  rive  du  Rhin,  ä  une  demi-lieue  de  notre  limite, 
sur  le  sol  alsacien,  par  le  Dr.  F.  Müller,  puis,  peu  apres,  sur  le 
sol  suisse  ä  Allschwil,  non  loin  du  premier  point  par  les  Drs  We- 
geli  et  Leuthner".  Im  Grundstock  des  Montblanc   ist   P.    fuscus 
nach  Venance  Payot  (43)  wenig  verbreitet.  In  Savoyen  will   man 
ihn  bei  Faucigny  gesehen  haben  („Le  Faucigny"),    Jfs   47.  1869. 
Nach  Fatio!).  Oge'rien  (39)  fand  ihn  in  der    Umgebung    von    Po- 
ligny,  von  Lons-le-Saunier  und  bei  St.  Claude  im  Jura-De'partement, 
Charvet  (40)  will  ihn  im    Departement    Isere    beobachtet   haben, 
Olivier  (38)  kennt  ihn  aus  dem  Bezirk  von  Montbeliard  im  Depar- 
tement du  Doubs,  Heron-Royer  (149)  erwähnt  seines  Vorkommens 
in  den  Departements  Haute-Marne  und  Yonne  und  Ray  (234)  traf 
ihn  in  Lusigny  im  Ddp.   de  l'Aube,  wo  er  jedoch  sehr  selten  sein 
muss,  da  es  Collin  de  Plancy  nicht  gelingen  wollte  ihn  in  diesem 
Departement    wiederzufinden.    Sein    Vorkommen    im    Departement 
Meurthe-et-Moselle  scheint  erst  vor  kurzem  nachgewiesen  zu   sein, 
wenigstens  findet  man  ihn  nicht  erwähnt  in  den  Werken   von  Ho- 
landre, Malherbe  und  Mathieu.  Ueber  sein  Vorkommen  um  St.  Quen- 
tin  im  Departement  de   l'Aisne    berichtet    Lataste    (318).    Ferner 
findet  sich  die  Knoblauchkröte  nach  He'ron-Royer,  Lataste,  De  Si- 
nety  (319)  und  Collin  de  Plancy  in  den  Departements  de    l'Oise, 
de  la  Seine,  de  la  Seine-et-Marne  und  de    Seine-et-Oise.    In    den 
Umgebungen  von  Paris  ist  sie  in    den    Gemeinden    von    Belleville 
und  Pantin  (320.— S.  4S2),  in  Etang  du  Tronchet  (Meudon.  35), 
in  Enghien,  Argeuteuil  und  Boftdy  anzutreffen  (34).    Im  De'parte- 


')  Ueber  das  Vorkommen  des  P.  fuscus  auf  schweizerischen  Gebiet  Laben 
bekanntlich  Razoumowsky  (284),  du  Plessis  et  Combe  (253)  und  v.  Tschudi  (42) 
berichtet;  Fatio  aber  bezweifelt  die  Richtigkeit  der  Bestimmung  und  glaubt  viel- 
mehr, dass  diese  Angabe  auf  der  Verwechselung  von  B.  c  a  1  a  in  i  t  a  und  B.  vul- 
garis mit  P.  fuscus  beruhen. 


—  267  — 

ment  Loiret  ist  sie  von  He'ron-Royer  am  rechten  Ufer  der  Loire, 
so  in  Saint-Jean-le  Blanc,  Orleans  gegenüber,  gefangen.  Auch  im 
De'p.  de  Loire-et-Cher  und  im  De'p.  d'Indre-et-Loire  soll  sie  dem- 
selben Gewährsmann  zufolge  nicht  fehlen.  Endlich  finde  ich  sie 
als  im  De'p.  de  la  Sarthe  (29)  und  in  Nantes  (9)  vorkommend 
angegeben.  Im  Südwesten  Frankreichs  scheint  P.  fuscus  gänzlich 
zu  fehlen  und  durch  die  Art  Cultripes  ersetzt  und  vertreten 
zu  sein. 


12.  PELOBATES  CULTRIPES.   1829. 

Synonymik  und  Literatur. 

P.  cultripes  Tschudi,  Classificat.  d.  Batrachier  in:  Mem.  Soc.  sc. 
nat.  Neuchätel,  II,  p.  33.  Günther,  Cat.  Batr.  Sal.  Brit.  Mus.  p.  41. 
Dumeril  et  Bibron,  Erpetologie  gener.  VIII,  p.  483.  Leydig,  Anure 
Batrach.  d.  deutsch.  Fauna,  S.  92.  Fatio,  Faune  des  Verte'bres  de  la 
Suisse,  III,  p.  236.  Boulenger,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  438. 
Schreiber,  Herpetolog.  europ.  p.  92.  Lataste,  in  Revue  internat.  d. 
sc.  1878,  JV»  42,  p.  488;  Feuille  d.  jeunes  naturalistes,  1877,  1.  Sep- 
tembre;  Essai  d'une  Faune  herpetolog.  de  la  Gironde,  pl.  X,  fig.  1, 
2,  3.— P.  fuscus  Bonapartr,  Fauna  italica,  II,  c.  tab.  Fig.  1. — 
Rana  cultripes  Cuvier.  Regne  animal,  t.  II,  p.  105.  2.  edit.  Grif- 
fith,  Anim.  Kingd.  Cuv.  vol.  IX.  R.  calcarata  Schinz,  Europ.  Fau- 
na, II,  S.  69.  Michahelles,  Neue  südeurop.  Amphibien,  in  Isis 
1830  *). — Bufo  calcaratus  Schinz,  Naturgesch.  u.  Abbild,  d.  Rep- 
tilien. S.  233,  Taf.  96,  Fig.  2.  Leipzig,  18  ;3. —  Cultripes  provin- 
cialis  Müller,  in  Isis  XXV,  S.  538.  Schinz,  Europ.  Fauna,  II,  S.  70. 
Tieäemann's  Zeitschr.  Phys.  IV,  S.  212. — Bombinator  fuscus 
Duyes,  Recherches  s.  l'osteol.  et  la  myologie  d.  Batrac.  in  Mem.  Sa- 
vans  e'trangers,  VI,  p.  7,  pl.  II,  fig.   11  —  14.  Paris,  1834. 


')  Wenn  Leydig  sagt:  „Dass  die  noch  sehr  jungen,  zum  Theil  dem  Larven- 
stadium fast  nahestehenden  Fröschchen,  welche  Michahelles  durch  Waltl  aus  Süd- 
spanien erhalten  und  als  Rana  calcarata  bekannt  gemacht  hat,  auf  den 
P.  cultripes  sich  beziehen  und  nicht  auf  P.  fuscus,  noch  weniger,  wie  An- 
dre gewollt,  auf  R.  esculenta,  darf  wohl  als  ausgemacht  gelten.  Der  Nürnber- 
ger Zoologe  weist,  indem  er  die  sechste  Zehe  der  Frösche  überhaupt  bespricht, 
nicht  bloss  auf  die  Ausbildung  dieses  Theiles  bei  seiner  R.  calcarata  hin,  son- 
dern hebt  ausdrücklich  hervor,  dass  der  die  sechste  Zehe  überkleidende  Nagel 
schwarz  sei",  so  kann  ich  dem  beipflichten.  Die  Worte  Schinz's:  „an  der  Wurzel 
der  ersten  Zehe  ist  eine  schwarze,  erhabene,  mit  einem  Nagelringe  umkleidete  Her- 
vorragung, die  als  Glied  einer  sechsten  Zehe  anzusehen  ist"  weisen  gleichfalls  da- 
rauf hin,  dass  R.  calcarata  zu  Cultripes  zu  stellen  ist* 


—   268  — 


Aeusserer  Habitus. 

Diese  Species  ist  mit  P.  fuscus  früher  vereinigt  worden,    ob- 
wohl sie  durch  ihren  schlanken  Körperbau,  ihren    niedrigen    Kopf 
und  durch  die  schwarze  Hornschneide  am  Hinterfuss  schon  auf  den 
ersten  Blick  leicht  zu  erkennen  ist.  Ihr  Körper  ist  gedrungen,  aber 
mehr  froschartig.  Der  Rumpf  ist,  namentlich  beim  Männchen,  kurz, 
auf  der  Oberseite  gewölbt,  in  der  Mitte  massig  stark  aufgetrieben. 
Der  Kopf  ist  gross,  länger  und  vorn  spitzer  endeud   als   bei   der 
vorhergehenden  Species,  seitlich  abschüssig,  oben  von  den   Nasen- 
löchern an  nach  dem  Schnauzenrande  zu  ziemlich    steil   abfallend, 
nach  hinten  aber  allmählich  aufsteigend,  im    allgemeinen   ziemlich 
flach,  in  der  Scheitelregion  am  höchsten;  ein  Auswuchs  am  Schei- 
tel, wie  ihn  P.  fuscus  zeigt,  fehlt  bei  Cultripes,  es  tritt   auf 
dem  Hinterkopf  höchstens  eine    Wölbung   zutage,    die   gewöhnlich 
nur  beim  Männchen  deutlich  sichtbar  ist.  Die  Schnauze   ist  niedri- 
ger, in  spitzem  Bogen  zugerundet    und   länger   als   bei  Fuscus. 
Die  Augen  sind  bedeutend  grösser  als  bei  letzterem;    sie    quellen 
stark  hervor  und  besitzen  breite  Lider;  die  grösste  Breite  des  Lides 
ist  der  Entfernung  des  Nasenloches    vom    vorderem   Augenwinkel 
ungefähr  gleich,  während  das  Auge  den  breiten  Interpalpebralraum 
an  Ausdehnung  übertrifft,  oder  wenigstens  von  gleicher  Grösse  wie 
dieses  ist.    Der   Internasalraum    ist    bedeutend    schmäler   als  der 
Durchmesser  des  Auges;  die  stark  nach  vorn   gerückten    Nasenlö- 
cher sind  von  einander  nicht  so  weit  wie  von  den  Augen  entfernt 
und  haben  einen  eiförmigen  Umriss.  Die  Schnauze  ist  vorn    zuge- 
rundet und  nicht  wie  bei  P.  fuscus  vom  Scheitel  an  fast    senk- 
recht   zum    Mundrande  abfallend. — Der    Unterschied    von  P.   fus- 
cus besteht  nicht  nur  in  der  Grösse  des  Augapfels,  sondern  auch 
in  der  Form  der  Pupille  und  in  der  Farbe  der  Iris.    Die    Pupille 
hat  im  Lichte  die  Form  einer  aufrecht  stehenden,  kaum  sichtbaren 
Spalte,  mit  gerade  verlaufenden  Rändern;  beim  schlafenden  Thiere 
verengert  sich  die  Pupille    dermassen,    dass    keine    Spur    von  ihr 
mehr  zu  sehen  ist  und  nur  an  den  unpigmentirten,  metallisch  glän- 
zenden gelben  Irisrändern,  die  in  diesem  Fall    aneinander    stossen 
und  einen  vertikalen  Streifen  bilden,  erräth  man,  dass   die  Pupille 
zu  einer  senkrechten  Spalte  sich  gestaltet.  Mit  eintretender    Dun- 
kelheit erweitert  sich  die  Spalte  überall  gleichmässig,  wobei   aber 
die  Ränder,  ja  sogar  die  oberen  und  unteren  eine  Zeitlang    ihren 
geraden  Verlauf  beibehalten;  erst  Nachts,  wenn    die    Pupille    sich 


—  269  — 

stark  erweitert  hat,  nimmt  sie  eine  ovale  Gestalt  an,  indem  die 
Räuder  bogenförmig  zugerundet  erscheinen  und  die  obere  und  na- 
mentlich untere  Pupillenpartie  sich  leicht  zuspitzt.  Die  Pupille  kann 
übrigens  nahezu  ganz  rund  und  nur  etwas  höher  als  breit  erschei- 
nen; in  stark  erweitertem  Zustande  wird  die  Iris  zu  einem  schma- 
len Reif.  Nachts  treten  die  sehr  grossen  Augen  äusserst  stark  aus 
der  Orbita  hervor  und  sind  grösser  und  schöner  als  bei  irgend 
einem  anderen  Batrachier.  Das  Trommelfell  ist  in  der  Regel  voll- 
kommen unsichtbar;  nach  längerem  Liegen  in  starkem  Weingeist 
wird  es  spurweise  angedeutet.  Ohrdrüsen  fehlend.  Zunge  gross, 
dick,  rundlich,  oben  rauh,  seitlich  und  vorn  nur  an  den  äusser- 
steu  Rändern,  hinten  jedoch  vollkommen  frei  und  oftmals  gar  nicht 
eingebuchtet.  Gaumenzähne  in  zwei,  in  der  Mitte  des  Gaumens  ge- 
trennte, kurze,  gerade  Querreihen  zwischen  den  vorderen  sehr  stark 
vortretenden  und  leicht  geschwungenen  Rändern  der  Choanen  an- 
geordnet; die  hinteren  Choanenränder  liegen  bedeutend  tiefer. 

Der  Rumpf  ist  kurz,  besonders  beim  Männchen,  auf  der  Ober- 
seite gewölbt,  mitunter  in  der  Mitte  stark  bauchig  aufgetrieben  und 
infolgedessen  mehr  krötenartig.  Die  Beine  sind  kräftig  entwickelt, 
die  vorderen,  nach  vorn  gestreckt,  reichen  mit  dem  Handgelenk 
bald  bis  zur  Schnauzenspitze,  bald  bis  zum  Nasenloch  (<?)  oder 
bis  zur  halben  Entfernung  des  Nasenloches  vom  Auge  (£),  die 
hinteren  mit  der  Spitze  des  5.  Fingers  bis  zur  Schnauzenspitze. 
Die  rundlichen,  dicken  Finger  sind  vollkommen  frei,  mit  undeutli- 
chen Gelenkballen  an  den  Ossa  metacarpi.  Von  den  vier  Fingern 
ist  der  dritte  der  längste,  der  vierte  der  kürzeste,  der  erste  und 
der  zweite  sind  gleichlang  oder  der  erste  ist  etwas  länger  als  der 
zweite.  Auf  der  Handfläche  und  zwar  unter  der  Basis  des  1.  Fin- 
gers und  unter  der  Basis  des  3.  und  4.  Fingers  sind  zwei  länglich 
runde  Ballen  sichtbar.  Die  Zehen  sind  mit  fast  vollkommener 
Schwimmhaut  versehen,  welche  ziemlich  dickhäutig  ist,  zwischen 
der  4.  und  5.  Zehe  Falten  bildet  und  die  längste  4-te  Zehe  bis 
zur  Spitze  umsäumt.  Die  vier  ersten  allmählich  sich  verdünnenden, 
unter  und  oben  glatten  Zehen  nehmen  progressiv  an  Grösse  zu, 
die  5-te  ist  die  kürzeste.  Die  Zehenspitzen  sind  dunkel  gefärbt, 
namentlich  die  Spitzen  der  drei  ersten  Zehen  zeichnen  sich  durch 
ihre  intensiv  dunkelbraune  nahezu  schwarze  Farbe  aus;  die  am 
Inneurande  des  Fusses  sich  befindende  grosse  Hornplatte  mit  gerun- 
det schneidig  geschärftem  Rande  und  etwas  ausgeholter  Innenfläche 
ist  gleichfalls  schwarz.  Die  vordere  Partie  dieser  im  Vergleich  zu 
P.  fuscus  dünnen  Hornplatte  wird,  sobald  letztere  gegen  die  Fuss- 


-   270  — 

flache  sich  anlehnt,  von  einer  Falte  umgebei  oder  zum  Theil  ver- 
deckt, so  dass  sie  wie  in  einer  Art  von  Tasche  zu  liegen  kommt. 
Diese  Hautfalte,  oder  wenigstens  derjenige  Theil  der  Hautfalte, 
welcher  näher  an  dem  Fussrande  liegt,  scheint  eine  rudimentäre 
die  „sechste  Zehe"  mit  der  5.  Zehe  verbindende  Schwimmhaut  zu  sein. 

Die  Haut  ist  entweder  glatt  oder  mit  warzenartigen  kleinen  Her- 
vorragungen versehen,  welche  dem  Rücken  oft  ein  unebenes  Aus- 
sehen verleihen.  Die  Kopfoberseite  ist  bisweilen  durch  die  höcker- 
artigen Vorsprünge  am  Schädel  sehr  rauh  (vergl.  Fig.  11,  13, 
14  auf  Taf.  II,  in  Duges  Recherches  sur  l'Oste'ologie  et  la  Myolo- 
gie  des  Batraciens.  Paris,  1834).  Auch  in  der  Inguinal- und  After- 
gegend treten  deutliche  Höckerchen  auf;  es  fehlen  ihnen  aber,  wie 
wir  es  bei  P.  fuscus  gesehen  haben,  dunkle  Spitzen;  überhaupt 
scheinen  bei  Cultripes  dunkel  pigmentirte  Verhornugen  nur  am 
sogenannten  Fersenhöcker  und  aD  den  Zehenspitzen  vorhanden  zu 
sein.  Drüsenseitenwülste  fehlen;  sie  sind  durch  Falten  ersetzt,  wel- 
che bisweilen  auch  beim  aufgeblähten  Pelobates,  sobald  er  seine 
Vorderbeine  zurückzieht  und  sich  zu  Ruhe  begiebt,  jederseits  sicht- 
bar werden,  indem  sie  die  Beine  überdecken.  Andere  Hautfalten 
trennen  den  Kopf  vom  Rumpf  und  sind  ausserdem  vor  der  Inser- 
tionstelle  der  Vorderbeine  sichtbar.  Die  Unterseite  des  Körpers  ab- 
gesehen von  einigen  Querfalten  ist  glatt. 

Masse  in  Mm. — Männchen:  Von  der  Schnauze  bfs  zum  After  73, 
Kopflänge  23,  Kopfbreite  28,  Interpalpebralraum  nahezu  7,  Augen- 
durchmesser 8.5,  Grösste  Breite  des  Lides  6,  Rumpfumfang  111, 
Abstand  des  Afters  von  der  Spitze  der  längsten  Zehe  99,  Unter- 
schenkel im  Fleisch  26.5,  Fusslänge  33. — Weibchen:  Von  der 
Schnauze  bis  zum  After  88.5,  Kopflänge  25.5,  Kopfbreite  31,  In- 
terpalpebralraum 8.5,  Augendurchmesser  9.5,  Grösste  Breite  des 
Lides  6,  Rumpfumfang  108,  Abstand  des  Afters  von  der  Spitze 
der  längsten  Zehe  111,  Unterschenkel  30,  Fusslänge  37.5. — Die 
jungen  Thiere  sind  unmittelbar  nach  der  Verwandlung,  von  der 
Schnauzenspitze  bis  zum  After  gemessen  23  bis  30  mm.  lang. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Bei  den  mir  vorliegenden  lebenden  portugiesischen  Individuen 
männlichen  und  weiblichen  Geschlechts  ist  die  ganze  Oberseite  hell- 
braun, gelbbraun  oder  bräunlich.  Auf  dieser  im  Winter  und  Herbst 
weniger  als  im  Sommer  wechselnden  Grundfarbe  ziehen  sich  unre- 
gelmässige, buchtige,  bindeartig   zusammenfassende    Flecken    hin, 


—  271  — 

von  dem  Grundton  in  der  Regel  nur  schmale  sich  schlängelnde 
Zwischenräume  frei  lassend.  Diese  Zeichnung  variirt  ziemlich  be- 
deutend und  die  Vertheilung  der  Farbentöne  verhält  sich  auf  bei- 
den Seiten  eines  und  desselben  Thieres  keineswegs  symmetrisch; 
nur  auf  dem  Kopf  scheint  die  Zeichnung  charakteristisch  aufzutre- 
ten. Die  oberen  Augenlider  zeigen  nämlich  einen  dunklen  Flecken, 
welcher  nach  hinten  und  innen  zu  bald  mehr,  bald  weniger  aus- 
gedehnt erscheint  und  in  manchen  Fällen  sich  mit  dem  entspre- 
chenden des  anderen  Lides  zu  einem  Nackenflecken  in  Form  eiues 
nach  vorn  zu  offenen  Winkels,  vereint.  Dieser  grosse  Nackenflecken 
kann  auch  mit  den  Rückenflecken  zusammenfassen.  Die  gewöhnlich 
vor  den  Karinen  oder  am  Mundrande  entspringenden  und  bis  zu 
den  vorderen  Augenwinkeln  reichenden  dunklen  Binden  können  vorn 
durch  einen  Zwischenraum  von  der  Grundfarbe  getrennt  nach  hin- 
ten zu  erweitert  und  einander  genähert  erscheinen  und  verschmel- 
zen; der  hellbraune  oder  gelblichbraune  Interpalpebralraum  wird  auf 
diese  Weise  sowohl  vorn  als  auch  hinten  von  dunklen  Flecken 
hofartig  umgeben.  Die  dunklen  Flecken  scheinen  nie  einfarbig  zu 
sein,  sondern  machen  vielmehr  den  Eindruck,  als  wäre  ein  dunkler 
brauner  Ton  auf  einem  hellbraunen  Grundton  aufgetragen;  in  den 
meisten  Fällen  wird  ein  helles  Mittelfeld  erst  von  einem  dunkel- 
braunen Saume  umgeben.  Grünlich  gefleckte  Individuen  kommen 
namentlich  beim  mäunlichen  Geschle<hte  vor;  auch  scheinen  grün- 
liche Farbentöne  vorzüglich  zur  schönen  Jahreszeit  und  insbeson- 
dere auf  den  Rumpfseiten,  den  Lidern  und  an  den  dem  Lichte  zu  ge- 
kehrten Partien  der  Vorderbeine  aufzutreten;  besonders  schön  grün 
metallisch  glänzend  erscheint  die  Oberarmdrüse;  auch  die  Rumpf- 
seiten und  die  Aussenseite  der  Hinterschenkel  und  des  Vorderbei- 
nes erhalten  zur  Sommerzeit  beim  Männchen  einen  grünlichen, 
schwach  metallisch  schimmernden,  beim  Weibchen  einen  bräunlich- 
gelben, ebenfalls  schwach  metallisch  glänzenden  Anflug.  Die  Vor- 
derbeine haben  einige  erloschene  dunklere  Flecken;  die  Hand  ist 
in  den  meisten  Fällen  nahezu  einfarbig  gelblich.  Die  Oberseite  der 
Hinterbeine  ist  ebenfalls  dunkel,  aber  sehr  deutlich  gefleckt,  die 
Spitzen  an  den  vier  kürzeren  Zehen  oder  nur  an  den  zwei  inneren 
sind  dunkel.  Die  Unterseite  bei  den  mir  zu  Gebote  stehenden  Thie- 
ren  ist  weisslich  oder  grau  und  zum  Theil  blau  überlaufen  und 
fleckenlos;  nur  die  Bauch-  und  Kinnseiten,  der  untere  Kieferrand 
und  die  Fussfläche  erscheinen  mit  erloschenen  dunklen  Punktflecken 
oder  Fleckchen  besetzt.  Röthliche  Zierfleckchen,  wie  wir  sie  bei 
P.  fuscus  vorfinden,  mangeln  beim  Cultripes.   Iris    blass  mes- 


—  272  — 

singgelb  mit  grünlichem  Schimmer  und  mit  dunklem   Pigment   be- 
sprengt. 

Die  Färbung  und  Zeichnung  dieser  Art  ist  nach  dem  Standort 
einigen  Abänderungen  unterworfen,  denn  Lataste  und  Heron -Royer 
geben  an,  dass  die  Grundfarbe  bei  französischen  Individuen  von 
einem  Röthlichbraun  durch  Grau  bis  ins  Gelblichgrau  abändern 
kann  und  dass  dunkle  Flecken  auch  auf  bräunlich-grauem  Grunde 
vertheilt  erscheinen.  Lataste  bemerkt  ferner,  dass  bei  den  Cul- 
tripes  aus  dem  Südwesten  Frankreichs  die  gelblichweisse  Unter- 
seite mit  röthlichbraunen  Punktflecken  besetzt  erscheint,  dass  diese 
Flecken  in  grösserer  Anzahl  am  Kinn,  auf  der  Brust,  in  der  hin- 
teren Partie  und  an  den  Seiten  des  Bauches  sowie  auch  am  Vor- 
derbein auftreten  und  fügt  endlich  hinzu,  dass  die  Jungen  hinsicht- 
lich der  Färbung  und  Zeichnung  den  Alten  ähnlich  zu  sein  schei- 
nen. Hingegen  machen  meine  lebenden  Cultripes  aus  Portugal, 
Spanien  und  Montpellier,  sobald  ich  sie  mit  lebenden  Fuscus  aus 
Halle  vergleiche,  den  Eindruck,  als  wären  die  ersteren  grün,  die 
letzteren  aber  braun. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Sowohl  die  bleibenden  als  auch  die  zeitweilig  auftretenden  äus- 
serlichen  Geschlechtsverschiedencheiten  sind  genau  dieselben  wie 
bei  P.  fuscus.  Der  männliche  Cultripes  zeichnet  sich  nämlich 
durch  den  kurzen  Rumpf  und  dicken,  muskulösen  Vorderarm  aus, 
sowie  ferner  durch  eine  grosse  glatte  Drüse  an  der  oberen  Fläche 
des  Oberarmes,  die  er  das  ganze  Jahr  hindurch  beibehält.  Während 
der  Brutzeit  entwickeln  sich  beim  Männchen  einige  an  der  Innen- 
seite des  Vorderarmes  und  auch  auf  der  Oberseite  der  Hand  zer- 
streute glänzende,  bisweilen  bräunlich  kolorirte  höckerartige  Vor- 
sprünge, die  wohl  sicher  als  Hülfsorgane  bei  der  Begattung  zu 
deuten  sind,  umsomehr  da  sie  im  Winter  zu  verschwinden  pflegen. 
Dem  etwas  grösseren  Weibchen  fehlen  sowohl  diese  Höcker  als 
auch  die  Oberarmdrüsen.  Schallblascn  mangeln  beiden  Geschlechtern. 
Das  Weibchen  grunzt,  während  das  Männchen  ziemlich  laut  quacken 
kann;  das  nämliche  ist  bei  der  gemeinen  Knoblauchkröte  beobach- 
tet worden. 

Larve. 

Die  Quappe  von  Cultripes  sieht  im  allgemeinen  derjenigen 
von  Fuscus  ähnlich,  unterscheidet  sich  von  derselben  aber   nicht 


-    273  — 

blos  durch  ihre  hellere  Färbung,  sondern  auch  durch  den  mit 
dunklem  Rande  versehenen  Fersenhöcker  sowie  durch  den  bedeu- 
tend längeren,  sich  weit  über  den  Rücken  erstreckenden  Flossen- 
saum *).  Sie  ist  in  der  Regel  kleiner  als  die  Larve  von  P.  fuscus 
und  scheint  die  Länge  von  80  mm  nicht  zu  überschreiten.  Das 
grösste  mir  zur  Verfügung  stehende  Exemplar  misst  73  mm,  der 
Schwanz  44  mm  in  der  Länge  und  18  mm  in  der  Höhe;  der 
Körperumfang  beträgt  48  mm,  der  Interocularraum  10.  5  und 
das  Hinterbein  ist  22  mm  lang.  Rumpf  und  Kopf  sind  nur  durch 
eine  an  den  Seiten  sichtbare  halsartige  Verengung  abgesetzt,  sonst  von 
eiförmiger  Gestalt;  der  Kopf  ist  an  der  Scheitelgegend  flach,  die  Schnau- 
ze gewölbt,  kurz  und  theils  gerundet,  theils  abgesetzt.  Der  Interocular- 
raum ist  sehr  breit,  zwei  und  ein  halb  bis  über  dreimal  so  gross 
wie  der  Abstand  der  massig  grossen  Nasenlöcher;  der  Raum  zwi- 
schen den  Nasenlöchern  ist  wenig  breiter  als  der  Augendurchmesser; 
er  ist  übrigens  hinsichtlich  seiner  Breite  sehr  veränderlich,  bei 
älteren  Larven  rücken  die  Nasenöffnungen  näher  zusammen,  hinge- 
gen bei  jüngeren  stehen  sie  etwas  weiter  auseinander  und  sind 
mehr  nach  unten  gerichtet.  Die  Augen  sind  gross  und  liegen 
seitlich;  ihre  Entfernung  von  den  Nasenlöchern  ist  ungefähr  ebenso 
gross  wie  vom  Lippenrande.  Die  Anordnung  der  Zahnserien  ist 
genau  dieselbe  wie  bei  der  Quappe  von  P.  fuscus;  an  der  pa- 
pillenfreien  mittleren  Partie  des  oberen  Mundrandes  findet  sich 
nämlich  eine  kurze  Zahnreihe  und  nach  innen  zu  von  derselben, 
also  bereits  an  der  Unterflä:  he  der  Lippen,  sind  linker-  und  rech- 
terseits  drei  ähnliche  Reihen  angeordnet.  Am  unteren  Lippenrande 
sind  hingegen  nirgends  Zähne  zu  sehen,  hier  sitzen  sämmtliche 
Zahnreihen  an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  ':);  es  sind  im  ganzen 
fünf  aufeinander  folgende  Reihen,  von  denen  die  äusserste  dem 
Lippenrand    zunächst    liegende   ziemlich  kurz  ist  und  in  der  Mitte 


')  Wenn  wir  das  Buch  Lataste's  über  die  herpetologische  Fauna  von  der  Gironde 
zu  Rathe  ziehen,  so  finden  wir  ausdrücklich  darin  erwähnt,  dass  der  Flossensaum 
im  Nacken  seinen  Ursprung  nimmt,  hingegen  ist  auf  der  diesem  Werke  beigefügten 
Tafel  X,  welche,  beiläufig  sei  es  erwähnt,  wohl  die  einzigen  existirenden  Abbildungen 
der  uns  hier  interessirenden  Larve  enthält,  der  Flossensaum  wenig  (Fig.  1)  oder 
auch  gar  nicht  (Fig.  2)  auf  den  Rücken  ausgedehnt;  es  ist  leicht  möglich,  dass 
das  dem  Zeichner  vorgelegene  Thier  diesen  Saum  bereits  eingcbüsst  hatte. 

2)  Bei  dieser  Gelegenheit  muss  bemerkt  werden,  dass  He'ron-Royer  und  van 
Bambeke  angeben,  dass  die  Zähne  an  den  äusseren  Lippen  gänzlich  mangeln  (Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  1878,  p.  77,  81),  da  jedoch  bei  mehreren  mir  vorliegenden 
Larven  sowohl  von  C  u  1 1  r  i  p  e  s  als  auch  von  Fuscus  die  Mitte  des  oberen 
Lippenrandes  deutlich  bezahnt  erscheint,  so  glaube  ich  berechtigt  zu  sein  die 
Diagnosen  dieser  beiden  Larven  zu  berichtigen. 

18 


—  274   — 

sich  befindet,  während  die  übrigen  in  zwei  laterale  in  der  Mittel- 
linie zusammeustossende  oder  getrennte  Hälften  zerfallen;  die  letzte 
Doppelreihe  ist  allerdings  nur  sehr  wenig  sichtbar  und  kaun, 
allem  Anscheine  nach,  sogar  gänzlich  fehlen;  ferner  sind  noch 
etliche  —  3  bis  5  —  ganz  kurze  Zahnreihen  in  der  Nähe  des 
Mundwinkels  vorhanden.  Die  hellbraunen  Zähnchen  sind  zackenlos; 
in  die  trichterförmige  Mündung  des  ersten  fertigen  Zahnes  schiebt 
sich  der  spitz  auslaufende  obere  Theil  des  Ersatzzahnes,  dessen 
trichterförmiger  Körper  zur  Aufnahme  eines  zweiten  Ersatzzahnes 
dient. 

Die  Rumpfoberfläche  ist  flach  gewölbt,  die  Rumpfseiten  und  der 
Bauch  mehr  oder  weniger  stark  aufgetrieben;  das  Kiemenloch  be- 
findet sich  seitlich  links  am  Rumpf  und  scheint  etwas  weiter  nach 
hinten  gerückt  zu  sein  als  bei  P.  fuscus.    Der  an  seinem  Anfang 
stark  verdickte  fleischige  Schwanz  endigt  spitz;  die  hohe  Schwanz- 
flosse   beginnt    weit    vorn    auf  dem  Rücken  und  erreicht   beinahe 
die   Augen,    während  sie  bei  P.  fuscus   die  Schwanzlänge    nicht, 
oder  nur  äusserst  wenig  überschreitet.  Die  Länge  der  Schwanzflosse, 
oder  genauer  ihre  Ausdehnung  auf  den  Rücken  genügt    in    vielen 
Fällen,  um  die  jüngeren  Quappen  von  Cultripes  von    denjenigen 
von  P.  fuscus    zu    unterscheiden;    bei    älteren  Individuen,    deren 
Flosse  bereits  sich  rückzubilden  begonnen  hat,  verschwindet  dieses 
Unterscheidungsmerkmal  allerdings,  statt  dessen  aber  tritt  ein  neues 
hinzu    und    zwar  der  Fersenhöcker,  der  sich  bei  fortschreitendem 
Wachsthum  der  Larve  an  den  Hinterbeinen    entwickelt,  sich    sehr 
in  der  Länge  ausdehnt  uud  einen  ziemlich  breiten    dunklen    Rand 
erhält;  diese  dunkle    Fleckung  des  sogenannten    Spornes    ist    eins 
jener  Kennzeichen,  welches  P.  cultripes  auch    nach    der    Meta- 
morphose vom  P.  fuscus,  dessen  Sporn  gelblich  gefärbt  ist,  unter- 
scheidet. Die  Zehen  sind  beim  ersteren  länger  und  dünner  als  beim 
letzteren;  sie  sind  mit  Spannhäuten    verbunden    und    mit   Säumen 
versehen.  Die  Analröhre  ist  etwas  länger  als  bei  der  Quappe  von 
P.  fuscus,    sie    öffnet  sich  in  der  Mittellinie    der    Unterecke    des 
Schwanzes,  zwischen  den  Beinen.  Ein  weiterer  Unterschied  zwischen 
den    Larven    von    P.    cultripes    uud    P.  fuscus    liegt  in  der 
Färbung.  Die  Quappe  von  Cultripes  ist  im  Vergleich  zu    Fus- 
cus heller  gefärbt.  Ihre  Rückenzone  ist  gelblichgrau  oder    bräun- 
lichgelb und  ihre  Rumpfseiten    sind    etwas    dunkler    braun;    diese 
beiden    Farben '  sind    jedoch    keineswegs    scharf    abgegrenzt  und 
überziehen  nicht  gleichmässig  die  erwähnten  Körperregionen,    son- 
dern werden  von  bläulich  schimmernden  Flecken  unterbrochen;  bei 


—   275  — 

besonders  hellfarbigen  Individuen  lieben  sich  vom  Untergrunde 
röthlichbraune  Punkte  ab.  Am  Seheitel,  oberhalb  der  Nasenöffnungen 
und  über  den  Augen  sind  dunkle,  undeutlich  abgegrenzte  Flecken 
sichtbar.  Der  eigentliche  Schwanz  ist  bräunlichgelb,  oben  und 
unten  von  einen  dunkleren  Streifen  begrenzt,  in  der  Mitte  am 
Scliwanzanfange  von  einer  dunklen  Linie  und  nach  rückwärts  zu 
von  einer  Doppelreihe  dunkler  Fleckchen  durchzogen;  die  linearen, 
winklig  zusammenstossenden  Impressionen  am  Schwanz  sind  braun. 
Der  hellbräunlichgelbe  Flossensaum  ist  insbesondere  in  seiner  Mitte 
von  brauneu  Punkten  und  kleinen  Flecken  besetzt.  Der  Bauch  ist 
grauweiss,  bisweilen  bläulich  mit  unregelmässigen  Linien  und  perl- 
mutterfarbenen  Punkten;  die  Kehle  ist  bläulichgrau,  gegen  den  Mund 
hin  gelblich.  Mit  fortschreitenden  Wachsthum  hellen  sich  die  Farben 
auf,  so  dass  die  vierbeinige  Larve  weisslich  grau,  bräunlich  gefleckt 
erscheint  und  hinsichtlich  der  Färbung  mehr  dem  schwanzlosen 
Thiere  ähnlich  sieht.  Die  runde  Pupille  soll  nach  Lataste  von  einer 
braunen  Iris  umgeben  sein,  welche  ihrerseits  einen  goldgelben 
Aussenrand  aufweist;  der  Orbitalrand  soll  hellgelb  erscheinen.  Den 
Angaben  Lataste's  zufolge  heben  sich  sowohl  auf  der  Oberseite  als 
auch  auf  den  Kopf-  und  Rumpfseiten  der  Larve  schwarze  reihenweise 
angeordnete  Punkte  ab,  welche  auf  die  Anwesenheit  der  sogenannten 
Seitenlinie  deuten.  Diese  Punktserien  oder  genauer  Hautdrüsen  sollen  das 
Auge  und  Nasenloch  jederseits  umgeben  und  sich  über  der  Mundöffnung 
vereinigen;  hinter  den  Augen  bildet  jede  Punktserie  eine  Schlinge, 
welche  zwei  nach  hinten  zu  längs  den  Rücken-  und  Rumpfseiten 
sich  hinziehende  und  auf  den  Schwanz  übergehende  Aeste  entsendet; 
der  obere  dieser  Aeste  soll  bedeutend  kürzer  erscheinen  als  der 
untere.  Eine  zweite  ähnliche  Hautdrüsenreihe  gehört  zum  Theil  den 
Seiten  des  Kopfes  und  Rumpfes,  zum  Theil  aber  der  Unterseite  des 
Thieres  an;  sie  fängt  etwa  am  Mundwinkel  an,  zieht  sich  nach 
hinten  hin  und  entsendet  ungefähr  in  der  halben  Entfernung  des 
Nasenloches  vom  Auge  wiederum  zwei  Aeste,  von  denen  der  eine 
vordere  über  die  Kehle  sich  hinzieht,  um  daselbst  mit  dem  Aste 
der  entgegengesetzten  Seite  zusammen  zu  stossen,  während  der  hintere 
sich  mit  der  oben  erwähnten  Hautdrüsenreihe  zu  vereinigen  scheint, 
um  darauf  sich  nach  unten  zu  senken,  mit  dem  Aste  der  entge- 
gengesetzten Seite  zusammen  zu  treffen  und  auf  diese  Weise  eine 
zweite  transversale  Hautdrüsenreihe  am  Bauche  zu  bilden.  Endlich 
verläuft  noch  eine  dritte,  isolirt  stehende,  etwa  den  Konturen  eines 
umgekehrten  S  ähnlich  sehende  Hautdrüsenreihe,  welche  oberhalb 
des  Kiemenloches  ihren  Ursprung  nimmt  und  sich  auf  die  Bauch-' 

18* 


—   276  — 

seitcu  erstreckt.  Der  Verlauf  dieser  Hautdrüsen  scheint  somit 
komplicirter  zu  sein  und  ihre  Zahl  grösser  als  bei  der  Larve  vou 
Pelobates  fuscus  (Vergl.  die  Holzstiche  auf  S.  313,  in  Lataste, 
Etüde  sur  le  Discoglosse.  Act.  Soc.  Lin.  de  Bordeaux,  XXXIII). 

Lebensweise.  Abbildungen. 

Ueber  die  Lebeusweise  des  P.  cultripes  haben  wir  erst  in 
neuerer  Zeit  einige  Kunde  erlangt  *).  Zu  seinem  Aufenthaltsorte 
dient  ihm,  vorausgesetzt,  dass  der  Untergrund  aus  Sand  oder  lockerer 
Erde  besteht,  vorzugsweise  das  Meeresgestade.  Wo  er  in  den  Dünen 
häufig  ist,  begegnet  man  ilim  überall,  aber  nur  während  der 
wärmeren  Jahreszeit  und  nach  Sonnenuntergang;  denn  auch  seine 
Arbeitzeit  ist  die  Nacht.  Tags  über  hält  er  sich  während  der 
Brunstzeit  im  Wasser  unter  Pflanzen  versteckt  auf,  zu  anderen 
Zeiten  aber  im  Sande  vergraben  und  nur  dem  erfahrenen  Amphi- 
biensammler wird  es  gelingen  ihn  nach  den  Spuren,  die  er  beim 
Graben  im  Sande  an  der  Oberfläche  zurückgelassen  hat,  in  seinem 
Versteck  zu  entdecken.  Einmal  vergraben  lässt  er  sich  in  seiner 
Ruhe  und  Verdauung  nicht  stören,  mag  auch,  wie  de  l'Isle  sich 
ausdrückt,  der  Wind  vom  Strande  so  stark  wehen  wie  er  wolle 
oder  eine  Heerde  über  seinem  Kopfe  vorbeiziehen.  Er  gräbt  im 
Boden  solange  in  senkrechter  Richtung  mit  den  Hinterbeinen  umher 
bis  die  Erde  sich  über  ihm  schliesst;  seine  schaufeiförmigen  Horn- 
platten  leisten  dabei  gute  Dienste,  denn  sie  eignen  sich  sehr  wohl  zum 
Entfernen  aller  Hindernisse  beim  Graben  und  namentlich  zum 
Zerreissen  der  lästigen  Wurzeln.  Mit  diesen  Hornplatte  ertheilt 
P.  cultripes  beim  Graben  oder  Rücklingsgehen  so  starke  Hiebe, 
dass  er  im  Terrarium  Seinesgleichen  und  den  übrigen  Mitbewohnern 
geradezu  gefährlich  wird,  indem  er  ihnen  die  Haut  aufritzt  und 
ziemlich  tiefe  Wunden  beibringt.  Abends  kommt  er  später  als  seine 
Geschwister  zum  Vorschein,  jagt  aber  umso  fleissiger  und  vertilgt 
für  seinen  verhältnissmässig  kleinen  Körper  eine  geradezu  fabelhafte 
Menge  Insekten.  Wie  gefrässig  er  ist  erfuhr  He'ron-Royer,  welcher  die 
seinen  Pfleglingen  vorgesetzten  Insekten  zählte:  ein  einziges  Individuum 
verzehrte  im  Laufe  einer  Nacht  Hundert  Insekten,  welche  die 
Grösse  eines  Mehlwurmes  hatten.  Im  Freien  nährt    sich    P.    cul- 


')  Lataste,  Essai  d'une  Faune  herpe'tologique  de  la  Gironde,  I.  c;  Etudes 
elßinentaires  sur  la  faune  erpetolngique  francaise,  in  Feuille  des  Jeunes  Naturalistes, 
1877.  —  lleron-Royor,  Notico  s.  les  nioeurs  de  Batraciens,  II,  1.  c. 


—   277  — 

tripes  hauptsächlich  von  Schwarzflüglern.   Seine  Bewegungsfähig- 
keit nimmt  aber  auch  gegen  Sonnenuntergang  beträchtlich  ab  und 
er  springt  nicht  mehr  in  grossen  Sätzen  wie  mit  nüchterem  Magen, 
wenn  es  sich  darum  handelt    seine    Beute  zu  erhaschen.  Aus  den 
mir  vorliegenden  Mittheilungen  ist  nicht  mit  Bestimmtheit   ersicht- 
lich wann  er  im  Frühjahr  sein  Wiuterversteck  verlässt,  oder  wann 
er    in    seine    Wiuterherberge    zurückkehrt.    Die    Zeitdauer    seines 
Winterschlafes  wird  wohl,  ähnlich  wie  es  bei  anderen  Lurchen  der 
Fall  ist,  vom  Klima  und  von  der  Witterung  abhängen.   Im  Depar- 
tement de  l'He'rault    kommt  er  bei  günstiger    Witterung    etwa  im 
Februar    zum    Vorschein  und  in  Spanien  traf  Boscä    Anfang   März 
brünstige  Exemplare  an.  Die  Paarung  findet  im  stehenden  Wasser 
nachts  statt.  Das  Männchen  umfasst  das  Weibchen  um  die  Lenden, 
also  gerade  wie  P.  fuscus.    Nach  de  l'Isle  soll  der  Laich    zwei 
Schnüre  bilden    welche    nicht  zu  gleicher    Zeit  abgehen.  Ob  diese 
beiden  Eierschnüre  auch  zu  gleicher  Zeit  abgestossen  werden  und 
während  dem  Legen  oder  kurz  vorher  sich  vereinigen  ist  nicht  mit 
Sicherheit  bekannt;  letzteres  ist  aber  wahrschein'icher.  Wenn  Bruch 
sagt:  „Eine  weitere  Eigentümlichkeit  des  Pelobates,  die  ihn  auf 
das  Bestimmteste  von  den  Kröten  sowohl  als  auch  von  den   Frö- 
schen unterscheidet,  ist'  die  einfache,    kurze    und    dicke  Eischnur, 
welche    zwischen    den    zierlichen    langen    Eischnüren    der    ächten 
Kröten    und    den    klumpigen   Eihäuten  der  Ranae  und  Hylae    die 
Mitte  hält"  (Würzburg,   naturwiss.  Zeitschr.  III,  S.  194),  so  kann 
ich    dem    beipflichten.    Die    Laichschnur  des  Pelobates    zeichnet 
sich  auch  dadurch  aus,  dass  sie  nirgends  eingeschnürt  ist  und  dass 
die  Eichen  ganz  ordnungslos '  darin    zerstreut  liegen.    Bei  der  Art 
„fuscus"  ist  die  Oberfläche  der  kompakten,  cylindrischen  Gallert- 
schnur ziemlich  glatt,  bei  P.  cultripes  hingegen  bildet  der  Laich 
mit  der  weniger  widerstandsfähigen  Gallerte  eher  ein  Band,    wel- 
ches breiter  als  dick  ist.  Auch  hinsichtlich  der  embryonalen    Ent- 
wicklung sind  bei  diesen    beiden    Arteu    Unterschiede    vorhanden 
auf  die  ich  hier  nicht  näher  eingehen  kann,   sondern  nur  auf  die 
diesbezüglichen  Arbeiten  von  Heron-Royer  verweise  ').    Ausserdem 
soll  die  Eierschnur  bei  Cultripes  weniger  dick  aber  länger  sein 
als  es  bei    Fuscus    der    Fall  ist  und  in  Betreff    der  Gruppirung 
der    Eier    eine    Aehnlichkeit   mit    der    Schnur    von    Pelodytes 
zeigen,    indem    nämlich  die  äusserst    durchsichtige    Gallerte   jedes 


')  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  VIII,  p.  412.  —  Bull.  Acad.  roy.  de  Belgique,  3. 
ser.  t.  X,  J\6  11,  1885. 


—  278  — 

einzelne  Ei  zu  umschliessen  pflegt.  Frisch  gelegte  Eier  sollen 
schwarz  sein,  später  werden  sie  braun  und  hellen  sich  bisweilen 
bis  zu  Grau  oder  Gelblichweiss  auf.  Es  lässt  sich  zur  Zeit  noch 
nichts  mit  Gewissheit  darüber  sagen,  ob  Cultripes  zwei-  oder 
nur  ein  Mal  im  Jahre  laiche  und  ob  seine  Larven  überwintern. 
Lataste  theilt  uns  mit,  dass  er  bereits  Mitte  April  sehr  grosse 
Larven  aus  Dax,  also  aus  dem  Süden  Frankreichs,  erhalten  habe, 
von  denen  die  eine  am  15  Juli  ihre  Metamorphose  beendet  hätte, 
während  die  zweite  kleinere  im  Larvenzustande  verharrte,  und 
giebt  die  Möglichkeit  zu,  dass  erstere  überwintert  habe  und  um 
viele  Monate  älter  gewesen  sei  als  letztere.  Wenn  dies  wirklich 
der  Fall  ist,  so  darf  man  wohl  vermuthen,  dass  P.  cultripes 
wenigstens  in  den  südlichen  Gegenden  sowohl  im  Frühjahre  als 
auch  im  Herbste  laiche,  denn  die  Verwandlung  der  Larven  kann 
hier  im  Süden  schwerlich  durch  kalte  Witterung  im  Herbst  beein- 
trächtigt werden,  wie  es  bekanntlich  mit  den  Larven  von  der 
Knoblauchkröte  in  kalten  Landstrichen  zu  geschehen  pflegt.  In  den 
„"Notes  herpetologiques",  welche  Lataste  seinem  Werk  über  die 
Reptilien-Fauna  der  Gironde  beigefügt  hat,  entdecke  ich,  dass  de 
l'Isle  mitgetheilt  haben  soll,  dass  beim  P.  cultripes  die  Begattung 
vom  März  an  bis  zum  September  andauern  kann.  Die  warmen 
Herbstregen  im  Süden,  welche  auf  die  meist  trocknen  und  heissen 
Sommermonate  folgen,  wecken  die  Lurche  aus  ihrem  Sommerschlaf 
und  regen  oftmals  den  Geschlechtstrieb  auch  bei  denjenigen  Arten, 
die  sonst  in  Mitteleuropa  blos  ein  Mal  laichen,  dermassen  auf, 
dass  die  Thiere  ihr  Hochzeitskleid  anlegen  und  sich  in  Kopulation 
setzen.  Auch  sind  die  Begattungsversuche  bei  weitem  nicht  so 
fruchtlos,  wie  man  es  erwarten  könnte,  denn  zu  dieser  Jahreszeit 
sind  die  Ovarien  reich  an  reifen  Eiern,  während  in  den  nördlichen 
Gegenden  die  Entwicklung  der  Herbsteier  durch  die  niedrige 
Temperatur  überrascht  und  zum  Stillstand  gebracht  wird.  Ueber 
das  Eintreten  der  zweiten  Begattungsperiode  im  Jahre  bei  den 
Lurchen,  so  bei  R.  fusca  Ö,  Discoglossus  ä>  Pelobates 
cultripes  $  und  Pleurodeles  Waltlii  ä,  berichtet  schon 
Lataste  in  seinen  „Tentalives  d'hybridation  chez  les  Batraciens 
anoures  et  urodeles  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1878,  p.  323. 
Anmerkung  1.).  Derselbe  Forscher  giebt  uns  eine  interessante 
Schilderung  der  etwas  schwierigen  Jagd  auf  den  P.  cultripes 
und  theilt  uns  ferner  mit,  dass  sein  Geschrei  sich  von  dem  der 
Knoblauchkröte  dadurch  unterscheidet,  dass  beim  ersteren  die  Töne 
niedriger  und  die  Pausen  zwischen  den  einzelnen  Silben  „co,  co,  cou 


—  279  — 

länger  sind.  Der  Lockruf  während  der  Paarungszeit  soll,  laut  de 
l'Isle,  sich  vom  Geschrei  zu  gewöhnlichen  Zeiten  in  nichts  unter- 
scheiden. Ganz  verschieden  davon  ist  der  Schmerzenslaut,  denn  es 
ist  nicht  mehr  dem  Glucken  eines  Huhnes,  sondern  eher  dem 
Miauen  einer  Katze  etwas  ähnlich.  P.  cultripes  ist  aufgeweckter 
als  sein  Verwandter  der  Fuscus  und  macht  in  der  Gefangenschaft 
seinem  Pfleger  viel  Freude,  gelegentlich  aber  auch  viel  Kummer, 
indem  er  von  Zeit  zu  Zeit  sich  an  seinen  Kameraden  vergreift  und 
sie  auffrisst;  selbst  grössere  schwarze  Salamander  fallen  ihm  zu 
Opfer.  Ueber  das  Gefangenleben  des  Cultripes  hat  V.  Fatio 
einige  interessante  Beobachtungen  in  seinem  schönen  Werke  über 
die  schweizerische  Reptilien-Fauna  eingeschaltet. 

Es  scheinen  überhaupt  nur  drei  Abbildungen  vom  lungenathmen- 
den  P.  cultripes  zu  existiren  und  zwar  diejenigen  bei  Bonaparte 
(Fauna  italica  II,  P.  fuscus)  und  diejenige  bei  Schinz  (Naturgesch. 
u.  Abbild,  d.  Reptil.  Taf.  96,  fig.  2.  Bufo  calcaratus),  die 
mir  leider  augenblicklich  nicht  zu  Gebote  stehen.  Ferner  enthält 
die  bereits  citirte  osteologische  Arbeit  Duges'  einige  Schädel-Ansich- 
ten während  im  Buche  Lataste's  über  die  Fauna  der  Gironde  Ab- 
bildungen von  Larven  sich  befinden.  Die  Figur  bei  Bonaparte  ist 
insofern  missrathen,  als  das  Auge  viel  zu  klein,  die  Nasenlöcher 
zu  weit  von  einander  entfernt,  der  Hals  zu  dick  und  der  Kopf  zu 
hoch  dargestellt  worden  sind.  Der  Gesamtumriss  und  namentlich 
die  Pose  scheinen  mir  beim  jungen  P.  cultripes  richtiger  wie- 
dergegeben zu  sein  als  bei  dem  daneben  auf  derselben  Tafel  abge- 
bildeten erwachsenen  Thiere. 

Vorkommen. 

P.  cultripes  besitzt  ein  weit  weniger  ausgedehntes  Wohngebiet 
als  die  vorige  Art;  er  begleitet  deu  Triton  inarmoratus  in 
einem  grossen  Theil  seines  Verbreitungsbezirkes,  ist  aber  mehr  auf 
den  Südwesten  Frankreichs  beschränkt  und  dringt  nordwärts  nicht 
über  die  Departements  Loire-Infe'rieure  (34),  Maine-et-Loire  (30), 
Loir-et-Cher,  Säone-et-Loire  und  Isere  hinaus,  wo  er  auch  nur 
stellenweise  und  dermassen  selten  vorkommt,  dass  manche  Fun- 
dortsangabe bis  jetzt  unbestätigt    geblieben    ist  ').   Auch    beruhen 


*)  Bis  jetzt  ist  er  nur  in  der  Umgebung  von  Nantes,  in  den  Dünnen  zwischen 
Pouliguen  und  dem  Flecken  Batz  sowie  auch  bei  Croisic  in  grösserer  Anzahl  vor- 
gefunden worden.  Vergl.  Lataste's  Essai  d'une  Faune  herpetolog.  de  la  Gironde, 
p.  273,  Anmerkung  1,  und  He'ron-Royer,  Notices  sur  les  moeurs  des  Batraciens.  Bull. 
Soc.  d'Etudes  scient.  d'Angers,  1885. 


—  280  — 

die  Angaben  über  sein  Vorkommen  bei  Blois  im  Departement  Loir- 
et-Cher  und  in  Clnny  im  Dep.  Säone-et-Loire  Mos  auf  mündlichen 
Mittheilungen,  welche  die  Herren  ßraconnier  und  Donnadieu  Herrn 
Lataste  gemacht  haben  sollen  (318).  Sein  Vorkommen  im  Ddp.  de 
l'Isere  ist  uns  nicht  besser  verbürgt,  da  Charvet's  „Bufo  fuscus8 
(40)  nicht  mit  völliger  Sicherheit  als  P.  cultripes  gedeutet  wer- 
den kann.  Es  wird  ferner  angenommen,  dass  die  südöstliche  Grenze 
des  Verbreitungsbezirkes  dieser  Art  im  Ddp.  du  Var  und  in  den 
Basses-Alpes,  etwa  im  Durance-Thale  zu  suchen  ist  (149),  doch 
liegen  uns  gar  keine  Belegstücke  vor,  die  diese  Vermuthung  plau- 
sibel machen  könnten.  Von  den  erwähnten  in  östlicher  Richtung 
weit  vorgeschobenen  Standorten  verdienen  nur  die  Umgebung  von 
Aix  (156)  und  von  Gardanne,  das  Dorf  Montfavet  bei  Avignon  und 
Firnes  und  Samt-Gilles  im  Departement  du  Gard  der  Beachtung 
(Hdron-Royer).  Im  Dep.  de  l'Herault  ist  P.  cultripes  sehr  ver- 
breitet und  soll  namentlich  in  der  Nähe  von  Montpellier,  bei  Pa- 
lavas  und  Carnou  sowie  im  Flüsschen  Valras  bei  Be'ziers,  in  den 
Steinbrüchen  von  Brdgines,  in  den  Morästen  von  Rigaud  bei  Agde 
und  in  Roquehaute  (219)  gemein  sein.  Im  Dep.  de  l'Aude  hat 
ihn  Heultz  in  der  Gegend  von  Narbonne  beobachtet  (nach  Hdron- 
Royer!)  und  Companyo's  „Bufo  fuscus"  aus  den  Ost-Pyrenäen 
(321)  könnte  als  Cultripes  gedeutet  werden.  In  der  Oberen  Ga- 
ronne  hat  ihn  de  l'Isle  in  Toulouse  gefunden  und  aus  Dax  hat 
ihn  Lataste  erhalten;  die  Universitätssammlung  in  Basel  besitz 
Stücke  dieser  Art  aus  Bordeaux  (11)  und  im  Museum  in  Bordeaux 
sind  Exemplare  aus  der  Umgegend  von  Saiut-Loubes  aufbewahrt 
(Lataste).  Ferner  hat  ihn  Lataste  in  Soulac  gesammelt  und  be- 
merkt, dass  er  in  der  Gironde  an  gewissen  Orten  in  Menge  anzu- 
treffen ist.  Endlich  ist  behauptet  worden,  das  P.  cultripes  auch 
im  Departement  Vienne  einheimisch  sei  (28).  Auf  der  pyrenäischen 
Halbinsel  soll  das  eigentliche  Wohngebiet  des  P.  cultripes  die 
Küsten-  und  Central-Provinzen  umfassen.  Boscä  (14. — p.  254) 
theilt  mit,  dass  er  in  Las  Hurdas,  Alange,  Don  Benito,  Magacela, 
Cabeza  del  Buey  (Estremadura),  in  Eskorial,  Madrid,  Ciudad-Real, 
Malagön,  Despoblado  de  la  Caracollera  (Neu-Kastilien)  undinValle 
de  Albayda,  Jativa,  Dehesa  de  la  Albufera  (Valencia)  eingetroffen 
worden  ist,  Seoane  (235)  hat  ihn  nicht  besonders  häufig  in  Ga- 
licia,  so  in  Ferröl,  Santiago,  Lugo  und  Monderledo  beobachtet  und 
Machado  (18)  erwähnt  ihn  aus  Sevilla;  auch  in  Malaga  soll  er 
einheimisch  sein  (Boscä).  In  Portugal  scheint  er  bisher  nur  bei 
Faro  in  Algarve  (Böttger,  in  Zeitschr.  f.  die  ges.  Naturwiss.   LH, 


—  281   — 

S.  527),  in  Coinibra  (16)  und  in  Aveiro  (225.— S.  478)  nach- 
gewiesen worden  zu  sein.  Dass  die  Fundortsangabe  „la  cöte  du 
Liban"  (322)  sehr  einer  Bestätigung  bedarf  brauche  ich  wohl  kaum 
hinzuzufügen. 


13.  PELODYTES  PUNCTATUS,  DAUD.  1802. 

Synonymik  und  Literatur. 

Pelodytes  punctatus  Bonaparte,  Iconografia  della  Fauna  ita- 
lica,  II,  in.  Fig ;  Me'm.  R.  Acoad.  Sc.  di  Torino,  Ser.  II,  p.  385,  Fit- 
zingtr^  Syst.  rept.  I,  p.  32.  Dumeril  et  Bibron,  Erpetologie  gene'r.  VIII, 
p.  463.  De  Bettu,  ßettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia.  Fatio,  Faune 
des  Vertebre's  de  la  Suisse,  III,  p.  353.  Thomas,  Note  sur  la  ge'nera- 
tion  du  Pelodyte  ponctue.  Ann.  Sc.  nat.  4.  serie,  t.  I.  Schreiber,  Her- 
petolog.  europ.  S.  99,  Lataste.  Essai  d'une  faune  herpetol.  de  la  Gi- 
ronde,  p.  242;  Revue  internal  des  Sc.  1878,  p.  488.  Böttyer,  in 
Zeitschr.  f.  d.  ges.  Naturwiss.  LH.  S.  529.  Bulenger,  Cat.  Batrach. 
Sal.  Brit.  Mus.  p.  438;  Bull.  Soc.  Zool.  de  France.  VI,  p.  73.  HJron- 
Iloyer,  Notice  sur  les  moeurs  des  Batraciens.  Bull.  Soc.  d'Etudes  scient. 
d'Anger?,  1885;  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  III,  p.  275,  IV,  p.  229, 
VI,  p.  75. -Ran a  punctata  Daudin,  Hist.  Nat.  Rain.  Gren.  Crap. 
p.  51,  pl.  XVI,  fig.  1,  2;  Hist.  nat.  Rept.  VIII,  p.  100.— R.  plica- 
ta Daudin,  Hist.  nat.  des  Rainettes  ect.  p.  53;  Hist.  nat.  Rept.  VIII, 
p.  102.  Cuvier^  Regne  Animal,  2.  edit.  t.  II,  p.  106.— R.  Daudi- 
nii,  Mcrrem,  Versuch  eines  Syst.  d.  Amphibien,  S.  177. — Pelody- 
tes daudini  Boscä,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  V,  p.  24.  — Bom- 
binator  plicatus  Fitzinger,  Neue  Classificat.  d.  Reptil.  S.  55. — 
Obstetricans  punctatus  Duges,  Recherches  sur  l'Oste'ologie  et  la 
Myologie  des  Batraciens,  p.  7.  Paris,  1834. — Alytes  punctatus 
Tschudi,  in  Memoires  Soc.  nat.  Neuchätel,  1839,  p.  84.  Schinz,  Europ. 
Fauna,  II,  S.  77. 

Aeusserer  Habitus. 

Durch  den  namentlich  beim  Männchen  schlanken,  mehr  froschar- 
tigen Körper,  die  langen  Hinterbeine,  die  Anwesenheit  eines  aller- 
dings oftmals  wenig  sichtbaren  Trommelfelles  sowie  durch  den  Man- 
gel von  eigentlichen  Schwimmhäuten  und  Hornkamm  am  Fersen- 
höcker unterscheidet  sich  P.  punctatus  auf  den  ersten  Blick 
von  den  übrigen  europäischen  Pelobatideu.  Diese  Art  ist  ausserdem 
kleiner  als  ihre  Geschwister,  denn  sie  erreicht  eine  Körperlänge 
von  kaum  46  mm.  Der  Körper  ist  in  der  Regel  ziemlich  schlank, 


—  282   — 

auf  der  Oberseite,  nur  schwach  gewölbt  und  froschartig,  der  Kopf 
flach,  etwas  kürzer  als  im  hinteren  Theile  breit  uod  ziemlich  nie- 
drig, mit  etwas  vorragender,  beim  Weibchen  in  ziemlich  spitzem 
Bogen  gerundeter,  beim  Männchen  mehr  breiter  Schnauze;  die  Kopf- 
seiten sind  schief  nach  aussen  und  abwärts  gerichtet.  Die  mittel- 
grossen, beim  lebenden  Thiere  rundlichen,  beim  todten  aber  etwa 
eiförmigen,  mit  einem  schwach  entwickelten  Randwulste  umgebe- 
nen Nasenlöcher  liegen  unterhalb  der  gerundeten,  jedoch  gut  un- 
terscheidbaren Schnauzenkante;  der  Zwischenraum  der  "Nasenöffnun- 
gen ist  kleiner  als  derjenige  zwischen  den  Augenhügelii,  der  Abstand 
der  Narinen  vom  Lippenrand,  ihre  Entfernung  von  den  Augen  und 
der  Durchmesser  des  Aughügels  weisen  nur  sehr  geringe  Differen- 
zen auf.  Die  Augen  sind  massig  gross  und  sehr  vorstehend.  Die 
Papille  ist  eigentlich  keine  vollkommen  senkrecht  gestellte,  sondern 
leicht  nach  vorn  geneigte  Spalte  mit  bogenförmigen  Rändern,  oben 
und  unten  zugespitzt  und  oben  etwas  breiter  als  unten;  im  Dun- 
keln erweitert  sich  die  Pupille  sehr  bedeutend  und  wird  fast  voll- 
kommen rund.  Das  Lid  ist  ungefähr  so  breit  wie  der  Internasal- 
raum.  Das  bald  ziemlich  deutliche,  bald  aber  nahezu  unsichtbare 
ovale  Trommelfell  ist  bedeutend  kleiner  als  das  Auge;  es  ist  ge- 
wöhnlich breiter  als  hoch  und  mehr  nach  unten  zu  gegen  den 
Mundwinkel  gerückt.  Die  „Ohrdrüsen"  treten  als  Drüsenwülste  auf, 
die  am  hinteren  Augenwinkel  anfangen  und  über  das  Trommelfell 
und  die  Wurzel  der  Vorderbeine  hinwegziehen  und  in  bald  gerin- 
ger, bald  grösserer  Breite  an  den  Seiten  des  Rückens  oftmals  bis 
zum  Ursprung  der  Hinterbeine  verlaufen;  ähnliche,  aber  sehr  kurze 
Wülste  entspringen  hinter  der  Einlenkung  des  Unterkiefers  und 
ziehen  sich  nach  oben  gegen  die  oberen  Drüsenwülste  hin, 
um  bereits  über  der  Ausatzstelle  der  Vorderbeine  aufzuhören.  Die 
Gaumenzähne  stehen  zwischen  den  inneren  rundlichen  Nasenöffnun- 
gen; sie  bilden  jederseits  eine  kurze,  etwa  von  dem  vorderen 
Innenwinkel  der  Choanen  ausgehende  Reihe,  die  aus  4  bis  5  Zähn- 
chen besteht,  deren  kurze,  cylindrische,  stumpfendende  Krone  auf 
einem  breiten  und  ziemlich  hohen  Sockel  sitzt.  Die  Z wisch enkiefer- 
zähue  erscheinen  etwas  länger,  sie  sind  schmal  und  mit  ihrer  un- 
ten oftmals  leicht  eingeschnürten,  oben  spurweise  gedoppelten  Krone 
nach  innen  zu  gekrümmt;  die  übrigen  Oberkieferzähne  scheinen 
dagegen  eher  denjenigen  am  Gaumen  ähnlich  zu  sehen.  Der  Unter- 
kiefer ist  zahnlos.  Die  grosse,  gerundet  eiförmige  Zunge  erreicht 
seitlich  in  der  Regel  die  Kinnlade  nicht,  sie  ist  nach  vorn  ziem- 
lich stark  verschmälert,  oben  mit  furchenartigen   Vertiefungen,  am 


—  2S3  — 

haben  stark  gestreckte,  gegen  das  Ende  schwach  erweiterte  Zehen, 
die  am  Grunde  mit  wenig  merklichen  Spauuhäuteu  und  an  den 
Seiten  mit  ungefähr  1  mm.  breiten,  bis  zur  Zehenspitze  reichenden 
Hautsäumen  versehen  sind;  die  4.  Zehe  ist  die  längste,  die  3-tte 
ist  etwa  doppelt  so  lang  wie  die  2-te,  welch  letztere  länger  als 
die  erste,  kürzer  aber  als  die  5  te  ist.  Die  Gelenkhocker  sind 
massig  entwickelt  und  an  den  Sohlen  finden  sich  keine  Anschwel- 
lungen vor;  ein  länglich  runder,  anderthalb  bis  zwei  mm.  langer 
Höcker  stellt  die  „sechste  Zehe"  vor;  der  äussere  Metatarsaltuber- 
kel  fehlt  gänzlich.  Der  Rücken,  die  hintere  Partie  des  Bauches, 
die  Hinterbeine  oberseits  sowie  auch  die  Unterseite  des  Oberschen- 
kels sind  warzig;  die  Warzen  tragen  auf  ihrem  Gipfel  meistenteils 
winzige  Hornhöcker,  welche  wie  dunkle  Punkte  aussehen. 

Masse  in  mm.  -?. — Körperlänge  43,  Kopflänge  13.5 — 14,  Kopf- 
breite 15,  Kopfhöhe  5,  Augendurchmesser  4,  Rumpfurafang  50, 
Vorderbein  30,  Hand  12,  Hinterbein  74.5,  Unterschenkel  21, 
Fuss  23. —  $. — Körperlänge  45,  Kopflänge  13.5,  Kopfbreite 
14 — 14.5,  Kopfhöhe  4,  Augendurchraesser  3.5 — 4,  Rumpfum- 
fang 50,  Vorderbein  27.5,  Hand  11,  Hinterbein  71.5,  Unterschen- 
kel 20,  Fuss  21.5.  Die  jungen  Thiere  messen  nach  ihrer  Ver- 
wandlung 20  bis  25  mm. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  mir  zur  Zeit  aus  Cimiez  bei  Nizza  vorliegenden  lebenden 
Individuen  sind  oben  aschgrau,  während  die  Warzen  mit  Ausnahme 
eines  helleren  Punktes  oder  Striches  sehr  schön  dunkel  moosgrün 
erscheinen.  Die  Punkte  und  Längsstriche  sind  stets  dunkler  als  die 
dazwischen  liegende  Haut.  Auf  den  Hiuterextremitäten  beschränkt 
sich  der  grüne  Ton  nicht  nur  auf  die  AVurzel  selbst,  sondern  tritt 
in  Form  von  grösseren  Flecken  auf,  welche  zuweilen  eine  Neigung 
zeigen  sich  zu  vereinigen  und  Querbinden  zu  bilden;  ähnliche,  aber 
kleinere  Flecken  sind  an  den  Kopfseiten  und  auf  der  beinahe  glat- 
ten Oberfläche  der  Vorderextremitäten  sichtbar.  Kehle  und  Brust 
sind  vollkommen  glatt,  gelblichweiss,  während  die  runden  Wärz- 
chen in  der  Inguinalregiou  und  auf  den  Bauchseiten  rosa  oder 
röthlich  angeflogen  erscheinen;  mitunter  finden  sich  auf  der  Kehle, 
sowie  auch  in  der  Inguinalregiou  vorn  einige  graue  Punktfleckchen 
vor;  auf  der  Unterfläche  der  gelblichen  oder  röthlichen  Oberschen- 
kel sind  im  ersteren  Falle  weissliche,  im  zweiten  gelbliche  Warzen 
vorhanden.  Diejenigen  Warzen,  welche  die  Seitenwülste  bilden,  sind 


—  284  — 

Vorderrande  in  der  Mitte  stets,  wenn  auch  nur  wenig  ausgerandet, 
hinten  mit  freiem,  bald  mehr,  bald  weniger,  oder  auch  gar  nicht 
ausgeschnittenem  Rande  versehen.  Die  Beine  sind  lang-  und  schlank; 
die  Vorderbeine,  welche  bei  den  Männchen  länger  und  stämmiger 
sind  als  bei  den  Weibchen,  überragen  nach  vorn  gestreckt  die 
Schnauzenspitze  um  ein  Beträchtliches,  oft  fast  um  die  Hälfte  der  Bein- 
länge (c?)  oder  um  Handlänge  (?).  Von  den  freien,  schwach 
abgeplatteten  oder  rundlichen  Fingern  ist  den  erste  der  kürzeste, 
der  vierte  wenig  länger  als  der  zweite  und  der  dritte  am  läng- 
sten; an  den  Gelenken  befinden  sich  unterseits  im  ganzen  4  bis  5 
Höcker  und  am  Handteller  sind  3  gut  entwickelte  längliche  Ballen 
sichtbar.  Die  Hinterbeine,  welche  nach  vorn  gestreckt  mit  dem 
Fersenhöcker  ziemlich  weit  über  die  Schnauzenspitze  hinausragen, 
entweder  spurweise  ( $ )  oder  oftmals  ziemlich  lebhaft  kupferglän- 
zend ((51).  Bei  anderen  Stücken,  die  ich  zu  untersuchen  Gelegen- 
heit hatte,  und  besonders  bei  den  Weibchen  mengte  sich  aum 
Aschgrau  des  Untergrundes  der  Oberseite  etwas  Gelb  hinzu.  Beiden 
Geschlechtern  kommt  noch  eine  ziemlich  ständige  Zeichnung  zu, 
nämlich  zwei  helle  Streifen,  welche  vorn  am  Rucken  sich  kreuzen 
und  etwa  die  Form  eines  X  darstellen;  sowohl  diese  Streifen  wie 
auch  diejenigen,  welche  dahinter  sich  befinden  und  die  Gestalt 
eines  V  haben  und  gleichfalls  hell  erscheinen,  sind  nur  bei  leben  • 
den  Exemplaren  gut  sichtbar.  Die  Finger  und  Zehen  sind  oben 
und  unten  dunkel  quergestreift,  unterwärts  ist  die  Streifung  in  der 
Mitte  unterbrochen.  Der  im  Leben  grünlichen  Fusswurzel  entlang 
zieht  sich  unterseits  in  den  meisten  Fällen  ein  dunkler,  bräunli- 
cher oder  grünlicher  Streifen  hin,  der  seitlich  von  einigen  hellen 
Wärzchen  begleitet  wird.  Die  jungen  Individuen  unterscheiden  sich 
insofern  von  den  alten,  als  ihre  Gesamtfärbung  heller  ist;  die 
Bauchseite  ist  bei  ihnen  gewöhnlich  von  milchweisser  Farbe.  Die 
Iris  ist  grösstenteils  dunkel  pigmentirt,  nur  oben  tritt  Gold  deut- 
lich zu  Tage. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Ausser  der  Laichzeit  ist  das  Männchen  vom  Weibchen  vor  allem 
durch  den  Besitz  von  Schallblasen  und  den  Bau  der  Vorderbeine 
verschieden:  sein  Arm  erscheint  nämlich  bedeutend  dicker,  musku- 
löser und  weniger  gelenkig  als  es  beim  Weibchen  der  Fall  ist,  und 
das  Gelenkende  des  Oberarmknochens  springt  in  der  Ellenbogen- 
gegend stärker  hervor;  auch  hinsichtlich  ihrer  Länge  sind  die  Vor- 


-    285  — 

dorbeine  bei  beiden  Geschlechtern  verschieden,  denn  beim  Weibchen 
überragen  die  Vorderbeine,  nach  vorn  gestreckt,  deu  Kopf  nur  um 
Handlange,  während  beim  Männchen  die  Vorderbeine  fast  um  die 
halbe  Beinlänge  über  die  Schnauze  hinausragen.  Der  Unterschenkel 
reicht  bei  jenem  bis  zum  hinteren,  bei  diesem  bis  zum  vorderen 
Augenrand.  Die  Hautsäume  an  den  Zehen  sind  beim  Männchen, 
insbesondere  während  der  ßrunstperiode,  breiter  und  der  Fersen- 
höcker ist  dicker  und  abgerundeter  als  beim  Weibchen.  Ausserdem 
ist  das  Männchen  dadurch  erkennbar,  dass  sein  Kopf  etwas  breiter 
und  sein  Rumpf  schlanker  und  nach  hinten  zu  mehr  eingezogen 
erscheint.  Hinsichtlich  der  Färbung  fallen  gleichfalls  einige  Ge- 
schlechtsunterschiede auf,  so  kommen  beim  Männchen  auf  der  Ober- 
seite meist  olivengraue  oder  olivenbraune  Töne  zum  Vorschein, 
während  bei  den  Weibchen  eher  das  Grau  in  hellen  Schattierungen 
vorherrscht;  die  Warzen  sind  bei  ersterem  von  einem  gesättigten 
Grün,  die  Flecken  an  der  Kehle  und  an  den  Extremitäten  eher 
grün  als  braun  und  die  lateralen  Drüsenwülste  am  Rumpf  mitun- 
ter stark  kupferglänzeud;  die  dunkle  Punktirung  am  Bauche  und 
an  der  Kehle  fehlt  eher  beim  Männchen  als  beim  Weibchen.  Die 
sekundären  äusseren  Verschiedenheiten  beider  Geschlechter  treten 
im  Früjahr  bedeutend  schärfer  hervor.  Zur  Laichzeit  nämlich  zeigt 
das  Männchen  ausgebreitete,  dunkle  Schwielenbildungen,  die  sich 
nicht  nur  auf  die  Oberfläche  der  zwei  inneren  Finger  beschränken, 
sondern  auch  die  Innenseite  des  längsten  Fingers  umfassen  können. 
An  der  Uuterfläche  des  Oberarmes,  an  der  Innenseite  und  mitunter 
auch  an  der  Aussenseite  des  Unterarmes,  ferner  auf  der  Brust, 
linker-  und  rechterseits,  und  endlich  zuweilen  auch  in  der  Achsel- 
gegend, neben  der  oberen  Armschwiele  sind  gleichfalls  derartige, 
aber  bedeutend  grössere  Brunstwarzen  vorhanden.  Ausser  diesen 
aufangs  grauen  oder  hell  violettfarbenen,  späterhin  aber  dunkel- 
violetten und  zuletzt  dunkelbraunen,  nahezu  schwarzen  Finger-, 
Arm-  und  Brustschwielen  fallen  noch  andere  kleinere  und  etwas 
hellere  Schwielenbildungen  auf,  welche  die  Inguinalregion  und  die 
Rumpf-  und  Bauchseiten  besetzen.  Die  Unterfläche  der  Zehen  er- 
scheint mit  Hornhöckerchen  ausgestattet,  welche  mit  Ausnahme  der 
Inuenzehe.  doppelreihig  jederseits  an  der  Zehe  angeordnet  und  bis- 
weilen so  dicht  aneinander  gereiht  erscheinen,  dass  sie  förmliche 
dunkle  Streifen  bilden,  die  au  den  Gelenkstellen  unterbrochen  sind 
und  somit  in  mehrere  Stücke  zerfallen.  Mit  ähnlichen  dicht  anei- 
nander sitzenden  dunkelbraunen  Hornhöckern  kann  auch  der  Rand 
des  Unterkiefers  besetzt  erscheinen  (Vergl.  die  Abbildung  bei  Bou- 


-    286  — 

lenger,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  VI,  p.  74).  Diese  sämmtlichen 
Hochzeitsattribute  sind  bisher  nur  beim  brünstigen  Männchen  be- 
obachtet worden,  hingegen  kommen  Homhöckerchen  am  Hinterrü- 
cken, auf  der  Oberfläche  der  Hinterbeine  läugs  der  lateralen  Drü- 
senwülste, sowie  an  der  Fusswurzel  bei  beiden  Geschlechtern  zur 
Laichzeit  vor;  sie  sind  aber  beim  Weibchen  stets  weniger  zahlreich 
und  weniger  stark  entwickelt  oder  können,  so  namentlich  diejeni- 
gen an  der  Fusswurzel,  gänzlich  fehlen.  Auch  ist  die  Vertheilung 
der  Homhöckerchen  beim  Weibchen  insofern  von  derjenigen  beim 
Männchen  verschieden,  als  beim  ersteren  auf  dem  Gipfel  der  Warze 
in  der  Regel  nur  ein  einziger  Höcker  sitzt,  währenddem  beim  Männ- 
chen dieser  Höcker  von  einer  Anzahl  winziger  Höckerchen  umge- 
ben zu  sein  pflegt.  Die  Unterfläche  des  Oberschenkels  fühlt  sich 
bei  beiden  Geschlechtern,  vorzugsweise  aber  beim  Männchen  rauh 
an.  Die  Angabe  Boscä's  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1880,  p.  255), 
dass  das  Weibchen  von  Pelodytes  punctatus  mit  Brustflecken 
(„taches  pectorales")  ausgestattet  sein  soll,  kann  ich  nicht  bestäti- 
gen, vermuthe  aber,  dass  darunter  die  Brustschwielen,  welche  bei 
oberflächlicher  Betrachtung  wie  runde  dunkle  Flecken  aussehen, 
gemeint  worden  sind  und  dass,  da  letztere  nur  beim  brünstigen 
Männchen  vorkommen,  ein  Irrthum  in  der  Geschlechtsbestimmung 
ist.  Der  Streifen  schwärzlicher  Epidermiskruste  am  Rande  des  Un- 
terkiefers, sowie  auch  die  grosse  Schwiele  an  der  Aussenfläche  des 
Unterarmes  scheinen  sich  nur  bei  den  im  Süden  lebenden  Pelody- 
tes zu  entwickeln.  Der  Pelodytes  aus  der  Umgebung  von  Nizza  un- 
terscheidet sich  auch  sonst  noch  in  vielen  Stücken  von  den  Indi- 
viduen, welche  mir  aus  der  Umgebung  von  Paris  vorliegen,  so 
namentlich  dadurch,  dass  er  bedeutend  grösser  und  kräftiger  ge- 
baut ist;  sein  Kopf  ist  breiter  und  die  Hinterbeine  sind  länger  als 
beim  Pariser  Pelodytes;  bei  diesem  erscheint  die  Tibia  etwas  län- 
ger, bei  jenem  ist  sie  ebenso  lang  wie  die  Entfernung  des  Knies 
von  der  Afteröffnung. 

Larve. 

Die  circa  7  mm.  langen  Quappen  verlassen  die  Eihüllen  am 
zehnten  Tage.  Bei  erwachsenen,  zweibeinigen  Nizzaer  Larven  misst 
der  Körper  25  mm.,  der  Schwanz,  dessen  obere  Flosse  etwas  vor 
der  Schwanzwurzel  beginnt,  40 — 44  mm.  in  der  Länge  und  ganz 
vorn  14 — 15  mm.  in  der  Höhe.  Der  Körperumfang  beträgt  un- 
gefähr 48  mm.,  die  grösste  Körperbreite  16  mm.  und  die  Länge 


—   287  — 

der  Hinterbeine  9—22  min.  Bei  der  zweibeinigen  Larve  erscheint 
der  Rumpf  ziemlich  plump,  am  Hinterrücken  leicht  gewölbt,  an  den 
Seiten,  namentlich  nach  hinten  zu,  bauchig  aufgetrieben;  erst  nach- 
dem die  Vordergliedmassen  hervorgesprosst  sind,  bekommt  der 
Rumpf  ein  etwas  schlankeres  Aussehen,  indem  der  Rücken  sich 
abflacht  und  der  Rumpfumfang  bedeutend  abnimmt.  Der  Kopf  ist 
nach  vorn  zu  verschmälert,  mit  etwas  rüsselartig  nach  unten  vor- 
gezogener Schnauze.  Das  Auge  ist  massig  gross,  bei  jüngeren  Exem- 
plaren oben,  bei  älteren  hingegen  mehr  seitlich  als  oben  gelegen; 
der  Abstand  der  Augen  von  einander  ist  ungefähr  dreimal  so  gross 
wie  die  Entfernung  der  ziemlich  grossen,  nach  oben  gerichteten 
Nasenöffnungen  von  einander;  die  Distanz  des  Naseuloches  vom 
Auge  ist  ein  klein  wenig  grösser  als  der  Zwischenraum  zwischen 
den  Nasenlöchern,  ihre  Entfernung  aber  vom  Mundrand  ist  sehr 
bedeutend.  Die  Länge  des  Mundes  gleicht  ziemlich  genau  dem  In- 
terocularraum.  Am  Unterlippenrande  und  seitlich  an  der  Oberlippe 
sind  längere  Papillen  sichtbar,  die  den  Muudrändern  ein  franzen- 
artiges  Aussehen  verleihen;  die  mittlere  Partie  des  oberen  Mund- 
randes ist  mit  einer  Reihe  klaueuförmiger  und  ganzrandiger  dun- 
kler Zähnchen  bewaffnet;  die  zunächst  dieser  äusseren  Zahnreihe 
an  der  Innenfläche  der  Oberlippe  befindliche  lange  Zahnreihe  ist 
in  der  Medianlinie  öfters,  wie  man  sich  bei  näheren  Betrachtung, 
namentlich  mit  der  Lupe,  vergewissern  kann,  zerrissen;  linker-  und 
rechterseits  vom  dunklen,  wenig  vortretenden  Oberkiefer  befinden 
sich  ferner  meistens  je  drei  kurze  Zahnserien.  An  der  Innenfläche 
der  Unterlippe  sind  entweder  6  oder  5  Zahnreihen  vorhanden,  von 
denen  die  zwei  oder  die  drei  vorderen  Reihen  ununterbrochen  sind, 
die  übrigen  hingegen  in  zwei  laterale  Stücke  zerlegt  erscheinen; 
die  vorderste  median  liegende  Reihe  ist  kurz.  Den  Augaben  von 
He'ron-Royer  und  van  Bambeke  ')  zufolge,  wäre  die  Innenfläche 
der  Unterlippe  mit  nur  einer  ununterbrochenen  median  liegenden 
uud  jederseits  mit  4  Zahnreihen  bewaffnet;  es  lässt  sich  daher 
annehmen,  dass  die  Larve  von  P.  punctatus  hinsichtlich  ihrer 
Bezahnung  Abweichungen  aufweisen  kann.  Der  Zahn  hat  eine  aus- 
gebreitete Basis  mit  trichterförmiger  Mündung,  weiche  zur  Auf- 
nahme der  Spitze  des  Ersatzzahnes  dient  und  in  die  Höhle  dieses 
Ersatzzahnes  wächst  wiederum  ein  anderer  Ersatzzahn  hinein,  so 
dass  eine  aus  drei  übereinander  sitzenden  Zähnchen  gebildete  Säule 
entsteht;  wird  der  Endzahn    abgenutzt  und    abgeworfen,    so    tritt 


•)  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  VI,  p.  79. 


—  288  — 

der  unter  ihm  liegende  Eisatzzahn  an  seine  Stelle.  Das  Kiemeiiloch 
liegt  an  der  Seite  links;  es  ist  nicht  viel  kleiner  als  die  After- 
öffnung. Die  Analröhre  ist  ziemlich  lang  und  ziemlich  breit;  sie 
öffnet  sich  in  der  Mittellinie  der  Unterecke  des  Schwanzes.  Der 
bald  sehr  lange,  bald  etwas  kürzere  Schwanz  ist  mit  einem,  na- 
mentlich auf  der  dorsalen  Seite  hohen,  am  Schwanzanfang  oder 
etwas  davor  entspringenden  Flossensaume  umgeben;  am  Ende  er- 
scheint er  geruudet  zugespitzt  oder  breit  abgerundet. 

Da  einerseits  die  Tiefe  und  Qualität  des  Wassers,  anderseits  die 
Temperatur  auf  Färbung  und  Zeichnung  einwirken,  indem  man  bald 
heller,  bald  dunkler  gefärbte  Thiere  antrifft,  so  können  die  Pelo- 
dytes-Larven  in  zwei  nahe  gelegenen  Wasserbehältern  verschieden 
gezeichnet  erscheinen  oder  ihre  Farbe  ändern,  sobald  sie  in  die 
Gefangenschaft  versetzt  werden;  es  ist  dies  übrigens  eine  Erschei- 
nung, welche  bei  allen  Larven  und  sogar  bei  ausgewachsenen 
Amphibien  in  grösserem  oder  geringerem  Grade  aufzutreten  pflegt 
und  die  genaue  Beschreibung  ihres  Farbenkleides  erschwert.  Bei 
den  mir  vorliegenden  lebenden  Pelodytes-Larven  aus  Nizza  ist  die 
Grundfärbung  der  Körperoberseite  hell-  oder  dunkelgrau,  das  ins 
Bräunliche,  Gelbliche  und  ins  Olivenfarbene  übergehen  kann,  wobei 
die  dunkelbraune,  dunkelgraue,  schwärzliche  oder  dunkeloliveufar- 
bene  Fleckenzeichnung  oftmals  kaum  sichtbar  ist,  oder  mindestens 
sich  nicht  scharf  abhebt.  Die  bei  jüngeren  Stücken  bald  hellere, 
bald  dunklere  metallisch  glänzende,  schieferfarbene  Körperunterseite 
ist  bei  den  älteren  Larven  dicht  hell  gemarmelt  und  gegen  die 
Bauchseiten  hin  oftmals  goldglänzend.  Der  Schwanz  und  der  obere 
Flossensaum  sind  dunkel  gelleckt,  während  auf  der  unteren  Flosse 
nur  hinten  einige  Flecken  sichtbar  sind.  Sowohl  der  Schwanz  als 
auch  der  Körper  sind  mit  einer  äusserst  feinen  schwarzen  Gitter- 
zeichnung überzogen;  bei  näherer  Betrachtung  nimmt  man  ferner 
an  der  Schwanzflosse  milchweisse  oder  gelblichweisse  undeutlich 
abgegrenzte  Sprenkeln  wahr.  Die  oberseits  spärlich  dunkel  gefleck- 
ten Hinterbeine  sind  unterwärts  gelblichweiss  und  ungefleckt.  Die 
Hautdrüsen  („Seitenorgane")  treten  am  Körper  und  Schwanz  sehr 
deutlich  auf,  so  namentlich  bei  den  älteren  Larven,  und  bilden 
mehrere  Züge,  von  denen  der  eine  die  Nasen-  und  Augenregion 
umgiebt  und  zwischen  den  Nasenlöchern  mit  dem  Zuge,  welcher 
sich  auf  der  entgegengesetzten  Seite  belindet,  nahezu  in  Berührung 
tritt;  eine  andere,  hinter  dem  Auge,  nächst  der  vorbeschriebenen 
Serie  anfangende  doppelte  Reihe  ähnlicher,  wie  helle  Punkte  aus- 
sehender Hautdrüsen  zieht  sich  an  den  Rumpfseiten    hin  und  geht 


—   239  — 

auch  auf  den  Schwanz  über,  wo  die  Drüsen  grösser  erscheinen; 
vom  zweiten  Schwanzdrittel  an  scheint  sich  diese  Doppelreihe 
Drüsen  in  einen  einzigen  Zug  zu  vereinigen.  Ferner  findet  sich  ein 
ähnlicher  mandibularer  Zug,  der  gegen  die  Bauchseite  hin  eine 
Schlinge  bildet  und  endlich  ein  vierter,  oberhalb  des  Kiemenloches 
entspringender  und  vor  den  Insertionstellen  der  Hinterbeine  enden- 
der Zug,  welcher  weniger  deutlich  zutage  tritt.  Ausserdem  ist  noch 
eine  kurze  Reihe  dieser  Hautdrüsen  längs  des  oberen  Mundrandes 
sichtbar,  welche  den  Infra-  und  Supraorbitalzug  der  einen  Seite  mit 
demjenigen  auf  der  anderen  zu  verbinden  scheint. 

Lebensweise.  Abbildungen. 

P.  punctatus  hält  sich  während  der  Fortpflangzungszeit  im 
Wasser  auf,  doch  trifft  man  ihn  im  Süden  auch  mitten  im  Winter 
bei  anhaltend  warmer  Witterung  in  den  Cisternen  an.  Die  Männ- 
chen verlassen  die  Winterverstecke  früher  als  die  Weibchen  und 
es  scheiut  beinahe,  dass  letztere  den  Höhepunkt  der  Paarungslust 
beim  Männchen  abwarten  und  nur.  dann  den  Männchen  ins  Wasser 
folgen,  wenn  diese  mit  Hochzeitsattributen  in  Gestalt  von  kopula- 
torischen  Bürsten  ausgestattet  sind.  Während  dieser  Zeit  lässt  das 
Männchen  seine  Stimme  vernehmen;  die  von  ihm  ausgestosseneu 
Töne,  ein  ziemlich  schwaches,  aber  dennoch  deutliches  „kruin, 
krein,  krei",  sind  Lockrufe,  denen  das  Weibchen  willig  folgt;  die 
Liebeswerbung  bleibt  aber  in  dem  Fall,  wenn  das  Männchen  die 
kopulatorischen  Bürsten,  welche  ziemlich  locker  an  den  Fingern 
und  am  Arme  anhaften  zufälligerweise  abgestossen  hat,  erfolglos, 
da  das  immer  wieder  von  Neuem  umarmte  Weibchen  ihm  leicht 
entschlüpft.  Bei  den  Nizzaer  Pelodytes  ist  eine  zweimalige  Laich- 
zeit beobachtet  worden.  Die  erste  dauert  über  zwei  Monate  an 
und  zwar  von  Ende  Februar  bis  zum  Mai;  die  Paarungslust  mel- 
det sich  beim  Männchen  sogar  etwas  früher;  die  Entwickelung  der 
Larven  nimmt  etwa  zwei  bis  drei  Monate  in  Anspruch,  doch  kann 
die  Umwandlung  durch  ungünstige  Witterungsverhältnisse  aufge- 
halten werden,  in  der  Regel  aber  geht  sie  rasch  von  statten.  Die 
zweite  Laichperiode  fällt  auf  die  Monate  Oktober  und  November; 
die  Herbstlarven  brauchen  eine  längere  Zeit  zu  ihrer  Entwickelung 
und  erreichen  eine  bedeutendere  Grösse  als  diejenigen,  welche  im 
Frühjahr  zur  Welt  kommen.  Augenblicklich,  am  10.  März,  kann 
man  in  den  Cisternen  von  Cimiez  bei  Nizza  kolossale  Herbstlarven, 
frisch  gelegten    Laich    und    brünstige  Pelodytes    sammeln.  In  deu 

19 


6 


—  290   — 

nördlichen  Gegenden  aber,  so  in  der  Umgebung  von  Paris,  soll 
diese  Art  blos  einmal  im  Jahre  und  zwar  im  Frühling  laichen  und 
etwa  60  bis  90  Tage  zu  ihrer  Entwhkelung  brauchen.  Bei  der 
Begattung  umfasst  das  Männchen  seine  Gefährtin  mit  den  Vorder- 
beinen um  die  Lenden,  wobei  seine  Ellenbogen  mit  der  Inguinalge- 
gend  der  letzteren  in  Kontakt  treten  und  die  längs  der  Mittellinie 
des  Bauches  nach  vorn  zu  krampfhaft  ausgestreckten  Vorderarme 
sich  gegenseitig  berühren.  Die  zahlreichen,  etwas  über  1  mm 
grossen,  anfangs  zu  Hälfte  weiss  gefärbten,  zu  Hälfte  dunkel  pig- 
mentirten  Eier  gehen  in  der  Regel  in  zwei  Schnüren  oder  richti- 
ger in  einer  Doppelschnur  ab,  welche  sofort  nach  ihrem  Erscheinen 
vom  kopulirenden  Pärchen  um  einen  Grashalm  oder  um  ein  Aest- 
chen  solange  im  Kreise  herumgeführt  wird  bis  sie  sich  um  diese 
Stütze  srhraubenartig  windet  und  anheftet  (Vergl.  die  Abbildung 
bei  Herön-Royer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1879,  pl.  X, 
tig.  1);  nur  in  seltenen  Fällen  bleibt  diese  Schnur  intakt  um  eine 
einzige  Stütze  gewunden,  meistens  wird  sie  vom  Männchen,  das 
mit  seinen  Hinterbeinen  beim  Schwimmen  an  ihr  herumzert,  zer- 
rissen und  falls  sich  die  Stütze  zu  kurz  erweist,  um  den  Rest  der 
aus  der  Kloake  hängenden  oder  austretenden  Eierschnur  aufzuneh- 
men, so  sieht  sich  das  Pärchen  in  der  Nachbarschaft  nach  einer 
neuen  Legestätte  um.  —  Im  Wasser  hält  sich  Pelodytes  mit  Vor- 
liebe in  den  weniger  tiefen  Stellen  auf  und  zwar  am  Rande  des 
Wasserbehälters,  wo  Pflanzenwuchs  vorhanden;  nur  im  Nothfalle 
entfernt  er  sich  vom  Ufer  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  schwim- 
mend, meistens  aber  taucht  er  bei  der  leisesten  Gefahr  unter,  um 
nach  einer  Weile  wieder  zu  erscheinen,  dabei  lässt  er  aber  gewöhn- 
lich nur  seinen  Kopf  sehen,  denn  er  hält  sich  im  Wasser  in  eher 
stehender  als  liegender  Stellung  auf.  Er  erjagt  seine  Beute  auf 
dem  Lande  und  besteigt  dabei  das  Gelaub  von  Gebüschen  oder  erklet- 
tert glatte  Steintlächen,  im  Nothfalle  bleibt  er  sogar  auf  senkrech- 
ten Glasscheiben  kleben  und  ähnelt  darin  dem  Laubfrosch.  Das 
Gefangenleben  erträgt  er  bei  guter  Pflege  leicht.  Seine  Lebensge- 
srhichte  schildern  He'ron-Royer  (1.  c.)  und  v.  Fischer  (Zoolog. 
Garten,  XXV,  S    177'. 

Unter  den  bildlichen  Darstellungen  des  uns  hier  interessirenden 
Thierchens  nehmen  die  Zeichnungen  bei  He'ron-Royer  (Bull.  Soc. 
Zool.  de  France,  t.  III,  pl.  III;  t.  IV,  pl.  X  und  XI)  und  bei 
Bonaparte  (Iconografia  della  Fauna  italica,  II)  den  ersten  Rang  ein. 
Die  einzigen  mir  bekannt  gewordenen  Abbildungen  der  Larve  hat 
Hdron-Royer  erscheinen  lassen  (1.  c);  Fig.  20  auf  Taf.  XI  scheint 


—  291   — 

mir  insofern  missrathen  zu  sein,  als  die  medianwärts  am  Oberlip- 
penrande dargestellten  Papillen  bei  den  mir  zu  Gebote  stehenden 
Larven  aus  Nizza  fehlen;  statt  ihrer  finde  ich  eine  Reihe  Zähnchen 
vor.  Es  ist  aber  möglieh,  dass  bei  Quappen  aus  anderen  Lokali- 
täten, so  aus  den  nördlichen  Gegenden  Frankreichs  die  Bezahnung 
eine  wesentlich  andere  ist  als  bei  den  südeuropäischen  Exemplaren. 
Fig.  1,  2  und  3  auf  Taf.  IX  bei  Lataste  (Act.  See.  Lin.  de  Bor- 
deaux, t.  XXX)  sind  irrtümlicherweise  als  Larven  von  Pelodytes 
p  u  n  c  t  a  t  u  s  bezeichnet  worden. 

Vorkommen. 

P.  p  u  n  c  t  a  t  u  s,  der  bisher  nur  aus  Frankreich  und  von  der 
iberischen  Halbinsel  bekannt  war,  ist  neuerdings  auch  in  Italien 
entdeckt  worden.  Das  Vorkommen  bei  Castino  in  Piemont  hat 
Peracca  angezeigt  (323)  und  dass  unser  Thier  sich  an  der  West- 
küste Liguriens  vorfindet,  wissen  wir  durch  Lessona  (49),  da  je- 
doch nichts  genaues  über  die  ligurischen  Fundorte  bekannt  gewor- 
den ist,  so  wird  vermuthet,  dass  das  von  Lessona  erwähnte 
Exemplar  in  Mentone  oder  in  Monaco  erbeutet  worden  sei  (13). 
Weiter  nach  Osten  scheint  diese  Art  in  Italien  nicht  augetroffen  zu 
werden  *),  wenigstens  haben  sich  die  von  Targioni-Tozzetti  (244) 
und  Carruccio  (324)  als  P.  punetatus  bestimmten  toskanischen 
und  modenesischen  Anuren  als  braune  Frösche  erweisen  (220). 
Die  östlichen  Departements  iu  Frankreich,  in  welchen  Pelodytes 
vorkommt  sind:  Alpes  Maritimes  (Nizza,  Cimiez,  Turbie,  Trinite), 
Basses-Alpes  (bei  Digne.  —  156),  Isere  (Valle'e  d'Isere.  —  43), 
Ain  und  Jura  (39),  Doubs  (38),  Yonne  (36),  Aube  (Umgebung 
vou  Bar-sur-Seine  und  Etussac,  bei  Troyes  und  Predillon.  —  35) 
und  Seine  et-Marne.  —  319).  Die  Angabe  Fournel's  (143),  wonach 
das  Thier  auch  in  das  Moselgebiet  eindringe,  hat  sich  bis  jetzt 
noch  nicht  bestätigt  (142).  Im  Nordosten  Frankreichs  scheint  es 
zu  fehlen,  tritt  aber  im  Westen  wieder  auf,  wo  es  nach  Norden 
weiter  vordringt  als  im  Osten;  nach  Heron-Pioyer  (149)  wurde  es 
in  Lamballe  (C6tes-du-Nord)  und  in  Porspoder  (Küste  von  Fiuistere) 
konstatiert.  Alsdann  ist  es  nach  Dumenl  (325).  Lataste  (34),  Herou- 


*)  Aus  der  inhaltreichen  Schrift  von  G.  Doria  „Res  Ligusticae.  I.  I  Chirotteri 
trovati  finora  in  Liguria",  welche  1887  in  Genua  erschienen  ist,  erfahre  ich,  dass 
Prof.  Issel  die  uns  hier  interessirende  Art  in  der  unteren  Höhle  von  Santa  Lucia 
ober  Tirano  bei  Loano,  also  in  Ost-Ligurien,  erbeutet  hat. 

19* 


—  292  — 

Royer  (149),  Geulil  (29)  und  Oliyier  (31)  in  den  Departements 
Seine-et-Oise  (Suey,  Bretigny),  Seine,  Loiret  (im  Walde  bei  Orleans, 
Cercotte,  Tuilerie,  St.  Jean-le-Blaue).  Loir-et-Cher,  Sarthe  (Le  Mans, 
Ecommoy,  Chäteau  de  Fontenaille,  Chäteau  de  l'Epine  bei  Mans, 
Montbizot,  St.  Jean-d'Asse',  Ste.  Sabine.  Conlie,  Millesse),  Indre-et- 
Loire  und  Allier  einheimisch  und  soll  daselbst  keineswegs  zu  den 
Seltenheiten  gehören.  Das  eben  Gesagte  gilt  für  die  Departements 
Maine-et-Loire  (30)  und  Loire-Infe'rieure.  Ferner  findet  es  sich  nach 
de  Rochebrune  (27)  in  der  Charente  und  Mauduyt  (28)  und  La- 
taste  (24)  haben  es  in  den  Departements  Vienue,  Gironde  (Cadil- 
lac, Bourg  und  zwischen  Bordeaux  und  Tondu)  und  Cautal  (Liovran) 
beobachtet.  In  den  südlichen  Departements,  so  in  den  Ost-Pyrenäen 
(321),  im  De'p.  de  l'Aude  (Marl  onne  nach  Heron-Royer),  im  He- 
rault  (219),  so  in  der  Umgebung  von  Beziers,  Cette,  Montpellier, 
und  in  den  De'p.  Gard  (Minies),  Vauduse  (Avignon,  Apt).  des 
Bouches-du-RhÖne  (Marseille),  du  Var  (Draguignan)  und  endlich, 
wie  bereits  erwähnt,  im  De'p.  das  Alpes-Maritimes  kommt  es  gleich- 
falls stellenweise  recht  häufig  vor. 

In  Spanien  gehört  Pelodytes  mehr  dem  Süden  an.  Nachgewiesen 
wurde  er  in  der  Sierra  de  Cordoba  (bei  Ovejo,  Provinz  Granada), 
in  der  Montes  de  Toledo  (bei  Urda),  in  Ciudad-Real  (14),  bei 
Utrera  in  der  Proviuz  Sevilla  (18),  ferner  in  der  Provinz  Valencia 
(bei  Paterna,  Foyos,  Jativa,  Puebla  de  Rugat  und  besonders  zahl- 
reich in  der  Umgebung  von  Valencia  und  bei  Algeciras  (21).  Aus 
den  lauuistischen  Abhandlungen  Böttger's  (238)  und  Bos<a's  über 
die  iberische  Halbinsel  erfahren  wir,  dass  diese  Art  in  Portugal 
einheimisch  ist;  speziellere  Fundorte  sind  hier  Mertola  und  Portalegre 
in  Allemtejo  und  Villauova  de  Portomao  in  Algarve. 


14.  DISCOGLOSSUS  PICTUS,  OTTH.  1837. 

Synonymik  und  Literatur. 

Discoglossus  pietus  Olth,  Beschreib,  einer  neuen  europ.  Fro- 
schgatt.  Discoglossus,  in  Neue  Denkschr.  d.  algem.  schweizer.  Ges.  f. 
d.  gesamint.  Naturwiss.  1,  S.  G.  Fig.  1 — 8.  Tsclmäi,  Classificat.  d. 
Batrach.  Mein.  Soc.  helvet.  sc.  nat.  II,  p.  80.  IJonaparte,  Iconogralia 
della  Fauna  Italica,  II,  c.  p.;  Amphibia  europ.  Me'm.  R.  Accad.  Sc. 
Torino.  ger.  II,  Tom.  II.  Gervais,  in  Ann.  Sc.  nat,  X,  p.  202. 
Dumfril  et  Bibron,  Erpe'tologie  gener.  VIII,  p.  425.  Günther,  Cat. 


—  293  — 

Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  35.  Strauch,  Essai  d'une  Erpetologie  de 
l'Algerie.  Mem.  Acad.  Imp.  Sc.  de  St.  Petersbourg.  Ser.  VII,  t.  IV, 
JV»  7.  Cope,  in  Nat.  Hist.  ßevew,  1865,  p.  105;  Journal  Ac.  Philad. 
VI,  p.  76.  1866.  Steindachncr,  Amphibien  in:  Reise  d.  Österreich. 
Fregatte  Novara  um  die  Erde.  Zoolog.  Theil.  Wien,  1867.  De  Beüa, 
I  reltili  ed  anfibi  del  Regno  della  Grecia.  Alti.  R.  Istit.  Ven.  Sc.  Lett.  ed  Arti, 
XIII,  Ser.  III;  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia.  Camer  ano,  Monografia 
degli  Anfibi  anuri  italiani,  1.  c.  m.  Abbildungen;  Osservazioni  sugli 
anfibi  anuri  del  Marocco.  Atti  R.  Accad.  Sc.  Torino,  XIII;  Studi  sul 
genere  Discoglossus,  ebendaselbst,  XIV,  Tav.  III..  Lataste,  in  Act.  Soc. 
Lin.  Bordeaux,  XXXIII,  p.  275,  pl.  III.  IV.  et  V;  in:  Revue  internal;, 
d.  Sc.  1878,  p.  494.  Schreiber,  Herpetolog.  europ.  p.  112.  Böttger, 
in  Zeitschr.  f.  d.  ges.  Natuiwiss.  LH,  S.  531;  Reptilien  u.  Amphibien 
von  Marocco,  II,  Frankfurt  a.  M.  1883.  Boulenger,  Cat.  Batr.  Sal. 
Coli.  Brit.  Mus.  p.  445.  Höron- Royer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France, 
X,  p.  5G5,  p.  XIV. —  Discoglossus  sardus  Tschudi,  Nachtrag  zu 
OttJis  Beschreib,  einer  neuen  europ.  Froschgatt,  in:  Neue  Denkschrift, 
allg.  schweizer.  Ges.  f.  d.  gesammt.  Naturwiss.  I.  Bonaparte,  op.  cit. 
Camerano,  op.  cit. — Pseudis  sardoa  Gene,  in  Mem.  R.  Accad. 
Sc.  Torino,  ser.  II,  t.  I,  p.  257.  Tav.  V.  Leunis,  Synops.  d.  Natur  - 
gesch.  d.  Thierreichs,  S.  337,  Hannover,  18ü0. —  P.  pictus  Leunis, 
op.  cit. — Rana  acquajuola  Cetti,  Anfibi  et  pesci  di  Sardegna,  III, 
p.  38.  Sarrari,  1777.  —  R.  pieta  Schlegel,  in  Wagner's  Reisen  in  d. 
Regentschaft  Algier,  III,  S.  134.  Leipzig,  1841.  —  R.  temporaria 
Rozet,  Voyage  dans  la  regence  d'Alger,  t.  I,  p.  230.  Paris,  1833. 
Eichwald,  Naturhist.  Bemerk,  üb.  Algier,  u.  d.  Atlas.  Mem.  Soc.  Imp. 
nat.  Moscou,  IX. 

Aeusserer    Habitus. 

Wohl  in  der  oberflächlichen  AehuUchkeit,  welche  zwischen  der 
Rana  und  dem  Discoglossus  besteht,  begründet  sich  wahrscheinlich 
die  Anschauung  derjenigen  Forscher,  welche  diese  beiden  als  Mit- 
glieder ein  und  derselben  Familie  betrachten.  In  ihrem  Leibesbaue 
unterscheiden  sich  die  Discoglossus  untereinander,  je  nach  dem 
von  wo  sie  stammen,  nicht  unwesentlich,  da  es  schlanke,  zierlei- 
bige  oder  im  Gegentheil  kräftig  gebaute  und  gedrungene  unter  ihnen 
grebt;  das  gemeinsame,  sie  verbindende  äusserliche  Merkmal  aber 
ist  die  niedergedrückte,  flache  Kopfform.  Der  hinten  breite,  nach 
vorn  zu  allmälig,  aber  verhältnissmässig  stark  verjüngte,  an  der 
Schnauze  kegelförmig  zugespitzte  oder  aber  nur  in  ziemlich  spitzem 
Bogen  gerundete  und  in  diesem  Fall  etwas  breiter  aussehende  und 
mit  weniger  steil  nach  aussen  und  abwärts  gerichteten  Seiten 
versehene  Kopf  erinnert  hinsichtlich  seiner  Konturen  an  R.  a  r  v  a- 


—  294  — 

lis.  Der  abgerundete  Catithus  rostralis  ist  bei  den  eher  stumpf- 
als  spitzschnäuzigen  Stücken  wenig  sichtbar;  die  Scheidung  der 
Kopfoberfläche  von  den  Kopfseiten  ist  undeutlich;  vom  Hintereck 
des  Auges  anfangend,  über  dem  Trommelfell  weg  und  dasselbe 
bisweilen  theilweise  hinten  einfassend,  zieht  sich  ein  schmaler, 
aber  meist  ziemlich  scharfkantiger,  so  zu  sagen  die  „Ohrdrüse" 
ersetzender  Längswulst  hin,  dessen  Fortsetzung  an  den  Rückensei- 
ten wahrnehmbar  ist.  Das  Trommelfell  ist  selten  im  Leben  sichtbar, 
tritt  aber  bei  todten  Stücken,  so  im  Weingeist  befindlichen  oder 
der  trocknen  Luft  ausgesetzten,  zu  Tage  als  eine  ovale  Fläche, 
deren  Höhendurchmesser  halb  so  gross  ist  wie  der  Augendurchmes- 
ser  und  deren  Entfernung  vom  Auge  etwa  der  Höhenausdehnung 
der  Fläche  selbst  gleich  ist.  Der  Zwischenraum  zwischen  den 
kleinen,  inmitten  von  ringförmigen  Wülsten,  nahe  hinter  dem 
Schnauzenrande  gelegenen  Nasenlöchern  ist  ungefähr  eben  so  gross, 
wie  der  flache  Interpalpebralraum,  der  V3  des  Augendurchmessers 
beträgt;  die  Entfernung  des  Nasenloches  vom  seitlich  liegenden, 
oben  aber  ziemlich  stark  vortretenden  Augapfel  ist  etwas  kleiner 
als  der  Längendurchmesser  des  Auges.  Die  Pupille  wird  gewöhn- 
lich als  dreieckig  oder  triangulär-abgerundet  bezeichnet,  was  nicht, 
oder  wenigstens  nicht  ganz  zutreffend  ist;  bei  mittlerer  Oeffnung 
am  Tage  ist  sie  rundlich,  mit  schwach  winklig  eingeknicktem 
unteren  Rande  (Fig.  18,  PI.  V,  in  Act.  Soc.  Linn.  Bordeaux,  XXXIII); 
des  Nachts  erweitert  sie  sich  und  weist  nur  eine  Spur  von  Ein- 
knickung  auf  (ebenda  Fig.  17);  im  hellen  Sonnenschein  und  unmit- 
telbar nach  dem  Tode  sieht  sie  eiuem  Kreisausschnitte  ähnlich,  oder  sie 
zeigt  die  Rautenrorm,  wobei  sämmtliche  Seiten,  mit  Ausnahme  des 
nach  vorn  und  unten  gerichteten  konkaven  Randes,  konvex  sind, 
und  die  obere  und  hintere  Ecke  abgerundet  erscheint;  während 
dieser  Umwandlungen  in  ihrer  Form  nimmt  die  Pupille  auch  hin 
und  wieder  die  Umrisse  eines  Kartenherzens  an  (1.  c.  Fig.  16). 
Die  Pupille  bei  Discoglossus  sieht  somit  derjenigen  des  Frosches 
und  zugleich  derjenigen  des  Bombinator  etwas  ähnlich,  sie  unter- 
scheidet sich  von  der  ersteren  hauptsächlich  dadurch,  dass  sie 
bedeutend  höher  erscheint  als  diese,  ja  bisweilen  höher  als  sie 
breit  ist,  von  der  letzteren  aber  dadurch,  dass  bei  ihr  das  Trian- 
guläre viel  weniger  ausgeprägt  zutage  tritt.  Nicht  unerwähnt  will 
ich  lassen,  dass  die  Pupille  bei  Discoglossus,  und  wohl  auch  bei 
anderen  Arten  auf  der  dem  Lichte  zugekehrten  Seite  verschmälert, 
hingegen  auf  der  im  Schatten  sich  befindenden  Seite  erweitert  erscheint; 
bei  einem  im  Käfig  verendeten  Discoglossus  blieb  auf  diese  Weise  die 


—   295   — 

eine  Pupille  bedeutend  stärker  verengt  als  die  andere.  —  Die  grosse, 
oberseits  breiter  als  lange,  beinahe  den  ganzen  Boden  der   Mund- 
höhle   deckende    Zunge  ist  hinten  und   auch    zum    Theil    seitlich, 
wenn  auch  nur  in  geringer  Ausdehnung  frei;  von  einer  Ausbuchtung 
am  Hinterrande  ist  keine  Spur  zu  sehen.  Die  Choanen  sind  mittel- 
gross,   quer  elliptisch  oder    oval;  sie  sind  weit  von  einander  und 
nahe  an  den  Gaumenrand  gerückt;  nach  hinten  in  einiger  Entfer- 
nung von    ihnen    befinden  sich  die  Gaumenzähne  in  zwei    langen, 
ziemlich    geraden,  in  der  Mitte    des    Gaumens,    nahe  an  einander 
gerückten  und  beinahe  bis  zum  Gaumenrand  reichenden  Querreihen. 
Der  ziemlich  lange,  wenig  hohe  und  namentlich  beim  Weibchen 
breite  Rumpf  ist  am  Rücken  gewölbt,  unten  flach  ( -? )  oder  sanft 
gerundet  (£)  und    nach    hinten  zu  eingezogen.   Die  Vorderbeine, 
welche  nach  vorn  gestreckt  das  Schnauzenende  mit  der  Spitze  des 
3.  Fingers  erreichen  und  beim  Männchen  kräftiger  gebaut  sind  als 
beim  Weibchen,    haben,    wenn    mau  das  Rudiment    des    Daumens 
mitrechnet,  fünf  abgestumpfte,  weit  von  einander  gestreckte  Finger, 
von  denen  der  vierte  und  längste,    schwach    abgeplattet   und  am 
Rande  mit  einer  Art  Kante,    welche  nur  bei  näherer   Betrachtung 
sichtbar    ist,    versehen    erscheint;    sonst    sind    keine    Spuren  von 
Schwimm-  oder  Spannhäuten  vorhanden.  Der  3.  und  5.  Finger  sind 
in  Länge  und  Dicke  ziemlich  gleich,  während  der  2-te  gewöhnlich, 
namentlich  beim  Männchen,  etwas  kürzer  und  zugleich  auch  dicker 
ist,  insbesondere  aber  nimmt  sowohl    dieser    Finger  als  auch  der 
rundimentäre    Daumen    beim    Männchen    während  der  Brutzeit  an 
Stärke  zu  und  erscheint  mitunter  um  das  Dreifache  dicker  als  die 
übrigen  Finger;  beim  Weibchen  hingegen  bleibt  das    Daumenrudi- 
ment als  ein  unansehnlicher  Vorsprung,  der  gewöhnlich  als  Hand- 
ballen bezeichnet  wird.  Von  den  zwei  Ballen,  welche  sich  auf  der 
Volarseite    der    Handwurzel    belinden,  liegt  der  grössere,   länglich 
runde  Ballen  an  der  Wurzel  des  4.  Fingers,  während  das  kleinere 
rundliche  öfters  stark  vorspringende  Bällchen  an  der  Basis  des  3. 
Fingers  sitzt.  Die  Hinterbeine,  nach  vorn  gestreckt,  erreichen   sel- 
ten und  wie  es  scheint    nur    bei    den    Männchen,  bei  denen    der 
Rumpf    etwas    kürzer  ist  als  bei  den  Weibchen,  mit  dem  unteren 
Gelenk    des    Unterschenkels    die    Schnauzenspitze,    meistens    aber 
reicht  das  tibiotarsale  Gelenk  nur  bis  zum  hinteren  oder  vorderen 
Augenraud.  Der  Unterschenkel  ist,  wenigstens  bei  den  mir  vorlie-' 
genden  Stücken,  durchweg  länger  als  der  Oberschenkel,    während 
der  Fuss  sammt  der  Fusswurzel  ungefähr  um  die  Länge  von  drei 
Phalangen    der    längsten  Zehe    die    Unterschenkellänge    überragt. 


—  296  — 

Die  ziemlich  fein  endenden  und  zierlich  gebauten,  rundlichen  oder 
gegen  die  Ränder  hin  etwas  abgeflachten  Zehen  nehmen  von  der 
1.  bis  zur  4.  progressiv  an  Länge  zu,  die  5.  Zehe  ist  in  der 
Regel  ziemlich  viel  kürzer  als  die  3-tte.  Die  mehr  oder  weniger, 
je  nach  dem  Alter,  Geschlecht  und  Jahreszeit,  entwickelten  Schwimm- 
häute scheinen  stets  vorhanden  zu  sein,  nur  zwischen  der  1. 
und  2.  Zehe  kann  die  Schwimmhaut  beinahe  gänzlich  oder  aber 
total  fehlen.  Mit  Ausnahme  des  kleinen,  länglich  runden,  wulstför- 
mig  vorspringenden  Fersenhöckers  sind  auf  der  glatten  Unterseite 
des  Fusses  sonst  keine  Erhabenheiten  zu  sehen. 

Die  Haut  ist  im  Leben  stets  schlüpfrig  und  angefeuchtet;  oben 
entweder  matt  und  fein  chagrinirt,  häufiger  jedoch  und  zwar  am 
Rumpf  ist  sie  zwischen  den  mehr  oder  minder  zahlreichen,  warzen- 
artigen, runden  und  länglichen  Erhabenheiten  ganz  glatt  und 
spiegelglänzend.  Sowohl  am  Kopfe  als  auch  auf  der  Oberseite  der 
Beine  und  der  Unteriläche  der  Fusswurzel  treten  diese  Erhöhungen 
in  ziemlich  ansehnlicher  Menge  auf,  büssen  aber  das  Aussehen  von 
grösseren  Warzen  ein  uud  sehen  eher  wie  Knötchen  aus,  welche 
durch  ihre  meist  helle  Farbe  vom  dunklen  Untergrunde  sich  deut- 
lich abzuheben  pflegen.  Die  bereits  erwähnten,  vom  Hinterwinkel 
des  Auges  beginnenden  und  sich  über  das  Trommelfell  uud  die 
Wurzel  der  Vorderbeine  hinziehenden  schmalen  Wülste  setzen  sich 
nur  in  seltenen  Fällen  ununterbrochen  auf  die  Rückenseiten  fort, 
am  häufigsten  werden  sie  hier  von  der  Wurzel  des  Vorderbeiues 
au  durch  eine  Längsreihe,  meist  länglicher  Warzen  ersetzt,  deren 
Fortsetzung  an  der  Vorderseite  des  Unterschenkels  öfters  durch 
einen  äusserst  schmalen  Wulst  angedeutet  wird.  Der  supratympa- 
nale  Wulst  hat  in  der  Regel  einen  geraden  Verlauf;  in  einigen 
Fällen  sendet  er  seitwärts,  nach  unten  einen  kurzen  gebogenen 
Ast,  der  das  Trommelfell  von  hinten  umgiebt.  Die  Rauchfläche 
sieht  glatt  und  glänzend  aus;  sie  ist  mit  in  grösserer  Entfernung 
von  einander  stehenden,  winzigen  körnerartigen  Erhabenheiten 
besetzt;  um  den  After  herum,  namentlich  nach  unten  zu  erscheinen 
letztere  grösser,  mehr  warzenartig  und  sind  dichter  vertheilt,  da- 
zwischen kreuzt  sich  eine  Menge  linearer  Impressionen.  Beim 
männlichen  Geschlechte  fühlt  sich  die  Oberfläche  der  Hinterextre- 
mitäten  stellenweise  sehr  rauh  an;  die  Oberseite  der  zwei  inneren 
Finger,  des  Daumenrudimentes  und  der  Rand  des  Kinns  ebenfalls,- 
doch  darüber  näheres  im  Abschnitt  über  die  sekundären  Geschletchts- 
unterschiede.    Um  die  gegenseitigen  Massverhältnisse  der  einzelnen 


-    297  — 

Körpertheile  besser  übersehen  zu  können,  lasse  ich  hier  folgende 
Zusammenstellung  folgen. 

rf   aus  Bastelica  auf  Corsica.    Totallänge    72    mm.,    Kopflänge 

21  mm.,  grösste  Kopfbreite  22%,  mm.,  grösster  Rumpfumfang 
90  mm.,  Vorderbein  34  mm.,  Hinterbein  100  mm.,  Tibia  im  Fleisch 
32  mm.,  Fussläuge,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  29  %  mm. — 
£  aus  Orezza  auf  Corsika.  Totallänge  54%  mm.,  Kopflänge 
IT1/,  mm.,  Kopfbreite  19  bis  19  %  mm.,  Rumpfumfang  63  bis 
64  mm.,  Vorderbein  27  mm.,  Hinterbein  81  mm.,  Tibia  beinahe  28, 
Fussläuge  24  mm.  —  $  aus  Coimbra.  Totallänge  54  mm.,  Kopf- 
länge 17— 17%  mm.,  Kopfbreite  17  mm.,  Rumpfumfang  71  mm., 
Vorderbein  25  mm.,  Hinterbein  77  mm.,  Tibia    26 V,  mm.,    Fuss 

22  mm.— $  aus  Coimbra.  Totallänge  60  V,  mm  ,  Kopflänge  19.  mm., 
Kopf  breite  19  mm.,  Rumpfumfang  91  mm.,  Vorderbein  24  mm., 
Hinterbein  83  mm.,  Tibia  28%  mm.,  Fuss  25  mm.  *). 

Färbung  und  Zeichnung.  Varietäten. 

Die  Oberseite  ist  röthlich-braun,  bisweilen  mehr  braun,  dunkel- 
kastanienbraun, aschgrau,  gelblich-grau  oder  ins  Grünliche  über- 
gehend; auch  olivenfarbene  Individuen  kommen  vor.  In  der  Grund- 
farbe treten  gewöhnlich  mehr  oder  weniger  deutlich  ausgeprägte 
Flecken  oder  Binden  auf,  die  bei  einigen  Stücken  mehr  dunkel- 
braun, bei  anderen,  so  z.  B.  bei  den  heller  gefärbten,  braungraur 
mitunter  mit  einem  Stich  ins  Olivenfarbene  und  bei  noch  anderen 
können  sie  beinahe  oder  gänzlich  fehlen.  In  diesem  Fall  s.heinen 
die  röthlichbraunen  und  falben  Töne  auf  der  Oberseite  des  Thieres 
vorzuherrschen.  Vergl.  Lataste's  Fig.  a.  op.  cit.  In  der  Regel  aber 
ist  bei  den  auf  den  ersten  Blick  einfarbig  erscheinenden  Stücken, 
so  bei  den  mehr  grau  oder  grünlich  kolorirten  aus  Sardinien  und 
Corsica,  doch  eine  ins  Graubraune  ziehende  Fleckung  vorhanden. 
Ist  aber  der  Untergrund  hellbraun  (Lataste's  Fig.  b.  1.  c),  so  sind 
die  etwas  dunkleren,  wenn  auch  undeutlich  begrenzten  und  wenig 
zahlreichen  Flecken  auch  aus  der  Ferne  sichtbar  und  fallen  ins- 
besondere dadurch  auf,  dass  sie  meistens  auf  den  Rumpfwarzen 
liegen  und  in  vielen  Fällen,  so  bei  den  spanisch-portugiesischen 
Stücken  durch  helle  mehr  strichförmig  aussehende  Mittelfelder  un- 
terbrochen werden.  Die  Augenilecken  oder  Längsstriche,  sowie  auch 


')  Die  jungen  Thiere  sind  unmittelbar  nach  der  Verwandlung  ungefähr  11  mm. 
lang. 


Ol 


98  — 

die  helle  ümsäumung  der  Flecken  selbst  können  gänzlich  fehlen, 
obschon  bei  Exemplaren  mit  prononcirter  dunkler  Fleckung  dies 
seltener  als  bei  den  schwach  gefleckten  Individuen  von  den  grös- 
seren Inseln  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Die  Anzahl  dieser  Flecken  ist 
verschieden,  bisweilen  sind  nur  sehr  wenige  da  und  vorzugsweise 
an  den  Riickenseiten  vertheilt.  mitunter  aber  sind  sie  so  zahlreich 
und  gross,  dass  der  Untergruud  förmlich  zurückweicht.  Je  ausge- 
sprochener die  Makeln  sind,  umso  schärfer  ausgeprägt  tritt  auf 
dem  Kopfe  und  Nacken  ein  dreieckiger,  trapezartiger  oder  T-för- 
miger,  nach  hinten  zwei  kurze  oder  längere  Fortsätze  entsenden- 
der, vorn  von  einem  hellen  Bande  oder  Saume  begleiteter  grosser 
Querfleck,  dessen  vorderer  grösster  Rand  die  Interpalpebralregion 
und  die  Augenlider  der  Quere  nach  durchzieht  und  die  grösste 
ßreitenausdehnug  des  Flecken  repräsentirt.  Dieser  für  den  Disco- 
glossus  im  allgemeinen  sehr  charakteristischer  Flecken  kann  wohl 
auch  durch  zwei  kleinere  Makeln  vertreten  sein,  welche  auf  den  - 
Augenlidern  nach  hinten  und  innen  zu  sich  befinden;  letztere  wer- 
den aber  auch  gänzlich  vermisst,  wie  es  z.  B.  bei  den  einfarbigen 
oder  bebänderten  Individuen  vorkommt. 

Die  bebänderte,  von  Camerano  als  „Var.  vittata"  bezeichnete 
Form  ist  durch  eine  helle,  mitten  durch  den  Kopf  und  längs  der 
Vertebrallinie  verlaufende  breite  Zone  sowie  durch  zwei  andere 
von  den  Lidern  an  beginnende  Zonen,  die  ebenfalls  hell  sind,  aus- 
gezeichnet. Dazwischen  nun  betinden  sich  zwei  braune  durch  die 
Intensität  des  Tones  mehr  oder  weniger  von  den  hellen  Zonen 
abstechende,  bald  aschgraue,  bald  gelblich-  oder  schwarzbraune 
Bander,  deren  Randpartien  stets  dunkler  als  das  Mittelfeld  oder 
von  dunkleren  Flecken  bedeckt  erscheinen  und  einen  gelblichen 
oder  weisslichen  Saum  erhalten.  Diese  dunklen  Bänder  fangen  au 
der  hinteren,  mehr  nach  innen  zu  liegenden  Partie  der  Augenlider 
an  and  werden  am  Rumpfe  an  allmählich  breiter. 

Die  vordere  mittlere  Kopfregion  scheint  stets  ungefleckt  zu  sein, 
während  der  Schnauzenkante  entlang,  also  von  Schnauzenrande  an 
Ms  zum  Vordereck  des  Auges  sich  ein  dunkler  Streifen  hinzieht  und 
nur  bei  den  spärlich  gefleckten  oder  einfarbigen  Individuen  sich 
bis  auf  ein  Punktfleckchen  am  Nasenloch  reducirt.  Ebenfalls  recht 
beständig  ist  der  sogenannte  Ohrfleck  mit  seinem  meist  lichten 
Saume;  er  überzieht  das  Trommelfell  und  erschwert  die  Auffindung 
desselben.  Auch  eine  dunkle  Oberkinnfleckenreihe  ist  vorhanden. 
Gegen  die  Bauchgrenzen  hin  sehen  die  Flecken  meist  undeutlich 
und  verschwommen  aus,  jedoch  kommt  es  vor,  dass  eine  oberhalb 


—   299  — 

der  Wurzel  der  Vorderbeine  oder  an  der  Achsel  beginnende,  nach 
hinten  zu  nur  auf  eine  kurze  Strecke  sich  hinziehende  Fleckenserie 
scharf  zutage  tritt  und  so  zu  sagen  als  Fortsetzung  des  Ohrfleckes 
gelten  könnte.  Ferner  scheint  immer  ein,  wenn  auch  nur  schwach 
ausgeprägter  dunkler  Streifen  oder  Flecken  am  Oberarm  sich  vor- 
zufinden. Die  Oberseite  der  Vorderbeine  ist  von  der  Farbe  des 
Rückens  und  mit  mehr  oder  weniger  zahlreichen  und  ausgeprägten 
Flecken  besetzt,  welche  am  Innen-  und  Aussenrande  des  Vorder- 
armes zusammenfliessen  und  eine  Verdunkelung  verursachen  kön- 
nen; die  Hinterbeine  sind  mit  dunklen  Querbinden  oder  Querflecken 
versehen,  die  bei  mehr  eintönigen  Stücken  bisweilen  nur  am  obe- 
ren Innenrande  des  Unterschenkels  sowie  am  Aussenrande  der  Fuss- 
wurzel  sichtbar  sind.  Sowohl  die  oben  etwas  heller  gefärbten  läng- 
sten Finger  als  auch  die  Zehen  sind  bisweilen  nur  äusserst  schwach 
der  Quere  nach  gefleckt.  Die  stark  bewarzte  hintere  und  untere 
Partie  der  Oberschenkel  ist  gelb  mit  einem  Stich  ins  Braune  oder 
aber  gelblich.  Die  sandkornähnlicheu  Erhabenheiten  am  Rücken, 
Kopfe  und  an  den  Beinen  stechen  durch  ihre  etwas  hellere  Fär- 
bung vom  Grundtone  und  insbesondere  von  den  dunkleren  Flecken 
ab.  Auch  die  Supratympanal-  und  Dorsolateral-Wülste  und  die  nach 
hinten  zu  ersetzenden  länglichen  Warzen  heben  sich  meistens  von 
der  Umgebung  durch  ihr  helleres,  mehr  ins  Röthlichbraune  oder 
Gelbliche  spielende  Kolorit  ab  und  sind  obschon  selten  mit  Me- 
tallschimmer überflogen.  Die  Körperunterfläche  kann,  wie  es  na- 
mentlich bei  Exemplaren  von  der  pyrenäischen  Halbinsel  oder  aus 
Algerien,  glänzend  weisslich  oder  gelblich  sein  und  mit  etwa  elfen- 
beinfarbenen Höckerchen  besetzt  erscheinen;  die  Unterseite  der  Hand 
und  des  Fusses,  der  Kinnrand,  so  beispielsweise  beim  brünstigen 
Männchen  sind  stets  von  einer  dunkleren  Tinte.  Bei  anderen  gleich- 
falls aus  Spanien,  sowie  von  den  Inseln  stammenden  Thieren  er- 
scheint zuweilen  auch  der  Bauch,  die  Brust  und  die  Kehle  bräun- 
lichgrau marmorirt  oder  mit  bräunlichgrauem  Anfluge  versehen.  Bei 
ganz  jungen,  eben  verwandelten  Stücken  aus  Coimbra  ist  die  Zeich- 
nung im  allgemeinen  dieselbe  wie  bei  den  alten,  nur  ist  sie  mit 
Ausnahme  des  Interpalpebraldreiecks,  der  bereits  bei  den  vierbei- 
nigen Larven  angedeutet  zu  sein  pflegt,  weniger  ausgesprochen  auf 
dein  eher  grauen  als  braunen  Grunde.  Die  in  der  Herpetologia 
europaea  S.  114  erwähnten  jungen  Discoglossus  scheiuen  aller- 
dings von  den  meinigen  abzuweichen;  Schreiber  schildert  sie  näm- 
lich folgenderweise:  „Ganz  junge  Thiere  sind  oben  einfarbig  grau, 
mitunter  mit  vier  mehr  weniger  deutlichen  dunkleren   Längslinien,. 


—   300  — 

die  dunklen.  Flecken  der  Oberseite  höchstens  au  den  Beinen  in 
schwachen  Spuren  vorhanden".— Die  Iris  ist  grösstenteils  braun 
mit  Goldpuder  bestreut,  nur  oben  und  am  Rand  tritt  matte  Gold- 
farbe zutage. 

Da  Camerano  trotz  aller  Auseinandersetzungen  in  seiner  frühe- 
ren Ansicht  in  Betreff  der  Trennung  des  Discoglossus  in  zwei  For- 
men beharrt  und  hierin  also  dem  Beispiele  einiger  seiner  Vorgän- 
ger folgt,  so  habe  ich  die  minutiöse  Vergleichung  meiner  Disco- 
glossus von  neun  Lokalitäten  vorgenommen,  indem  ich  dabei  selbst- 
redend darauf  bedacht  war  die  Discoglossus  von  Camerano  (Atti 
R.  Accad.  Sc.  Torino,  vol  XIII,  p.  542,  vol.  XIV,  p.  441)  und 
die  Einwürfe  Lataste's  (Act.  Soc.  Lin.  Bordeaux,  t.  XXXIII,  p.  324) 
im  Auge  zu  behalten  und  bin  zu  der  Ueberzeugung  gelangt,  dass 
trotz  der  Unbeständigkeit  vieler  von  Camerano  aufgezählter  Unter- 
scheidungsmerkmale, es  dennoch  möglich  ist  den  sogenannten  pic- 
tus  sardus  aus  Corsica  oder  Sardinien  vom  pictus  typicus 
aus  Algerien,  aus  Südspanien,  Portugal  und  höchst  wahrscheinlich 
auch  aus  Sicilien  zu  unterscheiden,  sobald  man  nur  auf  die  Brei- 
tenausdehnung des  Kopfes,  die  Abstumpfung  der  Schnauze,  die  Länge 
des  Rumpfes,  ferner  die  verhältnissmässig  bedeutende  Länge  der 
Extremitäten  und  endlich  die  geringere  Entfernung  des  Auges  von 
der  Ansatzstelle  des  Vorderarmes  beim  ersteren  und  die  bedeutend 
geringere  Breitenausdehnung  des  Kopfes,  di*  Verengung  der  Schnauze, 
die  grössere  Rumpflänge,  dann  die  Kürze  der  Beine  sowie  die  grös- 
sere Entfernung  des  Auges  von  der  Wurzel  des  Vorderbeines  beim 
letzteren  in  Betracht  zieht.  Obschoii  all  diese  Kennzeichen  sich  nicht 
gut  ziffermässig  ausdrücken  lassen,  mag  dennoch  nachstehende  Zu- 
sammenstellung folgender  Zahlenverhältnisse  der  Auffassungsweise 
Camerano's  dienlich  sein: 


Totalliinge 

Knpfbreite  unterhalb  der    Augen 

Grösste  Kopfbreite 

Interpalpebralraum 

Entfernung  des  Auges  von    der  Vorderbein- 
wurzel   

Entfernung  des  Afters  vom  Knie 

Länge  des  Unterschenkels  im  Fleisch 


ov 


„      der  Fusswurzel  bis  zum  Fersenhöcker, 
des  Fusses  v.  Fersenhöcker    an  b.  z. 


Pictus  ? 

aas 

S 

ardus  9  aus. 

Coimbra 

Corsica. 

mm. 

mm. 

56'/, 

54 

13 

16 

11 

19V, 

SV. 

4 

10 

12 

24 

27 

26 

28 

14 

15 

« 


Spitze  d.  längst.    Zehe 2»  25 


—  301   - 

Wje  mau  sieht  sind  beim  portugiesischen  Weibchen  bei  grösse- 
rer Gesamtlänge  des  Körpers  alle  übrigen  Masse  geringer  als  bei 
dem  kleineren  Weibchen  aus  Corsica.  Wenn  hier  die  Masse  von 
nur  zwei  Weibchen  aus  verschiedenen  Ländern  angeführt  worden 
sind,  so  geschieht  es  nur  weil  unter  den  in  meiner  Sammlung  sich 
befindenden  Discoglossus  keine  anderen  sich  vorgefunden,  deren 
Körper  annähernd  dieselbe  Länge  besitzen;  ich  kann  aber  versi- 
chern, dass  bei  sämmtlichen  ausgewachsenen  Stücken  aus  Corsica 
und  Sardinien  einerseits  und  aus  Portugal,  Mittel-  und  Siidspanien 
und  Algerien  andrerseits  genau  dieselben  Unterschiede  sich  aus- 
rechnen lassen,  was  für  die  Scheidung  der  zwei  genannten  For- 
men spricht.  Nur  in  einer  Hinsicht  können  noch  Zweifel  auftreten: 
im  Nordwesten  Spaniens  ')  nämlich,  so  in  Galicien,  ferner  auf  den 
Inseln  Giglio  und  Montecristo  leben  Uebergangsformen,  welche  in 
Bezug  auf  die  Form  der  Schnauze  eher  dem  s  a  r  d  u  s  ähnlich  se- 
hen; dieser  Umstand  macht  es  schwierig  eine  natürliche  Grenze 
zwischen  den  Verbreitungsbezirken  der  beiden  Grundformeu  zu  zie- 
hen. Wir  haben  übrigens  genügende  Beispiele  davon,  dass  die  Be- 
wohner der  kleinen  Inseln  im  Mittelmeer  sowie  auch  Spaniens,  die- 
ses in  klimatischer  Hinsicht  so  grossen  „Versuchsfeldes"  für  die 
Ausbildung  von  neuen  Formen,  bisweilen  überraschende  Abweichun- 
gen vom  „Typus"  bieten  und  sowohl  dem  Systematiker  als  auch 
dem  Zoogeographen  fast  unüberwindliche  Schwierigkeiten  bereiten. 
Wir  können  aber  trotzdem  hierselbst,  um  im  Abschnitte  über  die 
geographische  Verbreitung  nicht  mehr  darauf  zurüi  kzukommen,  au- 
deuten,  das  Pictus  typicus  auf  Sicilien,  woher  es  mir  leider 
an  Material  mangelt,  wahrscheinlich  auch  auf  Malta  und  Gozo,  in 
Nordafrika,  vielleicht  mit  Ausschluss  Marokkos,  wo  laut  Camerano 
eine  besondere  Form  „Scovazzi"  einheimisch  sein  soll,  ferner  in 
Süd-  und  Mittelspanien  und  endlich  in  Portugal  vorkommt,  während 
der  Sardus  der  Fauna  Corsicas  und  Sardiniens  angehört,  wäh- 
rend Galicien,  Giglio  und  Montecristo  nicht  näher  zu  bestimmende 
Uebergangsformen  beherbergen.  Erwähnenswerth  ist  die  Thatsache, 
die  bereits  Camerano  aufgefallen  ist,  dass  bebänderte  Exemplare, 
wie  sie  auf  den  Tafeln  Bqnaparte's,  Camerano's  und  Lataste's  zu 


')  Bosca  will  allerdings  den  s  a  r  d  u  s  auch  in  Alemtejo  und  bei  Ciudad-Real 
gefunden  haben  (Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  V,  p.  253). — Hierselbst  möchte  ich 
noch  hinzufügen,  dass  Lataste  angiebt,  dass  beim  Discoglossus  die  Schnauzenform  bis 
zu  einem  gewissen  Grade  vom  Alter  abhängig  ist  und  dass  die  Zugespitztheit  der 
Schnauze  mit  fortschreitendem  Wachsthum  der  Abstumpfung  Platz  macht,  was  ich 


nicht  bestätigen  kann 


-   302  — 

sehen  sind  und  über  die  später  die  Rede  sein  wird,  der  typischen 
Form,  nicht  dem  sardus  angehören.  Die  dritte  marokkanische 
Form  wird  von  Lataste  und  Böttger  (Vergl.  Reptilien  und  Amphi- 
bien von  Marokko,  II.  Frankfurt  a.  M.  1883)  bestritten  uud  von 
letzterem  mit  sardus  identificirt;  dabei  ist  mir  nur  eins  uner- 
klärlich geblieben:  Böttger  meldet  nämlich,  dass  seine  „Var.  sar- 
doa"  aus  Marokko  sich  in  keinem  wesentlichen  Punkte  von  der 
spanisch-algerischen  Form  unterscheidet,  während  doch,  wie  ich 
bemerken  muss,  in  diesen  beiden  Ländern  ausschliesslich  oder  gröss- 
tenteils die  typische  und  nicht  die  sardinische  Form  vorkommt 
Die  Angabe  Böttger's,  dass  aus  der  Vergleichung  seiner  Sardoa 
aus  Marokko  mit  dem  Discoglossus  aus  Nordwestspanien,  wo,  wie 
bereits  erwähnt,  die  eher  stumpfschnanzige  Uebergangsform  vor- 
kommt, ergeben  habe,  dass  erstere  weniger  stumpfsehnauzig  als 
letzterer  ist,  scheint  darauf  hinzudeuten,  dass  das  marokkanische 
Thier  sich  im  Gegentheil  eher  dem  pictus  typicus  nähern  dürfte. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Die  sekundären  Geschlechtsdifferenzen  treten  während  der  Brunst- 
zeit sehr  auffallend  zutage;  um  diese  Zeit  herum  nehmen  sowohl 
das  Daumenrudiment  als  auch  die  ersten  zwei  Finger  bedeutend 
an  Dicke  zu,  büssen  ihre  Gelenkigkeit  ein  und  erhalten  oberscits 
dunkelbraune  Schwielen,  welche  fast  über  die  ganze  Oberfläche 
und  den  Innenrand  des  ersten,  fast  scheibenförmig  angeschwollenen 
Fiugers  und  des  rudimentären  Daumens  sich  ausdehnen  und  nur 
einen  schmalen  Streifen  Haut  gegen  den  äusseren  Rand  des  Fin- 
gers frei  lassen;  am  2.  Finger  ist  die  Schwiele  bedeutend  kleiner 
und  da  Boulenger  sie  im  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  nicht 
erwähnt,  so  muss  angenommen  werden,  dass  sie  bisweilen  gänzlich 
fehlt.  Vergl.  Fig.  6,  7  bei  Otth,  1.  c.  Diese  rauhen  schwarzbrau- 
nen Schwielenbildungen  sind  zweifelsohne  beim  Discoglossus  zum 
Kopulationsakt  in  Beziehung  zu  bringen,  uim-o  merkwürdiger  aber 
erscheint  uns  die  Mittheilung  Htron-Royer's  (Bull.  Soc.  Zool.  de 
France,  X,p.  570),  wonach  beim  ausgewachsenen  Männchen  dieselben 
das  ganze  Jahr  hindurch  persistiren  sollen.  Die  mir  vorliegenden 
männlichen  Individuen  sind  sämmtlich  während  der  milden  Jahres- 
zeit gesammelt  worden  und  besitzen  alle  Schwielen  in  verschiede- 
nem Grade  der  Ausbildung  und  in  verschiedener  Farbe,  vom  gelb- 
lichen an  bis  zum  tief  dunkelbraunen  Tone.  Die  Thatsache,  dass 
diese  Schwielen  sowohl  bei  den  mir  im  März  aus  Spanien  gesund- 


—  303   — 

teil,  als  auch  bei  den  von  mir  selbst  im  Sommer  und  Herbst  in  Corsica 
gesammelten  Männchen  vorhanden  sind,  scheint  darauf  hinzudeuten, 

dass  beim  Discoglossus  der  Paarungstrieb  während  drei  Jahreszei- 
ten, vielleicht  mit  kleinen  Unterbrechungen,  währt;  etwas  ähnliches 
ist  auch  bei  der  Unke  beobachtet  worden.  Ziehen  wir  in  Erwä- 
gung, dass  die  Anuren  wohl  selten  aus  ihren  Winterverstecken 
geholt,  in  unsere  Hände  gelangen,  so  liegt  die  Vermuthung  nahe, 
dass  He'ron-Royer  Möglicherweise  die  zu  seinen  Beobachtungen 
benutzten  Thiere  aus  wärmeren  Gegenden,  so  aus  Algerien,  bezo- 
gen habe,  wo  bekanntlich  die  Lurche  mitten  im  Winter  fortpflan- 
zungsfähig zu  sein  pflegen;  die  Veränderung  des  Klimas  und  na- 
mentlich die  Versetzung  des  Lurches  in  Gefangenschaft  kann  aus- 
serdem mitunter  auffallende  Erscheinungen  mit  sich  bringen  und 
ist  es  nicht  unwahrscheinlich,  dass  unter  dem  Einflüsse  der  neuen 
Lebensbedingungen  die  Discoglossus  bei  He'ron-Royer  ihre  bereits 
sehr  lange  andauernde  Brunstzeit  noch  mehr  prolongirt,  oder  we- 
nigstens ihre  Hochzeitsattribute  beibehalten  haben.  Das  ist  übrigens, 
wie  gesagt,  bloss  eine  Verneinung. 

Jedenfalls  aber  bedürfen  die  Mittheilungen  Lataste's  nnd  Came- 
rano's,  wonach  die  Schwielenbildung  beim  Männchen  vorüberge- 
hend während  der  Brutzeit  aufzutreten  pflegt,  der  ihnen  gebühren- 
den Berücksichtigung. 

Auch  andere  Körpertheile,  so  der  ganze  Umkreis  der  Kehle,  die 
Ränder  der  Schwimmhäute  und  die  schmalen  Säume  an  den  Zeheu- 
rändern,  können  mit  Brunsthöckern  besetzt  erscheinen;  ausserdem 
ist  die  Überfläche  und  bisweilen  auch  die  Aussenseite  des  Unter- 
schenkels, die  obere  ßasalpartie  der  vierten  und  längsten  Zehe 
sowie  eines  Theiles  des  Oberschenkels  und  der  Aussen-  und  Dor- 
salrand der  Fusswurzel  durch  kleine  Höcker  oft  mehr  oder  weni- 
ger rauh.  Bei  den  Weibchen  ist  weder  eine  Spur  von  Schwielen- 
bildungeu  zu  sehen,  noch  sind  bei  ihnen  die  hellen,  etwa  sandkör- 
nerartigen Erhabenheiten  an  den  Hinterextremitäten  von  dunklen 
Höckern  gekrönt.  Ferner  werden  als  bleibende  Geschlechtsunter- 
schiede folgende  augeführt: 

Männchen.  —  Kopf  kürzer,  Rumpf  abgeplatteter,  Vorderarm 
kürzer  und  kräftiger  gebaut  (Lataste),  Schwimmhäute  länger  (Ca- 
merano);  rudimentäre  Stimmsäcke  (Heron  Royer). 

Weibchen.  —  Kopf  länger,  Rumpf  gewölbter,  Vorderarm  länger 
und  zierlicher  gebaut  (Lataste),  Schwimmhäute  kürzer  (Camerano), 
keine  Stimmsäcke  (He'ron-Royer). 


—  304  - 

Von  diesen  unterschieden  sind  in  der  Praxis  zwei  die  brauch- 
barsten, nämlich  die  mehr  oder  weniger  kräftig  entwickelte  Mus- 
kulatur des  Vorderbeines  und  die  geringe  Gelenkigkeit  desselben, 
sowie  die  Ausdehnung  der  derben  Schwimmhaut  an  den  Zehen. 
Obschon  während  des  Aufenthaltes  im  Wasser  oder  während  der 
Brutzeit  etwas  stärker  entwickelt,  erreichen  heim  Weibchen  die 
Schwimmhäute  in  der  Regel  nur  das  erste  Zehenglied;  in  seltenen 
Fällen  dehnen  sie  sich  etwas  darüber  aus  ohne  jedoch  das  zweite 
Drittel  (vom  Mittelfussknochen  an  gemessen)  oder  die  halbe  Länge 
des  Zehengliedes  an  der  längsten  Zehe  zu  erreichen,  von  da  an 
zieht  sich  an  den  längeren  Zehen  ein  schmaler  Randsaum  hin. 
Beim  Männchen  mögen  die  Schwimmhäute  eine  derartige  geringe 
Ausdehnung  nur  während  seiner  periodisch  eintretenden  Schlum- 
merzeit zeigen,  beim  wachen  Thiere  aber  sind  sie  bedeutend  stär- 
ker entwickelt  und  reichen  bisweilen  beinahe  bis  zur  Spitze  der 
Innenzehen  und  reichlich  bis  zum  zweiten  Zehengliede. 

Larve 

Die  Larven  von  D.  pictus  sind  klein;  meine  grössten  Corsicaner 
messen  32  mm,  wovon  auf  den  Schwanz  19  mm  kommen;  die  grösste 
Schwanzhöhe  beträgt  6  mm  und  die  Hinterbeine  sind  10  mm  lang. 
Hinsichtlich  ihrer  Form  sind  die  Larven  sehr  veränderlich;  die  cor- 
sicauischen  haben  einen  breiten  Rumpf  und  einen  nach  vorn  stark 
verschmälerten,  etwa  dreieckig  ausgezogenen  Kopf,  bei  den  algie- 
rischen Exemplaren  hingegen  ist  der  Rumpf  weniger  breit,  gestre- 
ckter, während  der  Kopf  abgerundeter  und  nicht  so  stark  nach 
vorn  verschmälert  erscheint.  Kopf  und  Rumpf  sind  spurweise  oder 
auch  gar  nicht  von  einander  abgesetzt  und  von  etwa  elliptisch 
eiförmiger  Gestalt.  Im  Profil  geseheu  erscheint  die  längs  der  Wir- 
belsäule und  Kopfmitte  gezogene  Linie  bogenförmig,  bald  senkt  sie 
sich  vorn  ganz  allmählich  nach  unten,  bald  fällt  sie  von  den  Na- 
senlöchern an  ziemlich  steil  nach  abwärts;  die  Rumpfseiten  und 
der  Bauch  können  stark  oder  auch  nur  scwach  aufgetrieben  er- 
scheinen; in  der  Kehlgegend  befindet  sich  eine  ziemlich  tief  ein- 
gedrückte Aushöhlung,  wodurch  der  Schnauzentheil,  von  der  Seite 
gesehen,  ein  Schnabel-  oder  rüsselartiges  Aussehen  erhält.  Die 
massig  grossen,  mehr  oben  als  seitlich  liegenden  Augen  sind  ziem- 
lich nahe  aneinander  und  weit  nach  vorn  gerückt,  der  Interocu- 
larraum  ist  kleiner  als  der  Mund  und  ungefähr  doppelt  so  gross 
wie  der  Abstand  der  nach   vorn   gerichteten    kleinen  Nasenlöcher; 


—  305  — 

letztere  liegen  viel  näher  dem  Auge  als  dem  Munde.  Die  Lippen 
sind  am  Aussenrande  mit  winzigen  Papillen  besetzt;  die  Oberlippe 
greift  an  den  Mundwinkeln  ein  klein  wenig  über  die  untere  hinweg. 
An  der  Innenfläche  der  oberen  Lippe  befinden  sich  zwei  sehr  lange, 
bogenförmige,  ununterbrochene,  hintereinander  gestellte  Zahnreihen, 
an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  aber  sind  drei  Zahnreihen  zu 
sehen,  wovon  die  äussere  kurz,  und  median  gelegen,  die  darauf 
folgende  zweite  gleichfalls  ununterbrochene  etwas  länger  und  die 
dritte  in  zwei  Hälften  zerlegt  erscheint.  Die  dunklen  Zähnchen 
sind  sehr  klein,  ihre  trichterförmig  geöffnete  Basis  ist  massig  breit; 
der  vom  Basaliheil  bald  weniger,  bald  stärker  abgesetzte  löffellartig 
erweiterte  und  schwach  gebogene  Kopf  ist  am  Rande  mit  11  bis 
15  zierlich  angeordneten,  oben  dicht,  unter  weniger  dicht  anei- 
nander gestellten  abgerundeten  Zacken  besetzt;  in  der  Regel  be- 
finden sich  unterhalb  des  Zahnes  zwei  Ersatzzähnchen,  die  genau 
dem  oberen  Zahn  ähnlich  sind.  Der  schmale  dunkle  Oberkiefer 
verdeckt  die  untere  Kieferhälfte  und  liegt  ziemlich  tief  im  Munde. 
Das  kleine  Kiemenloch  liegt  in  der  Mittellinie  des  Körpers  und 
srheint  etwas  näher  an  die  Schnauze  als  an  den  Schwanz  gerückt. 
Der  Schwanz  ist  ziemlich  lang,  am  Ende  ziemlich  breit  abgerundet, 
sein  oberer  Flossensaum  setzt  sich  mehr  oder  weniger  weit,  oder 
auch  nur  spurweise  auf  den  Rücken  fort  und  zeigt  nach  hinten  zu  einen 
schwach  bogenförmig  verlaufenden  Rand,  während  der  untere  Flos- 
sensaum am  Rande  fast  geradlinig  erscheint;  beide  Säume  nehmen 
allmählich  und  unbedeutend  an  Höhe  zu  und  sind  fast  gleich  hoch. 
Die  kurze,  mit  grosser  Oeffnung  versehene  Analröhre  liegt  in  der 
Mittellinie  des  Körpers. 

Die  jungen  Larven  sind  am  Rücken  ziemlich  gleichinässig  dun- 
kelbraun, am  Bauche  weisslich  grau;  bei  älteren  Individuen  hellt 
sich  die  Rückenmitte  gegen  die  Scwanzwurzel  hin  auf  und  es  zei- 
gen sich  kleine  dunkle  Fleckchen;  später  tritt  allgemein  eine  Auf- 
hellung des  Untergrundes  auf,  während  die  dunklen  Flecken  sich 
reihenweise  anordnen,  grösser  werden  und  bisweilen,  wie  es  z.  B. 
bei  den  corsicanischen  Larven  der  Fall  ist,  zusammentUessen  und 
allerdings  nur  andeutungsweise  die  charakteristiehe  Zeichnung  des 
vierbeinigen  Thieres  bilden,  insbesondere  pflegt  der  Fleck  am  Hin- 
terkopf und  Nacken  sich  scharf  ausgeprägt  abzuheben.  Der  flei- 
schige Theil  des  Schwanzes  ist  entweder  gleichmässig  auf  gelblichem 
Grund  dicht,  aber  äusserst  fein  und  undeutlich  bräunlich  gepunktet 
oder,  so  namentlich  oben,  mit  grosseren,  aber  wenig  zahlreichen 
braunen  Sprenkeln  besetzt;  im  erstem!  Fall  erscheint  der  Flossen- 

20 


—  306  - 

sauin  fein  dunkel  bestäubt,  im  letzteren  mit  etlichen  mehr  deut- 
ichen  Fleckchen  versehen;  die  untere  Flosse,  besonders  nach  vorn 
Izu,  ist  spärlich  gezeichnet.  Die  Beine  erhalten  schon  sehr  früh 
dunkle  Fleckchen,  die  sich  allmählich  zu  Querbarren  gestalten.  Zu- 
gleich mit  dem  Hervorsprossen  der  Vorderbeine  zeigen  sich  auf 
der  ganzen  Oberseite  des  Kopfes,  Rumpfes  und  der  Beine  weisse 
Punkte  und  weisse  winzige  Höckerchen,  während  der  Untergrund 
bräunlichgrau  und  die  Unterseite  gelblichweiss  erscheinen.  Die 
jungen,  im  grossen  und  ganzen  in  Betreff  ihrer  Färbung  und  Zeich- 
nung den  ausgewachsenen  Individuen  ähnlich  sehenden  Discoglossus 
sind  unmittelbar  nach  ihrer  Verwandlung  11  mm  lang. 

Eine  ausführliche  Beschreibung  der  Larve  von  Discoglossus  ent- 
hält die  schöne  Schrift  Lataste's,  welche  in  den  Act.  Soc.  Lin. 
Bordeaux,  t.  XXXIII  betitelt  „Etüde  sur  le  Discoglosse"  erschienen 
ist;  ihr  sind  unter  anderem  vier  Abbildungen  der  Larve  und  mehrere 
andere,  die  zur  Veranschaulichung  der  Bezahnung  und  des  pigmen- 
tirten  Netzwerks  auf  der  Hautdecke  der  Larve  dienen,  beigefügt.  Nicht 
minder  wichtig  für  die  Geschichte  der  Entwicklung  dieser  Larve 
ist  ferner  die  im  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1885,  publicirte  und 
von  nicht  weniger  als  zwölf  Figuren  begleitete  Schrift  Heron- 
Royer's.  Endlich  soll  F.  E.  Schulze  über  die  Larven  von  D.  pictus 
in  den  Sitzgsber.  Ges.  Hat.  Fr.  Berlin,  1886,  Jß  2,  S.  5  and  As  3, 
S.  31  Mittheilungen  gemacht  haben;  diese  Schrift  ist  mir  leider 
unbekannt.  Kopien  der  Abbildungen  von  Lataste  finden  sich  aus- 
serdem   in  Camerano's  „Monografia  degli  Anfibi  anuri  italiani". 

Lebensweise. 

D.  pictus  lebt  in  den  wärmeren  Gegenden  den  grössten  Theil 
des  Jahres  im  Wasser,  wo  er  sich  mit  Vorliebe  an  den  wenig  tiefen 
Stellen  aufhält.  In  Bezug  auf  die  Temperatur  oder  die  Beschaffenheit 
des  Wassers  scheint  er  weniger  wählerisch  zu  sein,  da  er  sowohl  in 
kristallhellen  Gebirgswassem,  als  auch  in  sumpfig  und  salzhaltigen 
Seen,  wie  sie  an  der  Östküste  Sit  iliens  sich  vorfinden,  gedeiht. 
Und,  wenn  ich  richtig  unterrichtet  worden  bin,  soll  er  sogar  die 
warmen  Quellen  auf  einigen  Eilanden  im  Tyrrhenischen  Meere  nicht 
verschmähen.  Am  häufigsten  sind  es  die  Ufer,  die  von  ihm  bewohnt 
werden  und  hierin  ähnelt  er  dem  grünen  Wasserfrosch,  mit  dem 
er  auch  sonst  bezüglich  seines  wilden  Natureis  viel  Gemeinschaft- 
liches hat,  nur  insofern  ist  ein  Unterschied  zu  verzeichnen,  als  R. 
esculenta  in  der  Regel  am  Wasser  ihre  Ruheplätze    wählt  und 


—  307   — 

nur  bei  drohender  Gefahr  oder  zur  verhältnissmässig  kurz  andau- 
ernden Brutzeit  sich  ins  Wasser  begiebt,  während  Discoglossus  im 
Wasser  auf  dem  Ufergrunde  sitzend  und  nur  seinen  Kopf  aus  dem 
Wasser  streckend  die  milde  Jahreszeit  verbringt.  Auch  pflegt  er 
nicht,  obgleich  ein  guter  Schwimmer,  auf  der  Flucht  weit  hinaus 
zu  schwimmen  und  erst  in  grösserer  Entfernung  von  Ufer  unter- 
zutauchen, sondern  taucht,  wenn  es  irgendwie  möglich  ist,  gleich 
in  der  Nähe  seines  Sitzplätzchens;  wird  aber  von  seinem  Verfolger 
desto  leichter  im  Schlamme  oder  unter  einem  Steine  entdeckt, 
umsomehr  da  er  in  vielen  Fällen  nur  seinen  Kopf  in  Verwahrung 
bringt  und  Rumpf  und  Beine  exponirt;  hierin  übrigens  sehen  sich 
alle  Anureu,  namentlich  aber  die  Frösche  ähnlich  und  scheinen 
darin  übereinzustimmen,  dass  die  Gefahr,  die  sie  nicht  sehen  für 
sie  nicht  vorhanden  ist.  Im  fliessenden  Wasser  oder  in  vom  Was- 
ser reich  durchströmten  Gegenden  stösst  man  selten  auf  eine  grös- 
sere Auzahl  von  Exemplaren  beisammen  und  es  scheint  beinahe, 
dass  die  Stromschnelle  diesem  Wasserbewohner  par  excellence  mit 
sich  fortreisst  und  das  gesellige  Zusammenleben  stört.  Hingegen 
in  wasserarmen  Strichen  und  in  Sümpfen  soll  er  zahlreicher  an 
einem  und  demselben  Orte  hausen,  so  z.  B.  sah  F.  Müller  sie  in 
Menge  in  dem  Sumpfe  hinter  Torre  di  Capitello  bei  Ajaccio  und 
meldet,  dass  bereits  Ende  Januar  Discoglossus  in  der  bei  Ajaccio 
und  zwar  in  der  Nähe  von  Madonna  del  Carmina,  nahe  am  Meer  ge- 
legenen Lache  sich  vorfanden.  Auf  Corsica  hatte  ich  Gelegenheit 
diese  Art  nur  im  Sommer  und  im  Herbst  und  blos  im  Gebirge  zu 
beobachten  und  habe  sie  ausschliesslich  im  Wasser  angetroffen;  die 
ausgewachsenen  Männchen  waren  zu  dieser  Zeit  sämmtlich  mit  ko- 
pulatorischen  Bürsten  ausgerüstet.  Ihr  Aufenthalt  im  Wasser  ist  je 
nach  Ort  und  Klima  von  verschiedener  Dauer.  In  Nordafrika,  wo 
bekanntlich  die  Mitte  des  Winter  für  alle  Lurche  diejenige  Jahres- 
zeit ist,  welche  dem  Frühjahre  in  Mitteleuropa  entspricht,  hingegen 
die  wärmere  Periode  des  Jahres  von  ihnen  zu  einer  Art  von  Som- 
merschlaf benutzt  wird,  trifft  mau  den  Discoglossus  mit  Ilochzeits- 
attributeu  ausgerüstet  im  Februar  und  wohl  auch  früher  im  Was- 
ser an  und  aus  Spanien  erhält  man  schon  Ende  Februar  trächtige 
Weibchen  und  brünstige  Männchen.  Boscä  will  letztere  sogar  im 
Dezember  vorgefunden  haben.  Vermulhlich  um  diese  Zeit  herum 
obliegen  die  Thiere  im  Freien  ihrem  Laichgeschäft.  In  der  Gefan- 
genschaft gehalten,  laichten  bei  Lataste  algerische  Individuen  Mitte 
Februar,  die  spanischen  aber  um  einen  Monat  später.  He'ron-Royer 
sah  gegen  Ende  Mai  in  seinem  Aquarium  einen  männlichen  Disco- 

20* 


Q 


<;8 


glossus  versuchen  sich  mit  einem  Weibchen  zu  begatten,  aber  er- 
folglos, da  letzteres  ihm  aus  seiner  Umarmung  entschlüpfte.  Mitte 
Juli  war  dieser  Forscher  Augenzeuge  der  Paarung  und  des  Laichens 
bei    seinen    Pfleglingen,    die   allem   Anscheine   nach    aus   Algerien 
stammten.  Ueber  die  Art  und  Weise  wie  die  Begattung  stattfindet, 
wird  weiter  die  Rede  sein.    He'ron-Royer  giebt    an   seine  männli- 
chen Discoglossus  schreien  gehört  zu  haben  und  da  der  Genannte 
dabei  von  Lockrufen  spricht,   die  dem  Weibchen  gelten  und  etwa 
wie  sieben  oder  acht  Mal  rasch  aufeinander  folgende  und  abwechselnd 
stärker  und  schwächer  klingende  „ra-a"  lauten,  so  kann  man  vermu- 
then,  dass  diese  Art  nur  während  der  Brutzeit  ihre  Stimme  hören 
lässt.  Lataste  hingegen  ist  es  gelungen  nur  leise  ausgestossene  Töne 
wahrzunehmen,  die  ähnli  h   dem    Lärm    waren,    welchen    gewisse 
Käfer  durch  das  Reiben  an  der  Hautdecke  hervorzuheben  pflegen; 
er  giebt  ferner  an,  dass  Boscä  ihn  auf  den    Schmerzenslaut  beim 
Discoglossus  aufmerksam  gemacht  hat.  „Tandis  que  le  jeune  Dis- 
coglossus"   schreibt    nämlich    Boscä  an  Lataste,  „qu'on    tourmente 
pousse  un  cri  semblable  au  miaulemeut  d'un  jeune  chat,   l'adulte 
emet  un  son  qui  rapelle  le  petit  cri  deJlicat  et  deutelt  d'une  souris 
en  rut".  Mir  erging  es  ähnlich    wie    Lataste;  auf   Corsica,  in  den 
(regenden,  wo  Esculenta  fehlte,  Discoglossus  aber  sich  vorfand, 
habe  ich  nie  eine  Auurenstimme  zu  hören  bekommen    und    meine 
Pfleglinge  waren,  sei  es  weil    sie  auf  der    Reise  in  ihrem    engen 
Behälter  in  übler  Stimmung   sich  befanden,    oder    weil    zu  Hause 
angelangt  die  ungünstige  Jahreszeit  bald  eintraf,  stumm.  Darüber, 
ob  Discoglossus  auf  dem  Lande  oder  im  Schlamme  vergraben  den 
zu  gewissen  Jahreszeiten  eintretenden  Winter- oder  Sommerschlaf  hält, 
habe  ich  keine  Erfahrungen  *).  Jedenfalls  zwischen  diesen  periodisch 
wiederkehrenden  Schlummerzeiten  trifft  man  ihn  im  Freien    selten 
ausserhalb  des  Wassers  und  nähert  man  sich  ihm  allzunahe,  so  sucht 


')  In  Gefangenschaft  gehaltene  Discoglossus  verbringen  den  Winter  im  Sande 
und  in  lockerer  Erde  vergraben,  kommen  aber  ab  und  zu  aus  ihren  Verstecken 
heraus  um  ein  Bad  zu  nehmen  und  Nahrung  zu  suchen.  Auch  im  Sommer  sitzen 
die  Thiere  viel  in  der  Erde,  aber  nicht  so  tief  vergraben  wie  im  "Winter;  meistens 
stecken  sie  den  Kopf  an  die  Oberfläche  empor,  um  auf  vorbei  kriechende  und 
vorüber  fliegende  Insekten  zu  lauern.  Namentlich  verwundete  Individuen  halten  sich 
gern  in  der  Erde  vergraben;  die  Hautwunden,  ja  sogar  die  bei  den  Amphibien 
gefährlichen  Wunden  am  Maule  heilen  in  der  Regel  sehr  rasch,  wenn  dem  Thiere 
die  Möglichkeit  gegeben  ist  sich  in  reine,  lockere  Erde  zu  verkriechen.  Der  Disco- 
glossus verliert  in  der  Gefangenschaft,  wenn  man  zart  mit  ihm  umgeht,  seine 
Scheu,  lässt  sich  aber  nicht  anrühren  und  wird  geradezu  wild  und  unbändig  wenn 
man  es  thut;  die  Weibehen  legen  mehr  Zutrauen  gegen  ihren  Pfleger  an  den  Tag 
als  die  Männchen. 


—   309    - 

er  alsbald  zu  entwischen,  was  ihm  mitunter  gelingt,  da  er  als 
geschickter  Springer  und  gewöhnlich  ortskundig  die  Richtung  des 
Wassers  einschlagt  und  im  Nu  sein  Wasserbecken  erreicht,  oder 
aber  er  macht  sich  dem  Feinde  unsichtbar,  indem  er  auf  der 
Erde  niederkauert  und  ausharrt  bis  die  Gefahr  vorüber  ist;  so 
sieht  man  ihn  öfters  im  Käfig  sitzen,  wobei  er  seinen  Rumpf  bis 
zur  Uliförmlichkeit  aufbläht  und  abplattet.  In  der  Gefangenschaft 
behagt  ihm  allem  Anscheine  nach  am  meisten  ein  mit  nassen 
Kieselsteinen  bedeckter  Boden. 

In  der  neueren  Zeit  haben  Lataste  und  He'ron-Royer  Erfahrun- 
gen über  das  Fortpflanzungsgeschäft    des    Discoglossus    gesammelt 
und  darüber  berichtet.  Aus  diesen  allerdings  in  der  Gefangenschaft 
gemachten    Beobachtungen    geht    hervor,  dass    die    Begattung  im 
Wasser    stattfindet  und  dass    das    Männchen  seine  Gattin  um    die 
Lenden  umfasst.  Das  Weibchen,  obschou  paarungslustig,  macht  ge- 
wöhnlich dem  Männchen  viel  zu  schaffen  ehe  sie  sich  ihm  hingiebt; 
anfangs  soll  es  ihren  Freier   förmlich    necken  und  reizen,    macht 
er    aber    Anstalten    sie    mit    seinen    Vorderbeinen  zu  packen,    so 
entwischt  sie  ihm,  kommt  aber  immer  wieder  zurück,  wohl  durch 
sein  Locklied  „ra-a,  ra-a"  angezogen.    Dieses    Liedchen    klingt  zu 
Anfang  leise  und  schüchtern,  wird  aber  nach  und  nach  lauter  und 
mit  Leidenschaft  vorgetragen.   Gelingt  es  dein  Männchen    sich  der 
Umworbenen  ungestüm  zu  bemächtigen,  bevor  diese  bereit  ist  ihre 
Eier  abzustossen,  so  geberdet  sie  sich  in  seiner  Umarmung    wild, 
wendet  und  dreht  ihren  Körper  derart,  dass  beide  Brust  an  Brust  auf 
dem  Boden  des  Behälters  ringen  und  sich  herumwälzen,  sie  stösst  dabei 
mit  ihren  Beinen  weit  umher,  indem  sie  sich  gegen  die  Brust  und 
die  Schenkel  des  Männchens    stemmt;   ihre    schlüpfrige  und  straff 
gezogene  Haut  kommt  ihr  dabei  zu  statten,  denn  sie  befreit   sich 
nach  einer  Weile  und  lässt  den  in  seinem    Liebeseifer    gestörten, 
von    krampfhaften  Zuckungen  in  der  Becken-  und  Lenden-Gegend 
befallenen    Gatten  auf  dem  Kampfplatze  liegen.  Erholt  von  seinem 
Anfalle  scheint  er  durch  das  Misslingen    seiner    Versuche    sich  zu 
begatten    auch  nicht  im  mindesten    verblüfft,    sondern    sucht   sein 
bevorzugtes    Sitzplätzchen    wieder    auf   und    lässt    sein  Schnarren 
womöglich  noch  kräftiger  ertönen,  als  wäre  er  soeben    Sieger  im 
Kampfe  geblieben.  Inzwischen  hat  sich  seine  Gattin  eines  besseren 
bedacht,  die  Legezeit  ist  herangetreten,  sie  nähert  sich    gefügiger 
dem  Gatten  und  lässt  sich    dieses  Mal  von    ihm    umarmen.  Diese 
Umarmung    dauert    aber    nur  kurze  Zeit;  es  entfallen  der  Kloake 
einige  wenige  Eier,  worauf  das  Weibchen  sich  entfernt,    während 


—  310  — 

das  Männchen  mit  seinen  Werbungen  fortfährt.  Auf  diese  Weise 
vergehen  die  Abendstunden;  erst  nachts  lässt  sich  das  Weibchen 
auf  längere  Zeit  umarmen;  die  Laichkörner  werden  eiuzeln  gelegt 
und  der  Laich  wird  befruchtet.  In  den  zwei  darauf  folgenden 
Abenden  und  Nächten  wird  das  nämliche  mit  dem  gleichen  endgül- 
tigen Erfolge  begleitete  Liebesspiel  erneuert,  tags  über  aber  pausirt. 
Die  Eier,  theilt  uns  He'ron-Royer  mit,  kleben  fest  am  Boden  des 
Aquariums  ohne  aneinander  zu  haften.  Aus  Vorsicht  wurden  sie  in 
dem  am  meisten  erhellten  Eck  zwischen  der  Glasscheibe  und  einem 
Ziegelstein  gelegt;  sie  waren  nebeneinander  gereiht  und  bildeten 
ein  Beet  von  7  bis  8  cm  in  Quere  und  Länge;  der  von  ihnen 
verdeckte  Platz  war  rechteckig  und  die  Eier  lagen  darauf  in  dicht 
gedrängten  regelmässigen  Serien,  genau  wie  Perlen  vertheilt,  und 
nur  diejenigen  Eichen,  welche  anfangs  abgestossen  und  vom 
herumtobenden  Weibchen  auseinander  geworfen  waren,  schwömmen 
vereinzelt  an  der  Wasseroberfläche  umher  oder  blieben  an  Pflanzen 
kleben.  Der  Dotter  soll  einen  Durchmesser  von  1  mm  haben,  an 
seiner  oberen  Hälfte  braunschwarz,  an  der  unteren  weiss  erscheinen 
und  anfangs  von  einer  dünnen  Hülle,  die  einige  Stunden  später 
aufquillt  und  eine  Dicke  von  1  bis  2  mm  erhält,  umgeben  sein. 
Am  dritten  Tage  vertat  der  3  mm  lange  Embryo  die  Eihülle  und 
setzt  sich  an  der  Wand  des  Behälters  an.  Die  Embryonalentwicke- 
lungsvorgänge  nehmen  weniger  wie  zehn  Tage  in  Anspruch,  der 
Kaulquappenzustand  soll  40  bis  50  Tage  dauern  (He'ron-Pioyer). — 
Larven  von  Discoglossus  werden  in  wärmeren  Gegenden  Corsicas, 
so  bei  Ajaccio,  mitten  im  Winter  (F.  Müller),  im  corsicanischen 
Gebirge  den  ganzen  Sommer  hindurch  sowie  auch  im  Frühherbst 
und  in  Algerien  im  Februar  angetroffen.  Ob  wir  daraus  den  Schluss 
ziehen  dürfen,  dass  die  Herbstlarven  in  rauhen  Zonen  überwintern? 
Ueberhaupt  fällt  es  bei  einer  Art,  wie  Discoglossus  pictus, 
die  in  den  verschiedensten  Klimaten  lebt  und  folglich  an  die 
verschiedensten  Lebensbedingungen  anpassungsfähig  ist,  recht  schwer, 
und  namentlich  dann  wenn  Aufzeichnungen  spärlich  sind,  etwas 
gewisses  über  die  Lebensweise  derselben  mitzutheilen. 

Sowohl  von  D.  p  i  c  t  u  s  t  y  p  i  c  u  s  als  auch  von  p  i  c  t  u  s  s  a  r  d  u  s 
liegen  mir  vorzügliche  Abbildungen  vor.  Von  den  ältesten  sind 
diejenigen  bei  Gene',  Bonaparte  und  Otth  sehenswerfh.  Gene'  hat 
uns  zwei  farbige  Bilder  von  sardus  sowie  die  Abbildung  des 
Beckengürtels  hinterlassen,  während  Bonaparte  auf  einer  der  Tafeln 
seiner  Iconografia  die  Oberansicht  von  beiden  Formen  und  auf  einer 
anderen  die  Seitenansicht  zweier  Zeichnungsvarietäten  von  pictus 


—  311  — 

typicus    iu    sitzender    Stellung    hat    abzeichnen    lassen.    Diese 
Seitenansichten  sind  die  weniger  gut  gelungenen,  da  die  Zugespitzt- 
heit    des    Schnauzenendes    wenig  siebtbar    ist    und    die  Kopflänge 
insofern  nicht  ganz  natürlich    erscheint,  als  auf   dem    Lande    der 
Discoglossus    nur    dann  seinen  Kopf  so  hoch  hebt,  wenn  er  nach 
einem   Insekt    schnappen  will.  In  den  nämlichen  Fehler    ist    auch 
derjenige  Künstler,  der  die  schönen  Tafeln  zu  Lataste's  „Etüde  sur 
le  Discoglosse"    geliefert    hat,    verfallen,  denn    eine    solche,  mau 
möchte  sagen  aufrechte  Körperlage  und  eine  solchen  aufgeweckten 
und  nüchternen  Ausdruck,  wie  es  auf  Fig.  a,  b,  d  wiedergegeben 
ist,  nimmt    der    Discoglossus    nur    dann  an,  wenn  er  im  Wasser 
sitzt;  auf  dem  Lande  aber  kauert  er  sich  gewöhnlich    zusammen, 
so  etwa    wie    er    auf  Fig.  c  dargestellt   ist,    und   sieht    weniger 
Eeck  aus;  seine  ganze  Haltung    verräth,  dass  das  Land  nicht  sein 
klement  ist  und  dass  er  sich  ducken  muss,  um  nicht  des  Feindes 
Beute  zu  werden.  Sonst    lassen  die  Figuren  bei  Lataste  in  Bezug 
auf   die    Feinheit    der   Ausführung    und  in  Betreff   des    Kolorites 
nichts  zu  wünschen    übrig    und    gehören  zu  den    besten    die    wir 
Amphibiologen  besitzen.  Die  dritte  Tafel  bei  Lataste  enthält  ferner 
sehr    willkommene    osteologische    Details  sowie  vier   verschiedene 
Ansichten  von  der   Quappe,    Abbildungen    von    Larvenzähnen    und 
endlich    die   Umrisse    der    Pupille    beim    ausgewachsenen    Thiere. 
Camerano's  Zeichnung  sind  gleichfalls  lobenswerth.  Textfigur  1.  a, 
b  in  seiner  grossen  Anuren-Monographie  zeigt  die  Ausdehnung  der 
Schwimmhäute  an  den  Zehen  biem  Männchen  und  Weibchen;  Fig.  2. 
a,  b,  c,  d,  e  geben  die  Umrisse  des  Kopfes  bei  pictus  typicus 
und  bei  sardus  und  Fig.  9  auf   Taf.  II  stellt  das  Gerippe    von 
sardus    dar,    während  Taf.  III  in  seiner    früheren,  in  den  Atti. 
R.  Accad.  Sc.  Torino  1879  veröffentlichten  Abhandlung,    die  drei 
von  ihm  anerkannten  Formen  veranschaulicht. 

Vorkommen. 

Diese  wohl  nur  in  den  westlich  gelegenen  Ländern  des  Mittel- 
meerbeckens vorkommende  Species  hat  in  Europa  eine  ziemlich 
beschränkte  Verbreitung.  Als  ihre  eigentliche  Heimath  muss  hier 
die  pyrenäische  Halbinsel  angesehen  werden,  woselbst  sie  nament- 
lich im  Westen,  also  in  Portugal,  im  Süden  und  in  den  Central- 
provinzen  Spaniens  allenthalben  gemein  und  an  einigen  Orten  iu 
Gemeinschaft  mit  R.  esculenta  anzutreffen  ist.  Aus  Portugal 
wird  sie  von  Porto  (1),  Penaliel,    Vallongo,  Santa  Cruz  do  Bispo 


—  312   — 

(15),  Mattozinhos  bei  Porto,  Braga  (1),  Goimbra  (157),  Ovar 
(161.  p.  253),  Setubal  und  Arrentella  in  Estremadura  (Böttger), 
Mertola  und  Serra  de  San  Mamede  in  Alemtejo  (238.  S.  531) 
und  Monohique  in  Algrave  genannt.  Ihre  spanischen  Fundorte  sind 
Monte  de  San  Julian  de  Tuy  auf  der  portugiesisch-galicisehen 
Grenze  (225.  p.  479),  Poutevedra,  Ferrol,  Cabanas  in  Galieia 
(225),  Madrid,  Somosaguas  bei  Madrid,  Ciudad-Real  und  Despo- 
blado  de  la  Caracollera,  Cabeza  del  Buey  in  Estremadura  (14.  p. 
253),  Sevilla  (18),  Algeciras  (21)  und  Albacete.  Auf  den  Balearen 
ist  D.  pietus  zur  Zeit  noch  nicht  nachgewiesen,  auf  Corsica 
dagegen  ist  er  sowohl  im  Gebirge  im  fliessenden  Wasser,  so  in 
Bastelica,  Bocognano,  Corte,  Vivarrio  und  Orezza  (262.  S.  255), 
als  auch  in  sumpfigen  Gegenden  nahe  am  Meeresufer,  so  z.  B. 
bei  Ajaccio  (163)  zu  Hause;  er  soll  aber  im  Süden  der  Insel 
häufiger  sein  als  im  Norden.  Die  corsicanischen  Stücke  im  Museum 
in  Turin  stammen  aus  Sartene  (13).  Sein  Vorkommen  auf  Sardinien 
ist  seit  längerer  Zeit  bekannt,  schon  Cetti  (162)  erwähnt  ihn 
unter  dem  Namen  „Rana  acquejola".  Alsdann  ist  es  Gene  (261) 
gewesen,  der  ihn  als  auf  der  südwestlich  von  Sardinien  gelegenen 
Insel  S.  Pietro,  in  Gallura,  Barbagia  und  Ogliastra  vorkommend 
angegeben  hat.  Aus  Laras  hat  ihn  Caraerano,  vom  Gennargentu 
Giglioli  (48)  erhalten  und  aus  der  Umgebung  von  Sassari  besitze 
ich  ein  Exemplar.  Auf  einigen,  zwischen  dem  Festlande  Italien 
und  Corsica  liegenden  Inseln,  so  auf  Giglio  und  Montecristo  ist  er 
gleichfalls  einheimisch  (Giglioli.  326.  S.  97).  Auf  Sicilien  scheint 
er  z.  Th.  den  gemeinen  Frosch  zu  vertreten  und  die  Sümpfe  und 
Salzseen  am  Meeresufer  zu  bevölkern  (263).  Minä  Palumbo  kennt 
ihn  übrigens  auch  aus  den  Bergen,  so  aus  den  Nebroden,  wo  im 
Madoniagebirge  eine  besondere  Varietät  nebrodensis  vorkommen 
soll  (56).  Speciellere  sicüianische  Fundorte  sind  Villa  Julia  bei 
Palermo,  Calatafimi  und  Giardino  Garibaldi  in  Palermo  (327), 
Caltanisetta  und  Catania  (240),  Modica  (328),  Faro,  Messina  und 
Siracusa  (Giglioli).  Dass  das  Thier  auch  auf  Malta  und  Gozzo  nicht 
fehlt,  wissen  wir  durch  De  Betta  (243),  Boulenger  (9.  p.  446) 
und  Giglioli  (op.  cit.).  Auch  soll  nicht  unerwähnt  gelassen  werden, 
dass  De  Betta  (192)  und  v.  Heldreich  (190.  S.  76)  das  Vorkom- 
men des  Thieres  auf  Santa  Maura  im  Ionischen  Meer  verbürgen 
wollen.  Ausserdem  behauptet  v.  Heldreich,  dass  es  in  Attika  vor- 
käme; darüber,  ob  diese  Behauptung  auf  eigenen  Erfahrungen 
beruht,  oder  nur  eine  Wiederholung  der  Angabe  vom  Dumeril  und 
Bibron  (320.  p.  428)  ist,  kann  ich  kein  Urtheil  haben,  jedenfalls 


—     .  ( 1 . )    — 

aber  muss  bemerkt  werden,  dass  D.  pictus  mir  weder  in  Attika 
noch  auf  den  Cykladen  begegnet  ist.  Im  Museum  zu  Athen  war 
im  Jahre  1880,  als  ich  Griechenland  bereiste,  kein  einziges  Exemplar 
des  Discoglossus  vorhanden;  sämmtliche  unter  diesem  Namen  im 
genannten  Museum  konservirten  Stücke  erwiesen  sich  als  R.  es- 
culenta.  Auf  die  Mittheilung  Lataste's,  wonach  der  Discoglossus 
in  Klein-Asien  sich  vorfinde,  kann  ich  ebenfalls  keinen  besonderen 
Werth  legen,  denn  diese  Fundortsangabe  stammt  aus  zweiter  oder 
dritter  Hand  und  ist  Thieren  beigefügt  worden,  welche  aus  einer 
Naturalienhandlung  stammen.  Weit  mehr  Vertrauen  verdienen  die 
meisten  auf  Belegstücke  gestützten  Angaben  verschiedener  Forscher 
über  das  Vorkommen  des  Discoglossus  in  Kord-Afrika;  sein  Wohn- 
gebiet scheint  sich  hier  von  Tunis  an  (9)  auf  Algerien  und  Ma- 
rokko auszudehnen.  In  Algerien  ist  er  sowohl  an  der  Küste,  so  z. 
B.  in  Jardin  d'essais  (6),  in  der  Umgebung  dieser  Stadt  und  in 
Oran,  als  auch  im  Inneren,  wie  z.  B.  in  Biskra  (Lataste),  in  der 
Provinz  Coustantine  (329.  p.  202.  —  292.  S.  475)  und  in  Tlemsen 
(207)  von  Strauch,  Lataste,  Kobelt  und  anderen  gesammelt  worden. 
Aus  den  Angaben  Camerano's  (4.  328)  und  BöUger's  (5)  geht 
ferner  hervor,  dass  er  an  verschiedenen  Punkten  in  Marokko  sich 
findet.  Das  Museum  in  Turin  besitzt  Stücke  aus  Tetuan  und  Moga- 
dor  und  in  der  Senckenbergischen  Sammlung  sind  Exemplare  vor- 
handen, welche  in  Tanger,  Casablanca  und  zwischen  Mogador  und 
Marokko  erbeutet  worden  sind.  —  Auf  Corsica  beobachtete  ich  diese 
Art  bis  nahezu  750  m.  Seehöhe. 


15.   BOMBINATOB  PACHYPUS  (FITZ.),  BONAPAR- 
TE. 1838. 

Synonymie  und  Literatur. 

Bombinator  pachypus  Bonaparte,  Iconografia  della  Fauna  ifca- 
lica,  II.  c.  flg.  Boulenger,  in  Bull.  Soe.  Zool.  de  France,  1888, 
p.  175. — B.  bombinus  Boulenger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1886, 
p.  499,  pl.  L,  flg.  1.  Her on- Roy er,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France, 
1887,  p.  640,  pl.  XI  et  XII,  flg.  2,  10,  12,  13,  46—49.  Wolter- 
storff,  in  Zeitschr.  f.  gesammt.  Naturwiss.  61  Bd.  S.  28. — Feuer- 
kröte, Rösel,  Hist.  nat.  ranar.  nostrat.  tab.  22,  p.  97.  Beckstein, 
De  la  Cepede's  Naturgesch.  d.  Amphibien,  IL  Weimar,  1880  (Spielart).— 
Rana  bombina  Sturm,  Deutschland^  Fauna,  III.  in.  Tat*.  Latrjüle, 


—  314  — 

Hist.  nat.  Salamandres  de  France,  p.  XXXIX.  —  Bufo  bombinus  Dau- 
din,  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  75,  pl.  76;  Hist.  nat.  Rept.  VIII, 
p,  146.  Schinz,  Fauna  helvetica,  p.  145. — Bombina  ignea,  v.  Bei- 
der u.  Hahn,  Fauna  boica,  III.  ra.  Taf.  Koch,  in  Sturm,  Deutschi. 
Fauna,  III.  182S  (nach  Boulenger!).—  Bombinator  igneus  I)u- 
mdril  et  Bibron,  ErpeHologie  gener.  VIII,  p.  487.  Lataste,  iu  Revue 
intern,  des  Sciences,  1878,  p.  494.  Bonaparte,  Amphibia  europea,  1.  c. 
part.  Schlegel,  De  Dieren  van  Nederland.  Gewerveide  Dieren.  Haarlem, 
1862,.  p.  36.  PI.  II.  De  Betta,  Rettili  ed  Anfibi,  in  Fauna  d'Italia. 
Fatio,  Faune  des  Verte'bre's  de  la  Suisse,  III,  p.  369.  Camerano,  in 
Mem.  R.  Accad.  Sc.  Torino,  1883,  p.  211.  Leijdig,  Die  anuren  Ba- 
trach.  d.  deutsch.  Fauna,  S.  60.  Fig.  9,  10,  31,  32,  51,  63,  64, 
72—74,  76.  Boulenger,  Cat.  Batr.  Sal.  Coli.  Brit,  Mus.  p.  447. 
v.  Bedriaga,  in  Zoolog.  Anzeiger,  1879,  S.  664.  De  Betta,  Erpetolog. 
Prov.  Venete  e  del  Tirolo  merid.  Accad.  Agricolt.  Arti  e  Commercio  di 
Verona,  XXXV.  Lataste,  Essai  d'une  Faune  herpetolog.  de  la  Gironde. 
Bordeaux,  1876.  Koch,  Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudat.  Batrach. 
d.  Unter-Main-  u.  Lahn-Gebietes,  S.  45  (Var.  b  r  e  v  i  p  e  s).  Schreiber, 
Herpetolog.  europaea,  pp.  95,  96  (Var.  a).  — B.  brevipes,  Lichten- 
stein, Nomenciator  rept.  et  amphibior.  mus.  zoolog.  Berolinensis,  p.  40 
(nom.  nud.).  Bombinator,  Brach,  in  Würzburg,  naturwiss.  Zeitschr. 
IV.  S.  96. 

Aeusserer   Habitus. 

Der  Körper  ist  plump,  gedrungen  und  von  oben  niedergedrückt, 
nur  zwischen  den  Schultern  ist  eine  schwache  Wölbung  sichtbar; 
der  Kopf  ist  deutlich  kürzer  als  im  hintersten  Theile  breit,  oben 
platt,  mit  im  Vergleich  zu  bombinus  breit  abgerundeter  Schnauze 
und  schief  nach  aussen  und  unten  gerichteten  Seiten.  Die  Schnau- 
zenkante ist  verrundet;  die  Kehle  ist  nicht  aufgetrieben.  Die  klei- 
nen, nach  oben  gerichteten  Nasenlöcher  stehen  von  einander  na- 
hezu ebenso  weit  entfernt  wie  von  den  Augen;  der  Zwischenraum 
zwischen  ihnen  ist  ungefähr  dem  Interpalpebralraume  gleich,  die 
Breite  des  Lides  hingegen  ist  merklich  grösser  als  der  Abstand  der 
Augen  von  einander.  Die  nahe  an  einander  stehenden  grossen  Augen 
sind  konvex  nach  oben  und  aussen  gerichtet  und  im  Durchmesser 
grösser  als  die  Entfernung  der  äussersten  Ränder  der  Nasenöffnun- 
gen von  einander.  Die  Pupille  hat  die  Umrisse  eines  Kartenher- 
zens oder  eines  Dreieckes,  dessen  spitz  auslaufender  Winkel  nach 
unten  und  dessen  zwei  übrige  abgerundete  Winkel  nach  hinten  und 
vom  gerichtet  sind;  sowohl  die  Seitenränder  als  auch  der  Oberrand 
der  Pupille  sind  bogig.  Die  Pupille  ist  fast  ebenso  hoch  wie  breit. 
Nachts  ist  sie  nicht  einfach  kreisrund,  wie  Bruch  angiebt,  sondern 


—  315  — 

rund  mit  einem  nach  unten  zu  gerichteten  vertretenden  stumpfen 
Winkel,  allerdings  ziemlich  genau  so  wie  bei  den  meisten  unserer 
Batrachier.  Wenn  Bruch  ausserdem  sagt,  dass  die  Pupille  bei  Bom- 
binator „nicht  eigentlich  dreieckig,  wie  Wagler  und  Tschudi  mit 
einiger  Abweichung  angeben,  sondern  dreispaltig,  nämlich  eine  senk- 
rechte Spalte,  welche  sich  nach  oben  in  zwei  kurze  Seitenscheukel 
spaltet"  aussieht,  so  ist  mir  dieser  Satz,  namentlich,  wenn  ich  mir 
die  Beschaffenheit  der  Pupille  an  den  vor  mir  sitzenden  lebenden 
Feuerkröten  näher  betrachte,  nicht  klar. 

Das  Trommelfel  und  die  Ohrdrüse  fehlen;  ebenso  die  Stimmsä- 
cke; die  Warzen  hinter  den  Augen  können  jedoch  etwas  stärker 
entwickelt  erscheinen  und  eine  wulstartige  Hervorragung  bilden. 
Oberkinnlade  und  Gaumen  sind  bezahnt,  Unterkinnlade  zahnlos.  Die 
Oberkieferzähue  sind  von  Leydig  in  seinem  Buche  über  die  Anuren 
auf  Taf.  IV  abgebildet  worden;  sie  sind  stark  einwärts  gekrümmt 
und  mit  hakenförmigen,  zweispitzigen  oder  zweilappigen  Enden  ver- 
sehen. Die  Zähne  am  Gaumen  bilden  eine  in  der  Mittellinie  des 
Gaumens  unterbrochene,  hinten  und  zwischen  den  Choanen  stehende 
Reihe.  Die  gewöhnlich  breitere  als  lange,  ziemlich  glatte  Zunge  ist 
mit  ihrer  ganzen  Unterseite  an  den  Boden  der  Mundhöhle  festge- 
wachsen, nur  die  Seitenränder  sind  in  geringer  Ausdehnung  frei. 

Die  Gliedmassen  sind  etwas  kräftiger  entwickelt  als  bei  bom- 
binus  das  nach  vorn  gestreckte  Vorderbein  erreicht  mit  der  Spitze 
des  kürzesten  Fingers  die  Schnautzenspitze.  Die  Hand  ist  breiter, 
die  Finger  sind  kürzez  und  stärker  abgeplattet  als  bei  bombinus; 
zwischen  dem  längsten  dritten,  dem  zweitlängsten  vierten  und  dem 
drittlängsten  zweiten  Finger  sind  beim  Männchen,  namentlich  zur 
Brunstzeit,  ganz  kurze,  aber  ziemlich  derbe  Bindehäute  zu  sehen. 
Der  Daumen  ist  ziemlich  dick  und  kürzer  als  die  übrigen  Finger; 
der  Längenunterschied  zwischen  dem  2.  und  4.  Finger  ist  ein  un- 
bedeutender, diese  beiden  Finger  können  fast  gleichlang  sein.  Der 
Daumenballen  ist  grösser  als  bei  bombinus,  insbesondere  beim 
brünstigen  männlichen  pachypus;  ihm  gegenüber  auf  dem  ent- 
gegengesetzten Rande  der  Handwurzel  sitzt  ein  bedeutend  kleinerer 
Ballen  und  dazwischen  kann  sich  noch  ein  dritter  hiuzugesellen, 
der  bei  den  aus  Dalmatien  stammenden  Stücken  so  gross  und  so 
stark  hervortritt,  dass  ich  vorschlagen  möchte,  falls  es  sich  erge- 
ben sollte,  dass  die  Dalmatiner  stets  mit  drei  deutlich  ausgepräg- 
ten Hautballen  versehen  sind,  sie  als  Var.  Kolombatovici  zu 
benennen,  zu  Ehren  des  Prof.  Kolombatovic,  dem  ich  die  mir  vor- 
liegenden Individuen  aus  Spalato  verdanke.    Die    kräftig   gebauten. 


-    31G   — 

und  dicken  Hinterbeine  erreichen,  nach  vorn  gelegt,  mit  dem  Fer- 
senhöcker das  Auge  (c?),  oder  aber  nur  die  Mundwinkel,  wie  es 
bei  den  Weibchen  der  Fall  zu  sein  pflegt.  Der  Fuss,  vom  kleinen 
Fersenhöcker  an  gemessen  ist  kürzer  als  der  Unterschenkel,  oder 
aber  Fuss  und  Unterschenkel  haben  dieselbe  Länge.  Die  Zehen 
sind  etwas  kürzer,  aber  breiter  und  stärker  gebaut  als  bei  b  o  m- 
binus,  sie  sind  sehr  breit,  abgeplattet,  gegen  die  Spitze  zu  we- 
niger dünn  auslaufend  und  nie  so  spitz  wie  bei  bombinus  en- 
dend; sie  nehmen  von  der  1.  zur  4.  rasch  an  Länge  zu,  während 
die  5.  Zehe  kürzer  als  die  3.  ist.  Die  Unterschiede  in  der  Zehen- 
länge scheinen  mir  beim  Weibchen  grösser  zu  sein  als  beim  Männ- 
chen, namentlich  hinsichtlich  der  drei  letzten  Zehen.  Die  Spann- 
häute sind  bedeutend  länger  und  weniger  stark  ausgerandet  als 
bei  bombinus:  beim  Männchen  erreichen  sie  fast  die  Spitze  der 
vier  ersten  Zehen  und  die  Spitze  der  5.  Zehe,  beim  Weibchen 
lassen  sie  die  letzten  Glieder  an  den  ersten  drei  Fingern  frei  und 
erstrecken  sich  an  der  4.  und  5.  Zehe  bis  nahezu  zur  Spitze  hin; 
zur  Brunstzeit  erscheinen  die  Schwimmhäute  etwas  stärker  entwi- 
ckelt als  ausserhalb  derselben.  Die  Gelenkhöcker  fehlen;  es  sind 
höchstens  einige  glatte  oder  mit  Harnhöckern  versehene  Warzen 
an  der  Unterseite  des  Fusses  vorhanden. 

Die  Oberseite  des  Thieres  ist  namentlich  am  Rücken  und  an 
den  Schenkeln  in  der  Regel  mit  zahlreichen,  ungleich  grossen,  bis- 
weilen in  Gruppen  angeordneten,  meist  grösseren  Warzen  als  bei 
bombinus  besetzt,  welche  mit  dunklen,  bald  grösseren,  bald  klei- 
neren Hornhöckern  oder  Hornstachelu  gekrönt  sind;  jede  Warze  ist 
entweder  nur  mit  einem  solchen  Höcker  besetzt,  oder  aber  der 
Höcker  wird  von  mehreren  anderen  umringt.  Vergl.  Fig.  76  in 
Leydig,  Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna.  Die  Unterseite 
ist  mit  flacheren,  weniger  zahlreichen  Warzen  und  weniger  stark 
entwickelten  Hornhöckern  versehen,  sie  kann  auch  ganz  glatt  er- 
scheinen; am  stärksten  ausgebildete  und  wie  wahre  Dornen  aus- 
sehende Höcker  finden  sich  auf  den  Schenkeln;  die  Warzen  auf 
den  Lidern  sind  in  der  Regel  grösser  als  bei  B.  bombinus. 

Masse  in  mm.   S-  Körperlänge  41;  Kopflänge  12.5,    Kopfbrei- 
te 13.5,  Hinterbein  51,  Oberschenkel  14.5,    Unterschenkel   14.5, 
Fuss,  vom  Fersenhöcker  an  gemessen  14.5,    Vorderbein    19.5.— 
9.  Körperläuge  40.5,  Kopflänge  12,  Kopfbreite  13,  Hinterbein  49, 
Oberschenkel  14,  Unterschenkel  14.5,  Fuss  13,  Vorderbein   19.5. 


—  317   — 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  Oberseite  ist  gleichförmig  grau,  manchmal  ins  Olivenfarbige, 
häufiger  ins  Braune  spielend,  mit  in  der  Regel  nicht  sehr  zahl- 
reichen, kleinen  und  meist  undeutlich  ausgeprägten  dunklen,  eher 
dunkelgrauen  und  braunen  als  grünen  Flecken  und  von  dunklen 
Hornhöckern  oder  Hornstacheln  gekrönten  Warzen.  Die  dunkle  Fle- 
ckung tritt  am  deutlichsten  an  der  Oberkinulade,  an  den  Rumpfseiten 
und  auf  den  Beinen  zum  Vorschein  und  kann  an  letzteren  na- 
mentlich oberseits  auf  dem  Unterarm,  am  Unterchenkel,  auf 
der  Fusswurzel  und  dem  Fusse  eine  grünliche  Querbänderung 
bilden;  die  dunklen  Flecken  am  Rücken  und  auf  den  Lidern 
sind  gewöhnlich  weniger  scharf  umgränzt;  am  Vorderrücken  tre- 
ten bisweilen  zwei  nach  rückwärts  divergirende,  kurze  dunkle 
Striche  auf,  die,  obschon  sie  vom  nicht  zusammenstossen,  etwa 
die  Figur  eines  breiten  V  bilden;  vor  diesen  findet  sich  biswei- 
len ein,  allerdings  nur  spurweise  angedeuteter  Fleck,  welcher 
stets  heller  als  der  Untergrund  erscheint  und  in  Verbindung  mit 
einem  ähnlichen  am  Hinterrücken  sich  befindenden  Fleck  eine  Form 
annimmt,  die  etwas  an  die  X-förmige  Figur  bei  Pelodytes  erinnert. 
Bei  Thieren  im  Wasser,  insbesondere  aber  zur  Brunstzeit,  erschei- 
nen die  Körperoherseite,  sowie  die  Gliedmassen,  wie  Leydig  es 
bereits  erwähnt  hat,  mit  einem  Bronzeschimmer  überflogen.  „Es  ist 
dasselbe  Pigment",  sagt  Leydig,  „welches  auch  der  Iris  die  braune 
Erzfarbe  giebt".  „In  den  ilochalpen,  z.  B.  bei  Lebermoos",  fügt 
derselbe  Gewährsmann  hinzu,  „dann  im  unteren  Innthal,  war  allge- 
mein der  Rücken  der  von  mir  gesammelten  ausgewachsenen  Thiere 
stark  dunkel,  beinahe  schwarz;  wohl  aus  gleichem  Grunde,  warum 
in  feuclitea,  kühlen  Gebirgsgegenden  auch  die  Farbe  anderer  hö- 
herer und  niederer  Thiere  gern  ins  Dunkle  zieht.  Exemplare,  die 
man  bei  uns  in  schattigen  Waldgräben  antrifft,  zeigen  auch  oft 
eine  schwärzliche  Rückenfarbe,  welche  sich,  indem  man  die  Thiere 
zu  Hause  hält,  in  ein  lichtes  gelblich  Grau  umsetzt"  Nahezu  ober- 
seits fleckenlose  und  einfarbige  Individuen  von  B.  pachypus 
kommen  gleichfalls  vor.  Die  Unterseite  ist  vorherrschend  gelb,  doch 
nicht  selten  auch  gelblich  weiss  oder  orange.  Auf  dieser,  im  Ge- 
gensatz zu  bombinus  hellen  Grundfarbe  stehen  bald  grössere, 
bald  kleinere,  mehr  oder  weniger  dunkle,  graue,  blaugraue,  zu- 
weilen etwas  dunkler,  fast  schwarz  umrandete  und  helle  Punkte 
enthaltende,  bald  von  einander  getrennte,  bald  wieder  theilweise 
untereinander  zusammenhängende  und  Marmelbinden  bildende  Fle- 


—  318  — 

cken,  welche  sich  aber  wohl  nie  in  dem  Grade  ausbreiten,  da?s 
sie  den  Grundton  verdrängen.  Die  dunklen  Flecken  oder  Kreise 
auf  der  Kehle  sind  nur  in  geringer  Zahl  vorhanden;  das  Gelb  der 
Kehle  ist  von  dem  des  Bauches  in  der  Regel  durch  ein  dunkles 
Band  getrennt;  hingegen  erstreckt  sich  die  gelbe  Grundfarbe  der 
Rumpfunterseite  meist  ununterbrochen  bis  auf  die  Unterseite  des 
Vorderarmes,  nur  an  der  Handwurzel  findet  gewöhnlich  eine  Un- 
terbrechung der  Grundfarbe  statt,  indem  der  graue,  dunkel  gefleckte 
Fond  der  Oberseite  der  Beine  sich  nach  unten  zu  ausdehnt,  so 
dass  das  Gelb  hier  einen  grossen,  den  grössten  Theil  der  Hand- 
wurzel einnehmenden  Fleck  bildet  und  den  ersten  Finger  unten 
und  am  Innenrande  überzieht,  während  die  übrigen  drei  Finger  dun- 
kel, und  nur  an  ihren  Spitzen  sowohl  unterseits,  als  auch  in  den 
meisten  Fällen  oben  gelb  erscheinen.  Auf  der  Brust  können,  ob- 
schon  selten,  die  dunklen  Marmelbinden  derart  zusammenfliessen, 
dass  die  Grundfarbe  in  Form  von  zwei  Flecken  auftritt,  also  ähnlich 
wie  bei  bombinus.  Das  Gelb  des  Bauches  setzt  sich  wohl  stets 
ohne  Unterbrechung  jederseits  auf  die  Oberscheukelunterseile  fort 
und  bildet  hier  eine  sich  schlängelnde  oder  am  Rande  vielfach 
ausgezackte  Binde,  welche  einen  breiten  Ast  nach  oben  auf  die 
Hinterfläche  des  Oberschenkels  en'sendet,  der  mitunter  bei  der  Be- 
trach'ung  des  Thieres  von  oben  sichtbar  ist.  Aehnlich  wie  bei 
bombinus  zieht  sich  auch  bei  pachypus  eine  gelbe,  aber  brei- 
tere Binde  auf  der  Unterseite  der  Fusswurzel  entlang,  nur  insofern 
ist  ein  Unterschied  vorhanden,  als  diese  Binde  in  der  Regel  mit 
dem  gelben  Fleck  auf  der  Sohle  vereinigt  erscheint  und  nicht  wie 
bei  bombinus  von  diesem  getrennt  ist.  Auch  erscheint  dieser 
F'eck  an  der  Sohle  etwas  grösser  wie  bei  letzterem,  denn  er  ent- 
spricht der  Breite  von  meistens  vier  Zehen,  er  dehnt  sich  etwas 
weiter  auf  den  Innenrand  der  kürzesten  Zehe  aus  und  tliesst  bis- 
weilen mit  dem  Gelb  zusammen,  das  die  Innenseite  der  Fusswurzel 
überzieht;  die  erste  Zehe  ist  unterseits  gelb,  mitunter  mit  einem 
dunklen  Querfleck  gezeichnet,  auch  oberseits  ist  diese  Zehe  gelb 
gefleckt;  alle  Zehenspitzen  sind  gelb;  die  Spannhäute  dunkel  ge- 
ädert und  gefleckt,  jene  zwischen  der  kleinsten  und  der  zunächst 
liegenden  Zehe  mit  einem  hellen  Fleck  versehen.  Schliesslich  muss 
noch  erwähnt  werden,  dass  die  weisslichen,  von  dunklen  Flecken 
umgebeneu  Punktilecke,  welche  bei  bombinus  an  den  Rumpf- 
und Bauchgrenzen,  an  den  Kehlseiten  sowie  auch  vorn  an  den 
Gliedmassen  vertheilt  erscheinen,  bei  B.  pachypus  schwächer  und 
meistens    nur    an  den  Flanken  zutage  treten.  Die  Augen  sind  bei 


—  319   - 

pachypus  insofern  schöner  wie  bei  bombinus,  als  bei  diesem 
das  inetallischglänzende  Pigment  eher  als  bei  jenem  einen  Gold- 
schimmer annimmt;  bei  pachypus  ist  der  Grund  von  Hellbraun 
derart  durchsetzt,  dass  die  Iris,  wie  Leydig  richtig  bemerkt,  eine 
braune  Erzfarbe  zeigt.  Auch  ist  hier  das  Goldgelb  am  Rande  der 
Pupille  blasser  und  weniger  deutlich  ausgeprägt  als  bei  bombi- 
nus. Mitunter  bildet  das  Braun  vom  unteren,  spitz  zulaufenden 
Theil  der  Pupille  weg  einen  senkrechten  Strich;  die  obere  Iris- 
hälfte ist,  wie  es  auch  bei  bombinus  von  mir  beobachtet  wurde, 
etwas  dunkler  als  die  untere;  der  helle  Saum  ist  bei  beiden  Arten 
an  den  Pupillenecken  in  der  Regel  von  dunklem  Pigment  unter- 
brochen. 

Jüngere  Thiere  zeigen  oberseits  in  der  Regel  mehr  ein  lichtes, 
ins  Aschfarbene  ziehende  Grau,  unterseits  erscheinen  sie  nach  eben 
bestandener  Verwandlung,  am  Bauch  und  an  der  Kehle  weisslich 
und  an  den  Beinen  gelblich,  erst  mit  fortschreitendem  Wachsthum 
geht  das  Weiss  in  Gelb  über,  wobei  die  anfangs  kleinen  und  we- 
nig scharf  umgrenzten  Flecken,  sich  vergrössern  und  dunkler  wer- 
den. Die  hellen  Flecken  zwischen  den  Schultern  und  quer  über 
der  Rückenmitte  treten  bei  den  jungen  Exemplaren  schärfer  als 
bei  den  Alten  zum  Vorschein.  Erstere  sind  somit  durch  die  Farbe 
des  Bauches,  letztere  auch  durch  die  Ausbreitung  der  hellen  Grund- 
farbe von  der  Rumpfunterseite  auf  die  Unterseite  der  Gliedmassen, 
oder  genauer  dadurch,  dass  das  Gelb  des  Rumpfes  in  Zusammen- 
hang steht  mit  den  gelben  Flecken  der  Gliedmasseu,  von  B.  bom- 
binus leicht  zu  unterscheiden. 

Aeussere  Geschlechtsunterschiede. 

Die  brünstigen  Männchen  besitzen  dunkle  Schwielen  am  Inuen- 
raade  des  zweiten  und  dritten  Fingers,  am  Innenrande  und  auf 
der  Oberseite  des  1.  Fingers,  am  Daumenballen,  sowie  an  der 
Innenfläche  des  Unterarmes ')  und  der  Unterseite  der  2., 8.  und  mi- 
tunter auch  4.  Zehe  2);  oftmals  übrigens  ist  die  Schwiele  nur 
an  der  3.  Zehe  zu  sehen;  am  auffallendsten  entwickelt  zeigen  sich 
die  Schwielen  am  Daumenballen  und  am  Unterarm.  Ausserhalb  der 
Brunstzeit  sind  die  Geschlechter  schwieriger  zu  unterscheiden,  jedoch 


')  Vergl.  Fig.  9  in  Leydig,  Die  anuren  Batracbier  d.  deutschen  Fauna. 

')  Ibidem,  Fig.  10;  Fig.  le  bei  Boulenger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1886,  pl  L; 
Holzschnitt  18  in  Screiber's  Herpetologia  europaea  und  Holzschnitt  7  in  Camera- 
uo's  Monografia  degli  Anfibi  anuri  italiaui. 


—  320  — 

ist  es  immer  möglich  das  Männchen  an  seinem  verdickten  und  we- 
niger als  beim  Weibchen  gelenkigen  Vorderbein,  an  seiner  breite- 
ren, mit  einem  etwas  grösseren  Daumenballen  versehenen  Hand, 
sowie  an  den  kräftiger  gebauten  Hinterextremitäten  zu  erkennen; 
auch  sind  bei  ihm  die  Schwimmhäute,  namentlich  zwischen  den  drei 
letzten  Zehen,  länger  als  beim  Weibchen  und  erreichen  fast  die 
Zehenspitzen,  während  sie  beim  Weibchen  dahinter  bleiben.  Das 
Männchen  ist  im  allgemeinen  meistens  kräftiger  gebaut  als  das 
Weibchen;  es  besitzt  keine  Kehlsäcke.  In  der  Farbe  oder  der  Be- 
schaffenheit der  Hautdecke  habe  ich  keine,  jedenfalls  keine  nam- 
haften Unterschiede  aufzufinden  vermocht. 

Larve. 

Die  durchschnittliche  Grösse  dieser  Larve  beträgt  zwischen 
Schnauzenspitze  und  Schwänzende  43  mm;  dabei  ist  der  Schwanz 
27  mm  lang,  so  dass  der  Körper  16  mm  misst;  die  grösste  Höhe 
des  Schwanzes  beträgt  8V2  mm,  der  Körperumfang  30  mm  und 
das  Hinterbein  ist  15  mm  lang.  Unter  günstigen  Umständen  sollen 
die  Bombinator-Larven  zu  sehr  stattlicher  Grösse  heranwachsen  und, 
wie  Leydig  angiebt,  beinahe  die  Masse  von  denjenigen  des  Pelobates 
erreichen,  woran  aber  Pflüger  zweifelt.  Der  Körper  ist  ziemlich 
breit  und  niedrig,  eiförmig;  Kopf  und  Rumpf  sind  seitlich  spurweise 
von  einander  abgesetzt;  der  Rumpf  und  der  Hinterkopf  sind  gewölbt, 
die  Kehle  eingedrückt,  die  Rumpfseiten  und  der  Bauch  massig  stark 
aufgetrieben;  der  Schwanz  ist  etwas  mehr  als  anderthalbmal  so 
gross  wie  der  übrige  Körper  mit  einem  wohl  entwickelten,  oben 
schwach  bogenförmigen,  auf  den  Rücken  sich  fortsetzenden,  unten 
etwas  stärker  gebogenen  Rande  und  massig  verschmälertem  und 
abgerundetem  Ende.  Das  Auge  ist  massig  gross;  es  liegt  mehr 
seitlich  als  oben;  der  Abstand  der  Augen  von  einander  gleicht 
ungefähr  der  Entfernung  der  "Nasenlöcher  von  der  Oberlippe  oder 
der  Länge  des  Mundes;  der  Zwischenraum  zwischen  den  kleinen, 
ganz  vorn  gelegenen  Nasenöffnungen  ist  geringer  als  ihre  Entfernung 
vom  Auge  und  circa  einem  Drittel  ihres  Abstandes  vom  Lippenrande 
gleich.  Die  dunklen  Zahnserien  sind  nicht  ein-,  sondern  mehrreihig; 
gegen  die  Mundwinkel  zu  sind  sie  meistens  in  zwei,  gegen-  die 
Mitte  aber  in  drei  bis  vier  ziemlich  regellos  zusammengedrängte 
Reihen  angeordnet.  Die  einzelnen  Zähnchen  unterscheiden  sich  von 
einander  durch  ihre  stärkere  oder  schwächere  Ausbildung  und  zeigen 
auch  hinsichtlich    ihrer    Form    einige,   allerdings  nur    geringfügige 


—  321   - 

Verschiedenheiten;  in  der  Regel  sind  sie  ziemlich  kurz  und  haben 
einen  breiten,  vom  Kopfiheil  wenig  abgesetzten  trichterförmigen 
Basaltheil;  der  Rand  des  etwa  löffelartig  erweiterten  und  gebogenen 
Kopfes  ist  mit  10 — 12  bald  stumpf,  bald  spitz  endenden,  bald  dicht  an 
einander  gedrängten  und  ziemlich  kurzen,  bald  weiter  von  einander 
entfernten  und  längeren  Zacken  besetzt.  Unterhalb  des  Zahnes 
beiludet  sich  ein  Ersatzzähnchen,  das  mit  seinem  Kopfende  in  den 
Trichter  des  oberen  Zahnes  hineiupasst,  in  einigen  Fällen  sind  zwei 
Ersatzzähnchen  vorhanden.  Die  Lippeuränder  sind  mit  äusserst  feinen 
Papillen  besetzt;  au  der  Innenfläche  der  Oberlippe  sind  zwei  lange 
ununterbrochene,  an  der  Innenfläche  der  Unterlippe  drei  gleichfalls 
lange  und  unterbrochene  Zahnreihen  zu  sehen;  die  dunkelbraunen  Kie- 
fer treten  sehr  wenig  zum  Vorschein.  Das  Spiraculum  befindet  sich  in 
der  Mittellinie  des  Körpers  und  zwar  etwas  näher  an  der  Schnau- 
zenspitze als  am  Schwanzanfang.  Die  Analröhre  ist  nach  hinten 
und  unten  gerichtet;  sie  öffnet  sich  in  der  Mittellinie  der  Unterecke 
des  Schwanzes,  die  Oeffnung  ist  ziemlich  gross.  Die  Oberseite  ist 
gewöhnlich  bräunlich  grau,  heller  oder  dunkler  braun,  selten 
röthlich  braun,  mit  dunkleren,  oft  wenig  merklichen  Flecken  bald 
mehr,  bald  weniger  besetzt.  Zu  beiden  Seiten  des  weit  vorn  beginnen- 
den und  hier  ziemlich  dicken  Flossensaumes  zieht  sich,  gleichsam  als 
Fortsetzung  der  hellbraunen  oder  bräunlich  gelben,  braun  bestäubten 
Schwanzmitte,  eine  etwas  hellere  und  von  Flecken  weniger  unter- 
brochene braune  Binde  hin.  Der  Rücken  und  namentlich  die 
Rumpfseiten  nach  hinten  zu  sind  mit  glänzenden  Fleckchen  besetzt, 
am  bläulichgrauen  Bauche  sind  diese  Flecken  ziemlich  hell;  die 
hell  gefärbte  Kehle  ist  in  der  Mitte  dunkel  bestäubt,  seitlich  dunkel 
gegittert.  Auch  am  Flossensaume  ist  eine  Gitterzeichnung  vorhan- 
den, von  der  sich  dann  eiuige  dunkelbraune  Sprenkeln  abheben; 
die  untere  Schwanzflosse  ist  übrigens  äusserst  spärlich  und  in  der 
Regel  nur  nach  rückwärts  zu  gesprenkelt.  Die  Larven,  welche 
Leydig  unter  den  Händen  gehabt  hatte,  sahen  etwas  anders  gefärbt 
aus.  „Die  noch  sehr  jungen  Larven",  sagt  dieser  Gelehrte,  „deren 
Schwanz  die  gewöhnliche  Form  besass  und  nicht  die  bei  Rösel 
gezeichnete,  waren  (12.  Mai)  am  Rücken  grau,  am  Bauch  gelblich 
weiss;  die  Schwanzflosse,  deren  Rmkentheil  sehr  weit  vorn  beginnt, 
ist  hell,  später  mit  zierlicher  Gitterzeichnung  versehen.  Ein  dunkler 
Streifen  zieht  gern  über  den  Rücken  hin;  auch  Fleckenbilduug 
tritt  auf.  Die  älteren,  aber  noch  immer  fusslosen  Larven,  deren 
Haut  wie  gedoppelt  aussieht,  da  sich  ein  Theil  derselben  gallertig 
umgebildet  hat,    können    als    Grundfarbe    ein    schönes    Silbergrau 

21 


—  322  — 

zeigen.  Da  jedoch  auch  hier  schon  die  Chroniatophoren  thätig  sind, 
so  erscheinen  sie  auch  wohl  einfach  grauschwärzlich,  Seite  und 
Bauch  weisslich  gefleckt.  Bei  vielen  zeigt  sich  auf  dem  Scheitel 
ein  dunkler  Querstrich,  der  sich  zuspitzend  von  je  einem  Auge 
weggeht". 

Noch  bevor  die  Vorderbeine  sich  zeigen  erhält  die  Oberseite 
ein  rauhes  Aussehen;  es  heben  sich  nämlich  vom  inzwischen  heller 
gewordenen,  etwa  graubraunen  oder  grauen,  selten  gleichfarbeu, 
meistens  fleckigen  Grunde  zahlreiche  warzenartige  Erhabenheiten 
ah,  die  in  späterer  Zeit  bei  der  vierbeinigen  Larve  am  Gipfel  mit 
dunklen  Höckerchen  versehen  erscheinen.  Gelbliche  Flecken  zeigen 
sich  auf  der  Fusssohle,  am  Handteller,  der  untereu  Fläche  der 
Oberschenkel  und  am  Kinn,  während  das  Gelb  in  der  Regel  am 
Bauch  erst  dann  aufzutreten  pflegt,  wenn  der  Schwanz  einzu- 
schrumpfen beginnt.  Die  Oberseite  der  Beine  ist  deutlich  dunkel 
gefleckt.  Grüne  Flecke  fehlen  auf  dem  Körper  gänzlich.  Die 
Seitenorgane  sind  bei  der  Bombiuatorlarve  ziemlich  gut  sichtbar; 
sie  erscheinen  als  winzige  weissliche,  in  Reihen  angeordnete 
Punkte. 

Die  jungen  Feuerkröten  messen  nach  ihre  Verwandlung  gewöhn- 
lich 14  mm. 

Von  Originalabbildungen,  welche,  nebenbei  bemerkt,  bedeutend 
zahlreicher  sind  als  diejenigen  von  bombiuus,  sind  mir  die  bei 
Rösel  (Hist.  nat.  ranarum  nostrat.  Tab.  22,  23),  Lataste  (Act. 
Soc.  Lin.  de  Bordeaux,  XXX,  pl  IX,  Fig.  10  —  12),  Götte  (Ent- 
wickelungsgesch.  d.  Unke.  Leipzig,  1875)  und  Heron-Royer  (Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  XII,  pl.  XII,  flg.  6,  10,  12,  auch  pl.  XI, 
fig.  3 — 5)  bekannt.  Auch  Sturm's  Fauna  enthält  Abbildungen  von 
der  Bombinatorlarve,  doch  sind  dies  nur  schlecht  ausgefallene  Ko- 
pien von  Rösel's  Figuren  in  verkleinertem  Massstabe. 

Lebensweise.— Abbildungen. 

Innerhalb  der  deutscheu  Grenzen  beschränkt  sich  das  Vorkommen 
von  B.  paehypus,  wie  Wolterstorff  uns  mittheilt,  nur  auf  das 
Hügel-  und  Bergland,  in  anderen  Ländern  aber,  so  in  Frankreich, 
wird  das  Thier  auch  im  Tieflaude  angetroffen.  Im  Gebirge  steigt 
es,  laut  Fatio,  bis  zu  1200  Meter  Höhe  über  Meer  empor  uud 
nach  Gredler  wird  es  in  Tyrol  bis  nahezu  1500  M.  Vertikalhöhe 
angetroffen;  jedoch  kommt  es  keineswegs  überall  vor,  fehlt  vielmehr 
manchen  Gegenden  gänzlich.  Wo   es    vorkommt,    tritt    es  meistens 


o 


23 


sehr  häufig  auf  und  ist,  da  es  immer  gesellig  in  ansehnlicher  Menge 
lebt,  äusserst  leicht  zu  entdecken.  Als  echtes  Wasserthier  hält  es 
sich  den  ganzen  Sommer  über  in  Sümpfen,  Brüchen,  Teichen, 
Wassergräben  und  Pfützen  auf  und  verlässt  das  Wasser  zeitweise  nur 
erst  gegen  Abend'  oder  iu  der  Frühe,  um  seine  Beute  zu  erjagen; 
bei  regnerischer  Witterung  oder  an  trüben  Tagen  kommt  B.  p  a- 
chypus  auch  am  Tage  aus  dem  Wasser  und  verbringt  Stunden 
lang  träumend  am  Ufer  sitzend,  er  entfernt  sich  auch  auf  der 
Suche  nach  Nahrung  nie  vom  Wasser,  sondern  treibt  sich  in  der 
nächsten  Nähe  desselben  am  Ufer  umher  und  macht  bei  drohender 
Gefahr  schleunigst  in  das  Wasser  kehrt;  überrascht,  und  vom  Wasser 
abgeschnitten,  drückt  er  sich,  wenn  die  Situation  bedenklich  wird, 
platt  an  den  Boden  und  schlägt  die  Arme  über  deu  Kopf,  wohl 
um  den  Verfolger  nicht  zu  sehen.  Seine  Bewegungen  auf  dem  Lande 
sind  rasch,  aber  ungeschickt,  und  da  er  nur  kurze  Sprünge  aus- 
zuführen vermag,  auch  im  Kriechen  nicht  vorwärts  kommt  und  bei 
seiner  Nervosität  in  der  Eile  über  jedweden  Gegenstand  zu  stolpern 
die  Möglichkeit  findet,  so  giebt  er  in  der  Regel  den  Fluchtversuch 
schon  sehr  bald  auf  und  lässt  sich  ohne  Schwierigkeiten  ergreifen; 
bedenklich  wird  ihm  übrigens  meistens  nur  das  Begegnen  mit 
Amphibiensammlern,  von  sonstigen  Feinden  hat  er  sich  weniger  zu 
fürchten,  da  er  von  den  amphibienfressenden  Thieren  verschmäht 
und  sogar  von  seinen  Nächstverwandten  nicht  gestört  und  gemie- 
den wird;  er  scheint  unter  seines  gleichen  übel  verschrien  zu  sein 
und  ist  meistens  der  einzige  Bewohner  der  Lache,  höchstens  gesellt 
sich  ihm  noch  Pelobates  bei,  und  nur  in  ausgedehnteren  Gewässern, 
namentlich  im  Gebirge,  wird  er  in  Gesellschaft  von  anderen  Lurchen 
angetroffen.  Als  Freund  der  stehenden  Gewässer  und  der  Wärme 
ist  er  vorzugsweise  in  übelriechenden,  von  Wasserlinsen  bedeckten 
Tümpeln  zu  suchen;  an  solchen,  bisweilen  zum  Ohnmächtigwerden 
stinkenden  Orten  scheint  er  besonders  gut  zu  gedeihen  und  wird 
in  einem  bisweilen  sehr  seichten  und  wenig  ausgedehntem  Wasser 
mitunter  zu  Hunderten  in  verschiedenem  Alter,  und  was  besonders 
"hervorgehoben  zu  werden  verdient,  in  Gesellschaft  von  ganz  jungen 
und  alten  Larven  angetroffen.  Bombinator  ist  im  Schwimmen  und 
Untertauchen  geschickt,  er  hält  sich  aber  mit  Vorliebe  ruhig  an  der 
Wasseroberfläche  auf,  die  Beine  auseinandergespreizt  und  den  Kopf 
über  die  Oberfläche  aus  der  grünen  Pflanzendecke  hervorstreckend 
und  nach  allen  Seiten  hinlauernd;  am  wohlsten  scheint  er  sich  zu 
fühlen,  wenn  die  Sonnenstrahlen  sengend  auf  ihn  fallen.  Gegen 
Temperaturwechsel   und  Licht  ist  er  unempfindlich;  er  bleibt  in  der 

21* 


—  324  — 

grössten  Sommerhitze  als  auch  bis  in  den  Spätherbst  hinein  draussen 
und  vertauscht  erst  mit  dem  Eintreten  der  kälteren  Witterung  seinen 
Wasseraufenthalt  gegen  das  Landleben.  Auf  dem  Lande  sucht  er  nicht, 
wie  es  bekanntlich  Discoglossus,  mit  dem  die  Gattung  Bombinator 
vereinigt  eine  Familie  bilden  soll,  sich  ein  Winterquartier  durch 
Graben  herzustellen,  sondern  er  sieht  sich  nach  einem  fremden 
Loch  oder  irgend  einem  Schlupfwinkel  unter  Baumästen  oder  Steinen 
um;  hier  verbringt  er  oftmals  in  der  unbequemsten  Lage  und  mit 
anderen  Individuen  seinesgleichen  einen  ganzen  Knäuel  bildend  den 
ganzen  Winter  bis  in  den  April  hinein.  Die  ersten  aus  dem  Win- 
terschlaf erwachten  Thiere  traf  Leydig  bei  Würzburg  in  der  Mitte 
des  April,  bei  Tübingen  gegen  Ende  April;  ihm  zufolge  gilt  als 
Laichzeit  allgemein  der  Juni,  doch  wären  sie  auch  bereits  Anfangs 
Mai  „in  durchwärmten  Gräben"  in  Kopulation  anzutreffen.  In  der 
Gironde  soll  sich  das  Thier,  wie  Lataste  meldet,  von  April  an  bis 
in  den  Juli  hinein  und  vielleicht  auch  noch  später  paaren  und 
Fatio  fügt  dem  hinzu,  dass  Leydig  anzunehmen  scheine,  dass  Bom- 
binator zwei  Mal  im  Jahre  laiche,  ob  dies  wirklich  der  Fall  ist, 
bleibt  unentschieden,  jedenfalls  aber  ist  es  sicher,  dass  die  männ- 
lichen Bombinator  ihre  Schwielenbildungen  an  den  Fingern,  Zehen 
und  am  Arm  den  ganzen  Sommer  hindurch  beibehalten  können 
und,  wie  ich  mich  an  den  von  mir  am  Vierwaldstätter  See  gesam- 
melten und  aus  Evreux  erhaltenen  Stücken  habe  vergewissern 
können,  versuchten  die  Männchen  sogar  noch  im  August  und  Sep- 
tember die  Weibchen  zu  umklammern;  auch  die  Thatsache,  dass 
neben  ausgewachsenen  Quappen  ganz  junge  Larven  gefunden  werden, 
deutet  darauf  hin,  dass  das  Absetzen  der  Eier  zu  verschiedenen 
Zeiten  und  wohl  auch  von  einem  und  demselben  Paar  zweimal 
stattfindet.  Bei  der  Paarung  umfasst  der  Gatte  seine  Gattin  um 
die  Lenden,  wobei  die  Schwielen  ihm  gut  zu  statten  kommen.  Die 
Stellung,  welche  das  brünstige  Pärchen  annimmt,  ist  bei  Rösel  auf 
Taf.  XXII  richtig  wiedergegeben.  Rösel  war  auch  dem  Begattungs- 
akte zugegen  und  theilt  folgendes  darüber  mit;  „Das  erste  Paar, 
welches  ich  in  dieser  Absicht  mit  Aufmerksamkeit  beobachtet,  fieng 
sein  Liebesspiel  den  17.  Junii,  Nachmittags  um  ein  Uhr  an,  nach- 
dem selbiges  bereits  acht  Tage  vorher  gepaaret  gewesen.  Gleichwie 
aber  diese  Krötenart  in  allen  ihren  Verrichtungen  sehr  hurtig  ist: 
so  geht  auch  die  Befruchtung  und  Geburt  des  Laiches  geschwind 
von  statten,  so,  dass  beedes  bey  diesem  Paar  schon  um  vier  Uhr 
und  also  in  einer  Zeit  von  drey  Stunden  vollbracht  war.  Während 
dieser    Zeit,    geschähe    die    Befruchtung    zu    zwölf  verschiedenen 


—   325  — 

malen,  wobey  es  folgendermassen    zugieng.    Wann    dem    Weiblein 
die  verliebten    Wehen   ankamen,  so  legte  es  sich  auf  den  Boden, 
das  Männchen  aber  schob  sodenn  seinen  Leib  ziemlich  kurz  zusam- 
men, ohne  dabey    einen  so  erhöhten    Rücken,  wie  das   Männchen 
der  grossen  Wasserkröte  sehen  lässt,  zu  machen.    Wenn  nun  sein 
Affter,  nahe  über  das  Weibchen  seinem  zu  stehen   kam,  so  bewegte 
es  seinen  hintern  Theil  ganz  schnell  von  einer  Seite  zur  anderen, 
während  solchem  aber  gab  das  Weiblein    einen    kleinen   Klumpen 
seines  Laihes  von  sich,  wobey  die  hintern  Schenkel  des  Männchens 
ganz  ruhig  blieben,  und  wie  sonst  von  einander    stunden.    Sobald 
aber  der  erstgeborne  Klumpen  von  Laich  durch  das  MäDnlein  be- 
fruchtet   worden,    so    bald    streckte    das    Weiblein    seine   hintern 
Schenkel,  welche  ganz  nahe  an  einander  lagen,  sammt  dem  Leib, 
der  Länge  nach  aus.  Der  für  diesesmal  befruchtete   Laichklumpen 
fiel  so  dann  zu  Boden,  beede    aber    nahmen    hierauf   wieder    die 
Stellung  der  4.  Figur  an;  nachdem    sie    aber    etwan  15  Minuten 
ausgeruht    hatten    flengen  sie  das  nämliche    Spiel    wieder  an,  bis 
sie  solches,  wie  bereits  gemeldet,  zwölfmal  getrieben  hatten".  Der 
Laich  bleibt  in  einzelnen,  aus  zwei  bis  etwa  dreissig  ziemlich  lose 
an  einander    gereihten    Eiern    bestehenden  Klümpchen  an  Gräsern 
und  Wasserpflanzen  haften.  Das  einzelne  Laichkorn  hat,  nach  Aus- 
sage Koch's,  1,4  Mm,    die    Gallerte,  die    es    kugelig    umschliesst 
3  Mm  Durchmesser;    unter    sich    stehen    die   einzelnen  Kugeln  in 
keiner    umfassenden    Verbindung.    Die    embryonale     Entwicklung 
vollzieht  sich,  laut  Rösel    binnen  sieben  Tage,  mitunter  aber  ver- 
lässt  das  Thier  seine  Eihülle  etwas  später  oder  etwas    früher;  im 
ersten  Stadium  des  Freilebens  ist  es  etwa  6  Mm  lang,  es  wächst 
rasch  und  schreitet  zu  seiner    Verwandlung  am  Ende  des    dritten 
oder  im  vierten  Monat  seines  Larvenlebens;  in  Verwandlung  begrif- 
fene Exemplare  werden   in  der  Regel  von  Ende  August  bis  in  den 
Oktober  hinein  angetroffen.  Unter  günstigen  Bedingungen  erreichen 
die  Larven  die  Grösse  derjenigen  von  R.  esculenta  (nach  Bruch) 
oder  selbst  von  Pelobates  fuscus  (Leydig),  in  der  Regel  aber 
werden  sie  nur  45  mm  lang. 

„Die  Stimme  der  männlichen  Feuerkröte  ist  das  „Unken",  sagt 
Leydig;  es  besteht  aus  einzelnen,  klar,  aber  ziemlich  leise  ausge- 
stossenen,  rasch  hintereinander  folgenden  Klagetönen  „ö,  ö,  ö"  oder 
„önk,  önk,  önk",  die  bisweilen  wohlklingend,  aber  sehr  wehmüihig 
und  eintönig  sind;  beim  Schreien  wird  in  der  Regel  viel  pausirt". 
Das  brünstige  Weibchen  mäckert  zart,  verschieden  von  dem  ge- 
wöhnlichen  Unkenruf  (Leydig),   jedoch    habe    ich    die  Stimme  des. 


—  326  — 

Weibchens  noch  nicht  vernommen;  ß.  pachypus  lässt  in  Gefon- 
geschaft  überhaupt  selten  seine  Stimme  hören  und  schreit  bei  wei- 
tem nich  so  gern  wie  sein  nächstverwandter  bombinus.  Ausführ- 
lichere Beschreibungen  über  die  Lebensweise  dieser  Bombinator- 
Art,  sowie  auch  über  ihre  Entwickelung,  auf  die  hier  aus  leicht 
verständlichen  Gründen  nicht  näher  eingegangen  werden  konnte, 
enthalten  die  Werke  Rösel's  (op.  cit.),  Bruch's  (Würzburg,  natur- 
wiss.  Zeitsehr.  IV.  S.  96—100),  Koch's  (1.  c),  Fatio's,  Lataste's, 
Leydig's,  Brehm's  (Thierleben,  VII.  S.  591-503.  Leipzig,  1878), 
Götte's  und  He'ron-Royer's  (Bull.  Soc.  zool.  de  France,  XII,  p.  641). 
Auch  Thomas'  Schrift  „Note  sur  la  ge'ne'ration  du  Pelodyte  ponctu^" 
in  den  Ann.  sc.  nat.  1854  soll  einige  Mittheilungen  über  die  uns 
hier  interessirende  Species  enthalten.  B.  pachypus  ist  sehr  oft 
abgezeichnet  und  gemalt  worden.  Zu  den  älteren  und  zwar  besse- 
ren Abbildungen  des  ausgewachsenen  Thieres  geböreu  die  Figuren 
bei  Rösel;  weniger  gut  ausgefallen  sind  diejenigen  Röserschen  Ab- 
bildungen, welche  das  junge  Thier  und  die  Larve  veranschaulichen;. 
Taf.  22  und  23  im  Buche  Rösel's  enthalten  ferner  Abbildungen 
vom  Ei  und  vom  Embryo,  sowie  auch  einige  anatomische  Bilder. 
Einige  dieser  Figuren  linden  sich  in  Sturm's  Fauna,  meist  in  ver- 
kleinertem Massstabe,  nachgebildet;  als  Originalfigjur  kann  wohl  nur 
diejenige  gelten,  welche  den  Augapfel  mit  der  dreieckigen,  von 
einer  leider  roth  ausgefallenen  Iris  umgebenen  Pupille  veranschau- 
licht. Die  Abbildungen  bei  Shaw  (General.  Zoology,  III,  pl.  35) 
sollen  ebenfalls  nur  Kopien  nach  Rösel  sein;  diejenigen  im  „Tablean. 
encyclope'dique  et  methodique  des  trois  regnes  de  la  nature"  (Erpe- 
tologie  et  Ophiologie)  von  Bonnaterre  kenne  ich  nicht,  auch  der 
Atlas  zu  Götte's  „Entwicklungsgeschichte  der  Unke"  liegt  mir  zu 
meinem  Bedauern  augenblicklich  nicht  vor.  Das  Bild  im  Atlas  von 
Rösel  scheint  auch  v.  Reider  und  Hahn  als  Vorbild  vorgelegen  zu 
haben  (Vergl.  die  Fauna  boica).  Die  Figuren  bei  Daudin  (Hist. 
nat.  Rain.  Gren.  Crap.  pl.  24)  stehen  den  Rösel'schen  kolorirteo 
Abbildungen  sehr  nach.  Eine  Originalfigur  aus  etwas  späterer  Zeit 
ist  die  von  „B.  pachypus"  in  Bonaparte's  Iconografia  della  Fauna 
italica,  ferner  diejenige  bei  Schlegel  (De  Dieren  van  Nederland. 
Gewerveide  Dieren,  pl.  IX),  bei  Brehm  (op.  cit.)  und  bei  Boulen- 
ger  (Proc.  Zool.  Soc.  London,  1886,  pl.  L,  flg.  1).  Boulenger's 
Abbildungen  sind  wie  gewöhnlich  vorzügliche  Leistungen;  seine  Ta- 
fel enthält  die  Ansicht  von  oben  und  von  unten  des  ausgewach- 
senen und  jungen  Thieres,  ferner  Figuren,  welche  die  Ausdehnung 
der  gelben  Farbe  und  der  Spannhäute  und  die   Brunstwarzen   am 


—   327   — 

Fuss,  sowie  auch  die  Muskulatur  an  der  Kehle  veranschaulichen. 
Den  Werken  Schreiber's  (Herpetologia  europaea,  Fig.  18),  Leydig's 
{Die  anuren  Batrachier  d.  deutsch.  Fauna,  Fig.  9,  10,  31,  51, 
63,  72 — 73,  76.  Vergl.  auch  Leydig's  Abbildungen  in  Morpholog. 
Jahrbuch,  II,  Taf.  VIII,  X  und  XI)  und  Camerano's  (Monografia  degli 
Anfibi  anuri  italiani,  1.  c.  Holzschnitte  5  —  7  und  Fig.  11  und  12 
auf  Taf.  II)  sind  mehrere  Abbildungen  von  einzelnen  Körpertheilen 
und  anatomische  Bilder  beigefügt;  in  diesen  Werken  beziehen  sich 
die  Mittheilungen  in  dem  Abschnitt  über  „B.  igneus"  grössten- 
theils  auf  pachypus;  der  Färbung  der  Unterseite  von  B.  boin- 
binus  geschieht  nur  beiläufig  Erwähnung. 

Vorkommen. 

Bis  jetzt  kennt  man  diese  Art  aus  Frankreich,  Belgien,  Nieder- 
landen, West-,    Süd-    und    Central-Deutschland,  aus   der    Schweiz, 
aus  Italien,  Üesterreich-Ungarn  einschliesslich  Dalmatien,   Montene- 
gro, Moldau  und  Griechenland.  Die  genaueren  Fundorte    sind:    die 
Umgebung  von  Bordeaux  (330),  Evreux,  das    Departement  Indre- 
et-Loire  (331),  Umgegend  von  Touruay  und    Lüttich,    Luxemburg 
(Boulenger,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,   188S,  p.  176),  Rhein- 
provinz, das  Unter-Main-  und  Lahn-Gebiet,  wo  an  manchen  Orten, 
wie  z.  B.  im  Lahnthale  und  Dillthale  B.  pachypus  und  B.  bom- 
binus  gesellig  zusammenleben,  der  Stoppelberg  bei  Wetzlar,  Kir- 
berg  im  Taunus  (93),  im  Nahegebiete,    bei    Kreuznach    besonders 
im  Beinder  Graben,  in  der  Kuhtränke,  an  den    Salinen,    in   Tüm- 
peln am  Naheufer,  ebenso  hinter  Ebernburg,  im  Weiher  am  städ- 
tischen Forsthause,  in  Laubenheim,  im  Trollbach    und    im   oberen 
Gräfenbach  (332— S.  29),    die    Umgegend    von    Frankfurt    a.  M. 
(Böttger,  Boulenger),  Heidelberg,  Goslar  (Blasius,  Koch)   J),  Oster- 
feld  bei  Goslar  (230),  Harzgebirge,   Hannover  (Boulenger),  Tiefen- 
ort bei  Eisenach    (Wolterstorlf,    Boulenger),    Suiza    (A.   Goldfuss), 
Sonneberg  in  Thüringen,  bei  Weisinain  und  Muggendorf,  am  Starn- 
berger  See,  Umgebuug  von  München  2),  bei  Salzburg  (Boulenger) 


')  Im  „Nomenciator  reptilium  et  amphib'orum  musei  zoologici  Berolinensis" 
finden  wir  zwei  europäische  Bombinator-Arten  erwähnt;  die  eine — B.  igneus — käme 
nach  Lichtenstein  in  der  Mark  und  in  Bordeaux,  die  andere — B.  brevipes — in 
Goslar  vor. 

!)  Nach  den  Beobachtungen  WolterstortT's  kommt  diese  Art  in  Deutschland  nur 
im  Hügel-  und  Bergland  vor,  in  der  norddeutschen  Tiefebene  ist  sie,  demselben 
Gewährsmann  zufolge,  noch  nicht  nachgewiesen,  wohl  aber  in  der  rings  von  Gebir- 
gen umschlossenen  oberrheinischen  Tiefebene. 


—  328  — 

Ischl,  Umgebung  von  Wien  (331. — S.  653),  San  Rooiedio  in  Süd- 
Tirol,  Spalato  (Prof.  G.  Kolombatovie  in  lit.),  Ungarn,  Brostenii  in 
der  Moldau  (Boulenger),  Calabrien,  Florenz,  Provinz  Verona  (Bou- 
lenger,  Giglioli,  De  Bctta),  Monti  Ascolani  und  Alpi  Apuane  (240), 
Genf,  Vevey,  Ragaz,  Morschach  ob  Brunnen  und  Sisikon  am  Vier- 
waldstätter  See. 


16.  BOMBINATOR  BOMBINÜS,  L.  1766. 

Synonymie  und  Literatur. 

Bombinator  igneus  Merrem,  Tentamen  systematis  amphibiornm, 
p.  179.  Gravenhorst,  Deliciae  mus.  zoolog.  Vratislaviensis,  I.  p.  G7. 
Schuh,  Fauna  marchica,  S.  470.  Bonaparte,  Amphibia  europ.  Mem. 
R.  Accad.  Sc.  Torino,  Ser.  II,  Tom.  II;  Iconografia  Faun.  ita!.  (part.). 
Nilsson,  Skand  Fauna.  Amphibierna,  111  (1860).  Collin,  in  Natur- 
hist.  Tidsskr.  1869,  p.  307.  Boulenger,  in  Proc.  Zool.  Soc.  Lond. 
1886,  p.  500,  pl.  L,  fig.  2.  Camerano,  Monografia  degli  Anfibi  anuri 
italiani,  1.  c.  (part.).  Wolstorff,  Unsere  Kriechlhiere  u.  Lurche.  Halle 
a.  S.  1888.  —  Schreiber,  Herpetolog.  europ.  p.  95.  (part.).  Koch, 
Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaudat.  Batrachier.  d.  Unter-Main-  und  Lajin- 
Gebietes,  S.  44  (Var.  typus). — Bufo  igneus  Laurcnli,  Synops.  rept. 
p.  29,  129.  Schneider,  Hist.  amphibior.  I,  p.  187.  Feuerkröte, 
Beckstein,  De  la  Ceped's  "Naturgesch.  d.  Amphibien,  II,  S.  465,  Taf. 
37,  Fig.l  — Rana  bombina  Linne,  Fauna  suec.  2.  ed.  p.  101;  Syst. 
nat.  12  ed.  I.  p.  35?.—?  R,  variegata  Linnö,  Syst.  nat.  10.  ed. 
p.  211. 

Aeusserer  Habitus. 

B.  b oui bin us  (=  igneus  Laurenti-Boulenger)  ähnelt  in 
seiner  allgemeinen  Erscheinung  der  zuletzt  beschriebenen  Speeies, 
aber  seine  Unterschenkel  sind  kürzer  und  die  Färbung  der  Unter- 
seite des  Körpers  ist  eine  andere.  Der  Körper  ist  niedergedrückt, 
mehr  krötenartig,  massig  plump,  oder  genauer  weniger  plump  und 
etwas  länger  als  bei  paehypus,  nach  hinten  zu  an  den  Seiten 
massig  oder  auch  gar  nicht  erweitert,  unterseits  abgeflacht;  der 
etwas  längere  und  schmälere  Kopf  erscheint,  spurweise  vom  Rumpf 
abgesondert,  seine  Oberfläche  ist  platt,  seine  Seiten  sind  schief  nach 
aussen  und  unten  gerichtet,  die  Schnauze  ist  weniger  breit  abge- 
rundet, aber  etwas  länger  als  bei  paehypus,  die  Schnauzenkante 
ist,  obwohl  verrundet,  so  doch  bisweilen  spurweise  hervortretend; 


—  329  — 

die  Kehle,  namentlich  beim  Männchen,  zeigt  eine  deutliche  Auf- 
treibung. Die  Nasenlöcher  sind  etwas  weiter  von  der  Schnauzen- 
spitze entfernt  als  bei  pachypus,  sie  sind  klein,  länglich  eiförmig 
und  nach  oben  gerichtet;  ihr  Abstand  von  einander  ist  ungefähr 
dem  Interocularspatium  oder  der  Entfernung  des  Nasenloches  vom 
Auge  gleich.  Die  nahe  an  einander  stehenden,  kugelförmigen,  sowohl 
nach  oben  als  auch  nach  aussen  stark  hervorragenden  Augen  sind 
etwas  kleiner  als  bei  pachypus;  der  Durchmesser  des  Augen- 
schlitzes ist  etwas  kleiner  als  der  Abstand  zwischen  den  beiden 
äussersten  Rändern  der  Narinen.  Die  Pupille  bildet  ein  gleichschen- 
keliges  aufrecht  stehendes  Dreieck,  dessen  stark  zugespitzter  Winkel 
nach  unten  liegt,  während  die  nach  vom  und  nach  hinten  gerich- 
teten Winkel  bei  näherer  Betrachtung  eine  Abrundung  zeigen; 
sämmtliche  Pupillenränder  sind  meistens  schwach  bogenförmig  ge- 
krümmt; der  obere  Rand  kann  gewölbt,  oder  im  Gegentheil  einen 
mit  der  konkaven  Seite"  nach  oben  gerichteten  Bogen  bilden;  im 
letzteren  Fall  sieht  die  Pupille  den  Umrissen  eines  Kartenherzens 
oder  Kleeblattes  frappant  ähnlich,  umsomehr,  da  die  übrigen  zwei 
Ränder  der  Pupille  meist,  wenn  auch  nur  schwach,  ausgebuchtet 
erscheinen  und  die  Pupille  nach  unten  zu  stark  verjüngt  und 
zugespitzt  ist.  Diese  geschilderten  Modifikationen  hinsichtlich  der 
Pupillenumrisse  treten  unter  gleicheu  Bedingungen  auf.  In  der 
Dunkelheit  erscheint  die  Pupille  rundlich  mit  einem  nach  unten 
gerichteten  stumpfen  Winkel.  Das  Lid  ist  etwas  breiter  als  der 
Interpalpebralraum.  Das  Trommelfell  ist  nicht  sichtbar.  Als  Ohr- 
drüse wird  ein  hinter  dem  Auge  anfangender  und  in  die  Richtung 
der  Wurzel  des  Vorderbeines  sich  erstreckender  Wulst  gedeutet; 
dieser  Wulst  aber  kann  fehlen,  oder  im  Gegentheil,  so  bei  russischen 
und  ungarischen  Individuen  sehr  deutlich  zutage  treten.  Die  inneren 
Schallblasen  sind  beim  männlichen  Geschlechte  gut  ausgebildet;  sie 
sind  gedoppelt  ')  und  treiben  die  äussere  Kehlhaut  zu  einem  mitunter 
sehr  grossen  Sack  aus,  der  nicht  nur  unten,  sondern  auch  seitlich 
gut  sichtbar  zu  sein  pflegt  *2);  diese  Stimmsäcke  scheinen  mit  der 
Mundhöhle  nicht  zu  kommunicieren,  wenigstens  ist  es  weder  Bou- 
lenger,  noch  mir  gelungen  den  Eingang  in  die  Schallblasen  zu 
entdecken.  Die  Zunge  ist  ziemlich  gross,  den  ganzen  vorderen 
Theil  der  Mundhöhle  ausfüllend,  sie  ist  mit  ihrer  ganzen  Unterfläche 
angewachsen  und  nur  an  ihren   Seitenrändern  in  geringer  Ausdeh- 


«)  Vergl.  Taf.  L.  Fig.  2  f,  in  Proc.  Zool.  Soc.  London,  1886. 

»)  Vergl.  Taf.  XII.  Fig.  15  und  16,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  XII. 


—   330  — 

nung  frei.  Die  untere  Kinnlade  ist  zahnlos,  der  Oberkiefer  und  der 
Gaumen  sind  bezahnt;  die  Gaumenzähne  bilden  zwei  getrennte, 
kurze,  hinter  und  zwischen  den  inneren  Nasenlöchern  stehende 
Gruppen. 

Die  bei  beiden  Geschlechtern  ziemlich  dünnen,  den  Kopf  um 
ein  Geringes  überragenden  Vorderbeine  haben  freie,  ziemlich  rund- 
liche und  im  Vergleich  zu  B.  pachypus  lange  und  schmale 
Finger,  von  denen  der  erste  kleiner  als  der  zweite,  dieser  aber 
bedeutend  kürzer  als  der  dritte  ist;  der  zweite  und  vierte  Finger 
sind  beinahe  von  der  gleichen  Länge,  der  dritte  und  längste  ist 
gewöhnlich  um  ein  klein  wenig  länger  als  der  Längendurchmesser 
des  Auges.  Der  Daumenballen  ist  nicht  viel  grösser  als  der  im 
gleichen  Niveau  auf  der  Handwurzel  sich  erhebende  und  dem  4. 
Finger  entsprechende  Ballen;  dazwischen  finden  sich  mitunter  zwei 
Wärzchen,  sonst  sind  keine  Erhabenheiten  auf  der  Handfläche  zu 
sehen;  die  Gelenkhöcker  fehlen.  Die  efwas  kräftiger  gebauten 
Hinterbeine,  nach  vorn  gelegt,  erreichen  mit  dem  Fersenhöcker 
die  vordere  Augenhälfte  ($)  oder  nur  das  Auge  (£);  der  Fuss, 
vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  ist  länger  als  der  Unterschenkel. 
Die  Zehen  sind  etwas  länger,  aber  weniger  breit  und  zarter 
gebaut  als  bei  pachypus,  sie  sind  abgeplattet,  an  der  Basis 
ziemlich  breit,  gegen  die  Spitze  aber  stark  verschmälert,  von  der 
1.  bis  4.  progressiv  an  Grösse  zunehmend;  die  5.  Zehe  ist  bedeu- 
tend kürzer  als  die  3.,  länger  aber  als  die  2-te;  der  Fersenhöcker 
ist  sehr  klein.  Die  Schwimmhäute  lassen  beim  Männchen  die 
letzten  Glieder  der  1.  und  2.  Zehe  frei,  an  der  3.  Zehe  erstreckt 
sich  die  Schwimmhaut  bis  zur  Hälfte  des  vorletzten  und  an  der  4. 
nur  bis  zum  vorletzten  Gliede;  an  der  5.  Zehe  erreicht  sie  die 
Spitze  der  letzten  Phalanx  nicht;  beim  Weibchen  erscheinen  die 
Schwimmhäute  in  der  Regel  etwas  kürzer  als  beim  Männchen. 

Die  Haut  ist  am  Rücken  mit  grösseren,  am  Bauche  mit  kleineren 
Warzen  besetzt,  welche  an  ihrem  Gipfel  mit  dunkelbraunen  Horn- 
höckern  oder  Hornstacheln  versehen  sind;  die  Bauchwarzen  sind 
gewöhnlich  flacher  und  treten  sehr  wenig  zum  Vorschein;  Hand 
und  Fuss,  sowie  auch  Kehle,  Schnauze  und  Lider  entbehren  in 
der  Regel  der  Hornhöcker;  bei  den  südrussischen  Stücken,  welche 
sich  durch  stark  entwickelte  und  zahlreiche  Höcker  auszeichnen, 
sind  jedoch  auch  diese  Körpertheile  dicht  damit  besetzt. 

Masse  in  mm.  J.  Totallänge  44,  Kopflänge  14,  Kopfbreite  13, 
Vorderbein  22,  Hinterbein  54,  Oberschenkel  16,  Unterschenkel  14T 
Fuss,    vom  Fersenhöcker  an  gemessen,  17. —  $.  Totallänge  44, 


—  331  — 

Kopflänge  13,  Kopfbreite  12.5,  Vorderbein  20.5,  Oberschenkel  14, 
Unterschenkel  14,  Fuss  18. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Die  Grundfärbung  der  Oberseite  kann  von  einem  mehr  oder  weniger 
schmutzig  Aschgrau  durch  Oliven-  oder  Braungrau  bis  ins  Dunkelgraue 
oder  Schwärzliche  wechseln,  im  allgemeinen  aber  zeigt  sich  die 
Art  in  Färbung  und  Zeichnung  ziemlich  beständig.  Die  Grundfarbe 
scheint  stets  durch  bald  mehr,  bald  weniger  deutlich  hervortretende, 
auf  eine  oder  mehrere  Warzen  ausgebreitete  dunkelgrüne,  grünlich- 
braune  oder  schwärzliche,  meistens  hellgeaugte  Flecken  unterbrochen, 
die  in  ihrer  Vertheilung  und  Gestalt  eine  gewisse  Regelmässigkeit 
zeigen;  am  Vorderrücken  pflegen  zwei  bogenförmig  gekrümmte,  mit 
ihren  konvexen  Seiten  einander  zugekehrte  dunkle  Linien  hervorzu- 
treten und  zwischen  den  Schultern  zeigen  sich  mitunter,  so  bei 
den  mir  aus  Ober-Weimar  und  Magdeburg  vorliegenden  Stücken 
zwei  helle,  grüne  Flecke,  welche  zusammenfliessen  und  sich, 
obschon  selten,  auch  auf  den  Kopf  und  längs  der  mittleren  Dor- 
salzone ausbreiten  können;  am  auffallendsten  scheint  diese  Zierde 
sich  zur  Brunstzeit  zu  entwickeln,  im  Winter  können  diese  Flecken 
gänzlich  schwinden  und  bisweilen,  so  bei  einigen  mir  von  ProL 
Margö  freundlichst  mitgetheilten  Individuen  aus  Budapest,  sind  sie 
durch  hellbraune  Makeln  ersetzt,  oder  sie  fehlen  gänzlich,  wie  es 
gewöhnlich  bei  sehr  dunklen  osteuropäischen  Exemplaren  der  Fall 
zu  sein  scheint.  Die  Beine  sind  oberseits  fast  immer  deutlich 
gebändert  und  gefleckt;  ebenso  Hand  und  Fuss.  Am  Oberkiefer,  an 
den  Körperseiten  gegen  den  Bauch  hin,  ferner  auf  der  Vorderfläche 
des  Vorderbeines  und  des  Oberschenkels  und  am  After  zeigen  sich 
weissliche  Punktflecken,  desgleichen  an  den  Kehlseiten,  wo  sie 
sich  sehr  deutlich  vom  dunklen,  sei  es  stahlblauen  oder  blausch- 
warzen Untergrund  abzuheben  pflegen;  auf  den  Flanken  erscheinen 
sie  von  rundlichen  dunklen  Flecken  begleitet.  Längs  der  Schnauzen- 
kante tritt  mehr  oder  weniger  deutlich  ein  dunkler  Strich  zum 
Vorschein  und  am  Oberkiefer  zeigen  sich  regelmässig  vertheilte 
kurze,  bandartige,  aufrecht  stehende  dunkle  Flecken;  am  Nacken 
erscheint  bisweilen  ein  dunkle  V-förmige  Zeichnung.  Die  Unterseite 
des  Thieres  ist  blauschwarz  oder  stahlgrau  mit  zinnoberrothen 
oder  orangerothen  Flecken  und  weisslichen  Punktflecken  bald 
zahlreicher,  bald  spärlicher  besetzt,  jedoch  prädominirt  die  Grund- 
farbe in  der  Regel.  Die  rothen    Flecken    sind   rundlich,  oder   sie 


—  332  - 

bilden  schnörkelartige,  isolirt  stehende  Figuren;  am  Kinn  erscheinen 
sie    etwas    grösser,    ebenso    auf   der    Brust,  wo  gewöhnlich  zwei 
neben  einander  und  in  gewisser   Entfernung    von    dem  gleichfalls 
rothen    Fleck   an  der    Unterseite    des   Oberarmes   stehen;    dieser 
Oberarmfleck  kann,  obschon  selten  mit  demjenigen  an  der  Unter- 
seite der  Unterarmes  zusammenfliessen,   wogegen  der  rothe    Fleck 
an  der  Handfläche   isolirt  da  steht;  die  Unterseite    der   Beine   ist 
ebenfalls  mit  rothen   Flecken    geziert,  welche  mit  den    schmalen, 
mehr  der  Quere    nach    gestellten    Flecken    am    Unterbauch,  nicht 
verbunden  erscheinen;  gewöhnlich  findet  sich  unterseits   am  Ober- 
schenkel, am  Unterschenkel  und  an  der   Fusswurzel  je  ein  Fleck, 
da  jedoch  diese  letzteren  am  Rande    wie    ausgefressen  erscheinen 
und    schnörkelartige,    bisweilen    augenförmige    Figuren    bilden,  so 
zerfallen  sie  mitunter  in  mehrere  Flecken  und  werden  von  kleineren 
rothen  Flecken  begleitet;  eine  Verbindung    der   Oberschenkel-  mit 
den    Unterschenkel-  resp.  den  Fusswurzelflecken    findet    wohl    nie 
statt;  der  rothe,  mehr    nach   innen  sich  befindende  Fleck  auf  der 
Sohle  ist  gleichfalls  durch  die  dunkle  Grundfarbe  von  den  übrigen 
Flecken    gänzlich    isolirt,  er  ist  gewöhnlich    von    der    Breite    der 
Basis  der  drei  inneren    Zehen.    Weissüche    Punktflecken  treten  in 
nur  geringer  Anzahl    auf  der  Unterseite  der  Gliedmassen    auf;  die 
Sohle  ist  schwärzlich,  die  Spannhäute  unterseits  sdiwarz    geädert, 
die  Bindehaut  zwischen  der  kleinsten  und  der  nächstliegenden  Zehe 
kann  gelblich  gefärbt  erscheinen;  die  drei  inneren   Zehen  und  die 
zwei    inneren    Finger    sind  an  der   Innenfläche    ihrer    Spitzen,  so 
beispielsweise  bei  den  mir  aus  Budapest  und  aus  Tornau  bei  Halle 
vorliegenden    Stücken,    orangegelb   gepunktet.  Die  rothen,  Flecken 
an  den    Gliedmassen    sowie    auch  am  Unterbauch,  auf  der    Brust 
und  vorn  am  Kehlrande    fehlen    wohl    nie,    obschon   sie  mitunter 
etwas    kleiner    wie    gewöhnlich    erscheinen    können:    die    übrigen 
Flecken  aber,  so  am   Bauch  und  an  der   Kehle    werden  zuweilen 
gänzlich  vermisst;  in  diesem  Fall  erscheint  der  dunkle  Untergrund 
nur    durch    weissüche    Punktflecken    unterbrochen;    diese    Punkte 
können  in  grosser    Anzahl    auftreten,   jedoch    sind   sie  am  Bauch 
wohl  nie  so  dicht  gestellt  wie  an  der  Kehle.  Von  der  Grundfarbe 
heben    sich    ferner    dunkle    Hornstacheln  ab,  welche  die    Warzen 
krönen;  mit  diesen  Stacheln,  Hornhöckern  oder  Dornspitzen  können 
auch  die  rothen  Flecken  der  Unterseite  des  Thieres  besetzt  ersch- 
einen. —  Die  Iris    ist    auf   goldgelbem    Grunde    stark  mit    Braun 
durchsetzt,  sodass  sie  bronzebraun  aussieht;  Schwarzbraun  tritt  in 
geringer  Quantität  oben  nahe  am  Rande  auf;  von  reinem  Goldgelb 


—  333  — 

ist  wenig,  nur  am  oberen  Pupilleurand  und  unten  an  den  Rändern 
der  Pupille  zu  sehen. 

Die  Jungen  sind  im  Allgemeinen  von  den  Alten  wenig  und  nur 
insofern  verschieden,  als  sie  etwas  heller  gefärbt  und  gezeichnet 
erscheinen. 

Die  Farbe  der  Flecken  an  der  Körperunterseite  und  ihre  Ver- 
keilung ist  für  die  Speciesunterscheidung  von  Wichtigkeit  und  man 
kann  wohl  ohne  Fehlgriff  zu  thun  behaupten,  dass  man  die  beiden 
uns  bekannten  europäischen  Bombinator  schon  danach  richtig  be- 
stimmen kann,  je  nachdem,  ob  die  rothen  Flecken  an  der  Glied- 
massenunterseite von  einander  und  von  denjenigen  am  Bauch  und 
au  der  Brust  getrennt  sind,  oder  im  Gegentheil  in  der  geschilder- 
ten Art  und  Weise  mit  einander  zusammenhängen. 

Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

B.  b  o  m  b  i  n  u  s  zeigt  eine  grössere  Verschiedenheit  zwischen  Mäun- 
chen  und  Weibchen.  Die  ersteren  haben  einen,  eigentlich  aus  zwei 
Aussackungen  bestehenden  Kehlsack,  der  zur  Brunstzeit  stark  her- 
vorgetrieben wird,  ferner  braune  Schwielen  am  Innenrande  des 
2.  Fingers,  am  Innenrande  und  oben  am  Daumen,  am  Daumen- 
ballen und  an  der  Beugeseite  des  Vorderarmes;  die  zwei  zuletzt 
erwähnten  Brunstwarzen  sind  in  vielen  Fällen  zu  einer  einzigen 
langgezogenen,  bis  zum  Ellenbogen  reichenden  Schwiele  vereinigt. 
Diese  sämmtlichen  zur  Liebezeit  sich  entwickelnden  Schwielen  fehlen 
dem  Weibchen.  Die  B.  pachypus  zukommenden  Zehenschwielen 
scheinen  der  uns  hier  interessirenden  Species  gänzlich  zu  mangeln; 
bei  eiuem  mir  zu  Gebote  stehenden  brünstigen  Männchen  aus  Char- 
kow zeigt  sich  die  Haut  am  Fersenhöcker,  sowie  auch  am  Innen- 
rande der  5.  und  4.  Zehe  allerdings  etwas  rauh,  jedoch  sind  auch 
beim  Weibchen  aus  derselben  Lokalität  Spuren  einer  solchen  Epi- 
dermiskruste  an  diesen  Stellen  zu  sehen.  Die  Männchen  scheinen 
mir  zur  Brunstzeit  etwas  dunkler  gefärbt  zu  sein  als  die  Weib- 
chen.— Die  Larve  von  B.  bombinus  liegt  mir  nicht  vor. 

Lebensweise.— Abbildungen. 

Die  Verbreitung  des  bombinus  geht  nicht  so  weit  nach  We- 
sten wie  diejenige  des  pachypus  und  nicht  in  das  Gebirge  hi- 
nauf; er  ist  entschieden  ein  Bewohner  der  Ebene  und  vermuthlich 
von  Osten  na<h  Mitteleuropa  eingewandert.  Hier    und    da   tritt  er 


—  334  — 

sehr  häufig  auf,  im  allgemeinen  aber  scheint  er  in  Central-Europa 
viel  seltener  vorzukommen  als  sei  Nächstverwandter.  In  ihren  Sitten 
und  Gewohnheiten  unterscheiden  sich  die  zwei  Bombinator-Arten 
so  wenig  von  einander,  dass  man  ein  Lebensbild  beider  entwirft, 
wenn  man  die  Lebensweise  einer  Art  schildert.  Bombinus  hält 
sich,  von  den  Wintermonaten  abgesehen,  in  Gewässern  auf,  mit 
Vorliebe  in  stehendem  und  seichten  Wasser.  Erst  wenn  wirklich 
der  Frühling  eingetreten,  also  viel  später  als  der  Grasfrosch  und 
die  gemeine  Kröte  und  etwa  gleichzeitig  mit  R.  esculenta  er- 
wacht er  aus  dem  Winterschlaf;  die  ersten  Exemplare,  die  ich  in 
diesem  sehr  ungünstigen  Frühjahre  (188S)  erhalten,  waren  am 
2.  April  in  der  Umgegend  von  Budapest  von  Herrn  Prof.  Margö 
und  am  25.  April  in  Tornau  bei  Halle  von  Herrn  A.  Goldfu^s  ge- 
sammelt worden.  In  wärmeren  Strichen  beginnt  die  Begattungszeit 
Ende  Mai  und  erreicht  ihren  Höhepunkt  im  Juni,  in  Russland  zeigen 
sich  die  ersten  brünstigen  Männchen  in  der  Regel  erst  in  Juni;  sie 
sind  leicht  daran  erkennbar,  dass  sie  mit  stark  aufgeblasenem  Kehl- 
sack und  aufgetriebenem  Bauche  auf  der  Wasseroberfläche  umher 
schwimman.  Die  Brunst  scheint  besonders  heftig  zu  sein,  die  ehe- 
liche Umarmung  aber  ist  meistens  nur  von  kurzer  Dauer;  bei  der 
geringsten  Störung  trennen  sich  die  Gatten,  um  hernach  sofort 
wieder  sich  zu  vereinigen;  bei  Mangel  an  Weibchen  hängen  sich 
die  unbeweibten  Männchen  dem  vereinigten  Paar  an  und  stören  es 
durch  ihre  stürmischen  Umarmungen.  Ein  von  Männchen  umwor- 
benes Weibchen  bleibt  gewöhnlich  stille  auf  der  Wassei  Oberfläche 
liegen,  die  Bewerber  entwickeln  eine  grosse  Rührigkeit,  benehmen 
sich  aber,  insbesondere  wenn  ihrer  viele  sind  und  es  gilt  den  be- 
sten Platz  angesichts  des  Weibchen  einzunehmen,  recht  täppisch; 
sie  drängen  sich  gegenseitig  weg  und  ertheilen  mit  ihrer  Schnauze 
Stösse  gegen  die  Schnauze  der  Umworbenen.  Das  Liebesspiel  kann 
den  ganzen  Sommer  hindurch,  auch  nachdem  das  Weibchen  bereits 
abgelaicht  hat,  fortdauern  und  bei  der  geringsten  Aufregung  wird 
das  Weibchen  vom  Männchen  bestiegen.  Bei  in  Gefangenschaft  ge- 
haltenen Thieren  giebt  bisweilen  Hunger  und  Gier  dem  Männchen 
Anlass,  sich  dem  Weibchen  um  die  Lenden  anzuhängen,  wird  z.  B. 
dem  letzteren  Futter  vorgehalten  und  sieht  das  erstere  den  Le- 
ckerbissen, so  klettert  es  schleunigst  auf  den  Rücken  des  Weib- 
chens, um  ihm  den  Wurm  wegzuschnappen  und  bleibt  bei  dieser 
Gelegenheit  eine  Zeitlang  auf  dem  Weibchen  in  ehelicher  Umar- 
mung sitzen.  Eines  Regenwurmes  wegen  kann  sich  ein  erbitterter 
Kampf  entspinnen,  sind  beide  Kämpfer  von    gleicher    Stärke,    und 


30  n. 


gelingt  es  keinem  von  ihnen  durch  Zerren  den  Wurm  an  sich  zu 
bringen,  oder  zu  zerreissen,  so  wird  die  Beute  von  beiden  Enden 
nach  und  nach  heruntergewürgt,  die  Kämpfer  nähern  sich  einander 
und  berühren  sich  mit  der  Schnauzenspitze,  immer  noch  durch  den 
Wurm  vereinigt;  um  nun  aus  dieser  misslichen  Lage  herauszukom- 
men, wälzen  und  drehen  sie  sich  auf  dem  Boden  so  lange  umher, 
bis  es  ihnen  gelingt  den  Wurm  durch  Drehung  zu  zerreissen. 
B.  bombinus  legt  sich  gern  auf  den  Rücken,  namentlich  wenn 
Gefahr  droht,  höchst  wahrscheinlich  in  der  Absicht,  den  Feind 
durch  die  grelle  Farbe  des  Bauches  abzuschrecken.  Bisweilen  um 
deu  Verfolgern  zu  entgehen,  sucht  er,  seine  vergeblichen  Flucht- 
versuche einsehend,  sich  durch  List  zu  retten,  indem  er  sich  auf 
die  Erde  niederdrückt  und  seine  Füsse  über  den  gekrümmten  Rü- 
cken derart  zusammenlegt,  dass  das  Roth  der  Unterseite  der  Beine 
und  des  Unterleibes  sichtbar  wird;  in  dieser  verrenkten,  höchst 
komischen  Lage  bleibt  er  längere  Zeit  unbeweglich  liegen  und  stellt 
sich  allem  Anschein  nach  todt.  Im  Wasser  ist  er  ziemlich  flink  und 
sehr  scheu,  seine  überaus  grosse  Hast  hat  aber  zur  Folge,  dass 
er  in  der  Regel  seine  Handlungen  nicht  überlegt,  die  Vortheile, 
welche  ihm  die  Situation  bietet,  nicht  ausnutzt  und  schliesslich 
ohne  Schwierigkeit  sich  fangen  lässt.  Die  Sitten  von  der  Feuerkröte 
schildernd,  sagt  Lataste  sehr  richtig,  dass  das  Thier,  bei  seinen 
Versuchen  dem  Verfolger  zu  entwischen,  leicht  den  Kopf  verliert 
und  sich  wie  wahnsinnig  benimmt;  das  nämliche  ist  auch  auf 
B.  bombinus  zutreffend,  wenn  er  in  die  Enge  getrieben  wird. 

Das  Geschrei  von  bombinus  unterscheidet  sich  von  dem  des 
pachypus  hauptsächlich  dadurch,  dass  es  etwas  lauter  erschallt; 
es  besteht  aus  eigenthümlich,  traurig  klingenden  Tönen  „punk, 
unk,  unk";  gewöhnlich  wird  dieser  Laut  drei  bis  vier  Mal  hinter 
einander  in  kurzen  Intervallen  ausgestossen,  worauf  eine  längere 
Pause  eintritt.  B.  bombinus  lässt  seine  Stimme  auch  in  der  Ge- 
fangenschaft öfter  hören  als  sein  Verwandter  der  pachypus;  mit- 
unter, aber  selten,  giebt  er  laute  Töne  von  sich,  ähnlich  denjeni- 
gen eines  jungen  Wasserfrosches,  die  Leydig  auch  bei  pachypus 
gehört  zu  haben  angiebt  und  mit  einer  Art  Bellen  vergleicht.  Die 
Stimme  des  Weibchens  habe  ich,  wenigstens  in  der  Gefangenschaft, 
nicht  vernommen.  Die  Gefangenschaft  ertragen  beide  Bombinator- 
Arten  sehr  gut  und  zwar  nicht  nur  „bei  ausserordentlich  sorgsamer 
Pflege",  sondern  auch  wenn  sie  stiefmütterlich  behandelt  und  etwas 
vernachlässigt  werden.  Auch  verlangen  sie  keineswegs,  wie  Brehm 
zu  glauben  scheiut,  dass    man    ihr    Wasserbecken    „tagtäglich  mit 


—   386  — 

frischen  Wasserlinsen  füllt";  reines  Wasser  scheint  ihnen  überhaupt 
nicht  zu  behagen,  denn  sie  verlassen  ihr  Reservoir,  sobald  das 
Wasser  darin  erneuert  worden  ist  und  kehren  erst  dann  dahin  zu- 
rück, wenn  das  Wasser  lauwarm  und  abgestanden  ist.  Die  Wärme 
ausserhalb  des  Wassers  vertragen  sie  allerdings  nitht  und  sterben 
auf  trockenem  Boden  oder  in  der  Hand  gehalten  sehr  bald.  Ueber- 
haupt  scheinen  diese  Thiere  gegen  Berührung  und  Quälerei  sehr 
empfindlich  zu  sein;  sie  können  unter  einander  in  dichtem  Knäuel 
zusammengedrängt  leben,  vertragen  aber  nicht,  dass  man  sie  be- 
rührt; es  genügt  bisweilen  sie  an  den  Leibesseiten  leicht  zu  quet- 
schen, um  sie  zu  tödten;  sie  verfallen  sofort  in  Krämpfe,  strecken 
die  Hinterbeine  aus  und  verenden,  wenn  man  sie  nicht  schleunigst 
auf  durchfeuchtete  Erde  setzt.  Trotz  ihres  etwas  hässlichen  Ausse- 
hens gewinnt  das  treuherzig  dareinblickende  und  anspruchlose  Thier- 
chen  durch  sein  munteres  und  geschäftiges  Wesen  bald  die  Zunei- 
gung ihres  Pflegers. 

Ueber  die  Lebensweise  und  die  Entwicklung  des  bombinus 
finden  sich  einige  Mittheilungen  im  Buche  Bechstein's  „De  la  Ce- 
pede's  Naturgeschichte  der  Amphibien"  (II  Bd.  S.  467)  und  in  der 
Schrift  Heron-Royer's  „Observations  comparatives  sur  le  de'velop- 
pement  externe  et  l'e'tat  adulte  des  Batraciens  du  Genre  Bombinator" 
(Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  XII,  p.  640).  He'ron-Royer  beschreibt 
flüchtig  die  Verschiedenheiten  in  der  embryonalen  Entwicklung  der 
europäischen  Bombinator-Species,  auf  die  hier  nicht  näher  einge- 
gangen werden  kann,  und  berührt  ebenfalls  nur  oberflächlich  die 
Unterschiede  zwischen  den  ausgewachsenen  Larven  von  pachypus 
und  bombinus.  Aus  den  Untersuchungen  dieses  Forschers  ergiebt 
es  sich,  dass  der  rautenförmige  graugelbe  Zwischenraum  zwischen 
den  zwei  ersten  braunen  Dorsolateralbandern  bei  der  Larve  von 
bombinus  etwas  schmäler  ist  als  bei  pachypus  (=bombi- 
nus  He'ron-Royer);  übrigens  soll  dieser  helle  Zwischenraum  im 
dritten  Entwicklungsstadium  der  Larve  verschwinden  und  man  soll 
zu  dieser  Zeit  die  beiden  Quappen  nur  daran  unterscheiden  kön- 
nen, dass  bei  bombinus  der  Kopf  breiter  und  die  Kehle  weniger 
eingedrückt,  bei  pachypus  hingegen  der  Kinn  stärker  eingedrückt 
erscheinen.  Bei  der  vierbeinigen  Larve  von  bombinus  zeigen  sich 
auf  dem  Vorderhaupt  rothgelbe  Flecke  auf  braunschwarzen  Grunde, 
welche  sich  auch  zwischen  die  S:  hultern  ausdehnen;  diese  Flecken 
vereinigen  sich  zu  einer  hufeisenförmigen  Figur  und  setzen  sich 
allmählich  in  Grün  um;  zwei  andere,  aber  kleinere  graue  Flecken 
sind  am  Hinterrücken  zu  beiden  Seiten  der  Schwanzflosse  sichtbar. 


—  337  — 

Die  grüne  Zeichnung  fehlt  der  vierbeinigen  Larve  von  pachypus, 
sie  ist  durch  zwei  kleine  graue  Makeln  ersetzt;  ähnliche  Flecken 
befinden  sich  auch  am  Hinterrücken,  also  wie  bei  bombinus. 
Bei  beiden  Arten  ist  die  Körperunterseite  braun  und  gefleckt;  Gelb 
zeigt  sich  fleckenweise  erst  an  den  Füssen,  dann  am  Kinn  und  an 
den  Händen;  die  bei  pachypus  gelblichen,  bei  bombinus  röthli- 
chen  Bauchflecken  treten  erst  zum  Vorschein,  nachdem  das  Thier 
seinen  Schwanzstummel  abgeworfen  hat.  Abbildungen  der  8,  11, 
13  und  14  Tage  alten,  sowie  auch  der  vierbeinigen  Larve  vom 
bombinus  enthält  die  oben  citirte  Schrift  Heron-Royer's  (Taf.  XI 
und  XII). 

Vom  erwachsenen  bombinus  kenne  ich  nur  wenige  Abbildun- 
gen und  zwar  jene  von  Bechstein  (op.  cit.)  mit  dem  etwas  zu 
gross  gerathenen  Vorderbein,  dann  die  ebenfalls  kolorirten  Figuren 
bei  Boulenger  (1.  c.)  und  endlich  die  Figur  bei  He'ron-Royer  (1.  c). 
Es  braucht  wohl  kaum  hinzugefügt  werden,  dass  die  Abbildungen 
bei  Boulenger  wie  immer  obenan  zu  stellen  sind.  Die  Iconografia 
della  Fauna  italica  und  Brehm's  Thierleben  enthalten  Abbildungen 
wohl  auch  von  B.  bombinus;  die  kolorirten  Ausgaben  dieser  bei- 
den Werke,  welche  mir  leider  nicht  zu  Gebote  stehen,  dürften  si- 
chere Auskunft  darüber  geben. 

Vorkommen. 

B.  bombinus  ist  bis  jetzt  bekannt  aus  Süd-Schweden,  Däne- 
mark, Deutschland  '),  Böhmen,  Nieder-Oesterreich,  Ungarn,  Moldau 
und  Russland.  Die  genaueren  Fundorte  sind:  Kullen,  Christianstad, 
Själland  2),  untere  Main-Gebiet  (93),  Ober-Weimar  bei  Weimar 
(Herr  Fr.  Borcherding  in  lit.),  Magdeburg  (Herr  W.  Wolterstorff 
in  lit.),  Ammendorf  und  Bitterfeld  bei  Halle  a.  S.  (Herr  A.  Gold- 
fuss  in  lit.),  Lindenau-Lössnitz— (Dr.  Erich  Haase,  Hofrath  Dr.  Meyer 
in  lit.),  Dresden,  im  Elsterthal  bei  Leipzig  (230),  Umgebung  von 
Berlin  (330),  Prag  (Boulenger),  Wien,  Umgebung  von  Budapest 
(Prof.  Margö  in  lit.),  Sumpf  bei  Dorosglo  (Unter- Ungarn),  Sieben- 
bürgen (K.  k.  zoolog.  Kabinet  in  Wien),  Brostenii  (Boulenger),  das 
Gouvernement  Moskau,  Umgebung  von  Charkow  (Prof.  Stepanow), 
Kiew  und  Kasin   bei   Kiew,    Nowo-Zybkow  im  Tschernigow'sshen 


')  Nach  Wolterstorff  scheint  bombinus  auf  das  Tiefland  beschränkt  zu  soin, 
wenigstens  in  Deutschland. 

*)  Bull.  Soc.'Zool.  de  France,  1888,    p.  175. 

22 


—  338   - 

6t.,  Taganrog  und  der  obere  Lauf  des  Or  (Zoolog.  Mus.  K.  Akad. 
St.  Petersburg). — Die  wohl  noch  genauer  festzustellende  Nord- 
grenze entspräche  nach  Kessler  in  Russland  etwa  dem    56°. 

Geographische  Verbreitung  der  Bombinator-Arten. 
(B.  pacliypus  und  B.  bombinus). 

Bis  vor  kurzem  sind,  wie  ich  bereits  in  der  Einleitung  hervor- 
gehoben habe,  die  zwei  europäischen  Bombinator-Arten  nicht 
unterschieden  oder  genauer,  nicht  genügend  beachtet  word;  es  ist 
daher  in  den  meisten  Fällen  nicht  möglich  festzustellen,  welche 
von  diesen  beiden  Species  in  den  verschiedenen  uns  vorliegenden 
faunistischen  Schriften  gemeint  ist.  Folgende  Zusammenstellung 
aller  mir  gegenwärtigen  Augaben  über  die  geographische  Verbrei- 
tung des  Bombinators  dürfte  die  Amphibiologen  veranlassen,  Nä- 
heres über  die  Wohngebieje  einer  jeden  dieser  Species  mitzutheilen. 

Dass  Bombinator  im  Süden  Schwedens,  so  bei  Trelleborg, 
Svedala,  Börringe,  Andrarum,  Jordberg,  Söfdeborg  und  an  anderen 
Oertlichkeiten  nicht  fehlt,  darüber  liegen  bereits  aus  alter  Zeit 
Angaben  vor  (Linne,  Fauna  suecica.  277.  Nilsson,  Skandinawisk 
Fauna).  Hingegen  in  Norwegen  scheint  er  nicht  vorzukommen.  In 
Dänemark,  wohin  er,  wie  angenommen  wird,  von  einem  dänischen 
Edelmann  Peder  Oxes  im  17.  Jahrhundert  eingeführt  worden  sein 
soll,  ist  er  nicht  selten;  man  weiss  durch  Collin  (103),  dass  er 
bei  Frederiksdal,  in  Slagelse,  Taarnborg  bei  Korsör,  Bakkebölle 
bei  Vordingborg,  bei  Overby  (Själlands  Odde),  bei  Jägersborg,  auf 
Sprogö,  Nyborg,  Glorup  auf  Fünen,  Svendborg,  Smaaörne  auf 
Fejö  und  auf  Möen  vorkommt.  Aus  Collin's  Beschreibung  geht 
hervor,  worauf  Boulenger  neuerdings  aufmerksam  gemacht  hat, 
dass  der  dänische  Bombinator  als  bombinus  (=  igneus  bei 
Boulenger)  zu  deuten  sei.  In  Grossbritannien  und  Irland  fehlt  das 
Thier;  in  Frankreich  dagegen  scheint  es  (pachypus!)  weit  ver- 
breitet zu  sein.  De  Selys-Longchamps  (98)  giebt  an,  dass  es  in 
der  Picardie  vorkommt  und  Baillon  (32)  führt  es  unter  den 
Amphibien  des  Bezirkes  von  Abbeville  auf.  In  dem  Ardennen- 
Departement  soll  es  nirgend  fehlen  (35)  und  in  den  Departements 
Seine-et-Oise,  so  in  der  Umgebung  von  Cernay-la-Ville,  in  den 
Mooren  von  Bouley-les-Trous  und  in  Monthle'ry  (35),  und  Seine-et- 
Marne  (319)  ist  es  von  Taton,  Lataste  und  De  Sinety  beobachtet 
worden.  Die  Angabe  Latreille's  (259),  wonach  es  in  der  Umgebung 


—  339   — 

von  Paris  vorkommt,  obsckon  sehr  selten,  ist  bis  jetzt  noch  nicht 
bestätigt  worden;  Lataste  vermuthet  nur,  dass  es  gelingen  dürfte 
es  daselbst  ausfindig  zu  macheu.  Im  Departement  de  I'Yonne  ist 
es  sehr  häufig  (36);  Holandre  (142),  Fournel  (143),  Malherbe 
(144)  und  Collin  de  Plancy  (35)  haben  es  für  das  Departement 
Meurthe  et  Moselle  angezeigt  und  aus  den  Angaben  de  Selys- 
Longchamps  würde  sich  ergeben,  dass  es  östlich  von  der  Meuse 
sich  vorfindet.  Im  Departement  de  TAube  wäre  Bombinator  nach 
Collin  de  Plancy  im  Bezirk  von  Bar-sur-Seine,  aber  nur  in  den  Wald- 
morästen zu  Hause.  Girod-Chantrans  (300)  und  Olivier  (38)  kennen 
ihn  aus  der  Umgebung  von  Besancon  und  aus  den  Morästen  an 
der  Säone,  im  Gebirge  hingegen  soll  er  seltener  vorkommen.  In 
Jura  ist  er  ebenfalls  verbreitet  (39).  In  Chamonix  und  in  Bouchet 
de  Seroz  in  Hoch-Savoyen  ist  er  durch  Venance  Payot  (43)  nach- 
gewiesen; für  das  Departement  fsere  wird  er  von  Charvet  (40) 
aufgeführt  und  die  Sammlung  Westphal-Castelnau  enthält  Stücke 
aus  dem  Cevennen-Gebirge  (207).  Im  Süden  Frankreichs  dürfte 
sein  Vorkommen  sehr  beschränkt  sein.  De  Serres  (152)  und  Ju- 
mcau  (219)  geben  ihn  aus  dem  He^rault  an  uud  Lataste  (24) 
beobachtete  ihu  in  der  Gironde;  jedoch  wird,  wie  ich  erfahre, 
sein  Vorkommen  im  He'rault,  so  bei  Montpellier,  in  Saiat-Aunes, 
im  Teich  von  Vendres  uud  in  den  Morästen  von  Agde,  neuerdings 
in  Zweifel  gezogen;  für  die  Umgebung  von  Allauch  in  der  Provence 
hat  ihn  Re'guis  als  häufig  angezeigt.  Ueber  seine  Verbreitung  in 
den  Departements  Charente-Inlerieure,  Charente,  Vienne,  Maine-et- 
Loire,  Loire-Infe'rieure,  Veude'e,  Sarthe,  Iudre-et-Loire  liegen  uns 
die  Angaben  von  Lataste  (34),  De  Rochebrune  (27;,  Mauduyt 
(28),  Millet  (30),  De  l'Isle  und  Thomas,  Gentil  (29)  und  Herou- 
Royer  (331)  vor. 

Machado  (18)  und  Cisternas  (158)  glauben  das  Thier  auch  in 
Spanien,  so  bei  Sevilla  am  Guadalquivir,  bei  Barcelona  und  Sala- 
manca  gefunden  zu  haben,  doch  werden  ihre  Angaben  darüber 
wohl  mit  Recht  bezweifelt;  Bombinator  dürfte  die  Pyrenäen  nicht 
überschreiten.  Aus  Corsika,  Sardinien  und  von  den  Balearen  linde 
ich  denselben  nirgends  verzeichnet,  auf  Sicilien  ist  sein  Vorkommen 
noch  nicht  sicher  erwiesen  (241.56).  Auf  der  apenninischen  Halb- 
insel findet  er  sich  häufig  in  Veuetien  (278.13.246)  und  soll 
auch  in  Emilia,  in  Marken,  in  Toscaua,  im  Neapolitanischen,  in 
Romagna  und  in  Calabrien  (48)  nicht  selten  sein.  Die  Angaben 
über  sein  Vorkommen  in  der  Lombardei  (65.333)  wurden  neuer- 
dings angezweifelt;  nach   der  Aussage  Balsamo's  soll  er  in  Tremezzo 


—  340   — 

am  Comersee  einheimisch  sein  (147).  In  Piemont  ist  er  noch  nicht 
gefunden  worden.  Aus  den  „Alpi  Apuane"  kennt  ihn  Bonaparte  (240). 
Speeiellere  Fundorte  in  Italien  sind    die    Ebene    von   Venedig  und 
Treviso,  Marcellise  in  der  Provinz  Verona,  Verona,  Belluno,  Florenz, 
Pratovecchio,  das  Casentino-Thal,  Montestigliano,  Arena,   Serra  de 
Bruno  und  Soriano  in  Calabrien,  sowie  angeblich  auch  die  Abhänge 
des  Etna    Alsdann  findet  sich  Bombinator  auch  in  der  Schweiz  und 
zwar,  wie  Fatio  (41)  angiebt,  fast  allerorten  bis  zu  1200  Meter  u. 
M.,  nur  in  den  Südthälern  des  Tessin  ist  er  ziemlich  selten.  Speciell 
sind  als  Fundorte  anzuführen:  Roche  und  Vernayaz  an  der  Rhone 
(103.  S.  312),   Vevey,    Montreux,    Brunnen,    Sisikon,    Morschach, 
Ragaz  (B.  pachypus),  Umgegend  von  Chur  (232)  und  von  Basel, 
wo  er  ungemein  häufig  sowohl  in   Tümpeln    als    auch   im  Wider- 
wasser  Messender    Bäche    und    Flüsse    gefunden  wird    (169).    In 
Deutschland  ist  er  weit  verbreitet  und  ist  in  vielen  Strichen  Süd- 
deutschlands der  gemeinste  Batrachier.  F.  Müller    erhielt    ihn  aus 
Gross-Hüuingen  in  Elsass  und  aus  Isteinerklotz    in  Baden  und  ich 
fand  ihn  (d.  h.  B.  pachypus)  in  der  Umgebung  von  Heidelberg; 
nach  Eüssliu  (90)  ist  Bombinator  in  Baden    fast    überall  gemein. 
Ueber  sein  Vorkommen  in  Württemberg  melden  mehrere   Forscher 
(89.86.87);    bei    Tübingen,    Metzingen,    Weilheim    sammelte   ihn 
Leydig    (88.170);    bei    Stuttgart    ist    er    nach    Plieninger  in  den 
Wasseransammlungen  der  Weinbergsgruben  und  verlassener    Stein- 
brüche   häufig;    für    die    Umgegend    von  Maulbronn    soll   er    von 
Kommerell,    mit    dem    Zusatz    „seltener"    und    für    das   Oberamt 
Backnang  vom  Revierförster    Calwer    erwähnt    sein    (Leydig,    op. 
tit.);  auch  aus  der    Gegend    von    Oehringen    im    Hohenlohe'schen 
wird,  wie  Leydig  meldet,  sein  Vorkommen  angezeigt;    Leydig  fügt 
hinzu,  dass  ihm  das  Thier    aus    Oberschwaben  zugesandt    worden 
sei.  Ueber  das  Vorkommen  des  Bombinators    in    Bayern  berichten 
Schrank  (83),  Clessin  (82),  Jäckel  (85)  und  v.  Reider  und  Hahn 
(171);  die  zuletzt  Genannten  bemerken,  dass  sie  in  allen  Gegenden 
Bayerns,  und  in  manchen    in    ungeheurer    Menge   anzutreffen    sei. 
Leydig  traf  ihn    im    Mainthal    bei    Würzburg    und   bei  Kissingen, 
Schrank  iu  Berchtesgaden  (33)  und    Koch,    Herrich    Schäffer  und 
Förster  (84)  erwähnen  ihn  für  die  Umgegend  Regensburgs.    Dass 
das  Thier  im  Gebiete  der  Tauber  lebt,   erfahren  wir  durch  Leydig; 
im  Rhöngebirge  aber  scheint    es    selten    zu    sein    (94);  im  Kreis 
Rothenburg,  Hessen,  hat  es  Eisenach    (178)    beobachtet    und   für 
das    Nassauische,    allwo    es    überall    häutig    sein    soll,    zeigt  es 
Kirschbaum  an  (92).  Im  Unter-Main-  und  Lahn-Gebiete  fehlt  Born- 


—  341   — 

binator,    wie    Koch  (93)  berichtet,    nirgends;    im   Lahnthale  und 
Dillthale    sollen    bombinus  (=  igneus,    var.    typus   Koch) 
und  pachypus  (=  var.  brevipes  Koch)  gesellig    zusammen- 
leben; im  unteren  Maingebiete  scheint  bombinus    die    häutigere 
Art  zu  sein,    während    pachypus    die    hochgelegenen  Gegenden 
vorzieht.    Koch    fügt    hinzu,    dass    die    zuletzt    erwähnte  Art  bei 
Kirberg  im  Taunus,  an  dem    Stoppelberge   bei    Wetzlar,  im  Harz- 
gebirge und  in  Goslar  vorkommt.  Welche  von  diesen  beiden  Arten 
von  Römer-Büchner  (91)  in  der  nächsten  Umgebung  von  Frankfurt 
a.  M.  und  von  Suffrian  (96)  im  Regierungsbezirke  Arnsberg   beo- 
bachtet worden,  ist  mir  unbekannt  geblieben.  Am  Niederrhein   ist 
Bombinator  häufig;  sein  Vorkommen  bei  Bonn,  Kessenich,  Dotten- 
dorf,  Reuel,  am  Drachenfels  und  in  Aggerthal  meldet  Leydig;  für 
Linz  a.  Rh.  und  Umgegend  zeigt  ihn  Melsheimer  an  (95);  in  der 
Umgebung  von  Elberfeld  fand  ihn  Behrens    (229);  in  der  Mosel-, 
Saar-  und  Sauergegend  sowohl  im  Tiefland  als  auch  im  Hochwald 
zeigt  er  sich  ebenfalls  verbreitet  (173);  F.  Müller  (334)  erwähnt 
ihn  aus  dem  Hardtwald  und  dass  er  in  der  Eifel  vorkommt,  wissen 
wir  durch  Schäfer  und  Leydig.    Wiepken  und  Greve  (78)   fanden 
ihn  in  der  Nähe    der    Stadt    Oldenburg,   Brüggemann  (213)  beo- 
bachtete ihn  in  der  Umgegend  von  Bremen;  er  findet  sich   ferner 
in  Lüneburg  (79),  in  Mecklenburg  (77),  in  der  Mark  Brandenburg 
(76),    bei   Barth    (Ostsee),    in  West-  und  Ostpreussen    (74),    in 
Schlesien  (175.75),  wo  er  überall,  wenigstens  im  flachen  Lande, 
sehr  häufig  sein  soll,  in  der  Oberlausitz  (81)  und  in  Sachsen  (80). — 
im  Luxemburgischen  ist  er  nach  De  la  Fontaine  (97)  allgemein  ver- 
breitet und  findet  sich  in  den  Ardennen  sehr  häufig;  in  Belgien  wird 
er  nach  De  Selys  Longchamps  (97)  namentlich  in  den  Ardennen  und 
in  Condroz  in  grösserer  Anzahl  angetroffen.  Aus  den  niederländischen 
Grenzprovinzen  hat  ihn  Schlegel  (99)  angezeigt. 

In  den  Ländern  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  scheint 
Bombinator  nirgends  zu  fehlen.  So  giebt  Bruhin  (73)  an,  dass  er 
im  Vorarlbergischen,  so  bei  Riedern,  Nüziders,  Düns  und  an  anderen 
nicht  näher  bezeichneten  Orten  nicht  selten  sei;  nach  Gredler  (72) 
hat  er  durch  Tirol  eine  allgemeine  und  zugleich  massenhafte 
Verbreitung  uud  soll  in  den  ganzen  Flussgebieten  des  Lech,  Inn, 
Ziller,  der  Etsch,  Noce,  Brenta  und  des  Cismone  einheimisch  sein 
und  bis  nahe  zu  5000  Fuss  Vertikalhöhe  angetroffen  werden;  im 
Sarnthal  bei  Bozen  traf  ihn  Leydig,  im  Bad  Ratzes  in  Südtirol 
Prosslinger  (188),  im  Valle  di  Non  De  Betta  (335).  Ferner  be- 
wohnt er  nach   Latzel  (61)  Kärnten,    kommt    nach    Freyer  (60) 


—  342  — 

und  v.  Gallenstein  (62)  ungemein  häufig  in  Kraiu  vor,  wird  nach 
Knauer  (71)  in  Niederösterreich  ueberall  angetroffen,  lebt  an  der 
Donau-Ufern  (163.  S.  465),  findet  sich  nach  Käroli  (180)  und  Jeitteles 
(181)  in  Ungarn  und  soll  nach  Glückselig  (185)  in  Böhmen,  nach 
Heinrich  (68)  in  Mähren-Schlesien,  nach  Zawadzky  (69)  in  Galizien 
und  in  der  Bukowina  und  nach  Bielz  (67)  in  Siebenbürgen  vorkommen  '); 
Stobiecki  (179)  fand  ihn  auf  der  Babia-Göra  (W.  Karpathen). 
Ueber  sein  Vorkommen  in  Triest,  in  Dalmatien  (Spalato)  und  in 
Bosnien  melden  Collin  (103),  Kolombatovic  (223)  und  v.  Möllen- 
dorff  (114);  in  Montenegro  soll  Schreiber  zufolge,  eine  besondere 
Lokalvarietät  leben  2).  Sordelli  erwähnt  ihn  aus  Orta  Keuei 
(Adrianopel)  3),  das  Museum  in  Athen  enthält  ein  Stück  aus  dem 
Parnass  Gebirge  (247. — II.  S.  292),  Herr  General-Inspektor  der 
königl.  Domänen  L.  Munter  in  Athen  theilt  mir  mit,  dass  er  den 
Bombinator  in  Attika  auf  dem  Berge  Parnes  in  der  Quelle  Palikori 
bei  Agios  Triada  (3000  F.  Seehöhe)  entdeckt  habe  und  aus  Erber's 
Bericht  über  seine  Reise  nach  den  griechischen  Inseln  ersehen  wir, 
dass  das  Thier  auch  auf  Tinos  lebt  (269).  Ueber  seine  Verbreitung 
im  Russischen  Reich  lässt  sich  zur  Zeit  nur  wenig  sagen.  Seidlitz 
(105)  und  Fischer  (199)  haben  es  in  den  Ostseeprovinzen  ange- 
troffen, Andrzejowski  (195)  verzeichnet  es  unter  den  Amphibien 
Wolhyniens,  Podoliens  und  des  Cherson'schen  Gouvernement,  Tac- 
zanowski  (194)  fand  es  in  den  Weichsel- Provinzen,  Belke  in  der 
Umgegend  von  Kamienez-Podolski  und  Czernay  (110)  auf  seinen 
Reisen  im  Charkow'schen  und  den  anliegenden  Gouvernements. 


*)  Nachtrag!.  Zusatz.  In  Siebenbürgen  kommen  beide  Arten — b  orabinns  and 
p  a  c  h  y  p  u  s — vor. 

')  „Die  Haut  ist  bei  denselben",  sagt  Schreiber,  „im  Ganzen  genommen,  glatt, 
mit  aus  ihr  stark  hervorstehenden,  zahlreichen,  von  einander  meist  getrennten 
Warzen.  Die  bei  der  Stammform  auf  letzteren  einzeln  oder  nur  sehr  zerstreut 
stehenden  schwarzen  Drusenpunkte  sind  hier  auf  jeder  Warze  viel  zahlreicher  und 
alle  an  der  Spitze  derselben  zusammengedrängt,  so  dass  namentlich  der  Rücken 
durch  die  von  der  glatten  Haut  scharf  abgehobenen,  mit  schwarzen  Drüsenkörnern 
gekrönten  Warzen  sehr  ausgezeichnet  ist;  mitunter  fliessen  mehrere  hinter  einander 
stehende  Warzen  zu  unregelmäßigen  schwarzen  Längswülsten  zusammen;  auch 
werden  sie  am  Kopf  und  besonders  gegen  das  Ende  der  Beine  niedriger,  so  dass 
dann  die  schwarzen  rauhen  Gipfelflecken  derselben  unmittelbar  auf  die  Haut  zu 
sitzen  kommen.  Auch  sind  diese  montenegrinischen  Stücke  durch  die  Färbung  aus- 
gezeichnet, indem  bei  denselben  die  Unterseite  meist  Schwarz  zur  Grundfarbe  hat, 
auf  welcher  gewöhnlich  nur  sehr  vereinzelte  untergeordnete  oder  auch  gar  keine 
gelben  Flecken  vorkommen".  Die  im  K.  K.  Naturalienkabinet  in  Wien  aufbewahrten 
Feuerkröten  aus  Montenegro  gehören,  wie  ich  glaube,  zu  B.  paehypus  var. 

')  Hettili  di  Orta  Keuei  (Adrianopel)  in:  Rend.  Ist.  Lomb.  1886.  Milan». 


—  343  — 

Aus  Asien  kennt  man  Bombinator,  so  viel  ich  weiss,  nur  aus 
China  und  zwar  speciell  aus  Tsehifu  (9.  —  S.  447)  ');  in  Africa 
scheint  er  gänzlich  zu  fehlen  '). 


17.  ALYTES  OBSTETRICANS  (BRONG.),  LAUR.  1768. 

Synonymie  und  Literatur. 

Bufo    obstetricans    Laurenti,    Synops.    rept.    p.    28,    128. 
Brongniart,    in:    Bull,  des  Sc.  Soc.  philom.    an  VIII,  fa  12,  p.  91. 
pl.  VI,  fig.  4.  Latreille,   Hist.    nat.    Salamandres  de  France,   p.  XL. 
Daudin,  Hist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap.  p.  87,  pl.  32,  fig.  1;  Hist.  nat. 
Rept.    VIII,    p.    176.  —  Bombinator    obstetricans    Gravenhorst, 
Deliciae  mus.  zoolog.  Vratislaviensis,  I,  p.  68. —  Rana  obstetricans 
Wolf,  in  Sturm' s    Deutschi.    Fauna.    Abth.    III,  Heft  IV,  m.  Taf.  — 
Obstetricans    vulgaris    Duges,    Recherches    s.    l'oste'ologie    et    la 
inyologie  des  Batraciens,  p.  7.  Paris,  1834. — ?Rana  campanisona  Lau- 
rent^ op.  cit.  p.  30,  133.  —  Crapaud    accoucheur  Daubenton, 
Dict.  erpe't.  in  Enc.  meth.  p.  612.  Guvier,    Regne    animal,    1.  6d.  t. 
II,  p.  96.  2.    t)d.    t.  II,  p.   110.  —  Le    petit    crapaud    terrestre, 
accoucheur  ä  la  femelle,  D&nours,  in  Hist.  de  l'Acad.  roy.  d.  Sc. 
1741,  p.  29;  1781,  p.  13.  —  Alytes  obstetricans    Merrem,  Ten- 
tamen  systematis  araphibior.  p.  179.    Bonaparte,  in  Mem.  R.  Accad. 
Sc.  Torino,  Ser.  II,  Tom.  II,  p.  385;    Iconografia    della    Fauna  italica 
II,  c.  fig.   Wagler,  Icones  et  descript.  amphibior.,  tab.  22,  fig.  3—5. 
München,  1833.    Schine,   Europ.    Fauna,   II,    S.    75;    Naturgesch.  u. 
Abbild,  d.  Reptilien    1833.    Koch,    Formen  u.  Wandlungen  d.  ecaud. 
Batrachier    d.    Unter-Main-  u.  Lahn-Gebietes.    Frankfurt   a.    M.  1872. 
Tschudi,  in   Isis    1837.  S.  702;    Klassifikat    d.  Batrachier.    Soc.    sc. 
nat.  II,  p.  84.  Neuchatel.  Dumeril  et  Bibron,  Erpe'tologie  gener.  III, 
p.  467.  Bruch,  in  Würzb.    naturwiss.    Zeitschr.  Bd.  III,  S.  213.  Bd. 
IV,  S.  91;  in  V.  Bericht  d.  naturwiss.  Ver.  zu  Offenbach  a.  M.  1864. 
Fatio,  Faune  des  Verte'bre's  de  la  Suisse,  III,  p.  358.  Brehm,  Kriech- 
thiere  u.  Lurche,  in  Thierleben,  S.  586.  Leipzig,  1878.  De  VIsle,  Note 


')  Das  Vorkommen  des  pachypus  oder  bombinus  in  China  ist  überaus 
unwahrscheinlich.  Die  aus  Wladiwostok  und  Ussuri  stammenden,  in  der  Sammlung 
der  Petersburger  Akademie  aufbewahrten  Exemplare  des  Bombinator  stimmen  mit 
keiner  der  beiden  genannten  Arten  überein. 

*)  Es  existirt  allerdings  eine  Angabe  Stecker's  n  iden  Mittheilungen  d.  afrika- 
nisch. Ges.  Deutschi.  Berlin,  1879,  2.  lieft,  dass  die  Feuerkröte  in  Ain  Scherschara 
in  Tripolitanien  vorkommt,  diese  Angabe  aber  soll,  wie  Peters  uns  mittheilt  (Mo- 
natsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1880,  S.  309),  auf  einer  Verwechselung 
der  Feuerkröte  mit  Rana  esculenta  beruhen. 


—  344  — 

sur  l'acGouplement  de  TAlytes  obstetricans.  Act.  Soc.  Lin.  Bordeaux, 
XXX;  Memoire  sur  TAlyte  accoucheur,  in  Ann.  Sc.  nat.  1873.  Lataste, 
Essai  d'une  Faune  herpetolog.  de  la  Gironde.  1.  c.  Taf.  IX,  fig.  1 — 3, 
7 — 9;  Revue  intern,  d.  Sc.  1878,  p.  488;  ibidem,  vol.  II,  p.  543; 
Quelques  observations  sur  les  te'tards  des  Batraciens  anoures,  in  Bull. 
Soc.  Zool.  de  France,  1877.  Leydig,  Anure  Batrachier,  S.  64.  Heron- 
Royer,  in  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  III,  p.  278;  VIII.  p.  415,  pl. 
Xlll;  XI,  p.  671.  Camerano,  Monografia  Anübi  anuri  ital.  I.e.  Bon- 
lenger,  Cat.  Batrach.  Sal.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  448. 

Aeusserer  Habitus. 

Ein  io  so  vielen  Beziehungen  auffallende  Gattung,  welche  die 
Merkmale  der  Frösche  und  Kröten  vereinigt,  in  gewisser  Beziehung 
sogar  mit  den  exotischen  Formen,  wie  z.  B.  Rhacophorus  reticu- 
latus  oder  Rhiuoderma,  übereinstimmt,  ist  Alytes.  Derselbe  nähert 
sich  den  Ranae  durch  die  Bezahnung  des  Oberkiefers,  in  den  übri- 
gen Charakteren,  so  namentlich  in  Bezug  auf  seine  Gestalt  stimmt 
er  aber  mit  Bufo  überein.  Sein  Kopf  ist  gross,  hinten  und  in  der 
Interorbitalgegend  flach  und  breit  und  scheint  insbesondere  beim 
Männchen  ohne  Unterbrechung  in  den  Rumpf  überzugehen;  die 
Schnauze  ist  ziemlich  spitz,  fast  dreieckig,  zugerundet,  gewölbt  und 
nur  zwischen  den  kleinen  Nasenlöchern  leicht  abgeplatet;  die 
Schnauzenkante  tritt  nicht  deutlich  hervor,  die  Kopfseiten  fallen 
beinahe  senkrecht  ab.  Die  Nasenlöcher  sind  von  einander  etwas 
weniger  weit  entfernt  als  von  den  Augen  oder  von  dem  Oberkie- 
ferrand; die  Entfernung  des  Oberkiefers  vom  Auge  ist  kleiner  als 
der  Abstand  der  letzteren  oder  als  der  Augendurchmesser.  Die  Augen 
sind  gross,  stark  hervortretend;  der  Raum  zwischen  den  Augenhü- 
geln ist  ungefähr  so  gross  wie  die  Entfernung  des  Nasenloches  vom 
Auge.  Die  Pupille  bildet  einen  langen,  weit  nach  oben  und  unten 
reichenden  bikonvexen,  senkrechten  Spalt;  die  Iris  ist  auf  glänzen- 
dem goldfarbenem  Grunde  stark  schwarz  gezeichnet,  namentlich  an 
ihrer  unteren  Hälfte;  auch  unten  und  oben  in  der  unmittelbaren 
Nähe  der  Pupille  häuft  sich  meistens  das  Schwarz  dermassen  an, 
dass  man  annehmen  könnte,  der  Pupillenspalt  zeige  eine  bis  zum 
äussersten  sichtbaren  Rande  des  Augapfels  sich  erstreckende  Erwei- 
terung. Bei  Stücken  deutscher  Herkunft  soll  die  Iris  auf  schwarzem 
Grunde  mit  metallisch  glänzendem  Gelb  durchsetzt  sein,  das  sich 
besonders  in  der  oberen  Hälfte,  weniger  dagegen  in  der  unteren 
anhäuft  und  eine  horizontale  Zone  fast  ganz  freilässt,  so  dass  es 
aussieht  als  ob  ein  dunkler,  nicht  scharf  begrenzter  Streifen  die  Iris 


-    345   — 

ia  eine  untere  und  obere  Hälfte  trennt  (Pflüger).  Nach  Leydig  soll 
die  Iris  auch  Mass  goldgelb,  schwarz  geädert  und  die  Pupille  „senk- 
recht rautenförmig  verengert,  ein  Längsspältchen  mit  winkliger 
Einknickung"  sein.  Meine  Erfahrungen  stimmen  damit  nicht  ganz  über- 
ein. Im  normalen  Zustande  ist  bei  meinen  Thieren  aus  Paris  der 
vertikale  Pupillenspalt  eher  bikonvex  und  nur  dann  wenn  man  dem 
Thiere  etwas  zuleide  thut,  nimmt  der  Pupillenrand,  vorzugsweise 
nur  der  eine  vordere,  einen  winklig  gebrochenen  Verlauf  an,  wäh- 
rend der  andere  Rand  meist  bogenförmig  aussieht;  erhält  letzterer 
gleichfalls  eine  winklige  Einknickung,  so  haben  wir  allerdings  eine 
rautenförmige  Pupille  vor  uns,  aber  nur  vorübergehend,  denn  sobald 
sich  das  Thier  beruhigt  und  die  Pupille  sich  verengert  oder  erweitert 
hat,  verschwindet  die  winklige  Einknickung. 

Das  nahe  am  Auge  und  am  Gelenkende  des  Kiefers  sich  befindende, 
deutlich  ausgeprägte  rundliche  Trommelfell  ist  im  Durchmesser  drei 
Viertel  so  gross  wie  das  Auge;  darüber  hinweg  zieht  sich  ein 
Drüsenwulst,  den  man  als  schmale  Parotis  zu  bezeichnen  pflegt, 
deren  Fortsetzung  zu  beiden  Seiten  des  Rückens  als  eine  Reihe 
Warzen,  die  knopfförmig  hervortreten  können  und  so  zu  sagen 
Seitenwülste  bilden,  nachweisbar  ist.  Hinter  dem  Trommelfell  ent- 
sendet diese  Drüsenreihe  einen  anderen  Zweig,  welcher  das  Pau- 
kenfell von  hinten  umgiebt  und  am  Gelenkende  des  Unterkiefers  endet 
und  eher  als  eine  abgeschnürte,  einer  grösseren  Warze  ähnlich 
sehende  Partie  des  oben  erwähnten  Wulstes  gedeutet  werden  könnte. 
Die  nahezu  den  ganzen  Boden  der  Mundhöhle  einnehmende  gefurchte, 
nur  vorn  leicht  ausgerandete,  sonst  aber  abgerundete,  breitere alslange 
Zunge  ist  am  Hinterrande  und  auch  seitlich,  obschon  in  sehr  geringer 
Ausdehnung  frei.  Die  mit  einer  dreikantigen  Spitze  versehenen  Ober- 
kieferzähne sind  im  Werke  Leydig's  auf  Taf.  IV  abgebildet,  leydig 
sagt,  dass  die  drei  Kanten  in  einige  feine  Vorsprünge  ausgehen, 
was  mit  einer  felderigen  Skulptur  auf  der  freien  Fläche  zusammen- 
hängt. Dass  der  Zahn  bei  A.  obstetricans  im  Laufe  des 
Wachsthums  des  Thieres  grossen  Veränderungen  in  der  Gestalt 
unterworfen  ist,  ersehen  wir  aus  Leydig's  Fig.  36  und  37,  welche 
einen  jungen  und  einen  fertigen  Zahn  am  Gaumen  darstellen.  Bei 
den  mir  vorliegenden  ausgewachsenen  Stücken  stehen  die  aus  3 
bis  4  grösseren  und  1  *  bis  3  kleineren  Zähnchen  bestehenden 
Querreihen  entweder  dicht  neben  einander  oder  in  geringer  Ent- 
fernung von  einander  hinter  und  einwärts  von  den  Choanen;  an 
den  grösseren  Zähnchen  sehe  ich  deutlich  3  bis  4  quere  wulstar- 


—  346  — 

(ige  Erhabenheiten  an  der  im  Verhältniss  zum  kurzen  Sockel  ziem- 
lich hohen  Zahnkrone. 

Das  lange,  ziemlich  kräftig  gebaute  Vorderbein  erreicht,  sobald 
es  nach  vorn  längs  der  Mundspalte  ausgestreckt  wird,  das  Nasen- 
loch auf  der  entgegensetzten  Seit  des  Kopfes  mit  der  Spitze  des 
2.  Fingers  und  kann,  wie  es  beim  Weibchen  der  Fall  ist,  auch 
etwas  weiter  reichen.  Der  Oberarm  ist  nicht  in  der  Haut  verwach- 
sen, wie  es  bei  A.  Cisternasi  der  Fall  ist,  sondern  tritt  frei  zu- 
tage. Auf  der  Volarseite  der  Handwurzel  befinden  sich  drei  Ballen  '), 
welche  dem  1.,  3.  und  4.  Finger  entsprechen;  der  äussere  Ballen 
ist  gross  und  breit,  der  innere  lang  aber  schmal  und  der  mittlere 
•am  kleinsten.  Die  Finger  sind  im  Vergleich  zu  A.  Cisternasi 
lang  und  schlank,  sie  sind  frei,  rundlich,  oder  leicht  abgeplattet, 
an  den  Enden  nicht  erweitert;  der  3.  Finger  ist  bedeutend  länger 
als  der  2-te,  welch  letzterer  etwas  länger  als  der  4-te  ist,  diese 
beiden  Finger  können  übrigens  auch  ziemlich  lang  sein;  der  Dau- 
men ist  der  kürzeste  von  allen.  Das  Hinterbein,  nach  vorn  gelegt, 
überragt  mit  der  1.  Zehe  die  Schnauzenspitze  und  erreicht  mit 
dem  Tibiotarsalgelenk  das  Trommelfell.  Die  ziemlich  flach  ausse- 
henden, allmählich  spitz  auslaufenden  Zehen  sind  seitlich  mit  einem 
schmalen  Saum  und  am  Grund  mit  einer  Spur  von  einer  Spann- 
haut versehen;  der  Fersenhöcker  ist  massig  entwickelt,  aber  deut- 
lich sichtbar,  sonst  sind  auf  der  Planta  des  Fusses  nur  ein  bis 
drei  äusserst  kleine  Tuberkel  wahrnehmbar,'  die  Zehen  nehmen  von 
der  ersten  bis  zur  vierten  rasch  an  Länge  zu,  während  die  5.  Zehe 
nahezu  ebenso  lang  ist  wie  die  zweite.  An  dem  Aussenrande  der 
Fussohle  und  namentlich  des  Unterschenkels  treten  wulstartige  Erha- 
benheiten auf,  welche  als  Fussohlen-  und  Unterschenkel  Drüsen  be- 
zeichnet werden.  An  den  Zehen-  und  Finger-Gelenken  sind  keine 
Anschwellungen. 

Die  dünne  und  zarte  Haut  ist  mehr  oder  weniger  dicht  mit  bald 
schwächer,  bald  stärker  hervortretenden  Warzen  besetzt;  am  mei- 
sten entwickelt  sind  lerztere  über  dem  Trommelfell  (Ohrdrüsen- 
wuist),  unter  dem  Paukenfell,  zu  beiden  Seiten  des  Rückens  (Sei- 
tenwülste) und  am  Unterschenkel;  etwas  schwächer  entwickelt,  aber 


')  Laut  Pflüger  kann  das  dritte  Handbällchen  fehlen;  hoffen  wir,  dass  derartige 
Fälle  höchst  selten  sind,  denn  es  wäre  beklagenswert,  wenn  solche  oftmalig  auf- 
tretende Anomalien  unserer  Klassifikation  Einbusse  thun  sollten;  ich  halte  nämlich 
A.  Cisternasi,  eine  spanische  Art  im  Auge,  welche  unter  anderem  dadurch  sich 
von  A.  obstetricans  unterscheidet,  dass  sie  blos  zwei  Handballen  auf  der  Vo- 
larseite der  Handwurzel  aufweist. 


—  347   — 

meist  daran  gut  erkennbare  Drüsen,  dass  sie  wie  weiss  gepudert 
aussehen,  fiuden  sich  auf  den  oberen  Augenlidern,  am  Oberkiefer, 
an  den  Rumpfseiten,  oben  am  Vorderarm  und  auf  der  äusseren 
Seite  des  Fussrandes.  Die  Bauchseite  und  die  Inguinalgegend  sind 
warzig  und  runzelig,  während  Brust,  Kehle,  Schnauze  und  Unter- 
seite der  Gliedmassen  zum  grössten  Theil  glatt  erscheinen.  Wäh- 
rend die  Drüsen  auf  der  dem  Lichte  zugekehrten  Seite  des  Kör- 
pers ein  überaus  reiches,  unangenehm  riechendes  grauweisses  Sekret 
ausscheiden,  das  beim  Einwerfen  des  Thieres  in  Weingeist  an  den 
Drüsenmündungen  haften  bleibt,  koagulirt  und  so  das  Vorhanden- 
sein der  kleinsten  Drüsen  oftmals  verräth,  erzeugen  die  Kehldrü- 
sen und  diejenigen  an  den  Bauchgrenzen  wenig  und  auf  dem  Bauch 
fast  gar  kein  Sekret. 

Masse  in  mm.  $  aus  Deutschland:  Körperlänge  40,  Kopflän- 
ge 14,  Kopfbreite  16,  Vorderbein  23,  Hand  10,  Hinterbein  54.5, 
Fuss  15. —  $  aus  der  Umgebung  von  Paris:  Körperlänge  47, 
Kopflänge  15.5,  Kopfbreite  17,  Vorderbein  24  5,  Hand  11,  Hin- 
terbein 61,  Fuss  17.5. 

Färbung  und  Zeichnung.— Varietäten. 

Die  Färbung  der  Oberseite  ist  ein  Bleigrau  oder  dunkles  Aschgrau, 
das  einerseits  durch  einen  unbestimmtes  ins  Gelbliche  ziehenden 
grauen  Ton,  anderseits  durch  Olivengrün  bis  zum  Braun  abändern 
kann.  Bei  einem  Männchen  aus  Lippstadt  ist  die  Körperoberfläche 
braun  mit  dunkelbraunen,  meist  auf  die  grösseren,  wenig  zahlrei- 
chen Warzen  beschränkten  Flecken  besetzt,  während  seine  Beine 
oben  mit  grösseren  derartigen  Makeln  versehen  erscheinen.  Die 
Warzen  an  den  Extremitäten  sowie  diejenigen,  welche  den  Längs- 
wulst an  den  Rückenseiten  bilden  und  auch  sonst  an  den  Leibes- 
seiten zerstreut  liegen,  sind  im  Gegentheil  etwas  heller  als  der 
Untergrund,  ja  stellenweise  sogar  gelblich.  Stirn  und  Nacken  sind 
dicht  und  fein  dunkel  punktirt,  während  die  Schnauze  nahezu  fle- 
ckenlos ist.  Am  Oberkieferrande,  namentlich  vorn,  gesellen  sich 
den  braunen  Zeichnungen  gelbliche  Fleckchen  hinzu.  Die  Bauch- 
gegend ist  gelblichweiss,  die  Kehle,  besonders  an  den  Seiten,  die 
Brust  und  die  Bauchgrenzen  sind  braun  gesprenkelt.  Der  Wulst 
hinter  dem  Paukenfell  ist  gelbbraun  gepunktet,  während  das  gelblich- 
braune  Paukenfell  dunkelbraun  gefleckt  erscheint.  Die  Ellbogen  und 
die  Kniebeuge  sind  etwas  heller  als  ihre  Umgebung.  Die  Unterfläche 
der  Zehen  ist  bedeutend  dunkler  als  die  unten  eher  gelben  Finger. 


—  343  — 

Bei  den  mir  aus  Paris  vorliegenden,  von  Lataste  als  „delislei" 
bezeichneten  Individuen  zeigt  die  Überseite  ein  helles  Aschgrau,  auf 
welchem  zahlreiche,  ziemlich  dicht  angeordnete  schwärzliche,  dun- 
kelgrün oder  bräunliche  Fleckchen  stehen.  Da  bei  diesen  französi- 
schen obstetricans,  wie  bereits  erwähnt,  die  Drüsenwarzen 
klein  und  in  der  Regel  nur  rückwärts  zahlreich  werden,  so  be- 
schränkt sich  die  dunkle  Fleckung  nicht  nur  auf  die  Warzen  selbst, 
sondern  es  sind  auch  Flecken  dazwischen  zerstreut.  Die  Warzen 
sind  gewöhnlich  am  Grunde  dunkler,  am  Gipfel  aber  heller;  auf 
dem  Lid,  an  der  Schnauze  und  Wange  ist  ihre  Zahl  gering.  Das 
Trommelfell  ist  graubräunlich  gesprenkelt,  die  dahinter  liegende 
grosse  Drüsenwarze  gelblichgrau  gefärbt;  gellilichgrau  sind  auch 
diejenigen  Drüsen,  welche  die  Seitenwülste  konstituiren.  Oftmals 
habe  ich  ferner  sowohl  über  dem  Paukenfell,  als  auch  am  Ptunipfe 
röthliche,  ja  selbst  schön  roth  kolorirte  Drüsenwärzchen  vorgefun- 
den. An  den  Leibesseiten  erscheinen  die  Warzen  sonst  gelblichweiss 
und  sind  also  denjenigen  ähnlich,  welche  auf  dem  etwas  ins.  Grau 
ziehenden  Weiss  der  Unterseite  des  Thieres  vertheilt  sind.  An  der 
Kehle  seitlich  sehe  ich  nur  wenige  dunkle  Flecken,  die  Fusssohle 
ist  auf  grauweissem  Grunde  bräunlich  besprenkelt  Der  Oberschen- 
kel ist  oftmals,  namentlich  während  der  Brunstzeit  unterseits,  so- 
wie nach  hinten  fleischfarben  oder  roth.  Die  Bauchfläche  kann  aber 
auch  lichtgrau,  ja  sogar  bläulich,  die  Rückenflecken  blass-  bis  satt- 
grün oder  rein  braun  erscheinen,  während  die  meisten  Drüsen- 
warzen mit  einem  rothen  Gipfelpunkt  versehen  sind;  längs  der  Mit- 
tellinie des  Bauches  kann  eine  bräunliche  Zone  zum  Vorschein  treten. 
Von  den  jungen  Exemplaren,  welche  ich  aus  der  Umgebung  von 
Paris  besitze,  sind  mehrere  bedeutend  dunkler  und  zwar  ganz  dun- 
kelgrau,  die  anderen  ebenso  hell  kolorirt  wie  die  Alten;  bei  den 
dunklen  Jungen  tritt  die  Fleckung  undeutlicher  hervor  und  nur  an 
den  Drüsenwarzen,  bei  den  hellen  hingegen  sind  dunkle  Punktfle- 
cken gut  erkennbar,  aber  ihre  Anzahl  ist  geringer  als  bei  den 
Erwachsenen.  An  den  Ohr-  und  Seiten-Wülsten  sieht  man  helle 
und  schön  roth  kolorirte,  mit  Kupferglanz  überflogene  Stellen;  auf 
der  lichtgrauen  Körperunterseite  sind  viele  dunkle  Flecken  vorhan- 
den; auch  die  Extremitäten  mit  alleiniger  Ausnahme  der  mittleren 
Region  des  Oberschenkels  siod  intensiv  dunkel  besprenkelt,  der 
Fersenhöcker  und  die  übrigen  Prominenzen  sind  aber  stets  von 
gleichmässiger  weisslicher  oder  gelblicher  Färbung.  Die  jungen 
obstetricans,  sowie  auch  die  zwei-  und  vierbeinigen  Larven 
sind  letzthin  eingehend  nach  Thieren  deutschen  Urspunges  von  Pflü- 


—  349  — 

ger  im  Arch.  f.  d.  ges.  Physiologie,  XXIX,  beschrieben  worden  und 
da  es  nicht  meine  Absicht  ist  hier  die  Details  zu  rekapitnliren,  so 
will  ich  die  Aufmerksamkeit  des  Lesers  auf  diese  Arbeit  mehr  des- 
kriptiven Inhalts  lenken. 

Lataste  verdanken  wir  die  Beschreibung  einer  neuen,  bis  jetzt 
nur  auf  der  iberischen  Halbinsel  konstatirten  Varietät  von  A.  ob- 
stetricans.  Diese  als  Var.  Boscai  benannte  Form  unterschei- 
det sich  von  der  typischen  vor  allem  dadurch,  dass  ihr  Schädel 
länger  und  breiter  als  die  Länge  der  Wirbelsäule  ist,  während  bei 
der  Grundform  der  Schädel  kürzer  als  die  Wirbelsäule  und  ebenso 
breit  wie  letztere  sein  soll.  Abgesehen  von  anderen  Verschieden- 
heiten im  Skelettbau  unterscheiden  sich  ferner  diese  Alytes  da- 
durch, dass  bei  der  Boscai  die  Haut  feiner  und  glatter  erscheint 
und  dass  die  Drüsenseitenwiilste  bedeutend  schwächer  hervorzutre- 
ten pflegen  als  bei  der  Grundform.  Auch  ist  bei  der  ersteren  der 
das  Paukenfell  von  hinten  umgebende  Wulst  weniger  sichtbar;  das 
Paukenfell  selbst  ist  grösser  und  scheint  infolgedessen  dem  Auge 
und  Kiefer  näher  gerückt  zu  sein;  der  Abstand  zwischen  den  "Na- 
senlöchern ist  nicht  so  gross,  die  Entfernung  aber  der  Nasenlöcher 
vom  Kieferrand  ist  etwas  grösser,  da  bei  ihr  die  Schnauze  höher 
ist  als  bei  der  bekannten  Geburtshelverkröte.  Die  Iris  ist  röthlich 
mit  Goldschimmer.  Oberseits  heben  sich  vom  hellgrauen  oder  gelb- 
lichen Fond  grössere  bräunliche  oder  grünliche  Flecken  ab,  mit 
dazwischen,  und  namentlich  gegen  die  Leibesseiten  hin,  eingestreu- 
ten rothen  Punkten.  Auch  sind  am  Rücken  mitunter  recht  deutlich 
ausgeprägte  helle  Bänder  sichtbar,  welche  die  Form  eines  umge- 
kehrten V  nachahmen.  Die  Schnauze  ist  gepunktet.  Die  wenig  rauhe 
Körperunterseite  ist  in  den  meisten  Fällen  ein  reines  Weiss  oder 
Gelblichweiss  und  nur  an  den  Extremitäten  mit  fleischfarbenem  An- 
fluge. Bei  den  Individuen  der  Boscai  aus  den  gebirgigen  Gegen- 
den Kordspaniens  trifft  es  sich,  dass  die  Kehle  dunkel  gezeichnet 
erscheint. 

Total  weisse,  rosa-weisse  oder  gelbliche  obstetricans  mit 
rother  Iris  sind  gleichfalls  beschrieben  worden  *).  Schöne  Abbil- 
dungen dieser  Albinos  wird  man  in  der  Abhandlung  Lataste's  vor- 
finden. 


')  Lataste,  Sur  une  nouvelle  forme  de  Batraciens  anoure  d'Europe.  Act.  Soc. 
Lin.  Bordeaux,  vol.  34,  pl.  XI,  fig.  1,  2.  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  III,  p.  46. 
He'ron-Royer,  ibidem,  vol.  III,  p.  131;  vol.  VIII,  p.  408;  vol.  XI,  p.  671. 


—  350  — 


Aeussere  Geschlechtscharaktere. 

Da  A.  obstetricans  keine  Schallblasen  und  keine  Schwiele 
aufzuweisen  hat,  so  gilt  die  Unterscheidung  der  Geschlechter  schwie- 
rig. Lataste  giebt  allerdings  an,  dass  die  Geschlechter  dadurch 
äusserlich  verschieden  sind,  dass  beim  Weibchen  der  Kopf  etwas 
kleiner  und  länger  ausgezogen  ist  als  beim  Männchen,  ferner,  dass 
beim  ersteren  Kopf  und  Rumpf  schwach  abgesondert  erscheinen 
und  endlich,  dass  bei  ihm  die  Beine  etwas  kürzer,  der  Rumpf 
länger,  abgerundeter  und  zugleich  breiter  ist  als  es  beim  Männ- 
chen der  Fall  zu  sein  pflegt.  Fatio  fügt  dem  hinzu,  dass  beim 
Männchen  mitunter  eine  schwach  entwickelte  Schwielenbildung  an 
der  Hand  zum  Vorschein  kommt.  In  den  meisten  Fällen  aber  war 
man  in  der  Lage  mit  Sicherheit  das  Männchen  äusserlich  nur  zur 
Laichzeit  und  nur  daran  zu  erkennen,  dass  es  den  abgesetzten 
Laich  mit  sich  um  die  Hinterbeine  gewickelt  herumträgt.  Für  mich 
bot  die  Unterscheidung  der  Geschlechtern  keine  Schwierigkeiten 
auch  ausserhalb  der  Brunst  oder  Brutpflege-Periode,  denn,  wenn 
die  Kniebeuge  beim  ruhigen  Sitzen  des  Thieres,  das  ich  vor  mir 
hatte,  kaum  die  halbe  Länge  der  Entfernung  zwischen  den  Wur- 
zeln des  Vorder-  und  Hinterbeines  erreichte,  so  konnte  ich  sicher 
sein,  dass  es  ein  Weibchen  sei,  das  ausserdem  noch  daran  erkennt- 
lich ist,  dass  es  einen  bedeutend  längeren  Rumpf  aufweist  und 
überhaupt  eine  ziemlich  ansehnliche  Körperlänge  erreichen  kann; 
überragte  aber  die  Kniebeuge  jene  halbe  Entfernung  und  kam  sie 
nahezu  mit  der  Achsel  in  Berührung,  so  erwies  sich  das  betreifende 
Stück  stets  als  ein  Männchen.  Auch  dürfte  beim  letzteren  in  der  Regel 
der  Fersenhöcker  etwas  schwächer  erscheinen  als  beim  Weibchen. 

Larve. 

Die  mir  vorliegenden  aus  Ramsach  in  Baselland  stammenden 
Larven  der  typischen  Geburtshelverkröte  sind  53  mm.  lang,  wo- 
von 22  mm.  auf  die  Körperlänge  und  31  mm.  auf  die  Schwanz- 
länge kommen;  der  Schwanz  misst  13'/2  mm.  in  der  Höhe,  die 
Hinterbeine  sind  2  min.  lang  und  der  Körperumfang  beträgt  39  mm. 
Dass  hin  und  wieder  das  Thier  die  ansehnliche  Gesamtlänge  von 
80  oder  81  mm.  erreichen  kann,  ist  bekannt;  diese  Larve  ist  mit- 
hin die  grösste  von  allen  einheimischen  Arten  mit  medianem  Spi- 
raculum.  Der  Körper  ist  sehr  breit,  der  Rumpfumfang  nahezu  übe- 
rall gleich  gross,  nur  ganz  nach  hinten  nimmt  er  etwas  zu;  ober- 


—  351   — 

seits  ist  eiue  leichte  Wölbung,  am  Bauche  aber  eine  schwache 
Abplattung  sichtbar.  Der  Kopf  ist  sehr  breit,  hinten  fast  ohne  Spur 
einer  halsartigen  Verengung,  zwischen  den  Augen  schwach,  an  der 
Schnauze  hingegen  stark  gewölbt;  die  Schnauze  ist  breit  abgerun- 
det. Die  ziemlich  weit  hinten,  mehr  seitlich  als  oben  stehenden 
Augen  sind  gross;  ihre  Entfernung  von  einander  ist  nahezu  doppelt 
so  gross  wie  der  Abstand  der  kleinen,  stark  nach  oben  gerückten 
Nasenlöcher  oder  die  Distanz  zwischen  Auge  und  Nasenloch;  letz- 
tere beträgt  ungefähr  die  halbe  Länge  der  Entfernung  des  Nasen- 
loches vom  Mundrande;  die  Mundöffnung  ist  in  der  Regel  um  eine 
Kleinigkeit  kleiner  als  der  Interocularraum.  Die  Lippenränder  sind 
mit  ziemlich  langen,  auch  mit  unbewaffneten  Auge  deutlich  sicht- 
baren Papillen  besetzt.  Die  am  Rande  ausgezackten  schwarzbraunen 
Zähnchen  '),  mit  denen  die  Innenfläche  der  Lippen  bewaffnet  ist, 
stehen  oben  in  zwei,  unten  in  drei  Bogenreihen  angeordnet;  die 
untere  dritte,  dem  schwarzbraunen,  wenig  vortretenden  Kiefer  zu- 
nächst stehende  Zahnreihe  zeigt  in  ihrer  Mitte  eine  Unterbrechung 
und  erscheint  somit  in  zwei  laterale  Theile  zerlegt.  Die  einzelnen 
braunschwarzen,  dicht  an  einander  sitzenden  Zähnchen  sind  an 
ihrem  oberen  Theile  löffelartig  erweitert  und  am  Rande  mit  circa 
12 — 16  Zacken  versehen;  die  erweiterte  Basis  des  Zahnes  enthält 
eine  Höhlung,  die  einen,  dem  fertigen  oberen  Zahn  genau  ähnlich 
sehenden  Ersatzzahn,  oder  genauer  dessen  gezackten  Kopftheil  von 
unten  aufnimmt;  in  seltenen  Fällen  sieht  man  noch  einen  dritten 
Zahn  oder  2.  Ersatzzahn,  meistens  ist  aber  nur  die  Zelle,  d.  h. 
die  Bildungsstätte  desselben  erkennbar.  Auf  diese  Weise  entsteht 
nun  eine  vertikale  Zahnfolge,  die  nicht  senkrecht  säulenartig,  son- 
dern schwach  nach  innen  gebogen  ist.  Das  Kiemenloch  liegt  in  der 
Mittellinie  des  Bauches;  es  ist  ziemlich  weit  nach  vorn  gerückt. 
Der  Schwanz  ist  mit  einem  hohen  und  bisweilen  ziemlich  weit  auf 
den  Rücken  reichenden,  an  seinem  Ende  breit  abgerundeten  Flos- 
sensaum umgeben.  Die  lange,  namentlich  aber  breite  Analröhre 
öffnet  sich  in  der  Mittellinie  der  Unterecke  der  Schwanzflosse;  die 
Oeffnung  ist  sehr  gross.  Die  Hinterextremitäten  erreichen  kurz  vor 
dem  Hervorsprossen  der  Vorderbeine  die  Länge  von  12  mm. 

Die  erwachsenen  Exemplare  aus  der  Schweiz  sind  oberseits  grau- 
schwarz gefärbt  und  über  die  ganze  obere  Körperfläche  finden  sich 
metallisch  glänzende,  gelbbraune  bis  braune  Sprenkeln,  welche  bei 


*)  Vogt.   Untersuchungen  üb.    d.  Entwicklungsgeschichte  d.  Geburtshelverkröte, 
S.  90,  Taf,  II  Fig.  9-13. 


—  352  — 

jüngeren  Individuen  lichter  und  deutlicher  zutage  treten  sollen.  Der 
Schwanz  ist  bräunlichgrau,  unten  mit  undeutlichen,  oben  aber  mit 
scharf  ausgeprägten  dunklen  Flecken  besetzt;  mehr  oder  weniger 
zahlreiche  braune  und  auch  einige  helle  Punkte  sind  auf  dem  farb- 
losen oder  oberseits  bräunlich  überflogenen  Flossensaum  sichtbar. 
Von  der  grauen  oder  weisslich  grauen  Bauchseite  heben  sich  zahl- 
reiche, metallisch  glänzende,  gelblichweisse  Sprenkeln  ab,  welche 
gegen  die  Medianlinie  dicht  zusammengedrängt  erscheinen.  Die  Kehle 
und  die  Unterseite  der  Beine  sind  heller  gefärbt  als  der  Bauch 
und  manchmal  mit  einigen  Punkten  versehen.  Bei  etwas  älteren 
Thieren,  insbesondere  aber  zur  Zeit  wenn  die  Vorderextremitäten 
sich  zeigen,  hellt  sich  die  Farbe  des  Bauches  auf  und  geht  all- 
mählich in  Gelblichweiss  über,  während  die  Oberseite  aschfarben 
oder  dunkel  grau  gefärbt  ist.  Der  Rütken  büsst  allmählich  seine 
glatte  Oberfläche  ein;  es  entwickeln  sich  nämlich  zahlreiche  kleine 
Wärzchen  und  den  Rückenseiten  entlang  ziehen  Reihen  von  Drü- 
senanhäufungen, welche  die  Seitenwülste  beim  jungen  Alytes  bilden; 
diese  Drüsen  treten  auch  in  der  Parotidenregion  auf  und  fallen  durch 
ihre  Grösse  und  weissgelbe  Farbe  auf.  An  der  Körperoberfläche 
treten  meistentheils  dunkle  Punktflecken  auf,  die  Beine  erscheinen 
oberseits  intensiv  dunkel  gefleckt  und  am  Oberkiefer  nimmt  man 
dunkle,  durch  helle,  etwa  gelblichgraue  Zwischenräume  getrennte 
Flecken  wahr.  Nach  Koch  sollen  die  überwinterten  Larven  „kräftig 
markirte  grössere  kastanienbraune  Flecken  über  den  ganzen  Körper 
mit  Ausnahme  des  Bauches"  erhalten,  die  namentlich  auf  der  durch- 
schwimmernden  Schwanzflosse  auftreten  und  ein  sehr  charakteri- 
stisches Erkennungsmerkmal  für  diese  Larve  abgeben. 

Bei  der  als  Var.  Boscai  unterschiedenen  Form  ist  bei  der 
Larve  die  Oberfläche  des  Körpers  braun  auf  grauem  oder  grau- 
braunem Grunde  gefleckt  oder  aber  gleichmässig  schwärzlich.  Der 
Bauch  ist  in  der  Regel  mit  goldgelben  Sprenkeln  besetzt,  die  dicht 
zusammengedrängt  stehen  und  durch  gegenseitiges  Zusammenfliessen 
der  Bauchmitte  ein  goldgelbes  Aussehen  verleihen.  Der  Schwanz 
ist  entschieden  braun,  der  Flossensaum  bräunlich  oder,  wie  es  na- 
mentlich bei  jungen  Individuen  der  Fall  ist,  durchsichtig  und  far- 
blos mit  meist  scharf  markirten  dunklen  Fleckchen.  Bei  oberseits 
gleichmässig  fast  schwarz  gefärbten  Stücken  ist  der  Flossensaum 
auf  der  dorsalen  Seite  dunkelgrau  oder  schwärzlich.  Auch  in  Be- 
treff ihrer  Körperform  unterscheidet  sich  die  Quappe  von  Var.  Bos- 
cai von  der  Grundform;  ihr  Körper  ist  bei  weitem  nicht  so  breit 
als  bei  dieser  und  scheint  daher  etwas  länger  zu  sein,    der    Kopf 


—  353  — 

erscheint  nach  vorn  stärker  verschmälert  und  die  Schwanzflosse  ist 
bedeutend  niedriger  als  bei  der  typischen  Geburtshelferkröte. 

Lebensweise.— Abbildungen. 

Die  Schilderungen  der  Autoren  über  die  Paarung  bei  A.  obste- 
trieans  lauten  verschieden.  Demours  zufolge,  welcher  bereits  im 
letzten  Jahrhundert  über  die  Begattung  und  die  Brutpflege  bei  die- 
ser Art  an  die  Pariser  Akademie  berichtete,  ergreift  das  Männchen 
sein  Weibchen  um  die  Brustseiten,  also  ähnlich  wie  wir  es  beim 
Frosche  kennen,  und  hält  es  längere  Zeit  hindurch  in  Umarmung 
bis  es  seine  Eier  ablegt.  Koch  hingegen  hebt  ausdrücklich  hervor, 
dass  das  Weibchen  vom  Männchen  nicht  bestiegen  wird,  sondern 
vielmehr,  dass  beim  Laichen  beide  in  entgegengesetzter  Richtung 
derart  sitzen,  dass  sich  ihre  Kloakenmündungen  berühren.  „Eihülle 
und  Verbindungsschnur  sind  bei  dem  Legen  mit  zähem  klebrigen 
Schleim  umgeben;  das  Weibchen  legt  in  dem  ersten  Legdrange 
3  bis  5  Eier  ab;  diese  fasst  das  Männchen  bei  angezogenen  Hiu- 
terfüssen  mit  der  Kniekehle  und  wirft  sich  drehend  auf  den  Rü- 
cken und  in  derselben  drehenden  Bewegung  wieder  auf  den  Bauch, 
wodurch  sich  die  Eierschnur  um  den  Hinterschenkel  windet  und 
durch  den  klebrigen  Ueberzug,  welcher  während  dieses  Aktes  trock- 
net, besser  haften  bleibt;  danach  zieht  das  Männchen  die  mit  eini- 
ger Kraft  aus  dem  Weibchen  gezogene  weitere  Eierschnur  auch 
nach  dem  anderen  Schenkel,  und  indem  es  in  seiner  wälzenden 
Bewegung  mit  strampelnden  Beinen  bis  zum  Schlüsse  des  Geschlechts- 
aktes verbleibt,  windet  sich  die  ganze  Eierschnur  achterartig  ver- 
schlungen um  die  Schenkel  des  Männchens". — De  Tlsle's  ausführ- 
liche Beschreibung  dieses  Vorganges  nähert  sich  eher  an  diejenige 
von  Demours.  Nach  ihm  hält  das  Männchen  das  Weibchen  in  der 
bei  Bombinator  oder  bei  Pelobates  üblichen  Weise,  d.  h.  es  umarmt 
es  um  die  Lenden,  zieht  dann  seinen  Körper  dermassen  zusammen, 
dass  die  Kniekehle  den  Ellbogen  überragt  und  reibt  abwechselnd 
mit  den  Zehen  des  linken  und  rechten  Fusses  die  Kloakemnündund 
des  Weibchens.  "Nachdem  diese  und  ähnliche  Liebkosungen,  deren 
Erwähnung  uns  hier  zu  weit  führen  würde,  ungefähr  eine  halbe 
Stunde  gedauert  haben,  drückt  das  Männchen,  kurz  vor  dem  die 
Eier  abgestossen  werden,  die  Leibesseiten  seines  Weibchens  kräftig 
zusammen,  worauf  zwei  Eierketten  rasch  hervortreten,  um  sich  als- 
bald zu  einer  einzigen  Schnur  zu  vereinigen.  Etwas  vor  dem  Her- 
vorstossen  der  Eier  presst  das  Weibchen    mit    seinen    Beinen,  die 

23 


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Kniee  von  einander  haltend,  die  Beine  seines  Gatten  derart  zu- 
sammen, dass  die  Zehen  und  Fusssohlen  des  letzteren  den  Boden 
und  die  Hinterwand,  die  Beine  des  Weibchens  dagegen  die  Seiten- 
wände zu  einem  Raum  bilden,  der  vorübergehend  als  Behälter  für 
die  Aufnahme  des  Laiches  benutzt  wird.  Darauf  hin,  meldet  de 
l'Isle,  ändert  das  Männchen  seine  Stellung,  indem  es  seine  Vorder- 
beine befreit,  um  alsbald  sein  Weibchen  um  den  Hals  zu  umfassen 
und  von  da  an  diesen  als  Stützpunkt  beim  „Geburtshelferakte"  zu 
benutzen.  Zwei  bis  drei  Samenergiessungen  finden  nun  unter  zu- 
ckenden Bewegungen  des  Männchens  statt  und  befruchten  die  zwi- 
schen den  Beinen,  wie  in  einem  Behälter  liegende  Eiermasse,  wo- 
rauf eine  kleine  Pause,  eine  Art  von  Betäubung  des  kopulirten 
Pärchens  eintritt,  während  welcher  die  Eierschnüre  am  Fussknö- 
chel  des  Männchens  kleben.  Da  jedoch  die  Schnüre  nicht  genügend 
fest  haften  bleiben,  so  windet  das  Männchen  dieselben  sich  um  die 
Schenkel;  indem  es  nämlich  seine  Hinterbeine  befreit  und  wieder- 
holt nach  ausswärts  hin  und  her  bewegt,  wird  die  anhaftende 
Eiermasse  vorerst  ausgebreitet;  darauf  hin  werden  die  Hinterbeine 
nach  vorn  vorgezogen,  indem  die  Füsse  auf  die  Höhe  der  Kreuz- 
beingegend gebracht  werden,  alsdann  ausgestreckt,  um  hernach  in 
die  nunmehr  plattgedrückte  und  ausgebreitete  Eiermasse  eingetaucht 
zu  werden.  Dadurch,  dass  diese  Bewegungen  bald  mit  dem  einen, 
bald  mit  dem  anderen  Beine  wiederholt  und  die  Eierschnüre  immer 
höher  hinaufgeschoben  und  zusammengedrängt  werden,  winden  sie 
sich  regelmässig  um  die  Beine  herum  und  bleiben  mittelst  des 
klebrigschleimigen  Ueberzugs,  welcher  nach  und  nach  trocknet, 
fest  haften.  Gewöhnlich  nachdem  das  Männchen  sechs  bis  zwölf 
Male  seine  Beine  in  den  Laich  eingetaucht  hat,  ist  der  ganze 
Knäuel  untergebracht:  es  begiebt  sich  nun  an  einen  Ort,'  wo  den 
Eiern  die  zu  ihrer  Entwicklung  nöthige  Feuchtigkeit  nicht  mangelt, 
oder  aber  es  begattet  sich,  falls  seine  Last  nicht  allzuschwer  ist, 
von  neuem  mit  einem  anderen  paarungslustigen  Weibchen,  das  ihm 
in  den  Weg  kommt,  und  verdoppelt,  ja  verdreifacht  bisweilen  auf 
diese  Weise  seine  Bürde. 

Heron-Royer  hat  gleichfalls  kürzlich  einen  werthvollen  Beitrag 
zu  unseren  noch  mangelhaften  Kenntnissen  über  das  Fortpllanzungs- 
geschäft  bei  A.  obstetricans  geliefert.  Die  Beobachtungen  De 
l'lsle's  in  ihren  Hauptzügen  bestätigend  und  vervollständigend, 
theilt  er  nämlich  ungefähr  folgendes  mit:  ein  Weibchen,  das  die 
Liebeswerbungen  entgegengenommen  hat,  legt  sich  mit  dem  Bauch 
auf  die  Erde,  breitet  seine  Hinterbeine  auseinander  und  bringt  die 


355  — 


Kniekehle  auf  die  Höhe  der  Leistengegend,  worauf  es  vom  Männ- 
chen um  die  Lenden  ergriffen  wird;  in  kniender  Stellung  streckt 
nun  letzteres  seine  Hände  gegen  den  After  aus  und  reibt  mit 
seinen  Zehen  an  der. Kloakenmündung  des  Weibchens  hin  und  her. 
Dass  die  Kniekehle  des  Männchens  bis  zur  Ellbogeuhöhe  hinaufragt, 
wie  de  l'Isle  behauptet,  hat  He'ron-Royer  nicht  beobachten  können, 
glaubt  vielmehr,  dass  das  Thier  in  dieser  Stellung  wohl  kaum  seiner 
Bewegungen  Herr  sein  dürfte.  Mitunter,  berichtet  dieser  Forscher,  trennt 
sich  das  Paar  aus  der  Umarmung  auf  eine  Zeitlang  und  spaziert 
umher,  wobei  das  Männchen  seine  Gefährtin  nicht  aus  dem  Auge 
lässt,  sich  dicht  an  ihrer  Seite  hält  und  seinen  flötenartigen  Ruf 
ertönen  lässt;  das  Weibchen  pflegt  ihm  mit  leiser  Stimme  beizu- 
stimmen, ihre  Kloake  ist  bereits  stark  angefeuchtet.  Nachdem  dieses 
Vorspiel  zur  Kopulation  einige  Male,  etwa  alle  zehn  Minuten  sich 
wiederholt  und  im  ganzen  bisweilen  ungefähr  zwei  Stunden  lang 
angedauert  hat,  verfällt  das  Weibchen  in  Geburtsschmerzen  und 
seine  Beine  hängen  schlaff  herunter;  nun  giebt  das  Männchen  seine 
frühere,  bereits  geschilderte  Position  auf,  es  befreit  die  Lenden  des 
Weibchens,  um  es  mit  den  Vorderbeinen  um  den  Hals  zu  umarmen  '), 
worauf  die  Eier  stossweise  und  fast  mit  einem  Male  austreten. 
Darüber,  ob  den  Eiern  zu  ihrer  Entwicklung  nur  eiugewisser  Grad 
Feuchtigkeit  oder  zeitweise  die  direkte  Einwirkung  des  Wassers 
unumgänglich  nothwendig  sei,  ist  man  noch  nicht  einig  geworden. 
Einige  geben  an,  dass  Obstetricans  nur  dann  das  Wasser  auf- 
sucht, wenn  die  Quappen  reif  zum  Ausschlüpfen  siud,  andere  wie- 
derum behaupten,  dass  das  Männchen  regelmässig  nachts  ins  Wasser 
tauche,  um  den  Eierklumpen  zu  baden.  Ueberhaupt  sind  diejenigen, 
welche  ihre  Aufmerksamkeit  auf  die  Lebenserscheinungen  dieser  Art 
gewandt  haben,  und  ihre  Anzahl  ist  nicht  gering,  auffalleuderweise 
in  vielen  Punkten  von  ganz  entgegengesetzter  Meinung;  es  wäre 
daher  erwünscht,  wenn  Amphibiologen,  denen  Alytes  in  Hülle  und 
Fülle  zu  verschiedenen  Jahreszeiten  zur  Verfügung  stehen,  sich  mit 
diesem  Gegenstand  näher  befassten;  allenfalls  aber  müsste  der 
Beobachter,  um  unbeeinflusst  durch  aprioristische  Schlussfolgerungen 
zu  einem  Resultate  zu  gelangen,  sowohl  den  Geschlechtsakt  als 
auch  die  Brutpflege  verfolgen,  ohne  irgendwelche  Rücksicht  auf 
die  bisherigen  Beobachtungen  zu  nehmen. 

Wenn  einerseits  behauptet   worden  ist,  dass  das  mit  Eier  bela- 
stete   Männchen    während  der  ganzen    embryonalen    Entwicklung 


•)  Vergl.  auch  Lataste,  in  Revue  internationale  des  sciences,  1879,  p.  491. 

23* 


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der  Quappen  in  vollständiger  Zurückgezogenheit  lebt  und  in  einer 
Felsritze  oder  in  einem  Loch  in  der  Erde  vergraben  bleibt,  so 
erfahren  wir  anderseits,  dass  es  im  Gegentheil  nachts  herumzu- 
streifen pflegt  und,  den  Eierklumpen  schleppend,  jagt  oder  gar 
nach  neuen  Liebesabenteuern  sich  umsieht.  Auch  wollen  einige 
gesehen  haben,  dass  statt  des  Männchens  das  Weibchen  für  ihre 
Nachkommenschaft  sorgt,  indem  es  sich  des  Eierknäuels  annimmt, 
eine  Angabe,  welche  sicherlich  auf  Verwechselung  der  Geschlechter 
beruht.  De  l'Isle  spricht  ferner  die  Vermuthung  aus,  dass  die  Eier 
insofern  thatsächlich  vom  Männchen  gebrütet  werden,  indem  es 
ihnen  seine  eigene  Körperfeuchtigkeit  zuführt.  Die  Experimente 
Lataste's  scheinen  dies  nicht  zu  bestätigen,  da  die  von  ihm  tags 
in  Dunkelheit  im  feuchten  Moos  aufbewahrten  und  abends  während 
einiger  Minuten  im  Wasser  gehaltenen  Eier  sollen  sich  ganz  normal 
entwickelt  haben.  Dieser  Forscher  bemerkt  allerdings,  dass  die  zu 
seinem  Experiment  gebrauchten  Eier  erst  am  dritten  Tage  nachdem 
sie  gelegt  worden  sind,  dem  Vater  abgenommen  worden  waren. 
Nur  insoweit  stimmen  die  Autoren  überein,  dass  sie  sämmtlich  ange- 
ben, dass  das  Laichen  auf  dem  Lande  stattfindet  und  dass  die  Eier 
vor  dem  Ausschlüpfen  der  Larven  ins  Wasser  getragen  werden. 
Da  mir  in  Nizza  augenblicklich  keine  brünstigen  Exemplare  vor- 
liegen und  ich  leider  auch  sonst  keine  Gelegenheit  hatte  die  jeden- 
falls nur  kurze  Zeit  andauernde  und  eben  weil  sie  auf  der  Erde 
und  nicht  im  Wasser  vor  sich  geht,  schwer  zu  kontrollirende 
Begattung  zu  beobachten  und  ich  aus  eigener  Erfahrung  weiss,  wie 
schwierig  es  zuweilen  ist  diejenigen  Hauptmomente  des  Vorspieles 
oder  der  eigentlichen  Paarung  ausfindig  zu  machen  und  treu  wie- 
derzugeben, ohne  dabei  unwillkürlich  seiner  Phantasie  freien  Lauf 
zu  lassen,  so  bin  ich  geneigt  anzunehmen,  dass  Demours  nur  die 
zweite  Phase  des  Geschlechtsaktes  beschrieben  und  dabei  möglicher- 
weise ein  Männchen  vor  sich  hatte,  das  sein  Weibchen  im  Liebes- 
feuer anstatt  am  Halse  in  der  Achselgegend  umklammerte  und  dass 
Koch  vielleicht  ein  Pärchen  vorgelegen  haben  dürfte,  das  während 
der  Begattung  gestört  wurde;  der  Mangel  eines  Stützpunktes  beim 
Männchen  während  der  Begattung  konnte  vielleicht  jene  drehende 
Bewegung  verursacht  haben,  welche  Koch  beobachtet  hat.  Ob  das 
Männchen  sein  Weibchen  im  wahren  Sinne  des  Wortes  entbindet, 
indem  es  die  anfangs  getrennten,  späterhin  aber  vereinigten  Eier- 
schnüre aus  der  weiblichen  Kloake  herauszieht,  ist  fraglich,  jeden- 
falls aber  passt  der  für  die  uns  hier  interessirende  Art  gewählte 
Name  nicht  ausschliesslich  auf  diese  allein,  denn  auch  bei  anderen 


—  357   — 

Anuren,  so  z.  B.  bei  Bufo,  Pelobates  und  Pelodytes  pflegt 
das  Männchen  dem  Weibchen  bei  der  Eierablage  nachzuhelfen,  indem 
es  an  den  Eierschnüren  mit  den  Hinterbeinen   herumzieht  und  sie 
dabei    auch    herauszieht  —  Die  Eier,  deren   Anzahl    zwischen  22 
und  86  schwankt,  sind  durch  zwei  Fäden,  welche  aus  der  Erhär- 
tung der  anfangs  schleimig-klebrigen  allgemeinen    Aussenhülle  der 
Eier  hervorgehen,  an  einander  befestigt;  sie  sind  auffallend  gross, 
wachsen  aber  noch  nach  dem  Laichen    ziemlich    beträchtlich.  Der 
Dotter  ist  gelb;  die  embryonale  Entwickelung    vollzieht    sich    be- 
deutend langsamer  als  es  bei  den  im  Wasser  abgelegten  Eiern  sonst 
der  Fall  zu  sein  pflegt,  die  Larven   verlassen  aber  auch  die  Eihülle 
in  einem  verhältnissmässig  vorgeschritteneren  Zustande.  24  bis  42 
Tage  nachdem    der    Laich    abgelegt  worden  ist,  hat  das  einzelne 
Laichkorn  eine  Länge  von  5  mm  erreicht  und  die  Embryonen,  bei 
welchen  die  äusseren  sehr  langen  Kiemen  geschwunden,  der  Schwanz, 
der  Flossensaum  sowie  auch  die  schwarzbraune   Pigmentirung  des 
Grundes    und  die  gelblichweissen,    metallisch    glänzenden    Flecken 
bereits    sich    entwickelt    haben,  sind    zum    Ausschlüpfen  und  zum 
Wasserleben    reif.    Das    Männchen    geht    alsdann  ins  Wasser;    die 
vorhin  ziemlich  hart  gewesene  Umhüllung  des  Laiches  sowie  auch 
die  Eihülle    selbst    erweichen  durch  die  Einwirkung  des  Wassers, 
wodurch  der  jungen  Quappe  das  Durchbrechen  der  sie   umschlies- 
seuden    Wandung    erleichtert  wird;  überdies  nagt  sie  anfangs  mit 
ihren    bereits    entwickelten    Zähnchen  an  der    Wandung  so  lange 
herum  bis  letztere  ganz  dünn  wird  und  schliesslich  einen  Riss  zeigt, 
nunmehr    genügt    eine    kleine    Anstrengung,  ein  Ruck  seitens  des 
Thierchens,  um  sich    von    der    Umschliessung  zu  befreien.    Es  ist 
beobachtet  worden,  dass  falls  der  Vater  zufälligerweise  das  Wasser 
verlassen  muss  ehe  alle  Quappen  ausgeschlüpft  sind,  die  Eier  ihre 
ursprüngliche    Form    annehmen  und  dass  die  Larven  mit  der  be- 
gonnenen Arbeit  so  lauge  pausiren  bis  der  Vater  wieder  ins  Was- 
ser taucht. 

Der  bekannte  Kenner  der  Anuren-Larven,  Heron-Royer,  ver- 
öffentlichte im  Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  1877,  S.  62  einige 
Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  über  die  Einwirkung  der  Aus- 
senumstände  auf  die  Färbung  der  Quappen  und  es  ergiebt  sich 
daraus,  dass  Nahrung  und  Licht  auf  indirekte  Weise,  d.  h.  durch 
den  damit  zusammenhängenden  chemischen  Process  im  Wasser, 
nicht  aber  der  Anpassungsdrang  des  Thieres  an  die  Umgebung, 
auf  die  Färbung  Einfluss  auszuüben  vermag.  Dieser  Eiuiluss  aber 
bleibe  von  geringer  Bedeutung  auf  die  Alytes-Larve  und  zwar,  und 


—  358  — 

das  ist  interessant,  weil  diese  bedeutend  später,  d.  h.  in  bereits 
vorgeschrittenem  Entwickelungsstadium  die  Eihülle  verlässt  und  zu 
dieser  Zeit  bereits  eine  verhältnissmässig  mehr  ständige  Färbung 
erhalten  habe  und  gegen  äussere  Einflüsse  sich  weniger  empfäng- 
lich zeige  als  dies  bei  anderen  Arten  der  Fall  ist,  bei  deuen  die 
embryonale  Entwickelung  auf  Kosten  der  postembryonalen  bedeutend 
verkürzt  ist.  He'ron-Royer  fügt  hinzu,  dass  die  aus  zwei  unweit 
von  einander  entfernten  Lachen  stammenden  Obstetricans- 
Larven  verschieden  kolorirt  sein  können;  diejenigen,  welche  er 
in  einer  wenig  hoch  gelegenen  Lache  auf  felsigem  Grunde  gesammelt 
hat,  waren  grau,  die  anderen  aber,  die  aus  einer  höher  gelegenen 
grösseren  und  tiefen  Lache,  deren  Grund  nur  Felsblöcke  bildeten 
und  die  gar  keine  Vegetation  enthielt,  stammten,  waren  schwärz- 
lich. Diese  verschieden  gefärbten  Thiere,  unter  gleichen  Bedingungen 
in  die  Gefangenschaft  versetzt,  behielten  ihre  ursprüngliche  Farbe. 
Derselbe  Forscher  glaubt,  dass  Obstetricans  nur  zweimal  im 
Jahre  laiche  und  giebt  an,  dass  die  embryonale  Entwickelung  ge- 
wöhnlich 30  bis  35  Tage  in  Anspruch  nehme. 

Als  echtes  Land-  und  Naehtthier  hält  sich  Alytes  am  Tage  unter 
Steinen,  zwischen  Mauer-  und  Felsritzen,  Steinhalden  oder  in  vor- 
gefundenen oder  selbstgegrabenen  Bauen,  flach  auf  dem  Bauche 
niedergekauert  und  verlässt  sein  Versteck  erst  bei  eintretender 
Dämmerung,  um  kurz  vor  Sonnenaufgang  sich  in  derselben  Grube 
zu  verbergen  oder  ein  neues  Loch  mit  seinen  Vorderbeinen  zu  graben, 
wobei  die  ausgegrabene  Erde  mit  den  Hinterbeinen  fortgestossen 
wird,  und  sich  darin  zurechtzusetzen,  sobald  die  Grube  hinreichend 
tief  ist,  um  ihn  aufzunehmen.  Da  er  keine  Vorrichtungen  an  seinen 
Extremitäten  zum  Graben  hat,  so  nimmt  diese  Arbeit  ziemlich  viel 
Zeit,  in  Anspruch;  dabei  wird  öfters  pausirt,  namentlich  wenn  es 
gilt  beim  Herannahen  der  kalten  Witterung  einen  tiefen  unterirdi- 
schen Gang,  vorzugsweise  im  mergelhaltigen  Grund  zu  bewerkstel- 
ligen, um  darin  den  Winter  zu  verbringen.  Die  Bewegungen  des 
mit  Eierklumpen  beladenen  Männchens  sind  schleppend  und  langsam, 
sonst  aber  springt  Alytes  gern  und  erjagt  förmlich  seine  Beute. 
Das  Wasser  wird  ungern,  und,  wie  es  scheint,  nur  im  Nothfall 
und  zwar  nur  vom  Männchen  auf  kurze  Zeit  während  der  Entwick- 
lung der  Eier  aufgesucht:  das  Weibchen  soll  wasserscheu  sein  und 
sogar  im  Wasser  sehr  bald  sterben,  was  allerdings  mit  meinen 
Erfahrungen  nicht  übereinstimmt,  denn  oftmals  sah  ich  in  Gefan- 
genschaft gehaltene  Weibchen  in  den  Wasserbehälter  stolpern  und 
darin  längere  Zeit  ungezwungen  sitzen.  Im  tiefen  Wasser  benimm 


—  359   — 

sit  h  A 1  y  t  e  s  unbeholfen  und  zappelt  darin  mehr  als  er  schwimmt; 
wird  er  dazu    gezwungen,  so  taucht  er  unter  und  kann    ziemlieh 
lange  Zeit  am  Grunde  verweilen,  wobei  die  Gliedmassen  gewöhn- 
lieh  ausgebreitet  werden.  Ein  gewisser  Grad  Feuchtigkeit,    beson- 
ders während    der    Brutpflege,  ist  ihm  willkommen,  eine    Douche 
aber  scheint  ihm  nicht  zu  behagen;  zur  normalen  Zeit,  also  aus- 
serhalb der  Brutpflegeperiode  kann  er  länger  als  selbst  die  Kröten 
im  Trocknen  aushalten  und  dabei  nicht  einmal  abmagern,  wie  dies 
bei  den  Kröten  beobachtet  worden  ist,  im  Gegentheil  je  trockener 
der  Boden  ist,  umso  stärker  bläht  er  sich  auf  und  er  scheint  wohl- 
genährter. Erst  wenn  der  Frühling  eintritt,  etwa  gegen  Ende  März, 
beginnt  der  Fessler  sein  Fortpflanzungsgeschäft,  das  aber  auch  viel 
später  stattfinden  und  bis  Oktober  sich  hinziehen  kann.  Das  Weibchen 
soll,  nach  de  Plsle,  drei  bis  vier  Male,  nach  Heron-Royer  aber,  wie 
gesagt,  nur  zwei  Male  im  Jahre    laichen   'und  100  bis  über  300 
Eier  zur  Welt  bringen,  eine  Zahl,  welche  mir  etwas  zu  hoch  ge- 
griffen   erscheint,  die  jedenfalls    aber    weit    hinter  den  1000  bis 
1600  Eiern  bei  Pelodytes  zurückbleibt.  Die  Eier  brauchen  je  nach 
der  Temperatur  und  Feuchtigkeit  3  bis  8  Wochen  zu  ihrer    Ent- 
wicklung, das  Larvenleben  dauert  zuweilen  nahezu  ein  ganzes,  ja 
sogar  über  ein  Jahr  '),  während  das  fertige  Thicr  in  seinem  zwei- 
ten oder  dritten    Jahre    mannbar  wird.  Trotz  seiner    verborgenen, 
meist  subterranen  Lebensweise  giebt  A.  obstetricans    Beweise 
einer  gewissen  Dosis  Intelligenz,  denn  nicht  nur  wird  vom  Männ- 
chen für  die  Nachkommenschaft  während  der  embryonalen  Entwi- 
cklung der  Larven   Sorge  getragen,    sondern    auch  die    ferneren 
Lebensbedingungen  für  die  Brut    nicht    ausser    Acht    gelassen;  da 
nämlich  die  Quappen  längere  Zeit  hindurch  aus  Wasserleben  ange- 
wiesen sind,  so  wird  der  Laich  in  beständiges  und  tieferes  Wasser 
gebracht,  damit  die  Larven  nicht  durch  frühzeitige  Verdunstung  des 
Wassers  zu  Grunde  gehen,  wobei  einem  Bach,  einem  tiefen  Weiher  oder 
mit  Quellwasser  gefüllten  Tümpel  in  Steinbrüchen  der  Vorzug  gegeben 
wird.  —  Die  vibrirende,  nicht  laute,  klangvolle  Stirn  nie,  welche  das 
Thier  von  Zeit  zu  Zeit  bei  einbrechender  Nacht  während  der  ganzen 


')  Die  Verzögerung  der  Entwickelung,  ja  sogar  ein  Stillstand  findet  in  Aquarien 
öfterst  statt.  Das  Larvenleben  kann  bis  zu  einem  vollen  Jahr  andauern  und  es 
bleibt  noch  unentschieden,  ob  die  Quappe  auch  im  Winter  wächst,  oder  ob  sie 
bereits  im  Spätherbst  ihre  endgiilfge  Länge  erreicht.  Zweijährige  Larven  sogar  sind 
beobachtet  und  beschrieben  worden  (Zoolog.  Anzeiger,  1878,  S.  104).  —  Am  ersten 
Tage  ihres  Freilebens  erscheinen  die  Larven  mit  15  Mm  Länge,  wovon  der 
Schwanz  volle  10  Mm  misst. 


—  360  — 

schönen  Jahreszeit  ertönen  lässt,  ist  flötenartig  oder  erinnert  an  den 
Ton,  welcher  durch  das  Anschlagen  an  eine  Glocke  aus  Glas  hervor 
gebracht  wird.  —  De  Hsle,  Fatio,  Lataste,  Bruch,  Koch  und  Heron- 
Royer  haben  die  Lebensweise  des  Fesslers  ausführlich  beschrieben, 
worauf  ich  hinweise. 

Brongniart  (Bull.  d.  sc.  Soc.philom.  An  VIII.  PL  VI.  fig.  4), 
Sturm  (Deutschlands  Fauna),  Daudin  (Bist.  nat.  Rain.  Gren.  Crap. 
pl.  32,  fig.  1),  Latreille  (Hist.  nat.  Rept.  t.  IL),  Wagler  (kones  et 
descript.  amphibior.  tab.  22,  fig.  3 — 5),  Bonaparte  (Iconografia 
della  Fauna  italira,  II),  Brehm  (Thierleben)  und  Bruch  (5.  Bericht 
d.  naturwiss.  Ver.  zu  Offenbaeh  a.  M.  1864)  gaben  uns  mehr  oder 
weniger  gut  gelungene  Zeichnungen  des  fertigen  Thieres.  Vogt 
(op.  cit.)  und  Herou-Royer  (Bull.  Soc.  zool.  de  France,  VIII,  pl.  13) 
fügten  ihren  Arbeiten  über  die  Entwickelungsgeschichte  dieser  Speeres 
mehrere  Tafeln  hinzu,  welche  Details  enthalten  und  Lataste  (Essai 
d'une  Faune  herpetologique  de  la  Gironde,  pl.  IX,  fig.  7 — 9.  Sur 
une  nouvelle  forme  de  Batracien  anoure  d'Europe,  in  Act.  Soc.  Lin. 
Bordeaux,  t.  34,  pl.  XL  fig.  1)  und  Herou-Royer  (Bull.  Soc.  zool. 
de  France,  III)  lieferten  Abbildungen  von  Larven;  in  vorzüglicher 
Weise  ausgeführte  farbige  Bilder  von  Obstet ricans  de  l'Islei 
und  Boscai  enthält  die  bereits  citirte  Schrift  Lataste's.  Endlich 
verdanken  wir  Leydig  (Anure  Batrachier  etc.)  mehrere  Figuren, 
welche  den  histologischen  Bau  des  Integumentes  und  die  Gestalt 
der  Zähne  veranschaulichen.    » 

Vorkommen. 

A.  obstetricans,  der  dem  westeuropäischen  Faunengebiete 
angehört,  ist  besonders  in  Frankreich  und  auf  der  iberischen  Halb- 
insel verbreitet,  kommt  aber  auch  in  der  Schweiz  und  in  Deut- 
schland vor  und  ist  selbst,  wenngleich  sehr  selten,  in  Belgien  und 
zwar  in  der  Umgebung  Lüttichs  und  in  Flandern  (98)  beobachtet 
worden.  Was  zuerst  sein  Vorkommen  in  Frankreich  anbetrifft,  so 
stimmen  mehrere  Forscher,  welche  mit  der  Verbreitung  der  Anuren 
sich  befasst  haben,  darin  überein,  dass  er  dort  überall  mehr  oder 
weniger  häufig  vorkommt  und  je  nach  den  Departements  bald  mehr, 
bald  weniger  zahlreich  anzutreffen  ist.  Jedoch  aus  der  mir  augen- 
blicklich vorliegenden,  möglicherweise  lückenhaften  Angaben  lässt 
sich  mit  Sicherheit  nur  sagen,  dass  er  im  Westen  des  Landes  so 
ziemlich  allenthalben,  im  Osten  in  vielen  Strichen  und  im  Norden 
uud  Süden  in  nur  wenigen    Departements    beobachtet  worden  ist. 


—  361  — 

Nachgewiesen  wurde  er  iu  den  Departements  Saline  (29),  Loire- 
Infeneure  (34),  Maine-et-Loire  (30),  Vendee  (34),   Vienne  (28), 
Charente-Infe'rieure  (25)  und  Charente  (27),  ferner  in  der  Giroude 
(24),    wo    er  ungemein  häufig  sein  soll,  in  den  Basses-Pyrene'es, 
so    beispielsweise    bei    Biarritz    (Lataste)    und    im  H^rault,  so  in 
Lodeve,  Salvetat,  Costeste    und   in  den  Steinbrüchen  von  Bre'gines 
bei    Beyers    (219.    S.    181).  Dass  er  auch  bei  Montpellier  vor- 
kommt (207),  ist  zweifelhaft.  Hier  in  den  See-Alpen  bin  ich  ihm 
nicht  begegnet,  auch  finde  ich  ihn  nicht  in  den  Werken    Verany's 
und  Risso's  verzeichnet,  hingegen  im  Departement  der  Basses-Alpes 
soll  er  nicht  fehlen  (156)  und  weiter  nördlich  in  die  Departements 
Isere  (40),  Lozere,  Puy-de-Döme  (bei  Volvic.  336)  und  Allier  (31) 
vordringen  sowie  auch  in  den  Departements  Jura  (39),  Doubs  (38), 
wo    er    bei    Besangon,  so  namentlich  bei  Vaux,  recht  häufig  und 
auch  im  Gebrige  anzutreffen    ist,    Yonue   (36),  Marne,  wenigstens 
im  Süden  dieses  Departements  (35),  Aube,  wo  er  im  Bezirk  Bar- 
sur-Seine  längs  den  Mauern  haust  (Colliu  de  Plancy),  einheimisch 
sein.    Alsdann  ist  er  im  Mosel-Departement    nachgewiesen  worden 
(145);  Hollandre  (142)  und  Gödron  (146)  haben  ihn  bei  Pont-ä- 
Mousson    und    Nancy  beobachtet;  de  Sinety  (319)  verzeichnet  ihn 
unter  den  Thiereu,  welche  er  im  Departement   Seine-et-Marne  ge- 
funden hat,  und  Lataste  (34)  und  Collin  de  Plancy  geben  an,  dass 
sie  den  Fessler  in  Fontainebleau,  Enghien,  Argenteuil,  St.  Germain, 
Meudon,    Val-Fleury,    Bondy,   Romainville,  Arcueil,  Issy,  Point-du- 
jour,  Passy  und  in  Auteuil,  also  alles  in  der  Umgebung  von  Paris, 
gesehen  haben.  Ja,  in  Paris  selbst  soll  er  vorkommen,    denn  die- 
jenigen   Exemplare,    welche  Demours   im    vorigen  Jahrhundert  zu 
seinen  Beobachtungen  über  die  Brutpflege  gedient  habeu,  stammten 
aus  dem  Jardin  des  Plantes.  Der  nördlichste  Fuudort  in  Frankreich 
soll  Abbeville  sein  (Baillon).  In  der  Schweiz  scheint  Obste  trican  s 
nur  in  der  Kantonen  Waadt,  Neuchätel,  Solothurn,  Bern,  St.  Gallen, 
wo  er  bei  St.  Gallen  nicht  selten  und  auch  au  der  Sitter  undimOberhasli 
in  der  Alpenregion  angetroffen  wird  (42.  S.  55),  ferner  in  den  Kantonen 
Appenzell  und  Zürich  einheimisch  zu  sein  und  iu  Höhen  von  etwa  über 
1500  Meter  noch  vorzukommen,  denn  Fatio  spricht  von  Exemplaren,  die 
er  im  Berner  Oberland  an  der  Mägisalp  gesammelt  hat  (41.  S.  362). 
F.  Müller    berichtet,    dass   das  Basler  Museum  A.  obstetricans 
von    den    Margarethenhügeln    in    der    Nähe  von  Basel,  aus  Basel 
selbst,  aus  Arleshein  uud  von  der    Reichensteiuer-Schlossiuine  be- 
sitzt (169).  Da  einerseits  mit  Sicherheit  festgestellt  worden  ist,  dass 
diese  Art  nur  auf  der  Nordseite  der  Alpen  vorkommt  und  anderseits 


—  362  — 

sie  in  den  neuen  Werken  über  die  Amphibien  Italiens  nicht  erwähnt 
wird,  so  glaube  ich  den  Behauptungen  einiger  Autoren  (231.  S. 
76.  —  337.  —  S.  586. —  338. —  90. —  197.  S.  97),  dass  sie 
in  Italien  lebt,  nicht  viel  Gewicht  beilegen  zu  müssen;  jedenfalls 
sind  diese  Behauptungen  durch  keine  Belegstücke  erhärtet.  Es  isfc 
merkwürdigerweise  leider  zu  oft  der  Fall,  dass  gerade  irrthümliche 
Fundortsangaben  immer  wieder  aufgefrischt  auftauchen,  während 
zugleich  Thatsachen  leicht  übersehen  und  erst  nach  geraumer  Zeit 
einer  Berücksichtigung  werth  gefunden  werden;  so  war  der  Fall 
z.  B.  hinsichtlich  des  Vorkommens  von  Obst  et  ricans  in  Italien  ') 
und  so  ist  es  mit  den  italienischen  Fundorten  von  Pelobates 
fuscus.  Dass  die  Angabe  über  das  Vorkommen  des  F esslers  in 
Görz  (326)  gleichfalls  auf  einem  Missverständoiss  beruht,  erfahren 
wir  aus  dem  neuesten  Werke  Camerano's,  dass  er  auch  sonst  in 
Ulyrien,  in  Dalmatien  und  in  Steiermark  nicht  vorkommt,  wissen 
wir  aus  den  Arbeiten  Kohlmayer's,  Freyer's,  v.  Gallenstein's,  LatzeTs 
und  Schreiber's.  Ueberhaupt  liegen  mir  nur  zwei  Angaben  vor  über 
sein  Vorkommen  innerhalb  der  Grenzen  von  Oesterreich-Ungarn;  die 
eine  stammt  von  Wartmann  und  Tautet  eher  als  eine  Vermuthung; 
„ich  glaube",  heisst  es  nämlich  in  Bruhin's  „Wirbelthiere  Vorarl- 
bergs", „diese  Art  auch  in  St.  Gerold  gefunden  zu  haben,  doch 
stimmt  sie  mit  der  Beschreibung  nicht  ganz  überein",  die  andere 
Angabe  hinsichtlich  ihres  Vorkommens  in  der  Bukowina  und  auch 
in  Podolien  (6(J)  datirt  von  1840  und  ist  seither  nicht  bestätigt 
worden,  erwähnenswerth  ist  aber,  dass  Laurenti  seine  Ran  a  cain- 
panisoua,  welche  Art  man  mit  A.  obstetricans  für  identisch 
zu  halten  pflegt,  bei  Wien  schreien  gehört  zu  haben  behauptet. 
Gredler  glaubt,  dass  Alytes  in  Tirol  wohl  kaum  fehlen  dürfte. 

Darüber,  ob  das  Thier  wirklich  in  Podolien  oder  im  Ekaterino- 
slaw'schen  Gouvernement  lebt  (110),  können  nur  sachkundige 
Nachforschungen  au  Ort  und  Stelle  oder  Mittheilungeu  von  Beleg- 
stücken Sicherheit  bringen.  Neuere  Angaben,  ausser  den  bekannten 
von  Zawadzky,  Andrzejowski  und  Czemay  existiren  meines  Wissens 
gar  nicht.  Die  Verbreitung  des  Fesslers  in  Deutschland  scheint 
gleichfalls  nicht  zur  Genüge  bekannt,  denn  einerseits  wird  angegeben, 
dass  er  nur  im  Rheingebiete  lebt,  andrerseits  aber  wird  behauptet, 
dass  er  auch  in  Bayern —vielleicht  in  der  Rheinpfalz — (150.83.65.85), 
in  Stuttgart  (339),  östlich  der  Weser,  so  bei  Göttingen,  im  botanischen 

')  Späterer  Zusatz.  Die  naturhistorische  Sammlung  in  Mailand  enthalt,  wie  ich 
mich  letzthin  habe  vergewissern  können,  A.  obstetrica  ns  mit  der  von  .lau 
herrührenden  Etikette:  „Italia";  die  betreuende  Flasche  trägt  die  JYä  98. 


ODO    — 

Garten  zu  Göttingen,  bei  dem  Dorf  Stöckey,  am  Südfuss  des  Harzes,, 
etwa  40  Kilometer  östlich  von  Göttingen  (310),  am  Höllenstein 
bei  Nordhausen  (230),  im  Regierungsbezirk  Arnsberg  (96),  bei 
Lippstadt,  im  Teutoburger  Walde,  im  südwestlichen  Theile  des 
Herzogthums  Brauiischweig,  so  bei  Eschershausen,  Kreis  Holzminden 
(340)  und  in  den  benachbarten  Strichen  der  Provinz  Hannover  (341) 
und  endlich  auch  bei  Hamburg  (342)  und  vielleicht  noch  in  Schle- 
sien (175)  sich  vorfindet.  Das  Maximilians-Museum  in  Ausburg 
besitzt,  wie  Friedel  meldet  '),  „B.  obstetricans"  ans  Leipzig. 
Am  Oberrhein  wurde  der  Fessler  bei  Müllheim  und  bei  Freiburg 
von  F.  Müller  und  Nüsslin  wahrgenommen.  Bonaparte  fand  ihn  bei 
Mannheim  (240)  und  Leydig  vermuthet,  dass  er  auch  bei  Worms 
sich  finden  dürfte.  Durch  Schäfer  (173),  Schnur  (343),  Zeitler  und 
Koch  (93)  erfahren  wir,  dass  er  an  steinigen  Orten  der  Saar-,  Mosel- 
und  Sauergegend  nicht  fehlt  und  namentlich  im  Sirzeuicher  Thal, 
im  Pfalzeier,  Eurener  und  Cewenner  Wald,  ferner  im  Rahlinger 
Röder  bei  Metz  sowie  auch  bei  Trier  einheimisch  ist.  Geisenheyner 
(352)  fand  ihn  bei  Kreuznach,  so  am  Oranienhofe,  am  Viktoriastift, 
um  den  Graben  der  Kuhtränke,  an  der  Theklawiese,  auf  dem 
Rotenfelsplateau,  am  Buschberge  im  Goldloche,  dem  Thale  des 
Trollbaches  unterhalb  Laubenheim  und  in  anderen  Oertliehkeiten 
naheaufwärts,  so  z.  B.  bei  Gemünden.  Er  kommt  gleichfalls  im 
Rheingau,  in  den  Tümpeln  bei  St  Goar  (342),  im  hohen  Taunus, 
namentlich  an  dessen  Abfällen  nach  dem  Lahnthale  und  um  den 
Westerwald  herum  vor,  findet  sich  ferner  in  den  Thälern  der  oberen, 
mittleren  und  unteren  Lahngegend,  besonders  im  Dillthale,  so  z.  B. 
bei  Dillenburg  (93)  uud  auch  am  Wehrholz  bei  Weilburg,  wo  er 
von  Schenk  entdeckt  worden  ist  (92).  In  der  Eifel,  am  Palmberg 
bei  Bertrich  und  in  dem  bei  Cochem  ins  Moselthal  mündenden 
Enderthal  ist  er  durch  Leydig  nachgewiesen  worden.  Max  Weber 
fand  ihn  am  Mosenberge  (91),  Melsheimer  kennt  ihn  aus  Linz  und 
Umgegend,  Goldfuss  spricht  über  sein  Vorkommen  bei  Kessenich 
(344),  J.  Müller  (345),  Troschel  (170)  und  Pflüger  (346)  haben  ihn 
bei  Bonn  gefunden.  Im  Luxemburgischen  soll  er  sehr  häufig  und 
von  der  Moselebene  an  bis  in  die  Ardennen  verbreitet  sein  (97). 
Was  nun  schliesslich  das  Vorkommen  und  die  Verbreitung  des 
A.  obstetricans  oder  genauer  der  Abart  Boscai  auf  der  py- 
renäischen  Halbinsel  anbetrifft,  so  soll  sie  nach  Boscä  zunächst  in 
den  Küstengebieten  ziemlich  allgemein  zu  Hause  sein  und  auch  auf 


0  Zool.  Garteu,  28.  Jahrg.  S.  323. 


—  364 


den  ßalearen,  so  z.  ß.  auf  Majorca  nicht  vermisst  werden.  Aus  den 
Schriften  über  die  Amphibien-Fauna  der  pyrenäischen  Halbinsel, 
welche  uns  vorliegen  (15.157.1.347.160.18.225.235),  erfahren 
wir,  dass  sie  in  den  Gemüsegärten  von  Bunol,  in  Foyos,  Jativa, 
Puebla  de  Rugat  in  Valencia,  bei  Teruel  (Aragon),  in  Sevilla  und 
Cordoba  sowie  an  den  ufern  des  Guadalquivir,  in  Las  Hurdes 
(Estremadura),  in  Madrid,  in  Santas  Albas,  Passübergang  von  Leon 
nach  Oviedo  in  Asturien,  in  Santander,  in  Galicien,  so  in  Torres 
de  Allo,  Ordenenes,  Villalva,  Tuy  (Born  Jesus),  in  Campanua,  am 
San  Julian-Berg  (Eutre  Douro  e  Minho)  und  in  Coimbra  einheir 
misch  ist. 


18.  ALYTES  CISTERNASI,  BOSCÄ.  1879. 

Synonymie  und  Literatur. 

Alytes  C i  st ernas  ii  Bosca,  in:  Anal  de  la  Soc.  Esp.  de  Hisi 
Nat.  VIII,  p.  217.  Bonhngcr,  Cat.  Batr  Sali.  Coli.  Brit.  Mus.  p.  449.— 
Ammoryctis  Cisternasi  Lataste  in:  Comptes  rendus  Acad.  Paris, 
As  19,  1879,  p.  983.  Boscä  in:  Anal.  Soc.  Esp.  Hist.  nat.  X.  Lam.  II, 
f.  1 — 6.  v.  Bedriaga  in:  Bull.  Soc.  Imp.  des  Nat.  de  Moscou,  1879, 
A»  4,  p.   321. 

Aeusse  rer   Habitus. 

Diese  Art  ist  erst  kürzlich  von  Lataste  und  Boscä  beschrieben, 
worden;  sie  unterscheidet  sich  von  der  vorigen  vor  allem  durch 
die  Körpergestalt  und  die  Länge  der  Extremitäten,  sowie  auch 
durch  die  Beschaffenheit  der  Haut  und  die  Zahl  und  Grösse  der 
Ballen  auf  der  Volarseite  der  Handwurzel.  Als  ferneres  Unterschei- 
dungsmerkmal kann  die  Stellung  der  Gaumenzähne  und  die  Breite 
des  Interocularraumes  dienen;  endlich  soll  ausser  dem  Färbung  und 
Zeichnung,  welche  mitunter  von  derjenigen  bei  A.  obstetricans 
ziemlich  abweichen  kann,  und  auch  der  Skelettbau  Erkennungs- 
mittel abgeben. 

Der  Körper  ist  plump,  in  der  Mitte  bauchig  erweitert  und  ver- 
hältnissmässig  kurz,  der  Kopf  ist  kurz,  kürzer  als  er  im  hinteren 
Theile  breit  ist,  zwischen  den  Augen  flach,  an  der  auffallend  kurzen, 
in  ziemlich  spitzein  Bogen  gerundeten  Schnauze  gewölbt;  seine  Sei- 
ten fallen  senkrecht  ab;  die  Schnauzenkante  ist  nicht  deutlich  aus- 
geprägt; die  Augen  treten  mehr  oder  minder  stark  hervor,  sie  lie- 


—  365  — 

gen  seitlich  und  erscheinen  näher  an  den  Oberlippenrand  gerückt 
als  bei  A.  ob  st  etricans;  der  Längsdurchmesser  des  Augapfels 
ist  um  1  mm.  grösser  als  der  Abstand  der  Augen  unter  sich;  die 
Pupillenspalte  vertical.  Zwischenraum  zwischen  den  Augenhügeln 
grösser  als  die  Entfernung  des  Nasenloches  vom  Auge.  Das  rund- 
liche deutlich  sichtbare  Trommelfell  ist  kleiner  als  das  Auge,  sein 
Durchmesser  der  Entfernung  der  Nasenlöcher  gleichkommend.  Von 
Muten  umgiebt  das  Trommelfell  ein  Drüsenwulst,  dessen  Uebergang 
in  den  Drüsenseitenwulst  weniger  scharf  ausgesprochen  ist  als  bei 
der  vorigen  Art.  Hinter  dem  Trommelfell,  etwa  in  der  Höhe  der 
Mundspalte  befindet  sich  eine  hellgefärbte,  meist  gelbliche  Drüsen- 
warze, welche  auch  Obst  etricans  zukommt.  Die  Zunge  ist  gross, 
sie  füllt  beinahe  den  ganzen  Boden  der  Mundhöhle  aus,  im  allge- 
meinen von  kreis-  oder  eiförmiger  Gestalt  mit  freiem  hinteren, 
spurweise  freiem  Seiteuvand  und  ohne  Ausrandungen.  Die  Choanen 
sind  klein;  die  Gaumeuzähne  bilden  zwei  kurze  aus  4  bis  12  (Boscä!) 
Zähnchen  bestehende,  in  der  Mittellinie  des  Gaumens  getrennte, 
nach  vorn  leicht  konvergirende  und  etwas  hinter  und  zwischen  den 
inneren  Nasenöffnungen  stehende  Reihen»  Das  Vorderbein  ist  auf- 
/allend  kurz;  nach  vorn  gestreckt,  erreicht  es  das  Nasenloch  nicht 
oder  berührt  es  kaum.  Der  Oberarm  fällt  durch  seine  geringe 
Längenentwickelung  auf,  denn  er  ist  in  der  Haut  verwachsen;  seine 
Anwesenheit  ist,  man  möchte  beinahe  sagen,  nur  am  präparirten 
Skelett  sichtbar.  Die  Kürze  des  Armes  ist  bereits  Lataste  aufge- 
fallen, denn  in  seiner  Schrift  über  „Ammoryctis  Cistemasi" 
finden  wir  folgenden  Passus:  „Brachio  usque  ad  cubitum  in  cute 
abscondito,  breviore  robustiore",  hingegen  über  A.  obstetricans 
äussert  sich  derselbe  folgenderweise:  „Brachio  a  cute  prae  cu- 
bitum emergente".  Ueberhaupt  scheint  das  Vorderbein  nicht  nur 
durch  seine  Kürze  und  Dicke  sich  auszuzeichnen,  sondern  auch  andere 
brauchbare  Merkmale  aufzuweisen,  welche  die  Unterscheidung  der 
Arten  Cistemasi  und  obstetricans  ermöglichen;  so  sind  bei- 
spielsweise bei  der  ersteren  die  Fiuger  bedeutend  kürzer  und  an 
der  Basis  breiter;  am  Handteller,  und  zwar  an  der  Wurzel  der 
Hand,  sind  blos  zwei  Ballen  vorhanden,  von  denen  einer  äusserst 
klein  ist,  der  andere  aber  bedeutend  grösser  und  mehr  nach  aussen 
gelegen,^  dem  4.  Finger  entspricht.  Der  erste  Finger  ist  etwas  län- 
ger als  der  vierte,  oder  beide  sind  nahezu  an  Lange  gleich;  der 
2.  Finger  ist  wenig  kürzer  als  der  dritte  und  merklich  länger  als 
der  vierte.  An  den  Gelenkstellen  sind  keine  Anschwellungen  vor- 
handen; die  Finger  sind  frei.  Das  Hinterbein  erreicht  mit  der  Spitze 


—  306  — 

der  1.  Zehe  das  Nasenloch,  sein  Tibiotarsalgelenk  erreicht  nicht 
das  Trommelfell,  während  bei  A.  obstetricans  im  Gegentheil 
die  Hinterbeine,  nach  vorn  gestreckt,  das  Trommelfell  mit  dem 
Tibiotarsalgelenk  erreichen.  Die,  spurweise  abgeplatteten  Zehen  sind 
nahezu  ganz  frei,  denn  es  sind  nur  Andeutungen  von  Biudehäut- 
chen  au  der  Basis  derselben  vorhanden;  sie  nehmen  von  der  1.  bis 
zur  4.  rasch  an  Läcge  zu,  während  die  5.  Zehe  etwas  kürzer  als 
die  dritte  ist.  Die  Gelenkhöcker  treten  nicht  vor;  der  Fersenhöcker 
ist  klein;  schwach  ausgeprägte  Protuberauzen  auf  der  Fusssohle 
und  am  Handteller  pflegen  nur  durch  ihre  helle  Farbe  vom  dun- 
kleren Grund  sich  abzuheben.  Beim  ruhigen  Sitzen  berühren  sich 
gegenseitig  die  Unterschenkel  mit  ihren  Gelenken  nicht  und  errei- 
chen den  After  nicht. 

Die  Haut  auf  der  Körperoberseite  ist  bedeutend  glatter  als  bei 
A.  obstetricans,  bisweilen  sogar  nahezu  ganz  glatt.  Die  Wärz- 
chen finden  sich  vorzugsweise  und  in  grösserer  Menge  an  den  Lei- 
besseiten zerstreut,  ohne  jedoch  hier  besonders  scharf  markirte 
Drüsenseitenwülste  zu  bilden.  Ferner  sind  ungefähr  fünf  helle  War- 
zen oben  am  Auge  und  mehrere  andere  an  den  Wurzeln  der  Extre- 
mitäten vorhanden;  die  einzelnen  Drüsenwarzen,  welche  die  soge- 
nannte Parotis  koustituiren,  treten  nicht  scharf  ausgeprägt  zu  Tage. 

Masse  in  mm.  Weibchen:  Totallänge  35.5,  Kopflänge  11,  grösste 
Kopfbreite  15,  grösster  Rumpfumfang  52.5,  Vorderbein  18,  Hand 
mit  3.  Finger  8,  Hinterbein  42,  Fuss  14  mm.;  geringste  Breite 
zwischen  den  Augen  4,  Durchmesser  des  Augapfels  5. — Die  Be- 
stimmung der  Grössenverhältnisse  nach  ßoscä  ergiebt:  Totallän- 
ge, d1:  36,  $:  42,  Kopflänge,  ^ :  6,  ? :  7,  Oberarm,  tf:  4, 
$  :  6,  Hand,  rf :  9,  $ :  8,  Oberschenkel,  tf :  8,  £ :  9,  Fuss, 
c?:  14,  $:  13  mm.  Aus  dieser  Masstabelle  ergiebt  es  sich,  dass 
Fuss  und  Hand  beim  Männchen  verhältnissmässig  länger  sind  als 
beim  Weibchen.  Da  bei  Cisternasi  die  Schallblasen  fehlen  und 
auch  sonst  keine  Geschlechtsverschiedenheiten  namhaft  gemacht 
worden  sind,  so  ist  die  Differenz,  welche  die  Messung  der  Hand 
und  Fusses  ergeben,  immerhin    beobachtenswerth. 

Färbung  und  Zeichnung. 

Der  Rücken  ist  grau-  oder  hell-  bis  dunkelbraun  oder  aber  grau; 
während  bei  den  brünstigen  Individuen  die  Zeichnung  stets  von 
dunklerem  Braun  als  dasjenige  des  Grundes  erscheint  und  mitunter 
so  üppig  sich  entwickelt,  das  sie  die    Grundfärbuug    grösstenteils 


—  367   — 

zu  verdrängen  pflegt,  prädominirt  bei  den  eher  grau  als  braun  ge- 
färbten Stücken  der  Grundton;  bei  den  ersteren  tritt  zuweilen  am 
hinteren  Rückentheile  in  der  Mitte  der  Grundton  in  Form  einer 
Längsbinde  auf,  bei  den  letzteren  bilden  die  sonst  am  Rücken 
ziemlich  vereinzelt  stehenden  dunklen  Flecken  auf  dem  Kopf  eine 
Figur,  welche  etwa  die  Form  eines  X  hat;  ausserdem  ist  noch  zu 
bemerken,  dass  bei  diesen  Stücken  die  Flecken  stellenweise,  so  am 
Kopf,  an  den  Gliedmassen  und  zuweilen  auch  am  Vorderrücken 
eine  "Neigung  zeigen  ins  Grüne  zu  spielen.  Sowohl  bei  den  dunkel 
als  auch  bei  den  hellgefärbten,  sowie  auch  bei  alten  und  jungen 
Exemplaren  läuft  ein  heller  Querstreifen  über  die  Stirn  hin;  dieser 
Streifen  geht  auch  auf  das  obere  Augenlid  über,  davor  befindet 
sich  ein  heller  Punktfleck.  Das  Trommelfell  ist  braun,  dunkelbraun 
gesprenkelt;  Iris  auf  goldgelbem  Grunde  mit  Schwarz  durchsetzt, 
das  sich  insbesondere  in  der  unteren  Hälfte  anhäuft.  Die  kleinen 
Warzen,  namentlich  diejenigen  am  Auge,  an  den  Gliedmassenwur- 
zeln  sowie  an  den  Leibesseiten  sind  orange;  die  Rückenwärzchen 
sind  mitunter,  vorzugsweise  bei  hell  gefärbten  Stücken,  grünlich 
dunkel  umsäumt.  Gegen  die  Analregion  hin  und  auf  den  Beinen 
hellen  sich  Grundton  und  Zeichnung  in  ziemlich  bedeutendem  Grade 
auf;  die  gelblichen  Finger  sind  oberwärts  spurweise  dunkel  ge- 
zeichnet. Die  Bauchseite  ist  weisslbh,  rosa  überflogen  und  mit  in 
grösserer  Menge,  ziemlich  dicht  stehenden  weisslichen  Wärzchen 
besetzt;  die  weisse  Kehle  ist  bisweilen  gegen  den  Kiefer  zu  zart 
bräunlich  gezeichnet;  die  Extremitäten,  mit  Ausnahme  der  bräun- 
lichen, mit  hellen  und  zur  Brunstzeit  mit  röthlichen  Punkten  be- 
setzen Fusssohlen,  sind  gelblich  oder  röthlichgelb. — Die  jungen 
A.  Cisternasi  sollen  insofern  von  den  alten  verschieden  sein, 
als  ihre  dunkle  Zeichnung  üppiger  entwickelt  ist  als  dies  meistens 
bei  den  älteren  Exemplaren  der  Fall  zu  sein  pflegt. 

Larve. 

Erst  nachdem  die  Vorderbeine  hervorgesprossen  sind,  vermag 
ich  die  Larve  von  A.  Cisternasi  mit  Leichtigkeit  zu  erkennen, 
ja  selbst  auch  dann,  wenn  die  zum  Vergleich  gezogenen  Larven 
beider  Arten  zufälligerweise  die  gleiche  Grösse  zeigen.  Bei  der 
Quappe  von  Cisternasi  nämlich  ist  die  Haut  glatt,  glänzend  und 
der  Ohrenwulst  ist  als  eine  schwach  ausgeprägte  Hautfalte,  welche 
sich  vom  hinteren  Eck  des  Auges  gegen  die  Wurzeln  der  Vorder- 
beine hinzieht,  angedeutet;  dagegen  bei    der    Larve    von   Obste- 


—  368  — 

tricans  erscheint  die  Haut  warzig,  eher  matt  als  glänzend  und 
die  Ohrdrüsenwülste  bestehen  aus,  wenn  auch  kleinen,  so  doch 
recht  deutlich  sichtbaren  gelbweissen  Warzen;  ausserdem  vermisse 
ich  bei  der  vierbeinigen  Larve  von  Cisternasi  die  bei  Obste- 
tricans  aus  einer  Reihe  w  eissgelber  Drüsenanhäufungen  beste- 
henden Seitenwülste.  Der  Zahn  ist  genau  ebenso  geformt  wie  bei 
Obstetricans,  denn  er  besteht  aas  einer  nach  unten  zu  trich- 
terförmig auslaufenden  hohlen  Basalpariie  und  einem  Kopfe,  der 
an  den  erweiterten  Endtheil  eines  Löffels  errinnert,  dessen  Ränder 
gezackt  sind.  Bezüglich  der  Stellung  des  fertigen  und  des  Ersatz- 
Zahnes  sowie  auch  der  reihenweise  Anordnung  der  Zähnchen  ist 
bei  der  Species  Cisternasi  kein  Unterschied  zu  verzeichnen.  Was 
<lie  Zeichnung  anbetrifft,  so  unterscheidet  sich  A.  Cisternasi 
von  der  Obstetricans-Larve  dadurch,  dass  bei  der  ersteren  die 
Flecken  am  Schwänze  und  am  Flossensaume  zahlreicher  und  be- 
deutend schärfer  ausgeprägt  zu  Tage  treten,  namentlich  im  Ver- 
gleich zur  typischen  Obstetricans. 

Lebensweise.— Abbildungen. 

Boscä  (1.  c.)  theilt  uns  mit,  dass  er  im  April  trächtige  Weib- 
chen in  El  Pardo  bei  Madrid  gefunden  und  dass  er  im  Winler  im 
Flüsschen  Valdeazogues,  zwischen  dem  Dorfe  Yeredas  und  der 
Eisenbahnhaltestelle  Caracollera,  Herbsllarven  gesehen  habe  und 
fügt  hinzu,  dass  die  im  Mai  und  Juni  von  ihm  gesammelten  ver- 
wandlungsfähige Quappen  vermuthlich  vom  Frühjahre  stammten  und 
dass  eiertragende  Männchen  übertags  in  ihren  Schlupfwinkeln  sitzen, 
nachts  hingegen  herumstreifen  und  die  Eier  baden.  Lataste's  Ver- 
muthung,  dass  die  Einwirkung  des  Wassers  auf  das  Ei  von  Alytes 
die  Entwiikelung  des  Embryo  fördere,  scheint  sich  somit  zu  be- 
stätigen. A.  Cisternasi  gräbt  mit  seinen  Vorderbeinen  und  hält 
sich  mit  Vorliebe  auf  saudigem  Boden  auf  und  ist  sowohl  darin, 
wie  auch  in  Farbe  und  Beschaffenheit  der  Haut  den  Pelobates 
etwas  ähnlich,  nur  graben  die  Pelobates  bekanntlich  mit  den  Hin- 
terbeinen. 

Das  einzige  mir  bekannt  gewordene  Bild  unserer  Kröte  hat  Boscä 
in  den  Anales  de  la  Soc.  Esp.  de  Hist.  nat.  Tomo  X.  Läm.  II. 
erscheinen  lassen.  Die  Tafel  enthält  ausserdem  drei  Abbildungen, 
welche  die  Seitenansicht  sowie  die  Ansicht  von  oben  und  unten 
von  der  Larve  veranschaulichen.  Diese  Abbildungen  mögen  die  Um- 
risse des  Thieres  getreu  wiedergeben,  sie  sehen  aber  den  mir  vor- 


—  369  — 

liegenden,  von  Herrn  Boscä  gesammelten  und  bestimmten  Quappen 
keinesfalls  ähnlich,  so  dass  ich  es  nicht  wage  hier  eine  ausführ- 
liche Beschreibung  dieser  Stücke  folgen  zu  lassen. 

Vorkommen. 

Bis  jetzt  kennt  man  diese  Art  nur  von  der  pyrenäischen  Halb- 
insel, wo  dieselbe  namentlich  im  Inneren  vorkommt  und  hier  den 
A.  obstetricans  Boscai  zu  vertreten  scheint.  In  der  Provinz 
Aragon  ist  sie  in  Panticosa,  in  Keu-Kastilien  bei  Toledo,  Madrid, 
Malagon  und  in  Despoblado  de  Caracollera  bei  Ciudad-Real,  in 
Estremadura  bei  Merida  und  in  der  Umgebung  von  Alange  bei  Ba- 
dajoz  und  endlich  in  Portugal  in  Portalegre,  in  der  Serra  de  San 
Mamede  (Alemtejo)  und  in  Braga  beobachtet  worden  (Boscä,  in 
Bull.  Soc.  Zool.  de  France,  V.  p.  252,  Anal,  de  la  Soc.  Esp.  de 
Hist.  Hat.  III,  p.  217). 


ERRATA. 


S. 

s. 
s. 

s. 

s. 
s. 


20, 
24, 
27, 
44, 
85, 
113, 
S.  115, 
S.  126, 
S.  129, 
S.  140, 
S.  145, 
S.  151, 
S.  158, 

S.  163, 

S.  168, 

S.  171, 

S.  177, 

S.  195, 

S.  200, 

S.  229, 

S.  231, 

S.  239, 

S.  245, 

S.  247, 

S.  260, 

S-  279, 

S.  298, 

S.  324, 
S.  338, 
S.  349, 


Z. 
Z. 
Z. 
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z. 
z. 
z. 


3  v. 
1  v. 
8  T. 

17  v. 
8  v. 

18  Y. 

19  v. 
8  v. 

21  v. 

19  v. 
17  Y. 
13  v. 
21  v. 

21  v. 

11  v. 

11  v. 

12  Y. 
17  Y. 

15  v. 

20  v. 

4  Y. 

15  v. 

10  v. 
6  v. 
4  v. 

17  v. 

11  v. 

13  Y. 
8  v. 

16  v. 


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lies:    am   Glase 


statt  Bosniens-Görlitz,  lies:  Bosniens.  Görlitz. 

statt  Haare,  lies:  Haase. 

statt  Planey,  lies:  Plancy. 

statt  Italieniern,  lies:  Italienern. 

statt  möchten,  lies:  mochten. 

statt  prestano,  lies:  presentano. 

statt  Grassfrosch,  lies:  Grasfrosch. 

statt  Zeichner-Camerano,  lies:  Zeichner  Camerano. 

statt  sein,  lies:   seien. 

statt  fleckcheweise,  lies:  fleckenweise. 

statt  Böse,  lies:  Bosc. 

statt  Faide,   lies:  Faido. 

statt  „wund  schlägt  am  Glase", 

wundschlagt, 
statt  Nesselpof,  lies:  Nesselhof. 
statt  sie,  lies:  er. 
statt  befestigte,  lies:   befestigt, 
statt  grösserer,  lies:   grösseres, 
statt  „mit  der   Spitze   den    1.' . 

Spitze  der  1. 
statt  Serien,  lies:  Serie. 

„bis  zum  1.  April",  lies:  bis  zum  11.  April. 

„da  A",  lies:  das  A. 
statt  bereit,  lies:  bereits, 
statt  dehen,  lies:  dehnen, 
statt  ableicht,  lies:  abbleicht, 
statt  Flug,  lies:  Fug. 
statt  stehen,  lies:  steht, 
statt  „am    Rumpfe    an    allmählich",    lies:     am 

Rumpfe  allmählich, 
statt  wären,  lies:  waren, 
statt  word;  lies:  worden, 
statt  Geburtshelverkröte,  lies:   Geburtshelferkröte 


statt 
statt 


lies:    mit   der