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HARVARD UNIVERSITY.
LIBRARY
OF THE
MUSEUM OF COMPARATIVE ZOÖLOGY.
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GIFT OF
ALEXANDER AGASSIZ.
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DIE LURCHFAUNA
ETJROPA7S.
I. ANURA. FROSCHLURCHE.
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Dr. J. von Bedriaga.
MOSKAU.
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1891.
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DIE LURCHFAUNA
ETJROPA'S.
I. ANURA. FROSCHLURCHE.
Von
Dr. J. von Bedriaga.
MOSKAU.
Gedruckt in der Universitäts-Buchdruckerei.
1891.
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Extrait du Bulletin de la Socie'te Imper. des Naturalistes de Moscoh, Jf»J\l» 2, 3 1889.
Imprimerie de l'Universite Imperiale.
INHALT.
Seite.
Systematische Uebersieht der Froschlurche Europa's 1
Citierte und benutzte Literatur :. 14
Rana esculenta, L 33
Rana muta, Laur 69
Rana arvalis, Nilss 97
Rana agilis, Thomas 114
Rana Latastei, Blgr 129
Rana iberica, Blgr 1 36
Bufo vulgaris, Laur. 144
Bufo viridis, Laur 1 69
Bufo calamita, Laur 192
Hyla arborea, L 213
Pelobates fuscus, Laur 241
Pelobates cultripes, Tsch 267
Pelodytes punctatus, Daud 281
Discoglossus pictus, Otth 292
Bombinator pachypus (Fitz.), Bonaparte 313
Bombinator bombinus, L 328
Alytes obstetricans (Brong.), Laur 343
Alytes Cisternasi, Boscä 364
DIE LUKCHE1UM EUEOPA'S.
I. Anura. Proschlurche.
Von
Dr. J. von Bedriaga.
Die in früheren Zeiten etwas vernachlässigte Amphibie okunde
macht in unseren Tagen reissende Fortschritte und es wird zu
einem Bedürfniss, die neueren Entdeckungen von Zeit zu Zeit zu
prüfen und zusammenzutragen. Seit dem Erscheinen des Werkes
Schreiber's, das zum Theil aus dem gediegenen Material De Belta's,
Strauch's, Leydig's und Falio's aufgebaut und durch eigene fleis-
sige Untersuchungen vervollkommnet uns ausgezeichnete Dienste
geleistet hat und immer noch leistet, sind kaum anderthalb Jahr-
zehnte verstrichen und schon ist heutzutage der Mangel einer Ueber-
sicht alles dessen, was die neueren Forscher, wie z. B. G. A.
Boulenger, F. Lataste, L. Camerano, He'ron-Royer, 0. Böttger und
Lessona, über unsere Kriechthiere veröffentlicht haben, recht fühl-
bar. In Kachfolgendem will ich versuchen, mit den mir zu Gebote
stehenden literarischen Hilfsmitteln, unter Zugrundelegung des in
meiner Sammlung angehäuften Materiales, einen allgemeinen Ueber-
blitk über alle bis jetzt in Europa beobachteten schwanzlosen Lur-
che, begleitet von einigen Bemerkungen über die Lebensweise und
geographische Verbreitung dieser Thiere zu geben und hege die
Hoffnung später auch die Schwanzlurche vornehmen und in ähnli-
cher Weise bearbeiten zu können.
Schreiber verzeichnet in seiner Herpetologia europaea von Anu-
ren: Rana esculenta und temporaria, Bufo vulgaris, vi-
ridis und calamita, Hyla arborea, Pelobates fuscus
— 2 —
und cultripes, Felodytes punctatus, Discoglossus pic-
t u s, B o m b i n a t o r i g n e u s und Alytes obstetricans. Seitdem
ist die Speciesberechiigung zweier, von Schreiber 1875 als selb-
ständige Arten nicht anuerkanter und so vielfach confundirter Frö-
sche, R. arvalis und R. agilis nämlich, dank den eingehenden
Untersuchungen Leydig's und Bouleuger's constaiirt worden, die
Vermuthung Blasius' und Koch's, dass die Gattung Bombinator
in Europa durch zwei Arten vertreten sei, bestäligt und mehrere
neue Formen entdeckt und unter besonderen Artnamen publicirt
worden. Unter diesen letzleren befinden sich drei Batrachier, R. ibe-
rica, R. Latastei und A. Cisternasi, denen der Charakter
als Art wohl mit Recht, wenigstens mit mehr Recht als „Hyla
Perezi" vel „barytonus", „R. fortis", „Discoglossus sar-
dus" und „Pelobates latifrons" vel „insubricus" beigelegt
worden ist, denn alle diese letzteren Formen können schwerlich
einen Artnamen beanspruchen und sind auch bereits, wenigstens
zum Theil, zu Varietäten oder Subspecies degradirt worden.
Ungeachtet dessen, dass wir uns, namentlich in jüngster Zeit
viel mit den braunen, zu der sogenannten „Temporaria-Gruppe"
gehörenden Fröschen eingehend befasst und versucht haben Nach-
weise über ihre specifische Verschiedenheit zu geben, bietet die
Trennung einiger dieser Arten immer noch gewisse Schwierigkeiten,
jedenfalls mehr, als dies eigentlich aus den Erörterungen namhaf-
ter Amphibiologen zu schliessen wäre, was wohl zum Theil in der
nicht durchweg einspruchsfreien Beschreibung sowie auch in der
Schwierigkeit des Gegenstandes seinen Grund haben dürfte. Es
dünkt mir sogar, dass selbst die einfachen und handgreiflichen Cha-
racteristica, die uns seitens der älteren Autoren zur Unterschei-
dung der Arten muta Laur. (-fusca Rösel,- 1 empor aria L. part.),
arvalis und agilis anempfohlen worden sind, im Laufe der Zeit
durch Umgestaltung der Originaldiagnosen insofern Einbusse erlitten
haben, als gewichtige Charaktere weggelassen oder nicht genügend
berücksichtigt und nicht markant genug hervorgehoben worden
sind. Diese Nachlheile traten besonders grell zutage, als Pflüger 4)
seiue Untersuchungen über die Bastardirung der Batrachier vor-
nahm und bei dieser Gelegenheit hinsichtlich der Unterscheidung
von R. arvalis und muta zu Ueberzeugung gelangte, dass das
einzige klassische Unterscheidungsmerkmal beider Arten die Sper-
matozoen wären, die total verschieden sind. Die Beschaffenheit der
') Arch, f. d. ges. Physiologie. Bd. XXXII.
inneren Organe, vergleichend-anatomische Untersuchungen, deren
Ergebnisse, heiläufig sei es erwähnt, in diesem Falle zu manchen
Enttäuschungen führten, sowie auch die Vergleichung der Samen-
elemente können für die Begründung der Species unumstössli he
Beweise liefern und dem Systematiker, weicher Aufklärung über
eine fragliche Species sucht als Ausgangspunkt und Wegweiser
dienen; Resultate aus dem Gebiete der mikroskopischen Anatomie
sind aber lediglich als schätzbare Winke zu betrachten und dür-
fen, meiner Ansicht nach, nie in eine vielleicht sonst mangelhafte
Diagnose heriibergenommen werden, um dieser als Aufputz zu die-
nen. Die Erlangung von Spermatozoen, geschweige denn von reifen,
ist in vielen Fällen äusserst schwierig, die Untersuchung und Ver-
werthung derselben ist eine Sache für sich und kann ein näheres
Befassen damit dem Systematiker schon deswegen nicht zugemuthet
oder anempfohlen worden, weil dieser meistens, so z. B. in un-
seren Sammlungen, Thierleicheu vor sich hat, die bestimmt wer-
den sollen. Auch müssen wir danach trachten, unseren Mitmen-
schen die Kontrolle über unsere Ansichten, falls wir wünschen,
dass dieselben auch von Anderen angenommen werden, möglichst
zu erleichtern und dass dies nicht, oder sehr schwer zu erreichen
ist, wenn wir auf die vergleichende Zusammenstellung der Formen
von Samenelementen unser Hauptaugenmerk richten sollten, be-
weist manche Stelle in der erwähnten Arbeit Ptlüger's. Es lässt
sich gewiss nicht leugnen, dass die Samenelemeute eine ergiebige
Quelle für Untersuchungen bieten, dass sie aber jemals in prakti-
scher Hinsicht von grossem Nutzen sein werden, ist fraglich, um-
somehr, da wir bereits wissen, dass zweifelsohne gute Arten, wie
z. B. R. muta und R. agilis oder Bufo viridis und B. ca-
lamita, ganz gleichgeformte oder auffallend ähnliche Spermato-
zoen haben können. Hinsichtlich R. muta und R. arvalis sind
wir in der angenehmen Lage keineswegs gezwungen zu sein, weit-
läufige Untersuchungen vorzunehmen, um dieselben erkennen zu
können, denn wir besitzen die vorzüglichen, leider nahezu in Ver-
gessenheit gerathenen Diagnosen Steenstrup's, welche in ihrer Klar-
heit und Präcision nichts zu wünschen übrig lassen und uns auf
den richtigen Pfad leiten. Unter den von Steenstrup beigebrachten
Unterscheidungscharakteren findet sich der eine in Betreff des Längs-
verhältnisses vom Fersenhöcker zur Zehe, der ungeachtet dessen,
dass er sich bei den centraleuropäischen Stücken durch Konstanz
auszeichnet, von denjenigen, welche die Merkmale der in Rede
stehenden Art nachträglich geprüft haben, oftmals unberücksichtigt
1*
— 4 —
gelassen worden ist und ich glaube, dass vielmehr Steensfrup es
gewesen ist, der zum ersten Mal den Beweis geliefert hat, dass
R. arvalis eine besondere Art ist und dass Pflüger's interessante
und willkommene Mittheilung lediglich als Bestätigung von Steens-
trup's Ansichten zu betrachten sei. Die Trennung der R. agilis
von R. muta und arvalis gebt, nbechon eines der Hauptmerk-
male von Agilis, F. Müller zufolge, in Fortfall zu kommen droht,
gleichfalls leicht von statten, dank der uns gebotenen Mittel und
es dünkt mir, dass es für Böltger ein Leichtes gewesen sein müsse,
die wichtigsten Kennzeichen dieser drei älteren Arten auszuwählen
und dem Laien mundgerecht vorzulegen. Die Unterscheidung der
zuletzt kreirten Species, ich meine R. Latastei und R. iberica,
oder genauer gesagt, die Aufzeichnung der sie unterscheidenden
Charaktere bietet bedeutend grössere Schwierigkeiten und wenn ich
damals, als die Frage in Betreff der Species-Abtrennung aufgewor-
fen wurde und eine Auseinandersetzung nach sich zog. nicht auf
die Unzulänglichkeit der bestellenden Diagnosen hingewiesen habe,
so geschah dies keineswegs, um meine Ansichten vor Angriffen zu
schützen, sondern einzig und allein aus dem Grunde, weil ich keine
Zweifel über Arten, welche manche von uns gut zu unterscheiden,
nicht aber zu kennzeichnen wissen, aufgehen lassen wollte, in der
Hoffnung, dass eben bei dieser Gelegenheit etwas für die Diagno-
sen der neuen Species geschehen dürfte; da dies jedoch nicht der
Fall war und ich während dieser meiner Untersuchungen genöthigt
gewesen bin nicht nur meine eigenen Ansichten zu prüfen, son-
dern auch diejenigen meiner Vorgänger einer Kritik zu unterwer-
fen, so halte ich mich für verpflichtet zu erklären, dass wir bei
Zugrundelegung der existirenden Diagnosen von R. Latastei und
R. iberica, genau mit demselben Recht, wie es hinsichtlich der
Lacerta Bedriagai und meines griechischen Triton para-
doxus (non Razoumowsky!) geschehen ist, diese Froscharten nicht
anerkennen dürften und zwar nicht etwa deshalb, weil dieselben
keine ihnen eigentümlichen Kennzeichen aufzuweisen hätten, son-
dern weil wir letztere bis jetzt nicht herauszufinden vermochten.
Ob und in wie weit es mir gelungen ist mein Schärflein zur end-
gültigen Ausarbeitung der Diagnosen beizutragen wird sich alsbald
nach Veröffentlichung dieser Arbeit herausstellen; jedenfalls aber
würde der Vorwurf, ich hätte das Vorhandensein oder das Fehlen
der Schallblasen, die Formen der Samenelemente, oder die Aus-
dehnung der Schwimmhäute nicht genügend berücksichtigt, nicht
am Platze sein, da ich absichtlich vermieden habe, seeundäre Sexu-
— 0 —
alcharaktere und periodisch wechselnde Erscheinungen mit in die
Diagnosen aufzunehmen aus dem einfachen Grunde, weil auch die
Weibchen erkannt sein wollen und die Auuren jederzeit bestimmt
werden müssen. — Die Abtrennung der B. esculenta von den
„braunen Fröschen" ging von je her leicht von statten; die gro-
tesken Versuche, R. esculenta und R. arvalis zusammenzu-
werfen, gingen stets spurlos verloren. Schwieriger gestaltet sich
aber die Unterscheidung der einzelnen Formen des Wasserfrosches.
In früheren Zeiten, da man mit dem, bei einigen Thierspecies sehr
ausgesprochenen Variabilitätsvermögen nicht zur Genüge bekannt
war, wurden die feinsten Form- und Farben-Veränderungen sowie
Fundortsverschiedeuheiten in ausgedehntem Masse benützt, um sie
als Artcharaktere gelten zu lassen und solche Lokalrassen unter
besonderen Art-Namen, wie beispielsweise „R. ridibunda Pall.,
R. cachinnans Fall., Eichw , R. den t e x Krynicki, R- mari-
tima Risso, Bouap., R. caucasica Pall., R. hispauica Mi-
chahell" und s. w. publicirt; heuer aber, da nicht nur öffent-
liche Museen, sondern auch Privatsammlungen reichlicher mit Ver-
gleichsmaterial versehen sind, treten solche Versuche zur Zersplit-
terung der Esculenta in Arten oder Unterarten seltener auf und
die angeblichen neuen Arten haben gewöhnlich keinen langen Be-
stand, umso grösser aber tritt jetzt die Neigung auf, in Rede ste-
hende Species in eine stattliche Anzahl von Formen zu zerlegen,
wobei eilige der bereits fast in Vergessenheit gerathenen oder in
die Synonymik versetzten älteren Artnamen von oberflächlich cha-
rakterisirten Thieren zur Bezeichnung von Varietäten Verwendung
finden. Ihr Wiederauftauchen kann zuweilen willkommen geheissen
werden, denn es führt uns unwillkürlich dahin, die vermeintlichen
Art- oder Varieiätengrenzea näher ins Auge zu fassen und Selbst-
kritik zu üben; iu anderen Fällen aber, namentlich wenn man die
meistens doch mir sehr mangelhaften älteren Originaldiagnosen mehr
berücksichtigt als sie es verdienen, wird man leicht zu aprioristi-
schen Schlussfulgeraugen verleitet. Obschon wir bei der Unterschei-
dung der Varietäten von Esculenta stets im Auge behalten müs-
sen, dass es sich um untergeordnete Kategorien des Systems han-
delt, und wir leider zu oft daran erinnert werden, dass, wie Ca-
merano in Bezug auf einige der Varietäten treffend bemerkt, wir
die „Fundorte" erst kennen müssen, um die Formen von R. escu-
lenta richtig bestimmen zu können, so fällt es dennoch recht
schwer eine genügende Anzahl wirklich guter charakteristischer
Unterschiede herauszulesen, vermöge welcher die typische Form,
— 6 —
Var. fortis Blgr. (=ri dibunda Fall.?), Lessoaai Cam., his-
panica Michahell, vel Perezi Seoane, Latastei Cam. uad Be-
driagai Cam. leicht und sicher zu unterscheiden wären. Am be-
sten lassen sich noch Var. fortis und Lessonai abtrennen und
charakterisiren, auch die typica, namentlich dann, wenn man
etwa die bei Berlin lebenden „Seefrösche" mit einem deutschen so-
genanten typischen Wasserfrosch oder mit der aus England stam-
menden Lessonai vergleicht; wird aber Material aus Italien und
aus der Levante hinzugezogen und auf die endlosen, von den Aus-
gaugstypen abweichenden und Zwischenformen bildenden Individuen
näher eingegangen, so gehen die vermeintlichen Varietätsgrenzen
fast vollständig verloren. Um einigermassen die Abgrenzungslinien
inne zu halten will ich von der Boulenger-Böttger'schen Diagnose
für die Form „typica", welche die leider sehr zahlreichen Aus-
nahmefälle nicht berücksichtigt, absehen, und, um die Aufstellung
einer ganzen Kette von Formen zu vermeiden, die typica der
Autoren als einen Komplex von Formen-Verschiedenheiten auffas-
sen, die einerseits zu Var. fortis, anderseits zu Var. Lessonai
führt, welch letztere beiden als zwei wesentlich auseinanderlaufen-
de Varietäten zu registriren sind. Die Durchführung dieser künst-
lichen Grenze zwischen Mutter- und Töchterformen ist allerdings
nur dann möglich, wenn wir uns streng au die Originaldiagnosen
der Töchterformen halten; wird diese aber umgeschrieben, erwei-
tert und verändert, wie es bekanntlich kürzlich von Seiten Bött-
ger's in Bezug auf die Diagnose von Var. ridibunda geschehen
ist, oder an der Unverletzbarkeit der Diagnose der typischen Form
festgehalten, so ist die Varietätenabtrennung im gegebenen Fall
wohl ganz und gar unmöglich. Unter den in Europa einheimischen
Esculenta-Formen verdienen besonders hervorgehoben zu wer-
den: typica Blgr., fortis Blgr., Lessonai Cam. und hispa-
nica Michahell.
Nicht unerwähnt will ich lassen, dass in neuerer Zeit ein we-
sentlicher Fortschritt in der Art und Weise wie die Lurche be-
schrieben werden, zu verzeichnen ist, denn es wird heutzutage
nicht nur auf die geographische Verbreitung und die Lebensweise
die gebührende Aufmerksamkeit gerichtet, sondern es wird auch,
seitdem Lataste gezeigt hat, wie vielversprechend und nutzbrin-
gen für die Systematik sich die Untersuchung der Quappe erweist,
das Studium der Larven für werth gehalten und eifrig betrieben.
Auch darin haben in den letzten Jahren Hcron-Royer und van
Bambeke (Bull. Soc. Zool. de France, VI. p. 75), Boulenger
(ebenda, vol. XI. p. 319) und Thiele ') wichtige Resultate er-
zielt; nichtsdestoweniger sind dies nur Erstlingsversuche und vor-
läufig dürfte es wohl kaum gelingen, unter Zugrundelegung alles
dessen, was bis jetzt über die Anurenlarven veröffentlicht worden
ist, eine in allen Punkten befriedigende Bestiinmungs-Tabelle für
die Larvenstadien zu geben. Die Quappe von R. Latastei ist
meines Wissens noch gar nicht, diejenigen von R. ib erica, Aly t es
Cisternasi und Bombina tor pachypusnur sehr oberflächlich
untersucht worden und von meinen Versuchen, auffallende Unter-
scheidungsmerkmale für die Larve von Bufo viridis ausfindig zu
machen, habe ich wegen Mangel an Material absehen müssen.
Für das mir sonst in ziemlich grosser Menge zugegangene Material
bin ich den Herren Prof. A. Batelli in Perugia, Prof. Bertkau in
Bonn, Fr. Borcherding in Vegesack, G. A. ßoulenger in London,
Prof. L. Camerano in Turin, G. Frizzi in Perugia, Dr. E. Haase
in Dresden, Prof. Hasse in Breslau, Prof. G. Kolombatovic in Spa-
lato, Prof. Margö in Budapest, Hofrath Dr. Meyer in Dresden,
Akademiker A. Strauch in St. Petersburg und W. Wolterstorff in
Halle zu grossem Dank verpflichtet. Alleraufrichtigster Dank ge-
bührt aber auch den Herren A. F. Moller in Coimbra und A. Gold-
fuss in Halle a. S., deren unermüdliche Thätigkeit im Sammeln
ich nicht genug lobend hervorheben kann und deren mir durch
Zusendung von werthvollem portugiesischen und deutschem Mate-
rial erwiesene Hilfe für mich unschätzbar gewesen ist. Es ist zu
hoffen und zu wünschen, dass Herr Moller's Sammeleifer, dem wir
bekanntlich so manche interessante neue Art von der Insel S. Tho-
me verdanken 2), auch fernerhin nicht erkalten möge und dass
die portugiesische Fauna und Flora nunmehr gründlich von ihm
erforscht werde.
Sämtliche bis jetzt bekannt gewordenen europäischen Froschlurche
vertheilen sich in acht Gattungen und achtzehn Arten, deren Unter-
suchung in Nachstehendem folgt:
I. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Zunge vorn an den Bo-
den der Mundhöhle befestigt, hinten vollkommen frei und tief aus-
geschnitten, ohne Parotis, mit bei den europäischen Species deut-
lich sichtbarem Trommelfell, Pupille horizontal, Finger volkommen
') Der Haftapparat d. Batrachierlarven iu Zeitschrift f. wissenschaffcl. Zoologie.
XLVI. 1.
*) Die betreffenden Novitäten wurden von Barboza du Bocage im Jornal de Scieif-
cias raatbematicas, physicas e naturales, JNs XLII — Lisboa— 1886 beschrieben.
frei, Zehen mit Schwimmhäuten und spitzeu oder etwas erweiter-
ten Enden versehen Genus Rana Linn.
Gaumenzahne zwischen den Choanen, Zehen mit vollkom-
mener Schwimmhaut, Ohrfleck schwach oder fehlend. Larve
mit linkerseits am Rumpf gelegenem Kiemenloch und ia schie-
fer Richtung von links nach re hts auf der rechten Seite
der Unterecke der Schwanzflosse sich öffnender Analröhre;
Larvenzähne mit zwei- bis dreispitzigem Ende, sonst ohne
Zacken; an der Innenfläche der Oberlippe jederseits eine sehr
kurze „laterale Zahnreihe".. . .1. R. esculenta Linn !).
Gaumenzähne auf der Mitte des Gaumens, hinter der Linie der
Choanen stehend oder über die hintere Grenzlinie der Choanen
hinaus reichend, Zehen mit fast vollkommener oder kurzer Schwimm-
haut, Ohrfleck deutlich oder ziemlich deutlich ausgeprägt.
A) Tibiotarsalgelenk bei nach vorn gelegten Beinen die Schnau-
zenspitze nicht oder kaum erreichend,
a) Fersenhöcker schwach entwickelt, weich, einen län-
glichrunden, niedrigen, stumpfen, höchstens die halbe Länge
des übrigen Theiles der 1. Zehe erreichenden Wulst bildend.
Larve mit linkerseits am Rumpf gelegenem Kiemenloch und in
schiefer Richtung von links nach rechts auf der rechten
Seite der Schwanzflosse sich öffnender Analröhre; Larven-
zähne mit zahlreichen Zacken am Rande; an der Innenfläche
der Oberlippe jederseits 2 bis 3 hintereinander gestellte „la-
terale Zahnreihen"; Schwanz ungefähr anderthalbmal so lang
als der Körper 2. R. muta Laur s).
b) Fersenhöcker sehr stark entwickelt, knorpelhart, schau-
felförmig, hoch, seitlich ziemlich stark zusammengedrückt,
meistens ungefähr s/3 der Länge des übrigen Theiles der 1.
Zehe. Larve mit links am Rumpf gelegenem Kiemenloch und
in schiefer Richtung von links nach rechts auf der rechten
Seite der Uuterecke der Schwanzflosse sich öffnender Anal-
röhre; Larvenzähne mit zahlreichen Zacken am Rande; an
der Innenfläche der Oberlippe jederseits eine „laterale Zahn-
reihe" 3. R. arvalis Mss 3).
') Männchen mit Dautnenschwicle und äusserlich sichtbaren, nach hinten und
unten vom Mundwinkel stark hervortreibbaren Schallblasen. Bei der Paarung ura-
l'asst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in Klumpen ab.
2) Männchen mit Daumenschwiele und inneren Kehlsäcken. l!ei der Paarung
umfasst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in Klumpen ab.
3) Männchen mit Daumenschwiele und inneren Kehlsäcken. Bei der Paarung um-
fasst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in Klumpen ab.
— 9 —
B) Tibiotarsalgelenk bei nach vorne gelegten Beinen die Schnau-
zenspitze entschieden erreichend oder überragend,
a) Trommelfell sehr gross, fast so gross wie das Auge,
seine Entfernung vom Auge ist äusserst gering, gleich '/,,
l/A, höchstens '/, des Durchmessers des Trommelfells, Fer-
senhöcker gross, ziemlich hart, stark vortretend und merk-
lich seitlich zusammengedrückt, ungefähr gleich 3/4 der Trom-
melfellgrösse und der halben Länge des übrigen Theiles der
1. Zehe. Larve mit links am Rumpf gelegenem Kiemenloch
und in schiefer Richtung von links nach rechts auf der rech-
ten Seite der Unterecke der Schwanzmembran sich öffnender
Analröhre; Larvenzähne mit zahlreichen Zacken am Rand, an
der Innenfläche der Oberlippe jederseits 2 hinter einander
gestellte „laterale Zahnreihen"; Schwanz fast doppelt so lang
als der übrige Körper, bisweilen die doppelte Länge dessel-
ben übertreffend, mit langem, spitz ausgezogenen Ende....
3. R. agilis Thom ').
b) Trommelfell klein, höchstens von halber Augengrösse,
seine Entfernung vom Auge fast dem Durchmesser des Trommel-
fells gleich; Fersenhöcker massig gross, weich wulstförmig und
stumpf, bald ebenso gross, bald etwas kleiner, oder im Gegen-
theil wenig grösser als das Trommelfell und länger als */, des
übrigen Theiles der 1. Zehe. Zehen mit fast vollkommener
Schwimmhaut. Larve unbekannt. . .4. R. Latastei Blgr. 2).
c) Trommelfell 2/3 der Augengrösse nicht erreichend, seine
Entfernung vom Auge misst etwas mehr als der halbe Durch-
messer des Trommelfells; Fersenhöcker sehr klein, weich,
einem Subarticularhöcker ähnlich, ungefähr gleich der halben
Länge des Trommelfells und wenig länger als '/< der Länge
des übrigen Theiles der 1. Zehe; Zehen mit ziemlich kurzen
Schwimmhäuten. Larve unbekannt 3). .5. R. ibericaBkr. *)
II. — Zähne am Ober- und Unterkiefer sowie am Gaumen fehlend,
Zunge am Hinterraude frei und nicht ausgeraudet, Parotiden bei
') Männchen mit Daumenscliwiele, ohne Stimmsack. Bei der Paarung umfasst
das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in Klumpen ab.
2) Männchen mit Daumenschwiele, ohne Stimmsack. Begattung nicht beobachtet.
Laich geht in Klumpen ab.
3) Soll nach Heron-ßoyer und van Bambeke an der Innenfläche der Oberlippe
im Ganzen 4 laterale, an der Innenfläche der Unterlippe 3 ununterbrochene me-
diane und jederseits noch eine laterale Zahnreihe besitzen.
*) Männchen mit Daumenschwiele, ohne Stimmsack. Begattung nicht beobachtet.
— lü-
den europäischen Arten sehr deutlich, Trommelfell deutlich, oder
kaum unterscheidbar, Pupille horizontal, Finger frei, Zehen mit mehr
oder weniger stark entwickelten Spaunhäuten. Genus Bufo Laur.
Zehen mindestens mit halben Schwimmhäuten, Falte an
der Fusswurzel fehlend, die meisten Höcker an den Finger-
und Zehengelenken stehen paarig, 4. Finger bedeutend über
die vorletzte Gtelenkstelle am 3. Finger hinausragend und
länger als der 2-te oder beide sind gleich lang, die 5. Zehe
erreicht fast oder erreicht die Wurzel der 2. Phalanx an
der 4. Zehe, die 3. Zehe überragt die Wurzel der 2. Pha-
lanx an der 4. Zehe '). Larve: Obere Schwanzflosse an der
Schwanzwurzel anfangend, Mundöffnung ungefähr ebenso lang
wie der Interocularraum, Kiemeoloch links am Rumpf gele-
gen, Aualröhre in der Mittellinie an der Unterecke des Schwan-
zes sich öffnend, Zähne mit zahlreichen Zacken am Rande..
1. B. vulgaris Laur 2).
Zehen mindestens mit halben Schwimmhäuten, Längsfalte
an der Fusswurzel, die Höcker an den Finger- und Zehen-
gelenken unpaar, 4. Finger bedeutend über die vorletzte
Gelenkstelle am 3. Finger hinausragend und fast die Wurzel
der Eudphalanx erreichend und etwas länger als der 2-te,
die 5. Zehe erreicht die Wurzel der 2. Phalanx an der
4. Zehe, die 3. Zehe überragt merklich die Wurzel der
2. Phalanx an der 4. Zehe. Larve: Obere Schwanzflosse von
der Schwanzwurzel spurweise sich auf den Rücken fortsetzend,
Kiemenloch links am Rumpf gelegen, Analröhre in der Mit-
tellinie der Unterecke des Schwanzes sich öffnend. Zähne mit
zahlreichen Zacken am Rande 3)...2. B. viridis Laur *).
') Da, so viel ich weiss, bei der Unterscheidung unserer einheimischen Kröten-
arten hier zum ersten Mal der Längsverhältuisse dieser Zehen und Finger Erwäh-
nung geschieht, so wäre es von Interesse zu erfahren, ob sich dieselben als brauch-
bare Erkennungsmorkmale erweisen.
l) Mannchen zur Brunstzeit mit Schwielen an den drei ersten Fingern. Bei der
Paarung umfasst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in Schnü-
ren ab.
3) Wegen Mangel an Larven von B. viridis habe ich zu meinem Bedauern
keine auffallenden Unterschiede zwischen der V i r i d i s-Quappe und den übrigen
Krötenlarven herauszufinden vermocht.
*) Männchen zur Brunstzeit mit Schwielen an den drei ersten Fingern. Bei der
Paarung umfasst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in
Schnüren ab.
— 11 —
Zehen nur am Grunde mit derben Schwimmhäuten, Falte an
der Fusswurzel entlang vorhanden, die Höcker an den Finger-
und Zehengelenken stehen paarig, 4. Finger die vorletzte Ge-
lenkstelle am 3. Finger erreichend und kürzer als der 2-te,
die 5. Zehe erreicht nicht die Wurzel der 2. Phalanx an der
4. Zehe, die 3. Zehe erreicht die Wurzel der 2. Phalanx
an der 4. Zehe oder überragt diese Gelenkstelle ($). Lar-
ve: obere Schwanzflosse an der Schwanzwurzel anfangend,
Mundöffnung merklich schmäler als der Interocularraum, Kie-
menloch links am Rumpf gelegen, Analröhre in der Mittel-
linie der Unterecke des Schwanzes sich öffnend, Zähne mit
zahlreichen Zacken am Rande... 3. B. calamita Laur ').
HL — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Parotiden fehlend, Pu-
pille horizontal, Zehen mit Schwimmhäuten, Finger- und Zehenspitzen
scheibenförmig erweitert Genus Hyla Laur.
Gaumenzähne zwischen den Choanen, Zunge hinten fast
bis zur Hälfte frei und ausgeraudet, Trommelfell deutlich,
Finger nur am Grunde mit Spannhaut versehen, Zehen mit
■/a Schwimmhaut, Haftscheiben wenig kleiner als das Trom-
melfell. Larve mit linkerseits am Rumpfe gelegenem Kiemen-
loch und auf der rechten Seite sich öffnender Analröhre,
Zähne mit zahlreichen Zacken am Rande, linker- und rechter-
seits an der Innenfläche der Oberlippe befindet sich jeder-
seits nur eine Zahnreihe, Flossensaum sich weit auf den
Rücken fortsetzend 1. H. arborea Linn 2).
IV. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Zunge hinten frei und
schwach ausgerandet, Parotiden fehlend, Trommelfell mitunter
unterscheidbar, Pupille senkrecht, Finger frei, Zehen mit vollstän-
diger oder fast vollkommener Schwimmhaut. Finger- und Zehen-
spitzen zugespitzt, Fersenhöcker gross, schaufeiförmig, mit schar-
fem Hornkamm, Gaumenzähne in zwei zwischen den Choanen ste-
henden, in der Mittellinie durch einen Zwischenraum getrennten
Querreihen. Larven mit linkerseits am Rumpf gelegenem Kie-
menloch und in der Mittellinie der Unterecke des Schwanzes sich
öffnender Analröhre; Oberlippenrand grösstentheils mit Papilleu be-
') Männchen zur Brunstzeit mit Schwielen an den drei ersten Fingern. Bei der
Paarung umfasst das Männchen sein Weibchen um die Achsel. Laich geht in
Schnüren ab.
*) Männchen mit einer äusseren Schallblase an der Kehle. Bei der Paarung
umfasst das Männchen sein Weibchen iu der Achselgegend. Laich geht in Klum-
pen ab.
— 12 —
setzt, nur in der Mitte bezähmt, Zähne gekrümmt dornartig, spitz
endend, ohne Zacken Genus Pelobates Wagl ').
Kopf zwischen und hinter den Augen stark gewölbt, wul-
stig aufgetrieben und auf dem Hinterkopf mit einem förm-
lichen Auswüchse versehen; massig grosse Augen, Zwischen-
raum zwischen den Nasenöffnungen und Augendurchmesser
ungefähr von derselben Länge; Metatarsalsporn gelblichbraun.
Larve: Internasalraum fast doppelt so breit als der Augen-
durchmesser; Sporn hellfarben 1. P. fuscus Laur.
Scheitel flach; sehr grosse Augen, Zwischenraum zwischen
den Nasenöffnungen bedeutend schmäler als der Augen-
durchmesser; Metatarsalsporn schwarz. Larve: Internasalraum
wenig breiter als der Augendurchmesser, Sporn dunkelfarben.
2, P. cultripes Cuv.
V. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Gaumenzähne stehen
zwischen den Choanen, Zunge hinten frei, bald mehr, bald weni-
ger ausgeblichtet, Parotiswülste schmal, Trommelfell mehr oder
weniger sichtbar, Pupille senkrecht, Finger frei, Zehen nur am
Grunde mit Spannhäuten versehen, an den Rändern mit Hautsäu-
men umgeben, Fingerspitzen schwach erweitert. Larve mit linker-
seits am Rumpf gelegenem Kiemenloch und in der Mittellinie der
Unterecke des Schwanzes sich öffnender Analröhre; Zähne ge-
krümmt, dornartig, spitz endend, ohne Zacken; Oberlippenrand
grösstenteils bezahnt, nur gegen die Mundwinkel hin mit Papil-
len besetzt Genus Pelodytes Fitz.
Körper schlank, froschartig, depress, lange Hinterbeine mit
sehr kleinem Fersenhöcker... 1. P. punctatus Daud 2).
VI. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Gaumenzähne stehen
hinter den Choanen, Zunge am hinteren Rande frei, ganzrandig,
Parotiden fehlend, Trommelfell mehr oder weniger deutlich sicht-
bar, Pupille rundlich, am unteren Rande in der Mitte zugespitzt;
Finger frei, Zehen mit Spannhäuten, Finger- und Zehenspitzen nicht
erweitert. Larve klein mit in der Mitte des Bauches sich befinden-
') Männchen mit einer grossen Drüse auf der Oberfläche des Oberarmes und
mehreren Brunsthöckern an der Innenseite des Vorderarmes. Bei der Paarung
umfasst das Männchen das Weibchen um die Lenden. Der Laich bildet eine Schnur.
2) Männchen mit innerem Stimmsack und dunklen Brunstwarzen auf der Brust,
in der Achselgegend, am Arm und an den Fingern; am Umkreis der Kehle, an
den Zehen und am Unterleib kann sich zur Brunstzeit ein Höckerbesatz zeigen.
Bei der Paarung umfasst das Männchen das Weibchen um den Unterleib, an de»
Lenden. Laich geht in einer Doppolschnur ab.
1o
dem Kiemenloch und in der Mittellinie der Untere. ke des Flos-
sensaumes sich öffnender Analröhre; Zahne am Rande mit zahlreichen
Zacken, die dritte an der Innenfläche der Unterlippe sich befin-
dende Zahnreihe, vom Mundrand an gerechnet, in der Mittellinie
unterbrochen, Schnauze rüsselartig verlängert
Genus Discoglossus Otth.
Körper froschartig, Kopf flach, Hinterbeine massig lang,
Haut schlüpfrig 1. D. pictus Otth. ').
VII. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Gaumenzahnreihen hin-
ter den Choatieu stehend, Zunge ganz angewachsen, Ohrdrüsen-
wülste fehlend oder nur spurweise angedeutet, Trommelfell fehlend,
Pupille triangulär, Finger frei, Zehen mit Schwimmhäuten, Finger
und Zehen an der Spitze nicht erweitert. Genus Bombinator Merr.
Untersehenkel eben so lang oder länger als der Fuss, Finger
und Zehen breit, Schwimmhäute laug; unterseits schwefel- bis
orangegelb mit schwärzlichen oder blaugrauen Flecken. Larve
mit in der Mitte des Bauches gelegenem Kiemenloch und in
der Mittellinie der Unterecke des Schwanzes sich öffnender
Analröhre; Zähne mit zahlreichen Zacken am Rande, Zahn-
reihen an der Innenfläche der Unterlippe ununterbrochen...
1. B. paehypus Bonaparte ').
Unterschenkel kürzer als der Fuss, Finger und Zehne
schmäler als bei B. paehypus, Schwimmhäute kürzer; unter-
seits stahlblau oder blauschwarz mit orange- bis zinnoberro-
then Flecken. Larve unbekannt. . . 2. B. bombinus Linne '").
VIII. — Oberkinnlade und Gaumen bezahnt, Gaumenzähne hinter
<\tn Choanen, Zunge am Ilintenande frei, ganzrandig; Trommelfell
deutlich, schwache Parotiswülste, Pupille senkrecht, Finger frei.
Zehen am Grunde geheftet, Finger- und Zehenspitzen nicht erwei-
tert Genus Aly tes Wagl.
') Männchen ohne Slimnisack, zur Brunstzeit mit Schwielen an dun Fingern
und mit Höc'kerbesarz am Umkreis der Kehle, an den Rändern der Schwimmhaut
und dm Säumen der Zehen Bei der Paarung uml'asst das Männchen das Wreib-
chen an den Lenden. Laichkömer gehen einzeln ab.
-) Männchen zur Brunstzeit mit Brunstwarzen (Schwielen) an den Fingern und
an den Zehen und mit Epidermiskruste am Unterarm, kein Stimmsack. Bei der Paa-
rung uml'asst das Männchen sein Weibchen um die Lenden. Laichkörner werden
einzeln in kleinen Klumpen oder in Schnüren ausgestossen (nach Leydig).
3) Männchen mit Kehlsack und Schwielen an den Fingern und am Unterarm.
Bei der Paarung uml'asst das Männchen sein Weibchen um die Lenden.
— 14 —
Iaterocularraum so breit wie die Entfernung des Nasen-
loches vom Auge; Vorderbein, nach vorn gestreckt, die Schnau-
zenspitze erreichend, Oberarm tritt frei zuiage, Handteller
mit 3 Ballen, 2. Finger wenig länger als der 4. und be-
deutend kürzer als der 3., Daumen am kürzesten; Hinter-
bein mit der 1. Zehe die Schnauzenspitze überragend, mit
dem Tibiotarsalgelenk das Trommelfell erreichend; Haut oben
warzig. Larve gross, mit median am Bauche liegendem Kie-
menloch und in der Mitte des Schwanzes sich öffnender Anal-
röhre, Zähne am Rande mit zahlreichen Zacken, dritte, an
der Innenfläche der Unterlippe sich befindende Zahnreihe, vom
Mundrand an gerechnet, in der Mittellinie unterbrochen,
Schnauze breit abgerundet.. 1. A. obstetricans Laur. *).
Iuterocularraum breiter als die Entfernung des Nasenlo-
ches vom Auge; Vorderbein, nach vorn gestreckt, das Na-
senloch kaum oder nicht erreichend, Oberarm in der Haut
verwachsen, Handteller mit 2 Ballen, 2. Finger merklich län-
ger als der 4. und wenig kürzer als der 3., Daumen etwas
länger als der 4. Finger oder beide gleich lang; Hinterbein
mit der 1. Zehe das Nasenloch nicht immer erreichend, mit
dem Tibiotarsalgelenk nicht bis zum Trommelfell reichend;
Haut oben fast glatt. Larve unbekannt
2. A. Cisternasi Boscä.
Diese Bestimmungs-Tabelle, unvollständig wie sie ist, dürfte den
Amphibiologen doch von einigem Nutzen sein, ebenso wie die fol-
genden ausführlicheren Beschreibungen unserer achtzehn europäi-
schen Arten.
Nizza, Mai 1888.
Gitterte und benutzte Literatur.
Hier ciliere ich. um Wiederholungen zu vermeiden, die Werke,
in denen sich Bemerkungen über die Verbreitung unserer Fro-
schlurche finden. Wo also der Leser eine im Texte in Klammern
stehende Ziffer findet, wird er in diesem literarischen Nachweiser
nachzusuchen haben. Die mit einem Sternchen bezeichneten Werke
sind mir nur durch Citate bekannt.
') Männchen ohne Stimmsack, Schwielen fehlend. Bei der Paarung umfasst das
Männchen sein AVeihchen erst an den Lenden, dann um den Hals; die Paarung
findet nicht im Wasser, sondern auf dem Lande statt. Der Laich geht in Schnü-
ren ab und wird vom Männchen an den Hinterbeinen getragen.
— 15 —
1. Böttger, Verzeichniss d. v. Ilnr. Dr. H. Simroth aus Por
tugal u. v. d. Azoren mitgebracht. Reptilien u. Batrachier, in Sit-
zungsber. d. k. preus. Akad. d. Wissenschaft. Berlin. Math.-phys.
€1. 1887. S. 175.
2. Gervais, in Barker-Webb et St. Berthelot, Hist. nat. des
lies Canaries. Vol. II. Paris. 1841.
3. v. Fritsch, in Bericht, üb. d. Senckenberg. Ges. 1870. S. 80.
Frankfurt a. M. *
4. Camerano, Osservazioni intorno agli Anfibi Anuri del Ma-
rocco. Atti R. Accad. Sc. di Torino. XIII.
5. Böttger, Die Reptilien u. Amphibien v. Marocco. II. Abhandl.
Senckenberg. Ges. XIII. Frankfurt a. M. 1883.
6. Strauch, Essai d'une Erpe'tologie de l'Alge'rie. Me'm. Acad.
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7. Lalkmant, Erpe'tologie de l'Alge'rie.
8. Günther, On the Reptiles collected by the Rev. Tristram in
Northern Africa. Proc. Zool. Soc. London. 1859.
9. Boulenger, Catalogue of the Batrachia Salienlia in the Col-
lection of the British Museum. London. 1882.
10. Peters, in Sitzungsber. d. k. preuss. Acad. d. Wissenschaft.
Berlin. 1880. S. 309.
11. F. Müller, I Nachtrag z. Katalog d. herpetolog. Samm-
lung d. Basler Mus. Verhandl. naturf. Ges. Basel. VII. 1. Heft.
12. Fr. Borcherding, III. Nachtrag, z. Molluskenfauna d. nord-
deutsch. Tiefebene. Abhandl. d. naturwiss. Ver. Bremen, X.
13. Camerano, Monografia degli Anfibi anuri italiani. Mem. R.
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14. Boscä, Catalogue des Reptiles et Araphibiens de la Penin-
sule Iberique et des lies Bale'ares. Bull. Soc. Zool. de France,
1880. Paris.
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Novara. Zoolog. Theil. I. Bd. Wien. 1867.
21. Böttger, Beitr. z. Kenntn. d. Reptilien u. Amphibien Spa-
niens u. d. Balearen. Abhandl. Senckenberg. naturforsch. Ge-
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de la Soc. Esp. de Eist. flat. XII. Madrid. 1883.
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Ibidem, Vol. XII. 1841.
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29. Genül, Erpe'tologie de la Sarthe. Bull. Soc. d'Agricult. Sc.
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30. Milkt, Faune de Maine-et-Loire, II. 1828. Supplement a
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31. Olivier, Essai sur la faune de l'Allier, 1. Bull. Soc. d'Emu-
lation de l'Allier, 1880. Paris-Moulins.
32. Baillon, Cat. des mammiferes, oiseaux, poissons et mol-
lusques. Mein. Soc. d'Emulation d'Abbeville. 1833. *
33. Daudin, Histoire naturelle des Reptiles, tome VIII. Paris
1802.
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sauvage dans le de'partement de LYonne. Bull. Soc. Sc. hist. et
nat. de 1'YoiiDe, 1864.
— 17 —
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39. Ogerien. Histoire naturelle du Jura et des de'p. voisius.
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40. Ckarvet, Cat. des animaux qui se trouvent dans le de'p.
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43. Venance Po/yot, Erpetulogie, Malacologie et Pale'ontologie
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46. De Betta, III. Serie di Note erpetologiche, in Atti R. Ist.
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47. Scarpa, Cat. Rettili ed AnfiW del Trevignano. 1841. S. A.
48. Giglioli, Elenco dei Mammiferi, degli Ucelli e dei Rettili
iitiofagi appartenenti alla Fauna italica e Catalogo degli Aniibi e
dei Pesci italiani, in Cat. Sez. Ital. Espos. Berlino. Firenze. 1880.
49. Lessona, Sudii sugli anfibi anuri del Piemonte. Atti R.
Accad. dei Lincei. Ser. III. Vol. I. Mem. Cl. Sc. üsiche, mathem.
e naturali. Roma.
50. Sassi, Saggio sopra i pesci. rettili e mammiferi della Li-
guria. Genova. 1846.
51. Cornalia, in Atti Soc. Ven. Trent. Sc. nat. 1 8 7 . > .
52. Campeggi, Cat. dei Rettili ed Anfibi presi nei dintorni di
Milano. Milano. 1883.
53. Boniszi, in TEco della Universita, JV2JV2 18—22. Modena.
1870.
54. Atti Soc, ital. Sc. nat. XV, p. 309.
55. F. Müller, V. Nachtrag z. Katalog d. herpetolog. Samm-
lung d. Basler Mus., in Verhandl. d. naturforschend. Ges. Basel.
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Sicilia. Palermo. 1863.
2
— 18 —
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Vertebrati. Aunuario Soc. Nat. Modena. VI. 1872.
58. Corona e Fansago, Sulla Rana esculenta importata alla
Sardegaa, in Spallazooi, Riv. di Sc. med. 2 ser. Anno IX. *
59. Kolomuatovic, Pesci delle acque di Spalato e Catalogo degli
Anfibi e Rettili dei Contorni di Spalato, in Godisnje isvjesce o C. K.
velikoj realci u Splitu, Koncem skolske godine 1881 — 82. Spalato.
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62. v. Gallenstein, Die Reptilien v. Kärnten, ibidem, Jahrg. II.
S. 1. Klagenfurt. 1853.
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turhistor. Beziehung, ibidem, IV.
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72. Gredler, Fauna d. Kriechthiere u. Lurche Tyrols, in Pro-
gramm d. k. k. Gymnasiums zu Bozen, 1871 — 72. Bozen. 1872.
73. Briüün, Die Wirbelthiere Vorarlbergs, in Verhandl. zool.-
botan. Ges. Wien. XVIII. 1868.
74. Bathke, in Neue Preuss. Provinzial-Blätter. IL S. 16. Kö-
nigsberg.
75. Kaluza, Systcmat. Beschreib, d. schlesisch. Amphibien u.
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78. Wiepken und Greve, System. Verzeichn. d. Wirbelthiere
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79. Beitr. z. Naturkunde d. Fiirstenth. Lüneburg, in X. Jahres-
ber. d. naturwiss. Ver. f. d. Fürstentum Lüneburg. 1861.
80. Reibisch, in Sitzungsber. d. naturwiss. Ges. Isis in Dres-
den, 1866, JV2JV2 10—12. S. 113. Dresden.
81. Tobias, Die Wirbelthiere der Oberlausitz. Abhandl. d. na-
urforsch. Ges. zu Görlitz, XII. Görlitz. 1865.
82. Clessin, in Correspondenzbl. zoolog.-mineralog. Ver. in Re-
gensburg, XXVII. JV2 3. S. 50. 1873.
83. Schrank, Fauna boiea. 1. Bd. 1. Abth. 'Nürnberg. 1798.
84. Koch, Her rieh- Schaff er und Forster, Fauna Ratisbonnen-
sis. Naturhist. Topogr. v. Regensburg. III. Regensburg. 1840.
85. Jäckel, in Correspondenzbl. zoolog.-mineralog. Ver. in Re-
gensburg, XXV. JV1N2 6, 7. S. 81. 1871.
86. G. v. Martern, Ueb. Württembergs Fauna, in Correspon-
denzbl. d. landwirthschaftl. Ver. in Mainz. 1830.
87. Plieninger, in Jahreshefte d. Ver. f. vaterländ. Naturkun-
de in Württemberg, III. S. 194. 1847.
88. Leydig, Skizze zu einer Fauna Tubingensis, in Beschrei-
bung d. Oberamts Tübingen, herausgegeben v. d. k. statist.-topo-
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89. Krauss, Württemberg. Fauna, in „Das Königreich Württem-
berg", S. 497. S. A.
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Karlsruhe. 1883. S. A.
91. Römer-Büchner, Verzeichniss d. Steine u. Thiere, welche
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bung gefunden werden. Frankfurt a. M. 1827.
92. Kirschbaum, Reptilien u. Fische d. Herzogtums Nassau,
in Jahrb. d. Ver. f. Naturgeschiehte im Herzogthum Nassau, XVII.
93. Koch, Formen u. Wandlungen d. ecaudaten Batrachier d.
Unter-Main- u. Lahn-Gebietes. Frankfurt a. M. 1872, auch in Ber.
d. Senckenberg. naturforsch. Ges. 1872.
2*
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Mainthal, in Verhandl. d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westf.
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95. Melsheimer, in Correspondenzbl. d. naturhist. Ver. d. preuss.
Rheinl. u. Westf. 1876.
96. Suffrian, in Jahresber. de Ver. f. Naturkunde im Herzogth.
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102. Bell, History of British Reptiles. London. 1839.
103. Collin, Danmarks Froer og Tudser, in Naturhistorisk
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104. Nilsson, Skandinavisk Fauna. III. Amtibierna. Lund. 1860.
105. Seidlitz, Verzeichniss d. Säugethiere, Vögel, Reptilien u.
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106. v. Fischer, in Zoolog. Garten. XIV. S. 324. Frankfurt
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107. Sabanejew, in Bull. Soc. Imp. des Naturalistes de Mos-
cou, XLIV, J\2 2, p. 273. Moscou. 1871.
108. Sabanejeiv, ibidem, XLI, «N» 1, S. 253, 279. Moscou. 1868.
109. Bull. Soc. Imp. des Naturalistes de Moscou, XXX, JV2 2.
S. 249.
110. Czernay, ibidem, XXIV, JV2 1, p. 280. Moscou. 1851.
111. Krynicki, Observationes quaedam de reptilibus indigenis,
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112. Eichwald, Fauna caspio-caucasia, p. 159. St. Petersbourg.
1841.
113. Kessler; in Bull. Soc. Imp. des Nat. de Moscou, 1879,
As 2, p. 209.
114. v. Möllendorff', Beiträge zur Fauna Bosniens-Görlitz. 1873.
115. Proc. Zool. Soc, of London, 1879, p. 741.
116. Mavlin, Ile de Crete, II, p. 1029. Bordeaux. 1869.
— 21 —
117. Bortet, in Arch. Mus. d'IIist. nat. de Lyon. III.
118. F. Müller, in Verhandl. naturforsch. Ges. Basel, Theil VIII.
S. 252.
119. De Filippi, Note di un viaggio in Persia nel 1862.
Milano. 1865.
120. Böttger, in Badde, Fauna u. Flora d. südwestl. Caspi-
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Arbeit. St. Petersb. Ges. d. Naturforscher. VIII. Supplementheft.
St. Petersburg. 1878. Russisch.
122. Menetries, Cat. raisonne' des objets de Zoologie recueillis
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123. Blanford, Zoology and Geology, in „Eastern Persia", II.
London. 1876.
124. Nikolski, Material z. Kenntn. d. Wirbelthier-Fanna Nordost-
Persiens u. d. transkasp. Gegend, in Arbeit. St. Petersburg. Ges.
d. Naturforsch. XVII. S. 376. St. Petersburg. 1886.
125. Elchwald, Reise auf d. Caspischen Meere u. in d. Kau-
kasus. I. Stuttgart, 1834.
126. Strauch, Beschreibung v. Reptilien n. Amphibien gesam-
melt auf d. Exped. d. Öberstleuteuant Prscheivalski S. A. aus:
Prscheivalski, Die Mongolei u. d. Gebiet d. Tanguten. St, Pe-
tersburg. 1876. Russisch.
127. v. Prscheivalski, Reisen im Tibet, deutsch von Stein-
Nordheim. Jena. 1884. *
128. Böttger, Versuch einer Aufzählung d. Reptilien u. Batra-
chier d. Chinesischen Reiches, in 24 u. 25. Berichte d. Offenbach
Ver. f. Naturkunde.
129. Lataste, in Bull. Soc. de France. 1880, p. 61. Paris.
130. Camerano, in Atti Accad. Sc. Torino. XIV, p. 871.
131. B. Collet, Bemaerkinger om Norges Reptilier og Batra-
chier, in Forhandl. i Vidensk-Selsk. i Christiania. 1878, Jf« 3.
132. Boulenger, Etüde sur les grenouilles rousses Ranae tein-
porariae. Bull. Soc. Zool. de France, IV, p. 158 — 193.
133. B. Collet, Zoolog, botan. observ. fra Hvalöerne, in Nyt
Magazin for Naturvidensk. 1867. *
134. Wallengren, Nordöstra Skanes Fauna, in Ofversigt af
Kongl. Vetenskaps Akad. Forhandl. 1866, J\« 1. *
90
*J — l
135. Cederström, Anteckn. om norra Bohusläus Vertebratfauna,
ibidem, 1876, J\s 4, S. 57. Stockholm. *
136. Meves, ibidem, 1856, S. 282. *
137. Steenstrup, Bidrag til Bestemmelsen of de nordiske Arter
af Rana og Bufo, in Videoskabelige Meddelelser fra den naturhi-
storiske Forening i Kjöbenhavn for 1869, JV2JV2 14—15, p. 236.
138. Steenstrup, in Amtl. Ber. üb. d. 24-te Versammlung
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194. Taczanowski, in Bull. Soc. Zool. de France, 1877, p. 167.
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lhyniam, Podoliam guberniumque Chersonense usque ad Euxinum
observatoruin. Auch Reptilia inprimis Volhyniae, Podoliae et gu-
bernii Chersonensis. — Nouv. Mein, de Moscou, II. 1832. *
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thiere d. nördl. Russland, besonders d. nördl. Ural. S. A. Russischi
201. Mejaloff, in Bull. Soc. Imp. Nat. de Moscou, XXX, Ks 4,
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203. Peters, in Monatsber. d. k. Akad. d. Wiss. Berlin. 1877.
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Upsala. 1745.
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Kgl. Vet. Akad. liandl. 1850, p. 303.
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225. Boscä, Nota herpetologica sobre una excursion hecha eu
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226. Boscä, Mapa de las principales exploracioues herpetolo-
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227. Collet, in Nyt Magazin for Naturvidenskaberne, XV. S. 17.
228. Eisen und Stuxberg, in üfversigt of Kongl. Vetenskaps~
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229. Behrens, in Jahr. Bei. Nat. Ver. Elberfeld. Heft VI. S. 78-
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niae. 1784.
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242. Böttger, in Bericht üb. d. Senckenberg. naturf. Ges.
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244. Targioni-Tozzetti, in Atti Soc. ital. Sc. nat. \ol. XV.
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Bd. I. S. 459. St. Petersburg. 1801.
251. Pallas, Zoographia Rosso-Asiatira, III. St. Petersburg. 1841.
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253. Guichenot, Hist. nat. Rept, et Poissons, in Exploration sc.
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254. Mela, Vertebrata Fennica. Helsingissae. 1882.
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256. Sturm, Deutschlands Fauna, III. Amphibien.
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260. Crespon, Faune rae'ridionale. Nimes et Montpellier. 1844.
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310. Nehring, Einige Notizen üb. d. Vorkommen von Lacerta
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311. Arch. d. Ver. d. Freunde d. Naturgesch. in Meklenburg, XI.
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312. Wiegmann, in Isis I. 1833. S. 652. — Sitzungsber. Ges.
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313. Nehring, in Zoolog. Garten. 23 Jahrg. JVs 12. S. 378.
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321. Companyo, Hist. nat. du döp. des Pyre'ne'es-Orientales,
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324. Carruccio, Cat. metod. della nuova collezione di anat.
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326. Qiglioli, Beitr. z. Kenutn. d. Wirbelthiere Italiens. Arch.
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327. Bötiger, in Ber. üb. d. Senckenberg. naturforsch. Ges.
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32
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33
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f. Naturgesch. 1844, Bd. I, S. 255. Bruch, in Wiirzb. naturwiss.
Zeitschrift III, S. 199. Schreiber, Herpetologia europaea, S. lll.Lcy-
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(viridis, Lessonae, Latastii, cachinnans, Bedriagae); in
Compte rendu. Associat. francaise pour l'avancement d. sc. Alger. 1881.,
8
— 34 -
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in Bull. Sc. Zool. de France, 1880, p. 61; in Le Naturaliste. 1880,
p. 210. Boulengcr, Cat. Batr. Sal. Coli. ßrit. Mus. p. 28. London.
1882; Proc. Zoof. Soc. London, 1884, p. 573, pl. LV (var. lessonae,
typica); ibidem, 1885, p. 6G6, pl. XV (var. ridibunda); in: The
Zoologist, 1884, p. 220, Her on- Boy er, Notices sur les moeurs des
Batraciens I. Bull. Soc d'Etudts scient. d'Angers, 1885. — Rana cau-
casica Pallas, Zoographia Rosso-Asiatica III, p. 15— Rana ridi-
bunda Pallas, Reise durch verschied. Prov. d. Russ. Reichs. Bd. I.
S. 458. Merrem, Versuch eines Syst. d. Amphibien, S. 175. — R. his-
panica Michahelles, in Isis XXIII, S. 160. Bonaparte, Iconogr.
della Fauna italica II. c. fig.— R. maritima Bisso, Hist. nat. Enro-
pe merid. III, p. 92.— R. tigrina Eichivalä, Fauna Caspio-caucasia,
p. 157.— R. dentex Krynicki, in Bull, de Moscou 1837, $ 3,
p. 03, pl. IL— R. viridis aquatica Bösel, Hist nat. ranar. p. 53,
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Zoology, III, p. 103, pl. XXXI. Dumeril et Bibron, Erp. gen. t. VIII,
p. 343. Lataste, Essai d'une Faune herpetologique de la Gironde,
p. 224. Fig. 4 — 6, pl. X. Bordeaux. 1870; in Revue intern, des sc.
1878, JV: 42, p. 494. — R. cachinnans Pallas, Zoographia Rosso-
Asiatica (Animalia monocardia), t. III, p. 7, tab. 1. Eichtcald, Fauna
Caspio-caucasia, p. 159, tab. XXX. Krynicfci, 1. c. Camerano, in
Compte rendu. Assoc. franc. pour l'avancement d. sc. Alger. 1881,
p. 092. — ? Bufo ca chinu ans Hohenacher, Bull, de Moscou, X,
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V R. esculenta Schlegel, Fauna japonica. Rept. p. 109, tab. III,
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Exped. nach Ost- Asien I. S. 111. 1870. Bonlenger, Cat. Batr. Sal.
Coli. Brit Mus. p. 40.— Pelophylax esculentus Fitsinger, Syste-
ma reptilium I, p. 31. — Pelophylax hispanicus Fitzinqer, in
Sitz. Ac Wien XIII. S. 414.—? Hoplobatrachus Reinhardti
Peters, in Mon. Ber. Berlin. Akad. 1807. S. 711.
Aeusserer Habitus.
Der Körper ist schlank, gestreckt, an den Seiten, bei nicht träch-
tigen Thieren nur müssig ausgebaucht und gegen die Hinterbeine
zu eingezogen. Vorderrücken und ein Theil der Kopfobertläche schei-
nen in ein und derselben Ebene zu liegen. An der Verbindungs-
stelle des Beckengurtels mit der Wirbelsäule ragt letztere mit ihren
QueTfortsätzen stark vor und von da ab senkt sich die Bücken-
- 35 —
fläche nach hinten ziemlich rasch. Der Kopf ist ziemlich platt, ge-
wöhnlich breiter als lang, dreieckig, mit zugerundeter, bald kur-
zer und zugleich mehr gerundeter und keiterer, bald verlängerter
und mehr zugespitzter Schnauze; die Seitentheile des Kopfes sind
in jenem Falle mehr schief nach aussen und unten geneigt, in
diesem Falle aber ziemlich steil abfallend, in der Zügelgegend
merklich vertieft und oben durch die mehr oder weniger deutlich
markirte Schnauzenkante von der Kopffläche abgegreuzt. Der schma-
le Interpalpebralraum ist von oben her gesehen, leicht concav
oder furchenartig vertieft; diese Vertiefung setzt sich auf den
Rücken fort und lässt sich hier längs der Wirbelsäule meistens
sehr gut erkennen. Die grossen Augen springen stark hervor, die
Pupille ist „rundlich" mit winkelig eingeknicktem unteren Rande,
in der Verengerung nimmt die Pupille ein anderes Aussehen an,
indem sie vorn eine Andeutung von eiuem Winkel zeigt, oben
einen schwach bogenförmig gekrümmten Rand erhält, hinten ihre
Abrundung zum Theil beibehält und unten einen Rand aufweist,
der, ohne seinen gebogenen Verlauf aufzugeben, eine stumpfwin-
klig gebrochene Linie darstellt. Somit ist die Pupille weder rund
noch stellt sie die Rautenform dar, sondern ist eher von dreiecki-
ger Gestalt mit bogenförmig abgerundeten Rändern, also etwa ein
sphärisches Dreieck. Licht und Dunkelheit, sowie auch psychische
Affekte üben Einfluss auf die Form, welche die Pupille annimmt;
namentlich infolge von Gemüthsbewegungen scheint die Pupille sich
zu erweitern und zu verengern, denn bei den augenblLklich vor
mir sitzenden Thieren unter genau denselben Bedingungen ist die
Pupille bei dem eiuen eher kreisförmig, stark erweitert mit einer
deutlich ausgeprägten Einknickung am unteren Rande; bei dem
anderen aber verengt und die Form eines sphärischen Dreieks zei-
gend. Eine Einknickung am oberen Rand, wie man es erwarten
sollte, wenn die Pupille die Rautenform annehmen würde, habe
ich nie zu sehen vermocht. Der Raum zwischen den Augenhügelu
ist in der Regel schmäler als das Lid und gewöhnlich um die
Hälfte kleiner als der Abstand des vorderen Randes des Nasenlo-
ches vom Auge und erreicht in einigen Fällen die halbe Länge
des Augendurchmessers; in anderen Fällen beträgt der Interpalpe-
bralraum weniger, was namentlich, wie es scheint, bei den männ-
lichen Individuen der Fall zu sein pflegt, oder mehr als die halbe
Entfernung vom Auge bis zum Nasenloch. Das Nasenloch ist läng-
lich, eiförmig, mit schwach erhabenem Rande; je nachdem, ob
man eine kurz- oder langschnäuzige Form von R. esculenta vor
3*
— 36 —
sich hat, erscheinen die Rasenöfi'nungeu bald mehr, bald weniger
von der Schnauzenspiize entfernt; gewöhnlich ist die Entfernung
des Nasenloches von der Schnauzenspiize etwas geringer als die-
jenige zwischen Nasenloch und Auge. Das rundliche, beinahe kreis-
förmige Trommelfell ist im Durchmesser stets kleiner als der Augen-
durchmesser; über und hinter demselben zieht si-h ein vom obe-
ren Augenüde ausgehender bogenförmiger Wulst, dessen in der
Regel mächtig vortretender, längs der Bückenseiten sit h hinziehen-
der und somit die Rückenregion von den Leibesseiten scheidender
Ast sich bisweilen noch über, der Wurzel der Einterbeiue erken-
nen lässt; dieser Wulst kann entweder schmäler oder breiter als
das obere Lid sein, oder aber mit letzterem die gleiche Breite ha-
ben. Ausser diesem seitlichen Drüsenwulst kommen bei unserem
Thiere noch andere hinzu und zwar eine kurze, vom Mundwinkel
an deutlich sichtbare, aber gewöhnlieh davor, etwa unter dem
Trommelfell anfangende und meistens bereits über der Ansatzstelle
der Vorderbeine endende Drüsenleiste; beim Männchen umsäumt
ein Wulst den hinteren Umfang der Schallblase, beim Weibchen
aber zieht er sich meistens in ziemlich gerader Richtung unter-
halb des Trommelfells hin und erscheint bei beiden Geschlechtern
über den W7urzeln der Vorderbeine eingeschnürt zu sein. Eine dritte
Drüsenleiste kann mit der zuletzt erwähnten in Berührung treten
und eine kurze Strecke fast parallel mit den oberen lateralen
Längswülsten den Leibesseiten entlang verlaufen, ohne jedoch die
Hinterbeine zu erreichen; in der Rumpfmitte geht diese Drüsen-
leiste in der Regel in eine Hautfalte über.
Die grosse, längere als breite, vorn verschmälerte, nach hinten
zu erweiterte und hier stark ausgerandete zweilappige Zunge ist
in ihrem hinteren Theile ganz frei und herausklappbar; die Lap-
pen variiren sehr in Betreff ihrer Länge und Form, scheinen jedoch
keine Kennzeichen für Varietäten abzugeben. Die Form, Lage und
Grösse der inneren Naseuöffnungen ist gleichfalls nicht immer die
nämliche: bald ist die Oeffnung nahezu kreisförmig, mehr nach
vorn gelegen und gross, oder aber kleiner, bald elliptisch, sehr
eng, weit nach hinten gerückt und weniger deutlich sichtbar. Zwi-
schen diesen Oeffnungen sitzen zwei etwas schief gestellte, mitun-
ter bogenförmig gekrümmte, in der Mitte nicht zusammenstossende,
obschou zuweilen nahe an einander gerückte Gaumenzahngruppen;
die Zähne sind im Leydig'schen Anurenwerke (Taf. III, Fig. 20.
Taf. IV, Fig. 41) abgebildet; sie sind ziemlich hoch, namentlich
erscheint ihre zweispitzige Krone lang ausgezogen, drei bis vier
— 37 —
an der Zahl in jeder Gruppe und entweder zu eiuem Häufchen
zusammengedrängt, oder auseinandergerückt und quergestellte Rei-
hen bildend.
Die Vorderbeine, nach vorn an den Kopf angelegt, erreichen in
der Regel mit der Wurzel des 1. Fiugers die Schnauzenspitze. Der 3.
Finger ist der längste, dann folgt der 4. und der 1.; der 2. ist
in der Regel kürzer als der 1., so namentlich beim Weibchen, oder
aber gleichlang mit diesem und nur in seltenen Fällen erweist sich
der 1. Finger um eine Kleinigkeit kürzer als der zweite. Der 1.
Finger hat unten bei beiden Geschlechtern einen Ballen; am
Handteller sind zwei kleine Hervorragungen sichtbar; die Höcker
an den Beugestellen der Finger springen mehr — so bei Individuen
aus Marokko — , oder weniger stark hervor. Am 2. und 3. Finger,
namentlich am Iunenrande, ist ein Hautsaum vorhanden, der als
Spur einer Schwimmhaut betrachtet werden könnte. Die Länge der
Hinterbeine ist variabel, in den meisten Fällen sind dieselben sehr
lang und erreichen oder überragen, wenn sie nach vorn gestreckt
werden, mit dem tibiotarsalen Gelenk den Vorderrand der Augen,
in anderen Fällen erreichen sie die Nasenlöcher oder nur das
Trommelfell. Die Zehen nehmen von der 1. zur 4. rasch an Länge
zu, während die 5. Zehe nur wenig kürzer als die 3. ist; sie sind
mit derben, vollkommenen, obschon am Innenrand der Zehen etwas
kürzeren Schwimmhäuten verbunden; an den vier kürzereu Zehen
ist die Schwimmhaut insofern vollkommener, indem sie sich etwas
weiter gegen die Zehenspietze erstreckt, als es an der längste
Zehe der Fall zu sein pflegt; Subarticularhöcker sind vorhanden.
Der bisweilen ziemlich harte Fersenhöcker ändert sehr in Gestalt
und Grösse ab und wird bis zur Auffindung von besseren Merk-
malen bei der Unterscheidung von den Formen der Esculenta
in erster Linie berücksichtigt; bald erscheint er als eine grosse,
wulstartige oder zusammengedrückte, mit stumpfem oder scharfem
Rande versehene, halbmondförmige, öfters aufrechtstehende und in
diesem Fall schaufeiförmig aussehende Prominenz, bald aber stellt
er eine unansehnliche, ziemlich breite oder im Gegeiltheil zusam-
mengedrückte und manchmal wie plattgedrückte Erhabenheit dar;
diesem Fersenhörker gegenüber, etwa zwischen der 4. und 5. Zehe
befindet sich eine kleine Hervorragung oder nur eine Spur dersel-
ben, welche nur durch ihre helle Farbe erkennbar ist und als
äusseren Metatarsaltuberkel bezeichnet wird.
Die Haut ist oben entweder glatt, spiegelglänzend, oder uneben
runzelig und rauh, matt und mit mehr oder weniger zahlreichen
— 38 —
kleinen und grossen Warzen besetzt. In vielen Fällen sind diese
Warzen, namentlich oberseits am Unterschenkel, sowie auch am
Hinterrücken mit dunklen Höckerchen am Gipfel versehen; unter-
seits an der Fusswurzel sind diese Höcker hell und glänzend. Die
Haut der Unterseite ist runzlig am Bauche, chagrinirt am Ober-
schenkel und ziemlich glatt und glänzend an der Kehle und am
Unterschenkel.
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Hinsichtlich der Färbung und Zeichnung findet sich bei ß. escu-
lenta viel Abwechselung, im allgemeinen aber prädominirt oben
Grün in den verschiedensten Nuancen vom Grüngelb an bis zum
Olivengrün, doch findet man auch hellbraune, ins Rostfarbene
übergehende und wieder eher graue oder dunkelbraune Stücke vorr
deren Bestimmung für den Laien wohl einige Schwierigkeiten bie-
ten dürfte. Die Farbe der Unterseite ist nach Alter und nach Stand-
ort sowie Jahreszeit ebenfalls manchen Verschiedenheiten unter-
worfen: in den meisten Fallen ist sie weisslich, grauweiss und
gelblich, in selteneren Fällen ist sie mit einem schwach röthlichen
Anlluge versehen oder dunkel gefleckt. Weniger häufig und vor-
zugsweise im Süden verbreitet sind die oberwärts fleckenlosen und
ziemlich gleichmässig grün g-efärbten Wasserfrösche; in der Regel
sind Rücken und Leibesseiten dunkel gefärbt und marmorirt. Dun-
kle Streifen kommen ebenfalls vor, sind aber wohl mit wenigen
Ausnahmen auf die lateralen Drüsenwülste beschränkt; die Wülste
können aber auch von hellerer Farbe sein als der Untergrund.
Ein ziemlich schmaler heller Streifen zieht sich gewöhnlich längs
des Rückgrates hin. Ueber und hinter dem Trommelfell, über der
Wurzel und am Anfang der Vorderextremitäten sind dunkle Flecken
und Streifen vorhanden; der sogenannte Supratympanalfleck ist
schwach angedeutet und kann fehlen; er erreicht wohl nie die
Ausdehnung und hat nicht eine dreieckig ausgezogene Form wie
beim braunen Frosch. Beständiger scheint der dunkle Streifen am
Ursprung der Vorderbeine zu sein. Die Vorderbeine sind oberwärts
deutlich oder nur spurweise gefleckt, die Hinterbeine sind oben in
der Regel dunkel quergebändert, oder mit grossen Flecken be-
setzt, welche die Neigung zeigen sich der Quere nach aneinander
zu reihen und zusammenzulliessen. Die schwarze Marmorirung auf
den Hinterbacken und in eleu Weichen kann mehr oder weniger
lebhaftes Gelb einschliessen. Metallglanz, so Gold- und Kupferschil-
— 39 —
ler kommt an verschiedenen Körperpartien in ziemlich grosser
Ausdehnung vor, namentlich an den Wülsten, am Lid, am Trom-
melfell, am Hinterrücken und an den Hinterbeinen; die Vorderbeine
können ebenfalls oberseits wie mit Goldpulver bestreut erscheinen.
Perlmutterglanz findet sich an der Uutertläche des Körpers vor. —
Die Iris ist auf goldgelbem Grunde mit Schwarz besprengt und
mit pigmentfreiem, hellgelbem metallischglänzendem Reif, welcher
die Pupille umgiebt, versehen.
R. esculenta tritt in vier Hauptforinen auf, welche bald als
Varietäten oder gar als Arten aufgefasst werden. 0 bschon es nicht
zu leugnen ist, dass einige dieser Formen in ihren Extremen ziem-
lich auffallende Verschiedenheiten zeigen, ist eine scharfe Abgren-
zung derselben wohl nicht möglich. Wasserfrösche aus einem be-
schränkten Ländergebiete, oder im Gegentheil aus entfernt von ein-
ander liegenden Ländern stammend, lassen sich allerdings meistens
leicht in Varietäten scheiden, schwieriger aber gestaltet sich die
Varietätenabtrennung, sobald umfassende Untersuchungen bei Zu-
grundelegung eines hinreichenden, aus aller Herrenländer stammen-
den Materials angestellt werden und Uebergansforinen sich darin
vorliuden, die die Varietätengreuzen hinfällig machen und die Diag-
nosen über den Haufen werfen.
Die europäischen, von den Fachgenossen anerkannten Formen
sind: typica Blgr. '), Lessonai Oam. 2), hispanica Micha-
hell. 3) oder Perezi Seoane *J und fortis Blgr. (— ? ridibun-
da Fall.) 5).
') Boulenger, On the Existence oftwo Kinds of Aquatic Frogs in North Gcrmany,
in The Zoologist, 1884, p. 229. Höttger, in Zoolog. Garten, 1885, S. 237. Wolter-
storff, Unsere Krieehthiere und Lurche. Halle a. S. 1888-
2) Camerano, Rechercb.es sur les variations de la Rana esculenta, in Assoc.
franc. pour l'avancement des sc. 1S80, p. 680; Monograiia dcgli Anfibi anuri ita-
liani, 1. c. Boulenger, On the Origin of the Edible Frog in England, in The Zoo-
logist, 1884; Notes on the Edible Frog in England, in Proc. Zool. Soc. of London,
1884, p. 573.
3) I.is, XXIII. S. 160. Schreiber, Herpetologia europaea, S. 118. Bonaparte,
lconogralia della Fauna italica, 11.
4) Seoane, On two Forms of Rana from N. W. Spain, in The Zoologist, 1S85.
Bötfcger, in Sitzungsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. Berlin, 1887. S 179.
5) Boulenger, op. cit. in Proc. Zool. Soc. of London, 1885, p. 666. Böttger, in
Zoolog. Garten, 1885, S. 237. Wolterstorff, op. cit. Pallas, Reise durch verschied.
Prov. d. Russ. Reichs, I, p. 458; Zoografia rosso-asiatica, III, p. 7. (R. cachin-
ii ans). Eichwald, Fauna caspio-caucasia, p. 126 (ft. cachinnans), Pfluger, in
Arch. f. Physiologie, XX(X, S. 67. XXXII, S. 522 (R. esculenta var.).— Oh die
fortis zu ridibunda Pall. oder Redriagai Camerano gehört, erfordert erneute
Vergleichung; russische Ridibunda liegeu mir nicht in genügender Menge vor
- 40 —
Die erste und am weitesten verbreitete Form umfasst die vor-
nehmlich grünen, an den Körperseiten und anf den Hinterbacken
schwarz und gelb gcflekten Stücke mit ziemlich grossem Fersen-
höcker. Die Färbung der Oberseite ist sehr mannigfaltig; sie kann
von Grüngelb einerseits durch Grass-, Blau- und Dunkelgrün ins Oli-
venfarbene, anderseits durch ein Grünlichgrau oder Röthiichgrau
ins Bräunliche, so ins Rost- oder Kastanienfarbige, ja selbst bis zum
Schwarzbraun abändern. Die Drüsenwülste th eilen die Rückenfläche
in eine breite Dorsalzone, weiche ihrerseits meistenteils durch
eine helle VertebralHnie in zwei Felder zerlegt wird, und in zwei
Lateral-Zonen ein; in selteneren Fällen heben sich diese Wülste
durch ihre Farbe vom Grunde nicht ab, meistens sind sie bei grün
gefärbten Exemplaren entweder etwas heller als der Grund, mehr
ins Gelbe ziehend, oder bräunlich und braun, gold- oder kupfer-
glänzend; bei den eher braun kolorirten Stückeu sind sie bald hel-
ler oder dunkler als der Untergrund, bald dunkelgrün, hellgrün,
ja selbst gelblich, oder aber sie treten nur durch ihren Mettal-
glanz schärfer hervor. Auch siud diese Wülste nur selten dunkel
gefleckt, sondern nur an ihren Außenseiten vou Flecken oder Säu-
men begleitet. Die Vertebrallinie kann hellblau, hellgrün, gelblich
oder weisslich erscheinen, oder auch gänzlich fehlen. Bisweilen
bleibt die Rückenzone ungefleckt, gleichmässig grün, wobei nur an
den Rumpfseiten gegen die Hinterbeine hin und auf den Hinterbei-
nen dunkle Zeichnungen, oder deren Spuren zutage treten (vergl.
Titelblatt bei Rösel, op. cit. und Taf. XV, in Daudin's, Hist. nat.
Rain., Gren. Crap.). Derartige einförmig kolorirte Stücke mögen
selten sein, denn meistens werden als ungefleckte Esculenta
solche bezeichnet, bei denen nur der Vorderrücken frei von Flec-
ken bleibt. Ueberhaupt scheint die dunkle Zeichnung sich haupt-
sächlich an den hinteren Körperregionen zu koncentriren, dann
aber auch an den Flanken, so namentlich gegen die Ansatzstellen
der Hinterbeine hin; erwähnenswerth ist ebenfalls, dass bei der
typica an diesen Stellen und auch auf der Hinterseite der Ober-
schenkel die Zwischenräume zwischen den dunklen Flecken gelb
gefärbt sind. Hinsichtlich der Zeichnung zeigt diese Form ebenfalls
eine überaus grosse Veränderlichkeit, doch bei genauer Untersu-
chung eines hinreichenden Materials ist die Möglichkeit vorhanden,
sich rasch zu orientiren, wenn man in der oben geschilderten
Weise die Rückenfläche des Thieres in Zonen und Feldern ein-
theilt. Die Dorsalzone ist zu beiden Seiten der meistens vorhan-
denen hellen Vertebrallinie mit mehr oder weniger zahlreichen,
— 41 —
zuweilen rundlichen dunklen, nahezu schwarzen Flecken von ver-
schiedener Grösse besetzt, die namentlich am Hiuterrücken hervor-
treten und bald in geringer Zahl- 8 bis 12— bald in grösserer
Menge unregelmässig zerstreut sind und mitunter goldglänzend er-
scheinen (Vergl. Taf. I, Fig. 3 bei Lessona op. cit., R. e scu-
lenta typica bei Boulenger, in Proc. Zool. Soc. of London 1884,
pl. LV, tig. 3, R. esculenta, in Bonaparte's Iconografia, die
Abbildungen bei Sturm, Schlegel, Bechstein und Taf. XIII, bei
Rösel). Die Drüsenwülste und namentlich die Vertebrallinie bleiben
in der Regel ungefleckt; erstere erscheinen nach aussen hiu von
schwarzen Flecken oder Fleckenbinden begleitet oder umsäumt;
dieser Saum oder diese Flecken greifen höchstens auf die Rand-
partie des Wulstes über, nach aussen aber breitet sich in der Re-
gel diese dunkle Zeichnung aus und bildet schnörkelartig« Figuren,
geschlängelte Linien, Ringe und Augentlecken, wodurch die Rumpf-
seiten ein mannigfaltig gezeichnetes Aussehen erhalten. Diese oft-
mals ausgeprägte Marmorzeichuung kann übrigens bis auf einige
Flecken reducirt, und in vielen Fällen von einer fleckenlosen oder
spärlich gefleckten Zone unterbrochen sein, welche genau ebenso
wie der Rücken gefärbt sein kann; auch gegen den Bauch zu blei-
ben nur Wolkenflecken bestehen, dagegen hebt sich die dunkle
Zeichnung vor der Insertionsstelle der Iliutergliedmassen vom gel-
ben, ja sogar tief gelben Grunde sehr scharf ab. Das Gelb kann
sich auch nach vorn hin ausbreiten und hier die dunklen Flecken
umsäumen und die Maschen des dunklen Netzwerkes, oder aber
die ungefleckte Mittelzone an den Rumpfseiten ausfüllen. Die Dor-
salflecken können aber auch zwischen der Vertebrallinie und den
lateralen Wülsten mehrreihig auftreten und dazwischen noch Raum
für kleinere dunkle Flecken lassen; in diesem Fall sind auch die
Ruinpfseitenflecken zahlreicher und können die ungefleckte Mittel-
zone gänzlich verdrängen, nur schmale Zwischenräume übrig las-
send, welche insbesondere gegen die Hinterbeine hin, schön orange
kolorirt zu sein pflegen.— Ausser diesen Zeichnungsvarietäten gibt
es noch Individuen, die wie gestreift und gebändert aussehen *);
jederseits von der hellen, sei es grünen oder gelblichen Vertebral-
linie tritt die braune Grundfarbe in Form von Binden auf, welche
mehr oder weniger ausgeprägte dunkle Flecken enthalten und nach
') Fig. 1 auf Taf. I, in Camerano's Monografla degli Anfibi anuri italiani, 1. c.
Ausser dieser Abbildung vergleiche man auch diejenigen bei Krynicki (Buil. de Mos-
cou, 1837, JV» 3. pl. II), bei Lessona. op. cit., t. Reider und Hahn (Fauna boica)
und bei Schlegel (De Dieren van Nederland).
— 42 —
aussen hin von den hellfarbigen, grünen oder gelblichen, öfters
dunkel umsäumten Drüsenwülsten begrenzt erscheinen. Gegen den
Bauch hin wird die braune Färbung, sowie auch die dunklere
Zeichnung heller und gegen die Wurzeln der Hintergliedmassen
mengt sich Gelb bei. Die gelbe Farbe scheint überhaupt bei der
„typischen Form", mit wohl wenigen Ausnahmen, sowohl vor der
Insertion der Hinterbeine und am Oberschenkel, als auch auf den
Hinterbacken reichlich aufzutreten. Die Hiuterseite des Oberschen-
kels scheint selten spurweise dunkel und weisslich marmorirt zu
sein, in der Regel ist hier ein buntes Dessin vorhanden, das aus
einem Gemisch von Dunkelbraun, Schwarz, Fleischfarben, Gelb und
Grau besteht. Individuen, deren Hintergliedmassen gänzlich flecken-
los, oder fein dunkel genetzt erscheinen (vergl. Fig. 1 bei Les-
sona), sind mir noch nicht zu Gesicht gekommen; alle mir vor-
liegenden Stücke sind vielmehr der Quere nach dunkel gebändert
oder haben Flecken (vergl. die Fig. bei Schlegel und v. Reider
und Hahn, op. cit.), welche in der Regel eine Neigung zeigen
quere Binden zu bilden, die namentlich auf der Oberseite des Un-
terschenkels zur Geltung kommen. Am Oberschenkel und zwar
mehr nach hinten zu, vereinigen sich gewöhnlich die zwei bis drei
Querbinden oder zu Querbinden erweiterten Flecken, welche die
Oberfläche zieren, mit dem Netzwerk, das die Hinterseite des Ober-
schenkels überzieht; am Unterschenkel zähle ich oben zwei bis drei
dunkle Querbänder, von denen zwei lang und breit sind und da-
zwischen können, namentlich nach unten zu, kurze Bänder oder
Flecken liegen. Die Fusswurzel ist drei bis vier Mal quergebän-
dert und die Zehen tragen gleichfalls Spuren von Querbäudern.
Bei den stark gefleckten Exemplaren sind die Zwischenräume zwi-
schen diesen Binden sehr schmal und können nach unten zu der
Länge nach mit einander sich vereinigen und von tief schwarzen
runden Flecken und Punkten begleitet werden. Je intensiver das
Thier am Rücken gefleckt ist, um so auffallender treten die Flecken
an den Vorderbeinen hervor und zeigen manchmal, so am Unter-
arm, eine Neigung Querbinden zu bilden. Der Schnauzenkante
entlang verläuft ein dunkler Streifen, der aber bei weniger inten-
siv gefleckten Stücken fehlen kann; dasselbe gilt auch für den
sogenannten Supratympanalstreifen; etwas beständiger erweist sich
die, wenn auch nur spurweise angedeutete dunkle Umsäumung
oder Fleckenreihe am oberen Kieferrande und deren Fortsetzung
bis zum Vorderbein, sowie ein länglicher dunkler Fleck, welcher
an der Wurzel der Vordergliedmassen sich befindet. Zwischen dem
— 43 —
dunklen Saum am Oberkiefer und dem Streifen längs der Sehnau-
zenkante tritt eine grüne oder bräunliche Zone hervor. Die Lider
erhalten dunkle und metallglänzende Punkte und Flecken; die Stirn
ist selten und meist nur gegen die Lider zu gefleckt. Die Lider,
das grüne oder braune, in der Regel dunkel pigmentirte Trom-
melfell, ferner die Hinterbeine und der Hinterrücken zeigen bis-
weilen einen sehr ausgesprochenen Gold- oder Kupferglanz. Die
Körperutiterseite ist milchweiss, gelblich, grauweiss oder rosa über-
flogen, in der Regel, mit Ausnahme der Bauchseiten, wo, beiläufig
bemerkt, Perlmutterglanz zutage treten kann, ferner der Kehlseiten
und der Hinterbeine, ungefleckt, oder aber mit mehr oder weni-
ger deutlichen runden Flecken und Punkten besetzt. Die Schwimm-
häute und die Sohlen können sehr dunkel gefärbt sein und nur
an den Gelenkhöckern und am Fersenhöcker kommt die helle Far-
be zum Vorschein. Die Jungen sind insofern von den Alten ver-
schieden, als sie heller, gewöhnlich hell- oder grau-grün, seltener
bräunlich kolorirt und weniger stark dunkel gezeichnet, meistens
nur puuktirt sind. — Das Hinterbein, nach vorn gestreckt, ragt mit
dem tibiotarsalen Gelenk gewöhnlich über das Auge hinaus und
kann das Nasenloch, oder sogar die Schnauzenkante erreichen;
Unterschenkel ebenso lang oder etwas länger als der Oberschenkel.
Schwimmhaut entweder bis an die Wurzel des Endgliedes der läng-
sten Zehe reichend, und von da ab als Saum bis zur Zehenspitze
sich erstreckend, oder die Wurzel des Endgliedes nicht erreichend;
an den übrigen Zehen kann die Schwimmhaut beinahe bis zur
Spitze des letzten Gliedes reichen. Fersenhöcker ziemlich gross,
kräftig entwickelt, in der Regel nach hinten zu allmählich höher
werdend und mehr oder weniger deutlich, namentlich aber gegen
de» Rand hin zusammengedrückt; entweder mit breiter Basis und
mit abgestumpftem, meist bogenförmigem Rande und gegen die
Sohle hin sich mit seiner inneren Fläche anlehnend, oder aber
aufrecht stehend und in diesem Fall mit etwas schärferer Kante
versehen; seine Länge erreicht in den meisten Fällen fast die halbe
Länge der Innenzehe, vom Ferseuhöcker an gemessen, oder gleicht
genau oder beinahe der Entfernung zwischen diesem Höcker und
dem nächstliegenden Subarticularhöcker '). Die Haut ist mit mehr
') Nach Buulenger (Proc. Zool. Soc. London, 1885, p. 668) soll die Länge des
Fersenhöckers gewöhnlich den Abstand zwischen diesem Höcker und dem Subarti-
culartuberkel überragen. Wolterstorff (op. cit.) fügt dem hinzu, dass die Fersen-
1 2
höckerlänge — bis — der kleinsten Zehe beträgt.
— 44 —
oder weniger dicht, stellenden grösseren Warzen besetzt oder fein
chagriuirt; airli fast glatt. Die lateralen Wülste sind breit und
flach oder schmal und stärker hervortretend; sie erreichen wohl
nur ausnahmsweise die Breite des Lides. — Totallänge eines Männ-
chens aus Heidelberg 74 mm., Koptlänge 26, Kopfbreite 27.5,
Vorderbein 32, Hinterbein 118.5, Oberschenkel 35, Unterschen-
kel 35.5, Fusslänge, vom äusseren Metatarsaltuberkel an gemes-
sen, 38, Innenzehe 9.5, Länge des Ferseuhöckers 4, dessen Höhe
nicht ganz 2 mm. Totallänge eines Weibchens aus Heidelberg 76.5,
Kopflänge 26.5, Kopfbreite 27, Vorderbein 42, Hinterbein 130,
Oberschenkel 38, Unterschenkel 38.5, Fusslänge 41, Innenze-
he 10.5, Länge des Fersenhöckers 4.5, dessen Höhe 2 mm. — •
Man kennt diese Form aus Deutschland, Dänemark, Süd-Schweden,
Russland, Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn, Corsika und aus
der Schweiz.
An die soeben beschriebene Grundform schliesst sich nun eine
in Italien, am Rhein (Offenbach a. M., S;,hiersteiu bei Wiesbaden),
obwohl ziemlich selten, und in England (Stow Bedon und Scoulton
in Norfolk, Foulmire fen in Cambridgeshire) vorkommende kleinere
Form mit kurzen Hinterextremitäten an, bei welcher der Fersen-
hö ker sehr stark entwickelt erscheint; es ist die Lessonai Cam.
(Vergl. die Abbildungen bei Boulenger (Proc. Zool. Soc. London
1884, pl. LI, iig. 1, 2 und in Camerano's Monografia degli An-
fibi anuri ifaliani). Die Färbung ist auch hier sehr wandelbar; bei
den meisten untersuchten Italienern ist die Oberseite hell gras-
grün, gelblich, bläulich-graugrün gefärbt mit schwarzbraunen oder
schwarzen, mitunter ziemlich regelmässig gestellten, aber unregel-
mässig begrenzten oder verloschenen Flecken, zwischen welchen
eine helle Vertebrallinie sich hinzieht. Die gleichfalls hellen oder
ungefleckten, nur von schwarzen Flecken begleiteten seitlichen
Längswülste trennen die dunklere Rückenregion von den etwas
helleren, mit dunklen runden Flecken oder Schnörkel- und dellaför-
migen Figuren besetzten Leibesseiten. Der Schnauzenkante entlang,
am Kinnrand und an den Wurzeln der Vorderbeine sind dunkle
Streifen bald mehr, bald weniger intensiv ausgeprägt; die Vorder-
beine sind mit dunklen Makeln, die Hinterbeine mit quergestellten
breiten Binden und die Kopfoberseite, sowie der Rücken mitunter
mit zahlreichen dunklen Punkten besetzt. Die gelbliche oder weiss-
liche Unterseite ist fleckenlos oder wenig dunkel gefleckt. Neben
diesen gefleckten Individuen (var. macalata und punctata
Cam.) treten auch hellfarbene, nur oben spurweise auf den Hin-
— .45 —
terbeinen und in der Iuguinalgegend gefleckte (var. iramacula-
ta Cam.), oder solche Exemplare auf, deren grasgrüne Rüeken-
zone drei Mal der Länge nach gebändert erscheint; den Leibessei-
ten entlang zieht sich ein hellgrünes Band hin, das oben von einer
dunklen, den Drüsenwulst, begrenzenden und gewissermassen als
Fortsetzung des Streifens an der Schnauzenkante aufzufassenden
Binde umsäumt wird; nach unten zu wird es gleichfalls von einem
schwarzbraunen Streifen begrenzt, der vom Kieferrand anfangend,
sich bis zu den Ansatzstellen der Hinterbeine fortsetzt. Auch kom-
men olivenfarbene und bronzebraune Stücke vor, die am Rücken
schwarz gefleckt, an den Rumpfseiten marmorirt und mit einer
schwachen ungefleckten Longitudinalzone versehen sind; ihre seitli-
chen Drüsenwülste sind hell, die Vertebrallinie gelblich oder blass-
grün. Von der Schnauzenspitze durch das Nasenloch zieht sich bis
gegen das Auge hin ein schwarzer Streifen, der hinter dem Auge
nach abwärts in schiefer Richtung sich fortsetzt; der Oberkiefer-
rand ist gewöhnlich schwarz umsäumt, das Trommelfell kastanien-
braun; die Hinterbeine weisen oberwärts unregelmässig gestellte
Querbinden auf, die Schenkel nach rückwärts zu und die Hüften-
gegend sind abwechselnd lebhaft gelb oder orange und srhwarz
gefleckt.— Das mir aus Schierstein vorliegende Weibchen ist am
Rücken auf grünlichgrauem Grund spärlich schwarzbraun gefleckt,
nur gegen die Rumpfseiten hin und am Oberschenkel hinten treten
die Flecken etwas schärfer hervor; die dunkle Streifung längs der
Schnauzenkante, ferner diejenige hinter dem Trommelfell und an
der Wurzel des Vorderbeines ist ebenfalls gut sichtbar, während
diejenige an der Kinnlade weniger deutlich ausgeprägt erscheint,
Die Wülste sind etwas lichter als der Untergrund, die Vertebral-
linie bläulichgrün. Unterseits ist das Thier auf gelblichem Grunde
spärlich gefleckt, während bei einem Männchen aus Offenbach a. M.
die Rauchfläche dicht mit Flecken besetzt ist und die Drüsenwülste
sich durch bronzebraunen Anflug und äussere Umsäumung von der
kastanienbraunen Grundfarbe deutlich abheben; eine helle Verte-
brallinie tritt hervor und etwa ein Dutzend grösser schwarzbrauner
runder Flecken zieren die Rückenfläche. An den Rumpfseiten ist
eine lichtbraune Zone vorhanden, umgeben von dunklen schnörke-
lartigen und zusammenfliessenden Figuren; mehrere bronzebraune
warzenartige Erhabenheiten begleiten von Aussen die lateralen
Wülste und sind ausserdem auf dem hinteren Theile des Rückens
sichtbar. Am Oberschenkel in den Maschen des dunklen Netzwer-
kes kommt Gelb oder Orange zum Vorschein; es sind sowohl beim
— 46 —
Männchen, als auch beim Weibchen am Unterschenkel und an der
Fusswurzel zwei spurweise angedeutete Querbänder vorhanden.
Allem Anscheine nach sieht dieses Männchen aus Offenbach der
var. sylvatica Koch ähnlich. — Das Hinterbein, nach vorn an den
Körper angelegt, mit dem tibiotarsalen Gelenk entweder das Trom-
melfell erreichend (Weibchen), oder dasselbe etwas überragend,
wie es nach Boulenger bei den englischen männchen Individuen
der Fall sein soll; bei den mir vorliegenden Männchen aus Novara,
die ich der Güte des Prof. Camerano verdanke, ferner bei denjeni-
gen aus Öffenbach a. M. und aus Schierstein bei Wiesbaden er-
reicht das Hinterbein mit dem unteren Gelenk des Unterschenkels
den Vorderrand des Auges. Unterschenkel in der Regel merklich
kürzer als der Oberschenkel. Fuss im Verhältniss zum Ober- oder
Unterschenkel lang. Die Schwimmhaut reicht entweder bis an die
Wurzel des letzteren Gliedes der längsten Zehe oder etwas darü-
ber hinaus und bis etwa zur Spitze der übrigen Zehen, oder nur
bis zum vorletzten Gliede der längsten Zehe, wie es bei meinen
italienischen Lessonai der Fall ist. Fersenhöcker sehr gross,
seitlich zusammengedrückt, schaufeiförmig mit bogigem, ziemlich
scharfem Rande, stark vorstehend und namentlich in der Mitte sehr
hoch, stets, wenn auch nur um ein Geringes, länger als die Hälfte
der Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen; am stärksten ent-
wickelt erscheint er bei der englischen Lessonai, denn seine
Länge beträgt 4, 5 und 6 mm. bei Exemplaren, deren Innenzehe,
in der angegebenen Weise gemessen, 7, 7.5 oder 9 mm. misst;
etwas kleiner ist er bei den italienischen und am schwächsten ent-
wickelt bei den deutschen Individuen. Haut glänzend, ganz glatt
oder durch warzenartige Erhabenheiten oft mehr oder weniger
rauh. Laterale Driisenwülste schmäler als das Lid.
England. Italien. Deutschland.
9 9 <J 6 9
mm. mm. mm. mm. mm.
Totallänge 68 64 53 51 65
Kopflänge 23 21.5 18 17.5 22
Kopfbreite 23 23 circa 19 17.5 22.5
Vorderbein 34 32 29 22.5 29
Oberschenkel 27 27 24 21 26
Unterschenkel 26 27 24 22 27
Pusslänge ') 33.5 31 29 25.5 32.5
Länge der Innenzehe ■),. 7 nicht ganz 8 7.5 5.5 7
Länge des Fersenhöckers.. 5.5 etwas über 4 nicht ganz 4 4 4
Dessen Höhe 2.5—3 2 1.5 2 2.5
') Vom äusseren Metatarsaliuberkel an gemessen.
!) Vom Fersenhöcker an gemessen.
— 47 —
Die dritte Form, welche in neuerer Zeit bald als selbständige
Art, bald als Varietät beschrieben, oder mit R. ridibunda Pall.,
R. cachinnans Eichw. und R. Bedriagai Cam. identificirt wor-
den, ist der sogenannte „Berliner Seefrosch" (Vergl. die Abbildungen
in Pallas'Zoogralia rosso-asiatica III. Taf. I. Fig. 1, 2, Eichwald's
Atlas zu Fauna caspio-caucasia, tab. XXX, Bonaparte's Iconogra-
fia — R. maritima — und bei Boulenger, in Proc. Zool. Soc. Lon-
don. 1885, pl. XL). Diese Form zeichnet sieb vor allem dadurch
aus, dass sie grösser und stattlicher als die vorigen ist, ferner
durch die Form und Grösse Fersenhöckers und endlich durch das
Fehlen von Gelb auf den Körperseiten und am Gesäss. Der „See-
frosch" zeigt sich in Färbung und Zeichnung im Vergleich zur ty-
pischen Esculenta ziemlich beständig; er ist oben olivenfarben,
mitunter mit einem Bronzeglanz überflogen, oder aber, entspre-
chend den jeweiligen Temperaturverhältnissen, heller oder dunkler
braun, bisweilen sogar beinahe schwarz gefärbt; die grünliche,
blass- oder olivengrüne, bald breitere, bald schmälere Vertebralli-
nie kann fehlen; die Rückenwülste, die in der Regel nicht viel heller
sind als der Untergrund, können stark bronzeschillernd erscheinen.
Sowohl die in grösserer oder geringerer Zahl auf der Körperoberseite
zerstreuten Flecken, als auch die der Quere des Hinterbeines nach
ausgedehnten Flecken und Binden, die übrigens auch fehlen können,
sollen nie gestättigt schwarz, sondern olivenfarben, beinahe schwärz-
lich oder bronzebraun sein; die Rückentlecken scheinen nie zu Bin-
den zusammenzufliessen, sondern höchstens Längsreihen zu bilden.
Die Rumpf- und Kopfseiten sind braun, grünlich oder hell oliven-
farben; die Oberkieferränder fleckenlos, oder mit einer Reihe
schwärzlicher Makeln versehen, welche selten zu einem Streifen
sich vereinigen sollen; längs der Schnauzenkante und über dem
Trommelfell ist ein dunkler Streif vorhanden, welcher zuweilen sich
zu einem Ohrfleck erweitert. Die Vorderbeine sind hellgrün, braun
oder olivenfarben, die Hinlerbeine in der Regel braun; die hintere
Fläche der Schenkel ist bald weisslich oder hellgrün, dunkel oder
bronzefarben gemarmelt, bald bronzefarben, mitunter kleine Flecken
enthaltend; weder auf den Hinterbacken, noch vor den Wurzeln
der Gliedmassen tritt Gelb zutage, wie es bekanntlich bei der ty-
pischen Form der Fall ist. Die weissliche Unterseite des Korpers
ist grau gefleckt oder gemarmelt; nach längerem Verweilen im
Wasser erscheinen diese Zeichnungen intensiver entwickelt und
schwarz (Boulenger). Iris schwarz, goldig geädert. Schallblasen
stark dunkel pigmentirt, im luff gefüllten Zustande hellgrau. Bei
— 48 —
den mir zu Gebote stellenden lebenden Budapester, oberseits gleich-
massig dunkelbraun colorirten, olivenbraun gefleckten Stücken er-
scheint die Hiuterseite des Schenkels dunkelbraun gemannelt und
olivengrün überflogen; am After sitzen mehrere bräunlichweisse
Warzen und nach unten zu treten bräunlichweisse und schwach
kupfergiünzende helle Flecken hervor; von Gelb ist keine Spur zu
sehen; unterseits sind diese Individuen mehr oder weniger dicht
mit bräunlichen oder dunkelbraunen Flecken und schnökelförmigen
Figuren auf hellem, bräunlichweissem oder weisslichem Fond be-
setzt; auch kommt es vor, dass die dunkle Fleckung auf der
Kehle den Grundton fast ganz und gar verdrängt; die Sohlen sind
sehr dunkel, fast schwarzbraun; die Kehlsäcke dunkelbraun pig-
mentirt und die Iris auf Goldgrund stark gesprenkelt, so dass das
Goldgelb nur ölen zum Vorsehein kommt; reines Goldgelb habe
ich auf der unteren Hälfte der Iris nicht aufzufinden vermocht,
sondern nur eine eigenartige goldrosa Farbe. — Die Hintergliedmas-
sen sind ziemlich lang; nach vorn gestreckt, erreichen sie mit dem
tibiotarsalen Gelenk entweder das Auge oder ungefähr die Mitte
zwischen Auge und Schnauzenspitze; Unterschenkel länger als der
Oberschenkel; Schwimmhaut bis an die Wurzel des Endgliedes der
Zehe reichend; Fersenhöcker verhältnissmässig von geringer Grösse,
verlängert, nicht zusammengedrückt, sondern schwach wulstartig
vorragend, elliptisch, mit stumpfem Rand, zuweilen bedeutend kür-
zer als die Hälfte der Länge der Innenzehe, vom Fersenhöcker an
gemessen, denn seine Länge beträgt 1%, 2, 2, 4, 4, 4 und
4% mrn- bei Exemplaren, an denen der übrige Theil der Zehe
4, 5, 9, 12, 10, 11 und 15 mm. misst. Haut mehr oder weni-
ger warzig, selten nahezu glatt; drüsige Längswülste an den Rü-
ckenseiten schwach hervortretend und efcenso breit oder sogar brei-
ter als das obere Lid. — Totallänge eines Männchens aus der Ber-
liner Umgegend 77 mm., Kopflänge 27 mm., Kopfbreite 23 mm.,
Vorderbein 39 mm., Hinterbein 129 mm., Oberschenkel 37 mm.,
Unterschenkel 39 mm., Fuss, vom äusseren Metatarsaltuberkel an
gemessen, 39 mm., Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen,
10 mm., Länge des Fersenhöckers 4'/, mm., dessen Höhe l'/2 mm.
Totallänge eines Weibchens 77% mm., Kopflänge 24 mm., Kopf-
breite 27% mm., Vorderbein 40 mm., Hinterbein 130 mm., Ober-
schenkel 37 mm., Unterschenkel 39 mm., Fuss 42 mm., Innen-
zehe 11 mm., Länge des Fersenhöckers 4 mm., dessen Höhe
1-% mm. Die Grösse des erwachsenen Thieres aus Ungarn be-
trägt etwa 105 mm,, die Hinterbeine sind 140 mm. lang. — Ver-
__ 49 —
breitung: Spreeseen bei Berlin (Pflüger, Boulenger), Provinz Sach-
sen (Wolterstorff, A. Goldfuss), Sachsen (E. Haase), Ungarn, Var
bei Nizza, Umgegend von Perugia, Polen, West- und Central-Asien
(Boulenger) und angeblich Griechenland, griechische Inseln, Kreta,
Rhodos, Samos, Kos und Smyrua (Böttger).
Die vierte in Europa lebende Form ist die var. hispanica
Michahelles oder Perezi Seoane (vergl. die Abbildung von R. his-
panica in Bonaparte's Iconografia); sie ist bisher sicher nur von
der pyrenäischen Halbinsel nachgewiesen worden, kommt aber wohl
auch auf Sicilien und in Nordafrika vor. Diese Form unterscheidet
sich von der typischen nur dadurch, dass ihr Fersenhöcker auf-
fallend klein ist, und dass die gelbe Marmorzeichuung in den Wei-
chen und auf den Hinterlacken gänzlich fehlt, oder nur spurweise
am Gesäss zu sehen ist. Die mir vorliegenden, aus Galicien stam-
menden Individuen der hispanica sind von mittlerer Grösse, die-
jenigen aber aus Coimbra, die ich der Güte des Herrn A. F. Mol-
ler verdanke, sind recht grosse und stattliche, etwa 85 mm. mes-
sende Stücke. Ihre Hintergliedmassen sind ziemlich lang; das Hin-
terbein, nach vorn gestreckt, berührt mit dem tibiotarsalen Ge-
lenk den Hinterrand der Orbitalgrube, oder reicht etwas über den
Vorderrand der Augengrube hinaus. Unter- und Oberschenkel nahezu
gleichlang. Schwimmhaut bis zur Basis des Endgliedes der läng-
sten Zehe und etwa bis zur Hälfte der letzten Phalanx an den
übrigen Zehen reichend. Der Ferseuhöcker ist sehr klein, schwach
vorragend, nach hinten etwas höher werdend, leicht zusammen-
gedrückt, mitunter mit einem ziemlich scharfen und gerade ver-
laufenden oder schwach gebogenen und hinten ziemlich senkrecht
abfallenden Rande; seine Länge beträgt 24/,, 2'/s, 2 Vi und 3 mm.
bei Stücken, deren Inuenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen,
8, 9, 9V2 und etwas über 8 mm. misst. Bei den von Böttger un-
tersuchten Individuen schwankt das Verhältniss von der Länge des
Fersenhöckers zur Länge der Innenzehe wie 1:4 bis 1 : 4.5.
Haut mit wenigen Warzen bedeckt, Drüsenwülste schmäler oder
bisweilen nur sehr wenig schmäler als das obere Lid. Die Ober-
seite war im Frühjahre bei den von mir in Gefangenschaft ge-
haltenen Stücken aus Coimbra prachtvoll grün bronzeschillernd, im
Winter nahmen meine Pfleglinge eine bronzebraune Farbe an. Die
helle Vertebrallinie ist mehr oder weniger deutlich ausgeprägt, die
Drüsenwülste kupferglänzend, ebenso die bald in grösserer, bald
in geringerer Menge zerstreuten oder ziemlich regelmässig in Läugs-
reihen angeordneten dunklen Flecken; die Rumpfseiten erscheinen
— 50 —
schwarz oder dunkelbraun gemarmelt, die Hintergliedmassen sind
dunkel, mehr oder weniger regelmässig quergebändert, auf den
Hinterbacken und in den Weichen ist entweder gar kein Gelb vor-
handen oder aber es tritt ein klein wenig Gelb oder Gelbweiss
am Gesäss zutage. Die Körperunterseite ist gewöhnlich weisslich,
oder gelblithweiss,- in seltenen Fällen, und wie es scheint nur bei
Männchen sind kleine undeutlich ausgeprägte Flecken zu sehen.
Bei ganz jungen, 15 mm. langen Individuen sind Kopf und Rücken-
zone grasgrün, die Seitenwülste bräunlich. Extremitäten oben
hell bräunlichgrün mit Spuren von dunklen Querbarren, Unterseite
des Bauches weiss, der Beine fleischfarben. — Totallänge eines
Männchens aus Coimbra in mm.: 66, Kopflänge: 23 5, Kopfbrei-
te: 22.5, Vorderbein: 33.5, Hinterbein: 110, Oberschenkel: 31,
Unterschenkel: 33, Fuss, vom äusseren Metatarsaltuberkel an ge-
messen, 32, Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen, 8.5, Län-
ge des Fersenhöckers: 3, Höhe: 1 mm. Totallänge eines Weib-
chens aus Galicien ebenfalls in mm.: 68, Kopflänge: 32, Kopf-
breite fast: 23, Vorderbein: 34, Hinterbein: 106, Oberschen-
kel: 31.5, Unterschenkel: 31.5, Fuss, vom äusseren Metatarsal-
tuberkel an gemessen, 32, Innenzehe, vom Fersenhöcker an ge-
messen, 8, Länge des Fersenhöckers: 2.5, dessen Höhe: nicht ganz
1 mm. Nach dem von mir untersuchten Material zu urtheilen würde
Var. hispanica eine Körperlänge von 85 mm. erreichen. Gefun-
den wurde diese Form in Galicien bis zur Höhe von 1400 Fuss
ü. M. (Seoane), in Coimbra (A. F. Moller), in Porto und in Pe-
nafiel, Vallongo und Laga du Palmiera bei Porto, in Br.aga, Lis-
sabon, Ovar, Aveiro, Ciutra, in der Serra do Gerez, in Abrantes,
am Rio de Almargem bei Tavira, in Portalegre und Portospada
(Böttger).
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Das Männchen besitzt mächtig entwickelte Stimmsäcke, welche
hinter dem Mundwinkel und unter dem Paukenfell sich befinden
und von letzterem durch die vorhin erwähnten wulstartigen Bil-
dungen getrennt erscheinen; beim Weibchen ist mitunter an dieser
Stelle höchstens die Spur einer Hautfalte sichtbar. Die Stimmsäcke
öffnen sich in der Mundhöhle zwischen dem Unterkiefer und dem
Zungenbeinhorn mit einer kleinen, aber gut sichtbaren Mündung;
aufgeblasen treten die Säcke zu beiden Seiten des Halses hervor
und sind einer erbsen- bis kirschengrossen Kugel aus mattem Glas
ähnlich: im luftleeren Zustande wie die dünnere Partie der Blase
— 51 -^
in eine Art Tasche eingezogen, welche, da sie vom Wulste umge -
ben, von aussen deutllich sichtbar ist. — Die Vorderbeine sind beim
Männchen kräftiger entwickelt als beim Weibchen, namentlich er-
scheinen bei ersterem der Vorder- und Oberarm gegen die Ellbo-
gengegend verdickt und stärker nach eiuwärts gebogen; beim Weib-
chen hingegen sind die Vorderbeine gelenkiger und die Hand scheint
etwas länger zu sein als beim Männchen. Der Ballen am 1. Fin-
ger wird beim Männchen zur Paarungszeit grösser und erscheint
seiner ganzen Länge nach mit einer anfangs grauen oder röthlich
angehauchten oder aber grünlichen und später hin dunkler wer-
denden rauhen Haut (Schwiele) überzogen; diese Schwiele ist ohne
Abtheilungen und breitet sich gleichmässig aus vom Ballen bis zur
letzteren Phalanx hin (Fig. 18, in Leydig's Die Anuren Batra-
chier; Taf. XV, in Rösel's Historia ranarum nostr.). Die Papillen
dieser Daumenschwiele sind massig hoch und dick. Die Zehen
scheinen beim Weibchen etwas länger als beim Männchen zu sein.
Larve.
„Die eben ausgekrochenen Jungen haben gleich dem Dotter ein
„graugelbes Ausseben und sind als natürliche Folge des anfänglich
„kleinen Eies ebenfalls von sehr geringer Grösse; auch die äusse-
ren Kiemen bleiben kürzer als bei Rana fusca" (Leydig, op. cit.).
Sie sollen im ersten freischwimmenden Stadium 7 mm. lang sein
und „wachsen in 8 bis 10 Wochen in dem gewöhnlichen Verlaufe
zu Larven mit Hinterbeinen von 48 mm. Länge heran, davon be-
trägt die Körperlänge 20 mm. und der Schwanz 28 mm." (Koch).
Das Wachsthum und die Verwandlung der vierbeinigen Larven zu
Fröschen hängt selbstredend von der Witterung ab, oder auch von
der Tiefe und Frische des Wassers, worin sie leben; im Durch-
schnitt genügen, meiner Erfahrung gemäss, zwölf bis dreizehn Wo-
chen, zuweilen aber trifft man vierbeinige Larven in einem Still-
stand ihrer Entwickelung während mehrerer Wochen. Koch be-
hauptet, dass das Wachsthum und die Verwandlung der Quappen
bei den von ihm anerkannten Formen nicht gleich lange Zeit in
Anspruch nehmen, so soll seine Var. sylvatica länger im Quap-
penzustaud verbleiben und mehrere Wochen später als die typica
sich verwandeln und auch grösser:: Dimensionen annehmen. Sollte
sich diese Entdeckung Koch's bestätigen, so wäre es vielleicht
thunlich das Augenmerk auf die Zeitdauer der Entwickelung bei
den verschiedenen in jüngster Zeit mit mehr oder weniger Recht
4*
— 52 —
anerkannten Varietäten der Esculenta zu richten um aus ihr
neue Beweise für die Beibehaltung dieser Formen zu erhalten. Die
Quappen erreichen eine ziemlich beträchtliche Länge und zwar etwa
73 mm. (Rösel); die mir vorliegenden zweibeinigen Individuen sind
50 mm. lang, davon beträgt die Körperlänge 19 und der Schwanz
oben gemessen — 31 mm., grösste Schwanzhöhe 10 mm., grösster
Rumpfumfang circa 32 mm., Länge des Hinterbeines 9 mm., grös-
ste Länge der Afterröhre etwas über 2 mm., Abstand der Augen
von einander nahezu 7 mm., Entfernung des Auges von der Schnau-
zenspitze 6 mm. und Abstand zwischen den Nasenöffnungen 2i/i mm.
In anderen Fällen dagegen soll die Larve nur 46 mm. erreichen
oder aber sie wird bedeutend grösser und misst 61 mm., wovon
26 mm. auf den Körper und 35 mm. auf den Schwanz kommen. —
Von oben betrachtet, erscheint der Körper der zweibeinigen Larve
länglich-eiförmig, gar nicht oder nur schwach in der Mitte ein-
geschnürt, oben ziemlich depress, nach hinten zu seitlich sehr mas-
sig bauchig aufgetrieben und unten nahezu abgeplattet; der Kopf
ist nach vorn allmählich verengt, mit breit verrundeter Schnauzen-
spitze, gegen vorn und seitlich nach abwärts sanft geneigter Ober-
fläche, sehr weit nach hinten gerückten und noch weiter von einan-
der entfernten und mehr seitlich als oben sich befindenden grossen
Augen und kleinen Nasenlöchern, die der Schnauzenspitze etwas
näher stehen als den Augen und deren Abstand von einander etwa*
lb
S
geringer ist als ihre Entfernung von den Augen. Die Schnauze ist
schwach nach unten zu vorgezogen mit ziemlich gerade sich hin-
ziehendem oberen Muudraud; die Mundöffnung ist nicht gross; am
Oberlippenrand sitzt eine äusserst schwachgebogene Reihe Cuticu-
iarzähnchen, während der Unterlippenrand mit Papillen besetzt er-
scheint und etwas nach oben über die Oberlippe hinweg greift.
An der Innenseite der Oberlippe ist links und rechts eine äusserst
kurze, wenig sichtbare Reihe Zähnchen vorhanden, an der Innen-
seite der Unterlippe aber sind drei hinter einander sitzende Rei-
hen solcher Zähnchen, deren äusserste die kürzeste und am we-
nigsten sichtbar ist, während die dritte nach innen zu liegende
Serie in der Mitte mehr oder weniger deutlich zerrisseu erscheint
und somit in zwei Theile getrennt ist. Der Zahn hat eine breite
trichterförmige Basis, welche zur Aufnahme des darunter sitzen-
den Ersaizzahnes dient, und einen gezackten Kopf. Die Zahl der
Zacken ist gering, sie schwankt zwischen zwei und vier, meistens
aber habe ich nur drei vorgefunden; in denjenigen Fällen, wenn
der Kopf des Zahnes zweispitzig ist, sind die Zacken gleichlang,
— 53 -
gesellt sich ihnen noch eine oder zwei Zacken hinzu, so sind die
mittleren länger als die am Rande sich befindenden. Die oberen
fertigen Zähne haben zu unterst gewöhnlich zwei Ersatzzähne; sie
sind bedeutend kleiner als bei Alytes und Pelodytes. Die Athem-
röhre ist gut sichtbar, sackförmig, gross, nach unten zu sehr er-
weitert, mit nach oben gerichteter Oeffnung; sie liegt auf der
Rumpfseite links. Der allmählich zugespitzte, am Ende abgerundete
Schwanz ist bisweilen mehr als doppelt so lang wie der Körper,
in der Mitte mit einem ziemlich hohen, auch auf den Rumpf sich
erstreckenden und hier dickhäutigen, nach hinten allmählich nie-
drig werdenden Flossensaum versehen. Die Analröhre ist kurz, mit
weiter Oeffnung; sie öffnet sich in schiefer Richtung von links nach
rechts auf der rechten Seite der Unterecke der Schwanzflosse, in-
dem nämlich die Wandung linkerseits etwas länger als rechterseits
ist. Die Körperoberseite ist aufangs dunkelgrau oder bräunlich,
dunkelbraun gefleckt, wodurch die hellere Grundfarbe in vielen
Fällen nahezu bis zu ihrem Schwinden zurücktritt; die Rumpfseiten
können kupferglänzend erscheinen. Erst nachdem die Hinterbeine
in ihrem Wachsthum vorgeschritten sind und bevor die Vorderbeine
sich zeigen, wandeln sich in der Regel die oberseits unbestimmten
dunklen Töne in Grün um und es treten Anzeichen von dunklen
Flecken auf, während die hellgraue Unterseite sich aufhellt und
metallisch glänzend wird. Unterhalb der Augen sowie gegen die
Kehle hin sind dunkle und dazwischen glänzende Flecken vorhan-
den, welche mit fortschreitendem Wachsthum des Thieres sich theils
vereinigen oder autlösen und zu Oberkimiladenstreifen, Ohr- und
Kehlllecken sich gestalten. Nachdem die Larve vierbeinig geworden
ist, tritt der bis dahin spurweise angedeutete dunkle Streifen längs
der Schnauzenkante deutlich zum Vorschein, ausserdem lösen sich
die vorzugsweise längs der Hinterbeine und der Zehen sich hinzie-
henden dunklen Streifen in einzelne Flecken auf, welche allmählich
sich vergrössern und zu deutlichen Querbinden sich entwickeln.
Der muskulöse Theil des Schwanzes ist auf gelblichem oder hell-
bräunlichem Grund dunkelbraun geileckt, diese Flecken vereinigen
sich am vorderen SchwanztlriÜel der Länge nach und bilden drei
Bänder, deren mittleres längs der eingedrückten Schwanzlinie ver-
läuft; auf dem vorn bräunlich augehauchten, hinten aber durch-
sichtigen, etwa grauen Flossensaume sind dunkle Flecken zerstreut,
welche vorn deutlicher als hinten zutage treten. Die winklig zu-
sammentreffenden furchenartigen Impressionen am Schwänze sind
nur wenig sichtbar. Die schwach goldglänzenden Seitenwülste sind
— 54 —
erst bei der vierbeinigen Quappe deutlich, dagegen finde ich beim
zweibeinigen Thiere auf dem Körper ähnliche Seitenorgane ver-
theilt, wie bei den Larven von Pelodytes punctatus und Pe-
lobates bereits beschrieben worden sind; es ist hier nämlich jeder-
seits eine doppelte, am Rücken sich hinziehende Längsreihe heller
Pünktchen und eine supra- und infraorbitale Reihe ähnlicher Organe
vorhanden, welche die Augen- und Nasenregion umgiebt, vorn an
der Schnauzenspitze anfangend, oberhalb des Auges auf die Seiten
übergeht und hinten dicht am Orbitalrande und an der dorsolate-
ralen Punktreihe vorüberzieht. Ob no.h mehrere derartige Züge
auch gegen den Bauch hin sich erstrecken, wird leicht an leben-
den Larven zu constatiren sein. Schliesslich mnss erwähnt werden,
dass der Fersenhöcker sowie auch in der Regel die helle Verte-
brallinie bereits bei der vierbeinigen, noch mit langem Schwänze
versehenen Larve deutlich sichtbar ist; der Fersenhöcker kann so-
gar auffallend entwickelt sein. Die eben verwandelten Fröschchen
messen etwa 19 mm., die Hinterbeine sind 38 mm. lang: die
Thiere haben kleine und wenig zahlreiche dunkle Flecken am Rü-
cken. Die Verwandlung der Quappen zu Fröschen erfolgt ziemlich
spät, denn schwanzlose Stücke triff man selten vor September.
Von Originalabbildungen der Larve sind mir diejenigen von Rö-
sel (Taf. XIV. op. cit.), von Lataste (Essai d'une Faune herpe-
tologique de la Gironde. PI. IX, Fig. 4, 5, 6) und von Camerano
in Lessona, Studii sugli Anlibi anuri del Piemonte (Tav. I, fig. 1,
4, 5) bekannt.
Lebensweise.
Der Wasserfrosch verlässt sein Winterquartier und obliegt dem
Fortpflanzungsgeschäft unter den europäischen Fröschen, abgesehen
von denjenigen, welche in Alpenseen leben, am spätesten, nämlich
Ende Mai oder Anfang Juni. Gredler und Koch wollen allerdings
frisch gelegten Laich oder brünstige Thiere bereits in der ersten
Hälfte des Monats Mai oder gar im Februar gesehen haben und
Bruch behauptet beobachtet zu haben, dass die Laichzeit ihre Höhe
Ende April bei einer Temperatur von 22u R. erreicht, dass die
ersten Larven schon am 28 April die Eier verlassen hatten und
dass trotz der später eingetretenen ungünstigen Witterung in den
ersten Tagen des August die Zahl der jungen Frösche die Zahl
der Larven überwog. Dies mögen alles nur Ausnahmefälle, von
einer ungewöhnlich hohen Temperatur begünstigte Erscheinungen
55
gewesen sein, denn selbst in Nizza, beginnen die Esculenta ihr
Laichgeschäft nicht vor Ende Mai, also zu einer Zeit, wenn Pelo-
dytes, Hyla und Bufo schon abgelaicht haben. Auch noch südli-
cher, so in Portugal, laicht der Wasserfrosch sehr spät, denn die
ans Coimbra Mitte Mai erhaltenen Weibchen hatten sich ihrer Eier
noch nicht entledigt. Hier bei Nizza meldet sich R. esculenta
durch ihren Gesang selten vor April oder Ende März, doch vo-
rerst gilt es nicht durch den Gesang dein weiblichen Geschlecht
gefällig zu erscheinen, sondern es wird gesungen des Singens we-
gen, oder vielleicht um die Stimme nach der langen Winterpause
einzuüben; erst wenn warme Nächte eintreten, wird der anfangs
monotone Gesang, das dumpfe „Quarr" des Chorus, das dem „Brrr-
ke-ke" des Vorsängers folgt, nuancirt durch Hinzusetzten von Lau-
ten, die ungefähr wie das Grunzen eines Ferkels klingen, Auch
wird der Chorusgesang erst gegen Eintreten der Nacht vernommen,
während tagsüber vertrauliches halblautes Gespräch mit den Weib-
chen geführt wird und dabei allem Anschein nach Liebensworte
wie „Grok, grok" oder klagende Laute „Gek, gek" ausgestossen;
dieselben Laute erschallen während der Kopulation. Die Stimme
der von mir im Hause gehaltenen Budapester „fortis" klingt viel
kräftiger, klangvoller und tiefer als die der typischen Form; es
ist ein lautes „Uorr, uorr, kruu", das gar nicht übel klingt. Das
Weibchen, durch den Gesang angelockt, schwimmt gegen ihre Be-
werber zu, welche sie umringen und zu umarmen versuchen; so-
bald dies dem geschicktesten unter ihnen gelingt, packt er das
Weibchen um die Achseln und streckt seine Hände derart ans, dass
die beiden Daumen gegenseitig mit ihren kopulatorischen Bürsten
in Berührung treten, worauf das Weibchen gegen ein Algenbeet
zusteuert, um hier rasch, stossweise, mit einigen Pausen dazwi-
schen, ihre Eier in kleineren Quantitäten abzusetzen; diese werden
nun sofort vom Männchen befruchtet. Da die Umarmung nicht
allzu fest und die Wasserfrösche sehr scheuen Natureis sind, so
kann sich das begattende Paar bei der geringsten Störung trennen
und gegenseitig ausser Sicht verlieren; in diesem Fall nimmt sich
des Weibchens, wenn letzteres ihr Laichgeschäft noch nicht voll-
ständig beendet haben sollte, ein anderes Männchen an und be-
fruchtet den Rest der Eier. Der auf dem Algenbeet ausgebreitete,
selten in Klumpen liegende Laich besteht aus Tausenden von Eiern;
das einzelne, oben braun, unten gelblich gefärbte Laichkorn hat
1 bis 1,7 mm. im Durchmesser, während die nahezu krystalihelle
Gallerte etwa 5 bis 6 mm. im Durchmesser misst. Die embryonale
— 56 —
Ent Wickelung hängt vollständig von der Temperatur ab und kann
im Horden bei veränderlicher Witterung ziemlich lange Zeit in
Anspruch nehmen.
Dartiber, ob R. esculenta im Larvenznstande im Freien unter
normalen Verhältnissen überwintert, liegen mir keinerlei bestimmte
Nachrichten vor; sämtliche von mir zu Rathe gezogene Autoreu
geben an, dass die Wasserfrösche im August und September oder
spätestens Ende October sich verbergen, also sich bereits verwan-
delt haben, jedoch scheint, die interessante Mittheilung Herrn Si-
mroth's '), dass auf S. Miguel, einer Azoren-Insel, neben der nor-
mal entwickelten, nach Böttger 19 mm. messenden Esculenta
ohne Schwanzstummel auch neotenische Riesenquappen von 25 mm.
Körperlänge vorkommen, deren Hinterbeine 43 mm. und deren
Schwanz 40 mm. misst, darauf hinzudeuten, dass diese Art unter
gewissen Bedingungen in ihrem Larvenzustand verharrt und viel-
leicht auf den Azoren längere Zeit als bei uns ihren Schwanz
auch auf dem Lande beibehält. Auch Kessler sind Fälle von Ueber-
winterung der Quappen von Esculenta in der Krim bekannt;
Kessler glaubt die Ursache für das lange Verbleiben des Thieres im
Larvenzustande in dem verspäteten Laichen und im Mangel an ge-
nügender Nahrung gefunden zu haben 2). Dass man den Larven-
zustand des Wasserfrosches in Gefangenschaft beinahe nach Belie-
ben verlängern kann, ist schon längst bekannt.— Auf die von Herrn
Simroth aufgeworfene Frage, ob die Kaulquappen von R. escu-
lenta keine animalische Nahrung brauchen, muss verneinend ge-
antwortet werden, denn sie nähren sich ebenso gut Pflanzen als
von Thierleichen; erst nach seiner Verwandlung nimmt das Thier
ausschliesslich animalische Kost zu sich und scheint von da ab
das nachzuholen, was es während seiner Jugendzeit nicht oder we-
nig gekostet hat, indem es an lebenden Insekten aller Art und
sogar kleinen Wirbelthieren die Unmasse vertilgt und ein rechter
echter Himmersatt unter seines- gleichen zu sein scheint. Ein im
Aquarium gepflegter Wasserfrosch, mag er auch so reichlich wie
möglich gefüttert werden, vergreift sich öfters an seinen Mitgefan-
genen oder nutzt sie zu anderen nicht weniger schönen Zwecken
aus; in meinem Käfig hat ein Paar portugiesischer Esculenta
binnen kurzer Zeit ein halbes Dutzend junge Laubfrösche, einige
braune Fröschchen und sogar eine junge Feuerkröte — -Feuerkröten
l) Sifzungsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. Berlin, 1887. S. 1U2.
:; Bull, de Moscou. 1879, JVs 2, p. 209.
57 —
werden sonst von allen amphibienfressenden Thieren verschmäht— ,
die das Unglück hatte in der Nähe des Wasserfrosches nach einem
Wurm zu schnappen, sammt dem Warm herunter gewürgt. Wohl
ihrer Raubsucht und ihres unbändigen Wesens wegen wird diese
im Frühjahr und im Sommer prächtig gekleidete Art weniger zur
Pflege als zu gastronomischen Zwecken gefangen. Ein frisch er-
beuteter Wasserfrosch bringt stets durch seine Anwesenheit in einem
Terrarium eine förmliche Panik unter den übrigen Insassen hervor;
er beruhigt sich nach und nach., aber nur dann, wenn er nicht
im Wasser gehalten wird, wie dies schon Leydig bemerkt zu ha-
beo angiebt. Kur Hunger zwingt ihn seinem Pfleger sich zu nä-
hern, aber auch dann verräth er seine diebische, neidische und
unwirthliche Natur, indem er, um der hungrigen auf den Brocken
lauernden Verwandschaft zuvorzukommen, dem vorgehaltenen Futter
sich rasch nähert, danach eiligst schnappt und sich sofort schleu-
nigst zurückzieht, um womöglich sich platt in das Wasserbecken
zu legen, seine Augen einzuziehen und auf diese Weise sich dem
Blicke und Zorne seiner Feinde zu entziehen, oder aber, um eine
etwa nahende Gefahr nicht zu sehen. Die Nizzaer Froschfänger
warten eben den Augenblick ab, wenn der Frosch untertaucht, um
ihm zu folgen und sich seiner ohne weitere Schwierigkeiten zu
bemächtigen, um hernach ihre Beute auf dem Fischmarkt Ml zu
bieten.— Schliesslich muss hinzugefügt werden, dass die Anwesen-
heit einer brünstigen männlichen Esculenta in einem wohl be-
setzten Aquarium wegen ihrer Geschlechtsverirrungen, von den schon
Gredler spricht, gefahrbringend ist; der brünstige Wasserfrosch setzt
sich nämlich in die „unzweideutigen Beziehungen" zu den Anuren,
die ihm in den Weg kommen, ohne Unterschied des Geschlechts
und erdrosselt sie bisweilen in seiner Umarmung.
Vorkommen.
Ich stimme Kessler vollkommen bei, wenn er sagt, dass R. escu-
lenta eine sehr weite Verbreitung hat, denn sie kommt nicht nur
in Europa vor, sondern tritt auch südlich nach Nordafrika und
östlich nach Mittelasien über, woselbst sie angeblich bis Japan an-
getroffen wird. Wenn aber Kessler annimmt, dass diese Art in
Europa annähernd in die Breite von 59° hinaufsteigt, so kann ich
dies höchstens für Südschweden und Westrussland gelten lassen,
denn sie ist, so viel ich weiss, bis jetzt weder in Irland noch in
Norwegen oder im Gouvernement Wologda gefunden worden.
— 58 —
Was zuerst das Vorkommen in Kord-Afrika anbetrifft, so scheint
sie daselbst weit verbreitet zu sein und selbst in der Wüste süd-
lich von Algerien und Tunis sowie auch auf den Azoren, so z. B.
in Sete Cidades auf S. Miguel (Böttger 1 '), S. 191), auf Teneriffa,
auf Madeira (2), wohin sie wie Gerwais und v. Martens glauben,
eingeschleppt worden sei, und vielleicht auch auf Gomera (3)
nicht zu fehlen. In Marokko, wo sie nach Steindachner im nördli-
chen und westlichen Theile ziemlich häufig anzutreffen ist, findet
sie sich laut Camerano (4) und Böttger (5) in Tanger, Larache,
Casablanca, Mogador, so z. B. im Bache Ued Ksib, und landein-
wärts zwischen Mogador und Marokko. In Algerien ist sie, wie
Strauch (6) und Lallemant (7) übereinstimmend angeben, überall
sehr gemein und scheint, wie gesagt, in die Wüste vorzudrin-
gen (8). In Tunis (Boulenger, 9. — S. 39), Tripolitauien, wo sie
nach Peters (10.— S. 309) von G. Rohlfs und Dr. A. Stecker auf
ihrer Reise nach der Oase Kufra in Ain Scherschara erbeutet wor-
den ist, und in Aegypten (11) kommt sie ebenfalls vor. Die nord-
afrikanische, oder genauer die in Algerien und Marokko einheimi-
sche Esculenta soll, wie einige behaupten, zur „Unterart La-
tastei Cam." und, wie andere angeben, zur „Var. hispanica
Michail." gehören. Nicht nur sollen diese zwei Formen, sondern
auch noch eine dritte und zwar die „Perezi Seoane", welche,
wie Böttger vermuthet, wohl mit hispanica identisch sein dürfte,
in Afrika vorkommen. Böttger (1. — S. 179) theilt uns mit, dass
„var. Perezi" in Porto, Coimbra, Abrantes, Cintra und bei Tavira
(Rio de Almargem) gesammelt worden ist, Camerano (13) be-
merkt, dass seine Esculenta Latastei in Portugal vorkommt,
bezeichnet aber nicht die Fundorte, Boscä (14. — S. 26), Sequei-
ra (15) und Lopez Vieira (16) geben an, dass R. esculenta
in Penafiel, Vallongo und Leca bei Porto, in Braga, in der Serra
do Gerez, in Ovar und Aveiro, in Lissabon (var. W bei Schrei-
ber.— 197), Portalegre, Portospada in Alemtejo einheimisch ist und
Herr A. F. Moller theilt mir mit, dass er sie in der Serra de
Estrella, in Estarreja, Oliveira da Conde (Beira), Barreira (Estre-
maduraj, Monchique, Faro, Villa Real de St. Antonio (Algarve)
und in Mertola (Alemtejo) gesammelt habe. Ferner findet sie sich
in ganz Spanien sowie auch auf den Balearen. Boscä kennt sie
aus der Provinz Aragon, aus Asturien, aus Katalonien, so z. B.
aus Barcelona, aus Estremadura (Las Hurdes, Merida, Magacela,
*) Vergl. das Veneichniss der bei dieser Arbeit benützten Werke.
— 59 —
Cakza del Buey), aus Neu-Kastilien (Eskorial, P. de Avila, Ma-
drid, Toledo, Ciudad-Real), aus Murcieu (Ayua), aus Valem ia (Albu-
fera, Laguna de Almenara, Thal von Albayda), aus Alt-Kastilien
(Logrono, Valladolid, Burgos) und aus Galicien, wo sie Seoane (17)
bis 1400 F. ü. Meer sehr häutig fand. Exemplare aus Granada
sind von Schreiber beschrieben worden und in Sevilla, Algeciras,
Belalcazar und in Belmez kommt sie nach Machado (18), Rosen-
hauer (19) und Boscä vor und soll von v. Frauenfeld und Z e-
lebor in der sumpfigen nächsten Umgebung von Gibraltar gesam-
melt worden sein (Steindaehner, 20). Böttger (21) hat sie gleich-
falls aus Algeciras sowie auch aus der Umgegend von Malaga er-
halten. Endlich ist sie von F. Will in allen Reservoirs auf Mal-
lorca (Böttger) und von Boscä (22. — S. 245) in Ibiza beobachtet
worden; nach Barcelo y Combis (159) soll sie überall auf den
Balearen zu finden sein. Mit Bezug auf ihre Verbreitung in Fran-
kreich sagt Heron-Royer, dass es keine Wasserlache gäbe, die sie
nicht beherbergte, nun zufälliger Weise aber ist gerade dasjenige
Departement, das ich aus eigener Erfahrung kenne, im allgemei-
nen an Wasserfröschen arm; in den Seealpen nämlich und na-
mentlich in der Ebene und an den Küsten kommt sie so selten
vor, dass es mir längere Zeit hindurch nicht gelingen wollte, eine
genügende Menge davon aufzutreiben, um ins Klare iu Betreff der
„Arten" von Risso (23), so R. maritima, R. alpina, R. t em-
por aria, zu kommen, auch werden die Märkte hier in "Nizza so-
wie auch in der Umgegend ausschliesslich mit Esculenta aus-
ländischer Herkunft verproviantirt. Die in meiner Sammlung sich
befindenden Stücke stammen aus den dicht am Seeufer liegenden
Reservoirs iu der Nähe des Yar-Flusses und ich habe Grund zu
glauben, dass Risso seine Maritima aus diesen „marais des bords
de la mer" gefischt habe. Nach Re"guis, dessen „Essai sur l'hist.
nat. des Verte'bre's de la Provence" unsere Kenntnisse über die
hiesige Thienvelt nicht sonderlich gefördert hat, soll R. esculenta
ausserordentlich zahlreich in der Provence sein; bei Marseile ist
das Thier allerdings nichts weniger als selten. Im De'p. He'rault
kommt es nicht allenthalben vor; aus einer Mittheilung des Herrn
F. v. Fischer ersehe ich, dass es bei Montpellier sehr selten, bei
Lattes ziemlich selten und in Perols häufig ist. In der Gironde soll
R. esculenta die gemeinste Species von Froschlurchen sein
(Lataste, 24.— S. 232). Nach Lesson (25) und Beltremieux (26)
findet sie sich im Departement de la Charente-Inferieure, de Ro-
chebrune (27. -S. 211) gibt an, dass sie in der Chareute vor-
— 60 —
kommt; im De'p. de la Vienne ist sie von Mauduyt (28) und im
D6p. de la Sarthe von Gentil (29) beobachtet worden, Millet (30)
und Olivier (31) theileu mit, dass sie in den Dep. Maine-et-Loire
und Allier verbreitet ist und dass sie in den De'p. Loire-Infe'rieure,
Vende'e und Finistere einheimisch ist, ersehe ich aus meinen eige-
nen Notizen. Für die Umgebung von Abbevüle (Somme) ist sie von
Baillon (32), für Beauvais (Oise) von Daudin (33.— S. 93) und
für die Umgegend von Paris von Lataste (34) verzeichnet worden.
In Bondy hat der zuletzt genannte Forscher eine kleinere und leb-
hafter als sonst kolorirte Esculenta gefunden, welche derjenigen
von Spallanzani ähnlich sehen soll; de Tlsle glaubt, dass sie einer
besonderen Form angehören dürfte und bezeichnet sie als „meri-
dionalis"; die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, dass dieselbe
mit der Lessonai Cam. identisch sein könnte. Nach Olivier soll
sie im De'p. de la Loire und nach Collin de Plancy (35) in den
De'p. de l'Aube und Cote-d'Or häufig vorkommen; in den De'p. de
l'Yonne (36) und de la Moselle (37) findet sie sich ebenfalls vor,
endlich ist sie aus den De'p. Doubs (38), Jura (39) und Isere (40)
bekannt.
In der Schweiz ist sie nach Fatio (41. — S. 319) überall ge-
mein, jedoch soll ihre verticale Verbreitung selten über 1000 m.
hinaufreichen, was der Angabe Tschudi's (42), wonach sie die
Seen in der Alpenregion bewohne, widerspricht. Fatio lügt hinzu,
dass Riitimeyer und Pir.tet Reste von R. esculenta in der Um-
gebung von Mategnin bei Genf gefunden haben und Buulenger be-
richtet, dass es die typische Form ist, welche iu der Schweiz ver-
breitet ist. Das Basler Museum besitzt, wie wir es aus den Ka-
talogen von F. Müller erfahren haben, Exemplare aus Basel, Neu-
dorf, Gross-Hüuiugen und St. Gingolph am Südufer des Genfer See,
Venance Payot (43) begegnete ihr in Chamouix, Valorsine und
Trieut, Pavesi (44) macht sie für den Kanton Tessin namhaft, wo
ich sie übrigens im See Agno und bei Lugano öfters gesehen habe;
endlich habe ich sie in der Umgebung von Ragaz uud zwar am
Rhein gesammelt. Alsdann bewohnt Esculenta typica und die
Form Lessonai Italien. Bezüglich Venetiens sagt de Betta in der
„Fauna d'Italia" folgendes: „Fra noi e la piü comuue e la piü
abbondante delle rane, abitando essa iiidistamenta le acque tran-
quille e le correute" und giebt sie speciell aus dem Valle di Non
(45) und dem Valle di Castel d'Ario in der Provinz Mantua (46)
an. Scarpa (47) kennt fünf „Varietäten aus dem Trevignano, Gi-
glioli (48) hat sie aus Udine, Belluno und Locarno und Camera-
61 —
no (13) aus Domodossola erhalten. Aus dem Tliale von Cannobbio
kenne ich sie aus eigener Erfahrung. Mit ihrer Verbreitung im Pie-
r.iont haben sich eingehend Lessona (49) und Camerano (13) be-
fasst; sie soll hier in Saluzzo, Cuneo, Avigliana, Rivoli, Caselette,
Mondovi, Rivarossa, Sangano, Monralieri, Praia di S. Gillio, Vige-
vano, Alpignano, Venaria reale, Chieri und in Settimo einheimisch
sein. Camerano berichtet ausserdem, dass bei Turin die typische
Form vorkommt, während dia, Lessonai in der ganzen Vallante
del Po und auch in Novara und Toscana sich vorfindet. Sassi (50)
fand sie in Ligurien und dass sie in der Lombardei, namentlich in
der Umgebung Mailands lebt, wissen wir durch Daudin (33), Cor-
nalia (51) und Gampeggi (52); der zuletzt genannte Forscher
will sogar Fälle von Albinismus unter den Mailänder Esculenta
beobachtet haben. Im Modenesischen ist sie nach Bonizzi ,53) aus*
serst häufig und aus Bologna hat sie Camerano erhalten. Exem-
plare aus Casale und Casteggio, ferner aus Garfagnana, Valombro-
sa, Florenz, aus dem Casentino (54), aus Arezzo, vom Lago Tra-
simene, aus Ebba, Ostia, Cunia, Arena, Mileto in Calabrien und
aus Taranto soll das Museum in Florenz besitzen (48). F. Müller
(55. — S. 251) erhielt sie aus Livorno, Camerano aus Rom. Auf
Sicilien kommt sie bei Palermo, in den niedrig gelegenen Lokali-
täten von Madonie (56), bei Messina, in Catania, wo sie nach Do-
derlein (57.-263) in den Seen von Catania sehr verbreitet sein
soll, in den Nebroden, in Siracusa, Modica, von wo die Form
Lessonai bekannt ist, sowie in einigen Gewässern in den südli-
chen Provinzen. Auf Corsica muss die typische Esculenta, nach
der grossen Anzahl zu urtheilen, welche allwöchentlii h von dort
auf den Markt nach Nizza wandert, sehr gemein sein, namentlich
um Bastia herum und in den sumpfigen Niederungen an den Ostkü-
sten der Insel; im Gebirge dagegen scheint sie zu fehlen. Aus
Ajaccio sind Exemplare im Basler Museum aufbewahrt (F. Müller)
und nach Sardinien soll sie durch Vermute] ung des Menschen ge-
langt sein (58;.
Von Italien erstreckt sich ihr Verbreitungsbezirk nach Oester-
reich und Deutschland, wo sie gleichfalls nicht blos ziemlich übe-
rall einheimisch ist, sondern meist auch in grösserer Zahl an-
getroffen wird. So ist sie in Dalmatien, speciell bei Spalato (Ro-
lombatovic, 59) häufig, findet sich nach Schreiber (197.— S. 117)
in Kroatien, wo eine besondere Farbenvarietät einheimisch sein
soll, und ist nach Freyer (60), Latzel (61.— S. 43), v. Gallen-
stein (62) und Kohlmayer (63.— S. 64) in der Krain und Kam-
— 62 —
im zu Hause. Ferner soll sie in Slavonien und zwar nach Stein*
Öachner (64) bei Kupinova und Morowiseh („var. Ridibunda")
vorkommen. Weiter nordwärts nach Ungarn soll sie die nämliche
Form laut Jan (65) und Boulenger (66) vordringen. In der „Fauna
von Bellye und Därda" von v. Mojsisowics (183:, ferner in der
„Synopsis reptilium et amphibioruin ßohemiae" von Glückselig so-
wie in den Arbeiten über die Fauna Siebenbürgens (67), Mährens
und Schlesiens (68), Galiziens und der Bukowina (69) findet sich
R. esculenta ohne Bezeichnung der Varietät erwähnt, dagegen
für Böhmen wird das Vorkommen der „ridibunda" von Boulen-
ger hervorgehoben; diese Abart dürfte daselbst neben der typischen
Form vorkommen (70. — S. 505). flach Knauer (71) ist letztere
in allen stehenden Gewässern Meder-Oesterreichs sehr häutig. Auch
durch ganz Tirol sibeint, laut Gredler (72), die Verbreitung des
Wasserfrosches eine völlig allgemeine zu sein, d. h. soweit die
Bedingungen seiner anspruchslosen Lebensweise vorhanden sind,
und nur in llochthälern und auf bedeutenden Höhen räumt er sei-
nen Platz dem braunen Frosch ein. Gredler kennt ihn von den
Wiesenbächen des Ober- und Unterinnthaies, wo er zuweilen bei-
nahe aschgraue Grundfarbe besitzt, von den Etschufem und den
dortigen Sümpfen und Abzugsgräben, so namentlich zwischen Meran
und Salurn, vom Ritten, von den Ufern des Boden-, Doblino-,
Loppio- und Garda-See, aus den Teichen auf dem "Nonsberg und
s. w. Ueber das Vorkommender Esculenta im Yorarlbergischen,
wo sie namentlich bei Bregeuz häufig sein soll, berichtet Bru-
hin (73). Aus den Schriften Rathke's (74), Kaluza's (75) und
Schulz's (76) erfahren wir, dass sie durch ganz Schlesien in Sümp-
fen, Teichen und Bächen in mehreren Abänderungen häufig ist und
in Ost- und Westpreussen sowie auch in der Mark Brandenburg zu
den gemeinsten Thieren gehört. Dass in den Spreeseen eine be-
sondere Abart haust, habe ich bereits erwähnt, auch in Mecklen-
burg (77) und im Herzogthum Oldenburg soll sie „im ganzen
Lande häutig sein" (78) und im Fürstenthum Lüneburg (79) so-
wie in Hannover (Boulenger) nicht fehlen. Nach Fr. Bordier ding's
Beobachtungen ist „var. ridibunda" in der Umgebung des Zwi-
schenahner Sees, so im Teiche in Dreibergen, zuhause (12). In
der „Sammlung sächsischer Reptilien" von Heibisch (80) und in
der Schrift „Die Wirbelthiere der Oberlausitz" (81) geschieht ihrer
Erwähnung. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass R. esculenta
im Grossherzogthum Weimar stellenweise, wenn auch nicht gerade
massenhaft, vorkommt. Herr A. Goldfuss konstatierte das Vorkommen
— 63 —
der typischen Form und der „var. ridibunda" im Salzigen See
bei Halle a. S., W. Wolterstorff fand die typica auf den Cröll-
witzer Höhen bei Halle sehr häufig, ebenso bei Neuhaldensleben,
Eisenach am Thür. Wald, seltener am Biederitzer Busch bei Mag-
deburg und bei Osterburg (Tiefeuort, Sonneberg). Demselben Ge-
währsmann zufolge findet sich ridibunda im Saalthal bei Naum-
burg, Ammendorf, Passendorf, Halle, z. B. Ziegelwiese, unter dem
Cröllwitzer Felsen, wo die typica nicht vorkommt, in grosser
Menge und geht auch bei Cröllwitz an den drei Teichen am Vor-
werk in die Höhe. Am Galgenberg und Petersberg, bei Leipzig
und Schkeuditz im Elsterthal soll die „ridibunda" häufig sei (230).
Clessin (82), Schrank (83), Koch, Herrich -Schaff er und Forster (84)
und Jäckel (85) verzeichnen sie für Bayern. Aus Württemberg
erwähnt sie schon G. v. Martens (86), dann später Plieninger (87),
Leydig (88) und Krauss (89). Leydig bemerkt, dass bei Tübingen
wegen Mangels grösserer stehender Gewässer und im oberen Neckar-
thaie, so in Rottweil, das Thier nicht allzu häufig vorkäme und
klein bleibe. Bezüglich seiner Verbreitung in Baden sagt Nusslin (90),
dass es nur in der Ebene und den Vorbergen sich aufhalte. In der
Umgebung Heidelbergs ist die Esculenta nur am Kohlhof sehr
häufig und tritt hier sowie auch bei Mannheim in stattlichen ty-
pischen Individuen auf. Römer-Büchner (91) erwähnt sie für die
Umgebung von Frankfurt a. M. und Kirschbaum (92) fand sie im
Nassauischen häufig. Im Unter-Main- und Lahn-Gebiete soll sie nach
Koch (93) die gemeinste und verbreitetste Art aller Batrachier
sein und in der typischen Form auch ausserhalb dieses Gebietes
in Ebenen und Bergen, in der Form sylvatica aber in schatti-
gen Weihern und Graben der sandigen Wälder im unteren Main-
gebiet, so z. B. in den Grastränkweiher bei Frankfurt, bei Rödel-
heim und in dem Hengster bei Offenbach vorkommen. Im Nahe-
gebiete tritt R. esculenta sowohl in der typischen Form, wie in
der „var. ridibunda" auf; nach Geisenheyuer ist die typica im
unteren Nahethal nicht häufig, kommt dagegen weiter oben mehr,
ja sogar viel vor. Oberhalb Kirn bis etwa St. Wendel wird sie
auf den Wiesen gesammelt und in Menge nach Frankreich ver-
sendet. Ebenso kommt sie, nach der Mittheilung des Herrn Debus,
in der Gegend von Ottweiler massenhaft vor; bei Bliesen, in der
Nähe der Nahe- und Bliesquelle, wird sie sogar zum Zwecke der
Ausfuhr gezüchtet (332). Die Form „ridibunda" kommt bei Kreuz-
nach nicht selten vor, aber, wie Geiseuheyner vermuthet, nur auf
beschränktem Räume, nämlich von Münster a. St. bis nach Bret-
— 64 —
zenheim; sie ist am häufigsten an der Saliner Brücke und in der
Gegend der Oranieninsel und Oranienquelle zu treffen und kommt
besonders viel bei Theodorshall vor (332 — 352). Aus Offenbach
a. M. und aus Schierstein bei Wiesbaden stammen die in meiner
Sammlung als „deutsche Lessonai" bezeichneten Esculenta.
lieber die Verbreitung des Wasserfrosches in der Rhön und im
Mainthale erfahren wir durch Leydig folgendes: „R. esculenta,
„in der Rhön mir nur aus der Umgebung des Thiergartens, in der
„Saale bei Kissingen und dem Bache der Oelmühle bekannt ge-
worden; in Wassern, welche durch Flachsrösten trüb und häss-
„lich geworden waren, dauert das Thier noch aus; durchweg in
„der Rhön von geringer Grösse. In den Gewässern des Mudautha-
„les im OdenAValde bei Amorbach zahlreich und grösser. Im Main-
„thal erreicht besonders in den Altwassern des Schweinfurter Be-
„ckeus diese Froschart einen stattlichen Umfang. Auch die Larve
„gewinnt in sonnig gelegenen, abgegrenzten ruhigen Plätzen, hin und
„wieder eine solche Grösse, dass sie den hierin ausgezeichneten
„Larven von Pelobates nicht nachsteht". „In der Eifel", fügt Ley-
dig hinzu, „an den Maaren vorhanden, doch nicht häufig und
klein" (94). Im eigentlichen Rhongebirge hat Leydig sie nicht auf-
finden können, dagegen aber, wenn auch vereinzelt in der Saale.
Sie ist ferner im Moselgebiete, bei Bonn, bei Linz a. Rh. (95),
bei Ellierfeld (229) und innerhalb des „Regierungsbezirkes Arns-
berg" (96) gefunden worden und ist nach Leydig in Deutschland
sehr allgemein zu Hause, wird jedoch auch da und dort vermisst.
Im Luxemburgischen ist sie nach De la Fontaine (97) allgemein
verbreitet, in Belgien (98) und den Niederlanden (99) ebenfalls. —
Bezüglich Englands scheinen die fleissigen Nachforschungen Bou-
lenger's (100) den Nachweis geliefert zu haben, dass dort zwei
Formen zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Gegenden
eingeführt worden sind. Die eine, welche in Foulmire Fen in Cam-
bridgeshire und in Stow ßedon und zwischen Thetford und Scoul-
ton in Nurfolk lebt, soll nach demselben Gewährsmann der italie-
nischen Varietät Lessonai Cam. mit kräftigerem Fersenhöcker au-
gehören und vermuthlich bereits in älterer Zeit von römischen
Mönchen wohl als Speiseobject aus Italien eingeführt worden sein,
während die andere, die sogenannte typica nämlich, vielleicht
seit nicht so langer Zeit aus Nordfrankreich und Belgien importirt
worden und jetzt in Foulden und Wereham in Norfolk anzutreffen ist.
Diese, übrigens auf mehrere glaubwürdige Mittheilungen gestützte
Annahme ist plausibel, denn heutzutage wird sogar die gemeine
— 65 —
Kröte, wie Heron-Royer behauptet, in grosser Anzahl nach En-
gland aus Frankreich versandt, um dort ausgesetzt, an der Ver-
tilgung der für die Landwirtschaft schädlichen Insekten mitzuwir-
ken. Ueber die Verbreitung von R. esculenta in Grossbritannien
lässt sich zur Zeit nichts Genaues mittheilen, da mau neuerdings
bezweifelt, dass unter den im Volksmunde als „Holländische Nach-
tigallen" bezeichneten Lurche, deren Penuant in seiner „British Zo-
ology" gedenkt auch wirklich die uns hier iuteressirende Art ge-
meint ist, da Buto calamita ebenso gut auf obigen Beinamen
Einspruch erheben könnte. Jedenfalls wird sie von Shaw (101)
als selten bezeichnet und obschon ich nicht gut annehmen kann,
dass sie weit nach Norden Englands und namentlich nach Schott-
land vordringe — in einem mir vorliegenden Verzeichniss von
Kriechthieren Liverpools fehlt sie — , so glaube ich dennoch, dass
der Frosch, den Bell (102. — S. 102) unter dem Namen „ßana
s c o t i c a" beschreibt, nicht zu R. m u t a vel t e m p o r a r i a, wie
es gewöhnlich angenommen wird, sondern eher zu R. esculenta
und zwar zur Lessonai gehören dürfte. Darin theile ich übrigens
die Ansicht Ecker's und Thome"s, denn diese beiden Forscher ha-
ben das Bild Bell's in ihren bekannten Werken reproducirt und
den betreffenden Frosch als Esculenta bezeichnet. Die Bemer-
kung Bell's, dass seine Species weder mit dem braunen Frosch,
dessen Beschreibung gleichfalls von einer gut gelungenen Figur
begleitet ist, noch mit R. esculenta, d. h. mit der typischen
Form, die Bell zu kennen scheint, obschon er sie in seinem Buche
nicht beschreibt, zu verwechseln ist, bestätigt mich in meiner An-
nahme, dass unter R. scotica, die allerdings in manchen Stü-
cken von Esculenta typica verschiedene Lessonai gemeint
ist. Die Iren scheinen sich mit dem Import von Fröschen nicht
abzugeben, denn ich vermisse die Esculenta in den Schriften
über die Kriechthiere Irlands.
In Dänemark (103 — S. 291) und Südschweden (104) dagegen
soll sie einheimisch sein. Dass diese Art in den russischen Ostsee-
provinzen vorkommt (105), unterliegt keinem Zweifel, bereits Fi-
scher erwähnt sie in seinem 1791 in Königsberg publicirten Ver-
suche einer Naturgeschichte von Livland; im Gouvernement Pe-
tersburg ist sie gleichfalls verbreitet (106), im Gouvernement Wo-
logda dagegen scheint sie zu fehlen, wenigstens finde ich sie we-
der in der Mejakow'schen Liste genannt, noch unter den von
Brandt für das nördliche Russland und für den nördlichen Ural
verzeichneten Wirbelthieren aufgeführt, im mittleren Ural aber ist
5
6G
sie beobachtet worden (107). Sabanejew siebt an, dass sie in dem
Jaroslaw'sihen Gouvernement vorkommt (108) und dass sie bei
Mschni-Nowgorod, an den Wolga-Ufern, im Gouvernement Moskau,
in Stara'ia-Russa und in den Gouvernements Woronesch und Tseher-
nigow häufig ist, weiss ich aus eigener Erfahrung. Auch in ganz
Westrassland, Polen inbegriffen, wird sie wohl überall vorkommen;
R. aquatica viridis aus der Umgebung von Kichenew (109),
lt. viridis aus dem Charkow'schen Gouvernement (110). R. rä-
ch in nans, deren Kordgrenze der Verbreitung nach Krynicki (111)
im Gouvernement Kursk liegt und deren Vordringen in südöstli-
cher Richtung, so gegen die Wolga und das Kaspische Meer hin
(112. — S. 159), beobachtet worden ist, ferner R. tigrina aus
Piatigorsk (112. — S. 158) und R. den t ex aus Piatigorsk und
aus dem Wschiwi-See bei Stawropol (111. — S. 65) gehören wohl
alle zu R. esculenta. Eichwald, der bekanntlich R, ridibun-
da Pall. und R gigas Gmel. in die Synonymik von .,R. ca-
chinnans" versetzt, berichtet, dass letztere im Bug bei Winnitza
vorkommt und von da bis nach Nikolaew vordringt und auch am
Dniepr nicht selten ist, im Dniestr aber fehlt. Von einigem Inte-
resse ist ferner die Bemerkung Eichwald's, dass der Wasserfrosch
in diesen Gegenden viel kleiner ist als am Kaspischen Meer um
Astrachan. Er wurde ferner gefunden in Orenburg, Uralsk und am
Fluss Belaia. Ausser R. cachinaans enthält die „Naturhistorische
Skizze von Lithauen, Volhynien und Podolien" (Wilna. 1830) noch
„R. esculenta" und „R. viridis". Dass die Esculenta auf der
Taurischen Halbinsel nicht fehlt, wissen wir aus Pallas'Zoographia
rosso-asiatica; Kessler hat sie aus der Umgebung von Simphero-
pol (113) erhalten. Ueber ihre Verbreitung auf der Balkan-Hal-
binsel liegen mir nur dürftige Angaben vor: v. Möllendorff (114)
fand sie in Bosnien und der Herzegowina, Fiedler (318) in der
Umgebung des Kopai's-Sees und mir ist sie aus Attika, "Nauplia
und von den Inseln Syra, Tinos, Mykonos, Milos und Seriphos be-
kannt. Nach Günther kommt sie auf Cypern und nach Raulin in
Khalepa bei Kanea auf Kreta vor (116). Aus Böttger's „Verzeich-
niss der von Hrn. E. v. Oertzen aus Griechenland und aus Klei-
nasien mitgebrachten Batrachier und Reptilien" ersehen wir, dass
Ridibunda in der Umgebung von Athen, am Ufergebiet des Sees
von Dystos in Siid-Euboea, auf Andros, beim Dorfe Kastelo auf
Rhodos, auf Kos, beim Dorf Marathokampos auf Samos und in
Smyrna gesammelt worden ist. Böttger spricht in dieser Schrift
die Ansicht ans, das Gamerano's Varietät Bedriagai aus Syrien
- 67 —
zu Ridibunda zu stellen sei uud dass die von mir auf den Cy-
kladeii gesammelten Wasserfrösche auch zu Var. Bedriagai ge-
hören. Var. ridibunda Pall. vel fortis Blgr. und Bedriagai Cam.
sind aber, wie ich mich durch den Vergleich von einigen, mir von
Herrn G. A. Boulenger und Prof. L. Camerano gütigst mitgeteilten
Stücken üherzeugen konnte, zwei gründlich verschiedene Thiere,
wenigstens im Sinne derjenigen, welche glauben, dass die uns hier
interessirende Species scharfe Varietäten-Abtrennungen zulässt. Auch
stimmt die Original-Diagnose vou Var. ridibuuda oder der for-
tis Blgr., wie sie seiner Zeit von Böttger verdeutscht und vervoll-
kommnet uns vorgelegt wurde (vergl. Zoolog. Garten, 1885, «N» 8,
S. 237), nicht durchweg mit der Beschreibung der vermeintlichen
kleiuasiatisehen, griechischen und inselgriechischen ridibunda,
die jüngst in dem erwähnten, in den Sitzungsberichten der Berli-
ner Akademie erschienen Verzeichnisse Böttger's veröffentlicht ist,
überein. Wenn Böttger, wie aus seinen Auseinanderlegungen zu
schliessen ist, nur die Länge des Ferseuhöckers bei der Unterschei-
dung der Abarten von R. esculenta in Betracht zieht, und die
Färbung für ihn jetzt von keinem Belang ist, so wäre es folge-
richtiger auch die „Perezi" vel „hispanica" zu ridibunda
zu stellen, was aber, wie ich aus dem 1887 in den nämlichen
Berichten veröffentlichten Verzeichnisse der in Portugal von Hrn.
Simroth gesammelten Kriechthieren ersehe, nicht geschehen ist; es
heisst vielmehr darin, dass die Perezi identisch mit Var. his-
panica Michah. sein dürfte, einer Form, welche früher von dem-
selben Gelehrten mit Var. Latastei vereinigt worden ist. Es
wäre allerdings möglich, dass die uach aussereuropäischen Stücken
beschriebenen Varietäten Latastei und Bedriagai von einer
europäischen Form mit kleinem Fersenhöcker — etwa der hispa-
nica-Perezi — abgeleitet werden können, und dass die Latastei
lediglich eine afrikanische hispanica vorstelle; eine Vereinigung
aber dieser oberseits eher hell als dunkel, vorzugsweise grün ge-
färbten, unterseits gar nicht oder spärlich dunkel gefleckten, auf
den Hinterbeinen mitunter deutlich gelb gemarmelten und mit sehr
kleinem Fersenhöcker uud kurzen Unterschenkeln versehenen Frö-
sche mit dem oben eher dunkel als hell kolorirten, unten
stets und meist deutlich dunkel gefleckten, am Gesäss nie gelb
gemarmelten und mit etwas grösserem Fersenhöcker und langen
Unterschenkeln versehenen sogenannten „Seefrosch" würde wohl
nicht gerade die Varietäten-Abtrennung erleichtern, sondern im
Gegentheil dieselbe fast unmöglich machen, was gewiss nicht im
— 68 —
Sinne und Geschmack der jüngsten Forscher von R. esculenta
sein dürfte. Die aussereuropäischen Latastei und Bedriagai,
von denen ich nur wenige Originalexemplare aus Marokko und
Damaskus besitze, lasse ich hier, da ich zur Zeit nur die euro-
päischen Anuren im Auge habe, unbeachtet.
„In Asien", sagt Böttger (5), „geht R. esculenta von Palä-
stina, Syrien, Cypern und Kleinasien über die Ebenen von Phoe-
„nizien und das Euphratthal bis Armenien, Persien, und Transkau-
„kasien, ja nach Steindachner, Hilgendorf u. a. (in der var. Japo-
„nica Boulenger) bis China und Japan". In Palästiua und Syrien
kennt man sie aus dem Salzthal, vom Todten Meer, vom See von
Galiläa, von Merom (9. — S. 39), aus den Gärten von Saida, vom
See Phiala (Birket es Ram) aus Beyrut (nahe am Flusse), aus
Haifi'a (11. — S. 670. — 117), vom Libanon und endlich aus Da-
maskus, von wo die Originalexemplare der Var. Bedriagai Cam.
stammen (254. — 11). R. esculenta soll ferner am Orontes
bei Antiochia (118. — S. 252) gefunden worden sein; auch bei
Bireadjik am Euphrat in einer der vorher genannten nahestehen-
den Abart (F. Müller), in Albistan (Boulenger), in Smyrna, in
Trapezunt, wo nach De Filippi R. cachinnans häufig sein soll
(119.— S. 357), in Kutais (120. -S. 77), im Rion-Thale, in
Suchum-Kale, in Abchasien, im ganzen Gebiete zwischen den Flüs-
sen Kur und Araxes; in der Umgebung von Etschmiadzin soll sie
bis zu 6.500 Fuss ü. M. anzutreffen sein (121). Ausserdem soll
sie in Lenkoran (ridibunda nach Böttger), in Baku (122. —
S. 74) sowie auch in Armenien „ungemein verbreitet sein" (Bött-
ger). ßlanford fand sie bei Rescht in Gilan, bei Schiraz in Far-
sistan und in Basra am Schatt el Arab und theilt mit, dass sie
im Hochgebirge Persiens gemein ist (123. — S. 432). Nach Eich-
wald (125) kommen „R. cachinnans" und „R. esculenta"
bei Mesched in Chorasan vor und an den Mündungen des Gürgän
in Nordost-Persien traf Nikolski die Esculenta in geringer An-
zahl (124). Konstatiert wurde ferner die Art am Ostufer des Kaspi,
in Kisil-Arwat, am Flusse Emla, in Nukus, Tschinas und Chod-
schent. Aus Sibirien, wo sie sicherlich nicht fehlt, ist sie noch
nicht angegeben gewesen, wohl aber aus der Provinz Ordos und
vom mittleren Chuan-che (Hwang-ho) (126, 127, 128), von der
Insel Tschusan, aus Ningpo, Schanghai, Tschifu (Boulenger) und
Pekin (Lataste, 129) sowie auch aus T< kio und Iokohama (Ca-
merano, 130). Die in China und Japan einheimische sogenannte
var. japonica ist von unseren europäischen Formen so sehr
— 69 -
verschieden, dass es nicht verwunderlich ist, wenn sie als beson-
dere Species gegolten hat.
Obschon wir mangelhaft über die Verbreitung von R. escu-
lenta unterrichtet sind und namentlich deren Polargrenze noch
nicht genau keimen, so können wir dessenungeachtet wohl anneh-
men, dass die Nordgrenze ihrer Verbreitung hinter derjenigen von
den braunen Grasfröschen zurückbleibt. In der Schweiz steigt sie
nach Fatio selten über 1100 M. Meereshöhe hinauf und im Ge-
birgsstoch des Montblanc, wie Veuance Payot versichert, soll sie
in den Höhen von 800 M. gefunden worden sein; in den höheren
Regionen räumt diese Art ihren Platz dem braunen Grasfrosch
ein. In Armenien findet sie sich, laut Kessler, in einer Höhe von
6.500 Fuss ü. M.
2. RANA MUTA, LAUR. 1768 ')•
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fasc. I, p. 113. Jena. 17 99. Daudin, Hist. nat. Rain. Gren. et Cra-
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d. Amphibien, S. 203. Glückselig, Synops. rept. et amphibior. Bo-
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Nürnberg. 1832. Latreille, Hist. nat. Salamandres de France. Paris.
1800. Fiteinger, Neue Classiflcat. d. Rept. p. (it. Wien. 1826 Bell.
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— 70 —
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Kote sur une nouvelle forme de Grenouille rousse. R. fusca Ho nno-
rat i, in Bull. Acad. Roy. d<i- Belgique. 2 serie, t. II, N? 2, pl. I et
II. 1881; Bull. Soc. Zool. de France XI, p. 681. - R. cruenta Mid-
dendorff, Sibirische Reise, II Bd. 2 Th. S. 249. Taf. XXVI. Pallas,
Zoografia rösso-äsiatica, III, p. 13. St. Petersburg. 1831. — R. alpina
Risso. Hist. nat. prineip. prodiict. de TEurope meridionale, III, p. 93.
Paris. 1626. — R. platyrrhinus Steenstrup, Ueb. d. Lebensweise u.
üb. d. syst. Stellung einiger Amphibien Dänemarks, in Amtl. Ber. üb.
d. 24. Versamml. Deutsch. Naturforsch, u. Aerzte in Kiel, S. 131. 1846.
/-. Sielxäd, in Arch. f. Naturgesch. 1852. Bd. I, S. 14. Kessler,
Ueb. unsere Frösche, in Kiew. Universitäts-Nachricht. N° 7, p. 87.
Kiew 1862 (russisch!). Collin, Danmarks Fröcr og Tudser, in Natur-
hislorisk Tidsskrifl 3. R. VI Bd., p. 299. Steenstrup, Bidrag lil
Besteinmelsen af de nordiske Arter af Rana og Bufo. Vidensk. Medd.
fra den naturhist. Forening i Kjöbenhavn 1869, A:j.Vj 1—5, 14 — 15. —
R. flavivent ris Millct, Faune de Maine-et-Loire, t. II, p. 663.
Angers. 1829. — R. Dybowskii Günther, in Ann. Mag. Nat. Hist.
187(1, XVII, p. 387.— Der Gras- oder braune Froscl \ Beckstein,
— 71 —
1><! la CepeüVs Naturge.-:ch d. Amphibien, II. S. 359 u. 545. Weimar.
1800. — Common Frog Pennant, British Zoology, III, p. 9. London.
1831. Shaw, General Zoology, III, p. 97. London, 18. '2.
Aeusserer Habitus.
Der Körper ist in der Regel kräftig, eher plump als schlank
und gerundet, der Rumpf in der Mitte ziemlich stark bauchig er-
weitert, hoch und im hinteren Theile des Rückens durch die stark
vorspringenden oberen Enden des Beckens höckerartig aufgetrieben.
Der Kopf ist breit, breiter als laug, gerundet, oben flach, mit
schief nach aussen und unten abfallenden Seiten, wenig über den
Unterkiefer hervorragender kurzer, gewöhnlich in stumpfem, selte-
ner in ziemlich spitzein Bogen gerundeter Schnauze ') und ge-
wölbtem Schnauzenende. Die Frenalgegend ist ziemlich hoch, der
breite Inlerpalpebralraum ist stets kleiner als der Durchmesser des
Auges und in seltenen Fällen auch kleiner als die Breite des Li-
des, ge wohnlich sind Stirn und Lid von gleicher Breite. Die massig
grossen, auf der Schnauzenkante, in der Regel näher dem Auge
als der Schnauzenspitze gelegenen Nasenlöcher sind meistens von
einander etwa ebenso weit entfernt wie von den Augen oder vom
Oberkieferrand; bei jungen Individuen, seltener auch bei den Alten
gleicht ihr Abstand von einander der Stirnbreite. Das Auge ist
gross. Das ziemlich kreisförmige, näher dem Mundwinkel als dem
Auge gelegene Trommelfell ist gross und sehr deutlich, im Durch-
messer gleich '/, oder 2/3 des Augendurchmessers; die Entfernung
des Trommelfells vom Auge beträgt etwas weniger als der Durch-
messer des Trommelfells oder ist ebenso gross als letzteres. Die
Pupille ist ei.i Queroval, dessen unterer Rand in der Mitte einen
winklig gebrochenen Verlauf zeigt. Die Zunge ist gross, nach vom
zu verschmälert, am ihrem hinteren Theile tief ausgebuchtet und
zweihörnig. Die ziemlich langen, gebogenen und mit zwei Spitzen
versehenen Gaumenzähne *) bilden zwei schmale, von einander
durch einen bald grösseren, bald kleineren Zwischenraum getrennte,
ungefähr vom hinteren inneren Theile der Choanen ausgehende
und nach hinten unter ziemlich spitzem Winkel konvergirende Rei-
hen. Das Männchen ist mit zwei inneren Stimmsäcken versehen,
') Vergl. die Kopfansicht von Var. acutirostris Fatio, in Camerano's Mo-
nografia degli Anlibi anuri italiani, Holzschnitt 25.
•-) Vergl. Taf. III, Fig. 22 und Taf. IV, Fig. 40, in Leydig's, Die anuren Ba-
frachier d. deutsch. Fauna.
- 72 —
die nur im luftgefüllten Zustande hinter dem Winkel der Unter-
kiunlade hervorzutreten pflegen und bei brünstigen Individuen am
meisten entwickelt erscheinen. Die Oeffnungen zu den Stiuimsäckei)
liegen nahe am Mundwinkel, zwischen der Unterkinnlade und dem
vorderen Hörn des Zungenbeines und sind in der Regel nur bei
lebenden oder erst kürzlich getödteten Stücken deutlich sichtbar;
an Spirituspräparaten ist es leichter sich über die Anwesenheit
und Lage dieser Organe durch das Abtragen der äusseren Haut,
welche diese Aussackungen der Mundhöhle überdeckt zu verge-
wissern.
Nur ausnahmsweise, so bei der mir unbekannten Var. longi-
pes F. Müller (Verhandl. naturforsch. Ges. Basel, Yil Th. 3 Heft,
S. 670) ist die vordere Extremität genau so lang wie die Tibia;
auch soll bei Var. longipes der erste Finger „beträchtlich län-
ger" sein als der zweite, wogegen sonst der Längenuutersehied zwi-
schen dem ersten kürzeren und dem zweiten längeren Finger sehr
gering zu sein pflegt; der dritte und längste Finger ist ungefähr
um zwei Phalangen länger als der zweite und um anderthalb Fin-
geglieder länger als der 4. Finger. Von den drei Ballen, welche
sich auf der Volarseite der Handwurzel erheben, ist der Daumen-
ballen der grösste; der nach aussen liegende, bedeutend schmälere
Ballen entspricht dem vierten Finger, während der dazwischen sich
befindende Ballen den ossa metacarpi des 2. und 3. Fingers aufliegt.
Die Hinterbeine sind verhaltnissmässig kurz, nach vorn gestreckt
und an den Körper angelegt, mit dem Tibiotarsalgelenk die Schnau-
zenspitze nicht oder kaum erreichend; in vielen Fällen reicht das
untere Gelenk des Unterschenkels bloss bis zum Auge hin oder
sogar nur bis zum Paukenfell, die Tibia ist ein klein wenig länger
als die Vorderextremität; die Fusswurzel, bis zum Ende des Fer-
senhöckers gemessen, ist etwas länger als die Hälfte der Tibia und
namentlich beim Weibchen länger als die grösste Kopfbreite. Der
Fersenhöcker ist schwach entwickelt, er ist weich und hat die Form
eines länglich runden, stumpfen Wulstes (Fig. 23, in Leydig's,
Die anuren Batrachier), der höchstens die halbe Länge des lnnen-
zehe, vom Fersenhöcker an gemessen, erreicht oder dem Durch-
messer des Trommelfells gleicht; in vielen Fällen ist jedoch der
Durchmesser des Trommelfells grösser als der Fersenhöcker. Der
äussere Metatarsalhöcker ist selten vorhanden und auch dann nur
schwach ausgeprägt. Die Zehen und die Finger sind ziemlich kräf-
tig und dick, sie enden nicht so spitz wie bei R. agilis oder
R. arvalis:, die Gelenkhöcker sind bald grösser und stärker vor-
— 73 —
tretend, bald kleiner und schwächer. Die Schwimmhäute sind na-
mentlich bei den brünstigen Thieren wohl entwickelt und werden
mit Recht als „fast vollkommen" bezeichnet. Beim brünstigen Männ-
chen zeigen sie eine nur äusserst schwach angedeutete Ausrandung,
umsäumen die 5. Zehe bis beinahe zur Spitze, erstrecken sich über
die Wurzel des vorletzten Gliedes an der 1., 2. und 3. Zehe und
gehen bis über die Wurzel des vorletzten Gliedes an der 4. Zehe;
beim brünstigen Weibchen sind die Schwimmhäute etwas kürzer,
denn sie erreichen blos die Wurzel des letzten Gliedes an den vier
kürzeren Zehen und die Wurzel des vorletzten Gliedes an der läng-
sten Zehe. Bei den am Lande lebenden Exemplaren sind die
Schwimmhäute rückgebildet; sie zeigen eine tiefe Ausrandung und
lassen die letzte und bisweilen auch die Hälfte der vorletzten Pha-
lanx an der 1. und 3. Zehe, die letzte Phalanx au der 2. und 5.
Zehe und zwei Phalangen an der längsten Zehe frei. Nur bei der
im Nordwesten Spaniens lebenden Form „p a r v i p a 1 m a t a" sind die
Scwimmhäute massig entwickelt und gehen Ms zur Wurzel des
vorletzten Gliedes an der 1. und 5. Zehe, bis zur Wurzel des 2.
Gliedes an der längsten Zehe und erstreken sich über die Wur-
zel des 1. Gliedes an der 2. und 3. Zehe (vergl. die Ilolzstiche
in: Seoane, On two Forms of Rana from N. W. Sp;iin. The Zoo-
logist, 1885). Die Zehen- und Fingerspitzen sind bei dieser Form
mehr zugespitzt als bei der typischen.
Maasse in mm. Galicien (Spanien). Wiesbaden. Faido.
9 (pnrvipalmata). j <?
Totallänge 48.5 73. 90.
Kopflänge 14.5 21. 25.
Kopfbreite 16. 23.5 29.
Kopfböhe 7. 9.5 12.5
Kopfumfang 4L 71.5 79.5
Interpalpebralraum 3. 5. circa 6.
Augendurchmesser 5.5 7. 8.5
Durchmesser des Trommelfells 2.5 4.5 circa 6.
Entfernung d. Schuauzeuspitze vom Auge. 6.5 8. 9.
„ d. Trommelfells vom Auge .. 1.5 2. circa 3.
„ „ „ von d. Mund-
spalte circa 1.5 1. 2.
Rumpflänge 34. 52. 65.
Vorderbein 27.5 41. 48.
Hinterbein 79. 103. 130.
Unterschenkel 26. 36. 42.5
Fersenhöcker 2.5 3. circa 4.
Innenzehe vom Fersenhöcker an gemessen. 5-5 8. 9.5
Die Grösse des erwachsenen Threres beträgt bisweilen 100 bis
110 mm.; die jungen Grasfrösche messen nach ihrer Verwandlung
10 bis 15 mm., von der Schnauzenspitze bis zum After gemessen.
— 74 —
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Wenige Frösche dürfte es geben, die in ihrer Färbung so ab-
weichen wie R. fusca; jedoch lässt sich immerhin als Regel auf-
stellen, dass die Grundfabre des Männchens eher in dunklen, die
des Weibchens vorzugsweise in lichten Farbentonen schattirt, bei
letzterem also vor allem hellbraune, dann roth-, gelblich- und grau-
braune, bei ersterem eher dunkelbraune Farben vorherrschen. Dies
schliesst jedoch nicht aus, dass einerseits schwärzliche Weibchen
und andrerseits rosa Männchen vorkommen können. Aber nicht
allein die Färbung des Grasfrosches, sondern auch seine Zeich-
nung ist so ausserordentlich veränderlich, dass eine eingehende
Beschreibung aller Zeichnungsformen kaum thunlich erscheint. Kon-
stant sind nur die grossen, bald hell-, bald dunkelbraunen, fast
scwärzlichen, nach hinten spitz dreieckig ausgezogenen, oben mei-
stens mit einem zackig ausgebuchteten Rande versehenen Ohrflecke
zwischen Auge und Schulter, ferner die gleichfalls durch ihre dun-
kle Farbe vom Untergrund sich abhebenden und gewöhnlich, wenn
auch bisweilen äusserst schwach oben hei! umsäumten Frenalstrei-
fen, sowie auch diejenigen Streifen, welche sich auf der Vorder-
flache des Oberarmes befinden. Desgleichen erscheinen wohl bei
allen Zeichnungsvarietäten die Hinterbeine oberseits dunkel quer
gebändert, oder auch nur — mitunter sogar ziemlich undeutlich — ge-
fleckt. Die dunklen Querbarren am Vorderbein und die gleichfalls
dunklen, bisweilen durch ihre hellen Säume scharf von der Um-
gebung abgegrenzten Bänder oder Streifen, welche der Hinterfläche
des Vorderbeines bis zur Spitze des äusseren Fingers entlang und
längs der Vorderfläche des Oberschenkels, der Aussenfläche des
Unterschenkels und an der Unterseite der Fusswurzel, der Sohle
und der fünften Zehe sich hinziehen, können entweder deutlich
zutage treten, oder in einzelne Flecken aufgelöst erscheinen und
zum Theil, so am Oberarm und am Oberschenkel, verschwinden,
während das Knie, die Fusswurzel, die Sohle, sowie auch der Un-
terschenkel stets wenigstens Spuren dieser Streifung tragen. Recht
beständig erweisen sich ferner die zwei im Nacken divergirend
nach hinten gerichteten dunklen, mitunter verloschenen Striche,
die etwa einem an der Spitze geöffneten Dach ähulich sehen, oder
ungefähr die Figur eines umgekehrten breiten V bilden; endlich
linden sich bei den meisten Grasfröschen die dunklen Seitenstreifen
an der Oberkinnlade öfters nur spurweise angedeutet und die hei-
75
len, diese Streifen von den Ohrflecken absondernden und nach
vorn zu in das hellfarbige Mittelfeld der Zügelgegend übergehen-
den Streifen wieder, sowie auch zwei an den oberen Augenlidern
nach innen in der Mitte sich zeigende Flecken, welche häufig am
Scheitel zusammenfliessen und eineu Querstrich bilden. Die Rumpf-
oberseite ist selten einfarbig und wohl nur bei denjenigen, deren
braunes Kolorit eine starke Neigung ins Rostfarbene oder Röthtt-
che zeigt; in den meisten Fällen ist sie mit dunklen Makeln be-
setzt, die klein sind und die Grösse der Warzen und kurzen wul-
startigen Erhabenheiten nicht tiberschreiten, oder aber ziemlich
gross und entweder reihenweise, etwa in zwei bis vier Längsserien,
oder unregelmässig vertheilt erscheinen. Diese Zeichnung kann bald
nur in Form eines dunklen Schattens oder Nebels, bald scharf aus-
geprägt auftreten, aus zwei dunklen Tinten und aus dicht an einan-
der gerückten und zum Theil zusammenfliessenden schrift- und schnör-
kelartigen Figuren bestehen und den Untergrund zurückdrängen.
Dergleichen intensiv dunkelschekige Exemplare, deren Drüsenwül-
ste sogar vom dunklen Netzwerk grösstenteils überzogen erschei-
nen, siuü wohl ebenso selten wie diejenigen, deren grob dunkel
gefleckte Rückenmitte von einem Kranz tief brauner oder schwar-
zer grosser, vorzugsweise runder und isolirter Flecken umgeben
erscheint. Am häufigsten bilden die Fle ken mehr oder weniger
regelmässige Reihen; es lassen si h meistens zwei Längsreihen der
Rückenzone entlang und zwei andere am Rande der durch ihre
etwas hellere Färbung vom Untergrund abstechenden drüsigen Wül-
ste sich befindende Reihen dieser scharf ausgeprägten, mitunter
aus zwei dunkelbraunen Tinten bestehenden Makeln oder Nebel-
flecken erkennen. Diese Flecken können rund, hufeisenförmig,
schnörkelartig oder länglich erscheinen und ein helles Mittelfeld,
das gewöhnlich auf das Vorhandensein eines Pustels oder einer
wulstartigen Erhabenheit deutet, einschliessen; ob diese Flecken
auf der Rückenzone der Länge nach zusammenfliessen und ähnlich
den meist kleinen, auf den Drüsenwülsten und vorzugsweise ihrem
Aussenrande entlang angeordneten Flecken und Strichen, Streifen
und Binden bilden können, lasse ich dahingestellt, da mir derart
dunkel gestreifte Individuen nicht vorliegen. Hell gestreifte Stücke,
deren auch Leydig in seinem Anurenwerke gedenkt, sind mir hin-
gegen bekannt und sehen insofern den Feldfröschen etwas ähnlieh,
als bei ihnen ein helles Längsband hinter der Schnauze oder im
Nacken beginnend, der Rückenmitte entlang bis in die Nähe des
Afters verläuft und in der Regel jederseits von einer dunkel ge-
— 76 —
fleckten und nach aussen hin vom helleren seitlichen Drüsenwulst
umsäumten Zone begrenzt wird. Die Kopfoberseite ist je nach dem,
ob die Thiere mehr oder weniger intensiv geileckt sind, mit einer
stärker oder schwächer ausgeprägten dunklen Zeichnung versehen,
schwach punktirt oder auch fast einfarbig; mitunter ist sie mit
ganz hellen runden Flecken besetzt, ebenso die Rumpfoberseite.
Die Rumpfseiten tragen wohl fast ausnahmslos Nebelflecken oder
dunkle Flecken, schrift- und schnörkelartige Figuren; mitunter sind
sie sehr zahlreich und bilden eine unregelmässige Marmorzeichnung.
Gegen den Bauch zu hellen sich die Rumpfseiten bedeutend auf,
so, dass der Uebergang in das Weiss, Schmutzig, Gelblich- oder
Röthlichweiss des Bauches allmählich und unkenntlich von statten
geht. Die ganze Unterseite ist, mit Ausnahme der Schenkeln, die
einfarbig weisslich, gelblich, rosa oder roth überflogen sein kön-
nen, mit grauen, bräunlichen oder ins Röthliche übergehenden
Nebel-, Puder-, sowie auch ziemlich deutlich abgegrenzten, rund-
lichen grösseren Flecken, bald mehr, bald weniger besetzt oder
gemarmelt, mitunter, wie es namentlich an der Kehle und an den
Bauchseiten öfters der Fall zu sein pflegt, in so hervorragender
Weise, dass der Untergrund vollständig zurücktritt. Diese Fleckung
kann übrigens, so bei der spanischen p ar vipalmata, deren
Rückenzone uud Kopfoberfläche bisweilen ganz einfarbig und deren
Scheukeloberseite mitunter spärlich dunkel gefleckt erscheint, nur
an der Kehle auftreten. Dass die rothbrauae Farbe die Kehle und
den Bauch des Weibchens überziehen kaun, erfahren wir durch
Leydig (op. cit., S. 119) und „da sich dieses Rothbraun", sagt
Leydig, „auch über die Unterfläche der Gliedmassen in grösserer
„oder geringerer Ausdehnung erstrecken kann und in der Laichzeit
„in hohem Grade sich steigert, so erscheinen die Thiere alsdann
„wahrhaft geschmückt". Rothe Flecken und rothgefärbte Warzen
kommen, namentlich bei den auch sonst durch ihr röthliches Ko-
lorit ausgezeichneten alpinen und russischen R. muta (R. cruenta
Pallas, Middendorff) nicht nur an der Rumpfunterseite, sondern
auch an der Vorderfläche des Vorderbeines, insbesondere aber an
der Wurzel der Vorderextremität, hinten am Ohrfleck, sowie an
den Drüsenwülsten vor und vermischen sich mit den gelblichen
Warzen, welche sich von den dunkel gemarmelten, oder nur mit
undeutlichen Nebelflecken versehenen Hinterbacken abheben; das
Roth kann endlich sich auch über die Oberseite der Fusswurzel
und des Fusses erstrecken, während die Fussunterseite mehr oder
weniger dunkel gefärbt oder gefleckt erscheint. Verschiedene Affekte
— 77 —
uud äussere Eiuflüsse erzeugen beim Grasfrosch kurz oder ziem-
lich lange währende Farbenveränderungen und erschweren sehr
dessen Beschreibung. „Das Thier im Wasser während der Laich-
zeit ist dunkel", sagt Leydig '), „die Männchen mehr als die Weib-
chen; später heim Landleben hellt sich die Farbe sehr auf, fällt
„aber bei gewissen Umständen schnell wieder in's Dunkle zurück.
„So z. B. fing ich auf Berghalden der Tübinger Gegend au echten
„Sommertagen (bei -+- 20° R. und Ostluft) Exemplare, deren Grund-
farbe auf dem Rücken ein auffallend lichtes Grau oder Gelb war.
„Bis auf den dunklen Ohrfleck und den Spuren von Querbinden
„der Hinterbeine erschien fast alles dunkle Pigment zurückgetreten.
„Ueber Nacht im Käfig gehalten, waren sie am anderen Morgen
„ganz dunkel geworden. Dieselbe Erscheinung hatte ich mir bereits
„vor vielen Jahren von Thieren, welche ich bei Sonthofen (Allgäu)
„sammelte, angemerkt. Hingegen bei rauhem Nord-Ost trifft man
„die Rana pla tyrrhinus im Felde oder an Waldrändern von
„ganz dunkler Hautfarbe. Dabei kann es vorkommen, dass ältere
„Thiere, welchen man an einer geschützten mittägigen Lage be-
gegnet, ein helles ledergelbes Aussehen darbieten. Sucht man die
„gleichen Plätze an durchaus kühlen Tagen ab, so war selbst bei
„den, wie ich mir denke wetterfesten, alten Thieren die Farbe ins
„Dunkle umgesetzt". In einer Anmerkung fügt derselbe Gewährsmann
dem hinzu: „Ganz schwärzliche Thiere von Rana p 1 a t y r r h i n u s,
„zur Winterzeit für die Abhaltung mikroskopischer Untersuchungen
„aus dem ungeheizten Raum in das geheizte Zimmer gebracht,
„werden innerhalb zweier Stuuden zu ganz hellgelblichen". Zur
Brunst- und Laichzeit überzieht ein bläulicher Schimmer den Körper
des Männchens und das Thier kann zu dieser Zeit im Wasser ge-
radezu himmelblau erscheinen *); namentlich schmückt das Blau
oder Violett die Kehle desselben; ausserhalb des Wassers büsst das
brünslige Männehen fast völlig diese Zierde ein und erscheint mehr
taubengrau. Da einige Forscher von grünen Grasfröschen sprechen,
so lässt sich vermuthen, dass es sich lediglich vielleicht um wäh-
rend der Laichzeit übergrünte männliche Individuen handelt, jeden-
falls sind mir grünliche R. muta unbekannt, hingegen aber braune
mit einem Stich ins Grüne oder Oliveufarbene. Bei den brünstigen
innchen kommt vorzugweise Gelb und Rosaroth zum Vorschein.»
') Ueber d. allg. Bedeckungen d. Amphibien, in Arch. f. mikroskoD. Anatomie,
Bd. XII
a) B. Haller, in Zoolog. Anzeiger, 1885, S. 611. Vergl. auch S. 754.
— 78 —
Die Hinterbacken, die Innenfläche des Unterschenkels, die Brust-
seiten und der Bauch, namentlich nach hinten zu, erscheinen gelb
gefärbt; auch vor der Insertionsstelle der Vorder- und Hinterbeine,
sowie in der Achselgrube tritt Gelb auf. Rosarothe Marmorzeich-
nung kommt an den Brustseiten, am Bauch, auf der Fusswurzel,
am Ober- und Unterschenkel und an den Halsseiten zum Vorschein,
während die Schwimmhäute roth geädert erscheinen können.
Die jungen Thiere scheinen insofern von den Alten unterschie-
den, als sie oberseits wohl nie stark gefleckt und unterseits mit
verloschenen grauen Fleckenzeichnungen versehen, oder aber gleich-
farbig erscheinen.
Die goldgelbe Iris ist durch einen dunklen Strich in zwei Hälf-
ten zerlegt; in ihrer unteren Hälfte erscheint sie mitunter stark
schwarzbraun oder schwarz pigmentirt; in der oberen dagegen, so-
wie auch am Rande der Pupille tritt das Goldgelb deutlicher hervor.
R. muta tritt nach den Angaben der Autoren in mehreren For-
men auf, es sind dies: 1) obtusirortris Fatio (Faune des Ver-
tebre's de la Suisse, vol. III, p. 321), eine stumpfschnäuzige, allge-
mein verbreitete Form, welche allem Anscheine nach mit „Var.
maximus Koch" (Formen u. Wandlungen d. ecaudat. Batrach.
d. Unter-Main- u. Lahn-Gebietes. Frankfurt a. M. 1872) identisch
ist; 2) acutirostris Fatio, eine Form, welche die eher spitze
als stumpfe Schnauze des jungen Grasfrosches beibehalten hat und
wohl mit „Var. cinereus Koch", die nach der Aussage Koch's
eine Hybriden-Charakter trägt, gleich zu stellen ist; 3) Var. „ver-
rucosus Koch", welche mir nichts anderes zu sein scheint als
obtusirostris in krankhaftem Zustande; 4) „Var. montanus
Koch" soll nur eine kleinere Gebirgsform sein; 5) parvipal-
mata Seoane, als Subspecies aufgeführt, kennzeichnet sich durch
für R. muta auffallend kurze Schwimmhäute, sowie auch durch
den etwas schmäleren InterpalpebraJraum und die Lage der Na-
senlöcher; 6) „Var. longipes F. Müller", „eine besonders lang-
beinige Form der muta acutirostris", deren Tibia genau so
lang ist wie die vordere Extremität. — „Var. typus Koch" lasse
ich unberücksichtigt, da Koch dieselbe bald zu den stumpfschnäuzi-
gen, bald zu den spitzschnäuzigen Grasfröschen stellt. Var. gra-
cilis von demselben, eine schlanke Form mit stumpfer Schnauze
und starkem Höcker wird von einigen für R. agilis gehalten.
„Honnorati Heron-Royer", eine Gebirgsform mit schlankem-Kör-
per, kurzem, sehr wenig zugespitztem Kopf, langen Beinen und
— 79 —
stärker vortretenden seitliehen Drüsenvvülsten *) dürfte mit „Var.
longipes" identisch sein.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Die Verschiedenheiten der Geschlechter sind von mehreren Auto-
ren, namentlich von Fatio und von Leydig aufgeführt worden. Der
Unterschied des Männchens zur Begattungszeit besteht zunächst da-
rin, dass es eine stark entwickelte und in vier Theilstücke durch
ziemlich tiefe Furchen und Einschnitte am Iunenrande zerlegte
Schwiele besitzt, welche dem Daumenballen, dem os metacarpi und
den zwei Phalangen entspricht; sie erstreckt sich über den Ballen,
den Iunenrand sowie auch über die Oberseite des Daumens und
fällt, wenn der Begattungstrieb seinen Höhepunkt erreicht hat,
durch ihre schwarzbraune Färbuug, ihr sammtenes Aussehen und
schliesslich durch starke Rauhigkeit auf; die Papillen nämlich sind
hoch und dick und fühlen sich borstig an. Ferner zeigen sich in
der Paarungszeit Verschiedenheiten zwischen Männchen und Weib-
chen in Betreff ihrer Färbung und der Beschaffenheit der Haut:
das Männchen schmückt ein blauer Schimmer, seine Kehle wird
mit bläulichem oder veilchenblauem Anfluge versehen und seiue
Haut wird völlig glatt; dem Weibchen mangelt dieser Hochzeits-
schleier, es zeigt keine Spur von Schwielenbildungen, zeichnet sich
aber durch den Besitz von mitunter zahlreichen kleinen weissen
Pusteln oder Höckerchen auf dem Hinterrücken, den Lenden- und
Aftergegend, ferner an den Rumpfseiteu, sowie auf der Oberseite
der Schenkel aus. Ein weiterer, sehr bemerkenswerter Unter-
schied— unabhängig von der Begattuugszeit — zwischen den Geschlech-
tern liegt darin, dass dem Männchen zwei innere Stimmsäcke zu-
kommen. Endlich muss hinzugefügt werden, dass beim letzteren der
Kopf etwas schmäler, der Vorderarm dicker, fleischiger und we-
niger gelenkig ist, namentlich zur Brunstzeit, dass der Daumen
dicker und dass die Schwimmhäute etwas derbhäutiger und aus-
gedehnter sind als beim Weibchen. Dies sind die hauptsächlichsten
Geschlechtsunterschiede, die volkomnien genügen, um sich über
das Geschlecht der R. muta zu orientiren.
') Note sur une nouvelle forme de »renouille rousse etc. in Hüll. Acad. roy.
de Belgiquo, 1881, t. I, £ 2. PI I, II.
— 80 —
Larve.
Bei den mir augeublicklich vorliegenden lebenden zweibeinigen
Larven aus Faido ist die Färbung der Oberseite überwiegend braun
mit einer grauen Puderung am Rücken; die Rumpfseiten nach oben
zu sind gleichfalls braun mit dunkelbraunen und schwarzen Flecken.
Bauch stahlgrau oder schwarz mit zahlreichen glänzenden, blass-
gelbeu, kleinen, isolirten, stellenweise silberglänzenden Flecken re-
gellos bedeckt; Kehle hell; Schwanz vorn braun, nach rückwärts
zu bräunlichgelb mit dunklen und goldglänzenden Flecken besetzt;
ähnliche Flecken sind aurh am Schwanzsaume, so namentlich auf
der dorsalen Seite vorhanden. Die Iris ist oben und unten auf
goldgelbem Fond stark mit Schwarz durchsetzt. Die Umgebungen der
Nasenöffnung ist dunkel. Kurz nachdem die Vorderextremitäten zum
Vorschein getreten sind, nimmt das Braun der Oberseite den dem
Frosche zukommenden Ton an, es zeigt sich zwischen den Augen
eine dunkle Zeichnung und dahinter, in der Rückenmitte tritt ein
U-förmiger Fleck auf. Der Kopf ist entweder kurz, nach vorn
schnell und ziemlich stark dreieckig zugespitzt, oder aber er geht
nach vorn allmählich in die etwas längere, breit verrundete Schnau-
ze über; im erstereu Fall ist die Körperoberseite flach gewölbt
und der Rumpf nach rückwärts zu stark bauchig erweitert, im
letzteren dagegen tritt die Wölbung oberseits etwas stärker auf,
während der Rumpf weniger bauchig aufgetrieben erscheint. Die
kleinen Augen sind oben gelegen; ihr Abstand von einander auf
dem Scheitel ist nur wenig grösser als der Raum zwischen den
"Nasenlöchern. Die Entfernung der nach vorn gerichteten kleinen
Nasenlöcher vom Lippenrande ist merklich kleiner als ihr Abstand
vom Auge und etwas kleiner als die Distanz des einen Nasenlo-
ches vom anderen. Der Mund ist etwas kleiner als der Interocu-
larraum und etwas grösser als die Entfernung der Nasenlöcher
von einander. Am unteren Lippenrand und an den Mundwinkeln
sitzen dicht aneinander gereihte winzige Papillen, während der
obere Rand der Lippe bezahnt erscheint. An der Innenfläche der
Oberlippe linker- und rechterseits vom Kiefer sitzen je zwei bis drei
kurze Zahureihen, an der Innenfläche der Unterlippe sind zwei
oder drei ununterbrochene und nach innen zu noch eine vierte in
zwei laterale Stücke zerlegte Zahnserie zu sehen '). Die Entfer-
*) Die kleinen Ziihnchen haben einen trichterförmig auslaufenden Körper und
einen massig langen gewöhnlich mit 12 Zacken versehenen Kopf; zwei übereinan-
der sitzende Ersatzzahnchen wachsen mit ihren sägeförmig ausgezackten Köpfen
in die Höhle des Endzahnes hinein.
- 81 -
ouDg der linkerseits am Rumpfe gelegenen Atheinröhre vom Mund-
winkel ist etwas grösser als ihre Entfernung von der Insertions-
stelle des Hinterbeines. Die kurze Analröhre öffnet sich auf der
rechten Seite der Unterecke der Schwanzflosse. Der Schwanz ist
etwas mehr als anderthalbmal so lang wie der übrige Körper;
seine obere am Schwanzanfang ihren Ursprung nehmende Schwanz-
flosse ist am Rande in stärkerem Bogen geschwungen als die un-
tere; gegen das Ende hin läuft der Schwanz ganz allmählich in
ein Spitze aus. Beine und Zehen sind im Vergleich zu R. niva-
lis oder R. esculenta kurz. Die Augen- und Nasenregion ist von
einer Reihe heller Hautdrüsen („Seitenlinie") umgeben; ähnliche
geschwungene Reihen sind auch am Rücken sichtbar.
Die Larve von R, muta kann mit derjenigen von Esculenta
nicht verwechselt werden, eher mit derjenigen von R. arvalis,
von welcher sie sich aber durch die grössere Anzahl der Zahn-
reichen, sowie die Form der Analröhre unterscheidet. Die Form
und Grösse der Quappe ist sehr variabel; je nachdem, ob die Thiere
im Larvenzustande längere oder kürzere Zeit verweilt haben, er-
reihen sie grössere oder geringere Dimensionen. Die grössten mir
vorliegenden, im Freien überwinterten Larven sind 40 mm. lang,
wovon der Körper IG mm. und der Schwanz 24 mm. einnimmt;
der Körperumfang errei ht 21) min. und der Schwanz ist 10 mm. hoch.
Lebensweise. — Abbildungen.
Der Verbreitungsgebiet der muta umfasst weitaus den grös-
sten Theil Europas. Innerhalb dieses ungeheuren Landgebietes be-
wohnt sie jede Oertlichkeit, möge sie so verschieden sein als sie
wolle: Wald und Heide ebenso gut wie Wiesen, Felder, Moore und
selbst Gärten, sowohl in der Ebene als auch im Hügellande und
im Gebirge. In den Alpen geht sie bis zu einem, achttausend Fuss
über dem Meer gelegenen Gürtel hinauf und gefällt sich in einem
Gelände, in welchem sie gegen neun Monate des Jahres im Win-
terschlafe verträumen muss. Die Fähigkeit sowohl am Kordkap als
auch in der Alpenregion zu gedeihen, setzt selbstverständlich eine
grosse Widerstandskraft gegen Witterungsunbill und rauhe Tem-
peratur voraus; auch ist sie die erste von allen unseren Lurchen,
welche aus dem Winterschlaf erwacht und sich noch ehe Schnee
und Eis geschmolzen sind in den Gewässern zwischen Eisschollen
umher tummelt. Tritt ein Umschwung in der Witterung ein, so kann
sie, den Angaben einiger Beobachter zufolge, im Eise festgefroren
o
— 82 —
bleiben, ohne Schaden davon zu tragen; dies sind jedoch Behaup-
tungen, denen Heron Boyer neuerdings ganz entschieden entgegen-
tritt. Abweichend von ikn Nächtsverwandten bezieht sie ihr Win-
terquartier sehr spät im Herbst und wurde in der Alpenregion
noch Ende Oktober, nachdem die Höhen „bereits zweimal tüchtig
überschneit waren", in den Grasgehangen der Gloggernfelsen an
5200 Fuss üb. M. in „munterster Ilanlirung" angetroffen (v. Tschudi,
Das Thierleben d. Alpenwelt, S. 270. Leipzig. 1865). Die Laich-
zeit des Grasfrosches kann aus dein einfachen Grund nicht pTäcis
angegeben werden, weil sie ganz und gar abhängig ist von den
Temperaturverhältnissen derjenigen Orte, die er bevohnt. In der
Ebene findet die Paarung in der Hegel im Monat März statt und
dauert „selbst in sehr gelinden Tiefländern Mitteldeutschlands bis
in die Mitte .April hinein"; wohl nur in Ausnahmefällen beginnt die
Begöttun!:szeit s hon in der zweiten Hälfte Januars oder sogar
etwas früher (De ITsle, De l'Hybridation chez les Amphibiens et
Urodeles. Ann. Sc. nat. 5 serie. Zoologie, t. XVII). In rauheren
Hochlanden, so in den Hochseen, die im Hochsommer nur auf we-
nige Wochen aui'tliaueu und stets sehr kaltes Eiswasser führen,
kann der Grasfrosch nicht vor Ende Juni oder Anfang Juli seine
Eier ablegen und es kann auch dann bisweilen geschehen, dass
er sich unter einer dicken Eiskruste begattet. An solchen hochge-
legenen Laichplätzen kann die Verwandlung der Quappen zu Frö-
schen wohl nur in den seltensten Fällen noch in demselben Jahre
erfolgen, meistens sind die Thiere gezwungen, unter der dicken
Eisdecke zu überwintern, oder sogar mehrere Jahre hindurch in
ihrem Larvenzustand zu verharren. Schon Fatio theilt uns mit,
dass der im Gebirge lange andauernde Winter die Laichzeit hi-
nausschiebt und infolgedessen bisweilen die in ihrer Entwicklung
wenig vorgeschrittenen Larven vom Eintritt der rauhen Jahreszeit
überrascht und gezwungen werden, unter dem Eise in der Kälte
und bei dürftiger Nahrung langsam wachsend auf den folgenden
Sommer zu warten. Camerano ') bestaunt die Angaben Fatio's in
einer interessanten Schrift, die er kürzlich über die EntWickelung
der Anuren in den Alpen veröffentlich hat, und es ist daher nicht
recht erklärlich, dass immer noch wieder Zweifel auftreten können
hinsichtlich der Uebcrwinterung sowohl der Larven als auch der
Grasfrösche unter dem Eise. {Jeher den Begattungsakt sind wir
*) Note di Biologia alpina, in Bellet, dei Mus, di Zoologia e d'Anatomia com-
!i della R. Univcrsitä di Torino, Jfc 30.
— 83 —
schon durch Rösel hinlänglich unterrichtet worden. Das Männchen
fasst das Weibchen in der hei allen unseren Froschlurchen übli-
chen Weise um die Achseln und drückt ihm seine Hände an die
Brust. Die Ehegatten bleiben längere Zeit, mehrere Tage oder
Wochen, ja bisweilen sogar über einen Monat unzertrennbar und
die allzu feste Umarmung hat mitunter den Erstickungstod Order
das Platzen des Weibchens zur Folge. Das Laichen geht aber rasch
von statten, zuweilen werden 600 bis 4000 Eier binnen einer
Stunde ausgestoßen und befruchtet; darauf entlässt das Männchen
seine Gattin, die noch lange danach eingedrückte Stellen unter
dem Arme und an der Brust tragt als Zeichen der Begattung.
Die ganzen Laichklumpen haben nach der Schätzung Koch's
bisweilen einen Durchmesser von 15 bis 20 Cm. Das einzelne tief
dunkelbraune Laiclikoro hat 2 mm. Durchmesser; die Gallertkugel
erreicht durch allmähliches Aufquellen am vierten Tage einen
Durchmesser von ungefähr 1 cm., hört von da an auf zu wach-
sen, gewinnt aber an Konsistenz '). Die Entwicklung des Eies
sowohl, als auch der Larve hängt selbstredend von der Lokalität
ab, wo das Laichen stattgefunden hat und noch mehr von der
Witterung. Die Versuche He'ron-Royer's ä) haben ergeben, dass die
Larven annähernd am 21 oder 23 Tage die EihuTle verlassen, so-
bald der Laich im Freien gehalten wird, während Rösel (op. cit.)
die Entwicklung des Embryo im Zimmer auf mehr als sechs Wo-
chen schätzt. Bruih's Beobachtungen hierüber verdienen insofern
weniger Beachtung, als wir nicht die Gewissheit haben, ob die
ersten ausgeschlüpften Larven, die Bruch am 22 März gefunden
zu haben angiebt, wirklich aus dem Laich vom 12 März stammen
(Vergl. seine Beitr. z. Naturgesch. u. Classificat. d. nackt. Am-
phibien, in Würzburg, naturwiss. Zeitschr. III Bd. S. 199). Den
Angaben einiger Forscher nach soll R. muta im Quappenstadium
circa drei Monate verbleiben und sich sehr früh verwandeln, so
dass von Anfang bis Mitte Juni vierbeinige Larven, in günstigen
Jahren auch junge Frösche anzutreffen sind. Diejenigen Larven,
welche ich in den letzten im allgemeinen sehr günstigen Jahren
') Nachträglicher Zusatz.— Der Laich sinkt nach dem Legen zu Boden und
bleibt entweder am Grunde fest halten, oder er steigt, sobald die Gallertkugeln auf-
gequollen sind, an die Oberfläche; bisweilen aber sinken die kleineren Laichklum-
pen nicht nieder, sondern bleiben auf der Wasseroberfläche schwimmend und ent-
wickeln sich, da sie den Sonnenstrahlen mehr ausgesetzt sind, rascher als diejeni-
gen in der Tiefe.
2) Remarques et experiences sur le developpement du Tetard de la Grcnouille
rousse. Bull. Soc. d'Etudes sc. d'Angers, 1876—77.
G*
— 84 —
am Langen-See und in Faido zu beobachten Gelegenheit hatte, wa-
ren über vier Monate alt und machten im September, als ich diese
Orte verliess, noch keine Anstalten ihre, Geburtsstatte zu verlassen.
Darüber, wo die Grasfrösche ihren Winterschlaf zu halten pfle-
gen, sind die Forscher nicht einig. Die einen lassen sie im Schlamm,
die anderen auf dem Laude und im Wasser oder nur auf dem
Lande überwintern. Einer unserer' besten Kenner der Sitten der
Anuren und zwar Heron-Royer ') behauptet, dass nur brünstige
Grasfrösche im Spätherbst durch die Jahreszeit irregeführt, sich
in's Wasser begeben und durch das Frostwetter überrascht, ge-
zwungen werden im Wasser zu verbleiben; unter diesen treffe man,
sagt Heron-Royer, erfrorene Stücke und trächtige Weibchen mit
geborstenem Uterus und aufgeplatztem Rauche. Dass die Behaup-
tungen He'ron-Royer's mit den Angaben vieler seiner Vorgänger
nicht übereinstimme!!, brauche ich niht erst hervorzuheben. He-
ron-Royer hat, wie ich glaube, die Wasserscheu bei R. muta
während der Winterzeit etwas übertrieben und ist durch einige
Ausnahmefälle zu einer irrigen Schlussfolgerung verleitet worden.
Wie es auch sonst von den braunen Fröschen bekannt ist, ziehen
die Weibchen auch beim Grasfrosch allerdings vor, ausser der
Fortpflanzungszeit auf dem Trocknen zu leben und auf dem Lande,
sei es in der Erde, sei es unter abgefallenem Laube oder in irgend
einem anderen Schlupfwinkel zu überwintern, die Majorität der
Männchen aber hält ihren Winterschlaf im Schlamme eingewühlt.
Dass R. muta graben kann, erfahren wir, so viel ich weiss, zum
ersten Mal durch Heron-Royer; meine Pfleglinge helfen allerdings
mit den Beinen nach, wenn es gilt sich bequem in einer Höhlung
in der lockeren Erde zurecht zu setzen, beim Graben frischer Höh-
len habe ich sie aber nicht ertappen können. — Es wird gewöhn-
lich angenommen, dass die gemeinen Grasfrösche im ganzen mehr
Landthiere sind als ihre Nächstverwandten, doch wohl mit Unrecht,
da sie sich öfters über einen Monat im Wasser herumtummeln,
ehe sie sich zum Absetzen ihres Laiches entschliessen, AVährend
unsere übrigen braunen Frösche kurz vor dem Laichen das Was-
ser auf einige Tage aufsuchen und darauf nur gelegentlich zu
ihrer Brutstätte zurückkehren. Nach erfolgter ehelicher Trennung
verlassen die Thiere das Wasser meistens sogleich, um vor dem
Spätherbst nicht wieder zurückzukehren; in der Zwischenzeit trei-
') Notices sur les moeurs des Batraciens. Bull. Soc. d'Etudes scient. d'Angers,
18S5. Angers.
— 85 —
ben sie sich herumhüpfend umher, entfernen sich bisweilen sehr
weit von den Gewässern und gelangen sogar in die städtischen
Gärten. R. muta ist, n eines Wissens, die einzige braune Frosch-
art, die sich in den Gärten in der Nähe der menschlichen
Wohnung gefällt; obgleich sie im Springen allen ihren Geschwi-
stern nachsteht und deshalb ihren Verfolgern mehr ausgesetzt ist,
legt sie doch wenig Scheu an den Tag. Gefangene Grasfrösche
halten sich auch bei geringer Pflege recht gut im Käfig, voraus-
gesetzt, dass sie nicht gezwungen werden, ausserhalb ihrer Laich-
zeit im Wasser zu sitzen; sie verlangen weniger Nahrung als die
Esculenta und sind in ihrem Temperament viel ruhiger als letz-
tere. Bemerkt mag noch werden, dass Laurenti der in Rede ste-
henden Rana den Namen muta beilegte, sie also als stumme be-
zeichnet hat; diese Bezeichnung aber passt auf unser Thier keines-
wegs, da es sehr wohl stimmbegabt ist; die Stimme des brünsti-
gen Männchens hat etwas Dumpfes, Schnarrendes und wird haupt-
sächlich und vielleicht ausschliesslich während seines Wasseraufen-
thaltes vernommen. Sein Geschrei lautet dann „rruu, gruuu, urrrur*.,
ruuu", wie de l'Isle treffend angegeben hat. Bruch vermuthet, dass
das Weibchen ebenso wenig stumm ist als das Männchen (Neue
Beobacht. z. Naturgesch. d. einheim. Batrach. Würzburg, naturwiss.
Zeitschr. IV Bd. S. 122). Ausführlichere Lebensbeschreibungen des
Grasfrosches, sowie auch mehrere Beobachtungen in Betreff seiner
embryonalen- und nachembryonalen Entwicklung enthalten die be-
reits citirten Arbeiten Rösel's, de Hsle's, v. Tschudi's, Camerano's,
Fatio's und Bruch's, ferner diejenigen von Leydig, Koch, Brehm,
Lessona, Collin, Bechsteiu, Böttger und He'rou-Royer. Die rle'ron-
Royer'sche im Bull. Soc. d'Etudes sc. d'Angers, 1876 — 77, ver-
öffentlichte Abhandlung enthält einige recht interessante Berichte
über die Entwickelung der Eier der muta, welche mit Absicht
den ungünstigen Bedingungen ausgesetzt worden waren. Beachtung
verdient meiner Ansicht nach folgendes Experiment: He'ron-Royer
legte am 15 Februar eine Anzahl Eier, die vor etwa 6 bis 8
Tage gelegt sein möchten, in einen Behälter ohne Wasser und trug
denselben in einen dunklen Keller herunter, wo die mittlere Tem-
peratur 10 bis 12° betrug; diese Eier entwickelten sich rasch und
einige Larven verliessen schon am 20 desselben Monats die EihüTlen,
während eine Portion desselben Laiches im Wasser und im Freien
bei 3 bis 10" gehalten, erst in den ersten Tagen des Monats
März ausschlüpfte. Demnach könnten die Behauptungen, dass die
Eier unserer Kröten sich auch auf dem Lande entwickeln können,
- 86 —
plausibel erscheinen, dies ist aber, wie Heron-Royer im Bull. Soc.
Zool. de France. 1878, p. 278 uns mitgetheiit hat, nicht der Fall;
die Befruchtung der Laichkörner findet nur im Wasser statt und
nur diejenigen Eier, die bereits im Wasser befruchtet worden sind,
können sich unter gewissen Bedingungen ohne Wasser entwickeln,
aber jedenfalls nicht auf dem Erdboden, weil, wie Heron-Royer be-
merkt, die Erde die Gallerte absorbirt.
Der Atlas zur Historia naturalis ranarum nostratinm enthalt
drei kolorirte Tafeln, welche R. muta während der Begattung,
auf dem Lande und im Larvenstadium veranschaulichen, ferner
vier Tafeln mit anatomischen Abbildungen und endlich eine Figur
auf dem Titelblatt; es sind im ganzen nicht weniger als sechs
einzelne Grasfrösche in verschiedenem Alter, zwei sich begattende
Pärchen, wovon das eine eben zu laichen begonnen hat, ein Laich-
klumpen, mehrere aufgequollene und einzelne vergrösserte Eier,
um die Entwicklung des Embryo zu veranschaulichen, eine grös-
sere Anzahl von Larven mit und ohne Kiemen in natürlicher Grösse
und in vergrössertem Massstabe sowie auch grössere zwei- und vier-
beinige Quappen, ferner Quappen mit Stummelschwanz, ein soeben
verwandeltes Fröschlein und endlich zwei Abbildungen vom Vor-
derarm des Männchens, welche bei Rösel abgebildet sind und die
Aufmerksamkeit des Amphibiologen fesseln. Die Abbildungen bei
Rösel, die verschiedensten Entwickelungsstadien der Larve dar-
stellend, sind gut getroffen und denjenigen bei Lessona (Tav. II,
in Studii sugli anfibi anuri derPiemonte) wohl vorzuziehen; na-
mentlich ist die vierbeinige Quappe, sowie auch die Seitenansicht
des zweibeinigen Thieres auf Taf. II, links, in der Historia natu-
ralis von Rösel ausgezeichnet in Betreff der Konturen und der
Färbung. Einige der Rösel'schen Figuren finden Avir in anderen
Werken nachgebildet, so bei Beckstein, Bonaparte, Sturm i Deut-
schlands Fauna), v. Beider und Hahn und bei Brehm (Thierle-
ben, VII. S. 578. Leipzig, 1878). Nur insofern unterscheidet sich
die Kopie vom Original, als Brehm seinen, im Vordergrunde sit-
zenden Grasfrosch die Zunge nach einem Insekt ausstrecken lässt;
darüber, ob das zweite, mehr im Hintergründe hockende Exemplar
ebenfalls nur nachgebildet, oder nach dem Leben abgezeichnet
worden ist, kann ich kein Urtheil fällen. Unter den Figuren, die
Bonaparte und sein Zeichner Quattrochi aus dem Werke Rösel's
entlehnt haben, steht „Rana temporaria", während die Abbil-
dung von „R. alpina" eine Originalzeichnung ist. Fig. 2 auf S. 10
bei Ecker (Anatomie des Frosches, I) ist gleichfalls nur eine Kopie
— 87 —
und zwar aus Bell's „A History of British Reptiles", während die
Figuren bei Schlegel (De Dieren van Nederland), Daudin (Hist.
nat. Rain. Gren. Crap. PI. XV, Fig. 2), Lessona (op. cit.), Ca-
merano (Monografia degli Anfibi anuri italiani, tav. I, Fig. 9 ((51),
10 (Var. ?); Tav. II, Fig. 1. Skelett) und hei Heron-Royer
(Bull. Aead. Belgique, 3 serie, t. I, Nu 2, pl. I) Originalzeichnun-
gen sind. Dass nahezu sämtliche Originalblätter der Lessona'schen
und Camerauo'schen Werke, namentlich was die Kolorirung anbe-
trifft, mit bewuuderungswerther Sorgfalt von Camerano gemalt
worden sind, brauche ich wohl kaum hervorzuheben. Beachtung
verdienen gleichfalls die Zeichnungen einzelner Körpertheile von
R. m u t a im Leydig'schen Werke über die Anuren Deutschlands
(Fig. 12, 15, 22 und 23).
Vorkommen.
Was zuerst das Vorkommen der M u t a in den skandinavischen
Ländern anbetrifft, so existiren darüber recht zahlreiche Angaben,
die ich hier, mit Norwegen beginnend, zum grössteu Theil auf-
führen will. Ihr Wohngebiet soll sich in Norwegen vom 58° n.
Br., also vom südlichsten Punkte des Landes, bis zum Nordkap,
Porsanger Fjord, Kaa Fjord (fast unter dem 70° n. Br.) und
Varanger Fjord erstrecken. In WTest-Finnmarken soll sie namentlich
an den Küsten leben und ist aus Magerö, Vadsö, Tromsö (104)
und Hammerfest (131) bekannt; in Helgeland bewohnt sie die
Distrikte am Bindal Fjord und findet sich in der subalpinen Re-
gion in Imsedal und Ringebo Fjeld, sowie auch in Bergen (132. — •
p. 173) und in der Umgebung von Christiauia. Auf den Wall-
tischinselu entdeckte sie Collefc (133). Das zoologische Museum in
Stockholm enthält Exemplare aus Karesuando, Jemtland, Qvickjock
und Enare (104) und dass sie an der Ober-Tornea, in den süd-
lichen Gegenden Sveriges, im Nordosten Schönens (134), in Bo-
huslän (135. — S. 57) auf Gottland (136) und in Saxuaes auf
Öland (137. — p. 236) einheimisch ist wissen wir durch Nilsson
(104), Wallengren (134), Meves (136) und Lilljeborg. In den
verschiedenen Provinzen Dänemarks scheinen R. muta und R.
arvalis gleich häutig gefunden zu werden, obgleich nach den
einzelnen Oertliehkeiten bald erstere, bald letztere die vorherr-
schende Art ist (Steenstrup, 138); von Kopenhagen beispielsweise
ist das Zusammeuleben beider Species bekannt, während in Soröe
R. arvalis die häufigere ist. In England wurde Muta gefunden
— 88 —
in der Nahe von Liverpool (139), in Cambridgeshire, Surrey, Bie-
ter (9. — S. 94) und um London (14>)). Hinsichtlich ihres Vor-
kommens in Schottland berichtet Steenstrup (1. c), dass alle Frö-
sche, die er auf seiner Reise längs des Ciledonischen Kanales,
auf der Ostseite sowie auf der Westseite Schottlands, in den Thä-
lern und auf den Abhängen der Gebirge vorfand, der R. muta
angehörten und fügt hinzu, dass seine Vermuthung, die von Bell
in den „British Reptiles" namhaft gemachte R. scotica sei nichts
anderes als die Arvalis, sich nicht bestätigt habe; Steenstrup ist
der Meinung, dass der Name scotica für die nicht näher be-
kannte Bell'sche Art ziemlich unpassend zu sein scheint. Auf Ben
Nevis in Schottland traf Steenstrup die Muta bis an 2000 Fuss
Höhe über dem Meere. In Irland, wo die Art an verschiedenen
Orten, z. B. im Garten des Lake Hotel am See von Kilhrney lebt,
soll sie, wie Friedel meldet, eingeführt sein (141). Alsdann fin-
det sie sich in Holland und wird speciell aus Zeeland, Utrecht
und von der Insel Rottum erwähnt (99), ferner in Belgien (98)
und in Luxembourg (97).
Ueber ihre Verbreitung in Frankreich besitzen wir gegenwärtig
recht ausführliche Nachrichten. Collia de Flancy (35) fand sie in
Ferin im Departement du Nord, Baillon (32) erwähnt sie aus der
Umgebung von Abbeville (Sorame), Lataste (35) traf sie in St. Quen-
tin (Aisne) an und dass sie in den Departements Meuse et Mo-
selle und Marne, so in Faux, Frainay und Coursemain, einheimisch
ist, wissen wir durch Collin de Plancy (35, 142, 143, 144,
145, H6). In der Umgebung von Paris, so in Vincennes, Fonte-
nay-sous-Bois, Bondy, St. Germain, Romainville, Marly, Meudon,
Issy, Fontainebleau, wo sie übrigens ziemlich selten sein soll, und
in der Mare aux Fourmis (südlich von Souvray), wo auf 69 Agi-
lis nur 2 bis 3 Muta angetroffen worden sind, haben sie Lata-
ste (34), Paul Philipnn, v. Bedriaga, Collin de Plancy und Taton
gesammelt. Gentil (29) beobachtete sie im Departement de la
Sarthe, de l'Isle und Thomas (148) fanden sie in der Bretagne;
im Departement Maiae-et-Loire kommt sie nach Millot (30) vor
und für das Dop. Indre-et-Loire, wo sie ziemlich selten ist, finde
ich sie von He'ron Royer für Amboise erwähnt (149). Auch in den
Departements Vendee (34), Vienne (28), Charente (27), Cha-
rente-Infe'rieure (25, 26) ist sie nach Lataste, Mauduyt, de Ro-
chebrune, Beltre'mieux und Lesson stellenweise sehr häutig. In der
Gironde und in den Landes scheint die Art nicht vorzukommen,
wenigstens steht sie nicht unter den Anuren, welche Lataste auf-
— 89 —
führt. Lichtenstein (150) behauptet allerdings, das Thier aus Bor-
deaux erhalten zn haben, seine Angaben aber sind bekanntlich
nicht durchweg einspruchsfrei. Südwärts ist sie beobachtet wor-
den in den Pyrenäen (132. — S. 186), in den Ober-Pyrenäen (151),
im Herault (152), in den Seealpen (153), z. B. bei St. Martin-
Lantosque und in den Nieder-Alpeu, so in Digne, iin See von Pe-
lousette (2700 M, üb. M.), am See Paroir im Thale von St. Paul7
unweit vom Berg Viso und dem Grand-Rubren (ungefähr 2220 M.
ü. M.), in Dourbes (1200 M. üb. M.), im Walde von Faillefeu,
in Tercier bei Prads im Thale der Bleone (1300 bis 1400 M.
üb. M.), im See von Lauzanier (2400 M. üb. M.) und in Beynes
(Vallee de l'Asse). In allen diesen, von He'ron-Royer (154), Hon-
norat (155) und Re'guis (156) namhaft gemachten Lokalitäten
soll eine besondere Form, die Honnorati nämlich, leben, welche
unwillkürlich au die Alpina Risso, die ebenfalls die Seen des De-
partements Alpes Maritimes bevölkern soll und die ich nächstens an
Ort und Stelle in ihren schwer erreichbaren Wohnplätzen zu stu-
diren gedenke, erinnert. Das Vorkommen der Muta im De'p. de
l'Isere wird von Lataste bezweifelt. Lataste glaubt auch nicht an
das Vorhandensein dieser Art sowohl im De'p. de la Charente-
Inferieure, als auch in demjenigen de la Charente, denn er sagt:
„A TOuest, je puis affirmer qu'elle ne descend pas plus bas et
que Betre'mieux et de Rochebrune out designe l'Agile seule sous
le nom de temporaria; car je n'ai trouve que cette espece,
soit au muse'e Fleurian, soit dans la collection de M. de Roche-
brune". Es ist ferner zu bemerken, dass Jumeau uns mittheilt (219),
dass es ihm nicht gelungen sei die Muta im De'p. de l'Herault
zu finden und er spricht die Vermulhung aus, dass R. agilis
von seinen Vorgängern mit R. muta verwechselt worden sei. —
Dass R. muta in den Bergen in Puy-de-Döme (He'ron-Royer), in
Allier (31). Ain, im Jura (39), Doubs 38), besonders im Ge-
birge, in der Cöte-d'Or, sowie in den Departements de TYonne (36),
de l'Aube (Salon, Champpfeury) und im Vogesen-De'partement (He'-
ron-Royer) nicht blos verbreitet, sondern stellenweise in grosser
Anzahl vorkommt, ist bekannt. Endlich muss hinzugefügt wer-
den, dass Venance Payot (43) angiebt, „R. temporaria" im Ge-
brigsstock des Montblanc bei 2000 M. Meereshöhe, „R. flavi-
ventris" im Thale der Isere (Savoyen) und „R. alpina" im
Thale von Diozaz, 2800 M. üb. M. gefunden zu haben. — Dass die
Muta in Portugal (157), in Sevilla (18), in der Sierra de Be^ar,
Laguna de la Duquesa del Barco de Avilla (158), in Las Batue-
— 90 —
cas in Salamanca, Valladolid y Burgos, in der Sierra de Guadar-
rama, in Santander, Galkien, so in Coruiia (9. — S. 45), Ponte-
vedra, Tuy, Ferrol (17) und auf den Balearen (159) vorkom-
men soll, ist Öfters behauptet worden, jedoch erseheint vorsichtige
Kritik bni Benützung einiger dieser Angaben geboten, da die ty-
pische Muta, die Form parvipalmata uud R. iberica mö-
glicherweise mit einander verwechselt worden sein dürften. Die
galicischen Fundorte für Var. parvipalmata sind durch Be-
legstücke erhärtet, die übrigen aber finde ich auf der unlängst
publicirten „Mapa de las principales exploraciones herpetolögicas
verificados en la Peninsula Ibdrica e Islas Bale'ares por E. Bosca"
(160) nicht verzeichnet. Auch in den neuesten Schriften über die
Fauna Portugals und der Balearen ist sie nicht genannt worden.
Boecä (14) spricht die Vermuthung aus, dass muta wahrschein-
lich an den spanis« hen Abhängen der Pyrenäen zu finden sei. Die
Angaben in Betreff ihres Vorkommens in Sardinien (162, 163)
und Sicilien (164) bedürfen sehr der Bestätigung und für Korsika
finde ich sie gar nicht erwähnt. Auf der italischen Halbinsel da-
gegen scheint unsere Specics weit verbreitet zu sein: „Abonda in
„tuta Italia, particolarmente sui monti, e le piü belle varietä ed
„in piu grossi individui soao alpine, si estende pure alla Sicillia,
„ma non alle altre nostre isole" sagt Giglioli {48), fügt aber leider
hinzu, dass er R. agilis, sowie auch die anderen „Rassen" nicht
als distinkte Species auffassen könne und zwingt uns dadurch die
von ihm für seine „R. temporaria Linn." aufgestellten „Wohn
gebiete" und Fundpunkte mit Vorbehalt und apart aufzuzählen; es
sind: Monte Cenesio, Alpi di Ossola, Ceres, Udine, ßelhino, Tre-
viso, Turin, Casale, Casteggio, Verona, Lago Nero (Pistoja), Gar-
fagnana, Casentino, Prato, Florenz, Ostia, Arena in Calabrien, Ba-
galadi und Modica. In Betreff dieses sicilianischen Fundortes wäre
zu bemerken, dass Camerano (13) allerdings einen braunen Frosch
von dort erhalten zu haben angiebt, dass dieser sich aber als
Agilis und nicht als Muta erwiesen hat. Doderlein (57) lässt
„R. temporaria" in Sicilien „selten" vorkommen, vielleicht nur
nach Hörensagen. Dass die echte Muta in Piemout an vielen
Orten, so in Roccaforte (Mondovi), im See von Moncenisio, am
Colle di S. Giovanni (Valle di Viü), in Mezzenille (Valle de Lanzo),
in Valsavaranche (Königl. Jagdrevier), Plan du Pra se« du Ferret
im Aosta-Thal (1850 M. üb. M.), Passo della Colma (Val Vigezzo),
Col d'Ollen (Val Sesia), ferner in den Alpi di Devero Ossola und
di Vegli Ossola, in der Cascata della Frua Ossola und in Domo-
- 91 -
dossöla einheimisch ist, verbürgen sachkundige Nachforschungen
und Belegstücke, welche das Museum in Turin enthalt. I.i Bezug
auf die Verbreitung der M u t a in Piemont wäre noch zu bemer-
ken, dass der Arbeit Lessona's „Sudii sugli Anübi del Piemonte"
ein Kartchen beigefügt ist, welches die Fundorte sowohl dieser
Art als auch aller übrigen Anuren veranschaulicht. Wir wissen
ferner, das Muta am See de la Madeleiue am Col de Lärche
(1995 M. üb. M.) in den Alpen auf italienischem Gebiet, in der
Lombardei, so im Val d'Esino bei Varenna am Corner See, in der
Premana am Fuss des Leguoue (147) und in den Provinzen Son-
drio (Val Furva a S-ta Catterina) und Brescia (Valle dell'Avio,
Nordabhang des Adamello) sich vorfindet und im Nordosten Ita-
liens, z. ß. in den Provinzen Verona (Monti Lessini) (1G5), Udine
(Fise'r di Gosaldo, 1000 M. üb. M.), Belluno (S. Tiziano di Gaima,
2300 M. üb. M. Belluncser Alpen) (140), Venezia (Mestre) und
Treviso einheimisch ist. Im Modenesischen (53), in Toscana, so in
Vallombrosa, im Genovesato, in Romagna und im Neapolitani-
schen (243) soll sie ebenfalls zu Hause sein. In der Schweiz soll
R. m ti t a allenthalben, sowohl in den niedrigst gelegenen Thälern,
als auch im hohen Gebirge, so laut v. Tsehudi (42) durch die
ganze Berg- und Alpenregion in Menge sich finden, ja, nach Fatio
(166) sogar bis 8000 Fuss üb. M., also in der Schneeregion, an-
zutreffen sein. Unter den hochgelegenen Fundpunkten werden nam-
haft gemacht: die Grasgehänge des Gloggernfelsen (5200 Fuss
üb. M.), der Todtensee auf der Grimsel (6615 F. ü. M.), wo laut
v. Tsehudi, „R. alpina" in grossen Schaaren lebt, das Seeloch
auf der Mühlebachalp (6636 F. ü. M. im Glarnergebirge), der
Oberalpsee (6220 F. ü. M.), die kleinen Gotthardseen (6300 F.
üb. M.), das Ober-Engadin, wo sie auf dem Wege von Ponte nach
Samaden in den Wassergräben vorkommt, die Wälder am Bernina
und die Gewässer am Julier, der Ritomsee (1829 M. ü. M.), die
Simplonpasshöhe (2010 M. üb. M.), Guarda (1650 M. ü. M.), Sur
Sass (2357 M. üb. M.) (168, 55, 167, 42, 41) und Zinal
(1678 M.). Um Basel ist diese Art auf den Wässermatten der
Ebene sowohl als auch auf den Bergen zu finden und scheint in
den Bergthälern von Baselland, z. B. in den um Langenbruck ge-
legenen die vorherrschende Rana zu sein (169). Das Basler Mu-
seum besitzt Stück aus Langenbruck, Basel, Geinpen, Waldshut,
sowie auch aus dem Val Sampuoir in Unter-Engadin; meine Samm-
lung endlich enthält Exemplare aus Ramsach (BasellandJ, aus Fai-
do in Tessin (44) und vom Giessbach. Von einigem Interesse für
- 92 —
die vertikale Verbreitung der uns liier interessirenden Species ist
die kürzlich erschienene Schrift Camerano's „Dello sviluppo degli
Anfibi anuri sulle Alpi" (218), umsomehr, da der Verfasser meh-
rer;' neue alpine Fundorte namhaft macht.
„Wie in Europa überhaupt, so ist auch in Deutschland R. m u t a
die verbreitetste Art von Fröschen" sagt Leydig. „Man trifft sie
„in der Ebene so gut, wie in Berggegenden: im Hochgebirge, wie
„im Mittelgebirge. Ich vermisste sie nirgends in den «deutschen
„Landstrichen, wo ich mich nach Amphibien umsah". Im Gross-
herzogthum Baden ist die stumpfsehnäuzige Form nach Nüsslin (90)
in der Ebene verbreitet, während die spitzsclinäuzige sich im Ge-
birge aufhält. Eine dritte, kürzlich von F. Müller '(IL— S. 670)
diagnostizierte, „besonders langbeinige" spitzsclinäuzige Form, die
Var. longipes nämlich, soll in der Nähe von Badenweiler ent-
deckt worden sein. Stücke der M u t a aus Neudorf in Elsass, aus
dem Schwarzwald, so vom Torfmoor von Willaringen, und aus
Heidelberg sind im Museum zu Basel und in meiner eigenen Samm-
lung zu sehen. Als Glied der Württembergischen Fauna wird sie
bei Plieninger (87. — S. 194), G. v. Martens (86) und bei Krauss
(89. — S. 497) mit dem Zusatz „gemein" aufgeführt und durch
Leydig (170.— S. 119) erfahren wir, dass sie sich in der Um-
gegend von Tübingen vorfindet. Ihr Vorkommen in ganz Bayern
meldet Hahn (171). Auch Jäckel (85.-S. 81), Clessin (82) und
Schrank (83) verzeichnen sie für Bayern. Die Bearbeiter der „Fau-
na Ratisbonnensis" erwähnen sie aus der Umgegend von Regens-
burg; im Miinthal bei Würzburg hat Leydig einige Beobachtungen
über ihre Laichzeit gemacht und aus Erlangen hat sie v. Siebold
(172.— S. 14) erhalten. Im Rhöngebirge ist die Muta von allen
braunen Fröschen die allein vorkommende Art; ebenso im Oden-
walde an der Maiuseite (94). Im Unter-Main- und Lahn-Gebiet fehlt
sie nirgends; Koch (93) unterscheidet nicht weniger als sechs aus-
geprägte Abarten und zwar: die allgemein verbreitete Var. typus,
Var. montanus von oberhalb Dreslendorf und aus der Nähe Lie-
benscheid's auf dem Westerwalde, Var. maximus von Dr. Noll
im Dorfe Medenbach bei Dillenburg in reichlicher Anzahl gefun-
den, Var. verrucosus aus den sandigen Waldungen des Unter-
maingebietes, woselbst sie unter Steinen im Frankfurter Wald und
auf der Mombacher Ilaide bei Mainz gefunden wird, Var. cine-
reus vom Torfboden im Schwanheimer Walde und von ander-
wärts in der Ebene, auch von den Hengster-Wiesen bei Offenbach
und endlich Var. gracilis von den ausgedehnten Sümpfen bei
- 93 —
Enkheim im Untermaingebiet. Diese Varietät aber scheint, wie Koch
seihst vermuthet, mit R. agilis identisch zu sein. Ueber das
Vorkommen der Muta in der nächsten Umgebung Frankfurts und
hei Wiesbaden, berichten Römer-Büchner (91) und Kirschbaum (92).
Im ganzen Nahegebiete tritt R. muta häufig auf (Geisenheyner,
352). In der Eitel, so im Kyllthale, Gemündener Maar, Weinfel-
der Maar, Bertrich, Laacher See, Pulvermaar u. s. w. traf sie
Leydig (op. cit.i und bei Schäfer (173) linden wir sie in seiner
„Moselfauna" aufgeführt; dann beobachteten diese Art Melsheimer
(95. — S. 90) in der Umgegend von Linz a. Rh , Leydig bei Bonn,
Behrens in der Umgebung von Elberfeld (229), Suffrian im Re-
gierungsbezirke Arnsberg (96); De Betta (140) giebt an, sie aus
Düsseldorf erhalten zu haben, F. Müller (55) aus Elsdorf bei Köln.
Sie kommt ferner im Herzogthum Oldenburg „überall häufig" vor,
auch in den Marschen bei Vegesack, in Aschhausen (Zwischenah-
ner See. — Boreherding. 12), in Hannover (Boulenger), im Lüne-
burgischen (79), in Meklenburg (77.— S. 129) und in der Mark,
wo sie nach Schulz (76. — S. 472) die gemeinste Art sein soll.
Durch Boulenger (9.- S. 45), Reinhardt (174), Lichtenstein (150)
und v. Siebold (172) erfahren wir, dass sie bei Berlin, auf Rü-
gen, in Danzig und Königsberg einheimisch ist und aus der Schrift
Rathke's „Verzeichniss der in Ost- und Westpreussen vorkommenden
Wirbelthiere" (74) geht hervor, dass diese Art im Kord-Osten
Deutschlands sehr häufig ist. In Schlesien soll sie viel häufiger als
die Esculenta anzutreffen sein und bis hinauf in der Knieholz-
Region leben (75, 175); v. Siebold und Pflüger sprechen von
Exemplaren aus Breslau. In der Oberlausitz hat sie Tobias (81. —
S. 94) beobachtet; Reibisch (80.— S.S. 113) und Haase (177)
verzeichnen sie unter den Amphibiens Sachsens; Herr A. Goldfuss
fand sie öfters in der Umgebung von Halle, W. Wolterstorff (230)
bei Magdeburg, Osterburg, am Harz bei Wippra, im Ilsethal, Oder-
thal bei Andreasberg und nahe Ocker b. Harzburg und dass sie
bei Leipzig, Weimar, Gera und Jena zu Hause ist, weiss ich aus
eigener Erfahrung. Im Kreis Rothenburg, Hessen, hat sie Eise-
nach (178) gefunden.
Alsdann bewohnt R. muta die Länder der österreichisch-unga-
rischen Monarchie und scheint daselbst ziemlich überall verbreitet
zu sein. Für Mähren-Schlesien erwähnt sie Heinrich (68), aus Ga-
lizien und der Bukowina führt sie Zawadzky (69) auf, in der Ba-
bia göra fand sie Stobiecki (179), aus Siebenbürgen kennt sie
Bielz (67) und für Ungarn (180), so für die Umgegend von Ka-
— 9 t —
schau, wo „R. t empor aria var. platyrrhina" mit „Var.
oxyrrliina" an zu (reffen sind, für die Coiuitate Zölyom und Liptö,
Temesvar, Bellye und Därda haben sie Jeitteles (181.— S. 244),
Moscary (182), Steindachner (G4) und v. Mojsisowics (183) an-
gezeigt. Fritsch (184) und Glückselig (185) nennen sie unter den
Amphibien Böhmens und dass sie im Riesengebirge bis oberhalb
der Schneegruben lebt, meldet Prach (186). Westwärts ist sie beo-
bachtet worden in Kiederösterreich durch Fitzinger (187) und
Knauer (71), in Kärnten durch v. Gallenstein (62,), in Kram durch
Freyer (60); an den östlichen Abhängen des Reisskofel's kommt
sie nach Kohlmayer (G3) vor und in Dalmatien, so namentlich
in den Umgebungen von Spalato scheint die Art ziemlich selten
zu sein (Kolombatovic, 59). In Tirol ist sie allgemein verbreitet;
Gredler (72) traf sie auf seinen Reisen bis 4 und 5 Tausend
Fuss über Meer, stellenweise, wie auf dem Saiten und auf der
Lavace-Alpe, noch höher und sammelte sie bei Vils, Teils, Inns-
bruck und Bozen. Aus dem Stuhljoche im Rissthale in einer Höhe
von circa 6000 Fuss und in der Oetzthaler Gletschergruppe iindet
sich eine Form der Muta, welche „nach Art des Wasserfrosches
fast stets im Wasser lebt" und von Gredler als „Var. alpina"
bezeichnet worden ist. In Südtirol, so im Bad Ratzes und im Tren-
tino (Valle di Non) wurde sie von Prosslinger (188. — S. 38),
Canestrini (189) und De Betta (45.— S. 153) beobachtet und
Bruhin (73.— S. 256) fand m im Walserthale (Vorarlberg) in
vielen Farbenänderungen, aber ausschliesslich die stumpfschnäuzige
Form, lieber ihre Verbreitung auf der Balkan-Halbinsel sind wir
wenig unterrichtet; wir wissen nur, dass sie in Bosnien (114) lebt.
Für Griechenland und die Inseln Naxos, Mykonos und Andros er-
wähnen sie de Heldreich (190) und Erhard (191), jedoch ist es
mir im Jahre 1880 auf meiner Reise in Griechenland und auf
den Cykladen nicht gelungen das Thier aufzufinden, oder Exem-
plare dieser Species im Athener Museum zu sehen und ich glaube
Grund zu der Annahme zu haben, — ohne das Vorkommen der
Muta in Griechenland zu beanstanden, — dass obige Angaben auf
Verwechselung von R. agilis und einer mehr braunen als' grü-
nen Esculenta mit dem Grasfrosch beruhen. De Betta (192)
und Böttger (193) erwähnen, offenbar nur vom Hörensagen, das
Vorkommen der M u t a von Griechenland und seinen Inseln, lieber
die weite Verbreitung des Grasfrosches nach Osten liegen mehrere
bestimmte Angaben vor. Den Behauptungen Kessler's zufolge würde
sich ihr Verbreitungsbezirk im europäischen Russland von der Küste
— 95 —
des Schwarzen Meeres bis zu den Gouvernements Archangel und
Olonez erstreiken. Aus dem Westen Russlands kennt man ihn durch
Taczanowski (194), nach dessen Angaben er in dm polnischen
Gubernien sehr gemein sein soll; sodann verzeichnen ihn Audr-
zejowski (195) und Belke (196) unter den Anuren Volhyniens,
Podoliens und des Gouvernement Cherson. Im Walde von Nagor-
zani in der Nähe von Kamienez stiess Belke auf eine spitzschnäu-
zige Varietät, deren Farbenk'eid er ausführlich beschreibt. Nach
Krynicki (111) und Czernay (110) trifft man ihn in den Gou-
vernements Poltawa, Charkow und Ekaterinoslaw nicht selten; eben-
so findet er sich in den Gouvernement Moskau, Kiew (353) und
Woronesch. In Bezug auf sein Vorkommen in der Krim lauten die
Angaben verschieden, so geben Schreiber (197.— S. 150) und der
anonyme Verfasser der „Bescription physique de la Contre'e de la
Tauride" (198) an, dass R. inuta auf der taurischen Halbinsel
vorkommt, während Kessler das Fehlen derselben hervorhebt und
Koppen mitheilt, dass ihm über ihre Verbreitung in der Krim nichts
bekannt geworden sei. Auch Pallas und Rathke erwähnen sie mit
keiner Silbe in ihren Arbeiten über die Fauna der Krim, lieber
ihre Verbreitung nach Norden sind wir besser unterrichtet; so be-
zeichnen sie Fischer (199) und Seidlitz (105) für die Ostseepro-
vinzen, v. Fischer (106) und Pflüger für das Gouvernement Pe-
tersburg; Exemplare aus dem Galeerenhafen in St. Petersburg und
von der Charlamova Gora im Petersburger Gouvernement, ferner
aus der Umgebung von Nowgorod, aus Starai'a Russa besitzt das
Museum der St, Petersburger Akademie. Am Onega-See, in Rus-
sisch-Lappland und im nördlichen Ural würde sie, nach dem Wer-
ke von E. Ilofman (200) zu schliessen, nicht fehlen. Auch in den
Schriften über die Fauna der Gouvernements Wologda (201) und
Jaroslaw (108) wird sie genannt. Ferner ist sie im Gouverne-
ment Nischni-Nowgorod, im mittleren Ural (107), in Uralsk beo-
bachtet und gesammelt worden. Aus den Kaukasusländern besitzt
Dr. A. Strauch mehrere Exemplare; sie stammen aus Stawropol,
vom Fluss Belara, von der Poststation Kasbek, vom Berg II, von
Mat-Choch am Terek, aus Lagodechi und aus Jelenowka (Goktscha).
Konstatiert wurde ferner die Art in Sibirien, so bei Sarni-Gor und
Nova'ia am unteren Ob (202, 203), in Tomsk, in Smeinogorsk,
an der Unteren Tunguska, am Wilni, in Jakutsk, woselbst v. Mid-
dendorff seine Cruenta gesammelt hat (2 17), in Nertschinsk, am
Amur, am Mittellauf des Ussuri, in Nikolaewsk, am unteren Lauf
der Lena, im Stanowoi' Chrebet, in einzelnen Lokalitäten am Ochot-
— 96 -
skischen Meer (v. Middendorff) und auf der Insel Sachalin (Zoolog.
Samml. St. Petersb. Akad. «O2 G45, 642, 646, 650, 651, 549,
559); in der Gegend des Aldau Flusses erwachten, sagt Midden-
dori'f, die ersten Exemplare am 28 April, und es Hess sich diese
Art von dort an, bis Udskoi'-Ostrog nicht selten sehen; nur auf
den Höhen des Stanowoii Gebirges fehlte sie. Nach Lichtenstein
(150) käme sie auch in der Kirgisensteppe und in Altai' vor.
In der kürzlich publizierten Arbeit von Bötiger „Materialien zur
herpetologischen Fauna von China, I" (24 u. 25. Ber. d. Offen-
bach. Ver. f. Naturkunde) wird II. muta vel fusca nicht er-
wähnt. Die Prschewalski'sche Stücke aus Ordos (Samml. St. Petersb.
Akad. N: 928—931), aus Gansu (J\ß 932), ferner vom Fluss
Kunges (JHs 1055), vom Oberlauf des lli, aus der Umgebung von
Chuldscha und aus Kuku-Chota (Samml. St. Petersb. Akad.
JV2JV2 1055, 1056, 1068, 1064, 1257) dürften einer besonderen
Unterart oder Art angehören. Die übrigen mir bekannten asiati-
schen Fundorte der uns hier interessirenden Species sind: Cypern
(205), Mongolei (206.— S. 595.-55. — S. 252), die Insel Jeso
(Boulenger) und Japan (207, 208). F. Müller bezeichnet den aus
den östlichen Biongolei erhaltenen braunen Frosch als R. fusca
var. Dybowskii, während Boulenger die Dybowskii Günth.
aus Ost-Sibirien (Sinus Abrek) einfach in die Synonymie der Muta
(=Fusca vel Temporaria) versetzt (Cat. Batr. Sal. Coli. Brit.
Mus. p. 4.4). Den japanischen braunen Frosch finde ich auch als
R. temporaria var. japonica genannt (Verhandl. naturforsch.
Ges. zu Basel, VI Th. 4 Heft. S. 580). Es ist nicht unwahrschein-
lich, dass manche von den vermeintlichten Muta, Fusca oder
Temporaria sich schliesslich als Rana japonica Blgr. oder
aber als R. Martensii Blgr. entpuppen dürften; es ist ferner
leicht möglich, dass auf Cypern nicht R. muta, sondern R. ma-
croenemis Blgr., eine Art, welche kürzlich in Brussa entdeckt
wurde, lebt. Solange man die Arten der braunen Frösche nicht zu
unterscheiden wissen wird, ist es gewagt und nahezu unmöglich,
die Grenzen des Wohngebietes der uns hier interessirenden Spe-
cies zu ziehen.
Hinsichtlich des angeblichen Vorkommens des Grasfrosches in
Algerien äussert sich Strauch (6) folgendermassen: „II est encore
tres douteux si la seconde grenouille europe'enue, la Rana tem-
poraria Linne, se trouve en Algerie, car les seuls auteurs qui
la citent pour ce pays sont Mr. Rozet et Mr. le professeur Eich-
wald. Le premier nous donne seulement le nom et Mr. le pro-
— 97 —
fesseur Eichwald ne decrit que le mode de coloratiou, en disant
qu'il differe un peu de celui des exemplaires europe'ens. Comme
tous les deux Qataralistes ne parlent ni de la langue, ni du tym-
pan et comme la description de Mr. le professeur Eichwald s'appli-
que tres bieu au Discoglossus pictus Otth, je crois que lui
ainsi que Rozet ont eu sous les yeux cette derniere espere. Quant
ä Mr. Eichwald, j'en suis d'autant plus persuade', qu'il remarque
lui inöme qu'il n'a pas trouve' la Rana (Discoglossus) picta,
qui abonde justement dans les contre'es qu'il a visite'es. Si cepen-
dant la Rana temporaria s'y trouvait, la presence d'un seul
tubercule, situe ä la base du premier orteil, suffira pour la di-
stinguer de la grenouille verte, qui en a toujours deux".
Ueber die verticale Verbreitung haben wir bestimmte Angaben;
wir wissen nämlich, dass sie in der Schweiz bis 8000, in den
französischen Alpen bis 9000, in Tirol bis 6000 und in Schottland
bis 2000 Euss über Meer angetroffen wurde.
3. RANA ARVALIS, NILSS. 1842.
Literatur und Synonymik.
R, arvalis Nilsson, Skandinavisk Fauna. Första upplagan, 1842,
sid. 92; andra upplagan, 1860, Lund (III Amfibienia, p. 104). Gollin,
Danmarks Fröer og Tudser, in Naturhistorisk Tidsskrift, 3 Raekke,
VI Bd. Leijiliq, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, S. 129,
Fig. 11, 14, 21, 24, 25, 39, 44, 55, 93. JBouJcnger. Cat. Batr.
Sal Coli. Brit. Mus. p. 45: Bull. Soc. Zoo), de France, 1879, p. 169;
Sitzungsber. Ges. naturfoisch. Freunde zu Berlin, 1886, J\» 5, S. 67;
Proc. Zool. Soc. of London, 1886, p. 242, pl. XXIV. Lataste, in Re-
vue intern, des sciences, 1878, JVe 12, p. 494. BötU/er, in Zoolog.
Gart. 1885, JVi 8. S. 233.— R. oxyrrhinus Sieenstriqi, in Amtl.
Ber. üb. d. 24. Versamml. Deutscher Naturforsch, u Aerzte in Kiel,
S. 131; Hvad er Rana temporaria, Linne? in Videnskabelige Meddelel-
ser fra den naturhisloriske Forening i Kjöbenhavn for 1869, A2 1—5;
Tillaeg til Besvarelsen af I. Hvad er Rana temporaria, Linn.? ibidem,
ÄsM 14—15. v. Siebold, in Arch. f. Naturgesch. 1852. Bd. I. S. 14.
Thomas, in Ann. Sc. Nat. IV se'rie. Zoologie, IV, p. 365, pl. VII,
fig. 5, 6. 1855. Fotio, Faune des Vertebres de la Suisse, III, p. 344.
Koch, Formen u. Wandlungen d. ecaudat. Batrach. d. Unter-Main- u.
— 08 —
Lahn-Gebietes. Frankfurt a. M. 1872. S. 22. Auch im Ber. Senken-
berg. Ges. Iö72. S. 135. Eckir, Die Anatomie d. Frosches. I. S. 11.
Braunschweig, 18ti4. Fatio, Notice hist. et descript. sur trois especes
de grenouilies rousses observees en Europe, in Arch. Sc. Biblioth. Uni-
verselle. Janvier 1870. Geneve, 1858. Kessler, Ueb, unsere Frösche,
in Kiew. Universitäts-Nachricht., N» 7. S. 87. Kiew, 1862. — R. tem-
poraria var oxyrhinus et arvalis, part. Günther, Cat. Batr. Sal.
Brit. Mus. p. 16. London, 1858.— R. temporaria var. oxyrrhina
Schreiber, Herpetologia curopaea, S. 125. — R. temporaria Linnc,
System. Nad. ed. XII, p 357. 17 60; System. Nat. ed. X. 1758;
ed. VI. 1748; Fauna Suecica, ed. I, J6 250. 1746; ed. II. 1701;
Ölandska och Gothländska Resa. Stockholm och Upsala, 1 745. — ? R.
Middendorf fi Steensfrup, op. cit. in Videusk. Medd. fra den na-
turhist. Forening i Kjöbenhavn, lb69, J&N» 1 — 5.
Aeusserer Habitus.
Diese Art steht der Muta am nächsten, unterscheidet sich von
derselben aber nicht blos durch die Form und die Länge des Fer-
senhöckers, sondern auch durch die Länge der Innenzehe und des
Durchmessers des Trommelfells, durch die Breite der Stirn sowie
auch durch mehrere andere feinere Merkmale, die nachstehend auf-
geführt werden. Der Körper bei R. arvalis ist massig schlank,
kleiner als bei Muta. Der Kopf mittelgross und namentlich nach
vorn zu verlängert und zugespitzt; die an ihrem Ende ziemlich
flache Schnauze ist über den Unterkiefer stärker vorgezogen als
bei R. muta, die Frenalgegend ist massig hoch, die Kopfseiten
ziemlich steil abfallend. Der Interpalpebralraum ist schmal, nicht
so breit als das Oberlid und bisweilen beinahe nur der halben
Breite des Lides gleich; der Raum zwischen den Augenhügeln, der
Durchmesser des Trommelfells und die Länge des Fersenhöckers
sind unter einander annähernd gleich, es ist dies eine Eigenthüm-
lichkeit die wir, ich darf wohl sagen nie bei R. muta vorfinden.
Das deutlich sichtbare, kreisrunde, vom Auge etwas weiter als
von der Mundspalte entfernte Tympanicum ist kleiner als die massig
grossen Augen. Der Zwischenraum zwischen den unter der Schnau-
zenkante liegenden Nasenöffnungen ist grösser als der Abstand der
Augenhügel von einander oder als die Entfernung des Nasenloches
vom Auge. Die grosse, vorn verschmälerte Zunge zeigt an ihrem
freien Hinterrand eine tiefe Ausrandung und endet in zwei Hörner.
Die zweispitzigen Gaumenzähne bilden zwei nach hinten zu kon-
vergierende, vorn nicht ganz die Grenzlinie der Choanen errei-
— 99 —
chende Gruppen *). An der auf den ersten Blick queroval erschei-
nenden Pupille, bemerkt man bei näherer Untersuchung, dass ihr
unterer Rand winklig eingeknickt ist und dass die Pupille vorn
und hinten sich etwas verengert. Die Männchen besitzen an der
Kehle hinter den Mundwinkeln gelegene Stimmsäcke, die durch zwei
nahe den Winkeln der Unterkinnlade gelegene kleine Oeffnungen
mit der Mundhöle zusammen hängen und nur im luftgefüllien Zu-
stande nach aussen massig hervorzutreten pflegen. Diese Oeffnun-
gen scheint Fatio übersehen zu haben (Faune des Verte'bre's de la
Suisse, III, p. 344).
Das Vorderbein ist wenig länger als der Unterschenkel; auf der
Handwurzel finden sich drei Ballen vor und zwar ein grosser
Daumenballen, ein kleiner runder Ballen, der dem Finger IV und
ein anderer, etwas längerer, aber schmälerer Ballen, der dem Fin-
ger V entspricht. Der erste Finger ist etwas länger als der zweite,
der dritte Finger um zwei Zehenglieder länger als der zweite und
um anderthalb Zehenglieder länger als der vierte Finger. In Be-
treff der Länge des Hinterbeines wird angegeben, dass es, über
den Rücken nach vorn gelegt, mit dem tibiotarsalen Gelenk die
Schnauze eben erreichen soll; bei den mir vorliegenden Stücken
vermag ich nicht das untere Gelenk des Unterschenkels über das
Nasenloch hinaus zu strecken, in vielen Fällen erreicht es nur den
vorderen Augenwinkel. Der Unterschenkel ist, wie gesagt, etwas
kürzer als das Vorderbein, und die Fusswurzel ist ziemlich bedeu-
tend länger als die halbe Länge der Tibia und etwas länger als
die grösste Kopfbreite (?) oder fast ebenso lang wie der Kopf
breit ist ( -f ). Der Fersenhöcker ist lang und hoch, knorpelhart,
seitlich zusammengedrückt und sieht sowohl wegen seiner schau-
felförmigeu Gestalt, als auch seiner Stellung sehr dem Fersen-
höcker von Esculenta Lessonai ähnlich; genau wie bei dieser
nimmt er auch bei R. arvalis in der Richtung zur Zehe allmäh-
lich an Höhe zu und steht bei Betrachtung der Fusssohle von
oben stramm empor, er ist stets höher und immer länger als der
wulstartige Fersenhöcker von R. muta; seine Länge beträgt in
den meisten Fällen ungefähr % der Länge von der Innenzehe,
vom Fersenhöcker an gemessen, während die Länge dieses Hö-
ckers bei Muta höchstens die Hälfte, in der Regel aber nur ein
Drittel und sogar ein Viertel dieser Zehe, in der geschilderten Art
und Weise gemessen, ausmacht; bei den russischen Individuen ist
') Vergl. Taf. III, Fig. 21 und Taf. IV, Fig 39, in Leydig, Dio anuren Ba-
trachier der deutschen Fauna.
— 100 -
der Fersenhikker etwas kürzer, aber vielleicht etwas höher als
bei R, arvalis aus deutschen Fundorten. Der äussere Metatar-
salhöcker scheint stets zu fehlen. Die 4. Zehe ist die längste, die
3-tte ist entweder etwas kürzer oder länger als die 5-te, biswei-
len aber sind diese, beiden Zehen gleich lang. Die zarten Schwimm-
häute sind etwas kürzer als bei der vorigen Species, sie lassen
beim brünstigen Männchen an der längsten Zehe in der Regel zwei,
beim Männchen post nuptias aber zwei und einhalb Glieder frei,
an den übrigen Zehen ragen beim ersteren nur die letzten Pha-
langen, beim letzteren die letzten Phalangen an den Zehen 1.
und 5., und V/t bis 1% Glieder an den Zehen 1. und 3. frei
aus den Schwimmhäuten hervor. Bei den Weibchen sind die letzten
Phalangen an der 1. und 5. Zehe, 1% Phalangen an der 2., 2 Pha-
langen an der 3., und 2:V, bis 3 Phalangen an der 4. Zehe frei,
bei den auf dem Lande lebenden Weibchen sind die Schwimm-
häute an der 2. und 3. Zehe etwas kürzer. Sowohl die Finger
als auch die Zehen sind mit gering entwickelten Subartikularhö-
ckern versehen; die Finger- und Zehen-Spitzen enden merklich spit-
zer und die Finger und Zehen selbst sind dünner als bei R. muta.
Die Rückenhaut ist entweder mehr oder weniger glatt, oder
aber bald mit sehr stark vortretenden, länglichen, wulstartigen,
mitunter in unregelmässige Längsreihen gestellten Hervorragungen
bedeckt, welche in einigen Fällen im Nacken schräg gestellt er-
scheinen und eine mehr oder weniger ausgesprochen \/- oder
/\ -förmige Figur bilden. Die Rückenzone ist von zwei, mitunter
ziemlich breiten und stark vorspringenden, vom hinteren Augen-
winkel etwa bis oberhalb der Schenkel hinziehenden drüsigen Wül-
sten umrahmt. Die Hinterhacken sind fein granuliert, beim Männ-
chen etwas stärker als wie beim Weibchen; die Haut an den Hin-
terbeinen, insbesondere an der Innenfläche des Unterschenkels ist
glatt, sehr fein und zart; der Bauch ist glatt.
Masse in Millimetern: rj aus Breslau, Totallänge 59.5, Kopflän-
ge 18, Kopfbreite 28, Kopfumfang 48, Kopfhöhe 7, Interpalpe-
bralraum 3, Augendurchmesser 5.5, Durchmesser des Trommel-
fells 4.5, Entfernung der Schnauzenspitze vom Auge 6, des Trom-
melfells vom Auge nicht ganz 9, von der Mundspalte 1.5, Rumpf-
länge 41.5, Vorderbein 32, Hinterbein 102, Tibia 31, Länge des
Fersenhöckers nicht ganz 4, der Innenzehe, vom Fersenhöcker an
gemessen, nicht ganz 6. — $ aus Halle a. S. Totallänge 55, Kopf-
länge 15.5, Kopibreite 16, Kopfumfang 47, Kopf höhe 7, Iriter-
palpehralraum etwas über 2.5, Augendurchmesser 4.5, Durchmes-
— 101 —
ser des Trommelfells 3, Entfernung der Schnauzenspitze vom
Auge 6.5, des Trommelfells vom Auge 2. von der Mundspalte 1.5,
Rumpflänge 39.5, Vorderbein 28, Hinterbein 80, Tibia 25, Länge
des Fersenhöckers etwas über 3, der Innenzehe, vom Ferseuhö-
cker an gemessen, 5. — Die jungen Thiere sind unmittelbar nach
der Verwandlung, vom After bis zur Schnauzeuspitze gemessen,
ungefähr 13 mm. lang.
Färbung und Zeichnung.
•
Die Färbung und Zeichnung bei Arvalis ist nicht so wan-
delbar wie bei der vorbeschriebenen Art und es lassen sich hier
zwei Zeichnungsformell mit Leichtigkeit abtrennen; es siud dies:
die typische und die gestreifte Form. Die erste und am weitesten
verbreitete Form sieht im allgemeinen II. muta ähnlieh. Die Fär-
bung der Oberseite des Körpers ist bald dunkler oder heller
rothbraun oder graubraun, manchmal gelblich oder cafe' au lait
und immer mit au den Leibesseiten zerstreuten oder zu Marmel-
binden zusammenfliessenden dunkelbraunen oder rothliehbraunen
Flecken oder Schnörkel- und schriftartigen Zeichnungen besetzt; die
Rückenzone, welche von Drüsenwülsten abgegrenzt wird, die sich
durch ihre heller Farbe deutlich vom Untergründe abheben, kann
fleckenlos oder aber mit bald weniger, bald in grösserer Anzahl
eingestreuten dunkelbraunen schwarzbraunen Punktllecken und kur-
zen Strichen bedeckt erscheinen; diese Striche und Fleckihen ver-
theilen sich gern den drüsigen Wülsten, namentlich vorn entlang;
am Vorderrücken tritt meistentheils sehr deutlich die für sämtliche
Arten brauner Frösche charakteristische dunkelbraune \J '-förmige
Zeichnung auf, als deren Fortsetzung zwei nach hinten verlaufende
Reihen dunkler Striche angesehen werden können; diese Striche
erweisen sich in vielen Fällen bei näherer Betrachtung als Rand-
säume von wulst-und warzenartigen Erhabenheiten und heben sich
namentlich bei denjenigen Individuen scharf von der hellen Umge-
bung ab, deren seitliche Drüsenwiilste nach aussen hin vou einem
dunkelbraunen Bande begleitet werden. Mit der von einigen Autoren
als Var. striata Koch unterschiedenen Form werden mehr oder
weniger deutlich gestreifte Exemplare bezeichnet, welche sich auf
den ersten Blick schon aus der Ferne vom gemeinen Grasfrosch
unterscheiden lassen. Man unterscheidet an der Zeichnung der Ober-
seite von striata im ganzen drei Zonen oder Längsbänder: ein
hell bräunliches, fleckenloses, oder spärlich dunkelbraun gepunktetes
— 102 —
mittleres Band und je ein, durch den hellen Seitenwulst in zwei
Felder getheiltes dunkles Band auf jeder Rückenhälfte. Die letzten,
untersten, bisweilen stark von Schwarzbraun durchsetzten Fel-
der grenzen an die hellen, gegen den Bauch zu dunkelbraun ge-
fleckten Rumpfseitenbänder und werden wom hellen Mittelband
durch vielfach zackig ausgeschnitten verlaufende, tief braune, von
etlichen, kurzen wulstartigen Erhabenheiten begleitete, ziemlich
schmale Streifen oder blos von reihenweise angeordneten schwarz-
braunen Linien, Punkten und Flecken begrenzt. Zwischen diesen
beiden Formen sind Uebfrgangsstufen vorbanden; es kann, beispiels-
weise bei der Form striata blos das Mittelband uud auch nur
spurweise und blos am Hinterrücken angedeutet auftreten, während
bei der typischen Form die dunkelumrahmten wulstartigen Erha-
benheiten derart regelmässig und einander genähert erscheinen
können, dass sie förmliche Streifen bilden. Bei allen diesen For-
men tritt der bald hell, bald dunkel braune, röthlichbraune oder
fast schwarzbraune, oben bogenförmig begrenzte und meist hell
umsäumte Ohrfleck deutlich zutage; er erscheint gleich der hell-
braunen, oberhalb vom dunkelbraunen Frenalstreifen begrenzten
Zügelgegend vom dunklen Randstreifen der Unterkinnlade durch
einen weisslichen oder gelblichen Strich getrennt. Der Frenalstrei-
fen erhält oben einen, bisweilen kaum angedeuteten, hellen Saum
und breitet sich mitunter dermassen aus, dass die Frenalregion
zur Hälfte tief dunkelbraun und zur Hälfte hellbraun gefärbt er-
scheint; die untere Hälfte der goldgelben Iris ist mit Schwarz-
braun durchsetzt und es scheint als ob der Frenalstreifen durch's
Auge ginge, um sich mit dem Ohrfleck zu vereinigen. Auf der
Kopfoberfläche zeigen sich bei der einfacher gekleideten typischen
Form meist vier, bisweilen undeutlich ausgeprägte dunkle Flecken,
von denen zwei mehr der Quere nach gestellt sind, zum Theil
auf den Lidern, z. Th. am Scheitel sich befinden, während der
dritte auf der Schnauze und der vierte in der Hinterhauptsregion
liegt. Bei der Form striata wiederholt sich im grossen und
ganzen am Kopfe die Rückenzeichnung, wenigstens ist auf der hin-
teren Hälfte der Kopl'obertläche genau dieselbe Streifung wie am
Rücken deutlich sichtbar. Der dunkle Strich der Obeikiunlade steht
in vielen, ja in den meisten Fällen in Verbindung mit dem dun-
klen Streifen an der Vorderseite des Oberarmes; der Hinterseite
des Vorderbeines entlang zieht sich ein mitunter stark ausgespro-
chener dunkler Streifen, der sich manchmal in Flecken aullöst,
die bisweilen ganz verwischt erscheinen. Die diesem Vorderbein-
— 103 —
streifen am Hinterbein entsprechende Binde kann gleichfalls, so
namentlich bei blass kolorirten „typischen Stücken, äusserst schwach,
und nur am Knie, am Vorderende des Oberschenkels und an einem
Theile nur des Unterschenkels als zackig ausgeschnittener und viel-
fach unterbrochener dunkler Streifen auftreten; an der Unterseite
der Fusswurzel und des Fusses hingegen tritt diese Binde mit
einer grösseren Beständigkeit und Intensität auf. Bei gestreiften
Exemplaren hebt sich dieser, an seinem oberen Rande hell um-
säumte dunkelbraune Streifen sehr deutlich vom Untergründe ab
und zieht sich ununterbrochen längs der Vorderseite des Ober-
schenkels und der Aussenseite des Unterschenkels fort, um schliess-
lich auf die Unterseite der Fusswurzel und des Fusses bis zur
Spilze der 5. Zehe überzugehen. Die Oberseite der Hinterbeine ist
mit mehr oder weniger ausgesprochenen, der Quere nach gestellten
Flecken oder mehr weniger zahlreichen, breiten oder sehr schma-
len Streifen besetzt, welche bei der Form striata sich durch
ihre dunkelbraune Färbung scharf von dem helleren Braun des
Untergrundes abheben; dazwischen sind oftmals dunkelbraune Pun-
kte und Punktflecken eingestreut. Am Vorderbein kommt es wohl
nie zu einer Querstreifung; die schnörkelartigen dunklen Zeichnun-
gen können fehlen, oder auf etliche Spuren reducirt werden. Die
Unterseite ist weisslich oder gelblich; meistens nur spurweise an-
gedeutete Flecken kommen blos an der Kehle und Brust vor. Der
FersenliöVker und die Gelenkhöcker sind bisweilen ziemlich dunkel
gefärbt und stechen wenig vom dunklen oder dunkel gefleckten
Untergrunde der Fussunterseite ab, in anderen Fällen aber sind
sie bei bräunlichgelber Unterfläche des Fusses gelblich. Bei brün-
stigen Männchen erscheinen die Farben auf der Körperoberseite
wie mit einem Nebelschleier überzogen und die Kehle erhält einen
bläulichen Schimmer, nur noch die Mitte der Kehle behält ihr
weissliches oder gelbliches Kolorit bei. Dass die Männchen im
Frühjahr bisweilen „deutlich und lebhaft grün gefärbt" sind, „was
sie", wie Koch angiebt, „dem Wasserfrosch sehr ähnlich macht"
gehört wohl zu den Seltenheiten, da v. Siebold und Leydig übe-
reinstimmend angeben, dass sie „nie grasgrün gefärbt" seien. Hin-
gegen habe ich bei den brünstigen Männchen vom Galgenberg bei
Halle a. S., welche Herr A. Goldfuss die Güte hatte mir mitzu-
teilen, gefunden, dass Gelb sowohl in den Weichen, als auch auf
den Hinterbacken ziemlich reichlich vorhanden ist und dass die
Kehle spurweise violett angehaucht erscheinen kann. Bei den brün-
stigen Männchen kommt vorzugsweise Gelb und Rosaroth zum Vor-
— 104 —
schein; die Hinterbacken, die Innenfläche des Unterschenkels, die
Brustseiten und der Bauch, namentlich nach hinten zu, sind gelb,
auch vor der Insertiousstelle der Vorder- und Hinterbeine und in
der Achselgrube tritt Gelb auf. Brust, Bauch und Fusswurzel er-
scheinen auf gelblichweissem oder gelbem Grunde rosaröthlich ge-
fleckt. Die Jungen sind im allgemeinen von den Alten nicht un-
terschieden, je selbst die Streifung bei den ganz kleinen Exem-
plaren von der Form striata kommt deutlich zur Geltung.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Die Unterscheidung des Männchen vom Weibchen ist zur Laich-
zeit äusserst leicht, denn zu dieser Zeit ist beim ersteren die dun-
kle Schwiele auf dem Daumenballen und am Innenrand des Dau-
mens, sowie auch an der nach innen zu liegenden Partie der
Daumenoberfläche so mächtig entwickelt, dass sie auf den ersten
Blick auffällt (vergl. Fig. 14 auf Taf. II bei Leydig, op. cit.);
beim Weibchen ist diese Schwiele nicht vorhanden. Eine genaue
Untersuchung und Vergleichung von Individuen beiderlei Geschlech-
tes lässt andere unfehlbare Unterscheidungsmerkmale erkennen^
welche uns befähigen, das eine Geschlecht von dem anderen zu
unterscheiden. Vor allem erkennt man jederzeit das Männchen an
den Stimmsäcken, die dem Weibchen fehlen; es genügt meist dem
Thiere den Mund zu öffnen, um die zu den Stimmsäcken führen-
den Oeffnuugen wahrzunehmen, welche nahe an der Unterkiuulade,
nach innen vom Mundwinkel liegen; bei in starkem Weingeist auf-
bewahrten Stücken kann allerdings zuweilen erst ein Schnitt durch
die Kehlhaut Sicherheit über das Vorhanden- oder Nichtvorhan-
densein dieser Aussackungen der Mundhöhle geben. Unter den übri-
gen unterscheidenden Merkmalen sind zu erwähnen, dass der Vor-
derarm und Daumen beim Männchen bedeutend dicker erscheinen
als beim Weibchen und dass beim letzteren der Kopf breiter und
der Körper einen weniger schlanken Bau zeigt als es beim erste-
ren der Fall ist.
Larve.
In Uebereinstimmung mit Heron-Royer und van Bambeke (Bull.
Soc. Zool. de France, 1881, p. 75) glaube ich, dass die Larve
von R. arvalis sich hauptsächlich durch die Zahl ihrer Zahn-
reichen von derjenigen von R. m u t a unterscheidet, sollte aber
wider erwarten die Untersuchung eines reicheren Materials an Lar-
— 105 —
ven als dasjenige, welches uns vorgelegen hat, ergeben, dass die
Quappe von Arv alis hinsichtlich ihrer Bezahnung keine Verschie-
denheiten aufweist, so bliebe als gutes Erkennungsmerkmal für
diese Art die Form des Schwanzes bestehen. Sonst sehen sich diese
beiden Larven sehr ähnlich. Die Larve von Arvalis wird 32 mm.
lang, ihr Körper misst nicht ganz 12 mm., die Schwanzlänge be-
trägt ungefähr 20 mm., die Schwanzhöhe 6% mm., der Körpe-
rumfang erreicht 20 bis 21 mm und ihre Hinterbeine sind lang,
länger als bei R. muta, denn sie erreichen bei dem von mir ge-
messenen Exemplar 10 mm., während bei einer 37 mm. langen
Quappe von Muta die Hinterbeine nur 8 mm. messen. Der Kör-
per ist eiförmig, die Grenze zwischen Kopt und Rumpf ist äusserst
schwach seitlich und unten angedeutet; der Kopf ist nach vorn
zu weniger stark verschmälert als bei Muta mit gerundet abge-
stutzter Schnauze und schwach gewölbter Oberseite; der Rücken
ist gewölbt, die Rumpfseiten und der Bauch sind massig stark
aufgetrieben. Die Augen sind grösser als bei der Larve von Muta,
sie liegen mehr seitlich als oben; ihr Abstand von einander auf
dem Scheitel ist etwas kleiner als die doppelte Entfernung zwi-
schen den Nasenlöchern; letztere liegen näher am Auge als an
der Lippe, sie sind kleiner als bei R. muta, haben eine leicht
eingedrückte Umgebung und sind nach unten und vorn gerichtet;
die Entfernung von einander ist ungefähr ihrer Distanz vom Lip-
penrande gleich. Die Mundöffnung ist etwas grösser als der Raum
zwischen den Nasenöffnungen; die Oberlippe tritt stark wulstartig
vor, erscheint in stärkerem Bogen gerundet als bei R. muta und
wird oben von einem mehr oder weniger deutlich ausgeprägten
Wulste begleitet, so dass diese Lippe bei oberflächlicher Betrach-
tung aus zwei neben einander herlaufenden Wülsten gebildet zu
sein scheint. Die Oberlippe ist mit Zähnen bewaffnet, die Mund-
winkel und der Unterlippenrand hingegen sind mit Papillen besetzt.
An der Innenfläche der Oberlippe sehe ich links und rechts vom
dunkelgefärbten Kiefer je eine kurze Zahnreihe, an der Innenfläche
der Unterlippe sind drei hintereinander gestellte längere Zahnrei-
hen vorhanden, von denen die dr.tte, vom Mundrand an gezählt,
in der Mittellinie eine Unterbrechung aufweist. Die Zähnchen sind
klein, mit kurzem trichterförmig auslaufenden Körper und am Rande
ausgezacktem Kopfe; es sind im ganzen 14 bis 16 Zacken und
zwei übereinander sitzende Ersatzzähnchen vorhanden, welche in
die Höhle des alten Zahnes hineingeschoben sind. Das Kiemenloch
ist linkerseits am Rumpf gelegen, seine Entfernung von der Ansatz-
— 10G —
stelle des Hinterbeines ist etwas geringer als die Entfernung vom
Mundwinkel. Der Schwanz ist etwas länger als bei der Larve von
R. in uta, sein Flossensaum ist höher, oben und unten am Rande
stärker gebogen und in eine längere Spitze ausgezogen; der flei-
schige Theil des Schwanzes läuft nach rückwärts sehr allmählich
in eiue lange Spitze aus. Die Analröhre ist etwas länger als bei
der Larve von R. muta, sie öffnet sieb ähnlich wie bei allen uns
bekannten Rana-Larven auf der rechten Seite der Unterecke der
Schwanzmembran. Die Hinterbeine sind lang und schlank, der Fer-
senhöcker zeigt sich schon sehr früh und i-ieht bei dem ausge-
wachsenen zweibeinigen Thiere einer sechsten Zehe nicht unähn-
lich. Hinsichtlich der Färbung lässt sich zur Zeit nlhts näheres
sagen; in den mir zu Gebote stehenden Werken habe ich darüber
nicht vorfinden können und die mir vorliegenden Exemplare ha-
ben ihre Farben in der Konservierungsflüssigkeit zum Theil wohl
eingebüsst; sie sind oben braun, etwas heller als die Quappen von
R. muta und zeigen an den Rumpfseiten metallisch glänzende
Flecke; ihr Schwanz ist gleichfalls heller als bei der hier zum
Vergleich gezogenen Larve vom Grasfrosch und nicht so dicht und
nicht so stark mit dunkelbraunem Puder versehen, namentlich au
der unteren Schwanzflosse, so am Rande des fleischigen Mittelthei-
les des Schwanzes sowie vorn sind die dunklen Punkte spärlich oder
sie fehlen gänzli h. Die Hinterbeine sind gewöhnlich mit ziemlich
scharf ausgeprägten dunklen Querbarren versehen. Helle, wie Punkt-
reihen aussehende Hautdrüsen („Seitenlinie") umgeben die Nasen-
und Augenregion und ziehen sich dem Rücken entlang hin. Die
seitlichen Drüsenwülste springen bei den vierbeinigen Larven stark
hervor und ihre Schnauze spitzt sich ziemlich rasch zu. Die jungen
Feldfrösche sind unmittelbar nach ihrer Verwandlung 13' 2 mm.
lang mit 14% mm. langen Hinterbeinen. - Die Quappe von
R. arvalis ist, so viel ich weiss, noch nicht abgebildet worden,
auch nirgends, abgesehen von einigen beiläufigen Bemerkungen in
der Schrift Heron-Royer's, beschrieben worden.
Lebensweise. Abbildungen.
Zum Aufenthaltsorte bevorzugt R. arvalis die Moorgebiete, wo
sie bisweilen neben R. muta und R. esculenta vorzukommen
pflegt. Eben dieses Zusammenleben dieser drei Arten erschien man-
chen von uns etwas bedenklich uud gab Veranlassung zu abson-
derlichen Vermuthungen; die einen hielten R. arvalis für das
— 107 —
Männchen, R. muta aber für das Weibdien von „R. t empor a-
ria", die anderen gaben erstere für eine Bastardform von Escu-
lenta und Muta aus. Dass R. arvalis auch hinsichtlich ihrer
Lebensweise insofern einige Aehnlichkeit mit diesen beiden Spe-
cies hat, als sie, so zu sagen, die Mitte zwischen ihnen hält, muss
allerdings zugegeben werden; denn obgleich sie schon ihrer kurzen
Schwimmhäute halber zu den Landfröschen gerechnet werden muss,
hält sie sich doch viel mehr im oder am Wasser auf als R. mu-
ta; im Schwimmen steht sie R. esculenta allerdings nach, im
Springen aber könnte sie beinahe mit dieser wetteifern und ent-
wickelt darin jedenfalls eine grössere Fertigkeit als R. muta.
Ihre Legezeit endlich fällt in die Zeit, welche zwischen der mei-
stens weit auseinanderliegenden Paarungszeit von Wasser- und Gras-
frosch liegt; sie findet nämlich zwei bis drei Wochen später statt,
als die von R muta und gewöhnlich mehrere Wochen vor
derjenigen von R. esculenta. Zur Brunstzeit zeigen sich die
Weibchen einige Tage nach dem Erscheinen der Männchen; sobald
sie in das Wasser steigen, werden erstere augenblicklich von den
wartenden Männchen gegriffen und um die Achsel gefasst, worauf
das Ablegen der Eier und ihre Befruchtung stattfindet. Der Laich-
klumpen bleibt am Grund kleben; er besteht aus 1000 bis 2000
Gallertkugeln (Heron-Royer, De la Fecondation des Batraciens
anoures, in Bull. Soc. Zool. de France, 1878); das einzelne schwarz-
braune Laichkorn hat 2 mm. Durchmesser und stehen dieselben
2,5 mm. auseinander; die Gallerte soll weniger konsistent sein als
bei R. agilis. „Gleich nachdem das Laichen vollendet ist, ver-
schwinden beide Geschlechter aus den Teichen und anderen Ge-
wässern, und vertheilen sich über die umliegenden Wiesen, Felder,
Wälder u. s. w., doch halten sich die Männchen immer auf feuch-
teren Stellen auf, während die Weibchen bis auf die trockensten
Aecker sehr weit vom Wasser getroffen werden" (Steenstrup, Ueb.
d. Lebensweise u. üb. d. systemat. Stellung einiger Amphibien
Dänemarks. Amtl. Ber. üb. d. 24 Versamml. Deutsch. Naturforsch,
u. Aerzte in Kiel). Schon der Umstand, dass die Haut der Männ-
chen, vorzüglich im Frühjahre, viel glatter und schleimiger ist als
die der Weibchen, die ziemlich warzig und trocken erscheint, so-
wie auch, dass die Schwimmhaut bei jenen mehr ausgebildet er-
scheint als bei diesen deutet an, dass die Männchen mehr an das
Wasser gebunden sind als die Weibchen. Seit mehreren Jahren
hatte Steenstrup das Erscheinen der R. arvalis beobachtet und
immer hatte er gefunden, dass die zu Hunderten aus dem gras-
— 108 —
bewachsenen Boden der kleinen Gewässer in den allerersten Früh-
lingstagen, sobald nur das Eis verschwanden war, hervorkommen-
den Frösche stets männlichen Geschlechts waren, und sich durch
die überaus glatte, schlüpfrige und wie mit einem bläulichen Reif
überilogene Haut, sowie durch eine schneeweisse Kehle auszeich-
neten. Im Spätjahre versammeln sich die Frösche wieder zahlrei-
cher in der Nähe des Wassers; im Ausgange Oktobers und An-
fange Novembers hatte Steenstrup die Männchen eben auf densel-
ben Stellen, wo sie des Frühjahrs zum Vorschein kommen, gese-
hen und gesammelt und zu eben dieser Zeit hatte er mich die
Weibchen auf den umliegenden Wiesen getroffen; einige derselben
sasseu in Höhen und Vertiefungen des mit Graswurzeln durchweb-
ten Bodens, andere fand er unter den Wurzeln der Erlen und
Weiden verkrochen; aufgejagt, suchten die Weibchen sich nicht in
das Wasser zu retten, sondern verbargen sich unter trockne Reiser
und in Höhlen. Die Beobachtungen Steenstrup's scheinen darauf
hinzudeuten, dass die weiblichen Arvalis auf dem Lande, die
männlichen aber unter dem Wasser, oder wenigstens in der un-
mittelbaren Nähe desselben überwintern. „Im Beclürfniss den Win-
terschlaf anzutreten", sagt Leydig, „scheint sich R. arvalismehr
der R. esculenta zu nähern. Ich hielt die drei bisher erwähn-
ten Arten, von ein und derselben Oertlichkeit genommen, unter
ganz gleichen Umständen zu Hause. Als nun Ende November die
Temperatur im nicht geheizten Zimmer auf-+-6° R. herabgegangen
war, hatten sämmtliche Exemplare von R. fusca, innerhalb eines
grossen Glases, dessen Fuss ringsum in einer Art Nische ausging,
sich in diese Vertiefung gepresst und lagen mit geschlossenem
Auge, ohne Athembewegungen, wie todt da. Hingegen kein Indi-
viduum von Rana arvalis und Rana esculenta zeigte Nei-
gung dies nachzumachen; sie kauerten sich nicht zusammen, blie-
ben vielmehr aufrecht sitzen, hielten die Augen offen und athme-
ten fort". „Das Thier", erzählt letzt genannter Forscher, „ist in
Gefangenschaft von ruhigem Wesen und folgt bei Ungewöhnlichem,
was in der Nähe vorgeht, aufmerksam, ohne sogleich die hocken-
de Stellung aufzugeben, mehr nach Art der Kröte, durch starkes
Seitwärtsbiegen des Kopfes der zu bedrohen scheinenden Sache. Bei
hockender, halbaufgerichteter Haltung treten die oberen Enden des
Beckens als starke Höcker hervor, welche auffällige Knickung Rö-
sel von R. fusca schon sehr richtig abgebildet hat. Für die erste
Zeit der Gefangenschaft nahm ich jedoch wahr, dass unsere Art
den Rücken in der leicht gewölbten Weise hält, welche R. escu-
- 109 —
lenta und die Gattung Bufo zeigen. Erst nach und nach tritt
in sitzender Stellung die starke Höckerbildung hervor, wie bei
R. fusca. Erschreckt bläst unser Frosch, ähnlich und eben so
häufig wie die Kröte, die Seiten auf. Zur Nachtzeit und namentlich
bei manchen Witterungsverhältnissen, z. «B. vor Sturm und Regen,
ist Rana arvalis sehr unruhig und ergeht sich in fortwähren-
den Sprüngen". Dass dieser Frosch graten kann und dazu seinen
Fsrsenhöcker benatzt, erfahren wir durch Colin. Das Geschrei des
brünstigen Männchens wird von v. Sie hold (Arch. f. "Naturgesch.
1852. Bd. II, S. 14) mit dem Geräusch verglichen, das die aus
einer leeren, unter Wasser getauchten Flasche entweichende Luft
verursacht. Schiff (in litt. ad. Thomas, in Ann. Sc. nat. 4 se'rie.
Zoologie, IV, p. 365) bestätigt dies und bemerkt, dass hernach,
also nach vollzogenem Begattungsakt die Stimme des Männchens
lauter, rauher und sehr tief klingt, als wenn sie heiser wäre.
Die einzelnen Laute „man, man, man" folgen in kurzen Inter-
vallen, werden oft wiederholt, ohne jedoch in ein kontitmirlichcs
Geräusch überzugehen. Der Angabe Heron-Royer's zuiolge würde
das Geschrei der Arvalis etwas anders lauten; „le chant du male",
sagt dieser Forscher, „n'est pas bruyaut; il est plus clair que ce-
lui de R. fusca, les mots groe-groe-groe, assez vivement pro-
nonce's, rappellent ce que j'ai entendu; il y a bien aussi quelques
grognements que je n'ai pu entendre assez pour en tenir compte".
Zweifelsohne muss das Geschrei der Anuren im Freien gehört
werden, um richtig wiedergeben zu werden, vorausgesetzt, dass
man mit einem weiltragenden und richtigen Gehör begabt ist. Bei
den in Gefangenschaft gehaltenen Thieren verliert die Stimme viel
an Stärke und Klang, auch mögen einige Laute in den Aquarien
verloren gehen, oder etwas verändert an unser Ohr gelangen. Das
Weibchen von Arvalis stösst unter Umständen, wenn es gestört
oder ergriffen wird, einen hellen, feinen Klageton aus.
Bei den in der Gefangenschaft gehaltenen Larven von Arvalis
scheint die Entwicklung bisweilen rascher von dannen zu gehen
als ich es aus den mir vorliegenden Mittheilungen anzunehmen
geneigt wäre. Nach Heron-Royer (Notices sur les moeurs des Ba-
traciens, in Bull. Soc. d'Etudes scient. d'Angers, 1885) würde die
Entwicklung blos 72 Tage erfordern, hingegen sind die vierbeini-
gen Arvalis-Larven aus Halle, welche ich der Güte des Herrn
W. AYolterstorff verdanke, nahezu drei Monate alt; sie sind näm-
lich am 16 April geboren und am 11 Juli getödtet worden. Aus
diesen Daten sowohl als auch aus der Mittheilung Leydig's, wo-
b
— HO -
nach er im Jahre 1876 am 8 August ganz junge R. arvalis
„auf dem feuchterdigen Rande eines vor Kurzem ausgetrockneten
Wassers" zahlreich angetroffen hat, können wir den Schluss zie-
hen, dass diese Art bisweilen ihr Laichgeschäft lange hinauszieht
und dass ihre Legezeit mit derjenigen von R. esculenta zusam-
menfallen kann. — Einige Bemerkungen über die Sitten dieser Spe-
eres haben ausser Steenstrup, Colün, Leydig und He'ron Royer,
Koch (Formen u. Wandlungen d. ecaudat. Batrachier), Böttger
(Zoolog. Garten, 1885, J\ß 8, S. 244) und Fatio (Faune des Ver-
tebre's de la Suisse 111, p. 350) bekannt gemacht.
Bis vor Kurzem existirten nur wenige bildliche Darstellungen
einzelner Körpertheile von R. arvalis, ich meine diejenigen, wel-
che die Schrift Steenstrup's „Bidrag til Bestemmelsen af de nordi-
ske Arter af Rana og Bufo", die Abhandlung von Thomas „Note
sur deux especes de grencuilles observees depuis quelques anne'es
en Europe" und das Buch Leydig's „Die anuren Batrachier der
deutschen Fauna" enthalten. Erst seit dem Erscheinen der Bou-
lenger'schen „Remarks on Specimens of Rana arvalis exhibited in
the Society's Menagerie" (Pror. Zool. Soc. of London, 1886, Pla-
te XXIV) sind wir im Besitz einer kolorirten Tafel, welche nicht
weniger als fünf verschieden gezeichnete Moorfrösche versinnbil-
dlicht und mehrere von ihren charakteristischen Merkmalen un-
verkennbar wiedergiebt. Durch diese, die nur unter dem scharfen
Blicke Boulenger's solche Vollkommenheit erlangen konnte, sind
wir für unser langes Warten vollauf entschädigt worden. Bei die-
ser Gelegenheit darf nicht unerwähnt gelassen werden, dass Leydig
die Frage aufwirft, ob wohl in der älteren Literatur eine Abbil-
dung der R. arvalis niedergelegt sein mag und dabei auf das
Froschpärchen bei Swammerdam (Bibel der Natur. Tab. XLVII1,
Fig. 1. Leipzig 1752) hinweist, das ihm viel eher auf den Moor-
frosch als auf R. muta (fusca) zu pas.en scheint.
Vorkommen.
R. arvalis ist weit über Skandinavien verbreitet, ohne sich
jedoch überall zu finden; in Norwegen z. B. ist sie, so viel ich
weiss, einstweilen mit Bestimmtheit nur von dem südöstlirhen
Küstengebiet bekannt. Collet (131) erwähnt ihr Vorkommen blos
aus zwei Lokalitäten. In Schweden scheint sie an vielen Stellen
zu leben. Durch Boulenger (9. — S. 45) erfahren wir, dass sie sich
in Bohuslän vorfindet und dass sie in Schonen, so namentlich im
— 111 —
Nordosten (134), in Tveta (Kalmar Län), in Ostergölland, sowie
in Götland überhaupt, ferner im Süden Sverige's, wie z. B. bei
Stockholm (Suudevall), bei und in Upsala (Mesch), und endlich
auf Öland (209) und Gottland beobachtet worden ist, ersehen
wir aus den Schriften von Wallengren; Lilljeborg, Nilsson (104)
und Steenstrup (210). Der zuletzt genannte Forscher spricht über-
dies die Ansicht aus, dass die von Linne bei Allebörg (Wester-
götland. 211) und auf Öland (212) beobachteten „Ranae tem-
porariae" als R. arvalis zu deuten seien. Aus einem Vortrag
Steenstrup's (138) erfahren wir sodann, dass sowohl R. arvalis
wie auch R. muta in den verschiedenen Provinzen Dänemarks in
gleicher Häufigkeit gefunden zu werden scheinen; obgleich nach
den einzelnen Lokalitäten bald die eine, bald die andere Art die
vorherrschend^ ist, so ist namentlich in der Umgegend von Soröe
unbedingt R. arvalis die häufigere. Aus allen Theilen der Insel
Seeland, aus den kleineren Inseln südlich von Seeland, aus dem
nördlichen und südlichen Jütland waren Exemplare dieser Species
gesammelt worden und aus Kopenhagen selbst hat sie F. Mül-
ler (167.— S. 559) erhalten. Ausserhalb Dänemarks hatte Steen-
strup ciiese Species in der Nähe von Stettin und im botanischen
Garten zu Leipzig in Menge getroffen. Alsdann bewohnt R. arva-
lis West- und Ostpreussen und ist daselbst bei Danzig, bei Heils-
berg und Königsberg beobachtet worden (172); aus der Umge-
bung von Breslau haben sie v. Siebold, Pflüger und ich selbst
erhalten; das Vorkommen bei Dresden hat E. Haase (177) er-
wähnt; aus der Provinz Sachsen hat sie W. Wolterstorff von Am-
mendorf. Passendorf, Cröllwitzer Höhen, Salziger See bei Halle,
Schkeuditz bei Leipzig, vom Biederitzer Busch, dem Rothenhorn, den
Rothenseeer Wiesen im Alluvialgebiete der Elbe bei Magdeburg,
ferner von Rogätz, Neuhaldensleben und Osterburg angezeigt (230).
Durch F. Müller (55.— S 252), Boulenger (9.-S. 45) und
Brüggemann (213) erfahren wir, dass diese Art bei Berlin, in
Hannover und um Bremen sich vorfindet. Im Oldenburgischeü ist
sie nach Wiepken und Greve (78) „nicht sehr häufig" und würde
für diese Gegend als Moorfrosch zu bezeichnen sein, weil sie dort
nur auf dem Moore vorzukommen pflegt '). In den Sümpfeu von
Siegburg am ^iederrhein hat sie Lcydig gesammelt (170. — S. 130),
ihr Vorkommen in der Umgebung von Elberfeld meldet Beh-
') Nachträglicher Zusatz. Herr A. Guldfuss theilt mir mit, dass er R. arva-
lis, R. ni u t a und Bufo calamita bei Flensburg beobachtet bat.
— 112 —
rens ('229); in der Unter-Main- Gegend findet sich die Arvalis
in allen Sumpfgebieten, jedoch nur da, wo, wie Koch (93) be-
merkt, die Esculenta und Muta vorkommen, oder wenigstens
der Wasserfrosch lebt. Besonders zahlreich begegnete ihr Koch in
den Hengster Wiesen bei Üfi'enbach, dann längs der ganzen Berg-
strasse hin in den sumpfigen Partien der Ebene, ferner bei Mann-
heim, Speyer und weiter am Rhein hinauf; in den oberen Lahn-,
Dill- und Sieg-Gebieten, allwo der Wasserfrosch fehlt, soll sie nicht
anzutreffen sein. Bei Wiesbaden ist sie nach der Angabe Kirsch-
baum'« häufig; Kirschbaum glaubt, dass sie im Nassauischen auch
sonst verbreitet sei. Im Rheingau hat Koch sie nur vereinzelt an-
getroffen; bei Frankfurt findet sie sich an zwei Plätzen: Enkheim
und zwischen Bockenheim und Höchst (214); bei Freiburg in Ba-
den kommt sie nach Ecker vor und in Neudorf in Elsass ist sie
kürzlich von Herrn Bider entdeckt worden (55). Diese Entdeckung
ist insofern interessant, als sie den Nachweiss liefert, dass das
Thier den Rhein westlich überschreitet. Im übrigen Deutschland
hat man die Ar v aus bisher nur bei Erlangen (v. Siebold) und
auf den Torfgruben des Schweinfurter Bet kens bei Schwebheim in
Franken beobachtet (94). In der Schweiz ist das Thier einzig und
allein zwischen Basel und Leopoldshöhe (F. Müller) und in Hol-
land in der Nähe von Apeldoorn (M. Weber. 215) aufgefunden
worden. Ob die von Jeitteles (181) bei Kaschau in Oberungarn
beobachtete „R. temporaria var. oxyrrhina" wirklich dem
Feldfrosch und nicht dem Grasfrosch angehört, lässt sih zur Zeit
kaum sagen.
Wie es um die Verbreitung der R. arvalis im Russischen
Reich steht, lässt sich augenblicklich noch nicht viel angeben,
„jedenfalls", sagt Kessler in seinem Berichte über eine Reise nach
Transkaukasien, „trifft sie sich im europäischen Russland unver-
gleichlich seltener als der stumplschnäiizige Frosch". Seidlitz (105)
verzeichnet sie unter den Lurchen in der Ostseeprovinzen, v. Fi-
scher (106) hat sie im Gouvernement Petersburg, Sabanejew (108)
im Gouvernement Jaroslaw und Lilljeborg (216) bei Archangel
sowie auch in Russisch-Lappland beobachtet. Gesammelt wurde
ferner die Art an den Ufern des Urnen, am Fluss Wolchow, in
Mesen, im Gouvernement Nischni-Nowgorod, so in Gorbatowo und
in Chwostschewka (Zool. Samml. St. Petersburg. Akad. d. Wiss.),
in der Umgegend von Orel und Kiew (Kessler. 353) und in Ta-
ganrog. Ostwärts ist sie vorgefunden worden am Padun, im nörd-
lichen Ural (Zoolog. Samml. St. Petersb. Akad.), im Mittel-Ural
- 113 —
(Sabancjew, 107), in Tümen, in Tomsk, am Fluss Keta (Gt. Tomsk),
in Ust-Kameuogorsk, in Turuchansk am Jenissei, an der unteren
Tunguska (Zoolog. Samml. St. Petersb. Akad.), im Thal der Buch-
tarma (Ehrenberg und Humboldt. Mus. Beii. j\° 3248, nach Bou-
lenger's Note snr les grenouilles rousses d'Asie, in Bull. So«*. Zool.
de France XI, p. 596), in Sarai Gor am Ob (Finsch. Mus. Beil.
JV° 9193, nach Booulenger, op. fit.) und im Karakaly-Gebirge
(St. Petersb. Akad. Mus. jVs 995). Dass ß. arvalis in den Kir-
gisen-Steppen sowie auch in Persien, so in Sultauie zwischen Ta-
bris und Kazwiu (119), in Klein-Asien und in Albistan (9) nicht
mangelt, darüber liegen sichere Angaben Koulenger's und Caine-
rano's vor und es ist infolgedessen leicht möglith, dass die brau-
nen Frösche, deren De Filippi (119) vom Goktscha-See gedenkt,
auch wirklich R. arvalis gewesen seien. De Filippi bezeichnet
sie bekanntlich als „R. oxyrhina Steenstr." und sagt folgendes
über seinen Fund: „Probabilmente Ia vera R. temporaria man-
ca nella Persia occidentale. Gli individui da me raccolli presso il
lago Goktscha ed a Sultanieh prestano tutli i caratteri dell'oxyr-
hina". — Der Verbreitungsbezirk des Feldfrosches umfasst somit
den Süden Skandinaviens nebst den Inseln Öland und Gottland,
Dänemark, Nord- und Mitteldeutschland sowie Russland und erreicht
seine Nordgrenze in Russisch Lappland, Archangelsk und Meseu.
flach Westen scheint R. arvalis Holland, den Mittelrhein und
Elsass nicht zu überschreiten. Die Unigegend von Basel und Neu-
dorf in Elsass wären, so viel wir wissen, die südlichsten und zu-
gleich die am weitesten westlich vorgeschobene Standquartiere, an
denen das Thier gefunden werden ist. In Süddeutschland, in Hol-
land und in Oesterreich zeigt sie sich vereinzelt und über ihre
Verbreitung im Russischen Reich lässt sich zur Zeit nichts Be-
stimmtes angeben; wir wissen nur, dass sie in einigen Gouverne-
ments im europäischen und asiatischen Russland und in den Kir-
gisensteppen sich findet und glauben genügende Anhaltspunkte zu
haben, um an ihrem Vorkommen in Nordost-Persien, in Russisch-
Armenien und in Klein-Asien (Albistan) nicht zu zweifeln. Darüber,
ob sie sich auch wirklich in Gansu und in der Provinz Ordos fin-
det, müssen weitere Aufklärungen abgewartet werden, umsomehr,
da die spitzschnäuzige „Rana temporaria", welche Strauch er-
halten hat und die er mit „R. oxyrhinus" Steenstrup" zu iden-
titiciren geneigt zu sein scheint, von Böttger (Materialien z. herpe-
tolog. Fauna von China I, in 24 u. 25 Ber. d. Offenbach. Ver.
f. Naturkunde Offenbach a. M. 1885) als R. japonica Günth.
_ 114 —
bezeichnet worden ist. Strauch (126) äussert sich folgender Weise
über seine Temporaria aus Gan-su und aus der Provinz Ordos:
„In der Sammlung von N. M. Prschewalski befinden sich 15 Exem-
plare des Grasfrosches, welche in Bezug auf ihre Farbe und Zeich-
nung ebenso veränderlich sind wie die europäischen; zwei von
ihnen sind in Gan-su, alle übrigen in Ordos erbeutet worden. Alle
gehören der spitzschnäuzigen Form an, die zum ersten Mal von
Prof. Steenstrup (Amtl. Bericht über die XXIV Versamml. deutsch.
Naturforsch. Kiel, 1844, p. 131) unter dem Namen R. oxyrhi-
nus beschrieben worden ist. Bei vier Exemplaren aus Ordos und
bei beiden aus Gan-su sind die Hinterextremitäten verhältnissmässig
kurz, denn nach vorn gerichtet und an den Körper angelegt, er-
reichen sie kaum mit der Ferse die Sehnauzenspitze; bei den neun
übrigen Exemplaren hingegen sind sie viel länger und ragen, wenn
sie in dieselbe Lage gebracht werden, mit der Ferse weit über
die Schnauze hinaus. Diese Exemplare müssen folglich zu derjeni-
gen Form gestellt werden, welche man jetzt unter dem Namen
R. agilis Thomas (Ann. Sc. nat. 4 ser. Zool. IV, p. 365,
pl. VII) abzweigt".
4. RANI AGILIS, THOMAS. 1855.
Literatur und Synonymik.
R. agilis Thomas, Note sur deux especes de grenouilles observees
depuis quelques annees en Europe. Ann. Sc. nat. IV serie. Zoologie,
t. IV, p. 365, pl. VII. Fig. 1—4. Paris, 1885. de Tlsle, in Ann. Sc.
nat. ser. V, t. XVII. 181 2— 73. Steenstrup, Hvad er Rana tempora-
ria Linne? Vidensk. Metld. fra den naturhist. Forening i Kjöbenhavn
18G'J. Fatio, Faune des Verle'bre's de la Suisse, III, p. 333; Notice
bist, et descript. sur trois especes de grenouilles rousses observees en
Europe. Arcli. sc. de la Biblioth. Univers. Janvier 1870. Geneve, 1870.
Ltydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, S. 143. Fig. 13,
16, 17, 27, 28, 81-88. Boulenger, Cat. Batr. Sah Coli Brit. Mus.
p. 4(i. London, 1882; in Sitzungsb. Ges. naturforsch. Freunde Berlin.
1886, % 5. S. 67; in Bull. Soe. Zool. de France XI, p. 595, IV,
p. 158. Lataste, Essai d'une Faune herpetolog. de la Gironde, p. 233.
Bordeaux, 1876; in Revue internat. d. sc. 1878, M 4°, p 494. De
Bett«, Rettili ed Anfibi, in: Fauna d'Italia, Parte IV. Milano, 1874.
Böttger, in Zoolog. Garten, 1885, JV? 8, S. 233. Cawerano, Monogr.
degli Anfibi anuri italiani. Mein. Accad. Sc. Torino. Ser. II. Tom. XXXV;
Nota intorno al valore speeifico delia Rana agilis. Atti R. Accad. Sc.
— 115 —
Torino XXI. Lcssona, Studii sugli Anfibi anuri del Piemohte. Atti R,
Accad. dei Lmcei. Ser. III, Vol. I. Mem. Cl. Sc. fisiche, math. e nat.
Heron lioyer, Le fetard de la Grenouille agile, in Bull. Soc. Zool.
de France, 1878, pl. III; vol. XI, p. 681 — R. temporaria Mület,
Faune de Maine-et-Loire, vol. II, p. <;64. Angers, 1828. De Betia,
Erpetolog. delle Prov. Venet. e del Tirolo merid. Verona, 1857 (part ,.).
Daudin, Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 50, 51, pl. 46 (?). Paris,
1S02. — R. gracilis Fatio, in Revue et Mag. de Zoologie, 2 ser!
t. XIV, p. 81, pl. VI, VII.— R. temporaria var. graoilis Koch,
Formen u. Wandlungen d ecaudat. Batrach. d. Unter-Main- u. Lahn-
Gebietes, S. 21. Frankfurt a. M. 1872.-R. temporaria var. agilis
Schreiber, Herpetologia europaea, S. 125.
Aeusserer Habitus.
Diese Art unterscheidet sich von den vorhergehenden auf den
ersten Blick durch ihre langen Hinterbeine; das Knie erreicht oder
überragt die Achsel und das Tibiotarsalgelenk reicht ziemlich weit
über die Schnauzenspitze hinaus, welche beiden Kennzeichen bis
auf Weiteres vollkommen genügen, um R. agilis mit Bestimmt-
heit erkennen zu können. Der Springfrosch zeichnet sich ferner
durch seinen zarten Körperbau aus. Der Rumpf ist niemals, auch
beim trächtigen Weibchen nicht, so stark bauchig aufgetrieben und
plump wie bei dem Grassfrosch und der Rücken scheint beim er-
steren etwas flacher zu sein als bei diesem, erst in zusammenge-
kauerter Stellung treten die oberen Enden des Beckens etwas
stärker hervor. Der Kopf ist verlängert, mitunter länger als breit,
stark abgeplattet und oftmals fast dreieckig, mit grossen, aber
massig vortretenden Augen; die lange Schnauze ist am Ende rund-
lich-spitz, die Frenalgegend niedrig, die Seiten sind hier schief
nach aussen und abwärts gerichtet, die Oberlippe ist massig vor-
gezogen. Der Raum zwischen den Augenhügeln ist flach oder nach
vorn hin leicht concav; seine Breite beträgt stets etwas mehr als
der Augendurchmesser und kommt ungefähr der Breite des oberen
Lides oder der Entfernung zwischen Nasenloch und Auge gleich,
nur bei italienischen Individuen kommt es vor, dass der Interpal-
pebralraum deutlich breiter erscheint als das Lid. Die ziemlich
grossen Nasenlöcher liegen unter der Schnauzenkante, in der Mitte
zwischen Augen und Schnauzenspitze, mitunter aber erscheinen sie
etwas näher an das Auge als an das Ende der Schnauze gerückt;
ihr Abstand von einander ist ungefähr dem Durchmesser des Trom-
melfells gleich und etwas grösser als der Interpalpebralraum, übri-
8*
— 116 —
gens hat bei den mir vorliegenden Exemplaren ans -der Lombar-
dei der Raum zwischen den Augen und der zwischen den Nasen-
lochern genau dieselbe Ausdehnung. Das Trommelfell ist sehr deut-
lich, kreisförmig und verhältnissmässig sehr gross, denn es ist im
Durchmesser gleich -/., — */5 des Augendurchmessers; nach Came-
rano soll es manchmal ebenso gross wie das Auge erscheinen *);
es ist näher dem Auge gelegen als bei irgend einer anderen euro-
päischen Rana; seine Entfernung vom Auge ist gewöhnlich grösser
als diejenige von der Mundspralte. Die Zunge ist etwas kleiner
und hinten weniger tief ausgerandet und die Zahnstreifen sind kür-
zer als bei den vorigen Arten; sie sind etwas weiter von den
Choanen entfernt, mehr nach rückwärts gerückt und divergiren
nach vorn zu massiger als bei R. muta oder R. arvalis
(Fig. 11, Taf. V, in Fatio, Faune des Verte'bres de la Suisse, III,
Fig. 87, in Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna).
„Am rein und frisch ausgeschnittenen und etwa mit Glycerin be-
handelten Gaumenknochen zeigt sich, dass der Sockel des Zahns
verhältnissmässig hoch ist, hingegen der eigentliche Zahn sehr nie-
drig, so dass er nur wie ein kurzer Aufsalz sich über den Sockel
erhebt; womit zusammenhängt, dass die im Sockel weite Höhle
bloss in Spuren, als geringe Zackenräume in den Zahn selber hi-
neintritt. Die Krone ist zweispitzig oder wie man der Form ent-
sprechender zu sagen hätte, zweilappig" 2). Aeussere oder innere
Stimmsäcke fehlen. Bei oberflächlicher Betrachtung hat die Pupille
eine querovale Gestalt, geht man aber auf die Form derselben
näher ein, so nimmt man alsbald wahr, dass der untere Rand in
der Mitte winklig geknickt ist, der obere aber einfach gewölbt er-
scheint.
Der Vorderarm ist lang, jedoch etwas kürzer als der Unter-
schenkel Der dritte Finger ist der längste, der vierte der zweit-
längste, während der erste wenig länger als der zweite ist. Von
den drei Ballen auf der Volarseite der Handwurzel ist der Dau-
menballen gross und deutlich entwickelt; ein etwas kürzerer und
schmälerer Ballen entspricht dem 4. Finger und der zwischen die-
sen beiden liegende runde Ballen entspricht dem 3. Finger. Die
Hinterbeine zeichnen sich durch ihre bedeutende Länge aus, insbe-
') Camerano giebt uns eine ziemlich gute Abbildung der Profilansicht von
K. a g i 1 i s, auf welcher Trommelfell und Auge und ihre gegenwärtige Lage wie-
dergegeben ist.
:) Leydig, Die anuren Batrachier der deutschen Fauna, S. 148, Tal'. IX, Fig. 88,
nicht 85.
— 117 —
sondere sind die Unterschenkel auffallend lang; bei Anlehnung des
ausgestreckten Beines au den Körper reicht das untere Gelenk des
Unterschenkels um einige Millimetern, ja bisweilen um 10 mm.
über die Schnauzenspitze hinaus '). Der Unterschenkel ist länger
als die vordere Extremität und doppelt so lang wie die Fusswur-
zel. Das Verhältniss der Länge der Fasswurzel zu der grössten
Kopfbreite kann vielleicht ein Unterscheidungsmerkmal für die bei-
den Geschlechter abgeben, denn nach dem vorliegenden Material
zu urtheilen, scheint die Fusswurzel beim Männchen kürzer, beim
Weibchen hingegen länger zu sein als wie die Breitenausdehnung
des Kopfes. Der Fersenhöcker ist ziemlich hart und stark entwi-
ckelt und nimmt hinsichtlich seiner Form insofern die Mitte ein
zwischen dem Fersenhöcker von R. muta und R. arvalis, als
er einen länglichen, stark vorspringenden und bisweilen schwach
zusammengedrückten Wulst bildet; seine Länge beträgt die Hälfte
der Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen oder erreicht die
halbe Länge derselben nicht (vergl. Fig. 10 auf Taf. V, in Les-
sona's Sudii sugli Anfibi anuri del Piemonte). Die dritte Zehe ist
etwas länger als die fünfte, die vierte ist die längste. Die Schwimm-
häute sind unvollkommen, sie lassen beim brünstigen Männchen an
der 1., 3. und 5. Zehe die letzten Glieder frei; au der 2. Zehe reicht
die Schwimmhaut etwas über die Wurzel des vorletzten Gliedes
hinaus und an der 4. Zehe geht sie bis zur Wurzel des vorletzten
Gliedes. Die am Laude lebenden Männchen haben etwas kürzere
Schwimmhäute, so reicht die Schwimmhaut an der 3. Zehe nicht
ganz bis zur Wurzel des letzten, und an der 5. Zehe nur bis zum
Anfang des vorletzten Gliedes. Beim Weibchen sind annähernd
l'/2 Phalangen an der 1. und 2. Zehe und zwei Phalangen au
der" 3. und 5. Zehe frei und an der 4. Zehe ragen drei Glieder
frei aus der Schwimmhaut hervor. Die Gelenkhöcker springen so-
wohl an den Fingern als auch an den Zehen stark knorpelartig
') Aus der Angabe F. Miiller's, dass unter den Stücken von R. a g i 1 i s, die
er aus Livorno erhalten hat, ein mittel gross es sich befindet, „dessen Tibiotarsalge-
lenke bei nach vorne gelegten Beineu gerade die Schnauzenspitzc erreichen" darf
nicht gefolgert werden, dass die Beinlänge bei der Unterscheidung der braunen Frö-
sche als ein Merkmal von untergeordnetem oder fragwürdigem Werth unberücksich-
tigt gelassen werden könne und' zwar weil diese, in den Verhandl. d. Naturforsch.
Gesellsch. in Basel, VIII Th. 2 Heft, S. 253 veröffentlichte Angabe hinsichtlich
R. a g i 1 i s aus Livorno allem vorhergehenden widerspricht und man sich wohl
eher entschliessen dürfte eventuell die Müller'sche Rana als neue Art zu betrachten,
uls an der, von so zahlreichen Forschern angenommenen und bestätigten Diagnose
der R. a g i 1 i s durchgreifende Veränderungen vorzunehmen.
— 118 —
vor; die Finger- und Zehenspitzen sind mehr zugespitzt als bei
R. muta. — Die Haut ist bei ausgewachsenen Exemplaren ober-
seits und unserseits meistens glatt und dünn, nur hinten am Ober-
schenkel und namentlich am After treten äusserst kleine Wärzchen
auf. Bei jungen Stücken sowie bei ausgewachsenen Thieren ita-
lienischer Herkunft kommen am Rücken längliche wulstartige Her-
vorragungen, am Nacken zwei Wülste, die eine mehr oder weni-
ger /\-förmige Figur bilden, und am Hmterriicken kleinere Wärz-
chen vor. Auch auf der Bauchseite können bei italienischen Indi-
viduen, allerdings wohl nur ausnahmsweise, warzenartige Erhaben-
heiten sich zeigen. Vom hinteren Winkel des Augenlides an er-
streikt sich bis zum Anfang des Schenkels ein mehr oder weni-
ger stark sich abliebender und jederseits die Rückenregion um-
säumender Drüsenwulst; ein etwas weniger stark entwickelter
Wulst zieht sich zwischen Mundwinkel und Schulter hin and um-
säumt den Uiiterranil des Ohrfleckes.
Masse in mm. <$ aus Dalmalien: Totallänge 57.5, Kopflänge \97
Kopfbreite 19, Kopfhöhe 8, Kopfumfang 51, lnterpalpebralraum 3,
Augendurchmesser etwas über 5, Durchmesser des Trommelfells 4.5y
Entfernung des Auges von dar Schnanzenspitze etwas über 7, vom
Trommelfell circa 1, vom Nasenloch fast 4, Entfernung des Trom-
melfells von der Mundspalte circa 1, Rumpflänge 38,5, Vorder-
bein 35, Hinterbein 105, Tibia 36.5, Fersenhöcker 3.5, Innenze-
he vom Fersenhöcker an gemessen, 7. — ^ aus Dalmatien: To-
tallänge 55, Kopilänge 18, Kopfbreite nicht ganz 17, Kopfhöhe 87
Kopfumfang 50, lnterpalpebralraum 3, Augendurchmesser etwas
über 5, Durchmesser des Trommelfells 4, Entfernung des Auges
von der Schnauzenspitze etwas über 7, vom Trommelfell circa 1,,
vom Nasenloch 4.5, Entfernung des Trommelfells von der Mund-
spalte circa 1, Rumpflänge 37, Vorderbein 32, Hinterbein 11 lt
Tibia 37.5, Fersenhöcker 3, Innenzehe, vom Fersenhöcker an ge-
messen, 7. — Die jungen Thiere sind unmittelbar nach der Ver-
wandlung vom After bis zur Schnauzenspitze gemessen ungefähr
15 bis 20 mm lang; das ausgewachsene Thier soll nach Fatio
eine Länge von 72 mm. erreichen.
Färbung und Zeichnung.
Die Springfrösehe können insofern abändern, als die braune Grund-
farbe der Körperoberfläche bald heller, bald dunkler ist. Bei heller,
licht gelbgrauer, röthlichgrauer, röthlicher, oder bräunlichgelber
- 119 —
Grundfarbe lieben sich die wenigen eingestreuten mattdunklen
Fleckchen weniger deutlich ab als dies in der Regel bei dunkelbraun
kolorirten Individuen der Fall zu sein pflegt. Auf dem Rücken
total eintönig gefärbte Stücke sind ziemlich selten uud scheinen nur
unter den hellfarbigen vorzukommen; in den meisten Fällen sind
längs der drüsigen Wülste dunkle Pünktchen oder Striche vertheilt
und am Rücken graue oder graubraune kurze, meist etwas schräg
gestellte und auf der Nackengegend vorn sich gegen einander
neigende Streifen vorhanden, welche etwa die Form eines mit der
Spitze nach vorn liegenden und an der Spitze geöffneten \/ nach-
ahmen. Diese Streifen sowohl als auch die dunkle Bestäubung
am Rücken heben sich nie so stark von der Grundfarbe ab wie
der braune, dicht dunkelbraun oder schwarz besprenkelte und un-
ten, gewöhnlich auch oben hell umsäumte Ohrfleck, als dessen
Fortsetzung der gleichfalls duukelbraune, bisweilen schwärzliche,
oben hell umsäumte Streifen längs der Schnauzenkante betrachtet
werden muss. Dieser Streifen geht, wie Leydig richtig bemerkt,
auch über das Auge hinweg, indem er die Iris in eine obere rein
goldene und untere überschwärzte Hälfte zerlegt. Auch der helle
Saum dieses Streifens erleidet am Auge keine Unterbrechung, son-
dern zieht sich in der Regel ziemlich deutlich an dem freien Rande
des oberen Lides entlang und setzt sich weiter nach hinten am
Ohrfleck fort. Der Ohrfleck scheint stets kürzer und spitzer, aber
vorn höher zu sein als bei R. arvalis; sein oberer Rand ist bei
R. agilis mehr zackig, bei R. arvalis einfach bogenförmig; das
Trommelfell ist bisweilen heller als der dasselbe umgebende Ohrtleck,
oder aber es ist vom letzteren durch eine spurweise angedeutete,
etwas hellere Umrandung abgegrenzt. Ein von Augenlid zu Augen-
lid ziehender, mattdunkler Querstrich scheint stets, wenn auch nur
spurweise angedeutet zu sein; seine beiden Enden erweitern sich
mitunter auf den Lidern, erscheinen rundlich und ahmen etwa die
Form von Motionsgewichten nach. Sowohl die dunkle Frenalge-
gend als auch der Ohrfleck erscheinen vom ebenfalls dunkel ge-
färbten oder dunkel gefleckten Oberkieferrand durch einen hellen,
meist gelblichen oder weisslichen Streifen abgetrennt. Am Rande
der Unterkinnlade ist gleichfalls ein mehr oder weniger ausgespro-
chener dunkler Streifen oder eine Fleckenreihe sichtbar. Der bald
kurze, an der Wurzel des Oberarmes sich belindende, bald aber
bis zur Beugestelle des Armes reichende braune Streifen, ferner
derjenige, welcher an der Aussenseite des Armes sich hinzieht, so-
wie auch der ihm entsprechende hellumsäumte, öfters in längliche
— 120 —
Flecken sich auflösende Streifen an der Vorderseite und am Vor-
derende des Oberschenkels, an der Aussenseite des Unterschenkels
und endlich an der Unterseite der Fusswurzel, des Fusses und der
5. Zehe sind mehr oder weniger deutlich ausgesprochen, je nach-
dem ob sie bei hellgefärbten Stücken braun oder braungrau, bei
etwas dunkler kolorirten Exemplaren dunkelbraun oder schwarz-
braun sind. Die hinteren Extremitäten sind stets, die vorderen
öfters mit deutlich markirten und ziemlich breiten dunklen Quer-
barren versehen, dazwischen sind dunkle Spritzflecken zerstreut;
die Hinterbacken, Zehen und Schwimmhäute sind gewöhnlich un-
deutlich, mitunter auf röthlichem Grunde dunkel gemarmelt; die
Warzen und die Höcker heben sich durch ihre helle gelbliche Farbe
deutlich von der Umgebung ab. Auch die Drüsenwülste pflegen in
der Regel etwas heller als der Untergruud zu erscheinen. Die ge-
gen den Bauch hin sich allmählich aufhellenden graubraunen, dun-
kelbraunen oder grünlichen Leibesseiten sind mit dunklen und gel-
blichen Punktflecken bespritzt und mit verwischten grauen Marmor-
flecken spurweise bedeckt; scharf ausgesprochene Flecken, wie wir
sie bei R. muta sehen, kommen bei Agilis wohl niemals vor.
Der Bauch und die Kehle sind gelblichweiss, weiss oder gelb,
immer ungefleckt, und höchstens die letztere sowie auch die Brust
zeigt mitunter nach den Seiten zu dunkle oder, so namentlich bei
den brünstigen Weibchen, röthliche Tupfen und Arabesken oder
einen rosa Auflug (vergl. Taf. 1, Fig. 7 und 8, in Camerano, Mo-
nografia degli Aniibi anuri italiani und Fig. 9 auf Taf. III bei
Lessona, op. cit.). Die Kehle des Männchens färbt sich, wie schon
Fatio es hervorgehoben hat, in der Brunstzeit niemals blau, son-
dern bleibt wie zuvor rein weiss oder gelblich. Das Männchen
unterscheidet sich vom Weibchen, nach Leydig, durch seine lebhaf-
tere Färbung und Besprenkelung am Kieferrand: das etwas matter
gefärbte Weibchen soll, demselben Forscher zufolge, an der Seite
her mit einem Anflug vom Rosa versehen sein. Zur Zeit ihres Was-
seraufenthaltes sollen die Männchen, den Mitteilungen Fatio's zu-
folge, dunkler sein als auf dem Lande und zwar in der Regel
dunkelgrau, braun oder schwärzlich, mitunter mit einem grünen
Anfluge verschen oder, wie es beim Laichen der Fall zu sein pflegt,
bläulich angehaucht; auch soll, insbesondere bei jüngeren Indivi-
duen eine etwas hellere mediane Rückenbinde sich von der dun-
kleren Umgebung abheben. Die im Wasser lebenden Weibchen sind
gleichfalls etwas dunkler gekleidet als auf dem Lande und zeigen
eine Neigung ins Rothgrau, Rothbraun, Rothgelb oder Ziegelroth zu
— 121 —
spielen. Goldglanz kommt beiden Geschlechtern in der Laichzeit zu
und findet sich namentlich längs der drüsigen Wülste, am Trom-
melfell, an den Kieferräudern und an den oberen Lidern; zu dieser
Zeit sind die Hinterextremitäten röthlich tingirt, während die Hin-
terbacken grünlich oder gelblich erscheinen. Ganz junge Thiere
sind von den alten durch ihr etwas dunkleres Kolorit unterschieden.
R. agilis ist in Betreff ihres Farbenkleides nicht mit Unrecht
von den Franzosen als die Blonde bezeichnet worden, denn sie ist
die hellste unter allen sogenannten braunen Fröschen (Vergl. Fig. 13
auf Taf. III, bei Lessona, op. cit.).
Aeussere Geschlechtscharaktere.
R. agilis zeigt nur zur Laichzeit eine grössere Verschiedenheit
zwischen Männchen und Weibchen. Die ersteren haben gleich den
Männchen von Gras- oder Feldfrosch eine Schwiele, welche sich
über dem Daumenballen, die Rück-, Innen- und Unterseite des Kno-
chens der Mittelhand, über den Innenrand und die Unterseite des
ersten Daumengliedes, sowie auch über den Iunenrand der End-
phalanx ausdehnt. Nach Fatio soll hisweilen auch der nächstfol-
gende Finger mit einer Schwiele versehen sein. Nur insofern un-
terscheidet sich die Daumeuschwiele von R. agilis von derjeni-
gen bei R. arvalis oder R. muta, als sie bei ihr gering ent-
wickelt, bedeutend heller, meist schwärzlich-grau erscheint und
nicht die sehr rauhe Struktur wie bei R. muta oder sogar der
R. arvalis besitzt (vergl. Fig. 81 auf Taf. IX bei Leydig). Von
sonstigen Verschiedenheiten wäre, meines Wissens, nur noch her-
vorzuheben, dass der Daumen und der Vorderarm beim Männchen
dicker und fleischiger ist als beim Weibchen, dass der Kopf beim
ersteren etwas breiter, und dass die Tibia ein klein wenig kürzer
erscheint als es beim letzteren der Fall ist. Die Stimmsäcke kom-
men bei der Unterscheidung der Geschlechter von R. agilis aus
dem einfachen Grunde nicht in Betracht, weil dieselben hier gänz-
lich mangeln.
Larve.
Die Larven von. R. agilis variiren sehr hinsichtlich ihrer Grös-
se. Die dalmatischen 41 mm. langen Larven sind bereits verwan-
dlungsfähig, während die französischen die ansehnliche Grösse von
56 mm., bei 18 mm. Körperlänge und 22 mm. Beinlänge errei-
— 122 —
clien; der Körperiimfang beträgt bei jenen 23 mm., bei diesen 26.
Mit der Veränderlichkeit der Grösse finden sich auch noch andere
sonstige feine Unterschiede vor. Der Körper ist ziemlich lang; der
oberwärts flach gewölbte, seitlich und unten mehr oder weniger
bauchig erweiterte Rumpf ist vom Kopf durch eine an den Seiten
schwach angedeutete furchenartige Vertiefung leicht abgesondert;
die Kopfoberseite ist äusserst schwach gewölbt, bisweilen fast platt
gedrückt, die Schnauze ist zugespitzt gerundet, oder aber massig
verengt und steil abfallend. Die ziemlich grossen, seitlich gelege-
nen Augen sind weit von einander entfernt, ihr Abstand von ein-
ander auf dem Scheitel beträgt bei den in Dalmatien gesammel-
ten Stücken etwas mehr als der doppelte Abstand zwischen den
Nasenlöchern. Die Entfernung der kleinen, nach vorn gerichteten
Nasenlöcher von den Augen ist ungefähr dem Abstand der Nasen-
löcher von einander gleich, aber kleiner als die Distanz der Lippe
vom Nasenloch. Die Mundöffnung ist annähernd gleich dem Raum
zwischen den Nasenöffnungen; der Unterlippenrand und die Mund-
winkel sind mit Papillen besetzt, der Oberlippenrand ist bezahnt.
Die Innenfläche der Oberlippe ist jederseits mit zwei hintereinan-
der gestellten Zahnreihen, versehen; an der Innenfläche der Unter-
lippe sitzen vier Zahnreihen, von denen die letzte und nach innen
sich befindende Serie in der Mittellinie zerissen erscheint; die Zähn-
chen sind klein und haben einen nur sehr massig breiten trichter-
förmig auslaufenden Körper; die Zahl der Zacken am Rande ihrer
Köpfe schwankt zwischen 9 und 11, es sind 1 bis 2 Ersatzzähn-
chen vorhanden. Die Kiefer sowie auch die Zähne sind bald duu-
kel, bald hellbraun, der Oberkiefer kann den Unterkiefer gänzlicn
überdecken. Das Kiemenloch ist linkerseits am Rumpfe gelegen
und zwar ist seine Entfernung von der Lisertionsstelle der Hinter-
beine kürzer als wie die vom Mundwinkel. Der Schwanz ist sehr
lang, bei den französischen Stücken überragt er den Körper um
das Doppelte und mehr, bei den Exemplaren aus Dalmatien hin-
gegen erreicht er nicht das doppelte Mass des Körpers; er er-
scheint, so namentlich bei französischen Exemplaren, in eine ziem-
lich lange Spitze ausgezogen und sein Flossensaum setzt sich bei
diesen etwas weiter auf den Rücken fort als bei den aus Dalma-
tien stammenden Individuen. Die Analröhre öffnet sich auf der
rechten Seite der Unterecke des Flossensaumes. Die Hinterbeine
sind autfallend lang; bei einer mir vorliegenden zweibeinigen fran-
zösischen, 56 mm. langen Larve messen sie nicht weniger als
26 mm., bei einer anderen aus Dalmatien beträgt die Totallänge
12
i
41 mm. bei 16 mm. Beinlänge; die Zehen sind sehr lang und durch
Spannhäiite verbunden.
Die französischen Larven von R. agilis sind bedeutend heller
als diejenigen von R. muta oder R. arvalis; sie sind im er-
wachsenen Zustande oben mehr oder weniger hellbraun oder gel-
blich, durch gewönhlich ziemlich undeutlich hervortretende, etwas
dunklere oder ins Röthliche spielende, am Rücken zerstreute Ma-
keln gefleckt oder gemarmelt; die Stirn ist ziemlich dunkel gefärbt;
die Rumpfseiten sind mit dunklen Flecken besetzt, die Kehle er-
scheint gelblich oder hellrosa, der Bauch gelblichweiss, die Unter-
seite der Beine fleischfarben; oberseits an den Beinen heben sich
vom hellbraunen Untergrunde dunkle Querbarren ab; am fleischi-
gen Theile des Schwanzes sind grosse braune, bisweilen auch dun-
kelbraune Flecken zerstreut, ähnliche, aber etwas hellere Spren-
keln sind auch an der Schwanzflosse ziemlich dicht vertheilt und
verleihen bisweilen der Flosse ein gemarmeltes Aussehen. Die mir
aus Dalmatien vorliegenden Individuen sind bedeutend dunkler und
sehen eher der Quappe von R. muta ähnlich; ihre Fleckung ist
gleichfalls dunkler, obschon am Körper nicht so scharf ausgespro-
chen wie bei den französischen Exemplaren; von den Schwanz-
flecken sind die grösseren dunkelbraun, beinahe schwärzlich, die
kleineren und in grösserer Anzahl zerstreuten sind hingegen etwas
heller; die silberweissen, von Bräunlichgrau oder Grau umsponne-
nen Flecken an den Rumpfseiten greifen auf die Unterseite des
Körpers über, indem sie Kehle und Bauch abgrenzen, während bei
den helleren französischen Individuen diese gegen die Mittellinie
des Körpers schmäler und schmäler werdende transversale Binde
sich kaum durch ihre etwas dunklere Farbe von der Umgebung
abzuheben pflegt. Bei der vierbeinigen dalmatinischen Larve ist die
endgültige Zeichnung des Frosches bereits deutlich wahrzunehmen:
ein dunkler Querstrich zieht sich über die Stirn von einem Auge
zum anderen hin, eine V~f°rimge Figur zeigt sich vorn am Rü-
cken, die Drüsenwülste von Säumen begleitet, treten andeutungs-
weise auf, ebenso der Frenalstreifen, der Ohr- und Oberarmfleck;
die Querbarren oberseits an den Extremitäten erscheinen intensiver
gefärbt und die Bauchfläche wird heller und spielt etwas ins Gel-
bliche; die anfangs grauweisse Kehle erhält viel später, erst wenn
der Stummelschwanz verschwunden ist, ihre definitive gelbliche
Färbung.
Die als helle, reihenweise angeordnete Punkte sichtbaren Haut-
drüsen fehlen bei der Larve von R agilis ebenfalls nicht; diejeui-
— 124 -
gen Züge dieser Organe, welche die Augen- und Nasenregion jeder-
seits umgeben, sind ziemlich deutlich sichtbar, während die Haut-
drüsenreihen am Rücken weniger ausgeprägt zum Vorschein kommen.
Lebensweise. Abbildungen.
R. agilis scheint sich auf die wärmeren Gebiete zu beschrän-
ken und steigt nur bis gegen 1300 M. Meereshöhe hinan. Im äus-
serten Südwesten Frankreichs ist sie die alleinige Vertreterin der
braunen Frösche, in den mehr nördlich liegenden Gegeuden, so
beispielsweise in der Umgebung von Paris, wird sie bisweilen in
Gesellschaft von R. muta angetroffen, während sie in Norditalien
oftmals ihre Aufenthaltsorte mit R. L a t a s t e i theilt. Wie R. muta
lebt sie viel auf dem Lande, verlässt dasselbe namentlich im Som-
mer nicht, sucht aber im Frühjahre doch das Wasser auf, um zu
laichen. Besonders sind es die Weibchen, welche eine ausgespro-
chene Vorliebe für den Landaufenthalt zeigen; sie begeben sich
nämlich später als die Männchen ins Wasser, bleiben nur kurze
Zeit nachdem sie sich ihrer Eier entledigt haben darin, entfernen
sich darauf von der Brutstätte, um den Sommer hindurch au schat-
tigen Orten, so namentlich in feuchten Wäldern zu jagen und ver-
bringen den Winter zumeist auf dem Lande unter Moos, in Höh-
lungen unter Wurzeln und Steinen, in hohlen Baumstämmen oder
unter einem Haufen abgefallener Blätter. Die Männchen gehen aus-
serhalb der Brunstzeit auch nicht aus freien Stücken in's Wasser,
treiben sich aber gern in der Nähe der Laichplätze umher und
halten sich im Winter meistens im Schlamme vergraben auf. Im
Herbst mit Beginn der kühlen und regnerischen Witterung treffen
sich beide Geschlechter nochmals an den mehr den Sonnenstrahlen
ausgesetzten 0 ertlichkeiten ehe sie ihre Winterquartiere beziehen;
zu einer zweiten Begattung scheinen sie aber zu dieser Jahreszeit
nicht aufgelegt zu sein, wenigstens ist darüber, so viel ich weiss,
nichts bekannt. Unter den einheimischen Anuren laicht die Agilis
ziemlich früh, bei einigermassen günstiger Witterung bereits Ende
Februar, bei ungünstiger im April; um diese Zeit haben die Gras-
frösche längst abgelaicht und ihre Larven sind ungefähr schon
sechs Wochen alt. In kälteren Gegenden wird ihre Laichzeit von
einigen Autoren als im Monat Mai vor sich gehend, angegeben.
Camerano meldet, dass er bereits gegen Ende Januar ans Varese
Springfrösche mit Hochzeitsattributen versehen erhalten habe und
dass diese Art bei Turin Ende Februar öfters laiche. Zum Abset-
— 125 -
zen ihres Laiches wählt die Agilis womöglich liefe Laichplätze
und namentlich solche, wo sie die meisten Aussichten hat unge-
stört ihrem Portpflanzungsgeschäfte nachzugehen, nur in ausge-
dehnten Sümpfen wird sie mit anderen Amiren beim Laichen an-
getroffen. Bei der Begattung umfasst das Männchen das willige
Weibchen rasch um die Achseln und umarmt dessen Körper de-
rart, dass seine Pfoten sich auf der Mitte der Brust des Wei' -
chens befinden. Das Weibchen nähert sich alsdann irgend einem,
ihr zum Absetzen der Eier passend erscheinenden Gegenstande, sei
es einer Pflanze oder einem Aste und stösst mitunter auf einen
Zug ihren ganzen Vorrath von Eiern ab, wobei gleichzeitig dieser
Eierklumpen vom Männchen befruchtet wird. Bisweilen aber wer-
den auch die Eier einzeln, eins nach dem anderen und in gewis-
ser Entfernung von einander an cie Legestätte geheftet. Die Paa-
rung geht ziemlich rasch von dannen, die Ehegatten bleiben nur
einige Stunden, höchstens über Nacht in Umarmung, während
R. muta längere Zeit, manchmal einige Wochen umarmt umher
schwimmen, bevor sie zum Laichen schreiten. Der Angabe Ileron-
Royer's zufolge verlassen diese sobald der Fortpilanzungsakt been-
det ist das Wasser, jene dagegen sollen noch einige Zeit danach
im Wasser verbleiben '). Der Laichklumpen besteht aus 600 bis
1200 Gallertkugeln 2); die Eier sind kleiner als bei Pi. muta,
das Schwarz der Dotterkugel soll bei der Agilis dunkler und
das Weiss reiner sein, so dass sich beide Farben schärfer von
einander abheben, die Gallerte endlich soll bei letzterer heller und
weniger konsistent sein als bei ersterer 3). lieber die Dauer des
Embryonallebens finde ich in den mir zu Verfügung stehenden
Schriften nur diese Angabe bei de l'Isle: „A neuf jours, mes ceufs
d'agile fe'conde's par l'agile s'ouvraient en croissant, montrant le
corps et la tele. A dix, on commencait a reconnaitre la queue.
A treize, ils remuaient, etc.". Aus der allgemein gehaltenen Schil-
derung Heron-Royer's über die Entwickelung der Larve von R. agi-
lis geht unter anderem hervor, dass diese Larven am sechsten
Tage nach der Geburt ihre Kiemen bereits eingebüsst haben, am
') Notices sur les moeurs des Batraciens. Bull. Soc. d'Etudes scient. d'Angers,
1885. Angers.
2) He'ron-Royer De la fe'condite des Batraciens anoures. Bull. Soc. Zool. de
France, 1878. Paris.
3) Die Zahl der Eier bei R. muta beläuft sich nach He'ron-Royer auf 2000
und sogar auf 4000; de l'Isle hingegen giebt an, dass die Eier bei R. agilis
zahlreicher seien als bei jenen.
— 126 -
achten Tage 12 mm. lang sind, ferner, dass sie am siebzehnten
Tage ihre definitive Grösse erreichen und endlich dass sie unter
normalen Verhältnissen nach Verlauf von zehn bis zwölf Wochen
sich verwandeln; je nach dem, ob die Witterung beeinträchtigend
oder fördernd auf das Wachsthum der Larven wirkt, schreiten sie,
fügt Heron- Royer hinzu, langsamer oder rascher, etwa im Alter
von acht oder zehn Wochen zu ihrer Verwandlung. Die Stimme
von R. agilis ist schwach und kann nur in der Nähe vernom-
men werden; es ist ein halblautes, rasch ausgestossenes und schnell
auf einander folgendes ko, ko, ko, ko, ko, ko, korr, korr, korr,
krrro, das mit dem dumpfen „grruu, rruu" des Grasfrosches nicht
zu verwechseln ist. Lätaste bemerkt, dass das Weibchen stets stumm
ist, während das Männchen nur zur Brunstzeit seine Stimme hören
lässt. Nur wenn man sie unsanft ergreift geben sie einen Schmer-
zenslaut „i, i, i" von sich. — Der Springfrosch ist einer der nied-
lichsten Frösche, die wir in Mitteleuropa haben und er trägt seine
beiden Namen „agilis" und „gracilis" mit vollem Recht. Im
Schwimmen giebt er den übrigen braunen Fröschen gar nichts
oder wenig nach, im Springen übertrifft er sie womöglich alle und
kann darin, wenn wir seine geringere Grösse in Betracht ziehen,
mit dem Wasserfrosch wetteifern; jedenfalls führt er seine bis zwei
Bieter weiten und über 65 cm. hohen Sätze mit einer, seinem grü-
nen Anverwandten nicht eigenen Grazie aus.
Ueber das Frei- und Gefangenleben der uns hier interessirenden
Art geben Thomas (1. c), De l'Isle, Lataste, Fatio, Bouleuger,
Leydig, Heron-Royer und Camcrano weitere Auskunft. Abbildungen
des ganzes Thieres sowohl, als auch verschiedener Körpertheile
linden sich bei Thomas (op. cit. pl. VII, lig. 1—4), Fatio (Revue
et Mag. de Zoologie, 2 sene, t. XIV, pl. VI et VII), Leydig (op.
cit Fig. 13, 16, 17, 27, 28, 81 — 88), Lessona (op. cit. Tav. III,
flg. 2, 9, 10, 18) und bei Camerano (op. cit. Tav. I, fig. 5 — 8.
Tav. II, fig. 3). Die kolorirten Bilder im Werke Lessona sind in
der That Kunstwerke, namentlich verdienen Fig. 9 und 13 Be-
achtung und mähen dem Zeichner-Camerano viel Ehre. Diejenigen
Abbildungen von R. agilis, welche Camerano seinem eigenen
Werke über die Anuren Italiens beigegeben hat, und ebenfalls ko-
lorirt und gar nicht übel ausgefallen. Die Larven von R. agilis
sind von Lataste (Essai d'une Faune herpe'tologique de la Giroude)
und He'ron-Royer (Bull. Soc. Zool. de France, 1878) beschrieben
und abgebildet worden, jedoch lassen uns Beschreibung und Abbil-
dungen einigermaßen unbefriedigt. Die Diagnose bei Lataste passt
- 127 -
nicht ganz auf die mir vorliegenden Larven und stimmt nicht in
allen Stücken mit seinen Abbildungen üherein, so beispilsweise steht
im Text, dass der Flossensaum eich nicht auf den Schwanz fort-
setze, während auf Taf. X, Fig. 7, die Ausdehnung desselben auf
den Rücken deutlich angegeben ist. Bei Heron-Royer ist die Be-
schreibung der ausgewachsenen Larve allzu oberflächlich gehalten
und der Vergleich mit der Quappe von R. m u t a nicht genügend
durchgeführt.
Vorkommen.
R. agilis scheint Frankreich zu Heimat zu haben, da sie hier
am meisten verbreitet und im Westen die gewöhnlichste Froschart
ist. Von hier aus hat sie ihre Verbreitung nach Italien und der
Schweiz, sowie anderseits nach Oesterreich Ungarn, Griechenland
und noch weiter ostwärts na h dem Küstengebiet des Kaspisees
ausgedehnt. In Frankreich, wo sie vor fünfzig Jahren zum ersten
Mal entdeckt worden ist, findet sie sich vor allim in der Bretagne,
so namentlich in den torfhaltigen Morästen an der Grande Briere,
in der Umgebung von Nantes und in Saiat-Malo (41.143.206),
ferner in den Departements Maine-et-Loire (30), Sarthe (29),
Vienne (28), Charente, Charente-Inferieure (34), Gironde (24) und
Landes. In Kordfrankreich ferner wird sie nach Lataste und Collin-
de Plancy (35) in der bewaldeten Umgegend von Paris, so in
Bondy, St. Germain, Marley, Fontainebleau, Limours und Meudou
häufig angetroffen; im Kord-Osten dagegen scheint sie durch R. m u-
t a ersetzt zu sein, wenigstens haben Collin de Plancy, Taton und
Ray die Agilis auf ihren Ausflügen in die Departements de la
Marne, des Ardennes und de l'Aube nirgends angetroffen; auch lie-
gen keine Kachrichten über ihr Vorkommen in Französisch-Lothrin-
gen überhaupt vor. Auch im Departement de l'Yonne scheint diese
Art zu fehlen, im Jura dagegen findet sie sich, wie wir es aus
dem nachträglichen Zusatz zu Oge'rien's „Hist. nat. du Jura" er-
sehen, in St. Claude, in der Valserine und in der Nähe von Morez.
Alsdann ist sie in den Departements du Doubs (38), de l'Isere,
Basses-Alpes, Vaucluse, Puy-de-üöme einheimisch (149), findet sich,
obschon ziemlich selten, in den See-Alpen, woher sich in meiner
Sammlung ein bei Nizza gefangenes Exemplar befindet, ist nach
Jumeau (219) in Onglous bei Agde, Vendres bei Beziers und in
Lattes bei Montpellier, sowie auch vermuthlich im Gebirge im De-
partement de PHe'rault zu Hause, kommt, wie Reguis (136) mit-
theilt, in der Provence (Plan de Cuques, Vallon de St. Pons, Ste
b
— 128 —
Baume) und bei Toulouse vor und findet sieh nach Lataste und
Heron-Royer in den Pyrenäen vor, wo sie laut Bureau bis in die
Sehneeregion hinein gedeihen soll; diese Angabe scheint sich nicht
bestätigen zu wollen, denn Boulenger theilt in Bezug auf das Vor-
kommen der Agilis in den Pyrenäen folgendes mit: „M. Lataste
m'informe que la menlion qui a e'te" faite de rette espece dans
les Pyre'ne'es provient d'une erreur de M. Bureau, qui aurait con-
fondu R. f u s e a, var. acutirostris avec „R. a g i 1 i s". (Bull.
Soc. Zool. de France, 1879, p. 186. Anmerkung 1). Schon Collin
de Plancy hat die Angabe Bureau's in Zweifel gezogen. Lataste
giebt an, dass sie im ganzen Süden Frankreichs verbreitet sei und
fügt folgendes hinzu: „A l'Ouest, je puis aflirmer qu'elle ne descend
pas plus bas, et que Beltre'mieux et de Piochebrune out designe
l'Agile seule sous le nom de temporaria; car je n'ai trouve
que cette espece, seit ä Fleurian, soit dans la collection de M. de
Rochebrune". — In Italien, wo sie nicht blos auf dem Festland, son-
dern auch auf Siciiien angetroffen worden ist, wird sie als „molto
sparsa" (weit verbreitet) bezeichnet. Namentlich in Ober-Italien sind
zahlreiche Fundorte sowohl aus der Ebene, als auch aus dem Ge-
birge durch Belege bekannt. Erwiesen ist gleichfalls, dass sie öfters
mit R. L a taste i und R. muta zusammen angetroffen wird.
Schon Fatio berichtet über das Vorkommen von Agilis in der
Umgegend von Pisa und bald darauf entdeckte sie Cornalia in den
Wäldern von Somma und am Ti ino sowie an den Ufern des Lam-
bro (147). Seitdem ist das Thier im Veneto, so im Padovanischen
in der "Nähe von Padua, in Gorgo, Barbarighe (Estuario veneto. 165),
Mestre, Verona, Fumane di Valpolieella und in Macellise (Provinz
Verona. 140), in Venedig, Treviso und Belluno (Ninni, Camera-
no. 13), ferner in der Lombardei, so z. B. in der Umgebung von
Mailand (52. "Niguarda, Castellazzo Busca, nach De Betta), in Va-
rese, sowie auch im Bresciano, in Piemont (Turin, Eremo und
Maddalena bei Turin, Gattinara, Rivarossa, Occhieppo inferiore, Ri-
volij Rosta und Testona), in Ligurien (Porto Maurizio, nach Ca-
merano), im Modenesischen (220. Moiitardone), in der Umgebung
von Imola, in Bologna (9), am Monte Morello in der "Nähe von
Florenz, in Livorno (55.- S. 249) und endlich in Modica auf Si-
ciiien (13) konstatiert worden. - In der Schweiz hat man sie bis-
her bei Genf, so in den Morästen von Sionex, in den Kantonen
Waadt, Bern, Wallis und Tessin beobachtet (41. 44). Fatio ver-
muthet, dass sie auch an anderen Orten zu linden sein dürfte und
giebt zugleich an, dass sie ohne selten zu sein, nirgends ebenso
— 129 —
zahlreich aufzutreten pflegt wie die zwei übrigen schweizer Rana-
Arten. Sie bewohnt vorzugsweise die Ebene und scheint nicht über
1300 M. hinaufzugehen. Das in meiner Sammlung befindliche
sclnveizer Stück des Agilis habe ich in Lugano erbeutet. In
Deutschland ist man der R. agilis nur im Elsass bei Strass-
bürg (221), bei Linz a. Rh. (95) und höchst wahrscheinlich aucli
bei Enkheim im Uutermaingebiet (93) begegnet ') und über ihr
Vorkommen in der Umgebung von Wien, in Siebenbürgen (222),
sowie auch in Dalmaiien (223), so in Zara (165) und in So-
brec (165) melden Boulenger, Böttger, Kolombatovic und De Betta.
Durch Böttger erfahren wir, dass sie in Bosnien und Albanien
angetroffen worden ist (270). Sodann findet sich Agilis in Mo-
rea (24), am Parnassus, in Suchum-Kale, im Thal des Konkur,
am Südabhang des II (Zoolog. Mus. St. Petersb. Akad. X2JV2 1143,
1144) uud im Eichenwald der Ebene von Lenkoran. Ueber das
Vorkommen dieser Species in Persien und Kleinasien findet sich
in der Literatur, soweit mir dieselbe zugänglich ist, keine bestimm-
te Angabe; es lässt sich, meiner Ansicht nach, nicht nachweisen,
dass die vorderasiatischen Rana temporaria Krynicki, Eichwald,
Blanford und R. oxyrrhinus de Filippi zu R. agilis zustel-
len sein, umsomehr nicht, weil R. arvalis zweifelsohne in Klein-
Asien vorkommt.
5 RANA LATASTEI, BLGR. 1879.
Literatur und Synonymik.
R. Latastii vel Latastei Boulenger, Etüde sur les Grenouil-
les rousses. Bull. Soc. Zool. de France, IV, p. 158; Cat. Batr. Sal. Coli.
Brit. Mus. p. 40. London. 1882. Camerano, Monografla degli Aniibi
anuri italiani, 1. c. Tav. I, Fig. 2—4. Tav. II, Fig. 2. Böttger, in
Sitzungsber. d. k. preuss. Akad. Wiss. zu Berlin 1888, S. 148,
Aeusserer Habitus.
Die zu beschreibende Art steht der Muta und Agilis am
nächsten; sie unterscheidet sich von der ersteren durch ihre etwas
längeren, mit dem unteren Gelenk des Unterschenkels die Schnauze
») Leydig vermuthet, dass die Var. acutirostris es gewesen sein mag,
welche von Melsheimer und Koch für R. agilis gehalten wurde (Die anuren
Batrachier d. deutsch. Fauna, S. 144. Anmerkung).
9
— 130 —
ein klein wenig überragenden und mit dem Knie die Achselgrube
nicht erreichenden Hinterbeine und von der letzteren durch ihr
kleineres, kaum zwei Drittel des Augendurchmessers betragendes
und weiter vom Auge entferntes Trommelfell. Ihr Rumpf ist meist
etwas kräftiger und weniger schlank als bei Agilis; die oberen
Enden des Beikens treten stark hervor. Der ziemlich grosse massig
abgeplattete Kopf ist bald mehr, bald weniger gestreckt, vorn
ziemlich niedrig, mehr oder weniger zugespitzt verschmälert und
gerundet, mit leicht gewölbtem Sehnauzenende, massig vorgezogener
Oberlippe und fast senkrecht abfallender Zügelgegend. Die Augen
sind kleiner als bei R. iberica, sie treten massig stark hervor,
ihr Abstand von einander auf dem Scheitel ist bald grösser, bald
kleiner als die grösste Breitenausdehnung des Oberlides. Die Ent-
fernung der kleinen, unterhalb der Sehnauzenkante gelegenen Na-
senlöcher von einander ist gleichfalls sehr verschieden; in einigen
Fällen ist der Zwischenraum zwischen ihnen ziemlich bedeutend
grösser als der Interpalpebralraum und gleicht genau dem Durch-
messer des Auges, in anderen Fallen aber erscheinen sie näher an
einander gerückt, so dass Internasal- und Interpalpebralraum gleich
sind. Die Nasenlöcher können in der Mitte zwischen Augen und Schnau-
zenspitze liegen, oder sie befinden sich näher der Schnauzenspitze
als dem Auge; die Entfernung der Augen von den Nasenlöchern
scheint stets geringer zu sein als der Abstand der letzteren unter
sich. Das Trommelfell ist kleiner als bei Iberica, es ist gewöhn-
lich höher als breit, im Durchmesser ungefähr nur halb so gross
wie das Auge und stets in ziemlicher Entfernung von ihm; bis-
weilen glicht die Distanz zwischen Trommelfell und Auge fast
genau dem Durchmesser des Trommelfells. Die Zunge ist gross,
namentlich aber breit; ihr Hinterrand ist mit einer ziemlich tiefen
Einbuchtung versehen, wodurch sie zweihörnig erscheint. Gaumen-
zähne auf zwei kurzen, nach hinten konvergierenden, vorn etwa
die obere Grenzlinie der Choanen erreichenden Reihen. Aeussere
und innere Stimmsäcke fehlen. Die Pupille hat die Form eines
Querovals, dessen unterer Rand eine stumpfwinklig gebrochene Linie
darstellt; bisweilen erscheint sie vorn und Muten wie abgestutzt ').
') Aus meinen Notizen ersehe ich, dass bei einer L a t a s t e i, die ich vor eini-
gen Jahren in der Gefangenschaft gehalten habe, der obere Rand der Pupille in
der Mitte gleichfalls winklig, wenn auch nur spurweise sich einknickte und da-
durch die Pupille etwa eine Rautenform erhielt. Seitdem habe ich diese, nach Lev-
dig, dem grünen Wasserfrosch zukommende Pupillenform weder bei R. L a t a s t e i,
noch bei irgend einem braunen oder grünen Frosch zu beobachten Gelegenheit gehabt
— 131 —
Das Vorderbein ist lang und zwar länger als der Unterschenkel.
Der zweite Finger ist in der Regel etwas kürzer als der erste,
diese beiden Finger können aber auch gleich lang sein; der dritte
ist uro die Länge von zwei Gliedern länger als der erste und um
die Länge von anderthalb Gliedern länger als der vierte Finger.
An der Handfläche steht rechts, dem Daumen entsprechend, und
links, dem 4. Finger entsprechend, ein länglicher Ballen und da-
zwischen befindet sich ein rundlicher und etwas breiterer Ballen,
der dem dritten Finger entspricht; der Daumenbailen erscheint bei
näherer Betrachtung aus zwei Kugeln zu bestehen; die vordere
Partie nämlich ist hoch gewölbt und nahezu eben so stark vor-
tretend wie der Subarticularhöeker, während die nach hinten zu
liegende Partie flach gewölbt ist. Das Knie erreicht die Achsel
nicht; das tibiotarsale Gelenk reicht bei Anlegung des Beines an
den Körper bis zur Schnauzenspitze, oder aber um etwa 1 bis 4 mm.
über dieselbe hinaus. Die Fusswurzel ist gewöhnlich der halben
Länge der Tibia gleich, mitunter ist sie länger als die grösste
Kopfbreite, bisweilen aber nur ebenso lang. Der äussere Metatar-
salhöcker ist gewöhnlich sehr deutlich, Ferseuhöcker schwach,
weich, einen länglichrunden stumpfen Wulst bildend, bald so gross
wie das Trommelfell, bald aber etwas kleiner, oder im Gegentheil
wenig grösser als der Durchmesser des Trommelfells; in der Regel
beträgt seine Länge etwas mehr als ein Drittel des übrigen Theiles
der Innenzehe, er kann aber auch wenig länger, oder im Gegen-
theil etwas kürzer sein. Beim brünstigen Männchen reicht die
Schwimmhaut fast bis zur Spitze der 1., 2., 3. und 5. Zehe und
etwas über die Basis der Endphalanx an der 4. Zehe; beim brün-
stigen Weibchen ist die Schwimmhaut gleichfalls fast vollständig,
denn sie geht etwas üler die Wurzel des Endgliedes der 1., 2.
und 3. Zehe, bis zur Wurzel des vorletzten Gliedes an der 4. Zehe
und bis zur Hälfte der letzten Phalanx der 5. Zehe. Sowohl die
Zehen, als auch die Finger sind mit Ausnahme der längsten Zehe
und des längsten Fingers bis zu ihrem etwas verdickten Ende na-
hezu gleich dick und mit stark knopfartig vorspringenden, bald
grösseren, bald kleineren Subarticularhöckern versehen (Vergl.
Holzstich 29 bei Camerano, op. (it.).
Die Körperoberseite und die Oberseite der Beine ist glatt oder,
wie es bei den jüngeren Stücken öfters der Fall zu sein pflegt,
schwach und fein gekörnelt; die Aftergegend uud die Hinterseite
der Oberschenkel erscheinen wie granuliert, da sie mit zahlreichen,
sehr kleinen Wärzchen besetzt sind, ebenso die Leibesseiten, ob-
9*
— 132 —
schon ziemlich selten; in vielen Fällen tritt längs der Fusswurzel
unten mehr nach aussen hin eine Reihe feiner Eöckerchen zutage.
Die ganze Unterseite ist glatt, die Sohlen und die Schwimmhäute
fühlen sich sammtartig an. Die vom Hinterwinkel des Auges über
die Körperseiten sich hinziehenden drüsigen Wülste sind sehr schmal
und schwach ausgeprägt; oftmals erscheinen sie in zahlreiche kurze
Wülste aufgelöst. Etwas vor und über dem Mundwinkel entspringt
eia anderer Wulst, welcher sich gegen die Insertionsstelle des Vor-
derarmes hinzieht.
Masse in mm, <$ aus Toscaua: Totallänge des Körpers 54,
Länge des Kopfes 17.5, Kopfbreite 17.5, Kopfhöhe 6.5, Interpal-
pebralraum 3.5, Augendurchniesser nicht ganz 6, Durchmesser des
Trommelfells etwas über 2, Entfernung der Schnauzenspitze vom
Auge 7, des Trommelfells vom Auge 1.5, Rumpflänge 36.5, Vor-
derbein 32, Hinterbein 90, Unterschenkel 30, Fersenhöcker 2.5,
Liuenzehe, vom Fersenhöcker angemessen, 6.5. — $ aus Piemont:
Totallänge 58, Länge des Kopfes 18, Kopfbreite 18, Kopfhöhe
etwas über 7, Interpalpebralraum 4, Augendurchmesser 5.5, Durch-
messer des Trommelfells 2, Entfernung der Schnauzenspitze vom
Auge 4, des Trommelfells vom Auge 2, Rumpflänge 50, Vorder-
bein 35, Hinterbein 104, Unterschenkel 34, Fersenhöcker 2.5,
Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemessen, 7. — Die Länge des er-
wachsenen Thieres beträgt, nach Camerano, durchschnittlich beim
Männchen 55, beim Weibchen 68 mm.
Färbung und Zeichnung.
Die Grundfärbung, von welcher die dunklere Zeichnung sich
abhebt, spielt in den verschiedensten Schattirungen von einfarbig
Hellbräunlich oder Gelbgrau an bis zum Kupferroth oder Dunkel-
braun und wie beim Springfrosch sind auch bei R. Latastei die
Weibchen gewöhnlich lichter, die Männchen dunkler gefärbt. Ober-
seits einfarbige Exemplare kommen wohl nie vor; die Körperober-
seite scheint meistens schwarzbraun oder graubraun gefleckt oder
puuktirt zu seiu. Auf der Nackengegend hebt sich mehr oder we-
niger deutlich eine \/~fönnige Zeichnung ab; die Lider zeigen nach
innen zu fast immer einen dunklen Flecken, welcher mit dem
entsprechenden des anderen Lides durch einen Strich verbunden
ist und von einem anderen, der sich der Mittellinie des Kopfes
entlang zieht, durchkreuzt wird, mitunter aber ist diese Kreuzzeich-
uung nur durch undeutliche Makeln angedeutet; die Frenalgegend
— 133 —
ist derinassen mit Dunkelbraun durchsetzt, dass sie bedeutend dun-
kler als die Oberfläche des Kopfes aussieht, nur nach unten hin
tritt der helle Untergrund zutage, zu eiuem regelrechten hellen
Oberkieferstreifen kommt es aber hier nicht, ein solcher tritt erst
unterhalb des Auges auf, und umsäumt den spitz auslaufenden und
sich fast bis zur Insertionsstelle des Vorderbeines hinziehenden, bei
dunklen Stücken dunkelbraun, bei helleren dagegen graubraun oder
hellbraun, dunkelbraun gefleckt erscheinenden Ohrfleck; der Ohr-
fleck ist heller als bei R. agilis. Der Schnauzenkante entlang
zieht sich ein Streifen hin, welcher stets dunkler gefärbt ist als
die Zügelgegend; oben wird dieser Streifen von einem, auch auf
den freien Rand des Oberlides übergehenden und über dem Ohr-
ileck noch nachweisbaren Saume begleitet. Der Rücken ist mit
undeutlich abgegrenzten Flecken besetzt, welche mitunter sich aus-
dehnen und durch allseitiges Zusammenfliessen zur Grundfarbe wer-
den, auf der dann der Rest der einstigen Färbung als helle, niei-
stentheils rundliche Flecken oder Arabesken zu erkennen ist; bei
derart gekleideten Stücken spielt die dunkle Zeichnung mit Vorliebe
ins Violettgraue. In anderen Fällen tritt die Fleckung scharf her-
vor, meistens sind es Punkte oder runde Fleckchen, welche in
grösserer Anzahl vorn und ganz hinten am Rücken sowie auch
den drüsigen Wülsten entlang eingestreut sind und durch gegen-
seitiges Zusammenfliessen dunkle Umsäumungen an den nicht durch-
weg durch ihre lichtere Farbe von der Umgebung sich abheben-
den Wülsten bilden können. Die Leibesseiten sind etwas heller als
der Rücken, gegen die Achselgegend hin röthlirhgrau, gegen die
Hinterbeine gelblich und undeutlich geileckt; auf den hell grau-
braun, bei brünstigen Individuen röthlichgrau oder röthlichgelb ko-
lorirten Hiuterbacken sind helle Wärzchen eingestreut. Bei beson-
ders intensiv puuktirten oder gefleckten Individuen können ferner
die dunklen, mehr oder weuiger deutlichen Querbänder an den
Hinterbeinen nahezu gänzlich verschwinden und durch ziemlich
dicht gestellte dunkle Punktflecken ersetzt werden. Die Vorder-
extremitäteu haben nur Andeutungen von dunklen Querbarren und
auch das nicht immer; der Oberarmstreifen ist bald dunkler, bald
heller, bisweilen durch gruppenweise angeordnete Punktflecken er-
setzt, er ist meistens heller als bei R. iberica; der dunkle Strei-
fen längs der Hinterseite des Vorderbeines kann gleichfalls durch
eine Fleckenreihe vertreten werden, oder aber fast gänzlich aus-
bleiben, ebenso der vorn am Oberschenkel, aussen am Unterschen-
kel und an der Fusswurzel und Sohle bis zur Spitze der 5. Zehe
— 134 —
sich hinziehende dunkle, bei intensiv gezeichneten Exemplaren hell
umsäumte Streifen; mitunter ist eine Spur desselben nur am Knie
sichtbar, mitunter aber tritt er im Gegentheil sehr dunkel und
namentlich auf der Unterseite der Fussohle und des Fusses sehr
breit auf. Die Körperunterseite ist vorherrschend weisslich, doch
nicht selten auch gelblich oder röthlich; Kehle, Brust sowie auch
in vielen Fällen der Bauch tragen graue, graubraune und beinahe
schwarze Nebel-, Puder- oder Sternflecke, welch letztere durch ge-
genseitiges Zusammentliessen eine an der Kehle, bisweilen von
Roth, Rosa und Gelb durchsetzte Marmorzeichnung erzeugen; diese
Zeichnung überzieht wie es scheint niemals die ganze Kehle, die
Grundfarbe tritt vielmehr in der Mitte der Kehle deutlich zum
Vorschein und bildet hier ein medianes Band, das sich mit einem
anderen, bisweilen scharf ausgeprägten, Kehle und Brust trennen-
den Bande vereinigen und somit eine Figur bilden kann, die etwa
der Form eines umgekehrten T ähnlich sieht (Vergl. Fig. 4 auf
Taf. I in der Monogratia degli Anlibi anuri von Camerano, 1. f.).
Spuren von Gelb und Roth finden sich namentlich zur Brunstzeit
auch an der Brust vor. Der Bauch ist stets weniger dunkel ge-
zeichnet und öfters auch fleckenlos, einfarbig ebenso wie die Un-
terseite der Vorder- und Hinterextremität mit Ausnahme des ge-
fleckten Handtellers und der graubraunen, dunkel gefleckten Sohle;
die gelblichen Gelenkhöcker sowie auch der Fersenhöcker sind oft-
mals dunkel bestäubt. Die Iris ist auf Goldgrund mit wenig zahl-
reichen Adern durchsetzt, vorn und hinten tritt das dunkle Pig-
ment etwas stärker zutage, verschwindet aber am Rande der Pu-
pille unten und oben gänzlich, wodurch dieselbe von einem Gold-
saume umgeben erscheint. Camerano theilt uns mit, dass zur Be-
gattungsz'it die Farben lebhafter und gesättigter aufzutreten pfle-
gen; das Männchen erscheint dunkler, beinahe schwarz, mehr ein-
tönig gekleidet und man möchte sagen, wie von einem bläulich-
grauen Nebel umgeben. Dass zu dieser Zeit die dunkle Zeichnung
sowie auch das Roth der Kehlgegend schärfer hervorzutreten pflegt,
habe ich bereits erwähnt. — Die jungen Exemplare sind den Alten
im Allgemeinen sehr ähnlich, nur kommen bei ihnen die schönen
röthlichen Tinten an der Kehle nicht oder nur sehr wenig zur Geltung.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Das Männchen zeigt im Hochzeitskleide ein anfangs graue, spä-
ter aber bräunliche, ziemlich stark entwickelte Schwiele, die sich
— 135 —
vom Daiiinenballen über die Oberfläche und den Innenraiid des
Daumens ausbreitet; sie ist meist mehrfach eingebuchtet und zer-
fällt dadurch in Abteilungen. Da die Stimmsäcke bei dieser Spe-
cies fehlen, so sind die Geschlechter ausserhalb der Paarungszeit
äusserlich nur daran zu erkennen, dass Daumen und Vorderarm
beim Männchen dicker und weniger biegsam erscheinen als beim
Weibchen.
Lebensweise. Abbildungen.
lieber die Lebensweise der R. Latastei ist noch sehr wenig
bekannt; man weiss eigentlich nur, dass sie gern in Gesellschaft
von R. agilis lebt, dabei aber, wie Camerano ausdrücklich her-
vorhebt, ihre specifischen Merkmale stets beibehält, und bereits ge-
gen Ende des Winters zum Lairhen schreitet. Die aus Varese Ende
Januar von Camerano erhaltenen Exemplare hatten schon ihr Hoch-
zeitskleid angelegt. Einer Angabe Boulenger's zufolge ähnelt ihre
Stimme sehr derjenigen von R agilis, ist aber durchdringender
als bei dieser; auch soll, nach demselben Forscher, R. Latastei
sich mit grosser Leichtigkeit bewegen und hierin der Agilis nicht
nur nachstehen, sondern dieselbe sogar übertreffen; meiner Ansicht
nach aber dürfte diese Art in der Springkunst kaum mit R. agi-
lis oder iberica wetteifern können, denn sie ist, wenigstens
in der Gefangenschaft, schwerfälliger als diese beiden und nähert
sich hierin eher der R. muta. Die aus Florenz stammenden, mir
von Turin Anfang März nach Nizza übersandten brünstigen Thiere
kamen von der kurzen Reise derart erschöpft an, dass sie sich
erst nach einigen Wochen bei ausserordentlich sorgsamer Pflege
erholten. Ende März legte eine Weibchen ohne Beihülfe des Männ-
chens ihren, zu einem unregelmässig geformten Klumpen vereinig-
ten Laich ab, der aus 307 in Gallertkugeln eingeschlossenen hell-
braunen, dunkelbraun gelleckten Laichkörnern bestand; die einzelne
Gallertkugel hatte 5 — 6, das Laichkorn 2 mm. im Durchmesser.
Die Larve von R. Latastei kennen wir noch nicht.
Das Werk von Camerano „Monografia degli Aniibi anuri italiani"
enthält drei kolorirte Abbildungen der R. Latastei, wovon die
eine (Taf. I, Fig. 4) die Kehle, die zwei anderen (Fig. 2 und 3)
ein Männchen und ein Weibchen, von oben gesehen, veranschauli-
chen. Camerano hat ferner eine Zeichnung des Skeletts halbsche-
matisch gegeben (Taf. II, Fig. 2) und die Seitenansi ht des Kop-
fes sowie die untere Fläche des Fusses beim AVeibehen und Männ-
chen abgezeichnet (Holzschnitte 29 und 30).
136 —
Vorkommen.
Die Lätastei wurde bisher nur in Ober-Italien beobachtet,
dürfte aber wahrscheinlich auch im Süden der Halbinsel vorkom-
men. In Ober-Italien schliesst ihr Vorkommen das der R. agilis
absolut nicht aus, wie es irrlhümlicher Weise augegeben worden
ist, im Gegentheil das Zusammenleben beider Arten an denselben
Lokalitäten ist von einigen Punkten bekannt. Man kennt R. La-
tastei bis jetzt von folgenden Orten: aus Venedig und Treviso
(Muni, 165); aus Valle di Marcellise (De Betta), Cordovado (S. Vi-
to al Tagliamento), S. Daniele del Friuli, aus den Umgebungen
von Caleinaro in der Veroneser Ebene, sowie aus Castelfranco Ve-
neto (1 40): aus der Umgegend von Mailand, woher die Original-
exemplare dieser neuen Art stammen sollen (9. — S. 46; 132. —
S. 180), aus Cavenago d'Adda und Bertonico in der Provinz von
Lodi (Lombardei, nach De Betta) und aus der Umgebung von Va-
rese (13); vom Monte Morello bei Florenz und aus dem Piemont
(224). Dass das Thier in der Umgegend von Perugia vorkommt,
schliesse ich aus einer Sendung von den Herren Prof. Andrea Ba-
telli und Frizzi. Endlich erfahren wir durch Böttger, dass diese
Art auch in Bosnien und in Griechenland beim Dorf Musinitza im
Korax-Gebirge (Grenze von Aetolien und Doris), in etwa 1800 M.
Meereshöhe angetroffen worden ist (270.— S. 148).
6. RANA IBERICA, BLGR. 1879.
Literatur und Synonymik.
R. iberica Boulcnger, in Bull. Soc. Zool. de France, IV, p. 177;
Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. London, 1882, p. 46. Böttger, in
Sitzungsber. d. k. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin. Physikal-math. Cl.
1887, S. 175.
Aeusserer Habitus.
Auf der pyrenäischen Halbinsel werden die vorbeschriebenen
Arten theilweise oder gänzlich ersetzt und vertreten durch eine
Verwandte, welche den Namen iberica sehr mit Recht trägt,
weil sie nur in Spanien und namentlich in Portugal zu leben scheint.
— 137 —
Dieser Frosch vereinigt in sich mehrere Charaktere von R. muta,
R. agilis und R. Latastei und hat ausserdem manches mit
der letzteren gemein, so dass er als Uebergangsform von der einen
zu den anderen Species betrachtet werden könnte. R. Latastei
nimmt bekanntlich die Mitte zwischen R. muta und R. agilis
und steht der letztgenannten etwas näher als der anderen, wäh-
rend R. iberica im Gegentheil im allgemeinen eine grössere
Aehnliehkeit mit dem Grasfrosch zeigt; die Unterschiede zwischen
ihr und der Muta sind jedoch sehr markant denn es genügt das
Hinterbein bei R. iberica nach vorn zu strecken und an den
Körper zu legen, um wahrzunehmen, dass es länger ist, indem es
mit dem Tibiotarsalgelenk über die Schnauzenspitze hinausragt,
während bei R. muta das untere Gelenk des Unterschenkels
kaum die Schnauzenspitze erreicht; darin sieht in Rede stehende
Art eher der R. agilis und R. Latastei ähu'ich, unterschei-
det sich jedoch von der ersteren namentlich durch die Grösse und
Lage des Trommelfells und von der letzteren namentlich dadurch,
dass ihr Auge und Trommelfell etwas grösser sind, ihr Fersen-
höcker aber kleiner und ihre Haut rauher ist und vor allem da-
durch, dass die Länge ihres Fersenhöckers dem halben Durchmes-
ser des Trommelfells gleicht oder nur ein klein wenig grösser ist.
Wenn bis jetzt angenommen worden ist, dass das Hauptunterschei-
dungsmerkmal zwischen der Latastei und Iberica darin be-
stehe, dass bei jener der erste Finger länger sei als der zweite,
bei dieser hingegen diese beiden Finger von gleicher Länge seien,
so muss darauf entgegnet werden, dass die Länge dieser Finger
bei beiden Arten variabel ist und wie dem Systematiker zum Trotz
bei R. Latastei aus Toscana Finger I. und 2. gleich lang sein
können, während bei R. iberica im Gegentheil der 2. Finger
wenn auch nur wenig, so doch merklich länger sein kann als der
1. Finger.
Der Körper ist in der Regel schlank, der Kopf etwa so lang
als breit, mit ziemlich langer, zugespitzter Schnauze, steil abfallen-
den Seiten, massig vorgezogener Oberlippe und platter Oberseite.
Die Augen sind gross und stark vortretend; die Breitenausdehnuug
des oberen Lides ist ungefähr gleich der Entfernung der Augen-
hügel von den Nasenlöchern. Das etwa in der Mitte zwischen Auge
und Schnauzenspitze, unter der Schnauzenkante sich befindende
Nasenloch ist fast um '/, Augeudurchmesser vom Auge entfernt;
seine Entfernung vom Auge beträgt etwas mehr als die Hälfte
und etwas weniger als drei Viertel des Abstandes der "Nasenlöcher
— 138 —
von einander. Das Auge und das Trommelfell sind etwas grösser
als bei R. Lata st ei, hingegen misst die Entfernug des Trommel-
fells vom Auge bei der letzteren etwas mehr als bei Iberica;
bei R. iberica kann der Durchmesser des Trommelfells die halbe
Augenlänge etwas übertreffen oder im Gegentheil dieselbe nicht
erreichen; die Entfernung des Trommelfells vom Auge ist etwas
grösser als der halbe Durchmesser des Trommelfells. Die Pupille
erweitert sich queroval und zeigt einen in der Mitte winklig ge-
brochenen unteren Rand, während der obere Rand stets einfach
gewölbt zu sein schei.it. Die Zunge ist breit und lang, hinten stark
bogenförmig eingeschnitten und zweilappig. Die Vomerzähn.3 bilden
zwei schwach gebogene, die obere Grenzlinie der Choanen nicht
errei hende, nach hinten konvergierende Reihen. Aeussere und in-
nere Stimmsäcke fehlen.
Der Vorderarm ist etwas länger als der Unterschenkel. Am Hand-
teller sind drei ziemlich schwach ausgeprägte und unter einander
fast gleich grosse, längliche Ballen sichtbar, von denen der eine
dem Daumen, der zweite dem dritten Finger und der dritte dem
vierteil Finger entsprechen; der Daumenballen kanu etwas schmä-
ler erscheinen als der äussere Ballen. Die ersten zwei Finger sind
entweder gleich lang, oder aber der erste Finger ist ein klein we-
nig länger als der zweite, während der dritte Finger um die Län-
ge von anderthalb Gliedern oder etwas weniger länger als der
vierte und nicht ganz um die Länge von zwei Gliedern länger als
der erste Finger ist. Die schlanken Finger sind mit ziemlich stark
entwickelten Gelenkhöckern versehen; etwas vor dem ersten Ge-
lenk am zweiten sowie auch am dritten und fünften Finger zeigt
sich ein etwas schwächer vorspringender Höcker. Die Hinterbeine
sind lang; bei nach vorn gelegten Beinen überragt das Tibiotar-
salgelenk die Schnauzenspitze meistens um ein Geringes; das Knie
kann die Achselgrube erreichen, die Tibia ist dabei etwas kürzer
als die Ausgestreckte Vorderextremität und nicht ganz doppelt so
lang wie die Fusswurzel, die ihrerseits etwas kürzer ist als die
grösste Breitenausdehnung des Kopfes. Der Fersenhöcker ist sehr
schwach entwickelt, wohl kleiner als bei irgend einer anderen
braunen Rana, weich, länglich rund, einem Wulst oder einem Ge-
lenkhöcker ähnlich, nur etwas grösser, wenig länger als ein Vier-
tel der Innenzehe, vom Fersenhöcker gemessen, und stets merklich
kürzer als der Duchmesser des Trommelfells und bisweilen nur
halb so lang als dieser. Der äussere Metatarsalhöcker kann feh-
len. Bei den mir vorliegenden abgelaicht eü Weibchen ragen die
- 139 —
Endphalangen au der 1. und 2. Zehe, anderthalb Glieder an der 3.
und 5. Zehe und zwei bis zwei und einhalb Glieder an der 4. Zehe
aus der Schwimmhaut heraus. Beim brünstigen Männchen sind die
Schwimmhäute etwas mehr ausgedehnt, denn sie reichen bis über
die Wurzel der Endphalanx an der 1. Zehe, bis zur Wurzel dieser
Phalanx an der 2., 3. und 5. Zehe und bis zur Basis der vorletz-
ten Phalaux an der 4. Zehe. Die Schwimmhäute sind somit be-
deutend kürzer als bei R. Latastei. Die Gelenkhöcker massig
stark, au den Zehen schwächer entwickelt als bei R. Latastei.
Die Haut fühlt sich auf der Körperoberseite ziemlich rauh an,
namentlich ist der Hinterrücken ziemlich dicht mit höckeraitigen
und harten Wärzchen besetzt; auch auf der Oberseite der Hinter-
extreniitäten und sogar an der Sohle und der Unterseite der Fuss-
wurzel, ferner in der Aftergegend treten Granulationen und Höcker
hervor. Ein junges Weibchen, das mir augenblicklich lebend zur
Verfügung steht, sieht hinten geradezu wie stachelig aus. Die Ober-
seite des Fusses, der Vorderarm und die Bauchfläche sind glatt.
Vom hinteren Winkel der Augenlider erstreckt sich bis zum An-
fang des Schenkels jederseits ein mehr oder weniger breiter wel-
lig verlaufender drüsiger Wulst; längs der Oberkinnlade und über
dein Temporalfleck verläuft ein anderer, etwa unter dem Auge
entspringender und auch hinter dem Mundwinkel sich hinziehender
breiter Wulst; die Frenal- und Temporalregion sowie auch mitun-
ter die Kopfoberiläche erscheinen mit körnigen Warzen besetzt.
Masse in mm. $ aus Coimbra: Länge des Körpers 30.5, des
Kopfes 10.5, Breite des Kopfes 10, dessen Höhe 4.5 — 5, Inter-
palpebralraum etwas über 2.5, Durchmesser des Trommelfells 1.5,
Augendurchmesser zwischen 2.5 und 3, Entfernung des Auges von
der Schnauzenspitze 4.5, vom Trommelfell nicht ganz 1, Rumpf-
länge 20, Vorderextremität 19, Hiuterextremität 60, Unterschen-
kel 19, Fersenhöcker 1, Innenzehe, vom Fersenhöcker an gemes-
sen, 4. — $ aus Coimbra: Länge des Körpers 51, des Kopfes 17,
Breite des Kopfes 16.5, dessen Höhe 7, Interpalpebralraum 4,
Durchmesser des Trommelfells 3, Augendurchrnesser 5, Entfernung
des Auges von der Schnauzenspitze nicht ganz 7, vom Trommel-
fell 2, Rumpflänge 34, Vorderextremität 30.5, Hinterextremität 897
Unterschenkel 29, Fersenhöcker nicht ganz 2r Innenzehe, vom Fer-
senhöcker an gemessen, 7.
- 140 —
Färbung und Zeichnung.
Färbung und Zeichnung variiren bis zu einem gewissen Grade;
in der Färbung des Männchens herrscht oberseits ein mehr oder
minder lichtes Braun, in der des Weibchens Braungelb, Braunroth
und Gelbrosa vor, jedoch kommen ebenso gut hellfarbige Männ-
chen wie dunkel kolorirte Weibchen vor. Bei den hellen Stücken
tritt wohl nur selten eine unregelmässige dunkel- oder graubraune
Marmorzeichnung oder Fleckung auf der Rückentläche deutlich zum
Vorschein, meistens sind nur wenige verwischte Flecken am Kopf
und Rücken zu sehen, während die Leibesseiten, namentlich gegen
den Bauch zu, etwas stärker gemarmelt erscheinen; zu der Mar-
morzeichnung können sich noch dunkelbraune oder schwärzliche
Punkte gesellen, die an den Leibesseiten, insbesondere den Seiten-
wülsten entlang, in ziemlich grosser Anzahl, am Rücken aber we-
nig zahlreich eingestreut sind; diese Punkte, welche sich meistens
auf den Wärzchen befinden, können prachtvoll rosaroth und die
Marmorzeichnung auf den Leibesseiten gegen die Wurzel der Hin-
terbeine bei besonders hell, gelbrosa und seitlich gelb kolorirteu
Individuen auf ein Minimum reducirt erscheinen; in diesem Fall
tritt das Hellbraun nur am Ohrfleck, an der Schnauzenkante und
mitunter fleckcheweise auch auf der oberen Kopffläche vor, wäh-
rend die Querbarren an den hinteren Extremitäten schön rosaroth
gefärbt erscheinen; mitunter, so bei stark bewarzten, frisch ge-
häuteten Weibchen während ihres Wasseraufenthaltes, nimmt die
rosarothe Farbe dermassen überhaud, dass die Thiere ein gleich-
massig röthliches Gewand zu haben scheinen; von der für R. ibe-
rica charakteristischen dunklen Zeichnung am Bauch ist zuweilen
nichts, und an der Kehle nur noch eine Spur davon zu sehen,
hingegen aber tritt der dunkle Fleck an der Vorderseite des Obe-
rarmes als sehr schmaler dunkelbrauner Streifen stets sehr deut-
lich zutage. Dieser Streifen ist auch bei den dunkelgefärbten Indi-
viduen recht schmal und mitunter zackig. Der Strich der Ober-
kinnlade, der bei den hellfarbigen Stücken ganz hell braun und
metallischglänzend erscheint, der Frenalstreifen, sowie auch der
Trommeltleck zeichnen sich bei den duukelfarbigen R. iberica
durch ihr tiefes Braun aus und sehen bisweilen schwärzlich aus;
vom braunen Fond ihres Rückens heben sich deutlich dunkelbrau-
ne isolirte oder zu einer unregelmässigen Marmorzeidinung ver-
schmelzenden Flecke ab; im Nacken tritt oftmals eine mehr oder
— 141 —
weniger dunkle Figur zum Vorschein, welche die Form eines um-
gekehrten V nachahmt; die Kopfoberseite ist dunkel gepunktet
und mit einem quer zu Scheitel und Lidern gestellten, mehr oder
weniger ausgesprochenen Streifen versehen; der helle, silberglän-
zende weissliche oder aber gelbliche, unterhalb des Auges und des
Trommelfells sich hinziehende Streifen kommt hier mehr als bei
der hellgefärbten Form zur Geltung, auch sind die Leibesseiten
bedeutend stärker dunkelbraun gefleckt und gegen die Baumgren-
zen hin deutlicher auf gelblichem Grunde marmorirt als wie bei
dieser. Sowohl die vorderen als auch die hinteren Extremitäten
sind bis zu den Finger- oder Zehenspitzen deutlich der Quere nach
dunkelbraun bebändert. Längs der Hinterseite des Vorderbeines so-
wie auch der Vorderseite des Oberschenkels, der Aussenseite des
Unterschenkels und der Unterseite der Fusswurzel und des Fusses
entlang bis zur Spitze der 5. Zehe zieht sich ein mitunter von
hellen, gelblichen oder weisslichen Strichen oder Flecken unter-
brochener oder umsäumter Streifen hin. Die Unterseite des Kör-
pers ist weisslich, rosaweiss oder schmutzig weiss; de Kehle ist
stets, wenn auch nur spurweise gefleckt; bei stark gefleckten und
dunklen Stücken sind die Kehlseiten stark bräunlich oder schwärz-
lich mit Beimischung von Rosa gezeichnet, oder auch nur überflo-
gen, ebenso Brust und Bauch namentlich vorn; ein Mittelband hel-
ler Grundfarbe tritt deutlich an der Kehle zum Vorschein, es stösst
an einen ähnlichen Streifen, der Kehle und Brust trennt, oder
aber es durchkreuzt ihn und geht auch auf die Brust über; im
ersteren Fall entsteht die Figur eines umgekehrten T, im letzte-
ren die eines Kreuzes; in dieser Hinsicht sieht R. iberica sehr
R. Latastei ähnlich. Der Unterschenkel ist unterseits gelblich
oder röthlich, fleckenlos, der Oberschenkel aber zeigt bisweilen eini-
ge dunkle Tupfen; die Hinterbacken haben zwischen den dunklen
schriftartigen oder marmorirten Zeichnungen gelbliche oder röthli-
che Wärzchen eingestreut; die Fusssohlen sind auf braunem Grunde
dunkel braun und die Schwimmhäute schwärzlich bestäubt; die Ge-
lenkhöcker und der Fersenhöcker sind bald von der Farbe der
Umgebung, bald aber gelblich. Die Iris ist in ihrer unteren Hälfte,
namentlich al er vorn, hinten und unten in der Mitte dunkelbraun
oder schwärzlich pigmentirt, so dass das Goldgelbe gewöhnlich nur
oben und am Pupillenrand in seltenen Fällen auch unten linker-
und rechterseits von der eingeknickten Stelle des Pupillenraudes
zur Geltung kommt. Ganz frei von dunkler Bestäubung ist auch
die obere Irishälfte nicht; Goldglanz tritt vorzugsweise, bei frisch-
- 142 —
gehäuteten brünstigen Thierse längs der Seitenwülste, auf den
Schenkeln, an den Leibesseiten, sowie auch hie und da am Rück-
en, an den Lidern und sogar an der Kehle auf; auch am Trom-
melfell kann Goldschimmer zutage treten. Ausser diesen Zierden
können bisweilen bei dunklen Stücken auch rothe Flecke vorn au
der. Wurzel des Vorderbeines, am Vorderbeine selbst und den drü-
sigen Wülsten entlang auftreten; der helle Wulst unter dem Trom-
melfell und die Oberseite der Fusswurzel nach innen zu können
ausserdem roth überflogen erscheinen. Zwischen den einjährigen
und ausgewachsenen R, iberica habe ich hinsichtlich des Far-
benkleides keinen namhaften Unterschied zu finden vermocht.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
R. iberica nähert sich hierin R. agilis, bei welcher Art sich
die Geschlechter ausser während der Laichzeit weniger unterschei-
den als hei R. muta. Zur Brunstzeit findet sich am Daumenbal-
len, am Innenrande und auf der Oberseite des Daumes bei männ-
lichen Iberica eine graue oder bräunliche Schwiele, welche sich
aber nicht über die Endphalanx auszudehnen pflegt. Aeussere und
Innere Stimmsäcke fehlen. Der Kopf ist beim Männchen etwas
schmäler als beim Weibchen und seine Kniebeuge erreicht oder
überragt die Achsel, während bei den mir zu Gebote stellenden
Weibchen die Kniebeuge kaum die Achsel erreicht.
Lebensweise.
Ueber das Freileben der R. iberica ist wenig bekannt, viel-
leicht auch wenig zu berichten. Ich habe erst kürzlich junge Exem-
plare durch Herrn Adolpho F. Moller erhalten und bin leider noch
nicht in der Lage die wenigen Mittheilungen, die wir ßoscä (Bull.
Soc. Zool. de France, V, p. 259) und Boulenger (ibidem, IV,
p. 180) verdanken, in erwünschtem Masse zu vervollständigen.
Bei Boscä finden wir nur folgendes: Se trouve dans les ruisseaux
et dans les sources, et parmi les herbes de leurs bords. Elle nc
s'eloigne pas des eaux. Lorsque les individus sont deYouverts ou
les prends aisement au filet". Dem fügt ßoulenger hinzu: „R. ibe-
rica a les mouvements tres-lestes et execute des bonds d'une
etendue considerable. Sa voix, en juillet, ressemble plus ä celle
de R. agilis qu'ä celle de R. fusca". Bei meinen Pfleglingen
habe ich keinen anderen Ton gehört, als eine feines, rasch hin-
— 14:; —
tereinander ausgegossenes pi-i-i-i, das in der Regel mit einem
„Ks" abgeschlossen wird und dem Quiken einer jungen Maus nicht
unähnlich ist '). Offenbar ist dies nur ein Angst- oder Schmer-
zenslaut, denn er wird nur dann hörbar, wenn das Thier gequält
oder erschreckt wird. R. iberica scheint ängstlicher zu sein als
irgend eine andere Art von braunen Fröschen, mitunter genügt es,
dass ein kleiner Triton sich ihr nähert und ihr Angstgeschrei
nimmt kein Ende. Meistenteils sowohl im Sommer, als auch im
Winter sitzt sie im Wasser und verlässt es, wenigstens in der Ge-
fangenschaft, nur dann, wenn es warm wird und erneuert wer-
den inuss; je kälter das Wasser ist, umso wohler scheinen sich
diese eleganten Geschöpfe darin zu fühlen. Die Gefangenschaft er-
trägt diese Art nur bei ausserordentlich sorgsamer Pflege und da
es interessant wäre ihre Lebensweise näher kennen zu lernen, so
glaube ich hiersMbst meinen Fachgenossen, welche in der glückli-
chen Lage sein sollten, dies seltene Thier lebend unter den Hän-
den zu haben, empfehlen zu müssen, vor allein für die Reinlich-
keit des Käfigs, in dem es gehalten wird, Sorge zu tragen, das
Wasser in einem nicht allzu tiefen, mit Sand, Kieseln und grösse-
ren Steinen versehenen Behälter stets frisch zu halten, die Erde
nicht zu durchnässen und mit frischem Moos und Lykopodium zu
bepflanzen und endlich R. iberica möglichst gesondert von allen
übrigen Kriechthieren zu halten. — Die Larven sind meines Wissens
nirgends beschrieben, bekannt ist nur, dass die von Boscä am
22 März in der Serra de San Mamede gefischten Quappen sehr
klein waren und eine Länge von 0,024 hatten. Um diese Zeit he-
rum traf Boscä ein Männchen mit Hochzeitsattributen.
Vo rkommen.
Die Verbreitung dieser Art ist eine ziemlich geringe, indem m
ausschliesslich auf die iberische Halbinsel beschränkt zu sein scheint.
Auf Grund der gegenwärtig vorhandenen Belegstücke werden fol-
gende Fundorte genannt: Eskorial, Santander, Tuy (Monte San
Julian), Pontevedra in Galiiien (14. — S. 259), Born Jesus do Mon-
te in der "Nähe von Braga (225), Serra do Gerez und Caldas do
Gerez in Entre Douro e Minho (1. — S. 180), Valle Passos in
*) Ausgewachsene Weibchen, welche ich nachträglich aus Coimbra erhalten ha-
be, stossen unangerührt ein leises Grunzen aus; die im Zimmer lebenden mittel-
grossen Männchen lassen ein kurzes knarrendes Schreien ..krr, krr" hören.
— 144 —
Traz oz Motites (16), Beira und Goimbra (Sammlung v. Bedriaga,
ded. A. F. Moller), Lissabon (Böttger, 1. c.) und Serra de S. Ma-
mede in Alemtejo (Boscä). Ihr Vorkommen in Andalusien tedarf,
wie es scheint, noch der Bestätigung (226).
7. BUFO VULGARIS, LAUR. 1768.
Litteratur und Synonymik.
B. vulgaris Laurenti, Synops. rept. p. 28, 125. Bonatcrre
Tabl. Enc. Erpel, p. 16, N» 11, pl. VI, fig, 1. Daudin, Hist, mit.
Rept. vol. VIII, p. 139. Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 72, pl. XXIV,
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lica, II, c. tab. Tschudi, Classilicat. d. Batrach., in Me'm. Soc. liehet,
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London, 1880, p. 569. Lata He, Essai d'une Herpetologie de la Gi-
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Heron-Royer, De la lecondite des batraciens anoures. in Bull. Soc.
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ris, in Bull. Acad. roy. de Belgiqiie, 3 serie, t. IX. 1885. Franke,
Amphibien Deutschlands, S. 149. Leipzig. 1881. Knaucr, Naturgesch.
— 145 —
d. Lurche, S. 123. Wien. 1878. Guerin, Iconogr. Regn. Anim. Cuvier,
Reptiles, PI. XXVII, fig. 1. Fitzinger, Neue Classificat. S. 65. Camera-
no, Monogr. degli Anfibi anuri italiani. — B. colchicus, Eichwald, Zool.
spec. Ross. et Polon. III, p. 167. Vilnae. 1831- — B. Roeselii Dau-
din, Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 77, pl. XXVII; Hist. nat. Rept.
vol. VIII, p. 150, pl. 96. Cloquet, in Dict. Sc. nat. XI, p. 351. Risso,
Hist. nat. princip. product. Eur. mer. III, p. 94. — B. terrestris major
Schwenkfeit, Theriotropheum Silesiae, p. 159. Leipzig. 1603. — B. al-
pin us Schinz, Europ. Fauna, S. 73; Naturgesch. u. Abbild, d. Rept.
S. 236. Taf. 96, Fig. 5; Fauna Helvetica, p. 114.— B. ferrugino-
sus, Risso, op. cit- — B. tuberculosus ibidem. — B. praetextatus
Boje, in Isis 1826, S. 224.— B. palmarum Cuvier, Regn. anim.
1 e'dit. t. II, p. 94. 2 e'dit. t. II, p. 109. Bibron et Borij de St.
Vincent, in Expe'd. scient. Moree, III, p. 75, pl. XV, fig. 1. —
B. commutatus Steenstrup, in Bericht üb. d. 24-te Versamml. d.
deutsch. Naturforsch, in Kiel, 1847, S. 134.— B. spinosus, Bau-
din, Hist. nat. Rept. vol. VIII, p. 199. Böse, in Dict. Hist, nat.
t. VI, p. 488. — B. ventricosus Sonnini et Latreille, Hist, nat.
Rept. I, p. 108, fig. 2. Paris. 1£02. Daudin, Hist. nat. Rain. Gren.
Crap. p. 83, pl. XXX, fig. 2; Hist. nat. Rept. vol. VIII, p. 168. Mer-
rem, Versuch eines Syst. d. Amphibien, S. 181.— B. cinereu s Dau-
din, Hist. nat. Rept. vol. VIII, p. 141. Hist, nat. Rain. Gren. Crap.
p. 73. PI. XXV, fig. 1. Merrem, op cit. S. 182. Koch, in Ber.
Senckenberg. naturforsch. Ges. 1872, S. 174. Schneider, Hist. amph.
nat. I, p. 185. Jena. 1799 — 1801. — B. salsus Schrank, Naturhist,
Briefe üb. Oestreich, I, S. 308. Salzburg. 1785. Schneider, op. cit.
p. 213.— Phryne vulgaris Fitzinger, Syst. rept. I, p. 32. Wien.
1843.- Rana salsa Gmelin, Syst. nat. I, p.-1049, sp. 18. Lipsiae.
1788. — Rana rubeta Linne, Syst. nat. I, p. 355, ed. XII. Holmiae.
1766. Gesner, Hist. anim. quad. ovip. II, p. 460. Schneider, 1. c.
p. 227. Linne, Fauna suec. p. 101, sp. 276. 1761.— Rana bufo
Meyer, Synops. rept. p. 8. Sturm, Deutsch. Fauna. Abth. III. Shaw,
Gener. Zool. vol. III, part. I, p. 138, pl. 40. Müller, Prodr. Zoolog.
Danic. p. 35, sp. 292. Linne', Syst. nat. ed. XIII. T. I. P. III,
p. 1047, ed. X. T. I, p. 210; Fauna suec. sp. 275. Wagler, Natürl.
Syst. d. Amphib. S. 207.— Gemeine Kröte, Bechstein, De la Ce-
pede's Naturgesch. II. S. 425, Taf. 35, Fig. 1.— Crapaud commun
Lacepede, Hist. nat. quadr. ovip. t. I, p. 568. Cuvier, Regne anim.
1 e'dit. t. II, p. 94. — Rana verucosissima Pallas, Zoograph.
ross.-asiat. III, p. 17. — Bufo ferrugineus Risso, 1. c. p. 94. —
? B. japonicus Camer ano, in Atti Accad. Torino, XIV, p. 884.
1879.—? B. vulgaris japonicus Schlegel, Fauna jap. Rept. p. 106,
tab. II, fig. 5, 6. Lataste, in Bull. Soc. Zool. de France, 1880, p. 66.
10
— 14G
Aeussener Habitus.
Die gemeine Kröte zeigt einen ziemlich plumpen und zugleich
kräftigen Körperbau und erreicht die grössten Dimensionen unter
ihren europäischen Nächstverwandten. Der Rumpf ist an den Seiten
mehr (?) oder weniger stark bauchig aufgetrieben; seine Ober-
fläche ist je nachdem, ob das Thier schwimmt, zusammengekauert
oder mit gehobenem Vorderkörper sitzt, entweder ziemlich abge-
flacht oder gewölbt und in der Mitte vorn fast immer deutlich der
Länge nach vertieft. Der Kopf ist in der Ptegel breiter als lang,
mit kurzer, hoher vorn in bald spitzerem, bald stumpferem Bogen
zuger eundeter Schnauze (B. vulgaris acutirostris und obtu-
sirostris bei Lessona, op. cit.). Die Schnauzenkante tritt bis-
weilen sehr deutlich zutage, wodurch die flache, zwischen den
Augen mitunter der Länge nach äusserst schwach vertiefte Kopflä-
che triangulär erscheint. Die massig grossen, kugelförmigen Augen
treten stärker nach oben als nach aussen hervor; ihr Abstand von
einander auf dem Scheitel ist grösser als die grösste Breite des
oberen Lides und mitunter auch grösser als der Durchmesser des
Augapfels; die Entfernung der Augenwinkel von einander ist klei-
ner als die Länge des 1. Fingers. Die Nasenlöcher sind von einan-
der etwa so weit wie von den Augen oder vom Oberkieferrand
entfernt, sie sind bedeutend näher nach der Schnauzenspitze als
nach dem Auge gerückt; sie sind rundlich, ziemlich klein, weisen
einen Randwulst auf und liegen eher seitlich als vorn. Die Kopf-
seiten sind in der Jugend und bei den Männchen beinahe senkrecht
abfallend, die Mundspalte erstreckt sich bis ziemlich weit hinter
das Auge. Die nahezu doppelt so lange als breite Zunge ist ellip-
tisch und in ihrem hinteren Theile vollkommen frei und heraus-
schlagbar (Fig. 1, Taf. V, in Fatio, Faune des Vertebre's de la
Suisse, III); die Schallblase fehlt. Das wenig sichtbare, aber durch
seine verhältnissmässige Glätte von der warzigen Umgebung leicht
zu uuterscheidbare, kleine, rundliche Paukenfell ist ungefähr halb
so gross wie das Auge, oder wie die Entfernung des Nasenloches
vom Augapfel. Die sehr stark vorspringenden, halbmondförmig ge-
krümmten, nierenförmigen oder einfach wulstförmigen Parotiden
sind mindestens zwei Mal so lang wie sie breit sind und gleichen
an Länge ziemlich genau ihrer Entfernung von der Schnauzen-
spitze; der Abstand der Parotiden von einander ist namentlich nach
hinten sehr bedeutend, während vom der Zwischenraum zwischen
ii
— 147 —
ihnen nur ungefähr doppelt so gross ist wie der Interpalpebral-
raum; in äusserst seltenen Fällen sind sie fast geradeaus gerichtet.
Die Pupille bildet einen feinen „Querspalt mit mittlerem punktför-
migen Loch" oder ein Dreieck, dessen grösster Winkel nach unten
liegt, oder aber ein Queroval, dessen unterer Rand deutlich, des-
sen oberer Rand weniger deutlich in der Mitte winkelig eingek-
nickt ist und somit einem rautenförmigen Viereck nicht unähnlich
sieht; dabei erscheinen sämtliche Pupillenränder stets, wenn auch
nur schwach gewölbt, während die Augenwinkel eine Abrundung
oder Abstützung zeigen. Die Umgestaltung der in der stärksten Ve-
rengerung nur einen feinen Querspalt bildenden Pupille in ein
stumpfwinkeliges Dreieck, dessen schwache und wenig oder auch
gar nicht sichtbare Einkerbung am oberen Pupillenrande nach-
träglich deutlicher zum Vorschein kommt und schliesslich der Pu-
pille die Rautenform verleiht, ferner die Erweiterung dieses Vie-
recks und seine allmähliche Umgestaltung in ein Queroval, an des-
sen unterem, sowie auch bisweilen am oberen Rande bei näherer
Betrachtung noch immer Einkuickungen zu sehen sind, geht rasch
von statten, wenn das Tliier aus dem grellen Licht in die Dun-
kelheit versetzt wird. Die vertikale Ausdehnung der Pupille kann
mitunter derart zunehmen, dass die Pupille nahezu kreisförmig wird.
Die Vorderextremitäten sind beim Männchen bedeutend länger
und kräftiger gebaut als beim Weibchen; über den Rücken nach
hinten gestreckt, erreichen sie beim ersteren mit der Fingerspitze,
die Afteröffnung. Die gegen das Ende etwas verjüngten Finger sind
ziemlich kurz; der 3. Finger ist der längste, der 4. und 2. sind an
Länge gleich, oder der 4-te ist etwas länger als der 2-te; der
4. Finger ragt bedeutend über die vorletzte Geleukstelle am 3. Fin-
ger hinaus. Die Subartikularhöcker stehen je paarig; es trifft sich
aber auch, dass diese Höcker während des Aufenthaltes dieser Kröte,
im Wasser aufschwellen und sich zu einem einzigen Höcker verei-
nigen,, wobei gewöhnlich eine schwach ausgeprägte furchenartige
Vertiefung die Vereinigungsstelle andeutet. Auf der Unterfläche der
Hand finden sich zwei stark entwickelte Ballen, von denen der
grössere runde die Mitte der Handwurzel einnimmt, während der
kleinere ovale Ballen an der Basis des Daumens sitzt. Die massig
verlängerten Hinterbeine erreichen, nach vorn gestreckt, mit dem
äusseren Metatarsalhöcker entweder das Nasenloch, oder den Vor-
derwinkel des Auges (c?) oder sie reichen nicht ganz bis zur
Achselgrube ($). Der Unterschenkel ist, vom äusseren Fussballen
an gemessen, etwas kürzer als der Kopf; die Unterschenkeldrüse
10
— 148 —
ist massig entwickelt. Der Fersenhöcker springt sehr stark vor;
er ist länglich und hat ein abgerundetes Ende. Der äussere Meta-
tarsaltuberkel ist bedeutend kleiner, wenig vortretend und dem
Handballen ähnlich; er befindet sich an der Basis der fünften und
vierten Zehe. Die Zehen sind massig verlängert, ziemlich abgeplat-
tet und mit verhältnissmässig gut entwickelten, wenigstens halben
Schwimmhäuten verbunden; die 5. Zehe erreicht die Wurzel der
2. Phalanx an der 4. Zehe. Bei den brünstigen Thieren reicht die
Schwimmhaut bis zum letzten Gliede der vier kürzereu Zehen; an
der längsten Zehe ist die Schwimmhaut am schwächsten entwi-
ckelt, so dass die drei letzten Phalangen blos mit einem Rand-
saum versehen erscheinen. Die Höcker au den Beugestellen der
Zehen siud durch furchenartige Vertiefungen in zwei Theile zer-
legt (Fig. 6, in Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna).
Die ganze Oberseite des Thieres, mit Ausnahme der meistens
glatten Ohrdrüsen und Scheitelgegend, ist mit grösseren rundlichen,
mehr oder weniger zahlreichen und dicht gedrängten, bald glatten,
bald mit Hornhöckerchen versehenen Drüsenwarzen und Warzen
besetzt. Diese Hornböcker laufen bisweilen spitz aus und sehen,
da auch die Warze mitunter kegelförmig erscheint, genau aus wie
Dornen oder stachelartige Auswüchse, die insbesondere an den
Halsseiten und an den Extremitäten durch ihre Grösse auffallen;
mit ähnlichen, aber schwächer entwickelten Doruspitzen können
die Warzen am Rücken und namentlich an der Brust, der Kehle
sowie auch an der ganzen Unterseite beim Weibchen und die Kehl-
gegend beim Männchen besetzt erscheinen (Textfigur 19, in Came-
rano's Monografia degli anfibi anuri italiani, 1. c. Auch Fig. 77
und Fig. 78 bei Leydig, op. cit.). Die Dornen sind braun, bis-
weilen mit gelblicher Basis und heller Spitze. Auf der Unterfläche
des Körpers sind die Warzen kleiner als oben, aber so dicht an
einander gedrängt, dass sie nur durch linienförmige Zwischenräume
getrennt sind. Die sogenannte Unterschenkeldrüse ist stets, die
Ohrdrüse und die Scheitelgegend aber selten mit Warzen und noch
seltener mit Hornhöekern besetzt. Die Drüsenöffnungen sind sehr
gross und mit unbewaffnetem Auge deutlich sichtbar; die Paroti-
den und die Drüsenwarzen am Oberarm und Unterschenkel sehen
wie mit der Nadel eingestochen aus. Erhabene Hautleisten an der
Innenseite der Fusswurzel und Drüsenwulste werden bei B. vul-
garis vermisst, höchstens siud vor der Wurzel der Vorderextre-
mitäten und längs der Rumpfseiten bei Männchen oder bei abge-
magerten Weibchen Hautfalten sichtbar; dagegen findet sich am
— 149 ~
Rande des oberen Lides ein schmaler, aber beim lebenden Tbiere
stark vorspringender Wulst.
Masse in mm. $ aus Nizza: Körperlänge 98.5, Kopflänge 24.5?
Kopfbreite 30.5, Kopfhöhe 14.5. Kopfumfaug 84, Interpalpebral-
raum etwas üfcer 7, vom Nasenloch bis zum Auge 5, Augapfel im
Durchmesser circa 6.5, Internasalraum nahezu 5.5, Parotiden-
länge 21, Grösste Breite der Parotis 8, geringste Entfernung der
Parotiden vorn 12, grösste Entfernung derselben hinten 27, Trom-
melfell im Durchmesser 4, Vorderextremität 64, Hinterextre-
mität 130, Unterschenkel im Fleisch 32, Fuss 41. — $: Körper-
länge 110, Kopflänge 32.5, Kopfbreite 35, Kopfhöhe 18, Kopfum-
fang 106, Interpalpebralraum 8, vom Nasenloch bis zum Auge
beinahe 6.5, Augapfel etwas über 8, Internasalraum etwas über 5.5,
Parotidenlänge 23.5, Breite der Parotis 10, Abstand der Paroti-
den vorn 19, hinten 36, Trommelfell im Durchmesser 4, Vorder-
extremität 67, Hinterextremität 119, Unterschenkel 37.5, Fuss 46. —
Die Grösse der gemeiuen Kröte nimmt von Norden nach Süden zu;
Stücke aus dem Süden Europa's erreichen bisweilen bedeutende
Masse und überschreiten die Länge von 20 cm. Der Rumpfumfang
beim trächtigen Weibchen erreicht enorme Dimensionen, bei einem
mir vorliegenden 10 '/2 cm. langen Individuum beträgt derselbe 21 cm.
Nach dem Abwerfen des Schwanzstummels misst die junge Kröte
9 bis 10 mm.
Färbung und Zeichnung.
Die Oberseite ist gewöhnlich braun, manchmal ins Ulivengrüne,
häufiger ins Graue, Gelbliche und Kupferbraune (B. ferrugino-
sus Risso) spielend. Ganz einfarbige, braune, umbrafarbene, blei-
graue (B. cinereus Schneider), olivenfarbeue, schwärzlichgraue
oder röthlithe (Rana rubeta Linne') Individueu sind ziemlich sel-
ten, in der Regel ist die Farbe der Oberseite ein Gemisch von
Braun und Grau, mit eingemengten helleren oder dunkleren Fleck-
chen, welche bisweilen die Warzen einnehmen und von dunklen
Randfleckchen begleitet sind. In vielen Fällen tritt eine Kombina-
tion von drei braunen Tiuten auf, indem drei breite braune, dun-
kelbraun gefleckte Binden über den Rücken hinziehen und dazwi-
schen etwas schmälere hellbraune, grau- oder gelblichbraune Zo-
nen enthalten; die Ränder dieser Binden sind meistens gekerbt
und ausgebuchtet; durch gegenseitiges Zusammenfliessen kanu nicht
selten ein Netzwerk eutstehen, dessen Maschen durch die helle
— 150 —
Farbe ausgefüllt werden. Längs der Rurapfseiten zieht sich bis-
weilen eine Reihe sehr heller Warzen hin, welche sich von der
sie umgebenden dunklen Zeichnung sehr deutlich abhebt; ähnliche
helle, manchmal gelblichweisse, ziemlich grosse Warzen sind aus-
serdem, jedoch in geringer Anzahl, am Halse, hinter dem Mund-
winkel und am After namentlich bei den Weibchen sichtbar. Die
von aussen durch einen dunklen Streifen umsäumten Ohrdrüsen
sind meistens einfarbig und heller gefärbt als der Rücken oder
sie scheinen nur deshalb heller zu sein, weil sie in der Rfcgel
ganz glatt sind; etwas heller als der Rücken sind auch die
Kopfseiten und die Kopfoberfläche. Die dunklen Horuhöcker auf
den Warzen tragen zur Verdunkelung des Körpers bei; diese Höcker
haben öfters eine helle Gipfelspitze und Basis. Die Extremitäten
sind oberseits einfarbig oder dunkelbraun auf hellerem Braun mehr
oder weniger stark gefleckt, Hand und Fuss siud in der Regel
heller als der Rücken und haben nur spurweise angedeutete Flecken;
Fersenhöcker und äusserer Handballen braun, stets dunkler als die
übrigen Höcker und die Zehenspitzen. An der Wurzel des Vorder-
beines vorn ist namentlich bei spanischen Stücken oftmals ein gros-
ser dunkler Fleck vorhanden. Die weissgraue beinahe milchweisse,
gelbliche oder bräunliche, einfarbige oder dunkel gefleckte und
gemarmelte Unterseite des Körpers spielt im Frühjahre häufig ins
Röthliche und ist bei den Weibchen dicht mit dunklen Höckercheu
besetzt. Die Iris ist bei den mir zu Gebote stehenden Thieren gold-
gelb, stark roth geädert und schwarz umsäumt; hinten und na-
mentlich vorn häuft sich schwarzes Pigment an, sodass die Iris
in eine untere und obere Hälfte getheilt zu sein scheint; ausser-
dem wird die untere Hälfte durch einen senkrechten schwarzen
Strich in zwei Theile getheilt. Nach Leydig ist die Grundfarbe der
Iris ein helles Gelb, dem Orangegelb beigemengt ist, zu beiden
Seiten mit etwas dunklem Pigment; nach aussen von dem Gelb
soll sich ein grüngoldener Saum befinden.
Die Färbung und Zeichnung ist nach Alter, Standort, Geschlecht
und Jahreszeit einigen Verschiedenheiten unterworfen. Die jungen
Thiere, welche eben das Wasser verlassen haben sind sehr dun-
kel gefärbt; bei einjährigen Exemplaren tritt eine bedeutende Auf-
hellung der Farben ein (Vergl. Fig. 15, 17, 12 auf Taf. IV bei
Lessona, 1. c); sie sind meistens oberseits lehmfarben, lederbraun,
graubraun oder röthlich, bisweilen prachtvoll rosa, roth oder gelb,
einfarbig oder nur spur weise gefleckt und mit etwas helleren Wärz-
chen an den Leibesseiten versehen; ihre Unterseite ist in der Re-
— 151 —
gel grau-weiss. Ein junger, ungefähr 33 mm. langer B. vulga-
ris aus Coimbra, den ich der Freundlichkeit des Herrn A. Moller
verdanke, ist oben ziegelroth mit verwischten grauen Flecken. Die
Ohrdrüsen, die oberen Lider und die Hinterbacken sind gelblichroth,
heller als die Umgebung; den gelblichen Leibesseiten entlang ver-
läuft eine hinter dem Auge entspringende graue Binde. Die Extre-
mitäten sind oben grau auf ziegelrothem Grunde gefleckt; am After
sitzen hochrothe Wärzchen. Bauchmitte und Seiten hochgelb, ge-
gen den After hin fleischfarben; Kehle gelblich, Brust grau gefleckt,
Unterseite des Fusses und der Fussvvurzel hell graubraun. Ganz
rothe, röthliche oder rosa (B. r oseus Merrem) erwachsene Exem-
plare kommen auch vor, aber bedeutend seltener und scheinen
hauptsächlich im hohen Gebirge, so z. B. zwischen Faide und Oli-
vone, vorzukommen. Eine ebenfalls wohl nur im Gebirge lebende
Form soll nach Schinz oberseits schwarzbraun, mit weissen schnör-
kelartigen Zeichnungen wie Arabesken, auf den Schenkeln weiss,
braun quergebändert und unterseits schwarzbraun marmorirt sein
(B. alpinus). Gelbe Individuen mit dicht stehenden dunkelbraun
nen Flecken, welche zuweilen marmorartig in einander verlaufen
und mit intensiv braun auf gelbem Grunde gefleckten und gebän-
derten Extremitäten sind aus Nordspanien bekannt. Weit häufiger
sind solche, deren Körperoberseite mit prachtvoll rothen Warzen
oder grösseren rothen und veilchenblauen Flecken besetzt erschei-
nen. Dunkle Töne, namentlich solche, die eine Neigung ins Grüne
zeigen, kommen vorzugsweise bei den Männchen vor, während die
Marmorzeichnung am Bauche sowie die Bebänderung am Rücken
eher dem Weibchen eigen sind; bei den ersteren sind die braunen
Ballen und Höcker am Fuss und der Hand heller als bei letzteren.
Währeud der schönen Jahreszeit pflegen die dunklen Zeichnungen
schärfer abgegrenzt und die Farben lebhafter zu sein als im Win-
ter; die erste Häutung im Frühjahre bewirkt schon eiue merkliche
Veränderung des Farbenkleides. Unter dem Einfluss der atmosphä-
rischen Luft kann die Veränderung in der Farbe schnell vonstatten
gehen. Leydig sah lichtgraue und lichtröthliche Individuen sich
verdunkelu, schwärzliche Stücke bei Gewitterluft in schmutzig Braun-
roth sich verfärben und wiederum bei Südwind und Regen sich
aufhellen und vermuthet, dass gar manche Zoologen, wenn sie
von -Farbenvarietäten des B. vulgaris sprechen, wohl keine
Ahnung davon haben, dass es sich in den meisten Fällen nicht um
feststehende, sondern veränderliche Zustände handelt (Vergl. Leydid,
Ueb. d. allgem. Bedeckungen d. Amphibien, in Ar eh. f. mikroskop.
— 152 —
Anat. Bd. XII). Nach Koch wird der Habitus durch diese Verän-
derlichkeit weniger alterirt; mit der Veränderlichkeit der Grösse
aber sollen sich auch feine Formenunterschiede finden, unter denen,
laut demselben Forscher, besonders vier verschiedene Varietäten
hervorgehoben zu werden verdienen. Ohne näher die Frage zu
erörtern, ob B. vulgaris Varietäten-AbtrenDungen zulässt, möchte
ich hierselbst bemerken, dass Koch's Var. minor lediglich eine
kleinere Gebirgsform der sogenannten „Var. typus" zu sein scheint,
während sein vulgaris hybridus wohl nicht als Abart bezeich-
net werden kann, weil Koch selbst ihn für eine Hybride von B. ci-
nereus (=vulgaris) und B. viridis (— variabilis) hält. Ueber
Var. medius, B. commutatus Steenstr., B. palmarum Cuv.
und B. spinös us Daud. erlaube ich mir kein Urtheil zu fällen,
glaube aber, dass unter diesen wohl nur „B. spinosus" als gute
Abart gelten kann.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Das Weibchen ist vom Männchen schon durch die Körperform
ziemlich leicht unterscheidbar; es ist grösser, der Rumpf ist ge-
streckter, der Bauch mehr aufgetrieben, gerundeter und dicker, die
Gliedmassen kürzer als beim anderen Geschlechte. Bei näherer Un-
tersuchung fallen ferner folgende Unterscheidungsmerkmale auf:
Blännchen. — Die Hinterbeine, nach vorn gestreckt, ragen über die
Schnauzenspitze um die Fusslänge hinaus; der Oberarm ist etwas
kürzer als der Vorderarm, seine Länge ist ungefähr der Entfer-
nung des Mundwinkels von der Schnauzenspitze gleich; der Vor-
derarm ist nahezu dem Abstand zwischen den beiden Mundwinkeln
am Kinn gleich; der Oberschenkel, vorn im Fleisch gemessen, und
die Fusswurzel sind an Länge ziemlich gleich; Vorderarm dicker
fleischiger, Ellenbogen stark eckig vortretend; Hand- und Fussbal-
len, auch Zehenspitzen heller, Hornhöcker weniger zahlreich; dritte
Zehe überragt merklich die Wurzel der 2. Phalanx an der 4. Zehe. —
Weibchen. — Die Hinterbeine, nach vorn gestreckt, ragen über die
Schnauzeuspitze höchstens um einige Zehenglieder hinaus; der Obe-
rarm ist bedeutend, bisweilen um die Hälfte kürzer als der Vor-
derarm, seine Länge ist höchstens der Entfernung des Mundwin-
kels vom vorderen Augenwinkel gleich; der Vorderarm ist bedeu-
tend kürzer als der Abstand zwischen den beiden Mundwinkeln;
der Oberschenkel ist merklich kürzer als die Fusswurzel '); Vor-
') Nur bei einem geradezu stachelig aussehenden Weibchen aus Spanien ist der
Unterschied in der Länge des Oberschenkels und der Fusswurzel weniger auffallend.
— 153 —
derarm dünner, Ellenbogen weniger stark eckig vortretend; Hand-
und Fussballen, auch Zehenspitzen dunkler, Hornliöt'ker zahlreicher;
dritte Zehe überragt kaum die Wurzel der 2. Phalanx au der
4 Zehe. — Das Männchen ist von dem Weibchen noch dadurch
verschieden, dass es zur Paarungszeit am Daumen, am Innen- und
Dorsalrand der zwei zunächst stehenden Finger, sowie am Inueu-
rand des inneren Handballen dunkle Schwielen zeigt (Vergl. Fig. 5.
in Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna).
Larve.
Die Larven der gemeinen Kröte, die bekanntlich zu den grössten
unserer europäischen Arten gehört, sind auffallend klein; ihre Ge-
samtlänge beträgt höchstens 29 mm. und das wohl nur selten,
gewöhnlich aber werden sie nur 18 bis 25 mm. lang; die grössten
mir vorliegenden Stücke haben eine Länge von 25% mm, wo-
von der Körper 10 mm. und der Schwanz 15% mm. misst; der Kör-
perumfang beträgt ungefähr 19 mm.; der Schwanz misst in der
Höhe 4% mm., die Hinterbeine sind 3% mm. lang un(^ der Zwi-
schenraum zwischen den Augen beträgt 2% mm. Der Kopf ist so
gut wie gar nicht von dem Rumpfe geschieden, nur unterseits
nimmt man an der Abflachung der Kehlgegend die Grenze zwi-
schen Kopf und Rumpf, wenn auch sehr undeutlich, wahr. Von
oben gesehen bilden Kopf und Rumpf eine eiförmige Figur; der
Rücken ist flach gewölbt, der Kopf ist oberseits im hinteren Theile
ziemlich (lach, an der Schnauze gewölbt und nach vorn zu stark
abschüssig mit flach bogenförmig zugerundeter Schnauze. Die klei-
nen Augen liegen eher seitlich als oben; der Raum zwischen den
Augen ist mehr als doppelt so gross wie der Abstand der Nasen-
löcher von einander. Das Nasenloch liegt viel näher dem Auge als
dem Lippenrand, seine Entfernung vom Auge ist etwas geiijger
als der Raum zwischen den "Nasenlöchern, während die Entfernung
vom Lippenrand nahezu drei Mal so gross ist wie seine Distanz
vom Auge. Das Nasenloch ist nach unten und vorn gerichtet und
wird von einem kaum merklichen schmalen wulstigen Rande be-
grenzt. Die Mundöffnung ist sehr lang, länger als bei den Larven
von B. calamita und B. viridis, denn sie erreicht die Breite
des Interocularraumes und übertrifft dieselbe mitunter; ihre Län-
genausdehnung ist ferner grösser als die Entfernung des Nasenlo-
ches vom Lippenrand; die Oberlippe ist im stumpfen Bogen ge-
rundet. Die Mundwinkel sind mit ziemlich langen, etwa wie Bart-
— 154 —
fäden aussehenden Papillen besetzt, während die wulstartig vor-
stehende Oberlippe sowohl, wie auch die Unterlippe zum grössten
Theil am Rande mehr nach innen zu bezahnt erscheinen; die be-
zahnte Partie des oberen Mundrandes ist gewöhnlich länger als die
am unteren Mundrande; diesen äusseren Zahnreihen schliessen sich
oben eine in zwei laterale Stücke zerfallende Zahnreihe, welche
bereits an der Unterfläche der Lippe gelegen ist, unten aber zwei
ununterbrochene, oder eine ganze und eine andere — und zwar tiefer
liegende— in zwei Theile getheilte Reihe an, welche an d:;r In-
nenfläche der Lippe verlaufen. Die Zähnchen haben ziemlich lange,
aber schmale Köpfe, deren Ränder 9 bis 13 lange Zacken auf-
weisen; der trichterförmig auslaufende Körper ist gleichfalls ziem-
lich schmal; es sitzen gewöhnlich zwei Ersatzzähne unter dem aus-
gebildeten Zahn. Die dunkelbraunen Kieferplatten treten nicht sehr
stark vor. Das kleine Kiemenloch liegt links und ist ungefähr
ebenso weit vom Auge als von der Ansatzstelle des Hinterbeines
entfernt. Der Bauch erscheint nach hinten zu etwas stärker auf-
getrieben. Die in der Mitte hinter den Beinen sich befindende, nach
hinten und unten gerichtete, überall ziemlich gleichbreite Analröhre
ist sehr lang, jedoch nur ein ganz klein wenig länger als der
Flossensaum; bei der von mir gemessenen Larve erreicht sie fast
1 mm. an Länge; ihre Wandung ist ziemlich dick und da sie im
Verhältniss zur Länge sehr schmal ist, so sieht sie genau wie ein
Schlauch aus; hinten wird sie vom Flossensaum begrenzt. Der
Flossensaum geht nicht auf den Rücken über; er ist sowohl oben
als auch unten ziemlich hoch, mit flachbogenförmigen Rändern und
breit abgerundetem Ende. Gauz junge Thiere sind stets tiefsammt-
schwarz, während ältere bisweilen auch schwarzbraun oder bräun-
lich kolorirt erscheinen können; bei dunkelfarbigen Individuen sind
auf den Körperseiten sowie auf der Bauchseite kaum merkliche
goldglänzende Punkte eingestreut, bei den etwas heller gefärbten
Stücken treten diese metallisch glänzenden Punkte und Sternflecke
in grösserer Anzahl auch an der Körperoberseite auf; Bauch und
Kehle erscheinen mitunter dicht damit besetzt. Der Flossensaum
ist oberseits und unterseits, je nachdem der Körper dunkler oder
heller gefärbt ist, stets mit mehr oder weniger dunklen Sprenkeln
versehen. Bei den vierbeinigen Larven hellt sich der Untergrund
bis zu Hellbraun auf und es treten am Rücken und namentlich
oberseits an den Beinen dunkle, bisweilen deutlich hell umsäumte
Flecken auf. Die Hautdrüsen („Seitenlinie") treten bei der Larve
von B. vulgaris im Leben weniger als bei in Chromsäurelösung
— 155 —
getödteten Individuen auf. Es sind hier nämlich vier Hauptzüge
heller Drüsen vorhanden, deren Zusammenhang unter einander ich
nicht zu entdecken vermag. Zwei dieser Züge nehmen in der Nähe
des Mundes ihren Ursprung und zwar fängt der eine oben an, um-
fasst das Nasenloch und Auge und zieht dicht am oberen Rande
des Nasenloches und am unteren Rande der Augengrube vorbei,
während der andere etwas oberhalb des Mundwinkels entspringt,
sich nach oben in die Richtung des Auges erstreckt, einen Ast
unten hin entsendet, um darauf sich nach unten hin zu senken, und
wie es scheint, mit seinem Aste auf der Körperunterseite zusam-
menzutreffen. Die Vereinigung dieser beiden Hauptzüge dürfte längs
des Wulstes an der Oberlippe stattfinden. Hinter dem Auge in der
Nähe der postorbitalen Drüsenreihe entspringen ferner jederseits
zwei dorsale, nach rückwärts massig divergirende Züge ähnlicher
Drüsen, die sich dem Rücken entlang hinziehen und auch auf die
obere Schwanzhälfte sich fortsetzen, indem sie die Richtung nach
oben gegen den Flossensaum hin einschlagen; an diisem angelangt,
werden sie unsichtbar; die untere Reihe erstreckt sich etwas über
den dritten Theil des Schwanzes, während die obere schon am
Schwanzanfang den Flossensaum erreicht. Die vierte Reihe dieser
Drüsen längt vorn vom Kiemenloch an, umfasst dasselbe von oben
bogenförmig, senkt sich darauf nach unten und zieht sich nach
den Hinterbeinen hin. Diese Seitenorgane sind schon Lessona auf-
gefallen, nur finde ich, dass er ihre Verkeilung nicht richtig wie-
dergiebt; die Richtung, welche die Drüsenserien einschlagen, kann
allerdings variiren, jedoch glaube ich kaum, dass bei B. vulga-
ris je nur zwei einfache, am Schnauzenende anfangende und sich
über die Augen auf deu Rücken hinziehende Serien vorkommen
(Vergl. Taf. V, Fig. 29, in Lessona's Studii sugli Anfibi anuri del
Piemonte, 1. c).
Lebensweise. Abbildungen.
Die Paarungslast scheint die gemeine Kröte aus ihrer Winter-
herberge zu treiben, denn ehe noch das Männchen Zeit gehabt
hätte sich nach der langen Fastenzeit ordentlich zu sättigen, oder
auch nur umzukleiden, schreitet es, falls sich ihm ein Weibchen
in den Weg stellt, sofort zur Paarung und da auch zur Begattungs-
zeit keine Nahrung genommen wird, so muss der Geschlechtstrieb
sehr heftig auftreten und die Lebensenergie sith stark steigern, um
den bisweilen verhältnissmässig lange andauernden Begattungs- und
— 156 —
zugleich Geburtshelferakt zu vollenden. Auch sind die Thiere in
der Regel hernach derart abgespannt, dass sie mit Mühe aus Land
kommen, sich wie halbtrunkeD ihre Hinterbeine kaum bewegend,
bis zum ersten besten Versteck schleppen und unter einem Steine
oder einem Baumaste sich auf mehrere Tage verbergen, von hier
aus ruhig auf die vorüber kriechenden Kerbthiere Umschau hal-
tend. In der Regel aber sind es wiederum die Männchen, welche
lange bevor die Weibchen zum Absetzen ihrer Eier bereit sind, aus
ihrem Wintertodtenschlummer erwachen und auf ihren Streifzügen
auf der Suche nach Weibchen genug Zeit und Müsse finden, ihre
Nahrungsbedürfnisse zu befriedigen und sich zu häuten. Zeigt sich
ein Weibchen, so wird es auch auf dem Lande verfolgt uud bis-
weilen sofort bestiegen; in solchen Fällen muss die Gattin, den sie
fest unter den Achseln umfassenden Gatten in irgend eine in der
Nähe gelegene Lache tragen. Hier im Süden siud es namentlich
die mit langsam fliessendem klaren Wasser versorgten Bewässerungs-
kanäle oder Gräben längs der Chausseen, deren Boden mit Vege-
tation überwuchert ist, die zum Laichen bevorzugt werden, in Hei-
delberg waren es aber die tiefen Stellen einer überschwemmten
Wiese, wo ich die meisten B. vulgaris in Kopula angetroffen
habe. Sobald sich nun ein umschlungenes Pärchen auf der Was-
seroberfläche zeigt, wird es meist von Junggesellen umringt, die die
possirlichsten Purzelbäume schlagen, um das Weibchen an sich zu
ziehen oder sich an sie anzuklamern, und dabei Klagelaute aus-
stossen, die ungefähr wie „kunk, kunk, kuuk, kunk" klingen; es
gelingt ihnen öfters die Beine des Pärchens so fest zu umfassen,
dass man im Stande ist, die ganze Gesellschaft auf ein Mal mit
dem Netze aus dem Wasser zu holen und aufs Trockene zu brin-
gen, ohne dass sich auch nur ein Stück lostrennte; werden sie
aber mit Gewalt getrennt, so dauern die krampfhafteu Zukungen
in den Vorderbeinen noch eine Zeitlang fort und die Thiere su-
chen die Finger des Friedenstörers zu umklammern; wird aber die
brünstige Junggesellenschar in Ruhe in ihrem Element gelassen, so
gehen die überzähligen Männchen von selbst, man möchte sagen
respektvoll auseinander, sobald das Weibchen Anstalten trifft, ihre
Eier abzulegen. Das Laichen, sowie auch dessen Vorboten dauern
wie gesagt, lange an, bisweilen sichwimuit das Pärchen mehrere
Tage lang müssig umher, ohne sich zu trennen. Eins der von mir
in diesem Februar bei Nizza erbeuteten Pärchen blieb im Aqua-
rium 28 Tage unzertrennlich in Umarmung bevor das Weibchen
z ur Eierablage schritt; das Absetzen der Eierschuüre fand am Tage
— 157 —
statt und dauerte etwa acht Stunden; das Männchen schrie unter-
dessen sehr oft und knurrte dazwischen. Beim Legeakte scheint
das Männchen der Gattin behülflich zu sein: zunächst ändert es
seine Stellung, es gleitet ein klein wenig vom Blicken herab und
giebt dem Weibchen, sei es um es zu reizen und zum Abstossen
der Eier auzuspornen, sei es um die Eier herunter zu pressen,
mit seinem Arm, oder abwechselnd bald mit der einen, bald mit
der anderen Hand leichte Schläge und Stösse in die Seiten und
tastet mit den Zehen an der Kloake des Weibchens «solange he-
rum, bis die Laichschuüre heraustreten, worauf die Befruchtung
stattfindet. Nun tritt eine Pause ein und das Männchen nimmt seine
frühere Position wieder ein, seine Fäuste in die Achselgruben des
Weibchens stemmend. Die auf diese Wreise in mehreren Reprisen,
bisweilen im Laufe von nicht weniger als sechs Stunden abge-
stossenen Eierschnüre werden von dem Pärchen ganz lose um
Pflanzen gewuuden und bleiben hie und da an denselben haften.
Die Eierschnüre sind anfangs ungefähr 6—7 mm. im Durchmesser,
quellen aber alsbald um das Doppelte auf und erreichen binnen
einem Tage bisweilen die Dicke des kleinen Fingers; ihre Länge
wird verschieden angegeben: Spallanzani schätzt sie auf 43 Fuss,
Boscä auf 10 Meter, Rösel auf 3 Meter, Heron-Royer auf unge-
fähr ebenso viel; die in meinem Aquarium zu Welt gekommenen
Fierschnüre haben bei der Messung beide eine Länge von 5 Meter
ergeben; sie sind sehr dehnbar und bestehen aus einer kristall-
hellen Gallerte, in der die 1200 bis 6000 Eier etwas schräg ge-
stellt und dreireihig angeordnet sind und aus einer äusseren cy-
lindrischen Gallerthülle, welche auf He'ron-Royer's Tafel im Bull.
Acad. roy. de Belgique, 3 sene, t. X, JV« 11 wiedergegeben ist.
Das einzelne braunschwarze, weiss gefleckte Laichkorn hat etwa
2 mm. im Durchmesser. Wird die Laichschnur ausgedehnt, so er-
scheinen die Eichen darin in zwei oder in einer Reihe eingebettet
zu sein. Die Quappen durchbrechen die Eihäute ungefähr am
zwölften oder vierzehnten Tage und setzen sich auf der Gallert-
schnur dicht aneinander; bald darauf verlassen sie auch diese, um
sich zu Tausenden an den Wasserpflanzen anzuhängen; von nun an
entwickeln sie eine grosse Thätigkeit: bewegen sich rasch, fressen
viel, wachsen und vollenden ihre Verwandlung ungefähr in der
zehnten Woche ihre Larvenstadiums. Inzwischen haben die Eltern
schon längst das Wasser verlassen; nur in den beissen Klimaten
trifft man bei anhaltender Trockenheit bisweilen gemeine Kröten
auch ausserhalb der Brunstzeit im Wasser, zumeist kranke mit
— 158 —
Parasiten, namentlich um die Nasenlöcher herum befallene Indivi-
duen, die Heilung im Bade suchen. Sonst verbringen sie den gan-
zen Sommer hindurch auf dem Lande, tags über in einem Loche
oder unter einem Stein im kühlen Orte verborgen, nachts, seltener
tags, und auch nur dann wenn ein Gewitter droht, nach Beute
jagend. Auf ihren Streifziigen, wenn gerade keine Gefahr in Sicht
ist, springt die Kröte selten, sondern sie geht bedächtigen Schrit-
tes mit Vorliebe in gerader Richtung längs einer Strasse, Mauer
oder eines Wassergrabens. Wird ihr ein grosser Schrecken ein-
gejagt, so kauert sie sich nieder und legt sich möglichst platt auf
der Erde nieder. In der Gefangenschaft gehalten, namentlich in
Gesellschaft von Fröschen, macht sie hinsichtlich ihrer geistigen
Eigenschaften einen sehr vorteilhaften Eindruck, denn alle ihre
Bewegungen scheinen berechnet zu sein; sie giebt das Klettern am
Glase hinauf, sobald sie merkt, dass sie nicht weiter kommt, ihre
Versuche, die Wand ihres Käfigs einzudrücken, um sich zu befreien,
in der Regel bald auf; sie wird ruhig und ergiebt sich in ihr
Schicksal, oder aber sie sucht durch Graben oder auf irgend eine
andere Weise zu entkommen, während inzwischen der Wasserfrosch
sich durch sein unbändiges Betragen und nimmer enden wollende
Sprünge die Schnauze wund schlägt am Glase. Wird B. vulgaris
auf einen Tisch gesetzt, so spaziert er ruhig umher bis er an den
Rand gelangt, hier hält er Umsrhau und schätzt offenbar sein
Springvermögen und den Abgrund, den er vor sich hat, während
ein Frosch, wie He'ron-Royer treffend sagt, vom fünften Stockwerk
eines Hauses springen würde ohne irgend welches Bedenken über
die Folgen. Diese Kröte ist leicht zu zähmen und lernt sehr bald
seinen Herrn und den Futternapf kennen; ihr Gehör scheint fein
zu sein, denn ehe sie noch die Küchenschabe im Terrarium sehen
kann, hört sie sie kratzen, kriecht alsdann sacht aus ihrem Ver-
steck hervor und schleicht ihrer Beute nach gerade wie eine Katze;
merkt das Opfer seinen Verfolger und sucht es zu entwischen, so
bleibt die Kröte eine Weile wie festgenagelt auf ihrem Platze, um
hernach sich der Küchenschabe ganz leise zu nähern; ist der gün-
stige Augenblick zum Zuschnappen gekommen, so erhebt sich die
Kröte auf allen Vieren, streckt ihren Körper nach vorn und man
vernimmt einen schmalzenden Laut, wie den eines Feinschmeckers,
sagt He'ron-Royer ganz richtig, ein Zeichen, dass die Beute he-
runtergeschluckt ist. Da B. vulgaris einen verhältnissmässig ge-
lenkigen Hals hat, so kann er umso leichter Umschau halten und
den Kopf bald seitlich drehen, bald ihn nach unten bücken, wobei
— 159 —
auch drr Rücken sieh etwas krümmt. Der Geruchsinn scheint
gleichfalls entwickelt zu sein, Hdron-Royer glaubt sogar, dass der
männliche B. vulgaris im Wasser das Weibchen nach dem Ge-
ruch, den letzteres hinterlässt, sucht und dies scheint plausibel zu
sein, wenn man Kröten am Grunde des Wassers im Schlamme
wühlen und offenbar nach etwas suchen sieht. Hinsichtlich ihrer
Stimme sagt Bruch: „von den mannlichen B. communis, der
keine Schallblase besitzt, habe ich keinen anderen Ton gehört, als
ein feines, rasches wi, wi, wi, wie von jungen Hühnern, beson-
ders wenn er in der Kopulation gestört wird, ein Laut, der durch
den japanesischen Namen Fiki (nach Schlegel) sehr gut ausge-
drückt ist"; de l'Isle ein sonst vortrefflicher Beobachter behauptet,
dass das Geschrei dieser Art „crrraa, crrraa, quem, quem" lautet,
dass es dem Bellen eines Hundes nicht unähnlich ist und eher am
Tage als nachts sich hören lässt. Man fragt sich unwillkürlich, ob
hier nicht eine Verwechselung mit dem Geschrei des B. calamita
stattgefunden haben dürfte. B. vulgaris scheint die Vorliebe des
Pelobates zum Graben nicht zu theilen; er zieht es vor sich in
fremde Löcher einzuquartieren oder in eine Ritze zwischen oder
unter Steinen sich zu verkriechen; er gräbt höchstens in lockerer
Erde und auch dann meistens nur eine genügend grosse Höhlung,
um sich bequem darin hinein zu legen. Im Käfig kehrt er immer
wieder in dasselbe Loch zurück, dabei ist es erwähnenswerth, dass
er sein Ruhelager sehr sauber hält; die Kothmassen werden mit
den Beinen weggeschoben, ja er befriedigt sogar seine Bedürfnisse
an einer von seinem Versteck entfernten Stelle. Die Angaben über
den Zeitpunkt der hauptsächlichsten Erscheinungen im Leben der
gemeinen Kröte, sowie auch aller übrigen Anuren, so hinsichtlich
der Dauer des Winterschlafes, der Laichzeit, der Dauer des Lar-
venlebens und sogar der embryonalen Entwickelung sind insofern
von geringem Werth, als alle diese Vorgänge lediglich von den
äusseren Verhätnissen, der Temperatur, der Trockenheit und der
Nässe abhängen und in den verschiedenen Orten oder Klimaten zu
verschiedenen Zeiten sich einstellen. Hier bei Nizza trifft man Lar-
ven von B. vulgaris bereits am 1 Februar und Anfang April
sieht man bisweilen die jungen Kröten scharenweise das Wasser
verlassen, während ich in Brunnen am Vierwaldstätter See einst
Anfangs August eine Unzahl junger Kröten antraf, welche eben
ihre Metamorphose absolvirt hatten und im Begriff waren, die stau-
bige Chausee, welche ihre Brutstätte vom Walde trennte, der Quere
nach zu durchziehen. In Deutschland sah Bruch das erste Paar
— 1G0 —
am 10 März und giebt an, dass die ersten Larven am 10 April
ausschlüpften und am 2 Juni ihre Verwandlung bereits beendet
hatten; ein anderes Mal traf Bruch Anfang Juli Larven im Wasser
vor. Im Süden, so an der Riviera, trifft man diese Art von De-
cember oder Ende November an nur beim Graben oder Umwälzen
von Steinen. Nach Faüo sollen die Männchen grösstentheils im
Schlamme vergraben ihren Winterschlaf halten und einem Manne
wie Fatio muss man glauben schenken, vorausgesetzt, dass er dies
nicht nur vom Hörensagen mittheilt. Meinen Erfahrungen nach
wühlt die Kröte nur zur Laiihzeit im Schlamme oder aber auch
bei anhaltend trockenem Wetter, jedoch nur an seichten Stellen;
so trifft man öfters im Hochsommer die Kröte am Rande eines
Wassergrabens niedergekauert ihr Mittagsschläfchen haltend. Gegen
Temperaturwechsel sind die Kröten überhaupt empfindlich, nament-
lich aber die Larven von B. vulgaris; sowohl die Larven als
auch das ausgewachsene Thier vertragen besser niedrige als hohe
Temperatur und es fällt bisweilen schwer die eingefangenen Lar-
ven in der Gefangenschaft zu erhalten oder überhaupt lebend nach
Hause zu bringen; in der Regel sterben die meisten sofort nach-
dem sie in das Aquarium versetzt werden oder nachträglich beim
Wasserwechsel, infolgedessen ist es rathsam, falls das Wasser im
Behälter sich nicht stets erneuert, denselben im Schatten an einem
kühlen Orte zu halten, und um den oftmaligen und plötzlichen
Wasserwechsel möglichst zu vermeiden, das Aquarium mit gut ge-
deihenden Pflanzen, die das Wasser beleben und zugleich den Pfle-
glingen als Nahrngu dienen werden, zu versorgen, auch die Thiere
gesondert von den stärkeren Arten, wie z. B. Hyla arborea,
Pelodytes punetatus oder Alytes obstetricaus zu halten.
Da die Larven von B. vulgaris nur mit Mühe von unten nach
oben schwimmen um Luft zu schöpfen und unterwegs öfters an
den Pflanzen hängen bleiben, so müssen für sie wenig hohe Be-
hälter gewählt werden; im Freien leben sie gesellig und schwim-
men in grossen Zügen umher; bisweilen genügt es ein paar dieser
Larven zu beunruhigen, damit die ganze Gesellschaft sich .in Be-
wegung setzt und den fliehenden folgt. Schliesslich will ich hier-
selbst auf die recht interessanten neueren Beobachtungen über die
Lebensweise der gemeinen Kröte bei Lataste (Essai d'une Faune
herpe'tologique de la Gironde, p. 290), Fatio (Faune des Verte'-
brds de la Suisse, III, p. 396 — 401), Bruch (Würzburg naturwiss.
Zeitschr. III Bd. S. 182, IV Bd. S. 91), Heron-Royer (Bull. Soc.
d'Etudes sc. d'Angers, 1886; Bull. Acad. roy. de Belgique, t. X)
— 161 —
und Leydig (Die auuren Batrachier d. deutsch. Fauna, S. 14 — 19)
hinweisen und den Leser auf einige mir vorliegende Abbildungen
aufmerksam machen. Zunächst sind es die kolorirten Abbildungen
bei Rösel, welche trotz ihrer Mängel, namentlich in Bezug auf die
Farbenauswahl, zu den besseren gezählt werden müssen und jeden-
falls denjenigen bei Daudiu (Hist. nat. Rain. Gren. Crap. PI. XXIV.
B. vulgaris, PI. XXV. B. cinereus, PI. XXVII. B. Roeselii.
Hist. nat. Rept. vol. VIII. PI. XXXXV1. B. Roeselii), bei Bech-
steiu (De la Cepede's Katurgesch. d. Rept. II, Taf. 35) und so-
gar bei Bonaparte (Iconografia della Fauna italica, II), dessen sämt-
liche, von Ruspi und Quattrocdii ausgeführten Krötenbilder aus-
nahmsweise sehr übel gerathen sind, nicht nachstellen. Bei Rösel
(Hist. ranarum nostr.) finden wir abgebildet: zwei Paar in Kopula,
Laichschnüre mit nur in zwei Reihen angeordneten Eiern und
einzelne Eier, ferner auf Taf. XX und XXI mehrere Larven in di-
versen Entwickelungsstadien und anatomische Abbildungen. Die Rö-
sel'schen Figuren sind von Bernstein (Fig. 1, Taf. 35), Schlegel
(Taf. VIII, in Die Dieren van Nederlaud) and von v. Reider und
Hahn (Fauna boica) als nachahmungswürdige Muster betrachtet
worden, nur ist zu bedauern, dass die in etwas grösserem Mass-
stabe gehaltene Kopie in der Fauna boica gegen das Originalbild
abfällt. Farbige Originalabbildungen sind ferner in den Werken
Lataste's und Lessona's zu sehen. Im „Essai d'une t'aune herpeto-
logique de la Gironde" enthält Taf. V ein unisono gekleidetes Weib-
chen und einen jungen B. vulgaris, während Taf. IV wiederum
ein Paar, das sich begattet, wiedergiebt; dem Werke Lessona's
„Studii sugli Anlibi anuri del Piemonte" ist eine grössere Anzahl,
zum Theil vortrefflicher Zeichnungen und kolorirten Abbildungen,
sowohl der ausgewachsenen Thiere als auch der Jungen, Larven
und Eier von Camerano beigegeben, namentlich verdient Fig. 16
auf Taf. IV. Beachtung. Sein eigenes Werk über die schwanzlosen
Lurche hat Camerano leider etwas stiefväterlich ausgestattet, in-
dem er blos zwei Holzschnitte und zwar nur den Vorderkörper
eines stark bewarzten B. vulgaris aus Sicilien lieferte. Endlich
liegen mir die Zeichnungen in den Werken Bell's (Hist, Brit. Rept.
p. 105), Eiehwald's (Fauua caspio-caucasica, tab. XXXI B. cine-
reus var. colchica), Brehuvs (Thierleben. Kriechthiere, S. 596.
Autlage 1878) und Leydig's (op. cit. Fig. 2, 4, 5) vor. Die Ori-
ginaltiguren bei Brandt und Ratzeburg (Medicinische Zoologie,
Taf. XXIII. Berlin 1829) und bei Cuvier (Regne animal) habe ich
augenblicklich nicht zur Hand. Die Quappen von der gemeinen
n
— 10*2 -
Kröte sind oftmals abgebildet worden, so vor allem von Bösel;
seine Tafeln XX und XXI enthalten zahlreiche Abbildungen von
den verschiedensten Entwickelungsstadien unseres Thieres, von de-
nen mehrere Kopien sich in Sturm's Fauna Deutschlands wieder-
finden. Recht hübsche Originalfiguren enthalten ferner die Werke
Lataste's und Lessona's, nur scheinen mir bei Lessona die Quap-
pen auf Taf. IV nicht in natürlicher Grösse, sondern stark ver-
grössert ausgefallen zu sein; die Larve von B. vulgaris dürfte
doch wohl kaum die Länge von 5 cm. erreichen!
Vorkommen.
Mit Ausnahme des höheren Nordens, Irlands und mehreren In-
seln im Mittelmeer kommt B. vulgaris in ganz Europa vor, ver-
breitet sich aber auch über Mittelasien und Japan und findet sich
ebenso in Algerien und Marokko. Seine vertikale Verbreitung mag
nicht viel über 6000 Fuss hinaufreichen. Was zuerst sein Vor-
kommen im Norden Europas anbetrifft, so ist er in Norwegen nur
im Süden mit Sicherheit nachgewiesen worden (131). Einige wollen
sie zwar im Drontheimer Amte und gar in Nordland angetroffen
haben, aber diese Angaben sind durch keine Belegstücke erhärtet.
Das Berliner Museum soll sie aus Bergen (Lichtenstein. 150) und
Collet (227) von ik\\ Walllischinseln erhalten haben. In Schweden
ist sie nicht nur in Götland, in Sverige (104, 134) und auf den
Inseln Gottland (136) und Gottska Sandön (228) verbreitet, son-
dern dringt auch weiter nach Norden vor (104). In Dänemark ist
B. vulgaris die am meisten verbreitete Krötenart; sie findet sich
mit wenigen Ausnahmen überall und soll sogar an der nördlichen
Spitze Jütlands in Skagen nicht fehlen (103). In Grossbritannien.
wo sie ebenfalls ziemlich häufig ist, auf Irland aber, wie bereits
bemerkt, fehlt (141), findet sie sich von der Südküste an bis nach
Schottland und kommt auch auf einigen kleinen Inseln, wie z. B.
Jsle of Arran, vor (9). Ueber die Verbreitung in Deutschland be-
sitzen wir recht zahlreiche und mitunter auch sehr detaillierte An-
gaben, die ich hier zum Theil aufführen will. Was zuerst ihr Vor-
kommen in Ost- und Westpreussen anbetrifft, so scheint sie da-
selbst ziemlich häufig zu seiu (74). Für Schlesien hat sie Kalu-
za (75) längst nachgewiesen und Gloger bemerkt hierzu, dass sie
nur in überschlesien häufiger und bisweilen sehr gross gefunden
wird, sonst aber in Schlesien „nicht eben sehr gemein" zu sein
scheint (175). In der Fauna der Provinz Brandenburg gehört sie
— 1GB —
zu den gewöhnlichsten Erscheinungen (76). Struck führt sie für
Mecklenburg auf (77) und dass sie in der Umgegend von Bre-
men (213) und im Üldenbürgischen nicht fehlt, wissen wir (78).
Suffrian erwähnt sie in seinem Verzeiclmiss der innerhalb des kö-
nigl. preuss. Regierungsbezirks Arnsberg beobachteten wild leben-
den Wirbelthiere (96), Behrens beobachtete sie in der Umgebung
von Elberfeld (229) und Leydig fand sie am Mittel- und Nie-
derrheiu, ferner in der Eifel und im Moselthal. „Bei Bonn", sagt
Leydig, „gehört die Art zu den noch häutigen Thieren" (170), in
der Eifel sah er sie hin und wieder, aber in der Umgebung des
Laacher Sees fiel ihm die grosse Individuenzahl dieser Krötenart
auf; bei Bertrich am Römerkessel stiess Leydig auf ein riesiges
Exemplar, das ihn daran erinnert habe, dass Schäfer in seiner
„Moselfauna" der „übermässig grossen Individuen" von „B. p a 1-
marum" gedenkt (173). Gleichfalls überaus grosse B. vulgaris
sind mir in Kreuznach an der Nahe aufgefallen. Zu den spedelle-
ren Fundorten am Mittelrhein gehört auch Linz (95). Kirschbaum
hat sie im Nassauischen überall häufig gefunden (92) und Koch
giebt au, dass sie im Unter-Main- und Lahn-Gebiet überall vor-
kommt und fügt hinzu, dass besonders grosse Weibchen sich am
Nesselpof bei Dillenburg und in anderen Bergweihern daselbst fin-
den (93). Koch's Varietäten „minor", „medius" und „hybri-
dus" stammen bekanntlich von der Bieberer Höhe bei Ofl'eubach,
aus dem Frankfurter Walde und aus einem Sumpfe bei Frankfurt.
Leydig fand sie in der Umgegend von Amorbach im Odenwald,
im Gebiete der Tauber so gut, wie in dem des Neckars; F. Mül-
ler hat sie aus Oberweiler erhalten und ich habe sie mehrmals
in Heidelberg gesammelt. Dass sie in Baden überall gemein ist,
erfahren wir aus Nüsslin's „Thierwelt" (90). Ueber das Vorkom-
men der gerneinen Kröte in Würtemberg berichten Plieuinger,
Krauss (89) und Leydig. Um Tübingen wird sie als in ziemlicher
Menge vorhanden aufgeführt (88). In Bayern soll sie nach Hahn
fast in allen Gegenden beobachtet sein (171, 83, 85, 82). Ley-
dig kennt sie aus den Umgebungen von Kissingen und Würzburg
sowie auch von der Herreninsel des Chiemsees und für die Um-
gegend vou Regensburg wird sie in der „Fauna Ratisbonnensis" (84)
mit dem Zusatz „gemein" erwähnt. In der Rhön ist sie an Stellen,
wo sich Laichplätze finden, zahlreich (Leydig. 94). Aus Eisenach,
Weimar, Jena und Leipzig kenne ich sie aus eigener Erfahrung
und ihr Vorkommen in Sachsen und in der Ober-Lausitz ist von
Reibisch (80), E. Haase (177) und Tobias (81) angezeigt worden.
n*
— 1G4 —
Dass sie in Magdeburg und Osterburg vorkommt erwähnt W. Wol-
terstorff (230).
In Belgien ist diese Kröte nach de Selys-Longchamps sehr ge-
mein (98 1. Sie soll auch in Holland allgemein verbreitet sein
und (iadet sich sogar auf dem Eiland Jtottum (99); ebenso ist sie
im Luxemburgischen nicht bloss überall einheimisch, sondern auch
sehr häufig (97). In der Schweiz ist sie gleichfalls weit verbreitet
und geht, wie Schiaz (231) und Fatio (4L— S. 396) überein-
stimmend angeben im Berner Oberland und im Engadin über
6000 Fuss hinauf. In der Umgegend von Basel findet sie sich
nach F. Müller überall, namentlich aber in sehr grosser Menge
beim Allschwyler Weiher (169. — S. 411), kommt ferner in Aries-
heim, in Langcnbruck, in Müllheim, in der Umgebung von Chur
(232), bei Ragaz, im Ober-Engadin (166), obschon selten, so
z. B. in Poiitresina (Giebel), in Olivone, Faido, Lugano, in Luzern
und in Morschach ob Brunnen, in Bern (Müller), in Frutigen, Fau-
lenseebat!, bei Vevey, im Jura-Gebirge (33. — S. 142) und in Genf
(238. — S. 545) vor. Alsdann bewohnt sie Frankreich und ist
daselbst über das ganze Land verbreitet (34). So ist sie in den
Ardennen nach Collin de Plancy (35) die gemeinste Kröte, findet
sich demselben Gewährsmann zufolge in den Departements Nord und
Pas-de-Calais gleichfalls häufiger als B. calamita und ist nach La-
taster (34, 32) bei Abbeville beobachtet worden. Im Departement
Meurthe et Moselle soll sie nach Holaudre (142) und Collin de Plancy
vorkommen, im Departement de l'Aube wäre sie nach Ray (234) sehr
gemein, nach Collin de Plancy aber scheint im Norden dieses Depar-
tements B. calamita die vorherrschende Art zu sein. B. vulgaris
kommt ferner in den Departements de la Haute-Marne, de l'Yonne
(36), in der Umgegend von Paris, so in Bondy, St. Germain, Marly,
Meutfon, Levallois-Perret (34) und Auteuil (33. — S. 199), in den
Departements de la Sarthe (29), de la Loire-Inferieure, Yendee
(34), de la Vienne (28), de Maine-et-Loire (30), de la Charente-
Inferieure (25, 26), de la Charente (27), Gironde (24), de l'Al-
lier (31), du Jura (39), du Doubs (38), de l'Isere (40), du
Helault (152) und endlich in den Seealpen sowie auch in der
ganzen Provence (156). Auf der iberischen Halbinsel ist die Art
sehr verbreitet (161). In Galicien kommt sie nach Seoane (235),
Bpsea und Boulenger (9) namentlich in Ferrol, Coruna, Santiago,
I.ugo, Mondonedo, Vivero und Tay vor, in Asturien hat Cisternas
sie bei Oviedo beobachtet und Boscä giebt an, dass sie in Sala-
maiica, Bejar, ferner in San Ildefonso (Alt-Kaslilien), in P. de
- lf.ö —
Avilla in Novara angetroffen wird und sich auch in Barcelona fin-
det, lieber ihr Vorkommen in der Provinz Aragon berichtet Asso
(237). In der Provinz Valencia ist sie an mehreren Orten, so na-
mentlich in den Gemüsegarten in Foyos, Albuykech, Jativa, Puebla
de Rugat, Dosaguas und anderwärts beobachtet worden und soll
daselbst, wie Boscä mittheilt, in grosser Zahl anzutreffen sein. In
Neu-Kastilien kommt sie in Madrid (Acalä de Henares), in Esco-
rial, Ciudad-Real (Despoblado de Ia Caracollera), Almadnejos und
in Chillon vor. Iii Murcia hat Steindachner (20) die sogenannte
Var. asiatica und in Algeciras hat Herr Simon (21) sowohl die
„typische Form" als auch die „Var. spinosa Daud." gesammelt
und dass B. vulgaris bei Sevilla am Guadalquivir vorkommt,
wissen wir durch Machado (18). Herr Dr. Simroth fand ihn in
der Serra do Gerez und in Braga (1), Boulenger hat ihn aus
Porto erhalten (9), Sequeira kennt ihn aus Penaliel und Vallon-
go (15) und meine eigenen Exemplare dieser Art sind von Herrn
A. F. Moller in Coimbra erbeutet worden. In der Provinz Estre-
madura ist sie in Trafaria (Boscä) und in Collares (Simroth) und
in den Provinzen Alemtejo und Algarve in Portospada (Serra de
S. Mainede. Boscä) und in Silves (238. — S. 497) gesammelt wor-
den. Einer Mittheilung Herrn A. F. Moller's zufolge käme sie auch
in Monchique vor. Was nun schliesslich ihr Vorkommen auf den
Balearen anbetrifft, so soll sie nach Ramis (239) auf Minorca ein-
heimisch sein. Diese Angabe dürfte wohl auf Verwechselung be-
ruhen, da ihrer weder in Barcelö's Katalog, noch auch in Boscä's
Arbeiten über die Kriechthiere Spaniens und der Balearen Erwäh-
nung geschieht.
Aus Corsica und aus Sardinien haben wir keine sicheren Nach-
richten über das Vorkommen der gemeinen Kröte. Bonaparte. (240)
citirt allerdings „B. carbunculus", der aus Sardinien stammen
und im Pariser Museum aufgestellt sein soll, als Synonym zu Vul-
garis, bemerkt aber anderwärts, dass die grüne Kröte wohl die
einzige ist, welche auf Sardinien lebt. Hingegen ist B. vulgaris
oder die sogenannte klimatische Varietät spinosa oder palma-
rum auf Sicilien längst entdeckt worden. Sava verzeichnet die ge-
meine Kröte unter den Thieren, die am Etna leben (241); in den
Nebroden hat sie Minä-Palumbo beobachtet (56); nach den Mit-
theilungen von Böttger scheint sie in der näheren Umgebung von
Palermo sowie auch in Taormina nicht selten zu sein (242. —
S. 143) und Camerano (13) erwähat sie aus Catauia. Doderlein
und Giglioli geben übereinstimmend an, dass auf Sicilien das Thier
— 166 —
namentlich die Weibchen, eine enorme Grösse erreicht. Auf der
apenniuischen Halbinsel ist sie weit verbreitet und scheint mehr
oder weniger überall vorzukommen. Dass sie in Kalabrien, so in
Arena und Pizzo, zu Hause sei, ist aus den Schriften De Bet-
ta's (243) und Giglioli's ersichtlich. Für die Umgebung Roms
(Lago d'Albano) führt sie Giglioli auf (48) und in Rom selbst
habe ich sie an den Uferu des Tibers gesammelt. Nach Camerano
findet sie sich in Arezzo, für Elba wurde sie durch Giglioli nach-
gewiesen, aus Livorno hat sie F. Müller erhalten und bei Viareg-
gi-o habe ich sie im Fichtenwalde „Pineta" gesehen und in Spezia
gesammelt; ebenso begegnet man ihr in Bagni di Lucca, Florenz,
Vallombrosa und im Casentino (244). In Toscana und in Ligu-
rien (50) dürfte sie nirgends fehlen. Sie ist gemein in ganz Pie-
mont und wird speciell aus der Umgebung von Turin (49), aus
Casale und Domodossola erwähnt und findet sich auch in der Lom-
bardei (65), so z. B. in der Umgegend von Mailand, in Yarese,
Casteggio sowie an den Ufern des Langen-Sees und des Corner-
Sees, wo ich sie im Cannobbio-Thal und bei Varenna öfters zu
sammeln Gelegenheit hatte. Leydig traf sie in der Umgebung des
Gardasees. Nach Bonizzi (53) und Riccardi (245) kommt sie im
Modenesisehen vor und in den venetianischen Provinzen ist sie,
nach dem Werke von De Betta (246) zu schliessen, äusserst ge-
mein; Giglioli bezeichnet Belluno und Treviso als Orte des Vor-
kommens. Dass sich B. vulgaris in Tirol iiude erwähnt z. B.
Gredler in seiner Fauna der Kriechthiere und Lurche dieses Lan-
des. Gredler vermuthet, dass seine Verbreitung bis zu 5000 Fuss
Meereshöhe eine allgemeine durch ganz Tirol und Vorarlberg sei
und bemerkt, dass seine Wohnsitze mannigfaltig sind. Die von ihm
selbstgesammelten Exemplare stammen von Vils, Telfs, von Zun-
tererberg bei Hall, von den Gehängen südlich um Innichen „wohl
über 5000 F. ü. M.", vom Sarnthal, Ritten (bei 5000 F., See
von Wolfsgruben und Oberbozen), von den feuchten Gründen an
der Etsch bei Bozen, von Montan und dem Lago di Doblino im
Sarkathale. Leydig fand ihn in ßrixlegg im Innthal und in Klo-
benstein bei Bozen. Gerstäcker soll ihn in den Alpen des Risstha-
les und Canestrini (189) im Trentino beobachtet haben. In Vo-
rarlberg, bei St, Gerold, kommt er nach Bruhin (73) häufig vor.
Am Gebhardsberg bei Bregenz traf ihn Leydig. Auch in Kärnten
findet er sich nach v. Gallenstein (62) und Latzel (61) ungemein
häufig. Freyer erwähnt ihn in seiner Fauna der in Krain bekann-
ten Säugethiere, Vögel, Reptilien und Fische (Laibach, 1842) und
— 1G7 —
Fitziuger (187) hat ihn für Niederösterreich augezeigt. In Böhmen
ist er den Angaben Fritsch's zafolge nach der Feuerkröte die häu-
figste Art, die überall au schattigen feuchten Orten vorkommt;
Karoli (180) und Jeitteles (181) erwähnen ihn aus Ungarn,
Bielz (67) fand ihn in Siebenbürgen, Heinrich (68) in Mähren
und Oesterreichisch-Schlesien und bei Zawadski (69) ist er als in
Galizien vorkommend verzeichnet. In der Babia göra (W. Kar-
pathen) beobachtete ihn Stobiecki (179). Ueber die Verbreitung
der gemeinen Kröte auf der Balkan-Halbinsel liegen uns spärliche
Angaben vor. Wir wissen nur, dass sie in Dalmatien (59), auf
Lesina, in Bosnien (114), in Attika (247. — JN^s 2. S. 307) und
in Morea lebt. Herr L. Munter, General-Inspektor der königl. Gü-
ter, hat sie in Tatoi' bei Athen und die Mitglieder der französi-
schen Morea-Expedition haben sie in Arkadien (Ruinen von Mega-
lopoli) und Katavroton in der Ebene von Francovrysi gesammelt.
Nach v. Heldreich (190) wäre sie sowohl in Morea als auch an-
derwärts in Griechenland sehr gemein und käme auch auf Zante
vor. Einigermassen auffallend ist es, dass sie nach Erhard und
Raulin den ägäischen Inseln und Kreta fehlen soll, während sie
von der Insel Cypern (205) citiert wird. Auch mir wollte es nicht
gelingen sie auf den Cykladen aufzufinden '). Was die Verbrei-
tung im Russischen Reich anbelanget, so zieht sich B. vulgaris
wohl über ganz Russisch-Europa hin. Kessler sah ihn in der Samm-
lung taurischer Thiere im Gymnasinm zu Sympheropol, ich selber
beobachtete ihn im Gebiet des Don im Gouvernement Woronesch
und Czeruay (110) meldet, dass er im Charkow'schen und den
anliegenden Gouvernements vorkommt, obschon sehr selten. Für
die Umgebung von Kischinew und Kamenez-Podolski wird er als
sehr häufige Erscheinung verzeichnet. Angaben über sein Vorkom-
men in Podolien, WTolhynien, Lithauen, Russisch-Polen und im
Cherson'schen Gouvernement enthalten die Schriften von Eich-
wald (249), Andrzejowski (195) und Taczanowski (194). Auch
in dem Verzeichniss der Säugethiere, Vögel, Reptilien und Amphi-
bien von Seidlitz ist er aufgeführt. Für das Gouvernement St. Pe-
tersburg hat ihn v. Fischer (106) angezeigt, im Gouvernement
Jaroslaw ist er übrigens nur einmal bei Gorodistsch von Saba-
') Aus dem eben erschienen „Verzeichniss d. v. Hrn. E. v. Oortzen aus Grie-
chenland u. aus Kleinasien mitgebrachten Batrachier u. Reptilien" von Böttger
(Sitzungsber. k. k. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1888) ersehen wir, dass diese
Art auf dem höchsten Berge Kowari auf Andros, sowie bei Marathakampos auf Sa-
uios und in Smyrna sich vorfindet.
— 168 —
nejevv (108. — S. 279) gesehen worden, im. Gouvernement Wo-
logda fand ihn Mejakow (201) und bei Archangelsk ist er von
Blasius entdeckt worden (Reise nach Russland). Ich selber beo-
bachtete ihn im Gouvernement Moskau und Samara, Sabanejew (107)
soll ihn im mittleren Ural entdeckt haben und Lichtenstein (150)
hat ihn aus Orenburg und von den Kirgisensteppen erhalten. Ueber
sein Vorkommen am Fluss Ural meldet schon Pallas (250). In
Sibirien ist er ausserdem im Altai (203) und bei Alexandrowsk
oberhalb Siranowsk im Thale der Buchtarma (202) gesammelt
worden. Ueber sein Vorkommen im Kaukasus liegen die Angaben
vor von Pallas, Güldenstaedt und Eichwald, wonach sie im ganzen
kaukasischen Gebiet gefunden wird, ferner von Böttger, der das
Thier aus Psirsk in Abchasien erhalten hat (222. — S. 145). Eich-
wald (112) nennt den im Westen Transkaukasien einheimischen
B. vulgaris var. colchica.
Was nun den Verbreitungsbezirk der gemeinen Kröte in Persien
anbetrifft, so lässt sich zur Zeit nichts sicheres darüber sagen und,
seitdem es weder De Filippi noch Blanford gelingen wollte sie in
Persien aufzufinden und die Angabe Pallas (251) hierüber zu be-
stätigen, ist ihr Vorkommen daselbst zweifelhaft geworden. Ihr
Vorkommen in Tibet bis zu bedeutender Höhe hinauf ist nach
Leydig wieder jüngst in der mir zur Zeit nicht zur Verfügung ste-
henden Zeitschrift „Der Zoologische Garten" vom Jahre 1884 an-
gezeigt (170. — S. 13. Anmerkung 1). Ferner bewohnt B. vul-
garis Japan (9. 233) uud China und ist daselbst nach Boulen-
ger und Lataste (252) in Pekin, Tschifu, Schanghai, Ningpho und
auf der Insel Tschusan erbeutet worden. Endlich kommt diese Art,
wie schon Guichenot (253) angegeben hat, auch in Algerien vor.
Strauch hat sie in der Eähe der Stadt Alger in der Ebene von
„Maisou carre'e" und Herr Kobelt in Tlemcen gefangen. Von Lara-
che in Marokko wird sie von Camerano angegeben (4. — S. 542).
Ihr Vorkommen in Nubien (255) bedarf noch sehr der Bestäti-
gung, umsomehr da sie in Aegypten, über dessen Fauna wir ziem-
lich gut unterrichtet sind, so viel ich weiss, noch nicht entdeckt
worden ist. Die Angaben Bechsteiu's (163. — S. 433 und 439),
dass auf der Goldküste ungeheuer grosse gemeine Kröten die „Tod-
feinde der Schlangen" sind und dass Carthagena und Portobello
in Amerika zu den Ländern zu zählen sind, wo die gemeinen Krö-
ten in ungeheurer Menge leben, brauchen nicht erst widerlegt zu
werden.
169 —
8. BUFO VIRIDIS, LAÜR. 1768.
Synonymik und Literatur.
Bufo viridis Laurenti, Synops. rept. p. 27, 111. Tab. I. Wien.
1768. Latreille, Hist nat. Salamandres de France, p. XLI. Daudin.
Hist. nat. Rain. Gmi. Crap. p. 79, pl. XXVIII, fig. 2; Hist. nat. Rept.
vol. VIII, p. 157. Sturm, Deutschlands Fauna, S. 31, sp. 1 (nach
Bonaparte!). Bonaparte, in Mem. Accad. Sc. Torino. Ser. II, Tom. II,
p. 385; Iconografia della Fauna italica, II, c. fig. Fatio, Faune des
Verte'bres de la Suisse, vol. III, p. 410. Shaw, Gener. Zool. vol. III,
part. I, p. 153. London. 1802. Dumcril et Bibron, Erpetologie ge'ne'r.
vol. VIII, p. G81 (part.). De Betta, Erpetolog. delle Prov. Venete e
del Tirolo rherid. p. 313 (part.); Rettili ed anfibi in: Fauna d'Italia.
Günther, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. p. 58. Boulenger, Cat. Batr.
Sal. Coli. Brit. Mus. p. 297; Proc. Zool. Soc. of London, 1880, p. 553,
pl. L Guichenot, in Lefevre, Voy. Abyss. IV. Zool. p. 221 (1848).
Strauch, in Mem. Acad. Imp. Sc. St. Petersbourg (7). IV, JV» 7. Sto-
liczlca, in Journ. As. Soc. 1870, p. 155. Collin, in Naturhistorisk
Tidsskrift 3 R. VI B. p. 330. Kopenhagen. Steindachner, Amphibien,
in Reise d. östrerreich Fregatte Novara. Zoolog. Theil I. Lessona, in
Atti Accad. Lincei. Mem. Cl. Sc. fisiche, math. e nat. Ser. III, vol. I,
p. 1085, m. Fig. v. Beider und Hahn Fauna boica. Nürnberg. 1832.
m. Fig. Camera) o, in Association franc. pour ravancement des sc.
1831, p. 680; Monografia degli Anfibi anari italiani. Mein. Acc. Sc.
di Torino. Ser. II, T. XXXV. Tav. II, Fig. 5. Textfig. 14 — 18. Böttger,
in Zoolog. Anzeiger, 1S80, .1\° 72. (Var. balearica). Koch, in Be-
richt Senckenberg. naturf. Ges. 1872, S. 170.— B. variabilis Mer-
rem, Versuch eines Syst. d. Amphib. S. 180, Sp. 1. Gravenhorst,
Delic. muss. Vratislav. p. 63. Eichte ald, Zool. spec. Ross. et Polon.
Pars poster. p. 167. Tschudi, in Mem. Soc. nat. "Neuchätel, t. II,
p. 88. SchinSi in Nouv. Mem. Soc. helvet. t. I, p. 145. Schreiber,
Herpetolog. europ. p. 138, Fig. 26. Leunis, Synops. d. Naturgesch.
d. Thierreichs, I. S. 339. Hannover. 1860. Brehm, Thierleben, VII,
S. 601, Fig. S. 596. Wagler, tfatürl. Syst. d. Amphibien. S. 207.
Franke, Reptilien u. Amphibien Deutschlands, S. 153. Leydig, Die
anuren Batrachier d. deutsch. Fauna S. 29, Tat. I, Fig. 3. llnauer,
Naturgesch. d. Lurche, S. 123. Wien. 1878.— Bui'o arabicus Kup-
pel, Reise nördl. Afrika. Reptilien, S. 20, Tat'. V, Fig. 2. 1827.—
B. calamita Günther, Rept. Brit. India, p. 426.—? B. Boulengeri
Lataste, in Revue intern, des sc. 1879, p. 438. — B. sitibundus
Schneider, Hist. nat. amphib. I, p. 225, sp. 15. - B. Schreber-
sianus Laurenti, op. cit. p. 27. — B. Cursor Daudin, Hist. nat.
— 170 —
Rept. vol. VIII, p. 164.— Rana variabilis Pallas, Spicilegia zool.
p. 1, tab. VI, fig. 1, 2; Naturgesch. merkwürd. Tliiere VII, flg. 1, 2.
Gmelin, Sysi. nat. Lina. t. I, pars 3, p. 1051, JV? 26. Linne, Syst.
rat. ed. XIII, Tom. I, p. 1051, Jfc 26 (nach Sturm!).— R. sitibun-
da Gmelin, Syst. nat. Linn. t. I, pars 3, p. 1050, JV» 23. Beck-
stein, De la Cepede's Naturgesch. d. Amphibien II, S. 450. — Grund-
streifige Kröte, Beckstein, 1. c. S. 452, Taf. XXXV, Fig. 2.—
Rana bufina Müller. Zoologiae Danicae prodromus, p. 293. Hav-
niae. 1776. Rcttius, Fauna suec. p. 283, sp. 2. Leipzig. 1800.—
R. bufo var. t, Gmelin, Syst. nat. I, p. 1047, Ar? 3. 1790.— Cra-
paud variable, Lacepede, Hist. nat. Quadr. ovip. et des serpents,
t. I, p. 586 Paris. 1787—1788. Cuner, Regne animal, 1 6dit. t. II,
p. 96. 2 edit. t. II, p. HO. Latreille et Sonnini, Hist. nat. Rept.
t. II, p. 115. Paris. 1802.— R. picta Pallas, Zoographia rosso-asia-
tica, III, p. 9. — Uralischer Frosch Suckow, Anfangsgründe d. theoret.
u. angewandt. Naturgesch. d. Thiere, III, S. 72. Leipzig. 1798.
Aeusserer Habitus.
B. variabilis zeigt „die Haltung eines Frosches"; sein Körper
ist massig plump, gestreckter beim Weibchen, gedrungener beim
Männchen, in der Mitte beim ersteren etwas mehr als beim letzte-
ren, im allgemeinen aber nicht stark bauchig erweitert, oberseits
ziemlich flach und bisweilen sogar deutlich abgeplattet. Der Kopf
ist breit, oben platt, niedriger als bei Calamita, mit einer län-
geren, mehr vortretenden Schnauze und mehr schief nach aussen
und unten geneigten Seiten versehen; die Schnauzenkante ist deut-
lich, jedenfalls schärfer als bei der Kreuzkröte ausgeprägt, auch
stehen die ziemlich grossen eiförmigen Nasenlöcher bei jeuer etwas
weiter von den Schnauzenkante entfernt und niedriger als bei die-
ser; sie sind mehr seitlich als nach vorn gerichtet, der Zwischen-
raum zwischen ihnen ist ungefähr der Entfernung des Nasenloches,
vom Auge oder von der Schnauzenspitze gleich, während ihr Ab-
stand vom Oberkieferrand gewöhnlich etwas grösser erscheint als
der Internasalraum, und der Zwischenaugenraum bald gleich dem
Alistand der Nasenöffnungen vou einander, bald etwas grösser oder
im Gegentheil kleiner als dieser ist. Die oben stark hervorragen-
den Augen sind kleiner als bei B. calamita; der Durchmesser
eines Auges ist ungefähr der kürzesten Entfernung des vorderen
Augenwinkels vom Oberkieferrand, also in gerader Richtung ge-
messen, oder der Breite des Lides gleich; bei Calamita hingegen
ist das Auge länger als das Lid breit ist und auch länger als die
— 171 -
Distanz des vorderen Augenwinkels vom Oberkieferrand. Im Lieht«
bildet die Pupille ein Queroval, dessen untere Linie bei näherer
Betrachtung einen stumpfwinklig gebrochenen Verlauf zeigt; im
grellen Sonnenschein verengert sie sich zu einem feinen Querspalt
und nimmt, da der untere Pupillarrand seine schwach winklige
Einknickung beibehält, annähernd eine dreieckige Form an. „In
einzelnen Fällen", behauptet Bruch, „bemerkt man sogar bei B. ca-
lamita und viridis eine schwache Einkerbung am oberen Pu-
l'illarrand, so dass die Pupille rautenförmig wird. Im Schatten er-
weitert sich die Pupille und erhält in der Abenddämmerung auch
am Oberrande eine, allerdings nur spurweise angedeutete Einkni-
ckung, die ungefähr aussieht, als wenn man den oberen Irisrand
mit einer Nadel etwas emporgehoben hätte; vorn erscheint die Pu-
pille in flachem, hinten in etwas spitzerem Bogen abgerundet; des
Nachts, in vollkommen erweitertem Zustande, ist die Pupille nur
etwas breiter als sie hoch ist, beinahe rund, oben und unten in
der Mitte äusserst .schwach eingeknickt '). Das Lid ist am Rande
mit einem Wulste versehen, der von der Seite betrachtet, in fla-
chem Bogen gekrümmt ist; unter dem Auge ist eine, auch nach
vorn hin sich erstreckende Vertiefung und vorn am kleinen, rund-
lichen, etwas höheren als breiten und deutlich zutage tretenden
Trommelfell, dessen Höhendurchmesser ungefähr der halben Länge
des Auges gleicht, eine halbkreisförmige wulstartige Erhabenheit
sichtbar. Die Mundspalte erstreckt sich etwas weiter nach hinten
als der Augenschlitz. Die Zunge ist schmal und lang, fast doppelt
so lang als breit, hinten verengt endigend, zu Hälfte vorn am
Boden der Mundhöhle befestigte, zu Hälfte hinten frei. Die Männ-
chen sind mit inneren Stimmsäcken versehen, die weniger stark
als bei den männlichen Kreuzkröten entwickelt erscheinen; der Ein-
gang zum Stimmsack liegt zwischen Zunge und Mundwinkel, bald
linker-, bald rechterseits. Die Parotiden sind von wechselnder
Grösse und Gestalt; bei den meisten europäischen Stücken sind sie
mehr oder weniger uierenförmig, etwa so lang wie ihre Entfer-
nung von der Schnauzenspitze und etwa so breit wie ihr Abstand
von einander; sie können jedoch auch kürzer oder im Gegentheil,
so namentlich bei asiatischen Individuen bedeutend länger sein als
ihre Entfernung von der Schnauzenspitze und auffallend breit er-
•) Auf Fig. B im Bull. Soc. Zool. de France, 1884, S. 30 scheint mir die
Einknickung am oberen Pupillarrand von Heron-Koyer etwas zu stark wiederge-
geben zu sein.
- 172 —
scheinen (Bouleuger, in Proc. Zool. Soc. of London, 1880, p. 555.
vergl. auch Fig. 2 bei Leydig, in: Die anuren Batrachier d. deutsch.
Fauna und die Abbildungen 14, 15 in Camerauo's Monografia);
sie ziehen, nahe am Hinterrande des Lides anfangend in fast pa-
ralleler Richtung oder nach rückwärts schwach divergirend hin und
sind bald stärker, bald schwächer vortretend.
Die Vorderextreniitäten sind beim Weibchen etwas schwächer
gebaut als beim Männchen, nach hinten gelegt, erreichen sie nicht
die Afteröffnung. Die Finger enden nicht so spitz wie. bei Cala-
mita und scheinen auch weniger abgeplattet zu sein; dass sie alle
länger sind als bei Calamita, kann ich nicht bestätigen, hinge-
gen ist es richtig, dass der erste und namentlich der vierte Fin-
ger bei der grünen Kröte länger sind als bei Calamita; auch
linde ich nicht, dass bei Viridis der 4. Finger der kürzeste ist,
wie es behauptet wurde, im Gegentheil er ist länger als der zweite;
der zweite Finger ist kürzer als der erste, der 4-te ragt bedeu-
tend über die vorletzte Gelenkstelle am 3. Finger hinaus und er-
reicht fast die Wurzel der Endphalanx. Da ich bei der Unterschei-
dung des ß. viridis von B. calamita grosses Gewicht auf die
Länge der Finger legen zu müssen glaube und gefunden habe,
dass beim letzteren der 4. Finger merklich kürzer als der zweite
und bedeutend kürzer als der dritte erscheint, wogegen bei der
grünen Kröte die Längenverschiedenheit dieser beiden Finger sich
bei weitem nicht so auffallend erweist, so möchte ich die Auf-
merksamkeit der Forscher ganz besonders auf diesen Punkt lenken,
umsomehr da ich mit meinen Fachgenossen hierüber nicht übe-
reinstimme. Ausserdem fällt es auf, dass bei B. viridis vom
Binnenland, dessen Schwimmhäute zwischen den Zehen bedeutend
länger sind als diejenigen bei B. calamita, die Bindehaut zwi-
schen und am Grunde der mittleren Finger dicker, kürzer und we-
niger einer Schwimmhaut ähnlich ist als bei der Kreuzkröte. Kur
bei den auf den Balkaren lebenden, mit nahezu vollkommener,
„effectiv" bis an die Zehenspitzen reichenden und nur vor der
längsten Zehe beiderseits etwas bogig ausgebildeten Schwimmhäu-
ten versehenen Varietät von B. viridis sollen merkliche Spann-
häute zwischen den Fingern sich vorfinden (Böttger, in Zoolog.
Anzeiger, 1880, S. 643). Dem längsten Finger und zum Tlieil auch
dem 2. Finger entsprechend, findet sich auf t-.er Handwurzel ein
grosser Ballen und nicht weit davon ein etwas kleinerer Daumen-
ballen, der grösser ist als derjeuige bei Calamita. Die Hinter-
gliedmassen sind länger als bei B. calamita, nach vom ge-
- 173 —
streckt, erreichen sie mit dem Fersenhöcker beim Männchen das
Nasenloch oder den vorderen Augenwinkel (Boulenger), beim Weib-
chen, dessen Körper etwas länger ist, reichen sie blos bis zum
hinteren Winkel des Auges oder nur etwas darüber hinaus. Der
Oberschenkel ist länger als bei der Kreuzkröte, der Unterschenkel
kürzer als der Fuss und ungefähr ebenso lang wie der Kopf. Die
Zehen sind ziemlich breit und abgeflacht; die vierte ist die läng-
ste, dann folgen die dritte und die fünfte, die erste ist die kür-
zeste; die 5. Zehe erreicht die Wurzel der 2. Phalanx an der 4. Zehe,
die 3. Zehe überragt merklich die Wurzel der 2. Phalanx an der
4. Zehe. Der Fersenhöcker ist ziemlich gross, merklich länger, hö-
her und härter als beiß, calamita, sowie stärker entwickelt als
der runde äussere Metatarsaltuberkel; dieser letztere ist ebenfalls
stärker entwickelt als bei der hier zum Vergleich gezogenen Krö-
tenart. Die Schwimmhaut reicht bis zur halben Länge der vier
kürzeren Zehen; sie kann, wie es beispielsweise bei der baleari-
schen Form der Fall ist, nahezu vollkommen erscheinen und bis
an die Zehenspitzen reichen; auch bei Exemplaren aus Mitteleuropa
können die Schwimmhäute, so namentlich zur Sommerzeit, über
die halbe Länge der Zehen hinausgreifen und bis zur Hälfte des
letzten Gliedes reichen, nur au der längsten Zehe bleibt sie be-
deutend zurück und erstreckt sich bloss bis zur Wurzel der 2. Pha-
lanx oder wenig darüber hinaus. Bei jungen Individuen sind die
Schwimmhäute in der Kegel kürzer als bei den alten; die Schwimm-
haut setzt sich in einem gewöhnlich gut sichtbaren Hautsaum längs
der Zehenränder fort. Die Zehenspitzen sind gelblich oder bräun-
lich, die Gelenkhöcker sind sowohl an den Fingern als auch an
den Zehen stark entwickelt; von einer Zweitheilung ist keine Spur
zu sehen (Fig. 8, in Leydig's „Die anuren Batrachier d. deutsch.
Fauna" und Holzschnitt 18 in Camerano's Monographie). Sämtliche
übrigen höckerartigen Erhabenheiten sind an der Unterseite des
Fusses und der Hand wenig zahlreich, aber grösser und regel-
mässiger angeordnet als es bei Kreuzkröte der Fall zu sein pflegt.
Die Oberseite, namentlich Rücken und Rumpfseiten sind mit mehr
oder weniger dicht stehenden, kleineren und grösseren Warzen be-
setzt, die ihrerseits am Gipfel zuweilen wie Dornspitzen aussehende
Höcker tragen. Ausser diesen Höckern sind an den grösseren War-
zen zahlreiche Poren und an den Leibesseiten eine Menge winzig
kleiner sandkornartiger Erhabenheiten zu sehen; die grösseren, an
der Spitze meist braun gefärbten Höcker können auch am Obe-
rarm, und zwar zahlreicher am Unterschenkel, weniger zahlreich
- 174 —
am Oberschenkel auftreten; grosse Warzen finden sich hinter den
Mundwinkeln vor und sind hier in einer Reihe angeordnet, deren
Fortsetzung oftmals auch den Leibesseiten entlang sichtbar ist; die
Parotiden sind ziemlich stark durchlöchert und mitunter nicht ganz
glatt, sondern von winzigen Erhabenheiten oder Drüsenwarzen be-
deckt; am Kopf sind nur nach hinten zu und an den Lidern, aber
nicht immer; Warzen zu sehen, sonst sind Oberseite und Kopfseiten
glatt, hie und da punktartig eingedrückt. Die Unterseite des Thie-
res ist mit dicht stehenden, vorn flachen, nach hinten sich höher
erhebenden Wärzchen besetzt; der Unterschenkel unterscits und
Unterkiefer sind glatt. Die Unterschenkeldrüse scheint bei der euro-
päischen grünen Kröte gänzlich zu fehlen, bei asiatischen und afri-
kanischen Stücken aber ist sie nachgewiesen worden; der Innen-
seite der Fusswurzel entlang, mehr nach unten zu, tritt eine Kante
oder Hautleiste auf.
Masse in mm. $ aus der Umgebung von Halle: Körperlänge 70,
Kopflänge 20, Kopfbreite 24, Kopfumfang 66, Kopfhöhe 8. 5 — 9,
Interpalpebralraum 5, vom "Nasenloch bis zum Auge 4.5, Augen-
durchmesser 6, Internasalraum 4.5, Parotidenlänge 17 — 18, ihre
Breite 8, ihr Abstand von einander 9, Breite des Trommelfells
beinahe 3, dessen Höhe etwas über 3, Vorderextremität 41, Hin-
terextremitäten 96, Unterschenkel 26.5, Fuss 33.5. — 9 : Körper-
länge 81, Kopflänge 23, Kopfbreite 26, Kopfumfang 72, Kopf-
höhe 10.5, Interpalpebralraum (;, vom Nasenloch bis zum Auge 6,
Augendurchmesser 6, Internalraum 4.5, Parotidenlänge 18, ihre
Breite 8, ihr Abstand von einander 9.5, Breite des Trommel-
fells 2.5, dessen Höhe 3, Vorderextremität 46, Hinterextremi-
tät 100, Unterschenkel 28 5, Fuss 34.
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Die Grundfarbe kann von einem schmutzigen Weiss, helleren
Grau oder Gelbgrau durch Hellbraun und Olivenfarben fast bis ins
Grauschwarze oder Dunkellila in vielen Abstufungen wechseln, wo-
bei im allgemeinen die dunkleren Tinten häufiger bei alten Tliie-
ren, bei külher Witterung und in der Dunkelheit, die helleren hin-
gegen mehr bei jungen Thieren oder bei warmem Wetter und hel-
lem Tageslicht angetroffen werden. Je mehr sich nun die Grund-
farbe verdunkelt, desto undeutlicher werden auch in der Regel die
grossen, am Kopfe und den Gliedmassen ziemlich regelmässig, am
Rumpf aber regellos verteilten grünen Flecken, welche meistens
— 175 —
von einem etwas dunklerem grünen Saume und ausserdem noch
von einem zweiten hellen Reif umgeben sind, dessen Farbe stets
von einer helleren Nuance ist als diejenige des Grundtones. Die
Flecken erscheinen mit dunkelgrünen Punkten und Warzen besetzt,
die Grundfarbe wird von dunklen, sei es grauen oder graubrau-
nen oder, wie es namentlich den Rumpfseiten entlang, am Halse,
oberseits an der Wurzel der Vorderbeine und an den Hinterextre-
mitäten der Fall zu sein pflegt, von mennig-, rosen- oder tief
(lunkelrothen Warzen unterbrochen. Sehr häufig, insbesondere bei
hellfarbenen russischen Stücken, treten diese rothen Warzen über
die ganze Körperoberseite dicht zerstreut auf; auch kann sich das
Roth der Warzen zu Flecken ausdehnen und dem Thiere ein buntes
Aussehen verleihen; am Kopf kommen diese rothen Flecke vor-
zugsweise in der Parotidenregion, auf dem Lide, an der Schnauze
und den Mundwinkeln vor. Bei südeuropäischen Individuen sollen
nicht selten die ganzen Augenlider und Parotiden schön rosenroth
gefärbt erscheinen. „Bei Stücken aus dem südöstlichen Europa stos-
sen die Flecken in der Nackengegend oft in Form zweier, mit
ihrer Convexität einander zugekehrter Halbmonde oder eines so-
genannten Andreaskreuzes zusammen, zwischen dessen sämtliche
Schenkel eine rundliche Mackel in ziemlich regelmässiger Weise
gestellt ist; diese Varietät wird von Eichwald als B. crucigera
beschrieben" (Schreiber, Herpetolog. europ. p. 140). Die dunkle
Kopfzeichnung ist in Bezug auf die Umrisse der Flecken ziemlich
beständig, denn die an ihrem Rande zackig ausgefressene n Binden
längs der Schnauzenkante, jene, welche der Quere nach am Lide
sich hinziehen und mit der Zeichnung am Hinterhaupt sich verei-
nigen können, sowie auch diejenigen, mitunter, namentlich bei süd-
russischen Exemplaren, zu Flecken aufgelösten Binden auf den Pa-
rotiden finden sich bei den meisten Exemplaren wieder; auch die
grossen dunkelgrünen Flecken an den Kopfseiten und die bald
kleineren, bald zu Querbarren erweiterten Flecken auf der Ober-
seite der Gliedmassen fehlen wohl nie. Die Flecken am Rumpf
können isolirt von einander stehen und eine inselförmige Verkei-
lung zeigen oder durch Zusammenfliessen Landkartenflecken bilden.
Mitunter, aber ziemlich selten, namentlich bei italienischen Indivi-
duen, verläuft über die Mitte des Rückens eine, meist nur spur-
weise angedeutete und vielfach unterbrochene helle Linie, also ge-
nau wie wir es in der Regel bei der Kreuzkröte sehen. Die helle,
meist weissliche Unterseite ist entweder fleckenlos, oder am Bauche
und an der Brust wenigstens, mit ziemlich grossen, aber wenig
— 170 -
zahlreichen graubraunen, grünlichschwarzen oder schwarzen Makeln
und mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Wolken- oder Rauch-
flecken besetzt; bei brünstigen Exemplaren beiderlei Geschlechts
erhält die Unterseite der Oberschenkel und der Unterleib einen
ziemlich deutlichen blauen Anflug; die, sonst helle, bisweilen rein
weisse, und wie es scheint stets fleckenlose Kehle wird gleichfalls,
wenn auch nur spurweise bläulich angehaucht. Unterseits unge-
fleckte oder nur spärlich dunkel gezeichnete B. viridis kommen
wohl meistens im Osten Europas und in Vortier-Asien vor; bei sy-
rischen Individuen erscheint der Bauch mitunter gelb und nach
hinten zu sogar bräunlichgelb überflogen. Die Angabe, dass die
Unterseite beim Weibchen häutiger und in stärkerem Grade als
beim Männchen gefleckt oder gemarmelt sein soll kann ich nicht
bestätigen; nur insofern, glaube ich, dass Weibchen und Männchen
hinsichtlich ihrer Färbung Unterschiede aufweisen können, als die
Färbung beim letzteren in vielen Fällen im allgemeinen dunkler
wie beim ersteren erscheint. Zur Laichzeit sind die Männchen auf-
fallend dunkel; die dunklen, von hellen Säumen umgebenen Flecken
sind meistens auf dunklem samtartigen, ins Lila neigenden Fond
zerstreut. Die Handfläche, die Unterseite der Fusswurzel und die
Sohle sind auf hellem oder ziemlich dunklem Fond mit dunklen
Flecken besetzt; die Höcker sind hell, die Finger- und Zehenspit-
zen bräunlich, die Spannhäute dunkel, hell umsäumt. Die Jungen
sind von den Alten nur wenig verschieden, indem sie in der Re-
gel im allgemeinen heller gefärbt und namentlich hellere grüne
Flecken aufweisen. Die metallisch glänzende, bald blassgelbe, bald
grünliche Iris ist namentlich unten dicht und stark mit schwarz-
braunen oder schwarzen Pünktchen, seltener mit Adern durchsetzt;
der sonst fleckenlose, schmale Goldsaum um die Pupille herum
wird vorn und hinten durch einen, die Iris in eine obere und un-
tere Hälfte (heilenden dunklen Querstrich unterbrochen; bisweilen
zeigt sich in der Mitte, an der unteren Irishälfte ein dunkler senk-
rechter Strich. Farbe und Zeichnung haben Veranlassung zu Va-
rietäten-Abtrennungen gegeben. Camerano ') führt folgende an, auf
deren Einzelheiten hier nicht näher eingegangen werden kann:
Var. crucigera Eichwald (1. c.) mit dem Andreaskreuz in der
Nackengegend. Var. lineata Ninni (Sulla supposta esistenza del
Bufo calamita nel Veneto. Atti R. Ist. Yen. ser. V, vol. V) mit
') Monografia deglj Anfibi aiiuri italiani, 1. c.
— 177 —
einer hellen, longitudinalen Linie in der Rückennütte und Var.
concolor Lessona (Atti Acc. Lincei Mem. ser. III, vol. 1, p. 1085)
mit graubrauner, fleckenloser Körperoberseite und nur spärlich ge-
fleckten Hinterbeinen.
Var. balearica Böttg. unterscheidet sich vom Typus, laut Bött-
ger (Zoolog. Anzeiger, 1880, S. 642. Abhandl. Senckenb. na-
turforsch. Ges. XII, S. S91), „durch nahezu vollkommene, effektiv
bis an die Zehenspitzen reichende und nur vor der längsten Zehe
beiderseits bogig ausgerandete Schwimmhaut an den Hinterfüssen
und merkliche Spannhäute zwischen den Fingern an den Vorder^
gliedmassen aus. Auch hat die var. balearica meist ein etwas
grösserer Trommelfell, das, halb so gross wie der Bulbus, in sei-
nen Dimensionen die Grösse des Trommelfells der ägyptischen
Form von B. viridis zeigt, ohne aber jemals die des verwandten
B. regularis Reuss zu erreichen. Der innere Höcker des Hand-
tellers ist zudem oft fast so gross wie der äussere, und beide,
auch der innere, sind mehr linsenförmig gestaltet. Der erste Finger
der Hand ist nicht viel länger, aber viel kräftiger als der zweite".
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Das Männchen ist kleiner als das Weibchen, sein Vorderarm ist
dicker, namentlich zur Brunstzeit weniger gelenkig als beim letz-
teren; bei jenem erreicht und überragt das Knie die halbe Ent-
fernung zwischen den Ansatzstellen des Vorder- und Hinlerbeines,
bei diesem reicht die Kniebeuge nicht bis dahin, sondern bleibt
ein gutes Stück dahinter zurück. Die Hintergliedmassen nach vorn
gestreckt, erreichen mit dem Fersenhöcker beim Männchen das Na-
senloch oder wenigstens den Vorderwinkel des Auges, beim Weib-
chen aber höchstens die halbe Länge des Auges, beim letzteren
ist der Unterschenkel im Vergleich zu dem des Männchens kurz.
Die Schallblasen sind bei den Männchen vorhanden, bei den Weib-
chen fehlen sie. Der Daumen ist beim männlichen Geschlecht zur
Paarungszeit dicker als beim Weibchen; oben am Daumen, an sei-
nem Innenrand, sowie auch am Daumenballen ist eine zur Laich-
zeit dunkelbraune oder schwärzliche Epidermiskruste zu sehen;
ähnliche „Hornschwielen" oder „Brunstwarzen" zeigen sich am Innen-
rande des 2. und 3. Fingers. Diese Schwielenbildungen fehlen dem
Weibchen.
12
178 -
Larve ')•
Die Larven von B. viridis sind grösser als diejenigen von der
gemeinen Kröte und von der Kreuzkröte, denn sie erreichen eine
Gesamtlange von 42 mm., wovon der Körper 17 mm. und der
Schwanz 25 mm. misst; der Schwanz ist 8 mm. hoch, die Beine
sind 11 mm. lang und der Körperumfang beträgt ungefähr 26 mm.;
der Interoccularraum misst 4 mm., die Analröhre 1 mm. Der vom
Rumpf durch eiue seitlich sichtbare halsartige Einschnürung schwach
abgesetzte, vorn sehr merklich verschmälerte Kopf ist unterhalb
der Augen aufgetrieben und am breitesten; seine Oberfläche ist
hinten schwach gewölbt, an der Schnauze abwärts ziemlich steil
abfallend; die verhältnissmässig langestreckte Schnauze erscheint
in spitzem Bogen gerundet. Die massig grossen Augen liegen mehr
seitlich als oben; ihr Abstand von einander ist bald grösser, bald
ungefähr ebenso gross als die Mundlänge und doppelt oder nicht
ganz doppelt so lang als die Entfernung zwischen den grossen, von
einem schmalen, schwach wulstartig vortretenden Rande begrenzten
Nasenöffnungen; letztere sind bedeutend näher dem Auge als dem
Munde gelegen, ihre Entfernung vom Auge ist geringer als die
Distanz der Nasenöffnungen von einander, ihr Abstand vom Lip-
penrande ungefähr ebenso gross wie der Raum zwischen den Augen.
Die Oberlippe ist stark bogenförmig gekrümmt; Unter- und Ober-
lippe erscheinen deutli h getrennt und sind gegen die Mundwinkel
hin mit Papillen besetzt, im übrigen aber bezahnt; die äussere
Zahnreihe an der Oberlippe ist sehr lang. Die Unterlippe ist im
Vergleich zu derjenigen von B. vulgaris oder B. calamita
ziemlich lang und an beiden Enden nach unten gebogen, anstatt
nach nach oben, wie es bei den eben erwähnten Arten der Fall
ist. Die Zähnchen sind ziemlich schmal; der Körper läuft trichter-
förmig aus, der Kopf ist mit 6 bis 14 Zacken versehen; die Zahn-
säule besteht aus zwei übereinander sitzenden Ersatzzähneu und
einem ausgebildeten Endzahn. — Der Rücken ist ziemlich flach ge-
wölbt, Rumpfseiten und Bauch aufgetrieben; das linkerseits gele-
gene Kiemenloch ist gross, grösser als die Afteröffuung. Die Anal-
röhre ist dünnwandig, kurz, in der Mitte gelegen, nach hinten und
unten gerichtet und an ihrer hinteren Wandung mit dem Flossen-
') Die mir zur Verfügung stehenden Larven dieser Art sind mir von Herrn
Hc'ron-'ßoyer ;ils B. viridis bestimmt zugesandt worden.
— 179 —
säume vereinigt. Der wenig hohe Schwanz ist mit stark ausgebil-
detem Flossensaume umgeben; die obere, sich auf dem Rücken
spurweise, aber doch merklich fortsetzende Flosse ist mit stark
bogenförmig, gekrümmtem Rande versehen, während die untere
Flosse am Rande verhältnissmässig schwach abgerundet erscheint
und am Schwanzende abgestutzt aussieht. Der Schwanz samt der
Schwanzflosse ist ungefähr anderthalbmal so gross wie der übrige
Körper. Die Hinterbeine sind lang, scheinen aber ziemlich spät
zum Vorschein zu kommen, wenigstens bei den mir vorliegenden,
26 mm. langen Larven sind nur Spuren von ihnen zu sehen. Die
Oberseite dieser Larve zeigt in der Regel ein Dunkel- oder Schwarz-
braun, dem metallisch glänzende Fleckchen eingemengt sind, die
Unterseite, namentlich aber die Kehle ist bedeutend heller, bis-
weilen grau oder bräunlichgrau mit mehr oder weniger deutlichen
kupferglänzenden Flecken besetzt. Die obere Schwanzflosse ist deut-
lich dunkel gefleckt, während die untere Flosse nur am Schwanz-
ende wenige dunkle Sprenkeln zeigt und durch ihr gleichmässig
helles Aussehen im Vergleich zur bunten marmorirten oberen Flosse
auffällt. In späterer Zeit, kurz vor dem Hervorsprossen der Vor-
derextremitäten, hellt sich der Untergrund bedeutend auf und es
zeigen sich schliesslich auf hellbraunem oder graugrünem Fond
dunkelbraune oder graubraune Fleckchen, begleitet von zahlreichen
schwärzlichen winzigen Höckerchen und etlichen gelblichen, war-
zenartigen Erhabenheiten; namentlich tritt die dunkle Fleckung au
den Extremitäten besonders scharf und schon recht früh auf. Der
Rauch färbt sich grau, während die Kehle und die Unterseite der
Hinterbeine gelblich erscheinen. Die Hautdrüsen (Seitenlinie) treten
bei den mir zu Gebote stehenden Larven nicht zum Vorschein.
Nach Lessona würden sich zwei hinter dem Auge anfangende Rei-
hen dieser Organe dem Rücken entlang hinziehen und ungefähr in
der Höhe des Spiraculums Seitenzweige nach unten hin auf die
Rumpfseiten entsenden. Vergl. Fig. 37 auf Taf. V, in „Studii sugli
Anfibi anuri del Piemonte". Aehuliche Hautdrüsenreihen sind höchst
wahrscheinlich auch am Kopfe vorhanden und sind wohl nur über-
sehen worden. Nach dem Abwerfen des Schwanzstummels misst die
junge Kröte 16 bis 20 mm.
Lebensweise. Abbildungen.
B. viridis ist gleichfalls ein Nachtthier, lässt sich aber auch
Tags sehen und zwar im Wasser zur Laichzeit, auf dem Lande bei
12*
— 180 —
schwüler Luft und vor oder nach einem Gewitter. Gewöhnlieh mel-
det er den Regen, indem er in grosser Anzahl wie herbeigezau-
bert auf einmal erscheint und unruhig herumhüpft. In den Wol-
gagegenden ist bisweilen der Boden in den von ihm bewohnten
Ortschaften wie besäet und man hat öfters Gelegenheit eine un-
geheure Menge dieser Thiere sich bewegend und wahrhaft impo-
sante Züge bildend zu treffen, wobei die Masse die Richtung, wel-
che die vordersten einschlagen streng einzuhalten pflegt, ja bis-
weilen genügt es die „Anführer" in eine andere Richtung zu lenken,
damit der ganze Zug nach links oder rechts abschwenkt; nach
und nach steuern sie aber in die von ihnen ursprünglich einge-
schlagene Richtung zurück und es scheint beinahe, dass sie nicht
so ganz zweck- und ziellos, sondern wie von einein Luftzug ge-
trieben, dahin wandern und es wäre interessant zu erfahren, ob
sie auch wirklich, wie ich bemerkt zu haben glaube, vor der Re-
gen verkündenden Wolke fliehen, ß. viridis bewegt sich wie die
Frösche springeud uud ist im Stande weite Sätze auszuführen und
wird daher von Laien mitunter für einen Frosch gehalten; beim
Schwimmen ist er gewandter als seine Verwandten und soll er
auch gut klettern können. Das Bedürfniss zum Graben kommt bei
ihm wenig zum Vorschein, er zieht es vor von fremden Löchern
Besitz zu nehmen und sich darin bequem einzuwühlen, oder er
wählt seinen Schlupfwinkel im Erdgeschoss eines Hauses oder in
einer Kluft zwischen den Steinen einer feuchten, womöglich ver-
fallenen Malier. Hinsichtlich des Klimas sowie auch der Bodenbe-
schaffenheit ist er nicht wählerisch, denn er wird sowohl im Hor-
den Europas, als auch in Algerien und auf den wasserarmen Cy-
kladen angetroffen, gedeiht aber am besten, wie es scheint in
Russland. Auch in Betreff seiner Laichplätze ist er sehr leicht zu
befriedigen, denn er laicht ebenso gern in klarem Wasser als auch
in unreinen Pfützen. Die Laichzeit fällt in den Monat Mai; in eini-
gen Gegenden und in Ausnahmefällen dauert dieselbe bis in den
Juni, ja sogar August hinein. So traf Koch im Jahre 1871 noch
im August Laich von B. viridis vor, der in Regenpfiitzen zwi-
schen trocken gelegenen Feldern in kleinen Kliimpchen und kurzen
Schnurstückchen mit sehr losem Zusammenhang gruppirt war. Koch
spricht nun die Vermuthung aus, dass dieser Laich rasch gelegt
worden sein muss und giebt an, dass die Quappen, die von die-
sem Laich herrührten, ebenso rasch sich enl wickelten und ver-
wandelten und zwar bevor sie ihre normale Grösse erreicht hatten.
Die Laichzeil und die Dauer des Larvenlebens hängt somit sehr
— 181 —
viel von günstiger oder ungünstiger Temperatur ab, das eine aber
steht fest, dass unter normalen Verhältnissen B. viridis ziemlich
bedeutend später seinen Winteraufenthalt verlässt und dem Laich-
geschäft obliegt als die gemeine Kröte und dass er dem Cala-
mita in den Laichplätzen meist zuvorkommt; mitunter aber wer-
den diese beiden Species in denselben Gewässern angetroffen und
tauscheu sie dann gegenseitig mit ihren Weibchen. Das Absetzen
des Laiches geht im Verhältniss zur Zahl der Eier rasch von statten,
denn es werden binnen zehn bis zwölf Stunden emsiger Thätigkeit
gegen Tausend Laichkörner zur Welt gebracht, die in zwei, unge-
fähr 3 mm. dicken und 3 bis 4 Meter langen Gallertschnüren in
einer kontinuirlichen Spirale angeordnet liegen und bei oberflächli-
cher Betrachtung regelmässige Dreiecke bilden. Da die kristallhelle
Gallerte im Wasser aufzuquellen pflegt und die Schnur infolge der
Furchuug und Verschiebung der Laichkörner länger wird, so hängt
Dicke und Länge der Schnur von der Dauer ihres Aufenthaltes
im Wasser ab. Auch dürfte es schwerlich gelingen die normalen
Mass Verhältnisse der Lairhschnur zu erfahren, da sie sehr dehnbar
ist und sofort beim Verlassen des weiblichen Körpers vom Männ-
chen hin und her gezerrt wird; jedenfalls aber ist die Schnur bei
B. viridis länger als bei Calamita und vielleicht auch als bei
B. vulgaris und dünner als bei diesen beiden, während die Eier
kleiner sind als bei den zwei anderen Krötenarten. Die Ehe wird
mitunter auch auf dem Lande geschlossen, in diesem Fall muss
es sich das Weibchen gefallen lassen, ihren Gatten auf dem
Rücken herumzutragen bis es an einen Laichplatz gelangt. Die Art
und Weise wie die Männchen ihre Weibchen vom Rücken aus hinter
den Wurzeln der Vorderextremitäten umfassen, ist bei allen un-
seren Kröten ziemlich dieselbe, insofern nur ist beim grünen Bui'o
ein Unterschied vorhanden, als die Männchen sich nicht damit beg-
nügen deii Weibchen ihre Hände in die Achseln zu stemmen oder
es um die Achseln zu umfassen, sondern sie umarmen es, gleich
den Fröschen, förmlich um die Brust. Diese Art und Weise der
Umarmung ist übrigens, wie ich mich aus den von mir zu Rathe
gezogenen Berichten über die Fortpflanzung der Aiiuren habe über-
zeugen können, auch bei unseren übrigen Kröteuarten beobachtet
worden. Der männliche B. viridis scheint sein Weibchen zum
Absetzen der Eier zu reizen, indem er die Kloakeumündung des-
selben mit den Zehen streichelt; sobald die durchsichtigen Gallert-
schnüre zum Vorschein kommen, zieht er au ihnen mit den Füssen
herum, um ihr Hervortreten zu beschleunigen und befruchtet die
— 182 —
Eier; nun werden die langen Schnüre ausgebreitet, um Pflanzen
herumgeführt und umgewunden, so dass sie grosse Schlingen bil-
den, die hie und da angeheftet werden, um sie vom Fortschwem-
men zu sichern; die Laichkörner liegen in 2 bis 3 Zeilen alter-
nirend eingebettet, sie sind tiefschwarz mit hell- oder schwarzbrau-
nen Flecken (He'ron-Royer, in Bull. Soc. Zool. de France, 1888,
p. 26). Bruch sah Larven dieser Art, die aus Laich vom 4. April
herrührten, Anfang Juni sich verwandeln und trat in demselben
Jahre vom 3. bis zum 11. April zahlreiche Paare in Begattung,
von da an bis zum 18. Mai aber nur einzelne Nachzügler sich
paaren (Würzburg, naturwiss. Zeitsohr. III. Bd. S. 201). Er giebt
ferner an, dass zu Anfang August noch Larven zu sehen waren.
Nach Bruch werden somit die Larven zwei Monate alt, ehe sie zur
Metamorphose schreiten; Fatio dagegen schätzt das Larveuleben des
B. viridis auf drei Monate, oder auch auf etwas länger. leine
Erfahrungen über die Entwickelung dieser Larven sind nicht mass-
gebend, da sie nicht unter normalen Verhältnissen gesammelt wur-
den und nur insofern dürften sie einiges Interesse haben, da sie
als Beispiel der Abkürzung der Dauer des Larvenlebens unter dem
Einfluss von ungünstigen Bedingungen im Freileben dienen können.
Die von mir beobachteten grünen Kröten setzten nämlich ihren
Laich in der ersten Hälfte Mai in ein Reservoir ab, das. in der
Nähe von einem Stalle lag und als im Juni das Wasser durch
Hitze und nachträgliche Verunreinigung verdarb und einen uner-
träglichen Geruch verbreitete, schwammen sämmtliche Quappen auf
der Oberfläche des Wassers nach reiner Luft schnappend und ge-
gen den 25. Juni waren sie alle samt und sonders in der Meta-
morphose begriffen, oder bereits verschwunden; somit waren diese
Larven kaum sechs Wochen alt und hatten schon ihren Wasser-
aufenthalt mit dem Leben auf dem Lande vertauscht. Aus den
Mittheilungen Koch's (Bericht Senckenberg. naturforsch. Ges. 1872,
S. 170) und Camerauo's (Ricerche intorno alla vita branchiale degli
Anfibi. Mem. R. Accad. Sc, di Toriuo, ser. II. T. XXXV) lässt sich,
glaube ich, der Schluss ziehen, dass B. viridis zuweilen im Lar-
venstadium im Freien über wintert. „Die Stimme wird von Manchem
dem Knarren einer Thüre verglichen", sagt Leydig und fügt zu-
gleich hinzu: „Die im Zimmer lebenden Thiere lassen bei bevor-
stehendem Regen ein kurzes glucksendes Schreien hören". Bruch
aber sagt hierüber: „Seine Stimme ist ein eigenthümlich klagendes,
nicht unangenehmes mä, mä, mä, welches dem Geschei der Rohr-
kröte an Schallkraft lange nicht beikömmt und daher nur in un-
— 183 —
mittelbarer "Nähe heraus zu hören ist". Die Angabe Bruch's rührt
von einer Verwechselung mit irgend einer anderen Art her; an den
mir von Herrn A. Goldfuss am 25. April d. J. aus der Umgebung
von Halle freundlichst übersandten brünstigen Männchen habe ich
mich vergewissern können, dass Leydig, und nicht Bruch die Stim-
me dieser Kröte gehört und richtig wiedergegeben hat; die Stimme
des Männchens reiht sich in Stärke derjenigen von B. vulgaris
an; sie besteht aus Tönen, die etwas durch „krru, krru, kruu"
wiedergegeben werden können; es sind klagende, aber wohlklin-
gende, kurze, rollende Laute, die rasch auf einander folgen und
von mehreren Männchen zu gleicher Zeit ausgestossen, wie ein
halblautes, in singendem Tone gehaltenes vertrauliches Gespräch
klingen. Unsere sämmtlichen schwanzlosen Lurche sind mehr oder
weniger stimmbegabt, insofern wenigstens, als die Männchen, selte-
ner auch die Weibchen zur Brunstzeit, oder wenn sie gequält und
bei der Begattung gestört werden, eigenthümliche leise Lockrufe,
oder aber Klage- und Schmerzenslaute ausstossen; diese Laute
jedoch sind in Bezug auf Klang und Zusammensetzung öfters von
der Stimme, welche sie hören lassen, wenn der Bruusttrieb seinen
Höbepunkt erreicht hat, gänzlich verschieden. Das Hochzeitslied
der männlichen giünen Kröte besteht, nach Angabe He'ron-Royer,
aus einem klangvollen und rollenden Pfeifen, das etwas au den
Gesang der Nachtigal erinnert. Dieses „Lied" habe ich ebenfalls
bei einem Männchen, das in Begriff stand ein Weibchen zu bestei-
gen, vernommen; es klang mir wie ein ziemlich greller, rollender
Pfiff aus einer kleinen Signalpfeife.
Vor und nach dem Fortptlanzungsakt verbleibt B. viridis eine
Zeitlang im Wasser, hernach sucht er selten die Wassertümpel auf
und begnügt sich auch dann nur mit einem Sitzbade. Im Herbst
bezieht er sein Winterquartier eher als B. vulgaris und später
als B. calamita. In der Gefangenschaft lässt er sich nich so
leicht zahmen wie seine Nächstverwandten und ist darin dem
Wasserfrosch ähnlich; sonst ist B. viridis ein gar unschuldiges
Geschöpf trotz der geradezu abschreckenden und das Vorurtheil,
welches viele Menschen gegen die Kröten hegen, nur noch ver-
grössernden Schilderung De la Cepede-Bechstein's. Diese beiden
Bearbeiter der „Katurgeschichte der Amphibien" machen aus ihm
ein Ungeheuer. „Es scheint", sagen sie, „dass der ätzende Saft von
dieser Kröte noch schädlicher ist, als von der gemeinen. Jedesmal,
wenn sie Athem holt, blässt sie die Kehle auf. Im Zorn funkeln
ihre Augen und der Körper überzieht sich mit Schleim, der einen
— 184 —
Gestank verbreitet wie der schwarze Nachtschatten (Solanum ni-
grum), nur ungleich heftiger". Statt alledem sucht unsere Kröte
hei drohender Gefahr durch geschickte Sprünge <xu entwischen,
oder drückt sich nieder ganz ergeben in ihr Schicksal und lässt
ihre Klagerufe hören; ihre Augen drücken höchstens Schrecken aus
aber nichts anderes. Die von Bruch, Koch, Fatio, Leydig und He'-
ron-Royei angestellten trefflichen Beobachtungen über die Lebens-
weise des B. viridis sind in folgenden Schriften und Werken
veröffentlicht worden: „Beiträge z. Naturgesch. u. Classificat. d.
nackten Amphibien" (1. c.) und „Neue Beobachtungen z. Naturgesch.
d. einheimischen Batrachier" (Würzburg, naturwiss. Zeitschrift, IV),
„Formen u. Wandlungen d. ecaudaten Batrachier d. Unter-Main-
und Lahn-Gebietes", „Faune des Vertebre's de la Suisse, III", „Die
anuren Batrachier d. deutsch. Fauna", „Notices sur les moeurs des
Batraciens, III" (1. c).
Die uns hier interessirende Kröte wird bekanntlich zum ersten-
mal beschrieben und gezeichnet vom Verfasser der Laurenti'schen
Synopsis. Diese Originalfigur finden wir in Bechstein's deutschen
Ausgabe der De la Cepede'schen Naturgeschichte der Amphibien
(Bd. IL Taf. 35, Fig. 2) wieder; diesem Bilde nach würde das
Thier eher lila als grün zu bezeichnen sein! Eine andere Original-
ligur aus dem vorigen Jahrhundert ist diejenige von Pallas in der
„Spicilegia zoologica"; ich meine Fig. 1 und 2. auf Taf. VI, welche
„R a n a v a r i a b i 1 s" darstellt. Eine Originalzeichnung ist abermals
die Figur bei Daudin (Hist. nat. Rain. Gren. Crap. pl. 28, fig. 2),
ebenso diejenige bei Rüppel (Zoolog. Atlas z. Reis© im nördl.
Afrika, Taf. V. Fig. 2), welche mir leider augenblicklich nicht zur
Ansicht vorliegt. Bonaparte's Ioonografia della Fauna italica, nur
aus Originaltafeln bestehend, enthält ebenfalls eine Abbildung
unseres Thieres, sie ist aber als misslungen äu betrachten. Hinge-
gen die neueren Abbildungen, so beispielsweise die Zeichnung in
Brehm's „Thierleben" (Bd. VII. S. 596. Leipzig, 1888) und na-
mentlich die von Viandier und Camerano kolorirten Figuren in den
Schriften von ßoulenger (Proc. zool. Soc. of London, 1880, pl. L)
und Lessona (Studii sugU Anfibi anuri del Piemonte. Atti R. Accad.
dei Lincei. Ser. III. vol. I. Tav. IV. Fig. 1, 8, 18) sind gut, zum
Theil ausgezeichnet. Endlich wäre noch zu erwähnen, dass die
Arbeiten Leydigs (Die anuren Batrachier), Lessona's und ßoulen-
ger's Abbildungen einiger Körpertheile der gFünen Kröte enthalten»
— 185 —
Vorkommen.
Bis vor kurzem war man der Ansicht, dass B. viridis vom
südlichen Schweden angefangen durch fast ganz Europa mit Aus-
nahme Grossbritannieus, Irlands und Hollands verbreitet sei. Die
neueren Forschungen aber haben ergeben, dass die Angaben über
ihr Vorkommen auf der iberischen Halbinsel vorderhand noch durch
keine erreichbaren Belegstücke erhärtet sind und mit Recht ange-
zweifelt werden müssen (197. — S. 141; 275; 276). Ausser Europa
ist diese Species im gemässigten Asien und nördlichen Afrika ver-
breitet.— In Schweden, wo sie nach Nilsson (104) und Wallengren
(134) nur im Süden anzutreffen ist, hat sie Msson bei Lund und
Nöbbelöf und Mewes (136) auf Gottland gefunden. In Norwegen,
in Grossbritannien und in Irland scheint sie zu mangeln. Hingegen
ist sie in Dänemark einheimisch und ist daselbst bei Kopenhagen,
auf Amager, Saltholm, bei Kronberg, Hellebaeck, Praesto, Skjelskjor,
ferner bei Bogense, Roden, Skagen und anderwärts gefunden worden
(103). Was ihr Vorkommen in Deutschland anbetrifft, so ist sie
daselbst weit verbreitet, obschon sie, wie Leydig (170) angiebt,
„diesseits der Alpen nirgends in solcher Menge auftritt, als jenseits
derselben". Aus Ost- und Westpreussen erwähnt sie Rathke (74)
mit dem Zusatz „selten", in Schlesien hat sie Kaluza (75) rings um
Breslau, namentlich vor dem Oderthore, und „über Prausnitz,
Trachenberg bis hinter Ravicz in Polen" häufig beobachtet und
Gloger (175) bezeichnet sie als ein in Schlesien gewöhnliches, an
der rechten Oderseite fast überall gemeines Thier. In der Ober-
lausitz (81) und in Sachsen (80.177) kommt sie gleichfalls vor.
Zenker erwähnt diese Kröte aus Thüringen und dass es in der
Umgebung von Halle bei dem Kloster Rossleben zum ersten mal
in Deutschland von Schreber entdeckt worden ist, bemerkt Leydig.
In dem vorläufigen Verzeichniss der Reptilien und Amphibien der
Provinz Sachsen von W. Wolterstorff (230) wird sie für Arnstadt,
Weimar, Suiza, Cröllwitzer Höhen, Trothaer Felsen, Dölauer Heide,
Seeben, Petersberg, Salziger See, Seeburg, Hettstedt, Quedlinburg
und Magdeburg (Biederitzer Busch) genannt. In der Mark Branden-
burg fand sie Schulz sehr häufig auf den Rüdersdorfer Kalkbergen
bei Berlin (76.— S. 468); Sturm (256) und Struck (77) erwähnen
sie für Mecklenburg; Edler fand sie (nach Mittheilung von Pallas)
bei Lübeck; Magdeburger Exemplare habe ich selber unter den
Händen gehabt und für die Umgebung Bremens fuhrt sie Brügge-
— 186 —
mann (213. — S. 205) auf. Am Unterrhein uud am Mittelrheia hat
sie Leydig (94) bei Bonn uud bei Speyer gesammelt und bei Linz
a. Rh. hat sie Melsheimer (95.— S. 90) beobachtet. Dass sie in
der Umgebung von Elberfeld vorkommt, erwähnt Behrens (229).
Aus Wiesbaden, Mombach und Heddernhein hat sie Kirschbaum (92)
angezeigt; in der Unter-Main- und Lahn-Gegend soll sie an vielen
Orten fehlen, so namentlich im Westerwalde, dem oberen Lahnthale,
dem Sieg- und Dillthale; im unteren Taunus findet man sie ganz
vereinzelt; zahlreicher gegen den Rhein- zu, und sehr häufig bei
Frankfurt, so in der Nähe des Röder-Wäldchens, bei Offenbach und
Mainz (93). Ziemlich verbreitet scheint sie in Baden am Rhein
vorzukommen; im Keckarthai traf ich die Kreuzkröte bei Heidelberg
und Leydig hat sie in Weinheim an der Bergstrasse sowie auch in
der Rheinpfalz bei Speyer gesammelt. In Elsass und Lothringen
wird sie schwerlich fehlen, doch liegen mir hierüber keine be-
stimmten Angaben vor. Im Königreich Württemberg, wo sie nach
Pheniuger nicht selten, nach Krauss (89) aber im Unterland nicht
häufig vorkommt und in Oberschwaben gänzlich fehlt, hat sie
Leydig (88.170) für die Tübinger Gegend als ziemlich häufig be-
zeichnet. „In der „Oberamtsbeschreibung von Württemberg" z. B.",
sagt Leydig, „wird mir Kröte nur aus dem Oberamt Maulbronn vom
Oberförster Kommerell und ebenso aus dem Oberamt Brackenheim
vom Forstreferendar Karrer angezeigt, während die Berichte über
die Fauna der übrigen Gegenden des Landes davon schweigen, und
man darf vermuthen, dass unter der beliebten Redensart „von
Fröschen uud Kröten kommen die gewöhnlichen Arten vor" der
nicht unterschiedene B. variabilis öfters stecken mag". Leydig
nimmt wohl mit Recht an, dass diese Art in Süddeutschland gewiss
noch verbreiteter ist, als es nach den Schriften mancher Faunisten
den Anschein hat. Alsdann bewohnt B. viridis Bayern (82. 83)
und ist daselbst in der Würzburger Gegend, z. B. auf dem Kugel-
fang, im Thal von Gerabrun, auf der Maininsel, in Rothenburg ob
d. Tauber (Leydig), bei Nürnberg und um Regensburg beobachtet
worden (v. Reyder u. Hahn). B. viridis scheint im Luxembur-
gischen zu fehlen, auch wird er in dem Werke Schlegel's über die
Thiere in Holland nicht erwähnt. In der Fauna Belgiens von de
Selys-Longchamps wird er ebenfalls nicht genannt, hingegen in
einem, im Jahre 1854 veröffentlichten Vortrag von demselben Ver-
fasser über Belgiens Thierwelt geschieht seiner Erwähnung, indessen
vermuthet Coliin de Plancy, dass diese nachträgliche Bemerkung
auf einem Fehler in der Bestimmung beruhen müsse, indem viel-
— 187 —
1
eicht ein Calamita ohne hellen Vertebralstreifen mit der grünen
Kröte verwechselt worden sei und da Boulenger der Ansicht ist,
dass letztere in Belgien fehlt, so ist, glaube ich, Grund genug
vorhanden die Angabe de Selys-Longchamps zu bezweifeln. Das
Vorkommen des B. viridis in Frankrei h ist neuerdings gleich-
falls in Frage gestellt worden ungeachtet dessen, dass Ogerien (39),
Millet (30), Betre'mieux (26), Mauduyt (28), Charvet (40), Olivier,
(38), Verany (153), Bosc (259. 33. -S. 157), De Serres (152)
und Crespon (260) ihn in ihren Schriften über die Fauna der De-
partements Jura, Maine-et-Lnire, Charente-Infe'rieure, Vieune, Isöre,
Doubs, Alpes Maritimes, Herault, sowie auch für die „ehemalige
Bourgogne" die Umgegend von Langres und den Süden Frankreichs
erwähnen. Die Herrn Franzosen scheinen durch Dum^ril und Bibron
bezüglich der Uuzertrennbarkeit von B. viridis und ß. calamita
dermassen irre geführt zu sein, dass sie noch heutzutage „leicht
fassbarer Unterscheidungsmerkmale", wie sie z. B. Heron-Royer in
neuerer Zeit geliefert hat, bedürfen, um diese zwei in anderen
Ländern hinlänglich bekannten Krötenarten unterscheiden zu können.
Lataste, der sich viel mit der Frage über das Vorkommen der
grünen Kröte in Frankreich befasst hat, theilt uns mit, dass Millet's
Sammlung keine grüne Kröte enthält und dass Mauduyt's „B. vi-
ridis" sich als Pelodytes punctatus entpuppt hätte. Und
wenn Risso (23) angiebt, dass B. viridis die Hügel um Nizza
bewohne, so fügt er gleichzeitig bei, dass es die „Varietät cala-
mita" sei, die in den Seealpen vorkommt; dieses Zugeständniss
ist uns sehr gelegen. Um Nizza herum ist mir diese Art nie zu
Gesicht gekommen und wenn ich dieselbe hier unter die Thiere
der französischen Fauna aufnehme, so geschieht es, weil einige
Andeutungen vorliegen, als ob sie am Mont-Blanc und in dessen
Umgebung zu Hause wäre (43) '). Man wird kaum fehlgreifen,
wenn man die Aussagen Rosenhauer's (19), Seoaue's (235) und
Machado's (18) über das Vorkommen von B. viridis im Rio
Grande bei Yunquera, bei Sevilla und in Galicien gleichfalls für
irrig erklärt und auf Unkenntniss und Verwechselung beruhen lässt,
denn Herpetologen von Fach wie Boscä, Böttger und Lataste wollte
') Nachträglicher Zusatz. Aus dem Bull. Soc. Zool. de France, 1S88, Ns 2, ersehe
ich, dass es R. Blanchard gelungen ist, die uns hier interessirende Krüte auf fran-
zösischem Boden zu entdecken. „L'ete dernier", sagt Blanchard, „j'ai trouve de tres
jeunes exemplaires de cet Anoure au Bourgct, localite des Hautes-Alpes situee ä
quelques centaines de metres de la frontiere italienne, par une altitude de 190O
metres".
— 188 —
es nicht gelingen Exemplare dieser Art von der iberischen Halbinsel
zu erhalten. Hingegen ist die Art nicht selten auf den Balearen
und wird in allen Bewässerungsbassins, so namentlich in der Umge-
bung von Palma, oft zu Hunderten angetroffen; für die Insel Ibiza
hat sie Barcelo y Combis (159) nachgewiesen, auf Minorea soll
sie Martinez Saez beobachtet haben (161. — p. 257) und von der
Insel Majorca hat Böttger eine besondere Abart erhalten, die er
als Var. balearica kürzlich beschrieb (221). Von der Insel
Sardinien hob schon Gene' (261) hervor: „ubique frequens, sed
praesertim in umbrosis et sub lapidibus"; mehrere sardinische
Exemplare des B. viridis im Museum in Turin stammen aus
Luras und Cagliari (Camerano) und GiglioJi erwähnt seines Vor-
kommens auf dem Gennargentu. Auf Corsica ist er in der Umge-
bung Bastia's uud Ajaccio's (262.— S. 256) und in ßonifacio
(Giglioli) beobachtet worden. Ueber sein Vorkommen auf Sicilieu
liegen uns die Angaben vor von Mina Palumbo (56) und Doderlein
(263), wonach er im Madoniagebirge und auf der kleinen Insel
Ustica in grösserer Anzahl gefunden wurde; ferner von Camerano
(13) und Böttger, die diese Art aus Catania, Modica und Messina
erhalten haben sollen. Auf der apenuinischen Halbinsel scheint sie
allgemein heimisch zu sein; „e sparso dove piü, dove meno abbon-
dar|te, in tutta l'Europa al pari del vulgaris", womit wir uns
allerdings nicht ganz einverstanden erklären können. Nach Giglioli
(48) findet sie sich in Arena und Pizzo in Calabrien, nach Bona-
parte (240) ist sie in der Umgebung von Rom beobachtet worden,
Camerano (op. cit.) giebt an, dass er sie aus Porto S. Giorgio
(Marche) erhalten habe und bemerkt, dass sie in Toscana, Venetien,
in der Lombardei und in Piemont verbreitet sei (264). Giglioli (48)
fand sie in Florenz, Targioni-Tozzelti (244) im Casenlino und im
Modenesischen soll sie nach Bonizzi (53) einheimisch sein. In Pa-
dova kommt B. viridis mit hellem Vertebralstreifen vor, eine
Eigenthümlichkeit, welche die Verwechselung dieser Kröte mit B.
calamita zufolge hatte; im Trevignano ist die Wechselkröte an
einigen Oertlirhkeiten äusserst gemein, an anderen fehlt sie; in dem
Garten des Lido ist sie von G. v. Martens (266) beobachtet wor-
den; sie muss in dieser Gegend nicht selten sein, denn, wie Leydig
(270) berichtet, bevölkerte, sie im Herbst 1870 bei Venedig, na-
mentlich bei Malamocco das Ufer in allergrösster Menge. De Betta
(246) führt sie für die Provinzen Verona und Vicenza an, auch
im Valle di Nun und im Valle di Marcellise ist sie vorgefunden
worden. In der Lombardei (65), so in der Umgebung Mailand's
— 189 —
(52) und in Piemont, z. B. in Rivoli, Venaria reale, bei Turin,
Vigevano, Saluzzo (49) und Casale (Giglioli) ist sie sehr geraein.
Endlich bewohnt B. viridis, wie F. Müller (52.— S. 258), Gig-
lioli (48) und der mir unbekannt gebliebene Verfasser der „Sta-
tistiea fisiCa ed economica dell'isola di Capri (267) uns mittheilen,
auch Livorno, die Insel Lipari und Capri; auf Capri allerdings ist
er höchst selten und scheint von da allmählich zu verschwinden;
auf Elba und auf den kleinen Inseln im Tyrrhenischen Meere kommt
er nicht vor (48). In der Schweiz scheint er weniger verbreitet zu
sein; so giebt Fatio in seiner „Faune des Verte'bre's de la Suisse" ao:
„Je n'ai, jusqu'ici, trouve moi-meme cette jolie espece, en Suisse, que
(kins les vallees qui s'ouvrent au sud des Alpes, dans le bas Tessin
et dans le Val de Poschiano qui descend, dans les Grisons, de la
Bernina ä la Valteline, jainais au delä d'une hauteur maximum de
1000 metres audessus de la mer. M. G. Schneider m'a dit, ce-
pendant, avoir observe' la mgme espece dans les environs de Bäle,
et le professeur The'obald me l'a cite'e egalement pres de Coire".
In der Beilage zum vierten Band seiner Fauna bemerkt Fatio hin-
sichtlich des angeblichen Vorkommens des B. viridis bei Basel
folgendes; „Les D-rs Müller et Leuthner n'ont, ni Tun ni l'autre,
re'ussi ä reueontrer le Bufo viridis dans les environs de Bäle;
il est donc probable que la citation de Schneider reposait sur quel-
que confusion avec le B. calamita". In der Umgebung von Chur
scheint diese Art allerdings vorzukommen (232), in der Nähe Basels
aber ist es F. Müller, wie wir es aus seinem „Verzeichniss der in
der Umgegend von Basel gefundenen Reptilien und Amphibien"
schliessen, nicht gelungen sie auffindig zu machen. Auch in Vo-
rarlberg scheint sie zu fehlen. In Tirol beschränkt sie sich auf die
Gebiete des wärmeren Südens, wo sie aber stellenweise, wie um
Brixen, Bozen, Meran, Lavis, Trient, um Fondo und Dambell auf
dem flonsberg ungleich häufiger als die gemeine Kröte vorkommt.
Ihre vertikale Verbreitung mag über 3500 Fuss nicht hinaufreichen
(72.189). In Kärnten fand sie v. Gallenstein (62), in Dalmatien
Kolombatovic (59.223), in Niederösterreich wurde sie bei Wien
getroffen und zwar häufiger als B. calamita (187), Fritsch (184),
Prach (186) und Glückselig (185) verzeichnen sie unter den Anu-
ren Böhmens und in Uugarn ist sie von Käroli (180), Jeitteles
(181) und v. Mojsisovics (183) beobachtet worden. In Mähren,
im Herzogihum Schlesien (68), in Galizien und der Bukowina (69)
(am Dnjestr und Bug) und in Siebenbürgen (67) kommt sie gleich-
falls vor. In Bosnien traf sie v. Möllendorff (114) und nachts den
— 190 —
Mündungen der Donau, bei Tultseha wurde sie vom Grafen Ferrari
und Zelebor gesammelt (64). R. ßlanchard (268) fand sie in
Belgrad und in Ravaniza iu Serbien. Auch für ihr Vorkommen in
Griechenland haben wir einige bestimmte Nachweise, hingegen liegen
keinerlei Nachricht vor über ihre Verbreitung in der Türkei. Das
Museum in Basel enthält ein Stück aus Agrinion (55. — S. 258)
und meine eigene Exemplare sind von Herrn L. Munter in Tatoi'
im Pentelikon Gebirge erbeutet worden. Im Peloponnes, wo das
Thier nach v. Heldreich (190) nicht selten sein soll, ist es bei
Modhon in Messenien den Mitgliedern der französischen Morea-
Expedition begegnet (248). Auf den Inseln im jonischen und ägäi-
schen Meer findet sich diese Art ebenfalls vor, so führt sie De
Betta (192) von der Insel Corfu, Erhard (191) von der Insel
Naxos, Erber (269) von Tinos und v. Bedriaga von Syra (247. — ■
N° 2, S. 306). Auch auf Nikaria und in Kladiso, Omalos in 1050
m. ü. M. und im Lasithi-Gebirge- auf Creta ist sie angetroffen wor-
den (116.— 270).
Ueber ihre Verbreitung nach Osten liegen noch folgende be-
stimmte Angaben vor. Pallas, Rathke und Kessler sprechen vom
Vorkommen des B. viridis in der Krim; Rathke fand sie beson-
ders häufig an der Südküste, insbesondere bei Nikita in Wasser-
tümpeln, auch am Kap Fanari, zwischen Kalksteinen (272); aus
der "Nähe von Aluschta stammt ein Exemplar, das Koppen (271. —
S. 76) dem Museum der Akademie in St. Petersburg mittheilte,
ein anderes Individuum wurde von Herrn Kuschakewitsch in Sudak
erbeutet. Dass die Art in Odessa, Nikolaew und in Kischenew in
Bessaralien zu Hause sei, ist aus den Mittheilungen Dr. Strauch's
•an Boulenger (233) bekannt. Audrzejowski verzeichnet sie unter
den Anuren Wolliyniens, Podoliens und des Gouvernements Cherson
(195) und Belke (196) bezeichnet sie für die Gegend von Käme-
netz-Podolski; auch in den Gouvernements Kiew, Poltava, Charkow
(110), Woronesch, Samara, sowie nächst den Wolga-Mündungen
bei Astrachan (112) ist die in Rede stehende Kröte äusserst ge-
mein und kommt an einigen Oertlkhkeiten, so am Don und an
der Wolga in so grosser Anzahl vor, dass die Gärten nach
einem warmen Regen damit förmlich wie besäet sind. Nordwärts
ist sie beobachtet worden in deu Gouvernements Orel, Tula,
Moskau (im Bezirk Serpuchow) und in den Ostseeprovinzen
(105). Was ferner ihr Vorkommen in den Kaukasus- und Kaspi-
läudern anbetrifft, so ist sie daselbst gleichfalls weit verbrei-
tet und findet sich ausserdem noch in Sibirien. Im Kaukasus
- 191 —
soll sie nach Kessler fast überall in grosser Menge und in bedeu-
tender Höhe anzutreffen sein. Mene'tries hat sie häufig in Groznai'a
beobachtet, Portschinski erbeutete einige Exemplare in der Nähe
von der Poststation Kasbek bei 6445 Fuss ü. M. (121), Strauch
theilt mit, dass sie in Baku, Elisawetpol und Elenowka lebt (233)
und nach Kessler (1. c), Camerano (264) und Boulenger (233)
kommt sie in Menge um den See Goktscha (6500 F. ü. M.), in
Eriwan, Aralych am Ararat, Etschmiadzin und Tiflis vor. Von Len-
koran kennt sie Böttger (120). „In Caucaso", sagt Krynicki, „mense
septembre observavi illara frequenter meridiei tempore in agris
ambulantem; ex hac regione individua communiter majora sunt,
maculis obscuris fere confluentibus. Ad mare nigrum locis apertisr
torridis saepe eam ex lissuris terrae profundis "aqua expellebamy
ubi gregatim tempore diurno in contubernio non raro Blapium
delitescere solet". B. viridis kommt ferner am Fluss Emba, auf
der Halbinsel Mangyschlak, um Nukuss, in Tschinas, an den Ufern des
Balchasch, des III, der Lepsa, in Karakol (202. 203), in Barnaul
und endlich an den Quellen der Tunguska (233) vor und voraus-
gesetzt, dass keine Verwechselung mit B. Raddei Strauch statt-
gefunden hat, auch am Amur und im Thale des Flusses Ussuri
(Maak. 170.— S. 39). Auch in Kuldscha (Strauch), in China, in
Tibet, so in Balti (9.— S. 298), in Sikkim (Himalaja. 123.— S.
434) und angeblich in Japan (5) soll B. viridis vorkommen. In
Belutschistan scheint er durch eine verwandte Species B. oliva-
ceus Blanford vertreten zu sein und kommt nur in Dizak vor
(123). Im benachbarten Persien dagegen soll er im ganzen Lande
verbreitet sein. De Filippi (119) sagt: „s'incontra dovunque siano
pozzanghere o stagni", Blanford giebt an, dass er ihn in der Nähe
von Bam in Südost-Persien, westlich vou Bam und bei Rescht in
Gilan angetroffen habe und nach Nikolski (124) fiudet er sich in
den Niederungen des Flusses Gürgen und in Keliate-Chitsch in
Nordost-Persien. Dass er in Kleinasien, in Syrien und Palästina,
auf Cypern und im peträischen Arabien zu Hause sei, ist haupt-
sächlich aus den Mittheilungen Boulenger's (9), Böttger's und Stein-
dachner's (64. — S. 1!23) bekannt. In Klein-Asien Avurde er in
Smyrna, Brussa, Albistan, im Cilicischen Taurus und in Xanthus
gesammelt, ebenso am Euphrates; für Cypern erwähnen ihn Lich-
tenstein (150) und Sfeindachner (205) und in Syrien und Palästina
findet er sich bei Beyrut, am Libanon, in Damaskus, auf dem Berg
Karmel, am Todten Meer und in Jericho.
In Afrika lebt die Art „auf der ganzen, Nordküste, von Algerien
— 192 —
(Strauch) an über Tunis (Günther) und Tripolis (Boulenger) bis
Aegypten (Böttger. F. Müller) und findet sich auch noch in den
Oasen der Süd-Sahara (Tristram)" (5). Schon Lichtenstein (255)
und Gravenhorst (274) gedenken ihrer aus Aegypten und speciell
wird sie von Aegypten erwähnt aus Kairo und Heluan (193); nach
Steiudachner (20) kennzeichnet sich die grüne Kröte aegyptischer
Herkunft durch das Fehlen der hellen Vertebrallinie und der paro-
tidenähnlichen Drüse an der Oberseite der Waden. Aus dem Werke
Strauch's „Essai d'une Erpe'tologie de l'Algerie" erfahren wir, dass
sie in der Umgebung von Oran sehr gemein ist und dass Eichwald
sie bei Mousai'a im Atlasgebirge gefunden hat. Endlich haben, wie
Böttger und v. Martens (349) uns mittheilen, die Herren Simon
und Ruhmer das Thier in Casablanca, auf der Route Magador-
Marokko und in der Umgebung von Bengazi in der Cyrenaika ent-
deckt.— Ueber die senkrechte Verbreitung des B. viridis hätte ich
noch zu bemerken, dass er im Thale des Spiti-Flusses, wie Stein-
dachner behauptet, bis zu einer bedeutenden Seehöhe hinaufsteigt.
9. BUPO CA.LAMITA, LAUR. 1768.
Literatur und Synonymik.
B. calamita Laurenti, Synops. rept. p 27. Daudin, Hist. nat.
Rain. Gren. Crap. p, 77, pl. 28, fig. 1. Hist. nat. Rept. t. VIII,
p. 153. Latreille, Hist. nat. Salaniandres de Fiance, p. XLI. La-
cepede, Hist. nat. quadr. ovip. t. I, p. 592. Bonaterre, in Tableau
Encyclop. me'th. Erpet. p. 18, sp. IG, pl. VI, fig. 4. Bonaparte,
in Me'm. Acad. Sc. Torino, ser. II, T. II, p. 385; Icouografia della
Fauna italica, II, c. fig. Bell. Hist. Brit. Rept. p. 116, ra. Fig.
London. 1839. Latreille et Sonnini, Hist. nat. Rept. II, p. 114.
Gravenhorst, Delic. Mus. zool. Vratislav. p. G5 Merrew, Tent. Syst.
Amph. p. 182. Sturm, Deutschi. Fauna, III, in. Abbild. Bory St. Vin-
cent, in Dict. Class. Hist. nat. V, p. 25. Eichwald, Zool. spec. Ross,
et Polon. III. Jenyns, Manual of brit. vertebr. animals, p. 30?. Bosc.
in Dict. Hist. Nat. VIII, p. 378 (Crapaud calamite). Tschudi, in
Mem. Soc. helvet. sc. nat. II, p. 88. Daubenton, in Dict. Aiiim. En-
cyclop. meth. Hist. nat. III, p. 296. Wagler, Natürl. Syst. d. Am-
phibien, S. 207. Schlegel, De Dieren van Nederland. Gewerveide Die-
ren. S. 34. Taf. IX. Collin, Danmarks Fröer og Tudser. Naturhistorisk
Tidskrift. 3. R. VI. B. S. 342. Steenstrup, Bidrag lil Bcstemmelsen
af de nordiske Arter af Rana og Bufo. Vidensk. Medd. fra den natur-
— 193 —
hist. Forening 1 Rbhvn. 1S69, N-vV; 1 — 5. Leydig, Die anuren Ba-
trachier d. deutsch. Fauna, S. 37. Fig. 1. Fatio, Faune des Verte-
br^s de la Suisse, III, p. 402. Leunis, Synops. Naturgesch. d. Thier-
reichs, I. S. 339, (1860). Frank •, Rept. u. Amphibien Deutschlands,
S. 155. Schreiber, Herpetolog. europ. S. 141. Fig. 27. Boulenger,
in Proc. Zool. Soc. London, 1880, p. 547; Cat. Batr. Sal. Coli. Brit.
Mus. p. 293. (1882). De Betta, Rettili ed Anfibi, in Fauna d'Italia.
Koch, in Bericht. Senckenb. naturf. Ges. 1872. S. 160. Lataste, in
Revue internat. des sc. 1878, pp. 492, 494; Essai d'une Faune her-
petolog. de la Gironde, p. 291. Schinz, Europ. Fauna, II. S. 74.
v. Beider, u. Hahn, Fauna boica, m. Taf. Brchm, Thierlebeu. VII Bd.
S. 600. Fig. auf S. 596. (1878). Wolter stoor ff, in Zeitschrift f. ge-
sammt. Natunviss. Bd 61, p. 1.— Bufo viridis Dumeril et Bibron,
Erpetol. g6n. vol. VIII, p. 681 (pari.). — B. cruciatus Schneider,
Hist. amphib. nat. I, p. 193. — B. portentosus Schinz, Fauna hel-
vetica, in Nouv. Me'm. Soc. helv. I, p. 144.— Ran a portentosa
Sturm, Deutschi. Fauna. Amphibien, m. Taf. Blumenbach, Handb. d.
"Naturgesch. 5. Aufl. S. 235, A? 7. Betzius, Fauna suec. p. 284, sp. 5.—
R. ecaudata BazoumowsU, Hist. nat. du Jorafc. I, p. 281. —
R. bufo calamita Linnd, Syst. nat. ed. XIII. T. I. PaYs 3, p. 1047,
A» 3. Var. ß (nach Sturm!).— R. foetidissima Hermann, Tabulac
affinitatum animalium, p. 260. Strassburg, 1783.— Crapaud des Jones,
Guvier. Regne animal 1. e'dit. t. II, p. 95. 2 e'dit. l, II, p. 109.—
Die Kreuzkröte Goeze, Europ. Fauna, VII Bd. S. 78, JV? 2.
Aeusserer Habitus.
B. calamita kennzeichnet sich durch gedrungene Gestalt, plum-
pen Leib und sehr kurze Hinterbeine. Der Rumpf ist kurz, zwei
bis zwei- und einhalbmal so lang als der Kopf, breit und im gan-
zen wenig gewölbt. Der Kopf ist stets breiter als laug, am Schei-
tel in der Regel platt, seltener flach gewölbt, an der Schnauze
nach vorn zu abwärts gewölbt, mit abgerundeter Schnauzenkante,
steil abfallenden Seiten und zugerundeter, sehr kurzer, aber hoher
Schnauze. Die vortretenden grossen Augen sind durch sehr breite
obere Lider geschützt und infolgedessen nur von der Seite sichtbar;
ihr Abstand von einander ist kleiner als die Breite des Lides und
meistens bedeutend geringer als der Durchmesser des Augapfels;
die Entfernung zwischen dem vorderen und hinteren Augenwinkel
ist gleich der Länge des 1. Fingers. Der Randwulst am oberen
Lid ist breit, nur an seinen beiden Enden stark vortretend. Die
ziemlich grossen Nasenlöcher sind weit nach vorn an die Spitze
der Schnauze gerückt; sie sind von. einander stets weniger weit
13
— 194 —
als vom Kieferrand und in vielen Fällen weiter als von den Augen
entfernt; ihr Abstand vou einander ist meistens geringer als der-
jenige zwischen den oberen Lidern. Der Mund ist nicht so weit
nach hinten gespalten wie bei der gemeinen Kröte, die Spalte reicht
bis an den hinteren Augenwinkel oder nur sehr wenig darüber
hinaus. Die Zunge ist lang, bisweilen doppelt so lang als breit,
dick, nach rückwärts nur wenig erweitert, im Leben elliptisch, bei
Weingeiststücken durch Einschrumpfung oft bandförmig. Das Männ-
chen besitzt eine unpaare, in der Mitte der Kehle gelegene Schall-
blase, die im luftgefüllten Zustande derjenigen beim Laubfrosch
ähnlich sieht; der Eingang liegt rechter- oder linkerseits zwischen
Zunge und Kinnlade. Das Trommelfell ist undeutlich und tritt bis-
weilen nur in seiner vorderen Partie zum Vorschein; es ist nahe
am Augapfel gelegen, im Durchmesser etwa gleich einem Drittel
des Augendurchmessers oder der halben Entfernung des Nasenlo-
ches vom vorderen Augenwinkel. Die Parotiden sind flach gewölbt,
mitunter wenig sichtbar, von eiförmiger, oder nach hinten stark
verjüngter, daher dreiseitiger Gestalt, viel kürzer als bei Vulga-
ris und Viridis, etwa nur um ein Drittel länger als breit, nach
hinten massig oder auch gar nicht divergirend und ziemlich genau
in die Längsaxe des Körpers gestellt; ihre Länge ist entweder dem
Augendurchmesser oder der Entfernung zwischen ihrem Vorderende
und dem vorderen Augenwinkel oder dem Nasenloch gleich. Die
queroval aussehende Pupille zeigt eine schwache Einkerbung am
oberen und unteren Rande ').
Die Vorderbeine sind beim Männchen kräftiger gebaut als beim
Weibchen, über den Rücken nach hinten gestreckt, reichen sie nicht
immer bis zur Afteröffnung. Die Finger sind kurz und laufen ziem-
lich spitz aus; der dritte Finger ist der längste, der vierte der
kürzeste, während die beiden übrigen meistens gleich lang sind;
der 1. Finger kann etwas kürzer sein als der 2-te. Wichtig für
*) Die Pupille von Calamita hat schon Bruch zu untersuchen Gelegenheit
gehabt und gieht an, in einzelnen Fällen bemerkt zu haben, dass eine schwache
Einkerbung am oberen Pupillenrand sich zeigt, so dass die Pupille rautenförmig
wird. Heron-Royer hat ebenfalls die Formen der Pupille bei Calamita und Vi-
ridis erörtert; ihm zufolge würde die Pupille bei der Kreuzkröte unten in der
llilte eine winkelige Einknickung, oben aber einen winkeligen Ausschnitt zeigen
(Holzschnitt A, in Bull. Soc. Zool. de France, 1884, S. 30). Somit würde nach He-
ron-Royer, die Pupille bei Calamita sich wesentlich von der der übrigen Krö-
ten unterscheiden und eine Eigonthiimlichkeit aufweisen, welche Bruch und mir
entgangen ist. In meinen Notizen finde ich, dass der Goldrand, welcher die Pupille
umgiebt, oben in der Mitte „wie mit einer Nadel emporgehoben ist".
— 195 —
die Unterscheidung der Kreuzkröte von der grünen Art scheint mil-
der Umstand zu sein, dass bei jener der 4-te Finger kaum die
halbe Länge des dritten Fingers erreicht, dass ihr zweiter Finger
merklich länger ist als der 4-te und endlich, dass zwischen dem
2. und 3. Finger eine, obschon nur spurweise, aber dennoch,
insbesondere wenn man die Finger auseinanderbreitet und gegen
das Licht betrachtet, gut sichtbare Spannhaut sich vorfindet, wäh-
rend bei B. viridis diese Spannhaut äusserst reducirt, oder, so
namentlich beim Männchen, gar nicht zum Vorschein kommt; der
4. Finger erreicht bei der grünen Kröte dreiviertel der Länge des
3. Fingers, während der 2. Finger entweder etwas kürzer als der
4-te ist, oder die gleiche Länge wie dieser hat. Bei diesen zwei
Arten scheinen demnach die Längen Verhältnisse der Finger ganz
und gar verschieden zu sein, indem, bei Calamita auffallende
Längendifferenzen zwischen dem 3. uud 4., bei B. viridis aber
merkliche Unterschiede zwischen dem 2. und 3. Finger sich vor-
linden. Die Unterfläche der Finger zeigt wohl entwickelte, zwei-
reihige Geleukhöcker, welche übrigens nur am Grunde der dritten
und der vorletzten Beugestelle des 1. und 2. Fingers deutlich zu
sehen sind. Palma der Hand mit einem grossen rundlichen, bald
flach gewölbten, bald auffallend stark vortretenden und ziemlich
harten, median sitzenden Ballen und daneben einem kleineren Dau-
menballen. Arn Vorderarm eine schwach entwickelte Drüse. Die
Hinterbeine sind kürzer als bei B. vulgaris und B. viridis,
nach vorn an den Körper angelegt mit der Spitze den 1. oder 2.
Zehe das Schnauzenende uud mit dem Fersenhöcker den vorderen
(iP) oder hinteren ($) Augenwinkel erreichend. Der Oberschen-
kel ist derart in der Haut verwachsen, dass das Thier nicht sprin-
gen kann, die zutage tretende Partie desselben, vorn gemessen,
zeigt ungefähr die Länge des 3. Fingers; es ist dies eine Eigen-
thümlichkeit, die sich sonst bei keiner unserer Kröten wiederfindet.
Der Unterschenkel, vom äusseren Ballen an gemessen, ist kürzer
als der Fuss und länger als der Kopf. Der Ferseuhöcker ist läng-
lich rund, kürzer und nicht so stark vorragend wie bei der ge-
meinen Kröte; der rundliche äussere Metatarsalhöcker ist etwas
kürzer als der Fersenhöcker. Die Zehen sind kurz, abgeplattet und
mit schwach entwickelten Schwimmhäuten versehen; die 5. Zehe
erreicht nicht die Wurzel der 2. Phalanx an der 4. Zehe, die
3. Zehe überragt kaum die Wurzel der 2. Phalanx au der 4. Zehe;
die Randsäume an den Zehen sind bald mehr, bald weniger aus-
gebildet; die Höcker an den Beugestellen der Zehen stehen paarig
13*
— 190 —
(Fig. 7, in Leydig, Die aouren Batrachier d. deutsch.
Fauna) ').
Mit Ausnahme der Schnauze, der Kopfseiten, der Hand und des
Fusses, Sowie auch der meistens nur mit Drüsenöffnungen wie be-
säeten Ohr- und Gliedmassendrüsen ist die ganze Körperoberfläche
mit dichtstehenden kleinen Drüsenwarzen bedeckt; dazwischen sind
in geringerer oder grösserer Anzahl grosse, vereinzelt stehende
und mehrere Oeffnungen zeigende Drüsenwarzen zerstreut, die bis-
weilen, so namentlich an den Leibes- und Halsseiten sowie an den
Schenkeln gelbliche niedrige, wie Saudkörnchen aussehende Höcker
tragen; eigentliche Dornen sind nirgends am Körper vorhanden.
Die ganze Unterseite trägt zahlreiche warzenähnliche Erhabenheiten,
die durch lineare Impressionen getrennt, gleichsam als Maschen
eines unregelmässigen Netzes erscheinen und vielfach punktartig
eingedrückt sind; nach rückwärts hin erscheinen diese Warzen etwas
grösser und zeigen mitunter auf ihrem Gipfel weiche Höckerchen.
Handteller und Fasssohle sind gleichfalls mit zahlreichen weichen
Höckern besetzt; ausserdem erscheinen beim brünstigen Männchen
der Daumenballen, die Oberfläche des Daumens und des zweiten
Fingers sowie auch der Innenrand des 3. Fingers mit einer dun-
klen Epidermiskruste überzogen. Die Unterschenkeldrüse ist in der
Regel wohl entwickelt und fühlt sich hart an; längs der Innen-
seite der Fusswurzel befindet sich eine meistens ziemlich erhabene
Hautleiste.
Masse in mm -? aus Coimbra: Körperlänge 66.5, Kopflän-
ge 16.5, Kopfbreite nicht ganz 23, Kopfumfang 67, Kopfhöhe
etwas über 9, Interpalpebralraum 4, vom Nasenloch bis zum Auge
nicht ganz 4, Augendurchmesser 6.5, Entfernung der Nasenlöcher
von einander nicht ganz 4, Parotidenlänge 13.5, ihre Breite 7.5,
ihre Entfernung von einander 9.5, Breite des Trommelfells 3,
dessen Höhe 3, Vorderbein 41, Hinterbein 71, Unterschenkel 24.5,
Fuss 30. — o aus Coimbra: Körperlänge 68, Kopflänge 18, Kopf-
breite 23.5, Kopfumfang 64, Kopfhöhe 10, Interpalpebralraum bei-
nahe 5, vom Nasenloch bis zum Auge beinahe 4.5, Augendurch-
messer 8, Entfernung der Nasenlöcher von einander 4.5, Paroti-
*) Bei dieser Gelegenheit mus erwähnt werden, dass zweireichigo Tuberkel
nicht allen Zehen und Fingern zukommen und dass nur gewisse Gelenke damit
verschen sind; an der 3. und 4. Zehe z. B. stehen sie an zwei Gelenken paarig,
au der 2. Zehe ist eine Deugestelle damit verseilen, während die 1. und 5. Zehe
meistens keine deutlich ausgeprägte Höcker aufzuweisen haben. Aehnlich verhält es
sich auch hei der gemeinen Kröte,
— 197 —
deiilänge 12.5, ihre Breite 7, ihre Entfernung von einander 11.5,
Breite des Trommelfells 2.5, dessen Höhe 3, Vorderbein 39, Hin-
terbein 59, Unterschenkel 21, Fuss 24. — $ aus Nizza: Körper-
länge 76, Kopflänge 19, Kopfbreite 21, Kopfumfang 73, Kopf-
höhe 11.5, Interpalpebralraum 6, vom Nasenloch bis zum Auge 4.5,
Augendurchmesser 7, Entfernung der Nasenlöcher von einander 4.5,
Parotidenlänge etwas über 14, ihre Breite 8, ihre Entfernung von
einander 10.5, Breite des Trommelfells 2, dessen Höhe 2,5, Vor-
derbein 42.5, Hinterbein 69, Unterschenkel 23, Fuss 28.— Die
ganz alten Stücke erreichen eine Körperlänge von 80 mm., die
jungen Individuen messen nach ihrer Verwandlung 9 bis 15 mm.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Männchen: etwas kleiner, Leib geschmeidiger; Vorderarm sehr
dick, Finger stärker zugespitzt, 4. Finger etwas kürzer als der 2-te;
Hinterbeine, nach vorn an den Körper gelegt, erreichen mit der
1. Zehe die Schnauzenspitze; der innere Handballen ist gegen den
Rand des Daumens zu mehr nach aussen gerückt; Schallblase an
der Kehle wohl entwickelt; Dunkelfarbene, braune oder schwarz-
braune Epidermiskruste (Schwiele) am Daumenballen, an der Ober-
fläche des Daumeus, des nächstliegenden Fingers und oben, mehr
gegen den Innenrand zu, am 3. Finger ').
Weibchen: grösser, dickbauchiger; Vorderarm dünner, Finger we-
niger zugespitzt, 4. Finger bedeuteud kürzer als der 2-te; Hin-
terbeine, nach vorn an den Körper gelegt, mit der 1. Zehe höch-
stens den Vorderwinkel des Auges, mit der 2. höchstens das Na-
senloch erreichend; der innere Handballen befindet sich auf dem
Handteller mehr nach innen gerückt; Schallblase und Schwiele fehlend.
Larve.
Die Larven von Calamita sind etwas grösser als diejenigen
von der gemeinen Kröte, aber kleiner als diejenigen von B. v'i-
') Es wird gewöhnlich angegeben, dass bei B. calamita die Schwielenbil-
dungen sich am Daumen und am Rande der zwei nächstliegenden Fi 'ger zeigen
und sogar hinzugefügt, dass diese Schwielen sich an der Innenfläche dieser drei
Finger entwickeln. Dass dies auch der Fall sein kann bezweifle ich nicht, finde
aber, dass bei meinen brünstigen Männchen aus Portugal und aus Nizza die Schwie-
len eher auf der Fingeroberiläche zu sehen sind, nur am Daumen breiten sie sich
auf die Innenseite aus.
— 198 -
ridis; sie erreichen eine Gesamtlänge von 30 mm., bei 10% min.
Körperlänge; der Körpenunfang beträgt circa 23 mm., der Inter-
ocularraum fast 3 mm. und die Analröhre nahezu 2 mm. Von oben
betrachtet ist der Körper eiförmig, Kopf und Rumpf erscheinen
nicht abgesetzt, hingegen bei der Betrachtung des Thieres von un-
ten nimmt man eine Abflachung am Kopf und eine Auftreibung
am Bauch wahr. Hintertheil der Kopfoberfläche und Rücken sind
flach gewölbt; von den Augen an neigt sich die Kopfoberfläche
sanft gegen die Nasenlöcher, um von da an ziemlich steil nach
unten abzufallen; der Schnauzentheil ist kürzer und breiter als bei
B. vulgaris und B. viridis und erscheint in ziemlich flachem
Bogen gerundet. Die Augen sind etwas grösser als bei der vor-
beschriebenen Larve, sie liegen seitlich, ihre Entfernung von einan-
der ist ungefähr drei Mal so gross wie der Raum zwischen den
massig grossen, nach vorn gerichteten, von einem merklich vor-
tretenden Randwulst begrenzten Nasenlöchern; die Entfernung des
Nasenloches vom Auge ist etwas geringer als der Abstand der
Nasenlöcher von einander und seine Entfernung von der Lippe ist
ungefähr zwei und einhalbmal so gross wie seine Distanz vom
Auge. Die Mundöffnung ist bedeutend kürzer als bei B. vulga-
ris, denn ihre Länge erreicht bei weitem nicht die Länge des
Iuterocularraume's; bei Exemplaren, deren Interocularraum 3 mm.
misst, beträgt der Mund nur 2 mm. Die Oberlippe ist im flachen
Bogen gerundet; an den Mundwinkeln sind Papillen an den Lip-
penränderu sichtbar, sonst sind die Ränder ohne Papillen, aber
mit Zähnchen besetzt; an der Innenfläche der Oberlippe sitzt fer-
ner linker- und rechterseits je eine kurze Zahnreihe und an der
Innenfläche der Unterlippe sind zwei ununterbrochene Zahnreihen
sichtbar. Die Zähnchen sind kurz; ihr Körper ist trichterförmig
erweitert, ihr oberer Theil am Rande mit 12 bis 14 Zacken ver-
sehen; zwei oder drei Ersatzzähnehen sitzen übereinander und wach-
sen mit ihrem Kopf in die trichterförmige Mündung des oberen
Zahnes hinein Das Kiemenloch ist kleiner oder ebenso gross wie
die Afteröft'nung; es liegt links an der Rumpfseite, näher am Auge
als am Bein. Der Bauch ist schwach aufgetrieben. Der Schwanz
ist fast doppelt so lang als der übrige Körper, der ziemlich hohe
Flossensaum nimmt seinen Anfang an der Schwanzwurzel, sein
Rand ist stärker bogenförmig gekrümmt als bei B. vulgaris,
schwächer aber als bei B. viridis und am Schwanzende weni-
ger breit abgerundet als bei diesen beiden Arten. Die ziemlich
dickrandige, lange bisweilen vom Flossensaume getrennte Anal-
~ 199 —
röhre liegt hinter der Iosertiousstelle der Beine in der Mittellinie
des Körpers, ihre Oeffnung ist nach hinten gerichtet. Junge Lar-
ven sind oberseits schwarz oder schwarzbraun, am Bauch schwärz-
lich und an der Kehle weisslich; der fleischige Theil des Schwan-
zes ist in der Regel etwas heller als der Rücken, sein heller
Flossensaum ist sowohl auf der dorsalen wie auf der ventralen
Seite dicht dunkel bestäubt und gesprenkelt. Mit fortschreitendem
Wachsthum, insbesondere aber zur Zeit wenn die Vorderbeine her-
vorpressen, hellen sich die Farben auf: die Oberseite wird braun
oder bräunlich und schliesslich treten einige graue Fleckchen zum
Vorschein, begleitet von einer heilen, sei es weisslichen oder gelb-
lichen Linie, die sich dem Rückgrat entlaug hinzieht; die Farbe
der Rumpfseiten und des Bauches hellt sich gleichfalls auf, sie
wird aschfarben, blau überflogen. Nachdem die Vorderbeine sich
gezeigt haben, erhalten Kopf und Rucken mehrere kleine brauue,
hell gepunktete Warzen; dunkle Fleckchen zeigen sich an denßei-
nen und die helle Vertebralliuie tritt schärfer zutage, während die
Kehle weisslich, der Bauch grauweiss erscheinen. Die sogenannten
Seiteuorgane sind wohl auch bei der Larve von B. calamita
im Leben zu sehen, bei den in Weingeist getödteten Exemplaren, die
mir vorliegen, ist es mir nicht gelungen ihrer ansichtig zu werden.
Lebensweise. — Abbildungen.
B. calamita unterscheidet sich in Betreff seiner Lebensbedürf-
nisse und der Lebensweise in mancher Hinsicht von seinen Näch-
st verwandten. Er zeigt sich empfindlicher sowohl gegen allzu hohe
als auch niedrige Temperatur, verlässt sein Winterquartier später
als B. vulgaris und B. viridis und zieht sich im Herbst etwas
früher in sein Versteck zurück als diese beiden Kröteuarten. So-
dann meidet er das höhere Gebirge uud wird selten in Höhen von
1200 M. ü. M. angetroffen, während die allerorten verbreitete
gemeine Kröte bekanntlich viel höher hinaufgeht und noch oberhalb
der Baumregion gut gedeiht. Hier an der Riviera hält sich B. ca-
lamita mit Vorliebe in Gärten nahe am Meerestrande auf oder
auch auf sandigem Boden längs der Flussufer; in Mitteleuropa, in
seiner eigentlichen Heimat, soll er weniger wählerisch sein und in
feuchten Niederungen nicht fern von stehenden Gewässern ebenso
wie in trockenen, weit von allem Wasser entfernten Berghalden
unter Steinen leben uud auch in Gärten und selbst im Erdgeschoss
der Häuser zu finden sein; daher auch der vulgäre Name „Hausun-
— 200 —
ke". Im Frühjahre, sobald das Thier Bedürfniss nach Wasser spürt,
wandert es oftmals seharweise herum bis es auf einen mit Rohr
oder anderen höheren Gräsern bewachsenen Wassertümpel stösst
und in Ermangelung eines solchen begnügt es sich mit einer pflan-
zenlosen Pfütze, um zu laichen. Obgleich die Rohr- oder Kreuzkröte
nicht springen kann und nur wenn sie geneckt wird, plumpe Ver-
suche macht fort zu humpeln, bewegt sie sich mit unglaublicher
Geschwindigkeit und kommt, indem sie mit erhobenem Körper auf
allen Vieren geht und läuft, viel schneller vom Fleck als B. vul-
garis oder sogar B. viridis, der bekanntlich weite Sprünge
ausführt, sich aber nach jedem Sprung eine Weile zu erholen pflegt
und über die einzuschlagende Richtung nachzusinnen scheint. Die
Gangart der Kreuzkröte ist eine regelrecht geschäftsmässige und
wenn es gilt eine längere Strecke rasch zurückzulegen oder zu ent-
wischen, so sieht sie in der That einer Maus nicht unähnlich und
erinnert unwillkürlich au Daudin's „B. Cursor", mit dem sie auch,
wohl unnöthiger Weise, identificirt worden ist. Unter allen unseren
Krötenarten ist sie die letzte, die zur Paarung schreitet; sie scheint
damit keine Eile zu haben, denn sie erwacht aus ihrem Winter-
schlaf Ende März oder Anfang April und erst einen Monat später
erfolgt das Absetzen des Laiches; inzwischen jagt sie, badet sich
und konzentiert mit ihresgleichen, mitunter aber, bei ausnehmend
milder Temperatur, fällt die Laichzeit der Kreuzkröte in die erste
Hälfte des Monats April; ja sogar schon im März will de l'Isle ihr
Laichen beabachtet haben; andrerseits aber hat derselbe Forscher
laichende Individuen auch im September angetroffen (De l'hybrida-
tion chez ies amphibies anoures et urodeles. Ann. Sc. nat, V. serien,
Zoologie, T. XVII. Paris, 1872). Während B. vulgaris mehr ein
Einsiedlerleben führt, scheint Calamita Gesellschaft zu lieben
und in Ermangelung von Individuen ihrer eigenen Art, gesellt sie
sich zu B. viridis und wird auch ausserhalb der eigentlichen
Laichzeit, namentlich aber vor der Paarung im Wasser angetroffen,
oder genauer gehört, denn die Kreuzkröte scheut sich vor Licht
mehr wie ihre Näehstver wandten und ist im Wasser recht schwer
zu entdecken, da sie sich unter Wasserpflanzen verborgen aufhält.
Auf der Jagd nach derselben führt ihr Geschrei öfters irre, denn
sie ist ei.i rechter echter Bauchredner und de Tlsle bemerkt sehr
richtig, dass mau meist keine Ahnung davon hat, dass die Konzert-
geber, auf die man fahndet, direkt vor einem im Wassertiimpel
stecken. Die Angaben der Autoren über seine Stimme wiederspre-
cheu sich, wie es gewöhnlich hinsichtlich der von den Batraehier-
— 201 —
arten ausgestossenen Laute der Fall ist, nur darin stimmen wir
alle iibereiu, dass B. calamita nach dem Laubfrosch die lauteste
Stimme hat. Schon Rösel hebt hervor, dass er sein „Liebeswerk
mit starkem Geschrei, welches fast dem Geschrei des Laubfrosches
ähnlich ist" begleitet. Und darin müssen wir Rösel beistimmen,
denn das „kraua, kraua, krraa" oder „krroa und kuerru", das er
weit erschallen lässt, klingt frappant ähnlich dem Geschrei des
Laubfrosches, wenigstens der Var. meridionalis. Das geübte
Ohr wird allerdings die Stimmen dieser beiden zu unterscheiden
wissen, da Calamita seine Laute durch Hinzufügen von zahl-
reichen „R" mehr in die Länge zieht und seine Stimme etwas
Schnarrendes, Ruhiges, so zu sagen Gesetztes hat, während der
Laubfrosch mit seinem Stimmorgane zu prahlen scheint, man möchte
sagen mit einer gewissen Keckheit und Herausforderung seine Stimme
erschallen lässt und kurze, nervöse Töne ausstösst. Nach Angabe
Bruch's, eines ausgezeichneten Beobachters, der sich rühmt die
Stimmen der deutscheu Anuren eingehend studirt zu haben und die
Behauptungen der anderen Autoren hierüber für fast durchweg
ungenau und irrig erklärt, fängt das Geschrei der Kreuzkröte mit
einem leisen „gluck, gluck" an, das dem Glucksen brütender Hühner
ähnlich sein soll, worauf dann „das charakteristische ra, ra folgt,
das bald, wenn der Chorus einstimmt, in ein kontinuirliches, weithin
schallendes, intonirtes R gutturale übergeht". Bruch spricht alsdann
die Vermuthung aus, es sei bisweilen das Geschrei des Laubfro-
sches, und zwar das „gäk, gäk", das er gehört zu haben behauptet,
mit demjenigen des Calamita verwechselt worden, vergisst aber
uus mitzutheilen, worin das angebliche „gäk" des Laubfrosches mit
dem „ra" des Calamita eine, wenn auch entfernte Aehnlichkeit
besitzt. Zum Absetzen ihres Laiches wählt die Kreuzkröte Plätze
von geringer Tiefe, so dass bisweilen nur das Weibchen sich voll-
ständig im Wasser befindet. Bei der Paarung sitzt das Männchen
auf dem Weibchen und stemmt ihm seine geballten Fäuste in die
Achseln, also genau so wie B. vulgaris es zu thun pflegt, oder
aber „setzt es die beeden Daumen mehr auf der Brust, als unter
den Achseln des Weibleins an" (Rösel). Das Laichgeschäft findet
"Nachts statt und wird binnen einer Nacht .beendet; in der Gefan-
genschaft kann es auch Tags und in auffallend kurzer Zeit, „inuerhalb
einer Stunde völlig gethan" vv erden, sagt Rösel. Das Männchen ist
seiner Gattin beim Eierlegen insofern behültlich, als es an den
Laichschnüren mit den Hinterbeinen zieht und offenbar dieselben
auseinander breitet. Hernach werden diese Schnüre im Kreise herum
— 202 —
geführt, so dass sie eine Art Schlingen bilden, an Pflanzen oder
Steinen haften bleiben und auf diese Weise am Fortschwemmen
verhindert werden. Aehnlich wie bei B. vulgaris sind es auch
hier zwei Schnüre, die gleichzeitig abgestossen werden, nur sind
sie bei der uns hier iuteressirenden Art kürzer und dünner als bei
der zuletzt genannten; anfangs sind sie 3 bis 4 Mm. dick, späterhin
können sie bis zu 6 Mm. aufquellen; die Gallerte ist hell durch-
sichtig und enthält nur eine Doppelreihe tief schwarzer, aschgrau
gefleckter Laichkörner, deren Durchmesser circa 0,7 mm. beträgt.
Die Laichschnüre sind somit leicht von denjenigen des Vulgaris
uuterscheidbar, vorausgesetzt, dass diejenigen von der gemeiuen
Kröte nicht allzu stark ausgedehnt worden sind und die Eier die
rautenförmige Vierecke bilden, welche dadurch zu Stande kommen,
dass die Laichkörner in schräger Richtung zu dreien angeordnet
erscheinen. Mit fortschreitender Entwickelung finden bei beiden
Arten Verschiebungen der Eier statt; bei Calamita erscheinen sie
dann in einer einfachen Reihe angeordnet; auch büsst die Gallerte
allmählich ihre cylindrische Form ein, indem sie Einschnürungen
zeigt, von denen eine jede ein Ei einschliesst. Ueber die Dauer
des embryonalen Lebens habe ich weder Erfahrungen sammeln,
noch etwas näheres darüber in den mir vorliegenden Abhandlungen
He'ron-Royer's finden können. Auch bei Rösel steht nur angegeben,
dass die „Krötenwürmer" am fünften Tage ihr Leben durch rasches
Bewegen zu erkennen gaben, worauf sie sich nach und nach aus
ihrem Schleim heraus begeben. In der vierten oder fünften Woche
des Larvenlebens erreichen die Thierchen ihre definitive Grösse, in
der sechsten, bisweilen aber auch erst in der achten Woche be-
ginnen sie ihre Metamorphose, so dass junge Kröten bereits in den
letzten Tagen des Monat Mai angetroffen werden. Andrerseits aber
laichen die Kreuzkröten, obschou durch die nämlichen Witterungs-
verhältnisse begünstigt erst im Juli, während die Verwandlung im
August stattfindet. Leydig giebt sogar an, dass ihm Larven des B.
calamita sogar bis tief in den Oktober zu Gesicht kamen. Diese
Erscheinung lässt sich weniger durch die Annahme, dass bei B. ca-
lamita eine zweite Brut vorhanden sei, als vielmehr dadurch,
dass einzelne Exemplare zufälliger Weise vom Laichen zur rechten
Zeit abgehalten werden, erklären ').
*) Es ist eine bekannte, aber noch wenig von den Physiologen beachtete- Er-
scheinung, dass Umstände, die uns geringfügig zu sein scheinen, Stockungen in
den Zeugtingsverrichtungen sowohl bei den Anuren, als auch bai den Urodeleu ve-
— 20:; —
Beim Graben verfährt B. calamita verschieden je nach dem,
ob er sich nur vorübergehend oder auf längere Zeit zu verscharren
beabsichtigt. Im ersteren Falle gräbt er in ähnlicher Weise wie
Pelobates mit den Hinterbeinen und hilft mit den Vorderbeinen
nach; sobald die Höhlung in der lockeren Erde tief genug ist, um
seinen meist aufgeblähten Körper aufzunehmen, setzt er sich in
dieselbe hinein und stösst die noch etwa überflüssige Erde mit den
Hinterbeinen fort. Gilt es aber tiefer zu graben, so wird stramm
mit den Vorderbeinen gearbeitet und mit der Schnauze nachge-
stossen. Auf diese Weise entstehen in schräger Richtung, in seltenen
Fällen vertikal verlaufende Gänge, welche weit genug sind, um
mehreren Kreuzkröten als Obdach zu dienen. B. calamita sieht
nämlich nicht ungern fremde Eindringlinge und scheint sogar die
Geselligkeit unter seines gleichen während des lang andauernden
Winterschlafes dem Einsiedlerleben vorzuziehen. Mitunter erspart
sich die Kreuzkröte die Mühe des Grabens und verbirgt sich in
Mauerritzen und da sie trotz ihrer Plumpheit und Schwerfälligkeit
sehr gut klettern kann — die jungen Individuen bringen es sogar
fertig an senkrecht gestellten Glasscheiben kleben zu bleiben — , so
ist ihr meistens genügende Gelegenheit geboten sich leidlich und
mühelos einzuquartiren und in einigen Fällen auch eingemauert zu
werden. Rösel bezeichnet die in Rede stehende Art als stinkende
Landkröte, „weil wenn man sie beunruhigt, dieselbe einen uner-
rursachen und besonders ist es das weibliche Geschlecht, das zu einer gewissen
Zeit vor dem Laichen äusserst empfindlich ist; wird z. B. ein trächtiges Weibchen
zu dieser unpassenden Zeit in Gefangenschaft versetzt, so gelingt es selten, nament-
lich bei den Urodelen, dem gegen diu veränderten Aussenumstände weniger empfind-
lichen Männchen das Weibchen zum Eier-Absetzen zu bewegen, es miisste denn
gerade ein Weibchen sein, dessen Zeitpunkt zum Laichen kurz vor dem herange-
kommen war und das dem Drange nicht widerstehen kann; solche Weibchen stossen
ihre Eier ab auch ohne jegliches Zuthun seitens des Männchens. Beim Weibchen,
die vom Laichen abhehalten worden sind, verkümmern die Eier; es trifft sich aber
auch, dass nachträglich die Ovarien sich mit einer neuen Auflage vnn Eiern füllen
und dass das Weibchen, falls es sich an das Gefangenleben inzwischen akkommo-
dirt hat, nach Verlauf von einigen Monaten zum Laichen schreitet. Ferner können,
wie ich glaube, Verspätungen im Laichen und das Nichteinhalten der regelrechten
Laichzeit wohl dadurch zu erklären sein, dass die Thiere nicht durchaus und
durchweg alle im Frühjahre, sondern bisweilen auch etwas später mannbar werden.
Dass das Auftreten der Mannbarkeit nicht immer mit der Paarungszeit der älteren
Thiere zusammenzutreffen pfleg', habe ich beim ßippenmolch zu beobachten Gele-
genheit gehabt; die seiner Zeit von einer Reise nach Spanien mitgebrachten jungen
und im Aquarium aufgezogenen Pleurodeles wurden zu den verschiedensten Jahres-
zeiten mannbar und erst nachträglieh, mit fortschreitendem Wachsthum wurde die
sonst übliche Fortpflanzungszeit im Frühling eingehalten. Die Kreuzkröte wird, wie
es scheint, im kitten oder vierten Jahr mannbar.
- 204 —
fraglichen Gestank von sich giett, der einiger massen wie ange-
zündetes Schiesspulver riechet, dabei aber etwas viel widrigeres hat"
und Leydig fügt hinzu, dass die betäubende Wirkung der Hautab-
sonderung besonders während der Fortpflanzungszeit erhöht zu sein
scheint. Sämmtliche Kröten entleeren angesichts eines Feindes ein
übel riechendes Hautsekret, aber nur bei der äußersten Gefahr,
während die Feuerkröte, auf die Rösel's Benennung wohl am
ehesten passen würde, stets einen Geruch um sich verbreitet, so
dass die übrigen Lurche ihre Gesellschaft meiden.
Schätzenswerthe Mittheilungen über die Lebensweise des B. ca-
lamita enthalten die öfters citirten Arbeiten vou Rösel, Bruch,
de l'Isle, Fatio, Leydig, Heron-Royer (Notices snr les raoeurs des
Batraciens III. Bull. Soc. d'Etudes sc. d'Augers, 1887), Lataste und
de la Fontaine (Faune du Pays de Luxemburg. Reptiles. Luxem-
bourg, 1870). Kolorirte Abbildungen finden sich in den Werken
Rösel's, Bonaparte's, v. Reider und Hahn's und Bechstein's; sie
sind mittelmässig oder geradezu schlecht. Eine Ausnahme davon
machen die recht gelungenen Abbildungen der jungen Thiere in
Rösel's Historia naturalis ranarum nostratium. Schmidt's Original-
zeichnung in Brehm's Thierleben (Bd. VII. S. 597. Auflage 1878)
macht einen vortrefflichen Eindruck. Ferner sind zu erwähnen die
schwarzen Abbildungen der ganz jungen Thiere bei Laurenti, Dau-
din (Hist. nat. Rain. Gren. Crap. pl. 28, fig. 1) und bei Bell
(Hist. Brit. Rept. p. 116. London, 1839), sowie auch die Abbil-
dungen einzelner Körpertheile bei Rösel und Leydig (Die anuren
Batrachier d. deutschen Fauna, Fig. 1, 7). Die Larven sind, so
viel ich weiss, nur von Lataste abgebildet worden; sein „Essai d'une
Faune herpe'tologique de la Gironde" enthält drei Figuren, welche die
Rücken-, Bauch- und Seitenansicht des Thieres veranschaulichen.
Vergl. Fig. 1 — 3, Taf. XI. Eine farbige Abbildung der Kreuzkröte
mit Stummelschwanz findet sich im Werke von Rösel vor.
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Färbung und Zeichnung dieser Kröte sind im allgemeinen ziem-
lich veränderlich. Die Oberseite zeigt in der Regel ein helles Grau
oder Gclbgriin, das aber einerseits durch Braun, Brauiiröthiich oder
Olivenbraun bis ins Schwärzliche, anderseits bis ins Oliveugrüne
übergehen kann. Auf dieser Grundfarbe stehen bald grössere, bald
kleinere und nur auf die grösseren Warzen beschränkte dunkel-
grüne, dunkelgraue, braune oder selbst schwärzliche Flecken, die
— 205 —
sehr häufig von einem dunkleren Saume oder von dunklen Punkten
umgeben sind. In einigen Fällen dehnen sich diese Flecken aus
und Messen bindeartig zusammen oder sie bilden durch theilweises
Verschmelzen eine unregelmässige Marmorzeichnung; in anderen
Fällen heben sich die grösseren Warzen durch ihre hellbraune oder
rotte Färbung scharf von den dunklen Flecken ab, wobei das Roth
allerdings nur selten die ganze Warze gleichmässig überzieht, ge-
wöhnlich aber nur punktartig auftritt; prachtvoll roth gefärbte Punkte
und Punktflecken sind namentlich beim Männchen an den Rumpf-
seiten, an den Hinterextremitäten und hinter dem Mundwinkel zu
sehen, am Halse sind sie meistens hofartig von Gelb umgeben;
auch die freien Ränder der Lider können einen rothen Saum auf-
weisen; bei den Weibchen kommt diese Zierde weniger zur Geltung;
die Halswarzen sind meistens einfach gelb und zur Seite des Leibes
zieht in der Regel eine helle buchtige Binde hin. Erwähnenswerth
ist ferner, dass die Männchen gewöhnlich dunkel erscheinen, wäh-
rend die Weibchen mehr auf hellerem, meistens weissgrauem Grunde
grünlich gefleckt sind. Während diese Körperflecken manchmal nur
sparsam vorhanden sind oder, wie es namentlich am Kopfe der
Fall zu sein pflegt, von der Grundfarbe sich nur wenig abheben,
ja mitunter sogar fehlen können, sind sie auf den Extremitäten
wohl stets zu sehen; die Ohrdrüsen treten entweder dadurch, dass
sie gar nicht, oder nur spärlich am Rande gefleckt erscheinen, oder
aber durch ihre, vom Grundkolorit abweichende, meistens bräun-
liche oder röthliche Farbe deutlich hervor; die Unterschenkeldrüse
ist gleichfalls öfters roth überflogen, lieber die Rückenmitte ver-
läuft eine, mitunter schon zwischen den Nasenlöchern beginnende
und bis zum After hinziehende, etwas vertiefte, glatte, gelbe Linie.
Am Vorder- und Hintereck des Auges ist ein gelblicher Fleck
sichtbar. Die inneren Finger und Zehen, sowie die innere Hälfte
der Hand und des Fusses sind oberseits gelblichweiss; ebenso der
Iunenrand der Fusswurzel; die Finger- und Zehenspitzen sind braun
oder, wie es namentlich zur Brunstzeit zu sein pflegt, schwarz.
Durch die blass oder grünlichgelbe metallisch glänzende, schwarz
oder braun geäderte Iris zieht ein dunkler Querstreif, welcher
namentlich vorn deutlich zutage zu treten pflegt; um die Pupille
herum ist ein pigmentfreier Goldrand sichtbar; das bewegliche
Unterlid ist kristallhell mit goldglänzendem Rand. Die Unterseite
soll nach Schreiliier (Herpetologia europaea, S. 144) in der Regel
einfarbig weisslich, nach He'ron-Royer im Gegentheil stets gefleckt
erscheinen. Die elf mir zur Zeit vorliegenden Calamita sind
— 206 —
sämmtlich, Männchen und Weibchen am Bauche mit bald grösseren,
bald kleineren und nach hinten zu etwas dichter gedrängten
schwarzen, rundlichen Flecken besetzt, sogar die Unterseite der
Hinterbeine und die Kehle weisen derartige Flecken auf. Die
Grundfarbe ist gelblichweiss bei den Weibchen und weissgrau bei
den Männchen. Während der Paarungszeit kann bei jenem die Kehle
gelbrosa, bei diesem bläulich oder violett überflogen erscheinen.
Handfläche und Sohle grau oder graubraun, hell gefleckt und mit
hellen, in der Regel gelblichen Höckerchen besetzt. Hand- und
Fussballen gelb oder bräunlich, Fersenhöcker bräunlich. Zur Win-
terzeit tritt eine Verdunkelung säinmtlicher Farben ein und die rothen
Punkte schwinden zum grössten Theil und werden durch gelbliche
Fleckchen ersetzt; erst im Frühjahre nach der ersten Häutung
hellt sich die Grundfarbe auf, wodurch sich die dunkle Fleckung
schärfer abzuheben pflegt. Das Licht und atmosphärische Luft die
Farben der Kreuzkröte beeinflussen, erfahren wir durch Leydig.
Er giebt nämlich an, dass junge Calamita im Herbst bei Son-
nenschein gefangen, eine ziemlich helle, graubräunliche Grundfarbe
des Rückens zeigten; über Nacht aber waren sie im Käfig dunkel-
braun geworden. Andere Exemplare, welche Leydig in Gefangen-
schaft hielt, setzten im Januar in einer Nacht bei sehr dickem
Nebel und — 4° R. ihre Farbe ins stark Dunkle um und waren
am Rücken fast schwarz geworden, ja selbst vom hellen Rücken-
streif war nur eine Spur zu sehen. „Tags darauf", sagt Leydig,
„hatten sie wieder die olivenbraune Grundfarbe angenommen, von
der sich die röthlichen Warzen schön abhoben; auch der gelbe
Rückenstreifen war wieder von seiner alten Helle und Breite".
Junge Calamita sind oben grün, olivenbraun, röthlichbraun oder
grau, gewöhnlich mit scharf abgehobenen dunklen Flecken und
röthlichen, ziemlich grossen und regelmässiger als bei den Alten
angeordneten Warzen; die gelbe Rückenlinie ist bereits bei der
Larve sichtbar und beim Jungen sehr deutlich. Die dunklen Bauch-
flecken sind klein, aber stehen meistens dichter an einander als es
bei den ausgewachsenen- Individuen der Fall ist; die Grundfarbe
der Körperunterseite ist vorzugsweise bläulichrau oder gelblichgrau;
mitunter, so unmittelbar nach der Verwandlung, sind die jungen
Kröten unterseits so dicht mit allerdings schwach hervortretenden
Flecken besetzt, dass das Grau zur Grundfarbe wird, auf der
dann die später auftretende Färbung nur al> helle Puderung zu
erkennen ist.
— 207 —
Nach Koch l) sind neben den unwesentlichen Farben- und Fun-
dort-Verschiedenheiten „zwei wesentlicher auseinanderlaufende Va-
rietäten zu registriren, welche ebensoweit von einander entfernt
sein dürften, wie Bombinator brevipes von dem typischen
Bombinator igneus"; auch sollen sich beide in verschiedenen
Gegenden mit Ausschluss der einen durch das Vorkommen der
anderen vertreten. Das dies auch wirklich der Fall sei, ist möglich,
nur ist es insofern aus der Aufzählung der Merkmale, welche Koch
für seine Var. t y p u s und Var. a 1 p e s t r i s giebt, nicht ersichtlich,
als Koch die Geschlechtsunterschiede nicht genügend hervorhebt
und wir beim Männchen und Weibchen ungefähr dieselben Unter-
schiede in Betreff der Beinlänge vorfinden, wie dieser Autor bei
seinen Varietäten registrirt. Koch's Kreuzkröten sind überhaupt
kurzbeiniger als diejenigen, welche Lataste, Schreiber, Fatio und
mir vorgelegen haben, denn bei seiner Var. alpestris reicht die
längste Zehe „über die Augen hinaus etwa bis an deren vordere
Begrenzung", bei der Var. typus aber „kaum bis an die Augen",
während doch andere Forscher angeben, dass die längste Zehe,
namentlich bei den Männchen, ziemlich weit über das Schnauzen-
ende hinausreicht. Die Bemerkung Koch's, dass bei Var. typus
die zweite Zehe der Hinterfüsse „kaum mehr als ihre drei End-
glieder die erste Zehe" überrage, während bei Var. alpestris
die zweite Zehe vollkommen um mehr als ihre drei Endglieder
über die 1. Zehe hinausrage ist ganz und gar unverständlich, da
die 2. Zehe bekanntlich nur zwei Phalangen hat; muss vielleicht
die 2. Zehe nicht durch die 4-te ersetzt werden?
Vorkommen.
Die eigentliche Heimat uuseres Thieres scheint Frankreich zu
sein, wo es so ziemlich aller wärts verbreitet sein dürfte, und z.
B. um Paris, so in Bondy, Levallois-Perret, namentlich in den
Bei'estigungsgräben, in den Steinbrüchen von Issy, in Villiers-sur-
Marne, St. Maur, port Creteil und Chevreuse äusserst gemein sein
soll (34. 35). Im Departement de l'Aube hat Ray (234) es in
Pre'dillon nordöstlich von Troyes sehr häutig gefunden und nach
Collin de Plancy kommt es in Chally (Seine-et-Marne. — 35) und
Meurthe- et Moselle vor, ebenso haben Godron, Holandre, Malherbe
') Formen u. Wandlungen d. eeaudaten Batrachier d. Unter-Main- u. Lahn-Ge-
bietes, S. 48. Frankfurt a. M. 1872.
— 208 -
und Fournel in ihren Schriften über die Fauna der Mosel und
Lothringens diese Art genannt, meistens aber ohne die Fundorte
anzugeben (146. 142. 144. 143). Baillon hat sie in der Umge-
bung von Abbeville gefunden und Boulenger (9) kennt sie aus Calais.
Ueber ihr Vorkommen in der Bretagne, in den Departements de
la Sarthe, Maine-et-Loire, Loire-Infe'rieure und Vendee, Vienne,
Charente, Charente-Infe'rieure, ferner in der Gironde, so in Tondu,
Arlac und St.-Loubes, wo sie übrigens ziemlich selten ist, und
endlich in Bayonne berichten Gentil (29), Millet (30), De l'Isle,
Thomas (34). Mauduyt (28), De Rochebrune (27), Beltremieux (26),
Lesson (25) und Lataste (24). Crespon, der Verfasser der „Faune
mdridionale", hat diese Art gewiss nicht gekannt, sonst hätte er sie
für das Departement de l'He'rault, wo sie bei Montpellier, in Cette,
Bagnols in der Nähe von Be'ziers, am Flüsschen Valras, in den Mooren
von Vias und Rigaud bei Agde, in den Gräben am Meeresufer und
in und bei Lodeve (vertikal bis 600 F. ü. M.) hinauf vorkommt,
und für das Departainent der Seealpen (Nizza) nennen müssen. In
den Werken Risso's und Verany's wird statt ihrer irrtümlicher-
weise wiederum B. viridis erwähnt; dagegen scheint Reguis (156)
einer der wenigen Franzosen zu sein, welche Calamita von
Viridis zu unterscheiden wissen, denn er verzeichnet den erste-
reu mit seinem richtigen Namen unter den in der Provence vor-
kommenden Thieren und fügt die Bemerkung hinzu, dass diese Art
nirgends selten, aber weniger häufig als B. vulgaris zu finden
sei. Im Westen des Landes wird Calamita nach Charvet (40)
im De'partement de l'Izere, nach Ogerien (39) im Jura, nach
P. Bert (36) im De'p. de l'Yonne, nach E. Olivier im Dep. du
Doubs (38) sowie im De'p. de l'Allier (31) angetroffen. Alsdann
bewohnt Calamita die iberische Halbinsel und ist auf derselben
gleichfalls weit verbreitet und ineist auch sehr häufig: in Portugal
hat Herr A. F. Moller ihn bei Coimbra, in Villa Real de S. An-
tonio und in Castromarim in Algarve beobachtet, nach Boscä
(14. p. 257) ist er in Ovar (Beira), Portalegre und Portospada
(Serra de San Mamede) in Alemtejo einheimisch, Sequeira (15)
fand ihn in Penafiel (Entre Douro e Minho), Röttger (1.— S. 181)
hat sein Vorkommen in Alfeite, Sao Bartholomcu de Messines
(Algarve) angezeigt und dass er in Porto, Bussaco, Estarreja so-
wie in der Serra do Gerez vorkommt, ist aus den Mittlieilungen
Boulenger's und Lopez Vieira's (16) bekannt. Aus Nordwest Spa-
nien haben das Thier Steindadiner (20), Seoane (235) und Boscä
aus Ferrol, Vigo, Cabanas, Vivero und Tuy angezeigt. Aus Sana
— 209 —
bria und Zamora (Leon) erwähnt es Steindachner (I. c), in Ba-
dajoz hat es Boscä gefunden und das British Museum besitzt Exem-
plare aus Madrid (Bouleuger), endlich geben Boscä, Böttger und
Steindachner an, dass es in Eskorial, Ciudad-Real, Caracuel, Ve-
radas und Almadnejor in Neu-Kastilien, ferner in Burjasot, Ma-
nises, Jativa, Olleria und Villamarchante in der Provinz Valencia,
in Logronos und Gredos in Alt-Kastilien, in Almansa (Murcia), in
Almeria und in Gibraltar vorkommt. Machado's (18), Roseu-
hauer's (19) und Seoane's „B. viridis" aus Sevilla, vom Rio
Grande bei Yunquera und aus Galicien sind, wie ich vermuthe,
B. calamita. Auf den Balearen, auf Corsica und Sardinien fehlt
B. calamita. Von der Insel Sicilien sagt De Betta (243) nur
folgendes: „fu annnnciata come raccolta in Sicilia e nel Nizzardo";
man wird infolgedessen neuere und bestimmte Aufklärungen ab-
warten müssen. Auch hinsichtlich seines Vorkommens auf der itali-
schen Halbinsel fehlen uns verbürgte Angaben. Giglioli (48) be-
zeichnet ausdrücklich nur die Westgrenze Italiens als Ort des Vor-
kommens, giebt aber dabei nur den einen Fundort S. Bartolomeo
an, der in der Nähe Nizza's und somit auf französischem Boden
liegt. In dem Werke Lessona's über die Anuren Piemonts wird sie
nicht aufgezählt und die Aussage Daudin's (33. — p. 158), wonach
Bosc diese Art in den Hammerwerken am Mont-Cenis öfters ge-
funden habe, hat wenig Werth, umsomehr, da wir vermuthen, dass
der betreffende Fundpunkt in Frankreich liegt. Ihr Vorkommen in
der Lombardei meldet Jan (65), indem er den immer sich wie-
derholenden Fehler begeht und die Kreuzkröte als Varietät zu
B. viridis zieht. Jan's Calamita existirt, so viel ich weiss,
im Mailander Museum nicht und überhaupt sind in diesem Mu-
seum keine Exemplare dieser Art lombardischer Herkunft vorhan-
den. Schliesslich muss noch hinzugefügt werden, dass Ninni (277)
zu der Ueberzeugung gelangt ist, dass Nardo's Behauptung, B. ca-
lamita käme in Venetien vor (278), ein Irrthuin zu Grunde lie-
gen müsse; derselben Ansicht scheint in letzterer Zeit auch De
Betta beigetreten zu sein und Camerano (13) geht noch weiter,
indem er ausdrücklich sagt: „In Italia nou abbiamo che il Bufo
vulgaris ed il Bufo viridis". In Tirol hat Gredler vergeblich
die Kreuzkröte gesucht und er vermuthet, dass sie dort ganz fehlt.
In Krain (60) und Kärnten (62) scheint sie aber heimisch zu sein,
kommt jedoch, wie v. Gallenstein mittheilt, in Kärnten viel selte-
ner vor als B. vulgaris. Dass sie sich bei Wien findet, erwähnt
Steindachner (20); iu Böhmen ist sie, den Mittlieiliingen Glückse-
14
— 210 —
ig's (185) und Prach's (186) zufolge, ebenfalls einheimisch; nach
Fritsch (184) kommt sie in der Gegend von Prelauc und Elbe-
teinic, sowie in der Gegend von Pilsen vor; ihr Vorkommen in
Mähren-Schlesien meldet Heinrich (68), für Ungarn, woselbst sie
höchstens auf einigen Oertlichkeiten beschränkt leben soll, zeigt sie
Entz (279) an, für Siebenbürgen Bielz (67), für Galizieu und Bu-
kowina Zawadzky (69).
„Ueber Nord- und Mitteldeutschland", sagt Leydig (170.— S. 37),
„scheint sie weit verbreitet zu sein" und dies ist wirklich der Fall.
Nach Raihke (74) findet sich die Kreuzkröte ziemlich häufig in
Ost- und Westpreussen, nach Holland (280) in Pommern und
Struck (77) hat sie in Meklenburg beobachtet. In der Mark be-
wohnt sie nach Schulz (76) die nassen Wiesen und ist „nicht häu-
fig zu sehen"; in Schlesien, wo sie gleichfalls „gar nicht häufig"
vorkommen soll (175), hat sie Gravenhorst (274) aus Bres-
lau erhalten; Tobias (81) giebt an, dass sie in der Ober-Lausitz
vorkommt, und nach Reibisch (80) soll sie in Sachsen einheimisch
sein. Am Ufer des Salzigen Sees (zwischen Halle und Eisleben)
sowie bei Halle selbst kommt sie, einer brieflichen Mittheilung des
Herrn A. Goldfuss zufolge, vereinzelt vor; sie findet sich ferner
auf den Cröllwitzer Höhen, am Galgenberg bei Halle, in Quedlin-
burg, in Peschau bei Magdeburg, in Magdeburg, in Osterburg (230),
in Thüringen (281), bei Göttingen (274), im Lüneburgischen (79),
bei Hamburg (9), bei Bremen (213), am Dümmer See (12), im
Herzogthum Oldenburg (78) auf den Sand- und Moorboden, sowie
auf den Inseln Rügen (283), Borkum und Sylt ')• B- Cala"
mita lebt ebenfalls in der Rhön: am Stellberg und bei Kleinsassen,
fehlt auch nicht im Odenwald, so bei Amorbach (94). Im Unter-
Main- und Lahn-Gebiete fehlt sie, wie Koch (93) vermuthet, wohl
nirgends, ist aber seltener als die beiden anderen Krötenarten, und
scheint entweder durch Verwechselung mit B. viridis mehrfach
übersehen worden, oder erst in neuerer Zeit häufiger geworden
zu sein, denn ältere Beobachter führen sie von verschiedenen Stellen
gar nicht an, wo sie jetzt eine häufige Ersheinung ist. Die Var.
typus Koch soll im Rheingau und von da abwärts überall in den
Ebenen des Unter-Main-Gebietes stellenweise die häufigste Kröte
sein, so z. B. bei Enkheim und Seckbach in der Gegend von
') Mein Fround Herr Fr. Borcherding theilt mir mit, dass er B. calamita von
allen ostfriesischen Inseln erhallen hat; es besitzt Stücke aus Nordenei, Borkum,
Wangcrooge, Spickerooge, Juist und aus Brenierhafen.
— 211 —
Frankfurt und an der Lahn von Wetzlar an abwärts Ms an den
Rhein vorkommen. Die zweite Koch'sche Form, nämlich die alpe-
stris, ist seltener als die typische; sie findet sich bei Dilleuburg
und Herborn, vereinzelt an höheren trockenen Bergen der Lahn-
gegend; „bei Dillenburg und Herborn sch'iesst ihr Vorkommen das
der typischen Form aus, und kann sie dort als Vertreter dersel-
ben gelten". Kirschbaum (92) erwähnt die Art von Geisberg bei
Wiesbaden und aus Mombach und theilt mit, dass Herr v. Heyden
sie bei Höchst, Soden und an anderen Lokalitäten gefunden habe.
„Auch am Rhein", sagt Leydig (170.— S. 38), „fehlt Bufo ca-
lamita nicht: ich sammelte Exemplare am Niederwald bei Rü-
desheim, dann hier bei Boun treffe ich die Kröte nicht selten in
Gärten der neuen Stadttheile, von wo sie an warmen Regenaben-
den im Erdgeschoss der Häuser sich einfindet („Hausunke"); auch
auf dem rechten Ufer, z. B. an den Mauern der Kirche von Schwarz-
Rheinfeld, und im Sumpfgebiete von Siegburg habe ich das Thier
wiederholt beobachtet". Endlich bemerkt Leydig in seiner Schrift
über Verbreitung der Thiere im Rhöngebirge und Mainthal, dass
er die Kreuzkröte auch in der Eifel und im Moselthal bei Alf ge-
troffen habe. Dass sie in der Umgegend von Trier und bei Metz
vorkommt, wussten wir schon früher (173). Im Kreise Rothenburg
in Hessen (178), bei Karlsruhe, in Müllheim und auf dem Istei-
nerklotz in Baden (Nüssliu, F. Müller) und in der Umgebung Thü-
bingens, so auf dem Spitzberg, der Roseck, Waldhäuserhöhe und
Pfrondorfer Höhe (170.88) und in der Stuttgarter Gegeud (Plie-
ninger) in Waiblingen, Kirchheim und Waldsee kommt die Art
ziemlich selten vor (89); ihre Verbreitung über Württemberg wäre
noch, meint Leydig, festzustellen. In Bayern findet man das Thier
beinahe in allen Gegenden (171.85.83); Leydig sammelte es bei
Rotheburg ob der Tauber, „wo es sich seit vielen Jahren an den
Abhängen des Wachsenberges hält, dann im Mainthal bei Würzburg,
allwo es in den vierziger Jahren äusserst häufig war, namentlich
auf der unterdessen verschwundenen „dürren Wiese" und dass diese
Kröte um Regensburg lebt, erwähnen Koch, Herrich-Schäffer und
Forster in ihrer „Fauna Ratisbonnensis" (84). Endlich muss noch
hinzugefügt werden, dass Koch angiebt die in Rede stehende Art
in den Vogesen beobachtet zu haben und dass F. Müller sie aus
Neudorf in Elsass erhalten hat. In der Schweiz wird B. cala-
mita mehr oder weniger häufig in allen Kantonen angetroffeu,
scheint aber vertikal nicht so hoch zu gehen wie B. vulgaris,
Fatio (41. — p. 408) wenigstens wollte es nicht gelingen ihn im
14*
— 212 —
Jura über 1200 M. Meereshöhe und in den Alpen über 1000 M.
ü. M. aufzufinden, obschon Heer und Blumer (285) ihn für die
Bergregion im Kanton Glarus angezeigt haben. F. Müller verzeich-
net ihn aus der Umgebung Basel's (169), aus Turtmann (Wallis)
(11) und a-us Brestenberg (Aargau), v. Brügger (232) fand ihn
in der Umgebung von Chur und Boulenger (233.— p. 545) hat
Exemplare aus Genf unter den Händen gehabt. Im Luxemburgi-
schen ist das Thier ziemlich allgemein verbreitet; in den Ardennen
und in den warmen Thälern der Mosel und Sauer kommt es eben-
falls vor (97) und in Belgien wird es nach de Selys-Longchamps
(98) hauptsächlich in den Ardennen-Proviuzen und im Kempenland
angetroffen. In Holland ist es nach Schlegel (99) in den Provinzen
Groningen, Gelderland, sowie in den anderen Grenzprovinzen ein-
heimisch. Alsdann findet sich die Kreuzkröte auch in Grossbri-
tannien und Irland; „this speci^s, alihough found in considerable
nnmbers in certain loralitics is far from being commonly met
with", sagt Bell (102) und giebt an, dass sie auf Blackheath und
an mehreren anderen Orten in der Nähe Londons, sowie auch bei
Deptford uud an den Utern von Solway Firth in einem Morast
zwischen den Dörfern Carse und Southerness (Schottland) lebt; ihr
Vorkommen in Cambridgeshire und Norfolk meldet Fleming (286),
für Linkolnshire z»igt sie Pennant (287) an und dass sie in eini-
gen Theilen der Grafschaft Kerry in Irland sich findet, erwähnt
Friede! (141). B. calamita kommt auch in Dänemark vor, wo
er namentlich den Küstensaum bewohnt. Speciell sind als Fun-
dorte aufzuführen Kallundborg, Objerggard bei Nestved, Skjelskör, die
Inseln Aggersö, Omö und Samsö, Hofmansgave, Hyllested-Hede bei
Odense, Sundby Gruusgrav, Lol'and, Broholm bei Svendborg, Thor-
seng, Klitterne bei Nymiudegab, Merringgaard bei Horsens und
Skagen (103). Ueber sein Vorkommen in Korwegen liegen mir
leine Angaben vor; die Aufzählung der Amphibien, welche Collet
veröffentlicht hat, enthält sie nicht. In Schweden dagegen wurde
er namentlich in den südlichen Gegenden Schönens, so bei Kase-
berg, Ingelstfd, sowie auch in Hailand nachgewiesen (104.134).
Von Deutschland und den östlichen Grenzdistrikten Oesterreich-
Ungarns würde sich, den Mittheilungen Seidlitz's (105), Eich-
wald's (249) und Taczanowski's (194) zufolge, das Wohngebiet
des B. calamita auch über die Ostseeprovinzen, sowie über die
russischen Gouvernements längs der Westgrenze ausdehnen, jedoch
lässt srch zur Zeit über ihre Verbreitung im Russischen Reich nichts
21
o
Bestimmtes mittheilen '), jedenfalls scheinen mir die Angaben
Maak's (170.— S. 39) und Daudin's (33.— p. 164), dass diese
Species am Amur, im Thal des Flusses Ussuri und in den Steppen
von Peremöt am Jai'k angetroffen worden sei, höchst verdächtig.
Auch der Fundort bei Lichtenstein (150) „Aegypten" für „B. vi-
ridis var. calamita" muss in Zweifel gezogen werden. B. ca-
lamita, ein'e westeuropäische Form par excellence, wird je wei-
ter wir uns nach Osten wenden, umso spärlicher und dürfte ost-
wärts den Dnjepr, aber nicht die Wolga überschreiten und in Asien
sowie in Nordafrika theilweise durch B. viridis, zum Theil aber
durch B. R a d d e i und B. m a u r i t a n i c u s ersetz und vertreten sein.
Fassen wir nun die Ergebnisse der Nachforschungen über die
Verbreitung der Wechsel- und Kreuzkröte zusammen, so ergiebt
sich, dass im Westen Europa's, so in Frankreich und auf der py-
renäischen Halbinsel erstere durch letztere abgelöst wird, während
in Centraleuropa, so z. B. in Deutschland und in Oesterreich-Un-
garn beide Arten sich vorfinden, ja oftmals eine und dieselbe Lo-
kalität bewohnen, und dass in Osteuropa die vorherrschende Spe-
cies B. viridis ist. Diese wenigen Thatsachen, das Vorkommen
der beiden Kröten betreffend, genügen vollkommen, um uns über
ihre ursprüngliche Heimat und ihr Verbreitungscentrum aufzuklären
und es wäre nur noch die einigermassen auffallende Thatsache er-
wähnenswerth, dass Calamita bei seinem Vorrücken in östlicher
Richtung sowohl die italische- als auch die Balkan-Halbinsel, wo
bekanntlich die Wechselkröte lebt, gemieden hat. Es waren bei
dieser Unterbrechung in der Kontinuität der Verbreitung wohl we-
niger die Bodenbeschaffenheit und die klimatischen Verhältnisse,
als einerseits das Meer und anderseits das Gebirge die Ursache.
10. HYLA ARBOKEA, L. 1766.
Synonymik und Literatur.
Hyla arborea Linne, Syst. nat. ed. X. T. I, p. 213, ed. XII.
T. I, p. 357; Mus. Adolph. Fred. I, p. 47; Fauna suec. 280. Gmelin,
Syst. uat. Linn. T. I, p. 111. Retzius, Fauna suec. p. 286. Müller,
') Ein Exemplar von B. calamita aus Leal stammend, glaube ich bei Herrn
Dr. A. Strauch In St. Petersburg gesehen zu haben.
— 214 —
Zool. Danicae prodromus, p. 35. Schivenlcfeld, Theriotroph. Siles.
p. 153 .Rösel, Hist. ranarum nostr. Sturm, Deutschi. Fauna, III, Heft 1.
Latreille, Hist. nat. Salamandres de France. Collin, in Naturhistorisk
Tidsskrift, 3 R. 6 B. p. 302. Kopenhagen. Schreiber, Herpetolog. europ.
p. 106. Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, S. 94,
Taf. IV, Fig. 33, 34, Tat. VI, Fig. 59, 60. De Betta, Rettili ed
Anfibi Fauna d'Italia. Günther, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. p. 107.
Boulenger, Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 379. Böttger, Beitr.
z. Kenntn. d. Rept. u. Amphib. Spaniens. Abhandl. Senckenberg. Ges. XII;
Reptilien v. Marocco, eod. loc. IX; Die Rept. u. Amphib. v. Marocco, II.
Frankfurt a. M. 1883; Liste v. Rept. u. Batrach. Ber. üb. d. Senckenb.
naturf. Ges. 1879—80, S. 261; eod. loc 1880—81, S. 143; Zoolog.
Garten, XVIII. S. 27. Koch, Formen u. Wandlungen d. ecaud. Batrach.
d. Unter-Main- u. Lahn-Gebietes. Frankfurt a. M. 1872. Glückselig,
Syuops. rept. et amphibior. Bohemiae, p. 44. Schlegel, in Fauna japo-
nica, p. 112, tab. III, fig. 6. Gamerano, Monografia degli Anfibi anuri
italiani, 1. c; Osservazioni intorno agli anfibi etc. in Atti R. Accad.
Sc. Torino, XIII. — H. viridis Laurenti, Synops. rept. p. 33. Daudin,
Hist. nat. Rept. VIII, p. 23; Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 14, pl. I.
Dumeril et Bibron, Erpet. ge'ne'r. VIII, p. 581, Gravenhorst, Delic.
Mus. zool. vratislaviensis, I, p. 23. Banaparte, Iconografia della Fauna
italica, II, c. fig.; Mem. Accad. Sc. Torino, Ser. II, T. II, p. 385. La-
treille, Hist. nat. Rept. T. II, p. 169, Fig. 1. Lataste, Essai d'une
Faune de la Gironde. Act. Soc. Linn. Bordeaux, XXX. Fatio, Faune
des Vertebrfo de la Suisse, III, p. 423. Lessona, Studii sugli Anfibi
anuri del Piemonte, 1. c. Nilsson, Skandinavisk Fauna, III, p. 87.
De Betta, in Accad. Agricolt., Arti e Commercio Verona, XXXV. Fit-
zinger, Neue Classif. d. Rept. S. 63. — ?Rana viridis Linne, Fauna
suecica ed. I, p. 94 (nach Fatio und Leydig!). — La Rainette
commune Cuvier, Regn. anim. 1 ddit., t. II, p. 94; 2 edit., t. II,
p. 107. — Ranocchio verde Cetti, Anfibi e Pesci di Sardegna, III,
p. 39. — Der grüne Laubfrosch, Bechstein, De la Cepede's Na-
turgesch. d. Amphibien, II, S. 397. — Dendrohyas viridis, Fitem-
ger, Prodr. Faun. Austr. p. 327; Syst. rept. I, p. 30. — D. arborea,
Tschndi, Classificat. d. Batrach., in Mem. Soc. Sc. nat. Neuchatel, II. —
Calamita arborea, Schneider, Hist. amphib. fasc. I, p. 153.
Mcrrem, Versuch eines Syst. d. Amphib. S. 170. — Hyas arborea
Wagler, Natürl. Syst. d. Amphib. p. 201.— Ranunculus viridis
Gesner, Hist. animal. lib. II, p. 98.— Hyla Savignyi Audouin, in
Descript. de l'Egypte. Hist. nat. T. I (Supple'm.), p. 183, pl. 2, fig. 13.—
H. Perezi Boscä, in Ann. Soc. Esp. Hist. Nat. IX, p. 181; eod.
loc. X, T. II, fig. 7 — 10. — H. japonica Gamerano, in Atti R. Accad.
Sc. Torino XIV, p. 895.— H. barytonus He'ron-Royer, in Bull. Soc.
zool. de France, IX, p. 220, pl. IX.
— 215 —
Aeusserer Habitus.
Den hauptsächlichsten, jedem Laien bekannten Charakter für diese
Art bilden die Haftballen an den Zehen der Gliedniassen, wodurch
sie sich vor allen einheimischen Anuren auszeichnet. Ihre Gestalt
ist schlank; der Rumpf, vom Kopf ziemlich deutlich gesondert, ist
beim Männchen etwas kürzer und seitlich weniger stark aufgetrieben
als beim Weibchen; gegen die Wurzel der Hinterbeine ist er, na-
mentlich beim letzteren, stark eingezogen, auf der Oberseite ge-
wölbt, auf der Unterseite ziemlich platt. Der ziemlich hohe, brei-
tere als lange Kopf hat eine kaum oder auch gar nicht einge-
drückte Stirn, steil oder schief nach aussen und abwärts gerich-
tete Seiten und eine mehr oder weniger abgerundete, mitunter
fast senkrecht abfallende Schnauze; Kopfoberfläche und Kopfseiten
sind deutlich durch eine oberhalb des massig grossen, mehr seit-
lich als oben sich befindenden Nasenloches verlaufende und bis
zum Auge sich erstreckende Schnauzenkante abgesondert; als Fort-
setzung dieser Kaute kann ein, über dem kleinen, beinahe runden
und gut sichtbaren Trommelfell hinziehender Wulst gedeutet wer-
den, welcher hinten am Orbitalrand anfängt und über der Wurzel
des Vorderbeines bisweilen in eine Rumpfseitenfalte übergeht. Das
Trommelfell ist im Durchmesser etwa halb so lang wie das Auge
und beinahe ebenso gross wie der Saugnapf an den Zehen; es ist
bald näher an den Mundwinkel gerückt (Var. meridionalis),
bald weiter davon entfernt (Typus). Die Augen treten oben massig
stark hervor; sie stehen seitlich, greifen aber dabei auch auf die
Oberfläche über. Die Pupille erweitert si:h im Schatten und des
Nachts und wird nahezu kreisförmig, wie es bekanntlich die Rö-
sel'sche Abbildung zeigt; im Lichte verengert sie sich und erscheint
bei oberflächlicher Betrachtung queroval, untersucht man aber ihre
Konturen näher, so nimmt man alsbald wahr, dass ihr oberer und
namentlich ihr unterer Rand eine winklig gebrochene Linie dar-
stellt. Interpalpebralraum, Augendurchmesser und der Abstand zwi-
schen Auge und Nasenloch sind nahezu von gleicher Länge, wäh-
rend der Zwischenraum zwischen den Nasenöffnuugen geringer ist
und die Entfernung der letzteren von der Schnauzenspitze sehr
klein ist. Der Interpalpebralraum kann übrigens, namentlich bei
den osteuropäischen Exemplaren, bedeutend grösser sein als die
Entfernung des Nasenloches vom Auge. Am Oberkiefer sitzen kurze,
gedrungene, wenig gekrümmte zweispitzige Zähne (Fig. 33, 34 in
— 216 —
Leydig, Die anuren Batrachier); am Gaumen befinden sich zwei
kleine, aus je drei oder vier Zähnchen bestehende Gruppen, wel-
che zwischen den kleinen Choanen stehen und nach hinten kon-
vergiren, ohne sich gegenseitig zu berühren. Die Gaumenzähne se-
hen im allgemeinen den Oberkieferzähnen ähnlich, wie sie Leydig
abbildet und beschreibt, denn sie sind ebenfalls zweispitzig, kurz,
gedrungen und schwach gebogen, nur kommt hier die lappige
Form der Spitzen des Oberkieferzahnes weniger zum Vorschein,
indem die Zahnspitzen stumpf, aber auch kaum erweitert und nicht
abgeplattet erscheinen und die längere Spitze sich nur ganz schwach
über die kürzere hinüberbiegt; bei oberflächlicher Betrachtung sieht
das Ende des Zahnes wie einfach gefurcht aus. Der Unterkiefer
ist zahnlos. Die grosse flache Zunge ist in ihrer hinteren Partie
und zwar zum grössten Theil frei, von unregelmässig kreisförmiger
Gestalt, mit gefurchter Oberfläche, hinten mehr oder weniger aus-
gerandet. Ein Kehlsack findet sich beim Männchen vor; die zwei
in die Mundhöhle führenden Kehlsacköffnungen liegen an der Un-
terkinnlade.
Die Finger nehmen vom 1. bis zum 3. an Länge zu, der 4-te
ist wieder kürzer, aber länger als der 2-te; sie sind am Grunde
mit ganz kurzen, aber ziemlich dicken Spannhäuten verbunden und
bis zu ihrer scheibenförmig erweiterten Spitze mit kaum merkli-
chen Hautsäumen umgeben. Die Unterfläche der Hand ist mit klei-
nen Pols ern besetzt, von denen der Daumenballen am deutlichsten
zutage tritt. Die Subartioularhücker sind nur an der Basis der
vorletzten Glieder stark vortretend, während die dahinter sitzenden
und an die Saugscheiben grenzenden Höcker bedeutend schwächer
entwickelt erscheinen. Die Hinterbeine, nach vom gestreckt, rei-
chen mit dem tibiotarsalen Gelenk entweder bis zur Schnauzenspitze,
oder nur bis zum Yorderrand des Auges; beim Weibchen scheinen
sie durchweg länger zu sein als beim Männchen, am längsten sind
sie beim südländischen Laubfrosch und zwar bei Var. meridio-
nalis, am kürzesten bei der typischen und der südrussischen Form
(Var. orientalis). Der Fusswurzel entlang, nach innen zu zieht
sich eine leistenartig vortretende Kante oder Falte. Die Zehen sind
mit bis zur Hälfte oder darüber hinaus reichenden Schwimmhäuten
versehen (Faune des Vertebres de la Suisse, III, pl. V, fig. 14).
Dem mehr oder weniger stark entwickelten Fersenhöcker gegenü-
ber auf der entgegengesetzten Seite der Sohle sitzt ein mitunter
äusserst schwach ausgebildeter Metatarsalhöcker; die Subarticular-
höcker sind ungleich stark entwickelt. Die Haut ist oben glatt
— 217 —
und glänzend, mit der Lupe betrachtet, fein chagrhiirt, unten dicht
mit Wärzchen besetzt. Ausser dem bereits erwähnten Supratympa-
nalwulst und eiiier Erhabenheit hinter dem Mundwinkel sind sonst
keine Proeminenzen vorhanden. Quer über die Brust, an der Hand-
wurzel und mitunter auch den Rumpfseiten entlang belinden sich Falten.
„ . Var. meridio nalis. Typus.
Maasse in mm. aus Wni^ aug Vegesack b> Brcmen
d '? c? 9
Totallänge 41. 48. 37.5 39.
Kopflange 12—13. 14—15. 11-12. 12.
Kopfbreite 13.5—14. 16. 14. 13.
Rumpfumfang 48. 59.5 43. 40.
Vorderbein 24. 26. 23.5. 25.
Hand 12. 14. 11.5. 12.
Hinterbein (v. Anus bis i. Fin-
gerspitze) 67. 77. 56. 59.
Oberschenkel 18. 21. 16.5—17. 17.5—18.
Unterschenkel 21. 23.5 16.5. 16.5.
Fuss 18. 21. 15 5. 17.5.
Die jungen Exemplare von Var. meridionalis sind unmittel-
bar nach ihrer Verwandlung 12—17 mm. lang, diejenigen von
Var. Savignyi 19 mm. lang.
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Die Färbung der Oberseite ist wandelbar; sie kann einerseits
von einem ins Grünliche spielenden Gelb, Apfelgrün oder Hellgrau
durch mannigfaltige Nuancen ins Olivenfarbige und Braune, andrer-
seits von Grün durch Blaugrün oder Violett bis zum Schwarz oder
aber im Gegentheil bis zum reinen Schneeweiss (nach Bruch!) in
zahlreichen Zwischentönen mehr oder weniger rasch wechseln, vor-
herrschend aber ist ein „freudiges Grün", das Rücken, Kopf, die
Vorderbeine, mit Ausnahme der bisweilen ganz hellgefärbten Wur-
zel und der inneren Finger, ferner die Hinterbeine und sogar die
Kehlseiten, wie es z. B. bei Meridionalis der Fall ist, meistens
gleichmässig überzieht. Da das Farbenspiel vom Nervensystem be-
herrscht wird und die südländischen Laubfrösche bedeutend emp-
findlicher sind als ihre Geschwister aus dem Norden, so giebt
jenen ihr jedesmaliger Gemüthszustand nicht nur Veranlassung zum
Farbenwechsel, sondern es treten auch mitunter auf der Rücken-
fläche dunkle, sei es braune, schwarze, violette, röthliche oder
goldglänzende Punkte und Flecken auf, welche bisweilen deutliche
Umrisse und auch helle Säume zeigen können, während bei der
— 218 —
nordischen A r b o r e a die Flecken weniger scharf markirt und ab-
gegrenzt erscheinen und dem Thiere zuweilen eiu gemarmeltes
Aussehen verleihen, wobei gewöhnlich Bronzeschiller hinzutritt. Auch
scheint die Expansion derjenigen zusammengehäuften Chromatopho-
ren, welche die dunkle Fleckung hervorbringt, bei den Südlän-
dern leichter von statten zu gehen, auch haben die Chromato-
phoren bei ihuen das Vermögen länger im expandirten Zustand
zu verharren, was zur Aufstellung einer besonderen gefleckten Art,
ich habe namentlich H. sarda Bonelli im Auge, Veranlassung ge-
geben hat. — Eines der stichhaltigsten Merkmale bei der Unterschei-
dung der Varietäten von H. arborea ist, wie Böttger richtig
erkannt hat, das Vorhandensein oder das Fehlen und die bald ge-
ringere, bald grössere Entwicklung eines bei der typischen Form
des Laubfrosches vor dem Nasenloch entspringenden und längs der
Schnauzenkante über die Augen und das Trommelfell bis an - die
Hüften sich hinziehenden, mehr oder weniger breiten, braunen oder
schwärzlichen, oben am wellig gebogenen Rande seiner ganzen
Länge, nach unten aber nur zwischen den Augen und an der
Wurzel des Vorderbeines weisslich oder gelb gesäumten Streifens.
Während nämlich bei der auch als Species (H. Perezii Boscä,
H. barytonus Heron-Royer) eitirten Abart „m er idionalis Bött-
ger", die, wie ihr Name andeutet, im Süden einheimisch ist, von
konstater Zeichnung sich nur ein dunkler Frenal- und Ohrstreifen
kaum angedeutet bis in die Axillargegend hinzieht (Vergl. die
Abbildungen bei Boscä und He'ron-Royer), lässt sich bei Var. Sa-
vignyi Audouin, einer auf einigen italienischen Inseln vorkom-
menden und über „das ganze gemässigte Asien" verbreiteten Form,
eine Fortsetzung dieses Streifens über die Mitte der Rumpfseiten hi-
naus verfolgen, wobei der Streifen bald unterbrochen und allmählich
gegen die Hüfte hin schmäler wird, bald aber sich nach hinten
zu in ziemlich hell umsäumte duukle Flecken auflöst. Bei der allge-
mein in Europa verbreiteten Form tritt dieser Streifen scharf mar-
kirt auf und bildet vor der Insertion der Hinterbeine einen nach
vorn und oben gerichteten, hellumsäumten Hacken, die soge-
nannte Hüftschlinge nämlich, welche bei den mir aus Charkow
und Tultscha vorliegenden Stücken vom Streifen selbst abgelöst
erscheint (Var. orientalis m.). Die dunkle, hellumsäumte Strei-
fung beschränkt sich übrigens nicht allein auf Kopf- und Rumpf-
seiten, sondern schmückt in verschiedenem Grade der Entwicke-
lung auch die Oberkieferränder, die Extremitäten und die After-
gegend. Am üppigsten entwickelt erscheint sie bei der typischen
— 219 —
Form, namentlich aber bei der portugiesischen „Van Molle ri in.",
indem hier an den Kinnladen ein ziemlich breiter dunkelbrauner,
oben am Oberkiefer hellumsäumter Streifen verläuft und in Wel-
lenbiegungen auf die Halsseiten und von da längs der Innenfläche
des Vorderbeines, obschon hier meist nur angedeutet, sowie auch
über das Handgelenk und der Aussentläche des Vorderbeines ent-
lang sich hinzieht. Dieser Streifen erleidet bei den aus Sassari
stammenden Stücken der „Savignyi" Unterbrechungen und kann
sich unterseits an der Wurzel der Vorderextremität ausbreiten und
einen länglichen, an den Axillarstreifen vieler Anurenarten erin-
nernden Flecken bilden. Auch das dunkle Rumpfseitenband setzt
sich auf die Hintergliedmassen fort und zwar als schmaler, hell-
umsäumter Streifen, der längs des Aussenrandes der Schenkeln
schärfer, dem Innenrande entlang aber schwächer und manchmal
nur spurweise ausgeprägt zum Vorschein tritt; die Fusswurzel und
die 4. und 5. Zehe erscheinen oberwärts von ähnlichen Streifen
wie eingerahmt. Endlich existirt noch ein ziemlich breiter dunkler,
gleichfalls hellgesäumter Streifen über der Afteröffnung.
Sowohl nach den mir vorliegenden Stücken von H. arborea
aus Deutschland, Russlaud und Sardinien, als auch nach den Abbil-
dungen von Rösel (op. cit. Taf. IX), v. Reider und Hahn (Fauna
boica), Schlegel (Die Dieren van Nederland. Gewerveide Dieren,
Taf. VI), Bonaparte (Iconografia della Fauna italica, II), Lessona
(op. cit. Tav. III, Fig. 10, 20, 22) und Camerano (1. c.) zu ur-
theilen, sind die dunklen Zeichnungen bei der typischen Form, bei
Mo Her i, Savignyi und Orientalis stets, wenn auch in ver-
schiedenem Grade der Ausprägung vorhanden; bei den zwei zu-
letzt genannten Varietäten kann die Streifung unterbrochen sein,
oder die Streifen können am Rande wie zerfressen und ausgezackt
erscheinen. Bei Meridionalis hingegen sind nur schwache An-
deutungen derselben wahrnehmbar; am beständigsten erweisen sich
bei dieser Form die bereits erwähuten Kopfstriche, ferner die kur-
zen hellumsäumten Streifen auf der Kniebeuge, am tibiotarsalen
Gelenk, am Anus und endlich die oftmals unterbrochenen Streifen
am Hinterrand des Vorderarmes, der Fusswurzel und des Fusses,
während die sonstigen Streifen an den Extremitäten nur durch
Bronzenfleeken angedeutet zu sein pflegen; so finden sich öfters an
den Schenkeln, namentlich nach hinten zu, metallglänzende Bänder
oder Streifen, welche die zwei Hauptfarben scheiden; mitunter ist
Gold- und Kupferglanz auch an den Hinterbacken, unterwärts an
der Fusswurzel, an den Hüften und oben an der Wurzel der Vor-
— 220 —
derbeine zu sehen. Die dunkle Streifang am After und an den Vor-
derbeinen kann fehlen und es sind in diesem Fall nur helle, bald
weisse, silber- oder goldglänzende Streifen vorhanden '). Goldglanz
tritt vorzugsweise an den dunklen Streifen, Silberglanz an den
hellen Säumen auf. Das Trommelfell ist stets dunkel gefärbt und
unten hell umsäumt. Die goldgelbe oder kupferglanzende Iris ist
dunkel gesprenkelt und hinten bisweilen durch einen dunklen Streif
in eine untere und obere Hälfte getheilt. Der Goldgrund tritt mei-
stens oben reiner zutage. Bei Var. meridionalis breitet sich
die grüne Farbe unterhalb der Mundwinkel auch auf die Kehlsei-
ten oder auf die Kehlunterseite aus, während bei der typischen
Form, und so viel ich nach Spirituspräparaten urtheilen kann, auch
bei Var. Savignyi und Var. orientalis die Kehle des Männ-
chens auch in der Mitte grösstentheils grau, oliveufarben oder
grünlichbraun gefärbt erscheint. Bei den Weibchen von der typi-
schen Form ist die Kehle weisslich. Der Bauch ist mit weisslichen,
gelblichen, oder rosa überflogenen Warzen auf grauem oder fleisch-
farbenem Grunde besetzt; nach hinten gegen die Hinterbacken zur
an der Brust, Kehle und am Daumen tritt oftmals, namentlich zur
Brunstzeit, Gelb auf. Dass der Bauch bei Meridionalis von Te-
neriffa auch dunkelbraun gefärbt erscheinen kann, erfahren wir
durch Böttger (Reptilien von Marocco etc., in AbhandL Seacken-
berg. naturf. Ges. IX). Die Unterfläche der Hand und des Fusses
sind fleischfarben, die Finger- und Zehenspitzen mitunter rosa oder
röthlich.
Die zwei extremen und die vier Uebergangsformen von H. ar-
borea, welche in Europa und den angrenzenden Ländern leben,
unterscheiden sich durch nachstehende Merkmale.
Typus. — Ein dunkler, oben und am Halse auch unten von
einem weisslichen Saume begleiteter Streifen zieht sich vom Na-
senloch durch das Auge und von hier breiter werdend über das
Paukenfell bis zu den Hüften hin und bildet hier eine „Hüftschliuge".
Die Kehle ist am Rande mitunter dunkel, der Kehlsack grau, oli-
') Bei dieser Gelegenheit muss erwähnt werden, dass selbst an deutschen Exem-
plaren diese. Zeichnungen sich zurückbilden kann; bei Thieron, die Leydig in den
Mooren bei Schwebheim in Franken sammelte „war der schwarze Strich auch nur
in Spuren vorhanden und anstatt desselben verlief eine weissliche Abgrenzungslinio
zur Seite her" (Die Anuren d. deutsch. Fauna, S. 98). Auch in der Schweiz sollen
nach Fatio insofern abnorm gezeichnete Laubfrösche vorkommen, als der Rumpf-
seitenstreifen sich in einzelne Flecke auflöst (Faune des Vertebres de la Suisse, HIr
S. 428).
- 221 —
venfarben oder schwärzlich gefärbt. Der Fuss, vom Fersenhöcker
au gemessen, ist kürzer oder ebenso lang wie der Unterschenkel;
Unterschenkel etwas kürzer als der Oberschenkel, oder ungefähr
von gleicher Länge. Kehlsack nicht sehr gross, in luftleerem Zu-
stande in massig starken und mehr transversalen Falten zusam-
mengezogen. Habitat: Europa, Afrika (nach Boulenger), Klein-Asien
und Südsibirien (?).
Var. orientalis m.— Unterscheidet sich vom Typus dadurch,
dass Rumpfseitenstreifen und Hüftschlinge getrennt, und bisweilen
schwach ausgeprägt sind; der helle Saum ist breit an den Rumpf-
seiten, mitunter sogar breiter als der dunkle Streifen; der untere
Rand des breiten Frenalstreifens kann hell umsäumt erscheinen.
Der Fuss ist wenig kürzer als der Unterschenkel; Unter- und Ober-
schenkel sind ungefähr gleich lang; Kopfseiten steil abfallend. Fun-
dorte: Charkow, Tultscha.
Var. Savignyi Aud.— Ohne Hüftschlinge, Rumpfseitenstreifen und
namentlich dessen heller Saum öfters in unregelmässige Flecken aufge-
löst; Frenal- und Supraorbitalstreifen mitunter nur schwach angedeu-
tet, Ohrstreif vorhanden. Der Fuss ist kürzer als der Unterschenkel;
Unterschenkel wenig länger als der Oberschenkel. Kehlsack gross. Die
ziemlich kurze Schnauze ist sehr breit und in flachem Bogen ge-
rundet, die Kopfseiten sind steil nach abwärts gerichtet. Habitat:
Elba, Corsica, Sardinien, Cypern, Palästina und Syrien, Euphratgebiet
und Mesopotamien, Kleinasien, Kordpersien, Aegypten und Hainan.
Var. intermedia Blgr. (Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 381.
London, 1882). — Hüftschlinge schwach ausgebildet; Rumpfseiten-
streifen vorhanden oder nach hinten zu in Punkte aufgelöst; Frenal-
streifen fehlt; Ohrstreif vorhanden; das Grün der Oberseite geht an
den Kinnseiten ähnlich wie bei der Meridionalis Bttgr. auf die
Kehlunterseite über; der Kehlsack ist an den Seiten dunkler als in
der Mitte.. Die Hinterschenkel sind auffallend schmächtig und zierlich
gebaut (Böttger). Habitat: Bologna (Boulenger), Piemont (Came-
rano), Sicilieu (Böttger).
Var. meridionalis Bttgr. — Hüftschlinge und Rumpfseitenstreifen
fehlen, Frenalstreif kann schwach ausgeprägt erscheinen, Ohrstreif
vorhanden; das Grün der Oberseite erstreckt sich von den Hals-
seiten auf die Kehlunterseite oder wenigstens auf die Seiten der
Kehle und überzieht bei den Männchen zum Theil den Kehlsak. Unter-
schenkel ziemlich bedeutend länger als der Oberschenkel; der Fuss
merklich kürzer als der Unterschenkel; Kehlsack gross, grösser als
bei der typischen Form, in luftleerem Zustand zieht sich die äussere
— 222 —
Haut an der Kehle in sehr grossen Längsfalten zusammen. Habitat:
Siidfrankreich, Italien (Umgegend von Genua, Ventimiglia, Bordi-
ghera, Bologna), pyrenäisehe Halbinsel, Balearen, Algerien, Tunis,
Marokko, Canaren, Madeira.
Var. M o 1 1 e r i m. — Hüftschlinge sehr stark ausgebildet, ebenso
Rumpfseitenstreif; Frenal- und Ohrstreif vorhanden; die Kehle scheint
stets wie bei der typischen Form gefärbt zu sein. Der Unterschenkel
ist klein, wenig länger als der Oberschenkel; der Fuss ist etwas
länger als der Unterschenkel. Der Kehlsack ist auffallend gross,
ebenso gross wie bei Var. meridionalis; in luftleerem Zu-
stande zieht er sich in grossen Längsfalten zusammen. Die verhäl-
tnissmässig lange Schnauze ist in spitzem Bogen gerundet und mit
schief nach aussen und abwärts gerichteten Seiten versehen. Fun-
dort: Coimbra.
Var. M o 1 1 e r i bildet eine Uebergangsstufe zwischen der typi-
schen Form und Var. meridionalis und erinnert an Boulenger's
Varietät intermedia, welche gleichfalls die Mitte zwischen
diesen beiden einnimmt. Läge nur die Originaldiagnose Boulenger's
vor '), so könnte man geneigt sein Var. M o 1 1 e r i mit der
intermedia zu vereinigen; die nachträglichen und ausführliche-
ren Beschreibungen Böttger's 2) und die Aussagen Camerano 3) aber
beweisen zu Genüge dass die portugiesiche Uebergangsform M o l-
leri und die italienische intermedia nicht ein und dasselbe
Thier sein kann. Var. Molleri betrachte ich als eine Meridi-
onalis mit der Zeichnung der typischen Form. Der Vollständig-
keit halber will ich hier noch erwähnen, dass Japan seine beson-
dere Varietät von H. a r b o r e a beherbergt; es ist dies die j a-
p o n i c a mit dunkel quergebänderten Schenkeln, einem dunklen,
hellumsäumten, nicht bis zur Weichengegend reichenden, mitunter
in unregelmässige Flecken sich auflösenden Rumpfseitenstreif und
angeblich konstanten, grossen, unregelmässigeu dunklen Flecken
am Rücken. Vergl. Fig. 6, Taf. III, in Schlegel's Fauna japonica,
Amphibien, ferner Camerano's Schrift, in Atti R. Accad. Torino,
XIV, p. 895, Günther's Cat. Batr. Sal. p. 109, Boulenger's. Cat.
') „Agrees with the typical form in having a lateral line and a mark 011 the
loin; but the green extends on the sides of the thront, as in var. meridiona-
lis" (op. cit. p. 381).
*) Bericht üb. d. Senckenberg. naturf. Ges. 1880—81. S. 143; 1880—82.
S. 261.
3) Monografia degli Anfibi anuri italiani, 1. c.
— 223 —
Batr. Sali. Coli. Brit. Mas., p. 381 und Bonlenger's schöne Ab-
bildungen in Proc. Zool. Soc. of London, 1887, pl. LI.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Die Männchen sind kleiner als die Weibchen und haben einen
etwas höheren und breiteren Kopf, als letztere, auch sind sie da-
durch leicht unterscheidbar, dass sie einen grossen Kehlsack besit-
zen, der im leeren Zustande in grösseren Längs- oder kleinere
Querfalten zusammengezogen erscheint. Die Männchen haben ferner,
wenigstens im Süden, zur Brunstzeit eine rosa, oder bräunlich
gefärbte Daumenschwiele, welche sich bis zur Basis des vorletzten
Gliedes erstreckt (Yergl. Lessona, Studii sugli Aniibi del Piemonte,
l e. Tav. V, Fig. 1, 2).
Larve.
Der Körper der eben ausgeschlüpften, ungefähr 7 — 8 mm.
langen Larve sieht etwa wie ein gelblicher Stecknadelkopf aus.
der, wie Rösel treffend bemerkt, von einer mit Wasser angefüllten
ovalrunden, durchsichtigen Blase umgeben zu sein scheint. Mit
fortschreitendem Wachsthum vergrössert sich der gefärbte Inhalt
der durchsichtigen Hülle und wird allmählich dunkler, etwa gelb-
iichgrün oder gelblichgrau, dabei fallen die relativ grossen, weit
von einander entfernten Augen dadurch sehr auf, dass sie von der
dunklen Körperpartie getrennt und wie im hellen Medium einge-
bettete Körner erscheinen; davor treten zwei Fleckchen auf, welche
auf die Nasenöffnungen, und nach unten dunkle bogenförmige
Linien, die auf die Hornkiefer deuten. Den hinteren Theil des
Körpers nimmt zum grössten Theil ein bräunlichgrüner, mit Gold-
puder bestreuter Flecken ein, welcher ganz eingenthümliche Umrisse
zeigt und an einen, in eiförmigem hellem Bernsteinstück einge-
schlossenen Rüsselkäfer erinnert, dessen Rüssel zwischen den Augen
vorragt und dessen Beine nach vorn gegen die Augen der Quappe
gerichtet sind. Zu beiden Seiten der weit auf den Rumpf sich er-
streckenden Schwanzflosse ist ein Goldstrich sichtbar, während die
Rumpfseiten und namentlich der kugelig aufgetriebene Bauch schön
perlmutterglänzend erscheinen, der Schwanz aber abwechselnd dun-
kelgrün und gelb gestreift, und der durchsichtige Flossensauin wie
mit goldglänzendem und braunem Puder bestäubt aussieht. Wenn
Koch angiebt, dass man die Laubfroschlarve, wenn man sie einmal
— 224 —
gesehen, leicht wieder erkennt, so inuss ich ihm darin beistimmen;
nicht nur „an der stumpfen, fast abgerundeten Form des Kopfes"
und „gegen das Er»de des Larvenzustandes an der gleichförmig
grünen Färbung der Oberseite", sondern auch an der prachtvollen
Färbung des Bauches, am auffallend hohen, von seinem letzten
Drittel an stark verjüngten Schwänze mit abgerundeter Spitze,
dessen Flossensaum auf der dorsalen Seite bisweilen über die halbe
Körperlänge hinausragt und stark bogig erscheint, ist die mir le-
bend vorliegende Quappe von Arborea meridionalis sehr leicht
kenntlich. Von oben betrachtet scheint gestreckt eiförmig, mit mehr
oder weniger breitem, nach vorn wenig verschmälerten, aber sehr
niedrigen langen und vom Rumpf durch eine seitlich sichtbare
Furche geschiedenen Kopf und seitlich mehr oder weniger stark,
unten aber zuweilen auffallend stark aufgetriebenem Bauch, der
wie eine bleifarbene oder durchsichtige Kugel aussieht, deren In-
halt an ein perlmutterglänzendes, gewundenes Scbneckengehäuse
erinnert; in diesem Falle erscheint der Kopf bedeutend niedriger;
die sehr breite und ziemlich flache Stirn senkt sich allmälich ge-
gen die schwach gewölbte, vorn bei jungen Individuen abgerun-
dete, bei alten aber fast abgestutzte Schnauze, an deren Seite man
deutlich die vortretenden Lippenränder am Mundwinkel wahrnimmt.
Die ganz seitlich, weit von einander abstehenden Augen mit run-
der Pupille und bläulichem oder Silber weissem, später gold- oder
kupferfarbenem Reif sind weit nach hinten gerückt, springen stark
hervor und beeinträchtigen derart den Umriss des Kopfes, dass
lezterer nahezu vierseitig erscheint. Der Interocularraum ist un-
gefähr dreimal so gross wie die Entfernung des Auges vom Na-
senloch und öfters genau ebenso lang wie die Distanz der Schnauzen-
spitze vom Flossensaum, der allerdings mitunter nahe der durch
die Augenbulbi gezogenen Queraxe seinen Ursprung nimmt und hier
ziemlich dick ist. Die deutlich sichtbaren Nasenlöcher sind um ein
Geringes weiter von einander als vom Orbital- oder Lippenrand.
Im normalen, halbgeschlossenen Zustande bildet die massig lange
Mundöffnnng ein stumpfwinkliges Dreieck, dessen grösster Winkel
nach vorn gerichtet und abgerundet erscheint und dessen längste
Seite den zweimal bogenförmig ausgerandeten, gezackten und wulst-
artig vortretenden unteren Mundrand bildet; namentlich an den
Mundwinkeln pflegt die wulstig aufgetriebene Lippe stärker vorzu-
treten und greift von da auch nach oben über, wodurch der Ober-
lippenrand zum Theil gezackt erscheint; in der Mitte aber ist der-
selbe bezahnt: eine ziemlich lauge Reihe schwärzlicher, vom hellen
— 225 — ,
Grunde stark abstechender, am Rande gesägter, oder genauer mit
neunblätterigem Kopfende versehener, ungleichgrosser Zähnchen be-
waffnet nämlich die mittlere Partie des Mundrandes und rückt von
da an, wo der Lippenrand einen Zackenbesatz erhält, nach hinten
von diesem, d. h. auf die Innenfläche der Lippe *). Hinter dieser
äusseren Zahnreihe befindet sich linker- und rechterseits eine kurze
Reihe ähnlicher Zähne, die somit bereits an der Innenfläche der
Oberlippe zu suchen sind; endlich befinden sich noch drei Zahn-
reihen an der Innenfläche der Unterlippe, von denen diejenige,
welche dem zahnlosen, mit Pappillen besetzten Lippenraude am
nächsten liegt, die Mundwinkel nicht erreicht und einfach bogen-
förmig verläuft, während die zweite, darauffolgende Reihe zwei
Bogen bildet und in der Mitte einen kurzen, winklig gegen den
Kiefer gerichteten Vorsprung zeigt und die dritte in der Mittellinie
zerissen erscheint. Die Zähnchen, von denen gewöhnlich drei über-
einander sitzen, sind im allgemeinen denjenigen bei Alytes ob-
stretricans ähnlich, nur sind sie bei Arborea meridionalis
kleiner, namentlich schmäler und die Zahl der Zacken geringer. Die
Kiefer sind sehr deutlich sichtbar. Da« Kiemenloch mit seiner nach
hinten und oben gerichteten Oeffnung liegt links, ungefähr auf der
Grenze zwischen Rumpf- und Bauchseite. Die rechterseits am
Schwanzsaume sich öffnende kurze Afterröhre erreicht nicht den
Rand dieses Saumes, der ohne merkliche Ausrandung in die Bauch-
decke übergeht.
Die grösste zweibeinige Larve von Var. meridionalis, die
ich vor mir habe, ist 46 mm. lang und hat einen Rumpfumfang
von circa 32 mm. *), die Körperlänge beträgt 17 mm., die grösste
Schwanzhöhe 13.5 bis 14 mm. und die Hinterbeine sind 13 mm.
lang; der Interocularraum ist etwas über 8 mm. breit und die
Entfernung des Auges von der Schnauzenspitze beträgt ungefähr
6 mm. Die Hinterbeine zeigen sich auffallend spät; sie wachsen
anfangs sehr langsam, nehmen aber kurz vor der Metamorphose
rasch an Länge zu, während nämlich bei der 46 mm. langen
Larve die Beine 1 3 mm. lang sind und deutliche tellerartige Erwei-
') Van Bambeke und Heron-Royer bezeichnen dergleichen seitlich von aussen
mit PapilleH begrenzte Zahnreihen als „obere medianliegende Gaumenreihen" und
geben an, dass der Lippenrand bei Arborea zahnlos sei (Bull. Soc. Zool. de
France, VI, p. 81).
2) Die Larven von einer anderen südländischen Varietät und zwar von Var. S a-
^ignyi erreichen die ansehnliche Körperlänge von ungefähr 20 mm.
15
- 22G —
terungen an den Zehenspitzen zeigen, haben andere 39 und 35 mm.
messende Stücke kaum 3 resp. 2 mm. lange Hinterbeine mit An-
deutungen von Anschwellungen an den Zehenspitzen; endlich bei
24 mm. langen Individuen sind nur Spuren von Hinterextremitäten
zu sehen und in Fig. 8 und 14 Taf. III bei Lessona op. cit.) ist
von den Beinchen sogar bei 50 mm. langen Thieren noch nichts
zu sehen. Die ausgewachsenen Larven behalten im grossen und
ganzen ihre früheren Farben bei, nur insofern ist ein Unterschied
vorhanden, als die Oberseite zum grössten Theil mehr grünlich,
gelb- oder grünlichbraun oder braun (Fig. 17. Taf. III. bei Les-
sona), metallisch glänzend und mit grünlichschwarzem Pulver be-
streut erscheint, während die Schnauze mehr gelblich und durch-
sichtig bleibt. Sowohl über als auch unter dem Auge und am
Kinn mehr nach hinten zu ist Goldpulver im reichlichen Masse zer-
streut; die Rumpfseiten glänzen wie Gold und die Bauchseiten find
schön perlmutterglänzend, stellenweise mit Metallglanz, bisweilen
auch rosa angehaucht; am Schwänze treten die bereits bei der
ganz jungen Quappe sichtbaren Längsslreifen und die Fleckchen
am Flossensaum mit mehr Intensität auf. Mittelgrosse Stücke kön-
nen mit den farbenprächtigen Edelsteinen wetteifern. Im vorge-
schrittenen Wachsthum wird der Körper der Quappa schlanker und
der bereits früher schon vorhandene, vom Nasenloch zum Auge
hinziehende weissliche Streifen tritt deutlicher auf und lässt auf
die Schnauzenkante des Frosches schliessen; auch ein goldglänzen-
der, unten dnnkel umsäumter Ohrstreif wird sichtbar und allmäh-
lich tritt eine Abilachuug des Kopfes und Rumpfes auf, wobei der
Schwanzsaüm nach hinten zurücktritt, niedriger wird und ein-
schrumpft: die Hinterbeine nehmen rasch an Länge zu und erhalten
an den Schenkeln eine bräunliche Zeichnung; Kopfobertläche und
Rücken werden gleichmässig gelblichgrau, indem nämlich die Fle-
ckung hier in der Regel zurücktritt und statt dessen bei einigen
Varietäten mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Streifen längs
des Kopfes und der Rumpfseiten aufzutreten pflegen, so dass mau
in der Lage ist, das noch mit Schwarz versehene Thier mit Leich-
tigkeit bestimmen zu können; der Gold- und Perlmutterglanz, der
die Rumpfseiten und den Bau h überzieht, verschwindet und macht
der milchweissen Farbe Platz. Erwähnenswerth ist ferner, dass
mitunter die dunklen, über den Rücken der ganz jungen Larve
unregelniässig zerstreuten, wenig sichtbaren Punkte bei der vier-
beinigen Quappe sich zu Fleckchen anhäufen und auf diese Weise
— 227 —
dem Rücken eiu vorübergehend fleckiges Aussehen verleihen, das
übrigens auch beim ausgewachsenen Laubfrosch auftreten und wie-
derum verschwinden kann. Vierbeinige Larven von Var. meri-
dionalis haben in der Regel einen Rumpfumfang von 21-1/, mm.,
während die jungen, oberseits gelblichgrünen, unterseits rosa oder
grau überflogenen Frösche bedeutend schlanker und gewöhn-
lich 17% mm. lang sind. Die Larve von Arborea meridio-
nalis ist von Lataste (Act. Soc. Lin. Bordeaux, XXX, pl. X,
Fig. 4 — 6) und in neuerer Zeit von He'ron-Royer (Bull. Soc. Zool.
de France, IX, pl. IX, Fig. 15, 16) abgebildet worden.
Die Quappe von der typischen Arborea unterscheidet sich in
einigen Punkten von derjenigen der Meridionalis, insbesondere
sollen die Unterschiede bei ganz jungen Thieren auffallend zutage
treten '). Die erwachsenen zweibeinigen Larven von Arborea
typica lassen sich vor allem dadurch erkennen, dass die Schwanz-
flosse sich nicht so weit auf den Rücken fortsetzt und hier be-
deutend dünner ist als bei Var. meridionalis; die Augen sind
bei jener etwas grösser und treten etwas stärker vor als bei die-
ser und ihr Kopf ist breiter abgerundet als bei der Südländerin; bei
der letzteren ist der fleischige Theil des Schwanzes in eine längere
Spitze ausgezogen als bei der ersteren. Die Afteröffnung ist bei
ihr grösser als bei Meridionalis. Auch hinsichtlich der Färbung
und Zeichnung sind einige Unterschiede vorhanden: die Larve von
typica scheint mir etwas dunkler und einfacher gefärbt zu sein
als diejenige von meridionalis, auch ist sie weit weniger mit
Gold-, Silber- und Perlmutterglanz überzogen als diese, und na-
mentlich wird die zartrosa Farbe am Bauch und an der Kehle bei
der typica vermisst, oder sie tritt nur andeutungsweise auf; der
Schwanz erscheint bei dieser bedeutend dunkler als bei jener, indem
bei typica die obere Partie des eigentlichen Schwanzes nahezu
vollständig mit braun gefleckt und bestäubt ist und der Flossen-
saum grosse dunkle metallisch glänzende Flerken aufweist, bei
Meridionalis aber sind sowohl am fleischigen als auch am
membranösen Theile des Schwanzes kleine Fleckchen, Linien und
weniger dicht an einander gerückte dunkle Punkte zu sehen und
die eingedrückte Furche dem Schwanz entlang pflegt hier als
schwärzliche Linie, dort mehr als breite Binde aufzutreten. Abbil-
dungen von den zwei- und vierbeinigen Larven der typischen Form
') Die ganz jungen Larven sind verglichen und beschrieben worden durch He-
ron-Royer, I. c.
15*
— 228 —
finden sich in den Werken von Rösel, v. Reider und Hahn, Schle-
gel, Heron-Royer und Lessona. Schliesslich muss noch bemerkt
werden, dass die sogenannten Seitenorgane auch bei der Larve
des Laubfrosches zum Vorschein treten.
Lebensweise.
In Mitteleuropa sollen die Laubfrösche im Mai, ja sogar schon
Ende April, wohl nur bei ausnahmsweise günstiger Witterung, lai-
chen; im Süden findet man das Thier selten vor Ende März und
seine eigentliche Laichzeit fällt auf den Mai. Die meisten sich bis
dahin sowohl des Nachts als auch am Tage im Wasser, zuweilen
in ansehnlichen Scharen herumtummelnden Laubfrösche sind Männ-
chen, die auf der Suche nach Weibchen sind und ihre Stimm-
organe einüben. Die Weibchen scheinen solange ihre Eier zum
Ablegen noch nicht reif sind, das Wasser zu meiden, um den vor-
zeitigen Bewerbungen der brünstigen Männchen zu entgehen, denn
sobald letztere ein Weibchen erblicken, umringen sie es und su-
chen mit ihm in Kopulation zu treten, indem sie ihm aus der
nächsten Nähe auf den Rücken springen. Bei der Begattung fasst
das Männchen das Weibchen mit seinen zwei inneren gekrümmten
Fingern über und hinter der Achselgrube, oder aber es stemmt
seine geballte Faust in die Achselgrube seiner Gattin (Vergl. Taf. IX.
bei Rösel und die Zeichnung bei H6ron-Royer, 1. c). Die Umar-
mung ist jedoch nicht allzu krampfhaft und der Paarungstrieb we-
niger lebhaft als bei anderen Anureu, denn das kopulirte Pärchen
trennt sich bei der geringsten Störung und geht auseinander. Das
Absetzten des Laiches findet vorzugsweise nachts statt und geht
ziemlich rasch von dannen; die 800 bis 1000 kleinen Eier wer-
den binnen 6 bis 10 Stunden klumpenweise abgestossen und sin-
ken entweder zu Boden oder bleiben an Pflanzen hängen '). Mit-
unter aber sieht man das paarungslustige Pärchen tagelang he-
rumschwimmen und erst am dritten oder vierten Tag sein Laich-
geschäft vollenden. Der Dotter hat 1 — 1.5 mm. Durchmesser; die
') Es ist kürzlich behauptet worden, dass „Hyla barytonus" (=ra e r i-
d i o n a 1 i s) sich von H. arborea (- t y p i c a) unter anderin dadurch unter-
scheidet, dass sie ihren Laich auf Pflanzen absetze; dies kommt jedoch auch bei
der typischen Form vor, ja Franke behauptet sogar, dass der Laich in Klumpen
abgeht und unter dem Wasser spiralförmig um Schilfpflanzen geschlungen wird;
anderseits aber habe ich zu beobachten Gelegenheit gehabt, dass hier in Nizza
Var. meridionalis ihren Laich bald auf Pflanzen absetzt, bald ab**r einfach
auf den Boden der meistons pflanzenleeren Cisternen sinken lässt.
— 229 —
Gallerthülle ist nicht homogen, sondern besteht aus einer ziemlieh
derben ovalruuden Substanz, welche den Dotier umgiebt und von
einer anderen schleimigen Masse, welche dem Eierklumpen das
Aussehen einer strukturlosen, zerquollenen und kristallhellen Sub-
stanz giebt, in der die grössten, zum Theil gelblich und zum klein-
sten Theil bräunlich kolorirten Laichkörner im Abstand von unge-
fähr 5 mm. eingestreut erscheinen. Ueber die Laichzeit, das Lar-
venleben und die Verwandlang des Laubfrosches in Deutschland
und an der Riviera liegen mir einige Angaben vor, die ich hier
mittheilen will. Bruch (Würzb. Natur wiss. Zeitsch. IV, S. 133)
erhielt am 17 April zum ersten Mal frischen Laich und bemerkt,
dass die einzelnen Eier langsam nach einander gelegt waren und
getrennt am Boden des Wasserbehälters lagen; dreizehn Tage da-
rauf war der Laich sowohl im Freien als auch im Zimmer dem
Ausschlüpfen nahe und in den ersten Tagen des Mai verHessen die
Larven die Eihüllen; zu dieser Zeit gab es noch im Freien fri-
schen Laich. Am 1. August, also nach Verlauf eines etwa drei-
monatlichen Larvenlebens, fand Bruch Laubfrösche in der Ver-
wandlung begriffen und Ende Septembers schrieen noch die Thiere
bei 10° und 16° Wärme. Ein anderes Mal bemerkte Bruch bereits
am 25. März männliche Individuen im Wasser und am 1. April die
ersten Weibchen; die Laichzeit dauerte bis zum 1. April; die er-
sten kiemenlosen Larven traf Bruch am 21. April, solche mit Hin-
terextremitäten Ende Mai; am 2. Juli waren vierbeinige Individuen
zu sehen und die Metamorphose soll bis den August hinein ange-
dauert haben (ibidem, III. Bd. S. 201). Nach Rösel's Beobachtun-
gen verliessen die Larven am 10. und 11. Mai den am 28. April
abgelegten Laich; ihre Kiemen verschwanden gegen den 13. Juni
und ihre Hinterbeine zeigten sich am 29 desselben Monates; am
30. Juli traten die Vorderbeine vor und gegen den 2. August
schwand der Schwanzstummel. Die nizzaer meridionalis sind
hinsichtlich ihrer Verwandlung um einige Wochen den deutschen
voraus. Der hiesige Laubfrosch lässt selten seine Stimme vor Ende
März hören; das Laichen fängt in der ersten Hälfte des April an
und erreicht den Höhepunkt im Mai. Die ersten Larven sind in
Nizza selten vor Ende April oder Anfang Mai zu sehen, während
junge Frösche bereits Ende Juni anzutreffen sind, so dass man das
Larvenleben auf 8 bis 10 Wochen schätzen kann. In der Schweiz
sollen die 12 bis 14 Wochen alten Thiere verwandlungsfähig sein
(Fatio). In Piemout scheinen die Verhältnisse wiederum etwas an-
ders zu sein. Lessona giebt nämlich an, dass dort die Laubfrösche
— 230 —
auch in den ersten Hälfte des Juni laichen und dass Quappen mit
äusseren Kiemen sogar Anfang August noch zu sehen sind; er
schien anfangs zu glauben, dass der Laubfrosch zweimal laiche,
fand aber nachträglich für wahrscheinlicher, dass diese Quappen
aus einem verspätet abgelegten Laich stammten und das wird wohl
auch der Fall sein, denn, so viel ich weiss, laicht das Thier nur
einmal im Jahre und die Larven überwintern im Freien nicht; in
der Gefangenschaft aber sollen bisweilen Stockungen in der Ent-
wickelung eintreten, so dass in diesem Fall die Ueberwinterung
stattfinden kann.
Wenn Leydig sagt, dass die Stimme der genueser Hyla viel
kräftiger, voller und namentlich rauher klingt als bei den deut-
schen, und hinzufügt, dass aus Klein's Angaben mau den Schluss
ziehen könnte, dass die Stimme der Laubfrösche im nordöstlichen
Deutschland sich abschwäche, so stimmt dies sowohl mit He'rou-
Royer's als auch mit meinen eigenen Beobachtungen überein. Diese
Erscheinung hängt wohl damit zusammen, dass bei dem südländi-
schen Laubfrosch und zwar nicht nur bei Var. meridionalis,
sondern auch bei Var. M oller i die Schallblasen bedeutend grös-
ser sind als die der deutschen Thiere und im luftleeren Zustande
lange und ganz eigenthümliche Falten bilden, worauf bereits He'-
rou-Royer (Bull. Soc. Zool. de France, IX. Holzschnitt S. 234)
und Boscä Anal. Soc. Esp. Hist. Nat. X. Taf. II, fig. 8, 9. Vergl.
auch die Schallblase bei typica bei Lessona, op. cit. Tav. V,
lig. 33) unsere Aufmerksamkeit gelenkt haben. Auch ist es voll-
kommen richtig, wenn Leydig angiebt, dass die sardinischen Laub-
frösche durch ihr zorniges, leidenschaftliches Wesen von den deut-
schen abweichen. Auf Stimme und Temperament wirkt in erster
Linie das Klima, dann aber auch hat der länger andauernde Ge-
brauch der Stimmorgane beim südländischen Laubfrosch, dessen
Sommerleben im Vergleich zu seinen nordischen Geschwistern ein
sehr langes ist, gewiss einen Einfluss auf die Ausdehnung der
Schallblase. Das Geschrei der uordläiidischen Form unterscheidet
sich ferner von dem der Meridionalis dadurch, dass es in der
Regel aus drei bis vier rasch aufeinanderfolgender Laute und hart
klingender Intonationen besteht, welche einige durch ein krak oder
karak-karak-karak, kre-kre, kra oder ra, ra, andere aber, so z. B
Bruch, durch ein sehr hastiges, trompetenartiges und rasch hinter
einander ausgegossenes gäk, gäk, gäk oder tchit, tchit (nach
Klein) ausdrücken. Mir fehlen leider sichere Erinnerungen über die
Stimme des nordländischen Thieres, ich glaube aber, dass Bruch's
— 231 —
Angaben eher auf einer Verwechselung mit einer anderen Anuren-
art beruhen, denn das Geschrei der Hyla iu Nizza besteht haupt-
sächlich aus Lauten, die mir wie krua-krue, bisweilen auch brua-
brue klingen, wobei das U stark accentuirt, da A gezogen wird
und das krue oder brue in kürzeren Intervallen aufeinanderfolgen
und weniger laut schallen; dazwischen hört man einzelne Frösche
in künstlerischer Weise trillern: brerre mit einer Unzahl von R,
was gar nicht übel klingt *). Das Geschrei des Männchens — die
Weibchen siud stumm — beginnt kurz vor Sonnenuntergang, indem
der Vorsänger den ersten lauten Ton von sich giebt, worauf so-
fort die ganze Nachbarenschar, als wenn sie aus dem Schlaf er-
weckt, zur Attacke gerufen mit einem weithin erschallenden und
kontinuirlichen Chorusgesang einstimmt; nun fallen auch die Be-
wohner des benachbarten Gartens in den Gesaug ein und mit einem
Mal, wie auf gegebenes Signal, erfüllen sich Berg und Thal in
der ganzeii Umgebung mit dem nimmer endenden Gesang und mau
kann buchstäblich sagen, dass hier an der Riviera, vor lauter
Laubfröschen man weder den Wellenschlag des Meeres noch den
vorbeisausenden Eisenbahnzug zu hören vermag. Zur schönen Jahres-
zeit, also im April, Mai und Juni wird nach Mitternacht pausirt,
gegen Sonnenaufgang aber wird wieder lustig geschrieen, aber
weniger lang und weniger anhaltend; im Hochsommer verstummt
das Geschrei, nur bei Veränderung der Witterung, vor und nach
einem Regen, hört man von allen Seiten Freudenlaute; von Okto-
ber oder November an tritt wirkliche Ruhezeit an und von da an
begegnet man Laubfröschen, welche auf der Suche nach einem
bequemen Plätzchen sind, um den Winter in gänzlicher Abgeschlos-
senheit zu verbringen. Im Norden, nach der Aussage der Fachge-
nossen, pflegt der Laubfrosch die rauhe Jahreszeit im Schlamm zu
verbringen, nur wenige Forscher und darunter Franke -), geben
an, dass er sich unter Dunghaufen, in Erdlöchern, hohlen Bäumen
oder tiefem abgefaulten Laube verkriecht. Hier im Süden werden
die Cisternen, der Lieblingsaufenthalt der Hyla, öfters gereinigt,
so dass sich kein Schlamm ansammelt, und die Laubfrösche su-
chen hohle Olivenbäume auf, wo sie in grösserer Anzahl beisam-
') Nachträgt. Zusatz. — Durch die Güte des Herrn A. Goldfuss hahe ich zwei
deutsche A r b o r e a-Mäuncheii erhalten und am 27. Mai vernahm ich in der Däm-
merung ihre Stimme. Das Geschrei des Nordländers unterscheidet sich von dem
der Meridionalis hauptsächlich dadurch dass es in der Regel mit einem lei-
sen tschit, tschit beginnt, worauf dann tscharak, tscherek, tschereke folgt.
s) Die Reptilien u. Amphibien Deutschlands. Leipzig, 1881.
— 232 —
inen überwintern. Es sind auch sonst noch andere Verschiedenhei-
ten hinsichtlich der Lebensweise der nord- und südländischen Arbo-
rea, die Klima und Bodenbeschaffenheit mit sich bringen, so ver-
leben sie in Deutschland den Sommer über in ausgedehnten Wie-
sen- und Feld-Distrikten, welche von Gräben und stehenden Was-
sern durchzogen sind, oder in sumpfigen Wäldern und an deren
Rändern und werden meistens mehr vereinzelt angetroffen, hier an
der Riviera bringt es der Wassermangel mit sich, dass der Laub-
frosch zu einem Hausthier geworden ist, die Gärten den Fluren,
die kein beständiges Wasser haben, vorzieht und sich massenweise
in der Nähe der Cisternen aufzuhalten pflegt. Tagsüber halten sie
sich in luftigen Höhen von Orangen- und Citronenbäumen auf und
mitunter braucht man nur einen Ast zu schuttein, um die Thier-
chen dutzendweise vom Baume fallen zu sehen. Nach Boll's Erfah-
rungen liebt die Meridionalis das Wasser mehr als die typi-
sche Form und das kann ich bestätigen. Abends, auch nach der
Brunstzeit, steigt der Laubfrosch in der Regel vom Baume herun-
ter und man trifft sie zu dieser Zeit scharenweise nach dem Was-
serbehälter pilgern; er wird nämlich tag-täglich gebadet und zwar
in eigenthümlicher Weise, indem das Thierchen unmittelbar über der
Wasseroberfläche an der Wand der Cisterne klebt und den hinte-
ren Körpertheil vom Wasser bespülen lässt und somit förmlich ein
Sitzbad nimmt. Stehendes und übel riechendes Wasser wird von
ihm gemieden und sobald der Zufluss des frischen Wassers in die
Cisterne aufhört, zieht auch die Laubfrosch-Kolonie aus dem Gar-
ten aus, so dass man förmlich sagen kann, dass Eigenthümer und
Laubfrösche den Garten gleichzeitig verlassen. Sei es, weil das
rasch fliessende Wasser zum Absetzen der Eier nicht taugt, oder
weil die Hyla sich ungern unter anderen Anuren mengt, trifft man
sie hier selten in Bächen. Cisternen in denen P e 1 o d y t e s hausen,
werden von ihr gleichfalls gemieden; hingegen werden die von ihr
einmal gewählten Orte ganz und gar in Beschlag genommen; ein
fremder Eindringling wird mit sichtbarem Unwillen behandelt. Dem
Menschen gegenüber legt der Laubfrosch, sobald er ausserhalb des
Wassers ist und nicht gerade auf einem Rasenplatz herumspringt,
wenig Scheu an den Tag und lässt sich z. B. bei der Orangen-
blütheulese nicht stören, höchstens ändert er sein Sitzplätzchen,
indem er mit der Geschicklichkeit eines Akrobaten vom der Ober-
fläche des Blattes auf die Unterfläche sich begiebt oder sich be-
dächtig und durch die Störung gelangweilt bei Seite schiebt. Höchst
possierlich nimmt es sich aus, wenn eine ganze Gesellschaft rei-
— 233 —
henweise hinter und dicht aneinander mit eingezogenen Vorder-
beinchen auf einem Zweige ihr Mittagschläfchen hält; nur hin und
wieder wird ein oder das andere Thierchen rege, um nach einem
Insekt zu schnappen oder eine Ameise die anf der Schnauze he-
rumkriecht, mit der Hand zu entfernen. In der Gefangenschaft ge-
haltene Laubfrösche werden sehr bald zahm und zutraulich und
lernen sogar auf den Ruf hören; auch die Quappen halten das
Gefangenleben trotz ihres zarten Wesens sehr gut aus und sind
durch ihren Gold- und Silberglanz eine Zierde für das Aquarium;
sie brauchen weder ständig wechselndes Wasser noch besondere
Nahrung, denn sie begnügen sich mit dem Nagen an Wasserpflan-
zen, Fleischstücken oder Thierleichen; dabei zeigen sie eine Vor-
liebe für die Leichen ihrer eigenen Geschwister.
In Betreff des Auftretens von dunklen Flecken auf der Rücken-
fläche muss hervorgehoben werden, dass dasselbe wohl zum Theil,
namentlich dann, wenn die Flecken längere Zeit hindurch nicht
schwinden und unverändert in Form und Grösse auf braunem
Grunde zerstreut bleiben, im schlaffen d. h. zeitweise contractions-
unfähigen Zustande der beweglichen Farbzelle beruhen, was somit
eine krankhafte Erscheinung sein dürfte. lieber den Farbenwechsel
beim Laubfrosch und die Umstände, unter denen die Erscheinung
hervortritt, macht Leydig einige interessante Mittheilungen in sei-
ner Schrift über die allgemeinen Bedeckungen der Amphibien (Arch.
f. mikroskop. Anatomie, Bd. XII).
Vo rkommen.
Die Verbreitung des Laubfrosches ist eine sehr grosse: derselbe
findet sich in ganz Mittel- und Süd-Europa, einem Theile von Kord-
europa, in Vorder-Asien, in Sibirien, in Japan und vielleicht auch
in China; in allen Mittelmeerländern kommt er in ausserordentlich
grosser Individuenzahl vor und tritt hier in mehreren Formen auf.
Auch an der atlantischen Nordküste Afrika's sowie auf den Cana-
ren und Madeira ist er noch recht häufig und nach Tschudi, Bech-
stein (163.— S. 406) und Daudin (33. -S. 25) würde er auch
in Amerika, ja sogar in Australien einheimisch sein, woran man
aber zweifeln möchte. Ueber das Vorkommen der Meridionalis
auf den Canaren und auf Madeira berichten Barker Webb und
S. Berthelot (288), Greeff, Böttger (290) und Boulenger (9.—
S. 381). Die beiden zuerst genannten Forscher geben an, dass sie
ihn auf Teneriffa in der Schlucht von Paso alto bei Santa-Cruce
— 231 —
vorzugsweise aber und in grösserer Zahl in den hoch gelegenen
Oertlichkeiten, so auf dem über 2000 F. ü. M. gelegenen Plateau
Mesa de Tegina unweit von der Stadt Laguna gefunden haben;
Prof. Grenadier und Dr. Null sollen ihn, wie Böttger uns mitt-
heilt, im Thal von Orotava gesammelt, und Greff grüne weissgelb
punktirte Stücke im botanischen Garten von Orotava beobachtet
haben. Peters und Doria (350) nennen ihn dann auch für die Sal-
vages, einer Inselgruppe zwischen Madeiren und Canaren. Aus Ma-
rokko haben Böttger (5) und Camerano (4.— S. 557) die Meri-
dionalis von Tanger, Tauger-Tetuan, Casablanca, Mogador-Ma-
rokko, Saffi und Mazagan erhalten und aus Algerien und zwar aus
Algier, Boudouau, Tizi-Ouzou, Constantiue und Oran, aus Tunis und
Aegypteu kenneu den Laubfrosch Guichenot (253), Schlegel (291. —
S. 133), Strauch (6), Boulenger (9) und F. Müller (Verhandl.
naturf. Ges. Basel 1879. S. 586). In allen diesen Ländern, viel-
leicht mit alleiniger Ausnahme von Aegypten, woher die Original-
exemplare der Savignyi stammen, ist die meridionalis, wel-
che wir sonst bis jetzt nur von der pyrenäischen Halbinsel, aus
Südfrankreich, einem kleLien Theile Italiens und aus Kleiuasien
kennen, verbreitet. Var. Savignyi soll nicht nur in Aegypten,
sondern auch auf Cypern (293), am Todten Meer, bei Jerusalem,
in Wadi el Kurm, am See von Galiläa (294), in der Ebene von
Esdrelon, am Fuss des Berg Tabor, in Jericho (117. — S. 189),
bei Haiffa (295), ferner in Kleinasien, in den Euphratgegenden und
Mesopotamien (Böttger), in Nord-Persien, so in Pärchapä, südl. von
Rescht, Provinz Ghilan (123 — S. 433), und auffallenderweise
auch auf Hainan (9), also im Meerbusen von Tonking vorkommen,
während in Japan, so z. B. in Tokio (296) und wohl auch in
Honto (Yeso. 208.— S. 120) sowie in China (11) Var. japo-
nica Schleg. lebt. Die aus Basra (123), Kleinasien (297) und
speciel aus Brussa (64. — S. 1123) erwähnten Stücke dürften zur
Savignyi zu zählen sein; übrigens ist die typica sowohl aus
Kleinasien, so vom Giaur-Dagh (Boulenger) als auch aus Damas-
kus (Camerano) und Kutais in Trauskaukasien (120.— S. 80) be-
kannt. Aus dem Kaukasus finde ich ferner den Laubfrosch ohne
nähere Bezeichnung der Form, als in grosser Anzahl sowohl in
Cis- als Trauskaukasien, so in den Kuban- und Terek-Thälern, in
Kyslar, in den Flussgebieten von Riou, Arax und Kur, namentlich
in den Wäldern um Lenkoran, in Sakatal, Eschmiadsin, Suchum-
Kale und in Poti vorkommend angegeben (121) und dass er in
Nordost-Persien, in der Provinz Mazenderan und in Südsibirien
— 235 —
ni'ht fehlt, wissen wir durch Eichwald und Kessler. Aus dem mitt-
leren Ural kennt ihn Sabanejew (107.— S. 273); längs der Nie-
der-Wolga soll er selten in den Wäldern und in Weidenbüschen
vorkommen (112. — S. 157); in den Gouvernements Woronesch
und Charkow scheint er nicht häufig zu sein (110); gleichfalls
selten ist er laut Pallas (298) in der Krim; Koppen (271— S. 76)
fand ihn an der Südküste der Halbinsel; Belke (196.— S. 24)
führt ihn aus der Umgebung von Kamienez-Podolski an und in den
Schriften Eichwald's (112) und Andrzejowski's (195) über die
Thiere Podoliens, Wolhyniens, Lithauens und des Gouvernement
Cherson finde ich ihn erwähnt. Taczanowski (194) fand ihn häufig
in der Umgebung von Warschau. Nach Fischer (199) und Seid-
litz (105) kommt er in den Ostseeprovinzen vor; hingegen in den
Gouvernements Petersburg, Jaroslaw und Wologda scheint er zu
fehlen. Auch in Grossbritannien, Irland und Norwegen wird er
vermisst. In Schweden aber ist er namentlich im Süden, so in
Hörr, Nöbbelöf, Kalmar und in noch anderen im Nilsson'schen
Werke „Skandinawisk Fauna" aufgezählten Oertlichkeiten beobach-
tet worden.
Alsdann bewohnt H. arborea typica Dänemark, soll jedoch
nur stellenweise vorkommen; sie findet sich in der Umgebung Ko-
penhagens, bei Kiöge, Stevens, in Prästo, bei Sorö, Slagelse, Ma-
ribö, Nykjöbing, in Liselund, Marienborg (Möen), in Juelsborg bei
Nyborg, Glorup in Fünen, Merringgard bei Horsens, Taulov bei
Kolding, in Veile, Aarhus, Als, ferner in Jylland und auf der Insel
Bornholm (103. — S. 302). Was ferner ihr Vorkommen in Deut-
schland anbetrifft, so ist sie hier weit verbreitet, obschon es, abge-
sehen vom Hochgebirge, welches sie entschieden meidet, Striche
zu geben scheint, denen sie mangelt. Boie hat sie in Schleswig-
Holstein beobachtet, Boulenger führt sie aus Hamburg an und
Brüggemann (213. — S. 210) und Herr F. Borcherding fanden sie
in der Umgebung von Bremen und Vegesack; im Lüneburgischen
findet sie sich gleichfalls vor (79), auch in Oldenburg, wo sie
nach Wiepken und Greve (78) nicht selten sein soll. 'Ueber ihr
Vorkommen in Meklenburg, in der Provinz Brandenburg und in
Ost- und West-Preussen berichten Struck (77), Schulz (76) und
Rathke (74). 0. Reinhardt (174) fand sie bei Lohme, nahe Stub-
benkammer (Rügen) und nach Gloger (175) kommt sie in Schle-
sien vor. Wir wissen ferner, dass sie in der Oberlausitz (81. —
S. 57) und im Königreich Sachsen (80) eiuheimisch ist. Aus der
Umgebung von Halle, allwo sie nach der freundlichen Mittheilung
— 236 —
des Herrn A. Goldfuss, an einein Steinbruch (dem Tautz), wo weifc
und breit kein Baum und kein Strauch steht, alle Jahre im Grase
und an Schilf beobachtet wird, verdanke ich einige Stücke der
Güte des Herrn W. Wolterstorff und dass der Laubfrosch auch in
den Thüringischen Landen anzutreffen ist, weiss ich aus eigener
Erfahrung (Vergl. auch 163 in meinem Verzeichniss der bei die-
ser Arbeit benutzten Literatur); soust wird die Art aus der Pro-
vinz Sachsen noch erwähnt für die Umgegend von Magdeburg (Bie-
deritzer Busch uud Umgegend), von Gommern, aus Neuhaldensle-
ben, Rogätz, Osterburg und aus Quensted und Quedlinburg am
Harz (230). In den Vorbergen der Rhön bei Kissingen hat Leydig
ihre Stimme gehört, dagegen in der eigentlichen Rhön scheint sie
nicht vorzukommen (91). Im Nassauischen ist sie überall ziemlich
häufig (92); Behrens fand sie in der Umgebung von Elberfeld (229)
und im Regierungsbezirk Ansberg in Westphalen ist sie von Suf-
frian beobachtet worden (96. — S. 126). „Im Rheinthal", sagt Ley-
dig, „stellenweise sehr zahlreich, bei Bonn nicht häufig, am ehe-
sten zur Laichzeit in den Tümpeln am Fuss des Venusberges zu
sehen, dann auch in denen von Lengsdorf; häufiger auf der rech-
ten, wärmeren Rheinseite. Weiter abwärts wird der Laubfrosch
immer seltener, wie solches aus den Angaben von Cornelius über
das Bergische Land hervorgeht". Sein massenhaftes Vorkommen
während der Brutzeit in den Sumpflöchern zwischen Ahr und Brei-
sig meldet Melsheimer und dass er der Moselfauna angehört uud
auch in Lothringen vorkommt, wissen wir durch Schäfer (173) und
Godron (146). Bei Kreuznach habe ich ihn öfters gesammelt; im
ganzen Nahegebiete zeigt er sich ebenfalls verbreitet (352); in der
Eifel hat ihn Leydig nur am Lacher See schreien gehört. „Bei
Frankfurt", sagt Koch in seiner öfters citirten Abhandlung über
die Formen und Wandlungen der ecaudaten Batrachier, „am gan-
zen Mittel- und Oberrhein-Gebiete, am Westerwald und in den Thä-
leru der Öberlahn- und Sieg-Gegenden ist der Laubfrosch auffal-
lend selten und scheint in einzelnen Gebieten, wo es an stagni-
renden Wassern fehlt, sogar gar nicht vorzukommen, wie z. B.
bei Dillenburg, und nördlich davon in den Bergen der Kalten-
Eiche". In Hessen hat man ihn im Kreise Rothenburg beobachtet
(179) und im Grossherzogthum Baden kommt er wohl überall, das
höhere Gebirge ausgenommen (90), vor; im Neckarthaie bin ich
ihm öfters in Neuenheim uud Ziegelhausen, sowie auch in Hei-
delberg begegnet. Ueber sein Vorkommen am Oberrhein berichtet
Peuot (299). In Württemberg ist er, wie Plieuinger (87), G. v.
— 237 —
Härtens (8C), Leidig (S8) und Krauss (89) übereinstimmend an-
geben, ebenfalls verbreitet und kommt stellenweise, so bei Rothen-
burg a. d. Tauber, sowohl in der Umgebung der Stadt, als auch
auf den Keuperhöhen bei "Neusitz, Erlbach u. s. w. in grosser
Menge vor (170.— S. 95); auch bei Tübingen wird er häufig an-
getroffen. Alsdann giebt Leydig an, dass er ihn im Mainthal bei
Würzburg, bei Bamberg und auch sonst in Franken gesammelt
habe. In der „Fauna Ratisbonensis" von Koch, Herrich-Schäffer
uud Forster (84) wird er als ziemlich selten bezeichnet; auch
Schrank (83), Clessin (8?), v. Reider und Hahn (171) und Jä-
ckel (85) nennen ihn in ihren Schriften über die Thiere Bayern's.
n der Schweiz ist er nach Fatio (41) ziemlich allerorten, aber
nicht über 900 oder 1000 M. üb. Meer, zu finden. Tschudi (42)
meldet ebenfalls, dass er in der Bergregion nur selten vorkommt
und Vename Payot (43) hat ihn im Gebirgstock des Montblanc
bloss bis zu einer Meereshöhe von 600 M. angetroffen. Im Kanton
Tessin habe ich öfters seine Stimme am Langen- und Lugano-See
gehört. Während in Deutschland, in der Schweiz und grösstentheils
auch in Russland nur eine Form des Laubfrosches lebt, sind zwei
wohlgeschiedene Formen in Frankreich einheimisch, denen sich
noch eine dritte Form anschliesst, welche auf Corsica vorkommt.
Die vorherrschende dieser Formen ist die typische; sie findet sich
sowohl in Nord- als auch in Mittel-Frankreich und dürfte auch
im Süden hie und da anzutreffen sein; die zweite weniger verbrei-
tete Form ist diejenige, welche Böttger als Meridionalis, He'-
ron-Royer als barytonus sp. bezeichnet hat; sie ist bis jetzt
in der Gironde, im Departement de l'Herault und in der Provence
beobachtet worden. In denjenigen Theilen des Landes, über deren
Fauna mir Angaben vorliegen, wie namentlich in den Departements
Somme (bei Abbeville), Seine-et-Oise (im Walde von Meudon und
in Bellevue) (34), Seine (bei Bondy), Seine-et-Marne (35), Marne,
Ardennes, Meurthe-et-Moselle (142.143.144.145), Aube (35),
Yonne (36), Cöte d'Or (Semur und Epoisses), Doubs (300.38),
Jura (39), so namentlich in der Ebene, Allier (31), Sarthe (29),
Maine-et-Loire (30), Loire-Infeneure (34), Vendee, Vienne (28),
Charente (27), Charentc-Inferieure (25), Herault (33.— S. 26.—
219), Bouchesdu Rhone, Gard (149), Basses Alpes (Digne), Var,
Alpes Maritimes und in der Gironde (24) ist der Laubfrosch übe-
rall zu Hause, so dass sich wohl annehmen lässt, dass er auch
in den übrigen Departements, über deren Fauna mir Nachrichten
fehlen, sicherlich vorkommen und somit über das ganze Land ver-
— 238 —
breitet sein wird. Im Luxemburgischen ist der Laubfrosch nach
De la Fontaine (97) ebenfalls gemein; er findet sich auch in Bel-
gien und in Holland vor ((J9).
Aus Portugal sind mir zwei Formen bekannt und zwar die Me-
ridionalis und die Molleri, beide aus Coimbra; andere For-
scher behaupten wiederum, dass auch die typica in Portugal, so
in Porto (9), Penafiel und Portospada in der Serra de San Ma-
mede (Boscä) vorkommt. Die Originalstücke der Perezi Boscä
(=meridionalis) stammen von der portugiesisch-spanischen
Grenze; diese Form soll aber auch noch in Beira, in Lissabon, in
Portalegre, an den Ufern der Seda im Alemtejo sowie auch in
Spanien, so bei Badajoz, in Magacella und Cabeza del Buey in
Estremadura, in San Sebastian, Vitoria, Almadenejos in Neu-Kasti-
lien, Kelmez (Grauada), am Guadalhorce bei Malaga, in Algeriras
und end'ich auf Minorca (21. — S. 371) einheimisch sein. Die ty-
pica soll in Spanien vorherrschen und namentlich im Norden und
im Centrum des Landes viel verbreitet sein. Boscä kennt sie aus
Zaragoza und aus der Umgebung von Epila in Aragon, aus Bar-
celona und La Cerdania in Catalonien, aus Las Hurdas, Merida,
Alange und Cabeza del Buey in Estremadura, aus Tuy in Galicien,
wo sie nach Seoane gemein sein soll, aus Salamanca, Eskorial,
Madrid, Malagon, Ciudad-Real, Despoblado de la Caracollera und
Chillon in Neu-Kasülien, Vitoria, Pamplona und S. Sebastian im
Baskenlande, Lagrono, Burgas und Valladolid in Alt-Kastilien. Ma-
chado's Laubfrösche von den Ufern des Guadalkuivir (18) sollen
gleichfalls der typischen Form angehören, ob dies auch wirklich
der Fall ist, lässt sich zur Zeit wegen Mangels an Material nicht
behaupten, jedenfalls aber dürfte meine Molleri bisweilen mit
der typica verwechselt worden sein; Lataste deutet bereits da-
rauf hin, dass bei den Laubfröschen aus Ciudad-Real der Seiten-
streif stärker ausgeprägt aufzutreten pflegt als bei den französi-
schen Stücken und dies ist eine der Eigentümlichkeiten, welche
unsere neue Form auszeignet. Boscä bemerkt ebenfalls, dass dieser
Streifen bei allen spanischen „typischen Arborea" scharf raarkirt
ist. — "Nach Böttger hat Herr Will die meridionalis bei Ciudella
auf Minorca, nach Boscä aber auf Majorca gesammelt. Ob die bei
Barcelo y Combis (159) und bei Ramis y Ramis (239) erwähnten
Hyla der typica oder der meridionalis angehören ist nicht
ersichtlich. Aus Corsica und aus Sardinien (Cagliari, Sassari) be-
sitzte ich Exemplare von Var. Savignyi; dieselbe soll auch auf
Elba einheimisch sein (Boulenger). Es ist höchst wahrscheinlich
— 239 -
dass H. sarda Bonelli in Gene's Synopsis, H. arborea aus
Ajaeiio in F. Müller's Katalog und die sardinisehen Laubfrösche,
deren Leydig in seiner Arbeit über die allgemeinen Bedeckungen
der Amphibien gedenkt, mit Var. Savignyi identisch sind, denn
die t y p i c a soll nach Camerano sowohl auf Corsica als auch auf
Sardinien fehlen. Dieser Forscher theilt uns mit, dass auf Sardi-
nien eine Var. fuscomaculata vorkäme (13), die möglicher-
weise mit nigroma cula ta Gene' identisch ist (261). Während
Sava (241), Minä-Palumbo (26) und Doderlein (57) nichts nä-
heres über die auf Sicilien, so auf dem Etna und im Madoniage-
birge einheimischen Laubfrösche melden, geben Boulenger und Ca-
merano an, dass sie aus Palermo eine Varietät und zwar die in-
termedia Boulgr. erhalten haben; auch theilt uns Böttger mit,
dass seine von Bagheria, vom Monte Pelegrino bei Palermo, von
Aranella und vom Deposito Acqua -Santa bei Palermo stammenden
Stücke nicht der var. sarda, wie er es anfangs glaubte, sondern
der intermedia angehören; er fügt ausserdem den neuen Fundort
Sta. Favorita bei Palermo hinzu i 242.— S. 143.— 327.— S. 261).
Auf Malta soll nach Camerano auffallenderweise nur eine und zwar
die typische Form leben; in Italien hingegen sind drei, und nicht
zwei Formen, wie man es bis jetzt anzugeben pflegte, einheimisch;
erstens die meridionalis, deren Vorkommen in der Gegend von
Genua bereit Leydig meldet (170) '), zweitens die interme-
dia, welche man jetzt nur aus Bologna erhalten hat (Boulenger)
und drittens die ziemlich überall mehr oder weniger verbreitete
typica. Letztere hat Giglioli aus Arena und Nicotera in Cala-
brien und aus Ostia und Bonaparte aus Civitavecchia uud aus Rom,
wo sie in den Fontänen lebt erhalten (48. — 210); F. Müller
(55. — S. 258) giebt an, dass das Basler Kabinet Exemplare aus
Livorno besitzt und dass das Museum in Florenz Stücke enthält,
die aus Florenz, Casale und' Domodossola stammen, ersehen wir
aus Giglioli's Elenco. Aus Piemont wurden mehrere untergeordnete
Varietäten von Lessoua (49) beschrieben. Sassi (50) kennt die
Art aus Ligurien, Cornalia und Campeggi (52) aus der Lombardei
uud dass sie häufig ist im Modenesischen, im Veronesischen und
Venetianischcn Gebiet wissen wir aus den Schriften Riccardi's (245),
Bonizzi's (53), De Betta's (246) und Nardo's (278).
') Ich entsinne mich Var. meridionalis in Ventimiglia und in Bordighe-
ra gesehen zu haben und ersehe aus Boulenger's Katalog, dass das British Museum
Exemplare dieser Form aus Bologna erhalten hat.
— 240 —
Die Verbreitung der typica scheint auch in Tirol eine fast allge-
meine zu sein, wenigstens in den zwei Hauptthälern des Inn und
der Etsch (72.189). De Betta (246), der sie vom fionsberg ver-
zeichnet, lässt sie auch auf Bergen von bedeutender Erhebung
vorkommen; Gredler hat über ihren Höhengang keine genauen
Erfahrungen gesammelt, sagt aber, dass sie bei Windischmatrei
und Serfaus — also bis zu 4650 F. ü. M. beobachtet worden ist und
fügt hinzu, dass sie jedoch der eigentlichen alpinen Region be-
stimmt fehle; um Bozen lässt sie bereits Ende März ihre Stimme
erschallen und zeigt sich in grösserer Anzahl in den ersten Tagen
des April. Von Voralberg gedenkt Bruhin ihres Vorkommens bei
Mehrerau auf Schilf (Zoolog. Gart. VIII. S. 437), Fitzinger (187. —
S. 331) und Knauer (71) kennen sie aus Niederösterreich; aus
der Umgebung Wiens und aus Ischl erhielt ich typische Stücke
zugesendet; in Böhmen beobachteten sie Fritsch (70. — S. 105)
und Prach (186); auch in Galizien und in der Bukowina (69),
in Mähren und Oesterreichisch Schlesien (75.68) sowie in Sieben-
bürgen (67) soll das Thier zu Hause sein. Jeitteles (181) sah es
häufig gegen Torna zu in Oberungarn und über sein Vorkommen
in Be^llye und Darda meldet v. Mojsisowics (183); in Kärnten, in
Krain und in Dalmatien zeigt es sich ebenfalls verbreitet (59).
lieber das Vorkommen des Laubfrosches auf der Balkan-Halbinsel
lässt sich zur Zeit nur wenig sagen, wir wissen nur, dass er in
Bosnien (114), an der Donau-Mündung und in Griechenland vor-
kommt. Exemplare aus Tultscha enthält meine eigene Sammlung
und Stücke aus Agrinion in Akarnanien sind im Basler Museum
aufbewahrt; aus Tatoi' im Pentelikon-Gebirge besitze ich ebenfalls
ein Stück, das ich der Freundlichkeit des Generalinspektors der
königl. Domänen L. Munter verdanke; im Peloponnes soll er, wie
v. Heldreich (190) behauptet, gemein sein; die Mitglieder der fran-
zösischen Morea-Expedition haben ihn in Modhon in Messenien und
in Arkadien gesammelt (248.— S. 74); auf Korfu (9), Zante (Samm-
lung v. Bedriaga), in Süd-Euböa (270), auf flaxos, Tinos (2(39)
und auf Kreta (Böttger) kommt er ebenfalls vor.
— 241 —
11. PELOBATES FUSCUS, LAÜR. 1768.
Synonymik und Literatur. •
Pelobates fuscus Wagler, Natürl. Syst. d. Amphib S. 206.
Zschudi, in Mem. Sc. Soc. Nat. Neuchätel, II, p. 83. Siebold, in
Arch. f. Naturgesch. 1838. I. S. 375. Bonaparte, Iconogr. Fauna
italica, II, m. Abbild. Nilsson, Skandinavisk Fauna. Ainfibierna III,
p. 113 Leunis, Synops. d. Naturgesch. d. Tili -rreiehes, S. 338(1866).
Brehm, Thierleben, VII. (187S). Koch, Formen u. Wandlungen d.
ecaud. Batrach. S. 31. Moquin-Tandon, Observations sur les premie-
res phases du developpement du Ptlobates fuscus. Comptes rendus. Ac.
sc. Paris, 1874. Knaucr, Rept. u. Amphib. Nieder-Üesterreichs, S. 31.
CoUin, iu Naturhistorisk Tidsskril't 3 R. 6. B. p. 316. Comalia,
Osservazioni sul P. fuscus. Atti Soc. ital. Sc. nat. XVI. Tav. II. a, b III.
Fatio, Faune des Vertebres de la Suisse, III, p. 376. Dumeril et
Bibron, Erp. gener. VIII, p. 477. Bruch, in Würzburg, naturwiss.
Zeitschr. IV. S. 93; III. S. 182. Leydig, Anure Batrach. d. deutsch.
Fauna, S. 77. Fig. 29, 30, 35, 50, SO u. 92. Camerano, Intorno
alla scoperta del P. fuscus in Italia. Boll. Mus. Zool. ed Anat. compar.
della R. Universitä di Torino I; Monografia degli Anfibi anuri ital. 1. c.
Tav. II. Fig. 10. De Betta, Rettili ed Anfibi, in Fauna d'Italia. Bou-
lenger, Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 437. Günther, Cat. Batr.
Sal. Brit. Mus. p. 40. Lataste, in Revue intemat. d. sc. 18,8, p. 488;
Feuille d. jeunes naturalistes, 1. sept. 1877. Paris. Lcssona, in Alti
Accad. Lincei 1866—77, p. 1077, tav. III, fig. 18, 21, 24, 46.
Schreiber, Herpetolog. europ. S. 90. van Bambeke, Recherches s. le
developpement du P. brun. Mem. d. savants etrangers. Acad. Sc. de
Belgique, t. 34. Wolterstor ff, in Zeitschr. f. gesammt. Naturwiss, 61. Bd.
S. 27. — P. latifrons He'ron-Boyer, in Bull. Soc. zool. de France,
JVe 3, p. 85, m. Abbild. Peracca, Sul valore specifico del P. latifrons,
in Bollet. Mus. Zoolog, et Anat. compar. della Universita di Torino, III. —
P. insubricus, Comalia, in Atti Soc. Ven. Trent. Sc. nat. 1873. II,
p. 44. — Rana all i ac e a Shaw, Gen. Zool. III, p. 146, pl. 41, 42. —
R. fusca, Gravenhorst, tJelic. mus. zool. Vratislaviensis, I, p. 32.
Meyer, Synops. rept. p. 10. Gbttingen. 1795.— R. scorodosma Her-
man, Observationes zool^gicae posthumae. Paris, 1804.— Cultripe s
minor Müller, in Isis XXV. S. 538; Zeitschrift f. Physiologie, IV,
S. 212 (1831). Schins, Europ. Fauna, II, S. 70— Crapaud brun
Daubenton, Quadrup. ovip. et serpens, in Dict. anim. p. 595. Lace-
pede, Hist. nat. quad. ovip. II, p. 357. Cuvier, Regne anim. 1. edit.
t. II, p. 95; 2. edit. t. II, p. 110. — Braune Kröte Donndorf,
Zoolog. Beitr. S. 45. Leipzig, 1798. — Bufo aquaticus, allium re-
16
042
dolens, maculis i'uscis IIa sei, Hist. nat. ranarum nostr. p. G9,
tab. 17 — 19.— B. fuscus Laurenti, Synops. rept. p. 28, \22.Dau-
din, Hist. nat. rept. VIII, p. 161. Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 81,
pl. 29, Fig. 1. ScTiinz, Naturgesch. u. Abbild, d. Rept.; Enrop. Fau-
na, II, S. 75. Mcrrem, Versuch eines Syst. d. Amphib. S. 183. JBo-
natcrre, Tableau encycl. et method. Erpet. p. 15, pl. VI, lig. 3. De
la Fontaine, Faune du Pays de Luxerabourg. Rept. p. 38. Griff.th,
Anim. Kingd. Cuv. vol. IX. Schneider, Hist. amphib. I, p. 196. La-
treille, Hist. nat. d. Salamandres de France, p. 40. — Bombina fusca,
v. Beider u. Hahn, Fauna boica, in. färb. Abbild. — B. marin orata
{Dehne) Koch, in Siunn's Deutsch. Fauna. Abth. III. Hft. 5, 6 '). —
Born bin ator fuscus Fitsinger, Neue Classificat. der Reptilien. S. 65.
Aeusserer Habitus.
P. fuscus ähnelt sowohl den Kröten als auch den Fröschen
und es wäre richtiger ihn als Knoblauchfroschkröte zu bezeichnen.
Sein Körper ist gedrungen, plump krötenartig, der Rumpf ist oben
gewölbt, in der Mitte stark bauchig verdickt, der sehr kurze Kopf
fällt seitlich steil ab, verschmälert sich nach vorn und senkt sich,
von der Seite gesehen, rasch und bogenförmig von der Scheitel-
gegend nach dem breit verrundete Schnauzenrande zu; die Schnauze
ist bedeutend kürzer, breiter, höher und in viel stärkerem Bogen
nach abwärts gewölbt als bei P. eultripes. P. fuscus kenn-
zeichnet sich ferner dadurch, dass er zwischen den Augen, und
namentlich auf dein Hinterkopf eine starke Wölbung, einen knö-
chernen Vorsprung oder Scheitelhöcker zeigt, der bei einigen Indi-
viduen einem förmlichen Auswuchs gleicht oder wie ein Helm aus-
sieht. Schiiauzenkaiite fehlend. Der Augapfel springt stark aus der
Orbitalhöhle hervor; er ist eher bei der Seitenansicht als von
oben sichtbar; der Zwischenraum zwischen den länglich runden von
einem Wulste umgebeueii Nasenlöchern, die Entfernung derselben
vom vorderen Augenwinkel und der Durchmesser des Auges sind
nahezu gleich gross, während der Iuterpalpebralraum gewöhnlich
etwas breiter ist als der Durchmesser des Auges. Die grösste Breite
des Lides ist gleich der Entfernung des vorderen Augenwinkels
') Bombina marmorn ta Debne, Koch, oder B o ra 1) i n n Koch, Hahn,
wird von Wagler, Dumeril und Bibron, Schreiber und Boulenger als synonym hier-
her gezogen, obschon ich diese Benennung weder in der mir vorliegenden Minia-
tur-Ausgabe von Sturm's Fauna, noch in der Fauna boica vorfinden konnte; bei
Sturm ist das uns hier interessirende Thier als „Rana fusca ßeehstein" und
bei v. Beider und Hahn als „Bombina fusca Koch" benannt.
— 243 —
vom Nasenloch oder vom Auge. Ohrdrüsen und DrüsenwüTste fehlend;
ebenso meistens das Trommelfell, in seltenen Fällen, so namentlich
bei lebenden alten Individuen, wie Lessona richtig angiebt, ist letzte-
res ziemlich deutlich sichtbar. Die sehr grosse rundliche, hinten
mit einer oftmals kaum angedeuteten Ausbuchtung versehene Zunge
ist hinten vollkommen frei, ihre seitlichen Ränder sowie auch ihr
Vorderrand sind gleichfalls, wenn auch in geringer Ausdehnung
frei. Die Gaumenzähne bilden zwei zwischen den ziemlich grossen
Choanen und zwar in der Richtung der vorderen Grenzlinie der-
selben liegende, mehr oder weniger von einander abstehende, stark
vorspringende und ziemlich gerade Querreihen. Im Lichte oder beim
schlafenden Thiere hat die Pupille die Form einer senkrechten
Spalte, nachts oder beim beunruhigten Felobates erweitert sich die
Pupille und bildet ein ziemlich aufrecht stehendes Oval '), dessen
oberer Theil erweitert und abgerundet erscheint. Die Pupille kann
sich auf Kosten der goldgelben, bei jungen Stücken stärker, bei
älteren Individuen schwächer mit schwarzen Adern besetzteu Iris
erweitern; in diesem Fall ist der Kontrast zwischen dem oberen
breiten und unteren verengten Theile der Pupille weniger gross
und ihr hinterer Rand erscheint bedeutend weniger gewölbt zu
sein. Das dunkle Pigment häuft sich in der Mitte der Iris derart
an, dass sie durch einen dunklen Streifen in eine untere und obere
Hälfte getrennt zu sein scheint; die untere Hälfte enthält in der
Regel mehr dunkles Pigment als die obere. Ist die Pupille erwei-
tert, so zeigt sich um sie herum ein meistentheils intakter rein
goldgelber Ring, verengt sie sich aber, so sieht man am Ring
Risse, so namentlich am unteren zugespitzten Theile der Pupille.
Die Beine sind kräftig, die vorderen, nach vorn gestreckt, über-
ragen die Schnauze wenigstens um Handlänge, die hinteren errei-
chen mit der Spitze der 5.-(h?) oder 4. Zehe das Nasenloch. Die
ziemlich rundlichen, nur gegen die Räuder etwas zusammenge-
drückten, eher stumpf als spitz endenden Finger sind ohne Spur
einer Schwimmhaut; der 3. Finger ist bedeutend länger als die
drei anderen, der 4-te ist etwas kleiner als der 2-te, während
der 2. und der 1. nahezu die gleiche Länge besitzten. Nur ein
Gelenkhöcker ist an jeder Zehe unterseits vorhanden, am aller-
') Die verengte Papille ist eigentlich keine vollkommen „aufrecht stehende
Spalte", denn ihr oberer erweiterter Theil ist eher nach vorn geneigt als ihre un-
tere verengte Partie. Im erweiterten Zustande kann der Breitendurchmesser der Pu-
pille ihrem Höllendurchmesser gleich sein; die kreisförmige Gestalt aber wird da-
durch beeinträchtigt, dass der untere Pupilleurand sich zuzuspitzen pflegt.
16*
— 244 —
schwächsten erscheint er am 4. und am allerstärksten am 1. Fin-
ger entwickelt '). An der Palma der Hand steht rechst zwischen
dem 3. und 4. Finger und links an der Basis des 1. Fingers ein
länglich runder ziemlich grosser Ballen (Fig. 29, in Leydig. Die
anuren Batrachier). Eine vollständige Schwimmhaut umfasst die
schwach abgeplatteten, am Ursprung breiten, gegen das Ende aber
spitzallmählich ausgehenden Zehen, die von der 1. bis zur 4. an
Länge zunehmen; die 5. Zehe ist wieder kürzer, etwa von Länge
der dritten. „An der Fusssohle", sagt Leydig (Ueber d. Bau d.
Zehen bei Batrachiern. Morpholog. Jahrbuch, II, S. 169) „gegenü-
ber der sechsten Zehe, ein schwaches Höckerchen", von dem ich
aber keine Spur zu entdecken vermocht habe. Höckerbildungen an
den Beugestellen der Zehen finde ich gleichfalls nicht vor, hinge-
gen aber scheinen die Metatarsalknochen kräftig entwickelt zu
sein. An der Ferse befindet sich eine grosse linsenförmige, flache
und harte, mit bogigem, schneidigen Rande versehene und nach
innen zu bald geneigte oder aber emporragende Scheibe, die als
„Metatarsal-Sporn", „Hörn- oder Messerschwiele" oder „Fersenhö-
cker" bezeichnet wird, in der Wirklichkeit aber die sechste mit
Hornkamm versehene Zehe repräsentirt, welche vom grabenden
Thiere als förmliche Schaufel gebraucht zu werden pflegt (Fig. 30,
in Leydig, Die anuren Batrachier). Diese Zehe ist ungefähr ebenso
lang wie der gegenseitige Abstand der Nasenlöcher; ihre Farbe ist
gelblich oder bräunlichgelb, der scharf schneidige Band ist stets
dunkler; die Finger- und Zehenspitzen sind hell, gelbli h.
Die feine, meist glänzende Haut kann nahezu eben sein oder
mit ziemlich grossen, aber wenig vorspringenden glatten Warzen
besetzt sein -). Wohl nur ausnahmsweise befinden sich diese
Auftreibuugen auch am Rücken, meistens sind es die Rumpfseiten,
die damit versehen sind; etwas kleinere, aber dennoch deutlich
sichtbare hügelartige Hervorragungen können, wenn auch in ge-
ringer Zahl, oben am Unterschenkel vertheilt erscheinen; in der
After- und Inguinalgegend hingegen sind stets ziemlich dicht neben
einander stehende und von Runzeln umgebene Höckerchen vorhan-
den. Die Kopfhaut ist zum grössten Theil glatt; nur bei einem mir
vorliegenden alten Weibchen sind die Lider sowie auch die Re-
*) Es scheint, das diese Subartikularhccker fehlen können (Vergl. Boulenger,
Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus.).
2) Darin stimme ich mit Fatio, Lessona, Schreiber und Camerauo üborein. Auch
Bruch sind die Unebenheiten auf der Haut aufgefallen.
— 245 —
gion zwischen den Lidern und dem Scheitelhöcker rauh. Den Kopf-
seiten entlang ziehen sich hei abgemagerten Stücken Hautfalten;
bei wohlgenährten Stücken aber, namentlich bei alten Weibchen,
befindet sich vor der Insertionsstelle des Vorderbeines eine Falte,
die ein förmliches Polsterchen bildet. Von Horuhöckern ist nichts
zu sehen.
Masse in mm — tf . Totallänge 55, Koptlänge 20, Kopfbreite 23,
Interpalpebralranm 6.5, Augendurchmesser 6, grösste Breite des
Lides 4.5, Rumpfumfang 64, Hinterbein 79, Unterschenkel im
Fleisch 20.5, Fuss 29.-$. Totallänge 69, Kopflänge 23, Kopf-
breite 26, Interpalpebralranm 7.5, Augendurchmesser 6 — 6.5,
Breite des Lides 5, Rumpfumfang 129, Hinterbein 91.5, Unter-
schenkel beinahe 24, Fuss 33.
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Die Grundfarbe, welche von grossen, sich mehr oder weniger
scharf abhebenden braunen, grau- oder grünlichbraunen Flecken
verdrängt, nur wenig zum Vorschein kommt, ist licht grau, grau
mit einem Stich ins Gelbe oder gelblichweiss mit dunklem Puder
bestreut; mitunter spielt der Grund ins Olivenfarbeue; die grossen
Flecken enthalten ihrerseits kleine, mehr oder weniger deutlich
ausgeprägte, bisweilen ganz dunkle, schwarzbraune runde Flecken.
Ueberdies finden sich, so namentlich hei eher braun als grün ge-
fleckten und mit kleinen dunklen Warzen versehenen Stücken auf
der ganzen Körperoberfläche kleine mennigrothe Tupfen, die jedoch
in der Regel nur am Hinterrücken, an den Rumpfseiten, insbeson-
dere an der Einleukung der Gliedraassen, und auf den Hinterextre-
mitäten in grösserer Anzahl aufzutreten pflegen; bisweilen aber, so
bei Individuen, welche Herr A. Goldfuss mir aus der Umgebung
von Halle gütigst initgetheilt hat, treten diese rothen Flecken in
so bedeutender Anzahl auf und dehen sich an den Hinterschenkeln,
an den Leibesseiten und am Kopf dermassen aus, dass sie die
Grundfarbe und die sonstige dunklere Fleckung in den Hintergrund
drängen und das Roth, so zu sagen zum Grundtone wird, auf dem
dann der Rest der lichten Grundfarbe nur noch als Längsbände-
rung und als sich schlängelnde, auf den Rückenseiten und am Kopf
vielfach unterbrochene und mit mennigrothem Puder bestreute Bin-
den zu erkennen ist. Derartig roth gefleckte Knoblauchkröten kön-
nen mit den am prächtigsten gefärbten exotischen Arten wetteifern.
Die braunen, olivengrün überflogenen Individuen sind im Gcgentheil
— 246 —
sehr schlicht gekleidet und weisen auf ihrer Körperoberfläche nur
drei Nuancen von Braun, resp. Olivenbraun auf, welche nicht
scharf von einander abgesondert erscheinen; die Grundfarbe ist nur
etwas heller als die grossen Flecken und diese letzteren sind we-
nig heller als die kleineren Flecken, welche sich auf ihnen befin-
den; zur Laichzeit übrigens, und namentlich wenn die Thiere sich
im Wasser aufhalten, nehmen diese dunkelfarbenen Individuen einen
schwach metallisch glänzenden Schimmer an. Die Zeichnung ist
veränderlich, indem die Flecken hinsichtlich ihrer Grösse und ihrer
Umrisse Verschiedenheiten aufweisen, im grossen und ganzen aber
lässt sich nicht nur eine Hauptform der Zeichnung- und zwar die
Längsbebänderung, — sondern auch die streng symmetrische Anord-
nung der Flecken nachweisen. Insofern ist also die Bezeichnung
der Flecken beim Fuscus als „Laudkartenflecken" nicht immer zu-
treffend. Diese Symmetrie beruht hauptsächlich darauf, dass längs
des Rumpfes fünf lichte, zum Theil nur spärlich und undeutlich
gefleckte Zonen hervortreten, welche nach vorn hin sich koncen-
triren, nach hinten aber divergiren und vier bald getrennte, bald
vorn sich vereinigende und etwa hufeisenförmige Figuren bildende
dunkle Fleckenfelder einschliessen. Eine dieser lichten Zonen, wel-
che eigentlich nichts andres als die Grundfarbe des Tbieres vor-
stellt, liegt in der Mitte des Rückens; sie ist die schmälste und
die kürzeste, denn sie fängt etwas vor dem Kreuzbein an und
pflegt nicht den After zu erreichen; die ihr linker- und rechterseits
zunächst liegenden etwas breiteren und deutlich braun und roth
gefleckten Zonen können sich mitunter bis zu den Lidern fortset-
zen und bilden nach hinten zu, also gegen die Insertionsstelle der
Hinterbeine hin zwei Aeste, welche inselartige, zum Theil dunkel-
braun, z. Th. mennigroth gefärbte Räume in sich schliessen. Die
III. und IV. Zone endlich enthalten scharf ausgeprägte grosse dun-
kelbraune und röthliche Fleckchen und Punkte; sie nehmen die
ganzen Rumpfseiten ein und grenzen an den Bauch. Die dazwischen
liegenden braunen, dunkelbraun gefleckten Zonen können theilweise
zurücktreten (vergl. Fig. 21, Taf. III, in Atti R. Accad. dei Lin-
cei, Ser. 3, Vol. 1) und sich in einzelne Flecken auflösen (Fig. 6,
ebendaselbst, auch Fig. 1 und 2 auf Taf. II); oder im Gegentheil
mit einander, z. Th. wenigstens, so namentlich am Nacken, ver-
schmelzen und sich dermassen ausbreiten, dass sie die hellen Zo-
nen nahezu vollständig verdrängen; die Zwischenräume der hellen
Grundfarbe erscheinen in diesem Fall sehr schmal, namentlich die
seitlichen, die oftmals durch dunkle Makeln unterbrochen werden.
— 247 —
Das gänzliche Schwinden der hellen Mittelzone findet aber wohl
nicht statt, denn bei einer grösseren Anzahl von mir untersuchten
dunklen Pelobates war am Hinterrucken in der Mitte stets ein heller
Streifen vorhanden. Die dunklen, oftmals hellumsäumten Augenli-
derflecken sind gleichfalls fast in allen Zeichnungsvarietäten sehr
beständig; sie dehnen sich häufig nach hinten aus und fliessen mit
den dunklen Rückeufeldern zusammen, vorn aber erreichen sie nie
den Rand des Lides, das zum grössten Theil hell, li htgrau oder
bräunlich kolorirt erscheint. Der Schnauzenkante entlang zieht sich
ein dunkles Band hin, dessen Ränder ein gezacktes Aussehen haben;
dieses Band wird übrigens öfters vermisst und in diesem Fall sind
au der Nasenlöchern mehr oder weniger deutlich ausgeprägte dun-
kle Flecken vorhanden. Desgleichen erscheint die helle Oberkinn-
lade oft dunkelbraun und röthlich gelleckt. Der vom Hinterwinkel
des Auges bis zu den Wurzeln der Vorderbeine sich hinziehende
Streifen ist gleichfalls dunkelbraun. Die Gliedmassen sind, wenig-
stens mit Ausnahme von ganz hellen Exemplaren, stets mit gros-
sen dunkelbraunen und etwas kleineren Flecken besetzt. Die Un-
terseite des Körpers ist weisslich, gelblichweiss oder bläulichweiss,
einfarbig oder dunkel, aber nicht scharf geädert und gepunktet;
am deutlichsten pflegen diese Fleckchen an den Bauchseiten, an
der Kehle und an den Hinterextremitäten hervorzutreten; bisweilen
zeigen sich auch unterseits, am Kinn, am Rauch und an der Un-
terfläche der Oberschenkel mennigrothe Flecken und an den Rumpf-
seiteu, besonders gegen die Wurzeln der Gliedmassen, kann Grün-
gelb deutlich zutage treten. Die Sohlen sind auf hellgrauem, grau-
braunem oder braunem Grunde dunkel gepunktet, die Schwimm-
häute können unterseits rothe Punktflecken enthalten; der Metatar-
salsporn ist weisslich, gelblich oder „gelblich hornbraun", gegen
die Basis hellgrau. Das Hochzeitsgewand oder richtiger das Früh-
lings- und Sommerkleid des Thieres besteht darin, dass seine Grund-
farbe sich mehr aufhellt und der anfangs düstere, dunklere Grund-
ton allmählich in ein lichtes Grau, ja selbst „fast in ein reines
Weiss" übergeht. Auch das anfangs dunkle Rothbraun der Zier-
flecken geht nach und nach in ein Meanigroth über, während das
Grau des Sporns ableicht. Die Jungen sind von den Alten wenig
verschieden, nur dass sie gewöhnlich eine ziemlich dunkle Grund-
farbe besitzen und am Rücken mit einer grösseren Anzahl rother
Pünktchen besetzt sind.
Koch (op. cit.) unterscheidet zwei Varietäten: „Var. typus, mit
helibrauQgrauer Grundfarbe, kastanienbrauner Fleckenzeicanung und
— 248 —
röthlichen Warzenflecken; Zwischenraum der Aughügel so breit,
wie der grösste Durchmesser des Aughügels; Schwimmhaut hell-
farben ohne Wulstsaum. Die Larven dieser Varietät sind 70 bis
75 mm. lang, schlanker als die der folgenden Form, und hell
ockerbraun bis ockergelb gefärbt; sie finden sich in pflanzenarmen
Gräben mit mergligem oder thonigem Boden. Die typische Form
von P. fuscus ist die gewöhnlichste an allen mir bekannten Fund-
stellen; sie laicht erst in der zweiten Hälfte des April oder im
Mai, geht in der Nacht oder schon frühzeitig auf das Trockene und
hüpft ziemlich gut. — Var. lividus mit dunkel bleigrauer Grund-
farbe, die deutlich Blau durchschimmern iässt, schwarzbrauner oder
blauschwarzer Fleckenzeichnung und dunklen Warzenfleckeu ohne
rothliche Beimeugung: Zwischenraum zwischen den Aughügelu
schmäler als der Durchmesser des Aughügels; Schwimmhaut dun-
kel blaugrau mit weisslichem Wulstsaume. Schnauze spitzer als bei
Var. typ us. Die Larveu werden 90 bis 94 mm. lang, sind plump
und dick, und über die Rückenseite dunkel schwarzgrau oder blau-
schwarZj, seltener dunkel graubraun gefleckt; sie finden sich zwi-
schen ^Wasserpflanzen in verwachsenen Gräben und überschwemmten
Torfwiesen. Die bleigraue Form von P. fuscus ist selten, und
ausgebildet, wie im Larvenzustand, mir nur von den Wiesen in der
Nähe des Röder-Wäldcheus bei Frankfurt bekannt; die Thiere lai-
chen schon im März und in der ersten Hälfte April, und halten
sich im Frühjahre länger im Wasser auf, wo sie im Schlamme
liegen und schwierig aufzufinden sind". Koch hat, glaube ich, wohl
daran gethan, dass er seinen Pelobates-Formen bloss Varietäten-
namen beilegt, denn es dürfte schwerlich gelingen nachzuweisen,
dass P. fuscus der Autoren aus zwei zusammengeworfenen Arten
besteht, oder genauer, dass die Knoblauchkröte aus der Umge-
bung von Turin auf einen besonderen Artnamen Anspruch erheben
darf, namentlich dann, wenn man, wie es kürzlich Heron-Royer
für seinen „P. latifrons" gethan hat (Bull. Soc. Zool. de France,
Xi 3, p. 85 und K°. 4, p. 108) '), das Hauptgewicht auf den
Schädelbau legt, denn die Knoblauchkröte variirt hinsichtlich der
Form ihres Schädels und der Umrisse der einzelnen Schädelkno-
chen in so starkem Grade, dass man diese Variationen höchstens
erwähnen, nicht aber zur Artunterscheidung benutzen sollte. P. la-
tifrons könnte mit dem „insubricus" Comalia", oder noch
') Die Abhandlung im 4. Heft dieser Zeitschrift ist leider noch nicht beendet
und es ist möglich, dass sie noch andere Unterscheidungsmerkmale enthalten wird.
— 249 —
eher mit Var. typus Koch identisch sein. P. insubricus ist
eine jener Arten, die bereits in Vergessenheit gerathen ist; sie soll
durch das Fehlen der Oberarmdrüse, welche dem männlichen
P. fuscus zukommt, ausgezeichnet sein. Ein Männchen von P. fus-
cus ohne jegliche Spur einer Oberarmdrüse, auch zur Brunstzeit,
würde allerdings unser Interesse erregen, der Umstand aber, dass
Cornalia in seiner nachträglich in den Atti Soc. it. Sc. nat. vol. XVI
publicirten Schrift über die Knoblauchkröte den „insubricus"
nur beiläufig erwähnt, und nur über „fuscus" spricht, sowie auch
die Thatsache, dass unten den mir von Herrn Sordelli freundlichst
geschenkten Mailänder Stücken von Fuscus, welche sich unter
Cornalia's Dubletten vorfanden, kein einziges Männchen zu finden
war, lässt mich vermuthen, dass „P. insubricus" auf: Weibchen
von P. fuscus begründet sei.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Die Unterscheidung der Geschechter bietet bei erwachsenen Indi-
viduen keine Schwierigkeiten. Vor allem fällt beim Männchen eine
grosse Drüse am Oberarm auf, welche dem Weibchen fehlt (Fig. 11,
Taf. II. a, in Atti Soc. it. Sc. nat. vol. XVI). Diese von J. Müller
bei P. cultripes entdeckte und . beschriebene länglich ovale,
leicht gewölbte und namentlich hinten von der Umgebung deutlich
abgegrenzte helle Drüse nimmt beinahe die ganze Länge der obe-
ren und zugleich hinteren Fläche des Oberarmes ein und scheint
zur Begattungszeit etwas stärker entwickelt zu sein als sonst, doch
hierüber lauten die Angaben verschieden; so giebt Bruch an, dass
diese Drüse überhaupt nur zur Begattungszeit entwickelt, während
Heron-Royer mittheilt, dass sie während der Brunstzeit von grös-
serer Ausdehnung und Festigkeit als sonst sei, folglich das ganze
Jahr hindurch persistirt. Ausserdem haben Cornalia und Camerano
auf ein anderes Kennzeichen, das nur dem Männchen eigen ist,
aufmerksam gemacht. An der Innenfläche des Armes sind kleine
Höcker in geringer Anzahl und in grösserer Entfernung von einan-
der vertheilt. Diese Höcker dürften sich nur während der Laichzeit
zeigen und Camerano bemerkt mit Recht, dass Cornalia dieselben
eher mit den kopulatorischen Attributen, wie wir sie bei anderen
Anuren kennen gelernt haben, als mit den Parotiden hätte ver-
gleichen sollen, denn aller Wahrscheinlichkeit nach dienen sie dazu,
um das Weibchen während der Begattung fester zu umfassen. Das
Vorhandensein dieser Höcker habe ich bei den mir vorliegenden
— 250 —
männlichen Stücken nicht nur am Arm, sondern auch auf der
Handoberfläehe konstatireu können, worauf übrigens schon Came-
rano unsere Aufmerksamkeit gdenkt hat. Endlich dürfte denjenigen,
denen eine grössere Anzahl von Pelobaten zu Gebote stehen, auf-
fallen, dass die Männchen kleiner und schlanker gebaut sind als
die Weibchen und dass bei den letzteren die Extremitäten etwas
kürzer sind.
Larve.
„Die im April und Mai erscheinenden jungen Larven der Kno-
blauchkröte sind im ersten freischwimmenden Stadium 4 mm. lang;
wachsen nun sehr rasch und erreichen Mitte Juli und im August
die ansehnliche Grösse von 70 bis 92 mm. bei 30 bis 40 mm.
Körperlänge. Die Schwankungen zwischen den absoluten Längen
ausgewachsener Pelobates-Larven sind ziemlich bedeutend, sie sind
von der Nahrung abhängig, und influirt dabei die verschiedene
Natur der vorkommenden zwei Varietäten; dadurch können Unter-
schiede von 30 Procent und mehr des Minimalmasses vorkommen"
(Koch, Formen und Wandhiugen d. ecaudat. ßatrachier d. Unter-
Main- u. Lahn-Gebietes, S. 33). Säinmtliche mir vorliegenden Lar-
ven sind ausgewachsene Exemplare mit wohl entwickelten Hinter-
beinen. Beim grössten 113 mm. langen Individuum misst der
Schwanz 69 mm. in der Länge und 28 mm. in der Höhe; der
Körperumfang beträgt nicht weniger als 76 mm., der Interocular-
raum 15 mm. und die Hinterbeine sind 21 mm. lang. Der an den
Seiten durch die Spur einer halsartigen Verengung schwach abge-
sonderte Kopf ist nach vorn zu etwas \ erengt, mit breit abgerun-
deter Schnauze und schwach abwärts geneigter Oberfläche, die
nach hinten zu flach oder schwach gewölbt erscheint, Der Inter-
ocularraum ist sehr breit, ungefähr dreimal so breit als der Abstand
der kleinen Nasenlöcher von einander; die Entfernung der grossen,
seitlich liegenden Augen vom Nasenloch ist ungefähr der Entfer-
nung des letzteren von der Oberlippe gleich; der Abstand der Na-
senlöcher von einander ist in den meisten Fällen geringer als ihre
Entfernung vom Auge und, wenigstens bei den zweibeinigen Lar-
ven, fast doppelt so breit als der Augendurchmesser; mit fortschrei-
tendem Alter des Thieres, so bei der vierbeinigen Larve, rücken
dieselben näher zusammen und von da an ist die Quappe des
fuscus von derjenigen des cultripes dadurch leicht zu unter-
scheiden, dass bei der ersteren der Metatarsalsporn hellfarben und
höchstens am scharfen Rand bräunlich erscheint, bei der letzteren
— 251 —
aber dieser Sporn breit schwarz oder schwarzbraun umrandet ist.
Die Lippenränder sind mit Ausnahme der mittleren Partie des obe-
ren Mundrandes dicht mit Papillen besetzt, welche namentlich ge-
gen die Mundwinkel zu zwei- und mehrreihig angeordnet erschei-
nen. An den Mundwinkeln findet keine Unterbrechung dieses aus-
gefrauzten Bandes statt, er verläuft bogenförmig ohne jedwede
Einknickung; oben in der Mitte aber wird er von einer kurzen
Reihe brauner Zähnchen ersetzt; diese Zahnreihe ist mitunter ge-
nau so lang wie der Raum zwischen den folgenden, mehr nach
innen zu liegenden zwei Zahnreihen und kommt bisweilen genau
in dasselbe Niveau mit diesen letzteren zu liegen, so dass es
scheint, als ob die äussere Keine aus drei Theilen besteht. Die
Oberlippe ist im ganzen mit vier Zahnreihen bewaffnet, von diesen
nimmt die kürzeste Reihe die mittlere papillenfrei Partie des äus-
seren Randes der Mundöffnung ein, während die übrigen drei durch
den Oberkiefer getrennten und je in zwei Theile zerlegten Zahnrei-
hen mehr nach innen zu liegen. Die Anordnung der Zahnreihen
an der Unterlippe ist fast genau dieselbe, denn auch hier ist die
mittlere äussere unpaare Zahnserie jederseits von drei Reihen be-
gleitet; nur insofern ist ein Unterschied bemerkbar, als sich die
äussere unpaare Reihe nicht am Lippenrande wie oben, sondern
nach innen zu befindet. Erwähnenswerth ist noch, dass am Mund-
winkel mehrere ganz kurze Zahnreihen sichtbar sind, welche wie
abgelöste Stücke von den eben erwähnten längeren Reihen erschei-
nen; bei in Chromsäurelösung getödteteu Stücken bemerkt man aber,
dass diese kürzeren Reihen auf besonderen wulstig vortretenden
Leisten ruhen, und dass letztere mit den Leisten der langen Zahn-
reihen nicht zusammenstossen, sondern sich mit ihren Enden zwi-
schen dieselben schieben. Hinter diesen kurzen Zahnreihen sind
mehrere Papillen sichtbar. Die Zanhreihenformel muss wohl ohne
Berücksichtigung jener kurzen Reihen aufgestellt werden, so dass
dieselbe folgendermassen lauten würde: oben 1 mediane und 3 — 3
laterale Zahnserien, unten 1 mediane und 3—3 laterale Serien.
Bisweilen gesellt sich zu den drei, in zwei Hälften getheitten Zahn-
reihen an der Unterlippe noch eine vierte ähnliche in zwei Hälften
getheilte, aber nur spurweise angedeutete Supplementarreihe. Die
tief dunkelbraunen oder schwarzen Zähnchen sind klaueuförmig,
sie enden spitz und haben einen trichterförmig auslaufenden Kör-
per; die Zacken am Rande fehlen: die zwei übereinander sitzenden
Ersatzzähnchen wachsen in die trichterförmige Mündung des End-
- 252 —
zahnes hinein. Die Kiefer sind schwarzbraun und sehr stark ent-
wickelt.
Die Rumpfoberfläche ist nach vorn zu ziemlich ilach, nach hin-
ten zu schwach gewölbt, die Seiten und der Bauch sehr stark
aufgetrieben. Das grosse Kiemenloch liegt seitlich links am Rumpf ').
Der an seinem vorderen Theile stark verdickte, nach rückwärts
aber zusammengedrückte und ziemlich dünn endende Schwanz ist
sowohl auf der dorsalen wie auf der ventralen Seite von einem
hohen Flossensaum begrenzt; dieser Saum nimmt seinen Ursprung
an der Schwanzwurzel oder am Rücken in geringer Entfernung
von der Schwauzbasis. Die Analröhre öffnet sich in der Mittellinie
der Unterecke des Schwanzes und zwar zwischen den Beinen. Die
Beine sind kräftig, die Zehen erscheinen durch ziemlich lange
Spaunhäute verbunden, der gelbe Fersenhöcker tritt sehr deutlich
zutage.
Die ganz jungen Larven sind sehr dunkel, beinahe schwarz ge-
färbt; mit fortschreitendem Wachsthum wird ihre Farbe lichter und
es heben sich mehr oder weniger deutlich vom braunen oder oli-
venbraunen Grund dunkle Flecken ab; gegen die Bauchseiten hin
hellt sich der Untergrund auf und erhält zahlreiche helle, auch
auf dem grauweissen Bauche und der unteren Schwanzhälfte einge-
streute runde Flecken. Der Schwanz ist gewöhnlich heller als die
Körperoberseite; er enthält dunkle verloschene Flecken sowie dun-
kle lineare Impressionen und wird oben jederseits von einem dun-
klen Strich begrenzt; der Flossensaum ist mitunter, namentlich
oben vorn deutlich braun kolorirt und grau und hell gefleckt, wie
es namentlich unten gegen das Ende hin der Fall zu sein pflegt.
Die Rumpfseiten sind mit goldglänzenden Flecken bedeckt, auch
auf der Körperoberseite, oberhalb der Augen und am Schwanz ist
Goldglanz vorhanden. Bei der vierbeinigen Larve hellt sich der
Bauch bedeutend auf, oberseits heben sich die dunklen Flecken
scharf ab, und nehmen allmählich die Umrisse der Flecken des
fertigen Thieres an.
Die Hautdrüsen („Seitenlinie") bilden drei Reihen, von denen die
') In Bezug auf die Lage des Kiemonlochs ist Ileron-Royer ein Fall bekannt,
dass das Spiraculutn statt auf der linken, sich auf der rechten Seite befand und1
ein anderer Fall, wo die Larve mit zwei Kiemenlöchern und zwar einem auf der
rechten, einem auf der linken Seite versehen war. Die Larve mit deu zwei Kiemen-
löchern ist im Bull. Soc. Zool. de France 1884 auf S. 162 abgebildet. Zwei Kie-
menlöcher kommen bekanntlich nur bei den D a c t y 1 e t h r i d o n und P i j> i d e u
vor. Sämtliche Phaneroglossa sind nur mit einem Soiraculum versehen.
■- -j u o ^^^
obere von der Schnauze an etwa bis zum Anfang des zweiten
Drittels des Schwanzes sich hinzieht und über dem Auge und läugs
der Rückenseite verläuft, während die untere Reihe unter dem
Auge und den Rumpfseiten entlang sich auf die vordere Schwanz-
hälfte erstreckt und die dritte unterste und zugleich kürzeste, längs
der Bauchgrenze verläuft. Der mittlere Zug dieser Drüsen scheint
ausserdem nach unten hin Zweige zu entsenden, von denen der
eine an der Schnauzenspitze, der andere am Schsvanzanfang sich
hinzieht. Die Verkeilung sämmtlicher Hautdrüsenreihen habe ich
jedoch an den mir vorliegenden Spirituspräparaten nicht eingehend
untersuchen können und war vielmehr auf die Abbildungen Cor-
nalia's (Fig. a, b, Taf. III. Atti Soc. it. Sc. nat. vol. XVI) und
Camerano's (Fig. 24, Taf. III, Fig. 19, 20, 28, Taf. V, in Les-
sona, Studii sugli Anfibi anuri del Piemonte, K c.) angewiesen.
Bei einer mir vorliegenden vierbeinigen, mit Stummelschwanz ver-
seheneu Quappe sind diese Züge nur am Kopfe deutlich sichtbar;
der supraorbitale Zug erscheint aber vorn vom infraorbitalen ge-
trennt, hingegen vereinigen sich diese beiden Züge hinter dem
Auge indem sie eine Schlinge bilden. Die Fortsetzung des unteren
Zuges auf die Leibesseiten ist vorn gut sichtbar; die einzelnen
dunklen Punkte oder Striche begleitet hier je ein Wärzchen; die
oberen Züge sind hoch oben am Hinterrücken in geringer Entfer-
nung von einander noch wahrnehmbar. Erwähnenswerth ist ferner,
dass bei der mit vier Beinen versehenen Larve die Schnauze be-
deutend kürzer und breiter abgerundet erscheint als bei der zwei-
beinigen, dass ihre Haut mit warzenartigen Erhabenheiten besetzt,
und endlich, dass die zwei grossen hellumsäumten Flecken auf der
Kopfoberfläche vor allen anderen scharf ausgeprägt und abgegrenzt
erscheinen; auch der zukünftige Frenalstreifen ist recht deutlich.
Lebensweise. Abbildungen.
Abgesehen von der Laichzeit, welche den P. fuscus dein Was-
ser zuführt, oder der grossen Trockenzeit, welche ihn bisweilen zwingt,
ein erfrischendes Bad zu nehmen, verbringt er sein ganzes Leben auf
dem Lande und da die Begattung bei ihm verhältnissmässig kurze
Zeit dauert, so ist die viel verbreitete Ansicht er sei eine „Was-
serkröte" befremdend. Sofort nach beendeter Kopulation, die nach
Aussagen einiger Forscher nicht über eine Nacht, nach Anderen
aber zwei bis vier Tage hindurch andauert, verlässt das Thier das
Wasser und ist von da an in seltenen Fällen in späteren Tages-
— 254 —
stunden, in der Regel aber nachts nur auf dem Lande anzutreffen.
Es kann allerdings vorkommen, dass die Pelobaten längere Zeit im
Wasser verbleiben, dann sind es aber hauptsächlich nur paarungs-
lustige Männchen, die ungeduldig darob, dass die Weibchen auf
sich warten lassen hin und her schwimmen und sich im Wasser
geberden, als wären sie in ihrem Element. In einigen Krankheits-
fällen mag das Thier vielleicht seine Lebensweise ändern und ein
ßedürfniss fühlen im Wasser zu sitzen, denn ein halbverhungertes,
wohl in der Gefangenschaft erkranktes Individuum, das mir diesen
Herbst zugeschickt worden ist, erholte sich dank der Wasserkur,
die es allabendlich gebraucht. Gesunde Thiere, die man ausserhalb
der Brutzeit zwingt im Wasser zu bleiben, sollen im Gegentheil
erkranken, wassersüchtig werden und an den Fingern und Zehen
leiden. Während der warmen Jahreszeit verkriecht sich P. fuscus
Tags über in selbst gegrabene Löcher und verharrt darin regungslos
in bis zur Unförmlichkeit aufgeblähtem Zustande bis zur einbre-
chenden Dämmerung; im Herbst pflegt er sich tiefer zu vergraben,
um den ganzen Winter hindurch Winterschlaf zu halten. Die Art
zu graben bleibt stets dieselbe. Mit Hülfe der Hinterbeine stösst er
die Erde hinter sich nach beiden Seiten hinweg und setzt sich in
dieser auf solche Weise entstandenen Vertiefung zurecht; alsdann
wird für die Erweiterung des Raumes durch Einwühlen mit dem
Hiatertheil unter Benützung der Fusswurzeln und noch mehr der
schaufeiförmigen sechsten Zehe zum Wegschaffen der ausgegrabenen
Erde gesorgt. So entsteht nun ein Gang meist in schräger Richtung
und daneben ein Wall angehäufter Erde; findet durch die fortge-
setzten wühlenden Bewegungen des Thieres ein Erdrutsch statt, so
kann der Pelobates völlig von der Erde bedeckt werden; diese
gänzliche Abgeschlossenheit von der Aussenwelt scheint ihm aber
willkommen, da er auf diese Weise von indiskreten Besuchern
verschont bleibt und ruhig verdauen kann. Zur Nachtzeit fördert er sich
in gleicher Weise, mit den Beinen arbeitend, hinaus, wohl gedrängt
von dem sich in ihm regenden Appetit, denn bevor er sich gänzlich
von seiner Decke befreit hat, schnappt er nach der Insektenlarve,
die er aufgewühlt haben mag. Da die Höhlung mit Leichtigkeit
und erstaunlicher Geschwindigkeit, binnen einer bis zwei Minuten,
hergestellt zu werden pflegt und von der lockeren Erde meist
verschüttet wird, so kehrt er nicht wieder in dieselbe zurück,
sondern vergräbt sich am folgenden Tag an der Stelle wo der
Tagesanbruch ihn überrascht hat, vorausgesetzt, dass die Boden-
beschaffenheit si'h dazu eignet. Die Gehässigkeit des Pelobates ist
ungeheuer und um dieselbe zu befriedigen dehnt er sein Jagdgebiet
bedeutend aus, unternimmt nachts lange Streifzüge und um die
Entfernungen abzukürzen, führt er weite Sprünge aus. Sie durch-
streifen förmlich ihr Jagdgebiet nach allen Richtungen hin und
mögen wohl auch auf diese Weise ganz und gar aus einigen
Gegenden auswandern, wenigstens hört man oftmals sagen, dass
Pelobates in ein und derselben Gegend in einem Jahre zahlreich
anzutreffen und in den darauf folgenden Jahren nicht aufzutreiben
war. Ganz im Gegensatz zu ihrem Betragen am Tage, achten die
Pelobaten nachts auf alles was vorgeht und verfolgen ihre Beute
auf lange Strecken hin und darin unterscheiden sie sich im wesen-
tlichen von den Kröten, die gewöhnlich ruhig abwarten bis die
Beute sich ihrer Schnauze nähert. Ihre Nahrnng besteht aus In-
sektenlarven, Käfern und Dipteren, sie sind darin nicht wählerisch,
schnappen vielmehr nach allem, was kriecht und fliegt und können
mitunter kaum die hartflügeligen oder allzugrossen Käfer herunter-
würgen. In der Gefangenschaft begnügen sie sich mit Mehlwürmern
und nehmen, wenigstens die Jungen, auch im Winter Nahrung zu
sich, sollen aber, einer Angabe Bruch's zufolge, hinsichtlich der
Trägheit die Kröten übertroffen. Obgleich ich bis jetzt wenige
Erfahrungen über das Gefangenleben des fuscus namentlich im
Sommer zu sammeln Gelegenheit gehabt hatte, erlaube ich mir zu
bemerken, dass die Kröten in der Gefangenschaft eine Lebhaftig-
keit zeigen, die sie im Freien nicht haben und dass wohl das
Gefühl des Eingesperrtseins hiervon die Ursache sein mag. Die
„Knoblauchkröte" gewöhnt sich leichter an ihren Käfig und braucht
darin nicht zu jagen, weil ihr das Futter vorgesetzt wird. Auch
verändert sie zuweilen in der Gefangenschaft ihre Lebensweise
infolge von Krankheiten; in solchen Fällen scharrt sie sich nicht
mehr, sondern sitzt möglichst hoch auf den Vorderbeinen aufgerichtet
„mit geschlossenen, nicht vorgequollenen, sondern in die Tiefe
gezogenen Augen da, einem indischen Götzenbilde", wie Leydig
treffend sich ausdrückt, „nicht unähnlich". Ein eben eingefangener
Pelobates legt sofort von seiner Scheu und Beweglichkeit Zeugniss
ab: noch ehe man ihn heimgebracht hat kratzt und schaufelt er
ganz gehörig in der Botauisirbüchse herum; in den Käfig gesetzt,
vergräbt er sich so fort und holt man ihn heraus, so sucht er
alsbald wieder sich zu verkriechen und wird nie des Grabens müde;
erst Abends arbeitet er sich gegen die Erdoberfläche hindurch und
sieht sich erst nach allen Seiten um ehe er sich entschliesst ganz
herauszuklettern; nähert man sich ihm aber, so zieht er sich in
— 256 —
der Regel zurück und überrascht man ihn wenn er bereits seine
Grube verlassen hat, so versucht er sich zu verbergen indem er
rückwärts kriecht. P. fuscus ist während seines Aufenthaltes im
Wasser schwer zu fangen, da er sogleich taucht und ausserordentlich
lange am Grunde des Wassers verharren kann. Nur während des
Laichens lässt er seine sonstige Vorsicht bei Seite und ist gegen
die Vorgänge in der Aussenwelt fast unempfindlich^ so dass es
zuweilen ohne Mühe gelingt eine ganze Gesellschaft in situ aus
dem Wasser zu holen. In Mitteleuropa erwachen die Pelobates aus
ihrem Todtenschlummer in der zweiten Hälfte März und suchen
ihre Winterquartiere im Herbst auf, sobald die kühle Witterung
eingetreten ist» Bei Bonn fand Leydig am 5 April die erste Laich-
schnur „bei noch sehr winterlichem Charakter der Umgebung des
Tümpels", während Bruch in seinem Bericht über das ßrutjahr
1861 (Würzburg, naturwiss. Zeitchr. III. S. 200) angiebt, dass er
schon vom 16. bis 31. März einzelne Exemplare dieser Art, und
zwar meistens Männchen antraf, ferner, dass die Thiere bereits
am 28. März zu laichen anfingen und dass frischer Laich am 30.
und 31. März zu finden war. Bruch fügt noch hinzu, dass ungefähr
am 10. April das Laichgeschäft beim Pelobates beendet war. Wir
wissen aber aus einer Mittheilung, welche van Bambeke an He'ron-
Royer gemacht hat, dass in Belgien diese Thiere im Mai im Wasser
anzutreffen und dass Laichschnüre sogar in der zweiten Hälfte
Julis noch zu finden seien. Nun aber weiss ich nicht zu entscheiden,
ob Larven, die hin und wieder mitten im Winter angetroffen Werden,
Spätsommer- oder Herbst-Larven sind. Im letzteren Fall müsste
eine zweite Laichzeit im Jahre und zwar im Herbst stattfinden,
lieber das Erwachen aus dem Winterschlaf und über das Fort-
pflanzungsgeschäft berichtet Heron-Royer. „Der braune Pelobates",
erzählt er, „vergräbt sich in den letzten schönen Herbsttagen in
die Erde tiefer als sonst; er verfällt darin in einen Zustand der
Erstarrung und wartet ab bis die Frühlingssonne ihn durch die
dicke ihn umhüllende Decke durchwärmt, denn das ist das Zeichen
des vorgeschrittenen Erwachens der Natur. Au einem schönen
Abend wird unser Thier geräuschlos emporsteigen, ganz als wenn
er Kunde davon erhalten hätte, dass der Schnee schon seit vielen
Tagen geschmolzen, der Boden mit dem ersten Frühlingsgrün
überzogen, und am Horizont der Himmel wolkenlos ist. An der
Erdoberfläche mit seiner Schnauze angelangt, lauscht er nun und
sobald irgend ein Lärm sich hörbar macht, der ihn an die Stimme
seiner Geschwister erinnert, zieht er in die Richtung hin, woher
— 257 —
der Laut kam. Bald stösst er auf eine Lache; nun spiegelt er
sich drin und scheint mit sich selber zu beratschlagen, schliesslich
wagt er auch das Abenteuer indem er geräuschlos in das klare
Wasser untertaucht '). Jetzt schwimmt er hin und her zwischen
den durch die anhaltenden Winterregen überschwemmten Aesten;
nun macht er sich ein Sitzplätzchen am Stamme einer Pflanze
zurecht und, als wenn er anzeigen wollte, dass er genau weiss,
dass die Paarungszeit im Anrücken ist, stösst er weiche Töne aus",
die nach He'ron-Royer durch die Silben „clo-clo, clo-clo, clo-clo-
clo" ausdrückt werden können, während Bruch angiebt, dass sein
Geschrei als „ein lautes und energisches, aber sehr tiefes wök,
wök, wök, in kurzen Intervallen, das aus einiger Entfernung dem
Tischklopfen ähnlich ist" sich hörbar macht und in der Stärke der
Stimme des Wasserfrosches gleichkommt. Mir persönlich ist leider
nur der Schmerzenslaut bekannt, der etwa dem Kreischen einer
jungen Katze, wie es Rösel bereits hervorgehoben hat, nicht
unähnlich ist. — Zeigt sich ein Weibchen auf der Oberfläche des
Wassers, so macht sich das paarungslustige Männchen sofort an
dasselbe heran, besteigt es und umfasst es mit den Vorderbeinen
um die Hüften, das Kinn gegen den Rücken der Gattin stemmend.
In Ermangelung eines Weibchens seiner Art hängt es sich an die
Weichen eines Männchens oder eines Weibchens einer anderen
Species, oder es setzt sich auf andere Thiere, wie z. B. Schwanz-
lurche oder Fische, fest. Bisweilen hängen sich zwei männliche
Pelobates einer grösseren gemeinen Kröten an. Der Paarungstrieb
soll so heftig sein, dass er noch zu grösseren Geschlechtsverir-
rungen führen kann, denn es sind Fälle bekannt, dass das Männchen
sich an Thierleichen vergriff. Obgleich Pelobates seine Gattin nicht
fest zu umklammern pflegt, verlässt er sie unverichteter Sache
nur wenn er sehr erschreckt wird. „Diese Anuren", sagt He'ron-
') Aus diesen Worten He'ron-Rojer's darf nicht der Schluss gezogen werden,
dass P. fuscus nur in reinen Gewässern laiche, denn Pflüger berichtet, dass er
seine Brut in stark stinkenden Sümpfen bei Poppelsdorf angetroffen habe. Das die
Knoblauchkröte überhaupt hinsichtlich der Wahl des Brutplatzes nicht wählerisch
ist und für das Gedeihen der Brut nicht Sorge trägt, wie es beispielsweise Alytes
zu thun pflegt, ersehen wir aus den Worten Leydig's. „Auch Pelobates müsste
nach der ungemeinen Menge von Larven, welche in einem einzigen Graben zugegen
sind, ein sehr häufiger Batrachier werden, wenn die Alten nicht fast regelmässig
gerade solche Laichplätze wählten, welche gegen den Juni hin austrocknen, ehe
die Vollendung des Thieres so weit vorgerückt ist, um das Wasser verlassen zu
können. Es ist ein trauriger Anblick, wie in den wasserleer werdenden, dann völlig
austrocknenden Gräben und Tümpeln die Larven massenhaft zusammengedrängt zu
Grunde gehen".
17
— 258 -
Royer, „zögern mit der Ablegung des Laiches nicht so lange wie die
braunen Frösche, die wir drei- bis vier Wochen lang vereinigt gesehen
haben. Zwei bis vier Tage am längsten genügen ihnen. Auch habe ich
oftmals beobachtet, dass die Weibchen sofort nach stattgefundener
Umarmung laichten und will noch hinzufügen, dass ein Weibchen,
deren Legezeit sich meldet, selten auf den Gatten länger als fünf
bis sechs Tage wartet und, falls dieser immer noch nicht am
Platze ist, ihre Eier nicht mehr zurückhalten kann; letztere gehen
aber, da sie nicht befruchtet worden sind, zu Grunde. Das kopu-
lirte Paar bleibt nicht müssig: das Weibchen ist in ihren Bewe-
gungen frei, es sinkt, den Gatten mit sich ziehend in die Tiefe, und
sieht sich überall nach hohen Graspolstern oder Pflanzen um, an
deren zweigen es ihre Eier ankleben könnte. Es dauert nicht lange
und krampfhafte Bewegungen machen sich unter den Armen des
Männchens bemerkbar, dies sind die Vorboten des Laichens. Das
Männchen hebt sich alsbald empor, krümmt seinen Rücken ') und
versucht das Ende der Laichschnur zu erreichen, indem es die
Kloakenmündung des Weibchens mit den Zehen betastet. Auf diese
Weise erregt, umklammert sich nun seine Gattin an ein Graspolster
und beginnt alsdann ihren Laich abzulegen, wobei der Gatte am
Ende der Laichschnur herumzieht, dieselbe in die Nähe seines
Afters bringt und befruchtet. Das Laichen dauert inzwischen noch
immer fort, sobald aber die Eierschnur die Länge von ungefähr
10 cm erreicht, wird sie vom Weibchen an dem Graspolster
befestigt und um dasselbe geschlungen. „Die Schnur, in der sich
die Eier mehr- und nicht einreihig, unregelmässig zerstreut befinden,
ist meistens kurz 2), rund und erreicht 12 mm im Durchmesser;
sie entsteht aus zwei Schnüren, die beim Austritt aus den Eileitern
zu einer einzigen Schnur zusammenfliessen. Das einzelne dunkel-
braune Laichkorn hat 1 mm Durchmesser; die Körner stehen in
ungleichen Abständen, aber ziemlich dicht gedrängt nebeneinander.
Das Verbleiben des Embryo innerhalb des Eies dauert nicht lange
im Vergleich zu seiner Weiterentwicklung, die er fast unbeweglich
an der Laichschnur suspendirt, durchmacht. Erst am siebenten
Tage gewinnt sein Schwänzchen etwas an Ausdehnung, wodurch
der Larve allmählich die Möglichkeit gegeben wird, sich bewegen
') Gerade diese Körperstellung des Männchens während der Begattung ist au~
der Abbildung Rösel's wiedergegeben worden.
2) Wie es scheint kann die Laichschnur die Länge von 26 cm erreichen (Koch,
Formen u. Wandlungen ete.); auch bei Rösel ist die Schnur von Pelobates von
bedeutender Länge dargestellt worden.
— 259 —
zu können und erst nach Ablauf von ungefähr zwei Wochen
verlässt das noch mit Kiemen versehene Thierchen die Gallerte.
Von diesem Augenblicke an halten sich die Larven nicht mehr
gesellig beisammen, sondern gehen ihren eigenen Weg und leben
vereinzelt. Eine Woche später sind sie zu regelrechten Quappen
geworden, kiemenlos, d. hi nur mit einem Spiraculum versehen,
und etwas gewachsen, 12 bis 15 mm lang. Von da an entwickelt
sich ihre Gefrässigkeit iu ungeheurem Blasse und je nach der
Nahrung, die sie zu sich nehmen (Pflanzenstoffe, Thierleichen,
Exkremente) machen sie grössere oder kleinere Fortschritte iu
ihrem Wachsthum und erreichen gegen das Ende des zweiten
Monates die bedeutendste Grösse unter allen europäischen Anuren
mit alleiniger Ausnahme des Pelobates cultripes, welcher mit
Bezug auf die Grösse seiner Larve sich mit P. fuscus sehr
wohl messen kann. Um diese Zeit sind die Hinterbeine ausgebildet
und zwei Wochen später kommen auch die Vorderextremitäten
zum Vorschein und die Umwandlung der 10 bis 12 cm langen
Quappe in das lungenathmende Thier findet in unmerklicher Weise
statt. Die Metamorphose schreitet übrigens nicht gleichmässig und
gleichzeitig fort und die Larvenzeit kann zehn Wochen bis vier
Monate, ja selbst darüber andauern, so dass den ganzen Sommer
hindurch von der zweiten Hälfte Juni an bis September frisch
verwandelte Exemplare anzutreffen sind. Auch Larven von sehr
verschiedener Grösse trifft man um diese Zeit herum iu genügender
Anzahl und auch noch viel später, so im November und gar im
Jauuar und April und es scheint demnach, dass unter günstiger
Bedingungen die Pelobateslarve überwintern kann und erst im
Frühjahr in ihren definitiven Zustand übergeht. Die Metamorphose
wird nicht im Wasser, sondern auf dem Lande beendet; die Larve
verlässt das Wasser ehe noch der Schwanz vollständig geschwun-
den ist und wird von nun an ein echter Landbewohner. Die jungen
Thiere verleben zu mehreren beisammen den Rest der schönen
Jahreszeit in der Nähe des Brutplatzes unter Steinen und in
Löchern verborgen, vergraben sich genau wie die Alten es thun
beim Eintreten der kalten Witterung, um in dem darauf folgenden
Frühjahr sich in alle Richtungen zu zerstreuen.
Eingehende Schilderungen über die Sitten von P. fuscus
enthalten die oben erwähnten Werke von Rösel, Leydig, Hdron-
Royer und Bruch. Namentlich aber hat der zuletzt genannte
Forscher interessante Beobachtungen veröffentlicht. Es bliebe mir
nur noch übrig hinzuzufügen, dass an einigen Orten P. fuscus
17*
— 260 —
auf den Fischmarkt gelangt und gegessen wird; hauptsächlich
sind es die Quappen die in der Bratpfanne ihr Lebensdasein
beenden, denn das verwandelte Thier hat den üblen Ruf einen
wiederlichen Geruch zu verbreiten und seinen Namen mit Flug und
Recht zu tragen; ihre Schenkel sollen übrigens geniessbar sein.
Der von ihr ausgehende Geruch wird namentlich von Vögeln
und Kriei hthieren nicht vertragen, selbst die Unke, welche ihrer
Ausdünstungen wegen von anderen Anuren vermieden wird, bleibt
in respektvoller Entfernung von der Knoblauchkröte fern.
P. fuscus ist öfters kolorirt abgebildet worden und zwar zum
erstenmal von Rösel, dann von v. Reider und Hahn, Cornalia und
Camerauo. Rösel's „Natürliche Historie der Frösche" enthält nicht
weniger als drei Tafeln, wovon die eine (Taf. XVII) Abbildungen
von Männchen und Weibchen in der Begattung vorstellt, die zwei
anderen (Taf. XVIII und XIX) verschiedene Entwicklungsstadien
von Larven und die inneren Theile veranschaulichen. Rösel's
Originalfiguren der ganzen Thiere wurden von seinen Nachfolgern
öfters, in verkleinertem Massstabe und unter getreuer Wiedergabe
der bei Rösel wohl etwas zu lang gerathenen Laichschnur kopirt,
so z. B. in Sturm's „Deutschlands Fauna". In der „Fauna boica"
hingegen findet sich eine Originalfigur, die aber mit den prächtigen
Bildern Rösel's nicht verglichen werden kann. Auch die Original-
figuren bei Cornalia in den Atti Soc. it. Sc. nat. XVI stehen den
Rösel'schen sehr nach, ganz davon abgesehen, dass sie gar dicke
und plumpe Thiere vorstellen. Cornalia's Tafeln sind immerhin
willkommen, da sie die von ihm entdeckten „Ghiandolette brachiale"
veranschaulichen und einige anatomische Abbildungen enthalten.
Alle bis jetzt erwähnten bildlichen Darstellungen sowie auch
diejenigen bei Daudin (Hist. nat. Rain. Gren. Crap. PI. 80, fig. 1)
und bei Shaw (Gener. Zool. III. pl. 41, 42) werden von den
Figuren bei Brehm (Thierleben, Bd. VII. S. 590. Auflage 1878)
und namentlich von denjenigen, welche wir Camerano (Atti R.
Accad. dei Lincei, Ser. III. Vol. I. Tav. 3, Fig. 4, 6, 18, 21, 24)
verdanken, übertrofTeu. Endlich muss hinzugefügt werden, dass die
Werke von Leydig, Camerano uud Schreiber einige Abbildungen
von einzelnen Körperpartien enthalten.
Vorkommen.
Nehring hat vollkommen Recht, wenn er die Knoblauchkröte zu
denjenigen Batrachiern rechnet, deren Verbreitungsbezirk bisher
— 261 —
noch ungenügend festgestellt ist. Der Grund dafür mag wohl zum
Theil darin liegen, dass man diese Art nur zur kurz andauernden
Laichzeit zu Gesicht bekommt, zum Theil aber darin, dass man
in der Regel das Sammeln von Larven vernachlässigt und sie
überhaupt weniger gut als die verwandelten und ausgewachsenen
Lurche kennt, denn der Nachweiss der viel leichter aufzufindenden
Quappe des P. fuscus würde hiulänglich genügen, um uns in
Betreff seines Vorkommens im Umkreise einer Gegend zu orientieren.
Wir sind jedoch genügend unterrichtet worden, um angeben zu
können, dass diese Art die mittleren Zonen Europas bewohnt und
mit einem verhältnissmässig kleinen Theile ihres Verbreitungsbezirkes
dem Norden und dem Mittelmeergebiete angehört. Im Süden
Europas kennt man sie mit Bestimmtheit nur aus der Lombardei
(302), wo sie, laut Corualia (147), in Noverasco und Mirasole
in der Nähe von Mailand zu gewisser Zeit ziemlich gemein ist,
ferner aus Piemont (Rivoli, Testona bei Moncalieri, Settirao-Torinese,
Acqui, Vercelli, Quinto Vercellese, Nibbia, Novarese, Vigevano,
Vanchiglia bei Turin. — 13. 49), Bologna (9 — S. 438) und ebenso
aus der Veroneser Tiefebene (bei Calcinaro, Gemeinde von
Nogara. — 303). Dass P. fuscus auch in der Umgegend von
Pavia vorkommt glauben einige Forscher aus den Schriften Spal-
lanzani's (304) schliessen zu können. Nachforschungen in jüngster
Zeit (302. 305. 306) haben nämlich ergeben, dass die Ehre der
Entdeckung dieser Art in Italien nicht unseren Zeitgenossen, wie
allgemein angenommen wurde, sondern Spallanzani und Rusconi
(307. 308) gebührt und es ist daher möglich, dass Schinz und
andere, als sie über das Vorkommen des Fuscus in Italien mel-
deten, eben die Arbeiten dieser beiden italienischen Gelehrten im
Auge hatten. Hingegen scheint Bonaparte in diesem speziellen
Fall die Schriften seiner Landsleute und Vorgänger nicht berücksi-
chtigt zu haben, da er weder in seiner Abhandlung „Amphibia
europea", noch in der Iconografia von italienischen Fundorten spricht;
in der Iconografia della Fauna italica ist allerdings von „Bufo fuscus"
sowohl im Text als auch in der Einleitung die Rede, die Abbildung aber
stellt in Wirklichkeit den P. cultripes dar, und dass das Ori-
ginal aus Spanien stammte, geht aus der Tabelle in der Einleitung
hervor, wo das betreffende Stück unter „Specie illustrata" als
„Bufo fuscus j uv. hispanicus" und daneben unter „Nomen-
clatura moderna" als „Pelobates cultripes" bezeichnet wird.
Eben diese Verwechselung seitens Bonaparte hatte nun zur Folge,
dass Fuscus als in Spanien vorkommend angeführt worden ist,
— 262 -
während thatsäehlich auf der Pyrenäenhalbiasel diese Art durch
Cultripes ersetzt und vertreten ist. — Endlich muss noch einiger
südlicher mir verdächtig erscheinender Fundorte Erwähnung ges-
chehen. Erhard behauptet nämlich auf S. 93 seines Buches „Fauna
der Cykladen", dass er „B. fuscus im wasserreichen Jahre 1857
auf allen Inseln, selbst Syra nicht ausgenommen" beobachtet habe;
diese Angabe dürfte wohl auf Verwechselung beruhen, jedenfalls
ist sie durch kein Belegstück erhärtet. Lataste giebt an, dass
P. fuscus in der Türkei vorkommt und Rafinisque erwähnt
„Bat räch us fuscus" für Sicilien.
Die wenigen Fundorte, an welchen die Knoblauchkröte in Russ-
land beobachtet worden ist, liegen zum grössten Theil im Süden.
Was zuerst ihr Vorkommen in den südlichsten Punkten des euro-
päischen Russland anbetrifft, so existiren nur sehr dürftige und
mehr auf Vermuthungen basirte Angaben. Bonaparte (309) erwähnt
die Taurische Halbinsel unter den Fundorten dieser Species und
Pallas (298.— S. 413) spricht von gefleckten, girrenden Kröten, —
und darunter sind, wie aus einer beigefügten Nota hervorgeht,
Rana variabilis und R. vespertina gemeint '). welch letztere
als P. fuscus gedeutet wird, — an denen die Krim einen Ueberfluss
haben soll. Koppen (271.— S. 77) scheint aber beiden Angaben
wenig Gewicht beizulegen und wohl mit Recht. Noch weniger
Beachtung verdient, meiner Meinung nach, der Fundort „Kirgisen-
steppe" im Lichtenstein'schen Nomenciator, da es hinlänglich be-
kannt ist, dass der Verfasser bei der Aufzeichnung der Fundorte
es nicht so genau genommen hat 2). Die Angabe Daudin's (33),
dass P. fuscus in den Gewässern der Wolga und des Ural-Flusses
in der Nähe des Kaspischen Meeres angetroffen worden ist, beruht
wohl nur auf Vermuthungen, umsomehr weil er zu glauben scheint,
dass „Rana ridibunda Fitz., Pall., Gm., Shaw, Merr.", Bufo ri-
dibundus Bonnat., Schneid." und sein „Bufo fuscus" ein und
dasselbe Thier sind. In den Gouvernements Kiew (Umgebung von
Kiew), Podolien (bei Igorlik, Kamenez-Podolski), Poltawa (bei Pol-
tawa) und Tschernigow (bei Starodub) haben ihn Kessler (289)
und Belke (Bull, de Moscou, 1859, Jfs 1, S. 24) gefunden. Im
*) Ia der „Zoografia ro6so-asiatica" sagt Pallas, dass diese Species im südli-
chen Sibirien häufig angetroffen wird.
*) LLchtenstein's Verzeichniss der Dubletten d. zoolog. Mus. in Berlii» »nthälfc
einige Ueberraschungen hinsichtlich der Wohngebiete des P. fuscus; man erfährt
nämlich daraus, dass ausgezeichnete Exemplare aus Südsibirien und Nubien zu einem
im VerhiiHuiss zu den hiterossanten Fundorten billigen Preise zu haben seien.
— 263 —
Werke Andrzejowskfs „Reptilia imprimis Volhyniae, Podoliae et
gubernii Chersonensis" (195) findet man ihn ebenfalls verzeichnet.
Nach Taczanowski (194) kommt er in der Umgebung Warschaus
vor, aber nicht häufig, Seidlitz (105) kennt ihn aus den Ostsee-
provinzen und Sabanejew (107) giebt an, dass er im mittleren
Ural zu Hause ist ').
Nilsson (104) führt die Knoblauchkröte für Südschweden (Hel-
singborg, Skegrie, Rönneberga, Steglarp, Skifvarp) auf und Me-
wes (136) für Gottland. Die Fundorte in Dänemark, wo sie die
seltenste Anurenart sein soll, sind in Collin's „Danmarks Froer og
Tudser" aufgezählt 2). In Norwegen und in Grossbritannien fehlt sie
und in Holland ist sie noch nicht aufgefunden; hingegen für Bel-
gien hat de Selys-Longchamps ihr Vorkommen in der Antwerpener
Gegend angezeigt (98). „Was Deutschland anbetrifft", sagt Leydig
(170. — S. 78), „so ist die Knoblauchkröte bisher in Strichen des
nördlichen, mittleren und südlichen Theiles beobachtet worden".
Nehring (310) fügt dem hinzu, dass die bekannt gewordenen deut-
schen Fundorte vorläufig noch ziemlich zerstreut liegen. Aus den
mir vorliegenden Schriften ersehe ich, dass das Thier an vielen
norddeutschen Oertlichkeiten beobachtet worden ist. So wurde es in
der Nähe der Stadt Jever durch Wiepken und Greve (78) nach-
gewiesen, und dass es in der Gegend von Bremen vorkommt, geht
aus der Mittheilung Brüggemann's (213) hervor. In grösserer An-
zahl hat es Brüggemann in Tümpeln bei Sohwachhausen und in
der Gegend zwischen Osterholz und Mahndorf augetroffen; im nord-
westdeutschen Tiefland soll es keineswegs aller Orten zu finden
sein. Das British Museum besitzt einige Exemplare aus Hannover (9)
und Nehring berichtet, dass es bei Helmstedt, vor den Thoren der
Stadt Braunschweig, in Wolfenbüttel und in Hornburg in Preussen
gefangen worden ist und dass Fossilreste im Diluvium von We-
steregeln bei Magdeburg und von Thiede bei Wolfenbüttel zu fin-
den sind. Aus Göttiugen hat es Gravenhorst erhalten (274. — S. 33).
Im Fürstenthum Lüneburg (79), in Meklenburg (bei Gadebusch,
') Späterer Zusatz. — Exemplare aus dem Gouvernement Petersburg (Charlamowa
Gora), aus dem Gouvernement Moskau, aus Kiew, Tschernigow, Taganrog, Niko-
laew, Podolien, Miropolie, Franzfeld, Uralsk, Galizino im Gt. Saratow, Baskuntschak
und von den Wolga- und Emba-Ufern besitzen die Museen in St. Petersburg und
Moskau.
■) Herr A. Goldfuss theilt mir freundlichst mit, dass er sie auf einer Reise
durch Dänemark auf der Insel Seeland in der Umgebung von Röskilde am Weis-
sen See, bei Lethraberg, sowie auf der Insel Moen bei Liselund und am Aborre
See gefunden hat.
— 264 —
zu Vietlubbe (311)), sowie iu der Umgegend von Berlin (312),
so z. B. in der Nähe von Lankewitz (76.— S. 470), kommt die
Knoblauchkröte ebenfalls vor; nach Rathke soll sie in Ost- und
Westpreusseu sogar ziemlich häufig anzutreffen sein (74) und nach
Behring kommt sie auf Rügen vor (313). Ferner findet sie sich
in Schlesien, woselbst sie nach Gloger (175) „nicht häufig, we-
nigstens nicht überall gewöhnlich" sein soll. Kaluza (75) bezeich-
net die Umgegend von Ratibor als Fundort für seine „Rana fusca"
und Gravenhorst und Leydig erwähnen des P. fuscus aus Breslau.
Um Görlitz ist die Knoblauchkröte „wenig bekannt" (81). In der
Umgebung von Dresden ist sie nach Reibisch (80) „nicht gar zu
häufig". Als sicherer Fundort für die Larven nennt E. Haase(177)
den Mokritzer Teich bei Dresden. Aus der Umgegend von Halle>
so z. B. der Werderau hatte Herr W. Wolterstorff die Freundlich-
keit, mir einige Exemplare mitzutheilen; mit anderen ,Stückenvom
Tautz stammend wurde ich kürzlich durch Herrn A. Goldfuss er-
freut; W. Wolterstorff meldet ihr Vorkommen in Saalfeld und Suiza,
bei Halle am Klausthor im Alluvium, auf den Cröllwitzer Höhen, am
Seeburg, bei Magdeburg, in Prester bei Magdeburg und am Weg nach
Giibs (230). Bezüglich der Thüringischen Staaten lässt sich zur Zeit
nichts Bestimmtes sagen. Bechstein (163. — S. 475) behauptet aller-
dings, dass in Thüringen diese Art in Menge in Teichen anzutreffen
sei, aber diese Angabe, wie Leydig ganz richtig hervorhebt, ver-
liert sofort ihre Bedeutung, wenn man in Betracht zieht, dass der
Uebersetzer und Verbesserer des Lacepede'schen Buches Bufo vi-
ridis und Pelobates fuscus zusammen geworfen hat. „In der
Rhön und Eifel", sagt Leydig (94), „liess sich keine Spur des
Thieres bemerken". Hingegen ist es nicht selten am Niederrhein
in Poppeisdorf bei Bonn (94) und in Elsdorf bei Köln (55. —
S. 259), an der Lahn bei Weilberg (92), in Moselgebiete
(97.143.170) ') und an mehreren Orten im Maingebiete, so zwi-
schen Hausen und Ginheim (91), bei Griesheim (92), bei Offen-
bach, zwischen Hanau und Offenbach „in vereinzelten Gräben und
Pfützen" und endlich um das Röder-Wäldchen bei Frankfurt (93).
Im Nahegebiete scheint diese Art selten zu sein; Geisenheyner (352)
fand die Quappe an zwei Stellen, nämlich in einem Graben auf
dem rechten Naheufer, Norheim gegenüber, und in dem Weiher
') Nach Leydig sollen Schaffer und Schnur den P. fuscus an der Mosel bei
Trier beobachtet haben. Holandre indessen führt ihn nicht auf und in Godron's
Werk über die Fauna Lothringens wird er ebenfalls nicht genannt.
— 265 —
beim städtischen Forsthause am Rheingrafenstein. Nach Nüsslin (90)
käme sie auch in der Mannheiner Gegend vor und F. Müller er-
wähnt sie aus Speier (168), Gross-Hüningen und Neudorf an der
schweizerischen Grenze (169). Vom Oberrhein und aus Elsass hatten
sie bereits früher die Verfasser des zoologischen Abschnittes der
Statistique ge'ne'rale du Departement du Haut-Rhin und der Erpe-
tologie ge'ne'rale (vol. VIII, p. 480) angezeigt. „Aus den Observa-
tiones zoologicae Hermanns geht hervor", sagt Leydig (265), „dass
er das Thier im Jahr 1790 bei Strasburg in zwei Exemplaren
selber aufgefunden habe. Er nennt es Rana scorodosma und
führt in lateinischer Sprache Tagebuch über das, was er an den
zu Hause gehaltenen Thieren beobachtet". Auch im Luxemburgi-
schen kommt es in den Thälern der Mosel (97) und Sauer vor.
„In Württemberg", sagt Leydig, „ist Pelobates noch nicht aufge-
funden worden; ich wenigstens habe alldort vergeblich darnach
gesucht und nur ein einziger Autor will das Thier als Glied der
Fauna des genannten Landes aufzählen; indessen lässt sich zeigen,
wie das unten noch mit einigen Worten geschehen mag, dass er
den fraglichen Batrachier schwerlich gekannt hat und die Angabe
auf einem Fehler beruhen muss". Dass der hier nicht benannte
Autor Plieninger, der Verfasser des „Verzeichniss der Reptilien
Württembergs" (Jahreshefte d. Ver. f. vaterländ. Naturkunde in
Württemberg, III, S. 201.1847) heisst, geht aus einer Anmerkung
auf S. 85 des Leydig'schen Werkes „Die anuren Batrachier d.
deutsch. Fauna" hervor. Im Königreiche Bayern (83.85.150), wo
man ihn sowohl im Norden als auch im Süden beobachtet hat,
wird er speciell aus der Gegend um Nürnberg, wo er bekanntlich
in den Gewässern der Ober-Bürg zum ersten Mal von Rösel (314)
entdeckt wurde und „keine Seltenheit" ist (171), vom rechten Main-
ufer, gegen Veitshöchheim zu, bei Würzburg sowie vom Zellerthor
(Leydig, op. cit. S. 79, S. 81. Anmerkung 1), aus der Münche-
ner Umgegend (v. Reider u. Hahn, op. cit.) und endlich aus Mur-
nau am Staffelsee (A Goldfuss) angezeigt. Alsdann bewohnt P. fus-
cus einige Länder der österreichisch-ungarischen Monarchie: in
Böhmen haben ihn Glückselig (185) und Prach (186) beobachtet,
nach Heinrich (68) findet er sich in Mähren-Schlesien, Zawadzky
erwähnt ihn in seiner „Fauna der galiziseh-bukowinischen Wirbel-
thiere" und Frauenfeld meldet über sein Vorkommen um Budös in
Siebenbürgen. Auch De Betta (243) soll ihn aus Ungarn erhalten
haben. Käroli (180) bezeichnet in einem Verzeichniss der Amphi-
bien Ungarns P. fuscus als senr selten; dem widerspricht Entz.
— 266 —
Um Wien, wo er „nicht selten" sein soll, haben ihn Stricker (316)
und Kuauer (71) angetroffen und aus Krain kennt ihn Freyer (60);
auch Kolombatovic gedenkt seiner in der Schrift „Imenik Kral-
jesnjaka Dahnacije. II. Die Drozivci, Gmazovi, i Ribp. Split 1886",
indem er jedoch bemerkt, dass er diese Art nicht selbst aufzutrei-
ben vermochte. Latzel (61) vermuthet, dass sie auch in Kärnten
zu Hause ist; ebenso Gredler bezüglich Tirols. Ueber die Verbrei-
tung des P. fuscus in der Schweiz theilt V. Fatio (317) folgen-
des mit: „Cette interessante espece, apres avoir ete' longtemps cite'e
ä tort dans notre pays '), a e'te' enfin re'ellement de'couverte, en
1876, sur notre frontiere septentrionale, uon loin de Bäle: d'abord
ä Neudorf, sur la rive du Rhin, ä une demi-lieue de notre limite,
sur le sol alsacien, par le Dr. F. Müller, puis, peu apres, sur le
sol suisse ä Allschwil, non loin du premier point par les Drs We-
geli et Leuthner". Im Grundstock des Montblanc ist P. fuscus
nach Venance Payot (43) wenig verbreitet. In Savoyen will man
ihn bei Faucigny gesehen haben („Le Faucigny"), Jfs 47. 1869.
Nach Fatio!). Oge'rien (39) fand ihn in der Umgebung von Po-
ligny, von Lons-le-Saunier und bei St. Claude im Jura-De'partement,
Charvet (40) will ihn im Departement Isere beobachtet haben,
Olivier (38) kennt ihn aus dem Bezirk von Montbeliard im Depar-
tement du Doubs, Heron-Royer (149) erwähnt seines Vorkommens
in den Departements Haute-Marne und Yonne und Ray (234) traf
ihn in Lusigny im Ddp. de l'Aube, wo er jedoch sehr selten sein
muss, da es Collin de Plancy nicht gelingen wollte ihn in diesem
Departement wiederzufinden. Sein Vorkommen im Departement
Meurthe-et-Moselle scheint erst vor kurzem nachgewiesen zu sein,
wenigstens findet man ihn nicht erwähnt in den Werken von Ho-
landre, Malherbe und Mathieu. Ueber sein Vorkommen um St. Quen-
tin im Departement de l'Aisne berichtet Lataste (318). Ferner
findet sich die Knoblauchkröte nach He'ron-Royer, Lataste, De Si-
nety (319) und Collin de Plancy in den Departements de l'Oise,
de la Seine, de la Seine-et-Marne und de Seine-et-Oise. In den
Umgebungen von Paris ist sie in den Gemeinden von Belleville
und Pantin (320.— S. 4S2), in Etang du Tronchet (Meudon. 35),
in Enghien, Argeuteuil und Boftdy anzutreffen (34). Im De'parte-
') Ueber das Vorkommen des P. fuscus auf schweizerischen Gebiet Laben
bekanntlich Razoumowsky (284), du Plessis et Combe (253) und v. Tschudi (42)
berichtet; Fatio aber bezweifelt die Richtigkeit der Bestimmung und glaubt viel-
mehr, dass diese Angabe auf der Verwechselung von B. c a 1 a in i t a und B. vul-
garis mit P. fuscus beruhen.
— 267 —
ment Loiret ist sie von He'ron-Royer am rechten Ufer der Loire,
so in Saint-Jean-le Blanc, Orleans gegenüber, gefangen. Auch im
De'p. de Loire-et-Cher und im De'p. d'Indre-et-Loire soll sie dem-
selben Gewährsmann zufolge nicht fehlen. Endlich finde ich sie
als im De'p. de la Sarthe (29) und in Nantes (9) vorkommend
angegeben. Im Südwesten Frankreichs scheint P. fuscus gänzlich
zu fehlen und durch die Art Cultripes ersetzt und vertreten
zu sein.
12. PELOBATES CULTRIPES. 1829.
Synonymik und Literatur.
P. cultripes Tschudi, Classificat. d. Batrachier in: Mem. Soc. sc.
nat. Neuchätel, II, p. 33. Günther, Cat. Batr. Sal. Brit. Mus. p. 41.
Dumeril et Bibron, Erpetologie gener. VIII, p. 483. Leydig, Anure
Batrach. d. deutsch. Fauna, S. 92. Fatio, Faune des Verte'bres de la
Suisse, III, p. 236. Boulenger, Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 438.
Schreiber, Herpetolog. europ. p. 92. Lataste, in Revue internat. d.
sc. 1878, JV» 42, p. 488; Feuille d. jeunes naturalistes, 1877, 1. Sep-
tembre; Essai d'une Faune herpetolog. de la Gironde, pl. X, fig. 1,
2, 3.— P. fuscus Bonapartr, Fauna italica, II, c. tab. Fig. 1. —
Rana cultripes Cuvier. Regne animal, t. II, p. 105. 2. edit. Grif-
fith, Anim. Kingd. Cuv. vol. IX. R. calcarata Schinz, Europ. Fau-
na, II, S. 69. Michahelles, Neue südeurop. Amphibien, in Isis
1830 *). — Bufo calcaratus Schinz, Naturgesch. u. Abbild, d. Rep-
tilien. S. 233, Taf. 96, Fig. 2. Leipzig, 18 ;3. — Cultripes provin-
cialis Müller, in Isis XXV, S. 538. Schinz, Europ. Fauna, II, S. 70.
Tieäemann's Zeitschr. Phys. IV, S. 212. — Bombinator fuscus
Duyes, Recherches s. l'osteol. et la myologie d. Batrac. in Mem. Sa-
vans e'trangers, VI, p. 7, pl. II, fig. 11 — 14. Paris, 1834.
') Wenn Leydig sagt: „Dass die noch sehr jungen, zum Theil dem Larven-
stadium fast nahestehenden Fröschchen, welche Michahelles durch Waltl aus Süd-
spanien erhalten und als Rana calcarata bekannt gemacht hat, auf den
P. cultripes sich beziehen und nicht auf P. fuscus, noch weniger, wie An-
dre gewollt, auf R. esculenta, darf wohl als ausgemacht gelten. Der Nürnber-
ger Zoologe weist, indem er die sechste Zehe der Frösche überhaupt bespricht,
nicht bloss auf die Ausbildung dieses Theiles bei seiner R. calcarata hin, son-
dern hebt ausdrücklich hervor, dass der die sechste Zehe überkleidende Nagel
schwarz sei", so kann ich dem beipflichten. Die Worte Schinz's: „an der Wurzel
der ersten Zehe ist eine schwarze, erhabene, mit einem Nagelringe umkleidete Her-
vorragung, die als Glied einer sechsten Zehe anzusehen ist" weisen gleichfalls da-
rauf hin, dass R. calcarata zu Cultripes zu stellen ist*
— 268 —
Aeusserer Habitus.
Diese Species ist mit P. fuscus früher vereinigt worden, ob-
wohl sie durch ihren schlanken Körperbau, ihren niedrigen Kopf
und durch die schwarze Hornschneide am Hinterfuss schon auf den
ersten Blick leicht zu erkennen ist. Ihr Körper ist gedrungen, aber
mehr froschartig. Der Rumpf ist, namentlich beim Männchen, kurz,
auf der Oberseite gewölbt, in der Mitte massig stark aufgetrieben.
Der Kopf ist gross, länger und vorn spitzer endeud als bei der
vorhergehenden Species, seitlich abschüssig, oben von den Nasen-
löchern an nach dem Schnauzenrande zu ziemlich steil abfallend,
nach hinten aber allmählich aufsteigend, im allgemeinen ziemlich
flach, in der Scheitelregion am höchsten; ein Auswuchs am Schei-
tel, wie ihn P. fuscus zeigt, fehlt bei Cultripes, es tritt auf
dem Hinterkopf höchstens eine Wölbung zutage, die gewöhnlich
nur beim Männchen deutlich sichtbar ist. Die Schnauze ist niedri-
ger, in spitzem Bogen zugerundet und länger als bei Fuscus.
Die Augen sind bedeutend grösser als bei letzterem; sie quellen
stark hervor und besitzen breite Lider; die grösste Breite des Lides
ist der Entfernung des Nasenloches vom vorderem Augenwinkel
ungefähr gleich, während das Auge den breiten Interpalpebralraum
an Ausdehnung übertrifft, oder wenigstens von gleicher Grösse wie
dieses ist. Der Internasalraum ist bedeutend schmäler als der
Durchmesser des Auges; die stark nach vorn gerückten Nasenlö-
cher sind von einander nicht so weit wie von den Augen entfernt
und haben einen eiförmigen Umriss. Die Schnauze ist vorn zuge-
rundet und nicht wie bei P. fuscus vom Scheitel an fast senk-
recht zum Mundrande abfallend. — Der Unterschied von P. fus-
cus besteht nicht nur in der Grösse des Augapfels, sondern auch
in der Form der Pupille und in der Farbe der Iris. Die Pupille
hat im Lichte die Form einer aufrecht stehenden, kaum sichtbaren
Spalte, mit gerade verlaufenden Rändern; beim schlafenden Thiere
verengert sich die Pupille dermassen, dass keine Spur von ihr
mehr zu sehen ist und nur an den unpigmentirten, metallisch glän-
zenden gelben Irisrändern, die in diesem Fall aneinander stossen
und einen vertikalen Streifen bilden, erräth man, dass die Pupille
zu einer senkrechten Spalte sich gestaltet. Mit eintretender Dun-
kelheit erweitert sich die Spalte überall gleichmässig, wobei aber
die Ränder, ja sogar die oberen und unteren eine Zeitlang ihren
geraden Verlauf beibehalten; erst Nachts, wenn die Pupille sich
— 269 —
stark erweitert hat, nimmt sie eine ovale Gestalt an, indem die
Räuder bogenförmig zugerundet erscheinen und die obere und na-
mentlich untere Pupillenpartie sich leicht zuspitzt. Die Pupille kann
übrigens nahezu ganz rund und nur etwas höher als breit erschei-
nen; in stark erweitertem Zustande wird die Iris zu einem schma-
len Reif. Nachts treten die sehr grossen Augen äusserst stark aus
der Orbita hervor und sind grösser und schöner als bei irgend
einem anderen Batrachier. Das Trommelfell ist in der Regel voll-
kommen unsichtbar; nach längerem Liegen in starkem Weingeist
wird es spurweise angedeutet. Ohrdrüsen fehlend. Zunge gross,
dick, rundlich, oben rauh, seitlich und vorn nur an den äusser-
steu Rändern, hinten jedoch vollkommen frei und oftmals gar nicht
eingebuchtet. Gaumenzähne in zwei, in der Mitte des Gaumens ge-
trennte, kurze, gerade Querreihen zwischen den vorderen sehr stark
vortretenden und leicht geschwungenen Rändern der Choanen an-
geordnet; die hinteren Choanenränder liegen bedeutend tiefer.
Der Rumpf ist kurz, besonders beim Männchen, auf der Ober-
seite gewölbt, mitunter in der Mitte stark bauchig aufgetrieben und
infolgedessen mehr krötenartig. Die Beine sind kräftig entwickelt,
die vorderen, nach vorn gestreckt, reichen mit dem Handgelenk
bald bis zur Schnauzenspitze, bald bis zum Nasenloch (<?) oder
bis zur halben Entfernung des Nasenloches vom Auge (£), die
hinteren mit der Spitze des 5. Fingers bis zur Schnauzenspitze.
Die rundlichen, dicken Finger sind vollkommen frei, mit undeutli-
chen Gelenkballen an den Ossa metacarpi. Von den vier Fingern
ist der dritte der längste, der vierte der kürzeste, der erste und
der zweite sind gleichlang oder der erste ist etwas länger als der
zweite. Auf der Handfläche und zwar unter der Basis des 1. Fin-
gers und unter der Basis des 3. und 4. Fingers sind zwei länglich
runde Ballen sichtbar. Die Zehen sind mit fast vollkommener
Schwimmhaut versehen, welche ziemlich dickhäutig ist, zwischen
der 4. und 5. Zehe Falten bildet und die längste 4-te Zehe bis
zur Spitze umsäumt. Die vier ersten allmählich sich verdünnenden,
unter und oben glatten Zehen nehmen progressiv an Grösse zu,
die 5-te ist die kürzeste. Die Zehenspitzen sind dunkel gefärbt,
namentlich die Spitzen der drei ersten Zehen zeichnen sich durch
ihre intensiv dunkelbraune nahezu schwarze Farbe aus; die am
Inneurande des Fusses sich befindende grosse Hornplatte mit gerun-
det schneidig geschärftem Rande und etwas ausgeholter Innenfläche
ist gleichfalls schwarz. Die vordere Partie dieser im Vergleich zu
P. fuscus dünnen Hornplatte wird, sobald letztere gegen die Fuss-
- 270 —
flache sich anlehnt, von einer Falte umgebei oder zum Theil ver-
deckt, so dass sie wie in einer Art von Tasche zu liegen kommt.
Diese Hautfalte, oder wenigstens derjenige Theil der Hautfalte,
welcher näher an dem Fussrande liegt, scheint eine rudimentäre
die „sechste Zehe" mit der 5. Zehe verbindende Schwimmhaut zu sein.
Die Haut ist entweder glatt oder mit warzenartigen kleinen Her-
vorragungen versehen, welche dem Rücken oft ein unebenes Aus-
sehen verleihen. Die Kopfoberseite ist bisweilen durch die höcker-
artigen Vorsprünge am Schädel sehr rauh (vergl. Fig. 11, 13,
14 auf Taf. II, in Duges Recherches sur l'Oste'ologie et la Myolo-
gie des Batraciens. Paris, 1834). Auch in der Inguinal- und After-
gegend treten deutliche Höckerchen auf; es fehlen ihnen aber, wie
wir es bei P. fuscus gesehen haben, dunkle Spitzen; überhaupt
scheinen bei Cultripes dunkel pigmentirte Verhornugen nur am
sogenannten Fersenhöcker und aD den Zehenspitzen vorhanden zu
sein. Drüsenseitenwülste fehlen; sie sind durch Falten ersetzt, wel-
che bisweilen auch beim aufgeblähten Pelobates, sobald er seine
Vorderbeine zurückzieht und sich zu Ruhe begiebt, jederseits sicht-
bar werden, indem sie die Beine überdecken. Andere Hautfalten
trennen den Kopf vom Rumpf und sind ausserdem vor der Inser-
tionstelle der Vorderbeine sichtbar. Die Unterseite des Körpers ab-
gesehen von einigen Querfalten ist glatt.
Masse in Mm. — Männchen: Von der Schnauze bfs zum After 73,
Kopflänge 23, Kopfbreite 28, Interpalpebralraum nahezu 7, Augen-
durchmesser 8.5, Grösste Breite des Lides 6, Rumpfumfang 111,
Abstand des Afters von der Spitze der längsten Zehe 99, Unter-
schenkel im Fleisch 26.5, Fusslänge 33. — Weibchen: Von der
Schnauze bis zum After 88.5, Kopflänge 25.5, Kopfbreite 31, In-
terpalpebralraum 8.5, Augendurchmesser 9.5, Grösste Breite des
Lides 6, Rumpfumfang 108, Abstand des Afters von der Spitze
der längsten Zehe 111, Unterschenkel 30, Fusslänge 37.5. — Die
jungen Thiere sind unmittelbar nach der Verwandlung, von der
Schnauzenspitze bis zum After gemessen 23 bis 30 mm. lang.
Färbung und Zeichnung.
Bei den mir vorliegenden lebenden portugiesischen Individuen
männlichen und weiblichen Geschlechts ist die ganze Oberseite hell-
braun, gelbbraun oder bräunlich. Auf dieser im Winter und Herbst
weniger als im Sommer wechselnden Grundfarbe ziehen sich unre-
gelmässige, buchtige, bindeartig zusammenfassende Flecken hin,
— 271 —
von dem Grundton in der Regel nur schmale sich schlängelnde
Zwischenräume frei lassend. Diese Zeichnung variirt ziemlich be-
deutend und die Vertheilung der Farbentöne verhält sich auf bei-
den Seiten eines und desselben Thieres keineswegs symmetrisch;
nur auf dem Kopf scheint die Zeichnung charakteristisch aufzutre-
ten. Die oberen Augenlider zeigen nämlich einen dunklen Flecken,
welcher nach hinten und innen zu bald mehr, bald weniger aus-
gedehnt erscheint und in manchen Fällen sich mit dem entspre-
chenden des anderen Lides zu einem Nackenflecken in Form eiues
nach vorn zu offenen Winkels, vereint. Dieser grosse Nackenflecken
kann auch mit den Rückenflecken zusammenfassen. Die gewöhnlich
vor den Karinen oder am Mundrande entspringenden und bis zu
den vorderen Augenwinkeln reichenden dunklen Binden können vorn
durch einen Zwischenraum von der Grundfarbe getrennt nach hin-
ten zu erweitert und einander genähert erscheinen und verschmel-
zen; der hellbraune oder gelblichbraune Interpalpebralraum wird auf
diese Weise sowohl vorn als auch hinten von dunklen Flecken
hofartig umgeben. Die dunklen Flecken scheinen nie einfarbig zu
sein, sondern machen vielmehr den Eindruck, als wäre ein dunkler
brauner Ton auf einem hellbraunen Grundton aufgetragen; in den
meisten Fällen wird ein helles Mittelfeld erst von einem dunkel-
braunen Saume umgeben. Grünlich gefleckte Individuen kommen
namentlich beim mäunlichen Geschle<hte vor; auch scheinen grün-
liche Farbentöne vorzüglich zur schönen Jahreszeit und insbeson-
dere auf den Rumpfseiten, den Lidern und an den dem Lichte zu ge-
kehrten Partien der Vorderbeine aufzutreten; besonders schön grün
metallisch glänzend erscheint die Oberarmdrüse; auch die Rumpf-
seiten und die Aussenseite der Hinterschenkel und des Vorderbei-
nes erhalten zur Sommerzeit beim Männchen einen grünlichen,
schwach metallisch schimmernden, beim Weibchen einen bräunlich-
gelben, ebenfalls schwach metallisch glänzenden Anflug. Die Vor-
derbeine haben einige erloschene dunklere Flecken; die Hand ist
in den meisten Fällen nahezu einfarbig gelblich. Die Oberseite der
Hinterbeine ist ebenfalls dunkel, aber sehr deutlich gefleckt, die
Spitzen an den vier kürzeren Zehen oder nur an den zwei inneren
sind dunkel. Die Unterseite bei den mir zu Gebote stehenden Thie-
ren ist weisslich oder grau und zum Theil blau überlaufen und
fleckenlos; nur die Bauch- und Kinnseiten, der untere Kieferrand
und die Fussfläche erscheinen mit erloschenen dunklen Punktflecken
oder Fleckchen besetzt. Röthliche Zierfleckchen, wie wir sie bei
P. fuscus vorfinden, mangeln beim Cultripes. Iris blass mes-
— 272 —
singgelb mit grünlichem Schimmer und mit dunklem Pigment be-
sprengt.
Die Färbung und Zeichnung dieser Art ist nach dem Standort
einigen Abänderungen unterworfen, denn Lataste und Heron -Royer
geben an, dass die Grundfarbe bei französischen Individuen von
einem Röthlichbraun durch Grau bis ins Gelblichgrau abändern
kann und dass dunkle Flecken auch auf bräunlich-grauem Grunde
vertheilt erscheinen. Lataste bemerkt ferner, dass bei den Cul-
tripes aus dem Südwesten Frankreichs die gelblichweisse Unter-
seite mit röthlichbraunen Punktflecken besetzt erscheint, dass diese
Flecken in grösserer Anzahl am Kinn, auf der Brust, in der hin-
teren Partie und an den Seiten des Bauches sowie auch am Vor-
derbein auftreten und fügt endlich hinzu, dass die Jungen hinsicht-
lich der Färbung und Zeichnung den Alten ähnlich zu sein schei-
nen. Hingegen machen meine lebenden Cultripes aus Portugal,
Spanien und Montpellier, sobald ich sie mit lebenden Fuscus aus
Halle vergleiche, den Eindruck, als wären die ersteren grün, die
letzteren aber braun.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Sowohl die bleibenden als auch die zeitweilig auftretenden äus-
serlichen Geschlechtsverschiedencheiten sind genau dieselben wie
bei P. fuscus. Der männliche Cultripes zeichnet sich nämlich
durch den kurzen Rumpf und dicken, muskulösen Vorderarm aus,
sowie ferner durch eine grosse glatte Drüse an der oberen Fläche
des Oberarmes, die er das ganze Jahr hindurch beibehält. Während
der Brutzeit entwickeln sich beim Männchen einige an der Innen-
seite des Vorderarmes und auch auf der Oberseite der Hand zer-
streute glänzende, bisweilen bräunlich kolorirte höckerartige Vor-
sprünge, die wohl sicher als Hülfsorgane bei der Begattung zu
deuten sind, umsomehr da sie im Winter zu verschwinden pflegen.
Dem etwas grösseren Weibchen fehlen sowohl diese Höcker als
auch die Oberarmdrüsen. Schallblascn mangeln beiden Geschlechtern.
Das Weibchen grunzt, während das Männchen ziemlich laut quacken
kann; das nämliche ist bei der gemeinen Knoblauchkröte beobach-
tet worden.
Larve.
Die Quappe von Cultripes sieht im allgemeinen derjenigen
von Fuscus ähnlich, unterscheidet sich von derselben aber nicht
- 273 —
blos durch ihre hellere Färbung, sondern auch durch den mit
dunklem Rande versehenen Fersenhöcker sowie durch den bedeu-
tend längeren, sich weit über den Rücken erstreckenden Flossen-
saum *). Sie ist in der Regel kleiner als die Larve von P. fuscus
und scheint die Länge von 80 mm nicht zu überschreiten. Das
grösste mir zur Verfügung stehende Exemplar misst 73 mm, der
Schwanz 44 mm in der Länge und 18 mm in der Höhe; der
Körperumfang beträgt 48 mm, der Interocularraum 10. 5 und
das Hinterbein ist 22 mm lang. Rumpf und Kopf sind nur durch
eine an den Seiten sichtbare halsartige Verengung abgesetzt, sonst von
eiförmiger Gestalt; der Kopf ist an der Scheitelgegend flach, die Schnau-
ze gewölbt, kurz und theils gerundet, theils abgesetzt. Der Interocular-
raum ist sehr breit, zwei und ein halb bis über dreimal so gross
wie der Abstand der massig grossen Nasenlöcher; der Raum zwi-
schen den Nasenlöchern ist wenig breiter als der Augendurchmesser;
er ist übrigens hinsichtlich seiner Breite sehr veränderlich, bei
älteren Larven rücken die Nasenöffnungen näher zusammen, hinge-
gen bei jüngeren stehen sie etwas weiter auseinander und sind
mehr nach unten gerichtet. Die Augen sind gross und liegen
seitlich; ihre Entfernung von den Nasenlöchern ist ungefähr ebenso
gross wie vom Lippenrande. Die Anordnung der Zahnserien ist
genau dieselbe wie bei der Quappe von P. fuscus; an der pa-
pillenfreien mittleren Partie des oberen Mundrandes findet sich
nämlich eine kurze Zahnreihe und nach innen zu von derselben,
also bereits an der Unterflä: he der Lippen, sind linker- und rech-
terseits drei ähnliche Reihen angeordnet. Am unteren Lippenrande
sind hingegen nirgends Zähne zu sehen, hier sitzen sämmtliche
Zahnreihen an der Innenfläche der Unterlippe ':); es sind im ganzen
fünf aufeinander folgende Reihen, von denen die äusserste dem
Lippenrand zunächst liegende ziemlich kurz ist und in der Mitte
') Wenn wir das Buch Lataste's über die herpetologische Fauna von der Gironde
zu Rathe ziehen, so finden wir ausdrücklich darin erwähnt, dass der Flossensaum
im Nacken seinen Ursprung nimmt, hingegen ist auf der diesem Werke beigefügten
Tafel X, welche, beiläufig sei es erwähnt, wohl die einzigen existirenden Abbildungen
der uns hier interessirenden Larve enthält, der Flossensaum wenig (Fig. 1) oder
auch gar nicht (Fig. 2) auf den Rücken ausgedehnt; es ist leicht möglich, dass
das dem Zeichner vorgelegene Thier diesen Saum bereits eingcbüsst hatte.
2) Bei dieser Gelegenheit muss bemerkt werden, dass He'ron-Royer und van
Bambeke angeben, dass die Zähne an den äusseren Lippen gänzlich mangeln (Bull.
Soc. Zool. de France, 1878, p. 77, 81), da jedoch bei mehreren mir vorliegenden
Larven sowohl von C u 1 1 r i p e s als auch von Fuscus die Mitte des oberen
Lippenrandes deutlich bezahnt erscheint, so glaube ich berechtigt zu sein die
Diagnosen dieser beiden Larven zu berichtigen.
18
— 274 —
sich befindet, während die übrigen in zwei laterale in der Mittel-
linie zusammeustossende oder getrennte Hälften zerfallen; die letzte
Doppelreihe ist allerdings nur sehr wenig sichtbar und kaun,
allem Anscheine nach, sogar gänzlich fehlen; ferner sind noch
etliche — 3 bis 5 — ganz kurze Zahnreihen in der Nähe des
Mundwinkels vorhanden. Die hellbraunen Zähnchen sind zackenlos;
in die trichterförmige Mündung des ersten fertigen Zahnes schiebt
sich der spitz auslaufende obere Theil des Ersatzzahnes, dessen
trichterförmiger Körper zur Aufnahme eines zweiten Ersatzzahnes
dient.
Die Rumpfoberfläche ist flach gewölbt, die Rumpfseiten und der
Bauch mehr oder weniger stark aufgetrieben; das Kiemenloch be-
findet sich seitlich links am Rumpf und scheint etwas weiter nach
hinten gerückt zu sein als bei P. fuscus. Der an seinem Anfang
stark verdickte fleischige Schwanz endigt spitz; die hohe Schwanz-
flosse beginnt weit vorn auf dem Rücken und erreicht beinahe
die Augen, während sie bei P. fuscus die Schwanzlänge nicht,
oder nur äusserst wenig überschreitet. Die Länge der Schwanzflosse,
oder genauer ihre Ausdehnung auf den Rücken genügt in vielen
Fällen, um die jüngeren Quappen von Cultripes von denjenigen
von P. fuscus zu unterscheiden; bei älteren Individuen, deren
Flosse bereits sich rückzubilden begonnen hat, verschwindet dieses
Unterscheidungsmerkmal allerdings, statt dessen aber tritt ein neues
hinzu und zwar der Fersenhöcker, der sich bei fortschreitendem
Wachsthum der Larve an den Hinterbeinen entwickelt, sich sehr
in der Länge ausdehnt uud einen ziemlich breiten dunklen Rand
erhält; diese dunkle Fleckung des sogenannten Spornes ist eins
jener Kennzeichen, welches P. cultripes auch nach der Meta-
morphose vom P. fuscus, dessen Sporn gelblich gefärbt ist, unter-
scheidet. Die Zehen sind beim ersteren länger und dünner als beim
letzteren; sie sind mit Spannhäuten verbunden und mit Säumen
versehen. Die Analröhre ist etwas länger als bei der Quappe von
P. fuscus, sie öffnet sich in der Mittellinie der Unterecke des
Schwanzes, zwischen den Beinen. Ein weiterer Unterschied zwischen
den Larven von P. cultripes uud P. fuscus liegt in der
Färbung. Die Quappe von Cultripes ist im Vergleich zu Fus-
cus heller gefärbt. Ihre Rückenzone ist gelblichgrau oder bräun-
lichgelb und ihre Rumpfseiten sind etwas dunkler braun; diese
beiden Farben ' sind jedoch keineswegs scharf abgegrenzt und
überziehen nicht gleichmässig die erwähnten Körperregionen, son-
dern werden von bläulich schimmernden Flecken unterbrochen; bei
— 275 —
besonders hellfarbigen Individuen lieben sich vom Untergrunde
röthlichbraune Punkte ab. Am Seheitel, oberhalb der Nasenöffnungen
und über den Augen sind dunkle, undeutlich abgegrenzte Flecken
sichtbar. Der eigentliche Schwanz ist bräunlichgelb, oben und
unten von einen dunkleren Streifen begrenzt, in der Mitte am
Scliwanzanfange von einer dunklen Linie und nach rückwärts zu
von einer Doppelreihe dunkler Fleckchen durchzogen; die linearen,
winklig zusammenstossenden Impressionen am Schwanz sind braun.
Der hellbräunlichgelbe Flossensaum ist insbesondere in seiner Mitte
von brauneu Punkten und kleinen Flecken besetzt. Der Bauch ist
grauweiss, bisweilen bläulich mit unregelmässigen Linien und perl-
mutterfarbenen Punkten; die Kehle ist bläulichgrau, gegen den Mund
hin gelblich. Mit fortschreitenden Wachsthum hellen sich die Farben
auf, so dass die vierbeinige Larve weisslich grau, bräunlich gefleckt
erscheint und hinsichtlich der Färbung mehr dem schwanzlosen
Thiere ähnlich sieht. Die runde Pupille soll nach Lataste von einer
braunen Iris umgeben sein, welche ihrerseits einen goldgelben
Aussenrand aufweist; der Orbitalrand soll hellgelb erscheinen. Den
Angaben Lataste's zufolge heben sich sowohl auf der Oberseite als
auch auf den Kopf- und Rumpfseiten der Larve schwarze reihenweise
angeordnete Punkte ab, welche auf die Anwesenheit der sogenannten
Seitenlinie deuten. Diese Punktserien oder genauer Hautdrüsen sollen das
Auge und Nasenloch jederseits umgeben und sich über der Mundöffnung
vereinigen; hinter den Augen bildet jede Punktserie eine Schlinge,
welche zwei nach hinten zu längs den Rücken- und Rumpfseiten
sich hinziehende und auf den Schwanz übergehende Aeste entsendet;
der obere dieser Aeste soll bedeutend kürzer erscheinen als der
untere. Eine zweite ähnliche Hautdrüsenreihe gehört zum Theil den
Seiten des Kopfes und Rumpfes, zum Theil aber der Unterseite des
Thieres an; sie fängt etwa am Mundwinkel an, zieht sich nach
hinten hin und entsendet ungefähr in der halben Entfernung des
Nasenloches vom Auge wiederum zwei Aeste, von denen der eine
vordere über die Kehle sich hinzieht, um daselbst mit dem Aste
der entgegengesetzten Seite zusammen zu stossen, während der hintere
sich mit der oben erwähnten Hautdrüsenreihe zu vereinigen scheint,
um darauf sich nach unten zu senken, mit dem Aste der entge-
gengesetzten Seite zusammen zu treffen und auf diese Weise eine
zweite transversale Hautdrüsenreihe am Bauche zu bilden. Endlich
verläuft noch eine dritte, isolirt stehende, etwa den Konturen eines
umgekehrten S ähnlich sehende Hautdrüsenreihe, welche oberhalb
des Kiemenloches ihren Ursprung nimmt und sich auf die Bauch-'
18*
— 276 —
seitcu erstreckt. Der Verlauf dieser Hautdrüsen scheint somit
komplicirter zu sein und ihre Zahl grösser als bei der Larve vou
Pelobates fuscus (Vergl. die Holzstiche auf S. 313, in Lataste,
Etüde sur le Discoglosse. Act. Soc. Lin. de Bordeaux, XXXIII).
Lebensweise. Abbildungen.
Ueber die Lebeusweise des P. cultripes haben wir erst in
neuerer Zeit einige Kunde erlangt *). Zu seinem Aufenthaltsorte
dient ihm, vorausgesetzt, dass der Untergrund aus Sand oder lockerer
Erde besteht, vorzugsweise das Meeresgestade. Wo er in den Dünen
häufig ist, begegnet man ilim überall, aber nur während der
wärmeren Jahreszeit und nach Sonnenuntergang; denn auch seine
Arbeitzeit ist die Nacht. Tags über hält er sich während der
Brunstzeit im Wasser unter Pflanzen versteckt auf, zu anderen
Zeiten aber im Sande vergraben und nur dem erfahrenen Amphi-
biensammler wird es gelingen ihn nach den Spuren, die er beim
Graben im Sande an der Oberfläche zurückgelassen hat, in seinem
Versteck zu entdecken. Einmal vergraben lässt er sich in seiner
Ruhe und Verdauung nicht stören, mag auch, wie de l'Isle sich
ausdrückt, der Wind vom Strande so stark wehen wie er wolle
oder eine Heerde über seinem Kopfe vorbeiziehen. Er gräbt im
Boden solange in senkrechter Richtung mit den Hinterbeinen umher
bis die Erde sich über ihm schliesst; seine schaufeiförmigen Horn-
platten leisten dabei gute Dienste, denn sie eignen sich sehr wohl zum
Entfernen aller Hindernisse beim Graben und namentlich zum
Zerreissen der lästigen Wurzeln. Mit diesen Hornplatte ertheilt
P. cultripes beim Graben oder Rücklingsgehen so starke Hiebe,
dass er im Terrarium Seinesgleichen und den übrigen Mitbewohnern
geradezu gefährlich wird, indem er ihnen die Haut aufritzt und
ziemlich tiefe Wunden beibringt. Abends kommt er später als seine
Geschwister zum Vorschein, jagt aber umso fleissiger und vertilgt
für seinen verhältnissmässig kleinen Körper eine geradezu fabelhafte
Menge Insekten. Wie gefrässig er ist erfuhr He'ron-Royer, welcher die
seinen Pfleglingen vorgesetzten Insekten zählte: ein einziges Individuum
verzehrte im Laufe einer Nacht Hundert Insekten, welche die
Grösse eines Mehlwurmes hatten. Im Freien nährt sich P. cul-
') Lataste, Essai d'une Faune herpe'tologique de la Gironde, I. c; Etudes
elßinentaires sur la faune erpetolngique francaise, in Feuille des Jeunes Naturalistes,
1877. — lleron-Royor, Notico s. les nioeurs de Batraciens, II, 1. c.
— 277 —
tripes hauptsächlich von Schwarzflüglern. Seine Bewegungsfähig-
keit nimmt aber auch gegen Sonnenuntergang beträchtlich ab und
er springt nicht mehr in grossen Sätzen wie mit nüchterem Magen,
wenn es sich darum handelt seine Beute zu erhaschen. Aus den
mir vorliegenden Mittheilungen ist nicht mit Bestimmtheit ersicht-
lich wann er im Frühjahr sein Wiuterversteck verlässt, oder wann
er in seine Wiuterherberge zurückkehrt. Die Zeitdauer seines
Winterschlafes wird wohl, ähnlich wie es bei anderen Lurchen der
Fall ist, vom Klima und von der Witterung abhängen. Im Depar-
tement de l'He'rault kommt er bei günstiger Witterung etwa im
Februar zum Vorschein und in Spanien traf Boscä Anfang März
brünstige Exemplare an. Die Paarung findet im stehenden Wasser
nachts statt. Das Männchen umfasst das Weibchen um die Lenden,
also gerade wie P. fuscus. Nach de l'Isle soll der Laich zwei
Schnüre bilden welche nicht zu gleicher Zeit abgehen. Ob diese
beiden Eierschnüre auch zu gleicher Zeit abgestossen werden und
während dem Legen oder kurz vorher sich vereinigen ist nicht mit
Sicherheit bekannt; letzteres ist aber wahrschein'icher. Wenn Bruch
sagt: „Eine weitere Eigentümlichkeit des Pelobates, die ihn auf
das Bestimmteste von den Kröten sowohl als auch von den Frö-
schen unterscheidet, ist' die einfache, kurze und dicke Eischnur,
welche zwischen den zierlichen langen Eischnüren der ächten
Kröten und den klumpigen Eihäuten der Ranae und Hylae die
Mitte hält" (Würzburg, naturwiss. Zeitschr. III, S. 194), so kann
ich dem beipflichten. Die Laichschnur des Pelobates zeichnet
sich auch dadurch aus, dass sie nirgends eingeschnürt ist und dass
die Eichen ganz ordnungslos ' darin zerstreut liegen. Bei der Art
„fuscus" ist die Oberfläche der kompakten, cylindrischen Gallert-
schnur ziemlich glatt, bei P. cultripes hingegen bildet der Laich
mit der weniger widerstandsfähigen Gallerte eher ein Band, wel-
ches breiter als dick ist. Auch hinsichtlich der embryonalen Ent-
wicklung sind bei diesen beiden Arteu Unterschiede vorhanden
auf die ich hier nicht näher eingehen kann, sondern nur auf die
diesbezüglichen Arbeiten von Heron-Royer verweise '). Ausserdem
soll die Eierschnur bei Cultripes weniger dick aber länger sein
als es bei Fuscus der Fall ist und in Betreff der Gruppirung
der Eier eine Aehnlichkeit mit der Schnur von Pelodytes
zeigen, indem nämlich die äusserst durchsichtige Gallerte jedes
') Bull. Soc. Zool. de France, VIII, p. 412. — Bull. Acad. roy. de Belgique, 3.
ser. t. X, J\6 11, 1885.
— 278 —
einzelne Ei zu umschliessen pflegt. Frisch gelegte Eier sollen
schwarz sein, später werden sie braun und hellen sich bisweilen
bis zu Grau oder Gelblichweiss auf. Es lässt sich zur Zeit noch
nichts mit Gewissheit darüber sagen, ob Cultripes zwei- oder
nur ein Mal im Jahre laiche und ob seine Larven überwintern.
Lataste theilt uns mit, dass er bereits Mitte April sehr grosse
Larven aus Dax, also aus dem Süden Frankreichs, erhalten habe,
von denen die eine am 15 Juli ihre Metamorphose beendet hätte,
während die zweite kleinere im Larvenzustande verharrte, und
giebt die Möglichkeit zu, dass erstere überwintert habe und um
viele Monate älter gewesen sei als letztere. Wenn dies wirklich
der Fall ist, so darf man wohl vermuthen, dass P. cultripes
wenigstens in den südlichen Gegenden sowohl im Frühjahre als
auch im Herbste laiche, denn die Verwandlung der Larven kann
hier im Süden schwerlich durch kalte Witterung im Herbst beein-
trächtigt werden, wie es bekanntlich mit den Larven von der
Knoblauchkröte in kalten Landstrichen zu geschehen pflegt. In den
„"Notes herpetologiques", welche Lataste seinem Werk über die
Reptilien-Fauna der Gironde beigefügt hat, entdecke ich, dass de
l'Isle mitgetheilt haben soll, dass beim P. cultripes die Begattung
vom März an bis zum September andauern kann. Die warmen
Herbstregen im Süden, welche auf die meist trocknen und heissen
Sommermonate folgen, wecken die Lurche aus ihrem Sommerschlaf
und regen oftmals den Geschlechtstrieb auch bei denjenigen Arten,
die sonst in Mitteleuropa blos ein Mal laichen, dermassen auf,
dass die Thiere ihr Hochzeitskleid anlegen und sich in Kopulation
setzen. Auch sind die Begattungsversuche bei weitem nicht so
fruchtlos, wie man es erwarten könnte, denn zu dieser Jahreszeit
sind die Ovarien reich an reifen Eiern, während in den nördlichen
Gegenden die Entwicklung der Herbsteier durch die niedrige
Temperatur überrascht und zum Stillstand gebracht wird. Ueber
das Eintreten der zweiten Begattungsperiode im Jahre bei den
Lurchen, so bei R. fusca Ö, Discoglossus ä> Pelobates
cultripes $ und Pleurodeles Waltlii ä, berichtet schon
Lataste in seinen „Tentalives d'hybridation chez les Batraciens
anoures et urodeles (Bull. Soc. Zool. de France, 1878, p. 323.
Anmerkung 1.). Derselbe Forscher giebt uns eine interessante
Schilderung der etwas schwierigen Jagd auf den P. cultripes
und theilt uns ferner mit, dass sein Geschrei sich von dem der
Knoblauchkröte dadurch unterscheidet, dass beim ersteren die Töne
niedriger und die Pausen zwischen den einzelnen Silben „co, co, cou
— 279 —
länger sind. Der Lockruf während der Paarungszeit soll, laut de
l'Isle, sich vom Geschrei zu gewöhnlichen Zeiten in nichts unter-
scheiden. Ganz verschieden davon ist der Schmerzenslaut, denn es
ist nicht mehr dem Glucken eines Huhnes, sondern eher dem
Miauen einer Katze etwas ähnlich. P. cultripes ist aufgeweckter
als sein Verwandter der Fuscus und macht in der Gefangenschaft
seinem Pfleger viel Freude, gelegentlich aber auch viel Kummer,
indem er von Zeit zu Zeit sich an seinen Kameraden vergreift und
sie auffrisst; selbst grössere schwarze Salamander fallen ihm zu
Opfer. Ueber das Gefangenleben des Cultripes hat V. Fatio
einige interessante Beobachtungen in seinem schönen Werke über
die schweizerische Reptilien-Fauna eingeschaltet.
Es scheinen überhaupt nur drei Abbildungen vom lungenathmen-
den P. cultripes zu existiren und zwar diejenigen bei Bonaparte
(Fauna italica II, P. fuscus) und diejenige bei Schinz (Naturgesch.
u. Abbild, d. Reptil. Taf. 96, fig. 2. Bufo calcaratus), die
mir leider augenblicklich nicht zu Gebote stehen. Ferner enthält
die bereits citirte osteologische Arbeit Duges' einige Schädel-Ansich-
ten während im Buche Lataste's über die Fauna der Gironde Ab-
bildungen von Larven sich befinden. Die Figur bei Bonaparte ist
insofern missrathen, als das Auge viel zu klein, die Nasenlöcher
zu weit von einander entfernt, der Hals zu dick und der Kopf zu
hoch dargestellt worden sind. Der Gesamtumriss und namentlich
die Pose scheinen mir beim jungen P. cultripes richtiger wie-
dergegeben zu sein als bei dem daneben auf derselben Tafel abge-
bildeten erwachsenen Thiere.
Vorkommen.
P. cultripes besitzt ein weit weniger ausgedehntes Wohngebiet
als die vorige Art; er begleitet deu Triton inarmoratus in
einem grossen Theil seines Verbreitungsbezirkes, ist aber mehr auf
den Südwesten Frankreichs beschränkt und dringt nordwärts nicht
über die Departements Loire-Infe'rieure (34), Maine-et-Loire (30),
Loir-et-Cher, Säone-et-Loire und Isere hinaus, wo er auch nur
stellenweise und dermassen selten vorkommt, dass manche Fun-
dortsangabe bis jetzt unbestätigt geblieben ist '). Auch beruhen
*) Bis jetzt ist er nur in der Umgebung von Nantes, in den Dünnen zwischen
Pouliguen und dem Flecken Batz sowie auch bei Croisic in grösserer Anzahl vor-
gefunden worden. Vergl. Lataste's Essai d'une Faune herpetolog. de la Gironde,
p. 273, Anmerkung 1, und He'ron-Royer, Notices sur les moeurs des Batraciens. Bull.
Soc. d'Etudes scient. d'Angers, 1885.
— 280 —
die Angaben über sein Vorkommen bei Blois im Departement Loir-
et-Cher und in Clnny im Dep. Säone-et-Loire Mos auf mündlichen
Mittheilungen, welche die Herren ßraconnier und Donnadieu Herrn
Lataste gemacht haben sollen (318). Sein Vorkommen im Ddp. de
l'Isere ist uns nicht besser verbürgt, da Charvet's „Bufo fuscus8
(40) nicht mit völliger Sicherheit als P. cultripes gedeutet wer-
den kann. Es wird ferner angenommen, dass die südöstliche Grenze
des Verbreitungsbezirkes dieser Art im Ddp. du Var und in den
Basses-Alpes, etwa im Durance-Thale zu suchen ist (149), doch
liegen uns gar keine Belegstücke vor, die diese Vermuthung plau-
sibel machen könnten. Von den erwähnten in östlicher Richtung
weit vorgeschobenen Standorten verdienen nur die Umgebung von
Aix (156) und von Gardanne, das Dorf Montfavet bei Avignon und
Firnes und Samt-Gilles im Departement du Gard der Beachtung
(Hdron-Royer). Im Dep. de l'Herault ist P. cultripes sehr ver-
breitet und soll namentlich in der Nähe von Montpellier, bei Pa-
lavas und Carnou sowie im Flüsschen Valras bei Be'ziers, in den
Steinbrüchen von Brdgines, in den Morästen von Rigaud bei Agde
und in Roquehaute (219) gemein sein. Im Dep. de l'Aude hat
ihn Heultz in der Gegend von Narbonne beobachtet (nach Hdron-
Royer!) und Companyo's „Bufo fuscus" aus den Ost-Pyrenäen
(321) könnte als Cultripes gedeutet werden. In der Oberen Ga-
ronne hat ihn de l'Isle in Toulouse gefunden und aus Dax hat
ihn Lataste erhalten; die Universitätssammlung in Basel besitz
Stücke dieser Art aus Bordeaux (11) und im Museum in Bordeaux
sind Exemplare aus der Umgegend von Saiut-Loubes aufbewahrt
(Lataste). Ferner hat ihn Lataste in Soulac gesammelt und be-
merkt, dass er in der Gironde an gewissen Orten in Menge anzu-
treffen ist. Endlich ist behauptet worden, das P. cultripes auch
im Departement Vienne einheimisch sei (28). Auf der pyrenäischen
Halbinsel soll das eigentliche Wohngebiet des P. cultripes die
Küsten- und Central-Provinzen umfassen. Boscä (14. — p. 254)
theilt mit, dass er in Las Hurdas, Alange, Don Benito, Magacela,
Cabeza del Buey (Estremadura), in Eskorial, Madrid, Ciudad-Real,
Malagön, Despoblado de la Caracollera (Neu-Kastilien) undinValle
de Albayda, Jativa, Dehesa de la Albufera (Valencia) eingetroffen
worden ist, Seoane (235) hat ihn nicht besonders häufig in Ga-
licia, so in Ferröl, Santiago, Lugo und Monderledo beobachtet und
Machado (18) erwähnt ihn aus Sevilla; auch in Malaga soll er
einheimisch sein (Boscä). In Portugal scheint er bisher nur bei
Faro in Algarve (Böttger, in Zeitschr. f. die ges. Naturwiss. LH,
— 281 —
S. 527), in Coinibra (16) und in Aveiro (225.— S. 478) nach-
gewiesen worden zu sein. Dass die Fundortsangabe „la cöte du
Liban" (322) sehr einer Bestätigung bedarf brauche ich wohl kaum
hinzuzufügen.
13. PELODYTES PUNCTATUS, DAUD. 1802.
Synonymik und Literatur.
Pelodytes punctatus Bonaparte, Iconografia della Fauna ita-
lica, II, in. Fig ; Me'm. R. Acoad. Sc. di Torino, Ser. II, p. 385, Fit-
zingtr^ Syst. rept. I, p. 32. Dumeril et Bibron, Erpetologie gene'r. VIII,
p. 463. De Bettu, ßettili ed Anfibi, in Fauna d'Italia. Fatio, Faune
des Vertebre's de la Suisse, III, p. 353. Thomas, Note sur la ge'nera-
tion du Pelodyte ponctue. Ann. Sc. nat. 4. serie, t. I. Schreiber, Her-
petolog. europ. S. 99, Lataste. Essai d'une faune herpetol. de la Gi-
ronde, p. 242; Revue internal des Sc. 1878, p. 488. Böttyer, in
Zeitschr. f. d. ges. Naturwiss. LH. S. 529. Bulenger, Cat. Batrach.
Sal. Brit. Mus. p. 438; Bull. Soc. Zool. de France. VI, p. 73. HJron-
Iloyer, Notice sur les moeurs des Batraciens. Bull. Soc. d'Etudes scient.
d'Anger?, 1885; Bull. Soc. Zool. de France, III, p. 275, IV, p. 229,
VI, p. 75. -Ran a punctata Daudin, Hist. Nat. Rain. Gren. Crap.
p. 51, pl. XVI, fig. 1, 2; Hist. nat. Rept. VIII, p. 100.— R. plica-
ta Daudin, Hist. nat. des Rainettes ect. p. 53; Hist. nat. Rept. VIII,
p. 102. Cuvier^ Regne Animal, 2. edit. t. II, p. 106.— R. Daudi-
nii, Mcrrem, Versuch eines Syst. d. Amphibien, S. 177. — Pelody-
tes daudini Boscä, in Bull. Soc. Zool. de France, V, p. 24. — Bom-
binator plicatus Fitzinger, Neue Classificat. d. Reptil. S. 55. —
Obstetricans punctatus Duges, Recherches sur l'Oste'ologie et la
Myologie des Batraciens, p. 7. Paris, 1834. — Alytes punctatus
Tschudi, in Memoires Soc. nat. Neuchätel, 1839, p. 84. Schinz, Europ.
Fauna, II, S. 77.
Aeusserer Habitus.
Durch den namentlich beim Männchen schlanken, mehr froschar-
tigen Körper, die langen Hinterbeine, die Anwesenheit eines aller-
dings oftmals wenig sichtbaren Trommelfelles sowie durch den Man-
gel von eigentlichen Schwimmhäuten und Hornkamm am Fersen-
höcker unterscheidet sich P. punctatus auf den ersten Blick
von den übrigen europäischen Pelobatideu. Diese Art ist ausserdem
kleiner als ihre Geschwister, denn sie erreicht eine Körperlänge
von kaum 46 mm. Der Körper ist in der Regel ziemlich schlank,
— 282 —
auf der Oberseite, nur schwach gewölbt und froschartig, der Kopf
flach, etwas kürzer als im hinteren Theile breit uod ziemlich nie-
drig, mit etwas vorragender, beim Weibchen in ziemlich spitzem
Bogen gerundeter, beim Männchen mehr breiter Schnauze; die Kopf-
seiten sind schief nach aussen und abwärts gerichtet. Die mittel-
grossen, beim lebenden Thiere rundlichen, beim todten aber etwa
eiförmigen, mit einem schwach entwickelten Randwulste umgebe-
nen Nasenlöcher liegen unterhalb der gerundeten, jedoch gut un-
terscheidbaren Schnauzenkante; der Zwischenraum der "Nasenöffnun-
gen ist kleiner als derjenige zwischen den Augenhügelii, der Abstand
der Narinen vom Lippenrand, ihre Entfernung von den Augen und
der Durchmesser des Aughügels weisen nur sehr geringe Differen-
zen auf. Die Augen sind massig gross und sehr vorstehend. Die
Papille ist eigentlich keine vollkommen senkrecht gestellte, sondern
leicht nach vorn geneigte Spalte mit bogenförmigen Rändern, oben
und unten zugespitzt und oben etwas breiter als unten; im Dun-
keln erweitert sich die Pupille sehr bedeutend und wird fast voll-
kommen rund. Das Lid ist ungefähr so breit wie der Internasal-
raum. Das bald ziemlich deutliche, bald aber nahezu unsichtbare
ovale Trommelfell ist bedeutend kleiner als das Auge; es ist ge-
wöhnlich breiter als hoch und mehr nach unten zu gegen den
Mundwinkel gerückt. Die „Ohrdrüsen" treten als Drüsenwülste auf,
die am hinteren Augenwinkel anfangen und über das Trommelfell
und die Wurzel der Vorderbeine hinwegziehen und in bald gerin-
ger, bald grösserer Breite an den Seiten des Rückens oftmals bis
zum Ursprung der Hinterbeine verlaufen; ähnliche, aber sehr kurze
Wülste entspringen hinter der Einlenkung des Unterkiefers und
ziehen sich nach oben gegen die oberen Drüsenwülste hin,
um bereits über der Ausatzstelle der Vorderbeine aufzuhören. Die
Gaumenzähne stehen zwischen den inneren rundlichen Nasenöffnun-
gen; sie bilden jederseits eine kurze, etwa von dem vorderen
Innenwinkel der Choanen ausgehende Reihe, die aus 4 bis 5 Zähn-
chen besteht, deren kurze, cylindrische, stumpfendende Krone auf
einem breiten und ziemlich hohen Sockel sitzt. Die Z wisch enkiefer-
zähue erscheinen etwas länger, sie sind schmal und mit ihrer un-
ten oftmals leicht eingeschnürten, oben spurweise gedoppelten Krone
nach innen zu gekrümmt; die übrigen Oberkieferzähne scheinen
dagegen eher denjenigen am Gaumen ähnlich zu sehen. Der Unter-
kiefer ist zahnlos. Die grosse, gerundet eiförmige Zunge erreicht
seitlich in der Regel die Kinnlade nicht, sie ist nach vorn ziem-
lich stark verschmälert, oben mit furchenartigen Vertiefungen, am
— 2S3 —
haben stark gestreckte, gegen das Ende schwach erweiterte Zehen,
die am Grunde mit wenig merklichen Spauuhäuteu und an den
Seiten mit ungefähr 1 mm. breiten, bis zur Zehenspitze reichenden
Hautsäumen versehen sind; die 4. Zehe ist die längste, die 3-tte
ist etwa doppelt so lang wie die 2-te, welch letztere länger als
die erste, kürzer aber als die 5 te ist. Die Gelenkhocker sind
massig entwickelt und an den Sohlen finden sich keine Anschwel-
lungen vor; ein länglich runder, anderthalb bis zwei mm. langer
Höcker stellt die „sechste Zehe" vor; der äussere Metatarsaltuber-
kel fehlt gänzlich. Der Rücken, die hintere Partie des Bauches,
die Hinterbeine oberseits sowie auch die Unterseite des Oberschen-
kels sind warzig; die Warzen tragen auf ihrem Gipfel meistenteils
winzige Hornhöcker, welche wie dunkle Punkte aussehen.
Masse in mm. -?. — Körperlänge 43, Kopflänge 13.5 — 14, Kopf-
breite 15, Kopfhöhe 5, Augendurchmesser 4, Rumpfurafang 50,
Vorderbein 30, Hand 12, Hinterbein 74.5, Unterschenkel 21,
Fuss 23. — $. — Körperlänge 45, Kopflänge 13.5, Kopfbreite
14 — 14.5, Kopfhöhe 4, Augendurchraesser 3.5 — 4, Rumpfum-
fang 50, Vorderbein 27.5, Hand 11, Hinterbein 71.5, Unterschen-
kel 20, Fuss 21.5. Die jungen Thiere messen nach ihrer Ver-
wandlung 20 bis 25 mm.
Färbung und Zeichnung.
Die mir zur Zeit aus Cimiez bei Nizza vorliegenden lebenden
Individuen sind oben aschgrau, während die Warzen mit Ausnahme
eines helleren Punktes oder Striches sehr schön dunkel moosgrün
erscheinen. Die Punkte und Längsstriche sind stets dunkler als die
dazwischen liegende Haut. Auf den Hiuterextremitäten beschränkt
sich der grüne Ton nicht nur auf die AVurzel selbst, sondern tritt
in Form von grösseren Flecken auf, welche zuweilen eine Neigung
zeigen sich zu vereinigen und Querbinden zu bilden; ähnliche, aber
kleinere Flecken sind an den Kopfseiten und auf der beinahe glat-
ten Oberfläche der Vorderextremitäten sichtbar. Kehle und Brust
sind vollkommen glatt, gelblichweiss, während die runden Wärz-
chen in der Inguinalregiou und auf den Bauchseiten rosa oder
röthlich angeflogen erscheinen; mitunter finden sich auf der Kehle,
sowie auch in der Inguinalregiou vorn einige graue Punktfleckchen
vor; auf der Unterfläche der gelblichen oder röthlichen Oberschen-
kel sind im ersteren Falle weissliche, im zweiten gelbliche Warzen
vorhanden. Diejenigen Warzen, welche die Seitenwülste bilden, sind
— 284 —
Vorderrande in der Mitte stets, wenn auch nur wenig ausgerandet,
hinten mit freiem, bald mehr, bald weniger, oder auch gar nicht
ausgeschnittenem Rande versehen. Die Beine sind lang- und schlank;
die Vorderbeine, welche bei den Männchen länger und stämmiger
sind als bei den Weibchen, überragen nach vorn gestreckt die
Schnauzenspitze um ein Beträchtliches, oft fast um die Hälfte der Bein-
länge (c?) oder um Handlänge (?). Von den freien, schwach
abgeplatteten oder rundlichen Fingern ist den erste der kürzeste,
der vierte wenig länger als der zweite und der dritte am läng-
sten; an den Gelenken befinden sich unterseits im ganzen 4 bis 5
Höcker und am Handteller sind 3 gut entwickelte längliche Ballen
sichtbar. Die Hinterbeine, welche nach vorn gestreckt mit dem
Fersenhöcker ziemlich weit über die Schnauzenspitze hinausragen,
entweder spurweise ( $ ) oder oftmals ziemlich lebhaft kupferglän-
zend ((51). Bei anderen Stücken, die ich zu untersuchen Gelegen-
heit hatte, und besonders bei den Weibchen mengte sich aum
Aschgrau des Untergrundes der Oberseite etwas Gelb hinzu. Beiden
Geschlechtern kommt noch eine ziemlich ständige Zeichnung zu,
nämlich zwei helle Streifen, welche vorn am Rucken sich kreuzen
und etwa die Form eines X darstellen; sowohl diese Streifen wie
auch diejenigen, welche dahinter sich befinden und die Gestalt
eines V haben und gleichfalls hell erscheinen, sind nur bei leben •
den Exemplaren gut sichtbar. Die Finger und Zehen sind oben
und unten dunkel quergestreift, unterwärts ist die Streifung in der
Mitte unterbrochen. Der im Leben grünlichen Fusswurzel entlang
zieht sich unterseits in den meisten Fällen ein dunkler, bräunli-
cher oder grünlicher Streifen hin, der seitlich von einigen hellen
Wärzchen begleitet wird. Die jungen Individuen unterscheiden sich
insofern von den alten, als ihre Gesamtfärbung heller ist; die
Bauchseite ist bei ihnen gewöhnlich von milchweisser Farbe. Die
Iris ist grösstenteils dunkel pigmentirt, nur oben tritt Gold deut-
lich zu Tage.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Ausser der Laichzeit ist das Männchen vom Weibchen vor allem
durch den Besitz von Schallblasen und den Bau der Vorderbeine
verschieden: sein Arm erscheint nämlich bedeutend dicker, musku-
löser und weniger gelenkig als es beim Weibchen der Fall ist, und
das Gelenkende des Oberarmknochens springt in der Ellenbogen-
gegend stärker hervor; auch hinsichtlich ihrer Länge sind die Vor-
- 285 —
dorbeine bei beiden Geschlechtern verschieden, denn beim Weibchen
überragen die Vorderbeine, nach vorn gestreckt, deu Kopf nur um
Handlange, während beim Männchen die Vorderbeine fast um die
halbe Beinlänge über die Schnauze hinausragen. Der Unterschenkel
reicht bei jenem bis zum hinteren, bei diesem bis zum vorderen
Augenrand. Die Hautsäume an den Zehen sind beim Männchen,
insbesondere während der ßrunstperiode, breiter und der Fersen-
höcker ist dicker und abgerundeter als beim Weibchen. Ausserdem
ist das Männchen dadurch erkennbar, dass sein Kopf etwas breiter
und sein Rumpf schlanker und nach hinten zu mehr eingezogen
erscheint. Hinsichtlich der Färbung fallen gleichfalls einige Ge-
schlechtsunterschiede auf, so kommen beim Männchen auf der Ober-
seite meist olivengraue oder olivenbraune Töne zum Vorschein,
während bei den Weibchen eher das Grau in hellen Schattierungen
vorherrscht; die Warzen sind bei ersterem von einem gesättigten
Grün, die Flecken an der Kehle und an den Extremitäten eher
grün als braun und die lateralen Drüsenwülste am Rumpf mitun-
ter stark kupferglänzeud; die dunkle Punktirung am Bauche und
an der Kehle fehlt eher beim Männchen als beim Weibchen. Die
sekundären äusseren Verschiedenheiten beider Geschlechter treten
im Früjahr bedeutend schärfer hervor. Zur Laichzeit nämlich zeigt
das Männchen ausgebreitete, dunkle Schwielenbildungen, die sich
nicht nur auf die Oberfläche der zwei inneren Finger beschränken,
sondern auch die Innenseite des längsten Fingers umfassen können.
An der Uuterfläche des Oberarmes, an der Innenseite und mitunter
auch an der Aussenseite des Unterarmes, ferner auf der Brust,
linker- und rechterseits, und endlich zuweilen auch in der Achsel-
gegend, neben der oberen Armschwiele sind gleichfalls derartige,
aber bedeutend grössere Brunstwarzen vorhanden. Ausser diesen
aufangs grauen oder hell violettfarbenen, späterhin aber dunkel-
violetten und zuletzt dunkelbraunen, nahezu schwarzen Finger-,
Arm- und Brustschwielen fallen noch andere kleinere und etwas
hellere Schwielenbildungen auf, welche die Inguinalregion und die
Rumpf- und Bauchseiten besetzen. Die Unterfläche der Zehen er-
scheint mit Hornhöckerchen ausgestattet, welche mit Ausnahme der
Inuenzehe. doppelreihig jederseits an der Zehe angeordnet und bis-
weilen so dicht aneinander gereiht erscheinen, dass sie förmliche
dunkle Streifen bilden, die au den Gelenkstellen unterbrochen sind
und somit in mehrere Stücke zerfallen. Mit ähnlichen dicht anei-
nander sitzenden dunkelbraunen Hornhöckern kann auch der Rand
des Unterkiefers besetzt erscheinen (Vergl. die Abbildung bei Bou-
- 286 —
lenger, in Bull. Soc. Zool. de France, VI, p. 74). Diese sämmtlichen
Hochzeitsattribute sind bisher nur beim brünstigen Männchen be-
obachtet worden, hingegen kommen Homhöckerchen am Hinterrü-
cken, auf der Oberfläche der Hinterbeine läugs der lateralen Drü-
senwülste, sowie an der Fusswurzel bei beiden Geschlechtern zur
Laichzeit vor; sie sind aber beim Weibchen stets weniger zahlreich
und weniger stark entwickelt oder können, so namentlich diejeni-
gen an der Fusswurzel, gänzlich fehlen. Auch ist die Vertheilung
der Homhöckerchen beim Weibchen insofern von derjenigen beim
Männchen verschieden, als beim ersteren auf dem Gipfel der Warze
in der Regel nur ein einziger Höcker sitzt, währenddem beim Männ-
chen dieser Höcker von einer Anzahl winziger Höckerchen umge-
ben zu sein pflegt. Die Unterfläche des Oberschenkels fühlt sich
bei beiden Geschlechtern, vorzugsweise aber beim Männchen rauh
an. Die Angabe Boscä's (Bull. Soc. Zool. de France, 1880, p. 255),
dass das Weibchen von Pelodytes punctatus mit Brustflecken
(„taches pectorales") ausgestattet sein soll, kann ich nicht bestäti-
gen, vermuthe aber, dass darunter die Brustschwielen, welche bei
oberflächlicher Betrachtung wie runde dunkle Flecken aussehen,
gemeint worden sind und dass, da letztere nur beim brünstigen
Männchen vorkommen, ein Irrthum in der Geschlechtsbestimmung
ist. Der Streifen schwärzlicher Epidermiskruste am Rande des Un-
terkiefers, sowie auch die grosse Schwiele an der Aussenfläche des
Unterarmes scheinen sich nur bei den im Süden lebenden Pelody-
tes zu entwickeln. Der Pelodytes aus der Umgebung von Nizza un-
terscheidet sich auch sonst noch in vielen Stücken von den Indi-
viduen, welche mir aus der Umgebung von Paris vorliegen, so
namentlich dadurch, dass er bedeutend grösser und kräftiger ge-
baut ist; sein Kopf ist breiter und die Hinterbeine sind länger als
beim Pariser Pelodytes; bei diesem erscheint die Tibia etwas län-
ger, bei jenem ist sie ebenso lang wie die Entfernung des Knies
von der Afteröffnung.
Larve.
Die circa 7 mm. langen Quappen verlassen die Eihüllen am
zehnten Tage. Bei erwachsenen, zweibeinigen Nizzaer Larven misst
der Körper 25 mm., der Schwanz, dessen obere Flosse etwas vor
der Schwanzwurzel beginnt, 40 — 44 mm. in der Länge und ganz
vorn 14 — 15 mm. in der Höhe. Der Körperumfang beträgt un-
gefähr 48 mm., die grösste Körperbreite 16 mm. und die Länge
— 287 —
der Hinterbeine 9—22 min. Bei der zweibeinigen Larve erscheint
der Rumpf ziemlich plump, am Hinterrücken leicht gewölbt, an den
Seiten, namentlich nach hinten zu, bauchig aufgetrieben; erst nach-
dem die Vordergliedmassen hervorgesprosst sind, bekommt der
Rumpf ein etwas schlankeres Aussehen, indem der Rücken sich
abflacht und der Rumpfumfang bedeutend abnimmt. Der Kopf ist
nach vorn zu verschmälert, mit etwas rüsselartig nach unten vor-
gezogener Schnauze. Das Auge ist massig gross, bei jüngeren Exem-
plaren oben, bei älteren hingegen mehr seitlich als oben gelegen;
der Abstand der Augen von einander ist ungefähr dreimal so gross
wie die Entfernung der ziemlich grossen, nach oben gerichteten
Nasenöffnungen von einander; die Distanz des Naseuloches vom
Auge ist ein klein wenig grösser als der Zwischenraum zwischen
den Nasenlöchern, ihre Entfernung aber vom Mundrand ist sehr
bedeutend. Die Länge des Mundes gleicht ziemlich genau dem In-
terocularraum. Am Unterlippenrande und seitlich an der Oberlippe
sind längere Papillen sichtbar, die den Muudrändern ein franzen-
artiges Aussehen verleihen; die mittlere Partie des oberen Mund-
randes ist mit einer Reihe klaueuförmiger und ganzrandiger dun-
kler Zähnchen bewaffnet; die zunächst dieser äusseren Zahnreihe
an der Innenfläche der Oberlippe befindliche lange Zahnreihe ist
in der Medianlinie öfters, wie man sich bei näheren Betrachtung,
namentlich mit der Lupe, vergewissern kann, zerrissen; linker- und
rechterseits vom dunklen, wenig vortretenden Oberkiefer befinden
sich ferner meistens je drei kurze Zahnserien. An der Innenfläche
der Unterlippe sind entweder 6 oder 5 Zahnreihen vorhanden, von
denen die zwei oder die drei vorderen Reihen ununterbrochen sind,
die übrigen hingegen in zwei laterale Stücke zerlegt erscheinen;
die vorderste median liegende Reihe ist kurz. Den Augaben von
He'ron-Royer und van Bambeke ') zufolge, wäre die Innenfläche
der Unterlippe mit nur einer ununterbrochenen median liegenden
uud jederseits mit 4 Zahnreihen bewaffnet; es lässt sich daher
annehmen, dass die Larve von P. punctatus hinsichtlich ihrer
Bezahnung Abweichungen aufweisen kann. Der Zahn hat eine aus-
gebreitete Basis mit trichterförmiger Mündung, weiche zur Auf-
nahme der Spitze des Ersatzzahnes dient und in die Höhle dieses
Ersatzzahnes wächst wiederum ein anderer Ersatzzahn hinein, so
dass eine aus drei übereinander sitzenden Zähnchen gebildete Säule
entsteht; wird der Endzahn abgenutzt und abgeworfen, so tritt
•) Bull. Soc. Zool. de France, VI, p. 79.
— 288 —
der unter ihm liegende Eisatzzahn an seine Stelle. Das Kiemeiiloch
liegt an der Seite links; es ist nicht viel kleiner als die After-
öffnung. Die Analröhre ist ziemlich lang und ziemlich breit; sie
öffnet sich in der Mittellinie der Unterecke des Schwanzes. Der
bald sehr lange, bald etwas kürzere Schwanz ist mit einem, na-
mentlich auf der dorsalen Seite hohen, am Schwanzanfang oder
etwas davor entspringenden Flossensaume umgeben; am Ende er-
scheint er geruudet zugespitzt oder breit abgerundet.
Da einerseits die Tiefe und Qualität des Wassers, anderseits die
Temperatur auf Färbung und Zeichnung einwirken, indem man bald
heller, bald dunkler gefärbte Thiere antrifft, so können die Pelo-
dytes-Larven in zwei nahe gelegenen Wasserbehältern verschieden
gezeichnet erscheinen oder ihre Farbe ändern, sobald sie in die
Gefangenschaft versetzt werden; es ist dies übrigens eine Erschei-
nung, welche bei allen Larven und sogar bei ausgewachsenen
Amphibien in grösserem oder geringerem Grade aufzutreten pflegt
und die genaue Beschreibung ihres Farbenkleides erschwert. Bei
den mir vorliegenden lebenden Pelodytes-Larven aus Nizza ist die
Grundfärbung der Körperoberseite hell- oder dunkelgrau, das ins
Bräunliche, Gelbliche und ins Olivenfarbene übergehen kann, wobei
die dunkelbraune, dunkelgraue, schwärzliche oder dunkeloliveufar-
bene Fleckenzeichnung oftmals kaum sichtbar ist, oder mindestens
sich nicht scharf abhebt. Die bei jüngeren Stücken bald hellere,
bald dunklere metallisch glänzende, schieferfarbene Körperunterseite
ist bei den älteren Larven dicht hell gemarmelt und gegen die
Bauchseiten hin oftmals goldglänzend. Der Schwanz und der obere
Flossensaum sind dunkel gelleckt, während auf der unteren Flosse
nur hinten einige Flecken sichtbar sind. Sowohl der Schwanz als
auch der Körper sind mit einer äusserst feinen schwarzen Gitter-
zeichnung überzogen; bei näherer Betrachtung nimmt man ferner
an der Schwanzflosse milchweisse oder gelblichweisse undeutlich
abgegrenzte Sprenkeln wahr. Die oberseits spärlich dunkel gefleck-
ten Hinterbeine sind unterwärts gelblichweiss und ungefleckt. Die
Hautdrüsen („Seitenorgane") treten am Körper und Schwanz sehr
deutlich auf, so namentlich bei den älteren Larven, und bilden
mehrere Züge, von denen der eine die Nasen- und Augenregion
umgiebt und zwischen den Nasenlöchern mit dem Zuge, welcher
sich auf der entgegengesetzten Seite belindet, nahezu in Berührung
tritt; eine andere, hinter dem Auge, nächst der vorbeschriebenen
Serie anfangende doppelte Reihe ähnlicher, wie helle Punkte aus-
sehender Hautdrüsen zieht sich an den Rumpfseiten hin und geht
— 239 —
auch auf den Schwanz über, wo die Drüsen grösser erscheinen;
vom zweiten Schwanzdrittel an scheint sich diese Doppelreihe
Drüsen in einen einzigen Zug zu vereinigen. Ferner findet sich ein
ähnlicher mandibularer Zug, der gegen die Bauchseite hin eine
Schlinge bildet und endlich ein vierter, oberhalb des Kiemenloches
entspringender und vor den Insertionstellen der Hinterbeine enden-
der Zug, welcher weniger deutlich zutage tritt. Ausserdem ist noch
eine kurze Reihe dieser Hautdrüsen längs des oberen Mundrandes
sichtbar, welche den Infra- und Supraorbitalzug der einen Seite mit
demjenigen auf der anderen zu verbinden scheint.
Lebensweise. Abbildungen.
P. punctatus hält sich während der Fortpflangzungszeit im
Wasser auf, doch trifft man ihn im Süden auch mitten im Winter
bei anhaltend warmer Witterung in den Cisternen an. Die Männ-
chen verlassen die Winterverstecke früher als die Weibchen und
es scheiut beinahe, dass letztere den Höhepunkt der Paarungslust
beim Männchen abwarten und nur. dann den Männchen ins Wasser
folgen, wenn diese mit Hochzeitsattributen in Gestalt von kopula-
torischen Bürsten ausgestattet sind. Während dieser Zeit lässt das
Männchen seine Stimme vernehmen; die von ihm ausgestosseneu
Töne, ein ziemlich schwaches, aber dennoch deutliches „kruin,
krein, krei", sind Lockrufe, denen das Weibchen willig folgt; die
Liebeswerbung bleibt aber in dem Fall, wenn das Männchen die
kopulatorischen Bürsten, welche ziemlich locker an den Fingern
und am Arme anhaften zufälligerweise abgestossen hat, erfolglos,
da das immer wieder von Neuem umarmte Weibchen ihm leicht
entschlüpft. Bei den Nizzaer Pelodytes ist eine zweimalige Laich-
zeit beobachtet worden. Die erste dauert über zwei Monate an
und zwar von Ende Februar bis zum Mai; die Paarungslust mel-
det sich beim Männchen sogar etwas früher; die Entwickelung der
Larven nimmt etwa zwei bis drei Monate in Anspruch, doch kann
die Umwandlung durch ungünstige Witterungsverhältnisse aufge-
halten werden, in der Regel aber geht sie rasch von statten. Die
zweite Laichperiode fällt auf die Monate Oktober und November;
die Herbstlarven brauchen eine längere Zeit zu ihrer Entwickelung
und erreichen eine bedeutendere Grösse als diejenigen, welche im
Frühjahr zur Welt kommen. Augenblicklich, am 10. März, kann
man in den Cisternen von Cimiez bei Nizza kolossale Herbstlarven,
frisch gelegten Laich und brünstige Pelodytes sammeln. In deu
19
6
— 290 —
nördlichen Gegenden aber, so in der Umgebung von Paris, soll
diese Art blos einmal im Jahre und zwar im Frühling laichen und
etwa 60 bis 90 Tage zu ihrer Entwhkelung brauchen. Bei der
Begattung umfasst das Männchen seine Gefährtin mit den Vorder-
beinen um die Lenden, wobei seine Ellenbogen mit der Inguinalge-
gend der letzteren in Kontakt treten und die längs der Mittellinie
des Bauches nach vorn zu krampfhaft ausgestreckten Vorderarme
sich gegenseitig berühren. Die zahlreichen, etwas über 1 mm
grossen, anfangs zu Hälfte weiss gefärbten, zu Hälfte dunkel pig-
mentirten Eier gehen in der Regel in zwei Schnüren oder richti-
ger in einer Doppelschnur ab, welche sofort nach ihrem Erscheinen
vom kopulirenden Pärchen um einen Grashalm oder um ein Aest-
chen solange im Kreise herumgeführt wird bis sie sich um diese
Stütze srhraubenartig windet und anheftet (Vergl. die Abbildung
bei Herön-Royer, in Bull. Soc. Zool. de France, 1879, pl. X,
tig. 1); nur in seltenen Fällen bleibt diese Schnur intakt um eine
einzige Stütze gewunden, meistens wird sie vom Männchen, das
mit seinen Hinterbeinen beim Schwimmen an ihr herumzert, zer-
rissen und falls sich die Stütze zu kurz erweist, um den Rest der
aus der Kloake hängenden oder austretenden Eierschnur aufzuneh-
men, so sieht sich das Pärchen in der Nachbarschaft nach einer
neuen Legestätte um. — Im Wasser hält sich Pelodytes mit Vor-
liebe in den weniger tiefen Stellen auf und zwar am Rande des
Wasserbehälters, wo Pflanzenwuchs vorhanden; nur im Nothfalle
entfernt er sich vom Ufer auf der Oberfläche des Wassers schwim-
mend, meistens aber taucht er bei der leisesten Gefahr unter, um
nach einer Weile wieder zu erscheinen, dabei lässt er aber gewöhn-
lich nur seinen Kopf sehen, denn er hält sich im Wasser in eher
stehender als liegender Stellung auf. Er erjagt seine Beute auf
dem Lande und besteigt dabei das Gelaub von Gebüschen oder erklet-
tert glatte Steintlächen, im Nothfalle bleibt er sogar auf senkrech-
ten Glasscheiben kleben und ähnelt darin dem Laubfrosch. Das
Gefangenleben erträgt er bei guter Pflege leicht. Seine Lebensge-
srhichte schildern He'ron-Royer (1. c.) und v. Fischer (Zoolog.
Garten, XXV, S 177'.
Unter den bildlichen Darstellungen des uns hier interessirenden
Thierchens nehmen die Zeichnungen bei He'ron-Royer (Bull. Soc.
Zool. de France, t. III, pl. III; t. IV, pl. X und XI) und bei
Bonaparte (Iconografia della Fauna italica, II) den ersten Rang ein.
Die einzigen mir bekannt gewordenen Abbildungen der Larve hat
Hdron-Royer erscheinen lassen (1. c); Fig. 20 auf Taf. XI scheint
— 291 —
mir insofern missrathen zu sein, als die medianwärts am Oberlip-
penrande dargestellten Papillen bei den mir zu Gebote stehenden
Larven aus Nizza fehlen; statt ihrer finde ich eine Reihe Zähnchen
vor. Es ist aber möglieh, dass bei Quappen aus anderen Lokali-
täten, so aus den nördlichen Gegenden Frankreichs die Bezahnung
eine wesentlich andere ist als bei den südeuropäischen Exemplaren.
Fig. 1, 2 und 3 auf Taf. IX bei Lataste (Act. See. Lin. de Bor-
deaux, t. XXX) sind irrtümlicherweise als Larven von Pelodytes
p u n c t a t u s bezeichnet worden.
Vorkommen.
P. p u n c t a t u s, der bisher nur aus Frankreich und von der
iberischen Halbinsel bekannt war, ist neuerdings auch in Italien
entdeckt worden. Das Vorkommen bei Castino in Piemont hat
Peracca angezeigt (323) und dass unser Thier sich an der West-
küste Liguriens vorfindet, wissen wir durch Lessona (49), da je-
doch nichts genaues über die ligurischen Fundorte bekannt gewor-
den ist, so wird vermuthet, dass das von Lessona erwähnte
Exemplar in Mentone oder in Monaco erbeutet worden sei (13).
Weiter nach Osten scheint diese Art in Italien nicht augetroffen zu
werden *), wenigstens haben sich die von Targioni-Tozzetti (244)
und Carruccio (324) als P. punetatus bestimmten toskanischen
und modenesischen Anuren als braune Frösche erweisen (220).
Die östlichen Departements iu Frankreich, in welchen Pelodytes
vorkommt sind: Alpes Maritimes (Nizza, Cimiez, Turbie, Trinite),
Basses-Alpes (bei Digne. — 156), Isere (Valle'e d'Isere. — 43),
Ain und Jura (39), Doubs (38), Yonne (36), Aube (Umgebung
vou Bar-sur-Seine und Etussac, bei Troyes und Predillon. — 35)
und Seine et-Marne. — 319). Die Angabe Fournel's (143), wonach
das Thier auch in das Moselgebiet eindringe, hat sich bis jetzt
noch nicht bestätigt (142). Im Nordosten Frankreichs scheint es
zu fehlen, tritt aber im Westen wieder auf, wo es nach Norden
weiter vordringt als im Osten; nach Heron-Pioyer (149) wurde es
in Lamballe (C6tes-du-Nord) und in Porspoder (Küste von Fiuistere)
konstatiert. Alsdann ist es nach Dumenl (325). Lataste (34), Herou-
*) Aus der inhaltreichen Schrift von G. Doria „Res Ligusticae. I. I Chirotteri
trovati finora in Liguria", welche 1887 in Genua erschienen ist, erfahre ich, dass
Prof. Issel die uns hier interessirende Art in der unteren Höhle von Santa Lucia
ober Tirano bei Loano, also in Ost-Ligurien, erbeutet hat.
19*
— 292 —
Royer (149), Geulil (29) und Oliyier (31) in den Departements
Seine-et-Oise (Suey, Bretigny), Seine, Loiret (im Walde bei Orleans,
Cercotte, Tuilerie, St. Jean-le-Blaue). Loir-et-Cher, Sarthe (Le Mans,
Ecommoy, Chäteau de Fontenaille, Chäteau de l'Epine bei Mans,
Montbizot, St. Jean-d'Asse', Ste. Sabine. Conlie, Millesse), Indre-et-
Loire und Allier einheimisch und soll daselbst keineswegs zu den
Seltenheiten gehören. Das eben Gesagte gilt für die Departements
Maine-et-Loire (30) und Loire-Infe'rieure. Ferner findet es sich nach
de Rochebrune (27) in der Charente und Mauduyt (28) und La-
taste (24) haben es in den Departements Vienue, Gironde (Cadil-
lac, Bourg und zwischen Bordeaux und Tondu) und Cautal (Liovran)
beobachtet. In den südlichen Departements, so in den Ost-Pyrenäen
(321), im De'p. de l'Aude (Marl onne nach Heron-Royer), im He-
rault (219), so in der Umgebung von Beziers, Cette, Montpellier,
und in den De'p. Gard (Minies), Vauduse (Avignon, Apt). des
Bouches-du-RhÖne (Marseille), du Var (Draguignan) und endlich,
wie bereits erwähnt, im De'p. das Alpes-Maritimes kommt es gleich-
falls stellenweise recht häufig vor.
In Spanien gehört Pelodytes mehr dem Süden an. Nachgewiesen
wurde er in der Sierra de Cordoba (bei Ovejo, Provinz Granada),
in der Montes de Toledo (bei Urda), in Ciudad-Real (14), bei
Utrera in der Proviuz Sevilla (18), ferner in der Provinz Valencia
(bei Paterna, Foyos, Jativa, Puebla de Rugat und besonders zahl-
reich in der Umgebung von Valencia und bei Algeciras (21). Aus
den lauuistischen Abhandlungen Böttger's (238) und Bos<a's über
die iberische Halbinsel erfahren wir, dass diese Art in Portugal
einheimisch ist; speziellere Fundorte sind hier Mertola und Portalegre
in Allemtejo und Villauova de Portomao in Algarve.
14. DISCOGLOSSUS PICTUS, OTTH. 1837.
Synonymik und Literatur.
Discoglossus pietus Olth, Beschreib, einer neuen europ. Fro-
schgatt. Discoglossus, in Neue Denkschr. d. algem. schweizer. Ges. f.
d. gesamint. Naturwiss. 1, S. G. Fig. 1 — 8. Tsclmäi, Classificat. d.
Batrach. Mein. Soc. helvet. sc. nat. II, p. 80. IJonaparte, Iconogralia
della Fauna Italica, II, c. p.; Amphibia europ. Me'm. R. Accad. Sc.
Torino. ger. II, Tom. II. Gervais, in Ann. Sc. nat, X, p. 202.
Dumfril et Bibron, Erpe'tologie gener. VIII, p. 425. Günther, Cat.
— 293 —
Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 35. Strauch, Essai d'une Erpetologie de
l'Algerie. Mem. Acad. Imp. Sc. de St. Petersbourg. Ser. VII, t. IV,
JV» 7. Cope, in Nat. Hist. ßevew, 1865, p. 105; Journal Ac. Philad.
VI, p. 76. 1866. Steindachncr, Amphibien in: Reise d. Österreich.
Fregatte Novara um die Erde. Zoolog. Theil. Wien, 1867. De Beüa,
I reltili ed anfibi del Regno della Grecia. Alti. R. Istit. Ven. Sc. Lett. ed Arti,
XIII, Ser. III; Rettili ed Anfibi, in Fauna d'Italia. Camer ano, Monografia
degli Anfibi anuri italiani, 1. c. m. Abbildungen; Osservazioni sugli
anfibi anuri del Marocco. Atti R. Accad. Sc. Torino, XIII; Studi sul
genere Discoglossus, ebendaselbst, XIV, Tav. III.. Lataste, in Act. Soc.
Lin. Bordeaux, XXXIII, p. 275, pl. III. IV. et V; in: Revue internal;,
d. Sc. 1878, p. 494. Schreiber, Herpetolog. europ. p. 112. Böttger,
in Zeitschr. f. d. ges. Natuiwiss. LH, S. 531; Reptilien u. Amphibien
von Marocco, II, Frankfurt a. M. 1883. Boulenger, Cat. Batr. Sal.
Coli. Brit. Mus. p. 445. Höron- Royer, in Bull. Soc. Zool. de France,
X, p. 5G5, p. XIV. — Discoglossus sardus Tschudi, Nachtrag zu
OttJis Beschreib, einer neuen europ. Froschgatt, in: Neue Denkschrift,
allg. schweizer. Ges. f. d. gesammt. Naturwiss. I. Bonaparte, op. cit.
Camerano, op. cit. — Pseudis sardoa Gene, in Mem. R. Accad.
Sc. Torino, ser. II, t. I, p. 257. Tav. V. Leunis, Synops. d. Natur -
gesch. d. Thierreichs, S. 337, Hannover, 18ü0. — P. pictus Leunis,
op. cit. — Rana acquajuola Cetti, Anfibi et pesci di Sardegna, III,
p. 38. Sarrari, 1777. — R. pieta Schlegel, in Wagner's Reisen in d.
Regentschaft Algier, III, S. 134. Leipzig, 1841. — R. temporaria
Rozet, Voyage dans la regence d'Alger, t. I, p. 230. Paris, 1833.
Eichwald, Naturhist. Bemerk, üb. Algier, u. d. Atlas. Mem. Soc. Imp.
nat. Moscou, IX.
Aeusserer Habitus.
Wohl in der oberflächlichen AehuUchkeit, welche zwischen der
Rana und dem Discoglossus besteht, begründet sich wahrscheinlich
die Anschauung derjenigen Forscher, welche diese beiden als Mit-
glieder ein und derselben Familie betrachten. In ihrem Leibesbaue
unterscheiden sich die Discoglossus untereinander, je nach dem
von wo sie stammen, nicht unwesentlich, da es schlanke, zierlei-
bige oder im Gegentheil kräftig gebaute und gedrungene unter ihnen
grebt; das gemeinsame, sie verbindende äusserliche Merkmal aber
ist die niedergedrückte, flache Kopfform. Der hinten breite, nach
vorn zu allmälig, aber verhältnissmässig stark verjüngte, an der
Schnauze kegelförmig zugespitzte oder aber nur in ziemlich spitzem
Bogen gerundete und in diesem Fall etwas breiter aussehende und
mit weniger steil nach aussen und abwärts gerichteten Seiten
versehene Kopf erinnert hinsichtlich seiner Konturen an R. a r v a-
— 294 —
lis. Der abgerundete Catithus rostralis ist bei den eher stumpf-
als spitzschnäuzigen Stücken wenig sichtbar; die Scheidung der
Kopfoberfläche von den Kopfseiten ist undeutlich; vom Hintereck
des Auges anfangend, über dem Trommelfell weg und dasselbe
bisweilen theilweise hinten einfassend, zieht sich ein schmaler,
aber meist ziemlich scharfkantiger, so zu sagen die „Ohrdrüse"
ersetzender Längswulst hin, dessen Fortsetzung an den Rückensei-
ten wahrnehmbar ist. Das Trommelfell ist selten im Leben sichtbar,
tritt aber bei todten Stücken, so im Weingeist befindlichen oder
der trocknen Luft ausgesetzten, zu Tage als eine ovale Fläche,
deren Höhendurchmesser halb so gross ist wie der Augendurchmes-
ser und deren Entfernung vom Auge etwa der Höhenausdehnung
der Fläche selbst gleich ist. Der Zwischenraum zwischen den
kleinen, inmitten von ringförmigen Wülsten, nahe hinter dem
Schnauzenrande gelegenen Nasenlöchern ist ungefähr eben so gross,
wie der flache Interpalpebralraum, der V3 des Augendurchmessers
beträgt; die Entfernung des Nasenloches vom seitlich liegenden,
oben aber ziemlich stark vortretenden Augapfel ist etwas kleiner
als der Längendurchmesser des Auges. Die Pupille wird gewöhn-
lich als dreieckig oder triangulär-abgerundet bezeichnet, was nicht,
oder wenigstens nicht ganz zutreffend ist; bei mittlerer Oeffnung
am Tage ist sie rundlich, mit schwach winklig eingeknicktem
unteren Rande (Fig. 18, PI. V, in Act. Soc. Linn. Bordeaux, XXXIII);
des Nachts erweitert sie sich und weist nur eine Spur von Ein-
knickung auf (ebenda Fig. 17); im hellen Sonnenschein und unmit-
telbar nach dem Tode sieht sie eiuem Kreisausschnitte ähnlich, oder sie
zeigt die Rautenrorm, wobei sämmtliche Seiten, mit Ausnahme des
nach vorn und unten gerichteten konkaven Randes, konvex sind,
und die obere und hintere Ecke abgerundet erscheint; während
dieser Umwandlungen in ihrer Form nimmt die Pupille auch hin
und wieder die Umrisse eines Kartenherzens an (1. c. Fig. 16).
Die Pupille bei Discoglossus sieht somit derjenigen des Frosches
und zugleich derjenigen des Bombinator etwas ähnlich, sie unter-
scheidet sich von der ersteren hauptsächlich dadurch, dass sie
bedeutend höher erscheint als diese, ja bisweilen höher als sie
breit ist, von der letzteren aber dadurch, dass bei ihr das Trian-
guläre viel weniger ausgeprägt zutage tritt. Nicht unerwähnt will
ich lassen, dass die Pupille bei Discoglossus, und wohl auch bei
anderen Arten auf der dem Lichte zugekehrten Seite verschmälert,
hingegen auf der im Schatten sich befindenden Seite erweitert erscheint;
bei einem im Käfig verendeten Discoglossus blieb auf diese Weise die
— 295 —
eine Pupille bedeutend stärker verengt als die andere. — Die grosse,
oberseits breiter als lange, beinahe den ganzen Boden der Mund-
höhle deckende Zunge ist hinten und auch zum Theil seitlich,
wenn auch nur in geringer Ausdehnung frei; von einer Ausbuchtung
am Hinterrande ist keine Spur zu sehen. Die Choanen sind mittel-
gross, quer elliptisch oder oval; sie sind weit von einander und
nahe an den Gaumenrand gerückt; nach hinten in einiger Entfer-
nung von ihnen befinden sich die Gaumenzähne in zwei langen,
ziemlich geraden, in der Mitte des Gaumens, nahe an einander
gerückten und beinahe bis zum Gaumenrand reichenden Querreihen.
Der ziemlich lange, wenig hohe und namentlich beim Weibchen
breite Rumpf ist am Rücken gewölbt, unten flach ( -? ) oder sanft
gerundet (£) und nach hinten zu eingezogen. Die Vorderbeine,
welche nach vorn gestreckt das Schnauzenende mit der Spitze des
3. Fingers erreichen und beim Männchen kräftiger gebaut sind als
beim Weibchen, haben, wenn mau das Rudiment des Daumens
mitrechnet, fünf abgestumpfte, weit von einander gestreckte Finger,
von denen der vierte und längste, schwach abgeplattet und am
Rande mit einer Art Kante, welche nur bei näherer Betrachtung
sichtbar ist, versehen erscheint; sonst sind keine Spuren von
Schwimm- oder Spannhäuten vorhanden. Der 3. und 5. Finger sind
in Länge und Dicke ziemlich gleich, während der 2-te gewöhnlich,
namentlich beim Männchen, etwas kürzer und zugleich auch dicker
ist, insbesondere aber nimmt sowohl dieser Finger als auch der
rundimentäre Daumen beim Männchen während der Brutzeit an
Stärke zu und erscheint mitunter um das Dreifache dicker als die
übrigen Finger; beim Weibchen hingegen bleibt das Daumenrudi-
ment als ein unansehnlicher Vorsprung, der gewöhnlich als Hand-
ballen bezeichnet wird. Von den zwei Ballen, welche sich auf der
Volarseite der Handwurzel belinden, liegt der grössere, länglich
runde Ballen an der Wurzel des 4. Fingers, während das kleinere
rundliche öfters stark vorspringende Bällchen an der Basis des 3.
Fingers sitzt. Die Hinterbeine, nach vorn gestreckt, erreichen sel-
ten und wie es scheint nur bei den Männchen, bei denen der
Rumpf etwas kürzer ist als bei den Weibchen, mit dem unteren
Gelenk des Unterschenkels die Schnauzenspitze, meistens aber
reicht das tibiotarsale Gelenk nur bis zum hinteren oder vorderen
Augenraud. Der Unterschenkel ist, wenigstens bei den mir vorlie-'
genden Stücken, durchweg länger als der Oberschenkel, während
der Fuss sammt der Fusswurzel ungefähr um die Länge von drei
Phalangen der längsten Zehe die Unterschenkellänge überragt.
— 296 —
Die ziemlich fein endenden und zierlich gebauten, rundlichen oder
gegen die Ränder hin etwas abgeflachten Zehen nehmen von der
1. bis zur 4. progressiv an Länge zu, die 5. Zehe ist in der
Regel ziemlich viel kürzer als die 3-tte. Die mehr oder weniger,
je nach dem Alter, Geschlecht und Jahreszeit, entwickelten Schwimm-
häute scheinen stets vorhanden zu sein, nur zwischen der 1.
und 2. Zehe kann die Schwimmhaut beinahe gänzlich oder aber
total fehlen. Mit Ausnahme des kleinen, länglich runden, wulstför-
mig vorspringenden Fersenhöckers sind auf der glatten Unterseite
des Fusses sonst keine Erhabenheiten zu sehen.
Die Haut ist im Leben stets schlüpfrig und angefeuchtet; oben
entweder matt und fein chagrinirt, häufiger jedoch und zwar am
Rumpf ist sie zwischen den mehr oder minder zahlreichen, warzen-
artigen, runden und länglichen Erhabenheiten ganz glatt und
spiegelglänzend. Sowohl am Kopfe als auch auf der Oberseite der
Beine und der Unteriläche der Fusswurzel treten diese Erhöhungen
in ziemlich ansehnlicher Menge auf, büssen aber das Aussehen von
grösseren Warzen ein uud sehen eher wie Knötchen aus, welche
durch ihre meist helle Farbe vom dunklen Untergrunde sich deut-
lich abzuheben pflegen. Die bereits erwähnten, vom Hinterwinkel
des Auges beginnenden und sich über das Trommelfell uud die
Wurzel der Vorderbeine hinziehenden schmalen Wülste setzen sich
nur in seltenen Fällen ununterbrochen auf die Rückenseiten fort,
am häufigsten werden sie hier von der Wurzel des Vorderbeiues
au durch eine Längsreihe, meist länglicher Warzen ersetzt, deren
Fortsetzung an der Vorderseite des Unterschenkels öfters durch
einen äusserst schmalen Wulst angedeutet wird. Der supratympa-
nale Wulst hat in der Regel einen geraden Verlauf; in einigen
Fällen sendet er seitwärts, nach unten einen kurzen gebogenen
Ast, der das Trommelfell von hinten umgiebt. Die Rauchfläche
sieht glatt und glänzend aus; sie ist mit in grösserer Entfernung
von einander stehenden, winzigen körnerartigen Erhabenheiten
besetzt; um den After herum, namentlich nach unten zu erscheinen
letztere grösser, mehr warzenartig und sind dichter vertheilt, da-
zwischen kreuzt sich eine Menge linearer Impressionen. Beim
männlichen Geschlechte fühlt sich die Oberfläche der Hinterextre-
mitäten stellenweise sehr rauh an; die Oberseite der zwei inneren
Finger, des Daumenrudimentes und der Rand des Kinns ebenfalls,-
doch darüber näheres im Abschnitt über die sekundären Geschletchts-
unterschiede. Um die gegenseitigen Massverhältnisse der einzelnen
- 297 —
Körpertheile besser übersehen zu können, lasse ich hier folgende
Zusammenstellung folgen.
rf aus Bastelica auf Corsica. Totallänge 72 mm., Kopflänge
21 mm., grösste Kopfbreite 22%, mm., grösster Rumpfumfang
90 mm., Vorderbein 34 mm., Hinterbein 100 mm., Tibia im Fleisch
32 mm., Fussläuge, vom Fersenhöcker an gemessen, 29 % mm. —
£ aus Orezza auf Corsika. Totallänge 54% mm., Kopflänge
IT1/, mm., Kopfbreite 19 bis 19 % mm., Rumpfumfang 63 bis
64 mm., Vorderbein 27 mm., Hinterbein 81 mm., Tibia beinahe 28,
Fussläuge 24 mm. — $ aus Coimbra. Totallänge 54 mm., Kopf-
länge 17— 17% mm., Kopfbreite 17 mm., Rumpfumfang 71 mm.,
Vorderbein 25 mm., Hinterbein 77 mm., Tibia 26 V, mm., Fuss
22 mm.— $ aus Coimbra. Totallänge 60 V, mm , Kopflänge 19. mm.,
Kopf breite 19 mm., Rumpfumfang 91 mm., Vorderbein 24 mm.,
Hinterbein 83 mm., Tibia 28% mm., Fuss 25 mm. *).
Färbung und Zeichnung. Varietäten.
Die Oberseite ist röthlich-braun, bisweilen mehr braun, dunkel-
kastanienbraun, aschgrau, gelblich-grau oder ins Grünliche über-
gehend; auch olivenfarbene Individuen kommen vor. In der Grund-
farbe treten gewöhnlich mehr oder weniger deutlich ausgeprägte
Flecken oder Binden auf, die bei einigen Stücken mehr dunkel-
braun, bei anderen, so z. B. bei den heller gefärbten, braungraur
mitunter mit einem Stich ins Olivenfarbene und bei noch anderen
können sie beinahe oder gänzlich fehlen. In diesem Fall s.heinen
die röthlichbraunen und falben Töne auf der Oberseite des Thieres
vorzuherrschen. Vergl. Lataste's Fig. a. op. cit. In der Regel aber
ist bei den auf den ersten Blick einfarbig erscheinenden Stücken,
so bei den mehr grau oder grünlich kolorirten aus Sardinien und
Corsica, doch eine ins Graubraune ziehende Fleckung vorhanden.
Ist aber der Untergrund hellbraun (Lataste's Fig. b. 1. c), so sind
die etwas dunkleren, wenn auch undeutlich begrenzten und wenig
zahlreichen Flecken auch aus der Ferne sichtbar und fallen ins-
besondere dadurch auf, dass sie meistens auf den Rumpfwarzen
liegen und in vielen Fällen, so bei den spanisch-portugiesischen
Stücken durch helle mehr strichförmig aussehende Mittelfelder un-
terbrochen werden. Die Augenilecken oder Längsstriche, sowie auch
') Die jungen Thiere sind unmittelbar nach der Verwandlung ungefähr 11 mm.
lang.
Ol
98 —
die helle ümsäumung der Flecken selbst können gänzlich fehlen,
obschon bei Exemplaren mit prononcirter dunkler Fleckung dies
seltener als bei den schwach gefleckten Individuen von den grös-
seren Inseln der Fall zu sein pflegt. Die Anzahl dieser Flecken ist
verschieden, bisweilen sind nur sehr wenige da und vorzugsweise
an den Riickenseiten vertheilt. mitunter aber sind sie so zahlreich
und gross, dass der Untergruud förmlich zurückweicht. Je ausge-
sprochener die Makeln sind, umso schärfer ausgeprägt tritt auf
dem Kopfe und Nacken ein dreieckiger, trapezartiger oder T-för-
miger, nach hinten zwei kurze oder längere Fortsätze entsenden-
der, vorn von einem hellen Bande oder Saume begleiteter grosser
Querfleck, dessen vorderer grösster Rand die Interpalpebralregion
und die Augenlider der Quere nach durchzieht und die grösste
ßreitenausdehnug des Flecken repräsentirt. Dieser für den Disco-
glossus im allgemeinen sehr charakteristischer Flecken kann wohl
auch durch zwei kleinere Makeln vertreten sein, welche auf den -
Augenlidern nach hinten und innen zu sich befinden; letztere wer-
den aber auch gänzlich vermisst, wie es z. B. bei den einfarbigen
oder bebänderten Individuen vorkommt.
Die bebänderte, von Camerano als „Var. vittata" bezeichnete
Form ist durch eine helle, mitten durch den Kopf und längs der
Vertebrallinie verlaufende breite Zone sowie durch zwei andere
von den Lidern an beginnende Zonen, die ebenfalls hell sind, aus-
gezeichnet. Dazwischen nun betinden sich zwei braune durch die
Intensität des Tones mehr oder weniger von den hellen Zonen
abstechende, bald aschgraue, bald gelblich- oder schwarzbraune
Bander, deren Randpartien stets dunkler als das Mittelfeld oder
von dunkleren Flecken bedeckt erscheinen und einen gelblichen
oder weisslichen Saum erhalten. Diese dunklen Bänder fangen au
der hinteren, mehr nach innen zu liegenden Partie der Augenlider
an and werden am Rumpfe an allmählich breiter.
Die vordere mittlere Kopfregion scheint stets ungefleckt zu sein,
während der Schnauzenkante entlang, also von Schnauzenrande an
Ms zum Vordereck des Auges sich ein dunkler Streifen hinzieht und
nur bei den spärlich gefleckten oder einfarbigen Individuen sich
bis auf ein Punktfleckchen am Nasenloch reducirt. Ebenfalls recht
beständig ist der sogenannte Ohrfleck mit seinem meist lichten
Saume; er überzieht das Trommelfell und erschwert die Auffindung
desselben. Auch eine dunkle Oberkinnfleckenreihe ist vorhanden.
Gegen die Bauchgrenzen hin sehen die Flecken meist undeutlich
und verschwommen aus, jedoch kommt es vor, dass eine oberhalb
— 299 —
der Wurzel der Vorderbeine oder an der Achsel beginnende, nach
hinten zu nur auf eine kurze Strecke sich hinziehende Fleckenserie
scharf zutage tritt und so zu sagen als Fortsetzung des Ohrfleckes
gelten könnte. Ferner scheint immer ein, wenn auch nur schwach
ausgeprägter dunkler Streifen oder Flecken am Oberarm sich vor-
zufinden. Die Oberseite der Vorderbeine ist von der Farbe des
Rückens und mit mehr oder weniger zahlreichen und ausgeprägten
Flecken besetzt, welche am Innen- und Aussenrande des Vorder-
armes zusammenfliessen und eine Verdunkelung verursachen kön-
nen; die Hinterbeine sind mit dunklen Querbinden oder Querflecken
versehen, die bei mehr eintönigen Stücken bisweilen nur am obe-
ren Innenrande des Unterschenkels sowie am Aussenrande der Fuss-
wurzel sichtbar sind. Sowohl die oben etwas heller gefärbten läng-
sten Finger als auch die Zehen sind bisweilen nur äusserst schwach
der Quere nach gefleckt. Die stark bewarzte hintere und untere
Partie der Oberschenkel ist gelb mit einem Stich ins Braune oder
aber gelblich. Die sandkornähnlicheu Erhabenheiten am Rücken,
Kopfe und an den Beinen stechen durch ihre etwas hellere Fär-
bung vom Grundtone und insbesondere von den dunkleren Flecken
ab. Auch die Supratympanal- und Dorsolateral-Wülste und die nach
hinten zu ersetzenden länglichen Warzen heben sich meistens von
der Umgebung durch ihr helleres, mehr ins Röthlichbraune oder
Gelbliche spielende Kolorit ab und sind obschon selten mit Me-
tallschimmer überflogen. Die Körperunterfläche kann, wie es na-
mentlich bei Exemplaren von der pyrenäischen Halbinsel oder aus
Algerien, glänzend weisslich oder gelblich sein und mit etwa elfen-
beinfarbenen Höckerchen besetzt erscheinen; die Unterseite der Hand
und des Fusses, der Kinnrand, so beispielsweise beim brünstigen
Männchen sind stets von einer dunkleren Tinte. Bei anderen gleich-
falls aus Spanien, sowie von den Inseln stammenden Thieren er-
scheint zuweilen auch der Bauch, die Brust und die Kehle bräun-
lichgrau marmorirt oder mit bräunlichgrauem Anfluge versehen. Bei
ganz jungen, eben verwandelten Stücken aus Coimbra ist die Zeich-
nung im allgemeinen dieselbe wie bei den alten, nur ist sie mit
Ausnahme des Interpalpebraldreiecks, der bereits bei den vierbei-
nigen Larven angedeutet zu sein pflegt, weniger ausgesprochen auf
dein eher grauen als braunen Grunde. Die in der Herpetologia
europaea S. 114 erwähnten jungen Discoglossus scheiuen aller-
dings von den meinigen abzuweichen; Schreiber schildert sie näm-
lich folgenderweise: „Ganz junge Thiere sind oben einfarbig grau,
mitunter mit vier mehr weniger deutlichen dunkleren Längslinien,.
— 300 —
die dunklen. Flecken der Oberseite höchstens au den Beinen in
schwachen Spuren vorhanden".— Die Iris ist grösstenteils braun
mit Goldpuder bestreut, nur oben und am Rand tritt matte Gold-
farbe zutage.
Da Camerano trotz aller Auseinandersetzungen in seiner frühe-
ren Ansicht in Betreff der Trennung des Discoglossus in zwei For-
men beharrt und hierin also dem Beispiele einiger seiner Vorgän-
ger folgt, so habe ich die minutiöse Vergleichung meiner Disco-
glossus von neun Lokalitäten vorgenommen, indem ich dabei selbst-
redend darauf bedacht war die Discoglossus von Camerano (Atti
R. Accad. Sc. Torino, vol XIII, p. 542, vol. XIV, p. 441) und
die Einwürfe Lataste's (Act. Soc. Lin. Bordeaux, t. XXXIII, p. 324)
im Auge zu behalten und bin zu der Ueberzeugung gelangt, dass
trotz der Unbeständigkeit vieler von Camerano aufgezählter Unter-
scheidungsmerkmale, es dennoch möglich ist den sogenannten pic-
tus sardus aus Corsica oder Sardinien vom pictus typicus
aus Algerien, aus Südspanien, Portugal und höchst wahrscheinlich
auch aus Sicilien zu unterscheiden, sobald man nur auf die Brei-
tenausdehnung des Kopfes, die Abstumpfung der Schnauze, die Länge
des Rumpfes, ferner die verhältnissmässig bedeutende Länge der
Extremitäten und endlich die geringere Entfernung des Auges von
der Ansatzstelle des Vorderarmes beim ersteren und die bedeutend
geringere Breitenausdehnung des Kopfes, di* Verengung der Schnauze,
die grössere Rumpflänge, dann die Kürze der Beine sowie die grös-
sere Entfernung des Auges von der Wurzel des Vorderbeines beim
letzteren in Betracht zieht. Obschoii all diese Kennzeichen sich nicht
gut ziffermässig ausdrücken lassen, mag dennoch nachstehende Zu-
sammenstellung folgender Zahlenverhältnisse der Auffassungsweise
Camerano's dienlich sein:
Totalliinge
Knpfbreite unterhalb der Augen
Grösste Kopfbreite
Interpalpebralraum
Entfernung des Auges von der Vorderbein-
wurzel
Entfernung des Afters vom Knie
Länge des Unterschenkels im Fleisch
ov
„ der Fusswurzel bis zum Fersenhöcker,
des Fusses v. Fersenhöcker an b. z.
Pictus ?
aas
S
ardus 9 aus.
Coimbra
Corsica.
mm.
mm.
56'/,
54
13
16
11
19V,
SV.
4
10
12
24
27
26
28
14
15
«
Spitze d. längst. Zehe 2» 25
— 301 -
Wje mau sieht sind beim portugiesischen Weibchen bei grösse-
rer Gesamtlänge des Körpers alle übrigen Masse geringer als bei
dem kleineren Weibchen aus Corsica. Wenn hier die Masse von
nur zwei Weibchen aus verschiedenen Ländern angeführt worden
sind, so geschieht es nur weil unter den in meiner Sammlung sich
befindenden Discoglossus keine anderen sich vorgefunden, deren
Körper annähernd dieselbe Länge besitzen; ich kann aber versi-
chern, dass bei sämmtlichen ausgewachsenen Stücken aus Corsica
und Sardinien einerseits und aus Portugal, Mittel- und Siidspanien
und Algerien andrerseits genau dieselben Unterschiede sich aus-
rechnen lassen, was für die Scheidung der zwei genannten For-
men spricht. Nur in einer Hinsicht können noch Zweifel auftreten:
im Nordwesten Spaniens ') nämlich, so in Galicien, ferner auf den
Inseln Giglio und Montecristo leben Uebergangsformen, welche in
Bezug auf die Form der Schnauze eher dem s a r d u s ähnlich se-
hen; dieser Umstand macht es schwierig eine natürliche Grenze
zwischen den Verbreitungsbezirken der beiden Grundformeu zu zie-
hen. Wir haben übrigens genügende Beispiele davon, dass die Be-
wohner der kleinen Inseln im Mittelmeer sowie auch Spaniens, die-
ses in klimatischer Hinsicht so grossen „Versuchsfeldes" für die
Ausbildung von neuen Formen, bisweilen überraschende Abweichun-
gen vom „Typus" bieten und sowohl dem Systematiker als auch
dem Zoogeographen fast unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten.
Wir können aber trotzdem hierselbst, um im Abschnitte über die
geographische Verbreitung nicht mehr darauf zurüi kzukommen, au-
deuten, das Pictus typicus auf Sicilien, woher es mir leider
an Material mangelt, wahrscheinlich auch auf Malta und Gozo, in
Nordafrika, vielleicht mit Ausschluss Marokkos, wo laut Camerano
eine besondere Form „Scovazzi" einheimisch sein soll, ferner in
Süd- und Mittelspanien und endlich in Portugal vorkommt, während
der Sardus der Fauna Corsicas und Sardiniens angehört, wäh-
rend Galicien, Giglio und Montecristo nicht näher zu bestimmende
Uebergangsformen beherbergen. Erwähnenswerth ist die Thatsache,
die bereits Camerano aufgefallen ist, dass bebänderte Exemplare,
wie sie auf den Tafeln Bqnaparte's, Camerano's und Lataste's zu
') Bosca will allerdings den s a r d u s auch in Alemtejo und bei Ciudad-Real
gefunden haben (Bull. Soc. Zool. de France, V, p. 253). — Hierselbst möchte ich
noch hinzufügen, dass Lataste angiebt, dass beim Discoglossus die Schnauzenform bis
zu einem gewissen Grade vom Alter abhängig ist und dass die Zugespitztheit der
Schnauze mit fortschreitendem Wachsthum der Abstumpfung Platz macht, was ich
nicht bestätigen kann
- 302 —
sehen sind und über die später die Rede sein wird, der typischen
Form, nicht dem sardus angehören. Die dritte marokkanische
Form wird von Lataste und Böttger (Vergl. Reptilien und Amphi-
bien von Marokko, II. Frankfurt a. M. 1883) bestritten uud von
letzterem mit sardus identificirt; dabei ist mir nur eins uner-
klärlich geblieben: Böttger meldet nämlich, dass seine „Var. sar-
doa" aus Marokko sich in keinem wesentlichen Punkte von der
spanisch-algerischen Form unterscheidet, während doch, wie ich
bemerken muss, in diesen beiden Ländern ausschliesslich oder gröss-
tenteils die typische und nicht die sardinische Form vorkommt
Die Angabe Böttger's, dass aus der Vergleichung seiner Sardoa
aus Marokko mit dem Discoglossus aus Nordwestspanien, wo, wie
bereits erwähnt, die eher stumpfschnanzige Uebergangsform vor-
kommt, ergeben habe, dass erstere weniger stumpfsehnauzig als
letzterer ist, scheint darauf hinzudeuten, dass das marokkanische
Thier sich im Gegentheil eher dem pictus typicus nähern dürfte.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Die sekundären Geschlechtsdifferenzen treten während der Brunst-
zeit sehr auffallend zutage; um diese Zeit herum nehmen sowohl
das Daumenrudiment als auch die ersten zwei Finger bedeutend
an Dicke zu, büssen ihre Gelenkigkeit ein und erhalten oberscits
dunkelbraune Schwielen, welche fast über die ganze Oberfläche
und den Innenrand des ersten, fast scheibenförmig angeschwollenen
Fiugers und des rudimentären Daumens sich ausdehnen und nur
einen schmalen Streifen Haut gegen den äusseren Rand des Fin-
gers frei lassen; am 2. Finger ist die Schwiele bedeutend kleiner
und da Boulenger sie im Cat. Batr. Sal. Coli. Brit. Mus. nicht
erwähnt, so muss angenommen werden, dass sie bisweilen gänzlich
fehlt. Vergl. Fig. 6, 7 bei Otth, 1. c. Diese rauhen schwarzbrau-
nen Schwielenbildungen sind zweifelsohne beim Discoglossus zum
Kopulationsakt in Beziehung zu bringen, uim-o merkwürdiger aber
erscheint uns die Mittheilung Htron-Royer's (Bull. Soc. Zool. de
France, X,p. 570), wonach beim ausgewachsenen Männchen dieselben
das ganze Jahr hindurch persistiren sollen. Die mir vorliegenden
männlichen Individuen sind sämmtlich während der milden Jahres-
zeit gesammelt worden und besitzen alle Schwielen in verschiede-
nem Grade der Ausbildung und in verschiedener Farbe, vom gelb-
lichen an bis zum tief dunkelbraunen Tone. Die Thatsache, dass
diese Schwielen sowohl bei den mir im März aus Spanien gesund-
— 303 —
teil, als auch bei den von mir selbst im Sommer und Herbst in Corsica
gesammelten Männchen vorhanden sind, scheint darauf hinzudeuten,
dass beim Discoglossus der Paarungstrieb während drei Jahreszei-
ten, vielleicht mit kleinen Unterbrechungen, währt; etwas ähnliches
ist auch bei der Unke beobachtet worden. Ziehen wir in Erwä-
gung, dass die Anuren wohl selten aus ihren Winterverstecken
geholt, in unsere Hände gelangen, so liegt die Vermuthung nahe,
dass He'ron-Royer Möglicherweise die zu seinen Beobachtungen
benutzten Thiere aus wärmeren Gegenden, so aus Algerien, bezo-
gen habe, wo bekanntlich die Lurche mitten im Winter fortpflan-
zungsfähig zu sein pflegen; die Veränderung des Klimas und na-
mentlich die Versetzung des Lurches in Gefangenschaft kann aus-
serdem mitunter auffallende Erscheinungen mit sich bringen und
ist es nicht unwahrscheinlich, dass unter dem Einflüsse der neuen
Lebensbedingungen die Discoglossus bei He'ron-Royer ihre bereits
sehr lange andauernde Brunstzeit noch mehr prolongirt, oder we-
nigstens ihre Hochzeitsattribute beibehalten haben. Das ist übrigens,
wie gesagt, bloss eine Verneinung.
Jedenfalls aber bedürfen die Mittheilungen Lataste's nnd Came-
rano's, wonach die Schwielenbildung beim Männchen vorüberge-
hend während der Brutzeit aufzutreten pflegt, der ihnen gebühren-
den Berücksichtigung.
Auch andere Körpertheile, so der ganze Umkreis der Kehle, die
Ränder der Schwimmhäute und die schmalen Säume an den Zeheu-
rändern, können mit Brunsthöckern besetzt erscheinen; ausserdem
ist die Überfläche und bisweilen auch die Aussenseite des Unter-
schenkels, die obere ßasalpartie der vierten und längsten Zehe
sowie eines Theiles des Oberschenkels und der Aussen- und Dor-
salrand der Fusswurzel durch kleine Höcker oft mehr oder weni-
ger rauh. Bei den Weibchen ist weder eine Spur von Schwielen-
bildungeu zu sehen, noch sind bei ihnen die hellen, etwa sandkör-
nerartigen Erhabenheiten an den Hinterextremitäten von dunklen
Höckern gekrönt. Ferner werden als bleibende Geschlechtsunter-
schiede folgende augeführt:
Männchen. — Kopf kürzer, Rumpf abgeplatteter, Vorderarm
kürzer und kräftiger gebaut (Lataste), Schwimmhäute länger (Ca-
merano); rudimentäre Stimmsäcke (Heron Royer).
Weibchen. — Kopf länger, Rumpf gewölbter, Vorderarm länger
und zierlicher gebaut (Lataste), Schwimmhäute kürzer (Camerano),
keine Stimmsäcke (He'ron-Royer).
— 304 -
Von diesen unterschieden sind in der Praxis zwei die brauch-
barsten, nämlich die mehr oder weniger kräftig entwickelte Mus-
kulatur des Vorderbeines und die geringe Gelenkigkeit desselben,
sowie die Ausdehnung der derben Schwimmhaut an den Zehen.
Obschon während des Aufenthaltes im Wasser oder während der
Brutzeit etwas stärker entwickelt, erreichen heim Weibchen die
Schwimmhäute in der Regel nur das erste Zehenglied; in seltenen
Fällen dehnen sie sich etwas darüber aus ohne jedoch das zweite
Drittel (vom Mittelfussknochen an gemessen) oder die halbe Länge
des Zehengliedes an der längsten Zehe zu erreichen, von da an
zieht sich an den längeren Zehen ein schmaler Randsaum hin.
Beim Männchen mögen die Schwimmhäute eine derartige geringe
Ausdehnung nur während seiner periodisch eintretenden Schlum-
merzeit zeigen, beim wachen Thiere aber sind sie bedeutend stär-
ker entwickelt und reichen bisweilen beinahe bis zur Spitze der
Innenzehen und reichlich bis zum zweiten Zehengliede.
Larve
Die Larven von D. pictus sind klein; meine grössten Corsicaner
messen 32 mm, wovon auf den Schwanz 19 mm kommen; die grösste
Schwanzhöhe beträgt 6 mm und die Hinterbeine sind 10 mm lang.
Hinsichtlich ihrer Form sind die Larven sehr veränderlich; die cor-
sicauischen haben einen breiten Rumpf und einen nach vorn stark
verschmälerten, etwa dreieckig ausgezogenen Kopf, bei den algie-
rischen Exemplaren hingegen ist der Rumpf weniger breit, gestre-
ckter, während der Kopf abgerundeter und nicht so stark nach
vorn verschmälert erscheint. Kopf und Rumpf sind spurweise oder
auch gar nicht von einander abgesetzt und von etwa elliptisch
eiförmiger Gestalt. Im Profil geseheu erscheint die längs der Wir-
belsäule und Kopfmitte gezogene Linie bogenförmig, bald senkt sie
sich vorn ganz allmählich nach unten, bald fällt sie von den Na-
senlöchern an ziemlich steil nach abwärts; die Rumpfseiten und
der Bauch können stark oder auch nur scwach aufgetrieben er-
scheinen; in der Kehlgegend befindet sich eine ziemlich tief ein-
gedrückte Aushöhlung, wodurch der Schnauzentheil, von der Seite
gesehen, ein Schnabel- oder rüsselartiges Aussehen erhält. Die
massig grossen, mehr oben als seitlich liegenden Augen sind ziem-
lich nahe aneinander und weit nach vorn gerückt, der Interocu-
larraum ist kleiner als der Mund und ungefähr doppelt so gross
wie der Abstand der nach vorn gerichteten kleinen Nasenlöcher;
— 305 —
letztere liegen viel näher dem Auge als dem Munde. Die Lippen
sind am Aussenrande mit winzigen Papillen besetzt; die Oberlippe
greift an den Mundwinkeln ein klein wenig über die untere hinweg.
An der Innenfläche der oberen Lippe befinden sich zwei sehr lange,
bogenförmige, ununterbrochene, hintereinander gestellte Zahnreihen,
an der Innenfläche der Unterlippe aber sind drei Zahnreihen zu
sehen, wovon die äussere kurz, und median gelegen, die darauf
folgende zweite gleichfalls ununterbrochene etwas länger und die
dritte in zwei Hälften zerlegt erscheint. Die dunklen Zähnchen
sind sehr klein, ihre trichterförmig geöffnete Basis ist massig breit;
der vom Basaliheil bald weniger, bald stärker abgesetzte löffellartig
erweiterte und schwach gebogene Kopf ist am Rande mit 11 bis
15 zierlich angeordneten, oben dicht, unter weniger dicht anei-
nander gestellten abgerundeten Zacken besetzt; in der Regel be-
finden sich unterhalb des Zahnes zwei Ersatzzähnchen, die genau
dem oberen Zahn ähnlich sind. Der schmale dunkle Oberkiefer
verdeckt die untere Kieferhälfte und liegt ziemlich tief im Munde.
Das kleine Kiemenloch liegt in der Mittellinie des Körpers und
srheint etwas näher an die Schnauze als an den Schwanz gerückt.
Der Schwanz ist ziemlich lang, am Ende ziemlich breit abgerundet,
sein oberer Flossensaum setzt sich mehr oder weniger weit, oder
auch nur spurweise auf den Rücken fort und zeigt nach hinten zu einen
schwach bogenförmig verlaufenden Rand, während der untere Flos-
sensaum am Rande fast geradlinig erscheint; beide Säume nehmen
allmählich und unbedeutend an Höhe zu und sind fast gleich hoch.
Die kurze, mit grosser Oeffnung versehene Analröhre liegt in der
Mittellinie des Körpers.
Die jungen Larven sind am Rücken ziemlich gleichinässig dun-
kelbraun, am Bauche weisslich grau; bei älteren Individuen hellt
sich die Rückenmitte gegen die Scwanzwurzel hin auf und es zei-
gen sich kleine dunkle Fleckchen; später tritt allgemein eine Auf-
hellung des Untergrundes auf, während die dunklen Flecken sich
reihenweise anordnen, grösser werden und bisweilen, wie es z. B.
bei den corsicanischen Larven der Fall ist, zusammentUessen und
allerdings nur andeutungsweise die charakteristiehe Zeichnung des
vierbeinigen Thieres bilden, insbesondere pflegt der Fleck am Hin-
terkopf und Nacken sich scharf ausgeprägt abzuheben. Der flei-
schige Theil des Schwanzes ist entweder gleichmässig auf gelblichem
Grund dicht, aber äusserst fein und undeutlich bräunlich gepunktet
oder, so namentlich oben, mit grosseren, aber wenig zahlreichen
braunen Sprenkeln besetzt; im erstem! Fall erscheint der Flossen-
20
— 306 -
sauin fein dunkel bestäubt, im letzteren mit etlichen mehr deut-
ichen Fleckchen versehen; die untere Flosse, besonders nach vorn
Izu, ist spärlich gezeichnet. Die Beine erhalten schon sehr früh
dunkle Fleckchen, die sich allmählich zu Querbarren gestalten. Zu-
gleich mit dem Hervorsprossen der Vorderbeine zeigen sich auf
der ganzen Oberseite des Kopfes, Rumpfes und der Beine weisse
Punkte und weisse winzige Höckerchen, während der Untergrund
bräunlichgrau und die Unterseite gelblichweiss erscheinen. Die
jungen, im grossen und ganzen in Betreff ihrer Färbung und Zeich-
nung den ausgewachsenen Individuen ähnlich sehenden Discoglossus
sind unmittelbar nach ihrer Verwandlung 11 mm lang.
Eine ausführliche Beschreibung der Larve von Discoglossus ent-
hält die schöne Schrift Lataste's, welche in den Act. Soc. Lin.
Bordeaux, t. XXXIII betitelt „Etüde sur le Discoglosse" erschienen
ist; ihr sind unter anderem vier Abbildungen der Larve und mehrere
andere, die zur Veranschaulichung der Bezahnung und des pigmen-
tirten Netzwerks auf der Hautdecke der Larve dienen, beigefügt. Nicht
minder wichtig für die Geschichte der Entwicklung dieser Larve
ist ferner die im Bull. Soc. Zool. de France, 1885, publicirte und
von nicht weniger als zwölf Figuren begleitete Schrift Heron-
Royer's. Endlich soll F. E. Schulze über die Larven von D. pictus
in den Sitzgsber. Ges. Hat. Fr. Berlin, 1886, Jß 2, S. 5 and As 3,
S. 31 Mittheilungen gemacht haben; diese Schrift ist mir leider
unbekannt. Kopien der Abbildungen von Lataste finden sich aus-
serdem in Camerano's „Monografia degli Anfibi anuri italiani".
Lebensweise.
D. pictus lebt in den wärmeren Gegenden den grössten Theil
des Jahres im Wasser, wo er sich mit Vorliebe an den wenig tiefen
Stellen aufhält. In Bezug auf die Temperatur oder die Beschaffenheit
des Wassers scheint er weniger wählerisch zu sein, da er sowohl in
kristallhellen Gebirgswassem, als auch in sumpfig und salzhaltigen
Seen, wie sie an der Östküste Sit iliens sich vorfinden, gedeiht.
Und, wenn ich richtig unterrichtet worden bin, soll er sogar die
warmen Quellen auf einigen Eilanden im Tyrrhenischen Meere nicht
verschmähen. Am häufigsten sind es die Ufer, die von ihm bewohnt
werden und hierin ähnelt er dem grünen Wasserfrosch, mit dem
er auch sonst bezüglich seines wilden Natureis viel Gemeinschaft-
liches hat, nur insofern ist ein Unterschied zu verzeichnen, als R.
esculenta in der Regel am Wasser ihre Ruheplätze wählt und
— 307 —
nur bei drohender Gefahr oder zur verhältnissmässig kurz andau-
ernden Brutzeit sich ins Wasser begiebt, während Discoglossus im
Wasser auf dem Ufergrunde sitzend und nur seinen Kopf aus dem
Wasser streckend die milde Jahreszeit verbringt. Auch pflegt er
nicht, obgleich ein guter Schwimmer, auf der Flucht weit hinaus
zu schwimmen und erst in grösserer Entfernung von Ufer unter-
zutauchen, sondern taucht, wenn es irgendwie möglich ist, gleich
in der Nähe seines Sitzplätzchens; wird aber von seinem Verfolger
desto leichter im Schlamme oder unter einem Steine entdeckt,
umsomehr da er in vielen Fällen nur seinen Kopf in Verwahrung
bringt und Rumpf und Beine exponirt; hierin übrigens sehen sich
alle Anureu, namentlich aber die Frösche ähnlich und scheinen
darin übereinzustimmen, dass die Gefahr, die sie nicht sehen für
sie nicht vorhanden ist. Im fliessenden Wasser oder in vom Was-
ser reich durchströmten Gegenden stösst man selten auf eine grös-
sere Auzahl von Exemplaren beisammen und es scheint beinahe,
dass die Stromschnelle diesem Wasserbewohner par excellence mit
sich fortreisst und das gesellige Zusammenleben stört. Hingegen
in wasserarmen Strichen und in Sümpfen soll er zahlreicher an
einem und demselben Orte hausen, so z. B. sah F. Müller sie in
Menge in dem Sumpfe hinter Torre di Capitello bei Ajaccio und
meldet, dass bereits Ende Januar Discoglossus in der bei Ajaccio
und zwar in der Nähe von Madonna del Carmina, nahe am Meer ge-
legenen Lache sich vorfanden. Auf Corsica hatte ich Gelegenheit
diese Art nur im Sommer und im Herbst und blos im Gebirge zu
beobachten und habe sie ausschliesslich im Wasser angetroffen; die
ausgewachsenen Männchen waren zu dieser Zeit sämmtlich mit ko-
pulatorischen Bürsten ausgerüstet. Ihr Aufenthalt im Wasser ist je
nach Ort und Klima von verschiedener Dauer. In Nordafrika, wo
bekanntlich die Mitte des Winter für alle Lurche diejenige Jahres-
zeit ist, welche dem Frühjahre in Mitteleuropa entspricht, hingegen
die wärmere Periode des Jahres von ihnen zu einer Art von Som-
merschlaf benutzt wird, trifft mau den Discoglossus mit Ilochzeits-
attributeu ausgerüstet im Februar und wohl auch früher im Was-
ser an und aus Spanien erhält man schon Ende Februar trächtige
Weibchen und brünstige Männchen. Boscä will letztere sogar im
Dezember vorgefunden haben. Vermulhlich um diese Zeit herum
obliegen die Thiere im Freien ihrem Laichgeschäft. In der Gefan-
genschaft gehalten, laichten bei Lataste algerische Individuen Mitte
Februar, die spanischen aber um einen Monat später. He'ron-Royer
sah gegen Ende Mai in seinem Aquarium einen männlichen Disco-
20*
Q
<;8
glossus versuchen sich mit einem Weibchen zu begatten, aber er-
folglos, da letzteres ihm aus seiner Umarmung entschlüpfte. Mitte
Juli war dieser Forscher Augenzeuge der Paarung und des Laichens
bei seinen Pfleglingen, die allem Anscheine nach aus Algerien
stammten. Ueber die Art und Weise wie die Begattung stattfindet,
wird weiter die Rede sein. He'ron-Royer giebt an seine männli-
chen Discoglossus schreien gehört zu haben und da der Genannte
dabei von Lockrufen spricht, die dem Weibchen gelten und etwa
wie sieben oder acht Mal rasch aufeinander folgende und abwechselnd
stärker und schwächer klingende „ra-a" lauten, so kann man vermu-
then, dass diese Art nur während der Brutzeit ihre Stimme hören
lässt. Lataste hingegen ist es gelungen nur leise ausgestossene Töne
wahrzunehmen, die ähnli h dem Lärm waren, welchen gewisse
Käfer durch das Reiben an der Hautdecke hervorzuheben pflegen;
er giebt ferner an, dass Boscä ihn auf den Schmerzenslaut beim
Discoglossus aufmerksam gemacht hat. „Tandis que le jeune Dis-
coglossus" schreibt nämlich Boscä an Lataste, „qu'on tourmente
pousse un cri semblable au miaulemeut d'un jeune chat, l'adulte
emet un son qui rapelle le petit cri deJlicat et deutelt d'une souris
en rut". Mir erging es ähnlich wie Lataste; auf Corsica, in den
(regenden, wo Esculenta fehlte, Discoglossus aber sich vorfand,
habe ich nie eine Auurenstimme zu hören bekommen und meine
Pfleglinge waren, sei es weil sie auf der Reise in ihrem engen
Behälter in übler Stimmung sich befanden, oder weil zu Hause
angelangt die ungünstige Jahreszeit bald eintraf, stumm. Darüber,
ob Discoglossus auf dem Lande oder im Schlamme vergraben den
zu gewissen Jahreszeiten eintretenden Winter- oder Sommerschlaf hält,
habe ich keine Erfahrungen *). Jedenfalls zwischen diesen periodisch
wiederkehrenden Schlummerzeiten trifft man ihn im Freien selten
ausserhalb des Wassers und nähert man sich ihm allzunahe, so sucht
') In Gefangenschaft gehaltene Discoglossus verbringen den Winter im Sande
und in lockerer Erde vergraben, kommen aber ab und zu aus ihren Verstecken
heraus um ein Bad zu nehmen und Nahrung zu suchen. Auch im Sommer sitzen
die Thiere viel in der Erde, aber nicht so tief vergraben wie im "Winter; meistens
stecken sie den Kopf an die Oberfläche empor, um auf vorbei kriechende und
vorüber fliegende Insekten zu lauern. Namentlich verwundete Individuen halten sich
gern in der Erde vergraben; die Hautwunden, ja sogar die bei den Amphibien
gefährlichen Wunden am Maule heilen in der Regel sehr rasch, wenn dem Thiere
die Möglichkeit gegeben ist sich in reine, lockere Erde zu verkriechen. Der Disco-
glossus verliert in der Gefangenschaft, wenn man zart mit ihm umgeht, seine
Scheu, lässt sich aber nicht anrühren und wird geradezu wild und unbändig wenn
man es thut; die Weibehen legen mehr Zutrauen gegen ihren Pfleger an den Tag
als die Männchen.
— 309 -
er alsbald zu entwischen, was ihm mitunter gelingt, da er als
geschickter Springer und gewöhnlich ortskundig die Richtung des
Wassers einschlagt und im Nu sein Wasserbecken erreicht, oder
aber er macht sich dem Feinde unsichtbar, indem er auf der
Erde niederkauert und ausharrt bis die Gefahr vorüber ist; so
sieht man ihn öfters im Käfig sitzen, wobei er seinen Rumpf bis
zur Uliförmlichkeit aufbläht und abplattet. In der Gefangenschaft
behagt ihm allem Anscheine nach am meisten ein mit nassen
Kieselsteinen bedeckter Boden.
In der neueren Zeit haben Lataste und He'ron-Royer Erfahrun-
gen über das Fortpflanzungsgeschäft des Discoglossus gesammelt
und darüber berichtet. Aus diesen allerdings in der Gefangenschaft
gemachten Beobachtungen geht hervor, dass die Begattung im
Wasser stattfindet und dass das Männchen seine Gattin um die
Lenden umfasst. Das Weibchen, obschou paarungslustig, macht ge-
wöhnlich dem Männchen viel zu schaffen ehe sie sich ihm hingiebt;
anfangs soll es ihren Freier förmlich necken und reizen, macht
er aber Anstalten sie mit seinen Vorderbeinen zu packen, so
entwischt sie ihm, kommt aber immer wieder zurück, wohl durch
sein Locklied „ra-a, ra-a" angezogen. Dieses Liedchen klingt zu
Anfang leise und schüchtern, wird aber nach und nach lauter und
mit Leidenschaft vorgetragen. Gelingt es dein Männchen sich der
Umworbenen ungestüm zu bemächtigen, bevor diese bereit ist ihre
Eier abzustossen, so geberdet sie sich in seiner Umarmung wild,
wendet und dreht ihren Körper derart, dass beide Brust an Brust auf
dem Boden des Behälters ringen und sich herumwälzen, sie stösst dabei
mit ihren Beinen weit umher, indem sie sich gegen die Brust und
die Schenkel des Männchens stemmt; ihre schlüpfrige und straff
gezogene Haut kommt ihr dabei zu statten, denn sie befreit sich
nach einer Weile und lässt den in seinem Liebeseifer gestörten,
von krampfhaften Zuckungen in der Becken- und Lenden-Gegend
befallenen Gatten auf dem Kampfplatze liegen. Erholt von seinem
Anfalle scheint er durch das Misslingen seiner Versuche sich zu
begatten auch nicht im mindesten verblüfft, sondern sucht sein
bevorzugtes Sitzplätzchen wieder auf und lässt sein Schnarren
womöglich noch kräftiger ertönen, als wäre er soeben Sieger im
Kampfe geblieben. Inzwischen hat sich seine Gattin eines besseren
bedacht, die Legezeit ist herangetreten, sie nähert sich gefügiger
dem Gatten und lässt sich dieses Mal von ihm umarmen. Diese
Umarmung dauert aber nur kurze Zeit; es entfallen der Kloake
einige wenige Eier, worauf das Weibchen sich entfernt, während
— 310 —
das Männchen mit seinen Werbungen fortfährt. Auf diese Weise
vergehen die Abendstunden; erst nachts lässt sich das Weibchen
auf längere Zeit umarmen; die Laichkörner werden eiuzeln gelegt
und der Laich wird befruchtet. In den zwei darauf folgenden
Abenden und Nächten wird das nämliche mit dem gleichen endgül-
tigen Erfolge begleitete Liebesspiel erneuert, tags über aber pausirt.
Die Eier, theilt uns He'ron-Royer mit, kleben fest am Boden des
Aquariums ohne aneinander zu haften. Aus Vorsicht wurden sie in
dem am meisten erhellten Eck zwischen der Glasscheibe und einem
Ziegelstein gelegt; sie waren nebeneinander gereiht und bildeten
ein Beet von 7 bis 8 cm in Quere und Länge; der von ihnen
verdeckte Platz war rechteckig und die Eier lagen darauf in dicht
gedrängten regelmässigen Serien, genau wie Perlen vertheilt, und
nur diejenigen Eichen, welche anfangs abgestossen und vom
herumtobenden Weibchen auseinander geworfen waren, schwömmen
vereinzelt an der Wasseroberfläche umher oder blieben an Pflanzen
kleben. Der Dotter soll einen Durchmesser von 1 mm haben, an
seiner oberen Hälfte braunschwarz, an der unteren weiss erscheinen
und anfangs von einer dünnen Hülle, die einige Stunden später
aufquillt und eine Dicke von 1 bis 2 mm erhält, umgeben sein.
Am dritten Tage vertat der 3 mm lange Embryo die Eihülle und
setzt sich an der Wand des Behälters an. Die Embryonalentwicke-
lungsvorgänge nehmen weniger wie zehn Tage in Anspruch, der
Kaulquappenzustand soll 40 bis 50 Tage dauern (He'ron-Pioyer). —
Larven von Discoglossus werden in wärmeren Gegenden Corsicas,
so bei Ajaccio, mitten im Winter (F. Müller), im corsicanischen
Gebirge den ganzen Sommer hindurch sowie auch im Frühherbst
und in Algerien im Februar angetroffen. Ob wir daraus den Schluss
ziehen dürfen, dass die Herbstlarven in rauhen Zonen überwintern?
Ueberhaupt fällt es bei einer Art, wie Discoglossus pictus,
die in den verschiedensten Klimaten lebt und folglich an die
verschiedensten Lebensbedingungen anpassungsfähig ist, recht schwer,
und namentlich dann wenn Aufzeichnungen spärlich sind, etwas
gewisses über die Lebensweise derselben mitzutheilen.
Sowohl von D. p i c t u s t y p i c u s als auch von p i c t u s s a r d u s
liegen mir vorzügliche Abbildungen vor. Von den ältesten sind
diejenigen bei Gene', Bonaparte und Otth sehenswerfh. Gene' hat
uns zwei farbige Bilder von sardus sowie die Abbildung des
Beckengürtels hinterlassen, während Bonaparte auf einer der Tafeln
seiner Iconografia die Oberansicht von beiden Formen und auf einer
anderen die Seitenansicht zweier Zeichnungsvarietäten von pictus
— 311 —
typicus iu sitzender Stellung hat abzeichnen lassen. Diese
Seitenansichten sind die weniger gut gelungenen, da die Zugespitzt-
heit des Schnauzenendes wenig siebtbar ist und die Kopflänge
insofern nicht ganz natürlich erscheint, als auf dem Lande der
Discoglossus nur dann seinen Kopf so hoch hebt, wenn er nach
einem Insekt schnappen will. In den nämlichen Fehler ist auch
derjenige Künstler, der die schönen Tafeln zu Lataste's „Etüde sur
le Discoglosse" geliefert hat, verfallen, denn eine solche, mau
möchte sagen aufrechte Körperlage und eine solchen aufgeweckten
und nüchternen Ausdruck, wie es auf Fig. a, b, d wiedergegeben
ist, nimmt der Discoglossus nur dann an, wenn er im Wasser
sitzt; auf dem Lande aber kauert er sich gewöhnlich zusammen,
so etwa wie er auf Fig. c dargestellt ist, und sieht weniger
Eeck aus; seine ganze Haltung verräth, dass das Land nicht sein
klement ist und dass er sich ducken muss, um nicht des Feindes
Beute zu werden. Sonst lassen die Figuren bei Lataste in Bezug
auf die Feinheit der Ausführung und in Betreff des Kolorites
nichts zu wünschen übrig und gehören zu den besten die wir
Amphibiologen besitzen. Die dritte Tafel bei Lataste enthält ferner
sehr willkommene osteologische Details sowie vier verschiedene
Ansichten von der Quappe, Abbildungen von Larvenzähnen und
endlich die Umrisse der Pupille beim ausgewachsenen Thiere.
Camerano's Zeichnung sind gleichfalls lobenswerth. Textfigur 1. a,
b in seiner grossen Anuren-Monographie zeigt die Ausdehnung der
Schwimmhäute an den Zehen biem Männchen und Weibchen; Fig. 2.
a, b, c, d, e geben die Umrisse des Kopfes bei pictus typicus
und bei sardus und Fig. 9 auf Taf. II stellt das Gerippe von
sardus dar, während Taf. III in seiner früheren, in den Atti.
R. Accad. Sc. Torino 1879 veröffentlichten Abhandlung, die drei
von ihm anerkannten Formen veranschaulicht.
Vorkommen.
Diese wohl nur in den westlich gelegenen Ländern des Mittel-
meerbeckens vorkommende Species hat in Europa eine ziemlich
beschränkte Verbreitung. Als ihre eigentliche Heimath muss hier
die pyrenäische Halbinsel angesehen werden, woselbst sie nament-
lich im Westen, also in Portugal, im Süden und in den Central-
provinzen Spaniens allenthalben gemein und an einigen Orten iu
Gemeinschaft mit R. esculenta anzutreffen ist. Aus Portugal
wird sie von Porto (1), Penaliel, Vallongo, Santa Cruz do Bispo
— 312 —
(15), Mattozinhos bei Porto, Braga (1), Goimbra (157), Ovar
(161. p. 253), Setubal und Arrentella in Estremadura (Böttger),
Mertola und Serra de San Mamede in Alemtejo (238. S. 531)
und Monohique in Algrave genannt. Ihre spanischen Fundorte sind
Monte de San Julian de Tuy auf der portugiesisch-galicisehen
Grenze (225. p. 479), Poutevedra, Ferrol, Cabanas in Galieia
(225), Madrid, Somosaguas bei Madrid, Ciudad-Real und Despo-
blado de la Caracollera, Cabeza del Buey in Estremadura (14. p.
253), Sevilla (18), Algeciras (21) und Albacete. Auf den Balearen
ist D. pietus zur Zeit noch nicht nachgewiesen, auf Corsica
dagegen ist er sowohl im Gebirge im fliessenden Wasser, so in
Bastelica, Bocognano, Corte, Vivarrio und Orezza (262. S. 255),
als auch in sumpfigen Gegenden nahe am Meeresufer, so z. B.
bei Ajaccio (163) zu Hause; er soll aber im Süden der Insel
häufiger sein als im Norden. Die corsicanischen Stücke im Museum
in Turin stammen aus Sartene (13). Sein Vorkommen auf Sardinien
ist seit längerer Zeit bekannt, schon Cetti (162) erwähnt ihn
unter dem Namen „Rana acquejola". Alsdann ist es Gene (261)
gewesen, der ihn als auf der südwestlich von Sardinien gelegenen
Insel S. Pietro, in Gallura, Barbagia und Ogliastra vorkommend
angegeben hat. Aus Laras hat ihn Caraerano, vom Gennargentu
Giglioli (48) erhalten und aus der Umgebung von Sassari besitze
ich ein Exemplar. Auf einigen, zwischen dem Festlande Italien
und Corsica liegenden Inseln, so auf Giglio und Montecristo ist er
gleichfalls einheimisch (Giglioli. 326. S. 97). Auf Sicilien scheint
er z. Th. den gemeinen Frosch zu vertreten und die Sümpfe und
Salzseen am Meeresufer zu bevölkern (263). Minä Palumbo kennt
ihn übrigens auch aus den Bergen, so aus den Nebroden, wo im
Madoniagebirge eine besondere Varietät nebrodensis vorkommen
soll (56). Speciellere sicüianische Fundorte sind Villa Julia bei
Palermo, Calatafimi und Giardino Garibaldi in Palermo (327),
Caltanisetta und Catania (240), Modica (328), Faro, Messina und
Siracusa (Giglioli). Dass das Thier auch auf Malta und Gozzo nicht
fehlt, wissen wir durch De Betta (243), Boulenger (9. p. 446)
und Giglioli (op. cit.). Auch soll nicht unerwähnt gelassen werden,
dass De Betta (192) und v. Heldreich (190. S. 76) das Vorkom-
men des Thieres auf Santa Maura im Ionischen Meer verbürgen
wollen. Ausserdem behauptet v. Heldreich, dass es in Attika vor-
käme; darüber, ob diese Behauptung auf eigenen Erfahrungen
beruht, oder nur eine Wiederholung der Angabe vom Dumeril und
Bibron (320. p. 428) ist, kann ich kein Urtheil haben, jedenfalls
— . ( 1 . ) —
aber muss bemerkt werden, dass D. pictus mir weder in Attika
noch auf den Cykladen begegnet ist. Im Museum zu Athen war
im Jahre 1880, als ich Griechenland bereiste, kein einziges Exemplar
des Discoglossus vorhanden; sämmtliche unter diesem Namen im
genannten Museum konservirten Stücke erwiesen sich als R. es-
culenta. Auf die Mittheilung Lataste's, wonach der Discoglossus
in Klein-Asien sich vorfinde, kann ich ebenfalls keinen besonderen
Werth legen, denn diese Fundortsangabe stammt aus zweiter oder
dritter Hand und ist Thieren beigefügt worden, welche aus einer
Naturalienhandlung stammen. Weit mehr Vertrauen verdienen die
meisten auf Belegstücke gestützten Angaben verschiedener Forscher
über das Vorkommen des Discoglossus in Kord-Afrika; sein Wohn-
gebiet scheint sich hier von Tunis an (9) auf Algerien und Ma-
rokko auszudehnen. In Algerien ist er sowohl an der Küste, so z.
B. in Jardin d'essais (6), in der Umgebung dieser Stadt und in
Oran, als auch im Inneren, wie z. B. in Biskra (Lataste), in der
Provinz Coustantine (329. p. 202. — 292. S. 475) und in Tlemsen
(207) von Strauch, Lataste, Kobelt und anderen gesammelt worden.
Aus den Angaben Camerano's (4. 328) und BöUger's (5) geht
ferner hervor, dass er an verschiedenen Punkten in Marokko sich
findet. Das Museum in Turin besitzt Stücke aus Tetuan und Moga-
dor und in der Senckenbergischen Sammlung sind Exemplare vor-
handen, welche in Tanger, Casablanca und zwischen Mogador und
Marokko erbeutet worden sind. — Auf Corsica beobachtete ich diese
Art bis nahezu 750 m. Seehöhe.
15. BOMBINATOB PACHYPUS (FITZ.), BONAPAR-
TE. 1838.
Synonymie und Literatur.
Bombinator pachypus Bonaparte, Iconografia della Fauna ifca-
lica, II. c. flg. Boulenger, in Bull. Soe. Zool. de France, 1888,
p. 175. — B. bombinus Boulenger, in Proc. Zool. Soc. London, 1886,
p. 499, pl. L, flg. 1. Her on- Roy er, in Bull. Soc. Zool. de France,
1887, p. 640, pl. XI et XII, flg. 2, 10, 12, 13, 46—49. Wolter-
storff, in Zeitschr. f. gesammt. Naturwiss. 61 Bd. S. 28. — Feuer-
kröte, Rösel, Hist. nat. ranar. nostrat. tab. 22, p. 97. Beckstein,
De la Cepede's Naturgesch. d. Amphibien, IL Weimar, 1880 (Spielart).—
Rana bombina Sturm, Deutschland^ Fauna, III. in. Tat*. Latrjüle,
— 314 —
Hist. nat. Salamandres de France, p. XXXIX. — Bufo bombinus Dau-
din, Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 75, pl. 76; Hist. nat. Rept. VIII,
p, 146. Schinz, Fauna helvetica, p. 145. — Bombina ignea, v. Bei-
der u. Hahn, Fauna boica, III. ra. Taf. Koch, in Sturm, Deutschi.
Fauna, III. 182S (nach Boulenger!).— Bombinator igneus I)u-
mdril et Bibron, ErpeHologie gener. VIII, p. 487. Lataste, iu Revue
intern, des Sciences, 1878, p. 494. Bonaparte, Amphibia europea, 1. c.
part. Schlegel, De Dieren van Nederland. Gewerveide Dieren. Haarlem,
1862,. p. 36. PI. II. De Betta, Rettili ed Anfibi, in Fauna d'Italia.
Fatio, Faune des Verte'bre's de la Suisse, III, p. 369. Camerano, in
Mem. R. Accad. Sc. Torino, 1883, p. 211. Leijdig, Die anuren Ba-
trach. d. deutsch. Fauna, S. 60. Fig. 9, 10, 31, 32, 51, 63, 64,
72—74, 76. Boulenger, Cat. Batr. Sal. Coli. Brit, Mus. p. 447.
v. Bedriaga, in Zoolog. Anzeiger, 1879, S. 664. De Betta, Erpetolog.
Prov. Venete e del Tirolo merid. Accad. Agricolt. Arti e Commercio di
Verona, XXXV. Lataste, Essai d'une Faune herpetolog. de la Gironde.
Bordeaux, 1876. Koch, Formen u. Wandlungen d. ecaudat. Batrach.
d. Unter-Main- u. Lahn-Gebietes, S. 45 (Var. b r e v i p e s). Schreiber,
Herpetolog. europaea, pp. 95, 96 (Var. a). — B. brevipes, Lichten-
stein, Nomenciator rept. et amphibior. mus. zoolog. Berolinensis, p. 40
(nom. nud.). Bombinator, Brach, in Würzburg, naturwiss. Zeitschr.
IV. S. 96.
Aeusserer Habitus.
Der Körper ist plump, gedrungen und von oben niedergedrückt,
nur zwischen den Schultern ist eine schwache Wölbung sichtbar;
der Kopf ist deutlich kürzer als im hintersten Theile breit, oben
platt, mit im Vergleich zu bombinus breit abgerundeter Schnauze
und schief nach aussen und unten gerichteten Seiten. Die Schnau-
zenkante ist verrundet; die Kehle ist nicht aufgetrieben. Die klei-
nen, nach oben gerichteten Nasenlöcher stehen von einander na-
hezu ebenso weit entfernt wie von den Augen; der Zwischenraum
zwischen ihnen ist ungefähr dem Interpalpebralraume gleich, die
Breite des Lides hingegen ist merklich grösser als der Abstand der
Augen von einander. Die nahe an einander stehenden grossen Augen
sind konvex nach oben und aussen gerichtet und im Durchmesser
grösser als die Entfernung der äussersten Ränder der Nasenöffnun-
gen von einander. Die Pupille hat die Umrisse eines Kartenher-
zens oder eines Dreieckes, dessen spitz auslaufender Winkel nach
unten und dessen zwei übrige abgerundete Winkel nach hinten und
vom gerichtet sind; sowohl die Seitenränder als auch der Oberrand
der Pupille sind bogig. Die Pupille ist fast ebenso hoch wie breit.
Nachts ist sie nicht einfach kreisrund, wie Bruch angiebt, sondern
— 315 —
rund mit einem nach unten zu gerichteten vertretenden stumpfen
Winkel, allerdings ziemlich genau so wie bei den meisten unserer
Batrachier. Wenn Bruch ausserdem sagt, dass die Pupille bei Bom-
binator „nicht eigentlich dreieckig, wie Wagler und Tschudi mit
einiger Abweichung angeben, sondern dreispaltig, nämlich eine senk-
rechte Spalte, welche sich nach oben in zwei kurze Seitenscheukel
spaltet" aussieht, so ist mir dieser Satz, namentlich, wenn ich mir
die Beschaffenheit der Pupille an den vor mir sitzenden lebenden
Feuerkröten näher betrachte, nicht klar.
Das Trommelfel und die Ohrdrüse fehlen; ebenso die Stimmsä-
cke; die Warzen hinter den Augen können jedoch etwas stärker
entwickelt erscheinen und eine wulstartige Hervorragung bilden.
Oberkinnlade und Gaumen sind bezahnt, Unterkinnlade zahnlos. Die
Oberkieferzähue sind von Leydig in seinem Buche über die Anuren
auf Taf. IV abgebildet worden; sie sind stark einwärts gekrümmt
und mit hakenförmigen, zweispitzigen oder zweilappigen Enden ver-
sehen. Die Zähne am Gaumen bilden eine in der Mittellinie des
Gaumens unterbrochene, hinten und zwischen den Choanen stehende
Reihe. Die gewöhnlich breitere als lange, ziemlich glatte Zunge ist
mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festge-
wachsen, nur die Seitenränder sind in geringer Ausdehnung frei.
Die Gliedmassen sind etwas kräftiger entwickelt als bei bom-
binus das nach vorn gestreckte Vorderbein erreicht mit der Spitze
des kürzesten Fingers die Schnautzenspitze. Die Hand ist breiter,
die Finger sind kürzez und stärker abgeplattet als bei bombinus;
zwischen dem längsten dritten, dem zweitlängsten vierten und dem
drittlängsten zweiten Finger sind beim Männchen, namentlich zur
Brunstzeit, ganz kurze, aber ziemlich derbe Bindehäute zu sehen.
Der Daumen ist ziemlich dick und kürzer als die übrigen Finger;
der Längenunterschied zwischen dem 2. und 4. Finger ist ein un-
bedeutender, diese beiden Finger können fast gleichlang sein. Der
Daumenballen ist grösser als bei bombinus, insbesondere beim
brünstigen männlichen pachypus; ihm gegenüber auf dem ent-
gegengesetzten Rande der Handwurzel sitzt ein bedeutend kleinerer
Ballen und dazwischen kann sich noch ein dritter hiuzugesellen,
der bei den aus Dalmatien stammenden Stücken so gross und so
stark hervortritt, dass ich vorschlagen möchte, falls es sich erge-
ben sollte, dass die Dalmatiner stets mit drei deutlich ausgepräg-
ten Hautballen versehen sind, sie als Var. Kolombatovici zu
benennen, zu Ehren des Prof. Kolombatovic, dem ich die mir vor-
liegenden Individuen aus Spalato verdanke. Die kräftig gebauten.
- 31G —
und dicken Hinterbeine erreichen, nach vorn gelegt, mit dem Fer-
senhöcker das Auge (c?), oder aber nur die Mundwinkel, wie es
bei den Weibchen der Fall zu sein pflegt. Der Fuss, vom kleinen
Fersenhöcker an gemessen ist kürzer als der Unterschenkel, oder
aber Fuss und Unterschenkel haben dieselbe Länge. Die Zehen
sind etwas kürzer, aber breiter und stärker gebaut als bei b o m-
binus, sie sind sehr breit, abgeplattet, gegen die Spitze zu we-
niger dünn auslaufend und nie so spitz wie bei bombinus en-
dend; sie nehmen von der 1. zur 4. rasch an Länge zu, während
die 5. Zehe kürzer als die 3. ist. Die Unterschiede in der Zehen-
länge scheinen mir beim Weibchen grösser zu sein als beim Männ-
chen, namentlich hinsichtlich der drei letzten Zehen. Die Spann-
häute sind bedeutend länger und weniger stark ausgerandet als
bei bombinus: beim Männchen erreichen sie fast die Spitze der
vier ersten Zehen und die Spitze der 5. Zehe, beim Weibchen
lassen sie die letzten Glieder an den ersten drei Fingern frei und
erstrecken sich an der 4. und 5. Zehe bis nahezu zur Spitze hin;
zur Brunstzeit erscheinen die Schwimmhäute etwas stärker entwi-
ckelt als ausserhalb derselben. Die Gelenkhöcker fehlen; es sind
höchstens einige glatte oder mit Harnhöckern versehene Warzen
an der Unterseite des Fusses vorhanden.
Die Oberseite des Thieres ist namentlich am Rücken und an
den Schenkeln in der Regel mit zahlreichen, ungleich grossen, bis-
weilen in Gruppen angeordneten, meist grösseren Warzen als bei
bombinus besetzt, welche mit dunklen, bald grösseren, bald klei-
neren Hornhöckern oder Hornstachelu gekrönt sind; jede Warze ist
entweder nur mit einem solchen Höcker besetzt, oder aber der
Höcker wird von mehreren anderen umringt. Vergl. Fig. 76 in
Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna. Die Unterseite
ist mit flacheren, weniger zahlreichen Warzen und weniger stark
entwickelten Hornhöckern versehen, sie kann auch ganz glatt er-
scheinen; am stärksten ausgebildete und wie wahre Dornen aus-
sehende Höcker finden sich auf den Schenkeln; die Warzen auf
den Lidern sind in der Regel grösser als bei B. bombinus.
Masse in mm. S- Körperlänge 41; Kopflänge 12.5, Kopfbrei-
te 13.5, Hinterbein 51, Oberschenkel 14.5, Unterschenkel 14.5,
Fuss, vom Fersenhöcker an gemessen 14.5, Vorderbein 19.5.—
9. Körperläuge 40.5, Kopflänge 12, Kopfbreite 13, Hinterbein 49,
Oberschenkel 14, Unterschenkel 14.5, Fuss 13, Vorderbein 19.5.
— 317 —
Färbung und Zeichnung.
Die Oberseite ist gleichförmig grau, manchmal ins Olivenfarbige,
häufiger ins Braune spielend, mit in der Regel nicht sehr zahl-
reichen, kleinen und meist undeutlich ausgeprägten dunklen, eher
dunkelgrauen und braunen als grünen Flecken und von dunklen
Hornhöckern oder Hornstacheln gekrönten Warzen. Die dunkle Fle-
ckung tritt am deutlichsten an der Oberkinulade, an den Rumpfseiten
und auf den Beinen zum Vorschein und kann an letzteren na-
mentlich oberseits auf dem Unterarm, am Unterchenkel, auf
der Fusswurzel und dem Fusse eine grünliche Querbänderung
bilden; die dunklen Flecken am Rücken und auf den Lidern
sind gewöhnlich weniger scharf umgränzt; am Vorderrücken tre-
ten bisweilen zwei nach rückwärts divergirende, kurze dunkle
Striche auf, die, obschon sie vom nicht zusammenstossen, etwa
die Figur eines breiten V bilden; vor diesen findet sich biswei-
len ein, allerdings nur spurweise angedeuteter Fleck, welcher
stets heller als der Untergrund erscheint und in Verbindung mit
einem ähnlichen am Hinterrücken sich befindenden Fleck eine Form
annimmt, die etwas an die X-förmige Figur bei Pelodytes erinnert.
Bei Thieren im Wasser, insbesondere aber zur Brunstzeit, erschei-
nen die Körperoherseite, sowie die Gliedmassen, wie Leydig es
bereits erwähnt hat, mit einem Bronzeschimmer überflogen. „Es ist
dasselbe Pigment", sagt Leydig, „welches auch der Iris die braune
Erzfarbe giebt". „In den ilochalpen, z. B. bei Lebermoos", fügt
derselbe Gewährsmann hinzu, „dann im unteren Innthal, war allge-
mein der Rücken der von mir gesammelten ausgewachsenen Thiere
stark dunkel, beinahe schwarz; wohl aus gleichem Grunde, warum
in feuclitea, kühlen Gebirgsgegenden auch die Farbe anderer hö-
herer und niederer Thiere gern ins Dunkle zieht. Exemplare, die
man bei uns in schattigen Waldgräben antrifft, zeigen auch oft
eine schwärzliche Rückenfarbe, welche sich, indem man die Thiere
zu Hause hält, in ein lichtes gelblich Grau umsetzt" Nahezu ober-
seits fleckenlose und einfarbige Individuen von B. pachypus
kommen gleichfalls vor. Die Unterseite ist vorherrschend gelb, doch
nicht selten auch gelblich weiss oder orange. Auf dieser, im Ge-
gensatz zu bombinus hellen Grundfarbe stehen bald grössere,
bald kleinere, mehr oder weniger dunkle, graue, blaugraue, zu-
weilen etwas dunkler, fast schwarz umrandete und helle Punkte
enthaltende, bald von einander getrennte, bald wieder theilweise
untereinander zusammenhängende und Marmelbinden bildende Fle-
— 318 —
cken, welche sich aber wohl nie in dem Grade ausbreiten, da?s
sie den Grundton verdrängen. Die dunklen Flecken oder Kreise
auf der Kehle sind nur in geringer Zahl vorhanden; das Gelb der
Kehle ist von dem des Bauches in der Regel durch ein dunkles
Band getrennt; hingegen erstreckt sich die gelbe Grundfarbe der
Rumpfunterseite meist ununterbrochen bis auf die Unterseite des
Vorderarmes, nur an der Handwurzel findet gewöhnlich eine Un-
terbrechung der Grundfarbe statt, indem der graue, dunkel gefleckte
Fond der Oberseite der Beine sich nach unten zu ausdehnt, so
dass das Gelb hier einen grossen, den grössten Theil der Hand-
wurzel einnehmenden Fleck bildet und den ersten Finger unten
und am Innenrande überzieht, während die übrigen drei Finger dun-
kel, und nur an ihren Spitzen sowohl unterseits, als auch in den
meisten Fällen oben gelb erscheinen. Auf der Brust können, ob-
schon selten, die dunklen Marmelbinden derart zusammenfliessen,
dass die Grundfarbe in Form von zwei Flecken auftritt, also ähnlich
wie bei bombinus. Das Gelb des Bauches setzt sich wohl stets
ohne Unterbrechung jederseits auf die Oberscheukelunterseile fort
und bildet hier eine sich schlängelnde oder am Rande vielfach
ausgezackte Binde, welche einen breiten Ast nach oben auf die
Hinterfläche des Oberschenkels en'sendet, der mitunter bei der Be-
trach'ung des Thieres von oben sichtbar ist. Aehnlich wie bei
bombinus zieht sich auch bei pachypus eine gelbe, aber brei-
tere Binde auf der Unterseite der Fusswurzel entlang, nur insofern
ist ein Unterschied vorhanden, als diese Binde in der Regel mit
dem gelben Fleck auf der Sohle vereinigt erscheint und nicht wie
bei bombinus von diesem getrennt ist. Auch erscheint dieser
F'eck an der Sohle etwas grösser wie bei letzterem, denn er ent-
spricht der Breite von meistens vier Zehen, er dehnt sich etwas
weiter auf den Innenrand der kürzesten Zehe aus und tliesst bis-
weilen mit dem Gelb zusammen, das die Innenseite der Fusswurzel
überzieht; die erste Zehe ist unterseits gelb, mitunter mit einem
dunklen Querfleck gezeichnet, auch oberseits ist diese Zehe gelb
gefleckt; alle Zehenspitzen sind gelb; die Spannhäute dunkel ge-
ädert und gefleckt, jene zwischen der kleinsten und der zunächst
liegenden Zehe mit einem hellen Fleck versehen. Schliesslich muss
noch erwähnt werden, dass die weisslichen, von dunklen Flecken
umgebeneu Punktilecke, welche bei bombinus an den Rumpf-
und Bauchgrenzen, an den Kehlseiten sowie auch vorn an den
Gliedmassen vertheilt erscheinen, bei B. pachypus schwächer und
meistens nur an den Flanken zutage treten. Die Augen sind bei
— 319 -
pachypus insofern schöner wie bei bombinus, als bei diesem
das inetallischglänzende Pigment eher als bei jenem einen Gold-
schimmer annimmt; bei pachypus ist der Grund von Hellbraun
derart durchsetzt, dass die Iris, wie Leydig richtig bemerkt, eine
braune Erzfarbe zeigt. Auch ist hier das Goldgelb am Rande der
Pupille blasser und weniger deutlich ausgeprägt als bei bombi-
nus. Mitunter bildet das Braun vom unteren, spitz zulaufenden
Theil der Pupille weg einen senkrechten Strich; die obere Iris-
hälfte ist, wie es auch bei bombinus von mir beobachtet wurde,
etwas dunkler als die untere; der helle Saum ist bei beiden Arten
an den Pupillenecken in der Regel von dunklem Pigment unter-
brochen.
Jüngere Thiere zeigen oberseits in der Regel mehr ein lichtes,
ins Aschfarbene ziehende Grau, unterseits erscheinen sie nach eben
bestandener Verwandlung, am Bauch und an der Kehle weisslich
und an den Beinen gelblich, erst mit fortschreitendem Wachsthum
geht das Weiss in Gelb über, wobei die anfangs kleinen und we-
nig scharf umgrenzten Flecken, sich vergrössern und dunkler wer-
den. Die hellen Flecken zwischen den Schultern und quer über
der Rückenmitte treten bei den jungen Exemplaren schärfer als
bei den Alten zum Vorschein. Erstere sind somit durch die Farbe
des Bauches, letztere auch durch die Ausbreitung der hellen Grund-
farbe von der Rumpfunterseite auf die Unterseite der Gliedmassen,
oder genauer dadurch, dass das Gelb des Rumpfes in Zusammen-
hang steht mit den gelben Flecken der Gliedmasseu, von B. bom-
binus leicht zu unterscheiden.
Aeussere Geschlechtsunterschiede.
Die brünstigen Männchen besitzen dunkle Schwielen am Inuen-
raade des zweiten und dritten Fingers, am Innenrande und auf
der Oberseite des 1. Fingers, am Daumenballen, sowie an der
Innenfläche des Unterarmes ') und der Unterseite der 2., 8. und mi-
tunter auch 4. Zehe 2); oftmals übrigens ist die Schwiele nur
an der 3. Zehe zu sehen; am auffallendsten entwickelt zeigen sich
die Schwielen am Daumenballen und am Unterarm. Ausserhalb der
Brunstzeit sind die Geschlechter schwieriger zu unterscheiden, jedoch
') Vergl. Fig. 9 in Leydig, Die anuren Batracbier d. deutschen Fauna.
') Ibidem, Fig. 10; Fig. le bei Boulenger, in Proc. Zool. Soc. London, 1886, pl L;
Holzschnitt 18 in Screiber's Herpetologia europaea und Holzschnitt 7 in Camera-
uo's Monografia degli Anfibi anuri italiaui.
— 320 —
ist es immer möglich das Männchen an seinem verdickten und we-
niger als beim Weibchen gelenkigen Vorderbein, an seiner breite-
ren, mit einem etwas grösseren Daumenballen versehenen Hand,
sowie an den kräftiger gebauten Hinterextremitäten zu erkennen;
auch sind bei ihm die Schwimmhäute, namentlich zwischen den drei
letzten Zehen, länger als beim Weibchen und erreichen fast die
Zehenspitzen, während sie beim Weibchen dahinter bleiben. Das
Männchen ist im allgemeinen meistens kräftiger gebaut als das
Weibchen; es besitzt keine Kehlsäcke. In der Farbe oder der Be-
schaffenheit der Hautdecke habe ich keine, jedenfalls keine nam-
haften Unterschiede aufzufinden vermocht.
Larve.
Die durchschnittliche Grösse dieser Larve beträgt zwischen
Schnauzenspitze und Schwänzende 43 mm; dabei ist der Schwanz
27 mm lang, so dass der Körper 16 mm misst; die grösste Höhe
des Schwanzes beträgt 8V2 mm, der Körperumfang 30 mm und
das Hinterbein ist 15 mm lang. Unter günstigen Umständen sollen
die Bombinator-Larven zu sehr stattlicher Grösse heranwachsen und,
wie Leydig angiebt, beinahe die Masse von denjenigen des Pelobates
erreichen, woran aber Pflüger zweifelt. Der Körper ist ziemlich
breit und niedrig, eiförmig; Kopf und Rumpf sind seitlich spurweise
von einander abgesetzt; der Rumpf und der Hinterkopf sind gewölbt,
die Kehle eingedrückt, die Rumpfseiten und der Bauch massig stark
aufgetrieben; der Schwanz ist etwas mehr als anderthalbmal so
gross wie der übrige Körper mit einem wohl entwickelten, oben
schwach bogenförmigen, auf den Rücken sich fortsetzenden, unten
etwas stärker gebogenen Rande und massig verschmälertem und
abgerundetem Ende. Das Auge ist massig gross; es liegt mehr
seitlich als oben; der Abstand der Augen von einander gleicht
ungefähr der Entfernung der "Nasenlöcher von der Oberlippe oder
der Länge des Mundes; der Zwischenraum zwischen den kleinen,
ganz vorn gelegenen Nasenöffnungen ist geringer als ihre Entfernung
vom Auge und circa einem Drittel ihres Abstandes vom Lippenrande
gleich. Die dunklen Zahnserien sind nicht ein-, sondern mehrreihig;
gegen die Mundwinkel zu sind sie meistens in zwei, gegen- die
Mitte aber in drei bis vier ziemlich regellos zusammengedrängte
Reihen angeordnet. Die einzelnen Zähnchen unterscheiden sich von
einander durch ihre stärkere oder schwächere Ausbildung und zeigen
auch hinsichtlich ihrer Form einige, allerdings nur geringfügige
— 321 -
Verschiedenheiten; in der Regel sind sie ziemlich kurz und haben
einen breiten, vom Kopfiheil wenig abgesetzten trichterförmigen
Basaltheil; der Rand des etwa löffelartig erweiterten und gebogenen
Kopfes ist mit 10 — 12 bald stumpf, bald spitz endenden, bald dicht an
einander gedrängten und ziemlich kurzen, bald weiter von einander
entfernten und längeren Zacken besetzt. Unterhalb des Zahnes
beiludet sich ein Ersatzzähnchen, das mit seinem Kopfende in den
Trichter des oberen Zahnes hineiupasst, in einigen Fällen sind zwei
Ersatzzähnchen vorhanden. Die Lippeuränder sind mit äusserst feinen
Papillen besetzt; au der Innenfläche der Oberlippe sind zwei lange
ununterbrochene, an der Innenfläche der Unterlippe drei gleichfalls
lange und unterbrochene Zahnreihen zu sehen; die dunkelbraunen Kie-
fer treten sehr wenig zum Vorschein. Das Spiraculum befindet sich in
der Mittellinie des Körpers und zwar etwas näher an der Schnau-
zenspitze als am Schwanzanfang. Die Analröhre ist nach hinten
und unten gerichtet; sie öffnet sich in der Mittellinie der Unterecke
des Schwanzes, die Oeffnung ist ziemlich gross. Die Oberseite ist
gewöhnlich bräunlich grau, heller oder dunkler braun, selten
röthlich braun, mit dunkleren, oft wenig merklichen Flecken bald
mehr, bald weniger besetzt. Zu beiden Seiten des weit vorn beginnen-
den und hier ziemlich dicken Flossensaumes zieht sich, gleichsam als
Fortsetzung der hellbraunen oder bräunlich gelben, braun bestäubten
Schwanzmitte, eine etwas hellere und von Flecken weniger unter-
brochene braune Binde hin. Der Rücken und namentlich die
Rumpfseiten nach hinten zu sind mit glänzenden Fleckchen besetzt,
am bläulichgrauen Bauche sind diese Flecken ziemlich hell; die
hell gefärbte Kehle ist in der Mitte dunkel bestäubt, seitlich dunkel
gegittert. Auch am Flossensaume ist eine Gitterzeichnung vorhan-
den, von der sich dann eiuige dunkelbraune Sprenkeln abheben;
die untere Schwanzflosse ist übrigens äusserst spärlich und in der
Regel nur nach rückwärts zu gesprenkelt. Die Larven, welche
Leydig unter den Händen gehabt hatte, sahen etwas anders gefärbt
aus. „Die noch sehr jungen Larven", sagt dieser Gelehrte, „deren
Schwanz die gewöhnliche Form besass und nicht die bei Rösel
gezeichnete, waren (12. Mai) am Rücken grau, am Bauch gelblich
weiss; die Schwanzflosse, deren Rmkentheil sehr weit vorn beginnt,
ist hell, später mit zierlicher Gitterzeichnung versehen. Ein dunkler
Streifen zieht gern über den Rücken hin; auch Fleckenbilduug
tritt auf. Die älteren, aber noch immer fusslosen Larven, deren
Haut wie gedoppelt aussieht, da sich ein Theil derselben gallertig
umgebildet hat, können als Grundfarbe ein schönes Silbergrau
21
— 322 —
zeigen. Da jedoch auch hier schon die Chroniatophoren thätig sind,
so erscheinen sie auch wohl einfach grauschwärzlich, Seite und
Bauch weisslich gefleckt. Bei vielen zeigt sich auf dem Scheitel
ein dunkler Querstrich, der sich zuspitzend von je einem Auge
weggeht".
Noch bevor die Vorderbeine sich zeigen erhält die Oberseite
ein rauhes Aussehen; es heben sich nämlich vom inzwischen heller
gewordenen, etwa graubraunen oder grauen, selten gleichfarbeu,
meistens fleckigen Grunde zahlreiche warzenartige Erhabenheiten
ah, die in späterer Zeit bei der vierbeinigen Larve am Gipfel mit
dunklen Höckerchen versehen erscheinen. Gelbliche Flecken zeigen
sich auf der Fusssohle, am Handteller, der untereu Fläche der
Oberschenkel und am Kinn, während das Gelb in der Regel am
Bauch erst dann aufzutreten pflegt, wenn der Schwanz einzu-
schrumpfen beginnt. Die Oberseite der Beine ist deutlich dunkel
gefleckt. Grüne Flecke fehlen auf dem Körper gänzlich. Die
Seitenorgane sind bei der Bombiuatorlarve ziemlich gut sichtbar;
sie erscheinen als winzige weissliche, in Reihen angeordnete
Punkte.
Die jungen Feuerkröten messen nach ihre Verwandlung gewöhn-
lich 14 mm.
Von Originalabbildungen, welche, nebenbei bemerkt, bedeutend
zahlreicher sind als diejenigen von bombiuus, sind mir die bei
Rösel (Hist. nat. ranarum nostrat. Tab. 22, 23), Lataste (Act.
Soc. Lin. de Bordeaux, XXX, pl IX, Fig. 10 — 12), Götte (Ent-
wickelungsgesch. d. Unke. Leipzig, 1875) und Heron-Royer (Bull.
Soc. Zool. de France, XII, pl. XII, flg. 6, 10, 12, auch pl. XI,
fig. 3 — 5) bekannt. Auch Sturm's Fauna enthält Abbildungen von
der Bombinatorlarve, doch sind dies nur schlecht ausgefallene Ko-
pien von Rösel's Figuren in verkleinertem Massstabe.
Lebensweise.— Abbildungen.
Innerhalb der deutscheu Grenzen beschränkt sich das Vorkommen
von B. paehypus, wie Wolterstorff uns mittheilt, nur auf das
Hügel- und Bergland, in anderen Ländern aber, so in Frankreich,
wird das Thier auch im Tieflaude angetroffen. Im Gebirge steigt
es, laut Fatio, bis zu 1200 Meter Höhe über Meer empor uud
nach Gredler wird es in Tyrol bis nahezu 1500 M. Vertikalhöhe
angetroffen; jedoch kommt es keineswegs überall vor, fehlt vielmehr
manchen Gegenden gänzlich. Wo es vorkommt, tritt es meistens
o
23
sehr häufig auf und ist, da es immer gesellig in ansehnlicher Menge
lebt, äusserst leicht zu entdecken. Als echtes Wasserthier hält es
sich den ganzen Sommer über in Sümpfen, Brüchen, Teichen,
Wassergräben und Pfützen auf und verlässt das Wasser zeitweise nur
erst gegen Abend' oder iu der Frühe, um seine Beute zu erjagen;
bei regnerischer Witterung oder an trüben Tagen kommt B. p a-
chypus auch am Tage aus dem Wasser und verbringt Stunden
lang träumend am Ufer sitzend, er entfernt sich auch auf der
Suche nach Nahrung nie vom Wasser, sondern treibt sich in der
nächsten Nähe desselben am Ufer umher und macht bei drohender
Gefahr schleunigst in das Wasser kehrt; überrascht, und vom Wasser
abgeschnitten, drückt er sich, wenn die Situation bedenklich wird,
platt an den Boden und schlägt die Arme über deu Kopf, wohl
um den Verfolger nicht zu sehen. Seine Bewegungen auf dem Lande
sind rasch, aber ungeschickt, und da er nur kurze Sprünge aus-
zuführen vermag, auch im Kriechen nicht vorwärts kommt und bei
seiner Nervosität in der Eile über jedweden Gegenstand zu stolpern
die Möglichkeit findet, so giebt er in der Regel den Fluchtversuch
schon sehr bald auf und lässt sich ohne Schwierigkeiten ergreifen;
bedenklich wird ihm übrigens meistens nur das Begegnen mit
Amphibiensammlern, von sonstigen Feinden hat er sich weniger zu
fürchten, da er von den amphibienfressenden Thieren verschmäht
und sogar von seinen Nächstverwandten nicht gestört und gemie-
den wird; er scheint unter seines gleichen übel verschrien zu sein
und ist meistens der einzige Bewohner der Lache, höchstens gesellt
sich ihm noch Pelobates bei, und nur in ausgedehnteren Gewässern,
namentlich im Gebirge, wird er in Gesellschaft von anderen Lurchen
angetroffen. Als Freund der stehenden Gewässer und der Wärme
ist er vorzugsweise in übelriechenden, von Wasserlinsen bedeckten
Tümpeln zu suchen; an solchen, bisweilen zum Ohnmächtigwerden
stinkenden Orten scheint er besonders gut zu gedeihen und wird
in einem bisweilen sehr seichten und wenig ausgedehntem Wasser
mitunter zu Hunderten in verschiedenem Alter, und was besonders
"hervorgehoben zu werden verdient, in Gesellschaft von ganz jungen
und alten Larven angetroffen. Bombinator ist im Schwimmen und
Untertauchen geschickt, er hält sich aber mit Vorliebe ruhig an der
Wasseroberfläche auf, die Beine auseinandergespreizt und den Kopf
über die Oberfläche aus der grünen Pflanzendecke hervorstreckend
und nach allen Seiten hinlauernd; am wohlsten scheint er sich zu
fühlen, wenn die Sonnenstrahlen sengend auf ihn fallen. Gegen
Temperaturwechsel und Licht ist er unempfindlich; er bleibt in der
21*
— 324 —
grössten Sommerhitze als auch bis in den Spätherbst hinein draussen
und vertauscht erst mit dem Eintreten der kälteren Witterung seinen
Wasseraufenthalt gegen das Landleben. Auf dem Lande sucht er nicht,
wie es bekanntlich Discoglossus, mit dem die Gattung Bombinator
vereinigt eine Familie bilden soll, sich ein Winterquartier durch
Graben herzustellen, sondern er sieht sich nach einem fremden
Loch oder irgend einem Schlupfwinkel unter Baumästen oder Steinen
um; hier verbringt er oftmals in der unbequemsten Lage und mit
anderen Individuen seinesgleichen einen ganzen Knäuel bildend den
ganzen Winter bis in den April hinein. Die ersten aus dem Win-
terschlaf erwachten Thiere traf Leydig bei Würzburg in der Mitte
des April, bei Tübingen gegen Ende April; ihm zufolge gilt als
Laichzeit allgemein der Juni, doch wären sie auch bereits Anfangs
Mai „in durchwärmten Gräben" in Kopulation anzutreffen. In der
Gironde soll sich das Thier, wie Lataste meldet, von April an bis
in den Juli hinein und vielleicht auch noch später paaren und
Fatio fügt dem hinzu, dass Leydig anzunehmen scheine, dass Bom-
binator zwei Mal im Jahre laiche, ob dies wirklich der Fall ist,
bleibt unentschieden, jedenfalls aber ist es sicher, dass die männ-
lichen Bombinator ihre Schwielenbildungen an den Fingern, Zehen
und am Arm den ganzen Sommer hindurch beibehalten können
und, wie ich mich an den von mir am Vierwaldstätter See gesam-
melten und aus Evreux erhaltenen Stücken habe vergewissern
können, versuchten die Männchen sogar noch im August und Sep-
tember die Weibchen zu umklammern; auch die Thatsache, dass
neben ausgewachsenen Quappen ganz junge Larven gefunden werden,
deutet darauf hin, dass das Absetzen der Eier zu verschiedenen
Zeiten und wohl auch von einem und demselben Paar zweimal
stattfindet. Bei der Paarung umfasst der Gatte seine Gattin um
die Lenden, wobei die Schwielen ihm gut zu statten kommen. Die
Stellung, welche das brünstige Pärchen annimmt, ist bei Rösel auf
Taf. XXII richtig wiedergegeben. Rösel war auch dem Begattungs-
akte zugegen und theilt folgendes darüber mit; „Das erste Paar,
welches ich in dieser Absicht mit Aufmerksamkeit beobachtet, fieng
sein Liebesspiel den 17. Junii, Nachmittags um ein Uhr an, nach-
dem selbiges bereits acht Tage vorher gepaaret gewesen. Gleichwie
aber diese Krötenart in allen ihren Verrichtungen sehr hurtig ist:
so geht auch die Befruchtung und Geburt des Laiches geschwind
von statten, so, dass beedes bey diesem Paar schon um vier Uhr
und also in einer Zeit von drey Stunden vollbracht war. Während
dieser Zeit, geschähe die Befruchtung zu zwölf verschiedenen
— 325 —
malen, wobey es folgendermassen zugieng. Wann dem Weiblein
die verliebten Wehen ankamen, so legte es sich auf den Boden,
das Männchen aber schob sodenn seinen Leib ziemlich kurz zusam-
men, ohne dabey einen so erhöhten Rücken, wie das Männchen
der grossen Wasserkröte sehen lässt, zu machen. Wenn nun sein
Affter, nahe über das Weibchen seinem zu stehen kam, so bewegte
es seinen hintern Theil ganz schnell von einer Seite zur anderen,
während solchem aber gab das Weiblein einen kleinen Klumpen
seines Laihes von sich, wobey die hintern Schenkel des Männchens
ganz ruhig blieben, und wie sonst von einander stunden. Sobald
aber der erstgeborne Klumpen von Laich durch das MäDnlein be-
fruchtet worden, so bald streckte das Weiblein seine hintern
Schenkel, welche ganz nahe an einander lagen, sammt dem Leib,
der Länge nach aus. Der für diesesmal befruchtete Laichklumpen
fiel so dann zu Boden, beede aber nahmen hierauf wieder die
Stellung der 4. Figur an; nachdem sie aber etwan 15 Minuten
ausgeruht hatten flengen sie das nämliche Spiel wieder an, bis
sie solches, wie bereits gemeldet, zwölfmal getrieben hatten". Der
Laich bleibt in einzelnen, aus zwei bis etwa dreissig ziemlich lose
an einander gereihten Eiern bestehenden Klümpchen an Gräsern
und Wasserpflanzen haften. Das einzelne Laichkorn hat, nach Aus-
sage Koch's, 1,4 Mm, die Gallerte, die es kugelig umschliesst
3 Mm Durchmesser; unter sich stehen die einzelnen Kugeln in
keiner umfassenden Verbindung. Die embryonale Entwicklung
vollzieht sich, laut Rösel binnen sieben Tage, mitunter aber ver-
lässt das Thier seine Eihülle etwas später oder etwas früher; im
ersten Stadium des Freilebens ist es etwa 6 Mm lang, es wächst
rasch und schreitet zu seiner Verwandlung am Ende des dritten
oder im vierten Monat seines Larvenlebens; in Verwandlung begrif-
fene Exemplare werden in der Regel von Ende August bis in den
Oktober hinein angetroffen. Unter günstigen Bedingungen erreichen
die Larven die Grösse derjenigen von R. esculenta (nach Bruch)
oder selbst von Pelobates fuscus (Leydig), in der Regel aber
werden sie nur 45 mm lang.
„Die Stimme der männlichen Feuerkröte ist das „Unken", sagt
Leydig; es besteht aus einzelnen, klar, aber ziemlich leise ausge-
stossenen, rasch hintereinander folgenden Klagetönen „ö, ö, ö" oder
„önk, önk, önk", die bisweilen wohlklingend, aber sehr wehmüihig
und eintönig sind; beim Schreien wird in der Regel viel pausirt".
Das brünstige Weibchen mäckert zart, verschieden von dem ge-
wöhnlichen Unkenruf (Leydig), jedoch habe ich die Stimme des.
— 326 —
Weibchens noch nicht vernommen; ß. pachypus lässt in Gefon-
geschaft überhaupt selten seine Stimme hören und schreit bei wei-
tem nich so gern wie sein nächstverwandter bombinus. Ausführ-
lichere Beschreibungen über die Lebensweise dieser Bombinator-
Art, sowie auch über ihre Entwickelung, auf die hier aus leicht
verständlichen Gründen nicht näher eingegangen werden konnte,
enthalten die Werke Rösel's (op. cit.), Bruch's (Würzburg, natur-
wiss. Zeitsehr. IV. S. 96—100), Koch's (1. c), Fatio's, Lataste's,
Leydig's, Brehm's (Thierleben, VII. S. 591-503. Leipzig, 1878),
Götte's und He'ron-Royer's (Bull. Soc. zool. de France, XII, p. 641).
Auch Thomas' Schrift „Note sur la ge'ne'ration du Pelodyte ponctu^"
in den Ann. sc. nat. 1854 soll einige Mittheilungen über die uns
hier interessirende Species enthalten. B. pachypus ist sehr oft
abgezeichnet und gemalt worden. Zu den älteren und zwar besse-
ren Abbildungen des ausgewachsenen Thieres geböreu die Figuren
bei Rösel; weniger gut ausgefallen sind diejenigen Röserschen Ab-
bildungen, welche das junge Thier und die Larve veranschaulichen;.
Taf. 22 und 23 im Buche Rösel's enthalten ferner Abbildungen
vom Ei und vom Embryo, sowie auch einige anatomische Bilder.
Einige dieser Figuren linden sich in Sturm's Fauna, meist in ver-
kleinertem Massstabe, nachgebildet; als Originalfigjur kann wohl nur
diejenige gelten, welche den Augapfel mit der dreieckigen, von
einer leider roth ausgefallenen Iris umgebenen Pupille veranschau-
licht. Die Abbildungen bei Shaw (General. Zoology, III, pl. 35)
sollen ebenfalls nur Kopien nach Rösel sein; diejenigen im „Tablean.
encyclope'dique et methodique des trois regnes de la nature" (Erpe-
tologie et Ophiologie) von Bonnaterre kenne ich nicht, auch der
Atlas zu Götte's „Entwicklungsgeschichte der Unke" liegt mir zu
meinem Bedauern augenblicklich nicht vor. Das Bild im Atlas von
Rösel scheint auch v. Reider und Hahn als Vorbild vorgelegen zu
haben (Vergl. die Fauna boica). Die Figuren bei Daudin (Hist.
nat. Rain. Gren. Crap. pl. 24) stehen den Rösel'schen kolorirteo
Abbildungen sehr nach. Eine Originalfigur aus etwas späterer Zeit
ist die von „B. pachypus" in Bonaparte's Iconografia della Fauna
italica, ferner diejenige bei Schlegel (De Dieren van Nederland.
Gewerveide Dieren, pl. IX), bei Brehm (op. cit.) und bei Boulen-
ger (Proc. Zool. Soc. London, 1886, pl. L, flg. 1). Boulenger's
Abbildungen sind wie gewöhnlich vorzügliche Leistungen; seine Ta-
fel enthält die Ansicht von oben und von unten des ausgewach-
senen und jungen Thieres, ferner Figuren, welche die Ausdehnung
der gelben Farbe und der Spannhäute und die Brunstwarzen am
— 327 —
Fuss, sowie auch die Muskulatur an der Kehle veranschaulichen.
Den Werken Schreiber's (Herpetologia europaea, Fig. 18), Leydig's
{Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, Fig. 9, 10, 31, 51,
63, 72 — 73, 76. Vergl. auch Leydig's Abbildungen in Morpholog.
Jahrbuch, II, Taf. VIII, X und XI) und Camerano's (Monografia degli
Anfibi anuri italiani, 1. c. Holzschnitte 5 — 7 und Fig. 11 und 12
auf Taf. II) sind mehrere Abbildungen von einzelnen Körpertheilen
und anatomische Bilder beigefügt; in diesen Werken beziehen sich
die Mittheilungen in dem Abschnitt über „B. igneus" grössten-
theils auf pachypus; der Färbung der Unterseite von B. boin-
binus geschieht nur beiläufig Erwähnung.
Vorkommen.
Bis jetzt kennt man diese Art aus Frankreich, Belgien, Nieder-
landen, West-, Süd- und Central-Deutschland, aus der Schweiz,
aus Italien, Üesterreich-Ungarn einschliesslich Dalmatien, Montene-
gro, Moldau und Griechenland. Die genaueren Fundorte sind: die
Umgebung von Bordeaux (330), Evreux, das Departement Indre-
et-Loire (331), Umgegend von Touruay und Lüttich, Luxemburg
(Boulenger, in Bull. Soc. Zool. de France, 188S, p. 176), Rhein-
provinz, das Unter-Main- und Lahn-Gebiet, wo an manchen Orten,
wie z. B. im Lahnthale und Dillthale B. pachypus und B. bom-
binus gesellig zusammenleben, der Stoppelberg bei Wetzlar, Kir-
berg im Taunus (93), im Nahegebiete, bei Kreuznach besonders
im Beinder Graben, in der Kuhtränke, an den Salinen, in Tüm-
peln am Naheufer, ebenso hinter Ebernburg, im Weiher am städ-
tischen Forsthause, in Laubenheim, im Trollbach und im oberen
Gräfenbach (332— S. 29), die Umgegend von Frankfurt a. M.
(Böttger, Boulenger), Heidelberg, Goslar (Blasius, Koch) J), Oster-
feld bei Goslar (230), Harzgebirge, Hannover (Boulenger), Tiefen-
ort bei Eisenach (Wolterstorlf, Boulenger), Suiza (A. Goldfuss),
Sonneberg in Thüringen, bei Weisinain und Muggendorf, am Starn-
berger See, Umgebuug von München 2), bei Salzburg (Boulenger)
') Im „Nomenciator reptilium et amphib'orum musei zoologici Berolinensis"
finden wir zwei europäische Bombinator-Arten erwähnt; die eine — B. igneus — käme
nach Lichtenstein in der Mark und in Bordeaux, die andere — B. brevipes — in
Goslar vor.
!) Nach den Beobachtungen WolterstortT's kommt diese Art in Deutschland nur
im Hügel- und Bergland vor, in der norddeutschen Tiefebene ist sie, demselben
Gewährsmann zufolge, noch nicht nachgewiesen, wohl aber in der rings von Gebir-
gen umschlossenen oberrheinischen Tiefebene.
— 328 —
Ischl, Umgebung von Wien (331. — S. 653), San Rooiedio in Süd-
Tirol, Spalato (Prof. G. Kolombatovie in lit.), Ungarn, Brostenii in
der Moldau (Boulenger), Calabrien, Florenz, Provinz Verona (Bou-
lenger, Giglioli, De Bctta), Monti Ascolani und Alpi Apuane (240),
Genf, Vevey, Ragaz, Morschach ob Brunnen und Sisikon am Vier-
waldstätter See.
16. BOMBINATOR BOMBINÜS, L. 1766.
Synonymie und Literatur.
Bombinator igneus Merrem, Tentamen systematis amphibiornm,
p. 179. Gravenhorst, Deliciae mus. zoolog. Vratislaviensis, I. p. G7.
Schuh, Fauna marchica, S. 470. Bonaparte, Amphibia europ. Mem.
R. Accad. Sc. Torino, Ser. II, Tom. II; Iconografia Faun. ita!. (part.).
Nilsson, Skand Fauna. Amphibierna, 111 (1860). Collin, in Natur-
hist. Tidsskr. 1869, p. 307. Boulenger, in Proc. Zool. Soc. Lond.
1886, p. 500, pl. L, fig. 2. Camerano, Monografia degli Anfibi anuri
italiani, 1. c. (part.). Wolstorff, Unsere Kriechlhiere u. Lurche. Halle
a. S. 1888. — Schreiber, Herpetolog. europ. p. 95. (part.). Koch,
Formen u. Wandlungen d. ecaudat. Batrachier. d. Unter-Main- und Lajin-
Gebietes, S. 44 (Var. typus). — Bufo igneus Laurcnli, Synops. rept.
p. 29, 129. Schneider, Hist. amphibior. I, p. 187. Feuerkröte,
Beckstein, De la Ceped's "Naturgesch. d. Amphibien, II, S. 465, Taf.
37, Fig.l — Rana bombina Linne, Fauna suec. 2. ed. p. 101; Syst.
nat. 12 ed. I. p. 35?.—? R, variegata Linnö, Syst. nat. 10. ed.
p. 211.
Aeusserer Habitus.
B. b oui bin us (= igneus Laurenti-Boulenger) ähnelt in
seiner allgemeinen Erscheinung der zuletzt beschriebenen Speeies,
aber seine Unterschenkel sind kürzer und die Färbung der Unter-
seite des Körpers ist eine andere. Der Körper ist niedergedrückt,
mehr krötenartig, massig plump, oder genauer weniger plump und
etwas länger als bei paehypus, nach hinten zu an den Seiten
massig oder auch gar nicht erweitert, unterseits abgeflacht; der
etwas längere und schmälere Kopf erscheint, spurweise vom Rumpf
abgesondert, seine Oberfläche ist platt, seine Seiten sind schief nach
aussen und unten gerichtet, die Schnauze ist weniger breit abge-
rundet, aber etwas länger als bei paehypus, die Schnauzenkante
ist, obwohl verrundet, so doch bisweilen spurweise hervortretend;
— 329 —
die Kehle, namentlich beim Männchen, zeigt eine deutliche Auf-
treibung. Die Nasenlöcher sind etwas weiter von der Schnauzen-
spitze entfernt als bei pachypus, sie sind klein, länglich eiförmig
und nach oben gerichtet; ihr Abstand von einander ist ungefähr
dem Interocularspatium oder der Entfernung des Nasenloches vom
Auge gleich. Die nahe an einander stehenden, kugelförmigen, sowohl
nach oben als auch nach aussen stark hervorragenden Augen sind
etwas kleiner als bei pachypus; der Durchmesser des Augen-
schlitzes ist etwas kleiner als der Abstand zwischen den beiden
äussersten Rändern der Narinen. Die Pupille bildet ein gleichschen-
keliges aufrecht stehendes Dreieck, dessen stark zugespitzter Winkel
nach unten liegt, während die nach vom und nach hinten gerich-
teten Winkel bei näherer Betrachtung eine Abrundung zeigen;
sämmtliche Pupillenränder sind meistens schwach bogenförmig ge-
krümmt; der obere Rand kann gewölbt, oder im Gegentheil einen
mit der konkaven Seite" nach oben gerichteten Bogen bilden; im
letzteren Fall sieht die Pupille den Umrissen eines Kartenherzens
oder Kleeblattes frappant ähnlich, umsomehr, da die übrigen zwei
Ränder der Pupille meist, wenn auch nur schwach, ausgebuchtet
erscheinen und die Pupille nach unten zu stark verjüngt und
zugespitzt ist. Diese geschilderten Modifikationen hinsichtlich der
Pupillenumrisse treten unter gleicheu Bedingungen auf. In der
Dunkelheit erscheint die Pupille rundlich mit einem nach unten
gerichteten stumpfen Winkel. Das Lid ist etwas breiter als der
Interpalpebralraum. Das Trommelfell ist nicht sichtbar. Als Ohr-
drüse wird ein hinter dem Auge anfangender und in die Richtung
der Wurzel des Vorderbeines sich erstreckender Wulst gedeutet;
dieser Wulst aber kann fehlen, oder im Gegentheil, so bei russischen
und ungarischen Individuen sehr deutlich zutage treten. Die inneren
Schallblasen sind beim männlichen Geschlechte gut ausgebildet; sie
sind gedoppelt ') und treiben die äussere Kehlhaut zu einem mitunter
sehr grossen Sack aus, der nicht nur unten, sondern auch seitlich
gut sichtbar zu sein pflegt *2); diese Stimmsäcke scheinen mit der
Mundhöhle nicht zu kommunicieren, wenigstens ist es weder Bou-
lenger, noch mir gelungen den Eingang in die Schallblasen zu
entdecken. Die Zunge ist ziemlich gross, den ganzen vorderen
Theil der Mundhöhle ausfüllend, sie ist mit ihrer ganzen Unterfläche
angewachsen und nur an ihren Seitenrändern in geringer Ausdeh-
«) Vergl. Taf. L. Fig. 2 f, in Proc. Zool. Soc. London, 1886.
») Vergl. Taf. XII. Fig. 15 und 16, in Bull. Soc. Zool. de France, XII.
— 330 —
nung frei. Die untere Kinnlade ist zahnlos, der Oberkiefer und der
Gaumen sind bezahnt; die Gaumenzähne bilden zwei getrennte,
kurze, hinter und zwischen den inneren Nasenlöchern stehende
Gruppen.
Die bei beiden Geschlechtern ziemlich dünnen, den Kopf um
ein Geringes überragenden Vorderbeine haben freie, ziemlich rund-
liche und im Vergleich zu B. pachypus lange und schmale
Finger, von denen der erste kleiner als der zweite, dieser aber
bedeutend kürzer als der dritte ist; der zweite und vierte Finger
sind beinahe von der gleichen Länge, der dritte und längste ist
gewöhnlich um ein klein wenig länger als der Längendurchmesser
des Auges. Der Daumenballen ist nicht viel grösser als der im
gleichen Niveau auf der Handwurzel sich erhebende und dem 4.
Finger entsprechende Ballen; dazwischen finden sich mitunter zwei
Wärzchen, sonst sind keine Erhabenheiten auf der Handfläche zu
sehen; die Gelenkhöcker fehlen. Die efwas kräftiger gebauten
Hinterbeine, nach vorn gelegt, erreichen mit dem Fersenhöcker
die vordere Augenhälfte ($) oder nur das Auge (£); der Fuss,
vom Fersenhöcker an gemessen, ist länger als der Unterschenkel.
Die Zehen sind etwas länger, aber weniger breit und zarter
gebaut als bei pachypus, sie sind abgeplattet, an der Basis
ziemlich breit, gegen die Spitze aber stark verschmälert, von der
1. bis 4. progressiv an Grösse zunehmend; die 5. Zehe ist bedeu-
tend kürzer als die 3., länger aber als die 2-te; der Fersenhöcker
ist sehr klein. Die Schwimmhäute lassen beim Männchen die
letzten Glieder der 1. und 2. Zehe frei, an der 3. Zehe erstreckt
sich die Schwimmhaut bis zur Hälfte des vorletzten und an der 4.
nur bis zum vorletzten Gliede; an der 5. Zehe erreicht sie die
Spitze der letzten Phalanx nicht; beim Weibchen erscheinen die
Schwimmhäute in der Regel etwas kürzer als beim Männchen.
Die Haut ist am Rücken mit grösseren, am Bauche mit kleineren
Warzen besetzt, welche an ihrem Gipfel mit dunkelbraunen Horn-
höckern oder Hornstacheln versehen sind; die Bauchwarzen sind
gewöhnlich flacher und treten sehr wenig zum Vorschein; Hand
und Fuss, sowie auch Kehle, Schnauze und Lider entbehren in
der Regel der Hornhöcker; bei den südrussischen Stücken, welche
sich durch stark entwickelte und zahlreiche Höcker auszeichnen,
sind jedoch auch diese Körpertheile dicht damit besetzt.
Masse in mm. J. Totallänge 44, Kopflänge 14, Kopfbreite 13,
Vorderbein 22, Hinterbein 54, Oberschenkel 16, Unterschenkel 14T
Fuss, vom Fersenhöcker an gemessen, 17. — $. Totallänge 44,
— 331 —
Kopflänge 13, Kopfbreite 12.5, Vorderbein 20.5, Oberschenkel 14,
Unterschenkel 14, Fuss 18.
Färbung und Zeichnung.
Die Grundfärbung der Oberseite kann von einem mehr oder weniger
schmutzig Aschgrau durch Oliven- oder Braungrau bis ins Dunkelgraue
oder Schwärzliche wechseln, im allgemeinen aber zeigt sich die
Art in Färbung und Zeichnung ziemlich beständig. Die Grundfarbe
scheint stets durch bald mehr, bald weniger deutlich hervortretende,
auf eine oder mehrere Warzen ausgebreitete dunkelgrüne, grünlich-
braune oder schwärzliche, meistens hellgeaugte Flecken unterbrochen,
die in ihrer Vertheilung und Gestalt eine gewisse Regelmässigkeit
zeigen; am Vorderrücken pflegen zwei bogenförmig gekrümmte, mit
ihren konvexen Seiten einander zugekehrte dunkle Linien hervorzu-
treten und zwischen den Schultern zeigen sich mitunter, so bei
den mir aus Ober-Weimar und Magdeburg vorliegenden Stücken
zwei helle, grüne Flecke, welche zusammenfliessen und sich,
obschon selten, auch auf den Kopf und längs der mittleren Dor-
salzone ausbreiten können; am auffallendsten scheint diese Zierde
sich zur Brunstzeit zu entwickeln, im Winter können diese Flecken
gänzlich schwinden und bisweilen, so bei einigen mir von ProL
Margö freundlichst mitgetheilten Individuen aus Budapest, sind sie
durch hellbraune Makeln ersetzt, oder sie fehlen gänzlich, wie es
gewöhnlich bei sehr dunklen osteuropäischen Exemplaren der Fall
zu sein scheint. Die Beine sind oberseits fast immer deutlich
gebändert und gefleckt; ebenso Hand und Fuss. Am Oberkiefer, an
den Körperseiten gegen den Bauch hin, ferner auf der Vorderfläche
des Vorderbeines und des Oberschenkels und am After zeigen sich
weissliche Punktflecken, desgleichen an den Kehlseiten, wo sie
sich sehr deutlich vom dunklen, sei es stahlblauen oder blausch-
warzen Untergrund abzuheben pflegen; auf den Flanken erscheinen
sie von rundlichen dunklen Flecken begleitet. Längs der Schnauzen-
kante tritt mehr oder weniger deutlich ein dunkler Strich zum
Vorschein und am Oberkiefer zeigen sich regelmässig vertheilte
kurze, bandartige, aufrecht stehende dunkle Flecken; am Nacken
erscheint bisweilen ein dunkle V-förmige Zeichnung. Die Unterseite
des Thieres ist blauschwarz oder stahlgrau mit zinnoberrothen
oder orangerothen Flecken und weisslichen Punktflecken bald
zahlreicher, bald spärlicher besetzt, jedoch prädominirt die Grund-
farbe in der Regel. Die rothen Flecken sind rundlich, oder sie
— 332 -
bilden schnörkelartige, isolirt stehende Figuren; am Kinn erscheinen
sie etwas grösser, ebenso auf der Brust, wo gewöhnlich zwei
neben einander und in gewisser Entfernung von dem gleichfalls
rothen Fleck an der Unterseite des Oberarmes stehen; dieser
Oberarmfleck kann, obschon selten mit demjenigen an der Unter-
seite der Unterarmes zusammenfliessen, wogegen der rothe Fleck
an der Handfläche isolirt da steht; die Unterseite der Beine ist
ebenfalls mit rothen Flecken geziert, welche mit den schmalen,
mehr der Quere nach gestellten Flecken am Unterbauch, nicht
verbunden erscheinen; gewöhnlich findet sich unterseits am Ober-
schenkel, am Unterschenkel und an der Fusswurzel je ein Fleck,
da jedoch diese letzteren am Rande wie ausgefressen erscheinen
und schnörkelartige, bisweilen augenförmige Figuren bilden, so
zerfallen sie mitunter in mehrere Flecken und werden von kleineren
rothen Flecken begleitet; eine Verbindung der Oberschenkel- mit
den Unterschenkel- resp. den Fusswurzelflecken findet wohl nie
statt; der rothe, mehr nach innen sich befindende Fleck auf der
Sohle ist gleichfalls durch die dunkle Grundfarbe von den übrigen
Flecken gänzlich isolirt, er ist gewöhnlich von der Breite der
Basis der drei inneren Zehen. Weissüche Punktflecken treten in
nur geringer Anzahl auf der Unterseite der Gliedmassen auf; die
Sohle ist schwärzlich, die Spannhäute unterseits sdiwarz geädert,
die Bindehaut zwischen der kleinsten und der nächstliegenden Zehe
kann gelblich gefärbt erscheinen; die drei inneren Zehen und die
zwei inneren Finger sind an der Innenfläche ihrer Spitzen, so
beispielsweise bei den mir aus Budapest und aus Tornau bei Halle
vorliegenden Stücken, orangegelb gepunktet. Die rothen, Flecken
an den Gliedmassen sowie auch am Unterbauch, auf der Brust
und vorn am Kehlrande fehlen wohl nie, obschon sie mitunter
etwas kleiner wie gewöhnlich erscheinen können: die übrigen
Flecken aber, so am Bauch und an der Kehle werden zuweilen
gänzlich vermisst; in diesem Fall erscheint der dunkle Untergrund
nur durch weissüche Punktflecken unterbrochen; diese Punkte
können in grosser Anzahl auftreten, jedoch sind sie am Bauch
wohl nie so dicht gestellt wie an der Kehle. Von der Grundfarbe
heben sich ferner dunkle Hornstacheln ab, welche die Warzen
krönen; mit diesen Stacheln, Hornhöckern oder Dornspitzen können
auch die rothen Flecken der Unterseite des Thieres besetzt ersch-
einen. — Die Iris ist auf goldgelbem Grunde stark mit Braun
durchsetzt, sodass sie bronzebraun aussieht; Schwarzbraun tritt in
geringer Quantität oben nahe am Rande auf; von reinem Goldgelb
— 333 —
ist wenig, nur am oberen Pupilleurand und unten an den Rändern
der Pupille zu sehen.
Die Jungen sind im Allgemeinen von den Alten wenig und nur
insofern verschieden, als sie etwas heller gefärbt und gezeichnet
erscheinen.
Die Farbe der Flecken an der Körperunterseite und ihre Ver-
keilung ist für die Speciesunterscheidung von Wichtigkeit und man
kann wohl ohne Fehlgriff zu thun behaupten, dass man die beiden
uns bekannten europäischen Bombinator schon danach richtig be-
stimmen kann, je nachdem, ob die rothen Flecken an der Glied-
massenunterseite von einander und von denjenigen am Bauch und
au der Brust getrennt sind, oder im Gegentheil in der geschilder-
ten Art und Weise mit einander zusammenhängen.
Aeussere Geschlechtscharaktere.
B. b o m b i n u s zeigt eine grössere Verschiedenheit zwischen Mäun-
chen und Weibchen. Die ersteren haben einen, eigentlich aus zwei
Aussackungen bestehenden Kehlsack, der zur Brunstzeit stark her-
vorgetrieben wird, ferner braune Schwielen am Innenrande des
2. Fingers, am Innenrande und oben am Daumen, am Daumen-
ballen und an der Beugeseite des Vorderarmes; die zwei zuletzt
erwähnten Brunstwarzen sind in vielen Fällen zu einer einzigen
langgezogenen, bis zum Ellenbogen reichenden Schwiele vereinigt.
Diese sämmtlichen zur Liebezeit sich entwickelnden Schwielen fehlen
dem Weibchen. Die B. pachypus zukommenden Zehenschwielen
scheinen der uns hier interessirenden Species gänzlich zu mangeln;
bei eiuem mir zu Gebote stehenden brünstigen Männchen aus Char-
kow zeigt sich die Haut am Fersenhöcker, sowie auch am Innen-
rande der 5. und 4. Zehe allerdings etwas rauh, jedoch sind auch
beim Weibchen aus derselben Lokalität Spuren einer solchen Epi-
dermiskruste an diesen Stellen zu sehen. Die Männchen scheinen
mir zur Brunstzeit etwas dunkler gefärbt zu sein als die Weib-
chen.— Die Larve von B. bombinus liegt mir nicht vor.
Lebensweise.— Abbildungen.
Die Verbreitung des bombinus geht nicht so weit nach We-
sten wie diejenige des pachypus und nicht in das Gebirge hi-
nauf; er ist entschieden ein Bewohner der Ebene und vermuthlich
von Osten na<h Mitteleuropa eingewandert. Hier und da tritt er
— 334 —
sehr häufig auf, im allgemeinen aber scheint er in Central-Europa
viel seltener vorzukommen als sei Nächstverwandter. In ihren Sitten
und Gewohnheiten unterscheiden sich die zwei Bombinator-Arten
so wenig von einander, dass man ein Lebensbild beider entwirft,
wenn man die Lebensweise einer Art schildert. Bombinus hält
sich, von den Wintermonaten abgesehen, in Gewässern auf, mit
Vorliebe in stehendem und seichten Wasser. Erst wenn wirklich
der Frühling eingetreten, also viel später als der Grasfrosch und
die gemeine Kröte und etwa gleichzeitig mit R. esculenta er-
wacht er aus dem Winterschlaf; die ersten Exemplare, die ich in
diesem sehr ungünstigen Frühjahre (188S) erhalten, waren am
2. April in der Umgegend von Budapest von Herrn Prof. Margö
und am 25. April in Tornau bei Halle von Herrn A. Goldfu^s ge-
sammelt worden. In wärmeren Strichen beginnt die Begattungszeit
Ende Mai und erreicht ihren Höhepunkt im Juni, in Russland zeigen
sich die ersten brünstigen Männchen in der Regel erst in Juni; sie
sind leicht daran erkennbar, dass sie mit stark aufgeblasenem Kehl-
sack und aufgetriebenem Bauche auf der Wasseroberfläche umher
schwimman. Die Brunst scheint besonders heftig zu sein, die ehe-
liche Umarmung aber ist meistens nur von kurzer Dauer; bei der
geringsten Störung trennen sich die Gatten, um hernach sofort
wieder sich zu vereinigen; bei Mangel an Weibchen hängen sich
die unbeweibten Männchen dem vereinigten Paar an und stören es
durch ihre stürmischen Umarmungen. Ein von Männchen umwor-
benes Weibchen bleibt gewöhnlich stille auf der Wassei Oberfläche
liegen, die Bewerber entwickeln eine grosse Rührigkeit, benehmen
sich aber, insbesondere wenn ihrer viele sind und es gilt den be-
sten Platz angesichts des Weibchen einzunehmen, recht täppisch;
sie drängen sich gegenseitig weg und ertheilen mit ihrer Schnauze
Stösse gegen die Schnauze der Umworbenen. Das Liebesspiel kann
den ganzen Sommer hindurch, auch nachdem das Weibchen bereits
abgelaicht hat, fortdauern und bei der geringsten Aufregung wird
das Weibchen vom Männchen bestiegen. Bei in Gefangenschaft ge-
haltenen Thieren giebt bisweilen Hunger und Gier dem Männchen
Anlass, sich dem Weibchen um die Lenden anzuhängen, wird z. B.
dem letzteren Futter vorgehalten und sieht das erstere den Le-
ckerbissen, so klettert es schleunigst auf den Rücken des Weib-
chens, um ihm den Wurm wegzuschnappen und bleibt bei dieser
Gelegenheit eine Zeitlang auf dem Weibchen in ehelicher Umar-
mung sitzen. Eines Regenwurmes wegen kann sich ein erbitterter
Kampf entspinnen, sind beide Kämpfer von gleicher Stärke, und
30 n.
gelingt es keinem von ihnen durch Zerren den Wurm an sich zu
bringen, oder zu zerreissen, so wird die Beute von beiden Enden
nach und nach heruntergewürgt, die Kämpfer nähern sich einander
und berühren sich mit der Schnauzenspitze, immer noch durch den
Wurm vereinigt; um nun aus dieser misslichen Lage herauszukom-
men, wälzen und drehen sie sich auf dem Boden so lange umher,
bis es ihnen gelingt den Wurm durch Drehung zu zerreissen.
B. bombinus legt sich gern auf den Rücken, namentlich wenn
Gefahr droht, höchst wahrscheinlich in der Absicht, den Feind
durch die grelle Farbe des Bauches abzuschrecken. Bisweilen um
deu Verfolgern zu entgehen, sucht er, seine vergeblichen Flucht-
versuche einsehend, sich durch List zu retten, indem er sich auf
die Erde niederdrückt und seine Füsse über den gekrümmten Rü-
cken derart zusammenlegt, dass das Roth der Unterseite der Beine
und des Unterleibes sichtbar wird; in dieser verrenkten, höchst
komischen Lage bleibt er längere Zeit unbeweglich liegen und stellt
sich allem Anschein nach todt. Im Wasser ist er ziemlich flink und
sehr scheu, seine überaus grosse Hast hat aber zur Folge, dass
er in der Regel seine Handlungen nicht überlegt, die Vortheile,
welche ihm die Situation bietet, nicht ausnutzt und schliesslich
ohne Schwierigkeit sich fangen lässt. Die Sitten von der Feuerkröte
schildernd, sagt Lataste sehr richtig, dass das Thier, bei seinen
Versuchen dem Verfolger zu entwischen, leicht den Kopf verliert
und sich wie wahnsinnig benimmt; das nämliche ist auch auf
B. bombinus zutreffend, wenn er in die Enge getrieben wird.
Das Geschrei von bombinus unterscheidet sich von dem des
pachypus hauptsächlich dadurch, dass es etwas lauter erschallt;
es besteht aus eigenthümlich, traurig klingenden Tönen „punk,
unk, unk"; gewöhnlich wird dieser Laut drei bis vier Mal hinter
einander in kurzen Intervallen ausgestossen, worauf eine längere
Pause eintritt. B. bombinus lässt seine Stimme auch in der Ge-
fangenschaft öfter hören als sein Verwandter der pachypus; mit-
unter, aber selten, giebt er laute Töne von sich, ähnlich denjeni-
gen eines jungen Wasserfrosches, die Leydig auch bei pachypus
gehört zu haben angiebt und mit einer Art Bellen vergleicht. Die
Stimme des Weibchens habe ich, wenigstens in der Gefangenschaft,
nicht vernommen. Die Gefangenschaft ertragen beide Bombinator-
Arten sehr gut und zwar nicht nur „bei ausserordentlich sorgsamer
Pflege", sondern auch wenn sie stiefmütterlich behandelt und etwas
vernachlässigt werden. Auch verlangen sie keineswegs, wie Brehm
zu glauben scheiut, dass man ihr Wasserbecken „tagtäglich mit
— 386 —
frischen Wasserlinsen füllt"; reines Wasser scheint ihnen überhaupt
nicht zu behagen, denn sie verlassen ihr Reservoir, sobald das
Wasser darin erneuert worden ist und kehren erst dann dahin zu-
rück, wenn das Wasser lauwarm und abgestanden ist. Die Wärme
ausserhalb des Wassers vertragen sie allerdings nitht und sterben
auf trockenem Boden oder in der Hand gehalten sehr bald. Ueber-
haupt scheinen diese Thiere gegen Berührung und Quälerei sehr
empfindlich zu sein; sie können unter einander in dichtem Knäuel
zusammengedrängt leben, vertragen aber nicht, dass man sie be-
rührt; es genügt bisweilen sie an den Leibesseiten leicht zu quet-
schen, um sie zu tödten; sie verfallen sofort in Krämpfe, strecken
die Hinterbeine aus und verenden, wenn man sie nicht schleunigst
auf durchfeuchtete Erde setzt. Trotz ihres etwas hässlichen Ausse-
hens gewinnt das treuherzig dareinblickende und anspruchlose Thier-
chen durch sein munteres und geschäftiges Wesen bald die Zunei-
gung ihres Pflegers.
Ueber die Lebensweise und die Entwicklung des bombinus
finden sich einige Mittheilungen im Buche Bechstein's „De la Ce-
pede's Naturgeschichte der Amphibien" (II Bd. S. 467) und in der
Schrift Heron-Royer's „Observations comparatives sur le de'velop-
pement externe et l'e'tat adulte des Batraciens du Genre Bombinator"
(Bull. Soc. Zool. de France, XII, p. 640). He'ron-Royer beschreibt
flüchtig die Verschiedenheiten in der embryonalen Entwicklung der
europäischen Bombinator-Species, auf die hier nicht näher einge-
gangen werden kann, und berührt ebenfalls nur oberflächlich die
Unterschiede zwischen den ausgewachsenen Larven von pachypus
und bombinus. Aus den Untersuchungen dieses Forschers ergiebt
es sich, dass der rautenförmige graugelbe Zwischenraum zwischen
den zwei ersten braunen Dorsolateralbandern bei der Larve von
bombinus etwas schmäler ist als bei pachypus (=bombi-
nus He'ron-Royer); übrigens soll dieser helle Zwischenraum im
dritten Entwicklungsstadium der Larve verschwinden und man soll
zu dieser Zeit die beiden Quappen nur daran unterscheiden kön-
nen, dass bei bombinus der Kopf breiter und die Kehle weniger
eingedrückt, bei pachypus hingegen der Kinn stärker eingedrückt
erscheinen. Bei der vierbeinigen Larve von bombinus zeigen sich
auf dem Vorderhaupt rothgelbe Flecke auf braunschwarzen Grunde,
welche sich auch zwischen die S: hultern ausdehnen; diese Flecken
vereinigen sich zu einer hufeisenförmigen Figur und setzen sich
allmählich in Grün um; zwei andere, aber kleinere graue Flecken
sind am Hinterrücken zu beiden Seiten der Schwanzflosse sichtbar.
— 337 —
Die grüne Zeichnung fehlt der vierbeinigen Larve von pachypus,
sie ist durch zwei kleine graue Makeln ersetzt; ähnliche Flecken
befinden sich auch am Hinterrücken, also wie bei bombinus.
Bei beiden Arten ist die Körperunterseite braun und gefleckt; Gelb
zeigt sich fleckenweise erst an den Füssen, dann am Kinn und an
den Händen; die bei pachypus gelblichen, bei bombinus röthli-
chen Bauchflecken treten erst zum Vorschein, nachdem das Thier
seinen Schwanzstummel abgeworfen hat. Abbildungen der 8, 11,
13 und 14 Tage alten, sowie auch der vierbeinigen Larve vom
bombinus enthält die oben citirte Schrift Heron-Royer's (Taf. XI
und XII).
Vom erwachsenen bombinus kenne ich nur wenige Abbildun-
gen und zwar jene von Bechstein (op. cit.) mit dem etwas zu
gross gerathenen Vorderbein, dann die ebenfalls kolorirten Figuren
bei Boulenger (1. c.) und endlich die Figur bei He'ron-Royer (1. c).
Es braucht wohl kaum hinzugefügt werden, dass die Abbildungen
bei Boulenger wie immer obenan zu stellen sind. Die Iconografia
della Fauna italica und Brehm's Thierleben enthalten Abbildungen
wohl auch von B. bombinus; die kolorirten Ausgaben dieser bei-
den Werke, welche mir leider nicht zu Gebote stehen, dürften si-
chere Auskunft darüber geben.
Vorkommen.
B. bombinus ist bis jetzt bekannt aus Süd-Schweden, Däne-
mark, Deutschland '), Böhmen, Nieder-Oesterreich, Ungarn, Moldau
und Russland. Die genaueren Fundorte sind: Kullen, Christianstad,
Själland 2), untere Main-Gebiet (93), Ober-Weimar bei Weimar
(Herr Fr. Borcherding in lit.), Magdeburg (Herr W. Wolterstorff
in lit.), Ammendorf und Bitterfeld bei Halle a. S. (Herr A. Gold-
fuss in lit.), Lindenau-Lössnitz— (Dr. Erich Haase, Hofrath Dr. Meyer
in lit.), Dresden, im Elsterthal bei Leipzig (230), Umgebung von
Berlin (330), Prag (Boulenger), Wien, Umgebung von Budapest
(Prof. Margö in lit.), Sumpf bei Dorosglo (Unter- Ungarn), Sieben-
bürgen (K. k. zoolog. Kabinet in Wien), Brostenii (Boulenger), das
Gouvernement Moskau, Umgebung von Charkow (Prof. Stepanow),
Kiew und Kasin bei Kiew, Nowo-Zybkow im Tschernigow'sshen
') Nach Wolterstorff scheint bombinus auf das Tiefland beschränkt zu soin,
wenigstens in Deutschland.
*) Bull. Soc.'Zool. de France, 1888, p. 175.
22
— 338 -
6t., Taganrog und der obere Lauf des Or (Zoolog. Mus. K. Akad.
St. Petersburg). — Die wohl noch genauer festzustellende Nord-
grenze entspräche nach Kessler in Russland etwa dem 56°.
Geographische Verbreitung der Bombinator-Arten.
(B. pacliypus und B. bombinus).
Bis vor kurzem sind, wie ich bereits in der Einleitung hervor-
gehoben habe, die zwei europäischen Bombinator-Arten nicht
unterschieden oder genauer, nicht genügend beachtet word; es ist
daher in den meisten Fällen nicht möglich festzustellen, welche
von diesen beiden Species in den verschiedenen uns vorliegenden
faunistischen Schriften gemeint ist. Folgende Zusammenstellung
aller mir gegenwärtigen Augaben über die geographische Verbrei-
tung des Bombinators dürfte die Amphibiologen veranlassen, Nä-
heres über die Wohngebieje einer jeden dieser Species mitzutheilen.
Dass Bombinator im Süden Schwedens, so bei Trelleborg,
Svedala, Börringe, Andrarum, Jordberg, Söfdeborg und an anderen
Oertlichkeiten nicht fehlt, darüber liegen bereits aus alter Zeit
Angaben vor (Linne, Fauna suecica. 277. Nilsson, Skandinawisk
Fauna). Hingegen in Norwegen scheint er nicht vorzukommen. In
Dänemark, wohin er, wie angenommen wird, von einem dänischen
Edelmann Peder Oxes im 17. Jahrhundert eingeführt worden sein
soll, ist er nicht selten; man weiss durch Collin (103), dass er
bei Frederiksdal, in Slagelse, Taarnborg bei Korsör, Bakkebölle
bei Vordingborg, bei Overby (Själlands Odde), bei Jägersborg, auf
Sprogö, Nyborg, Glorup auf Fünen, Svendborg, Smaaörne auf
Fejö und auf Möen vorkommt. Aus Collin's Beschreibung geht
hervor, worauf Boulenger neuerdings aufmerksam gemacht hat,
dass der dänische Bombinator als bombinus (= igneus bei
Boulenger) zu deuten sei. In Grossbritannien und Irland fehlt das
Thier; in Frankreich dagegen scheint es (pachypus!) weit ver-
breitet zu sein. De Selys-Longchamps (98) giebt an, dass es in
der Picardie vorkommt und Baillon (32) führt es unter den
Amphibien des Bezirkes von Abbeville auf. In dem Ardennen-
Departement soll es nirgend fehlen (35) und in den Departements
Seine-et-Oise, so in der Umgebung von Cernay-la-Ville, in den
Mooren von Bouley-les-Trous und in Monthle'ry (35), und Seine-et-
Marne (319) ist es von Taton, Lataste und De Sinety beobachtet
worden. Die Angabe Latreille's (259), wonach es in der Umgebung
— 339 —
von Paris vorkommt, obsckon sehr selten, ist bis jetzt noch nicht
bestätigt worden; Lataste vermuthet nur, dass es gelingen dürfte
es daselbst ausfindig zu macheu. Im Departement de I'Yonne ist
es sehr häufig (36); Holandre (142), Fournel (143), Malherbe
(144) und Collin de Plancy (35) haben es für das Departement
Meurthe et Moselle angezeigt und aus den Angaben de Selys-
Longchamps würde sich ergeben, dass es östlich von der Meuse
sich vorfindet. Im Departement de TAube wäre Bombinator nach
Collin de Plancy im Bezirk von Bar-sur-Seine, aber nur in den Wald-
morästen zu Hause. Girod-Chantrans (300) und Olivier (38) kennen
ihn aus der Umgebung von Besancon und aus den Morästen an
der Säone, im Gebirge hingegen soll er seltener vorkommen. In
Jura ist er ebenfalls verbreitet (39). In Chamonix und in Bouchet
de Seroz in Hoch-Savoyen ist er durch Venance Payot (43) nach-
gewiesen; für das Departement fsere wird er von Charvet (40)
aufgeführt und die Sammlung Westphal-Castelnau enthält Stücke
aus dem Cevennen-Gebirge (207). Im Süden Frankreichs dürfte
sein Vorkommen sehr beschränkt sein. De Serres (152) und Ju-
mcau (219) geben ihn aus dem He^rault an uud Lataste (24)
beobachtete ihu in der Gironde; jedoch wird, wie ich erfahre,
sein Vorkommen im He'rault, so bei Montpellier, in Saiat-Aunes,
im Teich von Vendres uud in den Morästen von Agde, neuerdings
in Zweifel gezogen; für die Umgebung von Allauch in der Provence
hat ihn Re'guis als häufig angezeigt. Ueber seine Verbreitung in
den Departements Charente-Inlerieure, Charente, Vienne, Maine-et-
Loire, Loire-Infe'rieure, Veude'e, Sarthe, Iudre-et-Loire liegen uns
die Angaben von Lataste (34), De Rochebrune (27;, Mauduyt
(28), Millet (30), De l'Isle und Thomas, Gentil (29) und Herou-
Royer (331) vor.
Machado (18) und Cisternas (158) glauben das Thier auch in
Spanien, so bei Sevilla am Guadalquivir, bei Barcelona und Sala-
manca gefunden zu haben, doch werden ihre Angaben darüber
wohl mit Recht bezweifelt; Bombinator dürfte die Pyrenäen nicht
überschreiten. Aus Corsika, Sardinien und von den Balearen linde
ich denselben nirgends verzeichnet, auf Sicilien ist sein Vorkommen
noch nicht sicher erwiesen (241.56). Auf der apenninischen Halb-
insel findet er sich häufig in Veuetien (278.13.246) und soll
auch in Emilia, in Marken, in Toscaua, im Neapolitanischen, in
Romagna und in Calabrien (48) nicht selten sein. Die Angaben
über sein Vorkommen in der Lombardei (65.333) wurden neuer-
dings angezweifelt; nach der Aussage Balsamo's soll er in Tremezzo
— 340 —
am Comersee einheimisch sein (147). In Piemont ist er noch nicht
gefunden worden. Aus den „Alpi Apuane" kennt ihn Bonaparte (240).
Speeiellere Fundorte in Italien sind die Ebene von Venedig und
Treviso, Marcellise in der Provinz Verona, Verona, Belluno, Florenz,
Pratovecchio, das Casentino-Thal, Montestigliano, Arena, Serra de
Bruno und Soriano in Calabrien, sowie angeblich auch die Abhänge
des Etna Alsdann findet sich Bombinator auch in der Schweiz und
zwar, wie Fatio (41) angiebt, fast allerorten bis zu 1200 Meter u.
M., nur in den Südthälern des Tessin ist er ziemlich selten. Speciell
sind als Fundorte anzuführen: Roche und Vernayaz an der Rhone
(103. S. 312), Vevey, Montreux, Brunnen, Sisikon, Morschach,
Ragaz (B. pachypus), Umgegend von Chur (232) und von Basel,
wo er ungemein häufig sowohl in Tümpeln als auch im Wider-
wasser Messender Bäche und Flüsse gefunden wird (169). In
Deutschland ist er weit verbreitet und ist in vielen Strichen Süd-
deutschlands der gemeinste Batrachier. F. Müller erhielt ihn aus
Gross-Hüuingen in Elsass und aus Isteinerklotz in Baden und ich
fand ihn (d. h. B. pachypus) in der Umgebung von Heidelberg;
nach Eüssliu (90) ist Bombinator in Baden fast überall gemein.
Ueber sein Vorkommen in Württemberg melden mehrere Forscher
(89.86.87); bei Tübingen, Metzingen, Weilheim sammelte ihn
Leydig (88.170); bei Stuttgart ist er nach Plieninger in den
Wasseransammlungen der Weinbergsgruben und verlassener Stein-
brüche häufig; für die Umgegend von Maulbronn soll er von
Kommerell, mit dem Zusatz „seltener" und für das Oberamt
Backnang vom Revierförster Calwer erwähnt sein (Leydig, op.
tit.); auch aus der Gegend von Oehringen im Hohenlohe'schen
wird, wie Leydig meldet, sein Vorkommen angezeigt; Leydig fügt
hinzu, dass ihm das Thier aus Oberschwaben zugesandt worden
sei. Ueber das Vorkommen des Bombinators in Bayern berichten
Schrank (83), Clessin (82), Jäckel (85) und v. Reider und Hahn
(171); die zuletzt Genannten bemerken, dass sie in allen Gegenden
Bayerns, und in manchen in ungeheurer Menge anzutreffen sei.
Leydig traf ihn im Mainthal bei Würzburg und bei Kissingen,
Schrank iu Berchtesgaden (33) und Koch, Herrich Schäffer und
Förster (84) erwähnen ihn für die Umgegend Regensburgs. Dass
das Thier im Gebiete der Tauber lebt, erfahren wir durch Leydig;
im Rhöngebirge aber scheint es selten zu sein (94); im Kreis
Rothenburg, Hessen, hat es Eisenach (178) beobachtet und für
das Nassauische, allwo es überall häutig sein soll, zeigt es
Kirschbaum an (92). Im Unter-Main- und Lahn-Gebiete fehlt Born-
— 341 —
binator, wie Koch (93) berichtet, nirgends; im Lahnthale und
Dillthale sollen bombinus (= igneus, var. typus Koch)
und pachypus (= var. brevipes Koch) gesellig zusammen-
leben; im unteren Maingebiete scheint bombinus die häutigere
Art zu sein, während pachypus die hochgelegenen Gegenden
vorzieht. Koch fügt hinzu, dass die zuletzt erwähnte Art bei
Kirberg im Taunus, an dem Stoppelberge bei Wetzlar, im Harz-
gebirge und in Goslar vorkommt. Welche von diesen beiden Arten
von Römer-Büchner (91) in der nächsten Umgebung von Frankfurt
a. M. und von Suffrian (96) im Regierungsbezirke Arnsberg beo-
bachtet worden, ist mir unbekannt geblieben. Am Niederrhein ist
Bombinator häufig; sein Vorkommen bei Bonn, Kessenich, Dotten-
dorf, Reuel, am Drachenfels und in Aggerthal meldet Leydig; für
Linz a. Rh. und Umgegend zeigt ihn Melsheimer an (95); in der
Umgebung von Elberfeld fand ihn Behrens (229); in der Mosel-,
Saar- und Sauergegend sowohl im Tiefland als auch im Hochwald
zeigt er sich ebenfalls verbreitet (173); F. Müller (334) erwähnt
ihn aus dem Hardtwald und dass er in der Eifel vorkommt, wissen
wir durch Schäfer und Leydig. Wiepken und Greve (78) fanden
ihn in der Nähe der Stadt Oldenburg, Brüggemann (213) beo-
bachtete ihn in der Umgegend von Bremen; er findet sich ferner
in Lüneburg (79), in Mecklenburg (77), in der Mark Brandenburg
(76), bei Barth (Ostsee), in West- und Ostpreussen (74), in
Schlesien (175.75), wo er überall, wenigstens im flachen Lande,
sehr häufig sein soll, in der Oberlausitz (81) und in Sachsen (80). —
im Luxemburgischen ist er nach De la Fontaine (97) allgemein ver-
breitet und findet sich in den Ardennen sehr häufig; in Belgien wird
er nach De Selys Longchamps (97) namentlich in den Ardennen und
in Condroz in grösserer Anzahl angetroffen. Aus den niederländischen
Grenzprovinzen hat ihn Schlegel (99) angezeigt.
In den Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie scheint
Bombinator nirgends zu fehlen. So giebt Bruhin (73) an, dass er
im Vorarlbergischen, so bei Riedern, Nüziders, Düns und an anderen
nicht näher bezeichneten Orten nicht selten sei; nach Gredler (72)
hat er durch Tirol eine allgemeine und zugleich massenhafte
Verbreitung uud soll in den ganzen Flussgebieten des Lech, Inn,
Ziller, der Etsch, Noce, Brenta und des Cismone einheimisch sein
und bis nahe zu 5000 Fuss Vertikalhöhe angetroffen werden; im
Sarnthal bei Bozen traf ihn Leydig, im Bad Ratzes in Südtirol
Prosslinger (188), im Valle di Non De Betta (335). Ferner be-
wohnt er nach Latzel (61) Kärnten, kommt nach Freyer (60)
— 342 —
und v. Gallenstein (62) ungemein häufig in Kraiu vor, wird nach
Knauer (71) in Niederösterreich ueberall angetroffen, lebt an der
Donau-Ufern (163. S. 465), findet sich nach Käroli (180) und Jeitteles
(181) in Ungarn und soll nach Glückselig (185) in Böhmen, nach
Heinrich (68) in Mähren-Schlesien, nach Zawadzky (69) in Galizien
und in der Bukowina und nach Bielz (67) in Siebenbürgen vorkommen ');
Stobiecki (179) fand ihn auf der Babia-Göra (W. Karpathen).
Ueber sein Vorkommen in Triest, in Dalmatien (Spalato) und in
Bosnien melden Collin (103), Kolombatovic (223) und v. Möllen-
dorff (114); in Montenegro soll Schreiber zufolge, eine besondere
Lokalvarietät leben 2). Sordelli erwähnt ihn aus Orta Keuei
(Adrianopel) 3), das Museum in Athen enthält ein Stück aus dem
Parnass Gebirge (247. — II. S. 292), Herr General-Inspektor der
königl. Domänen L. Munter in Athen theilt mir mit, dass er den
Bombinator in Attika auf dem Berge Parnes in der Quelle Palikori
bei Agios Triada (3000 F. Seehöhe) entdeckt habe und aus Erber's
Bericht über seine Reise nach den griechischen Inseln ersehen wir,
dass das Thier auch auf Tinos lebt (269). Ueber seine Verbreitung
im Russischen Reich lässt sich zur Zeit nur wenig sagen. Seidlitz
(105) und Fischer (199) haben es in den Ostseeprovinzen ange-
troffen, Andrzejowski (195) verzeichnet es unter den Amphibien
Wolhyniens, Podoliens und des Cherson'schen Gouvernement, Tac-
zanowski (194) fand es in den Weichsel- Provinzen, Belke in der
Umgegend von Kamienez-Podolski und Czernay (110) auf seinen
Reisen im Charkow'schen und den anliegenden Gouvernements.
*) Nachtrag!. Zusatz. In Siebenbürgen kommen beide Arten — b orabinns and
p a c h y p u s — vor.
') „Die Haut ist bei denselben", sagt Schreiber, „im Ganzen genommen, glatt,
mit aus ihr stark hervorstehenden, zahlreichen, von einander meist getrennten
Warzen. Die bei der Stammform auf letzteren einzeln oder nur sehr zerstreut
stehenden schwarzen Drusenpunkte sind hier auf jeder Warze viel zahlreicher und
alle an der Spitze derselben zusammengedrängt, so dass namentlich der Rücken
durch die von der glatten Haut scharf abgehobenen, mit schwarzen Drüsenkörnern
gekrönten Warzen sehr ausgezeichnet ist; mitunter fliessen mehrere hinter einander
stehende Warzen zu unregelmäßigen schwarzen Längswülsten zusammen; auch
werden sie am Kopf und besonders gegen das Ende der Beine niedriger, so dass
dann die schwarzen rauhen Gipfelflecken derselben unmittelbar auf die Haut zu
sitzen kommen. Auch sind diese montenegrinischen Stücke durch die Färbung aus-
gezeichnet, indem bei denselben die Unterseite meist Schwarz zur Grundfarbe hat,
auf welcher gewöhnlich nur sehr vereinzelte untergeordnete oder auch gar keine
gelben Flecken vorkommen". Die im K. K. Naturalienkabinet in Wien aufbewahrten
Feuerkröten aus Montenegro gehören, wie ich glaube, zu B. paehypus var.
') Hettili di Orta Keuei (Adrianopel) in: Rend. Ist. Lomb. 1886. Milan».
— 343 —
Aus Asien kennt man Bombinator, so viel ich weiss, nur aus
China und zwar speciell aus Tsehifu (9. — S. 447) '); in Africa
scheint er gänzlich zu fehlen ').
17. ALYTES OBSTETRICANS (BRONG.), LAUR. 1768.
Synonymie und Literatur.
Bufo obstetricans Laurenti, Synops. rept. p. 28, 128.
Brongniart, in: Bull, des Sc. Soc. philom. an VIII, fa 12, p. 91.
pl. VI, fig. 4. Latreille, Hist. nat. Salamandres de France, p. XL.
Daudin, Hist. nat. Rain. Gren. Crap. p. 87, pl. 32, fig. 1; Hist. nat.
Rept. VIII, p. 176. — Bombinator obstetricans Gravenhorst,
Deliciae mus. zoolog. Vratislaviensis, I, p. 68. — Rana obstetricans
Wolf, in Sturm' s Deutschi. Fauna. Abth. III, Heft IV, m. Taf. —
Obstetricans vulgaris Duges, Recherches s. l'oste'ologie et la
inyologie des Batraciens, p. 7. Paris, 1834. — ?Rana campanisona Lau-
rent^ op. cit. p. 30, 133. — Crapaud accoucheur Daubenton,
Dict. erpe't. in Enc. meth. p. 612. Guvier, Regne animal, 1. 6d. t.
II, p. 96. 2. t)d. t. II, p. 110. — Le petit crapaud terrestre,
accoucheur ä la femelle, D&nours, in Hist. de l'Acad. roy. d. Sc.
1741, p. 29; 1781, p. 13. — Alytes obstetricans Merrem, Ten-
tamen systematis araphibior. p. 179. Bonaparte, in Mem. R. Accad.
Sc. Torino, Ser. II, Tom. II, p. 385; Iconografia della Fauna italica
II, c. fig. Wagler, Icones et descript. amphibior., tab. 22, fig. 3—5.
München, 1833. Schine, Europ. Fauna, II, S. 75; Naturgesch. u.
Abbild, d. Reptilien 1833. Koch, Formen u. Wandlungen d. ecaud.
Batrachier d. Unter-Main- u. Lahn-Gebietes. Frankfurt a. M. 1872.
Tschudi, in Isis 1837. S. 702; Klassifikat d. Batrachier. Soc. sc.
nat. II, p. 84. Neuchatel. Dumeril et Bibron, Erpe'tologie gener. III,
p. 467. Bruch, in Würzb. naturwiss. Zeitschr. Bd. III, S. 213. Bd.
IV, S. 91; in V. Bericht d. naturwiss. Ver. zu Offenbach a. M. 1864.
Fatio, Faune des Verte'bre's de la Suisse, III, p. 358. Brehm, Kriech-
thiere u. Lurche, in Thierleben, S. 586. Leipzig, 1878. De VIsle, Note
') Das Vorkommen des pachypus oder bombinus in China ist überaus
unwahrscheinlich. Die aus Wladiwostok und Ussuri stammenden, in der Sammlung
der Petersburger Akademie aufbewahrten Exemplare des Bombinator stimmen mit
keiner der beiden genannten Arten überein.
*) Es existirt allerdings eine Angabe Stecker's n iden Mittheilungen d. afrika-
nisch. Ges. Deutschi. Berlin, 1879, 2. lieft, dass die Feuerkröte in Ain Scherschara
in Tripolitanien vorkommt, diese Angabe aber soll, wie Peters uns mittheilt (Mo-
natsber. d. K. Akad. d. Wiss. zu Berlin, 1880, S. 309), auf einer Verwechselung
der Feuerkröte mit Rana esculenta beruhen.
— 344 —
sur l'acGouplement de TAlytes obstetricans. Act. Soc. Lin. Bordeaux,
XXX; Memoire sur TAlyte accoucheur, in Ann. Sc. nat. 1873. Lataste,
Essai d'une Faune herpetolog. de la Gironde. 1. c. Taf. IX, fig. 1 — 3,
7 — 9; Revue intern, d. Sc. 1878, p. 488; ibidem, vol. II, p. 543;
Quelques observations sur les te'tards des Batraciens anoures, in Bull.
Soc. Zool. de France, 1877. Leydig, Anure Batrachier, S. 64. Heron-
Royer, in Bull. Soc. Zool. de France, III, p. 278; VIII. p. 415, pl.
Xlll; XI, p. 671. Camerano, Monografia Anübi anuri ital. I.e. Bon-
lenger, Cat. Batrach. Sal. Coli. Brit. Mus. p. 448.
Aeusserer Habitus.
Ein io so vielen Beziehungen auffallende Gattung, welche die
Merkmale der Frösche und Kröten vereinigt, in gewisser Beziehung
sogar mit den exotischen Formen, wie z. B. Rhacophorus reticu-
latus oder Rhiuoderma, übereinstimmt, ist Alytes. Derselbe nähert
sich den Ranae durch die Bezahnung des Oberkiefers, in den übri-
gen Charakteren, so namentlich in Bezug auf seine Gestalt stimmt
er aber mit Bufo überein. Sein Kopf ist gross, hinten und in der
Interorbitalgegend flach und breit und scheint insbesondere beim
Männchen ohne Unterbrechung in den Rumpf überzugehen; die
Schnauze ist ziemlich spitz, fast dreieckig, zugerundet, gewölbt und
nur zwischen den kleinen Nasenlöchern leicht abgeplatet; die
Schnauzenkante tritt nicht deutlich hervor, die Kopfseiten fallen
beinahe senkrecht ab. Die Nasenlöcher sind von einander etwas
weniger weit entfernt als von den Augen oder von dem Oberkie-
ferrand; die Entfernung des Oberkiefers vom Auge ist kleiner als
der Abstand der letzteren oder als der Augendurchmesser. Die Augen
sind gross, stark hervortretend; der Raum zwischen den Augenhü-
geln ist ungefähr so gross wie die Entfernung des Nasenloches vom
Auge. Die Pupille bildet einen langen, weit nach oben und unten
reichenden bikonvexen, senkrechten Spalt; die Iris ist auf glänzen-
dem goldfarbenem Grunde stark schwarz gezeichnet, namentlich an
ihrer unteren Hälfte; auch unten und oben in der unmittelbaren
Nähe der Pupille häuft sich meistens das Schwarz dermassen an,
dass man annehmen könnte, der Pupillenspalt zeige eine bis zum
äussersten sichtbaren Rande des Augapfels sich erstreckende Erwei-
terung. Bei Stücken deutscher Herkunft soll die Iris auf schwarzem
Grunde mit metallisch glänzendem Gelb durchsetzt sein, das sich
besonders in der oberen Hälfte, weniger dagegen in der unteren
anhäuft und eine horizontale Zone fast ganz freilässt, so dass es
aussieht als ob ein dunkler, nicht scharf begrenzter Streifen die Iris
- 345 —
ia eine untere und obere Hälfte trennt (Pflüger). Nach Leydig soll
die Iris auch Mass goldgelb, schwarz geädert und die Pupille „senk-
recht rautenförmig verengert, ein Längsspältchen mit winkliger
Einknickung" sein. Meine Erfahrungen stimmen damit nicht ganz über-
ein. Im normalen Zustande ist bei meinen Thieren aus Paris der
vertikale Pupillenspalt eher bikonvex und nur dann wenn man dem
Thiere etwas zuleide thut, nimmt der Pupillenrand, vorzugsweise
nur der eine vordere, einen winklig gebrochenen Verlauf an, wäh-
rend der andere Rand meist bogenförmig aussieht; erhält letzterer
gleichfalls eine winklige Einknickung, so haben wir allerdings eine
rautenförmige Pupille vor uns, aber nur vorübergehend, denn sobald
sich das Thier beruhigt und die Pupille sich verengert oder erweitert
hat, verschwindet die winklige Einknickung.
Das nahe am Auge und am Gelenkende des Kiefers sich befindende,
deutlich ausgeprägte rundliche Trommelfell ist im Durchmesser drei
Viertel so gross wie das Auge; darüber hinweg zieht sich ein
Drüsenwulst, den man als schmale Parotis zu bezeichnen pflegt,
deren Fortsetzung zu beiden Seiten des Rückens als eine Reihe
Warzen, die knopfförmig hervortreten können und so zu sagen
Seitenwülste bilden, nachweisbar ist. Hinter dem Trommelfell ent-
sendet diese Drüsenreihe einen anderen Zweig, welcher das Pau-
kenfell von hinten umgiebt und am Gelenkende des Unterkiefers endet
und eher als eine abgeschnürte, einer grösseren Warze ähnlich
sehende Partie des oben erwähnten Wulstes gedeutet werden könnte.
Die nahezu den ganzen Boden der Mundhöhle einnehmende gefurchte,
nur vorn leicht ausgerandete, sonst aber abgerundete, breitere alslange
Zunge ist am Hinterrande und auch seitlich, obschon in sehr geringer
Ausdehnung frei. Die mit einer dreikantigen Spitze versehenen Ober-
kieferzähne sind im Werke Leydig's auf Taf. IV abgebildet, leydig
sagt, dass die drei Kanten in einige feine Vorsprünge ausgehen,
was mit einer felderigen Skulptur auf der freien Fläche zusammen-
hängt. Dass der Zahn bei A. obstetricans im Laufe des
Wachsthums des Thieres grossen Veränderungen in der Gestalt
unterworfen ist, ersehen wir aus Leydig's Fig. 36 und 37, welche
einen jungen und einen fertigen Zahn am Gaumen darstellen. Bei
den mir vorliegenden ausgewachsenen Stücken stehen die aus 3
bis 4 grösseren und 1 * bis 3 kleineren Zähnchen bestehenden
Querreihen entweder dicht neben einander oder in geringer Ent-
fernung von einander hinter und einwärts von den Choanen; an
den grösseren Zähnchen sehe ich deutlich 3 bis 4 quere wulstar-
— 346 —
(ige Erhabenheiten an der im Verhältniss zum kurzen Sockel ziem-
lich hohen Zahnkrone.
Das lange, ziemlich kräftig gebaute Vorderbein erreicht, sobald
es nach vorn längs der Mundspalte ausgestreckt wird, das Nasen-
loch auf der entgegensetzten Seit des Kopfes mit der Spitze des
2. Fingers und kann, wie es beim Weibchen der Fall ist, auch
etwas weiter reichen. Der Oberarm ist nicht in der Haut verwach-
sen, wie es bei A. Cisternasi der Fall ist, sondern tritt frei zu-
tage. Auf der Volarseite der Handwurzel befinden sich drei Ballen '),
welche dem 1., 3. und 4. Finger entsprechen; der äussere Ballen
ist gross und breit, der innere lang aber schmal und der mittlere
•am kleinsten. Die Finger sind im Vergleich zu A. Cisternasi
lang und schlank, sie sind frei, rundlich, oder leicht abgeplattet,
an den Enden nicht erweitert; der 3. Finger ist bedeutend länger
als der 2-te, welch letzterer etwas länger als der 4-te ist, diese
beiden Finger können übrigens auch ziemlich lang sein; der Dau-
men ist der kürzeste von allen. Das Hinterbein, nach vorn gelegt,
überragt mit der 1. Zehe die Schnauzenspitze und erreicht mit
dem Tibiotarsalgelenk das Trommelfell. Die ziemlich flach ausse-
henden, allmählich spitz auslaufenden Zehen sind seitlich mit einem
schmalen Saum und am Grund mit einer Spur von einer Spann-
haut versehen; der Fersenhöcker ist massig entwickelt, aber deut-
lich sichtbar, sonst sind auf der Planta des Fusses nur ein bis
drei äusserst kleine Tuberkel wahrnehmbar,' die Zehen nehmen von
der ersten bis zur vierten rasch an Länge zu, während die 5. Zehe
nahezu ebenso lang ist wie die zweite. An dem Aussenrande der
Fussohle und namentlich des Unterschenkels treten wulstartige Erha-
benheiten auf, welche als Fussohlen- und Unterschenkel Drüsen be-
zeichnet werden. An den Zehen- und Finger-Gelenken sind keine
Anschwellungen.
Die dünne und zarte Haut ist mehr oder weniger dicht mit bald
schwächer, bald stärker hervortretenden Warzen besetzt; am mei-
sten entwickelt sind lerztere über dem Trommelfell (Ohrdrüsen-
wuist), unter dem Paukenfell, zu beiden Seiten des Rückens (Sei-
tenwülste) und am Unterschenkel; etwas schwächer entwickelt, aber
') Laut Pflüger kann das dritte Handbällchen fehlen; hoffen wir, dass derartige
Fälle höchst selten sind, denn es wäre beklagenswert, wenn solche oftmalig auf-
tretende Anomalien unserer Klassifikation Einbusse thun sollten; ich halte nämlich
A. Cisternasi, eine spanische Art im Auge, welche unter anderem dadurch sich
von A. obstetricans unterscheidet, dass sie blos zwei Handballen auf der Vo-
larseite der Handwurzel aufweist.
— 347 —
meist daran gut erkennbare Drüsen, dass sie wie weiss gepudert
aussehen, fiuden sich auf den oberen Augenlidern, am Oberkiefer,
an den Rumpfseiten, oben am Vorderarm und auf der äusseren
Seite des Fussrandes. Die Bauchseite und die Inguinalgegend sind
warzig und runzelig, während Brust, Kehle, Schnauze und Unter-
seite der Gliedmassen zum grössten Theil glatt erscheinen. Wäh-
rend die Drüsen auf der dem Lichte zugekehrten Seite des Kör-
pers ein überaus reiches, unangenehm riechendes grauweisses Sekret
ausscheiden, das beim Einwerfen des Thieres in Weingeist an den
Drüsenmündungen haften bleibt, koagulirt und so das Vorhanden-
sein der kleinsten Drüsen oftmals verräth, erzeugen die Kehldrü-
sen und diejenigen an den Bauchgrenzen wenig und auf dem Bauch
fast gar kein Sekret.
Masse in mm. $ aus Deutschland: Körperlänge 40, Kopflän-
ge 14, Kopfbreite 16, Vorderbein 23, Hand 10, Hinterbein 54.5,
Fuss 15. — $ aus der Umgebung von Paris: Körperlänge 47,
Kopflänge 15.5, Kopfbreite 17, Vorderbein 24 5, Hand 11, Hin-
terbein 61, Fuss 17.5.
Färbung und Zeichnung.— Varietäten.
Die Färbung der Oberseite ist ein Bleigrau oder dunkles Aschgrau,
das einerseits durch einen unbestimmtes ins Gelbliche ziehenden
grauen Ton, anderseits durch Olivengrün bis zum Braun abändern
kann. Bei einem Männchen aus Lippstadt ist die Körperoberfläche
braun mit dunkelbraunen, meist auf die grösseren, wenig zahlrei-
chen Warzen beschränkten Flecken besetzt, während seine Beine
oben mit grösseren derartigen Makeln versehen erscheinen. Die
Warzen an den Extremitäten sowie diejenigen, welche den Längs-
wulst an den Rückenseiten bilden und auch sonst an den Leibes-
seiten zerstreut liegen, sind im Gegentheil etwas heller als der
Untergrund, ja stellenweise sogar gelblich. Stirn und Nacken sind
dicht und fein dunkel punktirt, während die Schnauze nahezu fle-
ckenlos ist. Am Oberkieferrande, namentlich vorn, gesellen sich
den braunen Zeichnungen gelbliche Fleckchen hinzu. Die Bauch-
gegend ist gelblichweiss, die Kehle, besonders an den Seiten, die
Brust und die Bauchgrenzen sind braun gesprenkelt. Der Wulst
hinter dem Paukenfell ist gelbbraun gepunktet, während das gelblich-
braune Paukenfell dunkelbraun gefleckt erscheint. Die Ellbogen und
die Kniebeuge sind etwas heller als ihre Umgebung. Die Unterfläche
der Zehen ist bedeutend dunkler als die unten eher gelben Finger.
— 343 —
Bei den mir aus Paris vorliegenden, von Lataste als „delislei"
bezeichneten Individuen zeigt die Überseite ein helles Aschgrau, auf
welchem zahlreiche, ziemlich dicht angeordnete schwärzliche, dun-
kelgrün oder bräunliche Fleckchen stehen. Da bei diesen französi-
schen obstetricans, wie bereits erwähnt, die Drüsenwarzen
klein und in der Regel nur rückwärts zahlreich werden, so be-
schränkt sich die dunkle Fleckung nicht nur auf die Warzen selbst,
sondern es sind auch Flecken dazwischen zerstreut. Die Warzen
sind gewöhnlich am Grunde dunkler, am Gipfel aber heller; auf
dem Lid, an der Schnauze und Wange ist ihre Zahl gering. Das
Trommelfell ist graubräunlich gesprenkelt, die dahinter liegende
grosse Drüsenwarze gelblichgrau gefärbt; gellilichgrau sind auch
diejenigen Drüsen, welche die Seitenwülste konstituiren. Oftmals
habe ich ferner sowohl über dem Paukenfell, als auch am Ptunipfe
röthliche, ja selbst schön roth kolorirte Drüsenwärzchen vorgefun-
den. An den Leibesseiten erscheinen die Warzen sonst gelblichweiss
und sind also denjenigen ähnlich, welche auf dem etwas ins. Grau
ziehenden Weiss der Unterseite des Thieres vertheilt sind. An der
Kehle seitlich sehe ich nur wenige dunkle Flecken, die Fusssohle
ist auf grauweissem Grunde bräunlich besprenkelt Der Oberschen-
kel ist oftmals, namentlich während der Brunstzeit unterseits, so-
wie nach hinten fleischfarben oder roth. Die Bauchfläche kann aber
auch lichtgrau, ja sogar bläulich, die Rückenflecken blass- bis satt-
grün oder rein braun erscheinen, während die meisten Drüsen-
warzen mit einem rothen Gipfelpunkt versehen sind; längs der Mit-
tellinie des Bauches kann eine bräunliche Zone zum Vorschein treten.
Von den jungen Exemplaren, welche ich aus der Umgebung von
Paris besitze, sind mehrere bedeutend dunkler und zwar ganz dun-
kelgrau, die anderen ebenso hell kolorirt wie die Alten; bei den
dunklen Jungen tritt die Fleckung undeutlicher hervor und nur an
den Drüsenwarzen, bei den hellen hingegen sind dunkle Punktfle-
cken gut erkennbar, aber ihre Anzahl ist geringer als bei den
Erwachsenen. An den Ohr- und Seiten-Wülsten sieht man helle
und schön roth kolorirte, mit Kupferglanz überflogene Stellen; auf
der lichtgrauen Körperunterseite sind viele dunkle Flecken vorhan-
den; auch die Extremitäten mit alleiniger Ausnahme der mittleren
Region des Oberschenkels siod intensiv dunkel besprenkelt, der
Fersenhöcker und die übrigen Prominenzen sind aber stets von
gleichmässiger weisslicher oder gelblicher Färbung. Die jungen
obstetricans, sowie auch die zwei- und vierbeinigen Larven
sind letzthin eingehend nach Thieren deutschen Urspunges von Pflü-
— 349 —
ger im Arch. f. d. ges. Physiologie, XXIX, beschrieben worden und
da es nicht meine Absicht ist hier die Details zu rekapitnliren, so
will ich die Aufmerksamkeit des Lesers auf diese Arbeit mehr des-
kriptiven Inhalts lenken.
Lataste verdanken wir die Beschreibung einer neuen, bis jetzt
nur auf der iberischen Halbinsel konstatirten Varietät von A. ob-
stetricans. Diese als Var. Boscai benannte Form unterschei-
det sich von der typischen vor allem dadurch, dass ihr Schädel
länger und breiter als die Länge der Wirbelsäule ist, während bei
der Grundform der Schädel kürzer als die Wirbelsäule und ebenso
breit wie letztere sein soll. Abgesehen von anderen Verschieden-
heiten im Skelettbau unterscheiden sich ferner diese Alytes da-
durch, dass bei der Boscai die Haut feiner und glatter erscheint
und dass die Drüsenseitenwiilste bedeutend schwächer hervorzutre-
ten pflegen als bei der Grundform. Auch ist bei der ersteren der
das Paukenfell von hinten umgebende Wulst weniger sichtbar; das
Paukenfell selbst ist grösser und scheint infolgedessen dem Auge
und Kiefer näher gerückt zu sein; der Abstand zwischen den "Na-
senlöchern ist nicht so gross, die Entfernung aber der Nasenlöcher
vom Kieferrand ist etwas grösser, da bei ihr die Schnauze höher
ist als bei der bekannten Geburtshelverkröte. Die Iris ist röthlich
mit Goldschimmer. Oberseits heben sich vom hellgrauen oder gelb-
lichen Fond grössere bräunliche oder grünliche Flecken ab, mit
dazwischen, und namentlich gegen die Leibesseiten hin, eingestreu-
ten rothen Punkten. Auch sind am Rücken mitunter recht deutlich
ausgeprägte helle Bänder sichtbar, welche die Form eines umge-
kehrten V nachahmen. Die Schnauze ist gepunktet. Die wenig rauhe
Körperunterseite ist in den meisten Fällen ein reines Weiss oder
Gelblichweiss und nur an den Extremitäten mit fleischfarbenem An-
fluge. Bei den Individuen der Boscai aus den gebirgigen Gegen-
den Kordspaniens trifft es sich, dass die Kehle dunkel gezeichnet
erscheint.
Total weisse, rosa-weisse oder gelbliche obstetricans mit
rother Iris sind gleichfalls beschrieben worden *). Schöne Abbil-
dungen dieser Albinos wird man in der Abhandlung Lataste's vor-
finden.
') Lataste, Sur une nouvelle forme de Batraciens anoure d'Europe. Act. Soc.
Lin. Bordeaux, vol. 34, pl. XI, fig. 1, 2. Bull. Soc. Zool. de France, III, p. 46.
He'ron-Royer, ibidem, vol. III, p. 131; vol. VIII, p. 408; vol. XI, p. 671.
— 350 —
Aeussere Geschlechtscharaktere.
Da A. obstetricans keine Schallblasen und keine Schwiele
aufzuweisen hat, so gilt die Unterscheidung der Geschlechter schwie-
rig. Lataste giebt allerdings an, dass die Geschlechter dadurch
äusserlich verschieden sind, dass beim Weibchen der Kopf etwas
kleiner und länger ausgezogen ist als beim Männchen, ferner, dass
beim ersteren Kopf und Rumpf schwach abgesondert erscheinen
und endlich, dass bei ihm die Beine etwas kürzer, der Rumpf
länger, abgerundeter und zugleich breiter ist als es beim Männ-
chen der Fall zu sein pflegt. Fatio fügt dem hinzu, dass beim
Männchen mitunter eine schwach entwickelte Schwielenbildung an
der Hand zum Vorschein kommt. In den meisten Fällen aber war
man in der Lage mit Sicherheit das Männchen äusserlich nur zur
Laichzeit und nur daran zu erkennen, dass es den abgesetzten
Laich mit sich um die Hinterbeine gewickelt herumträgt. Für mich
bot die Unterscheidung der Geschlechtern keine Schwierigkeiten
auch ausserhalb der Brunst oder Brutpflege-Periode, denn, wenn
die Kniebeuge beim ruhigen Sitzen des Thieres, das ich vor mir
hatte, kaum die halbe Länge der Entfernung zwischen den Wur-
zeln des Vorder- und Hinterbeines erreichte, so konnte ich sicher
sein, dass es ein Weibchen sei, das ausserdem noch daran erkennt-
lich ist, dass es einen bedeutend längeren Rumpf aufweist und
überhaupt eine ziemlich ansehnliche Körperlänge erreichen kann;
überragte aber die Kniebeuge jene halbe Entfernung und kam sie
nahezu mit der Achsel in Berührung, so erwies sich das betreifende
Stück stets als ein Männchen. Auch dürfte beim letzteren in der Regel
der Fersenhöcker etwas schwächer erscheinen als beim Weibchen.
Larve.
Die mir vorliegenden aus Ramsach in Baselland stammenden
Larven der typischen Geburtshelverkröte sind 53 mm. lang, wo-
von 22 mm. auf die Körperlänge und 31 mm. auf die Schwanz-
länge kommen; der Schwanz misst 13'/2 mm. in der Höhe, die
Hinterbeine sind 2 min. lang und der Körperumfang beträgt 39 mm.
Dass hin und wieder das Thier die ansehnliche Gesamtlänge von
80 oder 81 mm. erreichen kann, ist bekannt; diese Larve ist mit-
hin die grösste von allen einheimischen Arten mit medianem Spi-
raculum. Der Körper ist sehr breit, der Rumpfumfang nahezu übe-
rall gleich gross, nur ganz nach hinten nimmt er etwas zu; ober-
— 351 —
seits ist eiue leichte Wölbung, am Bauche aber eine schwache
Abplattung sichtbar. Der Kopf ist sehr breit, hinten fast ohne Spur
einer halsartigen Verengung, zwischen den Augen schwach, an der
Schnauze hingegen stark gewölbt; die Schnauze ist breit abgerun-
det. Die ziemlich weit hinten, mehr seitlich als oben stehenden
Augen sind gross; ihre Entfernung von einander ist nahezu doppelt
so gross wie der Abstand der kleinen, stark nach oben gerückten
Nasenlöcher oder die Distanz zwischen Auge und Nasenloch; letz-
tere beträgt ungefähr die halbe Länge der Entfernung des Nasen-
loches vom Mundrande; die Mundöffnung ist in der Regel um eine
Kleinigkeit kleiner als der Interocularraum. Die Lippenränder sind
mit ziemlich langen, auch mit unbewaffneten Auge deutlich sicht-
baren Papillen besetzt. Die am Rande ausgezackten schwarzbraunen
Zähnchen '), mit denen die Innenfläche der Lippen bewaffnet ist,
stehen oben in zwei, unten in drei Bogenreihen angeordnet; die
untere dritte, dem schwarzbraunen, wenig vortretenden Kiefer zu-
nächst stehende Zahnreihe zeigt in ihrer Mitte eine Unterbrechung
und erscheint somit in zwei laterale Theile zerlegt. Die einzelnen
braunschwarzen, dicht an einander sitzenden Zähnchen sind an
ihrem oberen Theile löffelartig erweitert und am Rande mit circa
12 — 16 Zacken versehen; die erweiterte Basis des Zahnes enthält
eine Höhlung, die einen, dem fertigen oberen Zahn genau ähnlich
sehenden Ersatzzahn, oder genauer dessen gezackten Kopftheil von
unten aufnimmt; in seltenen Fällen sieht man noch einen dritten
Zahn oder 2. Ersatzzahn, meistens ist aber nur die Zelle, d. h.
die Bildungsstätte desselben erkennbar. Auf diese Weise entsteht
nun eine vertikale Zahnfolge, die nicht senkrecht säulenartig, son-
dern schwach nach innen gebogen ist. Das Kiemenloch liegt in der
Mittellinie des Bauches; es ist ziemlich weit nach vorn gerückt.
Der Schwanz ist mit einem hohen und bisweilen ziemlich weit auf
den Rücken reichenden, an seinem Ende breit abgerundeten Flos-
sensaum umgeben. Die lange, namentlich aber breite Analröhre
öffnet sich in der Mittellinie der Unterecke der Schwanzflosse; die
Oeffnung ist sehr gross. Die Hinterextremitäten erreichen kurz vor
dem Hervorsprossen der Vorderbeine die Länge von 12 mm.
Die erwachsenen Exemplare aus der Schweiz sind oberseits grau-
schwarz gefärbt und über die ganze obere Körperfläche finden sich
metallisch glänzende, gelbbraune bis braune Sprenkeln, welche bei
*) Vogt. Untersuchungen üb. d. Entwicklungsgeschichte d. Geburtshelverkröte,
S. 90, Taf, II Fig. 9-13.
— 352 —
jüngeren Individuen lichter und deutlicher zutage treten sollen. Der
Schwanz ist bräunlichgrau, unten mit undeutlichen, oben aber mit
scharf ausgeprägten dunklen Flecken besetzt; mehr oder weniger
zahlreiche braune und auch einige helle Punkte sind auf dem farb-
losen oder oberseits bräunlich überflogenen Flossensaum sichtbar.
Von der grauen oder weisslich grauen Bauchseite heben sich zahl-
reiche, metallisch glänzende, gelblichweisse Sprenkeln ab, welche
gegen die Medianlinie dicht zusammengedrängt erscheinen. Die Kehle
und die Unterseite der Beine sind heller gefärbt als der Bauch
und manchmal mit einigen Punkten versehen. Bei etwas älteren
Thieren, insbesondere aber zur Zeit wenn die Vorderextremitäten
sich zeigen, hellt sich die Farbe des Bauches auf und geht all-
mählich in Gelblichweiss über, während die Oberseite aschfarben
oder dunkel grau gefärbt ist. Der Rütken büsst allmählich seine
glatte Oberfläche ein; es entwickeln sich nämlich zahlreiche kleine
Wärzchen und den Rückenseiten entlang ziehen Reihen von Drü-
senanhäufungen, welche die Seitenwülste beim jungen Alytes bilden;
diese Drüsen treten auch in der Parotidenregion auf und fallen durch
ihre Grösse und weissgelbe Farbe auf. An der Körperoberfläche
treten meistentheils dunkle Punktflecken auf, die Beine erscheinen
oberseits intensiv dunkel gefleckt und am Oberkiefer nimmt man
dunkle, durch helle, etwa gelblichgraue Zwischenräume getrennte
Flecken wahr. Nach Koch sollen die überwinterten Larven „kräftig
markirte grössere kastanienbraune Flecken über den ganzen Körper
mit Ausnahme des Bauches" erhalten, die namentlich auf der durch-
schwimmernden Schwanzflosse auftreten und ein sehr charakteri-
stisches Erkennungsmerkmal für diese Larve abgeben.
Bei der als Var. Boscai unterschiedenen Form ist bei der
Larve die Oberfläche des Körpers braun auf grauem oder grau-
braunem Grunde gefleckt oder aber gleichmässig schwärzlich. Der
Bauch ist in der Regel mit goldgelben Sprenkeln besetzt, die dicht
zusammengedrängt stehen und durch gegenseitiges Zusammenfliessen
der Bauchmitte ein goldgelbes Aussehen verleihen. Der Schwanz
ist entschieden braun, der Flossensaum bräunlich oder, wie es na-
mentlich bei jungen Individuen der Fall ist, durchsichtig und far-
blos mit meist scharf markirten dunklen Fleckchen. Bei oberseits
gleichmässig fast schwarz gefärbten Stücken ist der Flossensaum
auf der dorsalen Seite dunkelgrau oder schwärzlich. Auch in Be-
treff ihrer Körperform unterscheidet sich die Quappe von Var. Bos-
cai von der Grundform; ihr Körper ist bei weitem nicht so breit
als bei dieser und scheint daher etwas länger zu sein, der Kopf
— 353 —
erscheint nach vorn stärker verschmälert und die Schwanzflosse ist
bedeutend niedriger als bei der typischen Geburtshelferkröte.
Lebensweise.— Abbildungen.
Die Schilderungen der Autoren über die Paarung bei A. obste-
trieans lauten verschieden. Demours zufolge, welcher bereits im
letzten Jahrhundert über die Begattung und die Brutpflege bei die-
ser Art an die Pariser Akademie berichtete, ergreift das Männchen
sein Weibchen um die Brustseiten, also ähnlich wie wir es beim
Frosche kennen, und hält es längere Zeit hindurch in Umarmung
bis es seine Eier ablegt. Koch hingegen hebt ausdrücklich hervor,
dass das Weibchen vom Männchen nicht bestiegen wird, sondern
vielmehr, dass beim Laichen beide in entgegengesetzter Richtung
derart sitzen, dass sich ihre Kloakenmündungen berühren. „Eihülle
und Verbindungsschnur sind bei dem Legen mit zähem klebrigen
Schleim umgeben; das Weibchen legt in dem ersten Legdrange
3 bis 5 Eier ab; diese fasst das Männchen bei angezogenen Hiu-
terfüssen mit der Kniekehle und wirft sich drehend auf den Rü-
cken und in derselben drehenden Bewegung wieder auf den Bauch,
wodurch sich die Eierschnur um den Hinterschenkel windet und
durch den klebrigen Ueberzug, welcher während dieses Aktes trock-
net, besser haften bleibt; danach zieht das Männchen die mit eini-
ger Kraft aus dem Weibchen gezogene weitere Eierschnur auch
nach dem anderen Schenkel, und indem es in seiner wälzenden
Bewegung mit strampelnden Beinen bis zum Schlüsse des Geschlechts-
aktes verbleibt, windet sich die ganze Eierschnur achterartig ver-
schlungen um die Schenkel des Männchens". — De Tlsle's ausführ-
liche Beschreibung dieses Vorganges nähert sich eher an diejenige
von Demours. Nach ihm hält das Männchen das Weibchen in der
bei Bombinator oder bei Pelobates üblichen Weise, d. h. es umarmt
es um die Lenden, zieht dann seinen Körper dermassen zusammen,
dass die Kniekehle den Ellbogen überragt und reibt abwechselnd
mit den Zehen des linken und rechten Fusses die Kloakemnündund
des Weibchens. "Nachdem diese und ähnliche Liebkosungen, deren
Erwähnung uns hier zu weit führen würde, ungefähr eine halbe
Stunde gedauert haben, drückt das Männchen, kurz vor dem die
Eier abgestossen werden, die Leibesseiten seines Weibchens kräftig
zusammen, worauf zwei Eierketten rasch hervortreten, um sich als-
bald zu einer einzigen Schnur zu vereinigen. Etwas vor dem Her-
vorstossen der Eier presst das Weibchen mit seinen Beinen, die
23
— 354 —
Kniee von einander haltend, die Beine seines Gatten derart zu-
sammen, dass die Zehen und Fusssohlen des letzteren den Boden
und die Hinterwand, die Beine des Weibchens dagegen die Seiten-
wände zu einem Raum bilden, der vorübergehend als Behälter für
die Aufnahme des Laiches benutzt wird. Darauf hin, meldet de
l'Isle, ändert das Männchen seine Stellung, indem es seine Vorder-
beine befreit, um alsbald sein Weibchen um den Hals zu umfassen
und von da an diesen als Stützpunkt beim „Geburtshelferakte" zu
benutzen. Zwei bis drei Samenergiessungen finden nun unter zu-
ckenden Bewegungen des Männchens statt und befruchten die zwi-
schen den Beinen, wie in einem Behälter liegende Eiermasse, wo-
rauf eine kleine Pause, eine Art von Betäubung des kopulirten
Pärchens eintritt, während welcher die Eierschnüre am Fussknö-
chel des Männchens kleben. Da jedoch die Schnüre nicht genügend
fest haften bleiben, so windet das Männchen dieselben sich um die
Schenkel; indem es nämlich seine Hinterbeine befreit und wieder-
holt nach ausswärts hin und her bewegt, wird die anhaftende
Eiermasse vorerst ausgebreitet; darauf hin werden die Hinterbeine
nach vorn vorgezogen, indem die Füsse auf die Höhe der Kreuz-
beingegend gebracht werden, alsdann ausgestreckt, um hernach in
die nunmehr plattgedrückte und ausgebreitete Eiermasse eingetaucht
zu werden. Dadurch, dass diese Bewegungen bald mit dem einen,
bald mit dem anderen Beine wiederholt und die Eierschnüre immer
höher hinaufgeschoben und zusammengedrängt werden, winden sie
sich regelmässig um die Beine herum und bleiben mittelst des
klebrigschleimigen Ueberzugs, welcher nach und nach trocknet,
fest haften. Gewöhnlich nachdem das Männchen sechs bis zwölf
Male seine Beine in den Laich eingetaucht hat, ist der ganze
Knäuel untergebracht: es begiebt sich nun an einen Ort,' wo den
Eiern die zu ihrer Entwicklung nöthige Feuchtigkeit nicht mangelt,
oder aber es begattet sich, falls seine Last nicht allzuschwer ist,
von neuem mit einem anderen paarungslustigen Weibchen, das ihm
in den Weg kommt, und verdoppelt, ja verdreifacht bisweilen auf
diese Weise seine Bürde.
Heron-Royer hat gleichfalls kürzlich einen werthvollen Beitrag
zu unseren noch mangelhaften Kenntnissen über das Fortpllanzungs-
geschäft bei A. obstetricans geliefert. Die Beobachtungen De
l'lsle's in ihren Hauptzügen bestätigend und vervollständigend,
theilt er nämlich ungefähr folgendes mit: ein Weibchen, das die
Liebeswerbungen entgegengenommen hat, legt sich mit dem Bauch
auf die Erde, breitet seine Hinterbeine auseinander und bringt die
355 —
Kniekehle auf die Höhe der Leistengegend, worauf es vom Männ-
chen um die Lenden ergriffen wird; in kniender Stellung streckt
nun letzteres seine Hände gegen den After aus und reibt mit
seinen Zehen an der. Kloakenmündung des Weibchens hin und her.
Dass die Kniekehle des Männchens bis zur Ellbogeuhöhe hinaufragt,
wie de l'Isle behauptet, hat He'ron-Royer nicht beobachten können,
glaubt vielmehr, dass das Thier in dieser Stellung wohl kaum seiner
Bewegungen Herr sein dürfte. Mitunter, berichtet dieser Forscher, trennt
sich das Paar aus der Umarmung auf eine Zeitlang und spaziert
umher, wobei das Männchen seine Gefährtin nicht aus dem Auge
lässt, sich dicht an ihrer Seite hält und seinen flötenartigen Ruf
ertönen lässt; das Weibchen pflegt ihm mit leiser Stimme beizu-
stimmen, ihre Kloake ist bereits stark angefeuchtet. Nachdem dieses
Vorspiel zur Kopulation einige Male, etwa alle zehn Minuten sich
wiederholt und im ganzen bisweilen ungefähr zwei Stunden lang
angedauert hat, verfällt das Weibchen in Geburtsschmerzen und
seine Beine hängen schlaff herunter; nun giebt das Männchen seine
frühere, bereits geschilderte Position auf, es befreit die Lenden des
Weibchens, um es mit den Vorderbeinen um den Hals zu umarmen '),
worauf die Eier stossweise und fast mit einem Male austreten.
Darüber, ob den Eiern zu ihrer Entwicklung nur eiugewisser Grad
Feuchtigkeit oder zeitweise die direkte Einwirkung des Wassers
unumgänglich nothwendig sei, ist man noch nicht einig geworden.
Einige geben an, dass Obstetricans nur dann das Wasser auf-
sucht, wenn die Quappen reif zum Ausschlüpfen siud, andere wie-
derum behaupten, dass das Männchen regelmässig nachts ins Wasser
tauche, um den Eierklumpen zu baden. Ueberhaupt sind diejenigen,
welche ihre Aufmerksamkeit auf die Lebenserscheinungen dieser Art
gewandt haben, und ihre Anzahl ist nicht gering, auffalleuderweise
in vielen Punkten von ganz entgegengesetzter Meinung; es wäre
daher erwünscht, wenn Amphibiologen, denen Alytes in Hülle und
Fülle zu verschiedenen Jahreszeiten zur Verfügung stehen, sich mit
diesem Gegenstand näher befassten; allenfalls aber müsste der
Beobachter, um unbeeinflusst durch aprioristische Schlussfolgerungen
zu einem Resultate zu gelangen, sowohl den Geschlechtsakt als
auch die Brutpflege verfolgen, ohne irgendwelche Rücksicht auf
die bisherigen Beobachtungen zu nehmen.
Wenn einerseits behauptet worden ist, dass das mit Eier bela-
stete Männchen während der ganzen embryonalen Entwicklung
•) Vergl. auch Lataste, in Revue internationale des sciences, 1879, p. 491.
23*
— 356 —
der Quappen in vollständiger Zurückgezogenheit lebt und in einer
Felsritze oder in einem Loch in der Erde vergraben bleibt, so
erfahren wir anderseits, dass es im Gegentheil nachts herumzu-
streifen pflegt und, den Eierklumpen schleppend, jagt oder gar
nach neuen Liebesabenteuern sich umsieht. Auch wollen einige
gesehen haben, dass statt des Männchens das Weibchen für ihre
Nachkommenschaft sorgt, indem es sich des Eierknäuels annimmt,
eine Angabe, welche sicherlich auf Verwechselung der Geschlechter
beruht. De l'Isle spricht ferner die Vermuthung aus, dass die Eier
insofern thatsächlich vom Männchen gebrütet werden, indem es
ihnen seine eigene Körperfeuchtigkeit zuführt. Die Experimente
Lataste's scheinen dies nicht zu bestätigen, da die von ihm tags
in Dunkelheit im feuchten Moos aufbewahrten und abends während
einiger Minuten im Wasser gehaltenen Eier sollen sich ganz normal
entwickelt haben. Dieser Forscher bemerkt allerdings, dass die zu
seinem Experiment gebrauchten Eier erst am dritten Tage nachdem
sie gelegt worden sind, dem Vater abgenommen worden waren.
Nur insoweit stimmen die Autoren überein, dass sie sämmtlich ange-
ben, dass das Laichen auf dem Lande stattfindet und dass die Eier
vor dem Ausschlüpfen der Larven ins Wasser getragen werden.
Da mir in Nizza augenblicklich keine brünstigen Exemplare vor-
liegen und ich leider auch sonst keine Gelegenheit hatte die jeden-
falls nur kurze Zeit andauernde und eben weil sie auf der Erde
und nicht im Wasser vor sich geht, schwer zu kontrollirende
Begattung zu beobachten und ich aus eigener Erfahrung weiss, wie
schwierig es zuweilen ist diejenigen Hauptmomente des Vorspieles
oder der eigentlichen Paarung ausfindig zu machen und treu wie-
derzugeben, ohne dabei unwillkürlich seiner Phantasie freien Lauf
zu lassen, so bin ich geneigt anzunehmen, dass Demours nur die
zweite Phase des Geschlechtsaktes beschrieben und dabei möglicher-
weise ein Männchen vor sich hatte, das sein Weibchen im Liebes-
feuer anstatt am Halse in der Achselgegend umklammerte und dass
Koch vielleicht ein Pärchen vorgelegen haben dürfte, das während
der Begattung gestört wurde; der Mangel eines Stützpunktes beim
Männchen während der Begattung konnte vielleicht jene drehende
Bewegung verursacht haben, welche Koch beobachtet hat. Ob das
Männchen sein Weibchen im wahren Sinne des Wortes entbindet,
indem es die anfangs getrennten, späterhin aber vereinigten Eier-
schnüre aus der weiblichen Kloake herauszieht, ist fraglich, jeden-
falls aber passt der für die uns hier interessirende Art gewählte
Name nicht ausschliesslich auf diese allein, denn auch bei anderen
— 357 —
Anuren, so z. B. bei Bufo, Pelobates und Pelodytes pflegt
das Männchen dem Weibchen bei der Eierablage nachzuhelfen, indem
es an den Eierschnüren mit den Hinterbeinen herumzieht und sie
dabei auch herauszieht — Die Eier, deren Anzahl zwischen 22
und 86 schwankt, sind durch zwei Fäden, welche aus der Erhär-
tung der anfangs schleimig-klebrigen allgemeinen Aussenhülle der
Eier hervorgehen, an einander befestigt; sie sind auffallend gross,
wachsen aber noch nach dem Laichen ziemlich beträchtlich. Der
Dotter ist gelb; die embryonale Entwickelung vollzieht sich be-
deutend langsamer als es bei den im Wasser abgelegten Eiern sonst
der Fall zu sein pflegt, die Larven verlassen aber auch die Eihülle
in einem verhältnissmässig vorgeschritteneren Zustande. 24 bis 42
Tage nachdem der Laich abgelegt worden ist, hat das einzelne
Laichkorn eine Länge von 5 mm erreicht und die Embryonen, bei
welchen die äusseren sehr langen Kiemen geschwunden, der Schwanz,
der Flossensaum sowie auch die schwarzbraune Pigmentirung des
Grundes und die gelblichweissen, metallisch glänzenden Flecken
bereits sich entwickelt haben, sind zum Ausschlüpfen und zum
Wasserleben reif. Das Männchen geht alsdann ins Wasser; die
vorhin ziemlich hart gewesene Umhüllung des Laiches sowie auch
die Eihülle selbst erweichen durch die Einwirkung des Wassers,
wodurch der jungen Quappe das Durchbrechen der sie umschlies-
seuden Wandung erleichtert wird; überdies nagt sie anfangs mit
ihren bereits entwickelten Zähnchen an der Wandung so lange
herum bis letztere ganz dünn wird und schliesslich einen Riss zeigt,
nunmehr genügt eine kleine Anstrengung, ein Ruck seitens des
Thierchens, um sich von der Umschliessung zu befreien. Es ist
beobachtet worden, dass falls der Vater zufälligerweise das Wasser
verlassen muss ehe alle Quappen ausgeschlüpft sind, die Eier ihre
ursprüngliche Form annehmen und dass die Larven mit der be-
gonnenen Arbeit so lauge pausiren bis der Vater wieder ins Was-
ser taucht.
Der bekannte Kenner der Anuren-Larven, Heron-Royer, ver-
öffentlichte im Bull. Soc. Zool. de France, 1877, S. 62 einige
Ergebnisse seiner Untersuchungen über die Einwirkung der Aus-
senumstände auf die Färbung der Quappen und es ergiebt sich
daraus, dass Nahrung und Licht auf indirekte Weise, d. h. durch
den damit zusammenhängenden chemischen Process im Wasser,
nicht aber der Anpassungsdrang des Thieres an die Umgebung,
auf die Färbung Einfluss auszuüben vermag. Dieser Eiuiluss aber
bleibe von geringer Bedeutung auf die Alytes-Larve und zwar, und
— 358 —
das ist interessant, weil diese bedeutend später, d. h. in bereits
vorgeschrittenem Entwickelungsstadium die Eihülle verlässt und zu
dieser Zeit bereits eine verhältnissmässig mehr ständige Färbung
erhalten habe und gegen äussere Einflüsse sich weniger empfäng-
lich zeige als dies bei anderen Arten der Fall ist, bei deuen die
embryonale Entwickelung auf Kosten der postembryonalen bedeutend
verkürzt ist. He'ron-Royer fügt hinzu, dass die aus zwei unweit
von einander entfernten Lachen stammenden Obstetricans-
Larven verschieden kolorirt sein können; diejenigen, welche er
in einer wenig hoch gelegenen Lache auf felsigem Grunde gesammelt
hat, waren grau, die anderen aber, die aus einer höher gelegenen
grösseren und tiefen Lache, deren Grund nur Felsblöcke bildeten
und die gar keine Vegetation enthielt, stammten, waren schwärz-
lich. Diese verschieden gefärbten Thiere, unter gleichen Bedingungen
in die Gefangenschaft versetzt, behielten ihre ursprüngliche Farbe.
Derselbe Forscher glaubt, dass Obstetricans nur zweimal im
Jahre laiche und giebt an, dass die embryonale Entwickelung ge-
wöhnlich 30 bis 35 Tage in Anspruch nehme.
Als echtes Land- und Naehtthier hält sich Alytes am Tage unter
Steinen, zwischen Mauer- und Felsritzen, Steinhalden oder in vor-
gefundenen oder selbstgegrabenen Bauen, flach auf dem Bauche
niedergekauert und verlässt sein Versteck erst bei eintretender
Dämmerung, um kurz vor Sonnenaufgang sich in derselben Grube
zu verbergen oder ein neues Loch mit seinen Vorderbeinen zu graben,
wobei die ausgegrabene Erde mit den Hinterbeinen fortgestossen
wird, und sich darin zurechtzusetzen, sobald die Grube hinreichend
tief ist, um ihn aufzunehmen. Da er keine Vorrichtungen an seinen
Extremitäten zum Graben hat, so nimmt diese Arbeit ziemlich viel
Zeit, in Anspruch; dabei wird öfters pausirt, namentlich wenn es
gilt beim Herannahen der kalten Witterung einen tiefen unterirdi-
schen Gang, vorzugsweise im mergelhaltigen Grund zu bewerkstel-
ligen, um darin den Winter zu verbringen. Die Bewegungen des
mit Eierklumpen beladenen Männchens sind schleppend und langsam,
sonst aber springt Alytes gern und erjagt förmlich seine Beute.
Das Wasser wird ungern, und, wie es scheint, nur im Nothfall
und zwar nur vom Männchen auf kurze Zeit während der Entwick-
lung der Eier aufgesucht: das Weibchen soll wasserscheu sein und
sogar im Wasser sehr bald sterben, was allerdings mit meinen
Erfahrungen nicht übereinstimmt, denn oftmals sah ich in Gefan-
genschaft gehaltene Weibchen in den Wasserbehälter stolpern und
darin längere Zeit ungezwungen sitzen. Im tiefen Wasser benimm
— 359 —
sit h A 1 y t e s unbeholfen und zappelt darin mehr als er schwimmt;
wird er dazu gezwungen, so taucht er unter und kann ziemlieh
lange Zeit am Grunde verweilen, wobei die Gliedmassen gewöhn-
lieh ausgebreitet werden. Ein gewisser Grad Feuchtigkeit, beson-
ders während der Brutpflege, ist ihm willkommen, eine Douche
aber scheint ihm nicht zu behagen; zur normalen Zeit, also aus-
serhalb der Brutpflegeperiode kann er länger als selbst die Kröten
im Trocknen aushalten und dabei nicht einmal abmagern, wie dies
bei den Kröten beobachtet worden ist, im Gegentheil je trockener
der Boden ist, umso stärker bläht er sich auf und er scheint wohl-
genährter. Erst wenn der Frühling eintritt, etwa gegen Ende März,
beginnt der Fessler sein Fortpflanzungsgeschäft, das aber auch viel
später stattfinden und bis Oktober sich hinziehen kann. Das Weibchen
soll, nach de Plsle, drei bis vier Male, nach Heron-Royer aber, wie
gesagt, nur zwei Male im Jahre laichen 'und 100 bis über 300
Eier zur Welt bringen, eine Zahl, welche mir etwas zu hoch ge-
griffen erscheint, die jedenfalls aber weit hinter den 1000 bis
1600 Eiern bei Pelodytes zurückbleibt. Die Eier brauchen je nach
der Temperatur und Feuchtigkeit 3 bis 8 Wochen zu ihrer Ent-
wicklung, das Larvenleben dauert zuweilen nahezu ein ganzes, ja
sogar über ein Jahr '), während das fertige Thicr in seinem zwei-
ten oder dritten Jahre mannbar wird. Trotz seiner verborgenen,
meist subterranen Lebensweise giebt A. obstetricans Beweise
einer gewissen Dosis Intelligenz, denn nicht nur wird vom Männ-
chen für die Nachkommenschaft während der embryonalen Entwi-
cklung der Larven Sorge getragen, sondern auch die ferneren
Lebensbedingungen für die Brut nicht ausser Acht gelassen; da
nämlich die Quappen längere Zeit hindurch aus Wasserleben ange-
wiesen sind, so wird der Laich in beständiges und tieferes Wasser
gebracht, damit die Larven nicht durch frühzeitige Verdunstung des
Wassers zu Grunde gehen, wobei einem Bach, einem tiefen Weiher oder
mit Quellwasser gefüllten Tümpel in Steinbrüchen der Vorzug gegeben
wird. — Die vibrirende, nicht laute, klangvolle Stirn nie, welche das
Thier von Zeit zu Zeit bei einbrechender Nacht während der ganzen
') Die Verzögerung der Entwickelung, ja sogar ein Stillstand findet in Aquarien
öfterst statt. Das Larvenleben kann bis zu einem vollen Jahr andauern und es
bleibt noch unentschieden, ob die Quappe auch im Winter wächst, oder ob sie
bereits im Spätherbst ihre endgiilfge Länge erreicht. Zweijährige Larven sogar sind
beobachtet und beschrieben worden (Zoolog. Anzeiger, 1878, S. 104). — Am ersten
Tage ihres Freilebens erscheinen die Larven mit 15 Mm Länge, wovon der
Schwanz volle 10 Mm misst.
— 360 —
schönen Jahreszeit ertönen lässt, ist flötenartig oder erinnert an den
Ton, welcher durch das Anschlagen an eine Glocke aus Glas hervor
gebracht wird. — De Hsle, Fatio, Lataste, Bruch, Koch und Heron-
Royer haben die Lebensweise des Fesslers ausführlich beschrieben,
worauf ich hinweise.
Brongniart (Bull. d. sc. Soc.philom. An VIII. PL VI. fig. 4),
Sturm (Deutschlands Fauna), Daudin (Bist. nat. Rain. Gren. Crap.
pl. 32, fig. 1), Latreille (Hist. nat. Rept. t. IL), Wagler (kones et
descript. amphibior. tab. 22, fig. 3 — 5), Bonaparte (Iconografia
della Fauna italira, II), Brehm (Thierleben) und Bruch (5. Bericht
d. naturwiss. Ver. zu Offenbaeh a. M. 1864) gaben uns mehr oder
weniger gut gelungene Zeichnungen des fertigen Thieres. Vogt
(op. cit.) und Herou-Royer (Bull. Soc. zool. de France, VIII, pl. 13)
fügten ihren Arbeiten über die Entwickelungsgeschichte dieser Speeres
mehrere Tafeln hinzu, welche Details enthalten und Lataste (Essai
d'une Faune herpetologique de la Gironde, pl. IX, fig. 7 — 9. Sur
une nouvelle forme de Batracien anoure d'Europe, in Act. Soc. Lin.
Bordeaux, t. 34, pl. XL fig. 1) und Herou-Royer (Bull. Soc. zool.
de France, III) lieferten Abbildungen von Larven; in vorzüglicher
Weise ausgeführte farbige Bilder von Obstet ricans de l'Islei
und Boscai enthält die bereits citirte Schrift Lataste's. Endlich
verdanken wir Leydig (Anure Batrachier etc.) mehrere Figuren,
welche den histologischen Bau des Integumentes und die Gestalt
der Zähne veranschaulichen. »
Vorkommen.
A. obstetricans, der dem westeuropäischen Faunengebiete
angehört, ist besonders in Frankreich und auf der iberischen Halb-
insel verbreitet, kommt aber auch in der Schweiz und in Deut-
schland vor und ist selbst, wenngleich sehr selten, in Belgien und
zwar in der Umgebung Lüttichs und in Flandern (98) beobachtet
worden. Was zuerst sein Vorkommen in Frankreich anbetrifft, so
stimmen mehrere Forscher, welche mit der Verbreitung der Anuren
sich befasst haben, darin überein, dass er dort überall mehr oder
weniger häufig vorkommt und je nach den Departements bald mehr,
bald weniger zahlreich anzutreffen ist. Jedoch aus der mir augen-
blicklich vorliegenden, möglicherweise lückenhaften Angaben lässt
sich mit Sicherheit nur sagen, dass er im Westen des Landes so
ziemlich allenthalben, im Osten in vielen Strichen und im Norden
uud Süden in nur wenigen Departements beobachtet worden ist.
— 361 —
Nachgewiesen wurde er iu den Departements Saline (29), Loire-
Infeneure (34), Maine-et-Loire (30), Vendee (34), Vienne (28),
Charente-Infe'rieure (25) und Charente (27), ferner in der Giroude
(24), wo er ungemein häufig sein soll, in den Basses-Pyrene'es,
so beispielsweise bei Biarritz (Lataste) und im H^rault, so in
Lodeve, Salvetat, Costeste und in den Steinbrüchen von Bre'gines
bei Beyers (219. S. 181). Dass er auch bei Montpellier vor-
kommt (207), ist zweifelhaft. Hier in den See-Alpen bin ich ihm
nicht begegnet, auch finde ich ihn nicht in den Werken Verany's
und Risso's verzeichnet, hingegen im Departement der Basses-Alpes
soll er nicht fehlen (156) und weiter nördlich in die Departements
Isere (40), Lozere, Puy-de-Döme (bei Volvic. 336) und Allier (31)
vordringen sowie auch in den Departements Jura (39), Doubs (38),
wo er bei Besangon, so namentlich bei Vaux, recht häufig und
auch im Gebrige anzutreffen ist, Yonue (36), Marne, wenigstens
im Süden dieses Departements (35), Aube, wo er im Bezirk Bar-
sur-Seine längs den Mauern haust (Colliu de Plancy), einheimisch
sein. Alsdann ist er im Mosel-Departement nachgewiesen worden
(145); Hollandre (142) und Gödron (146) haben ihn bei Pont-ä-
Mousson und Nancy beobachtet; de Sinety (319) verzeichnet ihn
unter den Thiereu, welche er im Departement Seine-et-Marne ge-
funden hat, und Lataste (34) und Collin de Plancy geben an, dass
sie den Fessler in Fontainebleau, Enghien, Argenteuil, St. Germain,
Meudon, Val-Fleury, Bondy, Romainville, Arcueil, Issy, Point-du-
jour, Passy und in Auteuil, also alles in der Umgebung von Paris,
gesehen haben. Ja, in Paris selbst soll er vorkommen, denn die-
jenigen Exemplare, welche Demours im vorigen Jahrhundert zu
seinen Beobachtungen über die Brutpflege gedient habeu, stammten
aus dem Jardin des Plantes. Der nördlichste Fuudort in Frankreich
soll Abbeville sein (Baillon). In der Schweiz scheint Obste trican s
nur in der Kantonen Waadt, Neuchätel, Solothurn, Bern, St. Gallen,
wo er bei St. Gallen nicht selten und auch au der Sitter undimOberhasli
in der Alpenregion angetroffen wird (42. S. 55), ferner in den Kantonen
Appenzell und Zürich einheimisch zu sein und iu Höhen von etwa über
1500 Meter noch vorzukommen, denn Fatio spricht von Exemplaren, die
er im Berner Oberland an der Mägisalp gesammelt hat (41. S. 362).
F. Müller berichtet, dass das Basler Museum A. obstetricans
von den Margarethenhügeln in der Nähe von Basel, aus Basel
selbst, aus Arleshein uud von der Reichensteiuer-Schlossiuine be-
sitzt (169). Da einerseits mit Sicherheit festgestellt worden ist, dass
diese Art nur auf der Nordseite der Alpen vorkommt und anderseits
— 362 —
sie in den neuen Werken über die Amphibien Italiens nicht erwähnt
wird, so glaube ich den Behauptungen einiger Autoren (231. S.
76. — 337. — S. 586. — 338. — 90. — 197. S. 97), dass sie
in Italien lebt, nicht viel Gewicht beilegen zu müssen; jedenfalls
sind diese Behauptungen durch keine Belegstücke erhärtet. Es isfc
merkwürdigerweise leider zu oft der Fall, dass gerade irrthümliche
Fundortsangaben immer wieder aufgefrischt auftauchen, während
zugleich Thatsachen leicht übersehen und erst nach geraumer Zeit
einer Berücksichtigung werth gefunden werden; so war der Fall
z. B. hinsichtlich des Vorkommens von Obst et ricans in Italien ')
und so ist es mit den italienischen Fundorten von Pelobates
fuscus. Dass die Angabe über das Vorkommen des F esslers in
Görz (326) gleichfalls auf einem Missverständoiss beruht, erfahren
wir aus dem neuesten Werke Camerano's, dass er auch sonst in
Ulyrien, in Dalmatien und in Steiermark nicht vorkommt, wissen
wir aus den Arbeiten Kohlmayer's, Freyer's, v. Gallenstein's, LatzeTs
und Schreiber's. Ueberhaupt liegen mir nur zwei Angaben vor über
sein Vorkommen innerhalb der Grenzen von Oesterreich-Ungarn; die
eine stammt von Wartmann und Tautet eher als eine Vermuthung;
„ich glaube", heisst es nämlich in Bruhin's „Wirbelthiere Vorarl-
bergs", „diese Art auch in St. Gerold gefunden zu haben, doch
stimmt sie mit der Beschreibung nicht ganz überein", die andere
Angabe hinsichtlich ihres Vorkommens in der Bukowina und auch
in Podolien (6(J) datirt von 1840 und ist seither nicht bestätigt
worden, erwähnenswerth ist aber, dass Laurenti seine Ran a cain-
panisoua, welche Art man mit A. obstetricans für identisch
zu halten pflegt, bei Wien schreien gehört zu haben behauptet.
Gredler glaubt, dass Alytes in Tirol wohl kaum fehlen dürfte.
Darüber, ob das Thier wirklich in Podolien oder im Ekaterino-
slaw'schen Gouvernement lebt (110), können nur sachkundige
Nachforschungen au Ort und Stelle oder Mittheilungeu von Beleg-
stücken Sicherheit bringen. Neuere Angaben, ausser den bekannten
von Zawadzky, Andrzejowski und Czemay existiren meines Wissens
gar nicht. Die Verbreitung des Fesslers in Deutschland scheint
gleichfalls nicht zur Genüge bekannt, denn einerseits wird angegeben,
dass er nur im Rheingebiete lebt, andrerseits aber wird behauptet,
dass er auch in Bayern —vielleicht in der Rheinpfalz — (150.83.65.85),
in Stuttgart (339), östlich der Weser, so bei Göttingen, im botanischen
') Späterer Zusatz. Die naturhistorische Sammlung in Mailand enthalt, wie ich
mich letzthin habe vergewissern können, A. obstetrica ns mit der von .lau
herrührenden Etikette: „Italia"; die betreuende Flasche trägt die JYä 98.
ODO —
Garten zu Göttingen, bei dem Dorf Stöckey, am Südfuss des Harzes,,
etwa 40 Kilometer östlich von Göttingen (310), am Höllenstein
bei Nordhausen (230), im Regierungsbezirk Arnsberg (96), bei
Lippstadt, im Teutoburger Walde, im südwestlichen Theile des
Herzogthums Brauiischweig, so bei Eschershausen, Kreis Holzminden
(340) und in den benachbarten Strichen der Provinz Hannover (341)
und endlich auch bei Hamburg (342) und vielleicht noch in Schle-
sien (175) sich vorfindet. Das Maximilians-Museum in Ausburg
besitzt, wie Friedel meldet '), „B. obstetricans" ans Leipzig.
Am Oberrhein wurde der Fessler bei Müllheim und bei Freiburg
von F. Müller und Nüsslin wahrgenommen. Bonaparte fand ihn bei
Mannheim (240) und Leydig vermuthet, dass er auch bei Worms
sich finden dürfte. Durch Schäfer (173), Schnur (343), Zeitler und
Koch (93) erfahren wir, dass er an steinigen Orten der Saar-, Mosel-
und Sauergegend nicht fehlt und namentlich im Sirzeuicher Thal,
im Pfalzeier, Eurener und Cewenner Wald, ferner im Rahlinger
Röder bei Metz sowie auch bei Trier einheimisch ist. Geisenheyner
(352) fand ihn bei Kreuznach, so am Oranienhofe, am Viktoriastift,
um den Graben der Kuhtränke, an der Theklawiese, auf dem
Rotenfelsplateau, am Buschberge im Goldloche, dem Thale des
Trollbaches unterhalb Laubenheim und in anderen Oertliehkeiten
naheaufwärts, so z. B. bei Gemünden. Er kommt gleichfalls im
Rheingau, in den Tümpeln bei St Goar (342), im hohen Taunus,
namentlich an dessen Abfällen nach dem Lahnthale und um den
Westerwald herum vor, findet sich ferner in den Thälern der oberen,
mittleren und unteren Lahngegend, besonders im Dillthale, so z. B.
bei Dillenburg (93) uud auch am Wehrholz bei Weilburg, wo er
von Schenk entdeckt worden ist (92). In der Eifel, am Palmberg
bei Bertrich und in dem bei Cochem ins Moselthal mündenden
Enderthal ist er durch Leydig nachgewiesen worden. Max Weber
fand ihn am Mosenberge (91), Melsheimer kennt ihn aus Linz und
Umgegend, Goldfuss spricht über sein Vorkommen bei Kessenich
(344), J. Müller (345), Troschel (170) und Pflüger (346) haben ihn
bei Bonn gefunden. Im Luxemburgischen soll er sehr häufig und
von der Moselebene an bis in die Ardennen verbreitet sein (97).
Was nun schliesslich das Vorkommen und die Verbreitung des
A. obstetricans oder genauer der Abart Boscai auf der py-
renäischen Halbinsel anbetrifft, so soll sie nach Boscä zunächst in
den Küstengebieten ziemlich allgemein zu Hause sein und auch auf
0 Zool. Garteu, 28. Jahrg. S. 323.
— 364
den ßalearen, so z. ß. auf Majorca nicht vermisst werden. Aus den
Schriften über die Amphibien-Fauna der pyrenäischen Halbinsel,
welche uns vorliegen (15.157.1.347.160.18.225.235), erfahren
wir, dass sie in den Gemüsegärten von Bunol, in Foyos, Jativa,
Puebla de Rugat in Valencia, bei Teruel (Aragon), in Sevilla und
Cordoba sowie an den ufern des Guadalquivir, in Las Hurdes
(Estremadura), in Madrid, in Santas Albas, Passübergang von Leon
nach Oviedo in Asturien, in Santander, in Galicien, so in Torres
de Allo, Ordenenes, Villalva, Tuy (Born Jesus), in Campanua, am
San Julian-Berg (Eutre Douro e Minho) und in Coimbra einheir
misch ist.
18. ALYTES CISTERNASI, BOSCÄ. 1879.
Synonymie und Literatur.
Alytes C i st ernas ii Bosca, in: Anal de la Soc. Esp. de Hisi
Nat. VIII, p. 217. Bonhngcr, Cat. Batr Sali. Coli. Brit. Mus. p. 449.—
Ammoryctis Cisternasi Lataste in: Comptes rendus Acad. Paris,
As 19, 1879, p. 983. Boscä in: Anal. Soc. Esp. Hist. nat. X. Lam. II,
f. 1 — 6. v. Bedriaga in: Bull. Soc. Imp. des Nat. de Moscou, 1879,
A» 4, p. 321.
Aeusse rer Habitus.
Diese Art ist erst kürzlich von Lataste und Boscä beschrieben,
worden; sie unterscheidet sich von der vorigen vor allem durch
die Körpergestalt und die Länge der Extremitäten, sowie auch
durch die Beschaffenheit der Haut und die Zahl und Grösse der
Ballen auf der Volarseite der Handwurzel. Als ferneres Unterschei-
dungsmerkmal kann die Stellung der Gaumenzähne und die Breite
des Interocularraumes dienen; endlich soll ausser dem Färbung und
Zeichnung, welche mitunter von derjenigen bei A. obstetricans
ziemlich abweichen kann, und auch der Skelettbau Erkennungs-
mittel abgeben.
Der Körper ist plump, in der Mitte bauchig erweitert und ver-
hältnissmässig kurz, der Kopf ist kurz, kürzer als er im hinteren
Theile breit ist, zwischen den Augen flach, an der auffallend kurzen,
in ziemlich spitzein Bogen gerundeten Schnauze gewölbt; seine Sei-
ten fallen senkrecht ab; die Schnauzenkante ist nicht deutlich aus-
geprägt; die Augen treten mehr oder minder stark hervor, sie lie-
— 365 —
gen seitlich und erscheinen näher an den Oberlippenrand gerückt
als bei A. ob st etricans; der Längsdurchmesser des Augapfels
ist um 1 mm. grösser als der Abstand der Augen unter sich; die
Pupillenspalte vertical. Zwischenraum zwischen den Augenhügeln
grösser als die Entfernung des Nasenloches vom Auge. Das rund-
liche deutlich sichtbare Trommelfell ist kleiner als das Auge, sein
Durchmesser der Entfernung der Nasenlöcher gleichkommend. Von
Muten umgiebt das Trommelfell ein Drüsenwulst, dessen Uebergang
in den Drüsenseitenwulst weniger scharf ausgesprochen ist als bei
der vorigen Art. Hinter dem Trommelfell, etwa in der Höhe der
Mundspalte befindet sich eine hellgefärbte, meist gelbliche Drüsen-
warze, welche auch Obst etricans zukommt. Die Zunge ist gross,
sie füllt beinahe den ganzen Boden der Mundhöhle aus, im allge-
meinen von kreis- oder eiförmiger Gestalt mit freiem hinteren,
spurweise freiem Seiteuvand und ohne Ausrandungen. Die Choanen
sind klein; die Gaumeuzähne bilden zwei kurze aus 4 bis 12 (Boscä!)
Zähnchen bestehende, in der Mittellinie des Gaumens getrennte,
nach vorn leicht konvergirende und etwas hinter und zwischen den
inneren Nasenöffnungen stehende Reihen» Das Vorderbein ist auf-
/allend kurz; nach vorn gestreckt, erreicht es das Nasenloch nicht
oder berührt es kaum. Der Oberarm fällt durch seine geringe
Längenentwickelung auf, denn er ist in der Haut verwachsen; seine
Anwesenheit ist, man möchte beinahe sagen, nur am präparirten
Skelett sichtbar. Die Kürze des Armes ist bereits Lataste aufge-
fallen, denn in seiner Schrift über „Ammoryctis Cistemasi"
finden wir folgenden Passus: „Brachio usque ad cubitum in cute
abscondito, breviore robustiore", hingegen über A. obstetricans
äussert sich derselbe folgenderweise: „Brachio a cute prae cu-
bitum emergente". Ueberhaupt scheint das Vorderbein nicht nur
durch seine Kürze und Dicke sich auszuzeichnen, sondern auch andere
brauchbare Merkmale aufzuweisen, welche die Unterscheidung der
Arten Cistemasi und obstetricans ermöglichen; so sind bei-
spielsweise bei der ersteren die Fiuger bedeutend kürzer und an
der Basis breiter; am Handteller, und zwar an der Wurzel der
Hand, sind blos zwei Ballen vorhanden, von denen einer äusserst
klein ist, der andere aber bedeutend grösser und mehr nach aussen
gelegen,^ dem 4. Finger entspricht. Der erste Finger ist etwas län-
ger als der vierte, oder beide sind nahezu an Lange gleich; der
2. Finger ist wenig kürzer als der dritte und merklich länger als
der vierte. An den Gelenkstellen sind keine Anschwellungen vor-
handen; die Finger sind frei. Das Hinterbein erreicht mit der Spitze
— 306 —
der 1. Zehe das Nasenloch, sein Tibiotarsalgelenk erreicht nicht
das Trommelfell, während bei A. obstetricans im Gegentheil
die Hinterbeine, nach vorn gestreckt, das Trommelfell mit dem
Tibiotarsalgelenk erreichen. Die, spurweise abgeplatteten Zehen sind
nahezu ganz frei, denn es sind nur Andeutungen von Biudehäut-
chen au der Basis derselben vorhanden; sie nehmen von der 1. bis
zur 4. rasch an Läcge zu, während die 5. Zehe etwas kürzer als
die dritte ist. Die Gelenkhöcker treten nicht vor; der Fersenhöcker
ist klein; schwach ausgeprägte Protuberauzen auf der Fusssohle
und am Handteller pflegen nur durch ihre helle Farbe vom dun-
kleren Grund sich abzuheben. Beim ruhigen Sitzen berühren sich
gegenseitig die Unterschenkel mit ihren Gelenken nicht und errei-
chen den After nicht.
Die Haut auf der Körperoberseite ist bedeutend glatter als bei
A. obstetricans, bisweilen sogar nahezu ganz glatt. Die Wärz-
chen finden sich vorzugsweise und in grösserer Menge an den Lei-
besseiten zerstreut, ohne jedoch hier besonders scharf markirte
Drüsenseitenwülste zu bilden. Ferner sind ungefähr fünf helle War-
zen oben am Auge und mehrere andere an den Wurzeln der Extre-
mitäten vorhanden; die einzelnen Drüsenwarzen, welche die soge-
nannte Parotis koustituiren, treten nicht scharf ausgeprägt zu Tage.
Masse in mm. Weibchen: Totallänge 35.5, Kopflänge 11, grösste
Kopfbreite 15, grösster Rumpfumfang 52.5, Vorderbein 18, Hand
mit 3. Finger 8, Hinterbein 42, Fuss 14 mm.; geringste Breite
zwischen den Augen 4, Durchmesser des Augapfels 5. — Die Be-
stimmung der Grössenverhältnisse nach ßoscä ergiebt: Totallän-
ge, d1: 36, $: 42, Kopflänge, ^ : 6, ? : 7, Oberarm, tf: 4,
$ : 6, Hand, rf : 9, $ : 8, Oberschenkel, tf : 8, £ : 9, Fuss,
c?: 14, $: 13 mm. Aus dieser Masstabelle ergiebt es sich, dass
Fuss und Hand beim Männchen verhältnissmässig länger sind als
beim Weibchen. Da bei Cisternasi die Schallblasen fehlen und
auch sonst keine Geschlechtsverschiedenheiten namhaft gemacht
worden sind, so ist die Differenz, welche die Messung der Hand
und Fusses ergeben, immerhin beobachtenswerth.
Färbung und Zeichnung.
Der Rücken ist grau- oder hell- bis dunkelbraun oder aber grau;
während bei den brünstigen Individuen die Zeichnung stets von
dunklerem Braun als dasjenige des Grundes erscheint und mitunter
so üppig sich entwickelt, das sie die Grundfärbuug grösstenteils
— 367 —
zu verdrängen pflegt, prädominirt bei den eher grau als braun ge-
färbten Stücken der Grundton; bei den ersteren tritt zuweilen am
hinteren Rückentheile in der Mitte der Grundton in Form einer
Längsbinde auf, bei den letzteren bilden die sonst am Rücken
ziemlich vereinzelt stehenden dunklen Flecken auf dem Kopf eine
Figur, welche etwa die Form eines X hat; ausserdem ist noch zu
bemerken, dass bei diesen Stücken die Flecken stellenweise, so am
Kopf, an den Gliedmassen und zuweilen auch am Vorderrücken
eine "Neigung zeigen ins Grüne zu spielen. Sowohl bei den dunkel
als auch bei den hellgefärbten, sowie auch bei alten und jungen
Exemplaren läuft ein heller Querstreifen über die Stirn hin; dieser
Streifen geht auch auf das obere Augenlid über, davor befindet
sich ein heller Punktfleck. Das Trommelfell ist braun, dunkelbraun
gesprenkelt; Iris auf goldgelbem Grunde mit Schwarz durchsetzt,
das sich insbesondere in der unteren Hälfte anhäuft. Die kleinen
Warzen, namentlich diejenigen am Auge, an den Gliedmassenwur-
zeln sowie an den Leibesseiten sind orange; die Rückenwärzchen
sind mitunter, vorzugsweise bei hell gefärbten Stücken, grünlich
dunkel umsäumt. Gegen die Analregion hin und auf den Beinen
hellen sich Grundton und Zeichnung in ziemlich bedeutendem Grade
auf; die gelblichen Finger sind oberwärts spurweise dunkel ge-
zeichnet. Die Bauchseite ist weisslbh, rosa überflogen und mit in
grösserer Menge, ziemlich dicht stehenden weisslichen Wärzchen
besetzt; die weisse Kehle ist bisweilen gegen den Kiefer zu zart
bräunlich gezeichnet; die Extremitäten, mit Ausnahme der bräun-
lichen, mit hellen und zur Brunstzeit mit röthlichen Punkten be-
setzen Fusssohlen, sind gelblich oder röthlichgelb. — Die jungen
A. Cisternasi sollen insofern von den alten verschieden sein,
als ihre dunkle Zeichnung üppiger entwickelt ist als dies meistens
bei den älteren Exemplaren der Fall zu sein pflegt.
Larve.
Erst nachdem die Vorderbeine hervorgesprossen sind, vermag
ich die Larve von A. Cisternasi mit Leichtigkeit zu erkennen,
ja selbst auch dann, wenn die zum Vergleich gezogenen Larven
beider Arten zufälligerweise die gleiche Grösse zeigen. Bei der
Quappe von Cisternasi nämlich ist die Haut glatt, glänzend und
der Ohrenwulst ist als eine schwach ausgeprägte Hautfalte, welche
sich vom hinteren Eck des Auges gegen die Wurzeln der Vorder-
beine hinzieht, angedeutet; dagegen bei der Larve von Obste-
— 368 —
tricans erscheint die Haut warzig, eher matt als glänzend und
die Ohrdrüsenwülste bestehen aus, wenn auch kleinen, so doch
recht deutlich sichtbaren gelbweissen Warzen; ausserdem vermisse
ich bei der vierbeinigen Larve von Cisternasi die bei Obste-
tricans aus einer Reihe w eissgelber Drüsenanhäufungen beste-
henden Seitenwülste. Der Zahn ist genau ebenso geformt wie bei
Obstetricans, denn er besteht aas einer nach unten zu trich-
terförmig auslaufenden hohlen Basalpariie und einem Kopfe, der
an den erweiterten Endtheil eines Löffels errinnert, dessen Ränder
gezackt sind. Bezüglich der Stellung des fertigen und des Ersatz-
Zahnes sowie auch der reihenweise Anordnung der Zähnchen ist
bei der Species Cisternasi kein Unterschied zu verzeichnen. Was
<lie Zeichnung anbetrifft, so unterscheidet sich A. Cisternasi
von der Obstetricans-Larve dadurch, dass bei der ersteren die
Flecken am Schwänze und am Flossensaume zahlreicher und be-
deutend schärfer ausgeprägt zu Tage treten, namentlich im Ver-
gleich zur typischen Obstetricans.
Lebensweise.— Abbildungen.
Boscä (1. c.) theilt uns mit, dass er im April trächtige Weib-
chen in El Pardo bei Madrid gefunden und dass er im Winler im
Flüsschen Valdeazogues, zwischen dem Dorfe Yeredas und der
Eisenbahnhaltestelle Caracollera, Herbsllarven gesehen habe und
fügt hinzu, dass die im Mai und Juni von ihm gesammelten ver-
wandlungsfähige Quappen vermuthlich vom Frühjahre stammten und
dass eiertragende Männchen übertags in ihren Schlupfwinkeln sitzen,
nachts hingegen herumstreifen und die Eier baden. Lataste's Ver-
muthung, dass die Einwirkung des Wassers auf das Ei von Alytes
die Entwiikelung des Embryo fördere, scheint sich somit zu be-
stätigen. A. Cisternasi gräbt mit seinen Vorderbeinen und hält
sich mit Vorliebe auf saudigem Boden auf und ist sowohl darin,
wie auch in Farbe und Beschaffenheit der Haut den Pelobates
etwas ähnlich, nur graben die Pelobates bekanntlich mit den Hin-
terbeinen.
Das einzige mir bekannt gewordene Bild unserer Kröte hat Boscä
in den Anales de la Soc. Esp. de Hist. nat. Tomo X. Läm. II.
erscheinen lassen. Die Tafel enthält ausserdem drei Abbildungen,
welche die Seitenansicht sowie die Ansicht von oben und unten
von der Larve veranschaulichen. Diese Abbildungen mögen die Um-
risse des Thieres getreu wiedergeben, sie sehen aber den mir vor-
— 369 —
liegenden, von Herrn Boscä gesammelten und bestimmten Quappen
keinesfalls ähnlich, so dass ich es nicht wage hier eine ausführ-
liche Beschreibung dieser Stücke folgen zu lassen.
Vorkommen.
Bis jetzt kennt man diese Art nur von der pyrenäischen Halb-
insel, wo dieselbe namentlich im Inneren vorkommt und hier den
A. obstetricans Boscai zu vertreten scheint. In der Provinz
Aragon ist sie in Panticosa, in Keu-Kastilien bei Toledo, Madrid,
Malagon und in Despoblado de Caracollera bei Ciudad-Real, in
Estremadura bei Merida und in der Umgebung von Alange bei Ba-
dajoz und endlich in Portugal in Portalegre, in der Serra de San
Mamede (Alemtejo) und in Braga beobachtet worden (Boscä, in
Bull. Soc. Zool. de France, V. p. 252, Anal, de la Soc. Esp. de
Hist. Hat. III, p. 217).
ERRATA.
S.
s.
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s.
s.
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20,
24,
27,
44,
85,
113,
S. 115,
S. 126,
S. 129,
S. 140,
S. 145,
S. 151,
S. 158,
S. 163,
S. 168,
S. 171,
S. 177,
S. 195,
S. 200,
S. 229,
S. 231,
S. 239,
S. 245,
S. 247,
S. 260,
S- 279,
S. 298,
S. 324,
S. 338,
S. 349,
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3 v.
1 v.
8 T.
17 v.
8 v.
18 Y.
19 v.
8 v.
21 v.
19 v.
17 Y.
13 v.
21 v.
21 v.
11 v.
11 v.
12 Y.
17 Y.
15 v.
20 v.
4 Y.
15 v.
10 v.
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lies: am Glase
statt Bosniens-Görlitz, lies: Bosniens. Görlitz.
statt Haare, lies: Haase.
statt Planey, lies: Plancy.
statt Italieniern, lies: Italienern.
statt möchten, lies: mochten.
statt prestano, lies: presentano.
statt Grassfrosch, lies: Grasfrosch.
statt Zeichner-Camerano, lies: Zeichner Camerano.
statt sein, lies: seien.
statt fleckcheweise, lies: fleckenweise.
statt Böse, lies: Bosc.
statt Faide, lies: Faido.
statt „wund schlägt am Glase",
wundschlagt,
statt Nesselpof, lies: Nesselhof.
statt sie, lies: er.
statt befestigte, lies: befestigt,
statt grösserer, lies: grösseres,
statt „mit der Spitze den 1.' .
Spitze der 1.
statt Serien, lies: Serie.
„bis zum 1. April", lies: bis zum 11. April.
„da A", lies: das A.
statt bereit, lies: bereits,
statt dehen, lies: dehnen,
statt ableicht, lies: abbleicht,
statt Flug, lies: Fug.
statt stehen, lies: steht,
statt „am Rumpfe an allmählich", lies: am
Rumpfe allmählich,
statt wären, lies: waren,
statt word; lies: worden,
statt Geburtshelverkröte, lies: Geburtshelferkröte
statt
statt
lies: mit der