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Äerlin W. 35, £ü9<wf*affc J07-8.
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Preis geheftet 7X1. 2. — , gebunden 2TT. 2.80.
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Der ^üfjrer bes entfdjloffenen £iberaüsmus präventiert fldj
in biefer Darbietung als berfelbe cornelpn * temperamentvolle poliiifer
unb als berfelbe ajän3enbe Stiüft, als ber er uns in fetner €igenfd?aft
als Parlamentarier unb Dolfsrebner bePannt if£ . . ; . .
(Berliner Leitung.)
(Eljeobor Sartlj ijt ein Stilift von ferniger nrib' marfiger
2Jrt, ein Ötetfter in ber 2lrt, wie et fur3 unb bünbig, o$ne pfyrafe nnb
oljne Beiwerf, bas Cljafafteriftifaje audj djarafterifttfa) 3U fagen wei§.
Unb was er fagt, fann man ifym unfabingt glauben
(pejier llayb.)
(Es ijt in ber Darftellung etwas abftd?tlid? Knappes unb
Sr^entjaftes, bisweilen meljr 2Creibe3eia}nung mit fdjarfem, feinem Strich
als pofles, runbes portrat. Überall wirft eine fünftlerifdje <5abe, bie
btn <2in3elaugenbücf im itbtn faxtet perfönlia^f eiten als €ntf}ütfung
Ulm Seelen- 3U erfajfen perßefjt (Die fjtlfc«)
iDie nTaroffofrag
e
unt>
öie ÜXonferenj t>on 'lllgeciras
t>on
Dr. (Emfto XHertfe-
2erltm
&ru<¥ unb Perlag von ©eorg Reimer.
1906-
3nMt-
Gtitt
1. 2)ie SÄaroffofrage 1-18
2. 8anb unb $eute 19-42
3. Gkfd&td&te 43-65
4. 3>er 9Dtagljreb unb bte $'riftft$en Staaten 66- 87
5. 5>er heutige ftulturftanb SÄarottoS 88-114
6. $er SBettbewerb ber ßirfturmäd&te um S&arotto . . . . 115-137
7. Srattfreid&S »ertrage öon 1904 unb iljre folgen . . . 138-152
8. 2>ie SDtaroffofonferena tum SllgeciraS 153—177
9. Verträge:
1. Äonöention über bie Ausübung be£ <5$ufere$t£ in
STOaroHo. Stom 3. Suli 1880 178-187
2. ©eutf$.üttaroff<mtfd)er £anbel$t>ertrag 187-193
3. granaöftfc$.(£ngttfci)e ftbereinfunft 193-196
4. S5ran3Öftf$.@panifd&e Übereinfunft 197
5. StuStaufdj t>on (Srltörungen über bie 3ftaroKo!ottferena 197-199
6. Sie ©eneralatte tum «Igeriraä 200-228
Seittafel 229-234
Bibliographie 235-240
gfcgtfter 241-248
Äarte.
u
3Die 5Uacoffofrage.
Sorb ©aliöburt) Ijat in einer großen politischen JRcbc,
bie er am 20. 3Rai 1891 in ©laSgom I&ielt, feiner 3Retnung
SluSbrucf gegeben, baf$ bie 3Raroffofrage bie f<J)tmerigfte inter=
nationale politifdje Srage ber ©egenmart fei ijnb baf$ itjre
85fung grofee ©efafyren für internationale SSertoidlungen in
ber ßufunft in ftd) berge.
SDiefe pefftmiftifcftc 2lnfxci)t f bie übrigens audj fd)on ein
anbrer bebeutenber englifd)er Staatsmann: SDtSraeli, aus«
fprad), unb beren SBaljrfjeit ftd) aud) aMSmarcf nid)t t»erfc^Iofe r
fyat feit jener &\t baburd) tfjre Sefrftftigung erhalten, bafe
minbeftenS jebeS gtoeite 3af)r eine mef)r ober minber grofee
Beunruhigung ber an ben ©efdjiclen SDtaroffoS am meiften
beteiligten Staaten burd) bie SlufroHung ber SJtoroffofrage
erjeugt toorben ift. Salb nahmen bie üblichen Steuerein*
treibungen beS Sultans infolge ber @d)la:p:pen, bie er unb
feine SDruppen feiten« ber ©teuerüertoeigerer erlitten, ernften
©(jarafter an ; balb erfyob ftd) ein Stuf rubrer, um als S^ron*
betoerber bie Unjufriebenen im Sanbe gum Kampfe gegen
ben ©djertfen gu führen; balb erregte ber ©ultan burd) feine
3ntereffen für ^Reformen unb für bie ©rrungenfdjaften ber
heutigen Äultur (SuropaS ben Unmiüen ber Drtljobojen, ber
SKarabutS, ber SolbaS unb ber getftlid)en Drben, bie als«
bann bie SJtoffen gegen ben ^crrfcftcr unb beffen c^riftltd^e
Sreunbe auf gufyejjen fugten. JDiefe häufigen Unruhen würben
bann immer SSeranlaffung, bafe bie ®ro&mäd)te fict) bie Sfrage
&ter<f t, SRaroffofraflc 1
2 $ie StatoflEofrage.
ftorlegen mußten, toaft gu geföefcn Ijabe, menu ber Sultan
ßcftürjt mürbe, »cnn bie 8uftidnbtfd)en bie £)berl)anb ge*
©innen, ber Status qao im Snnern gefiort unb bie Sntereffcn
ber in SRaroffo anfdffigen 8u6ldnber bebro^t mürben. 8ud)
bie Steigerung ber Unftdjerfctt, bie bürg bie einigen Unruhen
ergeugt mürbe, fonrie bie häufigen Seraubungen unb SRorbe,
bie an Sdjufegenoffen unb au£idnbtf$ea Sieifenben begangen
tourben, gaben ben oerfötebenen Regierungen fafl beftdnbtgen
8n(ag gu grorberungenoon @ntf$dbignngen, gur Srgmingung
ber IBeftrafung ber Übeltäter, gu Erörterungen über bie
SJtaroBofrage.
daneben mußten aber au$ bie 2Räd)tc barfiber machen,
ba| feine Don tynen in ber görberung iljrer Sntcrcff en unb
in ber Sntoenbung Don 3ftcf>reffalicn ben befteljenben, burd)
ben Vertrag Don 1880 gefiederten ßuftanb in SJtaroBo Der*
lefcte, unb aUe* aufbieten, in folgern $aUe fdjleunigfi gu
vermitteln, gu bef$mi$tigen unb bie Sufptyung ber ent*
flanbenen Streitfragen gu tterijüten.
818 bann aber grranfreid), in Verfolgung feiner efyrgeigigen
afritapolitit, jtd) bemühte, gro&en 6tnfiu& in StaroBo gu
geminnen unb burd) Vefefcung umfangreicher ©ebtete, bie gum
Seil att unter ber Dberjpfcit be* maroBaniföen 3$erifen
ftcljenb, ntd)t nur Don biefem, fonbern aud) Don ben ®rofc
mähten betrautet mürben, tatfäd)li$ ben Status quo Derlefote
ober gum mhtbeften ferner bebro^te; als $ranfreid), unter
Döfliger 9tid)tad)tung be* beßeljenben aUgemein gültigen 33er»
trage* Don 1880, mit Stalten, mit ©nglanb unb notgebrnngen
bann aud) mit Spanien 3onben>ertrdge abföloft, burd) bie
e* jt$ gro&e Vorteile in SRaroHö unb al* lefeteS Siel ba«
$roteftorat über biefeS 2anb unb feine Sinoerleibung in feiu
gro&e* afrifamfdje* tfolonialreid) gu jt$ern Derfudjte, l)at
bie SRaroffofrage fo Warfen (Sljarafter angenommen, bag bie
©efaljr eines ftriegtf in beu 9erei$ ber 3Rögli$teit gerüdt
3>ie SRarolfofrage. 3
unb im bongen Sa^rc 1905 bte gefamte Äulturwelt mehrere
ÜRonate bur<$ fte in größter Unruhe erhalten würbe.
Sei biefer au&erft fäwierigen Sachlage ift S)eutfd)tanb
nod) gu rechter Seit mit erfreulicher Satfraft für bte 3Bal)rung
feinet ftaatlidjen SlnfeljenS unb ber Sntereffen feiner Särger
eingetreten, bie an bem SSerfeljr unb bem #anbet 2Raroffo8
beteiligt ftnb, bem beutfdjen ©ewerbefleife bort müfjfam einen
neuen 3Rarft errungen Ijaben, unb Ijat bie felbftt>erftdnblid^e
Sforberung gur ©eltung gebraut, bafe alle 3Rfid)te, bie ben
SSertrag Don 1880 untergeidjneten, aud) bei 3Seränberungen
beS Status quo in 2Raroflo unbebingt befragt werben muffen.
SDie baräber groifdjen ©eutfdjlanb unb ftranfreid) gepflogenen
ffierfjanblungen Ijaben benn aud) bem Streitfall für iefct feine
bebrofyUdje ©pifce genommen. SBefentlid) auf 3)eutf<J)lanb8
Anregung ift bie ßonfereng oon SUgeciraS einberufen worben,
um bie SRaroffoangelegenljeiten gu regeln. £)b bamit bie
STOarolfofrage wirflid) geloft unb bauernb befeitigt werben
wirb, mufc allerbing« feljr begweifelt »erben, es ift aber
immerhin fd)on Diel gewonnen, wenn i^r für bie Sufonft fcer
bebroljlidje ßljarafter genommen wirb, ben fte je^t l)at, wenn
fie audj nid)t aus ber 2Belt gefdjafft werben lann. SDie gur
Seit in Sllgecira« tagenbe SDtaroHofonfereng wirb wenigstens
über eine Steige Don @ingelfragen, bie bisher gu ga!)lretd)en
Reibungen unter ben 2Rftd)ten wie gwifdjen biefen unb
URaroIfo SSeranlaffung gegeben Ijaben, (Sinigung ergielen unb
für alle Seile bauernb binbenbe Seftimmungen treffen; fie
toirb ferner bie leitenben ©eftd)tgpunfte für ben internatio*
nalen biplomattfd)en SSerfebr begüglidj neu erfdjetnenber
Streitfragen über SKaroffo feftftellen unb ftd) bemühen, bem
«infettigen unb ehrgeizigen SBorgetyen ber einen ober ber
anbern 9Rad)t ©djranfen gu fefcen. Sie wirb oor allem ben
©runbfafc ber unbebingten ftaatlidjen @elbftänbigfeit unb
Unabfjdngigfeit SftaroftoS unb feiner SDijnaftie allen $ro*
4 ®te SJtoroHofrage.
teftoratS* unb ©roberungSgelüften anbrer 3Käd)te gegenüber
als unumftö&lid) gu allgemeiner Slnerfennung bringen. $offent*
lid) urirb es if)r aud) gelingen, ben Sultan felbft, {eine 9te*
gierung unb fein Stall gu Deranlaffen, ben 28eg ber Reformen
gu befreiten, bie erforberlid) ftnb, menn STOaroffo in ben
ÄretS ber Äulturlänber eintreten unb beanfprudjen miU,
feine ©elbftänbigteit nid)t ftetig burd) fremblftnbifdje <5m*
fpradje bebroljt gu fe&en, in feiner fortfdjreitenben Kultur*
enturicflung nicfet Don äugen tyer beljinbert gu Kerben.
äBirb bie 2Raroffofrage gumr burd) baS @d)lu&protofott
ber Äonfereng Don SllgectraS DorauSftd)tlid), urie bringenb gu.
münden ift r berart etngefdjrfinft »erben, bafc fte nid)t toieber,
toie in beut Derfloffenen 3fa!)re, plöfeltd) bie Äulturtoelt mit
ber ©efaljr eines Krieges bebrofyen fann, fo toirb fte bod>
fortbewegen unb toirb aud) in Brunft fortfahren, bie Kultur»
Dölfer Don 3"t ju &t\t gu befd)äftigen.
3unäd)ft »erben bie inneren ßuftänbe SWaroffoS im
günftigften gaUe unb unter ber SSorauSfefcung ber beften
&bftd)ten feiner Surften, feiner Regierungen unb feines SSolfc*
ben berechtigten SBünfdjen unb gforberungen anbrer 2Rftd)te
gu entforedjen unb fte umgugeftalten, ftd) bodj nur langfam
toanbeln, für lange 3*it unbefriebigenb im Sinne ber übrigen
Äulturroelt bleiben unb bafyer nod) lange fortfahren, in iljr
Don ßett gu Qnt Slnftofe gu erregen unb SSeranlaffung gti
klagen, 6ntfd)ftbigungSanf:prüd)en unb bringlidjen SBünfdjen
für »eitere Reformen gu geben. @in Staat unb ein Sßolf,
bie, fo lange fte befielen, unabhängig gemefen ftnb unb nad>
Sa^rtaufenbe alten (Sefefcen unb ©ebräudjen gelebt Ijaben,
fönnen ftd) nid)t jrtöjjlid) auf SBunfd) ober 33efef)I anbrer
änbern, aud) toenn fie es tooßten. ©elbft 3frpan, beffen SSolf
aus innerer grfenntntS, aus prattifdjen ©rünben, unb bagu
begabt mit aufeerorbentlid) §o!)en geiftigen gfäljigfeiten, be-
rufet ba^in ftrebte, ftd) gu moberner Äulturfjö^e gu ergeben,
S)te aftaroffofraae. 5
fjat bot), gering geregnet, ein falbes 3al>rl)unbert baju ge*
brauet Sftaroffo wirb im günftigften gfatt Diel längere Seit
gu feiner Dolligen inneren Umgeftaltung benötigen.
gerner aber wirb in bent SRafce, wie eS jtd) tnnerlid) Ijebt
unb auSgeftaltet, and) ber SBettbewerb ber fremben Äultur*
Dolfer um bie Seeinfluffung ber maroftanifdjen Regierung,
um bie 23ef)errfd)ung be$ £anbel§ unb aSerfc^r«, um bie
Hebung ber SBilbung unb beS ÄulturfianbeS trofc aller 33er*
träge unb ^rotofoHe nidjt nur nidf)t aufhören, fonbern ftcl)
um fo met)r jteigern, \t pollftänbiger ber ©runbfafc ber 6r*
Haltung ber offenen %i\x gur ©eltung unb Slnwenbung ge*
brad)t werben wirb. 68 ftnb fo unenblid) Diele gntereffen,
bie in 23etrad)t fommen unb in erböbtem SKafce in 33etrad)t
fommen werben, bafc fte häufig gu Reibungen aller beteiligten
äßettbemerber SSeranlaffung geben werben.
granfreid) wirb au<b fdjwerlid) feine äfrtfapolitif auf*
geben; um fo weniger, als "es behauptet, SRaroffo als (Sr*
gängung für Algerien unb SuniS auf bie Stauer nid^t ent=
beeren gu fönnen unb wirb Mittel unb SBege fudjen, genau
wie bei ber Erwerbung oon Sunejten, in friebüdjer „pene-
tration", wie e8 biefe 8lrt oon Sßropaganba benennt, baS Qkl
aUmd^ltd) gu erreichen, gu bem fc^neU gu gelangen tym nun
burcb baS (Sinfc^reiten 3)eutfd)lanbg unb burd) ben Vertrag,
ber iefct in Sllgecirag gefd&affen werben wirb, oorläufig Der»
fagt ift. 3)ie alger if eben ^olitifer bebaupten, e8 ift für
granfreid) gang auSgefdjloffen, auf btn SBeßjj 3Raroffo8
bauernb gu öerjidjten, weil biefeö überaus fruchtbare unb
an 33obenfd)äfcen fefyr reiche Sanb eine wtrtfd)aftlid) unum=
gänglidf) notwenbige @rgängung für baS nur fetjr geringen
Ertrag abwerfenbe Algerien ift. SBenn gfrantreid) biefe«
Siel offenfunbig nun nid)t fdijnett unb nötigenfalls unter
änwenbung Don Oewaltmitteln erftreben barf, fonbern ftd)
gu feiner aÜmäfyUdjen grreid&ung buref) frieblidbe Kulturarbeit
6 5Dte SRoroffofrage.
notgebrungen entf^Itefecn mujj, fo nrfrb eS barum bodj nidjt
barauf toergidjten, eS gu erftrcbcn. SDicfcö Streben wirb gu
äu&crfter Steigerung be* Setoerbd bcr frangfififdjen unb
algeriföen Surger um bte Seljerrfdjung be$ maroffanifdjen
SRartte«, um bie Hebung bcr ftultur im SRagljreb nötigen
unb baburd) früher ober fpftter immer toieber Reibungen
mit anbcren 3D?4d)ten herbeiführen, bie unter Beobachtung
bcr $oIitit bcr grfjaltung bcr offenen £fir iljrcrfeit* in
VtaroSo neue SRärftc, neue ginflu&fpljftren fudjcn unb eben«
fall* alle 2Ritiei aufbieten toerben, um in Verfolgung iljrer
berechtigten frieblicfcen jhilturbeftrebungen iljren Staatgan»
gehörigen ein uac&fenbe* UrbeitSfeib in SRaroffo gu Raffen
unb gu ftdjern. 3)ie Sflrtei bietet g. ß. ein Seifpid bafür.
Senn nun I)iernacl> bie tfospcfctcn feljr gering pnb, baf*
bie SRaroffofrage burdj bie ftonfereng oon SlgeciraS ober
überhaupt balb gu ungemeiner Sefriebigung gelöft unb für
alle Seit befeitigt toirb, fo ift e$ erforberiid), W oöüig über
iljren magren Sljaralter, über i&re Orunburfadjen, über iljre
©ntftcljung unb ©nttoieflung Aar gu fein unb genaue Kenntnis
gu oerfdjaffen, namentlich toenn man iljre Sefettigung al$
bie eines ft&nbtgen poiittfdjen internationalen ^Beunruhigung**
ergeuger* toünf^t unb erftrebt.
JDa ift e« benn gunddjfi faum gu begreifen, toie im
allgemeinen unb fogar bis in Ijolje polittföe tfreife hinauf
bie annähme $at spiafe greifen tonnen, ba& bie äRarotfofrage
mit iljren umfangreichen meitoergtoetgten Politiken unb toirt-
föaftlidjen Sntereffen eine ßrfäetnung ober ein ©rgeugni*
ber ©egenmart ober fclbft nur ber neueren $t\t ift.
SMeS ift nieftt im geringen ber %aü.
SMelmeljr ift bie SRaroffofrage im engeren Sinne biefed
SBortS beinahe 500 3al)re alt, toenn mir itjre erfte <£r*
Meinung in ba« ijaljr 1415 fefeen tooBen, in bem bie
^ortugiefen Geuta eroberten. 3m »eiteren Sinne aber
3)ie üftaroffofrage. 7
madjt fte Stnfprud) auf ein fe^r Diel IjöljereS 2llter, ja fte
Ijat beftanben, fo lange e8 an ber SRorbweftede Don Äfrlla
Staat«organi8men gegeben tjat, bie ©elbftfinbigfett befafeen,
b t). fo lange e« eine politifdje ®efd)td)te be8 2Rag{>reb at
Slffa — bieg ift ber einljeimifdje 9tome ÜKaroBoS — ge*
geben Ijat
3)ie 3Rarottofrage ift fein 6rgeugni8 ber heutigen ÜDtplo*
matte, ber Stebenbutylerfdjaft ber heutigen ®rof$mfidjte um
bie ©rgielung politifcfyer unb wirtfdfjaftlidfjer, religtofer unb
fctltureHer (ginflüffe auf SKaroffo, fonbern fte Ijat Diel tiefere
Urfadfjen unb SBurgeln. Um i§r eigenilidjeS SBefen, um alle
ifjre ©fjarattergüge gu erfennen, tljre Dielfeitigen ©rfdjeinungS-
formen unb i^re nachhaltigen SBirfungen gu Derfteljen, ift
e3 baljer erforberlid), weit auSgutyolen, bie geograpljifdK Sage,
bie 33obem)erl)ältntffe, bie SeDölferungSDerljftltniffe, bie po*
litifd&e unb fultureHe ©efdfoidjte SKaroBo« forgfdltig in Se*
tradjt gu gießen unb an ber £anb ber ©rgebniffe biefer
Unterfudfjungen ifjren heutigen (S&aratter gu betrauten unb
bie ÜKögltdfjfeit iljrer befriebtgenben Sofung in ©rwfigung
gu gießen.
SMe ^eutlebenben glauben Ijfiufig, öon bem gefdjtdjtlidjen
äSerben unb ber (Sntoricflung ber gegenwärtigen (Srfdjeinungen
beg öffentlichen, beg prtoaten, be« wirtfdfjaftltd&en unb be8
getftigen SebenS abfegen gu fönnen; bie heutige ©eneration
Dergtfet leidet, ba§ bie grofce Kultur ber ©egenwart mit allen
ifyren 6rrungenfd)aften bod) baö grgeugniS einer ialjrtaufenbe*
langen (Sntwidflung ift unb oljne biefe ntdjt gebadjt, nidjt
Derflanben, nic^t richtig bewertet werben fann. SRur gu
Ijäuftg ift biefer SKangel an f>tftorif<f)em SBtffen, bie Un^
lenntntS be3 (SntwttflungSgangeg febeg 3)inge8, jeber @r*
föeinung be« 2eben8 bie Urfadje Don fdfjwerwiegenben 3rr*
tämern in ber ^Beurteilung, namentlich aber in ber 33ef>anblung
ber JDtnge, in ber Slnwenbung ber SRittel, bie gur fBefeitigung
3 3>te Sfaroffofrage.
ber ©djfiben, gur Ergtelung Don SJerbefferungen unb 93er»
Doflfoinmnungen erforberlidj ftnb. Um gu »ifien, mte man
Äranffyeiten befeitigen, Organismen fräftigen unb gu leerer
Entoidlung bringen fann, mu& man bie Urfadjen ber Schaben,
bie fflebingungen für bie ©efunbung unb Sortentmidflung
ber Organismen forgfaltig erforfdjen, unb bag i(t im Politiken
unb im Kulturleben ber SBölfcr nur mögltd), menn man if)re
SebenSbebtngungen, ityre bisherige Entmicflung, bie Urfadjen
ber Entfteljung ber ©djfiben, bie ^emmniffe unb bie iljrer
Statur entfpredjenben erforberiidjen ftörberer iljrer Äultur
genau ermittelt Ijat.
5)ieS in großen ßögen gu tun, ift bie aufgäbe biefer
Ileinen ©djrift, bie bei tljrem geringen Umfange atterbingS
baS tiefe (Singeljen in bie ©efdjidjte unb in bie ßulturentnricf*
lungäßaroffoSauSf^lie^t, fi^Dielme^r barauf bef djränfen mufc,
alle etnfcfjlägigen fragen in gebrdngter Äürge gu beljanbeln.
£Dic 3Raroffofrage l)at gunädtft i^ren natürlichen ©Ijarafter*
gug, ber in ber geograpljtfd&en Sage beS SanbeS rul)t. 3n
lürgefter Entfernung oon ber ©übfüfte Europas gelegen, oon
biefem Erbteil nur burd) eine fdjmale Meerenge getrennt, mar
einerfeitS eine rege SBedjfelbejie^ung gmifdjen SRorbafrifa,
3Karoffo im befonbern, unb ber iberifdjen £aibinfel oon Statur
gegeben, unb biefe geographica Sage mu&te anbrerfettS not«
menbigermeife ein fteter OueH öon ©djmtertgfeiten unb
Kämpfen für bie SSölfer »erben, bie biefe fo na^gelegenen
Sauber bewohnten, fofern unb fo oft biefe SSolfer nid)t mit»
einanber übereinftimmten, öerfdjiebener SRaffc maren, Der*
fdi)iebene Äulturftufen einnahmen, bie £errfd)aft über bie fte
trennenbe ÜReereSftra&e einanber ftreitig matten unb aus
anbren Orünben in SBettbemerb unb Qvoifi untereinanber
gerieten.
3lun mar SRaroIfo öon ^amiten beoölfert, bie iberifdje
£albtnfel oon einer ööUig oerfdjiebenen SRaffe, Don ©tfimmen
2>ie SJtoroflofrage. 9
ber tnboeuropftifdjen ober faufajtfdjen Sfiaffe. 2lud) bie SebenS*
bebtngungen für beibe waren üoüig ungleiche; für bie erfteren
überaus fdjmierige, für bie lederen t>erglet$Smeife leidjte;
in bem SBerglanbe beS SttlaSgebieteS I)errfd)te oft bie bitterfte
9lot, audf) bie Äüfte baöor mar menig fruchtbar, mäfyrenb
brüben bie Statur große 3fieid)tümer an SJialjrungSmitteln
faft oljne ßutun ber SRenfdjen erzeugte. @o mußten ljfiuftg
bie fflegterben nad) Sefferung tljrer Sage in ben raupen
33ergbemoI)nent beS SltlaS unb ben Äüftenbemotynera beS SRif
gemedt unb fte veranlagt merben, bie fdjmale ©trage gu
überfcfjreiten, um in Serien gu rauben, maS fte erlangen
tonnten unb ifjren Jpunger gu beliebigen.
®o entftanb für gberien fdjon im früljeften Altertum
eine 3Raroffofrage, beten Singeidjen fogar in präljiftorifdjen
grunben erfennbar ftnb. @ie beftanb aber nidjt nur für bie
Sberer, fonbern aud) für bie öftlidjen SJiadjbarn ber SltlaS*
bemoijner, bie Stumibier unb öoHenbS für bie Corner mürbe
fte fetyr mistig, ba tiefe mit ben dürften unb Häuptlingen beS
meftlidjen Mauretanien als mit fet)r einflußreichen Politiken
Saftoren rennen mußten. Sie mürbe aud) nid^t gelöft unb
befettigt, als bie Körner baS meftlidje Mauretanien gur Sßroöing
gemadjt Ratten, benn nun Ratten fte emig kämpfe mit ben
SSergoolfern auSgufedjten unb bie Jperrfdjaft über SRauretanieu
mar faft nur eine nominelle, auf einen gang fleinen £eil beS
meftlidjen SSorlanbeS beS SltlaS beföranft.
gfür bie SBeftgoten beftanb bie 9Raroffofrage in ben SluS*
beljnungSbeftrebungen ber 23t)gantiner, bie an ber SJiorbfüfte
2RaroffoS öerfdjiebene fefte @tü&punfte gemonnen Ratten
unb in Spanien Sfuß gu faffen münfdjten, unb ferner in
btn Ijfiuftgen einfallen unb SRaubgügen ber Stiftoten unb
anberer fflerberftämme, bie jenfeits ber SWeerenge Rauften.
©obalb bie Araber bis an ben Sltlantifdjen Sgean öor*
gebrungen maren, bebro^ten fte bie SSeftgoten in tyrem Seftfc
10 £>ie SWaroffofrage.
unb fd&itefelidj bradj ba3 weftgotifdje 3Reid^ unter bem crften
Anprall ber 3Rarottaner gufammen, bie unter arabifd&en
©eneralen unb Dfftjieren 711 in Spanten etnbrangen, um
bann faft 800 Satjre bie iberifdje ^albtnfel ober einen Seil
berfelben gu beljerrfdjen.
SBÄ&renb biefer langen ßeit fpielte 3RaroIfo ftet« eine
überaus widjttge 8iolle für Spanien, unb feine dürften madjten
bie bed arabifdj*maurifdjen Spaniens für $aljrtyunberte gu
tyren 33afallen.
Site bie Triften enblid) ben Sieg aber bie 3Roljammebaner
errungen unb fte Don fpanifcfjem Stoben Derbrängt Ratten, ba
traten fdjärfere religiöfe Oegenffifee gwifdjen Spanien unb
SRaroRo ein, unb erftereS fal) feine Äulturaufgabe barin,
ben 9lad^barftaat bem (Kfjriftentum gu unterwerfen unb gu*
gleich Vergeltung gu äben für baS 3od> ber Srembfjerrfdjaft,
bie e$, ban! btn 3RaroHanern, fo lange Ijatte tragen muffen.
So entftanb ber fd)arf ausgeprägte religiöfe ßljaraftergug ber
SKarottofrage.
Samt traten wtrtfdjaftlidje fragen in ben SSorbergrunb.
6S begann ba8 fingen um bie 93orl)errfdjaft auf bem ©ebiete
be8 2BeltI)anbel8 unb fo entwtdelte fidE) bie wtrtfdjaftlidje
Seite ber SRaroffofrage. 3Raroffo würbe im Saufe ber Saljr-
tyunberte wegen feiner aufcerorbentltdjen Sfrudjtbarfeit unb
6rtragSffil)igfeit ber begehrte ©egenftanb ber 9tad)barfd)aft
aller gnbuftrie* unb Äulturftaaten, unb nur bie @iferfud)t
aller gntereffenten Ijat ba8 Sanb oor ernfteren SSerfudjen
einzelner bisher bewahrt gehabt, e£ ftd) gu unterwerfen.
SMeS nun gu öerfudjen war bem heutigen fjranfreid) öorbe*
galten, ba8 burd) 3)eutf<l)lanb aber an ber 3lu$füf)rung feiner
$läne öerl)tnbert worben ift. 35amtt erhielt bie SJfaroffo*
frage ben polttifdjen ©fjaraftergug , ber fidE) mit bem Wirt»
fdjaftlidjen unb fulturellen öerbunben tyat, um xfyc entließ bie
Sdjärfe unb Oefäljrltdjfett gu beriefen, bie fte gur S^t bejtfct
®ie SWaroIfofrage. 11
unb i{>r burd) bie Äonferenj Don SUgectraS genommen
»erben foH.
3)aju fommt nun nod) bie überaus mangelhafte ÄenntniS
beS 3lu$lanbe8 Don 3Jtoroffo in allen SBegieljungen. Dbgleid)
in unmittelbarer 5M)e ©uropaS gelegen, ift e8 und boc^
geograptytfd) unb DollenbS fultureU nod) fei»r wenig be!annt r
meniger jum Seil als Sibet ober ba8 innere ©übafrifaS.
SSrofcbem in ben legten Safyrgeljnten galjlretd&e Sforfdjung«*
reifenbe, namentlich beutfdje unb frangöflfdje, ba8 Sanb
befudjt unb feine geograptytfdje Kenntnis gang beträdjtlid)
erweitert tyaben, ift bod> ber gröfete Seil 3Raroffo8 Don
Europäern nodj nie betreten morben unb feine Kenntnis
beruht auf unguoerlfifflgen Seridjten moljammebamfdjer ober
jübtfdjer (gingeborner.
infolge biefer UnfenntniS glauben Diele, bie 2Raroffofrage
liege ftc^ fetjr leidet burd) Slnmenbung oon ©emaltmttteln,
burd) eine Heine ßaljl gutgefdjulter europfiifdber Slrmeefotp«,
burdj Aufteilung beS SanbeS unter bie europätfeften SKfidjte
ober bie nädjften 3ntereffenten löfen. 3)ie fo fprecfjen, totfien
nidjt, baf$ ÜRaroffo unb bie ÜKaroffaner nod) nie oon irgenb
einer ber SWddjte, bie ftc unter Stnmenbung einer bei »eitern
äberlegenen friegerifdjen Saftif angriffen, unterworfen morben
ftnb. Unbegreiflich ift e« DQHenbS, menn audj algerifdje
Sljauirinifien eine foldje Meinung gelegentlich äußern, benn
fte fodten aus ber ©efdjidjte ber Unterwerfung ber Äabtylie,
bie aber 30 gafyre in Slnfprud) genommen unb enorme Opfer
an 3Renfd)en unb ©elb gefoftet Ijat, miffen, bafe Don einer
leidjten unb bauemben Unterwerfung ber Stewoljner ber SltlaS*
gebiete SRarotfoS feine SÜcbc fein fann, ba& i$re SJeftegung
no<& ungleich größere Dpfer erforbern würbe al« bie ber
Äabljlie.
Stud) ba« Einbringen ber europftifdjen Äultur wirb nid>t
oljne bie größten ©djmierlgleiten erfolgen. 3)te 3Rarabut8
12 Sk
Satire nnb grifHu^c Drben (oben f 4 Ksfter mit erfolg
tat baraaf abjielenben Searitynngen bö SnSlanbed miber«
W& i a r na 4 triften fogar ber (Sinfnfyr frember Karen enfc
gegengemirft, ©eil fte fünften, bog mit ityien aud) bie
Iptyeren 8eben§anfpru<$e nnb Sebendgemobnlpiten ber ®)riften
anbringen nnb bie alte Stnfadftett ber Sitten, bie St&giglett,
bie greiljeitöliebe, bie 2npferfeit bed SoOed allmäJjlid) nnter*
graben, befeitigen nnb fdjliefel id) bie ttntenDerfnng bed £anbe&
nnter bie fremben Staate nad) M gießen mürben. <Da$er
nriberfefeen ftd) bie Drtyobqren and) mit aller SRadjt ber
gorbernng wn Reformen, nnb nnterftä^en Heber bie gegen
ben jefeigen Sultan ins gelb gie^enben Snfrifyer, aß bafe
fte geftatten ©ollen, bog er ben Triften nnb ben 8a£lanbern
irgenbmdc^e ßuflcftänbniffe mad)e. 3a r nnter Umftänbeu
mürben fte nityt banor jurücff dpreden, gegen iljn mie gegen
bie SuSlanber ben fjeiligen Ärieg gn prebigen nnb bie$ fonnte
bei bem Sifer, mit bem bie jxmtelamittfcfce Semegnng im
©e^eimen geförbert wirb, aud) für Algerien nnb Suneften
DerljängnteDoü ©erben.
2)ie SBorftetlung, ba£ e§ leidet fein ©irb, ben SKaroRanem
Don äugen fyer eine frembe, d>rijilid)e ftultur aufjubrängen
unb Reformen in bie $er©altung be3 2anbe8 einzuführen,
ift eine irrige. Sine politifd)e SReuorbnung tann nur auf
ßrfolg rennen, ©enn fte Don innen Ijeraud erfolgt; unb baS
SSoK für eine foldje Dorjubereiten, ©irb lange Qtxt erforbern.
äße ftaatlidjen ttutwälgungen in ÜRaroffo jtnb immer nur
Don innen Ijerauö erfolgt, ineift Don ben friegerifc^en Stämmen
ber Öafen oon £aftlelt f Don benen ber Sudgebiete ober Don
ben Sergfabtylen ausgegangen unb getragen gemefen Don
religiöfem ober patriotifdjem SfanatiömuS. SBenn anbrerfeitS
Sttarolfo alö ftaatlidjer Organismus nad) äugen I)in ©rfolge
erjielt Ijat, fo ift bieg ftets nur gefdjeljen, ©enn bie (Singe*
boraen unter bem (Sinffaf* polttifdjer ober religtöfer 3been
5>ie üWaroffofrage. 13
Don groger SSragmeite ftdj gu gemeinfamem ipanbeln öerbanben
unb in biefem $aHe bann aorfibergeljenb ben Älcinfrieg unter«
einanber einftellten.
Sei ^Beurteilung ber maroffamfdjen 33erl)ältniffe etwa bie
beS DrientS als SRa&jlab anlegen gu motten, ift ööHig Der*
feljlt. Sie ftnb burcfjauS eigenartig unb fyaben gum Seil
mrgenbmo anberS ihresgleichen. 2)er unbegtoingltdje greifjeitS*
brang, baS gfeftfjalten an iljren uralten Sitten, ®ebräud)en,
©efefcen unb ftaatlidjen @inrid)tungen, bie Autonomie, bie
ber grö&te Seil ber Serberftämme gu allen Seiten befeffen
l)at, ftnb galtoren mit benen unbebingt geregnet »erben
mufc. 3)ie Sebrotyung tljrer feit Saljrtaufenben iljnen ge*
laffenen Sfreityeiten Ijat fte bisher immer nodj öeranlafet, jebe
auf iljre Sefettigung abgielenbe Semüljung erfolgreich ben
beftgefdjulten unb mit ben beften SBaffen öerf ebenen Seinben
gegenüber gu vereiteln. 3för 9Rut, iljre Sapferfeit, unterftüfct
burd) tljre DrtSfenntntS, tyre Sä§ l ßfctt vmb SebürfniSloftg*
feit Ijaben fte bisher immer nod) als Sieger aus allen
Ädmpfen gegen duftere Sfetnbe, -bie fte in tljren Sergen gu
bebrängen aerfudjten, Ijer&orgeljen laffen.
SKarotto ift fein IjerrenlofeS 2anb. 3)er Stamm feiner
Se&ölterung befielt feineSmegS aus lulturlofen SBUben, fon*
bern aus rauljen, tatkräftigen, etfynifdjen Saftoren, bie feit
Saljrtaufenben bort eingefeffen ftnb, gro&e ÄriegStaten öoH*
bracht, mddjtige Sfteidje gegrünbet, tljre Ärdfte mit benen ber
erften (Srobereroöller erfolgreich gemeffen Ijaben unb nidjt
geti>iüt ftnb, iljre alten ererbten Siretljeiten aufgugeben. ©er
Äulturgujtanb, ber bei iljnen unb überhaupt in gang 2Raroffo
Ijerrfdjt, ift aHerbingS ein niebriger, bem ber nadjften 5Radj*
barn im Dften unb 5Rorben ntdjt anndljernb entfpredjenber
unb vergleichbarer. ©er SBunfdj ber Äulturmelt unb ber
fte öertretenben Orofemddjte, biefen unfrer Seit umoürbigen
Äulturguftänben ein (Snbe gu machen, bie SWaroffaner in ben
14 S>ie SWarolfofrage.
äBereidj berfelben l>inetngugtel)en, ftc ber heutigen Ijoljen Äultur
teilhaftig gu mad)en, mirb oon ben 3RaroHanern felbft gur*
gett nur in fef)r geringem 2Ra&e geteilt, unb eS ttirb borauf
an!ommen r il)n in iljnen erft allmäl)ltö) gu »edten, fttlj ent*
falten gu l äffen, fte empf&ngltdj für bie moberne Äultur unb
fdjlie&lidj begefyrltdf) nad) il)r gu machen. SBie bteS gefdfoeljen
foll, baS ift eine fd&totertge §rage, ein befonberer ffleftanbteil
ber allgemeinen öielgefialtigen ÜRaroffofrage.
5)te erften hierauf genuteten Seftrebungen Ijaben fefet
fdjon ben unerfahrenen, tmpulftoen, leicht gu beeinpuffenben
Jungen Sultan unb mit tljm fein Sanb in fo er n fte flnangieUe
@dj»terig!eiten gebrad&t, bafj bie ©efaljr eines balbigen
finanziellen SanferottS nidf)t nur nid)t auSgefd&loffen ift,
fonbern baf$ ftc üielmeljr gerabe t)on frangöpfdjer Seite als ein
totdjtiger gaftor betrautet toirb, mit bem gu rennen ift unb
auf ben aud) bie $l&ne ©elcaffeg bereits gugefdfjnitten waren.
SBirb in biefem galle bann md)t in SWaroffo audf) gefdjeljen
foQen, tt>aS unter SSerljältniffen, bie in fitynlidjer Steife oor»
bereitet »aren, oor 25 Saljren in Suneften geföal)? SBirb
ber Hauptgläubiger bann ntdjt fofort bei ber £anb fein, ba&
Sanb für pdj in ätefd&lag gu nehmen? SluSgePredEt Ijatte
*r fte \a fdjon.
Sber au$ ber innere politifdje Sufammenbrud^ liegt nidjt
fo fern, »ie man in optimiptfdj gepnnten Äreifen gern an*
nehmen möd)te.
3)ie aSer^ältniffe in SRaroRo Ijaben pdj berart gugefptfct,
bie Ungufriebenljeit ber ortljoboyen SBoltemaffen mit bem
Sultan ift eine fo gro&e geworben, bafe man gar nid^t
oorauSgufefjen oermag, n>a« bort unerwartet gefdjeljen fann.
©erabe bie (Sreignifte ber legten SBodfjen geben gu ben größten
Seforgniffen gegränbeten Slnlafe.
SMe 2Radbt be* Sultan* ift in Ijofam ©rabe erfdfofittert,
in ben SBaffengfingen ber legten 3atjre mit bem SRogi Ijaben
2>te SRaroBofrage. 15
feine Gruppen »ieberljolt fe^r fernere 5Rieberlagen öon bem
Styronbetoerber erlitten unb 1902 aar gelegentlich fefcon gu
befürchten, baft bie ©ultanötruppen üoUftdnbig gum Sljron*
prätenbenten übergeben mürben. SDiefer f>at jid) nun int
Sorben unb 5Rorboften beS 2anbe8, namentlich im Seteid)
be8 algerifdjen ©renggebiets gum unumfdjränften #errn auf«
geworfen, einen fetyr gro&en Anfang eroorben, aud) ber
frühere algerifdje Slufrüljrer 23u interna Ijat jtd) tfjm an«
gefdjloffen, unb er §at jtd) in ben legten Monaten offenbar
feljr reidjlid) mit Kriegsmaterial öerforgt.
2Bir »ollen baoon abfegen, »er iljn babei unterftüfct Ijat.
£atfäd)lid) ift biefe« Material aber großenteils über bie
algerifdje ®renge, neuerbtngS aud) über bie oon Sebrel unb
anbern Sfrangofen eingerichtete $anbel£nieberlaffung &*$
3togt: SRar 6^ica eingeführt. S)er frangöjtfcfye Äreuger
Salanbe Ijat überbieS gegenüber bem maroffantfd)en Äriegä-
fdjiff SEurfi, ba8 biefen algerifdjen burd) Skiffe unter fran*
göftfdjer $lagge betriebenen Schmuggel gu oerijinbern fudjte,
eine gum minbeften l)öd)ft fonberbare Haltung beobachtet.
3>iefe fortgefefcte SluffianbSbetoegung, beren geheime 33efd)üfcer
man in ÜKaroffo fe^r gut fennt, bilbet eine toadjfenbe Urfac^e
ber allgemeinen Beunruhigung im Sanbe, oerurfadjt eine
bebenflid^e Steuerung unb erljöfyt bie Slnardjte, bie für alle
Sfaftoren toertoofl ift, bie in ber Verfolgung Ujrer ©onber*
giele begüglid) ber ßufanft ÜKaroffoS an ben ©teigniffen,
bie ftd) bort abfielen unb Vorbereiten, ba8 lebljaftefte un*
mittelbare Sntereffe nehmen.
SBie ftd) 3tatfult unb namentlid) 39u Samara gu ben
gorberungen ber ÜRädjte [teilen, barüber ift nodj feljr toentg
ßuoerläfiigeS befannt. SBenn fte aber bie geringfte ^üljlung
mit bem mobernen ßettgeift Ijaben — aofür Diele Shtgeidjen
fpredjen, befonberS bie Slnf Raffung be8 neueften beften Kriegs«
materials — fo ift es feine*»egS au«gefd)loffen, bafc aud
16 Sic aUatofTofraßf.
ben Äreifen ber jejjigen aufftänbifdjen rine grofje Sc
ttegung b,troorgel)en fann, bie auf fate Sefeitigiwg beS je^igen
Sultans abhielt unb ben 2Bünfd)en mancher Äulturmäijte
förberlid) ift.
iDie ©ntwldlung bei Singe in SKaroffo Ijat p siel
ttjnlicljfeit mit ber in £uneften ju 6nbe ber fiebjiger unb
ju Anfang ber adliger 3al)re beö norigen SaljrijunbertS,
als ba% man fie nid)t mit bemfelben ÜKa&ftabe meffen unb
auf ä^nlidje Seweggrßnbe unb geheime propaganbiftifdje
Jätigfeit jurüiffüljren foUte.
SSeitn nun ber $tan beS Stogi auftaudjt, UfiaroTfo in
eine närblidje unb eine ffiblidje ^älfte ju teilen unb jWet
felbftanbige Staaten baraus gu madb.cn, fo ftimtnt aud) biefer
ganj genau mit SBorfdjIÖgen überein, bie Don franjiflfdjen
unb algerifdjen Äotonklpolittfern feit lange gemacht, 1902
aud) ber ©egenftanb eines Vertrags entmurfs mit Spanien
gewefen jinb. 2)ies ift ja aud} nidjt »erwunberlid), wenn man
fid) erinnert, bafe ber Sftogi mehrere galjre in Algerien ße=
lebt dat.
Sisljer rechneten ber ©djerif unb ber 3Kaff)jen bamit,
bafe bie ©rofjmadjte fid) wie früher nidjt einigen unb baburd)
ben Sortbeftanb 9RarottoS unseränbert erhalten würben, jefct
enblid) fangen fie an, elnjufeljen bafe bfe SSertjältniffe ju
efner Ärips treiben, bie einen »Öüigen 2Sanbel herbeiführen
tonnen, unb bafe bie mddjtige aufftanbSbemegung baS irrige
bajii beiträgt.
SBrid)t nun ober in nääjjter $eit ber Äampf Bon neuem
im Innern 9Jiaroftoä aus, ift bfe Umfturafcewegung beS Kogi
bant feiner guten Bewaffnung unb feiner Don Algeriern unb
ooit ifjm felbft nad) algerifdjen taftifdjen ©rnnbfäfcen ge*
füljrten Gruppen benen beS Sultan« gegenüber erfolgreid),
wie aeftaltet ftdj bann bie Sage? Unb wie, wenn etwa ber
rcligiäfe Fanatismus gewettt unb eine Bewegung gegen bie
S)ie SJtowBofrage. 17
3luölänbcr ergeugt würbe? 3)ie nadjfteljenben 9tad)ri<i)ten
fc^liefeen bergleid)en nidjt au8:
Sänger, 16. 2Rärg. (<Sig. 2)ral)tber.) „3)er ©rofeföerif,
ber iüngft aus bem Snnern Ijierljer !om, §at in ber ©rofeen
SRofdjee gegen bie Triften geprebtgt, bie bte getnbe beS
Sslam feien unb ftdj in SügeciraS Dereinigt Ratten, um ben
Untergang SRarottoS vorzubereiten, inbem fte jtd) ber Sterte
beS Sultans bemächtigten. 2)er ©ro&fdjertf fdjleuberte feinen
33annßud) gegen 3Kufelmanen, bie ftd) ben Ungläubigen nähern
unb tyre Äinber in bie Spulen fd^iclen, wo tyre Seelen Der»
giftet »erben. 5)ie fanattfdjen Sieben be$ ©d&erifs bilben eine
wirflid&e ©efaljr für bie SRulje ber l)ier anfäf ftgen Europäer,
©ine ©efanbtfdjaft machte bie totalen 33ef)örben auf bie ©e*
fahren aufmerffam, bie burdj @ntfeffelung be$ Fanatismus
jjeraufbefcfjworen werben tonnten, ©er ©ro&föerif unb fein
Slnljang unter b^n ganatifern erhoben (Sinfprud) gegen btxt
©ouoerneur, beffen 2ßa&nal)men ftdfc gegen bie Siebte beS
3Slam rieten, ©er Sdjertf befahl, ba& alle Äinber ber
Araber, bie bie ©djule ber „Alliance fran^aise" befugten,
otyne weitere» iljre Älaffen öerlaffen follten."
Sonbon, 27. 3Rärg. (<Sig. ©ratyber.) ,„©aity 3Ratl'
meibet au» Sanger, bie SWaroffaner empfinben bie Äonfereng*
Dorföläge als feinbfelige £anblungen. Siele mädjitge Häupt-
linge erhielten bringenbe SBefeljle, eine moglid)(t ftarte
Sruppenmadjt in Sereitfdjaft gu galten, um eine pläfclidje
unbefugte Sanbung frember (Sjrpebttionen gur Anlegung Don
gattoreien gu öertyinbern.' 4
Sum ©djufee ber Europäer unb tljrer ©djufcgenoffen tft
es bann oielleidjt erforberltd), mit SBaffengewalt für fie ein*
gutreten. .2Ber foll ba baS 3J?anbat erhalten? Sollen inter«
nationale Sruppen, wie neuerbingS g. 99. in Gtyina, ben ©djufc
ber Europäer übernehmen? ©oll eine 9Rad)t bamit beauf*
tragt werben? ©agu wäre nad) bem Vertrage unb ben beg.
©ieref«, Statutf ©frage. 2
18 $ie SWaroflofrage.
»eiteren äbmadjungen &on 1880 Spanien junädjft berufen«
SBürbe unter ben aerfinberten neuen SSer^dltntffen granlreid)
aber bareimoüUgen, ba£ bod) biefen Sali t>orgefe$en l)at unb
ööMg bereit an ber algertfdjen ©renje fieljt.
3)ie Sage ift fomit in feber Jpinftdjt äu&erft frittfö ge*
»orben. 3)od) ntd)t nur für SKaroffo jelbfi. SMe SJerfyanb*
lungen auf ber Sßaroffofonferenj unb bie Beleuchtungen ber»
felben burd) bie internationale treffe Ijaben beutlid) beroiefen,
ba& bie ÜRaroffofrage meit aber tljre engen ©rengen IjinauS
eine internationale politifdje ftrage oon größter Sragtoeite
geworben ift. 35te ©ruppterung ber politifdjen SKädjte ber
SBelt ift, befonberS feit bem rufftf^iapanif^en Äriege, eine
anbere gemorben, als fte früher mar, unb e£ ift nid)t ab«
gufeljen, »ad für Solgen eine neue Äufrpüung ber 2Jtoroflfo*
frage in ßufunft fyaben lann.
Dbgleid) S)eutfd)lanb in biefem galle bie arbeit für bie
fämtltdjen SKädjte DoUjogen l)at, bie baS $rotofoH t)on 1880
unterzeichneten; obgleict) e§ im befonbern für bie mtrtfd)aft=
lid> ftarf an ben ©efdjiden ÜRaroffoS beteiligten 2Räd)te
(Snglanb unb Spanien UnfdjäfebareS geleiftet unb ü)re Stedjte
genarrt, getoifferma&en bie Äaftanien für fte aus bem geuer
geholt l)at, oljne für ftd) meljr als bie nrirtfdjaftUdje ©leid)*
beredjtigung in SKaroffo, bie (Srfdjliefeung beSfelben burd)
bie öon Ujm geöffnete SSr ju beanfprudjen, fo ertnirbt e8
fid) bod) nur baburd) bie Art be8 3)anfeS, ber nur gu oft
ber Soljn ber guten Sibftdjt unb 2at ift: ben Unbanf, ber fid)
in Annäherungen, (Gruppierungen unb ©onberabmadjungen
fiu&ert, bie fdjlie&lid) auf bie Sfolterung t)on ©eutfdjlanb
abfielen.
@o nnrb benn leiber bie 3Äetnung8äuf$erung Sorb Sali««
burt)8 nod) auf lange 3*ü IjinauS ifjre ©eltung behalten.
2*
£anfc unfc Sltutt.
3)te geograpljifdje Sage SKarotfoS lä&t biefeS Sanb als Don
Utotur berufen erfdjeinen, eine bebeutenbe SRoIle in ber ©e*
jdjid&te ber 33?enfd)^eit unb in ber beS ©eeoerfebrS gu fpielen.
2)urd) eine fd&male Meerenge oon bem europäifdfjen geft-
(anbe getrennt, an bem ÜRittelmeer unb an bem Sülantifdjen
öjean gelegen, mußten feine ©inmofyner, fottte man meinen,
oon frühen 3^ten an barauf bebaut fein, biefen SJorjug
auszubeuten, gtfe^erei unb S$iffal)rt in ausgebeutetem
URaBe ju betreiben unb fte gu ergiebigen ©rmerbSqueüen
ju machen. 2Benn bieS ntdfjt jum ßtoede ber Äulturförberung
<jefdjel)en r fonbern melmeljr eljer ju bem ber Äulturfd&äbtgung,
fo ift baran nidfjt bie ttngunft ber aSer^ältniffe unb nW)t
i)ie geograpljtfdje Sage beS SanbeS fonbern feine Seöölferung
f djulb, unb jufünftigen ®efd)led)tern, begieljungSmeife ben gu*
fünftigen Sehern SRaroffoS mirb e$ erft vorbehalten fein,
i>tefe großen natürlichen Vorteile auszubeuten.
3)er £err beS weit oorfpringenben norbmefilidjen ^ornS
ÄfrifaS mar in ber Sage, ben SSerfeljr ber baS SRittelmeer
mit bem 2ltlantifd)en Djean üerbinbenben formalen SBaffer^
ftrafec wenn nidjt ganz gu beljerrfdjen, benn baju mar aud)
btv Sejtfc ber gegenüber gelegenen Äüjte erforberlidf), fo bod)
{ebenfalls gu feinem Vorteil auSgunüfeen, ben ©egnern unb
SBettbemerbern in Ijoljem ©rabe gu erfdjroeren unb bie enge
Pforte, menn er im Seftfc einer nur einigermaßen gut ent»
2»
20 &ntb unb 8ettte.
»Welten ©eemadjt toar, im Kriegsfälle leidet gu fdjlie&en.
Sfreilid) feljlt eS ber gefamten Äüjte beS heutigen Starotto
an guten #fifen; aber aud) biefer fdjeinbare SRangel ift nur
ben Seroo^nern beS SanbeS unb feinen Regierungen gugn«
treiben. 3)ie öon Statur gut gelegenen $&fen ftnb über«
^aupt nic^t fefpr galjlreidj in ber äSeit tforlpnben, überall
$at ber 9Jtenf$ metyr ober minber ftart nad^elfen muffen
unb ed »Are gum Seifotel f $on für bie $i)ömjier, bann befon»
berS für bie Ingenieure ber italiemfdjen $anbelSrepublifen be&
SttttelalterS eine gang geringe 3Rül>e gemefen an ber 9torb*
tote aud) an ber in biefer $egie!)ung meniger gut geglieberten
SBefWüftc SRaroffoS eine gro&e ßa^l oortrejflidjer wenn au$
nidjt gerabe feljr umfangreicher $dfen gu f^affen. Unfere
heutigen Ingenieure mürben bieg ttoDenbS mit geidjtigleit
machen, benn gerabe bie SJtorbfüfte SJtaroltoS ift fogar feljr
reid) an Suiten, bie fid) gu fixeren $dfen auSgeftalten
liegen. Sine gute Regulierung ber Seiten ber großen, bem
ütlantiföen Dgean jufhrSmenben glüffe, bie Sefeitigung ber
Sarren oor t&ren SRünbungen unb forgf<ig ausgeführte
#afenanlagen würben SJtarotto aud) an feiner SBefttüfte mit
Dielen auSgegeid)neten $&fen öerfeljen tonnen. $n ben Kultur»
Iänbera ©uropaS !>at man toafyrlid) unter feljr triel un*
günftigeren Äüftenoerljdltniffen Oro&artigeS geleiftet — unb
fd&on feit alten Seiten.
SBenn bie Sewoljner beS *Dtag$reb biefe ®unfi ber SBer*
Ijdltntffe nic^t ausbeuteten, itjr Sanb nid>t gu einem baS
3Jteer beljerrfdjenben matten, fo Ijat baS nur an tynett
gelegen. 3)af$ fte es Ijfttten tun fönnen, bewetft bie ®e*
fd)id)te ber Piraterie.
#infld)tltd) ber jtoedfmäfjtgen Anlage oon $äfen bietet
3Jtaroffo bem Unterne^mergeift ber $eutgeit unb bem ber
3ngenteurtoiffenfdjaft unb ber SBafferbautedjnit ber S^wft
ein breites Selb ber ^Betätigung.
8anb unb Seute. 21
SMe Meerenge aber trennte nid^t nur SKaroffo Don Süb*
europa, fonbern oerbanb bie beiben (Srbtetle aud) mitetnanber,
unb aber biefe Strafe Ijinmeg fanb benn aud) gu allen
Seiten ein fefyr [tarier SBerfeljr ftatt, obgleich bie reifcenben
Strömungen ber SBeerenge tyre JBefaljrung befonber« für bie
fleinen gafyrgeuge be& SUtertumS unb beg Mittelalter^ nid)t
gerabe fetyr leidet machte. SBieberum bemiefen aber bie See*
r&uber be8 SRif r bafe biefe tleine ©djmterigfeit für einiger«
mafcen gefdjulte Segler in SBaljrljett leine fotd)e mar.
Über bie Meerenge sogen gettenmeife fogar, gunä<$jt t>on
©üben, bann aud) Don Sorben Ijer, gange SSölferftröme, um
fid) aber beibe an il)r gelegene Sänber gu ergießen. Sie
58erfel)r8Derl)ältnif[e ber Dorgefäidjtltdjen 3«* entgieljen ftd)
infofern unferer genauen Kenntnis, als feine fd)riftU$en
©enfmäler aber fte geföaffen morben flnb, aber einesteils
toirb ber fetyr rege, umfangrei^e See* unb 2anbDerfeI)r burd)
immerhin galjlretdje gunbe begeugt, bie bie @rbe bemaljrt
Ijat ober bie ftd) auf iljrer Dberflädje erhalten Ijaben, bant
ben gänftigen atmofj>I)ärifd)en SSerf)ältniffen jener ©egenben,
anbernteilö ergibt er ftd) als notoenbiger @d)lu& aus einer
genauen S3etradjtung ber älteften Venoben ber Kultur»
gefd)id)te, in bie und bie moberne §orf<%ung immer tiefere
(Sinblide gemährt. Die Dorgefd)id)tlid)e S3eDölferung, Don
beren Sätigfeit mir Saugen l)aben, mar im fübmeftlidjen
Europa unb im norbmeftlidjen Slfrifa biefelbe — bie SReer*
enge gu überfdjreiten mar für fte fein ^inbernid gemefen.
Sie $erfpefttaen, bie bie 3lltertum$mif[enfd)aft für ben
$anbel£t>erfel)r im Drient, gmtfdjen Sübeuropa, SSorberaften
unb Sgtjpten in Seiten eröffnet, bie meit Dor ben burd)
fd)riftlid)e Urfunben befannt geworbenen liegen, erftrecfen
jtd) aud) in mandjer SBegteljung auf ben meftltd)en Seil ber
alten SBelt. Sie griedjifdjen 3Jtyt!)en unb Sagen meifen
auf biefe ©egenben gang beutltd) I)tn, fo befonberS bie
22 9aab «ab Satte.
$ertole8fagen, bie gnm Seü fogar gernbejn bie SäaSgebiete
nab bat Wattige Spanien aU Orte ber in iljnrn gefdjilbertrn
Vorgänge angeben. 6* erhellt bieran« bentlid), bog SRaroffo
bat ©rietben nnb fd)on fefcr viel finbn ben $ljöntjieni,
Affarern, Babglomern nnb ägnptcrn befannt mar nnb bant
feiner Dorjfigtidjen Sage am gnbe be* bantatigen BeltmeerS,
nnb am Öingang in ben bie SBelt nmgebenben DfeanoS eine
bebentenbe Soße gefpielt bat S)afj bie ^entjeit bie aufjer>
gen>ö&,ulid)en Sorteile ber nnBergIeid)Ud) günftigen geüflrapbi 1
f(ben Sage WaroffoS Doli anertennt — nie weiter aud)
feinen Kefdjtum, feine nirtfä)af1Iid)e SJebeutnng — bafur
fpridjt mol)l nidjts bentlidjer als bie gegmroartige 3»fpi^)>ng
ber TOaroffofrage, bie in ber Segierbe Derfdjiebener ber erften
®rofemäd)te unlerer 3eit, ftd) biefe* reidje Saab ju eigen ju
madjen, iljren Urfprnng fjat.
Sie ©efdjidjte belehrt übrigens barflber, bafj aud) bie
SRaroffaner felbft in biefer $infid)t bie Onnft ber natürlidjen
Serljdttntffe erfannt nnb jeitmeife reäjt gut für fid) anSge*
nüfjt Ijaben. HtterbingS fjatte baS polttifdje geben beä Älter*
tninS unb beS Mittelalter« einen gang anbern Gljarafter al*
baä ber Steujeit. Sie politifdjen Sejie^ungen jttiiidjen
VtaroRo unb Spanien waren nid)t roeUcrf<rjürterni>, übten
leinen unmittelbaren @influfj auf ben ®ang ber SBeltgefd)lä)te
aus. $olitifd) Baren Maroffo unb Spanien aber im Saufe
ber gefd)id)tltd)en Seit beiber Sfinber ga^unberte tjmburd)
eng nerbunben, unb rocnn Europa, jutn minbeften bem füb=
lieben unb ffibmeftlidjen, uieberbolt im frühen Altertum unb
im Mittelalter bie ©efaljr ber »ölligen Unterwerfung unter
bie ßerrfdjaft ber £anttten unb ber Semiten brobte, fo waren
bie engen Seaieljungen juriffljen SRarotfo unb Spanien bafur
it(im)rtlid). $ätten j. 33. bte fpantfdjen Araber unb
ffifljtnn nidjt 732 bei Jour« unb $oitier£ eine fcrjmere 3iteber=
läge erlitten, unb mären fie niäjt mit ben Serbern unb unter
ganb unb 8eute f 23
fld) fo entgmett gemefen, fo Ratten fte, ooflenb«, nadjbem fte
fogar bis in bie Alpen öbrgebrungen maren, leicht il)re #err*
fdjaft auf gang ©üb* unb SWttteleuropa auSbeljnen unb fld)
bort mit ben oon Often l)er öorbringenben moljammebantfdien
©laubenSgenoffen fcerbinben tonnen.
©er SBeftfüfte SRorbafritoS oorgelagert flnb einige Snfel*
gruppen, beren Sefleblung natürlid) oon SRaroffo aus erfolgte,
unb beren Semoljner, fo weit mir erlennen unb f fliegen
fönnen, aud) fpäter nod) ber feftlanbifdjen gleid) maren, fld)
bann fpäter aber bifferengierten unb inbioibualiflerten, nadj*
beut fte in ber Qdt ber großen ßntbedungöreifen unb nad)
berfelben &on allen Sdjiffaljrt treibenben Söllern befugt unb
ju @tä$puntten für biefe ©ntbedungöfaljrten unb bann für
ben Seeoerfefyr mit ber neuen SBelt unb mit $nbien gemalt
toorben Karen. JBegüglid) ber Igoren, SRabeiraö unb ber
ßapoerbifdjen 3nfeln liegen unmittelbare JBemeife ntdjt Bor,
bte Äanarifd)en Snfeln aber maren ben ^pnigiern fdjon be*
lannt, ebenfo ben ©rieben, bie fte bie giücHi$en ober feiigen
Snfeln nannten unb bie ©Arten ber $efperiben fdjliefelid) auf
fte I)tn »erlegten; ber mauretanifdje (maroffanifdje) Äönig
3uba fd)idtte 40 o. (Sljr. eine ®efanbtfd)aft borten, aud) ben
Arabern waren fte befannt. SSBir erfefyen barauS, toie u>eit
in ben oorgefd)id)tlid)en unb früfyefien gefd)id)tltd)en Seiten
fld) ber ©eeoerfeljr fdjon über bag SRittelmeer IjinauS erftredte.
SBäre SRaroffo bei feiner günfligen Sage an ben jtoei SReeren,
auf benen ftd) Saljrtaufenbe Ijinburd) bis 311m @nbe beS
15. 3al)r!)unbertS ber SSeltoerfe^r, fo weit er gur See erfolgte,
öottgog, oon eigentlichen ©eeööllern bemotynt gemefen, mie
bie Sßfyönigier unb bie Snfelgrie^en e£ maren, fo mürben
fldjer bie politifdjen unb SSerfeljrSöerljdltmff* im SBeften ber
Alten SBelt fld) gang anberg geftaltet l)aben. SMe Seit ber
pl)önigifd)en Slnfleblung an ben lüften ^Mauretaniens mar
ni<$t auSreidjenb, um eine feetüdjtige Se&ölferung auSgubilben,
24 &*nb unb 8cutc.
namentlf<$ ntd)t an ber Äfifte bed Sltlantifdjen Dgean«.
Sttrifäen ber ßüftenbe&MIerung be« äu&erften SBeften« unb ber
an ber Meerenge üon ©ibraltar unb am 5Rtttelmeer anfäfftgen
aar überhaupt ein bebeutenber Untertrieb. Die erftere betrieb
launt 3fifd)fang, gefätoetge benn @$iffai>rt in auSgebe&ntem
SKafce — an ber SRorbfüfte SRarottoS bagegen enturidelte ft<$
bie Seöölferung ju einer feljr feetfi<$ttgen, mie bie ®efd)td)te
ber Piraterie bemeift, obgleich bie SWfbemoIjner pd) in biefem
fünfte bod) nie mit ber be& heutigen Algerien unb Suneften
meffen tonnte, fo toett fle eingeboren unb nidjt eingetoan»
bert mar.
8ta8 ben griedjifäen, au£ ben alten fpanifdjen Sagen unb
fpnftigen öon btn @<$riftftellern be£ Altertums vermittelten
Überlieferungen fönnen mir erfefjen, ba& in ber SBorftettung
ber alten 93511er bie Überzeugung obwaltete r ba& 3Raure»
tanien unb Sberieu eittft miteinanber oerbunben maren.
9u$ bie heutige 2ßtf[enfd)aft nimmt an, bafe biefe SSerbtnbung
jttrifäen (Suropa unb äfrtfa etnft unb jmar in öerl)ältni8*
mä&ig Junger geologifdjer Sßeriobe beftanben Ijat, unb ba&
bie Trennung infolge beS SBafferbrud« beö atlanttfäen
Djean8 ober irgenbmeldjer bebeutenber ttmmäljungen unb
(Srfdjütterungen ber <$rbe erfolgt ift. 3Mettei<$t fyat ftd) in
ben ermähnten Sagen eine ©pur ber @rinnerung an biefen
früheren Suftcmb bur<$ bie $al)rtaufenbe Ijtnburd) in ber
Überlieferung ber Sföenfäljeit erhalten, morauf aud) bie Sagen
Don ber Atlantis Anbeuten fönnten. SDie ©rieben verbiß
teten biefe annahmen in bem 2Jtytl)uS Don £er!uleg, Don
bem fte jagten, er l)abe ba« Sanb an jener Stelle auSetn»
anbergeriffen unb gum Slnbenfen an biefe £at bajelbft gmei
Säulen errietet. 8u<$ biefe Säulen moHte man no<$ gefetyen
Ijaben, ben Überlieferungen ber alten ®eograpl)en jufolge.
S)ie fomboltfdje Sebeutung biefer grtedjtfdjen Sage ift beut*
ltd) genug unb baS 58bi)la unb Salpe beS Altertum«, bie
%anb imb Seute. 25
mit ber Sierra Stallones bei Geuta unb bem ©ibraltarfelfen
gletdjbebeutenb flnb, Jjaben bur<$ bie gtoei galjrtaufenbe ben
SRamen ber Säulen be£ £erfuleö bis auf ben heutigen Sag
beibehalten. Sie maren unb flnb bie 3Bäd)ter unb 3Jel)errfd)er
be8 Soreö gtoifdjen bem 3ltlantif<$en Dgean unb bem SKittcI*
meer, unb e8 ift begetdjnenb für bie tlare (Srfenntniö, bie
fdjon ba£ frfilje Altertum Don ber Ijoljen politifdjen unb »irt*
fäaftlidjen IBebeutung tiefer 2Reerenge ^atte. 2Bte nrirb biefe
ftd) »oUenb« fteigern, fobalb burd) ben ^anamalanal ber
SBeltoerleljr in neue Sahnen gelentt toerben toirb.
2)afc in organifäer, geologiföer Regierung ber bentbar
engfte Sufammenljang gurifäen ber üftorbweftede SfrilaS unb
ber Sübtoeftedte Europas befielt, ift ftd)erlic^ nt<$t gu be*
gtoeifeln. 68 genfigt fdjon ein flüchtiger Sltd auf bie ßarte,
um bied gu beftätigen. ®enaue »iffenfcftaftUdje Unter«
fudjungen baben bie« aber oottlommen in allen fünften er«
Briefen. S)a§ Serglanb be$ SÄtf unb be« mittleren Sltla«
fefct ft<$ aber bie Sierra SBuKone« unb ben ©ibraltarfelfen
fort in ben ®ebirg«gügen Slnbaluften«, bie al« bie nörblidjen
SKußläufer unb SBorberge be« Ätla« angefeljen »erben tonnten.
JDaljer au$ ber 3to«fprud), ba& Spanten eigentlid) erft Jen*
feit« be« Sltla« feine natürliche ®renge Ijat. 3n i^rer geo*
logtfdjen S3efd)affen!)eit unb Sufammenfefcung P nb f te Iaum
untertrieben unb aud) bie Vegetation ift infolgebeffen bei»
nalje biefelbe, menigften« foweit ba« ©ebiet be« heutigen
SKaroffo nod) nid)t ben Ilimatifdjen ©inflüffen be« fontinen*
taten ßtyarafter« gnnerafrita« unb ber Samara ausgefegt ift,
burd) bie im Söben natürlich gang anbere ^Bedingungen ge*
fdjaffen toerben als im Sorben oor^anben flnb. gn ben flima*
tifdjen Regierungen, fomie in ber äufcern (Srfdjetnung ift
Siorbmaroffo oon Spanien aud) für ben Saien laum unter*
fd)ribbar, fofern man oon ber 33erfd)iebenl)ett ber SSradjten
ber Seoöllerung in beiben Säubern abfielt.
26 Sanb unb Seilte.
2)a8 heutige 3Rarotto aber ift anbrerfettd bodj nur eilt
Seil be$ gro&en SänbergebteteS , ba8 ber ©eograpl) Stitter
nad) Analogie Don ßlemaften als Äletnafrifa bezeichnete unb
baS bie Araber unb Serber ebenfalls mit bem ©efamtnamen
a>fcftcjtret al 8ltfa r bie Snfel beS SBejtenS belegt faben. @3
umfafct baS heutige SKaroffo, Algerien unb Sunefien unb in
biefetn Umfange getdjnet e* fld) atterbtng« fclbft einem gang
flüchtigen Slid auf bie ©efamtlarte Slfritad gegenüber als
ein gefdjloffeneS ®ange8 auf.
JDarauf begrfinben benn aud) bie grangofen mit fo fe^r
großem 9iad)brucf iljr 5ted)t auf ben Seft^ SKaroffoS als
natürliche unb für fte notmenbige 6rgängung iljreS algertfd)*
tunepfäen Kolonialreiches.
5)aS gtücfgrat Don jtleinafrfta bilbet baS überaus Der«
midelte unb Dergmeigte Softem beS SltlaSgebirgeS, baS im
heutigen 3Raroffo feinen Kern beftfct unb fld) fyier in einer
gerabegu labgrmtfytfäen Sergtoelt bis gu ben £öl)en beS etoigen
@d)nee8 ergebt.
3ft nun grnar bie geologifdje unb geograpljifdje (Sinljeit*
lidjfett unb 3ufammengel)öriglett biefeS mächtigen norbafri-
fanifdjen SänbergebietS, baS burd) ben SltlaS feine ©eftalt
erhalten Ijat unb fld) Dom Kap ®I)ir (StaS Uferni) an ber
SBeftfüfte SKarofloS bt« gum Aap 33on, ber ©igilien gegen*
übergelegenen üftorboftfoitje StoneflenS, erftredt unb in biefer
SluSbeljnung 2300 km mi&t, moDon auf 9Raroffo ca. 850,
auf Algier ca. 1150 unb auf SuntS ca. 300 km fommen,
auger ßroeifel, fo ift bod) fldjerlid) aud) eine Trennung beS
£auptgebirg8ftodfS beS ÜtlaS unb ber iljn umgebenben 2anb*
maffen, Don benen ber niebrigeren öftlidjen ©ebirgSmelt
Algeriens unb SuneflenS auger grage, unb bie Behauptungen
ber grangofen erleiben baburd) eine ftarfe ^Beeinträchtigung,
benn baS SKulugatal unb bie auSgebeljnten <Sd)ottgebtete
bilben eine ftellemoeife bis gum SKeereSniDeau Ijinabgeljenbe
8anb unb Qeute. 27
©cpreffion be« Sobeng fftorbtoefiafrifaS unb trennen ben
SBeften beg SDfc^eftrct al Stffa mit feinem gro&en Srlufefeftem
DoUftdnbig Don ben mittleren unb öftltdjen Seilen : Algerien
unb Stoneften. SMe früheren Politiken SSbgrengungen ber
9t 6m er unb Stygantiner mie ber Araber Ratten biefe ©liebe«
rang benn aud) ftetö anerlannt. SDie Sorberungen ber Sfran*
gofen auf ©runb btefeg iljnen angeblich Don ber 5Ratur ge*
gebenen Stentes auf ben SBcft^ beg gangen ßleinafritag
entbehren fomit in biefem fünfte bod) beg guDerldfjtgen
©runbeö unb ber bringenbe SBunfd) nad) biefem JBeftfc ift
nur ber SSater biefer Interpretation. @elbft toenn aber
aud) tiefet 3Raturred)t Dorljanben todre, felbft wenn man
biefen geologifdjen Sufömmenljang be8 gangen SRorbafrila
Don Aap @t)ir bis Aap 33cm unbebingt anerfennen müfcte,
fo ift ed bod) gang unguldfjig, Ijierau« ein politifdjed
2Red)t auf ben ungeteilten Sejtfc biefeS gangen ©ebiete«
ableiten gu motten. SMe natürlichen ©rengen finb bod)
leineömegg immer unb überall bie ©runblinien für bie polt*
tifd)en ©rengen.
2)a8 natürli^e SRedjt be8 aSeftfceS auf SKaroffo !ann
granfreidj baljer, »eil c8 tigerten unb Suneften erobert tyat,
in leiner JBegieljung gugeftanben »erben unb entbehrt gtoeifel*
lo$ jeber vernünftigen ©runblage. 68 fpuft aber trojjbem
in ben Äöpfen groger Politiker Greife Algeriens namentlid),
bie fid) aud) ntd)t ben geringfügigften Umftanb entgegen laffen
mögen, ber für bie SJegrünbung iljrer Sorberungen Don Vorteil
fein fann, unb bie aud) bie $aupttrdger ber heutigen auf
baS Sßroteftorat unb fdjliefclid) auf ben 93eftfe 2JtoroIfoS ab»
gielenben $oliti! finb.
Dbgleid) SRaroffo Dor ben Soren (SuropaS liegt, Don
biefem nur burd) eine Meerenge getrennt ift, bie an U)rer
fdjmalften gnrffdjen $unta (SanaleS unb Sßunta (Sireö ge-
legenen Stelle faum 14 km r gn>tfd)en ber $unta be (Suropa
28 8<*nb vmb Beute.
(©tbraltar) unb ber $unta be la SUmtna bei Geuta etoa
21 km mifet, ift unfere ßenntnid biefed 2anbe3 bod) nod)
Diel mangelhafter als bte anberer unwirtlicher unb ungleidj
fernerer gu erreidjenben Seile ber ©rbe.
SJiefer Umftanb ift l)aiiptfä<$lt<l) barauf jurfidgufüljren,
ba& bie SKaroffaner ju allen Seiten eifrig bemüht gewefen
finb, ben ?lu*ldnbern unb Dottenb« ben änberSgldubigen ben
eintritt in iljr Sanb ju erfahrneren ober unmöglich ju matten.
<£g gilt bied nun ganj befonberS Don ben unabhängigen
@tdmmen ber ®ebirg8gegenben, bie bie ©ouDerdnitdt be*
@ultan8 überhaupt md)t, ober nur burdj ©emalt baju oorüber*
geljenb gegnmngen, anerfennen unb ben fremben Steifenben
gegenüber feinerlei 58erbinblid)!eiten eingeben, toogu bie
Äabglen be8 „ftegierungglanbeä" burd) SSertrdge unb IBefeljle
ber teeren SBe&örbeu Derpfltd)tet ftnb. ß^lreic^e fteifenbe,
bie ed nerfucftten, in bie entlegeneren ©egenben eingubringen,
Ijaben baDon alsbalb wegen ber bamit Derfnüpften ®efa^ren
Äbjianb nehmen muffen, anbere ftnb beraubt unb ermorbet
ttorben. Über auSgebeljnte ©ebiete be« Sanbe« finb wir
fotnit auf bie S3ertd)te mütelalterlidjer arabtfäer Steifenber
angetoiefen; über anbere Ijaben einljetmtfdje unb fübifäe
(ätmooljner Äunbe Derbreitet, feljr grofce ©tredten SWarolfoS
finb ber JSufeemoelt in 2Birflid)feit nod) Döllig unbelannt.
$n neuefter Seit fyaben franjdjtfdje unb namentlich algertfdje
Jfteifenbe, bie ber Spraye genau tunbig waren unb bie Sradjt
ber Eingeborenen angelegt Ratten, als Settier ober SWarabutö
reiften, baS meifte jur Erweiterung ber Kenntnis beigetragen,
ndd)ft iljnen einige beutle ©eograpljen unb ©eleljrte. SErofc»
bem ift bie ßenntniS SWarotfo« nod) felp lüdenljaft unb eö
wirb nod) langer Qtxt unb mutanten ©tubtumS bebürfen,
wenn ba£ Sanb erft ben gfremben mel)r erfdjloffen fein unb
mit geringeren ®efa(jren als bisher wirb bereift »erben tönnen,
e8 nad) allen Stiftungen J)in gu erforfdjen.
Sanb unb Beute* 29
35er 9lame SRaroffo, ber auf bie £auptftabt SKarrafefc^
gurüdjufü&ren, ift ben (Stngeborenen unbefannt, bie es Oljarb,
ber SBejten, ober ©Ijarb ei ©föoani ober SKagljreb al Slffa r
ber äufcerfte SBeften, nennen. 9tad) ber 9Rame &tia$ ift
tynen rttdjt befannt; er bürfte aus bem tarnen ber 2anbf<$aft
Sabla entftanben fein.
SDie ©ro&e beS 2anbe8 toirb fetyr Derfdjtebenartig an»
gegeben, ebenfo wie bie 3Raf[e ber SeDölIerung, 2)te Angaben
fd)tt>anfen guriföen 180000 qkm, toomtt bann nur ba« wirf*
lid) Dom Sultan bel)errf<$te Slab ei SKallföen, ba« 9te*
gierung& ober AonffriptionSlanb gemeint ift, in bem unge*
f&tp 20 $nbiDibuen auf ben qkm lommen, unb 439200
bis 850000 qkm mit ungefähr 16—12 @um>o§nern pro qkm,
toorin bann ba$ Stab eS @iba einbegriffen ift, bie 3Uf*
gebiete unb bie Samara* unb Dafengebiete, bie ber Ober«
tyoljett be£ Sdjerifen unterteilen. JDemgemäfe bewegen jid)
aud) bie SeDölferungSangaben j»ifd)en 7 unb 10 Millionen
unb barüber IjtnauS. 9118 toirflid^ luiturffi&ig gelten etwa
197000 qkm,
SDie SRitteimeerffifte Don ber algeriföen ©renje, bem
Slbfdjerub ober Aifcfiuffe bis jum Aap ©parte! trnrb auf
etwa 400 km beregnet; bie Aüfie beS SWlantifdjen Djean
Don Aap Spartet bis Aap Sojabor bürfte 1200—1300 km
meffen.
3>ic 1845 feftgejMte Dftgrenge läuft in fübHdjer SWdjtung
Dom Atfcfluffe nad) ben in iüngfter Qtü Don ben granjofen
befehlen Suatoafen. 918 ©fibgrenge toirb im allgemeinen
ber 27. ®rab nörblidjer Sreite Don Aap $ufo) bis gum
Dafengebiet Don Suat angenommen.
35aS ©ebirg&anb be« StlaS, ba* ungefähr gtoti drittel
be* eigentlichen $errfd)gebiete£ be* Sultans ausmalt unb
fid) Don Aap ®l)tr unb Aap 9tun bis gum ©retgabelfap 8ta*
etebeir bei 2KeliUa erftredt, gliebert fi<& in brei grofee Aetten,
30 Saab unb Beute.
bie untereinanber taufenbf&Ittg Derbunben unb Dergtoetgt ftnb
unb benen bie gortfefcung ber anbaluftfäen ©ebirge: baS
iftif gebiet, Dorgelagert i(t; e£ bad)t fld) nad) Sorben Ijm
allmäljltd), nad) ©üben fällt e« föroffer nadj ber Samara
l>tn ab.
©er SRif ift ein ©ebirgöftodE Don mittlerer #öl>e unb
ergebt ftd) mit feinen t)öd)ften ©tpfeln tooljl nid)t aber
2500 m; er gehört trofcbem unb trofc feiner 5td^e Don
Spanten gu ben unbefannteften Seilen 3Rarotto8, ift lanb*
fdjaftlid), fo toeit befannt, fel>r fd)ön, im allgemeinen frud)t*
bar unb reid) an #orfeid)en* unb anbern SBälbern.
@3 fdjlie&t ftd) baran ber mittlere Stlad mit einer
mittleren tfammtjötje Don 1800 bis 2000 m. SDic gn>if<ften
iljm unb bem Ijoljen 2ltla8 gelegenen Säler beS SRuluga
unb beS SSab Slbib bürften in Sufunft eine mistige fRoUt
für bie innere unb j>oütifd)e Ausgestaltung SWaroffo« ge*
»innen, benn bie grangofen, bie ben Sföuluqaflufj feit lange
gur ©renge gmifd)en Algerien unb bem 3ßagl)reb gu machen
münfd)ten, betrauten biefe Säler al8 bie lünftige Serless*
(trage Don Algier aber Slemcen nad) geg unb bem Ältanti*
fdjen Dgean; bie Stabt Saga unb ba8 Sal beg Snnauen
toärben bann ben nnd)tigen SKittetpunft bc$ ©ifenbafynnefced
bilben, ba8 ftd) nad) Dften unb SBeften I)in Don bort er«
ftreclen foK.
3m ©üben fdjltefct ftdj an biefe Säler, bie aflerbingS
feit alten Qükn bem Sanboerle^r gmifd)en bem heutigen
Algerien unb ben überaus fruchtbaren gänbermaffen SBeft*
maroffoS gebient Ijaben, ber Ijolje atlag 3brar*n*35eren an,
ber ftd) im ©fdjebel »jafcfti bis gu 4500 m, im 3)fd)ebel Segal)
gu 4000 m, im 2)fd)ebel £)bfd)irut gu 3800 m ergebt unb eine
mittlere Äammtyölje Don etma 3500 m Ijat. 3a^lreic^e sßäffe
Derbinben il)n mit bem fleinen SltlaS ober änti«3ltla$ f ber
im Sigi »grar 1900 m erreicht. g&m parallel läuft im
8anb unb Beute. 31
©üben bann nod) eine niebere #ügeltette, ber 2)fd)ebel Sani,
ber ben abfd)lu& be8 atlaSfoftcmS bilbet
3Kit Ujm öerbinbet ftd) ein gut entaricfelteö §luf*foftem,
ba8 SRaroIto gu einem fefyr »af[erreid)en Sanbe madjt. Da
bie Slüffe aber nid)t reguliert, ba leine Snftalten getroffen
jtnb, burd) @tauoorrid)tungen, ©ammelbeden, gute Äanali*
fation baS glufemaffer unb bie atmofpt)örtfd)en fRieberf(^lage
gehörig auSgunüfcen unb ju verteilen, f o ift aud) biefer SBaffer*
rectum Don nur fetyr geringem SBorteil unb ber Äulturroert
be« maroffanifdjen glu&foftemS ift bid jefct ein J)öc^ft un*
bebeutenber geblieben. 2lud) t)ier bietet ftd) für bie ßufunft
ein gro&cS Selb ber JBetätigung, fo»ol)l ^tnftc^tlid) ber SScr»
toenbung beS SßafferS für bie $ebung ber Sobenfultur, inte
!jinjtd)tlid) ber ©djtffbarmadjung ber Sflüjfe.
3)ie Siorbfüfte Ijat nur einen grofeen §lufe, ben 3Rulut)a
aufgwoeifen, ber, am JDfdjebel Sliafdjt entfpringenb, in weitem
oftlidjen unb bann nörbltd)en Sogen nad) einem Saufe Don
420 km »eftlidj Don bem Keinen Äüftenflufc Sbfdjerub ober
Äifc, öftlid) oon SWelitta, in ba$ ÜJMttelmeer münbet. Sie
foanifdjen ßljafarinaöinfeln jtnb feiner SBünbung faft oor*
gelagert. (Sine grofje Steige Don 3flebenflüjfen Derbinben fein
Slufetal mit ben füblidjen unb öftltc^en Sßroöingen beS SReidjeö.
@r tonnte mit £etd)tigfeit in feinem Unterlaufe gum min«
beften fdjiffbar gemalt »erben.
Unter ben gal)lretd)en übrigen Weinen SSrlüffen ber fftorb*
lüfte märe nur nodj ber 9tio SKartil befonberS gu ermahnen,
weil Setuan an ifym gelegen ift unb er in bem fpantfdj*
maroffanifd)en Kriege eine JRoHe gefpielt Ijat.
S)er nörblidjfie ber größeren §lüjfe, bie in ben atlantifdjen
Dgean münben, ift ber SBab ei Äufe, ber, auf bem 3fttf ent*
foringenb, bei Sllfafr oorbei nad) 150 km langem Saufe bei
61 Slraifd) ober £arad)e münbet, ba$ ein fetyr guter $afen
fein lönnte, menn ber ©anb, ben ber Äu& mit jid) füljrt,
32 £<*nb unb Beute.
ntd)t eine ätorre fd)üfe. <Die Körner nannten ii)n gijruS unb
baS Oebtet, baS er burdbfliefet, ift bcr Sdjauplafc Dieler
tt>id)tiger Äämpfe geworben.
2)er @ebu, ber ©ubur ber Sitten, entforingt auf bem
SltlaS in ber 5Räl)e ber Quelle beS SRulnga, f)at eine Sänge
Don 450 km, oerfieljt bie ^anptftabt fteg mit SBaffer unb
tonnte Don bort big gum 3Reere auf eine Sänge Don 330 km
feljr gut fdjiffbar gemadjt »erben. (Sine gro&e 3<*W *w
SRcbcnflüffcn mad)t baS ©ebugebiet gu einem ber frudjtbarften
unb beft bemäfferten beS SanbeS. 35er »tdjtigfte Sttebenflufc
feines Oberlaufes ift ber Snnauen, beffen £al, tote oben er«
»äljnt, Don bem beS 2Rulut)a nur burd) geringe «frören ge*
trennt ift, unb einft Don befonberer Sebeutung werben mirb,
fobalb biefe ©egenben bem SSertetyr erfdjloffen fein werben.
&n ber SWünbung beS ©ebu liegt 3Keljebii)a&, baS ein feljr
guter $afen fein I5nnte.
©er S3u Sftegreg, ber Sala fluvius ber JRömer, entfpringt
ebenfalls auf bem ©fdjebel Styan, bem Quellgebiet beS ©ebu
unb beS SKuluqa; er ift 200 km lang, burd)fUe&t baS reiche
Sanb ber S^aimur unb münbet gtoifdjen ben beiben ©tdbten
©ale unb SRabat. &ud) er ift rei$ an SRebenflüffen.
9ta<$ aufnähme einer ÜRenge f leiner SBafferldufe münbet bei
SRagagan, bem $afen für bie fruchtbaren $rootngen ©djamta
unb ©uffala, ber Um er Stebia (Wutter beS Srüf|ling8). <5r
ift feljr fifdjretd) unb Derfteljt mit feinen Dielen SRebenflüffen
bie beiben genannten $rootngen retd)Ud) mit bem nötigen
SBaffer.
©er Senfift, an bem SRarrafefd) gelegen, burdjflie&t bie
$rooingen Sfteljamna unb 9bba unb münbet fübltcfc Don @affi
in« SKeer.
S)er @uS entforingt aus bem Sfnifcc in 4000 m #%
am ©fäebel Sagljerut unb Ijat toie ber S)raa unb bie
meiften Sa^araflüffe bie @igenfd)aft, auf grofee ©tretfen
8<mb unb Seilte. 33
untertrbifd) gu fliegen. Übrigens l)at man aud) fonft in bei
marottamfdjen Samara unb füblt$ baDon bie Spuren jatyU
reifer untertrbifdjer SBafferläufe in gtemltd) beträchtlicher
SEicfc entbcclt, ma8 für bie ÄultiDierung biefer ©egenben in
fpdteren Qttttn Don Jjo^er SBebeutung »erben tann. 35er
6uS ift 280 km lang unb fein Sal ift in Dieler »egteljung
Don toirtfäaftlidjer 2Btd)tigfeit.
9(uf eine fteitje Don tleinen ßüßenflfiffen folgt enblid)
ber 3)raafiu& (Daral flumen), ber in feinem Unterlaufe ge*
totfferma&en bie ©übgrenge SRaroWoS bilbet unb bei einem
Saufe Don 1200 km eine grofee SWenge Don Sftebenflüffen auf«
nimmt, bie bem Ijoljen unb bem S9lnti*S[tlad entfpringen unb
in btefe SBergtoelt ßingang geraderen.
©nblid) ftnb nod) einige SBüftenflüffe gu nennen, bie, auf
bem Ijoljen unb bem 8ntt*2ltla8 entfpringenb, mit mannen
Siebenflfiffen nad) ©üben unb ©fiboften fliegen, an ttjren
Ufern gatjlreidje Dafen Ijaben entfielen laffen unb fid) bann
in ben ©algfeen ber Scotts unb in ber Samara Derlieren.
S)te toi^tigften ftnb ber St«, an im bie Dafe Safilelt ge«
legen ift, ber ®i)ir, an bem bie Dafen ber Scni Sbbeg liegen
unb fein größter SRebenflufj ©uSfana, ber bie Dafe gfigfg
mit SBaffer Derfleljt.
Sin Seen f$eint baö Serglanb beS 8tla8 arm gu fein,
bagegen ftnb Sümpfe ga&lreid), fotoo^l in ben Sergen tote
an ben Srlu&läufcn unb namentlich an ben SRünbungen
mancher berfelben. 2)tc marotfanif^algerif^e ©renge meift
bann nod) bie mftd)tigen ©algfümpfe auf, unter benen Schott
®f)arbi unb ©<$ott Stigri bei einer mittleren §bty Don
800—1000 m bie größten finb unb Saufenbe Don Duabrat*
filometem umfaffen.
£)a* eigentliche Äulturlanb SWaroffoS ift nun bie aufr»
gebeljnte fubatlantifdje Sbene, bie fi<$ Don bem Serglanbe
aus nad) SSeften ^in gum SReere erftretft unb ft<$ bei einer
<Dfer<fl, Staroftcfrafie. 3
34 &uü> unb €ente.
»reite txm 60—70 km biö gu einer $% Don etoa 250 m
in bie Sorberge be* atla* I)tnaufjiet)t. $ier gebeten fo
jiemUd) ade Äulturpflanjen ber fubtropifd)en Qont auf baö
oortreffUd)jte unb bei rationeller SBebauung unb Verteilung
be* SBaffer* lonnte btefeg ©ebiet gu ben ergiebigften unb
reiften ber 6rbe »erben, liefert e8 bod) aud) jefct bei feiner
l)ö<i)ft mangelhaften Äultur fe^r Diel meljr al$ ba& Sanb
brauet, wenn nic^t tüte im 3aljre 1904 3Rij*ernten ein*
treten, bie bei befferer SBafferoerteilung leidet oermieben »erben
tonnten, betreibe, ^üljenf rückte, ©emüfe, Aüdjentr&uter,
Äulturppanjen aller Strt, SBein, Dbftbäume, Dlioen, ber
Sirganbaum uub gatylreidje anbre wertoolle Säume gebetyen
bort oorgfiglid). SBefonberS bie fdjmarge ©rbe, £irS, ber
$rot>ingen Sdjamia, JDuIfala unb Slbba liefert grogartigen
Ertrag.
8ln biefe Sldterbaugone fc&Uefct ftd) bie ber SBeibepläfce,
bis gu einer £% oon etoa 600 m hinauf, unb an fte bie
SBalbgone unb bann bie lulturlofe ber £o<$gebtrge. 3)aS SRif-
gebiet iß an feiner Äfifte tt)ie in feinem Snnern feljr fruchtbar,
toenn f djon ntdjt oergleidjbar mit bem ®l)arb unb ben übrigen
$rooingen beS SBeften«. SDic maroftanifcfcalgeriföen ©reng*
gebiete {tnb toenig ergiebig, bie Saljaragebiete mit 3lu8fd)lu6
ber £)ajen fulturlo«.
2)a8 ßlima weift, ber 35obenbefd)affeni)ett entfpredjenb,
alle 93erfd)iebenl)etten oon bem troptfdjen ber Samara bis gu
bem arfttfäen be$ tyo&en ÄtlaS auf. 3" ben eigentlichen
Äulturgebieten ift e« burd) ba8 SKeer unb burd) bie ©ebirge
berart milb unb gleidjmäfeig, baf$ eg an S<$önl)ett feines*
gleiten in ber alten SBelt fud)t. Schroffe £emperaturoed)fel
flnb in ben ßüftengebieten unb bis gu ber ßone ber SStel)*
gücfcter hinauf eine grofce Seltenheit unb SKaroffo lonnte bei
georbneten SSertyältniffen unb größerer @i<$erl)eit beS SBerfeljrd
ba8 ßlborabo ber tränten unb berjenigen »erben, bie im
8anb unb Beute. 35
SBinter bie tf alte Mitteleuropas fliegen muffen. ©8 fönnte
<tfS SBinteraufentljalt ©ggpten nidjt nur öottftänbig erfejjen,
fonbern infolge feinet milben glet<$mäfiigen ÄlimaS bei toeitem
übertreffen.
3)er Soben beS ©ebirgeS toirb als überaus retd) an
mineralifdjen @<$&j>en betrachtet, gu beren Hebung bisher
no<$ fo gut mie gar nid)ts gefdjetyen tft, unb SKaroffo bietet
für bie ßufunft gtoeifelloS ein fe^r ergiebiges Selb für ben
Sergbau.
S)ic natürlichen 3tei<$tümer unb #ülfSqueflen beS SanbeS
finb fomtt, ber gegrünbeten Annahme ber beften Kenner
3RaroffoS gemäfe, auf unabfeljbare Seiten IjinauS unerfd&öpf*
lid), »eil fte gum Seil nod) gar nid)t, gum Seil in fcöüig
unzulänglicher, unferer heutigen Äultur in feiner SSeife
loürbiger unb entfpredjenber SBeife ausgebeutet »erben. 2)aS
Sanb ift au&erorbentlid) reidj an SRobprobuften ber Der«
fäiebenften Sht, bie eine gut entoidtelte Snbuftrie an Drt
unb Stelle »erarbeiten fönnte unb bie nun exportiert »erben,
fomett fte ntdjt ungenüfct bleiben.
könnte baS Sanb fdjon aus biefen ©rünben ein bebeutenber
Warft »erben für bie ütotur* unb Snbuftrieergeugniffe beS
Snnern mie für bie beS SluSlanbeS, fo fönnte eS banf feinet
künftigen Sage unb ber guten ßaratoanenftragen ber Stapel*
plafc für alle ^robufte beS @uban unb SnnerafrifaS »erben
unb iljren SluStaufd) gegen bie 3nbuftrteergeugniffe öcr
Äulturmelt vermitteln.
Sei fetner oorgüglidjen Sage an bent üWittelmeer unb
betn Dgean fönnte üRaroffo eine 6eema<$t erften langes
tterben.
2Jon allebem ift nun bis jefct feine SRcbc r üieltnebr
•Ijerrfäen in SWaroffo Suft&nbe, bie baS (Singreifen ber
itulturmä<$te ju feinem Seften burdjauS berechtigt erfdjetnen
4affen.
3*
t*_
36 Sanb unb Stute.
SÖetrad)ten toir nun nod) flüchtig bie SBolfSelemente, bie
tiefe« oon ber Statur fo oerf<j)tt>enberifd) auSgeftattete Saab
bemoljnen.
35ie SBeoblferung SRaroffoS ift ebenfo »erf$iebenartig.
mie fein ©oben unb fein ftlima.
3Beld)cr Art bie Urbeoölferung gemefen, entgleit ftd>
unferer ÄenntniS. 3Regalitbifd)e JDenfmäler unb jablreidje
anbre »orgefd)i<btli<be gunbe laffen ben ©djlufc gu f bafe pe
biefelbe tote im fübn>eftlid)en ©uropa, auf ber iberifd&en
Jpalbinfel im befonbern, gemefen ift, benn biefe 3)enfutäler
unb gfunbe gleiten ftd) »ollftänbig.
SMe ältefte gefcljid&tltd) beglaubigte Seoilferung ift eine
bamitifd&e, berberifdje. £ter bietet ftd) nun aber bie @djtoierig*
feit, bafe inmitten ber heutigen SBerberbeoSlferung, unb
jmar ba, too fte ftd) offenbar am reinften erbalten %at, int
Sftif, eine febr grofce ßabl blonb^aariger unb blauäugiger
Snbioibuen — nad) Mitteilungen grünblidpr frang5ftfd)er
(Stenographen beinahe ebenfo oiele als bunlelbaartge — oor*
fommt, bie aud) in ibrem Körperbau toefentltd) oon ben
typifdjen Serbern abmeieren. SHonbbaarig foQen aud) bie
ausgerotteten ©emo^ner ber fanarifdjen unfein, bie (Snant*
ftyen, getoefen fein. SBober ftammen biefe blonben, großen,
fträftigen, oielfad) oötttg germanifd) au«fe^enben Setoobner?
SMe allgemeine Sfonabme ge^t ba^in, bafe fte oon ben 33an*
balen abftammen; ba« ift aber für bie Ouantfdjen faum
anjunebmen. ^Dagegen finben ftdj) auf altäg9ptifd>en bilb*
Hd)en JDarftettungen bie b<Hnitifd)en SBerber, bie 8gbier —
Subu ober Statu — in gmei beutlid) untergebenen Stypen:
blonMjaarig unb ^eüfarbig unb fcfymarjbaarig bei rbtlid)*
bräunlicher Hautfarbe. Slonbljaarige Sibtjer fott e* in
Ägypten unb Sarfa gegeben baben. 5BieUeid)t mären fte
unb mit iljnen bie blonben Jftiftoten 9tadjfommen früher ein*
getoanberter Stämme tnbogermantfd)er Stoffe. SMe ftrage
&mb unb Beute. 37
ift bt£ fefet nid)t entfdfcieben. Stoeifello« aber ift eß, bafi
auf norbafrifanifdjem Soben in oorgefd&idjtlidjer Seit ftarfc
Soltebetoegungen ftattgefunben Ijaben.
2)en ©runbftocl ber Seoölferung gang 9torbafrifa« Don
%)pten bi* SKaroffo bilbete in frü^efter Seit wie feitbem
immer bie berberifd&e, bie in 9tgt#ten unb bann in Äartyago
eine fo bebeutenbe Stolle gezielt unb fld) ftetd burd) tyolje
lulturette fflefätytgung tote burd) SRut, Sapferfeit unb un*
DergleidjlM&en gretyeitäbrang au8gegeid)net Ijat. dagegen
toaren bie Serber fiberall ein au$gefprod)ene8 ßanboolf unb
fein @ee»otf.
33om galjre 1000 o. ®(jr. an, toenn nidjt früher, »er-
tauben fld) bie Serber an oielen Orten SRorbafrtfa* mit ben
femitifd&en ^Ijonigiern unb Stämmen »eroanbter oorber*
aftatif^er Sölfer, oljne jebod) burd) ftc in iljrem SBefen trofc
langer 33el)errfd)ung ftarf beeinflußt morben gu fein, ba bie
femitiföen ©intoanberer &of)l, tote in ßartljago, ben Ferren«
ftanb bilbeten; bie großen oon tynen befyerrfd)ten unb in*
Selb geführten Waffen waren unb blieben bie Serber. SDiefc
fönten in ben punifd&en Kriegen gegen bie Körner mie
toorljer gegen bie ©rieben unb mie nadjljer gegen alle anbern
fremben Ferren unb (gröberer. 3n SJtoroffo Ratten ftc ba&
Sanb oielletdjt fd)on früher Dom Dften !)er eingetoanberten
Stämmen entreißen muffen; in ben fübltd&en Seilen gum
minbeften mußten fte bie nigritifd)en Stämme übernrinbeu
unb nad) bem Suban gurädbrdngen. SebenfaU« aber matten
ftc pdf) gu Ferren be8 SanbeS unb bilben aud) Ijeute — meljr
ober minber mit anberen etfynifd&en gaftoren oermifdf)t —
ba8 ®n>8 ber Seoolferung, nad) ben Annahmen ber fran*
göftfd&cn ©ele&rten gtoei ^Drittel bis oier fünftel ber gangen
SeoölferungSmaffe.
2Rit ben Römern, benen fie bie Seftfcergreifung 9lorb*
afrifa* unb öottenb* SRaroffoS äufcerft fd&tocr matten unb
38 &mb unb Beute.
benen fid) bie Sergftämme niemals unterwarfen, üermtföten
fie fid) ebenfo menlg mte na$$er mit ben SBgjantinern,
mentgjienS nic^t in roaljrneljmbarem SRafec.
ÄnberS mar es, als bie Araber fRorbafrita eroberten,
nadjbem fie enblid) ben faljrjeljntelangen SBiberftonb ber
9lnmibier unb SWauretanier ÄleinafrifaS gebrochen fjatten.
Sud ben fruc^tbarften ©egenben beS SWagljreb oerbrdngt,
gelten bie Serber bort baS Serglanb bauernb befefct unb
mährten in.ityn t&re ooUe UnaWjängigfett, menngletd) fie bie
großen Waffen ber Araber, bie jid) im heutigen ©Ijarb,
©djamia, JDuffala ufm. angepebelt Ratten, nic^t Don bort
vertreiben lonnten. 3)aS ßufammenleben beiber aSolfSftduime
todljrenb meljr als 1300 Sauren mufete aber, trojj beS $afleS,
ber fie ftets gegeneinanber erfüllte, bod) ba, tto jtd> ifjre
©ebiete berührten, jur SBermifdjung führen unb fo entftanb
in Dielen ©egenben eine berbertfd)*arabifd)e 39e»ölferung,
bei ber balb baS eine balb baS anbere et&nifdje Clement
für bie ÄuSbilbung beS StypuS unb (SljarafterS meljr ober
meniger. beftimmenb mürbe unb eine grofce SMfferenjterung
herbeiführte.
3)ie ©rtedjen unb Seoantiner, bie als ©efolgfdjaft ber
Surfen bie Äüftenlänber beS mittleren unb öfiUd)en SRorb*
afrtfa in groger ga^i überfdjmemmten unb bort ben Stamm
ber Seeräuber bilbeten, fanben im 3Ragljreb menig ffioben
unb fyaben moljl nur auf bie rifiottfdje Äüjtenbeoblferung
einen umgeftaltenben ©influfe ausgeübt unb fie meljr, als fte
es früher waren, für bie Piraterie unb bie ©djiffaljrt fjeran*
gebilbet.
Starter mar bagegen ber etljnifdje (Sinflufe ber Sieger,
bie namentlid) unter ber $errfd)aft ber Derfdjiebenen fdjerifi»
fdjen JDtjnaftien jur Sftlbung ber Seibmadje unb jur S3c*
bienung in großen SRaffen als ©flauen Ijereingejogen mürben,
unb. fidj feljr ftarf mit ben eingeborenen oermifdjten.
t
f
X
18
eti
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mb
tet»
40 &mb unb 2tatt.
bie Serber ober Serabir, eg ftnb bie Sergfabqlen be* mittleren
unb fjotyen ÄtlaS; fte fpredpn ba« ©Uberberta, bie britte
©nippe bilben bie 6d>ett5d)en ober @d>tud) f bie bie lüften*
ftrtc^e 6ub»eflmaroRo* unb bie Sdler be* Sab Siun unb
SBab 2)raa bi« in« ©ebirge hinauf betoo^nen. Sljre Spraye,
ba* <SfdH*Hd)a ober gfrfuffta, gilt als ba* befte Serberifd).
S)ie oierte ©ruppe bilben bie Carotin, bie ftarf mit fRegcr«
dementen burd)fe$t ftnb, in ben SuaregS tyre nddjften 35er*
manbten tjaben unb ba« Sinbegiieb groifc^en ben SDtagfyrebinern
unb ben Serberftämmen fotoie ben Stegerftdmmen ber Säfte
unb beö Suban Ijerfietten. Styre Spraye iß bem Sa*
9Rafd)ird)t fefcr jtynlidj. SMe ©efamtmaffe ber Serber bfirfte
ftd) auf ettoa 4—5 SRittlonen belaufen.
SMe arabtf d)e Seoölterung betont bie f rudjtbarften ftultur*
gebiete ber toeftlidjen Äuftenftridje; fte ft>rfd)t einen arabiföen
©ialett unb fotoeit fte in ben Sergen anf Affig ift, ba« 2)fd)ebeli f
ba& Sergarabifd). Sie toirb auf ettoa 2—3 Millionen gef cfjdjjt
SMe utauriföe 3Wifd)beoölferung r bie faft auSfäliefelid) in
ben ©tdbten too^nt, bfirfte ettoa 1 7, SRitttoneu jdfjlen- Sie
iß bie ben fultureQen Reformen geneigtefte.
2)aju fommen ungefdfcr 300000 Suben, 150000 Sieger
unb ettoa 15000 ßuropder.
35er berberifd&e Seftanbteil ift e* nun oor allen, ber
ber ©efamtbeoölferung ben Stempel aufbrftdt unb mit un*
fibertoinblidjer 3dl)igfeit an feinen burd) bie Saljrtaufenbe
erhaltenen (Stnridjtungen, ®efe£en, Sitten Ijdngt; im 33e*
toufctfein ber £atfad)e, ba& er niemals unterworfen toorben,
mit fanatifd)er Sapferfeit für feine ghretyeiten eintritt unb
Idmpft unb ftdj ber @inffi^rung aller Steuerungen, feber
leeren Kultur mit allen Mitteln toiberfejjt.
SBte tonferoatio bie Serberftdmme finb, erljellt too^l am
beutltdjften barau«, bafe bie Beitreibungen, bie bie alten
©djrtftfteller, im befonberen ©attuft in feinem iugurtyiniföen
8anb unb Beute. 41
Kriege, Don i^nets, tyren Sitten, ©ewoljnljeiten ufto. geben,
felbft für bic 4>eutjeit nodj DöIIig jutreffenb flnb. Sludj tljre
uralte bemofratif(fy4ojialtftifd)e SSerfaffung tyaben fle um>er*
änbert bewahrt.
Die Serber ftnb meift fefföaft unb meinen in gemauerten
Käufern; |ebe gamilie, (Sljaruba, map aus tyrer 3Ritte ifyr
Oberhaupt unb, tft fte fc^r grofc, einen Seiner. 3Reljrere
ßljarubaS bilben bie ©efd&era, bie burd) eine StatSDerfamm*
lung, 3)fd)emaa, geleitet toirb, bie aus ttefal« befielt, meiere
üon ben 35efd)era$ gemäht »erben. ©iefe ©emeinbe&erorb*
neten wählen au« iljrer SWitte iljren SSorfifcenben: 91min,
getmHjnlid) für ein Saljr, feinen Seiner: 3)ad)man, unb
einen §inanjbeamten: Util. SMe S)fd)emaa tritt mödöentU^
einmal, nämltd) ^reitagd, gufammen; bie SRarabutS Ijaben
in i^r beratenbe Stimme. Sie üerfdjiebenen 2)efd)eraS bilben
gufammen bie Äabijle, ben Stamm, beffen Angelegenheiten
auf bem Soff, ber Bereinigung aDer JDfdjemaaS von ßeit
gu Seit erlebigt werben; ber 21min al Umana ijat auf iljm
ben äJorjtjj. SMe S)fd)emaa bilbet aud) ben ©erid)tStyof>
wobei $u beachten ift, baf$ baS SSerfaljren ein mfinbltdjeS
tft unb bafc bie SSerber nic^t baS ßoranredjt ber Araber,
fonbern nur if)r eigenes altes 3fted)t beS Äanun anerlennen
unb banad) bie Urteile fdUen. SMe SJlutradje, bie früher
bei tljnen l)errfdE)te, ift im Sc&tmnben.
SMe SWilbtättgtett ift nirgenbs grö&er als bei tljnen. 3för
UnabljängtgfeitSftnn unb tyr ausgeprägter gnbtoibualiSmuS
bilben tfjre Starte. Sei ber unbedingten Anerfennung beS
gleiten 8fted)teS aller werben bie füfyrenben unb leitenben
$erfbnltd)fetten nur auf ©runb iljrer befonberen SeiftungS*
fctyigfeit üorüberge&enb mit ber ©efdjäftsfüljrung beS Stammes
unb feiner Abteilungen betraut.
Aud) bie Araber SföarolfoS Ijaben tljre alten Sitten unb
©ebrftudje bewahrt. Sie flnb, foweit fte nid)t als »der»
42 &mb unb 8ente.
bauer ber frud&tbaren $ro*ingen be* ®l)arb ftfe^aft geworben
finb, Stomaben, bie in Selten too^nen unb nad) lljrer alten
ariftofratifdfjen oligardjifdKtyuMifanifdjen Serfaffung leben»
3före S^lte, ®urbt$, »erben FreiSrunb gu £>uarS berbunbetu
©en 2RittcLplafe nimmt ba* Seit be* 6$etd) ein, unb bie
Sd&iad) ber öerf djtebenen 2)uar* bilben bie leitenbe Äbrperf djaft
ber Srarfa, einer Stammabteilung ober be* gangen Stamme*.
©er Sd&etd) toirb auf £eben*geit au« einer ber alten geifttid^en
ober uiilitärifdjen abel*familien ertoffl< bie 6d)etd)tDfirbe ift
fogar tyiufig erblid). Unabhängig üon bem Sdjeidj iß ber
Äabt, ber JRtdjter, ber gleichfalls atä einer 9bel*familie er*
toffl< wirb unb ba* JRedjt nad) bem ®efefc be* Äoran* gu
ferafcen $at. Sieben tym ftnb Sbul* al* SBeiftjjer tatig.
SKibt&tigfeit gilt aud) bei ben Arabern al* ba* Ijbd&fte
®ebot unb mirb in reidjftem SRafce geübt
35ie arabifdf)e Serfaffung bilbet aud) bie ®runblage ber
fiaatlid&en, ba bie iefcigen $errfdf)er bem geiftlidjen Abel ber
Don 9Jiol)ammeb abftammenben Sd)flrfa (Sd&eriffen) ange*
Ijören. ©er Sultan ift fomit nur al* oberfter Sd&etdf) ul
3*lam anertannt.
SMe maurifdje Se&ölferung unterfteljt ben oberften SSer*
n>altung*beamten ber Stäbte ober ber Quartiere, in bie
biefe geteilt finb, ben SRufabbim*.
Die Suben, bie in ben 2Reüad)$ wohnen, eroäljlen au*
iljrer SRttte tljre Sorfte^er.
Sie 8u*ldnber unterfte^en iljrer Äonfulargeridf)t*barfett,
ebenfo gum Seil bie Sdjufcgenoffen, namentlich bie Semfare p
bie ba* t)oDe Sd)ufered()t genießen. SBegfiglidb ber SKodjalat,
bie nur ein befördnfte* Sdjufcredjt Ijaben, gibt bie SRedjt*
fpredfjung oft gu großen Streitigfeiten gtotfdjen ben Äonfuln
unb ben maroffanifdjen »e&örben SSeranlaffung.
3-
lohnen, 3Rent)ir3, Sumuli ftnb bte Saugen ber Kultur«
tätigfeit einer Dorgefd)td)tltdjen SJeoölferung, aber bereit Säten
leine fd)riftUdjen Slufgeidjnungen Dorljanben ftnb. Stein«
»erfgeuge au« verriebenen Sporen beftdrfen bte Sfanaljme
ber ®letd)ljeit btefer etyntfdjen ftaftoren mit benen, bte über
ba8 »efiiidje, mittlere unb nbrbltdje (Suropa Derbrettet maren.
ßaljlreidje $Wcn in bem gebirgSreid)en Sanbe toeifen bie
Spuren bafür auf, bafc fte jenen frfiijeften ©intDoljnern als
Aufenthaltsorte gebient Ijaben. Uralte Stlsinfdjriften int
SuS unb am SBab 9lun geigen SStynlidjfeit mit ben in ben
Sergbtftriften beS mittleren unb bftlidjen Storbafrifa entbedten.
Äulturl)iftorifd) inljaltreidje unb bebeutfame 2Jtytl)en unb
Jperoenfagen, bie in Oriedjenlanb entftanben ober bort in
ben und betannten formen verbietet mürben, bie (Srgäljlungen
Don ben SBanberungen beS pljönigiföen ®otteS Weifart, Don
ben ^elbentaten beS $crtuIeS, Don bem $alaft beS SntduS
bei ber heutigen $afenftabt 2arad)e, Don bem ^Riefen SltlaS
unb (einen fteben Softem, in benen mir bie ftanariföen
Snfeln erfennen unb Don benen eine bie SKutter beS $anbeM«
gotte* 3Rerfur würbe, Don ben ©Arten ber $eäperiben, von
ber Snfel ber (Satypfo, bie borten »erlegt mürbe, Don
ObijffeuS, ber fomit feine Srrfaljrten, ber annähme fpfiterer
(Srfidrer gem&fe, bis gum heutigen SWaroffo ausgebest §aben
füllte — fie alle unb Diele anbre laffen beutlid) erfennen, in
44 ©eföid&te.
mie Ijoljem 5Ra&e ba« dufeerfte norbmeftlidje SCfrtfa bie ©rieben
tn fe^r frühen S^ten fdjon tntcrcfftcrtc. 2Bir fönnen barau«
fdjKegen, ba& bie Semoljner biefer ©egenben in jener alten
Seit eine md)t unbebeutenbe politif d)e Atolle gefpielt Ijaben
muffen.
Sßenn nun anbrerfeitg Diele Qhrgdljlungen Don ben ©efa^ren
in Umlauf mären, bie benen breiten, bie fict) ben Säulen
be* ^erfuleö näherten unb DoHenbS fte gu paffleren magten,
fo ertennen mir barin ba« Streben ber ^Ijönijter, mte anbrer»
feit« ber ©rieben, burd) berartige Säuberungen bie Äon*
furrenten abgufdjredten, bie bort im äu&erjien SBeften 4>anbel«*
gmede gu oerfolgen beabjtdjtigten. SDtefe ©erüdjte fanben barin
iljre Seftättgung, bafc red)t Diele ©Ziffer unb ßaufleute, bie
e« magten, borten gu reifen, nie miebertelpten, »eil bie«
ienigen, bie ben $anbel mit bem ftufterften SBeften mono«
polijtert Ratten, unliebfame Äonfurrenten einfach erfd)lugen.
35ie ftlteften gefd&idjtltd) beglaubigten @reigniffe ftnb bie
SRieberlaffungen unb Stäbtegrünbungen ber $^önigier an ben
Äftften be« heutigen 2Jtoroffo.
2>tcfc Sfafteblungen erfolgten mo^I auf ©runb Don frieb*
liefen Verträgen mit ben (Singebornen ober an Orten bie
nid&t bewohnt toaren. S5er lefctere Umftanb mürbe bie aud)
fonft burd) Diele 8tageid)en befrdftigte Slnnaljme betätigen,
bafe bie SBemoljner be« heutigen 2Ragl)reb ein auägefprodjene«
SanbDoIt Don äSietygfidjtern unb Slderbauern waren, bie bie
fanbigen unb fumpfigen Äüftenfiridje al« unbrauchbar für
fte gar nidjt fdjäjjten, nidjt tatfäd)lidj in 33eft|j genommen
jjatten, ja ftd) taum um fte fümmerten. SBenn bie alten
Sdjriftfteller bie ßa^l ber pljöntgtfdjen Siebelungen an ben
lüften Mauretanien« bi« gu 300 fteigerten, fo ift bie«
ftd)erlidj eine Übertreibung , aber fte bemeift bod) in jebem
%aU, mie l)od) bie gtyönigier biefe Äüftenftridje fdjäjjten, über
bie §inauä fte tyre 2Rad)t nidjt ausbeuten, toetl fte bann
©efäu$te. 45
ben ©ingebomen ntdjt gemachen geioefen waren, mä^renb
man iljnen ben 23eftk ber Äfifte nid)t im geringsten (treitig
mad)te.
2>afe bie ^S^önijter, ein tt)pijd)e^ #anbel$oolf, ftd) bort
nidE)t fraft ber Sfaioenbung oon SSaffengetoalt niebergelaffen
Reiben, ift als ftc&er anguneljmen, benn tt>o Ratten fte bie
$eere Ijerneljmen follen, um bie ©iebelungSplfifce für bie
gal)lreidjen $anbelSemporien gu erobern, bie fte längs ber
gangen SRorbtüfte Don afrtfa, an ber äßeftfüfte biefeS @rb*
teils unb auf iljm näc&ft gelegenen 3nfeln an ben SBeftFüften
(SuropaS, auf ben Snfeln beS 3Rittelmeer8, an ben ©fibfujten
(SuropaS unb too^l aud) an ben öftlidjen beeren angelegt
tyaben. Sie verfolgten faufmänmfdje unb nid^t polttiföe
Sntereffen. 3Me Sparen, bie fte auSfdjtcften, um gaftoreien
gu grünben, fonnten nur flein, unb bie bort eingelegten
Agenten mußten bemüht fein, bie @ingebornen ber «Radjbar»
fdjaft ftd) bienftbar gu machen unb mit Hjnen ein gutes
@inoerne|men ^ergufteUen unb gu erhalten.
©e Ia üRartiniere nimmt als SnfangSgeit ber pljimgifdjen
Jlnftebelungen an ben maroffamföen Äuften bie SRttte beS
gleiten S<^rtaufenbS o. <5l>r. an. @S trnrb tooljl richtiger
fein, frityeftenS baS Satyr 1100 ober 1000 bafär angufefcen.
Singt« (Sanger), ©epta ober £epta (6euta), SRuffabtö (2Re*
UUa) an ber Sttorbfüfte, güiS («rgtla), @la (@ale), »gamur
(Ägemmur) an ber SBeftf fifte gehören {ebenfalls gu ben dltefteu
©rünbungen ber $l)omgier in Jenen ©egenben.
28aS bie $ljonigier bort fudjten, toar in erfter Sinie bie
megen tyreS toertoollen ftarbftoffeS Ijod&gefdjäjjte Purpur«
umfdjel unb bie (Sodjenille, ferner baS ®olb ber Sflßffe,
aufeerbem befonberS bie SBoQe, baS für alle Arten *>on ®e*
flehten oorgüglidj geeignete ©SpartograS, ßeber unb bie gal)U
Iofen anbern Statur» unb Sfcoljprobufte beS SanbeS toie beS
©uban. £>b jt( biefe SRofcjioffe bort aud) gleidj Ijaben Der*
46 ©efd&U&te.
arbeiten laff en, Sßebereien, gledjtereien, Färbereien, ©erbereien
angelegt böben, ift nid)t fefigufMen. ©benjotoenig, ob fte
bie reiben ÜHineralfdjäjje be8 2ltla8gebirge8 nid)t auSgubeuten
Derfudjt Ijaben. ©8 fdjeint nid)t ber gall gemefen gu fein,
ba ftd) auger ben Anlagen für ©eminnung unb $erfMung
ber SWüblfteine am ßap Spartet (einerlei 8tageid)en Don
Sergbau Dorgefunben ^aben. 2)a& bie SBetooIjner beö @u8
fett febr frühen Betten bie reidjen Sager Don ©ifenergen in
jenen (Segenben, aÜerbtngS nur fpärltd) unb oberflächlich,
abgebaut unb fär bie |ierfteUuttg ifjrer gefdjfifeten 3Retall*
arbeiten auSgenfifct baben, ift gmar g»eifeilo8, barauf bfirfte
fid) aber aud) ber gan je ^Bergbaubetrieb bis auf ben beutigen
Sag befdjränft baben.
©er grofee 3Balbretd)tum be8 3ttf unb anbrer ©ebiete bed
3ltla8lanbe8, unb ber 8fteid)tum an 3^realten, SWebtginal*
geroädjfen, »oblrietbenben Sßflangenftoffen mögen bie betrieb«
famen ^bbnijter aud) angelodt baben, bie alle biefe (Srgeugniffe
gegen iljre gemerblicben $robufte unter @rgielung riefigen
©en>inne8 eintaufdjten.
Sntmetoeit bie @rben ber ^bbnijier, bie tf artbager, biefe
4?anbel8tntereffen toeiter verfolgten, ift nidjt befannt, e8 ift
aber angunebmen, ba& Diele ber alten pbönigtfdjen gaftoreien
in oöRigen SSerfaQ gerieten, Smmerbin verfolgten audj fte
folonialpolitif d)e &voed?, mie aus ber (Sntfenbung be8 ©uff eten
$anno um 460 d. 6t)r. mit 60 @d)iffen unb 30000 SKami
SJefafcung erbeut, ber bie aufgäbe Ijatte, Sfrifa gu um*
fdjtffen; er tarn aber offenbar nid)t Diel weiter als Dor ibm
bie Don 3Eerjce8 unter Sata8pe8 au8gefanbte ßjrpebition, bie
burd) bie $af)atminbe gegtoungen mürbe, etma bei Aap
Sojabor umgüfebren. 35ie Äartyager foQen bt8 Kamerun
gelangt fein. SSor ädern war ba£ 3Kenfdjenmatertal, ba8
3RaroKo bot, ben Äartbagern febr toertDoD, unb ein febr
groger Seil ber #eere, bie tljre ©enerale nadj Sberien
Gefönte. 47
führten unb bie bann unter £annibal gegen bie Körner
lämpften, wirb gmeifelloS aus ben überaus friegerifd)en r
töetterfeften, raupen Sergbemoljnera beS SltlaS befianben
Ijaben, Die als ©ölbner gern in bie 35tenfte ber reiben
Äartljager traten, mie pe fyeute in mächtigen Sparen — in
frieblidjen Qükn — mäljrenb ber (Srntegeit in baS Sllgertfc^e
hinübergehen, um Don bem reichlichen (ärtrage biefer Sdtigfeit
bann gemad)lid) in tljrer §eimat leben gu fonnen.
@o menig ü)te bie ^öntjier fyaben aud) bie Äartljager
eine mirfltdje ^errfdjaft aber baS Sanb ausgeübt, ifjre Dber-
Jjotyeit fyat jtd) jtcfjerlidj im günftigfien gaUe nid)t über bie
Äüftenftridje ausgebest, an benen bie Don ben $pnijiern
gegrünbeten Stabte iljnen als ©tüfcpunfte bienten. Ratten
fic aud) nur ben SBerfud) ber Unterwerfung ber Sergbeüölferung
gemadjt, fo mürbe bie (Erinnerung an bie bamit oerbunbenen
Äämpfe jtd) moljl erhalten Ijaben unb in bie SBerfe ber
römifdjen ®efd)id)tsf<ljreiber übergegangen fein. @rft im
gmeiten punifd)en Kriege erfdjeinen bie toeftlidjen SRauretanier
mirllidj auf ber gefd)id)tli<fien 3Mlbfläd)e unb mir {eben in
biefer früljeften ^eriobe ber ®efd)id)te ÄleinafrifaS ftd) 83or*
gange abfptelen, bie Diele angieljenbe SSergleidjungSpunfte mit
benen ber neueften Seit, ber Ausbreitung ber £errfd)aft ber
grangofen in SRorbafrifa, barbieten.
3tom mar mit Äartljago in Streit unb in Äampf getouimen,
toeil es ftd) bunt) biefeS in feinen SluSbefynungSbeftrebungen
beeinträ^tigt fa^. SDic 3nfammenftöf$e gtmfdjen tljnen in
©igilien führten gu bem erften ber brei punlfdjen Kriege, in
benen bie beiben Stabtrepubltfen miteinanber um bie SSor*
I)errfd)aft gur See rangen unb aus benen bie Jftomer fd)liefelict)
als Sieger hervorgingen. 3n bem jmeiten biefer Kriege nun
treten bie SKaurufter, bie SJemoljner beS heutigen 3Rarofto,
gunädjfi, mie fdfcon bemerft, als @ölbner unb SBerbünbete ber
ßartljager auf unb Ijaben moljl nid)t gum menigften gu
48 ©efd&id&te.
ben Dielen grofeen Siegen $atmibal0 beigetragen. 2)amit
mürben fte bann aber bauernb in bie poliiifdjen SBermicflungen
hineingezogen, bie biefer gmette punifdje Ärieg mit ftd) braute
unb bie iljm folgten. Solange bie ßartljager ftegretd) waren,
ftanben bie eingeborenen Stämme ber SWaurufter, 9Hajfäfi)lier r
ÜRaffQlier, Oaetuler, Siumibier unb toie biefe mächtigen Serber*
bünbe ÄleinafrtfaS fonft Riegen, ben Äartljagern bei. 9113
ftd) aber ba& ÄriegSglütf manbte, mürben fte fd&manfenb unb
bie römifdjen ^Diplomaten taten nun aQeS, um, unter ge=
fc^tcfter SBenufcung perfönlidjer Streitfragen unter ben afri*
tanifdjen grürften unb burdj) glänjenbe SSerfpredjungen eine
Spaltung unter ben fartliagifdjen Sunbedgenoffen ^erbeiju«
führen, ©$ gelang Scipio, Stjpljajr, btn einflu&reidjen ßdnig
ber SWaffäfolter, ber ©ingebornen ber heutigen $rooing Dran,
für ftd) ju gewinnen; gmar »ermodjten bie Äartyager tyn
mieber ju ftd) tyerüberjujieljen, bafür verloren fie aber in
SKaftniffa, bem Äbntg ber SRaffelter in Stamibien, ber ben
Römern ju bem entfd>eibenben Siege bei ßöuia üerfyalf, meldjer
für bie weitere &u£geftaltung ber Politiken SSer^dltniffe ber
alten SBelt Don l)oJ>er Sebeutung mürbe, einen uiäd&tigen
$unbe$genoffen.
35ie Körner begnügten ftd) nun ntd)t metyr mit htm grofeen
©rfolge, ben fte in biefem gleiten SBaffengange erreicht
Ratten. Sie erfannten, ba& nur bie üöHige SSerni^hmg
ÄartI)ago8 fte ju Ferren bti SReereS unb bamit gu benen
be$ gangen 3ßeften3 ber alten SBelt machen tonnte, bemt-
baljin ging iljr Streben, nadf)bem bie großen Siege bie
Jperrfdjbegierbe unb bie 2dn ber gier in if)nen entfeffelt Ratten.
SRaftniffa, ber unöerföljnlidje ©egner Äart&ago«, mar ben
Römern btenftlidj, obgleich er nur im eigenen 3fntereffe ju
Ijanbeln glaubte. 9Ud)t gufrieben mit bem SReid&e be8 Sgp&ajr,
ba« bie Körner i^m übergeben Ratten, entriß er, geftüfet auf
bie ©eftimmungen be« griebenS oon 201, ben ftartyagern
®eföi$te. 49
©tüdf für @tfld tyreS 33efi|jc8 unb gtoang tiefe enblid) jum
brüten @ntfd)eibung«fam:pfe. SWaftniffa fal) bann gu fpät
ein, bafe er nur gum Vorteil ber 3Röiner tätig gemefen toar,
unb er falj mo^l ba« @d)icffai SRorbafrifaS DorauS, als er
149 ftarb. 2)a8 grofee SReid), über baS er fdjliefcltcl) geljerrfdjt
Ijatte, würbe nun gunäd)ft Don @cipio unter feine brei @5^ne
3Rictpfa, ©uluffa unb SRaftanabal geteilt, aber balb lieber
Don bem älteften berfelben SKictpfa Dereint. 5Rad) beffen Stöbe
entriß ber natürliche ©otyi SWaftanabalS, gugurtlja, nic^t gu»
frieben mit bem ifym Don ben Römern gugenriefenen tDeftlidjen
Mauretanien, feinen SWiterben unb SlboptiDbrübern, ben
Söhnen SWtcipfaS: Jpiempfal unb 8lbl)erbal, bie tynen gu*
gefallenen JReidjSteile unb tarn baburd) in Äonflift mit ben
Römern, bie ifyn fdjliefclidj mit Ärieg gu übergießen genötigt
waren. Sie fönten babei bie @d}n>ierigfetten beS Kampfes
mit ben Serbern auf baS grünblidtfte fennen lernen, unb nur
bem SSerrat beS SdjmiegerDaterS SugurifyaS, Äönig Sodjuö I.
Don Mauretanien, ber 106 ben gu ifjm gepdjteten @d)mieger*
foljn ben Römern auslieferte, mar es gu banfen, bafc biefe
ftd) enblid) SRumibienS bemddjtigen tonnten, beffen toefilidjen
Seil fte an 33od)uS abtraten, toäljrenb fte ben bftlidjen grnei
^ringen aus bem $aufe SRaftniffaS übertrugen unb für ftd)
als $rooing guerft nur baS heutige Suneften unb einen
Seil Don StripoliS als Africa propria tyrein Steige einDer*
leibten.
SBie befdjräntt bie 2Rad)t beS ÄönigS Don Mauretanien
Aber bie ßingebornen taar, baS beroeift ber Äufftanb beS
Häuptlings ber Sftiftabglen SScaliS, um 84 d. 61) r., ber ftd)
beS SljroneS gu bemäd)tigen fachte. 35a Sod&uS ben Sfaf*
ftänbifd)en nidjt getoad)fen mar, f^idten bie Körner tym
SertoriuS mit einem anfeljnlidjen $eer gu Hülfe, baS ÄScali«
erft nad) längeren kämpfen burd) bie (Srftürmung beS Don
il)m befeftigten SingiS (Sanger) übermanb.
3)U?<f«, Staroffoftagf. 4
50 GeTOWt.
Später mürbe Mauretanien geteilt , {ebenfalls mirb ber
3RulmjafIu& als ©renge gmtfd)en bem 5{ttid)en, SodpiftIL
gugemiefenen, unb bem meftltdjen Mauretanien erwd^nt, ba*
Don &önig Sogub regiert mnrbe. 33eibe mürben in bie
kämpfe gmiföen ßäfar unb $omj>eiuä vermtcfelt unb unter«
ftüfeten gu Anfang beu erfteren; Sogub manbte fid) bann
aber ^ompefuä gu, mürbe aber beßegt unb fein 9%eic^ fiel
an SodjuS II. , um nad) beffen Sobe im gab** 40 t>. Gljr.
mit bem feinen in ben unmittelbaren SBefife ber Körner aber»
gugeljen. Salb barauf 30 t>. Gljr. mürbe Mauretanien febod)
bem ftbnig Suba IL von fRumibien gugeteilt, ber bid 23
n. (Sljr. regierte.
9)afe bie Körner barauf vergidjteten, biefe £dnbergebiete
ßleinafritaS felbft gu »ermatten, bemeift, baft fte babei auf
fetyr grofee Sd^mierigteiten fliegen, bafe bie Singebornen mit
biefer $Temb()errfd)aft teineSmegS einoerftanben maren unb
fidpr feine (Gelegenheit vorübergehen liegen, ftd) gegen ftc
gu empören. 33afe bie Sergbiftrifte unb im befonbern bie
beS heutigen Maroffo immer fo gut rote gang unabhängig
maren, bafe bie Unruhen unb Suffi&nbe in ben Sergbiftriften
nie aufhörten, bie einl)eimifd)en Surften fo gut mie teine
5Wad)t über fte Ratten, erbeut von bem Sugenblid an, bafe
biefe (Gebiete in ba£ Sidjt ber gef$id)tlid)en SDarfteUung ein*
traten, aus gal)lreid)en Mitteilungen unb aus ben gangen
gefd)id)tlid)en Vorgängen.
JDie von SuguftuS gefdjaffene !Reuorbnung be« Seftye*
{euer '(Segenben mar {ebenfalls aud) nid)t nad) bem äBunföe
ber Serg« unb äBuftenftämme, benn mir erfahren tum einem
Sufftanbe, ber im 3>ai)re 17 n. <S&r. auäbrad). @r mürbe
geleitet Don SacfarinaS, einem Häuptling ber SRufulamier,
bie ben Römern überhaupt immer @d)mierigteiten bereiteten.
Mit ©djncHigteit verbreitete er fid) Aber ba* gange meftlid)e
SRorbaf rif a bis an ben £)gean unb fünf Saljre fernerer kämpfe
©efd&td&te. 51
»ergingen, elje e8 bem römifdjen gelW&erm SlaefuS enblid)
gelang, einen nennenswerten (Srfolg über bie 2lufftdnbifd)en
gu erzielen unb SacfarinaS aus ber ®egenb Don (Stria ((Son*
(iantine) gu oerbrdngen. 9tad) »eiteren gmei Sauren »er*
tnod)te ber ^rofonful JDolabeHa ityn bann mit #tlfe be«
JWnigS t>on Mauretanien bei Slugta (Sumale) gu fdjlagen.
SacfarinaS mürbe in biefer @d)lad)t getötet unb ber Süufftanb
banad) unterbrücft, aber bie ©dtyrung bauerte in ber Serben
ieüölferung audj unter ber Regierung be3 legten ÄönigS öon
^Mauretanien, $tolemdu8, fort. 9iad) beffen im Safyre 40 auf
33efet)l (SaltgulaS üoügogener ßrmorbung na^m 3tom nun
ba8 Sanb unter eigene SSertoaltnng unb teilte es in bie oft*
ttd)e Sßrooing: ßaefartenfts, unb bie meftlicfye: SSingttana, baS
heutige SHaroffo. SBieberum erfahren mir nun alsbalb t>on
f rnften Stufftdnben unter (Subämon unb bann unter ©alaboö,
unb gro&e #eere »aren erforberlid), um fte gu bdmpfen.
3)af$ ber Äleinfrieg, ber ®ueriflafrieg, bort beftdnbig fort*
bauerte, baüon geugt bie gro&e Sfcruppenmadjt, bie bie Stömer
in ber ^rooing Singitana bauernb erhalten mußten unb bie
aud trier Segionen Infanterie unb fänf Sdjroabronen ÄaoaHerie
Äeftanb. Unb babei mar ber Seil, ben bie Sftömer roirilid)
fecfe^t gelten, lebiglid) auf bie fubatlantifdjen Äüftengebtete
gaiföen bem 2ltla$ unb bem Dgean befdjrdntt, reichte nidjt
über Starubant im @uä hinaus. 8uf ber biefeS mit £ingi$
Derbinbenben^eerftragetoarenga^Irei^eSarnifonenftationiert,
■bie bie benachbarten Stämme in Untermürfigteit galten mußten,
fteftungen unb Sager maren aud) an ber gangen fRorblfifte
in groger 3<*f)l errietet, um bie friegerifdjen unb rduberifdfoen
•SRiftoten gu öerljittbern, bie öftlid) gelegene Provincia Caesa-
xiensis unb bie Äüften Spanien« beftdnbig gu beunruhigen, gu
tranbföafeen unb gur @d)dbigung ber Körner gu Dermfiften.
S)a8 ÜBetfptel ber emig gum Staffianbe geneigten Serber
toirfte aud) fogar auf bie rfmtfdjen SBefajjungen be8 2anbe*
52 ©cfäid&te.
anftedenb; fo fud)te ftd) ber Statthalter »Ibinu«, bcn ©alba
ernannt !>atte, unabtydngtg gu machen unb mehrere anbre,
fo bafc bie Statthalter Spaniens toieberbolt mit größerer
Sruppenmadjt hinübergehen mu&ten, um bie römtfdjen 2e*
flionen unb Gruppenführer SingitanienS mieber gur 93ot«
mdfeigfeit gu bringen. 123 n. 6f)r. mu&te Äaifer ^abrian
ftd) fogar gu gleichem &wdt nad) Singitana begeben.
JDie JBerberftdmme tiefer $rooing fuhren fort, trojj ber
ftarfen rbmifd&en Oarntfonen, in Spanien (Sinf&Qe gu machen,
bie gelegentlich fo großen Umfang annahmen, bafe betraf
Hd)e Sruppenmaffen aufgeboten »erben mußten, um fte in
ibre afrifanifdje $eimat gurfidgubrdngen. (Sin foldjer groger
$eere$gug ber Serber gegen Spanien fanb 170 unter 2Karcu&
8toreliu$ ftatt. aiejranber Seüeru« fab ftd) 234 gen5tigt r
einen regelrechten Ärieg gegen bie berberifdjen (Sinbringlinge
in Spanien gu fuhren.
9ln ben inneren politifd)en ftdmpfen SRomS nahmen bie
l»eftltd)en SWauretanier aud) ^dupg Anteil, fei es als Sblbner
im ©teufte ber Äanbibaten unb Sßrdtenbenten für ben Äatfer*
t^ron, fei es felbftdnbig ober im herein mit ben (Stngebornen
ober aud) ben römifdjen ©arnifonen Spaniens ober ber bffc*
Heben norbafrtfamfdjen $roüingen. SKit Spanien mürbe bie
$egief)ung Mauretanien« nod) enger, nad)bem biefe$ bei ber
IReueinteilung be$ römifdjen Steige« im inerten Sa^rtjunbert
gur ©iögefe Spanien unb gur $rdfeftur ©attien geregnet
unb einem <5ome$ unterteilt mürbe, ben ber $rdfeft ooti
©aUten einfette.
S)a$ (Sbriftentum, bag fo rafd) in SRorbafrifa Eingang
gefunben tjatte, es aber aud) gum Sd)auplafj ber furd)tbarften
©laubenSldmpfe gmifdjen ben S3erfed)tern ber üerfdjiebenen
®lauben$befenntntffe machte, mar mit ber römifdjen ftuitur
natürlich aud) nad) Singitanien oorgebrungen. 3n StingiS
felbft fcoflgog ftd) ba* SRartyrmm be« römifd)en (Senturio
©eföid&te. 53
SRarcefluS unb bie reiben 8Werbaubiftrifte beS 2anbe*
mürben öerttmftet burd) bie Äämpfe ber Äatfyoltfen gegen
bie 3)onatiften, GircumceHionen, Srianer unb anbre ©eftierer
unb flsfeten, bie aud) in ber maurifdjen SBerberbeodlferung
gal)llofe Anhänger gefunben Ratten.
Sei ber Teilung be* rdmifd&en 3tetd)eö 395 mar Singt*
tanien mit bent übrigen norbmeftlid&en flfrtfa unb Spanien
an 3tom gefallen, bie #errfd)aft be£ legieren foütc febod) in
3Raroffo nur nod) Don furger Stauer fein. 9tod) iljrem (8r*
Ufd)en in Spanien infolge ber Eroberung ber tberifd)en
$aibinfel burd) bie ©ermatten fanb fte aud) in SEingitanten
alftbalb t&r (Snbe. äSoDftdnbig mar bie« ber gaU, alö 429
bie SSanbalen unter iljrem Äönig ®eifertd) bent 98ufe be*
rbmifd&en Statthalters mm Slfrifa SBonifaciu* Solge ieifteten
unb mit einer Reinen ©efolgfdjaft Don Alanen, Ooten unb
anbern ©ermanen bortyin überfefcten, um iljm im Kampfe
gegen 8etiu8 beiguftejjen. Vergebend fud)te SontfaciuS,
nadjbem er ftd) mit 98om mieber au«gefbl)nt l>attc r bie
Sanbalen aufgutyalten unb jur dtüdkijx gu bemegen. Sie
brangen unaufljaltfam nad) Often üor unb nadfobem fte 435
£ippo, 439 ftartyago eingenommen Ratten, mar bie Stömer*
§errfd)aft Ijier beenbet. Qtoax mürbe in bem Vertrage oon
442 Mauretanien unb ba$ meftlidje Stumibien ben Römern
nod) einmal guerteilt, 455 aber gingen aud) biefe ©ebiete
BbQft&nbig in ben Seftfc ber SSanbalen über. S)a& biefe in*
beffen in SEingitanien mirflidj bie $errfd)aft ausgeübt t)ätten,
baoon miffen mir nidjts guoerläf jtge«, gmeifello* übten fte fte
nidjt über bie SBergfiämme, bie ma&gebenbe ©tammbeoölferurig
beS Sanbeö, au£. JDiefe l)atte fte öielmetyr gu Anfang tat»
fträftig im Kampfe gegen bie tynen oerijafeten Sfiömer unter«
ftfifct; ob fte ftd) bann fpftter, als bie SBanbalen gu unum»
fdjränfter 2Rad)t gelangt maren, mit iljren berberifd&en
SJanb*leuten in ben mittleren ^rooingen gegen fte öerbanben,
54
baoon tp nid)t6 befonnt 533 mnrbe bat SanbalemtHb w»
©elifar, bem ftelbberrn SufHnianft, bant ber ©egnerfd&aft ber
(Singebornen gertrümmert unb 5Rorbafrtfa gelangte bamit in
ben Seftfc ber St|jantiner. Db bie Sanbalen nnn, Dor ben
flegreidjen (Segnern gurücfroeicbenb, bei ben Sergfabqlen be*
atlaö aufnähme gefunben Ijabcn unb bamit bie SBoroäter
ber ftarfen, blonbbaarigen unb blauäugigen Starölierung**
elemente be0 3ftif geworben flnb, mie einige ßtbnograpljen
annehmen, ober ob r rote Salluft in feiner ®efd)id)te be8
{ugurtbiniftben Kriege« ergäbt, in ben nujtbifäen Seiten, ali
$erfule« nad) Spanien gebogen mar, „$erfer unb Armenier
anf 6d)iffen na<b Sfrifa gingen unb ftd) bort anftebelten 11 ,
alfo eine fautafifd)*inbogermanifd)e (Sinmanberung in prä*
biftorifdjen Seiten ftattgefnnben ^at, anf bie bie blonben
SRifioten gurüdjufübren ftnb, ba* finb Etagen, bie mol>l nie
entfd)ieben »erben bflrften.
S)ie $errfd)aft ber SBqgantiner in bem beutigen SRaroRo
erjtredte fld) fd)roerltd) fo mrit rote bie ber Stdmer, betynte ftd)
icbenfattö aud) nid)t über ba* SRif unb ba« gange Sinnenlanb
aus. SBefannt ift nur, bafe bie Sqgantiner bie fejlen ^Jläfee
an ber SRorbfüjle Don 2Raroffo innebielten, unb e0 föeint, bafe
$epta (früher @epta, Septum u. &.) ba8 blutige @euta,
ber $auptftfijjpunft tyrer 3Kad)t mar, alt bie Serber ftc
üoflftänbig au« bem übrigen Sanbe Derbrängt Ratten. S)a8
beutige SWaroffo gehörte in biefer $eriobe als Divisio Tingi-
tana ebenfo rote 3Rumtbien k., gur $räfeftur Sfriia.
©ie 3Rad)t ber Stygantmer mürbe in Stingitanien aber
nid)t nur burd) bie (Singebornen befdjränft, fonbern aud) burd)
bie fpanifdjen SBeftgoten. SMe engen SJegiebungen, bie feit
ben Seiten ber $b°uigier grotfd&en beiben Sänbern beftanben
Ratten, bie häufigen Derljeerenben ßtnfäfle ber Stifteten in
©übfpanien, bie Semfi^ungen ber Stygantiner, in Spanien
gfufi gu faffen, namentlid) nadjbem flc 554 für Hjre Unter»
Gefönte. 55
ftüfcung ÄtljanagttbS Don biefem eine Steige von Äüftenplftfcen
im ©übmeften erhalten Ratten, aui benen pc crft von
Äbnig ©vintila 624 verbrängt mürben, veranlagten bie
SBeftgoten mieberljolt, in Stngitanien eingubringen unb biefe*
Sanb iljrem Äömgreid) einzuverleiben. S)a bie SBtygantiner
fid) ftet$ bereit geigten, jjebe gegen ba$ SSeftgotenreid) ge»
richtete Unternehmung gu uuterftüjjen, Ratten bie $errfd)er
beäfelben guten ®runb, i^nen iljrerfeits Singitanien gu
entreißen. 2)a aud) bie in großen Waffen au£ Spanien
vertriebenen Israeliten, bie in Singitanien 3"Pu^t gefunben
Ratten, fomoljl bie Sfygantiner mie bie SWauren gu beftdnbigen
Staubgügen nad) Spanien auflöten, fo fanben bie meßgotifd)en
Könige aud) hierin einen ©runb, Sergeltung gu üben unb
Singitanien gu erobern. So mürbe benn 621 SingiS (Sanger)
von Äonig Svintila befe^t unb ebenfo eine SReilje von anbeut
Orten ben Stygantinern entriffen, fo bafy biefen gu Anfang
be« achten 3a1)ri)unberts nur nod) 6*uta verblieb, menigften*
neigen bie meiften fpanifdjen $iftorifer gu ber annähme, ba&
bicfe ©tabt um 710 nod) in tyrem 39eji& mar.
SBie meit jtd) bie $errfd)aft ber SBeftgoien aber baö mefilidje
Äüftengebiet von Singitanien erftredte, ift bisher nidjt gu
ermitteln gemefen. 3nö innere brangen jte ntd)t vor.
So lagen bie SSerbdltniffe in SEingitanten, al£ bie Araber
bort guerfi erfdjienen. Seidjt mar e8 itjnen nid)t gemorben,
bis borten vorgubringen; meljr als 60 3aljre maren erf orber*
lid), ben SBiberftanb ber Serber gu fiberminben, bie, fo lange
fte in ben Arabern fflefreier von ber bi)gantinifd)en £errfd)aft
erbliden gu bürfen glaubten, tynen ©eneigt^eit entgegen*
brauten, bann aber, als fte erfannten, bafc fte jid) SRorbafrifa
untermerfen mollten, fte mit allen Gräften befftmpften. 33or
allem getdjneten ftc^ hierbei bie ©ebirgsftämme be« SltlaS
unter ber 3ffil)rung ber $riefterin #al)ina Samia aus, bie,
nadjbem bereits Ofba unb anbete lästige Generale unb grofee
56 Offerte.
Sraberföaren wtebertjolt gefölagen unb aui biefen ©egenben
jurücfgebrdngt waren, 696 aud) #afan 3bn Vornan öötlig
äbermanb unb bi« SBarta gurücftrteb. 918 er jebod) mit
frtfdjen ftrflften miebertefyrte, war feine Gegnerin iljm nic^t
meljr gemadrfen. @ie fanb im Kampfe tfjren Stob, nad)bem
fie iljren Söhnen unb ben übrigen ftüfjrern ber Serber nod)
ben 9tat erteilt tyatte, ^rieben mit ben Arabern gu fdjlte&en,
»eil fie weiteren SBiberßanb für ucrgeblicö ^ielt.
SBann bie Araber nun Wirflid) maroffanifdjen 33oben
betraten, tft nid)t feftgufteßen. «Rad) ben einen fott Dfba
Sbn 9tofi fdpn 680 ober 682 bis an ben Ogean oorgebrungen
fein unb ben 2Äagl)reb al 8ffa bem 3«lam unterworfen tyaben,
bod) wirb bte$ mit 9Sed)t begweifelt, ba er 683 im Äampfe
gegen bie Serber be$ 8lure8gebirge8 fiel. S>ann foH ©eneral
$afan 698 ober 699 Sänger unb bie Singttantfdje $rotf ng
ben SBeftgoten entriffen fcaben, bod) aud) ba« tft nid)t Der«
bärgt. @id)er aber gelangten fte 705 borten, fanben bann
jmar in bem Sefeljlsljaber ber ©tabt Geuta, bem ®rafen
Sultan, nod; einen Gegner, ber e« in feiner oöQigen 3fo*
tierung febod) balb als praftifd) erfannte, fid) mit ben Arabern
in gutes Sinoernetymen gu fefcen. SMe Serber gur Unter»
werfung gu bringen, gelang erft £afan3 9tad)folger 2Rufa
Sbn SRofeir, bod) aud) nur in ben fubattantifdjen @benen
unb Dafen; bie Sergfabijlen finb nie unterworfen worben
unb fyaben bie $errfd)aft ber Araber nie anerfannt. Sie
nahmen gwar ben 3$lam an, aber oielletd)t war e8 ber £afi
gegen bie neuen (Sinbringlinge in ba8 iljnen feit Urgeiten
gehörige Sanb, ber fte bewog, fid) ber d)aribfd)ttif(±)en Se^re
angufdjltefcen unb bamit ben ©egenfafc gu ben funnitifdjen
Arabern gu erljötyen. Strenge 2ßol>ammebaner ftnb fte aud)
^eute fo wenig, bafe bie Araber fte faum at$ ©laubige aner*
fennen. 2)iefer £a& unb biefer ©laubenöunterfdjieb gwifdjen
ben beiben etyniföen Seftanbteilen ber Sewo^ner beö 2Ragl)reb
©efötc&te. 57
$at fid) bis feilte im töefentlidjen unb im bcfonbcrn natürlich
gmtfdjen ben Serben unb Jlraberftämmen erhalten, bie i^re
Sftaffenreinbeit gu bemalten bemüht gemefen ftnb.
Slber aud) bie $errf(^aft ber Kalifen über bie Don ben
Arabern tatfäd&lid) befehlen f leinen ©e biete beS 3Kagl>reb al.
8tfa bauerte nur wenige Saljrgetynte. 739 erhoben fid) bie
Senaten, bie SBorfaljren ber heutigen SRifiotett ; aUe übrigen
Stämme fäloffen fid) an, bradjten ben Arabern eine furd)t*
bare Stieberlage am (S&eliffluffe bei unb 741 bereits faßten bie
$roDingen be« 2Ragl)reb, nad)bem ber Serberfjäuptling ßfyaleb
in ber @d)lad)t am Sebu, ben ©mir beS SRagbreb ftoltyum
Dottig gefd)lagen unb babei faft ben gefamten arabifdjen Abel
getötet tyatte, ftd) Don ber Dberijo&ett ber Kalifen los, um
feit jener 3*it i^re ftaatltdjc Unabhängigst nie mieber ein*
jubüfeen. *
SBaren bie Serber be« 3Kagl)reb alfo mit ßrfolg beftrebt
gemefen, tyre Unabhängigst aud) ben Arabern gegenüber
gu bewahren, beren änfiebelung fie in ben einmal Don ifynen
befehlen ©ebieten jebod) bann bulbeien, fagten fte ftd) audj
in religiöfer Segieljung Don ber Dberfyoljeit ber orientalifdfjen
Äalifen für alle Seiten los, fo l)inberte biefe auf ityre bei
»eitern überlegene numerifdje Starte gegrünbete Stellung*
nafyme fte bod) !eine$meg8 f au&erijalb il)reS 2anbe8 bie Araber,
fo meit ba$ ibren Sonberintereffen biente, mit äu&erfter %aU
fraft gu unterfiüfcen. 2)a8 ®ro§ be3 $eereö, baS 711 mit
Sari! gbn Scqab auf Skiffen beö ©rafen Julian Don (Seuta
nad) ber gegenübergelegenen Äüfte Spanien« überfefcte, an ber
©teile lanbenb, mo balb barauf 2)fd)efiret al Stfra (SllgeciraS)
gegrünbet mürbe, nadjbem ber Galpeberg (S)fd)ebel al Sari! =
Gibraltar) als ©tüjjpunft für bie meitern Unternehmungen
befeftigt morben fear, beftanb aus Serbern. Sud) in ben
übrigen beeren, bie gur DbQigen Untermerfung Spanien« in
ber Solgegeit borten getieft mürben, bilbeten bie Serber
58 «efähbte.
bei »eitern bie 3Rebrl>ett mib in großen 6d)aren Hegen fie
pd) bann in betn arabifd)en Spanien nieber, roo fie freilieb
immer ein unruhige« (Slement bilbeten nnb burd) i^re eroigen
@treitig!eiten untereinanber unb mit ben Arabern mefentlid)
bagu beitrugen, bafe ba£ äalifat Snbaluft unb (Sorbotta, \o*
rote fpdter bie barauft entftanbenen arabtfd)'maurifd)en ftlein*
floaten ber innern geftigfeit unb einbeitltd)lett entbehrten
unb gerfielen, unb bafe bie Triften — aUerbtngä erft nad)
ununterbrochenem 800 jdbri gern Kampfe gegen bie Sfobam*
mebaner — ben maurtfdjen Steigen in Spanien fdjlieftlid) ein
(Snbe matten tonnten.
9tad)bem ber SRagijreb fid) 741 Don bem Kalifat lo**
gefagt tyatte, feben mir bort in ber Dafe Xaftlelt au* bem
Stamme ber SRifnafa bie SD^naftie ber S3ent SRebrar ent«
fteben, bie oon 757 bis 963 regierte, beren 3Ra<bt jebod),
befonberS in ber legten 3«t, gang auf bie Sabaragebiete
befdjrdnft mar, mdbrenb in ben Sltla«Idnbern bie Serber«
unb Slraberftämme unabhängig lebten unb alle 3Serfud)e ber
Statthalter ber öftlidjen $roDingen, fie gu unterwerfen, ab*
miefen, bie lederen baffir tyrerfeit* beftdnbig beunruhigend
dagegen unterftü^ten bie Sergf abijlen , unb Dor allen bie
mddjtigen $tx\ata$ f bereitmiDig ade OlaubenSgenoffen , bie
pd) aus bem ftalifat gu itynen pusteten. So gunddtft 750
ben legten Spröfeling beS Dmajjabengefd)ledjtS, Äbberrabman,
ber bem an feiner ftamilte oerübten SBiutbabe entgangen mar, mit
$ilfe ber 3*nata$ nad) Spanien fiberfefcte unb bort bie Stynafiie
ber omajjabifdjen Kalifen oon Slnbalu« ober (Sorboua grünbete.
Sei ben Senataö fanb aud) <5brt8, ein 9iad)fomme be8 $ro«
pbeten ÜRobammeb, ber ben SWabbitiiel angenommen !>atte,
Suflucbt, gränbete mit ibrer $ilfe ein Keines SRetd), ba«,
nad) feiner (Srmorbung burd) Sbgefanbte $arun al 9ftafd)ib8,
unter feinem Sobne gbrtS Sen (SbriS pd) aber ben gangen
ÜRag^reb ausbeute. 807 grünbete (Sbrifi ffien (Sbri* bie
©efäid&te. 59
©tabt &ej, bie atebalb, bcfmiber« banl ber Sdügfeit voa
8000 bort angejtebelten anbaluftföen §lfid)titngen ju einem
$od)bebeutenben Äulturgentrum be« gangen meftltdjen Sftorb*
afrifa mürbe unb an ©lang mit ben $auptftäbten be*
arabifdfcen Spanien wetteiferte.
S)ie 8lu8be&nung beS Steiges na$ Cften braute ed im
10. 3<rf)rf)Uttbert mit ben gatimiben in Äonfüft, bte fogar
919 ben SKagljreb eroberten; ber (Sbriftbe 8bui Slifd) rief
nnn Sbberraljman III. gu $ülfe, ber biefe gegen ben $rei£
ber ©täbte Sanger unb (Seuta gern bewilligte, nadjbem et
mit ben 3*nata8 bann bie gatimtben aus bem 9Ragt)re&
verbr&ngt Ijatte, btefe« Sfteid) aber bem Kalifat (Sorbova ein*
verleibte. 2US ftd) barob bie S*nata3 unb aüe SBergftömme
erhoben unb bie Slnbalufler vertrieben, brangen bie $atimiben
mteber ein; nun [teilte jtd) ber Scheid) beS Stammes ber
3Kagrama ßetjri Sen fltia 979 an bie ©ptjje ber Serber,
»erjagte bie ^atimiben von neuem unb erhielt Don ben
Dmajiaben in Gorbova ben Sföagljreb als Seijen. 3)ie von
it)m gegränbete Stynafiie ber 3c^iben Ijerrfdjte bis jum
3al>re 1068, in bem jte iljr @nbe burd) eine mächtige 2)e*
toegung fanb, bie von ben 2emtuna, ben SBorfaljren ber
heutigen SuarefS aus ber Samara ausging unb in Sadjja
3bn 3braf)tm unb «bballa^ $bn Safjt iljre güljrer fanb.
Import fiber bie (Entartung unb greigetfterei ber magljrebini*
fdjen unb anbalujtfdjen 3Koljammebaner wollten fie ben
ortfyoboyen ©tauben SWoljammebS mieber jur Oeltung bringen
unb, bie Kulturarbeit ber SRorblänber gerftörenb, brangen
biefe fanatifterten «Sparen ber ©aljaraberber, SRurabitin
(Sllmoraviben) genannt, in bie SltlaSiänber ein. 2)te geiftigc
Setterin biefeS (SlaubenSljeereS mar @einab, bie ©attin beS
©djetd)S S5bu SBcfr unb fpäter von beffen Neffen Suffuf
Sbn Safäftn, ber 1062 bte fcauptfiabt SKarrafefä) grünbete r
1070 fjej eroberte, ber $errfd)aft ber Styriben ein 6nbc
60 (BeftWe.
raad)te unb in menigen galten fein 3teid> bi« in bat 3nnere
be8 heutigen Algerien hinein ausbeute.
S)er Sturj ber Dmanabenfalifen Don (SorboDa 1031
Ijatte infolge ber ßcrfplitterung be« SReidß in Diele Heine
Staaten ben Stiften Spanien« bie @elegenl>eit geboten,
tyre ?Dtod)t bctrdd)tlic^ auSgubeljnen, unb Äöntg 3Rotamib
Don Seoilla fal> fld) ba&er genötigt, ben SRoraDifeenffirften
guffuf ju $fiife ju rufen, ber ben Triften am 23. Oftober
1086 bei Salaca eine furchtbare Xieberlage beibrachte, bie
Der^dngntöDoQ für bie d)rtfllid)en Staaten Spaniens geworben
märe, wenn Suffuf feinen Steg tyfttte auäuüfcen Tonnen.
Sufft&nbe ber ©ergfabglen bed S?agl>reb nötigten tyn jur
SRücHefyr; als aber bie fpanifd&en SRauren nun Don neuem
Don ben Glpriften fcart bebrdngt mürben, riefen jte Suffnf
1090 mieber tyerbei. Suffuf fam unb Derleibte ba« mokant*
mebanijcfje Spanien nun feinem Steige ein.
Siergig 3a&re fpäter mürbe ber aKorambenbgnaftte burd)
bie SUmotjaben ein 6nbe gemalt, bie, aus gleichem religiöjem
©runbe mie bie 3Kurabitin, als Anhänger beS auf ba*
äufeerfte auSgebilbeten ortljobojren @inl>eitSglauben« 3Rumad)ib,
aud ben füblidjen Sudgebteten unter §ü1)rung il>re8 äßafjbi
ÜJto&ammeb 3bn Sumart 1130 in ben SDtagfyreb einbrangen.
Vergeben« fugten bie legten 3RoraDiben biefer $od)f!ut ber
fanatifdjen Serber beS SübenS SBiberftanb entgegenjufefcen,
{ie mürben äbermunben unb ber fflegrünber ber neuen SDqnaftte,
ber Äalif Sbb el Junten, eroberte rafd) nid)t nur ben fDtaglpeb,
fonbern aud) Algerien fomie Spanien unb Portugal Don
1145—1147; Aufftänbe ber Vergfabtjlen Ijinberten bann
Dorfibergebenb fein mettereö Vorbringen, er nafjm bieg aber
balb mieber auf unb tonnte bei feinem SEobe 1163 feinem
5Rad)folger ein Sfcid) Ijinteriaffen, ba8 ftd^ im Sorben bi*
in ba8 ^erj ber iberiföen #albinfel, im Dften bis Stonejten,
im Suben bis in ben Suban hinein erftredte. 81« bie
©efd&td&te. 61
fpantfdjen SafaHenffirften bann triebe* Don ben ©jriften
(tat! bebrängt mürben, tarn tynen ber Äalif SU SJlanfor
1195 mit einem großen $eer gu ^>üifc unb beftegte fte Doli*
ftänbig am 19. 3ult 1195 bei SMarcoS. 2)a er iebod) toegen
ber Dielen Slufßänbe in feinem Steige tiefen glängenben
Sieg nidjt auSnüjjen lonnte, Ratten bte Triften toieber Seit,
iljre tfr&fte gu fammeln unb fdjlugen feinen SRadjfolger ent*
fdjeibenb in ber ©djlac^t Don SRaDaS be Stolofa am 16. 3uli
1212. Seitbem fanf aud) baS SRofcabenreid) aümäljlid) Don
feiner $ölje tyerab, gerbröcfelte infolge ber ewigen Sfofftänbe
ber Serberftämme in feinen Derfdjiebenen Seilen unb ßürgte,
nadjbem bie SRoljaben 1257 aud Spanien Derbrängt Karen,
1269 unter bem Angriff eines neuen SBüfienflammeS, ber
SBent 2Äerin, bie gu bem mächtigen SBunbe ber S^atad
gehörten, gufammen.
9Äit »edjfelnbem ©lad griffen bie Äalifen aus bem
®efd)led)t ber Seni ?D?erin in bie @efd)ic!e aller moljatn*
mebaniföen Steige Siorbafrifaö unb Spaniens ein, tyrem
Steige balb eine SluSbeijnung gebenb, mie es bie ber 3Rora*
Diben unb SDtoljaben gur 3eit ber l)öd)fien Slüte gehabt, balb
ftd) auf SWaroffo befd^rftnft fe&enb. So bietet bie ®efd)id)te
ber Stynaftie ber SReriniben baS ©IIb einer faft ununter«
brodjenen Äette Don Kriegen unb Slufßänben, aber bie
arabifd)*maurtfd)e Äuitur, bie jtd) aus Spanien nad) Sfrifa
geflü^tet $atte, fanb in ben fcauptftftbten beS 3Ragl)reb nod)
fruchtbaren ©oben, 3Us 1471 infolge furchtbarer Sföefceleien
in ber Äaltfenfamilie felbft bie £auptltme ber SKeriniben
erlofd), erljob ftd^ als Styronbemerber ein Sdjerif, ein birefter
üRadjfomme SlliS unb SatimeS, ber Softer beS $ropl)eten,
ttmrbe aber Don Sejtb äBatag aus bem gelbe gefdjlagen, ber
bie gtoeite Stynaftie ber SWeriniben begrünbete, bie bis jum
Saljre 1530, beg. nominell bis 1550 bie ©eföicfe beS Don unauf»
tybrlidjen Unruhen bemegten unb erfdjütterten Staates lenfte.
62 Geftfatye.
2>em Seifpiel be« crftcn 6djertfen folgten balb anbre
Ulad)fommen 3tti$ unb $atime£ unb feit bem (gnbe be«
15. 3a$rl)unbertS fe&en mir bie SSerfudfoe ber ©djerifen ftd)
mehren, bte 3Reriniben gu ftärgen. Slamentlid) mar e£ ein
*Rot)are8 genannter SRann, ber r auSgegeidfonet burd) Sfrömmig*
feit unb burd) feine nad)gemiefene Äbftammung Don ber
5£od)ter beS $ropijeten, unter bem Kalifen SRoljammeb 33en
SBatag, einen großen 3lnijang gewann unb biefe 3föad)t be*
trofcte, um burd) SRaubgüge unb Äufftftnbe ben @ultan gu
■fdjmddjen, Don biefem aber fdjlieglid) übermunben unb in bie
©uögebiete oerbannt mürbe, ©ein Sotyn SRoljammeb Sen
©djerif oerfudjte ben 93ater gu r&d)en, als i&m ba8 aber
tiidjt gelang, ergog er feine Söijne für biefe Aufgabe, inbem
er fte gunäd)ft an ben erften #od)fd)ulen be£ 3Rag1)reb mie
Slgtyptenö gu fyeroorragenben Geologen aushüben lieg. 3n*
folge iljreS ungemöljnlidjen SSiffenS mürbe ber eine, 3Ko^am=
ineb, bann als Äefyrer an ber Untoerfttät geg, ber anbre,
Sldjmeb, gum @rgief)er beS 2teblingSfol)neS beS Kalifen er*
itannt. 3" biefen einzugreifen Stellungen gemannen beibe
-grogeS Sfafebn, baS fte benufcten, um bie Drtyobojren um
jtd) gu fammeln, baS SSoIf gegen bie unter ben freigeiftigen
5D?eriniben galjlreidjer einbringenben ©Driften aufguljefcen unb
fdjlieglid) mit ber Vertreibung berfelben beauftragt gu merben.
Sin ber ©pifce groger #eere entriffen fte ben ^ortugiefen
unb Spaniern mehrere Drtfdjaften, bemächtigten ftd) bann
<aber unoerfeijenS ber $auptftabt beS ©uS, Sarubant, unb
eröffneten nun Don bort au£ ben Ärteg gegen bie 93eni Wenn,
inbem fte biefe d)riftenfreunblid)er Steigungen unb ber Sin«
fätprung d)riftltd)er jfttltur in ben 2Ragl)reb befdjulbigten unb
rbaburd) bas JBolf gegen fte gum Sufftanb gu bemegen fugten.
1526 fam eS gu einer @d)lad)t am Sab el flbib, in ber ber
ÜRerinibenfultan gelingen unb feine #errfd)aft auf ben
Utorben, auf baS Äbnigreid) §eg befdjräntt mürbe. S)ie
Gefällte. 63
beiben ©c^erifen, bie ftd) in bie $errfdjaft be8 übrigen
SWaroffo, mit ber Seftimmung geteilt Ratten, bafc nad) bem
£obe be8 einen bie ®ef amtljerr jdjaft ntc^t . auf beffen @öl)ne,
fonbern auf ben Überlebenben SBruber übergeben foUte —
eine SBeftimmung, bie für bie »eitere ®efd)td)te beö SRagljreb
fe^r fdjlimme Solgen fyaben foUte — gerieten balb mitein«
anber in. Streit unb Äampf, burd) ben baS gange £anb in
2Ättleibenfd)aft gebogen mürbe, aber bod) ben feljr gcfdjmddjten
SRerintben Don geg nidjt bie 2Wögltd)feit bot, bie £errfd)aft
über ben gangen 2Ragl)reb miebergugemtnnen. SDer jüngere
@d)erif: 3d)meb erlangte 1530 fd)lte&lid) baS Übergemtd)t,
Verbannte ben alteren nad) ber Dafe Safilelt unb machte ber
9Rerimbenbgnaftie 1550 tatfäd)Ud)ein@nbe,menngleidj beriefe
biefeS Stammet erft 1554 ftarb, nad)bem bie Surfen Algeriens
iljn vergebend gu galten gefudjt unb 1553 aud) bem ©djerifen
t>orübergel>enb geg entriffen Ratten.
3Me ®efd)td)te 9Karoffoö unter ber #errfd)aft ber erften
„faabitifdjen" Stynaftie ber ©djertfen, mie fpäter unter ben
bid fyeute regierenben ber gilelt aus Saftlelt ift furchtbar
Mutig. Sebe S£l)ronbefteigung mar öerfnüpft mit gal)lreid)en
85ermanbtenmorben innerhalb ber mehrere Saufen be gd^lenben
gamilie ber ©djerifen. 35a8 9teid) mar aufeerbem ber ftete
®d)auplajj innerer Äämpfe unb Kriege ber oerfdjiebenen
Stamme untereinanber unb namentlich ber Sultane gegen
bie auf iljre Unabhängigst eiferfüdjtigen ®ebirg$ftämme unb
SBüftenoölfer, menn biefe bie fälligen SEributgaljlungen Der*
meigerten ober menn fte infolge gu groger Ausbeutung ober
aus anbern ®rünben fld) gegen bie ©djerifen empörten,
beren faftifdje #errfd)aft ftd) faum jemals auf längere Sauer
über bie ®ebirg«lftnber unb über bte SuSgebtete ijinauS er«
ftrecfte. Sud) ba« SBerljältni« ber ©d)erifen mar fomit ben
©ebirgS» unb SBüftenftftmmen gegenüber baS ber 2el)n8t)erren,
bie tyren SBafattemrälfern notgebrungen unumfdjrfinfte ©elbft*
64 ®eföid)te.
regierung gemäßen unb fid) mit einem feljr mäßigen Sxibut
Don i&nen begnügen, tiefen fogar oft nod) mit SBaffengewalt
eintreiben mußten.
£ro$ biefer beftdnbigen inneren SBirren unb Unruhen
entbehrte ber SWagfjreb unter ben ©djerifen nad) äugen f|in
ntdjt eine* großen JlnfetynS, unb unter ber Regierung be«
mnkt) 2lbu »bba* «djmeb el SKanfur, 1578—1603, erreichte
er eine SluSbefynwig, mie geitenmeife unter ben SRoraoiben
unb SRoljaben, erftrecfte ftd) nad) ber (Sroberung Simbuftu*
bis an bie ©renken Don Sornu unb ®uinea.
Um bie Witte be« 17. 3al>rl)unbertS traten jebod) mieber
üöttig anard)ifd)e ßuftänbe ein, baö 8teid) löfte ftd) in gafyU
reiche fleine gürftentmner auf, bie friegerifdjen ©erberftämmc
matten ftd) oöQtg unabhängig, unb fo waren bie 33erl)ält-
niffe gänftig für tattrdftige ®egner ber ljerrfd)enben Stynaftie.
S)tefe erftanben au« einem ber gat)Uofen SRebengwetge ber
über ben gangen 3Kagl>reb verbreiteten @d)erifenfamilie, aus
bem $aufe beö 27. 9taä)fommen gatime« unb 8lliS: 9bi
S9en 2Ro$autmeb ®en »li 33en g)ufuf in Saftleit, beffen ©ot>n
SRulet) ©djerif unb beffen Don einer Negerin geborner ©oljn
3D?ulet) (Sr4Rafd)tb 1664—1672 als bie eigentlichen »egrfinber
ber gmeiten tyeute Ijerrfdjenben @d)erifenbt)naftie ber §ileli
gelten.
2)a$ Sugenmer! ber erften Kalifen aus biefem §aufe
war auf bie Vertreibung ber Triften aus bem ÜRagljreb
gerietet, unb bis auf Geuta unb bie anbern $rejtbio8 ber
Spanier gelang es iljnen and), ben Triften ben größten Seil
tyreS SBejtjjeS gu entreißen. 2Rit §üfe ber SRegergarbe, aus
ber allmäljUd) bie Äerntruppe beS ^eereS mürbe, brauten
bie ©djerifen aud) mieber bie ftörriföen Serberftämme beS
Snnern gu bem früheren freien 33afaflenDerl)ältniS guräd unb
bebten baS Sleid) bis weit in ben ©uban hinein aus.
2)iplomatifd)e Regierungen gum ÄuSlanbe mürben, namentlich
©eföid&te. 65
t)on ben aud) burdj l)olje Silbung auSgejeidjneten Kalifen
be8 18. unb 19. SaljrtyunbertS angefnftpft, bie Semü^ungen
eingelner üon Ujnen, tote 2Rulei) SRoljatnmeb 1757—1789,
SWuleg ©oitman 1789—1822, «bberra^raan 1822—1859,
europfttfdje Kultur einzuführen, (tiefen aber meift auf ent*
fdjiebenen SBiberftanb ber Drt&oboyen. Unter @ibi Sßoljam*
web 1859—1873, 2Meg el $affan 1873—1894 unb bem
feit 1894 regierenben ©djerifen Sßulei) 8Lbb el &gij traten
»efentiidje SSeränberungen nid)t ein, e8 fei benn, bafe bie
raupen Sitten früherer S^ten attmffl&lid) etwa« gemilbert
mürben.
2) i triff, Slaroftofrage.
Der Vtlaofrub xmb bie d>rijHid>m Staaten.
6eitbem bie Seftgoten nnb bie Sggantiner an£ SKaure*
tauten Derbrängt umreit, Dergingen 700 Saljre, oljne bafe
ein anbred 38olf e£ Derfuty tyttte, mieber anf magfyrebimföem
93obea gufe ja faffeu.
2)ie $rangofen behaupten jwar, SanbSlente Don iljnen,
frangöftföe ©Ziffer, gälten ftd) fe&r frülj fdpn an ber norb*
toeßafrifaniföen Äüfte niebergdaffea, nnb e£ ift ja DöUig
©aljrfdjeinlid), bafi bieg gelegentlich gefd)el>en, aber ba£ war
benn bod) Don feiner Sebentnng für bie ®efd)i$te biefeS
Sanbe*. 814 (oUen and) bie Normannen biefe Äüfte ge*
branbfdjafct, ärgila gegrünbet unb ft$ bort niebergelaffen
Ijaben. Sad) bieS war Don feinem ßinflufc anf ba£ Sanb.
ßbenfo ift ber @treifgug, ben ber König ber ftanariföea
Snfeln Setyencourt um 1405 bnrd) baS biefen 3nf du gegen*
übergelegene Afijienlanb unternahm, DöQig belanglos geroefen.
Um jene Qtit begann aber nnter arabifdpn ßinflüffen
bie (Srbforfd)ung ftd) feljr auSgubeljnen unb jte fanb nament»
lid) am $ofe Don Portugal grofteä Sntereffe nnb Sortierung.
$ring $etnrid) ber Seefahrer fa&te befonbere SSorliebe für
biefen @tubiengmeig unb l>at burd) ben unermüblidjen ßtfer,
mit bem er bie fagen^afte Stlanti*, ben @eeu>eg nad) Oft*
inbien unb bem Steige be$ $riefier8 Soljanneö fud)te, feinem
Sanbe unb ber gefamten Sftenfdfteit burd) bie bamit bebingte
mistige görberung be* 6d)iffSbaue8 unb gegebene Anregung
$er 2ttagf)reb unb bte $rifHidjen Staaten. 67
$u (SntbecIungSreifen gro&e SMenfte gcleiftet. ffla jebod) alle
SSerfudje, ben füblidjen Seil beS atlanttfdjen Dgean« gu er«
forden unb Sfrifa gu umfdjiffen, gunädjft DergebenS blieben
unb bte Skiffe md)t ineit über baS Aap 9hm fytnauS Dor»
drangen, fo lam er, um feinen SanbSleuten {ebenfalls einen
SBeg nad) bem fernen Dften, beffen ©djäfee fo überaus be*
flel)rt waren, gu eröffnen unb tljnen biefen reiben ^anbel gu
ftdjern, aud) auf ben ©ebanfen, unbefdjabet ber »eiteren
SBeftrebungen gur See, baS erfefynte ßiel auf bem Sanbwege
p erreichen. 2luS biefem Orunbe, unb ©eil tijm ferner audj
Die ^rud)tbarfeit beS 2Ragf)reb unb ber Seßfc biefeS reiben
SanbeS begehrenswert war, faßte er ben $lan, e$ gu erobern,
um Don bort aus ben überaus ergiebigen ©uban* unb
3Snbtenf)anbel gu beljerrfdjen. SMefe materiellen wirtfdjaftlidjen
Sntereffen beö Snfanten fanben jebod) bei Äönig Sodann L
unb ber Königin $l)ilippa leine genägenbe Unterftüfcung unb
fcer Infant gab feinem Sßlane baljer religiöfen ß^arafter,
inbem er bie Unterwerfung beS ÜRagljreb unter bte Sefyre
<S(jrifit als ein gottgefälliges SBerl barftedte. 35ie fe^r ftreng»
^laubige Königin würbe nunmehr letdjt bafär gewonnen, unb
es würbe eine anfeljnlidje flotte, gu ber nadjljer nod) einige
*nglifd)e ®d)iffe fließen, unb ein Äreugfyeer Don 50000 SRann
äufammengebradjt, mit benen guerft Sanger erobert unb gum
©tüfepunft für bie weiteren Unternehmungen gemacht werben
foflte.
3Me geringe Kenntnis ber feljr ftarfen Strömungen in
ber Meerenge würbe aber bie Urfadje, bafj bie flotte Don bem
ÄurS nad) Sanger abgelentt würbe — bie Sßortugtefen be-
haupteten fpfiter, bie ©jrpebition fei Don Anfang an gegen
(Seuta gerietet gewefeu — unb gum Seil auf bie £öl)e Don
(Seuta, gum anbern in bie ©ew&ffer Don SKalaga geriet. 35te
SJewoljner Don Geuta würben burdj baS (Srfcfteinen biefer
€$iffe unb einer ber irrigen bei weitem überlegenen ÄrtegS*
5*
68 $et Wlaghteb unb bie djrlfUH$en Staaten.
fdjar fo oottftänbig überrafdjt, bafe fte oljne vetteren SBiber»
ftanb fapitulierten. So mar biefe megen tljrer Sage fo feljr
mtd)tige Stabt, bie Dörfer audj fdjon einige &tit im Seftfc»
ber Oenuefen gemefen mar, 1415 mütyeloS für Portugal ge-
wonnen unb ift fettbem, trofc totcber^olter SBemüljungen, fte
mieberguerobern, ftets in frembem fflepfe geblieben, benn
nad)bem fte 1580 in ben Spaniens überging, ift fte aud>
nad) ber SBieberljerfteHung beS Königreichs Portugal oon
Spanien ntdjt mieber herausgegeben morben.
SMefer leiste unb glängenbe (Srfolg fpomte ben Infanten
$einrid) an, auf ber betretenen 33aJ>n fortgufd&reiten. 9tod>
3ot>annS I. Sobe manbte er ftd) an König Suarte um bie
SMittel gu einer neuen (Sjrpebitton. Geuta fofiete aber fe^r
oiel, bie Staatseinnahmen waren fnapp unb bie Seeunter*
nefjmungen beS 3nfanten erforberten otjneljin fdjon Diel ©elb*
35om 35uarte Derzeit ftd) batjer abletynenb unb manbte ft<f>
bann, auf weiteres ©rängen, an ben $apft um eine @nt*
fdf>etbung in biefer Sad)e. Obgleich bie Slntmort beS $apfte*
ungünftig für 3)om £enrique mar, fo ftanb biefer bodf> ntdjt
oon feinem $lan ber Sefefcung SangerS ab, unb unter
großen Opfern mürbe ein Korps Don 6000 2Rann gufammen*
gebradjt, baS unter bem 33efel)l ber Infanten #etnrid) unb
gerbinanb 1437 na$ SKaroffo überfefete, aber bei bem erften
Sufammentreffen mit ben SWagljrebinera ooflftänbfg gefdjlagen
mürbe. SBeibe Infanten gerieten in ®efangenfd)aft, unb
Geuta foüte nun ber $reis für tljre Befreiung fein. $einri$
mürbe aus ber £aft entlaffen, um in Siffabon barüber gu
oerljanbeln; 35om gernanbo blieb als Oeifel gurficl unb
mürbe, ba £etnrid) ftdt) ntd)t gur Verausgabe entfliegen
tonnte unb aud) SDom 35uarte i^m enblidf) rniHf a^rte, nad^ $re$
geführt, mo er nad) langer marterooQer Äerferfyaft bem @^rgeig
unb ber £artljergtgfeit feines SruberS gum Opfer fiel unb
1443 Eingerichtet mürbe, $etnridf), ber ben SBert SRarotto*
$er 3Ragl)re( uttb Me $tifiltdjen (Staaten. 69
über alle* Ijod) fdjdjjte unb öon feiner Seftjjergreifung nidjt
abfte&en woüte, verlangte nun jwar, ben Stob feine* SruberS
ju rädjen, unb wufcte unter btefem SBorwanbe, n albern er
1440 am 3Mo Oro eine Reine Stieberlaffung gegrünbet unb
ftd) oon ber römtfdjen jhtrie 1446 eine SBuDe ermirft
jjatte, burd) bie Portugal bie Dberljoljeit über SWaroffo
jugeforodjen würbe, Äönig aifonö V. ju befiimmen, bie Mittel
ju einem neuen #eere3guge gu bewilligen, burd) ben 1458
Älfafer Seguer in Portugiesen Seftfe gelangte. @rft nad)
$einrid)8 Sobe würbe 1468 2)ar ei Seiba, 1471 Slrftla unb
bann aud) in bemfelben Saljre Sanger erobert, ba£ 1662 als
Mitgift ber $ringef{tn Äatfcarina, ber Softer beS £ergog8
Sodann oon Sraganga, bei tyrer Verheiratung mit Äarl II.
Don (Snglanb an biefeS fiel, Don @nglanb aber 1684 fc^on
alö ju toftfpieliger Seftfe trofc beS (SinfprudjeS Portugals an
ben ©c^erifen SWulei) gSmael jurücfgegeben mürbe unb feitbem
maroffanifd) geblieben ifl 3m Saufe ber gleiten Hälfte beS
15. unb ber erften #älfte beS 16. Saljrljunfrerts würben
t)on Portugal nodj jatjlreidje Heine (Sjcpebttionen gegen ben
SRag^reb ausgeführt unb an ber fd)Wad) beöölferten Äüfte
eine Steige Don Drten erobert unb neue Slieberlaffungen an»
gelegt, fo bafe bie gJortugiefen in 9lrftla r Slnafe (Gafablanca),
»gabir (1503), »jemmur (1505), SKajagan (1506), ©äfft
(1507), 3Kogabor wertoofle ©tüfcpunfte für tl)re ©djiffaljrt unb
tljren £anbelst>erfel)r gewannen unb bie SBeftfüfte beS 2RagI)reb
in gewiffem Sinne beljerrfdjten, ba bie SKaroffaner auf ben
Sejtfc ber Dgeantüfte nad) wie Dor fein ®ewtd)t legten.
Stadlern bann jebod) bie SWertniben gefturgt waren, bie einem
freunbltdjen ßinüerneljmen mit ben Sßortugiefen unb überhaupt
mit ben (Sljriften geneigt waren, richtete jid) baS Slugenmerf
ber Segrünber ber ©djerifenbijnaftte sunädjft auf bie SBer*
treibung ber $ortugiefen unb Triften aus SRaroffo, unb ber
33eftfc ber erfteren würbe fd)lte&lid) auf Sanger unb (Seuta
70 2>er aJtaflfyreb nah bie ($rHHW$en Staaten.
unb einige unbebeutenbe £&fett an ber Dgeanfüfte befdjrftntt.
Sttefer Umftanb unb ber ©laubenSeifer beS Wniglldjen
©djmärmerS 3)om Sebaftian bewogen biefen, ben $lan eine*
ÄreuggugeS gu faf[en f burd) ben ÜKaroffo bem Gljrifientum
gewonnen »erben foUte. SBteberljolt waren 1574 Don Sanger
aus SSorftö&e gemadjt, aber immer gurüdtgefölagen Worten»
1578 brauen £tjronftreitigfeiten in SKaroffo au«. Slbu ab*
baflal) SKotjammeb Ijatte ftd) gum #errn be£ SanbeS gemalt
unb — wie es meift gefäal) — alle bie SBrüber unb SScr*
wanbten getötet, Don benen er Beeinträchtigung feiner 9Wad)t
gu furzten fjatte; in feinem Dnfel abb*el*TOelif erftanb iljm
enblid) ein gefährlicher ©egner, ber Ujn mit $ilfe eines Dom
©ei) Don »igier erlangten $ilfforpS Don 6000 Surfen jtürgte.
SKofyammeb begab fid) nun nad) gtffabon unb bat Äöntg
@ebaftian f ber biefen Umftanb für einen Singergeig ©otteS
Ijielt, um $ilfe. Obgleich abb«eMReltf iljm SSergro&erung
ber portugtejtfdjen SBejtfcungen guftdjerte, lehnte ber fanatifdje
@ebaftian bieg anerbieten ab unb forberte bie gange (Sljriften*
Ijeit gu einem Äreugguge gegen 2lbb*el»9ReUf auf, ben er
ftürgen, beffen 3tetdj er für Portugal erobern unb in ba« er
SRoljammeb als SetjnSfürften eingufefcen gebaute. $ljilipp H-
unb anbere dürften rieten bem tbealiftifdjen religiöfen
©djwärmer auf baS bringenbfte, Don biefem Sßlane abgu»
laffen. @ebaftian aber beljarrte barauf unb bradjte mit
SRülje ein #eer Don 18000 ORann gufammen einfd)ite&lid)
ber 2000 ©panier, bie Styilipp IL, 3000 35eutfd&e unter
Sfyalberg, bie ber $rmg Don Dramen, unb 600 Staliener,
bie Sßapft ©regorXIIL gu £tlfe gefättft fyxtte. 8m 17.3uni
1578 fegelte Sebaftian mit biefem #eere ab, unb obgleid) er
aud) nun nod) Don ^IjUipp II. unb Don Stuppenfütprern, bie
im Äriege mit ben SKaroffanern erfahren waren, Dor bem
Unternehmen gewarnt würbe, gog er mit SRoljammeb, ber faft
gar leinen Slnljang gewonnen Ijatte, gegen abb*el*2ReUf gu
$e* $Ratf)xib unb bie c^rlftlic^en (Staaten. 71
gelbe unb erlitt am 4. «uguft bei »lf agar Äebtr eine fcoüftönbige
SRteberlage, in ber er felbft, fomte aUerbtngg au$ bie beiben
maroRanifdpn ®egner, unb fein $eer bis auf 60 9Rann ben
Stob fanben. $ftr Portugal »ar bie golge biefer S3cr«
ntd)tung8fälad&t ber SBerluft feiner Selbftänbtgfeit, eS fiel 1580
an Spanien unb mit iljm natürlid) aud) fein maroRanifd)er
»ejty. @rft 1640 erlangte eS feine Unab&ängiglett lieber
unb 1643 erhielt e8 aud) Sanger gurfidt, Ȋljrenb Spanien
(Seuta für ft$ behielt. Portugal l)at fpäter nidjt lieber
ernfllidje 5Berfud)e gemalt, in SWaroflo ©influfe gu gewinnen,
»o ed nur nodf> SRagagan unb einige anbere fleine Äfiftenorte
behielt, ba e£ mit feinen SBefifcungen in Dflaflen unb @üb*
amerifa genug gu fc^affen Ijatte.
©ie djrtftltd&en Spanier Ijatten, fo lange fte in tyrem
eigenen Sanbe mit bem Kampfe gegen bie ©laubenSfeinbe
befcftäftigt »aren, ntdjt baran beuten formen, gegen fte aud)
im SMagtyreb gu gelbe gu gießen, Äaum aber mar ber lefcte
SBiberftanb gebrochen, ben SWauren 1492 ber lejjte Stüjjpuntt
©ranaba entriffen, ba lenfte ttjr fanatifdjer OlaubenSetfer
ftd) um fo efyer auf ben Sßlan, einerfeitS Vergeltung gu üben
an ben SDtoroRanern für bie lange #errfd)aft, bie fte über
gro&e Seile Spaniens ausgeübt, unb für bie Unterfiüfcung,
bie fte iljren fpaniföeu ©laubenSgenoffen gemährt fyatten,
anbrerfeitS Slfrifa bem (Sljriftentum gu gewinnen unb bamit
gugleid) bie «fcerrfdjaft beS d&rifilid&en Spanien auf SRorbafrifa
auSgube^nen.
3Me SWaroRofrage, bie für bie Sßortugiefen eine über»
nriegenb »irtfdjaftspolittfdje gcmefen mar, mürbe für bie
Spanier gunädjft eine übermiegenb religiofe.
3Me Entfaltung ber Seeräuberet tarn bagu, bie Spanier
gu beranlaffen, an bie (Sroberung ber gegenübergelegenen
Äüfte gu beulen unb ba« erfte Unternehmen, baS nun aus-
geführt mürbe, bleute fogar biefem Qrotd. ©er $ergog *on
72 S>tt Wa$vib unb bie ^riftlWjen Staaten.
ÜRcbtna Sibonia eroberte 1496 bie uralte, Don ben $l)ö*
nigtern gegrünbete Stobt äReltHa, bie gu allen Seiten einer
btt toicfctigflen Stfifcpunfte ber berüchtigten 9ftifpiraten ge>
»efen »ar. Alle SJemüljungen, barüber fcinau« in baö 33erg»
Jtonb Dorjubringen, maren aber oergeben«. SBenn fte fpäter
1608 ben helfen Don SSeleg be la ®omera, 1673 ben Don
^Utjucema« nnb 1848 bie fleinen Sljafarinaöinfeln bagu er«
oberten, fo blieben au$ biefe ^reftbtoS, bie fogar t)inftd)tlid)
iljrer Verpflegung in SfrtebenSgeiten auf bie benachbarten
Stämme angemiefen ftnb, iebigltd) ftrategtfdje Stfifcpunftej
bie {einerlei Sebeutung gemannen. 2)er SJeftfc Don (Seuta
erlangte ja aud) leinen fyötyxn SBert, ba aud) er auf baS
@tabtgebiet befdjränft aar,. lein $interlanb ^atte f unb in
ben fünf Saljrijunberten, bie biefe @tabt nun ben ©ftrißen
gehört« §at fte weber ben $ortugiefen nod> ben Spaniern bagu
gebient, größeren Sobenbeftfc in SRaroffo gu ermerben no$
aud) bem (Sljriftentuut bort Ausbreitung gu oerfdjaffen.
Unter Äarl III. mürbe baljer aud) ber $lan erörtert, biefe
tofifpieltgen, nufelofen Seftfeungeu aufzugeben; ber National*
ftolj tyinberte feine Ausführung.
@ttoa$ erfolgreicher gmar, aber bod) in feinem SSerljältnt«
gu ben aufeerorbentlidjen Opfern an @elb unb 3Wenfd)en
jtetyenb, maren bie £eere$güge be« Äarbinal« 3tmeneg
be (SiSneroS gegen Dran, baS erft nad) ber gmeiten, feljr
t>erlufireid)en Unternehmung, 1509 erobert mürbe, baS bis
1708 in fpanifdjem SBefife blieb unb bann nod) einmal Don
1732—1791 an tljn gelangte, um barauf bauernb ben Algeriern
gugufatten. Spätere SSerfudje, ben #erb ber Seeräuberet be«
3Rittelalter«, Algier, gu erobern, trugen ben Spaniern 1516,
1518, 1529 nur bie fdjmerfien SRieberlagen ein. 35emmäd)tigen
Äaifer ÄarlV. unb feinem ©ro&abmiral ^ergog ©oria erging
e« bei ben oerfd)iebenen großen Unternehmungen Don 1531 unb
1541 nidjt Diel beffer, unb bie Don ben furdjibarften ©reuein
,S)er Wla$xtb unb Me djrifilfdjen Staaten. • 73
begleitete (Eroberung Don SEumS, 1535, Ijatte boct) aud) nur
Dorübergefyenben (Srfolg* (Sbenfo enbete ein 1775 gegen
Algier gerichtetes Unternehmen mit einer Dollen SMeberlage.
2>ie Reinen (Srfolge Don 1510, mobei Sugta, 1511 Tripolis,
1550 SRafyabta erobert mürben, mögen bie gemaltigen Opfer
ber Dielen großen SRteberlagen nid)t auf unb fte maren nid>t
tmftanbe, bie ©eerftuberei etngufdjranlen.
3Me »ejifcungen an ber SBeftffifte gjtorottoS, bie bie
$ortugtefen nod) befa&en ober bie bie Spanier Don ben
$ortugiefen übernommen Ratten, gingen bis auf SRagagan,
baS bis 1767 portugiefifd) blieb, im 17. galjrfcunbert Der«
loren, fo @afft 1641, Sa 2Kamora 1681, Saradje mit fran*
S5ftf$er $ilfe 1689. aber aud> Genta gu erhalten, Foftete
Diele 3Rülje. So mürbe Don 1694—1720 Don einem ber
tatfräfttgften Sultane, SRuleg 3Smael (1672—1727), un*
unterbrochen um biefen Sßlafc mit ben Spaniern gefämpft,
bis eS biefen nad) 26 jährigem, Dergeblidjem, blutigem fingen
gelang, bie SRaroffaner burd) eine iljnen beigebrachte ernftere
sflieberlage gum ^rieben gu gmingen.
3Me ©djäbigungen, benen ber ©eeoerfeljr auf bem ÜRtttel*
meer feit bem frühen Mittelalter fettend ber norbafrifanifdjen
Äfiftenbemotyner ausgefegt mar, trafen Dor allem bie tta*
lienifd&en JpanbelSrepublifen fe&r ferner. Set ityrem prafc
tifd)en Sinn unb angeflehte ber Unmöglidjfeit, iljren #anbelS*
fdtfffen burd) iljre ÄriegSfdjiffe ben genägenben @d)ufc gu
jtdjero, lamen bie Italiener fetyr früt) auf ben ©ebanfen,
burd) Verträge mit ben Seeräubern unb, menn erforberlid),
burd) Ballung Don Tributen an fte bem Übel in etmaS gu
fteuent. ©leid)geitig aber richteten fie in ben SBarbareSfen*
ftaaten Äonf ulate ein, beren 3nt)aber für bie Slufred)teri)altung
ber SertragSDerfyftltniffe, für bie görberung ber I)eimifd)en
Sntereffen unb bie Ausbreitung ber ^anbelSbegie^nngen tat*
frdftig einzutreten Ratten, 3)ie ©enuefen unb SSenettaner
74 %tx SDtagfytb unb bie <$nfltt<$en Staaten.
gingen in biefer äkgiefytng namentlich mit glängenbem Sei«
fpid nnb grofeem ©rfolge üor. 3m SRagfyreb fanben fte an
ben bortigen Sr&gern bcd ^anbeWDcrfc^rd r ben Suben, ge*
fdpcfte nnb unermübltdje ©efylfen nnb Sermittler, fo ba&
italienifdje SBaren aud) bort guten Eingang fanben.
S)ad Setfptel ber Staliener regte and) bie franjöftfdjen
äanfleute gur 9ta$folge an, fte untren febod) weniger erfolg«
reid) nnb i&re Sdjtffe toaren ba^er nod) metyr ben angriffen
ber Seeräuber audgefefet ald bie jener, ©er ftreuggug
gubtoigd IX. Don granfreid) gegen £unid, 1270, bleute ba&er,
obgleich er in erfter 2tnie in ben mQftifdpreiigiöfen Steigungen
bed ifönigö feinen ®runb fyttte, bod) and) bem Qatdt, bort
einen Stüfcpunft gu gemimten, Don bem and bie frang6ftf$e
@d)iffaljrt geföüfct werben fonnte. ©er $ob bed ifönigö
nnb etned großen Seite ber tfrengfafyrer an einer Seudje
Derlpnberte bie Ausbeutung ber einnähme ©olettad unb bad
Unternehmen mar erfolglos.
Smmerljtn Ijatte ed bie Äugen ber ffrangofen auf Sfrita
geienft, bad 3nteref[e bafär gemecft unb bie fe^r ergiebige
ftorallenftfdjerei an ber granfretd) gegenübergelegenen alge»
rifdjen Äfifte bemog fte, gu Derfud)en, burd) Verträge unb
äonfularoertreter einigen ®d)tt|j gegen bte Seeräubern gu
erlangen. 2)ad gefdjaty burd> eine Vereinbarung Don 1520,
burd) bie fie ba& Stedjt ber &ora!Ienfifd)erei groifd)en Jabarfa
unb Sona ermarben. 2Me @d)&bigungen burd) bie Straten
Hegen aber nid)t Diel nad), nnb Sfrang I., ber mit Sultan
Soliman freunbfdjaftlicbe Regierungen angefnftpft fyitte, bie
er gegen Äarl Y. audnüfcte, fal) ftd) Deranlafct, mit il)m als
bem oberfien 2e!jndl>errn ber SBarbaredtenftaaten gum Sdju^e
bed frangbftfd)en Seetyanbeld 1536 einen #anbeldoertrag ab«
gufdjliefeen, beffen toefentlid)fte fünfte toaren: freie Sdjiffa&rt
ber beiben 3Räd)te in ifyren begfiglidjen Oetofiffern; ttnoer«
Iefcltdjfett ber Äonfuln, bie bid bafyin e&er ald ©eifein, benn
3>er Wlagfirtb wnb bte c^tiftli^en Staaten. 75
als btplomattföe Vertreter betrautet würben; 3uri«biftton
biefer Äonfuln in ben bürgerlichen Angelegenheiten iljrer
Sanböleute; ^Befreiung ber ©flauen.
S)a bie Äorfaren |ebod) tiefen unb bte mit Ujnen btrelt
gefdjloffenen Verträge nidjt ftreng beamteten, fo ergielte
Äarl IX. neue, burd) bie granfreid) ber Äüflenljanbel gmifd)en
Äotto unb £abar!a gang überlaffen unb baS Saftion be fjrance
jutn ©df>ufc ber franjöftfdjen Untertanen unb gntereffen ge*
fc^affen umrbe. 3a, ba bie algerifd&en Giraten ftd) immer
nod) an frangbjtfdjen ®d)tffen vergriffen, backte ftarllX.
baran, ba£ $afd)alif Algier gu befefcen unb e$ unter Sin*
erlennung ber türfiföen Ober^o^eit burd) feine ^Beamten
vermalten gu laffen. 2)ie großen Soften, bie bie 2lu8fü&rung
biefeS Sßlanä erforberte, unb bie nid)t minber großen, bie ber
gur (Spaltung biefeS SJejtfceS nötige SWad&tauftvanb bauernb
verurfad)t fyätte, gtvangen tt|n, bavon abgufte^en.
Unter ^cinrtd^ III. nmrbe 1577 ein fifinbigeg Äonfulat
in Algier erridjtet. $etnrid) IV. erneuerte bie Verträge mit
ben SBarbareSfenfürften, aber bie Seläfttgungen bauerten
fort unb immer nneber mußten ©trafeypebittonen auögerüftet
unb burd) ©rneuerung ber Verträge bie Äorfaren in ber
Ausübung itjre« (SetverbeS tunltdjft befd)ränft »erben, bis
enblid) 1830 ba& Unternehmen ausgeführt mürbe, burd) baS
fjfranfreid) ben $lan ÄarlS IX. nid^t nur vernnrfltdjte, fonbern
audj, entgegen ben Dörfer abgegebenen S3erfid)erungen, ba&
eS leine bauernbe SBejtfcergreifung be$ SanbeS beabftd^tigte,
Algerien tatffid)lid) feinem Steige einverleibte.
35tefe engen Regierungen ber frangöftfd&en Regierungen
mit ben SBarbareSfenftaaten bradjten aud) foldje mit ÜRaroffo
mit fid) unb 1577 feljen nur in §eg unb SRarrafefd) bie
erften frangöfifd)en Äonfulate eingerichtet. 35ie afttfriraten
unb bie von @ale unb anbern tfüfienftäbten am Dgean
fümmerten fid) jebodf) utdf)t um »ertrage unb Äonfuln, unb
76 2>er SRagfyreb unb bie $riftfidjeit Staaten.
ber grojje 8uffd)mung, ben bcr frangöftfdje Seefyanbel infolge
ber Orfinbung mehrerer groger Sd)tffal)rt«gefellf<l)aften naljm,
tarn ben Äorfaren fe^r gugute, foUen bodf) nad) ben Angaben
Don Sftagtlty Dom Sa&re 1626 in 8 Sauren „meijr als 6000
Triften gefangen unb für 15 Millionen SBerte gefapert
Korben fein, toooon gtoei drittel allein auf granfreid) tarnen."
35er 2Ralteferritter unb Ijolje Seeofftgier Sfaac be SRagtlh)
begab fic^ 1619 an ben $of be« Sultan«, um mit tym aber
gretyeiten gu unterljanbeln, bie ben frangöftfd>en tfaufleuten
in SRaroffo getoäljrt »erben foQten. ©er Sultan mar bcm
SBunfdj ntc^t abgeneigt, als Sftagilli) aber 1624 mit genügenben
SBoflmadjten nrieberfeljrte, Ijatte ber Sdjertf infolge fdjltmmer
Erfahrungen, bie er mit einem ffrangofen gemalt, feine
SReinung geänbert unb fudjte fld) an Ujm unb feinen 33e*
gleitem fdjablo« gu galten für einen Seil ber verlorenen
Summen. 3tagilty legte nun SRid&elieu 1626 eine ©enffdjrift
Dor, in ber er bie 3Bid>tigfeit ber SBejifcergreifung Don
SRogabor als Stüfcpunft für einen regen JpanbelSDerfeljr
gtotfd&en granfretd) unb SRaroffo barlegte. Sein weiterer
$Ian aber toar, SWarotto überhaupt ber Oberwelt fjfranf*
reid}8 gu unterwerfen. 1629 mürbe bie Erlaubnis gu bem
geplanten Unternehmen erteilt, es fdjeiterte jebod) infolge
nngfinfttgen SBetterS. 1631 erft mürben gmei Serträge, am
17. unb 24. September, Don SRagiUty mit bem Äatfer Don
SWaroffo abgefdjloffen, bur$ bie ber SdjiffSDerfetjr geftetjert
unb bem frangöjtfdjen ^anbel toettgeljenbe ^ret^eiten be-
willigt mürben. SJemerfenStoert ift in tiefen Verträgen
befonberS aud) bie Sebingung beS SuitanS, bafi bie gran*
gofen ben Spaniern leine $ulfe gegen SWaroffo unb ben
Slufftftnbif$en leine SBaffen unb Munition liefern fottten-
$anbel«fretljeit unb freie SReligionSübung mürben betberfeitö
bemilligi; frangöjtfd&e Äonfuln foQten in ben größeren $&fen
inftaQiert toerben. 2)ie (befangenen follten freigegeben unb
©er 2Jtog$teb unb bie djrijHW&en Staaten. 77
neue ntdjt meljr gemalt werben. 2)iefe leitete Seftimmung
würbe jebod) Don ben Giraten Don @ale nic^t beamtet, aud)
nadjbem 1635 ein ©rgängungöDertrag abgefdjloffen war.
1682 mürbe gwifd&en SRuIeQ SSmael unb Subwig XIV.
ein ^rieben«*, ©djtffaljrt«* unb £anbel8Dertrag abgefd)loffen.
1693 fachte ber Sultan if)n bafyin gu ergangen, ba& er ben
fö^arafter eines DjfenjtDbünbniffeS gegen Spanten erhielt.
35ie ttntertyanblungen führten jebod) md)t gum 3^1- @3 fei
hierbei ermähnt, ba& 3J?uleQ ggmael ftet) aud), atterbingS
DergebenS um bie £anb ber Sßringefftn be ßonti, ber Softer
Don SRme. be Sa SßaHiere, bewerben lieg.
1767 würbe, nadjbem 1765 bie Jäten ber Äorfaren Don
Saradje unb @ale ba£ Sombarbement beiber Stäbte feitenS
ber Sfrangofen gur golge gehabt Ratten, eine Äonoentton
abgefdjloffen, bie im wefentlidjen auf bie Abmachungen beS
Vertrages Don 1682 IjinauSfamen. SDurd) § 11 würbe
jebod) bie wtd)tige Seftimmung getroffen, bafa bie eingeborenen
ntaroffaniföen ^Beamten unb Sebienfteten ber frangöfifdjen
Äonfulate ber frangöPfdjen ®erid)tsbar!eit unterließen füllten.
@3 würbe bamit alfo baS SdjujjgenoffenfdjaftSDer&äliniS
gefdjaffen.
9tad) einigen (Srgängungen biefeä Vertrages in ben
Sauren 1824 unb 1825 war ber nfidjfte unb bis in bie
neuefte Seit gültig gebliebene SpegtaiDertrag gwifd>en Sfranf»
reid) unb SRaroffo bann ber am 10. September 1844 in
Sanger abgeflogene, burd) ben ber infolge be$ StafftanbeS
8bb«eW?aberS entftanbene Äonfltft beigelegt unb ber burd)
baS ©rengregulierungSabfoutmen Dom 18. ÜDtärg 1845 er«
g&ngt würbe.
33on ber 3*tt an, ba (Snglanb eine bebeutenbe ©eemad)t
würbe, ba $anbel unb Oewerbe großen 2luffd)wung nahmen,
fud)te es natürlid) aud) in SKarolfo 33oben gu gewinnen, unb
bie erfolge ber ttaltentfd)en unb ber frang5jifd)en Äaufleute
78 Skr Wogfreb unb Me $tifHt$en Staaten.
veranlagten bie englif djen, mit il>nen anf bem bortigen SRartt in
»ettbemerb gu treten. 1630 gewährte Äari I. i&nen Unterftüfc*
ung gur See, um Säle wieber gu erobern, nnb bamit würben
bie crften btplomatif d)en Schickungen gwtfdjen beiben 2Kad)ten
eröffnet. 9U* bie Sngl&nber 1662 bann in ben »eftfe Sänger«
tarnen, liegen fte es unter Leitung beS ©ouöerneurö Sorb
33ettafftg nnb be« gngenteurS S^olmeleq ftarl befeftigen.
S)er Mangel an weiterem Sanbbeftfe unb bie DöRig Dergeb»
lidjen Senkungen, folgen mit ben Stoffen gu erwerben,
liegen fte ben SBert ber Stabt unterfd&äfceu, unb ba tljre
©Haltung einen beträd&tlidjen ©elbaufwanb erforberte unb
baS Parlament 1683 bie bafür nötigen Summen Derweigerte,
fal) bie Regierung fid) genötigt, 1684 auf ben SBeftfe ber Stabt
gu Dergidjten. 9tod) ßerftörung ber foftfpieltgen StftongSwerfe
mürbe fte trofc be8 $rotefteS Portugals unb ber Abmachungen
einiger einstiger SanbSleute an SRaroffo abgetreten.
S)ie Steue hierüber blieb nid&t lange aus, wenngleid) bie
Erwerbung (Gibraltars i^nen einen wichtigen $lafc an ber
3Keerenge ftdjerte. ßu fpät erfannten fte bie wirtfdjaftltdje unb
politifdje Sebeutung Stanger» wie überhaupt SWarottoS, aber
alle 33emfii)ungen, ben Drt wiebergugewinnen, waren Der»
gebend. 3$r nationales Sntereffe nötigte fte nun, mit um
fo größerer Statfraft bie $errfd)aft aber ben Warft SMarottoS
unb (Stnflug am Jpofe ber Sdjerifen gu gewinnen; fte be*
bienten ftd) bagu Dor allem aud) ber SSraeliten als Vermittler.
3ftre Sßolitif war Don ba an barauf gerietet, unter allen
Umftdnben gu Derljinbern, bag granfreidb unb Spanien iljren
(Sinfiug erljöljtett unb Dtefleid&t fogar baS £anb eroberten,
toad beibe 2Rftd)te erftrebten. 3n biefer £inftd)t ftimmten
bie Sdjerifen mit tljnen überein, unb ba eS für lefetere Don
SBert fein mugte, an ©nglanb einen IBunbeSgenoffen gu
Ijaben, ber fte im Slotfall gegen bie <5roberungSgelüfte graut»
retdjs unb Spaniens fd)üfete, fo würbe es ben ©nglänbera
3)cr ajfogljtcb unb bie djriflfidjen (Staaten. 79
leidet, ftd) bie ®unft ber maroffamfdjen Sultane gu erroerben,
ja fogar bie Snglänberinnen fanbett in geg unb SRarrafefd)
gro&e SSere^rer unb tnir fefyen bereits 2Kulet) abbaüal) eine
©nglänbertn Segle Sännet gur grau nehmen, unb biefeö
Seifpiel fanb in ber golge unter ben ©ro&en beS Steid&e«
Diele 5Radial)mer.
35er Sieg, ben $l)ilipp V. 1720 oor Sanger nadf)
26 jährigem Kriege um biefe ©tabt errang, bot ben @ng*
lanbern bie erfte (Gelegenheit, if)x biplomatifd^eö ©efdbtdt gu
belunben. Sie fürchteten, Sßljilipp fonnte ben mutant er«
rungenen Vorteil auSnüfeen unb DteUeidfjt erobernb in$ innere
beS SKagljreb einbringen. 2)aS inu&te öerljinbert »erben
unb e$ gelang ifynen, iljre 2lbjtd)t gu erreichen, ja nod) meljr:
33mael, ber oergebenS mit granfreid) ein SünbniS gegen
Spanien gu fd&liefjen gefügt ^atte, oerpflidjtete fid) nun
(Snglanb unb balb barauf aud) $oHanb burct) $anbelSöor*
teile, bie er iljnen gemeierte. 2)ie fpäteren ©djerifen Ijaben
mit ber ben Orientalen eigenen politifdjen Älugljeit bie
j>olitifd)e SSeltlage immer fet)r richtig gu benähen öerftanben,
unb, geftüfct auf @nglanb unb bie neutralen SRädjte, Spanien«
unb f$ranfreid)S inaroffanifd)e $l&ne unb 2Bünfd)e ftetS
erfolgreich burdjfreugt, fo bafj fte iljr fianb baburd) oor ber
Sege^rlidjfeit ber nad) ifjrem SBeft^ ftrebenben ®ro&mäd)te
btö in bie iüngfte 3*it Ijaben fdjüfeen unb e$ ftd) oölüg un«
gefdjmälert fyaben erhalten fönnen.
3)amit ift ber SRaroffofrage ber ausgeprägt politifd&e
Gljarafter gegeben toorben, ben fte Ijeute aufmeift unb ber
iljre Söfung fo überaus fdjtoierig madjt.
ßnglanb Ijat aUerbingS in biefen gtoei Saljrljunberten
genug gu tun gehabt, biefe aud eigenftem Sntereffe über«
nommene Stalle beS SBefdjfijjerS SRaroffoS gu fpteien, unb
»enn es Reibungen, Äonflttte unb Kriege aud) nidjt gang
Ijat berußten fönnen, fo Ijat e£ bodf> immer gu t>erf)inbern
80 2>tt 3Rag$reb unb Me grifllidpti ©iaatcfi.
gemußt, bafc bie Sieger iljren Vorteil in einer 2RaroRo felbft
ober feine eigenen JpanbelSintereffen bafelbft empftnbüd),
fd)ftbigenben SBeife Ijaben ausbeuten Fönnen.
Sdjmierig mürbe bie @ad)e, als SBonaparte, ermfigenb,
mo er bie ßnglänber am fdjmerften fdjäbigen fönnte, unb
in ber Verfolgung beS 2Bunfd)eS, baS Übergemidjt %vanU
reidjS im SRtttelmeer gu fiebern, biefeS gu einem „frangöftfdjen
Seid)" gu machen, fein Slugenmerf auf SKaroffo richtete. 2)ie
unoergleidjUdje Sage unb Sobenreicfctum beS 2Kag^reb ent*
gingen feinem ©ctjarfblicf nid)t unb mußten tyn Perioden, aud)
an bie ©roberung beS 2Ragi)reb gu beulen, um baburd) bie
#errfd)aft Aber eine ber midjtigften SKeereSftra&en ber 8rbe
gu gewinnen unb bamit ben engltfd)en See&anbel empftnbltd>
eingufdjränfen unb gu benachteiligen, ßnglanb oertjinberte
jebod) offenbar, bafe Sultan ©oliman, ber einem SBünbniS
mit SBonaparte anfänglich ntdjt abgeneigt mar, ein foldjeS
abfdjlofj unb Napoleon mürbe babunfc mofyl gum aufgeben
feinet maroffanifdjen SßlaneS oeranlafjt. 3US Sonaparte
bann 3lgt)pten gum 3**1 feines Unternehmens mad)te, ba
fanbte ©oliman fogar bem Sultan ber Surfet eine namhafte
©elbunterffüjjung für ben Äampf gegen ben frangöftfdjen
@inbringling. 3)amtt erregte er natürlich nun aber ben Sorn
SJonaparteS, ber SWiene madjte, tyn bafür gebüljrenb gu
ftrafen unb iljn baburd) mieberum oeranla&te, ftd) bie ®unft
beS mächtigen ÄaiferS gu jtdjern.
Sein 9ta$foIger 2Mei) »bberraljman, 1822—1859, fefcte
biefe frangofenfreunblid)e Sßolttif bann aud) nod) guerft fort,
gemährte 1824 unb 1825 burd) bie ßufa^artifel gum Vertrage
oon 1767 ben grangofen neue Vorteile unb |ielt baburd)
(Snglanb in Stern. 2)aS Saljr 1830 follte ja bann freiließ
einen völligen Umfdjmung herbeiführen.
2)ie Seerduberei mar trofc aller Verträge ber d)rtftHd)en
europfitföen 2Räd)te mit ber Sürfei unb mit ben StorbareSfen*
©er WlaobTtb unb bte d)rtftltd)en (Staaten. 81
ftaaten, trofc ber Tribute, bte erftere an lefctere sagten, trofc
ber SSermetyrung tljrer Äriegöflotten unb ber SonDoidfd^iffe,
mit benen jte ifyre £anbelsfd)iffe gegen Angriffe gu fdjüfcen
fugten, nid^t toefentlid) eingubdmmen getoefen. 90?it groger
@d)laul)eit oerfianben es bte JDeijö, SBegS, Sßafdjaö unb fonftige
füljrenbe $erfönlid)feiten ber norbafrifanifdjen Sftetdje, mit
ber ©eerduberei in bie europdtfdje Sßolitif eingugretfen, nadf)
tt)rem belieben balb bem einen, balb bem anbern Staat
burd) ©djliefjung ober SBenoeigerung Don teuren 33ertrdgen
im Äonfarrengfampfe gegen it)re bezüglichen ©egner betgu*
fielen unb jtd) tljre ©ienfte fyod) begaben gu Iaffen, fotool)!
burd) grogartige ©efdfcenfe toie burd) SaljreStribute, bie fte
ftd^ bebingten. Sie 2lu8löfung ber oon ben Äorfaren ge*
matten (befangenen braute ebenfalls gro&e Summen ein.
SDicfc reiben Einnahmequellen motten ftd) aud) bie
@d)erifen SRaroffoS nidjt entgegen Iaffen, fte folgten ben 33ei*
foielen iljrer oftlid)en SKad)barn. Sie fd&loffen feit ber 3Rttte
beS 18. galjrljunberts batyer ebenfalls £anbelst>erträge unb
anbre Abmachungen ab, burd) bie fte Sdjufc gegen tyre See-
räuber gemährten, fotoeit jte eS überhaupt oermo^ten, gu*
gletd) fugten fte aber jebe Sftteberlaffung oon SluSldnbern im
SRagljreb gu vereiteln unb bie öorljanbenen gu befeitigen. @o
naljm 3Rulei) 3Rof)ammeb, 1757—1789, 1769 ben $ortugiefen
nod) SRagagan, »erlangte 1774 oon Spanien bie Übergabe
feines ^reftbioS unb bemühte ftd), allerbingS »ergeben«, 1774
iljnen Melitta gu entreißen. 35aS anerbieten ßönig SofeP*)* L,
gegen eine betrddf)tlid)e S^lung bie SßreftbioS an SRaroffo
IjerauSgugeben, fdjeiterte fd^Iiefeltcf) an bem (Stnfprud) @ng-
lanbS, baS bie Sortbauer beS Status quo für opportun Ijielt
unb aud) bie ©djertfen nid)t gu mächtig unb übermütig
»erben Iaffen wollte.
©oliman ging ben 35ertrag8mdd)ten, im befonbern 6ng*
Ianb gegenüber, fo »eit, 1816 iljrem 8Bunf<f)e gu entfj>re<f)en,
3) t et 41, SRatoftofrafle. 6
82 $*r SRagtpeft unb bie $rlfHi$en Staaten.
bie ©flaDerei in feinem Staate aufguljeben unb 1817 bie
glotte abguf djaffen, um baburd) nad) Gräften ben Stifteten
unb ben Dgeanforfaren Don Saft, 2arad)e, @ale, Ärgila :c.
ba« ^anbmerl be« ©eeraub« gu entgteljen, — meiere aRafe*
nahmen im herein mit anbern Äongeffionen an bie (Sänften
furchtbare unb langwierige Verberaufftänbe ergeugten. ©er
Don bem S^rcn Süejranber L 1816 gemalte $Ian eines See*
bunbeS gegen bie Giraten, fd)etterte an bem SRi&trauen 6ng*
lanb« bagegen.
@o galten benn g. 93. ©änemarl unb ©d)»eben bi$
1844 jä$rlid& ie 20000 Saler, bie SRieberlanbe bis 1815
15000 Saler, ßfterrei* bi« 1815 10000 Seltnen, SRorb*
amerita 15000 &oHar£ bis 1845, gnglanb bis 1816, $rant*
reid) Don ca. 1788—1835 100000 Saler ufrn.
2)ie fd)»terige Sage, in ber jtd) bie beutfd)en £anfeftäbte
gegenüber ben Äorfaren befanben, veranlagte aud) ftc, unter
fSfffl&rung Hamburg«, in Vertyanblungen mit SRaroffo über
?$rrieben8* unb £anbel$Derträge, aber Einrichtung von Ston*
fulaten unb über jäljrlidje Tribute gu treten, toeil iljnen bie
@d)iffal)rt im SRtttelmeer tro& ber Einrichtung Don (SonooiS
burd) bie Giraten faft gang unmöglid) gemalt mar. Seite bireft,
tctlö burd) Vermittlung Don £oflanb ober ßnglanb, fjfranfreid)
unb Spanien, teils burd) einen Abenteurer Sfobibert (Sattle
nmrben Don 1750 an, namentlich, nad) bem 1776 aud) Sßreu&en
in Verljanblungen mit SRarofto eingetreten toar, fold)e Don
Hamburg gleichfalls mit größter SBorftd^t geführt, aber erft
1805 gum äbfdjlufe gebraut unb auf ©runb be£ bezüglichen
Vertrages, nadjbem bem Sultan Dörfer ®efd)enfe im SBerte
Don 20000 <ßefo* gemadjt »aren, iäljrltd) 5000 $efo£ ge*
gal)lt. SWerbingS nur menige Satyre, benn ber -Rufeen mar
für Hamburg nur nod) gering, weil bie burd) Vonaparte
oerdnberten SBeltoerlj<niffe aud) ben £anbel Hamburgs in
neue Sahnen lenften. ©a aber bie ©djäbigungen burd) bie
5)er SDtogljreb unb bie <$tifttt<$en Staaten. 83
Äorfaren bann gleidj mtcber begannen, mußten neue 93er«
Ijanblungen mit aRaroffo eröffnet »erben, bie 1823 betn 3b«
fdjlufe natye »aren, jtd) aber Don neuem gerfdjlugen. @rft
ber gänglidje SScrfatt ber Don 2lbberral>man lieber gefdjaffenen
maroffanifdjen glottc gioifdjen 1835 unb 1840 machte infolge
be« 9iad)laffen8 ber Piraterie ben beinahe 100 Saljre lang
geführten foftfpieligen Serljanblungen ein natürliche« @nbe.
Sie @d)iffal)rt treibenben SSöIfer mußten fid) fortan gang
auf bie ©elbftfyüfe Derlaff en — aflerbingS meift ofyne nennend
merten prafttfdjen (Srfolg, benn ©djabenerfafc ober gebütyrenbe
SJeftrafung toar in ben feltenften fällen gu ergielen. So
bemühte jtd) Sorb Papier 1852 »ergebend, bie ftiftoten gu
[trafen. ®o nmrbe 1856 ba* preu&tfdbe Äriegöfdfciff „Sangig",
ba£ ber $ring Sbalbert befehligte, Don ben SKifioten ange*
griffen unb ein Seil feiner Sefafcung getötet; bie bafür ge=
bütyrenbe Strafe blieb au«, benn bie fäerififäe Regierung
toar bagu au&erftanbe. Sie £)fierreid)er toaren aUerbing«
glücf lieber getoefen; al« Üjnen ein ^anbeldfc^iff gefapert
toorben, bombarbierten fte 1828 Slrgtla unb Sarad&e unb er*
gmangen 1830 einen Sweben«* unb $anbel£Dertrag. Sie
fremben SRädjte Ratten ja beftänbig 2lnla&, jtd) gu beflagen,
Sdjabenanfprüdje gu ergeben unb Sefirafung gu verlangen
für Siflubereten, ÄötperDerlefeungen unb QKorbtaten, bie an
2ta«länbern in ben Oetoäffern SRaroffo« ober in feinem
gnnern Derubt toaren. 3Weift mufete in folgen gäüen ernfteren
ßfyarafter«, (Snglanb vermitteln unb befd)ioid)tigenb eingreifen,
weil ed äSermidlungen unb Kriege gu Dermalen fudjte, au«
§urd)t, bafe es nachteilige folgen für feine eigenen Sntereffen,
ober für ben Seftfcbeftanb SRaroffo« Ijaben fonnte.
Sie (Srljebung abb*el*Äaber« gegen bie grangofen in
Algier führte 1844 aud) einen Äonflift gnrifdjen ffranfreid)
unb aJtaroRo Ijerbei. (gnglanb, ba« »bberraljman mit
2Baffen Derfe^en Ijatte, bemühte jtd) grnar, einen Ärieg gu
6*
84 2>er SRaglpeb unb bie dpifUigen Staaten
Bereuten; bie llnterftüfcung, bie bie SRaroffaner 8lbb*eI*Äaber
gewährten, oeranla&te jebod) bie grangofen gum Kampfe gegen
fte, als ber Sultan, gegnmngen burd) bie Drtljobojren, bett
jjeüigen Ärieg gegen fte eröffnete unb unter ber Sprung
feines Sol>ne8 @ibi TOoljammeb 40000 2Ramt gegen fte
au$fd)idte. Ära 14. Sluguft 1844 erlitten bie ÜRaroffaner
iebod^ am 3$U)fluffe eine fernere 9tieberiage, mäfyrenb ber
$rinj t>on Soinßifle am 8. Sluguft Sanger unb am 14. 3Ro*
gabor bombarbiert Ijatte. 33efurd)tenb, ba& bie gfrangofen bie
errungenen Vorteile auönüfeen würben, vermittelte ©nglanb
nun fof ort ben ^rieben Dom 10. September 1844, burd) ben ber
Sultan Derpflidjtet mürbe, abb=eW?aber md)t gu unterftüfcen
unb gu internieren, toenn er maroffanifd)en Soben betrat,
unb burd) ben granfretd) ftet) ba£ Stecht fidjerte, unruhige,
Algier beeinträdjtigenbe ©rengftämme bis auf maroffanifd)en
Soben gu Derfolgen. 35urd) ben am 18. 2Rärg 1845 abge»
fd)loffenen mistigen Vertrag &ifla SRarnia mürben bie
Orengen gnrifdjen ÜRaroffo unb SIgier reguliert.
3n bemfelben Saljre brofyte bie ©rmorbung beS fpant*
fd)en ÄonfulS ©armon in SRagagan einen Ärieg gtoifdjen
Spanien unb SRaroffo Ijeraufgubefdjmören, unb aud) tyier be*
mül)te ftd) bie englifd)e Regierung mit 6rfolg, btn ßonflift
gu fd)Ud)ten.
1844 mürbe aud) bie Verfügung getroffen, auf ©runb
beren bie biplomattfdjen Vertreter ber 2Rfi<$te in Sanger
il)re SBotynftfee gu nehmen fyaben.
1851 vereinbarten ©nglanb, Sfranfreid) unb Spanien
einen ©retbunb gegen bie Don neuem n>ad)fenbe Piraterie.
2US e$ ftd) Jebod) barum Ijanbelte, eine friegerifd)e ßjrpebition
gegen bie Seeräuber gu unternehmen, geigten ftd) alle brei
2Räd)te nid)t geneigt bagu unb fte unterblieb.
@tn Don Napoleon III. 1857 gemalter SSorfdjlag, beut*
gufolge (Snglanb %gpten, fjranfreid) 3Jtoroffo, Italien $ie*
2)et ÜJtoßljreb unb bie djrtfHtdjen Staaten. 85
mont unb S£uni8 erhalten follte, mürbe Mit Sorb $a!merfton
al$ „nnmoralifö 11 abgelehnt.
3Me etmgen Reibereien gnrffdjen ben Stifteten unb ben
Mn iljnen töbltd) gesagten Spaniern, im befonberen ben SBc*
tDO^nern ber $refibio8, gaben unaufhörlichen Slnlafe 3U
Sfteflamationen fettend Spanien«. (Snglanb Ijatte baljer be-
ftanbig barüber gu machen, ba& biefe ^länfeleien nid)t in
Ärieg ausarteten. 1859 aber bot ein neuer, an ftd) mibe*
beutenber 2tnla& bem SRinifierpräfibenten D'3)onnel, beffen
Sage burd) bie inneren polttifdjen Äämpfe Spaniens feljr ernft
gemorben toar, eine gänftige ©elegentyeit, burd) ein fo popu*
läreS Unternehmen, tote e8 ein Ärieg gegen 9Raroffo mar,
bie Slufmerffamfeit feiner Oegner abgulenlen, unb allen
Semütyungen (Snglanbö gum £rofc erfldrte er ®ibi SRotyammeb
ben Ärieg. 2Bar e£ ber englifdjen Diplomatie nun gnmr
nid)t gelungen, biefe SBeroidlung gu oertyüten, fo fteHte bie
Regierung bod) bie SJebingung, ba| Spanien meber Sanger
angreifen, no<$ größere ®ebiet«eroeiterungen in 3Karoffo
erftreben, nod) bie Sntereffen anberer üßadjte »erleben bürfte,
toenn Snglanb feine Neutralität bemalen foüte. D'S)onnel
ging auf biefe Sebingungen ein, »eil er ba£ ganje Unter«
nehmen nur als ein ÜJitttel gur Verfolgung unb ©rreidjung
feiner poltttfdjen Qwdt im Snnern Spanien« betrachtete unb
nad) letztem Siege bod) aud) in SRaroHo grofee erfolge gu
ergielen hoffte. 3n biefer £injtd)t foflten er unb fein großer
glangenber @tab Mit ©eneralen atterbingS bie fd)tt)erften
(Snttäufd)ungen erleben. S5a3 erfte S*^l r baS man müfyeloS
Mn ßeuta aus gu erreichen hoffte, toar SEetuan. @d)led)te8
SBetter, ber SKangel an SBegen für bie ®efd)üfee erfd)n>erten
iebod) ba$ SSorrüden, Spolera unb anbere Äranffyeiten toirften
öertyeerenb, unb ber SBtberftanb ber SHaroffaner mar trofc
iljrer fd)led)ten Senmffnung unb iljrer ungefd)idten Sprung
bei tljrer Japferfeit ein fo erfolgreicher, bafe ba£ $eer Mtte
86 $er SJtogljreb unb bie d&rtfilk&en Staaten.
Dier üßonate brauste, um bie furge Strede Don 30 km bis
Setuan gurüdgulegen unb nad) ferneren kämpfen enbltdf) biefe
©labt am 4. gebruar 1860 etnguneljmen. @in weiterer Sieg
ber Spanier am 3Bab 8ta$ am 23. 3Rarg mürbe bann Don
ben ©nglänbern benufet, um ben ^rieben Don SBab 9ta$ am
26. april gu vermitteln, burd) ben Spanien einige unbe*
beutenbe (Gebietserweiterungen bei feinen $repbio8, ferner
bas früher in feinem Vefifc gemefene ©anta 6rug be 9Rar
$equena am 2ltlantifd)cn Dgean unb eine ßrtegSentfdjäbigung
Don 100 2Rlflionen Raufen erhielt
Santa Sruj fyat Spanien bis Ijeute nid)t befefct, weil
ed nodb immer md)t imftanbe gemefen ift, feine Sage genau
gu beftimmen. 2lu<i) anbere burd) ben SfriebenöDertrag be-
willigte ßugeftänbmffe Ijat Spanien faum auSgenüfet; am
20. November 1861 §at es iljn aber burd) einen bis Ijeute
in Äraft befinblid&en §anbelSDertrag toenigften« erfolgreich
ergängt.
©nglanb Ijatte aud) in biefem galle »ieber feinen Qmd
errreidfct, bie Unabljangigfeit unb bie 3ntegritftt be« Veftfc*
ftanbeS ÜRaroffoS gu erhalten. 3n Verfolgung biefer $olittf
ergielte e8 au$ ben abfdjlufe be£ midjtigften bis iefct in
Äraft geioefenen internationalen Vertrages be güglidj Warroff o«.
einer ber Ijauptfddjlidjften Slnl&ffe gu Streitigfeiten
gtöifdjen ben djriftlidjen ßulturmddjten unb üRaroffo war in
neuerer Seit bie große ber Ausübung beö Sd)ufcredf)t8 fettend
ber erfteren über maroffanifdje Untertanen. Sur Siegelung
berfelben tourbe, ba bie fdjerififdje Regierung jtdj burdf) ben
SRt&braud) biefefi Don iljr burd) einen Vertrag Don 1863
eingeräumten SRedjteS auf ba« empfmbiidjfte befd&toert füllte,
auf Setreiben (SnglanbS 1880 eine SMaroffoIonfereng nad)
SKabrib einberufen, beren Sd)lu&protofoH am 3. gult 1880
pon ben Vertretern aller beteiligten 3Jtöd&teOßreu&en, &fterreidj,
Velgien, ©Snemarf, Spanien, Vereinigte Staaten Don Sftorb*
2>er SRagfygb unb bie djriflitdjen Staaten. 87
amerifa, granfretd), Orofebritannien, Stalten, SNaroffo,
9tieberianbe, ©blieben unb Siormegen) untergeidjnet mürbe.
JDiefer SBertrag, burd) ben aud) toid)tige Rejtfmmungen über
$anbel, Rerlelp, 9fted)t£pflege unb ©runbermerb in 3Raroffo
getroffen, bie Souveränität be£ ©ultanö unb bie Integrität
SRarottoS Don aUen ®rofemäd)ten anertannt mürben, ift am
6<f)iuffe biefe« Suc^eö mitgeteilt.
3)ie Regierungen gmifdjen (Snglanb unb SRarotto mürben
in bem Sertrage oon 9. JDegember 1856 fefigefefct, ber bis
Ijeute in Äraft iß. 1862 fd)iofe aud) Belgien einen »ertrag
mit SRaroffo ab. 3>eutf$ianb, ba* 1873 burd) (Sinfefeung
eines Äonful« in Sanger unb 1877 burd) Slborbnung einer
®efanbtfd)aft mit 2Raroflo guerft in nähere Regierungen
getreten ift, bie burd) eine 1878 nad) Rerlin gefd)i(fte
maroffanifdje ©efanbtfd^aft enger gefnüpft mürben, I>at am
10. 3funi 1891 burd) ben bamaligen ÜWinifierreftbenten
(Strafen Sattenbad) einen $anbet3uertrag abgefd)lojfen, ber
glei«fatt* im legten Kapitel mitgeteilt ift.
3)ie mettere 9fa«geftaltung ber internationalen polttifd&en
Regierungen gmtfd)en SRarotto unb ben Äulturmädjten mirb
im 6. Kapitel be^anbelt merben.
5.
J)er heutige Kulturftonb ttfcnroFFos*
SBer SRaroffo au* eigner Snfdjauung fennt, fann nic^t
umi)in, gugugejieljen, bafe ber allgemeine Äulturftanb be3
2anbe« ein überaus niebriger i{L SMefe £atfad)e mufe ben
£iftorifer überragen, ber neig, ba& e« gtittn gegeben Ijat,
in benen ber 5Kagl)reb ftd) einer feljr Diel fyöfyeren ßultur
erfreute, unter ben ßbrijtben, namentlich unter ben 3*inben,
ja felbft unter mand&en ©djertfen mit bem arabifcfyen Spanien
unb ben erften Äulturlänbern be£ Orients wetteifern tonnte.
25er 2Bagl)reb ift fotnit feit bem Mittelalter nid)t einer
Ijöfyeren Kultur entgegengegangen, fonbem Don ber früheren
£öl)e Ijerabgefunfen, unb ba brdngt ftd^ bie Sfrage auf, me«-»
Ijalb ba$ gefdjel)en ift.
2)ie Serber be$ STOagljreb Ijaben gtoar toie alle anbern
©lieber U)rer JRaffe immer Ijolje natürliche gäljigfeiten be*
feffen, fte aber nidjt gur Sntoicfetung gebraut, meil es
tljnen an (Gelegenheiten unb Slnläffen bagu fehlte, wie fie
fid) in ägtypten, in Sarfa, in Äartyago, felbft in Sttumibten
metyr ober minber lange ober bod) gettemoeife boten. S)ie
ffierber be« 9Ragl)reb würben Don ben Dielen Sölfern, bie
tyr Sanb betraten unb es gu erobern fugten, immer genötigt,
jtd) in bie unwirtlichen (gebiete beS iöerglanbe« unb ber
SBüfte gurüdgugteljen, wo fte ein fümmerlidje«, ärmlidjeS
©afein frifteten, unb wo fte jtd) mit aller Äraft gegen ba«
Einbringen frember Äultur auflehnten unb unermübltd) für
2>er ^euttöe ßulturflanb SWatoffoö. 89
tljre alten fjrci^eitcn unb (Sitten fämpften. 2ÜS armfeltge
33iel)güd)ter unb Säuern, bie nur unter ben größten @nt*
bedungen unb baut iljrer aufterorbentlidjen 33ebürfni8lojtgfeit,
abgekartet gegen alle Unbilben unb fdjroffen Temperatur*
toedjfel ber Älimate iljrer £eimftdtten, baS SBentge ermerben
tonnten, toaS für tyren notbürfttgften Unterhalt erforberlid)
mar, n>a£ jte üor betn 33erl)ungern bewahrte, tonnten fte au£
ftd) Ijerauö, bei iljren SebenSöerfydltniffen feine Ijöljere Kultur
fc^affcn. SSerliefeen jte iljre Heimat, gogen jte in bie grembe,
blieben jte bort, pafeten jte jtd) ben anbern 33erl)dltntf|en
an, bann nahmen fte aflmäfyUd) aud) bie Äulturfeime in
jtd) auf, würben tool)l, burd) 93ermifd)ung mit fremben
et^nifd^en Sfaftoren, als üRauren, fogar Äulturträger — wie
bie ®efd)id)te ber 8Umorat>iben unb Sümoljaben es aud) be*
weift — unb matten, gurüäfcljrenb in ben 3Ragl)reb, biejen
einer Ijötyeren fremben Äultur teilhaftig. So lange biefe ©in-
Püffe fortbeftanben, erhielt ftd) benn aud) bie Ijäfyere Äultur im
9Ragl)reb; als jene aufhörten, fan! biefe aus Mangel an
Anregung teils, teils au£ #afc gegen alles ftrembe.
©ie engen fflegieljungen gtoifdjen bem 9RagI)reb unb bem
arabifdjen Spanien, wo SRilltonen t>on Wagtyrebinern ftd)
niebergelaffen Ratten, machten ben SRag&reb unmittelbar unb
in erfter Sinie ber gldngenben Äultur beS maurifdjen Spanien
teilhaftig, unb in bem SKafee, toie bie ßljriften bie SKofyam*
mebaner gurücfbrängten, ifyre Sänber eroberten, fa^en ftd)
bie arabifdjen, berberifdjen unb maurifcften (Stnmotyner ge*
nötigt, im 3Ragt)reb itjre Sufludjt gu nehmen, borten aud)
bie Äultur beS arabifdjen Spanien übertragenb. ©elefyrte,
ßünftler, ®eroerbetrctbenbe toanberten Dom 9. bis gum 13.
3aljrl)unbert beftdnbig in SRaroRo ein, unb bie Untoerjttdt
unb 3Mbltotl)eI oon geg, bie gldngenben Sauten ber £aupt*
ftdbte, bie Seiftungen ber tmttelalterlidjen 3nbuftrie 2HaroftoS
bemeifen, bafe bie SSorbebingungen für bie (Sntmicflung einer
90 $tr gütige tfulturftonb Sötoroffo*.
^en Kultur bort oorljanben maren. Später, namentlich
im 15. unb 16. Saljrljunbert, als bie legten Überrefie ber
maurifdjen JBeoölferung, bie SBoreSfen, mit furchtbarer ®rau*
famfeit au« (Spanten »erjagt mürben, waren e$ ntd)t meljr
Kulturträger, fonbern armfelige fflettlerfdbaren, bie fid) in
ben SRaglpeb flüchteten. ©3 fanf baljer bort ba« Kultur»
unb SMlbungSnioeau, ber £a& gegen bie ©Ejrijten ftieg
bagegen unb bemog bie SRagljrebiner gu immer ftrengerer
äbfd)lte&ung gegen fte unb i&re Kultur; bie freie meite
SBeltanfdjauung ber fpanifdjen SRauren mid) ber ftarren
Drtyobojle be$ 3*lam, bie in bem Koran ba$ eingige
StlbungSmittel, ba$ unmanbelbare Oefefc fär ba8 Seben
unb treiben be« magren SRofilem erblicfte unb attmätyltd)
alles beseitigte, ma£ nidjt in ttoHem (Sinflang mit ben Beeren
biefer Religion ftanb. ©er 2Bol)lftanb fdjroanb; JBebürfntS*
loftgfeit unb Slrmut beljerrfdjten mieber ba« nationale Beben;
geiftiger, materieller, mirtfdjaftlidjer SSerfaH »aren bie folgen
unb fo ift ber SWagljreb öon ber einfügen Kulturvolle tytnab*
gefunfen auf ba« heutige niebrige SRioeau. Unter ben
@d)erifen, ben Sflad^ommen SKoljammeb«, würbe ber SRagljreb
bie £od)burg unb ber §erb islamttifdjer ©trenggläubigfeit.
SDicfc aber ift, tote bie Drtl)obo;rie aller ©lauben«befenntniffe,
eine ©egnerin jebe« gortfdjrttt« aber bie engen ©renjen
be« ftarren 2)ogmenglauben« Ijinau« unb bamit bie ©egnerin
einer ©Übung unb einer toetten, tyotyen SBeltanfäauung, tote
fte ber #eutjett entfpredjen, ttrie fte erforberlid) ftnb, toenn
SKaroffo in ben Kreis ber heutigen Kulturoölfer eintreten
ttriti — tooran ben SRaroffanern freiließ nid)t« gelegen ift —
ober foll, toie bie Kulturoölter es toünfdjen.
SBerfen mir nun einen flüchtigen ©lief auf ba« Silb, ba«
uns ba« heutige STCaroffo bietet.
35a« Sanb ift monard)ifd) regiert. 3Me gorm ber
3föonard)te ift aber bie befootifdj*autofratifd)e. 3m ©runbe
3)er heutige Äulturftanb 9Raroffo$. 91
ift bie SKadjt beS Sultan« unumföränft, fein SBiOe ift unter
allen Umftänben ma&gebenb; bie Ijödjfte politifdje, religiÖfe
unb richterliche ©etoalt liegt in feiner £anb. &UerbingS im
Sßrinjip, in SBirflidjfeit werben mir feigen, bafe ber Sultan
Don 3Waroffo, fdjeinbar ber abfolute Slutofrat, in feiner
3Wad)t tne^r befdjränft ift wie ber Sfürft eines nad) ben
ftrengften fonftitutionellen ©efefcen regierten SanbeS ober
ber Sßräftbent einer SÄepubltf.
3unäd)ft t)at ber Sultan bie größte 3KüIje, trenn er nad)
bem ütobe feines Vorgängers ben Stljron beSfelben befteigt,
ftd) feine Stellung gu ftd)ern, benn, wenn bie Sljronfolge
aud) burd) baS (Srbredjt fo toeit bebingt ift, ba& nur ein
©lieb ber Ijerrfdjenben Familie bie Regierung übernehmen
barf, fo ift fte bod) nid)t an baS SRed)t ber (Srftgeburt ge*
fnftpft, ja nid)t einmal bar an, bafe bie SultanStoürbe auf
einen Sol)n übergebt, fonbern fte fann einem ©ruber gufatten,
gemäfc ben Veftimmungen ber ©rünber ber Sdjerifenbgnaftie.
©a^er mar bie Jljronfolge in früheren Seiten ftets mit
furchtbaren ©emalttaten öerfnüpft, toeil ber — bem Vraud)
gemäfe — Don feinem Vorgänger beftimmte SEljronerbe alle
Verroanbten; bie iljm bie #errfd)aft ftreitig machen fonnten,
aus bem SBege räumen mufete, fei es burd) (Srmorbung unb
Vergiftung, fei eS burd) ©efangennafyme ober gum minbeften
Verbannung.
Sie Sitten ftnb ja in biefer Sejie^ung glüdlidjeroetfe
in neuerer Seit au« milber geworben, unb meift ift bie
SBaljl beS 9iad)folgerS feitenS eines Sultans, ber feinen Sob
Ijerannaljen füllte, burd) baS @inoerftänbniS mit bem ©rofc
toegtr unb ben ©ro&en beS 9tetd)S im oorauS fo meft gefiebert
toorben, bafc fte bie Veftätigung beS Familienrats unb ber
•Rotablen nad)l)er fanb, unb etwaige Süjrotiprätenbenten oon
öornfyeretn feine 8luSfid)t Ratten, im Äauipfe objuftegcn. 3)er
Sid)erf)ett falber würben jebod) au« bei ben legten Sfctyron*
92 $er heutige Äuliurfianb gjtoroffo«.
»edrfeln bie nädjften SSermanbten immer auf bie eine ober
bie anbere SBeife unfdjäblid) gemalt unb entfernt, mie bieö
aud) bei bem Regierungsantritt be« {ewigen Sultan« Sbb*
cUSt^ii gefdjat), ber mehrere ©ruber unb Dljeime öerljaften
lieg unb bis Ijeute in Oefangenfdjaft $dlt. 9Md)t ©eil er
ber ältefte ober ber begabtefte ber galjlreidien Söljne 2lbb«el*
#affanS, fonbern fein Stebüng, ber Soi)n fetner gtrfafftfd)en
2ieblingSfHa&tn mar, beftimmte ber Sultan iljn, trofcbem er
!aum ber Äinbfyeit enhoac^fen mar, gur großen Überrafdjung
be« aSoIfeö mit 16 Sauren gu feinem Sfyronfolger, unb nur
bem Umftanbe, ba& iljm ber mächtige Orofemegir Sicljmeb 23en
3Rufa als SJerater unb tatfäcfylidjer Regent gur Seite ftanb, war
ed gu oerbanfen, ba& alle §lufftanb$t>erfud)e berechtigter £l)ron=
erben unb ifyrer ®efolgfd)aft unterbrüdt ober im Äeim erftidt
mürben. Sldjmeb« Job 1900 mürbe DerljängntSDott für ben
unerfahrenen Sultan unb fein 3t cid), in bem feitbem anard)ifd)e
Sufiänbe $lafc griffen.
3Ru& ftd) ber neue Sultan fomit ftets erft feine Stellung
ftdjern ober unter ferneren kämpfen fraft beS Redjts bed
Startern unb oft unter änmenbung ber blutigften unb grau»
famften ©emalttnittel fdjaffen, fo ift feine politifdje meltlidje
2Rad)t bod) feljr befd^rdnft, benn fte erftrecft jtd) nid)t über
bag Sftegierungölanb 33lab el Waffen tyinauS, ba« ungefähr
180000 qkm, aifo y 4 bis 7 5 beS gangen, in 44 ^rooingen
geteilten RetdjS umfaßt unb jid) auf bie Sanbfdjaften ®l)arb,
Sdjamta, 3)uffala, $alja, Slbba, Sigmar, Steljamna unb
SfcafÜelt, alfo bie fubatlantifdjen fruchtbaren, ubermiegenb oon
Arabern ober ftarf arabifterten Serbern bemoljnten (Sbenen
unb ben Samütenbefifc ber gtleli*2tynaftie erftredt. 2BaS
aufcerljalb biefer ®ebiete liegt — fo g. 33. fd)on gleid) bie
gmtfdjen SKarrafefd) unb fjfeg gelegenen $ro*ingen, bie Don
ben Saeö, ßemmur unb anbern faft unabhängigen Stämmen
bemoljnt werben — , mtrb 33lab*eS*Siba genannt, umfafet
©er gütige ßulturftanb SWaroffoS. 93
alfo V 4 bis Vi & c $ 8 a ni*n $errfd)bereid)S, nämltd) baS eben
genannte ©ebiet, ferner baS ber Slnbfdjera bei Sanger, ben
3tif, baS gange SltlaSgebirgSlanb, bie Oegenb Don Ubfdjba,
ben gangen Dfien unb bie Sübprooingen, furg alle ©ebtete,
bie überwiegenb Don Serbern bemofynt werben. 3n bent
S3lab»eS*@iba toirb ber Sultan nur als geiftlidjeS Oberhaupt
anerfannt, unb wenn es aud) feiner Regierung unb 93ermaltung
nominell unterworfen ift unb bie es bemofynenben Stamme
tributpfüd)tig ftnb, fo mufe boc^ biefer Sribut meift erft burd^
2hm>cnbung Don ©etoaltmtttcln, burd) militärifdje @;rpebi*
tionen eingetrieben werben. 3fm ^eiligen, im OlaubenSfriege
gegen bie Triften warben bie SeDölferungSmaffen beS aus*
gebeerten S3lab*eS*@iba natürlich nidt)t Derfagen, fonbern
$eereSfolge leiften, fofern unb folange ber Sultan eben
ftrenggläubig ift, fid) nidjt burd) 6l)rifienfreunblid)fett unb
reformatortfdje Äongefftonen an bie djriftlidjen SRädjte un*
liebfam gemalt Ijat.
3)ic £errfd)gemalt unb ber 9Kad)tbereid) beS ©ultanS ftnb
fomtt gang abhängig Don feiner ©trenggldubigfeit, unb baljer
fcfyoanfen aud) bie ©renken groifdjen bem 3}lab*el*2Rafbgen
unb bem a3lab*eS*@iba. SRur in feiner 6igenfd)aft als
geijtlidjeS Dberfyaupt, als birefter Stadtfomme beS Sßropljeten,
als @ti)ertf fann ber Sultan als $m beS gangen Sänber*
gebiets betrachtet werben, baS unter bem Segriff STCagljreb
ober 2Raroffo gufammengefa&t wirb. 2)od) aud) felbft als
@d)erif ift er nid)t unbef^r&nft. 9tod) feinem SftegierungS*
antritt mufe er, fobalb er an bem Heiligtum beS SRulei) (SbriS
bie alten 3ted)te Don Sfeg befd)rooren $at, guerft bie SJarafa,
bie SBeilje burd) ben Sdjerifen Don SBabgan, erhalten, ben
SRadjfommen beS als ber größte ^eilige beS SBeften be*
trachteten SegrünberS ber @briftbem£)t)n afite: SKulet) (SbrtS.
©iefer @d)erif, g. ß. SKuleq el Slrbi, gilt als baS Oberhaupt
ber SRobammebaner beS gangen meftlt^en Sftorbafrifa, ftejjt
94 $k heutige Äulturftanb SWaroffo«.
an ber @pifee be8 mdd)tigen DrbenS ber 2Bulet) SEajib unb
genickt baljer feljr grofeeS 8nfel)en. 3)a&er tyaben benn aud)
bie grangofen ftd) feit langem bemüht, bie ©djerifen Don
SBabgan ftd) geneigt gu machen, mag itynen fo oottftfinbig
gelungen ift, ba& bie SErdger biefer l)öd)ften geiftlid)en SBürbe
in üßaroffo feit 1887 mit bem bamaligen Snljaber berfelben
@ibi al £abfd) al Slrbi als ©djujjgenoffen ^ranfrei^d ge*
miffermafeen frangöftfdje Staatsangehörige geworben ftnb.
SMefer Umftanb t)at freiließ bei mannen Stämmen bem
änfeljen ber Sdjerifen oon SBabgan großen Slbbrud) getan.
Sieben tljnen geboren aUe ©lieber ber Sdjertfenfamilien gu
bem geiftlidjen Slbel, oorneljmlid) bie Häupter ber ©djerifen
Don Sümegrut, 33usel«3)fd)ab unb SEajfermalt, unb aud) fte
alle nehmen eine ^od)gead)tete ©onberfteflung im Sanbe ein.
®etftli$e ober Sßriefter gibt e$ nidjt, aber bie Äultu«beamten:
bie SmamS, bie %at\t)&, bie $aggabaS, 2Hueggin8, Solbad,
ttlemaS unb bie burd) it)re ©trenggldubigfeit gu 2RarabutS
geworbenen ©djriftfunbigen unb tfyeologifd) ©ebilbeten ftnb
bie eigentlichen Berater be« SBolf« unb leiten e« gang nad)
iljrem SBiUen. 3>n feinem Sanbe ift aud) ba« DrbenSmefen
meljr auSgebilbet als in SRaroffo, bie 3^1 ber geifttid)en
£5rben unb ®enoffenfd)aften ift fetyr grofe, bie iljrer SRitglieber
ift unüberfetybar. SRandje öon il)nen, mte bie ber SSeni ©enuf jt,
ber STiffama, ber 3Mei) Sajib ftnb über gang Siorbafrifa
Derbreitet, ftnb bie Srdger ber panislamitifdjen SJemegung
unb bie Vertreter ber ftarrften Drtljobo;rie, bie für bie
JKeinerljaltung beS ®laubenS, bie ftrenge Befolgung ber
Äoranöorfdjrtften, bie oöUige 2lbfd)lie&ung gegen bie d>rtftlid)e
SBelt unb iljre Kultur forgt unb ben UnaMjängtgfeitSjtnn
unb grei^eitsbrang in ber 33eo5lferung mad) erljält. 3)a
ber 3$lam in feinem innerften SBefen burdjau« bemofratifdj,
ja republtfanifö unb fogialiftifd) ift, fo ift es benn aud&
leicht &erftänbli$, ba& bie meltlictye 2Rad)t beg Sultan«
$er heutige Äulturftanb gjtoroffo«. 95
aufterft gering ift r unb mie er Don allen @d)erifen nur als
primas inter pares gcbulbct trnrb, fo ift er aud) nur als
Sd&erif, als Äalifa, als 3mam unb (Smir al TOumenin, als
£errfd)er ber ©laubigen Don beut Solle anerlannt Seine
$errfd)ergeu>alt ruljt fomit überhaupt nid)t auf ©eltlidjen
©runblagen, fonbern auf geifilid&en, fte ift oöttig t&eofratifd).
3)er 2el)re ber Drt&obojen gemäfe ift ber »irflidie £errfd)er nur
Mal); ber ©djerif, als Äalifa, fein irbtfdjer ©feUoertreter unb
3mam, erjier SSorbeter.
2)ie 3Rofd)een, bie Äapetten, bie ^eüigengräber unb bie
3anria$, bie DrbenSl)äufer bilben bemgemäfe in biefem tljeo*
frattfd)en Staate bie 9J?tttclpunfte beS öffentlichen Bebend.
3n itynen »erben bie ©rlaffe beS Sultans unb ber i^n Der»
tretenben ^rooingialbeatnten burd) öffentliches SluSrufen t)cr^
ffinbet, in iljnen ober in iijrer nädjften Umgebung toerben bie
öffentlichen Angelegenheiten befprodjen, im Sufammenljange
mit iljnen fielen bie ßoranfdjulen tote bie l)öljeren @d)itlen,
Seminare, #od)fd)ulen, Sibliotljefen, ^ofpitdler — fotoeit
oon folgen 3nftitutionen überhaupt bie Siebe ift; nur bie
Sledjtfpredjung erfolgt, obgleich fte nur burd) ben jfr>ran ge»
regelt ift, im allgemeinen im £aufe beS oberften StegierungS*
beamten ober beS Äabi, beS SRidjterS, bie ebenfo toie alle anbern
Seamten bod> nur ©lieber ber tljeofratifdjen #ierard)te ftnb.
3)aS ©taatsleben, baS öffentliche, j>olittfd)e, f ogiale geben
— alles wirb auSfdjliefeltd) geleitet nad) ben ©efefeen beS
Äoran, unb für ben Strenggläubigen gibt es auger biefer
^eiligen, oon ©Ott geoffenbarten ©djrtft leine anbre Duelle
menfd)lid)en SBtffenS. @o erflärt es ftd) benn aud), bafe bie
fflergfabqlen, bie SBüftenftämme, bie arabifdjen Sanbbetooljner
ftd) oor ben größeren Drtfdjaften freuen, »eil fte fürdjten,
in itynen mit ben beinahe als Äefcer unb ©ottlofe betrachteten
religiös aUerbingS Diel freieren SKauren, ober gar mit ben
auf baS tieffte oerad)teten unb gesagten (Sänften in S3e*
96 $tr heutige Äutturfianb aJtoroffo«.
rüljrung gu fommen unb ftd) baburdj gu befleclen. So er«
fiärt eS jid>, ba& SRuletj 8lbberral>man 1844 bie Vertreter
ber d)riftlid)en 2Räd)te »on SRarrafefd) unb gcg nad) ber
gottlofen „^unbeftabt" Sanger oenoieS, bie fein firenger
SRoSlem betreten mag; bafe ber Sultan mit ben ©efanbten
ber 2Räd)te für gemöljnlUJ) nur burd) feinen Vertreter in
Sanger, g. 3- ©tM SRo^jammeb SorreS öerfeljrt. So erflart
eö fi<J), ba& bei bem grettaggotteSbienft oielfad) nod) für bie
SBiebereroberung ©ranabaS unb Spaniens gebetet mtrb, bafc
bie Sd)lüjfel ber Stäbte (Sorbooa, SeoiHa ufm., ber Käufer,
in benen bie SBorfafyren in Spanien einft geiooljnt l>aben,
in ben Don anbaluftfd)en Arabern, Serbern unb 5Rauren
abftammenben Familien Ijeute nod) als Reliquien »ereljrt
unb für ben Sag aufbewahrt »erben, an bem ber ^lam
unb feine maroffanifdjen SScrfcc^ter mieber bie alten ^eim»
ftätten in Spanien erobern unb begießen »erben.
SBie bie ©rieben alle 9iid)tgried>en als Sarbaren be*
trachteten, tote bie Körner bteS taten, tote bie Spanier
eS Ijeute tun, tote bie (Sfcauöiniften aüer Söller eS meljr
ober tninber anbern Sölfern gegenüber tun, fo tun es in
ausgebeutetem ÜRafce bie heutigen 5Raroffaner. SBie bie
2lnljänger jeber Religion biefe für bie allein richtige, feiig'
madjenbe unb glücffpenbenbe galten, fo tun bieS bie marofc
!anifd)en ftrenggl&ubigen 3Roljammebaner, aUerbtngS aud) in
ftärfftem ©rabe. 3Ran lann moljl fagen, ba& ber nationale
unb reiigiöfe Stolg unb #od)mut laum irgenbmo meljr, eS
fei benn in Sibet, in unferer 3*ü an Sntenjttät iljreS*
gleiten Ijaben. erfüllt Don biefem boppelten Fanatismus,
fdjlie&en fidj bie SRaroffaner baljer fo jtreng gegen bie
Slufeentoelt ab: bie toenig fhrenggläubigen berberifdjen ®e«
MrgSoölfer aus polt tif ^nationalem; bie Araber, bie Serber
beS SübenS, bie SRijdjlinge unb 2Rauren aus religiöfem
Fanatismus.
3)er geistige jtutturflanb gJtorofloS. 97
Sd>ränfte ber tljeolratifdje ßljarafter beS marotfantfdjen
©iaatSmefenS ade ßweige beSfelben ein, brachte er ben ab*
foluten ÄonferoatiSmuS gur #errfd)aft, ber nid)ts bulben
wollte, was ntd^t ber Äoran juliefe, ber alles oerwarf, was
ber ßoran oerbot, unb fomit {eben ftortförttt auf allen
©ebieten geiftiger wie materieller Kultur über bie von bem
Äoran gefteeften ®renjen tyinauS Ijemmte, fo engte er aud)
bie im Sßrinjip abfolute 3Rad)t beS Sultan« feljr ein, entjog
tljm bie ÜÄöglid)feit, ben Staat auf bie 33aljn ber Reformen
gu lenlen, iljn in bie Steige ber ßulturmäd)te etngufüljren,
felbft wenn er es wollte. <Die fdjarf ausgeprägte bemo*
Iratifd)*republifanifd)e Stiftung beS SSlam erjeugt ben
SnbhribualiSmuS, ber in feinen qrtremen formen jebe Unter«
orbnung unter ftaatlid)e Einrichtungen ausliefet, ben ein«
jelnen jur rücf ftd)tSlofen ©elbftljilfe, gum Äampf gegen alle
perfönlidjen (Sinföränfungen füljrt, bie SMSgiplin aufgebt,
fdjroffe politifd)* ©egenfäfce, anard)ifd)e ßuftänbe unb Sitten»
ro^eit nad) ftd) gieljt.
(Semtlbert werben biefe (Srfdjeinungen gmar burd) ben
fatalifttfdjen ßug im Sslam, ber bie unbebtngte Unterwerfung
unter bie Fügungen beS @d)ic!falS, bie t)öUige Ergebung in
ben SBillen ©otteö forbert, ftd) aber anbrerfetts in jener
fonferöatioen fßietdt äufeert, bie es bem ftrengen SÄoSlem
»erbietet, ein verfallenes ober vom Unwetter gerftörteS #auS
wieber Ijergufteüen r einen umgefunlenen ©rabftein wieber
aufguridjten, baS oon alters l)er ffiefteljenbe unb Sreftgefefcte
im geringften abguänbern, fomit {eben materiellen Äultur*
fortfd)ritt Ijemmt, Neuerungen für gottlos Ijält. SMefer
Fatalismus ift allerbingS aud) wieberum bie Duelle jenes
unerf d)ütterltd)en ® ottoertrauenS , jener um>ergleid)lid)en
Sapferfett unb StobeSoeradjtung, bie nie bie ©tärfe beS
©egnerS erwägt, fonbern blinblingS für baS Sbeal, für baS
erftrebte Qitl, für baS inbtoibueH als richtig (Srfannte, für
$>itx&9, 2RarpBoftage. 7
98 £>* (artige ftulturftaitb 9taroRo*.
bic perfönlid)e unb nationale 61)«» Unablj&ngtgfeit unb %m*
Ijeit eintreten. Sie fyitat nirgenbS ihresgleichen unb bie
®efd)id)te beS SRagfpeb, im befonbern ber Sergfabqlen, bietet
Don tynen anf jeber (Seite bie gl&ngenbfien, aber aud) furd)t=
barften unb Muttgften Setfptele. SBtr fennen aud) au« ben
Snfftänben ber legten 3al)re beglaubigte S^gniffe bafür f ba&
fleine Sparen oon einem ©ujjenb ober weniger SR&nnern in
iljrem I)ol}en3bealt8mu8 unb JRedjtSgeffiljl mit unoergleid&Udfjem
3Rut gegen ^unberte oon geinben ityre armfeligen Ratten, U)re
gelfenburgen bis auf ben legten SWann oerteibigt baben. Unb
biefe ßljarafterjfige mad)en bie Serber gu gefährlichen getnben,
unb atö foldje lernt fte jeber tennen, ber bie ®efd)id)te ü)re$
£anbe£ grfinbltd) ftubtert bat. 8to8 #unberten Don bezüglichen
gorfdjungSergebnifjen fei I)ter gum Setoeife nur baö eines SDogi)
ernannt, ber in einem feiner für bie ©efd)td)tSfenntmS beS
SRagfyreb grunblegenben SBerfe mit fdjlid)ten Sorten fagt:
Sene ©ebiete gu erobern, ift eine ttnmbglidjteit, „faum ift ein
Serberftamm oermd)tet, fo tritt ein anbrer an feine ©teile .
Sias bqgantintfdje #aremSmefen ^at bie Stellung ber
Sfrau bei ben Arabern unb SRauren 3Raroffo3 gu einer un*
toürbigen gemalt unb fte fo erbalten. Sei ben Serbern
ift fte im allgemeinen eine l)öl)ere, unb bie grau erfdjeint
bei ben Sergfabtylen ^duftg als eine ebenbürtige, fampfeS«
freubige ©enofftn beS SRanneS.
Sias ®ebot ber SWilbtätigfcit fpielt eine feljr grofce Stolle
im SRagbreb unb ^at gum Seil üöUig fogialiftifd^e Gin*
ridjtungen unb ®fitergemeinfdjaft in ber unter ber fc^reef^
Haften Srmut lebenben SRaffe ber S3erberbet>ölterung gerbet*
geführt. Sbgefe^en baoon, ba& alle geiftUdjen SBürbentrdger
unb alle Drben nur oon Slinofen leben, fpenben bie Se*
güterteren aud) fonft tyren ärmeren 9Ritmenfd)en, ben Se*
bärftigen unb tfranfen in einem SJtofee, tote es nidjt leid)t
irgenbtoo anberö gefunben toerben bürfte.
$>er heutige ftultotftottb SWaroFfod. 99
3u tt>rem J>erf5nlid)en @$u|e unb gur 3fofred)ierljaltung
tljrer 3Kad)tfteHung Ratten ftd) bie Sultane bed ÜRag&reb feit
3aljrljunberten mit einer fietbmadje umgeben muffen, bie in
ernften S^en gu einem großen £eere erweitert mürbe unb
bie überhaupt aud) Ijeuie ben ßern bed £eeroefen8 bilbet,
fomeit öon einem folgen in europdifcfyem Sinne überhaupt
gerebet »erben lann. SMefe meift aud SRegerftlaoen gufammen*
gefegte Seibmadje fjat gugeiten aud) mie bie $rätorianer
unb bie Samtfdjaren eine fefjr mistige felbftänbige fftoüt
im fiaatlidjen geben gefptelt unb unter einflußreichen güljrern
bie Sultane nad) iljrem Selteben ab« unb eingefefct. #eute
ift fte auf bie Heine ©arbetruppe ber Solaris gufammen«
gefdpuntpft, bie aud ungefdljr 6000 flbermiegenb farbigen
Snbtoibuen befielen mag. Sa Don irgenb meldjer ©tatifti!
in 5Raroffo leine SRebe ift, fo ftnb guoerldffige ßa^Ienangaben
für irgenb einen aSermaltungdgtoeig überhaupt audgefd)loffen;
bie inbtotbueüen ©djdfcungen felbft ber beftunterridjteten
Kenner aller 23erl)dltniffe ftnb aber alles feljr abmeidjenb unb
unguöerldfftg, öottenbd gilt bied &on allen Angaben ber (Sin*
gebornen felbft.
2)ie Sruppe ber S3od)arid, bed erblichen SJMitdrftanbed,
geniegt befonbere Storgüge; tljre 2Ritglieber beftfcen Don altera
Ijer Staatdldnbereten, ftnb fteuerfrei, unb it)re SBttmen erhalten
$enftonen.
2)ad eigentliche £eer, beffen Drganifation bem SUlef ober
SBegir el Ij'erb, bem ßriegdmintfter, unterfte^t unb in bem
Äaib el 3Ret>aUalj, bem Dberbefeljldljaber — gurgeit ber
Sngldnber Äatb 3Rac Sean — , feinen Setter I)at, fefct ftd)
aud brei Kategorien öon Seuten gufammen: 1. aud ben, fo»
toett fte ftd) nid)t lodfaufen lönnen, auf Sebendgeit audge*
Ijobenen SJtonnfdjaften ber ®ifd), ber äbermiegenb arabifd)en
2Jtafl)genftämme bed Slab el SJtofljgen, bed SRegierungdlanbed:
ben Sdjeraga, ©Ijerarba, ttbafa unb etil Sud, 2. aud ben mit
100 $er fcntige Äiilturftanb WloxotM.
©etoalt aus ben unterworfenen Stämmen eingeteilten, fo
namentlich auö ben Stämmen ber Ste^auna, Sfijmar,
3Renebba, 8$l es @u* unb bat »ergftämmen, ben ©fdjebela,
3. au* benen, bie ftd) freitDiDig gum SRilitärbienft melben.
SMe äuöljebung ift burd) feine ©efefce geregelt, bie ftreng
eingehalten »erben, ©er SoSfauf ift geftattet. <Da8 Material
ift nad) Slter unb Sefdjaffenlpit oöttig ungleich, fo baß man
neben ljalber»ad)fenen Sünglingen alte SRänner fte^t. 2)ie
SeFleibung fterfudjte man in nenerer ßeit gleichmäßig gu
gepalten, unb g»ar uad) bem Sorbilb ber algeriföen ßuaüen,
aber ba bie eintjeimifdje £rad)t ben Seuten lieber ift, fo
Herlaufen ftc bie Uniformftücfe unb fterfeljen ben ©ienft in
iljren 3)fd)eliaba3. 35ie Bewaffnung ift eine üöUig ungleiche,
am meiften finb (Sljaffepot*, 9Rartinu$enrt)*, für beren £w-
fteHung bie Italiener eine §abrif in 8feg eingerichtet Ijaben,
3Bind)efter* unb 2Raufer*®e»el)re angemanbt aber audj
biefe »erben Don ben 8£fari£ gern oertäuft unb bafür uralte
einfjeimiföe @teinfd)loßge»eljre benufet. ©epufct »erben pe
nid)t. 5?on grünblic^er 8ta8bttbung ift, mit Su£nal)me einiger
©arnifonen ber größeren ßtäbte, leine Siebe; SMSgiplm fe^lt;
bie @olbaten fommen gum ©ienft ober bleiben fort, »te e8
i^nen beliebt; bie ©efertion ift eine alltägliche <Srfd)einung f
ba ba8 geben ber Solbaten ein troftlofe«, il>r Solb, fofern
ein foldjer gejault nrirb, &erfd)»inbenb flein, il>re Seföftigung
Höllig ungurei$enb ift; tf afernen gibt e£ nur in einigen
großen Stäbten, ftc bieten aber aud) ba nid)tö als bie leeren
ungureidjenben Stäume, unb ber @olbat ift barauf angemiefen,
fid> felbft fein Quartier gu befdjaffen, häufig ben notbfirftigen
Unterhalt gu erbetteln. Sluf Selbftljülfe ange»iefen, »erben
bie fogenannten ©olbaten ba^er im allgemeinen gur ganb*
plage, gu SMeben unb Räubern, bie bie ttnftdjerljett beS
2anbe8 erljöljen. ^qgiene, ärgtlid)e gürforge ejciftieren nidjt,
bie Sntenbanturbeamten »irtfdjaften ebenfo »ie bie Dffigiere
$er heutige Äulturftanb 3JtoroHo*. 101
unb ttnteroffigiere nur für itpre Saften. Sic SRefyagntye*
Stuppe oerjteljt im allgemeinen aud) ben Sßoltgetbtenft, [teilt
bie Segleitung ber 3Winifter, ©ouöerneure, Rolfen ^Beamten,
©efanbten unb Äonfuln, bie mtlitdrifd)e Sebecfung für
Steifenbe, bie Steuerertyeber, bie genfer.
2)a8 gange £eer belauft pdf) in fJriebcnSjeit auf girla
20000 5Wann Snfanterie, bie eingeteilt fhtb in £abor$ Don
jirta 500, meldje in Unterabteilungen gegliebert ftnb bis gu
12 SRann; in 28irfli$feit ftnb öiettetc&t 5—10000 im 35icnft r
bie Seamten unb Ofpjtcrc gießen ben @olb ber feljlenben
für ftd) ein. 3)agu fommen nominell 10000 ßaöalleriften
unb 1000 &rtitteriften, Don benen aber nur bie £älfte bor*
Ijanben ift.
3n ÄriegSgeiten unb menn bie mächtigeren Stamme be8
SHab e8 @iba bie «Steuern oermeigern unb eine gröfeere
Sruppenmaffe für eine $arfa erforberlid) ift, fo »erben au$
ben SÄalljgenftämmen bie SReferoen: SRuai'b eingegogen. SStrb
ber ^eilige Ärieg: 3)fcf)il)ab, gegen bie S&rtften geprebigt,
fo muffen alle waffenfähigen SRdnner in ba« #eer ein-
treten, unb ba8 bebeutet bann eine ÜRaffc, bie nad) Millionen
J**it
2)er Öf figierSftanb retrutiert jtdj aus ben reiben arabifdjen
9bel8familien ber 9Raft)genftämme, in benen biefe ©tenft*
leiftung gettriffermafeen erblich ift.
Sei Qfelbgügen muffen ebenfo mie bei ben Steifen beS
Sultanö unb ber l)ol)en Seamten bie Stämme, burdi) beren
©ebiet ber unenblid) fdjwerfälHge Srofe ber Gruppen gieljt,
burdj bie Sieferung ber 2Runa fär ben Unterhalt forgen.
©benfo ftnb bie Stamme genötigt, bie SRetfenben, gu beren
Sd)u£ fte pdf) burd) bie SlnaiaS, bie oon i^nen auSgefteUien
pfiffe, verpflichtet Ijaben, mit ben erforberlicfyen SebenSmiiieln
gu oerfe^en — eine Saft, bie iljnen bie Qfremben nid&t an«
genehm madf)t, ben £afe gegen fte vielmehr fteigern Pft.
102 $tf heutige äufturRonb SRoroffoS.
35er Sultan uub ber SRatygen (bie Steuerung) Ijaben ja
feit langem bie ttngulänglid>feit btefeS HeertoefenS eingefeljett,
unb bie $rangofen tyaben biefen ttmftonb benufci, um fid)
burd) SRilitärmifjtonen, bie fte fid) errungen Ijaben, einen
(Sinflufe auf bie gufftnfttge SluSbilbung ber Sruppen unb bie
ßntmicflung beS $eermefens gu ftdjern. So Ijabeu fte in
$eg, Sanger, Stabat unb llbfdjba SWilitärmifftonen unb
Ratten fid) burdj ben Vertrag mit Snglanb Dom 8. SLpril
1904 baS 9%ed)t ber SReorganifation beS $eereS geftdjert.
Sieben ben frangöftfcfyen befielt gurgelt nod) in Sanger eine
fpanifc^c, in fteg eine italienifdje, bie bie SBaffenfabrit leitet,
unb eine engliföe, tote aud) bie Heeresleitung tote gejagt in
ben $änben beS ©Rotten Kaib TOac Sean liegt. 5)en Sau
einiger Küflenbefeftigungen Ijatte ber foeben geftorbene
preufetfdje ©enieoffijier JRottenburg ausgeführt, ©ie, urie
bie auf ifynen aufgehellten ©efd)üfee, »erben febod) ntd)t
inftanb gehalten unb ftnb bebeutungSloS gegenüber ben
mächtigen ®efd)üfcen ber mobernen Kriegsmarine.
2)ie glotte befte^t gurgeit aus einem alten StranSport*
bampfer $affani, bem Kanonenboot Surft unb einem ©d)lepp*
bampfer Srifir. Sie Kapitäne ber beiben erften ftnb 2)eutfd)e.
Einige ©ampfbartaffen bienen ben $afenbelj5rben. 6in in
ben legten SebenSjabren TOuleg £affanS in Stallen befteUter
unb in Stoorno IjergejMter auSgegetdjneter ^angertreuger
Safdfrir tonnte ntd)t begabt merben unb ift bann fär 500000
grancS, etwa ein fünftel feines SSertS, an Kolumbien Der*
fauft morben.
Hat ber Sultan als Staatsoberhaupt in ben 33od)artS
unb ben SlSfariS unb ®ijd) ber SWafygenftämme eine im
gangen guoerldfftge ©djujjtruppe, fo oerffigt er aufterbem
nod) über einen forgfdltig ausgewählten grofeen $offtaat f ber
feine perfönlidje ©tdjerljeit erhöbt. Sie eingelnen Steige
besfelben ftnb unter ber Oberleitung beS ^abfd^ib unb beS
2>er heutige Äulturftonb Waxoltoi. 103
Äaib el 2Refd)uar ben (5l)ef8 ber verriebenen, gum Seil na$
£unberten von Snbivibuen gäljlenben ÜRualtm, ber ®ruppe
ber £auta, anvertraut, ber ber perfönltdje unb ber 4?au«bienft
obliegt. 2)er #arem fjat feine eigne 33ermaltung.
Sur Seite be« Sultan« fteljt al« fein Berater ber ©rofr
toegir; ba« Oberhaupt be« ÜÄafljgen. (Sr nrirb unterftüfct burd)
mehrere SRtnifter, ben SBegir el S3al)r fär bie äußeren Sin*
gelegensten, ben SXHaf für ba« #eettoefen, ben (5min al
ttmana für bie gtnangen, ben SBegir el @d)ifaj[et ßfdjfdjefatn
für ben SKeffort ber Suftig, beren Sureau« fämtlid) in bem
SWatygenpalaft gelegen ftnb. 3)agu fommt nod) ber Vertreter
be« Sultans für ben 3krfef)r mit ben ©efanbten unb tfonfuln
ber fremben 3W&d)te in Sanger.
3n ben 44 Slmalat, btn aSertvaltungöbiftriften be« SRetd)«,
liegt bie Regierung in ben Rauben be« Äaib ober 8mel,
bem ein ßaltfa, ein Stellvertreter, gur Seite fteljt. 6r mirb
au« ben angefeljenften unb mo^lljabenbften ©runbetgentümern
be« betreffenden Stamme« gewählt unb Dom SRafygen al«
Vertreter be« Sultan« beftätigt. (Sin Don bem 2Rafl)gen
felbftänbig, ntd)t in Übereinstimmung mit bem betreffenden
Stamm eingelegter Äatb tvürbe trofc feiner militärtfdjen S3e=
becfung eine fef>r fdjmierige Stellung Ijaben, unb im 33lab
e« Siba »erben er unb feine Unterbeamten lüften« füll»
fdjmeigenb gebulbet, aber ftc^er verfolgt unb verjagt, tvenn
fte irgenbtveldje 3lmt«ljanblungen totrflidj vollgießen aollen.
@r fül)rt bie Steuerregifler unb verteilt bie Steuerlaften,
ebenfo fteljt tljm bie 2lu«ljebung ber keimten gu; in ben
einzelnen Sanbfcfyaften ober bei ben vertriebenen feinem Segirfe
ange^jörenben Stdmmen mirb er burdj Sdjeic&e vertreten.
6r ift perfönlidj verantmorilidj für bie vom URafljgen feinem
Segirf auferlegten finanziellen ober militärifdjen 33erpflidj*
hingen. gn ben 2Mljgenbiftriften, in benen bie tmlitärifdje
Drganifation überwiegt unb ber Äatb mel>r Gruppenführer
104 3)er geistige Äulturftanb SRaroffo«.
als SSeroaltungSbeamter ift, Ijat er ben Sfcitel $afd)a, 3n
mannen Sßrooingen erfolgt bie Steuererhebung burd) befonbere
ftinangbeamte, bie llmana, namentlich ift bieg ber Qfad in
ben Segirfen, in benen ber Sultan ober ber ÜRafljgen prtoaien
SBepfc t)at r ober mo bem Sultan ber ®runb unb Stoben aber»
f)aupt gegört, unb in ben $afenftäbten, bod) unterftetft bie
Äaffe aud) l)ier ber SRitfontroüe burd) bie ßaib«.
©er SBermaltungSapparat ift fomit feljr einfadj. ©iefem
33orgug ftegt aber ein 5Rad)teil gegenüber, ber im l)öd)ften
©rabe fdjäbigenb fär ben Staat unb feine Äultur ift.
Sunäd)(t ift t>on einer 2luSbilbung ber Seamten für igren
SJeruf feine 3ftebe. SMe &mter »erben nadj SBiüIfir 8e*
Dorgugten ober ben 9Weiftbictenbcn fibertragen beg. folgen
Sßerfonen, bie bem Sultan, ben 3Winiftem ober ben näd)ften
SSorgcfc^tcn bie größten ©efdjenfe machen. 2)ie ©efyälter ftnb,
fofern fold)e überhaupt gegast »erben, fo fefyr niedrig, bafe
bie Beamten mit %en Familien ba&on nid)t leben fönnen,
alfo gegmungen ftnb, in igre S;afd)e gu nrirtfdjaften. 3)aS
Ijat bie Korruption erzeugt, bie bem SSenoaltungSapparat
t)on ben l)öd)ften bis gu ben legten ©liebern anhaftet, unb
bie anardjifcben, unhaltbaren ßuftänbe gefd)affen, bie Ijeute
befielen. 3)aS oljneljin fo arme SSolt mtrb in fdjmafylidjfter
SBeife ausgebeutet; öon bem aber, »aS tljm auf baS rftdt ftdjts*
ftdjtslofefte abgerungen totrb, unb meift unter Slmoenbung
roljefter ©etoaltmittel, fommt nur ein fefyr Fleiner Seil
in bie Staatsfaffen beS 5Rafljgen, ber weitaus gröfete »er*
fdjminbet in ben Safdjen ber toerfdjiebenen Beamten, bie an
ber ßr^ebung, Übermittlung ober SSerwenbung ber Steuern
beteiligt ftnb.
Sud) bie SBegire erhielten früher leine ober gang geringfügige
©eljälter, fo bafj fte baS 33eifpiel aller anbern ^Beamten be*
folgen mußten. Sultan Slbb el Slgig Ijat ben 3ßitgliebern beS
2RaH)gen feit einigen Sauren fefte ©etyälter oon einigermaßen
5>et heutige Äulturftonb SRatoffo*. 105
angemeffener §bty auSgefejjt, inbem er tynen bie 2?crpflid)tung
auferlegte, ftd) bamit gu begnügen, b. lj., fte ntc^t auf un*
rechtmäßige SBetfe gu erl)öljen. gnmteweit biefe 33erj)flid)tung
toirffam i(t, mufe baljtngeftellt bleiben. 3ebenfaII§ ift biefer
crftc SSerfud) einer SSeroaltungSreform bemerfenStoert, bie
bie erfte 33ebingung für eine Hebung ber Äultur faeö 2anbe8
ift, aber als vermeintliche Äongefjton an bie SluSlfinber fo
große ttngufriebenl)eit erregt &at, baß auf fte gum Seil ba«
ttmjtd)greifen ber 2lufftanbSbett)egung SBu Samaras gurüä*
gufüljren ift.
2)a8 33ebauerli(^fte ift, baß aud) bie Sfted&ifpredjung unter
biefen traurigen Suftänben gelitten Ijat, burd) bie allgemeine
©emoralifation in SWitleibenfdjaft gesogen morben ift.
S)te SRedjtfpredjung erfolgt nad) bem Äoran, fomit ift
ber @mir al 3Wumenin, ber Sultan, aud) ber oberfte 3ßid)ter
unb übt fein SRidjteramt öffentlich au«. 3m allgemeinen
liegt bieg aber in ber $anb ber ÄabiS, ber 3tid)ter, bie als
unbefolbete JBeamte baS 3fted)t oft nad) Maßgabe ber Summen
fpredjen, bie iljnen Don ben Parteien gegast werben. Äetn
SButtber baljer, toenn bie ©treitenben burd) ©elbftljilfe tljr
5Red)t fuc&en, unb S^ietrac^t, Streit, Äampf, SMutradje ba£
aSolf, bie Stamme, bie Familien entgtoeien.
2)aö ©efängniStoefen 3RaroftoS fpottet jeber S3efd)reibung.
6S erinnert an bie fernften Seiten beg 3Witielalter8. S)ie
©efängniffe ftnb tneift luft* unb lid)iloö, entbehren jeber
Sauber feit; bie befangenen ftnb, toenn fte felbft ober iljre
SSertoanbten nidjt über bie nötigen Mittel bagu verfügen, für
tyren Unterhalt auf bie öffentliche SRilbiätigfeit angemiefen.
£)ie Strafen ftnb burdjtoeg ungebütyrltd) $art.
28a« bie ginangen SWarofto« anbetrifft, fo berufen barüber
alle Angaben nur auf einer ungefähren ©dj&fcung. Sie
eigenartigen SJertjältniffe fdjlie&en aud) jebe SRegelmäfeigfeit
im Eingang ber (Einnahmen aus, bie, fotoeit bie Steuern in
106 $er geistige Äuttutftanb gjtoroffo«.
23etrad)t fommen, bie bett Stämmen beS Stab eS @iba auf*
erlegt ftnb, bod) metft erft unter Sfamenbung Don ®emalt
eingebogen »erben muffen.
grüner nafym man an, bafe bie Sultane über einen großen
geheimen Sdtjafc öerfügten, ber iljnen einen großen ertrag
abwarf unb einen feljr fräfttgen JRüdtljalt gemährte. SBenn
ein fold&er Schafe mirflid) in neuerer Seit nod) beftanb, fo
ift er jefet motyl fdfjon feit langem ööflig erfdjöpft. Sie Sin«
nahmen, bie früher auf 12 bis 20 2RiUionen $efetaS gefdjäfct
mürben unb bem Sultan eine Summe Don 5 bis 8 Millionen
als Überfluß eingetragen Ijaben foDen, ftnb jefct fe^r gurüdf*
gegangen, {ebenfalls reiben fte ntdjt entfernt aus, um ben
gefteigerten Slufmanb gu beden. 35er Sultan &at ftdf) baljer
genötigt gefeljen, bie einnahmen einerfeitS burd^ Steuer*
reformen 3U erljöljen, bie bisher aber bei ber Seöölterung
auf ben größten SBiberftanb geflogen ftnb, unb anbrerfeits
Ijat er bie äufjerft bebenflidje Sajjn beS Sdfjulbenmad&enS be»
treten, moju il)n befonberS bie frangöftfd&en ^Berater unb
Lieferanten ber galjllofen mobernen Äulturergeugniffe unb
Spielereien toerlocft fyaben, an benen ber junge, tmpulftoe gfürft
Dorübergefycnben ©efaden gefunben tyat. ©S ift gu befürchten,
bafe, menn baS Sd)ulbenmad)en in gleicher SBetfe fortgefefct
mirb, mie es ban! ber ®efd)tcfltd()fett ber grangofen nun be»
gönnen Ijat, alsbalb SBer^dltniffe eintreten, mie biejenigen
maren, bie es ben Qfrangofen ermöglichten, 1881 auf bie tljnen
ftnangieU verfallene SRegentfdjaft SSuntS bie $anb gu legen.
2)ie regelmäßigen ^auptetnna^mequeOen ftnb bie im Äoran
öorgefeljenen Steuern beS ßetynten Don ben @infänften ber
Untertanen: 3ifd)ur unb ber 2 V 3 pro^nt igen Steuer üom Kapital:
Seffat. SSon beiben waren bie SWofdjeen, bie 9Witglteber ber
Sd&erifen unb bie getftltdjen tfötperf d&aften früher befreit; gur
6rjjöl)ung ber Staatseinnahmen ift biefe Steuerfreiheit jefct auf»
gehoben unb baburd) große Unguf riebenljeit ergeugt morben. Sie
3)et heutige Äutturftanb Wlatöttoi. 107
$erfonalfteuer: SRaiba, bie Don ben nid)t gum Stab ei 2ßafl|gett
gefyörenben Stämmen erhoben toirb, ge^t nur fc^r unregel*
utäßig ein; Don ben 9Md)tmol)ammebanera totrb eineÄopffteuer:
2)fd)egiat, erhoben. 2)ie reltgtofe ©teuer: #ebia, befteljt in ®e*
fetyenfen, bie bem Sultan an ben brei großen moljammebanifdjen
SafyreSfeften gemacht »erben muffen. <Dagu fommen bie @r*
trägniffe aus ben (Stnfubr* unb äuSfuljrgöllen, bie }efct aber
burd) bie fremben ©laubiger gum ßmeefe ber ©edfung ber
ßinfen großenteils festgelegt ftnb. 2)aS Sabal« unb Äif*
Monopol bringt nur geringe Summen ein. Steinet man
bagu bie ferneren Auflagen, benen bie SBeDöllerung unter*
morfen ift burd) bie SRaturallieferungen bei ben Sdeifen beS
©ultanS unb ber Beamten, bei ben friegeriföen Gfrpebitionen
gum Qwdt ber Eintreibung ber SRatba, bie fyoljen (Selbftrafen,
bie ben ©teuerDertüeigerem auferlegt »erben, bie Soöfauf*
fummen für ^Befreiung Dom SJHlitärbienft, ber $mierfauf,
bie 3ßuna, bie bie ßingebornen allen SReifenben gu liefern
baben, bie Slderbau» unb SSieljfteuer, bie gemäß ber Äon»
Dentton Don ÜRabrib Don ben Sluälänbem unb ben ©djufc*
genoffen erhoben mirb, fo ift bamit bie üßaffe ber abgaben
nod) nid)t erfd)öpft, bie auf ber 3Raffe ber SeDölferung laftet
unb fte beftdnbig gur SSenoeigerung ber Steuern treibt. £)abet
aber ift ber Ertrag, ber mirfitd) in ben S3it ei 2M, bie
©taatslaffe beS ÜRafygen, gelangt, fetyr Hein unb unguretdjenb,
»eil ein feljr großer ^rogentfafc bfefer Don bem Solle er-
preßten Summen in ben Stafdjen ber ÄaibS unb ber übrigen
^Beamten Derfdjmtnbet. 2)aljer mürbe 1901 mit ber Beamten»
befolbung au$ eine DöQige Steuerreform eingeführt, burd)
bie ber SRatbgen bie Einnahmen regelmäßiger gu gehalten
unb ber Unterfdjlagung beS meitau« größten Seils ber mirtlid)
erhobenen Summen Dorgubeugen fudjte. 2)urd) biefe Sertib
genannte Reform fönten ba8 adferlanb, bie gelber, bie Dbft*
bäume, baS SSiet) mit einer feften ©teuer belaftet »erben.
108 2)er gütige ftuftnrßaitb 9R<m>ffi>*.
<Dem uriberfefeten ftd) gunäd)ft einige $ertragdm&d)te, bie bie
ÄoitDention Don 1880 untergeidjnet Ratten; als btefe 1903
aber enblidj in bie Reform etmmlligten unb ber Sertib ein*
geführt toerben follte, ba toeigerten ftd) bie Gingeborneu, btefe
©teuer gu galten, unb ba ber £ufftanb beö 9u Samara bagu
tarn, infolge gal)lreid)er Stieberlagen ber ©ultanötruppen
Döflige &nard)ie fd^uf unb bie @teuen>em>eigerer in ifjrer
Haltung beftärfte, fo ift ber 9Rafl)gen baburd) nun in eine
dufeerft fdjmierige $inanglage gebraut n>orben y bie bie
frangöfifd&en ^inangleute gefdjidt auszubeuten Derftanben
tyaben, inbetn fte ben ©ultau gu it>rem @d)ulbner matten.
3anuar 1903 würbe bie erfte @d)ulb Don 7 '/, Millionen, im
Februar fdjon eine ©eitere Don 10 SWitttonen Don frangojtfdjen
unb fpantfdjen Sanlen geliehen, Don @nglanb balb barauf
nod) 300000 £, f o bafc 1904 ber SRalljgen bereits eine Summe
oon etma 22 7, Wittionen Sßefeten mit 6% gu Derginfen Ijatte.
Unter bem Vorgeben, bem SKaffoen bie barau« ermadjfenen
Saften gu erleichtern, trat ein Don ber frangöfifdjen Regierung
unterftfifcteS Äonfortium IjerDor, bem mehrere ber grö&ten fron*
göftfdjen Sanfinftitute angehören, unb ftrecfte bem 9Rafl)gen
burdj Vertrag Dom 1 . Sinti 1904 eine mit 5% gu Derginf enbe unb
in 35 3al)ren gu tilgenbe Summe Don 62 7, Millionen grancö
Dor, bie burd) bie ßotteinna^men atter maroffanifd)en ^äfen
garantiert ift. 2JMt $ilfe btefer betrfid)iltd)en anleite nmrben
nun grnar bie früheren ©Bulben getilgt, aber bie iftfyrltd)e
3tnSfumme feljr beträchtlich erfyöljt, fo bafe ber 3Mljgen grofee
2J?ü^e Ijaben wirb, burd) bie Steuern bie ©innaljmen etngu*
bringen, bie jefct für bie Sebürfniffe be<S Sultan« unb beS
3Wafl)gen erforberltd) ftnb. @3 ift ba^er angunet>men, bafe
bie ©teuerfdjraube nod) mefyr als bisher angegogen, bie
Ungufriebenljett be« Solle* au« biefem ©runbe nod) meljr
toad)fen, bie 2lnard)ie gunefymen, unb bamit bie Sntereffen
be« $i)roitprätenbenten unb oor attem ber ©laubiger beö 2anbe3
3>er heutige Äulturftanb SJtoroffoS. 109
geförbert »erben werben. Übrigens ift baS ®elb jefct fdjon
faft gang Derbraudfjt, fo bafe ber SRafljgen im £erbft öorigen
SafyreS Don beulten ginangleuten 10 Millionen leiten mufcte.
2)ie natürlichen Hilfsquellen beS SanbeS ftnb unerfdjöpflid),
unb bei vernünftiger Ausbeutung berfelben unb bei einer ge*
georbneten 33erwaltung fönnten fte minbeftenS einen geljnfad)
fyöfjern 6rtrag ergeben, als er Ijeute ergielt wirb, aber unter
ben befteljenben 3Serf)ältniffen ftnb fte trofc iljrer ttnerfdjöpf*
ltd)feit faft wertlos.
2)er 3lderbau wirb nad) uralter SCrt betrieben, oljne An«
wenbung ber heutigen 2Jtofd)tnen, ©erdte, ©ungmittel unb
oljne gwedmäfeige Anlagen gur vorteilhaften SBafferoerteilung;
bie 33ie^jgud)t liegt gang banieber; ber Sergbau wirb fo gut
tote gar nid)t betrieben. @S gibt feine gebahnten 2anbftrafeen,
mit wenigen Ausnahmen feine ©rüden, feine ©idjerljeit für
Steifenbe, feine georbnete SSerwaltung. £DaS ffierglanb ift
ftredfenweife völlig entwalbet, an Aufforftung aber beult
niemanb.
Sug unb Strug betyerrfdjen baS Sßolf in allen feinen
@<l)id)ten, benn niemanb traut feinem SRadjbar, jeber fud^t
ftdj auf alle SBeife gu fd^ü^en vor Ausbeutung burdj bie
Beamten, burd) bie Regierung. 355er es mirflid) baljtn bringt,
mit unfäglidjer 3Mülje etwas meljr gu erwerben, als was il)n
unb bie ©einen vor bem SSerljungern fdfjfifet, ber fud)t feine
erfparten ©eiber felbft Dor feinen 9iäd)ften gu verbergen,
bamit niemanb afynt, bafe er nodfj einen Sftüdtyalt Ijat. 6r
vergrabt bie erfparte Summe unb borgt ftd) lieber gegen Ijolje
ßinfen ®elb, wenn er etwas für fein ©emerbe brauet, weil
er nid)t ben ©djein ber SBoljlljabenljeit irgenbwo erweden
will, benn baS SSenige, was er Ijat, würbe tljm bann in gorm
Don irgenbmeldjen Steuern abgenommen werben.
S)ie Snbuftrie leibet unter biefen allgemeinen SSerljält*
niffen aud) auf baS ftufserfte. SRarofto ift retdj an allen
110 9k (artige JhiTlnrfUnib StacofbS.
nur erbcnflidjcn 9tofy>robutten; cd tonnte in Suneni beS
£anbeS eine fdjr gute gewerbliche äätigfät entwiefeü »erben,
©er furchtbare Stenerbrucf nnb bie ftöBige ttnficfcrijeit f fliegen
aber feben größeren gewerblichen Setrieb and, benn ein
(Bemerbtreibenber, ber einen guten ©rtrag crjiette, würbe
alsbalb ber ßrpreffung nnb SuSbentnng bnrd) bie ÄatbS
jum Opfer fallen unb Sanfrott machen. <Die $anbarbeit
würbe fiberbieS gn foftfpielig werben nnb bie moberne gabri*
tationSwetfe wärbe ebenfo wie bie Snwenbnng ber heutigen
Scferbauwerfgeuge ber äultnrwelt ben Unwillen ber Drtljo*
bojreu erregen.
3Me anfange für eine auSgebeljnte Oewerbt&tigfeit, bie
and) bie beften SuSfid)ten anf gl&ngenben Srfolg tyitte, ftnb
öorljanben in ber Se^tilinbuftrie, in ber $cpptd)fabrifation,
in ben @titfereten, bie in ben £arem$ ausgeführt werben,
in ber geberwareufabrifation, in ber Sopferei, in ber fünft«
gewerblichen £olj* nnb SRetaUinbnftrie, in ber $erfteOung
Don ®efledf>ten aller Slrt aus $alfa» nnb ©fpartograS.
2)ie 8foSfid)tSlofigfeit, größeren ©ewinn gn ergielen, Der«
Ijinbert bie (Eingeborenen überhaupt, irgenbwelti)en baljin*
gefjenben Serfud) gn madjen, nnb fo befdp&ntt fid) bie gefamte
nationale Arbeit auf bie Srgengnng ber nötigften SebenS«
mittel nnb ®ebraud)8gegenfiftnbe. SBer barüber IjinauS
etwas erwerben fann unb will, fud)t fid) ber SnSbeutung
burd) bie ftaatlidjen 8e!)örben baburd) gu entgieljen, bafc er
als ©djufcgenofie in ben 2)ienft eines BuSlftuberS tritt.
@o liegt benn aud) ber #anbel im Snnern nollft&nbig
in ben Rauben ber Suben, bie fo weit als möglid) bie
©djufcgenoffenfdjaft beS SluSlanbeS nadrfudjen, unb ber duften*
fyanbel wirb in ben bem SBerteljr überhaupt gug&nglidjen
$ftfen oon SluSlänbern betrieben.
©er $anbel ift batyer aud) nld)t entfernt bas f was er
fein fönnte. 2)a8 SBolf ift gu arm, um bie (Srgeugniffe beS
$er heutige Äultutftanb SWarotfoS. Hl
8u8lanbe8 in groger ÜKaffe aufguneljmen; unb e8 i(t gu
bebrfidft, um bie unerfdjöpflid) reiben natürlichen (SrmerbS*
quellen ausbeuten, um felbft nur SRoljprobutte in grofcen
Waffen gum Sjcport auf bie 3K&rftc bringen gu tonnen.
SBBte fe^r ber Jpanbel jefct DoDenbS unter ben burd) ben
SLufftanb be8 Su Samara erzeugten SSerljältniffen leibet,
erhellt beutltd) aus ben neueften ftatiftifdjen Mitteilungen
be8 frangöftfdjen ®efd)äft«träger« in Sanger. SDanad) be*
lief ft$
bie einfuhr 1903 auf 62435489; 1904 auf 54495524
bie «uöfu^r „ „ 36568396; „ „ 36489416
gufammen 99003885 90984940
fomit 1904 8018945 toeniger al« im Saljre 1903, unb 1905
bürfte ßd) baS (Srgebni8 infolge ber fortbauernben Unruhen
unb ber unseren anard)ifd)en ßuftänbe oielletdjt nodj un-
günftiger geftellt tyaben.
@o toeit man oon SBerteljrSeinridjtungen in SDtorotto
fpred)en tann, jtnb fte ben ÄuSlänbem gu bauten, Oebaljnte,
fahrbare ßanbftrafcen gibt e8 mit Ausnahme ber oon Sanger
gum 2eud)tturm oon Aap Spartet unb Don f$feg nadj SWetineS
nid)t. SBagen ftnb baljer unbetannt. ßum leiten unb gur
Safienbeforberung bienen (5fel, $ferbe, SKaultiere unb Kamele.
(Sifenbaljnen unb Selegrapljen befielen im Innern nidjt.
8U>b«el*2lgig toollte einen Telegraphen für priöate ßtoecfe ein»
rieten; ber SBiberftanb ber Drtljobojren bagegen gmang Ujn,
baoon abguftetyen. (Sine 4 km lange (Sifenbatyn bauten il)m
belgifd&e Ingenieure mm geg bis gu bem $art 2)ar SMjtbadj.
Sie foU jefct fc^on verfallen fein. 2)ie Sßoft mirb oon
beutfdjen, frangöjtfdjen, englifd)en, fpanifdjen unb eintyeimtfdjen
marottantfd)en ^oftanftalten beforgt, unb in biefer 4Jinftd)t
ftnb bie beutfdjen 6inrid)tungen bie bei weitem beften, toeö«
Ijalb mit Vorliebe audj bie beulten Sßoftanftalten für ben
Srief* unb ©elboerfe^r in 3lnfprud^ genommen »erben. 25ie
112 3>er heutige Äulturftanb aRaroffo«.
filteften gtnridjtungen ftnb aUerbing« Don granfretd) getroffen.
1860 mürbe baS erfte frangöftfdje Sßoftamt in Sanger eröffnet
unb mar bem in Dran unter georbnet; 1887 mürbe e8 felb*
ftdnbig gemalt. 1893 mürben Stationen in allen $&fen,
ferner in 61 ftafr, §eg, ÜMineg unb 2JtorraIefdj eingerichtet
unb burdj regelmäßigen Sotenbienft Don bem ^auptpoftamt
in Sanger au8 Derfetyen. ftranfreid) Derfügt aud) aber gmei
Äabel, baS eine 1901 tyergeftettte, Derbmbet Sanger mit
Dran, ba£ anbre 1905 gelegte getyt Don Sanger nadj (Sabig.
(Snglanb I)at nur ein Don Gibraltar abhängiges |$oft*
amt in Sanger unb eines in Gafablanca. Sin Äabel Der«
binbet Sanger mit Gibraltar.
2)te fpantfdje $oft mürbe ungefähr gleichseitig mit ber
frangöjtfdfjen eingerichtet. Sie Ijat SJureau« in Sanger unb
in aUen #äfen, tyr SMenft ift aber fefyr bef Kranit; ein ftabel
Derbinbet Sanger mit Sarifa.
©eutfölanb Ijat am 20. ©egember 1899 ba« erfte $oft*
amt in Sanger eingerichtet unb bie große 3ut>erläffigfeit,
burdj bie ftd^ ber beutfdje Sßoftbienft au8geid)net, l)at eine
fc^r rafdje glftngenbe gntmidfong beS SßoftmefenS nadj pd)
gejogen. 2lm 11. ^uli 1900 mürbe eine ^ofiagentur in
ÜWarralefd), am 27. 3Rai 1901 mürben [ol$e in geg, 81
tfafr, SRefineS unb fettbem in ben atlanttfdjen £äfen ein»
gerietet. 2)ur$ ßa^lung Don @$nefligfeitsj>rämten Ijat bie
beutle $oftoermaltung e8 ergtelt, ein gute« Sßerfonal gu
gemtnnen, ba« ben SMenft mit erfreulicher @id)erljeit oerjieljt,
obgletdj Seraubungen immerhin nodj nid)t gu ben Selten*
Reiten geboren. 1904 betrug bie 3al)l ber aufgegebenen
»riefe 1118319, bie ber eingegangenen »riefe 357858,
239121 SBrieffenbungen meljr als bie frangöjtföe $oft unb
für 1905 mar eine SBermeljrung be8 SSerfeljrö um 50 $rogent
DorauSgufeljen. 3)er Mangel eines eigenen Labels madjt
ftdj aber fc^r empfinbiid) bemerfbar. 2)ie beutfd)e $oft mirb
©er heutige ßultutftanb 3Jtorof!o3. 113
namentlich and) Don bem SDtotygen itnb ben ^öd)ften SJeamten
be$ gangen ftmbeS mit Vorliebe, gum Seil au8fd)liefelid)
benufct.
Die lnarolfanifdje $oft i(t Don mittelalterlicher UrtDüd^pg-
feit unb felbft Don ben Singebornen nnr menig benufct.
(Sin öffentliches Seben in unterem Sinne beS SBorteS
gibt e8 nict)t. 2)aö fogiale geben tft nad) alter orientalifdjer
Slrt geregelt unb burd) ba$ #arem8»efen eingefdjräntt. 55ie
©flatteret ift groar nominell abgerafft, ße beftetyt tatfäd)lid)
febod) fort unb in SRarralefdj felbft »erben regelmäßig
SflaDenin&rfte abgehalten. Sie ©Haücrct ift aber in SRaroflo
etmaS anbereS als mir und barunter Dorfteilen. Sie becft
jtdj ungefähr mit ber Seibeigenfdjaft, bie früher in ben d)rift*
liefen Sänbern, biö Dor furgem nod) in 3tufelanb beftanb.
2)ie ©flauen unb ©flamnnen, meift ©djmarge aud Snner«
afrifa, merben gmar gum tfauf gefMt unb je nad) i^rer
Äötperbefd)affeni)ett ober @d)önljett begabt, ©ie geljen als
lebenbeS Snbentar in ben Sejtjj tljrer Ääufer über, merben
aber Don biefen nid)t anberS beljanbelt benn als S)icnft*
boten, merben als fold)e bem £au£ftanbe einverleibt, gut
gehalten unb oerftetratet, um in i^ren tfinbern meitere ©ienft»
leute in mögltdjft groger 3^1 gu bieten.
SBaS baS geiftige geben anbetrifft, fo ift bieS Döllig un*
bebeutenb. 2luSlänbifd)e ©djulen, namentlich frangöfifd)e,
ftnb bemalt, Orunb für eine elementare moberne @d)ul»
bilbung in ber maroffanifd)en SJeDölferung gu legen. 5)aS
Südjttgfte leiften in tiefer SJegteljung bie Don ber Alliance
Israelite in ben ^auptftdbten eingerichteten 14 tSraelitifdjen
Spulen mit (1902) 1424 Änaben unb 889 3föäbd)en; in
tynen mirb ber Unterricht natürlich in frangöftfdjer ©prad^e
erteilt, bie baburd) feljr grofee Verbreitung im gangen ßanbe
finbet. Sludj eine arabifd)*frangöftfd)e ©djule in Sanger
trägt bagu bei. Sei ber im Vergleich gur ©efamtbeDölterung
3) i er dl, SRaroffofragr. 8
114 3*r
nerförninbenb fleinem 3*9 Kefer eOptitm $ U»r Gcfolg
Ittoxfc gering. 3»m eri )üi olcrbtng* betridjttüt) grifcr att
ber ber 4riftti$en IBif ftonen, barem Semmlptmgen ber mo$am*
metamfdpn StooUerung gegenüber fo gif mit ergebnislos
ftnb. So SRanien ba£ Qpiftcnbun annehmen, «fallen fic
meift balb im Serfäfr mit ben 8n£lanberu üi rdigiöf en 3*»
b iffe ie niiS rnng nnb St$et£mn&.
JDie mit ben fRoföeen nnb OrbenSltfnfeni nerbunbenen
Aoranfönlen ftnb bie einzigen ein^eimtfiftm SilbungSßätten,
bie in einigen ftöljeren Seminaren in $ej, fRarrafcfd),
Setnan nnb Stabat Ujre 6rgdn)nng {falben. 75 ftrogent ber
Setrölltning minbeften* ftnb bed £efen£ nnb ©djreibenS
nnfunbig.
60 bietet ba« ©efamtfrüb ber (ente in Staroflo be*
ftdjenben Jhittur menig (Sifrenliifteft nnb läfet für bie nädtfte
ßufnnft feine toefeiittitfc $ebnng nnb Sejfening enoarten.
6.
3Der Wettbewerb £>er Kulturmä(|>te
um tttaroFF <>♦
5)ie troftlofen fulturetten ßuftänbe 9J?aroffo8 mußten 6c*
ßreiflid)eru>eife fortgefe^t Slnftofe in ber tfulturtoelt erregen,
im befonberen bei allen ben SSölfern, bie mit bem SRagbreb
in engere mirtfc^aftltd^e unb poUtifdje Regierungen getreten
toaren.
2)urd) ba8 ^rotofott ber 2Waro!foIonferen g Don 1880 Ratten
bie 2Bertrag3mäd)te ja aUerbing« nic^t nur bag Sdjujjgenoffen*
fd)aft«tt)efen gu regeln gefugt, fonbern aud) bie Ieitenben
©eftdjtöjmnfte für iljre internationalen Regierungen gu ÜJtoroWo
unb für tyr eingreifen in beffen SScr^ältniffc feftgeftettt. S)ie
ttngufriebenljctt ber SBeoölferung aber biefen SSertrag, unb
im befonbem bie ber ^Beamten über bie ginangfontrolle Don
SuSl&nbern beljufö SBerginfung unb 2lbgal)lung ber Ärieg«*
«ntfdjäbigung an Spanien unb einer 1862 fontraljierten
@taatsfd)ulb Don 7 8 SRillton £ an (Snglanb, ftetgerten nur
fcie Abneigung gegen bie Stiften unb alle iljre merfantilen
unb fonftigen jBeftrebungen, im SRagbreb fjufj gu faffen,
fotoie Dollen bd gegen alle Steigungen beS Sultan, ben SReform*
forberungen ber Sluölftnber ettoa ®el)ör gu fdjenfen ober gfolge
gu geben. (Sin (Sinflufc ber aSertragSmädjte auf bie Hebung
ier inneren Sage, auf bie SBefeitigung aller ttnbequemltd&feiten
unb ber Unjtd)erl)eit,. ber bie SuSlänber in SKaroffo aus*
8*
116 $er SBettbemerb ber Äulturmä<$te um STOaroffo.
gefegt toaren, mürbe um fo meniger ausgeübt, al« bie 2Rdd)te
nid)t gufauimenurirften, Jonbern burd) 6iferfud)t unb Äon*
furrengneib einanber oielmeljr entgegenarbeiteten. Sie ge«
toälpten bamit ben flauen SRagljrebinern einen (Sinblid in
il)re Sntereffengegenfdfee unb ein ÜRittel, biefe gu fteigern
unb fid) felbft nufebar gu machen, baä einbringen auSldnbifdjer
SBaren, Sbeen unb ftulturoerbefferungen gu erfahrneren, bem
rafd) unb (tetig »adrfenben internationalen SSerfe^r mit
3Karoffo größere ©djmierigfeiten, $emmniffe unb Unan*
neljmlidjfeiten gu bereiten. SRaroffo felbft blieb barfiber
auf feinem niebrigen SRtoeau fielen, um bann fdjlie&lid) nod>
tiefer gu ftnfen, als ber 1894 gur Regierung gelangte Sultan
Abb*el»Agig nad) bem £obe feines fingen unb getieften Orofc*
n>egir$ Adjmeb 5Ben SRufa, JebeS 3ügel§ lebig, ben Der*
fütyrerifdjen SSorf Siegelungen unb Rodungen non auSldnbifdjen
Abenteurern unb gemiffenlofen Agenten gum Opfer fiel unb
unter unerhörter SSerfd)U>enbung feiner befdjrdnften SRittel,
geblenbet burd) ben ©lang ber neueften tedjnifdjen Errungen«
fdjaften unb ber (Srgeugniffe ber mobernpen Kultur, biefer
in überftfirgter SBeifc Eingang in feinem Steidje gewdljren
aollte. 3)enn biefe« unoerftftnbige Sorgefyen Ijat bie furdjtbar
fernere unb ernfte n>irtfdjaftlid)e unb politifdje ÄrtflS, bie
gegenwärtig befte^t, befd)leunigt unb ben ©djerifen ber
®efaljr nalje gebraut, fid) eines Jage« Don bem Sfcogi ober
Don einer ber am einflu&reidjften geworbenen fremben SRddjte
feiner £errfdjaft beraubt gu fefyen.
2)ie rafdje Cmtmiclluttg ber tfolontalpolitif ber europdifdjen
SRddjte unb tfyr nid^t minber großer n>irtfd)aftlid)er Auf*
fd)»ung, ber ba« Verlangen nad) größeren unb neuen 8b»
fajjgebieten für bie (Srgeugniffe europdifdjer Snbuftrie ftetgerte r
mußten natürlich aud) baS Augenmerf aller meljr unb me^r
auf SBaroffo lenfen unb fle neranlaffen, feine SBejtyergreifung
ober Aufteilung gu erodgen, minbejten« aber baljin gu ftreben.
2)er SBettbewerb ber tfulturmädjte um SRaroffo. 117
für bicfc fpäteren Sxot&t bort (äinßufe unb Dorerft einen
möglid)ft ergiebigen 3Karft gu ftnben.
2)a aber bem ftdj immer meljr fteigernben SBerfeljr gegen
über Don maroffanifdjer Seite nidjtS gefdjal), um tljn gu
erleidjtern, um im Innern ertrdgltdjc ßuftänbe unb bie
ÜRöglidjfeit {teurerer unb bequemerer SJemegung gu fd)affen,
fo faljen bie ÜR&c^te ftd) genötigt, gur ©elbftljilfe gu (breiten,
tote man e$ fdjon 1865 getan Ijatte, als, auf gemeinfame
Soften unb unter ben burd) ben SSertrag Dom 31. SRärg
1865 fcftgefejjten äJejttmmungen fetner bauernben gemein«
fatnen Unterhaltung, ber etngige 2eud)tturm beS SanbeS, ber
Dom Aap ©partel, errietet mürbe.
3)er gänglidje SRangel an ^gienifc^en SSorfe^rungen l)at
bie ftonfuln feit lange Deranla&t, toemgftenä in gftllen Der«
Ijeerenber Spibemien einige ©djufcmafcregeln für bie Europäer
gu ergmingen, bis es üjnen enbltd) gelang, 1879 bie (Sin*
fe^ung eines OefunbljeitSrateS mittels fti)erififd)en (SrlaffeS
gu ergielen. (Sr unterjteljt ber Leitung ber Äonfuln unb
erftredt feine Sätigfeit über bie £auptljftfen. gür Janger
im befonbern mürbe 1892 Dom biplomatifdjen ÄorpS bie
Silbung einer Commission d'hygiene erreicht, bie bie 4jäfen*
fanitätspoligei, bie ^^gienemagregeln, bie Steinigung unb
baS 2lbful)rmefcn fontroHiert.
35em ÜWangel an ^ofpitdlern ift ebenfalls Don 2luS«
I&nbern abgeholfen roorben. 1864 mürbe baS erfte frangöjtfdje
tfranlenljauS in Sanger gefdjaffen, baS 1893 mefentlid) er«
»eitert unb in bie gefunbe SSorftabt 9Warfd)an oerlegt morben
ift. S)ie fpamfdjen ftrangisfaner grünbeten 1892 ein Äranfen«
IjauS, aud) bie (Snglänber Ijaben foldje errietet. (Sin eng«
lifdjeS SSaifenljauS unb mehrere äßofyttfttigfeitSanftalten mirfen
fegenSreid).
1897 entfprad) ber (Srofcmegir bem infolge ber $eft im
Orient geltenb gemalten Verlangen, bie Pilgerfahrt nad)
118 2>er ©ettbroerb ber tfulümnädjte um STOaroffo.
3Refta für ba£ gebaute 3a$r gu verbieten itnb 1899 nmrbe
auf einer t>or SWogabor gelegenen Snfel eine Quarantäne«
anftalt für bie aus Sfteffa fommenben $ilger unb fonftige
Äranfl)eit8öerbädf)tige unter internationaler Kontrolle eröffnet,
nad&bem SRuleg SRotyammeb fd>on 1865 baju feine ®e*
neljmigung gegeben Ijatte.
Seit (anger Seit bemüht ftdj ba* btylomatifdje ßorp«
um ben Sau einer SBafferleitung, um ben einer SRarttyaOe,
um eine Reform ber ©djlad&tljäufer, um ^flafterung .ber
©trafen, um Beleuchtung ic, bie maroffanifdjen Beworben
aber brauchen immer feljr beträchtliche 3eit, bis fte bie
geringfte Neuerung genehmigen.
2)a8 SertelpSmefen beburfte befonber« grunblegenber
Umgestaltung, ffli^er iffc nur auf bem ©ebtete be« $ofi*
toefenS, tote im vorigen Kapitel mitgeteilt, #en>orragenbe«
geleiftet morben. Süperbem fytt ftd) nur ber ©djiffaljrts*
Derfe^r erljebttd) gefteigert. 6r roirb au$fd)Uefelid) Dom 9u&
Ianbe beforgt, unb gmar ftefyt aud) l>ter granfreidf) an ber
©ptfee. 3)rei ©efeUfdjaften öerfefyen ben ©ienft jrmfdjen
5Warfeifle unb SRaroffo, brei ben gmifdjen ©unferque, £aüre
unb SWaroffo, jmet ben gnrifd&en Algerien unb SWaroffo, eine
ben gtoifdjen ©enua unb SRaroffo. Gibraltar ift mit Sanger
burdfc g»ei englifdje Sinien Derbunben, fteben anbere &erfel>en
ben 2)ienft gtoifd^en Qmglanb unb bem 2ftagljreb. S)eutfd^«
lanb ift burd) bie Dlbenburgif<Htortuglejtfd)e ©ampffd&tff«*
reeberei, burd) bie ©eutfd&e Dftafrifa* unb burd) bie
©lomanlinie regelmäßig, burdj ben SRorbbeutfdjen Sloijb unb
bie SReptungefellfdjaft gelegentlich mit SWaroffo in SSerfe^r
gefegt ©ine fpantfdje Sinie, eine fifterreidjifdje, vermitteln
ben 3Serfel)r gtoifdben ben betreffenben Sänbern unb bem
SRagljreb. 3)en bei ©eitern größten ^auptanteil an bem
@d)iffaljrt8üerfeljr f)at (Snglanb, in gmeiter Sinte folgt ©eutfd)*
lanb, in britter ftranfreid).
©er Wettbewerb bet £ulturmÄd)te um SRorofto. 119
2)te öffentliche ÜReinung ber in Sänger anfdjflgen 8luS*
länber fanb iljren SluSbrucI in einer DerljdttntSinäfeig um*
f angreifen treffe. @S ftnb bie fpanifdjen Settungen: El
Porvenir, £1 Eco Mauret an o, El Africa Espanola, bie fransöfi*
fd)en: Journal da Maroc, Le Maroc, L'avenir musical de
Tanger; bie englifdje: El Maghreb el Ak$a; bie arabifd)e
Assada unb bie Ijebrdifdje El Magrebi.
VeuterfenSmert für bie (äntmidlung ber internationalen
SBejie^ungen ber 3Käd)te jum SDtogljreb feit 1880 ift nun,
bafc bie Snitiatiöe gur Verfolgung einer praftifdjen 2Raro!fo*
politif, bie auf umfangreiche ^Beteiligung am #anbel ober
am jufünftigen Veftfc beS SanbeS abhielte, bis auf ftranfretd),
burdjmeg Don prioater Seite ausging unb bafc jid) bie Sie*
gierungen gum Seil erft nadj langem Sägern gum ^anbeln
entfd)loffen.
Spanien, baS jufolge feiner Sage unb bei ber nad) Dielen
Saufenben jfiljlenben 3Kaffe Don SanbSleuten, bie im ÜJfagljreb
anfäfflg ftnb, baS größte Sntereffe an feiner mirtfd)aftltd)en
6rfd)liefeung unb an feiner Iaufmänntfd)en Ausbeutung
gehabt &ätte, unb baS ftets fein tyiftorifäeS 33eft^red)t auf
biefeS Sanb in ben l)od)tönenbften SBorten unb gforberungen
geltenb gemacht Ijatte, lieg eS bei ben SSorten bemenben, unb
bie Spanier haften gubem nie Derftanben, ftd) in SRaroffo
beliebt gu machen, ein freunblidjeS Verhältnis mit feiner
Seoölferung angubaljnen, fidj Dtelmefyr biefer im Allgemeinen
Dertyafet gemalt burdj iljren 4?od)tnut. 2)ie AftionSpartei
für eine frdftige tf olonialpolitif, bie in ber ®eograpljifdjen
Oefellfdjaft Don 3D?abrib eine energifdje Vertreterin fanb,
befdjlofc jebod), ba ÜWarolfo felbft nid)t IjerrenlofeS Sanb mar,
baS füblid) baDon gelegene etma 200 km lange ftüftengebiet
am SRio Dro unb SRunißuffe Don 6ap Sojabor bis ßap SBlanco
gunftdjft mit SBefdjlag gu belegen, in ber Hoffnung Ijier ein
einträgliches unb ergiebiges StrbeitSfelb gu gewinnen. So
120 $er SBetttaoerb ber äufturrnftcftte um StatoRo.
tourbe benn biefe« ©cbiet im tarnen ber Spamfdjen ®eo*
graptyifd&eu ©efettfdjaft am 28. SRooember 1884 befefct.
3)urd) Verträge mit ben Sd)etf(j« be£ £interlanbe$ würbe
aud) biefe« 1892 bagu gebogen, unb ba bie SBeranftalter be«
Unternehmend bie ffibltd)e ®renglinie iljre« neuen SBefifoe«
ber Sid)erl)eit falber gleich bt« SSmbuftu gogen, fo mar
bamit ein mächtiges Kolonialreich gewonnen. 2)ie Regierung
naljm biefe« grofee ®efd)enf bann aud) gerne an, aber fte
aar nidjt in ber Sage, irgenb etwa« 9tennen«iDerte« bafür
gu tun, nnb ba aud) bie faufm&nnifdjen unb inbuftrieUen Greife
nichts gur grföliefeung btefe« großen SBüfienretdj« leiteten,
fo blieb ber SBeftfc be«felben ein oöUtg unfruchtbarer, fjfranfc
reid) aber fc^lofe bann am 27. Suni 1900 einen Vertrag mit
Spanien, burd) ben ber ^afen oon (5ap Slanco unb ba«
gänge ^interlanb Don Sbrar, mitfamt ben fefyr ergiebigen
Salglagern Don 3ftfd)il in feinen 5)ejt|) überging unb burd)
ben es ftd^ au&erbem ba« 5Borfauf«redjt ber gangen 3tio be
Orofüfte Dorbeljielt, wenn ober fobalb Spanien ftd) be« ba*
burd) für biefe« gang nufclo« geworbenen Küftenlanbe« für gutes
©elb entlebigen will. So ft^erte e« jid» ben »eftfc be«
$interlanbe£ ÜRaroffo«, feine SBerbinbung mit Senegambien,
einen neuen ßugang gum £tlantifd)en Dgean unb fd)lo&
SRaroffo im ©üben bon bem SBerfeljr mit bem Subau ab.
1893 entftanb gwijdjen SRelilla unb feinen Umwohnern
ein ernfter Konflttt, ber beinahe gum Kriege geführt fjätte,
aber fd)liefclidj, nad) ßa^lung Don 5 SRittionen ©uro« @nt*
fdjftbigung unb burd) ©ewaljrung einer neutralen ßone um
ba« $räjtbio fetten« SRarofto«, beigelegt nmrbe r obgleid) bie
aftion«partei ber fpanifdjen 2NaroIfantften ben Krieg bringenb
forberte in ber ftdjeren Erwartung, ben 3KagI)reb enblid)
Spanien einguoerleiben. #anbel unb Sd)iffal)rt mit ÜRaroffo
gu Ijeben, ftd^ bort eine angefeljene Stellung unb ©tnflufe als
Kulturträger gu erringen — baran . bad)te man nid)t unb e«
2)er 5Bettberoerb bet ßulturmÄdjte um üRaroffo. 121
i(t begei*nenb, bafc (Spanten an bem ca. 100 Millionen
mertenben ©efamtljanbel 3Karoffo$ mit bem 2lu$lanbe nur
mtt 7 930 076 fronte im Saljre 1903 unb 7 662 972 im
Saljre 1904 teilnimmt unb in öierter State fte^t; l)injt*tli*
ber Sluöfu^r na* SKarotto mit 1980 680 (1903) unb
1235052 (1904 — 745 628 toeniger als 1903!) ftet)t eS
fogar an (elfter, l)injt*tli* ber @infu^r au£ ÜRaroffo mit
5922396 (1903) unb 6427920 (1904) bagegen na* <Deutf**
lanb unb üor granfrei*, gemäfe ber neueften frangojtf*en
©tatiftif, an britter ©teile.
35er 1904 entworfene $lan, in SRelilla einen großen
4janbel§fyafen anzulegen, mürbe ni*t ausgeführt unb ift
burd) baö SBorgeljen ber Algerier in $ort ©aij unb SKar ß&ica
au* für bie Swfunft t>öttig öereitelt.
Portugal, ba« toofyl baö größte l)tftorif*e 3fte*t gehabt
Ijfttte — menn man Don einem folgen überhaupt Ijier fpredjen
fann — ft* auf maroffanif*em ©oben feftgufejjen, ba e8
als gröberer bort guerft »or aUen anbern *riftltd)en SSölfern
erf*tenen mar unb im Saufe gmeier Saljrljunberte enorme
Opfer für bie (Spaltung feines fetter errungenen SeftjjeS
bra*te, fyat ftct) DoQig gurücfgeljalten unb ift an bem ©efamt«
Ijanbel mit 2Karoffo nur mit 509 125 (1903) unb 407 248
(1904) beteiligt.
Slnberö jebo* granfrei*.
Solange biefeö mit ber Eroberung Algeriens bef*äfttgt
getoefen, Ijatte e$ jt* ni*t Diel um SRaroffo belümmert.
5fta*bem e§ aber feine ^wrftyaft bort geft*ert, 1881 au*
bie Oberljoljeit über £uni§ erlangt Ijatte, trat ber trabitionelle
politifdje $lan mieber in ben Sßorbergrunb, bem Seifpiel ber
SRömer, als beren politif*e (Srben fte ft* [a überhaupt gu
betra*ten lieben, folgenb, ba$ SWittelmeer gu einem frangöjtf*en
^Binnenmeer gu machen. SBegeljrli* blicften bie frangöjif*en
Äoloniatpolitifer unb bie SUgericr nun au* na* 2Raroffo
122 £>tr ffietibewerb ber Äulturmädjte um StaroRo.
hinüber, um ber Stabführung be£ 2Bunfd)e£ ber ©Raffung
eine$ mächtigen afrifanifd)en AoloniaIreid)3 näherzutreten,
inbem guerft bie üorfyanbenen Veftyungen im Sorben mit
benen am Senegal unb am ®olf Don ®uinea in Verbtnbung
gebraut mürben. 1878 l>atte ber Ingenieur 3)upond)el fdjon
ben $lan einer ©afyarabaljn oon Dran über 3n ©alalj nad)
5£tmbuftu entworfen, unb Dberft ftlatterö l)atte, in ber Ver-
folgung beSfelben, 1881 feinen S£ob gefunben. 3)er Seftfc
ber Dafen, bie ben SBeg Don Algerien nad) Ximbuftu unb
bem Senegal begegnen, mar fomit erforberltdj, ba biefelben
aber früher unter maroffauifd)er Dber^o^ett geftanben unb,
geitmeife gum mtnbeften, Sribute an bie ©djerifen gegast
Ratten, fo mar ein gtnfprudj ber lederen immerhin gu be*
fürchten, ja aud) ber 3Räd)te, bie ben Vertrag Don 1880 mit
untergetdjnet Ratten, menn biefe bie oon ben $rangofen auf«
gefteUte Vefyauptung ber Unabhängigst jener Dafen nid)t
anerfannten.
2)er ftarfe SBiberftanb, auf ben fte in ber SfaSfüljrung
iljrer 2lbftd)ten fliegen, fdjrecfte fte gmar nic^t ab, aber er
oerlangfamte bodj iljr Vorbringen nad) bem ©üben, Sugleidj
jebod) mud)$ audj bie Vegierbe, SRaroffo iljrem SReid^e ein»
gutoerleiben in bem SWafce um fo [tarier, als bie Äolonial*
bemegung iljrem (Snbe entgegenging au8 Mangel an Sauber*
gebieten, bie nod) gu befefeen waren, unb in bem SRafce, als
fte fallen, ba& audj anbre Völler, oor allen tyre größten
©egner auf bem ©ebtete ber tfolontatyolitif: bte (Snglänber
— benn bie ©panier maren für fie nidjt gu färbten —
iljren (Sinflufe in ÜRaroffo immer mefyr fteigerten unb iljren
£anbel mit bem SWagljreb berart förberten, ba& bie ÜRono*
polifterung beSfelben fettend ber (Snglänber nur nodfj eine
2frage furger Seit mar. Um bem in etmaS entgegengumirlen
fdjloffen fie bafyer benn aud) am 28. Öftober 1892 einen
günftigen #anbel8Dertrag mit SRaroffo ab.
2)er äBettbewerb ber Äulturmädjte um aflaroffo. 123
granfreid) begann nun mit bem Verlangen ber SRegu*
lierung ber algertfd)*maroffamf<i)en ®renge. 2)iefe aber
bebeutete in bem Umfange in bem fte geforbert mürbe, gleich
bie Seftfcergretfung eine« großen £eil$ be8 heutigen SRaroffo.
3)enn unter ber SJeljauptung, bafe bie natürliche ®renge ber
3Kulutjaflu& fei, beanfprudjte granfreid) ben gangen Öften,
©üboften unb ©üben SRaroffoS. S)amit märe ber aWagljreb
auf V 3 feinet eigentlichen heutigen Umfangt gurütfgefütyrt
unb Dillig {foltert morben, benn menn granfreid) bie Orenge
bis gu bem Queflgebiet bed SMutja ausbeute, fo mären
bie reiben Sänbermaffen bed @u« unb be8 JDraa in feinen
SBejtfc gelangt.
63 trat bemgemäfc allmäljltcl) mit ber 2lnjtd)t fyerDor,
SRaroffo fei bie notmenbige (Srgängung Don Algerien unb
Xuneften; ber Seftjj biefer beiben Sänber bebinge gerabegu
ben Don SDtaroffo, gebe tljm baö 5Red)t auf ben Sfofprudj,
ba« gange Älein=2lfrifa gu bejtfcen. JDiefe 8njtd)ten ftnb
benn aud) bie Ijerrfdjenben bis auf ben heutigen Sag in
frangöjtfctyen unb befonber« in algerifdjen Äolonialfreifen
gemefen unb nur nod) burd) Semeiömaterial gu befeftigen
gefugt morben. alle ©d^riftfteUer über SDfaroffo unb alle
SReifenben fufeen barauf, namentlid) 3KoulieraS, Segongac,
gallot, (Stiemte unb nadj tljnen ade, bie aus tljnen gefc^öpft
Ijaben, erflären einftimmig, bie grangofen unb nur fte fönnen
unb muffen bie (Srben SKaroffoö fein, beffen työljere unb
gebilbetere klaffen ebenfo mie bie ber Arbeiter, bie in Algerien
ben SBert Ijöljerer Äultur fennen gelernt Ijaben, ftdj audj
fdjon banaefy fernen, unter frangöftfdje £errfd)aft gu gelangen.
£)ie $olitif beS Status quo fönne im 3föagl)reb nid)t auf«
redjt erhalten merben; bie ©Dolution ber politifdjen mie ber
SRaturmiffenfdjaften geige bieö aud) in ber tslamitifdjen SBelt.
9Son einer Stellung aber fönne feine SRebe fein, nur eine
3Kad)t fönne über SKaroffo Ijerrfdjen, beffen Regierung ein*
124 2>er SBettbetoerb ber äulturmftd&te um SWoroffo.
^eititc^ geregelt werben mü&te; Ijiergu aber wären nur bie
Stangofen berufen burdj bie ®efd)id)te, burdj il)re Saljr*
Ijunberte langen politifdjen öcrtragSmäfctg geregelten 33e»
gte&ungen unb als Ferren üon Algerien unb Stuneflen, bie
nid^t bulben tonnten, bafe eine frembe SKadjt fle etwa einmal
Don SBeften l)er bebrobte. rr 3Bir fönnen ÜRaroffo mit
üliemanb teilen" fagt (Stienne in feiner SJorrebe gu bem
SBerfe SegongacS. granfreid) fei burdj feinen Sefljj Don
Algerien unb StuniS eine utoljammebanifdje SRadjt geworben,
bie baS SRec^t nidjt nur, fonbern bie $fU$t Ijabe, für iljre
moljammebanifdjen Sntereffen in Äfrifa gu forgen unb
SRaroffo werbe bereinft „ber fdjönfte ßbelftein in ber ftrone
granfrei d)S fein 11 . 35ie grangofen feien bie 6rben ber
geizigen £errfdjaft, bie bie Araber aber bie Serber ausgeübt
baben, ebenfo wie ber polttifdjen $errfd)aft, bie bie rauben
SRaffen ber Serber biSljer in gang SRorbafrtfa befeffen
Ratten. 3a, 9J?oulieraS unb nad) tym Diele anbere weifen
aud) barauf fytn, bafe granfreidj, beffen Seoölferung gurücl*
geljt, baS Dolfreidje SWaroffo ^aben mufc, um feine polttifdje
Stellung gu behaupten unb in ßufunft gu fidjern. „SBeldje
3Ra$t fönnte 2 Millionen nad) frangöftfdjer 2lrt gefd)ulter
berberifcfcarabifdjer Ärieger wiberfteljen?" „300000 mufel*
mdnntfdje ßrieger in ben Steigen ber grangofen »erben biefe
gu sperren ber SBelt madjen" ic.
Sud) in wirtfdjaftlidjer JBegieljung fyält man bie ©in*
begieljung SRarotfoS feit 20 Sauren für unbebingt er»
forberltdj, »eil SHgier unb SEuniS nur geringen ©rtrag ab«
werfen, ÜRaroffo bagegen fo überaus fruchtbar ift unb unter
frangöftfdjer SBerwaltung binnen furgem baS Qt\)ti» nnb
3ReIjrfadje ergeugen fönnte als tjente unb als Algerien unb
Snnejien jemals gu probugieren imftanbe fein werben.
3)te in Algerien in öOj&tjrigen Äftmpfen gemalten ernften
Erfahrungen unb bie genaue Kenntnis ber ®efd)idjte 2RarottoS
©er äBeitberoerb ber ßulturmädjte um Sftaroffo. 125
mußten ja bie grangofen aUerbingä barüber belehren, bafc
eine fdjnette Eroberung 2Waroffo8 au8gefd)loffen mar; bte
©rfaljrung mit StuniS geidjnete aber anbrerfeitö ben SBeg
Dor, auf bem bie allmdbltdje Seeuifluffung ber 33eöölferung f
bte frieblidje fulturefle Eroberung Dor fiel) geljen mufete, efye
baö ^roteftorat erlldrt imb bamit ber lejjte Stritt Doüjogen
merben tonnte, ber bie oöllige 4?errfdjaft über baö £anb t>or=
bereitete: „28ir fotten ntd)t öerfudjen, ben Serber gu afftmi*
Ueren, fonbern Ujm feine Sitten, @ebrdud)e, ©efefce . . .
feinen ®lauben, feine SSorurteile . . . Iaffen, toir muffen un$
nur bemühen, feine foftbare Unterftüfcung für 3 ^auptanf*
gaben gu crmerben: ben tfrieg, ben Scferbau, bie 3Sieljgud)t."
„3Me $olitif, bie mir prebigen", fagt (Sttenne, „ift bie
fdjrttttoeife aber fortgefefcte (Sntoidlung beö frangöjtfd)en
©influffeö in ÜRaroffo. Und liegt e$ ob, ben Sultan auf
ben SBeg beg f$fortfdjritt8 gu führen unb ftdjerlid) ©erben
mir bieS mit mefyr ©efdjid unb SSerftdnbniS tun, al« e8
guroeUcn unfere Nebenbuhler getan Ijaben."
2Ran mufc gefteljen, bafc bie Sfrangofcn iljr Slftion^^
Programm unb it)re $o!iti! begüglid) be£ SRagbreb in ben
legten gtoangig Sauren mit Sefyarrlicfyfeit , Statfraft unb
®efd)t<I verfolgt tyaben. (Snglanb unb Spanien legten ben
grangofen atterbtngS Sefdjrdnlungen auf unb gmangen fte gu
öorftdj)ttgem SBorgefyen, aber fte ttermodjten nidjt, fte gu Der*
^inbern, i^re $ldne begüglid) ber Dafen mie SRaroMo« un»
entmegt gu verfolgen. £eid)t gemadjt timrbe ben grangofen
bas aud) fonft nid)t.
SMe SRieberlage, bie fte 1898 in gafdjoba Don ben (Sng*
länbern erlitten Ratten, betrieb iljnen, bafc fte im SRtltal unb
9tgt|ptcn nid)t8 meljr gu ertoarten Ratten, bafc (Snglanb biefe
nid)t meljr räumen mürbe, um fo meljr mußten fte nun
barauf bebaut fein, iljre Qmtde im äßeften gu verfolgen.
So fdjloffen fte benn gunddjft mit (Snglanb ben Vertrag
126 3>er ©rttbewerb ber ÄuÜurmä^ie um ttoroffo.
Dom 31. ÜRdrg 1899, bur* ben bie beiben 2R&$te ben
@uban berart unter jt$ teilten, ba& ßnglanb ben Dften,
grranfreity bte weftlidjen Seile ber Samara unb bie mokant«
mebanifdjen Äleinftaaten bed mittleren @uban: SBagljirmi,
äBabbai, ftanem erhielten. Slld bie (Sngldnber bann burd)
ben Surenfrieg im ©üben ÄfrifaS in änfprud) genommen
waren, Ijielt granfretd) ben Slugenblicf für günftig, ben
SBorftofe nad) ben Xuatoafen gu machen unb biefe gu befefcen.
1899 brangen bie frangöftfdjen Sruppen nad) Sibifelt öor,
befefcten 3n @alafj, 1900 3gli unb Simmimun, bie $aupt*
oafe Don ®urara, 1901 unter ©eneral Serviere bie Dafen*
gruppen Don Suat; Serber au« Saftlelt, bie ben Dafenftdmmen
gu $ilfe gelommen waren, würben gurüdgefölagen. 3)er
(ginfprud) ber @$erifen unb beS 3Ratf)gen fanben !aum
Seadjtung unb ber 3Rini{ter beS äußern granfreidj* benufcte
bie 8nmefenf)eit ber maroRanifdjen ©efanbtfdjaft in $arid
am 20. Suli, um burd) einen Vertrag jeben »eiteren Sin*
fprud) SWaroffo* gegen ben frangöftfdjen Seftfc ber Suatoajen
au£gufd)lief}en. 3)ie ©rengftdmme, bie fär ÜKaroffo optierten,
follten auf maroffanifdje« ®ebiet, biejenigen bie fär granf*
reid) optierten, auf algertfdje« öerpflangt werben unb burd)
Sinfefeung Don Orengfommiffaren in ttbföba unb gigig
einerfeits, in gaüa SRagfyiia unb 8fin ©efra anbrerfeitö,
foHen banad) alle Streitigfeiteu gefd)lid)tet werben, bie bisher
gwifdjen biefen Orengftdmmen beftanben $aben.
SMefe gntroidtlung wdre wo^l nid)t fo rafd) oor ftd)
gegangen, wenn ber Oro&wegir 8d)meb 33en 3Rufa am geben
geblieben wdre; er ftarb jebod) — an ®ift wie man an«
nimmt — 1900, an feine Stelle trat be* Sultan* ©ünftling
€1 3Reneblji unb ber fd)ertftfd)e $of würbe ber @$auplafe
be« SBettbewerb* europdifdjer, befonber« frangöftfdjer Äaufc
leute unb Abenteurer, bie ben Sultan für bie neueften
tfulturergeugniffe @uropa£, namentlich granfreid}$ gu tnter«
3)er Söettberoerb bcr Jhilturmätfcte um Sflaroffo. 127
effteren fudjten unb tl)m enorme Summen bafür abnahmen.
2ÜS bte UlemaS ftd) baräber empörten, ba fytelt es &bb*el*
8lä l 8.f ftr floaten, SRarrafefd) gnbe 1901 gu Derlaffen unb
ftdfj über 3ftabat nad) geg gu begeben, too er im 3Rärg 1902
eintraf, ©er Unwille ber Drttyoboyen über ben (5infiu& ber
SfoSlänber unb bte Don ben (Snglänbern befonberS befür*
toortete Steuerreform 1902 erljöljten bie Aufregung unb
bereiteten ben Soben für ben §5ufftanb beS Omar Serljuni
ober S3u Samara (Sßater ber (Sfelin, »eil er ftets nur auf
einer foldjen ritt), ber ftd) guerft für ben feit 1894 in £aft
gehaltenen älteren ©ruber beS Sultan, 3Met) SRoljammeb,
unb, als bie gfalfdjljeit biefer Se^auptung ermiefen, als
ßalifa beSfelben ausgab, bem er Reifen wollte, 2lbb*el*2lgig
gu ftürgen unb bie £errfd)aft gu übernehmen, ©er Sdjerif
Don SBabgan Derfudjte aufSBunfd) beS Sultan gu vermitteln,
es gelang jebod) nid)t unb ba 23u Samara großen 2lnljang
im Slab es Siba fanb, ba bie ©rengfidmme i^n !rdftig
untersten, er über bie algerifdje Orenge mit SBaffen reid)*
lief) Derfefyen mürbe, fo Dermodjte er bie SultanSirujtyen
toteberljolt gu fdjlagen, ftd) in Saga unb im SRif gum Sultan
aufgutoerfen, abb*el*2lgtg im Januar 1903 in §eg felbft gu
bebroljen, unb nur mit ÜRülje »ar ber 2Rafl)gen imftanbe, bie
^ultanStruppen t)or bem Stbfatt gu 23u Samara gu bewahren,
nadjbem (81 3Renebl)i tljn Don bort Derbrängt unb aud) £aga
lieber eingenommen Ijatte. 3^n felbft unfdjäbltd) gu machen,
gelang @l SRenebljt jebodj nid)t, er fiel ba^er bei bem Sultan
in Ungnabe, begab ftd) auf eine Pilgerfahrt nad) ÜReffa,
nmrbe bann aber na$ feiner 3tü(ffeljr, Don @nglanb als
Sdjufcgenoffe erfldrt, worauf aud) feine Regierungen gum
Sultan ftd) »ieber befferten, oljne bafe er [ebod) in feine
SDienfte trat. 2lbb el 2lgig neigte ftdj inbeffen immer meljr
ben grangofen gu unb fachte burdf) aufnahmen Don Snlei^en
feine bebrängte ginanglage gu oerbeffern, wobei tljm bie
128 5>rr Scttfooec* ber ftuttnruäitye mn SRatoRö.
fSrrangofen i^re SMenfte liefen unb 1904 bie 5progentige
62 V, 3RiUioncn-anlri^ abföloffen.
SMe grangofen maren ingmiftften and) anbermeii unermüblid)
tätig gemefen, il>rem 8ftion5programm gemfif* gu oerfa^ren.
1901 Ratten fie mit Stalten an 8bfommen getroffen, auf
®rnnb beffen lefctere* iljnen uöDtg freie §anb in SRaroRo
lieg, wogegen $ranfreid) pd) oerpflitytete, Italien in ber
Verfolgung feiner gnterefien in Sripolitanien nid)t irgenbmie
f}inberli$ gu fein.
SRit Spanien würben Serbanblnngen angefnüpft, bie
enblid) im 9tooember 1902 gum Stofölnfe gelangten, unb nur
ber ftucftriit unb balbige Sob SagafiaS ner^inberten bie SRati*
figierung be* mit bem $ergog non JUmoboöar vereinbarten
Vertrages, bem gernftg, fo meit fein Sn^alt befannt geworben,
ba3 nörblitye SWaroffo mit fteg Spanien, bad füblitye mit
SRarrafefö granfreid) gufaBen f ottte. ©iloela §ielt e« für un»
fing, auf if)n einguge^en, unb oenoarf i^n.
3m $inblicf auf ben Sufftanb in SRaroffo — ber eine
gro&e St^nlicftfcit mit bem ber fönmird in Suneften 1881 Ijat—
gogen bie SRilit&rbelprben grofee Sruppenmaffen an ber
®renge gufammen, es fam gu ftonfliften, infolge bereu (Seneral
DHSonnor am 8. Suni 1903 bie Dafe gigig bombarbierte
unb nid)t oiel fehlte, bafe ein Ärieg au*brad). 6r mürbe
oerfjtnbert, weil er gu ber Seit ni$t opportun gemefen märe,
©eneral £> 1 Sonnor mürbe abberufen, unb ba£ Vänbniä gmifdjen
ÜKaroffo unb granfreid} enger gefnüpft
1903 mürbe bie ©aljarabalpi burd) eine ßweiglime
©uDe^rier^Seni Mnif bi* in bie unmittelbare 9t&lß Don frigig
fortgeführt, ber SBeftalgerifdjen ftompagnie ferner bie Sinie
£lemcen*£aÜa=aRagl)nia longefftoniert, bie berufen tft, aber
llbfdjba bur<& baä „fjum el SWagljreb' 1 , ba* £or be*
SBejten«, aber Saga nag gfeg unb bem ®ljarb fortgeführt
gu werben.
3)er 2öettbemerb ber Auftürmte um SRaroffo. 129
Sin ber SRünbung beS Sbf^erub ober Äi&fluffe«, ber bie
®renge am SRitielmeer bilbet, mürbe 1900 Don einem früheren
©djifföleuinant Soui* @at) eine Kolonie $ort ©at) angelegt,
bie alöbalb einen fdjmungootten #anbel betrieb unb feitbem
bie erforberltdjen ftaatltdjen Äongefftonen erhalten Ijat. 8taf
maroffanifdjer ©eite entfielt Sßort ©at) gegenüber &a£ba
©aiba. Seibe tun fd&on iefct bem $anbel SJfelilla« feljr
großen Sbbrudj.
3ur 6rforfdf)ung SRarottoS unb gur görberung ber
„Penetration pacifique", ber frieblidjen ÄultiDierung unb
Eroberung be« SJfagljreb, mürbe Don bem jefeigen SRinijter
etienne atö Stoeiggefeüfc^aft beS Comite de l'Afrique
fran^aise ba£ Comite du Maroc gegrünbet, ba$ überaus
rührig t jt, bie ßettfärift Le Maroc fran^ais unb baS Annuaire
du Maroc IjerauSgibt, gorfdjungSreifenbe auSfenbet, 1905
eine nautifdje ß^pebition gum @tubium ber ÄüjtenDerijftltniffe
unb beS ©eeljanbelSDerfeljr« au8fd)idte unb fonft titele 9n«
regungen gibt, ©aneben ftnb tätig bie Mission scientifique
da Maroc, bie 1903 Dom OeneralgouDerneur Don Algerien
Sonnart eingefefct mürbe, ein ©tjnbifat für bie 2lu8beljnung
ber frangöftfdjen gntereffen in SRarotto, bie maroRanifdje
@ettion ber ®eogra:pljtfd)en ©efeüfc^aft Don Algier unb
sRorbafrifa unb baS ÜRaroffofomite Don Oran. S)ie Alliance
Israelite Derfteljt SJtoroRo mit guten ©djulen.
©o ift granfretd) Stritt für Stritt vorgegangen,
Ijat in ben legten Sauren erljeMidje JRefultate erhielt unb
grünbet nun frarauf ba$ Sftedjt feiner ßulturmifjton, bie e«
in ÜRaroffo gu erfüllen Ijabe unb bie in SBaljrljeit bodj nur
auf bie Erlangung be« $roteftorat3 als erfte ©taffei für bie
föliefeli^e Dölltge »efifeergretfung abgteit.
@8 verlangte bemgemftfe nun aber aud), reformatorifd)
in SWaroffo vorgehen gu bürfen unb ben Sultan gu fdjüfcen
gegen feine eignen Untertanen, bie biefer nidjt gu untermerfen
©fertf«, 3Ratottofrage. 9
130 2>*t SBettfaoeri ber Stulhvcm&tyt um SRorofto.
Dermotye. @o entftanb beim ba* Steformprogramm, mit beut
e£ 1903 IprDortrat unb für ba* ed ben 6uttan bürg feine
©efanbten unb fonfügen (Smtffdre gu geroinneu fuefcte.
©Icic^iettiß tourben aDe Mittel aufgeboten, ben $anbel£*
Derfefp gu fjeben, unb e* trug bagu toefentlity bie Steigerung
brtfelben fiber bie algeriföe <Srenge bei, wo feine ober bodft
nur gang geringe ßöfle erhoben »erben, nrityrenb bie 8u3ful)r
aud fRarotto über feine 8 @eef}dfen giemlid) ^o^en ßöflen
unterworfen ift. SBejtalgerien Ijat Don biefer ftarfen ßinfuljr
gu Sanbe, bie ft<& 1904 auf 6 704 573 ftranfen bezifferte, fo-
meit fte feftgefteHt ©erben tonnte, toafjrfdjeinlid) aber feljr
Diel Ijöfjer — in Algier foridjt man Don 16 SRttttonen —
gu bewerten ift, ben größten toirtfd)aftlid)en Stufen. Sie
befielt Ijauptfddjlid) in SSiel}, aber aud) in betreibe, ba«
neuerbingg aud) gur See aber $ort @atj in groger Stenge
ausgeführt mirb. ©er @eeljanbel*DerfeI)r gtoifdjen ffranfreid)
unb SRaroWo belief ft* 1903 auf 24 321035, 1904 auf
22 709 259 granfen, tooDon auf bie ginfuijr in «Karotte 1903
18685438, 1904 18 706143 unb auf bie Sudfuljr 1903
5636597, 1904 4003 116 gfranfen entfielen. Übrigen« ijt
bei biefen ßiffern gu beachten, ba& fte aud) einen gro&en
Seil be$ 5fterreid)ifd)en unb fd)»eiger $anbel$Derfef)r3 ein*
fdjliefcen, fo weit berfelbe unter frangöftfdjer Sflagge erfolgt,
gnglanb Ijatte feine überlieferte ÜKarottopolitif bi« in bie
neuefte &t\t hinein unoerdnbert Derfolgt. Sie gielte barauf
l)in, ben politifdjen unb toirtfd}afttid)en (Sinflufc @nglanb8 in
SRaroffo unter allen Umftdnben gu erhalten unb tunlidtft gu
fteigern, feine anbre 2Jtod)t, Dor allen nid)t grrantreid), bort
baS Übergen>idf)t erlangen gu Iaffen, bie Unab^dngtgleit
SJfaroffoS gu ftdjern unb baS irrige gur fultureUen Hebung
beS ganbe« beigutragen. g« Ijatte in bem Äaib 3Rac gean,
bem Dberfommanbierenben ber @ultan«irup:pen, einen guoer«
Idfjtgen Vertreter feiner 3ntereffen am $ofe felbft unb
3>er äBett&ewerb ber flulturmä<$te um Wlaxotto. 131
neuerbingS aud) in beut 3:ime*forrefponbenten #arri$, ab*
gefeijen Don feinen offtgictten SBertretern unb feinen gafjlreifyn
@d)ufcgenof|en. Sultan SRulet) $affan unb fein ®rof}U>egir
toaren ©nglanb anij feljr gemogen unb 1881 foU crfterer pd)
uad) ber Angabe 8lflalo8 (The truth about Marocco) fogar
mit bem $Ian getragen Ijaben, (Snglanb baS $roteftorat über
3Rarotfo angubieten. SRulei) $affan fanbte bamal« aud) eine
3fagaf)l junger tüchtiger Scutc in« ÄuSlanb, unb gtoar be*
fonberS nacf) (Snglanb, um bort gu ftubieren. SReljrere Don
iljnen, barunter aud) ber jefcige ÄriegSminifter @et)tb ©Ijebbag,
ijaben j. 93. bie 2Riltärfd)ule Don (Sfjatljam burdjgemadfjt.
1879 umrbe Don 2)onalb SJWadengte am Aap ©fdjubi,
gttifdjen 2Bab JDraa unb Aap Sojabor, namens ber 9torb*
toeftafrifanifdjen Kompagnie inSRandjejter eine$anbel8faftoret
ffir 130 OOO £ angelegt, in ber Hoffnung, ba& biefe ben
€mbanljanbel an pd) gießen mürbe. SDiefe grtoartungen
würben jebod) getäufd)t, ber Srtrag aar fo geringfügig r bafe
bie ©efeUfd)aft pd) entfdjlofc, bie SRteberlaffung toieber auf«
gugeben, unb pe tourbe am 15. 3Jtörg 1895 für 50000*
<m ÜRaroffo Derfauft, babei aber burdj § 2 be£ begüglldjen
Vertrages auSbebungen, bafc pe oljne (SnglanbS Suftiutmung
<ntd)t anbertoeit Derfiufcert »erben bürfte. 1903 Ijat nun
3aque§ gebaubg am Aap JDfdjubi ein ©tücl ganb gu ufur*
gieren gefudjt unb pd) atö ßatfer 3aque8 I. ber Samara
<mfgefpielt. liefern pljantaftifd)en Unternehmen ift fcbod)
Don feiner ©ette, audf) Don frangöpfdjer offenbar nid)t, irgenb*
toeldje Sebeutung beigemeffen toorben.
3)er SJurenfrieg, fpdter bie Vorgänge in (Sljina unb
-enblid) ber rufftf^japanif^e Ärteg lenften bie Sufmerlfamleit
ber (Sngl&nber Don ÜRaroffo ab, too pe ifjren (Sinffafc für
ttöfltg gepdjert gelten. ^Darauf bebaut, im Snterefje ber
<Dtrtf<fjaftlid&en Hebung be« SanbeS unb be« £anbel« bie
inneren ßuftänbe gu befiern, befonberS aud) bie gtnanjlage
9*
132 2>" SBettberoerb ber £ulturmd<$te um SKarotto.
beS Sultans, traten fte bann für bie Reform ber Steuern
ein, bie atterbtngS Don granfreid) unb ftuglanb fofort bef&mpft
tourbe unb bann, ba granfreid) ing»if$en aud) mit (Srfolg
für bie Hebung feines (SinfluffeS auf ben $of unb ben
9Ratf)gen tätig getoefen war, gro&e Aufregung im Sanbe
ergeugte. Sie @rf)ebung beS Vu Samara, ben Sflalo unb
mit ifjm bie meiften gnglfinber im fRagijreb für einen
Agent provocateur ber Srrangofen gelten; bie 9tieberlagen
ber @ultan«truppen, für bie ber Don ben (Snglänbern
befc^üfetc 61 3Renebf}i Derantoortlid) gemacht mürbe; bie bann
erfolgte Vertreibung ber 8u$l&nber Dom fdjeriftfdjen $ofe
fdjmälerten (SngianbS @influfe 1903 unb 1904 fe&r beträchtlich
unb !amen bem ^rantreid)* gugute. 3)te um Sanger burd)
ben SRaifuli entftanbene Unjttyerljett, bie (Gefangennahme
beS SimeSforrefponbenten $arri£ burd) biefen Vanbiten, fotoie
fpdter bie beS angefe^enen ämerifanerS $erbicari$ unb feinet
©djtoiegerfoljne« SSarlet) beuteten ebenfalls auf ein @d)toinben
be« SlnfeljenS unb ber 3Wad)t ber (Sngldnber l)in. Überhaupt
iftfet baä rafdje SBadjStum ber 3Rad)t be* Süaifuli tücit-
gefjenben Vermutungen Spielraum« ba bie Regierungen
beöfelben gu bem unter frangöfifdjem ©djujj fteijenben @d)erifen
Don SBabgan unb gu bem Don ben Algeriern untersten
Vu Samara leineStoeg« flar ftnb. Jrofe ber im 9Rai 1904
Deranftalteten norbamerifaniföen glottenbemonftration er»
folgte bie freigäbe Don $erbicari£ unb Varleg bod) au<&
erft na$ Vermittlung be$ ©djerifen Don SBabgan bei bem
»aifuli unb nadfcbem biefer auger 70000 ©ottar göfegetfc
nid)t umoefentlidje ßugeftänbniffe für fidj unb bie Don il)m
geleiteten Stämme in ber SRad)barfd)aft Jangerö Don bem
Sultan unb bem ÜRafljgen erhalten Ijaite. Sie gange innere
gnttotdtlung SKaroffo« unb bie bortigen Vorgänge feit 1900 r
befonber« aber feit bem erften auftreten beS Vu Samara,
bieten ja, unb nidjt oljne ®runb, 8fola& gu feljr ernften Ve*
2>er 2Bettben>erb ber Äutturmfo$tc um Ttaxofto. 133
tradjtungen fettend aller, bie bie marottantfdjen SBer^dltniffe
genau fennen unb nid)t blofe auf gefdjriebene unb gebrudte
beioetsfräftige Materialien für bie ^Beurteilung ber SMnge im
9RagIjreb angemiefen ftnb. 2)er 3RagI)reb ift ber ©djauplafc
fe^r öermidelter Intrigen unb toirb eS, Doie aud) bie
SRaroffofonfereng ablaufen mag, in ßufunft nod) in feljr Diel
leerem 2ßafce Kerben.
3)ie Unjtd)erl)eit f ber Ärieg, bie Neuerung, bie anardji»
fdjen S^ftänbe im Sanbe tonnten nid)t oljne ©influfc auf
ben ^anbel bleiben, unb obgleich (Snglanb immer nod) bie
erfte Stelle in bem #anbelSregtfter beS 3Ragl)reb einnimmt,
fo fjat ed bod) aud) einen empfinblid&en Slfidtgang gu Der«
getanen gefjabt. ©er englifdje #anbelSöerfeljr wertete 1903 mit
beinahe 45% beS (SefamtljanbelS, nfimlid) 45036094 granfen,
1904 bagegen nur mit 39 266 450, baoon entfielen auf bie
einfuhr 1903 32 143 316 granfen, 1904 26 386 856 unb auf
bie ausfuhr au« üWaroffo 1903 12892778, 1904: 12879594
granfen.
SBaS Valien anbetrifft, fo Ijatte [a baS 33orgel)en ber
grangofen in £untS 1881 bie Sefürcfttungen beftätigt, bie
man öor ben (SjcpanfionSgelüften ber grangofen in Slfrifa feit
langem gehabt l)atte, unb baS SRifctrauen gegen biefe fteigerte
ftd) in bem SKafce, tote fte an ber SluSffiljrung tljrer Sßläne
für bie ©djöpfung eine« mächtigen, baS ganje norbmefilidje
8lfrtfa bis gum ®olf oon ©uinea umfaffenben Kolonialreichs
arbeiteten, ©er bamalige Sßinifter beS äußern ÜJiancini
eroiberte benn aud) bem Slbgeorbneten (Sauiporeale, als biefer
ü)n begüglid) ber 2ßaroffofrage interpellierte: Stalten Ijabe
ein Sntereffe baran, bie Stlbung eines großen afrifanifdjen
Slei^eS oor feinen Soren gu oerfjinbern, unb eS »erbe bie
©eftrebungen ber grangofen genau verfolgen unb barüber
»adjen, bafe ber Status quo in SRarotto nid)t geftört
»erbe.
134 3>er ©cttberoerb ber £ulturm&4te um SRaroffo.
Seit jener Seit mürben au$ eifrige Bemühungen gemalt,
bem $anbel unb ber gnbuftrie Stallen« ben SJtogfyreb gu
erfc^Itegen, unb t& gelang bem ®efanbten (Santagafli, ber am
4. September 1889 bem Sultan perfdnlidj feine Beglaubigung««
fdjreiben überreizte, Don iljm bie Genehmigung gur ®rünbung
einer SBaffenfabril gu erhalten, bie feitbem mit großem (Sr*
folg in $eg unter ber Stafflet italienifdjer Dffigtere arbeitet
<5rt«pt mar befonber« barauf bebadjt, ben (Sinflug Stalten«
am fd)eriftfd)en 4>ofe gu Ijeben, unb fo mürbe benn auty bie
Ausführung be« SBunfdje« be« Sultan« 9Meq #affan nad)
einem $angerfreuger, mie im vorigen Kapitel mitgeteilt, ben
Italienern übertragen, ber „Bafätr 11 mürbe gebaut, 1901 nad)
Sanger übergeführt, aber balb barauf für eine geringe @umme
an Columbia &erfd)leubert. SMe ©rfolglojigfeit ber italieni*
fdjen Äolonialbeftrebungen in Dftafrifa blieben nid)t oljne
SBirfung auf bie fdjeriftföe Regierung, unb Italien« (Sinflufe
fdjmanb oor bem mächtigeren englifdjen unb bann oor bem
frangöftfdjen. Srranfretd) Ijatte ingmifdjen aud) bie größten
Änftrengungen gemalt, einerfeit« Italien bem ©retbunbe gu
entfremben unb e« anbrerfeit« für feine SRaroffopläne gu
gewinnen. SSidconti Benofta fam biefem Sßunfdje bereitwillig
entgegen unb fdjlofc ba« oben ermahnte Slbfommen Don 1901
ab, moburd) Srranlreid) ftd) gegen irgenbmeldje« ©tnfdjreiten
feiten« Italien« fieberte. Sin bem #anbel mit SRaroffo ift
Italien 1903 mit 922620, 1904 mit 1510127 granfen
beteiligt gemefen.
SDfterreid)*ttngam, bie bereinigten Staaten, bie Stieber*
lanbe, Sdjmeben, SRormegen Ijaben geringe politifdje ober
mertantiie Sntereffen in 3Waroffo gu oertreten. Belgien ba=
gegen Ijat e« oerftanben, einen ftarfen #anbel«öerfe!)r angu«
fnüpfen unb gu erhalten, e« ift an il)m 1903 mit 3010373,
1904 mit 2 430 047 granfen beteiligt gemefen. @« ijat ftd)
aud) um Bau oon (Sifenba^nen, um Einrichtung t)on Stationen
2>er SSettbewerb bcr Äulturntädjte um üftaroffo. 135
für brat)tlofe Selegrapfjie, um Äonjefftonen für ben gif^crei*
betrieb wtb um bie Anlage eines Sanatoriums 1904 bemüht.
©eutföianb iji offtjiea in SKaroffo feit 1873 Dertreten,
in meinem Saljre $err Don ©ülic^ als erfier Äonful borten
ging; tym folgte 1874 Sljeobor SBeber als SKtntfterrejtbent
bis 1886. 1894 mürbe bann bie äßinifterreftbentur in eine
Oefanbtfdjaft umgetoanbelt, bie ©raf Sattenbad) mit grofeem
®efd)icle leitete, unb 1895 mürbe nod) in ßafablanca ein
SJerufSfonfulat eingefefct. @eitbem ftnb ferner in $ej, Äarad&e,
SRagagan, S^abat, ©äfft unb SWogabor nod) SBigefonfuIate
unb in SRarrafefd) eine Äonfularagentur eingerichtet toorben.
Dbgleid) feit bem SBeginn ber neuen ÄolonifattonSbemegung
aus ben Areifen ber beutftyen Äaufleute, SnbuftrieUenj
SRaroffoforfdjer unb Äoloniatyolitifer bie brtnglidjften ©e*
fuc^e an bie beutfdje Regierung gerietet »urben, angejtd)tS
ber Suftänbe in SRaroffo bort jum mtnbeften für bie 6t*
Werbung einer Äoljlenftatton ober eines JpafenS ju forgen,
burd) Slnfauf oon ©runb unb 23 oben in günftiger Sage bie
Sntereffen beS $anbels, ber Snbufhrie unb beS SSerfeljrS gu
firbern, JDeutfdjlanb für ben gatl ber Aufteilung beS SanbeS
ein fruchtbares ©tücf beSfelben ju ftd)ern, fo Derzeit fid) bie
Regierung bod) gurüdfyaltenber, als eS angefldjts ber jefcigen
©abläge »ünfdjenStoert gemefen »äre, unb überlieg eS ber
prtoaten Sniiiatioe, ftd) an ber »irtfdjaftlidjen 6rfd)liefcung
SKaroffoS ju beteiligen.
SMefe »urbe eröffnet burd) ben ^Berliner ßentratoerein
für $anbelSgeograpl}ie, beffen Seiter Dr. Sannafd^ auf bem
©otiotp mit einer reiben, oon Dielen ber erften girrnen
©eutfd&lanbs behielten #anbelSauSfteUung bie maroffanifdjen
£äfen befugte unb bamit ben Slnlaf* ju einem ftarfen
$anbelSDer!eI)r gab. Um biefen oon SRarfeifle, Statoerpen
unb Sonbon unabhängig ju machen, mürbe 1890 bie ätlaS*
Iinie eingerichtet, bie eine regelmäßige SBerbinbung gnnfdjen
136 äto SBettfooei* ber Jtuttnrm&tye nm SRoroBo.
Hamburg unb SRarofto Ijerftettte, aber balb ben fapital«
frdftigeren SBoermann* unb @lomanttnien meinen muftte, bie
fritbem mit ber ingroif*enbagugetrrtenen&lbenburg'$ortugiefi*
f *en £)ampff*tpreeberri ben Serfefjr gmif *en beiben gdnberu
fterfeljen. 3)er 8uff*umng, bta biefer genommen Ijat, ertp&t
am bentlt*ften au* einigen Satyen. 1886 waren 16 beutf*e
Äaufleute in fRarofto anfaffig, um 1900 belief fi* bie Saty
berfelben auf ungefdfjr 200. 1886 belief fi* ber ^anbete«
umfafe auf 600000 ÜRarl, 1903 na* ber beutf *en 6tatiftit
auf 8866000 Warf, na* ber fraugdftf*eu auf 10522183
granfen, 1904 na* ber bentf*en auf 8075000 2Rarf, na* ber
frangdftf*en auf 10900875 gfranfen, bie fi* verteilen auf
eine (ginfuljr au« SWaroffo 1903 na* beutf*er Angabe auf
4618000 SRarl, na* frangöfif*er auf 6 480801 granfen;
1904(beutf*) 5533000 3Rar!,(frang5fif*) 8061785 3franfen;
auf eine «udfuljr na* 3Raroffo 1903 (beutf*) 4048000 Warf,
(frangöflf*) 4041 382 Sfranfen; 1904 (beutf*) 2542000 Warf,
(frangöfif *) 2 839 090 ftranfen. ©er Sonnengefjalt ber 1900
in ben a*t marottanif*en$dfen eingelaufenen beutf *en @*iffe
belief tf* auf ca. 255000, gegen 394000 t für bie englif*en,
201000 t für bie frangöfif *en @*iffe. 9ta* frangöfif *en
Angaben Ijat berSonnenge^alt ber 1901 eingelaufenen beutf*en
tneljr al* 260000 gegen 240000 ber frangöftf*en 6*iffe
betragen. 3n Sanger allein liefen 1902 : 73 f 1903 : 74 f
1904 : 109 beutf*e @*iffe mit 106 735 t ©e^alt ein.
SebenfaH« erbeut aus biefen wenigen angaben ein feljr
bebeutenber 2luff*toung be* $anbel«, unb ber beutf*e
#anbelgftanb fa$ fi* bafyer genötigt, mieber^olt bringli*e
@efu*e an bie Regierung gum @*ufe ber beutfdjen Sntereffen
in SRaroBo gu rt*ten, na*bem fte 1891 einen $anbel«öertrag
abgef*Ioffen unb bamtt ben erften oi*tigen @*ritt in biefer
9ti*tung getan Ijatte. 2)ie glottenbemonftration Don 1895
gur ßrgieiung einer angemeffenen @ntf*&bigung für bie @r*
2>er Söettbewerb ber Äutturmätfcte um SRaroffo. 137
morbung ber Äaufleute SReumann unb 3Rocfftro^ im hinter»
lanbe öon ßafablanca unb bie (Srgtelung einer folgen für
ben im ÜWärg 1904 bei geg ermorbeten Äorrefponbenten ber
Äölnifdjen 3«tung Dr. ®entl)e bemtefen, bafc bie Regierung
aud) im übrigen barauf bebaut mar, mit aller Satfraft für
bie beutfdjen Sntereffen etngutreten. 3)ie görberung beS
£anbelä unb ber Snbufine überliefe fte jebod) nad) mte öor
ben beteiligten Areifen.
^Dagegen t)at fte für bie Entfaltung beS $oftmefen8, tote
mir im vorigen Kapitel gefeljen Ijaben, gut geforgt.
2ludf) bie beutfdje £od)feefifd)erei ift auf bie marottani«
fdjen ©emäffer ausgebest morben, unb gmar mit auger«
orbentlidj günftigem ©rfolge. @in im Dftober 1904 Don ber
§tfd)ereigefellfd)aft „SJlorbfee" in 9torbenl)am auSgefanbter
gifd)eretbamj>fer „5Retflenburg" feierte mit einer Sabung Don
800 ßentnern gurücf. 68 märe gu münfdjen, bafc mir und
bie »eitere Ausbeutung biefer (Einnahmequelle nidjt burd) bie
ßonfurreng entgieljen laffen, bie oon engltfdjer unb frangöfi*
fc^er ©eite feitbem angebahnt mtrb.
©egenüber bem bringlid)en 2Bunfd)e nad) einer Äoljlen*
ftation ober einem £>afen ift unter JpinmeiS auf bie fpanifdjen
$reftbto3 öielfad) geltenb gemalt morben, bafe ein Äüftenplafc
oljne #tnterlanb wenig nüjjen mürbe. 35arum gab auc^
(Snglanb f. ß. Sanger auf. territorialen SJeftfc gu erftreben
I)ätte S3ermidlungen mit ben anbern ÜRädjten oerurfadjt. 5)ie
beutfdje Regierung Ijat i^n tatffidjlid) audj md)t angeftrebt.
3)ie $olitif, bie bie beutfdje Regierung befolgte unb bie
fte aud) nun auf ber Äonfereng oon SlgeciraS tiertreten Ijat,
ift bie ber Sßaljrung unb beS ©djufeeg ber beutfdjen mirt*
fdjaftltdjen Sntereffen, bie ber offenen £fir gemefen, bie e8
allen SSölfern ermöglicht, nad) tyrer ßeiftung$fäl)igfeit ftdj
auf Orunb ber beftetyenben ftaatltd)en Vertrage auf bem
marotfaniföen ÜRarft gu betätigen.
7-
Stanfreic|>8 Per trage t>on J9©4
unb i|>re Solgen-
%nx bie allgemeinen internationalen Schiebungen gtoiftyen
Staroffo nnb ber änltunoelt waren bie SBeftimmungen be«
$rotofoll3 t)on 1880 mafegebenb nnb binbenb. 3)a& feine
ber 9tä$te, bie ed unterzeichnet Ratten, aud) (eine ®ruty>e
berfelben bte in biefem Sftenftücf feftgefteüten ©runblagen
oljne Genehmigung aller @ignatarm&d)te im geringfügigen
fünfte eigenmächtig abänbern burfte, barüber tonnte tooljl
nirgenbö ber geringfte Smeifel befielen. Sonberabmadjungen
gtoifd)en einzelnen berfelben, bur$ bie bad äBefeu jene« 38er*
trage« irgenbroie oeranbert, ber Status quo aufgehoben,
9leuorbnungen für SRaroffo ttorgefeQen tourben, mußten fomit
unbebingt al« Verlegungen jene* ju Sted)t befte^enben 93er«
trage« betrachtet unb als unberechtigt beanftanbet ©erben.
3)ie ßuftdnbe im Snnern ÜÄaroffo« maren nadjgerabe
anardjtfd) unb infolgebeffen gefft&rlkb für bie bort anffifftgen
Sluölänber unb bte @d)ufegenoffen ber Äulturuifidjte geworben,
©iefer Umftanb berechtigte ben SBunfd), ja bie $orberung,
bafy bte fd)eriftfd)e Regierung burd) Sinfü^rung geitgemäfcer
Reformen für ©i^er^eit unb georbnete Staty<niffe forgte.
3a, es aar benfbar, bab bie ©ignatarmädjte t>on 1880 ber
fdjerififdjen Regierung im gaU beS Unvermögen« ber Untern,
be« Sufftanbe* £err gu »erben unb fonftige SBanblung gu
8ranfrei$* Verträge t>on 1904 unb i$re folgen. 139
[Raffen, Hjr tyre SMenfte anboten unb fte untersten. 2Bar
es bagu toünfdjenStoert, bie ©runblagen bes Vertrages Don
1880 abgufinbern — »aS an ftdj fetneStoegS notig toar — r
fo würbe eine begfiglid)e SBerftänbigung unter ben SRädjten,
bie jenes ^rotofofl untergetd&neten, bei einigermaßen gutem
SBiüen auf aUen Seiten mit Seid^tigfeit möglid) getoefen fein.
SBenn nun ber frangöftfdje 3Kinifter beS äugern SMcaffe
ftd) aber alle biefe felbftoerftänblidjen SBaljrfyeiten t)intnegfe^te
unb, unter Übergebung JDeutf djlanbs , beffen £anbelsbe*
giefyungen eS als britte an ben ©efdf)i<fen SföaroffoS bireft
intereffterte SJtadjt offenlunbig erotefen, fotoie unter Über*
gefyung aller anbern @ignatarmdd)te, nadjbem er ftd) Italiens
öergetoiffert, mit ©nglanb unb bem in vierter Binte ftefjenben
Spanien ©onberabfommen getroffen Ijatte, bie auf eine toefent*
ltdje Umgeftaltung ber inneren SScr^dltniffe beS SRagljreb ab»
gielien, fomit ben in Äraft fielen ben Vertrag Don 1880
ungültig matten, fo fefete er ftd) Don oorn^erein bamit ins
Unrecht unb gtoang JDeutfdjlanb unb bie anbern nidjt be*
fragten ©ignatarmädjte, gegen ein fold)eS baS befteljenbe
33ölferred)t oerlefcenbeS SBerfaljren ^Berufung einzulegen.
SBie Sorb ganSbotone unb bie engltfdje Regierung ben
Vertrag Dom 8. Styril 1904, ber im Äapitel 9 mitgeteilt
ift, abfd)liefeen fonnten, ift ferner öerftänbUd). @ie mußten
bod) bie ©efdjidjte beS 19. 3fal)rljunberts unb fomit bie 6r*
faljrungen fennen r bie (Snglanb begüglid) Algeriens, S£uneftenS
unb SRabagaSfarS mit grranfreid) gemalt Ijatte. 3n allen
brei gällen toaren gnglanb 1830, 1881 unb 1895 oon
granfretd) binbenbe 33erfj>red)ungen abgegeben toorben, baß
es nidjt an bie Seftfcergreifung ober (Sinocrleibung biefer
Sdnber in baS irrige badete unb baß eine materielle Sdjäbigung
ber englifdjen toirtfdjaftlidjen unb #anbelSintereffen öollenbs
gang auSgefdjloffen fei — unb »enige Saljre fpäter ertoiefen
ftd) biefe 33erf:pre<f)ungen unb Verträge als wertlos, unb ber
140 Snrafcricft* ©ertrage Don 1904 uttb Ujre folgen.
engltfdje $anbel mürbe au* allen brri Sdnbern burd) $ol)e
©djufcjöüe tion bem franjöfifdjen berbrdngt, tote Äflalo bie$
in feinem SBerfe The truth about Morocco ringeljenb nad)*
gemiefen Ijat. S^ar ift in biefem gfatte bie griji, mdfyrenb
melier bem $anbel feine @d)ranfen gefegt »erben fotten,
anf 30 Sö^re begrengt, aber« wenn $ranfreid) aber SRaroffo
erjt ba£ $roteftorat erlangt ober baS 2anb feinem Steige
einverleibt l)ätte, fo mürbe biefe gettlitye Seftyr&nfung melleidjt
aud) balb burd) bie 2Rad)t ber SSer^dltniffe, wie fte ber
gefteigerte frangoftföe Jpanbeteoerfefyr mit fity gebraut l)ätte,
befeitigt morben fein.
©inen praftiföen 9tu$en fonnte (Snglanb in leinem gaU
Don biefem fonberbaren Vertrage ermarten, benn l)tnftd)tlid)
ägijpten« beburfte eg nid)tme^rber28erftd)erung, baß granfrei d)
@nglanb feine @d)mierigfeiten bereiten mürbe; unb bie gfiföerei
bei üReufunblanb miegt mot)l ni$t entfernt ben iefct fdpn fo
bebeutenben engttfdjen #anbel8oerfel)r mit SRarofto auf, ber
ftd) bei freier Äonfurrenj überbieS bod) gmeifelloS nod) fc^r
Diel großartiger geftalten wirb, mäljrenb er unter bem fron*
göftfd)en $roteftorat ober 33eftfc be8 3Ragl)reb binnen fur^em
ebenfo tote ber mit Algier, Suniö unb ÜRabagaöfar auf ein
Minimum befd)ränft werben mürbe.
ein groger Seil ber englifdjen treffe, Ijauj>tfäd)Ud) aber
alle an bem SRaroffofjanbel interef fterten faufmfinnifdjen unb
gemerblidjen Greife (SnglanbS, ooflenbS bie in SRaroffo an*
fafpgen ßngldnber maren einftimmig in iljrer unbebingten
Verurteilung Mefeö unter großem ©eljeimniS abgesoffenen
unb baljer aUfeitig überrafdjenben Vertrages. SBebauerte
man Don neuem auf ba8 lebljaftefte, baß ©nglanb 1684
Sanger aufgegeben Chatte, fo bezeichnete man biefen Vertrag
DollenbS als ben Sargnagel be8 englifd)en SJfaroffoIjanbel«
nnb feines ginjluffe« im 2Rag!)reb unb am fdjeriftfdjen $ofe.
Sanger Ijatte man aufgegeben, unb nun fonnte man trofe
granfretdjS Verträge Don 1904 unb if)te folgen, 141
etfrtgfter JBemüljungen nid)t einmal eine Heine Snfcl baoor
als ÄabellanbejMe erhalten! Slud) bie 13 ha grofce Snfcl
$eregil oor bem JDfdfjebel 3Rufa gu ermerben gelang ben
©nglänbern nid)t. gs ift ifjnen nur fd)liefelid) geftattet
morben, bort Steine gum 38au ber neuen Jpafen* unb anberer
SefeftigungSbauten in (Gibraltar gu bredjen. 3n Sonbon
unb Sföandfjefter fanben gro&e 33erfammlungen ftatt, in beneti
ber Regierung ein S£abel£tiotum auSgefprodjen mürbe. Unter
bem 33orftfc be$ ©rofereeber« gormoob, beffen «Skiffe fyaupt*
fäd)lidf> ben ^anbelsoerfe^r gmifdfyen (Snglanb unb Sföaroffo
vermitteln, mürbe ein Komitee gum Sd&ufc gegen bie SBenad)«
teiligung be$ englifdjen $anbel« burd) granfreidf> gegrünbet,
unb {ebenfalls mirb in ben unmittelbar beteiligten Greifen
SnglanbS alles aufgeboten merben, um ben nachteiligen
(ginflüffen be8 Vertrages entgegengumirfen.
gn ©eutfdjlanb mar ber Unmille über biefen Vertrag
nid&t geringer, unb aud) bie Slntmort, bie ber föeid&Sfangler
auf bie Interpellation aber tiefe Angelegenheit im 3ftetd)Stag
gab, befriebigte nid&t, menngleid) er menigftenS erflärte:
w 3Bir l)aben mit biefem Verträge nid&ts gu tun, für und
ejrijWert er nid&t, unb mir »erben — follte man unfere 9ted)te
öerlümmem ober angreifen — biefe gu magren miffen."
Unter ben ©eutfd&en SRaroffoS mar bie SSerftimmung nod)
größer, unb gmar um fo meljr, als man bort fdj)on genau
mu&te, mit melden SRitteln bie Sfrangofen bereits am
fd)erififd)en ^ofe tljre Sntereffen gu förbern unb ftd) alle
möglichen mertooHen ßongeffionen für gro&e inbuftrieHe
Unternehmen gu fiebern mußten.
3ludf> in Spanien machte ber Vertrag bofeS SBlut, unb
®raf SRomanoneS erljob bagegen feine Stimme in einem
offenen ©rief oom 21. April; aud) bie ©eograpf)ifd)e ©efeH*
fdjaft tat bieS im SSerein mit ber ^anbelsfammer t>on SRabrib
unb ber ^anbete* unb ©emerbe»Union von Spanien in einer
142 Srattfreid)* »ertrage oon 1904 unb tfrc {folgen.
umfangreid&en SDcnffd^rift üom 7. SRai. ©clcaffe beeilte ft(%
ba&er, bie Serljanblungen mit ber fpantfdjen IRegierung über
einen entfpredjenben Sonberoertrag abzufliegen, ber bann
am 7. Dftober ratifiziert, aber nid)t betamtt gemalt nmrbe
bis auf eine Übereinfunft, bie im Aap. 9 mitgeteilt tjt 2)tefe
ftrenge ©eljeimljaltung erregte bie öffentliche Meinung oon
neuem fe^r, benn man lannte bie 83erljftltniffe in SRarofto
unb bie Sfttigfeit ber granjofen bort ju gut, um mit Stecht
gu befürchten, ba$ ein fold)er Vertrag ftdjerlic^ nur gum
Vorteil ber lederen bienen, Spanien aber obenbrein Dielleid)t
«od) ju $ilf£leiftungen im Kriegsfälle oerpfftdfcten bürfte.
<5S ^anbelt fid) in iljm {ebenfalls um beträchtliche (Sraeite*
rungen ber SRad&t* unb Sntereffenfpljäre Spaniens in Storb*
maroffo, befonberS am 3Mf. SBaS für einen SRufcen Spanien
baoon ^aben toürbe, barauf gibt bie ©efd)id)te SRaroffoS
genügenbe Slnttoort, aber befonberS anij bie ©ef<i)id)te unb
Äulturgefdjid&te Spaniens, baS SRaroffo mit 2eid»tigfeit
feinen Äultureinfiüffen Ijfitte untertt)erfeu fönnen, toemt bie
Spanier bie Kraft unb gäljigfeit gur Erfüllung biefer Ijoben
Äulturmifjton befeffen Ratten. ©afe es tljnen fdjtoer toerben
toürbe, jtdf> mit ben SKiftoten in frieblid&en SSerFe^r unb gutes
<£moernel)men ju fefcen, baS foQten fte aus ben SBaffengängen
mit it)nen totffen, bie fte in meljr als öier&unbertjfiljrigem
fingen nid)t über ben armfeligen Sejtfc ber gwecflofen
^rejtbtoS IjtnauS bort tjaben ©oben getoinnen laffen. Sefjr
beunruljigenb toirfte anij in Spanten bie oermutlidj unbe*
{jrünbete 9tad)rid)t, bie gfrangofen Ratten ftd) burdfc biefen
Vertrag baS SSorfaufSred&t für bie fpaniftyn $re{tbioS
ertoorben. SBaS man in (Snglanb baju fagen toürbe, toenn
eines StigeS bie ftranjofen als Ferren oon (Seuta ©ibraltar
gegenüber erfd&tenen, lann man aus Slflalo erfeljen. Ob
audE) ein Tunnelbau unter ber Meerenge oon ©ibraltar oor»
^efe^en, ift nid)t fejtjujMen.
granfretdjS Serträge Don 1904 unb ifjre folgen. 143
©er Stufen für Spanien mirb immer nur im günfttgften
gaU ein tbeeller, moralifdjer fein; ben praftifd&en SSortetl
»erben unter allen Umftdnberx nur bie ?jfrangofen &on biefem
Oeljetmoerirage Ijaben.
@o ^atte fld) Sfranfreidfj benn gerfiftet, ben legten Stritt
Su tun, genau fo tote 1881 aber £uni£, fo jefct über SRaroffo
ba§ ^roteftorat angutreten, moffir bie frangöpfdje treffe ba«
SSort „Suniftgterung" guerft anmanbte, unb eS mar aud)
fo meit ade« bafür vorbereitet, bafe, mie mir aus SWitteilungen
angefe&ener eingeborener unb 3u£l&nber in SRaroffo miffen,
felbft bie Männer beftimmt maren, bie bie Hauptrollen unb
bie Sttnter übernehmen follten, bie nad) bem Don JDelcaffe,
SReüoil, (Stienne unb gonnart aufgearbeiteten SSermaltung««
plan »erteilt merben follten. ©aburd) ift tatfädjltö) aud) in
SKaroffo felbft bie gange grage gur (Erörterung gefommen,
in ein anbereä ©tabium getreten unb mirb in ßutunft iljre
Äreife treiben.
9ltd)t ba£ ^roteftorat als fold&e« ^atte granfreid) natürlid)
erflfirt, fonbern, mie bie« fdjon begonnen mürbe: fein Reform-
Programm foDte gur Ausführung gelangen. JDafj ba$ aber
ntdfjt« meitere« mar als ba$ Protektorat unb bie Seftfc*
ergreifung be8 SKagijreb, ergibt ftd) aus iljm oon felbft.
3mar foüte bie ©ouoerfinitfit be8 Sultan* nid)t angetaftet,
aber bie £eere8reform follte oon frangöjtfdjen Dffigieren &or*
genommen, baS 3Rilttär Don folgen geführt merben. ©amit
mürbe baS erfte Sftedjt beS SouoerfinS oernid)tet.
ßum ©djufc beS (Sultans unb gur SKufredjterljaltung ber
gntegritfit be$ Sanbe« follte bie Sßoligei reformiert unb eben«
faQ8 ber Seitung ber grangofen äbermiefen merben. Sludj
bamit fdjmanb ein ©ouoerfinitfitSredjt be§ Sultans.
3Me Soll* unb Steuerreform follte oon f$rrangofen gum
Seften beS ©ultanS unb beS SRaHjgen burdjgefüfyrt merben.
©a gur Reform beS £eere« unb ber $oligei Diel ®elb notig
144 granfrridjS Settrage Don 1904 ratb tftre folgen.
mar, baS granfreid) felbffrerftänblid) borftreefte — tute bieS
in Suniö geföelpn mar — , fo ©oute es baS ftinang*, Sank
nnb SRüngroefen in feine $anb bringen. 6$ fyatte in biefem
$nntte ja bereits flut Dorgearbeitet nnb ben Sultan mit
62 1 /, 9RiHionen granfen gn feinem Sdjulbner gemadjt. 2)afc
biefe Summe natürlid) nttbt für bie 2)urd)fül)rung ber
großen Reformen, ferner für bie $erfiellung Don Sanbftrafeen,
$afen« nnb SoBanlagen, gur ^Regulierung ber Sflüffe nnb
glu&munbnngeu, gnm San Don (Sifenbaljnen, Selegrapfyen,
Jelepljoueu :c. ausreiste, Derfteljt ftd) Don felbft. $unberte
Don SRiUiouen granfen »erben bagu erforberlid) fein, unb
inbem granfreid) SRarotfo mit biefen ©elbmitteln Derfal),
beren Stufen ber 6nltan nnb ber Statinen nid)t aufbringen
tonnten, nnb für bie granfretd) ftd) burd) SRonopolifterung
be3 gangen $anbel£ ©eefung Derfd)affte, mnfete SRaroffo genau
wie Snnid fdjliefelid) bantrott »erben, unb Sfrantretd) brannte
bann nnr — wie in Sunt« — feine $anb anf 5Raroffo gu
legen. Semerfentoert ift es, tute fqftematifcft man fd)on feit
langer Seit vorgegangen aar, inbem man ben Sultan burd)
bie Dielen äulturfpielereien, für bie man ilpt gn intereffieren
fud)te, f o weit braute, ftd) nid)t nur in bie für feine Ser^<niffe
bereits rieftgen @d)ulben gn ftürgen, fonbern aud) bie Steform«
plane beä Oefanbten 6t. Sftene Saillanbier gn billigen.
Unb Snglanb nnb Spanien gaben ftd) bagu Ijer, für
$errn SMcaffe bie ßajtanien au« bem Breuer gu Ijolen.
23ietleid)t freiließ mar 2an$bowne bod) flüger al« SMcaffe,
inbem er in ben Vertrag mit granfreid) willigte unb itjn
abfdjlofe. 23telletd)t, ja, man lann es faum anberä annehmen
Don einem tüdjtigen, prafttfd)en englifd)en Staatsmann, jagte
er ftd), bafe, mätyrenb Snglanb ftd) burd) biefen Vertrag
gegen jeben ßinfprud) feiten« §ranfreid)8 in Ägypten für
ade S^ten Sidjerfjeit fdjuf, eä nod) fetyr lange SBege Ijaben
mürbe, bis granfreid) fein großes Steforutprogramm burd>»
granfretdjS ©ertrage t>on 1904 unb tfjre folgen. 145
führen tofirbe, unb bafe in btefer langen 3*tt leicht t»öUig t>cr*
dnberte politifdje SSer^dltniffe im gnnern toie in ben dufteren
JBejieljungen eintreten tonnten, bie bann biefen Vertrag foroett
er SRaroffo betrifft, Ijinfällig matten. S)enn anber« ift e$ nic^t
ju oerfte^en, tote (änglanb feine feit met)r als 200 galten
unentwegt verfolgte 3Raroffopolitif plöfelid) aufgeben tonnte.
33a bie @j>i$e biefe« Vertrages ftd) aber gegen 3)eutfd)»
lanb richtete, beffen SKaroHoljanbel fofort brad) gelegt morben
wäre, fo mar man in Snglanb um ben $rei£ ber £errfd)aft
aber Sgtypten bei ber bamals Ijerrfd&enben Stimmung gegen
5)eutfd)lanb gern geneigt, ben $aft mit gfranfreid) ju fd)liefeen.
Db übrigen« baneben, tote melfad) belauftet »orben, nod)
ein ©eljeimöertrag befielt, bleibe baljmgefteHt, ift aber faum
anjuneijmen.
2Rit toeldjer ©tdjerljeit man in Sranfreid) unb aud) in
anbem Sdnbern auf ben glücfltdjen @rfolg redjnete, baS er«
^eüt beutlid) aus ber treffe, ben ßcitf^riften unb äSerfen,
bie jtd) mit 3Raroffo unb ber SKaroffofrage befd)dfttgten.
Soweit fte frangöpfd) »aren, fprad) man in tfynen feit ^ai)xtn
üon ber beoorftefyenben (Sinbejie^ung SKaroHoS in ben *Piad)t*
bereif granfreid)* als einer unbebingten üRotmenbigteit unb
als oon etwas ganj ©elbftoerftfinblidjem; in ben neueften
arbeiten guweilen fogar fdjon als Don einem unmittelbar
bettorfte&enben (SreigniS ober als üon einer Donogenen Zat*
fadje. 35a{5 eS ftd) babei aud) in erfter Stnie um eine SluS*
fd)liefmng 35eutfd)lanbS aus bem Greife ber beteiligten
Ijanbelte, ba&on aus $unberten toon Setfpielen nur eines aus
fjfaflot: La question du Maroc, p. 106: „@uroj>a fann einem
fo gefährlichen Neuling tote bem 3)eutf$en 3fteid)e nicftt er«
tauben, ftd) im 3Rittelmeere einjuniften unb baburd) in biefem
SReere ein Übergewicht ju erlangen. u
3)afs aber aud) jefet trofe ber ifingften (Sreigniffe, trofc
ber Abmachungen jWifd)en JDeutfdjlanb unb granfreid) Dom
$terd9, aRaroffofraflt. IQ
146 granfretdb* gerträge Don 1904 unb ifyre gotgen.
8. Süll unb Dom 28. September 1905, trofe ber 3Raroffo*
fonfereng bie begonnene Arbeit feineSioegS eingeteilt iß,
bafflr liegt ein fd)lagenber SetoeiS in bem gtfenbaljnplan
öor, ben bie Settungen iüngfi mitgeteilt tjaben unb bemgemäfc
bie Safyarabaljn, bie jefet bis 9efd)ar ooüenbet iß, nun nid)t
nad) ben Juatoafcn fortgefefet, fonbern Don Sefdjar über bie
Cafe Saftlelt unb beren $auptort Abuam burd) bie ©raa*
gebiete fortgefü^t »erben foH bis jum Aap ©fdjubx am
Atlantifdjen Dgean. SRaroffo toirb burd) btefe (Sifenbaljn
Don bem Suban unb bem übrigen Slfrifa tatffidjlid) abge*
f dritten, mäfpenb granfreid) mit if)r eine birefteSanboerbinbung
ga>ifd)en Dran unb bem Atlantifd)en Dgean gemtnnt, burd)
fte ben $anbel£Derfeljr be3 Suban mit SRaroffo Dernid&ten,
itjn nad) Algier unb ber früheren $anbel£nieberlaffung ber
@nglanber am Aap 2)fd)ubi überleiten toirb, mo fid) ijeute
ber famofe „tfaifer ber ©afjara" 3aque3 I. (Sebaubq)
ntebergelaffen unb feine $auptftabt Srojja gegrünbet Ijaben foU.
3)ie fonberbare Stolle, bie granfreid) in ber Angelegenheit
ber $anbel£nieberlaffung Don SRar djica mätjrenb ber SRaroffo*
fonfereng gefpielt fjat, ift bereits eroftljnt Korben, ebenfo aud),
tote man barüber in SKaroffo felbß urteilt. 5)afe 33u Samara
fortgefefct in engem Serleljr mit ben SBeßalgertern ßel)t f ift
auger ßroeifel, unb nur am 15. SRärg fam nod) bie 9iad)=
ridfct, bafe brei algerifdje Unteroffigiere fid) im Hauptquartier
be£ £ljronbe»erber$ eingefunben unb erboten Ijaben, feine
®efd)üfce gu bebienen unb bie Arttllerietruppe auSgubtlben,
bafc ferner ber 3togi im Segriffe ftelje, ben ßampf toieber gu
eröffnen, U)n nad) ben 9tadjrid)ten ber legten Sage beä SRärg
bereits mieber aufgenommen tyat unb nad) Überminbung ber
©ultanätruppen bei Ubfd&ba unb im unteren SRulugatal,
Jefct feinen 5Warfd) gegen geg richtet.
Am 28.gebruar fam ferner bie 9lad>rid>t, bafe ben ftrangofen
bie ^afenarbeiten in ©äfft unb Gafablanca übertragen ftnb.
gronfrci^S Verträge Von 1904 unb Hjre folgen. 147
Äudj bie ©inridjtung beS 3Warconi*$elegrapl)en an ber
SBBcflfüftc von SRaroWo, um bic ftd) im vorigen gafr*
beutfdje girrnen beworben Ratten, ift jefct vor Sd)lu& ber
tfonfereng frangöftfdjen übertragen tvorben. §iefe eS bod)
aud) fc^on 1904, bafe bie frangöftfd)en Vertreter am ^ofe
beS Sdjerifen mit Sftepreffalien gebroljt Ijätten, wenn nid&t
grangofen, fonbern anbern SluSlänbem bie grofeen Staats*
auftrüge fibertviefen würben.
Stadlern 1904 ber ©oben am $ofe beS Sdjerifen genügenb
vorbereitet, ber englifc^e ßinflufe bort befeitigt, ber frangöftfd>e
auf baS fyödjfte gefteigert war, nadjbem 2)elcaffe bie Vertrage
mit ©nglanb unb Spanien glücflid) abgefd)loffen, foQte ber
©efanbte St. föene SaiHanbter (Snbe 1904 na$ fteg gef)en,
um bort bem Sultan unb beut SWaffygen bie Stotmenbigfett ber
Slnnaljme be$ frangöftfd)en JReformprogrammS flar gu machen,
unter beffen äufeerer ©eftalt ftd) baS Sßroteltorat verbarg.
SBäljrenb ber ©efanbte aber wegen ber burd) SRaifuli ge*
fdjaffenen Unftdjerljeit im ©Ijarb gögerte, bie Sanbreife angu*
treten, unb als er ftd) bann entfd)lofe, gur See nad) 61 arai'fd)
unb von bort nad) geg gu reifen, fyatte ftd) am fd)erififd)en
&ofe ein StimmungSwedjfel vollgogen. SlbbelSlgig fat) ftd)
genötigt, bem 3Bunfd)e ber UiemaS SRedjnung gu tragen unb
bie Sremben, barunter aud) bie 3Ritglieber ber frangöftfdjen
SRilUdrmiffton, von feinem £ofe gu verbannen. SMefe SWafe
regel erfolgte unter beim SBorgeben, bafe bie fdjwterige ginang*
läge fte bebingte, unb ba es t)iefe, bafe ber Sultan aud) ben
frangöftfdjen ©efanbten ntd)t empfangen fönne, fo mufete
biefer vorerft feine Steife verfdjieben. ®leid)geitig fd)tctte ber
Sultan einen ©efanbten, ©l ÜJfofri, nad) 5Kabrib unb $ari$,
um t)ier gegen bie frangöftfdjen Sßlfine vorftedig gu werben.
3)ie brofjenbe Haltung, bie bie frangöftfdje Regierung nun
einnahm, itjre @rfdrung, iljren Äonful von geg abguberufen
unb bie btplomattfdjen Regierungen abgubredjen, aufeerbeut
10»
148 5ranTrri$* Verträge *on 1904 unb tfre Solgen.
61 TOofri* 3Rifserfolg, bcmogcn bcn Sultan, föon im 2)e»
gember 1904, feinen Sinn mieber gu dnbcrn unb beu fran*
göfifdjen ©efanbten aufguforbern, nunmehr an ben §of gu
tommen. SaiUanbier reifte bemgemäfs am 11. Januar 1905
t)on Sanger ab.
So fdjien benn alles für Sfranfmd) gut gu fieljen, al*
bie beutföe Regierung bie 3*tt fä* gekommen erachtete, au»
tljrer abmartenben Stellung ljen>orgutreten, unb mit einem
Silage ba& fd^öne Sptnnennefc gu gerreifeen, ba$ ber fron*
göjifdje reaandjebegierige ÜRinifter SMcaffe gefdjaffen Jjatte.
Sie mürbe bagu unmittelbar Deranlafet burd) bie SuSlaffungen
ber offigiöfen frangdftföen treffe, aus benen erbeute, bafe
bie SKifjton SaiHanbierS unb fein Steformprogramm eine
SSerlefcung ber gu Stedjt befteljenben ftonoention Don 1880
bebeuteten.
SaiUanbier mürbe in Sfeg gmar feljr liebenSmfirbig t)on
bem Sultan empfangen, er mar aber menig angenehm berührt,
bafc ber SRafljgen für bie 33er!)anblungen, bie erft einen SMonat
fpdter, am 21. ftebruar, eröffnet mürben, nod) eine 33er*
fammlung t)on Notablen einberufen ^atte, bie an benfelben
teilnehmen foHte. Äurg toorljer Ijatte ber beutle Äonful in
S*gr ^err SSaffel, bem Sultan bereit« ben ifym am 11. gebruar
*>on bem fatferltdj beutfdjen ®efd)äft$träger in Sanger §txm
Don Äüfjlmann mitgeteilten ©ntfälufe be« 35eutfd)en Äaifcr^
SBil^elm II. funbtun fonnen, bem Sultan bei ©elegenljeit
feiner SKittelmeerreife im SRdrg einen Sefud) in Sanger
abgufiatten. SMefe mistige 9iad)rid)t, beren Ijolje polütfdje
Sebeutung SlbbelSlgig unb bem SRatygen nic^t entgegen
fonnte, unb bie meitere, bafc ber grünbltd)e Äenner marof«
lanifdjer SSerljdltmffe, ber frühere beutfd&e ©efanbte ®raf
Sattenbad) bemnddjft als Sonberbotfd)after 2)eutfd)lanbS
nadj geg fommen mürbe, mirften t>erlangfamenb auf ben
®ang ber SSerljanblungen beS 3Rafygen mit SaiUanbier unb
ftranfretdjä Verträge Don 1904 unb iljre folgen. 149
<mf feine Haltung gegenüber bem franjöftfc^en Reform«
Programm ein.
3Me ©egner SDeutfdjlanbS unb int befonberen bie fran*
jöpfdje offijiöf e treffe öerfäumten nid&t, bie beutfdje SRegterung
unb ben Äaifer ju befd)ulbigen, eine feinblid&e Spaltung gegen
granfreid) einzunehmen unb eine 2Rarotto:poHti! ju betreiben,
bie nidjt auf bie 6rl)altung ber offenen £ür, fonbern auf
£erritorialbeft$ im SRagljreb abhielte. SDer Steid&Sfangler
©raf SBüloto benujjte ba^er eine Sfrage be$ Slbgeorbneten
©raf SReoentlo», um am 15. SRärg im 9teid)$tage Don neuem
ben ©tanbpunft ber beutfdjen Regierung genau gu fenn*
jeidjnen. <5r fagte unter anbrem: „3$ erad&te e8 für eine
$flid>t ber beutfdjen Regierung, bafür ju forgen, bafc aud)
in ßufunft unfere tt>irtfd)aftlid)en gntereffen in SRaroffo
nttf>t gefdjäbigt werben." @r erinnerte ferner baran, bem
Slbgeorbneten Sebel gegenüber, bafe ber tfaifer bereits öor
einem Saljre bem Könige Don Spanien erflärt ijabe: „SDeutfd)*
Ianb erftrebe in SRaroffo leine territorialen Sorteile. 9tad)
biefer grflärung ift e8 ein au$ftd)t«lofe$ Unternehmen, bem
fatferltd&en Sefud) in Sanger irgenbn>eld)e felbftfüd)tige f gegen
bie Integrität unb Unab^dngigfeit Don STOaroffo gerichteten
Slbftd^ten unterjuf^ieben. 11 „Unabhängig oon ber territorial*
frage unb unabhängig Don bem Sefud) läuft bie ffrage, ob
koir in Sföarotto »irtfdjaftlid)e gntereffen gu fdjüfcen Ijaben.
35aS ijaben mir aüerbing«. 2Bir Ijaben in SRaroffo ebenfo
ttrie in (Sljtna ein erijeblid>e$ Sntereffe an ber Spaltung ber
offenen Sür, b. Ij. ber ®letd)bered)tigung alier Ijanbeltretbenben
SSöIfer. gürft SMSmarcf l)at einmal gefagt, man fönne e$
feinem Staate oerübeln, menn er für nadjmeisbare Sntereffen
eintritt. Verübeln fönne man es nur bem, ber ftd) aud
SöSartigfeit in eine@acf)e mifdjt, oljne nad)tt>ei$bareS3ntereffe.
35aS ift in SWaroffo nid)t unfer gaU. 2)ie beutfdjen gntereffen
flnb, koie gefagt, red)t erljeblidje, unb toir tyaben bafür gu
150 granfretcfc« ©ertrage öon 1904 unb tyre golgen.
forgen, baß fte gleichberechtigt mit benen aller anberen SDJddjte
bleiben." 6r fd)lo& feine Ausführungen mit ber Semerfung:
„2Bir »erben un« beSroegen gunädjft mit bem Sultan oon
SRaroRo in SBerbinbung fefcen. 11
S)ie 2Raroffopolitif, bie bie beutfdje Regierung oon An-
fang an oerfolgt Ijatte unb bie fte meiter^tn ju »erfolgen
beabftdjtigte, markier mieber beutlid) ausgesprochen, unb in
ber offtjiöfen treffe mürbe benn audj) biefer Stanbpunft bem
SEentpS, ben Sime§ unb allen anbem offtjiöfen $re&organen
be$ 8u8lanbe$ gegenüber belauftet. So fd^rieb bie 9torb*
beutfdje allgemeine ßeftung unter Segugnatyme auf eine
©eitere SRebe be$ ©rafen oon 33ölo© im SfteidjStag am
29. 5Kdrj: „SDeutfälanb erftrebt bie »irtfd^aftli^e ©leid).
beredjtigung aller in 2Raroffo vertretenen Sdnber im Oeifte
ber 1880 in SWabrtb abgesoffenen internationalen ßon«
oention. granfretc^ beanfprudjt bagegen nad) ben SBorten
be$ SKinifterö 35elcaffe eine „pnguldre" Stellung, beren
SSereinbarfeit mit bem ©runbfafee ber offenen 2ür 3^ifeln
unterliegen mu&. S)er SBtberfprud), ber jmifdfjen ber 8n*
ertennung ber Souoerdnitdt be$ Sultan« unb ber ttnab*
fydngigfeit SRaroffoS einerfeits unb bem 2lnfprud) auf Kontrolle
ber inneren SBermaltung be$ SanbeS anberfetts befielt, i(t
bisher unaufgefldrt geblieben. Sbenfo Ijat e$ ber Setups
unterlagen, bie oon iljm felbft ber frangöjtfd&en ^olitif in
%*& jugefd)riebene Stolle eines 2Ranbatar$ oon (Suropa in
Übereinftimumng mit ber Satfad^e ju fefcen, ba& 2)eutfd>lanb
f einerlei SWanbat erteilt ^at."
Satlianbier Ijatte ndmlid) fd)on am 21. gebruar oor ber
-Rotabelnoerfammlung in §ej, bem gigaro oom 5. äpril
jufolge, gefagt: „gfranfreidj Ijat 2lbfommen mit ben Der*
fdjtebenen intereffterten europdifd&en 2Rdd)ten gefdjloffen unb
ifi, unter Opfern oon feiner Seite, ber Sßanbatar biefer
SKddjte geworben." 3)ie StmeS Ratten fogar biefe SluS*
granfret<$3 Verträge öon 1904 unb tfjre golgen. 151
laffungen am 20. 3Rärj fd^on in folgenber SBeife interpretiert:
,,2lbfid)tUd) ober unabficljtlid) gab ber franjöftfäe Seooll*
mädjtigte bem Sultan gu öerfteljen, bafe er md)t nur granf*
reid), fonbern tatfäd)lid) gang Suropa t>crtrctc. iJ Damit
ftimmen bie SBorte überein, bie Le Maroc fran^ais Dom
20. Slpril unter SJerbürgung ber 3iid)tigfeit berfelben als &on
SaiHanbier gefprodjen mitteilte: „3$ fpredje Ijier nid)t allein
im tarnen §ranfreid)S, fonbern im tarnen ber ßiDiltfation
unb ber SSölfer (SuropaS." Unb ber Sultan Slbbeiagig
betätigte am 21. april unferm beutfdjen Äonful Saffel, ba$
ber fran göfifdje ©efanbte ftd) auf ein europäifd&eS 2Ranbat
berufen fcätte. @S Reifet barauf im SBeifebud) 9tr.7: „<Der
Sultan bemerfte baju: „2Rir felbft gegenüber Ijaben ftdj bie
Sranjofen in biefem Sinne auSgefprod&en." Stuf meine
Srage, roer es gemefen fei, ermiberte ber Sultan : w £err St.
SRene felbft !" unb fügte tyingu: ,,3d) Ijabe bann gefragt: SBer
ftnb benn bie Nationen? ba id) tou&te, bafe <Deutfd)lanb unb
Stalten foldjeS 3Ranbat nid)t erteilt Ijaben. §txx St. 3tene
i)at barauf nichts ermibert, unb id) Ijabe meine Sd)lüffe
gebogen, bie ber SSerfolg mir beftfitigt fyat." 11
©er ßaifer erflärte bagegen bem Vertreter beS Sultan«,
bem ©rofcofjeim berfelben, TOulet) SSbb el 3Ralef, gegenüber,
als er bei feiner fianbung in Sanger am 31. SWürg 1905
oon biefem in ©egentoart nieler l)ol)er SBürbenträger unb beS
biplomatifdjen ÄorpS auf baS feterlid)fte empfangen unb auf
baS ljerjlid)ße begrübt tomrbe: „Sein Sefudj in Sanger Ijabe
ben S^ecf, barjutun, bafe bie beutfdjen Sntereffen in SRaroHo
gefaxt »erben follten. Über bie beften Mittel, bieg ju er*
reiben, »erbe er ftd) mit bem Sultan ins (Sinuernetjmen
fefcen, ben er als freien £errfd)er betraute. ^Reformen feien
nottoenbig, bod) muffe ben religiöfen ©efüljlen ber marof»
fanifd^en Seüölferung 3ted)nung getragen »erben, um eine
Störung ber öffentlichen Drbnung gu oermeiben." Qu ben
$erren bor bentfdpn Jtobnte jagte bar Jtaifer ferner: ,Sn
einem unabhängigen Sanbe mie IRaroBo mnft and) ber
£anbd frei fein. 3$ merbe «ein 5ldglid)ftö tun, nni bie
MUtoirtf^afttt^e QHeUtberetytignng aufredet gn erijatten.
©0 gibt £ier feinen nortyenföenben Stnfhtfe.* 3m priMteu
<Befprftd) fa&crte er and), er mfinföe in SRaroffo lein gmeiteS
2nni«.
JDer begeiferte (Smpfang, ber bem Jtaifer nidjt mir üon
ben bentföen Sanbftlenten, fonbern namentlid) and) Mm ben
Qingefornen nnb Don ben Spaniern bargebradjt mürbe, mar
ein SemeiS bafür, bafe man feinen ©efud) aU eine Sefrefatng
mm ber (Befalp betrachtete, bie bie frangbfiföe $olifiI für
Waroffo nnb ben freien £attbd$üerfe!jr be6 gefamten 8u«=
lanbe« mit fxd) bradjte.
8.
3Die TJTaroff of onferm5 von 3llgeciras*
SMe Semüfjungen ber offtjiöfen treffe gfranfreid)«, bie
Slbpdjten ber beutfdjen Regierung gu &erbfid)tigen, bie politifdje
SBirfung be$ SefudjeS be« Äaifcrö SBilfjelm II. auf bie gange
SBelt abjufd)tt>fid)en unb bie in SRarotto »erfolgten $\e\t
fernerhin aufregt ju erhalten, »aren »ergebend. 6« trat
in granfretd) angefidjtS ber broljenben ©efafyr ernfter intern
nationaler SSertoicflungen ein Umfdjttmng ein, ©elcaffe txmrbe
in ber Kammer fd&toer angegriffen, unb SRimfterpräjibent
Stoutoier ^atte SRülje, fein Kabinett oor bem @turje ju be*
toaljren. Die Vorgänge in gej trugen ba§ irrige gur 6r*
fdjtoetung ber Sage ber franjöftfdjen Regierung bei. Senn
obgleid) (änglanb, fobalb es erfuhr, bafe ®raf SSattenbad) in
©onbermiffton nad> gej gelten »ürbe, fofort 2Rr. Sommer
als ©onberbotfd&aftet borten fanbte, unb obgleid) aud) bie
fpanifd)e Regierung ber Sfranfretd) gegenüber eingegangenen
33ertrag3pfüd)t ju genügen fud)te, inbem fte §mn Slaoeria
nad) gej ju fenben ftd) anfti)icfte, Ijatte SaiQanbier bort
eine entfd)eibenbe SMeberlage erlitten, bie ber ganjen &n*
gelegenljeit eine neue SBenbung gab.
SMe beutfd^e Regierung Ijatte oon toornfyerein ber 2faf*
faffung $)elcaffe8 entgegentreten muffen, bafe fte Don bem
frangöftfcfcengUfd&en Slbfommen offizielle Kenntnis erhalten
Ijatte. @raf oon Sülom falj pd) fd)lie&lid) fogar veranlagt,
biefe Seljaiiptung, bie immer toieber geäußert mürbe, in
154 $ie SRaroffofonferenj oon Stgecirad.
feinein SRunbfdjreiben an bie beutfdjen biplomatifäen 83er*
treter im Jluälanbe Dom 12. April (SBeifebud) 9tr. 5) gerabegu
als falfd) gu begeidjnen: „6$ ift falfd), bafe baS frangöftfd)*
englifdje 5J?aroffoabfommen ber beutfd&en Regierung fd)rift*
lid) ober münblid) gur Kenntnis gebraut morben fein foH."
5Jiad)brücflid) mu&te bie beutfdje Regierung aud> ber Auf*
faffung entgegentreten, bafe bie frangöjtjdje Regierung gar
leine JBeranlaffung gehabt Ijabe, mm iljrem Abfommen'mit
(Snglanb unb mit Spanien ber beutfdjen Regierung offizielle
Mitteilung gn machen. ®ie tonnte nur auf bem allein
ridjtigen Stanbpunft Dekanen, bafc, ba in bem frangöftfd)*
englifdjen Abfommen bie Spaltung be8 Status quo in einem
Slrttfel au$bntcflid> Dorgefeljen »>ar, bie marottanifd&en SSer*
tragämädjte t>on ftranfreid) Ratten befragt Kerben müffen r
„falls granfreid) in 2Raroffo Steuerungen anftreben foüte,
loeld&e geeignet mären, bie bisherigen Sterte unb greityeüen
ber Angehörigen anberer SertragSftaaten in iljrem Umfange
ober iljrer 3)auer gu befd&rfinfen. Sir mürben jebod) gemaljr,
bafe biefe unfere SorauSfefcung eine irrige gemefen unb bafe
eS 3*\t fei, an ben @d>ufc ber beutfdjen 3ntereffen gu benfen,
als bie maroffanifdje Regierung anfragen lieg, ob eS richtig
märe, bafc ber frangöftfdje ©efanbte in geg, mte er angebe,
SRanbatar ber europäifd&en 5JJäd)te fei; als ferner erfannt
mürbe, ba& öerfdjiebene fünfte beS fogenannten frangöftfdjen
SReformprogrammS — meldjeS in feiner SSollftfinbigleit bis
!)eute nod) nid&t öorliegt — in bireftem ©egenfafc gur 6r*
Haltung beS Status quo fielen; als enblid) Ijeröorragenbe,
fogar infpirierte Drgane ber frangöftfdjen großen treffe offen
auf SuniS als SBorbilb für bie SReugeftaltung SKaroffoS
^intDiefen."
S)ie beutfdje Regierung fonnte banad) nur »erlangen, bafe
bie Angelegenheit auf einer neuen tfonfereng ber Vertrags*
ftaaten erörtert unb geregelt mürbe. Einige Staatsrechts*
2)ic Sftaroffofonfereria öon Sügeciraä. 155
leerer ^aben bic ßinnatyme biefeS Stanbpunfteö beanftanbet,
»eil bie Äonoention öon 1880 ftd) in bcr §auptfad)e nur
auf bic Regelung be$ SSerfjdltniffeS ber ©djufcgenoffen ber
öerfd)iebetten 2Rdd)te in SRaroffo befdjrdnfte. £)iefer (Sin*
murf ift aber burdjauS nid)t ftidjfyaltig, unb bie Regierung
fonnte ifyn nidjt berücfßdjtigen. granfreid) unb (Snglanb
^aben biefe grage in gleicher Seife beurteilt, inbem fte bie
(Stnlabung gur Äonfereng annahmen.
©elcaffe befdmpfte aUerbingS felbft&erftdnblidj ben ®eban-
fen ber internationalen Äonfereng unter ber fomifd) mirfenben
Seljauptung, bafe ber Sultan fidj bamit felbft unter 9Sor*
munbfdjaft [teilen mürbe, mie er audj nid)t begreifen mürbe,
trenn ber Sultan ftd) entfetteten foflte, eine Haltung angu*
nehmen „bie und gmtngen mürbe, nur ba$ ftrifte SKecfat als
Orunblage für unfere Segieljungen gu ifym angufefyen". 6r
mies bemgemdfe Jaiüanbier an, bem Sultan bie (Srlldrung
abgugeben: „bafe bie frangöjifdje Regierung eS als eine 33e*
einträdjtigung iljrer Sntereffen anfefyen mürbe, menn bie
frangöftfdjen 5Refonm>orfd)ldge ben ©ignatarmddjten gur
ÄenntniSnafyme unb Slufeerung unterbreitet mürben. 2)aS
5Red)t, in maroffanifdjen Angelegenheiten gu intervenieren,
fte^e feiner anberen 9Rad)t gu. ©er Annahme ber fran*
göftfdjen 33orfd)ldge muffe ftd) bie maroffanifdje Regierung
fügen, ba fte nid)t in ber Sage fei, SRedjt unb Drbnung im
Sanbe gu fd)affen. 3)ie frangöftfdje Regierung behalte ftd)
t>or, je nad) ben Umftdnben gu tyanbeln unb bie Singe in
SWaroffo fdjarf gu übermalen."
8bb el Slgig, ber fdjon bie Setyauptung ©elcaffeS, „bie
maroffamfdje Regierung babe bie 3ftatfd)ldge granfreid)S
erbeten unb, nadjbem biefe erteilt morben, bie (Srfdrung ab*
gegeben, biefe $atfd)ldge befolgen gu motten", fyatte als
„Unmatyrtyeit" erfdren muffen, ber bie Berufung SEaillanbterS
auf ein europdifcfyeS 3Ranbat als unrichtig erfannt fyatte,
156 $ic üttaroRofonfcrettj Don IHgecira*.
ber, tote ®raf Jattenbadj am 15. 9Rai mitteilte, „äugen*
fdjetnlid) Don bem SBetoufttfein bur$brungen mar, bafe e8
ftd) gegentodrtig für iljn unb fein Stei$ um ©ein ober
9lid)tfein Rubelt unb baft bie SBerantoortung unb @nt*
Reibung bei iljm allein liegt", fdjlofj pd) ber Snföauung
ber beutföen Regierung an. Cr lehnte am 27. 2Rai bie
JReformm>rfd)ldge 3franfreid)3 ab unb fprad) ®raf Stattenbadj
feine Hbfldjt au£, „bie Signatarmäd)te gu einer ßonfereng
etngutaben, um über bie Sinfüljrung Don Reformen gu be-
raten, bie er felbft als gtoedtmdfjig unb bur<fcfül>rbar erachten
mürbe", unb lieg biefe Sufforberung ergeben.
SRinifterprdflbent SRoumer mar burd) biefe SBenbung ber
SMnge, bie ti>a$fenbe SRiftftimmung ber öffentlichen Meinung
ftranfreldj« gegen 2)elcaffe, burd) bie Oefaljr ber Politiken
internationalen Serlj<niffe, bie burdj tiefen gefäaffen toorben
mar, in eine du&erft fd)toierige Sage gebraut, eS blieb il>m
baljer nichts übrig, als ben SRinifter ©elcaffe am 6. Sunt
1905 gu opfern unb mit ber beutföen Regierung, bie ertlärt
Ijatte, bie Slufforberung gur OTaroffofonferenj anguneljraen,
hinter Waroffo ju fielen unb biefem nötigenfalls tyren Sdjufc
angebeiljen gu laffen, ein freunblidje« Sinoeme^men gu er»
gielen. 2)ie3 richtete ftd) frangötffäerfett« guerji auf ein
äbfommen, ba& ben mit Stalten, (Snglanb unb Spanien
abgefdjloffenen entsprechen foflte. 2>ie beutfdje Regierung
tonnte aber natürlich auf einen foldjen SSorf^lag ntd^t ein*
ge^en, benn fte Ijätte bamit ben 5Red)tSftanbpunft aufgegeben,
ben fte auf ©ruub ber Äonoentton t>on 1880 eingenommen
Ijatte, unb ebenfo ben ©runbfafe ber Snternationalität, ben
fie für bie Regelung ber SBerljältuiffe im SKagljreb unb für
bie Reformen bafelbft verlangte. ®te fonnte baljer nur ba«
Verlangen [teilen, ba& bie maroffaniföe §rage ©egenftanb
ber ^Beratung einer internationalen Äonferenj ber Signatur*
machte Don 1880 mürbe. 9ßad) langwierigen SBerljanblungen
$ie aRaroffofonfereng t>on IllgectraS. 157
gnrifäen 5Rout)ier unb bem beutfdjen Sotfdjafter dürften Don
Stabolin in $ari£ mürbe am 8. Sult nadj bem SfoStaufd)
ber in Aap. 9 5Rr. 5 mitgeteilten Schreiben ber beiben Sie»
gierungen bie folgenbe (Srflärung abgegeben:
©emetnfame ©rflärung be8 faiferlidjen 33ot-
fc^afterd Surften öonStabolin unb be8 frangöfifd)en
2ÄinifterS ber auswärtigen Angelegenheiten Dom
8.3uli 1905.
2)ie beutle Regierung unb bie Regierung ber Stepublit
tommen fiberein:
1. gleidjgettig ityre gur 8*ü in Seg befinblid)en Oefanbt-
fdjaften nadj Sanger gurftdguberufen, fobalb bie ßonfereng
gufammengetreten fein toirb;
2. bem Sultan t)on 9Karoffo gemeinfdjaftlid) burd)
ityre Vertreter Sftatfdjl&ge erteilen gu laffen gur geftfteflung
be8 t)on tym ber Äonfereng öorgufdjlagenben Programms
auf ben Orunblagen, tote fte in ben unter bem 8. Suli
1905 gmifdjen bem beutfdjen Sotfdjafter in $ari£ unb bem
SRinifterpräjibenten unb SWinifter ber auSroärttgen Ange*
legentyetten ausgelaufenen Schreiben angegeben ftnb.
Oeföeljen in $art«, ben 8. 3uli 1905.
Surft öon Sftabolin. Sftouüier.
©er Sommer be« 3al)re8 1905 ging nun l)tn aber
©eiteren SSerfjanblungen gmifdjen ben beiben Regierungen
über bie fünfte, bie auf ba$ Programm ber SRaroffofonfereng
gefteflt merben foQten unb aber Ujre Saffung, fomie aber bie
SBaljl be8 Orte« ber Sufammenfunft. Sfteue ©djmierigfeiten
ergaben ftd) au&erbem nod) burd) bie Anjdjulbigungen, bie
Don frangöjifdjer Seite gegen ben ®rafen Stattenbad) er»
tyoben mürben: er Ijätte feinen Aufenthalt in Seg benufet,
um bem Sultan Äongefßonen im beutfdjen Sntereffe abgu*
158 $ie SRaroflotonfeteng öon BlgeriraS.
ringen, unb gmar für ben Sau einer SRole im §afen tum
Sanger, fomie für Segung eines Labels, ©raf Stattenbad)
mar in ber Sage, fofort ben Seroeis gu bringen, ba& es pd)
bei beut SRolenbau um ein einfadjeS faufmännifdjeS ©efdjäft
geljanbelt fjat, bei bem ber beutfdjen fjfirma Sorgeaub,
Slentemann & (So. auf ©runb einer bezüglichen auSge*
fd)riebenen Äonfurreng bie arbeiten oon ber maroffanifd)en
Regierung übermiefen morben pnb, meil tyr Sßrojeft als
gmecfentfpredjenb unb preiSmürbig, ein englifdjeS Sßrojeft
aber als ungeeignet befunben morben ift. ©raf SEattenbad)
I)at aber mit biefer Angelegenheit nichts gu tun gehabt, bie
bereits erlebigt mar, elje bon fetner SWifpon nad) gej überhaupt
bie Sftebe mar. £inpdjtlid) beS planes ber Segung eines
ÄabelS ermiefen pd) bie SSormürfe ber grangofen ebenfalls
als gang unbegrünbet. Aufcerbem Ijat ©raf 5£aitenbad)
grunbfäfclid) alle bon beutfdjen Sntereffenten an iljn ge*
richteten ©efudje um ©rlangung Don Äongefponen gur Aus*
beutung öon SBergmerfen, bon Äorfeid)eumdlbern, gur (Sin*
rid)tung üon Stationen für bratytlofe £elegrapl)ie unb anbere
unberücfpdjtigt gelaffen unb meber mit bem Sultan nod) mit
feinen Ratgebern befprod)en.
S)ie grangofen beanftanbeten audj eto ©elbgefdjäft, baS
beutfdje Sanfen mit ber maroffanifd)en Regierung abge*
fd)loffen Ratten, inbem pe behaupteten, bie lefctere Ijabe pd)
bamit eines ÄontraftbrudjeS fd)ulbig gemalt, meil § 33 ber
Abmachungen über bie oon SRaroffo in granfreid) abge*
fdjloffene anlege oon 62 1 /, SRittionen Sranfen iljr bie ^pidjt
auferlegt fyabe, neue Anleihen nur bei bem frangöpfd)en
Äonfortium aufzunehmen. Audj in biefem gaUe mar t)on
einem unberechtigten (Singriff beutfdjerfeitS feine Siebe, ba
eS pdj Ijier lebigltdt) um einen 33orfd)ufe Ijanbelte, ben beutle
Sanfen bem 3RafI)gen gegen SSerpfdnbung bon Staats*
lanbereien gemd^rt Ratten, oljne benfelben im geringften
5)te SDRarofltofonfereng Don SltgectraS. 159
Don Äongefjtonen tt>irtfd)aftli<I)er ober abmini ftratiüer Statur
abhängig gu ma^cn.
S)tc SSerljanblungen groifdjen ber beulten unb ber fran*
göftfdjen Regierung mürben mäfyrenb be§ Sommerö t)on bem
an ©teile be§ bisherigen beutfdjen ©efanbten in Sanger:
33aron Don Sföenfcingen, ber infolge »on Äranffyeit feit
längerer &tit fd)on beurlaubt xoax unb ben £err Don Äül)!*
mann loä^renb ber 3cit vertreten ^atte, ernannten neuen ®e*
fanbten SegationSrat 3)r. Rofen unb Ret>oil als SBeirdten
Don gürft Rabolin unb SMtnifterpräjtbent Romner geführt.
Sie famen nad) fielen 3Rü^en unb 2Bed)felfäHen enbltdj im
September gum 2lbfd)luB unb ergaben bie nad)ftcl)enbe
Vereinbarung gtoifdjen ©eutfdjlanb unb granl*
reid) über ben Sßrogrammentmurf für bie 2Raroffo*
tonfereng.
w 2)ie beiben Regierungen ftnb übereingefommen, bem
Sultan ben folgenben $rogrammenttmtrf t>orgufd)lagen, ber
gemäfe ben im Sdjriftroedjfcl t>om 8. 3?"It angenommenen
®runbfäfcen aufgearbeitet ift:
I. 1) Sntemational gu öereinbarenbe @inrid)tung ber
Sßoltgei aufeerfyalb be8 ©renggebictS.
2) Reglement gur Drbnung ber Übertoadjung unb
UnterbrüdEung beS 2Baffenfd)muggel§. — 3m ©renggebiet
foll bie Slnmenbung biefeS Reglements auöfdjliefeltdj Sadje
S5ranfretd)§ unb SMaroffoS bleiben.
IL 3)ie ginangreform. Sfinangielle Unterftüfcung beS
3J?afl)gen burd) @rrid)tung einer mit (SintfftonSredjt aus*
gematteten Staatsbank meiere bie Aufgaben be§ Sdjafc*
mefenS gu beforgen unb bie 9Rüngprägung gu »ermitteln
l)at, beren ©rträge bem 2Rafl)gen gufatten.
35ie Staatsbanf toirb bie ©cfunbung ber 3Küngt)er^dlt*
niffe in bie £anb gu nehmen fyaben.
160 2>fe aRaroffotonfereng t>on SUgedra«.
2Me bem 3ßafl)gen eröffneten Ärcbite werben gur 3ufr
rüftung unb Sefolbung ber ^oligeitruppen unb gu gemiffen
bringenben öffentlichen arbeiten, befonber« gur SJerbefferung
ber Reifen unb tf)rer Anlagen gu üermenben fein.
III. Prüfung ber %ra$t eine« befferen ©rtrage« ber
Steuern unb ber @rfd)liefjung neuer ßtnfünfte.
IV. SSerpfiidjtung be« 2Raff)gen, leinen 3^8 beS
öffentlichen SJienfte« gum SSorteil Don Sonberintereffen
au« ber £anb gu geben.
Orunbfafc ber Vergebung ber öffentlichen arbeiten im
SBege be« 3ufd)lageö oljne 2lnfel)en ber Staatöangefyörigfeit
®ef$eljen gu $ari«, ben 28. (September 1905.
k s - (fl e 8-) Ättboltn. L. S. (geg.) Rouöier."
©er frühere SKinifter 2)elcaffe rächte ftd) nun an feinen
poiitifdjen ©egnern in granfreid) ©ie an ber beutfdjen Re-
gierung, inbem er im Dftober 1905 bie fenfationeUen <5nt*
ljullungen über bie £ülfe machte, bie bie englifdje Regierung
für ben Sali eine« Äriege« gmifdjen granfreid) unb ©eutfefc
lanb ber erfteren 3Wad)t gugeftdjert Ijabe. S3rad)ten biefe
5ftad)rid)ten groar eine neue gro&e Beunruhigung in ber
gangen europäifdjen SBelt mit fidj, fo üertnodjten fte bod)
nid)t, ben trieben gu ftören, unb nadjbem gratfreid) einmal
feine (Simmtligung gu ber SKaroffofonfereng im Suli gegeben,
ftimmten aud) bie iljm freunblidj gefunden 2Rädjte algbalb
gu. So blieben benn nur nod) bie 3ßal)l be« Drte« unb bie
Seit be« Sufautmentritt« gu beftimmen. SBäljrenb biefe SSer*
fyanblungen nod) fd)»ebten, gab bie frangöfifdje Regierung
im ©egember 1905 ba« ©elbbud) l>erau«, in bem bie auf
SRaroffo begfiglid)en Slftenftücfe gufammengeftellt maren.
Obgleich biefe« SBerf auf 320 Seiten 368 aftenftücfe enthalt,
bie bie Seit öom 3. 3Rärg 1901 bi« gum 4. ©egember 1905
umfaffen, ift e« bod), namentlich in feinem legten Seile redjt
$ie 2Raro!fo!onfereng bon Sllgedraö. 161
un&oflftänbig, befonberS öermi&t man mandje SDofumente, bie
in ben beiben legten gölten gtoifdjen ber ßentralregterung
in $arig unb Algier foroic Sanger unb §eg au$getaufd)t
fein muffen. 2)a$ mangelhafte 33ilb, ba£ Ijier aud) t)on bem
btplomatifdjen SScrfc^r mit ber beutfdjen Regierung gegeben
mar unb bie (Sinfeitigfeit ber ©arfteflung unb ber Sluffaffung
ber ÜRarotfofrage in allen i^ren Seilen, bemogen bie beutfdje
Regierung im Januar 1906, in einem nur tuenig umfang«
reiben SBeifcbudje 27 ber midjtigften aftenftficfc be« Saljreö
1905 gu beröffentüdjen. Sud tljnen tonnte bie beutfdje SBelt
fomie ba8 gefamte äuSlanb erfeljen, mit toeldjem ®e*
fdjtd unb toeldjer ttmjtd)t bie beutfdje Regierung in bie
ÜRarottoangelegenljeit eingegriffen, nadjbem pe ben Seit»
punft bafär al« geeignet erfannt Ijatte. 2)ie im Sommer
1905 nad) ©elcaffe« Slficftritt erfolgte @rl)ebung beS ®rafen
t)on Sülom gum fjürftenrange erfdjien banad) aud) als eine
berechtigte änerfennung feiner Ijeroorragenben fieiftungen in
biefer Angelegenheit, in ber er namentlich burd) ben ©rafen
Sattenbad) fräftig unterftüfct morben ifi.
£inftd)tlid) beö Drte« ber ßufammenfunft ber SKarotto-
fonfereng mürben $ari«, SRabrib, Sanger, ßabig unb AI«
geciraS oorgefd)lagen. Der Sultan fydtte tooljl bie Sßafyl Don
Sanger am meiften geroünfdjt. 2)a bie ÜRäd)te biefe aber
aus galjlreidjen (Srroägungen ntdjt für geeignet gelten, man
jebod) mit 9tüdjtd)t auf ben Mangel telegrapljifdjen 93erfet)rö
in SRaroffo unb auf bie SRotoenbigfett ber mögltd)ft raffen
JBerbinbung ber Vertreter be£ ©ultan« mit biefem, einen
Ort toäljlen moflte, ber ben SRaroflanern bequem gelegen mar,
fo tourbe 2llgecira$ in SluSjidjt genommen, ba§ Don Sanger
in wenigen ©tunben gu erretten ifi. Sultan 2lbb*el=9lgig
erfldrte ftd) benn aud) burd) ein Schreiben feine« SKinifterS
be« äußeren Slbbelferim Sen Sliman am 22. Dftober 1905
fotooljl mit bem Programm ber fonfereng toie mit ber 2BaI)l
JDierdf, aRaroffefrage. \\
162 $ie WatofFofonferetta tootr «tgedra*.
Don SlgeciraS für lefctere eintoerjianben. Srofebem mürbe ber
Ort ber 3ufammentunft nodj mieberljolt ©egcnftanb ber 6r*
irterung, unb nad)bem bereite bie umfangreidjften SSor*
lefjrungen für bie aufnähme ber Diplomaten unb beS ftarfen fte
begleitenben $erfonal8 in bem fleincn @täbtd)en getroffen
loaren, mürbe nod) am 16. SDegember bie SBaljl beöfelben in
Sfrage gcfteHt unb SRabrib in 2lu3ftd)t genommen. 63 blieb
aber enblid) bei ber urfprünglidien Seftimmung, monad) in
SUgeciraS, ba$ an ber ©teile ber im 3aljre 711 erfolgten
Sanbung ber Sraber unb Serber gegrünbet morben unb
feitbem ber mid)tigfte ©tüfcpunft be£ SBerteljrS jmifdjen bem
moljammebantfdien Spanien unb bem 9Ragljreb geblieben mar,
bie Gmtföeibnng über bie gutünftige äuSgeftaltung ber ma=
rottantföen SSer^dltniffe fallen foUte. Sie Seit ber ßu«
fammenfunft mürbe immer meiter IjinauSgefdjoben unb erft
am 16. Januar 1906 traten bie delegierten 9Raroffo$ unb
ber fämtltd)en @ignatarmäd)te gu ber Äonfereng gufammen,
beren SSerljanblungen nun zweieinhalb SRonate bie gange Seit
in äugerfter Spannung gehalten unb lä&menb auf bie mirt*
fdjaftltdjen SSer^ältniffe berfelben eingemirft !)aben.
SBie es auf ber tfonfereng oon SWabrib 1880 gefdjeljett
mar, fo mürbe nun aud) auf ber Don SllgeciraS, al$ bie
Vertreter aller beteiligten 3Kfid)te bort iljre arbeiten eröffneten,
berjenige be$2anbeS, in bem bie Äonf ereng "ftattf anb, Spanien«
alfo: ber $ergog t)on SUmobooar, ber 1902 bereits, mie oben
ermahnt, einen ©onberoertrag mit ©elcaffe vereinbart gehabt
Ijatte, mit bem SSorft^ betraut, unb er jjat fein fdjmierigeS
8mt mit ttmftdjt unb ttnparteilidjfett oermaltet.
SBie 1880 mar aud) nun bie &bmad)ung getroffen, bafc
bie SSefd^lüffe nur etnjtimmig gefafct merben burften. 35a
ftd) bei ben großen Oegenffifcen gmifdjen ben Sfoföauungen
unb gntereffen ber Steilneljmer am Äongrefe, befonber« ber
Vertreter ber beiben ffi^renben ÜRädjte 25eutfd)lanb unb
2>ie SRaroffofonferena Don tttgectra*. 163
granfreid), fel)r balb beträchtliche Sd)mierigfeiten l)tnftd)tltdj
ber SSereinbarung unb be« 2lu8gleid)$ biefer (Segenfäfee
geigten, fo ermied e§ jid) als praftifd), bie Beratung ber
Streitfragen guerft in privaten Sefpredjungen, ©ingeloerljanb*
fangen unb ßotnmtf jtonSjtfcungen erfolgen gu laffen unb fte
«rft öor baS Plenum gu bringen, {obalb bie SRittel unb
SBege gur SSerftänbigung gefunben ober fobalb lefctere ergielt
ttorben mar. 2Rcljr als einmal braute babei bie ©efal)r f
bafe bie SSerljanblungen abgebrochen merben müfcten unb ba&
bie Äonfereng bamit ergebnislos »erlaufen mürbe. SBieber*
Ijolt mußten bie Vertreter ber oerfd)iebenen 3Räd)te ftd) crft
mit ifyren Regierungen über bie 2lnnal)me ober Sble^nung
neuer Vorlagen unb SSermittlungSöorfdjläge ins @inoerne^men
jejjen, ja bie Regierungen traten gelegentlich unteretnanber
tn birefte Regierungen beSfyalb; bie SBertreter beS Sultan«
mußten üjre 9tadjridjten crft nad) $eg übermitteln unb bie
$ntmort abmarten. 3tüe biefe ttmft&nbe t)ergögerten ben
©ang ber SSerfyanbtungen fetyr unb nötigten gu häufigen
Raufen r bie bann burd) gef eilige SSeranftaltungen, Ausflüge,
tiefte ausgefüllt mürben, gu benen aud) ber ©eburtstag beS
beutfdjen ßaiferS, bie Verlobung beS Königs Don Spanien,
4>er ßarneoal ufm. SSeranlaffung gaben.
3n fyofyem ©rabe erfdjmerenb mirfte baneben bie Sßtig«
feit ber internationalen treffe, beren mid)tigfte Organe in
SttgeciraS vertreten maren unb bie burd) iljre meljr ober
weniger richtige, berufene unb letbenfd)aftlid)e Sntetpretation
ber SSerljanblungen nidjt nur bie gange Äulturmelt in fteter
ttnrulje erhielt, fonbern aud) burd) iljre meljr ober minber
■offigiöfen unb oon ben SRitgliebern ber ßonfereng infoirterten
ober auf ®runb oon tatfäd)lidjen ober angeblichen SnteroiemS
getriebenen Sluffäfce Beftdnbig neuen internationalen ßon*
fltftsjioff föuf. S)ie delegierten fafeten ba^er enbltd) btn
iBefdjIuf}, auger ben amtlichen Mitteilungen über bie Sifcungen,
11»
1Q4 $'* HRarotfofonftmg Don «[geciraß.
bic fetten« be* Sureau fejtgefteüt mürben, nid)t baS gertugfte
über ben ©ang bei Serb.au blungen tierlauten ju lafien.
3jie unaufijörlid) toedjfelnben $&afen beß Verlaufs ber
Äonferena oon ÄlgeciraS gehören nitfct in ben engen Stammen
biefer Arbeit, in ber mir und befdjranfen muffen, üjr Ergebnis
torj barjuleaen.
<Da« roeltgef a)id)Uia) S9ebeatfome biefer Äonferenj, bie ju>ei=
einbalb SRonate bauerte unb erft an bem 3<il)re8tage be§ 5ße=
fucfrS beS ÄaiferS SBilbrfm in Sanger, am 31. 2Ratj 1906,
enbiid) ib,ren abfdjluft fanb, iß Ijauptfädjlid), bafj burd) fte
ein internationaler Äonfüft betgelegt toorben ift, ber gelegentiid)
einen Seltfneg [jerauf ju&efdjmören gebraut blatte. "Der SBert
fotöjer flonferenjen als griebenSfaftnren neben ben @ä)iebft>
gerieten ift bei biefer ©elegenljeit beutlidj jutüge getreten.
S>ie Diplomatie ber Äulturmadjte ftatte rjicr eine überaus
fd)Biierige Aufgabe ju erfüllen unb fte Ijat fte erfüllt unter
bem reblidjen Streben, ernfte SReibungen unb ba& @ntfteljen
eines casus belli ju »erljinbern, ja fogar unter bem, &u Der-
Ijüten, bafe man bei bem Sdjlufe ber Äonferetij ton Siegern
unb ffleftegten foredjen tonne. @tn meiterer f)ot)er fflert biefer
Äonfereng liegt in ber erfolgreichen (Selten bmactjung njelt=
politifdjer unb roeltrotrtfdjaftliajer ©runbfajje von b,öä)fter
SBebeutuug für ben auf ben $rinjtyien beö SÖUerredjtS
gegrünbeten SSerfe^r aller Äulturftaaten untereinanber.
®egenüber bem Streben naaj Sfolierung einjelner SKdäjte
burd) anbre, nadj unberedjttgter aRonopolifferung freier Satig*
teitöfelber unb Arbeitsgebiete burd) (injelne Saftoren, ift mit
unjmeifellmftem erfolg ba§ ^rinjip ber auf bas gleite
Stedjt Sfller gegrünbeten uubejctjranrten 3nternationalität,
HS ber unbebingten &retbeit ber Semegung ber freien
Staaten bepglid) irjreS £anbel« unb SSerferjrd unb baS bes
ij:befttntmLmggred)t§ freier Staaten jur ©eltung gebradjt
Den. 3>ieS ift ein Ijodjbeoeutenber mora!ifd)er Srfolg.
Sie 9Raroffo!onferena tum StlgeriraS. 165
2)eutfdjlanb8 Don feinen Oegnern gefliffentlidj in ß^^ifcl
gezogene ftriebenöliebe Ijat fid) im befonbern auf biefer Äon*
ferenj oor aller SBelt gldnjenb betodljrt, inbem feine SSertreier
in mandjen fragen Don geringer Sebeutung Sugeftdnbniffe
matten, oljne jebod) oon iljren grunbfd^li^en gforberungen
aud) nur eine aufzugeben.
W\t unglaublicher Sangmut fyaben bie beutle Regierung
unb tt)re Vertreter alle« Eingenommen, toaS iljnen oon fran*
jöftfdjen unb englifdjen Settungen, aber aud) t)on ^refeorganen
anberer Sdnber in jum Seil red)t gefyäfftger SBeife oorgetoorfen
unb imputiert ©orben ift. S)ie beutfdje [Regierung unb i^re
Vertreter Ratten ben grofeen SSorteil, ftd) ftetd auf ifjx gute»
unjmeifetyafteS 3fted)t ftüjjen ju lönnen unb ba3 ooDe Se*
mufctfein eines unbebingt guten ®etoiffeng ju fyaben. SSenn
babei 2)eutfd)tanb$ 9iadjgtebigteit oon ber franjöftfdjen unb
ber iljr befreunbeten treffe als (Srfolg ber franjöjtfdjen
Diplomatie in Slnfprudj genommen toirb, fo toerben bie
Sitten ber Äonfereng bie meiften biefer unb Dieler anbrer
Behauptungen, bie bie $erabfefeung 2)eutfd)lanb8 unb feiner
Vertreter befpredjen, als hinfällig ermeifen.
SMe tatfddjlidjen aftenmdfcigen ©rgebniffe ber flonferenj
oon 2llgecira$, fomeit fte in bem @d)lu6protofott nieber»
gelegt ftnb, erljellen aud legerem, baS im 9. Kapitel unter
Sßr. 6 mitgeteilt ift. 2luf ber ®runblage ber Slnerfennung
ber Souoerdnitdt be$ Sultan«, ber Sntegrität feiner Staaten
unb ber ©leid^eit ber Sefyanbtung in foutmerjieller Sejie^ung
ftnb Sefttmmungen getroffen toorben: über bie Organifation
ber $oltjei; über bie Übertoadjung unb Unterbrücfung be«
3Baffenfd)muggel8; über bie ©rünbung einer maroffanifd)en
StaatSbanf ; über bie 2Rittel, bie ©teuerertrdgniffe ju er^o^en
unb neue ©fnfünfte gu fdjaffen; über bie Regelung be§ 3oß*
mefeng unb bie ber öffentlichen ©tenftgtoeige unb ber öffent*
ltdjen arbeiten. 25ie 9tattfifationen foflen bis fpdtejlen» am
166 Sie SRaroffofonferenj tum BlgeritaS.
31. üDegember 1906 in SRabrib nieberglegt werben unb bie
Seftimmungen ber ©eneralafte fottcn oon biefem Sage an
in Äraft treten.
Über ben praftiföen SBert ber ftonfereng t)on SUgeciraS
bürfen totr und natürlich feinen Sflufdjungen Eingeben,
»efentltd) oeränbert ift bie Staroffofrage burd» biefe Äraft*
probe ber 2Rdd)te mdjt Sie ift »erlaufen, tote man e$ Don
oornfyinein erwarten mußte, ©er j>olitif<l)e SBert ber btylo*
matif$en Srfolge toirb ftdj für bie Stauer als feljr gering«
fügig enoeifen. 3e na<f)bem tote ifyre @rgebniffe oon ben
t>erfd)iebenen 2Rdd)ten ausgebeutet »erben, urirb tljr praftifd^er
SBert bebeutenb ober belanglos fein, unb baS gilt gang im
befonberen für 35eutfd)lanb.
SBaS Ijat gunädjjt SRaroffo, ber leibenbe Seil unb ber
eigentliche ©egenftanb ber SSerfyanblungen, erreicht?
93or allem bie 9nerfennung feiner ffretyett, feiner ttn*
ab^ingigfeit unb feines SelbftbejttmmungSredjtS. 2)aS
lefetere erleibet atterbingS getoiffe Seför&nfungen burd) baS
Serlangen geitgemäßer Reformen unb baS Singreifen ber
2Rdd)te gum 3^^cle ber Seföleunigung unb ber Siegelung
berfelben, fonrie gum %mtde ber Schaffung ber Stdjerl>eit
unb georbneter SBerIjfiltniffe im Snnern. Somit ift bem
Sultan unb bem Waffen bie ©elegen^eit geboten, baS Sanb
au£ bem feljr niebrigen Äulturguftanbe, in bem eS ftd) be*
ftnbet, gu ergeben. 25aß bie großen Waffen ber oon ben
WarabutS, ben Ort^obo^en unb geiftlidjen Drben geleiteten
S3eoölferung bamit nidjt einoerftanben fein »erben, ift oor*
crft moljl giemlid) fidjer. £)b ber Sultan, ber 9Rafl)gen unb
ber iljnen an^dngenbe Seil ber SSeoölferung imftanbe fein
»erben, biefen SBiberftanb ber Majorität gu übertoinben, bie
il>nen oom SluSlanbe auferlegten Reformen burdjgufüljren, ob
ber Sftogt unb fein großer änljang nid)t bie ungeorbneten
23erf)dltniffe benufcen »erben, um ttyre Qmtdt JU oerfolgen,
Sie 3Jtoroffofonfereng Don 5ltgectra$. 167
gu berfudjen, ben Sultan unb feine ©gnaftte gu .ft argen —
ba£ mirb öielleidjt fd)on bie nädtfte Sufunft lehren. SBa«
im galle be$ Siege« be$ Sßrätenbenten gefcfcieljt — ifi oöQig
ungemifj. Sidjerlid) ift bie Sage für ben Sultan nidjt leicht,
aber menn er geneigt ifi, bie Vorteile, bie il)m bag (Srgeb*
nid ber Äonfereng gemährt, außgunüjjen, fo mürbe t$m ber
Sd)ufc ber Stgnatarmädjte gegen feine inneren geinbe unb
bei ber 35urdjfül)rung ber Sieformen, unter bofler Slnerfennung
feiner Souveränität unb feiner #errfd)erred)te, ftdjer fein.
5)a$ ©efd)ic! feine« 2anbe« liegt für jefct in feiner £anb.
2Ba« ba« grgebni« ber flonfereng für bie Signatar«
mädjte anbetrifft, fo ift banf ben 33emül)ungen 3)eutfd)lanb«
bie „offene £ür" für alle in gleicher SBeife auf unbefdjränfte
3eit gefiebert. Sntmemeit fte biefen Vorteil benufcen motten
unb fönnen, $ängt gang Don ber Satfraft jeber eingelnen
Nation ab.
ßnglanb unb Sfranfreid) Ijaben im SRagljreb fdjon einen
bebeutenben mirtfdjaftlicfcen SJorfprung aor allen anberen
SJölfern. Sie »erben natürlich beibe alles aufbieten, um
ben Vorteil ber offenen £ür, be« freien SBettbemerb«, für
ftd) auf jebe nur mögliche SBeife au«gubeuten. Sftamentlid)
mtrb ftdj ja fjfranfreid) bemühen, afted gu erreichen ma« e«
auf ©runb feinet eigenen Stefortnprogramm« erftrebte. 3>tc
Äonfereng mar für ^rranfreid) nur eine t)erlangfamenbe
Störung feiner geheimen unb offentunbigen Sßläne, nidjt eine
bauernbe 8Sernid)tung berfelben. 3)ie frangöftfdjc Regierung
metfe, bab e« von Spanien leine ernftlidje SJefdjränfung feiner
abpd)tcn gu ermarten Ijat. SDie Seilung ber $oligeigemalt
mit Spanien mtrb für granfreid) giemlid) belanglos, bie
Sage beß Dberinfpeftor« ber Sßoligei bagegen eine fetyr
fämierige fein bei bem (Sinflufe, ben ^ranfreid) mit (Snglanb,
Spanien, SKufclanb unb Valien in bem biplomatifdjen Äorp«
Don Sanger bauernb ausüben mtrb.
r
16$ Sit WaroKofoufemij Don älgtciraS.
Spanien (jat bie 9Röglid)teit beS freien äBett&emerbä unb
bat Susübung grofjen ffultureinßuffeS immer gehabt, aber
nur in beut befdjeibenften 3Rafje nuSgenüfct. gs toeig fldt}
nun uoIlenbS ber Unterfiüfenng SnglanbS, granfretdjs unb
fetbft Stalienä fjd)er. SBirb eS feine Subolenj nun atx
fd)ütielu, mit Slütfraft au bft „penetratiou paeifique" feil*
neunten? @§ b,ängt von Ujm ab, bieg ju tun. JJeöenfaHö
b/tt es unter allen ©ignaiurmädjten jweifeQoS ben größten
äufceren Erfolg auf ber ßonferenj erlangt
Stauen, baS in enge Söejietningen ju biefen brei SRädjten
getreten ift, wirb von iljnen nid)t getjinbert werben, fid) an
ber mirtfcrjaftltctjctt grjdjltefeung unb Eroberung beS SRagljreb
fo weit ju beteiligen, als es itjm beliebt.
3)eutfd)tanb ift von Hmen allen im 2Jiagl)reb ftets mit
mfugunftigen Äugen unb als @inbringliug betrautet worben,
bem bas iRedjt ber Äonfurrenj auf bem marottdnifdjen
TOarfte wenn möglid} aberrannt unb entzogen werben foUte.
SJarum aud) fd)loffen fie untereinanber Sßertrage unb jwan*
gen 5)eutfd)Ianb baburd), in bie 2ÄarofrdangelegenI)eit ein*
jugreifen. Ser SReiäjSfanjIer rjafte oBüig Sßccfjt, als er am
11. april 1905 an ben beutfdjen Sotfdjafter in Sonbon
fcfjrteb: „SBenn wir unfere Wirtfd)aftlid)en Sntcreffen in
SRarolfo ftiUfdjweigenb preisgeben, fo ermuntern mir bannt
bte jufdjauenbe SBelt ju dljnlidjen 3iüdpd)tSlofigfeiten gegen
uns in anberen, uielleidjt größeren fragen."
2)eutfd)Ianb war eS feiner eigenen 61jre fdjulbig, bafe eS
fid) nidjt als quantite negligeable im 8tat ber 9Hdd)te, im
Seltljanbel, im Sßdroerfetjr unb in ber SMtpolitif beljan=
betn lieg unb fid) [Ar bie „fjufunft bavor ju fcfjüfeeu fudjte,
baß i')m fein JRedjt, baS iljm traft ber ffonvention von 1880
unb traft feines ü)tn bie Meiftbegünftigung gemdljrenben
nbelsvertrages mit SWaroifo felbftverftänbUd) juftanb,
aud) nur im geringften von trgenb einer ober aud) von
2>te SWarolfofonferena boit 9ügectra$. 169
gangen ®ruppen oon iljnen gefdjmätert tourbe. SDaljer oer*
langte 25eutfd)lanb bte internationale Regelung ber SÄaroffo*
angelegenfyeit auf einer internationalen ßonfereng. 35a^er
verfolgte e« auf biefer Äonfcreng ben Qxotd, bie Sntereffen
ber beutfdjen Snbuftrie, be« beutfdjen £anbel«, be« beutfdjen
Äapital« für alle Seit in SRaroffo gu fdjüfcen, gugleity unter
©eltenbmadjung ber unbebingten Unabljängigfeit unb 23e=
ftimmung«freil)eit be« Sultan« unb ber Integrität feine«
Sänberbeftfce«.
S)iefe Qmtdt, bie SDeutfdjlanb allein »erfolgte, Ijat e« in
bollern SKafce erreicht — fomeit bie« burd) Verträge unb
Sftenftucfe überhaupt tnöglidj ift. g« fyat oerljinbert, ba&
bie offene Sür be« freien SBettbemerb« aller 2Räd)te ber SBelt
auf beut 9Karoffomarft für SDeutfdjlanb gefd)loffen ©erbe.
6« l)at bie 5£unijterung 2Raroffo« öerljinbert, nämlidj, bafc
Sfranfreidj bie Drbnung ber SSerljältniffe, bie Steorgamfation
be« Speere«, bie Regelung ber $oligei, bie SKeuorbnung ber
33ertoaltung, bie 33eljerrfd)ung be« ©elbmarft« unb bamit
ba« ^roteftorat über ben SRagljreb au«jd)liefelidj überlaffen
tourbe. Snbem bie beutfdje Regierung für biefe felbftoerftänb*
liefen fjjforberungen eintrat, inbem iljre Vertreter unter grofeen
SRüljen gegen bie übermiegenbe TOe^r^eit ber übrigen für
biefe« Programm mit aller SEatfraft fämpften, l)aben fte aber
au^bie3lrbeitfürfänitlidöe@ignatarma(^te beforgt, bereu SRcc^te
burdj ba« fd)lic&Udje Q\A ber frangöftfdjen penetration paeifique
ebenfo beeinträchtigt morben toären toie bie ber 2)eutfd)cn.
S)ie (Erfahrungen, bie SDeutfdjlanb auf ber Äonfereng öon
Sllgecira« tnadjen mufete, ftnb gmar gum Seil redjt traurig,
aber hoffentlich toerben jie un« gur ßetjre bienen unb baljer
für un« in ßufunft Don Sftufcen fein.
2)ie Vertreter 2)eutfd)lanb« faljen ficf) oon Anfang an
einer mächtigen Koalition, einer neuen ©ruppierung ber
SRädjte gegenüber, ftd) felber aber fafi gang auf Ujre eignen
170 2>ic *Dlarotto!onfereng öon $Hgectra£.
Äräfte angemiefen. Sie mußten e$ erfahren, bafe polittfc^e
Verträge unb 3freunbfd)aftSbünbniffe boc^ nur unguoerläffig
ftnb. Sie mußten eS erfahren, ba& 5Deutfd)lanb ifoliert ift r
tDCtl es gemagt Ijat, fär ftd) aud) SemegungSfreiljeit gu bean*
fprucfyen mie ade anberu ®rofetnäd)te. 2Bir !>aben in bem
Verlauf ber ÜRaroffoangelegenljeit gejeljen, maS bie SRüd*
ftdjtnaljme auf bie 3>ntereffen anberer, bic ftete Sieben«*
mürbigfeit gegen baS SluSlanb für folgen Ijat.
2Bir fmb jc^t ifoliert, unbeliebt, gesagt, »eil mir baS
Stecht ber Steilnal>me an ber Seftimmung aber SBeltfragen
aud) für uns aflmäljlid) geltenb gemacht tyaben, meil mir
mit einiger Üatfraft für unfere eigenen Sntereffen eingetreten
ftnb. <Die (SrfenntniS, bafe mir öereinfamt finb, barf und
jebod) nid)t beirren, fte feilte Dielmeljr unfern nationalen ®tolg,
unfer nationales Selbftbemufetfein lieben; fte foQte uns an«
fronten, unfere Gräfte immer mächtiger gu entmideln unb
nadjbrüdlidjer gu betätigen, unbetümmert um alle anbem
SRädjte. 25uf internationaler üölferredjtlidjer ©runblage
fteljenb, feien mir national, ftart unb mutig.
granfreid) tarn auf bie Äonfereng, ftdjer ber guDerläfftgen
ttnterftüfcung (SnglanbS unb Spaniens; fieser aud) feines
Verbünbeten unb SfreunbeS: 3tu&lanbS. @S oertraute aud)
auf bie ßuneigung StalienS, baS ben £auptförberer ber
langjährigen f rangö jifd) * ttalieniföen SünbniSbeftrebungen,
einen ber entfdjiebenften ©egner beS SDreibunbeS: Visconti
Venofta als feinen Vertreter auf bie $onfereng gefdjidt tyatte,
ftcf) baburd) ber ®efal)r ber peinlidjften ßonfltfte auSfefcenb.
@S oertraute gleichfalls auf Velgien, beffen Neigungen meljr
nad) fjranfretdj gravitieren, meil eS oon if)m met)r Vorteil in ber
Verfolgung feiner ßielc in Slfrifa ermartet als öon 2)eutfd)lanb.
Sluterifa natjm eine neutrale Stellung ein unb baS motten
mir anerfennen, obgleidj bie amerifanifdje treffe uns groften»
teils menig freunblidje ©eftnnungen geigte.
3)tc aRaroffofonferena öon BlgeciraS. 171
auf unferer Seite ftanb allein £)fterreid)4tnßarn im &
bafür gebührt feiner ^Regierung 35anf, Äaifer SBil^elm IL
l)at tiefem foeben anläfelid) ber Skrleiljung eines fyotyen
DrbenS an ben SSertreter ÖfterreidjS in SllgeciraS in folgen«
bem Telegramm an ben öfterreidjifdjen SRinifter beS Slufeeren,
©rafen ©oluc^otnöfi äuSbrud gegeben: „3m Slugenbltde, ba
id) mit ©enefymigung 3>ljrcS ällergnäbtgften £errn bem
©rafen 38elferSl|eimb baS ©rofefreug beS JRoten äblerorbenS
überfenbe jum 2)anfe für feine erfolgreichen S3emüljungen in
SllgeciraS, brängt es mid), 3ftnen oom $erjen aufrichtigen
©anl gu fagen für 3tyre unerfci)ütterlid)e Unterftüjjung meiner
SBertreter, eine fdjöne £at beS treuen SunbeSgenoffen, Sie
Ijaben ftd) als brillanter ©efunbant auf ber SRenfur er«
toiefen unb tonnen gleiten SDicnftcS im gleiten Saue aud)
Don mir gemife fein. SBilljelm L R."
SSor allem aber ftnb mir befonbern Dan! fdjulbig unfern
Diplomaten, bie mit großem ©efdjid unb mit S^ißfett
ber SRefyrfycit, ja gelegentlich beinahe ber ©efamtyett ber
SSertreter ber anbern SRädjte gegenüber unentroegt unfere
beutf$en Sntereffen oertreten unb bamit baS Obium auf
ftd) gelaben tjaben, fdjeinbar bie Äonferenj in bie Sänge ju
gießen. 6S ift eine Ijod)b$beutenbe Seiftung geroefen, bie bie
Ferren öon föabotmjj unb ©raf Sattenbad) unter fo fdjmierigen
$erl)ältniffen ooQgogen tyaben.
2)ie gefamte SBelt Ijat oon ifyrer unermüblidjen auf*
opfemben Satigfeit nun ben 9tufcen ber „ offenen £ür" —
mögen mir 2)eutfd)en und oor allen benfelben nid)t entgegen
laffen unb i^n fo Diel als möglid) ausbeuten.
SBtr bürfen am menigften oon allen ©ignatarmädjten
bie 2eljren unb ©rgebniffe ber Äonferenj öergeffen, fonbern
mir muffen unfere äufeere $olitif nad) ifynen einrichten. 6S
barf nad) älgeciraS feine fdjtnac^e fdjroanfenbe äufeere Sßolitif
für uns geben, ßi^emufet muffen mir, auf bie man glaubte
172 £>ie SRoroffofonferenj tum tngerira*.
nigt 3tmfftgt nehmen gu follen, nun Dor allem eine forg*
faltig ermogene, praftifge, tatkräftige SDtaroftopolitif Der«
folgen. 2)aS Seifoiel granfreigs fönnte und in biefer
Segteljung in gemiffem Sinne Dorleugten.
3)ie ßonfereng Ijat ba8 Oute gehabt, bafc fte ein gut
Seil Älarfcit in bie meltyolitifge Sage gefragt I)at.
2Ba« feit langen Sauren beutfgerfeitS gefagt unb ge*
fgrieben morben i(t über unfere Aufgaben in Warotfo, über
unfere gntereffen an bem Sanbe, über bie 8rt, mie biefe
geforbert ©erben follten, über baS, ma$ mir Don allen SBett*
bemerbern gu fürchten unb gu ermarten Ratten — e3 ift nun
Hat beftätigt Vorteilhafter märe es allerbing* gemefen,
alle biefe ÜRa^nungen lanbeSfunbiger Aaufleute, Sfteifenber
unb Oeleljrter mären früher gebülpenb berüdfpgttgt, bie
©elbfttätigfeit ber Äaufleute nnb ber Snbuftrieetten märe
Iräftig unterftüfct morben. Sog e* ift aug nun nog nigt
gu jpät, eine fräftige, praftifge 2Karoffopolitif gu entfalten.
Sir &aben jefct ben Vorteil, bie »bpgten unb Siele aller
SBettbemerber genauer gu fennen als je guoor.
Sie alle Ijaben nun garbe betannt. 3$re treffe t)at in
ber letbenfgaftligen Erregung, mit ber fte an ben biplo*
matifgen Verlan blungen ber Äonfereng teilnahm, bie ge*
Ijeimften Smede unb SBfinfge jeber eingelnen STOagt begüglig
SRaroffoS enttjüflt. <DaS gleite tft bürg Diele «ufffi&e unb
Säger in neuefter &\t gefgetyen. Sejjt fommt es barauf
an, 9lufcen barauS gu gießen.
gür SRaroffo unb für bie SBelfyolitif begüglig 2Raro!foS f
für bie fernere Seljanblung ber STOaroftofrage, bie auf ber
Äonfereng Don SlgeciraS feinegmegS gelöft ober aus ber SBBelt
gefgafft ift, beginnt mit biefer ßonfereng eine neue $ra.
3Me Ijter gefammelten (Srfaljrungen merben Ijoffentlig
aug bie beutfge Regierung in ßufunft Deranlaffen, bie
maroffanifgen SBertyältniffe fortgefejjt genau gu Derfolgen
3)ie SRaroffoTonferens öon $Ugectra£. 173
unb bie Sntereffen be* beulten #anbels unb ber beutfäen
gnbuftrie mit gröfeter Umftdjt unb SEatfraft gu unterftfifcen.
2)ann fönnen mir oon SKaroffo Stufeen ermarten unb formen
aud) ber »eiteren (Sntmidlung ber SRaroffofrage mit Sftutye
entgegenfetyen.
@£ wirb aber babei barauf anfommen, borten nur bie
beften, gefdjtcfteften, erfahrenden ^Diplomaten unb Äonfuln
gu fd&icfen. <Da8 SBcifpiel gnglanbs fottte in biefer »e*
gtetyung nid)t unbeachtet gelaffen merben. (Snglanb Ijat ftetö
barauf Oemtdjt gelegt, befonberö Ijeroorragenbe SRänner als
feine offtgteflen Vertreter nad) 9Raroffo gu fdjiden, unb biefen
ift eg gelungen, (SnglanbS mächtigen (Stnflufe gmei 3a^)r»
Ijunberte tyinburd) bort gu erhalten, es gum gürforger unb
£efd)fifeer 9RarottoS in allen btn Dielen 33ermi<flungen gu
mad)en, bie in biefer Seit eingetreten ftnb, unb — SRaroffoS
territoriale Sntegritdt unb polittfd)e Unabljfingigfeit gu fiebern.
9tid)t oom grünen S£ifd) aus fönnen bie SRaroffoangelegen*
Reiten erlebigt merben, fonbern nur im engen Äontaft mit
ben fdjlauen SRaroffanern unb tyren SSerIjaltniffen, nur Don
umftd)tigen Scannern, bie aud) bie Sprache be$ Sanbeö
fennen — ein ttmftanb, ber auf bie SRaroffaner ben tiefften
(Sinbrud madjt — , bie mit Sanb, Seuten unb Sitten genau
öertraut ftnb.
gür jejjt Ijat bie beutfdje Regierung getan, ma8 fte unter
ben gegebenen fd)mt erigen 33erfyältnif[en tun fonnte; tljre
Vertreter Ijaben unter fernerer Sirbett unb mit unermüblidjem
(Sifer erreicht, »ad gu erreichen mar. 2lber audj für bie
gufunft motten mir ben SBunfd) an fte richten:
Videant consules.
Snbeffen merben in gleicher SBeife audj ber beutfc&e
$anbel, bie beutfdje Snbufirie unb bie beutfdje Sfinangmelt
in Sulunft bafür gu forgen tyaben, tljre gntereffen in SWaroffo
nur burdj bie gu&erl&fftgften, umfidjtigften Vertreter maljr*
174 2>ic fDfaroffofonferena Don SIgecira*.
nehmen gu laffen, bte mit Salt unb Älugljeit bort auftreten
unb baburd) imftattbe ftnb, bte beutfdje (Sljre l)od) gu
galten, ba8 beutfdje änfe^en gu erfyöljen unb bte beutfdjen
Sntereffen tatfräfttg gu förbern,
2)te £ür ÜRarolfoS ift offen. SIRögen unfere (Srofcfaufleute,
©ro&inbuftrteflen, JReeber unb Sfinanginänner nun geigen,
was jte in ber freien Äonfurreng mit benen (SnglanbS,
3franfreid)S unb aller anbern 2änber in SWaroffo leiften
fönnen. 9R5gen aud) if)re Äräfte wadjfen mit ben Ijöljeren
Aufgaben, bie fict) für und aud unferer Sfoliertfyeit ergeben.
Videant mercatores.
Sum Sdjluffe möge Ijier nod) bie bebeutfame Siebe folgen,
bie ber 5Reid)3fangler Surft Sülow am 5. Slpril 1906 im
9%eiti)£tage über bie SBaroffapolitif unb bte Äonfereng
oon SllgeciraS gehalten Ijat.
9ieid)Sfangler gürft Sülow: SReine Ferren! 3d) möchte
bie erfte Gelegenheit ergreifen, bie ftd) mir bietet, um mtd)
nad) bem materiellen 2lbfd)lu& ber Äonfereng öon 2llgeciraS
t>or biefem Ijoljen §aufe über unfere 3Raroffoj)olttif auSgu*
fpredjen. Sie werben e$ auf ber anbern Seite öerfteljen,
wenn td) Ijeute meine 2Borte fefjr forgfam abwäge, ntdjt nur,
weil ber formale Slbfdjlufj ber ßonfereng nod) nid)t erfolgt
ift unb nod) in feinem anberen Parlamente ba$ (SrgebniS
ber Äonfereng unb bie 3Raro!fofrage befproctyen worben ift,
fonbern aud), weil id) bie erreichte, bie mül)fam erreichte
SSerftänbigung nid)t beeinträchtigen nod) trüben will. SBitt
man unfere SRaroffopolitit richtig öerftetyen, fo mufc man gu
ifyrem SluSgangSpunfte gurücffetyren, will man ba« Ergebnis
richtig würbigen, ben Anfang mit bem @nbe Dergleichen.
(Sine 3^it ber ^Beunruhigungen liegt hinter und. 6$ gab
SBodjen, wo ber ©ebanfe einer friegerifdjen SSerwtcflung fiel)
ber Gemüter bemächtigte. SBie fam baS? SBaren SebenS*
intereffen beS beutfd^en SSolfeö bebro^t, fo ba$ bie Seihing
3)ie ÜWaroffofonferena Don BlgeciraÄ. 175
unferer Sßolitif baran benfen fonnte, bie 3Wad)tfrage aufau*
werfen? Sollten mir, wollten wir um SRaroffo Ärieg führen?
Sfcein, meine Ferren, um ÜJlaroffo nic^t SBir (jaben in
3Raroffo feine bireften Politiken gntereffen, wir ^aben bort
(eine politifd&en Slfpirationen. 2Bir baben weber, wie ®pa*
nien, eine 3atyrf)unberte alte maurifdje Vergangenheit, nod)
wie granfreid), eine #unberte üon Kilometern lange 2anbeS*
grenje mit SWaroffo. Sir Ijaben feine mit grofcen Opfern
erworbenen ^iftorifc^en ober militärifdjen SRedjte wie biefe
beiben europäifdjen Äulturlänber. aber wir Ratten wirt*
fdjaftltdje Sntereffen an einem felbftänbigen unb unab*
gängigen, bisher nod) wenig erfdjlojfenen gufunft$reid)en
Sanbe. SBir waren Seilljaber einer internationalen Äonoen*
tion, bie ba§ $rinjip ber SRetftbegfinftigung enthielt. SBir
Ratten einen $anbel£t>ertrag mit 2Raroffo abgefd)loffen r mit
bem SRedjt ber meiftbegünftigten Nation. ^Darüber nid)t
oljne unfere Suftimmung oerfügen gu laffen, war eine Sfrage
beö StnfeljenS ber beutfd)en $olitif r ber SBürbe be8 ©eutfdjen
9tetd)$, eine Sfrage, in welker wir md)t nachgeben burften.
(Seb^afteö Sebr rid)tig! redjts unb b. b. Statt.) 2)arauS
folgt, waä wir in ber 3Waroffofrage wollten, unb was nid)t.
SBir woflten nid)t in SRaroffo felbft feften ftufc faffen, benn
barin t)ätte eljer eine @d)wädjung als eine Stärfung unferer
(Stellung gelegen. SBir wollten 9tofprüd)en anberer 9Räd)te
feinen fdjifanöfen ober überhaupt irgenb einen SBiberftanb
entgegenfefcen, fo lange bie beutfdjen SRedjte unb Sntereffen
gefdjont unb geadjtet würben. SBir wollten uns aud) nidjt
mit gnglanb reiben, weil biefeS in bem Vertrage oom
Slpril 1904 eine Slnnäberung an granfreid) gefunben
Ijatte. JDemt in biefem Vertrag oerfügt (Snglanb, was
SWaroffo anbetrifft, nur über feine eigenen Sntereffen, unb
was $gt)pten betrifft, fo tyatte es in ben und ange^enben
fragen nachträglich unfere ßujttmmung herbeigeführt. SBaS
176 SS)ie ÜRaroRofonferens oon SUöerira*.
mir moflten, mar, gu befunben, bafc baS ©eutfdje JReid) fid)
nid)t als quantite negligeable beljanbeln läfct. (Seljr richtig!
redjtö.) 2) afe bic Safte eined internationalen Vertrages
ntdjt of)ne Suftimmung ber ®ignatarmäd)te oerrücft merben
barf, ba& ju einem fo mistigen, felbftänbigen, an gmei SBelt*
tyanbelsftrafcen gelegenen 2Birtfd)aft$gebiet bie SEür für bie
Sfreiljeit be8 fremben SBettbemerbS offen gehalten merben
mufj. 2)a8 geeignete SRittel, bieg Qkl auf frieblidjem SBege
gu erreichen, mar bie Einberufung einer neuen Äonfereng.
3$ $abe in ben S^ungen Ijter unb ba gelefen, bafe
mir mit einem frangofifcfcbeutfdjen ©eparatabfommen utefyr
erreicht fjaben mürben. 34 roeife nidjt, ob ein foldjeS über«
Ijaupt mbgiid) gemefen märe, unb ob nidjt bei einem SSerfud)
im ©egenteil bie ©egeufäfce ftd> nod) meljr oerfäärft tyaben
mürben. 3 c ^ en f a ^ mürben mir bamit oon oornfyeretn unfere
fefte, auf einem internationalen Vertrage beruljenbe SRed^td»
ftellung gefdjmädjt Ijaben. Unfer Vertrauen in bie ©icfter*
Ijeit, bie eine fefte 9ted)t8grnnblage gemährt, mar fo grofe,
ba& mir auf bie Äonfereng brängten, obmofyl jebermann
mu&te, ba& brei ©rofjmä<f)te burd) Separatabfommen an
granfreid) gebunben maren, eine öierte il)m alliiert, mir alfo
unfere gorberungen auf ber Äonfereng gegen eine SReljrljeit
ber ©rofemäd)te burdjgufefcen Ratten. 3)aS Vertrauen, oon
bem td) oor^in fprac!^, $at und nid)t getäufdjt. ©emifc !jat
ja bie Äonfereng länger gebauert, als man ermartet $at.
2)te Sadje mar eben nidjt leid)t. @8 gibt aud) in ber 35iplo*
matie mie im bürgerlichen geben midjtige Angelegenheiten,
über bie länger oertyanbelt mirb. (£etterfeit.) 3$ &ta
unferen ^Delegierten bie SUnerfennung fdjulbtg, bafe fle bie
beutfdjen gorberungen mit ebenfo oiel Sfeftigfeit unb S^ig s
feit mie Umftdjt oertreten l>aben. (Seifall.)
2)ie eingelnen Äonferengbefdjlüffe flnb burd) bie treffe
öeröffentlidjt unb Sljnen belannt. 3dj mW fle in biefem
3)ie üOTorottofonfereng Don Sttgecirad. 177
Slugenblid nidjt nfiljer erörtern unb audj Ijinftdjtlfd) bed
©efamtergebniffed nur oorläufig bad SRadjfteljenbe betonen:
6d märe ein SRangel an 2lugenma& getoefen, menn mir
toegen untergeorbneter Sortierungen bie Äonfereng Ratten
fd&eitern laffen, mie bie Qafjjl ber Senforen für bie Staats«
banf unb bie Sßoligeiftationen, fragen, bie für und nidjt
Selbftgtoed, fonbern SBittel gum &totd »aren. fjfür fold)e
jefunbdre §orberungen Äopf unb fragen barangufefcen,
mdre nid)t praftifd&e Sßolftit getoefen. &ud) lieg ftd) ferner
befreiten, ba% lein Sanb vermöge feiner 6rfaj)rungen ge*
eigneter mar, bie ^oltgeiinftrufteure gu ftetlen ald bie beiben
9ta<f)barlftnber Spanien unb Sfranfretdj. hätten mir und
biefer SEatfadje nachträglich »erfdjloffen, fo mürbe ber tum
ber audlänbifdjen treffe gegen bie beutfd&e $olittf fo lebhaft
erhobene 33ortourf ber gntranftgeng toirflid) berechtigt ge«
mefen fein. SBorauf ed anfam, mar, ben internationalen
©Oarafter ber ^oltgetorganifation gu oertotrfltdjen. f$franfc
reid> Ijat ftd) mit gleicher 33erfflfjnlid)feit Ijier gu einer loyalen
Söfung biefer fdjmierigcn fragen bereit finben laffen. SBtr
ftnb nidjt fleinlid) getoefen, mir finb in mannen (Stngel*
fragen nachgiebig gemefen. aber mir Ijaben unerfdjütterltd)
feftgeljalten an betn großen Orunbfafc ber offenen Stür, ber
neben ber SBaljrung bed beutföen Änfeljend und in ber
gangen 9Raroffoaftion geleitet Ijat unb leiten muj&te. 2Rand)e
fragen maren gientltd) fdjtoterig gu Iöfcn. SRandje Über«
ginge maren nidjt oljne ©efatyr, eine Seit ber SRütye unb
^Beunruhigung liegt hinter und. 3$ glaube, bajj mir fefct
mit mel)r Sftulje metter geljen fönnen. 2)ie Äonfereng oon
SKgectrad l)at, mie tdj glaube, ein für 5)eutfd)lanb unb
SJfranfreidj gleidjbefriebfgenbed, für alle Äulturlfinber nüfc«
ltdjed (Srgebnid geliefert. (Sebljafter Seifall redjtd unb in
ber SRitte.)
3>iertfl, fJtowffoftafl«. 12
9.
Verträge-
I. Konvention über bit Ttueübung be* &d>utptd>t*
in m*votto. Vom 3- Chili 1880-
Seine 3Rafe{tät ber ©eutfdje Äaifer, Äflnig Don $reu&en;
Seine 3Wajejtftt ber Äaifer Don Öfterreid), Äflnig Don Ungarn;
Seine 3Raiejtät ber Äflnig ber Belgier; Seine SKaJeftät ber
Äflnig Don ©finemarf; Seine SKajefldt ber Äflnig Don Spanien;
Seine ©jgelleng ber $rfiftbent ber bereinigten Staaten Don
Ämerifa; Seine ©jegetteng ber ^r&ftbent ber Sfrangfljtfd&en
Sftepubiif ; Sijre SRafeftät bie Königin be* bereinigten Äflnig*
reidj* Don Großbritannien unb $rlanb; Seine SWajeftät ber
Äflnig Don Stalten; Seine SKajeftdt ber Sultan Don SWaroflo;
Seine SRajeftät ber Äflnig ber Sftieberlanbe; Seine SRaieftät
ber Äflnig Don Portugal unb SUgarbien; Seine ÜKajeftät ber
Äflnig Don Sd)»eben unb Norwegen, Don ber SRotmenbigfeit
übergeugt, bejtimmte unb gleidjmä&tge Orunblagen für bie
Shtöfibung be$ Sdjufcred)t8 in SRaroffo aufguftellen unb
genriffe hiermit gufammenljfingenbe fragen ju regeln, Ijaben
für bie gu biefem Qtotd in SJlabrib gufammengetretene Äon*
fereng gu SeDoHmfidjtigten ernannt, nämlid):
Seine 2Kajeftdt ber 2)eutfd)e Äatfer, Äflntg Don
$reu&en: ben $errn ®rafen ©bewarbt gu SolmS*
Sonnetoaibe, SRttter be« [Roten 8bier*Drben8
2. klaffe mit beut Stern unb (Sidjenlaub, Sn^aber
be« ©fernen ÄreugeS ufto. ufto., S^ren aufeerorbent*
»ertrage. 179
liefen ©efanbten unb be&oIlmdd)tigten SWinifier bei
Seiner Äat!)olifd)en SKaieftdt;
©eine SBaieftdt berÄaifer &on Djterreid), ÄSnig
t)on Ungarn: ben #erm ®rafen (Smanuel Subolf,
S^ren 38irflfd)en ©crimen fftat, Orofefreug beS Äaifcr«
liefen 2eopolb*Drben8, Sftittcr 1. klaffe be« DrbenS
ber (Sifernen Ärone ufto. uf»., 3fören aufeerorbentlid)en
©efanbten unb beöollmädjtigten SRintfter bei Seiner
^att>otifd)en 9Raiejldt;
©eine ÜRateftdt berÄönig ber Seigier: ben $errn
(Sbuarb Sinfpad), Dfflgier beS 2eopolb*£)rben8 ufto.
ufto., S^ren aufeerorbentü^en ©efanbten unb beooH*
tnddjttgten 2»mifter bei ©einer Äatyolifdjen 9Raieftät;
©eine 2Kaje(tdt ber Äbnig öon Spanien: ben
$errn Antonio GanooaS bei Saftillo, SRitter
be8 golbenen SBliefceS ufm. uf»., $rdfibenten StyreS
aRinifterrat«;
©eine ©jcgelleng ber ^rdftbent ber ^Bereinigten
Staaten oon 2ltnerifa: ben #errn ©eneral SuciuS
Sfairdjilb, aufjerorbentlidjen ©efanbten unb beooH*
mddjtigten SBtntfter bei ©einer Äatyolifd&en SKaieftdt;
©eine (Sjcgelleng ber ^rdfibent ber 3frangöftfd)en
föepublif: ben #erm Sßije^Slbmiral gaureS, ©ena*
tor, Äommanbeur ber (Ehrenlegion uf». ufto., 33ot*
fefeafter ber ftrangöjtfdjen Sftepublif bei ©einer Äatyoli*
fd^en 9Rajeftdt;
3ftre 3Raieftdt bie Äonigin beS ^Bereinigten
ÄönigreidjS oon (Großbritannien unb Urlaub:
ben elpemoerten Sionel ©adoille ©adoille SBeft,
3fören aufeerorbentUcfcen ©efanbten unb beöottmddjttgten
SWinifter bei ©einer Äatyolifdjen SRajeftdt; toeldjer aud)
ermdtyigt ift, ©eine aWaJeftdt ben Äönig oon
©dnemarf gu vertreten;
12*
180 »ertrage.
Seine TOajeftät berädnig Don Stalten: ben $ernt
©rafen 3ofepl> ®reppi, ©rofeoffigier be« 6t SRauri*
ttuS* unb Sagarn&Drbenft unb beS DrbenS ber Stalieni*
fdjen Ärone ufm. nftt., Sftren aufeerorbentlid)en ©e*
fanbten unb bct>ollmäd)tigten SRinifier bei Seiner
Äatl>olifd»en TOajeftit;
Seine SRajefiät ber Sultan Don SRarotto: ben
Saleb Stb 3J?ol>ammeb 8arga«, Sftren 3Rinifter
ber auSttärtigen Angelegenheiten unb aufcerorbent»
lidjen Sotföafter;
Seine SRajefiät ber «önig ber Bteberlanbe: ben
$errn 3ont§eer ÜRaurue be #elbettier, Äom»
manbeur be« tföniglidjen Drben* Dom Stieberfönbifdjen
Sötten, Ritter be« Supemburgifdpn DrbenS ber @id)en*
frone nftt. ufm., 3foren 2Rimfier*9teftbenten bei Seiner
Jtatyoliföen aRajeftit;
Seine ÜRajefldt ber Äöntg Don Portugal nnb
SIgarbien: ben Ferren ©rafen Don (Saf al Ribetro,
$air be« Äimgreid)*, ©rofefreuj be« <Sl>rtftu««Drben»
nftt. uftt., 3fören anfeerorbentlid)en ©efanbten nnb
beDoHmäd)figten IRiniftcr bei Setner «afyotifdjen
SRajeftat;
Seine SRajefiät ber Äönig Don Sd)tteben nnb
Sftorttegen: ben #ernt #einrid) Stferman, Äom-
manbeur erfter klaffe be« SBafa*Drben« nftt. uftt. r
3ftren 9Rinijter«Refibenten bei Seiner äatyoiiföen
SRajeftäi;
tteidje, fraft tyrer in guter unb gehöriger fjrorm befunbenen
SSoHmac^ten, bie folgenben SJeftimuinngen feftgefefot Ijaben:
«rtifel 1. SMe SJebtngungen, unter melden ber Sdjufc
gemährt »erben barf r ftnb biejenigen, meldte in ben brttifdjen
unb fyaniföen Verträgen mit ber maroffaniföen Regierung
unb in ber gttif$en biefer Regierung unb ftranfreid) unb
©ertrage. 181
eroberen SKfidjten im Saljre 1863 vereinbarten Convention
feftgefejjt tvorben ftnb, vorbehaltlich ber burd) bie gegen*
toärtige Äonvention beroirften Sib&nberungen.
8rtifel 2. 3)ie fremben btylomatifdjen Vertreter bfirfen
iljre 3)olmetfd)er nnb Beamten unter ben marotfanifcf)en ober
anberen Untertanen roäljlen.
©iefe ©djufcgenoffen follen auger ben in ben Ärttfetn 12
unb 13 feftgefejjten abgaben (einer Oebfifyr, ©teuer ober
Staye irgenbtoelcfcer 8rt unterworfen fein.
»rttfel 3. SDic Äonfuln, aSijefonfuln ober feibftänbigen
Äonfularagenten, meiere in ben Staaten beä Sultans von
SKaroffo ifyren 8lmt8fifc Ijaben, bärfen unter bm maroffa*
nifdjen Untertanen nur je einen ©olmetfdjer, einen @olbaten
unb gttei Sebtenftete wählen, fowie einen ein!jeimifd)en
©efretär, falls jte beSfelben beburfen.
9tad) biefe @d)ujjgenof[en follen auger ben in ben Ärtifeln
12 unb 13 feftgefefcten Abgaben feiner ©ebütyr, ©teuer ober
SEaye irgenbweldjer 8irt unterworfen fein.
ärtifel 4. SBenn ein frember SSertreter einen maroffa*
nifd)en Untertan gum ßonfularagenten in einer Äüftenftabt
befteflt, fo foll biefer Sgent als folget geartet unb geehrt
»erben, ebenfo wie feine Familie, foweit fte mit Ujm unter
bemfelben 2)ac^e wofynt. 3)ic lefctere foU, gleich tym felbft,
auger btn in ben ärtifeln 12 unb 13 feftgefefcten abgaben
feiner Oebüljr, ©teuer ober SEajce trgenbweld)er Slrt unterworfen
fein. Qerfelbe fott inbeffen nidgt ba8 5Red)t tyaben, auger feiner
gamilte anberen Untertanen be$ Sultan« ©djujj ju gewähren.
6r barf jebod) gur Ausübung feiner ämtsverridjtungen
einen unter feinem Sdjufe fteljenben ©olbaten fyaben.
3Me SBertocfcr ber SStjefonfulate, weldje Untertanen be8
Sultan« ftnb, follen tod^renb ber Ausübung U)rer 2Unt8*
Verrichtungen biefelben Siebte geniegen, tote bie ßonfular*
agenten, meiere Untertanen be£ Sultan« ftnb.
182
Srtifd 5. fDic maroI&urif$e Stegiernng etfennt ben
fremben JJHnificrn, Sefö&ftdtrigeru nnb anbeten Sertretern
bad Ujncn burty bie Scrtrage genährte Sta^t jn, fidj bie»
jenigen fieifonen, »ddp ftc, fei cd ffir iljrcn jMrrfönlidjen
SDienft, f ri cd für ben Stenft iljrcr Regierungen oemenben,
ju ritylea, iebo4 nid)t and ben ©jctfö ober anbeten 8n*
gepellten ber maroffanif$en Stegiernng, tote andj, abgefe|jen
Don ben bie 6$u$iDa4c bttbenben SRagftajniad, uid)t and
ben Solbaten ber Sink nnb ber JtamtBerie. Unter geriet*
lieber Serfolgnng fte|jenbe maroffanifdjc Untertanen bftrfen
ftc md)t in Sttenfi nehmen.
<Dic not Grteilnng bed Stytfeed anlpingig genutzten
Stoilprojcffe n>erben oor benjenigen ®cridjt£l>öfen ju Snbc
geführt, »ddje bad »erfahren ringdeitet (laben. 3)cr Soll*
ftmfung bed (Srfenntniffed barf fein $inbernid entgegengefefet
»erben. Sebod) foH bie raaroffamfdjc gofalbcljörbc baffir
Sorge tragen, bafe bad gef&Ote ©rfemttnid fofort ber 0e»
f anbtf d)aft, bem jtonfulate ober ber Äonfularagentur, melier
ber @d)n$genoffe nnterfteljt, mitgeteilt »erbe.
Sad bie and bem Sdjufcc ©nttoffenen anbetrifft, fo foD f
falld eine ftc betreffenbe 5Red)tSfad)c anhängig gemadjt ift,
bcüor bad @d)n$oer])ältmd l>inftd)tlidj ij>rcr aufgebort Ijat,
aber biefe 9ied)tdfad)e burd) benjenigen ®erid)tdl>of erfannt
»erben, bei »e(d)em biefelbe anhängig gemalt ift
3)ad @d)ufered)t barf begügltd) foldjer $erfonen, meiere
»egen eined Sergeljend ober Serbredpnd geridjtlid) oerfolgt
»erben, nid)t in Shuoenbung gebraut »erben, beoor biefelben
nidjt t)on ben Sanbedbe^ör ben abgeurteilt »orben jtnb unb,
falls verurteilt, Ujre Strafe »erbüfet Ijaben.
artifel 6. 3)er Sdjufc erftreeft ftd) auf bie gamtlie bed
©djufcgenoffen. Seine SBoIjnung ift un&erlejjlid). 81d gur
fjatnilie gehörig gelten bie ßljefrau, bie ßinber unb bie unter
bemfelben SDadje »o^nenben minberja^rigen Semanbten.
©ertrage 183
©er ©djufc ift nidjt erbltd). (Sine etnjige ausnähme,
toeld)c fc^on in ber Äonoention oon 1863 feftgefefct ift unb
als Sßrdjeben jfaU ntd)t betrachtet toerben barf , bleibt jugunften
ber gamilie Sendjtmol aufregt erhalten.
Sollte tnbeffen ber Sultan Don SRaroffo eine anbere
ausnähme geftatten, fo foQ jebe ber öertragfd&liej&enben
5üidc^tc bag 9le<f>t Ijaben, ein gleidjeS gugeft&nbniä fär ftd)
ju verlangen.
Arttfel 7. ©ie fremben SJertreter foHen ben SRinifter
ber auswärtigen Angelegenheiten be8 Sultan« fcfcrtftlid) öon
jeber iljrerfetts getroffenen 38al)l eines Beamten in ÄenntntS
fefoen.
Sie foHen jebeö 3al)r bem gebauten 9Rintfter eine
SRamenSlifte berjemgen ^erfonen überfenben, meiere unter
intern Sdjufce ober bemfenigen i^rer Agenten in ben Staaten
beS Sultans oon 2ftaroffo fteljen.
SMefe Sifte nrirb ben Sofalbeljflrben fiberfanbt »erben
»eldje nur bie in berfelben eingetragenen $erfonen als
Sdjufegenoffen ju betrauten Ijaben.
Arttfel 8. ©ie tfonfularagenten follen JebeS Satyr ber
SetyJrbe beS SanbeSteilS, »eldjen fte berootynen, eine mit
ttyrem Siegel »erfetyene Sifte ber unter ttyrem Sdjufce fteljenben
Sßerfonen äbergeben. ©iefe 33ef)6rbe wirb bie Sifte htm
SKinifler ber auswärtigen Angelegenheiten überfenben, bamit,
falls fte ben befielen ben Seftimmungen nidjt entfp rechen
follte, bie fremben Vertreter in Sanger Neroon benachrichtigt
werben.
©er Äonfularbeamte ift öerpflid)tet, fofort bie SSer*
änberungen, meiere Ijmftdjtltd) beS oon feinem flonfulate be»
fäüjjten SßerfonalS eintreten, anjujeigen.
Arttfel 9. ©te Sebienfteten, $äd)ter unb anberen ein-
Ijeimtfdjen Angepeilter ber einljeimifdjen Sefretäre unb ©ol*
metföer genießen bm fremben Sdjufc nidjt, ebenfotoenig bie
184 Serträge
maroffaniföen Slngefteüten ober ©ebienfteten ber fremben
Untertanen.
Oletdjrooljl bürfen bie 8ofaIbeI)irben einen Angepeilten
ober Sebienfteten eines im SMenfte einer ®efanbtfd)aft ober
eines ÄonfulatS ftc^enben ein^eimifd^en Beamten ober eines
fremben Untertans ober Sdjufcgenoffen nidjt öerljaften, oljne
bie S3el)5rbe, melier biefer unterftetyt, baoon guüor in Kenntnis
gefegt gu Ijaben.
Sollte ein im ©ienfte eines fremben Untertans ftetyenber
maroffanifdjer Untertan jemanben töten, oertounben ober
beffen #au8red)t »erleben, fo barf er fofort *erl)aftet
»erben, iebod) foU bie biplomatifd)e ober Äonfularbel)örbe,
toeldjer er unterteilt tft, oljne SSergug baoon benachrichtigt
toerben.
»rtitel 10. §n ben 9ted)tSöer!)ältniffen ber einl)etmifd)en
SJlafler ber fremben Äaufleute, mie biefe burd) bie Verträge
unb burd) bie Äonoentton üon 1863 feftgefefct futb, tritt
feine Slnberung ein, mit SuSnaljme beffen, maS in ben
folgenben Strtifeln begügltd) ber Steuern beftimmt ift-
»rttfel 11. 2)aS Stecht, ©runbetgentnm in 3WaroHo gu
erwerben, fteljt allen fremben gu.
3)er Anlauf oon ©runbetgentum barf nur mit ooraug*
ge^enber Genehmigung ber Regierung erfolgen unb ftnb
Ijtnftdjtlidj ber SnoerbSurlunben bie burd) bie SanbeSgejefee
ttorgefd&riebenen görmlidjfeiten gu beobachten.
gebe über biefeS Stecht entfteljenbe Streitfrage foll nadj
ben bezeichneten ©efejjen unter ©eftattung ber in ben SBer*
trägen feftgefefcten ^Berufung an ben SRinifter ber auswärtigen
Angelegenheiten entfdjteben werben.
Arttfel 12. 3Me fremben unb bie Sd)ufcgenoffen, weldje
Eigentümer ober Sßädjter oon bebauten Sänbereien ftnb, unb
bie 3Wafler, meiere Adferbau treiben, Ijaben bie Aderbau*
fteuer gu gafyfen. Sie jotten febeS Saljr i^rem Äonful ein
Verträge. 185
genaues Verjeid&niS iljreS VejtfctumS unter 6ntrid)tung beS
Steuerbetrages an benfelben übergeben.
derjenige, melier eine unnötige Angabe mad)t, foll ben
boppelten Vetrag ber Steuer, welche orbnungSmä&ig für baS
ntdjt angegebene Veftfctum ju entrichten gewefen wäre, als
©elbbuge jaulen. 3m SBteberljolungSfalle foU biefe ©elbbufee
öerboppelt ©erben.
SDic Vefd)affenl)ett, bie Art, ber ßeitpunft ber (Srtyebung
unb bie £öf)e biefer Steuer »erben ben ©egenftanb einer
befonberen Vereinbarung gwifdjen ben Vertretern ber 9Räd)te
unb beut SRtnifter ber auswärtigen Angelegenheiten Seiner
Sdjerififdjen SRafeftät bilben.
Artifel 13. 3)ie ftremben, @d)u{jgenoffen unb SRafler,
weldje (Sigentümer öon gafttieren ftnb, Ijaben bie Sorabgabe
gu jaulen. 3Me $tyt unb bie Art ber ©rfyebung biefer für
grembe unb 6inl)eimifd)e gleiten Abgabe ©erben ebenfalls
ben ®egenftanb einer befonberen Vereinbarung jWtfdjen ben
Vertretern ber 2Räd)te unb bem SJMnifter ber auswärtigen
Angelegenheiten ©einer Sdjeriftfdjen SRaieftät bilben.
2)ie gebaute Abgabe barf ofyne neues ©inöerne^men mit
ben Vertretern ber SWädjte nidjt ertyöfyt »erben.
Artifel 14. S)ie Vermittlung ber 2)olmetfd)er, ein^eimi*
fdjen Sefretäre ober Solbaten ber üerfdjiebenen ©efanbt*
föaften ober Äonfulate foll, fobalb eS ftd) um nid)t unter
bzm Sd)u|j ber ©efanbtfdjaft ober beS ÄonfulatS fteljenbe
$erfonen Ijanbelt, nur jugelaffen werben, wenn jene eine
Don bem 9Rif jionSti)ef ober ber Äonfularbefyörbe unterzeichnete
Segitimation bei ftd) führen.
Artifel 15. geber im AuSlanbe naturalifterte maroffanifdje
Untertan, weldjer nad) SWaroffo gurücffe^rt, foU nad) einer
ebenfo langen Seit beS Aufenthalts wie biefenige ift, beren
er gefefcmä&ig beburfte, um bie betreffenbe SRaturaltfation gu
erlangen, gwifdjen ber gänglidjen Unterwerfung unter bie
186 »ertrage.
©efefce Sötaroffo« unb ber Serpflidjtung, SRaroffo ju Der«
laffen, gu mahlen Ijaben; e« fei benn, bafe nadpoeiSlid) bie
SHaturalifation im Sufllanbe mit Suftimmung ber marol*
Tanifdjen Regierung erlangt toorben ift.
23ic bis jefet burd) maroffanifdje Untertanen ben ®c-
fefcen be« betreffenben fremben SanbeS gemdfc erlangte
SRaiuralifation im 8u8lanbe bleibt in oofler SBirfung oljne
irgenbroehfye @infd)rAnfung befielen.
8rtifel 16. 3n Sutonft barf »eber ein befttmmungö*
mibriger nod) Ijalbamtlidjer 6d)ufe geto&ljrt »erben.
5)fe maroftanifdjen IBeljörben »erben irgenb roeldje anbere
@d)ufcoerl>Ältniffe als bie in biefer Äonoention auSbrfitflid)
feftgefefeten unter feinen ttmft&nben anertennen.
2)ie Ausübung be8 getooi}n!)eit£m&fiigen 6d}u$erteilung£*
red)t8 wirb für bie alleinigen gäüe vorbehalten, in melden
e8 ftd) bamm Ijanbeli, einen SRaroffaner für IjerDorragenbe,
einer fremben 2Ra$t geleiftete S)ienfte ober aus anberen gang
auSnaljmStoeifen ©rünben gu belohnen. 23ie 8rt ber ©ienjte
unb bie 8b{tdjt, biefelben burd) Serleiljung be« ©djufee« gu
belohnen, follen Dörfer bem 3Rinifter ber auswärtigen an-
gelegensten in Sanger belannt gegeben »erben, bamit
biefer geeignetenfallS feine ßinmenbungen ergeben fann; bie
fölie<dje ßntfdjetbung foH aber ntdjtsbeftomeniger ber
Regierung, melier ber ©ienft geleistet toorben ift r oor*
behalten bleiben. 23ie ängaljl biefer @d)u$genoften barf
gtoölf für jebe ÜRadjt, welche ßaljl als bie Ijödjfte guläfflge
feftgefefet totrb, nidjt fiberföreiten, eö fei benn, bafc bie 3 U *
ftimmung be$ Sultans Ijiergu erlangt totrb.
3)ie 9fted)t8lage ber jenigen @d)u£gen offen, meiere ben
©djufc auf ®runb be8 nunmehr burdj bie Dorftefcnbe 35e*
ftimmung geregelten ©etooljnljeitsred&ts erlangt Ijaben, foü,
oljne Sefdjrftnfung ber 8nga^l Ijtnft^tUd) ber gegenwärtig
im SBeft^ be« @d)ufcred)tS SBefinblidjen biefer Kategorie, für
Verträge. 187
ftc unb iijxt Familien btefelbe fein, meiere für bie übrigen
Sdjufcgenoffen beftimmt tft.
Slrtifcl 17. 3)a* fRtty auf SBeljanblung als meift*
begünftigte Nation mirb fettend SRaroffoS als allen auf ber
Confereng Don ÜRabrib vertretenen 2Räd)ten guftetjenb an*
erfannt.
drittel 18. 3Me gegenmärtige Convention fotl ratifiziert
»erben. 23te StatififationSurfunben foDen in möglidjft furger
SJfrift in Sanger auSgemedjfelt »erben.
JDurdj auSnaljmSmeife Übereinfunft ber £oI}en vertrag«
fdjliefcenben Seile foDen bie Seftimmungen ber gegenwärtigen
Convention von bem Sage ber ttntergeidjnung in SWabrib
an in Craft treten.
3ut ^Beglaubigung beffen Ijaben bie betreffenben SSevott*
md^tißten biefe Convention untergetdjnet unb tljre Siegel
beigebrüdt.
©efdjefyen gu ÜRabrib, in 13 Ausfertigungen, am britten
3uU Adjtgeljnljunberiunbadjtgig.
(Unterföriften.)
5)ie vorfte^enbe Convention ift ratifigiert morben unb eS
Ijat bie AuSmedjfelung ber StatififationSurtunben in Sanger
am 1. ÜRai 1881 ftattgefunben.
2* £>eutfcf>»ttTaroff<mifcf>er *5&nbtlwtvttag.
Seine SWaieftfit ber 35eutfd)e Caifer, Conig von ^reufeen
ufm. ufm. ufm., unb ©eine Sd)erififd)e ÜRajeftät ber Sultan
von geg, SRaroffo, SuS ufm. ufm. ufm., von bem SBunföe
geleitet, bie befteljenbe fjfreunbfdjaft gu beförbern unb bie
£anbelS* unb SdjiffaljrtSbegieljungen gmifdjen i^ren Säubern
unb Staatsangehörigen auSgubefynen, Ijaben befdjloffen, eine
befonbere JpanbelSfonvention abgufdjliefeen unb Ijaben gu
biefem @nbe gu ifyren ^Bevollmächtigten ernannt:
188 Sfttrdflt.
Wajeftdt ber 3)eittfäe Äaifer
*llerl>dd)fiü)tett Winifterreftbenten, gegationSrat ©rafen
oon Sattenbad),
Seine Sdjerififdje Wajffidt
Sllerljödjftiljren SSegir für auswärtige Angelegenheiten
Sib 2Rof>ameb el Wofbel Sen Wo&ameb ®arib unb
Seine Umanad, bie Ferren & 8rbi 33en 8d)meb
33cnani, 61 »rbi »en »bbel SRtfaf Sen Sdjalrun,
Abb el jterim nfm.,
toeldp bie gegenwärtige jtonoention untergeid)net Ijaben, nad^
bem {te ftd) übet nadjftcljenbe Srtifd geeinigt Ratten.
Srtifel 1. Gd foD bauernbe unb unwanbelbare $reunb*
fdjaft befielen gmiföen Seiner Dtoieftät bem ©eutfdjen Äaifer
unb Seiner IRajeftät bem Sultan oon SRarofto, fourie gtoiföen
ttjren Steigen unb 9iei$£angei)örigen. ßwifdjen beiben
Steigen foD gegenteilige $anbel£freil)eit befielen. Qu biefem
Qtotdt oerpflidjtct fid) ein jeher ber $o$en oertragfölie&enben
Seile, ben Untertanen beS anberen Seiled alle 9ted)te, 35or»
teile unb $rh>ilegien guguftc^em unb gu gewähren, toeldje
fettend beS einen »te be* anbem Setted ben Angehörigen
ber metjt begünftigten Nation gugejianben ftnb ober tunftig
gugeftanben »erben.
«rtifel 2. ©eutfdje Äaufleute bärfen in bie Staaten
Seiner SWaieftät beS Sultan* oon SKarotto SBaren unb
$robutte jeber 8rt einführen, otyne bafc tyre ^erfunft ober
bie Nationalität ber ju ityrer (Sinfuljr beftimmten Skiffe
babei einen Unierfdjieb begrflnbet. »umgenommen Iperoon
ftnb 6d)nupftabat unb bie gum Staunen beftimmten Kräuter,
toie j. 93. Opium unb anbere ^robufte gleicher Art, ferner
$uber f Salpeter, Sdjwefel, Slet, ÄriegSmunition unb »äffen
aller 8rt< beren (Sinfuljr verboten ift.
Seine SRaieftät ber Sultan oon ÜRaroffo erflärt fid)
burd) bie gegenwärtige Aonoention bamit einoerftanben, ba&
©ertrage. 189
bie Sötte Don SSaren unb $robutten, meldte Don ©eutfdjen
in bie $äfen feiner Staaten eingeführt toerben, nidjt über
10 Sßrogent beS SSerteS ber gebauten SSaren unb $robufte
betragen füllen; bie 35ere$nung biefer Sötte gefdjieljt nad)
bem @ngro8preiS, ben biefelben auf beut SRarfte beS @in«
fuljrljanbefö bei Sargaljlung tyaben.
SSaren unb $robufte, mit Ausnahme ber oben aufge*
führten verbotenen »rtifel, meiere Don 3)eutf$en na$ 2ßaroffo
eingeführt morben ftnb, bürfen innerhalb 2JtaroffoS toeber
verboten nod) mit Pieren Abgaben belegt m erben, als bie*
jenigen, meldte ÜRaroffaner ober bie Untertanen ber meift
begfinfitgien Station entrichten.
@ö ift ben beutföen Äaufleuten geftattet, SSaren unb
$robufte, für meiere fte ben ©infuljrgott entrichtet tjaben,
oljne febe »eitere Abgabe bei ber @in* unb 2tu8fd)tffung
nad) iebem beliebigen anberen ^afen in SRaroffo gu Der«
fdjiffen, fotoie fte in ber Sage ftnb, ein Don ber ßottDertDaltung
auSgefiettteS Stteft aber bie SJegafylung be8 (Stnfuljrgotteg
Dorgugeigen.
Srtitel 3. ©eine SRaieftftt ber ©ultan, Don bem SSunfdje
befeelt, ben £anbel in feinem Steidje gu entoideln unb gu
förbern, toirb ben beutfd&en Untertanen geftatten, bie in bem
na^fte^enben Sarif aufgeführten SSaren unb ^robufte aus»
gufüijren gegen Entrichtung beS bei iebem einzelnen biefer
drittel beigefefcten Sötte«.
«uSfu^r-SoIItarif.
SKatS gehäufte ganega 10 Realen.
®ur$a „ „ 10 „
Staunen „ „ 10 „
ßmfen „ „ 10 „
ßrbfen, groge unb Heine „ „ 10 „
S3ogelfamen Santar 5 „
Stattest „ 20 „
3Ranbetn „ 15 „
190
Cell l äg e .
Drangen utb Sitouen otter WA 1000 €>tfaf
SSttber SRajotan •• Sontat
JwHIHIHflfflmfH ••• •••••■■•
öi .
^mnwtflto •••••••••••••••
pernio •
Saft*, gebleute*
9Bad)£, notEüftxdjtS •••••••••••
Sei*
Stalle, getoafo^en
Solle, nngroafo^en
{tönte Don SRtnbent, €><$afen nnb QitQai •
Gegerbte gelle (taftlete, fanbani, coä)inea) .
ZcOa
$ü$ner Stafeenb
dier 1000 ©tndt
£ötner • 9
Pantoffeln 5%
Nabeln oon @taä)elf a)»etnen 1000 ©tndt
Qtyafnl (@etfemonx)eO (Santax
@tranBenfebent 1 $funb
Äörbe lOOStndt
Äaramjajamen ßantar
Ädmme and $ols 100 Stint
$aax (Sontar
Stoftnen m
SoUene ©firtel 100 Stint
£a<fa»t (gärbeftoff) Gantar
Gegerbte @ä)aföfie|je „
£anf nnb gladjä w
4 Realen.
4
8
25
8
6
70V,
50
40
27V,
18
50
25
10
25
10
ad v&lorem.
2 Realen.
77, .
18 .
10 .
10 .
2 „
15 .
10 „
50 ,
10 „
18 .
20 .
&rtitel, bte nadj Bbfdjlufj bet englif$en äonoention
tatifiert finb.
8ni8 Kantor 10 Realen.
fBoflene Werfen 5% adTalorem.
Zeppity 5%
ädfe (Santax 20 Realen.
$almettobl&tter lOOSünbel 8 9
Serträge.
191
n
n
ad valorem.
1 Real
5 Realen.
ad valorem.
10 Scalen.
ad valorem.
5 [Realen.
10
Vi
ii
n
Riffen oon öeber mit feibener ober wollener
©tieferei 5% » d valorem.
(gl «£>orf (Santar 10 Realen.
gafod) „ 10
©eile oon 3iegenl)aar lOOSBftnbel 10
£ai!3 5°/
£afen ba$ ©tücf
4>oUbal) (genngrecD (Santar
S)fc^eUaba3 5%
ÄermeS (garbftoff) (Santar
8ebertaf$en 5%
Seinfamen (Santar
JDrfeiHe (garbftoff) *
©traufjeneier ba$ ©tücf
$o:pfl)aut oon [Rinbern (Santar
3fteb$fi§ner bat ©tücf
SBimen (Santar
Äanindjen ba$ ©tücf
Sumpen (Santar
[Rofenbldtter
©anufdj
©efamfamen
©iebe 5%
(SfpartograS (Santar
(Steigbügel 8*/
3)drme (Santar
SBalnüffe „
(Sefponnene Söolle 8%
SBollene ©trumpfe 8%
Statten oon Sßalmetto 8%
Sergnina (garbftoff) (Santar
Seite oon £aar unb ^almetto 5%
ftfjeebretter oon SWeffing 8%
©efalaene gifd&e (Santar
©d&ilbfröten 50 Mo
SBefen oon ^almetto 50
^almettorooUe 50
<£l 9o$na ge^dufte ganega
®[ <5o$ot (ffarbftoff) (Santar
n
n
ii
ii
ii
4 „
1 [Real.
10 [Realen.
1 ffieal.
5 [Realen.
10
8
10
ad valorem.
2 [Realen,
ad valorem.
10 Realen.
8 „
ad valorem.
n
n
5 [Realen,
ad valorem.
n
20 dtealen.
2'/. B
IV. ,
8*/i.
10 .
5 ..
192 »ertrage.
Ärttfel 4. 3)te SBaren unb $robufte maroffanifdjen
HrfprungS, meiere in beut im Dorfiefyenben ärtifel auf«
geführten Jarif Dergeidjnet ftnb, bflrfen Don JDeutfdjen gegen
Siegelung beS für jeben Ärtifcl beigefejjten SoÜfa^eö unb
auf ben ©Riffen jeber Nation ausgeführt »erben.
©eutfdjen Äaufleuten foü gemattet fein, biefe SBaren unb
$robufte auf allen 3Rärtten in ben Staaten Seiner SWaieftftt
be8 ©ulianS Don 3Marotto in $erfon ober burd) Ujre Agenten
gu laufen, unb iljre faufmännffd)en Iranöaftionen bürfen in
feiner 33egiei>ung beljinbert, befdjränft ober benachteiligt werben,
»eber burd) maroffaniföe Seamte nod) burdj anbere $erfonen.
SBenn beutfäe Äaufleute Aörnerfrud)t Don einem marof*
fanifäen $afen in einen anbren marottaniföen $afen gut
©ee Derfdjiffen, fo »erben fte ben für bie betreffenbe grud&t
im Xarif ausgefegten JfaSfuljrgott begaben.
«rtifel 5. S)ie Seftimmungen ber SRabriber Äonoention
»erben burd) bie gegenwärtige Äonoention nic^t berührt.
^rtifel 6. ©amit bie l>o!jen fontra^ierenben Seile 93er«
anlaffung Jjaben, über fernere SSerbefferungen gu Derfymbeln,
meiere geeignet fein möchten, bie gntereffen ber Untertanen
i^rer Staaten gu förbern unb bie gegenfeitigen SJerfeljrS*
begieljungen gu erleichtern unb au«gubel>nen, ftnb biefelben
übereingefommen, ba§ fänf Sa^re nad) ber SRatiftfation biefer
^anbelöfonoention jeber berfelben baö JRec^t Ijaben foll, bei
bem anberen auf SReDifton angutragen. 2M8 inbeffen eine
foldje JReDifton ftattgefunben Ijaben unb eine neue ÄonDention
abgesoffen ober ratiftgiert fein »irb, foH bie gegen»ärttge
in Dotter Straft unb ©eltung bleiben.
»ritte! 7. 2)ie Dorfte^enbe tfonoeniton fott Don ©einer
SMajeftftt bem ©eutfdjen Äatfer unb Don ©einer SWafeftät
bem Sultan Don SRaroffo ratiftgiert unb bie Stattftfatfonen
möglidjft balb an bem Don ©einer SKafeftät bem Sultan
Don SRaroffo gu beftimmenben £)rt au8ge»edjfeit »erben.
Vertrag*-. 193
Stodj 3to8toed)felung ber 8tatiftfattonen fotten bie 33c^
ftimmungen biefer Äonöention otjne SSergug in ©eltung
treten.
3u llrfunb beffen Ijaben mir, bie Seoollmftdfjtigten, bie
Äonöeniton mit unferer Unterfdfjrift oerfefyen.
So gefdjeljen gu gfeg in gmei DrtginalauSfertigungen in
beutfäer unb arabifdjer Sprache am jerften Sunt einlaufend
bretyunbertunbfteben nad) moljammebantfdjem Äalenber.
Stattenbadfj. (Solgen bie maroffanifdfjen
Unterföriften.)
35er üorfteljenbe Vertrag ift ratiftgiert »orben unb bie
Sfa8tt>e$felung ber 9iattfifation8urfunben ' Ijat am 10. Sunt
1891 in Sanger ftattgefunben.
3. SvAnzoflfty&nQliffyt Ubereinftinft.
(Srflärung begfigltd) >ypten£ unb SRaroffo«.
artifel 1. 3)ie Regierung ©einer »ritifäen 3Jiaieftftt
erflärt, bafe fte nidfjt bie »bjtd&t tyat, ben politifc^en ßuftanb
in >)pten gu oerftnbern.
S)ie Regierung ber grangöftfd&en SftepubUf erflärt üjrer*
feit«, ba& fte bie Sätigfett @nglanb8 in btefem Sanbe nid&t
befäränfen toirb, inbem jte »erlangt, bafc ber britifdfjen
Sefejpmg ein 3^1 gefegt »erbe, ober auf irgenbmeldfje anbere
SSeife, unb bag fte bem (Sntmurf biefe« Äljebioialerlaffeg,
ber biefer Übereinfunft angefägt ift, iljre Buftimmung er*
teilt, ber bie Sidfjertjeiten enthalt, »eldje für ben ©djufe ber
Sntereffen ber Sn^aber ber ^gtyptifd&en @$ulb als not«
toenbig erachtet »erben, unter ber Sebingung aber, bafc,
nadfjbem er in Äraft getreten ift, feine tnberung in tljm
ofyte Stimmung ber SR&dbte vorgenommen »erben barf,
bie ben Sonboner Vertrag von 1885 unterzeichnet Ijaben.
2) iet dl, Waroffofrage. 13
194 «ertrage.
(58 wirb beftimmt, bafc bie ®eneral*2)ireftion ber Älter«
tümer in Stggjrten tote bisher audj in ßufunft einem fran»
göflfdjen ©eleljrten anvertraut »erben ttrfrb.
23ic frangöflfdjen Spulen in Ägypten »erben biefelbe
Srci^cit toie bidljer genießen.
Sirtifel 2. 2)te Regierung ber grangdfiföen 3&ejroblif er«
Hart, bafe fte nid)t bie abfldjt l>at, ben Politiken ßujtanb
SRaroffoö gu oeränbern.
SMe Regierung Seiner Sritifdjen SRaieft&t erfennt iljrer*
feit* an, bafc e£ granfreid) befonber« als einer auf meite
Entfernung an Warotto grengenben SWadjt gutomutt, für bie
Stufye in biefem Sanbe gu forgen unb iljm für alle 93er«
toaltungS*, toirtfdjaftlidjen, finangiellen unb miütdrifdjen
Reformen, beren e« benötigt, feinen Seiftanb gu leiften.
Sie erflärt, bafc fte bie hierauf abgielenbe Sätigfeit
f$ranfreid)3 nid)t befyinbern toirb, unter ber SJebfngung, bafs
biefe Sßtigfett bie Siebte unberührt laffen mirb, beren ®ro&»
britannien fid) traft befte^enber 33ertrdge, Übereinffinfte unb
bem SJraud) gemäfc in 2Harotto erfreut, einbegriffen bie
Äüftenfd)iffal)rt gnrifdjen ben marotfantfdjen $dfen f an ber
englifäe @*tffe feit 1901 beteiligt ftnb.
»rtifel 3. 3)ie Regierung Sljrer »rittf^en SMaiejtftt
tüirb iljrerfeits bie 3Red)te adjten, bie ftrantreid) in ^g^ten
traft befteljenber SBertrdge, Übereinfünfte unb gebraud)8md&fg
beftfct, einbegriffen bie Äüftenföiffaljrt, bie frangöjtfd&en
Skiffen gtotfdjen ben ftgqptifdjen #äfen betoilligt ift.
Slrtilel 4. £)ie beiben Regierungen, gleidjertoeif e bem ®runb*
fafc ber ^anbeldfrei^eit fotoofyl in Slg^ten toie in SMaroffo
gugetan, ertldren, ba$ jte leine Ungleid$eit toeber bei ber $eft«
fefcung ber SoUfdfee ober anberer Abgaben, nodj bei ber $eft«
fefeung ber Tarife für ben 6ifenbaljffl>erfeljr genehmigen werben.
23er £attbel ber einen toie ber anberen Nation mit
2Rarotto unb &g$pten toirb begüglid) ber ©urdjfuljr burd)
»ertrage. 195
bic franjöjtfd&en nnb englifd^en SBeftyungen in Sifrila bie
gleite SBej&anblttng erfahren.
(Sine Übereintunft gttifdjen ben beibcn Regierungen ttrirb
bie Vebingungen biefeS £ranjttoerfel>rS regeln unb bie (Sin*
futyrpunfte beftimmen.
. 2)iefe gegenfeitige VerpfUdjtuug ifi gältig für einen Seit«
räum tum 30 Sauren. SBirb fle nidjt minbeftenS ein Satyr
tior Ablauf btefer fjrift auSbrücfltd) aufgefünbigt, fo ttirb
biefe ßeitbauer mm fünf gu fünf Sauren oerlängert toerben.
©leic^mot)! behalten ftd) bie Regierung ber Srangöflfäeu
Republif in 3ßaroffo unb bie Regierung Seiner Vritifdjen
ÜRaieftät in #gi)pten t>or, barüber gu nmdjen, bafe bie Äon*
geffionen für SBegbauten, (Stfenbatynen, $ftfen ufw. nur unter
foldjen SBebingungen erteilt merben, ba& bie Autorität beS
Staats über biefe großen Unternehmungen öffentlichen Snter*
effeö ungefdjmälert bleibt.
»rittet 5. Sie Regierung Seiner »ritifdjen 2Raieftftt
«rflärt, bafe jte ityren (Sinftofe baljin geltenb machen roirb,
ba% bie frangöjtfd&en Veamten, bie gegenwärtig in ftgi)pti*
fdjen SMenften fte^en, nic^t toemger günfiigen Vebingungen
unterworfen »erben als bteienigen jtnb, bie bie brittfetyen
Beamten berfelben SJeamtenflaffe genießen.
S)ie Regierung ber grangöflfdjen Republil mürbe ityrer*
jeits nichts eingumenben Ijaben, ba& gleite SBebingungen für
bie augenblicfli^ in marottanifd)en SMenften fteljenben brfc»
tifdjen Beamten bewilligt werben.
Ärtifel 6. Um bie freie 5)urd)faljrt burd) ben Äanal oon
Sueg gu jtdjern, erflärt bie Regierung Seiner Vrittfdjen
ÜRaieftdt, ben Verfügungen beS am 29. Dftober 1888 abge*
fdjloffenen Vertrages unb ityrer Snfraftfefcung betguftimmen.
2)a bie freie 3)urd)faljrt burd) ben Aanal fomit geftdjert
tft, fo toirb bie Ausführung beS legten SafceS beS § 1 unb
bie beS § 2 beS drittel 8 biefeS Vertrages aufgehoben bleiben.
13»
196 ©ertrage.
artifcl 7. Um bie freie 35urd)fal}rt ber SReerenge tum
Gibraltar gu fiebern, fommen bie beiben Regierungen überein,
leine SBefejügungStoerfe ober irgenbroeUfye ftarategifäe Arbeiten
an bem Seil ber marottanifd&en Äflfte, ber gmifdjen SRelilla
unb ben baS rechte Ufer be8 Sebu bominierenben $5^en
ausfahren gu laffen. Sebod) ift biefe SJeftimmung nidjt an*
toenbbar auf bie gurgelt öon Spanien an ber maroffaniföen
Äüftc be* $Kittelmeer* befefcten fünfte.
Slrtifel 8. 2)ie beiben Regierungen, Don iljren aufrichtig
freunbfdjaftltd&en ©efüljlen für Spanien befeelt, nehmen
befonbere Rüd ftd)t auf bie gntereffen, bie biefeS burd) feine
geograpljtfd&e Sage nnb feinen SBobenbeftfc an ber marotta?
niföen Äüfte be« SRittelmeerS l>at unb bie frangöjtfdfje Re*
gierung toirb ftd) aber biefelben mit ber fpaniföen Regierung
infi Sinoerne^men fefcen.
Seiner Sritifdjen SRaieftfit Regierung wirb Don bem
Sbtommen, baS hierüber gtüifd&en grranfreidfj unb Spanien
abgesoffen roerben toirb, in Kenntnis gefegt »erben.
Slrtifel 9. 23ic beiben Regierungeu lommen überein, ftd^
tljre biplomatifd(je Unterftüfcung guui 3»ecfe ber Ausführung
ber SBeftimmungen biefer auf Ägypten unb SRaroffo begüg*
liefen Slbmadjjung guteü »erben gu laffen.
3um ßeugni« beffen Ijaben Se. (ärgelleng ber Sotfdfjafter
ber grangöftfäen Republit bei Sr. ÜRaj. bem Äönig be*
bereinigten Äönigreidb« oon ©rofebritannien unb Srlanb
unb ber britifd&en überfeeifd&en Sejtjjungen, Äaifer oon
Snbien unb ber ßberftaatsfefretftr für bie auswärtigen 8n*
gelegensten Sr. SBritiföen 3Kqeftdt, gebü&renb fciergu
ermädjtigt, bie gegenwärtige ©rflärung untergeid&net unb mit
iljren Siegeln toerfeljen.
®efd)efyen gu Sonbon, in boppelter Ausfertigung, am
8. »pril 1904.
Sertr&ge. 197
*♦ Svanzoflfty&paniföt übereinfunft.
©rttdrung betreffenb baS fran^öpfcfe^fpanijc^e Überein«
lommen, ba$ am 7. Oftober 1904 in $ari8 Don 2R. ©elcajfe,
ÜWtniftcr ber äugern Angelegenheiten, unb bem 2Jtarqui$ bei
2Runi unterzeichnet toorben ift.
Sftadjbem bie Regierung ber grangöitfdjen JRepublil unb
bie Regierung ©einer 2Kaje(tät beg ÄSnigS Don Spanien
übereingefommen jtnb, bie JfaSbeljnung ber 9ted)te unb bie
Sidjerung ber Sntereffen, bie jtd) für Sranftreidj aus feinen
algerifdjen SSeftfcungen unb fär Spanien aus feinen marot*
fanifdjen Seftjjungen ergeben, feftjufefcen, unb nadjbem bie
Regierung ©einer ÜRaieftät beS ÄöntgS Don Spanien ber
franjöjtfd)*engtifd)en ßrflärung Dom 8. april 1904 über
SMaroffo unb $g*)pten, Don ber tyr feiten« ber Regierung
ber $ranjöftfd)en ätepublif Mitteilung gemalt toorben mar,
beigepflichtet Ijat, erflären beibe, bäfc fle an ber Integrität
be$ maroflanifdjen SteidjeS unter ber Souoeränität beS Sultans
fejtyalten Doerben.
5* 2te*t<u*fc£ von JgrHärtmgen ober Me UTaroPPo-
fonferenj*
- I. Schreiben be8 SWinifterS ber auswärtigen Angelegen*
Reiten, 3Kinifterpräjibenten SRouDier an ben Äaiferlidjen
SBotfc^after Surften Don 3dabolin Dom 8. Suii 1905.
£err SSotfc^after! 3Me Regierung ber SRepublif ift
burefc bie SBefpredjungen, bie gtoifdjen ben Sßertretern ber
beiben Sauber fotoo^l in $ariS tote in Serlin ftattgefunben
Ijaben, gu ber Überzeugung gelangt, bafe bie Äaiferlidje
Regierung auf ber Don bem Sultan Don 2Rarotfo Dor*
geflogenen Äonfereng feine. Siele Derfolgen toirb, toeldje
bie berechtigten Sntereffen grranfreidjg in biefem Sanbe in
grage [teilen ober im SBiberfprud) fielen mit ben Siebten
198 Serträge.
Srranfreid)«, bie fld) au« feinen StartrAgen (ober 8rran*
gement«) ergeben unb jtd) im ©nflange mit folgenben
©runbfäfcen beflnben:
Souveränität unb Unabhängig! ei t bc§ @ultan8;3n*
tcgrität feine« Stetdje«; totrtfäaftlidfje ftreitjett oljne
Jcbe Ungleichheit; SRflfclid&fett Don poltgeilidjen unb
finanjiellen Reformen, beren ginffiljrung für furge
Seit auf ®runb internationaler Vereinbarung geregelt
»erben foü; Slnerfennung ber Sage, bie für granfreidj
in SRaroffo geföaffen toirb bur$ bie lang auögebeljnte
©renjberfiljrung gn>ifdj)en Algerien unb beut ©d>ertfU
fd&en Steige, burd) bie fidfj Ijierau* für bie beiben
9tadt)barl&nber ergebenben eigenartigen SBegieljungen
fotote burdfc baö IjierauS für granfreldj folgenbe
befonbere Sntereffe baran, bafj im ©d&erififdben Steige
Orbnung Ijerrfdje.
Snfolgebeffen I4&t bie Regierung ber SRepubltf iljre
ursprünglichen ßimoenbungen gegen bie Äonferenj faden unb
nimmt bie (Sinlabung an.
Genehmigen Sie ufn>. JRouDier.
II. Antwort beSÄatf erliefen SJotfd&afterS an ben fron jöftfd&en
SMinifter ber auswärtigen Angelegenheiten Dom 8. guli 1905.
£err 3Kinifterpräjtbent! 3)a bie Regierung ber 8te
jmblif bie Don bem Sultan Don SRaroffo Dorgefölagene
Äonferenj annimmt, Ijat bie Äaiferlidfje Regierung mld)
beauftragt, Sljnen 3ftre münblidjen ßrflärungen ju be*
ftfttigen, roonad) fte auf ber Äonfereng leine QitU »erfolgen
toirb, »eldje bie berechtigten Sntereffen f$rranfreid&S in
biefem Sanbe in grage [teilen ober im äßtberjprud) flehen
mit ben Siebten fftanfretd)«, bie ßdjj au« feinen Verträgen
(ober Arrangements) ergeben unb fidb im ßinflange mit
folgenben ©runbffifcen beflnben:
Verträge. 199
Souoerftnität unb ttnabljftngtgfeit beS ©ultan«;
Sntegritftt feine* Steige«; toirtf^aftUd^c grei^cit ofyte
icbe Ungleichheit; 5ftüfclid)feit Don polijeilidjen unb
ftnanjiellcn Reformen, beten (Sinffijjrung für furje
Seit auf ©runb internationaler Vereinbarung geregelt
»erben foü; Anerfennung ber Sage, bie für $ranfreid)
in SRaroffo gefdjaffen toirb burdf) bie Iangaufigebeljnte
Orengberüljrung gmifdjen Algerien unb bem ©d^erift^
fdjen Steige, burdfj bie fid> hieraus für bie beiben
9iad)barlÄnber ergebenben eigenartigen Sejie^ungen,
fomie burd> baS hieraus für fjranfretd) folgenbe
befonbere Sntereffe baran, bajj im Sdjeriflfdjen SReidje
Orbnung Ijerrfd)e.
©eneftmigeu ufto.
gürft Don Siaboltn.
III. ©emeinfame (Srtl&rung be« Äaiferlidjen SBotfdjafter*
gürften Don JRabolin unb be* franjöflfdjen ÜRimfterd ber
auswärtigen Angelegenheiten Dom 8. Snli 1905.
3>ie beutfdje Regierung unb bie Regierung ber fflepublit
tommen überein:
1. ©leidfoeitig Ujre gurgelt in geg befinblfdjen ©efanbt*
haften nadfj Sanger gurücfguberufen, fobalb bie Äonferenj
jufammengetreten fein mirb;
2. bem Sultan Don ÜRarotto gemeinfäaftlfd) burd) t^re
Vertreter 9Ratfd)läge erteilen gu laffen gur gfeftfteHung be*
Don tljm ber Äonfereng Dorgufdjlagenben Programms auf ben
©runblagen, wie fie in ben unter bem 8. Suli 1905 gririfd)en
bem beutfäen Sotfdfjafter in $ari£ unb bem ÜRinifterprfift*
beuten unb SRinifter ber auswärtigen Angelegenheiten au**
getaufd)ten ©^reiben angegeben finb.
©efdjeljen in $ari*, ben 8. guii 1905.
Sfürft Don SRabolin. 9iouDier.
i
200 ©ertrage.
6. ACTE GfetöRAL
DE LA CONFERENCE INTERNATIONALE D'ALGESIRA8
Au nom de Dieu tout puissant:
Sa Majeste 1 l'empereur allemand, roi de Prasse, au nom de
Pempire allemand;
Sa Majestä l'empereur d'Autriche, roi de Boheme, etc., et roi
apostolique de Hongrie;
Sa Majeste le roi des Beiges;
Sa Majeste le roi d'Espagne;
Le President des Etats-Unis d'Amerique;
Le President de la Republique francaise;
Sa Majeste le roi du Royaume-Uni de Grande-Bretagne et dlr-
lande et des teiTitoires britanniques au delä des mers, empereur
des Indes;
Sa Majeste le roi d'Italie;
Sa Majeste* le sultan du Maroc;
Sa Majeste la reine des Pays-Bas;
Sa Majeste* le roi de Portugal et des Algarves, etc.;
Sa Majeste* l'empereur de toutes les Russies;
Sa Majeste* le roi de Suede,
S'inspirant de Finteret qui s'attache a ce que Pordre, la paix
et la prosperite regnent au Maroc, et ayant reconnu que ce but
pr^cieux ne saurait etre atteint que moyennant l'introduction de
rlformes bas^es sur le triple principe de la souverainete de Sa Majeste
le sultan, de l'integrite de ses Etats et de la liberte economique sans
aucune in4gaüte\ ont resolu, sur rinvitation qui leur a ete adressee
par Sa Majeste* cherifienne, de r4unir une Conference ä Algesiras pour
arriver a une entente sur lesdites reformes, ainsi que pour examiner
les moyens de se procurer les ressources necessaires a leur application
et ont nomme pour leurs delegues plenipotentiaires, savoir:
S. M. l'empereur allemand, roi de Prasse, au nom de
l'empire allemand :
Le sieur Joseph de Radowitz, son ambassadeur extraordinaire et
plenipotentiaire pres S. M. catholique, et
Le sieur Christian, comte de Tattenbach, son enyoye extraordinaire
et ministre plenipotentiaire pres S. M. tres fidele;
S. M. l'empereur d'Autriche, roi de Boheme, etc.,
et roi apostolique de Hongrie:
Le sieur Rodolphe, comte de Welsersheimb, son ambassadeur extra-
ordinaire et plenipotentiaire pres S. M. catholique et
Le sieur Leopold, comte -Boltsta-Koziebrodzki, son envoye extra-
ordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroc;
»ertrage. 201
S. M. le roi des Beiges:
Le sieur Maurice, baron Joostens, son envoye extraordinaire et
ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique, et *
Le sieur Conrad, comte de Buisseret Steenbecque de Blarenghien,
son envoye extraordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroc;
S. M. le roi d'Espagne:
Don Juan Manuel Sanchez y Gutierrez de Gastro, duc d'Almodovar
del Rio, son ministre d'Etat, et
Don Juan Perez Caballero y Ferrer, son envoye* extraordinaire et
ministre plenipotentiaire pres S. M. le roi des Beiges;
Le President des Etats-Unis d'Amerique:
Le sieur Henry White, ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire
des Etats-Unis d'Amerique pres S. M. le roi d'Italie, et
Le sieur Samuel R. Gummere, envoye* extraordinaire et ministre
plenipotentiaire des Etats-Unis d'Amerique au Maroc;
Le president de la Republique francaise:
Le sieur Paul Revoil, ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire
de la Republique francaise aupres de la Confederation suisse;
Le sieur Eugene Regnault, ministre plenipotentiaire;
S. M. le roi du Royaume-Uni de Grande-Bretagne
et d'Irlande et des territoires britanniques
au dela des mers, empereur
des Indes:
Sir Arthur Nicolson, son ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire
pres S. M. Tempereur de toutes les Russies;
S. M. le roi d'Italie:
Le sieur Emile, marquis Visconti- Venosta, Chevalier de l'ordre de la
Tres-Sainte Annonciade, et
Le sieur Giulio Malmusi, son envoye extraordinaire et ministre pleni-
potentiaire au Maroc;
S. M. le sultan du Maroc:
El Hadj Mohamed ben el Arbi El Torres, son delegue ä Tanger et
son ambassadeur extraordinaire;
El Hadj Mohamed ben Abdesselam El Mokhri, son ministre des
depenses,
El Hadj Mohamed Es Seffar, et
Sid Abderrhaman Bennis;
S. M. la reine des Pays-Bas:
Le sieur jonkheer Hannibal Testa, son envoye" extraordinaire et
ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique;
S. M. le roi de Portugal et des Algarves, etc.
Le sieur Antoine, comte de Tovar, son envoyä extraordinaire et
ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique, et
202 Serträge.
Le sieur Francois-Robert, comte Martens Ferrao, pair da royaume,
8on envoye extraordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroe;
S. M. Fempereur de toutes les Russies:
Le sieur Arthur, comte Gassini, son ambassadeur extraordinaire et
plenipotentiaire pres S. M. catholique, et
Le sieur Basile de Bacheracht, son ministre au Maroc;
S. M. le roi de Suede:
Le sieur Robert Säger, son envoye" extraordinaire et ministre pleni-
potentiaire pres S. M. catholique et pres S. M. tres fidele.
Lesquels, munis de pleins pouvoirs qui ont ete* trouvls en bonne
et due forme, ont, conformement au Programme sur lequel S. M.
chärifienne et les puissances sont tombees d'accord, successivement
discute et adopte:
I. Une declaration relative a l'organisation de la police;
II. Un reglement organisant la surveillance et la repression de
la contrebande des armes; ,
III. Un acte de concession d'une banque d'Etat marocaine;
IV. Une declaration concernant un meilleur rendement des
impots et la creation de nouveaux revenus;
Y. Un reglement sur les douanes de l'empire et la repression
de la fraude et de la contrebande;
VI. Une declaration relative aux Services publics et aux travaux
publics,
et ayant juge* que ces diff&rents documents pourraient etre utilement
coordonne's en un seul instrument, les ont reunis en un acte genäral
compo8e des articles suivants:
CHAPITRE ler
Declaration relative a l'organisation de la police
Article premier. La Conference, appeläe par S. M. le sultan ä
se prononcer sur les mesures ne'cessaires pour organiser la police,
declare que les dispositions a prendre sont les suivantes.
Art. 2. La police sera placee sous l'autorite souveraine de
S. M. le sultan. Elle sera recrute'e par le makhzen parmi les musul-
mans marocains, commandee par des caids marocains et r^partie dans
les huit ports ouverts au commerce.
Art. 3. Pour venir en aide au sultan dans l'organisation de
cette police, des officiers et sous-officiers instructeurs espagnols, des
officiers et sous-officiers instructeurs francais seront mis k sa Dis-
position par leurs gouvernements respecüfs, qui soumettront leur
d^signation ä l'agre'inent de S. M. ch^rifienne. Un contrat pass4 entre
le makhzen et les instructeurs, en conformite' du reglement prevu a
Particle 4, determinera les conditions de leur engagement et fixera
©ertrage. 203
leur solde, qui ne pourra pas etre inferieure au double de la solde
correspondante au grade de chaque officier ou sous-offieier. II leur
sera alloue en outre une indemnite de residence variable suivant les
localites. Des logements convenables seront mis ä leur disposition par le
makhzen, qui fourniraegalement lesmonturesetles fourragesnäcessaires.
Les gouvernements auxquels ressortissent les instructeurs se
reservent le droit de les rappeler et de les remplacer par d'autres,
agrees et engages dans les memes conditions.
Art 4. Ces officiers et sous-officiers preteront pour une duree
de cinq annees, ä dater de la ratification de Pacte de la Conference,
leur concours k Porganisation des corps de police cherifiens. Ils
assureront Pinstruction et la discipline conformäment au reglement
qui sera etabli sur la matiere; ils veüleront egalement ä ce que les
hommes enroläs possedent Paptitude au Service militaire. D'une facon
generale, ils devront surveiller Padministration des troupes et con-
tröler le payement de la solde, qui sera effectue par Pamin, assiste
de l'officier instructeur comptable. Ils preteront aux autorites maro-
caines, investies du commandement de ces corps, leur concours
technique pour Pexercice de ce commandement
Les dispositioiw räglementaires propres a assurer le recrutement,
la discipline, Pinstruction et Padministration des corps de police
seront arret^es d'un common accord entre le ministre de la guerre
ch^rifien ou son dele'gue', Pinspecteur pr^vu k Particle 7, Pinstructeur
francais et Pinstructeur espagnol les plus eleves en grade.
Le reglement devra etre soumis au corps diplomatique ä Tanger
qui formulera son avis dans le delai d'un mois. Pass4 ce d^lai, le
reglement sera mis en application.
Art. 5. L'effectif total des troupes de police ne devra pas däpasser
2,500 hommes ni etre inferieur a 2,000. II sera reparti suivant
Pimportance des ports par groupes variant de 150 k 600 hommes.
Le nombre des officiers espagnols et francais sera de 16 ä 20; celui
des sous-officiers espagnols et francais de SO ä 40.
Art 6. Les fonds necessaires k Pentretien et au payement de la
solde des troupes et des officiers et sous-officiers instructeurs seront
avances au Tregor cherifien par la banque d'Etat, dans les limites du
budget annuel attribue a la police, qui ne devra pas däpasser deux
millions et demi de pesetas pour un effectif de deux mille cinq cents
hommes.
Art 7. Le fonctionnement de la police fera, pendant la meme
Periode de cinq annees, Pobjet d'une inspection generale qui sera
confiee par S. M. ch^rifienne k un officier supeneur de Parmee suisse
dont le choix sera propose k son agrement par le gouvernement
föderal suisse.
204 Verträge.
Cet officier prendra le titre d'inspecteur general et aura sa resi-
dence ä Tanger.
II inspectera, au moins nne fois par an, les divers corps de
police, et a la suite de ces inspections il etablira an rapport qu'il
adressera au makhzen.
En dehors des rapports reguliere, il pourra, s'il le juge neces-
aaire, etablir des rapports speciaux sur toute question concernant le
fonctionnement de la police.
Sans interyenir directement dans le commandement ou l'instruc-
tion, rinspecteur genäral se rendra compte des resultats obtenus par
la police cherinenne au point de vue du maintien de l'ordre et de
la s^curite dans les localitäs oü cette police sera installee.
Art. 8. Les rapports et Communications faits au makhzen par
rinspecteur general au sujet de sa mission seront en meme temps
remis en copie au doyen du corps diplomatique a Tanger, afin que
le corps diplomatique soit mis a meme de constater que la police
cherinenne fonctionne conformement aux decisions prises par la Con-
ference, de surveiller si eile garantit d'une maniere efficace et
conforme aux traue's la securite des peraonnes et des biens des
ressortissants etrangers, ainsi que celle des transaction commerciales.
Art. 9. En cas de reclamations dont le corps diplomatique serait
saisi par la legation interessee, le corps diplomatique pourra, en
avisant le representant du sultan, demander ä rinspecteur general de
faire une enquete et d'etablir un rapport sur ces reclamations, ä
toutes fins utiles.
Art. 10. L'inspecteur general recevra un traitement annuel de
25,000 francs. II lui sera aHoue, en outre, une indemnite de
6,000 francs pour frais de tournees. Le makhzen mettra ä sa disposition
une maison convenable et pourvoira a l'entretien de ses chevaux.
Art. 11. Les conditions materielles de son engagement et de son
installation, prevues ä l'article 10, feront Pobjet d'un contrat passe
entre lui et le makhzen. Ge contrat sera communique' en copie au
corps diplomatique.
Art. 12. Le cadre des instructeurs de la police cherinenne (offi-
ciers et sous-officiers) sera espagnol ä Tetouan, mixte ä Tanger,
espagnol ä Larache, francais ä Rabat, mixte ä Gasablanca et francais
dans les trois autres ports.
OHAPITRE II
Reglement organisant la surveillance et la repression de
la contrebande des armes
Art. 13. Sont prohibes dans toute Petendue de Teur^ire cherinen,
sauf dans le cas specific aux articles 14 et 15, l'importation et le
Verträge. 205
commerce des armes de guerre, pieces d'armes, munitions chargees
ou non chargees de toutes especes, poudres, salpetres, fulmicoton,
nitro-glycerine et toutes compositions destinäes exclusivement ä ]a
fabrication des munitions.
Art 14. Les explosifs n^cessaires a Pindustrie et aux travaux
publics pourront näanmoins etre indroduits. Un reglement, pris dans
les formes indiquees ä l'article 18, determinera les conditions dans
lesquelles sera effectuee leur importation.
Art. 15. Les armes, pieces d'armes et munitions destinäes aux
troupes de S. M. cherifienne seront admises apres Paccomplissement
des formalites suivantes:
Une declaration, signee par le ministre de la guerre maroeain,
enoncant le nombre et Pespece des fournitures de ce genre com-»
mandäes ä Pindustrie etrangere, devra etre presentee ä la legation
du pays d'origine qui y apposera son visa.
Le dedouanement des caisses et colis contenant les armes et
munitions livrees en execution de la commande du gouvernement
maroeain, sera opere* sur la produetion:
1° De la declaration speeifiee ci-dessus;
2° Du connaissement indiquant le nombre, le poids des colis, le
nombre et Pespece des armes et munitions qu'ils contiennent. Ce docu-
ment devra etre vise par la legation du pays d'origine qui marquera
au verso les quantites successives precedemment dödouan^es. Le
Tisa sera refuse ä partir du moment ou la commande aura etä inte-
gralement livree.
Art 16. L'importation des armes de chasse et de luxe, pieces
d'armes, cartouches chargees et non chargees est egalement interdite.
Elle pourra toutefois etre autorisee:
1° Pour les besoins strictement personnels de Pimportateur;
2° Pour Papprovisionnement des magasins d'armes autorises
conformement ä l'article 18.
Art. 17. Les armes et munitions de chasse ou de luxe seront
admises pour les besoins strictement personnels de Pimportateur, sur
la produetion d'un permis delivre par le repr£sentant du makhzen ä
Tanger. Si Pimportateur est etranger, le permis ne sera e'tabli que
sur la demande de la legation dont il releve.
En ce qui concerne les munitions de chasse, chaque permis
portera au maximum sur mille cartouches ou les fournitures neces-
saires ä la fabrication de mille cartouches.
Le permis ne sera donn^ qu'ä des personnes n'ayant encouru
aueune condamnation correctionnelle.
Art. 18. Le commerce des armes de chasse et de luxe, non
rayees, de fabrication etrangere, ainsi que des munitions qui s'y
206
rapportalt, sera reglessente, des que les eireonstanees k permettront,
per deomm ehenfieime, prise eonf or me i nent k Fsvis da eorps diplo-
matique a Täufer, statuant a la majorite des voix. D en sera de
meme des dedsions ayant paar bat de saspendre oa. de restremdre
Texereke de ee commerce.
8eales, let personnes ayant obtena ane Ikenee speciale et tempo-
räre da gouvernement maroesin, seront admises a ouvrir et ezploiter
des deoits d'armes et de manitions de chasse. Cette licenee ne sera
aecordee que sor demande ecrite de llnteresse, appuyee d*an »Tis
farorable de la legmtion dont ü releve.
Des reglements pris dans la forme indiquee au paragraphe premier
de eet article determineront le nombre des debfts pouvant etre
ouvert* a Tanger et eventuellement dans les ports qui seront uhe-
rieorement designes. Ds nxeront les formaliter imposees a Pimpor-
tation des explosifs a rusage de rindnstrie et des travaux publica,
des armes et manitions destinees a l'appitmsionnement des debits,
ainsi que les qaantites maiima qui pourront etre eonservees en depöt
En cas d'infraction aoz prescriptions reglementaires, la licenee
poorra etre retiree a titre temporaire oa a titre definitif, sans pre-
jadiee des autres peines encooraes par les delinquants,
Art 19. Toate introduction oa tentative d'introdaction de marchan-
dises prohibees donnera lieu a leur confiscation et en outre aux
peines et amendes ci-dessous, qui seront prononcees par la juridiction
com potente.
Art 20. L'introduction on tentative dlntroduction par un port
ouvert au commerce ou par un bureau de douane, sera punie:
1« D'one amende de 500 a 2,000 pesetas et d'une amende supple-
mentaire egale a trois fois la valeuf de la marchandise importee;
2° D'un emprisonnement de cinq joors ä un an ou de l'une des
deux plnalites seulement
Art 21. L'introduction oa tentative d'introduction en dehors
d'un port ouvert au commerce ou d'un bureau de douane sera punie:
1° D'une amende de 1,000 ä 5,000 pesetas et d'une amende
supplementaire egale k trois fois la vsleur de la marchandise importee;
2° D'un emprisonnement de trois mois a deux ans ou de l'une
des deux penalites seulement.
Art 22. La vente frauduleuse, le recel et le colportage des
marchandises prohibees par le present reglement seront punis des
peines eclictees ä l'article 20.
Art 23. Les complices des deiits prevus aux articles 20, 21 et
22 seront passibles des memes peines que les auteurs principaux.
Les eiements caracten'sant la complicite seront apprecies d'apres la
llgislation da tribunal saisi.
»ertrage. 207
Art. 24. Quand il y aura des indices slrietix, faisant soupconner
qu'un navire mouilU dans an port ouvert au commerce transporte,
en vue de leur indroduetion au Maroc, des armes, des munitions ou
d'autres marchandises prohibees, les agents de la douane chärifienne
devront signaler ces indices ä Pautorite* consulaire comp&ente afin que
celle-ci procede, avec Passistance d'un delägue de la douane che'ri-
fienne, aux enquetes, verifications ou visites qu'elle jugera necessaires.
Art. 25. Dans le cas d'introduction ou de tentative d'introductiou
par mer de marchandises prohibees, en dehors d'un port ouvert au
commerce, la douane marocaine pourra amener le navire au port le
plus proche pour etre remis ä Pautorite consulaire, laquelle pourra
le saisir et maintenir la saisie jusqu'au payement des amendes
prononeees. Toutefois, la saisie du navire devra etre levee, en tout
etat de l'instance, en tant que cette mesure n'entravera pas Pin-
struetion judiciaire, sur consignation du montant maximum de
Tarnende entre les mains de Pautorite consulaire ou sous caution
solvable de la payer, aeeeptäe par la douane.
Art. 26. Le makhzen conservera les marchandises confisqüees,
soit pour son propre usage, si elles peuvent lui servir, ä condition
que les sujets de l'empire ne puissent s'en procurer, soit pour les
faire vendre en pays etranger.
Les moyens de transport ä terre pourront etre confisquäs et
seront vendus au profit du Tresor cherifien.
Art. 27. La vente des armes reformees par. le gouvernement
marocain sera prohibee dans toute Petendue de Pempire cherifien.
Art. 28. Des primes, ä prälever sur le montant des amendes
prononeees, seront attribuees aux indicateurs qui auront amene la
Ü^couverte des marchandises prohibees et aux agents qui en auront
opdre* la saisie; ces primes seront ainsi attribuees apres deduetion,
s'il y a lieu, des frais du proces: un tiers ä repartir par la douane
entre les indicateurs, un tiers aux agents ayant saisi la marchandise,
et un tiers au Tre'sor marocain.
Si la saisie a ete* oplräe sans Pintervention d'un indicateur, la
moiti£*des amendes sera attribuee aux agents saisissants et Pautre
moitie au Tresor cherifien.
Art. 29. Les autorites douanieres marocaines devront signaler
directement aux agents diplomatiques ou consulaires les infractions
au präsent reglement commises par leurs ressortissants, afin que
ceux-ci soient poursuivis devant la juridiction compe'tente.
Les memes infractions, commises par des sujets marocains,
seront däfeVäes directement par la douane a Pautorite* chärifienne.
Un deMgue* de la douane sera Charge* de suivre la procedure
des affaires pendantes devant les diverses juridictions.
208 Verträge.
Art 30. Dans la region frontiere de l'Algene, Tapplication du
reglement sur la contrebande des armes restera l'affaire exclusive de
la France et da Haroc
De meme l'application du reglement sur la contrebande des
armes dans le Riff, et en gäneral dans les regions frontieres des
possessions espagnoles, restera l'affaire exclusive de l'Espagne et du
Maroc.
CHAPITRE III
Acte de concession d'une banque d'Etat
Art. 31. Une banque sera instituee au Maroc, sous le nom de
«Banque d'Etat du Maroc», pour exercer les droits ci-apres specifies
dont la concession lui est accordee par S. M. le sultan pour une
duree de quarante annees, ä partir de la ratincation du present acte.
Art 32» La banque, qui pourra executer toutes les Operations
rentrant dans les attributions d'une banque, aura le privilege exclusif
d'ämettre des billets au porteur, remboursables ä presentation, ayant
force liblratoire dans les caisses publiques de Tempire marocain.
La banque maintiendra, pour le terme de deux ans k compter
de la date de son entree en fonctions, une encaisse au moins Egale
a la moitie" de ses billets en circulation, et au moins egale au tiers,
apres cette pEriode de deux ans rävolue. Gette encaisse sera consti-
tuee pour au moins un tiers en or ou monnaie d'or.
Art 33. La banque remplira, a l'exclusion de toute autre banque
ou Etablissement de credit, les fonctions de tresorier payeur de
Tempire« A cet effet, le gouvernement marocain prendra les mesures
näcessaires pour faire verser dans les caisses de la banque les re-
venus des douanes, ä l'exclusion de la partie affectäe au Service de
l'emprunt 1904 et les autres revenus qu'il d&ignera.
Quant au produit de la taxe speciale creee en Tue de Paccom-
plissement de certains travaux publics, le gouvernement marocain
devra le faire verser ä la banqne, ainsi que les revenus qu'il pourrait
ulterieurement affecter ä la garantie de ses emprunts, la banque
ätant specialement chargee d'en assurer le Service, a l'exception
toutefois de l'emprunt 1904, qui se trouve regi par un contrat
special.
Art. 34. La banque sera l'agent financier du gouvernement,
tant au dedans qu'au dehors de Tempire, sans prejudice du droit
pour le gouvernement de s'adresser ä d'autres maisons de banque
ou Etablissements de credit pour ses emprunts publics. Toutefois,
pour lesdits emprunts, la banque jouira d'un droit de prEference,
ä conditions egales, sur toute maison de banque ou Etablissement
de credit
«ertrage. 209
Mais pour les bons du Tresor et autres effets de tresorerie ä
court terme que le gouvernement marocain voudrait negocier, sans en
faire l'objet öVune emission publique, la banque sera chargee, k l'ex-
clusion de tout autre etablissement, d'en faire, pour le compte du
gouvernement marocain, la negociation soit au Maroc, soit ä
l'etranger.
Art. 35. A valoir sur les rentrees du Tresor, la banque fera
au gouvernement marocain des avances en compte courant jusqu'ä
concurrence d'un million de francs.
La banque ouvrira, en outre, au gouvernement, pour une duree
de dix ans ä partir de sa Constitution, un credit qui ne pourra pas
depasser les deux tiers de son capital initial.
Ce credit sera reparti sur plusieurs annees et employe en
premier lieu aux depenses d'installation et d'entretien des corps
de police, organises conformement aux decisions prises par la Con-
ference, et subsidiairement aux depenses de travaux d'interet ge'neral
qui ne seraient pas imputees sur le fonds special prevu ä l'article
suivant.
Le taux de ces deux avances sera au maximum de 7%, commis-
sion de banque comprise, et la banque pourra demander au gouverne-
ment de lui remettre en garantie de leur montant une somme
equivalente en bons du Tresor.
Si, avant l'expiration des dix anne'es, le gouvernement marocain
venait a contracter un emprunt, la banque aurait la faculte d'obtenir
le remboursement immediat des avances faites conformement au
deuxieme alinea du present article.
Art. 86. Le produit de la taxe speciale formera un fonds special
dont la banque tiendra une comptabilite a part. Ge fonds sera
employe* conformement aux prescriptions arretees par la Conference.
En cas d'insuffisance et ä valoir sur les rentrees ulterieures, la
banque pourra ouvrir ä ce fonds un credit dont Pimportance ne
depassera pas le montant des encaissements pendant l'ann^e an-
te^rieure.
Les conditions de taux et de commission seront les memes que
Celles fixees ä l'article precedent pour l'avance en compte-courant
au Tresor.
Art. 37. La banque prendra les mesures qu'elie jugera utiles
pour assainir la Situation monetaire au Maroc. La monnaie espagnole
continuera a etre admise ä la circulation avec force liberatoire.
En consequence, la banque sera exclusivement chargee de l'achat
des m^taux precieux, de la frappe et de la refonte des monnaies,
ainsi que de toutes autres Operations monetaires qu'elie fera pour le
compte et au profit du gouvernement marocain.
©terdfl, SWaroffofragc. 14
210 ©ertrage.
Art. 38. La banque, dont le siege social sera ä Tanger, etablira
des 8uccursales et agences dans les principales villes da Maroc et
dans tout autre endroit od eile le jagera utile.
Art. 39. Les emplacements necessaires ä Fetablissement de la
banque, ainsi que de ses succursales et agences au Maroc, seront
mis gratuitement ä sa disposition par le gouvernement; k l'expiration
de la concession, le gouvernement en reprendra possession et rem-
boursera, ä la banque les frais de construction de ces etablissements.
La banque sera en outre autorisee ä acquerir tout bätiment et terrain
dont eile pourrait avoir besoin pour le meme objet.
Art. 40. Le gouvernement cherifien assurera sous sa responsa-
bilite la securitä et la protection de la banque, de ses succursales
et agences. A cet effet, il mettra dans chaque ville une garde süffi-
sante k la disposition de chacun de ces etablissements.
Art. 41. La banque, ses succursales et agences, seront exemptes
de tout impöt ou redevance ordinaire ou extraordinaire, existants ou
a creer; il en est de meme pour les immeubles affecte's a ses Services,
les titres et coupons de ses actions et ses billets. L'importation et
l'exportation des metaux et monnaies, destines aux Operations de la
banque seront autorisees et exemptes de tout droit.
Art. 42. Le gouvernement cherifien exercera sa haute surveillance
sur la banque par un haut commissaire marocain, nomme par lui
apres entente prealable avec le conseil d'administration de la banque.
Ge haut commissaire aura le droit de prendre connaissance de
la gestion de la banque; il controlera Immission des billets de banque
et veillera ä la stricte Observation des dispositions de la concession.
Le haut commissaire devra signer chaque billet ou y apposer
son sceau; il sera Charge de la surveillance des relations de la banque
avec le Tresor imperial.
II ne pourra pas s'immiscer dans l'adininistration et la gestion
des affaires de la banque. Mais il aura toujours le droit d'assister
aux reunions des censeurs.
Le gouvernement cherifien nommera un ou deux commissaires
adjoints, qui seront specialement charges de contröler les Operations
financieres du Tresor avec la Banque.
Art. 43. Un reglement precisant les rapports de la banque et
du gouvernement marocain sera etabli par le comite special prevu
ä Particle 57 et approuve par les censeurs.
Art. 44. La banque, constituee avec approbation du gouverne-
ment de S. M. cberifienne sous la forme des societes anonymes, est
regie par la loi francaise sur la matiere.
Art. 45. Les actions intentees par la banque au Maroc seront
portees devant le tribunal consulaire du defendeur ou devant la
Serträge. 211
juridiction marocaine, conformlment aux regles de compätence etablies
par les traites et les firmans cherifiens.
Les actions intentees au Maroc contre la banque seront portees
devant un tribunal special compose* de trois magistrats consolaires
et de deux assesseurs. Le corps diplomatique etablira chaque annee
la liste des magistrats, des assesseurs et de leurs suppleants.
Ce tribunal appliquera ä ces causes les reglements de droit, de
procedura et de competence 4dictes en matiere commerciale par la
legislation francaise.
L'appel des jugements prononces par ce tribunal sera porte
devant la cour föderale de Lausanne qui statuera en dernier ressort.'
Art 46. En cas de contestation sur les clauses de la concession
ou de ütiges pouvant survenir entre le gouvernement marocain et la
banque, le differond sera soumis, sans appel ni recours, k la cour
federale de Lausanne.
Seront egalement soumises ä cette cour, sans appel ni recours,
toutes les contestations qui pourraient s'elever entre les actionnaires et
la banque sur l'execution des Statuts ou k raison des affaires sociales.
Art. 47. Les Statuts de la banque seront etablis d'apres les
bases suivantes par un comite special preWu ä l'article 57. Ils seront
approuves par les censeurs et ratifies par Tassemblee generale des
actionnaires.
Art. 48. L'assemblee generale constitutive de la societe* fixera
le Heu oü se tiendront les assemblees des actionnaires et les reunions
du conseil d'administration; toutefois, ce dernier aura la faculte de
se reunir dans toute autre ville, s'il le juge utile.
La direction de la banque sera fixee ä Tanger.
Art. 49. La banque sera administree par un conseil d'admini-
stration compose d'autant de membres qu'il sera fait de parts dans
le capital initial.
Les administrateurs auront les pouvoirs les plus etendus pour
radministration et la gestion de la societe; ce sont eux notamment
qui nommeront les directeurs, sous-directeurs et membres de la
commission indiquee ä Tarticle 54, ainsi que les directeurs des suc-
cursales et agences.
Tous les employes de la societe seront recrutes, autant que
possible, parmi les ressortissants des diverses puissances qui ont pris
part ä la souscription du capital.
Art. 50. Les administrateurs, dont la nomination sera faite par
l'assemblee generale des actionnaires, seront designes ä son agrement
par les groupes souscripteurs du capital.
Le premier conseil restera en fonctions pendant cinq annees.
A l'expiration de ce delai, il sera procede ä son renoave 11 erneut a
14»
212 Vertrage.
raison de trois membres par an. Le sort determinera l'ordre de
sortis des administrateurs; ils seront r^ligibles.
A la Constitution de la sociltä, chaque groupe souscripteur aura
le droit de däsigner autant d'administrateurs qu'il aura souscrit de
parts entieres, sans qne les groupes soient Obligos de porter leur
cboix sar un candidat de lenr propre nationalite.
Les groupes sonscripteors ne conserveront lenr droit de desig-
nation des administrateurs, lors du remplacement de ces derniers ou
du renouvellement de leur mandat, qu'autant qu'ils pourront justifier
etre encore en possession de, au moins, la moitiE de la part pour
laquelle ils exercent ce droit
Dans le cas oü, par suite de ces dispositions, un groupe sous-
cripteur ne se trouverait plus en mesure de designer un admini-
strateur, l'assemblee generale des aetionnaires pourvoirait directement
a cette d&ignation.
Art 51. Chacun des Etablissements ci-apres, Banque de Pempire
allemand, Banque d'Angleterre, Banque d'Espagne, Banque de France,
nommera, avec l'agr^ment de son gouvernement, un censeur auprea
de la Banque d'Etat du Maroc.
Les eenseurs resteront en fonctions pendant quatre annees. Les
eenseurs sortante peuvent etre designes ä nouveau.
En cas de deces ou de demission, il sera pourvu a la vacance
par l'ätablissement qui a procdde ä la dtaignation de Tancien titu-
laire, mais seulement pour le temps oü ce dernier devait rester en
Charge.
Art. 52. Les eenseurs qui exerceront leur mandat en vertu du
present acte des puissances signataires devront, dans Finteret de
celles-ci, veiller sur le bon fonetionnement de la banque et assurer
la stricte Observation des clauses de la concession et des Statuts»
Ils veilleront ä l'exact aecomplissement des prescriptions concernant
Immission des billets et devront surveiller les Operations tendant a
l'assainissement de la Situation mon&aire; mais ils ne pourront jamais,
sous quelque pre* texte que ce soit, s'immiscer dans la gestion dea
affaires, ni dans l'administration inteneure de la banque.
Chacun des eenseurs pourra examiner en tout temps les comptes
de la banque, demander soit au conseil d'administration, soit ä la
direction des informations sur la gestion de la banque et assister
aux reunions du conseil d'administration, mais seulement avec voix
consultative.
Les quatre eenseurs se räuniront a Tanger, dans l'exercice de
leurs fonctions, au moins une fois tous les deux ans, a une dato a
concerter entre eux. D'autres reunions, a Tanger ou ailleurs, devront
avoir lieu, si trois des eenseurs l'exigent.
Serträge. 213
Les quatre censeurs dresseront, d'un commun accord, un rapport
annuel qui sera Annexe a celui da conseil d'administration. Le con-
seil d'administration transmettra, sans d&ai, une copie de ce
rapport ä chacun des gouvernements signataires de l'acte de la Con-
ference.
Art. 53. Les emoluments et indemnites de d^placement, affectes
aux censeurs, seront etablis par le comitä d'etudes des Statuts. Ils
seront directement verses a ces agents par les banques chargees de
leur designation et rembourses ä ces etablissements par la Banque
d'Etat du Maroc.
Art. 54. II sera institue ä Tanger aupres de la direction une
commission de membres choisis par le conseil d'administration sans
di8tinction de nationalite, parmi les notables residant ä Tanger, pro-
prietaires d'actions de la banque.
Gette commission, qui sera presidee par un des directeurs ou
sous-directeurs, donnera son avis sur les escomptes et ouvertures
de credit.
Elle adressera un rapport mensuel sur ces diverses questions au
conseil d'administration.
Art 55. Le capital, dont l'importance sera ffxee par le comite
special designe ä l'article 57, sans pouvoir etre inferieur ä 15 millions
de francs, ni supe'rieur ä 20 millions, sera forme* en monnaie or, et
les actions, dont les coupures representeront une valeur äquivalente
a 500 francs, seront libellees daus les diverses monnaies or, a un
change fixe determine par les Statuts.
Ge capital pourra etre ulterieurement augmente, en une ou plu-
sieurs fois, par decision de l'assemblee generale des actionnaires.
La 80uscription de ces augmentations de capital sera r^servee ä
tous les porteurs d'actions, sans distinction de groupes, proportion-
nellement aux titres possädes par chacun d'eux.
Art. 56. Le capital initial de la banque sera divise en autant
de parts egales qu'il y aura de parties prenantes parmi les puissances
representes k la Conference.
A cet effet, chaque puissance designera une banque qui exercera,
soit pour elle-meme, soit pour un groupe de banques, le droit de
souscription ci-dessus sp^cifie, ainsi que le droit de designation des
administrateurs, pr£vu ä l'article 50. Toute banque choisie comme
chef de groupe pourra, avec l'autorisation de son gouvemement
etre remplacee par une autre banque du meme pays.
Les Etats qni voudraient se prevaloir de leur droit de sous-
cription auront ä communiquer cette intention au gouvemement royal
d'Espagne dans un delai de quatre semaines, ä partir de la signature
du präsent acte par les repräsentants des puissances.
Verträge. 215
Le taux de cette retenue sera fixe, d'un commun accord, par le
makhzen et le corps diplomatique ä Tanger.
Art. 60. Conformement au droit qui leur a ite reconnu par
l'article 11 de la Convention de Madrid, les etrangers pourront
acquerir des proprietes dans toute l'etendue de Tempire chenfien et
S. M. le sultan donnera aux autorites administratives et judiciaires
les instructions necessaires pour que Pautorisation de passer les
actes ne soit pas refusäe sans motif legitime. Quant aux trans-
missions ulterieures par actes entre vifs ou apres deces, elles conti-
nueront ä s'exercer sans aucune entrave.
Dans les ports ouverts au commerce et dans un rayon de 10 kilo-
metres autour de ces ports, S. M. le sultan accorde, o?une facon
generale et sans qu'il soit däsormais necessaire de l'obtenir speciale-
ment pour chaque achat de propri^te par les etrangers, le consente-
ment exige par Part 11 de la Convention de Madrid.
A Ksar-el-Kebir, Arzila, Asemour et eventuellement dans d'autres
localites du littoral ou de l'interieur, Pautorisation generale ci-dessus
mentionnäe est £galement accord e*e aux etrangers, mais seulement
pour les acquisitions dans un rayon de 2 kilometres autour de ces
villes.
Partout ou les etrangers auront acquis des proprietes, ils pour«
ront elever des constructions en se conformant aux reglements et
usages.
Avant d'autoriser la rädaction des actes transmissifs de propri&e,
le cadi devra s'assurer, conformement ä la loi musulmane, de la
r^gularitö des titres.
Le makhzen däsignera, dans chacune des villes et circonscriptions
indiquees au present article, le cadi qui sera Charge d'effectuer ces
verifications.
Art. 61. Dans le but de creer de nouvelles ressources au
makhzen, la Conference reconnait en principe qu'une taxe pourra etre
etablie sur les constructions urbaines.
Une partie des recettes ainsi realisees sera affectee aux besoins
de la voirie et de Phygiene municipales, et d'une facon generale,
aux depenses d'amelioration et d'entretien des villes.
La taxe sera due par le proprietaire marocain ou etranger sans
aucune distinction; mais le locataire ou le detenteur de la clef en
sera responsable envers le Tresor marocain.
Un reglement edicte d'un commun accord par le gouvernement
cherifien et le corps diplomatique ä Tanger fixera le taux de la taxe,
son mode de perception et d'application, et determinera la quotite
des ressources ainsi creees qui devra etre affectee aux depenses
d'amelioration et d'entretien des villes.
216 «ertrage.
A Tanger, cette quotite* sera vereee au conseil sanitaire inter-
national, qoi en rlglera l'emploi jusqu'ä la ereation d'une Organi-
sation municipale.
Art 62. S. M. cb^rifienne ayant dlcide en 1901 que les fonction-
naires marocains cbarges de la perception des impots agricoles ne
recevraient plus des populations ni sokhra ni mouna, la Conference
estime que cette regle devra etre g4n4ralisee autant que possible.
Art. 63. Les delegues chärifiens ont expose* que des biens babous
ou certaine8 propri&äs domaniales, notamment des immeubles du
makhzen, occupes contre payement de la redevance de 6%» 80nt
detenus par des ressortissants Itrangers, sans titres reguliere ou en
vertu de contrats sujets a revision. La Conference, desireuse de
remedier a cet Itat de choses, Charge le corps diplomatique ä Tanger
de donner une Solution equitable a ces deux questions, d'accord ayec
le commi8saire 'special que S. M. cheVinenne youdra bien designer a
cet effet
Art 64. La Conference prend acte des propositions formulees par
les delegues chenfiens au sujet de la ereation de taxes sur certains
commerce8, industries et professions.
Si, k la suite de l'application de ces taxes aux sujets marocains,
le corps diplomatique k Tanger estimait qa'il y a lieu de les etendre
aax ressortissants etrangers, il est des k präsent specific que lesdites
taxes seront exclusivement municipales.
Art 65. La Conference se rallie k la proposition faite par la
delegation marocaine d'etablir avec l'assistance du corps diplomatique:
a) un droit de timbre sur les contrats et actes autbentiques
passäs devant les adouls;
b) un droit de mutation, au maximum de deux pour cent, aar
les ventes immobilieres ;
c) un droit de statistique et de pesage, au maximum de un
pour cent ad volarem, sur les marebandises transportees par cabotage;
d) un droit de passeport ä percevoir sur les sujets marocains;
e) eventuellement, des droits de quais et de phares dont le pro-
du ditevra etre affecte ä l'amelioration des ports.
Art 66. A titre temporaire, les marebandises d'origine Prangere
seront frappees, a leur entree au Maroc, d'une taxe speciale s'&evant
ä 27a % ad volarem. Le prodnit integral de cette taxe formera
un fonds special qui sera affecte* aux depenses et ä l'ex£cution de
travaux publics destines au developpement de la navigation et du
commerce en gene"ral dans l'empire ch£rifien.
Le programme des travaux et leur ordre de priorite seront
arretes, d'un commun aecord, par le gouvernement chenfien et par
le corps diplomatique ä Tanger.
IBerträoe. 217
Les etudes, de vis, projets et cahiers des charges s'y rapportant
seront etablis par un ingenieur competent nomme par le gouverne-
ment cherifien d'accord avec le corps diplomatique. Get Ingenieur
pourra au besoin etre assiste d'un ou plusieurs ingenieurs adjoints.
Leur traitement sera impute sur les fonds de la caisse speciale.
Les fonds de la caisse speciale seront deposes a la ßanque
d'Etat du Maroc qui en tiendra la comptabilite.
Les adjudicaüons publiques seront passees dans les formes et
suivant les conditions generales prescrites par un reglement que le
corps diplomatique ä Tanger est Charge d'etablir avec le representant
de S. M. cherifienne.
Le bureau d'adjudication sera compose d'un representant du
gouvernement cherifien, de trois d^legues du corps diplomatique et
de l'ingenieur.
L'adjudication sera prononcee en faveur du soumissionnaire qui,
en se conformant aux prescriptions du cahier des charges, presen-
tera Poffre remplissant les conditions generales les plus avanta-
geuses.
En ce qui concerne les sommes provenant de la taxe speciale,
et qui seraient percus dans les bureaux de douane etablis dans les
regions visees par l'article 103 du reglement sur les douanes, leur
emploi sera regle 1 par le makhzen avec l'agrement de la puissance
limitrophe, conform^ment aux prescriptions du present article.
Art. 67. La Conference, sous reserve des observations presentees
a ce sujet, emet le vceu que les droits d'exportation des marchandises
ci-apres soient reduits de la maniere suivante:
Pois chiches 20%
Mais 20%
Orge 50%
Ble 347
Art. 68. S. M. cherifienne consentira ä elever ä dix mille le
chiffre de six mille totes de betail de Pespece bovine que chaque
puissance aura le droit d'exporter du Maroc. L'exportation pourra
avoir Heu par tous les bureaux de douane. Si, par suite de circon-
stances malheureuses, une penurie de betail etait constatee dans une
region determinee, S. M. cherifienne pourrait interdire temporairement
la sortie du betail par le port ou les ports qui desservent cette
re'gion. Cette mesure ne devra pas exceder une duree de deux
annees ; eile ne pourra pas etre appliquee a la fois ä tous les ports de
l'empire.
II est d'ailleurs entendu que les dispositions pre'c^dentes ne modi-
fient pas les autres conditions de l'exportation du betail, fixees par
les firmans ante'rieurs.
218 ©ertrage.
La Conference emet en outre le vceu qu'un Service d'inspection
veterinaire soit organise au plus tot dans les ports de la cöte.
Art. 69. Conformement aux decisions anterieures de S. M.
cherifienne et notamment ä la decision du 28 septembre 1901, est
autorise entre tous les ports de l'empire le transport par cabotage
des cereales, graines, Ügumes, oeufs, fruits, volailles et en generai
des marchandises et animaux de toute espece, originaires ou non du
Maroc, a l'exception des chevaux, mulets, änes et cbameaux, pour
lesquels un permis special du makhzen sera näcessaire. Le cabotage
pourra etre effectue par des bateaux de toute nationalite, sans que
lesdits articles aient a payer les droits d'exportation, mais en se
conformant aux droits speciaux et aux reglements sur la matiere.
Art. 70. Le taux des droits de stationnement ou d'ancrage,
imposes aux navires dans les ports marocains, se trouvant fixes par
des traites passes avec certaines puissances, ces puissances se
montrent dispose'es a consentir la revision desdits droits. Le corps
diplomatique a Tanger est Charge* d'etablir, d'accord avec le makhzen,
les conditions de la revision qui ne pourra avoir Heu qu'apres
Pam&ioration des ports.
Art 71. Les droits de magasinages en douane seront percus
dans tous les ports marocains oü il existera des entrepots suffisants,
conformement aux reglements pris ou ä prendre sur la matiere par
le gouvernement de S. M. cherifienne, d'accord avec le corps diploma-
tique ä Tanger.
Art. 72. L'opium et le kif continueront a faire l'objet d'uu
monopole au profit du gouvernement cherifien. Neanmoins, Pimpor-
tation de Popium specialement destine a des emplois pharmaceutiques
sera autorisee par permis special, delivre par le makhzen, sur la
demande de la legation dont releve le pharmacien ou medecin
importateur. Le gouvernement cherifien et le corps diplomatique
regleront, d'un commun accord, la quantite maxima a introduire.
Art. 73. Les repre*sentants des puissances prennent acte de
l'intention du gouvernement cherifien d'etendre aux tabacs de toutes
sortes le monopole existant en ce qui concerne le tabac ä priser.
Ils reservent le droit de leurs ressortissants a etre düment indemnises
des prejudices que ledit monopole pourrait occasioner ä ceux d'entre
eux qui auraient des industries creees sous le regime actuel con-
cernant le tabac. A defaut d'entente amiable, Tindemnite sera fixee
par des experts designes par le makhzen et par le corps diploma-
tique, en se conformant aux dispositions arretees en matiere d'ex-
propriation pour cause d'utilite publique.
Art. 74. Le principe de l'adjudication, sans acceptation de
nationalite, sera applique aux form es concernant le monopole de
IBerttaße. 219
l'opium et du kif. II en serait de meme pour le monopole du tabac
s'il etait etabli.
Art. 75. Au eas oü il y aurait Heu de modifier quelqu'une des
dispositions de la presente declaration, une entente devra s'&ablir
a ce sujet entre le makhzen et le corps diplomatique a Tanger.
Art. 76. Dans tous les cas prävus par la präsente declaration
oü le corps diplomatique sera appele ä intervenir, sauf en ce qui
concerne les articles 64, 70 et 75 les decisions seront prises ä la
majorite* de voix.
CHAPITRE V
Reglement sur les douanes de l'empire et la r^pression
de la fraudo et de la contrebande
Art 77. Tout capitaine de navire de commerce, venant de
l'&ranger ou du Maroc, devra, dans les vingt-quatre heures de son
admission en libre pratique dans un des ports de l'empire, deposer
au bureau de douane une copie exacte de son manifeste, signee par
lui et certifiee conforme par le consignataire du navire. II devra,
en outre, s'il en est requis, donner communication aux agents de la
douane de Foriginal de son manifeste.
La douane aura la faculte* d'installer a bord un ou plusieurs
gardiens pour prevenir tout trafic illegal.
Art. 78. Sont exempts du depöt du manifeste:
1° Les bätiments de guerre ou affrätes pour le compte d'une
puissance ;
2° Les canots appartenant ä des particuliers qui s'en ser-
vent pour leurs usage en s'abstenant de tout transport de mar-
chandises ;
3° Les bateaux ou embarcations employes a la peche en vue
des cötes;
4° Les yachts uniquement employes a la navigation de plaisance
et enregistres au port d'attache dans cette categorie;
5° Les navires charges specialement de la pose et de la rlpa-
ration des cäbles telegraphiques;
6° Les bateaux uniquement affretes au sauvetage;
7° Les bätiments hospitaliers ;
8° Les navires-ecoles de la marine marchande, ne se livrant
pas ä des Operations commerciales.
Art. 79. Le manifeste, de* pose a la douane, devra enoncer la
nature et la provenance de la cargaison avec les marques, et
lnume'ros des caisses, balles, ballots, barriques, etc.
Art. 80. Quand il y aura des indices serieux, faisant soupconner
'inexactitude du manifeste, ou quand le capitaine du navire refusera
220 Verträge.
de se preter a la visite et aux verifications des agents de la douane,
le caa sera Signale" ä Tautorite consulaire competente, afin que
celle-ci procede avec im delegue de la douane cherifienne aux
enquetes, visites et verifications qu'elle jngera necessaires.
Art. 81. Si, a l'expiraüon du delai de vingt-quatre beures
indique a l'article 77, le capitaine n'a paa depose" son manifeste, il
sera passible, a moins que le retard ne provienne d'un cas de force
majeure, d'une amende de cent cinquante pesetas par jour de retard,
aans toutefois que cette amende puisse depasser siz cents pesetas.
Si le capitaine a presente frauduleusement un manifeste inexact ou
incomplet, il sera personnellement condamne au payement d'une
somme egale ä la valeur des marchandises pour lesquelles il n'a pas
produit de manifeste et a une amende de cinq cents ä mille pesetas;
le b&timent et les marchandises pourront en outre etre saisis par
l'autorite consulaire competente pour la surete de Tarnende.
Art. 82. Toute personne, au moment de deMouaner les mar-
chandises importees, ou destinees ä l'exportation, doit faire ä la douane
une declaration detaillee, enoncant Pespece, la qualite, le poids, le
nombre, la mesure et la valeur des marchandises, ainsi que Pespece,
les marques et les numeros des colis qui les contiennent
Art. 83. Dans le cas ou, lors de la visite, on trouvera moins
de colis ou de marchandises qu'il n'en a ete däclarä, le declarant, ä
moins qu'il ne puisse justifier de sa bonne foi, devra payer double
droit pour les marchandises manquant, et les marchandises presentees
8eront retenues en douane pour la surete de ce double droit; si, au
contraire, on trouve k la visite un excedent quant au nombre des
colis, a la quantite ou au poids des marchandises, cet excedent sera
saisi et confisque au profit du makhzen, ä moins que le declarant ne
paisse justifier de sa bonne foi.
Art -64. Si la declaration a ete reconnue inexacte, quant ä
Pespece ou ä la qualite 1 , et si le declarant ne peut justifier de sa
bonne foi, les marchandises inexactement declarees seront saisies et
confisquees au profit du makhzen par l'autorite competente.
Art. 85. Dans le cas oü la declaration serait reconnue inexacte
quant a la valeur declaree et si le declarant ne peut justifier de
sa bonne foi, la douane pourra, soit prelever le droit en nature
seance tenante, soit, au cas ou la marchandise est indivisible,
acque'rir ladite marchandise, en payant immediatement au declarant
la valeur declaree, augmentee de 5 0/0.
Art. 86. Si la declaration est reconnue fausse quant ä la nature
de marchandises, celles-ci seront considerees comme n'ayant pas e"te
declarees et l'infraction tombera sous l'application des articles 88 et
90 ci-apres et sera punie des peines preroes auxdits articles.
SBcrtrftflc. 221
Art. 87. Toute tentative ou tout flagrant delit d'introduction,
toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation en contrebande
de marchandi8es soumises aux droits, soit par mer, soit par terre,
seront passibles de la confiscation des marchandises, sans prejudice
des peines et amendes ci-dessous qui seront prononcees par la juri-
diction competente.
Seront en outre saisis et confisques les moyens de transport
par terre, dans le cas oü la contrebande constituera la partie prin-
cipale du chargement.
Art. 88. Toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation en
contrebande par un port ouvert au commerce ou par un bureau de
douane seront punis d'une amende ne depassant pas le triple de
la valeur des marchandises, objet de la fraude, et d'un empri-
sonnement de cinq jours ä six mois, ou de l'une des deux peines
seulement
Art. 89. Toute tentative ou tout flagrant delit d'introduction,
toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation, en dehors d'un
port ouvert au commerce ou d'un bureau de douane, seront punis
d'une amende de trois cents a cinq cents pesetas et d'une amende
supplementaire egale ä trois fois la valeur de la marchandise, ou
d'un emprisonnement d'un mois ä un an.
Art 90. Les complices des delits prevus aux articles 88 et 89,
seront passibles des memes peines que les auteurs principaux. Les ele-
ments, caracterisant la complicite" seront appr^cies d'apres la legis»
lation du tribunal saisi.
Art. 91. En cas de tentative ou flagrant delit d'importation, de
tentative ou flagrant delit d'exportation de marchandises par un
navire en dehors d'un port ouvert au commerce, la douane marocaine
pourra amener le navire au port le plus proche pour etre remis
ä l'autorite consulaire, laquelle pourra le saisir et maintenir la
saisie jusqu'ä ce qu'il ait acquitte le montant des condamnations
prononcees.
La saisie du navire devra etre levee, en tout e*tat de l'instance,
en tant que cette mesure n'entravera pas l'instruction judiciaire, sur
consignation du montant maximum de Tarnende entre les mains de
l'autorite consulaire, ou sous caution solvable de la payer acceptäe
par la douane.
Art 92. Les dispositions des articles precedents seront appli-
cables a la navigation du cabotage.
Art. 93. Les marchandises, non soumises aux droits d'exportation,
embarquäes dans un port marocain pour etre transportees par mer
dans un autre port de l'empire, devront etre accompagnees d'un cer-
tificat de sortie delivre par la douane, sous peine d'etre assujetties
222 Verträge.
au payement du droit d'importation et meme confisquees, si eil es ne
figuraient pas au manifeste.
Art. 94. Le transport par cabotage des produits soumis au
droit d'exportation ne pourra s'effectuer qu'en consignant au bureau
de derart, contre quittance, le montant des droits d'exportation re-
latifs a ce8 marchandises.
Cette consignation sera remboursee au deposant par le bureau
oü eile a 4te effectuee, sur production d'une däclaration revetue par
la douane de la mention d'arrivee de la marchandise et de la quit-
tance constatant le depöt des droits. Les pieces justificatives de
Parrive'e de la marchandise devront etre produites dans les trois
mois de l'expedition. Passe ce delai, a moins que le retard ne
provienne d'un cas de force majeure, la somme consignee deviendra
la propriäte du makhzen.
Art 95. Les droits d'entree et de sortie seront payes au comp-
tant au bureau de douane oü la liquidation aura ete effectuee. Les
droits ad volorem seront liquides suivant la valeur au comptant et
en gros de la marchandise rendue au bureau de douane et franche
des droits de douane et de magasinage. En cas d'avarie, il sera
tenu compte dans Testimation de la depreciation subie par la mar-
chandise. Les marchandises ne pourront etre retirees qu'apres le
payement des droits de douane et de magasinage.
Toute prise en Charge ou perception devra faire l'objet d'un
recepisse regulier, d^livre par Tagen t Charge de l'operation.
Art. 96. La valeur des principales marchandises, taxees par les
douanes marocaines, sera determinee, chaque annee, par une com-
mission des valeurs douanieres, reunie a Tanger et composee de:
1° Trois membres designes par le gouvernement marocain;
2° Trois membres designes par le corps diplomatique ä Tanger;
3° Un delegue de la Banque d'Etat;
4° Un agent de la delägation de l'emprunt marocain 5 % 1904.
La commission nommera douze ä vingt membres honoraires,
domicilies au Maroc, qu'elle consultera quand il s'agira de fixer les
yaleur8 et toutes les fois qu'elle le jugera utile. Ges membres hono-
raires seront choisis sur les listes des notables etablies par chaque
legation pour les etrangers et par le repr^sentant du sultan pour les
Marocains. IIa seront designes, autant que possible, proportionelle-
ment ä Timportance du commerce de chaque nation.
La commission sera nomme'e pour trois annees.
Le tarif des yaleurs, fixe par eile, servira de base aux estima-
tions qui seront faites dans chaque bureau par l'administration des
douanes marocaines. II sera affiche' dans les bureaux de douane et
dans les chancelleries des legations ou des consulats ä Tanger.
«ertrage. 223
Le tarif sera susceptible d'etre revise au bout de six mois, si
des modifications notables sont survenues dans la valeur de certaines
marchandi8e8.
Art. 97. Un comite permanent dit «comite des douanes» est
institue a Tanger et nomme pour trois annees. II sera compose
d'un commissaire special de S. M. cherifienne, d'un membre du corps
diplomatique ou consulaire designe par le corps diplomatique ä
Tanger et d'un delegue de la Banque d'Etat. II pourra s'adjoindre,
ä titre consultatif, un ou plusieurs repre'sentants du Service des douanes.
Ce comite exercera sa haute surveillance sur le fonetionnement
des douanes et pourra proposer ä S. M. cherifienne les mesures qui
seraient propres a apporter des ameliorations dans le Service et ä
assurer la regularite et le contröle des Operations et pereeptions
(debarquements, embarquements, transports ä terre, manipulations,
entrees et sorties des marchandises, magasinage, estimation, liqui-
dation et pereeption des taxes). Par la creation du comite des
douanes, il ne sera porte aueune atteinte aux droits stipules en faveur
des porteurs de titres par les articles 15 et 16 du contrat d'emprunt
du 12 juin 1904.
Des instruetions, elaborees par le comite des douanes et les
Services interesses, determineront les details de l'application de
l'article 96 du present acte. Elles seront soumises ä l'avis du corps
diplomatique.
Art. 98. Dans les douanes oü il existe des magasins suffisants,
le Service de la douane prend en Charge les marchandises debarquees
a partir du moment oü elles sont remises, contre reeepisse, par le
capitaine du bateau aux agents preposes ä l'acconage jusqu'au mo-
ment oü elles sont regulierement dedouanees. II est responsable
des dommages causes par les pertes ou avaries de marchandises qui
sont imputables a la faute ou a la negligence de ses agents. II n*est
pas responsable des avaries resultant soit du deperissement naturel
de la marchandise, soit de son trop long sejour en magasin, soit de
cas de force majeure.
Dans les douanes oü il n'y a pas de magasins suffisants, les
agents du makhzen sont seulement tenus d'employer les moyens de
preservation dont dispose le bureau de la douane.
Une revision du reglement de magasinage actuellement en vigueur
sera effectuee par les soins du corps diplomatique statuant a la
majorite, de concert avec le gouvernement cherifien.
Art. 99. Les marchandises et les moyens de transport a terre
confisque*s seront vendus par les soins de la douane dans un delai
de huit jours ä partir du jugement definitif rendu par le tribunal
competent.
224 Verträge.
Art. 100. Le produit net de la vente des marchandises et ob-
jets confisques et acquis definitivement a FEtat, celui des amendes
pecuniaires, ainsi que le montant des tansactions, seront, apres
däduction des frais de toute nature, repartis entre le Tresor chen-
fien et ceux qui auront participe ä la repression de la fraude ou de
la contrebande :
Un tiers a repartir par la douane entre les indicateurs,
Un tiers aux agents ayant saisi la marchandise,
Un tiers au Tresor marocain.
Si la saisie a ete" operee sans Intervention d'un indieateur, la
moitie des amendes sera attribuee aux agents saisissants et Pautre
moitie au Tresor marocain.
Art. 101. Les aatorites douanieres marocaines devront signaler
directement aux agents diplomatiques ou consulaires les infractions
an present reglement commises par leurs ressortissants, afin que
ceux-ci soient poursuivis devant la juridition compätente.
Les memes infractions commises par des sujets marocains seront
deierees directement par la douane ä Pautorite cberifienne.
Un del^gue de la douane sera Charge" de suivre la procedura des
affaires pendantes devant les diverses juridictions.
Art. 102. Toute confiscation, amende ou penalite devra etre
prononcee pour les etrangers par la juridiction consulaire, et pour
les sujets marocains, par la juridiction cb^rifienne.
Art. 103. Dans la region frontiere de FAlgerie Papplication du
present reglement restera Paffaire exclusive de la France et da Maroc.
De meme Papplication de ce reglement dans le Riff et, en general,
dans les regions frontieres des possessions espagnoles, restera Paffaire
exclusive de l'Espagne et du Maroc.
Art. 104. Les dispositions du present reglement, autres que
Celles qui s'appliquent aux penalites, pourront etre revisees par le
corps diplomatique ä Tanger, statuant a Punanimite des voix et
d'accord avec le makhzen, a Pexpiration d'un delai de deux ans; a
dater de son entree en vigueur.
CHAPITRE VI
Deklaration relative aux Services publics et aux
travaux publics
Art. 105. En vue d'assurer Papplication du principe de la liberte
economique sans aucune in^galite, les puissances signataires declarent
qu'aucun des Services publics de Pempire cherifien ne pourra etre
aliene au profit d'interets particuliers.
Art. 106. Dans le cas ou le gouvernement cherifien croirait devoir
faire appel aux capitaux etrangers ou ä Pindustrie etrangere pour
Verträge. 225
l'exploitation de Services publics ou pour l'execution de travaux
publica, routes, chemins de fer, ports, telegraphes et autres, les
puissances signataires se reservent de yeiller ä ce que l'autorite
de l'Etat sur ces grandes entreprises d'interet general demeure
entiere.
Art. 107. La validite des concessions qui seraient faites aux
termes de l'article 106 ainsi que pour les fournitures d'Etat, sera
subordonnee dans tout l'empire cherifien au principe de l'adjudication
publique, sans exception de nationalite, pour toutes les matieres qui,
conformement aux regles suivies dans les legislations etrangeres, en
comportent l'application.
Art. 108. Le gouvernement cherifien, des qu'il aura decide de,
proceder par voie d'adjudication a l'execution de travaux publics, en
fera part au corps diplomatique; il lui communiquera, par la suite,
les cahiers des cbarges, plans et tous les documents annexes au
projet d'adjudication, de maniere que les nationaux de toutes les
puissances signataires puissent se rendre compte des travaux projetes
et etre ä meme d'y concourir. Un delai süffisant sera fixe a cet
effet par Tavis d'adjudication.
Art 109. Le cahier des cbarges ne devra contenir, ni directe-
ment ni indirectement, aucune condition ou disposition qui puisse
porter atteinte ä la libreconcurrence et mettre en etat d*inf^riorite
les concurrents d'une nationalite vis-ä-vis des concurrents d'une autre
nationalite.
Art. 110. Les adjudications seront passees dans les formes et
suivant les conditions generales prescrites par un reglement que le
gouvernement cherifien arretera avec Tassistance du corps diplo-
matique.
Padjudication sera prononcee par le gouvernement cherifien en
faveur du soumissionnaire qui, en se conformant aux prescriptions
du cahier des cbarges, presentera Toffre remplissant les conditions
generales les plus avantageuses.
Art. 111. Les regles des artides 106 ä 110 seront appliquees
aux concessions d'exploitation de forets de chenes-lieges, conformement
aux dispositions en usage dans les legislations etrangeres.
Art 112. Un firman chenfien determinera les conditions de
concession et d'exploitation des mines, minieres et carrieres. Dans
Felaboration de ce firman, le gouvernement cherifien s'inspirera des
legislations etrangeres existant sur la matiere.
Art 113. Si, dans les cas mentionnes aux articles 106 a 112,
il etait n^cessaire d'occuper certains immeubles, il pourra etre pro-
cede ä leur expropriation moyennant le versement prealable d'une
juste indemnite et conformement aux regles suivantes.
$)ltt&9, 3Raroffofraflf. 15
226 «ertrage.
114. L'expropriation ne pourra avoir lieu que pour cause
d'utilite' publique et qu'autant que la necessite* en aura ete constatee
par une enquete administrative dont un reglement chenfien, elaborä
avec rassistance du corps diplomatique, fixera les formalites.
Art 115. Si les proprietaires d'immeubles sont sujets marocains,
S. M. cherifienne prendra les mesures necessaires pour qu'aucun
obstacle ne soit apporte 1 ä l'execution des travaux qu'elle aura
declares d'utilite publique.
Art 116. S'il s'agit de proprietaires etrangers, il sera procede
ä l'expropriation de la maniere suivante*.
En cas de desaccord entre l'administration competente et le
proprietaire de l'immeuble ä exproprier, l'indemnite sera fixee par
un jury special, ou s'il y a lieu, par arbitrage.
Art. 117. Ge jury sera compose* de six experts estimateurs,
choisis trois par le proprietaire, trois par l'administration qui pour-
suivra l'expropriation. L'avis de la majorite" absolue prevaudra.
S'il ne peut se former de majorit4, le proprietaire et radmini-
stration nommeront chacun un arbitre, et ces deux arbitres desig-
neront le tiers arbitre.
A defaut d'entente pour la designation du tiers arbitre, ce dernier
sera nomme par le corps diplomatique ä Tanger.
Art. 118. Les arbitres devront etre choisis sur une liste etablie
au debut de l'annäe par le corps diplomatique, et autant que possible
parmi les experts ne residant pas dans la localite ou s*execute le
travail.
Art 119. Le proprietaire pourra faire appel de la decision rendue
par les arbitres deyant la juridiction competente et conformement
aux regles fixees en matiere d'arbitrage par la legislation ä laquelle
il ressortit
CHAP1TRE VII
Dispositions generales
Art. 120. En vue de mettre, s'il y a lieu, sa legislation en
harmonie avec les engagements contractes par le present acte general,
chacune des puissances signataires s'oblige ä provoquer, en ce qui
la concerne, l'adoption des mesures legislatives qui seraient necessaires.
Art. 121. Le present acte general sera ratifie* suivant les lois
constitutionnelles particulieres, ä chaque Etat; les ratifications seront
deposees ä Madrid le plus tot que faire se pourra, et au plus tard le
31 decembre 1906.
II sera dresse du d^pot un proces-verbal dont une copie certifiee
conforme sera remise aux puissances signataires par la voie diplo-
matique.
»ertrage. 227
Art. 122. Le present acte g4n4ral entrera en vigueur le jour
ou toutes les ratifications auront M deposees, et au plus tard le
31 decembre 1906.
Au cas oü les mesures legislatives speciales qui, dans eertains
pays, seraient necessaires pour assurer l'application ä leurs nationaux
residant au Maroc de quelques-unes des stipalations da present acte
gene*ral, n'auraient pas ete adoptees avant la date fixee pour la
ratification, ces stipulation ne deviendraient applicables, en ce qui
les concerne, qu'apres que les mesures legislatives ci-dessus visees
auraient ete promulgue'es.
Art 123 et dernieur. Tous les traites des puissances signataires
avec le Maroc restent en vigueur. Toutefois, il est entendu qu*en
cas de conflit entre leurs dispositions et Celles du present acte general,
les stipulations de ce dernier prevaudront
En foi de quoi, les delegues plenipotentiaires ont signe le präsent
acte general et y ont appose* leur cachet.
Fait ä Algäsiras, le septieme jour d*avril mil neuf cent six, en
un 8eul exeinplaire qni restera depose dans les arcbives du gou-
vernement de Sa Majeste catholique et dont des copies certifiees
conformes seront remises par la voie diplomatique aux puissances
signataires. (Suivent les signatures.)
PROTOCOLE ADDITIONNEL
Au moment de proceder a la signature de l'acte general de la
Conference d'Algesiras, les delegues d'Ällemagne, d'Autriche-Hongrie,
de Belgique, d*Espagne, des Etats-Unis d'Amerique, de France, de
la Grande-Bretagne, d'Italie, des Pays-Bas, de Portugal, de Russie
«t de Suede,
Tenant compte de ce que les delegues du Maroc ont declare ne
pas etre en mesure pour le moment d*y apposer leur signature,
l'eloignement ne leur permettant pas d'obtenir ä bref delai la reponse
de Sa Majeste cherifienne concernant les points au sujet desquels ils
•ont cru devoir lui en referer,
S'engagent reciproqnement, en vertu de leurs memes pleins
pouvoirs, a unir leurs efforts en vue de la ratification integrale par
Sa Majeste cherifienne dudit acte general et en vue de la mise en
vigueur simultanee des reformes qui y sont prävues et qui sont
.solidaires les unes des autres.
Ils conviennent en cons4quence de charger Son Excellence M.
Malmusi, ministre d'Italie au Maroc et doyen du corps diplomatique
.a Tanger, de faire les demarches necessaires a cet effet, en appelant
l'attention de Sa Majeste* le sultan sur les grands avantages qui
15»
228 Verträge.
resulteront pour son empire des stipulations adoptees a la Conference
par l'unanimite des puiasances signataires.
L'adh&ion donnee par Sa Majeste che'rifienne a Pacte glneral
de la Conference d* Algisiras devra etre communiquee par Pinter-
mädiaire da gourernement de 8a Majeste* catholique aux gouvernements
des antares puiasances signataires. Cette adhesion anra la m6me force
qne si les deleguta du Maroc eussent appose* lenr signature sur Pacte
gänend et tiendra lieu de ratification par Sa Majeste* cherifienne.
En foi de quoi, les d&4gu6s d'AlIemagne, d'Autriche-Hongrie,
de Belgique, d'Espagne, des Etats-Unis d'Amerique, de France, de la
Orande-Bretagne, d'Italie, des Pays-Bas, de Portugal, de Russie et
de Suede ont signe* le präsent protocole additionnel et y ont appose
leur cachet.
Fait ä Alg&iras, le septieme jour d'aYril, mil neuf cent six, en
un seul exemplaire qui restera dlpose* dans les archives du gouverne-
ment de S. M. catholique et dont des copies certifiees conformes seront
remises par la Toie diplomatique aux puissances signataires.
(Soivent les signatures.)
3eittafeL
111—106 d. <§fyc. ßrieg ber Körner gegen Sugurtya.
106. Sugurtlja u>trb Don ben Römern ausgeliefert.
84. %8cali£, 2$rottprätenbent Don Mauretanien, Don Sartoriu£ ge-
fd&Iagen. Stingiä genommen.
46. Sd&lad&t bei Sljapfuä.
45. 33ogub, ßflntg beä meftlidjen Mauretanien, ergebt jid) gegen (Säfar.
40. »od&u« IL ftirbt. Sein SReid^ fällt an Sftom.
c. 30. 3uba II. mirb mit Mauretanien beleljnt
25 n. <51jr. Sacfartnaä bei Sluata gefdjlagen.
45. ßatfer (SlaubiuS Derletbt Mauretanien htm 0tömif$en SReid^e ein.
69. 2)er rflniifd&e ^ßrofurator SHbinuä u>iQ fidj unabhängig machen,
u>irb getötet.
123. SSerberaufftanb, Don £abrlan gebämpft.
138. »erberaufftanb.
170. »erberaufftanb.
237. öerberaufftanb.
240. Sßrolonful SabianuS u>iQ fttf) unabhängig machen.
397—98. 2)er Statthalter Don Mauretania Singttana »irb Don ben
SRifioten beftegt
429. $ie SBanbalen fommen unter ©etferid) na$ Hfrifa.
455. ßönig @etferid& erobert fflom.
c. 620 befefcen bie SBeftgotljen Singt* (unb Septa).
698. £afan 3bn Vornan Don bcr ßatjina Statuta gefd&lagen.
703. ßaljtna 3>araia Don ^afan gef*lagen, ftirbt.
705. Mufa 3bn Sftofetr befefct Sanger, bringt biä $im SuS Dor.
710. SarifS (Sjpebition na* (Spanien.
711. Stare! 3bn 3i<*b im «prtl mit c. 12000 Mann na* Spanien.
711. 19.— 25. 3ult. S*ladjt am Salabo.
712. Mufa na* Spanien.
739. Dbeib $ltta!) »tll bie aufftänbifdjen Berber unterjochen, n>irb am
©(jelifflufj gefdjlagen unb getötet.
230 SeitiafeL
741. 2>te Serber bejiegen ben ßmir tolttjum am @ebu.
788—925. ©gnaftie bcr ©brifiben.
808. 3>ie Stabt gea gegrünbet.
920. 2ReÜua gebaut
941. gea Don ben gatimiben erobert
1016—1083. 2)$naftie ber £ammabiten in (genta imb im SRtf.
1055. 2>ie 3Hmorat>iben atetyen au8 ben @a$araoafen.
1056—1146. Stynajtte ber SUmoraötben.
1061—69. Wbu Befr 3bn Omar.
c 1062. 3RarraIefd& gegrünbet
1069—1109. Sufuf 3»n Sefc&ufm.
1070 erobert Sufuf gea-
1081 erobert Sufuf Slemfen.
1084 erobert Sufuf ©euta.
1086. Sufuf ge$t nad& Manien.
1086. 23. Drt Sufuf fd&lägt bie Spanter bei ©alaca.
1090. Sufuf oerleibt bat arabifd&e Spanien feinem 9tei$e ein.
1106—43. «li Sufuf.
1143—45. Safd&ufin.
1146—1269. Stynaftte ber SHmoljaben.
1146—63. «bb-eUSRumen.
1147. 9bb-eI-3Rumen erobert 2Rarra!ef$.
1159. Slbb-el-SRumen nimmt Sunt*.
1163—84. Xbu Salub Sufuf.
1184—98. SCbu 3ufuf Salub al SWanfur gibt htm SRetd^ bie gröjjte
Sluäbeljnung.
1195. 19. Sult. M>u Sufuf fc&Wgt bie flajlttter bei «larco*.
1198—1213. SWo^ammeb-en-^affir.
1212. 16. Sult. <£n fRaffir oon ben Spaniern bei fRaDa* be Solofa
gefälagen.
1257. 3)ie tllmoljaben au$ Spanien Dertrieben.
1269. Slbu Sufuf ber Verhübe erobert 3Rarra!efd&.
1269—1546. Stynaftte ber SKertntben.
1405. &etl)encourt, ßflnig ber lanarlfd&en Sufeln, branbfd&ajjt bie gegen*
fiberliegenbe afrifantfdje ßftfte.
1415. (Seuta fommt in portugiejifd&en Seflfc.
1437. 2)ie ^ßortugiefen greifen Sanger an, werben aurfiägef$fagen.
1443. 2)on gernanbo, alä ©eifel aurfitfgelaffen, ftirbt in gea.
1458. SUcaaar Seguer Don ben Sßortugtefen erobert.
Seittafel. 231
1464. 3roetter bergeblidf)er SSerfudf) ber ^ortugiefen, Sanger &u nehmen.
1468. tlraifla öon bcn ^ortugtefen erobert.
1471 bringen bie ^ortugiefen in Sanger ein, ba& bis 1480 in iljrem
Sejifc bleibt.
1492. 2. San. (Eroberung ©ranabaS burdf) bie Triften.
1496. ©uaman, £eraog bon SRebina ©ibonta, ©ou&erneur bon Knba-
Iuften, nimmt StettUa.
1508. 23. 3uli. Sßebro Sfcabarro nimmt ben $efion be la ©omera bei
SJelea be ©omera.
1518. Ober^eit ber Surfen über ftorbafrtfa.
1522. 20. 2)ea. 2)ie Mauren nehmen ben (Spaniern $efion be la
©omera ab.
1526. 2)ie ©df)erifen fielen in ber ©d&Iad&t bon Sab ei Stbtb über
bie SReriniben.
1546—1669. 2>ie erfte Stynaftie ber ©d&erifen bon Saftlet.
1553. 2)ie Surfen befefcen borübergeljenb gej, werben aber balb tum
bort bertrieben.
1557. ©d&erif tld&meb bon bem Surfen £afan ermorbet.
1557-74. Sibbattal).
1563. 9JMtKa bon ben 9Hftoten bergebenS belagert.
1564. 4. ©ej>t. ©arcia be Solebo befefct wieber $enon be la ©omera.
1578. 4. $lug. ©d&lad&t bei SHcaaar ßebtr, ber Portugiese äöntg ©e-
baftian getötet, fein £eer bernid&tet.
1578—1603. Tlület) 2tdf)meb; gro&e SfaSbeljnung be« 9teid&e*.
1580. Sanger, <£euta unb bie anberen portugtejif d&en 23eflfcungen fommen
an ©panten.
1586—92. Segurarin, Suat, Simbuctu erobert, bat 9teid& bi$ ©utnea
auägebeljnt.
1643. Sanger fommt toieber in j>ortugteftfd&en SBejifc.
1652—64. 2Roljammeb, ©oljn be* 2Kule$, ©d&ertf, äalif.
1662. Sanger al« Mitgift ber 3nfantin flatyarina an ßarl II. bon
(Snglanb.
1668. (Seuta fommt in tyamf$en Sefifc.
1669 gelangt bie jefct Ijerrfd&enbe atoeitc ©df)erifenbtntaftie ber Slltben
Sur Regierung.
1672—1727. fßtnUt) 3$mael.
1673. 27. 2iug. befefcen bie ©panier $ßenon be 2tfl)ucema$.
1679. 2RuIe$ 3$mael greift Sanger »ergebend an.
1681. SRamora rotrb ben ©pantem entriffen.
232 Setttofel.
1684. (Snglanb gibt Sanger auf, bat in ben $ef$ be8 Sd&erifen
übergebt
1689. (51 Hraifd& (8ara$e) ben (Spaniern entrtffen.
1694—1720. kämpfe um (Seuta awtföen SJhile^ S*mael unb ben
(Spaniern.
1729-57. Söhlig Slbballalj.
1757—89. Sibl SWoIjammeb.
1767. $anbel£t>ertrag mit gfranfreid). — $anbel£t>ertrag mit Manien.
1769. Sftaaagan, ber lefcte Stüfcpunft ber $ortugiefen, genommen.
1774. 2)er (Sultan »erlangt ba£ aufgeben aller europftiföen 8anb-
anfprüdje.
1774 bombarbiert er SfteliHa.
1780. 80. £>Jt triebe, burdfc ben Spanien im «efifce ber $refibto$ blieb.
1798—1822. 3Jhtle$ Soliman.
1789 fenbet er £filf$forp* na# Ägypten.
1810. @efanbtfdf)aft na$ $ari«.
1810. 2)er Stamm ber Sibi ^efa^am im Su$ erfidrt fta^ unabhängig.
1816 f$afft SDhile^ Soliman bie glotte ab.
1817 jjebt Soliman bie Sflaoerei auf.
1818. allgemeiner Serberaufftanb.
1822. ©ett 1822 Ijerrfti&t bie Seitenlinie au* htm £aufe £efdjam.
1822—59. SRulen »b-er-9tol)man.
1825. 6anbel$oertrag mit Sarbinten.
1828. Dfterreid&ifd&e ßriegSfäiffe befd&tefjen SlrjUa unb Saradje.
1830. £anbel$oertrag mit Dfterreid).
1834. £anbelSoertrag mit ©Ritten.
1836. £anbel$oertrag mit ben bereinigten Staaten Don SRorbamerifa.
1844. 2)er fpaniföe Äonfularagent Sarnton auf Sefeljl be$ Sd&ertfen
hingerietet
1844. ßonflitt 3trif^en Spanien unb SRaroffo.
1844. &rieg SRaroIfoä gegen granfreidf).
1844. 6. 2tug. $rtna SoinötHe bombarbiert Sanger.
1844. 14.2tug. ^arj^aaSugeaub f erlägt bie ^arolfaner am 3^Me.
1844. 15. 2tug. Sßrina Soinoitte bombarbiert SRogabor.
1844. 10. Sept. griebe oon Sanger.
1845. 18. Würz, ©renaoerirag oon 8aüa SRaglntia.
1848. 6. San. Francisco Serrano befefct bie e$afarinaS.3nfeln für
Spanien.
1850. Hungersnot. Serteraufftänbe.
3eittafet. 233
1852. 8orb Papier Derfuc^t toergebenä Me Stifpiraten au gültigen.
1856. $reuf$ifdje £ort>ette 2>anaig (Britta Stbalbert) aon bcn Stifteten
angegriffen.
1859—73. Söhtlei) ©ibt Sttoljammeb.
1859. 5. (Sept. Ultimatum ber fpanifdf)en ^Regierung an ben ©djerif.
1859. 22. Dft. ÄriegSerKarung ©panienS.
1860. 1. San. 2)ie (Spanter fiegen bei (SaftilleioS.
1860. 31. San., 4. $ebr. für bie ©panier fiegreid&e ©efect)te.
1860. 6. gebr. (Stnaug ber ©panier in Setuan.
1860. 25. Sftära. ©d&lact)t am 3öab 9ta3.
1860. 26, ttpril. griebe öon 3öab 9taS.
1870. ©eneral SSBimpffen unternimmt *>on Sttgerten an& eine @$pebition
gegen bie maroHanifd&en ©renaftämme.
1873—1894. SMeü £affan.
1873. ©eutfdjfonb rietet bauernbe Vertretung in langer ein.
1877. ©ntfenbung einer beutfd&en @efanbtfct)aft an ben ©<$erif.
1878. (Srfte maroflamfd&e ©efcmbtfd&aft nact) Berlin.
1878. Unruhen im Smtern SWaroKoS.
1879. 2)er ©ngldnber 2)onaIb SKatfenaie grünbet im auftrage ber
9lortI) 3öeft Slfrican <5o. am Rap 2>fd)uM eine £anbe!3nieber-
laffung.
1880. 3. Suli. Unteraeict)nung be« ^rotofoll« ber SKaroffofonferenä
in Sttabrib.
1881 unb 1882. Unruhen unter ben ©rammen ber algeriffymaro!«
!anifct)en ©renae«
1882. ©spebitton nact) btm ©u$.
1884. granfreitf) n>finf<t)t ©renaregulierung.
1884. 2>ie ©panier befefcen bie ßüfte atDtfd^en ®ap Sojabor unb &ap
Blanco, grünben bie 9tto be £)ro-$olonie.
1886. 2)ie (Sjpebition ber Berliner ©efellfd&aft für £anbetögeograpl)ie.
1886. (Sjpebitum nact) btm ©u$. 3)ie ©ibi #efcr)am unterwerfen jicr)
töteber.
1886. Verbot be« ©ct)erifen gegen ©enbung frember ©<t)iffe an Orte,
roo feine Soflämter {inb.
1888. (Srlrantung beS ©djerif eraeugt Unruhe.
1889. Streite maroffanifdje ©efanbtfct)aft nact) Berlin.
1890. 10. Sunt, ©raf Sattenba$ fliegt £anbel$öertrag ab.
1892. Verungtüdfte 2Kiffion be« ©ir ©öanS ©mitlj an ben $of be«
©ct)erifen.
234 3<tttofcI.
1892. 24. Oft. £anbeI$überetnfommen a»tfd)en ÜRaroffo unb granf-
reitf).
1893. 2. Oft. Angriff ber Sfitfcoten auf bie IBefafcung t>on 3Reiilla.
1894. 7. Sunt. (Sultan 9JMet) £affan fttrbt auf bem 2Bege nati)
Rabat, bort fogIeid& fein @o$n 3lbb-el-5l3t3 proffomieri
1895. 13. 3Rära- 2>ie englifd&e Kolonie am 8ap 3ub^ für 50000 £
an SWaroffo berfauft.
1900. 27. 3uni. 2>ura) ben fratt3öfifa>fpamfd>en Vertrag fiebert fla>
granfretd) bat 5Borfauf$re$t auf bat 9tto be Oro- unb Söhmi«
gebiet.
1900. Sibifelt öon ben granjofen genommen, gtgig unb Sgli; im 3Rat
Stmmimun (©urara) befefct.
1901. 2>ie Suatoafen unter General €>ett>iere öon ben Sfrangofen
befefet
1901. 20. 3uli »ertrag awtföen granfreiefc unb SRaroJfo.
1901. $franaöfifa>italientfa>$ SÜbfommen.
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Stbbetterim 23en ©liman 161.
Wbb cl 3Reii! 70.
$tbb ei turnen 60.
Kbberraljman I. 58.
Stbberraljman III. 59.
Slbt Seit 3KoI). S3en Kit 33en
Sufuf 64.
Kbfommejt a»- granfretdd unb
Stallen 128, 134.
Kbtnad&ung, beutfd).-franaöf. ö.
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Slbu Kbbalfol) SRoljammeb 70.
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Kbu £e!r, @$ei$ 59.
Kbul Kifd) 59.
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Kdjmeb 62, 63.
Kdmteb 23en SRufa 92, 116, 126.
Kcfetbau 109.
Kbalbert, $rina 83.
Verbal 49.
Kbrar 120.
Kbfäerub 29, 31, 129.
Kbul 42.
Keg^ten 80.
Ketiu* 53.
Hflalo 131, 132, 140, 142.
Kgabtr 69.
$$1 e* ©u$ 100.
Kbmar 92.
Km @efra 126.
Kiffawa 94.
Sigmar 100.
KlarcoS 61.
KlbinuS 52.
KIejanber I. 82.
Sllejanber @eöeru$ 52.
KIfonS V. 69.
KlgeciraS 57, 161, 162.
Algerien 12, 24, 26, 27, 60.
Klgier 30, 72, 73, 75.
KltjucemaS 72.
2IÜ 61, 62.
OTfofer ©eguer 69.
SCKaaar ßebir 71.
Kfliance fron^aife 17.
KIHance SSraelite 113, 129.
511 SKanfor 71.
KItnoboöar 128, 162.
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KImoraötben 59, 60, 64, 89.
Kmaairgljen 39.
Kmel 103.
Kmerifa 170.
51min 41.
Knafe 69.
Knaia 101.
KnbaluS 58.
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Knbalufier 39.
Knbfcbera 73.
Knieibe, beutfdje 158.
Knieten 128.
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Sinti KtlaS 30, 33.
Kraber 9, 22, 23, 27, 38, 39, 41,
42, 55, 57.
Krganbaum 34.
16
242
ftegifler.
Sriotter 53.
Armenier 54.
«ratta 45, 66, 69, 82, 83.
««call* 49.
«fd&ur 106.
Slffori* 102.
«tbanagilb 55.
Sltlanttd 24, 66.
«tlanttfd&e O^emt 19, 20, 24, 25,
29, 30.
Küa* 9, 25, 26, 29, 30, 31, 34,
46, 47.
VHaBßnte 135.
guguftu* 50.
8udia 51.
Slacmmur 45, 69.
^Soren 23.
»arato 93.
»afäir 134.
Bastion de France 75.
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»eHaffia 78.
»ein S&be* 33.
»eni SWebrar 58.
»eni 3Äcrin 61, 62.
»eni ©eraiffi 94.
»eni Unif 128.
»erabtr 40.
»erber, — jWmme 13, 22, 23, 36,
37, 38, 39, 40, 41.
»efd&ar 146.
»ttljencourt 66.
»eö 81. «
»tt cl «Wal 107.
»lab ei 2Rafl»en 29, 92, 93.
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»»aantiner 9 r 21 > 38 » H 55 r 66 -
Gaefar 50.
(SatHe 82.
Galtfiula 51.
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3>oria, £eraoß 72.
$03$ 98.
2>raa 32, 33, 40.
©retgabelfap 29.
$f(fcebel Sliatöt 30, 31, 32.
2>fd)ebel al tarl! 57.
2)f$ebel 33ant 31.
©fäebelt 40.
©föebel Dbfdjtrat 30.
3)f<£ebel Sagljerut 32.
2)fcöebel Seaaf) 30.
2)fd6emaa 41.
©fcfceflret al Slffa 27, 57.
©fcfotat 107.
©fc^i^ab 101.
2>uar 42.
©uüala 32, 38, 92.
£)ut>ott$el 122.
Stabe^rier 128.
(Sbri* S3en @brt$ 58.
©briflben 88.
(Stfenbaljtt 111.
(gl Slraifä f. 8ara$e 31, 43.
(51 SKcneb^t 126, 132.
(St Wottx 147.
(gmtr al SJtumenm 95.
(Snglanb 18,69,130, 145, 167, 170.
(Sttglänber 78, 79, 80.
(gr-rtfta 39.
©fdtf*tld)a 40.
(gS-fuffla 40.
(ghemte 123, 124, 125, 143.
(Sttl @uä 99.
(gubämon 51.
gattf) 94.
gattre 12.
galtot 123, 145.
gafd&oba 125.
gatattSmn« 97.
gattme 61, 62.
gattmiben 59.
ftetbinanb 68.
gea 30, 32, 59, 62, 75, 89, 92,
93 96.
gigtg 33^ 126, 128.
gilelt 63.
gileli-Stynafite 92.
gtnanaett 105.
glotte 102.
gorooob 141.
gtanfretc^ 74, 75, 78, 121, 122,
123, 167, 170.
graita I. 74.
granaofen 74, 76.^
gum el SRagfreb 128.
©aetuler 48.
©alba 52.
©aMen 52.
©efängmtoefett 105.
@etferi(& 53.
@eiftlid&e Drben 1, 12.
©elbbud^ 160.
©entlje 137.
©eituefett 68, 93.
©eogr. ©ef. t>. Spanten 141.
(Germanen 39, 53.
©efuttbljettSrat 117.
maxi) 29, 34, 38, 42, 92.
mtxaxba 99.
©forffofe 33.
©Ijutbt 42.
Gibraltar 25, 28, 57, 78.
GHfd) 99.
©oletta 74.
Gtolud&oioSfi 171.
©rieben 23, 24, 37, 38, 44.
©w6f*enf 17.
©uantfd&en 36.
Guinea 64, 122.
t>. m\i% 135.
©uluffa 49.
©urara 126.
16*
244
^xxbncm 52.
£af enorbeiten fem €offt intb <5af a*
blonca 146.
£dja 92.
Hamburg 82.
$amtten 8, 22, 36.
äaitbcl 110, 111.
hanbel, belgifdpr 134.
panbel, bculfdjcr 135, 136.
«öanbel, englif^er 20, 133.
.panfrei, freraadfifdjer 130.
$anbel, ttafiemfäer 134.
ibelfterfelp 121.
»aitnibal 47, 48.
>amu> 46.
fefiäbte 82.
)OT0tin 40.
>arem$ipefen 98.
>arri* 131, 132.
>afan 56.
>afan 3bn Vornan 56.
4>auta 103.
^aaaaba 94.
£ebia 107.
Seeroejen 99.
.pemridj, ber ©eefaljro 66, 67, 68,
69.
^einrieb in. 75.
S einriß IV. 75.
epta 54.
^erfuIeSfagen 22, 24, 43.
4>e$j>eriben, ©arten ber — 23, 43.
Stempfal 49
xppo 53.
£o$feeftf(l&erei 137.
£ofpitäler 117, 118.
3(0.
Sberten 24.
3brar-rt-S)ercn 30.
3fntfee 32.
3mam 94, 95.
3mofdjar<§ 39.
Snbuftrte 109, 110.
Snnauen 30, 32.
3n ©alalj 126.
i 3*lam56.
; s*itfj$*4.
| Sdcoeltten 55, 78.
Stalten 128, 133, 167, 170.
Staliener 39, 73, 74.
3ö>
Sadjja 3bn 3ftraljtm 59.
Stirreätribute 81.
Saraiafd), Dr. 135.
Saque* I. 131, 146.
Sintenea be (Stöteroä 72.
Sobotm I. 67.
Sodomie*, ^rlefter 66.
SoinbiHe, $rina Don — 84.
Sonnart 129, 143.
Sofepi I. 81.
3uba 23.
3uba II. 50.
SuQiirtya 49.
Sugitrtitmf^e Ärieg 40.
3nben 39, 40, 42, 74, 110.
Sultan, @raf 56.
Suffuf Sbn Saföftn 59, 60.
Suftinian 54.
ff-
tabuen 28.
tfabtfte 11.
Äabt 42, 95.
ftaljhia ©amta 55.
äatb 103.
Äaltfa 95.
Kalifen 57.
ßanarifd)e Snfeln 23, 36, 43, 66.
&atwn 41.
Aap SBojabor 29, 46, 131.
&ap SBon 26, 27.
&aj> ©fcfcubi 29, 131, 146.
Aap ©$h: 26, 27, 29.
$ap 9lmt, 29, 67.
Aap Partei 29, 46.
Äarl I. 78.
£arl IL 69.
$taxl III. 72.
flatf V. 72, 74.
Äarl IX. 75.
ffleßifter.
245
Staäba <Ba\ba 129.
tartyager 46, 47 r 48.
tfartljaao 5, 37, 47.
ßatfjartna b. Sraganaa 69.
äfjaleb 57.
tfiftlufe 29, 31, 129.
ßleinafrifa 26, 38, 47, 50, 123.
ßoüo 75.
Äoltljum 57.
$onferen$ ö. SHaeciraS 3, 4, 5, 6,
11, 17, 153—177.
Äonfulate, beutfd&e 135.
fönroention b. 1880 155, 156, 162,
168.
ßoran 41, 90.
$oranfd)ulen 114.
ßrumtrS 128.
t). fötfjltnann 148.
Öatanbe 15.
8alla ^ag^nta 84, 126.
8a 3Ramora 73.
SanSbonme 139, 144.
8ara#e 31, 43, 73, 77, 82, 83.
Zebaubt) 131.
Le Maroc francais 129.
Semtuna 59.
&ule Sännet 79.
Stffabon 70.
Stgu* 32.
8Iaberta 153.
ßowtljer 153.
8ubu 36.
Subwig IX. 74.
Subwig XIV. 77.
3Rac Scan 99, 102, 130.
2Rabetra 23.
3Ragl)reb ol Slffa 7, 20, 29, 30,
38, 44.
afta^rebtner 40, 89, 90.
SRagraroa 59.
3Rababla 73.
3Jtobbi 58, 60.
9Ratysen 16, 102, 103, 104.
3Kälaga 67.
Wandm 133.
Watabut 1, 11, 28, 41, 94.
Marcus SforelluS 52.
2Rar G&tca 15, 146.
SJtorceÜuS 53.
Watotto 166.
ftöarolfofonferena t>on tttgeciraS
153—177.
SDtoroffofonferena b. 1880 86, 115.
äRarottopotitü, englifc^e 144, 145.
gRaroffojJolitt!, beutfd&e 137, 149,
150, 171, 172, 173, 174, 175,
176, 177.
SRarrafefd) 29, 32, 54, 75, 92, 96.
Sftafiniffa 48, 49.
SKaPfölier 48.
ORafMter 48.
SRaftanabal 49.
SWauren 22, 39, 40, 89.
Mauretanien 9, 23, 44, 53.
SRauretanitr 38, 47, 48, 52.
3Kaaagan 32, 69, 71, 73, 81, 84.
SRebtna ©ibonia, $eraog oon —
72,
SReerenge b. GUbraltar 9, 19, 20,
21, 24.
9ReI)ebinal) 32.
fWefhaantae Gruppe 101.
Pelina 29, 31, 72, 81, 120, 121,
129.
SRettart 43.
SKeHacfc 42.
2Reneb|a 100.
Sftenljir 43.
ÜRertniben 61, 62, 63, 69.
3Jtefd)uar 103.
SRicitfa 49.
üttifttafa 58*
ÜHintfter 103.
Mission scientifique du Maroc 129.
9ftobammeb Sen SBBatoa 62.
aRofruroneb £en @d&ertf 62.
SRoljantmeb 3&n Rumort 60.
2Rod)aIat 42.
9Rol)are* 62.
Sötoaabor 69, 118.
Sttolenbau in Sanger 158.
SJtoreSfen 90.
Wimlwro« 133, 134.
SbrfqSbb dt
■Kultt) «N» ri tfalrf 151.
Wata) SMarafamji «5, I
9«.
■KulO) Shi «Muri «$*<* d
Wa«fo 64.
SWrp 6bri* 93.
Silqd «rti 93.
Rxb* d frtfla* 65. I
Shdq &vSa( djtb 64.
Walcq ßafliw 131.
«bIi^ Stand 69, 73, 77. I
Wnlaj ilttnnut 65, 81, ""
«alcq €d)trif 64.
~* "■ """ "■" -— l 65, 81.
' OfftH tto 167, 171, 174.
Cftwbt» 66.
1 OB» 55, 56.
| COaduB-Voitas. 3>«-rffd)iff.
i Omjjabai 53, 59, 6a
! Cm 48.
Sataaßmi 85.
Vandtaatf djf
■8 12-
,T
94.
! 59, 60.
«afa 36« Kofnt 56.
»oifra 107.
Sftpicr 83.
ttajmfoml. 80.
«at»olH» ni. 84.
Satxrf bc Xotofa 6
Ktger 38, 40.
■ Penetration pacifiqne 5, 129, 168,
I 169.
; iCätci.jn* 133.
I $mgil 141.
I *äfer 54.
I «Wipp iL 70.
¥&Uipp v - '*•
¥btltp|xt 67.
$&£( 23, 33, 39, 44,45, 46, 47.
»iratme 34, 38.
«antpejuä 50.
Sort £09 1».
$ortuaaI 60, 68, 69, 70, 71, 131,
^ortuaitfoi 39, 63, 69, 73, 81.
«oftiorfcn 111, 113, 113, 118.
SrmftiM 73, 81, 85.
SPnfl« 119.
££Dorad85.
spnrtpfol bat 1880 138.1
Pnmadrn eaaaarienaii 51.
Proräti» Tugitan 51, 54.
vtolondad 51.
Pirat» Canalss 37.
Punta Oft« 37.
Puou de U Almi» 38.
Puta de Koropa 37.
f«W45.
gegiftet»
247
t>. SRabototfe 171.
Sfcaifuli 15 r 132, 147.
3iaS eb-beir 29.
3iaS Ufemt 26.
Stammt) 76.
Sftedjtfpred&unß 105.
dttformpxoQcamm 130, 143, 147,
148, 155, 156, 167.
ftefjamna 32, 92, 100.
*Re&ent(on> 149.
3fctootI 143, 159.
Sttf 9, 21, 25, 29, 30, 31, 34, 36,
38, 46, 54, 127.
auflöten 9, 24, 39, 54, 57, 72,
82, 85.
$id)elieu 76.
fftxo Waxtil 31.
fRxo £>ro 69, 119, 120
bitter 26.
9tod£ftro!) 137.
dtoQi 14, 15, 16, 166.
9tom 47.
Körner 27, 32, 37, 48, 50, 51,
53, 54.
9fomanoite£ 441.
gofen, Dr. 159.
SRottenburg 102.
Courier 153, 156, 159, 160.
3toffabiS 45.
3totu 36.
©♦
©aabtttfd&e @$ertfen 63.
©äfft 32, 69, 82.
<&aaa\ta 128.
©afara 25, 29, 30, 32, 33, 34.
©abarababn 122, 128, 146.
(galabog 51.
@aW 32, 45, 75, 77, 78, 82.
©aliSburtt 1, 18.
©aHuft 40, 54.
Santa Cruz de mar pequena 8C.
©ataSpeS 86.
©ftulen be3 £erMe« 24, 44.
©a$, &>uiS 129.
©cfiawta 32, 38, 92.
@$ett& 42.
©dbettöd&en 40.
©(öeraaa 99.
@$erif 16, 29, 38, 42, 61, 62, 64.
©djerifen 90, 94, 95.
©dberifenbünaftie 69.
©Serif t>. SBabjan 127, 132/
©$iffal)rt$&er!el)r 118.
©ebott 26, 33.
©Bulben 108.
©dbulwefen 113.
©d&ufcgenoffen 17, 42, 110.
©dju$genoffenfd)aft 77.
©dpio 48.
<&tbu 32, 57.
©eaonjac 123, 124.
(Beinah 59.
©ejtb SBßataa 61.
(Semiten 22.
©emfar 42.
©epta 45, 54.
©ertriere 126.
©eüib ^ebbaj 131.
©ibi al £abfc§ al Slrbt 94.
©ibi aftobammeb 65, 84, 85.
©ibi 2Ro$ammeb SorreS 96.
©terra »uHoneS 25.
©itoela 128.
©Hauerei 82, 113.
©lomanlinie 136.
©oüman 80.
©panten 18, 22, 25, 52, 54, 57,
58, 60, 61, 78, 142, 143, 167,
168, 170.
©panier 39, 62, 64, 72, 85.
@pan.*mar. föieg 85.
©taatSf Bulben 115.
Status quo 2, 3, 81, 123, 138, 154.
6t. Sfcene £aittanbier 144, 147,
148, 150, 151, 153, 155.
©teuermefen 106, 107.
©ubur 32.
©uban 37, 40, 60, 64.
©ubanbanbel 181, 146.
@uS 32, 33, 43, 46, 51, 62.
©ultan 91.
©uSfana 33.
©uäaebiete 12.
©rinttta 55.
©^as 48.
248
SRegtfier.
%dbada 74, 75.
Sabor 101.
Sacfarina* 50, 51.
Sabla 29.
Safilelt 12, 33, 58, 63, 92, 126,
146.
£a.3Rafcbir<$t 39.
Samegruo 94.
Sanger 17, 45, 59, 68, 69, 71,
78, 79, 93, 96.
Sari! 3*n 3ä>ab 57.
Sarabant 51, 62.
Safferwalt 94.
Sattenbacfc 87, 135, 148, 153, 156,
157, 158, 171.
Soja 30, 127, 128.
Senfift 32.
Sertib 107, 108.
Setuan 85.
Stbtfeli 126.
Simbuftu 64, 122.
Simmtmun 126.
Singt* 45, 51, 52, 55.
Stngitanten 51, 52, 53, 54, 55,
56. .
Sir* 34.
Sty «jrar 30.
Slemcen 30.
Sotba 1, 94.
Sour* 22.
Sripolt* 73.
Suareg* 40, 59.
Suatoafen 29, 126.
Suneflen 12, 14, 16, 24, 26, 27,
60.
Sunt* 26, 73, 74, 125, 128.
Sunifiaierung 143.
Surft 15.
Uba\a 99.
Itbfäba 93, 126.
Ufil 41.
Utema 94.
Umano 104.
Um er 9tebia 32.
Vanbalen 53.
Varle^ 132.
Vaffel 148, 151.
Velea be 8a ©omera 72.
Venetianer 73.
Vereinbarung, beutfd)-franaöf.l57,
159, 160.
Vertrag aroifc^en (Snglanb rotb
granfretd) 0. 1899 126, 139.
Vertrag arotfdjen granfretd) unb
Spanten 128, 142.
Vertrag oon 1880 2, 3, 18.
Vi*conti Venofta 134, 170.
SB-
3Bab «Mb 30, 62.
SBßab $raa 131.
SSÖab ei fluft 31.
SBab Sfom 40, 43.
mab 9to* 86.
SBabjan 94.
Sieber, Sipobor 135.
SBßri&bud) 151, 154, ,160, 161.
3Belfer*l)eimb 171.
aSöeftgoten 9, 56, 60.
2Beftgotenrei$ 55.
SBUbelm II. 148, 149, 151, 152,
153, 163, 164, 171.
äSBörmannlinte 136.
Xerje* 46.
£♦
3-
(ae* 92.
(alaca 60.
[ama 48.
[eirtben 88.
|ef!at 106.
[entmur 32. 92.
tenaten 57, 58, 59, 61.
jentrafoeretn f. £anbel*geograpl)te
135.
3ct)tt Veu «tia 59.
>tyriben 59.
K* 33.
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Vtvlaß Öicgfttefc tvonbaty, Berlin,
£rüfyer erfdpen:
JTTateriatten 5ur Kenntnis unb Beurteilung bes
Scfyerifenreidjs unb 6er Wflatotto*$xa§t.
Von
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Berlin W. 3$, Jttttsowfhufle 107-8.
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Von
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fonberen 2Irt ber Darftelhina, burcr/aus nta>t an beftfmmte Dotbtlber an»
fd?lief$t eine Betfebefdjreibuug, bie fo redjt ein Dolfsbuä} im
fdjönfien unb reinflen Sinne biefes Wottes $u werben Der»
fprtdji. (öligem. Rettung/ HTüncfyen.)
Deuifdjer <ß emt ffcnrjaftigFei t unb beutfdjem ^orfdjungseifer fiefli bas
Budj ein lebenbtges Zeugnis aus. (Hationa^eituna,, Berlin.)
(Eine XPelt soll un^ealjnter ntajeftftt erfdjliefjt uns ber Derfaffer in
feinem Budje. (frankfurter 3ntelüöett3blatt.)
2lües in altem ein prädjtiges TSüdf. — IPemi je ein Heiferoerf
bas geu<j baju gehabt fyat, ein Sueblingsbuä} bes beulten Pottes 3U
werben, foift es biefes! — . . . . . (Oajidje Hunbfdjau, Berlin.)
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85 53 PS
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Dto MflrokkofroQO und dto Konto
3 6105 039 857 219
DATEDUE
I
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