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Full text of "Die Marokkofrage und die Konferenz von Algeciras"

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£>ra<f trob Perlag t>on <#eorg Reimer, 

J906. 



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<Eko*g fteimct X>e*lag8bua)^>ant>lung 

Äerlin W. 35, £ü9<wf*affc J07-8. 



Politifdje ^Porträts 

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TC^eobot Bart|>. 

Preis geheftet 7X1. 2. — , gebunden 2TT. 2.80. 

3ttl>alt: 

5ürf* -Öismarcf « iLitöttng -Öamberger * Äutwig tDtn&t- 
£orft « (Bvaf <£aprtt>t « ©eorg t>. Siemens • 5ranj 
t>* ©tauffimberg « ZKöniQin Pif toria t>ott i£nglant> « (&la& 
ftotte « Äaifetr 5rjetaicf> HI. « <&eorg t>on -Öwnfen * <Lavout 
XOilliam ÜJoyb ©arrifon « ^einrici> Äicfert * ££eofcor 
UTommfen « 3Uefant>er ttTeyer « 2£arl @<|>urj, 

Der ^üfjrer bes entfdjloffenen £iberaüsmus präventiert fldj 

in biefer Darbietung als berfelbe cornelpn * temperamentvolle poliiifer 
unb als berfelbe ajän3enbe Stiüft, als ber er uns in fetner €igenfd?aft 
als Parlamentarier unb Dolfsrebner bePannt if£ . . ; . . 

(Berliner Leitung.) 

(Eljeobor Sartlj ijt ein Stilift von ferniger nrib' marfiger 

2Jrt, ein Ötetfter in ber 2lrt, wie et fur3 unb bünbig, o$ne pfyrafe nnb 
oljne Beiwerf, bas Cljafafteriftifaje audj djarafterifttfa) 3U fagen wei§. 

Unb was er fagt, fann man ifym unfabingt glauben 

(pejier llayb.) 

(Es ijt in ber Darftellung etwas abftd?tlid? Knappes unb 

Sr^entjaftes, bisweilen meljr 2Creibe3eia}nung mit fdjarfem, feinem Strich 
als pofles, runbes portrat. Überall wirft eine fünftlerifdje <5abe, bie 
btn <2in3elaugenbücf im itbtn faxtet perfönlia^f eiten als €ntf}ütfung 
Ulm Seelen- 3U erfajfen perßefjt (Die fjtlfc«) 



iDie nTaroffofrag 



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öie ÜXonferenj t>on 'lllgeciras 



t>on 



Dr. (Emfto XHertfe- 




2erltm 
&ru<¥ unb Perlag von ©eorg Reimer. 

1906- 



3nMt- 



Gtitt 

1. 2)ie SÄaroffofrage 1-18 

2. 8anb unb $eute 19-42 

3. Gkfd&td&te 43-65 

4. 3>er 9Dtagljreb unb bte $'riftft$en Staaten 66- 87 

5. 5>er heutige ftulturftanb SÄarottoS 88-114 

6. $er SBettbewerb ber ßirfturmäd&te um S&arotto . . . . 115-137 

7. Srattfreid&S »ertrage öon 1904 unb iljre folgen . . . 138-152 

8. 2>ie SDtaroffofonferena tum SllgeciraS 153—177 

9. Verträge: 

1. Äonöention über bie Ausübung be£ <5$ufere$t£ in 
STOaroHo. Stom 3. Suli 1880 178-187 

2. ©eutf$.üttaroff<mtfd)er £anbel$t>ertrag 187-193 

3. granaöftfc$.(£ngttfci)e ftbereinfunft 193-196 

4. S5ran3Öftf$.@panifd&e Übereinfunft 197 

5. StuStaufdj t>on (Srltörungen über bie 3ftaroKo!ottferena 197-199 

6. Sie ©eneralatte tum «Igeriraä 200-228 

Seittafel 229-234 

Bibliographie 235-240 

gfcgtfter 241-248 

Äarte. 



u 

3Die 5Uacoffofrage. 

Sorb ©aliöburt) Ijat in einer großen politischen JRcbc, 
bie er am 20. 3Rai 1891 in ©laSgom I&ielt, feiner 3Retnung 
SluSbrucf gegeben, baf$ bie 3Raroffofrage bie f<J)tmerigfte inter= 
nationale politifdje Srage ber ©egenmart fei ijnb baf$ itjre 
85fung grofee ©efafyren für internationale SSertoidlungen in 
ber ßufunft in ftd) berge. 

SDiefe pefftmiftifcftc 2lnfxci)t f bie übrigens audj fd)on ein 
anbrer bebeutenber englifd)er Staatsmann: SDtSraeli, aus« 
fprad), unb beren SBaljrfjeit ftd) aud) aMSmarcf nid)t t»erfc^Iofe r 
fyat feit jener &\t baburd) tfjre Sefrftftigung erhalten, bafe 
minbeftenS jebeS gtoeite 3af)r eine mef)r ober minber grofee 
Beunruhigung ber an ben ©efdjiclen SDtaroffoS am meiften 
beteiligten Staaten burd) bie SlufroHung ber SJtoroffofrage 
erjeugt toorben ift. Salb nahmen bie üblichen Steuerein* 
treibungen beS Sultans infolge ber @d)la:p:pen, bie er unb 
feine SDruppen feiten« ber ©teuerüertoeigerer erlitten, ernften 
©(jarafter an ; balb erfyob ftd) ein Stuf rubrer, um als S^ron* 
betoerber bie Unjufriebenen im Sanbe gum Kampfe gegen 
ben ©djertfen gu führen; balb erregte ber ©ultan burd) feine 
3ntereffen für ^Reformen unb für bie ©rrungenfdjaften ber 
heutigen Äultur (SuropaS ben Unmiüen ber Drtljobojen, ber 
SKarabutS, ber SolbaS unb ber getftlid)en Drben, bie als« 
bann bie SJtoffen gegen ben ^crrfcftcr unb beffen c^riftltd^e 
Sreunbe auf gufyejjen fugten. JDiefe häufigen Unruhen würben 
bann immer SSeranlaffung, bafe bie ®ro&mäd)te fict) bie Sfrage 

&ter<f t, SRaroffofraflc 1 



2 $ie StatoflEofrage. 

ftorlegen mußten, toaft gu geföefcn Ijabe, menu ber Sultan 
ßcftürjt mürbe, »cnn bie 8uftidnbtfd)en bie £)berl)anb ge* 
©innen, ber Status qao im Snnern gefiort unb bie Sntereffcn 
ber in SRaroffo anfdffigen 8u6ldnber bebro^t mürben. 8ud) 
bie Steigerung ber Unftdjerfctt, bie bürg bie einigen Unruhen 
ergeugt mürbe, fonrie bie häufigen Seraubungen unb SRorbe, 
bie an Sdjufegenoffen unb au£idnbtf$ea Sieifenben begangen 
tourben, gaben ben oerfötebenen Regierungen fafl beftdnbtgen 
8n(ag gu grorberungenoon @ntf$dbignngen, gur Srgmingung 
ber IBeftrafung ber Übeltäter, gu Erörterungen über bie 
SJtaroBofrage. 

daneben mußten aber au$ bie 2Räd)tc barfiber machen, 
ba| feine Don tynen in ber görberung iljrer Sntcrcff en unb 
in ber Sntoenbung Don 3ftcf>reffalicn ben befteljenben, burd) 
ben Vertrag Don 1880 gefiederten ßuftanb in SJtaroBo Der* 
lefcte, unb aUe* aufbieten, in folgern $aUe fdjleunigfi gu 
vermitteln, gu bef$mi$tigen unb bie Sufptyung ber ent* 
flanbenen Streitfragen gu tterijüten. 

818 bann aber grranfreid), in Verfolgung feiner efyrgeigigen 
afritapolitit, jtd) bemühte, gro&en 6tnfiu& in StaroBo gu 
geminnen unb burd) Vefefcung umfangreicher ©ebtete, bie gum 
Seil att unter ber Dberjpfcit be* maroBaniföen 3$erifen 
ftcljenb, ntd)t nur Don biefem, fonbern aud) Don ben ®rofc 
mähten betrautet mürben, tatfäd)li$ ben Status quo Derlefote 
ober gum mhtbeften ferner bebro^te; als $ranfreid), unter 
Döfliger 9tid)tad)tung be* beßeljenben aUgemein gültigen 33er» 
trage* Don 1880, mit Stalten, mit ©nglanb unb notgebrnngen 
bann aud) mit Spanien 3onben>ertrdge abföloft, burd) bie 
e* jt$ gro&e Vorteile in SRaroHö unb al* lefeteS Siel ba« 
$roteftorat über biefeS 2anb unb feine Sinoerleibung in feiu 
gro&e* afrifamfdje* tfolonialreid) gu jt$ern Derfudjte, l)at 
bie SRaroffofrage fo Warfen (Sljarafter angenommen, bag bie 
©efaljr eines ftriegtf in beu 9erei$ ber 3Rögli$teit gerüdt 



3>ie SRarolfofrage. 3 

unb im bongen Sa^rc 1905 bte gefamte Äulturwelt mehrere 
ÜRonate bur<$ fte in größter Unruhe erhalten würbe. 

Sei biefer au&erft fäwierigen Sachlage ift S)eutfd)tanb 
nod) gu rechter Seit mit erfreulicher Satfraft für bte 3Bal)rung 
feinet ftaatlidjen SlnfeljenS unb ber Sntereffen feiner Särger 
eingetreten, bie an bem SSerfeljr unb bem #anbet 2Raroffo8 
beteiligt ftnb, bem beutfdjen ©ewerbefleife bort müfjfam einen 
neuen 3Rarft errungen Ijaben, unb Ijat bie felbftt>erftdnblid^e 
Sforberung gur ©eltung gebraut, bafe alle 3Rfid)te, bie ben 
SSertrag Don 1880 untergeidjneten, aud) bei 3Seränberungen 
beS Status quo in 2Raroflo unbebingt befragt werben muffen. 
SDie baräber groifdjen ©eutfdjlanb unb ftranfreid) gepflogenen 
ffierfjanblungen Ijaben benn aud) bem Streitfall für iefct feine 
bebrofyUdje ©pifce genommen. SBefentlid) auf 3)eutf<J)lanb8 
Anregung ift bie ßonfereng oon SUgeciraS einberufen worben, 
um bie SRaroffoangelegenljeiten gu regeln. £)b bamit bie 
STOarolfofrage wirflid) geloft unb bauernb befeitigt werben 
wirb, mufc allerbing« feljr begweifelt »erben, es ift aber 
immerhin fd)on Diel gewonnen, wenn i^r für bie Sufonft fcer 
bebroljlidje ßljarafter genommen wirb, ben fte je^t l)at, wenn 
fie audj nid)t aus ber 2Belt gefdjafft werben lann. SDie gur 
Seit in Sllgecira« tagenbe SDtaroHofonfereng wirb wenigstens 
über eine Steige Don @ingelfragen, bie bisher gu ga!)lretd)en 
Reibungen unter ben 2Rftd)ten wie gwifdjen biefen unb 
URaroIfo SSeranlaffung gegeben Ijaben, (Sinigung ergielen unb 
für alle Seile bauernb binbenbe Seftimmungen treffen; fie 
toirb ferner bie leitenben ©eftd)tgpunfte für ben internatio* 
nalen biplomattfd)en SSerfebr begüglidj neu erfdjetnenber 
Streitfragen über SKaroffo feftftellen unb ftd) bemühen, bem 
«infettigen unb ehrgeizigen SBorgetyen ber einen ober ber 
anbern 9Rad)t ©djranfen gu fefcen. Sie wirb oor allem ben 
©runbfafc ber unbebingten ftaatlidjen @elbftänbigfeit unb 
Unabfjdngigfeit SftaroftoS unb feiner SDijnaftie allen $ro* 



4 ®te SJtoroHofrage. 

teftoratS* unb ©roberungSgelüften anbrer 3Käd)te gegenüber 
als unumftö&lid) gu allgemeiner Slnerfennung bringen. $offent* 
lid) urirb es if)r aud) gelingen, ben Sultan felbft, {eine 9te* 
gierung unb fein Stall gu Deranlaffen, ben 28eg ber Reformen 
gu befreiten, bie erforberlid) ftnb, menn STOaroffo in ben 
ÄretS ber Äulturlänber eintreten unb beanfprudjen miU, 
feine ©elbftänbigteit nid)t ftetig burd) fremblftnbifdje <5m* 
fpradje bebroljt gu fe&en, in feiner fortfdjreitenben Kultur* 
enturicflung nicfet Don äugen tyer beljinbert gu Kerben. 

äBirb bie 2Raroffofrage gumr burd) baS @d)lu&protofott 
ber Äonfereng Don SllgectraS DorauSftd)tlid), urie bringenb gu. 
münden ift r berart etngefdjrfinft »erben, bafc fte nid)t toieber, 
toie in beut Derfloffenen 3fa!)re, plöfeltd) bie Äulturtoelt mit 
ber ©efaljr eines Krieges bebrofyen fann, fo toirb fte bod> 
fortbewegen unb toirb aud) in Brunft fortfahren, bie Kultur» 
Dölfer Don 3"t ju &t\t gu befd)äftigen. 

3unäd)ft »erben bie inneren ßuftänbe SWaroffoS im 
günftigften gaUe unb unter ber SSorauSfefcung ber beften 
&bftd)ten feiner Surften, feiner Regierungen unb feines SSolfc* 
ben berechtigten SBünfdjen unb gforberungen anbrer 2Rftd)te 
gu entforedjen unb fte umgugeftalten, ftd) bodj nur langfam 
toanbeln, für lange 3*it unbefriebigenb im Sinne ber übrigen 
Äulturroelt bleiben unb bafyer nod) lange fortfahren, in iljr 
Don ßett gu Qnt Slnftofe gu erregen unb SSeranlaffung gti 
klagen, 6ntfd)ftbigungSanf:prüd)en unb bringlidjen SBünfdjen 
für »eitere Reformen gu geben. @in Staat unb ein Sßolf, 
bie, fo lange fte befielen, unabhängig gemefen ftnb unb nad> 
Sa^rtaufenbe alten (Sefefcen unb ©ebräudjen gelebt Ijaben, 
fönnen ftd) nid)t jrtöjjlid) auf SBunfd) ober 33efef)I anbrer 
änbern, aud) toenn fie es tooßten. ©elbft 3frpan, beffen SSolf 
aus innerer grfenntntS, aus prattifdjen ©rünben, unb bagu 
begabt mit aufeerorbentlid) §o!)en geiftigen gfäljigfeiten, be- 
rufet ba^in ftrebte, ftd) gu moberner Äulturfjö^e gu ergeben, 



S)te aftaroffofraae. 5 

fjat bot), gering geregnet, ein falbes 3al>rl)unbert baju ge* 
brauet Sftaroffo wirb im günftigften gfatt Diel längere Seit 
gu feiner Dolligen inneren Umgeftaltung benötigen. 

gerner aber wirb in bent SRafce, wie eS jtd) tnnerlid) Ijebt 
unb auSgeftaltet, and) ber SBettbewerb ber fremben Äultur* 
Dolfer um bie Seeinfluffung ber maroftanifdjen Regierung, 
um bie 23ef)errfd)ung be$ £anbel§ unb aSerfc^r«, um bie 
Hebung ber SBilbung unb beS ÄulturfianbeS trofc aller 33er* 
träge unb ^rotofoHe nidjt nur nidf)t aufhören, fonbern ftcl) 
um fo met)r jteigern, \t pollftänbiger ber ©runbfafc ber 6r* 
Haltung ber offenen %i\x gur ©eltung unb Slnwenbung ge* 
brad)t werben wirb. 68 ftnb fo unenblid) Diele gntereffen, 
bie in 23etrad)t fommen unb in erböbtem SKafce in 33etrad)t 
fommen werben, bafc fte häufig gu Reibungen aller beteiligten 
äßettbemerber SSeranlaffung geben werben. 

granfreid) wirb au<b fdjwerlid) feine äfrtfapolitif auf* 
geben; um fo weniger, als "es behauptet, SRaroffo als (Sr* 
gängung für Algerien unb SuniS auf bie Stauer nid^t ent= 
beeren gu fönnen unb wirb Mittel unb SBege fudjen, genau 
wie bei ber Erwerbung oon Sunejten, in friebüdjer „pene- 
tration", wie e8 biefe 8lrt oon Sßropaganba benennt, baS Qkl 
aUmd^ltd) gu erreichen, gu bem fc^neU gu gelangen tym nun 
burcb baS (Sinfc^reiten 3)eutfd)lanbg unb burd) ben Vertrag, 
ber iefct in Sllgecirag gefd&affen werben wirb, oorläufig Der» 
fagt ift. 3)ie alger if eben ^olitifer bebaupten, e8 ift für 
granfreid) gang auSgefdjloffen, auf btn SBeßjj 3Raroffo8 
bauernb gu öerjidjten, weil biefeö überaus fruchtbare unb 
an 33obenfd)äfcen fefyr reiche Sanb eine wtrtfd)aftlid) unum= 
gänglidf) notwenbige @rgängung für baS nur fetjr geringen 
Ertrag abwerfenbe Algerien ift. SBenn gfrantreid) biefe« 
Siel offenfunbig nun nid)t fdijnett unb nötigenfalls unter 
änwenbung Don Oewaltmitteln erftreben barf, fonbern ftd) 
gu feiner aÜmäfyUdjen grreid&ung buref) frieblidbe Kulturarbeit 



6 5Dte SRoroffofrage. 

notgebrungen entf^Itefecn mujj, fo nrfrb eS barum bodj nidjt 
barauf toergidjten, eS gu erftrcbcn. SDicfcö Streben wirb gu 
äu&crfter Steigerung be* Setoerbd bcr frangfififdjen unb 
algeriföen Surger um bte Seljerrfdjung be$ maroffanifdjen 
SRartte«, um bie Hebung bcr ftultur im SRagljreb nötigen 
unb baburd) früher ober fpftter immer toieber Reibungen 
mit anbcren 3D?4d)ten herbeiführen, bie unter Beobachtung 
bcr $oIitit bcr grfjaltung bcr offenen £fir iljrcrfeit* in 
VtaroSo neue SRärftc, neue ginflu&fpljftren fudjcn unb eben« 
fall* alle 2Ritiei aufbieten toerben, um in Verfolgung iljrer 
berechtigten frieblicfcen jhilturbeftrebungen iljren Staatgan» 
gehörigen ein uac&fenbe* UrbeitSfeib in SRaroffo gu Raffen 
unb gu ftdjern. 3)ie Sflrtei bietet g. ß. ein Seifpid bafür. 

Senn nun I)iernacl> bie tfospcfctcn feljr gering pnb, baf* 
bie SRaroffofrage burdj bie ftonfereng oon SlgeciraS ober 
überhaupt balb gu ungemeiner Sefriebigung gelöft unb für 
alle Seit befeitigt toirb, fo ift e$ erforberiid), W oöüig über 
iljren magren Sljaralter, über i&re Orunburfadjen, über iljre 
©ntftcljung unb ©nttoieflung Aar gu fein unb genaue Kenntnis 
gu oerfdjaffen, namentlich toenn man iljre Sefettigung al$ 
bie eines ft&nbtgen poiittfdjen internationalen ^Beunruhigung** 
ergeuger* toünf^t unb erftrebt. 

JDa ift e« benn gunddjfi faum gu begreifen, toie im 
allgemeinen unb fogar bis in Ijolje polittföe tfreife hinauf 
bie annähme $at spiafe greifen tonnen, ba& bie äRarotfofrage 
mit iljren umfangreichen meitoergtoetgten Politiken unb toirt- 
föaftlidjen Sntereffen eine ßrfäetnung ober ein ©rgeugni* 
ber ©egenmart ober fclbft nur ber neueren $t\t ift. 

SMeS ift nieftt im geringen ber %aü. 

SMelmeljr ift bie SRaroffofrage im engeren Sinne biefed 
SBortS beinahe 500 3al)re alt, toenn mir itjre erfte <£r* 
Meinung in ba« ijaljr 1415 fefeen tooBen, in bem bie 
^ortugiefen Geuta eroberten. 3m »eiteren Sinne aber 



3)ie üftaroffofrage. 7 

madjt fte Stnfprud) auf ein fe^r Diel IjöljereS 2llter, ja fte 
Ijat beftanben, fo lange e8 an ber SRorbweftede Don Äfrlla 
Staat«organi8men gegeben tjat, bie ©elbftfinbigfett befafeen, 
b t). fo lange e« eine politifdje ®efd)td)te be8 2Rag{>reb at 
Slffa — bieg ift ber einljeimifdje 9tome ÜKaroBoS — ge* 
geben Ijat 

3)ie 3Rarottofrage ift fein 6rgeugni8 ber heutigen ÜDtplo* 
matte, ber Stebenbutylerfdjaft ber heutigen ®rof$mfidjte um 
bie ©rgielung politifcfyer unb wirtfdfjaftlidfjer, religtofer unb 
fctltureHer (ginflüffe auf SKaroffo, fonbern fte Ijat Diel tiefere 
Urfadfjen unb SBurgeln. Um i§r eigenilidjeS SBefen, um alle 
ifjre ©fjarattergüge gu erfennen, tljre Dielfeitigen ©rfdjeinungS- 
formen unb i^re nachhaltigen SBirfungen gu Derfteljen, ift 
e3 baljer erforberlid), weit auSgutyolen, bie geograpljifdK Sage, 
bie 33obem)erl)ältntffe, bie SeDölferungSDerljftltniffe, bie po* 
litifd&e unb fultureHe ©efdfoidjte SKaroBo« forgfdltig in Se* 
tradjt gu gießen unb an ber £anb ber ©rgebniffe biefer 
Unterfudfjungen ifjren heutigen (S&aratter gu betrauten unb 
bie ÜKögltdfjfeit iljrer befriebtgenben Sofung in ©rwfigung 
gu gießen. 

SMe ^eutlebenben glauben Ijfiufig, öon bem gefdjtdjtlidjen 
äSerben unb ber (Sntoricflung ber gegenwärtigen (Srfdjeinungen 
beg öffentlichen, beg prtoaten, be« wirtfdfjaftltd&en unb be8 
getftigen SebenS abfegen gu fönnen; bie heutige ©eneration 
Dergtfet leidet, ba§ bie grofce Kultur ber ©egenwart mit allen 
ifyren 6rrungenfd)aften bod) baö grgeugniS einer ialjrtaufenbe* 
langen (Sntwidflung ift unb oljne biefe ntdjt gebadjt, nidjt 
Derflanben, nic^t richtig bewertet werben fann. SRur gu 
Ijäuftg ift biefer SKangel an f>tftorif<f)em SBtffen, bie Un^ 
lenntntS be3 (SntwttflungSgangeg febeg 3)inge8, jeber @r* 
föeinung be« 2eben8 bie Urfadje Don fdfjwerwiegenben 3rr* 
tämern in ber ^Beurteilung, namentlich aber in ber 33ef>anblung 
ber JDtnge, in ber Slnwenbung ber SRittel, bie gur fBefeitigung 



3 3>te Sfaroffofrage. 

ber ©djfiben, gur Ergtelung Don SJerbefferungen unb 93er» 
Doflfoinmnungen erforberlidj ftnb. Um gu »ifien, mte man 
Äranffyeiten befeitigen, Organismen fräftigen unb gu leerer 
Entoidlung bringen fann, mu& man bie Urfadjen ber Schaben, 
bie fflebingungen für bie ©efunbung unb Sortentmidflung 
ber Organismen forgfaltig erforfdjen, unb bag i(t im Politiken 
unb im Kulturleben ber SBölfcr nur mögltd), menn man if)re 
SebenSbebtngungen, ityre bisherige Entmicflung, bie Urfadjen 
ber Entfteljung ber ©djfiben, bie ^emmniffe unb bie iljrer 
Statur entfpredjenben erforberiidjen ftörberer iljrer Äultur 
genau ermittelt Ijat. 

5)ieS in großen ßögen gu tun, ift bie aufgäbe biefer 
Ileinen ©djrift, bie bei tljrem geringen Umfange atterbingS 
baS tiefe (Singeljen in bie ©efdjidjte unb in bie ßulturentnricf* 
lungäßaroffoSauSf^lie^t, fi^Dielme^r barauf bef djränfen mufc, 
alle etnfcfjlägigen fragen in gebrdngter Äürge gu beljanbeln. 

£Dic 3Raroffofrage l)at gunädtft i^ren natürlichen ©Ijarafter* 
gug, ber in ber geograpljtfd&en Sage beS SanbeS rul)t. 3n 
lürgefter Entfernung oon ber ©übfüfte Europas gelegen, oon 
biefem Erbteil nur burd) eine fdjmale Meerenge getrennt, mar 
einerfeitS eine rege SBedjfelbejie^ung gmifdjen SRorbafrifa, 
3Karoffo im befonbern, unb ber iberifdjen £aibinfel oon Statur 
gegeben, unb biefe geographica Sage mu&te anbrerfettS not« 
menbigermeife ein fteter OueH öon ©djmtertgfeiten unb 
Kämpfen für bie SSölfer »erben, bie biefe fo na^gelegenen 
Sauber bewohnten, fofern unb fo oft biefe SSolfer nid)t mit» 
einanber übereinftimmten, öerfdjiebener SRaffc maren, Der* 
fdi)iebene Äulturftufen einnahmen, bie £errfd)aft über bie fte 
trennenbe ÜReereSftra&e einanber ftreitig matten unb aus 
anbren Orünben in SBettbemerb unb Qvoifi untereinanber 
gerieten. 

3lun mar SRaroIfo öon ^amiten beoölfert, bie iberifdje 
£albtnfel oon einer ööUig oerfdjiebenen SRaffe, Don ©tfimmen 



2>ie SJtoroflofrage. 9 

ber tnboeuropftifdjen ober faufajtfdjen Sfiaffe. 2lud) bie SebenS* 
bebtngungen für beibe waren üoüig ungleiche; für bie erfteren 
überaus fdjmierige, für bie lederen t>erglet$Smeife leidjte; 
in bem SBerglanbe beS SttlaSgebieteS I)errfd)te oft bie bitterfte 
9lot, audf) bie Äüfte baöor mar menig fruchtbar, mäfyrenb 
brüben bie Statur große 3fieid)tümer an SJialjrungSmitteln 
faft oljne ßutun ber SRenfdjen erzeugte. @o mußten ljfiuftg 
bie fflegterben nad) Sefferung tljrer Sage in ben raupen 
33ergbemoI)nent beS SltlaS unb ben Äüftenbemotynera beS SRif 
gemedt unb fte veranlagt merben, bie fdjmale ©trage gu 
überfcfjreiten, um in Serien gu rauben, maS fte erlangen 
tonnten unb ifjren Jpunger gu beliebigen. 

®o entftanb für gberien fdjon im früljeften Altertum 
eine 3Raroffofrage, beten Singeidjen fogar in präljiftorifdjen 
grunben erfennbar ftnb. @ie beftanb aber nidjt nur für bie 
Sberer, fonbern aud) für bie öftlidjen SJiadjbarn ber SltlaS* 
bemoijner, bie Stumibier unb öoHenbS für bie Corner mürbe 
fte fetyr mistig, ba tiefe mit ben dürften unb Häuptlingen beS 
meftlidjen Mauretanien als mit fet)r einflußreichen Politiken 
Saftoren rennen mußten. Sie mürbe aud) nid^t gelöft unb 
befettigt, als bie Körner baS meftlidje Mauretanien gur Sßroöing 
gemadjt Ratten, benn nun Ratten fte emig kämpfe mit ben 
SSergoolfern auSgufedjten unb bie Jperrfdjaft über SRauretanieu 
mar faft nur eine nominelle, auf einen gang fleinen £eil beS 
meftlidjen SSorlanbeS beS SltlaS beföranft. 

gfür bie SBeftgoten beftanb bie 9Raroffofrage in ben SluS* 
beljnungSbeftrebungen ber 23t)gantiner, bie an ber SJiorbfüfte 
2RaroffoS öerfdjiebene fefte @tü&punfte gemonnen Ratten 
unb in Spanien Sfuß gu faffen münfdjten, unb ferner in 
btn Ijfiuftgen einfallen unb SRaubgügen ber Stiftoten unb 
anberer fflerberftämme, bie jenfeits ber SWeerenge Rauften. 

©obalb bie Araber bis an ben Sltlantifdjen Sgean öor* 
gebrungen maren, bebro^ten fte bie SSeftgoten in tyrem Seftfc 



10 £>ie SWaroffofrage. 

unb fd&itefelidj bradj ba3 weftgotifdje 3Reid^ unter bem crften 
Anprall ber 3Rarottaner gufammen, bie unter arabifd&en 
©eneralen unb Dfftjieren 711 in Spanten etnbrangen, um 
bann faft 800 Satjre bie iberifdje ^albtnfel ober einen Seil 
berfelben gu beljerrfdjen. 

SBÄ&renb biefer langen ßeit fpielte 3RaroIfo ftet« eine 
überaus widjttge 8iolle für Spanien, unb feine dürften madjten 
bie bed arabifdj*maurifdjen Spaniens für $aljrtyunberte gu 
tyren 33afallen. 

Site bie Triften enblid) ben Sieg aber bie 3Roljammebaner 
errungen unb fte Don fpanifcfjem Stoben Derbrängt Ratten, ba 
traten fdjärfere religiöfe Oegenffifee gwifdjen Spanien unb 
SRaroRo ein, unb erftereS fal) feine Äulturaufgabe barin, 
ben 9lad^barftaat bem (Kfjriftentum gu unterwerfen unb gu* 
gleich Vergeltung gu äben für baS 3od> ber Srembfjerrfdjaft, 
bie e$, ban! btn 3RaroHanern, fo lange Ijatte tragen muffen. 
So entftanb ber fd)arf ausgeprägte religiöfe ßljaraftergug ber 
SKarottofrage. 

Samt traten wtrtfdjaftlidje fragen in ben SSorbergrunb. 
6S begann ba8 fingen um bie 93orl)errfdjaft auf bem ©ebiete 
be8 2BeltI)anbel8 unb fo entwtdelte fidE) bie wtrtfdjaftlidje 
Seite ber SRaroffofrage. 3Raroffo würbe im Saufe ber Saljr- 
tyunberte wegen feiner aufcerorbentltdjen Sfrudjtbarfeit unb 
6rtragSffil)igfeit ber begehrte ©egenftanb ber 9tad)barfd)aft 
aller gnbuftrie* unb Äulturftaaten, unb nur bie @iferfud)t 
aller gntereffenten Ijat ba8 Sanb oor ernfteren SSerfudjen 
einzelner bisher bewahrt gehabt, e£ ftd) gu unterwerfen. 
SMeS nun gu öerfudjen war bem heutigen fjranfreid) öorbe* 
galten, ba8 burd) 3)eutf<l)lanb aber an ber 3lu$füf)rung feiner 
$läne öerl)tnbert worben ift. 35amtt erhielt bie SJfaroffo* 
frage ben polttifdjen ©fjaraftergug , ber fidE) mit bem Wirt» 
fdjaftlidjen unb fulturellen öerbunben tyat, um xfyc entließ bie 
Sdjärfe unb Oefäljrltdjfett gu beriefen, bie fte gur S^t bejtfct 



®ie SWaroIfofrage. 11 

unb i{>r burd) bie Äonferenj Don SUgectraS genommen 
»erben foH. 

3)aju fommt nun nod) bie überaus mangelhafte ÄenntniS 
beS 3lu$lanbe8 Don 3Jtoroffo in allen SBegieljungen. Dbgleid) 
in unmittelbarer 5M)e ©uropaS gelegen, ift e8 und boc^ 
geograptytfd) unb DollenbS fultureU nod) fei»r wenig be!annt r 
meniger jum Seil als Sibet ober ba8 innere ©übafrifaS. 
SSrofcbem in ben legten Safyrgeljnten galjlretd&e Sforfdjung«* 
reifenbe, namentlich beutfdje unb frangöflfdje, ba8 Sanb 
befudjt unb feine geograptytfdje Kenntnis gang beträdjtlid) 
erweitert tyaben, ift bod> ber gröfete Seil 3Raroffo8 Don 
Europäern nodj nie betreten morben unb feine Kenntnis 
beruht auf unguoerlfifflgen Seridjten moljammebamfdjer ober 
jübtfdjer (gingeborner. 

infolge biefer UnfenntniS glauben Diele, bie 2Raroffofrage 
liege ftc^ fetjr leidet burd) Slnmenbung oon ©emaltmttteln, 
burd) eine Heine ßaljl gutgefdjulter europfiifdber Slrmeefotp«, 
burdj Aufteilung beS SanbeS unter bie europätfeften SKfidjte 
ober bie nädjften 3ntereffenten löfen. 3)ie fo fprecfjen, totfien 
nidjt, baf$ ÜRaroffo unb bie ÜKaroffaner nod) nie oon irgenb 
einer ber SWddjte, bie ftc unter Stnmenbung einer bei »eitern 
äberlegenen friegerifdjen Saftif angriffen, unterworfen morben 
ftnb. Unbegreiflich ift e« DQHenbS, menn audj algerifdje 
Sljauirinifien eine foldje Meinung gelegentlich äußern, benn 
fte fodten aus ber ©efdjidjte ber Unterwerfung ber Äabtylie, 
bie aber 30 gafyre in Slnfprud) genommen unb enorme Opfer 
an 3Renfd)en unb ©elb gefoftet Ijat, miffen, bafe Don einer 
leidjten unb bauemben Unterwerfung ber Stewoljner ber SltlaS* 
gebiete SRarotfoS feine SÜcbc fein fann, ba& i$re SJeftegung 
no<& ungleich größere Dpfer erforbern würbe al« bie ber 
Äabljlie. 

Stud) ba« Einbringen ber europftifdjen Äultur wirb nid>t 
oljne bie größten ©djmierlgleiten erfolgen. 3)te 3Rarabut8 



12 Sk 

Satire nnb grifHu^c Drben (oben f 4 Ksfter mit erfolg 
tat baraaf abjielenben Searitynngen bö SnSlanbed miber« 
W& i a r na 4 triften fogar ber (Sinfnfyr frember Karen enfc 
gegengemirft, ©eil fte fünften, bog mit ityien aud) bie 
Iptyeren 8eben§anfpru<$e nnb Sebendgemobnlpiten ber ®)riften 
anbringen nnb bie alte Stnfadftett ber Sitten, bie St&giglett, 
bie greiljeitöliebe, bie 2npferfeit bed SoOed allmäJjlid) nnter* 
graben, befeitigen nnb fdjliefel id) bie ttntenDerfnng bed £anbe& 
nnter bie fremben Staate nad) M gießen mürben. <Da$er 
nriberfefeen ftd) bie Drtyobqren and) mit aller SRadjt ber 
gorbernng wn Reformen, nnb nnterftä^en Heber bie gegen 
ben jefeigen Sultan ins gelb gie^enben Snfrifyer, aß bafe 
fte geftatten ©ollen, bog er ben Triften nnb ben 8a£lanbern 
irgenbmdc^e ßuflcftänbniffe mad)e. 3a r nnter Umftänbeu 
mürben fte nityt banor jurücff dpreden, gegen iljn mie gegen 
bie SuSlanber ben fjeiligen Ärieg gn prebigen nnb bie$ fonnte 
bei bem Sifer, mit bem bie jxmtelamittfcfce Semegnng im 
©e^eimen geförbert wirb, aud) für Algerien nnb Suneften 
DerljängnteDoü ©erben. 

2)ie SBorftetlung, ba£ e§ leidet fein ©irb, ben SKaroRanem 
Don äugen fyer eine frembe, d>rijilid)e ftultur aufjubrängen 
unb Reformen in bie $er©altung be3 2anbe8 einzuführen, 
ift eine irrige. Sine politifd)e SReuorbnung tann nur auf 
ßrfolg rennen, ©enn fte Don innen Ijeraud erfolgt; unb baS 
SSoK für eine foldje Dorjubereiten, ©irb lange Qtxt erforbern. 

äße ftaatlidjen ttutwälgungen in ÜRaroffo jtnb immer nur 
Don innen Ijerauö erfolgt, ineift Don ben friegerifc^en Stämmen 
ber Öafen oon £aftlelt f Don benen ber Sudgebiete ober Don 
ben Sergfabtylen ausgegangen unb getragen gemefen Don 
religiöfem ober patriotifdjem SfanatiömuS. SBenn anbrerfeitS 
Sttarolfo alö ftaatlidjer Organismus nad) äugen I)in ©rfolge 
erjielt Ijat, fo ift bieg ftets nur gefdjeljen, ©enn bie (Singe* 
boraen unter bem (Sinffaf* polttifdjer ober religtöfer 3been 



5>ie üWaroffofrage. 13 

Don groger SSragmeite ftdj gu gemeinfamem ipanbeln öerbanben 
unb in biefem $aHe bann aorfibergeljenb ben Älcinfrieg unter« 
einanber einftellten. 

Sei ^Beurteilung ber maroffamfdjen 33erl)ältniffe etwa bie 
beS DrientS als SRa&jlab anlegen gu motten, ift ööHig Der* 
feljlt. Sie ftnb burcfjauS eigenartig unb fyaben gum Seil 
mrgenbmo anberS ihresgleichen. 2)er unbegtoingltdje greifjeitS* 
brang, baS gfeftfjalten an iljren uralten Sitten, ®ebräud)en, 
©efefcen unb ftaatlidjen @inrid)tungen, bie Autonomie, bie 
ber grö&te Seil ber Serberftämme gu allen Seiten befeffen 
l)at, ftnb galtoren mit benen unbebingt geregnet »erben 
mufc. 3)ie Sebrotyung tljrer feit Saljrtaufenben iljnen ge* 
laffenen Sfreityeiten Ijat fte bisher immer nodj öeranlafet, jebe 
auf iljre Sefettigung abgielenbe Semüljung erfolgreich ben 
beftgefdjulten unb mit ben beften SBaffen öerf ebenen Seinben 
gegenüber gu vereiteln. 3för 9Rut, iljre Sapferfeit, unterftüfct 
burd) tljre DrtSfenntntS, tyre Sä§ l ßfctt vmb SebürfniSloftg* 
feit Ijaben fte bisher immer nod) als Sieger aus allen 
Ädmpfen gegen duftere Sfetnbe, -bie fte in tljren Sergen gu 
bebrängen aerfudjten, Ijer&orgeljen laffen. 

SKarotto ift fein IjerrenlofeS 2anb. 3)er Stamm feiner 
Se&ölterung befielt feineSmegS aus lulturlofen SBUben, fon* 
bern aus rauljen, tatkräftigen, etfynifdjen Saftoren, bie feit 
Saljrtaufenben bort eingefeffen ftnb, gro&e ÄriegStaten öoH* 
bracht, mddjtige Sfteidje gegrünbet, tljre Ärdfte mit benen ber 
erften (Srobereroöller erfolgreich gemeffen Ijaben unb nidjt 
geti>iüt ftnb, iljre alten ererbten Siretljeiten aufgugeben. ©er 
Äulturgujtanb, ber bei iljnen unb überhaupt in gang 2Raroffo 
Ijerrfdjt, ift aHerbingS ein niebriger, bem ber nadjften 5Radj* 
barn im Dften unb 5Rorben ntdjt anndljernb entfpredjenber 
unb vergleichbarer. ©er SBunfdj ber Äulturmelt unb ber 
fte öertretenben Orofemddjte, biefen unfrer Seit umoürbigen 
Äulturguftänben ein (Snbe gu machen, bie SWaroffaner in ben 



14 S>ie SWarolfofrage. 

äBereidj berfelben l>inetngugtel)en, ftc ber heutigen Ijoljen Äultur 
teilhaftig gu mad)en, mirb oon ben 3RaroHanern felbft gur* 
gett nur in fef)r geringem 2Ra&e geteilt, unb eS ttirb borauf 
an!ommen r il)n in iljnen erft allmäl)ltö) gu »edten, fttlj ent* 
falten gu l äffen, fte empf&ngltdj für bie moberne Äultur unb 
fdjlie&lidj begefyrltdf) nad) il)r gu machen. SBie bteS gefdfoeljen 
foll, baS ift eine fd&totertge §rage, ein befonberer ffleftanbteil 
ber allgemeinen öielgefialtigen ÜRaroffofrage. 

5)te erften hierauf genuteten Seftrebungen Ijaben fefet 
fdjon ben unerfahrenen, tmpulftoen, leicht gu beeinpuffenben 
Jungen Sultan unb mit tljm fein Sanb in fo er n fte flnangieUe 
@dj»terig!eiten gebrad&t, bafj bie ©efaljr eines balbigen 
finanziellen SanferottS nidf)t nur nid)t auSgefd&loffen ift, 
fonbern baf$ ftc üielmeljr gerabe t)on frangöpfdjer Seite als ein 
totdjtiger gaftor betrautet toirb, mit bem gu rennen ift unb 
auf ben aud) bie $l&ne ©elcaffeg bereits gugefdfjnitten waren. 
SBirb in biefem galle bann md)t in SWaroffo audf) gefdjeljen 
foQen, tt>aS unter SSerljältniffen, bie in fitynlidjer Steife oor» 
bereitet »aren, oor 25 Saljren in Suneften geföal)? SBirb 
ber Hauptgläubiger bann ntdjt fofort bei ber £anb fein, ba& 
Sanb für pdj in ätefd&lag gu nehmen? SluSgePredEt Ijatte 
*r fte \a fdjon. 

Sber au$ ber innere politifdje Sufammenbrud^ liegt nidjt 
fo fern, »ie man in optimiptfdj gepnnten Äreifen gern an* 
nehmen möd)te. 

3)ie aSer^ältniffe in SRaroRo Ijaben pdj berart gugefptfct, 
bie Ungufriebenljeit ber ortljoboyen SBoltemaffen mit bem 
Sultan ift eine fo gro&e geworben, bafe man gar nid^t 
oorauSgufefjen oermag, n>a« bort unerwartet gefdjeljen fann. 
©erabe bie (Sreignifte ber legten SBodfjen geben gu ben größten 
Seforgniffen gegränbeten Slnlafe. 

SMe 2Radbt be* Sultan* ift in Ijofam ©rabe erfdfofittert, 
in ben SBaffengfingen ber legten 3atjre mit bem SRogi Ijaben 



2>te SRaroBofrage. 15 

feine Gruppen »ieberljolt fe^r fernere 5Rieberlagen öon bem 
Styronbetoerber erlitten unb 1902 aar gelegentlich fefcon gu 
befürchten, baft bie ©ultanötruppen üoUftdnbig gum Sljron* 
prätenbenten übergeben mürben. SDiefer f>at jid) nun int 
Sorben unb 5Rorboften beS 2anbe8, namentlich im Seteid) 
be8 algerifdjen ©renggebiets gum unumfdjränften #errn auf« 
geworfen, einen fetyr gro&en Anfang eroorben, aud) ber 
frühere algerifdje Slufrüljrer 23u interna Ijat jtd) tfjm an« 
gefdjloffen, unb er §at jtd) in ben legten Monaten offenbar 
feljr reidjlid) mit Kriegsmaterial öerforgt. 

2Bir »ollen baoon abfegen, »er iljn babei unterftüfct Ijat. 

£atfäd)lid) ift biefe« Material aber großenteils über bie 
algerifdje ®renge, neuerbtngS aud) über bie oon Sebrel unb 
anbern Sfrangofen eingerichtete $anbel£nieberlaffung &*$ 
3togt: SRar 6^ica eingeführt. S)er frangöjtfcfye Äreuger 
Salanbe Ijat überbieS gegenüber bem maroffantfd)en Äriegä- 
fdjiff SEurfi, ba8 biefen algerifdjen burd) Skiffe unter fran* 
göftfdjer $lagge betriebenen Schmuggel gu oerijinbern fudjte, 
eine gum minbeften l)öd)ft fonberbare Haltung beobachtet. 
3>iefe fortgefefcte SluffianbSbetoegung, beren geheime 33efd)üfcer 
man in ÜKaroffo fe^r gut fennt, bilbet eine toadjfenbe Urfac^e 
ber allgemeinen Beunruhigung im Sanbe, oerurfadjt eine 
bebenflid^e Steuerung unb erljöfyt bie Slnardjte, bie für alle 
Sfaftoren toertoofl ift, bie in ber Verfolgung Ujrer ©onber* 
giele begüglid) ber ßufanft ÜKaroffoS an ben ©teigniffen, 
bie ftd) bort abfielen unb Vorbereiten, ba8 lebljaftefte un* 

mittelbare Sntereffe nehmen. 

SBie ftd) 3tatfult unb namentlid) 39u Samara gu ben 

gorberungen ber ÜRädjte [teilen, barüber ift nodj feljr toentg 

ßuoerläfiigeS befannt. SBenn fte aber bie geringfte ^üljlung 

mit bem mobernen ßettgeift Ijaben — aofür Diele Shtgeidjen 

fpredjen, befonberS bie Slnf Raffung be8 neueften beften Kriegs« 

materials — fo ift es feine*»egS au«gefd)loffen, bafc aud 



16 Sic aUatofTofraßf. 

ben Äreifen ber jejjigen aufftänbifdjen rine grofje Sc 
ttegung b,troorgel)en fann, bie auf fate Sefeitigiwg beS je^igen 
Sultans abhielt unb ben 2Bünfd)en mancher Äulturmäijte 
förberlid) ift. 

iDie ©ntwldlung bei Singe in SKaroffo Ijat p siel 
ttjnlicljfeit mit ber in £uneften ju 6nbe ber fiebjiger unb 
ju Anfang ber adliger 3al)re beö norigen SaljrijunbertS, 
als ba% man fie nid)t mit bemfelben ÜKa&ftabe meffen unb 
auf ä^nlidje Seweggrßnbe unb geheime propaganbiftifdje 
Jätigfeit jurüiffüljren foUte. 

SSeitn nun ber $tan beS Stogi auftaudjt, UfiaroTfo in 
eine närblidje unb eine ffiblidje ^älfte ju teilen unb jWet 
felbftanbige Staaten baraus gu madb.cn, fo ftimtnt aud) biefer 
ganj genau mit SBorfdjIÖgen überein, bie Don franjiflfdjen 
unb algerifdjen Äotonklpolittfern feit lange gemacht, 1902 
aud) ber ©egenftanb eines Vertrags entmurfs mit Spanien 
gewefen jinb. 2)ies ift ja aud} nidjt »erwunberlid), wenn man 
fid) erinnert, bafe ber Sftogi mehrere galjre in Algerien ße= 
lebt dat. 

Sisljer rechneten ber ©djerif unb ber 3Kaff)jen bamit, 
bafe bie ©rofjmadjte fid) wie früher nidjt einigen unb baburd) 
ben Sortbeftanb 9RarottoS unseränbert erhalten würben, jefct 
enblid) fangen fie an, elnjufeljen bafe bfe SSertjältniffe ju 
efner Ärips treiben, bie einen »Öüigen 2Sanbel herbeiführen 
tonnen, unb bafe bie mddjtige aufftanbSbemegung baS irrige 
bajii beiträgt. 

SBrid)t nun ober in nääjjter $eit ber Äampf Bon neuem 
im Innern 9Jiaroftoä aus, ift bfe Umfturafcewegung beS Kogi 
bant feiner guten Bewaffnung unb feiner Don Algeriern unb 
ooit ifjm felbft nad) algerifdjen taftifdjen ©rnnbfäfcen ge* 
füljrten Gruppen benen beS Sultan« gegenüber erfolgreid), 
wie aeftaltet ftdj bann bie Sage? Unb wie, wenn etwa ber 
rcligiäfe Fanatismus gewettt unb eine Bewegung gegen bie 



S)ie SJtowBofrage. 17 

3luölänbcr ergeugt würbe? 3)ie nadjfteljenben 9tad)ri<i)ten 
fc^liefeen bergleid)en nidjt au8: 

Sänger, 16. 2Rärg. (<Sig. 2)ral)tber.) „3)er ©rofeföerif, 
ber iüngft aus bem Snnern Ijierljer !om, §at in ber ©rofeen 
SRofdjee gegen bie Triften geprebtgt, bie bte getnbe beS 
Sslam feien unb ftdj in SügeciraS Dereinigt Ratten, um ben 
Untergang SRarottoS vorzubereiten, inbem fte jtd) ber Sterte 
beS Sultans bemächtigten. 2)er ©ro&fdjertf fdjleuberte feinen 
33annßud) gegen 3Kufelmanen, bie ftd) ben Ungläubigen nähern 
unb tyre Äinber in bie Spulen fd^iclen, wo tyre Seelen Der» 
giftet »erben. 5)ie fanattfdjen Sieben be$ ©d&erifs bilben eine 
wirflid&e ©efaljr für bie SRulje ber l)ier anfäf ftgen Europäer, 
©ine ©efanbtfdjaft machte bie totalen 33ef)örben auf bie ©e* 
fahren aufmerffam, bie burdj @ntfeffelung be$ Fanatismus 
jjeraufbefcfjworen werben tonnten, ©er ©ro&föerif unb fein 
Slnljang unter b^n ganatifern erhoben (Sinfprud) gegen btxt 
©ouoerneur, beffen 2ßa&nal)men ftdfc gegen bie Siebte beS 
3Slam rieten, ©er Sdjertf befahl, ba& alle Äinber ber 
Araber, bie bie ©djule ber „Alliance fran^aise" befugten, 
otyne weitere» iljre Älaffen öerlaffen follten." 

Sonbon, 27. 3Rärg. (<Sig. ©ratyber.) ,„©aity 3Ratl' 
meibet au» Sanger, bie SWaroffaner empfinben bie Äonfereng* 
Dorföläge als feinbfelige £anblungen. Siele mädjitge Häupt- 
linge erhielten bringenbe SBefeljle, eine moglid)(t ftarte 
Sruppenmadjt in Sereitfdjaft gu galten, um eine pläfclidje 
unbefugte Sanbung frember (Sjrpebttionen gur Anlegung Don 
gattoreien gu öertyinbern.' 4 

Sum ©djufee ber Europäer unb tljrer ©djufcgenoffen tft 
es bann oielleidjt erforberltd), mit SBaffengewalt für fie ein* 
gutreten. .2Ber foll ba baS 3J?anbat erhalten? Sollen inter« 
nationale Sruppen, wie neuerbingS g. 99. in Gtyina, ben ©djufc 
ber Europäer übernehmen? ©oll eine 9Rad)t bamit beauf* 
tragt werben? ©agu wäre nad) bem Vertrage unb ben beg. 

©ieref«, Statutf ©frage. 2 



18 $ie SWaroflofrage. 

»eiteren äbmadjungen &on 1880 Spanien junädjft berufen« 
SBürbe unter ben aerfinberten neuen SSer^dltntffen granlreid) 
aber bareimoüUgen, ba£ bod) biefen Sali t>orgefe$en l)at unb 
ööMg bereit an ber algertfdjen ©renje fieljt. 

3)ie Sage ift fomit in feber Jpinftdjt äu&erft frittfö ge* 
»orben. 3)od) ntd)t nur für SKaroffo jelbfi. SMe SJerfyanb* 
lungen auf ber Sßaroffofonferenj unb bie Beleuchtungen ber» 
felben burd) bie internationale treffe Ijaben beutlid) beroiefen, 
ba& bie ÜRaroffofrage meit aber tljre engen ©rengen IjinauS 
eine internationale politifdje ftrage oon größter Sragtoeite 
geworben ift. 35te ©ruppterung ber politifdjen SKädjte ber 
SBelt ift, befonberS feit bem rufftf^iapanif^en Äriege, eine 
anbere gemorben, als fte früher mar, unb e£ ift nid)t ab« 
gufeljen, »ad für Solgen eine neue Äufrpüung ber 2Jtoroflfo* 
frage in ßufunft fyaben lann. 

Dbgleid) S)eutfd)lanb in biefem galle bie arbeit für bie 
fämtltdjen SKädjte DoUjogen l)at, bie baS $rotofoH t)on 1880 
unterzeichneten; obgleict) e§ im befonbern für bie mtrtfd)aft= 
lid> ftarf an ben ©efdjiden ÜRaroffoS beteiligten 2Räd)te 
(Snglanb unb Spanien UnfdjäfebareS geleiftet unb ü)re Stedjte 
genarrt, getoifferma&en bie Äaftanien für fte aus bem geuer 
geholt l)at, oljne für ftd) meljr als bie nrirtfdjaftUdje ©leid)* 
beredjtigung in SKaroffo, bie (Srfdjliefeung beSfelben burd) 
bie öon Ujm geöffnete SSr ju beanfprudjen, fo ertnirbt e8 
fid) bod) nur baburd) bie Art be8 3)anfeS, ber nur gu oft 
ber Soljn ber guten Sibftdjt unb 2at ift: ben Unbanf, ber fid) 
in Annäherungen, (Gruppierungen unb ©onberabmadjungen 
fiu&ert, bie fdjlie&lid) auf bie Sfolterung t)on ©eutfdjlanb 
abfielen. 

@o nnrb benn leiber bie 3Äetnung8äuf$erung Sorb Sali«« 
burt)8 nod) auf lange 3*ü IjinauS ifjre ©eltung behalten. 



2* 
£anfc unfc Sltutt. 

3)te geograpljifdje Sage SKarotfoS lä&t biefeS Sanb als Don 
Utotur berufen erfdjeinen, eine bebeutenbe SRoIle in ber ©e* 
jdjid&te ber 33?enfd)^eit unb in ber beS ©eeoerfebrS gu fpielen. 

2)urd) eine fd&male Meerenge oon bem europäifdfjen geft- 
(anbe getrennt, an bem ÜRittelmeer unb an bem Sülantifdjen 
öjean gelegen, mußten feine ©inmofyner, fottte man meinen, 
oon frühen 3^ten an barauf bebaut fein, biefen SJorjug 
auszubeuten, gtfe^erei unb S$iffal)rt in ausgebeutetem 
URaBe ju betreiben unb fte gu ergiebigen ©rmerbSqueüen 
ju machen. 2Benn bieS ntdfjt jum ßtoede ber Äulturförberung 
<jefdjel)en r fonbern melmeljr eljer ju bem ber Äulturfd&äbtgung, 
fo ift baran nidfjt bie ttngunft ber aSer^ältniffe unb nW)t 
i)ie geograpljtfdje Sage beS SanbeS fonbern feine Seöölferung 
f djulb, unb jufünftigen ®efd)led)tern, begieljungSmeife ben gu* 
fünftigen Sehern SRaroffoS mirb e$ erft vorbehalten fein, 
i>tefe großen natürlichen Vorteile auszubeuten. 

3)er £err beS weit oorfpringenben norbmefilidjen ^ornS 
ÄfrifaS mar in ber Sage, ben SSerfeljr ber baS SRittelmeer 
mit bem 2ltlantifd)en Djean üerbinbenben formalen SBaffer^ 
ftrafec wenn nidjt ganz gu beljerrfdjen, benn baju mar aud) 
btv Sejtfc ber gegenüber gelegenen Äüjte erforberlidf), fo bod) 
{ebenfalls gu feinem Vorteil auSgunüfeen, ben ©egnern unb 
SBettbemerbern in Ijoljem ©rabe gu erfdjroeren unb bie enge 
Pforte, menn er im Seftfc einer nur einigermaßen gut ent» 

2» 



20 &ntb unb 8ettte. 

»Welten ©eemadjt toar, im Kriegsfälle leidet gu fdjlie&en. 
Sfreilid) feljlt eS ber gefamten Äüjte beS heutigen Starotto 
an guten #fifen; aber aud) biefer fdjeinbare SRangel ift nur 
ben Seroo^nern beS SanbeS unb feinen Regierungen gugn« 
treiben. 3)ie öon Statur gut gelegenen $&fen ftnb über« 
^aupt nic^t fefpr galjlreidj in ber äSeit tforlpnben, überall 
$at ber 9Jtenf$ metyr ober minber ftart nad^elfen muffen 
unb ed »Are gum Seifotel f $on für bie $i)ömjier, bann befon» 
berS für bie Ingenieure ber italiemfdjen $anbelSrepublifen be& 
SttttelalterS eine gang geringe 3Rül>e gemefen an ber 9torb* 
tote aud) an ber in biefer $egie!)ung meniger gut geglieberten 
SBefWüftc SRaroffoS eine gro&e ßa^l oortrejflidjer wenn au$ 
nidjt gerabe feljr umfangreicher $dfen gu f^affen. Unfere 
heutigen Ingenieure mürben bieg ttoDenbS mit geidjtigleit 
machen, benn gerabe bie SJtorbfüfte SJtaroltoS ift fogar feljr 
reid) an Suiten, bie fid) gu fixeren $dfen auSgeftalten 
liegen. Sine gute Regulierung ber Seiten ber großen, bem 
ütlantiföen Dgean jufhrSmenben glüffe, bie Sefeitigung ber 
Sarren oor t&ren SRünbungen unb forgf&ltig ausgeführte 
#afenanlagen würben SJtarotto aud) an feiner SBefttüfte mit 
Dielen auSgegeid)neten $&fen öerfeljen tonnen. $n ben Kultur» 
Iänbera ©uropaS !>at man toafyrlid) unter feljr triel un* 
günftigeren Äüftenoerljdltniffen Oro&artigeS geleiftet — unb 
fd&on feit alten Seiten. 

SBenn bie Sewoljner beS *Dtag$reb biefe ®unfi ber SBer* 
Ijdltntffe nic^t ausbeuteten, itjr Sanb nid>t gu einem baS 
3Jteer beljerrfdjenben matten, fo Ijat baS nur an tynett 
gelegen. 3)af$ fte es Ijfttten tun fönnen, bewetft bie ®e* 
fd)id)te ber Piraterie. 

#infld)tltd) ber jtoedfmäfjtgen Anlage oon $äfen bietet 
3Jtaroffo bem Unterne^mergeift ber $eutgeit unb bem ber 
3ngenteurtoiffenfdjaft unb ber SBafferbautedjnit ber S^wft 
ein breites Selb ber ^Betätigung. 



8anb unb Seute. 21 

SMe Meerenge aber trennte nid^t nur SKaroffo Don Süb* 
europa, fonbern oerbanb bie beiben (Srbtetle aud) mitetnanber, 
unb aber biefe Strafe Ijinmeg fanb benn aud) gu allen 
Seiten ein fefyr [tarier SBerfeljr ftatt, obgleich bie reifcenben 
Strömungen ber SBeerenge tyre JBefaljrung befonber« für bie 
fleinen gafyrgeuge be& SUtertumS unb beg Mittelalter^ nid)t 
gerabe fetyr leidet machte. SBieberum bemiefen aber bie See* 
r&uber be8 SRif r bafe biefe tleine ©djmterigfeit für einiger« 
mafcen gefdjulte Segler in SBaljrljett leine fotd)e mar. 

Über bie Meerenge sogen gettenmeife fogar, gunä<$jt t>on 
©üben, bann aud) Don Sorben Ijer, gange SSölferftröme, um 
fid) aber beibe an il)r gelegene Sänber gu ergießen. Sie 
58erfel)r8Derl)ältnif[e ber Dorgefäidjtltdjen 3«* entgieljen ftd) 
infofern unferer genauen Kenntnis, als feine fd)riftU$en 
©enfmäler aber fte geföaffen morben flnb, aber einesteils 
toirb ber fetyr rege, umfangrei^e See* unb 2anbDerfeI)r burd) 
immerhin galjlretdje gunbe begeugt, bie bie @rbe bemaljrt 
Ijat ober bie ftd) auf iljrer Dberflädje erhalten Ijaben, bant 
ben gänftigen atmofj>I)ärifd)en SSerf)ältniffen jener ©egenben, 
anbernteilö ergibt er ftd) als notoenbiger @d)lu& aus einer 
genauen S3etradjtung ber älteften Venoben ber Kultur» 
gefd)id)te, in bie und bie moberne §orf<%ung immer tiefere 
(Sinblide gemährt. Die Dorgefd)id)tlid)e S3eDölferung, Don 
beren Sätigfeit mir Saugen l)aben, mar im fübmeftlidjen 
Europa unb im norbmeftlidjen Slfrifa biefelbe — bie SReer* 
enge gu überfdjreiten mar für fte fein ^inbernid gemefen. 
Sie $erfpefttaen, bie bie 3lltertum$mif[enfd)aft für ben 
$anbel£t>erfel)r im Drient, gmtfdjen Sübeuropa, SSorberaften 
unb Sgtjpten in Seiten eröffnet, bie meit Dor ben burd) 
fd)riftlid)e Urfunben befannt geworbenen liegen, erftrecfen 
jtd) aud) in mandjer SBegteljung auf ben meftltd)en Seil ber 
alten SBelt. Sie griedjifdjen 3Jtyt!)en unb Sagen meifen 
auf biefe ©egenben gang beutltd) I)tn, fo befonberS bie 



22 9aab «ab Satte. 

$ertole8fagen, bie gnm Seü fogar gernbejn bie SäaSgebiete 
nab bat Wattige Spanien aU Orte ber in iljnrn gefdjilbertrn 
Vorgänge angeben. 6* erhellt bieran« bentlid), bog SRaroffo 
bat ©rietben nnb fd)on fefcr viel finbn ben $ljöntjieni, 
Affarern, Babglomern nnb ägnptcrn befannt mar nnb bant 
feiner Dorjfigtidjen Sage am gnbe be* bantatigen BeltmeerS, 
nnb am Öingang in ben bie SBelt nmgebenben DfeanoS eine 
bebentenbe Soße gefpielt bat S)afj bie ^entjeit bie aufjer> 
gen>ö&,ulid)en Sorteile ber nnBergIeid)Ud) günftigen geüflrapbi 1 
f(ben Sage WaroffoS Doli anertennt — nie weiter aud) 
feinen Kefdjtum, feine nirtfä)af1Iid)e SJebeutnng — bafur 
fpridjt mol)l nidjts bentlidjer als bie gegmroartige 3»fpi^)>ng 
ber TOaroffofrage, bie in ber Segierbe Derfdjiebener ber erften 
®rofemäd)te unlerer 3eit, ftd) biefe* reidje Saab ju eigen ju 
madjen, iljren Urfprnng fjat. 

Sie ©efdjidjte belehrt übrigens barflber, bafj aud) bie 
SRaroffaner felbft in biefer $infid)t bie Onnft ber natürlidjen 
Serljdttntffe erfannt nnb jeitmeife reäjt gut für fid) anSge* 
nüfjt Ijaben. HtterbingS fjatte baS polttifdje geben beä Älter* 
tninS unb beS Mittelalter« einen gang anbern Gljarafter al* 
baä ber Steujeit. Sie politifdjen Sejie^ungen jttiiidjen 
VtaroRo unb Spanien waren nid)t roeUcrf<rjürterni>, übten 
leinen unmittelbaren @influfj auf ben ®ang ber SBeltgefd)lä)te 
aus. $olitifd) Baren Maroffo unb Spanien aber im Saufe 
ber gefd)id)tltd)en Seit beiber Sfinber ga^unberte tjmburd) 
eng nerbunben, unb rocnn Europa, jutn minbeften bem füb= 
lieben unb ffibmeftlidjen, uieberbolt im frühen Altertum unb 
im Mittelalter bie ©efaljr ber »ölligen Unterwerfung unter 
bie ßerrfdjaft ber £anttten unb ber Semiten brobte, fo waren 
bie engen Seaieljungen juriffljen SRarotfo unb Spanien bafur 

it(im)rtlid). $ätten j. 33. bte fpantfdjen Araber unb 
ffifljtnn nidjt 732 bei Jour« unb $oitier£ eine fcrjmere 3iteber= 
läge erlitten, unb mären fie niäjt mit ben Serbern unb unter 



ganb unb 8eute f 23 

fld) fo entgmett gemefen, fo Ratten fte, ooflenb«, nadjbem fte 
fogar bis in bie Alpen öbrgebrungen maren, leicht il)re #err* 
fdjaft auf gang ©üb* unb SWttteleuropa auSbeljnen unb fld) 
bort mit ben oon Often l)er öorbringenben moljammebantfdien 
©laubenSgenoffen fcerbinben tonnen. 

©er SBeftfüfte SRorbafritoS oorgelagert flnb einige Snfel* 
gruppen, beren Sefleblung natürlid) oon SRaroffo aus erfolgte, 
unb beren Semoljner, fo weit mir erlennen unb f fliegen 
fönnen, aud) fpäter nod) ber feftlanbifdjen gleid) maren, fld) 
bann fpäter aber bifferengierten unb inbioibualiflerten, nadj* 
beut fte in ber Qdt ber großen ßntbedungöreifen unb nad) 
berfelben &on allen Sdjiffaljrt treibenben Söllern befugt unb 
ju @tä$puntten für biefe ©ntbedungöfaljrten unb bann für 
ben Seeoerfefyr mit ber neuen SBelt unb mit $nbien gemalt 
toorben Karen. JBegüglid) ber Igoren, SRabeiraö unb ber 
ßapoerbifdjen 3nfeln liegen unmittelbare JBemeife ntdjt Bor, 
bte Äanarifd)en Snfeln aber maren ben ^pnigiern fdjon be* 
lannt, ebenfo ben ©rieben, bie fte bie giücHi$en ober feiigen 
Snfeln nannten unb bie ©Arten ber $efperiben fdjliefelid) auf 
fte I)tn »erlegten; ber mauretanifdje (maroffanifdje) Äönig 
3uba fd)idtte 40 o. (Sljr. eine ®efanbtfd)aft borten, aud) ben 
Arabern waren fte befannt. SSBir erfefyen barauS, toie u>eit 
in ben oorgefd)id)tlid)en unb früfyefien gefd)id)tltd)en Seiten 
fld) ber ©eeoerfeljr fdjon über bag SRittelmeer IjinauS erftredte. 
SBäre SRaroffo bei feiner günfligen Sage an ben jtoei SReeren, 
auf benen ftd) Saljrtaufenbe Ijinburd) bis 311m @nbe beS 
15. 3al)r!)unbertS ber SSeltoerfe^r, fo weit er gur See erfolgte, 
öottgog, oon eigentlichen ©eeööllern bemotynt gemefen, mie 
bie Sßfyönigier unb bie Snfelgrie^en e£ maren, fo mürben 
fldjer bie politifdjen unb SSerfeljrSöerljdltmff* im SBeften ber 
Alten SBelt fld) gang anberg geftaltet l)aben. SMe Seit ber 
pl)önigifd)en Slnfleblung an ben lüften ^Mauretaniens mar 
ni<$t auSreidjenb, um eine feetüdjtige Se&ölferung auSgubilben, 



24 &*nb unb 8cutc. 

namentlf<$ ntd)t an ber Äfifte bed Sltlantifdjen Dgean«. 
Sttrifäen ber ßüftenbe&MIerung be« äu&erften SBeften« unb ber 
an ber Meerenge üon ©ibraltar unb am 5Rtttelmeer anfäfftgen 
aar überhaupt ein bebeutenber Untertrieb. Die erftere betrieb 
launt 3fifd)fang, gefätoetge benn @$iffai>rt in auSgebe&ntem 
SKafce — an ber SRorbfüfte SRarottoS bagegen enturidelte ft<$ 
bie Seöölferung ju einer feljr feetfi<$ttgen, mie bie ®efd)td)te 
ber Piraterie bemeift, obgleich bie SWfbemoIjner pd) in biefem 
fünfte bod) nie mit ber be& heutigen Algerien unb Suneften 
meffen tonnte, fo toett fle eingeboren unb nidjt eingetoan» 
bert mar. 

8ta8 ben griedjifäen, au£ ben alten fpanifdjen Sagen unb 
fpnftigen öon btn @<$riftftellern be£ Altertums vermittelten 
Überlieferungen fönnen mir erfefjen, ba& in ber SBorftettung 
ber alten 93511er bie Überzeugung obwaltete r ba& 3Raure» 
tanien unb Sberieu eittft miteinanber oerbunben maren. 
9u$ bie heutige 2ßtf[enfd)aft nimmt an, bafe biefe SSerbtnbung 
jttrifäen (Suropa unb äfrtfa etnft unb jmar in öerl)ältni8* 
mä&ig Junger geologifdjer Sßeriobe beftanben Ijat, unb ba& 
bie Trennung infolge beS SBafferbrud« beö atlanttfäen 
Djean8 ober irgenbmeldjer bebeutenber ttmmäljungen unb 
(Srfdjütterungen ber <$rbe erfolgt ift. 3Mettei<$t fyat ftd) in 
ben ermähnten Sagen eine ©pur ber @rinnerung an biefen 
früheren Suftcmb bur<$ bie $al)rtaufenbe Ijtnburd) in ber 
Überlieferung ber Sföenfäljeit erhalten, morauf aud) bie Sagen 
Don ber Atlantis Anbeuten fönnten. SDie ©rieben verbiß 
teten biefe annahmen in bem 2Jtytl)uS Don £er!uleg, Don 
bem fte jagten, er l)abe ba« Sanb an jener Stelle auSetn» 
anbergeriffen unb gum Slnbenfen an biefe £at bajelbft gmei 
Säulen errietet. 8u<$ biefe Säulen moHte man no<$ gefetyen 
Ijaben, ben Überlieferungen ber alten ®eograpl)en jufolge. 
S)ie fomboltfdje Sebeutung biefer grtedjtfdjen Sage ift beut* 
ltd) genug unb baS 58bi)la unb Salpe beS Altertum«, bie 



%anb imb Seute. 25 

mit ber Sierra Stallones bei Geuta unb bem ©ibraltarfelfen 
gletdjbebeutenb flnb, Jjaben bur<$ bie gtoei galjrtaufenbe ben 
SRamen ber Säulen be£ £erfuleö bis auf ben heutigen Sag 
beibehalten. Sie maren unb flnb bie 3Bäd)ter unb 3Jel)errfd)er 
be8 Soreö gtoifdjen bem 3ltlantif<$en Dgean unb bem SKittcI* 
meer, unb e8 ift begetdjnenb für bie tlare (Srfenntniö, bie 
fdjon ba£ frfilje Altertum Don ber Ijoljen politifdjen unb »irt* 
fäaftlidjen IBebeutung tiefer 2Reerenge ^atte. 2Bte nrirb biefe 
ftd) »oUenb« fteigern, fobalb burd) ben ^anamalanal ber 
SBeltoerleljr in neue Sahnen gelentt toerben toirb. 

2)afc in organifäer, geologiföer Regierung ber bentbar 
engfte Sufammenljang gurifäen ber üftorbweftede SfrilaS unb 
ber Sübtoeftedte Europas befielt, ift ftd)erlic^ nt<$t gu be* 
gtoeifeln. 68 genfigt fdjon ein flüchtiger Sltd auf bie ßarte, 
um bied gu beftätigen. ®enaue »iffenfcftaftUdje Unter« 
fudjungen baben bie« aber oottlommen in allen fünften er« 
Briefen. S)a§ Serglanb be$ SÄtf unb be« mittleren Sltla« 
fefct ft<$ aber bie Sierra SBuKone« unb ben ©ibraltarfelfen 
fort in ben ®ebirg«gügen Slnbaluften«, bie al« bie nörblidjen 
SKußläufer unb SBorberge be« Ätla« angefeljen »erben tonnten. 
JDaljer au$ ber 3to«fprud), ba& Spanten eigentlid) erft Jen* 
feit« be« Sltla« feine natürliche ®renge Ijat. 3n i^rer geo* 
logtfdjen S3efd)affen!)eit unb Sufammenfefcung P nb f te Iaum 
untertrieben unb aud) bie Vegetation ift infolgebeffen bei» 
nalje biefelbe, menigften« foweit ba« ©ebiet be« heutigen 
SKaroffo nod) nid)t ben Ilimatifdjen ©inflüffen be« fontinen* 
taten ßtyarafter« gnnerafrita« unb ber Samara ausgefegt ift, 
burd) bie im Söben natürlich gang anbere ^Bedingungen ge* 
fdjaffen toerben als im Sorben oor^anben flnb. gn ben flima* 
tifdjen Regierungen, fomie in ber äufcern (Srfdjetnung ift 
Siorbmaroffo oon Spanien aud) für ben Saien laum unter* 
fd)ribbar, fofern man oon ber 33erfd)iebenl)ett ber SSradjten 
ber Seoöllerung in beiben Säubern abfielt. 



26 Sanb unb Seilte. 

2)a8 heutige 3Rarotto aber ift anbrerfettd bodj nur eilt 
Seil be$ gro&en SänbergebteteS , ba8 ber ©eograpl) Stitter 
nad) Analogie Don ßlemaften als Äletnafrifa bezeichnete unb 
baS bie Araber unb Serber ebenfalls mit bem ©efamtnamen 
a>fcftcjtret al 8ltfa r bie Snfel beS SBejtenS belegt faben. @3 
umfafct baS heutige SKaroffo, Algerien unb Sunefien unb in 
biefetn Umfange getdjnet e* fld) atterbtng« fclbft einem gang 
flüchtigen Slid auf bie ©efamtlarte Slfritad gegenüber als 
ein gefdjloffeneS ®ange8 auf. 

JDarauf begrfinben benn aud) bie grangofen mit fo fe^r 
großem 9iad)brucf iljr 5ted)t auf ben Seft^ SKaroffoS als 
natürliche unb für fte notmenbige 6rgängung iljreS algertfd)* 
tunepfäen Kolonialreiches. 

5)aS gtücfgrat Don jtleinafrfta bilbet baS überaus Der« 
midelte unb Dergmeigte Softem beS SltlaSgebirgeS, baS im 
heutigen 3Raroffo feinen Kern beftfct unb fld) fyier in einer 
gerabegu labgrmtfytfäen Sergtoelt bis gu ben £öl)en beS etoigen 
@d)nee8 ergebt. 

3ft nun grnar bie geologifdje unb geograpljifdje (Sinljeit* 
lidjfett unb 3ufammengel)öriglett biefeS mächtigen norbafri- 
fanifdjen SänbergebietS, baS burd) ben SltlaS feine ©eftalt 
erhalten Ijat unb fld) Dom Kap ®I)ir (StaS Uferni) an ber 
SBeftfüfte SKarofloS bt« gum Aap 33on, ber ©igilien gegen* 
übergelegenen üftorboftfoitje StoneflenS, erftredt unb in biefer 
SluSbeljnung 2300 km mi&t, moDon auf 9Raroffo ca. 850, 
auf Algier ca. 1150 unb auf SuntS ca. 300 km fommen, 
auger ßroeifel, fo ift bod) fldjerlid) aud) eine Trennung beS 
£auptgebirg8ftodfS beS ÜtlaS unb ber iljn umgebenben 2anb* 
maffen, Don benen ber niebrigeren öftlidjen ©ebirgSmelt 
Algeriens unb SuneflenS auger grage, unb bie Behauptungen 
ber grangofen erleiben baburd) eine ftarfe ^Beeinträchtigung, 
benn baS SKulugatal unb bie auSgebeljnten <Sd)ottgebtete 
bilben eine ftellemoeife bis gum SKeereSniDeau Ijinabgeljenbe 



8anb unb Qeute. 27 

©cpreffion be« Sobeng fftorbtoefiafrifaS unb trennen ben 
SBeften beg SDfc^eftrct al Stffa mit feinem gro&en Srlufefeftem 
DoUftdnbig Don ben mittleren unb öftltdjen Seilen : Algerien 
unb Stoneften. SMe früheren Politiken SSbgrengungen ber 
9t 6m er unb Stygantiner mie ber Araber Ratten biefe ©liebe« 
rang benn aud) ftetö anerlannt. SDie Sorberungen ber Sfran* 
gofen auf ©runb btefeg iljnen angeblich Don ber 5Ratur ge* 
gebenen Stentes auf ben SBcft^ beg gangen ßleinafritag 
entbehren fomit in biefem fünfte bod) beg guDerldfjtgen 
©runbeö unb ber bringenbe SBunfd) nad) biefem JBeftfc ift 
nur ber SSater biefer Interpretation. @elbft toenn aber 
aud) tiefet 3Raturred)t Dorljanben todre, felbft wenn man 
biefen geologifdjen Sufömmenljang be8 gangen SRorbafrila 
Don Aap @t)ir bis Aap 33cm unbebingt anerfennen müfcte, 
fo ift ed bod) gang unguldfjig, Ijierau« ein politifdjed 
2Red)t auf ben ungeteilten Sejtfc biefeS gangen ©ebiete« 
ableiten gu motten. SMe natürlichen ©rengen finb bod) 
leineömegg immer unb überall bie ©runblinien für bie polt* 
tifd)en ©rengen. 

2)a8 natürli^e SRedjt be8 aSeftfceS auf SKaroffo !ann 
granfreidj baljer, »eil c8 tigerten unb Suneften erobert tyat, 
in leiner JBegieljung gugeftanben »erben unb entbehrt gtoeifel* 
lo$ jeber vernünftigen ©runblage. 68 fpuft aber trojjbem 
in ben Äöpfen groger Politiker Greife Algeriens namentlid), 
bie fid) aud) ntd)t ben geringfügigften Umftanb entgegen laffen 
mögen, ber für bie SJegrünbung iljrer Sorberungen Don Vorteil 
fein fann, unb bie aud) bie $aupttrdger ber heutigen auf 
baS Sßroteftorat unb fdjliefclid) auf ben 93eftfe 2JtoroIfoS ab» 
gielenben $oliti! finb. 

Dbgleid) SRaroffo Dor ben Soren (SuropaS liegt, Don 
biefem nur burd) eine Meerenge getrennt ift, bie an U)rer 
fdjmalften gnrffdjen $unta (SanaleS unb Sßunta (Sireö ge- 
legenen Stelle faum 14 km r gn>tfd)en ber $unta be (Suropa 



28 8<*nb vmb Beute. 

(©tbraltar) unb ber $unta be la SUmtna bei Geuta etoa 
21 km mifet, ift unfere ßenntnid biefed 2anbe3 bod) nod) 
Diel mangelhafter als bte anberer unwirtlicher unb ungleidj 
fernerer gu erreidjenben Seile ber ©rbe. 

SJiefer Umftanb ift l)aiiptfä<$lt<l) barauf jurfidgufüljren, 
ba& bie SKaroffaner ju allen Seiten eifrig bemüht gewefen 
finb, ben ?lu*ldnbern unb Dottenb« ben änberSgldubigen ben 
eintritt in iljr Sanb ju erfahrneren ober unmöglich ju matten. 
<£g gilt bied nun ganj befonberS Don ben unabhängigen 
@tdmmen ber ®ebirg8gegenben, bie bie ©ouDerdnitdt be* 
@ultan8 überhaupt md)t, ober nur burdj ©emalt baju oorüber* 
geljenb gegnmngen, anerfennen unb ben fremben Steifenben 
gegenüber feinerlei 58erbinblid)!eiten eingeben, toogu bie 
Äabglen be8 „ftegierungglanbeä" burd) SSertrdge unb IBefeljle 
ber teeren SBe&örbeu Derpfltd)tet ftnb. ß^lreic^e fteifenbe, 
bie ed nerfucftten, in bie entlegeneren ©egenben eingubringen, 
Ijaben baDon alsbalb wegen ber bamit Derfnüpften ®efa^ren 
Äbjianb nehmen muffen, anbere ftnb beraubt unb ermorbet 
ttorben. Über auSgebeljnte ©ebiete be« Sanbe« finb wir 
fotnit auf bie S3ertd)te mütelalterlidjer arabtfäer Steifenber 
angetoiefen; über anbere Ijaben einljetmtfdje unb fübifäe 
(ätmooljner Äunbe Derbreitet, feljr grofce ©tredten SWarolfoS 
finb ber JSufeemoelt in 2Birflid)feit nod) Döllig unbelannt. 
$n neuefter Seit fyaben franjdjtfdje unb namentlich algertfdje 
Jfteifenbe, bie ber Spraye genau tunbig waren unb bie Sradjt 
ber Eingeborenen angelegt Ratten, als Settier ober SWarabutö 
reiften, baS meifte jur Erweiterung ber Kenntnis beigetragen, 
ndd)ft iljnen einige beutle ©eograpljen unb ©eleljrte. SErofc» 
bem ift bie ßenntniS SWarotfo« nod) felp lüdenljaft unb eö 
wirb nod) langer Qtxt unb mutanten ©tubtumS bebürfen, 
wenn ba£ Sanb erft ben gfremben mel)r erfdjloffen fein unb 
mit geringeren ®efa(jren als bisher wirb bereift »erben tönnen, 
e8 nad) allen Stiftungen J)in gu erforfdjen. 



Sanb unb Beute* 29 

35er 9lame SRaroffo, ber auf bie £auptftabt SKarrafefc^ 
gurüdjufü&ren, ift ben (Stngeborenen unbefannt, bie es Oljarb, 
ber SBejten, ober ©Ijarb ei ©föoani ober SKagljreb al Slffa r 
ber äufcerfte SBeften, nennen. 9tad) ber 9Rame &tia$ ift 
tynen rttdjt befannt; er bürfte aus bem tarnen ber 2anbf<$aft 
Sabla entftanben fein. 

SDie ©ro&e beS 2anbe8 toirb fetyr Derfdjtebenartig an» 
gegeben, ebenfo wie bie 3Raf[e ber SeDölIerung, 2)te Angaben 
fd)tt>anfen guriföen 180000 qkm, toomtt bann nur ba« wirf* 
lid) Dom Sultan bel)errf<$te Slab ei SKallföen, ba« 9te* 
gierung& ober AonffriptionSlanb gemeint ift, in bem unge* 
f&tp 20 $nbiDibuen auf ben qkm lommen, unb 439200 
bis 850000 qkm mit ungefähr 16—12 @um>o§nern pro qkm, 
toorin bann ba$ Stab eS @iba einbegriffen ift, bie 3Uf* 
gebiete unb bie Samara* unb Dafengebiete, bie ber Ober« 
tyoljett be£ Sdjerifen unterteilen. JDemgemäfe bewegen jid) 
aud) bie SeDölferungSangaben j»ifd)en 7 unb 10 Millionen 
unb barüber IjtnauS. 9118 toirflid^ luiturffi&ig gelten etwa 
197000 qkm, 

SDie SRitteimeerffifte Don ber algeriföen ©renje, bem 
Slbfdjerub ober Aifcfiuffe bis jum Aap ©parte! trnrb auf 
etwa 400 km beregnet; bie Aüfie beS SWlantifdjen Djean 
Don Aap Spartet bis Aap Sojabor bürfte 1200—1300 km 
meffen. 

3>ic 1845 feftgejMte Dftgrenge läuft in fübHdjer SWdjtung 
Dom Atfcfluffe nad) ben in iüngfter Qtü Don ben granjofen 
befehlen Suatoafen. 918 ©fibgrenge toirb im allgemeinen 
ber 27. ®rab nörblidjer Sreite Don Aap $ufo) bis gum 
Dafengebiet Don Suat angenommen. 

35aS ©ebirg&anb be« StlaS, ba* ungefähr gtoti drittel 
be* eigentlichen $errfd)gebiete£ be* Sultans ausmalt unb 
fid) Don Aap ®l)tr unb Aap 9tun bis gum ©retgabelfap 8ta* 
etebeir bei 2KeliUa erftredt, gliebert fi<& in brei grofee Aetten, 



30 Saab unb Beute. 

bie untereinanber taufenbf&Ittg Derbunben unb Dergtoetgt ftnb 
unb benen bie gortfefcung ber anbaluftfäen ©ebirge: baS 
iftif gebiet, Dorgelagert i(t; e£ bad)t fld) nad) Sorben Ijm 
allmäljltd), nad) ©üben fällt e« föroffer nadj ber Samara 
l>tn ab. 

©er SRif ift ein ©ebirgöftodE Don mittlerer #öl>e unb 
ergebt ftd) mit feinen t)öd)ften ©tpfeln tooljl nid)t aber 
2500 m; er gehört trofcbem unb trofc feiner 5td^e Don 
Spanten gu ben unbefannteften Seilen 3Rarotto8, ift lanb* 
fdjaftlid), fo toeit befannt, fel>r fd)ön, im allgemeinen frud)t* 
bar unb reid) an #orfeid)en* unb anbern SBälbern. 

@3 fdjlie&t ftd) baran ber mittlere Stlad mit einer 
mittleren tfammtjötje Don 1800 bis 2000 m. SDic gn>if<ften 
iljm unb bem Ijoljen 2ltla8 gelegenen Säler beS SRuluga 
unb beS SSab Slbib bürften in Sufunft eine mistige fRoUt 
für bie innere unb j>oütifd)e Ausgestaltung SWaroffo« ge* 
»innen, benn bie grangofen, bie ben Sföuluqaflufj feit lange 
gur ©renge gmifd)en Algerien unb bem 3ßagl)reb gu machen 
münfd)ten, betrauten biefe Säler al8 bie lünftige Serless* 
(trage Don Algier aber Slemcen nad) geg unb bem Ältanti* 
fdjen Dgean; bie Stabt Saga unb ba8 Sal beg Snnauen 
toärben bann ben nnd)tigen SKittetpunft bc$ ©ifenbafynnefced 
bilben, ba8 ftd) nad) Dften unb SBeften I)in Don bort er« 
ftreclen foK. 

3m ©üben fdjltefct ftdj an biefe Säler, bie aflerbingS 
feit alten Qükn bem Sanboerle^r gmifd)en bem heutigen 
Algerien unb ben überaus fruchtbaren gänbermaffen SBeft* 
maroffoS gebient Ijaben, ber Ijolje atlag 3brar*n*35eren an, 
ber ftd) im ©fdjebel »jafcfti bis gu 4500 m, im 3)fd)ebel Segal) 
gu 4000 m, im 2)fd)ebel £)bfd)irut gu 3800 m ergebt unb eine 
mittlere Äammtyölje Don etma 3500 m Ijat. 3a^lreic^e sßäffe 
Derbinben il)n mit bem fleinen SltlaS ober änti«3ltla$ f ber 
im Sigi »grar 1900 m erreicht. g&m parallel läuft im 



8anb unb Beute. 31 

©üben bann nod) eine niebere #ügeltette, ber 2)fd)ebel Sani, 
ber ben abfd)lu& be8 atlaSfoftcmS bilbet 

3Kit Ujm öerbinbet ftd) ein gut entaricfelteö §luf*foftem, 
ba8 SRaroIto gu einem fefyr »af[erreid)en Sanbe madjt. Da 
bie Slüffe aber nid)t reguliert, ba leine Snftalten getroffen 
jtnb, burd) @tauoorrid)tungen, ©ammelbeden, gute Äanali* 
fation baS glufemaffer unb bie atmofpt)örtfd)en fRieberf(^lage 
gehörig auSgunüfcen unb ju verteilen, f o ift aud) biefer SBaffer* 
rectum Don nur fetyr geringem SBorteil unb ber Äulturroert 
be« maroffanifdjen glu&foftemS ift bid jefct ein J)öc^ft un* 
bebeutenber geblieben. 2lud) t)ier bietet ftd) für bie ßufunft 
ein gro&cS Selb ber JBetätigung, fo»ol)l ^tnftc^tlid) ber SScr» 
toenbung beS SßafferS für bie $ebung ber Sobenfultur, inte 
!jinjtd)tlid) ber ©djtffbarmadjung ber Sflüjfe. 

3)ie Siorbfüfte Ijat nur einen grofeen §lufe, ben 3Rulut)a 
aufgwoeifen, ber, am JDfdjebel Sliafdjt entfpringenb, in weitem 
oftlidjen unb bann nörbltd)en Sogen nad) einem Saufe Don 
420 km »eftlidj Don bem Keinen Äüftenflufc Sbfdjerub ober 
Äifc, öftlid) oon SWelitta, in ba$ ÜJMttelmeer münbet. Sie 
foanifdjen ßljafarinaöinfeln jtnb feiner SBünbung faft oor* 
gelagert. (Sine grofje Steige Don 3flebenflüjfen Derbinben fein 
Slufetal mit ben füblidjen unb öftltc^en Sßroöingen beS SReidjeö. 
@r tonnte mit £etd)tigfeit in feinem Unterlaufe gum min« 
beften fdjiffbar gemalt »erben. 

Unter ben gal)lretd)en übrigen Weinen SSrlüffen ber fftorb* 
lüfte märe nur nodj ber 9tio SKartil befonberS gu ermahnen, 
weil Setuan an ifym gelegen ift unb er in bem fpantfdj* 
maroffanifd)en Kriege eine JRoHe gefpielt Ijat. 

S)er nörblidjfie ber größeren §lüjfe, bie in ben atlantifdjen 
Dgean münben, ift ber SBab ei Äufe, ber, auf bem 3fttf ent* 
foringenb, bei Sllfafr oorbei nad) 150 km langem Saufe bei 
61 Slraifd) ober £arad)e münbet, ba$ ein fetyr guter $afen 
fein lönnte, menn ber ©anb, ben ber Äu& mit jid) füljrt, 



32 £<*nb unb Beute. 

ntd)t eine ätorre fd)üfe. <Die Körner nannten ii)n gijruS unb 
baS Oebtet, baS er burdbfliefet, ift bcr Sdjauplafc Dieler 
tt>id)tiger Äämpfe geworben. 

2)er @ebu, ber ©ubur ber Sitten, entforingt auf bem 
SltlaS in ber 5Räl)e ber Quelle beS SRulnga, f)at eine Sänge 
Don 450 km, oerfieljt bie ^anptftabt fteg mit SBaffer unb 
tonnte Don bort big gum 3Reere auf eine Sänge Don 330 km 
feljr gut fdjiffbar gemadjt »erben. (Sine gro&e 3<*W *w 
SRcbcnflüffcn mad)t baS ©ebugebiet gu einem ber frudjtbarften 
unb beft bemäfferten beS SanbeS. 35er »tdjtigfte Sttebenflufc 
feines Oberlaufes ift ber Snnauen, beffen £al, tote oben er« 
»äljnt, Don bem beS 2Rulut)a nur burd) geringe «frören ge* 
trennt ift, unb einft Don befonberer Sebeutung werben mirb, 
fobalb biefe ©egenben bem SSertetyr erfdjloffen fein werben. 
&n ber SWünbung beS ©ebu liegt 3Keljebii)a&, baS ein feljr 
guter $afen fein I5nnte. 

©er S3u Sftegreg, ber Sala fluvius ber JRömer, entfpringt 
ebenfalls auf bem ©fdjebel Styan, bem Quellgebiet beS ©ebu 
unb beS SKuluqa; er ift 200 km lang, burd)fUe&t baS reiche 
Sanb ber S^aimur unb münbet gtoifdjen ben beiben ©tdbten 
©ale unb SRabat. &ud) er ift rei$ an SRebenflüffen. 

9ta<$ aufnähme einer ÜRenge f leiner SBafferldufe münbet bei 
SRagagan, bem $afen für bie fruchtbaren $rootngen ©djamta 
unb ©uffala, ber Um er Stebia (Wutter beS Srüf|ling8). <5r 
ift feljr fifdjretd) unb Derfteljt mit feinen Dielen SRebenflüffen 
bie beiben genannten $rootngen retd)Ud) mit bem nötigen 
SBaffer. 

©er Senfift, an bem SRarrafefd) gelegen, burdjflie&t bie 
$rooingen Sfteljamna unb 9bba unb münbet fübltcfc Don @affi 
in« SKeer. 

S)er @uS entforingt aus bem Sfnifcc in 4000 m #% 
am ©fäebel Sagljerut unb Ijat toie ber S)raa unb bie 
meiften Sa^araflüffe bie @igenfd)aft, auf grofee ©tretfen 



8<mb unb Seilte. 33 

untertrbifd) gu fliegen. Übrigens l)at man aud) fonft in bei 
marottamfdjen Samara unb füblt$ baDon bie Spuren jatyU 
reifer untertrbifdjer SBafferläufe in gtemltd) beträchtlicher 
SEicfc entbcclt, ma8 für bie ÄultiDierung biefer ©egenben in 
fpdteren Qttttn Don Jjo^er SBebeutung »erben tann. 35er 
6uS ift 280 km lang unb fein Sal ift in Dieler »egteljung 
Don toirtfäaftlidjer 2Btd)tigfeit. 

9(uf eine fteitje Don tleinen ßüßenflfiffen folgt enblid) 
ber 3)raafiu& (Daral flumen), ber in feinem Unterlaufe ge* 
totfferma&en bie ©übgrenge SRaroWoS bilbet unb bei einem 
Saufe Don 1200 km eine grofee SWenge Don Sftebenflüffen auf« 
nimmt, bie bem Ijoljen unb bem S9lnti*S[tlad entfpringen unb 
in btefe SBergtoelt ßingang geraderen. 

©nblid) ftnb nod) einige SBüftenflüffe gu nennen, bie, auf 
bem Ijoljen unb bem 8ntt*2ltla8 entfpringenb, mit mannen 
Siebenflfiffen nad) ©üben unb ©fiboften fliegen, an ttjren 
Ufern gatjlreidje Dafen Ijaben entfielen laffen unb fid) bann 
in ben ©algfeen ber Scotts unb in ber Samara Derlieren. 
S)te toi^tigften ftnb ber St«, an im bie Dafe Safilelt ge« 
legen ift, ber ®i)ir, an bem bie Dafen ber Scni Sbbeg liegen 
unb fein größter SRebenflufj ©uSfana, ber bie Dafe gfigfg 
mit SBaffer Derfleljt. 

Sin Seen f$eint baö Serglanb beS 8tla8 arm gu fein, 
bagegen ftnb Sümpfe ga&lreid), fotoo^l in ben Sergen tote 
an ben Srlu&läufcn unb namentlich an ben SRünbungen 
mancher berfelben. 2)tc marotfanif^algerif^e ©renge meift 
bann nod) bie mftd)tigen ©algfümpfe auf, unter benen Schott 
®f)arbi unb ©<$ott Stigri bei einer mittleren §bty Don 
800—1000 m bie größten finb unb Saufenbe Don Duabrat* 
filometem umfaffen. 

£)a* eigentliche Äulturlanb SWaroffoS ift nun bie aufr» 
gebeljnte fubatlantifdje Sbene, bie fi<$ Don bem Serglanbe 
aus nad) SSeften ^in gum SReere erftretft unb ft<$ bei einer 

<Dfer<fl, Staroftcfrafie. 3 



34 &uü> unb €ente. 

»reite txm 60—70 km biö gu einer $% Don etoa 250 m 
in bie Sorberge be* atla* I)tnaufjiet)t. $ier gebeten fo 
jiemUd) ade Äulturpflanjen ber fubtropifd)en Qont auf baö 
oortreffUd)jte unb bei rationeller SBebauung unb Verteilung 
be* SBaffer* lonnte btefeg ©ebiet gu ben ergiebigften unb 
reiften ber 6rbe »erben, liefert e8 bod) aud) jefct bei feiner 
l)ö<i)ft mangelhaften Äultur fe^r Diel meljr al$ ba& Sanb 
brauet, wenn nic^t tüte im 3aljre 1904 3Rij*ernten ein* 
treten, bie bei befferer SBafferoerteilung leidet oermieben »erben 
tonnten, betreibe, ^üljenf rückte, ©emüfe, Aüdjentr&uter, 
Äulturppanjen aller Strt, SBein, Dbftbäume, Dlioen, ber 
Sirganbaum uub gatylreidje anbre wertoolle Säume gebetyen 
bort oorgfiglid). SBefonberS bie fdjmarge ©rbe, £irS, ber 
$rot>ingen Sdjamia, JDuIfala unb Slbba liefert grogartigen 
Ertrag. 

8ln biefe Sldterbaugone fc&Uefct ftd) bie ber SBeibepläfce, 
bis gu einer £% oon etoa 600 m hinauf, unb an fte bie 
SBalbgone unb bann bie lulturlofe ber £o<$gebtrge. 3)aS SRif- 
gebiet iß an feiner Äfifte tt)ie in feinem Snnern feljr fruchtbar, 
toenn f djon ntdjt oergleidjbar mit bem ®l)arb unb ben übrigen 
$rooingen beS SBeften«. SDic maroftanifcfcalgeriföen ©reng* 
gebiete {tnb toenig ergiebig, bie Saljaragebiete mit 3lu8fd)lu6 
ber £)ajen fulturlo«. 

2)a8 ßlima weift, ber 35obenbefd)affeni)ett entfpredjenb, 
alle 93erfd)iebenl)etten oon bem troptfdjen ber Samara bis gu 
bem arfttfäen be$ tyo&en ÄtlaS auf. 3" ben eigentlichen 
Äulturgebieten ift e« burd) ba8 SKeer unb burd) bie ©ebirge 
berart milb unb gleidjmäfeig, baf$ eg an S<$önl)ett feines* 
gleiten in ber alten SBelt fud)t. Schroffe £emperaturoed)fel 
flnb in ben ßüftengebieten unb bis gu ber ßone ber SStel)* 
gücfcter hinauf eine grofce Seltenheit unb SKaroffo lonnte bei 
georbneten SSertyältniffen unb größerer @i<$erl)eit beS SBerfeljrd 
ba8 ßlborabo ber tränten unb berjenigen »erben, bie im 



8anb unb Beute. 35 

SBinter bie tf alte Mitteleuropas fliegen muffen. ©8 fönnte 
<tfS SBinteraufentljalt ©ggpten nidjt nur öottftänbig erfejjen, 
fonbern infolge feinet milben glet<$mäfiigen ÄlimaS bei toeitem 
übertreffen. 

3)er Soben beS ©ebirgeS toirb als überaus retd) an 
mineralifdjen @<$&j>en betrachtet, gu beren Hebung bisher 
no<$ fo gut mie gar nid)ts gefdjetyen tft, unb SKaroffo bietet 
für bie ßufunft gtoeifelloS ein fe^r ergiebiges Selb für ben 
Sergbau. 

S)ic natürlichen 3tei<$tümer unb #ülfSqueflen beS SanbeS 
finb fomtt, ber gegrünbeten Annahme ber beften Kenner 
3RaroffoS gemäfe, auf unabfeljbare Seiten IjinauS unerfd&öpf* 
lid), »eil fte gum Seil nod) gar nid)t, gum Seil in fcöüig 
unzulänglicher, unferer heutigen Äultur in feiner SSeife 
loürbiger unb entfpredjenber SBeife ausgebeutet »erben. 2)aS 
Sanb ift au&erorbentlid) reidj an SRobprobuften ber Der« 
fäiebenften Sht, bie eine gut entoidtelte Snbuftrie an Drt 
unb Stelle »erarbeiten fönnte unb bie nun exportiert »erben, 
fomett fte ntdjt ungenüfct bleiben. 

könnte baS Sanb fdjon aus biefen ©rünben ein bebeutenber 
Warft »erben für bie ütotur* unb Snbuftrieergeugniffe beS 
Snnern mie für bie beS SluSlanbeS, fo fönnte eS banf feinet 
künftigen Sage unb ber guten ßaratoanenftragen ber Stapel* 
plafc für alle ^robufte beS @uban unb SnnerafrifaS »erben 
unb iljren SluStaufd) gegen bie 3nbuftrteergeugniffe öcr 
Äulturmelt vermitteln. 

Sei fetner oorgüglidjen Sage an bent üWittelmeer unb 
betn Dgean fönnte üRaroffo eine 6eema<$t erften langes 
tterben. 

2Jon allebem ift nun bis jefct feine SRcbc r üieltnebr 
•Ijerrfäen in SWaroffo Suft&nbe, bie baS (Singreifen ber 
itulturmä<$te ju feinem Seften burdjauS berechtigt erfdjetnen 
4affen. 

3* 



t*_ 



36 Sanb unb Stute. 

SÖetrad)ten toir nun nod) flüchtig bie SBolfSelemente, bie 
tiefe« oon ber Statur fo oerf<j)tt>enberifd) auSgeftattete Saab 
bemoljnen. 

35ie SBeoblferung SRaroffoS ift ebenfo »erf$iebenartig. 
mie fein ©oben unb fein ftlima. 

3Beld)cr Art bie Urbeoölferung gemefen, entgleit ftd> 
unferer ÄenntniS. 3Regalitbifd)e JDenfmäler unb jablreidje 
anbre »orgefd)i<btli<be gunbe laffen ben ©djlufc gu f bafe pe 
biefelbe tote im fübn>eftlid)en ©uropa, auf ber iberifd&en 
Jpalbinfel im befonbern, gemefen ift, benn biefe 3)enfutäler 
unb gfunbe gleiten ftd) »ollftänbig. 

SMe ältefte gefcljid&tltd) beglaubigte Seoilferung ift eine 
bamitifd&e, berberifdje. £ter bietet ftd) nun aber bie @djtoierig* 
feit, bafe inmitten ber heutigen SBerberbeoSlferung, unb 
jmar ba, too fte ftd) offenbar am reinften erbalten %at, int 
Sftif, eine febr grofce ßabl blonb^aariger unb blauäugiger 
Snbioibuen — nad) Mitteilungen grünblidpr frang5ftfd)er 
(Stenographen beinahe ebenfo oiele als bunlelbaartge — oor* 
fommt, bie aud) in ibrem Körperbau toefentltd) oon ben 
typifdjen Serbern abmeieren. SHonbbaarig foQen aud) bie 
ausgerotteten ©emo^ner ber fanarifdjen unfein, bie (Snant* 
ftyen, getoefen fein. SBober ftammen biefe blonben, großen, 
fträftigen, oielfad) oötttg germanifd) au«fe^enben Setoobner? 
SMe allgemeine Sfonabme ge^t ba^in, bafe fte oon ben 33an* 
balen abftammen; ba« ift aber für bie Ouantfdjen faum 
anjunebmen. ^Dagegen finben ftdj) auf altäg9ptifd>en bilb* 
Hd)en JDarftettungen bie b<Hnitifd)en SBerber, bie 8gbier — 
Subu ober Statu — in gmei beutlid) untergebenen Stypen: 
blonMjaarig unb ^eüfarbig unb fcfymarjbaarig bei rbtlid)* 
bräunlicher Hautfarbe. Slonbljaarige Sibtjer fott e* in 
Ägypten unb Sarfa gegeben baben. 5BieUeid)t mären fte 
unb mit iljnen bie blonben Jftiftoten 9tadjfommen früher ein* 
getoanberter Stämme tnbogermantfd)er Stoffe. SMe ftrage 



&mb unb Beute. 37 

ift bt£ fefet nid)t entfdfcieben. Stoeifello« aber ift eß, bafi 
auf norbafrifanifdjem Soben in oorgefd&idjtlidjer Seit ftarfc 
Soltebetoegungen ftattgefunben Ijaben. 

2)en ©runbftocl ber Seoölferung gang 9torbafrifa« Don 
%)pten bi* SKaroffo bilbete in frü^efter Seit wie feitbem 
immer bie berberifd&e, bie in 9tgt#ten unb bann in Äartyago 
eine fo bebeutenbe Stolle gezielt unb fld) ftetd burd) tyolje 
lulturette fflefätytgung tote burd) SRut, Sapferfeit unb un* 
DergleidjlM&en gretyeitäbrang au8gegeid)net Ijat. dagegen 
toaren bie Serber fiberall ein au$gefprod)ene8 ßanboolf unb 
fein @ee»otf. 

33om galjre 1000 o. ®(jr. an, toenn nidjt früher, »er- 
tauben fld) bie Serber an oielen Orten SRorbafrtfa* mit ben 
femitifd&en ^Ijonigiern unb Stämmen »eroanbter oorber* 
aftatif^er Sölfer, oljne jebod) burd) ftc in iljrem SBefen trofc 
langer 33el)errfd)ung ftarf beeinflußt morben gu fein, ba bie 
femitiföen ©intoanberer &of)l, tote in ßartljago, ben Ferren« 
ftanb bilbeten; bie großen oon tynen befyerrfd)ten unb in* 
Selb geführten Waffen waren unb blieben bie Serber. SDiefc 
fönten in ben punifd&en Kriegen gegen bie Körner mie 
toorljer gegen bie ©rieben unb mie nadjljer gegen alle anbern 
fremben Ferren unb (gröberer. 3n SJtoroffo Ratten ftc ba& 
Sanb oielletdjt fd)on früher Dom Dften !)er eingetoanberten 
Stämmen entreißen muffen; in ben fübltd&en Seilen gum 
minbeften mußten fte bie nigritifd)en Stämme übernrinbeu 
unb nad) bem Suban gurädbrdngen. SebenfaU« aber matten 
ftc pdf) gu Ferren be8 SanbeS unb bilben aud) Ijeute — meljr 
ober minber mit anberen etfynifd&en gaftoren oermifdf)t — 
ba8 ®n>8 ber Seoolferung, nad) ben Annahmen ber fran* 
göftfd&cn ©ele&rten gtoei ^Drittel bis oier fünftel ber gangen 
SeoölferungSmaffe. 

2Rit ben Römern, benen fie bie Seftfcergreifung 9lorb* 
afrifa* unb öottenb* SRaroffoS äufcerft fd&tocr matten unb 



38 &mb unb Beute. 

benen fid) bie Sergftämme niemals unterwarfen, üermtföten 
fie fid) ebenfo menlg mte na$$er mit ben SBgjantinern, 
mentgjienS nic^t in roaljrneljmbarem SRafec. 

ÄnberS mar es, als bie Araber fRorbafrita eroberten, 
nadjbem fie enblid) ben faljrjeljntelangen SBiberftonb ber 
9lnmibier unb SWauretanier ÄleinafrifaS gebrochen fjatten. 
Sud ben fruc^tbarften ©egenben beS SWagljreb oerbrdngt, 
gelten bie Serber bort baS Serglanb bauernb befefct unb 
mährten in.ityn t&re ooUe UnaWjängigfett, menngletd) fie bie 
großen Waffen ber Araber, bie jid) im heutigen ©Ijarb, 
©djamia, JDuffala ufm. angepebelt Ratten, nic^t Don bort 
vertreiben lonnten. 3)aS ßufammenleben beiber aSolfSftduime 
todljrenb meljr als 1300 Sauren mufete aber, trojj beS $afleS, 
ber fie ftets gegeneinanber erfüllte, bod) ba, tto jtd> ifjre 
©ebiete berührten, jur SBermifdjung führen unb fo entftanb 
in Dielen ©egenben eine berbertfd)*arabifd)e 39e»ölferung, 
bei ber balb baS eine balb baS anbere et&nifdje Clement 
für bie ÄuSbilbung beS StypuS unb (SljarafterS meljr ober 
meniger. beftimmenb mürbe unb eine grofce SMfferenjterung 
herbeiführte. 

3)ie ©rtedjen unb Seoantiner, bie als ©efolgfdjaft ber 
Surfen bie Äüftenlänber beS mittleren unb öfiUd)en SRorb* 
afrtfa in groger ga^i überfdjmemmten unb bort ben Stamm 
ber Seeräuber bilbeten, fanben im 3Ragljreb menig ffioben 
unb fyaben moljl nur auf bie rifiottfdje Äüjtenbeoblferung 
einen umgeftaltenben ©influfe ausgeübt unb fie meljr, als fte 
es früher waren, für bie Piraterie unb bie ©djiffaljrt fjeran* 
gebilbet. 

Starter mar bagegen ber etljnifdje (Sinflufe ber Sieger, 
bie namentlid) unter ber $errfd)aft ber Derfdjiebenen fdjerifi» 
fdjen JDtjnaftien jur Sftlbung ber Seibmadje unb jur S3c* 
bienung in großen SRaffen als ©flauen Ijereingejogen mürben, 
unb. fidj feljr ftarf mit ben eingeborenen oermifdjten. 



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40 &mb unb 2tatt. 

bie Serber ober Serabir, eg ftnb bie Sergfabqlen be* mittleren 
unb fjotyen ÄtlaS; fte fpredpn ba« ©Uberberta, bie britte 
©nippe bilben bie 6d>ett5d)en ober @d>tud) f bie bie lüften* 
ftrtc^e 6ub»eflmaroRo* unb bie Sdler be* Sab Siun unb 
SBab 2)raa bi« in« ©ebirge hinauf betoo^nen. Sljre Spraye, 
ba* <SfdH*Hd)a ober gfrfuffta, gilt als ba* befte Serberifd). 
S)ie oierte ©ruppe bilben bie Carotin, bie ftarf mit fRegcr« 
dementen burd)fe$t ftnb, in ben SuaregS tyre nddjften 35er* 
manbten tjaben unb ba« Sinbegiieb groifc^en ben SDtagfyrebinern 
unb ben Serberftämmen fotoie ben Stegerftdmmen ber Säfte 
unb beö Suban Ijerfietten. Styre Spraye iß bem Sa* 
9Rafd)ird)t fefcr jtynlidj. SMe ©efamtmaffe ber Serber bfirfte 
ftd) auf ettoa 4—5 SRittlonen belaufen. 

SMe arabtf d)e Seoölterung betont bie f rudjtbarften ftultur* 
gebiete ber toeftlidjen Äuftenftridje; fte ft>rfd)t einen arabiföen 
©ialett unb fotoeit fte in ben Sergen anf Affig ift, ba« 2)fd)ebeli f 
ba& Sergarabifd). Sie toirb auf ettoa 2—3 Millionen gef cfjdjjt 

SMe utauriföe 3Wifd)beoölferung r bie faft auSfäliefelid) in 
ben ©tdbten too^nt, bfirfte ettoa 1 7, SRitttoneu jdfjlen- Sie 
iß bie ben fultureQen Reformen geneigtefte. 

2)aju fommen ungefdfcr 300000 Suben, 150000 Sieger 
unb ettoa 15000 ßuropder. 

35er berberifd&e Seftanbteil ift e* nun oor allen, ber 
ber ©efamtbeoölferung ben Stempel aufbrftdt unb mit un* 
fibertoinblidjer 3dl)igfeit an feinen burd) bie Saljrtaufenbe 
erhaltenen (Stnridjtungen, ®efe£en, Sitten Ijdngt; im 33e* 
toufctfein ber £atfad)e, ba& er niemals unterworfen toorben, 
mit fanatifd)er Sapferfeit für feine ghretyeiten eintritt unb 
Idmpft unb ftdj ber @inffi^rung aller Steuerungen, feber 
leeren Kultur mit allen Mitteln toiberfejjt. 

SBte tonferoatio bie Serberftdmme finb, erljellt too^l am 
beutltdjften barau«, bafe bie Beitreibungen, bie bie alten 
©djrtftfteller, im befonberen ©attuft in feinem iugurtyiniföen 



8anb unb Beute. 41 

Kriege, Don i^nets, tyren Sitten, ©ewoljnljeiten ufto. geben, 
felbft für bic 4>eutjeit nodj DöIIig jutreffenb flnb. Sludj tljre 
uralte bemofratif(fy4ojialtftifd)e SSerfaffung tyaben fle um>er* 
änbert bewahrt. 

Die Serber ftnb meift fefföaft unb meinen in gemauerten 
Käufern; |ebe gamilie, (Sljaruba, map aus tyrer 3Ritte ifyr 
Oberhaupt unb, tft fte fc^r grofc, einen Seiner. 3Reljrere 
ßljarubaS bilben bie ©efd&era, bie burd) eine StatSDerfamm* 
lung, 3)fd)emaa, geleitet toirb, bie aus ttefal« befielt, meiere 
üon ben 35efd)era$ gemäht »erben. ©iefe ©emeinbe&erorb* 
neten wählen au« iljrer SWitte iljren SSorfifcenben: 91min, 
getmHjnlid) für ein Saljr, feinen Seiner: 3)ad)man, unb 
einen §inanjbeamten: Util. SMe S)fd)emaa tritt mödöentU^ 
einmal, nämltd) ^reitagd, gufammen; bie SRarabutS Ijaben 
in i^r beratenbe Stimme. Sie üerfdjiebenen 2)efd)eraS bilben 
gufammen bie Äabijle, ben Stamm, beffen Angelegenheiten 
auf bem Soff, ber Bereinigung aDer JDfdjemaaS von ßeit 
gu Seit erlebigt werben; ber 21min al Umana ijat auf iljm 
ben äJorjtjj. SMe S)fd)emaa bilbet aud) ben ©erid)tStyof> 
wobei $u beachten ift, baf$ baS SSerfaljren ein mfinbltdjeS 
tft unb bafc bie SSerber nic^t baS ßoranredjt ber Araber, 
fonbern nur if)r eigenes altes 3fted)t beS Äanun anerlennen 
unb banad) bie Urteile fdUen. SMe SJlutradje, bie früher 
bei tljnen l)errfdE)te, ift im Sc&tmnben. 

SMe SWilbtättgtett ift nirgenbs grö&er als bei tljnen. 3för 
UnabljängtgfeitSftnn unb tyr ausgeprägter gnbtoibualiSmuS 
bilben tfjre Starte. Sei ber unbedingten Anerfennung beS 
gleiten 8fted)teS aller werben bie füfyrenben unb leitenben 
$erfbnltd)fetten nur auf ©runb iljrer befonberen SeiftungS* 
fctyigfeit üorüberge&enb mit ber ©efdjäftsfüljrung beS Stammes 
unb feiner Abteilungen betraut. 

Aud) bie Araber SföarolfoS Ijaben tljre alten Sitten unb 
©ebrftudje bewahrt. Sie flnb, foweit fte nid)t als »der» 



42 &mb unb 8ente. 

bauer ber frud&tbaren $ro*ingen be* ®l)arb ftfe^aft geworben 
finb, Stomaben, bie in Selten too^nen unb nad) lljrer alten 
ariftofratifdfjen oligardjifdKtyuMifanifdjen Serfaffung leben» 
3före S^lte, ®urbt$, »erben FreiSrunb gu £>uarS berbunbetu 
©en 2RittcLplafe nimmt ba* Seit be* 6$etd) ein, unb bie 
Sd&iad) ber öerf djtebenen 2)uar* bilben bie leitenbe Äbrperf djaft 
ber Srarfa, einer Stammabteilung ober be* gangen Stamme*. 
©er Sd&etd) toirb auf £eben*geit au« einer ber alten geifttid^en 
ober uiilitärifdjen abel*familien ertoffl< bie 6d)etd)tDfirbe ift 
fogar tyiufig erblid). Unabhängig üon bem Sdjeidj iß ber 
Äabt, ber JRtdjter, ber gleichfalls atä einer 9bel*familie er* 
toffl&lt wirb unb ba* JRedjt nad) bem ®efefc be* Äoran* gu 
ferafcen $at. Sieben tym ftnb Sbul* al* SBeiftjjer tatig. 

SKibt&tigfeit gilt aud) bei ben Arabern al* ba* Ijbd&fte 
®ebot unb mirb in reidjftem SRafce geübt 

35ie arabifdf)e Serfaffung bilbet aud) bie ®runblage ber 
fiaatlid&en, ba bie iefcigen $errfdf)er bem geiftlidjen Abel ber 
Don 9Jiol)ammeb abftammenben Sd)flrfa (Sd&eriffen) ange* 
Ijören. ©er Sultan ift fomit nur al* oberfter Sd&etdf) ul 
3*lam anertannt. 

SMe maurifdje Se&ölferung unterfteljt ben oberften SSer* 
n>altung*beamten ber Stäbte ober ber Quartiere, in bie 
biefe geteilt finb, ben SRufabbim*. 

Die Suben, bie in ben 2Reüad)$ wohnen, eroäljlen au* 
iljrer SRttte tljre Sorfte^er. 

Sie 8u*ldnber unterfte^en iljrer Äonfulargeridf)t*barfett, 
ebenfo gum Seil bie Sdjufcgenoffen, namentlich bie Semfare p 
bie ba* t)oDe Sd)ufered()t genießen. SBegfiglidb ber SKodjalat, 
bie nur ein befördnfte* Sdjufcredjt Ijaben, gibt bie SRedjt* 
fpredfjung oft gu großen Streitigfeiten gtotfdjen ben Äonfuln 
unb ben maroffanifdjen »e&örben SSeranlaffung. 



3- 

lohnen, 3Rent)ir3, Sumuli ftnb bte Saugen ber Kultur« 
tätigfeit einer Dorgefd)td)tltdjen SJeoölferung, aber bereit Säten 
leine fd)riftUdjen Slufgeidjnungen Dorljanben ftnb. Stein« 
»erfgeuge au« verriebenen Sporen beftdrfen bte Sfanaljme 
ber ®letd)ljeit btefer etyntfdjen ftaftoren mit benen, bte über 
ba8 »efiiidje, mittlere unb nbrbltdje (Suropa Derbrettet maren. 
ßaljlreidje $Wcn in bem gebirgSreid)en Sanbe toeifen bie 
Spuren bafür auf, bafc fte jenen frfiijeften ©intDoljnern als 
Aufenthaltsorte gebient Ijaben. Uralte Stlsinfdjriften int 
SuS unb am SBab 9lun geigen SStynlidjfeit mit ben in ben 
Sergbtftriften beS mittleren unb bftlidjen Storbafrifa entbedten. 

Äulturl)iftorifd) inljaltreidje unb bebeutfame 2Jtytl)en unb 
Jperoenfagen, bie in Oriedjenlanb entftanben ober bort in 
ben und betannten formen verbietet mürben, bie (Srgäljlungen 
Don ben SBanberungen beS pljönigiföen ®otteS Weifart, Don 
ben ^elbentaten beS $crtuIeS, Don bem $alaft beS SntduS 
bei ber heutigen $afenftabt 2arad)e, Don bem ^Riefen SltlaS 
unb (einen fteben Softem, in benen mir bie ftanariföen 
Snfeln erfennen unb Don benen eine bie SKutter beS $anbeM« 
gotte* 3Rerfur würbe, Don ben ©Arten ber $eäperiben, von 
ber Snfel ber (Satypfo, bie borten »erlegt mürbe, Don 
ObijffeuS, ber fomit feine Srrfaljrten, ber annähme fpfiterer 
(Srfidrer gem&fe, bis gum heutigen SWaroffo ausgebest §aben 
füllte — fie alle unb Diele anbre laffen beutlid) erfennen, in 



44 ©eföid&te. 

mie Ijoljem 5Ra&e ba« dufeerfte norbmeftlidje SCfrtfa bie ©rieben 
tn fe^r frühen S^ten fdjon tntcrcfftcrtc. 2Bir fönnen barau« 
fdjKegen, ba& bie Semoljner biefer ©egenben in jener alten 
Seit eine md)t unbebeutenbe politif d)e Atolle gefpielt Ijaben 
muffen. 

Sßenn nun anbrerfeitg Diele Qhrgdljlungen Don ben ©efa^ren 
in Umlauf mären, bie benen breiten, bie fict) ben Säulen 
be* ^erfuleö näherten unb DoHenbS fte gu paffleren magten, 
fo ertennen mir barin ba« Streben ber ^Ijönijter, mte anbrer» 
feit« ber ©rieben, burd) berartige Säuberungen bie Äon* 
furrenten abgufdjredten, bie bort im äu&erjien SBeften 4>anbel«* 
gmede gu oerfolgen beabjtdjtigten. SDtefe ©erüdjte fanben barin 
iljre Seftättgung, bafc red)t Diele ©Ziffer unb ßaufleute, bie 
e« magten, borten gu reifen, nie miebertelpten, »eil bie« 
ienigen, bie ben $anbel mit bem ftufterften SBeften mono« 
polijtert Ratten, unliebfame Äonfurrenten einfach erfd)lugen. 

35ie ftlteften gefd&idjtltd) beglaubigten @reigniffe ftnb bie 
SRieberlaffungen unb Stäbtegrünbungen ber $^önigier an ben 
Äftften be« heutigen 2Jtoroffo. 

2>tcfc Sfafteblungen erfolgten mo^I auf ©runb Don frieb* 
liefen Verträgen mit ben (Singebornen ober an Orten bie 
nid&t bewohnt toaren. S5er lefctere Umftanb mürbe bie aud) 
fonft burd) Diele 8tageid)en befrdftigte Slnnaljme betätigen, 
bafe bie SBemoljner be« heutigen 2Ragl)reb ein auägefprodjene« 
SanbDoIt Don äSietygfidjtern unb Slderbauern waren, bie bie 
fanbigen unb fumpfigen Äüftenfiridje al« unbrauchbar für 
fte gar nidjt fdjäjjten, nidjt tatfäd)lidj in 33eft|j genommen 
jjatten, ja ftd) taum um fte fümmerten. SBenn bie alten 
Sdjriftfteller bie ßa^l ber pljöntgtfdjen Siebelungen an ben 
lüften Mauretanien« bi« gu 300 fteigerten, fo ift bie« 
ftd)erlidj eine Übertreibung , aber fte bemeift bod) in jebem 
%aU, mie l)od) bie gtyönigier biefe Äüftenftridje fdjäjjten, über 
bie §inauä fte tyre 2Rad)t nidjt ausbeuten, toetl fte bann 



©efäu$te. 45 

ben ©ingebomen ntdjt gemachen geioefen waren, mä^renb 
man iljnen ben 23eftk ber Äfifte nid)t im geringsten (treitig 
mad)te. 

2>afe bie ^S^önijter, ein tt)pijd)e^ #anbel$oolf, ftd) bort 
nidE)t fraft ber Sfaioenbung oon SSaffengetoalt niebergelaffen 
Reiben, ift als ftc&er anguneljmen, benn tt>o Ratten fte bie 
$eere Ijerneljmen follen, um bie ©iebelungSplfifce für bie 
gal)lreidjen $anbelSemporien gu erobern, bie fte längs ber 
gangen SRorbtüfte Don afrtfa, an ber äßeftfüfte biefeS @rb* 
teils unb auf iljm näc&ft gelegenen 3nfeln an ben SBeftFüften 
(SuropaS, auf ben Snfeln beS 3Rittelmeer8, an ben ©fibfujten 
(SuropaS unb too^l aud) an ben öftlidjen beeren angelegt 
tyaben. Sie verfolgten faufmänmfdje unb nid^t polttiföe 
Sntereffen. 3Me Sparen, bie fte auSfdjtcften, um gaftoreien 
gu grünben, fonnten nur flein, unb bie bort eingelegten 
Agenten mußten bemüht fein, bie @ingebornen ber «Radjbar» 
fdjaft ftd) bienftbar gu machen unb mit Hjnen ein gutes 
@inoerne|men ^ergufteUen unb gu erhalten. 

©e Ia üRartiniere nimmt als SnfangSgeit ber pljimgifdjen 
Jlnftebelungen an ben maroffamföen Äuften bie SRttte beS 
gleiten S<^rtaufenbS o. <5l>r. an. @S trnrb tooljl richtiger 
fein, frityeftenS baS Satyr 1100 ober 1000 bafär angufefcen. 
Singt« (Sanger), ©epta ober £epta (6euta), SRuffabtö (2Re* 
UUa) an ber Sttorbfüfte, güiS («rgtla), @la (@ale), »gamur 
(Ägemmur) an ber SBeftf fifte gehören {ebenfalls gu ben dltefteu 
©rünbungen ber $l)omgier in Jenen ©egenben. 

28aS bie $ljonigier bort fudjten, toar in erfter Sinie bie 
megen tyreS toertoollen ftarbftoffeS Ijod&gefdjäjjte Purpur« 
umfdjel unb bie (Sodjenille, ferner baS ®olb ber Sflßffe, 
aufeerbem befonberS bie SBoQe, baS für alle Arten *>on ®e* 
flehten oorgüglidj geeignete ©SpartograS, ßeber unb bie gal)U 
Iofen anbern Statur» unb Sfcoljprobufte beS SanbeS toie beS 
©uban. £>b jt( biefe SRofcjioffe bort aud) gleidj Ijaben Der* 



46 ©efd&U&te. 

arbeiten laff en, Sßebereien, gledjtereien, Färbereien, ©erbereien 
angelegt böben, ift nid)t fefigufMen. ©benjotoenig, ob fte 
bie reiben ÜHineralfdjäjje be8 2ltla8gebirge8 nid)t auSgubeuten 
Derfudjt Ijaben. ©8 fdjeint nid)t ber gall gemefen gu fein, 
ba ftd) auger ben Anlagen für ©eminnung unb $erfMung 
ber SWüblfteine am ßap Spartet (einerlei 8tageid)en Don 
Sergbau Dorgefunben ^aben. 2)a& bie SBetooIjner beö @u8 
fett febr frühen Betten bie reidjen Sager Don ©ifenergen in 
jenen (Segenben, aÜerbtngS nur fpärltd) unb oberflächlich, 
abgebaut unb fär bie |ierfteUuttg ifjrer gefdjfifeten 3Retall* 
arbeiten auSgenfifct baben, ift gmar g»eifeilo8, barauf bfirfte 
fid) aber aud) ber gan je ^Bergbaubetrieb bis auf ben beutigen 
Sag befdjränft baben. 

©er grofee 3Balbretd)tum be8 3ttf unb anbrer ©ebiete bed 
3ltla8lanbe8, unb ber 8fteid)tum an 3^realten, SWebtginal* 
geroädjfen, »oblrietbenben Sßflangenftoffen mögen bie betrieb« 
famen ^bbnijter aud) angelodt baben, bie alle biefe (Srgeugniffe 
gegen iljre gemerblicben $robufte unter @rgielung riefigen 
©en>inne8 eintaufdjten. 

Sntmetoeit bie @rben ber ^bbnijier, bie tf artbager, biefe 
4?anbel8tntereffen toeiter verfolgten, ift nidjt befannt, e8 ift 
aber angunebmen, ba& Diele ber alten pbönigtfdjen gaftoreien 
in oöRigen SSerfaQ gerieten, Smmerbin verfolgten audj fte 
folonialpolitif d)e &voed?, mie aus ber (Sntfenbung be8 ©uff eten 
$anno um 460 d. 6t)r. mit 60 @d)iffen unb 30000 SKami 
SJefafcung erbeut, ber bie aufgäbe Ijatte, Sfrifa gu um* 
fdjtffen; er tarn aber offenbar nid)t Diel weiter als Dor ibm 
bie Don 3Eerjce8 unter Sata8pe8 au8gefanbte ßjrpebition, bie 
burd) bie $af)atminbe gegtoungen mürbe, etma bei Aap 
Sojabor umgüfebren. 35ie Äartyager foQen bt8 Kamerun 
gelangt fein. SSor ädern war ba£ 3Kenfdjenmatertal, ba8 
3RaroKo bot, ben Äartbagern febr toertDoD, unb ein febr 
groger Seil ber #eere, bie tljre ©enerale nadj Sberien 



Gefönte. 47 

führten unb bie bann unter £annibal gegen bie Körner 
lämpften, wirb gmeifelloS aus ben überaus friegerifd)en r 
töetterfeften, raupen Sergbemoljnera beS SltlaS befianben 
Ijaben, Die als ©ölbner gern in bie 35tenfte ber reiben 
Äartljager traten, mie pe fyeute in mächtigen Sparen — in 
frieblidjen Qükn — mäljrenb ber (Srntegeit in baS Sllgertfc^e 
hinübergehen, um Don bem reichlichen (ärtrage biefer Sdtigfeit 
bann gemad)lid) in tljrer §eimat leben gu fonnen. 

@o menig ü)te bie ^öntjier fyaben aud) bie Äartljager 
eine mirfltdje ^errfdjaft aber baS Sanb ausgeübt, ifjre Dber- 
Jjotyeit fyat jtd) jtcfjerlidj im günftigfien gaUe nid)t über bie 
Äüftenftridje ausgebest, an benen bie Don ben $pnijiern 
gegrünbeten Stabte iljnen als ©tüfcpunfte bienten. Ratten 
fic aud) nur ben SBerfud) ber Unterwerfung ber Sergbeüölferung 
gemadjt, fo mürbe bie (Erinnerung an bie bamit oerbunbenen 
Äämpfe jtd) moljl erhalten Ijaben unb in bie SBerfe ber 
römifdjen ®efd)id)tsf<ljreiber übergegangen fein. @rft im 
gmeiten punifd)en Kriege erfdjeinen bie toeftlidjen SRauretanier 
mirllidj auf ber gefd)id)tli<fien 3Mlbfläd)e unb mir {eben in 
biefer früljeften ^eriobe ber ®efd)id)te ÄleinafrifaS ftd) 83or* 
gange abfptelen, bie Diele angieljenbe SSergleidjungSpunfte mit 
benen ber neueften Seit, ber Ausbreitung ber £errfd)aft ber 
grangofen in SRorbafrifa, barbieten. 

3tom mar mit Äartljago in Streit unb in Äampf getouimen, 
toeil es ftd) bunt) biefeS in feinen SluSbefynungSbeftrebungen 
beeinträ^tigt fa^. SDic 3nfammenftöf$e gtmfdjen tljnen in 
©igilien führten gu bem erften ber brei punlfdjen Kriege, in 
benen bie beiben Stabtrepubltfen miteinanber um bie SSor* 
I)errfd)aft gur See rangen unb aus benen bie Jftomer fd)liefelict) 
als Sieger hervorgingen. 3n bem jmeiten biefer Kriege nun 
treten bie SKaurufter, bie SJemoljner beS heutigen 3Rarofto, 
gunädjfi, mie fdfcon bemerft, als @ölbner unb SBerbünbete ber 
ßartljager auf unb Ijaben moljl nid)t gum menigften gu 



48 ©efd&id&te. 

ben Dielen grofeen Siegen $atmibal0 beigetragen. 2)amit 
mürben fte bann aber bauernb in bie poliiifdjen SBermicflungen 
hineingezogen, bie biefer gmette punifdje Ärieg mit ftd) braute 
unb bie iljm folgten. Solange bie ßartljager ftegretd) waren, 
ftanben bie eingeborenen Stämme ber SWaurufter, 9Hajfäfi)lier r 
ÜRaffQlier, Oaetuler, Siumibier unb toie biefe mächtigen Serber* 
bünbe ÄleinafrtfaS fonft Riegen, ben Äartljagern bei. 9113 
ftd) aber ba& ÄriegSglütf manbte, mürben fte fd&manfenb unb 
bie römifdjen ^Diplomaten taten nun aQeS, um, unter ge= 
fc^tcfter SBenufcung perfönlidjer Streitfragen unter ben afri* 
tanifdjen grürften unb burdj) glänjenbe SSerfpredjungen eine 
Spaltung unter ben fartliagifdjen Sunbedgenoffen ^erbeiju« 
führen, ©$ gelang Scipio, Stjpljajr, btn einflu&reidjen ßdnig 
ber SWaffäfolter, ber ©ingebornen ber heutigen $rooing Dran, 
für ftd) ju gewinnen; gmar »ermodjten bie Äartyager tyn 
mieber ju ftd) tyerüberjujieljen, bafür verloren fie aber in 
SKaftniffa, bem Äbntg ber SRaffelter in Stamibien, ber ben 
Römern ju bem entfd>eibenben Siege bei ßöuia üerfyalf, meldjer 
für bie weitere &u£geftaltung ber Politiken SSer^dltniffe ber 
alten SBelt Don l)oJ>er Sebeutung mürbe, einen uiäd&tigen 
$unbe$genoffen. 

35ie Körner begnügten ftd) nun ntd)t metyr mit htm grofeen 
©rfolge, ben fte in biefem gleiten SBaffengange erreicht 
Ratten. Sie erfannten, ba& nur bie üöHige SSerni^hmg 
ÄartI)ago8 fte ju Ferren bti SReereS unb bamit gu benen 
be$ gangen 3ßeften3 ber alten SBelt machen tonnte, bemt- 
baljin ging iljr Streben, nadf)bem bie großen Siege bie 
Jperrfdjbegierbe unb bie 2dn ber gier in if)nen entfeffelt Ratten. 

SRaftniffa, ber unöerföljnlidje ©egner Äart&ago«, mar ben 
Römern btenftlidj, obgleich er nur im eigenen 3fntereffe ju 
Ijanbeln glaubte. 9Ud)t gufrieben mit bem SReid&e be8 Sgp&ajr, 
ba« bie Körner i^m übergeben Ratten, entriß er, geftüfet auf 
bie ©eftimmungen be« griebenS oon 201, ben ftartyagern 



®eföi$te. 49 

©tüdf für @tfld tyreS 33efi|jc8 unb gtoang tiefe enblid) jum 
brüten @ntfd)eibung«fam:pfe. SWaftniffa fal) bann gu fpät 
ein, bafe er nur gum Vorteil ber 3Röiner tätig gemefen toar, 
unb er falj mo^l ba« @d)icffai SRorbafrifaS DorauS, als er 
149 ftarb. 2)a8 grofee SReid), über baS er fdjliefcltcl) geljerrfdjt 
Ijatte, würbe nun gunäd)ft Don @cipio unter feine brei @5^ne 
3Rictpfa, ©uluffa unb SRaftanabal geteilt, aber balb lieber 
Don bem älteften berfelben SKictpfa Dereint. 5Rad) beffen Stöbe 
entriß ber natürliche ©otyi SWaftanabalS, gugurtlja, nic^t gu» 
frieben mit bem ifym Don ben Römern gugenriefenen tDeftlidjen 
Mauretanien, feinen SWiterben unb SlboptiDbrübern, ben 
Söhnen SWtcipfaS: Jpiempfal unb 8lbl)erbal, bie tynen gu* 
gefallenen JReidjSteile unb tarn baburd) in Äonflift mit ben 
Römern, bie ifyn fdjliefclidj mit Ärieg gu übergießen genötigt 
waren. Sie fönten babei bie @d}n>ierigfetten beS Kampfes 
mit ben Serbern auf baS grünblidtfte fennen lernen, unb nur 
bem SSerrat beS SdjmiegerDaterS SugurifyaS, Äönig Sodjuö I. 
Don Mauretanien, ber 106 ben gu ifjm gepdjteten @d)mieger* 
foljn ben Römern auslieferte, mar es gu banfen, bafc biefe 
ftd) enblid) SRumibienS bemddjtigen tonnten, beffen toefilidjen 
Seil fte an 33od)uS abtraten, toäljrenb fte ben bftlidjen grnei 
^ringen aus bem $aufe SRaftniffaS übertrugen unb für ftd) 
als $rooing guerft nur baS heutige Suneften unb einen 
Seil Don StripoliS als Africa propria tyrein Steige einDer* 
leibten. 

SBie befdjräntt bie 2Rad)t beS ÄönigS Don Mauretanien 
Aber bie ßingebornen taar, baS beroeift ber Äufftanb beS 
Häuptlings ber Sftiftabglen SScaliS, um 84 d. 61) r., ber ftd) 
beS SljroneS gu bemäd)tigen fachte. 35a Sod&uS ben Sfaf* 
ftänbifd)en nidjt getoad)fen mar, f^idten bie Körner tym 
SertoriuS mit einem anfeljnlidjen $eer gu Hülfe, baS ÄScali« 
erft nad) längeren kämpfen burd) bie (Srftürmung beS Don 
il)m befeftigten SingiS (Sanger) übermanb. 

3)U?<f«, Staroffoftagf. 4 



50 GeTOWt. 

Später mürbe Mauretanien geteilt , {ebenfalls mirb ber 
3RulmjafIu& als ©renge gmtfd)en bem 5{ttid)en, SodpiftIL 
gugemiefenen, unb bem meftltdjen Mauretanien erwd^nt, ba* 
Don &önig Sogub regiert mnrbe. 33eibe mürben in bie 
kämpfe gmiföen ßäfar unb $omj>eiuä vermtcfelt unb unter« 
ftüfeten gu Anfang beu erfteren; Sogub manbte fid) bann 
aber ^ompefuä gu, mürbe aber beßegt unb fein 9%eic^ fiel 
an SodjuS II. , um nad) beffen Sobe im gab** 40 t>. Gljr. 
mit bem feinen in ben unmittelbaren SBefife ber Körner aber» 
gugeljen. Salb barauf 30 t>. Gljr. mürbe Mauretanien febod) 
bem ftbnig Suba IL von fRumibien gugeteilt, ber bid 23 
n. (Sljr. regierte. 

9)afe bie Körner barauf vergidjteten, biefe £dnbergebiete 
ßleinafritaS felbft gu »ermatten, bemeift, baft fte babei auf 
fetyr grofee Sd^mierigteiten fliegen, bafe bie Singebornen mit 
biefer $Temb()errfd)aft teineSmegS einoerftanben maren unb 
fidpr feine (Gelegenheit vorübergehen liegen, ftd) gegen ftc 
gu empören. 33afe bie Sergbiftrifte unb im befonbern bie 
beS heutigen Maroffo immer fo gut rote gang unabhängig 
maren, bafe bie Unruhen unb Suffi&nbe in ben Sergbiftriften 
nie aufhörten, bie einl)eimifd)en Surften fo gut mie teine 
5Wad)t über fte Ratten, erbeut von bem Sugenblid an, bafe 
biefe (Gebiete in ba£ Sidjt ber gef$id)tlid)en SDarfteUung ein* 
traten, aus gal)lreid)en Mitteilungen unb aus ben gangen 
gefd)id)tlid)en Vorgängen. 

JDie von SuguftuS gefdjaffene !Reuorbnung be« Seftye* 
{euer '(Segenben mar {ebenfalls aud) nid)t nad) bem äBunföe 
ber Serg« unb äBuftenftämme, benn mir erfahren tum einem 
Sufftanbe, ber im 3>ai)re 17 n. <S&r. auäbrad). @r mürbe 
geleitet Don SacfarinaS, einem Häuptling ber SRufulamier, 
bie ben Römern überhaupt immer @d)mierigteiten bereiteten. 
Mit ©djncHigteit verbreitete er fid) Aber ba* gange meftlid)e 
SRorbaf rif a bis an ben £)gean unb fünf Saljre fernerer kämpfe 



©efd&td&te. 51 

»ergingen, elje e8 bem römifdjen gelW&erm SlaefuS enblid) 
gelang, einen nennenswerten (Srfolg über bie 2lufftdnbifd)en 
gu erzielen unb SacfarinaS aus ber ®egenb Don (Stria ((Son* 
(iantine) gu oerbrdngen. 9tad) »eiteren gmei Sauren »er* 
tnod)te ber ^rofonful JDolabeHa ityn bann mit #tlfe be« 
JWnigS t>on Mauretanien bei Slugta (Sumale) gu fdjlagen. 
SacfarinaS mürbe in biefer @d)lad)t getötet unb ber Süufftanb 
banad) unterbrücft, aber bie ©dtyrung bauerte in ber Serben 
ieüölferung audj unter ber Regierung be3 legten ÄönigS öon 
^Mauretanien, $tolemdu8, fort. 9iad) beffen im Safyre 40 auf 
33efet)l (SaltgulaS üoügogener ßrmorbung na^m 3tom nun 
ba8 Sanb unter eigene SSertoaltnng unb teilte es in bie oft* 
ttd)e Sßrooing: ßaefartenfts, unb bie meftlicfye: SSingttana, baS 
heutige SHaroffo. SBieberum erfahren mir nun alsbalb t>on 
f rnften Stufftdnben unter (Subämon unb bann unter ©alaboö, 
unb gro&e #eere »aren erforberlid), um fte gu bdmpfen. 
3)af$ ber Äleinfrieg, ber ®ueriflafrieg, bort beftdnbig fort* 
bauerte, baüon geugt bie gro&e Sfcruppenmadjt, bie bie Stömer 
in ber ^rooing Singitana bauernb erhalten mußten unb bie 
aud trier Segionen Infanterie unb fänf Sdjroabronen ÄaoaHerie 
Äeftanb. Unb babei mar ber Seil, ben bie Sftömer roirilid) 
fecfe^t gelten, lebiglid) auf bie fubatlantifdjen Äüftengebtete 
gaiföen bem 2ltla$ unb bem Dgean befdjrdntt, reichte nidjt 
über Starubant im @uä hinaus. 8uf ber biefeS mit £ingi$ 
Derbinbenben^eerftragetoarenga^Irei^eSarnifonenftationiert, 
■bie bie benachbarten Stämme in Untermürfigteit galten mußten, 
fteftungen unb Sager maren aud) an ber gangen fRorblfifte 
in groger 3<*f)l errietet, um bie friegerifdjen unb rduberifdfoen 
•SRiftoten gu öerljittbern, bie öftlid) gelegene Provincia Caesa- 
xiensis unb bie Äüften Spanien« beftdnbig gu beunruhigen, gu 
tranbföafeen unb gur @d)dbigung ber Körner gu Dermfiften. 
S)a8 ÜBetfptel ber emig gum Staffianbe geneigten Serber 
toirfte aud) fogar auf bie rfmtfdjen SBefajjungen be8 2anbe* 



52 ©cfäid&te. 

anftedenb; fo fud)te ftd) ber Statthalter »Ibinu«, bcn ©alba 
ernannt !>atte, unabtydngtg gu machen unb mehrere anbre, 
fo bafc bie Statthalter Spaniens toieberbolt mit größerer 
Sruppenmadjt hinübergehen mu&ten, um bie römtfdjen 2e* 
flionen unb Gruppenführer SingitanienS mieber gur 93ot« 
mdfeigfeit gu bringen. 123 n. 6f)r. mu&te Äaifer ^abrian 
ftd) fogar gu gleichem &wdt nad) Singitana begeben. 

JDie JBerberftdmme tiefer $rooing fuhren fort, trojj ber 
ftarfen rbmifd&en Oarntfonen, in Spanien (Sinf&Qe gu machen, 
bie gelegentlich fo großen Umfang annahmen, bafe betraf 
Hd)e Sruppenmaffen aufgeboten »erben mußten, um fte in 
ibre afrifanifdje $eimat gurfidgubrdngen. (Sin foldjer groger 
$eere$gug ber Serber gegen Spanien fanb 170 unter 2Karcu& 
8toreliu$ ftatt. aiejranber Seüeru« fab ftd) 234 gen5tigt r 
einen regelrechten Ärieg gegen bie berberifdjen (Sinbringlinge 
in Spanien gu fuhren. 

9ln ben inneren politifd)en ftdmpfen SRomS nahmen bie 
l»eftltd)en SWauretanier aud) ^dupg Anteil, fei es als Sblbner 
im ©teufte ber Äanbibaten unb Sßrdtenbenten für ben Äatfer* 
t^ron, fei es felbftdnbig ober im herein mit ben (Stngebornen 
ober aud) ben römifdjen ©arnifonen Spaniens ober ber bffc* 
Heben norbafrtfamfdjen $roüingen. SKit Spanien mürbe bie 
$egief)ung Mauretanien« nod) enger, nad)bem biefe$ bei ber 
IReueinteilung be$ römifdjen Steige« im inerten Sa^rtjunbert 
gur ©iögefe Spanien unb gur $rdfeftur ©attien geregnet 
unb einem <5ome$ unterteilt mürbe, ben ber $rdfeft ooti 
©aUten einfette. 

S)a$ (Sbriftentum, bag fo rafd) in SRorbafrifa Eingang 
gefunben tjatte, es aber aud) gum Sd)auplafj ber furd)tbarften 
©laubenSldmpfe gmifdjen ben S3erfed)tern ber üerfdjiebenen 
®lauben$befenntntffe machte, mar mit ber römifdjen ftuitur 
natürlich aud) nad) Singitanien oorgebrungen. 3n StingiS 
felbft fcoflgog ftd) ba* SRartyrmm be« römifd)en (Senturio 



©eföid&te. 53 

SRarcefluS unb bie reiben 8Werbaubiftrifte beS 2anbe* 
mürben öerttmftet burd) bie Äämpfe ber Äatfyoltfen gegen 
bie 3)onatiften, GircumceHionen, Srianer unb anbre ©eftierer 
unb flsfeten, bie aud) in ber maurifdjen SBerberbeodlferung 
gal)llofe Anhänger gefunben Ratten. 

Sei ber Teilung be* rdmifd&en 3tetd)eö 395 mar Singt* 
tanien mit bent übrigen norbmeftlid&en flfrtfa unb Spanien 
an 3tom gefallen, bie #errfd)aft be£ legieren foütc febod) in 
3Raroffo nur nod) Don furger Stauer fein. 9tod) iljrem (8r* 
Ufd)en in Spanien infolge ber Eroberung ber tberifd)en 
$aibinfel burd) bie ©ermatten fanb fte aud) in SEingitanten 
alftbalb t&r (Snbe. äSoDftdnbig mar bie« ber gaU, alö 429 
bie SSanbalen unter iljrem Äönig ®eifertd) bent 98ufe be* 
rbmifd&en Statthalters mm Slfrifa SBonifaciu* Solge ieifteten 
unb mit einer Reinen ©efolgfdjaft Don Alanen, Ooten unb 
anbern ©ermanen bortyin überfefcten, um iljm im Kampfe 
gegen 8etiu8 beiguftejjen. Vergebend fud)te SontfaciuS, 
nadjbem er ftd) mit 98om mieber au«gefbl)nt l>attc r bie 
Sanbalen aufgutyalten unb jur dtüdkijx gu bemegen. Sie 
brangen unaufljaltfam nad) Often üor unb nadfobem fte 435 
£ippo, 439 ftartyago eingenommen Ratten, mar bie Stömer* 
§errfd)aft Ijier beenbet. Qtoax mürbe in bem Vertrage oon 
442 Mauretanien unb ba$ meftlidje Stumibien ben Römern 
nod) einmal guerteilt, 455 aber gingen aud) biefe ©ebiete 
BbQft&nbig in ben Seftfc ber SSanbalen über. S)a& biefe in* 
beffen in SEingitanien mirflidj bie $errfd)aft ausgeübt t)ätten, 
baoon miffen mir nidjts guoerläf jtge«, gmeifello* übten fte fte 
nidjt über bie SBergfiämme, bie ma&gebenbe ©tammbeoölferurig 
beS Sanbeö, au£. JDiefe l)atte fte öielmetyr gu Anfang tat» 
fträftig im Kampfe gegen bie tynen oerijafeten Sfiömer unter« 
ftfifct; ob fte ftd) bann fpftter, als bie SBanbalen gu unum» 
fdjränfter 2Rad)t gelangt maren, mit iljren berberifd&en 
SJanb*leuten in ben mittleren ^rooingen gegen fte öerbanben, 



54 

baoon tp nid)t6 befonnt 533 mnrbe bat SanbalemtHb w» 
©elifar, bem ftelbberrn SufHnianft, bant ber ©egnerfd&aft ber 
(Singebornen gertrümmert unb 5Rorbafrtfa gelangte bamit in 
ben Seftfc ber St|jantiner. Db bie Sanbalen nnn, Dor ben 
flegreidjen (Segnern gurücfroeicbenb, bei ben Sergfabqlen be* 
atlaö aufnähme gefunben Ijabcn unb bamit bie SBoroäter 
ber ftarfen, blonbbaarigen unb blauäugigen Starölierung** 
elemente be0 3ftif geworben flnb, mie einige ßtbnograpljen 
annehmen, ober ob r rote Salluft in feiner ®efd)id)te be8 
{ugurtbiniftben Kriege« ergäbt, in ben nujtbifäen Seiten, ali 
$erfule« nad) Spanien gebogen mar, „$erfer unb Armenier 
anf 6d)iffen na<b Sfrifa gingen unb ftd) bort anftebelten 11 , 
alfo eine fautafifd)*inbogermanifd)e (Sinmanberung in prä* 
biftorifdjen Seiten ftattgefnnben ^at, anf bie bie blonben 
SRifioten gurüdjufübren ftnb, ba* finb Etagen, bie mol>l nie 
entfd)ieben »erben bflrften. 

S)ie $errfd)aft ber SBqgantiner in bem beutigen SRaroRo 
erjtredte fld) fd)roerltd) fo mrit rote bie ber Stdmer, betynte ftd) 
icbenfattö aud) nid)t über ba* SRif unb ba« gange Sinnenlanb 
aus. SBefannt ift nur, bafe bie Sqgantiner bie fejlen ^Jläfee 
an ber SRorbfüjle Don 2Raroffo innebielten, unb e0 föeint, bafe 
$epta (früher @epta, Septum u. &.) ba8 blutige @euta, 
ber $auptftfijjpunft tyrer 3Kad)t mar, alt bie Serber ftc 
üoflftänbig au« bem übrigen Sanbe Derbrängt Ratten. S)a8 
beutige SWaroffo gehörte in biefer $eriobe als Divisio Tingi- 
tana ebenfo rote 3Rumtbien k., gur $räfeftur Sfriia. 

©ie 3Rad)t ber Stygantmer mürbe in Stingitanien aber 
nid)t nur burd) bie (Singebornen befdjränft, fonbern aud) burd) 
bie fpanifdjen SBeftgoten. SMe engen SJegiebungen, bie feit 
ben Seiten ber $b°uigier grotfd&en beiben Sänbern beftanben 
Ratten, bie häufigen Derljeerenben ßtnfäfle ber Stifteten in 
©übfpanien, bie Semfi^ungen ber Stygantiner, in Spanien 
gfufi gu faffen, namentlid) nadjbem flc 554 für Hjre Unter» 



Gefönte. 55 

ftüfcung ÄtljanagttbS Don biefem eine Steige von Äüftenplftfcen 
im ©übmeften erhalten Ratten, aui benen pc crft von 
Äbnig ©vintila 624 verbrängt mürben, veranlagten bie 
SBeftgoten mieberljolt, in Stngitanien eingubringen unb biefe* 
Sanb iljrem Äömgreid) einzuverleiben. S)a bie SBtygantiner 
fid) ftet$ bereit geigten, jjebe gegen ba$ SSeftgotenreid) ge» 
richtete Unternehmung gu uuterftüjjen, Ratten bie $errfd)er 
beäfelben guten ®runb, i^nen iljrerfeits Singitanien gu 
entreißen. 2)a aud) bie in großen Waffen au£ Spanien 
vertriebenen Israeliten, bie in Singitanien 3"Pu^t gefunben 
Ratten, fomoljl bie Sfygantiner mie bie SWauren gu beftdnbigen 
Staubgügen nad) Spanien auflöten, fo fanben bie meßgotifd)en 
Könige aud) hierin einen ©runb, Sergeltung gu üben unb 
Singitanien gu erobern. So mürbe benn 621 SingiS (Sanger) 
von Äonig Svintila befe^t unb ebenfo eine SReilje von anbeut 
Orten ben Stygantinern entriffen, fo bafy biefen gu Anfang 
be« achten 3a1)ri)unberts nur nod) 6*uta verblieb, menigften* 
neigen bie meiften fpanifdjen $iftorifer gu ber annähme, ba& 
bicfe ©tabt um 710 nod) in tyrem 39eji& mar. 

SBie meit jtd) bie $errfd)aft ber SBeftgoien aber baö mefilidje 
Äüftengebiet von Singitanien erftredte, ift bisher nidjt gu 
ermitteln gemefen. 3nö innere brangen jte ntd)t vor. 

So lagen bie SSerbdltniffe in SEingitanten, al£ bie Araber 
bort guerfi erfdjienen. Seidjt mar e8 itjnen nid)t gemorben, 
bis borten vorgubringen; meljr als 60 3aljre maren erf orber* 
lid), ben SBiberftanb ber Serber gu fiberminben, bie, fo lange 
fte in ben Arabern fflefreier von ber bi)gantinifd)en £errfd)aft 
erbliden gu bürfen glaubten, tynen ©eneigt^eit entgegen* 
brauten, bann aber, als fte erfannten, bafc fte jid) SRorbafrifa 
untermerfen mollten, fte mit allen Gräften befftmpften. 33or 
allem getdjneten ftc^ hierbei bie ©ebirgsftämme be« SltlaS 
unter ber 3ffil)rung ber $riefterin #al)ina Samia aus, bie, 
nadjbem bereits Ofba unb anbete lästige Generale unb grofee 



56 Offerte. 

Sraberföaren wtebertjolt gefölagen unb aui biefen ©egenben 
jurücfgebrdngt waren, 696 aud) #afan 3bn Vornan öötlig 
äbermanb unb bi« SBarta gurücftrteb. 918 er jebod) mit 
frtfdjen ftrflften miebertefyrte, war feine Gegnerin iljm nic^t 
meljr gemadrfen. @ie fanb im Kampfe tfjren Stob, nad)bem 
fie iljren Söhnen unb ben übrigen ftüfjrern ber Serber nod) 
ben 9tat erteilt tyatte, ^rieben mit ben Arabern gu fdjlte&en, 
»eil fie weiteren SBiberßanb für ucrgeblicö ^ielt. 

SBann bie Araber nun Wirflid) maroffanifdjen 33oben 
betraten, tft nid)t feftgufteßen. «Rad) ben einen fott Dfba 
Sbn 9tofi fdpn 680 ober 682 bis an ben Ogean oorgebrungen 
fein unb ben 2Äagl)reb al 8ffa bem 3«lam unterworfen tyaben, 
bod) wirb bte$ mit 9Sed)t begweifelt, ba er 683 im Äampfe 
gegen bie Serber be$ 8lure8gebirge8 fiel. S>ann foH ©eneral 
$afan 698 ober 699 Sänger unb bie Singttantfdje $rotf ng 
ben SBeftgoten entriffen fcaben, bod) aud) ba« tft nid)t Der« 
bärgt. @id)er aber gelangten fte 705 borten, fanben bann 
jmar in bem Sefeljlsljaber ber ©tabt Geuta, bem ®rafen 
Sultan, nod; einen Gegner, ber e« in feiner oöQigen 3fo* 
tierung febod) balb als praftifd) erfannte, fid) mit ben Arabern 
in gutes Sinoernetymen gu fefcen. SMe Serber gur Unter» 
werfung gu bringen, gelang erft £afan3 9tad)folger 2Rufa 
Sbn SRofeir, bod) aud) nur in ben fubattantifdjen @benen 
unb Dafen; bie Sergfabijlen finb nie unterworfen worben 
unb fyaben bie $errfd)aft ber Araber nie anerfannt. Sie 
nahmen gwar ben 3$lam an, aber oielletd)t war e8 ber £afi 
gegen bie neuen (Sinbringlinge in ba8 iljnen feit Urgeiten 
gehörige Sanb, ber fte bewog, fid) ber d)aribfd)ttif(±)en Se^re 
angufdjltefcen unb bamit ben ©egenfafc gu ben funnitifdjen 
Arabern gu erljötyen. Strenge 2ßol>ammebaner ftnb fte aud) 
^eute fo wenig, bafe bie Araber fte faum at$ ©laubige aner* 
fennen. 2)iefer £a& unb biefer ©laubenöunterfdjieb gwifdjen 
ben beiben etyniföen Seftanbteilen ber Sewo^ner beö 2Ragl)reb 



©efötc&te. 57 

$at fid) bis feilte im töefentlidjen unb im bcfonbcrn natürlich 
gmtfdjen ben Serben unb Jlraberftämmen erhalten, bie i^re 
Sftaffenreinbeit gu bemalten bemüht gemefen ftnb. 

Slber aud) bie $errf(^aft ber Kalifen über bie Don ben 
Arabern tatfäd&lid) befehlen f leinen ©e biete beS 3Kagl>reb al. 
8tfa bauerte nur wenige Saljrgetynte. 739 erhoben fid) bie 
Senaten, bie SBorfaljren ber heutigen SRifiotett ; aUe übrigen 
Stämme fäloffen fid) an, bradjten ben Arabern eine furd)t* 
bare Stieberlage am (S&eliffluffe bei unb 741 bereits faßten bie 
$roDingen be« 2Ragl)reb, nad)bem ber Serberfjäuptling ßfyaleb 
in ber @d)lad)t am Sebu, ben ©mir beS SRagbreb ftoltyum 
Dottig gefd)lagen unb babei faft ben gefamten arabifdjen Abel 
getötet tyatte, ftd) Don ber Dberijo&ett ber Kalifen los, um 
feit jener 3*it i^re ftaatltdjc Unabhängigst nie mieber ein* 
jubüfeen. * 

SBaren bie Serber be« 3Kagl)reb alfo mit ßrfolg beftrebt 
gemefen, tyre Unabhängigst aud) ben Arabern gegenüber 
gu bewahren, beren änfiebelung fie in ben einmal Don ifynen 
befehlen ©ebieten jebod) bann bulbeien, fagten fte ftd) audj 
in religiöfer Segieljung Don ber Dberfyoljeit ber orientalifdfjen 
Äalifen für alle Seiten los, fo l)inberte biefe auf ityre bei 
»eitern überlegene numerifdje Starte gegrünbete Stellung* 
nafyme fte bod) !eine$meg8 f au&erijalb il)reS 2anbe8 bie Araber, 
fo meit ba$ ibren Sonberintereffen biente, mit äu&erfter %aU 
fraft gu unterfiüfcen. 2)a8 ®ro§ be3 $eereö, baS 711 mit 
Sari! gbn Scqab auf Skiffen beö ©rafen Julian Don (Seuta 
nad) ber gegenübergelegenen Äüfte Spanien« überfefcte, an ber 
©teile lanbenb, mo balb barauf 2)fd)efiret al Stfra (SllgeciraS) 
gegrünbet mürbe, nadjbem ber Galpeberg (S)fd)ebel al Sari! = 
Gibraltar) als ©tüjjpunft für bie meitern Unternehmungen 
befeftigt morben fear, beftanb aus Serbern. Sud) in ben 
übrigen beeren, bie gur DbQigen Untermerfung Spanien« in 
ber Solgegeit borten getieft mürben, bilbeten bie Serber 



58 «efähbte. 

bei »eitern bie 3Rebrl>ett mib in großen 6d)aren Hegen fie 
pd) bann in betn arabifd)en Spanien nieber, roo fie freilieb 
immer ein unruhige« (Slement bilbeten nnb burd) i^re eroigen 
@treitig!eiten untereinanber unb mit ben Arabern mefentlid) 
bagu beitrugen, bafe ba£ äalifat Snbaluft unb (Sorbotta, \o* 
rote fpdter bie barauft entftanbenen arabtfd)'maurifd)en ftlein* 
floaten ber innern geftigfeit unb einbeitltd)lett entbehrten 
unb gerfielen, unb bafe bie Triften — aUerbtngä erft nad) 
ununterbrochenem 800 jdbri gern Kampfe gegen bie Sfobam* 
mebaner — ben maurtfdjen Steigen in Spanien fdjlieftlid) ein 
(Snbe matten tonnten. 

9tad)bem ber SRagijreb fid) 741 Don bem Kalifat lo** 
gefagt tyatte, feben mir bort in ber Dafe Xaftlelt au* bem 
Stamme ber SRifnafa bie SD^naftie ber S3ent SRebrar ent« 
fteben, bie oon 757 bis 963 regierte, beren 3Ra<bt jebod), 
befonberS in ber legten 3«t, gang auf bie Sabaragebiete 
befdjrdnft mar, mdbrenb in ben Sltla«Idnbern bie Serber« 
unb Slraberftämme unabhängig lebten unb alle 3Serfud)e ber 
Statthalter ber öftlidjen $roDingen, fie gu unterwerfen, ab* 
miefen, bie lederen baffir tyrerfeit* beftdnbig beunruhigend 
dagegen unterftü^ten bie Sergf abijlen , unb Dor allen bie 
mddjtigen $tx\ata$ f bereitmiDig ade OlaubenSgenoffen , bie 
pd) aus bem ftalifat gu itynen pusteten. So gunddtft 750 
ben legten Spröfeling beS Dmajjabengefd)ledjtS, Äbberrabman, 
ber bem an feiner ftamilte oerübten SBiutbabe entgangen mar, mit 
$ilfe ber 3*nata$ nad) Spanien fiberfefcte unb bort bie Stynafiie 
ber omajjabifdjen Kalifen oon Slnbalu« ober (Sorboua grünbete. 
Sei ben Senataö fanb aud) <5brt8, ein 9iad)fomme be8 $ro« 
pbeten ÜRobammeb, ber ben SWabbitiiel angenommen !>atte, 
Suflucbt, gränbete mit ibrer $ilfe ein Keines SRetd), ba«, 
nad) feiner (Srmorbung burd) Sbgefanbte $arun al 9ftafd)ib8, 
unter feinem Sobne gbrtS Sen (SbriS pd) aber ben gangen 
ÜRag^reb ausbeute. 807 grünbete (Sbrifi ffien (Sbri* bie 



©efäid&te. 59 

©tabt &ej, bie atebalb, bcfmiber« banl ber Sdügfeit voa 
8000 bort angejtebelten anbaluftföen §lfid)titngen ju einem 
$od)bebeutenben Äulturgentrum be« gangen meftltdjen Sftorb* 
afrifa mürbe unb an ©lang mit ben $auptftäbten be* 
arabifdfcen Spanien wetteiferte. 

S)ie 8lu8be&nung beS Steiges na$ Cften braute ed im 
10. 3<rf)rf)Uttbert mit ben gatimiben in Äonfüft, bte fogar 
919 ben SKagljreb eroberten; ber (Sbriftbe 8bui Slifd) rief 
nnn Sbberraljman III. gu $ülfe, ber biefe gegen ben $rei£ 
ber ©täbte Sanger unb (Seuta gern bewilligte, nadjbem et 
mit ben 3*nata8 bann bie gatimtben aus bem 9Ragt)re& 
verbr&ngt Ijatte, btefe« Sfteid) aber bem Kalifat (Sorbova ein* 
verleibte. 2US ftd) barob bie S*nata3 unb aüe SBergftömme 
erhoben unb bie Slnbalufler vertrieben, brangen bie $atimiben 
mteber ein; nun [teilte jtd) ber Scheid) beS Stammes ber 
3Kagrama ßetjri Sen fltia 979 an bie ©ptjje ber Serber, 
»erjagte bie ^atimiben von neuem unb erhielt Don ben 
Dmajiaben in Gorbova ben Sföagljreb als Seijen. 3)ie von 
it)m gegränbete Stynafiie ber 3c^iben Ijerrfdjte bis jum 
3al>re 1068, in bem jte iljr @nbe burd) eine mächtige 2)e* 
toegung fanb, bie von ben 2emtuna, ben SBorfaljren ber 
heutigen SuarefS aus ber Samara ausging unb in Sadjja 
3bn 3braf)tm unb «bballa^ $bn Safjt iljre güljrer fanb. 
Import fiber bie (Entartung unb greigetfterei ber magljrebini* 
fdjen unb anbalujtfdjen 3Koljammebaner wollten fie ben 
ortfyoboyen ©tauben SWoljammebS mieber jur Oeltung bringen 
unb, bie Kulturarbeit ber SRorblänber gerftörenb, brangen 
biefe fanatifterten «Sparen ber ©aljaraberber, SRurabitin 
(Sllmoraviben) genannt, in bie SltlaSiänber ein. 2)te geiftigc 
Setterin biefeS (SlaubenSljeereS mar @einab, bie ©attin beS 
©djetd)S S5bu SBcfr unb fpäter von beffen Neffen Suffuf 
Sbn Safäftn, ber 1062 bte fcauptfiabt SKarrafefä) grünbete r 
1070 fjej eroberte, ber $errfd)aft ber Styriben ein 6nbc 



60 (BeftWe. 

raad)te unb in menigen galten fein 3teid> bi« in bat 3nnere 
be8 heutigen Algerien hinein ausbeute. 

S)er Sturj ber Dmanabenfalifen Don (SorboDa 1031 
Ijatte infolge ber ßcrfplitterung be« SReidß in Diele Heine 
Staaten ben Stiften Spanien« bie @elegenl>eit geboten, 
tyre ?Dtod)t bctrdd)tlic^ auSgubeljnen, unb Äöntg 3Rotamib 
Don Seoilla fal> fld) ba&er genötigt, ben SRoraDifeenffirften 
guffuf ju $fiife ju rufen, ber ben Triften am 23. Oftober 
1086 bei Salaca eine furchtbare Xieberlage beibrachte, bie 
Der^dngntöDoQ für bie d)rtfllid)en Staaten Spaniens geworben 
märe, wenn Suffuf feinen Steg tyfttte auäuüfcen Tonnen. 
Sufft&nbe ber ©ergfabglen bed S?agl>reb nötigten tyn jur 
SRücHefyr; als aber bie fpanifd&en SRauren nun Don neuem 
Don ben Glpriften fcart bebrdngt mürben, riefen jte Suffnf 
1090 mieber tyerbei. Suffuf fam unb Derleibte ba« mokant* 
mebanijcfje Spanien nun feinem Steige ein. 

Siergig 3a&re fpäter mürbe ber aKorambenbgnaftte burd) 
bie SUmotjaben ein 6nbe gemalt, bie, aus gleichem religiöjem 
©runbe mie bie 3Kurabitin, als Anhänger beS auf ba* 
äufeerfte auSgebilbeten ortljobojren @inl>eitSglauben« 3Rumad)ib, 
aud ben füblidjen Sudgebteten unter §ü1)rung il>re8 äßafjbi 
ÜJto&ammeb 3bn Sumart 1130 in ben SDtagfyreb einbrangen. 
Vergeben« fugten bie legten 3RoraDiben biefer $od)f!ut ber 
fanatifdjen Serber beS SübenS SBiberftanb entgegenjufefcen, 
{ie mürben äbermunben unb ber fflegrünber ber neuen SDqnaftte, 
ber Äalif Sbb el Junten, eroberte rafd) nid)t nur ben fDtaglpeb, 
fonbern aud) Algerien fomie Spanien unb Portugal Don 
1145—1147; Aufftänbe ber Vergfabtjlen Ijinberten bann 
Dorfibergebenb fein mettereö Vorbringen, er nafjm bieg aber 
balb mieber auf unb tonnte bei feinem SEobe 1163 feinem 
5Rad)folger ein Sfcid) Ijinteriaffen, ba8 ftd^ im Sorben bi* 
in ba8 ^erj ber iberiföen #albinfel, im Dften bis Stonejten, 
im Suben bis in ben Suban hinein erftredte. 81« bie 



©efd&td&te. 61 

fpantfdjen SafaHenffirften bann triebe* Don ben ©jriften 
(tat! bebrängt mürben, tarn tynen ber Äalif SU SJlanfor 
1195 mit einem großen $eer gu ^>üifc unb beftegte fte Doli* 
ftänbig am 19. 3ult 1195 bei SMarcoS. 2)a er iebod) toegen 
ber Dielen Slufßänbe in feinem Steige tiefen glängenben 
Sieg nidjt auSnüjjen lonnte, Ratten bte Triften toieber Seit, 
iljre tfr&fte gu fammeln unb fdjlugen feinen SRadjfolger ent* 
fdjeibenb in ber ©djlac^t Don SRaDaS be Stolofa am 16. 3uli 
1212. Seitbem fanf aud) baS SRofcabenreid) aümäljlid) Don 
feiner $ölje tyerab, gerbröcfelte infolge ber ewigen Sfofftänbe 
ber Serberftämme in feinen Derfdjiebenen Seilen unb ßürgte, 
nadjbem bie SRoljaben 1257 aud Spanien Derbrängt Karen, 
1269 unter bem Angriff eines neuen SBüfienflammeS, ber 
SBent 2Äerin, bie gu bem mächtigen SBunbe ber S^atad 
gehörten, gufammen. 

9Äit »edjfelnbem ©lad griffen bie Äalifen aus bem 
®efd)led)t ber Seni ?D?erin in bie @efd)ic!e aller moljatn* 
mebaniföen Steige Siorbafrifaö unb Spaniens ein, tyrem 
Steige balb eine SluSbeijnung gebenb, mie es bie ber 3Rora* 
Diben unb SDtoljaben gur 3eit ber l)öd)fien Slüte gehabt, balb 
ftd) auf SWaroffo befd^rftnft fe&enb. So bietet bie ®efd)id)te 
ber Stynaftie ber SReriniben baS ©IIb einer faft ununter« 
brodjenen Äette Don Kriegen unb Slufßänben, aber bie 
arabifd)*maurtfd)e Äuitur, bie jtd) aus Spanien nad) Sfrifa 
geflü^tet $atte, fanb in ben fcauptftftbten beS 3Ragl)reb nod) 
fruchtbaren ©oben, 3Us 1471 infolge furchtbarer Sföefceleien 
in ber Äaltfenfamilie felbft bie £auptltme ber SKeriniben 
erlofd), erljob ftd^ als Styronbemerber ein Sdjerif, ein birefter 
üRadjfomme SlliS unb SatimeS, ber Softer beS $ropl)eten, 
ttmrbe aber Don Sejtb äBatag aus bem gelbe gefdjlagen, ber 
bie gtoeite Stynaftie ber SWeriniben begrünbete, bie bis jum 
Saljre 1530, beg. nominell bis 1550 bie ©eföicfe beS Don unauf» 
tybrlidjen Unruhen bemegten unb erfdjütterten Staates lenfte. 



62 Geftfatye. 

2>em Seifpiel be« crftcn 6djertfen folgten balb anbre 
Ulad)fommen 3tti$ unb $atime£ unb feit bem (gnbe be« 
15. 3a$rl)unbertS fe&en mir bie SSerfudfoe ber ©djerifen ftd) 
mehren, bte 3Reriniben gu ftärgen. Slamentlid) mar e£ ein 
*Rot)are8 genannter SRann, ber r auSgegeidfonet burd) Sfrömmig* 
feit unb burd) feine nad)gemiefene Äbftammung Don ber 
5£od)ter beS $ropijeten, unter bem Kalifen SRoljammeb 33en 
SBatag, einen großen 3lnijang gewann unb biefe 3föad)t be* 
trofcte, um burd) SRaubgüge unb Äufftftnbe ben @ultan gu 
■fdjmddjen, Don biefem aber fdjlieglid) übermunben unb in bie 
©uögebiete oerbannt mürbe, ©ein Sotyn SRoljammeb Sen 
©djerif oerfudjte ben 93ater gu r&d)en, als i&m ba8 aber 
tiidjt gelang, ergog er feine Söijne für biefe Aufgabe, inbem 
er fte gunäd)ft an ben erften #od)fd)ulen be£ 3Rag1)reb mie 
Slgtyptenö gu fyeroorragenben Geologen aushüben lieg. 3n* 
folge iljreS ungemöljnlidjen SSiffenS mürbe ber eine, 3Ko^am= 
ineb, bann als Äefyrer an ber Untoerfttät geg, ber anbre, 
Sldjmeb, gum @rgief)er beS 2teblingSfol)neS beS Kalifen er* 
itannt. 3" biefen einzugreifen Stellungen gemannen beibe 
-grogeS Sfafebn, baS fte benufcten, um bie Drtyobojren um 
jtd) gu fammeln, baS SSoIf gegen bie unter ben freigeiftigen 
5D?eriniben galjlreidjer einbringenben ©Driften aufguljefcen unb 
fdjlieglid) mit ber Vertreibung berfelben beauftragt gu merben. 
Sin ber ©pifce groger #eere entriffen fte ben ^ortugiefen 
unb Spaniern mehrere Drtfdjaften, bemächtigten ftd) bann 
<aber unoerfeijenS ber $auptftabt beS ©uS, Sarubant, unb 
eröffneten nun Don bort au£ ben Ärteg gegen bie 93eni Wenn, 
inbem fte biefe d)riftenfreunblid)er Steigungen unb ber Sin« 
fätprung d)riftltd)er jfttltur in ben 2Ragl)reb befdjulbigten unb 
rbaburd) bas JBolf gegen fte gum Sufftanb gu bemegen fugten. 
1526 fam eS gu einer @d)lad)t am Sab el flbib, in ber ber 
ÜRerinibenfultan gelingen unb feine #errfd)aft auf ben 
Utorben, auf baS Äbnigreid) §eg befdjräntt mürbe. S)ie 



Gefällte. 63 

beiben ©c^erifen, bie ftd) in bie $errfdjaft be8 übrigen 
SWaroffo, mit ber Seftimmung geteilt Ratten, bafc nad) bem 
£obe be8 einen bie ®ef amtljerr jdjaft ntc^t . auf beffen @öl)ne, 
fonbern auf ben Überlebenben SBruber übergeben foUte — 
eine SBeftimmung, bie für bie »eitere ®efd)td)te beö SRagljreb 
fe^r fdjlimme Solgen fyaben foUte — gerieten balb mitein« 
anber in. Streit unb Äampf, burd) ben baS gange £anb in 
2Ättleibenfd)aft gebogen mürbe, aber bod) ben feljr gcfdjmddjten 
SRerintben Don geg nidjt bie 2Wögltd)feit bot, bie £errfd)aft 
über ben gangen 2Ragl)reb miebergugemtnnen. SDer jüngere 
@d)erif: 3d)meb erlangte 1530 fd)lte&lid) baS Übergemtd)t, 
Verbannte ben alteren nad) ber Dafe Safilelt unb machte ber 
9Rerimbenbgnaftie 1550 tatfäd)Ud)ein@nbe,menngleidj beriefe 
biefeS Stammet erft 1554 ftarb, nad)bem bie Surfen Algeriens 
iljn vergebend gu galten gefudjt unb 1553 aud) bem ©djerifen 
t>orübergel>enb geg entriffen Ratten. 

3Me ®efd)td)te 9Karoffoö unter ber #errfd)aft ber erften 
„faabitifdjen" Stynaftie ber ©djertfen, mie fpäter unter ben 
bid fyeute regierenben ber gilelt aus Saftlelt ift furchtbar 
Mutig. Sebe S£l)ronbefteigung mar öerfnüpft mit gal)lreid)en 
85ermanbtenmorben innerhalb ber mehrere Saufen be gd^lenben 
gamilie ber ©djerifen. 35a8 9teid) mar aufeerbem ber ftete 
®d)auplajj innerer Äämpfe unb Kriege ber oerfdjiebenen 
Stamme untereinanber unb namentlich ber Sultane gegen 
bie auf iljre Unabhängigst eiferfüdjtigen ®ebirg$ftämme unb 
SBüftenoölfer, menn biefe bie fälligen SEributgaljlungen Der* 
meigerten ober menn fte infolge gu groger Ausbeutung ober 
aus anbern ®rünben fld) gegen bie ©djerifen empörten, 
beren faftifdje #errfd)aft ftd) faum jemals auf längere Sauer 
über bie ®ebirg«lftnber unb über bte SuSgebtete ijinauS er« 
ftrecfte. Sud) ba« SBerljältni« ber ©d)erifen mar fomit ben 
©ebirgS» unb SBüftenftftmmen gegenüber baS ber 2el)n8t)erren, 
bie tyren SBafattemrälfern notgebrungen unumfdjrfinfte ©elbft* 



64 ®eföid)te. 

regierung gemäßen unb fid) mit einem feljr mäßigen Sxibut 
Don i&nen begnügen, tiefen fogar oft nod) mit SBaffengewalt 
eintreiben mußten. 

£ro$ biefer beftdnbigen inneren SBirren unb Unruhen 
entbehrte ber SWagfjreb unter ben ©djerifen nad) äugen f|in 
ntdjt eine* großen JlnfetynS, unb unter ber Regierung be« 
mnkt) 2lbu »bba* «djmeb el SKanfur, 1578—1603, erreichte 
er eine SluSbefynwig, mie geitenmeife unter ben SRoraoiben 
unb SRoljaben, erftrecfte ftd) nad) ber (Sroberung Simbuftu* 
bis an bie ©renken Don Sornu unb ®uinea. 

Um bie Witte be« 17. 3al>rl)unbertS traten jebod) mieber 
üöttig anard)ifd)e ßuftänbe ein, baö 8teid) löfte ftd) in gafyU 
reiche fleine gürftentmner auf, bie friegerifdjen ©erberftämmc 
matten ftd) oöQtg unabhängig, unb fo waren bie 33erl)ält- 
niffe gänftig für tattrdftige ®egner ber ljerrfd)enben Stynaftie. 
S)tefe erftanben au« einem ber gat)Uofen SRebengwetge ber 
über ben gangen 3Kagl>reb verbreiteten @d)erifenfamilie, aus 
bem $aufe beö 27. 9taä)fommen gatime« unb 8lliS: 9bi 
S9en 2Ro$autmeb ®en »li 33en g)ufuf in Saftleit, beffen ©ot>n 
SRulet) ©djerif unb beffen Don einer Negerin geborner ©oljn 
3D?ulet) (Sr4Rafd)tb 1664—1672 als bie eigentlichen »egrfinber 
ber gmeiten tyeute Ijerrfdjenben @d)erifenbt)naftie ber §ileli 
gelten. 

2)a$ Sugenmer! ber erften Kalifen aus biefem §aufe 
war auf bie Vertreibung ber Triften aus bem ÜRagljreb 
gerietet, unb bis auf Geuta unb bie anbern $rejtbio8 ber 
Spanier gelang es iljnen and), ben Triften ben größten Seil 
tyreS SBejtjjeS gu entreißen. 2Rit §üfe ber SRegergarbe, aus 
ber allmäljUd) bie Äerntruppe beS ^eereS mürbe, brauten 
bie ©djerifen aud) mieber bie ftörriföen Serberftämme beS 
Snnern gu bem früheren freien 33afaflenDerl)ältniS guräd unb 
bebten baS Sleid) bis weit in ben ©uban hinein aus. 
2)iplomatifd)e Regierungen gum ÄuSlanbe mürben, namentlich 



©eföid&te. 65 

t)on ben aud) burdj l)olje Silbung auSgejeidjneten Kalifen 
be8 18. unb 19. SaljrtyunbertS angefnftpft, bie Semü^ungen 
eingelner üon Ujnen, tote 2Rulei) SRoljatnmeb 1757—1789, 
SWuleg ©oitman 1789—1822, «bberra^raan 1822—1859, 
europfttfdje Kultur einzuführen, (tiefen aber meift auf ent* 
fdjiebenen SBiberftanb ber Drt&oboyen. Unter @ibi Sßoljam* 
web 1859—1873, 2Meg el $affan 1873—1894 unb bem 
feit 1894 regierenben ©djerifen Sßulei) 8Lbb el &gij traten 
»efentiidje SSeränberungen nid)t ein, e8 fei benn, bafe bie 
raupen Sitten früherer S^ten attmffl&lid) etwa« gemilbert 
mürben. 



2) i triff, Slaroftofrage. 



Der Vtlaofrub xmb bie d>rijHid>m Staaten. 

6eitbem bie Seftgoten nnb bie Sggantiner an£ SKaure* 
tauten Derbrängt umreit, Dergingen 700 Saljre, oljne bafe 
ein anbred 38olf e£ Derfuty tyttte, mieber anf magfyrebimföem 
93obea gufe ja faffeu. 

2)ie $rangofen behaupten jwar, SanbSlente Don iljnen, 
frangöftföe ©Ziffer, gälten ftd) fe&r frülj fdpn an ber norb* 
toeßafrifaniföen Äüfte niebergdaffea, nnb e£ ift ja DöUig 
©aljrfdjeinlid), bafi bieg gelegentlich gefd)el>en, aber ba£ war 
benn bod) Don feiner Sebentnng für bie ®efd)i$te biefeS 
Sanbe*. 814 (oUen and) bie Normannen biefe Äüfte ge* 
branbfdjafct, ärgila gegrünbet unb ft$ bort niebergelaffen 
Ijaben. Sad) bieS war Don feinem ßinflufc anf ba£ Sanb. 
ßbenfo ift ber @treifgug, ben ber König ber ftanariföea 
Snfeln Setyencourt um 1405 bnrd) baS biefen 3nf du gegen* 
übergelegene Afijienlanb unternahm, DöQig belanglos geroefen. 

Um jene Qtit begann aber nnter arabifdpn ßinflüffen 
bie (Srbforfd)ung ftd) feljr auSgubeljnen unb jte fanb nament» 
lid) am $ofe Don Portugal grofteä Sntereffe nnb Sortierung. 
$ring $etnrid) ber Seefahrer fa&te befonbere SSorliebe für 
biefen @tubiengmeig unb l>at burd) ben unermüblidjen ßtfer, 
mit bem er bie fagen^afte Stlanti*, ben @eeu>eg nad) Oft* 
inbien unb bem Steige be$ $riefier8 Soljanneö fud)te, feinem 
Sanbe unb ber gefamten Sftenfdfteit burd) bie bamit bebingte 
mistige görberung be* 6d)iffSbaue8 unb gegebene Anregung 



$er 2ttagf)reb unb bte $rifHidjen Staaten. 67 

$u (SntbecIungSreifen gro&e SMenfte gcleiftet. ffla jebod) alle 
SSerfudje, ben füblidjen Seil beS atlanttfdjen Dgean« gu er« 
forden unb Sfrifa gu umfdjiffen, gunädjft DergebenS blieben 
unb bte Skiffe md)t ineit über baS Aap 9hm fytnauS Dor» 
drangen, fo lam er, um feinen SanbSleuten {ebenfalls einen 
SBeg nad) bem fernen Dften, beffen ©djäfee fo überaus be* 
flel)rt waren, gu eröffnen unb tljnen biefen reiben ^anbel gu 
ftdjern, aud) auf ben ©ebanfen, unbefdjabet ber »eiteren 
SBeftrebungen gur See, baS erfefynte ßiel auf bem Sanbwege 
p erreichen. 2luS biefem Orunbe, unb ©eil tijm ferner audj 
Die ^rud)tbarfeit beS 2Ragf)reb unb ber Seßfc biefeS reiben 
SanbeS begehrenswert war, faßte er ben $lan, e$ gu erobern, 
um Don bort aus ben überaus ergiebigen ©uban* unb 
3Snbtenf)anbel gu beljerrfdjen. SMefe materiellen wirtfdjaftlidjen 
Sntereffen beö Snfanten fanben jebod) bei Äönig Sodann L 
unb ber Königin $l)ilippa leine genägenbe Unterftüfcung unb 
fcer Infant gab feinem Sßlane baljer religiöfen ß^arafter, 
inbem er bie Unterwerfung beS ÜRagljreb unter bte Sefyre 
<S(jrifit als ein gottgefälliges SBerl barftedte. 35ie fe^r ftreng» 
^laubige Königin würbe nunmehr letdjt bafär gewonnen, unb 
es würbe eine anfeljnlidje flotte, gu ber nadjljer nod) einige 
*nglifd)e ®d)iffe fließen, unb ein Äreugfyeer Don 50000 SRann 
äufammengebradjt, mit benen guerft Sanger erobert unb gum 
©tüfepunft für bie weiteren Unternehmungen gemacht werben 
foflte. 

3Me geringe Kenntnis ber feljr ftarfen Strömungen in 
ber Meerenge würbe aber bie Urfadje, bafj bie flotte Don bem 
ÄurS nad) Sanger abgelentt würbe — bie Sßortugtefen be- 
haupteten fpfiter, bie ©jrpebition fei Don Anfang an gegen 
(Seuta gerietet gewefeu — unb gum Seil auf bie £öl)e Don 
(Seuta, gum anbern in bie ©ew&ffer Don SKalaga geriet. 35te 
SJewoljner Don Geuta würben burdj baS (Srfcfteinen biefer 
€$iffe unb einer ber irrigen bei weitem überlegenen ÄrtegS* 

5* 



68 $et Wlaghteb unb bie djrlfUH$en Staaten. 

fdjar fo oottftänbig überrafdjt, bafe fte oljne vetteren SBiber» 
ftanb fapitulierten. So mar biefe megen tljrer Sage fo feljr 
mtd)tige Stabt, bie Dörfer audj fdjon einige &tit im Seftfc» 
ber Oenuefen gemefen mar, 1415 mütyeloS für Portugal ge- 
wonnen unb ift fettbem, trofc totcber^olter SBemüljungen, fte 
mieberguerobern, ftets in frembem fflepfe geblieben, benn 
nad)bem fte 1580 in ben Spaniens überging, ift fte aud> 
nad) ber SBieberljerfteHung beS Königreichs Portugal oon 
Spanien ntdjt mieber herausgegeben morben. 

SMefer leiste unb glängenbe (Srfolg fpomte ben Infanten 
$einrid) an, auf ber betretenen 33aJ>n fortgufd&reiten. 9tod> 
3ot>annS I. Sobe manbte er ftd) an König Suarte um bie 
SMittel gu einer neuen (Sjrpebitton. Geuta fofiete aber fe^r 
oiel, bie Staatseinnahmen waren fnapp unb bie Seeunter* 
nefjmungen beS 3nfanten erforberten otjneljin fdjon Diel ©elb* 
35om 35uarte Derzeit ftd) batjer abletynenb unb manbte ft<f> 
bann, auf weiteres ©rängen, an ben $apft um eine @nt* 
fdf>etbung in biefer Sad)e. Obgleich bie Slntmort beS $apfte* 
ungünftig für 3)om £enrique mar, fo ftanb biefer bodf> ntdjt 
oon feinem $lan ber Sefefcung SangerS ab, unb unter 
großen Opfern mürbe ein Korps Don 6000 2Rann gufammen* 
gebradjt, baS unter bem 33efel)l ber Infanten #etnrid) unb 
gerbinanb 1437 na$ SKaroffo überfefete, aber bei bem erften 
Sufammentreffen mit ben SWagljrebinera ooflftänbfg gefdjlagen 
mürbe. SBeibe Infanten gerieten in ®efangenfd)aft, unb 
Geuta foüte nun ber $reis für tljre Befreiung fein. $einri$ 
mürbe aus ber £aft entlaffen, um in Siffabon barüber gu 
oerljanbeln; 35om gernanbo blieb als Oeifel gurficl unb 
mürbe, ba £etnrid) ftdt) ntd)t gur Verausgabe entfliegen 
tonnte unb aud) SDom 35uarte i^m enblidf) rniHf a^rte, nad^ $re$ 
geführt, mo er nad) langer marterooQer Äerferfyaft bem @^rgeig 
unb ber £artljergtgfeit feines SruberS gum Opfer fiel unb 
1443 Eingerichtet mürbe, $etnridf), ber ben SBert SRarotto* 



$er 3Ragl)re( uttb Me $tifiltdjen (Staaten. 69 

über alle* Ijod) fdjdjjte unb öon feiner Seftjjergreifung nidjt 
abfte&en woüte, verlangte nun jwar, ben Stob feine* SruberS 
ju rädjen, unb wufcte unter btefem SBorwanbe, n albern er 
1440 am 3Mo Oro eine Reine Stieberlaffung gegrünbet unb 
ftd) oon ber römtfdjen jhtrie 1446 eine SBuDe ermirft 
jjatte, burd) bie Portugal bie Dberljoljeit über SWaroffo 
jugeforodjen würbe, Äönig aifonö V. ju befiimmen, bie Mittel 
ju einem neuen #eere3guge gu bewilligen, burd) ben 1458 
Älfafer Seguer in Portugiesen Seftfe gelangte. @rft nad) 
$einrid)8 Sobe würbe 1468 2)ar ei Seiba, 1471 Slrftla unb 
bann aud) in bemfelben Saljre Sanger erobert, ba£ 1662 als 
Mitgift ber $ringef{tn Äatfcarina, ber Softer beS £ergog8 
Sodann oon Sraganga, bei tyrer Verheiratung mit Äarl II. 
Don (Snglanb an biefeS fiel, Don @nglanb aber 1684 fc^on 
alö ju toftfpieliger Seftfe trofc beS (SinfprudjeS Portugals an 
ben ©c^erifen SWulei) gSmael jurücfgegeben mürbe unb feitbem 
maroffanifd) geblieben ifl 3m Saufe ber gleiten Hälfte beS 
15. unb ber erften #älfte beS 16. Saljrljunfrerts würben 
t)on Portugal nodj jatjlreidje Heine (Sjcpebttionen gegen ben 
SRag^reb ausgeführt unb an ber fd)Wad) beöölferten Äüfte 
eine Steige Don Drten erobert unb neue Slieberlaffungen an» 
gelegt, fo bafe bie gJortugiefen in 9lrftla r Slnafe (Gafablanca), 
»gabir (1503), »jemmur (1505), SKajagan (1506), ©äfft 
(1507), 3Kogabor wertoofle ©tüfcpunfte für tl)re ©djiffaljrt unb 
tljren £anbelst>erfel)r gewannen unb bie SBeftfüfte beS 2RagI)reb 
in gewiffem Sinne beljerrfdjten, ba bie SKaroffaner auf ben 
Sejtfc ber Dgeantüfte nad) wie Dor fein ®ewtd)t legten. 
Stadlern bann jebod) bie SWertniben gefturgt waren, bie einem 
freunbltdjen ßinüerneljmen mit ben Sßortugiefen unb überhaupt 
mit ben (Sljriften geneigt waren, richtete jid) baS Slugenmerf 
ber Segrünber ber ©djerifenbijnaftte sunädjft auf bie SBer* 
treibung ber $ortugiefen unb Triften aus SRaroffo, unb ber 
33eftfc ber erfteren würbe fd)lte&lid) auf Sanger unb (Seuta 



70 2>er aJtaflfyreb nah bie ($rHHW$en Staaten. 

unb einige unbebeutenbe £&fett an ber Dgeanfüfte befdjrftntt. 
Sttefer Umftanb unb ber ©laubenSeifer beS Wniglldjen 
©djmärmerS 3)om Sebaftian bewogen biefen, ben $lan eine* 
ÄreuggugeS gu faf[en f burd) ben ÜKaroffo bem Gljrifientum 
gewonnen »erben foUte. SBteberljolt waren 1574 Don Sanger 
aus SSorftö&e gemadjt, aber immer gurüdtgefölagen Worten» 
1578 brauen £tjronftreitigfeiten in SKaroffo au«. Slbu ab* 
baflal) SKotjammeb Ijatte ftd) gum #errn be£ SanbeS gemalt 
unb — wie es meift gefäal) — alle bie SBrüber unb SScr* 
wanbten getötet, Don benen er Beeinträchtigung feiner 9Wad)t 
gu furzten fjatte; in feinem Dnfel abb*el*TOelif erftanb iljm 
enblid) ein gefährlicher ©egner, ber Ujn mit $ilfe eines Dom 
©ei) Don »igier erlangten $ilfforpS Don 6000 Surfen jtürgte. 
SKofyammeb begab fid) nun nad) gtffabon unb bat Äöntg 
@ebaftian f ber biefen Umftanb für einen Singergeig ©otteS 
Ijielt, um $ilfe. Obgleich abb«eMReltf iljm SSergro&erung 
ber portugtejtfdjen SBejtfcungen guftdjerte, lehnte ber fanatifdje 
@ebaftian bieg anerbieten ab unb forberte bie gange (Sljriften* 
Ijeit gu einem Äreugguge gegen 2lbb*el»9ReUf auf, ben er 
ftürgen, beffen 3tetdj er für Portugal erobern unb in ba« er 
SRoljammeb als SetjnSfürften eingufefcen gebaute. $ljilipp H- 
unb anbere dürften rieten bem tbealiftifdjen religiöfen 
©djwärmer auf baS bringenbfte, Don biefem Sßlane abgu» 
laffen. @ebaftian aber beljarrte barauf unb bradjte mit 
SRülje ein #eer Don 18000 ORann gufammen einfd)ite&lid) 
ber 2000 ©panier, bie Styilipp IL, 3000 35eutfd&e unter 
Sfyalberg, bie ber $rmg Don Dramen, unb 600 Staliener, 
bie Sßapft ©regorXIIL gu £tlfe gefättft fyxtte. 8m 17.3uni 
1578 fegelte Sebaftian mit biefem #eere ab, unb obgleid) er 
aud) nun nod) Don ^IjUipp II. unb Don Stuppenfütprern, bie 
im Äriege mit ben SKaroffanern erfahren waren, Dor bem 
Unternehmen gewarnt würbe, gog er mit SRoljammeb, ber faft 
gar leinen Slnljang gewonnen Ijatte, gegen abb*el*2ReUf gu 



$e* $Ratf)xib unb bie c^rlftlic^en (Staaten. 71 

gelbe unb erlitt am 4. «uguft bei »lf agar Äebtr eine fcoüftönbige 
SRteberlage, in ber er felbft, fomte aUerbtngg au$ bie beiben 
maroRanifdpn ®egner, unb fein $eer bis auf 60 9Rann ben 
Stob fanben. $ftr Portugal »ar bie golge biefer S3cr« 
ntd)tung8fälad&t ber SBerluft feiner Selbftänbtgfeit, eS fiel 1580 
an Spanien unb mit iljm natürlid) aud) fein maroRanifd)er 
»ejty. @rft 1640 erlangte eS feine Unab&ängiglett lieber 
unb 1643 erhielt e8 aud) Sanger gurfidt, Ȋljrenb Spanien 
(Seuta für ft$ behielt. Portugal l)at fpäter nidjt lieber 
ernfllidje 5Berfud)e gemalt, in SWaroflo ©influfe gu gewinnen, 
»o ed nur nodf> SRagagan unb einige anbere fleine Äfiftenorte 
behielt, ba e£ mit feinen SBefifcungen in Dflaflen unb @üb* 
amerifa genug gu fc^affen Ijatte. 

©ie djrtftltd&en Spanier Ijatten, fo lange fte in tyrem 
eigenen Sanbe mit bem Kampfe gegen bie ©laubenSfeinbe 
befcftäftigt »aren, ntdjt baran beuten formen, gegen fte aud) 
im SMagtyreb gu gelbe gu gießen, Äaum aber mar ber lefcte 
SBiberftanb gebrochen, ben SWauren 1492 ber lejjte Stüjjpuntt 
©ranaba entriffen, ba lenfte ttjr fanatifdjer OlaubenSetfer 
ftd) um fo efyer auf ben Sßlan, einerfeitS Vergeltung gu üben 
an ben SDtoroRanern für bie lange #errfd)aft, bie fte über 
gro&e Seile Spaniens ausgeübt, unb für bie Unterfiüfcung, 
bie fte iljren fpaniföeu ©laubenSgenoffen gemährt fyatten, 
anbrerfeitS Slfrifa bem (Sljriftentum gu gewinnen unb bamit 
gugleid) bie «fcerrfdjaft beS d&rifilid&en Spanien auf SRorbafrifa 
auSgube^nen. 

3Me SWaroRofrage, bie für bie Sßortugiefen eine über» 
nriegenb »irtfdjaftspolittfdje gcmefen mar, mürbe für bie 
Spanier gunädjft eine übermiegenb religiofe. 

3Me Entfaltung ber Seeräuberet tarn bagu, bie Spanier 
gu beranlaffen, an bie (Sroberung ber gegenübergelegenen 
Äüfte gu beulen unb ba« erfte Unternehmen, baS nun aus- 
geführt mürbe, bleute fogar biefem Qrotd. ©er $ergog *on 



72 S>tt Wa$vib unb bie ^riftlWjen Staaten. 

ÜRcbtna Sibonia eroberte 1496 bie uralte, Don ben $l)ö* 
nigtern gegrünbete Stobt äReltHa, bie gu allen Seiten einer 
btt toicfctigflen Stfifcpunfte ber berüchtigten 9ftifpiraten ge> 
»efen »ar. Alle SJemüljungen, barüber fcinau« in baö 33erg» 
Jtonb Dorjubringen, maren aber oergeben«. SBenn fte fpäter 
1608 ben helfen Don SSeleg be la ®omera, 1673 ben Don 
^Utjucema« nnb 1848 bie fleinen Sljafarinaöinfeln bagu er« 
oberten, fo blieben au$ biefe ^reftbtoS, bie fogar t)inftd)tlid) 
iljrer Verpflegung in SfrtebenSgeiten auf bie benachbarten 
Stämme angemiefen ftnb, iebigltd) ftrategtfdje Stfifcpunftej 
bie {einerlei Sebeutung gemannen. 2)er SJeftfc Don (Seuta 
erlangte ja aud) leinen fyötyxn SBert, ba aud) er auf baS 
@tabtgebiet befdjränft aar,. lein $interlanb ^atte f unb in 
ben fünf Saljrijunberten, bie biefe @tabt nun ben ©ftrißen 
gehört« §at fte weber ben $ortugiefen nod> ben Spaniern bagu 
gebient, größeren Sobenbeftfc in SRaroffo gu ermerben no$ 
aud) bem (Sljriftentuut bort Ausbreitung gu oerfdjaffen. 
Unter Äarl III. mürbe baljer aud) ber $lan erörtert, biefe 
tofifpieltgen, nufelofen Seftfeungeu aufzugeben; ber National* 
ftolj tyinberte feine Ausführung. 

@ttoa$ erfolgreicher gmar, aber bod) in feinem SSerljältnt« 
gu ben aufeerorbentlidjen Opfern an @elb unb 3Wenfd)en 
jtetyenb, maren bie £eere$güge be« Äarbinal« 3tmeneg 
be (SiSneroS gegen Dran, baS erft nad) ber gmeiten, feljr 
t>erlufireid)en Unternehmung, 1509 erobert mürbe, baS bis 
1708 in fpanifdjem SBefife blieb unb bann nod) einmal Don 
1732—1791 an tljn gelangte, um barauf bauernb ben Algeriern 
gugufatten. Spätere SSerfudje, ben #erb ber Seeräuberet be« 
3Rittelalter«, Algier, gu erobern, trugen ben Spaniern 1516, 
1518, 1529 nur bie fdjmerfien SRieberlagen ein. 35emmäd)tigen 
Äaifer ÄarlV. unb feinem ©ro&abmiral ^ergog ©oria erging 
e« bei ben oerfd)iebenen großen Unternehmungen Don 1531 unb 
1541 nidjt Diel beffer, unb bie Don ben furdjibarften ©reuein 



,S)er Wla$xtb unb Me djrifilfdjen Staaten. • 73 

begleitete (Eroberung Don SEumS, 1535, Ijatte boct) aud) nur 
Dorübergefyenben (Srfolg* (Sbenfo enbete ein 1775 gegen 
Algier gerichtetes Unternehmen mit einer Dollen SMeberlage. 
2>ie Reinen (Srfolge Don 1510, mobei Sugta, 1511 Tripolis, 
1550 SRafyabta erobert mürben, mögen bie gemaltigen Opfer 
ber Dielen großen SRteberlagen nid)t auf unb fte maren nid>t 
tmftanbe, bie ©eerftuberei etngufdjranlen. 

3Me »ejifcungen an ber SBeftffifte gjtorottoS, bie bie 
$ortugtefen nod) befa&en ober bie bie Spanier Don ben 
$ortugiefen übernommen Ratten, gingen bis auf SRagagan, 
baS bis 1767 portugiefifd) blieb, im 17. galjrfcunbert Der« 
loren, fo @afft 1641, Sa 2Kamora 1681, Saradje mit fran* 
S5ftf$er $ilfe 1689. aber aud> Genta gu erhalten, Foftete 
Diele 3Rülje. So mürbe Don 1694—1720 Don einem ber 
tatfräfttgften Sultane, SRuleg 3Smael (1672—1727), un* 
unterbrochen um biefen Sßlafc mit ben Spaniern gefämpft, 
bis eS biefen nad) 26 jährigem, Dergeblidjem, blutigem fingen 
gelang, bie SRaroffaner burd) eine iljnen beigebrachte ernftere 
sflieberlage gum ^rieben gu gmingen. 

3Me ©djäbigungen, benen ber ©eeoerfeljr auf bem ÜRtttel* 
meer feit bem frühen Mittelalter fettend ber norbafrifanifdjen 
Äfiftenbemotyner ausgefegt mar, trafen Dor allem bie tta* 
lienifd&en JpanbelSrepublifen fe&r ferner. Set ityrem prafc 
tifd)en Sinn unb angeflehte ber Unmöglidjfeit, iljren #anbelS* 
fdtfffen burd) iljre ÄriegSfdjiffe ben genägenben @d)ufc gu 
jtdjero, lamen bie Italiener fetyr früt) auf ben ©ebanfen, 
burd) Verträge mit ben Seeräubern unb, menn erforberlid), 
burd) Ballung Don Tributen an fte bem Übel in etmaS gu 
fteuent. ©leid)geitig aber richteten fie in ben SBarbareSfen* 
ftaaten Äonf ulate ein, beren 3nt)aber für bie Slufred)teri)altung 
ber SertragSDerfyftltniffe, für bie görberung ber I)eimifd)en 
Sntereffen unb bie Ausbreitung ber ^anbelSbegie^nngen tat* 
frdftig einzutreten Ratten, 3)ie ©enuefen unb SSenettaner 



74 %tx SDtagfytb unb bie <$nfltt<$en Staaten. 

gingen in biefer äkgiefytng namentlich mit glängenbem Sei« 
fpid nnb grofeem ©rfolge üor. 3m SRagfyreb fanben fte an 
ben bortigen Sr&gern bcd ^anbeWDcrfc^rd r ben Suben, ge* 
fdpcfte nnb unermübltdje ©efylfen nnb Sermittler, fo ba& 
italienifdje SBaren aud) bort guten Eingang fanben. 

S)ad Setfptel ber Staliener regte and) bie franjöftfdjen 
äanfleute gur 9ta$folge an, fte untren febod) weniger erfolg« 
reid) nnb i&re Sdjtffe toaren ba^er nod) metyr ben angriffen 
ber Seeräuber audgefefet ald bie jener, ©er ftreuggug 
gubtoigd IX. Don granfreid) gegen £unid, 1270, bleute ba&er, 
obgleich er in erfter 2tnie in ben mQftifdpreiigiöfen Steigungen 
bed ifönigö feinen ®runb fyttte, bod) and) bem Qatdt, bort 
einen Stüfcpunft gu gemimten, Don bem and bie frang6ftf$e 
@d)iffaljrt geföüfct werben fonnte. ©er $ob bed ifönigö 
nnb etned großen Seite ber tfrengfafyrer an einer Seudje 
Derlpnberte bie Ausbeutung ber einnähme ©olettad unb bad 
Unternehmen mar erfolglos. 

Smmerljtn Ijatte ed bie Äugen ber ffrangofen auf Sfrita 
geienft, bad 3nteref[e bafär gemecft unb bie fe^r ergiebige 
ftorallenftfdjerei an ber granfretd) gegenübergelegenen alge» 
rifdjen Äfifte bemog fte, gu Derfud)en, burd) Verträge unb 
äonfularoertreter einigen ®d)tt|j gegen bte Seeräubern gu 
erlangen. 2)ad gefdjaty burd> eine Vereinbarung Don 1520, 
burd) bie fie ba& Stedjt ber &ora!Ienfifd)erei groifd)en Jabarfa 
unb Sona ermarben. 2Me @d)&bigungen burd) bie Straten 
Hegen aber nid)t Diel nad), nnb Sfrang I., ber mit Sultan 
Soliman freunbfdjaftlicbe Regierungen angefnftpft fyitte, bie 
er gegen Äarl Y. audnüfcte, fal) ftd) Deranlafct, mit il)m als 
bem oberfien 2e!jndl>errn ber SBarbaredtenftaaten gum Sdju^e 
bed frangbftfd)en Seetyanbeld 1536 einen #anbeldoertrag ab« 
gufdjliefeen, beffen toefentlid)fte fünfte toaren: freie Sdjiffa&rt 
ber beiben 3Räd)te in ifyren begfiglidjen Oetofiffern; ttnoer« 
Iefcltdjfett ber Äonfuln, bie bid bafyin e&er ald ©eifein, benn 



3>er Wlagfirtb wnb bte c^tiftli^en Staaten. 75 

als btplomattföe Vertreter betrautet würben; 3uri«biftton 
biefer Äonfuln in ben bürgerlichen Angelegenheiten iljrer 
Sanböleute; ^Befreiung ber ©flauen. 

S)a bie Äorfaren |ebod) tiefen unb bte mit Ujnen btrelt 
gefdjloffenen Verträge nidjt ftreng beamteten, fo ergielte 
Äarl IX. neue, burd) bie granfreid) ber Äüflenljanbel gmifd)en 
Äotto unb £abar!a gang überlaffen unb baS Saftion be fjrance 
jutn ©df>ufc ber franjöftfdjen Untertanen unb gntereffen ge* 
fc^affen umrbe. 3a, ba bie algerifd&en Giraten ftd) immer 
nod) an frangbjtfdjen ®d)tffen vergriffen, backte ftarllX. 
baran, ba£ $afd)alif Algier gu befefcen unb e$ unter Sin* 
erlennung ber türfiföen Ober^o^eit burd) feine ^Beamten 
vermalten gu laffen. 2)ie großen Soften, bie bie 2lu8fü&rung 
biefeS Sßlanä erforberte, unb bie nid)t minber großen, bie ber 
gur (Spaltung biefeS SJejtfceS nötige SWad&tauftvanb bauernb 
verurfad)t fyätte, gtvangen tt|n, bavon abgufte^en. 

Unter ^cinrtd^ III. nmrbe 1577 ein fifinbigeg Äonfulat 
in Algier erridjtet. $etnrid) IV. erneuerte bie Verträge mit 
ben SBarbareSfenfürften, aber bie Seläfttgungen bauerten 
fort unb immer nneber mußten ©trafeypebittonen auögerüftet 
unb burd) ©rneuerung ber Verträge bie Äorfaren in ber 
Ausübung itjre« (SetverbeS tunltdjft befd)ränft »erben, bis 
enblid) 1830 ba& Unternehmen ausgeführt mürbe, burd) baS 
fjfranfreid) ben $lan ÄarlS IX. nid^t nur vernnrfltdjte, fonbern 
audj, entgegen ben Dörfer abgegebenen S3erfid)erungen, ba& 
eS leine bauernbe SBejtfcergreifung be$ SanbeS beabftd^tigte, 
Algerien tatffid)lid) feinem Steige einverleibte. 

35tefe engen Regierungen ber frangöftfd&en Regierungen 
mit ben SBarbareSfenftaaten bradjten aud) foldje mit ÜRaroffo 
mit fid) unb 1577 feljen nur in §eg unb SRarrafefd) bie 
erften frangöfifd)en Äonfulate eingerichtet. 35ie afttfriraten 
unb bie von @ale unb anbern tfüfienftäbten am Dgean 
fümmerten fid) jebodf) utdf)t um »ertrage unb Äonfuln, unb 



76 2>er SRagfyreb unb bie $riftfidjeit Staaten. 

ber grojje 8uffd)mung, ben bcr frangöftfdje Seefyanbel infolge 
ber Orfinbung mehrerer groger Sd)tffal)rt«gefellf<l)aften naljm, 
tarn ben Äorfaren fe^r gugute, foUen bodf) nad) ben Angaben 
Don Sftagtlty Dom Sa&re 1626 in 8 Sauren „meijr als 6000 
Triften gefangen unb für 15 Millionen SBerte gefapert 
Korben fein, toooon gtoei drittel allein auf granfreid) tarnen." 
35er 2Ralteferritter unb Ijolje Seeofftgier Sfaac be SRagtlh) 
begab fic^ 1619 an ben $of be« Sultan«, um mit tym aber 
gretyeiten gu unterljanbeln, bie ben frangöftfd>en tfaufleuten 
in SRaroffo getoäljrt »erben foQten. ©er Sultan mar bcm 
SBunfdj ntc^t abgeneigt, als Sftagilli) aber 1624 mit genügenben 
SBoflmadjten nrieberfeljrte, Ijatte ber Sdjertf infolge fdjltmmer 
Erfahrungen, bie er mit einem ffrangofen gemalt, feine 
SReinung geänbert unb fudjte fld) an Ujm unb feinen 33e* 
gleitem fdjablo« gu galten für einen Seil ber verlorenen 
Summen. 3tagilty legte nun SRid&elieu 1626 eine ©enffdjrift 
Dor, in ber er bie 3Bid>tigfeit ber SBejifcergreifung Don 
SRogabor als Stüfcpunft für einen regen JpanbelSDerfeljr 
gtotfd&en granfretd) unb SRaroffo barlegte. Sein weiterer 
$Ian aber toar, SWarotto überhaupt ber Oberwelt fjfranf* 
reid}8 gu unterwerfen. 1629 mürbe bie Erlaubnis gu bem 
geplanten Unternehmen erteilt, es fdjeiterte jebod) infolge 
nngfinfttgen SBetterS. 1631 erft mürben gmei Serträge, am 
17. unb 24. September, Don SRagiUty mit bem Äatfer Don 
SWaroffo abgefdjloffen, bur$ bie ber SdjiffSDerfetjr geftetjert 
unb bem frangöjtfdjen ^anbel toettgeljenbe ^ret^eiten be- 
willigt mürben. SJemerfenStoert ift in tiefen Verträgen 
befonberS aud) bie Sebingung beS SuitanS, bafi bie gran* 
gofen ben Spaniern leine $ulfe gegen SWaroffo unb ben 
Slufftftnbif$en leine SBaffen unb Munition liefern fottten- 
$anbel«fretljeit unb freie SReligionSübung mürben betberfeitö 
bemilligi; frangöjtfd&e Äonfuln foQten in ben größeren $&fen 
inftaQiert toerben. 2)ie (befangenen follten freigegeben unb 



©er 2Jtog$teb unb bie djrijHW&en Staaten. 77 

neue ntdjt meljr gemalt werben. 2)iefe leitete Seftimmung 
würbe jebod) Don ben Giraten Don @ale nic^t beamtet, aud) 
nadjbem 1635 ein ©rgängungöDertrag abgefdjloffen war. 
1682 mürbe gwifd&en SRuIeQ SSmael unb Subwig XIV. 
ein ^rieben«*, ©djtffaljrt«* unb £anbel8Dertrag abgefd)loffen. 
1693 fachte ber Sultan if)n bafyin gu ergangen, ba& er ben 
fö^arafter eines DjfenjtDbünbniffeS gegen Spanten erhielt. 
35ie ttntertyanblungen führten jebod) md)t gum 3^1- @3 fei 
hierbei ermähnt, ba& 3J?uleQ ggmael ftet) aud), atterbingS 
DergebenS um bie £anb ber Sßringefftn be ßonti, ber Softer 
Don SRme. be Sa SßaHiere, bewerben lieg. 

1767 würbe, nadjbem 1765 bie Jäten ber Äorfaren Don 
Saradje unb @ale ba£ Sombarbement beiber Stäbte feitenS 
ber Sfrangofen gur golge gehabt Ratten, eine Äonoentton 
abgefdjloffen, bie im wefentlidjen auf bie Abmachungen beS 
Vertrages Don 1682 IjinauSfamen. SDurd) § 11 würbe 
jebod) bie wtd)tige Seftimmung getroffen, bafa bie eingeborenen 
ntaroffaniföen ^Beamten unb Sebienfteten ber frangöfifdjen 
Äonfulate ber frangöPfdjen ®erid)tsbar!eit unterließen füllten. 
@3 würbe bamit alfo baS SdjujjgenoffenfdjaftSDer&äliniS 
gefdjaffen. 

9tad) einigen (Srgängungen biefeä Vertrages in ben 
Sauren 1824 unb 1825 war ber nfidjfte unb bis in bie 
neuefte Seit gültig gebliebene SpegtaiDertrag gwifd>en Sfranf» 
reid) unb SRaroffo bann ber am 10. September 1844 in 
Sanger abgeflogene, burd) ben ber infolge be$ StafftanbeS 
8bb«eW?aberS entftanbene Äonfltft beigelegt unb ber burd) 
baS ©rengregulierungSabfoutmen Dom 18. ÜDtärg 1845 er« 
g&ngt würbe. 

33on ber 3*tt an, ba (Snglanb eine bebeutenbe ©eemad)t 
würbe, ba $anbel unb Oewerbe großen 2luffd)wung nahmen, 
fud)te es natürlid) aud) in SKarolfo 33oben gu gewinnen, unb 
bie erfolge ber ttaltentfd)en unb ber frang5jifd)en Äaufleute 



78 Skr Wogfreb unb Me $tifHt$en Staaten. 

veranlagten bie englif djen, mit il>nen anf bem bortigen SRartt in 
»ettbemerb gu treten. 1630 gewährte Äari I. i&nen Unterftüfc* 
ung gur See, um Säle wieber gu erobern, nnb bamit würben 
bie crften btplomatif d)en Schickungen gwtfdjen beiben 2Kad)ten 
eröffnet. 9U* bie Sngl&nber 1662 bann in ben »eftfe Sänger« 
tarnen, liegen fte es unter Leitung beS ©ouöerneurö Sorb 
33ettafftg nnb be« gngenteurS S^olmeleq ftarl befeftigen. 
S)er Mangel an weiterem Sanbbeftfe unb bie DöRig Dergeb» 
lidjen Senkungen, folgen mit ben Stoffen gu erwerben, 
liegen fte ben SBert ber Stabt unterfd&äfceu, unb ba tljre 
©Haltung einen beträd&tlidjen ©elbaufwanb erforberte unb 
baS Parlament 1683 bie bafür nötigen Summen Derweigerte, 
fal) bie Regierung fid) genötigt, 1684 auf ben SBeftfe ber Stabt 
gu Dergidjten. 9tod) ßerftörung ber foftfpieltgen StftongSwerfe 
mürbe fte trofc be8 $rotefteS Portugals unb ber Abmachungen 
einiger einstiger SanbSleute an SRaroffo abgetreten. 

S)ie Steue hierüber blieb nid&t lange aus, wenngleid) bie 
Erwerbung (Gibraltars i^nen einen wichtigen $lafc an ber 
3Keerenge ftdjerte. ßu fpät erfannten fte bie wirtfdjaftltdje unb 
politifdje Sebeutung Stanger» wie überhaupt SWarottoS, aber 
alle 33emfii)ungen, ben Drt wiebergugewinnen, waren Der» 
gebend. 3$r nationales Sntereffe nötigte fte nun, mit um 
fo größerer Statfraft bie $errfd)aft aber ben Warft SMarottoS 
unb (Stnflug am Jpofe ber Sdjerifen gu gewinnen; fte be* 
bienten ftd) bagu Dor allem aud) ber SSraeliten als Vermittler. 
3ftre Sßolitif war Don ba an barauf gerietet, unter allen 
Umftdnben gu Derljinbern, bag granfreidb unb Spanien iljren 
(Sinfiug erljöljtett unb Dtefleid&t fogar baS £anb eroberten, 
toad beibe 2Rftd)te erftrebten. 3n biefer £inftd)t ftimmten 
bie Sdjerifen mit tljnen überein, unb ba eS für lefetere Don 
SBert fein mugte, an ©nglanb einen IBunbeSgenoffen gu 
Ijaben, ber fte im Slotfall gegen bie <5roberungSgelüfte graut» 
retdjs unb Spaniens fd)üfete, fo würbe es ben ©nglänbera 



3)cr ajfogljtcb unb bie djriflfidjen (Staaten. 79 

leidet, ftd) bie ®unft ber maroffamfdjen Sultane gu erroerben, 
ja fogar bie Snglänberinnen fanbett in geg unb SRarrafefd) 
gro&e SSere^rer unb tnir fefyen bereits 2Kulet) abbaüal) eine 
©nglänbertn Segle Sännet gur grau nehmen, unb biefeö 
Seifpiel fanb in ber golge unter ben ©ro&en beS Steid&e« 
Diele 5Radial)mer. 

35er Sieg, ben $l)ilipp V. 1720 oor Sanger nadf) 
26 jährigem Kriege um biefe ©tabt errang, bot ben @ng* 
lanbern bie erfte (Gelegenheit, if)x biplomatifd^eö ©efdbtdt gu 
belunben. Sie fürchteten, Sßljilipp fonnte ben mutant er« 
rungenen Vorteil auSnüfeen unb DteUeidfjt erobernb in$ innere 
beS SKagljreb einbringen. 2)aS inu&te öerljinbert »erben 
unb e$ gelang ifynen, iljre 2lbjtd)t gu erreichen, ja nod) meljr: 
33mael, ber oergebenS mit granfreid) ein SünbniS gegen 
Spanien gu fd&liefjen gefügt ^atte, oerpflidjtete fid) nun 
(Snglanb unb balb barauf aud) $oHanb burct) $anbelSöor* 
teile, bie er iljnen gemeierte. 2)ie fpäteren ©djerifen Ijaben 
mit ber ben Orientalen eigenen politifdjen Älugljeit bie 
j>olitifd)e SSeltlage immer fet)r richtig gu benähen öerftanben, 
unb, geftüfct auf @nglanb unb bie neutralen SRädjte, Spanien« 
unb f$ranfreid)S inaroffanifd)e $l&ne unb 2Bünfd)e ftetS 
erfolgreich burdjfreugt, fo bafj fte iljr fianb baburd) oor ber 
Sege^rlidjfeit ber nad) ifjrem SBeft^ ftrebenben ®ro&mäd)te 
btö in bie iüngfte 3*it Ijaben fdjüfeen unb e$ ftd) oölüg un« 
gefdjmälert fyaben erhalten fönnen. 

3)amit ift ber SRaroffofrage ber ausgeprägt politifd&e 
Gljarafter gegeben toorben, ben fte Ijeute aufmeift unb ber 
iljre Söfung fo überaus fdjtoierig madjt. 

ßnglanb Ijat aUerbingS in biefen gtoei Saljrljunberten 
genug gu tun gehabt, biefe aud eigenftem Sntereffe über« 
nommene Stalle beS SBefdjfijjerS SRaroffoS gu fpteien, unb 
»enn es Reibungen, Äonflttte unb Kriege aud) nidjt gang 
Ijat berußten fönnen, fo Ijat e£ bodf> immer gu t>erf)inbern 



80 2>tt 3Rag$reb unb Me grifllidpti ©iaatcfi. 

gemußt, bafc bie Sieger iljren Vorteil in einer 2RaroRo felbft 
ober feine eigenen JpanbelSintereffen bafelbft empftnbüd), 
fd)ftbigenben SBeife Ijaben ausbeuten Fönnen. 

Sdjmierig mürbe bie @ad)e, als SBonaparte, ermfigenb, 
mo er bie ßnglänber am fdjmerften fdjäbigen fönnte, unb 
in ber Verfolgung beS 2Bunfd)eS, baS Übergemidjt %vanU 
reidjS im SRtttelmeer gu fiebern, biefeS gu einem „frangöftfdjen 
Seid)" gu machen, fein Slugenmerf auf SKaroffo richtete. 2)ie 
unoergleidjUdje Sage unb Sobenreicfctum beS 2Kag^reb ent* 
gingen feinem ©ctjarfblicf nid)t unb mußten tyn Perioden, aud) 
an bie ©roberung beS 2Ragi)reb gu beulen, um baburd) bie 
#errfd)aft Aber eine ber midjtigften SKeereSftra&en ber 8rbe 
gu gewinnen unb bamit ben engltfd)en See&anbel empftnbltd> 
eingufdjränfen unb gu benachteiligen, ßnglanb oertjinberte 
jebod) offenbar, bafe Sultan ©oliman, ber einem SBünbniS 
mit SBonaparte anfänglich ntdjt abgeneigt mar, ein foldjeS 
abfdjlofj unb Napoleon mürbe babunfc mofyl gum aufgeben 
feinet maroffanifdjen SßlaneS oeranlafjt. 3US Sonaparte 
bann 3lgt)pten gum 3**1 feines Unternehmens mad)te, ba 
fanbte ©oliman fogar bem Sultan ber Surfet eine namhafte 
©elbunterffüjjung für ben Äampf gegen ben frangöftfdjen 
@inbringling. 3)amtt erregte er natürlich nun aber ben Sorn 
SJonaparteS, ber SWiene madjte, tyn bafür gebüljrenb gu 
ftrafen unb iljn baburd) mieberum oeranla&te, ftd) bie ®unft 
beS mächtigen ÄaiferS gu jtdjern. 

Sein 9ta$foIger 2Mei) »bberraljman, 1822—1859, fefcte 
biefe frangofenfreunblid)e Sßolttif bann aud) nod) guerft fort, 
gemährte 1824 unb 1825 burd) bie ßufa^artifel gum Vertrage 
oon 1767 ben grangofen neue Vorteile unb |ielt baburd) 
(Snglanb in Stern. 2)aS Saljr 1830 follte ja bann freiließ 
einen völligen Umfdjmung herbeiführen. 

2)ie Seerduberei mar trofc aller Verträge ber d)rtftHd)en 
europfitföen 2Räd)te mit ber Sürfei unb mit ben StorbareSfen* 



©er WlaobTtb unb bte d)rtftltd)en (Staaten. 81 

ftaaten, trofc ber Tribute, bte erftere an lefctere sagten, trofc 
ber SSermetyrung tljrer Äriegöflotten unb ber SonDoidfd^iffe, 
mit benen jte ifyre £anbelsfd)iffe gegen Angriffe gu fdjüfcen 
fugten, nid^t toefentlid) eingubdmmen getoefen. 90?it groger 
@d)laul)eit oerfianben es bte JDeijö, SBegS, Sßafdjaö unb fonftige 
füljrenbe $erfönlid)feiten ber norbafrifanifdjen Sftetdje, mit 
ber ©eerduberei in bie europdtfdje Sßolitif eingugretfen, nadf) 
tt)rem belieben balb bem einen, balb bem anbern Staat 
burd) ©djliefjung ober SBenoeigerung Don teuren 33ertrdgen 
im Äonfarrengfampfe gegen it)re bezüglichen ©egner betgu* 
fielen unb jtd) tljre ©ienfte fyod) begaben gu Iaffen, fotool)! 
burd) grogartige ©efdfcenfe toie burd) SaljreStribute, bie fte 
ftd^ bebingten. Sie 2lu8löfung ber oon ben Äorfaren ge* 
matten (befangenen braute ebenfalls gro&e Summen ein. 

SDicfc reiben Einnahmequellen motten ftd) aud) bie 
@d)erifen SRaroffoS nidjt entgegen Iaffen, fte folgten ben 33ei* 
foielen iljrer oftlid)en SKad)barn. Sie fd&loffen feit ber 3Rttte 
beS 18. galjrljunberts batyer ebenfalls £anbelst>erträge unb 
anbre Abmachungen ab, burd) bie fte Sdjufc gegen tyre See- 
räuber gemährten, fotoeit jte eS überhaupt oermo^ten, gu* 
gletd) fugten fte aber jebe Sftteberlaffung oon SluSldnbern im 
SRagljreb gu vereiteln unb bie öorljanbenen gu befeitigen. @o 
naljm 3Rulei) 3Rof)ammeb, 1757—1789, 1769 ben $ortugiefen 
nod) SRagagan, »erlangte 1774 oon Spanien bie Übergabe 
feines ^reftbioS unb bemühte ftd), allerbingS »ergeben«, 1774 
iljnen Melitta gu entreißen. 35aS anerbieten ßönig SofeP*)* L, 
gegen eine betrddf)tlid)e S^lung bie SßreftbioS an SRaroffo 
IjerauSgugeben, fdjeiterte fd^Iiefeltcf) an bem (Stnfprud) @ng- 
lanbS, baS bie Sortbauer beS Status quo für opportun Ijielt 
unb aud) bie ©djertfen nid)t gu mächtig unb übermütig 
»erben Iaffen wollte. 

©oliman ging ben 35ertrag8mdd)ten, im befonbern 6ng* 
Ianb gegenüber, fo »eit, 1816 iljrem 8Bunf<f)e gu entfj>re<f)en, 

3) t et 41, SRatoftofrafle. 6 



82 $*r SRagtpeft unb bie $rlfHi$en Staaten. 

bie ©flaDerei in feinem Staate aufguljeben unb 1817 bie 
glotte abguf djaffen, um baburd) nad) Gräften ben Stifteten 
unb ben Dgeanforfaren Don Saft, 2arad)e, @ale, Ärgila :c. 
ba« ^anbmerl be« ©eeraub« gu entgteljen, — meiere aRafe* 
nahmen im herein mit anbern Äongeffionen an bie (Sänften 
furchtbare unb langwierige Verberaufftänbe ergeugten. ©er 
Don bem S^rcn Süejranber L 1816 gemalte $Ian eines See* 
bunbeS gegen bie Giraten, fd)etterte an bem SRi&trauen 6ng* 
lanb« bagegen. 

@o galten benn g. 93. ©änemarl unb ©d)»eben bi$ 
1844 jä$rlid& ie 20000 Saler, bie SRieberlanbe bis 1815 
15000 Saler, ßfterrei* bi« 1815 10000 Seltnen, SRorb* 
amerita 15000 &oHar£ bis 1845, gnglanb bis 1816, $rant* 
reid) Don ca. 1788—1835 100000 Saler ufrn. 

2)ie fd)»terige Sage, in ber jtd) bie beutfd)en £anfeftäbte 
gegenüber ben Äorfaren befanben, veranlagte aud) ftc, unter 
fSfffl&rung Hamburg«, in Vertyanblungen mit SRaroffo über 
?$rrieben8* unb £anbel$Derträge, aber Einrichtung von Ston* 
fulaten unb über jäljrlidje Tribute gu treten, toeil iljnen bie 
@d)iffal)rt im SRtttelmeer tro& ber Einrichtung Don (SonooiS 
burd) bie Giraten faft gang unmöglid) gemalt mar. Seite bireft, 
tctlö burd) Vermittlung Don £oflanb ober ßnglanb, fjfranfreid) 
unb Spanien, teils burd) einen Abenteurer Sfobibert (Sattle 
nmrben Don 1750 an, namentlich, nad) bem 1776 aud) Sßreu&en 
in Verljanblungen mit SRarofto eingetreten toar, fold)e Don 
Hamburg gleichfalls mit größter SBorftd^t geführt, aber erft 
1805 gum äbfdjlufe gebraut unb auf ©runb be£ bezüglichen 
Vertrages, nadjbem bem Sultan Dörfer ®efd)enfe im SBerte 
Don 20000 <ßefo* gemadjt »aren, iäljrltd) 5000 $efo£ ge* 
gal)lt. SWerbingS nur menige Satyre, benn ber -Rufeen mar 
für Hamburg nur nod) gering, weil bie burd) Vonaparte 
oerdnberten SBeltoerlj&ltniffe aud) ben £anbel Hamburgs in 
neue Sahnen lenften. ©a aber bie ©djäbigungen burd) bie 



5)er SDtogljreb unb bie <$tifttt<$en Staaten. 83 

Äorfaren bann gleidj mtcber begannen, mußten neue 93er« 
Ijanblungen mit aRaroffo eröffnet »erben, bie 1823 betn 3b« 
fdjlufe natye »aren, jtd) aber Don neuem gerfdjlugen. @rft 
ber gänglidje SScrfatt ber Don 2lbberral>man lieber gefdjaffenen 
maroffanifdjen glottc gioifdjen 1835 unb 1840 machte infolge 
be« 9iad)laffen8 ber Piraterie ben beinahe 100 Saljre lang 
geführten foftfpieligen Serljanblungen ein natürliche« @nbe. 
Sie @d)iffal)rt treibenben SSöIfer mußten fid) fortan gang 
auf bie ©elbftfyüfe Derlaff en — aflerbingS meift ofyne nennend 
merten prafttfdjen (Srfolg, benn ©djabenerfafc ober gebütyrenbe 
SJeftrafung toar in ben feltenften fällen gu ergielen. So 
bemühte jtd) Sorb Papier 1852 »ergebend, bie ftiftoten gu 
[trafen. ®o nmrbe 1856 ba* preu&tfdbe Äriegöfdfciff „Sangig", 
ba£ ber $ring Sbalbert befehligte, Don ben SKifioten ange* 
griffen unb ein Seil feiner Sefafcung getötet; bie bafür ge= 
bütyrenbe Strafe blieb au«, benn bie fäerififäe Regierung 
toar bagu au&erftanbe. Sie £)fierreid)er toaren aUerbing« 
glücf lieber getoefen; al« Üjnen ein ^anbeldfc^iff gefapert 
toorben, bombarbierten fte 1828 Slrgtla unb Sarad&e unb er* 
gmangen 1830 einen Sweben«* unb $anbel£Dertrag. Sie 
fremben SRädjte Ratten ja beftänbig 2lnla&, jtd) gu beflagen, 
Sdjabenanfprüdje gu ergeben unb Sefirafung gu verlangen 
für Siflubereten, ÄötperDerlefeungen unb QKorbtaten, bie an 
2ta«länbern in ben Oetoäffern SRaroffo« ober in feinem 
gnnern Derubt toaren. 3Weift mufete in folgen gäüen ernfteren 
ßfyarafter«, (Snglanb vermitteln unb befd)ioid)tigenb eingreifen, 
weil ed äSermidlungen unb Kriege gu Dermalen fudjte, au« 
§urd)t, bafe es nachteilige folgen für feine eigenen Sntereffen, 
ober für ben Seftfcbeftanb SRaroffo« Ijaben fonnte. 

Sie (Srljebung abb*el*Äaber« gegen bie grangofen in 
Algier führte 1844 aud) einen Äonflift gnrifdjen ffranfreid) 
unb aJtaroRo Ijerbei. (gnglanb, ba« »bberraljman mit 
2Baffen Derfe^en Ijatte, bemühte jtd) grnar, einen Ärieg gu 

6* 



84 2>er SRaglpeb unb bie dpifUigen Staaten 

Bereuten; bie llnterftüfcung, bie bie SRaroffaner 8lbb*eI*Äaber 
gewährten, oeranla&te jebod) bie grangofen gum Kampfe gegen 
fte, als ber Sultan, gegnmngen burd) bie Drtljobojren, bett 
jjeüigen Ärieg gegen fte eröffnete unb unter ber Sprung 
feines Sol>ne8 @ibi TOoljammeb 40000 2Ramt gegen fte 
au$fd)idte. Ära 14. Sluguft 1844 erlitten bie ÜRaroffaner 
iebod^ am 3$U)fluffe eine fernere 9tieberiage, mäfyrenb ber 
$rinj t>on Soinßifle am 8. Sluguft Sanger unb am 14. 3Ro* 
gabor bombarbiert Ijatte. 33efurd)tenb, ba& bie gfrangofen bie 
errungenen Vorteile auönüfeen würben, vermittelte ©nglanb 
nun fof ort ben ^rieben Dom 10. September 1844, burd) ben ber 
Sultan Derpflidjtet mürbe, abb=eW?aber md)t gu unterftüfcen 
unb gu internieren, toenn er maroffanifd)en Soben betrat, 
unb burd) ben granfretd) ftet) ba£ Stecht fidjerte, unruhige, 
Algier beeinträdjtigenbe ©rengftämme bis auf maroffanifd)en 
Soben gu Derfolgen. 35urd) ben am 18. 2Rärg 1845 abge» 
fd)loffenen mistigen Vertrag &ifla SRarnia mürben bie 
Orengen gnrifdjen ÜRaroffo unb SIgier reguliert. 

3n bemfelben Saljre brofyte bie ©rmorbung beS fpant* 
fd)en ÄonfulS ©armon in SRagagan einen Ärieg gtoifdjen 
Spanien unb SRaroffo Ijeraufgubefdjmören, unb aud) tyier be* 
mül)te ftd) bie englifd)e Regierung mit 6rfolg, btn ßonflift 
gu fd)Ud)ten. 

1844 mürbe aud) bie Verfügung getroffen, auf ©runb 
beren bie biplomattfdjen Vertreter ber 2Rfi<$te in Sanger 
il)re SBotynftfee gu nehmen fyaben. 

1851 vereinbarten ©nglanb, Sfranfreid) unb Spanien 
einen ©retbunb gegen bie Don neuem n>ad)fenbe Piraterie. 
2US e$ ftd) Jebod) barum Ijanbelte, eine friegerifd)e ßjrpebition 
gegen bie Seeräuber gu unternehmen, geigten ftd) alle brei 
2Räd)te nid)t geneigt bagu unb fte unterblieb. 

@tn Don Napoleon III. 1857 gemalter SSorfdjlag, beut* 
gufolge (Snglanb %gpten, fjranfreid) 3Jtoroffo, Italien $ie* 



2)et ÜJtoßljreb unb bie djrtfHtdjen Staaten. 85 

mont unb S£uni8 erhalten follte, mürbe Mit Sorb $a!merfton 
al$ „nnmoralifö 11 abgelehnt. 

3Me etmgen Reibereien gnrffdjen ben Stifteten unb ben 
Mn iljnen töbltd) gesagten Spaniern, im befonberen ben SBc* 
tDO^nern ber $refibio8, gaben unaufhörlichen Slnlafe 3U 
Sfteflamationen fettend Spanien«. (Snglanb Ijatte baljer be- 
ftanbig barüber gu machen, ba& biefe ^länfeleien nid)t in 
Ärieg ausarteten. 1859 aber bot ein neuer, an ftd) mibe* 
beutenber 2tnla& bem SRinifierpräfibenten D'3)onnel, beffen 
Sage burd) bie inneren polttifdjen Äämpfe Spaniens feljr ernft 
gemorben toar, eine gänftige ©elegentyeit, burd) ein fo popu* 
läreS Unternehmen, tote e8 ein Ärieg gegen 9Raroffo mar, 
bie Slufmerffamfeit feiner Oegner abgulenlen, unb allen 
Semütyungen (Snglanbö gum £rofc erfldrte er ®ibi SRotyammeb 
ben Ärieg. 2Bar e£ ber englifdjen Diplomatie nun gnmr 
nid)t gelungen, biefe SBeroidlung gu oertyüten, fo fteHte bie 
Regierung bod) bie SJebingung, ba| Spanien meber Sanger 
angreifen, no<$ größere ®ebiet«eroeiterungen in 3Karoffo 
erftreben, nod) bie Sntereffen anberer üßadjte »erleben bürfte, 
toenn Snglanb feine Neutralität bemalen foüte. D'S)onnel 
ging auf biefe Sebingungen ein, »eil er ba£ ganje Unter« 
nehmen nur als ein ÜJitttel gur Verfolgung unb ©rreidjung 
feiner poltttfdjen Qwdt im Snnern Spanien« betrachtete unb 
nad) letztem Siege bod) aud) in SRaroHo grofee erfolge gu 
ergielen hoffte. 3n biefer £injtd)t foflten er unb fein großer 
glangenber @tab Mit ©eneralen atterbingS bie fd)tt)erften 
(Snttäufd)ungen erleben. S5a3 erfte S*^l r baS man müfyeloS 
Mn ßeuta aus gu erreichen hoffte, toar SEetuan. @d)led)te8 
SBetter, ber SKangel an SBegen für bie ®efd)üfee erfd)n>erten 
iebod) ba$ SSorrüden, Spolera unb anbere Äranffyeiten toirften 
öertyeerenb, unb ber SBtberftanb ber SHaroffaner mar trofc 
iljrer fd)led)ten Senmffnung unb iljrer ungefd)idten Sprung 
bei tljrer Japferfeit ein fo erfolgreicher, bafe ba£ $eer Mtte 



86 $er SJtogljreb unb bie d&rtfilk&en Staaten. 

Dier üßonate brauste, um bie furge Strede Don 30 km bis 
Setuan gurüdgulegen unb nad) ferneren kämpfen enbltdf) biefe 
©labt am 4. gebruar 1860 etnguneljmen. @in weiterer Sieg 
ber Spanier am 3Bab 8ta$ am 23. 3Rarg mürbe bann Don 
ben ©nglänbern benufet, um ben ^rieben Don SBab 9ta$ am 
26. april gu vermitteln, burd) ben Spanien einige unbe* 
beutenbe (Gebietserweiterungen bei feinen $repbio8, ferner 
bas früher in feinem Vefifc gemefene ©anta 6rug be 9Rar 
$equena am 2ltlantifd)cn Dgean unb eine ßrtegSentfdjäbigung 
Don 100 2Rlflionen Raufen erhielt 

Santa Sruj fyat Spanien bis Ijeute nid)t befefct, weil 
ed nodb immer md)t imftanbe gemefen ift, feine Sage genau 
gu beftimmen. 2lu<i) anbere burd) ben SfriebenöDertrag be- 
willigte ßugeftänbmffe Ijat Spanien faum auSgenüfet; am 
20. November 1861 §at es iljn aber burd) einen bis Ijeute 
in Äraft befinblid&en §anbelSDertrag toenigften« erfolgreich 
ergängt. 

©nglanb Ijatte aud) in biefem galle »ieber feinen Qmd 
errreidfct, bie Unabljangigfeit unb bie 3ntegritftt be« Veftfc* 
ftanbeS ÜRaroffoS gu erhalten. 3n Verfolgung biefer $olittf 
ergielte e8 au$ ben abfdjlufe be£ midjtigften bis iefct in 
Äraft geioefenen internationalen Vertrages be güglidj Warroff o«. 

einer ber Ijauptfddjlidjften Slnl&ffe gu Streitigfeiten 
gtöifdjen ben djriftlidjen ßulturmddjten unb üRaroffo war in 
neuerer Seit bie große ber Ausübung beö Sd)ufcredf)t8 fettend 
ber erfteren über maroffanifdje Untertanen. Sur Siegelung 
berfelben tourbe, ba bie fdjerififdje Regierung jtdj burdf) ben 
SRt&braud) biefefi Don iljr burd) einen Vertrag Don 1863 
eingeräumten SRedjteS auf ba« empfmbiidjfte befd&toert füllte, 
auf Setreiben (SnglanbS 1880 eine SMaroffoIonfereng nad) 
SKabrib einberufen, beren Sd)lu&protofoH am 3. gult 1880 
pon ben Vertretern aller beteiligten 3Jtöd&teOßreu&en, &fterreidj, 
Velgien, ©Snemarf, Spanien, Vereinigte Staaten Don Sftorb* 



2>er SRagfygb unb bie djriflitdjen Staaten. 87 

amerifa, granfretd), Orofebritannien, Stalten, SNaroffo, 
9tieberianbe, ©blieben unb Siormegen) untergeidjnet mürbe. 
JDiefer SBertrag, burd) ben aud) toid)tige Rejtfmmungen über 
$anbel, Rerlelp, 9fted)t£pflege unb ©runbermerb in 3Raroffo 
getroffen, bie Souveränität be£ ©ultanö unb bie Integrität 
SRarottoS Don aUen ®rofemäd)ten anertannt mürben, ift am 
6<f)iuffe biefe« Suc^eö mitgeteilt. 

3)ie Regierungen gmifdjen (Snglanb unb SRarotto mürben 
in bem Sertrage oon 9. JDegember 1856 fefigefefct, ber bis 
Ijeute in Äraft iß. 1862 fd)iofe aud) Belgien einen »ertrag 
mit SRaroffo ab. 3>eutf$ianb, ba* 1873 burd) (Sinfefeung 
eines Äonful« in Sanger unb 1877 burd) Slborbnung einer 
®efanbtfd)aft mit 2Raroflo guerft in nähere Regierungen 
getreten ift, bie burd) eine 1878 nad) Rerlin gefd)i(fte 
maroffanifdje ©efanbtfd^aft enger gefnüpft mürben, I>at am 
10. 3funi 1891 burd) ben bamaligen ÜWinifierreftbenten 
(Strafen Sattenbad) einen $anbet3uertrag abgefd)lojfen, ber 
glei«fatt* im legten Kapitel mitgeteilt ift. 

3)ie mettere 9fa«geftaltung ber internationalen polttifd&en 
Regierungen gmtfd)en SRarotto unb ben Äulturmädjten mirb 
im 6. Kapitel be^anbelt merben. 



5. 
J)er heutige Kulturftonb ttfcnroFFos* 

SBer SRaroffo au* eigner Snfdjauung fennt, fann nic^t 
umi)in, gugugejieljen, bafe ber allgemeine Äulturftanb be3 
2anbe« ein überaus niebriger i{L SMefe £atfad)e mufe ben 
£iftorifer überragen, ber neig, ba& e« gtittn gegeben Ijat, 
in benen ber 5Kagl)reb ftd) einer feljr Diel fyöfyeren ßultur 
erfreute, unter ben ßbrijtben, namentlich unter ben 3*inben, 
ja felbft unter mand&en ©djertfen mit bem arabifcfyen Spanien 
unb ben erften Äulturlänbern be£ Orients wetteifern tonnte. 
25er 2Bagl)reb ift fotnit feit bem Mittelalter nid)t einer 
Ijöfyeren Kultur entgegengegangen, fonbem Don ber früheren 
£öl)e Ijerabgefunfen, unb ba brdngt ftd^ bie Sfrage auf, me«-» 
Ijalb ba$ gefdjel)en ift. 

2)ie Serber be$ STOagljreb Ijaben gtoar toie alle anbern 
©lieber U)rer JRaffe immer Ijolje natürliche gäljigfeiten be* 
feffen, fte aber nidjt gur Sntoicfetung gebraut, meil es 
tljnen an (Gelegenheiten unb Slnläffen bagu fehlte, wie fie 
fid) in ägtypten, in Sarfa, in Äartyago, felbft in Sttumibten 
metyr ober minber lange ober bod) gettemoeife boten. S)ie 
ffierber be« 9Ragl)reb würben Don ben Dielen Sölfern, bie 
tyr Sanb betraten unb es gu erobern fugten, immer genötigt, 
jtd) in bie unwirtlichen (gebiete beS iöerglanbe« unb ber 
SBüfte gurüdgugteljen, wo fte ein fümmerlidje«, ärmlidjeS 
©afein frifteten, unb wo fte jtd) mit aller Äraft gegen ba« 
Einbringen frember Äultur auflehnten unb unermübltd) für 



2>er ^euttöe ßulturflanb SWatoffoö. 89 

tljre alten fjrci^eitcn unb (Sitten fämpften. 2ÜS armfeltge 
33iel)güd)ter unb Säuern, bie nur unter ben größten @nt* 
bedungen unb baut iljrer aufterorbentlidjen 33ebürfni8lojtgfeit, 
abgekartet gegen alle Unbilben unb fdjroffen Temperatur* 
toedjfel ber Älimate iljrer £eimftdtten, baS SBentge ermerben 
tonnten, toaS für tyren notbürfttgften Unterhalt erforberlid) 
mar, n>a£ jte üor betn 33erl)ungern bewahrte, tonnten fte au£ 
ftd) Ijerauö, bei iljren SebenSöerfydltniffen feine Ijöljere Kultur 
fc^affcn. SSerliefeen jte iljre Heimat, gogen jte in bie grembe, 
blieben jte bort, pafeten jte jtd) ben anbern 33erl)dltntf|en 
an, bann nahmen fte aflmäfyUd) aud) bie Äulturfeime in 
jtd) auf, würben tool)l, burd) 93ermifd)ung mit fremben 
et^nifd^en Sfaftoren, als üRauren, fogar Äulturträger — wie 
bie ®efd)id)te ber 8Umorat>iben unb Sümoljaben es aud) be* 
weift — unb matten, gurüäfcljrenb in ben 3Ragl)reb, biejen 
einer Ijötyeren fremben Äultur teilhaftig. So lange biefe ©in- 
Püffe fortbeftanben, erhielt ftd) benn aud) bie Ijäfyere Äultur im 
9Ragl)reb; als jene aufhörten, fan! biefe aus Mangel an 
Anregung teils, teils au£ #afc gegen alles ftrembe. 

©ie engen fflegieljungen gtoifdjen bem 9RagI)reb unb bem 
arabifdjen Spanien, wo SRilltonen t>on Wagtyrebinern ftd) 
niebergelaffen Ratten, machten ben SRag&reb unmittelbar unb 
in erfter Sinie ber gldngenben Äultur beS maurifdjen Spanien 
teilhaftig, unb in bem SKafee, toie bie ßljriften bie SKofyam* 
mebaner gurücfbrängten, ifyre Sänber eroberten, fa^en ftd) 
bie arabifdjen, berberifdjen unb maurifcften (Stnmotyner ge* 
nötigt, im 3Ragt)reb itjre Sufludjt gu nehmen, borten aud) 
bie Äultur beS arabifdjen Spanien übertragenb. ©elefyrte, 
ßünftler, ®eroerbetrctbenbe toanberten Dom 9. bis gum 13. 
3aljrl)unbert beftdnbig in SRaroRo ein, unb bie Untoerjttdt 
unb 3Mbltotl)eI oon geg, bie gldngenben Sauten ber £aupt* 
ftdbte, bie Seiftungen ber tmttelalterlidjen 3nbuftrie 2HaroftoS 
bemeifen, bafe bie SSorbebingungen für bie (Sntmicflung einer 



90 $tr gütige tfulturftonb Sötoroffo*. 

^en Kultur bort oorljanben maren. Später, namentlich 
im 15. unb 16. Saljrljunbert, als bie legten Überrefie ber 
maurifdjen JBeoölferung, bie SBoreSfen, mit furchtbarer ®rau* 
famfeit au« (Spanten »erjagt mürben, waren e$ ntd)t meljr 
Kulturträger, fonbern armfelige fflettlerfdbaren, bie fid) in 
ben SRaglpeb flüchteten. ©3 fanf baljer bort ba« Kultur» 
unb SMlbungSnioeau, ber £a& gegen bie ©Ejrijten ftieg 
bagegen unb bemog bie SRagljrebiner gu immer ftrengerer 
äbfd)lte&ung gegen fte unb i&re Kultur; bie freie meite 
SBeltanfdjauung ber fpanifdjen SRauren mid) ber ftarren 
Drtyobojle be$ 3*lam, bie in bem Koran ba$ eingige 
StlbungSmittel, ba$ unmanbelbare Oefefc fär ba8 Seben 
unb treiben be« magren SRofilem erblicfte unb attmätyltd) 
alles beseitigte, ma£ nidjt in ttoHem (Sinflang mit ben Beeren 
biefer Religion ftanb. ©er 2Bol)lftanb fdjroanb; JBebürfntS* 
loftgfeit unb Slrmut beljerrfdjten mieber ba« nationale Beben; 
geiftiger, materieller, mirtfdjaftlidjer SSerfaH »aren bie folgen 
unb fo ift ber SWagljreb öon ber einfügen Kulturvolle tytnab* 
gefunfen auf ba« heutige niebrige SRioeau. Unter ben 
@d)erifen, ben Sflad^ommen SKoljammeb«, würbe ber SRagljreb 
bie £od)burg unb ber §erb islamttifdjer ©trenggläubigfeit. 
SDicfc aber ift, tote bie Drtl)obo;rie aller ©lauben«befenntniffe, 
eine ©egnerin jebe« gortfdjrttt« aber bie engen ©renjen 
be« ftarren 2)ogmenglauben« Ijinau« unb bamit bie ©egnerin 
einer ©Übung unb einer toetten, tyotyen SBeltanfäauung, tote 
fte ber #eutjett entfpredjen, ttrie fte erforberlid) ftnb, toenn 
SKaroffo in ben Kreis ber heutigen Kulturoölfer eintreten 
ttriti — tooran ben SRaroffanern freiließ nid)t« gelegen ift — 
ober foll, toie bie Kulturoölter es toünfdjen. 

SBerfen mir nun einen flüchtigen ©lief auf ba« Silb, ba« 
uns ba« heutige STCaroffo bietet. 

35a« Sanb ift monard)ifd) regiert. 3Me gorm ber 
3föonard)te ift aber bie befootifdj*autofratifd)e. 3m ©runbe 



3)er heutige Äulturftanb 9Raroffo$. 91 

ift bie SKadjt beS Sultan« unumföränft, fein SBiOe ift unter 
allen Umftänben ma&gebenb; bie Ijödjfte politifdje, religiÖfe 
unb richterliche ©etoalt liegt in feiner £anb. &UerbingS im 
Sßrinjip, in SBirflidjfeit werben mir feigen, bafe ber Sultan 
Don 3Waroffo, fdjeinbar ber abfolute Slutofrat, in feiner 
3Wad)t tne^r befdjränft ift wie ber Sfürft eines nad) ben 
ftrengften fonftitutionellen ©efefcen regierten SanbeS ober 
ber Sßräftbent einer SÄepubltf. 

3unäd)ft t)at ber Sultan bie größte 3KüIje, trenn er nad) 
bem ütobe feines Vorgängers ben Stljron beSfelben befteigt, 
ftd) feine Stellung gu ftd)ern, benn, wenn bie Sljronfolge 
aud) burd) baS (Srbredjt fo toeit bebingt ift, ba& nur ein 
©lieb ber Ijerrfdjenben Familie bie Regierung übernehmen 
barf, fo ift fte bod) nid)t an baS SRed)t ber (Srftgeburt ge* 
fnftpft, ja nid)t einmal bar an, bafe bie SultanStoürbe auf 
einen Sol)n übergebt, fonbern fte fann einem ©ruber gufatten, 
gemäfc ben Veftimmungen ber ©rünber ber Sdjerifenbgnaftie. 
©a^er mar bie Jljronfolge in früheren Seiten ftets mit 
furchtbaren ©emalttaten öerfnüpft, toeil ber — bem Vraud) 
gemäfe — Don feinem Vorgänger beftimmte SEljronerbe alle 
Verroanbten; bie iljm bie #errfd)aft ftreitig machen fonnten, 
aus bem SBege räumen mufete, fei es burd) (Srmorbung unb 
Vergiftung, fei eS burd) ©efangennafyme ober gum minbeften 
Verbannung. 

Sie Sitten ftnb ja in biefer Sejie^ung glüdlidjeroetfe 
in neuerer Seit au« milber geworben, unb meift ift bie 
SBaljl beS 9iad)folgerS feitenS eines Sultans, ber feinen Sob 
Ijerannaljen füllte, burd) baS @inoerftänbniS mit bem ©rofc 
toegtr unb ben ©ro&en beS 9tetd)S im oorauS fo meft gefiebert 
toorben, bafc fte bie Veftätigung beS Familienrats unb ber 
•Rotablen nad)l)er fanb, unb etwaige Süjrotiprätenbenten oon 
öornfyeretn feine 8luSfid)t Ratten, im Äauipfe objuftegcn. 3)er 
Sid)erf)ett falber würben jebod) au« bei ben legten Sfctyron* 



92 $er heutige Äuliurfianb gjtoroffo«. 

»edrfeln bie nädjften SSermanbten immer auf bie eine ober 
bie anbere SBeife unfdjäblid) gemalt unb entfernt, mie bieö 
aud) bei bem Regierungsantritt be« {ewigen Sultan« Sbb* 
cUSt^ii gefdjat), ber mehrere ©ruber unb Dljeime öerljaften 
lieg unb bis Ijeute in Oefangenfdjaft $dlt. 9Md)t ©eil er 
ber ältefte ober ber begabtefte ber galjlreidien Söljne 2lbb«el* 
#affanS, fonbern fein Stebüng, ber Soi)n fetner gtrfafftfd)en 
2ieblingSfHa&tn mar, beftimmte ber Sultan iljn, trofcbem er 
!aum ber Äinbfyeit enhoac^fen mar, gur großen Überrafdjung 
be« aSoIfeö mit 16 Sauren gu feinem Sfyronfolger, unb nur 
bem Umftanbe, ba& iljm ber mächtige Orofemegir Sicljmeb 23en 
3Rufa als SJerater unb tatfäcfylidjer Regent gur Seite ftanb, war 
ed gu oerbanfen, ba& alle §lufftanb$t>erfud)e berechtigter £l)ron= 
erben unb ifyrer ®efolgfd)aft unterbrüdt ober im Äeim erftidt 
mürben. Sldjmeb« Job 1900 mürbe DerljängntSDott für ben 
unerfahrenen Sultan unb fein 3t cid), in bem feitbem anard)ifd)e 
Sufiänbe $lafc griffen. 

3Ru& ftd) ber neue Sultan fomit ftets erft feine Stellung 
ftdjern ober unter ferneren kämpfen fraft beS Redjts bed 
Startern unb oft unter änmenbung ber blutigften unb grau» 
famften ©emalttnittel fdjaffen, fo ift feine politifdje meltlidje 
2Rad)t bod) feljr befd^rdnft, benn fte erftrecft jtd) nid)t über 
bag Sftegierungölanb 33lab el Waffen tyinauS, ba« ungefähr 
180000 qkm, aifo y 4 bis 7 5 beS gangen, in 44 ^rooingen 
geteilten RetdjS umfaßt unb jid) auf bie Sanbfdjaften ®l)arb, 
Sdjamta, 3)uffala, $alja, Slbba, Sigmar, Steljamna unb 
SfcafÜelt, alfo bie fubatlantifdjen fruchtbaren, ubermiegenb oon 
Arabern ober ftarf arabifterten Serbern bemoljnten (Sbenen 
unb ben Samütenbefifc ber gtleli*2tynaftie erftredt. 2BaS 
aufcerljalb biefer ®ebiete liegt — fo g. 33. fd)on gleid) bie 
gmtfdjen SKarrafefd) unb fjfeg gelegenen $ro*ingen, bie Don 
ben Saeö, ßemmur unb anbern faft unabhängigen Stämmen 
bemoljnt werben — , mtrb 33lab*eS*Siba genannt, umfafet 



©er gütige ßulturftanb SWaroffoS. 93 

alfo V 4 bis Vi & c $ 8 a ni*n $errfd)bereid)S, nämltd) baS eben 
genannte ©ebiet, ferner baS ber Slnbfdjera bei Sanger, ben 
3tif, baS gange SltlaSgebirgSlanb, bie Oegenb Don Ubfdjba, 
ben gangen Dfien unb bie Sübprooingen, furg alle ©ebtete, 
bie überwiegenb Don Serbern bemofynt werben. 3n bent 
S3lab»eS*@iba toirb ber Sultan nur als geiftlidjeS Oberhaupt 
anerfannt, unb wenn es aud) feiner Regierung unb 93ermaltung 
nominell unterworfen ift unb bie es bemofynenben Stamme 
tributpfüd)tig ftnb, fo mufe boc^ biefer Sribut meift erft burd^ 
2hm>cnbung Don ©etoaltmtttcln, burd) militärifdje @;rpebi* 
tionen eingetrieben werben. 3fm ^eiligen, im OlaubenSfriege 
gegen bie Triften warben bie SeDölferungSmaffen beS aus* 
gebeerten S3lab*eS*@iba natürlich nidt)t Derfagen, fonbern 
$eereSfolge leiften, fofern unb folange ber Sultan eben 
ftrenggläubig ift, fid) nidjt burd) 6l)rifienfreunblid)fett unb 
reformatortfdje Äongefftonen an bie djriftlidjen SRädjte un* 
liebfam gemalt Ijat. 

3)ic £errfd)gemalt unb ber 9Kad)tbereid) beS ©ultanS ftnb 
fomtt gang abhängig Don feiner ©trenggldubigfeit, unb baljer 
fcfyoanfen aud) bie ©renken groifdjen bem 3}lab*el*2Rafbgen 
unb bem a3lab*eS*@iba. SRur in feiner 6igenfd)aft als 
geijtlidjeS Dberfyaupt, als birefter Stadtfomme beS Sßropljeten, 
als @ti)ertf fann ber Sultan als $m beS gangen Sänber* 
gebiets betrachtet werben, baS unter bem Segriff STCagljreb 
ober 2Raroffo gufammengefa&t wirb. 2)od) aud) felbft als 
@d)erif ift er nid)t unbef^r&nft. 9tod) feinem SftegierungS* 
antritt mufe er, fobalb er an bem Heiligtum beS SRulei) (SbriS 
bie alten 3ted)te Don Sfeg befd)rooren $at, guerft bie SJarafa, 
bie SBeilje burd) ben Sdjerifen Don SBabgan, erhalten, ben 
SRadjfommen beS als ber größte ^eilige beS SBeften be* 
trachteten SegrünberS ber @briftbem£)t)n afite: SKulet) (SbrtS. 
©iefer @d)erif, g. ß. SKuleq el Slrbi, gilt als baS Oberhaupt 
ber SRobammebaner beS gangen meftlt^en Sftorbafrifa, ftejjt 



94 $k heutige Äulturftanb SWaroffo«. 

an ber @pifee be8 mdd)tigen DrbenS ber 2Bulet) SEajib unb 
genickt baljer feljr grofeeS 8nfel)en. 3)a&er tyaben benn aud) 
bie grangofen ftd) feit langem bemüht, bie ©djerifen Don 
SBabgan ftd) geneigt gu machen, mag itynen fo oottftfinbig 
gelungen ift, ba& bie SErdger biefer l)öd)ften geiftlid)en SBürbe 
in üßaroffo feit 1887 mit bem bamaligen Snljaber berfelben 
@ibi al £abfd) al Slrbi als ©djujjgenoffen ^ranfrei^d ge* 
miffermafeen frangöftfdje Staatsangehörige geworben ftnb. 
SMefer Umftanb t)at freiließ bei mannen Stämmen bem 
änfeljen ber Sdjerifen oon SBabgan großen Slbbrud) getan. 
Sieben tljnen geboren aUe ©lieber ber Sdjertfenfamilien gu 
bem geiftlidjen Slbel, oorneljmlid) bie Häupter ber ©djerifen 
Don Sümegrut, 33usel«3)fd)ab unb SEajfermalt, unb aud) fte 
alle nehmen eine ^od)gead)tete ©onberfteflung im Sanbe ein. 
®etftli$e ober Sßriefter gibt e$ nidjt, aber bie Äultu«beamten: 
bie SmamS, bie %at\t)&, bie $aggabaS, 2Hueggin8, Solbad, 
ttlemaS unb bie burd) it)re ©trenggldubigfeit gu 2RarabutS 
geworbenen ©djriftfunbigen unb tfyeologifd) ©ebilbeten ftnb 
bie eigentlichen Berater be« SBolf« unb leiten e« gang nad) 
iljrem SBiUen. 3>n feinem Sanbe ift aud) ba« DrbenSmefen 
meljr auSgebilbet als in SRaroffo, bie 3^1 ber geifttid)en 
£5rben unb ®enoffenfd)aften ift fetyr grofe, bie iljrer SRitglieber 
ift unüberfetybar. SRandje öon il)nen, mte bie ber SSeni ©enuf jt, 
ber STiffama, ber 3Mei) Sajib ftnb über gang Siorbafrifa 
Derbreitet, ftnb bie Srdger ber panislamitifdjen SJemegung 
unb bie Vertreter ber ftarrften Drtljobo;rie, bie für bie 
JKeinerljaltung beS ®laubenS, bie ftrenge Befolgung ber 
Äoranöorfdjrtften, bie oöUige 2lbfd)lie&ung gegen bie d>rtftlid)e 
SBelt unb iljre Kultur forgt unb ben UnaMjängtgfeitSjtnn 
unb grei^eitsbrang in ber 33eo5lferung mad) erljält. 3)a 
ber 3$lam in feinem innerften SBefen burdjau« bemofratifdj, 
ja republtfanifö unb fogialiftifd) ift, fo ift es benn aud& 
leicht &erftänbli$, ba& bie meltlictye 2Rad)t beg Sultan« 



$er heutige Äulturftanb gjtoroffo«. 95 

aufterft gering ift r unb mie er Don allen @d)erifen nur als 
primas inter pares gcbulbct trnrb, fo ift er aud) nur als 
Sd&erif, als Äalifa, als 3mam unb (Smir al TOumenin, als 
£errfd)er ber ©laubigen Don beut Solle anerlannt Seine 
$errfd)ergeu>alt ruljt fomit überhaupt nid)t auf ©eltlidjen 
©runblagen, fonbern auf geifilid&en, fte ift oöttig t&eofratifd). 
3)er 2el)re ber Drt&obojen gemäfe ift ber »irflidie £errfd)er nur 
Mal); ber ©djerif, als Äalifa, fein irbtfdjer ©feUoertreter unb 
3mam, erjier SSorbeter. 

2)ie 3Rofd)een, bie Äapetten, bie ^eüigengräber unb bie 
3anria$, bie DrbenSl)äufer bilben bemgemäfe in biefem tljeo* 
frattfd)en Staate bie 9J?tttclpunfte beS öffentlichen Bebend. 
3n itynen »erben bie ©rlaffe beS Sultans unb ber i^n Der» 
tretenben ^rooingialbeatnten burd) öffentliches SluSrufen t)cr^ 
ffinbet, in iljnen ober in iijrer nädjften Umgebung toerben bie 
öffentlichen Angelegenheiten befprodjen, im Sufammenljange 
mit iljnen fielen bie ßoranfdjulen tote bie l)öljeren @d)itlen, 
Seminare, #od)fd)ulen, Sibliotljefen, ^ofpitdler — fotoeit 
oon folgen 3nftitutionen überhaupt bie Siebe ift; nur bie 
Sledjtfpredjung erfolgt, obgleich fte nur burd) ben jfr>ran ge» 
regelt ift, im allgemeinen im £aufe beS oberften StegierungS* 
beamten ober beS Äabi, beS SRidjterS, bie ebenfo toie alle anbern 
Seamten bod> nur ©lieber ber tljeofratifdjen #ierard)te ftnb. 

3)aS ©taatsleben, baS öffentliche, j>olittfd)e, f ogiale geben 
— alles wirb auSfdjliefeltd) geleitet nad) ben ©efefeen beS 
Äoran, unb für ben Strenggläubigen gibt es auger biefer 
^eiligen, oon ©Ott geoffenbarten ©djrtft leine anbre Duelle 
menfd)lid)en SBtffenS. @o erflärt es ftd) benn aud), bafe bie 
fflergfabqlen, bie SBüftenftämme, bie arabifdjen Sanbbetooljner 
ftd) oor ben größeren Drtfdjaften freuen, »eil fte fürdjten, 
in itynen mit ben beinahe als Äefcer unb ©ottlofe betrachteten 
religiös aUerbingS Diel freieren SKauren, ober gar mit ben 
auf baS tieffte oerad)teten unb gesagten (Sänften in S3e* 



96 $tr heutige Äutturfianb aJtoroffo«. 

rüljrung gu fommen unb ftd) baburdj gu befleclen. So er« 
fiärt eS jid>, ba& SRuletj 8lbberral>man 1844 bie Vertreter 
ber d)riftlid)en 2Räd)te »on SRarrafefd) unb gcg nad) ber 
gottlofen „^unbeftabt" Sanger oenoieS, bie fein firenger 
SRoSlem betreten mag; bafe ber Sultan mit ben ©efanbten 
ber 2Räd)te für gemöljnlUJ) nur burd) feinen Vertreter in 
Sanger, g. 3- ©tM SRo^jammeb SorreS öerfeljrt. So erflart 
eö fi<J), ba& bei bem grettaggotteSbienft oielfad) nod) für bie 
SBiebereroberung ©ranabaS unb Spaniens gebetet mtrb, bafc 
bie Sd)lüjfel ber Stäbte (Sorbooa, SeoiHa ufm., ber Käufer, 
in benen bie SBorfafyren in Spanien einft geiooljnt l>aben, 
in ben Don anbaluftfd)en Arabern, Serbern unb 5Rauren 
abftammenben Familien Ijeute nod) als Reliquien »ereljrt 
unb für ben Sag aufbewahrt »erben, an bem ber ^lam 
unb feine maroffanifdjen SScrfcc^ter mieber bie alten ^eim» 
ftätten in Spanien erobern unb begießen »erben. 

SBie bie ©rieben alle 9iid)tgried>en als Sarbaren be* 
trachteten, tote bie Körner bteS taten, tote bie Spanier 
eS Ijeute tun, tote bie (Sfcauöiniften aüer Söller eS meljr 
ober tninber anbern Sölfern gegenüber tun, fo tun es in 
ausgebeutetem ÜRafce bie heutigen 5Raroffaner. SBie bie 
2lnljänger jeber Religion biefe für bie allein richtige, feiig' 
madjenbe unb glücffpenbenbe galten, fo tun bieS bie marofc 
!anifd)en ftrenggl&ubigen 3Roljammebaner, aUerbtngS aud) in 
ftärfftem ©rabe. 3Ran lann moljl fagen, ba& ber nationale 
unb reiigiöfe Stolg unb #od)mut laum irgenbmo meljr, eS 
fei benn in Sibet, in unferer 3*ü an Sntenjttät iljreS* 
gleiten Ijaben. erfüllt Don biefem boppelten Fanatismus, 
fdjlie&en fidj bie SRaroffaner baljer fo jtreng gegen bie 
Slufeentoelt ab: bie toenig fhrenggläubigen berberifdjen ®e« 
MrgSoölfer aus polt tif ^nationalem; bie Araber, bie Serber 
beS SübenS, bie SRijdjlinge unb 2Rauren aus religiöfem 
Fanatismus. 



3)er geistige jtutturflanb gJtorofloS. 97 

Sd>ränfte ber tljeolratifdje ßljarafter beS marotfantfdjen 
©iaatSmefenS ade ßweige beSfelben ein, brachte er ben ab* 
foluten ÄonferoatiSmuS gur #errfd)aft, ber nid)ts bulben 
wollte, was ntd^t ber Äoran juliefe, ber alles oerwarf, was 
ber ßoran oerbot, unb fomit {eben ftortförttt auf allen 
©ebieten geiftiger wie materieller Kultur über bie von bem 
Äoran gefteeften ®renjen tyinauS Ijemmte, fo engte er aud) 
bie im Sßrinjip abfolute 3Rad)t beS Sultan« feljr ein, entjog 
tljm bie ÜÄöglid)feit, ben Staat auf bie 33aljn ber Reformen 
gu lenlen, iljn in bie Steige ber ßulturmäd)te etngufüljren, 
felbft wenn er es wollte. <Die fdjarf ausgeprägte bemo* 
Iratifd)*republifanifd)e Stiftung beS SSlam erjeugt ben 
SnbhribualiSmuS, ber in feinen qrtremen formen jebe Unter« 
orbnung unter ftaatlid)e Einrichtungen ausliefet, ben ein« 
jelnen jur rücf ftd)tSlofen ©elbftljilfe, gum Äampf gegen alle 
perfönlidjen (Sinföränfungen füljrt, bie SMSgiplin aufgebt, 
fdjroffe politifd)* ©egenfäfce, anard)ifd)e ßuftänbe unb Sitten» 
ro^eit nad) ftd) gieljt. 

(Semtlbert werben biefe (Srfdjeinungen gmar burd) ben 
fatalifttfdjen ßug im Sslam, ber bie unbebtngte Unterwerfung 
unter bie Fügungen beS @d)ic!falS, bie t)öUige Ergebung in 
ben SBillen ©otteö forbert, ftd) aber anbrerfetts in jener 
fonferöatioen fßietdt äufeert, bie es bem ftrengen SÄoSlem 
»erbietet, ein verfallenes ober vom Unwetter gerftörteS #auS 
wieber Ijergufteüen r einen umgefunlenen ©rabftein wieber 
aufguridjten, baS oon alters l)er ffiefteljenbe unb Sreftgefefcte 
im geringften abguänbern, fomit {eben materiellen Äultur* 
fortfd)ritt Ijemmt, Neuerungen für gottlos Ijält. SMefer 
Fatalismus ift allerbingS aud) wieberum bie Duelle jenes 
unerf d)ütterltd)en ® ottoertrauenS , jener um>ergleid)lid)en 
Sapferfett unb StobeSoeradjtung, bie nie bie ©tärfe beS 
©egnerS erwägt, fonbern blinblingS für baS Sbeal, für baS 
erftrebte Qitl, für baS inbtoibueH als richtig (Srfannte, für 

$>itx&9, 2RarpBoftage. 7 



98 £>* (artige ftulturftaitb 9taroRo*. 

bic perfönlid)e unb nationale 61)«» Unablj&ngtgfeit unb %m* 
Ijeit eintreten. Sie fyitat nirgenbS ihresgleichen unb bie 
®efd)id)te beS SRagfpeb, im befonbern ber Sergfabqlen, bietet 
Don tynen anf jeber (Seite bie gl&ngenbfien, aber aud) furd)t= 
barften unb Muttgften Setfptele. SBtr fennen aud) au« ben 
Snfftänben ber legten 3al)re beglaubigte S^gniffe bafür f ba& 
fleine Sparen oon einem ©ujjenb ober weniger SR&nnern in 
iljrem I)ol}en3bealt8mu8 unb JRedjtSgeffiljl mit unoergleid&Udfjem 
3Rut gegen ^unberte oon geinben ityre armfeligen Ratten, U)re 
gelfenburgen bis auf ben legten SWann oerteibigt baben. Unb 
biefe ßljarafterjfige mad)en bie Serber gu gefährlichen getnben, 
unb atö foldje lernt fte jeber tennen, ber bie ®efd)id)te ü)re$ 
£anbe£ grfinbltd) ftubtert bat. 8to8 #unberten Don bezüglichen 
gorfdjungSergebnifjen fei I)ter gum Setoeife nur baö eines SDogi) 
ernannt, ber in einem feiner für bie ©efd)td)tSfenntmS beS 
SRagfyreb grunblegenben SBerfe mit fdjlid)ten Sorten fagt: 
Sene ©ebiete gu erobern, ift eine ttnmbglidjteit, „faum ift ein 
Serberftamm oermd)tet, fo tritt ein anbrer an feine ©teile . 
Sias bqgantintfdje #aremSmefen ^at bie Stellung ber 
Sfrau bei ben Arabern unb SRauren 3Raroffo3 gu einer un* 
toürbigen gemalt unb fte fo erbalten. Sei ben Serbern 
ift fte im allgemeinen eine l)öl)ere, unb bie grau erfdjeint 
bei ben Sergfabtylen ^duftg als eine ebenbürtige, fampfeS« 
freubige ©enofftn beS SRanneS. 

Sias ®ebot ber SWilbtätigfcit fpielt eine feljr grofce Stolle 
im SRagbreb unb ^at gum Seil üöUig fogialiftifd^e Gin* 
ridjtungen unb ®fitergemeinfdjaft in ber unter ber fc^reef^ 
Haften Srmut lebenben SRaffe ber S3erberbet>ölterung gerbet* 
geführt. Sbgefe^en baoon, ba& alle geiftUdjen SBürbentrdger 
unb alle Drben nur oon Slinofen leben, fpenben bie Se* 
güterteren aud) fonft tyren ärmeren 9Ritmenfd)en, ben Se* 
bärftigen unb tfranfen in einem SJtofee, tote es nidjt leid)t 
irgenbtoo anberö gefunben toerben bürfte. 



$>er heutige ftultotftottb SWaroFfod. 99 

3u tt>rem J>erf5nlid)en @$u|e unb gur 3fofred)ierljaltung 
tljrer 3Kad)tfteHung Ratten ftd) bie Sultane bed ÜRag&reb feit 
3aljrljunberten mit einer fietbmadje umgeben muffen, bie in 
ernften S^en gu einem großen £eere erweitert mürbe unb 
bie überhaupt aud) Ijeuie ben ßern bed £eeroefen8 bilbet, 
fomeit öon einem folgen in europdifcfyem Sinne überhaupt 
gerebet »erben lann. SMefe meift aud SRegerftlaoen gufammen* 
gefegte Seibmadje fjat gugeiten aud) mie bie $rätorianer 
unb bie Samtfdjaren eine fefjr mistige felbftänbige fftoüt 
im fiaatlidjen geben gefptelt unb unter einflußreichen güljrern 
bie Sultane nad) iljrem Selteben ab« unb eingefefct. #eute 
ift fte auf bie Heine ©arbetruppe ber Solaris gufammen« 
gefdpuntpft, bie aud ungefdljr 6000 flbermiegenb farbigen 
Snbtoibuen befielen mag. Sa Don irgenb meldjer ©tatifti! 
in 5Raroffo leine SRebe ift, fo ftnb guoerldffige ßa^Ienangaben 
für irgenb einen aSermaltungdgtoeig überhaupt audgefd)loffen; 
bie inbtotbueüen ©djdfcungen felbft ber beftunterridjteten 
Kenner aller 23erl)dltniffe ftnb aber alles feljr abmeidjenb unb 
unguöerldfftg, öottenbd gilt bied &on allen Angaben ber (Sin* 
gebornen felbft. 

2)ie Sruppe ber S3od)arid, bed erblichen SJMitdrftanbed, 
geniegt befonbere Storgüge; tljre 2Ritglieber beftfcen Don altera 
Ijer Staatdldnbereten, ftnb fteuerfrei, unb it)re SBttmen erhalten 
$enftonen. 

2)ad eigentliche £eer, beffen Drganifation bem SUlef ober 
SBegir el Ij'erb, bem ßriegdmintfter, unterfte^t unb in bem 
Äaib el 3Ret>aUalj, bem Dberbefeljldljaber — gurgeit ber 
Sngldnber Äatb 3Rac Sean — , feinen Setter I)at, fefct ftd) 
aud brei Kategorien öon Seuten gufammen: 1. aud ben, fo» 
toett fte ftd) nid)t lodfaufen lönnen, auf Sebendgeit audge* 
Ijobenen SJtonnfdjaften ber ®ifd), ber äbermiegenb arabifd)en 
2Jtafl)genftämme bed Slab el SJtofljgen, bed SRegierungdlanbed: 
ben Sdjeraga, ©Ijerarba, ttbafa unb etil Sud, 2. aud ben mit 



100 $er fcntige Äiilturftanb WloxotM. 

©etoalt aus ben unterworfenen Stämmen eingeteilten, fo 
namentlich auö ben Stämmen ber Ste^auna, Sfijmar, 
3Renebba, 8$l es @u* unb bat »ergftämmen, ben ©fdjebela, 
3. au* benen, bie ftd) freitDiDig gum SRilitärbienft melben. 
SMe äuöljebung ift burd) feine ©efefce geregelt, bie ftreng 
eingehalten »erben, ©er SoSfauf ift geftattet. <Da8 Material 
ift nad) Slter unb Sefdjaffenlpit oöttig ungleich, fo baß man 
neben ljalber»ad)fenen Sünglingen alte SRänner fte^t. 2)ie 
SeFleibung fterfudjte man in nenerer ßeit gleichmäßig gu 
gepalten, unb g»ar uad) bem Sorbilb ber algeriföen ßuaüen, 
aber ba bie eintjeimifdje £rad)t ben Seuten lieber ift, fo 
Herlaufen ftc bie Uniformftücfe unb fterfeljen ben ©ienft in 
iljren 3)fd)eliaba3. 35ie Bewaffnung ift eine üöUig ungleiche, 
am meiften finb (Sljaffepot*, 9Rartinu$enrt)*, für beren £w- 
fteHung bie Italiener eine §abrif in 8feg eingerichtet Ijaben, 
3Bind)efter* unb 2Raufer*®e»el)re angemanbt aber audj 
biefe »erben Don ben 8£fari£ gern oertäuft unb bafür uralte 
einfjeimiföe @teinfd)loßge»eljre benufet. ©epufct »erben pe 
nid)t. 5?on grünblic^er 8ta8bttbung ift, mit Su£nal)me einiger 
©arnifonen ber größeren ßtäbte, leine Siebe; SMSgiplm fe^lt; 
bie @olbaten fommen gum ©ienft ober bleiben fort, »te e8 
i^nen beliebt; bie ©efertion ift eine alltägliche <Srfd)einung f 
ba ba8 geben ber Solbaten ein troftlofe«, il>r Solb, fofern 
ein foldjer gejault nrirb, &erfd)»inbenb flein, il>re Seföftigung 
Höllig ungurei$enb ift; tf afernen gibt e£ nur in einigen 
großen Stäbten, ftc bieten aber aud) ba nid)tö als bie leeren 
ungureidjenben Stäume, unb ber @olbat ift barauf angemiefen, 
fid> felbft fein Quartier gu befdjaffen, häufig ben notbfirftigen 
Unterhalt gu erbetteln. Sluf Selbftljülfe ange»iefen, »erben 
bie fogenannten ©olbaten ba^er im allgemeinen gur ganb* 
plage, gu SMeben unb Räubern, bie bie ttnftdjerljett beS 
2anbe8 erljöljen. ^qgiene, ärgtlid)e gürforge ejciftieren nidjt, 
bie Sntenbanturbeamten »irtfdjaften ebenfo »ie bie Dffigiere 



$er heutige Äulturftanb 3JtoroHo*. 101 

unb ttnteroffigiere nur für itpre Saften. Sic SRefyagntye* 
Stuppe oerjteljt im allgemeinen aud) ben Sßoltgetbtenft, [teilt 
bie Segleitung ber 3Winifter, ©ouöerneure, Rolfen ^Beamten, 
©efanbten unb Äonfuln, bie mtlitdrifd)e Sebecfung für 
Steifenbe, bie Steuerertyeber, bie genfer. 

2)a8 gange £eer belauft pdf) in fJriebcnSjeit auf girla 
20000 5Wann Snfanterie, bie eingeteilt fhtb in £abor$ Don 
jirta 500, meldje in Unterabteilungen gegliebert ftnb bis gu 
12 SRann; in 28irfli$feit ftnb öiettetc&t 5—10000 im 35icnft r 
bie Seamten unb Ofpjtcrc gießen ben @olb ber feljlenben 
für ftd) ein. 3)agu fommen nominell 10000 ßaöalleriften 
unb 1000 &rtitteriften, Don benen aber nur bie £älfte bor* 
Ijanben ift. 

3n ÄriegSgeiten unb menn bie mächtigeren Stamme be8 
SHab e8 @iba bie «Steuern oermeigern unb eine gröfeere 
Sruppenmaffe für eine $arfa erforberlid) ift, fo »erben au$ 
ben SÄalljgenftämmen bie SReferoen: SRuai'b eingegogen. SStrb 
ber ^eilige Ärieg: 3)fcf)il)ab, gegen bie S&rtften geprebigt, 
fo muffen alle waffenfähigen SRdnner in ba« #eer ein- 
treten, unb ba8 bebeutet bann eine ÜRaffc, bie nad) Millionen 
J**it 

2)er Öf figierSftanb retrutiert jtdj aus ben reiben arabifdjen 
9bel8familien ber 9Raft)genftämme, in benen biefe ©tenft* 
leiftung gettriffermafeen erblich ift. 

Sei Qfelbgügen muffen ebenfo mie bei ben Steifen beS 
Sultanö unb ber l)ol)en Seamten bie Stämme, burdi) beren 
©ebiet ber unenblid) fdjwerfälHge Srofe ber Gruppen gieljt, 
burdj bie Sieferung ber 2Runa fär ben Unterhalt forgen. 
©benfo ftnb bie Stamme genötigt, bie SRetfenben, gu beren 
Sd)u£ fte pdf) burd) bie SlnaiaS, bie oon i^nen auSgefteUien 
pfiffe, verpflichtet Ijaben, mit ben erforberlicfyen SebenSmiiieln 
gu oerfe^en — eine Saft, bie iljnen bie Qfremben nid&t an« 
genehm madf)t, ben £afe gegen fte vielmehr fteigern Pft. 



102 $tf heutige äufturRonb SRoroffoS. 

35er Sultan uub ber SRatygen (bie Steuerung) Ijaben ja 
feit langem bie ttngulänglid>feit btefeS HeertoefenS eingefeljett, 
unb bie $rangofen tyaben biefen ttmftonb benufci, um fid) 
burd) SRilitärmifjtonen, bie fte fid) errungen Ijaben, einen 
(Sinflufe auf bie gufftnfttge SluSbilbung ber Sruppen unb bie 
ßntmicflung beS $eermefens gu ftdjern. So Ijabeu fte in 
$eg, Sanger, Stabat unb llbfdjba SWilitärmifftonen unb 
Ratten fid) burdj ben Vertrag mit Snglanb Dom 8. SLpril 
1904 baS 9%ed)t ber SReorganifation beS $eereS geftdjert. 
Sieben ben frangöftfcfyen befielt gurgelt nod) in Sanger eine 
fpanifc^c, in fteg eine italienifdje, bie bie SBaffenfabrit leitet, 
unb eine engliföe, tote aud) bie Heeresleitung tote gejagt in 
ben $änben beS ©Rotten Kaib TOac Sean liegt. 5)en Sau 
einiger Küflenbefeftigungen Ijatte ber foeben geftorbene 
preufetfdje ©enieoffijier JRottenburg ausgeführt, ©ie, urie 
bie auf ifynen aufgehellten ©efd)üfee, »erben febod) ntd)t 
inftanb gehalten unb ftnb bebeutungSloS gegenüber ben 
mächtigen ®efd)üfcen ber mobernen Kriegsmarine. 

2)ie glotte befte^t gurgeit aus einem alten StranSport* 
bampfer $affani, bem Kanonenboot Surft unb einem ©d)lepp* 
bampfer Srifir. Sie Kapitäne ber beiben erften ftnb 2)eutfd)e. 
Einige ©ampfbartaffen bienen ben $afenbelj5rben. 6in in 
ben legten SebenSjabren TOuleg £affanS in Stallen befteUter 
unb in Stoorno IjergejMter auSgegetdjneter ^angertreuger 
Safdfrir tonnte ntd)t begabt merben unb ift bann fär 500000 
grancS, etwa ein fünftel feines SSertS, an Kolumbien Der* 
fauft morben. 

Hat ber Sultan als Staatsoberhaupt in ben 33od)artS 
unb ben SlSfariS unb ®ijd) ber SWafygenftämme eine im 
gangen guoerldfftge ©djujjtruppe, fo oerffigt er aufterbem 
nod) über einen forgfdltig ausgewählten grofeen $offtaat f ber 
feine perfönlidje ©tdjerljeit erhöbt. Sie eingelnen Steige 
besfelben ftnb unter ber Oberleitung beS ^abfd^ib unb beS 



2>er heutige Äulturftonb Waxoltoi. 103 

Äaib el 2Refd)uar ben (5l)ef8 ber verriebenen, gum Seil na$ 
£unberten von Snbivibuen gäljlenben ÜRualtm, ber ®ruppe 
ber £auta, anvertraut, ber ber perfönltdje unb ber 4?au«bienft 
obliegt. 2)er #arem fjat feine eigne 33ermaltung. 

Sur Seite be« Sultan« fteljt al« fein Berater ber ©rofr 
toegir; ba« Oberhaupt be« ÜÄafljgen. (Sr nrirb unterftüfct burd) 
mehrere SRtnifter, ben SBegir el S3al)r fär bie äußeren Sin* 
gelegensten, ben SXHaf für ba« #eettoefen, ben (5min al 
ttmana für bie gtnangen, ben SBegir el @d)ifaj[et ßfdjfdjefatn 
für ben SKeffort ber Suftig, beren Sureau« fämtlid) in bem 
SWatygenpalaft gelegen ftnb. 3)agu fommt nod) ber Vertreter 
be« Sultans für ben 3krfef)r mit ben ©efanbten unb tfonfuln 
ber fremben 3W&d)te in Sanger. 

3n ben 44 Slmalat, btn aSertvaltungöbiftriften be« SRetd)«, 
liegt bie Regierung in ben Rauben be« Äaib ober 8mel, 
bem ein ßaltfa, ein Stellvertreter, gur Seite fteljt. 6r mirb 
au« ben angefeljenften unb mo^lljabenbften ©runbetgentümern 
be« betreffenden Stamme« gewählt unb Dom SRafygen al« 
Vertreter be« Sultan« beftätigt. (Sin Don bem 2Rafl)gen 
felbftänbig, ntd)t in Übereinstimmung mit bem betreffenden 
Stamm eingelegter Äatb tvürbe trofc feiner militärtfdjen S3e= 
becfung eine fef>r fdjmierige Stellung Ijaben, unb im 33lab 
e« Siba »erben er unb feine Unterbeamten lüften« füll» 
fdjmeigenb gebulbet, aber ftc^er verfolgt unb verjagt, tvenn 
fte irgenbtveldje 3lmt«ljanblungen totrflidj vollgießen aollen. 
@r fül)rt bie Steuerregifler unb verteilt bie Steuerlaften, 
ebenfo fteljt tljm bie 2lu«ljebung ber keimten gu; in ben 
einzelnen Sanbfcfyaften ober bei ben vertriebenen feinem Segirfe 
ange^jörenben Stdmmen mirb er burdj Sdjeic&e vertreten. 
6r ift perfönlidj verantmorilidj für bie vom URafljgen feinem 
Segirf auferlegten finanziellen ober militärifdjen 33erpflidj* 
hingen. gn ben 2Mljgenbiftriften, in benen bie tmlitärifdje 
Drganifation überwiegt unb ber Äatb mel>r Gruppenführer 



104 3)er geistige Äulturftanb SRaroffo«. 

als SSeroaltungSbeamter ift, Ijat er ben Sfcitel $afd)a, 3n 
mannen Sßrooingen erfolgt bie Steuererhebung burd) befonbere 
ftinangbeamte, bie llmana, namentlich ift bieg ber Qfad in 
ben Segirfen, in benen ber Sultan ober ber ÜRafljgen prtoaien 
SBepfc t)at r ober mo bem Sultan ber ®runb unb Stoben aber» 
f)aupt gegört, unb in ben $afenftäbten, bod) unterftetft bie 
Äaffe aud) l)ier ber SRitfontroüe burd) bie ßaib«. 

©er SBermaltungSapparat ift fomit feljr einfadj. ©iefem 
33orgug ftegt aber ein 5Rad)teil gegenüber, ber im l)öd)ften 
©rabe fdjäbigenb fär ben Staat unb feine Äultur ift. 

Sunäd)(t ift t>on einer 2luSbilbung ber Seamten für igren 
SJeruf feine 3ftebe. SMe &mter »erben nadj SBiüIfir 8e* 
Dorgugten ober ben 9Weiftbictenbcn fibertragen beg. folgen 
Sßerfonen, bie bem Sultan, ben 3Winiftem ober ben näd)ften 
SSorgcfc^tcn bie größten ©efdjenfe machen. 2)ie ©efyälter ftnb, 
fofern fold)e überhaupt gegast »erben, fo fefyr niedrig, bafe 
bie Beamten mit %en Familien ba&on nid)t leben fönnen, 
alfo gegmungen ftnb, in igre S;afd)e gu nrirtfdjaften. 3)aS 
Ijat bie Korruption erzeugt, bie bem SSenoaltungSapparat 
t)on ben l)öd)ften bis gu ben legten ©liebern anhaftet, unb 
bie anardjifcben, unhaltbaren ßuftänbe gefd)affen, bie Ijeute 
befielen. 3)aS oljneljin fo arme SSolt mtrb in fdjmafylidjfter 
SBeife ausgebeutet; öon bem aber, »aS tljm auf baS rftdt ftdjts* 
ftdjtslofefte abgerungen totrb, unb meift unter Slmoenbung 
roljefter ©etoaltmittel, fommt nur ein fefyr Fleiner Seil 
in bie Staatsfaffen beS 5Rafljgen, ber weitaus gröfete »er* 
fdjminbet in ben Safdjen ber toerfdjiebenen Beamten, bie an 
ber ßr^ebung, Übermittlung ober SSerwenbung ber Steuern 
beteiligt ftnb. 

Sud) bie SBegire erhielten früher leine ober gang geringfügige 
©eljälter, fo bafj fte baS 33eifpiel aller anbern ^Beamten be* 
folgen mußten. Sultan Slbb el Slgig Ijat ben 3ßitgliebern beS 
2RaH)gen feit einigen Sauren fefte ©etyälter oon einigermaßen 



5>et heutige Äulturftonb SRatoffo*. 105 

angemeffener §bty auSgefejjt, inbem er tynen bie 2?crpflid)tung 
auferlegte, ftd) bamit gu begnügen, b. lj., fte ntc^t auf un* 
rechtmäßige SBetfe gu erl)öljen. gnmteweit biefe 33erj)flid)tung 
toirffam i(t, mufe baljtngeftellt bleiben. 3ebenfaII§ ift biefer 
crftc SSerfud) einer SSeroaltungSreform bemerfenStoert, bie 
bie erfte 33ebingung für eine Hebung ber Äultur faeö 2anbe8 
ift, aber als vermeintliche Äongefjton an bie SluSlfinber fo 
große ttngufriebenl)eit erregt &at, baß auf fte gum Seil ba« 
ttmjtd)greifen ber 2lufftanbSbett)egung SBu Samaras gurüä* 
gufüljren ift. 

2)a8 33ebauerli(^fte ift, baß aud) bie Sfted&ifpredjung unter 
biefen traurigen Suftänben gelitten Ijat, burd) bie allgemeine 
©emoralifation in SWitleibenfdjaft gesogen morben ift. 

S)te SRedjtfpredjung erfolgt nad) bem Äoran, fomit ift 
ber @mir al 3Wumenin, ber Sultan, aud) ber oberfte 3ßid)ter 
unb übt fein SRidjteramt öffentlich au«. 3m allgemeinen 
liegt bieg aber in ber $anb ber ÄabiS, ber 3tid)ter, bie als 
unbefolbete JBeamte baS 3fted)t oft nad) Maßgabe ber Summen 
fpredjen, bie iljnen Don ben Parteien gegast werben. Äetn 
SButtber baljer, toenn bie ©treitenben burd) ©elbftljilfe tljr 
5Red)t fuc&en, unb S^ietrac^t, Streit, Äampf, SMutradje ba£ 
aSolf, bie Stamme, bie Familien entgtoeien. 

2)aö ©efängniStoefen 3RaroftoS fpottet jeber S3efd)reibung. 
6S erinnert an bie fernften Seiten beg 3Witielalter8. S)ie 
©efängniffe ftnb tneift luft* unb lid)iloö, entbehren jeber 
Sauber feit; bie befangenen ftnb, toenn fte felbft ober iljre 
SSertoanbten nidjt über bie nötigen Mittel bagu verfügen, für 
tyren Unterhalt auf bie öffentliche SRilbiätigfeit angemiefen. 
£)ie Strafen ftnb burdjtoeg ungebütyrltd) $art. 

28a« bie ginangen SWarofto« anbetrifft, fo berufen barüber 
alle Angaben nur auf einer ungefähren ©dj&fcung. Sie 
eigenartigen SJertjältniffe fdjlie&en aud) jebe SRegelmäfeigfeit 
im Eingang ber (Einnahmen aus, bie, fotoeit bie Steuern in 



106 $er geistige Äuttutftanb gjtoroffo«. 

23etrad)t fommen, bie bett Stämmen beS Stab eS @iba auf* 
erlegt ftnb, bod) metft erft unter Sfamenbung Don ®emalt 
eingebogen »erben muffen. 

grüner nafym man an, bafe bie Sultane über einen großen 
geheimen Sdtjafc öerfügten, ber iljnen einen großen ertrag 
abwarf unb einen feljr fräfttgen JRüdtljalt gemährte. SBenn 
ein fold&er Schafe mirflid) in neuerer Seit nod) beftanb, fo 
ift er jefet motyl fdfjon feit langem ööflig erfdjöpft. Sie Sin« 
nahmen, bie früher auf 12 bis 20 2RiUionen $efetaS gefdjäfct 
mürben unb bem Sultan eine Summe Don 5 bis 8 Millionen 
als Überfluß eingetragen Ijaben foDen, ftnb jefct fe^r gurüdf* 
gegangen, {ebenfalls reiben fte ntdjt entfernt aus, um ben 
gefteigerten Slufmanb gu beden. 35er Sultan &at ftdf) baljer 
genötigt gefeljen, bie einnahmen einerfeitS burd^ Steuer* 
reformen 3U erljöljen, bie bisher aber bei ber Seöölterung 
auf ben größten SBiberftanb geflogen ftnb, unb anbrerfeits 
Ijat er bie äufjerft bebenflidje Sajjn beS Sdfjulbenmad&enS be» 
treten, moju il)n befonberS bie frangöftfd&en ^Berater unb 
Lieferanten ber galjllofen mobernen Äulturergeugniffe unb 
Spielereien toerlocft fyaben, an benen ber junge, tmpulftoe gfürft 
Dorübergefycnben ©efaden gefunben tyat. ©S ift gu befürchten, 
bafe, menn baS Sd)ulbenmad)en in gleicher SBetfe fortgefefct 
mirb, mie es ban! ber ®efd)tcfltd()fett ber grangofen nun be» 
gönnen Ijat, alsbalb SBer^dltniffe eintreten, mie biejenigen 
maren, bie es ben Qfrangofen ermöglichten, 1881 auf bie tljnen 
ftnangieU verfallene SRegentfdjaft SSuntS bie $anb gu legen. 

2)ie regelmäßigen ^auptetnna^mequeOen ftnb bie im Äoran 
öorgefeljenen Steuern beS ßetynten Don ben @infänften ber 
Untertanen: 3ifd)ur unb ber 2 V 3 pro^nt igen Steuer üom Kapital: 
Seffat. SSon beiben waren bie SWofdjeen, bie 9Witglteber ber 
Sd&erifen unb bie getftltdjen tfötperf d&aften früher befreit; gur 
6rjjöl)ung ber Staatseinnahmen ift biefe Steuerfreiheit jefct auf» 
gehoben unb baburd) große Unguf riebenljeit ergeugt morben. Sie 



3)et heutige Äutturftanb Wlatöttoi. 107 

$erfonalfteuer: SRaiba, bie Don ben nid)t gum Stab ei 2ßafl|gett 
gefyörenben Stämmen erhoben toirb, ge^t nur fc^r unregel* 
utäßig ein; Don ben 9Md)tmol)ammebanera totrb eineÄopffteuer: 
2)fd)egiat, erhoben. 2)ie reltgtofe ©teuer: #ebia, befteljt in ®e* 
fetyenfen, bie bem Sultan an ben brei großen moljammebanifdjen 
SafyreSfeften gemacht »erben muffen. <Dagu fommen bie @r* 
trägniffe aus ben (Stnfubr* unb äuSfuljrgöllen, bie }efct aber 
burd) bie fremben ©laubiger gum ßmeefe ber ©edfung ber 
ßinfen großenteils festgelegt ftnb. 2)aS Sabal« unb Äif* 
Monopol bringt nur geringe Summen ein. Steinet man 
bagu bie ferneren Auflagen, benen bie SBeDöllerung unter* 
morfen ift burd) bie SRaturallieferungen bei ben Sdeifen beS 
©ultanS unb ber Beamten, bei ben friegeriföen Gfrpebitionen 
gum Qwdt ber Eintreibung ber SRatba, bie fyoljen (Selbftrafen, 
bie ben ©teuerDertüeigerem auferlegt »erben, bie Soöfauf* 
fummen für ^Befreiung Dom SJHlitärbienft, ber $mierfauf, 
bie 3ßuna, bie bie ßingebornen allen SReifenben gu liefern 
baben, bie Slderbau» unb SSieljfteuer, bie gemäß ber Äon» 
Dentton Don ÜRabrib Don ben Sluälänbem unb ben ©djufc* 
genoffen erhoben mirb, fo ift bamit bie üßaffe ber abgaben 
nod) nid)t erfd)öpft, bie auf ber 3Raffe ber SeDölferung laftet 
unb fte beftdnbig gur SSenoeigerung ber Steuern treibt. £)abet 
aber ift ber Ertrag, ber mirfitd) in ben S3it ei 2M, bie 
©taatslaffe beS ÜRafygen, gelangt, fetyr Hein unb unguretdjenb, 
»eil ein feljr großer ^rogentfafc bfefer Don bem Solle er- 
preßten Summen in ben Stafdjen ber ÄaibS unb ber übrigen 
^Beamten Derfdjmtnbet. 2)aljer mürbe 1901 mit ber Beamten» 
befolbung au$ eine DöQige Steuerreform eingeführt, burd) 
bie ber SRatbgen bie Einnahmen regelmäßiger gu gehalten 
unb ber Unterfdjlagung beS meitau« größten Seils ber mirtlid) 
erhobenen Summen Dorgubeugen fudjte. 2)urd) biefe Sertib 
genannte Reform fönten ba8 adferlanb, bie gelber, bie Dbft* 
bäume, baS SSiet) mit einer feften ©teuer belaftet »erben. 



108 2)er gütige ftuftnrßaitb 9R<m>ffi>*. 

<Dem uriberfefeten ftd) gunäd)ft einige $ertragdm&d)te, bie bie 
ÄoitDention Don 1880 untergeidjnet Ratten; als btefe 1903 
aber enblidj in bie Reform etmmlligten unb ber Sertib ein* 
geführt toerben follte, ba toeigerten ftd) bie Gingeborneu, btefe 
©teuer gu galten, unb ba ber £ufftanb beö 9u Samara bagu 
tarn, infolge gal)lreid)er Stieberlagen ber ©ultanötruppen 
Döflige &nard)ie fd^uf unb bie @teuen>em>eigerer in ifjrer 
Haltung beftärfte, fo ift ber 9Rafl)gen baburd) nun in eine 
dufeerft fdjmierige $inanglage gebraut n>orben y bie bie 
frangöfifd&en ^inangleute gefdjidt auszubeuten Derftanben 
tyaben, inbetn fte ben ©ultau gu it>rem @d)ulbner matten. 
3anuar 1903 würbe bie erfte @d)ulb Don 7 '/, Millionen, im 
Februar fdjon eine ©eitere Don 10 SWitttonen Don frangojtfdjen 
unb fpantfdjen Sanlen geliehen, Don @nglanb balb barauf 
nod) 300000 £, f o bafc 1904 ber SRalljgen bereits eine Summe 
oon etma 22 7, Wittionen Sßefeten mit 6% gu Derginfen Ijatte. 
Unter bem Vorgeben, bem SKaffoen bie barau« ermadjfenen 
Saften gu erleichtern, trat ein Don ber frangöfifdjen Regierung 
unterftfifcteS Äonfortium IjerDor, bem mehrere ber grö&ten fron* 
göftfdjen Sanfinftitute angehören, unb ftrecfte bem 9Rafl)gen 
burdj Vertrag Dom 1 . Sinti 1904 eine mit 5% gu Derginf enbe unb 
in 35 3al)ren gu tilgenbe Summe Don 62 7, Millionen grancö 
Dor, bie burd) bie ßotteinna^men atter maroffanifd)en ^äfen 
garantiert ift. 2JMt $ilfe btefer betrfid)iltd)en anleite nmrben 
nun grnar bie früheren ©Bulben getilgt, aber bie iftfyrltd)e 
3tnSfumme feljr beträchtlich erfyöljt, fo bafe ber 3Mljgen grofee 
2J?ü^e Ijaben wirb, burd) bie Steuern bie ©innaljmen etngu* 
bringen, bie jefct für bie Sebürfniffe be<S Sultan« unb beS 
3Wafl)gen erforberltd) ftnb. @3 ift ba^er angunet>men, bafe 
bie ©teuerfdjraube nod) mefyr als bisher angegogen, bie 
Ungufriebenljett be« Solle* au« biefem ©runbe nod) meljr 
toad)fen, bie 2lnard)ie gunefymen, unb bamit bie Sntereffen 
be« $i)roitprätenbenten unb oor attem ber ©laubiger beö 2anbe3 



3>er heutige Äulturftanb SJtoroffoS. 109 

geförbert »erben werben. Übrigens ift baS ®elb jefct fdjon 
faft gang Derbraudfjt, fo bafe ber SRafljgen im £erbft öorigen 
SafyreS Don beulten ginangleuten 10 Millionen leiten mufcte. 

2)ie natürlichen Hilfsquellen beS SanbeS ftnb unerfdjöpflid), 
unb bei vernünftiger Ausbeutung berfelben unb bei einer ge* 
georbneten 33erwaltung fönnten fte minbeftenS einen geljnfad) 
fyöfjern 6rtrag ergeben, als er Ijeute ergielt wirb, aber unter 
ben befteljenben 3Serf)ältniffen ftnb fte trofc iljrer ttnerfdjöpf* 
ltd)feit faft wertlos. 

2)er 3lderbau wirb nad) uralter SCrt betrieben, oljne An« 
wenbung ber heutigen 2Jtofd)tnen, ©erdte, ©ungmittel unb 
oljne gwedmäfeige Anlagen gur vorteilhaften SBafferoerteilung; 
bie 33ie^jgud)t liegt gang banieber; ber Sergbau wirb fo gut 
tote gar nid)t betrieben. @S gibt feine gebahnten 2anbftrafeen, 
mit wenigen Ausnahmen feine ©rüden, feine ©idjerljeit für 
Steifenbe, feine georbnete SSerwaltung. £DaS ffierglanb ift 
ftredfenweife völlig entwalbet, an Aufforftung aber beult 
niemanb. 

Sug unb Strug betyerrfdjen baS Sßolf in allen feinen 
@<l)id)ten, benn niemanb traut feinem SRadjbar, jeber fud^t 
ftdj auf alle SBeife gu fd^ü^en vor Ausbeutung burdj bie 
Beamten, burd) bie Regierung. 355er es mirflid) baljtn bringt, 
mit unfäglidjer 3Mülje etwas meljr gu erwerben, als was il)n 
unb bie ©einen vor bem SSerljungern fdfjfifet, ber fud)t feine 
erfparten ©eiber felbft Dor feinen 9iäd)ften gu verbergen, 
bamit niemanb afynt, bafe er nodfj einen Sftüdtyalt Ijat. 6r 
vergrabt bie erfparte Summe unb borgt ftd) lieber gegen Ijolje 
ßinfen ®elb, wenn er etwas für fein ©emerbe brauet, weil 
er nid)t ben ©djein ber SBoljlljabenljeit irgenbwo erweden 
will, benn baS SSenige, was er Ijat, würbe tljm bann in gorm 
Don irgenbmeldjen Steuern abgenommen werben. 

S)ie Snbuftrie leibet unter biefen allgemeinen SSerljält* 
niffen aud) auf baS ftufserfte. SRarofto ift retdj an allen 



110 9k (artige JhiTlnrfUnib StacofbS. 

nur erbcnflidjcn 9tofy>robutten; cd tonnte in Suneni beS 
£anbeS eine fdjr gute gewerbliche äätigfät entwiefeü »erben, 
©er furchtbare Stenerbrucf nnb bie ftöBige ttnficfcrijeit f fliegen 
aber feben größeren gewerblichen Setrieb and, benn ein 
(Bemerbtreibenber, ber einen guten ©rtrag crjiette, würbe 
alsbalb ber ßrpreffung nnb SuSbentnng bnrd) bie ÄatbS 
jum Opfer fallen unb Sanfrott machen. <Die $anbarbeit 
würbe fiberbieS gn foftfpielig werben nnb bie moberne gabri* 
tationSwetfe wärbe ebenfo wie bie Snwenbnng ber heutigen 
Scferbauwerfgeuge ber äultnrwelt ben Unwillen ber Drtljo* 
bojreu erregen. 

3Me anfange für eine auSgebeljnte Oewerbt&tigfeit, bie 
and) bie beften SuSfid)ten anf gl&ngenben Srfolg tyitte, ftnb 
öorljanben in ber Se^tilinbuftrie, in ber $cpptd)fabrifation, 
in ben @titfereten, bie in ben £arem$ ausgeführt werben, 
in ber geberwareufabrifation, in ber Sopferei, in ber fünft« 
gewerblichen £olj* nnb SRetaUinbnftrie, in ber $erfteOung 
Don ®efledf>ten aller Slrt aus $alfa» nnb ©fpartograS. 

2)ie 8foSfid)tSlofigfeit, größeren ©ewinn gn ergielen, Der« 
Ijinbert bie (Eingeborenen überhaupt, irgenbwelti)en baljin* 
gefjenben Serfud) gn madjen, nnb fo befdp&ntt fid) bie gefamte 
nationale Arbeit auf bie Srgengnng ber nötigften SebenS« 
mittel nnb ®ebraud)8gegenfiftnbe. SBer barüber IjinauS 
etwas erwerben fann unb will, fud)t fid) ber SnSbeutung 
burd) bie ftaatlidjen 8e!)örben baburd) gu entgieljen, bafc er 
als ©djufcgenofie in ben 2)ienft eines BuSlftuberS tritt. 

@o liegt benn aud) ber #anbel im Snnern nollft&nbig 
in ben Rauben ber Suben, bie fo weit als möglid) bie 
©djufcgenoffenfdjaft beS SluSlanbeS nadrfudjen, unb ber duften* 
fyanbel wirb in ben bem SBerteljr überhaupt gug&nglidjen 
$ftfen oon SluSlänbern betrieben. 

©er $anbel ift batyer aud) nld)t entfernt bas f was er 
fein fönnte. 2)a8 SBolf ift gu arm, um bie (Srgeugniffe beS 



$er heutige Äultutftanb SWarotfoS. Hl 

8u8lanbe8 in groger ÜKaffe aufguneljmen; unb e8 i(t gu 
bebrfidft, um bie unerfdjöpflid) reiben natürlichen (SrmerbS* 
quellen ausbeuten, um felbft nur SRoljprobutte in grofcen 
Waffen gum Sjcport auf bie 3K&rftc bringen gu tonnen. 

SBBte fe^r ber Jpanbel jefct DoDenbS unter ben burd) ben 
SLufftanb be8 Su Samara erzeugten SSerljältniffen leibet, 
erhellt beutltd) aus ben neueften ftatiftifdjen Mitteilungen 
be8 frangöftfdjen ®efd)äft«träger« in Sanger. SDanad) be* 
lief ft$ 
bie einfuhr 1903 auf 62435489; 1904 auf 54495524 
bie «uöfu^r „ „ 36568396; „ „ 36489416 
gufammen 99003885 90984940 

fomit 1904 8018945 toeniger al« im Saljre 1903, unb 1905 
bürfte ßd) baS (Srgebni8 infolge ber fortbauernben Unruhen 
unb ber unseren anard)ifd)en ßuftänbe oielletdjt nodj un- 
günftiger geftellt tyaben. 

@o toeit man oon SBerteljrSeinridjtungen in SDtorotto 
fpred)en tann, jtnb fte ben ÄuSlänbem gu bauten, Oebaljnte, 
fahrbare ßanbftrafcen gibt e8 mit Ausnahme ber oon Sanger 
gum 2eud)tturm oon Aap Spartet unb Don f$feg nadj SWetineS 
nid)t. SBagen ftnb baljer unbetannt. ßum leiten unb gur 
Safienbeforberung bienen (5fel, $ferbe, SKaultiere unb Kamele. 
(Sifenbaljnen unb Selegrapljen befielen im Innern nidjt. 
8U>b«el*2lgig toollte einen Telegraphen für priöate ßtoecfe ein» 
rieten; ber SBiberftanb ber Drtljobojren bagegen gmang Ujn, 
baoon abguftetyen. (Sine 4 km lange (Sifenbatyn bauten il)m 
belgifd&e Ingenieure mm geg bis gu bem $art 2)ar SMjtbadj. 
Sie foU jefct fc^on verfallen fein. 2)ie Sßoft mirb oon 
beutfdjen, frangöjtfdjen, englifd)en, fpanifdjen unb eintyeimtfdjen 
marottantfd)en ^oftanftalten beforgt, unb in biefer 4Jinftd)t 
ftnb bie beutfdjen 6inrid)tungen bie bei weitem beften, toeö« 
Ijalb mit Vorliebe audj bie beulten Sßoftanftalten für ben 
Srief* unb ©elboerfe^r in 3lnfprud^ genommen »erben. 25ie 



112 3>er heutige Äulturftanb aRaroffo«. 

filteften gtnridjtungen ftnb aUerbing« Don granfretd) getroffen. 
1860 mürbe baS erfte frangöftfdje Sßoftamt in Sanger eröffnet 
unb mar bem in Dran unter georbnet; 1887 mürbe e8 felb* 
ftdnbig gemalt. 1893 mürben Stationen in allen $&fen, 
ferner in 61 ftafr, §eg, ÜMineg unb 2JtorraIefdj eingerichtet 
unb burdj regelmäßigen Sotenbienft Don bem ^auptpoftamt 
in Sanger au8 Derfetyen. ftranfreid) Derfügt aud) aber gmei 
Äabel, baS eine 1901 tyergeftettte, Derbmbet Sanger mit 
Dran, ba£ anbre 1905 gelegte getyt Don Sanger nadj (Sabig. 

(Snglanb I)at nur ein Don Gibraltar abhängiges |$oft* 
amt in Sanger unb eines in Gafablanca. Sin Äabel Der« 
binbet Sanger mit Gibraltar. 

2)te fpantfdje $oft mürbe ungefähr gleichseitig mit ber 
frangöjtfdfjen eingerichtet. Sie Ijat SJureau« in Sanger unb 
in aUen #äfen, tyr SMenft ift aber fefyr bef Kranit; ein ftabel 
Derbinbet Sanger mit Sarifa. 

©eutfölanb Ijat am 20. ©egember 1899 ba« erfte $oft* 
amt in Sanger eingerichtet unb bie große 3ut>erläffigfeit, 
burdj bie ftd^ ber beutfdje Sßoftbienft au8geid)net, l)at eine 
fc^r rafdje glftngenbe gntmidfong beS SßoftmefenS nadj pd) 
gejogen. 2lm 11. ^uli 1900 mürbe eine ^ofiagentur in 
ÜWarralefd), am 27. 3Rai 1901 mürben [ol$e in geg, 81 
tfafr, SRefineS unb fettbem in ben atlanttfdjen £äfen ein» 
gerietet. 2)ur$ ßa^lung Don @$nefligfeitsj>rämten Ijat bie 
beutle $oftoermaltung e8 ergtelt, ein gute« Sßerfonal gu 
gemtnnen, ba« ben SMenft mit erfreulicher @id)erljeit oerjieljt, 
obgletdj Seraubungen immerhin nodj nid)t gu ben Selten* 
Reiten geboren. 1904 betrug bie 3al)l ber aufgegebenen 
»riefe 1118319, bie ber eingegangenen »riefe 357858, 
239121 SBrieffenbungen meljr als bie frangöjtföe $oft unb 
für 1905 mar eine SBermeljrung be8 SSerfeljrö um 50 $rogent 
DorauSgufeljen. 3)er Mangel eines eigenen Labels madjt 
ftdj aber fc^r empfinbiid) bemerfbar. 2)ie beutfd)e $oft mirb 



©er heutige ßultutftanb 3Jtorof!o3. 113 

namentlich and) Don bem SDtotygen itnb ben ^öd)ften SJeamten 
be$ gangen ftmbeS mit Vorliebe, gum Seil au8fd)liefelid) 
benufct. 

Die lnarolfanifdje $oft i(t Don mittelalterlicher UrtDüd^pg- 
feit unb felbft Don ben Singebornen nnr menig benufct. 

(Sin öffentliches Seben in unterem Sinne beS SBorteS 
gibt e8 nict)t. 2)aö fogiale geben tft nad) alter orientalifdjer 
Slrt geregelt unb burd) ba$ #arem8»efen eingefdjräntt. 55ie 
©flatteret ift groar nominell abgerafft, ße beftetyt tatfäd)lid) 
febod) fort unb in SRarralefdj felbft »erben regelmäßig 
SflaDenin&rfte abgehalten. Sie ©Haücrct ift aber in SRaroflo 
etmaS anbereS als mir und barunter Dorfteilen. Sie becft 
jtdj ungefähr mit ber Seibeigenfdjaft, bie früher in ben d)rift* 
liefen Sänbern, biö Dor furgem nod) in 3tufelanb beftanb. 
2)ie ©flauen unb ©flamnnen, meift ©djmarge aud Snner« 
afrifa, merben gmar gum tfauf gefMt unb je nad) i^rer 
Äötperbefd)affeni)ett ober @d)önljett begabt, ©ie geljen als 
lebenbeS Snbentar in ben Sejtjj tljrer Ääufer über, merben 
aber Don biefen nid)t anberS beljanbelt benn als S)icnft* 
boten, merben als fold)e bem £au£ftanbe einverleibt, gut 
gehalten unb oerftetratet, um in i^ren tfinbern meitere ©ienft» 
leute in mögltdjft groger 3^1 gu bieten. 

SBaS baS geiftige geben anbetrifft, fo ift bieS Döllig un* 
bebeutenb. 2luSlänbifd)e ©djulen, namentlich frangöfifd)e, 
ftnb bemalt, Orunb für eine elementare moberne @d)ul» 
bilbung in ber maroffanifd)en SJeDölferung gu legen. 5)aS 
Südjttgfte leiften in tiefer SJegteljung bie Don ber Alliance 
Israelite in ben ^auptftdbten eingerichteten 14 tSraelitifdjen 
Spulen mit (1902) 1424 Änaben unb 889 3föäbd)en; in 
tynen mirb ber Unterricht natürlich in frangöftfdjer ©prad^e 
erteilt, bie baburd) feljr grofee Verbreitung im gangen ßanbe 
finbet. Sludj eine arabifd)*frangöftfd)e ©djule in Sanger 
trägt bagu bei. Sei ber im Vergleich gur ©efamtbeDölterung 

3) i er dl, SRaroffofragr. 8 



114 3*r 

nerförninbenb fleinem 3*9 Kefer eOptitm $ U»r Gcfolg 
Ittoxfc gering. 3»m eri )üi olcrbtng* betridjttüt) grifcr att 
ber ber 4riftti$en IBif ftonen, barem Semmlptmgen ber mo$am* 
metamfdpn StooUerung gegenüber fo gif mit ergebnislos 
ftnb. So SRanien ba£ Qpiftcnbun annehmen, «fallen fic 
meift balb im Serfäfr mit ben 8n£lanberu üi rdigiöf en 3*» 
b iffe ie niiS rnng nnb St$et£mn&. 

JDie mit ben fRoföeen nnb OrbenSltfnfeni nerbunbenen 
Aoranfönlen ftnb bie einzigen ein^eimtfiftm SilbungSßätten, 
bie in einigen ftöljeren Seminaren in $ej, fRarrafcfd), 
Setnan nnb Stabat Ujre 6rgdn)nng {falben. 75 ftrogent ber 
Setrölltning minbeften* ftnb bed £efen£ nnb ©djreibenS 
nnfunbig. 

60 bietet ba« ©efamtfrüb ber (ente in Staroflo be* 
ftdjenben Jhittur menig (Sifrenliifteft nnb läfet für bie nädtfte 
ßufnnft feine toefeiittitfc $ebnng nnb Sejfening enoarten. 



6. 

3Der Wettbewerb £>er Kulturmä(|>te 

um tttaroFF <>♦ 

5)ie troftlofen fulturetten ßuftänbe 9J?aroffo8 mußten 6c* 
ßreiflid)eru>eife fortgefe^t Slnftofe in ber tfulturtoelt erregen, 
im befonberen bei allen ben SSölfern, bie mit bem SRagbreb 
in engere mirtfc^aftltd^e unb poUtifdje Regierungen getreten 
toaren. 

2)urd) ba8 ^rotofott ber 2Waro!foIonferen g Don 1880 Ratten 
bie 2Bertrag3mäd)te ja aUerbing« nic^t nur bag Sdjujjgenoffen* 
fd)aft«tt)efen gu regeln gefugt, fonbern aud) bie Ieitenben 
©eftdjtöjmnfte für iljre internationalen Regierungen gu ÜJtoroWo 
unb für tyr eingreifen in beffen SScr^ältniffc feftgeftettt. S)ie 
ttngufriebenljctt ber SBeoölferung aber biefen SSertrag, unb 
im befonbem bie ber ^Beamten über bie ginangfontrolle Don 
SuSl&nbern beljufö SBerginfung unb 2lbgal)lung ber Ärieg«* 
«ntfdjäbigung an Spanien unb einer 1862 fontraljierten 
@taatsfd)ulb Don 7 8 SRillton £ an (Snglanb, ftetgerten nur 
fcie Abneigung gegen bie Stiften unb alle iljre merfantilen 
unb fonftigen jBeftrebungen, im SRagbreb fjufj gu faffen, 
fotoie Dollen bd gegen alle Steigungen beS Sultan, ben SReform* 
forberungen ber Sluölftnber ettoa ®el)ör gu fdjenfen ober gfolge 
gu geben. (Sin (Sinflufc ber aSertragSmädjte auf bie Hebung 
ier inneren Sage, auf bie SBefeitigung aller ttnbequemltd&feiten 
unb ber Unjtd)erl)eit,. ber bie SuSlänber in SKaroffo aus* 

8* 



116 $er SBettbemerb ber Äulturmä<$te um STOaroffo. 

gefegt toaren, mürbe um fo meniger ausgeübt, al« bie 2Rdd)te 
nid)t gufauimenurirften, Jonbern burd) 6iferfud)t unb Äon* 
furrengneib einanber oielmeljr entgegenarbeiteten. Sie ge« 
toälpten bamit ben flauen SRagljrebinern einen (Sinblid in 
il)re Sntereffengegenfdfee unb ein ÜRittel, biefe gu fteigern 
unb fid) felbft nufebar gu machen, baä einbringen auSldnbifdjer 
SBaren, Sbeen unb ftulturoerbefferungen gu erfahrneren, bem 
rafd) unb (tetig »adrfenben internationalen SSerfe^r mit 
3Karoffo größere ©djmierigfeiten, $emmniffe unb Unan* 
neljmlidjfeiten gu bereiten. SRaroffo felbft blieb barfiber 
auf feinem niebrigen SRtoeau fielen, um bann fdjlie&lid) nod> 
tiefer gu ftnfen, als ber 1894 gur Regierung gelangte Sultan 
Abb*el»Agig nad) bem £obe feines fingen unb getieften Orofc* 
n>egir$ Adjmeb 5Ben SRufa, JebeS 3ügel§ lebig, ben Der* 
fütyrerifdjen SSorf Siegelungen unb Rodungen non auSldnbifdjen 
Abenteurern unb gemiffenlofen Agenten gum Opfer fiel unb 
unter unerhörter SSerfd)U>enbung feiner befdjrdnften SRittel, 
geblenbet burd) ben ©lang ber neueften tedjnifdjen Errungen« 
fdjaften unb ber (Srgeugniffe ber mobernpen Kultur, biefer 
in überftfirgter SBeifc Eingang in feinem Steidje gewdljren 
aollte. 3)enn biefe« unoerftftnbige Sorgefyen Ijat bie furdjtbar 
fernere unb ernfte n>irtfdjaftlid)e unb politifdje ÄrtflS, bie 
gegenwärtig befte^t, befd)leunigt unb ben ©djerifen ber 
®efaljr nalje gebraut, fid) eines Jage« Don bem Sfcogi ober 
Don einer ber am einflu&reidjften geworbenen fremben SRddjte 
feiner £errfdjaft beraubt gu fefyen. 

2)ie rafdje Cmtmiclluttg ber tfolontalpolitif ber europdifdjen 
SRddjte unb tfyr nid^t minber großer n>irtfd)aftlid)er Auf* 
fd)»ung, ber ba« Verlangen nad) größeren unb neuen 8b» 
fajjgebieten für bie (Srgeugniffe europdifdjer Snbuftrie ftetgerte r 
mußten natürlich aud) baS Augenmerf aller meljr unb me^r 
auf SBaroffo lenfen unb fle neranlaffen, feine SBejtyergreifung 
ober Aufteilung gu erodgen, minbejten« aber baljin gu ftreben. 



2)er SBettbewerb ber tfulturmädjte um SRaroffo. 117 

für bicfc fpäteren Sxot&t bort (äinßufe unb Dorerft einen 
möglid)ft ergiebigen 3Karft gu ftnben. 

2)a aber bem ftdj immer meljr fteigernben SBerfeljr gegen 
über Don maroffanifdjer Seite nidjtS gefdjal), um tljn gu 
erleidjtern, um im Innern ertrdgltdjc ßuftänbe unb bie 
ÜRöglidjfeit {teurerer unb bequemerer SJemegung gu fd)affen, 
fo faljen bie ÜR&c^te ftd) genötigt, gur ©elbftljilfe gu (breiten, 
tote man e$ fdjon 1865 getan Ijatte, als, auf gemeinfame 
Soften unb unter ben burd) ben SSertrag Dom 31. SRärg 
1865 fcftgefejjten äJejttmmungen fetner bauernben gemein« 
fatnen Unterhaltung, ber etngige 2eud)tturm beS SanbeS, ber 
Dom Aap ©partel, errietet mürbe. 

3)er gänglidje SRangel an ^gienifc^en SSorfe^rungen l)at 
bie ftonfuln feit lange Deranla&t, toemgftenä in gftllen Der« 
Ijeerenber Spibemien einige ©djufcmafcregeln für bie Europäer 
gu ergmingen, bis es üjnen enbltd) gelang, 1879 bie (Sin* 
fe^ung eines OefunbljeitSrateS mittels fti)erififd)en (SrlaffeS 
gu ergielen. (Sr unterjteljt ber Leitung ber Äonfuln unb 
erftredt feine Sätigfeit über bie £auptljftfen. gür Janger 
im befonbern mürbe 1892 Dom biplomatifdjen ÄorpS bie 
Silbung einer Commission d'hygiene erreicht, bie bie 4jäfen* 
fanitätspoligei, bie ^^gienemagregeln, bie Steinigung unb 
baS 2lbful)rmefcn fontroHiert. 

35em ÜWangel an ^ofpitdlern ift ebenfalls Don 2luS« 
I&nbern abgeholfen roorben. 1864 mürbe baS erfte frangöjtfdje 
tfranlenljauS in Sanger gefdjaffen, baS 1893 mefentlid) er« 
»eitert unb in bie gefunbe SSorftabt 9Warfd)an oerlegt morben 
ift. S)ie fpamfdjen ftrangisfaner grünbeten 1892 ein Äranfen« 
IjauS, aud) bie (Snglänber Ijaben foldje errietet. (Sin eng« 
lifdjeS SSaifenljauS unb mehrere äßofyttfttigfeitSanftalten mirfen 
fegenSreid). 

1897 entfprad) ber (Srofcmegir bem infolge ber $eft im 
Orient geltenb gemalten Verlangen, bie Pilgerfahrt nad) 



118 2>er ©ettbroerb ber tfulümnädjte um STOaroffo. 

3Refta für ba£ gebaute 3a$r gu verbieten itnb 1899 nmrbe 
auf einer t>or SWogabor gelegenen Snfel eine Quarantäne« 
anftalt für bie aus Sfteffa fommenben $ilger unb fonftige 
Äranfl)eit8öerbädf)tige unter internationaler Kontrolle eröffnet, 
nad&bem SRuleg SRotyammeb fd>on 1865 baju feine ®e* 
neljmigung gegeben Ijatte. 

Seit (anger Seit bemüht ftdj ba* btylomatifdje ßorp« 
um ben Sau einer SBafferleitung, um ben einer SRarttyaOe, 
um eine Reform ber ©djlad&tljäufer, um ^flafterung .ber 
©trafen, um Beleuchtung ic, bie maroffanifdjen Beworben 
aber brauchen immer feljr beträchtliche 3eit, bis fte bie 
geringfte Neuerung genehmigen. 

2)a8 SertelpSmefen beburfte befonber« grunblegenber 
Umgestaltung, ffli^er iffc nur auf bem ©ebtete be« $ofi* 
toefenS, tote im vorigen Kapitel mitgeteilt, #en>orragenbe« 
geleiftet morben. Süperbem fytt ftd) nur ber ©djiffaljrts* 
Derfe^r erljebttd) gefteigert. 6r roirb au$fd)Uefelid) Dom 9u& 
Ianbe beforgt, unb gmar ftefyt aud) l>ter granfreidf) an ber 
©ptfee. 3)rei ©efeUfdjaften öerfefyen ben ©ienft jrmfdjen 
5Warfeifle unb SRaroffo, brei ben gmifdjen ©unferque, £aüre 
unb SWaroffo, jmet ben gnrifd&en Algerien unb SWaroffo, eine 
ben gtoifdjen ©enua unb SRaroffo. Gibraltar ift mit Sanger 
burdfc g»ei englifdje Sinien Derbunben, fteben anbere &erfel>en 
ben 2)ienft gtoifd^en Qmglanb unb bem 2ftagljreb. S)eutfd^« 
lanb ift burd) bie Dlbenburgif<Htortuglejtfd)e ©ampffd&tff«* 
reeberei, burd) bie ©eutfd&e Dftafrifa* unb burd) bie 
©lomanlinie regelmäßig, burdj ben SRorbbeutfdjen Sloijb unb 
bie SReptungefellfdjaft gelegentlich mit SWaroffo in SSerfe^r 
gefegt ©ine fpantfdje Sinie, eine fifterreidjifdje, vermitteln 
ben 3Serfel)r gtoifdben ben betreffenben Sänbern unb bem 
SRagljreb. 3)en bei ©eitern größten ^auptanteil an bem 
@d)iffaljrt8üerfeljr f)at (Snglanb, in gmeiter Sinte folgt ©eutfd)* 
lanb, in britter ftranfreid). 



©er Wettbewerb bet £ulturmÄd)te um SRorofto. 119 

2)te öffentliche ÜReinung ber in Sänger anfdjflgen 8luS* 
länber fanb iljren SluSbrucI in einer DerljdttntSinäfeig um* 
f angreifen treffe. @S ftnb bie fpanifdjen Settungen: El 

Porvenir, £1 Eco Mauret an o, El Africa Espanola, bie fransöfi* 
fd)en: Journal da Maroc, Le Maroc, L'avenir musical de 
Tanger; bie englifdje: El Maghreb el Ak$a; bie arabifd)e 
Assada unb bie Ijebrdifdje El Magrebi. 

VeuterfenSmert für bie (äntmidlung ber internationalen 
SBejie^ungen ber 3Käd)te jum SDtogljreb feit 1880 ift nun, 
bafc bie Snitiatiöe gur Verfolgung einer praftifdjen 2Raro!fo* 
politif, bie auf umfangreiche ^Beteiligung am #anbel ober 
am jufünftigen Veftfc beS SanbeS abhielte, bis auf ftranfretd), 
burdjmeg Don prioater Seite ausging unb bafc jid) bie Sie* 
gierungen gum Seil erft nadj langem Sägern gum ^anbeln 
entfd)loffen. 

Spanien, baS jufolge feiner Sage unb bei ber nad) Dielen 
Saufenben jfiljlenben 3Kaffe Don SanbSleuten, bie im ÜJfagljreb 
anfäfflg ftnb, baS größte Sntereffe an feiner mirtfd)aftltd)en 
6rfd)liefeung unb an feiner Iaufmänntfd)en Ausbeutung 
gehabt &ätte, unb baS ftets fein tyiftorifäeS 33eft^red)t auf 
biefeS Sanb in ben l)od)tönenbften SBorten unb gforberungen 
geltenb gemacht Ijatte, lieg eS bei ben SSorten bemenben, unb 
bie Spanier haften gubem nie Derftanben, ftd) in SRaroffo 
beliebt gu machen, ein freunblidjeS Verhältnis mit feiner 
Seoölferung angubaljnen, fidj Dtelmefyr biefer im Allgemeinen 
Dertyafet gemalt burdj iljren 4?od)tnut. 2)ie AftionSpartei 
für eine frdftige tf olonialpolitif, bie in ber ®eograpljifdjen 
Oefellfdjaft Don 3D?abrib eine energifdje Vertreterin fanb, 
befdjlofc jebod), ba ÜWarolfo felbft nid)t IjerrenlofeS Sanb mar, 
baS füblid) baDon gelegene etma 200 km lange ftüftengebiet 
am SRio Dro unb SRunißuffe Don 6ap Sojabor bis ßap SBlanco 
gunftdjft mit SBefdjlag gu belegen, in ber Hoffnung Ijier ein 
einträgliches unb ergiebiges StrbeitSfelb gu gewinnen. So 



120 $er SBetttaoerb ber äufturrnftcftte um StatoRo. 

tourbe benn biefe« ©cbiet im tarnen ber Spamfdjen ®eo* 
graptyifd&eu ©efettfdjaft am 28. SRooember 1884 befefct. 
3)urd) Verträge mit ben Sd)etf(j« be£ £interlanbe$ würbe 
aud) biefe« 1892 bagu gebogen, unb ba bie SBeranftalter be« 
Unternehmend bie ffibltd)e ®renglinie iljre« neuen SBefifoe« 
ber Sid)erl)eit falber gleich bt« SSmbuftu gogen, fo mar 
bamit ein mächtiges Kolonialreich gewonnen. 2)ie Regierung 
naljm biefe« grofee ®efd)enf bann aud) gerne an, aber fte 
aar nidjt in ber Sage, irgenb etwa« 9tennen«iDerte« bafür 
gu tun, nnb ba aud) bie faufm&nnifdjen unb inbuftrieUen Greife 
nichts gur grföliefeung btefe« großen SBüfienretdj« leiteten, 
fo blieb ber SBeftfc be«felben ein oöUtg unfruchtbarer, fjfranfc 
reid) aber fc^lofe bann am 27. Suni 1900 einen Vertrag mit 
Spanien, burd) ben ber ^afen oon (5ap Slanco unb ba« 
gänge ^interlanb Don Sbrar, mitfamt ben fefyr ergiebigen 
Salglagern Don 3ftfd)il in feinen 5)ejt|) überging unb burd) 
ben es ftd^ au&erbem ba« 5Borfauf«redjt ber gangen 3tio be 
Orofüfte Dorbeljielt, wenn ober fobalb Spanien ftd) be« ba* 
burd) für biefe« gang nufclo« geworbenen Küftenlanbe« für gutes 
©elb entlebigen will. So ft^erte e« jid» ben »eftfc be« 
$interlanbe£ ÜRaroffo«, feine SBerbinbung mit Senegambien, 
einen neuen ßugang gum £tlantifd)en Dgean unb fd)lo& 
SRaroffo im ©üben bon bem SBerfeljr mit bem Subau ab. 
1893 entftanb gwijdjen SRelilla unb feinen Umwohnern 
ein ernfter Konflttt, ber beinahe gum Kriege geführt fjätte, 
aber fd)liefclidj, nad) ßa^lung Don 5 SRittionen ©uro« @nt* 
fdjftbigung unb burd) ©ewaljrung einer neutralen ßone um 
ba« $räjtbio fetten« SRarofto«, beigelegt nmrbe r obgleid) bie 
aftion«partei ber fpanifdjen 2NaroIfantften ben Krieg bringenb 
forberte in ber ftdjeren Erwartung, ben 3KagI)reb enblid) 
Spanien einguoerleiben. #anbel unb Sd)iffal)rt mit ÜRaroffo 
gu Ijeben, ftd^ bort eine angefeljene Stellung unb ©tnflufe als 
Kulturträger gu erringen — baran . bad)te man nid)t unb e« 



2)er 5Bettberoerb bet ßulturmÄdjte um üRaroffo. 121 

i(t begei*nenb, bafc (Spanten an bem ca. 100 Millionen 
mertenben ©efamtljanbel 3Karoffo$ mit bem 2lu$lanbe nur 
mtt 7 930 076 fronte im Saljre 1903 unb 7 662 972 im 
Saljre 1904 teilnimmt unb in öierter State fte^t; l)injt*tli* 
ber Sluöfu^r na* SKarotto mit 1980 680 (1903) unb 
1235052 (1904 — 745 628 toeniger als 1903!) ftet)t eS 
fogar an (elfter, l)injt*tli* ber @infu^r au£ ÜRaroffo mit 
5922396 (1903) unb 6427920 (1904) bagegen na* <Deutf** 
lanb unb üor granfrei*, gemäfe ber neueften frangojtf*en 
©tatiftif, an britter ©teile. 

35er 1904 entworfene $lan, in SRelilla einen großen 
4janbel§fyafen anzulegen, mürbe ni*t ausgeführt unb ift 
burd) baö SBorgeljen ber Algerier in $ort ©aij unb SKar ß&ica 
au* für bie Swfunft t>öttig öereitelt. 

Portugal, ba« toofyl baö größte l)tftorif*e 3fte*t gehabt 
Ijfttte — menn man Don einem folgen überhaupt Ijier fpredjen 
fann — ft* auf maroffanif*em ©oben feftgufejjen, ba e8 
als gröberer bort guerft »or aUen anbern *riftltd)en SSölfern 
erf*tenen mar unb im Saufe gmeier Saljrljunberte enorme 
Opfer für bie (Spaltung feines fetter errungenen SeftjjeS 
bra*te, fyat ftct) DoQig gurücfgeljalten unb ift an bem ©efamt« 
Ijanbel mit 2Karoffo nur mit 509 125 (1903) unb 407 248 
(1904) beteiligt. 

Slnberö jebo* granfrei*. 

Solange biefeö mit ber Eroberung Algeriens bef*äfttgt 
getoefen, Ijatte e$ jt* ni*t Diel um SRaroffo belümmert. 
5fta*bem e§ aber feine ^wrftyaft bort geft*ert, 1881 au* 
bie Oberljoljeit über £uni§ erlangt Ijatte, trat ber trabitionelle 
politifdje $lan mieber in ben Sßorbergrunb, bem Seifpiel ber 
SRömer, als beren politif*e (Srben fte ft* [a überhaupt gu 
betra*ten lieben, folgenb, ba$ SWittelmeer gu einem frangöjtf*en 
^Binnenmeer gu machen. SBegeljrli* blicften bie frangöjif*en 
Äoloniatpolitifer unb bie SUgericr nun au* na* 2Raroffo 



122 £>tr ffietibewerb ber Äulturmädjte um StaroRo. 

hinüber, um ber Stabführung be£ 2Bunfd)e£ ber ©Raffung 
eine$ mächtigen afrifanifd)en AoloniaIreid)3 näherzutreten, 
inbem guerft bie üorfyanbenen Veftyungen im Sorben mit 
benen am Senegal unb am ®olf Don ®uinea in Verbtnbung 
gebraut mürben. 1878 l>atte ber Ingenieur 3)upond)el fdjon 
ben $lan einer ©afyarabaljn oon Dran über 3n ©alalj nad) 
5£tmbuftu entworfen, unb Dberft ftlatterö l)atte, in ber Ver- 
folgung beSfelben, 1881 feinen S£ob gefunben. 3)er Seftfc 
ber Dafen, bie ben SBeg Don Algerien nad) Ximbuftu unb 
bem Senegal begegnen, mar fomit erforberltdj, ba biefelben 
aber früher unter maroffauifd)er Dber^o^ett geftanben unb, 
geitmeife gum mtnbeften, Sribute an bie ©djerifen gegast 
Ratten, fo mar ein gtnfprudj ber lederen immerhin gu be* 
fürchten, ja aud) ber 3Räd)te, bie ben Vertrag Don 1880 mit 
untergetdjnet Ratten, menn biefe bie oon ben $rangofen auf« 
gefteUte Vefyauptung ber Unabhängigst jener Dafen nid)t 
anerfannten. 

2)er ftarfe SBiberftanb, auf ben fte in ber SfaSfüljrung 
iljrer 2lbftd)ten fliegen, fdjrecfte fte gmar nic^t ab, aber er 
oerlangfamte bodj iljr Vorbringen nad) bem ©üben, Sugleidj 
jebod) mud)$ audj bie Vegierbe, SRaroffo iljrem SReid^e ein» 
gutoerleiben in bem SWafce um fo [tarier, als bie Äolonial* 
bemegung iljrem (Snbe entgegenging au8 Mangel an Sauber* 
gebieten, bie nod) gu befefeen waren, unb in bem SRafce, als 
fte fallen, ba& audj anbre Völler, oor allen tyre größten 
©egner auf bem ©ebtete ber tfolontatyolitif: bte (Snglänber 
— benn bie ©panier maren für fie nidjt gu färbten — 
iljren (Sinflufe in ÜRaroffo immer mefyr fteigerten unb iljren 
£anbel mit bem SWagljreb berart förberten, ba& bie ÜRono* 
polifterung beSfelben fettend ber (Snglänber nur nodfj eine 
2frage furger Seit mar. Um bem in etmaS entgegengumirlen 
fdjloffen fie bafyer benn aud) am 28. Öftober 1892 einen 
günftigen #anbel8Dertrag mit SRaroffo ab. 



2)er äBettbewerb ber Äulturmädjte um aflaroffo. 123 

granfreid) begann nun mit bem Verlangen ber SRegu* 
lierung ber algertfd)*maroffamf<i)en ®renge. 2)iefe aber 
bebeutete in bem Umfange in bem fte geforbert mürbe, gleich 
bie Seftfcergretfung eine« großen £eil$ be8 heutigen SRaroffo. 
3)enn unter ber SJeljauptung, bafe bie natürliche ®renge ber 
3Kulutjaflu& fei, beanfprudjte granfreid) ben gangen Öften, 
©üboften unb ©üben SRaroffoS. S)amit märe ber aWagljreb 
auf V 3 feinet eigentlichen heutigen Umfangt gurütfgefütyrt 
unb Dillig {foltert morben, benn menn granfreid) bie Orenge 
bis gu bem Queflgebiet bed SMutja ausbeute, fo mären 
bie reiben Sänbermaffen bed @u« unb be8 JDraa in feinen 
SBejtfc gelangt. 

63 trat bemgemäfc allmäljltcl) mit ber 2lnjtd)t fyerDor, 
SRaroffo fei bie notmenbige (Srgängung Don Algerien unb 
Xuneften; ber Seftjj biefer beiben Sänber bebinge gerabegu 
ben Don SDtaroffo, gebe tljm baö 5Red)t auf ben Sfofprudj, 
ba« gange Älein=2lfrifa gu bejtfcen. JDiefe 8njtd)ten ftnb 
benn aud) bie Ijerrfdjenben bis auf ben heutigen Sag in 
frangöjtfctyen unb befonber« in algerifdjen Äolonialfreifen 
gemefen unb nur nod) burd) Semeiömaterial gu befeftigen 
gefugt morben. alle ©d^riftfteUer über SDfaroffo unb alle 
SReifenben fufeen barauf, namentlid) 3KoulieraS, Segongac, 
gallot, (Stiemte unb nadj tljnen ade, bie aus tljnen gefc^öpft 
Ijaben, erflären einftimmig, bie grangofen unb nur fte fönnen 
unb muffen bie (Srben SKaroffoö fein, beffen työljere unb 
gebilbetere klaffen ebenfo mie bie ber Arbeiter, bie in Algerien 
ben SBert Ijöljerer Äultur fennen gelernt Ijaben, ftdj audj 
fdjon banaefy fernen, unter frangöftfdje £errfd)aft gu gelangen. 
£)ie $olitif beS Status quo fönne im 3föagl)reb nid)t auf« 
redjt erhalten merben; bie ©Dolution ber politifdjen mie ber 
SRaturmiffenfdjaften geige bieö aud) in ber tslamitifdjen SBelt. 
9Son einer Stellung aber fönne feine SRebe fein, nur eine 
3Kad)t fönne über SKaroffo Ijerrfdjen, beffen Regierung ein* 



124 2>er SBettbetoerb ber äulturmftd&te um SWoroffo. 

^eititc^ geregelt werben mü&te; Ijiergu aber wären nur bie 
Stangofen berufen burdj bie ®efd)id)te, burdj il)re Saljr* 
Ijunberte langen politifdjen öcrtragSmäfctg geregelten 33e» 
gte&ungen unb als Ferren üon Algerien unb Stuneflen, bie 
nid^t bulben tonnten, bafe eine frembe SKadjt fle etwa einmal 
Don SBeften l)er bebrobte. rr 3Bir fönnen ÜRaroffo mit 
üliemanb teilen" fagt (Stienne in feiner SJorrebe gu bem 
SBerfe SegongacS. granfreid) fei burdj feinen Sefljj Don 
Algerien unb StuniS eine utoljammebanifdje SRadjt geworben, 
bie baS SRec^t nidjt nur, fonbern bie $fU$t Ijabe, für iljre 
moljammebanifdjen Sntereffen in Äfrifa gu forgen unb 
SRaroffo werbe bereinft „ber fdjönfte ßbelftein in ber ftrone 
granfrei d)S fein 11 . 35ie grangofen feien bie 6rben ber 
geizigen £errfdjaft, bie bie Araber aber bie Serber ausgeübt 
baben, ebenfo wie ber polttifdjen $errfd)aft, bie bie rauben 
SRaffen ber Serber biSljer in gang SRorbafrtfa befeffen 
Ratten. 3a, 9J?oulieraS unb nad) tym Diele anbere weifen 
aud) barauf fytn, bafe granfreidj, beffen Seoölferung gurücl* 
geljt, baS Dolfreidje SWaroffo ^aben mufc, um feine polttifdje 
Stellung gu behaupten unb in ßufunft gu fidjern. „SBeldje 
3Ra$t fönnte 2 Millionen nad) frangöftfdjer 2lrt gefd)ulter 
berberifcfcarabifdjer Ärieger wiberfteljen?" „300000 mufel* 
mdnntfdje ßrieger in ben Steigen ber grangofen »erben biefe 
gu sperren ber SBelt madjen" ic. 

Sud) in wirtfdjaftlidjer JBegieljung fyält man bie ©in* 
begieljung SRarotfoS feit 20 Sauren für unbebingt er» 
forberltdj, »eil SHgier unb SEuniS nur geringen ©rtrag ab« 
werfen, ÜRaroffo bagegen fo überaus fruchtbar ift unb unter 
frangöftfdjer SBerwaltung binnen furgem baS Qt\)ti» nnb 
3ReIjrfadje ergeugen fönnte als tjente unb als Algerien unb 
Snnejien jemals gu probugieren imftanbe fein werben. 

3)te in Algerien in öOj&tjrigen Äftmpfen gemalten ernften 
Erfahrungen unb bie genaue Kenntnis ber ®efd)idjte 2RarottoS 



©er äBeitberoerb ber ßulturmädjte um Sftaroffo. 125 

mußten ja bie grangofen aUerbingä barüber belehren, bafc 
eine fdjnette Eroberung 2Waroffo8 au8gefd)loffen mar; bte 
©rfaljrung mit StuniS geidjnete aber anbrerfeitö ben SBeg 
Dor, auf bem bie allmdbltdje Seeuifluffung ber 33eöölferung f 
bte frieblidje fulturefle Eroberung Dor fiel) geljen mufete, efye 
baö ^roteftorat erlldrt imb bamit ber lejjte Stritt Doüjogen 
merben tonnte, ber bie oöllige 4?errfdjaft über baö £anb t>or= 
bereitete: „28ir fotten ntd)t öerfudjen, ben Serber gu afftmi* 
Ueren, fonbern Ujm feine Sitten, @ebrdud)e, ©efefce . . . 
feinen ®lauben, feine SSorurteile . . . Iaffen, toir muffen un$ 
nur bemühen, feine foftbare Unterftüfcung für 3 ^auptanf* 
gaben gu crmerben: ben tfrieg, ben Scferbau, bie 3Sieljgud)t." 

„3Me $olitif, bie mir prebigen", fagt (Sttenne, „ift bie 
fdjrttttoeife aber fortgefefcte (Sntoidlung beö frangöjtfd)en 
©influffeö in ÜRaroffo. Und liegt e$ ob, ben Sultan auf 
ben SBeg beg f$fortfdjritt8 gu führen unb ftdjerlid) ©erben 
mir bieS mit mefyr ©efdjid unb SSerftdnbniS tun, al« e8 
guroeUcn unfere Nebenbuhler getan Ijaben." 

2Ran mufc gefteljen, bafc bie Sfrangofcn iljr Slftion^^ 
Programm unb it)re $o!iti! begüglid) be£ SRagbreb in ben 
legten gtoangig Sauren mit Sefyarrlicfyfeit , Statfraft unb 
®efd)t<I verfolgt tyaben. (Snglanb unb Spanien legten ben 
grangofen atterbtngS Sefdjrdnlungen auf unb gmangen fte gu 
öorftdj)ttgem SBorgefyen, aber fte ttermodjten nidjt, fte gu Der* 
^inbern, i^re $ldne begüglid) ber Dafen mie SRaroMo« un» 
entmegt gu verfolgen. £eid)t gemadjt timrbe ben grangofen 
bas aud) fonft nid)t. 

SMe SRieberlage, bie fte 1898 in gafdjoba Don ben (Sng* 
länbern erlitten Ratten, betrieb iljnen, bafc fte im SRtltal unb 
9tgt|ptcn nid)t8 meljr gu ertoarten Ratten, bafc (Snglanb biefe 
nid)t meljr räumen mürbe, um fo meljr mußten fte nun 
barauf bebaut fein, iljre Qmtde im äßeften gu verfolgen. 
So fdjloffen fte benn gunddjft mit (Snglanb ben Vertrag 



126 3>er ©rttbewerb ber ÄuÜurmä^ie um ttoroffo. 

Dom 31. ÜRdrg 1899, bur* ben bie beiben 2R&$te ben 
@uban berart unter jt$ teilten, ba& ßnglanb ben Dften, 
grranfreity bte weftlidjen Seile ber Samara unb bie mokant« 
mebanifdjen Äleinftaaten bed mittleren @uban: SBagljirmi, 
äBabbai, ftanem erhielten. Slld bie (Sngldnber bann burd) 
ben Surenfrieg im ©üben ÄfrifaS in änfprud) genommen 
waren, Ijielt granfretd) ben Slugenblicf für günftig, ben 
SBorftofe nad) ben Xuatoafen gu machen unb biefe gu befefcen. 
1899 brangen bie frangöftfdjen Sruppen nad) Sibifelt öor, 
befefcten 3n @alafj, 1900 3gli unb Simmimun, bie $aupt* 
oafe Don ®urara, 1901 unter ©eneral Serviere bie Dafen* 
gruppen Don Suat; Serber au« Saftlelt, bie ben Dafenftdmmen 
gu $ilfe gelommen waren, würben gurüdgefölagen. 3)er 
(ginfprud) ber @$erifen unb beS 3Ratf)gen fanben !aum 
Seadjtung unb ber 3Rini{ter beS äußern granfreidj* benufcte 
bie 8nmefenf)eit ber maroRanifdjen ©efanbtfdjaft in $arid 
am 20. Suli, um burd) einen Vertrag jeben »eiteren Sin* 
fprud) SWaroffo* gegen ben frangöftfdjen Seftfc ber Suatoajen 
au£gufd)lief}en. 3)ie ©rengftdmme, bie fär ÜKaroffo optierten, 
follten auf maroffanifdje« ®ebiet, biejenigen bie fär granf* 
reid) optierten, auf algertfdje« öerpflangt werben unb burd) 
Sinfefeung Don Orengfommiffaren in ttbföba unb gigig 
einerfeits, in gaüa SRagfyiia unb 8fin ©efra anbrerfeitö, 
foHen banad) alle Streitigfeiteu gefd)lid)tet werben, bie bisher 
gwifdjen biefen Orengftdmmen beftanben $aben. 

SMefe gntroidtlung wdre wo^l nid)t fo rafd) oor ftd) 
gegangen, wenn ber Oro&wegir 8d)meb 33en 3Rufa am geben 
geblieben wdre; er ftarb jebod) — an ®ift wie man an« 
nimmt — 1900, an feine Stelle trat be* Sultan* ©ünftling 
€1 3Reneblji unb ber fd)ertftfd)e $of würbe ber @$auplafe 
be« SBettbewerb* europdifdjer, befonber« frangöftfdjer Äaufc 
leute unb Abenteurer, bie ben Sultan für bie neueften 
tfulturergeugniffe @uropa£, namentlich granfreid}$ gu tnter« 



3)er Söettberoerb bcr Jhilturmätfcte um Sflaroffo. 127 

effteren fudjten unb tl)m enorme Summen bafür abnahmen. 
2ÜS bte UlemaS ftd) baräber empörten, ba fytelt es &bb*el* 
8lä l 8.f ftr floaten, SRarrafefd) gnbe 1901 gu Derlaffen unb 
ftdfj über 3ftabat nad) geg gu begeben, too er im 3Rärg 1902 
eintraf, ©er Unwille ber Drttyoboyen über ben (5infiu& ber 
SfoSlänber unb bte Don ben (Snglänbern befonberS befür* 
toortete Steuerreform 1902 erljöljten bie Aufregung unb 
bereiteten ben Soben für ben §5ufftanb beS Omar Serljuni 
ober S3u Samara (Sßater ber (Sfelin, »eil er ftets nur auf 
einer foldjen ritt), ber ftd) guerft für ben feit 1894 in £aft 
gehaltenen älteren ©ruber beS Sultan, 3Met) SRoljammeb, 
unb, als bie gfalfdjljeit biefer Se^auptung ermiefen, als 
ßalifa beSfelben ausgab, bem er Reifen wollte, 2lbb*el*2lgig 
gu ftürgen unb bie £errfd)aft gu übernehmen, ©er Sdjerif 
Don SBabgan Derfudjte aufSBunfd) beS Sultan gu vermitteln, 
es gelang jebod) nid)t unb ba 23u Samara großen 2lnljang 
im Slab es Siba fanb, ba bie ©rengfidmme i^n !rdftig 
untersten, er über bie algerifdje Orenge mit SBaffen reid)* 
lief) Derfefyen mürbe, fo Dermodjte er bie SultanSirujtyen 
toteberljolt gu fdjlagen, ftd) in Saga unb im SRif gum Sultan 
aufgutoerfen, abb*el*2lgtg im Januar 1903 in §eg felbft gu 
bebroljen, unb nur mit ÜRülje »ar ber 2Rafl)gen imftanbe, bie 
^ultanStruppen t)or bem Stbfatt gu 23u Samara gu bewahren, 
nadjbem (81 3Renebl)i tljn Don bort Derbrängt unb aud) £aga 
lieber eingenommen Ijatte. 3^n felbft unfdjäbltd) gu machen, 
gelang @l SRenebljt jebodj nid)t, er fiel ba^er bei bem Sultan 
in Ungnabe, begab ftd) auf eine Pilgerfahrt nad) ÜReffa, 
nmrbe bann aber na$ feiner 3tü(ffeljr, Don @nglanb als 
Sdjufcgenoffe erfldrt, worauf aud) feine Regierungen gum 
Sultan ftd) »ieber befferten, oljne bafe er [ebod) in feine 
SDienfte trat. 2lbb el 2lgig neigte ftdj inbeffen immer meljr 
ben grangofen gu unb fachte burdf) aufnahmen Don Snlei^en 
feine bebrängte ginanglage gu oerbeffern, wobei tljm bie 



128 5>rr Scttfooec* ber ftuttnruäitye mn SRatoRö. 

fSrrangofen i^re SMenfte liefen unb 1904 bie 5progentige 
62 V, 3RiUioncn-anlri^ abföloffen. 

SMe grangofen maren ingmiftften and) anbermeii unermüblid) 
tätig gemefen, il>rem 8ftion5programm gemfif* gu oerfa^ren. 

1901 Ratten fie mit Stalten an 8bfommen getroffen, auf 
®rnnb beffen lefctere* iljnen uöDtg freie §anb in SRaroRo 
lieg, wogegen $ranfreid) pd) oerpflitytete, Italien in ber 
Verfolgung feiner gnterefien in Sripolitanien nid)t irgenbmie 
f}inberli$ gu fein. 

SRit Spanien würben Serbanblnngen angefnüpft, bie 
enblid) im 9tooember 1902 gum Stofölnfe gelangten, unb nur 
ber ftucftriit unb balbige Sob SagafiaS ner^inberten bie SRati* 
figierung be* mit bem $ergog non JUmoboöar vereinbarten 
Vertrages, bem gernftg, fo meit fein Sn^alt befannt geworben, 
ba3 nörblitye SWaroffo mit fteg Spanien, bad füblitye mit 
SRarrafefö granfreid) gufaBen f ottte. ©iloela §ielt e« für un» 
fing, auf if)n einguge^en, unb oenoarf i^n. 

3m $inblicf auf ben Sufftanb in SRaroffo — ber eine 
gro&e St^nlicftfcit mit bem ber fönmird in Suneften 1881 Ijat— 
gogen bie SRilit&rbelprben grofee Sruppenmaffen an ber 
®renge gufammen, es fam gu ftonfliften, infolge bereu (Seneral 
DHSonnor am 8. Suni 1903 bie Dafe gigig bombarbierte 
unb nid)t oiel fehlte, bafe ein Ärieg au*brad). 6r mürbe 
oerfjtnbert, weil er gu ber Seit ni$t opportun gemefen märe, 
©eneral £> 1 Sonnor mürbe abberufen, unb ba£ Vänbniä gmifdjen 
ÜKaroffo unb granfreid} enger gefnüpft 

1903 mürbe bie ©aljarabalpi burd) eine ßweiglime 
©uDe^rier^Seni Mnif bi* in bie unmittelbare 9t&lß Don frigig 
fortgeführt, ber SBeftalgerifdjen ftompagnie ferner bie Sinie 
£lemcen*£aÜa=aRagl)nia longefftoniert, bie berufen tft, aber 
llbfdjba bur<& baä „fjum el SWagljreb' 1 , ba* £or be* 
SBejten«, aber Saga nag gfeg unb bem ®ljarb fortgeführt 
gu werben. 



3)er 2öettbemerb ber Auftürmte um SRaroffo. 129 

Sin ber SRünbung beS Sbf^erub ober Äi&fluffe«, ber bie 
®renge am SRitielmeer bilbet, mürbe 1900 Don einem früheren 
©djifföleuinant Soui* @at) eine Kolonie $ort ©at) angelegt, 
bie alöbalb einen fdjmungootten #anbel betrieb unb feitbem 
bie erforberltdjen ftaatltdjen Äongefftonen erhalten Ijat. 8taf 
maroffanifdjer ©eite entfielt Sßort ©at) gegenüber &a£ba 
©aiba. Seibe tun fd&on iefct bem $anbel SJfelilla« feljr 
großen Sbbrudj. 

3ur 6rforfdf)ung SRarottoS unb gur görberung ber 
„Penetration pacifique", ber frieblidjen ÄultiDierung unb 
Eroberung be« SJfagljreb, mürbe Don bem jefeigen SRinijter 
etienne atö Stoeiggefeüfc^aft beS Comite de l'Afrique 
fran^aise ba£ Comite du Maroc gegrünbet, ba$ überaus 
rührig t jt, bie ßettfärift Le Maroc fran^ais unb baS Annuaire 
du Maroc IjerauSgibt, gorfdjungSreifenbe auSfenbet, 1905 
eine nautifdje ß^pebition gum @tubium ber ÄüjtenDerijftltniffe 
unb beS ©eeljanbelSDerfeljr« au8fd)idte unb fonft titele 9n« 
regungen gibt, ©aneben ftnb tätig bie Mission scientifique 
da Maroc, bie 1903 Dom OeneralgouDerneur Don Algerien 
Sonnart eingefefct mürbe, ein ©tjnbifat für bie 2lu8beljnung 
ber frangöftfdjen gntereffen in SRarotto, bie maroRanifdje 
@ettion ber ®eogra:pljtfd)en ©efeüfc^aft Don Algier unb 
sRorbafrifa unb baS ÜRaroffofomite Don Oran. S)ie Alliance 
Israelite Derfteljt SJtoroRo mit guten ©djulen. 

©o ift granfretd) Stritt für Stritt vorgegangen, 
Ijat in ben legten Sauren erljeMidje JRefultate erhielt unb 
grünbet nun frarauf ba$ Sftedjt feiner ßulturmifjton, bie e« 
in ÜRaroffo gu erfüllen Ijabe unb bie in SBaljrljeit bodj nur 
auf bie Erlangung be« $roteftorat3 als erfte ©taffei für bie 
föliefeli^e Dölltge »efifeergretfung abgteit. 

@8 verlangte bemgemftfe nun aber aud), reformatorifd) 
in SWaroffo vorgehen gu bürfen unb ben Sultan gu fdjüfcen 
gegen feine eignen Untertanen, bie biefer nidjt gu untermerfen 

©fertf«, 3Ratottofrage. 9 



130 2>*t SBettfaoeri ber Stulhvcm&tyt um SRorofto. 

Dermotye. @o entftanb beim ba* Steformprogramm, mit beut 
e£ 1903 IprDortrat unb für ba* ed ben 6uttan bürg feine 
©efanbten unb fonfügen (Smtffdre gu geroinneu fuefcte. 
©Icic^iettiß tourben aDe Mittel aufgeboten, ben $anbel£* 
Derfefp gu fjeben, unb e* trug bagu toefentlity bie Steigerung 
brtfelben fiber bie algeriföe <Srenge bei, wo feine ober bodft 
nur gang geringe ßöfle erhoben »erben, nrityrenb bie 8u3ful)r 
aud fRarotto über feine 8 @eef}dfen giemlid) ^o^en ßöflen 
unterworfen ift. SBejtalgerien Ijat Don biefer ftarfen ßinfuljr 
gu Sanbe, bie ft<& 1904 auf 6 704 573 ftranfen bezifferte, fo- 
meit fte feftgefteHt ©erben tonnte, toafjrfdjeinlid) aber feljr 
Diel Ijöfjer — in Algier foridjt man Don 16 SRttttonen — 
gu bewerten ift, ben größten toirtfd)aftlid)en Stufen. Sie 
befielt Ijauptfddjlid) in SSiel}, aber aud) in betreibe, ba« 
neuerbingg aud) gur See aber $ort @atj in groger Stenge 
ausgeführt mirb. ©er @eeljanbel*DerfeI)r gtoifdjen ffranfreid) 
unb SRaroWo belief ft* 1903 auf 24 321035, 1904 auf 
22 709 259 granfen, tooDon auf bie ginfuijr in «Karotte 1903 
18685438, 1904 18 706143 unb auf bie Sudfuljr 1903 
5636597, 1904 4003 116 gfranfen entfielen. Übrigen« ijt 
bei biefen ßiffern gu beachten, ba& fte aud) einen gro&en 
Seil be$ 5fterreid)ifd)en unb fd)»eiger $anbel$Derfef)r3 ein* 
fdjliefcen, fo weit berfelbe unter frangöftfdjer Sflagge erfolgt, 
gnglanb Ijatte feine überlieferte ÜKarottopolitif bi« in bie 
neuefte &t\t hinein unoerdnbert Derfolgt. Sie gielte barauf 
l)in, ben politifdjen unb toirtfd}afttid)en (Sinflufc @nglanb8 in 
SRaroffo unter allen Umftdnben gu erhalten unb tunlidtft gu 
fteigern, feine anbre 2Jtod)t, Dor allen nid)t grrantreid), bort 
baS Übergen>idf)t erlangen gu Iaffen, bie Unab^dngtgleit 
SJfaroffoS gu ftdjern unb baS irrige gur fultureUen Hebung 
beS ganbe« beigutragen. g« Ijatte in bem Äaib 3Rac gean, 
bem Dberfommanbierenben ber @ultan«irup:pen, einen guoer« 
Idfjtgen Vertreter feiner 3ntereffen am $ofe felbft unb 



3>er äBett&ewerb ber flulturmä<$te um Wlaxotto. 131 

neuerbingS aud) in beut 3:ime*forrefponbenten #arri$, ab* 
gefeijen Don feinen offtgictten SBertretern unb feinen gafjlreifyn 
@d)ufcgenof|en. Sultan SRulet) $affan unb fein ®rof}U>egir 
toaren ©nglanb anij feljr gemogen unb 1881 foU crfterer pd) 
uad) ber Angabe 8lflalo8 (The truth about Marocco) fogar 
mit bem $Ian getragen Ijaben, (Snglanb baS $roteftorat über 
3Rarotfo angubieten. SRulei) $affan fanbte bamal« aud) eine 
3fagaf)l junger tüchtiger Scutc in« ÄuSlanb, unb gtoar be* 
fonberS nacf) (Snglanb, um bort gu ftubieren. SReljrere Don 
iljnen, barunter aud) ber jefcige ÄriegSminifter @et)tb ©Ijebbag, 
ijaben j. 93. bie 2Riltärfd)ule Don (Sfjatljam burdjgemadfjt. 

1879 umrbe Don 2)onalb SJWadengte am Aap ©fdjubi, 
gttifdjen 2Bab JDraa unb Aap Sojabor, namens ber 9torb* 
toeftafrifanifdjen Kompagnie inSRandjejter eine$anbel8faftoret 
ffir 130 OOO £ angelegt, in ber Hoffnung, ba& biefe ben 
€mbanljanbel an pd) gießen mürbe. SDiefe grtoartungen 
würben jebod) getäufd)t, ber Srtrag aar fo geringfügig r bafe 
bie ©efeUfd)aft pd) entfdjlofc, bie SRteberlaffung toieber auf« 
gugeben, unb pe tourbe am 15. 3Jtörg 1895 für 50000* 
<m ÜRaroffo Derfauft, babei aber burdj § 2 be£ begüglldjen 
Vertrages auSbebungen, bafc pe oljne (SnglanbS Suftiutmung 
<ntd)t anbertoeit Derfiufcert »erben bürfte. 1903 Ijat nun 
3aque§ gebaubg am Aap JDfdjubi ein ©tücl ganb gu ufur* 
gieren gefudjt unb pd) atö ßatfer 3aque8 I. ber Samara 
<mfgefpielt. liefern pljantaftifd)en Unternehmen ift fcbod) 
Don feiner ©ette, audf) Don frangöpfdjer offenbar nid)t, irgenb* 
toeldje Sebeutung beigemeffen toorben. 

3)er SJurenfrieg, fpdter bie Vorgänge in (Sljina unb 
-enblid) ber rufftf^japanif^e Ärteg lenften bie Sufmerlfamleit 
ber (Sngl&nber Don ÜRaroffo ab, too pe ifjren (Sinffafc für 
ttöfltg gepdjert gelten. ^Darauf bebaut, im Snterefje ber 
<Dtrtf<fjaftlid&en Hebung be« SanbeS unb be« £anbel« bie 
inneren ßuftänbe gu befiern, befonberS aud) bie gtnanjlage 

9* 



132 2>" SBettberoerb ber £ulturmd<$te um SKarotto. 

beS Sultans, traten fte bann für bie Reform ber Steuern 
ein, bie atterbtngS Don granfreid) unb ftuglanb fofort bef&mpft 
tourbe unb bann, ba granfreid) ing»if$en aud) mit (Srfolg 
für bie Hebung feines (SinfluffeS auf ben $of unb ben 
9Ratf)gen tätig getoefen war, gro&e Aufregung im Sanbe 
ergeugte. Sie @rf)ebung beS Vu Samara, ben Sflalo unb 
mit ifjm bie meiften gnglfinber im fRagijreb für einen 
Agent provocateur ber Srrangofen gelten; bie 9tieberlagen 
ber @ultan«truppen, für bie ber Don ben (Snglänbern 
befc^üfetc 61 3Renebf}i Derantoortlid) gemacht mürbe; bie bann 
erfolgte Vertreibung ber 8u$l&nber Dom fdjeriftfdjen $ofe 
fdjmälerten (SngianbS @influfe 1903 unb 1904 fe&r beträchtlich 
unb !amen bem ^rantreid)* gugute. 3)te um Sanger burd) 
ben SRaifuli entftanbene Unjttyerljett, bie (Gefangennahme 
beS SimeSforrefponbenten $arri£ burd) biefen Vanbiten, fotoie 
fpdter bie beS angefe^enen ämerifanerS $erbicari$ unb feinet 
©djtoiegerfoljne« SSarlet) beuteten ebenfalls auf ein @d)toinben 
be« SlnfeljenS unb ber 3Wad)t ber (Sngldnber l)in. Überhaupt 
iftfet baä rafdje SBadjStum ber 3Rad)t be* Süaifuli tücit- 
gefjenben Vermutungen Spielraum« ba bie Regierungen 
beöfelben gu bem unter frangöfifdjem ©djujj fteijenben @d)erifen 
Don SBabgan unb gu bem Don ben Algeriern untersten 
Vu Samara leineStoeg« flar ftnb. Jrofe ber im 9Rai 1904 
Deranftalteten norbamerifaniföen glottenbemonftration er» 
folgte bie freigäbe Don $erbicari£ unb Varleg bod) au<& 
erft na$ Vermittlung be$ ©djerifen Don SBabgan bei bem 
»aifuli unb nadfcbem biefer auger 70000 ©ottar göfegetfc 
nid)t umoefentlidje ßugeftänbniffe für fidj unb bie Don il)m 
geleiteten Stämme in ber SRad)barfd)aft Jangerö Don bem 
Sultan unb bem ÜRafljgen erhalten Ijaite. Sie gange innere 
gnttotdtlung SKaroffo« unb bie bortigen Vorgänge feit 1900 r 
befonber« aber feit bem erften auftreten beS Vu Samara, 
bieten ja, unb nidjt oljne ®runb, 8fola& gu feljr ernften Ve* 



2>er 2Bettben>erb ber Äutturmfo$tc um Ttaxofto. 133 

tradjtungen fettend aller, bie bie marottantfdjen SBer^dltniffe 
genau fennen unb nid)t blofe auf gefdjriebene unb gebrudte 
beioetsfräftige Materialien für bie ^Beurteilung ber SMnge im 
9RagIjreb angemiefen ftnb. 2)er 3RagI)reb ift ber ©djauplafc 
fe^r öermidelter Intrigen unb toirb eS, Doie aud) bie 
SRaroffofonfereng ablaufen mag, in ßufunft nod) in feljr Diel 
leerem 2ßafce Kerben. 

3)ie Unjtd)erl)eit f ber Ärieg, bie Neuerung, bie anardji» 
fdjen S^ftänbe im Sanbe tonnten nid)t oljne ©influfc auf 
ben ^anbel bleiben, unb obgleich (Snglanb immer nod) bie 
erfte Stelle in bem #anbelSregtfter beS 3Ragl)reb einnimmt, 
fo fjat ed bod) aud) einen empfinblid&en Slfidtgang gu Der« 
getanen gefjabt. ©er englifdje #anbelSöerfeljr wertete 1903 mit 
beinahe 45% beS (SefamtljanbelS, nfimlid) 45036094 granfen, 
1904 bagegen nur mit 39 266 450, baoon entfielen auf bie 
einfuhr 1903 32 143 316 granfen, 1904 26 386 856 unb auf 
bie ausfuhr au« üWaroffo 1903 12892778, 1904: 12879594 
granfen. 

SBaS Valien anbetrifft, fo Ijatte [a baS 33orgel)en ber 
grangofen in £untS 1881 bie Sefürcfttungen beftätigt, bie 
man öor ben (SjcpanfionSgelüften ber grangofen in Slfrifa feit 
langem gehabt l)atte, unb baS SRifctrauen gegen biefe fteigerte 
ftd) in bem SKafce, tote fte an ber SluSffiljrung tljrer Sßläne 
für bie ©djöpfung eine« mächtigen, baS ganje norbmefilidje 
8lfrtfa bis gum ®olf oon ©uinea umfaffenben Kolonialreichs 
arbeiteten, ©er bamalige Sßinifter beS äußern ÜJiancini 
eroiberte benn aud) bem Slbgeorbneten (Sauiporeale, als biefer 
ü)n begüglid) ber 2ßaroffofrage interpellierte: Stalten Ijabe 
ein Sntereffe baran, bie Stlbung eines großen afrifanifdjen 
Slei^eS oor feinen Soren gu oerfjinbern, unb eS »erbe bie 
©eftrebungen ber grangofen genau verfolgen unb barüber 
»adjen, bafe ber Status quo in SRarotto nid)t geftört 
»erbe. 



134 3>er ©cttberoerb ber £ulturm&4te um SRaroffo. 

Seit jener Seit mürben au$ eifrige Bemühungen gemalt, 
bem $anbel unb ber gnbuftrie Stallen« ben SJtogfyreb gu 
erfc^Itegen, unb t& gelang bem ®efanbten (Santagafli, ber am 
4. September 1889 bem Sultan perfdnlidj feine Beglaubigung«« 
fdjreiben überreizte, Don iljm bie Genehmigung gur ®rünbung 
einer SBaffenfabril gu erhalten, bie feitbem mit großem (Sr* 
folg in $eg unter ber Stafflet italienifdjer Dffigtere arbeitet 
<5rt«pt mar befonber« barauf bebadjt, ben (Sinflug Stalten« 
am fd)eriftfd)en 4>ofe gu Ijeben, unb fo mürbe benn auty bie 
Ausführung be« SBunfdje« be« Sultan« 9Meq #affan nad) 
einem $angerfreuger, mie im vorigen Kapitel mitgeteilt, ben 
Italienern übertragen, ber „Bafätr 11 mürbe gebaut, 1901 nad) 
Sanger übergeführt, aber balb barauf für eine geringe @umme 
an Columbia &erfd)leubert. SMe ©rfolglojigfeit ber italieni* 
fdjen Äolonialbeftrebungen in Dftafrifa blieben nid)t oljne 
SBirfung auf bie fdjeriftföe Regierung, unb Italien« (Sinflufe 
fdjmanb oor bem mächtigeren englifdjen unb bann oor bem 
frangöftfdjen. Srranfretd) Ijatte ingmifdjen aud) bie größten 
Änftrengungen gemalt, einerfeit« Italien bem ©retbunbe gu 
entfremben unb e« anbrerfeit« für feine SRaroffopläne gu 
gewinnen. SSidconti Benofta fam biefem Sßunfdje bereitwillig 
entgegen unb fdjlofc ba« oben ermahnte Slbfommen Don 1901 
ab, moburd) Srranlreid) ftd) gegen irgenbmeldje« ©tnfdjreiten 
feiten« Italien« fieberte. Sin bem #anbel mit SRaroffo ift 
Italien 1903 mit 922620, 1904 mit 1510127 granfen 
beteiligt gemefen. 

SDfterreid)*ttngam, bie bereinigten Staaten, bie Stieber* 
lanbe, Sdjmeben, SRormegen Ijaben geringe politifdje ober 
mertantiie Sntereffen in 3Waroffo gu oertreten. Belgien ba= 
gegen Ijat e« oerftanben, einen ftarfen #anbel«öerfe!)r angu« 
fnüpfen unb gu erhalten, e« ift an il)m 1903 mit 3010373, 
1904 mit 2 430 047 granfen beteiligt gemefen. @« ijat ftd) 
aud) um Bau oon (Sifenba^nen, um Einrichtung t)on Stationen 



2>er SSettbewerb bcr Äulturntädjte um üftaroffo. 135 

für brat)tlofe Selegrapfjie, um Äonjefftonen für ben gif^crei* 
betrieb wtb um bie Anlage eines Sanatoriums 1904 bemüht. 

©eutföianb iji offtjiea in SKaroffo feit 1873 Dertreten, 
in meinem Saljre $err Don ©ülic^ als erfier Äonful borten 
ging; tym folgte 1874 Sljeobor SBeber als SKtntfterrejtbent 
bis 1886. 1894 mürbe bann bie äßinifterreftbentur in eine 
Oefanbtfdjaft umgetoanbelt, bie ©raf Sattenbad) mit grofeem 
®efd)icle leitete, unb 1895 mürbe nod) in ßafablanca ein 
SJerufSfonfulat eingefefct. @eitbem ftnb ferner in $ej, Äarad&e, 
SRagagan, S^abat, ©äfft unb SWogabor nod) SBigefonfuIate 
unb in SRarrafefd) eine Äonfularagentur eingerichtet toorben. 

Dbgleid) feit bem SBeginn ber neuen ÄolonifattonSbemegung 
aus ben Areifen ber beutftyen Äaufleute, SnbuftrieUenj 
SRaroffoforfdjer unb Äoloniatyolitifer bie brtnglidjften ©e* 
fuc^e an bie beutfdje Regierung gerietet »urben, angejtd)tS 
ber Suftänbe in SRaroffo bort jum mtnbeften für bie 6t* 
Werbung einer Äoljlenftatton ober eines JpafenS ju forgen, 
burd) Slnfauf oon ©runb unb 23 oben in günftiger Sage bie 
Sntereffen beS $anbels, ber Snbufhrie unb beS SSerfeljrS gu 
firbern, JDeutfdjlanb für ben gatl ber Aufteilung beS SanbeS 
ein fruchtbares ©tücf beSfelben ju ftd)ern, fo Derzeit fid) bie 
Regierung bod) gurüdfyaltenber, als eS angefldjts ber jefcigen 
©abläge »ünfdjenStoert gemefen »äre, unb überlieg eS ber 
prtoaten Sniiiatioe, ftd) an ber »irtfdjaftlidjen 6rfd)liefcung 
SKaroffoS ju beteiligen. 

SMefe »urbe eröffnet burd) ben ^Berliner ßentratoerein 
für $anbelSgeograpl}ie, beffen Seiter Dr. Sannafd^ auf bem 
©otiotp mit einer reiben, oon Dielen ber erften girrnen 
©eutfd&lanbs behielten #anbelSauSfteUung bie maroffanifdjen 
£äfen befugte unb bamit ben Slnlaf* ju einem ftarfen 
$anbelSDer!eI)r gab. Um biefen oon SRarfeifle, Statoerpen 
unb Sonbon unabhängig ju machen, mürbe 1890 bie ätlaS* 
Iinie eingerichtet, bie eine regelmäßige SBerbinbung gnnfdjen 



136 äto SBettfooei* ber Jtuttnrm&tye nm SRoroBo. 

Hamburg unb SRarofto Ijerftettte, aber balb ben fapital« 
frdftigeren SBoermann* unb @lomanttnien meinen muftte, bie 
fritbem mit ber ingroif*enbagugetrrtenen&lbenburg'$ortugiefi* 
f *en £)ampff*tpreeberri ben Serfefjr gmif *en beiben gdnberu 
fterfeljen. 3)er 8uff*umng, bta biefer genommen Ijat, ertp&t 
am bentlt*ften au* einigen Satyen. 1886 waren 16 beutf*e 
Äaufleute in fRarofto anfaffig, um 1900 belief fi* bie Saty 
berfelben auf ungefdfjr 200. 1886 belief fi* ber ^anbete« 
umfafe auf 600000 ÜRarl, 1903 na* ber beutf *en 6tatiftit 
auf 8866000 Warf, na* ber fraugdftf*eu auf 10522183 
granfen, 1904 na* ber bentf*en auf 8075000 2Rarf, na* ber 
frangdftf*en auf 10900875 gfranfen, bie fi* verteilen auf 
eine (ginfuljr au« SWaroffo 1903 na* beutf*er Angabe auf 
4618000 SRarl, na* frangöfif*er auf 6 480801 granfen; 
1904(beutf*) 5533000 3Rar!,(frang5fif*) 8061785 3franfen; 
auf eine «udfuljr na* 3Raroffo 1903 (beutf*) 4048000 Warf, 
(frangöflf*) 4041 382 Sfranfen; 1904 (beutf*) 2542000 Warf, 
(frangöfif *) 2 839 090 ftranfen. ©er Sonnengefjalt ber 1900 
in ben a*t marottanif*en$dfen eingelaufenen beutf *en @*iffe 
belief tf* auf ca. 255000, gegen 394000 t für bie englif*en, 
201000 t für bie frangöfif *en @*iffe. 9ta* frangöfif *en 
Angaben Ijat berSonnenge^alt ber 1901 eingelaufenen beutf*en 
tneljr al* 260000 gegen 240000 ber frangöftf*en 6*iffe 
betragen. 3n Sanger allein liefen 1902 : 73 f 1903 : 74 f 
1904 : 109 beutf*e @*iffe mit 106 735 t ©e^alt ein. 

SebenfaH« erbeut aus biefen wenigen angaben ein feljr 
bebeutenber 2luff*toung be* $anbel«, unb ber beutf*e 
#anbelgftanb fa$ fi* bafyer genötigt, mieber^olt bringli*e 
@efu*e an bie Regierung gum @*ufe ber beutfdjen Sntereffen 
in SRaroBo gu rt*ten, na*bem fte 1891 einen $anbel«öertrag 
abgef*Ioffen unb bamtt ben erften oi*tigen @*ritt in biefer 
9ti*tung getan Ijatte. 2)ie glottenbemonftration Don 1895 
gur ßrgieiung einer angemeffenen @ntf*&bigung für bie @r* 



2>er Söettbewerb ber Äutturmätfcte um SRaroffo. 137 

morbung ber Äaufleute SReumann unb 3Rocfftro^ im hinter» 
lanbe öon ßafablanca unb bie (Srgtelung einer folgen für 
ben im ÜWärg 1904 bei geg ermorbeten Äorrefponbenten ber 
Äölnifdjen 3«tung Dr. ®entl)e bemtefen, bafc bie Regierung 
aud) im übrigen barauf bebaut mar, mit aller Satfraft für 
bie beutfdjen Sntereffen etngutreten. 3)ie görberung beS 
£anbelä unb ber Snbufine überliefe fte jebod) nad) mte öor 
ben beteiligten Areifen. 

^Dagegen t)at fte für bie Entfaltung beS $oftmefen8, tote 
mir im vorigen Kapitel gefeljen Ijaben, gut geforgt. 

2ludf) bie beutfdje £od)feefifd)erei ift auf bie marottani« 
fdjen ©emäffer ausgebest morben, unb gmar mit auger« 
orbentlidj günftigem ©rfolge. @in im Dftober 1904 Don ber 
§tfd)ereigefellfd)aft „SJlorbfee" in 9torbenl)am auSgefanbter 
gifd)eretbamj>fer „5Retflenburg" feierte mit einer Sabung Don 
800 ßentnern gurücf. 68 märe gu münfdjen, bafc mir und 
bie »eitere Ausbeutung biefer (Einnahmequelle nidjt burd) bie 
ßonfurreng entgieljen laffen, bie oon engltfdjer unb frangöfi* 
fc^er ©eite feitbem angebahnt mtrb. 

©egenüber bem bringlid)en 2Bunfd)e nad) einer Äoljlen* 
ftation ober einem £>afen ift unter JpinmeiS auf bie fpanifdjen 
$reftbto3 öielfad) geltenb gemalt morben, bafe ein Äüftenplafc 
oljne #tnterlanb wenig nüjjen mürbe. 35arum gab auc^ 
(Snglanb f. ß. Sanger auf. territorialen SJeftfc gu erftreben 
I)ätte S3ermidlungen mit ben anbern ÜRädjten oerurfadjt. 5)ie 
beutfdje Regierung Ijat i^n tatffidjlid) audj md)t angeftrebt. 

3)ie $olitif, bie bie beutfdje Regierung befolgte unb bie 
fte aud) nun auf ber Äonfereng oon SlgeciraS tiertreten Ijat, 
ift bie ber Sßaljrung unb beS ©djufeeg ber beutfdjen mirt* 
fdjaftltdjen Sntereffen, bie ber offenen £fir gemefen, bie e8 
allen SSölfern ermöglicht, nad) tyrer ßeiftung$fäl)igfeit ftdj 
auf Orunb ber beftetyenben ftaatltd)en Vertrage auf bem 
marotfaniföen ÜRarft gu betätigen. 



7- 

Stanfreic|>8 Per trage t>on J9©4 
unb i|>re Solgen- 

%nx bie allgemeinen internationalen Schiebungen gtoiftyen 
Staroffo nnb ber änltunoelt waren bie SBeftimmungen be« 
$rotofoll3 t)on 1880 mafegebenb nnb binbenb. 3)a& feine 
ber 9tä$te, bie ed unterzeichnet Ratten, aud) (eine ®ruty>e 
berfelben bte in biefem Sftenftücf feftgefteüten ©runblagen 
oljne Genehmigung aller @ignatarm&d)te im geringfügigen 
fünfte eigenmächtig abänbern burfte, barüber tonnte tooljl 
nirgenbö ber geringfte Smeifel befielen. Sonberabmadjungen 
gtoifd)en einzelnen berfelben, bur$ bie bad äBefeu jene« 38er* 
trage« irgenbroie oeranbert, ber Status quo aufgehoben, 
9leuorbnungen für SRaroffo ttorgefeQen tourben, mußten fomit 
unbebingt al« Verlegungen jene* ju Sted)t befte^enben 93er« 
trage« betrachtet unb als unberechtigt beanftanbet ©erben. 
3)ie ßuftdnbe im Snnern ÜÄaroffo« maren nadjgerabe 
anardjtfd) unb infolgebeffen gefft&rlkb für bie bort anffifftgen 
Sluölänber unb bte @d)ufegenoffen ber Äulturuifidjte geworben, 
©iefer Umftanb berechtigte ben SBunfd), ja bie $orberung, 
bafy bte fd)eriftfd)e Regierung burd) Sinfü^rung geitgemäfcer 
Reformen für ©i^er^eit unb georbnete Staty&ltniffe forgte. 
3a, es aar benfbar, bab bie ©ignatarmädjte t>on 1880 ber 
fdjerififdjen Regierung im gaU beS Unvermögen« ber Untern, 
be« Sufftanbe* £err gu »erben unb fonftige SBanblung gu 



8ranfrei$* Verträge t>on 1904 unb i$re folgen. 139 

[Raffen, Hjr tyre SMenfte anboten unb fte untersten. 2Bar 
es bagu toünfdjenStoert, bie ©runblagen bes Vertrages Don 
1880 abgufinbern — »aS an ftdj fetneStoegS notig toar — r 
fo würbe eine begfiglid)e SBerftänbigung unter ben SRädjten, 
bie jenes ^rotofofl untergetd&neten, bei einigermaßen gutem 
SBiüen auf aUen Seiten mit Seid^tigfeit möglid) getoefen fein. 
SBenn nun ber frangöftfdje 3Kinifter beS äugern SMcaffe 
ftd) aber alle biefe felbftoerftänblidjen SBaljrfyeiten t)intnegfe^te 
unb, unter Übergebung JDeutf djlanbs , beffen £anbelsbe* 
giefyungen eS als britte an ben ©efdf)i<fen SföaroffoS bireft 
intereffterte SJtadjt offenlunbig erotefen, fotoie unter Über* 
gefyung aller anbern @ignatarmdd)te, nadjbem er ftd) Italiens 
öergetoiffert, mit ©nglanb unb bem in vierter Binte ftefjenben 
Spanien ©onberabfommen getroffen Ijatte, bie auf eine toefent* 
ltdje Umgeftaltung ber inneren SScr^dltniffe beS SRagljreb ab» 
gielien, fomit ben in Äraft fielen ben Vertrag Don 1880 
ungültig matten, fo fefete er ftd) Don oorn^erein bamit ins 
Unrecht unb gtoang JDeutfdjlanb unb bie anbern nidjt be* 
fragten ©ignatarmädjte, gegen ein fold)eS baS befteljenbe 
33ölferred)t oerlefcenbeS SBerfaljren ^Berufung einzulegen. 

SBie Sorb ganSbotone unb bie engltfdje Regierung ben 
Vertrag Dom 8. Styril 1904, ber im Äapitel 9 mitgeteilt 
ift, abfd)liefeen fonnten, ift ferner öerftänbUd). @ie mußten 
bod) bie ©efdjidjte beS 19. 3fal)rljunberts unb fomit bie 6r* 
faljrungen fennen r bie (Snglanb begüglid) Algeriens, S£uneftenS 
unb SRabagaSfarS mit grranfreid) gemalt Ijatte. 3n allen 
brei gällen toaren gnglanb 1830, 1881 unb 1895 oon 
granfretd) binbenbe 33erfj>red)ungen abgegeben toorben, baß 
es nidjt an bie Seftfcergreifung ober (Sinocrleibung biefer 
Sdnber in baS irrige badete unb baß eine materielle Sdjäbigung 
ber englifdjen toirtfdjaftlidjen unb #anbelSintereffen öollenbs 
gang auSgefdjloffen fei — unb »enige Saljre fpäter ertoiefen 
ftd) biefe 33erf:pre<f)ungen unb Verträge als wertlos, unb ber 



140 Snrafcricft* ©ertrage Don 1904 uttb Ujre folgen. 

engltfdje $anbel mürbe au* allen brri Sdnbern burd) $ol)e 
©djufcjöüe tion bem franjöfifdjen berbrdngt, tote Äflalo bie$ 
in feinem SBerfe The truth about Morocco ringeljenb nad)* 
gemiefen Ijat. S^ar ift in biefem gfatte bie griji, mdfyrenb 
melier bem $anbel feine @d)ranfen gefegt »erben fotten, 
anf 30 Sö^re begrengt, aber« wenn $ranfreid) aber SRaroffo 
erjt ba£ $roteftorat erlangt ober baS 2anb feinem Steige 
einverleibt l)ätte, fo mürbe biefe gettlitye Seftyr&nfung melleidjt 
aud) balb burd) bie 2Rad)t ber SSer^dltniffe, wie fte ber 
gefteigerte frangoftföe Jpanbeteoerfefyr mit fity gebraut l)ätte, 
befeitigt morben fein. 

©inen praftiföen 9tu$en fonnte (Snglanb in leinem gaU 
Don biefem fonberbaren Vertrage ermarten, benn l)tnftd)tlid) 
ägijpten« beburfte eg nid)tme^rber28erftd)erung, baß granfrei d) 
@nglanb feine @d)mierigfeiten bereiten mürbe; unb bie gfiföerei 
bei üReufunblanb miegt mot)l ni$t entfernt ben iefct fdpn fo 
bebeutenben engttfdjen #anbel8oerfel)r mit SRarofto auf, ber 
ftd) bei freier Äonfurrenj überbieS bod) gmeifelloS nod) fc^r 
Diel großartiger geftalten wirb, mäljrenb er unter bem fron* 
göftfd)en $roteftorat ober 33eftfc be8 3Ragl)reb binnen fur^em 
ebenfo tote ber mit Algier, Suniö unb ÜRabagaöfar auf ein 
Minimum befd)ränft werben mürbe. 

ein groger Seil ber englifdjen treffe, Ijauj>tfäd)Ud) aber 
alle an bem SRaroffofjanbel interef fterten faufmfinnifdjen unb 
gemerblidjen Greife (SnglanbS, ooflenbS bie in SRaroffo an* 
fafpgen ßngldnber maren einftimmig in iljrer unbebingten 
Verurteilung Mefeö unter großem ©eljeimniS abgesoffenen 
unb baljer aUfeitig überrafdjenben Vertrages. SBebauerte 
man Don neuem auf ba8 lebljaftefte, baß ©nglanb 1684 
Sanger aufgegeben Chatte, fo bezeichnete man biefen Vertrag 
DollenbS als ben Sargnagel be8 englifd)en SJfaroffoIjanbel« 
nnb feines ginjluffe« im 2Rag!)reb unb am fdjeriftfdjen $ofe. 
Sanger Ijatte man aufgegeben, unb nun fonnte man trofe 



granfretdjS Verträge Don 1904 unb if)te folgen, 141 

etfrtgfter JBemüljungen nid)t einmal eine Heine Snfcl baoor 
als ÄabellanbejMe erhalten! Slud) bie 13 ha grofce Snfcl 
$eregil oor bem JDfdfjebel 3Rufa gu ermerben gelang ben 
©nglänbern nid)t. gs ift ifjnen nur fd)liefelid) geftattet 
morben, bort Steine gum 38au ber neuen Jpafen* unb anberer 
SefeftigungSbauten in (Gibraltar gu bredjen. 3n Sonbon 
unb Sföandfjefter fanben gro&e 33erfammlungen ftatt, in beneti 
ber Regierung ein S£abel£tiotum auSgefprodjen mürbe. Unter 
bem 33orftfc be$ ©rofereeber« gormoob, beffen «Skiffe fyaupt* 
fäd)lidf> ben ^anbelsoerfe^r gmifdfyen (Snglanb unb Sföaroffo 
vermitteln, mürbe ein Komitee gum Sd&ufc gegen bie SBenad)« 
teiligung be$ englifdjen $anbel« burd) granfreidf> gegrünbet, 
unb {ebenfalls mirb in ben unmittelbar beteiligten Greifen 
SnglanbS alles aufgeboten merben, um ben nachteiligen 
(ginflüffen be8 Vertrages entgegengumirfen. 

gn ©eutfdjlanb mar ber Unmille über biefen Vertrag 
nid&t geringer, unb aud) bie Slntmort, bie ber föeid&Sfangler 
auf bie Interpellation aber tiefe Angelegenheit im 3ftetd)Stag 
gab, befriebigte nid&t, menngleid) er menigftenS erflärte: 
w 3Bir l)aben mit biefem Verträge nid&ts gu tun, für und 
ejrijWert er nid&t, unb mir »erben — follte man unfere 9ted)te 
öerlümmem ober angreifen — biefe gu magren miffen." 
Unter ben ©eutfd&en SRaroffoS mar bie SSerftimmung nod) 
größer, unb gmar um fo meljr, als man bort fdj)on genau 
mu&te, mit melden SRitteln bie Sfrangofen bereits am 
fd)erififd)en ^ofe tljre Sntereffen gu förbern unb ftd) alle 
möglichen mertooHen ßongeffionen für gro&e inbuftrieHe 
Unternehmen gu fiebern mußten. 

3ludf> in Spanien machte ber Vertrag bofeS SBlut, unb 
®raf SRomanoneS erljob bagegen feine Stimme in einem 
offenen ©rief oom 21. April; aud) bie ©eograpf)ifd)e ©efeH* 
fdjaft tat bieS im SSerein mit ber ^anbelsfammer t>on SRabrib 
unb ber ^anbete* unb ©emerbe»Union von Spanien in einer 



142 Srattfreid)* »ertrage oon 1904 unb tfrc {folgen. 

umfangreid&en SDcnffd^rift üom 7. SRai. ©clcaffe beeilte ft(% 
ba&er, bie Serljanblungen mit ber fpantfdjen IRegierung über 
einen entfpredjenben Sonberoertrag abzufliegen, ber bann 
am 7. Dftober ratifiziert, aber nid)t betamtt gemalt nmrbe 
bis auf eine Übereinfunft, bie im Aap. 9 mitgeteilt tjt 2)tefe 
ftrenge ©eljeimljaltung erregte bie öffentliche Meinung oon 
neuem fe^r, benn man lannte bie 83erljftltniffe in SRarofto 
unb bie Sfttigfeit ber granjofen bort ju gut, um mit Stecht 
gu befürchten, ba$ ein fold)er Vertrag ftdjerlic^ nur gum 
Vorteil ber lederen bienen, Spanien aber obenbrein Dielleid)t 
«od) ju $ilf£leiftungen im Kriegsfälle oerpfftdfcten bürfte. 
<5S ^anbelt fid) in iljm {ebenfalls um beträchtliche (Sraeite* 
rungen ber SRad&t* unb Sntereffenfpljäre Spaniens in Storb* 
maroffo, befonberS am 3Mf. SBaS für einen SRufcen Spanien 
baoon ^aben toürbe, barauf gibt bie ©efd)id)te SRaroffoS 
genügenbe Slnttoort, aber befonberS anij bie ©ef<i)id)te unb 
Äulturgefdjid&te Spaniens, baS SRaroffo mit 2eid»tigfeit 
feinen Äultureinfiüffen Ijfitte untertt)erfeu fönnen, toemt bie 
Spanier bie Kraft unb gäljigfeit gur Erfüllung biefer Ijoben 
Äulturmifjton befeffen Ratten. ©afe es tljnen fdjtoer toerben 
toürbe, jtdf> mit ben SKiftoten in frieblid&en SSerFe^r unb gutes 
<£moernel)men ju fefcen, baS foQten fte aus ben SBaffengängen 
mit it)nen totffen, bie fte in meljr als öier&unbertjfiljrigem 
fingen nid)t über ben armfeligen Sejtfc ber gwecflofen 
^rejtbtoS IjtnauS bort tjaben ©oben getoinnen laffen. Sefjr 
beunruljigenb toirfte anij in Spanten bie oermutlidj unbe* 
{jrünbete 9tad)rid)t, bie gfrangofen Ratten ftd) burdfc biefen 
Vertrag baS SSorfaufSred&t für bie fpaniftyn $re{tbioS 
ertoorben. SBaS man in (Snglanb baju fagen toürbe, toenn 
eines StigeS bie ftranjofen als Ferren oon (Seuta ©ibraltar 
gegenüber erfd&tenen, lann man aus Slflalo erfeljen. Ob 
audE) ein Tunnelbau unter ber Meerenge oon ©ibraltar oor» 
^efe^en, ift nid)t fejtjujMen. 



granfretdjS Serträge Don 1904 unb ifjre folgen. 143 

©er Stufen für Spanien mirb immer nur im günfttgften 
gaU ein tbeeller, moralifdjer fein; ben praftifd&en SSortetl 
»erben unter allen Umftdnberx nur bie ?jfrangofen &on biefem 
Oeljetmoerirage Ijaben. 

@o ^atte fld) Sfranfreidfj benn gerfiftet, ben legten Stritt 
Su tun, genau fo tote 1881 aber £uni£, fo jefct über SRaroffo 
ba§ ^roteftorat angutreten, moffir bie frangöpfdje treffe ba« 
SSort „Suniftgterung" guerft anmanbte, unb eS mar aud) 
fo meit ade« bafür vorbereitet, bafe, mie mir aus SWitteilungen 
angefe&ener eingeborener unb 3u£l&nber in SRaroffo miffen, 
felbft bie Männer beftimmt maren, bie bie Hauptrollen unb 
bie Sttnter übernehmen follten, bie nad) bem Don JDelcaffe, 
SReüoil, (Stienne unb gonnart aufgearbeiteten SSermaltung«« 
plan »erteilt merben follten. ©aburd) ift tatfädjltö) aud) in 
SKaroffo felbft bie gange grage gur (Erörterung gefommen, 
in ein anbereä ©tabium getreten unb mirb in ßutunft iljre 
Äreife treiben. 

9ltd)t ba£ ^roteftorat als fold&e« ^atte granfreid) natürlid) 
erflfirt, fonbern, mie bie« fdjon begonnen mürbe: fein Reform- 
Programm foDte gur Ausführung gelangen. JDafj ba$ aber 
ntdfjt« meitere« mar als ba$ Protektorat unb bie Seftfc* 
ergreifung be8 SKagijreb, ergibt ftd) aus iljm oon felbft. 

3mar foüte bie ©ouoerfinitfit be8 Sultan* nid)t angetaftet, 
aber bie £eere8reform follte oon frangöjtfdjen Dffigieren &or* 
genommen, baS 3Rilttär Don folgen geführt merben. ©amit 
mürbe baS erfte Sftedjt beS SouoerfinS oernid)tet. 

ßum ©djufc beS (Sultans unb gur SKufredjterljaltung ber 
gntegritfit be$ Sanbe« follte bie Sßoligei reformiert unb eben« 
faQ8 ber Seitung ber grangofen äbermiefen merben. Sludj 
bamit fdjmanb ein ©ouoerfinitfitSredjt be§ Sultans. 

3Me Soll* unb Steuerreform follte oon f$rrangofen gum 
Seften beS ©ultanS unb beS SRaHjgen burdjgefüfyrt merben. 
©a gur Reform beS £eere« unb ber $oligei Diel ®elb notig 



144 granfrridjS Settrage Don 1904 ratb tftre folgen. 

mar, baS granfreid) felbffrerftänblid) borftreefte — tute bieS 
in Suniö geföelpn mar — , fo ©oute es baS ftinang*, Sank 
nnb SRüngroefen in feine $anb bringen. 6$ fyatte in biefem 
$nntte ja bereits flut Dorgearbeitet nnb ben Sultan mit 
62 1 /, 9RiHionen granfen gn feinem Sdjulbner gemadjt. 2)afc 
biefe Summe natürlid) nttbt für bie 2)urd)fül)rung ber 
großen Reformen, ferner für bie $erfiellung Don Sanbftrafeen, 
$afen« nnb SoBanlagen, gur ^Regulierung ber Sflüffe nnb 
glu&munbnngeu, gnm San Don (Sifenbaljnen, Selegrapfyen, 
Jelepljoueu :c. ausreiste, Derfteljt ftd) Don felbft. $unberte 
Don SRiUiouen granfen »erben bagu erforberlid) fein, unb 
inbem granfreid) SRarotfo mit biefen ©elbmitteln Derfal), 
beren Stufen ber 6nltan nnb ber Statinen nid)t aufbringen 
tonnten, nnb für bie granfretd) ftd) burd) SRonopolifterung 
be3 gangen $anbel£ ©eefung Derfd)affte, mnfete SRaroffo genau 
wie Snnid fdjliefelid) bantrott »erben, unb Sfrantretd) brannte 
bann nnr — wie in Sunt« — feine $anb anf 5Raroffo gu 
legen. Semerfentoert ift es, tute fqftematifcft man fd)on feit 
langer Seit vorgegangen aar, inbem man ben Sultan burd) 
bie Dielen äulturfpielereien, für bie man ilpt gn intereffieren 
fud)te, f o weit braute, ftd) nid)t nur in bie für feine Ser^&ltniffe 
bereits rieftgen @d)ulben gn ftürgen, fonbern aud) bie Steform« 
plane beä Oefanbten 6t. Sftene Saillanbier gn billigen. 

Unb Snglanb nnb Spanien gaben ftd) bagu Ijer, für 
$errn SMcaffe bie ßajtanien au« bem Breuer gu Ijolen. 

23ietleid)t freiließ mar 2an$bowne bod) flüger al« SMcaffe, 
inbem er in ben Vertrag mit granfreid) willigte unb itjn 
abfdjlofe. 23telletd)t, ja, man lann es faum anberä annehmen 
Don einem tüdjtigen, prafttfd)en englifd)en Staatsmann, jagte 
er ftd), bafe, mätyrenb Snglanb ftd) burd) biefen Vertrag 
gegen jeben ßinfprud) feiten« §ranfreid)8 in Ägypten für 
ade S^ten Sidjerfjeit fdjuf, eä nod) fetyr lange SBege Ijaben 
mürbe, bis granfreid) fein großes Steforutprogramm burd>» 



granfretdjS ©ertrage t>on 1904 unb tfjre folgen. 145 

führen tofirbe, unb bafe in btefer langen 3*tt leicht t»öUig t>cr* 
dnberte politifdje SSer^dltniffe im gnnern toie in ben dufteren 
JBejieljungen eintreten tonnten, bie bann biefen Vertrag foroett 
er SRaroffo betrifft, Ijinfällig matten. S)enn anber« ift e$ nic^t 
ju oerfte^en, tote (änglanb feine feit met)r als 200 galten 
unentwegt verfolgte 3Raroffopolitif plöfelid) aufgeben tonnte. 

33a bie @j>i$e biefe« Vertrages ftd) aber gegen 3)eutfd)» 
lanb richtete, beffen SKaroHoljanbel fofort brad) gelegt morben 
wäre, fo mar man in Snglanb um ben $rei£ ber £errfd)aft 
aber Sgtypten bei ber bamals Ijerrfd&enben Stimmung gegen 
5)eutfd)lanb gern geneigt, ben $aft mit gfranfreid) ju fd)liefeen. 
Db übrigen« baneben, tote melfad) belauftet »orben, nod) 
ein ©eljeimöertrag befielt, bleibe baljmgefteHt, ift aber faum 
anjuneijmen. 

2Rit toeldjer ©tdjerljeit man in Sranfreid) unb aud) in 
anbem Sdnbern auf ben glücfltdjen @rfolg redjnete, baS er« 
^eüt beutlid) aus ber treffe, ben ßcitf^riften unb äSerfen, 
bie jtd) mit 3Raroffo unb ber SKaroffofrage befd)dfttgten. 
Soweit fte frangöpfd) »aren, fprad) man in tfynen feit ^ai)xtn 
üon ber beoorftefyenben (Sinbejie^ung SKaroHoS in ben *Piad)t* 
bereif granfreid)* als einer unbebingten üRotmenbigteit unb 
als oon etwas ganj ©elbftoerftfinblidjem; in ben neueften 
arbeiten guweilen fogar fdjon als Don einem unmittelbar 
bettorfte&enben (SreigniS ober als üon einer Donogenen Zat* 
fadje. 35a{5 eS ftd) babei aud) in erfter Stnie um eine SluS* 
fd)liefmng 35eutfd)lanbS aus bem Greife ber beteiligten 
Ijanbelte, ba&on aus $unberten toon Setfpielen nur eines aus 
fjfaflot: La question du Maroc, p. 106: „@uroj>a fann einem 
fo gefährlichen Neuling tote bem 3)eutf$en 3fteid)e nicftt er« 
tauben, ftd) im 3Rittelmeere einjuniften unb baburd) in biefem 
SReere ein Übergewicht ju erlangen. u 

3)afs aber aud) jefet trofe ber ifingften (Sreigniffe, trofc 
ber Abmachungen jWifd)en JDeutfdjlanb unb granfreid) Dom 

$terd9, aRaroffofraflt. IQ 



146 granfretdb* gerträge Don 1904 unb ifyre gotgen. 

8. Süll unb Dom 28. September 1905, trofe ber 3Raroffo* 
fonfereng bie begonnene Arbeit feineSioegS eingeteilt iß, 
bafflr liegt ein fd)lagenber SetoeiS in bem gtfenbaljnplan 
öor, ben bie Settungen iüngfi mitgeteilt tjaben unb bemgemäfc 
bie Safyarabaljn, bie jefet bis 9efd)ar ooüenbet iß, nun nid)t 
nad) ben Juatoafcn fortgefefet, fonbern Don Sefdjar über bie 
Cafe Saftlelt unb beren $auptort Abuam burd) bie ©raa* 
gebiete fortgefü^t »erben foH bis jum Aap ©fdjubx am 
Atlantifdjen Dgean. SRaroffo toirb burd) btefe (Sifenbaljn 
Don bem Suban unb bem übrigen Slfrifa tatffidjlid) abge* 
f dritten, mäfpenb granfreid) mit if)r eine birefteSanboerbinbung 
ga>ifd)en Dran unb bem Atlantifd)en Dgean gemtnnt, burd) 
fte ben $anbel£Derfeljr be3 Suban mit SRaroffo Dernid&ten, 
itjn nad) Algier unb ber früheren $anbel£nieberlaffung ber 
@nglanber am Aap 2)fd)ubi überleiten toirb, mo fid) ijeute 
ber famofe „tfaifer ber ©afjara" 3aque3 I. (Sebaubq) 
ntebergelaffen unb feine $auptftabt Srojja gegrünbet Ijaben foU. 

3)ie fonberbare Stolle, bie granfreid) in ber Angelegenheit 
ber $anbel£nieberlaffung Don SRar djica mätjrenb ber SRaroffo* 
fonfereng gefpielt fjat, ift bereits eroftljnt Korben, ebenfo aud), 
tote man barüber in SKaroffo felbß urteilt. 5)afe 33u Samara 
fortgefefct in engem Serleljr mit ben SBeßalgertern ßel)t f ift 
auger ßroeifel, unb nur am 15. SRärg fam nod) bie 9iad)= 
ridfct, bafe brei algerifdje Unteroffigiere fid) im Hauptquartier 
be£ £ljronbe»erber$ eingefunben unb erboten Ijaben, feine 
®efd)üfce gu bebienen unb bie Arttllerietruppe auSgubtlben, 
bafc ferner ber 3togi im Segriffe ftelje, ben ßampf toieber gu 
eröffnen, U)n nad) ben 9tadjrid)ten ber legten Sage beä SRärg 
bereits mieber aufgenommen tyat unb nad) Überminbung ber 
©ultanätruppen bei Ubfd&ba unb im unteren SRulugatal, 
Jefct feinen 5Warfd) gegen geg richtet. 

Am 28.gebruar fam ferner bie 9lad>rid>t, bafe ben ftrangofen 
bie ^afenarbeiten in ©äfft unb Gafablanca übertragen ftnb. 



gronfrci^S Verträge Von 1904 unb Hjre folgen. 147 

Äudj bie ©inridjtung beS 3Warconi*$elegrapl)en an ber 
SBBcflfüftc von SRaroWo, um bic ftd) im vorigen gafr* 
beutfdje girrnen beworben Ratten, ift jefct vor Sd)lu& ber 
tfonfereng frangöftfdjen übertragen tvorben. §iefe eS bod) 
aud) fc^on 1904, bafe bie frangöftfd)en Vertreter am ^ofe 
beS Sdjerifen mit Sftepreffalien gebroljt Ijätten, wenn nid&t 
grangofen, fonbern anbern SluSlänbem bie grofeen Staats* 
auftrüge fibertviefen würben. 

Stadlern 1904 ber ©oben am $ofe beS Sdjerifen genügenb 
vorbereitet, ber englifc^e ßinflufe bort befeitigt, ber frangöftfd>e 
auf baS fyödjfte gefteigert war, nadjbem 2)elcaffe bie Vertrage 
mit ©nglanb unb Spanien glücflid) abgefd)loffen, foQte ber 
©efanbte St. föene SaiHanbter (Snbe 1904 na$ fteg gef)en, 
um bort bem Sultan unb beut SWaffygen bie Stotmenbigfett ber 
Slnnaljme be$ frangöftfd)en JReformprogrammS flar gu machen, 
unter beffen äufeerer ©eftalt ftd) baS Sßroteltorat verbarg. 
SBäljrenb ber ©efanbte aber wegen ber burd) SRaifuli ge* 
fdjaffenen Unftdjerljeit im ©Ijarb gögerte, bie Sanbreife angu* 
treten, unb als er ftd) bann entfd)lofe, gur See nad) 61 arai'fd) 
unb von bort nad) geg gu reifen, fyatte ftd) am fd)erififd)en 
&ofe ein StimmungSwedjfel vollgogen. SlbbelSlgig fat) ftd) 
genötigt, bem 3Bunfd)e ber UiemaS SRedjnung gu tragen unb 
bie Sremben, barunter aud) bie 3Ritglieber ber frangöftfdjen 
SRilUdrmiffton, von feinem £ofe gu verbannen. SMefe SWafe 
regel erfolgte unter beim SBorgeben, bafe bie fdjwterige ginang* 
läge fte bebingte, unb ba es t)iefe, bafe ber Sultan aud) ben 
frangöftfdjen ©efanbten ntd)t empfangen fönne, fo mufete 
biefer vorerft feine Steife verfdjieben. ®leid)geitig fd)tctte ber 
Sultan einen ©efanbten, ©l ÜJfofri, nad) 5Kabrib unb $ari$, 
um t)ier gegen bie frangöftfdjen Sßlfine vorftedig gu werben. 
3)ie brofjenbe Haltung, bie bie frangöftfdje Regierung nun 
einnahm, itjre @rfdrung, iljren Äonful von geg abguberufen 
unb bie btplomattfdjen Regierungen abgubredjen, aufeerbeut 

10» 



148 5ranTrri$* Verträge *on 1904 unb tfre Solgen. 

61 TOofri* 3Rifserfolg, bcmogcn bcn Sultan, föon im 2)e» 
gember 1904, feinen Sinn mieber gu dnbcrn unb beu fran* 
göfifdjen ©efanbten aufguforbern, nunmehr an ben §of gu 
tommen. SaiUanbier reifte bemgemäfs am 11. Januar 1905 
t)on Sanger ab. 

So fdjien benn alles für Sfranfmd) gut gu fieljen, al* 
bie beutföe Regierung bie 3*tt fä* gekommen erachtete, au» 
tljrer abmartenben Stellung ljen>orgutreten, unb mit einem 
Silage ba& fd^öne Sptnnennefc gu gerreifeen, ba$ ber fron* 
göjifdje reaandjebegierige ÜRinifter SMcaffe gefdjaffen Jjatte. 
Sie mürbe bagu unmittelbar Deranlafet burd) bie SuSlaffungen 
ber offigiöfen frangdftföen treffe, aus benen erbeute, bafe 
bie SKifjton SaiHanbierS unb fein Steformprogramm eine 
SSerlefcung ber gu Stedjt befteljenben ftonoention Don 1880 
bebeuteten. 

SaiUanbier mürbe in Sfeg gmar feljr liebenSmfirbig t)on 
bem Sultan empfangen, er mar aber menig angenehm berührt, 
bafc ber SRafljgen für bie 33er!)anblungen, bie erft einen SMonat 
fpdter, am 21. ftebruar, eröffnet mürben, nod) eine 33er* 
fammlung t)on Notablen einberufen ^atte, bie an benfelben 
teilnehmen foHte. Äurg toorljer Ijatte ber beutle Äonful in 
S*gr ^err SSaffel, bem Sultan bereit« ben ifym am 11. gebruar 
*>on bem fatferltdj beutfdjen ®efd)äft$träger in Sanger §txm 
Don Äüfjlmann mitgeteilten ©ntfälufe be« 35eutfd)en Äaifcr^ 
SBil^elm II. funbtun fonnen, bem Sultan bei ©elegenljeit 
feiner SKittelmeerreife im SRdrg einen Sefud) in Sanger 
abgufiatten. SMefe mistige 9iad)rid)t, beren Ijolje polütfdje 
Sebeutung SlbbelSlgig unb bem SRatygen nic^t entgegen 
fonnte, unb bie meitere, bafc ber grünbltd)e Äenner marof« 
lanifdjer SSerljdltmffe, ber frühere beutfd&e ©efanbte ®raf 
Sattenbad) bemnddjft als Sonberbotfd)after 2)eutfd)lanbS 
nadj geg fommen mürbe, mirften t>erlangfamenb auf ben 
®ang ber SSerljanblungen beS 3Rafygen mit SaiUanbier unb 



ftranfretdjä Verträge Don 1904 unb iljre folgen. 149 

<mf feine Haltung gegenüber bem franjöftfc^en Reform« 
Programm ein. 

3Me ©egner SDeutfdjlanbS unb int befonberen bie fran* 
jöpfdje offijiöf e treffe öerfäumten nid&t, bie beutfdje SRegterung 
unb ben Äaifer ju befd)ulbigen, eine feinblid&e Spaltung gegen 
granfreid) einzunehmen unb eine 2Rarotto:poHti! ju betreiben, 
bie nidjt auf bie 6rl)altung ber offenen £ür, fonbern auf 
£erritorialbeft$ im SRagljreb abhielte. SDer Steid&Sfangler 
©raf SBüloto benujjte ba^er eine Sfrage be$ Slbgeorbneten 
©raf SReoentlo», um am 15. SRärg im 9teid)$tage Don neuem 
ben ©tanbpunft ber beutfdjen Regierung genau gu fenn* 
jeidjnen. <5r fagte unter anbrem: „3$ erad&te e8 für eine 
$flid>t ber beutfdjen Regierung, bafür ju forgen, bafc aud) 
in ßufunft unfere tt>irtfd)aftlid)en gntereffen in SRaroffo 
nttf>t gefdjäbigt werben." @r erinnerte ferner baran, bem 
Slbgeorbneten Sebel gegenüber, bafe ber tfaifer bereits öor 
einem Saljre bem Könige Don Spanien erflärt ijabe: „SDeutfd)* 
Ianb erftrebe in SRaroffo leine territorialen Sorteile. 9tad) 
biefer grflärung ift e8 ein au$ftd)t«lofe$ Unternehmen, bem 
fatferltd&en Sefud) in Sanger irgenbn>eld)e felbftfüd)tige f gegen 
bie Integrität unb Unab^dngigfeit Don STOaroffo gerichteten 
Slbftd^ten unterjuf^ieben. 11 „Unabhängig oon ber territorial* 
frage unb unabhängig Don bem Sefud) läuft bie ffrage, ob 
koir in Sföarotto »irtfdjaftlid)e gntereffen gu fdjüfcen Ijaben. 
35aS ijaben mir aüerbing«. 2Bir Ijaben in SRaroffo ebenfo 
ttrie in (Sljtna ein erijeblid>e$ Sntereffe an ber Spaltung ber 
offenen Sür, b. Ij. ber ®letd)bered)tigung alier Ijanbeltretbenben 
SSöIfer. gürft SMSmarcf l)at einmal gefagt, man fönne e$ 
feinem Staate oerübeln, menn er für nadjmeisbare Sntereffen 
eintritt. Verübeln fönne man es nur bem, ber ftd) aud 
SöSartigfeit in eine@acf)e mifdjt, oljne nad)tt>ei$bareS3ntereffe. 
35aS ift in SWaroffo nid)t unfer gaU. 2)ie beutfdjen gntereffen 
flnb, koie gefagt, red)t erljeblidje, unb toir tyaben bafür gu 



150 granfretcfc« ©ertrage öon 1904 unb tyre golgen. 

forgen, baß fte gleichberechtigt mit benen aller anberen SDJddjte 
bleiben." 6r fd)lo& feine Ausführungen mit ber Semerfung: 
„2Bir »erben un« beSroegen gunädjft mit bem Sultan oon 
SRaroRo in SBerbinbung fefcen. 11 

S)ie 2Raroffopolitif, bie bie beutfdje Regierung oon An- 
fang an oerfolgt Ijatte unb bie fte meiter^tn ju »erfolgen 
beabftdjtigte, markier mieber beutlid) ausgesprochen, unb in 
ber offtjiöfen treffe mürbe benn audj) biefer Stanbpunft bem 
SEentpS, ben Sime§ unb allen anbem offtjiöfen $re&organen 
be$ 8u8lanbe$ gegenüber belauftet. So fd^rieb bie 9torb* 
beutfdje allgemeine ßeftung unter Segugnatyme auf eine 
©eitere SRebe be$ ©rafen oon 33ölo© im SfteidjStag am 
29. 5Kdrj: „SDeutfälanb erftrebt bie »irtfd^aftli^e ©leid). 
beredjtigung aller in 2Raroffo vertretenen Sdnber im Oeifte 
ber 1880 in SWabrtb abgesoffenen internationalen ßon« 
oention. granfretc^ beanfprudjt bagegen nad) ben SBorten 
be$ SKinifterö 35elcaffe eine „pnguldre" Stellung, beren 
SSereinbarfeit mit bem ©runbfafee ber offenen 2ür 3^ifeln 
unterliegen mu&. S)er SBtberfprud), ber jmifdfjen ber 8n* 
ertennung ber Souoerdnitdt be$ Sultan« unb ber ttnab* 
fydngigfeit SRaroffoS einerfeits unb bem 2lnfprud) auf Kontrolle 
ber inneren SBermaltung be$ SanbeS anberfetts befielt, i(t 
bisher unaufgefldrt geblieben. Sbenfo Ijat e$ ber Setups 
unterlagen, bie oon iljm felbft ber frangöjtfd&en ^olitif in 
%*& jugefd)riebene Stolle eines 2Ranbatar$ oon (Suropa in 
Übereinftimumng mit ber Satfad^e ju fefcen, ba& 2)eutfd>lanb 
f einerlei SWanbat erteilt ^at." 

Satlianbier Ijatte ndmlid) fd)on am 21. gebruar oor ber 
-Rotabelnoerfammlung in §ej, bem gigaro oom 5. äpril 
jufolge, gefagt: „gfranfreidj Ijat 2lbfommen mit ben Der* 
fdjtebenen intereffterten europdifd&en 2Rdd)ten gefdjloffen unb 
ifi, unter Opfern oon feiner Seite, ber Sßanbatar biefer 
SKddjte geworben." 3)ie StmeS Ratten fogar biefe SluS* 



granfret<$3 Verträge öon 1904 unb tfjre golgen. 151 

laffungen am 20. 3Rärj fd^on in folgenber SBeife interpretiert: 
,,2lbfid)tUd) ober unabficljtlid) gab ber franjöftfäe Seooll* 
mädjtigte bem Sultan gu öerfteljen, bafe er md)t nur granf* 
reid), fonbern tatfäd)lid) gang Suropa t>crtrctc. iJ Damit 
ftimmen bie SBorte überein, bie Le Maroc fran^ais Dom 
20. Slpril unter SJerbürgung ber 3iid)tigfeit berfelben als &on 
SaiHanbier gefprodjen mitteilte: „3$ fpredje Ijier nid)t allein 
im tarnen §ranfreid)S, fonbern im tarnen ber ßiDiltfation 
unb ber SSölfer (SuropaS." Unb ber Sultan Slbbeiagig 
betätigte am 21. april unferm beutfdjen Äonful Saffel, ba$ 
ber fran göfifdje ©efanbte ftd) auf ein europäifd&eS 2Ranbat 
berufen fcätte. @S Reifet barauf im SBeifebud) 9tr.7: „<Der 
Sultan bemerfte baju: „2Rir felbft gegenüber Ijaben ftdj bie 
Sranjofen in biefem Sinne auSgefprod&en." Stuf meine 
Srage, roer es gemefen fei, ermiberte ber Sultan : w £err St. 
SRene felbft !" unb fügte tyingu: ,,3d) Ijabe bann gefragt: SBer 
ftnb benn bie Nationen? ba id) tou&te, bafe <Deutfd)lanb unb 
Stalten foldjeS 3Ranbat nid)t erteilt Ijaben. §txx St. 3tene 
i)at barauf nichts ermibert, unb id) Ijabe meine Sd)lüffe 
gebogen, bie ber SSerfolg mir beftfitigt fyat." 11 

©er ßaifer erflärte bagegen bem Vertreter beS Sultan«, 
bem ©rofcofjeim berfelben, TOulet) SSbb el 3Ralef, gegenüber, 
als er bei feiner fianbung in Sanger am 31. SWürg 1905 
oon biefem in ©egentoart nieler l)ol)er SBürbenträger unb beS 
biplomatifdjen ÄorpS auf baS feterlid)fte empfangen unb auf 
baS ljerjlid)ße begrübt tomrbe: „Sein Sefudj in Sanger Ijabe 
ben S^ecf, barjutun, bafe bie beutfdjen Sntereffen in SRaroHo 
gefaxt »erben follten. Über bie beften Mittel, bieg ju er* 
reiben, »erbe er ftd) mit bem Sultan ins (Sinuernetjmen 
fefcen, ben er als freien £errfd)er betraute. ^Reformen feien 
nottoenbig, bod) muffe ben religiöfen ©efüljlen ber marof» 
fanifd^en Seüölferung 3ted)nung getragen »erben, um eine 
Störung ber öffentlichen Drbnung gu oermeiben." Qu ben 



$erren bor bentfdpn Jtobnte jagte bar Jtaifer ferner: ,Sn 
einem unabhängigen Sanbe mie IRaroBo mnft and) ber 
£anbd frei fein. 3$ merbe «ein 5ldglid)ftö tun, nni bie 
MUtoirtf^afttt^e QHeUtberetytignng aufredet gn erijatten. 
©0 gibt £ier feinen nortyenföenben Stnfhtfe.* 3m priMteu 
<Befprftd) fa&crte er and), er mfinföe in SRaroffo lein gmeiteS 
2nni«. 

JDer begeiferte (Smpfang, ber bem Jtaifer nidjt mir üon 
ben bentföen Sanbftlenten, fonbern namentlid) and) Mm ben 
Qingefornen nnb Don ben Spaniern bargebradjt mürbe, mar 
ein SemeiS bafür, bafe man feinen ©efud) aU eine Sefrefatng 
mm ber (Befalp betrachtete, bie bie frangbfiföe $olifiI für 
Waroffo nnb ben freien £attbd$üerfe!jr be6 gefamten 8u«= 
lanbe« mit fxd) bradjte. 



8. 
3Die TJTaroff of onferm5 von 3llgeciras* 

SMe Semüfjungen ber offtjiöfen treffe gfranfreid)«, bie 
Slbpdjten ber beutfdjen Regierung gu &erbfid)tigen, bie politifdje 
SBirfung be$ SefudjeS be« Äaifcrö SBilfjelm II. auf bie gange 
SBelt abjufd)tt>fid)en unb bie in SRarotto »erfolgten $\e\t 
fernerhin aufregt ju erhalten, »aren »ergebend. 6« trat 
in granfretd) angefidjtS ber broljenben ©efafyr ernfter intern 
nationaler SSertoicflungen ein Umfdjttmng ein, ©elcaffe txmrbe 
in ber Kammer fd&toer angegriffen, unb SRimfterpräjibent 
Stoutoier ^atte SRülje, fein Kabinett oor bem @turje ju be* 
toaljren. Die Vorgänge in gej trugen ba§ irrige gur 6r* 
fdjtoetung ber Sage ber franjöftfdjen Regierung bei. Senn 
obgleid) (änglanb, fobalb es erfuhr, bafe ®raf SSattenbad) in 
©onbermiffton nad> gej gelten »ürbe, fofort 2Rr. Sommer 
als ©onberbotfd&aftet borten fanbte, unb obgleid) aud) bie 
fpanifd)e Regierung ber Sfranfretd) gegenüber eingegangenen 
33ertrag3pfüd)t ju genügen fud)te, inbem fte §mn Slaoeria 
nad) gej ju fenben ftd) anfti)icfte, Ijatte SaiQanbier bort 
eine entfd)eibenbe SMeberlage erlitten, bie ber ganjen &n* 
gelegenljeit eine neue SBenbung gab. 

SMe beutfd^e Regierung Ijatte oon toornfyerein ber 2faf* 
faffung $)elcaffe8 entgegentreten muffen, bafe fte Don bem 
frangöftfcfcengUfd&en Slbfommen offizielle Kenntnis erhalten 
Ijatte. @raf oon Sülom falj pd) fd)lie&lid) fogar veranlagt, 
biefe Seljaiiptung, bie immer toieber geäußert mürbe, in 



154 $ie SRaroffofonferenj oon Stgecirad. 

feinein SRunbfdjreiben an bie beutfdjen biplomatifäen 83er* 
treter im Jluälanbe Dom 12. April (SBeifebud) 9tr. 5) gerabegu 
als falfd) gu begeidjnen: „6$ ift falfd), bafe baS frangöftfd)* 
englifdje 5J?aroffoabfommen ber beutfd&en Regierung fd)rift* 
lid) ober münblid) gur Kenntnis gebraut morben fein foH." 
5Jiad)brücflid) mu&te bie beutfdje Regierung aud> ber Auf* 
faffung entgegentreten, bafe bie frangöjtjdje Regierung gar 
leine JBeranlaffung gehabt Ijabe, mm iljrem Abfommen'mit 
(Snglanb unb mit Spanien ber beutfdjen Regierung offizielle 
Mitteilung gn machen. ®ie tonnte nur auf bem allein 
ridjtigen Stanbpunft Dekanen, bafc, ba in bem frangöftfd)* 
englifdjen Abfommen bie Spaltung be8 Status quo in einem 
Slrttfel au$bntcflid> Dorgefeljen »>ar, bie marottanifd&en SSer* 
tragämädjte t>on ftranfreid) Ratten befragt Kerben müffen r 
„falls granfreid) in 2Raroffo Steuerungen anftreben foüte, 
loeld&e geeignet mären, bie bisherigen Sterte unb greityeüen 
ber Angehörigen anberer SertragSftaaten in iljrem Umfange 
ober iljrer 3)auer gu befd&rfinfen. Sir mürben jebod) gemaljr, 
bafe biefe unfere SorauSfefcung eine irrige gemefen unb bafe 
eS 3*\t fei, an ben @d>ufc ber beutfdjen 3ntereffen gu benfen, 
als bie maroffanifdje Regierung anfragen lieg, ob eS richtig 
märe, bafc ber frangöftfdje ©efanbte in geg, mte er angebe, 
SRanbatar ber europäifd&en 5JJäd)te fei; als ferner erfannt 
mürbe, ba& öerfdjiebene fünfte beS fogenannten frangöftfdjen 
SReformprogrammS — meldjeS in feiner SSollftfinbigleit bis 
!)eute nod) nid&t öorliegt — in bireftem ©egenfafc gur 6r* 
Haltung beS Status quo fielen; als enblid) Ijeröorragenbe, 
fogar infpirierte Drgane ber frangöftfdjen großen treffe offen 
auf SuniS als SBorbilb für bie SReugeftaltung SKaroffoS 
^intDiefen." 

S)ie beutfdje Regierung fonnte banad) nur »erlangen, bafe 
bie Angelegenheit auf einer neuen tfonfereng ber Vertrags* 
ftaaten erörtert unb geregelt mürbe. Einige Staatsrechts* 



2)ic Sftaroffofonfereria öon Sügeciraä. 155 

leerer ^aben bic ßinnatyme biefeS Stanbpunfteö beanftanbet, 
»eil bie Äonoention öon 1880 ftd) in bcr §auptfad)e nur 
auf bic Regelung be$ SSerfjdltniffeS ber ©djufcgenoffen ber 
öerfd)iebetten 2Rdd)te in SRaroffo befdjrdnfte. £)iefer (Sin* 
murf ift aber burdjauS nid)t ftidjfyaltig, unb bie Regierung 
fonnte ifyn nidjt berücfßdjtigen. granfreid) unb (Snglanb 
^aben biefe grage in gleicher Seife beurteilt, inbem fte bie 
(Stnlabung gur Äonfereng annahmen. 

©elcaffe befdmpfte aUerbingS felbft&erftdnblidj ben ®eban- 
fen ber internationalen Äonfereng unter ber fomifd) mirfenben 
Seljauptung, bafe ber Sultan fidj bamit felbft unter 9Sor* 
munbfdjaft [teilen mürbe, mie er audj nid)t begreifen mürbe, 
trenn ber Sultan ftd) entfetteten foflte, eine Haltung angu* 
nehmen „bie und gmtngen mürbe, nur ba$ ftrifte SKecfat als 
Orunblage für unfere Segieljungen gu ifym angufefyen". 6r 
mies bemgemdfe Jaiüanbier an, bem Sultan bie (Srlldrung 
abgugeben: „bafe bie frangöjifdje Regierung eS als eine 33e* 
einträdjtigung iljrer Sntereffen anfefyen mürbe, menn bie 
frangöftfdjen 5Refonm>orfd)ldge ben ©ignatarmddjten gur 
ÄenntniSnafyme unb Slufeerung unterbreitet mürben. 2)aS 
5Red)t, in maroffanifdjen Angelegenheiten gu intervenieren, 
fte^e feiner anberen 9Rad)t gu. ©er Annahme ber fran* 
göftfdjen 33orfd)ldge muffe ftd) bie maroffanifdje Regierung 
fügen, ba fte nid)t in ber Sage fei, SRedjt unb Drbnung im 
Sanbe gu fd)affen. 3)ie frangöftfdje Regierung behalte ftd) 
t>or, je nad) ben Umftdnben gu tyanbeln unb bie Singe in 
SWaroffo fdjarf gu übermalen." 

8bb el Slgig, ber fdjon bie Setyauptung ©elcaffeS, „bie 
maroffamfdje Regierung babe bie 3ftatfd)ldge granfreid)S 
erbeten unb, nadjbem biefe erteilt morben, bie (Srfdrung ab* 
gegeben, biefe $atfd)ldge befolgen gu motten", fyatte als 
„Unmatyrtyeit" erfdren muffen, ber bie Berufung SEaillanbterS 
auf ein europdifcfyeS 3Ranbat als unrichtig erfannt fyatte, 



156 $ic üttaroRofonfcrettj Don IHgecira*. 

ber, tote ®raf Jattenbadj am 15. 9Rai mitteilte, „äugen* 
fdjetnlid) Don bem SBetoufttfein bur$brungen mar, bafe e8 
ftd) gegentodrtig für iljn unb fein Stei$ um ©ein ober 
9lid)tfein Rubelt unb baft bie SBerantoortung unb @nt* 
Reibung bei iljm allein liegt", fdjlofj pd) ber Snföauung 
ber beutföen Regierung an. Cr lehnte am 27. 2Rai bie 
JReformm>rfd)ldge 3franfreid)3 ab unb fprad) ®raf Stattenbadj 
feine Hbfldjt au£, „bie Signatarmäd)te gu einer ßonfereng 
etngutaben, um über bie Sinfüljrung Don Reformen gu be- 
raten, bie er felbft als gtoedtmdfjig unb bur<fcfül>rbar erachten 
mürbe", unb lieg biefe Sufforberung ergeben. 

SRinifterprdflbent SRoumer mar burd) biefe SBenbung ber 
SMnge, bie ti>a$fenbe SRiftftimmung ber öffentlichen Meinung 
ftranfreldj« gegen 2)elcaffe, burd) bie Oefaljr ber Politiken 
internationalen Serlj&ltniffe, bie burdj tiefen gefäaffen toorben 
mar, in eine du&erft fd)toierige Sage gebraut, eS blieb il>m 
baljer nichts übrig, als ben SRinifter ©elcaffe am 6. Sunt 
1905 gu opfern unb mit ber beutföen Regierung, bie ertlärt 
Ijatte, bie Slufforberung gur OTaroffofonferenj anguneljraen, 
hinter Waroffo ju fielen unb biefem nötigenfalls tyren Sdjufc 
angebeiljen gu laffen, ein freunblidje« Sinoeme^men gu er» 
gielen. 2)ie3 richtete ftd) frangötffäerfett« guerji auf ein 
äbfommen, ba& ben mit Stalten, (Snglanb unb Spanien 
abgefdjloffenen entsprechen foflte. 2>ie beutfdje Regierung 
tonnte aber natürlich auf einen foldjen SSorf^lag ntd^t ein* 
ge^en, benn fte Ijätte bamit ben 5Red)tSftanbpunft aufgegeben, 
ben fte auf ©ruub ber Äonoentton t>on 1880 eingenommen 
Ijatte, unb ebenfo ben ©runbfafe ber Snternationalität, ben 
fie für bie Regelung ber SBerljältuiffe im SKagljreb unb für 
bie Reformen bafelbft verlangte. ®te fonnte baljer nur ba« 
Verlangen [teilen, ba& bie maroffaniföe §rage ©egenftanb 
ber ^Beratung einer internationalen Äonferenj ber Signatur* 
machte Don 1880 mürbe. 9ßad) langwierigen SBerljanblungen 



$ie aRaroffofonfereng t>on IllgectraS. 157 

gnrifäen 5Rout)ier unb bem beutfdjen Sotfdjafter dürften Don 
Stabolin in $ari£ mürbe am 8. Sult nadj bem SfoStaufd) 
ber in Aap. 9 5Rr. 5 mitgeteilten Schreiben ber beiben Sie» 
gierungen bie folgenbe (Srflärung abgegeben: 

©emetnfame ©rflärung be8 faiferlidjen 33ot- 
fc^afterd Surften öonStabolin unb be8 frangöfifd)en 
2ÄinifterS ber auswärtigen Angelegenheiten Dom 
8.3uli 1905. 

2)ie beutle Regierung unb bie Regierung ber Stepublit 
tommen fiberein: 

1. gleidjgettig ityre gur 8*ü in Seg befinblid)en Oefanbt- 
fdjaften nadj Sanger gurftdguberufen, fobalb bie ßonfereng 
gufammengetreten fein toirb; 

2. bem Sultan t)on 9Karoffo gemeinfdjaftlid) burd) 
ityre Vertreter Sftatfdjl&ge erteilen gu laffen gur geftfteflung 
be8 t)on tym ber Äonfereng öorgufdjlagenben Programms 
auf ben Orunblagen, tote fte in ben unter bem 8. Suli 
1905 gmifdjen bem beutfdjen Sotfdjafter in $ari£ unb bem 
SRinifterpräjibenten unb SWinifter ber auSroärttgen Ange* 
legentyetten ausgelaufenen Schreiben angegeben ftnb. 

Oeföeljen in $art«, ben 8. 3uli 1905. 

Surft öon Sftabolin. Sftouüier. 

©er Sommer be« 3al)re8 1905 ging nun l)tn aber 
©eiteren SSerfjanblungen gmifdjen ben beiben Regierungen 
über bie fünfte, bie auf ba$ Programm ber SRaroffofonfereng 
gefteflt merben foQten unb aber Ujre Saffung, fomie aber bie 
SBaljl be8 Orte« ber Sufammenfunft. Sfteue ©djmierigfeiten 
ergaben ftd) au&erbem nod) burd) bie Anjdjulbigungen, bie 
Don frangöjifdjer Seite gegen ben ®rafen Stattenbad) er» 
tyoben mürben: er Ijätte feinen Aufenthalt in Seg benufet, 
um bem Sultan Äongefßonen im beutfdjen Sntereffe abgu* 



158 $ie SRaroflotonfeteng öon BlgeriraS. 

ringen, unb gmar für ben Sau einer SRole im §afen tum 
Sanger, fomie für Segung eines Labels, ©raf Stattenbad) 
mar in ber Sage, fofort ben Seroeis gu bringen, ba& es pd) 
bei beut SRolenbau um ein einfadjeS faufmännifdjeS ©efdjäft 
geljanbelt fjat, bei bem ber beutfdjen fjfirma Sorgeaub, 
Slentemann & (So. auf ©runb einer bezüglichen auSge* 
fd)riebenen Äonfurreng bie arbeiten oon ber maroffanifd)en 
Regierung übermiefen morben pnb, meil tyr Sßrojeft als 
gmecfentfpredjenb unb preiSmürbig, ein englifdjeS Sßrojeft 
aber als ungeeignet befunben morben ift. ©raf SEattenbad) 
I)at aber mit biefer Angelegenheit nichts gu tun gehabt, bie 
bereits erlebigt mar, elje bon fetner SWifpon nad) gej überhaupt 
bie Sftebe mar. £inpdjtlid) beS planes ber Segung eines 
ÄabelS ermiefen pd) bie SSormürfe ber grangofen ebenfalls 
als gang unbegrünbet. Aufcerbem Ijat ©raf 5£aitenbad) 
grunbfäfclid) alle bon beutfdjen Sntereffenten an iljn ge* 
richteten ©efudje um ©rlangung Don Äongefponen gur Aus* 
beutung öon SBergmerfen, bon Äorfeid)eumdlbern, gur (Sin* 
rid)tung üon Stationen für bratytlofe £elegrapl)ie unb anbere 
unberücfpdjtigt gelaffen unb meber mit bem Sultan nod) mit 
feinen Ratgebern befprod)en. 

S)ie grangofen beanftanbeten audj eto ©elbgefdjäft, baS 
beutfdje Sanfen mit ber maroffanifd)en Regierung abge* 
fd)loffen Ratten, inbem pe behaupteten, bie lefctere Ijabe pd) 
bamit eines ÄontraftbrudjeS fd)ulbig gemalt, meil § 33 ber 
Abmachungen über bie oon SRaroffo in granfreid) abge* 
fdjloffene anlege oon 62 1 /, SRittionen Sranfen iljr bie ^pidjt 
auferlegt fyabe, neue Anleihen nur bei bem frangöpfd)en 
Äonfortium aufzunehmen. Audj in biefem gaUe mar t)on 
einem unberechtigten (Singriff beutfdjerfeitS feine Siebe, ba 
eS pdj Ijier lebigltdt) um einen 33orfd)ufe Ijanbelte, ben beutle 
Sanfen bem 3RafI)gen gegen SSerpfdnbung bon Staats* 
lanbereien gemd^rt Ratten, oljne benfelben im geringften 



5)te SDRarofltofonfereng Don SltgectraS. 159 

Don Äongefjtonen tt>irtfd)aftli<I)er ober abmini ftratiüer Statur 
abhängig gu ma^cn. 

S)tc SSerljanblungen groifdjen ber beulten unb ber fran* 
göftfdjen Regierung mürben mäfyrenb be§ Sommerö t)on bem 
an ©teile be§ bisherigen beutfdjen ©efanbten in Sanger: 
33aron Don Sföenfcingen, ber infolge »on Äranffyeit feit 
längerer &tit fd)on beurlaubt xoax unb ben £err Don Äül)!* 
mann loä^renb ber 3cit vertreten ^atte, ernannten neuen ®e* 
fanbten SegationSrat 3)r. Rofen unb Ret>oil als SBeirdten 
Don gürft Rabolin unb SMtnifterpräjtbent Romner geführt. 
Sie famen nad) fielen 3Rü^en unb 2Bed)felfäHen enbltdj im 
September gum 2lbfd)luB unb ergaben bie nad)ftcl)enbe 

Vereinbarung gtoifdjen ©eutfdjlanb unb granl* 
reid) über ben Sßrogrammentmurf für bie 2Raroffo* 
tonfereng. 

w 2)ie beiben Regierungen ftnb übereingefommen, bem 
Sultan ben folgenben $rogrammenttmtrf t>orgufd)lagen, ber 
gemäfe ben im Sdjriftroedjfcl t>om 8. 3?"It angenommenen 
®runbfäfcen aufgearbeitet ift: 

I. 1) Sntemational gu öereinbarenbe @inrid)tung ber 
Sßoltgei aufeerfyalb be8 ©renggebictS. 

2) Reglement gur Drbnung ber Übertoadjung unb 
UnterbrüdEung beS 2Baffenfd)muggel§. — 3m ©renggebiet 
foll bie Slnmenbung biefeS Reglements auöfdjliefeltdj Sadje 
S5ranfretd)§ unb SMaroffoS bleiben. 

IL 3)ie ginangreform. Sfinangielle Unterftüfcung beS 
3J?afl)gen burd) @rrid)tung einer mit (SintfftonSredjt aus* 
gematteten Staatsbank meiere bie Aufgaben be§ Sdjafc* 
mefenS gu beforgen unb bie 9Rüngprägung gu »ermitteln 
l)at, beren ©rträge bem 2Rafl)gen gufatten. 

35ie Staatsbanf toirb bie ©cfunbung ber 3Küngt)er^dlt* 
niffe in bie £anb gu nehmen fyaben. 



160 2>fe aRaroffotonfereng t>on SUgedra«. 

2Me bem 3ßafl)gen eröffneten Ärcbite werben gur 3ufr 
rüftung unb Sefolbung ber ^oligeitruppen unb gu gemiffen 
bringenben öffentlichen arbeiten, befonber« gur SJerbefferung 
ber Reifen unb tf)rer Anlagen gu üermenben fein. 

III. Prüfung ber %ra$t eine« befferen ©rtrage« ber 
Steuern unb ber @rfd)liefjung neuer ßtnfünfte. 

IV. SSerpfiidjtung be« 2Raff)gen, leinen 3^8 beS 
öffentlichen SJienfte« gum SSorteil Don Sonberintereffen 
au« ber £anb gu geben. 

Orunbfafc ber Vergebung ber öffentlichen arbeiten im 
SBege be« 3ufd)lageö oljne 2lnfel)en ber Staatöangefyörigfeit 

®ef$eljen gu $ari«, ben 28. (September 1905. 

k s - (fl e 8-) Ättboltn. L. S. (geg.) Rouöier." 

©er frühere SKinifter 2)elcaffe rächte ftd) nun an feinen 
poiitifdjen ©egnern in granfreid) ©ie an ber beutfdjen Re- 
gierung, inbem er im Dftober 1905 bie fenfationeUen <5nt* 
ljullungen über bie £ülfe machte, bie bie englifdje Regierung 
für ben Sali eine« Äriege« gmifdjen granfreid) unb ©eutfefc 
lanb ber erfteren 3Wad)t gugeftdjert Ijabe. S3rad)ten biefe 
5ftad)rid)ten groar eine neue gro&e Beunruhigung in ber 
gangen europäifdjen SBelt mit fidj, fo üertnodjten fte bod) 
nid)t, ben trieben gu ftören, unb nadjbem gratfreid) einmal 
feine (Simmtligung gu ber SKaroffofonfereng im Suli gegeben, 
ftimmten aud) bie iljm freunblidj gefunden 2Rädjte algbalb 
gu. So blieben benn nur nod) bie 3ßal)l be« Drte« unb bie 
Seit be« Sufautmentritt« gu beftimmen. SBäljrenb biefe SSer* 
fyanblungen nod) fd)»ebten, gab bie frangöfifdje Regierung 
im ©egember 1905 ba« ©elbbud) l>erau«, in bem bie auf 
SRaroffo begfiglid)en Slftenftücfe gufammengeftellt maren. 
Obgleich biefe« SBerf auf 320 Seiten 368 aftenftücfe enthalt, 
bie bie Seit öom 3. 3Rärg 1901 bi« gum 4. ©egember 1905 
umfaffen, ift e« bod), namentlich in feinem legten Seile redjt 



$ie 2Raro!fo!onfereng bon Sllgedraö. 161 

un&oflftänbig, befonberS öermi&t man mandje SDofumente, bie 
in ben beiben legten gölten gtoifdjen ber ßentralregterung 
in $arig unb Algier foroic Sanger unb §eg au$getaufd)t 
fein muffen. 2)a$ mangelhafte 33ilb, ba£ Ijier aud) t)on bem 
btplomatifdjen SScrfc^r mit ber beutfdjen Regierung gegeben 
mar unb bie (Sinfeitigfeit ber ©arfteflung unb ber Sluffaffung 
ber ÜRarotfofrage in allen i^ren Seilen, bemogen bie beutfdje 
Regierung im Januar 1906, in einem nur tuenig umfang« 
reiben SBeifcbudje 27 ber midjtigften aftenftficfc be« Saljreö 
1905 gu beröffentüdjen. Sud tljnen tonnte bie beutfdje SBelt 
fomie ba8 gefamte äuSlanb erfeljen, mit toeldjem ®e* 
fdjtd unb toeldjer ttmjtd)t bie beutfdje Regierung in bie 
ÜRarottoangelegenljeit eingegriffen, nadjbem pe ben Seit» 
punft bafär al« geeignet erfannt Ijatte. 2)ie im Sommer 
1905 nad) ©elcaffe« Slficftritt erfolgte @rl)ebung beS ®rafen 
t)on Sülom gum fjürftenrange erfdjien banad) aud) als eine 
berechtigte änerfennung feiner Ijeroorragenben fieiftungen in 
biefer Angelegenheit, in ber er namentlich burd) ben ©rafen 
Sattenbad) fräftig unterftüfct morben ifi. 

£inftd)tlid) beö Drte« ber ßufammenfunft ber SKarotto- 
fonfereng mürben $ari«, SRabrib, Sanger, ßabig unb AI« 
geciraS oorgefd)lagen. Der Sultan fydtte tooljl bie Sßafyl Don 
Sanger am meiften geroünfdjt. 2)a bie ÜRäd)te biefe aber 
aus galjlreidjen (Srroägungen ntdjt für geeignet gelten, man 
jebod) mit 9tüdjtd)t auf ben Mangel telegrapljifdjen 93erfet)rö 
in SRaroffo unb auf bie SRotoenbigfett ber mögltd)ft raffen 
JBerbinbung ber Vertreter be£ ©ultan« mit biefem, einen 
Ort toäljlen moflte, ber ben SRaroflanern bequem gelegen mar, 
fo tourbe 2llgecira$ in SluSjidjt genommen, ba§ Don Sanger 
in wenigen ©tunben gu erretten ifi. Sultan 2lbb*el=9lgig 
erfldrte ftd) benn aud) burd) ein Schreiben feine« SKinifterS 
be« äußeren Slbbelferim Sen Sliman am 22. Dftober 1905 
fotooljl mit bem Programm ber fonfereng toie mit ber 2BaI)l 

JDierdf, aRaroffefrage. \\ 



162 $ie WatofFofonferetta tootr «tgedra*. 

Don SlgeciraS für lefctere eintoerjianben. Srofebem mürbe ber 
Ort ber 3ufammentunft nodj mieberljolt ©egcnftanb ber 6r* 
irterung, unb nad)bem bereite bie umfangreidjften SSor* 
lefjrungen für bie aufnähme ber Diplomaten unb beS ftarfen fte 
begleitenben $erfonal8 in bem fleincn @täbtd)en getroffen 
loaren, mürbe nod) am 16. SDegember bie SBaljl beöfelben in 
Sfrage gcfteHt unb SRabrib in 2lu3ftd)t genommen. 63 blieb 
aber enblid) bei ber urfprünglidien Seftimmung, monad) in 
SUgeciraS, ba$ an ber ©teile ber im 3aljre 711 erfolgten 
Sanbung ber Sraber unb Serber gegrünbet morben unb 
feitbem ber mid)tigfte ©tüfcpunft be£ SBerteljrS jmifdjen bem 
moljammebantfdien Spanien unb bem 9Ragljreb geblieben mar, 
bie Gmtföeibnng über bie gutünftige äuSgeftaltung ber ma= 
rottantföen SSer^dltniffe fallen foUte. Sie Seit ber ßu« 
fammenfunft mürbe immer meiter IjinauSgefdjoben unb erft 
am 16. Januar 1906 traten bie delegierten 9Raroffo$ unb 
ber fämtltd)en @ignatarmäd)te gu ber Äonfereng gufammen, 
beren SSerljanblungen nun zweieinhalb SRonate bie gange Seit 
in äugerfter Spannung gehalten unb lä&menb auf bie mirt* 
fdjaftltdjen SSer^ältniffe berfelben eingemirft !)aben. 

SBie es auf ber tfonfereng oon SWabrib 1880 gefdjeljett 
mar, fo mürbe nun aud) auf ber Don SllgeciraS, al$ bie 
Vertreter aller beteiligten 3Kfid)te bort iljre arbeiten eröffneten, 
berjenige be$2anbeS, in bem bie Äonf ereng "ftattf anb, Spanien« 
alfo: ber $ergog t)on SUmobooar, ber 1902 bereits, mie oben 
ermahnt, einen ©onberoertrag mit ©elcaffe vereinbart gehabt 
Ijatte, mit bem SSorft^ betraut, unb er jjat fein fdjmierigeS 
8mt mit ttmftdjt unb ttnparteilidjfett oermaltet. 

SBie 1880 mar aud) nun bie &bmad)ung getroffen, bafc 
bie SSefd^lüffe nur etnjtimmig gefafct merben burften. 35a 
ftd) bei ben großen Oegenffifcen gmifdjen ben Sfoföauungen 
unb gntereffen ber Steilneljmer am Äongrefe, befonber« ber 
Vertreter ber beiben ffi^renben ÜRädjte 25eutfd)lanb unb 



2>ie SRaroffofonferena Don tttgectra*. 163 

granfreid), fel)r balb beträchtliche Sd)mierigfeiten l)tnftd)tltdj 
ber SSereinbarung unb be« 2lu8gleid)$ biefer (Segenfäfee 
geigten, fo ermied e§ jid) als praftifd), bie Beratung ber 
Streitfragen guerft in privaten Sefpredjungen, ©ingeloerljanb* 
fangen unb ßotnmtf jtonSjtfcungen erfolgen gu laffen unb fte 
«rft öor baS Plenum gu bringen, {obalb bie SRittel unb 
SBege gur SSerftänbigung gefunben ober fobalb lefctere ergielt 
ttorben mar. 2Rcljr als einmal braute babei bie ©efal)r f 
bafe bie SSerljanblungen abgebrochen merben müfcten unb ba& 
bie Äonfereng bamit ergebnislos »erlaufen mürbe. SBieber* 
Ijolt mußten bie Vertreter ber oerfd)iebenen 3Räd)te ftd) crft 
mit ifyren Regierungen über bie 2lnnal)me ober Sble^nung 
neuer Vorlagen unb SSermittlungSöorfdjläge ins @inoerne^men 
jejjen, ja bie Regierungen traten gelegentlich unteretnanber 
tn birefte Regierungen beSfyalb; bie SBertreter beS Sultan« 
mußten üjre 9tadjridjten crft nad) $eg übermitteln unb bie 
$ntmort abmarten. 3tüe biefe ttmft&nbe t)ergögerten ben 
©ang ber SSerfyanbtungen fetyr unb nötigten gu häufigen 
Raufen r bie bann burd) gef eilige SSeranftaltungen, Ausflüge, 
tiefte ausgefüllt mürben, gu benen aud) ber ©eburtstag beS 
beutfdjen ßaiferS, bie Verlobung beS Königs Don Spanien, 
4>er ßarneoal ufm. SSeranlaffung gaben. 

3n fyofyem ©rabe erfdjmerenb mirfte baneben bie Sßtig« 
feit ber internationalen treffe, beren mid)tigfte Organe in 
SttgeciraS vertreten maren unb bie burd) iljre meljr ober 
weniger richtige, berufene unb letbenfd)aftlid)e Sntetpretation 
ber SSerljanblungen nidjt nur bie gange Äulturmelt in fteter 
ttnrulje erhielt, fonbern aud) burd) iljre meljr ober minber 
■offigiöfen unb oon ben SRitgliebern ber ßonfereng infoirterten 
ober auf ®runb oon tatfäd)lidjen ober angeblichen SnteroiemS 
getriebenen Sluffäfce Beftdnbig neuen internationalen ßon* 
fltftsjioff föuf. S)ie delegierten fafeten ba^er enbltd) btn 
iBefdjIuf}, auger ben amtlichen Mitteilungen über bie Sifcungen, 

11» 



1Q4 $'* HRarotfofonftmg Don «[geciraß. 

bic fetten« be* Sureau fejtgefteüt mürben, nid)t baS gertugfte 
über ben ©ang bei Serb.au blungen tierlauten ju lafien. 

3jie unaufijörlid) toedjfelnben $&afen beß Verlaufs ber 
Äonferena oon ÄlgeciraS gehören nitfct in ben engen Stammen 
biefer Arbeit, in ber mir und befdjranfen muffen, üjr Ergebnis 
torj barjuleaen. 

<Da« roeltgef a)id)Uia) S9ebeatfome biefer Äonferenj, bie ju>ei= 
einbalb SRonate bauerte unb erft an bem 3<il)re8tage be§ 5ße= 
fucfrS beS ÄaiferS SBilbrfm in Sanger, am 31. 2Ratj 1906, 
enbiid) ib,ren abfdjluft fanb, iß Ijauptfädjlid), bafj burd) fte 
ein internationaler Äonfüft betgelegt toorben ift, ber gelegentiid) 
einen Seltfneg [jerauf ju&efdjmören gebraut blatte. "Der SBert 
fotöjer flonferenjen als griebenSfaftnren neben ben @ä)iebft> 
gerieten ift bei biefer ©elegenljeit beutlidj jutüge getreten. 
S>ie Diplomatie ber Äulturmadjte ftatte rjicr eine überaus 
fd)Biierige Aufgabe ju erfüllen unb fte Ijat fte erfüllt unter 
bem reblidjen Streben, ernfte SReibungen unb ba& @ntfteljen 
eines casus belli ju »erljinbern, ja fogar unter bem, &u Der- 
Ijüten, bafe man bei bem Sdjlufe ber Äonferetij ton Siegern 
unb ffleftegten foredjen tonne. @tn meiterer f)ot)er fflert biefer 
Äonfereng liegt in ber erfolgreichen (Selten bmactjung njelt= 
politifdjer unb roeltrotrtfdjaftliajer ©runbfajje von b,öä)fter 
SBebeutuug für ben auf ben $rinjtyien beö SÖUerredjtS 
gegrünbeten SSerfe^r aller Äulturftaaten untereinanber. 
®egenüber bem Streben naaj Sfolierung einjelner SKdäjte 
burd) anbre, nadj unberedjttgter aRonopolifferung freier Satig* 
teitöfelber unb Arbeitsgebiete burd) (injelne Saftoren, ift mit 
unjmeifellmftem erfolg ba§ ^rinjip ber auf bas gleite 
Stedjt Sfller gegrünbeten uubejctjranrten 3nternationalität, 
HS ber unbebingten &retbeit ber Semegung ber freien 
Staaten bepglid) irjreS £anbel« unb SSerferjrd unb baS bes 

ij:befttntmLmggred)t§ freier Staaten jur ©eltung gebradjt 

Den. 3>ieS ift ein Ijodjbeoeutenber mora!ifd)er Srfolg. 



Sie 9Raroffo!onferena tum StlgeriraS. 165 

2)eutfdjlanb8 Don feinen Oegnern gefliffentlidj in ß^^ifcl 
gezogene ftriebenöliebe Ijat fid) im befonbern auf biefer Äon* 
ferenj oor aller SBelt gldnjenb betodljrt, inbem feine SSertreier 
in mandjen fragen Don geringer Sebeutung Sugeftdnbniffe 
matten, oljne jebod) oon iljren grunbfd^li^en gforberungen 
aud) nur eine aufzugeben. 

W\t unglaublicher Sangmut fyaben bie beutle Regierung 
unb tt)re Vertreter alle« Eingenommen, toaS iljnen oon fran* 
jöftfdjen unb englifdjen Settungen, aber aud) t)on ^refeorganen 
anberer Sdnber in jum Seil red)t gefyäfftger SBeife oorgetoorfen 
unb imputiert ©orben ift. S)ie beutfdje [Regierung unb i^re 
Vertreter Ratten ben grofeen SSorteil, ftd) ftetd auf ifjx gute» 
unjmeifetyafteS 3fted)t ftüjjen ju lönnen unb ba3 ooDe Se* 
mufctfein eines unbebingt guten ®etoiffeng ju fyaben. SSenn 
babei 2)eutfd)tanb$ 9iadjgtebigteit oon ber franjöftfdjen unb 
ber iljr befreunbeten treffe als (Srfolg ber franjöjtfdjen 
Diplomatie in Slnfprudj genommen toirb, fo toerben bie 
Sitten ber Äonfereng bie meiften biefer unb Dieler anbrer 
Behauptungen, bie bie $erabfefeung 2)eutfd)lanb8 unb feiner 
Vertreter befpredjen, als hinfällig ermeifen. 

SMe tatfddjlidjen aftenmdfcigen ©rgebniffe ber flonferenj 
oon 2llgecira$, fomeit fte in bem @d)lu6protofott nieber» 
gelegt ftnb, erljellen aud legerem, baS im 9. Kapitel unter 
Sßr. 6 mitgeteilt ift. 2luf ber ®runblage ber Slnerfennung 
ber Souoerdnitdt be$ Sultan«, ber Sntegrität feiner Staaten 
unb ber ©leid^eit ber Sefyanbtung in foutmerjieller Sejie^ung 
ftnb Sefttmmungen getroffen toorben: über bie Organifation 
ber $oltjei; über bie Übertoadjung unb Unterbrücfung be« 
3Baffenfd)muggel8; über bie ©rünbung einer maroffanifd)en 
StaatSbanf ; über bie 2Rittel, bie ©teuerertrdgniffe ju er^o^en 
unb neue ©fnfünfte gu fdjaffen; über bie Regelung be§ 3oß* 
mefeng unb bie ber öffentlichen ©tenftgtoeige unb ber öffent* 
ltdjen arbeiten. 25ie 9tattfifationen foflen bis fpdtejlen» am 



166 Sie SRaroffofonferenj tum BlgeritaS. 

31. üDegember 1906 in SRabrib nieberglegt werben unb bie 
Seftimmungen ber ©eneralafte fottcn oon biefem Sage an 
in Äraft treten. 

Über ben praftiföen SBert ber ftonfereng t)on SUgeciraS 
bürfen totr und natürlich feinen Sflufdjungen Eingeben, 
»efentltd) oeränbert ift bie Staroffofrage burd» biefe Äraft* 
probe ber 2Rdd)te mdjt Sie ift »erlaufen, tote man e$ Don 
oornfyinein erwarten mußte, ©er j>olitif<l)e SBert ber btylo* 
matif$en Srfolge toirb ftdj für bie Stauer als feljr gering« 
fügig enoeifen. 3e na<f)bem tote ifyre @rgebniffe oon ben 
t>erfd)iebenen 2Rdd)ten ausgebeutet »erben, urirb tljr praftifd^er 
SBert bebeutenb ober belanglos fein, unb baS gilt gang im 
befonberen für 35eutfd)lanb. 

SBaS Ijat gunädjjt SRaroffo, ber leibenbe Seil unb ber 
eigentliche ©egenftanb ber SSerfyanblungen, erreicht? 

93or allem bie 9nerfennung feiner ffretyett, feiner ttn* 
ab^ingigfeit unb feines SelbftbejttmmungSredjtS. 2)aS 
lefetere erleibet atterbingS getoiffe Seför&nfungen burd) baS 
Serlangen geitgemäßer Reformen unb baS Singreifen ber 
2Rdd)te gum 3^^cle ber Seföleunigung unb ber Siegelung 
berfelben, fonrie gum %mtde ber Schaffung ber Stdjerl>eit 
unb georbneter SBerIjfiltniffe im Snnern. Somit ift bem 
Sultan unb bem Waffen bie ©elegen^eit geboten, baS Sanb 
au£ bem feljr niebrigen Äulturguftanbe, in bem eS ftd) be* 
ftnbet, gu ergeben. 25aß bie großen Waffen ber oon ben 
WarabutS, ben Ort^obo^en unb geiftlidjen Drben geleiteten 
S3eoölferung bamit nidjt einoerftanben fein »erben, ift oor* 
crft moljl giemlid) fidjer. £)b ber Sultan, ber 9Rafl)gen unb 
ber iljnen an^dngenbe Seil ber SSeoölferung imftanbe fein 
»erben, biefen SBiberftanb ber Majorität gu übertoinben, bie 
il>nen oom SluSlanbe auferlegten Reformen burdjgufüljren, ob 
ber Sftogt unb fein großer änljang nid)t bie ungeorbneten 
23erf)dltniffe benufcen »erben, um ttyre Qmtdt JU oerfolgen, 



Sie 3Jtoroffofonfereng Don 5ltgectra$. 167 

gu berfudjen, ben Sultan unb feine ©gnaftte gu .ft argen — 
ba£ mirb öielleidjt fd)on bie nädtfte Sufunft lehren. SBa« 
im galle be$ Siege« be$ Sßrätenbenten gefcfcieljt — ifi oöQig 
ungemifj. Sidjerlid) ift bie Sage für ben Sultan nidjt leicht, 
aber menn er geneigt ifi, bie Vorteile, bie il)m bag (Srgeb* 
nid ber Äonfereng gemährt, außgunüjjen, fo mürbe t$m ber 
Sd)ufc ber Stgnatarmädjte gegen feine inneren geinbe unb 
bei ber 35urdjfül)rung ber Sieformen, unter bofler Slnerfennung 
feiner Souveränität unb feiner #errfd)erred)te, ftdjer fein. 

5)a$ ©efd)ic! feine« 2anbe« liegt für jefct in feiner £anb. 

2Ba« ba« grgebni« ber flonfereng für bie Signatar« 
mädjte anbetrifft, fo ift banf ben 33emül)ungen 3)eutfd)lanb« 
bie „offene £ür" für alle in gleicher SBeife auf unbefdjränfte 
3eit gefiebert. Sntmemeit fte biefen Vorteil benufcen motten 
unb fönnen, $ängt gang Don ber Satfraft jeber eingelnen 
Nation ab. 

ßnglanb unb Sfranfreid) Ijaben im SRagljreb fdjon einen 
bebeutenben mirtfdjaftlicfcen SJorfprung aor allen anberen 
SJölfern. Sie »erben natürlich beibe alles aufbieten, um 
ben Vorteil ber offenen £ür, be« freien SBettbemerb«, für 
ftd) auf jebe nur mögliche SBeife au«gubeuten. Sftamentlid) 
mtrb ftdj ja fjfranfreid) bemühen, afted gu erreichen ma« e« 
auf ©runb feinet eigenen Stefortnprogramm« erftrebte. 3>tc 
Äonfereng mar für ^rranfreid) nur eine t)erlangfamenbe 
Störung feiner geheimen unb offentunbigen Sßläne, nidjt eine 
bauernbe 8Sernid)tung berfelben. 3)ie frangöftfdjc Regierung 
metfe, bab e« von Spanien leine ernftlidje SJefdjränfung feiner 
abpd)tcn gu ermarten Ijat. SDie Seilung ber $oligeigemalt 
mit Spanien mtrb für granfreid) giemlid) belanglos, bie 
Sage beß Dberinfpeftor« ber Sßoligei bagegen eine fetyr 
fämierige fein bei bem (Sinflufe, ben ^ranfreid) mit (Snglanb, 
Spanien, SKufclanb unb Valien in bem biplomatifdjen Äorp« 
Don Sanger bauernb ausüben mtrb. 



r 



16$ Sit WaroKofoufemij Don älgtciraS. 

Spanien (jat bie 9Röglid)teit beS freien äBett&emerbä unb 
bat Susübung grofjen ffultureinßuffeS immer gehabt, aber 
nur in beut befdjeibenften 3Rafje nuSgenüfct. gs toeig fldt} 
nun uoIlenbS ber Unterfiüfenng SnglanbS, granfretdjs unb 
fetbft Stalienä fjd)er. SBirb eS feine Subolenj nun atx 
fd)ütielu, mit Slütfraft au bft „penetratiou paeifique" feil* 
neunten? @§ b,ängt von Ujm ab, bieg ju tun. JJeöenfaHö 
b/tt es unter allen ©ignaiurmädjten jweifeQoS ben größten 
äufceren Erfolg auf ber ßonferenj erlangt 

Stauen, baS in enge Söejietningen ju biefen brei SRädjten 
getreten ift, wirb von iljnen nid)t getjinbert werben, fid) an 
ber mirtfcrjaftltctjctt grjdjltefeung unb Eroberung beS SRagljreb 
fo weit ju beteiligen, als es itjm beliebt. 

3)eutfd)tanb ift von Hmen allen im 2Jiagl)reb ftets mit 
mfugunftigen Äugen unb als @inbringliug betrautet worben, 
bem bas iRedjt ber Äonfurrenj auf bem marottdnifdjen 
TOarfte wenn möglid} aberrannt unb entzogen werben foUte. 
SJarum aud) fd)loffen fie untereinanber Sßertrage unb jwan* 
gen 5)eutfd)Ianb baburd), in bie 2ÄarofrdangelegenI)eit ein* 
jugreifen. Ser SReiäjSfanjIer rjafte oBüig Sßccfjt, als er am 
11. april 1905 an ben beutfdjen Sotfdjafter in Sonbon 
fcfjrteb: „SBenn wir unfere Wirtfd)aftlid)en Sntcreffen in 
SRarolfo ftiUfdjweigenb preisgeben, fo ermuntern mir bannt 
bte jufdjauenbe SBelt ju dljnlidjen 3iüdpd)tSlofigfeiten gegen 
uns in anberen, uielleidjt größeren fragen." 

2)eutfd)Ianb war eS feiner eigenen 61jre fdjulbig, bafe eS 
fid) nidjt als quantite negligeable im 8tat ber 9Hdd)te, im 
Seltljanbel, im Sßdroerfetjr unb in ber SMtpolitif beljan= 
betn lieg unb fid) [Ar bie „fjufunft bavor ju fcfjüfeeu fudjte, 
baß i')m fein JRedjt, baS iljm traft ber ffonvention von 1880 
unb traft feines ü)tn bie Meiftbegünftigung gemdljrenben 

nbelsvertrages mit SWaroifo felbftverftänbUd) juftanb, 
aud) nur im geringften von trgenb einer ober aud) von 



2>te SWarolfofonferena boit 9ügectra$. 169 

gangen ®ruppen oon iljnen gefdjmätert tourbe. SDaljer oer* 
langte 25eutfd)lanb bte internationale Regelung ber SÄaroffo* 
angelegenfyeit auf einer internationalen ßonfereng. 35a^er 
verfolgte e« auf biefer Äonfcreng ben Qxotd, bie Sntereffen 
ber beutfdjen Snbuftrie, be« beutfdjen £anbel«, be« beutfdjen 
Äapital« für alle Seit in SRaroffo gu fdjüfcen, gugleity unter 
©eltenbmadjung ber unbebingten Unabljängigfeit unb 23e= 
ftimmung«freil)eit be« Sultan« unb ber Integrität feine« 
Sänberbeftfce«. 

S)iefe Qmtdt, bie SDeutfdjlanb allein »erfolgte, Ijat e« in 
bollern SKafce erreicht — fomeit bie« burd) Verträge unb 
Sftenftucfe überhaupt tnöglidj ift. g« fyat oerljinbert, ba& 
bie offene Sür be« freien SBettbemerb« aller 2Räd)te ber SBelt 
auf beut 9Karoffomarft für SDeutfdjlanb gefd)loffen ©erbe. 
6« l)at bie 5£unijterung 2Raroffo« öerljinbert, nämlidj, bafc 
Sfranfreidj bie Drbnung ber SSerljältniffe, bie Steorgamfation 
be« Speere«, bie Regelung ber $oligei, bie SKeuorbnung ber 
33ertoaltung, bie 33eljerrfd)ung be« ©elbmarft« unb bamit 
ba« ^roteftorat über ben SRagljreb au«jd)liefelidj überlaffen 
tourbe. Snbem bie beutfdje Regierung für biefe felbftoerftänb* 
liefen fjjforberungen eintrat, inbem iljre Vertreter unter grofeen 
SRüljen gegen bie übermiegenbe TOe^r^eit ber übrigen für 
biefe« Programm mit aller SEatfraft fämpften, l)aben fte aber 
au^bie3lrbeitfürfänitlidöe@ignatarma(^te beforgt, bereu SRcc^te 
burdj ba« fd)lic&Udje Q\A ber frangöftfdjen penetration paeifique 
ebenfo beeinträchtigt morben toären toie bie ber 2)eutfd)cn. 

S)ie (Erfahrungen, bie SDeutfdjlanb auf ber Äonfereng öon 
Sllgecira« tnadjen mufete, ftnb gmar gum Seil redjt traurig, 
aber hoffentlich toerben jie un« gur ßetjre bienen unb baljer 
für un« in ßufunft Don Sftufcen fein. 

2)ie Vertreter 2)eutfd)lanb« faljen ficf) oon Anfang an 
einer mächtigen Koalition, einer neuen ©ruppierung ber 
SRädjte gegenüber, ftd) felber aber fafi gang auf Ujre eignen 



170 2>ic *Dlarotto!onfereng öon $Hgectra£. 

Äräfte angemiefen. Sie mußten e$ erfahren, bafe polittfc^e 
Verträge unb 3freunbfd)aftSbünbniffe boc^ nur unguoerläffig 
ftnb. Sie mußten eS erfahren, ba& 5Deutfd)lanb ifoliert ift r 
tDCtl es gemagt Ijat, fär ftd) aud) SemegungSfreiljeit gu bean* 
fprucfyen mie ade anberu ®rofetnäd)te. 2Bir !>aben in bem 
Verlauf ber ÜRaroffoangelegenljeit gejeljen, maS bie SRüd* 
ftdjtnaljme auf bie 3>ntereffen anberer, bic ftete Sieben«* 
mürbigfeit gegen baS SluSlanb für folgen Ijat. 

2Bir fmb jc^t ifoliert, unbeliebt, gesagt, »eil mir baS 
Stecht ber Steilnal>me an ber Seftimmung aber SBeltfragen 
aud) für uns aflmäljlid) geltenb gemacht tyaben, meil mir 
mit einiger Üatfraft für unfere eigenen Sntereffen eingetreten 
ftnb. <Die (SrfenntniS, bafe mir öereinfamt finb, barf und 
jebod) nid)t beirren, fte feilte Dielmeljr unfern nationalen ®tolg, 
unfer nationales Selbftbemufetfein lieben; fte foQte uns an« 
fronten, unfere Gräfte immer mächtiger gu entmideln unb 
nadjbrüdlidjer gu betätigen, unbetümmert um alle anbem 
SRädjte. 25uf internationaler üölferredjtlidjer ©runblage 
fteljenb, feien mir national, ftart unb mutig. 

granfreid) tarn auf bie Äonfereng, ftdjer ber guDerläfftgen 
ttnterftüfcung (SnglanbS unb Spaniens; fieser aud) feines 
Verbünbeten unb SfreunbeS: 3tu&lanbS. @S oertraute aud) 
auf bie ßuneigung StalienS, baS ben £auptförberer ber 
langjährigen f rangö jifd) * ttalieniföen SünbniSbeftrebungen, 
einen ber entfdjiebenften ©egner beS SDreibunbeS: Visconti 
Venofta als feinen Vertreter auf bie $onfereng gefdjidt tyatte, 
ftcf) baburd) ber ®efal)r ber peinlidjften ßonfltfte auSfefcenb. 
@S oertraute gleichfalls auf Velgien, beffen Neigungen meljr 
nad) fjranfretdj gravitieren, meil eS oon if)m met)r Vorteil in ber 
Verfolgung feiner ßielc in Slfrifa ermartet als öon 2)eutfd)lanb. 

Sluterifa natjm eine neutrale Stellung ein unb baS motten 
mir anerfennen, obgleidj bie amerifanifdje treffe uns groften» 
teils menig freunblidje ©eftnnungen geigte. 



3)tc aRaroffofonferena öon BlgeciraS. 171 

auf unferer Seite ftanb allein £)fterreid)4tnßarn im & 
bafür gebührt feiner ^Regierung 35anf, Äaifer SBil^elm IL 
l)at tiefem foeben anläfelid) ber Skrleiljung eines fyotyen 
DrbenS an ben SSertreter ÖfterreidjS in SllgeciraS in folgen« 
bem Telegramm an ben öfterreidjifdjen SRinifter beS Slufeeren, 
©rafen ©oluc^otnöfi äuSbrud gegeben: „3m Slugenbltde, ba 
id) mit ©enefymigung 3>ljrcS ällergnäbtgften £errn bem 
©rafen 38elferSl|eimb baS ©rofefreug beS JRoten äblerorbenS 
überfenbe jum 2)anfe für feine erfolgreichen S3emüljungen in 
SllgeciraS, brängt es mid), 3ftnen oom $erjen aufrichtigen 
©anl gu fagen für 3tyre unerfci)ütterlid)e Unterftüjjung meiner 
SBertreter, eine fdjöne £at beS treuen SunbeSgenoffen, Sie 
Ijaben ftd) als brillanter ©efunbant auf ber SRenfur er« 
toiefen unb tonnen gleiten SDicnftcS im gleiten Saue aud) 
Don mir gemife fein. SBilljelm L R." 

SSor allem aber ftnb mir befonbern Dan! fdjulbig unfern 
Diplomaten, bie mit großem ©efdjid unb mit S^ißfett 
ber SRefyrfycit, ja gelegentlich beinahe ber ©efamtyett ber 
SSertreter ber anbern SRädjte gegenüber unentroegt unfere 
beutf$en Sntereffen oertreten unb bamit baS Obium auf 
ftd) gelaben tjaben, fdjeinbar bie Äonferenj in bie Sänge ju 
gießen. 6S ift eine Ijod)b$beutenbe Seiftung geroefen, bie bie 
Ferren öon föabotmjj unb ©raf Sattenbad) unter fo fdjmierigen 
$erl)ältniffen ooQgogen tyaben. 

2)ie gefamte SBelt Ijat oon ifyrer unermüblidjen auf* 
opfemben Satigfeit nun ben 9tufcen ber „ offenen £ür" — 
mögen mir 2)eutfd)en und oor allen benfelben nid)t entgegen 
laffen unb i^n fo Diel als möglid) ausbeuten. 

SBtr bürfen am menigften oon allen ©ignatarmädjten 
bie 2eljren unb ©rgebniffe ber Äonferenj öergeffen, fonbern 
mir muffen unfere äufeere $olitif nad) ifynen einrichten. 6S 
barf nad) älgeciraS feine fdjtnac^e fdjroanfenbe äufeere Sßolitif 
für uns geben, ßi^emufet muffen mir, auf bie man glaubte 



172 £>ie SRoroffofonferenj tum tngerira*. 

nigt 3tmfftgt nehmen gu follen, nun Dor allem eine forg* 
faltig ermogene, praftifge, tatkräftige SDtaroftopolitif Der« 
folgen. 2)aS Seifoiel granfreigs fönnte und in biefer 
Segteljung in gemiffem Sinne Dorleugten. 

3)ie ßonfereng Ijat ba8 Oute gehabt, bafc fte ein gut 
Seil Älarfcit in bie meltyolitifge Sage gefragt I)at. 

2Ba« feit langen Sauren beutfgerfeitS gefagt unb ge* 
fgrieben morben i(t über unfere Aufgaben in Warotfo, über 
unfere gntereffen an bem Sanbe, über bie 8rt, mie biefe 
geforbert ©erben follten, über baS, ma$ mir Don allen SBett* 
bemerbern gu fürchten unb gu ermarten Ratten — e3 ift nun 
Hat beftätigt Vorteilhafter märe es allerbing* gemefen, 
alle biefe ÜRa^nungen lanbeSfunbiger Aaufleute, Sfteifenber 
unb Oeleljrter mären früher gebülpenb berüdfpgttgt, bie 
©elbfttätigfeit ber Äaufleute nnb ber Snbuftrieetten märe 
Iräftig unterftüfct morben. Sog e* ift aug nun nog nigt 
gu jpät, eine fräftige, praftifge 2Karoffopolitif gu entfalten. 
Sir &aben jefct ben Vorteil, bie »bpgten unb Siele aller 
SBettbemerber genauer gu fennen als je guoor. 

Sie alle Ijaben nun garbe betannt. 3$re treffe t)at in 
ber letbenfgaftligen Erregung, mit ber fte an ben biplo* 
matifgen Verlan blungen ber Äonfereng teilnahm, bie ge* 
Ijeimften Smede unb SBfinfge jeber eingelnen STOagt begüglig 
SRaroffoS enttjüflt. <DaS gleite tft bürg Diele «ufffi&e unb 
Säger in neuefter &\t gefgetyen. Sejjt fommt es barauf 
an, 9lufcen barauS gu gießen. 

gür SRaroffo unb für bie SBelfyolitif begüglig 2Raro!foS f 
für bie fernere Seljanblung ber STOaroftofrage, bie auf ber 
Äonfereng Don SlgeciraS feinegmegS gelöft ober aus ber SBBelt 
gefgafft ift, beginnt mit biefer ßonfereng eine neue $ra. 

3Me Ijter gefammelten (Srfaljrungen merben Ijoffentlig 
aug bie beutfge Regierung in ßufunft Deranlaffen, bie 
maroffanifgen SBertyältniffe fortgefejjt genau gu Derfolgen 



3)ie SRaroffoTonferens öon $Ugectra£. 173 

unb bie Sntereffen be* beulten #anbels unb ber beutfäen 
gnbuftrie mit gröfeter Umftdjt unb SEatfraft gu unterftfifcen. 
2)ann fönnen mir oon SKaroffo Stufeen ermarten unb formen 
aud) ber »eiteren (Sntmidlung ber SRaroffofrage mit Sftutye 
entgegenfetyen. 

@£ wirb aber babei barauf anfommen, borten nur bie 
beften, gefdjtcfteften, erfahrenden ^Diplomaten unb Äonfuln 
gu fd&icfen. <Da8 SBcifpiel gnglanbs fottte in biefer »e* 
gtetyung nid)t unbeachtet gelaffen merben. (Snglanb Ijat ftetö 
barauf Oemtdjt gelegt, befonberö Ijeroorragenbe SRänner als 
feine offtgteflen Vertreter nad) 9Raroffo gu fdjiden, unb biefen 
ift eg gelungen, (SnglanbS mächtigen (Stnflufe gmei 3a^)r» 
Ijunberte tyinburd) bort gu erhalten, es gum gürforger unb 
£efd)fifeer 9RarottoS in allen btn Dielen 33ermi<flungen gu 
mad)en, bie in biefer Seit eingetreten ftnb, unb — SRaroffoS 
territoriale Sntegritdt unb polittfd)e Unabljfingigfeit gu fiebern. 

9tid)t oom grünen S£ifd) aus fönnen bie SRaroffoangelegen* 
Reiten erlebigt merben, fonbern nur im engen Äontaft mit 
ben fdjlauen SRaroffanern unb tyren SSerIjaltniffen, nur Don 
umftd)tigen Scannern, bie aud) bie Sprache be$ Sanbeö 
fennen — ein ttmftanb, ber auf bie SRaroffaner ben tiefften 
(Sinbrud madjt — , bie mit Sanb, Seuten unb Sitten genau 
öertraut ftnb. 

gür jejjt Ijat bie beutfdje Regierung getan, ma8 fte unter 
ben gegebenen fd)mt erigen 33erfyältnif[en tun fonnte; tljre 
Vertreter Ijaben unter fernerer Sirbett unb mit unermüblidjem 
(Sifer erreicht, »ad gu erreichen mar. 2lber audj für bie 
gufunft motten mir ben SBunfd) an fte richten: 

Videant consules. 

Snbeffen merben in gleicher SBeife audj ber beutfc&e 
$anbel, bie beutfdje Snbufirie unb bie beutfdje Sfinangmelt 
in Sulunft bafür gu forgen tyaben, tljre gntereffen in SWaroffo 
nur burdj bie gu&erl&fftgften, umfidjtigften Vertreter maljr* 



174 2>ic fDfaroffofonferena Don SIgecira*. 

nehmen gu laffen, bte mit Salt unb Älugljeit bort auftreten 
unb baburd) imftattbe ftnb, bte beutfdje (Sljre l)od) gu 
galten, ba8 beutfdje änfe^en gu erfyöljen unb bte beutfdjen 
Sntereffen tatfräfttg gu förbern, 

2)te £ür ÜRarolfoS ift offen. SIRögen unfere (Srofcfaufleute, 
©ro&inbuftrteflen, JReeber unb Sfinanginänner nun geigen, 
was jte in ber freien Äonfurreng mit benen (SnglanbS, 
3franfreid)S unb aller anbern 2änber in SWaroffo leiften 
fönnen. 9R5gen aud) if)re Äräfte wadjfen mit ben Ijöljeren 
Aufgaben, bie fict) für und aud unferer Sfoliertfyeit ergeben. 

Videant mercatores. 

Sum Sdjluffe möge Ijier nod) bie bebeutfame Siebe folgen, 
bie ber 5Reid)3fangler Surft Sülow am 5. Slpril 1906 im 
9%eiti)£tage über bie SBaroffapolitif unb bte Äonfereng 
oon SllgeciraS gehalten Ijat. 

9ieid)Sfangler gürft Sülow: SReine Ferren! 3d) möchte 
bie erfte Gelegenheit ergreifen, bie ftd) mir bietet, um mtd) 
nad) bem materiellen 2lbfd)lu& ber Äonfereng öon 2llgeciraS 
t>or biefem Ijoljen §aufe über unfere 3Raroffoj)olttif auSgu* 
fpredjen. Sie werben e$ auf ber anbern Seite öerfteljen, 
wenn td) Ijeute meine 2Borte fefjr forgfam abwäge, ntdjt nur, 
weil ber formale Slbfdjlufj ber ßonfereng nod) nid)t erfolgt 
ift unb nod) in feinem anberen Parlamente ba$ (SrgebniS 
ber Äonfereng unb bie 3Raro!fofrage befproctyen worben ift, 
fonbern aud), weil id) bie erreichte, bie mül)fam erreichte 
SSerftänbigung nid)t beeinträchtigen nod) trüben will. SBitt 
man unfere SRaroffopolitit richtig öerftetyen, fo mufc man gu 
ifyrem SluSgangSpunfte gurücffetyren, will man ba« Ergebnis 
richtig würbigen, ben Anfang mit bem @nbe Dergleichen. 
(Sine 3^it ber ^Beunruhigungen liegt hinter und. 6$ gab 
SBodjen, wo ber ©ebanfe einer friegerifdjen SSerwtcflung fiel) 
ber Gemüter bemächtigte. SBie fam baS? SBaren SebenS* 
intereffen beS beutfd^en SSolfeö bebro^t, fo ba$ bie Seihing 



3)ie ÜWaroffofonferena Don BlgeciraÄ. 175 

unferer Sßolitif baran benfen fonnte, bie 3Wad)tfrage aufau* 
werfen? Sollten mir, wollten wir um SRaroffo Ärieg führen? 
Sfcein, meine Ferren, um ÜJlaroffo nic^t SBir (jaben in 
3Raroffo feine bireften Politiken gntereffen, wir ^aben bort 
(eine politifd&en Slfpirationen. 2Bir baben weber, wie ®pa* 
nien, eine 3atyrf)unberte alte maurifdje Vergangenheit, nod) 
wie granfreid), eine #unberte üon Kilometern lange 2anbeS* 
grenje mit SWaroffo. Sir Ijaben feine mit grofcen Opfern 
erworbenen ^iftorifc^en ober militärifdjen SRedjte wie biefe 
beiben europäifdjen Äulturlänber. aber wir Ratten wirt* 
fdjaftltdje Sntereffen an einem felbftänbigen unb unab* 
gängigen, bisher nod) wenig erfdjlojfenen gufunft$reid)en 
Sanbe. SBir waren Seilljaber einer internationalen Äonoen* 
tion, bie ba§ $rinjip ber SRetftbegfinftigung enthielt. SBir 
Ratten einen $anbel£t>ertrag mit 2Raroffo abgefd)loffen r mit 
bem SRedjt ber meiftbegünftigten Nation. ^Darüber nid)t 
oljne unfere Suftimmung oerfügen gu laffen, war eine Sfrage 
beö StnfeljenS ber beutfd)en $olitif r ber SBürbe be8 ©eutfdjen 
9tetd)$, eine Sfrage, in welker wir md)t nachgeben burften. 
(Seb^afteö Sebr rid)tig! redjts unb b. b. Statt.) 2)arauS 
folgt, waä wir in ber 3Waroffofrage wollten, unb was nid)t. 
SBir woflten nid)t in SRaroffo felbft feften ftufc faffen, benn 
barin t)ätte eljer eine @d)wädjung als eine Stärfung unferer 
(Stellung gelegen. SBir wollten 9tofprüd)en anberer 9Räd)te 
feinen fdjifanöfen ober überhaupt irgenb einen SBiberftanb 
entgegenfefcen, fo lange bie beutfdjen SRedjte unb Sntereffen 
gefdjont unb geadjtet würben. SBir wollten uns aud) nidjt 
mit gnglanb reiben, weil biefeS in bem Vertrage oom 
Slpril 1904 eine Slnnäberung an granfreid) gefunben 
Ijatte. JDemt in biefem Vertrag oerfügt (Snglanb, was 
SWaroffo anbetrifft, nur über feine eigenen Sntereffen, unb 
was $gt)pten betrifft, fo tyatte es in ben und ange^enben 
fragen nachträglich unfere ßujttmmung herbeigeführt. SBaS 



176 SS)ie ÜRaroRofonferens oon SUöerira*. 

mir moflten, mar, gu befunben, bafc baS ©eutfdje JReid) fid) 
nid)t als quantite negligeable beljanbeln läfct. (Seljr richtig! 
redjtö.) 2) afe bic Safte eined internationalen Vertrages 
ntdjt of)ne Suftimmung ber ®ignatarmäd)te oerrücft merben 
barf, ba& ju einem fo mistigen, felbftänbigen, an gmei SBelt* 
tyanbelsftrafcen gelegenen 2Birtfd)aft$gebiet bie SEür für bie 
Sfreiljeit be8 fremben SBettbemerbS offen gehalten merben 
mufj. 2)a8 geeignete SRittel, bieg Qkl auf frieblidjem SBege 
gu erreichen, mar bie Einberufung einer neuen Äonfereng. 

3$ $abe in ben S^ungen Ijter unb ba gelefen, bafe 
mir mit einem frangofifcfcbeutfdjen ©eparatabfommen utefyr 
erreicht fjaben mürben. 34 roeife nidjt, ob ein foldjeS über« 
Ijaupt mbgiid) gemefen märe, unb ob nidjt bei einem SSerfud) 
im ©egenteil bie ©egeufäfce ftd> nod) meljr oerfäärft tyaben 
mürben. 3 c ^ en f a ^ mürben mir bamit oon oornfyeretn unfere 
fefte, auf einem internationalen Vertrage beruljenbe SRed^td» 
ftellung gefdjmädjt Ijaben. Unfer Vertrauen in bie ©icfter* 
Ijeit, bie eine fefte 9ted)t8grnnblage gemährt, mar fo grofe, 
ba& mir auf bie Äonfereng brängten, obmofyl jebermann 
mu&te, ba& brei ©rofjmä<f)te burd) Separatabfommen an 
granfreid) gebunben maren, eine öierte il)m alliiert, mir alfo 
unfere gorberungen auf ber Äonfereng gegen eine SReljrljeit 
ber ©rofemäd)te burdjgufefcen Ratten. 3)aS Vertrauen, oon 
bem td) oor^in fprac!^, $at und nid)t getäufdjt. ©emifc !jat 
ja bie Äonfereng länger gebauert, als man ermartet $at. 
2)te Sadje mar eben nidjt leid)t. @8 gibt aud) in ber 35iplo* 
matie mie im bürgerlichen geben midjtige Angelegenheiten, 
über bie länger oertyanbelt mirb. (£etterfeit.) 3$ &ta 
unferen ^Delegierten bie SUnerfennung fdjulbtg, bafe fle bie 
beutfdjen gorberungen mit ebenfo oiel Sfeftigfeit unb S^ig s 
feit mie Umftdjt oertreten l>aben. (Seifall.) 

2)ie eingelnen Äonferengbefdjlüffe flnb burd) bie treffe 
öeröffentlidjt unb Sljnen belannt. 3dj mW fle in biefem 



3)ie üOTorottofonfereng Don Sttgecirad. 177 

Slugenblid nidjt nfiljer erörtern unb audj Ijinftdjtlfd) bed 
©efamtergebniffed nur oorläufig bad SRadjfteljenbe betonen: 
6d märe ein SRangel an 2lugenma& getoefen, menn mir 
toegen untergeorbneter Sortierungen bie Äonfereng Ratten 
fd&eitern laffen, mie bie Qafjjl ber Senforen für bie Staats« 
banf unb bie Sßoligeiftationen, fragen, bie für und nidjt 
Selbftgtoed, fonbern SBittel gum &totd »aren. fjfür fold)e 
jefunbdre §orberungen Äopf unb fragen barangufefcen, 
mdre nid)t praftifd&e Sßolftit getoefen. &ud) lieg ftd) ferner 
befreiten, ba% lein Sanb vermöge feiner 6rfaj)rungen ge* 
eigneter mar, bie ^oltgeiinftrufteure gu ftetlen ald bie beiben 
9ta<f)barlftnber Spanien unb Sfranfretdj. hätten mir und 
biefer SEatfadje nachträglich »erfdjloffen, fo mürbe ber tum 
ber audlänbifdjen treffe gegen bie beutfd&e $olittf fo lebhaft 
erhobene 33ortourf ber gntranftgeng toirflid) berechtigt ge« 
mefen fein. SBorauf ed anfam, mar, ben internationalen 
©Oarafter ber ^oltgetorganifation gu oertotrfltdjen. f$franfc 
reid> Ijat ftd) mit gleicher 33erfflfjnlid)feit Ijier gu einer loyalen 
Söfung biefer fdjmierigcn fragen bereit finben laffen. SBtr 
ftnb nidjt fleinlid) getoefen, mir finb in mannen (Stngel* 
fragen nachgiebig gemefen. aber mir Ijaben unerfdjütterltd) 
feftgeljalten an betn großen Orunbfafc ber offenen Stür, ber 
neben ber SBaljrung bed beutföen Änfeljend und in ber 
gangen 9Raroffoaftion geleitet Ijat unb leiten muj&te. 2Rand)e 
fragen maren gientltd) fdjtoterig gu Iöfcn. SRandje Über« 
ginge maren nidjt oljne ©efatyr, eine Seit ber SRütye unb 
^Beunruhigung liegt hinter und. 3$ glaube, bajj mir fefct 
mit mel)r Sftulje metter geljen fönnen. 2)ie Äonfereng oon 
SKgectrad l)at, mie tdj glaube, ein für 5)eutfd)lanb unb 
SJfranfreidj gleidjbefriebfgenbed, für alle Äulturlfinber nüfc« 
ltdjed (Srgebnid geliefert. (Sebljafter Seifall redjtd unb in 
ber SRitte.) 

3>iertfl, fJtowffoftafl«. 12 



9. 
Verträge- 

I. Konvention über bit Ttueübung be* &d>utptd>t* 
in m*votto. Vom 3- Chili 1880- 

Seine 3Rafe{tät ber ©eutfdje Äaifer, Äflnig Don $reu&en; 
Seine 3Wajejtftt ber Äaifer Don Öfterreid), Äflnig Don Ungarn; 
Seine 3Raiejtät ber Äflnig ber Belgier; Seine SKaJeftät ber 
Äflnig Don ©finemarf; Seine SKajefldt ber Äflnig Don Spanien; 
Seine ©jgelleng ber $rfiftbent ber bereinigten Staaten Don 
Ämerifa; Seine ©jegetteng ber ^r&ftbent ber Sfrangfljtfd&en 
Sftepubiif ; Sijre SRafeftät bie Königin be* bereinigten Äflnig* 
reidj* Don Großbritannien unb $rlanb; Seine SWajeftät ber 
Äflnig Don Stalten; Seine SKajeftdt ber Sultan Don SWaroflo; 
Seine SRajeftät ber Äflnig ber Sftieberlanbe; Seine SRaieftät 
ber Äflnig Don Portugal unb SUgarbien; Seine ÜKajeftät ber 
Äflnig Don Sd)»eben unb Norwegen, Don ber SRotmenbigfeit 
übergeugt, bejtimmte unb gleidjmä&tge Orunblagen für bie 
Shtöfibung be$ Sdjufcred)t8 in SRaroffo aufguftellen unb 
genriffe hiermit gufammenljfingenbe fragen ju regeln, Ijaben 
für bie gu biefem Qtotd in SJlabrib gufammengetretene Äon* 
fereng gu SeDoHmfidjtigten ernannt, nämlid): 

Seine 2Kajeftdt ber 2)eutfd)e Äatfer, Äflntg Don 
$reu&en: ben $errn ®rafen ©bewarbt gu SolmS* 
Sonnetoaibe, SRttter be« [Roten 8bier*Drben8 
2. klaffe mit beut Stern unb (Sidjenlaub, Sn^aber 
be« ©fernen ÄreugeS ufto. ufto., S^ren aufeerorbent* 



»ertrage. 179 

liefen ©efanbten unb be&oIlmdd)tigten SWinifier bei 
Seiner Äat!)olifd)en SKaieftdt; 

©eine SBaieftdt berÄaifer &on Djterreid), ÄSnig 
t)on Ungarn: ben #erm ®rafen (Smanuel Subolf, 
S^ren 38irflfd)en ©crimen fftat, Orofefreug beS Äaifcr« 
liefen 2eopolb*Drben8, Sftittcr 1. klaffe be« DrbenS 
ber (Sifernen Ärone ufto. uf»., 3fören aufeerorbentlid)en 
©efanbten unb beöollmädjtigten SRintfter bei Seiner 
^att>otifd)en 9Raiejldt; 

©eine ÜRateftdt berÄönig ber Seigier: ben $errn 
(Sbuarb Sinfpad), Dfflgier beS 2eopolb*£)rben8 ufto. 
ufto., S^ren aufeerorbentü^en ©efanbten unb beooH* 
tnddjttgten 2»mifter bei ©einer Äatyolifdjen 9Raieftät; 

©eine 2Kaje(tdt ber Äbnig öon Spanien: ben 
$errn Antonio GanooaS bei Saftillo, SRitter 
be8 golbenen SBliefceS ufm. uf»., $rdfibenten StyreS 
aRinifterrat«; 

©eine ©jcgelleng ber ^rdftbent ber ^Bereinigten 
Staaten oon 2ltnerifa: ben #errn ©eneral SuciuS 
Sfairdjilb, aufjerorbentlidjen ©efanbten unb beooH* 
mddjtigten SBtntfter bei ©einer Äatyolifd&en SKaieftdt; 

©eine (Sjcgelleng ber ^rdfibent ber 3frangöftfd)en 
föepublif: ben #erm Sßije^Slbmiral gaureS, ©ena* 
tor, Äommanbeur ber (Ehrenlegion uf». ufto., 33ot* 
fefeafter ber ftrangöjtfdjen Sftepublif bei ©einer Äatyoli* 
fd^en 9Rajeftdt; 

3ftre 3Raieftdt bie Äonigin beS ^Bereinigten 
ÄönigreidjS oon (Großbritannien unb Urlaub: 
ben elpemoerten Sionel ©adoille ©adoille SBeft, 
3fören aufeerorbentUcfcen ©efanbten unb beöottmddjttgten 
SWinifter bei ©einer Äatyolifdjen SRajeftdt; toeldjer aud) 
ermdtyigt ift, ©eine aWaJeftdt ben Äönig oon 
©dnemarf gu vertreten; 

12* 



180 »ertrage. 

Seine TOajeftät berädnig Don Stalten: ben $ernt 

©rafen 3ofepl> ®reppi, ©rofeoffigier be« 6t SRauri* 

ttuS* unb Sagarn&Drbenft unb beS DrbenS ber Stalieni* 

fdjen Ärone ufm. nftt., Sftren aufeerorbentlid)en ©e* 

fanbten unb bct>ollmäd)tigten SRinifier bei Seiner 

Äatl>olifd»en TOajeftit; 

Seine SRajefiät ber Sultan Don SRarotto: ben 

Saleb Stb 3J?ol>ammeb 8arga«, Sftren 3Rinifter 

ber auSttärtigen Angelegenheiten unb aufcerorbent» 

lidjen Sotföafter; 

Seine SRajefiät ber «önig ber Bteberlanbe: ben 

$errn 3ont§eer ÜRaurue be #elbettier, Äom» 

manbeur be« tföniglidjen Drben* Dom Stieberfönbifdjen 

Sötten, Ritter be« Supemburgifdpn DrbenS ber @id)en* 

frone nftt. ufm., 3foren 2Rimfier*9teftbenten bei Seiner 

Jtatyoliföen aRajeftit; 

Seine ÜRajefldt ber Äöntg Don Portugal nnb 

SIgarbien: ben Ferren ©rafen Don (Saf al Ribetro, 

$air be« Äimgreid)*, ©rofefreuj be« <Sl>rtftu««Drben» 

nftt. uftt., 3fören anfeerorbentlid)en ©efanbten nnb 

beDoHmäd)figten IRiniftcr bei Setner «afyotifdjen 

SRajeftat; 

Seine SRajefiät ber Äönig Don Sd)tteben nnb 

Sftorttegen: ben #ernt #einrid) Stferman, Äom- 

manbeur erfter klaffe be« SBafa*Drben« nftt. uftt. r 

3ftren 9Rinijter«Refibenten bei Seiner äatyoiiföen 

SRajeftäi; 

tteidje, fraft tyrer in guter unb gehöriger fjrorm befunbenen 

SSoHmac^ten, bie folgenben SJeftimuinngen feftgefefot Ijaben: 

«rtifel 1. SMe SJebtngungen, unter melden ber Sdjufc 

gemährt »erben barf r ftnb biejenigen, meldte in ben brttifdjen 

unb fyaniföen Verträgen mit ber maroffaniföen Regierung 

unb in ber gttif$en biefer Regierung unb ftranfreid) unb 



©ertrage. 181 

eroberen SKfidjten im Saljre 1863 vereinbarten Convention 
feftgefejjt tvorben ftnb, vorbehaltlich ber burd) bie gegen* 
toärtige Äonvention beroirften Sib&nberungen. 

8rtifel 2. 3)ie fremben btylomatifdjen Vertreter bfirfen 
iljre 3)olmetfd)er nnb Beamten unter ben marotfanifcf)en ober 
anberen Untertanen roäljlen. 

©iefe ©djufcgenoffen follen auger ben in ben Ärttfetn 12 
unb 13 feftgefejjten abgaben (einer Oebfifyr, ©teuer ober 
Staye irgenbtoelcfcer 8rt unterworfen fein. 

»rttfel 3. SDic Äonfuln, aSijefonfuln ober feibftänbigen 
Äonfularagenten, meiere in ben Staaten beä Sultans von 
SKaroffo ifyren 8lmt8fifc Ijaben, bärfen unter bm maroffa* 
nifdjen Untertanen nur je einen ©olmetfdjer, einen @olbaten 
unb gttei Sebtenftete wählen, fowie einen ein!jeimifd)en 
©efretär, falls jte beSfelben beburfen. 

9tad) biefe @d)ujjgenof[en follen auger ben in ben Ärtifeln 
12 unb 13 feftgefefcten Abgaben feiner ©ebütyr, ©teuer ober 
SEaye irgenbweldjer 8irt unterworfen fein. 

ärtifel 4. SBenn ein frember SSertreter einen maroffa* 
nifd)en Untertan gum ßonfularagenten in einer Äüftenftabt 
befteflt, fo foll biefer Sgent als folget geartet unb geehrt 
»erben, ebenfo wie feine Familie, foweit fte mit Ujm unter 
bemfelben 2)ac^e wofynt. 3)ic lefctere foU, gleich tym felbft, 
auger btn in ben ärtifeln 12 unb 13 feftgefefcten abgaben 
feiner Oebüljr, ©teuer ober SEajce trgenbweld)er Slrt unterworfen 
fein. Qerfelbe fott inbeffen nidgt ba8 5Red)t tyaben, auger feiner 
gamilte anberen Untertanen be$ Sultan« ©djujj ju gewähren. 

6r barf jebod) gur Ausübung feiner ämtsverridjtungen 
einen unter feinem Sdjufe fteljenben ©olbaten fyaben. 

3Me SBertocfcr ber SStjefonfulate, weldje Untertanen be8 
Sultan« ftnb, follen tod^renb ber Ausübung U)rer 2Unt8* 
Verrichtungen biefelben Siebte geniegen, tote bie ßonfular* 
agenten, meiere Untertanen be£ Sultan« ftnb. 



182 

Srtifd 5. fDic maroI&urif$e Stegiernng etfennt ben 
fremben JJHnificrn, Sefö&ftdtrigeru nnb anbeten Sertretern 
bad Ujncn burty bie Scrtrage genährte Sta^t jn, fidj bie» 
jenigen fieifonen, »ddp ftc, fei cd ffir iljrcn jMrrfönlidjen 
SDienft, f ri cd für ben Stenft iljrcr Regierungen oemenben, 
ju ritylea, iebo4 nid)t and ben ©jctfö ober anbeten 8n* 
gepellten ber maroffanif$en Stegiernng, tote andj, abgefe|jen 
Don ben bie 6$u$iDa4c bttbenben SRagftajniad, uid)t and 
ben Solbaten ber Sink nnb ber JtamtBerie. Unter geriet* 
lieber Serfolgnng fte|jenbe maroffanifdjc Untertanen bftrfen 
ftc md)t in Sttenfi nehmen. 

<Dic not Grteilnng bed Stytfeed anlpingig genutzten 
Stoilprojcffe n>erben oor benjenigen ®cridjt£l>öfen ju Snbc 
geführt, »ddje bad »erfahren ringdeitet (laben. 3)cr Soll* 
ftmfung bed (Srfenntniffed barf fein $inbernid entgegengefefet 
»erben. Sebod) foH bie raaroffamfdjc gofalbcljörbc baffir 
Sorge tragen, bafe bad gef&Ote ©rfemttnid fofort ber 0e» 
f anbtf d)aft, bem jtonfulate ober ber Äonfularagentur, melier 
ber @d)n$genoffe nnterfteljt, mitgeteilt »erbe. 

Sad bie and bem Sdjufcc ©nttoffenen anbetrifft, fo foD f 
falld eine ftc betreffenbe 5Red)tSfad)c anhängig gemadjt ift, 
bcüor bad @d)n$oer])ältmd l>inftd)tlidj ij>rcr aufgebort Ijat, 
aber biefe 9ied)tdfad)e burd) benjenigen ®erid)tdl>of erfannt 
»erben, bei »e(d)em biefelbe anhängig gemalt ift 

3)ad @d)ufered)t barf begügltd) foldjer $erfonen, meiere 
»egen eined Sergeljend ober Serbredpnd geridjtlid) oerfolgt 
»erben, nid)t in Shuoenbung gebraut »erben, beoor biefelben 
nidjt t)on ben Sanbedbe^ör ben abgeurteilt »orben jtnb unb, 
falls verurteilt, Ujre Strafe »erbüfet Ijaben. 

artifel 6. 3)er Sdjufc erftreeft ftd) auf bie gamtlie bed 
©djufcgenoffen. Seine SBoIjnung ift un&erlejjlid). 81d gur 
fjatnilie gehörig gelten bie ßljefrau, bie ßinber unb bie unter 
bemfelben SDadje »o^nenben minberja^rigen Semanbten. 



©ertrage 183 

©er ©djufc ift nidjt erbltd). (Sine etnjige ausnähme, 
toeld)c fc^on in ber Äonoention oon 1863 feftgefefct ift unb 
als Sßrdjeben jfaU ntd)t betrachtet toerben barf , bleibt jugunften 
ber gamilie Sendjtmol aufregt erhalten. 

Sollte tnbeffen ber Sultan Don SRaroffo eine anbere 
ausnähme geftatten, fo foQ jebe ber öertragfd&liej&enben 
5üidc^tc bag 9le<f>t Ijaben, ein gleidjeS gugeft&nbniä fär ftd) 
ju verlangen. 

Arttfel 7. ©ie fremben SJertreter foHen ben SRinifter 
ber auswärtigen Angelegenheiten be8 Sultan« fcfcrtftlid) öon 
jeber iljrerfetts getroffenen 38al)l eines Beamten in ÄenntntS 
fefoen. 

Sie foHen jebeö 3al)r bem gebauten 9Rintfter eine 
SRamenSlifte berjemgen ^erfonen überfenben, meiere unter 
intern Sdjufce ober bemfenigen i^rer Agenten in ben Staaten 
beS Sultans oon 2ftaroffo fteljen. 

SMefe Sifte nrirb ben Sofalbeljflrben fiberfanbt »erben 
»eldje nur bie in berfelben eingetragenen $erfonen als 
Sdjufegenoffen ju betrauten Ijaben. 

Arttfel 8. ©ie tfonfularagenten follen JebeS Satyr ber 
SetyJrbe beS SanbeSteilS, »eldjen fte berootynen, eine mit 
ttyrem Siegel »erfetyene Sifte ber unter ttyrem Sdjufce fteljenben 
Sßerfonen äbergeben. ©iefe 33ef)6rbe wirb bie Sifte htm 
SKinifler ber auswärtigen Angelegenheiten überfenben, bamit, 
falls fte ben befielen ben Seftimmungen nidjt entfp rechen 
follte, bie fremben Vertreter in Sanger Neroon benachrichtigt 
werben. 

©er Äonfularbeamte ift öerpflid)tet, fofort bie SSer* 
änberungen, meiere Ijmftdjtltd) beS oon feinem flonfulate be» 
fäüjjten SßerfonalS eintreten, anjujeigen. 

Arttfel 9. ©te Sebienfteten, $äd)ter unb anberen ein- 
Ijeimtfdjen Angepeilter ber einljeimifdjen Sefretäre unb ©ol* 
metföer genießen bm fremben Sdjufc nidjt, ebenfotoenig bie 



184 Serträge 

maroffaniföen Slngefteüten ober ©ebienfteten ber fremben 
Untertanen. 

Oletdjrooljl bürfen bie 8ofaIbeI)irben einen Angepeilten 
ober Sebienfteten eines im SMenfte einer ®efanbtfd)aft ober 
eines ÄonfulatS ftc^enben ein^eimifd^en Beamten ober eines 
fremben Untertans ober Sdjufcgenoffen nidjt öerljaften, oljne 
bie S3el)5rbe, melier biefer unterftetyt, baoon guüor in Kenntnis 
gefegt gu Ijaben. 

Sollte ein im ©ienfte eines fremben Untertans ftetyenber 
maroffanifdjer Untertan jemanben töten, oertounben ober 
beffen #au8red)t »erleben, fo barf er fofort *erl)aftet 
»erben, iebod) foU bie biplomatifd)e ober Äonfularbel)örbe, 
toeldjer er unterteilt tft, oljne SSergug baoon benachrichtigt 
toerben. 

»rtitel 10. §n ben 9ted)tSöer!)ältniffen ber einl)etmifd)en 
SJlafler ber fremben Äaufleute, mie biefe burd) bie Verträge 
unb burd) bie Äonoentton üon 1863 feftgefefct futb, tritt 
feine Slnberung ein, mit SuSnaljme beffen, maS in ben 
folgenben Strtifeln begügltd) ber Steuern beftimmt ift- 

»rttfel 11. 2)aS Stecht, ©runbetgentnm in 3WaroHo gu 
erwerben, fteljt allen fremben gu. 

3)er Anlauf oon ©runbetgentum barf nur mit ooraug* 
ge^enber Genehmigung ber Regierung erfolgen unb ftnb 
Ijtnftdjtlidj ber SnoerbSurlunben bie burd) bie SanbeSgejefee 
ttorgefd&riebenen görmlidjfeiten gu beobachten. 

gebe über biefeS Stecht entfteljenbe Streitfrage foll nadj 
ben bezeichneten ©efejjen unter ©eftattung ber in ben SBer* 
trägen feftgefefcten ^Berufung an ben SRinifter ber auswärtigen 
Angelegenheiten entfdjteben werben. 

Arttfel 12. 3Me fremben unb bie Sd)ufcgenoffen, weldje 
Eigentümer ober Sßädjter oon bebauten Sänbereien ftnb, unb 
bie 3Wafler, meiere Adferbau treiben, Ijaben bie Aderbau* 
fteuer gu gafyfen. Sie jotten febeS Saljr i^rem Äonful ein 



Verträge. 185 

genaues Verjeid&niS iljreS VejtfctumS unter 6ntrid)tung beS 
Steuerbetrages an benfelben übergeben. 

derjenige, melier eine unnötige Angabe mad)t, foll ben 
boppelten Vetrag ber Steuer, welche orbnungSmä&ig für baS 
ntdjt angegebene Veftfctum ju entrichten gewefen wäre, als 
©elbbuge jaulen. 3m SBteberljolungSfalle foU biefe ©elbbufee 
öerboppelt ©erben. 

SDic Vefd)affenl)ett, bie Art, ber ßeitpunft ber (Srtyebung 
unb bie £öf)e biefer Steuer »erben ben ©egenftanb einer 
befonberen Vereinbarung gwifdjen ben Vertretern ber 9Räd)te 
unb beut SRtnifter ber auswärtigen Angelegenheiten Seiner 
Sdjerififdjen SRafeftät bilben. 

Artifel 13. 3)ie ftremben, @d)u{jgenoffen unb SRafler, 
weldje (Sigentümer öon gafttieren ftnb, Ijaben bie Sorabgabe 
gu jaulen. 3Me $tyt unb bie Art ber ©rfyebung biefer für 
grembe unb 6inl)eimifd)e gleiten Abgabe ©erben ebenfalls 
ben ®egenftanb einer befonberen Vereinbarung jWtfdjen ben 
Vertretern ber 2Räd)te unb bem SJMnifter ber auswärtigen 
Angelegenheiten ©einer Sdjeriftfdjen SRaieftät bilben. 

2)ie gebaute Abgabe barf ofyne neues ©inöerne^men mit 
ben Vertretern ber SWädjte nidjt ertyöfyt »erben. 

Artifel 14. S)ie Vermittlung ber 2)olmetfd)er, ein^eimi* 
fdjen Sefretäre ober Solbaten ber üerfdjiebenen ©efanbt* 
föaften ober Äonfulate foll, fobalb eS ftd) um nid)t unter 
bzm Sd)u|j ber ©efanbtfdjaft ober beS ÄonfulatS fteljenbe 
$erfonen Ijanbelt, nur jugelaffen werben, wenn jene eine 
Don bem 9Rif jionSti)ef ober ber Äonfularbefyörbe unterzeichnete 
Segitimation bei ftd) führen. 

Artifel 15. geber im AuSlanbe naturalifterte maroffanifdje 
Untertan, weldjer nad) SWaroffo gurücffe^rt, foU nad) einer 
ebenfo langen Seit beS Aufenthalts wie biefenige ift, beren 
er gefefcmä&ig beburfte, um bie betreffenbe SRaturaltfation gu 
erlangen, gwifdjen ber gänglidjen Unterwerfung unter bie 



186 »ertrage. 

©efefce Sötaroffo« unb ber Serpflidjtung, SRaroffo ju Der« 
laffen, gu mahlen Ijaben; e« fei benn, bafe nadpoeiSlid) bie 
SHaturalifation im Sufllanbe mit Suftimmung ber marol* 
Tanifdjen Regierung erlangt toorben ift. 

23ic bis jefet burd) maroffanifdje Untertanen ben ®c- 
fefcen be« betreffenben fremben SanbeS gemdfc erlangte 
SRaiuralifation im 8u8lanbe bleibt in oofler SBirfung oljne 
irgenbroehfye @infd)rAnfung befielen. 

8rtifel 16. 3n Sutonft barf »eber ein befttmmungö* 
mibriger nod) Ijalbamtlidjer 6d)ufe geto&ljrt »erben. 

5)fe maroftanifdjen IBeljörben »erben irgenb roeldje anbere 
@d)ufcoerl>Ältniffe als bie in biefer Äonoention auSbrfitflid) 
feftgefefeten unter feinen ttmft&nben anertennen. 

2)ie Ausübung be8 getooi}n!)eit£m&fiigen 6d}u$erteilung£* 
red)t8 wirb für bie alleinigen gäüe vorbehalten, in melden 
e8 ftd) bamm Ijanbeli, einen SRaroffaner für IjerDorragenbe, 
einer fremben 2Ra$t geleiftete S)ienfte ober aus anberen gang 
auSnaljmStoeifen ©rünben gu belohnen. 23ie 8rt ber ©ienjte 
unb bie 8b{tdjt, biefelben burd) Serleiljung be« ©djufee« gu 
belohnen, follen Dörfer bem 3Rinifter ber auswärtigen an- 
gelegensten in Sanger belannt gegeben »erben, bamit 
biefer geeignetenfallS feine ßinmenbungen ergeben fann; bie 
fölie&ltdje ßntfdjetbung foH aber ntdjtsbeftomeniger ber 
Regierung, melier ber ©ienft geleistet toorben ift r oor* 
behalten bleiben. 23ie ängaljl biefer @d)u$genoften barf 
gtoölf für jebe ÜRadjt, welche ßaljl als bie Ijödjfte guläfflge 
feftgefefet totrb, nidjt fiberföreiten, eö fei benn, bafc bie 3 U * 
ftimmung be$ Sultans Ijiergu erlangt totrb. 

3)ie 9fted)t8lage ber jenigen @d)u£gen offen, meiere ben 
©djufc auf ®runb be8 nunmehr burdj bie Dorftefcnbe 35e* 
ftimmung geregelten ©etooljnljeitsred&ts erlangt Ijaben, foü, 
oljne Sefdjrftnfung ber 8nga^l Ijtnft^tUd) ber gegenwärtig 
im SBeft^ be« @d)ufcred)tS SBefinblidjen biefer Kategorie, für 



Verträge. 187 

ftc unb iijxt Familien btefelbe fein, meiere für bie übrigen 
Sdjufcgenoffen beftimmt tft. 

Slrtifcl 17. 3)a* fRtty auf SBeljanblung als meift* 
begünftigte Nation mirb fettend SRaroffoS als allen auf ber 
Confereng Don ÜRabrib vertretenen 2Räd)ten guftetjenb an* 
erfannt. 

drittel 18. 3Me gegenmärtige Convention fotl ratifiziert 
»erben. 23te StatififationSurfunben foDen in möglidjft furger 
SJfrift in Sanger auSgemedjfelt »erben. 

JDurdj auSnaljmSmeife Übereinfunft ber £oI}en vertrag« 
fdjliefcenben Seile foDen bie Seftimmungen ber gegenwärtigen 
Convention von bem Sage ber ttntergeidjnung in SWabrib 
an in Craft treten. 

3ut ^Beglaubigung beffen Ijaben bie betreffenben SSevott* 
md^tißten biefe Convention untergetdjnet unb tljre Siegel 
beigebrüdt. 

©efdjefyen gu ÜRabrib, in 13 Ausfertigungen, am britten 
3uU Adjtgeljnljunberiunbadjtgig. 

(Unterföriften.) 

5)ie vorfte^enbe Convention ift ratifigiert morben unb eS 
Ijat bie AuSmedjfelung ber StatififationSurtunben in Sanger 
am 1. ÜRai 1881 ftattgefunben. 

2* £>eutfcf>»ttTaroff<mifcf>er *5&nbtlwtvttag. 

Seine SWaieftfit ber 35eutfd)e Caifer, Conig von ^reufeen 
ufm. ufm. ufm., unb ©eine Sd)erififd)e ÜRajeftät ber Sultan 
von geg, SRaroffo, SuS ufm. ufm. ufm., von bem SBunföe 
geleitet, bie befteljenbe fjfreunbfdjaft gu beförbern unb bie 
£anbelS* unb SdjiffaljrtSbegieljungen gmifdjen i^ren Säubern 
unb Staatsangehörigen auSgubefynen, Ijaben befdjloffen, eine 
befonbere JpanbelSfonvention abgufdjliefeen unb Ijaben gu 
biefem @nbe gu ifyren ^Bevollmächtigten ernannt: 



188 Sfttrdflt. 



Wajeftdt ber 3)eittfäe Äaifer 
*llerl>dd)fiü)tett Winifterreftbenten, gegationSrat ©rafen 
oon Sattenbad), 
Seine Sdjerififdje Wajffidt 
Sllerljödjftiljren SSegir für auswärtige Angelegenheiten 
Sib 2Rof>ameb el Wofbel Sen Wo&ameb ®arib unb 
Seine Umanad, bie Ferren & 8rbi 33en 8d)meb 
33cnani, 61 »rbi »en »bbel SRtfaf Sen Sdjalrun, 
Abb el jterim nfm., 
toeldp bie gegenwärtige jtonoention untergeid)net Ijaben, nad^ 
bem {te ftd) übet nadjftcljenbe Srtifd geeinigt Ratten. 

Srtifel 1. Gd foD bauernbe unb unwanbelbare $reunb* 
fdjaft befielen gmiföen Seiner Dtoieftät bem ©eutfdjen Äaifer 
unb Seiner IRajeftät bem Sultan oon SRarofto, fourie gtoiföen 
ttjren Steigen unb 9iei$£angei)örigen. ßwifdjen beiben 
Steigen foD gegenteilige $anbel£freil)eit befielen. Qu biefem 
Qtotdt oerpflidjtct fid) ein jeher ber $o$en oertragfölie&enben 
Seile, ben Untertanen beS anberen Seiled alle 9ted)te, 35or» 
teile unb $rh>ilegien guguftc^em unb gu gewähren, toeldje 
fettend beS einen »te be* anbem Setted ben Angehörigen 
ber metjt begünftigten Nation gugejianben ftnb ober tunftig 
gugeftanben »erben. 

«rtifel 2. ©eutfdje Äaufleute bärfen in bie Staaten 
Seiner SWaieftät beS Sultan* oon SKarotto SBaren unb 
$robutte jeber 8rt einführen, otyne bafc tyre ^erfunft ober 
bie Nationalität ber ju ityrer (Sinfuljr beftimmten Skiffe 
babei einen Unierfdjieb begrflnbet. »umgenommen Iperoon 
ftnb 6d)nupftabat unb bie gum Staunen beftimmten Kräuter, 
toie j. 93. Opium unb anbere ^robufte gleicher Art, ferner 
$uber f Salpeter, Sdjwefel, Slet, ÄriegSmunition unb »äffen 
aller 8rt< beren (Sinfuljr verboten ift. 

Seine SRaieftät ber Sultan oon ÜRaroffo erflärt fid) 
burd) bie gegenwärtige Aonoention bamit einoerftanben, ba& 



©ertrage. 189 

bie Sötte Don SSaren unb $robutten, meldte Don ©eutfdjen 
in bie $äfen feiner Staaten eingeführt toerben, nidjt über 
10 Sßrogent beS SSerteS ber gebauten SSaren unb $robufte 
betragen füllen; bie 35ere$nung biefer Sötte gefdjieljt nad) 
bem @ngro8preiS, ben biefelben auf beut SRarfte beS @in« 
fuljrljanbefö bei Sargaljlung tyaben. 

SSaren unb $robufte, mit Ausnahme ber oben aufge* 
führten verbotenen »rtifel, meiere Don 3)eutf$en na$ 2ßaroffo 
eingeführt morben ftnb, bürfen innerhalb 2JtaroffoS toeber 
verboten nod) mit Pieren Abgaben belegt m erben, als bie* 
jenigen, meldte ÜRaroffaner ober bie Untertanen ber meift 
begfinfitgien Station entrichten. 

@ö ift ben beutföen Äaufleuten geftattet, SSaren unb 
$robufte, für meiere fte ben ©infuljrgott entrichtet tjaben, 
oljne febe »eitere Abgabe bei ber @in* unb 2tu8fd)tffung 
nad) iebem beliebigen anberen ^afen in SRaroffo gu Der« 
fdjiffen, fotoie fte in ber Sage ftnb, ein Don ber ßottDertDaltung 
auSgefiettteS Stteft aber bie SJegafylung be8 (Stnfuljrgotteg 
Dorgugeigen. 

Srtitel 3. ©eine SRaieftftt ber ©ultan, Don bem SSunfdje 
befeelt, ben £anbel in feinem Steidje gu entoideln unb gu 
förbern, toirb ben beutfd&en Untertanen geftatten, bie in bem 
na^fte^enben Sarif aufgeführten SSaren unb ^robufte aus» 
gufüijren gegen Entrichtung beS bei iebem einzelnen biefer 
drittel beigefefcten Sötte«. 

«uSfu^r-SoIItarif. 
SKatS gehäufte ganega 10 Realen. 

®ur$a „ „ 10 „ 

Staunen „ „ 10 „ 

ßmfen „ „ 10 „ 

ßrbfen, groge unb Heine „ „ 10 „ 

S3ogelfamen Santar 5 „ 

Stattest „ 20 „ 

3Ranbetn „ 15 „ 



190 



Cell l äg e . 



Drangen utb Sitouen otter WA 1000 €>tfaf 

SSttber SRajotan •• Sontat 

JwHIHIHflfflmfH ••• •••••■■• 

öi . 

^mnwtflto ••••••••••••••• 

pernio • 

Saft*, gebleute* 

9Bad)£, notEüftxdjtS ••••••••••• 

Sei* 

Stalle, getoafo^en 

Solle, nngroafo^en 

{tönte Don SRtnbent, €><$afen nnb QitQai • 
Gegerbte gelle (taftlete, fanbani, coä)inea) . 

ZcOa 

$ü$ner Stafeenb 

dier 1000 ©tndt 

£ötner • 9 

Pantoffeln 5% 

Nabeln oon @taä)elf a)»etnen 1000 ©tndt 

Qtyafnl (@etfemonx)eO (Santax 

@tranBenfebent 1 $funb 

Äörbe lOOStndt 

Äaramjajamen ßantar 

Ädmme and $ols 100 Stint 

$aax (Sontar 

Stoftnen m 

SoUene ©firtel 100 Stint 

£a<fa»t (gärbeftoff) Gantar 

Gegerbte @ä)aföfie|je „ 

£anf nnb gladjä w 



4 Realen. 
4 
8 
25 
8 
6 

70V, 
50 

40 

27V, 
18 
50 
25 
10 
25 
10 

ad v&lorem. 
2 Realen. 

77, . 

18 . 

10 . 

10 . 

2 „ 

15 . 

10 „ 

50 , 

10 „ 

18 . 
20 . 



&rtitel, bte nadj Bbfdjlufj bet englif$en äonoention 

tatifiert finb. 

8ni8 Kantor 10 Realen. 

fBoflene Werfen 5% adTalorem. 

Zeppity 5% 

ädfe (Santax 20 Realen. 

$almettobl&tter lOOSünbel 8 9 



Serträge. 



191 



n 



n 



ad valorem. 

1 Real 

5 Realen. 

ad valorem. 

10 Scalen. 

ad valorem. 

5 [Realen. 

10 



Vi 



ii 



n 



Riffen oon öeber mit feibener ober wollener 

©tieferei 5% » d valorem. 

(gl «£>orf (Santar 10 Realen. 

gafod) „ 10 

©eile oon 3iegenl)aar lOOSBftnbel 10 

£ai!3 5°/ 

£afen ba$ ©tücf 

4>oUbal) (genngrecD (Santar 

S)fc^eUaba3 5% 

ÄermeS (garbftoff) (Santar 

8ebertaf$en 5% 

Seinfamen (Santar 

JDrfeiHe (garbftoff) * 

©traufjeneier ba$ ©tücf 

$o:pfl)aut oon [Rinbern (Santar 

3fteb$fi§ner bat ©tücf 

SBimen (Santar 

Äanindjen ba$ ©tücf 

Sumpen (Santar 

[Rofenbldtter 

©anufdj 

©efamfamen 

©iebe 5% 

(SfpartograS (Santar 

(Steigbügel 8*/ 

3)drme (Santar 

SBalnüffe „ 

(Sefponnene Söolle 8% 

SBollene ©trumpfe 8% 

Statten oon Sßalmetto 8% 

Sergnina (garbftoff) (Santar 

Seite oon £aar unb ^almetto 5% 

ftfjeebretter oon SWeffing 8% 

©efalaene gifd&e (Santar 

©d&ilbfröten 50 Mo 

SBefen oon ^almetto 50 

^almettorooUe 50 

<£l 9o$na ge^dufte ganega 

®[ <5o$ot (ffarbftoff) (Santar 



n 



n 



ii 



ii 



ii 



4 „ 

1 [Real. 
10 [Realen. 

1 ffieal. 

5 [Realen. 
10 

8 
10 
ad valorem. 

2 [Realen, 
ad valorem. 

10 Realen. 

8 „ 
ad valorem. 

n 
n 

5 [Realen, 
ad valorem. 

n 

20 dtealen. 
2'/. B 

IV. , 

8*/i. 
10 . 

5 .. 



192 »ertrage. 

Ärttfel 4. 3)te SBaren unb $robufte maroffanifdjen 
HrfprungS, meiere in beut im Dorfiefyenben ärtifel auf« 
geführten Jarif Dergeidjnet ftnb, bflrfen Don JDeutfdjen gegen 
Siegelung beS für jeben Ärtifcl beigefejjten SoÜfa^eö unb 
auf ben ©Riffen jeber Nation ausgeführt »erben. 

©eutfdjen Äaufleuten foü gemattet fein, biefe SBaren unb 
$robufte auf allen 3Rärtten in ben Staaten Seiner SWaieftftt 
be8 ©ulianS Don 3Marotto in $erfon ober burd) Ujre Agenten 
gu laufen, unb iljre faufmännffd)en Iranöaftionen bürfen in 
feiner 33egiei>ung beljinbert, befdjränft ober benachteiligt werben, 
»eber burd) maroffaniföe Seamte nod) burdj anbere $erfonen. 

SBenn beutfäe Äaufleute Aörnerfrud)t Don einem marof* 
fanifäen $afen in einen anbren marottaniföen $afen gut 
©ee Derfdjiffen, fo »erben fte ben für bie betreffenbe grud&t 
im Xarif ausgefegten JfaSfuljrgott begaben. 

«rtifel 5. S)ie Seftimmungen ber SRabriber Äonoention 
»erben burd) bie gegenwärtige Äonoention nic^t berührt. 

^rtifel 6. ©amit bie l>o!jen fontra^ierenben Seile 93er« 
anlaffung Jjaben, über fernere SSerbefferungen gu Derfymbeln, 
meiere geeignet fein möchten, bie gntereffen ber Untertanen 
i^rer Staaten gu förbern unb bie gegenfeitigen SJerfeljrS* 
begieljungen gu erleichtern unb au«gubel>nen, ftnb biefelben 
übereingefommen, ba§ fänf Sa^re nad) ber SRatiftfation biefer 
^anbelöfonoention jeber berfelben baö JRec^t Ijaben foll, bei 
bem anberen auf SReDifton angutragen. 2M8 inbeffen eine 
foldje JReDifton ftattgefunben Ijaben unb eine neue ÄonDention 
abgesoffen ober ratiftgiert fein »irb, foH bie gegen»ärttge 
in Dotter Straft unb ©eltung bleiben. 

»ritte! 7. 2)ie Dorfte^enbe tfonoeniton fott Don ©einer 
SMajeftftt bem ©eutfdjen Äatfer unb Don ©einer SWafeftät 
bem Sultan Don SRaroffo ratiftgiert unb bie Stattftfatfonen 
möglidjft balb an bem Don ©einer SKafeftät bem Sultan 
Don SRaroffo gu beftimmenben £)rt au8ge»edjfeit »erben. 



Vertrag*-. 193 

Stodj 3to8toed)felung ber 8tatiftfattonen fotten bie 33c^ 
ftimmungen biefer Äonöention otjne SSergug in ©eltung 
treten. 

3u llrfunb beffen Ijaben mir, bie Seoollmftdfjtigten, bie 
Äonöeniton mit unferer Unterfdfjrift oerfefyen. 

So gefdjeljen gu gfeg in gmei DrtginalauSfertigungen in 
beutfäer unb arabifdjer Sprache am jerften Sunt einlaufend 
bretyunbertunbfteben nad) moljammebantfdjem Äalenber. 

Stattenbadfj. (Solgen bie maroffanifdfjen 

Unterföriften.) 

35er üorfteljenbe Vertrag ift ratiftgiert »orben unb bie 
Sfa8tt>e$felung ber 9iattfifation8urfunben ' Ijat am 10. Sunt 
1891 in Sanger ftattgefunben. 

3. SvAnzoflfty&nQliffyt Ubereinftinft. 

(Srflärung begfigltd) &gtypten£ unb SRaroffo«. 

artifel 1. 3)ie Regierung ©einer »ritifäen 3Jiaieftftt 
erflärt, bafe fte nidfjt bie »bjtd&t tyat, ben politifc^en ßuftanb 
in &gt)pten gu oerftnbern. 

S)ie Regierung ber grangöftfd&en SftepubUf erflärt üjrer* 
feit«, ba& fte bie Sätigfett @nglanb8 in btefem Sanbe nid&t 
befäränfen toirb, inbem jte »erlangt, bafc ber britifdfjen 
Sefejpmg ein 3^1 gefegt »erbe, ober auf irgenbmeldfje anbere 
SSeife, unb bag fte bem (Sntmurf biefe« Äljebioialerlaffeg, 
ber biefer Übereinfunft angefägt ift, iljre Buftimmung er* 
teilt, ber bie Sidfjertjeiten enthalt, »eldje für ben ©djufe ber 
Sntereffen ber Sn^aber ber ^gtyptifd&en @$ulb als not« 
toenbig erachtet »erben, unter ber Sebingung aber, bafc, 
nadfjbem er in Äraft getreten ift, feine tnberung in tljm 
ofyte Stimmung ber SR&dbte vorgenommen »erben barf, 
bie ben Sonboner Vertrag von 1885 unterzeichnet Ijaben. 

2) iet dl, Waroffofrage. 13 



194 «ertrage. 

(58 wirb beftimmt, bafc bie ®eneral*2)ireftion ber Älter« 
tümer in Stggjrten tote bisher audj in ßufunft einem fran» 
göflfdjen ©eleljrten anvertraut »erben ttrfrb. 

23ic frangöflfdjen Spulen in Ägypten »erben biefelbe 
Srci^cit toie bidljer genießen. 

Sirtifel 2. 2)te Regierung ber grangdfiföen 3&ejroblif er« 
Hart, bafe fte nid)t bie abfldjt l>at, ben Politiken ßujtanb 
SRaroffoö gu oeränbern. 

SMe Regierung Seiner Sritifdjen SRaieft&t erfennt iljrer* 
feit* an, bafc e£ granfreid) befonber« als einer auf meite 
Entfernung an Warotto grengenben SWadjt gutomutt, für bie 
Stufye in biefem Sanbe gu forgen unb iljm für alle 93er« 
toaltungS*, toirtfdjaftlidjen, finangiellen unb miütdrifdjen 
Reformen, beren e« benötigt, feinen Seiftanb gu leiften. 

Sie erflärt, bafc fte bie hierauf abgielenbe Sätigfeit 
f$ranfreid)3 nid)t befyinbern toirb, unter ber SJebfngung, bafs 
biefe Sßtigfett bie Siebte unberührt laffen mirb, beren ®ro&» 
britannien fid) traft befte^enber 33ertrdge, Übereinffinfte unb 
bem SJraud) gemäfc in 2Harotto erfreut, einbegriffen bie 
Äüftenfd)iffal)rt gnrifdjen ben marotfantfdjen $dfen f an ber 
englifäe @*tffe feit 1901 beteiligt ftnb. 

»rtifel 3. 3)ie Regierung Sljrer »rittf^en SMaiejtftt 
tüirb iljrerfeits bie 3Red)te adjten, bie ftrantreid) in ^g^ten 
traft befteljenber SBertrdge, Übereinfünfte unb gebraud)8md&fg 
beftfct, einbegriffen bie Äüftenföiffaljrt, bie frangöjtfd&en 
Skiffen gtotfdjen ben ftgqptifdjen #äfen betoilligt ift. 

Slrtilel 4. £)ie beiben Regierungen, gleidjertoeif e bem ®runb* 
fafc ber ^anbeldfrei^eit fotoofyl in Slg^ten toie in SMaroffo 
gugetan, ertldren, ba$ jte leine Ungleid$eit toeber bei ber $eft« 
fefcung ber SoUfdfee ober anberer Abgaben, nodj bei ber $eft« 
fefeung ber Tarife für ben 6ifenbaljffl>erfeljr genehmigen werben. 

23er £attbel ber einen toie ber anberen Nation mit 
2Rarotto unb &g$pten toirb begüglid) ber ©urdjfuljr burd) 



»ertrage. 195 

bic franjöjtfd&en nnb englifd^en SBeftyungen in Sifrila bie 
gleite SBej&anblttng erfahren. 

(Sine Übereintunft gttifdjen ben beibcn Regierungen ttrirb 
bie Vebingungen biefeS £ranjttoerfel>rS regeln unb bie (Sin* 
futyrpunfte beftimmen. 

. 2)iefe gegenfeitige VerpfUdjtuug ifi gältig für einen Seit« 
räum tum 30 Sauren. SBirb fle nidjt minbeftenS ein Satyr 
tior Ablauf btefer fjrift auSbrücfltd) aufgefünbigt, fo ttirb 
biefe ßeitbauer mm fünf gu fünf Sauren oerlängert toerben. 

©leic^mot)! behalten ftd) bie Regierung ber Srangöflfäeu 
Republif in 3ßaroffo unb bie Regierung Seiner Vritifdjen 
ÜRaieftät in #gi)pten t>or, barüber gu nmdjen, bafe bie Äon* 
geffionen für SBegbauten, (Stfenbatynen, $ftfen ufw. nur unter 
foldjen SBebingungen erteilt merben, ba& bie Autorität beS 
Staats über biefe großen Unternehmungen öffentlichen Snter* 
effeö ungefdjmälert bleibt. 

»rittet 5. Sie Regierung Seiner »ritifdjen 2Raieftftt 
«rflärt, bafe jte ityren (Sinftofe baljin geltenb machen roirb, 
ba% bie frangöjtfd&en Veamten, bie gegenwärtig in ftgi)pti* 
fdjen SMenften fte^en, nic^t toemger günfiigen Vebingungen 
unterworfen »erben als bteienigen jtnb, bie bie brittfetyen 
Beamten berfelben SJeamtenflaffe genießen. 

S)ie Regierung ber grangöflfdjen Republil mürbe ityrer* 
jeits nichts eingumenben Ijaben, ba& gleite SBebingungen für 
bie augenblicfli^ in marottanifd)en SMenften fteljenben brfc» 
tifdjen Beamten bewilligt werben. 

Ärtifel 6. Um bie freie 5)urd)faljrt burd) ben Äanal oon 
Sueg gu jtdjern, erflärt bie Regierung Seiner Vrittfdjen 
ÜRaieftdt, ben Verfügungen beS am 29. Dftober 1888 abge* 
fdjloffenen Vertrages unb ityrer Snfraftfefcung betguftimmen. 

2)a bie freie 3)urd)faljrt burd) ben Aanal fomit geftdjert 
tft, fo toirb bie Ausführung beS legten SafceS beS § 1 unb 
bie beS § 2 beS drittel 8 biefeS Vertrages aufgehoben bleiben. 

13» 



196 ©ertrage. 

artifcl 7. Um bie freie 35urd)fal}rt ber SReerenge tum 
Gibraltar gu fiebern, fommen bie beiben Regierungen überein, 
leine SBefejügungStoerfe ober irgenbroeUfye ftarategifäe Arbeiten 
an bem Seil ber marottanifd&en Äflfte, ber gmifdjen SRelilla 
unb ben baS rechte Ufer be8 Sebu bominierenben $5^en 
ausfahren gu laffen. Sebod) ift biefe SJeftimmung nidjt an* 
toenbbar auf bie gurgelt öon Spanien an ber maroffaniföen 
Äüftc be* $Kittelmeer* befefcten fünfte. 

Slrtifel 8. 2)ie beiben Regierungen, Don iljren aufrichtig 
freunbfdjaftltd&en ©efüljlen für Spanien befeelt, nehmen 
befonbere Rüd ftd)t auf bie gntereffen, bie biefeS burd) feine 
geograpljtfd&e Sage nnb feinen SBobenbeftfc an ber marotta? 
niföen Äüfte be« SRittelmeerS l>at unb bie frangöjtfdfje Re* 
gierung toirb ftd) aber biefelben mit ber fpaniföen Regierung 
infi Sinoerne^men fefcen. 

Seiner Sritifdjen SRaieftfit Regierung wirb Don bem 
Sbtommen, baS hierüber gtüifd&en grranfreidfj unb Spanien 
abgesoffen roerben toirb, in Kenntnis gefegt »erben. 

Slrtifel 9. 23ic beiben Regierungeu lommen überein, ftd^ 
tljre biplomatifd(je Unterftüfcung guui 3»ecfe ber Ausführung 
ber SBeftimmungen biefer auf Ägypten unb SRaroffo begüg* 
liefen Slbmadjjung guteü »erben gu laffen. 

3um ßeugni« beffen Ijaben Se. (ärgelleng ber Sotfdfjafter 
ber grangöftfäen Republit bei Sr. ÜRaj. bem Äönig be* 
bereinigten Äönigreidb« oon ©rofebritannien unb Srlanb 
unb ber britifd&en überfeeifd&en Sejtjjungen, Äaifer oon 
Snbien unb ber ßberftaatsfefretftr für bie auswärtigen 8n* 
gelegensten Sr. SBritiföen 3Kqeftdt, gebü&renb fciergu 
ermädjtigt, bie gegenwärtige ©rflärung untergeid&net unb mit 
iljren Siegeln toerfeljen. 

®efd)efyen gu Sonbon, in boppelter Ausfertigung, am 
8. »pril 1904. 



Sertr&ge. 197 

*♦ Svanzoflfty&paniföt übereinfunft. 

©rttdrung betreffenb baS fran^öpfcfe^fpanijc^e Überein« 
lommen, ba$ am 7. Oftober 1904 in $ari8 Don 2R. ©elcajfe, 
ÜWtniftcr ber äugern Angelegenheiten, unb bem 2Jtarqui$ bei 
2Runi unterzeichnet toorben ift. 

Sftadjbem bie Regierung ber grangöitfdjen JRepublil unb 
bie Regierung ©einer 2Kaje(tät beg ÄSnigS Don Spanien 
übereingefommen jtnb, bie JfaSbeljnung ber 9ted)te unb bie 
Sidjerung ber Sntereffen, bie jtd) für Sranftreidj aus feinen 
algerifdjen SSeftfcungen unb fär Spanien aus feinen marot* 
fanifdjen Seftjjungen ergeben, feftjufefcen, unb nadjbem bie 
Regierung ©einer ÜRaieftät beS ÄöntgS Don Spanien ber 
franjöjtfd)*engtifd)en ßrflärung Dom 8. april 1904 über 
SMaroffo unb $g*)pten, Don ber tyr feiten« ber Regierung 
ber $ranjöftfd)en ätepublif Mitteilung gemalt toorben mar, 
beigepflichtet Ijat, erflären beibe, bäfc fle an ber Integrität 
be$ maroflanifdjen SteidjeS unter ber Souoeränität beS Sultans 
fejtyalten Doerben. 

5* 2te*t<u*fc£ von JgrHärtmgen ober Me UTaroPPo- 

fonferenj* 

- I. Schreiben be8 SWinifterS ber auswärtigen Angelegen* 
Reiten, 3Kinifterpräjibenten SRouDier an ben Äaiferlidjen 
SBotfc^after Surften Don 3dabolin Dom 8. Suii 1905. 

£err SSotfc^after! 3Me Regierung ber SRepublif ift 
burefc bie SBefpredjungen, bie gtoifdjen ben Sßertretern ber 
beiben Sauber fotoo^l in $ariS tote in Serlin ftattgefunben 
Ijaben, gu ber Überzeugung gelangt, bafe bie Äaiferlidje 
Regierung auf ber Don bem Sultan Don 2Rarotfo Dor* 
geflogenen Äonfereng feine. Siele Derfolgen toirb, toeldje 
bie berechtigten Sntereffen grranfreidjg in biefem Sanbe in 
grage [teilen ober im SBiberfprud) fielen mit ben Siebten 



198 Serträge. 

Srranfreid)«, bie fld) au« feinen StartrAgen (ober 8rran* 

gement«) ergeben unb jtd) im ©nflange mit folgenben 

©runbfäfcen beflnben: 

Souveränität unb Unabhängig! ei t bc§ @ultan8;3n* 
tcgrität feine« Stetdje«; totrtfäaftlidfje ftreitjett oljne 
Jcbe Ungleichheit; SRflfclid&fett Don poltgeilidjen unb 
finanjiellen Reformen, beren ginffiljrung für furge 
Seit auf ®runb internationaler Vereinbarung geregelt 
»erben foü; Slnerfennung ber Sage, bie für granfreidj 
in SRaroffo geföaffen toirb bur$ bie lang auögebeljnte 
©renjberfiljrung gn>ifdj)en Algerien unb beut ©d>ertfU 
fd&en Steige, burd) bie fidfj Ijierau* für bie beiben 
9tadt)barl&nber ergebenben eigenartigen SBegieljungen 
fotote burdfc baö IjierauS für granfreldj folgenbe 
befonbere Sntereffe baran, bafj im ©d&erififdben Steige 
Orbnung Ijerrfdje. 
Snfolgebeffen I4&t bie Regierung ber SRepubltf iljre 

ursprünglichen ßimoenbungen gegen bie Äonferenj faden unb 

nimmt bie (Sinlabung an. 

Genehmigen Sie ufn>. JRouDier. 

II. Antwort beSÄatf erliefen SJotfd&afterS an ben fron jöftfd&en 
SMinifter ber auswärtigen Angelegenheiten Dom 8. guli 1905. 

£err 3Kinifterpräjtbent! 3)a bie Regierung ber 8te 
jmblif bie Don bem Sultan Don SRaroffo Dorgefölagene 
Äonferenj annimmt, Ijat bie Äaiferlidfje Regierung mld) 
beauftragt, Sljnen 3ftre münblidjen ßrflärungen ju be* 
ftfttigen, roonad) fte auf ber Äonfereng leine QitU »erfolgen 
toirb, »eldje bie berechtigten Sntereffen f$rranfreid&S in 
biefem Sanbe in grage [teilen ober im äßtberjprud) flehen 
mit ben Siebten fftanfretd)«, bie ßdjj au« feinen Verträgen 
(ober Arrangements) ergeben unb fidb im ßinflange mit 
folgenben ©runbffifcen beflnben: 



Verträge. 199 

Souoerftnität unb ttnabljftngtgfeit beS ©ultan«; 
Sntegritftt feine* Steige«; toirtf^aftUd^c grei^cit ofyte 
icbe Ungleichheit; 5ftüfclid)feit Don polijeilidjen unb 
ftnanjiellcn Reformen, beten (Sinffijjrung für furje 
Seit auf ©runb internationaler Vereinbarung geregelt 
»erben foü; Anerfennung ber Sage, bie für $ranfreid) 
in SRaroffo gefdjaffen toirb burdf) bie Iangaufigebeljnte 
Orengberüljrung gmifdjen Algerien unb bem ©d^erift^ 
fdjen Steige, burdfj bie fid> hieraus für bie beiben 
9iad)barlÄnber ergebenben eigenartigen Sejie^ungen, 
fomie burd> baS hieraus für fjranfretd) folgenbe 
befonbere Sntereffe baran, bajj im Sdjeriflfdjen SReidje 
Orbnung Ijerrfd)e. 

©eneftmigeu ufto. 

gürft Don Siaboltn. 

III. ©emeinfame (Srtl&rung be« Äaiferlidjen SBotfdjafter* 
gürften Don JRabolin unb be* franjöflfdjen ÜRimfterd ber 
auswärtigen Angelegenheiten Dom 8. Snli 1905. 

3>ie beutfdje Regierung unb bie Regierung ber fflepublit 
tommen überein: 

1. ©leidfoeitig Ujre gurgelt in geg befinblfdjen ©efanbt* 
haften nadfj Sanger gurücfguberufen, fobalb bie Äonferenj 
jufammengetreten fein mirb; 

2. bem Sultan Don ÜRarotto gemeinfäaftlfd) burd) t^re 
Vertreter 9Ratfd)läge erteilen gu laffen gur gfeftfteHung be* 
Don tljm ber Äonfereng Dorgufdjlagenben Programms auf ben 
©runblagen, wie fie in ben unter bem 8. Suli 1905 gririfd)en 
bem beutfäen Sotfdfjafter in $ari£ unb bem ÜRinifterprfift* 
beuten unb SRinifter ber auswärtigen Angelegenheiten au** 
getaufd)ten ©^reiben angegeben finb. 

©efdjeljen in $ari*, ben 8. guii 1905. 
Sfürft Don SRabolin. 9iouDier. 



i 




200 ©ertrage. 

6. ACTE GfetöRAL 

DE LA CONFERENCE INTERNATIONALE D'ALGESIRA8 

Au nom de Dieu tout puissant: 

Sa Majeste 1 l'empereur allemand, roi de Prasse, au nom de 
Pempire allemand; 

Sa Majestä l'empereur d'Autriche, roi de Boheme, etc., et roi 
apostolique de Hongrie; 

Sa Majeste le roi des Beiges; 

Sa Majeste le roi d'Espagne; 

Le President des Etats-Unis d'Amerique; 

Le President de la Republique francaise; 

Sa Majeste le roi du Royaume-Uni de Grande-Bretagne et dlr- 
lande et des teiTitoires britanniques au delä des mers, empereur 
des Indes; 

Sa Majeste le roi d'Italie; 

Sa Majeste* le sultan du Maroc; 

Sa Majeste la reine des Pays-Bas; 

Sa Majeste* le roi de Portugal et des Algarves, etc.; 

Sa Majeste* l'empereur de toutes les Russies; 

Sa Majeste* le roi de Suede, 

S'inspirant de Finteret qui s'attache a ce que Pordre, la paix 
et la prosperite regnent au Maroc, et ayant reconnu que ce but 
pr^cieux ne saurait etre atteint que moyennant l'introduction de 
rlformes bas^es sur le triple principe de la souverainete de Sa Majeste 
le sultan, de l'integrite de ses Etats et de la liberte economique sans 
aucune in4gaüte\ ont resolu, sur rinvitation qui leur a ete adressee 
par Sa Majeste* cherifienne, de r4unir une Conference ä Algesiras pour 
arriver a une entente sur lesdites reformes, ainsi que pour examiner 
les moyens de se procurer les ressources necessaires a leur application 
et ont nomme pour leurs delegues plenipotentiaires, savoir: 
S. M. l'empereur allemand, roi de Prasse, au nom de 

l'empire allemand : 
Le sieur Joseph de Radowitz, son ambassadeur extraordinaire et 

plenipotentiaire pres S. M. catholique, et 
Le sieur Christian, comte de Tattenbach, son enyoye extraordinaire 
et ministre plenipotentiaire pres S. M. tres fidele; 
S. M. l'empereur d'Autriche, roi de Boheme, etc., 
et roi apostolique de Hongrie: 
Le sieur Rodolphe, comte de Welsersheimb, son ambassadeur extra- 
ordinaire et plenipotentiaire pres S. M. catholique et 
Le sieur Leopold, comte -Boltsta-Koziebrodzki, son envoye extra- 
ordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroc; 



»ertrage. 201 

S. M. le roi des Beiges: 
Le sieur Maurice, baron Joostens, son envoye extraordinaire et 

ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique, et * 
Le sieur Conrad, comte de Buisseret Steenbecque de Blarenghien, 
son envoye extraordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroc; 

S. M. le roi d'Espagne: 
Don Juan Manuel Sanchez y Gutierrez de Gastro, duc d'Almodovar 

del Rio, son ministre d'Etat, et 
Don Juan Perez Caballero y Ferrer, son envoye* extraordinaire et 
ministre plenipotentiaire pres S. M. le roi des Beiges; 
Le President des Etats-Unis d'Amerique: 
Le sieur Henry White, ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire 

des Etats-Unis d'Amerique pres S. M. le roi d'Italie, et 
Le sieur Samuel R. Gummere, envoye* extraordinaire et ministre 
plenipotentiaire des Etats-Unis d'Amerique au Maroc; 
Le president de la Republique francaise: 
Le sieur Paul Revoil, ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire 
de la Republique francaise aupres de la Confederation suisse; 
Le sieur Eugene Regnault, ministre plenipotentiaire; 

S. M. le roi du Royaume-Uni de Grande-Bretagne 

et d'Irlande et des territoires britanniques 

au dela des mers, empereur 

des Indes: 

Sir Arthur Nicolson, son ambassadeur extraordinaire et plenipotentiaire 

pres S. M. Tempereur de toutes les Russies; 

S. M. le roi d'Italie: 
Le sieur Emile, marquis Visconti- Venosta, Chevalier de l'ordre de la 

Tres-Sainte Annonciade, et 
Le sieur Giulio Malmusi, son envoye extraordinaire et ministre pleni- 
potentiaire au Maroc; 

S. M. le sultan du Maroc: 
El Hadj Mohamed ben el Arbi El Torres, son delegue ä Tanger et 

son ambassadeur extraordinaire; 
El Hadj Mohamed ben Abdesselam El Mokhri, son ministre des 

depenses, 
El Hadj Mohamed Es Seffar, et 
Sid Abderrhaman Bennis; 

S. M. la reine des Pays-Bas: 
Le sieur jonkheer Hannibal Testa, son envoye" extraordinaire et 
ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique; 

S. M. le roi de Portugal et des Algarves, etc. 
Le sieur Antoine, comte de Tovar, son envoyä extraordinaire et 
ministre plenipotentiaire pres S. M. catholique, et 



202 Serträge. 

Le sieur Francois-Robert, comte Martens Ferrao, pair da royaume, 
8on envoye extraordinaire et ministre plenipotentiaire au Maroe; 
S. M. Fempereur de toutes les Russies: 

Le sieur Arthur, comte Gassini, son ambassadeur extraordinaire et 
plenipotentiaire pres S. M. catholique, et 

Le sieur Basile de Bacheracht, son ministre au Maroc; 

S. M. le roi de Suede: 

Le sieur Robert Säger, son envoye" extraordinaire et ministre pleni- 
potentiaire pres S. M. catholique et pres S. M. tres fidele. 
Lesquels, munis de pleins pouvoirs qui ont ete* trouvls en bonne 

et due forme, ont, conformement au Programme sur lequel S. M. 

chärifienne et les puissances sont tombees d'accord, successivement 

discute et adopte: 

I. Une declaration relative a l'organisation de la police; 

II. Un reglement organisant la surveillance et la repression de 
la contrebande des armes; , 

III. Un acte de concession d'une banque d'Etat marocaine; 

IV. Une declaration concernant un meilleur rendement des 
impots et la creation de nouveaux revenus; 

Y. Un reglement sur les douanes de l'empire et la repression 
de la fraude et de la contrebande; 

VI. Une declaration relative aux Services publics et aux travaux 
publics, 

et ayant juge* que ces diff&rents documents pourraient etre utilement 
coordonne's en un seul instrument, les ont reunis en un acte genäral 
compo8e des articles suivants: 

CHAPITRE ler 
Declaration relative a l'organisation de la police 

Article premier. La Conference, appeläe par S. M. le sultan ä 
se prononcer sur les mesures ne'cessaires pour organiser la police, 
declare que les dispositions a prendre sont les suivantes. 

Art. 2. La police sera placee sous l'autorite souveraine de 
S. M. le sultan. Elle sera recrute'e par le makhzen parmi les musul- 
mans marocains, commandee par des caids marocains et r^partie dans 
les huit ports ouverts au commerce. 

Art. 3. Pour venir en aide au sultan dans l'organisation de 
cette police, des officiers et sous-officiers instructeurs espagnols, des 
officiers et sous-officiers instructeurs francais seront mis k sa Dis- 
position par leurs gouvernements respecüfs, qui soumettront leur 
d^signation ä l'agre'inent de S. M. ch^rifienne. Un contrat pass4 entre 
le makhzen et les instructeurs, en conformite' du reglement prevu a 
Particle 4, determinera les conditions de leur engagement et fixera 



©ertrage. 203 

leur solde, qui ne pourra pas etre inferieure au double de la solde 
correspondante au grade de chaque officier ou sous-offieier. II leur 
sera alloue en outre une indemnite de residence variable suivant les 
localites. Des logements convenables seront mis ä leur disposition par le 
makhzen, qui fourniraegalement lesmonturesetles fourragesnäcessaires. 

Les gouvernements auxquels ressortissent les instructeurs se 
reservent le droit de les rappeler et de les remplacer par d'autres, 
agrees et engages dans les memes conditions. 

Art 4. Ces officiers et sous-officiers preteront pour une duree 
de cinq annees, ä dater de la ratification de Pacte de la Conference, 
leur concours k Porganisation des corps de police cherifiens. Ils 
assureront Pinstruction et la discipline conformäment au reglement 
qui sera etabli sur la matiere; ils veüleront egalement ä ce que les 
hommes enroläs possedent Paptitude au Service militaire. D'une facon 
generale, ils devront surveiller Padministration des troupes et con- 
tröler le payement de la solde, qui sera effectue par Pamin, assiste 
de l'officier instructeur comptable. Ils preteront aux autorites maro- 
caines, investies du commandement de ces corps, leur concours 
technique pour Pexercice de ce commandement 

Les dispositioiw räglementaires propres a assurer le recrutement, 
la discipline, Pinstruction et Padministration des corps de police 
seront arret^es d'un common accord entre le ministre de la guerre 
ch^rifien ou son dele'gue', Pinspecteur pr^vu k Particle 7, Pinstructeur 
francais et Pinstructeur espagnol les plus eleves en grade. 

Le reglement devra etre soumis au corps diplomatique ä Tanger 
qui formulera son avis dans le delai d'un mois. Pass4 ce d^lai, le 
reglement sera mis en application. 

Art. 5. L'effectif total des troupes de police ne devra pas däpasser 
2,500 hommes ni etre inferieur a 2,000. II sera reparti suivant 
Pimportance des ports par groupes variant de 150 k 600 hommes. 
Le nombre des officiers espagnols et francais sera de 16 ä 20; celui 
des sous-officiers espagnols et francais de SO ä 40. 

Art 6. Les fonds necessaires k Pentretien et au payement de la 
solde des troupes et des officiers et sous-officiers instructeurs seront 
avances au Tregor cherifien par la banque d'Etat, dans les limites du 
budget annuel attribue a la police, qui ne devra pas däpasser deux 
millions et demi de pesetas pour un effectif de deux mille cinq cents 
hommes. 

Art 7. Le fonctionnement de la police fera, pendant la meme 
Periode de cinq annees, Pobjet d'une inspection generale qui sera 
confiee par S. M. ch^rifienne k un officier supeneur de Parmee suisse 
dont le choix sera propose k son agrement par le gouvernement 
föderal suisse. 



204 Verträge. 

Cet officier prendra le titre d'inspecteur general et aura sa resi- 
dence ä Tanger. 

II inspectera, au moins nne fois par an, les divers corps de 
police, et a la suite de ces inspections il etablira an rapport qu'il 
adressera au makhzen. 

En dehors des rapports reguliere, il pourra, s'il le juge neces- 
aaire, etablir des rapports speciaux sur toute question concernant le 
fonctionnement de la police. 

Sans interyenir directement dans le commandement ou l'instruc- 
tion, rinspecteur genäral se rendra compte des resultats obtenus par 
la police cherinenne au point de vue du maintien de l'ordre et de 
la s^curite dans les localitäs oü cette police sera installee. 

Art. 8. Les rapports et Communications faits au makhzen par 
rinspecteur general au sujet de sa mission seront en meme temps 
remis en copie au doyen du corps diplomatique a Tanger, afin que 
le corps diplomatique soit mis a meme de constater que la police 
cherinenne fonctionne conformement aux decisions prises par la Con- 
ference, de surveiller si eile garantit d'une maniere efficace et 
conforme aux traue's la securite des peraonnes et des biens des 
ressortissants etrangers, ainsi que celle des transaction commerciales. 

Art. 9. En cas de reclamations dont le corps diplomatique serait 
saisi par la legation interessee, le corps diplomatique pourra, en 
avisant le representant du sultan, demander ä rinspecteur general de 
faire une enquete et d'etablir un rapport sur ces reclamations, ä 
toutes fins utiles. 

Art. 10. L'inspecteur general recevra un traitement annuel de 
25,000 francs. II lui sera aHoue, en outre, une indemnite de 
6,000 francs pour frais de tournees. Le makhzen mettra ä sa disposition 
une maison convenable et pourvoira a l'entretien de ses chevaux. 

Art. 11. Les conditions materielles de son engagement et de son 
installation, prevues ä l'article 10, feront Pobjet d'un contrat passe 
entre lui et le makhzen. Ge contrat sera communique' en copie au 
corps diplomatique. 

Art. 12. Le cadre des instructeurs de la police cherinenne (offi- 
ciers et sous-officiers) sera espagnol ä Tetouan, mixte ä Tanger, 
espagnol ä Larache, francais ä Rabat, mixte ä Gasablanca et francais 
dans les trois autres ports. 

OHAPITRE II 
Reglement organisant la surveillance et la repression de 

la contrebande des armes 

Art. 13. Sont prohibes dans toute Petendue de Teur^ire cherinen, 
sauf dans le cas specific aux articles 14 et 15, l'importation et le 



Verträge. 205 

commerce des armes de guerre, pieces d'armes, munitions chargees 
ou non chargees de toutes especes, poudres, salpetres, fulmicoton, 
nitro-glycerine et toutes compositions destinäes exclusivement ä ]a 
fabrication des munitions. 

Art 14. Les explosifs n^cessaires a Pindustrie et aux travaux 
publics pourront näanmoins etre indroduits. Un reglement, pris dans 
les formes indiquees ä l'article 18, determinera les conditions dans 
lesquelles sera effectuee leur importation. 

Art. 15. Les armes, pieces d'armes et munitions destinäes aux 
troupes de S. M. cherifienne seront admises apres Paccomplissement 
des formalites suivantes: 

Une declaration, signee par le ministre de la guerre maroeain, 
enoncant le nombre et Pespece des fournitures de ce genre com-» 
mandäes ä Pindustrie etrangere, devra etre presentee ä la legation 
du pays d'origine qui y apposera son visa. 

Le dedouanement des caisses et colis contenant les armes et 
munitions livrees en execution de la commande du gouvernement 
maroeain, sera opere* sur la produetion: 

1° De la declaration speeifiee ci-dessus; 

2° Du connaissement indiquant le nombre, le poids des colis, le 
nombre et Pespece des armes et munitions qu'ils contiennent. Ce docu- 
ment devra etre vise par la legation du pays d'origine qui marquera 
au verso les quantites successives precedemment dödouan^es. Le 
Tisa sera refuse ä partir du moment ou la commande aura etä inte- 
gralement livree. 

Art 16. L'importation des armes de chasse et de luxe, pieces 
d'armes, cartouches chargees et non chargees est egalement interdite. 
Elle pourra toutefois etre autorisee: 

1° Pour les besoins strictement personnels de Pimportateur; 

2° Pour Papprovisionnement des magasins d'armes autorises 
conformement ä l'article 18. 

Art. 17. Les armes et munitions de chasse ou de luxe seront 
admises pour les besoins strictement personnels de Pimportateur, sur 
la produetion d'un permis delivre par le repr£sentant du makhzen ä 
Tanger. Si Pimportateur est etranger, le permis ne sera e'tabli que 
sur la demande de la legation dont il releve. 

En ce qui concerne les munitions de chasse, chaque permis 
portera au maximum sur mille cartouches ou les fournitures neces- 
saires ä la fabrication de mille cartouches. 

Le permis ne sera donn^ qu'ä des personnes n'ayant encouru 
aueune condamnation correctionnelle. 

Art. 18. Le commerce des armes de chasse et de luxe, non 
rayees, de fabrication etrangere, ainsi que des munitions qui s'y 



206 

rapportalt, sera reglessente, des que les eireonstanees k permettront, 
per deomm ehenfieime, prise eonf or me i nent k Fsvis da eorps diplo- 
matique a Täufer, statuant a la majorite des voix. D en sera de 
meme des dedsions ayant paar bat de saspendre oa. de restremdre 
Texereke de ee commerce. 

8eales, let personnes ayant obtena ane Ikenee speciale et tempo- 
räre da gouvernement maroesin, seront admises a ouvrir et ezploiter 
des deoits d'armes et de manitions de chasse. Cette licenee ne sera 
aecordee que sor demande ecrite de llnteresse, appuyee d*an »Tis 
farorable de la legmtion dont ü releve. 

Des reglements pris dans la forme indiquee au paragraphe premier 
de eet article determineront le nombre des debfts pouvant etre 
ouvert* a Tanger et eventuellement dans les ports qui seront uhe- 
rieorement designes. Ds nxeront les formaliter imposees a Pimpor- 
tation des explosifs a rusage de rindnstrie et des travaux publica, 
des armes et manitions destinees a l'appitmsionnement des debits, 
ainsi que les qaantites maiima qui pourront etre eonservees en depöt 

En cas d'infraction aoz prescriptions reglementaires, la licenee 
poorra etre retiree a titre temporaire oa a titre definitif, sans pre- 
jadiee des autres peines encooraes par les delinquants, 

Art 19. Toate introduction oa tentative d'introdaction de marchan- 
dises prohibees donnera lieu a leur confiscation et en outre aux 
peines et amendes ci-dessous, qui seront prononcees par la juridiction 
com potente. 

Art 20. L'introduction on tentative dlntroduction par un port 
ouvert au commerce ou par un bureau de douane, sera punie: 

1« D'one amende de 500 a 2,000 pesetas et d'une amende supple- 
mentaire egale a trois fois la valeuf de la marchandise importee; 

2° D'un emprisonnement de cinq joors ä un an ou de l'une des 
deux plnalites seulement 

Art 21. L'introduction oa tentative d'introduction en dehors 
d'un port ouvert au commerce ou d'un bureau de douane sera punie: 

1° D'une amende de 1,000 ä 5,000 pesetas et d'une amende 
supplementaire egale k trois fois la vsleur de la marchandise importee; 

2° D'un emprisonnement de trois mois a deux ans ou de l'une 
des deux penalites seulement. 

Art 22. La vente frauduleuse, le recel et le colportage des 
marchandises prohibees par le present reglement seront punis des 
peines eclictees ä l'article 20. 

Art 23. Les complices des deiits prevus aux articles 20, 21 et 
22 seront passibles des memes peines que les auteurs principaux. 
Les eiements caracten'sant la complicite seront apprecies d'apres la 
llgislation da tribunal saisi. 



»ertrage. 207 

Art. 24. Quand il y aura des indices slrietix, faisant soupconner 
qu'un navire mouilU dans an port ouvert au commerce transporte, 
en vue de leur indroduetion au Maroc, des armes, des munitions ou 
d'autres marchandises prohibees, les agents de la douane chärifienne 
devront signaler ces indices ä Pautorite* consulaire comp&ente afin que 
celle-ci procede, avec Passistance d'un delägue de la douane che'ri- 
fienne, aux enquetes, verifications ou visites qu'elle jugera necessaires. 

Art. 25. Dans le cas d'introduction ou de tentative d'introductiou 
par mer de marchandises prohibees, en dehors d'un port ouvert au 
commerce, la douane marocaine pourra amener le navire au port le 
plus proche pour etre remis ä Pautorite consulaire, laquelle pourra 
le saisir et maintenir la saisie jusqu'au payement des amendes 
prononeees. Toutefois, la saisie du navire devra etre levee, en tout 
etat de l'instance, en tant que cette mesure n'entravera pas Pin- 
struetion judiciaire, sur consignation du montant maximum de 
Tarnende entre les mains de Pautorite consulaire ou sous caution 
solvable de la payer, aeeeptäe par la douane. 

Art. 26. Le makhzen conservera les marchandises confisqüees, 
soit pour son propre usage, si elles peuvent lui servir, ä condition 
que les sujets de l'empire ne puissent s'en procurer, soit pour les 
faire vendre en pays etranger. 

Les moyens de transport ä terre pourront etre confisquäs et 
seront vendus au profit du Tresor cherifien. 

Art. 27. La vente des armes reformees par. le gouvernement 
marocain sera prohibee dans toute Petendue de Pempire cherifien. 

Art. 28. Des primes, ä prälever sur le montant des amendes 
prononeees, seront attribuees aux indicateurs qui auront amene la 
Ü^couverte des marchandises prohibees et aux agents qui en auront 
opdre* la saisie; ces primes seront ainsi attribuees apres deduetion, 
s'il y a lieu, des frais du proces: un tiers ä repartir par la douane 
entre les indicateurs, un tiers aux agents ayant saisi la marchandise, 
et un tiers au Tre'sor marocain. 

Si la saisie a ete* oplräe sans Pintervention d'un indicateur, la 
moiti£*des amendes sera attribuee aux agents saisissants et Pautre 
moitie au Tresor cherifien. 

Art. 29. Les autorites douanieres marocaines devront signaler 
directement aux agents diplomatiques ou consulaires les infractions 
au präsent reglement commises par leurs ressortissants, afin que 
ceux-ci soient poursuivis devant la juridiction compe'tente. 

Les memes infractions, commises par des sujets marocains, 
seront däfeVäes directement par la douane a Pautorite* chärifienne. 

Un deMgue* de la douane sera Charge* de suivre la procedure 
des affaires pendantes devant les diverses juridictions. 



208 Verträge. 

Art 30. Dans la region frontiere de l'Algene, Tapplication du 
reglement sur la contrebande des armes restera l'affaire exclusive de 
la France et da Haroc 

De meme l'application du reglement sur la contrebande des 
armes dans le Riff, et en gäneral dans les regions frontieres des 
possessions espagnoles, restera l'affaire exclusive de l'Espagne et du 
Maroc. 

CHAPITRE III 
Acte de concession d'une banque d'Etat 

Art. 31. Une banque sera instituee au Maroc, sous le nom de 
«Banque d'Etat du Maroc», pour exercer les droits ci-apres specifies 
dont la concession lui est accordee par S. M. le sultan pour une 
duree de quarante annees, ä partir de la ratincation du present acte. 

Art 32» La banque, qui pourra executer toutes les Operations 
rentrant dans les attributions d'une banque, aura le privilege exclusif 
d'ämettre des billets au porteur, remboursables ä presentation, ayant 
force liblratoire dans les caisses publiques de Tempire marocain. 

La banque maintiendra, pour le terme de deux ans k compter 
de la date de son entree en fonctions, une encaisse au moins Egale 
a la moitie" de ses billets en circulation, et au moins egale au tiers, 
apres cette pEriode de deux ans rävolue. Gette encaisse sera consti- 
tuee pour au moins un tiers en or ou monnaie d'or. 

Art 33. La banque remplira, a l'exclusion de toute autre banque 
ou Etablissement de credit, les fonctions de tresorier payeur de 
Tempire« A cet effet, le gouvernement marocain prendra les mesures 
näcessaires pour faire verser dans les caisses de la banque les re- 
venus des douanes, ä l'exclusion de la partie affectäe au Service de 
l'emprunt 1904 et les autres revenus qu'il d&ignera. 

Quant au produit de la taxe speciale creee en Tue de Paccom- 
plissement de certains travaux publics, le gouvernement marocain 
devra le faire verser ä la banqne, ainsi que les revenus qu'il pourrait 
ulterieurement affecter ä la garantie de ses emprunts, la banque 
ätant specialement chargee d'en assurer le Service, a l'exception 
toutefois de l'emprunt 1904, qui se trouve regi par un contrat 
special. 

Art. 34. La banque sera l'agent financier du gouvernement, 
tant au dedans qu'au dehors de Tempire, sans prejudice du droit 
pour le gouvernement de s'adresser ä d'autres maisons de banque 
ou Etablissements de credit pour ses emprunts publics. Toutefois, 
pour lesdits emprunts, la banque jouira d'un droit de prEference, 
ä conditions egales, sur toute maison de banque ou Etablissement 
de credit 



«ertrage. 209 

Mais pour les bons du Tresor et autres effets de tresorerie ä 
court terme que le gouvernement marocain voudrait negocier, sans en 
faire l'objet öVune emission publique, la banque sera chargee, k l'ex- 
clusion de tout autre etablissement, d'en faire, pour le compte du 
gouvernement marocain, la negociation soit au Maroc, soit ä 
l'etranger. 

Art. 35. A valoir sur les rentrees du Tresor, la banque fera 
au gouvernement marocain des avances en compte courant jusqu'ä 
concurrence d'un million de francs. 

La banque ouvrira, en outre, au gouvernement, pour une duree 
de dix ans ä partir de sa Constitution, un credit qui ne pourra pas 
depasser les deux tiers de son capital initial. 

Ce credit sera reparti sur plusieurs annees et employe en 
premier lieu aux depenses d'installation et d'entretien des corps 
de police, organises conformement aux decisions prises par la Con- 
ference, et subsidiairement aux depenses de travaux d'interet ge'neral 
qui ne seraient pas imputees sur le fonds special prevu ä l'article 
suivant. 

Le taux de ces deux avances sera au maximum de 7%, commis- 
sion de banque comprise, et la banque pourra demander au gouverne- 
ment de lui remettre en garantie de leur montant une somme 
equivalente en bons du Tresor. 

Si, avant l'expiration des dix anne'es, le gouvernement marocain 
venait a contracter un emprunt, la banque aurait la faculte d'obtenir 
le remboursement immediat des avances faites conformement au 
deuxieme alinea du present article. 

Art. 86. Le produit de la taxe speciale formera un fonds special 
dont la banque tiendra une comptabilite a part. Ge fonds sera 
employe* conformement aux prescriptions arretees par la Conference. 

En cas d'insuffisance et ä valoir sur les rentrees ulterieures, la 
banque pourra ouvrir ä ce fonds un credit dont Pimportance ne 
depassera pas le montant des encaissements pendant l'ann^e an- 
te^rieure. 

Les conditions de taux et de commission seront les memes que 
Celles fixees ä l'article precedent pour l'avance en compte-courant 
au Tresor. 

Art. 37. La banque prendra les mesures qu'elie jugera utiles 
pour assainir la Situation monetaire au Maroc. La monnaie espagnole 
continuera a etre admise ä la circulation avec force liberatoire. 

En consequence, la banque sera exclusivement chargee de l'achat 
des m^taux precieux, de la frappe et de la refonte des monnaies, 
ainsi que de toutes autres Operations monetaires qu'elie fera pour le 
compte et au profit du gouvernement marocain. 

©terdfl, SWaroffofragc. 14 



210 ©ertrage. 

Art. 38. La banque, dont le siege social sera ä Tanger, etablira 
des 8uccursales et agences dans les principales villes da Maroc et 
dans tout autre endroit od eile le jagera utile. 

Art. 39. Les emplacements necessaires ä Fetablissement de la 
banque, ainsi que de ses succursales et agences au Maroc, seront 
mis gratuitement ä sa disposition par le gouvernement; k l'expiration 
de la concession, le gouvernement en reprendra possession et rem- 
boursera, ä la banque les frais de construction de ces etablissements. 
La banque sera en outre autorisee ä acquerir tout bätiment et terrain 
dont eile pourrait avoir besoin pour le meme objet. 

Art. 40. Le gouvernement cherifien assurera sous sa responsa- 
bilite la securitä et la protection de la banque, de ses succursales 
et agences. A cet effet, il mettra dans chaque ville une garde süffi- 
sante k la disposition de chacun de ces etablissements. 

Art. 41. La banque, ses succursales et agences, seront exemptes 
de tout impöt ou redevance ordinaire ou extraordinaire, existants ou 
a creer; il en est de meme pour les immeubles affecte's a ses Services, 
les titres et coupons de ses actions et ses billets. L'importation et 
l'exportation des metaux et monnaies, destines aux Operations de la 
banque seront autorisees et exemptes de tout droit. 

Art. 42. Le gouvernement cherifien exercera sa haute surveillance 
sur la banque par un haut commissaire marocain, nomme par lui 
apres entente prealable avec le conseil d'administration de la banque. 

Ge haut commissaire aura le droit de prendre connaissance de 
la gestion de la banque; il controlera Immission des billets de banque 
et veillera ä la stricte Observation des dispositions de la concession. 

Le haut commissaire devra signer chaque billet ou y apposer 
son sceau; il sera Charge de la surveillance des relations de la banque 
avec le Tresor imperial. 

II ne pourra pas s'immiscer dans l'adininistration et la gestion 
des affaires de la banque. Mais il aura toujours le droit d'assister 
aux reunions des censeurs. 

Le gouvernement cherifien nommera un ou deux commissaires 
adjoints, qui seront specialement charges de contröler les Operations 
financieres du Tresor avec la Banque. 

Art. 43. Un reglement precisant les rapports de la banque et 
du gouvernement marocain sera etabli par le comite special prevu 
ä Particle 57 et approuve par les censeurs. 

Art. 44. La banque, constituee avec approbation du gouverne- 
ment de S. M. cberifienne sous la forme des societes anonymes, est 
regie par la loi francaise sur la matiere. 

Art. 45. Les actions intentees par la banque au Maroc seront 
portees devant le tribunal consulaire du defendeur ou devant la 



Serträge. 211 

juridiction marocaine, conformlment aux regles de compätence etablies 
par les traites et les firmans cherifiens. 

Les actions intentees au Maroc contre la banque seront portees 
devant un tribunal special compose* de trois magistrats consolaires 
et de deux assesseurs. Le corps diplomatique etablira chaque annee 
la liste des magistrats, des assesseurs et de leurs suppleants. 

Ce tribunal appliquera ä ces causes les reglements de droit, de 
procedura et de competence 4dictes en matiere commerciale par la 
legislation francaise. 

L'appel des jugements prononces par ce tribunal sera porte 
devant la cour föderale de Lausanne qui statuera en dernier ressort.' 

Art 46. En cas de contestation sur les clauses de la concession 
ou de ütiges pouvant survenir entre le gouvernement marocain et la 
banque, le differond sera soumis, sans appel ni recours, k la cour 
federale de Lausanne. 

Seront egalement soumises ä cette cour, sans appel ni recours, 
toutes les contestations qui pourraient s'elever entre les actionnaires et 
la banque sur l'execution des Statuts ou k raison des affaires sociales. 

Art. 47. Les Statuts de la banque seront etablis d'apres les 
bases suivantes par un comite special preWu ä l'article 57. Ils seront 
approuves par les censeurs et ratifies par Tassemblee generale des 
actionnaires. 

Art. 48. L'assemblee generale constitutive de la societe* fixera 
le Heu oü se tiendront les assemblees des actionnaires et les reunions 
du conseil d'administration; toutefois, ce dernier aura la faculte de 
se reunir dans toute autre ville, s'il le juge utile. 

La direction de la banque sera fixee ä Tanger. 

Art. 49. La banque sera administree par un conseil d'admini- 
stration compose d'autant de membres qu'il sera fait de parts dans 
le capital initial. 

Les administrateurs auront les pouvoirs les plus etendus pour 
radministration et la gestion de la societe; ce sont eux notamment 
qui nommeront les directeurs, sous-directeurs et membres de la 
commission indiquee ä Tarticle 54, ainsi que les directeurs des suc- 
cursales et agences. 

Tous les employes de la societe seront recrutes, autant que 
possible, parmi les ressortissants des diverses puissances qui ont pris 
part ä la souscription du capital. 

Art. 50. Les administrateurs, dont la nomination sera faite par 
l'assemblee generale des actionnaires, seront designes ä son agrement 
par les groupes souscripteurs du capital. 

Le premier conseil restera en fonctions pendant cinq annees. 
A l'expiration de ce delai, il sera procede ä son renoave 11 erneut a 

14» 



212 Vertrage. 

raison de trois membres par an. Le sort determinera l'ordre de 
sortis des administrateurs; ils seront r^ligibles. 

A la Constitution de la sociltä, chaque groupe souscripteur aura 
le droit de däsigner autant d'administrateurs qu'il aura souscrit de 
parts entieres, sans qne les groupes soient Obligos de porter leur 
cboix sar un candidat de lenr propre nationalite. 

Les groupes sonscripteors ne conserveront lenr droit de desig- 
nation des administrateurs, lors du remplacement de ces derniers ou 
du renouvellement de leur mandat, qu'autant qu'ils pourront justifier 
etre encore en possession de, au moins, la moitiE de la part pour 
laquelle ils exercent ce droit 

Dans le cas oü, par suite de ces dispositions, un groupe sous- 
cripteur ne se trouverait plus en mesure de designer un admini- 
strateur, l'assemblee generale des aetionnaires pourvoirait directement 
a cette d&ignation. 

Art 51. Chacun des Etablissements ci-apres, Banque de Pempire 
allemand, Banque d'Angleterre, Banque d'Espagne, Banque de France, 
nommera, avec l'agr^ment de son gouvernement, un censeur auprea 
de la Banque d'Etat du Maroc. 

Les eenseurs resteront en fonctions pendant quatre annees. Les 
eenseurs sortante peuvent etre designes ä nouveau. 

En cas de deces ou de demission, il sera pourvu a la vacance 
par l'ätablissement qui a procdde ä la dtaignation de Tancien titu- 
laire, mais seulement pour le temps oü ce dernier devait rester en 
Charge. 

Art. 52. Les eenseurs qui exerceront leur mandat en vertu du 
present acte des puissances signataires devront, dans Finteret de 
celles-ci, veiller sur le bon fonetionnement de la banque et assurer 
la stricte Observation des clauses de la concession et des Statuts» 
Ils veilleront ä l'exact aecomplissement des prescriptions concernant 
Immission des billets et devront surveiller les Operations tendant a 
l'assainissement de la Situation mon&aire; mais ils ne pourront jamais, 
sous quelque pre* texte que ce soit, s'immiscer dans la gestion dea 
affaires, ni dans l'administration inteneure de la banque. 

Chacun des eenseurs pourra examiner en tout temps les comptes 
de la banque, demander soit au conseil d'administration, soit ä la 
direction des informations sur la gestion de la banque et assister 
aux reunions du conseil d'administration, mais seulement avec voix 
consultative. 

Les quatre eenseurs se räuniront a Tanger, dans l'exercice de 
leurs fonctions, au moins une fois tous les deux ans, a une dato a 
concerter entre eux. D'autres reunions, a Tanger ou ailleurs, devront 
avoir lieu, si trois des eenseurs l'exigent. 



Serträge. 213 

Les quatre censeurs dresseront, d'un commun accord, un rapport 
annuel qui sera Annexe a celui da conseil d'administration. Le con- 
seil d'administration transmettra, sans d&ai, une copie de ce 
rapport ä chacun des gouvernements signataires de l'acte de la Con- 
ference. 

Art. 53. Les emoluments et indemnites de d^placement, affectes 
aux censeurs, seront etablis par le comitä d'etudes des Statuts. Ils 
seront directement verses a ces agents par les banques chargees de 
leur designation et rembourses ä ces etablissements par la Banque 
d'Etat du Maroc. 

Art. 54. II sera institue ä Tanger aupres de la direction une 
commission de membres choisis par le conseil d'administration sans 
di8tinction de nationalite, parmi les notables residant ä Tanger, pro- 
prietaires d'actions de la banque. 

Gette commission, qui sera presidee par un des directeurs ou 
sous-directeurs, donnera son avis sur les escomptes et ouvertures 
de credit. 

Elle adressera un rapport mensuel sur ces diverses questions au 
conseil d'administration. 

Art 55. Le capital, dont l'importance sera ffxee par le comite 
special designe ä l'article 57, sans pouvoir etre inferieur ä 15 millions 
de francs, ni supe'rieur ä 20 millions, sera forme* en monnaie or, et 
les actions, dont les coupures representeront une valeur äquivalente 
a 500 francs, seront libellees daus les diverses monnaies or, a un 
change fixe determine par les Statuts. 

Ge capital pourra etre ulterieurement augmente, en une ou plu- 
sieurs fois, par decision de l'assemblee generale des actionnaires. 

La 80uscription de ces augmentations de capital sera r^servee ä 
tous les porteurs d'actions, sans distinction de groupes, proportion- 
nellement aux titres possädes par chacun d'eux. 

Art. 56. Le capital initial de la banque sera divise en autant 
de parts egales qu'il y aura de parties prenantes parmi les puissances 
representes k la Conference. 

A cet effet, chaque puissance designera une banque qui exercera, 
soit pour elle-meme, soit pour un groupe de banques, le droit de 
souscription ci-dessus sp^cifie, ainsi que le droit de designation des 
administrateurs, pr£vu ä l'article 50. Toute banque choisie comme 
chef de groupe pourra, avec l'autorisation de son gouvemement 
etre remplacee par une autre banque du meme pays. 

Les Etats qni voudraient se prevaloir de leur droit de sous- 
cription auront ä communiquer cette intention au gouvemement royal 
d'Espagne dans un delai de quatre semaines, ä partir de la signature 
du präsent acte par les repräsentants des puissances. 



Verträge. 215 

Le taux de cette retenue sera fixe, d'un commun accord, par le 
makhzen et le corps diplomatique ä Tanger. 

Art. 60. Conformement au droit qui leur a ite reconnu par 
l'article 11 de la Convention de Madrid, les etrangers pourront 
acquerir des proprietes dans toute l'etendue de Tempire chenfien et 
S. M. le sultan donnera aux autorites administratives et judiciaires 
les instructions necessaires pour que Pautorisation de passer les 
actes ne soit pas refusäe sans motif legitime. Quant aux trans- 
missions ulterieures par actes entre vifs ou apres deces, elles conti- 
nueront ä s'exercer sans aucune entrave. 

Dans les ports ouverts au commerce et dans un rayon de 10 kilo- 
metres autour de ces ports, S. M. le sultan accorde, o?une facon 
generale et sans qu'il soit däsormais necessaire de l'obtenir speciale- 
ment pour chaque achat de propri^te par les etrangers, le consente- 
ment exige par Part 11 de la Convention de Madrid. 

A Ksar-el-Kebir, Arzila, Asemour et eventuellement dans d'autres 
localites du littoral ou de l'interieur, Pautorisation generale ci-dessus 
mentionnäe est £galement accord e*e aux etrangers, mais seulement 
pour les acquisitions dans un rayon de 2 kilometres autour de ces 
villes. 

Partout ou les etrangers auront acquis des proprietes, ils pour« 
ront elever des constructions en se conformant aux reglements et 
usages. 

Avant d'autoriser la rädaction des actes transmissifs de propri&e, 
le cadi devra s'assurer, conformement ä la loi musulmane, de la 
r^gularitö des titres. 

Le makhzen däsignera, dans chacune des villes et circonscriptions 
indiquees au present article, le cadi qui sera Charge d'effectuer ces 
verifications. 

Art. 61. Dans le but de creer de nouvelles ressources au 
makhzen, la Conference reconnait en principe qu'une taxe pourra etre 
etablie sur les constructions urbaines. 

Une partie des recettes ainsi realisees sera affectee aux besoins 
de la voirie et de Phygiene municipales, et d'une facon generale, 
aux depenses d'amelioration et d'entretien des villes. 

La taxe sera due par le proprietaire marocain ou etranger sans 
aucune distinction; mais le locataire ou le detenteur de la clef en 
sera responsable envers le Tresor marocain. 

Un reglement edicte d'un commun accord par le gouvernement 
cherifien et le corps diplomatique ä Tanger fixera le taux de la taxe, 
son mode de perception et d'application, et determinera la quotite 
des ressources ainsi creees qui devra etre affectee aux depenses 
d'amelioration et d'entretien des villes. 



216 «ertrage. 

A Tanger, cette quotite* sera vereee au conseil sanitaire inter- 
national, qoi en rlglera l'emploi jusqu'ä la ereation d'une Organi- 
sation municipale. 

Art 62. S. M. cb^rifienne ayant dlcide en 1901 que les fonction- 
naires marocains cbarges de la perception des impots agricoles ne 
recevraient plus des populations ni sokhra ni mouna, la Conference 
estime que cette regle devra etre g4n4ralisee autant que possible. 

Art. 63. Les delegues chärifiens ont expose* que des biens babous 
ou certaine8 propri&äs domaniales, notamment des immeubles du 
makhzen, occupes contre payement de la redevance de 6%» 80nt 
detenus par des ressortissants Itrangers, sans titres reguliere ou en 
vertu de contrats sujets a revision. La Conference, desireuse de 
remedier a cet Itat de choses, Charge le corps diplomatique ä Tanger 
de donner une Solution equitable a ces deux questions, d'accord ayec 
le commi8saire 'special que S. M. cheVinenne youdra bien designer a 
cet effet 

Art 64. La Conference prend acte des propositions formulees par 
les delegues chenfiens au sujet de la ereation de taxes sur certains 
commerce8, industries et professions. 

Si, k la suite de l'application de ces taxes aux sujets marocains, 
le corps diplomatique k Tanger estimait qa'il y a lieu de les etendre 
aax ressortissants etrangers, il est des k präsent specific que lesdites 
taxes seront exclusivement municipales. 

Art 65. La Conference se rallie k la proposition faite par la 
delegation marocaine d'etablir avec l'assistance du corps diplomatique: 

a) un droit de timbre sur les contrats et actes autbentiques 
passäs devant les adouls; 

b) un droit de mutation, au maximum de deux pour cent, aar 
les ventes immobilieres ; 

c) un droit de statistique et de pesage, au maximum de un 
pour cent ad volarem, sur les marebandises transportees par cabotage; 

d) un droit de passeport ä percevoir sur les sujets marocains; 

e) eventuellement, des droits de quais et de phares dont le pro- 
du ditevra etre affecte ä l'amelioration des ports. 

Art 66. A titre temporaire, les marebandises d'origine Prangere 
seront frappees, a leur entree au Maroc, d'une taxe speciale s'&evant 
ä 27a % ad volarem. Le prodnit integral de cette taxe formera 
un fonds special qui sera affecte* aux depenses et ä l'ex£cution de 
travaux publics destines au developpement de la navigation et du 
commerce en gene"ral dans l'empire ch£rifien. 

Le programme des travaux et leur ordre de priorite seront 
arretes, d'un commun aecord, par le gouvernement chenfien et par 
le corps diplomatique ä Tanger. 



IBerträoe. 217 

Les etudes, de vis, projets et cahiers des charges s'y rapportant 
seront etablis par un ingenieur competent nomme par le gouverne- 
ment cherifien d'accord avec le corps diplomatique. Get Ingenieur 
pourra au besoin etre assiste d'un ou plusieurs ingenieurs adjoints. 
Leur traitement sera impute sur les fonds de la caisse speciale. 

Les fonds de la caisse speciale seront deposes a la ßanque 
d'Etat du Maroc qui en tiendra la comptabilite. 

Les adjudicaüons publiques seront passees dans les formes et 
suivant les conditions generales prescrites par un reglement que le 
corps diplomatique ä Tanger est Charge d'etablir avec le representant 
de S. M. cherifienne. 

Le bureau d'adjudication sera compose d'un representant du 
gouvernement cherifien, de trois d^legues du corps diplomatique et 
de l'ingenieur. 

L'adjudication sera prononcee en faveur du soumissionnaire qui, 
en se conformant aux prescriptions du cahier des charges, presen- 
tera Poffre remplissant les conditions generales les plus avanta- 
geuses. 

En ce qui concerne les sommes provenant de la taxe speciale, 
et qui seraient percus dans les bureaux de douane etablis dans les 
regions visees par l'article 103 du reglement sur les douanes, leur 
emploi sera regle 1 par le makhzen avec l'agrement de la puissance 
limitrophe, conform^ment aux prescriptions du present article. 

Art. 67. La Conference, sous reserve des observations presentees 
a ce sujet, emet le vceu que les droits d'exportation des marchandises 
ci-apres soient reduits de la maniere suivante: 

Pois chiches 20% 

Mais 20% 

Orge 50% 

Ble 347 

Art. 68. S. M. cherifienne consentira ä elever ä dix mille le 
chiffre de six mille totes de betail de Pespece bovine que chaque 
puissance aura le droit d'exporter du Maroc. L'exportation pourra 
avoir Heu par tous les bureaux de douane. Si, par suite de circon- 
stances malheureuses, une penurie de betail etait constatee dans une 
region determinee, S. M. cherifienne pourrait interdire temporairement 
la sortie du betail par le port ou les ports qui desservent cette 
re'gion. Cette mesure ne devra pas exceder une duree de deux 
annees ; eile ne pourra pas etre appliquee a la fois ä tous les ports de 
l'empire. 

II est d'ailleurs entendu que les dispositions pre'c^dentes ne modi- 
fient pas les autres conditions de l'exportation du betail, fixees par 
les firmans ante'rieurs. 



218 ©ertrage. 

La Conference emet en outre le vceu qu'un Service d'inspection 
veterinaire soit organise au plus tot dans les ports de la cöte. 

Art. 69. Conformement aux decisions anterieures de S. M. 
cherifienne et notamment ä la decision du 28 septembre 1901, est 
autorise entre tous les ports de l'empire le transport par cabotage 
des cereales, graines, Ügumes, oeufs, fruits, volailles et en generai 
des marchandises et animaux de toute espece, originaires ou non du 
Maroc, a l'exception des chevaux, mulets, änes et cbameaux, pour 
lesquels un permis special du makhzen sera näcessaire. Le cabotage 
pourra etre effectue par des bateaux de toute nationalite, sans que 
lesdits articles aient a payer les droits d'exportation, mais en se 
conformant aux droits speciaux et aux reglements sur la matiere. 

Art. 70. Le taux des droits de stationnement ou d'ancrage, 
imposes aux navires dans les ports marocains, se trouvant fixes par 
des traites passes avec certaines puissances, ces puissances se 
montrent dispose'es a consentir la revision desdits droits. Le corps 
diplomatique a Tanger est Charge* d'etablir, d'accord avec le makhzen, 
les conditions de la revision qui ne pourra avoir Heu qu'apres 
Pam&ioration des ports. 

Art 71. Les droits de magasinages en douane seront percus 
dans tous les ports marocains oü il existera des entrepots suffisants, 
conformement aux reglements pris ou ä prendre sur la matiere par 
le gouvernement de S. M. cherifienne, d'accord avec le corps diploma- 
tique ä Tanger. 

Art. 72. L'opium et le kif continueront a faire l'objet d'uu 
monopole au profit du gouvernement cherifien. Neanmoins, Pimpor- 
tation de Popium specialement destine a des emplois pharmaceutiques 
sera autorisee par permis special, delivre par le makhzen, sur la 
demande de la legation dont releve le pharmacien ou medecin 
importateur. Le gouvernement cherifien et le corps diplomatique 
regleront, d'un commun accord, la quantite maxima a introduire. 

Art. 73. Les repre*sentants des puissances prennent acte de 
l'intention du gouvernement cherifien d'etendre aux tabacs de toutes 
sortes le monopole existant en ce qui concerne le tabac ä priser. 
Ils reservent le droit de leurs ressortissants a etre düment indemnises 
des prejudices que ledit monopole pourrait occasioner ä ceux d'entre 
eux qui auraient des industries creees sous le regime actuel con- 
cernant le tabac. A defaut d'entente amiable, Tindemnite sera fixee 
par des experts designes par le makhzen et par le corps diploma- 
tique, en se conformant aux dispositions arretees en matiere d'ex- 
propriation pour cause d'utilite publique. 

Art. 74. Le principe de l'adjudication, sans acceptation de 
nationalite, sera applique aux form es concernant le monopole de 



IBerttaße. 219 

l'opium et du kif. II en serait de meme pour le monopole du tabac 
s'il etait etabli. 

Art. 75. Au eas oü il y aurait Heu de modifier quelqu'une des 
dispositions de la presente declaration, une entente devra s'&ablir 
a ce sujet entre le makhzen et le corps diplomatique a Tanger. 

Art. 76. Dans tous les cas prävus par la präsente declaration 
oü le corps diplomatique sera appele ä intervenir, sauf en ce qui 
concerne les articles 64, 70 et 75 les decisions seront prises ä la 
majorite* de voix. 

CHAPITRE V 

Reglement sur les douanes de l'empire et la r^pression 

de la fraudo et de la contrebande 

Art 77. Tout capitaine de navire de commerce, venant de 
l'&ranger ou du Maroc, devra, dans les vingt-quatre heures de son 
admission en libre pratique dans un des ports de l'empire, deposer 
au bureau de douane une copie exacte de son manifeste, signee par 
lui et certifiee conforme par le consignataire du navire. II devra, 
en outre, s'il en est requis, donner communication aux agents de la 
douane de Foriginal de son manifeste. 

La douane aura la faculte* d'installer a bord un ou plusieurs 
gardiens pour prevenir tout trafic illegal. 

Art. 78. Sont exempts du depöt du manifeste: 

1° Les bätiments de guerre ou affrätes pour le compte d'une 
puissance ; 

2° Les canots appartenant ä des particuliers qui s'en ser- 
vent pour leurs usage en s'abstenant de tout transport de mar- 
chandises ; 

3° Les bateaux ou embarcations employes a la peche en vue 
des cötes; 

4° Les yachts uniquement employes a la navigation de plaisance 
et enregistres au port d'attache dans cette categorie; 

5° Les navires charges specialement de la pose et de la rlpa- 
ration des cäbles telegraphiques; 

6° Les bateaux uniquement affretes au sauvetage; 

7° Les bätiments hospitaliers ; 

8° Les navires-ecoles de la marine marchande, ne se livrant 
pas ä des Operations commerciales. 

Art. 79. Le manifeste, de* pose a la douane, devra enoncer la 
nature et la provenance de la cargaison avec les marques, et 
lnume'ros des caisses, balles, ballots, barriques, etc. 

Art. 80. Quand il y aura des indices serieux, faisant soupconner 
'inexactitude du manifeste, ou quand le capitaine du navire refusera 



220 Verträge. 

de se preter a la visite et aux verifications des agents de la douane, 
le caa sera Signale" ä Tautorite consulaire competente, afin que 
celle-ci procede avec im delegue de la douane cherifienne aux 
enquetes, visites et verifications qu'elle jngera necessaires. 

Art. 81. Si, a l'expiraüon du delai de vingt-quatre beures 
indique a l'article 77, le capitaine n'a paa depose" son manifeste, il 
sera passible, a moins que le retard ne provienne d'un cas de force 
majeure, d'une amende de cent cinquante pesetas par jour de retard, 
aans toutefois que cette amende puisse depasser siz cents pesetas. 
Si le capitaine a presente frauduleusement un manifeste inexact ou 
incomplet, il sera personnellement condamne au payement d'une 
somme egale ä la valeur des marchandises pour lesquelles il n'a pas 
produit de manifeste et a une amende de cinq cents ä mille pesetas; 
le b&timent et les marchandises pourront en outre etre saisis par 
l'autorite consulaire competente pour la surete de Tarnende. 

Art. 82. Toute personne, au moment de deMouaner les mar- 
chandises importees, ou destinees ä l'exportation, doit faire ä la douane 
une declaration detaillee, enoncant Pespece, la qualite, le poids, le 
nombre, la mesure et la valeur des marchandises, ainsi que Pespece, 
les marques et les numeros des colis qui les contiennent 

Art. 83. Dans le cas ou, lors de la visite, on trouvera moins 
de colis ou de marchandises qu'il n'en a ete däclarä, le declarant, ä 
moins qu'il ne puisse justifier de sa bonne foi, devra payer double 
droit pour les marchandises manquant, et les marchandises presentees 
8eront retenues en douane pour la surete de ce double droit; si, au 
contraire, on trouve k la visite un excedent quant au nombre des 
colis, a la quantite ou au poids des marchandises, cet excedent sera 
saisi et confisque au profit du makhzen, ä moins que le declarant ne 
paisse justifier de sa bonne foi. 

Art -64. Si la declaration a ete reconnue inexacte, quant ä 
Pespece ou ä la qualite 1 , et si le declarant ne peut justifier de sa 
bonne foi, les marchandises inexactement declarees seront saisies et 
confisquees au profit du makhzen par l'autorite competente. 

Art. 85. Dans le cas oü la declaration serait reconnue inexacte 
quant a la valeur declaree et si le declarant ne peut justifier de 
sa bonne foi, la douane pourra, soit prelever le droit en nature 
seance tenante, soit, au cas ou la marchandise est indivisible, 
acque'rir ladite marchandise, en payant immediatement au declarant 
la valeur declaree, augmentee de 5 0/0. 

Art. 86. Si la declaration est reconnue fausse quant ä la nature 
de marchandises, celles-ci seront considerees comme n'ayant pas e"te 
declarees et l'infraction tombera sous l'application des articles 88 et 
90 ci-apres et sera punie des peines preroes auxdits articles. 



SBcrtrftflc. 221 

Art. 87. Toute tentative ou tout flagrant delit d'introduction, 
toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation en contrebande 
de marchandi8es soumises aux droits, soit par mer, soit par terre, 
seront passibles de la confiscation des marchandises, sans prejudice 
des peines et amendes ci-dessous qui seront prononcees par la juri- 
diction competente. 

Seront en outre saisis et confisques les moyens de transport 
par terre, dans le cas oü la contrebande constituera la partie prin- 
cipale du chargement. 

Art. 88. Toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation en 
contrebande par un port ouvert au commerce ou par un bureau de 
douane seront punis d'une amende ne depassant pas le triple de 
la valeur des marchandises, objet de la fraude, et d'un empri- 
sonnement de cinq jours ä six mois, ou de l'une des deux peines 
seulement 

Art. 89. Toute tentative ou tout flagrant delit d'introduction, 
toute tentative ou tout flagrant delit d'exportation, en dehors d'un 
port ouvert au commerce ou d'un bureau de douane, seront punis 
d'une amende de trois cents a cinq cents pesetas et d'une amende 
supplementaire egale ä trois fois la valeur de la marchandise, ou 
d'un emprisonnement d'un mois ä un an. 

Art 90. Les complices des delits prevus aux articles 88 et 89, 
seront passibles des memes peines que les auteurs principaux. Les ele- 
ments, caracterisant la complicite" seront appr^cies d'apres la legis» 
lation du tribunal saisi. 

Art. 91. En cas de tentative ou flagrant delit d'importation, de 
tentative ou flagrant delit d'exportation de marchandises par un 
navire en dehors d'un port ouvert au commerce, la douane marocaine 
pourra amener le navire au port le plus proche pour etre remis 
ä l'autorite consulaire, laquelle pourra le saisir et maintenir la 
saisie jusqu'ä ce qu'il ait acquitte le montant des condamnations 
prononcees. 

La saisie du navire devra etre levee, en tout e*tat de l'instance, 
en tant que cette mesure n'entravera pas l'instruction judiciaire, sur 
consignation du montant maximum de Tarnende entre les mains de 
l'autorite consulaire, ou sous caution solvable de la payer acceptäe 
par la douane. 

Art 92. Les dispositions des articles precedents seront appli- 
cables a la navigation du cabotage. 

Art. 93. Les marchandises, non soumises aux droits d'exportation, 
embarquäes dans un port marocain pour etre transportees par mer 
dans un autre port de l'empire, devront etre accompagnees d'un cer- 
tificat de sortie delivre par la douane, sous peine d'etre assujetties 



222 Verträge. 

au payement du droit d'importation et meme confisquees, si eil es ne 
figuraient pas au manifeste. 

Art. 94. Le transport par cabotage des produits soumis au 
droit d'exportation ne pourra s'effectuer qu'en consignant au bureau 
de derart, contre quittance, le montant des droits d'exportation re- 
latifs a ce8 marchandises. 

Cette consignation sera remboursee au deposant par le bureau 
oü eile a 4te effectuee, sur production d'une däclaration revetue par 
la douane de la mention d'arrivee de la marchandise et de la quit- 
tance constatant le depöt des droits. Les pieces justificatives de 
Parrive'e de la marchandise devront etre produites dans les trois 
mois de l'expedition. Passe ce delai, a moins que le retard ne 
provienne d'un cas de force majeure, la somme consignee deviendra 
la propriäte du makhzen. 

Art 95. Les droits d'entree et de sortie seront payes au comp- 
tant au bureau de douane oü la liquidation aura ete effectuee. Les 
droits ad volorem seront liquides suivant la valeur au comptant et 
en gros de la marchandise rendue au bureau de douane et franche 
des droits de douane et de magasinage. En cas d'avarie, il sera 
tenu compte dans Testimation de la depreciation subie par la mar- 
chandise. Les marchandises ne pourront etre retirees qu'apres le 
payement des droits de douane et de magasinage. 

Toute prise en Charge ou perception devra faire l'objet d'un 
recepisse regulier, d^livre par Tagen t Charge de l'operation. 

Art. 96. La valeur des principales marchandises, taxees par les 
douanes marocaines, sera determinee, chaque annee, par une com- 
mission des valeurs douanieres, reunie a Tanger et composee de: 

1° Trois membres designes par le gouvernement marocain; 

2° Trois membres designes par le corps diplomatique ä Tanger; 

3° Un delegue de la Banque d'Etat; 

4° Un agent de la delägation de l'emprunt marocain 5 % 1904. 

La commission nommera douze ä vingt membres honoraires, 
domicilies au Maroc, qu'elle consultera quand il s'agira de fixer les 
yaleur8 et toutes les fois qu'elle le jugera utile. Ges membres hono- 
raires seront choisis sur les listes des notables etablies par chaque 
legation pour les etrangers et par le repr^sentant du sultan pour les 
Marocains. IIa seront designes, autant que possible, proportionelle- 
ment ä Timportance du commerce de chaque nation. 

La commission sera nomme'e pour trois annees. 

Le tarif des yaleurs, fixe par eile, servira de base aux estima- 
tions qui seront faites dans chaque bureau par l'administration des 
douanes marocaines. II sera affiche' dans les bureaux de douane et 
dans les chancelleries des legations ou des consulats ä Tanger. 



«ertrage. 223 

Le tarif sera susceptible d'etre revise au bout de six mois, si 
des modifications notables sont survenues dans la valeur de certaines 
marchandi8e8. 

Art. 97. Un comite permanent dit «comite des douanes» est 
institue a Tanger et nomme pour trois annees. II sera compose 
d'un commissaire special de S. M. cherifienne, d'un membre du corps 
diplomatique ou consulaire designe par le corps diplomatique ä 
Tanger et d'un delegue de la Banque d'Etat. II pourra s'adjoindre, 
ä titre consultatif, un ou plusieurs repre'sentants du Service des douanes. 

Ce comite exercera sa haute surveillance sur le fonetionnement 
des douanes et pourra proposer ä S. M. cherifienne les mesures qui 
seraient propres a apporter des ameliorations dans le Service et ä 
assurer la regularite et le contröle des Operations et pereeptions 
(debarquements, embarquements, transports ä terre, manipulations, 
entrees et sorties des marchandises, magasinage, estimation, liqui- 
dation et pereeption des taxes). Par la creation du comite des 
douanes, il ne sera porte aueune atteinte aux droits stipules en faveur 
des porteurs de titres par les articles 15 et 16 du contrat d'emprunt 
du 12 juin 1904. 

Des instruetions, elaborees par le comite des douanes et les 
Services interesses, determineront les details de l'application de 
l'article 96 du present acte. Elles seront soumises ä l'avis du corps 
diplomatique. 

Art. 98. Dans les douanes oü il existe des magasins suffisants, 
le Service de la douane prend en Charge les marchandises debarquees 
a partir du moment oü elles sont remises, contre reeepisse, par le 
capitaine du bateau aux agents preposes ä l'acconage jusqu'au mo- 
ment oü elles sont regulierement dedouanees. II est responsable 
des dommages causes par les pertes ou avaries de marchandises qui 
sont imputables a la faute ou a la negligence de ses agents. II n*est 
pas responsable des avaries resultant soit du deperissement naturel 
de la marchandise, soit de son trop long sejour en magasin, soit de 
cas de force majeure. 

Dans les douanes oü il n'y a pas de magasins suffisants, les 
agents du makhzen sont seulement tenus d'employer les moyens de 
preservation dont dispose le bureau de la douane. 

Une revision du reglement de magasinage actuellement en vigueur 
sera effectuee par les soins du corps diplomatique statuant a la 
majorite, de concert avec le gouvernement cherifien. 

Art. 99. Les marchandises et les moyens de transport a terre 
confisque*s seront vendus par les soins de la douane dans un delai 
de huit jours ä partir du jugement definitif rendu par le tribunal 
competent. 



224 Verträge. 

Art. 100. Le produit net de la vente des marchandises et ob- 
jets confisques et acquis definitivement a FEtat, celui des amendes 
pecuniaires, ainsi que le montant des tansactions, seront, apres 
däduction des frais de toute nature, repartis entre le Tresor chen- 
fien et ceux qui auront participe ä la repression de la fraude ou de 
la contrebande : 

Un tiers a repartir par la douane entre les indicateurs, 

Un tiers aux agents ayant saisi la marchandise, 

Un tiers au Tresor marocain. 

Si la saisie a ete" operee sans Intervention d'un indieateur, la 
moitie des amendes sera attribuee aux agents saisissants et Pautre 
moitie au Tresor marocain. 

Art. 101. Les aatorites douanieres marocaines devront signaler 
directement aux agents diplomatiques ou consulaires les infractions 
an present reglement commises par leurs ressortissants, afin que 
ceux-ci soient poursuivis devant la juridition compätente. 

Les memes infractions commises par des sujets marocains seront 
deierees directement par la douane ä Pautorite cberifienne. 

Un del^gue de la douane sera Charge" de suivre la procedura des 
affaires pendantes devant les diverses juridictions. 

Art. 102. Toute confiscation, amende ou penalite devra etre 
prononcee pour les etrangers par la juridiction consulaire, et pour 
les sujets marocains, par la juridiction cb^rifienne. 

Art. 103. Dans la region frontiere de FAlgerie Papplication du 
present reglement restera Paffaire exclusive de la France et da Maroc. 

De meme Papplication de ce reglement dans le Riff et, en general, 
dans les regions frontieres des possessions espagnoles, restera Paffaire 
exclusive de l'Espagne et du Maroc. 

Art. 104. Les dispositions du present reglement, autres que 
Celles qui s'appliquent aux penalites, pourront etre revisees par le 
corps diplomatique ä Tanger, statuant a Punanimite des voix et 
d'accord avec le makhzen, a Pexpiration d'un delai de deux ans; a 
dater de son entree en vigueur. 

CHAPITRE VI 
Deklaration relative aux Services publics et aux 

travaux publics 

Art. 105. En vue d'assurer Papplication du principe de la liberte 
economique sans aucune in^galite, les puissances signataires declarent 
qu'aucun des Services publics de Pempire cherifien ne pourra etre 
aliene au profit d'interets particuliers. 

Art. 106. Dans le cas ou le gouvernement cherifien croirait devoir 
faire appel aux capitaux etrangers ou ä Pindustrie etrangere pour 



Verträge. 225 

l'exploitation de Services publics ou pour l'execution de travaux 
publica, routes, chemins de fer, ports, telegraphes et autres, les 
puissances signataires se reservent de yeiller ä ce que l'autorite 
de l'Etat sur ces grandes entreprises d'interet general demeure 
entiere. 

Art. 107. La validite des concessions qui seraient faites aux 
termes de l'article 106 ainsi que pour les fournitures d'Etat, sera 
subordonnee dans tout l'empire cherifien au principe de l'adjudication 
publique, sans exception de nationalite, pour toutes les matieres qui, 
conformement aux regles suivies dans les legislations etrangeres, en 
comportent l'application. 

Art. 108. Le gouvernement cherifien, des qu'il aura decide de, 
proceder par voie d'adjudication a l'execution de travaux publics, en 
fera part au corps diplomatique; il lui communiquera, par la suite, 
les cahiers des cbarges, plans et tous les documents annexes au 
projet d'adjudication, de maniere que les nationaux de toutes les 
puissances signataires puissent se rendre compte des travaux projetes 
et etre ä meme d'y concourir. Un delai süffisant sera fixe a cet 
effet par Tavis d'adjudication. 

Art 109. Le cahier des cbarges ne devra contenir, ni directe- 
ment ni indirectement, aucune condition ou disposition qui puisse 
porter atteinte ä la libreconcurrence et mettre en etat d*inf^riorite 
les concurrents d'une nationalite vis-ä-vis des concurrents d'une autre 
nationalite. 

Art. 110. Les adjudications seront passees dans les formes et 
suivant les conditions generales prescrites par un reglement que le 
gouvernement cherifien arretera avec Tassistance du corps diplo- 
matique. 

Padjudication sera prononcee par le gouvernement cherifien en 
faveur du soumissionnaire qui, en se conformant aux prescriptions 
du cahier des cbarges, presentera Toffre remplissant les conditions 
generales les plus avantageuses. 

Art. 111. Les regles des artides 106 ä 110 seront appliquees 
aux concessions d'exploitation de forets de chenes-lieges, conformement 
aux dispositions en usage dans les legislations etrangeres. 

Art 112. Un firman chenfien determinera les conditions de 
concession et d'exploitation des mines, minieres et carrieres. Dans 
Felaboration de ce firman, le gouvernement cherifien s'inspirera des 
legislations etrangeres existant sur la matiere. 

Art 113. Si, dans les cas mentionnes aux articles 106 a 112, 
il etait n^cessaire d'occuper certains immeubles, il pourra etre pro- 
cede ä leur expropriation moyennant le versement prealable d'une 
juste indemnite et conformement aux regles suivantes. 
$)ltt&9, 3Raroffofraflf. 15 



226 «ertrage. 

114. L'expropriation ne pourra avoir lieu que pour cause 
d'utilite' publique et qu'autant que la necessite* en aura ete constatee 
par une enquete administrative dont un reglement chenfien, elaborä 
avec rassistance du corps diplomatique, fixera les formalites. 

Art 115. Si les proprietaires d'immeubles sont sujets marocains, 
S. M. cherifienne prendra les mesures necessaires pour qu'aucun 
obstacle ne soit apporte 1 ä l'execution des travaux qu'elle aura 
declares d'utilite publique. 

Art 116. S'il s'agit de proprietaires etrangers, il sera procede 
ä l'expropriation de la maniere suivante*. 

En cas de desaccord entre l'administration competente et le 
proprietaire de l'immeuble ä exproprier, l'indemnite sera fixee par 
un jury special, ou s'il y a lieu, par arbitrage. 

Art. 117. Ge jury sera compose* de six experts estimateurs, 
choisis trois par le proprietaire, trois par l'administration qui pour- 
suivra l'expropriation. L'avis de la majorite" absolue prevaudra. 

S'il ne peut se former de majorit4, le proprietaire et radmini- 
stration nommeront chacun un arbitre, et ces deux arbitres desig- 
neront le tiers arbitre. 

A defaut d'entente pour la designation du tiers arbitre, ce dernier 
sera nomme par le corps diplomatique ä Tanger. 

Art. 118. Les arbitres devront etre choisis sur une liste etablie 
au debut de l'annäe par le corps diplomatique, et autant que possible 
parmi les experts ne residant pas dans la localite ou s*execute le 
travail. 

Art 119. Le proprietaire pourra faire appel de la decision rendue 
par les arbitres deyant la juridiction competente et conformement 
aux regles fixees en matiere d'arbitrage par la legislation ä laquelle 
il ressortit 

CHAP1TRE VII 
Dispositions generales 

Art. 120. En vue de mettre, s'il y a lieu, sa legislation en 
harmonie avec les engagements contractes par le present acte general, 
chacune des puissances signataires s'oblige ä provoquer, en ce qui 
la concerne, l'adoption des mesures legislatives qui seraient necessaires. 

Art. 121. Le present acte general sera ratifie* suivant les lois 
constitutionnelles particulieres, ä chaque Etat; les ratifications seront 
deposees ä Madrid le plus tot que faire se pourra, et au plus tard le 
31 decembre 1906. 

II sera dresse du d^pot un proces-verbal dont une copie certifiee 
conforme sera remise aux puissances signataires par la voie diplo- 
matique. 



»ertrage. 227 

Art. 122. Le present acte g4n4ral entrera en vigueur le jour 
ou toutes les ratifications auront M deposees, et au plus tard le 
31 decembre 1906. 

Au cas oü les mesures legislatives speciales qui, dans eertains 
pays, seraient necessaires pour assurer l'application ä leurs nationaux 
residant au Maroc de quelques-unes des stipalations da present acte 
gene*ral, n'auraient pas ete adoptees avant la date fixee pour la 
ratification, ces stipulation ne deviendraient applicables, en ce qui 
les concerne, qu'apres que les mesures legislatives ci-dessus visees 
auraient ete promulgue'es. 

Art 123 et dernieur. Tous les traites des puissances signataires 
avec le Maroc restent en vigueur. Toutefois, il est entendu qu*en 
cas de conflit entre leurs dispositions et Celles du present acte general, 
les stipulations de ce dernier prevaudront 

En foi de quoi, les delegues plenipotentiaires ont signe le präsent 
acte general et y ont appose* leur cachet. 

Fait ä Algäsiras, le septieme jour d*avril mil neuf cent six, en 
un 8eul exeinplaire qni restera depose dans les arcbives du gou- 
vernement de Sa Majeste catholique et dont des copies certifiees 
conformes seront remises par la voie diplomatique aux puissances 
signataires. (Suivent les signatures.) 

PROTOCOLE ADDITIONNEL 

Au moment de proceder a la signature de l'acte general de la 
Conference d'Algesiras, les delegues d'Ällemagne, d'Autriche-Hongrie, 
de Belgique, d*Espagne, des Etats-Unis d'Amerique, de France, de 
la Grande-Bretagne, d'Italie, des Pays-Bas, de Portugal, de Russie 
«t de Suede, 

Tenant compte de ce que les delegues du Maroc ont declare ne 
pas etre en mesure pour le moment d*y apposer leur signature, 
l'eloignement ne leur permettant pas d'obtenir ä bref delai la reponse 
de Sa Majeste cherifienne concernant les points au sujet desquels ils 
•ont cru devoir lui en referer, 

S'engagent reciproqnement, en vertu de leurs memes pleins 
pouvoirs, a unir leurs efforts en vue de la ratification integrale par 
Sa Majeste cherifienne dudit acte general et en vue de la mise en 
vigueur simultanee des reformes qui y sont prävues et qui sont 
.solidaires les unes des autres. 

Ils conviennent en cons4quence de charger Son Excellence M. 
Malmusi, ministre d'Italie au Maroc et doyen du corps diplomatique 
.a Tanger, de faire les demarches necessaires a cet effet, en appelant 
l'attention de Sa Majeste* le sultan sur les grands avantages qui 

15» 



228 Verträge. 

resulteront pour son empire des stipulations adoptees a la Conference 
par l'unanimite des puiasances signataires. 

L'adh&ion donnee par Sa Majeste che'rifienne a Pacte glneral 
de la Conference d* Algisiras devra etre communiquee par Pinter- 
mädiaire da gourernement de 8a Majeste* catholique aux gouvernements 
des antares puiasances signataires. Cette adhesion anra la m6me force 
qne si les deleguta du Maroc eussent appose* lenr signature sur Pacte 
gänend et tiendra lieu de ratification par Sa Majeste* cherifienne. 

En foi de quoi, les d&4gu6s d'AlIemagne, d'Autriche-Hongrie, 
de Belgique, d'Espagne, des Etats-Unis d'Amerique, de France, de la 
Orande-Bretagne, d'Italie, des Pays-Bas, de Portugal, de Russie et 
de Suede ont signe* le präsent protocole additionnel et y ont appose 
leur cachet. 

Fait ä Alg&iras, le septieme jour d'aYril, mil neuf cent six, en 
un seul exemplaire qui restera dlpose* dans les archives du gouverne- 
ment de S. M. catholique et dont des copies certifiees conformes seront 
remises par la Toie diplomatique aux puissances signataires. 

(Soivent les signatures.) 



3eittafeL 



111—106 d. <§fyc. ßrieg ber Körner gegen Sugurtya. 
106. Sugurtlja u>trb Don ben Römern ausgeliefert. 

84. %8cali£, 2$rottprätenbent Don Mauretanien, Don Sartoriu£ ge- 
fd&Iagen. Stingiä genommen. 

46. Sd&lad&t bei Sljapfuä. 

45. 33ogub, ßflntg beä meftlidjen Mauretanien, ergebt jid) gegen (Säfar. 

40. »od&u« IL ftirbt. Sein SReid^ fällt an Sftom. 
c. 30. 3uba II. mirb mit Mauretanien beleljnt 

25 n. <51jr. Sacfartnaä bei Sluata gefdjlagen. 

45. ßatfer (SlaubiuS Derletbt Mauretanien htm 0tömif$en SReid^e ein. 

69. 2)er rflniifd&e ^ßrofurator SHbinuä u>iQ fidj unabhängig machen, 

u>irb getötet. 
123. SSerberaufftanb, Don £abrlan gebämpft. 
138. »erberaufftanb. 
170. »erberaufftanb. 
237. öerberaufftanb. 

240. Sßrolonful SabianuS u>iQ fttf) unabhängig machen. 
397—98. 2)er Statthalter Don Mauretania Singttana »irb Don ben 

SRifioten beftegt 
429. $ie SBanbalen fommen unter ©etferid) na$ Hfrifa. 
455. ßönig @etferid& erobert fflom. 
c. 620 befefcen bie SBeftgotljen Singt* (unb Septa). 
698. £afan 3bn Vornan Don bcr ßatjina Statuta gefd&lagen. 
703. ßaljtna 3>araia Don ^afan gef*lagen, ftirbt. 
705. Mufa 3bn Sftofetr befefct Sanger, bringt biä $im SuS Dor. 

710. SarifS (Sjpebition na* (Spanien. 

711. Stare! 3bn 3i<*b im «prtl mit c. 12000 Mann na* Spanien. 

711. 19.— 25. 3ult. S*ladjt am Salabo. 

712. Mufa na* Spanien. 

739. Dbeib $ltta!) »tll bie aufftänbifdjen Berber unterjochen, n>irb am 
©(jelifflufj gefdjlagen unb getötet. 



230 SeitiafeL 

741. 2>te Serber bejiegen ben ßmir tolttjum am @ebu. 

788—925. ©gnaftie bcr ©brifiben. 

808. 3>ie Stabt gea gegrünbet. 

920. 2ReÜua gebaut 

941. gea Don ben gatimiben erobert 
1016—1083. 2)$naftie ber £ammabiten in (genta imb im SRtf. 
1055. 2>ie 3Hmorat>iben atetyen au8 ben @a$araoafen. 
1056—1146. Stynajtte ber SUmoraötben. 
1061—69. Wbu Befr 3bn Omar. 
c 1062. 3RarraIefd& gegrünbet 
1069—1109. Sufuf 3»n Sefc&ufm. 
1070 erobert Sufuf gea- 
1081 erobert Sufuf Slemfen. 
1084 erobert Sufuf ©euta. 
1086. Sufuf ge$t nad& Manien. 
1086. 23. Drt Sufuf fd&lägt bie Spanter bei ©alaca. 
1090. Sufuf oerleibt bat arabifd&e Spanien feinem 9tei$e ein. 
1106—43. «li Sufuf. 
1143—45. Safd&ufin. 
1146—1269. Stynaftte ber SHmoljaben. 
1146—63. «bb-eUSRumen. 
1147. 9bb-eI-3Rumen erobert 2Rarra!ef$. 
1159. Slbb-el-SRumen nimmt Sunt*. 
1163—84. Xbu Salub Sufuf. 
1184—98. SCbu 3ufuf Salub al SWanfur gibt htm SRetd^ bie gröjjte 

Sluäbeljnung. 
1195. 19. Sult. M>u Sufuf fc&Wgt bie flajlttter bei «larco*. 
1198—1213. SWo^ammeb-en-^affir. 
1212. 16. Sult. <£n fRaffir oon ben Spaniern bei fRaDa* be Solofa 

gefälagen. 
1257. 3)ie tllmoljaben au$ Spanien Dertrieben. 
1269. Slbu Sufuf ber Verhübe erobert 3Rarra!efd&. 
1269—1546. Stynaftte ber SKertntben. 
1405. &etl)encourt, ßflnig ber lanarlfd&en Sufeln, branbfd&ajjt bie gegen* 

fiberliegenbe afrifantfdje ßftfte. 
1415. (Seuta fommt in portugiejifd&en Seflfc. 
1437. 2)ie ^ßortugiefen greifen Sanger an, werben aurfiägef$fagen. 
1443. 2)on gernanbo, alä ©eifel aurfitfgelaffen, ftirbt in gea. 
1458. SUcaaar Seguer Don ben Sßortugtefen erobert. 



Seittafel. 231 

1464. 3roetter bergeblidf)er SSerfudf) ber ^ortugiefen, Sanger &u nehmen. 

1468. tlraifla öon bcn ^ortugtefen erobert. 

1471 bringen bie ^ortugiefen in Sanger ein, ba& bis 1480 in iljrem 

Sejifc bleibt. 
1492. 2. San. (Eroberung ©ranabaS burdf) bie Triften. 
1496. ©uaman, £eraog bon SRebina ©ibonta, ©ou&erneur bon Knba- 

Iuften, nimmt StettUa. 
1508. 23. 3uli. Sßebro Sfcabarro nimmt ben $efion be la ©omera bei 

SJelea be ©omera. 
1518. Ober^eit ber Surfen über ftorbafrtfa. 
1522. 20. 2)ea. 2)ie Mauren nehmen ben (Spaniern $efion be la 

©omera ab. 
1526. 2)ie ©df)erifen fielen in ber ©d&Iad&t bon Sab ei Stbtb über 

bie SReriniben. 
1546—1669. 2>ie erfte Stynaftie ber ©d&erifen bon Saftlet. 
1553. 2)ie Surfen befefcen borübergeljenb gej, werben aber balb tum 

bort bertrieben. 
1557. ©d&erif tld&meb bon bem Surfen £afan ermorbet. 
1557-74. Sibbattal). 

1563. 9JMtKa bon ben 9Hftoten bergebenS belagert. 

1564. 4. ©ej>t. ©arcia be Solebo befefct wieber $enon be la ©omera. 
1578. 4. $lug. ©d&lad&t bei SHcaaar ßebtr, ber Portugiese äöntg ©e- 

baftian getötet, fein £eer bernid&tet. 
1578—1603. Tlület) 2tdf)meb; gro&e SfaSbeljnung be« 9teid&e*. 
1580. Sanger, <£euta unb bie anberen portugtejif d&en 23eflfcungen fommen 

an ©panten. 
1586—92. Segurarin, Suat, Simbuctu erobert, bat 9teid& bi$ ©utnea 

auägebeljnt. 
1643. Sanger fommt toieber in j>ortugteftfd&en SBejifc. 
1652—64. 2Roljammeb, ©oljn be* 2Kule$, ©d&ertf, äalif. 
1662. Sanger al« Mitgift ber 3nfantin flatyarina an ßarl II. bon 

(Snglanb. 
1668. (Seuta fommt in tyamf$en Sefifc. 
1669 gelangt bie jefct Ijerrfd&enbe atoeitc ©df)erifenbtntaftie ber Slltben 

Sur Regierung. 
1672—1727. fßtnUt) 3$mael. 

1673. 27. 2iug. befefcen bie ©panier $ßenon be 2tfl)ucema$. 
1679. 2RuIe$ 3$mael greift Sanger »ergebend an. 
1681. SRamora rotrb ben ©pantem entriffen. 



232 Setttofel. 

1684. (Snglanb gibt Sanger auf, bat in ben $ef$ be8 Sd&erifen 

übergebt 
1689. (51 Hraifd& (8ara$e) ben (Spaniern entrtffen. 
1694—1720. kämpfe um (Seuta awtföen SJhile^ S*mael unb ben 

(Spaniern. 
1729-57. Söhlig Slbballalj. 
1757—89. Sibl SWoIjammeb. 

1767. $anbel£t>ertrag mit gfranfreid). — $anbel£t>ertrag mit Manien. 
1769. Sftaaagan, ber lefcte Stüfcpunft ber $ortugiefen, genommen. 
1774. 2)er (Sultan »erlangt ba£ aufgeben aller europftiföen 8anb- 

anfprüdje. 
1774 bombarbiert er SfteliHa. 

1780. 80. £>Jt triebe, burdfc ben Spanien im «efifce ber $refibto$ blieb. 
1798—1822. 3Jhtle$ Soliman. 
1789 fenbet er £filf$forp* na# Ägypten. 
1810. @efanbtfdf)aft na$ $ari«. 
1810. 2)er Stamm ber Sibi ^efa^am im Su$ erfidrt fta^ unabhängig. 

1816 f$afft SDhile^ Soliman bie glotte ab. 

1817 jjebt Soliman bie Sflaoerei auf. 
1818. allgemeiner Serberaufftanb. 

1822. ©ett 1822 Ijerrfti&t bie Seitenlinie au* htm £aufe £efdjam. 

1822—59. SRulen »b-er-9tol)man. 

1825. 6anbel$oertrag mit Sarbinten. 

1828. Dfterreid&ifd&e ßriegSfäiffe befd&tefjen SlrjUa unb Saradje. 

1830. £anbel$oertrag mit Dfterreid). 

1834. £anbelSoertrag mit ©Ritten. 

1836. £anbel$oertrag mit ben bereinigten Staaten Don SRorbamerifa. 

1844. 2)er fpaniföe Äonfularagent Sarnton auf Sefeljl be$ Sd&ertfen 

hingerietet 
1844. ßonflitt 3trif^en Spanien unb SRaroffo. 
1844. &rieg SRaroIfoä gegen granfreidf). 
1844. 6. 2tug. $rtna SoinötHe bombarbiert Sanger. 
1844. 14.2tug. ^arj^aaSugeaub f erlägt bie ^arolfaner am 3^Me. 
1844. 15. 2tug. Sßrina Soinoitte bombarbiert SRogabor. 

1844. 10. Sept. griebe oon Sanger. 

1845. 18. Würz, ©renaoerirag oon 8aüa SRaglntia. 

1848. 6. San. Francisco Serrano befefct bie e$afarinaS.3nfeln für 

Spanien. 
1850. Hungersnot. Serteraufftänbe. 



3eittafet. 233 

1852. 8orb Papier Derfuc^t toergebenä Me Stifpiraten au gültigen. 
1856. $reuf$ifdje £ort>ette 2>anaig (Britta Stbalbert) aon bcn Stifteten 

angegriffen. 
1859—73. Söhtlei) ©ibt Sttoljammeb. 
1859. 5. (Sept. Ultimatum ber fpanifdf)en ^Regierung an ben ©djerif. 

1859. 22. Dft. ÄriegSerKarung ©panienS. 

1860. 1. San. 2)ie (Spanter fiegen bei (SaftilleioS. 

1860. 31. San., 4. $ebr. für bie ©panier fiegreid&e ©efect)te. 

1860. 6. gebr. (Stnaug ber ©panier in Setuan. 

1860. 25. Sftära. ©d&lact)t am 3öab 9ta3. 

1860. 26, ttpril. griebe öon 3öab 9taS. 

1870. ©eneral SSBimpffen unternimmt *>on Sttgerten an& eine @$pebition 

gegen bie maroHanifd&en ©renaftämme. 
1873—1894. SMeü £affan. 
1873. ©eutfdjfonb rietet bauernbe Vertretung in langer ein. 

1877. ©ntfenbung einer beutfd&en @efanbtfct)aft an ben ©<$erif. 

1878. (Srfte maroflamfd&e ©efcmbtfd&aft nact) Berlin. 

1878. Unruhen im Smtern SWaroKoS. 

1879. 2)er ©ngldnber 2)onaIb SKatfenaie grünbet im auftrage ber 
9lortI) 3öeft Slfrican <5o. am Rap 2>fd)uM eine £anbe!3nieber- 
laffung. 

1880. 3. Suli. Unteraeict)nung be« ^rotofoll« ber SKaroffofonferenä 
in Sttabrib. 

1881 unb 1882. Unruhen unter ben ©rammen ber algeriffymaro!« 

!anifct)en ©renae« 
1882. ©spebitton nact) btm ©u$. 
1884. granfreitf) n>finf<t)t ©renaregulierung. 
1884. 2>ie ©panier befefcen bie ßüfte atDtfd^en ®ap Sojabor unb &ap 

Blanco, grünben bie 9tto be £)ro-$olonie. 
1886. 2)ie (Sjpebition ber Berliner ©efellfd&aft für £anbetögeograpl)ie. 
1886. (Sjpebitum nact) btm ©u$. 3)ie ©ibi #efcr)am unterwerfen jicr) 

töteber. 
1886. Verbot be« ©ct)erifen gegen ©enbung frember ©<t)iffe an Orte, 

roo feine Soflämter {inb. 

1888. (Srlrantung beS ©djerif eraeugt Unruhe. 

1889. Streite maroffanifdje ©efanbtfct)aft nact) Berlin. 

1890. 10. Sunt, ©raf Sattenba$ fliegt £anbel$öertrag ab. 

1892. Verungtüdfte 2Kiffion be« ©ir ©öanS ©mitlj an ben $of be« 
©ct)erifen. 



234 3<tttofcI. 

1892. 24. Oft. £anbeI$überetnfommen a»tfd)en ÜRaroffo unb granf- 
reitf). 

1893. 2. Oft. Angriff ber Sfitfcoten auf bie IBefafcung t>on 3Reiilla. 

1894. 7. Sunt. (Sultan 9JMet) £affan fttrbt auf bem 2Bege nati) 
Rabat, bort fogIeid& fein @o$n 3lbb-el-5l3t3 proffomieri 

1895. 13. 3Rära- 2>ie englifd&e Kolonie am 8ap 3ub^ für 50000 £ 
an SWaroffo berfauft. 

1900. 27. 3uni. 2>ura) ben fratt3öfifa>fpamfd>en Vertrag fiebert fla> 
granfretd) bat 5Borfauf$re$t auf bat 9tto be Oro- unb Söhmi« 
gebiet. 

1900. Sibifelt öon ben granjofen genommen, gtgig unb Sgli; im 3Rat 
Stmmimun (©urara) befefct. 

1901. 2>ie Suatoafen unter General €>ett>iere öon ben Sfrangofen 
befefet 

1901. 20. 3uli »ertrag awtföen granfreiefc unb SRaroJfo. 

1901. $franaöfifa>italientfa>$ SÜbfommen. 

1902. gfafftanb Don 23u Samara, §Rogi (Omar €>erljuni, au$ bem ©er» 
ljungebirge); er befefct Saaa. 

1902. 11. Sfcobember. Vertrag amifa^en (Spanien unb Sfranfreid) über 

Seilung SWaroffoS geplant. 
1904. SRaifuli mad&t bie Umgegenb Don Sanger unfld&er. 
1904. 8. april. 6nglifa)*franaöflf(^er »ertrag. 

1904. 6. Oftober. Vereinbarung awiföen granfreid) unb (Spanien über 
SRaroffo. 

1905. 11. Sanuar. 9tene SaWanbier na$ gea- 

1905. 2)ie ©ultanStruppen öon 33u Samara unb S3u Omenta bei 

Ubf(f)ba gefdjlagen. 

1905. 31. Sftära. Äaifer SBil^elm II. in Sanger. 

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»b. XVIII. 9Ht einer »outen- 
faxte in gttei Stottern). 

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einer Steife im Sltlaänorlanbe 
öon $WaroJto ($etermann$ Mit- 
teilungen, $erauägeg. *>. $rof. 
©upan (SrganaungSljeft 183 
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burd) bie gro&e SBüfte über 
9Hjabame$ nad) Sripoli. 2Htt 
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81* 

Wbba 32, 92. 

W)baU(ä) 3&n Soffi 59. 

Slbb el Stab 65, 92, 116, 127, 147, 

148, 155, 161, 166, 167. 
Stbb ei Saber 77, 83, 84. 
Stbbetterim 23en ©liman 161. 
Wbb cl 3Reii! 70. 
$tbb ei turnen 60. 
Kbberraljman I. 58. 
Stbberraljman III. 59. 
Slbt Seit 3KoI). S3en Kit 33en 

Sufuf 64. 
Kbfommejt a»- granfretdd unb 

Stallen 128, 134. 
Kbtnad&ung, beutfd).-franaöf. ö. 

8. 3uli 1905 157. 
Slbu Kbbalfol) SRoljammeb 70. 
Kbuam 146. 
Kbu £e!r, @$ei$ 59. 
Kbul Kifd) 59. 
VLbtjLa 24. 
Kdjmeb 62, 63. 

Kdmteb 23en SRufa 92, 116, 126. 
Kcfetbau 109. 
Kbalbert, $rina 83. 
Verbal 49. 
Kbrar 120. 

Kbfäerub 29, 31, 129. 
Kbul 42. 
Keg^ten 80. 
Ketiu* 53. 

Hflalo 131, 132, 140, 142. 
Kgabtr 69. 
$$1 e* ©u$ 100. 
Kbmar 92. 
Km @efra 126. 



Kiffawa 94. 

Sigmar 100. 

KlarcoS 61. 

KlbinuS 52. 

KIejanber I. 82. 

Sllejanber @eöeru$ 52. 

KIfonS V. 69. 

KlgeciraS 57, 161, 162. 

Algerien 12, 24, 26, 27, 60. 

Klgier 30, 72, 73, 75. 

KltjucemaS 72. 

2IÜ 61, 62. 

OTfofer ©eguer 69. 

SCKaaar ßebir 71. 

Kfliance fron^aife 17. 

KIHance SSraelite 113, 129. 

511 SKanfor 71. 

KItnoboöar 128, 162. 

KImoIjaben 60, 61, 64, 89. 

KImoraötben 59, 60, 64, 89. 

Kmaairgljen 39. 

Kmel 103. 

Kmerifa 170. 

51min 41. 

Knafe 69. 

Knaia 101. 

KnbaluS 58. 

Knbaluften 25. 

Knbalufier 39. 

Knbfcbera 73. 

Knieibe, beutfdje 158. 

Knieten 128. 

Annuaire du Maroc 129. 

KntfotS 43. 

Sinti KtlaS 30, 33. 

Kraber 9, 22, 23, 27, 38, 39, 41, 

42, 55, 57. 
Krganbaum 34. 

16 



242 



ftegifler. 



Sriotter 53. 

Armenier 54. 

«ratta 45, 66, 69, 82, 83. 

««call* 49. 

«fd&ur 106. 

Slffori* 102. 

«tbanagilb 55. 

Sltlanttd 24, 66. 

«tlanttfd&e O^emt 19, 20, 24, 25, 

29, 30. 
Küa* 9, 25, 26, 29, 30, 31, 34, 

46, 47. 
VHaBßnte 135. 
guguftu* 50. 
8udia 51. 
Slacmmur 45, 69. 
^Soren 23. 

»arato 93. 

»afäir 134. 

Bastion de France 75. 

»eltfar 54. 

»eHaffia 78. 

»ein S&be* 33. 

»eni SWebrar 58. 

»eni 3Äcrin 61, 62. 

»eni ©eraiffi 94. 

»eni Unif 128. 

»erabtr 40. 

»erber, — jWmme 13, 22, 23, 36, 

37, 38, 39, 40, 41. 
»efd&ar 146. 
»ttljencourt 66. 
»eö 81. « 
»tt cl «Wal 107. 
»lab ei 2Rafl»en 29, 92, 93. 
»lab e* @tba 29, 92. 
»iaefu* 51. 
»odbart* 99. 
»odjuS I. 49. 
»od&u$ IT. 50. 
»ogub 50. ' 
»ona 74. 
»onaparte 80, 82. 
»ontfacta* 53. 
»ormi 64. 
»reber 46. 



»u Omenta 15. 

»u ei bfd&ab 94. 

»iigta 73. 

»u Samara 15, 108, 111, 116, 

127, 132, 146. 
»u Sftegreg 32. 
*>. »filom 141, 149, 153, 161, 168. 

»»aantiner 9 r 21 > 38 » H 55 r 66 - 

Gaefar 50. 

(SatHe 82. 

Galtfiula 51. 

(Salpeberg 24, 57. 

Gamporeale 133. 

GantaaalU 134. 

Oap »laitco 119, 120. 

(SafaManca 69. 

Genta 6, 54, 56, 59, 64, 67, 72, 

73, 85. 
GbafarinaS Snfefa 31, 72. 
&>aribfd)ittf$e 8e$re 56. 
(Sfaaruba 41. 
(geltfffofe 57. 

jolmetaj 78. 
O^rtfteittum 52. 
Girta 51. 

Comite de l'Afrique francaise 129. 
Comite du Maroc 129. 
Commi8sion d'hygiene 117. 
Gonti, ^rhtaeffto 77. 
<5mrt>ot* 81. 
(Sörbotm 58, 59. 
GriSpt 134. 

3). 

2)ad>matt 41. 

Stanaig 83. 

$ar ei »eiba 69. 

2)armon 84. 

©elcaffe* 14, 139, 142, 143, 147, 

148, 153, 155, 156, 160, 161, 

162. 
£)ef$era 41. 
©eutfälanb 10, 18, 135, 141, 168, 

169, 170. 
2)et> 81. 
2)ct) öon Algier 70. 



3tegijfcr. 



243 



©tSraeli 1. 

3)olabeHa 51. 

©olmen 43. 

S)om 2)uarte 68. 

2)om ©ebafttatt 70. 

2)onalb 2Rac!enaie 131. 

2)onattften 53. 

3>oria, £eraoß 72. 

$03$ 98. 

2>raa 32, 33, 40. 

©retgabelfap 29. 

$f(fcebel Sliatöt 30, 31, 32. 

2>fd)ebel al tarl! 57. 

2)f$ebel 33ant 31. 

©fäebelt 40. 

©föebel Dbfdjtrat 30. 

3)f<£ebel Sagljerut 32. 

2)fcöebel Seaaf) 30. 

2)fd6emaa 41. 

©fcfceflret al Slffa 27, 57. 

©fcfotat 107. 

©fc^i^ab 101. 

2>uar 42. 

©uüala 32, 38, 92. 

£)ut>ott$el 122. 

Stabe^rier 128. 

(Sbri* S3en @brt$ 58. 

©briflben 88. 

(Stfenbaljtt 111. 

(gl Slraifä f. 8ara$e 31, 43. 

(51 SKcneb^t 126, 132. 

(St Wottx 147. 

(gmtr al SJtumenm 95. 

(Snglanb 18,69,130, 145, 167, 170. 

(Sttglänber 78, 79, 80. 

(gr-rtfta 39. 

©fdtf*tld)a 40. 

(gS-fuffla 40. 

(ghemte 123, 124, 125, 143. 

(Sttl @uä 99. 

(gubämon 51. 

gattf) 94. 
gattre 12. 
galtot 123, 145. 



gafd&oba 125. 

gatattSmn« 97. 

gattme 61, 62. 

gattmiben 59. 

ftetbinanb 68. 

gea 30, 32, 59, 62, 75, 89, 92, 

93 96. 
gigtg 33^ 126, 128. 
gilelt 63. 

gileli-Stynafite 92. 
gtnanaett 105. 
glotte 102. 
gorooob 141. 
gtanfretc^ 74, 75, 78, 121, 122, 

123, 167, 170. 
graita I. 74. 
granaofen 74, 76.^ 
gum el SRagfreb 128. 



©aetuler 48. 

©alba 52. 

©aMen 52. 

©efängmtoefett 105. 

@etferi(& 53. 

@eiftlid&e Drben 1, 12. 

©elbbud^ 160. 

©entlje 137. 

©eituefett 68, 93. 

©eogr. ©ef. t>. Spanten 141. 

(Germanen 39, 53. 

©efuttbljettSrat 117. 

maxi) 29, 34, 38, 42, 92. 

mtxaxba 99. 

©forffofe 33. 

©Ijutbt 42. 

Gibraltar 25, 28, 57, 78. 

GHfd) 99. 

©oletta 74. 

Gtolud&oioSfi 171. 

©rieben 23, 24, 37, 38, 44. 

©w6f*enf 17. 

©uantfd&en 36. 

Guinea 64, 122. 

t>. m\i% 135. 

©uluffa 49. 

©urara 126. 

16* 



244 






^xxbncm 52. 

£af enorbeiten fem €offt intb <5af a* 

blonca 146. 
£dja 92. 
Hamburg 82. 
$amtten 8, 22, 36. 
äaitbcl 110, 111. 
hanbel, belgifdpr 134. 
panbel, bculfdjcr 135, 136. 
«öanbel, englif^er 20, 133. 
.panfrei, freraadfifdjer 130. 
$anbel, ttafiemfäer 134. 
ibelfterfelp 121. 

»aitnibal 47, 48. 

>amu> 46. 
fefiäbte 82. 

)OT0tin 40. 

>arem$ipefen 98. 

>arri* 131, 132. 

>afan 56. 

>afan 3bn Vornan 56. 
4>auta 103. 
^aaaaba 94. 
£ebia 107. 
Seeroejen 99. 
.pemridj, ber ©eefaljro 66, 67, 68, 

69. 
^einrieb in. 75. 

S einriß IV. 75. 
epta 54. 
^erfuIeSfagen 22, 24, 43. 
4>e$j>eriben, ©arten ber — 23, 43. 

Stempfal 49 
xppo 53. 
£o$feeftf(l&erei 137. 
£ofpitäler 117, 118. 

3(0. 

Sberten 24. 
3brar-rt-S)ercn 30. 
3fntfee 32. 
3mam 94, 95. 
3mofdjar<§ 39. 
Snbuftrte 109, 110. 
Snnauen 30, 32. 
3n ©alalj 126. 



i 3*lam56. 

; s*itfj$*4. 

| Sdcoeltten 55, 78. 
Stalten 128, 133, 167, 170. 
Staliener 39, 73, 74. 

3ö> 

Sadjja 3bn 3ftraljtm 59. 
Stirreätribute 81. 
Saraiafd), Dr. 135. 
Saque* I. 131, 146. 
Sintenea be (Stöteroä 72. 
Sobotm I. 67. 
Sodomie*, ^rlefter 66. 
SoinbiHe, $rina Don — 84. 
Sonnart 129, 143. 
Sofepi I. 81. 
3uba 23. 
3uba II. 50. 
SuQiirtya 49. 
Sugitrtitmf^e Ärieg 40. 
3nben 39, 40, 42, 74, 110. 
Sultan, @raf 56. 
Suffuf Sbn Saföftn 59, 60. 
Suftinian 54. 

ff- 

tabuen 28. 

tfabtfte 11. 

Äabt 42, 95. 

ftaljhia ©amta 55. 

äatb 103. 

Äaltfa 95. 

Kalifen 57. 

ßanarifd)e Snfeln 23, 36, 43, 66. 

&atwn 41. 

Aap SBojabor 29, 46, 131. 

&ap SBon 26, 27. 

&aj> ©fcfcubi 29, 131, 146. 

Aap ©$h: 26, 27, 29. 

$ap 9lmt, 29, 67. 

Aap Partei 29, 46. 

Äarl I. 78. 

£arl IL 69. 

$taxl III. 72. 

flatf V. 72, 74. 

Äarl IX. 75. 



ffleßifter. 



245 



Staäba <Ba\ba 129. 

tartyager 46, 47 r 48. 

tfartljaao 5, 37, 47. 

ßatfjartna b. Sraganaa 69. 

äfjaleb 57. 

tfiftlufe 29, 31, 129. 

ßleinafrifa 26, 38, 47, 50, 123. 

ßoüo 75. 

Äoltljum 57. 

$onferen$ ö. SHaeciraS 3, 4, 5, 6, 

11, 17, 153—177. 
Äonfulate, beutfd&e 135. 
fönroention b. 1880 155, 156, 162, 

168. 
ßoran 41, 90. 
$oranfd)ulen 114. 
ßrumtrS 128. 
t). fötfjltnann 148. 

Öatanbe 15. 

8alla ^ag^nta 84, 126. 

8a 3Ramora 73. 

SanSbonme 139, 144. 

8ara#e 31, 43, 73, 77, 82, 83. 

Zebaubt) 131. 

Le Maroc francais 129. 

Semtuna 59. 

&ule Sännet 79. 

Stffabon 70. 

Stgu* 32. 

8Iaberta 153. 

ßowtljer 153. 

8ubu 36. 

Subwig IX. 74. 

Subwig XIV. 77. 

3Rac Scan 99, 102, 130. 

2Rabetra 23. 

3Ragl)reb ol Slffa 7, 20, 29, 30, 

38, 44. 
afta^rebtner 40, 89, 90. 

SRagraroa 59. 

3Rababla 73. 

3Jtobbi 58, 60. 

9Ratysen 16, 102, 103, 104. 



3Kälaga 67. 

Wandm 133. 

Watabut 1, 11, 28, 41, 94. 

Marcus SforelluS 52. 

2Rar G&tca 15, 146. 

SJtorceÜuS 53. 

Watotto 166. 

ftöarolfofonferena t>on tttgeciraS 

153—177. 
SDtoroffofonferena b. 1880 86, 115. 
äRarottopotitü, englifc^e 144, 145. 
gRaroffojJolitt!, beutfd&e 137, 149, 

150, 171, 172, 173, 174, 175, 

176, 177. 
SRarrafefd) 29, 32, 54, 75, 92, 96. 
Sftafiniffa 48, 49. 
SKaPfölier 48. 
ORafMter 48. 
SRaftanabal 49. 
SWauren 22, 39, 40, 89. 
Mauretanien 9, 23, 44, 53. 
SRauretanitr 38, 47, 48, 52. 
3Kaaagan 32, 69, 71, 73, 81, 84. 
SRebtna ©ibonia, $eraog oon — 

72, 
SReerenge b. GUbraltar 9, 19, 20, 

21, 24. 
9ReI)ebinal) 32. 
fWefhaantae Gruppe 101. 
Pelina 29, 31, 72, 81, 120, 121, 

129. 
SRettart 43. 
SKeHacfc 42. 
2Reneb|a 100. 
Sftenljir 43. 

ÜRertniben 61, 62, 63, 69. 
3Jtefd)uar 103. 
SRicitfa 49. 
üttifttafa 58* 
ÜHintfter 103. 

Mission scientifique du Maroc 129. 
9ftobammeb Sen SBBatoa 62. 
aRofruroneb £en @d&ertf 62. 
SRoljantmeb 3&n Rumort 60. 
2Rod)aIat 42. 
9Rol)are* 62. 
Sötoaabor 69, 118. 
Sttolenbau in Sanger 158. 
SJtoreSfen 90. 



Wimlwro« 133, 134. 




SbrfqSbb dt 

■Kultt) «N» ri tfalrf 151. 

Wata) SMarafamji «5, I 

9«. 
■KulO) Shi «Muri «$*<* d 

Wa«fo 64. 
SWrp 6bri* 93. 
Silqd «rti 93. 
Rxb* d frtfla* 65. I 

Shdq &vSa( djtb 64. 
Walcq ßafliw 131. 
«bIi^ Stand 69, 73, 77. I 

Wnlaj ilttnnut 65, 81, "" 
«alcq €d)trif 64. 
~* "■ """ "■" -— l 65, 81. 



' OfftH tto 167, 171, 174. 

Cftwbt» 66. 
1 OB» 55, 56. 
| COaduB-Voitas. 3>«-rffd)iff. 

i Omjjabai 53, 59, 6a 

! Cm 48. 



Sataaßmi 85. 
Vandtaatf djf 



■8 12- 



,T 



94. 



! 59, 60. 
«afa 36« Kofnt 56. 



»oifra 107. 
Sftpicr 83. 
ttajmfoml. 80. 
«at»olH» ni. 84. 
Satxrf bc Xotofa 6 
Ktger 38, 40. 



■ Penetration pacifiqne 5, 129, 168, 

I 169. 

; iCätci.jn* 133. 

I $mgil 141. 

I *äfer 54. 

I «Wipp iL 70. 

¥&Uipp v - '*• 

¥btltp|xt 67. 

$&£( 23, 33, 39, 44,45, 46, 47. 

»iratme 34, 38. 

«antpejuä 50. 

Sort £09 1». 

$ortuaaI 60, 68, 69, 70, 71, 131, 

^ortuaitfoi 39, 63, 69, 73, 81. 

«oftiorfcn 111, 113, 113, 118. 

SrmftiM 73, 81, 85. 

SPnfl« 119. 




££Dorad85. 



spnrtpfol bat 1880 138.1 
Pnmadrn eaaaarienaii 51. 
Proräti» Tugitan 51, 54. 
vtolondad 51. 
Pirat» Canalss 37. 
Punta Oft« 37. 
Puou de U Almi» 38. 
Puta de Koropa 37. 
f«W45. 



gegiftet» 



247 



t>. SRabototfe 171. 

Sfcaifuli 15 r 132, 147. 

3iaS eb-beir 29. 

3iaS Ufemt 26. 

Stammt) 76. 

Sftedjtfpred&unß 105. 

dttformpxoQcamm 130, 143, 147, 

148, 155, 156, 167. 
ftefjamna 32, 92, 100. 
*Re&ent(on> 149. 
3fctootI 143, 159. 
Sttf 9, 21, 25, 29, 30, 31, 34, 36, 

38, 46, 54, 127. 
auflöten 9, 24, 39, 54, 57, 72, 

82, 85. 
$id)elieu 76. 
fftxo Waxtil 31. 
fRxo £>ro 69, 119, 120 
bitter 26. 
9tod£ftro!) 137. 
dtoQi 14, 15, 16, 166. 
9tom 47. 
Körner 27, 32, 37, 48, 50, 51, 

53, 54. 
9fomanoite£ 441. 
gofen, Dr. 159. 
SRottenburg 102. 
Courier 153, 156, 159, 160. 
3toffabiS 45. 
3totu 36. 



©♦ 

©aabtttfd&e @$ertfen 63. 

©äfft 32, 69, 82. 

<&aaa\ta 128. 

©afara 25, 29, 30, 32, 33, 34. 

©abarababn 122, 128, 146. 

(galabog 51. 

@aW 32, 45, 75, 77, 78, 82. 

©aliSburtt 1, 18. 

©aHuft 40, 54. 

Santa Cruz de mar pequena 8C. 

©ataSpeS 86. 

©ftulen be3 £erMe« 24, 44. 

©a$, &>uiS 129. 

©cfiawta 32, 38, 92. 

@$ett& 42. 



©dbettöd&en 40. 

©(öeraaa 99. 

@$erif 16, 29, 38, 42, 61, 62, 64. 

©djerifen 90, 94, 95. 

©dberifenbünaftie 69. 

©Serif t>. SBabjan 127, 132/ 

©$iffal)rt$&er!el)r 118. 

©ebott 26, 33. 

©Bulben 108. 

©dbulwefen 113. 

©d&ufcgenoffen 17, 42, 110. 

©dju$genoffenfd)aft 77. 

©dpio 48. 

<&tbu 32, 57. 

©eaonjac 123, 124. 

(Beinah 59. 

©ejtb SBßataa 61. 

(Semiten 22. 

©emfar 42. 

©epta 45, 54. 

©ertriere 126. 

©eüib ^ebbaj 131. 

©ibi al £abfc§ al Slrbt 94. 

©ibi aftobammeb 65, 84, 85. 

©ibi 2Ro$ammeb SorreS 96. 

©terra »uHoneS 25. 

©itoela 128. 

©Hauerei 82, 113. 

©lomanlinie 136. 

©oüman 80. 

©panten 18, 22, 25, 52, 54, 57, 

58, 60, 61, 78, 142, 143, 167, 

168, 170. 
©panier 39, 62, 64, 72, 85. 
@pan.*mar. föieg 85. 
©taatSf Bulben 115. 
Status quo 2, 3, 81, 123, 138, 154. 
6t. Sfcene £aittanbier 144, 147, 

148, 150, 151, 153, 155. 
©teuermefen 106, 107. 
©ubur 32. 

©uban 37, 40, 60, 64. 
©ubanbanbel 181, 146. 
@uS 32, 33, 43, 46, 51, 62. 
©ultan 91. 
©uSfana 33. 
©uäaebiete 12. 
©rinttta 55. 
©^as 48. 



248 



SRegtfier. 



%dbada 74, 75. 

Sabor 101. 

Sacfarina* 50, 51. 

Sabla 29. 

Safilelt 12, 33, 58, 63, 92, 126, 

146. 
£a.3Rafcbir<$t 39. 
Samegruo 94. 
Sanger 17, 45, 59, 68, 69, 71, 

78, 79, 93, 96. 
Sari! 3*n 3ä>ab 57. 
Sarabant 51, 62. 
Safferwalt 94. 
Sattenbacfc 87, 135, 148, 153, 156, 

157, 158, 171. 
Soja 30, 127, 128. 
Senfift 32. 
Sertib 107, 108. 
Setuan 85. 
Stbtfeli 126. 
Simbuftu 64, 122. 
Simmtmun 126. 
Singt* 45, 51, 52, 55. 
Stngitanten 51, 52, 53, 54, 55, 

56. . 
Sir* 34. 
Sty «jrar 30. 
Slemcen 30. 
Sotba 1, 94. 
Sour* 22. 
Sripolt* 73. 
Suareg* 40, 59. 
Suatoafen 29, 126. 
Suneflen 12, 14, 16, 24, 26, 27, 

60. 
Sunt* 26, 73, 74, 125, 128. 
Sunifiaierung 143. 
Surft 15. 

Uba\a 99. 
Itbfäba 93, 126. 
Ufil 41. 
Utema 94. 
Umano 104. 
Um er 9tebia 32. 



Vanbalen 53. 

Varle^ 132. 

Vaffel 148, 151. 

Velea be 8a ©omera 72. 

Venetianer 73. 

Vereinbarung, beutfd)-franaöf.l57, 

159, 160. 
Vertrag aroifc^en (Snglanb rotb 

granfretd) 0. 1899 126, 139. 
Vertrag arotfdjen granfretd) unb 

Spanten 128, 142. 
Vertrag oon 1880 2, 3, 18. 
Vi*conti Venofta 134, 170. 

SB- 

3Bab «Mb 30, 62. 

SBßab $raa 131. 

SSÖab ei fluft 31. 

SBab Sfom 40, 43. 

mab 9to* 86. 

SBabjan 94. 

Sieber, Sipobor 135. 

SBßri&bud) 151, 154, ,160, 161. 

3Belfer*l)eimb 171. 

aSöeftgoten 9, 56, 60. 

2Beftgotenrei$ 55. 

SBUbelm II. 148, 149, 151, 152, 

153, 163, 164, 171. 
äSBörmannlinte 136. 



Xerje* 46. 



£♦ 



3- 



(ae* 92. 

(alaca 60. 

[ama 48. 

[eirtben 88. 

|ef!at 106. 

[entmur 32. 92. 

tenaten 57, 58, 59, 61. 

jentrafoeretn f. £anbel*geograpl)te 
135. 

3ct)tt Veu «tia 59. 
>tyriben 59. 

K* 33. 

tut* 45. 



Vtvlaß Öicgfttefc tvonbaty, Berlin, 

£rüfyer erfdpen: 

JTTateriatten 5ur Kenntnis unb Beurteilung bes 
Scfyerifenreidjs unb 6er Wflatotto*$xa§t. 

Von 

Dr. @uftat> iDierdfe. \ 

== 3 llt, geb. 3.75 HI. . 



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(Beorg Udmet X)erla0ebuc|)|)anMung 

Berlin W. 3$, Jttttsowfhufle 107-8. 



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3utn ^kontinent 




öce eifigen öüöens 



Von 

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^afcrten un6 ^orfdjungen fces „<25au0" J9oJ— 190 3» 

685 Seiten grof Cejifonoftao mit. <J.00 2ü>bilbungen 
foune 2 J Cafein unb Karten 

Preis geheftet ITC. \8. — , elegant gebunben 73(1. 20. — . 

So ifi eine Beifebefajreibuna, entjlanben, bie fta? m ifyrer be» 

fonberen 2Irt ber Darftelhina, burcr/aus nta>t an beftfmmte Dotbtlber an» 

fd?lief$t eine Betfebefdjreibuug, bie fo redjt ein Dolfsbuä} im 

fdjönfien unb reinflen Sinne biefes Wottes $u werben Der» 
fprtdji. (öligem. Rettung/ HTüncfyen.) 

Deuifdjer <ß emt ffcnrjaftigFei t unb beutfdjem ^orfdjungseifer fiefli bas 
Budj ein lebenbtges Zeugnis aus. (Hationa^eituna,, Berlin.) 

(Eine XPelt soll un^ealjnter ntajeftftt erfdjliefjt uns ber Derfaffer in 
feinem Budje. (frankfurter 3ntelüöett3blatt.) 

2lües in altem ein prädjtiges TSüdf. — IPemi je ein Heiferoerf 

bas geu<j baju gehabt fyat, ein Sueblingsbuä} bes beulten Pottes 3U 
werben, foift es biefes! — . . . . . (Oajidje Hunbfdjau, Berlin.) 



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