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Die
Mikrophotographie.
I
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Die
Mikrophotographie
auf
Bromsilbergrelatine bei natürlichem und künsüichem Lichte
unter ganz besonderer
Berücksichtigung des Kalklichtes.
Von - :/
Dr. Paul Jeserleh
vereidigter Chemiker der Kdnigl. Gerichte tmd der König!. Haupt - Steuer -Aemter
zu Berlin.
Mit 60 Holzschnitten und 4 Tafeln in Lichtdruck.
Berlin.
Verlag von Julius Springer,
1888.
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Bachdruckerei yon Gustav Schade (Otto Francke) in Berllo N.
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(Vi
Vorwort.
Wenn schon die Photographie durch die Errungenschaften
der letzten Jahre, die in der Fabrikation haltbarer, hochlicht-
empfindlicher, einfach zu handhabender Trockenplatten be-
stehen, weit über den engen Kreis der Fachphotographen
hinaus, sich Eingang verschafft hat, so kann es uns kaum
Wunder nehmen, dass sie auch zur Wiedergabe der mittelst
des Mikroskopes beobachteten Erscheinungen im Bilde immer
weiter greifende Anwendung gefunden hat und noch findet. —
Ist sie doch gerade hier dazu berufen die subjective,
^ individuelle Beobachtung in ein rein objectives, vollwiegen-
des Beweismaterial zu verwandeln und deshalb von höchstem
Werthe und grösster Bedeutung! —
So wichtig und entscheidend solch* ein Beweismaterial
jQ nun bei wissenschaftlichen Erörterungen und Streitfragen ist,
j so nothwendig und geradezu unentbehrlich wird es in der
6 Hand des gerichtlichen Mikroskopikers. Hier ermöglicht es
^ dem Experten, den Beweis für das, was er beobachtet, that-
sächlich zu erbringen und actenmässig sicher für dauernde
Zeit die flüchtige Erscheinung zu fixiren.
Diese Gründe waren es, die mich veranlassten, seit mehr
denn neun Jahren die Mikrophotographie zu meinem einge-
henden Studium zu machen, und bin ich in der Reihe dieser
Jahre denn auch oft genug in der Lage gewesen, mich von
dem grossen Werthe der Mikrophotographie zur Aufstellung
von absolutem Beweismaterial in Criminalprocessen zu über-
zeugen; haben doch vielfach die Staatsanwaltschaften es im
30364X Digitized by GoOglC
IV Vorwort.
Interesse der Beweisführung für nöthig befunden, von mir
bei wichtigen Capitalfallen mikrophotographische Darstellungen
des Beobachteten zu den Acten einzufordern. —
In allen diesen Fällen war nur Eins lästig, nämlich die
Abhängigkeit von dem klaren Sonnenlichte. Nachdem es
mir nun in letzter Zeit gelungen, durch geeignete Nutzbar-
machung des Kalklichtes, die Mikrophotographie unabhängig
vom Sonnenlichte zu machen und Aufnahmen bei Kalklicht
mit fast ebenso kurzer Exposition wie bei hellem Sonnen-
lichte auszuführen, hielt ich es für angezeigt, diese durch
jahrelanges practisches Arbeiten gesammelten eignen Erfah-
rungen auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen.
Wenn nun in den nachfolgenden Auseinandersetzungen
nicht, wie dies bei Beginn des Niederschreibens geplant war,
ausschliesslich die Anwendung des Kalklichtes in der Mikro-
photographie behandelt wird, sondern nunmehr auch die
Benutzung des natürlichen Lichtes, sowie der übrigen Licht-
quellen eingehende Besprechung gefunden hat, so liegt der
Grund dazu in Folgendem:
Die bei dem früheren Arbeiten mit Sonnenlicht wie mit an-
deren künstlichen Lichtquellen (Gas-, Petroleum-, elektrischem
und Magnesium -Licht) gesammelten Erfahrungen scheinen
einmal für die Entwickelung der Mikrophotographie im Allge-
meinen von Interesse zu sein und bieten zweitens auch für
sich viel Lehrreiches und Nützliches.
Zudem wiederholen sich sehr viele der Manipulationen
und Herrichtungen bei den verschiedenen Lichtquellen in fast
gleicher Weise und ist es durch eine allgemeine Behandlung
jedem Forscher freigegeben, sich die für die besonderen Ver-
hältnisse günstigsten Lichtquelle für seine Arbeiten auszu-
wählen.
Das Nähere über die Wahl und Brauchbarkeit der ver-
schiedenen Lichtquellen für die speciellen Fälle (stärkere und
schwächere Vergrösserung etc.) finden wir in den betreffen-
den Theilen des Buches, ebenso wie die älteren Apparatcon-
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Vorwort. V
struotionen, soweit sie historisches und technisches Interesse
bieten, Erwähnung gefunden haben.
Dementsprechend finden wir im ersten Haupttheil des
Werkes nach der Erörterung der Geschichte, des Werthes
und Wesens der Mikrophotographie zunächst die Besprechung
der einzelnen, für unsere Zwecke geeigneten Lichtquellen,
mit besonderer Rücksichtnahme auf das Kalklicht. Da es
für den Nichtohemiker jedenfalls von Werth ist, auch die bei
der Darstellung der Gase zu beachtenden Vorsichtsmassregeln
und Regeln zusammengestellt zu haben, so sind dieselben
in gedrängter aber doch erschöpfender Form gegeben. —
Hieran schliesst sich dann die eingehende Erörterung
der Beleuchtungsapparate imd der zur Mikrophotographie ge-
eigneten Mikroskope, der dann die Beschreibung der verschie-
denen Gonstructionen von mikrophotographischen Apparaten
sowie die Praxis der Aufnahme und die Herstellung von zur
Photographie geeigneten Präparaten folgt, -r-
Ganz besonders ist hierbei auf den Fall Rücksicht ge-
nommen, dass man das zur Beobachtung benutzte Mikroskop
auch ohne weitere Schwierigkeiten und Umstände sofort zur
Aufnahme der Bilder verwenden kann und die Kosten der
Beschaffung eines zweiten Mikroskopes spart. —
Da nun aber die Erfahrung gelehrt hat, dass man selbst
mit den besten Apparaten ausgerüstet, ohne genügende Kennt-
niss der photographischen Operationen und Reactionen ein
gutes Bild kaum erzielen wird, dass vielmehr ein genaues
Studium der photographischen Processe auch für den Mikro-
photographen von höchster Bedeutung ist, so habe ich im
zweiten Haupttheil die photographische Praxis folgen lassen,
unter besonderer RücksichtnaUpie auf die in der mikrophoto-
graphischen Technik gegebenen Verhältnisse und unter An-
gabe der Methoden, die sich bei den jahrelangen eignen Ar-
beiten als am günstigsten und praktischsten erwiesen haben. —
Es ist bei dieser Darstellung auch auf die verschiedenen
Arten der üblichen und für unsere besonderen Zwecke brauch-
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Yl Vorwort.
baren Positivbilder, sowie der für Demonstrationszweoke so
geeigneten Glasdiapositive und ihre Projection Rücksicht ge-
nommen worden, während den Sohluss endlich eine sohematische
Zusammenstellung der in allen Stadien der Operationen vor-
kommenden Fehler gegeben ist, um somit dem noch weniger
Geübten ein leichteres Auffinden des begangenen Verstosses
zu ermöglichen und ihm nicht durch dauernden Misserfolg
die Lust am Arbeiten verleiden zu lassen.
Betreffs der dem Werke beigefügten 4 Tafeln und der
Bedeutung der Photolithographie für die Wiedergabe mikro-
skopischer Bilder verweise ich auf die bei den Tafeln gege-
benen Erörterungen und schliesse, indem ich dem Herrn
Verleger für die gediegene Ausstattung des Werkes meinen
wärmsten Dank ausspreche, mit dem Wunsche, dass das Werk
einen weiteren Anlass zur Verbreitung der Mikrophotographie
geben und sich den darnach Arbeitenden nützlich und aus-
reichend erweisen möge!
Berlin, im November 1887.
Dr. Faul Jeserlch.
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Inhaltsverzeichniss.
Seite
Einleitang.
Entwickelung der Photographie und der Mikroskopie 1
Erster Abschnitt.
I. Geschichte der Mikrophotographie 5
Entwickelung von Daguerre's u. Donne's Versuchen bis zur
Neuzeit.
II. Werth nnd Wesen der MiJirophotographie 7
Absolute Objectivität derselben 7 — Einfachheit und Schnel-
ligkeit der Aufnahme 8 — Leichtigkeit der Demonstration 9
— ünentbehrlichkeit bei Streitpunkten 9 — Bedeutung der
Mikrophotographie für gerichtliche Chemie 10 — Besondere
Bedeutung durch Anwendung von künstlichem Lichte und
dadurch bedingte Unabhängigkeit 10.
Zweiter Abschnitt.
I. Die Lichtarteu 12
Das Sonnenlicht 12
Brauchbarmachung desselben für mikrophoto graphische
Zwecke 13 — Wechsel der Intensität mit Tag, Klima etc.,
Unbeständigkeit desselben 13.
Das diffuse Tageslicht 14
Benutzung desselben durch Reflexion 15 — Wechsel der
Litensität IG.
Die künstlichen Lichtquellen 17
Klassificirung derselben 17 — Vorzüge der starken Licht-
quellen vor den schwachen 18 — Wirkung einer nur kurzen
Exposition und intensiven Lichtes (Kalklicht) 19 — Wich-
tigkeit der kurzen Exposition 19.
Erste Gruppe: 1. Elektrisches Bogenlicht 20
Darstellung und Brauchbarkeit 20 — Construction der Bo-
genlichtlampen 21.
2. Magnesiumlicht 22
Vortheile durch starke Intensität 22 — Nachtheile durch
Schwanken des Lichtpunktes 23 — Verschiedene Lampen 24.
3. Kalklicht 25
Grosse Intensität, kurze Exposition 26 — Stabilität des
leuchtenden Punktes 27 — Dadurch erzeugte Schärfe des
Bildes 27 — Unterschied in der Intensitätsmessung der ver-
schiedenen Lichtquellen im Allgemeinen gegenüber der Mes-
sung für Mikrophotographie 28 — Hoher Werth des Kalk-
lichtes für die Mikrophotographie 28.
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VI[I Inhalts verzeichniss.
Seite
Herstellung des Kalklichtes 29
I. Die Gase:
«) Wasserstoffgas 29
Materialverbrauch 30 — Apparate zur Entwickelung: Kipp-
scher Apparat 31 — Molteni's Apparat 31 — Das Waschen
des Gases 32 — Die Substitute des Wasserstoffs : a) Leucht-
gas 33 — b) Der Alkohol 33.
ß) Sauerstoffgas 34
Ausgiebigkeit der verschiedenen Materialien an Sauerstoff 34
— Entwickelung aus Kaliumchlorat (zwei Phasen) 34 —
Flaschen zur Sauerstoffentwickelung 35 — Art der Beschik-
kung und Entwickelung 36 — Wiederverwerthung des Braun-
steins 38.
II. Gasreservoire 39
Gummisäcke 39 — Gasometer 40 — Nichtanwendbarkeit der
gewöhnlichen 40 — Construction der besonderen Gasometer
41 — Functioniren derselben 42.
in. Sicherheitsventile 43
Klappenventile 43 — Gummiventile 44.
rV. Die Knallgashähne (Knallgaslampen) 45
Maugham's Hahn 45 — Andere Hähne 46 — Intensität des
Lichts 47 — Richtige Regulirung der Flamme 48.
Zweite Gruppe: 1. Elektrisches Glühlicht 49
2. Gasglühlicht 49
3. Gas- und Petroleumlampen 49
Tl. Die Belenchtnngsapparate 51
i. Die Spiegel 51
6las- und Metallspiegel 52 — Herstellung derselben 52 —
Wirkung derselben 53.
2, Die Linsen 52
Arten der Beleuchtung mit denselben 54 — Convergentes,
divergentes, paralleles Licht 55 — Anwendung der Beleuch-
tungslinsen für verschiedene Yergrösserungen : Bei schwäch-
ren VergrÖsserunffen 56 — Bei stärkeren Vergrösserungen
56 — Lichtintensitätsvariation und Berechnung 57 — Art
und Weise der Placirung der einzelnen Stücke des Be-
leuchtungsapparates 60 — Schlittenapparat 61 — Ausgleich
der Convergenz der Strahlen des Beleuchtungsapparates mit
der Divergenz der Objectivstrahlen 63.
Die Condensoren 64
Dujardin'scher 64 — Klönne'scher 64 — Seibert'scher 64 —
Nachet's eclairage 65 — Abbe'scher von Zeiss 66 — Be-
nutzungsweise des Abbe 68.
3. Polarisationsapparate 69
Bedeutung derselben 69.
4. Blenden 70
Ihre Wirkung auf Intensität 70 — Stereoskopische Aufnah-
men 71 — Halbe Blende 71 — Wippe von Beuecke 71 —
Wippe von Fritsch 72.
5, Auffallendes Licht 72
Concentrirung durch Linsen und Spiegel 73.
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Inhaltsverzeichniss. XX
Seite
ni. Die zur Mlkropliotogrrapliie gr^eigrneteii Mikroskope .... 78
WirkuDg der Stabilität und Festigkeit des Mikroskops 74
— Defininingsvermögen 75 — Reinheit und Saubernalten
der Apparate 76 — Krümmung der erzeugten Bilder 76 —
— Accomodations vermögen 76.
i. CorrecHomobjective 77
Unscharfe der Bilder durch Deckglasbrechung hervorgebracht
77 — Wirkung der verschiedenen Tubus- resp. Uamera-
längen 77 — Construction der Correctionsfassung 78 —
Mittlere Correction mit fester Fassung 79.
2, Die Immersionssysteme 79
Zweck und Werth derselben 79 — Die Immersionsflussig-
keiten 81 — Wasser- und homogene Immersion 81
3. Die Stative und der mechanische Theil 81
Feststehende Mikroskope 81 — Umlegbare Mikroskope 82
— Substageapparate 83 — Revolvereinrichtungen 84.
. Dritter Abschnitt.
I. Die mikropliotograpliiseheii Apparate 86
Eintheilung derselben in : Horizontale, verticale und verstell-
bare 86 — Horizontale Apparate und verticale im Vergleich
ihrer Vorzüge und Nachtheile 87 — H. Vogels Apparat mit
Landschaftsobjectiv 88.
1. Die kleinen Apparate 89
Apparate ohne ausziehbare Camera 89 — Benecke's Apparat
für kleine Bilder 89 — Revolvercassetten 90 — v. Gerlach's
Apparat 91 — Die Apparate von Harting, Meier, Hauer 92
— Zeiss' kleiner Apparat 93.
2. Die grosseren Apparate 93
a) Horizontale Apparate 94
Zeiss' ^osser Apparat 94 — Apparate von ßenecke, Mad-
dox, Highley, Seibert, Rood 95.
b) Verticale Apparate 96
Stegemann's Stativ für Verticalstellung 96 — Seibert's Stativ
für V erticalstellung 97 — Burstert's Apparat 98 — Steng-
lein's Apparat 99 — Jeserich's Apparat 99 — Anwendbar-
keit desselben in horizontaler wie verticaler Lage 101 —
Montirung der einzelnen Theile 102 — Vorzüge desselben 104.
c) Verstellbare Apparate 105
Benecke's gi-osser Apparat 107 — Das parallaktische Gestell
desselben 108.
d) Der Zimmerapparat von Woodward 109
Amplifier 111.
3. Die bei allen Apparaten sich wiederholenden Operationen und die dazu
nothigen Apparate 112
a) Cameraeinrichtung 112
Dichtung derselben 112 — Maassstab zur Ablesung der Schei-
bendistanz 113 — Seitenthüre der Camera 113 — Stereo-
skopische Wippe für die matte Scheibe und Cassette 114.
b) Cassetteneinrichtung 114
Einsätze 115 — Schwärzung des Innern 115 — Vermeidung
der Reflexe im Tubus 115.
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X InhaltsTerzeichniBS.
Seite
c) Lichtdichte Verbindung Toh Tubus und Camera 116
Aermel 116 — Balg 116 — Rohrartige Einschiebvorrichtung
von Zeiss 117 — Filzdichtung 117.
d) Einstellung des Bildes 117
Matte Scheibe 118 — Papierschirm 118 — Einstell-Lupe
von Benecke 119.
e) Focusdifferenz und ihre Abhülfe 119
Grund derselben 120 — Abhülfe durch Objectiv- oder Ocu-
larconstruction 121 — Ermittelung der Grösse der Focus-
differenz 123 — Physikalische Correction derselben: durch
Mikrometerdrehung und Scheibendistanzver&nderung 124 —
Chemische Correction derselben: durch blaues Licht 127
— durch anders gefärbtes Licht 128 — Glaszellen für die
Lösungen 129.
f) Bewegung der Mikrometerschraube auf weite Distanz . . . 130
Weisser Schirm mit Fernrohr 130 — Rood's Spiegel 130
— Uebertragung der Mikrometer-Bewegung: durch Be-
necke's Gestänge 131 — Durch Woodward's Gestänge 131
— Fritsch's Zahnradübertragung 131 — Walmley's Schnur-
übertrijgung 131 — Hoocke'scher Schlüssel 132 — Jese-
rich's Ein Stellvorrichtung 133 — Allgemeine für die Ueber-
tragung dienende Regeln 134.
g) Allgemeines über die Technik der Beleuchtungsapparate . . 134
Blenden 134 — Spiegel 134 — Vogels gelbe Scheibe 135
-— Ersatz derselben 135.
h) Die Obturatoren und Momentverschlüsse 135
Aufstellung derselben auf besonderem Stativ 136 — Mo-
mentverscnlüsse und die durch ihre relative Stellung ver-
änderte Expositionszeit 137 — Einrichtung der Moment-
verschlüsse 137 — Guillotinen-Vorrichtung 138 — Rotirende
Blendungsscheibe 139 — Verschluss mit regulirbarer Ex-
positionszeit 140.
i) Ablesung, Feststellung der erzielten Vergrösserung .... 141
Genauigkeit solcher Feststellungen 142 — Veränderung
und Berechnung der Vergrösserung durch die Bildabstände
143 — Bestimmung der Ocularvergrösserung 143 — For-
mel für die erzielte Vergrösserung 144.
k) Messung der Objectgrössen durch die Mikrophotographie . . 144
Hoher Werth derselben für die Gerichtscnemie 145.
II. Die Präparate 145
1. Mechanürhe Präparation 146
Liegen der Theile des Präparates in einer Ebene 146 —
Unterschied der für Beobachtung und für die Mikrophoto-
graphie bestimmten Präparate 146 — Dünnheit und Eben-
heit der Präparate 147 — Mikrotom 147.
2. Chemische Präparation 148
Conservirungsmedien und W^irkung derselben auf den Licht-
gang 148 — Canadabalsam 148 — Glycerin-Wasser-Gelatine
149 — Färbung der Präparate 150 — Wirkung der verschie-
denen Farben auf die Platte 150 — Ermittelung der für Mikro-
photographie brauchbaren Farben 151 — Rob. Koch's Ba-
cillenfärbung 152.
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Inhaltsyerzeichniss. XI
Seite
3. Besondre Fälle 156
EDtfärbuDg ungünstig gefärbter Präparate 15G — Aufnahme
ungünstig gefärbter Präparate bei rothem und gelbem Licht
157 — Gefärbte Emulsionen, orthochromatische Platten 158
— Vortheil des Kalklichts für solche Aufnahmen 158 — Ex-
temporirte und Dauer-Präparate 159.
IIL Die Praxis der Anfnaliine 159
Wahl des Operationszimmers 160 — Aufstellung des
Spiegels vor dem Fenster 160 — Vorzug des Kalklichtes
160 — Vermeidung von Wärme im Objecte 160 — Ver-
meidung von Spiegeln 161 — Centrirung des Beleuchtungs-
apparates 162 — Einstellen 163 — Exponiren, Revision
der Einstellung 164 — Controle der Vergrösserungsstärke
165 — Kalklicht-Bedienung 165.
Expositionsdauer 166
Länge der Expositionszeit 166 — Veränderung der Expo-
sition; durch Linsen, gefärbte Medien etc. 167 — Bedeu-
tung der Lichtquelle für Expositionsdauer 167 — Wohl-
feilheit des Kalklichtes 168 — Abhängigkeit der Exposition
von der Art der Platten 168 — Bemaert-, Erythfrosin-,
Eosin-, Silberbadeplatten, orthochromatische Platten 168 —
Ermittelung der richtigen Expositionszeit durch den Ver-
such 169 — Abmessung der Expositionszeit 170.
Vierter Abschnitt.
1. Allgremeines 171
y. Die Trockenplatten 171
Werth derselben 171.
Vorzüge der Trockenplatten 171
Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit 172 — Grosse Empfind-
lichkeit 172 — Leichte Handhabung 172.
Format der Platten und Reiniguna schon benutzter Platten .... 172
Vortheil der Benutzung der allgemein üblichen. Formate 173
— Grössenangäben der Convention eilen Formate 174 —
Reinigung benutzter Platten 174.
Orthochromatische Platten 175
Bedeutung derselben 175 — Anwendung derselben 176 —
Orthochromatische ohne gelbe Scheibe anzuwendende Platten
176.
2. Die Dunkelkammer 177
Zweck derselben 177.
Herrichtung und Prv/ung derselben 177
Gelbe und rothe Fenster und ihre Wirkung 178 — Wech-
selfenster 178 — Dunkelkammerlampen und Laternen 179
Prüfung der Dunkelkammer 180 — Ersatz der Dunkel-
kammer 180.
Sonstige Einrichtungen in der Dunkelkammer 181
Arbeitstisch 181 — Wasserleitung 181 — Wasserreservoire
181 — Qualität des Wassers 182 — Regale etc. 182 —
Sauberkeit und gute Luft in der Dunkelkammer 182.
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XU Inhaltsyerzeichniss.
Seite
II. Der Negatir-Proeegg 183
1. Die Platten tmd ihre Behandlung vor der Aufnahme 183
Einlegen der Platten in die Gassette 183 — Ihre Yer-
packang im Handel 184 — Ablagern derselben 185 —
Aufbewahren des Vorrathes 185 — Räuchern und Baden
der Platten 186.
Schnelle Folge der Aufnahmen 186
Möglichkeit und Werth derselben 186 — ünentbehrlich-
keit bei variablen Objecten 187.
2. Apparate und Utensilien für die photographischen Operationen . . . 187
Messapparate 187 — Tropfgläser 188 — Schaalen 189 —
Waschvorrichtung, Schaukelapparate 189 — Plattenheber
190 — Sanduhr 190 — Waschkästen verschiedener Art 190.
3. Hervorrufung oder Entwicklung 192
Verschiedene Arten des Entwicklers 192.
a) Der Oxalatentwickler 193
Zusammensetzung desselben 193 — Aufbewahrung und
Regenerirung der Eisenlösung 193 — Entwicklung des
Bildes 194 — Fortgang der Entwicklung 194 — Verzögerer
195 — Beschleuniger 195 — Entwicklung über- und unter-
es ponirter Platten 196 — Entwicklung zweifelhafter Platten
196 — Charakter verschieden lange exponirter Platten 197.
b) Pyro-Entwickler . 198
Verschiedene Modificationen 198 — Soda-Entwickler 198
— Pottasche-Entwickler 198 — Ammoniak -Entwickler 198
— Ammoniakalischer Soda-Entwickler 198 — Abstimmen
des Letzteren 199 — Unterschiede der verschiedenen Pyro-
Entwickler 199 — Pyro-Entwickler für Vogel- Obernetter-
Platten 200.
4. Fixirung 200
Zusatz von Eisensalzen, Citronen- resp. Weinsäure 201 —
Alaunbad gegen Kräuseln der Gelatine 201.
5. Waschen 201
Wichtigkeit des gründlichen Waschens 202 — Entfernung
des Fiximatrons durch chemische Mittel 202.
6. Trocknen 202
Trockengestell 203 — Alkoholisiren 203.
7. Lackiren 204
Ausführung des Lackirens 204 — Trocknen der lackirten
Platten 205.
8. Ablackiren der Negative 205
9. Verstärker 206
Klassificirung der Verstärker 206.
a) Quecksilber -Verstärker 206
mit Ammoniak 207 — mit Natriumsulfit 207 — ohne
weiteren Zusatz 207 — mit JodkaHum 207 — mit Pyro-
gallol 207 — stets passender Verstärker 207.
b) Uranverstärker 208
c) Silberverstärker . 208
Nachverstärkung schon verstärkter Negative und partielles
Verstärken 209
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Inhalts verzeichuks. XIII
Seite
10. Ahsckwäcketi 210
Gelbschleier 210 — Eisenabschwächer 210 — Ferricyan-
kaliabschwächer 211 — KupferabschvAcher 211 — Rhodan-
goldabschwächer 211.
m. Positirproeess 211
y. Albuminpapter 212
a) Sensibilisiren desselben 212
Einlegen des Papieres in das Silberbad 212 — Trocknen
des sensibilisirten Papieres 213 — Erhalten des Silber-
bades 213.
Haltbares Silberpapier 214
Räuchern desselben 214 — Chlorcalciumbuchsen 214.
b) Das Copiren 215
Schneiden, Einlegen des Papiers 215 ~ Copirrahmen 216
— Sonnen- und diffuses Licht 216 — Vorlagen 216 —
Erkennen der Vollendung 216 — Sammeln fertiger Co-
pieen 217.
c) Das Tonen oder Schönen 217
Vorheriges Waschen 217 — Ueberwachen im Tonbade 218
— Aenderung der Farbe 218 — Recepte für Tonbäder 218
— Erwärmen u. Stärken der Bäder 219 — Waschen 219.
d) Fixiren 219
Recept 219 — Neutralisiren 220.
e) Waschen 220
Waschkästen 220.
f) Trocknen und Fertigmachen 221
Ränder und Rahmen 221 — Abgrenzung der scharfen
Theile 222 — Masken 222 — Beschneiden 223 — Auf-
kleben 223 — Kleister und Gelatine 223 — Vermeiden
des Werfens 223 — Glätten und Satiniren 224 — Gerat 224.
2. Eastman-Papier 225
Behandlung und Exposition 225 — Entwicklung 225 —
Reinigen 225 — Fixiren 226 — Trocknen 226 — Entfer-
nung von Gelblichtem und Blasen 226 — Tonbad 226 —
Directe Vergrösserung auf Eastman-Papier 226.
5. Plaänotjjp'Papier 227
Darstellung und Aufbewahrung 227 — Haltbarkeit der
Bilder 227 — Belichtung 227 — Entwicklung 227 — Rei-
nigung 228 — Regenerirung verdorbenen Platinpapieres
228 — Emailliren und Haltbarmachen 229 — Lackiren der
Bilder 230.
4. Chlorsilbercollodtum' Papier 230
Vorzüge desselben 230 — Selbstdarstellung desselben 231
— Exposition, Fertigstellen 232.
IT, DiapositiTe 232
Vortheil zur Erläuterung 233 — Herstellung der Diaposi-
tive 233 — ContactrDruck 233 — Projections-Druck 233
— Chlorsilber- und Bromsilber- Gelatine- Platten in ihrer
Anwendbarkeit für Diapositive 234 — Wahl der Entwickler
234 — Fertigmachen 235.
Y. Projectlonsapparate ?35
Ihre Construction und Anwendung 236 — Zur Herstellung
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XIV Inhaltsverzeichnis».
Seite
von Diapositiven 236 — Stärke der erlangten Vergrösse-
rung 236 — Güte der vergrösserten Bilder 237 — Grenze
der VergrÖsserung 237 — Directe Vergrösserung auf East-
man-Papier 237 — Vortheil derselben 237 — (xleichzeitige
Benutzbarkeit für Demonstrationen 237 — Ausführung
solcher Demonstrationen 238.
YL Fehler bei den Operationen 238
1. Fehler im Negattvprocess .• 239
a) Beim Lagern der Platten 239
b) Bei der Exposition 239
c) Bei der Entwicklung 240
d) Beim Waschen 241
e) Beim Fixiren 241
f) Beim Verstärken 242
g) Beim Lackiren 242
2. Fehler im Positivprocess 243
A. Beim Albummpapier 243
a) Im Papier selbst 243
b) Beim Copiren 243
c) Beim Tonen 243
d) Beim und nach dem Fixiren 244
B. Fehler bei Eastmanpapier 245
C. Fehler bei Piatinotyppapier 245
D. Fehler im Chlorsilbercollodiumpapier 245
Zu den Tafeln ! . 246
Allgemeines — Erklärungen.
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Einleitung.
Entwickelnng der Photographie und der Mikroskopie.
Die Mikrophotographie ist diejenige technische Wissenschaft,
welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, die vom Forscher mit dem
Mikroskope gemachten Beobachtungen graphisch wiederzugeben.
Dass eine Vervollkommung der Mikrophotographie einmal mit
dem Vorwärtsschreiten der Mikroskopie Hand in Hand geht und
gehen muss, dass sie aber andererseits auch in Abhängigkeit von
der Entwickelnng und den Errungenschaften der Photographie steht,
liegt klar auf der Hand.
Nun haben aber gerade diese beiden Specialdisciplinen , die
Mikroskopie wie die Photographie, in den letzten Jahrzehnten grosse
Erfolge in ihrer Entwickelnng zu verzeichnen.
Die Photographie auf ihrem heutigen Standpunkt ist in Bezug
auf YoUkommenheit mit derjenigen vor 20 Jahren nicht mehr zu
vergleichen. Aeusserte sich Prof. Dr. H. Vogel noch vor ca. 12 Jahren
über die Trockenplatten: „dass die Herstellung derselben noch an
derartigen Unsicherheiten leide, dass man trotz des grösseren Auf-
wandes an Mühe und Zeit, welche die Präparation dieser Platten
nöthig mache, dennoch nicht in dem Masse für den Erfolg garantiren
könne, wie beim gewöhnlichen nassen Verfahren", und weist derselbe
für das Gebiet der Photographie doch in jeder Weise competente
Chemiker später darauf hin, dass die wirklich haltbaren Trocken-
platten den Nächtheil in sich schliessen, dass sie eine mindestens
6 mal längere Expositionszeit erforderlich machten , als beim nassen
Verfahren nöthig sei, so kann man heute im Gegensatze hierzu
behaupten, dass die Trockenplatten die Photographie beherrschen.
Die Empfindlichkeit und Haltbarkeit der Trockenplatten ist der-
artig gesteigert, dass sie dem nassen Verfahren nicht nur gleichstehende,
sondern dasselbe vielmehr ganz bedeutend übertreffende Resultate
möglich machen. Haben wir doch z. B. gerade dem Prof. H. Vogel,
Jeserich, Mikrophotographie. 1
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2 Einleitung.
der sich noch vor einem Decennium über das Trockenverfahren in
angegebener Weise aussprechen musste, heute viele und eingreifende
Erfindungen und Verbesserungen auf diesem Gebiete zu verdanken.
Während noch im Jahre 1869 die Bemerkungen des preussischen
Abgeordneten Faucher: „Dass durch das Momentverfahren Portraits
gestohlen werden können, und man sich vielleicht bald hiergegen
durch die ausserordentlichsten Vorsichtsmassregeln verwahren müsse**
bei Fachleuten mit gerechtem Bedenken aufgefasst wurden, hat man
heute Aehnliches erreicht.
Wir dringen heute nicht nur in das internste Leben des Men-
schen ein, wir haben sogar die Thiere in ihrem Leben und Treiben
1>elau8cht und in bisher nicht bekannter Weise photographirt. Ganz
Vorzugliches leisten in dieser Beziehung die Photographen Johannes-
Partenkirchen und Anschütz-Lissa, deren Bilder der Oeffentlichkeit
übergeben und von Letzterem in zahlreicher Menge auf der letzten
Naturforscher -Versammlung in Berlin ausgestellt waren. Man konnte
hier einen Speerwerfer, einen Kegelschieber, einen Springer, fliegende
Störche, Tauben etc., springende Pferde in jeder Phase ihrer Be-
wegung und in äusserst gelungenen Bildern beobachten.
Dass solche Bilder für Wissenschaft und Praxis von höchster
Bedeutung sind, haben die Erfolge bereits gelehrt, und beweist das
hohe Interesse, weiches die preussische Regierung an diesen Arbeiten
nimmt.
So zu sagen anschliessend stehen zu diesen Arbeiten diejenigen,
welche darauf hinzielen, mit bewegtem Apparate von ruhenden Gegen-
ständen brauchbare Aufnahmen zu machen ; ich meine die Aufnahmen
aus dem Ballon. Tissandier und gleichzeitig mit ihm der Verfasser
dieses Werkes haben bereits Anfang der achtziger Jahre solche Auf-
nahmen aus ungefesseltem Ballon gemacht und brauchbare Resultate
erhalten; weitere und höchst gelungene Arbeiten haben dann auf
diesem Gebiete: v. Hagen, Moedeboeck und Siegsfeld ^) geliefert und
unterliegt es keinem Zweifel, dass derartige Momentaufnahinen von
höchster Bedeutung werden und bereits schon sind.
Werden sie z. B. mit den epochemachenden Arbeiten Meyden-
*) Ebenfalls auf der Ausstellung bei Gelegenheit der 59. Naturfor-
scherversammlung zu Berlin in verschiedenen sehr scharfen und guten
Aufnahmen ausgestellt. Siehe übrigens auch: Zeitschrift des deutschen
Vereins z. Förderung d. Luftschififahrt.
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Einleitung. g
bauer's und Dr. Stolze's verbunden und drei verschiedene Au&ahmen
desselben Terrains combinirt, so lassen sie schliesslich^ wie dies
Meydenbauer bereits bei Terrainaufnahmen aufs Glänzendste be-
wiesen hat, ein vollständig genaues trigonometrisches Bild geben.
Was endlich die astronomische Photographie gerade in letzter
Zeit geleistet, beweisen am besten die wichtigen Arbeiten H. Vogels.
Man hat in Nebelflecken neue Lichtpunkte entdeckt und durch
wiederholte Aufnahmen sicher festgestellt^), man hat ferner von
vielen Gestirnen ganz vorzügliche Photogramme der Spectren er-
halten und kann so den Nachweis über die auf denselben vorhan-
denen, spectral- analytisch nachweisbaren Körper fuhren. —
Auf die in neuester Zeit errungenen Erfolge in Bezug auf Dar-
stellung von hoch lichtempfindlichen und farbenempfindlichen Platten,
durch die es gelungen ist, die vorher meist grau und verwischt ge-
zeichneten Niedergründe der Landschaften klar und durchgearbeitet
zu liefern, kommen wir im speciellen TheiP) noch eingehend zurück.
Neben diesen und noch vielen anderen Errungenschaften, welche
die Photographie in der Neuzeit zu verzeichnen hat, die hier anzu-
führen jedoch zu weit führen würde, laufen in parallelem Fort-
schreiten diejenigen, welche der Mikroskopie zuzuschreiben sind.
Einmal hat sich die Mikroskopie zu einer für fast alle Disci-
plinen der Medicin und Naturwissenschaften höchst wichtigen und
fast unentbehrlichen Hilfswissenschaft emporgearbeitet, andererseits
hat durch dieses Aufblühen die Fabrikation entsprechend verbesser-
ter Instrumente einen grossen Aufschwung genommen.
In erster Beziehung brauchen wir nur auf die klassischen
Arbeiten von Rob. Koch hinzudeuten, welche weit über die engeren
Kreise der Wissenschaft hinaus gerechtes Aufsehen und Bewunderung
erregt haben.
Durch die Forschungen unserer vorzüglichen Botaniker ist es
gelungen, ein klares Bild von der Entwickelung der kleinen und
kleinsten pflanzlichen und thierischen Wesen zu erlangen ; wir kennen
Dank dieser Forschungen die für das Gedeihen und Fortkommen
1) Anfänglich hielt man die Lichtstellen für einen Plattenfehler, bis
später immer wiederholte Aufnahmen stets dieselben Lichtpunkte zeigten
und somit den Beweis für die wirkliche Existenz in unzweideutiger
Weise lieferten. —
^) Siehe „Orthochromatische Platten".
1*
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4 Erster Abschnitt.
dieser Wesen nöthigen Bedingungen, kennen ihre Bilder und charak-
teristischen Formen in allen Phasen ihres Wachsthums und haben,
was von höchster Wichtigkeit ist, auch diejenigen Yerhältnisse er-
forscht, die die Lebensfähigkeit schädlicher Arten herabdrücken oder
ganz vernichten.
Was die Mikroskopie der Mineralogie und der Medicin geleistet,
hier anzuführen, ist nicht einmal annähernd möglich, wegen der
ausserordentlichen Fülle des Materiales; es muss eben eine Andeu-
tung genügen. —
Von dieser hohen Entwickelung und Bedeutung der Mikroskopie
ist, wie dies nicht anders zu erwarten stand, die nächste Folge die
Einführung bedeutender Fabrikationsneuerungen gewesen.
An der Hand der von namhaften Gelehrten gegebenen theore-
tischen Berechnungen haben nicht minder tüchtige Techniker In-
strumente und Einzelapparate construirt, die an Güte und Vorzüg-
lickeit geradezu erstaunenswerth sind.
Es sind hier besonders die in die neueste Zeit fallenden von Prof.
Abbe-Jena eingeführten Neuerungen und Verbesserungen anzuführen,
über die sich eingehende Berichte in dem „Archiv für mikroskopische
Anatomie''*) und den Sitzungsberichten der jenenser medicinisch-
naturwissenschaftlichen Gesellschaft 2) befinden.
*) Bd. X. S. 476.
3) Bericht vom 9. JuU 1886.
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Erster Abschnitt.
I. Geschichte der Mikrophotographie.
Die Mikrophotographie selbst ist durchaus nicht, wie man viel-
fach falschlich annimmt, ein Kind der Neuzeit, ihre Uranfänge reichen
vielmehr um ca. 40 Jahre zurück.
Während Daguerre im Jahre 1839 nach vielen, aber vergeblichen
Arbeiten, die er theils allein, theils zusammen mit dem bereits 1833
verstorbenen Niepce ausgeführt hatte, endlich zu einem positiven
Resultate gelangt war und der Welt die ersten auf einer durch Jod-
dämpfe sensibilisirten versilberten Kupferplatte erzeugten Bilder vor-
weisen konnte und während es erst im Jahre 1841 Fizeau gelungen
war, die dem Daguerre'schen Verfahren anhaftenden Mängel der
geringen Empfindlichkeit und der geringen Haltbarkeit zu beseitigen,
sehen wir auch schon in demselben Jahre, 1840, die erste Anwendung
der Photographie im Dienste der Mikroskopie.
Donne war es vorbehalten, die ersten mittels Mikroskopes auf-
genommenen Bilder der Academie der Wissenchaften vorzulegen;
es waren nach Daguerre gefertigte Silberplatten, die Bilder von
naturwissenschaftlichen und histologischen Objecten zeigten.
Auf diesen, als das Entstehungsjahr der Mikrophotographie
wichtigen Zeitpunkt, folgen die nächsten, sehr schönen Arbeiten
bereits nach kaum 5 Jahren; doch sind die in dem „Atlas du cours
de microscopie execute d'apres nature au microscope daguerrotype*)
par A. Donne et L. Foucault" 1845 veröffentlichten Bilder keine
Photographien, sondern in Kupfer gestochene Copien der trefflichen
Silberplatten. —
Man kannte eben noch nicht das jetzt allgemein übliche Yer-
fahren der Darstellung von Glasnegativen und konnte dement-
^) So nannte Donne seinen ersten mikrophotographischen Apparat.
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g Erster Abschnitt.
sprechend von einer Aufnahme immer nur ein photographische»
Bild erhalten.
Erst als nach den Arbeiten yon Fox Talbot die Bestrebungen auf
die Herstellung von durchscheinenden Negativen^) gelenkt waren, und
diese Versuche des Weiteren von Legray, Baldus, Tillard und An-
deren modificirt und verbessert waren, gelang es dem Neffen des
älteren Niepce: Niepce de St. Victor, zuerst durch die Anregimgen
Sir John Herschels darauf hingeleitet, Dianegative aus Glas herzu-
stellen, die als Träger des lichtempfindlichen Mediums Ei weiss führten.
Als nun an diese Entdeckungen sich des Weiteren diejenigen
von Scott, Archer und Frey reihten, welche die ersten aus in Aether
gelöster Schiessbaumwolle gefertigten, sensilibirten Glasplatten für
Aufnahmen anwandten, war derjenige Zweig der Photographie er-
ööhet, der sich bis heute noch erhalten hat und der auch den Grund
zur Mikrophotographie, wie wir sie heute vor uns sehen, gelegt hat-
Jetzt erst konnte man nach einer gelungenen Aufnahme zahl-
reiche, gleich werthige, von jeder beim Zeichnen und Stechen
nicht vollkommen auszuschliessenden Subjectivität freie Bilder liefern
und es kann uns nicht Wunder nehmen, dass von nun an ' die Ver-
suche, auf mikrophotographischem Gebiete Tüchtiges zu leisten^
stetig im Wachsen begriffen sind.
Es folgen jetzt viele Arbeiten und Veröffentlichungen auf mikro-
photographischem Gebiet, die gleichzeitig und nebeneinander in
Deutschland, Frankreich und England erscheinen. Ich brauche hier nur
auf die Arbeiten von Pohl, Weselcky, Meier, Härtung, Gerlach, Hauer,
Moitessier, Nachet, Bertsch, Wenham, Shadholt, Woodword, Hodgson
hinzuweisen. Durch die dann erfolgende Veröffentlichung des ganz
vorzüglichen Werkes von Dr. Berthold Benecke, der anschliessend
und erweiternd an das Moitessier' sehe Werk 1868 ein eingehendes
Lehrbuch der Mikrophotographie schrieb, wurde es aufs Deutlichste
ersichtlich, dass die Mikrophotographie berufen sei, der Medicin
und den Naturwissenschaften als wichtiges Hilfsmittel zu dienen
und dass Mikrophotogramme nicht bloss den Werth von Raritäten
und interessanten photographischen Meisterstücken haben.
*) Talbot wandte zunächst Papiernegative an und legte solche der
Kgl. britischen Gesellschaft vor. Der Mangel derselben bestand einmal
in der porösen Structur des Papiers und zweitens in der geringen Durch-
lässigkeit dieses Mediums für Licht.
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II. Werth und Wesen der Mikrophotographie. 7
Mit Recht konnte Benecke in seinem Werke sagen, dass eine
eingehende Besprechung der mikrophotographischen Apparate und
derjenigen photographischen Verfahren, welche sich für den Gebrauch
des Mikroskopikers am meisten empfehlen, ein zeitgemasses Unter-
nehmen sei, und wenn derselbe Verfasser kurz vorher äussert, dass
die Schwierigkeiten, auf die die mikrophotographische Praxis trotz
der neuen Verbesserungen der Mikroskope noch oft genug stosse,
durch die vereinigten Bemühungen der Mikroskopiker und Mechaniker
voraussichtlich bald gehoben sein werden, so hat er sich hierin
keineswegs getauscht.
Die Mikroskope und mikrophotographischen Apparate sind
wesentlich verbessert, die Photographie hat Fortschritte gemacht,
welche man zu jener Zeit nicht im Entferntesten zu ahnen wagte. —
Verschiedene optische Institute, von denen ich nur Hartnack,
Leitz, Seibert und Zeiss anführe, haben sich mit der Construction
ganz vortrefflicher und für mikrophotographische Zwecke besonders
brauchbarer Linsen beschäftigt und im Verein mit den Bestrebungen
tüchtiger Fachgelehrten Erstaunliches geleistet^).
Neben diesen praktischen Erfolgen sind die Veröffentlichungen
über Mikrophotographie u. dergl. zu einer Zahl herangewachsen, die
ein Hundert erheblich übersteigt.
Man hat eben den Werth und die Bedeutung der Mikro-
photographie richtig schätzen gelernt.
II. Werth und Wesen der Mikrophotographie.
Wie oft kommt nicht der Forscher in die Lage, von dem
unter dem Mikroskop Beobachteten ein möglichst klares und na-
turgetreues Bild vorlegen zu wollen oder zu müssen? Sei es zu
dem Zwecke, für etwaige Erläuterungen Erleichterungen zu schaffen,
sei es um gegentheilige Ansichten durch thatsächlichen Beweis
zu widerlegen. —
Das Eine ist klar, dass die detail lirteste und treueste
Beschreibung mikroskopischer Bilder mit Worten nicht das erreicht,
was eine bildliche Anschauung zu geben im^ Stande ist. Würde
demnach eine möglichst exact ausgeführte Zeichnung, wie wir sie
*) Wir werden auf diese Neuerungen noch eingehend bei dem Be-
sprechen der Objective und Oculare zurückkommen.
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g Erster Abschnitt.
z. B. mit dem Nachet'schen Zeichen-Prisma sehr wohl auszufuhren
im Stande sind, das Beste leisten, so hat dieselbe doch zwei ganz
erhebliche in keiner Weise zu unterschätzende Nachtheile:
Einmal ist die Ausfuhrung eines genügenden und alle Einzel-
heiten genau veranschaulichenden Bildes eine schwierige, äusserst
zeitraubende Arbeit und zweitens ist es ein kaum zu erreichendes
Ziel, das natürliche Bild bis in die kleinsten und feinsten De-
tails hinein mit sozusagen pedantischer Gewissenhaftigkeit durch-
aus treu zu copiren und dabei jedwede subjective Idealisirung
zu vermeiden. —
Eine Zeichnung des Bildes wird, wenn sie auch noch so ge-
wissenhaft ausgeführt ist, immer mehr oder weniger subjectiv
bleiben; denn nicht selten ist man überzeugt, dasjenige wirklich
vor sich zu sehen, was man gern sehen möchte.
Dem gegenüber bildet die photographische Aufnahme der mi-
kroskopischen Bilder ein durchaus zuverlässiges Mittel, die ge-
machten Beobachtungen zu fixiren und in jeder Weise naturgetreu
zu copiren.
Vermeidet mau nämlich bei der Ausführung der Mikrophoto-
gramme jedwede den Charakter des Bildes verändernde Retouche,
so hat man eine durchaus gewissenhafte Copie des Beobachteten.
Neben der verhältnissmässig grossen Schnelligkeit in der pho-
tographischen Aufnahme eines Bildes gegenüber der vielfach nicht
in der hundertfachen Zeit ausführbaren Zeichnung, liegt ein we-
sentlicher Vortheil noch darin, dass die Photographie genauer und
exacter zeichnet, als das Auge des Mikroskopikers beobachten kann.
Viele feine Details, die man selbst bei sorgfältigster Beobach-
tung nnr unter ganz besonders günstigen umständen wahrnehmen
kann, zeichnet uns die lichtempfindliche Platte mit grösster Präci-
sion und Leichtigkeit. —
Wir haben bei etwaigen wissenschaftlichen Differenzen über
gemachte Beobachtungen ein durchaus positives, einwandfreies Be-
weismaterial im nicht retouchirten photographischen Bilde in Hän-
den und, was ebenso wichtig ist, wir halten in dem Bilde die sich
schnell verändernde Erscheinung fest.
Wir sind ferner im Stande, diese Beobachtungen einem beliebig
grossen Kreise zugänglich zu machen, sei es durch directes Vorzeigen
der Bilder, sei es durch Projection derselben auf grössere Flächen.
Gesetzt den günstigen Fall, wichtige und sehenswerthe mikro-
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IL Werth und Wesen der Mikrophotographie. 9
skopische Präparate hielten sich längere Zeit unveränderlich, so
kennt doch jeder Fachmann die grosse Schwierigkeit, welche sich
bei der Demonstration derartiger Präparate mit Hilfe des Mikro-
skopes vor einem grosseren Zuhörerkreis bietet.
Leicht und in gelungener Weise kann man dagegen einem noch
so grossen Auditorium in verhältnissmässig kürzester Zeit das Bild
der Präparate dadurch vorfuhren, dass man die von ihnen aufge-
nommenen Mikrophotogramme mittelst eines geeigneten Projections-
apparates auf eine weisse Wand wirft oder die positiven Papierbilder
cursiren lasst.
Halten sich die Präparate nur beschränkte Zeit, oder muss man,
wie dies häufig der Fall ist, nacheinander mit demselben Objecte
verschiedene, dasselbe verändernde mikrochemische Reactionen vor-
nehmen, so wird, um das Beweismatörial zu fixiren, die Mikropho-
tographie geradezu unentbehrlich.
Wie oft sind nicht schon solche Fälle vorgekommen, wo bei
zwei verschiedenen Sachverständigen über eine Untersuchung Mei-
nungsverschiedenheiten herrschten, und die definitive Feststellung
des wahren Thatbestandes hinterher einfach dadurch unmöglich
wurde, dass entweder bei der Untersuchung das gesammte Material
verbraucht oder die betreffenden Objecte in der inzwischen verflos-
senen Zeit verdorben waren.
Besonders wichtige Dienste wird deshalb die Mikrophotographie
auf dem Gebiete der gerichtlichen Chemie zu leisten berufen
sein; hier ist sie eigentlich an ihrem hervorragendsten Platze,
denn, während nach dem bereits Ausgeführten die Gutachten über
mikroskopische Arbeiten (Blut-, Samen-, Haar-Untersuchungen etc.)
niemals positives, absolut objectives Beweismaterial zu liefern im
Stande waren, ändert sich dies bei Anfertigung von nicht retouchir-
ten Bildern.
Auf dieselben kann man jeder Zeit zurückgehen und streitige
Punkte erledigen; sie tragen den nöthigen, rein objectiven Cha-
rakter und geben ein in keiner Weise idealisirtes Bild, das den
Acten ebenso wie die etwa in einer Leiche gefundenen und abge-
sonderten Gifte als positives, nicht anfechtbares Beweismaterial
beizufügen ist.
Die Leichtigkeit der Erläuterungen an der Hand solcher Bilder
und der Yorzug der unbegrenzten Haltbarkeit treten bei der Mikro-
skopie in Criminalf allen als nicht minder wichtig in den Vordergrund.
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10 Erster Abschnitt.
Als der Verfasser dieses Werkchens im Jahre 1881 durch eine
kleine Abhandlung bereits auf die Wichtigkeit der Mikrophotographie
im Allgemeinen wie im Besonderen für die Praxis des Gerichts-
chemikers hinwies und im darauffolgenden Jahre auf der 55. Ver-
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Eisenach recht
gut gelungene Mikrophotogramme, die als Beweismaterial bei den
bekannten Bochumer Lustmorden dienten, vorlegen konnte, musste-
er auf nur einen Mangel der Mikrophotographie in ihrer damaligen
Gestalt hinweisen, nämlich den, dass sie den Mikroskopiker in be-
ständige Abhängigkeit vom Tageslicht setze.
Sind wir doch in unserem nördlichen Klima nicht gar zu oft
in der Lage klaren, unbewölkten Himmel zur Verfugung zu haben
und fehlt es uns demnach oft an dem zur Aufnahme nöthigen di-
recten Sonnenlicht.
Dieser Uebelstand tritt für die Auftiahmen bei schwächeren
Vergrösserungen zurück, weil man sich bei ihnen schon seit Jahr-
zehnten des diffusen Tageslichtes sowohl, wie künstlicher Lichtquellen
mit gutem Erfolge bedient hat.
Bei starken Vergrösserungen jedoch ist der Mangel an klarem
Sonnenlicht um so fühlbarer, je höher die Vergrösserung steigt und es
war deshalb die Erfindung der hochlichtempfindlichen Bromsilber-
emulsionsplatten nur mit Freuden zu begrüssen.
Diese Erfindung gab Gelegenheit sich der unbequemen Abhängig-
keit zu entledigen und zu jeder Zeit Aufnahmen zu machen, da von
nun an der Anwendung künstlichen Lichtes die Wege geebnet waren.
Durch Wegräumung dieses letzten Hindernisses, das immer noch
lähmend auf ihre Entwickelung wirkte, ist der Mikrophotographie
ihr Arbeitsfeld erst voll und in seiner ganzen Weite eröffnet worden.
Kann der Mikroskopiker jederzeit von einem gerade vorhan-
denen Präparate seine Aufnahmen machen und braucht nicht, wie
dies bei ausschliesslicher Anwendung des Sonnenlichts oft vorkam,
tage- und wochenlang auf klaren unbewölkten Himmel zu warten, so
hat die Mikrophotographie erst unbeschränkten Werth für ihn.
Wie oft haben sich nicht früher Präparate, von denen der Mi-
kroskopiker gern ein photographisches Bild als absolutes Beweis-
material vorgelegt hätte, während er vergeblich auf den langersehn-
ten Sonnenschein harrte, zersetzt und so die Aufnahme überhaupt
unmöglich gemacht; wie oft hat nicht gerade ein bestimmtes
Stadium der Entwickeluug des üntersuchungsobjectes, an dessen
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n. Werth und Wesen der Mikrophotographie. H
Fixirung und Nachweis dem Botaniker oder Mediciner besonders
yiel lag, während des Abwartens eines zur Beleuchtung nothwendi-
gen hellen Sonnentages, diese Stadien bereits überschritten und ist
auf diese Weise unbrauchbar geworden?
Solche Zersetzungen und Veränderungen fallen dann aber be-
sonders schwer ins Gewicht, wenn die von ihnen gefertigten Mikro-
photogramme in der Praxis des Gerichtschemikers als einzig vor-
handenes obje etiles Beweismaterial dienen sollen.
Gerade Flecken von Blut, Samenfäden (Spermatozoiden) sind
immer solcher Zersetzung, oft innerhalb weniger Stunden, aus-
gesetzt, besonders wenn sie, wie dies häufig der Fall ist, mit Koth,
Schleim und dergleichen vermischt sind.
Verfasser hat deshalb seit 7 Jahren bereits die Anwendung des
künstlichen Lichtes bei der Mikrophotographie zu seinem besonde-
ren Studium gemacht und ist es ihm jetzt gelungen, unter allen
Umständen brauchbare Resultate zu erzielen.
Diese eigenen Erfahrungen in Verbindung mit den von an-
deren Forschern gemachten wiederzugeben, ist Zweck der nach-
folgenden Ausführungen und soll nur noch hier bemerkt werden,
dass vor Allem darauf Rücksicht genommen ist, mit möglichst ein-
fachen, nicht zu th euren Apparaten und Materialien zu arbeiten
und doch gute Resultate zu erzielen.
Nur wenn ein Verfahren neben dem Vorzuge der einfachen
Ausführbarkeit diejenigen der Möglichkeit einer Anwendung ohne
Abhängigkeit von Zwischenfällen und Zufälligkeiten, . und der ver-
hältnissmässigen Billigkeit in seiner Durchführung bei gleich-
zeitiger Erzielung genügender Resultate in sich trägt, hat es
Aussicht auf weitere Ausdehnung und Verbreitung. —
In wieweit dies gelungen ist, mögen die folgenden praktischen
Erörterungen des Näheren klar stellen. —
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Zweiter Abschnitt.
I. ]>ie Ijielitarteii.
Wie für die Güte einer Zeichnung einmal die Fähigkeit des
ausführenden Künstlers und dann die Brauchbarkeit des angewandten
Materials massgebend ist, so kommt es ebenso für die Mikrophoto-
graphie zunächst auf die Fähigkeit des Zeichnenden, des Lichtes,
und die mehr und minder genügende Brauchbarkeit des Materiales,
der Apparate und Hilfsmittel, an. —
Diese Factoren sind also zunächst in Betracht zu ziehen, und
beginnen wir deshalb mit Besprechung des Lichtes:
Es stehen uns die verschiedensten Lichtquellen zur Verfügung,
von denen das natürliche Licht, das Sonnenlicht, die bei weitem
bequemste und billigste Quelle bildet; nachdem kommen die ver-
schiedenen künstlichen Lichtquellen in Betracht.
Zunächst sollen nun die einzelnen Lichtquellen besprochen
werden und später auf die Art und Weise der Beleuchtung des
näheren eingegangen werden. Welche ausschlaggebende Bedeutung
die Einführung des künstlichen Lichtes gerade für die Mikro-
photographie haben musste und thatsächlich gehabt hat, ist in vor-
stehendem Capitel beschrieben; in Nachstehendem ist aus diesem
Grunde ganz besonders auf die künstlichen Lichtquellen Rücksicht
genommen worden. Die Vorzüge und Nachtheile resp. Beschrän-
kungen in der Anwendbarkeit der einen oder anderen finden sich
in den einzelnen, die betreffende Lichtquelle behandelnden Abthei-
lungen.
Das Sonnenlicht.
In dem directen Sonnenlichte haben wir die stärkste Licht-
quelle zu unserer Verfügung. Wir bedürfen nur geeigneter Appa-
rate, um dasselbe für unsere speciellen Zwecke nutzbar und brauch-
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1. Die Lichtarten. 13
bar zu machen, da es ohne Weiteres durchaus nicht zur Beleuchtung
mikroskopischer Objecte verwendbar erscheint. Einmal würden bei
directer Verwendung des SonnenKchtes auffallige Diffractionserschei-
nungen eine äusserst störende Wirkung üben, dann würde durch
das Vorrücken der Sonne am Himmel stets die Einfallaxe der Strah-
len verändert werden, und drittens endlich würde das blosse un-
veränderte Sonnenlicht für alle Fälle, bei denen es sich um stärkere
Vergrosserung handelt, an Intensität nicht zureichend sein. —
Dem ersten und dem letztbezeichneten Mangel helfen wir, wie
auch bei den sämmtlichen anderen Lichtquellen, durch die weiter
unten beschriebene Anordnung des Beleuchtungsapparates ab, den
zweiten Üebelstand heben wir durch Anwendung eines Heliosta-
ten auf.
Derselbe besteht in einem durch Uhrwerk constant und in der
Weise gedrehten Spiegel, dass die von demselben reflectirten Strah-
len der Sonne stets in ein und derselben Axe reflectirt werden.
Der Apparat selbst wird mit seiner Hauptträgeraxe in die Richtung
der Weltaxe gestellt, ist dies geschehen, so liefert derselbe für den
ganzen Tag ein constant in derselben Richtung reflectirtes Strahlen-
bündel.
Da jedoch der Heliostat, wenn er exact arbeiten soll, ein sehr
theures Instrument ist, so sucht man ihn auch durch einen mit der
Hand regulirbaren Spiegel, der um eine verticale und eine horizon-
tale Axe drehbar ist und den man am besten am Ende der unten
eingehend zu beschreibenden Beleuchtungsapparate anbringt, zu
ersetzen.
Man darf übrigens durchaus nicht glauben, dass das Licht
der unbewölkten Sonne stets gleiche Intensität habe und man des-
halb stets gleiche Zeit zu exponiren habe. Die Intensität der Sonne
ändert sich nicht nur mit der Lage des Ortes, sondern auch mit
der Tages- und Jahreszeit und hängt zudem ganz erheblich von dem
herrschenden Luftdrucke und der Witterung ab.
Dass die Intensität des Sonnenlichtes mit der Zenithdistanz ab-
nimmt, ist einleuchtend; das Sonnenlicht hat, je näher die Sonne
dem Horizonte rückt, eine desto längere Schicht der die Lichtstrah-
len absorbirenden Atmosphäre zu durchlaufen. Aus diesem Grunde
ist auch seine Intensität am Morgen und Abend schwächer als am
Mittag, im Winter schwächer als im Sommer, an dem Aequator
näher liegenden Orten stärker als in der Nähe der Pole.
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14 Zweiter Abschnitt.
Zur Zeit der Aequinoctien yerhalten sich nach Buasen's An-
gaben z. B. die Lichtintensitäten: in Cairo, Heidelberg, Irland wie
105 : 57 : 21 zur Mittagszeit, bei Abend oder Morgen (3 resp. 9 ühr)
wie 50 : 24 : 6.
Die Höhe des Luftdruckes übt ebenfalls einen sehr wesentlichen
Einfluss auf die Sonnenintensität, unter übrigens gleichen Verhält-
nissen, aus. So Terhäit sich z. B. die Intensität bei einem Druck
von 750 mm : 700 mm wie 35 : 37. Wir sehen also bei steigendem
Luftdruck fällt die Intensität. Wie stark überhaupt die Absorp-
tionskraft der Atmosphäre für Licht ist, hat Bunsea des näheren
bestimmt; er fand, dass bei einem Luftdruck von 700 mm und der
vorhandenen Dicke der zu durchdringenden Luftschicht die Absorp-
tion eine derartig starke ist, dass 7io ^^^ ursprünglichen Intensität
verloren geht und nur Yio wirklich zu uns gelangt. — —
Ein ganz erhebliches Hinderniss gegenüber den so schwer wie-
genden Vortheilen in der Anwendung des directen Sonnenlichtes liegt
ferner vor allem darin, dass es nicht stets zur Verfügung steht und
allzu oft tage- und wochenlang vollständig ausbleibt. Welche erheb-
lichen Nachtheile hieraus erwachsen und wie oft dadurch der Zweck
der Mikrophotographie vollständig vereitelt, der Werth herabgesetzt
wird, ist oben bereits eingehend geschildert. Deshalb ist man auch
dauernd bemüht gewesen, sich von dieser Abhängigkeit vollständig
frei zu machen und mit Lichtquellen zu arbeiten, die man nach
seinem eigenen Wunsche und Willen jederzeit und an jedem Orte
zur beliebigen Verfügung hat.
Dies sind die künstlichen Lichtquellen. Bevor wir jedoch auf
dieselben näher eingehen, wollen wir noch kurz einer mit dem
Sonnenlicht in engster Beziehung stehenden Lichtquelle Erwähnung
thun, nämlich des diffusen Tageslichtes.
Das diffuse Tageslicht.
Gegenüber dem directen Sonnenlichte haben wir im zerstreuten
Tageslichte eine stets vorhandene, durchaus sichere und zweck-
mässige Lichtquelle. Dieselbe ist aber wegen ihrer sehr geringen
Intensität nur bei schwachen Vergrösserungen anwendbar und muss
dann noch ganz besonders modificirt werden.
Hätten wir in den von der Sonne beleuchteten weissen Wolken
einen feststehenden natürlichen Lichtschirm, so wäre dies der beste
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( I. Die Lichtarten. 15
Reflector für diffuses Licht. Da dem aber nicht so ist, wendet man
in der. Praxis besser grössere reflectirende weisse Flächen in Gestalt
Ton Schirmen an, die man in entsprechender Entfernung, Ton der
Sonne stark beleuchtet, aufstellt.
Mit der Grosse der Schirme wächst natürlich die Lichtintensitat
in gleichem Verhältniss. Mit der Entfernung des gleichen Schirmes
nimmt sie im umgekehrten quadratischen Verhältnisse ab.
Die Grosse und die Entfernung des reflectirenden Schirmes,
den man am besten aus weissem Papier fertigt, wird also genau den
gegebenen Verhältnissen anzupassen sein.
Wendet man, wie dies fast stets nöthig, zur Goncentration der
Lichtstrahlen ein Linsensystem von kurzer Brennweite (Dujardin
oder Abbe) an, so muss man darauf achten, dass das von demselben
entworfene Bild des Schirmes (resp. eines auf demselben befestigten
Merkmales: Kreuz oder dergleichen) genau in der Ebene des zu
beobachtenden Objectes liegt.
Dass dies der Fall ist, controlirt man in der Art, dass man
zunächst das Object scharf einstellt und dann den reflectirenden
Spiegel resp. die Axe des ganzen Systems gegen den reflectirenden
Schirm richtet, ohne an der Einstellung etwas zu ändern. Nun
bringt man den Schirm in diejenige Entfernung, dass, durch das
Mikroskop betrachtet, das Büd des auf demselben befestigten .Merk-
zeichens ebenfalls absolut scharf einsteht. Ist dies geschehen, so
hat man die günstigste Stellung des Schirmes gefunden^).
Benutzt man helle Wolken, so nimmt man statt des Schirmes
ein möglichst weit entfernt liegendes Object (Baum, Haus und der-
gleichen), auf das man in der eben beschriebenen Weise einstellt;
nachdem dies geschehen, wendet man den Spiegel oder Apparat den
Wolken zu.
Nicht zu empfehlen ist es, wie man dies des Oefteren beim
Mikroskopiren selbst thut, den Reflex von Gebäuden und anderen
heUen Gegenständen zu benutzen; dieselben sind meist nicht von
rein weisser Farbe und wirken aus diesem Grunde nur äusserst
lichtschwach und wenig actinisch.
Dass übrigens ein schwach w e i s s bewölkter Himmel eine bei
^) Dass man bei schwächerer Vergrösserung, also bei einer grösseren
zu beleuchtenden Fläche entweder den Schirm vergrössern oder dem Mi-
kroskop nähern muss, ist unmittelbar klar.
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16
Zweiter Abschnitt.
Weitem grossere Lichtintensität zeigt, als ein rein blauer, wolken-
loser Himmel, haben die Versuche Bunsen's, dem wir ja so Vieles
auf dem Gebiete der Optik zu danken haben, zur Evidenz erwiesen,
und fuhren wir dieselben, da sie für den Mikrophotographen von
Werth sind, an.
Bunsen selbst giebt diese Beobachtungen in den Poggendorf-
schen Annalen (108 S. 237) wieder und führt erklärend aus: In den
Morgenstunden von 7 ühr bis 12 ühr sei am qu. Tage ein Wolken-
schleier von stetig wechselnder Dichtigkeit gewesen, der die Sonne
Fig. 1.
nur schwach durchscheinen Hess; diese Trübung habe allmählich
abgenommen, bis nach 2 ühr und 3 Uhr nur noch einzelne lichte
Wolken über den Zenith zogen und nach 3 und 4 ühr der Himmel
ganz wolkenlos war. Dies ist in der beifolgenden, nach Bunsen
gegebenen Curve (TF), die neben der Curve bei wolkenlosem Himmel
(K) gezeichnet ist, recht anschaulich sichtbar.
Böi der leichten Bewölkung überragt die Intensität des von den
weissen Wolken reflectirten Lichtes diejenige des blauen Himmels
um das Vierfache, während sie bei dichtem Wolkenhimmel derselben
fast gleich wird. —
Die Zahlen auf der Verticalen der Curve zeigen die Licht-
intensität in Graden, diejenigen auf der Horizontalen die Beobachtungs-
zeiten an.
Wie erwähnt, kann man das diffuse Tageslicht, obwohl es die
billigste, bequemste und einfachste Lichtquelle ist, doch nur, selbst
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I. Die Lichtarten. 17
bei Anwendung der empfindlichsten Platten, bei verhäitnissmässig
schwachen Vergrösserungen anwenden.
Man ist deshalb bei stärkeren Vergrösserungen, wenn man
sich von dem variablen, nie beständigen Sonnenlichte emancipiren
will, stets angewiesen auf
Die künstlichen Lichtquellen.
Wir haben hier zunächst diejenigen Lichtquellen zu unter-
scheiden, welche in Bezug auf ihre Lichtstärke und Intensität mehr
dem directen Sonnenlichte zuneigen und dann auf diejenigen ein-
zugehen, welche sich dem diffusen Tageslicht näher stellen.
Die Ersteren erfordern bei photographischen Aufnahmen eine
Terhältnissmässig kurze Expositionszeit, während Letztere zwar sehr
gute und scharfe Bilder liefern, jedoch die Expositionszeit ganz
erheblich, oft auf 20 — 30 Minuten, verlängern.
Zu der ersten Gruppe gehören:
1. das elektrische Bogenlicht,
2. das Magnesiumlicht,
3. das Knallgaskalklicht,
zur zweiten:
1. das Glühlicht, a) elektrisch,
b) von Auer,
2. das Gaslicht,
3. das Petroleumlampenlicht etc.
Reichen die unter die zweite Gruppe gestellten Lichter für viele
Fälle der Praxis und selbst auch bei stärkeren Vergrösserungen
aus, so haben sie doch durchgängig einen recht erheblichen Nach-
theil: Sie verlangen bei starken Vergrösserungen eine sehr erheb-
lich lange Expositionszeit.
Kommt es nun auch bei Dauerpräparaten, die in ihrer einmal
eingenommenen Lage fest und unverrückbar bleiben, durchaus nicht
darauf an, ob man ein Object 1 oder 20 Minuten oder gar noch
länger exponirt, so hat diese lange Exposition doch in vielen Fällen
ihre grossen Nachtheile, ja, sie ist vielfach ganz unmöglich.
Liegen z. B. flüssige und bewegliche Präparate zur Aufnahme
vor, wie dies in der Praxis des forensischen Chemikers und Mikro-
skopikers nur gar zu oft und fast ausschliesslich vorkommt, so ist
es schwierig, dieselben 20 Minuten und länger in absolut fester
Jeserich, Mikrophotographie. 2
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lg Zweiter Abschnitt.
unTeränderlicher Lage zu erhalten. Wendet man hingegen stärkere
Lichtquellen der ersteren Gruppe an, so kommt man schon mit
Ezpositionszeiten yon höchstens einigen Minuten, meist aber nur
Secunden aus.
Die Präparate auf diese kürzere Zeit unbeweglich zu halten, ist
bei Weitem leichter und sicherer. —
Dasselbe gilt von der Stabilität des ganzen Apparates überhaupt.
Wer jemals genothigt gewesen ist, seine Arbeiten in einem auch
Yon anderen Leuten bewohnten Hause auszufuhren (und dies wird
leider das Loos der Meisten sein, denn nur selten steht ein sonst
unbenutzter und streng zu isolirender Raum zur Verfügung), wird
es oft genug empfunden haben, wie sich jede Erschütterung, jedes
Thürwerfen selbst dem am festesten gebauten Apparate mittheilt.
Dass solche Erschütterungen sich dem ganzen Apparate und
besonders auch flüssigen unyerkitteten Objecten mittheilen, liegt auf
der Hand, ebenso wie es unmittelbar klar ist, dass sich bei einer
nur 1 bis 2 Minuten oder dem Bruchtheil einer Minute dauernden
Expositionszeit derartige Störungen bei Weitem leichter vermeiden
lassen, als bei einer 20 volle Minuten und länger dauernden Ex-
positionszeit. Unter diesen Umständen liegt eben zweifellos in der
Schnelligkeit der Aufnahme, wie schon Benecke sehr zutreffend
bemerkt, «eine der hauptsächlichsten Garantien für das Gelingen der-
selben!"
Noch erheblicher tritt diese Verlängerung der Expositionszeit,
als unangenehm, da zu Tage, wo es die Natur des zu fixirenden
Objectes erforderlich macht, solche Medien in den Weg des Lichtes
einzuschalten, die die Intensität desselben um ein Erhebliches herab-
mindern.
Solche Fälle treten einmal bei der später näher zu beschreiben-
den Einschaltung gefilrbter Scheiben, und ferner bei der Anwen-
dung von polarisirtem Lichte ein.
Kann man bei diesen, in der Praxis nur allzuhäufigen Fällen
mit den Beleuchtungen der zweiten Gruppe überhaupt kaum mehr
brauchbare Resultate wegen Lichtmangels und allzulanger Exposition
erreichen, so genügen für diese Untersuchungen die Beleuchtungen
der ersten Gruppe vollständig.
Dass man endlich mit sehr lichtempfindlichen Platten^) unter
^) Bemaert- und Momentplatten.
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I. Die Lichtarten. 19
Anwendung der ersten Gruppe der Lichtquellen noch da sehr schone
Augenblicksbilder erzeugt, wo dies mit den Lichtquellen der zweiten
Art bereits unmöglich ist, ist von selbst einleuchtend.
Durch die mir Yon Herrn Medicinalrath Prof. Birch-Hirschfeld-
Leipzig freundlichst gemachte Mittheilung, dass er beim Färben le-
bender Mikroorganismen (Bacillen etc.) ganz vorzügliche Resultate
erzielt hat, wird die Wichtigkeit und Nothwendigkeit einer kurzen
Expositionszeit noch mehr erwiesen. Photographische Aufnahmen
Yon lebenden Wesen müssen, da bei ihnen jede Deformation und
Einschrumpfung ausgeschlossen ist, stets und ständig noch natur-
getreuere Bilder geben als solche von selbst den besten eingetrock-
neten Präparaten.
Es ist aus allen diesen Gründen das Bestreben des Verfassers
bei seinen jahrelangen Versuchen gewesen, nachdem es ihm bereits
gelungen war, mit Beleuchtungsquellen der zweiten Gruppe gute
Resultate selbst bei sehr starken Vergrosserungen zu erzielen, die
dabei unbedingt notbige lange Expositionsdauer abzukürzen und
.durch Nutzbarmachung einer, billigen und leicht zu behandelnden
Lichtquelle erster Gruppe kürzere Expositionszeit und die dabei
möglich werdenden Vortheile zu schaffen, um auf diese Weise die
Mikrophotographie vollBtändig Tom directen Sonnenlicht unabhän-
gig hinzustellen. —
Da sich bei diesen Versuchen das Drumond'sche ICalklicht als
das in Bezug auf Billigkeit, Leichtigkeit der Handhabung im Ver-
hältniss zu seiner Leistungsfähigkeit geeignetste Licht erwiesen hat,
soll demselben in Bezug auf seine Darstellung und Anwendung ein
eingehender Theil gewidmet werden.
Auch die anderen beiden Lichtquellen werden, soweit dies im
Rahmen des Werkes passt, besprochen werden, da sie für die Zwecke
der Projection und Vergrosserungen von Mikrophotogrammen von er-
heblicher Bedeutung sind. —
1. Das elektrische Bogenlicht.
Nächst dem directen Sonnenlicht, das, wie wir im Vorstehen-
den des Näheren gesehen, zwar die stärkste Litensität hat, uns
aber nicht stets zur Hand ist und dieserhalb manchen Nachtheil in
seiner Anwendung zeigt, haben wir die stärkste und chemisch
kräftigste Lichtquelle in dem elektrischen Bogenlichte.
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20 Zweiter Abschnitt.
Gerade das Bogenlicht hat innerhalb des letzten Decenniums
eine ungeahnt ausgedehnte Anwendung im Gebrauche des taglichen
Lebens gefunden und ist es deshalb nicht zu verwundern , dass die
Technik in der Herstellung möglichst gut und sicher arbeitender
Bogenlichtlampen ihr Bestes geleistet hat.
Wir können für unsere Zwecke nur diejenigen Lampen in Betracht
ziehen, welche ein Licht geben, das trotz der stetigen Abnützung
der Kohlenspitzen stets auf ein und demselben Punkte erhalten
bleibt. Die Jablochkoff 'sehen Kerzen und solche Apparate, bei denen
sich der Lichtpunkt während des Brennens verändert, fallen dem-
nach von selbst fort.
Zur Anwendung können ferner von diesen Bogenlichtlampen
nur diejenigen kommen, welche eine selbstthätige Regulirung haben,
da keinesfalls neben den Arbeiten der Einstellung und Aufnahme
bei mikrophotographischen Arbeiten für den Experimentator noch
Zeit zu einer genauen Regulirung des elektrischen Lichtes durch
Handbetrieb übrig bleibt. —
Es ist hier eine derartig grosse Anzahl von Constructionen vor-
handen und sind mit den verschiedenen Arten so günstige Resultate
erzielt worden, dass es nicht in den Rahmen dieser Beschreibung
passen kann, eine oder die andere des Näheren mit allen ihren '
Vorzügen zu besprechen.
Wir begnügen uns damit, ein kurzes allgemeines, principielles
Bild der Anordnung von einer für unsere Zwecke brauchbaren Lampe
zu geben, und verweisen im üebrigen auf die in den Specialwerken
gemachten Angaben.
Die Fig. 2 und 3 geben die Hefner- Alteneck'sche Lampe, wie
sie von Siemens & Halske gefertigt wird. Die Zuleitungsklem-
men (4-, — ) und der Träger der unteren Kohle sind durch Hart-
gummi isolirt, während der Träger der oberen Kohle mit dem
oberen Lampengehäuse in leitender Verbindung steht. Beide Kohlen-
träger greifen mittelst Zahnstange in zwei verschieden grosse, auf
derselben Axe feststehende Zahnräder ein und werden dadurch, sich
stets so bewegen, dass sich die Kohlenspitzen immer am gleichen
Punkt beim Verbrennen halten. Die Regulirung geschieht in fol-
gender Weise:
Der Strom geht von Klemme 4- durch den Elektromagneten E,
von da in das Gehäuse, durch den Träger a zur oberen Kohle,
durch die untere Kohle und den isolirten Träger b zur Klemme —
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I. Die Lichtarten.
21
Wird der Elektromagnet E durch
den ihn umkreisenden Strom mag-
netisch, so zieht er den Anker Ä
an und schiebt durch Bewegung
des Winkelhebels AKS den oben
am letzteren befindlichen Sperr-
haken m nach links. — Gleich-
zeitig berührt aber auch der Con-
tact h die Klemme +, schliesst
den Strom kürzer, also unter Aus-
schaltung des Elektromagneten,
der somit unmagnetisch wird. Der
Winkelhebel wird nun durch die
mit der Schraube r regulirte Fe-
der p in seine alte Stellung zu-
rückgedrückt, der Contact hört
auf, der Elektromagnet wird wie-
der magnetisch und das Spiel be-
ginnt Ton neuem, den Haken m in
oscillirende, das Rad in drehende
Bewegung versetzend, durch die
die Kohlenspitzen von einander
entfernt werden. — Ist die Ent-
fernung der Spitzen so gross ge-
worden, und hierdurch der Strom
derartig geschwächt worden, dass
er im Elektromagneten eine nicht
mehr der regulirbaren Kraft der
Feder p gleiche Anziehungskraft
erzeugt, so föUt der Winkelhebel
AKS zurück und die durch das
Zurücktreten des Hakens M frei-
gegebenen Räder lassen die Koh-
lenspitzen sich durch das Ueber-
gewicht des oberen Trägers ein-
ander nähern. — Durch diese An-
näherung wird nun aber der Strom
wieder stärker und bei Erreichung
einer ganz bestimmten Stärke be-
Pig. 2.
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22
Zweiter Abschnitt.
ginnt die Function des Elektromagneten Yon Neuem. — Auf diese
Weise werden die Kohlenspitzen stets in richtiger Entfernung von
einander und immer auf demselben Punkte bleiben.
Für Projectionsz wecke reicht diese Centrirung des leuchtenden
Punktes sehr gut aus, für mikrophotographische Aufnahmen macht
sich aber doch noch das allerdings sehr geringe Hin- und Hersprin-
gen des Lichtbogens als Mangel bemerkbar, da es in diesem Falle
jl m auf ein Feststellen des leuchtenden Punktes
f« ^*^ auf einen ganz bestimmten kleinen Raum an-
kommt und selbst schon ein Schwanken um
nur y^ mm Fehler verursacht.
2. Das Magnesiumlicht.
Nächst dem elektrischen Lichte ist das
Tom verbrennenden Magnesium entwickelte
Licht dasjenige, welches die stärkste che-
mische Wirkung auf die lichtempfindlichen
Platten ausübt. — Die Lichtintensität ist nach
den von Prof. Bunsen ausgeführten eingehen-
den Bestimmungen eine derartige, dass sie,
wenn pro Minute ein Decigramm Magnesium
verbrannt ist, nur sechsunddreissig Mal ge-
ringer ist als diejenige des directen Sonnen-
lichtes. —
Stand früher der Anwendung des Magne-
^ siums der verhaltnissmässig hohe Preis des-
selben entgegen*), so ist dieser Preis durch
die patentirte Erfindung des Dr. Grätzel, nach
welcher das Magnesium durch Elektrolyse direct gewonnen wird,
bedeutend herabgegangen. Nach den uns vom Erfinder gemachten
Mittheilungen wird derselbe sich auf 75 M. pro 1000 g und bei
grosserem Verbrauch noch erheblich niedriger stellen. —
Besonders, da es nach Benecke's Versuchen noch möglich ist,
die Intensität desselben um ca. ein Drittheil dadurch zu erhohen,
dass man statt eines einfachen Magnesiumdrahtes eine aus zwei
Magnesium- und einem Zinkdrahte geflochtene Schnur verbrennt,
Fig. 3.
*) Das Granmi kostete noch vor 10 Jahren ca. 1 Mark und mehr.
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I. Die Lichtarten. 23
müsste das Magnesiumlicht die Hauptlichtquelle für den Mikrophoto-
graphen bilden.
Leider haften demselben aber zwei recht erhebliche Nachtheile
an, die nur allzu sehr geeignet sind die Vorzüge zu paraljsiren und
in Schatten zu stellen.
Einmal ist ein unvermeidlicher XJebelstand, dass das Magnesium
beim Verbrennen einen starken weissen Rauch von Magnesiumoxyd
ausstösst. Hat man den Rauch auch durch eigens hergerichtete
Ventilationsapparate abzuführen versucht, so ist es, abgesehen von
dieser grossen Unbequemlichkeit, doch nicht vollends zu vermeiden,
dass sich bei längerer Beleuchtung die dem Magnesium zunächst
befindlichen Linsen und Reflectionsspiegel mit einem feinen, immer
mehr wachsenden Anflug überziehen, der sowohl die Reflexion der
Spiegel, wie die Klarheit der Linsen stark beeinträchtigt und das
so nöthige Licht in hohem Grade abschwächt.
Will man diese üebelstände, was übrigens kaum angeht, durch
öfter wiederholtes Reinigen der betreffenden Theile beseitigen, so
werden die letzteren mit der Dauer der Zeit stark angegriffen und
leicht Beschädigungen ausgesetzt.
Der zweite, aber bei weitem noch mehr ins Gewicht fallende
Nachtheil des Magnesium lichtes ist der, dass es selbst mit den
besten bis heute bekannten Regulatoren^) nicht möglich ist, ein
vollkommen sicheres und wirklich constantes Licht zu erreichen.
Es findet stets ein Hin- und Herschieben des eigentlich leuch-
tenden Punktes statt und, da wir denselben genau auf einen ganz be-
stimmten und sehr kleinen Fleck des Objectes nothwendiger Weise
concentrirt haben müssen, wird hierdurch das Gesichtsfeld ganz un-
regelmässig bald intensiv, bald schwach, bald gar nicht beleuchtet.
Bei der von Benecke construirten Lampe ist dies weitmög-
lichst zu beseitigen gesucht (Fig. 4). In dieser Lampe wird der
durch das Uhrwerk (C) gleichmässig von der Rolle (G) abgerollte
und durch die Hülse (H) in den Brennpunkt des Hohlspiegels (/)
geleitete Magnesiumdraht dadurch in dem Brennpunkte festgehalten,
dass an der Messinghülse sich ein kleines Netz aus Messingdraht
befindet (K). Das Netz, welches eine horizontale Lage hat, fängt
') Siehe 0. Ney's pat. Regulator, der für schwache Vergrösserungen
Vollkommenes leistet und der in den unten beschriebenen Projections-
apparaten Verwendung findet.
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24
Zweiter Abschnitt.
den brennenden Magnesiumdraht, wenn derselbe sich etwa zu tief
senken will, auf und verhindert auf diese Weise, dass der leuchtende
Theil desselben sich erheblich aus dem Brennpunkte entfernen kann.
Hat sich zu viel Magnesiumoxyd auf dem Netze angesammelt,
Fig. 4.
80 soll man dasselbe durch Abklopfen in den unterstehenden Kasten
(Z/) fallen lassen.
Dieser Art hatte der Verfasser zu seinen Versuchen, betreffend
die Brauchbarkeit des Magnesiums den Apparat ebenfalls angeordnet
und gelang es ihm trotz sehr zahlreicher Versuche, die er mit dem
ihm von Dr. Grätzel in liebenswürdigster Weise zur Verfügung ge-
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I. Die Lichtarten.
25
stellten Magnesium anstellte, nur bei Vergrösser ungen von geringer
Starke wirklich gute Resultate zu erzielen. Bei stärkeren Vergrös-
serungen trat stets ein mehr oder weniger starkes Schwanken des
Lichtpunktes ein, das störend wirkte und vielfach die Aufnahmen
vollkommen misslingen Hess. — Dasselbe war der Fall bei der ganz
vorzüglichen Ney'schen Magnesiumlampe, die, obwohl für schwächere
Vergrösserungen vollkommen genügend, für stärkere Vergrösserungen
ebenfalls nicht ausreichte.
Dieselbe, die in Fig. 5 wiedergegeben ist, führt den Rauch vom
verbrennenden Magnesium durch den Schlot ab, während das bei der
Verbrennung entstehende compacte Magnesiumoxyd durch eine ge-
eine geeignete, mittelst Uhr-
werk in Bewegung gesetzte
Greif- Vorrichtung in den unter
den^ Reflector sichtbaren Kasten
abgestreift wird. —
Bevor wir also nicht in dem
Besitz einer mit entsprechender
und absoluter Sicherheit den
Brennpunkt des Systemes und
den Leuchtpunkt des verbren-
nenden Magnesiums vereinigen-
den Lampe sind, scheint das
Magnesiumlicht so grosse Vor-
theile es auch sonst durch
seine besonders starke actini-
sche Wirkung bieten mag, nur
einer sehr beschränkten Anwendung im Dienste der Mikrophoto-
graphie fähig zu ^ein und reicht für starke Vergrösserung nicht in
genügender Weise hin, da bei dem Schwanken des Lichtpunktes
man unmöglich im Stande ist, genau die Expositionszeit wegen des
Intermittirens abzumessen. Es bleibt deshalb von den starken Licht-
quellen der ersten Gruppe für die ausführliche Besprechung nur
noch übrig:
3. Das Kalklicht.
Das Knallgaskalklicht oder Drummond'sche Kalklicht ist von
jeher in Bezug auf seine Anwendbarkeit für Mikrophotographie recht
stiefmütterlich behandelt worden.
Flg. 6.
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26 Zweiter Abschnitt.
Während Viele es bei Aufzählung der künstlichen Lichtquellen
mehr aus historischem Interesse aufnehmen und dabei bemerken,
dass es wegen seiner im Yerhältniss zur Helligkeit geringen acti-
nischen Wirkung und wegen seiner yerhältnissmässig unbeque-
men und umständlichen Darstellung keine oder doch nur sehr
geringe Aussicht auf Einführung in die Mikrophotographie habe,
übergehen Andere es überhaupt als ganz unbrauchbar mit Still-
schweigen. —
und doch kann es, wie die vielen und eingehenden Versuche
des Verfassers gelehrt haben, heute — nach Einführung der licht-
empfindlichen Trockenplatten — bei richtiger Anwendung sehr gute
Resultate ergeben.
Es ist berufen überall da einzutreten, wo die allerdings sehr
bequemen, leicht zu be^chafifenden Lichtquellen der zweiten Gruppe
nicht mehr genügend an Lichtstärke sind und den Dienst aus irgend
welchem Grunde versagen.
Das Kalklicht giebt bei übrigens gleicher Ausführung des Ver-
suches, das heisst bei Anwendung derselben Platten etc., ein derartig
starkes Licht, dass die Expositionszeit gegenüber der mit den
besten Petroleumlampen erzielten auf ca. die 500 — 700 mal geringere
Zeit und noch weniger herabgemindert wird.
Während man bei Anwendung ge wohnlicher Trockenplatten,
wie sie für Portrait- und Landschafts-Aufnahmen Anwendung finden,
selbst bei den besten Petroleumlampen (siehe diese) noch einer Ex-
positionszeit von 15—20 Minuten und mehr zur Aufnahme der
Vergrosserungen von ca. 750 linear bedarf, setzt die Anwendung
eines geeigneten Kalklichtes diese Zeit auf das 500 — 700 fach gerin-
gere Maass herab.
Kommt es nun auch bei gut verkitteten, festliegenden Dauer-
präparaten meist durchaus nicht darauf an, ob man 2 oder 20 Mi-
nuten exponirt, so liegen doch die Dinge bei Anwendung frischer
unverkitteter Präparate wesentlich anders.
Den Werth einer kürzeren Exposition bei Einschaltung von ge-
färbten Gläsern und Polarisationsapparaten, Apparaten, deren An-
wendung in vielen praktischen Fällen durchaus unumgänglich ist,
haben wir oben (S. 18) bereits des Näheren beleuchtet.
Einen weiteren, gerade für unsere Zwecke höchst erheblichen
Vortheil bietet das Kalklicht in Folgendem:
Bei besonders starken Vergrosserungen kommt es vor allem
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I. Die Lichtarten. 27
darauf an, das Licht möglichst gut zu centriren und auf einen klei-
nen Punkt zu vereinigen. Dieser Punkt nun muss mit dem zur
Aufnahme bestimmten Theil des Objectes identisch sein. Wie dies
am besten zu geschehen hat, werden wir weiter unten bei der Be-
sprechung der Beleuchtungsarten sehen, das Eine aber ist schon jetzt
ersichtlich, dass je kleiner (und damit zugleich je intensiver) ein Licht-
punkt ist, er desto fester und unverrückbarer bleiben muss.
Bei Anwendung von Lampenlicht und dergleichen haben wir es
immer mit einer verhältnissmässig grösseren Lichtquelle zu thun,
und es kommen demgemäss die kleinen Schwankungen nicht in
Betracht, die bei elektrischem Lichte und den andern beiden Licht-
quellen der ersten Gruppe schon von wesentlichem Nachtheil sind.
Dass eine Aufnahme nie gut gelingen kann und wird, wenn
sich der Lichtpunkt, der zur Beleuchtung des Objectes dient, hin
und her verschiebt, kann man am besten schon dann erkennen,
wenn man unter ganz schwacher Erschütterung der Lichtquelle das
stark vergrösserte Bild eines entsprechenden Objectes auf der
matten Scheibe betrachtet.
Man wird leicht bemerken, dass ein merkliches Hin- und Her-
rücken des Bildes selbst mit den Bewegungen des Lichtquelle Hand
in Hand geht; es ist dies eine Folge der Brechungserscheinnngen.
Dass selbstredend auf diese Weise, wenn sich an Stelle der
matten Scheibe, die sensibilisirte Platte befindet, die Scharfe der
Lichteindrücke auf dieselbe leiden und das erhaltene Bild gerin-
gere Schäi^fe zeigen muss, ist klar.
Ist aus diesem Grunde schon das elektrische Bogenlicht nur
dann anwendbar, wenn es mit einem ganz vorzüglich arbeitenden
Regulator versehen ist, und zeigt es wegen des Hin- und Hersprin-
gens des Lichtbogens selbst auch dann noch, besonders bei sehr
starker YergrÖsserung, Schwankungen, so kann aus demselben Grunde
das Magnesiumlicht bei den bis heute construirten Regulatorlampen
noch keine Verwendung bei stärkeren Vergrösserungen finden.
Im Kalklichte haben wir dagegen eine Lichtquelle, bei der es
ohne grosse Schwierigkeit und ohne Anwendung exact construirter
und sicher arbeitender Apparate (und solche sind stets, wenn sie ihren
Zweck wirklich , erfüllen sollen, eine kostspielige Anschaffung)
dennoch möglich ist, einen absolut feststehenden, unverrück-
baren leuchtenden Punkt zu erhalten und dauernd absolut auf
seinem Standpunkt festzustellen.
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28 Zweiter Abschnitt.
Dieser Gesichtspunkt, sowie die grosse Einfachheit und Billig-
keit der Herstellung des Knallgas-Kalklichtes haben den Verfasser
schon vor Jahren darauf hingeleitet, es da zur Anwendung zu brin-
gen, wo die Lichtquellen zweiter Gruppe wegen der angegebenen
Gründe nicht ausreichten.
Die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate sind denn auch
vom besten Erfolge gekrönt gewesen.
Bei dieser Gelegenheit soll übrigens gleich noch auf einen für
die Mikrophotographie wesentlichen Punkt in Bezug auf die Licht-
erzeuger und deren angegebene Lichtstärken hingewiesen sein.
Werden im Allgemeinen die Lichterzeuger ihrer Lichtstärke
nach bemessen, so giebt man für die letztere ein Maass an, welches
der Intensität der Beleuchtung auf eine in gewisser Entfernung auf-
gestellte, von der Lichtquelle beleuchtete Fläche entspricht. Mag
man nun die Intensität in Bezug auf ihre optische oder in Bezug
auf chemische Wirkung messen, man stellt in beiden Fällen stets
nur die Wirkung, nicht aber die Grösse des lichtgebenden Kör-
pers fest. —
Wenn diese Art der Feststellung nun für alle Beleuchtungs-
zwecke gewöhnlicher Art genügt, so verändern sich die Verhältnisse
bei Anwendung des betreffenden Lichtes zum Zwecke der Mikro-
photographie sehr wesentlich.
Es ist von selbst ersichtlich, dass eine leuchtende Fläche von
ca. 1 qcm Grösse dieselben Lichtwirkungen (chemisch und optisch)
erzeugen muss, als eine leuchtende Fläche desselben Materiales von
10 qcm Grösse, aber 10 fach schwächerer Lichtintensität; beide
werden eben auf eine in gleicher Entfernung aufgestellte Fläche be-
stimmter Grösse gleiche Helligkeit erzeugen.
Bei der mikroskopischen Photographie dagegen wird ein Bild
des Lichterzeugers, um grösste Helligkeit zu erzeugen, auf dem zu
beleuchtenden Objecte selbst durch geeignete Vorrichtungen (siehe
S. 53 u. 54) erzeugt und kommt es aus diesem Grunde nicht nur
auf die absolute Stärke des Lichtgebers, sondern auch auf die re-
lative Grösse des leuchtenden Körpers an.
Dass natürlich für unsere Zwecke diejenigen Lichtgeber, welche
bei möglichster Kleinheit des leuchtenden Punktes die möglichst
grösste Helligkeit geben, die geeignetsten sind, ist klar, ebenso wie
es leicht ersichtlich ist, dass die für gewöhnlich angegebenen Licht-
stärken der einzelnen Lichtquellen nicht ohne Weiteres für die Mi-
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I. Die Lichtarten. 29
krophotographie in Anwendung zu bringen sind, da sie für die
Lichtquellen mit kleinem leuchtenden Punkt verhältnissmässig zu
geringe Zahlen geben.
Die Lichtquellen der ersten Gruppe, das elektrische Bogenlicht,
das Magnesiumlicht und das Ealklicht, sind wegen der Kleinheit des
leuchtenden Punktes gerade für die Mikrophotographie sehr gut ge-
eignet. Dass übrigens ihr lichtgebender Theil sich wirklich auf einen
nur sehr kleinen Punkt, bei weitem kleiner wie man allgemein glaubt,
concentrirt, wird man am besten beobachten, wenn man die batrefifen-
den Lichter durch eine stark gefärbte Glasscheibe betrachtet. Es ist
dann nämlich die Wirkung der Irradiation, welche uns, durch Rei-
zung von nicht direct getroffenen Stellen der Netzhaut, stark leuch-
tende Körper grösser erscheinen lässt, als sie in der That sind,
aufgehoben.
Herstellnng des Kaikliehtes.
Wir wollen nun in Nachstehendem zunächst die Darstellung der
für das Knallgaslicht erforderlichen Gase geben und dann zu den
verschiedenen Arten der Brenner etc. übergehen.
I. Die Gase.
a) Das Wasserstoffgas
wird man heute wohl nur in den seltensten Fällen in Anwendung
bringen, es vielmehr überall da, wo Leuchtgas zur Verfügung steht,
durch dieses ersetzen. Es haben nämlich vielfache Versuche erwie-
sen, dass durch diesen Ersatz die Leuchtkraft um nur sehr wenig
geschwächt wird und man für diesen kleinen Verlust reichlich durch
die grosse Bequemlichkeit, die in der Darstellung nur eines Gases,
des Sauerstoffes, liegt, entschädigt wird.
Um jedoch selbst auf die Fälle, wo dem Experimentator kein
Leuchtgas zur Verfügung steht, Rücksicht genommen zu haben,
geben wir in Kurzem auch die Entwickelungsmethode des Wasser-
stoffes und wollen nicht verfehlen, im Voraus zu bemerken, dass
man sich bei seiner Darstellung vor Allem ängstlich davor hüten
muss, in den Apparaten und Leitungen, in welche dieses Gas kommt,
gleichzeitig Lufl: oder gar Sauerstoff zu belassen.
Beide Gase zusammen bilden das so hefdg explodirende
Knallgas, das sich nicht bloss durch helle Flamme, sondern schon
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30 Zweiter Abschnitt.
durch den kleinsten Funken und glimmende Eohle unter heftig-
ster Detonation entzündet. —
Das bequemste Mittel zur Wasserstofifentwickelung liefert uns
das Zink. Dasselbe zersetzt sich mit Schwefelsäure nach der
Formel :
H3SO4 4- Zn =^ ZnSO^ + H^
und bietet eine reiche Quelle für Wasserstoff.
Man wendet englische Schwefelsäure an, die man in genügender
Weise (1 : 7) deshalb verdünnt hat^), weil eine gewisse Menge
Wasser erforderlich ist, um das bei der Reaction entstehende Zink-
sulfat (weisser Vitriol) in Lösung zu erhalten, damit es nicht bei
Ausscheidung in Salzform das noch unzersetzte Zink umhülle und
somit die Gasentwickelung unterbreche.
Aus 1 kg Zink, das man am besten granulirt oder in kleinen
Stückchen -oder Stäbchen zur Verwendung bringt, erhält man 445
Liter Wasserstoff und bedarf zu ihrer Entwickelung ca. 2051 g eng-
lischer, 60 procentiger Schwefelsäure.
Man kann die Entwickelung des Gases übrigens sehr erheblich
bei Anwendung gleicher Säurequanten dadurch beschleunigen, dass
man zur Säure ein paar Tropfen einer Platinchloridlosung hinzufügt:
Das Platin schlägt sich in feiner, schwammformiger Structur auf
dem Zink nieder, und sofort beginnt eine sehr stürmische Entwicke-
lung^ die durch galvanische Wirkung des niedergeschlagenen metal-
lischen Platins bedingt ist.
Statt des Zusatzes von Platinchlorid zur Säure kann man auch
einige Stückchen Platinblech oder Platindraht zu dem Zink werfen;
die Wirkung ist etwas weniger energisch, aber immer noch recht er-
heblich, und man hat den Vortheil, kein Platin zu verlieren, sondern
dasselbe immer wieder benutzen zu können.
Die Entwickelung des Gases nimmt man in einem Kipp'schen
Ent Wickelungsapparate vor. Derselbe gestattet ein constantes Ar-
beiten und lässt die verbrauchte Säure leicht auswechseln, ohne an
der sonstigen Beschickung eine Aenderung nöthig zu machen.
*) Die Verdünnung der Säure selbst nimmt man in der Art vor, dass
man die Säure in das abgemessene Wasser in dünnem Strahle unter ste-
tigem Umrühren eingiesst, während man das Mischungsgefäss durch Ein-
setzen in einen Behälter mit kaltem Wasser abgekühlt erhält. — (Nie um-
gekehrt Wasser in Säure giessen, da sonst leicht Explosion eintritt!)
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I. Die Lichtarton.
31
Fig. 6.
Die Säure befindet sich in dem oberen Gefasse (E), tritt durch
das Rohr (r) in den unteren Raum (g) und wenn dieser vollständig
gefüllt ist, durch den Siebboden aus
Gummi bei der Einschnürung nach dem
mittleren Behälter a, wo sie das Zink
vorfindet, um hier die Entwickelung zu
beginnen. Das entwickelte Gas entweicht
durch den Hahn (^H) nach der Wasch-
flasche. Sollte mehr Gas entwickelt wer-
den als durch den Hahn entweichen kann,
so tritt durch den Druck des Gases die
Säure nach dem unteren Geisse zurück,
und die Entwickelung lässt dadurch nach
oder hört ganz auf.
Ist die Säure erschöpft, so wird sie
durch Neigen des seitlichen Rohres oder
einen an dessen Stelle befindlichen Hahn
abgelassen und von oben her durch
frische ersetzt. —
Da der mittlere Behälter ca. 1 — 2 kg
Zink fasst, so kann man ohne Unterbrechung, nur bei öfterem Aus-
wechseln der Säure, 500 — 1000 Liter Wasserstoff erzeugen. —
Eine andere Art der Entwickelung ist die von Molteni empfoh-
lene, die darin besteht, dass ein genügend
grosser, mit Hahn versehener, aus Blei gefer-
tigter, glockenförmiger Behälter in einen mit
der Säure gefüllten Kübel taucht. Die Glocke
trägt in ihrer unteren weiten Oeffnung einen
siebförmigen Bleieinsatz, der nach dem Füllen
der Glocke mit Zink fest eingesetzt wird; das
Gas entweicht aus dem Hahn; bei zu heftiger
Entwickelung wird die Säure, ähnlich wie beim
ersten Apparat, zurückgedrängt und die Ent-
wickelung lässt nach. —
Aus den Entwicklern wird das Wasser-
stoffgas zunächst in eine Waschflasche und dann in das Reservoir
geleitet. — —
Ehe man das Gas in das Reservoir eintreten lässt, überzeuge
man sich anch ganz sicher davon, dass alle atmosphärische Luft
Fig. 7.
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32 Zweiter Abschnitt.
aus den Entwickelungs- und Waschappuraten ausgetrieben ist. Man
thut dies am besten, indem man mittelst eines knieförmig geboge-
nen, am Entwickelungsschlauch befindlichen Glasrohres eine Probe
Gas in einen kleinen Glascy linder von ca. 25 ccm Inhalt, den man,
mit Wasser gefüllt, in ein mit Wasser gefiilltes Gefäss umgestülpt hat,
leitet. Nachdem der Cylinder mit der Probe gefiillt ist, entzündet
man das in demselben befindliche Gas : ist alle Luft ausgetrieben, so
geschieht dies ohne Knall und die Flamme steigt langsam in den
Cylinder nieder; ist noch Luft vorhanden, so entzündet sich das
Gas mit einem Knall und verbrennt explosionsartig und heftig.
Man muss alsdann noch längere Zeit entwickeln, abermals eine
Probe vornehmen, um erst dann in die Behälter einzufüllen, wenn
die Entzündung und das Weiterbrennen des Gases ohne Knall und
Heftigkeit vor sich geht.
Ebenso achte man mit peinlicher Sorgfalt darauf, dass die
Wasserstoffbehälter stets frei von Luft seien und nie solche in die-
selben treten kann, da schon häufig durch Vernachlässigung dieser
Vorsicht Explosionen der heftigsten und gefährlichsten Art vor-
gekommen sind. —
Das entwickelte Gas wird, ehe es in die Reservoire gelangt, noch
in einer grosseren Waschflasche gewaschen, um es von etwa mit über-
gerissenen Säuretheilchen, die zerstörend auf
ij ^^- ' ^'g Behälter wirken würden, zu befreien.
Man bedient sich dazu am besten einer
mit drei Hälsen versehenen Wonlfschen
Flasche von ca. 4 Liter Inhalt. Der dem
Entwickler zugekehrte Hals (a) trägt ein
bis auf den Boden des Gefässes reichendes,
knieförmig gebogenes Rohr, der mittlere (b)
ein gerades, ebenfalls bis zum Boden rei-
chendes Rohr, der dritte, dem Reservoir zu-
gekehrte Hals (c) endlich ein nur durch den-
selben reichendes knieförmiges Rohr.
Als Waschflüssigkeit wendet man am besten Wasser mit etwas
Sodazusatz an und füllt mit demselben die Flasche zu einem
Drittel.
Ist es irgendwie angänglich, so benutze man statt des Wasser-
stoffes die viel bequemeren Ersatzmittel, auf die wir sogleich näher
eingehen wollen. —
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I. Die Lichtarten. 33
Statt des Wasserstoffgases wendet man heute vielfach
das Leuchtgas
an , das, mit Sauerstoff in richtigem Verhältniss gemischt, eine
dem Hydrooxy gengas fast gleiche Wirkung in Bezug auf Erzeugung
von Helligkeit hat. Die nur wenig geringere Intensität des Lichtes
wird vielfach durch die Bequemlichkeit wieder aufgewogen. Da das
Leuchtgas, das übrigens 40 — 50 7o Wasserstoffgas und ca. 30%
Grubengas enthält, in den städtischen Leitungen, besonders gegen
Abend, einen ausreichend starken Druck zeigt, braucht man dann nur
ein Gasometer für den Sauerstoff. Die für Wasserstoff bestimmte
Zufuhrung zum Enallgashahn wird einfach mit der vorhandenen Gas-
leitung, am besten mit Einschaltung eines der gleich näher zu be-
schreibenden Sicherheitsventile, verbunden.
Wird man auch bei der allgemeinen Einführung der Gasbeleuch-
tung zu heutiger Zeit nur in den seltensten Fällen in die Lage
kommen, Leuchtgas nicht zur Verfügung zu haben, so soll doch
auch auf diesen Fall Rücksicht genommen werden und zwar um so
mehr, als man sicherlich sehr selten zwei Gasometer resp. Gassäcke
zur Disposition haben wird und deshalb gern, wenn irgend angäng-
lich, von der Darstellung von Wasserstoff Abstand nimmt. —
Der Alkohol.
Man hat gefunden, dass sich das Wasserstoffgas, wenn auch
nicht vollkommen, so doch recht genügend durch eine Flamme von
Alkohol ersetzen lässt.
Aus einem auf einem festen Stativ stehenden grösseren Reservoir
wird der Alkohol durch ein Zuleitungsrohr nach dem Dochtbrenner
geleitet und speist die dort vorhandene Flamme. In die letztere
wird durch ein etwas über den Docht mündendes, horizontal ge-
richtetes Rohr Sauerstoff geblasen. Derselbe treibt die Flamme
seitwärts, es trifft die dadurch erzeugte Stichflamme den dahinter
befindlichen Kalkcylinder, bringt ihn zur Weissgluth und erzeugt so
ein äusserst strahlendes, dem Hjdrooxjgen-Kalklicht sehr ähnliches
Licht.
In air den Fällen, wo man Wasserstoff, da er unter Umständen
gefahrlich werden kann, vermeiden will, und wo kein Leuchtgas
zur Verfügung steht, ist die besprochene Lichtquelle sehr zu em-
J es er ich, Mikrophotographie. 3
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34 Zweiter Abschnitt.
pfehlen; wo Leuchtgas vorhanden, ist dasselbe selbstverständlich
vorzuziehen. —
Die Reservoire und die Zuleitungen, sowie die Sicherheitsven-
tile wollen wir, da sie in derselben Weise bei Sauerstoff in Anwen-
dung kommen, nachdem wir dessen Darstellung geschildert, aus-
führlich beschreiben und deshalb zunächst auf die praktische Durch-
fuhrung der Sauerstoffdarstellung eingehen.
ß) Das Satierstoffgaa,
Als die am meisten und fast ausschliesslich zur Darstellung des
Sauerstoffes angewandte Substanz ist das chlorsaure Kali (KCIO3)
zu bezeichnen.
Die übrigen Sauerstoffquellen wie Baryumsuperoxyd , Queck-
silberoxyd etc. kommen, als nicht billig und expeditiv genug, für
unsere Zwecke nicht in Betracht.
Das Ealiumchlorat ist mit Ausnahme des Wassers, dessen elektro-
lytische Zersetzung aber im Kleinen zu kostspielig wird, zudem
derjenige Körper, welcher bei Anwendung der kleinsten Mengen
des £ntwickeluDgsmateriales, die grosste Ausbeute an Sauerstoff
giebt, wie nachfolgende Tabelle zeigt, welche den aus 1 kg des be-
treffenden Materials gewonnenen Sauerstoff in Litern bei 760 mm
Luftdruck und 0® angiebt:
Chlorsaures Kali 273,5
Braunstein * 85,7
Braunstein 4- 1120,4 g englischer Schwe-
felsäure 128,5
Quecksilberoxyd 51,2
Kaliumbichromat + 1319,2 g englischer
Schwefelsäure 112,9
Baryumsuperoxyd 132,4
Wasser (elektrolysirt) 621,7
Das Chlorsäure Kali giebt seinen sämmtlichen Sauerstoff in
Gasform unter gleichzeitiger Bildung von Chlorkalium ab, jedoch
geht diese Reaction in zwei Phasen vor sich: die erste derselben
besteht in dem Freiwerden von Sauerstoff unter Bildung von Ka-
liumperchlorat; erhitzt man dann noch weiter, so giebt das Per-
chlorat allen Sauerstoff ab und Chlorkalium bleibt zurück. Um dies
Zerfallen des Entwickelungsprocesses in zwei gesonderte Phasen, bei
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I. Die Lichtarten.
35
denen besonders in der zweiten Phase leicht Explosionen statthaben
können, zu umgehen, erhitzt man das Chlorat nicht für sich allein,
sondern mit gleichen Theilen Braunstein, Kupferoxyd oder Eisenoxyd
gemischt. —
Einmal wird dadurch das lästige Zusammenschmelzen des Sal-
zes und die dadurch bedingte, leicht eintretende ungleiche Erwär-
mung, welche zu Explosionen fuhren kann, vermieden, und zweitens
wird der ganze Verlauf der Gasentwickeluug ein sehr gleichmässiger
und ruhiger. Nach Wiederhold beginnt die Entwickelung bei Zu-
mischung von Braunstein bei 260— 270^ bei Kupferoxyd bei 230^
Fig. 9.
Fig. 10.
bis 235®. Durch die Zumischung des Braunsteines wird die Bil-
dung von Kaliumperchlorat überhaupt vermieden und zwar, wie
Schönlein annimmt, in Folge der üeberfuhrung des activen Sauer-
stoffes des Salzes in weniger fest gebundenen, inactiven ; wie Wieder-
hold behauptet, durch das bedeutende Wärmeabsorptionsvermögen
des Braunsteins. —
Das Mischen der fein gepulverten Massen von Kaliumchlorat
und Braunstein nimmt man am besten auf einem grösseren Bogen
Papier mit Hilfe der Hand oder eines Holzspatels vor und siebt
nachher vorsichtig ab. Jede starke Reibung besonders mit Metal-
len ist auf's Sorgfältigste zu vermeiden. —
Will man sich, für den Fall, dass zum Bezug von bereits cal-
cinirtem Braunstein keine Quelle offen steht, denselben selbst calci-
niren, so achte man vor allem darauf, dass derselbe von äusserlich
sichtbaren organischen Verunreinigungen auch in den letzten Spuren
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36 Zweiter Abschnitt.
durch das Calciniren befreit werde, d. h., dass die Temperatur so
hoch kommt, dass die organischen Korper verbrennen. Die Gegen-
wart derselben kann, da sie den vom Kaliumchlorat mit Leichtig-
keit abgegebenen Sauerstoff mit Heftigkeit aufnehmen, sonst leicht
zu Explosionen fuhren.
Als Entwickelungsgefass bedient man sich entweder kupferner
oder eiserner Flaschen von Ya ^^s 1 Liter Inhalt, wenn man mit
einfacher Gas- resp. Spiritusheizung operiren will, oder grosserer
eiserner Töpfe, wenn man auf kleinen Oefen und Kohlenfeuer oder
starkem Gasfeuer entwickeln will.
Die Flaschen ersterer Art haben die vorstehende Form (S.35) und
lassen sich mit einem Bunsen'schen Einbrenner vollständig genügend
heizen. Entsprechende eiserne Flaschen kleiner Art und gleicher
Form, wie sie jetzt vielfach auch im Handel geliefert werden, thun
dieselben Dienste und sind um ca. die Hälfte niedriger im Preise.
Die grösseren eisernen Gefässe bedürfen sehr starker Hei-
zung und können mit grösseren Mengen Kaliumchlorats beschickt
werden. Im Allgemeinen sind sie nicht zu empfehlen, da die
1 Liter fassenden kupfernen oder eisernen Flaschen für fast alle
Zwecke ausreichen.
Man kann eine Retorte von den angegebenen Grössen sehr wohl
mit einer Menge von 1000 — 1100 g eines Gemisches von gleichen
Theilen Braunstein und chlorsaurem Kali beschicken und erhält so
ca. 140 — 150 Liter Sauerstoff in einer Entwicklung.
Zum Dichten der auf die Mündung der kupfernen Entwicke-
lungsflasche aufgeschraubten, ebenfalls kupfernen Entwickelungsröhre
bedient man sich mit gutem Erfolge eines Stückchens der jetzt über-
all käuflich zu habenden Asbestpappe. Man schneidet eine kreisrunde
Scheibe von etwas grösserem Durchmesser als derjenige des Flaschen-
halses ist, und in ihre Mitte ein so grosses rundes Loch, dass es
gerade über den mit Schraubengewinden versehenen Stöpsel passt
und an seinem überstehenden Rande anliegt. Beim Anschrauben
des Stöpsels presst sich nun die Scheibe zwischen diesen Rand und
den oberen Rand des Flaschenhalses fest und stellt so eine sehr
gut schliessende, durchaus hitzebeständige Dichtung her. —
Das vorher mit gut calcinirtem Braunstein gemischte chlorsaure
Kali trägt man, um ein Verschmieren des Schraubengewindes, wel-
ches ein ündichtwerden des Verschlusses zur Folge haben würde,
zu vermeiden, mittelst eines aus Papier improvisirten oder aus Blech
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I. Die Lichtarten. 37
hergestellten Trichters, der in den Hals der Flasche bis ca. 5 cm
hineinreicht, iu dieselbe ein und stampft es, durch mehrmaliges
massiges Aufstossen der Flasche auf den Tisch, fest.
Nach dem Aufschrauben des Entwickelungsrohres, und nachdem
man sich durch Ansaugen von dem Luftdichtschliessen des Appa-
rates überzeugt hat, verbindet man das Entbindungsrohr mittelst
eines Gummischlauches mit einer Waschflasche, die genau in der-
selben Weise hergerichtet ist, wie es beim Wasserstoffdarstellen be-
schrieben worden ist.
Der Waschflasche aus Glas ist der Vorzug vor den auch viel-
fach vorgeschlagenen . eisernen Waschtöpfen zu geben. Man kann
eben in einer Glasflasche stets den Gang der Entwickelung an den
durchstreichenden Blasen beobachten und seiner Heftigkeit ent-
sprechend reguliren. —
Bei Anwendung einer Menge von 1000 — 1100 g des Bräunstein-
Kaliumchloratgemisches genügt eine Waschflasche von 3 Liter Inhalt,
die zu einem Drittel mit sodahaltigem Wasser als Waschflüssigkeit
gefüllt ist, vollständig, während Zuleitungsröhren von ca. 8 mm lichter
Weite ausreichen.
Nach Verschluss des Entwickelungsgefässes beginne man sofort
mit Anheizen desselben unter Anwendung einer fast den Boden ganz
umspülenden Flamme. Hat man das richtige Verhältniss von Braun-
stein und Kaliumchlorat (1 : 1) und ersteren gut calcinirt angewandt,
so ist durchaus jede Gefahr einer zu heftigen, explosionsartigen
Entwickelung ausgeschlossen.
Nachdem das Erhitzen ungefähr fünf Minuten gedauert, prüfe man
das dem Entwickelungsschlauch entströmende Gas mittels eines vor das
Schlauchende gehaltenen glimmenden Spahnes oder Streichholzes.
Hat die Entwickelung des Sauerstoff"s begonnen, so entzündet
sich das Holz und brennt mit hellleuchtender Flamme fort; man
verbindet alsdann den Entwickler mit der Waschflasche und diese
wiederum mit dem Reservoir; entzündet sich der glimmende Spahn
noch nicht, so wartet man, bis dies der Fall ist.
Die Gasentbindung nimmt nun, wie man an den in regelmäs-
sigem Tempo die Waschflasche durchstreichenden Gasblasen beob-
achten kann, ihren regelmässigen, stetig zunehmenden Verlauf und
wird, wenn man die Flamme unverändert unter der Retorte lasst,
nach ca. 10 — 15 Minuten derartig energisch, dass die Flüssigkeit
der Waschflasche in starke Bewegung geräth.
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38 Zweiter Abschnitt
Sollte die Entwickelung gar za heftig werden, so entfernt man
auf kurze Zeit die Flamme; man wird dies jedoch, wenn man in
der eben beschriebenen Weise, unter genauer Rücksichtnahme auf
die angegebenen Verhältnisse arbeitet, kaum jemals nöthig haben,
und soll es auch, besonders auf längere Zeitdauer, vermeiden, da,
sobald zu starke Abkühlung eingetreten, die £ntwickelung fast ganz
in's Stocken geräth und erst wieder nach längerem Anheizen in
Gang kommt. —
Verfasser hat stets auf einmal in einer 1 Liter fassenden kupfer-
nen Flasche aus 1000 — 1100 g des Gemisches ohne Entfernen
der Flamme in einer fortlaufenden, stetigen Reaction den Sauerstoff
(140 — 150 Liter) entwickelt und dazu yom ersten Anwärmen bis zur
Vollendung der Entwickelung höchstens 60 — 70 Minuten gebraucht.
Die sehr kräftige Entwickelung hört dann ganz plötzlich und mit
einem Male auf.
Dabei ist im Laufe mehrerer Jahre noch niemals der geringste
Unfall oder eine Unregelmässigkeit passirt. Natürlich muss man auf
das gewissenhafteste dafür Sorge tragen, dass das entwickelte Gas
auch freien und in jeder Weise ungehinderten Austritt aus der
Waschflasche nach dem Reservoir hat.
Hat man die gegebenen Vorsichtsmassregeln bei der Darstellung
genau beobachtet, so wird man leicht in ca. 3 Stunden ca. 300 Liter
Sauerstoff ohne alle Gefahr herstellen können.
In die Waschflasche, die man hier übrigens mit einem recht
langen Sicberheitsrohre versehen muss, da sich der Druck bei dem
Culminationspunkt der Entwickelung doch öfter auf ca. 40 cm Was-
sersäule steigern kann, thut man füglich statt reinen Wassers zur
Neutralisation etwa vorhandener Säure auch in diesem Falle etwas
Aetznatron oder Soda.
Ein Zurücksteigen der Waschflüssigkeit bei nicht genügender
Wärmezuleitung zur Retorte und durch die beim Eintritt des Wassers
in die heisse Retorte plötzlich sich entwickelnden Dampfmengen be-
dingte Explosionen sind, besonders wenn das Sicherheitsrohr nicht
mehr als ca. 2 — 3 mm in die Waschflüssigkeit taucht, eine absolute
Unmöglichkeit.
Den nach dem Erkalten aus dem Gefasse entfernten, mit Chlor-
kalium gemischten Braunstein kann man aufsammeln, mit Wasser
das Chlorkalium auslaugen und nach dem Trocknen und Glühen
stets von Neuem benutzen.
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I. Die Lichtarten. 39
II. Die Qasreservoire.
Die im AUgemeiDen anzuwendenden Reservoire für die Gase, die
selbstverständlich für Sauerstojßf und Wasserstoff gleichartig con-
struirt sind, haben im Wesentlichen zwei Formen.
Die erste Art besteht in einem aus Gummi (Patentgummi) ge-
fertigten Gassack von ca. 320 Liter Inhalt ; derselbe ist zum Schutze
gegen äussere Beschädigungen mit einem Leinwandüberzug versehen.
Vor dem Füllen wird er zusammengelegt und bei der Arbeit, d. i.
bei der Erzeugung des Lichtes, in ein geeignetes Compressorium ge-
bracht. Dasselbe besteht aus zwei mittelst Scharniere an einer
Seite verbundenen, der Grösse des Sackes entsprechenden Brettern,
zwischen die der gefüllte Sack gelegt wird; zur Erzeugung eines
genügenden Druckes wird das obere Brett alsdann mit cia. 1 — 2 Ctr.
belastet.
Dass man selbstredend, wenn man statt des Wasserstoffes
Leuchtgas in Anwendung zieht und dasselbe in der zur Disposition
stehenden Leitung nicht genügend hoben Druck hat, es in einen
Gummisack resp. Gasometer füllen und dort den nothigen Druck
geben kann, versteht sich von selbst. —
Am meisten wird sieh die Anwendung der Gummisäcke da em-
pfehlen, wo man das Enallgaslicht ausser zu den Aufnahmen selbst,
auch gleichzeitig zur Veranschaulichung der fertigen Mikrophoto-
gramme durch geeignete Projectionsapparate (siehe unten) vor einem
grösseren Zuhörerkreis verwerthen will. In allen solchen Fallen
sind die Gummisäcke wegen der Leichtigkeit des Transportes sehr
zu empfehlen.
Mit 320 Liter wird man ca. 3 — 4 Stunden ununterbrochen ar-
beiten können. Einen Nachtheil haben die Gummisäcke jedoch,
nämlich den, dass sie bei längerem Unbenutztbleiben, besonders wenn
sie kalt liegen, hart und brüchig werden; man thut gut, um diesen
üebelstand zu heben, sie entweder von Zeit zu Zeit mit Wasser zu
füllen, oder in einen Kasten zu bringen, der mit Dämpfen von Schwe-
felkohlenstoff geschwängert ist. Es sei nur hier ausdrücklich be-
merkt, dass ein Gemisch von Schwefelkohlenstoffdampf und atmo-
sphärischer Luft unter Umständen äusserst explosiv sein kann
und man sich deshalb hüten muss, derartig beschickten Kästen mit
Licht oder glimmenden Körpern (brennenden Cigarren und dgl.) zu
nahe zu kommen.
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40 Zweiter Abschnitt.
So bequem, ja unentbehrlich diese Gummisäcke für ev. Vorträge
und Yorfuhrungen in verschiedenen Localen sind, so haben sie doch
neben dem eben erwähnten Nachtheil der Brüchigkeit noch den-
jenigen der leichten Verletzbarkeit. Wenn sie auch gegen grobe
äussere Schädigung durch den umhüllenden Leinwandmantel geschützt
sind, so sind sie doch leicht einem Zerreissen und Durchlöchert-
werden ausgesetzt.
Aus diesen Gründen und aus dem gleich näher zu besprechen-
den Grunde der Herstellung eines starken und con stauten
Druckes auf das Gas, sind für den ständigen Gebrauch auf einem
und demselben Platze ganz entschieden Gasometer aus Metall den
Säcken vorzuziehen. —
Die allgemein empfohlenen und vielfach benutzten gewöhnlichen
Gasometer, welche aus einer in einen Wasserbehälter umgestülpten
und je nach dem gewünschten Drucke zu belastenden Glocke von
cylindrischer Form bestehen, können wir deshalb nicht besonders
zweckmässig erachten, weil sie mit dem Verbrauch des Gases nur
einen immer geringer werdenden Druck desselben zulassen; wäh-
rend nämlich, wenn die ganze Glocke mit Gas gefüllt ist, der
Maximaldruck einer Wassersäule von der Höhe des äusseren Behäl-
ters entspricht, ßillt dieses Maximum stetig mit dem Gasverbrauch
und ist, wenn das Gas nahezu aufgebraucht ist, gleich der Differenz
zwischen dem Stande des Wassers in der Glocke und dem höch-
sten Punkte des äusseren Behälters. —
Da nun aber gerade, wie wir gleich (S. 48) sehen werden,
für die Aufnahmen mit Ealklicht die Constanz des Lichtes wegen
der Bemessung der richtigen Expositionszeit von grösster Bedeutung
ist, und sie wiederum wesentlich, vom Drucke, unter welchem die
Gase zur Verwendung kommen, abhängt, so ist es von höchster
Wichtigkeit, ein Gasometer von der Art in Anwendung zu bringen,
dass es mit dem Vorzuge der Constanz des Druckes den Vortheil
einer starken Erhöhung desselben verbindet.
Wir haben uns ein derartiges Gasometer aus starkem Zinkblech
bauen lassen und verwenden dasselbe seit Jahren mit bestem Erfolge.
Dasselbe besteht im Wesentlichen aus einem 1 m hohen, 60 cm im
Durchmesser habenden, cylinderförmigen, aufrecht stehendem Kessel,
der auf einem starken Holzgestell ruht. Au demselben befinden sich
oben zwei Hähne (C und i>), von denen der eine mit seinem Rohre
eben nur durch den Deckel reicht (C), während der andere auf
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I. Die Lichtarten.
41
einem, im Innern bis zum Boden des Gasometers reichenden Rohre
sich befindet.
Ein drittes, ebenfalls mit dem Deckel des Gasometers abschnei-
dendes Rohr (Ä) ist mit dem Manometer, das gleichzeitig als Sicher-
heitsventil dient, verbunden.
Letzteres besteht aus einem
IT - förmig gebogenen Glas-
rohr von ca. 4 mm Weite,
welches an dem mit dem Ga-
someter verbundenen Schen-
kel unten, nahezu an der
Umbiegung, eine Glaskugel
von solcher Grosse trägt,
dass dieselbe den Gesammt-
inhalt des aufsteigenden, mit
der Luft in Verbindung ste-
henden zweiten Schenkels,
um ca. Yg übersteigt. Hinter
dem aufsteigenden, mit der
Luft communicirenden Schen-
kel des Rohres befindet sich
eine Scala (in Gentimeter
getheilt) , deren Nullpunkt
unten in der Höhe der Mitte
der Glaskugel liegt.
Das Manometer ist mit
durch Fuchsin roth geförb-
tem Wasser soweit gefüllt,
dass wenn kein Druck im
Gasometer vorhanden ist,
diese Flüssigkeit die Kugel
gerade ausfüllt und im com-
municirenden Schenkel, die entsprechende Höhe zeigend, auf dem
Nullpunkt der der Scala steht.
Ausser diesen Theilen befinden sich am Gasometer noch ein in
gewöhnlicher Weise montirtes Wasserstandsrohr mit Scala (W), und
ein grösserer, zum Ablassen des Wassers dienender Hahn (V) von
9 mm lichter Weite dicht über dem Boden.
Die Function des Gasometers ist nun folgende:
Fig. 11.
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42 Zweiter Abschnitt.
Beim Füllen mit Gas wird das mit dem Deckel abschneideode
Rohr (C), nachdem das Gasometer bis oben vollständig mit Wasser
gefüllt ist, mit der Waschflasche des Entwickelungsapparates ver-
bunden, während der untere Hahn (F) mit einem Abflussrohr ver-
sehen ist. In dem Masse wie die Entwicklung des Gases geschieht,
lässt man nun aus dem Abflusshahn Wasser entweichen und beob-
achtet stetig den Stand des Manometers.
Mit nur einiger Aufmerksamkeit wird man es leicht so einrichten
können, dass stets fast kein, oder nur ein höchst geringer Druck im
Gasometer vorhanden ist; sollte selbst, was nur selten eintritt, die
Entwickelung des Sauerstoffes eine zu heftige werden, so wird, wenn
der Ausflusshahn ganz geöffnet ist, der Druck nur um wenige Deci-
meter steigen, da ja mit Zunahme des Druckes auch die Menge des
aus derselben Oeffnung, dem Hahne, abfliessenden Wassers wächst.
Ist das Gasometer gefüllt und will man zur Erzeugung des
Lichtes schreiten, so verbindet man den mit dem Deckel abschnei-
denden Hahn (C) mit dem Enallgasbrenner, das auf den Boden des
Gasometers reichende Rohr (D) aber mit einer Wasserleitung. Lässt
man jetzt aus der Wasserleitung langsam Wasser in das Gasometer
steigen, so wird, wie wir an dem Manometer beobachten, der Druck
wachsen. Hat der Druck die gewünschte Höhe erreicht, und man
mit dem Verbrauch des Gases begonnen, so ist es ein Leichtes, den
Zufluss des Wassers dem Gasverbrauch entsprechend zu reguliren
und so den Druck absolut constant zu erhalten.
Da, wo keine Wasserleitung vorhanden, kann man dieselbe
leicht durch ein ca. ein Meter über dem Deckel des Gasometers
angebrachtes Wasserreservoir ersetzen, zumal man wohl kaum einen
1 Meter Wassersäule übersteigenden Druck anwenden wird.
Da wir im Manometer Wasser als Drucksäule anwenden und
eine Wassersäule von ca. 10 Meter gleich 1 Atmosphäre ist, so wer-
den uns die Decimeter der Scala 7ioo Atmosphären anzeigen.
Man thut gut, das Gasometer, wenn nicht gearbeitet wird, auf
einen nur geringen Druck einzustellen (ca. 20 cm), damit nicht un-
nütz hohe Spannung dasselbe angreife. —
Ist somit bei aufmerksamem Arbeiten jede Gefahr bei der Gas-
bereitung absolut ausgeschlossen und damit wohl manches Bedenken,
welches der Anwendung des Knallgases gegenüber noch vorhanden
sein mag, gehoben, so wollen wir im Anschluss hieran noch eine bei
Darstellung des Enallgaslichtes selbst anzuwendende Sicherheitsmass-
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I. Die Lichtarten.
43
-+-
regel beschreibeD, ehe wir auf das Libht und die zu seiner Darstel-
lung nöthigen Brenner eingehen, die allerdings schon an und für
sich derartig construirt sind, dass eben nur die gerade erforderlichen
Mengen der beiden Gase im Augenblick des Brennens zusammen-
treten und somit jede Garantie für Sicherheit geliefert ist; wir mei-
nen die in Gasleitungen einzuschaltenden Sicherheitsventile.
III. Sicherheitsventile.
Dieselben sind sämmtlich derart eingerichtet, dass sie die Bewe-
gung des Gases in den Leitungen in nur einem Sinne
zulassen, d.h. sie sind Rückschlagsventile.
Die käuflichen Ventile dieser Art bestehen zumeist
in einer im Leitungsrohr befindlichen blendenartigen
Scheibe, deren mittlere, den Durchgang des Gases zu-
lassende Oeffnung durch eine entsprechende, mit wei-
chem Leder belegte Klappe verschlossen ist.
Diese Klappe fallt bei aufrecht stehenden Ventilen
durch ihr eignes Gewicht auf den sie tragenden Rand,
sei es nun, dass sie in einer kleinen Leitstange läuft,
sei es, dass sie am blendenartigen Rande mit einem
Scharniere befestigt ist. Bei wagerecht liegenden oder
in jeder Lage functionirenden Ventilen, wird diese Klappe
durch den Druck einer schwachen, auf einem zweiten
kleinen Randansatz im Innern des Rohres ruhenden
Feder, gegen die Durchgangsscheibe gedrückt (siehe
nebenstehende Figuren).
In beiden Fällen kann, wie leicht ersichtlich, das
Gas die Leitung nur nach einer Richtung hin passiren;
im Falle etwa vorkommenden Rückstosses hingegen schliesst sich das
Ventil und verhindert das Zurücktreten des Gases, während gleich-
zeitig das sich rückwärts stauende Gas noch durch seinen eigenen
Druck die Ventilklappe fester schliesst^).
Ganz vorzügliche Dienste leistet übrigens auch ein kleines Ventil,
wie man es sich leicht selbst mit Hülfe eines Giasrohres und Gummi-
schlauches construiren kann.
In das weitere Leitungsrohr, beziehungsweise in einem für die-
sen Zweck besonders erweiterten Theil desselben, fugt man ein dem
Fig. 12.
') Selbstredend kann auch ein Kugelventil Anwendung finden!
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44
Zweiter Abschnitt.
lichten Durchmesser entsprechendes, nach einer Seite hin enger aus-
gezogenes Glasrohr, das nach beiden Seiten hin offen ist, ein. Am
ausgezogenen Ende trägt das Glasrohr, übergezogen,
ein kurzes, ca. 3 — 4 cm langes Stück weichen Gummi-
schlauches, in dessen anderem Ende sich ein nicht
zu fest klemmendes massives Glasstäbchen befindet
und so den Durchgang des Gases verhindert.
Mit einem möglichst scharfen Messer bringt man
II nun in demjenigen Theile des Gummischlauches, der
an dem Glasstab anliegt, einen ca. 5 mm langen feinen
Längsschnitt au. Derselbe muss natürlich mit seinen
Endpunkten vor dem Ende des Schlauches, um ein
Aufplatzen zu vermeiden, noch ca. 3 — 4 mm aufhören
und darf andererseits nicht über den den Gummi-
schlauch verschliessenden Glasstab hinweglaufen. —
Die Function dieses Ventiles ist nun die denkbar
einfachste: Durchströmt Gas in der Richtung vom aus-
gezogenen Glasrohr her die Leitung, so wird der Druck
desselben genügen, den (deshalb nicht zu stark zu
wählenden) Gummischlauch an der vom Glasstabe ver-
schlossenen Stelle ein wenig von dem letzteren abzuheben;
hierdurch wird sich der feine Schlitz öffnen und dem Gase genü-
genden und vollkommen gleichmässigen Durchgang gestatten. Hört
der Druck auf, so schliesst sich das Ventil, durch die Elasticität
des Gummis ganz von selbst und vollkommen sicher; dieser Schluss
wird noch vermehrt, wenn etwa Gegendruck entsteht, da sich dann
der Gummi ganz fest an den Glasstab anlegt. —
Ein Rückwärtssteigen der Gase und eine etwaige Bildung des
Gefahren in sich schliessenden Knallgases, ehe die Gase im Hahn
zusammentreten, ist durch Anwendung der oben beschriebenen Ven-
tile unmöglich gemacht. Eine Gefahr dürfte übrigens bei aufmerk-
samem Arbeiten von selbst ausgeschlossen sein, da, wie wir sogleich
sehen werden, die Hähne derartig gebaut sind, dass nur immer
sehr kleine Mengen der betreffenden Gase und zwar erst unmit-
telbar vor dem Verbrennen zu Knallgas vereinigt werden. —
Wollte man das Wasserstoffgas mit der Hälfte seines Volums
Sauerstoff mischen und dieses Gemisch aus einer Röhre strömen
lassen und dann entzünden, so müsste die Zuleitungsröhre sehr
lang und sehr eng sein, um ein Fortschreiten der Verbrennung durch
Fig. 13.
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I. Die Lichtarten. 45
dieselbe und dadurch bedingte Explosion des Gasometers selbst durch
die Wärmeableitung des Metalles zu verhindern.
Man zieht es deshalb vor, die Gase im gehörigen Volumver-
hältniss erst unmittelbar vor der Stelle, wo sie zur Flamme entzün-
det werden, zusammentreten zu lassen und hat zu diesem Zwecke
besondere Hähne construirt.
IV. Die Knallgashähne.
(Knallgaslampen.)
Maugham verdanken wir einen in jeder Beziehung sehr prakti-
schen Hahn, mit dem es möglich ist, eine Flamme von beliebiger
Grösse herzustellen.
Fig. 14.
Er leitet das Sauserstoffgas durch eine Röhre in diejenige Röhre,
welche den Wasserstoff bez. das Leuchtgas zuführt, hinein; das
Sauerstoffgas tritt auf diese Weise mitten in die Flamme und hat
so den höchsten Effect. Der äusseren Röhre wird das Gas durch
ein seitliches Ansatzrohr (W) zugeführt, und es entweicht an der
Spitze des Hahnes aus einer das innere Rohr umschliessenden ring-
förmigen Oeffnung. Das innere Rohr hat eine einfache runde Oeff-
nung und erhält seine Gaszuführung vom hinteren Ende des
Hahnes her. —
Am inneren Rohre befinden sich nahe der Spitze desselben (a)
kleine Ansätze, welche das Rohr gegenüber dem äusseren stets cen-
trirt halten.
Andere Knallgashähne vereinigen die beiden Gase in einem engen
gebohrten Räume und leiten sie mittelst eines sehr dünnen Rohres
bis zur Entzündungsstelle.
Die Construction derartiger Hähne ist im Wesentlichen der
nachstehenden gleich.
Der Conus des Hahnes ist bis zur erforderlichen Tiefe mit einem
senkrechten, 2 mm weiten Bohrloch versehen, in welches seitlich die
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46
Zweiter Abschnitt.
beiden, den Graszuleitungen entsprechenden wagerechten Oeffnungen
münden. Auf die Mündung des senkrechten Bohrloches ist eine
\ lange, sehr dünne Röhre eingesetzt, durch
welche die nunmehr zu Knallgas vereinigten
Gase zum Ealkcylinder weiter geleitet werden ;
die Mündung dieser Rohre ist mit einer Platin-
spitze versehen. —
Von sehr gutem Effect ist übrigens ein
Hahn der erst beschriebenen Art, der auf einer
Spitze, einen aus starkem Messing gebohrten
conischen Aufsatz trägt. Der Aufsatz haftet
JL mit starker Reibung auf der Spitze, bildet vor
M der Mündung beider Gasleitungen eine mög-
II liehst kleine kegelförmige Kammer, in wel-
IH chem sich die Gase mischen, um das fertig
|Smm_H^ gebildete Knallgas aus einem engen rohrarti-
Fig. 15. gen Loche ausströmen zu lassen.
Die Knallgaslampen.
Um mit der auf die eine oder andere Weise erzeugten, nur
ganz unbedeutend leuchtenden Knallgasflamme ein intensives Licht
zu erzeugen, bringt man in dieselbe an der heissesten Stelle einen,
aus kohlensaurem Kalk hergestellten Körper von entsprechender Form.
Der Kalk wird in Weiss-
gluth gebracht und strahlt
ein intensives Licht aus.
Die Anordnung dieser
Knallgaslampen hat, wenn
auch im Einzelnen verschie-
den, immer dasselbe Grund-
princip.
In einem mit einem Hahn
der zweiten Gattung verse-
henen Apparate (Fig. 16),
wird das im Conus (C) ge-
mischte Knallgas, gegen den
in horizontaler und in verticaler Richtung verschiebbaren Kalkcylinder
(d) geleitet, während bei Anwendung des von Gorup-Besanez ange-
gebenen Apparates das erst unmittelbar vor dem Kalkcylinder ver-
Fig. 16.
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I. Die Lichtarten.
47
einigte Knallgas auf den letzteren strömt. Der Ealkcjlinder selbst
ist, wie aus beiden Figuren leicht ersichtlich, sowohl in der Hori-
zontale wie in der Verticale leicht verrückbar. Es ist dies noth-
wendig, um ein möglichst intensives Licht dadurch zu erzeugen,
dass man den Cylinder in die heisseste Stelle der Enallgasflamme
bringt.
Der Ealkcylinder befindet sich am besten auf einem mit ziem-
lich stark steigendem Schraubengewinde versehenen Stift (d), so dass,
bei Drehung des Stiftes die Spitze der Flamme auf dem Mantel des
Fig. 17.
Cylinders eine Spirale beschreibt. Auf diese Weise ist es möglich,
dem Gebläse stets neue Angriffspunkte des Kalkcylinders darzubie-
ten, was insofern von ganz ausserordentlicher Bedeutung ist, als die
Flamme mit der Zeit den getroffenen Theil des Kalkes zusammen-
sintern lässt, und die hierdurch bedingte compactere Structur des
Kalkes sowohl, wie die Entfernung desselben aus dem heissesten
Theile der Flamme die Helligkeit des Lichtes ganz erheblich herab-
stimmen.
Die Bewegung des Kalkcylinders kann man leicht und in voll-
kommen genügender Weise mit der Hand besorgen und es wird sich
die Einfuhrung eines den Cylinder continuirlich drehenden Uhrwerkes
nur da empfehlen, wo, wie bei Projections-Darstellung vor grösseren
Auditorien, ein lange Zeit hindurch durchaus gleiches, möglichst
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48 Zweiter Abschnitt.
ruhiges Licht erfordert und der Vorführende durch andere Mani-
pulationen vollständig in Anspruch genommen wird.
Statt der langen Ealkcylinder mit kleinerem Durchmesser wer-
den jetzt vielfach im Handel auch kurze mit grossem Durchmesser
und ebener Endfläche, sowie vierseitige Prismen empfohlen. Die
geraden Flächen dieser Körper dienen als Leuchtflächen.
Sie haben jedoch nach meinen Erfahrungen für unsere Zwecke
den Nachtheil, dass sie eine etwas geringere Intensität des Lichtes,
bei Anwendung der gleichen Knallgasflamme geben. Die Flamme
verfängt sich an der ihr, wenn auch geneigt, entgegenstehenden ge-
raden Fläche stärker als an der gebogenen eines Cylindermantels,
welche auch ein seitliches Abströmen und Umspülen gestattet, und
wird so in ihrer Wirkung geschwächt. — —
Die Intensität des Kalklichtes ist einmal von dem richtigen
Mischungsverhältniss der Gase und zweitens von dem Druck, unter
welchem sie stehen, abhängig. —
Die richtigen Mischungsverhältnisse erhält man am besten auf
folgende Weise: Man öflfnet zunächst den Wasserstoff- bez. Leucht-
gashahn für sich und erst wenn der Kalkcylinder angewärmt ist,
langsam den Sauer stoffhahn.
Zunächst wird ein rauschendes, brausendes Geräusch entstehen
und zwar so lange, als der Wasserstoff prävalirt. Dasselbe nimmt
mit dem Steigen des Sauerstoffzutritts ab und hört ganz vollständig
auf, wenn das richtige Mischungsverhältniss der Gase erreicht ist.
Ist der Sauerstoff prävalirend, so entsteht ein zischender, mehr
pfeifender Ton. —
In der Praxis wird man sehr bald die nöthige üebung im Re-
guliren der Flamme erreichen; man sieht übrigens auch an der In-
tensität des Lichtes, die am grössten beim richtigen Mischungsver-
hältnisse der Gase ist, ob dieses Verhältniss wirklich vorhanden ist.
Die Beurtheilung der Flamme wird am leichtesten gelingen,
wenn man einen seitlich vom Beleuchtungsapparat, in dessen Licht
befindlichen Gegenstand, während der Regulirung der Hahne be-
trachtet. —
Im Allgemeinen wenden wir einen einer Wassersäule von ca.
1 Meter entsprechenden Druck des Sauerstoffes bei genügend star-
ker Gasflamme an und erzielen selbst bei stärksten Vergrösserungen
sehr kurze Expositionszeiten.
Der Preis des Lichtes stellt sich, wenn unter den gegebenen
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I. Die Lichtarten. 49
Bedingungen gearbeitet wird, pro Stunde auf ca. 30 Pf., da ca. 25
bis 30 Liter Sauerstoff im Maximum verbraucht werden.
üeber die Conjugirung des Ealklichtapparates mit den übrigen
zur Beleuchtung nöthigen Linsen etc. werden wir bei Besprechung
der letzteren eingehend zurückkommen und wollen nur noch kurz
die Lichtquellen der zweiten Gruppe besprechen.
Die Lichtquellen zweiter Gruppe.
Es kommen hier das elektrische Glühlicht, das Auer'sche Gas-
glühlicht, das gewöhnliche Lampenlicht (Petroleum, Gas etc.) in
Betracht.
1. Das elektrische Gltthlicht
hat eine eingehende Prüfung auf seine Brauchbarkeit durch die Ar-
beiten von Th. Stein*) gefunden. Es werden zu seiner Anwendung
in der Mikroskopie kleine Glühlämpchen von 2 — 5 Normalkerzen
Leuchtkraft angewandt. Dieselben haben den Vorzug, dass sie, da
ihre Wärmeausstrahlung eine äusserst geringe ist, sehr nahe den
Linsen bez. den Objecten selbst gebracht werden können und sich
deshalb, obwohl ihre Leuchtkraft eine relativ kleinere, dennoch den
stärkeren Lichtquellen, welche wegen ihrer starken Wärmeausstrah-
lung in gewisser Minimalen tfemung von den Beleuchtungslinsen etc.
zu halten sind, in Bezug auf absolute Lichtstärke nähern sollen.
Ihre Anwendung geschieht entweder direct oder in Verbindung
mit den unten zu beschreibenden Linsencombinationen neuer Gon-
struction.
2. Gasglüliliclit, Gas- und Petroleumlampen.
Nächst dem elektrischen Glühlicht ist das von Auer erfundene
Gasglühlicht, als die nächst stärkste Lichtquelle zweiter Gruppe
in Betracht zu ziehen. Dasselbe besteht in einem auf ein dünnes
cylindrisches Gewebe fixirten Niederschlag von in der Glühhitze
stark leuchtenden Erden und wird dieser kleine Cylinder beim Ge-
brauch in die Flamme eines nach Art der Bunsen^schen Brenner con-
struirten Brenners gehängt und giebt dabei ein intensives, sehr acti-
nisches Licht.
*) Zeitschrift für wissenschaftl. Mikroskopie Bd. I, 84.
Jeserich, Mikrophotographie.
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50 Zweiter Abschnitt.
Nach mir freundlichst von Herrn Jul. Pintsch gemachten Anga-
ben hat das Auer^sche Glühlicht bei Verbrauch von 90 Liter Gas
pro Stunde 18 Kerzen Leuchtkraft. Der Glühkorper hält mehrere
Tausend Stunden aus und kostet 2,50 M., während der Preis einer
completten Lampe 15 M. beträgt. —
Dem Auer 'sehen Gasglühlicht folgen zum Schlüsse die Gas- und
Petroleumlampen. Dieselben sind deshalb besonders zu beachten,
weil sie irgend welcher besonderen Vorrichtungen und Vorbereitungen
zur Erzeugung ihres Lichtes nicht. bedürfen, vielmehr überall und
leicht zu haben sind. Die Construction geeigneter, möglichst licht-
starker Lampen für beide Brennmaterialien hat in den letzten Jahren
ganz bedeutende Fortschritte gemacht und wir sind jetzt im Besitze
derartiger Lampen, dass ihre Anwendung für schwächere und mitt-
lere Vergrösserungen recht günstig erscheint. Ich will hier nur:
die Siemens'schen, Wenham'schen und die Schülke'schen Gaslampen
und die Reichslampen und Duplexlampen für Petroleum anfuhren.
Mit Anwendung dieser leicht zu beschaffenden, billigen und ex-
peditiven Lichtquellen unter gleichzeitiger Benutzung der neuerdings
in ganz vorzüglicher Construction gefertigten Abbe'schen Beleuchtungs-
systeme (siehe unten), ist man im Stande, auf den für Portrait- und
Landschaftsaufnahmen üblichen Trockenplatten Vergrösserungen
bis zu ca. 400facher Linearvergrösserung in ca. 75 Secunden Expo-
sitionszeit aufzunehmen. Bei stärkeren Vergrösserungen steigert sich
die Expositionsdauer bei Anwendung derselben Platten ganz erheb-
lich und beträgt schon bei 750 Linearvergrösserung (wie sie für
Bacillen-Aufnahmen und dergleichen erforderlich ist) in minimo ca. 20
Minuten.
Ist nun diese Expositionszeit für unbewegliche und verkittete
Objecte wohl anwendbar, so wird es doch, wie oben bereits ganz
ausführlich beschrieben, seine Schwierigkeiten haben, flüssige un ver-
kittete Objecte auf ca. 20 Minuten und bei stärkeren Vergrösserungen
auf 40 — 50 Miouten unbeweglich still zu erhalten. Hierzu kommen
noch die kleinen Erschütterungen des Apparates selbst, die zweifels-
frei leichter auf einige Secunden als auf 20 — 50 Minuten zu ver-
meiden sind.
Aus air diesen oben des Näheren erörterten Gründen, wenden
wir bei stärkeren und sehr starken Vergrösserungen das Kalklicht
an, welches z. B. bei einer Linearvergrösserung von 1100 nur eine Ex-
positionszeit von 10 — 15 Secunden erfordert und bei Anwendung der
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n. Die Beleuchtungsapparate. 5X
hocblichtempfindlichen Platten von Bernaert noch Moment-Aufnahmen
bei dieser Linearvergrosserung zulässt. —
Dass das Lampenlicht und die Lichtquellen zweiter Gruppe da
nicht mehr hinreichen, wo bei stärkeren Vergrosseningen, der Natur
und Färbung des Objects entsprechend, Polarisationsapparate und
farbige, lichtschwächende Scheiben einzuschalten sind, braucht hier
wohl nur nochmals angedeutet zu werden.
n. Die Beleuchtungsapparate.
Für die Beleuchtung bei schwächeren Yergrosserungen genügen
höchst einfache Beleuchtungsapparate vollkommen.
Das von einem einfachen Concavspiegel, dessen Brennpunkt in
das Object verlegt wird, ebenso wie das von einer Linse concen-
trirte Licht erhellt das Object in vollkommen ausreichender Weise.
Mit der Stärke der Yergrösserung potenziren sich aber auch
die Schwierigkeiten, die in einer genügenden Beleuchtung liegen,
und machen zur Erzielung guter Erfolge die Anwendung complicir-
terer Apparate nöthig.
Die von der Lichtquelle, sei es, welche es wolle, ausgehenden
Strahlen müssen erst in eine geeignete für den speciellen Zweck
erforderliche Form und Richtung gebracht werden. — Man bedient
sich zur Erreichung dieses Zweckes der Spiegel und der Linsen.
Die allgemeinen für die Reflexion und Brechung geltenden
Gesetze, soweit sie für Linsen und Spiegel in Betracht kommen,
setzen wir, da ihre Darlegung an diesem Orte zu weit führen würde,
als bekannt voraus und gehen nur auf die für unseren speciellen
Fall wichtigen Punkte ein.
1. Die SpiegeL
Was zunächst die Spiegel angeht, so unterscheiden wir zwei
Arten derselben: erstens solche, welche mit ihrer vorderen, dem
Lichte zugekehrten Seite reflectiren und zweitens diejenigen, welche
durch Belegen einer Spiegelglasscheibe mit einer refleCtirenden Fläche
auf der Rückseite erzeugt sind, bei denen also das Licht vor und
nach der Reflexion das Glas passiren muss. In diesem Falle wird
ein ganz beträchtlicher Theil des Lichtes verschluckt werden.
Spiegel letzterer Art sind schon aus diesem Grunde für mikro-
4*
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52 Zweiter AbschDitt.
photographische Zwecke nicht zu empfehlen. Einen weiteren Nach-
theil tragen sie dadurch in sich, dass ausser ihrer eigentlich reflec-
tirenden hinteren Fläche noch die Yorderfiäche einen Theil der
auffallenden Lichtstrahlen' zurückwirft, wir also bei schräger Re-
flexion, und um eine solche wird es sich in unseren Falle s.tets
handeln, neben dem Hauptbild der Lichtquelle, noch ein schwächeres
Doppelbild derselben erhalten, ein Fehler der sich um so fühlbarer
macht, je dicker das Spiegelglas ist. Dass solche Doppelreflexe störend
bei stärkeren Yergrosserungen wirken, ist selbstvertändlich ; dieser
Umstand hat deshalb, im Verein mit der durch das zweimalige
Passiren des Glases bedingten Lichtabschwächung, die belegten Spiegel
hinter die mit der Vorderfläche reflectirenden Metallspiegel zurück-
gedrängt. —
Da die Beschaffung der Metallspiegel im Allgemeinen eine theuere
Sache ist, hat man dieselben mit gutem Erfolge dadurch zu ersetzen
gewusst, dass man Spiegelglasplatten auf einer Seite mit einer nicht
zu schwachen Schicht von metallischem Silber überzieht und dann
dieselbe polirt. Man erhält so auf billige und leichte Weise sehr
schöne und in jeder Weise zu empfehlende Silberspiegel mit Glas-
unterlage, welche alle Vorzüge der Metallspiegel zeigen.
Wir fuhren deshalb nachstehend zwei kurze Recepte zur Dar-
stellung schöner Silberspiegel an.
Das von A. Martin gegebene und von Benecke recapitulirte
Recept besteht in der Bereitung:
L Einer 10 procentigen Lösung von Höllenstein in destillirtem
Wasser.
IL Einer wässerigen 3,5 procentigen Ammoniaklösung (0,985 spec.
Gew.).
IIL Einer wässerigen 4 procentigen Aetznatron-LÖsung.
IV. Einer Lösung von 25 g Rohrzucker in 200 ccm destillirtem
Wasser, die man nach Zusatz von 1 ccm Salpetersäure (0,935
spec. Gew.) ca. 20* Minuten zur Invertirung des Zuckers kocht,
und dann nach Hinzufugung von 50 ccm 85 — 90 procentigen
Alkohol mit Wasser auf 500 ccm auffüllt. —
Es werden* nun von Lösung I 3 Volume, von II 2 Volume,
von ni 5 Volume mit 15 Volume Wasser gemischt und für 24 Stunden
bei Seite gestellt. Die Flüssigkeit muss klar bleiben, wenn sie
richtig bereitet ist, und durch Zusatz eines Tropfens Höllenstein
einen dauernden Niederschlag liefern.
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II. Die Belenchtangsapparate. 53
Die vorher mit Salpetersäure gut gereinigte und getrocknete
Spiegelglasscheibe wird nun genau horizontal gelegt, und auf dieselbe
die gemischte Flüssigkeit, der noch ca. Yjq ihres eigenen Volumens
von der Lösung IV zugefugt ist, gleichmässig gegossen. —
Di^ Reduction des Silbers vollzieht sich in ca. 20 Minuten bei
ca. 15—20^ R. und spült man nach dieser Zeit die Platte erst mit
gewohnlichem, dann mit destillirtem Wasser ab und lässt sie an
einem staubfreien Orte trocknen.
Den noch vorhandenen weissen Anflug polirt man durch sanftes
Reiben mit weichem Leder und etwas Polirroth (präcipitirtes Eisen-
oxyd) fort.
Nach Prof. Palmieri erhält man ausserordentlich schone Spiegel,
wenn man zu einer ammoniakalischen Silberlosung zuerst Aetzkaii
in geringer Menge und dann einige Tropfen Glycerin zusetzt. Die
Wirkung, die sogleich beginnt, wird durch massige Wärme und
Dunkelheit erhöht und verbessert.
Das erst beschriebene Verfahren ist vom Verfasser wiederholt
erprobt und als sehr gut befunden worden. —
Bei der Reflexion mittels Spiegels geht stets ein ganz erheb-
licher Antheil des Lichtes verloren. Selbst die besten Spiegel ver-
ursachen immer noch einen Verlust von ca. 26% des auffallenden
Lichtes. —
Mr. Chardonnet stellte übrigens durch Versuche, die er der
Pariser Akademie vorlegte, fest, dass ein Silberspiegel zwar die
sichtbaren Strahlen reflectire, die dunklen Strahlen von kurzer
Wellenlänge aber derartig durchlasse, dass durch den Spiegel hin-
durch photographirt werden kann.
Man wird also in allen den Fällen, wo es sich um einen möglichst
intensiven Beleuchtungseffect bei Anwendung künstlicher Lichtquellen
handelt, stets vorziehen, so weit wie irgend angänglich die Benutzung
von Spiegeln zu beschränken oder ganz zu umgehen. —
Die Anwendung von Hohlspiegeln dürfte nur in ganz seltenen
Fällen bei der Mikrophotographie Statt haben und kann deshalb
füglich hier übergangen werden; besonders da diese Spiegel immer
durch Anwendung geeigneter Linsen zu ersetzen sind.
2. Die Linsen.
Die Beleuchtung mit Linsen kann eine vierfache sein. Entweder
das Licht fallt auf das Object in parallelen Strahlen oder die Strah-
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54
Zweiter Abschnitt.
len divergiren oder sie convergiren oder endlich das Object befindet
sich im Kreuzungspunkte (Brennpunkte) der Strahlen.
Liegt das Object zwischen der Sammellinse und dem Brenn-
punkte derselben, so befindet es sich im convergenten, liegt es hinter
dem Brennpunkte derselben, so befindet es sich im divergenten
Lichte, während endlich, wenn Object und Brennpunkt zusammen-
treffen, der letzte Fall eintritt.
Fig. 18.
Fügt man zwischen die Sammellinse (S) und das Object (0)
noch eine kleinere Linse (C) mit kurzer Brennweite derartig ein,
dass die Brennpunkte beider Linien coincidiren, so wird man bei
geeigneter Auswahl der Linsen, das Object in einem concentrirten
Biindel von parallellaufenden Strahlen haben. —
Die Einfügung dieser zweiten kleineren Linse mit kurzer Brenn-
weite (oder an ihrer Stelle eines gleich wirkenden Systems mehrerer
Linsen) ist der bei Weitem häufiger vorkommende Fall und man
kann auch in diesem Fall, neben der parallelen Beleuchtung con-
und divergirendes Licht auf das Object fallen lassen.
--Jf
Fig. 19.
Wenn man nämlich die kleinere Linse in das von der grösseren
Linse ausgehende Strahlenbündel noch vor seiner Vereinigung im
Brennpunkte {y) bringt, so erhält man das unmittelbar hinter der
kleineren Linse befindliche Object mit convergirendem Lichte be-
leuchtet, während man bei weiterer Näherung der kleineren Linse an
die grossere und Stillstehenlassen des Objectes zunächst den Brenn-
punkt in das Object selbst verlegen und dann bei noch weiterem
Annähern der kleineren Linse an die grössere divergentes Licht
erzeugen kann. Natürlich kann man auch durch Einfügung einer
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II. Die Beleuchtungsapparate. 55
plancoDcaven oder biconcayen Linse zwischen der Sammellinse und
ihrem Brennpunkt, den convergirenden Strahlenkegel in ein Bündel
starker Parallel-Lichtstrahlen verwandeln. —
Die Beleuchtungsweise mit parallelem, convergentem und diver-
gentem Lichte wird vorwiegend bei mittleren und schwächeren Yer-
grosserungen zur Anwendung gelangen, während bei starken und
stärksten Yergrösserungen , bei denen es auf die grösstmöglichste
Helligkeit und demnach auf die Goncentration des Lichts ankommt,
hauptsächlich die letzte Art und Weise der Beleuchtung (Coincidiren
von Brennpunkt und Object) zur Hülfe gezogen wird.
Dass man, wenn man das Bild der Lichtquelle selbst in das
Objecto resp. in die zu beobachtende und zu photographirende Stelle
desselben verlegt, die grösste Helligkeit erreichen muss, ist ein-
leuchtend. —
Man ist nun im Stande das Bild des Leuchtkorpers selbst auf
verschiedenste Weise auf das Object zi; verlegen und so den ge-
wünschten Erfolg zu erzielen.
Es ist aber hier auch das, was oben (S. 28) eingehend erörtert
ist, in ganz besondere Erwägung zu ziehen, nämlich wie gross die
leuchtende Fläche der Lichtquelle selbst ist.
Bei einer Leuchtfläche, die selbst nur einen sehr kleinen Punkt
einnimmt, wird man sich darauf beschränken müssen, denselben
durch die Anwendung der Linsen, nur sehr wenig verkleinert in das
Object zur Beleuchtung zu verlegen. Je mehr leuchtende Fläche die
Lichtquelle hingegen bietet, beziehungsweise eine je grössere Fläche
ihr auf eine Ebene projicirtes Bild liefert, eine desto stärkere
Verkleinerung kann dieses Bild bei seiner Verlegung in das zu be-
leuchtende Object erfahren.
Mit der Stärke der mikroskopischen Vergrösserung steigt gleich-
massig die Verkleinerung des zu beleuchtenden Gesichtsfeldes, es
wächst aber auch die Grösse der zur Erzielung einer gleichen Hel-
ligkeit nöthigen Lichtintensität.
Man sieht hieraus, dass der Verkleinerung und Concentrirung
des Lichtes ganz bestimmte Grenzen durch die gegebenen Verhält-
nisse gesteckt sind. —
Bei schwachen und mittleren Vergrösserungen genügt es des-
halb, die Beleuchtung in folgender Weise anzuordnen:
Man sammelt die von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen
mittels einer 8 — 10 cm im Durchmesser habenden Sammellinse und
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56 Zweiter Abschnitt.
regulirt den Abstand der Linse, der Lichtquelle und des Objectes
derart von einander, dass das Bild der Lichtquelle auf dem Objecto
sich befindet.
Die Randstrahlen, welche zu DifPractionserscheinungen und un-
scharfen Anlass geben könnten, beseitigt man durch Einschaltung
passender Blenden.
Bei Anwendung des Sonnenlichtes kann man ein sehr gleich-
massig erleuchtetes Gesichtsfeld auch dadurch herstellen, dass man
zunächst ein rundes Sonnenbildchen von 5 — 7 cm Durchmesser auf
einer hinter der Sammellinse eingeschalteten matten Glasscheibe er-
zeugt und dieses helle Bildchen dann des Weiteren als Lichtquelle
behandelt.
Hat man vorher die matte Scheibe mit einer Spur Vaseline be-
tupft und die letztere auf der Scheibe mittels eines Läppchens gut
verrieben, so ist das Sonnen bildchen sehr lichtstark und intensiv.
Auf der matten Scheibe bezeichnet man fuglich den Kreis, welchen
das Sonnenbildchen bei richtiger Stellung für den hinter der Scheibe
befindlichen eigentlichen Beleuchtungsapparat einnimmt, mittelst
eines Bleistiftes, oder durch ein mit entsprechendem kreisrunden
Ausschnitt versehenes, auf der Scheibe befestigtes Papier; man hat
dann nur nöthig, das von einem Spiegel auf die Sammellinse re-
flectirte Licht durch Drehung des Spiegels derart zu reguliren, dass
es während der Aufnahme etc. in dem betreffenden Kreis liegt und
ist auch ohne nochmaliges Nachsehen im mikrophotographischen Ap-
parat, sicher, dass die Beleuchtung richtig einsteht. Man umgeht
auf diese Weise leicht und bequem die Anwendung des theuren
Heliostaten. —
Das entworfene Sonnenbildchen auf der Glasscheibe wird in
diesem Falle durch einen der gleich näher zu beschreibenden Be-
leuchtungsapparate verkleinert in das Object verlegt. —
Ist die Anwendung nur einer grösseren Sammellinie bei schwä-
cheren Vergrösserungen ebenso genügend wie die Benutzung eines
guten Concavspiegels, so reicht sie bei stärkeren Vergrösserungen
nicht mehr aus.
Man könnte zwar meinen, dass man ein geeignet lichtstarkes,
kleines Bild der Lichtquelle durch gehörige Entfernung derselben
von der Linse erzielen könne; dem ist aber nicht so.
Es ist hier zu bedenken, dass die Grösse des Bildes der Licht-
quelle mit dem Wachsen der Entfernung der letzteren von der Linse
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II. Die Beleuchtungsapparate. 57
abnimmt; dass aber auch die Lichtintensität mit der Entfernung der
Lichtquelle sich vermindert.
Befindet sich der leuchtende Körper in einer der doppelten
Brennweite der Linse gleichen Entfernung von derselben, so wird
in gleicher Entfernung auf der anderen Seite der Linse ein Bild deö
Leuchtkorpers in seiner natürlichen Grosse entstehen; wächst die
Entfernung des Körpers von der Linse, so rückt sein Bild der Linse
näher, verkleinert sich und zwar nach der Formel:
a — p '
wo B die Grösse des Bildes, p die Brennweite der Linse, a die
Entfernung des Leuchtkörpers von der Linse, und G die Grösse des
Leuchtkörpers bedeutet.
Man würde nun durch die Entfernung der Lichtquelle, da die-
selbe eine mit der Entfernung im quadratischen Verhältnisse fort-
schreitende Abnahme der Intensität in sich schliesst, zwar eine recht
erhebliche Verkleinerung erzielen aber gleichzeitig eine zu grosse
Einbusse an Intensität durch diese Entfernung der Lichtquelle erleiden.
Nehmen wir die Lichtmenge, welche die Linse in einer Ent-
fernung, die gleich der doppelten Brennweite ist, von der Licht-
quelle erhält, als Einheit (1) an, so wird, wenn die Lichtquelle auf
die doppelte Entfernung (4 fache Brennweite) gebracht wird, die
Linse nur | soviel Licht empfangen und also auch im projicirten
Bilde vereinigen können. Bei dreifacher Entfernung (6 facher Brenn-
weite) erhält die Linse, und somit auch das von ihr entworfene
Lichtbild, nur ^ der als Einheit angenommenen Lichtmenge, bei
4 facher Entfernung (8 facher Brennweite) nur iV> ^^^ so fort!
Bliebe das entworfene Bild also stets so gross, wie es bei der
als Einheit genommenen Entfernung (2 fache Brennweite) ist, so würde
es bei Verdoppelung dieser Entfernung nur \ der Intensität in jedem
einzelnen Punkte zeigen, wie ursprünglich; bei dreifacher |, bei 4-
facher iV u. s. f. Nun verkleinert sich aber das Lichtbild mit der
Entfernung der Lichtquelle von der Linse und zwar nach der Formel
a — p
Es wird also, während es bei der Einheit (der doppelten Brenn-
-T-' O ist, d.h. die natürliche Grösse der Lichtquelle hat, bei
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58 Zweiter Abschnitt
Verdoppelung dieser Entfernung (4 facher Brennweite) = -j — r-ö,also
j so gross sein; bei Verdreifachung dieser Entfernung (6 facher
Brennweite) = ^ ^ G, also } so gross sein; bei Vervierfach ung
dieser Entfernung (8 facher Brennweite) = — — — Gy also y so gross
o — 1
sein und so fort! Das heisst: die Ton der Linse entworfenen Bilder
werden sich bei einer Vergrösserung der Entfernung der Lichtquelle
von der Linse im Verhältniss 1 : 2 : 3 : 4 : 5 und so fort gleichmässig
und zwar im Verhältniss 1:3:5:7:9 u. s. f. verkleinern und
ihre Flächen werden also 1, 7, iItj -^-j -^ so gross sein, als die als
Einheit angenommene.
Es muss also, wenn eine gleiche Lichtmenge auf verschiedene
Flächen von der Grösse -f, |, 7^, ^ ßQlt, die Intensität jeder Fläche
resp. jedes einzelnen Punktes derselben im Verhältniss 1 : 9 : 25 : 49
aufsteigen.
Die Intensität der von der Linse entworfenen Bilder wird also
durch das Verhältniss ihrer FlächengrÖsse zu der die Linse treffen-
den Lichtmenge ausgedrückt sein.
Das heisst:
bei der Einheit (doppelten Brennweite)
"~ 1
9
bei der doppelten Entfernung (4 facher Brennweite) = —r- ^ 2,250,
25
bei 3 facher Entfernung (6 facher Brennweite) = —^ ^= 2,111 y
49
bei 4 facher Entfernung (8 facher Brennweite) = -—- = 3,055,
81
bei 5 facher Entfernung (10 facher Brennweite) ^ -^^ = 3,240,
121
bei 6 facher Entfernung (12 facher Brennweite) = ^ 3,361,
OD
169
bei 7 facher Entfernung (14 facher Brennweite) = = 3,449,
/'99'\2
bei 50 facher Entfernung (100 facher Brennweite) = ; ; = 3,920,
bei 1000 facher Entfernung (2000 fach. Brennweite) = ^ ^^ = 3,996,
/QQQQy^
bei 5000 fach. Entfernung (10 000 fach. Brennweite) = ; ^^ = 3,999,
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n. Die Beleuchtangsapparate. 59
(2oo— 1)«
bei unendlicher Entfemg. (2 x oo fach. Brennweite) == — -, — r»-^ = 4,0
(~;
sein.
Man sieht hieraus, dass sich die Intensität des Bildes durch
die Formel
(2 X — 1)^
ausdrücken lasst, wenn x die Grösse der Entfernung der Lichtquelle
von der Linse in Einheiten der doppelten Brennweite (2 p) ausdrückt.
Wir werden also, um ein Beispiel zu geben, wenn die Entfer-
nung der Lichtquelle von einer Linse mit 3 cm Brennweite 60 cm
gross wäre, und die Intensität der Lichtquelle = 1 ist, im entwor-
fenen Bilde eine Intensität von
[(2.10)-ip_ 19« ^
10« 100
haben.
Selbstverständlich sind alle oben angeführten Daten auf ein und
dieselbe Linsengrösse bezogen, denn mit dem Durchmesser einer
Linse wächst auch die Intensität eines von ihr entworfenen Licht-
bildes und zwar verhalten sich die Intensitäten der von zwei Linsen
verschiedener Grösse und gleicher Brennweite entworfenen Bilder
bei gleichen Abständen der Lichtquellen wie die Quadrate der Lin-
sendurchmesser. —
Wir sehen hieraus, dass das Maximum der durch blosse Distanz-
steigerung zu erreichenden Intensität = 4 ist, dass jedoch schon bei
vierfacher Entfernung dreifache Intensität erreicht ist und die Steige-
rung von der drei- bis zur vierfachen Intensität sich auf die Ent-
fernung von 4 bis <» vertheilt, also sehr langsam und nur wenig
wächst. In der Praxis werden die Verhältnisse noch ungünstiger,
da hier noch ein Verlust an Licht durch Absorption, Brechung und
Reflexion während des Passirena der Luft und der Linse hinzu-
kommt. Man wird deshalb kaum über die 6 fache Brennweite als
Entfernung des Leuchtkörpers von der Linse jemals hinausgehen.
Aus diesem Grunde schaltet man da, wo es sich um möglichst in-
tensive Beleuchtung handelt, hinter der Sammellinse noch eine zweite
kleinere Linee von kürzerer Brennweite, oder statt dessen ein ganzes
Linsensystem, ein.
Wie leicht ersichtlich, kann die Wirkung dieser kleineren Linse
oder des entsprechenden Systems nun eine zweifache sein.
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60 Zweiter Abschnitt.
Entweder man schaltet dieselbe in die von der Sammellinse
convergent gemachten Strahlen noch vor deren Vereinigung in ihrem
Kreuzungspunkt (Brennpunkt) ein, siehe Fig. 19, und verkürzt so die
Weglänge der Strahlen und verkleinert gleichzeitig das Bild des
Leuchtkörpers im Objecte, oder man entwirft mit der Sammellinse
ein Luftbild des Lichtkörpers an einem solchen Punkt vor der klei-
neren Linse, oder dem System, dass das stark verkleinerte Bild durch
diese Linse genau in das Object verlegt wird (Fig. 18).
Beide Arten von Lichtconcentration werden aus Fig. 18 u. 19,
in der S die Sammellinse, C die kleinere Linse, oder an ihrer Stelle
ein Linsensystem, o endlich der Ort des Objectes ist, ohne weitere
Erörterungen klar. — —
Man kann natürlich bei Anwendung starker Systeme (anstatt
der kleineren Linse), wenn man eine künstliche Lichtquelle in An-
wendung bringt, die letztere direct, unter Umgehung der grossen
Sammellinse, in den Brennpunkt des Systems bringen. Eins ist dabei
aber Haupterforderniss : die Lichtquelle darf nämlich keine irgend-
wie erhebliche Wärme-Entwicklung in sich schliessen, so dass
man sie ohne Gefahr für die immerhin kostspieligen Linsen, welcher
dieselben durch starke Erhitzung ausgesetzt würden, denselben sehr
nahe bringen kann, wie es die mit kurzer Brennweite versehenen
Systeme erforderlich machen. —
Für diese Zwecke wird sich, ausser den von Th. Stein in so
sinnreicher Weise angewandten elektrischen kleinen Glühlichtem ^),
wohl deshalb keine der bislang bekannten Lichtquellen eignen. —
Wir haben für unsere Aufnahmen und Arbeiten sowohl bei
Sonnenlicht als bei Knallgaskalklicht stets statt einer einfachen klei-
neren Linse, zwei unmittelbar hintereinanderliegende biconvexe Linsen
von kurzer Brennweite mit sehr gutem Erfolge angewandt. Die-
selben waren, wie dies oben in der ersten Combination beschrieben,
in den von der Sammellinse kommenden, convergenten Lichtkegel
noch vor seiner Spitze eingeschaltet.
Bei Sonnenlicht wandten wir als Sammellinse die Linse eines
photographischen Objectivs von 30 cm Brennweite an, während die-
selbe bei Benutzung des Kalklichtes durch eine grössere, aus zwei
planconvexen Linsen combinirten Sammellinse von 8 cm Durchmesser
und kurzer Brennweite ersetzt war.
1) Siehe oben S.49.
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n. Die Beleuchtongsapparate*
61
A
D
B
L
C
S
L
Fig. 20
Diese Anordnung bietet den Vortheil, dass sie durch Verschie-
bung der beiden kleineren Linsen in Richtung der Beleuchtungsaxe,
je nach Art und Stärke dieser Verschiebung, parallele, convergente,
divergente Beleuchtung und Vereinigung des Brennpunktes mit dem
Brennpunkte des Mikroskop-Objectives, oder, was dasselbe ist, mit
dem qu. Theile des Objectes gestattet.
Die sämmtlichen Beleuchtungsapparate sind am besten auf einem
fest mit dem Mikroskop selbst oder dem Standbrett desselben yer
bundenen Schlitten anzubringen.
Es eignet sich hierzu besonders gut ein aus getrocknetem
Eichenholz der Längsfaserung nach gefertigter Schlitten. Derselbe
hat einen Querschnitt von bei-
gezeichneter Form und eine Länge
von ca. 1 — 1,5 Meter. Er wird
füglich aus einem Stück oder aus
zwei winkelförmigen Theilen ge-
fraist, die in der durch die Linie L
angedeuteten Fläche zusammen-
geleimt werden. Bis zu 1 cm an
jedes Ende läuft durch die gan^e Länge des Schlittens ein Spalt S
von 5 — 6 mm Breite.
In den rinnen förmigen Theil des Schlittens passen längliche, an
den drei Seiten AB, BC, CD, mit schwacher Reibung anliegende
Klötzchen, die in der Mitte eine Durchbohrung und in dieser eine
mit Flügelmutter versehene Schraube tragen. Die Schraube trägt an
ihrem unter den Schlitten durch den Längsspalt hervorragenden
Ende eine breitere Planscheibe, welche sich bei Anziehen der oben
auf dem Klötzchen befindlichen Mutter gegen den Schlitten presst
und so ein absolutes Feststellen der einzelnen Klötzchen in jeder
beliebigen Stelle des Schlittens ermöglicht. —
Auf diesen einzelnen Klötzchen, die eine leichte Auswechselung
und Umsetzung gestatten, sind die einzelnen Bestandtheile des Be-
leuchtungsapparates befestigt und zwar derart, dass sie vermöge
eines kleinen, zur Längsaxe des grossen Schlittens querstehenden
Schlittens, eine Seitenverschiebung, und somit genaue Centrirung,
gestatten.
Auf dem so construirten Schlitten befinden sich für gewöhnlich :
Am untersten Ende desselben der Planspiegel (I), dann, in der
Reihenfolge auf das Mikroskop zu, die Blendet, — die selbstredend
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62
Zweiter Abschnitt.
derartig eingerichtet ist, dass sie das Einschieben von Blenden mit
kleinerer Oeffnung gestattet — , die Sammellinse (D), die matte Glas-
scheibe (H) oder an ihrer Stelle eine entsprechende Cüvette. —
Am Mikroskope selbst befindet sich der durch einen Silberspiegel
ersetzte Mikroskopspiegel, mit sämmtlichen auf dem Schlitten stehen-
den Apparaten centrirt, und endlich unmittelbar unter dem Tische
die Doppellinse (F) mit Blenden. Mit einem principiell in dieser Weise
angeordneten Apparate haben wir bei Sonnenlicht und stärksten
Fig. 21.
Vergrösserungen sehr gute Resultate erhalten ebenso wie bei An-
wendung künstlicher Lichtgeber, wo jedoch an Stelle des grossen
Spiegels (I), die oben erwähnte grosse Sammellinse tritt, dafür die
kleinere Linse (D) aber wegbleibt. —
Wird der ganze mikrophotographische Apparat in horizontale
Lage gebracht, so behält der Beleuchtungsapparat auf eine ent-
sprechende Unterlage geschraubt seine Anordnung, nur filUt dann
der kleine Spiegel (M) selbstredend fort.
Letzteres ist gleichfalls der Fall, wenn bei senkrechtem stehen-
den Apparate der Beleuchtungsapparat in der Verlängerung der
Längsaxe des Mikroskopes aufgestellt wird. — — Dass je nach
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n. Die Beleuchtungsapparate. g3
Bedürfniss noch farbige Scheiben und dergleichen Nebenapparate mit
Leichtigkeit in den Schlitten einzufügen sind, bedarf kaum der Er-
wähnung. — —
Neben diesen einfachen Beleuchtungsanordnungen, mit denen
wir übrigens bei richtiger Anordnung, sowohl bei Sonnenlicht, wie
auch bei künstlichen Lichtquellen, speciell Lampen- und Kalklicht,
sehr gute Resultate erhalten haben, hat man in letzter Zeit ganz
vorzügliche Beleuchtungsapparate, die allerdings einen ziemlich hohen
Preis haben, construirt.- Dieselben ersetzen durchweg die beiden
combinirten Linsen, welche sich unmittelbar unter dem Tische des
Mikroskopes befinden.
Der Zweck und die Wirkung dieser Linsen von kurzer Brenn-
weite ist bereits des Näheren besprochen, sie sollen ein mit dem
Brennpunkte des Mikroskopes-Objectives zusammenfallendes Bild des
Lichtgebers erzeugen.
Da nun aber die vom Objectiv des Mikroskopes ausgehenden
und das Bild auf der matten Scheibe zeichnenden Strahlen eine sehr
starke Divergenz haben, so müssten die in dasselbe im Brennpunkte
eintretenden Strahlen, die von der unter dem Object befindlichen
Linse convergent gemacht sind, wenn durchaus jede Diffractions-
erscheinung vermieden werden soll, eine der Divergenz der ein-
tretenden Strahlen genau entsprechende Convergenz haben. —
Wollten wir also dieser theoretisch vorgeschriebenen Forderung
vollständig genügen, so müssten wir für jedes Objectiv ein ent-
sprechendes Beleuchtungssystem dem Apparate einschalten. Es
wäre diese Anordnung eine höchst kostspielige und man kann sie
in recht genügender Weise dadurch umgehen, dass man je nach
der Stärke des Objectives die Convergenz des sich im Brennpunkt
desselben vereinigenden Lichtbündels durch Verschiebung der Sammel-
linse und der Concentrationslinse unter einander, wie gegen das Ob-
ject, in entsprechender Weise regulirt. — Wir haben wenigstens
stets auf diese Weise sehr Gutes erreicht. —
Die Convergenz der das Lichtbildchen im Object bildenden
Strahlenbündel muss natürlich mit der Stärke des anzuwendenden
Objectives wachsen, und hat man deshalb verschiedene, selbst für
die stärksten Objective genügende Beleuchtungssjsteme construirt.
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ß4 Zweiter Abschnitt.
Die Condensoren.
Als älteste Modification ist hier zunächst die Ton Dujardin an-
gegebene zu erwähnen. Dieser Apparat wie die übrigen anzu-
führenden Apparate werden insgesammt mit dem Namen: Conden-
soren, d. h. Lichtverdichter, bezeichnet.
Der von Dujardin angegebene Condensor besteht in einer stark
gewölbten planconvexen Linse, von kurzer Brennweite und geringem
Durchmesser. Die plane Seite wird dem Objecte zugewendet. Er
wirkt genau in derselben Weise, wie die vom Verfasser angewendeten
Gombinationen zweier biconvexer Linsen. ; —
Genau in demselben Sinne wirken die von Seibert und von
Eiönne & Müller construirten Condensoren, von denen Letzterer zwei,
Ersterer drei Linsen enthält.
Der Klonne-Müller'sche Condensor besteht aus einer dem Object
zunächst stehenden planconvexen Linse, deren plane Seite dem Ob-
jecte zugekehrt ist, während die stark kugelförmig gewölbte andere
Seite der Linse einer zweiten, in derselben Hülse befindlichen,
schwächer biconvexen Linse in kurzer Distanz gegenübersteht.
Am unteren Theile der die Linsen tragenden Hülse befindet sich
noch eine zur Einschiebung der verschiedensten Blenden geeignete
Führung.
Die Blenden selbst sind je nach Bedarf von verschiedenstem
Durchmesser und so eingerichtet, dass auch die die Beleuchtungsaxe
senkrecht durchlaufenden Strahlen abzublenden sind und hierdurch
(siehe unten) eine helle Beleuchtung auf schwarzem Hintergrunde
bei geeigneten Objecten zu erzielen ist. —
Dieselben Blendungsarten zeigt der Seibert'sche Condensor.
Derselbe besteht, wie der Klönne'sche, zunächst aus einer dem Object
mit der flachen Seite zugekehrten planconvexen, stark gewölbten
Linse, der dann eine concav-convexe Linse mit grösserem Radius
folgt, deren concave Seite der eben erwähnten Linse, und somit dem
Objecte, zugewandt ist, während ihre convexe Seite der planen Seite
der nun folgenden dritten, planconvexen Linse gegenübersteht. —
Als grösster und wirksamster Condensor ist der von der Firma
Carl Zeiss in Jena in neuerer Zeit gebaute Apparat zu bezeichnen.
Derselbe ist ein fiir alle und jede Ansprüche und selbst die
feinsten und durchsichtigsten Bacterienpräparate ausreichender. Er
macht es durch die Construction, welche nach den Angaben des um
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II. Die Beleuchtangsapparate. g5
die Optik so hochverdienten Prof. Abbe -Jena') durchgeführt ist,
möglich, alle Arten der geraden und schiefen Beleuchtung durch
einfaches Bewegen oder Wechseln der Blenden auszuführen. Der
Beleucbtungskegel ist ein die ganze Objectivfullung ausfüllender und
eignet sich deshalb ganz besonders zur Untersuchung der nach
Robert Kochs Methode gefärbten Präparate.
Alle Veränderungen und alles Wechseln in der Beleuchtung
lässt er auf leichte und bequeme Weise durchfuhren; ebenso lässt
er die Anwendung von Polarisationsapparaten und die von einer
Beleuchtung des Objectes auf dunklem Gesichtsfelde bequem zu.
Letztere Art der Beleuchtung wird durch eine Blende, die seit-
liches Licht passiren lässt, das centrale Licht aber abblendet, erzielt;
sie besteht in einem mit drei ganz schmalen, radialen Speichen,
welche eine kleine centrale Metallscheibe tragen, versehenen Ringe
von Grösse der übrigen Blenden.
Von gleicher Wirkung wie diese Art der Blendung ist ein viel
früher von Nachet construirter Apparat: „Eclairage ä fond noir", der
in einem Glasconus besteht, dessen Basis von einer in der Mitte kreis-
förmig geschwärzten, convexen Fläche gebildet wird und der, mit dieser
Fläche dem Object zugekehrt, mit der abgestumpften Spitze dem-
nach nach unten, an Stelle des Gondensors gesetzt wird. Die Seiten-
strahlen parallel auffallenden Lichtes werden von dem Conus durch-
gelassen und in sehr schräger Richtung auf das Object geworfen,
von dem die Gentralstrahlen durch den geschwärzten Theil abge-
halten sind. Nach Einführung des Abbe'schen Gondensors und ähn-
licher Apparate dürfte dieser Apparat mehr von historischem Inter-
esse sein. —
Leider fertigt die Zeiss'sche Fabrik die Beleuchtungsapparate
nur in drei Formen und für die grösseren Stative ihrer Fabrik
passend, übernimmt aber wegen der kaum durchzuführenden An-
passung an andere Stative keine Ausführungen an solchen.
Bei den kleineren Beleuchtungssystemen derselben Firma, welche
denen von Seibert und Müller & Klönne gleichen, ist immerhin eine
sehr starke Beleuchtung, die einigermaassen das erreicht, was der
grosse Abbe-Apparat leistet, möglich, und sollen sie deshalb diesen
kostspieligen Apparat in vielen Fällen ersetzen. — Die Gonstruction
des Abb^ besteht in Folgendem:
*) Archiv f. mikroskop. Anat. Bd. IX. 496.
Jeserich, Mikrophotographie.
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66
Zweiter Abschnitt.
Das LinseDsystem selbst ist ein Immersionssystem, es wird
deshalb auf die plane, dem Objectträger zugekehrte, Seite der oberen
Linse ein Tropfen Wassers gebracht und so der durch den Ein- und
Austritt des Lichtes aus der Luft in Glas bedingte Verlust an Licht
herabgemindert. Die Linsensysteme selbst werden in zwei Formen
geliefert.
Fig. 22.
Das erstere enthält eine obere planconvexe Linse, deren ge-
krümmte Seite überhalbkugelförmig ist und dicht an die zweite bi-
conyexe Linse angrenzt.
Das zweite enthält drei Linsen, eine obere kleinere planconvexe,
eine mittlere concavconvexe und eine untere biconvexe, und kommt
hauptsächlich bei stark schiefer Beleuchtung, sowie beim Beobachten
mit Objectiven von sehr grosser Apertur in Anwendung.
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n. Die Beleuchtungsapparate.
67
Das erstere System hat eine numerische Apertur von 1,20, das
zweite von 1,40.
Der mechanische Theil der Apparate hat eine derartige Form,
dass er unter dem Objecttisch des Mikroskopes in eine Coulisse
nach Entfernung des gewohnlichen Beleuchtungsspiegels einschieb-
bar ist.
Fig. 23.
Der obere, das System selbst tragende, ringförmige Theil {T)
ist unbeweglich und genau centrirt, er lässt nur ein Auswechseln
der beiden erwähnten Systeme zu. Der untere, die Blende tragende
Theil dagegen ist um eine Verticalaxe seitlich drehbar und ermög-
licht so durch seitliches Drehen ein leichtes Auswechseln der Blen-
den. Die letzteren sind mit concentrischen Oeifnungen von ver-
schiedenem Durchmesser versehen und passen genau beim Einlegen
in den Träger (h).
Dieser obere Theil des beweglichen Blendenträgers ist mittelst
eines Triebes {g) in einer geeigneten, schlittenartigen Führung ver-
5*
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68 Zweiter Abschnitt.
schiebbar und lässt so durch einfaches Drehen des Triebes die
Herstellung centrischer und schiefer Beleuchtung zu.
Bei Anwendung des Abbe'schen Apparates und künstlichem
Licht wird man natürlich die oben angegebene (S. 60) zweite
Art der Beleuchtung benutzen müssen, d. h. ein Luftbild des
Lichtgebers an einem solchen Punkte vor dem Systeme entwerfen,
dass das verkleinerte Bild dieses Lichtpunktes in das Object üUlt.
Zur Feststellung dieses Punktes verfahrt man in der Art, dass
man auf dem Laufbrett des Apparates eine matte Glasscheibe ein-
setzt und in eine derartige Entfernung vor dem Abbe stellt, dass
ein auf die Scheibe gezeichnetes Bleistiftzeichen (Punkt oder Kreuz),
wenn man durch den Tubus des Mikroskopes blickt, klar und scharf
in der Mitte des Gesichtsfeldes erscheint. —
Durch weitere Versuche stellt man dann, während die Glas-
scheibe unverrückt bleibt, auf das auf ihr befindliche Zeichen, durch
Regulirung der Abstände der Lichtquelle und der Sammellinse in
ihrem Verhältniss unter einander und gegen die Scheibe, ein schar-
fes und möglichst helles Bild der Lichtquelle ein. Es ist klar, dass
jetzt nach Entfernung der matten Scheibe das in ihrer Ebene ent-
worfene Bild der Lichtquelle in stark verkleinertem Maassstabe durch
den Abbe in das Object selbst verlegt wird. Man thut gut, die
Entfernungen der einzelnen Theile von einander zu messen und zu
notiren, damit man sie für spätere Fälle besitzt und nicht jedesmal
erst wieder zu ermitteln braucht. —
Wendet man eine Lichtquelle von nur schwacher Wärmestrah-
lung an, so kann man, wie bereits oben erwähnt, diese selbst an
Stelle des bezeichneten Punktes der matten Scheibe setzen. —
Will man die für die Beleuchtungslinsen in jedem Falle erfor-
derliche beste Stellung ermitteln, so kann dies sehr leicht dadurch
geschehen, dass man in einem dunklen Räume experimentirt und
die erste, der Lichtquelle zugekehrte Linse (Sammellinse) mit einem
aus Pappe gefertigten Schirm von ca. 0,5 m Grösse umgiebt.
Man kann dadurch, dass man ein wenig Gigarrenrauch in die
Lichtbündel bläst, dieselben leicht sichtbar machen und aus ihrer
Gestalt und dem auf einen Schirm geworfenen Bild der Lichtquelle
bald die für jeden einzelnen Fall geeignete Stellung der Linsen und
des Lichtgebers zu einander ermitteln und durch Messungen der
einzelnen Distancen ein für alle Mal fixiren.
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Q. Die Beleuchtimgsapparate. 69
3. Polarisationsapparate.
Die Anwendung von Polarisationsapparaten wird, wenn auch
nicht häufig, so doch hin und wieder besonders bei mineralogischen
und forensisch -mikroskopischen Untersuchungen (speciell Blut und
Haare) vorkommen und soll deshalb hier kurz erwähnt werden.
Die Polarisation geschieht mittelst eines die nur in einer Ebene
schwingenden Lichtstrahlen durchlassenden Nicorschen Prismas und
zwar ehe das Licht das betreffende Object passirt hat.
Man schaltet das Prisma am besten kurz vor dem Condensor,
selbstredend in genau centraler Stellung, ein.
Für den Abbe'schen Apparat haben die Polarisatoren einen ring-
förmigen Ansatz an ihrem oberen Theile und werden in den Blen-
denträger (bei b) eingelegt; etwa nöthige Blenden und Gyps- oder
Glimmerscheibchen können auf den Polarisator bequem aufgelegt
werden.
Als Analysator (oberer Polarisationsapparat) wird am besten ein
Nicorsches Prisma in Anwendung gebracht, das entweder (nach
Nachet's Angaben) über dem Ocular oder nach der Construction
von Hartnack - Oberhäuser unmittelbar über dem Objectiv einge-
schaltet wird. Für mikrophotographische Zwecke ist die letzte
Art der Anordnung die empfehlenswertheste.
Bei der Polarisation ist natürlich die Anwendung sehr star-
ker Lichtquellen deshalb erforderlich, weil das Licht beim Passiren
beider Nicols eine sehr erhebliche Einbusse an Intensität durch gänz-
liche Beseitigung des ordentlichen Strahles erleidet.
Die Polarisationsbilder werden natürlich in vielen Fällen, wo
sie sich gerade durch die herrlichen Farbenerscheinungen charakte-
risiren, nur unvollkommen durch die Photographie wiedergegeben
werden können, sie werden aber doch in vielen Beziehungen von
nicht zu entbehrendem Werthe sein und auch vielfach in vollständig
genügender Weise durch die Mikrophotographie wiederzugeben sein.
Gerade in forensischer Beziehung hat die Anwendung des po-
larisirten Lichtes und die Wiedergabe der Beobachtungen durch die
Mikrophotographie sehr grosse Bedeutung.
Dient doch, um es nur kurz zu erwähnen, gerade die Anwen-
dung polarisirten Lichts wesentlich zur Identitätsfeststellung der
Häminkrystalle, deren Werth als Beweismaterial stets sehr be-
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70 Zweiter Abschnitt.
deutend ist; kann man doch ferner bei Haaruntersuchungen oft-
mals bei gewöhnlichem Lichte in ihrer Farbe vollkommen gleich-
aussehende Haare durch Anwendung polarisirten Lichtes absolut
sicher und scharf von einander unterscheiden. —
4. Blenden.
Haben wir im Vorstehenden die Anwendung und Wirkung der
verschiedenartigsten Blenden zur Erzeugung centralen und schiefen
Lichtes bereits eingehend besprochen, so wollen wir nun hier noch
auf die Veränderung der Lichtstarke durch die Blenden je nach
ihrer Grösse eingehen.
Je kleiner die Blendenöffnung gewählt wird, desto mehr verliert
das auf der matten Scheibe entworfene Bild von seiner sphärischen
Aberration, d. h. desto gerader wird die stets etwas gekrümmte
Fläche des virtuellen Bildes; sie föllt also in einem grösseren Theile
mit der Ebene der matten Scheibe zusammen und giebt deshalb
auch ein weiter nach dem Rand hin scharf einstehendes Bild. Dass
das Bild im Ganzen überhaupt schärfer und klarer wird, wenn die
am stärksten gebrochenen Randstrahlen, welche sehr leicht stö-
rende Diffractionserscheinungen veranlassen, abgeblendet sind, braucht
eben nur angedeutet zu werden.
Wenn man also, ganz analog wie bei den Objectiven für Por-
traits und Landschaften, durch Anwendung geeignet kleiner Blenden
die Schärfe des Bildes nach den Rändern hin verstärken kann, so
ist der Anwendung dieses Mittels doch sehr bald ein Ziel gesetzt.
Mit Verkleinerung der Blendenöffnung nimmt nämlich die Licht-
intensität ganz erheblich ab und zwar im umgekehrten quadratischen
Verhältniss zum Durchmesser der Blende.
Wir werden deshalb, wenn wir den Durchmesser einer Blende
auf die Hälfte verkleinern, eine nur ein Viertel so intensive Beleuch-
tung, ceteris paribus, haben und deshalb die Expositionszeit auf
das Vierfache verlängern müssen. —
Stereoskopische Aufnahmen.
Ausser den oben beschriebenen halben und mit verschiedensten
Durchlochungen versehenen Blenden zur Erzeugung einer schiefen
Beleuchtung und zur Erzeugung von sehr schief beleuchteten Bil-
dern auf dunkelem Hintergrunde, kommt in der Mikrophotographie
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n. Die Beleuchtungsapparate. 71
noch eine halbe Blendung zur Erzeugung eines ganz anderen
Effects in Anwendung.
Wir meinen die Anwendung einer halben Blende zwischen
Object und Objectiv. Dass jede Hälfte des Objectives von dem
Object ein etwas anderes Bild entwirft, ist klar; die Lichtstrahlen,
welche vom Objecte ausgehen, fallen eben auf jede Hälfte des Ob-
jectives unter einem anderen Winkel.
Zwei solche Bilder, von denen eines mit der rechten, das andere
mit der linken Hälfte des Objectives aufgenommen ist, lassen, durch
ein Stereoskop betrachtet, die Objecte nicht als Flächen, sondern als
Körper erscheinen.
Man wird deshalb zur Erlangung stereoskopischer Mikrophoto-
gramme bei schwachen Vergrösserungen, die halbe Blendung mit
Erfolg anwenden können.
Es wird zu dem Behufe vor das Objectiv ein Rohr geschoben,
in dem eine central angebrachte, genau mit der Objectivöffhung
correspondirehde, kreisförmige zweite Oeffnung durch eine halbkreis-
förmige Blendung verschlossen wird. Diese Blendung ist im Rohre
um ihren Mittelpunkt um 180° drehbar, um durch diese Drehung
zwei Aufnahmen mit je nur einer Objectivhälfte nacheinander aus-
führen zu lassen. —
Kann man auf die genannte "Weise bei schwachen Vergrösserun-
gen einen stereoskopischen Effect erzielen, so ist dies bei stärkeren
Vergrösserungen nicht möglich und man hat aus diesem Grunde
denselben Effect auf anderem "Wege zu erreichen gesucht und zwar
dadurch, dass man die Winkelstellung des Objects zum Objective
durch Bewegung des ersteren abändert. Die zu diesem Zwecke von
Benecke construirte Wippe ist später von Fritsch-Berlin modificirt
und verbessert worden.
Beide Wippen legen den Objectträger nicht fest auf den Ob-
jecttisch, sondern lassen eine schaukelnde Bewegung desselben um
eine horizontale Axe zu.
Läuft diese Axe genau durch den Mittelpunkt des Gesichts-
feldes des Mikroskopes, so wird natürlich ein ümwippen des Trägers
das Gesichtsfeld nicht ändern, sondern dasselbe Bild nur unter an-
derem Beobachtungswinkel zeigen. —
Eines ist bei dieser Einrichtung Hauptbedingung, dass nämlich
die Axe, um welche das "Wippen des Objectes stattfindet, nicht nur
wie erwähnt, durch den Mittelpunkt lauft, sondern dass sie auch
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72 Zweiter Abschnitt.
genau mit der Ebene des scharf eingestellten Objectes zusammen-
fällt. Gustav Fritsch erreicht dies durch folgende, sehr sinnreiche
und dabei doch einfache Construction *) :
Das auf den Objecttisch aufschraubbare Untergestell der Wippe
ist durch eine Horizontalschraube mit dem darauf liegenden Appa-
rat verbunden und gestattet, durch Drehung dieser Schraube, Bewe-
gung des eigentlichen Apparates in der Ebene des Objecttisches.
Die Wippe selbst trägt einen als Unterlage für das Objectglas dienen-
den Rahmen, der durch eine Verticalschraube das Höher- und Tie-
ferstellen des Objectes ermöglicht und so stets die Ebene desselben
mit derjenigen der Drehungsaxe der Wippe vereinigen lässt. Die
Grösse des Ausschlags der Wippe wird durch eine an dem Ende
derselben befindliche Stellschraube regulirt und durch einen seitlich
angebrachten Index abgelesen.
Die Einstellung des Apparates geschieht auf einfachste Weise
dadurch, dass man auf denselben ein Objectglas von gleicher Dicke,
wie das später zu verwendende, legt und auf demselben eingeritzte,
mit der Drehungsaxe der Wippe parallel laufende Linien derartig
für die Beobachtung einstellt, dass die das Gesichtsfeld halbirende
Linie beim Umlegen der Wippe scharf eingestellt bleibt. Ist dies
der Fall, so fällt die Ebene des Objectes mit der der Drehungsaxe
zusammen und die Drehungsaxe läuft gleichzeitig durch den Mittel-
punkt des Gesichtsfeldes. — Zwei nacheinanderfolgende Aufnahmen
in je einer Lage der Wippe geben natürlich zwei sich stereoskopisch
ergänzende Bilder. —
5. Auffallendes Licht.
Es bleibt nach dieser kurzen Abschweifung nur noch übrig, der
Beleuchtung mit auffallendem Licht Erwähnung zu thun.
Dieselbe wird im Allgemeinen nur bei schwächeren Vergrösse-
rungen statthaben und geschieht am besten dadurch, dass man das
durch eine Sammellinse in gehöriger Weise (siehe oben) concentrirte
*) Details sind in der Abhandlung Prof. Dr. Gustav Fritsch's: lieber
das stereoskopische Sehen im Mikroskope und die Herstellung stereosko-
pischer Mikrotypien auf photographischem Wege, Abdruck a. d. Festschrift
zur Feier des 100jährigen Bestehens der Gesellschaft der naturforschen-
den Freunde zu Berlin. 1877. Ferd. Dümmler's Verlag.
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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 73
Licht entweder direct, oder durch einen Planspiegel reflectirt, auf
das Object zu wirft.
An Stelle der Linse kann man auch das von einem Planspiegel
reflectirte Licht durch einen Lieberkühn' sehen Spiegel auf das Ob-
ject werfen. Der letztere besteht in einem Metallhohlspiegel von
kurzer Brennweite; er wird auf der zu beleuchtenden Seite des Ob-
jectes aufgestellt und hat in seiner Mitte ein Loch, um bei centraler
Beleuchtung das Objectiv des Mikroskopes, das er sonst verdecken
würde, durchzulassen. Sehr schöne weiche Bilder erhält man übri-
gens, wenn man nach dem Vorschlage Benecke's bei dem in erster
Art beleuchteten Object noch von unten her mittelst des Mikroskop-
spiegels mehr oder minder stark diffuses Licht zutreten lässt; man
hat es auf diese Weise in der Hand den Hintergrund von schwarz bis
fast weiss zu modificiren und so recht weiche Bilder zu erzeugen. —
m. Die zur Hikrophotographie g^eeig^neten
Mikroskope.
Nur in den seltensten Fällen wird es dem Mikroskopiker ver-
gönnt sein, zur Anfertigung seiner Mikrophotogramme sich eines
besonderen mikrophotographischen Apparates bedienen zu können,
während er seine Untersuchungen mit einem besonderen Mikro-
skope ausführt.
Eine solche doppelte Einrichtung würde immerhin erheblich
theuer zu stehen kommen und deshalb in vielen Fällen der weite-
ren Ausbreitung und Verwerthung der Mikrophotographie hindernd
und hemmend in den "Weg treten.
Vor der Anschaffung neuer und nicht billiger Apparate wird
sich eben mancher Praktiker scheuen; obwohl ihm sicherlich oft viel
darauf ankommt, seine Beobachtungen als Mikrophotogramme, und
somit als unangreifbares Beweismaterial, fixirt zu haben, wird er sich
dennoch von der Höhe der Anschaffungskosten eines vollständig
ausgerüsteten mikrophotographischen Apparates abschrecken
lassen.
Diese Kosten werden aber um ein Bedeutendes reducirt,
wenn man dem Apparat eine derartige Form giebt, dass er die Be-
nutzung des Beobachtungsmikroskopes zulässt.
Man ist deshalb bemüht gewesen, die Apparate für Mikropho-
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74 Zweiter Abschnitt.
tograpbie derartig zu gestalten, dass der Mikroskopiker, nachdem er
mit Hülfe seines Instrumentes die nöthigen Beobachtungen yoUendet
hat, mit demselben Instrumente auch seine Aufnahmen machen
kann.
Solche Apparate sind oft von recht handlicher und bequemer
Construction, genügen dabei aber selbst den höchsten Ansprüchen
vollkommen.
Die Güte der erzeugten Bilder geht bei ihnen selbstverständlich
mit der Güte des benutzten Mikrokops Hand in Hand.
Je besser und praktischer die Construction des vorhandenen
Mikroskopes für die gleichzeitige Benutzung zur Aufnahme der Bil-
der mittelst der Photographie ist, eine desto bequemere Handhabung
des ganzen Apparates gestattet es.
Nur das Eine ist zu bedenken, dass das Licht mit unnachsicht-
lieber Schärfe und Genauigkeit zeichnet, und neben dem Vortheil,
der hieraus erwächst, den Nachtheil in sich schliesst, auch alle Feh-
ler und Mängel rücksichtslos wiederzugeben.
Aus allen diesen Gründen kommt die Güte und geeignete Con-
struction der Mikroskope in Betracht, und scheint es deshalb hier
am Platze die allgemein üblichen Mikroskopconstructionen kurz, mit
besonderer Rücksicht auf ihre gleichzeitige Anwendbarkeit für pho-
tographische Aufnahmen zu betrachten und dann später auf die mit
Hülfe der gewöhnlichen Mikroskope, sowie auf die durch besondere
Anordnungen selbständig zusammengesetzten, eigentlichen mikro-
photographischen Apparate einzugehen.
Die Construction der Mikroskope ist in ihrer technischen Aus-
führung in Bezug auf Handlichkeit und Eleganz der Ausstattung
mit den Erfolgen der Neuzeit auf dem Gebiete der Mikroskopie so
erheblich fortgeschritten, dass es eine vergebliche Mühe wäre, alle
Neuerungen auch nur andeutungsweise zu berühren; es muss des-
halb für diesen Ort genügen, die Hauptrepräsentanten der ver-
schiedensten Constructionen anzuführen, im Uebrigen aber auf die
über diesen Gegenstand handelnden Specialwerke, die in vorzüglich-
ster Auswahl vorhanden sind, zu verweisen.
Für die Anwendung zur Mikrophotographie eignet sich jedes
grössere Mikroskop, sofern es einen festen Bau und solche Systeme
hat, welche überhaupt scharfe und gute Bilder dem Beobachter
liefern.
Der feste Unterbau ist deshalb eine stark in Rücksicht zu
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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 75
ziehende Nothwendigkeit, weil ein jeder mikroskopisch-photogra-
phische Apparat fest und unverrückbar stehen muss; selbst die
geringste Erschütterung wirkt auf das auf die lichtempfindliche
Platte geworfene Bild potenzirt und lässt dasselbe in zitternde Be-
wegung gerathen.
Durch solche Bewegungen werden aber die Schärfen der Bilder
stark beeinträchtigt und Linsen Systeme, die an und für sich recht
gute Bilder zu liefern im Stande sind, können unter diesen um-
ständen nur verschwommene Zeichnungen geben.
Auf einen soliden und schweren Fuss des Mikroskopes ist des-
halb ganz besonders zu achten. — Ais nicht minder wichtig ist, aus
demselben Grunde, der Umstand in Betracht zu ziehen, dass alle
beweglichen Thcile des Mikroskopes fest und gut in einander und
zu einander passen, um jede vom Experimentator nicht beabsich-
tigte, freiwillige Bewegung irgend welchen Theiles des ganzen Ap-
parates unmöglich zu machen.
Dieser Umstand föllt besonders schwer da ins Gewicht, wo man
verhältnissmässig längere Expositionen anzuwenden genöthigt ist, oder
wo man mit frischen, unverkitteten flüssigen Objecten zu operi-
ren hat.
Wer mit solchen Objecten zu arbeiten genöthigt ist, dem wird
es nur gar zu häufig vorkommen, dass ein gut eingestelltes und in
seiner Lage schon längere Zeit constant verbliebenes Object dennoch
durch eine plötzlich eintretende Erschütterung des Bodens, zu wel-
cher schon das Vorüberfahren eines Lastwagens, das Werfen einer
Thür im selben Hause, genügende Veranlassung bietet, sich noch
nachträglich verschiebt und somit eine Aufnahme verdirbt, oder in
anderer Stellung erscheint, als es beabsichtigt war. — .
Nächst der festen Stellung des Mikroskopes kommt natürlich
die definirende Kraft der Linsensysteme und ihre Güte überhaupt in
Betracht. Mit Objectiven, die geringes Definitionsvermögen zeigen
und die bei dem gewöhnlichen Gebrauch nur unscharfe, verschwom-
mene Bilder geben, ist selbstredend beim Fixiren mit der sensibilisirten
Platte kein scharfes und genügendes Bild zu erwarten. — Deshalb
kommt es hier auch ganz besonders auf gutes Halten der Linsen
und Behüten derselben vor den kleinsten Beschädigungen und Ver-
unreinigungen an.
Während der geübte Mikroskopiker durch die Gewohnheit des
Beobachtens bald dahin kommt, nur dasjenige im Gesichtsfelde zu
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76 Zweiter Abschnitt.
sehen, was ihn gerade interessirt, das aber, was unwesentlich und
fehlerhaft ist, zu übersehen, giebt die Photographie alles Vor-
handene ausnahmslos, gleichviel, ob es gut oder fehlerhaft ist,
wieder. Es wird auf dem Bilde jeder Fehler der Linse, jedes auf
derselben liegende Stäubchen erbarmungslos fixirt und stört oft den
Gesammteffect des Bildes erheblich.
Ebenso wie diese kleinen Fehler und Unregelmässigkeiten sich
auf den Mikrophotogrammen oft in recht unliebsamer Weise breit
und bemerklich machen, wird auf denselben ein anderer üebelstand
sichtbar, der sich dem Beobachter für gewöhnlich entzieht, weil er
sich an denselben gewöhnt (accomodirt) und ihn deshalb schliess-
lich nicht mehr fühlt.
Es ist dies der üebelstand, dass das von dem Linsen system ent-
worfene Bild nicht in einer Ebene liegt, sondern eine mehr oder
minder starke "Wölbung zeigt. Dadurch ist es nur möglich, stets
einen Theil des Gesichtsfeldes scharf einzustellen; ist die Mitte
scharf, so wird das Bild nach den Rändern hin unscharf werden
und umgekehrt.
Beim Mikroskopiren nun tritt dieser üebelstand deshalb sehr
erheblich zurück, weil einmal das menschliche Auge das Vermögen
besitzt, sich für verschiedene Entfernungen zu accomodiren
und weil zweitens der Beobachter, fast unbewusst, beim Mikrosko-
piren diesem Accomodationsvermögen durch Hin- und Herdrehen der
das Objectiv auf- und abwärts bewegenden Mikrometerschraube
nachhilft.
Die lichtempfindliche Platte zeichnet aber alles ohne jede Sub-
jectivität und wird also auch die durch die Bildwölbung bedingten
unscharfen wiedergeben.
Aus diesem Grunde hat man für mikrophotographische Aufnah-
men von Bildwölbung möglichst freie Objective auszuwählen. —
1. Correctionsobjective.
Bei Objectiven für kleinere Vergrösserungen wird man kaum
eine Differenz in der Schärfe der Einstellung zwischen Mittelpunkt
und Randpartien bemerken können, dieselbe tritt erst bei stärke-
ren und sehr starken Objectiven ein. Sie wird noch durch die Dicke
der zum Bedecken der Präparate angewandten Deckgläser in wesent-
licher Weise verstärkt.
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III. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 77
Die ein planparalleles Glas in schräger Richtung passirenden
Lichtstrahlen werden nämlich durch die zweimalige, beim Eintritt
und beim Austritt erfolgende Brechung von ihrem ursprünglichen
Wege abgelenkt und zwar verschiede^], je nach der Dicke des be-
treffenden Glases. Hat man nun ein Objectiv, welches bei einer
ganz bestimmten Deckglasstärke durch die Stellung der Linsen
des Systemes zu einander ein bis zum Rande hin scharfes Bild er-
zeugt, so kann der Fall eintreten, dass bei Benutzung eines dickeren
oder dünneren Deckglases, das Bild vollkommen unscharf in seinen
verschiedenen Theilen erscheint.
Die Stellung der Linsen des Systemes zu einander, welche im
besten Falle der durch das Deckglas bedingten Ablenkung der Strah-
len entsprach, giebt eben bei veränderter Stärke des Deckglases und
damit Hand in Hand gehender Veränderung des "Weges der Licht-
strahlen kein in allen Punkten scharfes Bild mehr. —
In gleicher Weise wie durch die Dicke des Deckglases, wird
die Schärfe des Bildes in allen seinen Theilen noch durch die Ent-
fernung, in welcher das Bild entworfen werden soll, bedingt. Die-
selbe ist abhängig von der Tubuslänge des Mikroskopes bezw. von
der Entfernung der matten Glasscheibe vom Objective bei mikro-
photograpbischen Apparaten.
Auch in diesem Sinne muss deshalb durch Veränderung des
Abstandes der einzelnen Linsen des Systems unter einander Abhülfe
geschaflfen werden. —
Man hat nun, um dies zu ermöglichen, Objective construirt, die
eine Veränderung des Abstandes der Linsen unter einander gestatten.
— Man nennt solche, mit in ihrer Stellung zu einander beweglichen,
Linsen versehenen Linsensysteme „Correctionsobjective".
Während man früher die äussere, dem Objecte zugekehrte Lin-
sencombination beweglich machte und die innere Linsencombination
fest stand, ist man jetzt auf eine umgekehrte Anordnung übergegangen.
Die Correctionsobjective neuerer Construction haben eine fest-
stehende Frontlinse und ein auf und nieder bewegliches System der
oberen, inneren Linsen.
Hierdurch wird ein doppelter Vortheil erzielt: einmal wird die
allgemeine Einstellung des Bildes durch den Gebrauch der Correc-
tion nicht verändert^) und zweitens braucht man nicht zu fürchten.
*) Bei Gebrauch der mit Correctionsfassung versehenen Objective, in
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78
Zweiter Abschnitt.
dass das Präparat durch Herabsenken der Frontlinse zerdrückt oder
gar die Linse selbst beschädigt werde.
Die Construction einer solchen Correctionsfassung ist kurz fol-
gende: Der das Objectiv mit dem Tubus verbindende Theil (Ä) trägt
in fester, unveränderlicher Verbin-
dung an seinem unteren Ende den
aufgeschraubten , die Frontlinsen
enthaltenden Ansatz (B), Ueber
diesem Ansatz (B) befindet sich ein,
den ersten Theil (J.) ringförmig
umfassender, auf demselben dreh-
barer Mantel (E), der in seiner
Drehungsebene durch einen schlit-
tenförmigen Ansatz fixirt wird.
Dieser Mantel trägt in seinem un-
teren, inneren Theile ein Schrau-
bengewinde, in welches ein glei-
ches Gewinde (Z>) des das innere
bewegliche Linsensystem tragenden
Cylinders (C) eingreift. Dieser
Cylinder wird durch eine geeignete
Führung gegen drehende Bewegung
gesichert und durch eine Feder (2^)
herabgedrückt.
"Wird jetzt der ringförmige
Mantel {E) gedreht, so wird wäh-
Vig. 24.
rend der ganze übrige Apparat unverändert stehen bleibt, nur der
innere Cylinder (C) durch die Schraube (/)) auf- oder abwärts be-
wegt werden und es wird somit die relative Lage der das System
bildenden Linsen verändert.
Man kann also bei dickeren Deckgläsern die Linsencombina-
tionen des Systemes mehr einander nähern, bei dünneren Deckgläsern
von einander entfernen und so möglichst scharfe Bilder erzeugen.
denen die untere Linsencombination beweglich ist, konnte dieselbe leicht
auf das Präparat drücken und dabei dieses, sowie sich selbst beschädigen.
Ausserdem musste der jedesmaligen Veränderung der Entfernungen der
Linse vom Object, durch Nachdrehen der Mikrometerschraube entsprechend
Rechnung getragen werden.
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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 79
Damit man nun aber bei Deckgläsern von bestimmter, sich
gleichbleibender Stärke nicht immer wieder von neuem die ent>
sprechende Correction zu suchen braucht, sowie dieselbe stets für
eine bestimmte Tubuslänge oder Distanz der matten Scheibe ein
für allemal feststellen kann, trägt der drehbare Correctionsring (E)
eine mit Ziffern versehene Theilung, der ein am festen Theile (A)
befindlicher Index entspricht und somit genaue Fixirung der jewei-
ligen Correction durch Ablesen gestattet. —
Für die regelmässigen Bedürfnisse der Mikroskopie ist man in
letzter Zeit wieder, besonders bei der Benutzung von homogenen Im-
mersionsobjectiven, auf die feste Fassung zurückgegangen und stellt
dieselben auf die constante mittlere Correction ein.
Man will dadurch die Möglichkeit vermeiden, dass beim Auf-
suchen der besten Correction für das gerade vorliegende Object,
der Correctionsfehler selbst grösser werde, als er bei einer sorg-
fältig durchgeführten mittleren, festen Correction durch das Variiren
der Deckglasdicke oder einer kleinen Abweichung von der normalen
Tubuslänge überhaupt werben kann.
Dass durch solche Correctionsfehler allerdings der Werth der
Correction ssjsteme bei Apparaten mit nur ganz wenig variirender
Tubuslänge ein illusorischer werden kann und man vielfach Besseres
durch Benutzung fester, für mittlere constante Correction berech-
neter Fassungen, erreicht, ist klar. — Bei Objectiven jedoch, die
für mikrophotographlsche Apparate mit variablem Bildabstand die-
nen sollen, ist eine Correctionsfassung mit beweglichen Systemen
stets sehr erwünscht. —
2. Die Immersionssysteme.
Bei den stärkeren Objectiven wird, um einen Verlust an Licht
beim Durchgang der Strahlen durch sehr verschieden brechende
Medien zu vermeiden, oder denselben wenigstens zu vermindern,
stets eine den Raum zwischen Deckglas und Objectiv ausfüllende
Flüssigkeit (Immersionsflüssigkeit) angewandt.
Je näher der Brechungsindex dieser Flüssigkeit demjenigen des
Glases rückt, desto weniger Licht wird verloren gehen und eine
desto feinere, definirtere Zeichnung aller Details des Präparates wird
das Objectiv zu liefern im Stande sein.
Man hat deshalb gerade in neuester Zeit, das früher zur Im-
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80
Fig. 25.
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ni. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 31
mersion allgemein angewendete Wasser verlassen und an seine Stelle
starker lichtbrechende Oele gesetzt.
Auf diese Weise sind die Objective für homogene Immersion
entstanden, zu deren Construction zuerst J. W. Stephenson in London
die Anregung gab, und die jetzt in ganz vorzuglicher Qualität ge-
fertigt werden. Das zur Immersion benutzte Cedernholzol (von
Juniperus virginiana) zeigt z. B. in dem von Carl Zeiss in Jena ge-
lieferten, eingedickten Zustande einen fast gleichen Brechungsindex
wie die Deckgläser und liefert deshalb besonders klare und licht-
starke Bilder. —
Dasselbe wird nach dem Gebrauch von den Objectiven mitt^s
Chloroform oder Xylol entfernt, während man bei Wasserimmer-
sionen das destillirte Wasser antrocknen lässt.
3. Stative und der mechanische Theil.
Die Mikroskope selbst zerfallen in ihrer Bedeutung für die Be-
nutzung zur Mikrophotographie in zwei Hauptgruppen, nämlich die-
jenigen Mikroskope mit festem, einfachen Untergestell und diejenigen
mit complicirtem und umlegbarem Untergestell.
Beide Construction sarten sind für die Zwecke der photogra-
phisehen Aufnahmen benutzbar und sollen deshalb in ihren Grund-
zügen besprochen werden.
Als Prototyp für die einfacher construirten Mikroskope mit
feststehendem Obertheil mag das in nebenstehender Abbildung wie-
dergegebene dienen.
Dasselbe besteht aus dem ineinander schiebbaren Tubus, der
selbst mit starker Reibung in den Träger zur groben Einstellung
verschiebbar ist. Die feinere Einstellung geschieht mittelst einer
feinen Mikrometerschraube, die auf der säulenf5rmigen Führung den
Tubusträger mit Tubus auf- und abbewegt, während der Objecttisch
fest und unbeweglich stehen bleibt.
Alle die Mikroskope älterer und einfacherer Construction, welche
das Einstellen des Objects durch Bewegung des Tisches herbei-
führen, sind für unsere Zwecke nicht gut verwendbar; sie verändern
eben bei der Einstellung die Lage des Objecttisches und damit des
Objectes zu den Beleuchtungsapparaten und führen so leicht Unzu-
träglichkeiten herbei, die schon bei einigermaassen stärkeren Ver-
grösserungen sehr störend sind.
Jeserich, Mikrophotograpbie. 6
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82 Zweiter Abschnitt.
Der Beleuchtungsapparat ist bei kleineren Instrumenten, wie
dies auch in vorstehendem der Fall ist, durch einen Schlitten in
den unteren Theil des Objecttisches 'einschiebbar und lässt nach Her-
unterziehen der Blenden und Herausziehen des Schlittens die Blen-
den leicht wechseln. In den cjlinderförmigen Einsatz des Schlittens
lassen sich selbstverständlich auch die Condensoren kleinerer Art, '
die oben (S. 64) näher und eingehend beschrieben sind, einfuhren
und kommen dann die Blenden auf den unteren Theil des Conden-
sors zu liegen. Der Spiegel ist nach allen Seiten beweglich und
kann, wenn nöthig, seitlich aus der optischen Axe des Instruments
ausgerückt werden.
Bei vielen Instrumenten dieser Art ist die ünbeweglichkeit des
Obertheiles insofern nicht festgehalten, als eine Drehung um die
optische Axe des Instrumentes möglich ist. Für das Arbeiten mit
Polarisationsapparaten und bei mineralogischen Arbeiten ist eine der-
artige Einrichtung von grösstem Yortheil.
Ebenso gestattet sie bei schiefer Beleuchtung, ohne an letzte-
rer selbst irgend welche Aenderung vorzunehmen, doch das Object,
je nach der Drehung des Obertheiles, von jeder beliebigen Seite
her schief zu beleuchten, ein für photographische Aufnahmen nicht
unwesentlicher Vortheil. —
Noch bei Weitem grössere Vortheile für die Mikrophotographie
bietet die Construction der Mikroskope auf umlegbarem Obertheil.
Wie wir später näher sehen werden, gestattet sie eine leichte
und bequeme Benutzung des Mikroskops zu horizontalen, sowie zu
verticalen Apparaten. Ein wesentlicher Vorzug besteht ferner darin,
dass bei dem Umlegen des Tisches und Tubus auch die Beleuch-
tungsapparate genau der Bewegung folgen und somit stets genau
centrirt bleiben. Der Raum vor dem Beleuchtungsapparat wird bei
Schräg- bezw. Horizontalstellung des Mikroskopes vergrossert und
gestattet directe Anfügung weiterer Hülfsapparate und Systeme.
Die Construction eines solchen umlegbaren Mikroskopes, das
alle für die Einfügung des Abbe^schen Beleuchtungsapparates, sowie
für kleinere Beleuchtungd-Hülfsapparate nothigen Vorkehrungen in
sich schliesst, und einen vollständig um die optische Axe drehbaren
Obertheil (Tisch und Tubus) besitzt, ist die nebenstehende*). —
Die grobe Einstellung des Objectiyes geschieht durch Drehung
*) Von Carl Zeiss-Jena.
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ni. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 33
des in die Zahnstange eingreifenden Triebes; die feinere, endgiltige
Einstellung geschieht mittelst der Mikrometerschraube, deren äusser-
ster Rand eine radiale Theilung zeigt, so dass mittelst des am Stativ
befestigten, pfeilformigen Index eine genaue Ablesung über den
Grad der Drehung des Mikrometers möglich ist. —
Tisch und Tubus zugleich sind um die optische Axe (die Mit-
telaxe des Tubus) drehbar. Der Auszug des Tubus ist iu Millimeter
getheilt, um die Länge dessel-
ben durch Ablesen stets con- k ^ ^ ^
statiren zu können.
Unter dem Tische befindet
sich, auf einer Coulisse ver- '1 ^
schiebbar, und sich den Bewe- ^
gungen des Obertheiles an- — -= — *"
schliessend, der Abbe/sche Be- ^jM^B^^^^^^^^ B
leuchtungsapparat, von dessen
genauerer Beschreibung wir hier
absehen können, da sie bereits /,i
oben (S. 66) erfolgt ist. tiT
An Stelle des Abbe kann
für gewöhnliche Zwecke ein ein-
facher Beleuchtungsspiegel ge- "^1^^^ k
setzt werden und es wird dann
der bei Einschaltung des Abbe
seitlich zurückgeschlagene so- ^^
genannte „Substage^ - Apparat
unter das Objectiv geklappt.
Derselbe besteht in einem p. ^
an drehbarem Arm befindlichen
Conus, der durch Trieb und Zahnstange auf- und abwärts bewegt
werden kann und Diaphragmen oder andere Einsatzstücke aufnehmen
soll. Seine genaue Centrirung geschieht dadurch, dass er in einem
Aussenringe durch drei radiale Stifte festgehalten wird, die unter
einander mit ihren Längsaxen in einem Winkel von je 120^ geneigt
sind. Zwei der Stifte sind mit Schraubengewinden versehen und
gestatten so eine geringe Verschiebung des inneren die Substage
tragenden Ringes nach allen Seiten, durch Anziehen oder Nachlassen
der Schrauben, während der dritte Stift durch eine Feder nach
innen gedrückt wird. —
6*
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84 Zweiter Abschnitt.
Dieser ganze bewegliche Obertheil des Mikroskopes ruht auf einem
äusserst solide und fest gebauten schweren Untergestell mit hufeisen-
förmigem Fasse und ist um eine horizontale an demselben ange-
brachte Axe drehbar, d. h. bis zur Horizontalstellung umzulegen. —
Zum Schlüsse sei hier noch eines sehr wesentlichen mechanischen
Theiles der Mikroskope gedacht, der sich in letzter Zeit wegen seiner
grossen Vorzüge wohl überall Eingang verschafft hat und für die
Mikrophotographie ebenfalls werthvoll ist.
Wir meinen die Revolvereinrichtung zum schnellen und leichten
Auswechsein der Objective. Dieselbe besteht in einer excentrisch
vor den Tubus angeschraubten, um ihr Centrum mit Reibung dreh-
baren, kreisrunden Scheibe.
Fig. 28.
Diese Scheibe trägt an ihrer unteren Seite cylindrische Ansätze
zum Anschrauben der Objective in derartiger Entfernung vom Dreh-
punkt, dass dieselben, unter den Tubus gedreht, genau in die optische
Axe des Mikroskopes zu stehen kommen. In dieser Stellung wer-
den sie jedesmal durch eine einspringende Arretirungsfeder festge-
halten. Die nicht unter dem Tubus (ausser Gebrauch) befindlichen
Objective sind durch eine die erste Scheibe überdeckende zweite
Scheibe vor dem Verstauben geschützt.
Die Länge der cylindrischen Ansätze ist derartig gewählt, dass
die betreffenden Objective annähernd an die für Hervorbringung
scharfer Bilder nöthige Stellung kommen und es nur einer geringen
Nachhülfe mittelst der Mikrometerschraube bedarf, um genau ein-
zustellen.
Durch diesen leichten Wechsel der Objective ist es möglich,
die gerade gewünschten Theile eines grösseren Objectes erst mit
schwächerer Vergrösserung aufzusuchen und dann, nach Einschaltung
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m. Die ZOT Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. g5
des betreffenden stärkeren Objectives, für dieses endgiltig und genau
einzustellen. Man wird auf diese Weise viel Zeit, die man oft für
Aufsuchung der zur Beobachtung bestimmten Theile verschwenden
muss, sparen.
Für den Fall, dass man nicht im Besitze eines Revolverappa-
rates ist, kann man sich in bequemer und recht genügender Weise
dadurch helfen, dass man den zur Aufnahme bestimmten Theil des
Objectes mit einem kleinen, auf dem Deckglase mit Tinte gezogenen
Kreise umgiebt; man hat dann nur den sehr kleinen, durch die üm-
■ Ziehungslinie begrenzten Raum zu durchmustern. — —
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Dritter Abschnitt.
I. Die mikrophotographisehen Apparate.
Die zum Aufnehmen der mikroskopischen Bilder vermittelst der
Photographie benutzten Apparate bestehen, ihrer Bestimmung ent-
sprechend, im Wesentlichen aus zwei Tbeilen, dem mikroskopischen
und dem photographischen Apparat, an die sich noch für stärkere
Yergrosserung die Anfügung eines geeigneten Beleuchtungsapparats
als dritter wesentlicher Theil anschliesst. —
Die mikrophotographischen Apparate zerfallen im Wesentlichen
in solche mit verticaler, solche mit horizontaler constanter Lage und
drittens diejenigen, welche sich, je nach Bedarf, in horizontale und
yerticale, sowie jede schiefe Stellung bringen lassen.
Zu den ersten gehören die kleinen Apparate für Anfertigung
kleiner, später zu vergrossemder Bilder, während zu der zweiten
Art diejenigen Apparate gehören, welche mit sehr grossem Abstände
der Bildfläche vom Objecte arbeiten, und deshalb mit Umgehung
der Camera ein dunkles Zimmer statt derselben benutzen. —
Hauptsache für alle Apparate ist stets eine solide und unbeweg-
lich feststehende Construction.
Die horizontalen Apparate haben den Vorzug, dass sie bei
Anwendung künstlicher Lichtquellen die Benutzung von Spiegeln
und Reflectoren vermeiden, die, wie wir oben eingehend besprochen
haben, stets, selbst bei bester Construction und Qualität, eine recht
erhebliche Einbusse an Licht mit sich bringen. Zudem kommt
noch der Yortheil der leichteren und handlicheren Bedienung eines
in horizontaler Lage aufgestellten Beleuchtungsapparates und die
Möglichkeit der Anwendung derjenigen künstlichen Lichtquellen
ohne Spiegeleinschaltung, die nur in verticaler Stellung brennen,
wie z. B. Gas- und Gasglühlicht, Petroleum- und Oellicht, die meisten
elektrischen Bogenlampen etc. —
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 87
Die yerticalen Apparate haben den Vorzug dass sie, da ihr
Objecttisch horizontal steht, für Aufnahmen von leicht beweglichen,
flüssigen, unverkitteten Objecten,. deren Aufnahme bei den horizon-
talen Apparaten nicht möglich ist, dienen können, während sie
ferner ebenfalls die Anwendung von Spiegeln bei Benutzung geeig-
neter Lichtquellen umgehen lassen.
Für Anwendung in letzterem Sinne eignet sich besonders das
Ealklicht und das elektrische ^lühlicht. Dass der Vorzug der An-
wendbarkeit für flüssige Objecto nicht zu unterschätzen ist, leuchtet
ein, wenn man bedenkt, dass gerade den bei dem Mikroskopiren
gemachten, wegen ihrer Wichtigkeit zu flxirenden Beobachtungen
fast immer Augenblickspräparate zu Grunde liegen und es oft zu
langwierig und in vielen Fällen sogar unmöglich ist, erst Dauer-
präparate herzustellen. Hierzu kommt noch der umstand, dass
viele und vvichtige Präparate die betreffende, durch die Photographie
festzustellende Form nur kurze Zeit behalten und, gerade wegen
ihrer schnellen Veränderlichkeit, sei dieselbe nun durch Wachsthum
oder Zersetzung bedingt, sofort und ohne weitere Präparation
photographirt werden müssen. —
In der nun folgenden Beschreibung der gebräuchlichsten mikro-
photographischen Apparate können selbstverständlich nur einzelne
Repräsentanten der Hauptgruppen, soweit sie wesentliche construc-
tive Eigenthümlichkeiten zeigen, oder historische Bedeutung haben,
angeführt werden. Alle die besonders in neuester Zeit construirten
Apparate hier wiederzugeben, würde für den zu Gebote stehenden
Raum und den Umfang dieses Werkchens viel zu weitgehend sein,
wäre auch wohl wegen der Vielseitigkeit und Fülle des Materials in
erschöpfender Weise kaum möglich.
Als einfachste Einrichtung kann die von H. Vogel vorgeschlagene
Verbindung einer gewöhnlichen photographischen Camera mit Land-
schaf tsobjectiv und eines Mikroskopes gelten. Das von dem Mikro-
skop entworfene Bild wird durch das Objectiv der Camera auf
der matten Scheibe wiedergegeben. Ocular des Mikroskops, bezie-
hentlich der Tubus und das Objectiv der Camera werden durch
einen lichtdicht schliessenden , ärmelförmigen Tuchansatz von ent-
sprechender Länge verbunden. Der feste lichtdichte Schluss des
Aermels an die beiden Tuben wird durch einen spannenden Gummi-
ring oder eine fest angezogene Schnur besorgt. An Stelle des Aer-
mels kann natürlich auch eine kleine pyramidenförmige Balgcamera
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88 Dritter Abschnitt.
treten, wie sie weiter unten beschrieben ist und bei vielen der gros-
seren mikrophotographischen Apparate sich findet. —
Wie oben bei der Beleuchtung erwähnt, entwirft jede Linse,
beziehungsweise jedes Linsensjstem, von einem in doppelter Brenn-
weite vor demselben befindlichen Gegenstand, ein in gleicher Ent-
fernung hinter der Linse liegendes Bild dea Gegenstandes in seiner
natürlichen Grosse.
Rückt die Linse dem Objecte näher, so wird das von ihr ent-
worfene Bild zurückrücken, aber entsprechend vergrössert werden ; die
entsprechend weiter von der Linse abgerückte matte Scheibe wird
demnach ein scharfes vergrössertes Bild zeigen. Nach welchen
Verhältnissen die Yergrösserung mit den Abständen des Objectes
und der Bildfiäche von der Linse sich ändert, ergiebt die auf S. 57
ausführlich gegebene Berechnung. Man wird durch Regulirung
des Abstandes des Cameraobjectives zum Mikroskopoculäre je nach
Wunsch ein grösseres oder ebenso grosses Bild wie das Mikroskop
an und für sich liefert, erzeugen können. Die Grenzen sind durch
Länge des Kammerauszuges gesteckt. Einen Yortheil bietet diese
Anordnung noch dadurch, dass die unten näher zu erörternde Fo-
cusdifferenz, wenn eine solche bei dem Cameraobjectiv nicht
vorhanden ist, überhaupt wegfallt, da das Bild durch das Camera-
objectiv gezeichnet wird. —
Ferner wird man auf die angegebene Weise sehr starke directe
Vergrösserungen erzielen können, was unter Umständen von Werth
sein kann.
Ein Nachtheil der Anordnung liegt in der Einschaltung sehr
vieler Linsen in den Weg der Lichtstrahlen und die dadurch be-
dingte erhebliche Schwächung des Lichtes, sowie in der immerhin
schwierigen Feststellung und Centrirung des Apparates.
Zudem wird nicht jeder Mikroskopiker in Besitz eines gut ar-
beitenden Landschaftsobjectivs sein, und nur ein solches ist zu ver-
wenden, wenn nicht die vom Mikroskop in bester Weise gezeich-
neten Bilder durch Ersteres verschlechtert werden sollen.
Man hat deshalb die Apparate derartig eingerichtet , dass man
mit den den Mikroskopen sowieso zugehörigen Ocularen und Ob-
jectiven, auch ohne Anschaffung neuer kostspieliger Systeme, gute
Bilder erzeugen kann.
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 89
1. Die kleineren Apparate.
Die zunächst liegende und einfachste Einrichtung zu Erreichung
dieses Zweckes war die, an Stelle des Oculares, das uns das vom
Objectiv entworfene virtuelle Bild in mehr oder weniger stark ver-
grössertem Maassstabe zeigt, direct die lichtempündliche Platte zu
setzen. Dieses Princip fuhren die Apparate für kleinere Bilder durch,
denen sich auch die ältesten Apparate, welche für Mikrophotographie
benutzt wurden, in dem Wesen ihrer Anordnung vergleichen lassen.
Alle diese Apparate haben keine ausziehbare Kammer und er-
zeugen wegen der verhältnissmässig kurzen Distanz der Bildfläche
von den Objectiven nur kleinere Bilder. Sie tragen die Cassette
mit der lichtempfindlichen Platte oder die kleine Camera grösstentheils
selbst durch den Tubus des Mikroskopes.
Als Beispiel für derartige Apparate mag hier der von "Benecke
angegebene, in Fig. 21 abgebildete Apparat dienen. —
Auf den Tubus des Mikroskopes wird, an Stelle des Oculares,
ein genau gleicher, gut schliessender Tubus aufgesetzt, der an seiner
oberen Seite eine die lichtempfindliche Platte enthaltende Cassette
(^A) trägt. Der Beleuchtungsapparat ist nach der auf S. 60 und fol-
genden beschriebenen Weise angeordnet. Zur absoluten Feststellung
des die Camera tragenden Tubus wird derselbe durch eine ringför-
mige Zwinge fest angezogen und so gegen jedes Gleiten geschützt.
— Die Einstellung geschieht in diesem Falle nicht, wie wir dies
später sehen werden, vermittelst der matten Glasscheibe, sondern
durch das dem Mikroskop zugehörige Ocular selbst.
Um nun die Stellung des Oculares in seinem Verhältniss zur
in der Cassette befindlichen lichtempfindlichen Platte derart zu re-
geln, dass, wenn man mit Hülfe des Oculars ein Bild scharf einge-
stellt hat, dasselbe auch auf der lichtempfindlichen Platte in gleicher
Schärfe erscheine, verföhrt man wie folgt:
Nach Entfernung des Oculares setzt man an seine Stelle die
Cassette und schiebt sie in den Tubus, so tief wie möglich ein, das
heisst, bringt sie in diejenige Stellung, welche sie bei erfolgender
Aufnahme eines Objectes stets haben muss.
An Stelle der lichtempfindlichen Platte hat man eine gleich
grosse Glasscheibe gelegt, die an ihrer, dem Mikroskop zugekehrten
unteren Seite ein mittelst eines Diamanten eingerissenes feines Kreuz
trägt.
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90 Dritter Abschnitt.
Auf die obere Seite dieser Glasscheibe setzt man jetzt eine
starke mit Füssen versehene Lupe und stellt dieselbe scharf auf das
eingeritzte Kreuz der unteren Glasseite ein. Alsdann legt man ein
möglichst detailreiches und fein organisirtes Object (Pleurosigma
angulatum oder dergleichen) unter das Objectiv, und regulirt, durch
die Lupe sehend, die Mikrometerschraube derartig, dass man ein
scharfes Bild des Objects in allen seinen Details erhält. — Man
sieht dann sowohl das eingeritzte Kreuz wie das Bild des Objectes
durch die Lupe gleich scharf. — Ist dies geschehen, so entfernt
man, ohne an der Mikrometerschraube oder der Einstellung das
Geringste zu ändern, die Cassette mit ihrem Ansatz und setzt
an ihre Stelle das Ocular des Mikroskopes.
Nun schiebt man — während die Einstellung des Mikroskopes
immer unverändert bleibt — soweit den Tubus ein, bis man gleich-
falls ein scharfes Bild des Objectes erhält und liest die betreffende
Stellung an der auf den Tubus angebrachten Millimeter-Eintheilung
(siehe S. 83) ab und notirt sie.
Sollte der Tubus keine Theilung zeigen, so kann man die je-
weilig erforderliche Stellung durch einen Merkstrich markiren. Man
hat nach dieser Feststellung bei den nun folgenden Aufnahmen
dann nur nöthig, nach Einfügung des Oculars und Einschieben des
Tubus auf die entsprechende (notirte) Länge, das Bild scharf ein-
zustellen und alsdann an Stelle des Oculars ohne weitere Aenderung
die Cassette mit der lichtempfindlichen Platte zu bringen.
Die bei diesen Apparaten benutzte Cassette kann für ein oder
mehrere Bilder eingerichtet sein. Bei Einrichtung für mehrere
Bilder gleitet die eigentliche Cassette schlittenförmig in einer zur
Seelenaxe des Tubus genau senkrecht stehenden Führung und ge-
stattet nach einander drei oder mehrere Theile der Platte in den
vom Objectiv entworfenen Lichtkreis zu bringen und auf diese Weise,
je nach der Grösse der Platte auf derselben mehrere Aufnahmen
neben einander zu machen. In der jedesmal geeigneten Stellung
wird die Cassette durch eine kleine Einspringfeder festgehalten.
Dass für jede Aufnahme natürlich in der Cassette auf der Bild-
seite ein besonderer kleiner Schieber zum Oeffnen und Schliessen
vorhanden sein muss, versteht sich von selbst. Eine solche Cassette
für sechs und eine solche für acht Bilder, wie sie Benecke con-
struirt hat, zeigen die nebenstehenden Abbildungen.
Die Construction der ersteren ergiebt sich nach dem Gesagten
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I. Die mikrophotrgraphischen Apparate.
91
von selbst, während bei der zweiten wohl nur hinzuzufügen ist, dass
der innere, die Platte tragende Theil AG 1—8 um seinen Mittel-
punkt drehbar ist und durch die einspringende Feder (7^) in der
jedesmaligen Stellung fixirt wird. —
Bei der Benutzung dieser Cassetten für mehrere Aufnahmen,
lässt Benecke dieselben noch
durch einen besonderen, auf vier
Säulchen ruhenden festen Träger
halten, weil der Apparat sonst
durch die hochliegende grossere Be-
lastung und die wiederholt notbig
werdende Veränderung der Stellung
der Cassetten zu labil wäre. —
Im Princip gleichartig mit
dem eben beschriebenen Apparate Fig. 29,
construirt sind die einfachen Apparate von Jos. von Gerlach, f Meier,
Harting und Hauer.
Dieselben bestehen sämmtlich in einer unmittelbar über dem
Tubus des Mikroskopes angebrachten kastenförmigen Camera.
Das Instrument von Gerlach ^), welches ein besonderes Interesse
deshalb erregt, weil es eines der ältesten mikrophotographischen
^) Siehe auch Gerlach: Die Photographie als Hülfsmittel mikrosko-
pischer Forschung 1863.
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92
Dritter Abschnitt.
iDstrumente war, hat die in nebenstehender Abbildung wiederge-
gebene Form. Auf dem Tubus des Mikroskopes ist mittelst der durch
eine Schraube anziehbaren Ringklemme (Z) und des Metallringes (i)
ein weites hölzernes Rohr (g) befestigt, welches die kastenförmige
Holzcamera (d) trägt, auf der die Visirscheibe , beziehentlich die
Cassette (b) ruht. ^Der oben auf derselben befindliche Conus dient
zur Abhaltung fremden Lichtes beim Einstellen des ^Bildes auf der
matten Scheibe (die, beiläufig er-
wähnt, bei dem ersten Gerlach'schen
Apparat aus geöltem Papier be-
stand) und trägt in seinem Inneren
eine auf die matte Scheibe einge-
stellte Lupe. —
Als Beleuchtungs - Vorrichtung
diente Gerlach eine das von einem
Concavspiegel reflectirte Licht noch
weiter concentrirende , plancon-
vexe, im Cy lind er (p) befindliche
Linse. —
Die Ueb erlast ung des In-
strumentes durch den schweren und
voluminösen, einzig auf dem Tu-
bus des Mikroskopes ruhenden Ap-
parat liegt klar zu Tage und es
ist ebenso ersichtlich, dass durch
diese fortwährend nach unten drük-
kende Belastung die Mikrometer-
schraube in starke Mitleidenschaft
gezogen werden musste. — v. Ger-
lach hat denn auch bald sein In-
strument durch ein besonderes, die
Kammer tragendes Fussgestell we-
sentlich verbessert und ihm da-
durch die vorher fehlende, für
pig 31 gute Aufnahmen aber unentbehr-
liche Stabilität gegeben. —
Mit dem so verbesserten v. Gerlach'schen Apparate stimmen in
ihrer Anordnung diejenigen von Meier, Harting und Hauer im We-
sentlichen überein, nur besteht im Harting'schen Instrumente die
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 93
Camera aus einem grösseren Conus, der an seiner nach oben ge-
kehrten Basis die Cassette trägt, während seine nach unten ge-
kehrte, den Tubus des Mikroskopes umfassende Spitze von einem
festen Holzgestell getragen wird. — Zur Beleuchtung benutzt Kar-
ting das von einem Prisma mit gewölbten Flächen concentrirt auf
den Spiegel des Mikroskopes geworfene Licht. —
Die vorstehenden Apparate zeigen neben dem Vorzug der gros-
sen Einfachheit einen sehr erheblichen Nachtheil darin, dass sie
bei Anwendung eines und desselben Objectives ohne Ocular immer
nur ein und dieselbe Vergrösserung gestatten und stärkere Ver-
grösserung nur durch Mitbenutzung der Oculare möglich machen.
Dass ihre Beleuchtungsapparate sehr einfach sind, kann bei
schwachen Yergrösserungen nur als Vortheil gelten und lässt sich
bei stärkeren Yergrösserungen, wo es sich als Mangel fühlbar
machen würde, leicht dadurch abändern, dass man einen der oben
näher beschriebenen Beleuchtungsapparate einfügt. — —
Ein in dieser Richtung verbesserter, sonst aber noch an die
vorstehenden Apparate in seiner Construction sich anschliessender
Apparat ist der von Zeiss-Jena gefertigte kleine mikrophotographi-
sche Apparat.
Derselbe zeigt wegen seiner horizontalen Lage eine grössere*
Stabilität gegen Erschütterungen und liefert, abgesehen davon, dass
er die eben erwähnten Mängel betreffs der bei ein und demselben
Objectiv nur durch Wechseln der Oculare variablen Vergrösserung
zeigt, recht genügende Resultate.
Er besteht in einer pyramidenförmigen auf einem festen Holzbrett
ruhenden, in einem Schlitten beweglichen Camera, die eine Cassette
beziehentlich Visirscheibe, vom Format 18 X 18 cm an ihrer Basis
aufnehmen kann. Vor der Camera wird ein mit umlegbarem Ober-
theil versehenes, die erforderlichen Beleuchtungsapparate besitzendes
Mikroskop (wie das S. 82 beschriebene) durch drei Schrauben ein-
gestellt und mit der Camera lichtdicht verbunden. —
Die genaue Einstellung des Bildes geschieht mittelst der unten
nähe^ beschriebenen Einstell-Lupe.
2. Die grösseren mikrophotographischen Apparate.
Der letzterwähnte kleine Zeiss'sche Apparat bildet den Ueber-
gang zu den grösseren complicirteren Apparaten, die ihrerseits
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94 Dritter Abschnitt.
wieder in horizontale, verticale und solche mit nach Belieben
variabler Axe zerfallen. Die sämmtlichen hier zu erwähnenden
und zu beschreibenden Apparate unterscheiden sich von den vor-
stehend beschriebenen dadurch, dass sie eine in ihrer Entfernung
gegen die Objective des Mikroskopes veränderliche Bildfläche haben.
Diese Verschiebbarkeit der matten Scheibe bezw. der Cassette
wird durch Einfügung einer ausziehbaren ßalgcamera in den Appa-
rat erreicht und hat man es durch diese beliebige Veränderung des
Bildabstandes in der Hand, mit einem und demselben Objectiv
ohne Zuhilfenahme von Ocularen verschiedene Vergrösserungen zu
erhalten. Dieselbe wächst mit Entfernung der Scheibe vom Objecte
und man kann, wenn das Laufbrett, auf dem die matte Scheibe hin
und her geschoben wird, mit einer entsprechend genauen Einthei-
lung versehen ist und man die äquivalente Brennweite des ange-
wandten Objectives kennt, ohne Weiteres die Grösse der erzielten
Vergrösserung durch Rechnung finden und zwar auf folgende Weise:
Man stellt die Entfernung der Visirscheibe von dem Objecfcive
fest und dividirt diese Zahl durch die in gleichen Maassen angege-
bene äquivalente Brennweite: der Quotient giebt die lineare Ver-
grösserung an. Haben wir z. B. ein Objectiv von 2,6 mm äquiva-
lenter Brennweite und einen Abstand der matten Scheibe von
1040 mm, so wird die mit diesem Objectiv bei der gegebenen Stel-
lung erzielte Linearvergrosserung eine 400 fache sein.
Wie die Stärke der Vergrösserung, wenn man die äquivalente
Brennweite des Objectives nicht kennt, auf anderem Wege be-
stimmt wird, so dass man aus ihr rückwärts genau die äquivalente
Brennweite des Objectives feststellen kann, soll weiter unten ein-
gehend erörtert werden.
a) Horizontale Apparate.
Hier wollen wir zunächst die Construction der grösseren hori-
zontalen Apparate des Näheren betrachten und beginnen mit dem
von Zeiss construirten, der in seiner Bauart als Schema für die
Mehrzahl der horizontalen Apparate dienen kann. ^
Derselbe ist, wie fast alle ähnlichen Apparate, auf die Benutzung
des Beobachtungsmikroskopes berechnet und erfordert ein solches
Instrument, welches einen umlegbaren bertheil (siehe oben) besitzt.
Dieses in horizontale Lage gebrachte Mikroskop ist auf einer
starken Eisenplatte befestigt^ die durch drei starke Schrauben in
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PIg.tt
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 95
ihrer Stellung justirbar ist und auf einem in der Längsaxe des
ganzen Apparates verschiebbaren, durch Flügelschraube feststellbaren
Schlitten steht. Dieser Schlitten ruht wie die Camera auf einer
starken, vor dem Verziehen geschützten Holzplatte.
Das Mikroskop wird mittelst der drei Schrauben und des
Schlittens vor dem Gebrauch in eine solche Stellung gebracht, dass
seine optische Axe zu der Ebene der matten Scheibe senkrecht steht
und dieselbe in ihrer Mitte trifft; alsdann wird es lichtdicht mit
der Camera verbunden. —
Die Camera selbst hat einen Balgauszug und bewegt sich auf
einer sogenannten Scheere. Die Möglichkeit der scharfen Einstel-
lung des Bildes durch Drehen der Mikrometerschraube von der hin-
teren Seite des Apparates her, wird durch den Hooke^schen Schlüssel
oder einen anderen, der weiter unten zu beschreibenden, zu diesem
Zwecke dienenden Apparate bewerkstelligt.
Auf den vorderen Theil des Grundbrettes lässt sich, wenn die
am Mikroskop befindlichen Beleuchtungsapparate nicht ausreichen
oder nicht benutzt werden sollen, mit Leichtigkeit ein die Beleuch-
tungsapparate und übrigen Stücke tragender längerer Schlitten, wie
er auf S. 61 eingehend geschildert wurde, anfügen und mit den übri-
gen Apparaten centriren.
Die ^robe Einstellung geschieht hier, wie bei allen folgenden
Apparaten, am besten auf der matten Scheibe, die feinere und end-
giltige Einstellung mittels der bereits erwähnten Einstell-Lupe. —
Mit der hier angegebenen Construction stimmen die anderen
horizontalen Apparate, wie sie von Benecke, Maddox, Highley, Sei-
bert, Rood und Anderen angegeben und construirt sind, im Wesent-
lichen überein und variiren nur hin und wieder hinsichtlich der An-
oifdnung des Beleuchtungsapparates, gemäss den (auf S. 54 und fol-
genden) gegebenen Modificationen. —
Aus diesem Grunde brauchen wir hier nur kurz noch eines
Apparates für schwache Vergrösserungen zu erwähnen, der bei wage-
rechter Lage der Camera ein senkrecht stehendes Mikroskop benutzt,
und können dann auf die verticalen Apparate übergehen.
Der eben erwähnte kleinere Apparat ist im Wesentlichen nach
Art des Chevallier'schen Mikroskopes gebaut. Der verticale Tubus
des einfach und wie gewöhnlich gebauten Mikroskopes trägt eine
horizontale, seitliche Fortsetzung. Im Scheitelpunkt des von den
beiden Tubenaxen gebildeten Winkels befindet sich ein mit seiner
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96
Dritter Abschnitt.
Hypothenuse das Licht reflectirendes Prisma und wirft die vom
Objectiv in verticaler Richtung kommenden Strahlen in horizontaler
Richtung durch den Tubusansatz weiter in die mit letzterem ver-
bundene Balgcamera. —
Die Einstellung des Objectes geschieht in diesem Falle mittels
Bewegung des Objecttisches, was, da der Apparat nur für schwache
Vergrösserungen angewendet wird, keine Nachtheile für die Beleuch-
tung in sich schliesst. Durch die Reflexion geht natürlich viel Licht
verloren, doch wird auch dieser Ver-
lust, wegen der Schwäche der Ver-
grösserungen nicht wesentlich ins Ge-
wicht fallen. —
Ganz ähnlich ist der Apparat,
wie er von Benecke & Kupflfer für
Photographiren von embryologischen
Präparaten und dergleichen construirt
wurde.
Beide Apparate kehren durch die
Anwendung der Spiegelung das vom
Objectiv entworfene Bild um. —
b) Verticale Apparate.
Die einfachste Construction für
Verticalstellung ist die von Stege-
mann-Berlin gefertigte, nach An-
gaben von Rob. £och verbesserte.
Dieselbe besteht, wie beifolgende
Figur ergiebt, aus einem festen,
schweren Fuss, der eine hohle verticale Messingsäule trägt. Li letz-
terer ist ein mit Zahnstange versehenes Prisma durch den in die
Zahnstange eingreifenden Trieb auf und ab zu bewegen. Am oberen
Ende dieses Prismas befindet sich die Camera, deren unterer, das
Objectiv oder den Tubus des Mikroskopes tragender Theil, durch
einen besonderen Trieb ebenfalls in verticaler Richtung verstellbar
ist und so in jede Höhe eingestellt werden kann. Die Kammer-
länge beträgt, wenn der den Obertheil mit dem üntertheil verbin-
dende pyramidenförmige Balg ganz ausgezogen ist, ca. 1 Meter. —
Dieser Apparat kann ebensowohl zur photographischen Auf-
Fig. 33.
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 97
nähme von Culturplatten als auch zu mikrophotographischen Auf-
nahmen benutzt werden. In ersterem Falle trägt er ein photogra-
phisches Objectiv, im letzteren Falle ist er mit einem Mikroskope
zu conjugiren.
Zur Benutzung für letzteren Zweck hat er einige wesentliche
Veränderungen und Verbesserungen erfahren. Zunächst ist die Form
des Fusses wesentlich verstärkt und verbreitert, sodass zwischen den
beiden Vorderträgern desselben bequem ein Mikroskop eingestellt
werden kann.
Die. runde, das Prisma tragende Säule ist in eine viereckige
umgewandelt und mit einer Scala versehen worden, mittelst deren
man stets genau die Distanz des Objectives von der matten Scheibe
durch Ablesen bestimmen kann.
An dem unteren, das Objectiv oder den Tubus tragenden Theile
ist ausser der Stirnwand noch ein kleines Rähmchen lichtdicht in
horizontaler Richtung verschiebbar. Dasselbe dient zur Aufnahme
einer Cuvette, die je nach den Umständen mit den verschieden ge-
färbten Flüssigkeiten gefüllt wird, und so Arbeiten mit monochro-
matischem Lichte ermöglicht. —
Zur Anwendung für stärkere Vergrösserungen wird der Apparat
mit dem Mikroskope, das selbstredend keinen umlegbaren Obertheil
zu haben braucht, lichtdicht verbunden, während das Mikroskop mit
dem geeigneten Beleuchtungsapparate (siehe pag. 60 u. £f.) in hori-
zontaler Stellung versehen, und das in geeigneter Form concentrirte
Licht durch einen an Stelle des Mikroskopspiegels angebrachten
Silberspiegel in die verticale optische Axe des Mikroskopes reflec-
tirt wird. —
Durch Umlegen des Apparates, wie es vom Verfertiger vorge-
schlagen wird, kann man natürlich auch verticale Präparate aufneh-
men, doch scheint diese Anordnung deshalb bei starken Vergrös-
serungen weniger günstig, weil die Stabilität des umgelegten
Apparates wegen der alle Verbindungen vermittelnden einen Säule
wesentlich leidet. —
Einen im Wesentlichen gleichen Apparat, wie den ursprüng-
lichen Stegemann'schen baut die bekannte Firma Seibert -Wetzlar,
nur ist bei ihm die untere Stirnfläche der Camera an dem Träger
fest und unbeweglich angeschraubt und die Kammer selbst statt py-
ramidal, prismatisch geformt.
Jeserich, Mikrophotographie. 7
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98
Dritter Abschnitt.
Nächst diesem einfachen und für viele Fälle vollkommen aus-
reichenden verticalen Apparate kommen dann die weniger compen-
diösen, complicirteren Instrumente in Betracht, wie sie auf der mit
der letzten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte ver-
bundenen Ausstellung zu sehen waren. Als Prototyp solcher Appa-
rate kann der von Dr. H. Burstert schon viel früher construirte, in
nebenstehender Skizze wiedergegebene Apparat dienen:
Die Camera ist mit dem
festen und stabilen Holz-
gestell Z/ÄS in unveränder-
licher Stellung verbunden;
die durch Balgauszug mit
der Camera verbundene
Stirnwand W ist auf dem
den Beleuchtungsapparat (/,
c, ef) und das umgelegte Mi-
kroskop tragenden Schlitten
(J^ fest aufgeschraubt. Die-
ser Schlitten (JS) ist in einem,
im Rück stück {B) befind-
lichen , langen Führungs-
schlitz auf- und abschiebbar
und gestattet so Mikroskop,
Beleuchtungs - Apparat und
Stirnwand der Camera, ge-
gen die matte Scheibe in
verschiedenste Distanz zu
bringen, ohne die Stellung
der einzelnen Stücke selbst
gegeneinander irgendwie zu
verändern. Der Beleuch-
tungsapparat ist analog wie
bei Benecke's grossem Apparat von einer starken, mit dem Schlitten
fest verschraubten Eisenstange getragen, auf welcher die einzelnen
Stücke in Führung hin- und herschiebbar sind und durch Stell-
schrauben festgestellt werden können.
Durch Verrücken der durch die Kette {K) fixirten Stütze (ß)
ist der Apparat in jedwede schiefe Lage zu bringen. Der Abstand
des Objectives von der matten Scheibe wird durch eine am Rück-
Fig. 34.
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1. Die mikrophotograpbischen Apparate. 99
gesteil angebrachte Scala, über der ein mit dem Schlitten verbunde-
ner Index spielt, ermittelt.
Die Einstellung geschieht mittels eines der gleich weiter unten
zu beschreibenden Apparate.
Will man den Apparat in verticaler Lage anwenden, so bildet
das unterste Stück des Beleuchtungsapparates, ein grosserer silberner
Planspiegel (/), oder eine in horizontaler Lage brennende Lichtquelle,
soll er horizontal benutzt werden, so liegt er auf einem entsprechen-
den Untergestell auf, und es tritt an Stelle des Spiegels die Licht-
quelle. — Die Vorzüge des Apparates sind: das feste auf drei Punk-
ten ruhende Stativ, und die Anbringung des ganzes Apparates, (Be-
leuchtungsapparat und Camera) auf einem gemeinsamen Gestell.
Man kann denselben derart stellen, dass der Spiegel im Sonnen-
licht stehend, dasselbe in die optische Axe reflectirt, dagegen der
übrige Theil des Apparates sich im Schatten befindet. —
Die auf der letzten Naturforscherversammlung ausgestellten Ap-
parate von Schippang, die später noch von Stenglein verändert wurden,
sind im Princip gleich angeordnet, nur ist bei ihnen Camera und
Beleuchtungsapparat auf einem gemeinsamen grossen, die ganze Länge
des Apparates ausmachenden Laufbrett angebracht, das hier von
einem in verticaler Stellung feststehenden, auf drei Stellschrauben
ruhenden, eisernen Fusse getragen wird. Hier wie im Burstert^schen
Apparate ist in die Oeffnung der Stirnwand ein gewohnliches pho-
tographisches Objectiv zur Erreichung ganz schwacher Vergrosse-
rungen einzusetzen. —
Einen in Manchem mit dem eben beschriebenen Apparat über-
einstimmenden, aber in seiner Construction doch wesentlich differi-
renden Apparat wendet der Verfasser seit ca. 9 Jahren sowohl für
Beleuchtung mit Sonnenlicht, als auch mit künstlichen Lichtquellen
mit bestem Erfolge an und es sind mit demselben sämmtliche,
auf den Tafeln gegebene Photogramme unter Anwendung künst-
lichen Lichtes, nämlich des Kalklichtes, erzeugt worden.
Der Apparat, den wir in der nebenstehenden Zeichnung wieder-
geben, hat vor Allem den Zweck, dasselbe Instrument, welches als
Beobachtungsmikroskop dient, ohne weitere Umstände auch zur
photographischen Aufnahme der Bilder benutzen zu können und
zwar durch leichte und bequeme Einfügung in den mikrophotogra-
phischen Apparat. Es ist ferner darauf Rücksicht genommen wor-
den, dass nicht immer ein Mikroskop mit umlegbarem Obertheile
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100
Dritter Abschnitt.
zur YerfQgung steht und deshalb die EinrichtuDg derart getroffen^
dass die Anwendung eines jeden, auch mit nicht umlegbaren
Obertheil versehenen Mikroskopes Statt haben kann.
Fig. 35.
Zur Anwendung eignet sich jedes mit gabelförmigem (hufeisen-
förmigem) Fusse versehene Mikroskop. Sollte der zwischen der
Gabel des Fusses freibleibende Raum, den, wie wir gleich unten
sehen werden, die Strahlen des Beleuchtungsapparates passircn
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I. Die mikrophotographischen Apparate. IQJ
müssen, zu schmal sein, so ist es ein Leichtes, diesen untersten
Theil des Fusses durch einen anderen von geeigneter Gabelweite
ersetzen zu lassen. Es wird diese Aenderung, da sie weder die
Führung des Spiegels, noch irgend einen wesentlichen Theil des.
eigentlichen Mikroskopes betrifft, leicht und ohne irgend welche
Schädigung des Mikroskopes vorgenommen werden können und ver-
hältnissmässig sehr billig sein^). — Zudem wird diese Aenderung
auf die Verwendbarkeit des Mikroskopes als Beobachtungsinstrument
ohne irgend welche Wirkung sein, da es vollkommen gleichgiitig
ist, ob der Fuss eines solchen Instrumentes etwas breiter oder
schmaler ist; im Gegentheil es gewinnt eher noch die Festigkeit des
Ganzen durch einen breiteren Fuss. — Die Aenderung betrifft, wie
gesagt, nur die Fussplatte, und es wird dieselbe an der Stelle abge-
schraubt, wo der vertical stehende Theil des Mikroskopes auf die-
selbe aufgesetzt ist. —
Die Anordnung des Apparates ist im Wesentlichen folgende:
Auf einer viereckigen, starken, eisernen Platte befinden sich vier
genau senkrecht und sehr fest aufgeschraubte, eiserne Schienen, die
in ihrer Stellung durch je zwei feste Lappen gehalten werden. Diese
im Querschnitt rechtwinklig gebogenen Schienen, dienen zur Führung
der Camera, welche zwischen ihnen mit ihren Yerticalkanten auf
und ab gleitet und an einem, zwei nebeneinanderliegende Schienen
verbindenden eisernen Laufbrett mittelst einer in einem Längsschlitz
des Laufbretts sich bewegenden Schraube und Flügelmutter in jeder
beliebigen Höhe fest und sicher eingestellt werden kann.
Die Schienen zu beiden Seiten des Laufbrettes tragen eine
genaue Theilung, auf welcher ein mit der Kammer fest verbundener
Index spielt und die jeweilige Entfernung der matten Scheibe vom
Objectiv ablesen lässt.
Da jedoch der Index etwas tiefer liegt als die matte Scheibe, so ist
um genau ebensoviel der Nullpunkt der Scala gegen die Höhe des Ob-
jectives tiefer gerückt, so dass also die vom Index angegebene Zahl
auch dem wirklichen Abstand zwischen matter Scheibe und Objectiv
entspricht. — In der Höhe, welche der Tubus des Mikroskopes er-
Die Firma 0. Ney-Berlin, Wilhelmstr., führt solche Aenderangen
aus und baut auch vollständige Apparate nach den Angaben des Verfassers,
die incl. Beleuchtungslinse und Einstellvorrichtung, Camera und Kalklicht-
vorrichtung excl. Gasometer 220 Mark kosten.
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102 Dritter Abschnitt
reicht, befindet sich zwischen den vier Schienen ein zweiter eben-
falls durch Flügelschraube auf dem Laufbrett in seiner Hohe genau
zu fixirender, cameraartiger, ^ber sehr flacher Kasten. Die Verbin-
dung beider Kammern ist durch einen vierseitigen, entsprechend
grossen Balgauszug hergestellt.
In ihrer Mitte trägt die nach unten gekehrte Stirnwand des
kleineren Kastens eine runde, mit Schraubengewinde versehene Oeff-
nung von solcher Grösse, dass in das Gewinde ein photographisches
Objectiv eingeschraubt werden kann.
Ein zweites ringartiges, an Stelle des Objectives einschraub-
bares Einsatzstück kommt bei Anwendung eines Mikroskopes zur
Benutzung und vermittelt, in der unten eingehender zu besprechenden
Weise, die lichtdichte Verbindung der Camera mit dem Mikroskop. —
In der eisernen Grundplatte befindet sich genau in der Mitte
zwischen den vier Leitungsschienen, also auch genau der Mitte der
ganzen Camera und dem in der Stirnwand befindlichen Objectivloch
genau entsprechend, eine kreisrunde Oefifnung von ca. 6 — 7 cm Durch-
messer. Dieselbe dient zum Durchlassen der von dem unterhalb
der Grundplatte angebrachten Beleuchtungsapparate ausgehenden
Lichtstrahlen. —
Auf der Grundplatte wird das mit geeigneter Fussgabel ver-
sehene Mikroscop durch drei Stellschrauben fest aufgeschraubt und
zwar so, dass sein Tubus genau durch die Mitte der Objectivöffnung
in der Stirnwand geht. Auf der nach unten gekehrten Seite trägt die
Grundplatte einen winkelförmigen, starken, genügend langen Ansatz
(Z7Fig. 36), an welchem der den Beleuchtungsapparat tragende Schlit-
ten sich leicht und bequem in verticaler Stellung anschrauben lässt. —
Dieser Schlitten selbst ragt durch die Grundplatte in einer
seitlichen, dreiseitigen Ausbuchtung des in der Platte befindlichen
Loches über dieselbe nach oben, bis dicht unter den Objecttisch des
Mikroskopes hinaus und gestattet so, wenn nöthig, ein Heranbringen
der zum Beleuchtungsapparate gehörigen Theile bis unmittelbar unter
den Objecttisch. —
Die Feststellung des Schlittens geschieht durch Klemmschrau-
ben (K) auf dem Ansatzstücke der Grundplatte (U). um den an
der Unterseite des Schlittens beim Verstellen entlang gleitenden
Flanscheiben (siehe S. 61 und nebenstehende Figur) Raum zum
Fassiren zu lassen, ist der verticale Thell des Ansatzstückes U mit
einer entsprechenden rinnenartigen Vertiefung versehen.
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I. Die mikrophotographischen Apparate.
103
Die Art der Befestigung des Schlittens an dem Ansatzstücke
ermöglicht es, den Schlitten je nach Bedürfniss mehr oder weniger
weit durch das Loch der Grundplatte nach oben hindurchragen
zu lassen, verbindet jedoch nichts desto weniger den Beleuchtungs-
apparat in durchaus fester und absolut unverrückbarer Lage mit
dem ganzen übrigen Apparat. — Die erwähnte Ausbuchtung der
Grundplatte liegt auf derselben Seite des Gesammtapparates wie das
Laufbrett der Camera und muss
das Mikroskop selbstredend in der*
jenigen Stellung auf die Grund-
platte aufgeschraubt werden, dass
es mit der offenen Seite der Gabel
nach dieser Ausbuchtung hin,
und somit also mit seiner Rück«
Seite derselben diametral gegenüber,
steht.
Der ganze Apparat ruht auf
einem fest gebauten, kräftigen vier-
beinigen Holzgestclle, dessen Tisch-
platte eine der in der eisernen
Grundplatte befindlichen Oeffnung
entsprechende Oeffnung hat, und
wird auf dieser hölzernen Tisch-
platte durch zwei Schrauben fest-
geschraubt.
Als unterstes Stück des Be-
leuchtungsapparates kommt auf den
Schlitten das vom Verfasser bei
allen stärkeren Vergrösserungen
benutzte Kalklicht oder eine andere in horizontaler Lage anwend-
bare Lichtquelle (siehe oben S. 87). Will man statt der eben be-
zeichneten Lichtquellen eine nur in verticaler Stellung brennende, wie
Petroleumlampen und dergleichen, benutzen, so tritt an die unterste
Stelle, analog wie beim Burstert'schen Apparate, ein grosser Plan-
spiegel.
Man kann auch statt dessen den den ganzen Beleuchtungs-
apparat tragenden Schlitten auf die Grundplatte in horizontaler
Richtung aufschrauben und in der beim Stegemann'schen Apparate
erwähnten Weise das horizontale Licht durch einen kleinen, an Stelle
Fig. 36.
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104 Dritter Abschnitt.
des Mikroskopspiegels gebrachten, silbernen Planspiegel in die opti-
sche Axe des Apparates werfen. —
Die Einstellung der Mikrometerschraube geschieht mittelst einei
geeigneten, unten näher zu beschreibenden Stangenübertragung oder
dergleichen Yon der matten Scheibe her.
Die eigentliche Camera hat auf* einer der an das Laufbrett
angrenzenden Seiten eine Thür, welche nach oben mit Scharnieren
befestigt ist; der Zweck dieser Thür wird weiter unten eingehend
ersichtlich werden. Die beiden Kammern sind in allen ihren
Theilen yon dünnem ca. V2 ^^^ starkem Eisenblech oder Holz
gefertigt. —
Durch seine Construction gestattet der Apparat femer auch
eine leichte und bequeme Benutzung in horizontaler Stellung, die
besonders bei Anwendung von yertical brennenden Lichtquellen und
nicht beweglichen Objecten dann angewandt wird, wenn man Ein-
schaltung von Spiegeln in den Lichtweg umgehen will.
Zu diesem Zwecke trägt der Apparat an der Laufbrettseite,
circa in der halben Höhe, eine feste Kreisschiene, während die
eiserne Grundplatte über die das Laufbrett tragenden Schienen um
15 cm hervorragt und durch Scharniere fest auf der Tischplatte be-
festigt ist. Wird der Apparat nun um diese Scharniere in schiefe
bis horizontale Stellung umgelegt, so läuft die Kreisschiene durch
eine entsprechende, mit Stellschraube yersehene Hülse der Tisch-
platte und gestattet, durch Anziehen der Stellschraube, Fixirung des
Apparates in jedweder schrägen Lage. In horizontaler Stellung liegt
das Laufbrett auf ein am Ende des Tisches stehendes yerticales
Brett auf. Diese Einrichtung ermöglicht ein sehr bequemes Regu-
liren und Einstellen der Beleuchtung zunächst in horizontaler Lage
und, nachdem dies geschehen, ein leichtes Aufrichten des Apparates
in die yerticale Lage. Der Schlitten des Beleuchtungsapparates pas-
sirt dabei einen geeigneten Ausschnitt in der Tischplatte. Da die
Höhe der Tischplatte etwas über 50 cm und die des verticalen
Brettes ca. 17 cm beträgt, so kommt der Apparat bei horizontaler
Stellung mit seinem Laufbrett in eine Höhe von ca. 70 cm, die zum
Bedienen desselben sehr bequem ist, während er andererseits bei
schräger und yerticaler Stellung immer noch nicht unbequem hoch
wird. —
Auf der Figur ist der Tisch abgebrochen gezeichnet und des-
halb verkürzt worden. — —
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 105
Selbstverständlich kann statt der vier die Camera tragenden
Leitschienen auch nur ein zwei Schienen verbindendes Laufbrett,
sowie jede andere genügende Führungseinrichtung zur Anwendung
kommen; im Interesse der Stabilität ist jedoch den vier Leitschienen,
besonders da sie bei geeignetem Abstände von einander für die Be-
obachtung und Bedienung des Apparates in keiner Weise hinderlich
sind, der Vorzug zu geben. — —
Die Anordnung des Beleuchtungsapparates bleibt diejenige,
welche schon oben als erste beschrieben wordön ist. —
Der Apparat gestattet also, nach dem Gesagten, eine Anwen-
dung in verticaler, wie in horizontaler Lage ohne irgend welche
Aenderung an den wesentlichen Theilen desselben, er gestattet
femer jede beliebige Art der Beleuchtung und hat eine sehr grosse
Stabilität deshalb, weil bei verticaler Stellung seine Unterstützung
nicht an dem unteren Ende, sondern fast in der Mitte durch einen
festen vier- oder dreibeinigen Tisch geschieht und sämmtlich^ Theile
des Apparates fest und sicher mit der Grundplatte in Verbindung
stehen.
Die Anordnung des Beleuchtungsapparates kann in jeder der
bekannten und bisher besprochenen Arten, ohne irgend welche erheb-
liche Mühe geschehen, ebenso wie jedes auch nicht zum Umlegen
eingerichtete Mikroskop Anwendung finden und sofort nach seinem
Gebrauche wieder als Beobachtungs - Instrument benutzt werden
kann. — Zudem kommen noch die leichte Handhabung und die
verhältnissmässig grosse Billigkeit des Apparates^). —
c) Verstellbare Apparate.
Nach Beschreibung der horizontalen und verticalen Apparate
bleibt es noch übrig, auf diejenigen einzugehen, welche sich in jed-
weder Lage anwenden lassen.
Bilden die beiden zuletzt geschilderten Apparate so zu sagen
schon den Uebergang zu dieser Art von Apparaten, so soll noch im
Nachstehenden der von Benecke construirte grosse mikrophotogra-
phische Apparat als Vorbild für die in jede Richtung zu stellenden
') Die Anwendung des Kalklichtes vertheuert übrigens, da sie bei
richtiger Innehaltang der günstigen Bedingungen pro Stunde nur ca. 30
bis 35 Ff. kostet, das Arbeiten nicht in irgend wesentlichem Maasse
(siehe auch S. 48 u. ff.).
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106
Dritter Abschnitt.
1*
Fig. 87.
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I. Die mikrophotographischen Apparate. ]^07
Apparate angeführt werden. Die in dieser Art construirten Apparate
finden ihre Anwendung da, wo es sich um directes Auffallen des
Sonnenlichtes unter Vermeidung jedweden Reflectors handelt.
Die Einrichtung des Benecke'schen Apparates ist folgende:
Eine 1 m lange Balgcamera, deren Grundbrett (^1) aus zwei
durch Scharniere verbundenen und durch starke Riegel (B) in einer
Ebene zu vereinigenden Hälften besteht, hat an ihrer Stirnwand
den das Objectiv ( V) tragenden, durch Zahn und Trieb vor- und
rückwärts beweglichen, innen mit Sammt gefütterten Tubus (G).
Zu beiden Seiten dieses Tubus stehen die runden Stangen HH, auf
denen mittelst zweier Hülsen (KK) der Objecttisch verschiebbar
ist. — Mit dem Objecttisch fest verbunden ist das die Blenden,
Condensoren etc. tragende, in der OefiPnung des Tisches genau cen-
tral eingesetzte Rohr (Z/). Gleichfalls fest mit dem Objecttisch
verbunden ist die die matte Scheibe (0), farbige Glasplatte oder
Cüvette und achromatische Sammellinse (iV) tragende Stange M,
Die grobe Einstellung geschieht durch Bewegung des Tubus mittelst
des Schraubenkopfes *, die feine durch Bewegung des Objecttisches
mittelst geeigneter Mikrometer-Einrichtung.
Die am hinteren Theile der Camera befindliche Mikrometer-
schraube (P) besteht aus einer mit dem Schrauben köpfe fest verbunde-
nen Mutter, die somit in ihrer Lage nicht vor- oder rückwärts beweg-
lich, sondern nur um ihren Mittelpunkt drehbar ist. In dieser Mutter
läuft die Spindel der Mikrometersschraube, die ihrerseits mit dem
Hebel {R) durch eine geeignet lange Stange in Verbindung steht.
Dieser Hebel (Ä), drehbar um die auf Stange H mittelst eines
Ringes befestigte Axe (<S), greift in den Cylinder {Z) ein und über-
trägt somit jede Bewegung nicht nur auf diesen Cylinder, sondern
auf den mit dem Cylinder fest verbundenen Objecttisch und hier-
durch auch auf das ganze Beleuchtungssystem. Der Hebel wird
durch Rechtsdrehen der Mikrometerschraube von der Stange (Q)
angezogen und entfernt somit das ganze, aus Objecttisch, Con-
densor und dem übrigen Beleuchtungsapparat bestehende System
gleichmässig vom Objective. Ein Todtgehen der Schraube ist durch
die auf den Stangen HH befindlichen Spiralfedern ausgeschlossen.
Das jedwede Neigung und Schiefstellung des Apparates ermög-
lichende parallaktische Gestell verdient besondere Beachtung:
Ein sehr fester, massiver Dreifuss trägt ein hoch und nieder zu
stellendes Prisma (2), in dessen oberem runden Ende ein starker Zapfen
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JOS
Fig. 38.
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I. Die mikrophoto graphischen Apparate. 109
(4) fest einzustellen ist. Mit letzterem ist durch ein sehr kräftiges
Scharnier ein massiver, seiner Länge nach durchbohrter Träger (5)
verbunden, in dessen Durchbohrung, durch eine Klemme (6) fixirbar,
ein starker stählerner, an seinem oberen Ende mittelst Scharnier (9)
die Camera tragender Cylinder steckt. Dieser Cylinder ist durch
ein mit ihm festverbundenes Zahnrad (10), in welches eine auf dem
Verbindungsstück (5) gelagerte endlose Schraube (die in der Zeich^
nung der Uebersichtlichkeit halber fortgelassen ist) eingreift, um
seine Längsaxe drehbar. Auf das untere, aus dem Verbindungs-
stücke (5) hervorstehende Ende des stählernen Cylinders ist eine
Hülse aufgesteckt, die einen Querarm (7) und, mit diesem durch ein
Scharnier verbunden, eine lange, mit Handgriff versehene Schrau-
benmutter (8) trägt. Durch Drehung dieser Mutter wird eine ent-
sprechende längere Spindel auf- und abbewegt, die, an dem vorderen
Theil der Camera befestigt, diesen auf und nieder bewegt, und so-
mit den ganzen Apparat um die Axe 9 dreht. — Wird der Appa-
rat nun am Morgen so aufgestellt, dass die Axe des Stahlcylinders
mit der Weltaxe parallel läuft, so kann man, nachdem man ihn
einmal nach der Sonne gerichtet hat, durch die archimedische
Schraube den Trieb (10) stets so bewegen, dass der Apparat, um die
parallaktische Axe sich drehend, der Sonne folgt und man sehr sel-
ten mittelst der Schraube 8 nachzudrehen braucht. —
Soll der Apparat als verticalstehender Apparat benutzt werden,
so wird der parallaktische Theil entfernt und an Stelle von 4 direct
der an 9 befestigte Stahlcylinder in das Prisma (2) gesetzt, im
übrigen aber der Beleuchtungsapparat in eine der oben erwähnten
Anordnungen gebracht. —
d) Woodward's Zimmerapparat.
Zum Schluss soll noch der Anordnung des mikrophotographi-
schen Apparates, wie ihn der Colonel Mr. Wood ward benutzt, ge-
dacht werden. Sie kann eigentlich kaum mehr zu den Apparaten
im engeren Sinne des Wortes gerechnet werden, da von einer Ca-
mera nicht mehr die Rede ist, verdient aber ihrer Eigenthümlich-
keit wegen Erwähnung. — Bei derselben ist unter Wegfall der
eigentlichen Camera das Operationszimmer statt letzterer benutzt
und zwar derart, dass beide Fenster durch lichtdicht schliessende
Laden verdeckt sind. In dem einen der Fensterladen sind gelbe.
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110
Dritter Abschnitt.
oder besser rothe Scheiben eingesetzt, um auf die Platten nicht wirk-
sames Licht in den Raum zu lassen, so dass ein Sichbewegen und
Hantiren in demselben möglich ist. In dem anderen Fensterladen
ist eine Spiegelscheibe eingefugt, vor der ein Planspiegel Aufstellung
findet, der vom Innern des Operationszimmers durch Schnure oder
aber durch einen Heliostaten derartig regulirt wird, dass er das
Sonnenlicht stets in einer und derselben Richtung in das Zimmer
reflectirt. Die mit der Spiegelscheibe geschlossene Oeffnung des
Fensters ist durch eine undurchsichtige Platte, welche in mitt-
Fig. 89.
lerer Durchbohrung eine die vom Spiegel kommenden Licht-
strahlen concentrirende Sammellinse trägt, verschlossen. — Diese
Sammellinse ist durch einen innen geschwärzten Tubus licht-
dicht mit den übrigen Beleuchtungsapparaten (Condensor etc.) des
auf dem Fensterbrett ruhenden Mikroskops verbunden und be-
leuchtet so nur die auf dem Objecttisch befindlichen Präparate.
Der Tubus des umgelegten Mikroskopes ragt wagerecht frei in das
Zimmer hinein.
Durch das Zimmer laufen, von der Fenster- und der Hinter-
wand getragen, fast am Boden, zwei feste Schienen, auf denen
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1. Die mikroskopischen Apparate. Hl
sich der zum Auffangen des vom Objectiv entworfenen, vergrosser-
ten Bildes bestimmte Apparat hin und her schieben lässt.
Derselbe besteht aus einem, auf den besagten beiden Schienen
laufenden Holzgestell, das sich hoch und niedrig stellen lässt und
auf seinem Tische die matte Scheibe, resp. die Gassette, in einer
zur optischen Axe des Mikroskopes senkrechten Lage trägt. Da die
Schienenfuhrung mit der optischen Axe parallel läuft, wird auch
die Scheibe oder Gassette stets senkrecht zur optischen Axe beim
Hin- und Herschieben des Tisches bleiben. —
Zwischen den beiden Leitschienen läuft, in paralleler Richtung,
eine leicht drehbare stählerne Axe, die an dem unter dem Mikro-
skope liegenden Ende eine mit Rille versehene, kreisrunde Scheibe
trägt und durch eine in dieser Ri]Ie laufende Schnur einer gleichen
Scheibe, welche an dem das Mikroskop tragenden Grundbrett be-
festigt ist, ihre eigene Drehung mittheilt.
Diese Drehung wird dann weiter durch einen Schnurlauf und
eine mit der letzten Scheibe in der Axe fest verbundene dritte
Scheibe auf die Mikrometerschraube des Mikroskopes übertragen.
Auf der zwischen den Schienen laufenden stählernen Axe ist nun
eine Längsnute eingeschnitten, in welcher mit entsprechender Nase
ein conisches Rad hin und her gleitet; in dieses Rad greift ein zwei-
tes, auf der verticalen, mit dem erwähnten Holzgestell verbundenen
Axe befestigtes Rad ein und nimmt dasselbe durch eine am üntertheile
des Gestelles befestigte Fuhrung stets mit sich. — Die am Gestell
befestigte Verticalaxe trägt an ihrem oberen Ende einen Knopf,
durch dessen Drehung, die sich auf die conischen Räder, die Stahl-
axe und von da auf die Mikrometerschraube des Mikroskopes über-
trägt, die Scharfeinstellung des Objectes geschieht. — Die Anwen-
dung des Apparates erhellt von selbst und es sei nur noch erwähnt,
dass derselbe, da er nicht auf dem doch häufig schwankenden und
kleine Erschütterungen wiedergebenden Fussboden, sondern auf den
festen, massiven Hauptwänden des Hauses ruht, sehr gute Bilder
liefern muss und geliefert hat. —
An Stelle des Oculars verwendet Woodward eine achromatische,
nach seinen Angaben von Tolles in Boston geschliffene Goncavlinse,
welche, für chemische Strahlen corrigirt, die erhaltene Vergrösserung
erheblich steigern lässt, und ein mit dem sichtbaren Bilde überein-
stimmendes, auf der sensibilisirten Platte sich scharf zeichnendes
Bild liefert; diese Goncavlinse nennt er „Amplifier" und es bietet
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112 Dritter Abschnitt.
dieselbe für die Mikrophotographie den V ortheil, dass sie auch bei
Objectiyen ohne Correctionsfassung jeden beliebigen Bildabstand zu-
lässt, was sonst ohne erhebliche Verschlechterung der Bilder durch
sphärische Aberration nicht möglich wäre, da die bei der festen
Fassung vorhandene Correction gerade nur für einen und ganz
bestimmten Bildabstand justirt ist. — Die Anwendung des Am-
plifiers ist dieselbe, wie die der Zeiss^schen Projectionsoculare (siehe
unten: e) die Focusdifferenz und ihre Abhülfe).
3. Die bei allen Apparaten sich
wiederholenden Operationen und die dazu nöthigen
Apparate»
In den sämmtlichen bisher gegebenen Beschreibungen der Con-
struction und Anwendung der einzelnen verschiedenen grossen und
kleinen mikrophotographischen Apparate haben wir stets nur die
Eigenthümlichkeiten und Sonderheiten jedes einzelnen gegeben^ die
sich bei allen Apparaten wiederholenden, oder wenigstens bei allen
Apparaten anzubringenden und zu ihrem Gebrauch nothwendigen
Theile jedoch nur angedeutet.
£s geschah dies deshalb, weil wir alle diese Einrichtungen zu-
sammen eingehend erörtern wollten, da sie bei jedem der genann-
ten Apparate zur Benutzung kommen können und sich immer in
verschiedenen Variationen zur Erreichung desselben Zweckes wieder-
holen. —
Zunächst ist hier die Einrichtung der Camera und der Casset-
ten zu erwähnen:
a) Gamera-Einrlohtang.
Die Camera, welche aus einem zumeist würfelförmigen oder
prismatischen Kasten, der mit dem ausziehbaren Balge nach dem
Mikroskope hin verbunden ist, besteht, trägt an der entgegen gesetz*
ten Endfläche einen zur Aufnahme der matten Scheibe und Cassette
geeigneten Falz. Derselbe muss derartig gefertigt sein, dass er,
nach dem Einschieben der entsprechenden Stücke, einen lichtdichten
Schluss bewirkt, und es wird dies am besten dadurch erreicht, dass
die den einzuschiebenden Theilen zugekehrte Seite mit weichem
Filz belegt ist, der sich fest und dicht an die Flächen der betref-
fenden Theile anpresst. —
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I. Die mikrophotographischen Apparate. II3
An dem Laufbrett, auf welchem die Camera läuft, oder an den
dieselbe leitenden Schienen ist fuglich eine genaue Theilung ange-
bracht, auf welcher ein mit der Camera fest verbundener Index
spielt und somit stets die Entfernung der matten Scheibe von dem
Objective controlliren lässt. Der Zweck und Werth einer solchen
Einrichtung ist oben (S. 94) des Näheren beleuchtet. —
An ihrer einen Seite trägt die Camera am besten eine Klapp-
thür, welche auf der dem Einschub zugekehrten Seite um Schar-
niere drehbar ist und durch einen Wirbel festgeschlossen werden
kann. —
Einmal gestattet eine solche Thür ein leichtes und bequemes
Säubern des Innern der Camera und dann lässt sie ein Einsetzen
und Herausnehmen, sowie Verschieben der Oculare im Tubus bei
Weitem bequemer zu, als wenn man, nach Entfernung der matten
Scheibe, von oben in die Camera hineingreifen muss. —
Einen dritten und nicht minder grossen Vortheil gewährt, wie
wir an der betreffenden Stelle sehen werden, diese Seitenthür der
Camera endlich noch für die Einstellung des Bildes.
Für alle diejenigen, welche vielfache stereoskopische Aufnah-
men mit der Benecke'schen oder G. Fritsche'schen Wippe zu machen
haben, ist noch die folgende Einrichtung der Camera zu empfehlen,
die im üebrigen an der Verwendbarkeit des Apparates für alle
übrigen Zwecke Nichts ändert.
Wenn nämlich das zu photographirende Object in seiner Lage
zur optischen Axe des Mikroskopes und des ganzen mikrophoto-
graphischen Apparates nicht genau senkrecht steht, sondern einen
Winkel bildet, so wird das Luftbild desselben ebenfalls nicht in
einer zur optischen Axe senkrechten Ebene, welcher die matte
Scheibe für gewohnlich entspricht, liegen, sondern mehr oder we-
niger geneigt sein. Um also auf der matten Scheibe ein Bild zu
erhalten, welches auf beiden Seiten des Mittelpunktes scharf einsteht,
ist es erforderlich, dieselbe gegen die Axe zu neigen; dies hat man
durch Anwendung folgenden Apparates möglich gemacht:
Auf der Camera sitzt der zum Einschieben der Cassette etc.
dienende Rahmen nicht fest und wagerecht auf, er hat vielmehr an
zwei gegenüberliegenden Seiten in ihrem Mittelpunkte zwei kleine
Axen, welche sich in an der Camera befestigten Lagern drehen.
Von diesen Axenpunkten aus verjüngen sich nun die Wände des
erwähnten Rahmen derartig nach den Seiten hin, dass der Rahmen um
Jeserich, Mikrophotographie. 8
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114
Dritter AbscliDitt.
die Axea nach beiden Seiten hin umgewippt werden kann (s. Fig. 40).
Statt den Rahmen nach den Seiten hin zu verjüngen, kann man
natürlich eben so gut auch den dem Rahmen zugekehrten Theii
der Camera von der Axe her dachförmig abfallen lassen, während der
Rahmen dann gleich stark in allen seinen Tbeilen bleibt (s. Fig. 41).
Der Rahmen ist durch eine in eine Führung (F) greifende Schraube
(S) zu fixiren; die Grösse der Neigung des Rahmens wird an einer
seitlich angebrachten Kreistheilung mit darüber beweglichem Index
festgestellt und so für jeden speciellen Fall ermittelt. — —
Fig. 40.
Fig. 41.
b) Cassetten-Einrichtang.
Die Einrichtung der Cassetten ist bei mikrophotographischen Auf-
nahmen keine besondere, sondern deckt sich mit der bei gewöhnlichen
Aufnahmen gebräuchlichen. Die Cassetten bestehen aus einem, an
Stelle des die matte Scheibe tragenden Rahmens zu setzenden, glei-
chen Rahmen, der auf seiner dem Objecte zugekehrten Seite den
Schieber und auf der Hinterseite eine zum Einlegen der Platten die-
nende Thür hat.
Die Platten liegen mit ihrer Bildseite gegen in dem Rahmen
befindliche Eckstücke an und werden in dieser Stellung durch eine
auf der Innenseite der Cassettenthür befindliche Feder nach Schluss
der Thür festgedrückt. Für stereoskopische Aufnahmen eignen sich
für zweimalige Aufnahmen gefertigte Cassetten, welche, in der Kam-
merführung entsprechend weiter geführt, zwei Bilder nebeneinander
auf ein und derselben Platte geben (siehe auch S. 91). —
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I. Die mikrophotographiscben Apparate. X15
Die Seite der EckeDStucke, an welcher die vordere, sensibilisirte
Seite der Platte anliegt, muss natürlich genau an derselben Stelle
im Apparate stehen, wo sich die matte Seite der Glasscheibe beim
Einstellen befindet.
Je nach dem Ausziehen der Camera oder der Anwendung eines
mehr oder weniger starken Oculars wächst auch der Durchmesser
des zu fixirenden Bildes und es werden deshalb die Randtheile der
die Cassette ausfüllenden Platten, die bei den starken Yergrosserun-
gen meist ganz vom Bilde eingenommen werden, bei Anwendung
schwächerer Objective oder bei geringerem Auszug der Balgcamera
unbenutzt neben dem Bilde bleiben. Aus diesem Grunde hat man
nun, um nicht unnütz grosse Platten verwenden zu müssen, für die
grosseren Cassetten passende Einsätze coustruirt; dieselben passen
schachteiförmig ineinander und folgen in ihrer Reihenfolge den all-
gemein üblichen Plattengrössen bis zum kleinsten Format. — Die
Lage der in den einzelnen Einsätzen befindlichen Eckstücke ist
selbstverständlich eine solche, dass sie sämmtlich in ein und der-
selben, mit der Vorderfläche der matten Scheibe correspondirenden
Ebene liegen. —
Nicht oft genug kann darauf hingewiesen werden, dass man jede
helle Stelle an der Rückwand der Cassetten aufs Peinlichste ver-
meiden muss. Durch die Gelatineschicht dringen, wie viele For-
scher constatirt haben*), solche Strahlen, welche chemisch noch wirk-
sam sind und deshalb wird, wenn die hinter der Platte liegende
Cassettenwand nicht vollständig durch Schwärzung gegen Reflexion
gesichert ist, die Platte durch Reflex dieser Strahlen leicht ver-
schleiert und trübe. —
Ebenso schädlich wirkt auf die Bilder solches, nicht zum Bilde
selbst gehöriges Licht, welches von den inneren Theilen des Mijoro-
skoptubus reflectirt wird. Durch das Ein- und Ausschieben der
Oculare in den Tubus wird nämlich die innere Fläche desselben
blank gescheuert, reflectirt die von dem Objectiv kommenden
Lichtstrahlen und erzeugt hierdurch auf dem Bilde ring- und halb-
kreisförmige helle, oft recht störende Flecken; solche Flecken
können natürlich nur dann entstehen, wenn man, ohne Ocular, nur
mit dem Objectiv arbeitet, bei Anwendung des Oculares wird das
Nebenlicht durch die in den Ocularen befindliche Blende abgehalten.
*) Siehe auch S. 53 Mr. Chardonnet's Versuche!
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116 Dritter Abschnitt.
Zur Vermeidung solcher Keflexe schiebt man entweder in den
Tubus eine passende Blende ein oder setzt sie auf das Ende des-
selben kappenförmig auf, oder man schiebt in den oberen Theil des
Tubus einen denselben nach innen auskleidenden Gylinder von
schwarzem Papier oder Sammet; letztere Methode ist sehr bequem
und zuverlässig. —
c) Lichtdichte Tnbnsverbindnng.
Nächst der Gameraconstruction kommt bei allen Apparaten,
welche kein besonderes Mikroskop haben, sondern durch Einschal-
tung des Beobachtungsmikroskopes hergestellt sind, gleichmässig die
lichtdichte Verbindung des oberen Tubus des Mikroskopes mit der
Camera in Betracht. Es ist zu berücksichtigen, dass diese Verbin-
dung eine solche sein muss, welche eine Hin- und Herbewegung
des mit dem Objectiv verbundenen verstellbaren Mikroskoptubus
gegen die feststehende Stirnwand der Camera gestattet. — Zur Er-
reichung dieses Zweckes sind sehr verschiedene Vorschläge gemacht
worden :
Einmal befestigt man an den Tubus einen aus lichtdichtem
Zeuge (Tuch) gefertigten, ärmelartigen Hohlcylinder und zieht densel-
ben über einen ebenfalls tubusartigen, aus der Stirnwand der Camera
hervorragenden Ansatz. Die Befestigung an beiden Tuben geschieht
mittelst eines elastischen Gummiringes oder eines straff angezoge-
nen Bindfadens.
Schippang, Seibert und Andere stellen diese Verbindung mit-
telst eines in den Tubus des Mikroskopes passenden Rohres her,
das, um die nöthige Beweglichkeit zu haben, mit dem Balg der
Camera durch einen kleinen Balg verbunden ist. —
Zeiss empfiehlt für denselben Zweck Folgendes: Die Camera
endigt nach dem Mikroskop zu in einen langen Messingtrichter,
welcher eine durch Zahn und Trieb herausschiebbare Messinghülse
trägt und leicht herausgenommen werden kann. An dem Tubus des
Mikroskopes befindet sich eine kapselartige Doppelhülse, in welche
die erwähnte, am Objectivbrett befestigte Hülse genau, aber ohne
Reibung sich einschieben lässt und so nach beistehender Skizze den
lichtdichten Verschluss ermöglicht (Fig. 42).
Verfasser endlich benutzt zum Verschluss dicken, weichen Filz,
wie solcher von den Pianofortefabrikanten zur Polsterung der Me-
chanik angewandt wird, in folgender Weise:
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I. Die mikrophotographischeD Apparate.
117
In die mit Schraubengewinde versehene. ObjectiYÖffnung der
Camera wird ein genau passender, mit entsprechendem Gewinde
versehener Ring eingeschraubt. Dieser Ring trägt an seiner unte-
ren Seite eine lichtdicht schliessende, mittelst Schrauben und eines
zweiten Ringes lichtdicht befestigte Filzscheibe, welche wiederum
in ihrer Mitte ein kreisrundes Loch von solcher Grosse hat, däss
der Tubus des Mikroskopes mit starker Reibung hindurchgeht. Da
der Filz eine Stärke von über Va cm hat und sehr weich ist, so
Fig. 42.
schliesst er sich fest an den Tubus an, und lässt dem Letzteren freie
Auf- und Abbewegung, ohne dass dadurch der lichtdichte Ver-
schluss auch nur im Geringsten beeinträchtigt wird. Verfasser hat
einen derartigen Verschluss seit ca. 4 Jahren im Gebrauch, der
sich sehr gut gehalten hat und noch immer vollkommen gut und
gebrauchsfähig ist. —
d) Einstellang des Bildes.
Ist Camera und Mikroskop gut und lichtdicht verbunden, so
kommt es vor Allem darauf an, das auf der matten Scheibe ent-
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113 Dritter Abschnitt.
worfene Bild möglichst scharf und genau einzustellen. — Hierzu
bedient man sich nun verschiedener Mittel:
Wenn das Bild genügend lichtstark ist, so wird man es auf der
mattirten Scheibe sehr gut und genügend scharf sehen können,
vorausgesetzt natürlich, dass die Körnung der Scheibe entsprechend
fein genug ist. Man wird übrigens die Sichtbarkeit der Details noch
sehr erheblich dadurch heben und erhöhen können, wenn man mit-
telst eines feinen Läppchens die matte Seite der Scheibe mit Va-
seline überreibt. —
An Stelle der matten Scheibe kann man sehr wohl auch eine
auf der einen Seite mit möglichst glattem, feinem weissen Papier
beklebte Glasscheibe setzen und zwar so, dass das Papier nach dem
Inneren der Camera gekehrt ist, während von hinten auf die weisse
Fläche fallendes Licht durch eine dunkle, auf die Rückseite des
Glases aufgeklebte Scheibe von Papier abgehalten wird, da es stark
störend wirken würde. —
Man beobachtet dann das Bild von unten, resp. von der Seite
her, durch die in der Camera seitlich angebrachte Thür, die man
durch einen eingesteckten Stab halb offen erhält, während man
Camera und Kopf mit einem Tuche zur Abhaltung fremden Lichts
umhüllt hält. —
Genügen diese beiden Einstellungsarten bei starkem Lichte und
schwachen Vergrösserungen vollkommen, so werden sie da, wo das
entworfene Bild wegen der Stärke der Vergrösserung oder der
Schwäche der angewandten Lichtquelle nur lichtschwach ist, nicht
mehr ausreichen. — Dasselbe wird bei Verdunkelung des sicht-
baren Bildes durch Einschaltung farbiger Gläser oder Lösungen ein-
treten.
In allen diesen Fällen kann man dann noch ein sehr hell und
deutlich sichtbares Bild dadurch erzeugen, dass man, unter Weg-
lassung der matten Scheibe, das in der Ebene derselben entworfene
Luftbild dem Beobachter sichtbar macht, und zwar indem man es
mittelst einer schwach vergrössernden Lupe betrachtet. —
Es ist unmittelbar klar, dass wenn das Bild auf der matten
Scheibe scharf eingestellt ist und man auf die vordere matte Seite
dieser Scheibe nun eine Lupe derart scharf einstellt, dass man die
Körnung derselben deutlich und klar sieht, man nun nach Entfer-
nung der matten Scheibe, wenn die Lupe in ihrer Stellung nicht
verändert wird, das Bild mit gleicher Schärfe wahrnehmen muss;
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I. Die mikrophotographischen Apparate. IJQ
es ist eben an die Stelle des sichtbar gemachten Bildes das in glei-
cher Ebene liegende Luftbild getreten. —
Mau erreicht diesen Effect nun auf zwei Weisen : Einmal, wenn
man, gemäss 'den Angaben von Benecke, eine starke achromatische
und aplanatische Lupe mit grossem Gesichtsfelde über der centralen
Oeffnung eines rechteckigen dünnen Holz- oder Metalltäfelchens,
dessen lange Seite der Breite der matten Scheibe gleich ist, in solcher
Stellung befestigt, dass sie für die Ebene, auf welcher das Holztäfelchen
aufgesetzt wird, scharf einsteht. Stellt man nun die Lupe an Stelle
der matten Scheibe in den Rahmen derselben, so dass sie auf den
Rändern aufliegt, so liegt natürlich jedes für die Lupe scharf ein-
gestellte Bild genau in der Ebene der lichtempfindlichen Schicht.
Durch die Schmalheit des Täfelchens wird es möglich, dasselbe über
das Gesichtsfeld hinweg zu führen und yerschicdene Theile desselben
zu beobachten.
Eine zweite Methode zur Erreichung desselben Zieles ist die,
dass man die matte Scheibe durch eine Spiegelglasscheibe ersetzt,
auf deren der Camera zugekehrten Seite sich ein mit Diamant ein-
geritztes Kreuz befindet. Man stellt nun eine einfache dreibeinige
Lupe durch Einschrauben oder Verkürzen der Füsse derart ein,
dass man das Kreuz durch die Spiegelglasplatte hindurch scharf
sieht. —
Beobachtet man nun gleichzeitig mit der Lupe das von dem
Objectiv entworfene Bild und regulirt durch die Mikrometerschraube
so lange, bis man auch dieses Bild gleichmässig scharf mit dem
Kreuz sieht, so fällt die Ebene des vom Objectiv entworfenen Bil-
des mit der der vorderen Glasfläche zusammen, oder, was dasselbe
sagen will, mit derjenigen Ebene, in welche beim Einsetzen der
Cassette die sensibilisirte Schicht zu liegen kommt.
Man thut gut, vor dieser feineren endgültigen Einstellung die
grobe Einstellung, so gut wie angänglich, mittelst der matten Scheibe
vorzunehmen^ weil, besonders wenn das Licht noch etwas stark ist,
das Auge sehr bald durch die Beobachtung mit der Lupe zu sehr
angestrengt und dadurch für Feinheiten unempfindlich gemacht wird.
e) Die Focnsdifferenz und ihre Abhülfe.
Hat man auf die eine oder die andere Weise das Bild in ge-
nügender Schärfe eingestellt, so kann man noch nicht ohne weiteres.
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120 Dritter Abschnitt.
besonders bei stärkeren Objectiven, zur Aufnahme schreiten; es
würde sonst das Bild, trotz der besten Scharfeinstellung, meist un-
scharf und ungenau in seinen Conturen ausfallen. Der Grund hierfür
liegt im Folgenden:
Beim Durchgang durch die Linsen des Objectives oder der
Oculare erfahren die Lichtstrahlen eine Ablenkung von ihrem Wege,
sie werden gebrochen. Diese Brechung ist nun aber nicht für die
verschiedenen Farben eine gleichstarke, vielmehr werden, wie dies
deutlich das durch Brechung im Prisma erhaltene Spectrum des
weissen Lichtes zeigt, die rothen Lichtstrahlen am schwächsten, die
violetten am stärksten gebrochen ; zwischen ihnen liegen in Bezug
auf Stärke der Brechung die übrigen Farben der Reihenfolge nach,
wie sie im Spectrum vorkommen.
Das weisse Licht, bei dem wir gewöhnlich zu mikroskopiren
gewöhnt sind, besteht nun aber aus den sämmtlichen einzelnen
Farben, und auch das Licht der künstlichen Lichtquellen ist stets aus
diesen Farben, wenn auch in etwas wechselndem quantitativen Yerhält-
niss der Farben zu einander, zusammengesetzt. Aus diesem Grunde
werden uns stets die mit einem Linsensystem, das aus einer Sortö
Glas gefertigt ist, entworfenen Bilder mit farbigem Rande umgeben
erscheinen, und zwar mit rothen innen, aussen violetten, wenn wir
von der Linse aus uns über den Brennpunkt des weissen Lichtes
entfernen, umgekehrt roth aussen, violett innen, wenn wir uns der
Linse mehr nähern. Um diesen üebelstand zu heben, hat man nun
sogenannte achromatische Systeme construirt, welche durch
gleichzeitige Anwendung zweier Glassorten von verschiedener
Farbenzerstreuungskraft ^), bei gleichem mittlerem Brechungsver-
mögen, Bilder ohne farbige Ränder liefern.
Liefern nun auch diese Objective und Ocularsysteme bei der
mikroskopischen Beobachtung klare, von Farbenrändern freie
Bilder, da sie für auf das Auge besonders wirksame Strahlen corri-
girt und achromatisirt sind, so liegt die Sache für die photogra-
phische Aufnahme doch ganz wesentlich anders. —
Diejenigen Strahlen, welche durch ihre Reaction auf die Netz-
haut die Erzeugung des Bildes bedingen, haben eine wesentlich
^) Flint- und Crown-Glas. Für die Details müssen wir auf die phy-
sikalischen Lehrbücher verweisen, da diese Auseinandersetzung an diesem
Orte zu weit führen würde.
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 121
andere Zusammensetzung als die Strahlen, welche auf der sensibili-
sirten Platte das Bild hervorrufen. Während am energischsten auf
das Auge die gelben Strahlen wirken, ist die grösste chemische
Wirkung bei den violetten Strahlen und noch darüber hinaus zu
verzeichnen. Am besten ist dies durch die photographische Aufnahme
des Spectrums ersichtlich, welche die stärkste Wirkung im Violett
und darüber hinaus, in dem für das Auge nicht mehr sichtbaren
Theile des Spectrums, zeigt, während gerade der für unser Auge
hellste Theil des Spectrums, das Gelb, fast keine Wirkung auf die
sensibilisirte Schicht mehr ausübt.
Es wird hierdurch klar, dass, da die Achromate für die auf das
Auge wirkenden gelben und rothen Strahlen corrigirt sind, sie für
die weit stärker brechbaren, chemisch am meisten wirksamen Strah-
len einen anderen Brennpunkt haben müssen als den für gelbe und
rothe Strahlen, und dass deshalb ein mit dem Auge bei weissem Lichte
eingestelltes Bild nicht in derselben Ebene liegt wie dasjenige für
die actinischen Strahlen; letzteres Bild würde daher bei der Auf-
nahme stets unscharf und verschwommen ausfallen. —
Am leichtesten würde man diesen Fehler dadurch heben kön-
nen, dass man solche Systeme construirt, die ein für die actinischen
Strahlen und auch die auf das Auge wirkenden Strahlen corrigirtes
Bild liefern. In dieser Richtung haben in Amerika zunächst W. Wales-
Fort Lee, New Jersey entsprechende Oculare nach den Angaben
Kutheford^s und Woodward's gearbeitet und sehr gute Resultate erzielt.
In Deutschland werden solche Systeme in neuester Zeit vo^ Zeiss-Jena
mit Anwendung neuer, von der Firma Schott & Gen. gefertigter, Glas-
arten unter dem Namen „Apochromatobjective" hergestellt. Bei ihnen
wird die secundäre Farbenabweichung und die sphärische Aberration *)
gleichmässig für das Licht der verschiedenen Farben beseitigt und sie
gewähren daher eine vollkommene Lichtconcentration im Bilde und
zeigen ein mit dem von chemisch wirksamen Strahlen entworfenen
Bilde zusammenfallendes, sichtbares Bild. Sie gestatten eine Reihe
sehr verschiedener Vergrosserungen mit ein und demselben Objectiv
und liefern im ganzen Gesichtsfeld gleichmässig farbenreiche Bilder.
Die sphärische Aberration ist so weit wie möglich bei diesen Objectiven
zurückgedrängt und sind deshalb die von ihnen erzeugten Bilder,
fast bis zum Rande hin, durch die ganze Bildfläche, gleichmässig
Siehe Catalog von Zeiss-Jena. 1886, S. 3.
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122 Dritter Abschnitt.
scharf. — Die homogenen Immersionssysteme dieser Art werden,
um eine Beeinträchtigung der Feinheit der Correction (siehe auch
oben S. 79) durch Veränderung der Linsendistanz zu vermeiden,
in neuester Zeit wieder nur in fester Fassung geliefert, während
die stärkeren Trockenlinsen und die Wasser-Immersionen mit
Correctionsfassung versehen sind. —
Zu diesen Objectiven liefert die genannte Firma entsprechende
Oculare unter der Bezeichnung „Projectionsoculare", die, in den Tubus
des Mikroskopes eingeschoben, die beim Anwenden der gewöhnlichen
Oculare oder des „Amplifiers" von Wood ward eintretenden üebel-
stände für die Mikrophotographie beseitigen sollen. —
Sie bestehen aus einem Collectivglas und einem zusammenge-
setzten Linsensystem, welches nach Art der eben beschriebenen
apochromatischen Objective sehr sorgfaltig sphärisch und achroma-
tisch corrigirt, namentlich frei von secundärer Farbenabweichung
und von einer Focusdifferenz zwischen für das Auge wirksamen und
actinischen Strahlen ist. Zwischen Collectiv und dem System ist
eine das Bildfeld begrenzende Blende eingeschaltet,* der das System
mehr od^r weniger genähert werden kann.
Die Anwendung ist folgende: Das in seiner Form den gewöhn-
lichen Ocularen ähnliche Projectionsocular wird in den Tubus des
Mikroskopes gesetzt und alsdann sein auf die matte Scheibe proji-
cirtes Rild so eingestellt, dass der Rand der Blende scharf einsteht;
je geringer der Abstand der matten Scheibe, desto stärker muss
hierbei natürlich die Projectionslinse herausgedreht werden. Ist
dies geschehen, so stellt man das Bild wie gewöhnlich scharf ein. —
Diese Oculare liefern scharfe und gleichmässig helle Bilder; sie
können auch ausser zu den Apochromatobjectiven, für die sie eigent-
lich bestimmt sind, bei allen anderen achromatischen Objectiven
grösserer Apertur Verwendung finden und schliessen dann auch
hier selbstverständlich dieselben Vortheile in sich. —
Der Amplifier, wie er von Wood ward vorgeschlagen ist^) und
welcher bei den Linsensystemen ohne Correctionsfassung (homogene
Immersion) es dennoch möglich macht, sie auch bei jedem beliebi-
gen Bild ab st and und dadurch bedingter Aenderung der Vergrösse-
rung anzuwenden, soll durch diese Projectionsoculare von Zeiss er-
setzt werden. —
») Siehe S. 111.
/Google
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 123
Dieselben werden je nach der Tubusläoge für Yergrosserungen
von 2 und 4 (für den 160 mm Tubus) und 3 und 6 (für den
250 mm Tubus) gefertigt. — Kann man sich durch Anwendung
dieser Oculare in vielen Fallen über die vom Objectiv hervorge-
brachte Focusdifferenz hinweghelfen, so ist es doch da nicht möglich,
wo man ohne Ocular arbeitet und es müssten hier eben die Apo-
chromatobjective benutzt werden (S. 121).
Leider haben dieselben aber, wie dies durch die grosse Yor-
züglichkeit ihrer Construction bedingt ist, einen sehr hohen Preis ^),
und werden aus diesem Grunde nur in verhältnissmässig seltenen
Fällen angeschafft werden können.
Die Kostspieligkeit solcher Linsen würde deshalb der Weiter-
verbreitung der Mikrophotographie sehr hindernd in den Weg treten,
wenn es nicht möglich wäre, auch mit den gewöhnlichen Objec-
tiven und Ocularen gute Bilder unter Umgehung der Focusdifferenz
zu erhalten. —
Man hat dies Ziel denn auch in vollkommener Weise, auf ver-
schiedenen Wegen zu erreichen gesucht und wirklich erreicht.
Zur Ermittelung der Grösse der Focusdifferenz — und
diese Grösse muss man selbstverständlich genau kennen, wenn man
dem Fehler abhelfen will — giebt es zwei bequeme Wege: Einmal
kann man zuerst das Object auf der matten Scheibe oder nach einer
anderen der beschriebenen Methoden in weissem Lichte einstellen
und fügt dann in den Weg des Lichtes eine nur die blauen, che-
misch wirksamen Strahlen durchlassende Lösung von Kupferoxyd-
ammoniak ein. Das vorher scharf eingestellte Bild wird nun, wenn
eine Focusdifferenz überhaupt vorbanden ist, nicht mehr scharf er-
scheinen, sondern erst wieder scharf werden, wenn man entweder
durch Drehen des Mikrometers einstellt, oder durch Bewegung der
matten Scheibe, resp. der Hinterseite der Camera dasselbe er-
reicht hat.
Andererseits kann man, nach H. W. Vogel, zur Ermittelung der
Grösse der Focusdifferenz (allerdings nur bei nicht zu starken Yer-
grosserungen empfiehlt sich dieser Weg) auf den Objecttisch des Mi-
kroskopes eine aus mehreren Zeilen bestehende, verkleinerte Photo-
graphie eines Schriftsatzes (Taubendepesche oder dergleichen) oder bei
^) Die Objective kosten: Trockensysteme: 190 — 220 M., Wasser-
immersion: 300 M., homogene Immersion: 450—550 M.
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124 Dritter Abschnitt.
stärkeren Objectiven ein möglichst in Hundertstel Millimeter getheiltes
Mikrometer^) derart legen, dass das Object nicht genau horizontale,
sondern schräge Lage hat, und zwar so, dass die Neigungslinie senk-
recht zu der Längsrichtung der Zeilen oder der Theilstriche steht.
Stellt man nun auf eine bestimmte Zeile oder Linie ein, so wird
dieselbe ihrer ganzen Länge nach schs^rf erscheinen, während die
anderen Linien desto unschärfer werden, je mehr sie von der scharf
einstehenden Linie entfernt sind. Wird nun, ohne an der Einstel-
lung das Geringste zu ändern, eine photographische Aufnahme ge-
macht, so wird auf dem erzeugten Bilde, wenn Focusdlfferenz vor-
handen ist, nicht die ursprunglich scharf eingestellte Zeile oder
Linie, sondern eine andere scharf gezeichnet sein, und zwar eine um
so weiter von der erstbezeichneten . Linie entfernte, je grosser die
Focusdlfferenz ist. —
Es wird nun, um diese auf dem photographischen Bilde scharf
gezeichnete Linie auch auf der wieder an ihre Stelle gebrachten
matten Scheibe scharf einzustellen, einer ganz bestimmten Drehung
der Mikrometerschraube oder Aenderung der Scheibendistanz bedür-
fen. — Diese Aenderung giebt die Grösse der Focusdifferenz.
Fi'ir grössere Focusdifferenzen muss man naturlich das Object
schiefer legen, als für ganz schwache; für ersteren Fall wendet man
deshalb eine stärkere Pappe, für letzteren ein dünnes Blättchen
Papier zum unterlegen auf der einen Seite des Objectes an. —
Hat man auf die eine oder andere Weise das Vorhandensein
und die Grösse der Focusdifferenz constatirt, so kann man dieselbe
nach aus diesen Bestimmungsmethoden sozusagen von selbst resul-
tirenden Methoden corrigiren.
Man hat nur nöthig, die bei den eben beschriebenen Versuchen
gefundene Differenz zwischen den jeweiligen Stellungen der Mikro-
meterschraube, oder aber auch andernfalls die Differenz zwischen den
jeweiligen Stellungen der matten Scheibe genau zu fixiren.
Ist, wie dies oben beschrieben (S.8d), die Mikrometerschraube mit
Theilstrichen, auf denen ein am Stativ des Mikroskopes befestigter,
feststehender Index spielt, versehen, so liest man die Grösse der
*) Solche Mikrometor liefert die Firma Klönne & Müller, Berlin, für
9 M. in äusserst guter Ausführung und sind dieselben auch für die directe
Bestimmung der Stärke der Vergrösserung (siehe unten unter „i") selbst
bei stärksten Vergrösserungen sehr wohl zu benutzen. —
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I. Die mikrophotrgraphischen Apparate. 1^25
erforderlichen Drehung von dieser Theilung einfach ab; ist solche
nicht Yorhanden, so kann man sie leicht durch eine kleine kreisförmige,
in Grade getheilte Metallscheibe, die man mit der Mikrometerscbraube
concentrisch verbindet, herstellen. — Dasselbe gilt von der Fest-
stellung der Distanz der matten Scheibe durch Ablesen einer zur
Seite des Laufbrettes angebrachten Scala. —
Nach dieser Feststellung hat man zur Erzielung scharfer Bilder
nur nöthig, wie gewöhnlich bei weissem Lichte einzustellen und
dann vor Aufnahme der Bilder die Drehung der Mikrometerschraube
oder die Distanz der matten Scheibe um die angegebene Grösse
zu corrigiren. Es ist klar, dass dann, wenn man auf die erste
Zeile oder Linie einstellt, die zweitbezeichnete Linie scharf im
Bilde gezeichnet wird. Stellt man die auf der Platte scharf ge-
zeichnete Linie auf der matten Scheibe ein, so wird man gegenüber
der ersten Einstellung eine Drehung der Mikrometerschraube oder
Verschiebung der Camera von genau solcher Grösse vornehmen müs-
sen, dass sie der Entfernung der optischen von der actinischen
Ebene, d. i. der Focusdifferenz, entspricht. Um diese Grösse muss
man deshalb, wenn man nach Einstellung des sichtbaren Bildes
das chemisch wirksame Bild einstellen will, die Bilddistanz durch
Mikrometerschraube oder Camera rückwärts stellen, d. h. man muss
von der zur Scharfeinstellung der zweiten Linie erforderlichen Stel-
lung auf die für Scharfeinstellung der ersten Linie nöthige Stellung
zurückgehen. —
Eine dritte Methode zur Hebung der Focusdifferenz kann an-
gewendet werden, wenn man statt der matten Scheibe den von
Benecke vorgeschlagenen weissen Papierschirm zur Einstellung an-
wendet, auf den man das Bild beim Einblick in die Camera durch
die Seiten thür (S. 113) einstellt. Es wird dann anstatt durch Drehen
des Mikrometers oder Verschiebung der die Scheibe tragenden hin-
teren Cameraseite, die Aenderung des Bildabstandes durch directe
Bewegung der weissen Fläche bewirkt.
Zu diesem Ende wird in den Falz am hinteren Ende der Ca-
mera ein eigener hölzerner Kasten eingeschoben. Die Hinterwand
dieses Kastens trägt in der Mitte einen Tubus, in dem sich mit
starker Reibung ein passender, auf seinem Vorderende die weisse
Einstellscheibe tragender Cylinder verschieben lässt. Dieser Cylinder
trägt eine den jeweiligen Stand ablesbar machende Millimetertheilung,
deren Nullpunkt derjenigen Stellung entspricht, bei welcher die weisse
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126 Dritter Abschnitt.
Scheibe sich in der Ebene befindet, welche nachher die in die Gas-
sette gelegte Platte mit der sensibilisirten Seite einnimmt. Stellt
man jetzt, während man den Tubus auf den Nullpunkt der Theilung
schiebt, das Bild im blauem Lichte ein und entfernt dann die fär-
bende Lösung, so wird, um das jetzt im weissen Licht erscheinende
Bild ohne Drehung an der Mikrometerschraube scharf zu erhalten,
eine der Focusdifferenz entsprechende Verschiebung des Cylinders
im Tubus (und somit der Einstellscheibe) nöthig sein, deren Grösse
man an der Theilung abliest. Man hat dann, wenn man später in
weissem Lichte einstellen will, nur nöthig, den Tubus auf die be-
treffende, empirisch gefundene Zahl der Theilung einzustellen.
Dieselbe ist, da sie für die verschiedenen Längen des Gameraauszuges
sowohl wie für jedes Objectiv eine andere ist, für jede einzelne
Vergrösserung besonders zu ermitteln und zu notiren. —
Bei stärkeren. Vergrösserungen oder bei schwach erleuchteten
Objecten, bei denen man das Bild auf dem weissen Schirm oder
der matten Scheibe zur Scharfeinstellung nicht mehr mit genügender
Deutlichkeit wahrnehmen kann, und aus diesem Grunde die oben
beschriebene Einstell-Lupe, gleichviel welcher Form, zu Hülfe nehmen
muss, kann man auch an dieser Lupe direct die für die Gorrecction
der Focusdifferenz nöthige Einrichtung anbringen. —
Zu diesem Zwecke bringt man die Lupe in einen Tubus, in
welchem sie auf- und abschiebbar ist. Man stellt zunächst im
blauen Licht die Lupe so ein, dass sie das Diamant kreuz auf der
Spiegelglasscheibe und zugleich das Bild des Gbjectes scharf erken-
nen lässt. — (Bei der Benecke'schen Einrichtung ohne Spiegelscheibe
(siehe S. 119) stellt man zuerst auf die Ebene ein, auf welche
das die Lupe tragende Holztäfelchen aufgesetzt wird und dann,
ohne Verschiebung der Lupe in ihrem Tubus, das mikroskopische
Bild im blauen Lichte.) — — In beiden Fällen trägt die Thei-
lung des inneren Tubus an der dieser Stellung entsprechenden
Stelle den Nullpunkt. Nach dieser Einstellung entfernt man die
blaue Durchgangsflüssigkeit und sucht nun, ohne am Mikrometer
oder der Gameralänge etwas zu verändern, lediglich durch Ver-
schieben des inneren, die Lupe tragenden Tubus, das im weissen
Lichte unscharf gewordene Bild scharf einzustellen; ist dies in ge-
nügender Weise erreicht, so liest man die Zahl ab, auf welcher die
Theilung des Lupentubus jetzt einsteht; dieselbe giebt die Grösse
der Focusdifferenz und man braucht nur, wenn man für Aufnahmen
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 127
später bei weissem Licht einstellen will, die Lupe auf diese Stellung,
die für jede Yergrosserung und jedes Objectiv ein für alle Mal zu
ermitteln und zu notiren ist, zu bringen. —
Für die bei diesen letzten Versuchen zu verwendenden Objecte
gilt die Regel, dass sie möglichst feine und zarte Details zeigen
müssen, damit man den höchsten Grad der Feinheit bei der Ein-
stellung erreiche. Man wählt deshalb die sogenannten Testobjecte,
bei welchen die äusserst zarte Structur nur bei sehr genauer Ein-
stellung zu beobachten ist. Hierzu gehören vor Allem die Kiesel-
panzer der Diatomeen, wie Pleurosigma angulatum, attenuatum und
balticum, Surirella gemma, Grammatophora serpentina, marina und
subtilissima. —
An Stelle dieser eben beschriebenen mechanischen Methoden
die Focusdifferenz zu beseitigen, kann man auch überall da, wo
man nicht gerade im weissen Lichte einstellen will, die Focusdiffe-
renz durch Einstellen und Aufnehmen in monochromatischem Lichte
corrigiren.
Für gewöhnlich wählt man als Lichtfarbe die an chemisch
wirksamen Strahlen reichste Farbe: Blau. Man verzögert durch
Einschaltung dieser farbigen Lösung, da sie die chemisch wirksam-
sten Theile des weissen Lichtes passiren lässt, die Expositionszeit
nur unwesentlich.
Als blaugeförbte Lösung werden allgemein zwei verschiedene
Mischungen benutzt: einmal eine Lösung von Kupferoxydammoniak
(amnioniakalische Kupferlösung) und dann zweitens die bekannte
Fehling'sche Lösung^). Beide Lösungen unterscheiden sich in ihrer
Wirkung wesentlich. Man sieht diese Unterschiede am besten, wenn
man, nach Benecke, die Lösungen spectralanalytisch prüft und an-
dererseits auch, nach der Zerlegung des von ihnen durchgelassenen
Lichtes durch ein Prisma, das entstandene Spectrum photographirt.
Im ersteren Falle erhalten wir das sichtbare, im zweiten das acti-
nische Spectrum.
') Man bereitet Fehling'sche Lösung für diese Zwecke, indem man
34,6 g Kupfervitriol in 200 com Wasser löst und andererseits 173 g wein-
saures Natronkali (Seignettesalz) in 600 com einer Natronlauge von 1,12
specifischem Gewicht. Nach dem vollständigen Auflösen mischt man beide
Lösungen zusammen und füllt auf 1 1 auf. Die Lösung hält sich in klei-
neren, voll gefüllten, gut verkorkten und verlackten Flaschen jahrelang
unzersetzt. —
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128 Dritter Abschnitt.
Bei der Fehling'schen Losung ist nun das sichtbare Spectrum
etwas weniger homogen als bei der Eupferoxydammoniaklosung, da-
für hat aber die Fehling^sche Losung ein yiel besser begrenztes ac-
tinisches Spectrum als die ammoniakalische Kupferlösung; bei erste-
rer Lösung hört die chemische Wirkung bei der Spectrallinie H auf,
während sie sich bei der zweiten Lösung noch über das Ultraviolett
hinaus erstreckt. —
Aus früheren Auseinandersetzungen ist es deshalb klar, dass das
durch die Fehling'sche Lösung, gegangene Licht bei mikrophotographi-
schen Aufnahmen die Expositionszeit wegen des Mangels an ultravio-
letten Strahlen allerdings etwas mehr verlängern wird als die Kupfer-
oxydammoniaklösung, dass sie aber andererseits auch, wegen der Be-
grenzung des actinischen Spectrums auf einen kleineren Raum,
schärfere Bilder liefern muss als die andere Lösung. Man wird
deshalb in allen den Fällen, wo es auf eine geringe Verlängerung der
Expositionszeit nicht ankommt, die Fehling'sche Lösung vorziehen.
Selbstverständlich kann man auch statt der blauen Lösung eine
andersgeßirbte Lösung in Anwendung bringen, besonders wenn, wie
bei gefärbten Präparaten (Bacillen etc.) oder bei ortochromatischen
Platten dies durch die Natur der Präparate oder Platten erfordert
wird. Solche Lösungen verlängern aber stets die Expositionszeit
in merklicher Weise, und man wird überall da, wo man blaues,
an chemischen Strahlen reiches Licht verwenden kann, dasselbe
auch ausschliesslich benutzen, da die dadurch bedingte Verlängerung
der Exposition doch immerhin nur unwesentlich gegenüber der
durch andere Farben bedingten erscheint. — •. —
Die letztbeschriebene Methode der Focusdifferenzcorrection ist
unstreitig sehr bequem und wird sicherlich am meisten benutzt wer-
den, weil sie nicht erst die genaue Feststellung der Dlfferenz-
grösse für jede Vergrösserung besonders erfordert, sondern ohne
Weiteres anzuwenden ist.
Am besten schaltet man die die gefärbte Lösung tragende Zelle
hinter der Sammellinse, von der Lichtquelle aus gerechnet, ein; die
Lichtstrahlen bilden nämlich von der Sammellinse aus ein conver-
gentes Bündel und man kann deshalb, indem man die Glaszelle mit
der Lösung verschiebt, dasjenige erreichen, was man sonst nur durch
Anwendung verschieden starker oder verschieden dicker Lösungs-
schichten erreichen würde. Nähert man die Zelle der Sammellinse,
so wird dieselbe Strahlenmenge eine grössere Fläche der Lösung
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 129
zu passiren haben, als wenn die Zelle dem Brennpunkte der Strahlen
näher steht; in ersterem Falle wird also die Wirkung derjenigen einer
in dickerer Schicht angewandten Lösung entsprechen, in letzterem
Falle einer schwächeren oder dnnneren. —
Die zur Aufnahme der Lösungen benutzten Behälter (Cuvetten)
müssen natürlich möglichst glatte und parallele Wandungen der ebe-
nen, grösseren Seiten haben. Aus diesem Grunde wendet man bei
Beleuchtungsapparaten, die stets in horizontaler Stellung bleiben, die
für die Spectralapparate behufs Darstellung der Absorptionsspectra
in Handel kommenden Zellen mit planen Wänden an. Dieselben
bestehen aus zwei Spiegelglasplatten die gegen ein ü-förmiges Glas-
rähmchen, vermittelst eines geeigneten, mit Haken versehenen Mes-
singträgers gepresst werden und so durch festes Anliegen an die
genau eben abgeschliffenen Seiten des U -förmigen Einsatzstückes,
die man füglich mit dicker Vaseline einfettet, dicht halten.
Bei Benutzung von stets vertical stehenden Beleuchtungsappa-
raten kann man sich sehr leicht auf folgende Weise eine passende
Zelle für die Absorptionsflüssigkeit darstellen. Man sprengt von einem
flachen Glascylinder mit genügend grossem Durchmesser und abge-
schliffenem matten Rande den Boden ab^) und kittet den so ent-
standenen Ring mit dem matten, eben geschliffenen Rande auf
eine entsprechende Spiegelscheibe auf. Als Kitt benutzt man sehr
gut einen aus 5 Theilen Oolophonium, 1 Theü Wachs, 1 Theil Caput
mortuum bereitetes, in der Wärme zu benutzendes Gemisch, das
man auf die vorher erwärmten Glasflächen aufträgt. Will man eine
für alle Fälle brauchbare Zelle haben, so verkittet man entweder
die für den ersten Fall beschriebene Zelle und fügt in die obere,
offene Seite noch eine ein Glasrohr tragende Wand mittelst Kitt
ein, oder man schleift die obere Seite der an zweiter Stelle beschrie-
benen ringförmigen Glaszelle plan ab und kittet auch auf diese Seite
eine mit einem Loch für ein Glasrohr versehene Spiegelglasscheibe
auf. Das an den Cuvetten befindliche Glasrohr wird füglich, nach-
dem es ca. 5 cm in der Ebene der Cuvette fortgelaufen ist, senk-
*) Man erreicht dies bequem, wenn man mit einer scharfen Feile
einen der Absprengungsrichtung parallelen, tiefen Einschnitt macht, auf
diesem dann durch Aufhalten eines weissglühenden Eisenstabes oder
Sprengkohle einen Sprang erzeugt und letzteren in der gewünschten Rich-
tung mittelst des glühenden Eisens oder der Sprengkohle weiterführt. —
Jeserich, Mikrophotographie. 9
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130 Dritter Abschnitt.
recht zu dieser Ebene aufwärts gebogen und dient als Sicherheits-
rohr bei etwaiger Volumveränderung der Absorptionsflüssigkeit durch
die Wärme, bezweckt auch gleichzeitig, dass die Guyette bei horizon-
taler oder schräger Stellung stets gefüllt und frei yon Luftblasen zu
halten ist. —
f) Die Bewegung der Mikrometerschranbe auf weite Distanz.
Wenn man durch Anwendung der bisher beschriebenen Hülfs-
mittel nun in die Lage gesetzt wird, ein auch für die Zeichnung
auf der Platte in jeder Beziehung und allen Ansprüchen genügendes,
scharfes Bild zu erhalten, so wird die Einstellung in allen den Fäl-
len noch Schwierigkeiten verursachen, wo der Balg der Camera sehr
weit ausgezogen wird, und eine gleichzeitige Regulirun g der Mikro-
meterscbraube, sowie Betrachtung des einzustellenden Bildes wegen der
grossen Entfernimg des Bildes vom Mikroskope sehr erschwert wird. —
Bei starkem Lichte und schwacher Yergrosserung wird man
diesen üebelstand sehr gut dadurch vermeiden, dass man sich statt
der matten Scheibe eines weissen Schirmes bedient und das auf
demselben entworfene Bild durch die erwähnte (S. 73 u. 118) Sei-
tenthür der Camera, oder, wie Benecke vorschlägt, durch ein in der
Stirnwand der Camera befindliches, durch ein Reflexionsprisma das
Bild im rechten Winkel reflectirendes Fernrohr betrachtet. —
Für gleiche Fälle wendet 0. N. Rood einen hinter der matten
Scheibe befindlichen Planspiegel an, in welchem man vom Mikro-
skop her das Bild auf der matten Scheibe beobachten kann. Der
Spiegel ist um eine Axe drehbar und kann natürlich auch Verwen-
dung finden, wenn man statt der matten Scheibe die Einstell-Lupe
benutzt, bietet hier aber die Unannehmlichkeit, dass man zu jeder
Bewegung der Lupe sich erst wieder nach derselben hin begeben
muss. —
Reichen die eben beschriebenen Einrichtungen nun auch bei
lichtstarken Bildern in durchaus vollkommener Weise aus, so wird
man doch bei sehr starken Yergrösserungen und Anwendung künst-
lichen Lichtes, besonders wenn es sich um Aufnahme von Objecten
mit sehr feinen Details handelt, es nicht umgehen können, mit dem
Auge bei der matten Scheibe oder Einstell-Lupe zu bleiben; ein Bild
nämlich, welches auf dem weissen Schirme oder der matten Scheibe
bereits so lichtschwach ist, dass man die Feinheiten der Zeichnung
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I. Die mikrophotographischen Apparate. J3J
nicht mehr sicher zu erkennen vermag, erscheint mit der Einstell-
Lupe ohne matte Scheibe betrachtet, stets noch vollkommen klar
und lichtstark. —
Für alle diese Fälle muss man es deshalb ermöglichen, mittelst
geeigneter mechanischer üebertragungen, die Mikrometerschraube
auch auf weitere Distanz hin von der Endseite der Camera aus zu
bewegen.
Zwei Arten solcher Einstellungen der Mikrometerschrauben auf
grossere Distanzen hin haben wir bereits. oben beschrieben. Es ist
dies einmal die von Benecke benutzte, durch Anwendung einer sehr
langen Schraubenspindel für die Mikrometerschraube (S. 107) erzielte
Einstellungsvorrichtung und dann die von Woodward angewandte
üebertragung (S. 111) der Bewegung durch mit conischen Rädern
verbundene Gestänge und schliessliche Uebersetzung der Drehung
durch einen Schnurlauf ohne Ende. —
Fritsch hat eine üebertragung der Bewegung auf die Mikro-
meterschraube mittelst eines am Ende einer langen, vom Hinterende
der Camera drehbaren Stahlaxe befindlichen Zahnrades vorgeschlagen,
und es findet sich solche üebertragung zum Beispiel an den von
Seibert gebauten Apparaten. Bei dieser Einrichtung ist es, wie dies
auch bei den Seibert'schen Apparaten geschehen, sehr zu empfehlen,
das in das Zahnrad des Mikrometers eingreifende Zahnrad auf einem
besonderen, mit dem Stativ des ganzen Apparates fest verbundenen
Axenlager laufen zu lassen. Hierdurch wird dasselbe in seiner
Stellung zum Mikroskop genau fixirt, und das Gewicht des Gestän-
ges bleibt ohne nachtheilige Wirkung auf das Mikroskop.
Dasselbe ist zu empfehlen, wenn man nach Woodwards Art an-
statt durch Zahnräder die üebertragung durch eine Schnur ohne
Ende bewirkt. —
Anstatt die um die Mikrometerschraube laufende Schnur ohne
Ende durch ein zweites, mit einer Rinne versehenes, vermittelst eines
Gestänges bewegten Rades zu bewegen, hat Walmsley dies dadurch
bewerkstelligt, dass er eine Schnur mit sehr langen Enden benutzt
und diese Enden durch geeignete Rollenführung bis an das Ende
der Camera leitet; er regulirt dann durch Anziehen des einen oder
des anderen Schnurendes die Mikrometerschraube. Diese Einrichtung
scheint uns, so ingeniös und einfach sie ist, deshalb bedenklich, weil
sie, besonders wenn ein Mikroskop mit drehbarem Tisch benutzt
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132 Dritter Abschnitt.
wird, dasselbe leicht in seiner Stellung durch das einseitige Anziehen
der Schnur erschüttert.
Ausser diesen, auf Zahnrad- oder Schnurlauf-Üebertragung be-
ruhenden Einstellungen mittelst längerer Gestänge ist noch der
Hooke'sche Schlüssel zu empfehlen, da er das Gestänge direct in
die Mikrometerschraube ohne jede üebertragung eingreifen lässt, ohne
jedoch die Mikrometerschraube zu belasten. Dies geschieht auf fol-
gende Weise:
Längs der Camera läuft eine lange Stahlstange in Lagern, am
hinteren Ende mit einem grossen Kopf versehen, während an dem
mit der Stirnwand der Camera abschneidenden anderen Ende ein
Kugelscharnier die Drehung auf eine starke Messings hülse überträgt.
In dieser Hülse, ist ein fester, metallener Cylinder ein- und aus-
schiebbar, wird aber an der Drehung um seine Längsaxe durch einen
im entsprechenden Längsschnitt der Hülse laufenden Stift verhindert.
An dem ausserhalb der Hülse befindlichen Ende trägt dieser Cylin-
der wieder ein Kugelscharnier und bewegt durch dieses eine, auf
eigenem festen Stativ gelagerte, mit der Mikrometerschraube verbun-
dene kurze Axe (siehe Fig. 32).
Die Function des Schlüssels ergiebt sich von selbst; es sei nur
noch bemerkt, dass es sehr empfehlenswerth erscheint, bei
allen derartigen Einrichtungen die längs der Camera laufende Axe
mit einer Längsnute zu versehen, in welche der zum Drehen die-
nende Schraubenkopf mit entsprechender Nase eingreift und so, ob-
wohl er der ganzen Länge der Axe nach verschiebbar ist, doch stets
die Drehung auf die Axe übertragen muss. — Schlüssel anzuwen-
den, welche mit Umgehung der vorerwähnten, auf eigenem Lager
laufenden kurzen Axe, direct in die Mikrometerschraube eingrei-
fen, muss deshalb als ungünstig widerrathen werden, weil in solchem
Fälle das ganze Gewicht des Gestänges auf der Mikrometerschraube
ruht und die Empfindlichkeit sowie Haltbarkeit derselben in ho-
hem Grade beeinträchtigt. —
Die vorstehenden Einstellungsapparate sind sämmtlich festste-
hende, d. h. solche, welche zwar einer geringen, aber nicht starken
Drehung des Mikroskopobertheiles nachgeben.
Arbeitet man nun aber mit Hülfsapparaten, die ein Drehen des
Mikroskopobertheiles um die optische Axe erfordern, so wird sich
dieser Mangel recht fühlbar macheu. Um ihn zu heben hat Ver-
fasser eine Einsteilvorrichtung construirt, die dem drehbaren Mikro-
]
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I. Die mikrophotographiscben Apparate.
138
skoptisch nach all' und jeder Richtung hin folgt, eine sehr feine und
genaue Einstellung zulässt und das Mikroskop bez. die Mikrometer-
schraube nicht belastet. Dieselbe besteht in Folgendem:
Auf das den Tubus des Mikroskopes mit der Mikrometerschraube
verbindende, starke Zwischenstück wird mittelst Stellschraube fest
eine in zwei Axenlagem (X) ruhende, horizontale Schraube ohne
Fig. 43.
Fig. 44.
Ende (S) aufgesetzt, die an ihrem einen, ausserhalb der Lager be^
findlichen Ende, fest verbunden mit der Axe, eine runde Scheibe
mit Rille für Schnurlauf (B) von ca. 5 — 6 cm Durchmesser trägt.
Wird diese Scheibe durch Schnurlauf gedreht, so überträgt die ar-
chitnedische Schraube diese Drehung auf das mit der Mikrometer-
Schraube fest verbundene Zahnrad (Z) Und somit auch auf die Mi-
krometerschraube. Durch diese Art der üebertragung- wird eine
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J34 Dritter Abschnitt.
sehr leichte und feine Bewegung der Mikrometerschraube ermög-
licht, und es kann diese Bewegung, ohne das Mikroskop auch nur
im Geringsten zu erschüttern, vor sich gehen. —
Der Schnurlauf selbst wird wie folgt von der Scheibe {E) fort-
geführt: Die endlose Schnur (Fig. 45) läuft über zwei, durch eine
Klemmschraube an der Stirnwand der Camera verstellbare, auf einer
Axe frei bewegliche Räder (siehe Fig. 44) und geht dann bis zum
anderen Ende der Camera, wo sie gleichfalls über eine solche
Zweiradklemme läuft und durch ein kleines Gewicht (G) mit
Rad, wie bei Regulator-ühren üblich, stets straff gehalten wird.
Das Gewicht wiegt höchstens incl. Rad 5 — 10 g, genügt aber voll-
ständig zum Strammhalten des Schnurlaufes. Der Schnurlauf kann
auf diese Weise stets den Bewegungen des Mikroskopes folgen und
ermöglicht in allen Lagen leichtes und sicheres Einstellen von der
matten Scheibe her. — Die schematische Anordnung ergiebt sich aus
vorstehender Figur, wo S die archimedische Schraube am Mikro-
skop, B das Rad an derselben bedeutet und G das kleine straff-
haltende Gewicht mit Rad ist. —
Am besten wird der Schnurlauf für gewöhnliche Fälle auf der
Seite des Laufbrettes am mikrophotographischen Apparat angebracht,
weil er dann ohne Weiteres gleichmässig gut bei verticaler, schiefer
und horizontaler Lage des Apparates fungirt. Ist der Camerabalg ganz
ausgezogen, so laufen die Schnüre durch den am Stützbrett ange-
brachten Ausschnitt (s. Fig. 35), während bei theilweisem Auszug des
Balges das Gewichtchen (Gf) in einen, auf Fig. 35 nicht weiter angege-
benen, ca. 6 cm breiten Längsausschnitt in der Tischplatte spielt. —
g) Einiges über Technik der Belenchtungsapparate.
üeber die Anordnung des Beleuchtungsapparates ist das Nähere
bereits in dem betreffenden Capitel (S.54 u. 60) angegeben. Es sei hier
nur nochmals erwähnt, dass man bei Benutzung des Sonnenlichtes statt
des Heliostaten sehr gut einen um seine horizontale Axe drehbaren
Planspiegel, dessen am Ende des Beleuchtungsscblittens befestigtes
Stativ um die Verticale drehbar ist, anwenden kann und hierbei
hinter der Beleuchtungslinse eine geeignete, die Randstrahlen ab-
fangende Blende einschaltet; bezeichnet man auf dieser Blende
genau den Kreis, welchen die abgefangenen Strahlen des Lichtkegels
bei richtiger Stellung des Planspiegels für die Beleuchtung treffen
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I. Die mikrophotograpMscben Apparate. 135
müssen, so hat maD, um die richtige Beleuchtung zu erhalten, nur
nothig, den Spiegel stets derart zu reguliren, dass der gezeichnete
und der yom Licht entworfene Kreis sich genau decken. Bei Be-
nutzung künstlicher Lichtquellen wird man natürlich Spiegelreflexion
soweit wie angänglich aus den oben angeführten Gründen zu yer-
meiden suchen und in allen Fällen gut thun, den die Beleuchtungs-
apparate tragenden Schlitten mit einer Scala zu versehen, damit
man die für die specieUen Fälle ermittelte günstigste Stellung ein
für alle Mal durch Notiren der Distanz für die einzelnen Theile
feststellt und nicht jedesmal von Neuem immer wieder zu ermitteln
braucht. —
Statt der in den Glaszellen befindlichen farbigen Lösungen im
Beleuchtungsapparate kann man natürlich auch Scheiben von farbi-
gem Glase verwenden; jedoch sind nur sehr schwer und selten der-
artig gefärbte Scheiben zu erhalten, dass sie vollständig die Lösung
zu ersetzen im Stande wären; die meisten Glaser liefern nicht so
eng begrenzte Spectren wie die Lösungen uod wirken deshalb
schlechter; dies gilt ganz besonders von den blauen Gläsern. Statt
der gelben Gläser empfiehlt Vogel*) durch Auftragen von gelbge-
farbtem CoUodium gefärbte Gläser und bereitet dieses CoUodium
durch Mischen von 75 ccm zweiprocentigen Rohcollodiums mit 25 ccm
warmen Alkohols, in dem 0,3 g Aurantia oder Methylorange, ge-
mischt mit Dimethylorange, gelöst sind. Als gelbe Lösung benutzt
man zum Füllen der Zellen eine Lösung von doppeltchromsauren
Kali.
Eine Lösung mit einem Gehalt von 0,3 — 0,4 g Kaliumbichromat
in 100 ccm destillirtem Wasser entspricht bei Anwendung von Eosin-
platten schon in ca. 2 — 5 mm starker Schicht allen Anforderungen
vollkommen. —
h) Die Obturatoren und Momentyerschlüsse.
Ein eigentlich nicht zu den Beleuchtungsapparaten selbst gehö-
render, aber an dieselben am nächsten anlehnender, für sämmtliche
mikrophptographischen Apparate gleichmässig anzuwendender und
gleich nothwendtger Theil ist endlich der Obturator oder Licht-
yerschluss. —
J) Photogr. Mittheügn. Bd. 22, S. 52.
/Google
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136 Dritter Abschnitt.
Für diejenigen Aufnahmen, bei denen es sich um eine Exposi-
tionszeit von mehreren Secuoden oder gar Minuten handelt, genügt
ein zwischen die Linsen des Beleuchtungsapparates eingeführter,
dunkler Papp- oder Filzdeckel. Man braucht bei der Mikrophoto-
graphie nicht wie bei gewöhnlichen photographischen Aufnahmen so
besorgt um lichtdichten Verschluss des Objectives zu sein. Bei
den starken Objectiven mit verhältnissmässig geringem Durchmesser
ist die Spur des in die Camera eindringenden Lichtes, wenn die
eigentliche Beleuchtung durch Einschaltung eines Obturators, abge-
halten wird, viel zu gering, um bei det Kürze der Zeit irgend wel-
che Wirkung auf die sensibilisirte Platte auszuüben. — Man muss
deshalb nur darauf achten, dass die Beleuchtungslinsen, resp. der von
ihnen entworfene Lichtkegel ganz vom Obturator bedeckt seien. —
Nicht genug kann es empfohlen werden, das den Obturator
tragende Gestell, wenn irgend möglich, nicht mit den übrigen Thei-
len des Apparates zu verbinden, sondern für sich aufzustellen,
damit nicht durch dasselbe etwaige, beim Fortnehmen und Wieder-
hinlegen des Obturators entstehende Erschütterungen dem Apparate
mitgetheilt werden und so Unscharfen in den Bildern hervorbringen. —
Besonders angebracht ist solche Vorsicht bei den Moment-
verschlüssen, die, je kürzer die Expositionszeit ist, mit einem desto
merklicheren Ruck fungiren. —
Diese Momentverschlüsse können genau die bei den gewöhn-
lichen Apparaten übliche Form und Oonstruction haben, nur ist hier
zu bedenken, dass die von ihnen veranlasste Expositionszeit, ausser
durch die an ihnen selbst angebrachten Regulirungsvorrichtungen,
noch durch ihre relative Lage zu dem Beleuchtungsapparate verän-
dert werden kann.
Ebenso wie durch die Lage der die Absorptionslösung halten-
den Glaszeile ein gleicher Effect, wie durch verschiedene Dicke der
absorbirenden Lösung bewirkt werden kann, wird auch die Expo-
sitionszeit bei Anwendung eines stets gleich schnell arbeitenden
Momentverschlusses verkürzt und verlängert werden können, je nach-
dem man ihn mehr dem Brennpunkt oder der Sammellinse nähert.
Bei den Verschlüssen, welche auf dem Vorbeidrehen odier
Fallen einer mit Oeffnung versehenen Blendungsscheibe, vor der Ob-'
jectivöffnung basirt sind, wie die Verschlüsse der ersten und zweiten^
unten beschriebenen Art, wird selbstverständlich ein kleinerer kreis-
förmiger Theil der Objectivöffnung kürzere Zeit belichtet bleiben,
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I. Die mikrophotographischen Apparate. \^^
als die ganze ObjectivöffDung ; und zwar betragt diese Verkürzung
genau so viel Zeit, wie die Yerschlussscheibe dazu braucht, um eine
der Differenz zwischen dem Durchmesser des kleineren kreisförmi-
gen Theiles und demjenigen der ganzen Objectivöffnung gleich
grosse Strecke zu passiren.
Schaltet man also den Momentverschluss derartig in den Be-
leuchtungsapparat ein, dass seine ganze Durchgangsöffnung vom
Lichtkegel ausgefüllt wird, so muss er nothwendigerweise die bei
der bestimmten Schnelligkeit seiner Function grösstmöglichste Expo-
sitionszeit liefern, während dieselbe desto mehr verkürzt werden
wird, je mehr man den Verschluss der Spitze des Lichtkegels nähert,
d. h. einen je kleineren Theil die im Lichtkegel vereinigten Gesammt-
lichtstrahlen von der Objectivöffnung des Verschlusses einnehmen.
Noch grösser wird diese Differenz bei den Verschlüssen dritter
Art, bei denen die eine Seite der Objectivöffnung länger offen bleibt
als die andere; hier wird natürlich noch eine Verlängerung oder
Verkürzung der Expositionszeit dadurch herbeigeführt werden
können, dass man den Lichtkegel, wenn er nicht die ganze Durch-
gangsöffnung ausfüllt, mehr der länger oder kürzer geöffneten Seite
des Verschlusses nähert. — Im üebrigen gelten auch für diesen
Verschluss die vorher angegebenen Bedingungen, sofern nur der
Lichtkegel die Mitte der Verschlussöffnung einnimmt. —
Die Einrichtung der Moment verschlusse besteht, abgesehen von
denjenigen mit Centralverschluss, im Wesentlichen in zwei Arten;
Bei der ersten bewegt sich vor der Objectiv-Oeffnung des Ver-?
Schlusses eine mit entsprechender Oeffnung versehene Scheibe vorbei
und lässt das Licht solange durchtreten, als diese Oeffnung der be-
weglichen Blendungsscheibe zum Vorbeipassiren braucht; bei der
z\veiten Art wird eine die Objectivöffnung schliessende Blendscheibe
durch geeignete Vorrichtung zurückgezogen und dann von dersel-
ben Seite wieder vorgeschoben.
Beide Arten der Momentverschlüsse sind, unter Berücksichti-
gung der oben gegebenen Cautelen, gleich gut bei mikroskopischen
Arbeiten zu benutzen. Die sogenannten Klappenverschlüsse sind
deshalb weniger empfehienswerth, weil sie wegen des Raumes, den
die Klappen bei ihrem Functioniren beanspruchen, weniger compen-
diös 'sind und deshalb nicht den übrigen Stücken des Beleuchtungs-
a^pärates so nahe gebracht werden können, wie die gleich zu be-
söireibenden Verschlüsse. ■— —
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138
Dritter Abschnitt.
Die CeDtral-Momentverschlüsse sind im Verhältniss sehr theuer
und man wird sie deshalb, da sie durch die anderen Arten vollkom-
men ersetzbar sind, nicht häufig anwenden. —
Die Verschlüsse mit an der Objectivöffnung yorbeipassirendem
Obturator haben entweder eine Fallvorrichtung (Guillotine) oder eine
sich um ihren Mittelpunkt drehende Blendenscheibe. —
Eine Construction ersterer Art ist die folgende: In einem ge-
eigneten Laufbrett (Fig. 46), welches in seiner Mitte die kreisrunde
Objectivöffnung trägt, ist die Guillotine schlittenförmig eingeschoben
und wird in ihrer Stellung
durch eine seitliche Nase, wel-
che in entsprechende Aus-
schnitte des Fallbrettes ein-
greift, fixirt. Diese Nase wird
durch eine pneumatische Aus-
hebungsvorrichtung seitlich aus-
gerückt und löst dadurch das
Verschluss - Fallbrett aus , das
alsdann durch seine eigene
Schwere vor der Objectivöffnung
vorbeifallt und dieselbe kurze
Zeit offen lässt. Bei horizon-
taler Lage des Verschlusses,
oder bei gewünschter Verkür-
zung der Expositionszeit, wird
um zwei an dem Rahmen be-
findliche Stifte und ein an dem
Fallbrett befindliches Ansatz-
brettchen, wie dies in der Figur ersichtlich, ein Gummiband ge-
schlungen, welches durch seine Elasticität die Fallbewegung be-
schleunigt.
Die andere Construction mit drehbarer Verschlussscheibe
wird durch nebenstehende Zeichnung veranschauliaht : Eine kreis-
runde Scheibe aus starkem Messingblech ist mit einer kreisförmigen
Vertiefung versehen, in welche eine zweite kleinere kreisförmige
Scheibe genau einpasst und um die auf der grösseren Scheibe im
Mittelpunkte befestigte Schraube (M) leicht drehbar ist. Li der
grösseren ersteren Scheibe ist die Objectivöffnung excentrisch einge-
schnitten (0) und wird durch die kleinere obere Scheibe verdeckt.
Flg. 46.
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I. Die mikrophotographischen Apparate.
1S9
Die obere, bewegliche Scheibe hat nun aber eine gleichgrosse Oeff-
nung (Oj), welche bei Drehung der Scheibe genau über die untere
Oeffnung hinweggeht. Die kleinere obere Scheibe trägt noch einen
fest mit derselben verbundenen Knopf (N) und ein am Rande auf-
geschraubtes Ansatzstück (H), in das der auf dem äusseren Rande
der grösseren Scheibe befestigte Arretirungshaken (Ä) eingreift, und
welches beim Funktioniren des Verschlusses gegen den mit Spiral-
feder versehenen Puffer schlägt und so den Anprall mindert. —
Auf demselben äusseren Rande sind noch zwei feststehende Knopfe
(B und C) aufgeschraubt. Wird nun um die Knöpfe (B, C) der
Fig. 47.
grösseren und um den Knopf {N) der kleineren Scheibe ein Gummi-
band gelegt, und die kleinere Scheibe in der Richtung von C über
B nach A gedreht, bis der Arretirungshaken {A) hinter die Nase {H)
einspringt, so wird das Gummiband angespannt und bei Auslösung
des Hakens (A) die Scheibe um die gemeinsame Axe (M) in der
Richtung von A über B nach C rotiren müssen. — Bei dieser Ro-
tation nun passirt die Oeffnung der oberen Scheibe diejenige der
unteren und bewirkt so die Exposition. Selbstverständlich wird
die schnelle Rotation der Scheibe, nach fast einmaliger Umdrehung,
durch die eben beschriebene Puffer Vorrichtung gehemmt. — — Die
Auslösung kann bei diesem Apparat, wie bei dem vorigen, sowohl
durch die Hand direct, als auch durch pneumatische Einrichtung be-
wirkt werden. — Einigermaassen kann man die Expositionsdauer
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140
Dritter Abschnitt.
bei beiden MomeDtverscblüssen dadurch variiren, dass man stärkere
oder schwächere Gummibänder zum Anspannen der Verschlüsse
benutzt. — —
Ein Verschluss, bei dem der Obturator von ein und derselben
Seite her zurückgezogen und wieder vorgeschoben wird, besteht im
Wesentlichen im Folgenden: Auf einer um ihre Mitte rotirenden,
durch eine Uhrfeder angespannten Scheibe ist excentrißch ein Stift
(C) befestigt, der bei der Drehung der Scheibe einen in einer
Führung (JP) gleitenden Schieber (E) zuerst zurückzieht und dann
wieder in die erste Stellung vorschiebt. Dieser Schieber (E) ver^^
schliesst die ObjectivöfF-
nung (0) und wird, der
Construction zu Folge,
den zuerst geöffneten
Theil erst zuletzt wie-
der schliessen, was für
die oben gegebenen Be-
merkungen (S. 137) über
die Veränderung der Ex-
positionsdauer von Wich-
tigkeit ist. Der dem Ex-
center zunächst liegende
Theil der Oeffnung wird
am kürzesten, der entge-
gengesetzt liegende am
längsten offen bleiben. —
An dem Rand des £x-
centers schleift eiüe mit
Leder ausgelegte Bremsfeder (X), die durch eine Stellschraube (Y)
mehr oder weniger an den Excenter gedrückt werden kann ; durch diese
Bremsvorrichtung ist es möglich, die Exposition auf jede beliebige
Zeitdauer zu reguliren. Der Excenter wird in seiner Stellung, analog
wie bei dem eben beschriebenen Verschlusse, durch einen Arreti-
rungshaken (Z)), der in die auf dem Excenter befindlichen Stifte (C
und C,) eingreift, festgestellt. Die Auslösung des Hakens geschieht
auch hier entweder direct oder mittelst pneumatischer oder elektri-
scher Vorrichtung. Da auch für geöffnete Stellung ein Ärretirungs-
stift (C,) vorhanden ist, so kann man den Verschluss auch sehr
wohl und praktisch für längere Expositionszeiten benutzen; man
Fig. 48.
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I. Die mikrophotographischen Apparate. ^41
stellt dann die Bremse auf massig schnelle Bewegung mitteist der
Bremsschraube (Y) ein, löst durch kurzen Druck auf den Gummi-
ball den Haken (Z)) aus, so dass er den für offene Stellung die-
nenden Stift (Cj) abfangt und schliesst durch einen zweiten Druck
auf den Haken, nach Yerstreichenlassen der gewünschten Exposi-
tionszeit. —
Für Regulirung der Bremsvorrichtung haben wir die Erfahrung
gemacht, dass, selbst bei exactester Arbeit, sich dennoch oft der
Schieber nicht vollkommen gleichmässig bewegt und eine inner-
halb verhältnissmässig nur kleiner Grenzen sich variiren lassende Expo-
sitionsdauer nicht gestattet. Diesen Uebelstand kann man nach den
Erfahrungen des Verfassers leicht und vollkommen dadurch be-
seitigen, dass man auf die als Bremse dienende Lederscheibe ein
Tröpfchen Oel bringt, so dass dieselbe glatter wird. Das Gleiten
des Exceiiters ist dann ein vollkommen glcichmässiges und die
Grenzen, in denen seine . Rotationsgeschwindigkeit regulirbar ist,
liegen viel weiter auseinander, gestatten also viel genauere Einstel-
lung für eine bestimmte Schnelligkeit. —
Die Aufstellung des Momentverschlusses geschieht unter Berück-
sichtigung der oben (S. 136) gegebenen Bedingungen, möglichst auf
einem besonderen, jedenfalls aber sehr festen Gestell, damit die
beim Functioniren des Verschlusses entstehenden Stösse sich nicht
dem ganzen Apparate mittheilen. — — —
i) Feststellung der Vergrössernng.
Wenn wir schon oben (auf S. 94) des Näheren erörtert haben,
wie man leicht und bequem aus der Distanz zwischen Objectiv und
matter Scheibe mit Genauigkeit die Stärke der jeweilig erreichten
Vei^össerung bestimmen könne, vorausgesetzt, dass man genaue An-
gaben über die Aequivalent - Brennweite des benutzten Objectivs
besitzt, so soll jetzt noch die Methode beschrieben werden, wie
man, auch ohne bestimmte Angabe über Objective zu besitzen, mit
mit absoluter Schärfe die Vergösserung bestimmen kann.
Diese Bestimmung hat gerade in der Mikrophotographie beson-
deren Werth, da wir es hier nicht mit den virtuellen Bildern son-
dern mit fassbaren Bildern zu thun haben, an welchen wir mit Zirkel
und Maassstab jede beliebige Messung leicht und dennoch exact
ausführen können.
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]^42 Dritter Abschnitt.
Bei der ge wohnlichen Feststellung der Vergrösserung mit dem
Mikroskope wird das Bild, das wir im Mikroskope sehen, auf die
conventionelle Bildweite von 250 mm verlegt und mit einem in der-
selben Ebene befindlichen Maassstabe verglichen.
Die Zahl, um wie viel mal grösser alsdann das Bild auf dem
Maassstab, gegenüber seiner wirklichen bekannten Grösse, erscheint,
giebt die Linearvergrösserung. Die Projection des virtuellen Bildes
auf die den Maassstab tragende Ebene geschiebt meist mit einer
Camera lucida.
Bei allen solchen Feststellungen kommt nun aber ein wesentlich
die Genauigkeit beeinträchtigender Factor in Betracht, dass nämlich,
je nach dem persönlichen Sehvermögen des Beobachters, das übrigens
selbst bei einem und demselben Beobachter an verschiedenen Tagen
noch Schwankungen unterworfen ist, die Sehweite gegenüber der
Conventionellen Distanz hin und her schwankt. Bei grösserer Seh-
weite wird nun aber ein und dasselbe Bild grösser erscheinen als
bei kürzerer, und hierin der Grund für Fehler bei der Feststellung
der Stärke der Vergrösserung liegen. —
Solche Differenzen sind aber vollständig ausgeschlossen, wenn wir
vor uns nicht ein virtuelles Bild sehen, das wir unserer persönlichen
subjectiven Sehweite accomodiren, sondern wenn wir ein wirkliches,
greifbares Bild, sei es nun auf der matten Scheibe, dem weissen
Schirm oder dem photographischen Bilde vor uns haben. — Wir kön-
nen auf solchem Bilde mittelst eines Stellzirkels oder eines mit Nonius
versehenen Maassstabes die genauesten Messungen ausfuhren und
erhalten rein objective, von jedem Beobachtungsfehler freie Zah-
len. Haben wir zum Beispiel ein in Fünfzigstel Millimeter getheil-
tes Mikrometer als Object benutzt und finden nun beim Nachmessen
des auf der matten Scheibe oder dem Negativ von demselben entwor-
fenen Bildes, dass ein solcher kleinster Theil eine Grösse von 40 mm
hat, so ist die erzielte Vergrösserung 40 x 50 = 2000.
Fehler jedweder Art sind bei dieser Bestimmung ausgeschlossen,
vorausgesetzt, dass die Theilung des Mikrometers eine genaue und in
allen Theileu gleiche war, wovon man sich leicht durch Nach-
messen der einzelnen Theilstrichdistanzen auf der matten Scheibe
überzeugen kann.
Hat man auf diese Weise die Stärke der Vergrösserung für ein
bestimmtes Objectiv bei einer ganz bestimmten Bilddistanz festge-
stellt, so kann man, wenn man die Entfernung der matten Scheibe
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I. Die mikrophotographischen Apparate. 143
von dem Objectiv feststellt, — was sehr leicht mittelst der am Lauf-
brett der Camera angebrachten Theilung geschehen kann — , auch die
Yergrosserungen, welche dasselbe Objectiv bei anderen Bildabstanden
hervorbringt, durch Rechnung finden. Mit Vergrosserung oder Ver-
minderung des Bildabstandes vom Objective wächst oder nimmt
die Starke der Vergrosserung in gleichem Verhältnisse ab.
Die Bildgrösse, d. h. der das Bild begrenzende Kreis, bildet
nämlich die Grundfläche des im Objectiv mit seiner Spitze liegen-
den (von ihm ausgehenden) Lichtkegels, während der Biidabstand
das in diesem Kegel von der Spitze auf die Grundfläche gefällte Loth
ist. Der Durchmesser der parallel der Grundfläche durch einen Ke-
gel gelegten, vom Kegelmantel begrenzten, Ebenen (hier die Bildgrösse)
wächst aber und verringert sich in gleichem Verhältniss mit seiner
Entfernung von der Spitze des Kegels (hier Bildabstand). Wird man
also zum Beispiel bei einem Bildabstand von 30 cm eine Vergros-
serung von 200 erhalten, so wird dasselbe Objectiv bei 70 cm Bild-
200 . 70
abstand eine Vergrosserung von k^ = 466,6 geben.
Natürlich gilt diese Feststellung der Vergrosserung nur für die
Fälle, wo ein Objectiv ohne Ocular in Anwendung kommt. —
Benutzt man ein Ocular, so braucht man auf dieselbe Weise für
jedes Ocular nur einmal die vergrössernde Kraft festzustellen, um
dann alle übrigen Daten durch blosse Rechnung genau finden zu
können. —
Die Feststellung der Vergrosserung, welche ein Ocular liefert,
geschieht in folgender Weise: Man ermittelt zunächst die Vergros-
serung, welche irgend ein beliebiges Objectiv ohne Ocular liefert,
fügt dann das Ocular ein, und stellt, unter Innehaltung einer glei-
chen Bilddistanz*), scharf ein. Hat man jetzt die Stärke der mit dem
Ocular und Objectiv erzeugten Vergrosserung gemessen, so findet
man die Vergrosserung des Oculars, indem man diese Vergrosserung
durch die mittelst des Objectivs für sich allein erzeugte Vergrosserung
dividirt. Hat also z. B. das Objectiv für sich 200-fache, nach Ein-
schiebung des Oculares aber 600 fache Vergrosserung ergeben, so ist
600
die Vergrösserungsfahigkeit des Oculares: ^^^^ = 3.
*) D. h. man muss nach Einfügung des Oculares die Cameralänge um
80 viel vergrÖBsern, wie das Ocular vom Objective entfernt ist (Tubus-
länge). Siehe auch am Schluss dieses Theiles.
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1
X44 Dritter Abschnitt.
Stellt man also, und das ist das Einfachste, ein für allemal für
jedes Objectiv die Vergrösserung (F) für einen ganz bestimmten
Bildabstand (Z>) fest und ermittelt die Yergrosserungsfahigkeit jedes
Oculares für sich (0), so kann man, wenn man ausserdem bei jeder
Aufnahme den Bildabstand (Z),) abliest, ohne weiteres die erzielte
Vergrösserung (X) nach folgender Formel finden:
x^ — 1) •
Natürlich gilt bei Anwendung eines Oculares als Bildabstand
die Distanz der matten Scheibe von der obersten Ocularlinse, mit
der ja der hinterste Brennpunkt des in diesem Falle zu einem
System vereinigten Oculares und Objectives fast zusammenfallt,
während bei Aufnahmen ohne Ocular der Bildabstand von der hin-
tersten Linse des Objectives gerechnet wird*). —
Selbstverstäudlich muss man stets die Grossen in gleichen
Maassen ausdrücken und gelten diese Berechnungen nur für grössere
Bildabstande, während sie bei kleineren zu hohe Werthe geben!
k) Messung der Objectgrössen.
Hat man somit in der Mikrophotographie ein ganz vorzügliches
Mittel, die Yergrösserungen mit absoluter Genauigkeit festzustellen,
so kann man umgekehrt, wenn man die Vergrösserung für bestimmte
Systeme festgestellt hat, auch durch mit diesen Systemen ausge-
führte Aufnahmen, unter Berücksichtigung der eben berührten Funkte,
die schärfsten Messungen selbst der kleinsten Details ausführen
und zwar mit einer Präcision und Objectivität, wie sie selbst bei
Anwendung der vorzüglichsten Messinstrumente nicht zu erreichen
möglich ist. —
Haben wir zum Beispiel ein Bild mit einer 1000 fachen Linear-
vergrösserung aufgenommen, so ist jede auf demselben befindliche
Länge von 1 mm durchaus gleichwerthig mit 0,001 mm; Theile von
4 mm Länge auf dem Bilde werden also 0,004 mm in Wirklichkeit
lang sein. — Die Art dieser Messungen hat ausserdem den grossen
Yortbeil, dass sie stets revidirbar sind und man noch nach Wochen
solche Theile des Objectes, welche man von Hause aus nicht hat
*) Man rechnet nämlich stets den Bildabstand vom hintersten Brenn-
. punkte des das Bild entwerfenden Linsensystemes aus.
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n. Die Präparate. 145
messen wollen, noch nachträglich, selbst wenn das Object längst
nicht mehr vorhanden ist, messen kann.
Besonders wichtig sind solche exacten und selbst bis auf die
minimalsten Grossenverhältnisse noch absolut genauen Messungen
da, wo aus der Grössen differenz weitere Schlüsse zu ziehen sind;
wir meinen hier die Blutuntersuchungen in forensischen Fällen.
Bei diesen Untersuchungen werden gerade die für den ganzen Gang
der Beweisaufnahme wichtigsten Schlüsse in Bezug auf Unterschei-
dung der Blutarten verschiedener Säugethiere von dem Blut des
Menschen, lediglich aus den Grossenverhältnissen der Blutscheiben
gezogen, und ist deshalb eine rein objective, in jeder Weise
zuverlässige Messungsmethode, die die mit den besten Mikrometern
erzielten Resultate an Schärfe weit hinter sich zurücklässt, wie die
mikroskopische Methode es thut, von geradezu unschätzbarem
Werthe. — Dieser Werth wird noch dadurch gesteigert, dass solche,
zu Messungen angefertigte Aufnahmen als Beweismaterial bei
den Acten bleiben können, und so stets noch Erläuterungen und
Erklärungen über den mikroskopischen Befund nachträglich ge-
statten. —
II. Die Präparate.
Nächst der Erfüllung der im Vorstehenden besprochenen, zur
Erlangung guter scharfer Mikrophotogramme erforderlichen Bedin-
gungen hängt die Darstellung guter Bilder nicht minder von der
geeigneten Wahl und Herrichtung der Präparate selbst ab.
Kann man auch im Allgemeinen den Satz als giltig aufstellen,
dass jedes gute und sauber gefertigte Präparat auch für die mikro-
photographische Aufnahme geeignet ist, so kommen doch zwei Fac-
toren bei der Mikrophotographie sehr wesentlich in Betracht, die
man bei der einfachen mikroskopischen Beobachtung nicht in glei-
chem Maasse beachtet, da sie sich dort als Mängel weniger fühlbar
machen. Es ist dies einmal die Nothwendigkeit, dass das betreffende
Object gesondert und mit allen seinen Theilen in einer mit der
Hauptebene des Objectträgers parallelen Ebene liege, und zweitens
das Erfordemiss einer ganz bestimmten Tinction der Präparate.
Jeserich, Mikrophotographie. 10
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146 Dritter Abschnitt.
1. Mechanische Präparation.
Wir kommen zunächst auf das erste Erforderniss, die Noth-
wendigkeit einer, zur optischen Axe des Mikroskopes senkrech-
ten Ebene für die Lage des Objectes.
Bei der mikroskopischen Beobachtung ist der Mikroskopiker
gewohnt, ein Präparat als gut zu bezeichnen, wenn es alle Details
gut gezeichnet enthält und in seiner ganzen Grösse frei ist von
nicht dazu gehörigen, fremden Körpern. Sollten einzelne Theile des
Präparates nicht genau in ein und derselben, zur optischen Axe
senkrechten Ebene liegen, so hilft über diesen Mangel einmal schon,
wenn er gering ist, das Accomodationsvermögen des Auges hinweg, und
andererseits, wenn die Distanzdifferenzen grösser werden, eine kleine
Hin- und Herbewegung an der Mikrometerschraube. Beide Mittel zum
Scharfei nstellen aller Theile des Bildes werden um so unwillkür-
licher und unbewusster vom Beobachter ausgeführt, je mehr derselbe
an mikroskopische Arbeiten gewöhnt ist. — In gleicher Weise ge-
wöhnt sich der geübte Mikroskopiker sehr bald daran, hauptsächlich
nur das zu sehen, was wesentlich für die gerade vorliegende Beob-
achtung ist, dasjenige, was ohne Werth oder gar störend ist, aber
zu übersehen. —
Ein geübter Mikroskopiker ist wohl im Stande aus einem nicht
mit allen Theilen scharf einstehenden Object dennoch ein alle De-
tails genügend wiedergebendes Bild zu zeichnen; anders arbeitet
dagegen die lichteiApfindliche Platte; sie giebt stets nur dasjenige
Bild, welches wirklich in der einen Ebene liegt, scharf und deut-
lich; höher oder tiefer liegende Punkte erscheinen stets verschwom-
men. Ebensowenig bleibt selbst der geringste Fehler im Präparate
auf der Platte unbemerkt, mit un nach sichtlicher Strenge wird eben
Alles wiedergegeben, gleichviel ob gut, ob schlecht, ob von Bedeu-
tung oder ohne jeden Werth. —
Der Mikroskopiker wird daher durch die Herstellung von Prä-
paraten für die Mikrophotographie zu äusserst exactem Arbeiten ge-
zwungen werden. Er wird alle Stäubchen, Luftblasen, Fragmente
und dergl. aus seinen Präparaten fern zu halten genöthigt sein und
seine Präparate durch ihre ganze Grösse hindurch eben legen
müssen. —
Ist aber auf die angegebene Weise ein in allen seinen Theilen
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II. Die Präparate. 147
gutes Bild erbalten, so bietet es aucb dadurcb, dass es positives Be-
weismaterial ist, grossen Yortbeil und gestattet nocb nach Jabren
Messungen, Erklärungen zu geben und zweifelhafte Funkte aufzu-
klären, wenn schon lange das Präparat selbst vernichtet und zer-
setzt ist. —
Bei der Herstellung der Präparate kommt es demnach, nächst
der Freihaltung von fremden, unzugebörigen Körpern, vor Allem darauf
an, möglichst dünne, nur die in Frage kommende. Ebene zeigende
Präparate herzustellen, und dieselben möglichst diaphan zu machen.
Eine Doppelschicht, wie sie sich zum Beispiel leicht bei PHanzen-
querschnitten dann einschleicht, wenn der Schnitt nicht fein genug
Fig. 49.
war, wird stets auf dem Bilde schlecht aussehen, weil die zu unterst
liegende, nicht scharf einstehende Schicht durch ihre auf dem Bilde
erscheinenden, verschwommenen Umrisse die Feinheit und Klarheit
des eigentlichen Bildes stören wird. Aus diesem Grunde wird man
bei Schnittpräparaten wie DünnschliflFen sehr feine, durchsichtige
und klare Präparate herstellen müssen und darauf besonders zu
achten haben, dass das fertige Präparat auch vollständig glatt auf
dem Objectträger ausgebreitet wird und an keiner Stelle überein-
ander verschoben und doppelt liegt. —
Aus demselben Grunde wird man es vermeiden müssen, zuviel
verschiedene Theile oder zu viel Individuen auf ein Gesichtsfeld
10*
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148 Dritter Abschnitt.
zu bringen, da die nicht scharf einstehenden den Eindruck des Bil-
des verderben.
Für grössere Präparate wird es sich deshalb stets empfehlen,
die Querschnitte mit einem Mikrotom, wie solche jetzt in sehr guten
und exact arbeitenden Constructionen von den verschiedensten Me-
chanikern angefertigt werden, auszuführen. Da bei diesen Instru-
menten das fest eingespannte Messer durch eine sehr feine Führung
stets in ein und derselben Ebene fortgeführt wird, und auch die Ab-
stände zweier Schnittflächen von einander durch eine feine Mikro-
meterschraube, je nach Bedarf, bis auf ein Minimum regulirt werden
können, wird man selbstverständlich viel feinere und gleich massigere
Schnitte erzielen können, als dies, selbst bei grösster Fertigkeit, mit
der blossen Hand möglich ist.
Die eingehendere Beschreibung der Construction eines Mikro-
tomes würde hier zu weit führen und ergiebt sie sich zur Genüge
aus beifolgender Figur (Fig. 49).
2p Chemische Präparation.
Nächst der mechanischen Präparirung der Objecte für die
mikrophotograp bischen Aufnahmen kommt, als nicht minder wichtig,
die chemische Präparation in Betracht. Auch hier ist bei den
für photographische Aufnahme bestimmten Objecten vielfach eine
andere Behandlung erforderlich, als sie blosse Beobachtungspräpa-
rate nöthig machen. —
Zunächst kommen hier die Auf be wahr ungsarten für die verschie-
denen Präparate in Betracht: Wie im Vorstehenden bereits gesagt,
kommt es bei für mikrophotographische Aufnahme bestimmten Prä-
paraten darauf an, sie möglichst durchscheinend und fein in Details
gezeichnet erscheinen zu lassen und man wird, um dies zu errei-
chen, je nach der Natur des Objectes, dasselbe in verschiedene Me-
dien einbetten müssen. Je näher das Brechungs vermögen des Mediums,
in welchem ein Object ruht, demjenigen des Objectes selbst kommt,
desto durchsichtiger und klarer wird das Object erscheinen.
Ist das Brechungsvermögen des betreffenden Objectes, zum Bei-
spiel eines Krystalles, vollständig erreicht, so wird derselbe über-
haupt nicht mehr in dem Medium wahrzunehmen sein; seine Kanten
werden um so breiter und dunkler erscheinen, je mehr sein Brechungs-
vernaögen von dem des Mediums differirt, um so zarter, je kleiner
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n. Die Präparate. 149
diese Differenz ist. — Für sehr zarte und feine Objecte wird man
daher, um die feinsten, an und für sich sehr durchsichtigen Details
noch scharf und sichtbar zu erhalten, Medien zur Einlagerung wäh-
len, die eine grosse Differenz des Brechungsexponenten gegenüber
dem Objecte zeigen; bei dunklen, schwer durchsichtigen, opaken Ob-
jecten dagegen wird man zur Aufhellung stärker lichtbrechende
Medien zu wählen haben. Aus diesem Grunde lagert man die fei-
nen Diatomeen etc. in der schwach brechenden Luft, ohne Hinzufü-
gung eines flüssigen Mediums, während man opake, undurchsich-
tige Objecte mit schwer erkennbaren Details durch Zusatz stark
lichtbrechender Medien aufklärt. — Ein allgemein übliches Einbet-
tungsmedium für mikroskopische Präparate ist der GanadabaJsam,
der besonders bei wasserfreien oder vorher getrockneten Objecten
mit gutem Erfolge angewandt wird.
Für wasserhaltige Objecte, bei denen sich das Wasser ohne
Veränderung ihrer Form oder Structurverhältnisse nicht gut entfernen
lässt, verwenden wir mit gutem Erfolge eine Glycerin -Wassergelatine
und zwar nach folgender Bereitungsweise hergestellt:
1 Theil möglichst reine, farblose Gelatine wird in 6 Theilen
destillirten Wassers gelost, alsdann 7 Theile Glycerin und 0,14 Theile
Phenol hinzugefügt. Das Ganze wird 10 — 15 Minuten auf dem
Wasserbade unter stetigem Umrühren erwärmt, bis die beim Mischen
entstandenen Flocken wieder vollständig verschwunden sind, und
alsdann durch Glaswolle oder Asbest noch warm filtrirt. Selbstver-
ständlich inuss man alle zur Anwendung kommenden Körper und
Apparate rein und staubfrei halten uod aus diesem Grunde auch
die Glaswolle oder den Asbest vorher so lange mit Wasser waschen,
bis dasselbe dauernd klar und frei von staubartigen Theilchen
abläuft. —
Die Anwendung dieses Mediums geschieht in warmem, dünn-
flüssigem Zustande und hat den Vortheil, dass durch dasselbe die
feinsten Formen der subtilsten Objecte nicht verändert werden.
Für Aufnahme von beweglichen, lebenden Objecten eignet sich dieses
zähflüssige Medium, wenn nöthig unter Fortlassung des Carbols, eben-
falls sehr gut, da es wie gesagt, die feinsten Formen erhält und doch
die Bewegungserscheinungen verhindert. —
Auf die übrigen indifferenten Einbettungsmedien näher einzu-
gehen, würde hier zu weit führen und gehen wir, in dieser Hinsicht
auf die trefflichen Specialwerke über Mikroskopie verweisend, des-
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150 Dritter Abschnitt.
halb auf die chemisch wirksamen Zusätze zu den Präparaten
über. —
In der Mikrophotographie sind von diesen Zusätzen vor Allem
alle diejenigen von ganz besonderem Interesse, welche eine Färbung
der Objecte oder ihrer Theile bezwecken sollen. —
Haben diese Färbungsmittel für die gewohnliche mikroskopische
Beobachtung den Zweck, die einzelnen Theile der Objecte von ein-
ander unterscheidbarer und deutlicher hervortretend zu machen, so'
genügen sie diesem Zwecke, wie sich von selbst versteht, sobald sie
die betreffenden Objecte, oder die in Rede stehenden Theile dersel-
ben, durch ihre Färbung deutlich gegen ihre Umgebung abheben;
die Art der Farbe ist dabei unwesentlich.
Anders liegen die Verhältnisse bei den für photographische Auf-
nahmen zu benutzenden Objecten. Hier kommt es nicht sowohl
darauf an, dass die gefärbten Theile für das Auge gut sichtbar
und scharf begrenzt erscheinen, als vor allem darauf, dass die Farben,
welche angewandt sind, auch für die lichtempfindliche Schicht
die geeignete Wirkung haben. Auf die photographische Platte, resp.
die lichtempfindliche Schicht, sind nun aber, wie wir eingehend bei
dem Abschnitte über Focusdifferenz erörtert haben, gerade vorwiegend
diejenigen Strahlen wirksam, gegen welche das menschliche Auge
weniger empfindlich ist. Rothe und gelbe Strahlen, welche auf unser
Auge am stärksten wirken und uns also den Begriff der Hellig-
keit erzeugen, treten in ihrer Wirkung auf die sensibilisirten Platten
zurück und umgekehrt verhalten sich die blauen, violetten und ultra-
violetten Strahlen gegen das Auge ziemlich indifferent, dagegen desto
wirksamer gegen die lichtempfindliche Platte. Blau und Violett
wirken photographirt fast wie weiss, Roth und Grün dagegen fast
wie schwarz.
Ein in seinen Details durch blaue oder violette Farben recht
deutlich gezeichnetes und gegliedertes Bild wird deshalb auf einer
photographischen Platte diese Details fast vollkommen verschwinden
lassen und zur photographischen Aufnahme kaum geeignet sein,
wenigstens nicht ohne Weiteres; ein roth oder braun gefärbtes
Präparat wird dagegen, selbst . wenn seine Färbung derartig schwach
ist, dass sie für das Auge kaum genügt, dennoch für die photo-
graphische Aufnahme sich sehr geeignet zeigen.
Man wird also bei allen den Objecten, wo man es in der Hand hat,
welche Farbe man zum Färben anwenden will, stets solche Farben zur
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n. Die Präparate. 151
Hülfe ziehen, welche eine actinisch sehr geringe Wirkung zeigen,
dagegen die stark chemisch wirkenden Farben zu vermeiden suchen.
Ob die eine oder die andere Farbe zum Färben von Objecten
für den mikrophotographiscben Gebrauch geeignet ist, oder nicht,
kann man leicht durch den Versuch ermitteln und zwar wie folgt:
Hat man einen Spectralapparat zur Verfügung, so wird man einfach
eine Lösung der anzuwendenden Farbe durch denselben betrachten;
liegt der Haupttbeil des Spectrums im Roth bis Gelbgrün, während
die blauen, violetten und darüber hinausgehenden Strahlen wenig
oder garnicht vertreten sind, so ist der Farbstoff zum Färben sehr
geeignet; er wird um so ungeeigneter, je weiter sein Spectrum
in's Blaue reicht. —
Ist man nicht im Besitze eines Spectralapparates, so kann man
sich dadurch helfen, dass man ein mit der betreffenden Farbe ge-
färbtes Präparat im Mikroskop beobachtet, während man in den
Lichtweg die Kupferoxydammoniak- oder noch besser die Fehling-
sche Lösung einschaltet. Alle zur Tinction brauchbaren Farben
müssen fast schwarz erscheinen, also möglichst frei von violetten und
blauen Farben sein. —
Als gute, zum Tingiren von Präparaten für photographische
Zwecke geeignete Farben kommen neben Anilinroth (Fuchsin) und
Braun, Carminlösung, Indigocarmin, in Oxalsäure gelöstes Berliner
Blau, je nach der Art und Beschaffenheit der Objecte in Betracht,
während für Injectionen noch die von Schnitze vorgeschlagene
Ueberosmiumsäure, die Höllensteinlösung, Goldchloridlösung, die
zum Theil durch Beizung wirken, zu bemerken sind. —
Ueber die specifische Wirkung und Anwendung der einzelnen
Anilinfarben finden wir das Nöthige in der gleich wiederzugebenden
Anleitung von Rob. Koch zur Bacterienförbung und können es des-
halb hier übergehen. Die Färbung mit Campecheholz geschieht bei
Injectionspräparaten ebenso, wie bei der von Koch angegebenen
Bacillenfärbung durch spätere Behandlung der mit Campecheholz-
extract getränkten Theile mit schwacher Chromsäure. —
Wie man am besten Imbibitionen und Injectionen ausführt,
muss, als zur mikroskopischen Technik gehörig, als bekannt voraus-
gesetzt werden und kann in den speciellen Werken über diesen
Gegenstand nachgeschlagen werden; es sei hier nur bemerkt, dass
gelbe, rothe und braune Imbibitionen und Injectionen nach dem
oben Gesagten, wegen der geringen actinischen Kraft dieser Farben,
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J52 Dritter Abschnitt.
sehr schwach und zart auszuführen sind, wenn sie überhaupt Details
auf dem Bilde erkennen lassen und nicht die gefärbten Theile mo-
noton, undurchgearbeitet, dunkel wiedergeben sollen. —
Ueber Bacterienförbung sagt Koch:^)
um Ton gefärbten Objecten gute Photographien zu erhalten, muss
Tor Allem die Bedingung erfüllt werden, dass das Präparat in den
Theilen, welche auf dem Bilde besonders hervortreten sollen, z. B.
Bacterien, Zellenkernen, möglichst intensiv mit einer solchen Farbe
imprägnirt sei, die das blaue Licht nicht durchlässt, und die auf
die lichtempfindliche Schicht also ebenso wie eine alles Licht absor^
birende schwarze Farbe wirkt, und das sind vorwiegend gelbe und
braune Farben.
Das Wichtigste bei der Bacterienfärbung ist, dass die bacterien-
baltige Flüssigkeit in sehr dünner Schicht auf dem Deckglase ein-
getrocknet wird, um die Bacterien in einer Ebene zu fixiren, dass
diese Schicht mit Farbstoffen behandelt und wieder aufgeweicht wird,
um die Bacterien in ihre natürliche Form, zurückzuführen und deut-
licher sichtbar zu machen, dass das so gewonnene Präparat in con-
servirende Flüssigkeiten eingeschlossen und schliesslich zur Her-
stellung von naturgetreuen Abbildungen photographirt wird. Die
Substanz ist stets in einer so dünnen Schicht auszubreiten, dass
die Bacterien, Blutkörperchen u. s. w. sich nicht decken, sondern
von einander durch kleinere oder grössere Zwischenräume getrennt
liegen. Am Rande des eingetrockneten Tropfens findet man sehr
oft einzelne isolirte Exemplare, welche sich vortrefflich dazu eignen,
um sich von der Beständigkeit der Gestalt beim Eintrocknen des
Bacterienkörpers zu überzeugen. Die einzigen auffälligen Verände-
rungen welche vorkommen, bestehen in der Abplattung der kugeli-
gen, gelappten oder verzweigten Zoogloeamassen und in der Ver-
wandlung schraubenförmiger Körper in eine Wellenlinie. Dieser
Uebelstand lässt sich indessen dadurch leicht vermeiden, dass man
sofort, nachdem die letzte Spur von sichtbarer Feuchtigkeit vom
Deckglas verschwunden ist, das Präparat in der später anzugebenden
Weisß-v^iederaufweicht. Die Schleimhülle der Bacterien quillt dann
vollständig wieder auf und gestattet dem Zoogloeahaufen oder der
Spirale ihre natürliche Gestalt wieder einzunehmen. Bringt man
ein mit getrockneter Bacterienschicht versehenes Deckglas in destil-
1) Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen Bd. H. Heft 3, S. 401 ff.
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n. Die Präparate. 153
lirtes Wasser oder Glycerin, daun lost sich die Schicht schnell auf,
und wird yom Glase fortgeschwemmt. Für sich allein genommen
sind daher diese Flüssigkeiten zur weiteren Präparation der Bacte-
rienschicht nicht zu gebrauchen.
Durch Einlegen des Gläschens in absoluten Alkohol, noch besser
in eine Lösung von Chromsäure (0,5%), lässt sich die Schicht un^
loslich in Wasser und Glycerin machen, aber eine unerwünschte
Nebenwirkung dieser erhärtenden Flüssigkeiten besteht darin, dass
die Schleimhülle der Bacterien nicht mehr aufquillt, und deswegen
die Bacterien, fest am Glase angepresst, oder in die coagulirte Grund-
substanz eingebettet, ihre natürliche Gestalt nicht wieder einnehmen
können. Als ein Mittel, um die Schicht wieder aufzuquellen, ohne
dass sie sich vom Glase ablöst, hat sich eine Lösung von essig-
saurem Kali (1 Theil auf 2 Theile destillirten Wassers) erwiesen.
Die Bacterien nehmen in derselben vollkommen ihre ursprüngliche
Form wieder an, werden aber blasser und durchsichtiger als sie
waren. Für grössere Formen ist dies kein Nachtheil, ebenso auch
nicht für sporenhaltige Bacterien, da bei diesen die Sporen stark
glänzend bleiben, also auch deutlich zu sehen sind. —
Eine weitere vortreffliche Eigenschaft der Lösung von essigsau-
rem Kali ist die, dass, nachdem die Bacterien aufgequollen sind, sie
sich in derselben nicht weiter verändern. Man kann daher diese Flüs-
sigkeit zum Conserviren des Präparates verwenden und letzteres sofort
verkitten. Präparate, welche ich in dieser Weise angefertigt habe, sind
Jahre lang ganz unverändert geblieben und werden sich vermuthlich
auch noch lange Zeit halten. In den meisten Fällen, namentlich wenn
es sich um die kleinsten Formen handelt, werden indessen die Bac-
terien zur genaueren Untersuchung und zum Photographiren zu blass,
und es ist dann notbwendig, sie durch Farbstoffe deutlicher zu
machen. Die verschiedensten Farbstoffe, welche in der Mikroskopie
und in der Färberei benutzt werden, habe ich versucht, aber vor
allen eignen sich die Anilinfarbstoffe am meisten zur Färbung
der Bacterien. Letztere nehmen die Anilinfarben mit einer solchen
Sicherheit, so schnell und reichlich auf, dass man alle diese Farben als
Reagens zur Unterscheidung der Bacterien von krystallinischen und
amorphen Niederschlägen, auch von feinsten Fetttröpfchen und anderen
kleinsten Körpern benutzen kann. Ausserdem wirken die Anilinfarben
in ihren wässerigen Lösungen ganz ähnlich wie das essigsaure Kali,
indem sie die Schicht aufweichen, aber nicht vom Glase ablösen.
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254 Dritter Abschnitt.
Unter den Anilinfarben habe ich anfangs nur die in Wasser
löslichen benutzt und zwar vorzugsweise Methylviolett und Fuch-
siu. Die übrigen, namentlich Safranin, Gelb, Eosin, Orange, Me-
thylgrün, Jodgrün, Blau färben nicht so kräftig und sind auch
nicht so bestandig. Für einzelne Objecte eignet sich Fuchsin besser,
da es nicht so intensiv färbt wie Methylviolett. Gewohnlich jedoch
giebt das letztere die besten Resultate. Von den verschiedenen
FarbenabstufuDgen des Methylviolett habe ich die blauen (in den
Preislisten über Anilinfarben mit Methyl violett BBBBB bezeichnet)
mit Vorliebe angewandt. Später, als es mir nicht allein darauf an-
kam, die Bacterien für das Auge, sondern auch für die photogra-
phische Platte bemerklicher zu machen, wandte ich meine Aufmerk-
samkeit auch den Anilinfarben zu, welche die chemisch wirksamen
Lichtstrahlen, also den blauen Theil des Spectrums, nicht durch-
lassen. Die besten Resultate habe ich in dieser Beziehung mit
einem Anilinbraun, sog. Neubraun, erzielt.
Die Anwendung der Anilinfarben ist ebenso einfach wie das übrige
bisher beschriebene Verfahren. Von einer concentrirten, Spirituosen
Lösung des Methylviolett oder Fuchsin setze ich einige Tropfen zu
15— 30 g destillirten Wassers, so dass sich letzteres intensiv färbt;
hiervon bringe ich mit einer kleinen Pipette einige Tropfen auf die
zu färbende Bacterienschicht und halte die Flüssigkeit auf dem
Deckglase durcH Drehen desselben in beständiger Bewegung. Nach
einigen Secunden wird das Deckglas so schräg gehalten, dass die
Anilinlosung an den Rand fliesst und die Bacterienschicht frei wird.
An der mehr oder weniger blauen Farbe der letzteren erkennt man
dann leicht, ob sie schon genügend geerbt ist oder nicht; in letz-
terem Falle lässt man die Farbe von neuem darüber hinfliessen, bis
die gewünschte Färbung erreicht ist. Mit einiger Uebung wird man
bald die Concentration der Anilinlösung und die Dauer der Färbung
für die verschiedenen Objecte richtig beurtheilen lernen. Wenn die
AnilinlösuDg zu schwach ist, löst sich die Bacterienschicht vom
Glase ab; ist sie zu stark, dann färbt sich die Grundsubstanz,
welche die Bacterien umgiebt, zu stark und Letztere heben sich zu
wenig von ihrer Umgebung ab.
In einem gelungenen Präparate muss nach der Färbung die
Grundsubstanz (d. h. der Rückstand der verdunsteten Flüssigkeit)
kaum zu bemerken, die Bacterien dagegen müssen kräftig gefärbt
sein. Die grösseren Formen färbt man weniger stark, so dass Sporen-
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n. Die Präparate. 155
bildung, GliederuDg, körnige ßeschafiPenheit des Inhalts noch gut zu
erkennen ist. Sobald der richtige Grad von Färbung erreicht ist,
wischt man die Anilinlösung vom Rande des Deckglases oder saugt
sie mit Fliesspapier möglichst Yollständig weg^ oder spült sie mit
destillirtem Wasser oder einer yerdünnten Lösung Yon essigsaurem
Kali (1 : 10) fort. Auch hierin verhalten sich die einzelnen Präparate
verschieden; manche vertragen das Abspülen mit destillirtem Wasser,
andere wieder nicht.
Die Färbung mit Anilinbraun ist von der eben beschriebenen
mit Methylviolett und Fuchsin etwas verschieden. Da die mit Braun
gefärbten Präparate in der Lösung von essigsaurem Kali die Farbe
verlieren, dagegen die Aufbewahrung in Glycerin vertragen, so mu.ss
man sie gleich von vornherein mit einem Tropfen einer concentrir-
ten Lösung von Anilinbraun in gleichen Theilen von Glycerin und
Wasser, welche von Zeit zu Zeit filtrirt werden muss, bedecken
und einige Minuten stehen lassen. Alsdann haben die Bacterlen sich
genügend gefärbt, und es kann die Farbstofflösung mit reinem Gly-
cerin abgespült werden. Eiweisshaltige Substanzen, wie Blut, Eiter
und dergl., welche sich mit den wässerigen Lösungen des Methyl-
violett und Fuchsin nur schlecht färben lassen, geben mit in Gly-
cerin gelöstem Braun ganz vorzügliche Präparate, welche sich auch
besonders gut zum Photograph iren eignen.
Zum Conserviren der so gefärbten Präparate kann man Canada-
balsam, concentrirte Lösungen von essigsaurem Kali oder Glycerin
verwenden. Zum Einlegen in Cauadabalsam eignen sich nur die mit
Methylviolett und Fuchsin gefärbten Präparate. Man lässt sie nach
der Entfernung der Färbeflüssigkeit eine viertel bis eine halbe Stunde
liegen, so dass sie vollkommen wieder trocken geworden sind und
kann sie dann in gewöhnlicher Weise in Cauadabalsam einlegen.
Mit Methyl violett und Fuchsin gefärbte Präparate müssen, wenn
sie zum Photographiren benutzt werden sollen und wenn man die
Bacterien in möglichst natürlicher Form erhalten will, in eine Lö-
sung von essigsaurem Kali (1 : 2) und zwar unmittelbar nach Ent-
fernung der Farbstofflösung noch feucht eingelegt und mit einem
der gewöhnlich gebrauchten Kitte verschlossen werden. Glycerin
kann man zum Einlegen dieser Präparate nicht gebrauchen, da es
die Farbe auszieht. Für die mit Anilinbraun gefärbten Präparate
ist dagegen Glycerin die beste Flüssigkeit zum Conserviren.
Zur Färbung der bei manchen Bacterienformen äusserst feinen
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156 Dritter Abschnitt.
Geisselfaden benutze man das £xtractum campechianum in einer
concentrirten wässerigen Lösung, der, um Schimmelbildung zu ver-
hüten, ein wenig Campber zugesetzt wird. Um derartige Präparate
aufzubewahren, wird das Deckglas, an welchem die Bacterien haften,
nach der Behandlung in eine schwache Chromsäurelösung oder in
Müller'sche Flüssigkeit gebracht, worauf eine braunschwarz ge-
färbte, unlösliche Verbindung des Extractum campechianum mit
dem Chrom sich bildet, worauf man das Präparat dauernd in Gly-
cerin oder Canadabalsam einlegen kann und es seine Färbung
behält.
3. Besondere Fälle.
Hat man es somit in der Hand, bei selbstzufertigenden Präpa-
raten die Farbe nach Wunsch zu wählen, so wird man doch öfter
in die Lage kommen, bereits fertige, nicht eigens für mikrophoto-
graphische Aufnahmen hergestellte Präparate benutzen zu müssen,
da sie nicht in einem zweiten Exemplare zu beschaffen sind. —
Sind solche Präparate mit den geeigneten Farben tingirt, so können
sie freilich ohne Weiteres, unter Berücksichtigung des eben Gesag-
ten, photographirt werden, sind sie aber mit für photographische Auf-
nahmen ungeeigneten, stark actinisch wirkenden Farben gefärbt (blau,
yiolett), so wird man erst auf Umwegen zu brauchbaren Bildern ge-
langen können.
Einmal wird man, wenn dies an gänglich, dem Präparate seinen
Farbstoff entziehen und durch einen für die Photographie geeigneten
ersetzen können. Zu dem Behufe behandelt man das betreffende
Object, wenn Balsam oder Firniss als Zusatzmedium vorhanden ist,
mit Chloroform, Terpentinöl oder einem anderen passenden Lösungs-
vehikel, dann extrahirt man den betreffenden Farbstoff mittelst Al-
kohol oder eines anderen entsprechenden Fluidums. Das so gerei-
nigte Präparat wird alsdann nach einer der angegebenen Methoden
mit nicht actinischen Farben neu geerbt. —
Diese Methode hat einen grossen Nachtheil darin, dass ein
fertiges, geeignet ausgebreitetes und fixirtes Präparat wieder gelockert
und mit verschiedenen Agentien nacheinander behandelt werden
muss. Es ist klar ersichtlich, dass ein feines, zartes Object bei
solchen chemischen und mechanischen Einwirkungen, selbst in den
Händen des gewandtesten Präparators, leicht beschädigt oder gar
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n. Die Präparate. 157
ganz yerdorbeo werden kann; besser wird es sicherlich durch solche
Umfarbung nicht. — — «
Zu dieser Gefährdung des Präparates, die gerade in den Fällen,
wo es sich um nur schwer oder überhaupt gar nicht wieder zu
beschaffende Objecte handelt, doppelt schwer in 's Gewicht fallen
muss, kommt noch der Uebelstand, dass sich diese Entfärbung über-
haupt nur in ganz concreten Fällen ausführen lässt, bei sehr vielen
Präparaten jedoch schlechterdings unmöglich ist. — —
Hierher gehören z. B. alle diejenigen Färbungen, welche durch
Beizung der betreffenden Objecte selbst, wie z. B. durch Sibemitrat,
Goldchlorid, Perosmiumsäure etc., erzeugt sind, oder welche durch
Zusammenbringen zweier verschiedener Lösungen erst auf den Ob-
jecten einen unlöslichen Farbstoff niederschlagen, wie Campecheholz,
Kaliumbichromat oder Chromsäure und dergleichen. —
Man wird deshalb besser zu der zweiten Methode, die für alle
Fälle brauchbar ist und eine Aenderung am Objecte selbst nicht er-
forderlich macht, greifen. — Dieselbe besteht darin, dass man statt
des blauen, in den Lichtweg einzuschaltenden Mediums, ein anders
gefärbtes zur Anwendung bringt. Bei Anwendung dieses Correc-
tions Verfahrens spart man die gewiss nicht geringe und stets müh-
selige Arbeit des ümpräparirens, man läuft nicht Gefahr das Prä-
parat zu schädigen und kann endlich bei allen Präparaten aus-
nahmslos gute Resultate erhalten. —
Die Wahl des betreffenden, zur Bereitung der Absorptionslösung
dienenden Farbstoffes wird man leicht auf folgende Weise treffen
können :
Man beobachtet das betreffende, gefärbte Object im Mikroskope
und schaltet in die Beleuchtung eine dem zur Tinction benutzten
Farbstoff complementäre Farblösung ein. — Im allgemeinen wird
man bei blauen und violetten Farben mit einer gelben oder braunen
Lösung das gewünschte Resultat erzielen.
Je dunkler die eine oder die andere Farbstofflösung das Object
auf dem monochromatischen Gesichtsfelde erscheinen lässt, desto
geeigneter ist sie für den speciellen Fall. Als gelbe Lösung be-
nutzen wir mit gutem Erfolge Kaliumbichromatlösung^), als braune
eine Lösung von Bismarckbraun. — Besonders gut anwendbar sind
diese Lösungen noch dadurch geworden, dass man nach den hoch-
^) Ueber die Starke der Lösung siehe S. IBö.
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158 Dritter Abschnitt.
wichtigen Entdeckungen von H. W. Vogel im Jahre 1873 und den
sieb hieran schliessenden weiteren Errungenschaften in neuester
Zeit dahin gekommen ist, Emulsionen zu bereiten, weiche für die
sonst actinisch weniger wirksamen grünen, gelben und rothen Strah-
len besonders empfindlich sind; wir meinen die farbempfindlichen
Platten, die wir im photographischen Theile näher besprechen wollen.
Solche gelben und braunen Lösungen verzogern allerdings die
Expositionszeit erheblich und können deshalb bei dem ohnehin
schon schwachen Petroleum- oder Gaslicht, sowie den übrigen Licht-
quellen unserer zweiten Gruppe nicht zur Verwendung bei stärkeren
Vergrösserungen gelangen. Anders liegt jedoch die Sache bei Son-
nenlicht und beim elektrischen Licht, sowie vor allen beim Enall-
gaskalklicht.
Sonnenlicht und elektrisches Bogenlicht sind von derartiger ac-
tinischer Kraft und Stärke, dass sie, nach Fortnahme der blauen
und violetten Strahlen durch gelbe oder braune Lösungen, immer
noch kräftig genug bleiben, um bei nicht zu langer Expositionszeit
noch genügend lichtstarke Bilder zu geben. — Leider ist aber das
Sonnenlicht nicht stets zu haben und erhält - deshalb, wie oben ein-
gehend ausgeführt wurde, den Forscher in stetiger Abhängigkeit
von der Witterung, während das elektrische Bogenlicht, als künst-
liche Lichtquelle zwar stets zu erhalten ist, in seiner Anwendung
aber wegen der hohen Kosten, theuren Apparate und Maschinen,
die es zu seiner Darstellung erforderlich macht, für den einzelnen
Forscher und Privatmann immerhin viel zu beschränkt, wenn nicht
gar ganz unmöglich ist.
Gerade hier ist deshalb das Kalklicht, das, wie die oben detail-
lirten Daten erweisen, leicht, bequem und ohne erhebliche Kosten
zu beschaffen ist, am rechten Platze, besonders wenn man bedenkt,
dass das Kalklicht sehr reich an zwischen roth und grün liegenden
Strahlen ist und deshalb beim Passiren einer gelben oder braunen
Scheibe oder Lösung an seiner chemischen Wirksamkeit bei Weitem
nicht soviel verliert wie das elektrische Bogenlicht und das Sonnen-
licht. Die Verlängerung der Expositionszeit bei Anwendung brauner
und gelber Flüssigkeiten gegenüber den Aufnahmen bei directem
oder blauem Lichte wird deshalb beim Kalklicht viel geringer sein,
als sie es beim Sonnenlicht und dem elektrischen Bogenlichte sein
muss. Es ist dies von um so grösserer Bedeutung, als das Kalk-
licht an und für sich schon eine immerhin nur recht kurze Expo-
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ni. Die Praxis der Aafiiahme. 159
sitioDSzeit erforderlich macht, die bei VergrösseruDgen Yon ca. 750
linear und gewöhnlichen Trockenplatten nur 1 — 3 Secunden be-
trägt. — Es ist eben auch dies einer der vielen, die grosse Wich-
tigkeit des Kalklichtes für die Mikrophotographie recht deutlich
beweisenden Vorzüge. — —
Auf die einzelnen für Dauerpräparate der verschiedensten Gat-
tiingen nöthigen Behandlungsweisen können wir an diesem Orte nicht
eingehen, müssen vielmehr auf die ganz ausführlichen Specialwerke
von Frey, J. Vogel, Dippel, Eöllicker, Vogl, Schwendener u. A. ver-
weisen. Dasselbe gilt von den extemporirten Präparaten, wie sie
besonders häufig in forensischen Fällen vorkommen werden; doch
sei bei diesen Präparaten nochmals ausdrücklich darauf hinge-
wiesen, dass man alle zu beobachtenden Details genau in eine Ebene
bringt, Luftblasen, Staub, sowie zu dichtes Aneinanderrücken vieler
einzelner kleiner Objecto angelegentlichst vermeiden soll, damit die
Klarheit und üebersichtlichkeit des Ganzen nicht gestört werde.
Man thut eben viel besser daran, von einem verschiedene wich-
tige Details enthaltenden Präparate mehrere Aufnahmen neben-
einander zu machen, von denen jede einzelne einen besonderen
Theil recht klar und deutlich erkennen lässt, als Alles auf einem
Bilde haben zu wollen und dabei nur Weniges scharf und klar
zu erhalten. —
ULI. Die Praxis der Aufitahme.
Wenn wir im Vorstehenden eingehend und möglichst erschö-
pfend die einzelnen Theile des zur Aufnahme einer Mikrophotogra-
phie nothwendig werdenden Gesammtapparates besprochen haben,
so wollen wir im Folgenden, bevor wir zur Behandlung der bereits
exponirten Platten, d. h. zur eigentlichen photographischen Praxis
übergehen, noch kurz die Montirung des Gesammtapparates in Be-
tracht ziehen und den Gang der an diesem Apparate bei der Auf-
nahme eines Bildes auszuführenden Manipulationen. —
Arbeitet man mit künstlichem Lichte, und dies wird man wegen
des steten Zurhandseins entschieden dem Sonnenlichte vorziehen^
so ist als Aufnahmezimmer jedes mit festem Fussboden versehene
Zimmer zu benutzen; man wird am besten und bequemsten natür-
lich das Arbeitszimmer, in dem man seine Beobachtungen ausführt.
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160 Dritter Abschnitt.
auch zu den Aufnahmen benutzen und so alle Weiterungen und un-
nützes Hin- und Herlaufen vermeiden.
Will man mit Sonnenlicht arbeiten, so muss man als Auf-
nahmezimmer natürlich ein nach der Sonnenseite, am besten nach
Süden, gelegenes Local benutzen und thut in diesem Falle gut, den
das Sonnenlicht reflectirenden Heliostaten oder grossen Planspiegel
ausserhalb des Fensters aufzustellen; man hat dann nicht nöthig,
um die etwa vom Fensterkreuz oder vom Fensterrahmen gewor-
fenen Schatten zu meiden, mit dem ganzen Apparat des öfteren
weiter zu rücken, sondern kann denselben stetig am selben Platze
belassen. Zu dem kommt noch der Yortheil, dass man viel länger
das Sonnenlicht ausnutzen kann, da es selbst dann noch durch
den Spiegel in das Innere des Zimmers, und somit auf den Be-
leuchtungsapparat, geworfen werden kann, wenn die Sonnenstrahlen
mit der Fensterwand parallele Schatten werfen und also nicht
mehr direct in's Innere des Zimmers dringen. Den Spiegel kann
man sehr wohl, wenn kein Heliostat zur Verfügung steht, vom In-
nern des Zimmers aus mit geeigneten Schnurläufen reguliren.
Selbstverständlich muss man alle in den Weg des Lichtes kommen-
den Glasscheiben beseitigen, oder durch sehr gute Spiegelscheiben
ersetzen. —
Es sei hier noch ganz ausdrücklich darauf hingewiesen, dass
man bei Anwendung von directem, nicht durch eine matte Scheibe
abgeblendetem Sonnenlichte, stets in den Beleuchtungsapparat eine
mit Alaunlosung gefüllte Cuvette einschalten muss. Nur so ist es
möglich, die Wärmestrahlen des Sonnenlichtes zu absorbiren und
die Objecte und Objective vor der schädlichen Wirkung der im
Brennpunkte der Linsen entstehenden, intensiven Hitze zu schützen.
Bei Ausserachtlassen dieser Vorsichtsmaassregel ist es schon
des Oefteren vorgekommen, dass die Präparate zerstört und die Ob-
jective verletzt worden sind.^ —
Eingehende Versuche des Verfassers haben dagegen ergeben,
dass bei Anwendung des Ealklichtes in der oben (S. 60) beschriebe-
nen Weise im Objecte, selbst bei grösstmöglichster Concentration
des Lichtes, in keiner Weise eine -schädliche Temperaturerhöhung
eintritt^), man somit beim Arbeiten mit Kalklicht auch ohne Ein-
^) Die Versuche ergaben, dass ein mit bei 42^ G. schmelzendem
Talg bestrichener Objectträger in den Brennpunkt des Condensors an Stelle
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m. Die Praxis der Aufnahme. IgX
Schaltung von, die Wärmestrahlen absorbirender Alaunlosung weder
die Präparate noch die Objective irgend welcher Gefahr des Zer*
störtwerdens aussetzt.
Zudem wird noch das Sonnenlicht den ganz erheblichen Nach-
theil haben, dass es einmal oft von Wolken bedeckt ist, und
zweitens nicht in jedem Arbeitszimmer, selbst wenn der Himmel
klar ist, zu benutzen ist; man wird deshalb, da man im Ealklicht
eine selbst bei stärksten Vergrosserungen ausreichende, billige,
bequeme Lichtquelle besitzt, die stets zu haben und deshalb in
jedem Arbeitsraume und zu jeder beliebigen Zeit anzuwenden ist,
dieses vorziehen, besonders, da es auch bei stärksten Vergrosserun-
gen und unter Anwendung der gewöhnlichen Trockenplatten nur
Expositionszeiten erfordert, die eine Minute nicht oder nicht wesent-
lich übersteigen, bei starken (600 — 750) Vergrosserungen dagegen
nur geringe Bruchtheile einer Minute (0,5—3 Secunden) ausmächen.
Bei schwächeren Vergrosserungen wendet man entweder eine der
schwächeren Lichtquellen, wie sie in der zweiten Gruppe beschrie-
ben sind, an, oder man stimmt die Helligkeit des Kalklichtes, wenn
man die Expositionszeit verlängern will, ohne die Beleuchtung zu
wechseln, durch Vermindern des Druckes sowie der Ausströmungs-
mengen der Gase herab. Zudem kann man, wie dies in dem Ca-
pitel „Beleuchtung^ eingehend beschrieben, noch durch Einschaltung
einer mattgeschiiffenen Scheibe oder Verrückung der Condensorlinse
ganz vorzügliche Resultate erzielen. —
Bei den künstlichen Lichtquellen thut man, aus den oben (S. 53)
angegebenen Gründen, gut daran, Reflexionsspiegel so weit wie mög-
lich zu umgehen ; man wird deshalb bei nur in verticaler Lage bren-
nenden Lichtgebern (Gas, Petroleum, gewöhnliches Bogenlicht) am
besten horizontale Apparate, ohne Einschaltung von Spiegeln vor-
ziehen und solche nur da verwenden, wo sie bei beweglichen, flüs-
sigen, extemporirten Präparaten wegen der nothwendig verticalen
Stellung des Apparates nicht zu umgehen sind; allerdings verliert
man stets, wie dies die vielen, bereits näher besprochenen. Ver-
suche unzweifelhaft ergeben haben, durch Spiegel 25% Liclit und
des Objectes gebracht, nach 6 Minuten langem, ununterbrochenen Verwei-
len in demselben, noch nicht einen Beginn vom Schmelzen des Talges
wahrnehmen liess, also noch nicht annähernd auf die, selbst für zarte Ob-
jecte in keiner Weise schädliche Temperatur von 42° C. gekommen war.
Jeaerich, Mikrophotographie. 11
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162 Dritter Abschnitt.
mehr, ein Verlust, der gerade bei künstlichen Lichtquellen beson-
ders fühlbar wird.
Darin, dass das Kalklicht bei jeder Stellung des Apparates,
mag dieselbe nun horizontal, vertical, oder schräg sein, ohne An-
wendung von Spiegeln zu benutzen ist, besteht ebenfalls ein
wesentlicher Vorzug desselben. —
Die Anordnung des Beleuchtungsapparates geschieht nach den
oben (S. 60 und ff.) gegebenen Grundsätzen, und es muss der Be-
leuchtungsapparat genau centrirt sein. Man kann empirisch durch
Hin- und Herschieben der betreffenden Linsen die beste Stellung
des Beleuchtungsapparates und genaue Centrirung ermitteln; besser
ist es jedoch, die günstigsten Distanzverhältnisse auf die beschrie-
bene (S. 68) Weise ein für allemal für jede Beleuchtungsart vorher
festzustellen und die Centrirung dann wie folgt zu bewerkstelligen:
Man lege in die weit ausgezogene Camera eine durchsichtige,
den Platten an Grösse entsprechende Glasscheibe, deren Mittelpunkt
(Kreuzungspunkt der Diagonalen) durch ein mit Diamant eingerissenes
Kreuz bezeichnet ist. Man lege ferner auf die grosse Sammellinse
eine derselben gleiche Papierscheibe, deren Mittelpunkt, der selbst-
redend mit dem Mittelpunkt der Sammellinse zusammenfallt, eben-
falls durch ein Kreuz, das mit Bleistift oder Feder aufgezeichnet
ist, versehen ist. Hat man jetzt das Mikroskop in genau cen-
trischer Stellung in den Apparat durch Festschrauben eingefügt,
so blickt man durch den Tubus, aus dem das Objectiv und Ocu-
lar entfernt ist, von der mit Kreuz versehenen Glasscheibe her
nach der auf der Sammellinse befindlichen Papierscheibe und regu-
lirt die Stellung der Linse so, dass beim Visiren die Mittelpunkte
des Glasscheiben- und des Papierscheibenkreuzes sich decken und
zwar in der Mitte der kleinen, zum Einschrauben des Objectivs
dienenden Oeffnung des Tubus liegen. Die Mitte dieser Tubusöff-
nimg ist durch das Augenmaass, da die Oeffnung nur sehr kleinen
Durchmesser hat, leicht zu finden.
Hat man auf diese Weise die Sammellinse centrirt, so stellt
man die Lichtquelle auf den Schlitten direct oder durch Spiegelung
derart ein, dass der von ihr durch die Sammellinse entworfene
Lichtkreis mit dem der Objecttisch Öffnung concentrisch ist und fügt
dann die Condensorlinse mit kurzer Brennweite ein.
Diese letztere endlich centrirt man durch folgende Manipula-
tion: man stelle sich ein für alle Mal einen Objectträger von der
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IIE. Die Praxis der Aufnahme. X63
gewohnlich angewandten Dicke her und klebe auf seine dem
Objecte entsprechende Oberseite ein dünnes Blättchen weissen Pa-
pieres, auf dem man mehrere concentrische Kreise, theils etwas
grosser, theils kleiner als die Objecttisch Öffnung, gezeichnet und den
Mittelpunkt genau markirt hat. — Man lege diesen Objectträger nun,
nachdem Lichtquelle und Sammellinse bereits centrirt sind, auf den
Tisch des Mikroskopes und zwar so, dass die Kreise mit der Tisch*
Öffnung concentrisch zusammenfallen und regulire dann die Stellung
der den Condensor bildenden Linsen derartig, dass das stark yer-
kleinerte Bild der Lichtquelle, der helle Lichtkreis, mit dem Mittel-
punkt der gezeichneten Kreise zusammenfällt.
Die Zeichnung mehrerer concentrischer Kreise erleichtert die
Centrirung ungemein; man kann, weil man den Lichtpunkt nach
dem Durchfallen durch das Papier, also abgeschwächt betrachtet,
sehr genau reguliren und kleine Helligkeitsdifferenzen scharf wahr*
nehmen; so wird man zum Beispiel leicht bemerken, dass bei An-
näherung der Linsen an das Object, das Lichtbildchen mehr blau,
bei Entfernung mehr roth erscheint, weil der Brennpunkt der blauen
Strahlen der Linse näher liegt als derjenige der rothen Strahlen (die
Ränder der Lichtbildchen erscheinen natürlich entgegengesetzt ge-
färbt). —
Ist ein Condensor (siehe S. 64) an dem Mikroskope vorhanden,
80 ist, da derselbe fast stets genau centrirt ist, nur die Centrirung
für Lichtquelle und Sammellinse nöthig. — Wie die Centrirung auf
anderem Wege bei genau centrirten Condensoren und besonders dem
Abbe geschieht, ist bereits S. 68 aufgeführt.
Nach genauer Centrirung der Beleuchtungsapparate in der einen
oder anderen Weise, bei der man nur selten noch durch geringes
Verrücken der Linsen zu corrigiren braucht, bringt man das Ob-
ject auf den Mikroskoptisch und sucht mit Hülfe der matten oder
weissen Scheibe (siehe S. 118) zunächst die passende Stelle auf
und stellt ein. Zum Aufsuchen kann man, nach dem Gesagten,
(S. 84) entweder einen um den betreffenden Theil des Objectes ge-
zogenen Kreis, oder ein mittelst Revolverapparates umzuschaltendes,
schwächeres Objectiv benutzen.
Ist möglichst scharf eingestellt, so setzt man an Stelle der mat-
ten Scheibe die durchsichtige Spiegelscheibe, schaltet die Absorptions-
lösung in den Beleuchtuugsapparat ein und stellt jetzt endgiltig
scharf mit der Einstell-Lupe ein (S. 118).
11*
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Ig4 Dritter Abschnitt.
Nachdem der Apparat nun ca. 3 — 5 Minuten ruhig gestanden,
prüft man nochmals die Einsteilung, überzeugt sich durch gehörige
Regulirung der Lichtquelle, dass das Maximum an Helligkeit er^
reicht ist und fügt, wenn die Einstellung unverändert scharf geblieben,
nunmehr, unter Vermeidung jeder Erschütterung des Apparates, an
Stelle der Scheibe die die lichtempfindliche Platte enthaltende Cassette
ein. Das Einlegen der Platte in die Cassette besorgt man füglich in
der Pause von 3 — 5 Minuten nach der ersten genauen Einstellung.
Beim Einlegen der Platte achte man darauf, dass die Hinter^
wand der Cassette keine Reflexe giebt (S. 115). — Nachdem die
Cassette eingeschoben, schiebe man den Obturator oder Momcntver-
schluss ein und ziehe dann den Cassettenschieber^), ebenfalls sehr
vorsichtig und ruhig, zurück und bedecke den oberen Theil des Ap-
parates mit einem leichten aber lichtdichten Tuche, damit jede Spur
fremden Lichtes abgehalten wird. —
Nachdem man nun einen Augenblick gewartet, exponirt man
durch Wegziehen des Obturators oder Auslösen des Momentver-
schlusses in gewünschter Zeitdauer, schiebt dann den Cassetten-
schieber zu^) und entfernt die Cassette.
Bringt man jetzt nochmals vorsichtig an ihre Stelle die xiurch-
sichtige Scheibe und findet, bei der nun folgenden Revision der Ein-
stellung mit der Einstell-Lupe, noch scharf und gut eingestellt, so
liegt, wenn das erhaltene Bild nicht gut ausfallt, die Schuld kei-<
nen falls an der Einstellung. — Es folgt nun die Entwicklung des
Bildes in der im folgenden Abschnitte zu gebenden Art und Weise
Diese Operationen werden sich bei den verschiedensten Auf-
nahmen stets in derselben Art und Reihenfolge wiederholen und nur
unwesentlichen Aenderungen je nach Art des Objectes oder Appa-
rates unterworfen sein.
Will man nicht die Focusdifferenz durch Absorptionslösungen,,
sondern durch Verschieben der Camera öder Drehen der Mikrometer-
schraube corrigiren, so geschieht diese Correction selbstverständlich
nach der fertigen Einstellung im weissen Lichte, während man
jede nachträgliche Aenderung umgeht, wenn man (nach der auf
S. 125 angegebenen Methode) die Correction schon vorher durch Ver-
änderung der Lage der Einstellscheibe oder Einstell-Lupe, nach den
für jede Vergrösserung ermittelten Normen, vornimmt (S. 126).
^) Nie zu vergessen!
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ni. Die Praxis der Aufnahme. 165
Nach Beendigung der Aufnahnae controUirt man genau die Distanz
der Hinterwand der Caniera vom Objectiye durch Ablesen an der
Laufbretttheilung, um genau die Starke der Vergrösserung nach der
angegebenen Weise (S. 142) berechnen und feststellen zu können.
Wendet man Kalklicht an, so wird man, wie dies bereits er-
wähnt ist, stets den Spiegel vermeiden, da das Licht sowohl bei
verticalem wie horizontalem und schräggestelltem Apparat gleich
gut brennt; man wird die Stärke des Lichtes durch den Druck und
durch, die Zu Strömung der Gase je nach der Yergrösserung reguli-
ren, und die vorläufige Einstellung bei gedämpftem Licht, d. h. bei
nicht vollständig geöffneten Hähnen, vornehmen.
Während aller Operationen, bei denen man des Lichtes nicht
bedarf, wie Einschieben der Cassette, der Pause von 3 — 5 Minuten,
sowie sofort nach Beendigung der Exposition, dreht man das Sauer-
stoffgas vollständig, das Leuchtgas bis auf eine kleine Flamme ab,
und erreicht hierdurch einen doppelten Yortbeil: einmal spart man
an Säuerstoff, und zweitens wird der Kalkcylinder nicht so stark
durch Zusammensintern abgenutzt, glüht also länger im hellsten
Lichte (S. 47).
Das den Sauerstoff haltende Gasometer oder die Gassäcke stellt
man am besten in einiger Entfernung vom Apparate auf, da dann bei
der Bedienung des Gasapparates etwa vorkommende Erschütterungen
sich nicht so leicht auf den mikrophotographischen Apparat
übertragen. Um trotz der Entfernung der Gasbehälter die Knall-
gasflamme, während man am mikrophotographischen Apparat be-
schäftigt ist, reguliren zu können, bringt Verfasser an dem den
Apparat tragenden Tische ein kleines, zwei Hähne tragendes Brett-
chen an; diese Hähi\e sind in die Gaszuleituugen eingeschaltet und
lassen so die Flamme auch vom Apparat aus reguliren (s. Fig. 35). —
Von der grössten Intensität des Lichtes überzeugt man sich am
besten, indem man eine seitlich liegende Wand oder dergleichen,
die von dem Knallgaslicht erhellt wird, während der Regulirung be-
trachtet; man wird an derselben leicht erkennen, bei welcher Stel-
lung der Hähne das Maximum an Helligkeit erreicht ist, jedenfalls
viel exacter und leichter, als wenn man, wie dies öfter geschieht,
das Licht direct mit blauer Brille betrachtet.
Hat der Apparat die vom Verfasser angegebene Construction,
so wird der Experimentator in keiner Weise durch das grelle
Licht geblendet und gestört, da die den Apparat tragende Platte
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166 Dritter Abschnitt.
nur die Strahlen in der für den Beleuchtungsapparat gelassenen
Kreisöffaung nach der Richtung der Camera hin durchlässt, alle
übrigen aber abblendet. — Man kann diese Abbiendung noch ver-
vollständigen, wenn man rings um das Holzgestell des verticalen Ap-
parates eine bis auf den Boden reichende Gardine, die auf Schnüren
oder Stangen vor- und zurückziehbar ist, befestigt; man arbeitet
dann in nur. schwach erhelltem Räume. In der Figur 35 ist diese
Gardine, der grösseren Uebersichtlichkeit über die unter der Tischplatte
befindlichen Theile wegen, fortgelassen.
Expositionsdauer.
Der wichtigste aller bei der Aufnahme der Bilder in Betracht
kommenden Factoren ist die Länge der Expositionszeit; von ihrer
richtigen Wahl hängt, nächst der guten Einstellung, am meisten das
Gelingen der Aufnahme ab. Kann man auch ein zu kurz exponir-
tes Bild verstärken und ein zu lange exponirtes Bild abschwächen,
80 werden doch stets die richtig lange exponirten Bilder die besten
Copieen geben.
Besonders scharf ist der Unterschied noch bei den hoch licht-
empfindlichen Gelatineplatten geworden, gegenüber den früher aus-
schliesslich' angewandten, viel langsamer arbeitenden, nassen Platten.
Die Dauer der Exposition ist von sehr vielen und ganz ver-
schiedenen Umständen abhängig, so dass man die richtige Wahl der
Erfahrung des Operirenden überlassen muss, der sehr bald an dem
Eindruck, den das Bild, auf der matten oder weissen Scheibe ge-
sehen, hervorbringt, mit zweifelloser Sicherheit die für jeden Fall
erforderliche Expositionsdauer abschätzen und zu bemessen lernt.
Im allgemeinen kann man als Norm aufstellen, dass es besser ist,
ein Bild zu lange, als zu kurz zu exponiren; ein zu lange exponir-
tes Bild lässt sich durch kürzere Entwickelung und Zusatz von die
Entwickelung verlangsamenden Reagentien, stets noch gut erhalten,
oder wenn es einmal schon entwickelt ist, wieder abschwächen, ohne
in den Details zu verlieren; dagegen wird ein zu kurze Zeit
exponirtes Bild zwar durch geeignete Verstärkung vollkommen stark
und dicht genug zu erhalten sein, die Details werden aber immer
mehr oder weniger fehlen und durch alle diese Mittel, da das Licht
eben nicht durch die lichtschwächeren, dickeren Stellen des Objectes
hindurch gewirkt hat, nicht zu erhalten sein. —
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III. Die Praxis der Aufnahme. 167
Yerkurzend wirken auf die Expositionsdauer, unter übrigens
gleichen Umständen, einmal Beleuchtungslinsen von grosseip Durch-
messer, dann directe centrale Beleuchtung und Vermeidung von Re«-
fiectoren. .
Bedeutend verlangsamt wird die Exposition durch Einfügung
von gelben und braunen Absorptionsflüssigkeiten oder durch die An-
wendung sehr vieler Linsen, weil bei dem Durchgang der Licht-
strahlen durch verschieden stark brechende Medien stets ein erheb-
licher Verlust durch Absorption und Reflexion entsteht; ebenso ver-
längert die Einschaltung von Polarisatoren die Exposition auf ca.
5 — 6 fache Zeit, wegen der im Nicol stattfindenden starken Absor-
ption (Beseitigung des ordentlichen Strahles), und verlangsamen end-
lich Blenden mit sehr kleiner oder halber Oeffnung (siehe oben
S. 70 u. 71) die Aufnahme recht erheblich.
Für dieselben Objective und Oculare wächst die Expositionszeit
mit der Länge des Scheibenabstandes vom Objective, und zwar im
quadratischen Verhältniss ; man kann also, wenn man die Länge der
Expositionszeit für die bei einer bestimmten Cameralänge erzielte
Vergrosserung kennt, ohne Weiteres dieselbe auch für alle anderen
durch Veränderung der Cameralänge mit denselben Linsen (na-
türlich unter gleichen Bedingungen der Beleuchtung) zu erzielenden
Vergrösserungen durch Rechnung finden, indem man die jewei-
ligen Abstände der Platte vom Objective in 's Quadrat erhebt. Bei
doppeltem Abstände der Platte wird die Expositionszeit also eine
vierfache, bei dreifachem eine neunfache sein müssen u. s. f. —
Dass natürlich mit chemisch weniger wirksamen Farben (roth,
grün und braun) gefärbte, sowie dickere, undurchsichtigere Präparate
länger exponirt werden müssen als blau, violett gefärbte oder
dünne, transparente Objecte, ist, nach den bei den Präparaten ge-
gebenen Erklärungen (S. 150), von selbst verständlich.
Die Lichtquellen wirken selbstredend nach ihrer Stärke ganz
verschieden, Sonnenlicht wirkt am stärksten und bedarf bei kleine-
ren Vergrösserungen Moment-, bei den stärksten nur den Bruchtheil
einer Minute nicht überschreitende Expositionen.
Nächst dem Sonnenlicht steht in seiner Wirkung das elektrische
Bogenlicht, das jedoch- in seiner Wirkung je nach der Stärke des
Stromes sehr variirt und für das deshalb keine festen Daten zu
geben sind.
Das nächst stärkste Licht ist das des verbrennenden Magne-
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J[68 Dritter Abschnitt.
siumSy das jedoch, wegen der stetigen Bewegung des leuchtenden
Punktes, bei stärkeren Yergrosserungen (500 und mehr) nicht gut
zu verwenden ist, bei schwächeren Vergrösser un gen aber sehr gut
durch Gasglühlicht, elektrisches Glühlicht und gute Petroleumbrenner
ersetzt wird. —
Sehr stark bei geeigneter Herrichtung (siehe oben S. 60) des
Beleuchtungsapparates wirkt das Knallgaslicht, denn es gestattet
noch bei 1200 facher Linearvergrosserung mit gewöhnlichen Platten
Aufnahmen von nur ca. 15 Secunden Exposition, . während diese
Expositionszeit bei 750 facher Vergrösserung bereits auf 1 — 3 Se-
cunden und weniger unter Anwendung gewöhnlicher Platten (nicht
Moment- oder besonders empfindlicher Platten, wie Bernaert-, Eosin-
bade-Platten und dergl.) herabsinkt..
Aus diesem Grunde ist gerade das Knallgaskalklicht berufen,
das nicht stets und bestandig zur Verfügung stehende Sonnenlicht
zu ersetzen, zumal es in seiner Darstellung wie Handhabung, bei
Innehaltung der richtigen Maassnahmen sehr bequem, handlich, ge*
fahrlos und, was die Hauptsache ist, verhältnissmässig recht billig ist;
eine Stunde kostet nur ca. 30 — 35 Pf., wenn man sparsam arbeitet
und nicht ohne Zweck das Licht hell brennen lässt. —
Ausser von den genannten Bedingungen ist die Expositions-
dauer noch sehr wesentlich von der Art der angewandten Platten
abhängig. Die bisher gegebenen Daten gelten für die gewöhnlichen
Landschafts- und Portraitplatten, wie sie von Schippang, Schüler &
Günther, Sachs & Cie. in Berlin, Dr. Schleussner in Frankfurt a. M.
in Handel gebracht werden. Die George Rothe^schen Platten sind
bedeutend weniger empfindlich, geben aber klarere, unverschleierte
Lichter.
Bedeutend empfindlicher als die gewöhnlichen Platten sind die
von Bernaert, sowie die Badeplatten von Eosin- und Erythrosin-
silber. — —
Die Empfindlichkeit der verschiedenen Plattenarten ändert sich
natürlich auch sehr nach der Art der angewandten Lichtquelle;
einige Platten sind mehr für blaues, andere mehr für violettes Licht,
wieder andere endlich für an gelben Strahlen reicheres Licht em-
pfindlich.
Normalzahlen lassen sich deshalb keinenfalls aufstellen und muss
der Operateur jede einzelne Plattenart erst genau in ihrer Wirkung
und Empfindlichkeit studiren. Aus diesem Grunde thut man gut.
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III. Die Praxis der Aufnahme. Ig9
nicht gleich zu Anfang mit verschiedenen Sorten neben- und durch-
einander zu arbeiten; man erhält sonst zu leicht schlechte oder nicht
genügende Resultate und verliert bald die Lust. Arbeitet man je-
doch anfangs stets mit derselben Sorte Platten, so wird man bald
deren Eigenheiten erfasst haben und sicher in ihrer Behandlung
sein. —
Geht man jetzt erst zu anderen Plattensorten über, so wird
man leicht und schnell die charakteristischen unterschiede der beiden
Sorten erkennen und viel Zeit und Mühe sparen. — Es empfiehlt
sich nicht, gleich mit sehr empfindlichen Platten zu beginnen, son-
dern es ist entschieden instructiver, wenn man seine ersten Versuche
mit weniger empfindlichen Platten anstellt. —
Obwohl man sehr bald lernt, die Dauer der Exposition richtig
nach dem vom Bilde auf der matten Scheibe empfundenen Gesammt-
eindruck abzupassen, ist es doch des Oefteren recht praktisch, die-
selbe durch einen Versuch zu ermitteln, und es geschieht dies am
besten wie folgt;
Man lege wie gewöhnlich die lichtempfindliche, zu prüfende
Platte in die Cassette, nachdem man vorher in der üblichen Weise
ein durchsichtiges Object eingestellt hat. Man öffne nun den Cas-
settenschieber nicht vollständig, sondern ziehe ihn nur soweit zurück,
dass zunächst der vierte Theil des entworfenen Bildes auf der Platte
frei wird. Entfernt man nun den Obturator auf bestimmte Zeit, zieht
nach der Abschliessung des Lichtes durch "Wiedervorschieben des
Obturators den Schieber der Cassette bis zur Hälfte auf, exponirt
wieder die gleiche Zeit wie zuvor, und wiederholt diese Operation
im Ganzen viermal, so hat man schliesslich das gesammte Bild in
vier verschiedene Theile getheilt, deren Expositionszeiten sich wie
1:2:3:4 verhalten, und bei denen als Einheit die jedesmalige
Expositionsdauer gilt. —
Entwickelt man eine solche Platte, so wird man sofort erkennen,
welche Expositionszeit die richtige ist, beziehentlich zwischen wel-
chen der vier Zeitlängen die richtige Expositionsdauer liegen muss
und welches Maximum und Minimum sie nicht überschreiten darf.
Hat man die Aufnahmezeit für den ersten Theil der Platte
schon zu lange oder für den vierten Theil der Platte noch zu kurz
bemessen, so wird man bei einer zweiten entsprechend kürzer oder
länger zu exponirenden Platte, ziemlich sicher das Richtige treffen
und gleichzeitig aus den nicht richtig exponirten Plattentheilen er-
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^
170 Dritter Abschnitt.
sehen können, wie über- oder unterexponirte Platten sich aus-
nehmen. —
Zur Messung der Expositionszeit bedient man sich, so lauge
man noch nicht im Secundenzählen genügend geübt ist, einer Se*
cundenuhr, oder eines genau 1 m langen mit kleinem Gewicht ver-
sehenen Pendels.
Für kürzere Expositionen als eine Secunde dient der Moment-
verschluss, unter Berücksichtigung der oben gegebenen Bedingungen
(S. 136). Es ist hier der mit Bremsvorrichtung versehene Verschluss
nochmals ganz besonders zu empfehlen, da er eine genaue Regelung
der Oeffnungszeit auf geringe Bruchtheile einer Secunde noch mit
Sicherheit zulässt. —
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Vierter Abschnitt.
I. Allgemeinem.
1. Die Trockenplatten.
Nach der Exposition der sensibilisirten Platte in der Camera
unter den gegebenen Verhaltungsmaassregeln, wird dieselbe immerhin
noch äusserliiih unverändert erscheinen; das Bild ist eben latent und
bedarf erst einer gewissen Behandlung, um in Erscheinung zu treten.
Von der richtigen Art und Weise, wie die weitere Behandlung
durchgeführt wird, hängt vielfach das Gelingen des fertigen Bildes
ab und ist deshalb das Studium der eigentlichen photographischen
Praxis von nicht zu unterschätzendem "Werthe; kann man
doch oft genug ein zu lange oder zu kurz exponirtes Bild noch
durch eine richtige und sachgeraässe Behandlung völlig brauchbar
machen.
Bei den nun folgenden Besprechungen über die Behandlung der
fertig exponirten Platten soll ausschliesslich auf die Trockenplatten
Rücksicht genommen werden, das früher einzig und allein benutzte
nasse Verfahren dagegen nicht des Weiteren erörtert werden.
Vorzüge der Trockenplatten.
Es liegt klar zu Tage, dass die Trocken platten in ihrer heutigen
vervollkommneten Form ganz entschiedene Vorzüge vor dem frühe-
ren Verfahren bieten. Haben doch gerade die letzten acht Jahre
auf dem Gebiete der Trockenplatten-Fabrikation grosse Fortschritte
gezeitigt, so dass man heute in der Lage ist, durchaus zuverlässige,
sich stets gleichbleibende Trockenplatten von vorzüglichster Qualität
im Handel zu beziehen, die in ihrer Leistungsfähigkeit das früher
als Ideal für Trockenplatten geltende nasse Verfahren weit hinter
sich zurücklassen.
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172 Vierter Abschnitt.
Gewähren doch femer gerade die Trockenplatten den erheblichen
Vorzug vor den nassen Platten, dass sie fix und fertig lange Zeit
haltbar sind und nicht, wie die nassen Platten, gleich nach der Ex-
position entwickelt werden müssen. Ist doch endlich selbst ein auch
nur einigermaassen geübter Experimentator wohl im Stande mit
guten Trockenplatten brauchbare Bilder zu erhalten, während beim
nassen Verfahren Geschicklichkeit und längere üebung die un er-
lässlichen Bedingungen zu Erreichung guter Resultate waren.
Hierzu kommt dann noch als weiterer Vorzug die grossere
Empfindlichkeit der Bromsilbergelatineplatten, so dass es uns nicht
V^under nehmen kann, dass gerade in dem letzten Jahrzehnt die
Photographie in ihrer Anwendung für die Wissenschaft im Allge-
meinen, als ganz besonders für die Mikrophotographie durch Ein-
führung von Trockenplatten sich in immer weiteren Kreisen ver-
breitet und immer mehr nutzbar gemacht hat. —
Diese unzweifelhaften Vorzüge des „trockenen" Verfahrens ge-
genüber dem „nassen** Verfahren, welche nicht nur in grosserer Ein-
fachheit und Bequemlichkeit, sondern auch in besserer Leistungs-
fähigkeit und leichterer Anwendbarkeit bestehen, lassen es gerecht-
fertigt erscheinen, wenn im Folgenden nur die Trockenplatten
Berücksichtigung gefunden haben, das nasse Verfahren jedoch, als
auf ein nur in Ausnahmefällen noch angewandtes, unter Hinweis auf
ältere, ausführliche Specialwerke, eben nur erwähnt wird. —
üeber die eigenartige Verpackungsweise der Trockenplatten,
wie sie von den verschiedenen Firmen ausgeführt wird, über die Art
und Weise ihrer Aufbewahrung, sowie über die der Exposition vor-
aufgehende Behandlung finden wir das Nähere im ersten Theile des
„Negativprocesses" (S. 184) und wollen deshalb hier nur noch auf
die bei allen Platten üblichen Grössenformate, sowie die besondere
Gattung der „ortho"- oder „isochromatischen ** Platten eingehen.
Ein Recept für die Bereitung der Emulsion, sowie die Herstel-
lung der Platten vermittelst derselben hier zu geben, scheint uns
zu weit führend, und verweisen wir in dieser Beziehung auf die
ganz vortrefflichen Werke von Eder und Vogel. —
Format der Platten und Reinigung schon benutzter Platten.
Seitdem die Platten von besseren Fabriken in solcher Güte und
von solcher Zuverlässigkeit geliefert werden, dass sie den selbst
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I. AUgemeiBes. 173
angefertigten Platten nicht nur gleichkommen, dieselben vielmehr
übertreffen, beziehen fast alle Fachphotographen dieselben fix und
fertig. —
Noch mehr wird sich dies fiir den Mikrophotogaphen empfehlen,
da sein Verbrauch an Platten, gegenüber demjenigen eines Fach-
photographen, doch immerhin noch erheblich zurückbleibt. —
Zudem ist zu erwägen, dass die Herstellung der Emulsion, wie
auch das Giessen der Platten stets eine gewisse Fertigkeit und Er-
fahrung erfordert, und dass ausserdem noch mancherlei Apparate
und besondere Einrichtungen unumgänglich nöthig sind, wenn man
ein gutes Product erzielen will. —
Ist es deshalb für den Mikrophotographen gerathen, stets fer-
tige Platten zu beziehen, so wird es für ihn nicht minder wichtig
sein, auch die handelsüblichen Formate der Platten näher zu
kennen. —
Auf den ersten Blick scheint es für die Aufnahme von Mikro-
photogrammen am praktischsten, Platten von quadratischer Form zu
verwenden, da das vom Objectiv oder Ocular entworfene Bild stets
kreisrund ist, also auf quadratischer Platte einen dieselbe nach den
Seiten hin vollständig ausnutzenden, in das Quadrat eingeschriebe-
nen Kreis bildet.
• Nun sind aber die handelsüblichen Plattenformate nicht qua-
dratisch, sondern oblong, und es müsste sich der Mikrophotograph
deshalb entweder Platten quadratischen Formates besonders anfer-
tigen, oder aus schon fertigen Platten durch Zuschneiden herstellen
lassen. —
Beide Herstellungsweisen haben jedoch ihre Bedenken:
Bei dem Zuschneidenlassen aus grösseren Platten wird man,
wie es auch gar nicht anders zu erwarten steht, für die kleineren
Formate denselben Preis zahlen müssen, den die grösseren, aus
denen sie geschnitten wurden, gekostet haben. Man hat also nur
einen Yerlust an Zeit und keinen pecuniären Vortheil. —
Bei der Herstellung besonderer quadratischer Formate von
Grund aus tritt aber neben der Verzögerung, welche die beson-
dere Anfertigung hier im erhöhten Maasse in sich schliesst,
noch der Umstand in den Vordergrund, dass man stets frische,
un abgelagerte Platten erhält; wenigstens ist nicht anzunehmen,
dasa die Fabrikanten, neben der grossen Zahl verschiedener oblonger
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174 Vierter Abschnitt.
Formate auch noch, für verhältnissmässig hur seltene Fälle, andere
quadratische Formate vorräthig halten werden. —
Frische Platten haben nun aber gegenüber den abgelagerten den
Nachtheil, dass sie leichter kräuseln und nicht so brillante, reine
und schleierlose Bilder liefern wie diese (siehe auch Si 185).
Aus allen diesen Gründen wird man entschieden gut thun, sich
auch in der mikrophotographischen Praxis an die üblichen, überall
käuflich zu habenden Platten form ate zu halten, besonders da in
neuester Zeit in diesem Punkte durch üebereinkommen ein conven-
tionelles Einheitsmaass geschaffeo ist. —
Die von den deutschen Fabrikanten ^) und Händlern, denen sich
auch die österreichischen angeschlossen haben 2), festgesetzten Gros-
sen sind : 9 : 12, 12 : 16, 13 : 18, 13 : 21, 18 : 24, 24 : 30, 30 : 40,
40 ; 50 und 50 : 60 cm, neben denen noch vorläufig: 10 : 13, 16 : 21,
21 : 27, 26 : 31, 29 : 34, 34 : 39 und 39 : 47 cm bestehen bleiben.
Richtet man nun seine Oassetten, resp. deren Einlagen, auf
diese Maasse eiu, so wird man wegen Bezuges guter Platten nie
in Verlegenheit kommen. —
Da viele Plattenfabrikanten es jetzt auch eingeführt haben,
schon einmal gebrauchte Platten von Neuem mit Emulsion zu über-
ziehen, die Platten aber in bereits gereinigtem Zustande hierfür
verlangen, so sei hier noch kurz des Reinigungsverfahrens für schon
benutzt gewesene Platten gedacht:
Man entfernt Lack- und Emulsionsreste durch Behandeln der
Platten mit 5— 10 procentiger Natronlauge (1,06 — 1,15 spec. Gew.)
in der "Wärme während längerer Zeitdauer. —
Sehr energisch wirkt auch eine Lösung von je 6 Theilen
Schwefelsäure und Kaliumbichromat in 100 Theilen "Wasser. —
Nachputzen mit „Grüne's Plattenputzpulver" 3) oder Polirroth
ist sehr zu empfehlen. —
Schadhafte oder mit Blasen, Schrammen und Poren versehene
Platten wirft man besser weg, da sie doch nur fehlerhafte Bilder
geben würden.
1) Photograph. Wochenblatt 1884 S. 377. — Phot. Corresp. 1885,
S. 67. — Eder S. 151.
2) Photo gr. Corresp. 1885 1. c. und S. 92.
^) Geschlämmter Kieseiguhr bezogen von Benkendorff, Berlin SW.,
Friedrichstrasse.
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r. Allgemeines.
175
Orthochromatische Platten.
Wenn die gewöhnlichen Trockenplatten vor dem nassen Verfah-
ren den Vorzug erheblich grösserer Empfindlichkeit im Allgemeinen
zeigen, so sind sie doch, wie diese, noch immer für Roth, Gelb und
Orün recht unempfindlich, und geben diese Farben nicht in ihrem
richtigen Werthe wieder. —
Es war deshalb ein immenser Fortschritt, als es vor ungefähr
einem Jahrzehnt gelang, solche Platten herzustellen, welche farben-
richtige Aufnahme gestatten.
Fig. 50.
Man hat nämlich, nachdem Vogel 1873 die Entdeckung gemacht
hat, dass durch Färbung der Platten mit Farblösungen dieselben für
rothe, gelbe und grüne Strahlen empfindlicher würden, wenn die Farb-
stoffe diese Farben absorbiren, diese Entdeckung in der Praxis nutzbar
gemacht, indem man mit Corallin (Vogel), Eosin (Attout & Clayton)
etc. gefärbte Emulsionen zu besonders für die schwächer brechbaren
Lichtstrahlen empfindlichen Platten verwandte. Man belichtet dann
das Negativ unter Einschaltung einer gelben Scheibe und erhält das
Maximum der Intensität zwischen den Fraunhofer'schen Linien D
und E, während es bei ungefärbten Platten bei G und F liegt.
Die obenstehenden Curven geben die Wirkung des Lichtes auf
Bromsilbergelatine und zwar stellen 1 — 3 die Curven bei ungefärbter
Emulsion (die der kürzeren Exposition entsprechende Curve ist
punktirt, die der längeren Exposition entsprechende ist ausgezogen)
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176 Vierter Abschnitt.
dar, die Curve 4 giebt dagegen die actinische Wirkung von mit Eosin
gefärbter Emulsion wieder.
Anstatt die Emulsion bei der Bereitung zu färben, kann man
auch die fertigen Platten in einer Farblösung baden. Die Lösung
braucht nur sehr wenig Farbstoff zu enthalten, die Menge desselben
wechselt natürlich nach Art des Farbstoffes; meistens genügt schon
Vioooo — V500 %• Eosin z.B. braucht nur ersteren Procentsatz.
Dass solche „iso-^ oder „orthochromatischen^ Platten gerade in
der Mikrophotographie für das Arbeiten mit gelb, grün und roth
gefärbten Präparaten, deren Details bei gewöhnlichen Platten zu dun-
kel, fast schwarz sind, sowie für Aufnahme von blau und violett ge-
färbten Präparaten in gelbem Lichte von hoher Bedeutung sind, ist
klar, ebenso wie unmittelbar einleuchtet, dass sie sich ganz beson-
ders für das an gelben Strahlen reiche Kalklicht eignen.
Durch Einschaltung der gelben Scheibe oder einer entsprechen-
den Lösung (siehe auch oben S. 135), die zur Dämpfung des blauen
und des violetten Lichtes im Bilde nothwendig ist, wird natürlich
die Expositionszeit wesentlich verlängert. —
Im Allgemeinen kann man eine 3 — 5 fache Expositionszeit ge-
genüber derjenigen für gewöhnliche Trockenplatten annehmen, doch
variiren diese Verhältnisse, wie leicht erklärlich, noch wesentlich,
je nach Eigenart des Objectes und des Lichtes (siehe auch S. 167).
Ist es, nach dem oben Gesagten, schon bei gewöhnlichen
Trockenplatten sehr zu empfehlen, dieselben fertig zu beziehen,
so trifft dies in noch höherem Grade bei den orthochromatischen
Platten zu, da die Art ihrer Färbung, in Bezug auf qualitative und
quantitative Verhältnisse, von den Fabrikanten als Geheimniss be-
wahrt wird, aber gerade der Erfolg von der richtigen Innehaltung
dieser Verhältnisse, die mit jeder Emulsion wechseln, wesentlich
abhängt. —
In neuester Zeit, seit Anfang dieses Jahres, werden übrigens
„haltbare, hochlichtempfindliche Farbenplatten" in den Handel ge-
bracht^), die nach den Vorschriften von H. W.Vogel und J. B. Ober-
netter präparirt sind. —
Diese Platten finden ohne gelbe Scheibe Anwendung, geben
aber trotzdem die Farben in ihrem richtigen Werthe wieder, ohne
die Expositionszeit zu verlängern. — — —
^) Zu beziehen von Otto Perutz. München, Müllerstrasse 21. —
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1. AUgememes« 177
Bei den orthochromatisoheii Platten im Allgemeinen, sowie gans
besonders bei den letzterwähnten muss natürlich wegen ihrer Em-
pfindlichkeit auch gegen rothes Licht beim Entwickeln in der Dun-
kelkammer, sowie beim Einlegen in die Cassette das Licht sehr ge-
dämpft werden, was am besten durch Vorziehen der Gardine vor
das Dunkelkammerfenster oder Bedecken der Entwickelungsschaale
geschieht. Ebenso muss man beim Betrachten der Negative im
durchfallenden Lichte grosse Vorsicht anwenden.
Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass die Obemetter'schen Plat-
ten dunkler erscheinen, wie gewöhnliche Platten, dass sich diese
Dunkelheit aber beim Fixiren yerliert. Man betrachte deshalb diese
Negative stets in durchfallendem Lichte. —
Den Entwickler für diese Platten finden wir bei den übrigen
Entwicklern weiter unten in dem betreffenden Abschnitt. —
2. Die Dunkelkammer.
Die Operationen zum Fertigmachen der exponirten Glasplatten
sowohl, wie zum Herstellen von positiven Bildern auf besonderen,
sehr empfindlichen Papieren und auf Glasplatten, müssen, da die
Platten sowohl wie das Papier stark lichtempfindlich sind, in einem
vor dem Eindringen von chemisch wirksamen Lichtstrahlen absolut
freigehaltenen Räume, der sogenannten „Dunkelkammer^ vorge-
nommen werden.
Wer in der Lage ist über genügenden Raum zu verfügen, thut
gut, ein kleines Zimmer für sich vollständig zur Dunkelkammer her-
zurichten.
Herrichtung und Prüfung derselben.
Zu diesem Zwecke werden die oder das Fenster vollständig
lichtdicht beklebt und nur eine grossere Scheibe freigelassen
und mit rothem oder orangegelbem Glase abgedeckt. Das rothe
Glas gewährt genügende Sicherheit gegen das Eindringen actinisch
wirkender Strahlen, während das bei nassen Platten völlig ausrei-
chende gelbe Glas bei Trockönplatten nicht ohne jeden Beding
ausreicht.
Baden - Pritchard hat nämlich erwiesen, dass nur zerstreu-
tes dunkelgelbes Licht dieselbe Sicherheit wie rothes Glas gewähre,
und deshalb vorgeschlagen, hinter der gelben Scheibe noch eine
Jeserich, Mikrophotographie. 12
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178 Vierter Abschnitt.
mattgeschliffene Glasscheibe einzuschalteo. Nach Eder kann man
auch dasselbe durch Bekleben eines Orangeglases mit hellgelbem
Seidenpapier vollkommen erreichen.
Das gelbe Licht hat den grossen Vorzug, dass es für unser
Auge erheblich heller erscheint als das rothe, und deshalb die
Dunkelheit in der Dunkelkammer bei einer gelben Scheibe bei
Weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei einer rothen Scheibe. Am
besten kann man sich dadurch für alle Fälle helfen, dass man ein
gelbes, stehendes Fenster einsetzt und seitlich von demselben zwei
vor das Fenster zu klappende Rahmen anbringt, von denen der eine
eine rothe, der andere eine mattgeschliffene, farblose Scheibe enthält.
Sind diese Scheiben durch an den Seitenwänden des Fensters
befestigte Scharniere um eine verticale Axe drehbar, so kann mau
leicht nach Bedarf gelbes, zerstreutes gelbes und rothes Licht mit
einander auswechseln. Bringt man über der Scheibe noch einen Papp>
schirm zum Auf- und Niederklappen an, so ist man für alle Fälle
gesichert und kann durch diesen Schirm das Licht von dem direc>
ten Auffallen auf die Augen abblenden und erhält dieselben auf diese
Weise empfindlicher für schwaches Licht. —
Geht das Fenster der Dunkelkammer direct ins Freie und so,
dass es hellem Sonnenlicht oder dessen Reflexen ausgesetzt ist,
so ist es räthlich, noch einen rothen Vorhang vor der Scheibe an-
zubringen. —
Liegt der als Dunkelkammer benutzte Raum derartig, dass er
directes Tageslicht nur in beschränktem Maasse oder gar nicht
empfängt, so setzt man, wenn es anganglich ist, eine Scheibe in die
nach dem Nebenraum liegende Wand ein und bringt vor dieselbe
die zur Beleuchtung dienende Lampe an. Wenn man ein kleines
Brettchen mit Scharnieren an der unteren, horizontalen Seite des
Fensters von aussen her befestigt, so dass es an das Fenster anzu-
legen und in horizontale Lage herabzuklappen ist, so hat man ein
geeignetes Tischchen zum Aufsetzen der Lampe vor der Scheibe.
Das Brettchen wird durch zwei Schnüre, welche die äussersten
beiden Ecken desselben mit dem oberen Rande des Fensters ver^-
binden, nach dem Herunterklappen in wagerechter Stellung gehalten
und nimmt, wenn es nicht benutzt wird, an das Fenster herange-
klappt, keinen besonderen Raum weg. —
Solche Beleuchtung von aussen her ist sehr zu empfehlen, da
sie einen beliebigen Wechsel der verschiedenen Beleuchtungsarten
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I. AllgemeiDes.
179
Fig. 51.
in der oben beschriebenen Weise gestattet und keiner besonders
her^erichteten Lampe bedarf.
In allen den Fällen, wo man sie jedoch, aus
örtlichen Gründen nicht anwenden kann, bediene
man sich einer geeigneten Dunkelkammerlampe.
Dieselben werden in guter Ausfuhrung in den
Handel gebracht und bestehen entweder in einer
Laterne mit Petroleum-, Oel- oder Benzinlampe,
deren Scheiben von rothem Glase gefertigt sind,
oder in Lampen, welche mit einem Cylinder aus
farbigem Glase versehen sind (siehe nebenstehende
Abbildung).
Die Laternen haben den Vorzug, dass sie an
drei oder vier Seiten verschiedenartige Scheiben
tragen können, von denen die jeweilig benutzte
offen bleibt, während die anderen durch licht-
dichte Thürchen verschlossen werden; man kann
so das Einlegen der Platten in die Cassette, so-
wie den ersten Theil der Entwickelung bei rothem,
die weitere Entwickelung bei gedämpftem gelben Licht und die
schliesslich e Beurth eilung des Negatives bei weissem Licht vorneh-
men, indem man nacheinander
die verschiedenen Glaswände
der Laterne benutzt*).
Die Laternen sowohl wie
die mit rothem Cylinder ver-
sehenen Lampen müssen für
den Luftzutritt wie für den
Luftabgang derartig vorgerich-
tet sein, dass directes, von der
Flamme ausgehendes Licht nicht
nach aussen gelange. Zu die-
sem Zwecke wird die zutre-
tende, wie die austretende Luft .^^^^^^^2^^-
durch geeignete Leitungen und "^^^^^^
übereinandergreifende Hülsen im Fig. 52.
Zickzack hin- und hergeleitet;
*) Eine sehr praktische Gonstruction solcher Laterne ist die in bei-
12*
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180 Vierter Abschnitt.
bei den Lateruen geschieht dies durch entsprechende Schornsteine,
während bei den Lampen direct auf den Cylinder eine geeignete
Kapsel aufgesetzt wird; solche Kapseln sind jetzt überall im Handel
zu haben.
Hat man die Dunkelkammer auf die eine oder andere Weise
hergerichtet, so prüft man dieselbe zunächst, indem man,. nach Ver-
schluss des Glasfensters, längere Zeit in derselben bleibt, um das
Auge an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nimmt man kein fremdes
Licht wahr, so öffnet man das Fenster, so dass das Licht in der
Weise, wie man es beim Arbeiten benutzen will, einfällt, oder zün-
det, wenn man eine Lampe anwenden will, diese an und legt eine
sensibilisirte Platte in einiger Entfernung von der Lichtquelle auf
den Arbeitstisch.
Bedeckt man einen Theil der Platte mit einer Pappe oder dergl.
und entwickelt nach ca. 15 -> 25 Minuten langem Liegen die Platte
in der gewöhnlichen Weise, so darf zwischen dem bedeckt gewesenen
Theil und dem. unbedeckten kein Unterschied hervortreten.
Ist die Platte in beiden Theilen gleich, so ist die Dunkelheit,
sowie die Art der Beleuchtung für das Arbeiten mit Trockenplatten
vollkommen genügend, ist der bedeckte Theil der Platte heller
als der unbedeckte, so liegt ein Fehler entweder im Zutritt fremden
Lichtes in die Kammer oder in nicht genügender Dämpfung des
Lichts durch das rothe oder orangegelbe Glas.
Für den Fall, dass man nicht ein vollständiges Zimmerchen zur
Verfugung hat, genügt es vollkommen, sich die Ecke eines Zimmers
mit einer dichten Tapetenwand abzuschlagen, oder sich ein grösseres,
spindenartiges Gelass bauen zu lassen, an welchem man dann die
eben erwähnten Beleuchtungsvorrichtungen anbringt. Wenn irgend
möglich, soll man jedoch den Dunkelraum nicht zu klein wählen,
weil sonst die Bewegungen in demselben gehemmt, und bei länge-
rem Arbeiten die Wärme unangenehm und die Luft unerträglich
wird. —
folgender Zeichnung wiedergegebene einer amerikanischen TrockenpUtten-
lateme, deren Anwendung sich nach dem Gesagten von selbst ergiebt.
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I. Allgemeines. Igl
Sonstige Einrichtungen in der Dunkelkammer.
Dicbt unter dem Fenster der Dunkelkammer bringt man am
besten den Arbeitstiscb an und zwar derart, dass man, vor dem
Tisch auf einem Schemel sitzend, nach dem Fenster blickt.
Die Tischplatte besteht am besten aus gutem, starkem Etchen-
iiolze und ist ringsum mit einem etwa 2 mm hohen Rande umgeben.
Durch diesen Rand wird ein Ueberfliessen etwa vergossener Losungen
vermieden, vielmehr laufen dieselben, wenn die Tischplatte nach einer
Ecke hin schwach geneigt ist, und diese Ecke ein kleines, in einen
untergestellten Eimer mündendes Abflussrohr trägt, in letzteren ab.
— Befindet sich in der Mitte des Tisches, oder etwas seitlich vom
Fenster, eine in den Tisch eingelassene, wannenartige Mulde aus Blech
oder Porzellan, die ebenfalls einen in den Eimer mündenden Abfluss
hat, so ist das Arbeiten ein recht bequemes und sauberes.
Kann man das zum Waschen etc. nothige Wasser nicht direct
von einer Wasserleitung abzweigen und in die Dunkelkammer leiten,
so bringt man, je nach den räumlichen Verhältnissen, ein Blechreser-
voir idnerhaJb oder ausserhalb des Raumes an und verbindet es
mittelst Rohres oder Gummischlauches mit einem Hahne, welcher
sich' über der wannenartigen Vertiefung des Tisches befindet. —
Die Reservoire müssen natürlich gegen Staub durch geeigneten
Verschluss geschützt sein. Benutzt man statt blecherner Reservoire
grossere Glas- oder Steingutflaschen, so versieht man dieselben mit
einem Stopfen, durch den ein mit losem Wattepfropf versehenes
Glasrohr reicht und den Zutritt der Luft vermittelt. Hat- man keine
mit Oeffnung am Boden versehene Flasche oder Kruke , so kann
man sich dadurch leicht und gut helfen, dass man den Stopfen
doppelt durchbohrt und in die eine Durchbohrung das zum Luft-
zutritt bestimmte, kurze, mit Watte verschlossene Rohr steckt, in die
andere ein bis auf den Boden des Gefässes reichendes Glasrohr,
das oberhalb des Flaschenhalses zweimal rechtwinklig (U-formig)
umgebogen und dann an die zum Tisch führende Leitung an-
schlössen ist.
Ist das Rohr einmal angesaugt, dann läuft das Wasser selbst-
ständig beim Oeffnen des Hahnes nach; übrigens kann man auch
das Ansaugen dadurch umgehen, dass man das kürzere, nur durch
den Stopfen reichende Glasrohr ebenfalls U-förmig umbiegt und mit
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182 Vierter Abschnitt.
einem nach unten hängenden Schlauch verbindet, in welchen man
dann nur hineinzublasen braucht, um durch den Luftdruck das
Wasser in die Leitung zu treiben. —
Zur Benutzung eignet sich, wenn Regenwasser nicht zur Ver-
fügung steht, jedes klare, nicht riechende und nicht zu harte
Brunnenwasser.
Zu beiden Seiten des Fensters, an der Vorderwand und den
übrigen Wänden des Dunkelraumes befinden sich verschiedene Re-
gale, auf welchen man die Lösungen für die Arbeiten, die die Platten
enthaltenden Kästen, die Cüvetten und Schaalen hinstellt.
Es ist unerlässlich, dass jede einzelne Flasche genau und
deutlich signirt sei und dass sie ihren ganz bestimmten Platz auf dem
Regale habe, auf den sie stets und mit strengster Peinlichkeit hinge-
stellt wird. Nur wenn die musterhafteste Ordnung im Dunkelraum
gehalten wird, ist ein rasches und expeditives Arbeiten möglich, und
nur wenn die peinlichste Sauberkeit herrscht, wird man davor be-
wahrt bleiben, gute Bilder zu verderben. In dem ohnehin nur
schwach zu erhellenden Räume ist bei Unordnung nur gar zu leicht,
und ganz besonders bei eifrigem Arbeiten, ein Verwechseln der ver-
schiedenen Agentien möglich; die Folgen solcher Verwechslungen kön-
nen aber ein schon vorhandenes gutes Bild verderben und vernichten ;
ebenso bringen durch Unsauberkeit in der Dunkelkammer verunrei-
nigte Lösungen bald einmal Flecke, Streifen und andere Fehler auf
dem Bilde hervor. —
Beides wird durch deutlich signirte, stets an ihrem Platze ste-
hende und sauber gehaltene Lösungen vermieden. —
Aus demselben Grunde ist die PJatte des Arbeitstisches stets
rein und sauber zu halten, und man thut gut, für jed^ der einzel-
nen Operationen des Entwickeins, Fixirens und Vorbadens besondere,
nur für diesen einen Zweck zu benutzende Schaalen zu verwenden,
damit nicht Spuren der einen Lösung die andere verunreinigen
können. —
Wird nicht in dem Dunkelraum gearbeitet, so lüftet man den-
selben in der freien Zeit möglichst gut durch, damit er bei der
Benutzung mit möglichst frischer Luft erfüllt sei und nicht das
Arbeiten durch stickige Luft und Dunst unbequem und beschwer-
lich mache. —
Eine möglichst gute, fremdes Licht in die Dunkelkammer nicht
einlassende Ventilation ist, wenn angänglich, sehr zu empfehlen. —
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IL Negativprocess. 183
II. Negativ-Proeess.
1. Die Platten und ihre Behandlung vor der Aufnahme.
Die erste Operation, welche man in dem Dunkelraum, behufs
Ausführung einer pbotographischen Aufnahme vornimmt, ist:
das Einlegen der Platten in die Cassette.
Da die benutzten Platten sehr lichtempfindlich sind, so nimmt
man diese Manipulation nicht in unmittelbarer Nähe der den Raum
beleuchtenden Lampe oder Scheibe vor, sondern zieht sich etwas
von derselben zurück, um jede Spur einer Einwirkung zu vermei-
den. Man zieht am besten die matte Scheibe oder den rothen Vor-
hang vor das Fenster. Die Platten nimmt man vorsichtig und mit
sauberen, trockenen Fingern aus ihrem Kasten und betrachtet
sie zunächst, indem man, um die Vorderseite, d. h. die mit der
Emulsion belegte Seite, zu erkennen, sie fast wagerecht so hält,
dass sie die Lichtquelle wiederspiegeln. Man vermeide hierbei zu
grelles und zu lange wirkendes Licht, weil sonst leicht Schleier ent-
stehen können.
Hat man die sensibilisirte Seite der Platte, die leicht an der
matten Oberfläche kenntlich ist, gefunden, so befreit man dieselbe
durch sanftes üeberwischen mit einem reinen, weichen Tuche
oder einem weichen Haarpinsel von etwa vorhandenen Staubtheil-
chen und legt sie dann, mit der empfindlichen Seite dem Schieber
zugekehrt, in die Cassette.
Vor dem Einlegen der Platte hat man füglich die Cassette
durch wiederholtes Klopfen und Hin- und Herschieben des Schiebers
von allen verhandenen Staub- und Holztheilchen befreit. Die aus
der Cassette auf die Platte fallenden oder von der Platte nicht ab-
gewischten Staubtheilchen würden nämlich auf dem Bilde störende
Lichtflecke und Disharmonieen hervoiTufen, ebenso wie Berührung
der Platten mit feuchten, schweissigen oder gar mit Reagentien be-
netzten Fingern stets hässliche und nicht zu vertilgende Flecke auf
der Platte hervorrufen. —
Ist die Platte eingelegt, so schliesst man die Cassette, überzeugt
sich nochmals davon, dass der Schieber vollständig zugeschoben und
durch den entsprechenden Wirbel am Oeffnen verhindert ist, hüllt die
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184 Vierter Abschnitt.
Cassette dann in ein dunkles Tuch, oder birgt sie in einer Tasche
des Rockes und schreitet nun zur Aufnahme.
Ehe ^ir zu den nach Vollendung der Aufnahme erfolgenden,
die Entwickelung und Fixirung des Bildes bezweckenden, weiteren
Operationen übergehen, wollen wir im Kurzen die Art der Ver-
packung und Beschaffenheit der fertig in Handel kommenden Hatten
erwähnen, da der Mikrophotograph wohl niemals in die Lage lommt,
sich seine Trockenplatten selbst zu bereiten, dieselben vielnehr viel
bequemer und sicherer von renommirten Handlungen fertig beziehen
wird (siehe S. 173 u. ff.). —
Die trockenen, fertigen Bromsilbergelatineplatten müssen, wenn
sie sich gut halten sollen, vor Licht und Feuchtigkeit und vor Be-
rührung mit fremden Körpern gut geschützt werden. Man verpackt
sie deshalb in lichtdichten Kästen und zwar derart, dass sie nicht
in gegenseitige, unmittelbare Berührung mit ihren sensibilisirten
Flächen kommen. Das Zwischenlegen ganzer Papierblätter ist des
halb nicht gerathen, weil das Papier in Folge seiner mehr oder we-
niger hygroskopischen Eigenschaften nur gar zu leicht Flecke, die
beim Entwickeln deutlich hervortreten, erzeugt. Von bedrucktem
Papier ist selbstredend abzusehen; dasselbe bringt, analog den Hauch-
bildern, einen derartigen Eindruck auf die Platten hervor, dass die
Schriftzüge beim Entwickeln deutlich erscheinen. —
Man verpackt deshalb die Platten derart, dass man in den
Kästen, welche einen übergreifenden, die eine der kurzen Seiten ver-
tretenden Deckel haben, Nutben anbringt, in welche die Platten
entweder zu je zweien, mit der Rückseite (Glasseite) aneinanderge-
legt, eingeschoben werden (Schüler & Günther, Berlin) oder jede
für sich in besonderer Nuthe stehen.
Solche Kästen, wie sie sehr hübsch aus starker Pappe z. B.
von der Firma Schüler & Günther geliefert werden, ohne einen irgend
merklichen Kostenaufschlag auf die Platten zu verursachen, eignen
sich auch sehr gut zum Aufbewahren der zum sofortigen Gebrauche
vorräthigen, vorher anders verpackt gewesenen Platten in der Dun-
kelkammer. —
Andere Fabrikanten verpacken die Platten in flachen Kästen
und trennen sie von einander in der verschiedensten Weise:
Simeons klebt auf die Ecken der Platten rückseitig Oblaten
auf; Dr. Heid trennt sie durch kleine Schuhe, die er durch Zusam-
menkniffen eines quadratischen Papieres in der Mitte und nochma-
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II. Negativprocess. 185
lig«8 mittleres Umkniffen des entstandenen Rechtecks zum Quadrat
fertigt und über die Ecken der Platten zieht; wieder Andere legen
an den kürzeren Endseiten der Platten schmale Oarton streifen oder
ü-formig gebogene, je zwei mit der Glasseite zusammenliegende
Platten an den Rändern umfassende Papierstreifen. Jnglis endlich
trennt die Platten durch zwei an den g^enüberstehenden Seiten
liegende, sehr lange Schnüre, welche, mit ihrem einen Ende am Boden
des Kastens befestigt, zwischen den einzelnen Platten schlangen-
förmig hin und her gelegt werden und beim Anziehen des anderen
Endes immer die oberste Platte abheben. —
Zum Aufbewahren stellt man die Platteokästen am besten in
einen kleinen Wandschrank, der, mit lichtdicht und gut schliessen-
der Thüre versehen, in seinem Innern ein zur Absorbirung der
Feuchtigkeit dienendes Glas mit Chlorcalciurastücken oder eine
Schaale enthält, die mit in Schwefelsäure getränkten Bimsstein-
stückchen gefüllt ist. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, dass die
Trockenplatlen sich an einem trocknen Orte fast unbegrenzte Zeit
halten, ja sogar durch das sogenannte Ablagern sich bis zu einem
gewissen Grade bessern, dass sie dagegen beim Liegen an einem
feuchten Orte bald verderben und verschleierte Bilder liefern. —
Manche Sorten geben bei sehr langem Lagern einen Rand-
schleier, der sich mit der Zeit immer weiter nach der Mitte hin
verbreitet; doch ist dieser Fall selten. — Im Allgemeinen arbeiten
ältere Platten brillanter, reiner und haben viel weniger Neigung zum
Kräuseln als frische. — —
Neben dem Wandschrank zum Aufbewahren der Platten hat
man passender Weise noch ein kleineres, für ein Paar Platten aus-
reichendes, mit hermetisch schliessenden, durch Filz oder dergleichen
dichtgemachten Deckel versehenes, zweites Kästchen angebracht,
auf dessen Boden ein kleines Büchseben mit sandfassartig durch-
löchertem Deckel steht. In dieses Büchschen bringt man einen
mit Ammoniak getränkten Schwamm oder Watte, und es wird als-
bald der Kasten mit Ammoniakdämpfen erfüllt werden.
Legt man die Platten kurz vor ihrer Exposition in diesen
Kasten und räuchert sie einige Minuten mit den Ammoniakdämpfen,
so sind sie ganz erheblich empfindlicher als zuvor und arbeiten
auch viel detailreicher. Vor dem Entwickeln mit Eisenoxaiat
muss man natürlich so geräucherte Platten, um ein Niederschlagen
von basischen Eisensalzen auf der Platte durch das Ammoniak zu
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186 Vierter Abschnitt.
verhüten, abspülen, was bei dem Pyrogallusentwickler selbstver-
ständlich nicht nöthig ist. —
Anstatt die Platten in Ammoniak dämpfen zu räuchern, kann
man sie, was jedoch gefährlicher ist, auch in einer Lösung von
1 — 7 7o gewöhnlichem Ammoniak in Wasser baden und dann trock-
nen. — Ein Zuviel an Ammoniak bewirkt jedoch leicht Sohleier-
bildung und muas man deshalb lieber mit zu schwacher, als mit zu
starker Lösung arbeiten. —
Auch bei Azalinplatten fand Vogel die Ammoniakräucherung
wirkungsvoll. Die Wirkung des Ammoniaks auf das Bromsilber er-
klärt sich wahrscheinlich durch seine theils lösende, theils die Mo-
lecüle lockernde Kraft. —
Schnelle Folge der Anfnahmen.
Nachdem die exponirte Platte in der geschlossenen Cassette in
die Dunkelkammer zurückgebracht ist, wird sie entweder sofort oder
auch nach beliebig langer Zeit entwickelt, d. h. das bis dahin latente,
nicht sichtbare Bild wird durch Einwirkung geeigneter Reagentien
zum Vorschein gebracht, hervorgerufen. Während man bei dem
früher üblichen nassen Verfahren diese Entwickelung sofort nach
der Exposition vornehmen musste, noch bevor die Platte getrocknet
war, weil man sonst Trockenflecken erhalten hätte, kann man bei
den Trockenplatten die Entwickelung beliebig lange nach erfolgter
Exposition hinausschieben und z. B. mehrere Aufnahmen hinterein-
ander ausführen, um dann mehrere Platten hintereinander fortlaufend
zu entwickeln. —
Gerade in dieser Möglichkeit, die Platten längere Zeit nach der
Exposition aufbewahren zu können, ehe man sie entwickelt, liegt
ein grosser Vorzug der Bromsilbergelatine auch für die Mikrophoto-
graphie.
Der Experimentator kann seine Vorrichtungen am mikrophoto-
graphischen Apparate ausführen, nach Einstellen des gewünschten
Bildes die bereit gehaltene Plätte sofort an Stelle der Einstell-
scheibe setzen und mit der Aufnahme beginnen; nach Beendigung
derselben braucht er nicht erst die Entwickelung vorzunehmen und
eine neue Platte zur zweiten Aufnahme vorzubereiten, er kann viel-
mehr, nachdem er sich nur durch einen Blick auf die Einstellscheibe
von der unveränderten oder günstigen Lage des Objectes überzeugt,
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II. Negativprocess. 187
sofort eine zweite Platte einschieben und mit ihr eine neue Auf-
nahme machen. Kennt er die Empfindlichkeit seiner Platten und
die actinische Kraft seines Lichtes, was besonders beim Arbeiten
mit künstlichen, Consta nten Lichtquellen bald der Fall sein wird,
genau, so hat er nicht nöthig, sich erst nach jeder Aufnahme über
den Erfolg derselben durch Entwickelung des Bildes zu informiren,
kann vielmehr hinter einander gleichmässig am Aufnahmeapparate
fortarbeiten, um dann später die Arbeiten der Entwickelung, Fixi-
rung etc. in der Dunkelkammer ebenfalls sozusagen in einem Zuge
durchzuführen.
Dass durch solch' ein zusammenhängendes Ausführen der Ope-
rationen das Arbeiten sehr erleichtert und vereinfacht wird, ist
klar, ebenso wie es einleuchtet, dass ein unmittelbares Aufein-
anderfolgen mehrerer Aufnahmen hintereinander sowohl, wie so-
fort hinter der Einstellung, bei vergleichenden Versuchen und bei
Aufnahmen von beweglichen oder veränderlichen Objecten
geradezu unentbehrlich ist. — Aus diesem Grunde wird der
Mikrophotograph auch stets wohl daran thun, sich nicht mit einer
Cassette zu begnügen, sondern mehrere, wenn möglich, Doppel-
cassetten im Besitze und Gebrauch zu haben. —
2. Apparate und Utensilien für die photographischen
Operationen.
Bei dem auf die Exposition folgenden Fertigmachen des Bildes
selbst, wie bei vielen späteren Operationen werden nun in steter
Wiederholung immer wieder gleichartige Gefässe und Apparate ge-
braucht, so dass es angezeigt scheint, ehe wir auf die technische
Ausführung der einzelnen Manipulationen eingehen, zuvor diese beim
Negativprocess wiederholt zur Anwendung kommenden Hülfsapparate
schematisch näher zu betrachten. —
Zunächst müssen verschiedene der zu benutzenden Lösungen,
da sie in gemischtem Zustande leicht zersetzlich und wenig haltbar
sind, erst kurz vor ihrem Gebrauche vereinigt werden und zwar
nach ganz bestimmten, quantitativen Yerhältnissen.
Um dies zu ermöglichen, bedient man sich entweder für ein
ganz bestimmtes Volumen abgestimmter Gefässe, die an der Stelle,
bis zu welcher sie gefüllt werden sollen, eine deutliche Marke tra-
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188
Vierter Abschnitt.
gen, oder man benutzt solche Gefasse, welche jedes beliebige Vo-
lumen abmessen lassen.
Erstere Gefösse stellt man sich - durch Ausmessen von geeig-
neten Bechergläschen oder Cylindern und Markiren der betreffenden
Oberflächenstände durch Aetzmarken*) selbst dar, letztere erhält
man im Handel als Messcylinder, und haben dieselben den ganz
entschiedenen Vorzug, dass sie für verschiedene Flüssigkeitsmengen
und- verschiedene Mischungsverhältnisse gleich gut zu gebrauchen
sind. Man -wählt möglichst schlanke, am besten 100 — 200 ccm fas-
sende, in Cubikcentimeter getheilte, mit Ausguss versehene Mess-
cylinder. Je schlanker die Cylinder nämlich sind, desto genauer
lassen sich kleinere Theile in denselben ablesen, und
desto leichter kann man sie beim Mischen zweier
Losungen mit der Handfläche verschliessen. —
Für Zusatz ganz geringer Flüssigkeitsquanten in
Tropfen bedient man sich, wenn man nicht im Ab-
tropfen aus Standflaschen geübt ist, sogenannter
kleiner Tropfgläser. Dieselben bestehen aus einer
an einem Ende in eine Spitze ausgezogenen, am an-
deren Ende durch Gummi verschlossenen Glasröhre,
oder aus einem ganz engen, nach Tropfen calibrir-
ten, einseitig geschlossenen Cylinderchen mit Tülle,
oder endlich aus einem Fläschchen mit eingeschliffenem
Glasstöpsel, der der Länge nach zwei seitliche, einander diametral
gegenüberstehende Auskehlungen hat, von denen die eine bis an ein
seitlich in dem Hals befindliches Loch, die andere bis an die gerade
gegenüber am Halse der Flasche befindliche Tülle reicht. Wird das
Fig. 53.
*) Zum Zeichnen für Glas bedienen wir uns folgender Dinte, die mit-
telst einer Gänsefeder die Signaturen auf Glas aufschreiben lässt und
dauernd als Mattschrift einätzt; da man auf diese Weise auch Negative
und dergl. leicht und gut zeichnen kann, geben wir das Recept: Man
fälle aus Chlorbaiiumlösung durch Schwefelsäure den Baryt als Schwer-
spath aus, sammle und .trockne ihn auf einem Faltenfilter; alsdann mische
man das so erhaltene, in einem Mörser fein zerriebene Pulver mit einer
gleichen Menge Fluorammoniums und füge hierauf so lange käufliche
Fluss-Säure hinzu, bis nach tüchtigem Durchschütteln eine dickflüssige,
zum Schreiben geeignete Dinte entseht. Dieselbe muss, da sie Glas ätzt,
selbstredend in Platin- oder Kautschuck-Gefössen bereitet und auch auf-
bewahrt werden. —
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n. Negativprocesa. ^ 189
Fläschchen geneigt, so kann man durch Aufhalten eines Fingers
auf die seitliche Halsöffnung den Luftzutritt genau reguliren und
somit die Flüssigkeit gauz nach Belieben durch die andere Aus-
kehlung und die Tülle flies-
ßen lassen. Dreht man nach / gl
dem Gebrauch den Stöpsel um ^^jS^^^feiS^^^^h^^^
90^, so kommen die Eeh- I ^""H^^K jjffi^^^^^^ftjBftit^
lungen an nicht offene Stellen ((i**"^^^BB|^^H|Ä|g^^^^*^^||
des Flaschenhalses und die ^^^^^^^^l^^^^fe^l
Flasche ist dann vollständig ^^^^^^^^^^BE
geschlossen (siehe Fig. 54). ^^^^^BBr
Nächst dem Mischen der p, ^^
Lösungen zu einander, ist
die Behandlung der Platten mit denselben eine sich vielfach wieder-
holende Operation, die man früher, beim nassen Verfahren, mit
Vorliebe in aufrecht stehenden Cüvetten vornahm, während mau
jetzt beim Trockenplatten- Verfahren allgemein Schaalen benutzt.
Diese Schaalen werden aus Glas, Porzellan, Papiermasse, Hart-
gummi und Blech mit Lacküberzug gefertigt. Die Blechschaalen sind
nur dann zu empfehlen, wenn sie mit einem guten, in allen Theilen
deckenden Lacküberzug versehen sind, so dass nirgends Metall mit
•den Lösungen in Berührung kommt. Die Grösse der Schaalen richtet
sich nach den Maassen der benutzten Platten, doch arbeite man
nicht mit für die Platten gar zu kleinen Schaalen, weil dadurch das
Herausnehmen der Platten erschwert wird. —
Damit beim Behandeln der Platten in den Schaalen die Reaction
beschleunigt, und die Platte gieichmässig mit den Lösungen bedeckt
werde, setzt man die Schaalen in wiegende Bewegung; man kann
dies durch blosses Hinundherneigen mit der Hand bewirken oder
indem man die Schaale auf einen Holzrahmen mit wiegenförmig ge-
bogenen Läufern setzt.
Zum continuirlichen Hiuundherwiegen sind sogenannte Schau-
kelapparate construirt, die in einem auf dreikantiger Schneide wip-
penden, die Schaale tragenden Rahmen bestehen, dessen Träger an
den Arbeitstisch angeschraubt wird, während der auf demselben
ruhende Rahmen durch einen abwärts hängenden, unten mit schwerem
Gewicht versehenen, hin und her pendelnden Stab bewegt wird. —
Zum Herausnehmen der Platten aus den Schaalen dient, wenn
man das Beschmutzen und Färben der Finger vermeiden will, ent-
Digitized 6y
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190 Vierter Abschnitt.
weder ein umgebogener Nagel, ein Messer, ein Schlagring, wie er
für die Zither gebraucht wird, oder noch besser der von Braun ge-
fertigte Plattenheber, der aus einer auf den Finger zu steckenden,
federnden, den Hebehaken tragenden Blechhülse besteht und um ein
Billiges (0,5 M.) käuflich zu haben ist —
Zum Abspülen der Platten mit Wasser dient entweder die mit
Hahn versehene, vom oben erwähnten Reservoir herkommende
Schlauchleitung, die mit einfachem oder brausen artigem Mundstück
versehen wird, oder es reicht, in Ermangelung der Wasserleitung,
vollständig eine gewöhnliche Spritz- oder Giessflasche aus. —
Die Einrichtung der Dunkelkammer wird endlich noch durch
eine kleine Sanduhr in Thermometerform vervollständigt, die beim
Beginnen des Entwickeins umgedreht wird und am jeweiligen Stande
des Sandes 1 — 10 Minuten ablesen lässt. — —
Zum Auswaschen det fertig entwickelten und fixirten Platten
bedient man sich sogenannter Waschkästen. Dieselben sind, da
dies Waschen längere Zeit und laufendes Wasser erfordert, aber im
freien Lichte geschehen kann, zum Ansetzen an die Wasserleitung
construirt und für die Aufnahme mehrerer Platten auf einmal
eingerichtet. —
Sie bestehen in oblongen Blechkästen, in denen die Platten
neben einander in aufrechter Lage hingestellt und von laufendem
Wasser umspült werden. Bei den einen wird das Wasser oben zu-
und am Boden abgelassen, bei anderen in umgekehrter Folge.
Die Platten werden in den Kästen entweder durch am Boden
angebrachte Leisten, mit denen im oberen Theile des Kastens die
langen Seiten verbindende Querstäbe correspondiren, in ihrer Stellang
gehalten, oder sie stehen in an den Längswänden angebrachten, genau
mit einander correspondirenden Nuthen.
Andere Constructionen tragen die Platten wiederum in eigenen,
aus Draht gefertigten Ein satzkör beben odertheilen die Kasten durch
Scheidewände, die alternirend das Wasser einmal oben, das andere
Mal am Boden durchlassen, in verschiedene Fächer, in die dann die
Platten gesetzt werden und zwar so, dass die eben dem Fixirbade
entnommenen Platten dem Ausfluss am nächsten zu stehen kommen^
und dann immer weiter, beim Herausnehmen der am längsten ge-
waschenen Platten am Zufluss, nach diesem hingerückt werden.
Auf diese letztere Weise ist eine starke Bewegung des Wassers
bedingt, und kommt das reinste, noch nicht benutzte Wasser zunächst
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II. NegativprocesB.
191
mit den fast voUstäodig gewaschenen Platten in Berührung, um den-
selben die letzten Spuren Fixirnatrons zu nehmen, während die
salzhaltigeren Waschwässer mit den am Abflijiss eingesetzten, noch
stark natronhaltigen Platten zusammenkommen; es ist so die grosste
Ausnutzung des Wassers bei gründlichem und verhältnissmässi^
schnellem Waschen der Platten ermöglichte —
Verfasser hat zur Erreichung desselben Zweckes seinen Wasch-
kasten derartig construirt, dass derselbe am Boden keilförmig ge-
schnittene Nuthen trägt, an welche sich abwechselnd, je einmal auf
der rechten, dann wieder auf der linken Längs wand des Kastens,
eine Seitennuthe anschliesst. Der Kasten ist für die grosste Sorte
der anzuwendenden Platten passend, kann dann aber für alle Platten-
sorten abwärts gleichfalls und zwar gleichzeitig benutzt werden.
Fig. 65.
Dadurch, dass die in der ersten Bodennuthe stehende Platte sich
in die rechte Seitennuthe einlegen muss, die in der zweiten Bodennuthe
stehende in die linke Seitennuthe, die dritte wieder rechts, die vierte
links und so fort, muss natürlich das bei der ersten Platte zuflies-
sende Wasser in dem Kasten zwischen den einzelnen Platten immer
von links nach rechts, dann wieder umgekehrt, also in Schlangenlinie,
fliessen und wird deshalb dieselbe Wirkung haben, wie es in dem
vorher beschriebenen Apparate der Fall ist. —
Die noch weiter construirten Waschapparate, bei denen die Platte
unter dem Wasserstrahl dynamisch gedreht wird, sind ebenso vde
die Schaukelapparate mit ührwerkantrieb wohl für grosse photogra-
phische Ateliers, bei denen es sich täglich um das Waschen sehr
vieler Negative handelt, von Bedeutung, für den Mikrophotogräphen
aber ohne Belang. —
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192 Vierter Abscbnitt.
Nach dieser Abschweifung zu den beim Negs^tivprocess anzuwen-
denden Apparaten kehren wir wieder zum Process selbst zurück. —
Die exponirte Platte zeigte nach dem Herausnehmen aus der
Classette, noch kein äusserlich erkennbares Bild; das in der £mul*
810Q durch Agitiren (Emulsioniren) fein zertheilte Bromsilber ist
jedoch an den vom Licht getroffenen Stellen in minimaler Menge
zu Silberbromür reducirt und hat dadurch die Eigenschaft gewonnen,
dass es beim Behandeln mit Reductoren (Eisenoxydulaalzen, Pyro-
gallussäure etc.) geschwärzt wird«
Die gelbe Emulsionsschicht wird demnach bei diesem Behandeln
mit reducirenden Lösungen an den belichteten Stellen schwarz werden,
an den nicht belichteten Stellen hingegen gelb bleiben, während die
Halbtöne auch auf der Emulsionsschicht als Halbtöne auftretea wer-
den, allerdings in Bezug auf ihre Intensität in umgekehrtem Ver-
hältniss. — —
Auß diesem Grunde, weil alle Lichter Schatten und alle Schatten
Lichter werden, hat man denn auch die zuerst erhaltenen Glasbilder
^Negative'' genannt.
Die Erzeugung des sichtbaren Bildes aus dem latenten bezeich-
net man mit:
3. Hervorrufung oder Entwickelung.
Zur Herrorrufung werden bei Bromsilbergelatine im Wesent-
lichen folgende Agentien angewandt, nach denen auch die hervor-
ragendsten Entwickler ihren Namen führen: 1. Eisenoxalat, 2. Pyro-
gallol mit Zusatz verschiedener Alkalien, seltener 3. Hydrochinon,
4. Hydroxylamin und 5. Natriumhydrosulfit. —
Da letztes Salz sehr leicht zersetzlich ist und zudem noch län-
gere Expositionszeit der Platten erfordert, hat es wohl als Zusatz
zum Entwickler, nicht aber für sich als Entwickler so hohen Werth,
dass es hier eingehend zu besprechen wäre.
Dasselbe gilt vom Hydrochinon, dessen Weiter Verbreitung trotz
seiner guten Wirksamkeit der enorm hohe Preis*) hindernd entgegen-
tritt, während auch beim Hydroxylamin der Preis 2) noch ca. 4 Mal
höher ist, als beim Eisenoxalatentwickler. —
*) Das Dekagramm kostet heute noch 1 — 2,20 M., je nach Reinheit
des Präparates.
^) Hiervon kosten 10 Gramm 3,30 M.
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IL Negatiyproqeas. 193
Die Andeutung der letzten drei Entwickler möge deshalb hier
genügen» und es mögen nur der Eisenoxalat-» und der. PyrogaIl6l<^
Entwickler, als die gebräuchlichsten, eingehend besprochen werden., r—
a) Der Oxalat-Entwickler.
Während man früher direct oxalsaures Eisenoxydul und pxäl-
daures Kali nach Carey Lea in Wasser löste, hat jetzt die von Eder
vorgeschlagene, durch Mischung von Eisenvitriol (Fog SO4) . und ' neu-
tralem Kaliumoxalat (K^ C^ O4) entstandene Lösung von Kaliumferro-
Oxalat (KaFeC^Og + HgO) allgemein Eingang gefunden. ' ; '
Man benutzt allgemein eine Lösung' vofi:
A. 1 Gewichtstheil oxalsaurem Kali auf 4 Gewichtstheile Wasser,
B. lOO.Theilen Eisenvitriol, 300 ccm Wasser, ca. 5 Tropfen Schwe-
felsäure,
die man unmittelbar vor dem Gebrauch im Volumverhältniss 4 : 1
mischt.
Da die Eisenoxydullösung sehr wenig haltbar ist und sich bfld
?U Oxyd oxydirt, so thut man gut, sie in besonders hergerichteten,
den Luftzutritt möglichst abschliessenden Flaschen aufzubewahren.
Eisenoxydoxalat setzt sich nach Döbbereiner im. Sonnenlicht in Oxy-
dul unter Kohlensäureentwickelung um, und man kai^n alten, oxy^
dirten Entwickler regeneriren, indem man ihn in verkorkten, oder
mit Oel abgeschlossenen Flaschen dem Sonnenlichte aussetzt. Licht
wird also der Zersetzung des bereits gemischten Entwicklers ent-
gegenwirken, und man deshalb gut thun, den Yorrath an solchem Ent-
wickler am Licht aufzubewahren.
Bewahrt man die Eisenlösung, wie dies Verfasser thut, in klei-
nen ca. 75 — 100 g Fläschchen, die bis in den Hals gefallt sind und
nur wenig Luft enthalten, auf, so ist die Losung sehr lange haltbar;
man hat dann in einer Flasche für ca. 4 — 6 Platten ausreichende
Eisenlösung; selbstverständlich müssen die Fläschchen gut verkorkt
sein, und werden die Korke füglich für längere Aufbewahrung noch,
mit Siegellack oder einem Gemisch von Baumwachs und wenig ve-
netianischem Terpentin überzogen. —
Will man die Eisenlösung nicht getheilt aufheben, so bringt
man sie am besten in eine grössere, mit unterem Tubus versehene
Standflasche, bei der man den Luftzutritt an die Oberfläche der
Jeaerich, Mikrophotograpbie. 13
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194 Vierter Abschnitt.
Lösung entweder durch eine auf der Oberfläche schwimmende Oel*
Schicht (Dr. Burstert), oder durch ein mit Wasser gefülltes, in den
Hals der Flasche eingesetztes Sicherheitsrohr verhindert. — In den
Tubus bringt man entweder ein mit Schlauch und Quetschhahn ver*
sehenes Glasrohr oder ein im Stopfen des Tubus drehbares, S*förmig
gebogenes Glasrohr an, das beim Drehen nach unten die Losung
ausfliessen lässt. —
Ist die Eisenlösung in Folge von Oxydbildung gelb geworden,
so ist sie nicht mehr brauchbar. —
ZumGebrauche mischt man, sobald man die exponirte Platte
aus der Cassette genommen bat, die Eisenlösung mit der Oxalat-
Lösung im Yerhältoiss 1 : 3 bis 1 : 4, giesst sie in die bereit ste-
hende, saubere Schaale, in die man alsdann die Platte legt und
continuirlich hin- und herwiegt. —
Man achte darauf, dass die Platte möglichst gleichmässig vom
Entwickler bedeckt werde und keine freien Stellen zeige. Nach
ca. 20 — 30 Secunden wird alsdann, sofern die Expositionszeit eine
richtige war, das Bild zu erscheinen beginnen und in ca. 3 — 5 Mi-
nuten fertig entwickelt sein.
Es darf nicht plötzlich, mit einem Schlage kommen, sondern
muss zuerst die Details der Lichter und nach und nach diejenigen
der Schatten erkennen lassen. Die Entwickelung ist beendet, wenn
die Details in den Schatten deutlich erscheinen und auch beim Be-
trachten im auffallenden Lichte erkennbar sind. — Die hellsten
Lichter des Bildes, wie z. B. der freie, nicht bedeckte Theil des
Gesichtsfeldes, müssen intensiv schwarz und undurchsichtig sein,
währenddem die tiefen Schatten noch klar, schleierfrei und voll-
kommen durchsichtig bleiben sollen. —
Um für die Entwickelungsdauer einen Anhalt zu haben, ohne
in seiner Aufmerksamkeit von dem Entwickeln abgelenkt zu werden,
benutzt man vielfach eine kleine Sanduhr, die man beim Einlegen
der Platte in den Entwickler umkehrt (siehe oben S. 190). —
Häufig genug wird man Platten erhalten, welche zu lange Zeit
(über-) oder zu kurze Zeit (unter-) exponirt sind, und man hat, um
auch in diesen Fällen noch brauchbare und gute Negative zu erhal-
ten, verschiedene Zusätze zum Entwickler vorgeschlagen, welche
entweder beschleunigend oder aber verzögernd auf den Process wir-
ken sollen.
Von den für den Oxalatentwickler gebräuchlichen Verzögerern
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n. Negativprocess. 195
sind hier die Bromsalzlosungen, Citronensäure und der Wilde'sche
Jodyerzögerer zu nennen; von den Beschleunigern: unterschweflig*
saures Natron und Quecksilberchlorid, —
Die Verzögerer werden wie folgt bereitet:
I. Bromkaliumlosung 1 : 10 in destillirtem Wasser.
II. Wilde'scher Jodverzögerer : 1 g Jod in 200 ccm Alkohol und
200 ccm Wasser gelost.
Die Beschleuniger enthalten:
I. Natriumhyposulfitlösung 1 : 500 bis 1 : 1000 in destillirtem
Wasser*).
II, Quecksilberchloridlösung: 1 : 200.
Die Anwendung der Lösungen geschieht wie folgt:
Zeigen die Platten nach 3 Minuten langer Entwickelung einen
Schleier, so werden dem Entwickler bei der nächsten Platte 1 — 10
Tropfen der Bromkalilösung (I) oder das Doppelte von der Wilde-
schen Lösung (II) zugef>. Die Platten müssen jetzt ohne jede
Verschleierung der Schatten entwickeln, also klarer sein und grös-
sere Kraft, höher'e Lichter zeigen als zuvor. Wird zu viel Brom-
kalium zugefügt, so erreicht man grosse, durch Contraste bedingte
Härte, die für einzelne Aufnahmen, z. B. gewisse Arten von Bacillen,
oft von Werth sein kann. —
Oft kann man eine sehr stark überexponirte Platte noch
vollständig brauchbar durch viel Bromkali machen, wenn man, sobald
alle Details sehr schnell, zusammen, aber dünn erscheinen, sofort die
Platte aus der Schaale nimmt, abspült, und, dem Entwickler viel
(bis 1 ccm auf 10 ccm Entwickler) BromkaUlösung zufügend, dann
weiter entwickelt. —
Man muss natürlich den Bromkali-Zusatz für jede besondere
Plattenart genau feststellen und abstimmen.
Ein Zusatz von Citronensäure zum Entwickler, anstatt der
Schwefelsäure, thut übrigens gleichfalls sehr gute Dienste und liefert
recht klare, contrastreiche Bilder; das quantitative Verhältniss des
Zusatzes ist natürlich der Plattenart hier ebenfalls anzupassen. —
Von sehr guter Wirkung ist gleichfalls noch der von Eugen
*) Photographische Correspondenz 1883, 75 u. 89.
») Photogr. Wochenblatt 1884, 109.
13*
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196 Vierter Abschnitt, ^
Himly^) QHter dem Namen „Excelsipr^ hergestellte Zusatz zu den
Entwicklern 2). —
Derselbe verhindert das Hartwerden der Lichter beim Hervor-
rufen und giebt die hellen Farben klarer und durchgearbeiteter
wieder; die mit diesem Zusatz entwickelten Bilder sind in den
Feinheiten modulirt und nähern sich ihrem richtigen Farbenwerthe, —
Sowohl bei gewöhnlichen wie bei orthochromatischen Platten
haben wir mit dem uns vom Yerfertiger freundlichst zur Verfügung
gestellten Präparat, dessen Zusammensetzung leider Geheimniss ist,
recht gute Resultate erzielt.
Hat man stark unterexponirte Platten, so badet man sie
vor der Entwickelung 1 bis höchstens 2 Minuten in der Hyposnlfit-
losung (1), die man auch durch Zufügung von 1 — 4 Tropfen der
Fixirlösung^) zu 50 ccm Wasser ersetzen kann, lässt abtropfen und
Entwickelt wie gewöhnlich (bei Momentaufnahmen zu empfehlen I).
Das rasch erscheinende Bild bleibt anfangs dünn; will man
tiach dem Erscheinen der Details die Lichter kräftigen und die
Contraste erhöhen, so setzt mau 10 — 20 Tropfen von Wilde's Ver-
zögeter auf je lOÖ ccm des Entwicklers zu und entwickelt hun
öoch 10 Minuten lang weiter; sind auch jetzt die Contraste noch
nicht ausreichend, so fügt man noch 10 — 20 Tropfen Bromkali-
lösung hinzu, um noch weitere 10 Minuten zu entwickeln. Man
erhält so von stark unterexpontrten Platten, wie solche beson-
derd leicht bei zarten, sehr durchsichtigen Objecten, die nicht viel
Licht vertragen können, unvermeidlich sind, sehr schöne, brillante
und contrastreiche Bilder. —
Ist man sich nicht sicher, ob eine Platte lange genug oder schon
zu lange exponirt war, so misst man am besten den Entwickler im
Verhältniss 1:3 ab, mischt aber vorläufig erst ein Viertel der Eisen-
lösung zum Kaliumoxalat und beginnt mit dieser Mischung die Ent-
wickelung. Ein überexponirtes Bild wird durch diesen Entwickler
zur Genüge entwickelt; genügt der Entwickler nicht, so fugt man
nach und nach den Rest der Eisenlösung zu und entwickelt schliess-
lich unter Zusatz von Bromkalium, zur Erhöhung der Contraste,
zu Ende. — - —
») Photogr. Wochenblatt 1885, No. 39, S. 305. — Photograph. Corresp.
1885. No. 303, S. 457.
^) Zu haben bei F. Beyrich, Berlin N., Linienstr. 114.
') Siehe unten: „4. Die Fixirung".
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II. Negativprocess. 197
Em Zusatz von unterschwefligsaurem Natron (5 — 12 Tropfen
pro 100 ccm) erhöht die Zartheit und verringert die Expositions-
dauer, bildet aber leicht Schleier. —
Nach Poclington giebt ein geringer Zusatz von Quecksillier*
Chlorid zum Entwickler grosse Schwärzen und klare Lichter beim
Oxalatentwickler 1). —
Aehnlich wie mit Verzögerem versetzter Entwickler wirkt auch
alter (d. i. längere Zeit bereits gemischter oder schon einmal ge-
brauchter) Entwickler. Man kann recht praktisch die Entwickelung
zuerst mit solchem Entwickler beginnen und, nachdem die Details
auch in den Schatten genügend durchgearbeitet sind, denselben ab-
giessen und nun mit neuem, frisch gemischtem Entwickler das Bild
brillanter machen und zu Ende entwickeln. —
Ob die Expositionszeit eine rich:tig6 war, lernt man sehr bald
an dem Aussehen der Negative beim Entwickeln und nach der Ent-
wickelung selbst schätzen : Zu lange exponirte Platten treten in allen
ihren Theilen gleichzeitig hervor und zeigen bereits nach ganz Icur-
zer Entwickelung die Details auch in den tiefsten Schatten; sie
bilden, ehe man die Lichter bis zur gehörigen Stärke entwickeln
kann, schon einen Schleier über die dunkelsten Schattenpartieen und
werden deshalb dünn und flau.
Zu kurz exponirte Platten dagegen entwickeln die Schatten-
partieen nur zögernd und langsam; sie werden, wenn man auch die
in den tiefsten Schatten liegenden Details scharf und deutlich her-
ausbringen will, bereits in den Lichtern so dunkel geworden sein,
dass die Details in diesen verdunkelt und verdeckt sind. —
tJeberexponirte Negative haben allgemein einen dünnen, flauen
Charakter, sind arm an Contrasten und verschleiert in den Schatten,
ünterexponirte Negative zeigen zu starke Contraste, sind in den
Schatten glatt und durchsichtig, glasig, ohne irgend welche Details. —
Wie man über- oder ünterexponirte Platten noch retten und
vollkommen brauchbar machen kann, ist im Vorstehenden gesagt;
jedoch sei auch hier erwähnt, dass durch zu lange Entwickelung,
besonders bei keinem oder nur zu geringem Bromkaliumzusatz, die
Schatten leicht verschleiern, und das Bild flau werden kann.
Ob zu lange entwickelt ist, erkennt man daran, dass dann auch
die vom Lichte nicht getroffenen Stellen der Platten, besonders die von
1) 1. c. 1884, 82.
/Google
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198 Vierter Abschnitt.
den Ecken der Gassette und der Schieberleiste bedeckten Theile,
verschleiert sind. Sind diese Stellen jedoch klar und durchsichtig,
so liegt die Verschleierung der tiefsten Schatten lediglich an un-
richtiger Expositionsdauer und wird durch entsprechende Zusatz-
losungen corrigirt. — —
An den Oxalatentwickler schliesst sich ebenbürtig der jetzt
immer mehr gebräuchliche
b) Pyrogallol-Entwickler
an, welcher aus einer Lösung von Pyrogallol, schwefligsaurem Natron
(Natriumsulfit} und kohlensauren fixen Alkalien oder kaustischem
Ammoniak besteht. — Zunächst seien hier die Recepte für alle drei
Modifiationen des Entwicklers gegeben:
L n.
A. 100 g Natriumsulfit A. 100 ccm aqua destillata
500 • aqua destillata 25 g Natriumsulfit
14 - Pyrogallol 10 - Pyrogallol
5 — 10 Tropfen Schwefelsäure 3 — 8 Tropfen Schwefelsäure
B. 50 g krystall. Natroncarbonat B. 200 ccm aqua destillata
(trocken 25 g) 90 g Potasche
-500 - aqua destillata. 25 - Natriumsulfit.
m.
A. 100 ccm aqua destillata
25 g Natriumsulfit
12 - Pyrogallol
3—8 Tropfen Schwefelsäure
B. 10 ccm Ammoniak (0,91 spec. Gew.)
40 - Wasser.
Hieran reiht sich noch die Modification des ersten Entwicklers,
der sogenannte ammoniakalische Sodaentwickler von folgender Zu-
sammensetzung :
IV.
A. 1500 ccm aqua destillata
100 g Natriumsulfit
15 - Pyrogallol
B. 500 ccm aqua destillata
50 g Natr. carbonic. cry stall. = 25 g siccum.
2,5 ccm Ammoniak (0,91 spec. Gewicht).
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II. Negativprocess. 199
Bei Bereitung der Standlosuqgen wird in allen 4 Modificationen
zunächst das Sulfit in Wasser gelost und nach erfolgter Losung das
Pyrogallol und die Schwefelsäure zugefugt.
Zum Gebrauche mische man unmittelbar vor der Entwickelung :
bei I: gleiche Theiie von A und B und destillirtem Wasser, bei II:
3 Theiie A, 3 Theiie B auf 100 ccm Wasser, bei IV: 5 Theiie A
mit 1 Theil B, bei III: 1—4 ccm A, 1—4 ccm B unter Hinzufu-
gung von 4 — 60 Tropfen der 10 proc. Bromkaliumlosung') mit
100 ccm Wasser und zwar so, dass man zuerst das Wasser in die
Schaale giesst, dann A und schliesslich B zufugt und mischt; bei
Lösung III ist eine genaue Abstimmung der Lösungen zu einander,
nach den unten zu gebenden Maximen, für die verschiedenartigen
Emulsionen vorzunehmen.
Die Entwickelung selbst geschieht, nach erfolgter Mischung der
Lösungen, in genau gleicher Weise, wie beim Oxalaten t Wickler.
Man kann auch hier zuerst mit altem Entwickler beginnen und
nachher die Kraft durch neuen Entwickler geben. Als VerzÖgerer
wirkt auch hier am besten Bromkaliumlösung (10 proc.) und zwar
sehr energisch; deshalb ist beim Zusatz derselben grosse Vorsicht
geboten. Auch Himly's Excelsior (S. 196) ist recht brauchbar. —
Der Kali- (Potasche-) Entwickler wirkt kräftiger als der Soda-
Entwickler. Der ammoniakalische Sodaentwickler giebt eine dem
Oxalatent Wickler sehr ähnliche, grau schwarze Färbung«
Bei dem ammoniakalischen Sulfit- Entwickler (III) passt man die
Zusatzmengen der Lösungen A und B sowie der 10 proc. Brom-
kaliumlösung den verschiedenen Arten der Emulsion an. — Man
lässt sie, innerhalb der oben gegebenen Grenzen, desto tiefer sinken,
je härter die Platten arbeiten. — Bei einiger Uebung wird man sehr
bald, unter Berücksichtigung des vorher Gesagten, das Richtige
finden können. —
Im Allgemeinen geben die Pyrogallolentwickler mehr braunrothe,
gut deckende, härtere Negative, während die mit Oxalatentwickler
hergestellten Negative einen grau- bis blauschwarzen Ton haben. —
Schliesslich sei hier noch das Recept angeführt, wie es von
Obernetter und Vogel für die oben (auf S. 176 u. ff.) erwähntisn,'
ohne gelbe Scheibe arbeitenden Platten angegeben ist:
1) Siehe oben S. 195.
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200 Vierter Abschnitt.
r • • '■' '■ : • • V. "
A. ' 10 g Pyrogallol (sublimirt)
100 - Alkohol (90proc.)
B. 100 - Natriumsulfit (chemisch rein krystallisirt).
2Ö0 - aqua destillata.
C 100 - Natriumcarbonat (chemisch rein krystallisirt.)
' 200 - aqua 'destillata.
' Man nimmt zur Entwickeln hg von A und C je 5 ccm, von ß
iOccm' und füllt auf 100 ccm mit destillirtem Wässer auf. Will
inän recht kräftige Negative erzielen, oder hat man zu lange ex-
ponirt, so fügt man auch hier zum Entwickler 2 — 5 Tropfen der
rehnprocentigen Bromkalilösung. — —
Hat man die Platte mit dem einen oder dem anderen Entwick-
ler fertig entwickelt und abgespült, so legt man sie ca. 2 Minuten
lang in eine concentrirte Alaunlosung; es wird hierdurch die gelbe
Färbung genommen und grössere Klarheit eintreten. Alsdann spült
man ab und fixirt.
4. Die Fixirung,
die bei' Oxalat- und Pyro-Entwickler gleich ist, nimmt man in fol-
gender Weise vor:
Die gut gewaschenen Platten, welche ev. noch nach der Ent-
wiekelung ein Alaunbad passirt haben, werden im Dunkeln in eine
Lösung von unterschwefligsaurem Natron in Wasser (1 : 4)^) gelegt
und unter stetigem Hin- und Herschwenken in dieser Lösung so
lange belassen, bis jede Spur des gelben Bromsilbers verschwunden
ist, was man besonders gut beim Betrachten des Negatives von der
hinteren Seite her erkennen kann. —
Vielfach wird sogar empfohlen, und das mit Recht, nach dem Ver-
schwinden des Bromsilbers die Platten noch einige Minuten im Bade
zu lassen, damit die schwerlöslichen, letzten Reste des beim Fixiren
entstandenen, unterschwefligsauren Silberoxydnatriums entfernt wer-
*) Statt das Fixirbad im angegebenen Mischungsverhälthiss vorräthig
zu halten, kann man auch eine längere Zeit haltbare, kalt gesättigte
Lösung von Natriumhyposulfit als Vorrathslösung benatzen und davon un-
mittelbar vor der Anwendung soviel wie gerade nöthig ist mit dem dop-
pelten Volumen Wasser mischen. —
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II. Negativprocess. ' 201
deo, da sie sonst, auch nach dem Abspülen mit Wasser, in der
Emulsion yerbleiben und dieselbe am Lichte nachgilben lassen wür-
den. Zudem sind nicht YoUständig von diesem Silbersalz befreite
Platten kaum mit Quecksilber zu yerstärken, da sie hierbei stets
Flecke geben.
Hat man die blatte nicht schon vorher in Alaun gebadet, so
kann 'man dies jetzt noch nachträglich nach sorgfaltigem Abspülen
thun! —
Das Alauniren der Platten hat den Zweck, solche Emulsionen,
welche sich leicht, besonders im Sommer, in Folge ihrer Loslicbkeit
in warmem Wasser, von der Platte ablösen und kräuseln, hieran zu
verhindern und bewirkt bei Pyrogallolentwicklern, wie schon erwähnt,
noch Klärung des Bildes. Durchaus noth wendig für alle Fälle ist
das Alauniren nicht.
Fügt man d^m Fixirbade geringe Mengen Mohr^scben Salzes
(Eiseboxydulammon^ulfat) oder Eisenvitrioles zu, so werden die mit
Pyrogallus entwickelten Platten ähnlich den nach nassem Yerfahren
erhaltenen und verlieren den Gelbschleier; Letzteren kann auch ein
geringerer Zusatz von Wein- oder Citronensäure heben. —
Ist das Fixiren beendigt, so folgt:
5. Das Waschen
des Bildes in den bereits oben näher beschriebenen, geeignet con-
struirten Wasehkasten. Ist man nicht im Besitze eines besonderen
Waschkastens, so kann man sich natürlich auch mit einer Schaale,
in die man von einer Seite das Wasser zu-, von der entgegengesetz-
ten aber ableitet, behelfen. Jedenfalls muss das Waschen immer
sehr gründlich und in genügender Weise durchgeführt werden. —
Bleiben auch nur geringe Spuren des Fixirnatrons in der Emul-
sion, so verfallen die Platten nur allzubald und unweigerlich der
Zerstörung. —
Man muss deshalb besser zu lange, als zu kurze Zeit waschen,
besonders wenn man kein fliessendes Wasser hat, mehrere Stunden,
unter öfterem Wasserwechsel; bei fliessendem Wasser mindestens
30 Minuten.
Haben sich die Platten beim Entwickelungsprocess mit einer
feineu, grauen Schicht (von oxalsaurem Kalk) überzogen, was bei
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202 Vierter Abschnitt.
Benutzung von hartem Brunnenwasser leicht vorkommen kann, so
reibe man während des Waschens mit dem Finger diese Schicht ab.
Es kann dies hier leicht und ohne jede Gefahr für die immer-
hin recht widerstandsfähige Platte geschehen, während es später,
nach dem Trocknen, kaum oder gar nicht mehr möglich ist. Üebri-
gens verschwindet solcher „Kalkschleier^ meist beim Lackiren. -^
Weil das Fixirnatron so energisch zerstörend auf Platten wirkt,
hat man auch vorgeschlagen, die letzten Spuren desselben durch
chemische Mittel zu entfernen. Von den in diesem Sinne anzuwen*
denden Mitteln sind zwar Hypochlorite und Bromwasser von gutem
Effecte, da aber auch Alaun oder Chromalaun dieselbe Wirkung
äussert und gleichzeitig noch den Vorzug besitzt, die Platten vor
dem Kräuseln zu bewahren und beim Pjrogallusentwickler Gelbschleier
zu heben, so können wir dieselben nur angelegentlichst empfehlen.
Die nach dem Fixiren ca. 10 Minuten lang gewaschenen Platten
werden zu dem Behufe in eine kaltgesättigte (oder auch 1 : 20),
wässrige Alaunlösuug ca. 7 Minuten gebadet und dann nochmals
gut gewaschen. — Chromalaun wendet man in 3 proc. Lösung an. —
Selbstverständlich muss da, wo die Gelatine schon während der
Fixirung kräuselt, das Alaunbad schon vorher augewandt, oder dem
Fixirbad zugesetzt werden (nicht so gut). —
Als weitere chemisch wirksame Zerstörer des Fixirnatrons seien
nur erwähnt: Zusatz von etwas (ca. 1%) Salzsäure und Jodjod-
kaliumlösung zum Alaunbad bis zur schwachgelben Farbe oder Baden
der fixirten und gewaschenen Platte in Wasserstoffsuperoxyd (1 : 40)
oder in verdünnte, dunkelgelbe Jodjodkalilösung oder endlich in
Natriumhypochloritlösung. —
Nach diesem Bade wird alsdann nochmals gut gewaschen. —
Sind die Platten auf diese Weise fertig gewaschen und haben
genügende Kraft und Helligkeit, so folgt nunmehr das Trocknen
und darauf das Lackiren.
6. Das Trocknen
geschieht, indem man die gut gewaschenen Platten, nach dem Ab-
laufenlassen, mit einer Ecke nach unten gekehrt, in ein sogenanntes
Trockengestell setzt.
Solche Gestelle bestehen aus zwei, sägebockartigen Füssen, in
deren oberen Schenkeln zwei, mit Nuthen versehene Bretter be-
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n. Negatirprocess. 203
festigt sind, die in diesen Nuthen die Bilder tragen. Da man Bret-
ter mit Nuthen käuflich^) erhalten kann, ist man wohl im Stande,
sich derartige Trockengestelle leicht selbst zu bauen. In ihnen lie-
gen die nach unten gekehrten Ecken der Platten frei in der Luft und
lassen deshalb die Platten sehr gut abtropfen (siehe Fig. 56). —
Will man das Trocknen der Platten beschleunigen, so legt man
sie, nach dem volligen Auswaschen im Wasser, ca. 8 — 10 Minuten
in Alkohol und dislocirt hierdurch das Wasser.
Bei den Perutz'schen orthochromatischen Platten für Exposition
ohne gelbe Scheibe, ist diese Behandlung mit Alkohol unerlässlich.
Flg. 56.
um die nach dem Fixiren, Verstärken oder Abschwächen stets noch
in der Emulsion vorhandene rothe Farbe vollständig zu entfernen,
da sie beim Copiren sehr hinderlich wäre (siehe S. 176). —
So behandelte Platten trocknen zwar schnell, schon innerhalb
einer viertel Stunde, es bilden sich aber leicht regenbogenfarbige
Streifen und Flecken auf der Platte, und wird man deshalb, wenn
nicht im speciellen Falle bei Eile schnelles Trocknen erfordert wird,
lieber langsam ohne Alkohol trocknen lassen. —
Nach genügendem Trocknen folgt alsdann die für die Fertig-
stellung des Negatives letzte Operation:
') In fast allen Handlangen.
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204 Vierter Ät)8chnitt.
7. Das Lackiren.
Zwar sind die Gelatine - Negative an und für sich, gegenüber
den früher üblichen „nassen^ Coliodium- Platten, bedeutend wider-
standsfähiger und schon ohne Firniss oder Lack zum Gopiren ver-
wendbar, doch ist es stets zu empfehlen, dieselben trotzdem mit
einer Lackschicht zu überziehen und höchstens eine bis zwei Probe-
öopieen vom unlackirten Negative zu nehmen. Es können sonst
leicht aus dem Papier bei feuchtem Wetter Silbersalze in die Emul-^
sion übergehen und das Bild fleckig machen und verderben. —
Ehe man zum Lackiren schreitet, überzeuge man sich vorerst
genau und sicher, dass die Platten auch wirklich vollkommen
trocken sind. Noch vorhandene Feuchtigkeit erzeugt nur gar zu
leicht Blasen und Flecke im Negative.
Recht practisch wärmt man vor dem Lackiren die Platte über
einer kleinen Gas- oder Spiritus-Flamme so stark an, dass man die
Rück-(GIa8-) Seite der Platte (die man selbstredend beim Anwärmen
auch der Flamme zukehrt, indem man die an einer Ecke zwischen
Daumen und Zeigefinger gefasste Platte über die Flamme gleich-
massig hin- und herbewegt) noch mit dem Rücken der Hand eben
dauernd berühren kann, ohne sich zu verbrennen (ca. 30 — 40** Gels.).
Wirklich gut trockene Platten leiden durch die Wärme nicht.
Zum Lackiren halte man die Platte, wie beim Anwärmen, zwischen
Daumen und Zeigefinger der linken Hand fest und giesse den Lack
auf der gegenüberliegenden Ecke in reichlicher Menge auf, während
man die Platte hin und her wiegt, so dass der Lack gleichmässig
bis zu der angefassten Ecke sich über die Platte verbreitet.
Wenn möglich, vermeide man ein Berühren des Lackes mit den
Fingern und neige, nachdem die Platte vollständig mit Lack bedeckt
ist, die der gehaltenen entgegengesetzte Ecke etwas abwärts über den
Hals einer Sammelflasche, steigere dann die Neigung der Platte,
unter stetigem Hin- und Herneigen und Bewegen um die Abguss-
ecke als Drehungspunkt, bis schliesslich die Platte eine vollständig
verticale Lage hat; auch dann noch bewegt man die Platte, in
ihrer eignen Ebene um die Ablaufecke als Drehpunkt solange hin
und her, bis keine Spur Lack mehr fliesst. —
Ein üeberfliessen des Lackes auf die Rückseite der Platte muss
th unliebst vermieden werden, da sonst leicht, durch die auf der ent-
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U. Negatiyprocesjät. gQ5
sprechBnden Stelle der Vorderseite, bewirkte langsamere Yerdunstung,
Streifen entstehen können.
Fliesst kein Lack mehr ab, so stellt man die Platte an einem massig
warmen, absolut staubfreien Ort zum Trocknen auf. Lack sowohl
wie Platte müssen natürlich absolut frei von Staub und suspendirten
Theilen sein ; man achte deshalb auf Reinlichkeit des Halses der
Lackflasche und gies^e besser, um Verunreinigung des Lackvorrathes
zu vermeiden, den von d^n lack irteu Platten ablaufenden Lack in
eine ;be8ondere Sammelflasche, aus der man ihn ja immer noch,
sofern er rein geblieben, zum übrigen Lacke giessen kann.
Der, Lack ist in ganz vorzüglicher Qualität käuflich ^) zu erhal-
ten und wir4 man ihn deshalb woh) kaum selbst darstellen. — — ^
Da man zuweilen auch in die Lage kommen kann, an schon
lackirten Platten Aenderungen, wie Verstärken oder Abschwächen
und.dergl., vornehmen zu wollen, oder rissig und schlecht gewordene
Lacküberzüge zu entfernen und durch neue zu ersetzen, sei hier
noch
8. das Ablackiren der Negative
erwähnt. Bei den sehr haltbaren und widerstandsfähigen Gelatine-
Negativen kann diese Manipulation ohne jede Schädigung der Bild-
schicht wie folgt geschehen :
Man bade die Platte in Alkohol absölutus ca. eine Viertelstunde,
dann nochmals in frischem, reinen Alkohol und kann sogar nach dem
ersten Bade die Oberfläche der Platte mit einem weichen Lappen vor-
sichtig abreiben, ohne irgendwie die Schicht zu gefährden.
Nach Entfernung der Lackschicht lackirt man entweder von
Neuem, oder dislocirt, wenn man weitere Operationen mit wässrigen
Losungen vornehmen will, vorher den Alkohol durch Einlegen der
Platten in Wasser auf ca. eine Viertelstunde. —
*) Ganz vorzüglichen Lack liefern Wittich & Bonkendorffi, Berlin N.
Derselbe ist kaum gefärbt, sehr dünnflüssig und trotzdem sehr wider-
standsfähig. — Als Recept für selbstzafertigenden Lack diene übrigens:
100 Theile Alkohol (90%tig), 10 Theile Schellack (gebleicht), 1 Theil
Benzoe (Benecke). —
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206 Vierter Abschnitt.
Obwohl man im Allgemeinen bei einiger Erfahrung und üebung
den Negativen schon beim Entwickeln selbst durch ev. Zusatz eines
geeigneten Beschleunigers oder Yerzogerers die nöthigen Contraste
und Kraft geben wird, so kommen doch noch oft genug, auch
selbst dem geübten Praktiker, Fälle vor, in denen er bereits fertig
fixirte Negative noch schwächen oder verstärken möchte. Beson-
ders wird man solche Fälle dann haben, wenn man durch eine
Probe-Copie sich von den Mängeln des Bildes überführt hat,—
Wie man bereits lackirte Negative wieder für solche Operationen
brauchbar macht, ist soeben gesagt; bei noch nicht getrockneten
Negativen kann die Behandlung unmittelbar nach dem Waschen,
bei getrockneten, aber noch nicht lackirten Negativen entweder un-
mittelbar oder auch nach vorherigem Wiederaufweichen der Gelatine
in einem Bade von destillirtem Wasser erfolgen. —
Im Allgemeinen empfiehlt es sich, die Platten vor dem Ver-
stärken trocknen zu lassen, weil dann die Reaction langsamer als
bei noch nassen Platten vor sich geht, und sich aus diesem Grunde
besser überwachen lässt.
g. Die Verstärker,
Die vorwiegend angewandten Verstärker zerfallen in drei Arten;
der gebräuchlichste ist 1. der Quecksilber Verstärker, dem sieb dann
als recht gut noch 2. der Uran- und 3. der Silberverstärker an-
schliessen.
a) Quecksilberverstärker.
Die Quecksilberverstärkungen selbst kommen wiederum in sehr
verschiedenen Modificationen zur Anwendung, von denen, je nach
dem zu erreichenden Effecte, die eine oder die andere für den be-
stimmten Fall vorzuziehen ist.
Für alle Quecksilberverstärker wird zunächst gleichmässig eine
2proc., wässrige Sublimatlösung gebraucht, der man bei späterer
Behandlung mit Natriumsulfit noch 2 Theile Bromkali zufügt.
Das gut gewaschene und, wie gesagt, besser noch getrocknet»
Negativ wird in die qu. Sublimatlösung gelegt, und nun die Reaction,
welche sich in einem immer stärker auftretenden Grau- bis Weiss-
werden der Schwärzen äussert, genau in ihrem Fortschreiten be-
obachtet.
Nur wenig zu verstärkende Negative lässt man auf der Ober-
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II. Negativprocess. 207
fläche grau werden, während man zur Erreichung einer grösseren
Verstärkung abwartet, bis die ganze Bildschicht, auch auf der
Rückseite, vollständig weiss geworden ist.
Ist dies geschehen, so spült man die Platte gut ab (für spätere
Behandlung mit Ammoniak muss man sehr gut waschen) und legt
sie in eine der folgenden Lösungen:
Für nicht zu kräftige Verstärkungen wählt man am besten ein
Bad Yon Natriumsulfit (10 proc.) und erhält so eine lichtbeständige,
schon grauschwarze Färbung.
Nach der Behandlung mit Natriumsuifit wäscht man ordentlich
und trocknet, —
Für stark überexponirte, harte Negative sieht man von jeder
weiteren Behandlung des weissen Quecksilberbildes ab und wäscht
und trocknet dasselbe direct.
Will man kräftiger verstärken, so badet man das mit Queck-
silber behandelte, gut gewaschene Bild in 5 — 25 proc. Ammoniak-
lösung ^) und wäscht das grauschwarze Bild gut aus. — Andererseits
kann man auch das mit Sublimat weiss gemachte Bild, um noch
stärkere Kraft als mit Ammoniak möglich ist, zu erzielen, vorerst
in einer 5 proc. Jodkaliumlösung baden , dann erst das gut ge-
waschene, nunmehr bräunliche Bild mit 10 proc. Ammoniak behan-
deln und schliesslich nochmals gut waschen.
Folgt der Behandlung mit Sublimat später eine solche mit Am-
moniak, so muss man, wie erwähnt, sehr gut waschen, weil sonst
zweifelsfrei Flecke und Fehler entstehen. —
Beim späteren Sulfitverstärken genügt kürzeres Waschen, —
Gleiche Kraft erreicht man auch durch Behandeln der gut ge-
waschenen, weissen Quecksiiberbilder mit einem der ammoniakalischen
Pyrogallusentwickler.
Schliesslich sei noch ein Verstärker erwähnt, der für alle Fälle
passt, da er nach einander alle Stadien passirt. Derselbe besteht
aus einer Lösung von 5 Th. Cyankalium, 2,5 Th. Kaliumjodid, und
2,5 Th. Sublimat pro Liter Wasser, in die man das weisse Queck-
silberbild legt.
Die Farbe gebt hierbei allmählich von Gelbbraun in Dunkelbraun
*) Selbstverständlich ist hier als Procentgehalt nicht der effective
Ammoniak- (NH3) Gehalt, sondern der Gehalt an dem käuflichen, offici-
nellen Ammoniak gemeint.
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208 yiörte'^ Abschnitt.
(Maximum!) über, um dann wieder, bei noch längerem Verweilen im
Bade, an Kraft zu verlieren. — Man kann also j^den Grad der
Yerstärkung bis zu dem dunkelbraunen, sehr contrastre^chen Maxi^
mum abpassen, da die Reaction nur langsam fortschreitet, thut aber
gut für geringere Verstärkungen die Schwächung nach dem Maxi*
mum abzuwarten, weil dann die Bilder an Brillanz gewinnen, ojine
Details zu verlieren. -^ ....
b) Uran Verstärkung.
Noch viel lichtbeständiger*) als -die Quecksilber Verstärkung^ und
sehr wirksam ist die „Uran Verstärkung", die man in folgender Weise
applicirt: Auf die gut gewaschene, noch nasse oder wieder nass
gemachte Platte giesst man eine ca. 1 proc. Urannitratlösung, lasst
nach einer halben Minute ablaufen und giesst dieselbe Lösung nach
Hinzufugung mehrerer Tropfen einer 2 proc. FerricyankaliumlöSfung^)
von Neuem auf.
Wirkt die Yerstärkung nicht kräftig genug, so fügt man der
nach einer Minute abermals abgegossenen Lösung noch Ferricyanka-
lium hinzu und verstärkt -weiter. Man erhält so ein rothbraunes, in
allen Stadien der Verstärkung controUirbares Negativ, das man sehr
gut waschen muss und zwar so lange, bis das Ablaufwasser, mit
Eisenchlorid versetzt, nicht mehr blau wird. —
Die Uran Verstärkung erfordert bei ihrer Anwendung viel Ge-
wandtheit und Uebung und liefert deshalb nur in der Hand erfah-
rener Praktiker brauchbare Resultate. Man bedenke bei ihrer An-
wendung wohl, dass Braun eine stark deckende Farbe ist, und dass
deshalb ein mit Uran verstärktes Negativ bei Weitem nicht so dicht
zu sein braucht, wie grau und bläulich geförbte Negative. —
c) Silberverstärker.
Als dritte Verstärkungsmethode, die allerdings nur zur Erlan-
gung massiger Wirkung anwendbar ist, sei endlich noch diejenige
*) Uebrigens werden auch die Quecksilber -Verstärker lichtbeständig
und vollkommen baltbar, wenn man sie, statt in Ammoniak, in einer drei-
procentigen Lösung von Schwefelantimonnatrium (Schlippe'sches Salz), der
ca. 2 7o Ammoniak zugesetzt sind, badet. —
^) Das Femcyankaliam muss beim Mischen mit Uran klar bleiben
und deshalb sehr rein und frei von Ferrocyankalium sein.
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n. NegativprocesB. 209
mit Silber erwähnt, wie sie bei dem nassen Verfahren stets üblich
war und gerade hierbei den Vorzug gewährte, bei Unterbrechung in
jeder Stärke, grosse Dichtigkeit ohne Schädigung der Halbtone zu
gewähren und so die Bilder brillant und doch contrastreich zu
machen. Lange Zeit ist man deshalb yergeblich bemuht gewesen^
auch die Silberverstärkung für Trockenplatten nutzbar zu machen,
bis es schliesslich gelang, unter Beseitigung der bei diesem Ver-
fahren immer eintretenden ungleichmässigen Reductionen und Roth-
Schleier, dasselbe sicher zu beherrschen und zwar auf folgende
Weise:
Die vom Fixirnatron YöUig (am besten durch eines der S. 202
gegebenen chemischen Mittel) befreite, noch nasse Platte behandelt
man wie folgt: Wenn man eine schnelle Verstärkung wünscht,
badet man die Platte nur kurze Zeit (5 — 10 Secundeo) in einer Lo-
sung von:
1 g Pyrogallol,
1 — 5 g Citronensäure
in 100 ccm Wasser
und fügt dann auf 100 ccm dieser Losung je 60 — 80 Tropfen (4 bis
5 ccm) einer 2 proc. Höllensteinlösung hinzu. Trübt sich der Ver-
stärker, so wird er durch neuen, klaren ersetzt.
Will man langsamer arbeiten, so badet man die Platte in
einem Gemisch von gleichen Theilen einer Silberlösung (aus 1 Theil
Eisessig, 1 Theil Silbernitrat und 50 Theile Wasser) und einer ein-
procentigen, klaren, wässrigen Gallussäurelösung.
In beiden Fällen muss man nach der Vollendung der Verstär-
kung gut waschen, damit jede Spur Silbernitrat, welches ein
Nachdunkeln der Platte veranlassen würde, entfernt werde und legt
deshalb sicherer vor dem Waschen das verstärkte Negativ kurze
Zeit in ein Fixirbad.
Nachverstärken nnd partielles Verstärken.
Wenn man schon verstärkte Negative nochmals weiter ver-
stärken will, so behandelt man dieselben, nach stets erfolgtem gründ-
lichen Waschen, noch ein- oder gar zweimal mit Sublimat und Am-
moniak oder Sublimat und Pyrogallusentwickler (ammoniakaliscb) in
der Seite 207 beschriebenen Weise. —
Partielles Verstärken einzelner Theile einer Platte kann,
Jeserich, Mikrophotographio. 14
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210 .Vierter Abschnitt.
wenn auch höchst selten, dennoch nothig werden und sei deshalb kurz
erwähnt:
Will man die Verstärkung scharf abgrenzen, so deckt man die
nicht zu verstärkenden Theile des Negatives mit Asphaltlack wäh-
rend der in gewöhnlicher Weise vorzunehmenden Verstärkung ab
und entfernt denselben, nach vollendeter Verstärkung, mittelst eines
in Benzin getränkten Läppchens. —
W&nscht man nicht scharf begrenzte Theilverstärkung, so legt
man das vorher getrocknete Negativ kurze Zeit in Wasser, presst
letzteres mit Filtrirpapier ab und bepinselt nun die betreffenden
Stellen mit Sublimat, um dann wie gewöhnlich mit Sulfit zu ver-
stärken. — Einen gleichen Effect kann man iibrigens bei Pyroent-
Wicklung auch durch Bepinseln der qu. Stellen, während der Ent-
wicklung, mit stärkerer Ammoniaklösung (ein kurzes Herausnehmen
aus dem Entwickler ohne Abspulen schadet nicht) erreichen. —
10. Abschwächen.
Umgekehrt wie ein Verstärken der schon fertig fixii-ten Negative
unter besonderen Umständen wiinschenswerth, ja durchaus nothig
werden kann, kann auch ein nachträgliches Abschwächen von fertigen
Negativen erforderlich werden, das man alsdann wie folgt ausführt:
Die Wegschaffung von Gelbschleiern bei pyroentwickelten Bildern
mittelst Zusatz von Alaun, Citronensäure oder Eisen oxy dal salzen zum
Fixirbade ist bereits Seite 201 besprochen.
Will mau zu stark entwickelte Negative wieder abschwächen,
so legt man die fuglich schon trocknen, vorher gründlich gewaschenen
Platten in eine starke Fixirnatronlösung, der man einige Tropfen bis
Gubikcentimeter gesättigter Ferricyankaliumlösung oder, nach anderer
Vorschrift, eines gleichth eiligen Gemisches von 12,5 proc. wässriger
Eisenchloridlösung und 25 proc. wässriger Kalioxalatlösung zuge-
fügt hat.
Je grösser der Zusatz von Eisensalzen zum Fixirnatron, desto
schneller geht die sonst sehr gleichmässig verlaufende Abschwächung
vor sich. Man muss die Operation schon etwas früher .unterbrechen,
als der gewünschte Effect erreicht ist, da die Abschwächung noch
während des Waschens, in Folge der noch in der Gelatine befind-
lichen, nicht sofort* zu entfernenden Reagentien, kurze Zeit nach-
wirkt. —
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III. Der Positivprocess. 211
Eine sehr energische Abschwächung erhält man in einem Bade
von 2,5 Th. Sublimat, 2,5 Th. Soda (oder statt dessen 2,5 Th. Jod-
kalium), 5 Th. Cyankalium im Liter Wasser.
Sollen die Contraste eines Negatives verstärkt und die Schatten
aufgehellt werden, so badet man die trocknen Platten in verdünn-
ter. Cyankaliumlösung, oder räuchert die nassen Platten, indem man
ßie über eine mit Cyankali gefüllte Schaale bei Zutritt von Luft
deckt. — (Beides sehr probat!!)
Eine 10 proc. Kupfervitriollösung, der 10 7o Alaun und 20 %
Kochsalz zugefügt sind, und die vor dem Gebrauch mit einem gleichen
Volumen concentrirter Kochsalzlösung gemischt wird, giebt gleich-
falls recht gute Resultate.
Nach allen diesen Operationen muss schliesslich sehr gut ge-
waschen werden. — — Copiren Negative flau durch Verschleierung
der Schattendetails, so kann man letztere aufhellen, ohne der Dich-
tigkeit der Lichter Abbruch zu thun, indem man in einem durch
Mischen von 4 ccm 2 proc. Chlorgoldlösung mit 100 ccm einer 10
bis 20 proc, Rhodanammoniumlösung hergestellten Rhodangoldbad
badet und hierdurch die Schatten bläulich aufhellt, während die
Lichter dicht und braun copiren (Erhöhung der Contraste). Nach
^er Abschwächung wird in Hyposulfit fixirt und gewaschen. —
Mit Quecksilber zu sehr verstärkte Negative können durch
Baden in verdünntem Cyankalium (sehr gute Methode) oder in ein-
procentiger Fixirnatronlösung wieder abgeschwächt werden, ohne
^n Details zu verlieren. —
III. Der PositiTprocess.
Hat man auf die eine oder andere Weise schliesslich eine brauch-
bare, d. h. zum Copiren geeignete, Platte erhalten, so muss man nun,
um Bilder, welche positiv sind, das ist, welche Licht und Schatten
in gleicher Weise wie das Object selbst enthalten, zu bekommen, von
dem Negativ eine Copie darstellen. Man bedient sich hierzu für
gewöhnlich der verschiedenen lichtempfindlichen Pauspapiere, von
denen wir hier zunächst das Silberpapier näher betrachten wollen.
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212 Vierter Abschnitt.
1. Albuminpapier.
Von der Selbstanfertigung des Albuminpapiers wird man stets
absehen können, da dasselbe heute im Handel in den vorzüglichsten
Qualitäten, wie man sie bei der Selbstdarstellung kaum erreichen
wurde, yorkommt'); jedoch soll auf das Sensibilisiren , d. h. das
Silbern der fertig bezogenen Papiere, Rücksicht genommen werden,
weil doch des Oefteren der Mikrophotograph in die Lage kommen
kann, sich sein Papier selbst zu silbern.
a) Das Sensibilisiren
des Papieres hat den Zweck, in der mit Choriden versetzten Eiweiss-
schicht des fertig bezogenen, ungesilberten Papiers einen Nieder-
schlag von Chlorsilber zu erzeugen.
Man lässt das zu diesem Zwecke in nicht allzu grosse, der
Platten grosse des Apparates oder derem Vielfachen entsprechende
Blätter geschnittene Papier auf einer ca. 15 proc, wässrigen Höllen-
steinlösung schwimmen, bis die Bildung von Chlorsilber in der Al-
buminschicht sich vollzogen hat.
Am besten verfährt man derart, dass man das Papier, mit seiner
albuminirten Seile nach unten gekehrt, in der Mitte der beiden kür-
zeren Seiten mit Daumen und Zeigefinger anfasst und nun so in
die in einer Schale befindliche Höllensteinlösung einlegt, dass zu-
nächst die Mitte des Papiers den Flüssigkeitsspiegel berührt, und,
von hier ausgehend, das Papier, nach und nach, nach beiden Seiten
hin sich niederlegt (siehe Fig. 57). —
Man vermeide bei diesem Einlegen vorsichtig jede Luftblase, die
sich zwischen Papier und Flüssigkeit festsetzen könnte, und ebenso
jedes Berühren der Silberlösung mit der Rückseite des Papiers; im
ersten Falle würden weisse, nicht sensibilisirte Flecke auf dem Papier
beim Copiren bemerklich werden, im letzteren Falle Flecke und
Streifen.
Hat das Papier auf dem Bade 3 — 5 Minuten geschwommen, so
ist die Umsetzung vollendet, und man nimmt nun dasselbe, es bei
^) Die Firma Kolk & Kayser, Berlin-Charlottenburg, Kaiserin-Augusta-
Allee liefert alle photographischen Papiere und sonstige Utensilien in
bester Qualität. Ebenso die Fabrik photographischer Papiere. Dresden. —
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III. Der Positivprocess.
213
einer vor dem Einlegen aufwärts geknifften Ecke anfassend, lang-
sam und derart aus dem Bade, dass es sich langsam und gleich-
massig von der Oberfläche der Lösung abhebt. — Mit der erwähn-
ten Ecke nach oben wird es nun in einem schwach mit Tageslicht
Fig. 57.
oder mit Lampenlicht erhellten, staubfreien Raum an einer Schnur
mit Klammem^) von beistehender Form (Fig. 58) zum Trocknen auf-
gehängt, während man an der entgegengesetzten Ecke das Abtropfen
etwa noch nachsieckernder Silberlösung durch Andrücken eines klei-
nen Stückchens Filtrirpapier verhindert. — —
Nach 2—3 Stunden ist das Trocknen been-
det und wird das Papier nun abgenommen und
in einer Büchse bis zum Gebrauch aufbewahrt.
Es hält sich 1 bis höchstens 2 Tage ohne Bräu-
nung, und thut man deshalb gut, es kurz vor
dem Gebrauch nur in der gerade erforderlichen
Menge zu silbern.
Vor dem Gebrauch des Bades überzeuge man
sich jedesmal erst genau, dass es auch vollkom-
men klar und staubfrei ist und reinige es, wenn
nöthig, durch Filtriren und befreie seine Ober-
fläche von darauf schwimmenden Staubtheilchen dadurch, dass man
einen Papierstreifen über dieselbe hinzieht. —
Fig. 58.
^) Sind zu 4 M. per 100 Stück im Handel zu haben.
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214 Vierter Abschnitt.
Ein mit der Zeit eintretendes Braun- oder Gelbwerden des
Bades verhütet man füglich dadurch, dass man demselben etwas
Citronensäure zusetzt, oder es noch besser mit kalkfreiem (ev. mit
Essigsäure ge-waschenen) Kaolin schüttelt und nachher : filtrirt. —
Ist das Bad durch öfteren Gebrauch zu schwach geworden, so
kann man es durch Hinzufügung von Hollenstein wieder stärken und
controllirt, wenn nöthig, den Gehalt durch titrimetrische Probe.
Etwaigen Gehalt an Säure stumpft man durch Zusatz von ein paar
Tropfen' Sodalösung ab. — —
Haltbares Silberpapier,
das, trocken aufbewahrt, viele Wochen unzersetzt und weiss bleibt,
erhält man, wenn man nach dem Silberungsbade das Papier trocknet
und dann nochmals auf eine ca. 10 proc. Citronensäurelösung,
genau wie es oben beim Silbern beschrieben, mit der Rückseite
schwimmen lässt und wieder trocknet. — üebrigens wird man halt-
bares Papier, wenn es nicht aus Billigkeitsrücksichten geschieht,
wohl kaum selbst darstellen, sondern, da es im Handel in ganz
vorzüglicher Güte zu haben ist, fertig beziehen.
Für den geübteren Arbeiter wird haltbares Silberpapier vor-
theilhafter sein, da er das Tonen sehr bald genau beherrscht, für
den Anfänger oder für solche Fälle, in denen man nach Fertigstellung
vieler Negative eine Reihe von Copien unmittelbar nebeneinander
anfertigen will, ist frisch sensibilisirtes Papier, wegen der leichteren
Tonung vorzuziehen.
Will man die haltbaren Papiere empfindlicher und für die Tonung
den frischen ähnlicher machen, so geschieht dies, indem man sie,
ähnlich wie die Trockenplatten (siehe Seite 185), in einem mit Am-
moniakdämpfen erfüllten Kästchen unmittelbar vor der Exposition
ca. 15—20 Minuten räuchert; sie sind dann empfindlicher und ar-
beiten in Tönen, die denjenigen des frischen Papieres ähnlich sind. —
Zum Aufbewahren haltbarer, sowie frischer Silberpapiere und
ganz besonders der später zu erwähnenden Platinpapiere dienen am
besten runde, ca. 60 cm hohe Blechbüchsen, die in ihrem Deckel
ein geeignetes, kleines Cblorcalcium enthaltendes Gefäss tragen^).
In diese Büchsen wird das zusammengerollte Papier gesteckt und
^) Solche Büchsen liefern alle besseren Handinngen fertig. —
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III. Der Positivprocess.
215
hält sich, da die Luft durch das Ghlorcalciüm ständig trocken ge*
halten ist, sehr lange Zeit unverändert. Der Abschluss des über*
greifenden Deckels erfolgt durch Ue berstreifen eines Gummiringes
über den unteren Rand desselben. -^
b) Das Copiren
selbst geschieht in folgender Weise. Man schneidet zunächst äu9
dem in jedem Falle durchaus trockenen, sensibilisirten Papier
Blätter, welche die Grösse des herzustellenden Bildes haben. Diese;
sowie die folgenden Operationen sind, da das Silberpapier nicht
sehr schnell vom diffusen Lichte verändert wird, in mit Tages-
licht, schwach erleuchtetem Räume oder bei Lampenlicht, am besten
des Abends, auszuführen.
Bei allen diesen Manipu-
lationen muss man auf
peinlichste Sauberkeit be-
dacht sein und vor Allem
sehr saubere, besonders
von Fixirnatron freie Fin-
ger , Instrumente und
Tische haben, da sonst
unweigerlich die Bilder
dem Terderben anheim-
fallen und fleckig werden.
Damit die Albümin-
schicht nicht verletzt
werde, benutze man sehr
scharfe Messer und lege
das Papier auf reines Schreibpapier mit der Rückseite nach oben,
auf welcher man sich durch Bleistift die Schnittlinien vorzeichnen
kann, oder man kniffe das Papier mit der Albuminseite nach innen
längs der Schnittlinie scharf zusammen und schneide mit einem recht
scharfen Messer.
Nach ev. noch erfolgter Räucherung mit Ammoniak, die sich
besonders bei schwächeren Papieren empfiehlt und grosse Brillanz
giebt, wird das Papier in den das Negativ tragenden Copirrahmen
gelegt. Solche Gopirrahmen bestehen, abgesehen von kleineren, in-
dividuellen Variationen, im Wesentlichen in einem das Negativ direct
Fig. 59.
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216 Vierter Abschnitt.
oder auf einer Spiegelglasscheibe tragenden, viereckigen Holzrahmei,
der hinten zwei aufklappbare Querriegel tragt, die mit geeigneten
Federn zwei Brettchen gegen das Negativ andrucken.
Wird in solchem Rahmen auf das vorher gut von Staub befreite,
mit der Gelatineschicht nach hinten gekehrte Negativ das sensibili-
sirt§ Papier, auf dieses ein paarendes dunkles Tuchläppchen (Press-
bausch) und darauf wieder die in zwei Theile getheilte Klappe
gelegt, und nun die beiden Riegel darüber geschoben, so drücken
die an den Klappen oder Riegeln befindlichen Federn die lüappen,
und somit das Papier, fest gegen das Negativ. —
Man kann bei solcher Einrichtung eine Klappe öffnen, um das
Bild zu revidiren, ohne dass sich das Papier gegen das Negativ, da
ja die andere Platte fest angedrückt bleibt, verschieben konnte.
Hat man so den Copirrahmen beschickt und sich überzeugt,
dass das Papier überall gleichmässig glatt und fest anliegt, so setzt
man die Negative dem Tageslicht aus. —
Für sehr harte Bilder eignet sich directes Sonnenlicht, während
für alle normalen Negative diffuses Tageslicht, wie es von weissen
Wolken oder einer weissen Wand reflectirt wird, am besten ist.
Für sehr flaue Negative ist das Licht desto besser, je langsamer
es wirkt, und man erhält oft von im hellen Licht zu matt copirenden
Negativen noch recht gpte Bilder, wenn man die Wirkung des Lich-
tes beim Copiren durch Vorlegen einer oder mehrerer grünen Glas-
scheiben oder eines weissen dünnen Papieres vor das Negativ herab-
mindert. — —
Eine genaue Norm für die Dauer der Belichtung beim Copir-
proicess ist selbstredend nicht zu geben, da die verschiedenen Papier-
sorten an und für sich verschieden empfindlich sind, und auch das
Tageslicht sich nach Tages- und Jahreszeit, Witterung etc. wesent-
lich in seiner actinischen Wirkung ändert. (S. 16.)
Man copire so lange, indem man öfter den Fortgang des Pro-
cesses durch Oeffnen der einen oder der anderen Klappe an einem
massig mit Tageslicht oder mit Lampe erhellten Ort controllirt, bis
die feinsten Details in den Lichtern sichtbar geworden sind, die
hellsten Lichter eine Spur Färbung zeigen und die tiefsten Schatten
dunkel broncefarbig erscheinen.
Eine üeberexposition muss deshalb erfolgen, weil das Bild bei
der nachfolgenden Behandlung etwas an Intensität verliert, ein also
nur genau bis zur erwünschten Stärke copirtes Bild nach der Fertig-
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IlL Der Positiyprocess. 217
stellubg zu blass und flau werdea würde. Schon nach kurzer üebung
und verhältnissmässig wenigen Copieen wird man das richtige Gefühl
für die erforderliche Starke haben. Das8 im Freien die Licht-
wirkung viel intensiver ist als im Zimmer, bedarf wohl kaum der
Andeutung.
Die fertigen Copieen sammle man, wenn man, wie dies w<6hl
meistens der Fall sein wird, nicht ein einzelnes Bild für sich fertig
stellen will, in einem dunkeln Kasten oder dergleichen auf, aber
nur dann, wenn man auch weiss, dass sifih das Papier ohne zu
gilben hält, und behandele dieselben dann zusammen weiter. —
Würde man die fertigen Bilder direct in das Fixirbad zur Lö-
sung und Entfernung der nicht reducirten Silbersalze bringen, so
würden dieselben zwar haltbar sein, aber einen hässlich rothen,
fuchsigen Ton erhalten ; man verhindert dies, indem man die Bilder
zunächst in Goldbilder verwandelt und dann flxirt. Den Process
dieser Umwandlung nennt man, da er auf den Ton der Bilder einen
wesentlichen Einfluss hat und denselben wesentlich verschönt:
c) Das Tonen oder Schönen.
Ehe man mit dem eigentlichen Tonen beginnt, muss man selbst-
verständlich das im Papier noch vorhandene unzersetzte, vom Lichte
nicht afficirte Chlorsilber entfernen; es geschieht dies dadurch, dass
man die .Papierbilder in reines Wasser mit reinlichen Fingern
einbringt und solange unter öfterem Erneuern des Wassers wäscht,
bis das letzte Waschwasser völlig klar und ohne milchige Trübung
von Chlorsilber abläuft. —
Bleiben die Bilder nach dem Waschen mit einem weissen, hauch-
artigen Beschlag überzogen, so rührt dies vom Zusammenkleben der
Bilder in Folge nicht genügender Bewegung beim Waschen her; der
Beschlag lässt sich mit dem Finger abwischen oder verschwindet
beim Fixiren von selbst. —
Ist genügend gewaschen, so bringe man die Bilder einzeln oder
doch wenigstens in nur solcher Zahl, dass man die Veränderung der
einzelnen Bilder genau überwachen kann, in das Tonbad. Dasselbe
befindet sich in einer flachen Schaale und wird durch stetes Be-
wegen der Schaale hin- und hergeschwenkt, so dass es alle Theile
der Bilder gleichmässig berührt. Sind mehrere Bilder gleichzeitig
im Tonbade, so achte man darauf, dass alle gleichmässig von der
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218 Vierter Abschnitt.
Fussigkeit bedeckt werden und vor Allem, dass nicht durch Zu-
sammenkleben zweier Bilder das Goldbad Ton einzelnen Stellen der
Bilder abgebalten werde und hierdurch Flecke entstehen. —
Die Bilder ändern im Goldbade ihren hässlich gelbbraunen Ton
in einen mehr gesättigt braunen, gehen dann in Blauviolett und
schliesslich in Grau über. Nimmt man sie zu früh aus dem Bade,
so bleiben sie später zu roth, während zu langes Verweilen einen
grauen, matten Ton giebt.
Die ganze Operation des Toncns nimmt man füglich im halb-
dunklen Zimmer vor, indem man öfter bei hellerem Tageslichte den
erreichten Ton betrachtet und, nach Erlangung des Gewünschten,
die Bilder aus dem Bade, hebt, abtropfen lässt, um sie dann in reines
Wasser zu legen. —
Beim ControUiren des Tones thut man gut, das Goldbad seitlich
nach der einen Ecke der Schaale hinfliessen zu lassen, damit man
die Bilder unbedeckt vom Bade sieht und nicht durch die gelbe
Farbe des Letzteren irritirt wird. —
Bei dieser, wie auch bei allen anderen Operationen, achte man
stets, wie dies nochmals ausdrücklich wiederholt werden soll, auf
absolute Sauberkeit der Gefässe und Finger, da sonst Flecke und
Fehler auf den Bildern entstehen werden. —
Die Zusammensetzung der Gold* oder Tonbäder ist eine sehr
verschiedene; die einen geben mehr braune, die andern mehr violette
Töne; von der Legion von Recepten seien hier nur einige, die der
Verfasser selbst benutzt und als probat gefunden hat, aufgeführt:
I. IL
1 g Goldchlorid a) lg Goldchlorid natri um
50 - essigsaures Natron 50 - Wasser.
150 - Wasser. b) 0,75 g Borax oder phosphor-
saures Natron
100 g Wasser.
Zum Gebrauche mischt man 1,5 ccm der
Goldlösung a mit 100 ccm der Lösung b.
IIL
a) 5 g essigsaures Natron b) 2 - Goldchlorid
8 - kohlensaures Kali 100 -.Wasser.
50 - Wasser
Zum Gebrauche werden gleiche Theile der Lösungen a und b ge-
mischt und dann auf je 1 Theil der Mischung 10 Tb. Wasser zugegeben.
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ni. Der Positivprocess. 219
.IV.
a) lg Goldchloridnatrium b) 20 - RhodanamTnonium
50 - Wasser 100 - Wasser.
Zum Gebrauche werden 100 ccm Lösung b mit 3 com der Lösung a
gemischt und ein paar Tropfen Fixirbadlösung zugefügt.
Bad I ist ein saures, II und III sind alkalische Bäder. Das
erste Bad giebt einen mehr braunen, das zweite und dritte einen
mehr blau-violetten Ton. Die alkalischen Bäder zersetzen sich sehr
bald unter Abscheidung von Goldoxydulkalium oder Goldoxydul-
natrium, das saure Bad ist gemischt längere Zeit haltbar, ebenso das
Rhodanbad. Sind die Bäder zu kalt, so erwärmt man sie, da Wärme
die Schnelligkeit des Processes steigert, massig; ist den Badern viel
Gold durch die Bilder entzogen und sie daher geschwächt, so kann
man sie durch Zusatz von Goldlösung (siehe 11, III, IV) in ent-
sprechender Menge wieder stärken. Das letztangefahrte Bad ist am
stärksten wirkend und lässt die Bilder nicht so sehr zurückgehen,
wie die anderen; es ist deshalb bei matten Gopieen besonders zu
empfehlen. — —
Bei ihm erhalten die Bilder zuerst einen lehmig gelben Ton
und gehen erst langsam wieder in einen dann aber auch recht war-
men Ton über; man erschrecke deshalb nicht über den ersten Ton,
sondern warte ruhig ab, bis ein schöner Ton eintritt. —
Ein fünftes sehr gutes Recept finden wir auf S. 231.
Sind die Bilder in dem einen oder dem anderen Tonbade unter
stetem umschwenken der Schaale bis zur gewünschten Farbe ge-
bracht worden, so müssen sie, bevor sie in das Fixirbad kommen,
noch durch Waschen von anhaftender Goldlösung befreit werden.
Nach kurzem Waschen werden sie dann in
d) Das Fixirbad,
bestehend aus einer wässerigen, ca. 10 proc. Lösung von unterschwef-
ligsaurem Natron gebracht. — In diesem Bade löst sich alles noch
vorhandene, lichtempfindliche Chlorsilber auf, und wird hierdurch das
Bild dauernd lichtbeständig gemacht. Da eine saure Reaction des
Fixirbades ein Verschiessen der Bilder beim Fixiren zur Folge haben
würde, so setzt man dem Bade, zur Abstumpfung etwa vorhandener
Säure, ein oder mehrere Stückchen reiner Kreide zu. —
Die Fixirung, welche durchschnittlich 10 — 15 Minuten in An-
spruch nimmt, ist beendet, wenn die Bilder im durchfallenden Lichte
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220 Vierter Abschnitt.
klar und wolkenlos erscheinen und den anfangs auftretenden häss-
liehen Farbenton wieder mit einem volleren, wärmeren vertauscht haben.
Sie werden dann unverzüglich aus dem Bade gehoben und
in eine Schaale mit reinem Wasser geworfen, um dann später einer
sehr eingehenden, energischen Waschung unterzogen zu werden. —
e) Das Waschen
der fixirten Bilder ist deshalb von höchster Bedeutung, weil Positive,
welche auch nur eine Spur Fixirnatron noch enthalten, sehr bald
anfangen, üeckig und gelb zu werden und mit der Zeit vollständig
zersetzt und zerstört werden.
Man hat aus diesem Grunde denn auch für das Auswaschen der
fertigen Papierpositive eigenartige Waschkästen construirt, in denen
die Bilder, unter möglichst starker Bewegung, mit möglichst viel
wechselndem Wasser in Berührung kommen. —
Dieselben bestehen meist aus mit doppeltem Boden versehenen
Blecbkästen, bei denen der obere Boden durchlöchert ist und das
Wasser, durch ein oberes, mit Spritzöffnungen versehenes Rohr zuflies-
send, das im Kasten schon befindliche Wasser in Rotation versetzt.
Der Abfluss des Wassers geschieht durch ein unter dem oberen Boden
im Kasten mündendes, zunächst aufwärts bis dicht unter den oberen
Rand des Kastens steigendes, dort U-förmig umgebogenes Heberrohr.
Dasselbe wird also, wenn der Kasten bis zu diesem höchsten Punkte
des Hebers gefüllt ist, selbstthätig abheben und da es so stark ist,
dass es mehr Wasser abfliessen lässt, als durch Zufluss in den
Kasten gelangt, in bestimmten Intervallen den ganzen Kasten aus-
leeren, damit er sich von Neuem mit frischem Wasser fülle. —
Schippang setzt noch durch das zufliessende Wasser, das er
über ein Schaufelrad gehen lässt, einen die Bilder tragenden, inneren,
mit Lochboden versehenen Kasten in schüttelnde Bewegung, hat
im üebrigen aber den intermittirenden Abfluss wie vorstehend bei-
behalten. —
Steht kein fliessendes Wasser zur Verfügung oder hat man nur
wenige Bilder auszuwaschen, so genügt es auch schon, die Bilder
in eine Schaale zu legen, aus der man ca. allstündlich das Wasser
abgiesst und erneuert; ein 10 — 12 maliges Erneuern genügt dann
vollständig, während beim laufenden Wasser ca. 1 — 2 stündiges
Waschen hinreicht. — —
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ril. Der Positivprocess. 221
f) Das Trocknen und Fertigmachen.
Die gut gewaschenen Bilder werden nach der erwähnten Zeit
aus dem Wasser entfernt, auf einer schräggestellten Glasplatte ab-
tropfen gelassen, nachher zwischen reinem, natron freien Fliess-
papier abgepresst und zwischen glattem Schreibpapier fertig ge-r
trocknet. —
Wendet man diese Art des Trocknens an, so erhält man glatte,
nur aufgerollte Bilder, die sich nachher leicht aufziehen lassen, wäh-
rend beim Trocknen ohne Einlegen zwischen Schreibpapier die Bilder
kräuseln und sich nachher schlecht aufziehen lassen. —
Ehe wir zum Fertigmachen der Bilder übergehen, wollen wir
noch eines praktischen Kunstgriffes gedenken, welcher ebenfalls
nicht zum eigentlichen Copiren, sondern vielmehr zur Ausstattung
der Bilder gehört.
Die Mikrophotographieen wird man in ihrer Ausstattung gerne
mit einem dunklen Rande umgeben, von dem das sich hell ab-
zeichnende Gesichtsfeld sich abheben soll. — Wird diese Begrenzung
des Gesichtsfeldes in Kreisform ausgeführt, so gleicht sie dem beim
Beobachten im Mikroskop erscheinenden, von der dunklen Blende
scharf begrenzten Gesichtsfelde.
Die Yon der Blende des Mikroskopes auf dem Bilde gezeichnete
kreisförmige Begrenzung des Gesichtsfeldes ist nun aber des Oefteren
nicht scharf; dazu kommt noch der Umstand, dass oft die Ränder
der Bilder mehr oder weniger verschwimmen, und man den Gesammt-
eindruck des Bildes wesentlich dadurch erhöhen kann, wenn man
diese verschwommenen oder undeutlich markirten Theile nicht mehr
in das auf dem Positive abgegrenzte, runde Gesichtsfeld fallen, son-
dern fehlen und nur den scharf gezeichneten Theil des Bildes auf
dem Positiv erscheinen lässt
Man erreicht diesen Effect auf verschiedene Weise:
Will man ein für alle Mal den nicht günstig erscheinenden
Theil des Negatives preisgeben und nur den scharf gezeichneten
Theil erhalten wissen, so schneidet man sich aus starkem Carton
eine Maske, welche genau solche Grösse hat, dass sie, auf das Ne-
gativ gelegt, den guten, zum Copiren im Positiv bestimmten Theil
vollständig bedeckt. — Man legt dieselbe nun auf den zu erhalten-
den Theil des Negatives, ohne hin und her zu scheuern, auf, drückt
sie senkrecht fest an und reisst mit einer Präparirnadel (starken
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222 Vierter Abschnitt.
Nähnadel), indem man die Maske festhält, den Umriss derselben
fest und sicher in die Emulsion ein. Nach der nun folgenden Ent-
fernung der Maske schabt man die ausserhalb des Kreises be-
findliche Emulsion mit einem flach aufgesetzten Messer von der
Platte ab und wischt den noch an der Platte hängenden Rest mit
einem in Wasser getauchten Läppchen vollends ab. —
Will man es vermeiden, am Negativ selbst Aenderungen vor-
zunehmen, so kann man sich zwei verschiedener Wege bedienen.
Einenfalls man copirt das sensibilisirte Papier, vor der Exposition
unter dem betreffenden Negativ, unter einer Spiegelscheibe und deckt
den Raum, welchen der betreffende Theil des Bildes ausfüllen soll,
mit einer undurchsichtigen, starken Maske ab, legt dann den auf
diese Weise erhaltenen, mit dunklem scharfen Rand versehenen,
völlig weissen, dem Gesichtsfeld entsprechenden Theil unter die
betreffende Stelle des Negativs und copirt wie gewöhnlich.
Anderenfalls und besser copirt man zuerst unter dem Negativ,
nimmt das wie gewöhnlich fertig copirte Bild aus dem Rahmen, deckt
den Theil, welcher als Gesichtsfeld auf dem fertigen Bilde erschei-
nen soll, mit einer geeigneten, undurchsichtigen Papiermaske ab und
exponirt nun solange hinter einer Spiegelscheibe, bis der von der
Maske nicht bedeckte Theil vollkommen broncefarbig erscheint und
keine Spur mehr von dem auf ihm vorhanden gewesenen Bilde er-
kennen lässt. —
Selbstverständlich müssen die Operationen des Umlegens und
Abdeckens bei Lampenlicht oder in nur massig hellem Räume vor-
genomnlen werden und die Masken auch bei längerer Exposition
völlig lichtdicht halten.
Aus blauen Schreibheftdeckeln geschnittene Papiermasken rei-
chen fast stets aus, während für den Gebrauch zum Ausschneiden
der Bilder auf den Negativen in verschiedenen Grössen vorräthig ge-
haltene Masken aus dünnem Zinkblech sehr empfehlenswerth sind. —
Vor dem Aufkleben müssen die Bilder beschnitten werden, und
bedient man sich hierzu Glas-, Papp-, oder am besten kleiner Zink-
modelle^ von geeigneter Grösse, deren Ecken genau rechtwinklig
sein müssen.
Man bedenke hierbei, dass man einen genau rechten Winkel erhält,
wenn man gerade beschnittenes Stück Papier einmal sozusammen-
faltet, dass die Kanten genau sich decken, man also auf diese Weise
leicht und doch sicher Normal-Rechtecke sich herstellen kann. —
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in. Der Positivprocess. 223
Bei Bildern mit rundem, sowie mit eckigem Gesichtsfeld macht
es sich sehr schön , ' wenn man sie derartig beschneidet, dass der
das Gesichtsfeld umrahmende, dunkle Rand auf beiden Seiten und
oben gleich breit ist, während der nach unten gekehrte Theil des
dunklen Randes etwas breiter ist, als die anderen. —
Das Aufkleben der Bilder geschieht auf weissem oder farbigem,
nicht zu düunem Cartonpapier, das man fuglich, da die Mikropho-
tographieen in ihrem Format mit den gewöhnlichen Formaten nicht
übereinstimmen und deshalb auch nicht auf die fertig geschnittenen
Cartons des Haudels passen, selbst zuschneidet. Man verwendet 4
bis 8 fache s Cartonpapier besserer Qualität, das man in ganzen
Bogen im Handel beziehen kann. —
unten lässt man den Garton recht passend ca. 3 mm unter
dem Bilde hervorstehen, um einen Raum zur Bezeichnung des Bil-
des, sowie Angabe der zur Erläuterung nothigen Daten, zu haben. —
Als Elebestoff benutze man frische, nicht saure Gelatine oder
gekochten Stärkekleister, den man dadurch bereitet, dass man in
siedendes Wasser, vorher mit wenig Wasser gut durchgerührte Stärke
in dünnem, continuirlichem Strahl unter stetem Rühren eingiesst,
einen Augenblick aufkochen lässt und bis zum Erkalten häufig
durchrührt, ev. noch heiss durch Mousselin drückt.
Man trägt den vollständig homogenen Kleister schnell, am besten
mittelst der Finger auf die Rückseite der Bilder auf, legt sie dann
in passender Lage auf den vorher geschnittenen Carton und drückt
sie mit einem weichen, reinen Tuche, von der Mitte beginnend
nach aussen hin streichend, zuerst sanft, dann immer fester an.
Beginnt man mit dem Andrücken von der Mitte aus, so wird man
ganz leicht etwa zwischen Bild und Carton befindliche Luftblasen
herausdrücken können und das Bild vollkommen glatt aufziehen.
Dem Werfen der Bilder beim Trocknen, das ganz besonders bei
ungeleimtem Carton auftritt, beugt man durch vorsichtiges Anfeuch-
ten der Rückseite des Cartons vor dem Aufziehen der Bilder vor
und mässigt man ferner dadurch, dass man die aufgezogenen Bil-
der zwischen reines Papier gepackt, in eine kleine Presse oder zwi-
schen zwei mit Gewichten belastete Bretter legt. —
Etwa am Rande der Bilder überstehenden Klebstoff entfernt
man durch Abwischen mit einem recht feuchten reinen Lappen oder
durch Ablecken. —
Will man die getrockneten, aufgeklebten Bilder noch im Aeusse-,
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224 Vierter Abschnitt.
ren verbessern^ so lässt man sie entweder durch eine Heisssatinir-
maschine laufen^) oder behandelt sie in Ermangelung einer solchen
mit einem heissen Plätteisen, indem man zwischen Bild und Plätt-
eisen einen Bogen glatten Papieres legt. — —
Recht gute Dienste leistet übrigens das Ue berstreichen der Bil-
der mit dem schon für 1,50 M. im Handel erhältlichen Glättachat,
oder noch besser das üeberziehen mit Gerat, einem käuflichen Ge-
misch von Wachs, Terpentin etc.^).
Das Letztere vertheilt man, wenn nöthig ein wenig erwärmt,
durch Tupfen mit dem Finger über die Bildfläche und verreibt es
dann mittelst • eines weichen Leders. Wolllappen sind nicht so zu
empfehlen, da sich leicht kleine Fäserchen von ihnen loslosen und,
auf dem Bilde haftend, mit eingerieben werden. Mit Gerat behan-
delte Bilder erhalten, bei richtiger Behandlung, einen fast emaille-
artigen Glanz, der aber leider bei sehr langem Aufbewahren ver-
schwindet (durchschlägt) und dann erst wieder durch schwaches,
neues Geriren und Aufreiben, allerdings aber auch viel dauernder,
aufgefrischt werden kann.
Selbstverständlich werden durch den höheren Glanz die Bilder
viel brillanter, da die Tiefen dunkler erscheinen und mehr hervor-
treten. Es ist dies eine Folge des Durchsichtigwerdens der oberen
Bildfläche und damit bedingten Sichtbarwerdens auch der tiefer im
Papiere liegenden Schwärzen. —
Wie man emailleglänzende Bilder herstellt, wird bei den Pla-
tinotyp-Papierbildern des Näheren erörtert werden. —
Neben dem früher fast ausschliesslich gebrauchten Albumin-
papier haben sich in neuerer Zeit verschiedene andere, schneller und
in anderen Tönen arbeitende Papiere Eingang verschafft. Es sind
dies: das Eastmanpapier, das Ghlorsilbercollodiumpapier (schon
etwas älteren Datums) und das Piatinotyppapier.
Von der Besprechung des Anilin- und des Blaudruckes können
wir, als für unsere Zwecke nicht wohl geeignet, Abstand nehmen.
^) Solche Maschinen werden in der für Mikrophotographen vollstän-
dig ausreichenden Grösse schon im Preise von 36 — 40 Mark bei einer
Walzenlänge von 17—20 cm von allen renommirten Handlungen geliefert.
2) Als Recept zur Selbstdarstellung von Gerat diene: „Gleiche Ge-
wichtstheile weissen Wachses und Terpentinöl werden in einem Porzellan-
gefäss zusammen erwärmt und gut mit einander gemischt und später mit
^twas Lavendelöl parfumirt". —
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III. Der PositiTproeess. 225
2. Das Eastmanpapier.
Das Eastmanpapier ist ein aus Bromammonium, Jodkalium
und Silbemitrat hergestelltes Gelatine-Emulsionspapier, das in hin-
reichend guter Qualität zu angemessenen Preisen im Handel vor-
kommt, so dass wir Ton seiner Herstellungsweise absehen können.
Es liefert, ebenso wie das später zu besprechende Platinpapier, mehr
grauschwarze, kohled ruckartige Töne, die, obwohl sie für Portraits
vielleicht weniger geeignet erscheinen, sich gerade für Mikrophoto-
gramme besonders empfehlen. — —
Das Papier wird wie gewöhnliches Albuminpapier im Copir-
rahmen unter das Negativ gelegt, nur müssen die sämmtlichen
Operationen, wegen der hohen Empfindlichkeit des Papieres, bei
rotbem Lichte, genau wie die Behandlung der Bromsilber-Trocken-
platten, vorgenommen werden.
Die Exposition geschieht in einem verfinsterten Zimmer, in dem
nur eine gewöhnliche, nicht stark brennende Petroleum- oder Gas-
lampe brennt in einer Entfernung von 35 cm von derselben oder im
diffusen Tageslicht.
Bei ganz dünnen Negativen beträgt die Expositionszeit Vs — 1
Secunde, bei mittlerer 1—2 Seounden, bei stärkeren 2—3 Secunden,
bei sehr dichten Negativen endlich: 3—5 Secunden im zerstreuten
Tageslichte oder bei der eben angegebenen Lampenbeleuchtung ca.
die zehnfache Zeit. —
Die künstliche Beleuchtung liefert bei flauen Negativen recht
gute, kräftige, contrastreiche Bilder, während bei starken, kräftigend
Negativen Tageslicht vorzuziehen ist. Es deckt sich diese Differenz,
in der Wirkung eines schnellen, gegenüber einem langsamen Go-
piren genau mit dem beim Gopiren mit Älbuminpapier gemachtem
Erfahrungen (S. 216). —
Die fertig copirten Bilder werden mit dem gewöhnlichen Oxa-
latentwickler, unter Zusatz von geringen Mengen (ca. 10 — 16 Tropfen)i
der lOproc. Bromkalilösung, entwickelt, doch besser wird das Yer-
hältniss der Eisen vitrioUösung zum Oxalat ein wenig herabgestimmt
(1 : 4—1 : 5).
Nach erfolgter Entwicklung, die ein kräftiges und brillante»
Bild geben muss, wird das Bild, nach Abgiessen des EntwicklerSy
ohne vorheriges Waschen, mit einer 0,4 proc. Essigsäurelösung ca.
1 Minute lang behandelt, die Lösung abgegossen,^ und dieser Process
Jeserich, Mikrophotographie. ^ ][5,
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226 Vierter Abschnitt.
2 — 3 Mal wiederholt. Hierauf erfolgt Waschen des Bildes in Wasser
und endlich das Fixiren in 20 procentiger Losung von Natriunihypo-
sulfit. — —
Das nach dem Fixiren gut, ca. 1 — 2 Stunden lang, gewaschene
Bild wird zum Trocknen mit seiner Bildseite auf eine saubere Ebo-
nit- oder Glasplatte, am besten unter Wasser zur Vermeidung von
Luftblasen, gepresst, mittelst dahinter gelegten Filtrirpapieres abge-
trocknet; es löst sich nach vollständigem Trocknen (ca. 6 Stunden)
mit hübscher Glanzfläche von der Unterlage, ev. unter schwacher
Nachhülfe mit einena Messer, los. — Man kann natürlich auch die
Bilder durch Aufhängen trocknen, verliert dann aber aa Glanz. —
Wenn iiöthig, muss man eine etwa noch nach dem Fixiren
vorhandene Unreinheit der hellsten Töne durch ein Baden in con-
centrirter, etwas salzsauer gemachter Alaunlösung entfernen, während
man etwa auf dem Papier sichtbar werdende Blasen durch Zusatz
von etwas Kochsalz zu den auf das Fixirbad folgenden ersten Wasch-
wässern entfernt. —
Ein Tonbad wird für Mikrophotographieen bei Eastmanpapier
kaum nöthig sein; will man indess, statt des zwischen Grauschwarz
bis Sammetschwarz variirenden Tones, einen blauschwarzen oder
bräunlichen, wärmeren Ton, so benutze man das oben angegebene
(S. 219) Rhodangoldbad. Alle anderen Goldbäder sind nicht zu
empfehlen. Das Goldbad wird vor dem Fixiren, nach Behandlung
des Bildes in Alaunlösung, applicirt. —
Ein Tropfen in Ammoniak gelösten Aurins soll, dem letzten
Waschwasser zugesetzt, den Bildern einen mehr fleischfarbenen Ton
geben. — Das Aufkleben der Eastman-Bilder geschieht nach dem
vollständigen Trocknen in der bei den Albuminbildern angegebe-
nen Weise. —
Das Bromsilbergelatinepapier hat den grossen Vorzug, sehr
schnell zu arbeiten und kann deshalb auch dazu dienen, von Ne-
gativen direct positiv vergrösserte Papierbilder mittelst der unten
beschriebenen (S. 233) Apparate herzustellen. Man erspart dann
die mühsame Arbeit der Herstellung eines intermediären, vergrösser-
ten Glaspositives, von dem erst wieder ein Glasnegativ genommen
werden muss. —
Aehnliche Töne wie das Eastmanpapier, giebt:
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III. Der Positiyprocess. 227
3. Das Platinotyppapier.
Dasselbe wird durch Baden von mit einer lOproc. Gelatiue-
]osung in 20 ^roc. Alkohol, der 3 g Alaun zugefugt sind, präpärir-
tem Papier in einem Sensibilisirungsbade, das aus Ealiumplatin-
Chlorid, Eisenoxydoxalat, Ealiumchlorat und Wasser besteht, her-
gestellt.
Da es im Handel in genügender Güte zu haben ist und sich
in absolut trockner Luft sehr gut hält, so verweisen wir in Bezug
auf seine Darstellung auf die Speciallitteratur ^) und bemerken nur,
dass man zu seiner Aufbewahrung sich am besten der oben erwähn-
ten (S. 214) Chlorcalciumbüchsen bedient.
Die mit dem Platinpapier hergestellten Bilder haben grosse
Haltbarkeit. — Wird das Papier nicht trocken gehalten, so er-
scheinen die Bilder kraftlos und verschwommen, die Weissen in
denselben unrein und gelblich; aus diesem Grunde bewahre man
dasselbe in trockenen Büchsen auf, gebe stets auf absolute Trocken-
heit des Copirrahmens und Pressbausches Acht und lege, wenn
nöthig, zwischen Papier und Pressbausch: Gummituch.
Die Belichtung wird wie gewonlich vorgenommen, dauert unge-
fähr den dritten bis vierten Theil der Zeit wie bei Albuminpapier
und ist vollendet, wenn die tiefsten Schatten einen dunkelgelben
bis orangefarbenen Ton angenommen, d. h. die Eisensalze sich voll-
ständig reducirt haben.
Wenn man erst mehrere Bilder fertig copiren und dann zusam-
men entwickeln will, so sammle man sie in der Cblorcalcium-
büchse auf.
Die Entwickelung der Bilder geschieht mit der Kaliumoxalatlösung
des gewohnlichen Eisen entwicklers (siehe oben S. 193) und zwar,
indem man diese Losung auf 40 — 50® erwärmt und das Bild darin
schwimmen lässt. — Diese Lösung kann man so lange wiederholent-
lich benutzen, bis sie zu viel grüne Krystalle (die nicht mit in die
EntvTickelungsschaale gebracht werden dürfen, sondern zurückbleiben
müssen) abscheiden. —
Das entwickelte Bild wird in mindestens zwei Bädern von 1 Theil
Salzsäure auf 80 Theile Wasser gebadet, (bei sehr hartem Wasser
*) Photographische Mittheil. 1887, Heft I 251 u. ff.
15*
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228 Vierter Abschnitt.
ist der Salzsäuregebalt auf 1 : 60 zu steigern) und zwar so lange,
bis es das letzte Bad nicht mehr gelb färbt.
Nach dem letzten SaJzsäurebad wird es noch mit Wasser eine
halbe Stunde gewaschen und dann getrocknet. Um die PlatLnbilder
mit Emaille zu iiberziehen, verfährt man, wie gleich beschrieben
werden soll.
Es sei hier noch ausdrücklich bemerkt, dass ein warmes Ent-
wickelungsbad, wegen seiner stärkeren Wirkung, zu kurz expo-
nirte, ein kaltes Bad überexponirte Bilder retten kann.
Zur Regenerirung von verdorbenem Platinpapier schlagen Pizzi-
gbelli & Hübl vor, dasselbe mit einer Lösung zu bestreichen, die
aus gleichen Theilen einer Yjq — V20 proc. Lösung von Kaliumchlorat in
Wasser und einer 1 proc. Chlornatriumlösung hergestellt ist,, und dann
schnell zu trocknen. — —
Gutes Platinpapier copirt bedeutend schneller als Albuminpapier
und giebt eine an Bleistift- oder Kreidezeichnung erinnernde Copie.
Es giebt weichere, nicht so contrastreiche Bilder wie das Eastnaan-
papier und hat mit diesem die Unbequemlichkeit gemeinsam, dass
4as Bild nicht (wenigstens nicht genügend stark) während des Co-
pirens sichtbar wird, sondern erst entwickelt werden muss, also
immerhin eine gewisse Uebung und Kenntniss der richtigen Expo-
sitionszeit erforderlich macht.
Allein die richtige Beurtheilung der Exposition ist sehr bald
erlernt und es lässt sich ausserdem noch ein Ausgleich durch stär-
kere oder schwächere Entwicklung herbeifuhren. —
Will man Eastman bilder oder Platindruck bilder mit einer
Emaille iiberziehen, so geschieht dies, indem man eine mit Kreide
sauber geputzte Glasplatte mit anderthalbprocentigem RohcoUodium
in der beim Lackiren beschriebenen Art und Weise übergiesst und
auf diese Platte die Bilder aufpresst (Platinbilder werden besser
vorher in Gelatinelösung gebadet). —
Besser noch als das eben beschriebene Collodium ist für den
vorliegenden Zweck eine Lösung von 1 Theil SchiessbaumwoHe in
50 Theilen Alkohol und 75 Theilen Aether, unter Zusatz von 4
Tropfen Ricinusöl,
Nach Dr. E. Liesegang muss das Collodium recht dünn, die
Gelatine recht dick sein. —
Man vollfuhrt das Aufpressen dadurch, dass man die Platte
mit der CoUodiumseite nach oben in eine Schaale mit Wasser bringt,
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in. Der Positivprocess. 229
das mit der Bildseite nach unten schwimmende Bild unter Wasser
andrückt und, unter Vermeidung von Luftbläseben, Platte und Bild
gemeinsam ans dem Wasser zieht, indem man die eine Seite zuerst
heraushebt und das Wasser von der andern Seite abfliessen lässt.
Das Bild wird nach dem Abfliessen des Wassers nochmals gut durch
Ueberstreichen mit dem Finger aufgepresst, und dann zum Trocknen
hingelegt. Noch ehe es ganz trocken ist, streiche man auf die Rück-
seite eine dünne Schicht Gummi (nicht sauer !) ; nach dem Trocknen
und Loslosen des Bildes Yon 4^t Platte legt man es auf den mit
einem Schwamm befeuchteten Carton, geht mit einem weichen Läpp-
chen darüber hei* und lässt unter schwachem Druck trocknen. —
Man kann auch die Rückseite des getrockneten Bildes mit
Negativlack bestreichen und, nachdem dieser etwas angetrocknet ist,
das Bild auf den vorher mit absolutem Alkohol befeuchteten Garton
drücken und festkleben. — —
Will man das Anpressen unter Wasser umgehen, so lässt
man das Papierbild, mit der Bildseite nach unten, ca. 1 Minute (nicht
länger!) auf einer lOprocent., massig warmen Gelatinelösung schwim-
men, und legt es dann unmittelbar, ohne Abtropfenlassen, auf die
Gollodiumschicht. Man presst vorsichtig, von der Mitte des Bildes
ausgehend, mit der Hand oder einem Tuch bausche die überflüssige
Gelatine, und mit ihr die Luftbläschen, nach aussen. Zu starkes
Drücken und Reiben ist eher schädlich als nützlich.
Es empfiehlt sich die mit GoUodium überzogenen Platten, bevor
man das Papierbild aufpresst, mindestens 8 Stunden trocknen zu
lassen. — Vorsichtiges Anwärmen der collodionirten Platte vor dem
Aufpressen ist sehr zu empfehlen, ebenso wie recht langsames, (ca.
12 stündiges) vorsichtiges Auftrocknenlassen des Bildes nach dem Auf-
pressen desselben.
Nach dem vollständigen Trocknen müssen die emaillirten Bilder
von der Glasplatte mit hartem Ton abspringen; thun sie das nicht,
so sind sie nicht gehörig trocken. Will man schneller trocknen, so
wärme man das schon massig trockne Bild von der Glasseite her
wiederholt an. —
Piatinbiider wie Eastmanbilder kann man auch dadurch sehr halt-
bar machen, dass man sie mit einer Lösung von Schellack (weiss) in
Alkohol; der man ein gleiches Volum einer gesättigten Boraxlösung
ntch und nach unter Schütteln zugefügt hat, und die man vor dem
Gebrauch mit ca. 5—10 Theilen Wasser verdünnt, lackirt oder mit
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230 Vierter Abschnitt.
derselben durch einen Zerstäubungsapparat bestäubt. In ersterem
Falle ist das Bild glänzend, im zweiten matt. In beiden Fällen
muss das Papier trocken sein, da sonst milchige Schleier entstehen,
die allerdings mit der Zeit meistens verschwinden. —
Ein anderes gutes Recept für solchen Firniss giebt Dr. Jacobsen :
80 Theile gebleichten Schellackes,
16 - Mastix's
werden in 240 - Alcohol absolutus gelost, und nach ev.
Filtriren mit: 1 - Gopaiyabalsam
1 - Canadabalsam versetzt. —
Vor der Bepinselung mit diesem Lacke werden die Papierbilder
mit einer lOprocentigen, alkoholischen Harzseifenlösung überrieben. —
, 4. Chlorsübercollodiumpapier.
Betrachtet man selbst die beste auf einem der genannten Pa-
piere ausgeführte Copie und vergleicht sie mit dem zur Herstellung
benutzten Negative, so wird man stets finden, dass das Papierbild
an Feinheit und Zartheit der Details gegenüber dem Negative er-
heblich eingebüsst hat. Diese Einbusse hat ihren Grund in der
mehr oder weniger faserigen und porigen Structur des Papieres, die
sich auch der Albuminschicht mittheilt.
Will man deshalb genau ebenso scharfe und in den feinsten
Details zarte, positive Bilder herstellen, so muss man entweder zu
Glaspositiven zurückgehen, oder Ghlorsilbercollodiumpapier benutzen.
Letzteres giebt ebenso gute und zarte Bilder, wie man sie früher
nur durch Uebertragen der auf Glasplatten erzeugten GoUodiumbilder
auf Papier unter grösserer Mühe erzeugen konnte, und hat deshalb
den letzteren Process vielfach zurückgedrängt —
Das Ghlorsilbercollodiumpapier wird genau in der Weise, wie
gewöhnliches Albuminpapier exponirt, es copirt 3—4 mal schneller.
Das auf dem Papier fertig erschienene Bild wird wie ein Albumin-
bild behandelt und am besten in dem Rhodangoldbade getont; nach
ca. einstündigem Waschen erfolgt die Fertigstellung in der bei Al-
buminpapier angegebenen Weise.
Ein anderes, recht brauchbares Bad zum Tonen des Ghlorsilber-
coUodiumpapiers ist das folgende, von Dr. E. Liesegang angegebene:
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f
ni. Der Positivprocess. 231
20 g Natriumwolframiat,
1 - braunes Chlorgold
2000 - destillirtes Wasser.
Vor dem jedesmaligen Gebrauch soll man, wenn das Bad ge-
schwächt ist, eine geringe Menge Ghlorgold und doppelt so viel
Natriumwolframiat hinzufügen! —
Das fertige Papier muss vor Licht und Feuchtigkeit geschützt
aufbewahrt werden*) und ist in guter Qualität um den Preis von
1 Mark pro Bogen im Handel zu haben. —
Zur Selbstdarstellung benutzt man in einem Holzrahmen ausge-
spanntes, besonders^) präparirtes Barytpapier, das man mit einem
gleichvolumigen Gemisch der käuflichen, Silbersalz und Chloride ent-
haltenden, Aethersilbercollodiumlosungen, genau wie die Platten
mit Lack (siehe S. 204), übergiesst und dann im Dunkeln bei massi-
ger Wärme trocknet.
Zur Selbstdarstellung des Chlorsilbercollodiums diene das fol-
gende, ebenfalls von Liesegang gegebene ßecept:
L 8 g Hollenstein in 5 g destillirten Wassers gelöst, dann in
125 ccm Alcohol absolutus gegossen, 6 g CollodiumwoUe
nebst 125 ccm Aether absolutus zugefügt und bis zur voll-
ständigen Lösung geschüttelt.
n. 5 — 6 g CollodiumwoUe in 250 ccm Aether- Alkohol (1 : 1
oder auch 5 : 4) gelöst, nachdem bereits vorher im Alkohol
1 g Citronensäure und 1 g Chlorlithium gelöst waren. .
Beide Lösungen sind nach der Bereitung trübe, opalisirend und
müssen deshalb vor dem Gebrauch klar dekantirt oder durch Baum-
wolle filtrirt werden. —
Zum Gebrauche mischt man von beiden Lösungen gleiche Theile
und zwar so, dass man das Chlorcoilodium in das SilbercoUodium
in feinem Strahl unter starkem Agitiren eingiesst. ~ Berücksichtigt
mau diese Vorsichtsmaassregel nicht, so fällt das Chlorsilber zu dicht
aus und setzt sich bald zu Boden, bildet also keine Emulsion! —
Die gemischte Emulsion ist selbstverständlich lichtempflnd-
lich und deshalb im Dunkeln aufzubewahren. —
Statt des Holzrahmens kann man füglich auch ein dünnes,
glattes, mit rückseitigem Griffe versehenes Holzbrett benutzen, auf
*) Am besten in Chlorcalciambüchsen, siehe oben.
^ Mit Gelatine, Gummi, Kreide und Schwerspath.
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232 Vierter Abschnitt.
welches man das gleich grosse Papier mittelat dreier Nadeln so auf-
steckt, dass es, etwas excentrisch, mit 2 Kanten über das Brett her-
vorragt. Biegt man dann noch die beiden anderen, nicht überste-
henden Ränder ein wenig aufwärts, so ist ein üeberfliessen des Col-
Lodiums auf die Rückseite yollig ausgeschlossen. Man lässt selbst-
redend an der durch die beiden überstehenden Kanten gebildeten
Ecke den üeberschuss an Collodium nach dem Präpariren ab-
fliessen. —
Das abfliessende Callodium sammelt man in einer besonderen
Flasche und giesst es erst nach dem Abklären und entsprechenden
Verdünnen mit Alkohol wieder in die Standflasche zum abermaligen
Gebrauch zurück.
Will man sehr kräftige Abdrücke von flauen Ncgatiyen erhalten,
so präpariri man das Papier, nachdem es vollständig getrocknet ist,
noch ein- sogar zweimal in derselben Weise. Die Präparation
geschieht selbstredend auf der Baiytseite des Papieres.
Dasselbe erreicht man auch, wenn man vom Silbercollodium 6
Theile, vom ChlorcoUodium 5 Theüe zum Präpariren des Papieres
mischt. Umgekehrt kann man durch Mischen von 6 Theilen Chlor-
^ollodiam und 5 Theilen Silbercollodium mit recht harten Nega-
tiven noch schön weiche Bilder erzielen. —
Selbstverständlich geschieht die Präparatjion des Papi^es bei
gelbem Lichte. —
Dass das Papier, da seine Oberhautschicht sehr empfindlich ist,
recht vorsichtig zu behandeln und nur mit sehr scharfen Instru-
menten zu schneiden, sowie nicht scharf zu kniffen ist, erhellt von
selbst.
Ebenso feine Details erreicht man natürlich, wenn man die Gopie
statt auf Papier auf einer Glasplatte vornimmt und somit
IT. Diapositive
herstellt. Solche Diapositive sind von grösster Bedeutung für Er-
läuterung mikroskopischer Präparate vor grösseren Auditorien; man
kann sie zu diesem Zwecke in einem ca. 12 — 30 mal vei^össernden
Projectionsapparat (Skioptikon, Nebelbilderapparat und dergl.) statt
der üblichen Glasbilder einführen und erhält dann das vergrösserte
Bild auf eine weisse Fläche projicirt. —
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IV. Diapositive, 233
Auf diesem Frojectioiisbilde kann man dann durch Hinzeigen
mit einem Stabe sehr leichte und deutliche Erläuterungen abgeben,
die gleichzeitig Yon einem grösseren Zuhörer kreise wahrzunehmen
sind. Dass in dieser praktischen Anwendung der Mikrophotographie
gerade für Lehr- und Demonstrationszwecke ein grosser Vorzug
liegt, ist klar, und es soll deshalb auch hier die Anfertigung der
Diapositive näher berücksichtigt werden. —
Zunächst sei bemerkt, dass man die Herstellung von Glasdia-
positiven auf zwei verschiedenen Wegen vornehmen kann, einmal
durch Contact-Druck und andererseits durch Projections-
Druck.
Im ersten Falle exponirt man die lichtempfindliche Platte
genau wie sensibilisirtes Papier unter dem Negative im Copirrahmen.
Zu dieser Exposition muss natürlich der Druck der das Copirblatt
anpressenden Rückseite, der gewöhnlich nur auf dünnes Papier nicht
aber auf eine dicke Glasplatte justirt ist, gemindert werden, und ge-
schieht dies am besten, indem man die Druckfedern durch Keile ersetzt.
Die Exposition, die man, um sie besser abmessen zu können,
unter Benutzung von Lampenlicht bei ca. 30—40 cm Distanz vor-
nimmt, und somit verlängert, dauert je nach der Dichtigkeit des
Negatives 5 — 60 Secunden. — Hinundherbe wegen des Negatives vor
der Lichtquelle in der angegebenen Entfernung, während der Expo-
sition, verhindert ungleich massige Beleuchtung der einzelnen Theile;
denselben Zweck kann man auch durch Einschaltung einer mattge-
schliffenen Glasplatte zwischen Lichtquelle und Negativ erreichen. —
• Im zweiten Falle wird das Bild des beleuchteten Negatives
mittelst eines gewöhnlichen Objectives auf die in geeigneter
Entfernung aufgestellte, lichtempfindliche Platte geworfen. Man
hat es bei dieser Operationsart also in der Hand, gleich grosse,
kleinere oder vergrösserte Positive darzustellen. Wie die Bilder
am besten projicirt werden, soll sogleich erörtert werden; zuvörderst
soll jedoch die Behandlung der fertig exponirten, positiven Glas-
bilder, da sie für Contact- und Projectionsdruck genau dieselbe ist,
besprochen werden. —
Die Chlorsilbergelatineplatten, die analog, wie das oben beschrie-
bene Papier (S. 230) bereitet werden*), geben zwar für Diapositive
^) Man fugt hier nur dem GoUodium noch 1 ccm Canadabalsam zu
und ersetzt die Citronensäure darch ein gleiches Gewicht Weinsäure.
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234 Vierter Abschnitt.
vielfach feinere und besser gefärbte Bilder als Bromsilbergelatine-
platten, doch kann man dasselbe auch bei richtiger Behandlung mit
den Letzteren erreichen, und wird dieselben einmal wegen ihrer grösse-
ren Empündlichkeit und zweitens, weil man sie stets zur Hand
hat und auf sie eingearbeitet ist, vorziehen. —
Es sei vorweg bemerkt, dass sich von Pyroent Wicklern nur der
Sulfitentwickler und der Sodaentwickler zur Darstellung von Diapo-
sitiven eignet, stets aber überhaupt die Anwendung des Oxalatent-
wicklers für vorliegenden Zweck vorzuziehen ist.
Mit folgendem besonderen Pyroentwickler erhielt Verfasser
nach Hadley's Angaben gute Transparentbilder, wenn nicht über-
exponirt war:
A. 60 Th. Pyrogallol B. 1 Th. Ammoniak
45 - Citronensäure (0,88 spec. Gew.)
60 - ßromammonium 4 Th. Wasser.
1000 - Wasser.
Zum Gebrauche wurden 80 Theile Wasser, 10 Theile A und 10 Theile
B gemischt, entwickelt und nach 2 Minuten tropfenweise von B solange
zugegeben, bis alle Details da waren (nicht über 10 Theile!), abgewaschen,
fixirt und in einem Alaunbad mit Citronen- oder Essigsäure-Zusatz ge-
badet. —
Da die Diapositive sehr zart und klar sein sollen, so verdünnt
man füglich den gewöhnlichen Eisenoxalatentwickler und fügt ihm
etwas Citronensäure zu, oder man benutzt noch besser einen aus
gleichen Volumen folgender Lösungen kurz vor dem Gebrauch ge-
mischten Entwickler:
A. 10 g Eisenvitriol, 100 g Wasser, 1 Tropfen Schwefelsäure,
B. 40 g Kaliumoxalat, 100 g Wasser, 0,4 g Citronensäure, 1 g
Bromkalium,
den man sogar noch zur Erreichung grösserer Zartheit und Wärme
mit einem Drittel Wasser verdünnen kann.
Nach dem Fixiren legt man noch zur vollständigen Klärung in
ein Bad von 3 g Alaun, 1 g Schwefelsäure auf 40 Theile Wasser. —
Die Tonung der Diapositive im Gold bade gelingt schlecht*), und
zieht man deshalb vor, klar und dünn gehaltenen Negativen durch
') Nur wenn man mit Silberpyroverstärkung (S. 209) behandelt hat,
wird das Goldbad besser angenommen. Man wäscht in diesem Falle
nach dem Tonbade aus, behandelt mit schwacher Cyankalilösung und.
wäscht nochmals (Eder).
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V. Projectionsapparatc.
235
Quecksilberchlorid und Ammoniak oder den gehörig yerdünnten
Uran verstarker wärmere Tone zu geben.
Sind die Bilder fertig, so legt man auf ihre Bildseite eine matt
geschliffene Glasscheibe von gleicher Grösse und verbindet beide
fest, indem man sie gemeinsam mit einer, gleichzeitig vor Schram-
men und Rissen schützenden, beide Seiten umfassenden, in der Mitte
kreisförmig ausgeschnittenen Maske aus starkem, undurchsichtigen
Papier beklebt. Statt der matten Scheibe wendet man noch besser
eine Glasplatte an, die man mit einer Lösung von 15 g weissem
Wachs in 100 g Benzin übergössen und dadurch mattirt hat. Für
Flg. 60.
Projection sind solche Positive deshalb nicht zu empfehlen, weil
das Wachs zu leicht in der Wärme des Projectionsapparates
schmilzt. —
Selbstverständlich kann man auch ein ChlorsilbercoUodiumbild
direct auf Milchglas oder mattem Glase herstellen, doch muss man
dann stets die eben angegebene Modification des Collodiums an-
wenden. —
Ein Lackiren der fertigen Bilder ist unter allen Umständen
wegen der Haltbarkeit zu empfehlen. —
Y. Projectionsapparate.
Der zur Darstellung der Diapositive nach der zweiten Art und
Weise dienende Projectionsapparat hat im Wesentlichen die oben-
stehende Einrichtung.
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236 Vierter Abschnitt.
In einem lichtdicht schliessendea Kasten befindet sich die
Lampe, welche ihr durch einen Rcflector und eine grosse Beleuch-
tungslinse concentrirtes Licht auf das Negativ oder eine vor dem-
selben aufgestellte matte Glasplatte vrirft. Das negative Glas-
bild, wird in zwei, an der Vorderwand der Kammer befindlichen
Nuthen eingeschoben und bildet so die Rückwand einer kleinen,
vor dem den Beieuchtungsapparat tragenden Kasten aufgestellten
Balgcamera. Dieselbe ist mittelst der auf dem Bilde sichtbaren
Häkchen mit der Vorderwand des Lampenkastens lichtdicht zu
verbinden und trägt in der Vorderwand, die auf einem Schlitten hin
und her beweglich ist, ein photographisches Objectiv.
Dieser ganze Apparat wird auf einen langen, festen Tisch auf-
gestellt und das durch das Objectiv entworfene Bild des Negatives
auf eine weisse Wand scharf eingestellt, und dann bei rothem Lichte,
unter Verschluss des Objectives mit einem Deckel, an Stelle der
weissen Wand, genau in gleicher Ebene, die die lichtempfindliche
Platte tragende Cassette gebracht.
Man erreicht dies dadurch, dass man ein Brett von solcher
Stärke anwendet, dass seine Vorderseite, die das weisse Papier
trägt, von der an eine Holzwand anlehnenden, hinteren Seite gleich
weit absteht, als dies bei der lichtempfindlichen Seite einer in die
Cassette gelegten Platte der Fall ist, wenn die Cassette mit ihrer
Hinterwand gegen besagtes Brett gelegt wird. —
Ist die Cassette eingestellt und der Schieber derselben zurück-
gezogen, so exponirt man, durch Entfernung des Objectivdeckels, die
nöthige Zeit. —
Das entstandene Positiv wird genau gleich gross wie das ange-
wandte Negativ, wenn man die Camera soweit auszieht, dass das
Objectiv vom Negativ genau um die doppelte Brennweite entfernt
ist; das Positiv muss dann selbstredend in gleicher Entfernung von
dem Objectiv stehen *). Rückt das Objectiv dem Negativ näher,
so muss das gleichzeitig sich von dem Objectiv entfernende Bild
wachsen, während es bei weiterer Entfernung des Objectives vom
Negative als die doppelte Brennweite kleiner wird als das Negativ,
lieber die Berechnung der Bildgrösse aus den Bildabständen siehe
oben S. 57 Näheres. —
Wendet man diesen Apparat zu 2 — 4 fachen Vergrösserungen
*) Siehe auch oben unter: „Feststellung der Vergrosserung".
/Google
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V. Projectionsapparate. 237
an und benutzt für diesen Zweck gute, recht scharfe Negative, so
kann man sehr wohl ebenso gute Bilder als durch directe Auf-
nahme erzielen, nur darf die Vergrösserang uJcht wohl ober eine
vierfache Steigerung hinausgehen, weil sich sonst leicht doch das
Korn der Emulsion bemerkbar machen kann.
Um vergrösserte Mikrophotogramme zu erzeugen, benutzt man
recht praktischer Weise Eastmanpapier. Man heftet dasselbe,
nachdem man auf ein mit Reissnägeln auf einem Reissbrett be-
festigtes, weisses Papier eingestellt hat, statt des Letzteren bei
rothem Lichte auf da^ Reissbrett und exponirt dann.
Durch diese directe Aufnahme der Vergrösserung vom Negative
umgeht man die umständliche Darstellung eines vergrösserten Dia-
positives und von diesem wieder eines Negatives mittelst dessen man
dann endlich erst die Bilder erzeugen kann. Dass durch solche
dreimalige Umcopirung leichter Fehler in das schliesslich erhaltene
Positiv kommen können, als dies bei einer directen Vergrösserung
vom Negativ stattl^aben kann, leuchtet ein und ist deshalb vorlie-
gender Apparat in seiner Anwendung sehr zu empfehlen. —
Zudem besitzt dieser Apparat noch den erheblichen Vorzug,
dass er, ausser zu genanntem Zwecke, noch ganz vorzüglich zu De-
monstrations-Zwecken geeignet ist, ohne irgend welche Aenderung
zu erfordern.
Man setzt einfach an Stelle des Negatives ein auf die be-
schriebene Weise erhaltenes Diapositiv und projicirt, unter Ver-
kürzung der kleinen Camera, in 8 — 20facher Vergrösserung auf
eine aufgespannte, weisse Tafel oder, eine nahtfreie Leinwand, wie
man sie zu Nebelbildervorführungen benutzt. .Selbstredend kann
man auch die Leinwand befeuchten und von hinten her projiciren,
während die Beschauer in einiger Entfernung vor derselben Platz
genommen haben, oder statt der Leinwand das heute in ziemlicher
Breite käuflich zu habende, diaphane Pauspapier benutzen. —
Bei stärkeren Projections-Vergrösserungen benutze man, je nach-
dem man eingerichtet ist, starkes Glühlicht, ^ Kalklicht, oder das
durch die Ney'sche Lampe für diesen Zweck brauchbar gemachte
Magnesiumlicht ^); man kann dann mit Negativen von ca. 500 bis
1000 facher Vergrösserung leicht und schön 10—20 Tausendfache
^) Eine solche Lampe kostet incl. Projectionsapparat bei Ney circa
M. 140.
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238 Vierter Abschnitt.
Linearvergrösserungen vorführen und des Näheren mit einem Zeige
stocke erklären. —
Statt des hier angegebenen Apparates kann man selbstverständ-
lich auch einen der anderen, käuflichen Projection sapparate in An-
wendung bringen, deren Beschreibung wir hier weglassen zu können
glauben, da sie im Princip und den wesentlichen Theilen mit dem
oben beschriebenen übereinstimmen und von demselben durch Bil-
ligkeit übertroffen werden.
Alles, was für gewöhnlich dem Mikrophotographen in seiner
Praxis von Bedeutung und Wichtigkeit sein kann, glauben wir somit
erörtert zu haben und verweisen in Bezug auf selten vorkommende
Abnormitäten, sowie den Mikrophotographen weniger angehende
photographische Specialitäten auf die diesen Theil ganz eingehend be-
handelnden, vorzüglichen Special werke, wie solcher mehrere existiren;
in denselben finden sich auch die theoretischen Erörterungen über
Photochemie, die hier der Kürze wegen ebenfalls weggeblieben sind. —
Wir schliessen mit der Angabe der gewöhnlichen, beim Dar-
stellen von Mikrophotographieen mittelst Bromsilbergelatineplatten
vorkommenden Fehler, ihrer Erkennung und Abhilfe und hoffen
dadurch besonders dem noch nicht durch längere Praxis Geübten
die Benutzung dieses Werkes zu erleichtern, sowie dem Misslingen
der Aufnahmen nach Möglichkeit vorzubeugen. Dass hierdurch die
Lust und Liebe zur Mikrophotographie sich steigere, ist an-
zunehmen, denn viele Misserfolge verleiden schliesslich auch dem
fleissigsten Arbeiter das Schaffen. —
Tl. Fehler bei den Operationen.
Die bei den einzelnen Operationen auftretenden Fehler sollen
im Nachfolgenden so zu sagen genetisch behandelt werden, indem
wir mit denen, die durch Lagern etc. der Platten entstehen können,
beginnen, dann auf die Exposition eingehen, die Entwickelung folgen
lassen und so fort.
Nach Erledigung der beim Negativprocess eintretenden Fehler
gehen wir auf diejenigen des Positivprocesses und endlich auf die
der Fertigmachung der Bilder über:
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VI. Fehler bei den Operationen. 239
1. Fehler im Negativprocess.
a) Fehler im Lagern der Platten vor der Benutzung.
1. Die Platten nehmen den Entwickler nicht oder ungieich-
. massig an: Sie haben zu trocken gelagert. Man weiche vor
dem Entwickeln ein oder giesse grössere Mengen Entwickler
darauf und bewege heftig (S. 185).
2. Die Platten neigen zur Verschleierung und sind unem-
pfindlich: Zu feuchtes Aufbewahren oder mit Schwefelwasser-
stoff etc. verunreinigte Atmosphäre (S. 185).
3. Die Platten zeigen Schleier und Flecken:
a) Unreines Papier ist zum Verpacken benutzt worden. NB. Car-
tonecken markiren sich stets etwas (S. 185).
b) Die Platten sind mit zu starkem Ammoniak geräuchert oder ge-
badet (S. 1. c).
c) Die Platten sind mit schmutzigen, Fiximatron haltigen Fingern
befasst (S. 182). —
b) Fehler bei der Exposition.
4. Die hellsten Lichter sind von hofartigen Ringen umgeben
fl) Entweder Emulsion ist zu dünn oder
b) Die Ruckseite der Cassette ist nicht genügend geschwärzt und
hat reflectirende Stellen ; Abhülfe ergiebt sich von selbst (S. 115).
5. Es erscheinen Lichtflecke und Lichtringe auf dem Negativ:
Reflexe im Tubus des Mikroskopes; Abhülfe durch Schwärzen
oder Belegen desselben (S. 115). —
6. Das Bild hat Schleier:
a) Es wird die ganze Platte gleichmässig verschleiert: Zutritt frem-
den Lichtes vor oder während der Exposition. Abhülfe: Prü-
fung der Dunkelkammer und der Cassetten auf fremdes resp.
actinisches Licht (S. 180).
b) Die von den Ecken und Rändern der Cassette bedeckten Theile
der Platte zeigen keinen Schleier: üeberexposition oder frem-
des Licht in der Camera.
c) Die nichtbelichteten Stellen ausserhalb des Gesichtsfeldes sind
schleierfrei: lediglich Üeberexposition.
7. Die Platte zeigt dunkle, nach der Mitte sich matt verlau-
fende Streifen: Seitenlicht durch die Falze der Cassetten.
^. Das Bild erscheint flau und gleichmässig grau mit ausge-
bildeten, aber matten Details: üeberexposition oder
Anwendung von zu wenig Bromkalium beim Entwickler re^p.
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240 Vierter Abschnitt.
zuviel Ammoniak beim Pjroentwickler; Abhülfe: 'Vermehrung
des Bromkaliums, Redocimng des Ammoniaks (bei Pyro). Ab-
hälfe bei bereits fertigentwickelten Negativen: Wegätzen der
Schleier bei fixirten und mit Sublimat verstärkten Bildern mit
Cyankalium (S. 211) und nachheriges Verstärken, wenn nicht
kräftig genug, mit Sublimat (S. 207).
9. Das Bild ist zu contrastreich, hart, Details fehlen in den
Schatten:
a) Zu kurze Exposition.
b) Entwickler enthält zu viel* Bromkalium, bei Pyro zu wenig
Ammoniak.
10. Das Bild kehrt sich zum Positiv während des Entwickeins
um:
a) Sehr starke XJeberexposition und dadurch bedingte Solarisation.
Abhülfe: kürzere Exposition resp. Rettung durch sehr kurze Be-
handlang mit sehr altem oder schwachem Entwickler (S. 195 u.
196). — *
b) Zusatz von zuviel Natriumhyposulfit zum Entwickler bei Mo^
mentaufnahmen (S. 196).
c) Fehler bei der Entwickelung.
11. Das Bild zeigt gelben oder rothen Schleier:
a) Eisenentwickler.
«) Es ist zuviel Hyposulfit als Beschleuniger zum Eisenentwick-
ler zugefügt (S. 196).
ß) Das Eisenvitriol war zu alt oder nicht sauer. Abhülfe: Zu-
satz eines Tropfens Schwefelsäure zur Eisenlösung. —
b) Der Pyroentwickler enthielt:
a) Zuviel Ammoniak.
ß) War zu alt. Abhülfe: Baden in salzsäurehaltigem Alaunbade.
y) Die Platte war vom Entwickler nicht gleichmässig bedeckt
Abhülfe wie bei ß.
cT) Zu lange Entwickelung.
12. Die Platte zeigt sandiges gelbes Pulver auf der Oberfläche:
a) Unrichtiges Mischen des Entwicklers : zu viel Eisenoxydullösung.
Abhülfe: Steigern des Oxalates; alter sandiger EntwicMer ist
wegzugiessen!
b) Die Oxalatlösung ist zu sauer. —
18. Die Platte zeigt Zickzacklinien und scharf begrenzte
Flecken: Der Entwickler hat dieselbe nicht auf einmal gleich-
mässig, sondern un gleichmässig überspült. Abhülfe: gleich-
massigeres Aufgiessen einer grösseren Menge des Entwicklers«.
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VI. Fehler bei den Operationen. 241
14. Das Bild ist hart und glasig: Zu viel Bromkalium (Eisenent-
wickler), za wenig Ammoniak (Pyroentwickler), siehe oben No.9b.
15. Das Bild zeigt Details, ist aber za dünn:
a) Entwickler ist zu schwach oder zu alt. Abhülfe: Entwickeln mit
concentrirteren Lösungen.
h) Entwickler hat nicht lange genug gewirkt. Abhülfe; Längeres
Entwickeln.
16. Das Bild zeigt weisse, scharfumgrenzte, runde Punkte:
Beim Entwickeln haben sich Luftbläschen an der Platte festge-
setzt. Abhülfe: heftiges Schwenken der Entwickelungsschaale ev.
Entfernen der Bläschen mit dem Finger.
17. Das Bild ist zu kräftig und dicht: Zu lange Entwickelung, be-
sonders kenntlich daran, dass auch die von den Ecken der Gas-
sette bedeckten Theile der Platte verschleiern. Abhülfe: Kür-
zere Entwicklung.
18. Die Platte kräuselt im Entwickler:
a) Unter Umständen zu ammohiakreicher Pjroentwickler.
h) Zu frische Platten. Abhülfe: Alaunbad.
d) Fehler beim Waschen.
19. Die Platte zeigt milchigen Schleier beim Oxalatentwick-
1er: Zu hartes kalkhaltiges Wasser bedingt diesen „Kalk-
schleier". Abhülfe: verschwindet beim Lackiren von selbst und
kann auch durch sehr verdünnte Salzsäure sowie Abwischen im
nassen Zustande mit dem Finger entfernt werden (S. 201).
20. Die Platte kräuselt: Waschwasser zu warm. Abhülfe: Alaunbad
oder kälteres Wasser (S. 201). .
e) Fehler beim Fixiren.
21. Die Platte kräuselt oder bildet Blasen:
a) Fixirbad ist zu concentrirt.
b) Das Fixirbad ist zu warm. Abhülfe: Alaunbad (S. 201).
22. Es wittern Sternchen und Aestchen auf der getrockneten
Platte aus: Fiximatron ist nicht genügend ausgewaschen (ver-
dirbt und zerstört die Bilder!) (S. 202).
23. Die Bilder erscheinen unklar und wolkig: Nicht genügend
lange fixirt. Abhülfe nochmaliges Fixiren.
24. Die Bilder fixiren zu langa^am: Fixirbad ist zu schwach oder
zu oft; schon angewendet. — (Kann auch an der Emulsion liegen!)
Jesericb, Mikrophotographie. 16
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242 Vierter Abschnitt.
f ) Fehler beim Verstärken.
25. Die Platten dunkeln nach:
a) Die Emulsion hat aus dem Albuminpapier, wenn unlackirt co-
pirt wurde, Silbemitrat aufgenommen. Abhülfe: Baden in Jod-
jodkalium und dann Cyankalium, beide sehr verdünnt (S.204).
b) Findet sich meist bei Sublimat- und Jodid-Verstärkungen.
2G. Die Platten bilden brannen Schleier:
u) Fixirnatron ist nicht genügend ausgewaschen. Abhülfe: Nach
KurtzmüUer (Eder) Chlorgoldlösung.
b) Bei Jodidyerstärkung oft. Abhülfe: Schwaches Ojankalibad.
27. Die Platten werden gelb bei UranYerstfirknng : Schlechtes
Auswaschen.
28. Die Platten zeigen netzartige Flecken: Das Sublimat ist
nach dem Verstärken nicht vollständig ausgewaschen (S. 207).
29. Die Platten haben bei Silberverstärkung Rothschleier:
ä) Zu lange oder nicht gleichmässig über die ganze Platte ver-
stärkt.
b) Verstärker ist nicht sauer genug.
c) Fixirnatron ist nicht ordentlich ausgewaschen. Abhülfe: Oft ge-
nügt Baden in 1 procent. Salzsäure und starker Chlomatrium-
lösung.
g) Fehler beim Lackiren.
80. Die Platten erscheinen milchig:
a) Nicht genügendes Trocknen vor dem Lackiren (S. 204).
b) Nicht genügendes Vorwärmen vor dem Lackiren (S. 204).
31. Die Platten zeigen unter dem Lack metallische Trübung:
Bei Quecksilberverstärkung ist die Platte vor dem Lackiren zu
stark angewärmt.
32. Die Platten haben streifigen, fleckigen Lacküberzug:
a) Herunterlaufen des Lackes während des Lackirens auf die Rück-
seite der Platte (1. c).
b) Der Lack war nicht rein und staubfrei.
c) Zu starkes partielles Anwärmen.
d) Platte war nicht genügend beim Lackiren bewegt worden. Ab-
hülfe: Ablackirung (S. 205).
33. Die Platten bekommen Blasen nnter dem Lack: Nicht genü-
gendes Trocknen vor dem Lackiren. Abhülfe: Ablackiren (1. c.)
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VI. Fehler bei den OperationeD. 243
2. Fehler im Positivprocess.
A. Beim Albuminpapier.
a) Fehler im Papiere selbst oder dessen Vorbereitung.
1. Das Papier giebt kraftlose Bilder:
a) Papier ist za schwach geleimt.
b) Zu schwach gesilbert.
c) Zu schwach oder zu stark getrocknet.
d) Silberbad ist zu sauer.
2. Das Papier giebt zu harte Bilder: Das Papier ist zu lange
und zu trocken aufbewahrt worden.
3. Das Papier giebt scheckige Bilder:
a) Die Oberfläche des Sensibilisirungsbades war nicht rein. Ab-
hülfe: Abschäumen (S. 213).
b) Das Papier ist nicht lange genug oder
c) nicht auf seiner ganzen Oberfläche sensibilisirt (S. 213).
rf) Es befanden sich Luftblasen zwischen Papier und Sensibilisi-
rungsbad, dann sind die Flecke rund und weiss mit scharfen
Rändern.
e) Das Papier ist mit unreinen Fingern berührt.
/) ünreinigkeiten sind zwischen Papier und Negativ oder auf dem
Negativ während des Copirens gewesen. —
4. Das Bild ist nach dem Copiren roth:
a) Silberbad war zu schwach (S. 214).
b) Albumin zu salzhaltig.
b) Fehler im Copiren.
5. Die Bilder erscheinen zu flau ohne Contraste: Zu flaue Ne-
gative. Abhülfe: Vorlegen von weissen, grünen oder rothen
Vorlagen (S. 216).
6. Die Bilder erscheinen zu hart:
a) Das Negativ ist zu hart 1 Abhülfe: Copiren in directem
b) Mit zu vielen Vorlagen copirtj Sonnenlicht.
c) Siehe ad 2.
7. Die Bilder sind unscharf:
a) Sie waren nicht genügend angepresst oder
b) Das Papier war wellig.
c) Fehler beim Tonen.
8. Das Bild ist nach dem Fixiren rothgelb: Zu kurzes Tonen.
9. Das Bild ist nach dem Fixiren blaugrau:
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244 Vierter Abschnitt.
a) Za langes Tonen (S.218).
b) Zu langes Aufbewahren nach dem Oopiren.
c) Das Tonbad enthält zu viel Chlorgold.
10. Das Bild tont ungleich:
a) Albuminirnng war schlecht.
b) Das Tonbad hat nicht alle Theüe des Bildes benetct.
c) Die Bilder haben im Tonbad aneinander geklebt.
(Q ad 3e.
11. Das Bild tont sehr langsam oder garnicht:
a) Sensibilisiruqgsbad ist unrein.
b) Goldbad ist mit Hjposuifit verunreinigt oder
c) zu kalt oder
(I) zu schwach und arm.
e) Papier ist zu alt oder nach dem Copiren zu lange aufbewahrt!
12. Die Lichter erscheinen gelb:
a) Das Tonbad ist zu sauer.
b) Zu viel fremdes Licht beim Tonen oder Bevidiren der Copie.
13 Das Bild hat einen weissen Beschlag: Es ist nicht genug
beim Waschen bewegt. Abhilfe: Verschwindet beim Fixiren von
selbst!!
d) Fehler beim und nach dem Fixiren.
14. Die Bilder erscheinen in der Durchsieht wolkig: Nicht ge-
nügend ausfixirt.
15. Die Lichter erscheinen gelb:
a)] Fixirbad war sauer. Abhülfe: Einlegen von Kreide.
b) Fixirbad war zu alt und schwefelhaltig.
c) Fixirbad war nicht gehörig ausgewaschen.
16. Die Bilder sind streifig: ünregelmässiges Eintauchen und Be-
netzen mit dem Fixirbad.
17. Die Bilder sind fleckig (gelb):
a) Anfassen mit unreinen Fingern.
b) Bespritzen mit Hyposulfit.
c) Fliesspapier zum Trocknen oder
d) Carton war hyposulfithaltig.
18. Die Bilder vergilben beim Aufbewahren;
a) Saurer Kleister.
b) Schwefel- oder natronhaltiger Garton.
c) Tonbad oder Fixirbad zu sauer.
d) ad 14 b.
19. Die Albuminschicht bildet Blasen: Fehler liegt im Papier.
Abhülfe: sehr verdünntes Fixirbad.
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VI. Fehler bei den Operationen. 245
20. Die Bilder werden rissig beim Aufziehen: Abhülfe: noch
feucht aufziehen.
B. Fehler im Eastmanprocess.
1. Die Bilder sind ohne weisse Lichter:
a) übercopirt.
b) Actinisches Licht beim Einlegen in den Copirrahmen.
2. Die Bilder sind matt: Zu kurze Exposition.
3. Die Bilder sind gelb: Nicht genügend gereinigt. Abhülfe : Baden
in verdünnter Schwefelsäure 1 : 100.
4. 'Die Bilder sind nicht klar: Es fehlt Bromkali im Entwickler.
Abhülfe: Vermehrung des Bromkali oder Alaunbad mit Salzsäure
(S. 226).
5. Die Bilder haben Flecke:
a) Unreine Hände, Gefässe etc.
b) Natronhaltiges Filtrirpapier oder CartOn.
6. Die Bilder treiben Blasen: Fehler im Papier. Abhülfe: Zu-
fügen von Kochsalz zum auf das Fixirbad folgenden Wasch-
wasser. Verdünnen des Fixirbades.
7. Die Bilder erscheinen nach Lackiren milchig: Nicht gut ge-
trocknet. Abhülfe: Anspritzen mit Alkohol.
Sonst alle Fehler meist wie bei Albuminpapier.
C. Fehler im Plaflnofypprocess.
1. Die Bilder sind kraftlos, verschwommen:
a) Das Papier selbst, oder die Pressbäusche sind nicht trocken
genug. Abhülfe: Aufheben in der Chlorcalciumbüchse.
b) Zu kalter Entwickler.
2. Die Bilder sind gelb in den Weissen:
a) Wie eben.
b) Nicht genügend in Säure gereinigt.
3. Die Bilder haben gelbe und weisse Punkte: Berührung dor-
selben mit Chlorcalcium in der Büchse.
4. Die Bilder sehen körnig aus:
a) Zu kurze,
b) zu kalte Entwickelnng.
5. Die Bilder sind hart: Zu warmer Entwickler.
Aufkleben und Lackiren wie bei Eastmanpapier.
D. Fehler im Chlorsilbercollodiumpapler.
Dieselben decken sich mit denen beim Albuminpapier und können
deshalb hier fortbleiben.
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Zu den Tafein.
In nachstehenden Tafeln sind im Lichtdrnck einzelne Mikrophotogramme wieder-
gegeben. Die Wahl solcher Bilder für die Beifügung zn einem die Mikrophotographie
behandelnden Werke ist äusserst schwierig. Es soll möglichst für jede Art der ver>
schiedenen zur Aufnahme geeigneten Objecte ein Probebild gegeben werden, und doch
ist die Zahl der Bilder durch den immerhin hohen Preis derselben im Interesse des Werkes
eine sehr beschränkte. — Es ist deshalb vorliegend die Wahl so gut wie angänglich
durchgeführt, und sind sowohl zoologische wie botanische und bacteriologische Präparate
gegeben.
Von anatomischen Präparaten haben wir deshalb Abstand nehmen znl können ge-
glaubt, weil die ungeförbten Pflanzen schnitte und Diatomeen (Tafel I No. 2, Tafel II
1 u. 2, Tafel IV, 1) zur Genüge den Beweis von der Wiedergabe der Details bei un-
gefärbten Objecten liefern, während sowohl die einfach (Tafel I, 1) wie doppelt geförb-
ten (Tafel III, 1 u. 2, Tafel lY, 2) Präparate zeigen, dass es recht wohl möglich ist, die
chemisch am verschiedensten wirksamen Strahlen nebeneinander in gleichem Werthe
und gleicher Schärfe zur Wiedergabe zu bringen.
Dass man natürlich, wenn dies bei Roth und Blau, als diametral gegenüberstehenden
Farben, nebeneinander der Fall ist,, einen gleichen Effect ungleich leichter bei allen an-
deren Farbencombinationen erreichen kann, ist klar, ebenso wie leicht ersichtlich ist,
dass wenn man in einem mit Gar min, der für chemische Wirksamkeit ungünstigsten
Farbe, tief dunkel gefärbten Präparat, wie Aurelia aurita auf Tafel I dies ist, ein de-
taillirtes Bild erzielt, dies viel besser bei allen anderen Farben geschehen kann. -^
Die sämmtlichen Bilder sind bei Kalk licht in der unten angegebenen Exposi-
tionszeit mit dem auf S. 100 beschriebenen, einfachen Apparat aufgenommen; sie sind,
da sie ursprünglich nicht für die Wiedergabe durch Lichtdruck bestimmt waren, in
einzelnen Exemplaren durch die Eigenheit der Photolithographie etwas hart geworden.
Im Allgemeinen beweist aber der Lichtdruck sicher, dass er sehr wohl berufen
ist, zur Wiedergabe der mikroskopischen Forschungen im Bilde zu dienen; er ist eben
ungleich billiger und haltbarer als Copieen auf photographischem Papier, liefert die-
selbe Zahl der Bilder in kürzerer Zeit und braucht, nach den neuesten Erfahrungen,
keine für den speciellen Zweck besonders präparirte Negativplatten. Selbstverständlich
ist bei keinem der Bilder irgend welche Retouche zur Anwendung gekommen. Nirgend
sind besonders lichtempfindliche Platten angewandt, sondern überall die gewöhnlichen
Trockenplatten. —
Tafel I. 1. Anrelia aurita (Ephyrastadium). Vergrösserung : 50. Expositionszeit: 3
Secunden. Stark mit Carmin gefärbtes Präparat. Aufgenommen mit Eosin-
platte im gelben stark gedämpften Lichte (Präparat von Elönne u. Müller).
2. Triceratium antediluvianum. Vergrösserung: öOO. Expositionszeit: 1 Se-
cunde (Präparat von Bourgogne).
Tafel II. 1. Mark von Helianthus (Längsschnitt). Vergrösserung: HO. Expositionszeit:
1 Secunde bei gedämpftem Lichte (Präparat von Dr. H. Burstert).
2. Querschnitt durch den Stengel von Rumex. Vergrösserung HO. Expo-
sition wie bei 1 dieser Tafel (Präparat von Dr. H. Burstert).
Tafel III. 1. Milzbrandbacillen auf Blut. Vergrösserung 750. Exposition 18 Secunden
Aufgenommen bei gelbem Lichte mit Eosinplatte. Das Blut war roth, die
Bacillen blau gefärbt; trotzdem sind beide im natürlichen Farbenwerthe
nebeneinander wiedergegeben (Präparat von L. Bernegau).
2. Bacillus aus weichem Elsässer Weisswein, Jahrgang 1886. Golmarer Ge-
wächs. Vergrösserung 750. Exposition 18 Secunden. Aufgenommen mit
Eosinplatte bei gelbem Lichte (Präparat von Dr. G. Weigelt).
Tafel IT. 1. Pleurosigma angulatum (Mitteltheil). Vergrösserung 1200. Expositionszeit
14 Secunden. — Gleiche Schärfe durch das ganze Bild; die einzelnen
Stellen der Structur erscheinen je nach der Beleuchtung verschieden
geformt (Präparat von Bourgogne). —
2. Milzbrandsporen (Reinkultur), Doppel färbnng: Methylenblau und Fuchsin.
Vergrösserung 1200. Expositionszeit: 45 Secunden. Aufgenommen mit
Eosinplatte im gelben Lichte. Blau und Roth erscheinen gleichwerthig
und es ist deutlich die Keimung der Sporen in den einzelnen Exemplaren
wahrnehmbar. — Zudem erscheinen die einzelnen Sporen nicht flach,
sondern deutlich rund, walzenförmig (Präparat von L. Bernegau). —
JAN 2 2 1917
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Tafel I.
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TEHLAG TON JULIUS 8PRIKOKK IH BBBLIK. LICHTDRUCK TON ALB. FRISCH IN B^
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Tafel I.
Aurelia aurita. Linearvergrösserung: 50.
Diatomeenpanzer. Linearvergrösserimg: 500.
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VERLAG VON JCLIÜS SPRINORK IN BERLIN.
LICHTDRUCK VON ALB. FRISCH IM :
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Tafel IL
Mark von Heiianthus. Linearvergrösserung: 110.
Quersohüitt durch den Stengel von Rumex. Linearvergrösserung: up. j
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VEULAO VOM JULIUS SPRINGER IN BERLIN.
LICHTDRUCK VON ALB. FRISCH IN B
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IIHibrand*B«oniß« auf Bliit Lineaivergrasseruiig: ?50.
Spaltpilze aus d0iti Wein. Liuearver^rÖasieruiig: 750. (^ c\r\r\]c>
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VSJU<A6 von iVtWü SPRJKCEK IK BRItUS.
LJCUTPBrCli TP» ALB. JBIStJtl IK I
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Pleurosiuina aitgulatum. (MltteJtliflna) LiQeanrergrQäfiieruiigi 1300.
Milzbrand - Spdrsn, tn^nkufturO hineB^rvorgrössetr^ag: ISStöjT^ r\r\(j}^
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