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Full text of "Die Mikrophotographie auf Bromsilbergelatine bei natürlichem und künstlichem ..."

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Die 



Mikrophotographie. 



I 



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Die 



Mikrophotographie 

auf 
Bromsilbergrelatine bei natürlichem und künsüichem Lichte 

unter ganz besonderer 

Berücksichtigung des Kalklichtes. 



Von - :/ 

Dr. Paul Jeserleh 

vereidigter Chemiker der Kdnigl. Gerichte tmd der König!. Haupt - Steuer -Aemter 

zu Berlin. 



Mit 60 Holzschnitten und 4 Tafeln in Lichtdruck. 




Berlin. 

Verlag von Julius Springer, 
1888. 



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Bachdruckerei yon Gustav Schade (Otto Francke) in Berllo N. 



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(Vi 



Vorwort. 



Wenn schon die Photographie durch die Errungenschaften 
der letzten Jahre, die in der Fabrikation haltbarer, hochlicht- 
empfindlicher, einfach zu handhabender Trockenplatten be- 
stehen, weit über den engen Kreis der Fachphotographen 
hinaus, sich Eingang verschafft hat, so kann es uns kaum 
Wunder nehmen, dass sie auch zur Wiedergabe der mittelst 
des Mikroskopes beobachteten Erscheinungen im Bilde immer 
weiter greifende Anwendung gefunden hat und noch findet. — 
Ist sie doch gerade hier dazu berufen die subjective, 
^ individuelle Beobachtung in ein rein objectives, vollwiegen- 
des Beweismaterial zu verwandeln und deshalb von höchstem 
Werthe und grösster Bedeutung! — 

So wichtig und entscheidend solch* ein Beweismaterial 

jQ nun bei wissenschaftlichen Erörterungen und Streitfragen ist, 

j so nothwendig und geradezu unentbehrlich wird es in der 

6 Hand des gerichtlichen Mikroskopikers. Hier ermöglicht es 

^ dem Experten, den Beweis für das, was er beobachtet, that- 

sächlich zu erbringen und actenmässig sicher für dauernde 

Zeit die flüchtige Erscheinung zu fixiren. 

Diese Gründe waren es, die mich veranlassten, seit mehr 
denn neun Jahren die Mikrophotographie zu meinem einge- 
henden Studium zu machen, und bin ich in der Reihe dieser 
Jahre denn auch oft genug in der Lage gewesen, mich von 
dem grossen Werthe der Mikrophotographie zur Aufstellung 
von absolutem Beweismaterial in Criminalprocessen zu über- 
zeugen; haben doch vielfach die Staatsanwaltschaften es im 



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IV Vorwort. 

Interesse der Beweisführung für nöthig befunden, von mir 
bei wichtigen Capitalfallen mikrophotographische Darstellungen 
des Beobachteten zu den Acten einzufordern. — 

In allen diesen Fällen war nur Eins lästig, nämlich die 
Abhängigkeit von dem klaren Sonnenlichte. Nachdem es 
mir nun in letzter Zeit gelungen, durch geeignete Nutzbar- 
machung des Kalklichtes, die Mikrophotographie unabhängig 
vom Sonnenlichte zu machen und Aufnahmen bei Kalklicht 
mit fast ebenso kurzer Exposition wie bei hellem Sonnen- 
lichte auszuführen, hielt ich es für angezeigt, diese durch 
jahrelanges practisches Arbeiten gesammelten eignen Erfah- 
rungen auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen. 

Wenn nun in den nachfolgenden Auseinandersetzungen 
nicht, wie dies bei Beginn des Niederschreibens geplant war, 
ausschliesslich die Anwendung des Kalklichtes in der Mikro- 
photographie behandelt wird, sondern nunmehr auch die 
Benutzung des natürlichen Lichtes, sowie der übrigen Licht- 
quellen eingehende Besprechung gefunden hat, so liegt der 
Grund dazu in Folgendem: 

Die bei dem früheren Arbeiten mit Sonnenlicht wie mit an- 
deren künstlichen Lichtquellen (Gas-, Petroleum-, elektrischem 
und Magnesium -Licht) gesammelten Erfahrungen scheinen 
einmal für die Entwickelung der Mikrophotographie im Allge- 
meinen von Interesse zu sein und bieten zweitens auch für 
sich viel Lehrreiches und Nützliches. 

Zudem wiederholen sich sehr viele der Manipulationen 
und Herrichtungen bei den verschiedenen Lichtquellen in fast 
gleicher Weise und ist es durch eine allgemeine Behandlung 
jedem Forscher freigegeben, sich die für die besonderen Ver- 
hältnisse günstigsten Lichtquelle für seine Arbeiten auszu- 
wählen. 

Das Nähere über die Wahl und Brauchbarkeit der ver- 
schiedenen Lichtquellen für die speciellen Fälle (stärkere und 
schwächere Vergrösserung etc.) finden wir in den betreffen- 
den Theilen des Buches, ebenso wie die älteren Apparatcon- 



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Vorwort. V 

struotionen, soweit sie historisches und technisches Interesse 
bieten, Erwähnung gefunden haben. 

Dementsprechend finden wir im ersten Haupttheil des 
Werkes nach der Erörterung der Geschichte, des Werthes 
und Wesens der Mikrophotographie zunächst die Besprechung 
der einzelnen, für unsere Zwecke geeigneten Lichtquellen, 
mit besonderer Rücksichtnahme auf das Kalklicht. Da es 
für den Nichtohemiker jedenfalls von Werth ist, auch die bei 
der Darstellung der Gase zu beachtenden Vorsichtsmassregeln 
und Regeln zusammengestellt zu haben, so sind dieselben 
in gedrängter aber doch erschöpfender Form gegeben. — 

Hieran schliesst sich dann die eingehende Erörterung 
der Beleuchtungsapparate imd der zur Mikrophotographie ge- 
eigneten Mikroskope, der dann die Beschreibung der verschie- 
denen Gonstructionen von mikrophotographischen Apparaten 
sowie die Praxis der Aufnahme und die Herstellung von zur 
Photographie geeigneten Präparaten folgt, -r- 

Ganz besonders ist hierbei auf den Fall Rücksicht ge- 
nommen, dass man das zur Beobachtung benutzte Mikroskop 
auch ohne weitere Schwierigkeiten und Umstände sofort zur 
Aufnahme der Bilder verwenden kann und die Kosten der 
Beschaffung eines zweiten Mikroskopes spart. — 

Da nun aber die Erfahrung gelehrt hat, dass man selbst 
mit den besten Apparaten ausgerüstet, ohne genügende Kennt- 
niss der photographischen Operationen und Reactionen ein 
gutes Bild kaum erzielen wird, dass vielmehr ein genaues 
Studium der photographischen Processe auch für den Mikro- 
photographen von höchster Bedeutung ist, so habe ich im 
zweiten Haupttheil die photographische Praxis folgen lassen, 
unter besonderer RücksichtnaUpie auf die in der mikrophoto- 
graphischen Technik gegebenen Verhältnisse und unter An- 
gabe der Methoden, die sich bei den jahrelangen eignen Ar- 
beiten als am günstigsten und praktischsten erwiesen haben. — 

Es ist bei dieser Darstellung auch auf die verschiedenen 
Arten der üblichen und für unsere besonderen Zwecke brauch- 



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Yl Vorwort. 

baren Positivbilder, sowie der für Demonstrationszweoke so 
geeigneten Glasdiapositive und ihre Projection Rücksicht ge- 
nommen worden, während den Sohluss endlich eine sohematische 
Zusammenstellung der in allen Stadien der Operationen vor- 
kommenden Fehler gegeben ist, um somit dem noch weniger 
Geübten ein leichteres Auffinden des begangenen Verstosses 
zu ermöglichen und ihm nicht durch dauernden Misserfolg 
die Lust am Arbeiten verleiden zu lassen. 

Betreffs der dem Werke beigefügten 4 Tafeln und der 
Bedeutung der Photolithographie für die Wiedergabe mikro- 
skopischer Bilder verweise ich auf die bei den Tafeln gege- 
benen Erörterungen und schliesse, indem ich dem Herrn 
Verleger für die gediegene Ausstattung des Werkes meinen 
wärmsten Dank ausspreche, mit dem Wunsche, dass das Werk 
einen weiteren Anlass zur Verbreitung der Mikrophotographie 
geben und sich den darnach Arbeitenden nützlich und aus- 
reichend erweisen möge! 

Berlin, im November 1887. 

Dr. Faul Jeserlch. 



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Inhaltsverzeichniss. 



Seite 
Einleitang. 

Entwickelung der Photographie und der Mikroskopie 1 

Erster Abschnitt. 

I. Geschichte der Mikrophotographie 5 

Entwickelung von Daguerre's u. Donne's Versuchen bis zur 
Neuzeit. 

II. Werth nnd Wesen der MiJirophotographie 7 

Absolute Objectivität derselben 7 — Einfachheit und Schnel- 
ligkeit der Aufnahme 8 — Leichtigkeit der Demonstration 9 
— ünentbehrlichkeit bei Streitpunkten 9 — Bedeutung der 
Mikrophotographie für gerichtliche Chemie 10 — Besondere 
Bedeutung durch Anwendung von künstlichem Lichte und 
dadurch bedingte Unabhängigkeit 10. 

Zweiter Abschnitt. 

I. Die Lichtarteu 12 

Das Sonnenlicht 12 

Brauchbarmachung desselben für mikrophoto graphische 
Zwecke 13 — Wechsel der Intensität mit Tag, Klima etc., 
Unbeständigkeit desselben 13. 

Das diffuse Tageslicht 14 

Benutzung desselben durch Reflexion 15 — Wechsel der 
Litensität IG. 

Die künstlichen Lichtquellen 17 

Klassificirung derselben 17 — Vorzüge der starken Licht- 
quellen vor den schwachen 18 — Wirkung einer nur kurzen 
Exposition und intensiven Lichtes (Kalklicht) 19 — Wich- 
tigkeit der kurzen Exposition 19. 

Erste Gruppe: 1. Elektrisches Bogenlicht 20 

Darstellung und Brauchbarkeit 20 — Construction der Bo- 
genlichtlampen 21. 

2. Magnesiumlicht 22 

Vortheile durch starke Intensität 22 — Nachtheile durch 
Schwanken des Lichtpunktes 23 — Verschiedene Lampen 24. 

3. Kalklicht 25 

Grosse Intensität, kurze Exposition 26 — Stabilität des 
leuchtenden Punktes 27 — Dadurch erzeugte Schärfe des 
Bildes 27 — Unterschied in der Intensitätsmessung der ver- 
schiedenen Lichtquellen im Allgemeinen gegenüber der Mes- 
sung für Mikrophotographie 28 — Hoher Werth des Kalk- 
lichtes für die Mikrophotographie 28. 



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VI[I Inhalts verzeichniss. 

Seite 
Herstellung des Kalklichtes 29 

I. Die Gase: 

«) Wasserstoffgas 29 

Materialverbrauch 30 — Apparate zur Entwickelung: Kipp- 
scher Apparat 31 — Molteni's Apparat 31 — Das Waschen 
des Gases 32 — Die Substitute des Wasserstoffs : a) Leucht- 
gas 33 — b) Der Alkohol 33. 

ß) Sauerstoffgas 34 

Ausgiebigkeit der verschiedenen Materialien an Sauerstoff 34 
— Entwickelung aus Kaliumchlorat (zwei Phasen) 34 — 
Flaschen zur Sauerstoffentwickelung 35 — Art der Beschik- 
kung und Entwickelung 36 — Wiederverwerthung des Braun- 
steins 38. 

II. Gasreservoire 39 

Gummisäcke 39 — Gasometer 40 — Nichtanwendbarkeit der 
gewöhnlichen 40 — Construction der besonderen Gasometer 

41 — Functioniren derselben 42. 
in. Sicherheitsventile 43 

Klappenventile 43 — Gummiventile 44. 
rV. Die Knallgashähne (Knallgaslampen) 45 

Maugham's Hahn 45 — Andere Hähne 46 — Intensität des 

Lichts 47 — Richtige Regulirung der Flamme 48. 
Zweite Gruppe: 1. Elektrisches Glühlicht 49 

2. Gasglühlicht 49 

3. Gas- und Petroleumlampen 49 

Tl. Die Belenchtnngsapparate 51 

i. Die Spiegel 51 

6las- und Metallspiegel 52 — Herstellung derselben 52 — 
Wirkung derselben 53. 

2, Die Linsen 52 

Arten der Beleuchtung mit denselben 54 — Convergentes, 
divergentes, paralleles Licht 55 — Anwendung der Beleuch- 
tungslinsen für verschiedene Yergrösserungen : Bei schwäch- 
ren VergrÖsserunffen 56 — Bei stärkeren Vergrösserungen 
56 — Lichtintensitätsvariation und Berechnung 57 — Art 
und Weise der Placirung der einzelnen Stücke des Be- 
leuchtungsapparates 60 — Schlittenapparat 61 — Ausgleich 
der Convergenz der Strahlen des Beleuchtungsapparates mit 
der Divergenz der Objectivstrahlen 63. 

Die Condensoren 64 

Dujardin'scher 64 — Klönne'scher 64 — Seibert'scher 64 — 
Nachet's eclairage 65 — Abbe'scher von Zeiss 66 — Be- 
nutzungsweise des Abbe 68. 

3. Polarisationsapparate 69 

Bedeutung derselben 69. 

4. Blenden 70 

Ihre Wirkung auf Intensität 70 — Stereoskopische Aufnah- 
men 71 — Halbe Blende 71 — Wippe von Beuecke 71 — 
Wippe von Fritsch 72. 

5, Auffallendes Licht 72 

Concentrirung durch Linsen und Spiegel 73. 



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Inhaltsverzeichniss. XX 

Seite 

ni. Die zur Mlkropliotogrrapliie gr^eigrneteii Mikroskope .... 78 
WirkuDg der Stabilität und Festigkeit des Mikroskops 74 

— Defininingsvermögen 75 — Reinheit und Saubernalten 
der Apparate 76 — Krümmung der erzeugten Bilder 76 — 

— Accomodations vermögen 76. 

i. CorrecHomobjective 77 

Unscharfe der Bilder durch Deckglasbrechung hervorgebracht 
77 — Wirkung der verschiedenen Tubus- resp. Uamera- 
längen 77 — Construction der Correctionsfassung 78 — 
Mittlere Correction mit fester Fassung 79. 

2, Die Immersionssysteme 79 

Zweck und Werth derselben 79 — Die Immersionsflussig- 
keiten 81 — Wasser- und homogene Immersion 81 

3. Die Stative und der mechanische Theil 81 

Feststehende Mikroskope 81 — Umlegbare Mikroskope 82 

— Substageapparate 83 — Revolvereinrichtungen 84. 

. Dritter Abschnitt. 

I. Die mikropliotograpliiseheii Apparate 86 

Eintheilung derselben in : Horizontale, verticale und verstell- 
bare 86 — Horizontale Apparate und verticale im Vergleich 
ihrer Vorzüge und Nachtheile 87 — H. Vogels Apparat mit 
Landschaftsobjectiv 88. 

1. Die kleinen Apparate 89 

Apparate ohne ausziehbare Camera 89 — Benecke's Apparat 
für kleine Bilder 89 — Revolvercassetten 90 — v. Gerlach's 
Apparat 91 — Die Apparate von Harting, Meier, Hauer 92 

— Zeiss' kleiner Apparat 93. 

2. Die grosseren Apparate 93 

a) Horizontale Apparate 94 

Zeiss' ^osser Apparat 94 — Apparate von ßenecke, Mad- 
dox, Highley, Seibert, Rood 95. 

b) Verticale Apparate 96 

Stegemann's Stativ für Verticalstellung 96 — Seibert's Stativ 
für V erticalstellung 97 — Burstert's Apparat 98 — Steng- 
lein's Apparat 99 — Jeserich's Apparat 99 — Anwendbar- 
keit desselben in horizontaler wie verticaler Lage 101 — 
Montirung der einzelnen Theile 102 — Vorzüge desselben 104. 

c) Verstellbare Apparate 105 

Benecke's gi-osser Apparat 107 — Das parallaktische Gestell 
desselben 108. 

d) Der Zimmerapparat von Woodward 109 

Amplifier 111. 

3. Die bei allen Apparaten sich wiederholenden Operationen und die dazu 

nothigen Apparate 112 

a) Cameraeinrichtung 112 

Dichtung derselben 112 — Maassstab zur Ablesung der Schei- 
bendistanz 113 — Seitenthüre der Camera 113 — Stereo- 
skopische Wippe für die matte Scheibe und Cassette 114. 

b) Cassetteneinrichtung 114 

Einsätze 115 — Schwärzung des Innern 115 — Vermeidung 
der Reflexe im Tubus 115. 



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X InhaltsTerzeichniBS. 

Seite 

c) Lichtdichte Verbindung Toh Tubus und Camera 116 

Aermel 116 — Balg 116 — Rohrartige Einschiebvorrichtung 
von Zeiss 117 — Filzdichtung 117. 

d) Einstellung des Bildes 117 

Matte Scheibe 118 — Papierschirm 118 — Einstell-Lupe 
von Benecke 119. 

e) Focusdifferenz und ihre Abhülfe 119 

Grund derselben 120 — Abhülfe durch Objectiv- oder Ocu- 
larconstruction 121 — Ermittelung der Grösse der Focus- 
differenz 123 — Physikalische Correction derselben: durch 
Mikrometerdrehung und Scheibendistanzver&nderung 124 — 
Chemische Correction derselben: durch blaues Licht 127 

— durch anders gefärbtes Licht 128 — Glaszellen für die 
Lösungen 129. 

f) Bewegung der Mikrometerschraube auf weite Distanz . . . 130 

Weisser Schirm mit Fernrohr 130 — Rood's Spiegel 130 

— Uebertragung der Mikrometer-Bewegung: durch Be- 
necke's Gestänge 131 — Durch Woodward's Gestänge 131 

— Fritsch's Zahnradübertragung 131 — Walmley's Schnur- 
übertrijgung 131 — Hoocke'scher Schlüssel 132 — Jese- 
rich's Ein Stellvorrichtung 133 — Allgemeine für die Ueber- 
tragung dienende Regeln 134. 

g) Allgemeines über die Technik der Beleuchtungsapparate . . 134 

Blenden 134 — Spiegel 134 — Vogels gelbe Scheibe 135 
-— Ersatz derselben 135. 

h) Die Obturatoren und Momentverschlüsse 135 

Aufstellung derselben auf besonderem Stativ 136 — Mo- 
mentverscnlüsse und die durch ihre relative Stellung ver- 
änderte Expositionszeit 137 — Einrichtung der Moment- 
verschlüsse 137 — Guillotinen-Vorrichtung 138 — Rotirende 
Blendungsscheibe 139 — Verschluss mit regulirbarer Ex- 
positionszeit 140. 

i) Ablesung, Feststellung der erzielten Vergrösserung .... 141 
Genauigkeit solcher Feststellungen 142 — Veränderung 
und Berechnung der Vergrösserung durch die Bildabstände 
143 — Bestimmung der Ocularvergrösserung 143 — For- 
mel für die erzielte Vergrösserung 144. 

k) Messung der Objectgrössen durch die Mikrophotographie . . 144 
Hoher Werth derselben für die Gerichtscnemie 145. 
II. Die Präparate 145 

1. Mechanürhe Präparation 146 

Liegen der Theile des Präparates in einer Ebene 146 — 
Unterschied der für Beobachtung und für die Mikrophoto- 
graphie bestimmten Präparate 146 — Dünnheit und Eben- 
heit der Präparate 147 — Mikrotom 147. 

2. Chemische Präparation 148 

Conservirungsmedien und W^irkung derselben auf den Licht- 
gang 148 — Canadabalsam 148 — Glycerin-Wasser-Gelatine 
149 — Färbung der Präparate 150 — Wirkung der verschie- 
denen Farben auf die Platte 150 — Ermittelung der für Mikro- 
photographie brauchbaren Farben 151 — Rob. Koch's Ba- 
cillenfärbung 152. 



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Inhaltsyerzeichniss. XI 

Seite 

3. Besondre Fälle 156 

EDtfärbuDg ungünstig gefärbter Präparate 15G — Aufnahme 
ungünstig gefärbter Präparate bei rothem und gelbem Licht 
157 — Gefärbte Emulsionen, orthochromatische Platten 158 

— Vortheil des Kalklichts für solche Aufnahmen 158 — Ex- 
temporirte und Dauer-Präparate 159. 

IIL Die Praxis der Anfnaliine 159 

Wahl des Operationszimmers 160 — Aufstellung des 
Spiegels vor dem Fenster 160 — Vorzug des Kalklichtes 
160 — Vermeidung von Wärme im Objecte 160 — Ver- 
meidung von Spiegeln 161 — Centrirung des Beleuchtungs- 
apparates 162 — Einstellen 163 — Exponiren, Revision 
der Einstellung 164 — Controle der Vergrösserungsstärke 
165 — Kalklicht-Bedienung 165. 

Expositionsdauer 166 

Länge der Expositionszeit 166 — Veränderung der Expo- 
sition; durch Linsen, gefärbte Medien etc. 167 — Bedeu- 
tung der Lichtquelle für Expositionsdauer 167 — Wohl- 
feilheit des Kalklichtes 168 — Abhängigkeit der Exposition 
von der Art der Platten 168 — Bemaert-, Erythfrosin-, 
Eosin-, Silberbadeplatten, orthochromatische Platten 168 — 
Ermittelung der richtigen Expositionszeit durch den Ver- 
such 169 — Abmessung der Expositionszeit 170. 

Vierter Abschnitt. 

1. Allgremeines 171 

y. Die Trockenplatten 171 

Werth derselben 171. 

Vorzüge der Trockenplatten 171 

Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit 172 — Grosse Empfind- 
lichkeit 172 — Leichte Handhabung 172. 

Format der Platten und Reiniguna schon benutzter Platten .... 172 
Vortheil der Benutzung der allgemein üblichen. Formate 173 

— Grössenangäben der Convention eilen Formate 174 — 
Reinigung benutzter Platten 174. 

Orthochromatische Platten 175 

Bedeutung derselben 175 — Anwendung derselben 176 — 
Orthochromatische ohne gelbe Scheibe anzuwendende Platten 
176. 

2. Die Dunkelkammer 177 

Zweck derselben 177. 

Herrichtung und Prv/ung derselben 177 

Gelbe und rothe Fenster und ihre Wirkung 178 — Wech- 
selfenster 178 — Dunkelkammerlampen und Laternen 179 
Prüfung der Dunkelkammer 180 — Ersatz der Dunkel- 
kammer 180. 

Sonstige Einrichtungen in der Dunkelkammer 181 

Arbeitstisch 181 — Wasserleitung 181 — Wasserreservoire 
181 — Qualität des Wassers 182 — Regale etc. 182 — 
Sauberkeit und gute Luft in der Dunkelkammer 182. 



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XU Inhaltsyerzeichniss. 

Seite 

II. Der Negatir-Proeegg 183 

1. Die Platten tmd ihre Behandlung vor der Aufnahme 183 

Einlegen der Platten in die Gassette 183 — Ihre Yer- 
packang im Handel 184 — Ablagern derselben 185 — 
Aufbewahren des Vorrathes 185 — Räuchern und Baden 
der Platten 186. 

Schnelle Folge der Aufnahmen 186 

Möglichkeit und Werth derselben 186 — ünentbehrlich- 
keit bei variablen Objecten 187. 

2. Apparate und Utensilien für die photographischen Operationen . . . 187 

Messapparate 187 — Tropfgläser 188 — Schaalen 189 — 
Waschvorrichtung, Schaukelapparate 189 — Plattenheber 
190 — Sanduhr 190 — Waschkästen verschiedener Art 190. 

3. Hervorrufung oder Entwicklung 192 

Verschiedene Arten des Entwicklers 192. 

a) Der Oxalatentwickler 193 

Zusammensetzung desselben 193 — Aufbewahrung und 
Regenerirung der Eisenlösung 193 — Entwicklung des 
Bildes 194 — Fortgang der Entwicklung 194 — Verzögerer 

195 — Beschleuniger 195 — Entwicklung über- und unter- 
es ponirter Platten 196 — Entwicklung zweifelhafter Platten 

196 — Charakter verschieden lange exponirter Platten 197. 

b) Pyro-Entwickler . 198 

Verschiedene Modificationen 198 — Soda-Entwickler 198 

— Pottasche-Entwickler 198 — Ammoniak -Entwickler 198 

— Ammoniakalischer Soda-Entwickler 198 — Abstimmen 
des Letzteren 199 — Unterschiede der verschiedenen Pyro- 
Entwickler 199 — Pyro-Entwickler für Vogel- Obernetter- 
Platten 200. 

4. Fixirung 200 

Zusatz von Eisensalzen, Citronen- resp. Weinsäure 201 — 
Alaunbad gegen Kräuseln der Gelatine 201. 

5. Waschen 201 

Wichtigkeit des gründlichen Waschens 202 — Entfernung 
des Fiximatrons durch chemische Mittel 202. 

6. Trocknen 202 

Trockengestell 203 — Alkoholisiren 203. 

7. Lackiren 204 

Ausführung des Lackirens 204 — Trocknen der lackirten 
Platten 205. 

8. Ablackiren der Negative 205 

9. Verstärker 206 

Klassificirung der Verstärker 206. 

a) Quecksilber -Verstärker 206 

mit Ammoniak 207 — mit Natriumsulfit 207 — ohne 
weiteren Zusatz 207 — mit JodkaHum 207 — mit Pyro- 
gallol 207 — stets passender Verstärker 207. 

b) Uranverstärker 208 

c) Silberverstärker . 208 

Nachverstärkung schon verstärkter Negative und partielles 
Verstärken 209 



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Inhalts verzeichuks. XIII 

Seite 

10. Ahsckwäcketi 210 

Gelbschleier 210 — Eisenabschwächer 210 — Ferricyan- 
kaliabschwächer 211 — KupferabschvAcher 211 — Rhodan- 
goldabschwächer 211. 

m. Positirproeess 211 

y. Albuminpapter 212 

a) Sensibilisiren desselben 212 

Einlegen des Papieres in das Silberbad 212 — Trocknen 
des sensibilisirten Papieres 213 — Erhalten des Silber- 
bades 213. 

Haltbares Silberpapier 214 

Räuchern desselben 214 — Chlorcalciumbuchsen 214. 

b) Das Copiren 215 

Schneiden, Einlegen des Papiers 215 ~ Copirrahmen 216 

— Sonnen- und diffuses Licht 216 — Vorlagen 216 — 
Erkennen der Vollendung 216 — Sammeln fertiger Co- 
pieen 217. 

c) Das Tonen oder Schönen 217 

Vorheriges Waschen 217 — Ueberwachen im Tonbade 218 

— Aenderung der Farbe 218 — Recepte für Tonbäder 218 

— Erwärmen u. Stärken der Bäder 219 — Waschen 219. 

d) Fixiren 219 

Recept 219 — Neutralisiren 220. 

e) Waschen 220 

Waschkästen 220. 

f) Trocknen und Fertigmachen 221 

Ränder und Rahmen 221 — Abgrenzung der scharfen 
Theile 222 — Masken 222 — Beschneiden 223 — Auf- 
kleben 223 — Kleister und Gelatine 223 — Vermeiden 
des Werfens 223 — Glätten und Satiniren 224 — Gerat 224. 

2. Eastman-Papier 225 

Behandlung und Exposition 225 — Entwicklung 225 — 
Reinigen 225 — Fixiren 226 — Trocknen 226 — Entfer- 
nung von Gelblichtem und Blasen 226 — Tonbad 226 — 
Directe Vergrösserung auf Eastman-Papier 226. 

5. Plaänotjjp'Papier 227 

Darstellung und Aufbewahrung 227 — Haltbarkeit der 
Bilder 227 — Belichtung 227 — Entwicklung 227 — Rei- 
nigung 228 — Regenerirung verdorbenen Platinpapieres 
228 — Emailliren und Haltbarmachen 229 — Lackiren der 
Bilder 230. 

4. Chlorsilbercollodtum' Papier 230 

Vorzüge desselben 230 — Selbstdarstellung desselben 231 

— Exposition, Fertigstellen 232. 

IT, DiapositiTe 232 

Vortheil zur Erläuterung 233 — Herstellung der Diaposi- 
tive 233 — ContactrDruck 233 — Projections-Druck 233 

— Chlorsilber- und Bromsilber- Gelatine- Platten in ihrer 
Anwendbarkeit für Diapositive 234 — Wahl der Entwickler 
234 — Fertigmachen 235. 

Y. Projectlonsapparate ?35 

Ihre Construction und Anwendung 236 — Zur Herstellung 



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XIV Inhaltsverzeichnis». 

Seite 
von Diapositiven 236 — Stärke der erlangten Vergrösse- 
rung 236 — Güte der vergrösserten Bilder 237 — Grenze 
der VergrÖsserung 237 — Directe Vergrösserung auf East- 
man-Papier 237 — Vortheil derselben 237 — (xleichzeitige 
Benutzbarkeit für Demonstrationen 237 — Ausführung 
solcher Demonstrationen 238. 

YL Fehler bei den Operationen 238 

1. Fehler im Negattvprocess .• 239 

a) Beim Lagern der Platten 239 

b) Bei der Exposition 239 

c) Bei der Entwicklung 240 

d) Beim Waschen 241 

e) Beim Fixiren 241 

f) Beim Verstärken 242 

g) Beim Lackiren 242 

2. Fehler im Positivprocess 243 

A. Beim Albummpapier 243 

a) Im Papier selbst 243 

b) Beim Copiren 243 

c) Beim Tonen 243 

d) Beim und nach dem Fixiren 244 

B. Fehler bei Eastmanpapier 245 

C. Fehler bei Piatinotyppapier 245 

D. Fehler im Chlorsilbercollodiumpapier 245 

Zu den Tafeln ! . 246 

Allgemeines — Erklärungen. 



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Einleitung. 
Entwickelnng der Photographie und der Mikroskopie. 

Die Mikrophotographie ist diejenige technische Wissenschaft, 
welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, die vom Forscher mit dem 
Mikroskope gemachten Beobachtungen graphisch wiederzugeben. 

Dass eine Vervollkommung der Mikrophotographie einmal mit 
dem Vorwärtsschreiten der Mikroskopie Hand in Hand geht und 
gehen muss, dass sie aber andererseits auch in Abhängigkeit von 
der Entwickelnng und den Errungenschaften der Photographie steht, 
liegt klar auf der Hand. 

Nun haben aber gerade diese beiden Specialdisciplinen , die 
Mikroskopie wie die Photographie, in den letzten Jahrzehnten grosse 
Erfolge in ihrer Entwickelnng zu verzeichnen. 

Die Photographie auf ihrem heutigen Standpunkt ist in Bezug 
auf YoUkommenheit mit derjenigen vor 20 Jahren nicht mehr zu 
vergleichen. Aeusserte sich Prof. Dr. H. Vogel noch vor ca. 12 Jahren 
über die Trockenplatten: „dass die Herstellung derselben noch an 
derartigen Unsicherheiten leide, dass man trotz des grösseren Auf- 
wandes an Mühe und Zeit, welche die Präparation dieser Platten 
nöthig mache, dennoch nicht in dem Masse für den Erfolg garantiren 
könne, wie beim gewöhnlichen nassen Verfahren", und weist derselbe 
für das Gebiet der Photographie doch in jeder Weise competente 
Chemiker später darauf hin, dass die wirklich haltbaren Trocken- 
platten den Nächtheil in sich schliessen, dass sie eine mindestens 
6 mal längere Expositionszeit erforderlich machten , als beim nassen 
Verfahren nöthig sei, so kann man heute im Gegensatze hierzu 
behaupten, dass die Trockenplatten die Photographie beherrschen. 

Die Empfindlichkeit und Haltbarkeit der Trockenplatten ist der- 
artig gesteigert, dass sie dem nassen Verfahren nicht nur gleichstehende, 
sondern dasselbe vielmehr ganz bedeutend übertreffende Resultate 
möglich machen. Haben wir doch z. B. gerade dem Prof. H. Vogel, 

Jeserich, Mikrophotographie. 1 



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2 Einleitung. 

der sich noch vor einem Decennium über das Trockenverfahren in 
angegebener Weise aussprechen musste, heute viele und eingreifende 
Erfindungen und Verbesserungen auf diesem Gebiete zu verdanken. 

Während noch im Jahre 1869 die Bemerkungen des preussischen 
Abgeordneten Faucher: „Dass durch das Momentverfahren Portraits 
gestohlen werden können, und man sich vielleicht bald hiergegen 
durch die ausserordentlichsten Vorsichtsmassregeln verwahren müsse** 
bei Fachleuten mit gerechtem Bedenken aufgefasst wurden, hat man 
heute Aehnliches erreicht. 

Wir dringen heute nicht nur in das internste Leben des Men- 
schen ein, wir haben sogar die Thiere in ihrem Leben und Treiben 
1>elau8cht und in bisher nicht bekannter Weise photographirt. Ganz 
Vorzugliches leisten in dieser Beziehung die Photographen Johannes- 
Partenkirchen und Anschütz-Lissa, deren Bilder der Oeffentlichkeit 
übergeben und von Letzterem in zahlreicher Menge auf der letzten 
Naturforscher -Versammlung in Berlin ausgestellt waren. Man konnte 
hier einen Speerwerfer, einen Kegelschieber, einen Springer, fliegende 
Störche, Tauben etc., springende Pferde in jeder Phase ihrer Be- 
wegung und in äusserst gelungenen Bildern beobachten. 

Dass solche Bilder für Wissenschaft und Praxis von höchster 
Bedeutung sind, haben die Erfolge bereits gelehrt, und beweist das 
hohe Interesse, weiches die preussische Regierung an diesen Arbeiten 
nimmt. 

So zu sagen anschliessend stehen zu diesen Arbeiten diejenigen, 
welche darauf hinzielen, mit bewegtem Apparate von ruhenden Gegen- 
ständen brauchbare Aufnahmen zu machen ; ich meine die Aufnahmen 
aus dem Ballon. Tissandier und gleichzeitig mit ihm der Verfasser 
dieses Werkes haben bereits Anfang der achtziger Jahre solche Auf- 
nahmen aus ungefesseltem Ballon gemacht und brauchbare Resultate 
erhalten; weitere und höchst gelungene Arbeiten haben dann auf 
diesem Gebiete: v. Hagen, Moedeboeck und Siegsfeld ^) geliefert und 
unterliegt es keinem Zweifel, dass derartige Momentaufnahinen von 
höchster Bedeutung werden und bereits schon sind. 

Werden sie z. B. mit den epochemachenden Arbeiten Meyden- 



*) Ebenfalls auf der Ausstellung bei Gelegenheit der 59. Naturfor- 
scherversammlung zu Berlin in verschiedenen sehr scharfen und guten 
Aufnahmen ausgestellt. Siehe übrigens auch: Zeitschrift des deutschen 
Vereins z. Förderung d. Luftschififahrt. 



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Einleitung. g 

bauer's und Dr. Stolze's verbunden und drei verschiedene Au&ahmen 
desselben Terrains combinirt, so lassen sie schliesslich^ wie dies 
Meydenbauer bereits bei Terrainaufnahmen aufs Glänzendste be- 
wiesen hat, ein vollständig genaues trigonometrisches Bild geben. 

Was endlich die astronomische Photographie gerade in letzter 
Zeit geleistet, beweisen am besten die wichtigen Arbeiten H. Vogels. 
Man hat in Nebelflecken neue Lichtpunkte entdeckt und durch 
wiederholte Aufnahmen sicher festgestellt^), man hat ferner von 
vielen Gestirnen ganz vorzügliche Photogramme der Spectren er- 
halten und kann so den Nachweis über die auf denselben vorhan- 
denen, spectral- analytisch nachweisbaren Körper fuhren. — 

Auf die in neuester Zeit errungenen Erfolge in Bezug auf Dar- 
stellung von hoch lichtempfindlichen und farbenempfindlichen Platten, 
durch die es gelungen ist, die vorher meist grau und verwischt ge- 
zeichneten Niedergründe der Landschaften klar und durchgearbeitet 
zu liefern, kommen wir im speciellen TheiP) noch eingehend zurück. 

Neben diesen und noch vielen anderen Errungenschaften, welche 
die Photographie in der Neuzeit zu verzeichnen hat, die hier anzu- 
führen jedoch zu weit führen würde, laufen in parallelem Fort- 
schreiten diejenigen, welche der Mikroskopie zuzuschreiben sind. 

Einmal hat sich die Mikroskopie zu einer für fast alle Disci- 
plinen der Medicin und Naturwissenschaften höchst wichtigen und 
fast unentbehrlichen Hilfswissenschaft emporgearbeitet, andererseits 
hat durch dieses Aufblühen die Fabrikation entsprechend verbesser- 
ter Instrumente einen grossen Aufschwung genommen. 

In erster Beziehung brauchen wir nur auf die klassischen 
Arbeiten von Rob. Koch hinzudeuten, welche weit über die engeren 
Kreise der Wissenschaft hinaus gerechtes Aufsehen und Bewunderung 
erregt haben. 

Durch die Forschungen unserer vorzüglichen Botaniker ist es 
gelungen, ein klares Bild von der Entwickelung der kleinen und 
kleinsten pflanzlichen und thierischen Wesen zu erlangen ; wir kennen 
Dank dieser Forschungen die für das Gedeihen und Fortkommen 



1) Anfänglich hielt man die Lichtstellen für einen Plattenfehler, bis 
später immer wiederholte Aufnahmen stets dieselben Lichtpunkte zeigten 
und somit den Beweis für die wirkliche Existenz in unzweideutiger 
Weise lieferten. — 

^) Siehe „Orthochromatische Platten". 

1* 



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4 Erster Abschnitt. 

dieser Wesen nöthigen Bedingungen, kennen ihre Bilder und charak- 
teristischen Formen in allen Phasen ihres Wachsthums und haben, 
was von höchster Wichtigkeit ist, auch diejenigen Yerhältnisse er- 
forscht, die die Lebensfähigkeit schädlicher Arten herabdrücken oder 
ganz vernichten. 

Was die Mikroskopie der Mineralogie und der Medicin geleistet, 
hier anzuführen, ist nicht einmal annähernd möglich, wegen der 
ausserordentlichen Fülle des Materiales; es muss eben eine Andeu- 
tung genügen. — 

Von dieser hohen Entwickelung und Bedeutung der Mikroskopie 
ist, wie dies nicht anders zu erwarten stand, die nächste Folge die 
Einführung bedeutender Fabrikationsneuerungen gewesen. 

An der Hand der von namhaften Gelehrten gegebenen theore- 
tischen Berechnungen haben nicht minder tüchtige Techniker In- 
strumente und Einzelapparate construirt, die an Güte und Vorzüg- 
lickeit geradezu erstaunenswerth sind. 

Es sind hier besonders die in die neueste Zeit fallenden von Prof. 
Abbe-Jena eingeführten Neuerungen und Verbesserungen anzuführen, 
über die sich eingehende Berichte in dem „Archiv für mikroskopische 
Anatomie''*) und den Sitzungsberichten der jenenser medicinisch- 
naturwissenschaftlichen Gesellschaft 2) befinden. 



*) Bd. X. S. 476. 

3) Bericht vom 9. JuU 1886. 



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Erster Abschnitt. 



I. Geschichte der Mikrophotographie. 

Die Mikrophotographie selbst ist durchaus nicht, wie man viel- 
fach falschlich annimmt, ein Kind der Neuzeit, ihre Uranfänge reichen 
vielmehr um ca. 40 Jahre zurück. 

Während Daguerre im Jahre 1839 nach vielen, aber vergeblichen 
Arbeiten, die er theils allein, theils zusammen mit dem bereits 1833 
verstorbenen Niepce ausgeführt hatte, endlich zu einem positiven 
Resultate gelangt war und der Welt die ersten auf einer durch Jod- 
dämpfe sensibilisirten versilberten Kupferplatte erzeugten Bilder vor- 
weisen konnte und während es erst im Jahre 1841 Fizeau gelungen 
war, die dem Daguerre'schen Verfahren anhaftenden Mängel der 
geringen Empfindlichkeit und der geringen Haltbarkeit zu beseitigen, 
sehen wir auch schon in demselben Jahre, 1840, die erste Anwendung 
der Photographie im Dienste der Mikroskopie. 

Donne war es vorbehalten, die ersten mittels Mikroskopes auf- 
genommenen Bilder der Academie der Wissenchaften vorzulegen; 
es waren nach Daguerre gefertigte Silberplatten, die Bilder von 
naturwissenschaftlichen und histologischen Objecten zeigten. 

Auf diesen, als das Entstehungsjahr der Mikrophotographie 
wichtigen Zeitpunkt, folgen die nächsten, sehr schönen Arbeiten 
bereits nach kaum 5 Jahren; doch sind die in dem „Atlas du cours 
de microscopie execute d'apres nature au microscope daguerrotype*) 
par A. Donne et L. Foucault" 1845 veröffentlichten Bilder keine 
Photographien, sondern in Kupfer gestochene Copien der trefflichen 
Silberplatten. — 

Man kannte eben noch nicht das jetzt allgemein übliche Yer- 
fahren der Darstellung von Glasnegativen und konnte dement- 



^) So nannte Donne seinen ersten mikrophotographischen Apparat. 

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g Erster Abschnitt. 

sprechend von einer Aufnahme immer nur ein photographische» 
Bild erhalten. 

Erst als nach den Arbeiten yon Fox Talbot die Bestrebungen auf 
die Herstellung von durchscheinenden Negativen^) gelenkt waren, und 
diese Versuche des Weiteren von Legray, Baldus, Tillard und An- 
deren modificirt und verbessert waren, gelang es dem Neffen des 
älteren Niepce: Niepce de St. Victor, zuerst durch die Anregimgen 
Sir John Herschels darauf hingeleitet, Dianegative aus Glas herzu- 
stellen, die als Träger des lichtempfindlichen Mediums Ei weiss führten. 

Als nun an diese Entdeckungen sich des Weiteren diejenigen 
von Scott, Archer und Frey reihten, welche die ersten aus in Aether 
gelöster Schiessbaumwolle gefertigten, sensilibirten Glasplatten für 
Aufnahmen anwandten, war derjenige Zweig der Photographie er- 
ööhet, der sich bis heute noch erhalten hat und der auch den Grund 
zur Mikrophotographie, wie wir sie heute vor uns sehen, gelegt hat- 

Jetzt erst konnte man nach einer gelungenen Aufnahme zahl- 
reiche, gleich werthige, von jeder beim Zeichnen und Stechen 
nicht vollkommen auszuschliessenden Subjectivität freie Bilder liefern 
und es kann uns nicht Wunder nehmen, dass von nun an ' die Ver- 
suche, auf mikrophotographischem Gebiete Tüchtiges zu leisten^ 
stetig im Wachsen begriffen sind. 

Es folgen jetzt viele Arbeiten und Veröffentlichungen auf mikro- 
photographischem Gebiet, die gleichzeitig und nebeneinander in 
Deutschland, Frankreich und England erscheinen. Ich brauche hier nur 
auf die Arbeiten von Pohl, Weselcky, Meier, Härtung, Gerlach, Hauer, 
Moitessier, Nachet, Bertsch, Wenham, Shadholt, Woodword, Hodgson 
hinzuweisen. Durch die dann erfolgende Veröffentlichung des ganz 
vorzüglichen Werkes von Dr. Berthold Benecke, der anschliessend 
und erweiternd an das Moitessier' sehe Werk 1868 ein eingehendes 
Lehrbuch der Mikrophotographie schrieb, wurde es aufs Deutlichste 
ersichtlich, dass die Mikrophotographie berufen sei, der Medicin 
und den Naturwissenschaften als wichtiges Hilfsmittel zu dienen 
und dass Mikrophotogramme nicht bloss den Werth von Raritäten 
und interessanten photographischen Meisterstücken haben. 



*) Talbot wandte zunächst Papiernegative an und legte solche der 
Kgl. britischen Gesellschaft vor. Der Mangel derselben bestand einmal 
in der porösen Structur des Papiers und zweitens in der geringen Durch- 
lässigkeit dieses Mediums für Licht. 



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II. Werth und Wesen der Mikrophotographie. 7 

Mit Recht konnte Benecke in seinem Werke sagen, dass eine 
eingehende Besprechung der mikrophotographischen Apparate und 
derjenigen photographischen Verfahren, welche sich für den Gebrauch 
des Mikroskopikers am meisten empfehlen, ein zeitgemasses Unter- 
nehmen sei, und wenn derselbe Verfasser kurz vorher äussert, dass 
die Schwierigkeiten, auf die die mikrophotographische Praxis trotz 
der neuen Verbesserungen der Mikroskope noch oft genug stosse, 
durch die vereinigten Bemühungen der Mikroskopiker und Mechaniker 
voraussichtlich bald gehoben sein werden, so hat er sich hierin 
keineswegs getauscht. 

Die Mikroskope und mikrophotographischen Apparate sind 
wesentlich verbessert, die Photographie hat Fortschritte gemacht, 
welche man zu jener Zeit nicht im Entferntesten zu ahnen wagte. — 

Verschiedene optische Institute, von denen ich nur Hartnack, 
Leitz, Seibert und Zeiss anführe, haben sich mit der Construction 
ganz vortrefflicher und für mikrophotographische Zwecke besonders 
brauchbarer Linsen beschäftigt und im Verein mit den Bestrebungen 
tüchtiger Fachgelehrten Erstaunliches geleistet^). 

Neben diesen praktischen Erfolgen sind die Veröffentlichungen 
über Mikrophotographie u. dergl. zu einer Zahl herangewachsen, die 
ein Hundert erheblich übersteigt. 

Man hat eben den Werth und die Bedeutung der Mikro- 
photographie richtig schätzen gelernt. 

II. Werth und Wesen der Mikrophotographie. 

Wie oft kommt nicht der Forscher in die Lage, von dem 
unter dem Mikroskop Beobachteten ein möglichst klares und na- 
turgetreues Bild vorlegen zu wollen oder zu müssen? Sei es zu 
dem Zwecke, für etwaige Erläuterungen Erleichterungen zu schaffen, 
sei es um gegentheilige Ansichten durch thatsächlichen Beweis 
zu widerlegen. — 

Das Eine ist klar, dass die detail lirteste und treueste 
Beschreibung mikroskopischer Bilder mit Worten nicht das erreicht, 
was eine bildliche Anschauung zu geben im^ Stande ist. Würde 
demnach eine möglichst exact ausgeführte Zeichnung, wie wir sie 



*) Wir werden auf diese Neuerungen noch eingehend bei dem Be- 
sprechen der Objective und Oculare zurückkommen. 



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g Erster Abschnitt. 

z. B. mit dem Nachet'schen Zeichen-Prisma sehr wohl auszufuhren 
im Stande sind, das Beste leisten, so hat dieselbe doch zwei ganz 
erhebliche in keiner Weise zu unterschätzende Nachtheile: 

Einmal ist die Ausfuhrung eines genügenden und alle Einzel- 
heiten genau veranschaulichenden Bildes eine schwierige, äusserst 
zeitraubende Arbeit und zweitens ist es ein kaum zu erreichendes 
Ziel, das natürliche Bild bis in die kleinsten und feinsten De- 
tails hinein mit sozusagen pedantischer Gewissenhaftigkeit durch- 
aus treu zu copiren und dabei jedwede subjective Idealisirung 
zu vermeiden. — 

Eine Zeichnung des Bildes wird, wenn sie auch noch so ge- 
wissenhaft ausgeführt ist, immer mehr oder weniger subjectiv 
bleiben; denn nicht selten ist man überzeugt, dasjenige wirklich 
vor sich zu sehen, was man gern sehen möchte. 

Dem gegenüber bildet die photographische Aufnahme der mi- 
kroskopischen Bilder ein durchaus zuverlässiges Mittel, die ge- 
machten Beobachtungen zu fixiren und in jeder Weise naturgetreu 
zu copiren. 

Vermeidet mau nämlich bei der Ausführung der Mikrophoto- 
gramme jedwede den Charakter des Bildes verändernde Retouche, 
so hat man eine durchaus gewissenhafte Copie des Beobachteten. 

Neben der verhältnissmässig grossen Schnelligkeit in der pho- 
tographischen Aufnahme eines Bildes gegenüber der vielfach nicht 
in der hundertfachen Zeit ausführbaren Zeichnung, liegt ein we- 
sentlicher Vortheil noch darin, dass die Photographie genauer und 
exacter zeichnet, als das Auge des Mikroskopikers beobachten kann. 

Viele feine Details, die man selbst bei sorgfältigster Beobach- 
tung nnr unter ganz besonders günstigen umständen wahrnehmen 
kann, zeichnet uns die lichtempfindliche Platte mit grösster Präci- 
sion und Leichtigkeit. — 

Wir haben bei etwaigen wissenschaftlichen Differenzen über 
gemachte Beobachtungen ein durchaus positives, einwandfreies Be- 
weismaterial im nicht retouchirten photographischen Bilde in Hän- 
den und, was ebenso wichtig ist, wir halten in dem Bilde die sich 
schnell verändernde Erscheinung fest. 

Wir sind ferner im Stande, diese Beobachtungen einem beliebig 
grossen Kreise zugänglich zu machen, sei es durch directes Vorzeigen 
der Bilder, sei es durch Projection derselben auf grössere Flächen. 

Gesetzt den günstigen Fall, wichtige und sehenswerthe mikro- 



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IL Werth und Wesen der Mikrophotographie. 9 

skopische Präparate hielten sich längere Zeit unveränderlich, so 
kennt doch jeder Fachmann die grosse Schwierigkeit, welche sich 
bei der Demonstration derartiger Präparate mit Hilfe des Mikro- 
skopes vor einem grosseren Zuhörerkreis bietet. 

Leicht und in gelungener Weise kann man dagegen einem noch 
so grossen Auditorium in verhältnissmässig kürzester Zeit das Bild 
der Präparate dadurch vorfuhren, dass man die von ihnen aufge- 
nommenen Mikrophotogramme mittelst eines geeigneten Projections- 
apparates auf eine weisse Wand wirft oder die positiven Papierbilder 
cursiren lasst. 

Halten sich die Präparate nur beschränkte Zeit, oder muss man, 
wie dies häufig der Fall ist, nacheinander mit demselben Objecte 
verschiedene, dasselbe verändernde mikrochemische Reactionen vor- 
nehmen, so wird, um das Beweismatörial zu fixiren, die Mikropho- 
tographie geradezu unentbehrlich. 

Wie oft sind nicht schon solche Fälle vorgekommen, wo bei 
zwei verschiedenen Sachverständigen über eine Untersuchung Mei- 
nungsverschiedenheiten herrschten, und die definitive Feststellung 
des wahren Thatbestandes hinterher einfach dadurch unmöglich 
wurde, dass entweder bei der Untersuchung das gesammte Material 
verbraucht oder die betreffenden Objecte in der inzwischen verflos- 
senen Zeit verdorben waren. 

Besonders wichtige Dienste wird deshalb die Mikrophotographie 
auf dem Gebiete der gerichtlichen Chemie zu leisten berufen 
sein; hier ist sie eigentlich an ihrem hervorragendsten Platze, 
denn, während nach dem bereits Ausgeführten die Gutachten über 
mikroskopische Arbeiten (Blut-, Samen-, Haar-Untersuchungen etc.) 
niemals positives, absolut objectives Beweismaterial zu liefern im 
Stande waren, ändert sich dies bei Anfertigung von nicht retouchir- 
ten Bildern. 

Auf dieselben kann man jeder Zeit zurückgehen und streitige 
Punkte erledigen; sie tragen den nöthigen, rein objectiven Cha- 
rakter und geben ein in keiner Weise idealisirtes Bild, das den 
Acten ebenso wie die etwa in einer Leiche gefundenen und abge- 
sonderten Gifte als positives, nicht anfechtbares Beweismaterial 
beizufügen ist. 

Die Leichtigkeit der Erläuterungen an der Hand solcher Bilder 
und der Yorzug der unbegrenzten Haltbarkeit treten bei der Mikro- 
skopie in Criminalf allen als nicht minder wichtig in den Vordergrund. 



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10 Erster Abschnitt. 

Als der Verfasser dieses Werkchens im Jahre 1881 durch eine 
kleine Abhandlung bereits auf die Wichtigkeit der Mikrophotographie 
im Allgemeinen wie im Besonderen für die Praxis des Gerichts- 
chemikers hinwies und im darauffolgenden Jahre auf der 55. Ver- 
sammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Eisenach recht 
gut gelungene Mikrophotogramme, die als Beweismaterial bei den 
bekannten Bochumer Lustmorden dienten, vorlegen konnte, musste- 
er auf nur einen Mangel der Mikrophotographie in ihrer damaligen 
Gestalt hinweisen, nämlich den, dass sie den Mikroskopiker in be- 
ständige Abhängigkeit vom Tageslicht setze. 

Sind wir doch in unserem nördlichen Klima nicht gar zu oft 
in der Lage klaren, unbewölkten Himmel zur Verfugung zu haben 
und fehlt es uns demnach oft an dem zur Aufnahme nöthigen di- 
recten Sonnenlicht. 

Dieser Uebelstand tritt für die Auftiahmen bei schwächeren 
Vergrösserungen zurück, weil man sich bei ihnen schon seit Jahr- 
zehnten des diffusen Tageslichtes sowohl, wie künstlicher Lichtquellen 
mit gutem Erfolge bedient hat. 

Bei starken Vergrösserungen jedoch ist der Mangel an klarem 
Sonnenlicht um so fühlbarer, je höher die Vergrösserung steigt und es 
war deshalb die Erfindung der hochlichtempfindlichen Bromsilber- 
emulsionsplatten nur mit Freuden zu begrüssen. 

Diese Erfindung gab Gelegenheit sich der unbequemen Abhängig- 
keit zu entledigen und zu jeder Zeit Aufnahmen zu machen, da von 
nun an der Anwendung künstlichen Lichtes die Wege geebnet waren. 

Durch Wegräumung dieses letzten Hindernisses, das immer noch 
lähmend auf ihre Entwickelung wirkte, ist der Mikrophotographie 
ihr Arbeitsfeld erst voll und in seiner ganzen Weite eröffnet worden. 

Kann der Mikroskopiker jederzeit von einem gerade vorhan- 
denen Präparate seine Aufnahmen machen und braucht nicht, wie 
dies bei ausschliesslicher Anwendung des Sonnenlichts oft vorkam, 
tage- und wochenlang auf klaren unbewölkten Himmel zu warten, so 
hat die Mikrophotographie erst unbeschränkten Werth für ihn. 

Wie oft haben sich nicht früher Präparate, von denen der Mi- 
kroskopiker gern ein photographisches Bild als absolutes Beweis- 
material vorgelegt hätte, während er vergeblich auf den langersehn- 
ten Sonnenschein harrte, zersetzt und so die Aufnahme überhaupt 
unmöglich gemacht; wie oft hat nicht gerade ein bestimmtes 
Stadium der Entwickeluug des üntersuchungsobjectes, an dessen 



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n. Werth und Wesen der Mikrophotographie. H 

Fixirung und Nachweis dem Botaniker oder Mediciner besonders 
yiel lag, während des Abwartens eines zur Beleuchtung nothwendi- 
gen hellen Sonnentages, diese Stadien bereits überschritten und ist 
auf diese Weise unbrauchbar geworden? 

Solche Zersetzungen und Veränderungen fallen dann aber be- 
sonders schwer ins Gewicht, wenn die von ihnen gefertigten Mikro- 
photogramme in der Praxis des Gerichtschemikers als einzig vor- 
handenes obje etiles Beweismaterial dienen sollen. 

Gerade Flecken von Blut, Samenfäden (Spermatozoiden) sind 
immer solcher Zersetzung, oft innerhalb weniger Stunden, aus- 
gesetzt, besonders wenn sie, wie dies häufig der Fall ist, mit Koth, 
Schleim und dergleichen vermischt sind. 

Verfasser hat deshalb seit 7 Jahren bereits die Anwendung des 
künstlichen Lichtes bei der Mikrophotographie zu seinem besonde- 
ren Studium gemacht und ist es ihm jetzt gelungen, unter allen 
Umständen brauchbare Resultate zu erzielen. 

Diese eigenen Erfahrungen in Verbindung mit den von an- 
deren Forschern gemachten wiederzugeben, ist Zweck der nach- 
folgenden Ausführungen und soll nur noch hier bemerkt werden, 
dass vor Allem darauf Rücksicht genommen ist, mit möglichst ein- 
fachen, nicht zu th euren Apparaten und Materialien zu arbeiten 
und doch gute Resultate zu erzielen. 

Nur wenn ein Verfahren neben dem Vorzuge der einfachen 
Ausführbarkeit diejenigen der Möglichkeit einer Anwendung ohne 
Abhängigkeit von Zwischenfällen und Zufälligkeiten, . und der ver- 
hältnissmässigen Billigkeit in seiner Durchführung bei gleich- 
zeitiger Erzielung genügender Resultate in sich trägt, hat es 
Aussicht auf weitere Ausdehnung und Verbreitung. — 

In wieweit dies gelungen ist, mögen die folgenden praktischen 
Erörterungen des Näheren klar stellen. — 



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Zweiter Abschnitt. 



I. ]>ie Ijielitarteii. 

Wie für die Güte einer Zeichnung einmal die Fähigkeit des 
ausführenden Künstlers und dann die Brauchbarkeit des angewandten 
Materials massgebend ist, so kommt es ebenso für die Mikrophoto- 
graphie zunächst auf die Fähigkeit des Zeichnenden, des Lichtes, 
und die mehr und minder genügende Brauchbarkeit des Materiales, 
der Apparate und Hilfsmittel, an. — 

Diese Factoren sind also zunächst in Betracht zu ziehen, und 
beginnen wir deshalb mit Besprechung des Lichtes: 

Es stehen uns die verschiedensten Lichtquellen zur Verfügung, 
von denen das natürliche Licht, das Sonnenlicht, die bei weitem 
bequemste und billigste Quelle bildet; nachdem kommen die ver- 
schiedenen künstlichen Lichtquellen in Betracht. 

Zunächst sollen nun die einzelnen Lichtquellen besprochen 
werden und später auf die Art und Weise der Beleuchtung des 
näheren eingegangen werden. Welche ausschlaggebende Bedeutung 
die Einführung des künstlichen Lichtes gerade für die Mikro- 
photographie haben musste und thatsächlich gehabt hat, ist in vor- 
stehendem Capitel beschrieben; in Nachstehendem ist aus diesem 
Grunde ganz besonders auf die künstlichen Lichtquellen Rücksicht 
genommen worden. Die Vorzüge und Nachtheile resp. Beschrän- 
kungen in der Anwendbarkeit der einen oder anderen finden sich 
in den einzelnen, die betreffende Lichtquelle behandelnden Abthei- 
lungen. 

Das Sonnenlicht. 

In dem directen Sonnenlichte haben wir die stärkste Licht- 
quelle zu unserer Verfügung. Wir bedürfen nur geeigneter Appa- 
rate, um dasselbe für unsere speciellen Zwecke nutzbar und brauch- 



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1. Die Lichtarten. 13 

bar zu machen, da es ohne Weiteres durchaus nicht zur Beleuchtung 
mikroskopischer Objecte verwendbar erscheint. Einmal würden bei 
directer Verwendung des SonnenKchtes auffallige Diffractionserschei- 
nungen eine äusserst störende Wirkung üben, dann würde durch 
das Vorrücken der Sonne am Himmel stets die Einfallaxe der Strah- 
len verändert werden, und drittens endlich würde das blosse un- 
veränderte Sonnenlicht für alle Fälle, bei denen es sich um stärkere 
Vergrosserung handelt, an Intensität nicht zureichend sein. — 

Dem ersten und dem letztbezeichneten Mangel helfen wir, wie 
auch bei den sämmtlichen anderen Lichtquellen, durch die weiter 
unten beschriebene Anordnung des Beleuchtungsapparates ab, den 
zweiten Üebelstand heben wir durch Anwendung eines Heliosta- 
ten auf. 

Derselbe besteht in einem durch Uhrwerk constant und in der 
Weise gedrehten Spiegel, dass die von demselben reflectirten Strah- 
len der Sonne stets in ein und derselben Axe reflectirt werden. 
Der Apparat selbst wird mit seiner Hauptträgeraxe in die Richtung 
der Weltaxe gestellt, ist dies geschehen, so liefert derselbe für den 
ganzen Tag ein constant in derselben Richtung reflectirtes Strahlen- 
bündel. 

Da jedoch der Heliostat, wenn er exact arbeiten soll, ein sehr 
theures Instrument ist, so sucht man ihn auch durch einen mit der 
Hand regulirbaren Spiegel, der um eine verticale und eine horizon- 
tale Axe drehbar ist und den man am besten am Ende der unten 
eingehend zu beschreibenden Beleuchtungsapparate anbringt, zu 
ersetzen. 

Man darf übrigens durchaus nicht glauben, dass das Licht 
der unbewölkten Sonne stets gleiche Intensität habe und man des- 
halb stets gleiche Zeit zu exponiren habe. Die Intensität der Sonne 
ändert sich nicht nur mit der Lage des Ortes, sondern auch mit 
der Tages- und Jahreszeit und hängt zudem ganz erheblich von dem 
herrschenden Luftdrucke und der Witterung ab. 

Dass die Intensität des Sonnenlichtes mit der Zenithdistanz ab- 
nimmt, ist einleuchtend; das Sonnenlicht hat, je näher die Sonne 
dem Horizonte rückt, eine desto längere Schicht der die Lichtstrah- 
len absorbirenden Atmosphäre zu durchlaufen. Aus diesem Grunde 
ist auch seine Intensität am Morgen und Abend schwächer als am 
Mittag, im Winter schwächer als im Sommer, an dem Aequator 
näher liegenden Orten stärker als in der Nähe der Pole. 



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14 Zweiter Abschnitt. 

Zur Zeit der Aequinoctien yerhalten sich nach Buasen's An- 
gaben z. B. die Lichtintensitäten: in Cairo, Heidelberg, Irland wie 
105 : 57 : 21 zur Mittagszeit, bei Abend oder Morgen (3 resp. 9 ühr) 
wie 50 : 24 : 6. 

Die Höhe des Luftdruckes übt ebenfalls einen sehr wesentlichen 
Einfluss auf die Sonnenintensität, unter übrigens gleichen Verhält- 
nissen, aus. So Terhäit sich z. B. die Intensität bei einem Druck 
von 750 mm : 700 mm wie 35 : 37. Wir sehen also bei steigendem 
Luftdruck fällt die Intensität. Wie stark überhaupt die Absorp- 
tionskraft der Atmosphäre für Licht ist, hat Bunsea des näheren 
bestimmt; er fand, dass bei einem Luftdruck von 700 mm und der 
vorhandenen Dicke der zu durchdringenden Luftschicht die Absorp- 
tion eine derartig starke ist, dass 7io ^^^ ursprünglichen Intensität 
verloren geht und nur Yio wirklich zu uns gelangt. — — 

Ein ganz erhebliches Hinderniss gegenüber den so schwer wie- 
genden Vortheilen in der Anwendung des directen Sonnenlichtes liegt 
ferner vor allem darin, dass es nicht stets zur Verfügung steht und 
allzu oft tage- und wochenlang vollständig ausbleibt. Welche erheb- 
lichen Nachtheile hieraus erwachsen und wie oft dadurch der Zweck 
der Mikrophotographie vollständig vereitelt, der Werth herabgesetzt 
wird, ist oben bereits eingehend geschildert. Deshalb ist man auch 
dauernd bemüht gewesen, sich von dieser Abhängigkeit vollständig 
frei zu machen und mit Lichtquellen zu arbeiten, die man nach 
seinem eigenen Wunsche und Willen jederzeit und an jedem Orte 
zur beliebigen Verfügung hat. 

Dies sind die künstlichen Lichtquellen. Bevor wir jedoch auf 
dieselben näher eingehen, wollen wir noch kurz einer mit dem 
Sonnenlicht in engster Beziehung stehenden Lichtquelle Erwähnung 
thun, nämlich des diffusen Tageslichtes. 

Das diffuse Tageslicht. 

Gegenüber dem directen Sonnenlichte haben wir im zerstreuten 
Tageslichte eine stets vorhandene, durchaus sichere und zweck- 
mässige Lichtquelle. Dieselbe ist aber wegen ihrer sehr geringen 
Intensität nur bei schwachen Vergrösserungen anwendbar und muss 
dann noch ganz besonders modificirt werden. 

Hätten wir in den von der Sonne beleuchteten weissen Wolken 
einen feststehenden natürlichen Lichtschirm, so wäre dies der beste 



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( I. Die Lichtarten. 15 

Reflector für diffuses Licht. Da dem aber nicht so ist, wendet man 
in der. Praxis besser grössere reflectirende weisse Flächen in Gestalt 
Ton Schirmen an, die man in entsprechender Entfernung, Ton der 
Sonne stark beleuchtet, aufstellt. 

Mit der Grosse der Schirme wächst natürlich die Lichtintensitat 
in gleichem Verhältniss. Mit der Entfernung des gleichen Schirmes 
nimmt sie im umgekehrten quadratischen Verhältnisse ab. 

Die Grosse und die Entfernung des reflectirenden Schirmes, 
den man am besten aus weissem Papier fertigt, wird also genau den 
gegebenen Verhältnissen anzupassen sein. 

Wendet man, wie dies fast stets nöthig, zur Goncentration der 
Lichtstrahlen ein Linsensystem von kurzer Brennweite (Dujardin 
oder Abbe) an, so muss man darauf achten, dass das von demselben 
entworfene Bild des Schirmes (resp. eines auf demselben befestigten 
Merkmales: Kreuz oder dergleichen) genau in der Ebene des zu 
beobachtenden Objectes liegt. 

Dass dies der Fall ist, controlirt man in der Art, dass man 
zunächst das Object scharf einstellt und dann den reflectirenden 
Spiegel resp. die Axe des ganzen Systems gegen den reflectirenden 
Schirm richtet, ohne an der Einstellung etwas zu ändern. Nun 
bringt man den Schirm in diejenige Entfernung, dass, durch das 
Mikroskop betrachtet, das Büd des auf demselben befestigten .Merk- 
zeichens ebenfalls absolut scharf einsteht. Ist dies geschehen, so 
hat man die günstigste Stellung des Schirmes gefunden^). 

Benutzt man helle Wolken, so nimmt man statt des Schirmes 
ein möglichst weit entfernt liegendes Object (Baum, Haus und der- 
gleichen), auf das man in der eben beschriebenen Weise einstellt; 
nachdem dies geschehen, wendet man den Spiegel oder Apparat den 
Wolken zu. 

Nicht zu empfehlen ist es, wie man dies des Oefteren beim 
Mikroskopiren selbst thut, den Reflex von Gebäuden und anderen 
heUen Gegenständen zu benutzen; dieselben sind meist nicht von 
rein weisser Farbe und wirken aus diesem Grunde nur äusserst 
lichtschwach und wenig actinisch. 

Dass übrigens ein schwach w e i s s bewölkter Himmel eine bei 



^) Dass man bei schwächerer Vergrösserung, also bei einer grösseren 
zu beleuchtenden Fläche entweder den Schirm vergrössern oder dem Mi- 
kroskop nähern muss, ist unmittelbar klar. 



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16 



Zweiter Abschnitt. 



Weitem grossere Lichtintensität zeigt, als ein rein blauer, wolken- 
loser Himmel, haben die Versuche Bunsen's, dem wir ja so Vieles 
auf dem Gebiete der Optik zu danken haben, zur Evidenz erwiesen, 
und fuhren wir dieselben, da sie für den Mikrophotographen von 
Werth sind, an. 

Bunsen selbst giebt diese Beobachtungen in den Poggendorf- 
schen Annalen (108 S. 237) wieder und führt erklärend aus: In den 
Morgenstunden von 7 ühr bis 12 ühr sei am qu. Tage ein Wolken- 
schleier von stetig wechselnder Dichtigkeit gewesen, der die Sonne 




Fig. 1. 

nur schwach durchscheinen Hess; diese Trübung habe allmählich 
abgenommen, bis nach 2 ühr und 3 Uhr nur noch einzelne lichte 
Wolken über den Zenith zogen und nach 3 und 4 ühr der Himmel 
ganz wolkenlos war. Dies ist in der beifolgenden, nach Bunsen 
gegebenen Curve (TF), die neben der Curve bei wolkenlosem Himmel 
(K) gezeichnet ist, recht anschaulich sichtbar. 

Böi der leichten Bewölkung überragt die Intensität des von den 
weissen Wolken reflectirten Lichtes diejenige des blauen Himmels 
um das Vierfache, während sie bei dichtem Wolkenhimmel derselben 
fast gleich wird. — 

Die Zahlen auf der Verticalen der Curve zeigen die Licht- 
intensität in Graden, diejenigen auf der Horizontalen die Beobachtungs- 
zeiten an. 

Wie erwähnt, kann man das diffuse Tageslicht, obwohl es die 
billigste, bequemste und einfachste Lichtquelle ist, doch nur, selbst 



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I. Die Lichtarten. 17 

bei Anwendung der empfindlichsten Platten, bei verhäitnissmässig 
schwachen Vergrösserungen anwenden. 

Man ist deshalb bei stärkeren Vergrösserungen, wenn man 
sich von dem variablen, nie beständigen Sonnenlichte emancipiren 
will, stets angewiesen auf 



Die künstlichen Lichtquellen. 

Wir haben hier zunächst diejenigen Lichtquellen zu unter- 
scheiden, welche in Bezug auf ihre Lichtstärke und Intensität mehr 
dem directen Sonnenlichte zuneigen und dann auf diejenigen ein- 
zugehen, welche sich dem diffusen Tageslicht näher stellen. 

Die Ersteren erfordern bei photographischen Aufnahmen eine 
Terhältnissmässig kurze Expositionszeit, während Letztere zwar sehr 
gute und scharfe Bilder liefern, jedoch die Expositionszeit ganz 
erheblich, oft auf 20 — 30 Minuten, verlängern. 

Zu der ersten Gruppe gehören: 

1. das elektrische Bogenlicht, 

2. das Magnesiumlicht, 

3. das Knallgaskalklicht, 
zur zweiten: 

1. das Glühlicht, a) elektrisch, 

b) von Auer, 

2. das Gaslicht, 

3. das Petroleumlampenlicht etc. 

Reichen die unter die zweite Gruppe gestellten Lichter für viele 
Fälle der Praxis und selbst auch bei stärkeren Vergrösserungen 
aus, so haben sie doch durchgängig einen recht erheblichen Nach- 
theil: Sie verlangen bei starken Vergrösserungen eine sehr erheb- 
lich lange Expositionszeit. 

Kommt es nun auch bei Dauerpräparaten, die in ihrer einmal 
eingenommenen Lage fest und unverrückbar bleiben, durchaus nicht 
darauf an, ob man ein Object 1 oder 20 Minuten oder gar noch 
länger exponirt, so hat diese lange Exposition doch in vielen Fällen 
ihre grossen Nachtheile, ja, sie ist vielfach ganz unmöglich. 

Liegen z. B. flüssige und bewegliche Präparate zur Aufnahme 
vor, wie dies in der Praxis des forensischen Chemikers und Mikro- 
skopikers nur gar zu oft und fast ausschliesslich vorkommt, so ist 
es schwierig, dieselben 20 Minuten und länger in absolut fester 

Jeserich, Mikrophotographie. 2 



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lg Zweiter Abschnitt. 

unTeränderlicher Lage zu erhalten. Wendet man hingegen stärkere 
Lichtquellen der ersteren Gruppe an, so kommt man schon mit 
Ezpositionszeiten yon höchstens einigen Minuten, meist aber nur 
Secunden aus. 

Die Präparate auf diese kürzere Zeit unbeweglich zu halten, ist 
bei Weitem leichter und sicherer. — 

Dasselbe gilt von der Stabilität des ganzen Apparates überhaupt. 
Wer jemals genothigt gewesen ist, seine Arbeiten in einem auch 
Yon anderen Leuten bewohnten Hause auszufuhren (und dies wird 
leider das Loos der Meisten sein, denn nur selten steht ein sonst 
unbenutzter und streng zu isolirender Raum zur Verfügung), wird 
es oft genug empfunden haben, wie sich jede Erschütterung, jedes 
Thürwerfen selbst dem am festesten gebauten Apparate mittheilt. 

Dass solche Erschütterungen sich dem ganzen Apparate und 
besonders auch flüssigen unyerkitteten Objecten mittheilen, liegt auf 
der Hand, ebenso wie es unmittelbar klar ist, dass sich bei einer 
nur 1 bis 2 Minuten oder dem Bruchtheil einer Minute dauernden 
Expositionszeit derartige Störungen bei Weitem leichter vermeiden 
lassen, als bei einer 20 volle Minuten und länger dauernden Ex- 
positionszeit. Unter diesen Umständen liegt eben zweifellos in der 
Schnelligkeit der Aufnahme, wie schon Benecke sehr zutreffend 
bemerkt, «eine der hauptsächlichsten Garantien für das Gelingen der- 
selben!" 

Noch erheblicher tritt diese Verlängerung der Expositionszeit, 
als unangenehm, da zu Tage, wo es die Natur des zu fixirenden 
Objectes erforderlich macht, solche Medien in den Weg des Lichtes 
einzuschalten, die die Intensität desselben um ein Erhebliches herab- 
mindern. 

Solche Fälle treten einmal bei der später näher zu beschreiben- 
den Einschaltung gefilrbter Scheiben, und ferner bei der Anwen- 
dung von polarisirtem Lichte ein. 

Kann man bei diesen, in der Praxis nur allzuhäufigen Fällen 
mit den Beleuchtungen der zweiten Gruppe überhaupt kaum mehr 
brauchbare Resultate wegen Lichtmangels und allzulanger Exposition 
erreichen, so genügen für diese Untersuchungen die Beleuchtungen 
der ersten Gruppe vollständig. 

Dass man endlich mit sehr lichtempfindlichen Platten^) unter 



^) Bemaert- und Momentplatten. 

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I. Die Lichtarten. 19 

Anwendung der ersten Gruppe der Lichtquellen noch da sehr schone 
Augenblicksbilder erzeugt, wo dies mit den Lichtquellen der zweiten 
Art bereits unmöglich ist, ist von selbst einleuchtend. 

Durch die mir Yon Herrn Medicinalrath Prof. Birch-Hirschfeld- 
Leipzig freundlichst gemachte Mittheilung, dass er beim Färben le- 
bender Mikroorganismen (Bacillen etc.) ganz vorzügliche Resultate 
erzielt hat, wird die Wichtigkeit und Nothwendigkeit einer kurzen 
Expositionszeit noch mehr erwiesen. Photographische Aufnahmen 
Yon lebenden Wesen müssen, da bei ihnen jede Deformation und 
Einschrumpfung ausgeschlossen ist, stets und ständig noch natur- 
getreuere Bilder geben als solche von selbst den besten eingetrock- 
neten Präparaten. 

Es ist aus allen diesen Gründen das Bestreben des Verfassers 
bei seinen jahrelangen Versuchen gewesen, nachdem es ihm bereits 
gelungen war, mit Beleuchtungsquellen der zweiten Gruppe gute 
Resultate selbst bei sehr starken Vergrosserungen zu erzielen, die 
dabei unbedingt notbige lange Expositionsdauer abzukürzen und 
.durch Nutzbarmachung einer, billigen und leicht zu behandelnden 
Lichtquelle erster Gruppe kürzere Expositionszeit und die dabei 
möglich werdenden Vortheile zu schaffen, um auf diese Weise die 
Mikrophotographie vollBtändig Tom directen Sonnenlicht unabhän- 
gig hinzustellen. — 

Da sich bei diesen Versuchen das Drumond'sche ICalklicht als 
das in Bezug auf Billigkeit, Leichtigkeit der Handhabung im Ver- 
hältniss zu seiner Leistungsfähigkeit geeignetste Licht erwiesen hat, 
soll demselben in Bezug auf seine Darstellung und Anwendung ein 
eingehender Theil gewidmet werden. 

Auch die anderen beiden Lichtquellen werden, soweit dies im 
Rahmen des Werkes passt, besprochen werden, da sie für die Zwecke 
der Projection und Vergrosserungen von Mikrophotogrammen von er- 
heblicher Bedeutung sind. — 



1. Das elektrische Bogenlicht. 

Nächst dem directen Sonnenlicht, das, wie wir im Vorstehen- 
den des Näheren gesehen, zwar die stärkste Litensität hat, uns 
aber nicht stets zur Hand ist und dieserhalb manchen Nachtheil in 
seiner Anwendung zeigt, haben wir die stärkste und chemisch 
kräftigste Lichtquelle in dem elektrischen Bogenlichte. 



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20 Zweiter Abschnitt. 

Gerade das Bogenlicht hat innerhalb des letzten Decenniums 
eine ungeahnt ausgedehnte Anwendung im Gebrauche des taglichen 
Lebens gefunden und ist es deshalb nicht zu verwundern , dass die 
Technik in der Herstellung möglichst gut und sicher arbeitender 
Bogenlichtlampen ihr Bestes geleistet hat. 

Wir können für unsere Zwecke nur diejenigen Lampen in Betracht 
ziehen, welche ein Licht geben, das trotz der stetigen Abnützung 
der Kohlenspitzen stets auf ein und demselben Punkte erhalten 
bleibt. Die Jablochkoff 'sehen Kerzen und solche Apparate, bei denen 
sich der Lichtpunkt während des Brennens verändert, fallen dem- 
nach von selbst fort. 

Zur Anwendung können ferner von diesen Bogenlichtlampen 
nur diejenigen kommen, welche eine selbstthätige Regulirung haben, 
da keinesfalls neben den Arbeiten der Einstellung und Aufnahme 
bei mikrophotographischen Arbeiten für den Experimentator noch 
Zeit zu einer genauen Regulirung des elektrischen Lichtes durch 
Handbetrieb übrig bleibt. — 

Es ist hier eine derartig grosse Anzahl von Constructionen vor- 
handen und sind mit den verschiedenen Arten so günstige Resultate 
erzielt worden, dass es nicht in den Rahmen dieser Beschreibung 
passen kann, eine oder die andere des Näheren mit allen ihren ' 
Vorzügen zu besprechen. 

Wir begnügen uns damit, ein kurzes allgemeines, principielles 
Bild der Anordnung von einer für unsere Zwecke brauchbaren Lampe 
zu geben, und verweisen im üebrigen auf die in den Specialwerken 
gemachten Angaben. 

Die Fig. 2 und 3 geben die Hefner- Alteneck'sche Lampe, wie 
sie von Siemens & Halske gefertigt wird. Die Zuleitungsklem- 
men (4-, — ) und der Träger der unteren Kohle sind durch Hart- 
gummi isolirt, während der Träger der oberen Kohle mit dem 
oberen Lampengehäuse in leitender Verbindung steht. Beide Kohlen- 
träger greifen mittelst Zahnstange in zwei verschieden grosse, auf 
derselben Axe feststehende Zahnräder ein und werden dadurch, sich 
stets so bewegen, dass sich die Kohlenspitzen immer am gleichen 
Punkt beim Verbrennen halten. Die Regulirung geschieht in fol- 
gender Weise: 

Der Strom geht von Klemme 4- durch den Elektromagneten E, 
von da in das Gehäuse, durch den Träger a zur oberen Kohle, 
durch die untere Kohle und den isolirten Träger b zur Klemme — 



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I. Die Lichtarten. 



21 



Wird der Elektromagnet E durch 
den ihn umkreisenden Strom mag- 
netisch, so zieht er den Anker Ä 
an und schiebt durch Bewegung 
des Winkelhebels AKS den oben 
am letzteren befindlichen Sperr- 
haken m nach links. — Gleich- 
zeitig berührt aber auch der Con- 
tact h die Klemme +, schliesst 
den Strom kürzer, also unter Aus- 
schaltung des Elektromagneten, 
der somit unmagnetisch wird. Der 
Winkelhebel wird nun durch die 
mit der Schraube r regulirte Fe- 
der p in seine alte Stellung zu- 
rückgedrückt, der Contact hört 
auf, der Elektromagnet wird wie- 
der magnetisch und das Spiel be- 
ginnt Ton neuem, den Haken m in 
oscillirende, das Rad in drehende 
Bewegung versetzend, durch die 
die Kohlenspitzen von einander 
entfernt werden. — Ist die Ent- 
fernung der Spitzen so gross ge- 
worden, und hierdurch der Strom 
derartig geschwächt worden, dass 
er im Elektromagneten eine nicht 
mehr der regulirbaren Kraft der 
Feder p gleiche Anziehungskraft 
erzeugt, so föUt der Winkelhebel 
AKS zurück und die durch das 
Zurücktreten des Hakens M frei- 
gegebenen Räder lassen die Koh- 
lenspitzen sich durch das Ueber- 
gewicht des oberen Trägers ein- 
ander nähern. — Durch diese An- 
näherung wird nun aber der Strom 
wieder stärker und bei Erreichung 
einer ganz bestimmten Stärke be- 




Pig. 2. 



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22 



Zweiter Abschnitt. 



ginnt die Function des Elektromagneten Yon Neuem. — Auf diese 
Weise werden die Kohlenspitzen stets in richtiger Entfernung von 
einander und immer auf demselben Punkte bleiben. 

Für Projectionsz wecke reicht diese Centrirung des leuchtenden 
Punktes sehr gut aus, für mikrophotographische Aufnahmen macht 
sich aber doch noch das allerdings sehr geringe Hin- und Hersprin- 
gen des Lichtbogens als Mangel bemerkbar, da es in diesem Falle 
jl m auf ein Feststellen des leuchtenden Punktes 
f« ^*^ auf einen ganz bestimmten kleinen Raum an- 
kommt und selbst schon ein Schwanken um 
nur y^ mm Fehler verursacht. 

2. Das Magnesiumlicht. 

Nächst dem elektrischen Lichte ist das 
Tom verbrennenden Magnesium entwickelte 
Licht dasjenige, welches die stärkste che- 
mische Wirkung auf die lichtempfindlichen 
Platten ausübt. — Die Lichtintensität ist nach 
den von Prof. Bunsen ausgeführten eingehen- 
den Bestimmungen eine derartige, dass sie, 
wenn pro Minute ein Decigramm Magnesium 
verbrannt ist, nur sechsunddreissig Mal ge- 
ringer ist als diejenige des directen Sonnen- 
lichtes. — 

Stand früher der Anwendung des Magne- 
^ siums der verhaltnissmässig hohe Preis des- 
selben entgegen*), so ist dieser Preis durch 
die patentirte Erfindung des Dr. Grätzel, nach 
welcher das Magnesium durch Elektrolyse direct gewonnen wird, 
bedeutend herabgegangen. Nach den uns vom Erfinder gemachten 
Mittheilungen wird derselbe sich auf 75 M. pro 1000 g und bei 
grosserem Verbrauch noch erheblich niedriger stellen. — 

Besonders, da es nach Benecke's Versuchen noch möglich ist, 
die Intensität desselben um ca. ein Drittheil dadurch zu erhohen, 
dass man statt eines einfachen Magnesiumdrahtes eine aus zwei 
Magnesium- und einem Zinkdrahte geflochtene Schnur verbrennt, 




Fig. 3. 



*) Das Granmi kostete noch vor 10 Jahren ca. 1 Mark und mehr. 



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I. Die Lichtarten. 23 

müsste das Magnesiumlicht die Hauptlichtquelle für den Mikrophoto- 
graphen bilden. 

Leider haften demselben aber zwei recht erhebliche Nachtheile 
an, die nur allzu sehr geeignet sind die Vorzüge zu paraljsiren und 
in Schatten zu stellen. 

Einmal ist ein unvermeidlicher XJebelstand, dass das Magnesium 
beim Verbrennen einen starken weissen Rauch von Magnesiumoxyd 
ausstösst. Hat man den Rauch auch durch eigens hergerichtete 
Ventilationsapparate abzuführen versucht, so ist es, abgesehen von 
dieser grossen Unbequemlichkeit, doch nicht vollends zu vermeiden, 
dass sich bei längerer Beleuchtung die dem Magnesium zunächst 
befindlichen Linsen und Reflectionsspiegel mit einem feinen, immer 
mehr wachsenden Anflug überziehen, der sowohl die Reflexion der 
Spiegel, wie die Klarheit der Linsen stark beeinträchtigt und das 
so nöthige Licht in hohem Grade abschwächt. 

Will man diese üebelstände, was übrigens kaum angeht, durch 
öfter wiederholtes Reinigen der betreffenden Theile beseitigen, so 
werden die letzteren mit der Dauer der Zeit stark angegriffen und 
leicht Beschädigungen ausgesetzt. 

Der zweite, aber bei weitem noch mehr ins Gewicht fallende 
Nachtheil des Magnesium lichtes ist der, dass es selbst mit den 
besten bis heute bekannten Regulatoren^) nicht möglich ist, ein 
vollkommen sicheres und wirklich constantes Licht zu erreichen. 

Es findet stets ein Hin- und Herschieben des eigentlich leuch- 
tenden Punktes statt und, da wir denselben genau auf einen ganz be- 
stimmten und sehr kleinen Fleck des Objectes nothwendiger Weise 
concentrirt haben müssen, wird hierdurch das Gesichtsfeld ganz un- 
regelmässig bald intensiv, bald schwach, bald gar nicht beleuchtet. 

Bei der von Benecke construirten Lampe ist dies weitmög- 
lichst zu beseitigen gesucht (Fig. 4). In dieser Lampe wird der 
durch das Uhrwerk (C) gleichmässig von der Rolle (G) abgerollte 
und durch die Hülse (H) in den Brennpunkt des Hohlspiegels (/) 
geleitete Magnesiumdraht dadurch in dem Brennpunkte festgehalten, 
dass an der Messinghülse sich ein kleines Netz aus Messingdraht 
befindet (K). Das Netz, welches eine horizontale Lage hat, fängt 



') Siehe 0. Ney's pat. Regulator, der für schwache Vergrösserungen 
Vollkommenes leistet und der in den unten beschriebenen Projections- 
apparaten Verwendung findet. 



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24 



Zweiter Abschnitt. 



den brennenden Magnesiumdraht, wenn derselbe sich etwa zu tief 

senken will, auf und verhindert auf diese Weise, dass der leuchtende 

Theil desselben sich erheblich aus dem Brennpunkte entfernen kann. 

Hat sich zu viel Magnesiumoxyd auf dem Netze angesammelt, 




Fig. 4. 

80 soll man dasselbe durch Abklopfen in den unterstehenden Kasten 
(Z/) fallen lassen. 

Dieser Art hatte der Verfasser zu seinen Versuchen, betreffend 
die Brauchbarkeit des Magnesiums den Apparat ebenfalls angeordnet 
und gelang es ihm trotz sehr zahlreicher Versuche, die er mit dem 
ihm von Dr. Grätzel in liebenswürdigster Weise zur Verfügung ge- 



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I. Die Lichtarten. 



25 



stellten Magnesium anstellte, nur bei Vergrösser ungen von geringer 
Starke wirklich gute Resultate zu erzielen. Bei stärkeren Vergrös- 
serungen trat stets ein mehr oder weniger starkes Schwanken des 
Lichtpunktes ein, das störend wirkte und vielfach die Aufnahmen 
vollkommen misslingen Hess. — Dasselbe war der Fall bei der ganz 
vorzüglichen Ney'schen Magnesiumlampe, die, obwohl für schwächere 
Vergrösserungen vollkommen genügend, für stärkere Vergrösserungen 
ebenfalls nicht ausreichte. 

Dieselbe, die in Fig. 5 wiedergegeben ist, führt den Rauch vom 
verbrennenden Magnesium durch den Schlot ab, während das bei der 
Verbrennung entstehende compacte Magnesiumoxyd durch eine ge- 
eine geeignete, mittelst Uhr- 
werk in Bewegung gesetzte 
Greif- Vorrichtung in den unter 
den^ Reflector sichtbaren Kasten 
abgestreift wird. — 

Bevor wir also nicht in dem 
Besitz einer mit entsprechender 
und absoluter Sicherheit den 
Brennpunkt des Systemes und 
den Leuchtpunkt des verbren- 
nenden Magnesiums vereinigen- 
den Lampe sind, scheint das 
Magnesiumlicht so grosse Vor- 
theile es auch sonst durch 
seine besonders starke actini- 
sche Wirkung bieten mag, nur 
einer sehr beschränkten Anwendung im Dienste der Mikrophoto- 
graphie fähig zu ^ein und reicht für starke Vergrösserung nicht in 
genügender Weise hin, da bei dem Schwanken des Lichtpunktes 
man unmöglich im Stande ist, genau die Expositionszeit wegen des 
Intermittirens abzumessen. Es bleibt deshalb von den starken Licht- 
quellen der ersten Gruppe für die ausführliche Besprechung nur 
noch übrig: 

3. Das Kalklicht. 

Das Knallgaskalklicht oder Drummond'sche Kalklicht ist von 
jeher in Bezug auf seine Anwendbarkeit für Mikrophotographie recht 
stiefmütterlich behandelt worden. 




Flg. 6. 



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26 Zweiter Abschnitt. 

Während Viele es bei Aufzählung der künstlichen Lichtquellen 
mehr aus historischem Interesse aufnehmen und dabei bemerken, 
dass es wegen seiner im Yerhältniss zur Helligkeit geringen acti- 
nischen Wirkung und wegen seiner yerhältnissmässig unbeque- 
men und umständlichen Darstellung keine oder doch nur sehr 
geringe Aussicht auf Einführung in die Mikrophotographie habe, 
übergehen Andere es überhaupt als ganz unbrauchbar mit Still- 
schweigen. — 

und doch kann es, wie die vielen und eingehenden Versuche 
des Verfassers gelehrt haben, heute — nach Einführung der licht- 
empfindlichen Trockenplatten — bei richtiger Anwendung sehr gute 
Resultate ergeben. 

Es ist berufen überall da einzutreten, wo die allerdings sehr 
bequemen, leicht zu be^chafifenden Lichtquellen der zweiten Gruppe 
nicht mehr genügend an Lichtstärke sind und den Dienst aus irgend 
welchem Grunde versagen. 

Das Kalklicht giebt bei übrigens gleicher Ausführung des Ver- 
suches, das heisst bei Anwendung derselben Platten etc., ein derartig 
starkes Licht, dass die Expositionszeit gegenüber der mit den 
besten Petroleumlampen erzielten auf ca. die 500 — 700 mal geringere 
Zeit und noch weniger herabgemindert wird. 

Während man bei Anwendung ge wohnlicher Trockenplatten, 
wie sie für Portrait- und Landschafts-Aufnahmen Anwendung finden, 
selbst bei den besten Petroleumlampen (siehe diese) noch einer Ex- 
positionszeit von 15—20 Minuten und mehr zur Aufnahme der 
Vergrosserungen von ca. 750 linear bedarf, setzt die Anwendung 
eines geeigneten Kalklichtes diese Zeit auf das 500 — 700 fach gerin- 
gere Maass herab. 

Kommt es nun auch bei gut verkitteten, festliegenden Dauer- 
präparaten meist durchaus nicht darauf an, ob man 2 oder 20 Mi- 
nuten exponirt, so liegen doch die Dinge bei Anwendung frischer 
unverkitteter Präparate wesentlich anders. 

Den Werth einer kürzeren Exposition bei Einschaltung von ge- 
färbten Gläsern und Polarisationsapparaten, Apparaten, deren An- 
wendung in vielen praktischen Fällen durchaus unumgänglich ist, 
haben wir oben (S. 18) bereits des Näheren beleuchtet. 

Einen weiteren, gerade für unsere Zwecke höchst erheblichen 
Vortheil bietet das Kalklicht in Folgendem: 

Bei besonders starken Vergrosserungen kommt es vor allem 



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I. Die Lichtarten. 27 

darauf an, das Licht möglichst gut zu centriren und auf einen klei- 
nen Punkt zu vereinigen. Dieser Punkt nun muss mit dem zur 
Aufnahme bestimmten Theil des Objectes identisch sein. Wie dies 
am besten zu geschehen hat, werden wir weiter unten bei der Be- 
sprechung der Beleuchtungsarten sehen, das Eine aber ist schon jetzt 
ersichtlich, dass je kleiner (und damit zugleich je intensiver) ein Licht- 
punkt ist, er desto fester und unverrückbarer bleiben muss. 

Bei Anwendung von Lampenlicht und dergleichen haben wir es 
immer mit einer verhältnissmässig grösseren Lichtquelle zu thun, 
und es kommen demgemäss die kleinen Schwankungen nicht in 
Betracht, die bei elektrischem Lichte und den andern beiden Licht- 
quellen der ersten Gruppe schon von wesentlichem Nachtheil sind. 

Dass eine Aufnahme nie gut gelingen kann und wird, wenn 
sich der Lichtpunkt, der zur Beleuchtung des Objectes dient, hin 
und her verschiebt, kann man am besten schon dann erkennen, 
wenn man unter ganz schwacher Erschütterung der Lichtquelle das 
stark vergrösserte Bild eines entsprechenden Objectes auf der 
matten Scheibe betrachtet. 

Man wird leicht bemerken, dass ein merkliches Hin- und Her- 
rücken des Bildes selbst mit den Bewegungen des Lichtquelle Hand 
in Hand geht; es ist dies eine Folge der Brechungserscheinnngen. 

Dass selbstredend auf diese Weise, wenn sich an Stelle der 
matten Scheibe, die sensibilisirte Platte befindet, die Scharfe der 
Lichteindrücke auf dieselbe leiden und das erhaltene Bild gerin- 
gere Schäi^fe zeigen muss, ist klar. 

Ist aus diesem Grunde schon das elektrische Bogenlicht nur 
dann anwendbar, wenn es mit einem ganz vorzüglich arbeitenden 
Regulator versehen ist, und zeigt es wegen des Hin- und Hersprin- 
gens des Lichtbogens selbst auch dann noch, besonders bei sehr 
starker YergrÖsserung, Schwankungen, so kann aus demselben Grunde 
das Magnesiumlicht bei den bis heute construirten Regulatorlampen 
noch keine Verwendung bei stärkeren Vergrösserungen finden. 

Im Kalklichte haben wir dagegen eine Lichtquelle, bei der es 
ohne grosse Schwierigkeit und ohne Anwendung exact construirter 
und sicher arbeitender Apparate (und solche sind stets, wenn sie ihren 
Zweck wirklich , erfüllen sollen, eine kostspielige Anschaffung) 
dennoch möglich ist, einen absolut feststehenden, unverrück- 
baren leuchtenden Punkt zu erhalten und dauernd absolut auf 
seinem Standpunkt festzustellen. 



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28 Zweiter Abschnitt. 

Dieser Gesichtspunkt, sowie die grosse Einfachheit und Billig- 
keit der Herstellung des Knallgas-Kalklichtes haben den Verfasser 
schon vor Jahren darauf hingeleitet, es da zur Anwendung zu brin- 
gen, wo die Lichtquellen zweiter Gruppe wegen der angegebenen 
Gründe nicht ausreichten. 

Die bei diesen Versuchen erhaltenen Resultate sind denn auch 
vom besten Erfolge gekrönt gewesen. 

Bei dieser Gelegenheit soll übrigens gleich noch auf einen für 
die Mikrophotographie wesentlichen Punkt in Bezug auf die Licht- 
erzeuger und deren angegebene Lichtstärken hingewiesen sein. 

Werden im Allgemeinen die Lichterzeuger ihrer Lichtstärke 
nach bemessen, so giebt man für die letztere ein Maass an, welches 
der Intensität der Beleuchtung auf eine in gewisser Entfernung auf- 
gestellte, von der Lichtquelle beleuchtete Fläche entspricht. Mag 
man nun die Intensität in Bezug auf ihre optische oder in Bezug 
auf chemische Wirkung messen, man stellt in beiden Fällen stets 
nur die Wirkung, nicht aber die Grösse des lichtgebenden Kör- 
pers fest. — 

Wenn diese Art der Feststellung nun für alle Beleuchtungs- 
zwecke gewöhnlicher Art genügt, so verändern sich die Verhältnisse 
bei Anwendung des betreffenden Lichtes zum Zwecke der Mikro- 
photographie sehr wesentlich. 

Es ist von selbst ersichtlich, dass eine leuchtende Fläche von 
ca. 1 qcm Grösse dieselben Lichtwirkungen (chemisch und optisch) 
erzeugen muss, als eine leuchtende Fläche desselben Materiales von 
10 qcm Grösse, aber 10 fach schwächerer Lichtintensität; beide 
werden eben auf eine in gleicher Entfernung aufgestellte Fläche be- 
stimmter Grösse gleiche Helligkeit erzeugen. 

Bei der mikroskopischen Photographie dagegen wird ein Bild 
des Lichterzeugers, um grösste Helligkeit zu erzeugen, auf dem zu 
beleuchtenden Objecte selbst durch geeignete Vorrichtungen (siehe 
S. 53 u. 54) erzeugt und kommt es aus diesem Grunde nicht nur 
auf die absolute Stärke des Lichtgebers, sondern auch auf die re- 
lative Grösse des leuchtenden Körpers an. 

Dass natürlich für unsere Zwecke diejenigen Lichtgeber, welche 
bei möglichster Kleinheit des leuchtenden Punktes die möglichst 
grösste Helligkeit geben, die geeignetsten sind, ist klar, ebenso wie 
es leicht ersichtlich ist, dass die für gewöhnlich angegebenen Licht- 
stärken der einzelnen Lichtquellen nicht ohne Weiteres für die Mi- 



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I. Die Lichtarten. 29 

krophotographie in Anwendung zu bringen sind, da sie für die 
Lichtquellen mit kleinem leuchtenden Punkt verhältnissmässig zu 
geringe Zahlen geben. 

Die Lichtquellen der ersten Gruppe, das elektrische Bogenlicht, 
das Magnesiumlicht und das Ealklicht, sind wegen der Kleinheit des 
leuchtenden Punktes gerade für die Mikrophotographie sehr gut ge- 
eignet. Dass übrigens ihr lichtgebender Theil sich wirklich auf einen 
nur sehr kleinen Punkt, bei weitem kleiner wie man allgemein glaubt, 
concentrirt, wird man am besten beobachten, wenn man die batrefifen- 
den Lichter durch eine stark gefärbte Glasscheibe betrachtet. Es ist 
dann nämlich die Wirkung der Irradiation, welche uns, durch Rei- 
zung von nicht direct getroffenen Stellen der Netzhaut, stark leuch- 
tende Körper grösser erscheinen lässt, als sie in der That sind, 
aufgehoben. 

Herstellnng des Kaikliehtes. 

Wir wollen nun in Nachstehendem zunächst die Darstellung der 
für das Knallgaslicht erforderlichen Gase geben und dann zu den 
verschiedenen Arten der Brenner etc. übergehen. 

I. Die Gase. 

a) Das Wasserstoffgas 

wird man heute wohl nur in den seltensten Fällen in Anwendung 
bringen, es vielmehr überall da, wo Leuchtgas zur Verfügung steht, 
durch dieses ersetzen. Es haben nämlich vielfache Versuche erwie- 
sen, dass durch diesen Ersatz die Leuchtkraft um nur sehr wenig 
geschwächt wird und man für diesen kleinen Verlust reichlich durch 
die grosse Bequemlichkeit, die in der Darstellung nur eines Gases, 
des Sauerstoffes, liegt, entschädigt wird. 

Um jedoch selbst auf die Fälle, wo dem Experimentator kein 
Leuchtgas zur Verfügung steht, Rücksicht genommen zu haben, 
geben wir in Kurzem auch die Entwickelungsmethode des Wasser- 
stoffes und wollen nicht verfehlen, im Voraus zu bemerken, dass 
man sich bei seiner Darstellung vor Allem ängstlich davor hüten 
muss, in den Apparaten und Leitungen, in welche dieses Gas kommt, 
gleichzeitig Lufl: oder gar Sauerstoff zu belassen. 

Beide Gase zusammen bilden das so hefdg explodirende 
Knallgas, das sich nicht bloss durch helle Flamme, sondern schon 



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30 Zweiter Abschnitt. 

durch den kleinsten Funken und glimmende Eohle unter heftig- 
ster Detonation entzündet. — 

Das bequemste Mittel zur Wasserstofifentwickelung liefert uns 
das Zink. Dasselbe zersetzt sich mit Schwefelsäure nach der 
Formel : 

H3SO4 4- Zn =^ ZnSO^ + H^ 

und bietet eine reiche Quelle für Wasserstoff. 

Man wendet englische Schwefelsäure an, die man in genügender 
Weise (1 : 7) deshalb verdünnt hat^), weil eine gewisse Menge 
Wasser erforderlich ist, um das bei der Reaction entstehende Zink- 
sulfat (weisser Vitriol) in Lösung zu erhalten, damit es nicht bei 
Ausscheidung in Salzform das noch unzersetzte Zink umhülle und 
somit die Gasentwickelung unterbreche. 

Aus 1 kg Zink, das man am besten granulirt oder in kleinen 
Stückchen -oder Stäbchen zur Verwendung bringt, erhält man 445 
Liter Wasserstoff und bedarf zu ihrer Entwickelung ca. 2051 g eng- 
lischer, 60 procentiger Schwefelsäure. 

Man kann die Entwickelung des Gases übrigens sehr erheblich 
bei Anwendung gleicher Säurequanten dadurch beschleunigen, dass 
man zur Säure ein paar Tropfen einer Platinchloridlosung hinzufügt: 
Das Platin schlägt sich in feiner, schwammformiger Structur auf 
dem Zink nieder, und sofort beginnt eine sehr stürmische Entwicke- 
lung^ die durch galvanische Wirkung des niedergeschlagenen metal- 
lischen Platins bedingt ist. 

Statt des Zusatzes von Platinchlorid zur Säure kann man auch 
einige Stückchen Platinblech oder Platindraht zu dem Zink werfen; 
die Wirkung ist etwas weniger energisch, aber immer noch recht er- 
heblich, und man hat den Vortheil, kein Platin zu verlieren, sondern 
dasselbe immer wieder benutzen zu können. 

Die Entwickelung des Gases nimmt man in einem Kipp'schen 
Ent Wickelungsapparate vor. Derselbe gestattet ein constantes Ar- 
beiten und lässt die verbrauchte Säure leicht auswechseln, ohne an 
der sonstigen Beschickung eine Aenderung nöthig zu machen. 



*) Die Verdünnung der Säure selbst nimmt man in der Art vor, dass 
man die Säure in das abgemessene Wasser in dünnem Strahle unter ste- 
tigem Umrühren eingiesst, während man das Mischungsgefäss durch Ein- 
setzen in einen Behälter mit kaltem Wasser abgekühlt erhält. — (Nie um- 
gekehrt Wasser in Säure giessen, da sonst leicht Explosion eintritt!) 



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I. Die Lichtarton. 



31 




Fig. 6. 



Die Säure befindet sich in dem oberen Gefasse (E), tritt durch 
das Rohr (r) in den unteren Raum (g) und wenn dieser vollständig 
gefüllt ist, durch den Siebboden aus 
Gummi bei der Einschnürung nach dem 
mittleren Behälter a, wo sie das Zink 
vorfindet, um hier die Entwickelung zu 
beginnen. Das entwickelte Gas entweicht 
durch den Hahn (^H) nach der Wasch- 
flasche. Sollte mehr Gas entwickelt wer- 
den als durch den Hahn entweichen kann, 
so tritt durch den Druck des Gases die 
Säure nach dem unteren Geisse zurück, 
und die Entwickelung lässt dadurch nach 
oder hört ganz auf. 

Ist die Säure erschöpft, so wird sie 
durch Neigen des seitlichen Rohres oder 
einen an dessen Stelle befindlichen Hahn 
abgelassen und von oben her durch 
frische ersetzt. — 

Da der mittlere Behälter ca. 1 — 2 kg 
Zink fasst, so kann man ohne Unterbrechung, nur bei öfterem Aus- 
wechseln der Säure, 500 — 1000 Liter Wasserstoff erzeugen. — 

Eine andere Art der Entwickelung ist die von Molteni empfoh- 
lene, die darin besteht, dass ein genügend 
grosser, mit Hahn versehener, aus Blei gefer- 
tigter, glockenförmiger Behälter in einen mit 
der Säure gefüllten Kübel taucht. Die Glocke 
trägt in ihrer unteren weiten Oeffnung einen 
siebförmigen Bleieinsatz, der nach dem Füllen 
der Glocke mit Zink fest eingesetzt wird; das 
Gas entweicht aus dem Hahn; bei zu heftiger 
Entwickelung wird die Säure, ähnlich wie beim 
ersten Apparat, zurückgedrängt und die Ent- 
wickelung lässt nach. — 

Aus den Entwicklern wird das Wasser- 
stoffgas zunächst in eine Waschflasche und dann in das Reservoir 
geleitet. — — 

Ehe man das Gas in das Reservoir eintreten lässt, überzeuge 
man sich anch ganz sicher davon, dass alle atmosphärische Luft 




Fig. 7. 



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32 Zweiter Abschnitt. 

aus den Entwickelungs- und Waschappuraten ausgetrieben ist. Man 
thut dies am besten, indem man mittelst eines knieförmig geboge- 
nen, am Entwickelungsschlauch befindlichen Glasrohres eine Probe 
Gas in einen kleinen Glascy linder von ca. 25 ccm Inhalt, den man, 
mit Wasser gefüllt, in ein mit Wasser gefiilltes Gefäss umgestülpt hat, 
leitet. Nachdem der Cylinder mit der Probe gefiillt ist, entzündet 
man das in demselben befindliche Gas : ist alle Luft ausgetrieben, so 
geschieht dies ohne Knall und die Flamme steigt langsam in den 
Cylinder nieder; ist noch Luft vorhanden, so entzündet sich das 
Gas mit einem Knall und verbrennt explosionsartig und heftig. 
Man muss alsdann noch längere Zeit entwickeln, abermals eine 
Probe vornehmen, um erst dann in die Behälter einzufüllen, wenn 
die Entzündung und das Weiterbrennen des Gases ohne Knall und 
Heftigkeit vor sich geht. 

Ebenso achte man mit peinlicher Sorgfalt darauf, dass die 
Wasserstoffbehälter stets frei von Luft seien und nie solche in die- 
selben treten kann, da schon häufig durch Vernachlässigung dieser 
Vorsicht Explosionen der heftigsten und gefährlichsten Art vor- 
gekommen sind. — 

Das entwickelte Gas wird, ehe es in die Reservoire gelangt, noch 
in einer grosseren Waschflasche gewaschen, um es von etwa mit über- 
gerissenen Säuretheilchen, die zerstörend auf 
ij ^^- ' ^'g Behälter wirken würden, zu befreien. 

Man bedient sich dazu am besten einer 
mit drei Hälsen versehenen Wonlfschen 
Flasche von ca. 4 Liter Inhalt. Der dem 
Entwickler zugekehrte Hals (a) trägt ein 
bis auf den Boden des Gefässes reichendes, 
knieförmig gebogenes Rohr, der mittlere (b) 
ein gerades, ebenfalls bis zum Boden rei- 
chendes Rohr, der dritte, dem Reservoir zu- 
gekehrte Hals (c) endlich ein nur durch den- 
selben reichendes knieförmiges Rohr. 
Als Waschflüssigkeit wendet man am besten Wasser mit etwas 
Sodazusatz an und füllt mit demselben die Flasche zu einem 

Drittel. 

Ist es irgendwie angänglich, so benutze man statt des Wasser- 
stoffes die viel bequemeren Ersatzmittel, auf die wir sogleich näher 
eingehen wollen. — 




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I. Die Lichtarten. 33 

Statt des Wasserstoffgases wendet man heute vielfach 

das Leuchtgas 

an , das, mit Sauerstoff in richtigem Verhältniss gemischt, eine 
dem Hydrooxy gengas fast gleiche Wirkung in Bezug auf Erzeugung 
von Helligkeit hat. Die nur wenig geringere Intensität des Lichtes 
wird vielfach durch die Bequemlichkeit wieder aufgewogen. Da das 
Leuchtgas, das übrigens 40 — 50 7o Wasserstoffgas und ca. 30% 
Grubengas enthält, in den städtischen Leitungen, besonders gegen 
Abend, einen ausreichend starken Druck zeigt, braucht man dann nur 
ein Gasometer für den Sauerstoff. Die für Wasserstoff bestimmte 
Zufuhrung zum Enallgashahn wird einfach mit der vorhandenen Gas- 
leitung, am besten mit Einschaltung eines der gleich näher zu be- 
schreibenden Sicherheitsventile, verbunden. 

Wird man auch bei der allgemeinen Einführung der Gasbeleuch- 
tung zu heutiger Zeit nur in den seltensten Fällen in die Lage 
kommen, Leuchtgas nicht zur Verfügung zu haben, so soll doch 
auch auf diesen Fall Rücksicht genommen werden und zwar um so 
mehr, als man sicherlich sehr selten zwei Gasometer resp. Gassäcke 
zur Disposition haben wird und deshalb gern, wenn irgend angäng- 
lich, von der Darstellung von Wasserstoff Abstand nimmt. — 

Der Alkohol. 

Man hat gefunden, dass sich das Wasserstoffgas, wenn auch 
nicht vollkommen, so doch recht genügend durch eine Flamme von 
Alkohol ersetzen lässt. 

Aus einem auf einem festen Stativ stehenden grösseren Reservoir 
wird der Alkohol durch ein Zuleitungsrohr nach dem Dochtbrenner 
geleitet und speist die dort vorhandene Flamme. In die letztere 
wird durch ein etwas über den Docht mündendes, horizontal ge- 
richtetes Rohr Sauerstoff geblasen. Derselbe treibt die Flamme 
seitwärts, es trifft die dadurch erzeugte Stichflamme den dahinter 
befindlichen Kalkcylinder, bringt ihn zur Weissgluth und erzeugt so 
ein äusserst strahlendes, dem Hjdrooxjgen-Kalklicht sehr ähnliches 
Licht. 

In air den Fällen, wo man Wasserstoff, da er unter Umständen 
gefahrlich werden kann, vermeiden will, und wo kein Leuchtgas 
zur Verfügung steht, ist die besprochene Lichtquelle sehr zu em- 

J es er ich, Mikrophotographie. 3 



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34 Zweiter Abschnitt. 

pfehlen; wo Leuchtgas vorhanden, ist dasselbe selbstverständlich 
vorzuziehen. — 

Die Reservoire und die Zuleitungen, sowie die Sicherheitsven- 
tile wollen wir, da sie in derselben Weise bei Sauerstoff in Anwen- 
dung kommen, nachdem wir dessen Darstellung geschildert, aus- 
führlich beschreiben und deshalb zunächst auf die praktische Durch- 
fuhrung der Sauerstoffdarstellung eingehen. 

ß) Das Satierstoffgaa, 

Als die am meisten und fast ausschliesslich zur Darstellung des 
Sauerstoffes angewandte Substanz ist das chlorsaure Kali (KCIO3) 
zu bezeichnen. 

Die übrigen Sauerstoffquellen wie Baryumsuperoxyd , Queck- 
silberoxyd etc. kommen, als nicht billig und expeditiv genug, für 
unsere Zwecke nicht in Betracht. 

Das Ealiumchlorat ist mit Ausnahme des Wassers, dessen elektro- 
lytische Zersetzung aber im Kleinen zu kostspielig wird, zudem 
derjenige Körper, welcher bei Anwendung der kleinsten Mengen 
des £ntwickeluDgsmateriales, die grosste Ausbeute an Sauerstoff 
giebt, wie nachfolgende Tabelle zeigt, welche den aus 1 kg des be- 
treffenden Materials gewonnenen Sauerstoff in Litern bei 760 mm 
Luftdruck und 0® angiebt: 

Chlorsaures Kali 273,5 

Braunstein * 85,7 

Braunstein 4- 1120,4 g englischer Schwe- 
felsäure 128,5 

Quecksilberoxyd 51,2 

Kaliumbichromat + 1319,2 g englischer 

Schwefelsäure 112,9 

Baryumsuperoxyd 132,4 

Wasser (elektrolysirt) 621,7 

Das Chlorsäure Kali giebt seinen sämmtlichen Sauerstoff in 
Gasform unter gleichzeitiger Bildung von Chlorkalium ab, jedoch 
geht diese Reaction in zwei Phasen vor sich: die erste derselben 
besteht in dem Freiwerden von Sauerstoff unter Bildung von Ka- 
liumperchlorat; erhitzt man dann noch weiter, so giebt das Per- 
chlorat allen Sauerstoff ab und Chlorkalium bleibt zurück. Um dies 
Zerfallen des Entwickelungsprocesses in zwei gesonderte Phasen, bei 



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I. Die Lichtarten. 



35 



denen besonders in der zweiten Phase leicht Explosionen statthaben 
können, zu umgehen, erhitzt man das Chlorat nicht für sich allein, 
sondern mit gleichen Theilen Braunstein, Kupferoxyd oder Eisenoxyd 
gemischt. — 

Einmal wird dadurch das lästige Zusammenschmelzen des Sal- 
zes und die dadurch bedingte, leicht eintretende ungleiche Erwär- 
mung, welche zu Explosionen fuhren kann, vermieden, und zweitens 
wird der ganze Verlauf der Gasentwickeluug ein sehr gleichmässiger 
und ruhiger. Nach Wiederhold beginnt die Entwickelung bei Zu- 
mischung von Braunstein bei 260— 270^ bei Kupferoxyd bei 230^ 





Fig. 9. 



Fig. 10. 



bis 235®. Durch die Zumischung des Braunsteines wird die Bil- 
dung von Kaliumperchlorat überhaupt vermieden und zwar, wie 
Schönlein annimmt, in Folge der üeberfuhrung des activen Sauer- 
stoffes des Salzes in weniger fest gebundenen, inactiven ; wie Wieder- 
hold behauptet, durch das bedeutende Wärmeabsorptionsvermögen 
des Braunsteins. — 

Das Mischen der fein gepulverten Massen von Kaliumchlorat 
und Braunstein nimmt man am besten auf einem grösseren Bogen 
Papier mit Hilfe der Hand oder eines Holzspatels vor und siebt 
nachher vorsichtig ab. Jede starke Reibung besonders mit Metal- 
len ist auf's Sorgfältigste zu vermeiden. — 

Will man sich, für den Fall, dass zum Bezug von bereits cal- 
cinirtem Braunstein keine Quelle offen steht, denselben selbst calci- 
niren, so achte man vor allem darauf, dass derselbe von äusserlich 
sichtbaren organischen Verunreinigungen auch in den letzten Spuren 



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36 Zweiter Abschnitt. 

durch das Calciniren befreit werde, d. h., dass die Temperatur so 
hoch kommt, dass die organischen Korper verbrennen. Die Gegen- 
wart derselben kann, da sie den vom Kaliumchlorat mit Leichtig- 
keit abgegebenen Sauerstoff mit Heftigkeit aufnehmen, sonst leicht 
zu Explosionen fuhren. 

Als Entwickelungsgefass bedient man sich entweder kupferner 
oder eiserner Flaschen von Ya ^^s 1 Liter Inhalt, wenn man mit 
einfacher Gas- resp. Spiritusheizung operiren will, oder grosserer 
eiserner Töpfe, wenn man auf kleinen Oefen und Kohlenfeuer oder 
starkem Gasfeuer entwickeln will. 

Die Flaschen ersterer Art haben die vorstehende Form (S.35) und 
lassen sich mit einem Bunsen'schen Einbrenner vollständig genügend 
heizen. Entsprechende eiserne Flaschen kleiner Art und gleicher 
Form, wie sie jetzt vielfach auch im Handel geliefert werden, thun 
dieselben Dienste und sind um ca. die Hälfte niedriger im Preise. 

Die grösseren eisernen Gefässe bedürfen sehr starker Hei- 
zung und können mit grösseren Mengen Kaliumchlorats beschickt 
werden. Im Allgemeinen sind sie nicht zu empfehlen, da die 
1 Liter fassenden kupfernen oder eisernen Flaschen für fast alle 
Zwecke ausreichen. 

Man kann eine Retorte von den angegebenen Grössen sehr wohl 
mit einer Menge von 1000 — 1100 g eines Gemisches von gleichen 
Theilen Braunstein und chlorsaurem Kali beschicken und erhält so 
ca. 140 — 150 Liter Sauerstoff in einer Entwicklung. 

Zum Dichten der auf die Mündung der kupfernen Entwicke- 
lungsflasche aufgeschraubten, ebenfalls kupfernen Entwickelungsröhre 
bedient man sich mit gutem Erfolge eines Stückchens der jetzt über- 
all käuflich zu habenden Asbestpappe. Man schneidet eine kreisrunde 
Scheibe von etwas grösserem Durchmesser als derjenige des Flaschen- 
halses ist, und in ihre Mitte ein so grosses rundes Loch, dass es 
gerade über den mit Schraubengewinden versehenen Stöpsel passt 
und an seinem überstehenden Rande anliegt. Beim Anschrauben 
des Stöpsels presst sich nun die Scheibe zwischen diesen Rand und 
den oberen Rand des Flaschenhalses fest und stellt so eine sehr 
gut schliessende, durchaus hitzebeständige Dichtung her. — 

Das vorher mit gut calcinirtem Braunstein gemischte chlorsaure 
Kali trägt man, um ein Verschmieren des Schraubengewindes, wel- 
ches ein ündichtwerden des Verschlusses zur Folge haben würde, 
zu vermeiden, mittelst eines aus Papier improvisirten oder aus Blech 



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I. Die Lichtarten. 37 

hergestellten Trichters, der in den Hals der Flasche bis ca. 5 cm 
hineinreicht, iu dieselbe ein und stampft es, durch mehrmaliges 
massiges Aufstossen der Flasche auf den Tisch, fest. 

Nach dem Aufschrauben des Entwickelungsrohres, und nachdem 
man sich durch Ansaugen von dem Luftdichtschliessen des Appa- 
rates überzeugt hat, verbindet man das Entbindungsrohr mittelst 
eines Gummischlauches mit einer Waschflasche, die genau in der- 
selben Weise hergerichtet ist, wie es beim Wasserstoffdarstellen be- 
schrieben worden ist. 

Der Waschflasche aus Glas ist der Vorzug vor den auch viel- 
fach vorgeschlagenen . eisernen Waschtöpfen zu geben. Man kann 
eben in einer Glasflasche stets den Gang der Entwickelung an den 
durchstreichenden Blasen beobachten und seiner Heftigkeit ent- 
sprechend reguliren. — 

Bei Anwendung einer Menge von 1000 — 1100 g des Bräunstein- 
Kaliumchloratgemisches genügt eine Waschflasche von 3 Liter Inhalt, 
die zu einem Drittel mit sodahaltigem Wasser als Waschflüssigkeit 
gefüllt ist, vollständig, während Zuleitungsröhren von ca. 8 mm lichter 
Weite ausreichen. 

Nach Verschluss des Entwickelungsgefässes beginne man sofort 
mit Anheizen desselben unter Anwendung einer fast den Boden ganz 
umspülenden Flamme. Hat man das richtige Verhältniss von Braun- 
stein und Kaliumchlorat (1 : 1) und ersteren gut calcinirt angewandt, 
so ist durchaus jede Gefahr einer zu heftigen, explosionsartigen 
Entwickelung ausgeschlossen. 

Nachdem das Erhitzen ungefähr fünf Minuten gedauert, prüfe man 
das dem Entwickelungsschlauch entströmende Gas mittels eines vor das 
Schlauchende gehaltenen glimmenden Spahnes oder Streichholzes. 

Hat die Entwickelung des Sauerstoff"s begonnen, so entzündet 
sich das Holz und brennt mit hellleuchtender Flamme fort; man 
verbindet alsdann den Entwickler mit der Waschflasche und diese 
wiederum mit dem Reservoir; entzündet sich der glimmende Spahn 
noch nicht, so wartet man, bis dies der Fall ist. 

Die Gasentbindung nimmt nun, wie man an den in regelmäs- 
sigem Tempo die Waschflasche durchstreichenden Gasblasen beob- 
achten kann, ihren regelmässigen, stetig zunehmenden Verlauf und 
wird, wenn man die Flamme unverändert unter der Retorte lasst, 
nach ca. 10 — 15 Minuten derartig energisch, dass die Flüssigkeit 
der Waschflasche in starke Bewegung geräth. 



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38 Zweiter Abschnitt 

Sollte die Entwickelung gar za heftig werden, so entfernt man 
auf kurze Zeit die Flamme; man wird dies jedoch, wenn man in 
der eben beschriebenen Weise, unter genauer Rücksichtnahme auf 
die angegebenen Verhältnisse arbeitet, kaum jemals nöthig haben, 
und soll es auch, besonders auf längere Zeitdauer, vermeiden, da, 
sobald zu starke Abkühlung eingetreten, die £ntwickelung fast ganz 
in's Stocken geräth und erst wieder nach längerem Anheizen in 
Gang kommt. — 

Verfasser hat stets auf einmal in einer 1 Liter fassenden kupfer- 
nen Flasche aus 1000 — 1100 g des Gemisches ohne Entfernen 
der Flamme in einer fortlaufenden, stetigen Reaction den Sauerstoff 
(140 — 150 Liter) entwickelt und dazu yom ersten Anwärmen bis zur 
Vollendung der Entwickelung höchstens 60 — 70 Minuten gebraucht. 
Die sehr kräftige Entwickelung hört dann ganz plötzlich und mit 
einem Male auf. 

Dabei ist im Laufe mehrerer Jahre noch niemals der geringste 
Unfall oder eine Unregelmässigkeit passirt. Natürlich muss man auf 
das gewissenhafteste dafür Sorge tragen, dass das entwickelte Gas 
auch freien und in jeder Weise ungehinderten Austritt aus der 
Waschflasche nach dem Reservoir hat. 

Hat man die gegebenen Vorsichtsmassregeln bei der Darstellung 
genau beobachtet, so wird man leicht in ca. 3 Stunden ca. 300 Liter 
Sauerstoff ohne alle Gefahr herstellen können. 

In die Waschflasche, die man hier übrigens mit einem recht 
langen Sicberheitsrohre versehen muss, da sich der Druck bei dem 
Culminationspunkt der Entwickelung doch öfter auf ca. 40 cm Was- 
sersäule steigern kann, thut man füglich statt reinen Wassers zur 
Neutralisation etwa vorhandener Säure auch in diesem Falle etwas 
Aetznatron oder Soda. 

Ein Zurücksteigen der Waschflüssigkeit bei nicht genügender 
Wärmezuleitung zur Retorte und durch die beim Eintritt des Wassers 
in die heisse Retorte plötzlich sich entwickelnden Dampfmengen be- 
dingte Explosionen sind, besonders wenn das Sicherheitsrohr nicht 
mehr als ca. 2 — 3 mm in die Waschflüssigkeit taucht, eine absolute 
Unmöglichkeit. 

Den nach dem Erkalten aus dem Gefasse entfernten, mit Chlor- 
kalium gemischten Braunstein kann man aufsammeln, mit Wasser 
das Chlorkalium auslaugen und nach dem Trocknen und Glühen 
stets von Neuem benutzen. 



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I. Die Lichtarten. 39 



II. Die Qasreservoire. 

Die im AUgemeiDen anzuwendenden Reservoire für die Gase, die 
selbstverständlich für Sauerstojßf und Wasserstoff gleichartig con- 
struirt sind, haben im Wesentlichen zwei Formen. 

Die erste Art besteht in einem aus Gummi (Patentgummi) ge- 
fertigten Gassack von ca. 320 Liter Inhalt ; derselbe ist zum Schutze 
gegen äussere Beschädigungen mit einem Leinwandüberzug versehen. 
Vor dem Füllen wird er zusammengelegt und bei der Arbeit, d. i. 
bei der Erzeugung des Lichtes, in ein geeignetes Compressorium ge- 
bracht. Dasselbe besteht aus zwei mittelst Scharniere an einer 
Seite verbundenen, der Grösse des Sackes entsprechenden Brettern, 
zwischen die der gefüllte Sack gelegt wird; zur Erzeugung eines 
genügenden Druckes wird das obere Brett alsdann mit cia. 1 — 2 Ctr. 
belastet. 

Dass man selbstredend, wenn man statt des Wasserstoffes 
Leuchtgas in Anwendung zieht und dasselbe in der zur Disposition 
stehenden Leitung nicht genügend hoben Druck hat, es in einen 
Gummisack resp. Gasometer füllen und dort den nothigen Druck 
geben kann, versteht sich von selbst. — 

Am meisten wird sieh die Anwendung der Gummisäcke da em- 
pfehlen, wo man das Enallgaslicht ausser zu den Aufnahmen selbst, 
auch gleichzeitig zur Veranschaulichung der fertigen Mikrophoto- 
gramme durch geeignete Projectionsapparate (siehe unten) vor einem 
grösseren Zuhörerkreis verwerthen will. In allen solchen Fallen 
sind die Gummisäcke wegen der Leichtigkeit des Transportes sehr 
zu empfehlen. 

Mit 320 Liter wird man ca. 3 — 4 Stunden ununterbrochen ar- 
beiten können. Einen Nachtheil haben die Gummisäcke jedoch, 
nämlich den, dass sie bei längerem Unbenutztbleiben, besonders wenn 
sie kalt liegen, hart und brüchig werden; man thut gut, um diesen 
üebelstand zu heben, sie entweder von Zeit zu Zeit mit Wasser zu 
füllen, oder in einen Kasten zu bringen, der mit Dämpfen von Schwe- 
felkohlenstoff geschwängert ist. Es sei nur hier ausdrücklich be- 
merkt, dass ein Gemisch von Schwefelkohlenstoffdampf und atmo- 
sphärischer Luft unter Umständen äusserst explosiv sein kann 
und man sich deshalb hüten muss, derartig beschickten Kästen mit 
Licht oder glimmenden Körpern (brennenden Cigarren und dgl.) zu 
nahe zu kommen. 



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40 Zweiter Abschnitt. 

So bequem, ja unentbehrlich diese Gummisäcke für ev. Vorträge 
und Yorfuhrungen in verschiedenen Localen sind, so haben sie doch 
neben dem eben erwähnten Nachtheil der Brüchigkeit noch den- 
jenigen der leichten Verletzbarkeit. Wenn sie auch gegen grobe 
äussere Schädigung durch den umhüllenden Leinwandmantel geschützt 
sind, so sind sie doch leicht einem Zerreissen und Durchlöchert- 
werden ausgesetzt. 

Aus diesen Gründen und aus dem gleich näher zu besprechen- 
den Grunde der Herstellung eines starken und con stauten 
Druckes auf das Gas, sind für den ständigen Gebrauch auf einem 
und demselben Platze ganz entschieden Gasometer aus Metall den 
Säcken vorzuziehen. — 

Die allgemein empfohlenen und vielfach benutzten gewöhnlichen 
Gasometer, welche aus einer in einen Wasserbehälter umgestülpten 
und je nach dem gewünschten Drucke zu belastenden Glocke von 
cylindrischer Form bestehen, können wir deshalb nicht besonders 
zweckmässig erachten, weil sie mit dem Verbrauch des Gases nur 
einen immer geringer werdenden Druck desselben zulassen; wäh- 
rend nämlich, wenn die ganze Glocke mit Gas gefüllt ist, der 
Maximaldruck einer Wassersäule von der Höhe des äusseren Behäl- 
ters entspricht, ßillt dieses Maximum stetig mit dem Gasverbrauch 
und ist, wenn das Gas nahezu aufgebraucht ist, gleich der Differenz 
zwischen dem Stande des Wassers in der Glocke und dem höch- 
sten Punkte des äusseren Behälters. — 

Da nun aber gerade, wie wir gleich (S. 48) sehen werden, 
für die Aufnahmen mit Ealklicht die Constanz des Lichtes wegen 
der Bemessung der richtigen Expositionszeit von grösster Bedeutung 
ist, und sie wiederum wesentlich, vom Drucke, unter welchem die 
Gase zur Verwendung kommen, abhängt, so ist es von höchster 
Wichtigkeit, ein Gasometer von der Art in Anwendung zu bringen, 
dass es mit dem Vorzuge der Constanz des Druckes den Vortheil 
einer starken Erhöhung desselben verbindet. 

Wir haben uns ein derartiges Gasometer aus starkem Zinkblech 
bauen lassen und verwenden dasselbe seit Jahren mit bestem Erfolge. 
Dasselbe besteht im Wesentlichen aus einem 1 m hohen, 60 cm im 
Durchmesser habenden, cylinderförmigen, aufrecht stehendem Kessel, 
der auf einem starken Holzgestell ruht. Au demselben befinden sich 
oben zwei Hähne (C und i>), von denen der eine mit seinem Rohre 
eben nur durch den Deckel reicht (C), während der andere auf 



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I. Die Lichtarten. 



41 



einem, im Innern bis zum Boden des Gasometers reichenden Rohre 
sich befindet. 

Ein drittes, ebenfalls mit dem Deckel des Gasometers abschnei- 
dendes Rohr (Ä) ist mit dem Manometer, das gleichzeitig als Sicher- 
heitsventil dient, verbunden. 



Letzteres besteht aus einem 
IT - förmig gebogenen Glas- 
rohr von ca. 4 mm Weite, 
welches an dem mit dem Ga- 
someter verbundenen Schen- 
kel unten, nahezu an der 
Umbiegung, eine Glaskugel 
von solcher Grosse trägt, 
dass dieselbe den Gesammt- 
inhalt des aufsteigenden, mit 
der Luft in Verbindung ste- 
henden zweiten Schenkels, 
um ca. Yg übersteigt. Hinter 
dem aufsteigenden, mit der 
Luft communicirenden Schen- 
kel des Rohres befindet sich 
eine Scala (in Gentimeter 
getheilt) , deren Nullpunkt 
unten in der Höhe der Mitte 
der Glaskugel liegt. 

Das Manometer ist mit 
durch Fuchsin roth geförb- 
tem Wasser soweit gefüllt, 
dass wenn kein Druck im 
Gasometer vorhanden ist, 
diese Flüssigkeit die Kugel 
gerade ausfüllt und im com- 
municirenden Schenkel, die entsprechende Höhe zeigend, auf dem 
Nullpunkt der der Scala steht. 

Ausser diesen Theilen befinden sich am Gasometer noch ein in 
gewöhnlicher Weise montirtes Wasserstandsrohr mit Scala (W), und 
ein grösserer, zum Ablassen des Wassers dienender Hahn (V) von 
9 mm lichter Weite dicht über dem Boden. 

Die Function des Gasometers ist nun folgende: 




Fig. 11. 



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42 Zweiter Abschnitt. 

Beim Füllen mit Gas wird das mit dem Deckel abschneideode 
Rohr (C), nachdem das Gasometer bis oben vollständig mit Wasser 
gefüllt ist, mit der Waschflasche des Entwickelungsapparates ver- 
bunden, während der untere Hahn (F) mit einem Abflussrohr ver- 
sehen ist. In dem Masse wie die Entwicklung des Gases geschieht, 
lässt man nun aus dem Abflusshahn Wasser entweichen und beob- 
achtet stetig den Stand des Manometers. 

Mit nur einiger Aufmerksamkeit wird man es leicht so einrichten 
können, dass stets fast kein, oder nur ein höchst geringer Druck im 
Gasometer vorhanden ist; sollte selbst, was nur selten eintritt, die 
Entwickelung des Sauerstoffes eine zu heftige werden, so wird, wenn 
der Ausflusshahn ganz geöffnet ist, der Druck nur um wenige Deci- 
meter steigen, da ja mit Zunahme des Druckes auch die Menge des 
aus derselben Oeffnung, dem Hahne, abfliessenden Wassers wächst. 

Ist das Gasometer gefüllt und will man zur Erzeugung des 
Lichtes schreiten, so verbindet man den mit dem Deckel abschnei- 
denden Hahn (C) mit dem Enallgasbrenner, das auf den Boden des 
Gasometers reichende Rohr (D) aber mit einer Wasserleitung. Lässt 
man jetzt aus der Wasserleitung langsam Wasser in das Gasometer 
steigen, so wird, wie wir an dem Manometer beobachten, der Druck 
wachsen. Hat der Druck die gewünschte Höhe erreicht, und man 
mit dem Verbrauch des Gases begonnen, so ist es ein Leichtes, den 
Zufluss des Wassers dem Gasverbrauch entsprechend zu reguliren 
und so den Druck absolut constant zu erhalten. 

Da, wo keine Wasserleitung vorhanden, kann man dieselbe 
leicht durch ein ca. ein Meter über dem Deckel des Gasometers 
angebrachtes Wasserreservoir ersetzen, zumal man wohl kaum einen 
1 Meter Wassersäule übersteigenden Druck anwenden wird. 

Da wir im Manometer Wasser als Drucksäule anwenden und 
eine Wassersäule von ca. 10 Meter gleich 1 Atmosphäre ist, so wer- 
den uns die Decimeter der Scala 7ioo Atmosphären anzeigen. 

Man thut gut, das Gasometer, wenn nicht gearbeitet wird, auf 
einen nur geringen Druck einzustellen (ca. 20 cm), damit nicht un- 
nütz hohe Spannung dasselbe angreife. — 

Ist somit bei aufmerksamem Arbeiten jede Gefahr bei der Gas- 
bereitung absolut ausgeschlossen und damit wohl manches Bedenken, 
welches der Anwendung des Knallgases gegenüber noch vorhanden 
sein mag, gehoben, so wollen wir im Anschluss hieran noch eine bei 
Darstellung des Enallgaslichtes selbst anzuwendende Sicherheitsmass- 



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I. Die Lichtarten. 



43 



-+- 



regel beschreibeD, ehe wir auf das Libht und die zu seiner Darstel- 
lung nöthigen Brenner eingehen, die allerdings schon an und für 
sich derartig construirt sind, dass eben nur die gerade erforderlichen 
Mengen der beiden Gase im Augenblick des Brennens zusammen- 
treten und somit jede Garantie für Sicherheit geliefert ist; wir mei- 
nen die in Gasleitungen einzuschaltenden Sicherheitsventile. 

III. Sicherheitsventile. 

Dieselben sind sämmtlich derart eingerichtet, dass sie die Bewe- 
gung des Gases in den Leitungen in nur einem Sinne 
zulassen, d.h. sie sind Rückschlagsventile. 

Die käuflichen Ventile dieser Art bestehen zumeist 
in einer im Leitungsrohr befindlichen blendenartigen 
Scheibe, deren mittlere, den Durchgang des Gases zu- 
lassende Oeffnung durch eine entsprechende, mit wei- 
chem Leder belegte Klappe verschlossen ist. 

Diese Klappe fallt bei aufrecht stehenden Ventilen 
durch ihr eignes Gewicht auf den sie tragenden Rand, 
sei es nun, dass sie in einer kleinen Leitstange läuft, 
sei es, dass sie am blendenartigen Rande mit einem 
Scharniere befestigt ist. Bei wagerecht liegenden oder 
in jeder Lage functionirenden Ventilen, wird diese Klappe 
durch den Druck einer schwachen, auf einem zweiten 
kleinen Randansatz im Innern des Rohres ruhenden 
Feder, gegen die Durchgangsscheibe gedrückt (siehe 
nebenstehende Figuren). 

In beiden Fällen kann, wie leicht ersichtlich, das 
Gas die Leitung nur nach einer Richtung hin passiren; 
im Falle etwa vorkommenden Rückstosses hingegen schliesst sich das 
Ventil und verhindert das Zurücktreten des Gases, während gleich- 
zeitig das sich rückwärts stauende Gas noch durch seinen eigenen 
Druck die Ventilklappe fester schliesst^). 

Ganz vorzügliche Dienste leistet übrigens auch ein kleines Ventil, 
wie man es sich leicht selbst mit Hülfe eines Giasrohres und Gummi- 
schlauches construiren kann. 

In das weitere Leitungsrohr, beziehungsweise in einem für die- 
sen Zweck besonders erweiterten Theil desselben, fugt man ein dem 



Fig. 12. 



') Selbstredend kann auch ein Kugelventil Anwendung finden! 



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44 



Zweiter Abschnitt. 




lichten Durchmesser entsprechendes, nach einer Seite hin enger aus- 
gezogenes Glasrohr, das nach beiden Seiten hin offen ist, ein. Am 
ausgezogenen Ende trägt das Glasrohr, übergezogen, 
ein kurzes, ca. 3 — 4 cm langes Stück weichen Gummi- 
schlauches, in dessen anderem Ende sich ein nicht 
zu fest klemmendes massives Glasstäbchen befindet 
und so den Durchgang des Gases verhindert. 

Mit einem möglichst scharfen Messer bringt man 
II nun in demjenigen Theile des Gummischlauches, der 
an dem Glasstab anliegt, einen ca. 5 mm langen feinen 
Längsschnitt au. Derselbe muss natürlich mit seinen 
Endpunkten vor dem Ende des Schlauches, um ein 
Aufplatzen zu vermeiden, noch ca. 3 — 4 mm aufhören 
und darf andererseits nicht über den den Gummi- 
schlauch verschliessenden Glasstab hinweglaufen. — 

Die Function dieses Ventiles ist nun die denkbar 
einfachste: Durchströmt Gas in der Richtung vom aus- 
gezogenen Glasrohr her die Leitung, so wird der Druck 
desselben genügen, den (deshalb nicht zu stark zu 
wählenden) Gummischlauch an der vom Glasstabe ver- 
schlossenen Stelle ein wenig von dem letzteren abzuheben; 
hierdurch wird sich der feine Schlitz öffnen und dem Gase genü- 
genden und vollkommen gleichmässigen Durchgang gestatten. Hört 
der Druck auf, so schliesst sich das Ventil, durch die Elasticität 
des Gummis ganz von selbst und vollkommen sicher; dieser Schluss 
wird noch vermehrt, wenn etwa Gegendruck entsteht, da sich dann 
der Gummi ganz fest an den Glasstab anlegt. — 

Ein Rückwärtssteigen der Gase und eine etwaige Bildung des 
Gefahren in sich schliessenden Knallgases, ehe die Gase im Hahn 
zusammentreten, ist durch Anwendung der oben beschriebenen Ven- 
tile unmöglich gemacht. Eine Gefahr dürfte übrigens bei aufmerk- 
samem Arbeiten von selbst ausgeschlossen sein, da, wie wir sogleich 
sehen werden, die Hähne derartig gebaut sind, dass nur immer 
sehr kleine Mengen der betreffenden Gase und zwar erst unmit- 
telbar vor dem Verbrennen zu Knallgas vereinigt werden. — 

Wollte man das Wasserstoffgas mit der Hälfte seines Volums 
Sauerstoff mischen und dieses Gemisch aus einer Röhre strömen 
lassen und dann entzünden, so müsste die Zuleitungsröhre sehr 
lang und sehr eng sein, um ein Fortschreiten der Verbrennung durch 



Fig. 13. 



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I. Die Lichtarten. 45 

dieselbe und dadurch bedingte Explosion des Gasometers selbst durch 
die Wärmeableitung des Metalles zu verhindern. 

Man zieht es deshalb vor, die Gase im gehörigen Volumver- 
hältniss erst unmittelbar vor der Stelle, wo sie zur Flamme entzün- 
det werden, zusammentreten zu lassen und hat zu diesem Zwecke 
besondere Hähne construirt. 



IV. Die Knallgashähne. 

(Knallgaslampen.) 

Maugham verdanken wir einen in jeder Beziehung sehr prakti- 
schen Hahn, mit dem es möglich ist, eine Flamme von beliebiger 
Grösse herzustellen. 




Fig. 14. 

Er leitet das Sauserstoffgas durch eine Röhre in diejenige Röhre, 
welche den Wasserstoff bez. das Leuchtgas zuführt, hinein; das 
Sauerstoffgas tritt auf diese Weise mitten in die Flamme und hat 
so den höchsten Effect. Der äusseren Röhre wird das Gas durch 
ein seitliches Ansatzrohr (W) zugeführt, und es entweicht an der 
Spitze des Hahnes aus einer das innere Rohr umschliessenden ring- 
förmigen Oeffnung. Das innere Rohr hat eine einfache runde Oeff- 
nung und erhält seine Gaszuführung vom hinteren Ende des 
Hahnes her. — 

Am inneren Rohre befinden sich nahe der Spitze desselben (a) 
kleine Ansätze, welche das Rohr gegenüber dem äusseren stets cen- 
trirt halten. 

Andere Knallgashähne vereinigen die beiden Gase in einem engen 
gebohrten Räume und leiten sie mittelst eines sehr dünnen Rohres 
bis zur Entzündungsstelle. 

Die Construction derartiger Hähne ist im Wesentlichen der 
nachstehenden gleich. 

Der Conus des Hahnes ist bis zur erforderlichen Tiefe mit einem 
senkrechten, 2 mm weiten Bohrloch versehen, in welches seitlich die 



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46 



Zweiter Abschnitt. 



beiden, den Graszuleitungen entsprechenden wagerechten Oeffnungen 
münden. Auf die Mündung des senkrechten Bohrloches ist eine 

\ lange, sehr dünne Röhre eingesetzt, durch 

welche die nunmehr zu Knallgas vereinigten 
Gase zum Ealkcylinder weiter geleitet werden ; 
die Mündung dieser Rohre ist mit einer Platin- 
spitze versehen. — 

Von sehr gutem Effect ist übrigens ein 

Hahn der erst beschriebenen Art, der auf einer 

Spitze, einen aus starkem Messing gebohrten 

conischen Aufsatz trägt. Der Aufsatz haftet 

JL mit starker Reibung auf der Spitze, bildet vor 

M der Mündung beider Gasleitungen eine mög- 

II liehst kleine kegelförmige Kammer, in wel- 

IH chem sich die Gase mischen, um das fertig 

|Smm_H^ gebildete Knallgas aus einem engen rohrarti- 

Fig. 15. gen Loche ausströmen zu lassen. 



Die Knallgaslampen. 

Um mit der auf die eine oder andere Weise erzeugten, nur 

ganz unbedeutend leuchtenden Knallgasflamme ein intensives Licht 

zu erzeugen, bringt man in dieselbe an der heissesten Stelle einen, 

aus kohlensaurem Kalk hergestellten Körper von entsprechender Form. 

Der Kalk wird in Weiss- 
gluth gebracht und strahlt 
ein intensives Licht aus. 

Die Anordnung dieser 
Knallgaslampen hat, wenn 
auch im Einzelnen verschie- 
den, immer dasselbe Grund- 
princip. 

In einem mit einem Hahn 
der zweiten Gattung verse- 
henen Apparate (Fig. 16), 
wird das im Conus (C) ge- 
mischte Knallgas, gegen den 
in horizontaler und in verticaler Richtung verschiebbaren Kalkcylinder 
(d) geleitet, während bei Anwendung des von Gorup-Besanez ange- 
gebenen Apparates das erst unmittelbar vor dem Kalkcylinder ver- 




Fig. 16. 



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I. Die Lichtarten. 



47 



einigte Knallgas auf den letzteren strömt. Der Ealkcjlinder selbst 
ist, wie aus beiden Figuren leicht ersichtlich, sowohl in der Hori- 
zontale wie in der Verticale leicht verrückbar. Es ist dies noth- 
wendig, um ein möglichst intensives Licht dadurch zu erzeugen, 
dass man den Cylinder in die heisseste Stelle der Enallgasflamme 
bringt. 

Der Ealkcylinder befindet sich am besten auf einem mit ziem- 
lich stark steigendem Schraubengewinde versehenen Stift (d), so dass, 
bei Drehung des Stiftes die Spitze der Flamme auf dem Mantel des 




Fig. 17. 



Cylinders eine Spirale beschreibt. Auf diese Weise ist es möglich, 
dem Gebläse stets neue Angriffspunkte des Kalkcylinders darzubie- 
ten, was insofern von ganz ausserordentlicher Bedeutung ist, als die 
Flamme mit der Zeit den getroffenen Theil des Kalkes zusammen- 
sintern lässt, und die hierdurch bedingte compactere Structur des 
Kalkes sowohl, wie die Entfernung desselben aus dem heissesten 
Theile der Flamme die Helligkeit des Lichtes ganz erheblich herab- 
stimmen. 

Die Bewegung des Kalkcylinders kann man leicht und in voll- 
kommen genügender Weise mit der Hand besorgen und es wird sich 
die Einfuhrung eines den Cylinder continuirlich drehenden Uhrwerkes 
nur da empfehlen, wo, wie bei Projections-Darstellung vor grösseren 
Auditorien, ein lange Zeit hindurch durchaus gleiches, möglichst 



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48 Zweiter Abschnitt. 

ruhiges Licht erfordert und der Vorführende durch andere Mani- 
pulationen vollständig in Anspruch genommen wird. 

Statt der langen Ealkcylinder mit kleinerem Durchmesser wer- 
den jetzt vielfach im Handel auch kurze mit grossem Durchmesser 
und ebener Endfläche, sowie vierseitige Prismen empfohlen. Die 
geraden Flächen dieser Körper dienen als Leuchtflächen. 

Sie haben jedoch nach meinen Erfahrungen für unsere Zwecke 
den Nachtheil, dass sie eine etwas geringere Intensität des Lichtes, 
bei Anwendung der gleichen Knallgasflamme geben. Die Flamme 
verfängt sich an der ihr, wenn auch geneigt, entgegenstehenden ge- 
raden Fläche stärker als an der gebogenen eines Cylindermantels, 
welche auch ein seitliches Abströmen und Umspülen gestattet, und 
wird so in ihrer Wirkung geschwächt. — — 

Die Intensität des Kalklichtes ist einmal von dem richtigen 
Mischungsverhältniss der Gase und zweitens von dem Druck, unter 
welchem sie stehen, abhängig. — 

Die richtigen Mischungsverhältnisse erhält man am besten auf 
folgende Weise: Man öflfnet zunächst den Wasserstoff- bez. Leucht- 
gashahn für sich und erst wenn der Kalkcylinder angewärmt ist, 
langsam den Sauer stoffhahn. 

Zunächst wird ein rauschendes, brausendes Geräusch entstehen 
und zwar so lange, als der Wasserstoff prävalirt. Dasselbe nimmt 
mit dem Steigen des Sauerstoffzutritts ab und hört ganz vollständig 
auf, wenn das richtige Mischungsverhältniss der Gase erreicht ist. 
Ist der Sauerstoff prävalirend, so entsteht ein zischender, mehr 
pfeifender Ton. — 

In der Praxis wird man sehr bald die nöthige üebung im Re- 
guliren der Flamme erreichen; man sieht übrigens auch an der In- 
tensität des Lichtes, die am grössten beim richtigen Mischungsver- 
hältnisse der Gase ist, ob dieses Verhältniss wirklich vorhanden ist. 

Die Beurtheilung der Flamme wird am leichtesten gelingen, 
wenn man einen seitlich vom Beleuchtungsapparat, in dessen Licht 
befindlichen Gegenstand, während der Regulirung der Hahne be- 
trachtet. — 

Im Allgemeinen wenden wir einen einer Wassersäule von ca. 
1 Meter entsprechenden Druck des Sauerstoffes bei genügend star- 
ker Gasflamme an und erzielen selbst bei stärksten Vergrösserungen 
sehr kurze Expositionszeiten. 

Der Preis des Lichtes stellt sich, wenn unter den gegebenen 



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I. Die Lichtarten. 49 

Bedingungen gearbeitet wird, pro Stunde auf ca. 30 Pf., da ca. 25 
bis 30 Liter Sauerstoff im Maximum verbraucht werden. 

üeber die Conjugirung des Ealklichtapparates mit den übrigen 
zur Beleuchtung nöthigen Linsen etc. werden wir bei Besprechung 
der letzteren eingehend zurückkommen und wollen nur noch kurz 
die Lichtquellen der zweiten Gruppe besprechen. 



Die Lichtquellen zweiter Gruppe. 

Es kommen hier das elektrische Glühlicht, das Auer'sche Gas- 
glühlicht, das gewöhnliche Lampenlicht (Petroleum, Gas etc.) in 
Betracht. 

1. Das elektrische Gltthlicht 

hat eine eingehende Prüfung auf seine Brauchbarkeit durch die Ar- 
beiten von Th. Stein*) gefunden. Es werden zu seiner Anwendung 
in der Mikroskopie kleine Glühlämpchen von 2 — 5 Normalkerzen 
Leuchtkraft angewandt. Dieselben haben den Vorzug, dass sie, da 
ihre Wärmeausstrahlung eine äusserst geringe ist, sehr nahe den 
Linsen bez. den Objecten selbst gebracht werden können und sich 
deshalb, obwohl ihre Leuchtkraft eine relativ kleinere, dennoch den 
stärkeren Lichtquellen, welche wegen ihrer starken Wärmeausstrah- 
lung in gewisser Minimalen tfemung von den Beleuchtungslinsen etc. 
zu halten sind, in Bezug auf absolute Lichtstärke nähern sollen. 

Ihre Anwendung geschieht entweder direct oder in Verbindung 
mit den unten zu beschreibenden Linsencombinationen neuer Gon- 
struction. 

2. Gasglüliliclit, Gas- und Petroleumlampen. 

Nächst dem elektrischen Glühlicht ist das von Auer erfundene 
Gasglühlicht, als die nächst stärkste Lichtquelle zweiter Gruppe 
in Betracht zu ziehen. Dasselbe besteht in einem auf ein dünnes 
cylindrisches Gewebe fixirten Niederschlag von in der Glühhitze 
stark leuchtenden Erden und wird dieser kleine Cylinder beim Ge- 
brauch in die Flamme eines nach Art der Bunsen^schen Brenner con- 
struirten Brenners gehängt und giebt dabei ein intensives, sehr acti- 
nisches Licht. 



*) Zeitschrift für wissenschaftl. Mikroskopie Bd. I, 84. 

Jeserich, Mikrophotographie. 



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50 Zweiter Abschnitt. 

Nach mir freundlichst von Herrn Jul. Pintsch gemachten Anga- 
ben hat das Auer^sche Glühlicht bei Verbrauch von 90 Liter Gas 
pro Stunde 18 Kerzen Leuchtkraft. Der Glühkorper hält mehrere 
Tausend Stunden aus und kostet 2,50 M., während der Preis einer 
completten Lampe 15 M. beträgt. — 

Dem Auer 'sehen Gasglühlicht folgen zum Schlüsse die Gas- und 
Petroleumlampen. Dieselben sind deshalb besonders zu beachten, 
weil sie irgend welcher besonderen Vorrichtungen und Vorbereitungen 
zur Erzeugung ihres Lichtes nicht. bedürfen, vielmehr überall und 
leicht zu haben sind. Die Construction geeigneter, möglichst licht- 
starker Lampen für beide Brennmaterialien hat in den letzten Jahren 
ganz bedeutende Fortschritte gemacht und wir sind jetzt im Besitze 
derartiger Lampen, dass ihre Anwendung für schwächere und mitt- 
lere Vergrösserungen recht günstig erscheint. Ich will hier nur: 
die Siemens'schen, Wenham'schen und die Schülke'schen Gaslampen 
und die Reichslampen und Duplexlampen für Petroleum anfuhren. 

Mit Anwendung dieser leicht zu beschaffenden, billigen und ex- 
peditiven Lichtquellen unter gleichzeitiger Benutzung der neuerdings 
in ganz vorzüglicher Construction gefertigten Abbe'schen Beleuchtungs- 
systeme (siehe unten), ist man im Stande, auf den für Portrait- und 
Landschaftsaufnahmen üblichen Trockenplatten Vergrösserungen 
bis zu ca. 400facher Linearvergrösserung in ca. 75 Secunden Expo- 
sitionszeit aufzunehmen. Bei stärkeren Vergrösserungen steigert sich 
die Expositionsdauer bei Anwendung derselben Platten ganz erheb- 
lich und beträgt schon bei 750 Linearvergrösserung (wie sie für 
Bacillen-Aufnahmen und dergleichen erforderlich ist) in minimo ca. 20 
Minuten. 

Ist nun diese Expositionszeit für unbewegliche und verkittete 
Objecte wohl anwendbar, so wird es doch, wie oben bereits ganz 
ausführlich beschrieben, seine Schwierigkeiten haben, flüssige un ver- 
kittete Objecte auf ca. 20 Minuten und bei stärkeren Vergrösserungen 
auf 40 — 50 Miouten unbeweglich still zu erhalten. Hierzu kommen 
noch die kleinen Erschütterungen des Apparates selbst, die zweifels- 
frei leichter auf einige Secunden als auf 20 — 50 Minuten zu ver- 
meiden sind. 

Aus air diesen oben des Näheren erörterten Gründen, wenden 
wir bei stärkeren und sehr starken Vergrösserungen das Kalklicht 
an, welches z. B. bei einer Linearvergrösserung von 1100 nur eine Ex- 
positionszeit von 10 — 15 Secunden erfordert und bei Anwendung der 



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n. Die Beleuchtungsapparate. 5X 

hocblichtempfindlichen Platten von Bernaert noch Moment-Aufnahmen 
bei dieser Linearvergrosserung zulässt. — 

Dass das Lampenlicht und die Lichtquellen zweiter Gruppe da 
nicht mehr hinreichen, wo bei stärkeren Vergrosseningen, der Natur 
und Färbung des Objects entsprechend, Polarisationsapparate und 
farbige, lichtschwächende Scheiben einzuschalten sind, braucht hier 
wohl nur nochmals angedeutet zu werden. 



n. Die Beleuchtungsapparate. 

Für die Beleuchtung bei schwächeren Yergrosserungen genügen 
höchst einfache Beleuchtungsapparate vollkommen. 

Das von einem einfachen Concavspiegel, dessen Brennpunkt in 
das Object verlegt wird, ebenso wie das von einer Linse concen- 
trirte Licht erhellt das Object in vollkommen ausreichender Weise. 

Mit der Stärke der Yergrösserung potenziren sich aber auch 
die Schwierigkeiten, die in einer genügenden Beleuchtung liegen, 
und machen zur Erzielung guter Erfolge die Anwendung complicir- 
terer Apparate nöthig. 

Die von der Lichtquelle, sei es, welche es wolle, ausgehenden 
Strahlen müssen erst in eine geeignete für den speciellen Zweck 
erforderliche Form und Richtung gebracht werden. — Man bedient 
sich zur Erreichung dieses Zweckes der Spiegel und der Linsen. 

Die allgemeinen für die Reflexion und Brechung geltenden 
Gesetze, soweit sie für Linsen und Spiegel in Betracht kommen, 
setzen wir, da ihre Darlegung an diesem Orte zu weit führen würde, 
als bekannt voraus und gehen nur auf die für unseren speciellen 
Fall wichtigen Punkte ein. 

1. Die SpiegeL 

Was zunächst die Spiegel angeht, so unterscheiden wir zwei 
Arten derselben: erstens solche, welche mit ihrer vorderen, dem 
Lichte zugekehrten Seite reflectiren und zweitens diejenigen, welche 
durch Belegen einer Spiegelglasscheibe mit einer refleCtirenden Fläche 
auf der Rückseite erzeugt sind, bei denen also das Licht vor und 
nach der Reflexion das Glas passiren muss. In diesem Falle wird 
ein ganz beträchtlicher Theil des Lichtes verschluckt werden. 

Spiegel letzterer Art sind schon aus diesem Grunde für mikro- 

4* 



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52 Zweiter AbschDitt. 

photographische Zwecke nicht zu empfehlen. Einen weiteren Nach- 
theil tragen sie dadurch in sich, dass ausser ihrer eigentlich reflec- 
tirenden hinteren Fläche noch die Yorderfiäche einen Theil der 
auffallenden Lichtstrahlen' zurückwirft, wir also bei schräger Re- 
flexion, und um eine solche wird es sich in unseren Falle s.tets 
handeln, neben dem Hauptbild der Lichtquelle, noch ein schwächeres 
Doppelbild derselben erhalten, ein Fehler der sich um so fühlbarer 
macht, je dicker das Spiegelglas ist. Dass solche Doppelreflexe störend 
bei stärkeren Yergrosserungen wirken, ist selbstvertändlich ; dieser 
Umstand hat deshalb, im Verein mit der durch das zweimalige 
Passiren des Glases bedingten Lichtabschwächung, die belegten Spiegel 
hinter die mit der Vorderfläche reflectirenden Metallspiegel zurück- 
gedrängt. — 

Da die Beschaffung der Metallspiegel im Allgemeinen eine theuere 
Sache ist, hat man dieselben mit gutem Erfolge dadurch zu ersetzen 
gewusst, dass man Spiegelglasplatten auf einer Seite mit einer nicht 
zu schwachen Schicht von metallischem Silber überzieht und dann 
dieselbe polirt. Man erhält so auf billige und leichte Weise sehr 
schöne und in jeder Weise zu empfehlende Silberspiegel mit Glas- 
unterlage, welche alle Vorzüge der Metallspiegel zeigen. 

Wir fuhren deshalb nachstehend zwei kurze Recepte zur Dar- 
stellung schöner Silberspiegel an. 

Das von A. Martin gegebene und von Benecke recapitulirte 
Recept besteht in der Bereitung: 

L Einer 10 procentigen Lösung von Höllenstein in destillirtem 

Wasser. 
IL Einer wässerigen 3,5 procentigen Ammoniaklösung (0,985 spec. 

Gew.). 
IIL Einer wässerigen 4 procentigen Aetznatron-LÖsung. 
IV. Einer Lösung von 25 g Rohrzucker in 200 ccm destillirtem 
Wasser, die man nach Zusatz von 1 ccm Salpetersäure (0,935 
spec. Gew.) ca. 20* Minuten zur Invertirung des Zuckers kocht, 
und dann nach Hinzufugung von 50 ccm 85 — 90 procentigen 
Alkohol mit Wasser auf 500 ccm auffüllt. — 
Es werden* nun von Lösung I 3 Volume, von II 2 Volume, 
von ni 5 Volume mit 15 Volume Wasser gemischt und für 24 Stunden 
bei Seite gestellt. Die Flüssigkeit muss klar bleiben, wenn sie 
richtig bereitet ist, und durch Zusatz eines Tropfens Höllenstein 
einen dauernden Niederschlag liefern. 



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II. Die Belenchtangsapparate. 53 

Die vorher mit Salpetersäure gut gereinigte und getrocknete 
Spiegelglasscheibe wird nun genau horizontal gelegt, und auf dieselbe 
die gemischte Flüssigkeit, der noch ca. Yjq ihres eigenen Volumens 
von der Lösung IV zugefugt ist, gleichmässig gegossen. — 

Di^ Reduction des Silbers vollzieht sich in ca. 20 Minuten bei 
ca. 15—20^ R. und spült man nach dieser Zeit die Platte erst mit 
gewohnlichem, dann mit destillirtem Wasser ab und lässt sie an 
einem staubfreien Orte trocknen. 

Den noch vorhandenen weissen Anflug polirt man durch sanftes 
Reiben mit weichem Leder und etwas Polirroth (präcipitirtes Eisen- 
oxyd) fort. 

Nach Prof. Palmieri erhält man ausserordentlich schone Spiegel, 
wenn man zu einer ammoniakalischen Silberlosung zuerst Aetzkaii 
in geringer Menge und dann einige Tropfen Glycerin zusetzt. Die 
Wirkung, die sogleich beginnt, wird durch massige Wärme und 
Dunkelheit erhöht und verbessert. 

Das erst beschriebene Verfahren ist vom Verfasser wiederholt 
erprobt und als sehr gut befunden worden. — 

Bei der Reflexion mittels Spiegels geht stets ein ganz erheb- 
licher Antheil des Lichtes verloren. Selbst die besten Spiegel ver- 
ursachen immer noch einen Verlust von ca. 26% des auffallenden 
Lichtes. — 

Mr. Chardonnet stellte übrigens durch Versuche, die er der 
Pariser Akademie vorlegte, fest, dass ein Silberspiegel zwar die 
sichtbaren Strahlen reflectire, die dunklen Strahlen von kurzer 
Wellenlänge aber derartig durchlasse, dass durch den Spiegel hin- 
durch photographirt werden kann. 

Man wird also in allen den Fällen, wo es sich um einen möglichst 
intensiven Beleuchtungseffect bei Anwendung künstlicher Lichtquellen 
handelt, stets vorziehen, so weit wie irgend angänglich die Benutzung 
von Spiegeln zu beschränken oder ganz zu umgehen. — 

Die Anwendung von Hohlspiegeln dürfte nur in ganz seltenen 
Fällen bei der Mikrophotographie Statt haben und kann deshalb 
füglich hier übergangen werden; besonders da diese Spiegel immer 
durch Anwendung geeigneter Linsen zu ersetzen sind. 

2. Die Linsen. 

Die Beleuchtung mit Linsen kann eine vierfache sein. Entweder 
das Licht fallt auf das Object in parallelen Strahlen oder die Strah- 



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54 



Zweiter Abschnitt. 



len divergiren oder sie convergiren oder endlich das Object befindet 
sich im Kreuzungspunkte (Brennpunkte) der Strahlen. 

Liegt das Object zwischen der Sammellinse und dem Brenn- 
punkte derselben, so befindet es sich im convergenten, liegt es hinter 
dem Brennpunkte derselben, so befindet es sich im divergenten 
Lichte, während endlich, wenn Object und Brennpunkt zusammen- 
treffen, der letzte Fall eintritt. 




Fig. 18. 

Fügt man zwischen die Sammellinse (S) und das Object (0) 
noch eine kleinere Linse (C) mit kurzer Brennweite derartig ein, 
dass die Brennpunkte beider Linien coincidiren, so wird man bei 
geeigneter Auswahl der Linsen, das Object in einem concentrirten 
Biindel von parallellaufenden Strahlen haben. — 

Die Einfügung dieser zweiten kleineren Linse mit kurzer Brenn- 
weite (oder an ihrer Stelle eines gleich wirkenden Systems mehrerer 
Linsen) ist der bei Weitem häufiger vorkommende Fall und man 
kann auch in diesem Fall, neben der parallelen Beleuchtung con- 
und divergirendes Licht auf das Object fallen lassen. 



--Jf 



Fig. 19. 

Wenn man nämlich die kleinere Linse in das von der grösseren 
Linse ausgehende Strahlenbündel noch vor seiner Vereinigung im 
Brennpunkte {y) bringt, so erhält man das unmittelbar hinter der 
kleineren Linse befindliche Object mit convergirendem Lichte be- 
leuchtet, während man bei weiterer Näherung der kleineren Linse an 
die grossere und Stillstehenlassen des Objectes zunächst den Brenn- 
punkt in das Object selbst verlegen und dann bei noch weiterem 
Annähern der kleineren Linse an die grössere divergentes Licht 
erzeugen kann. Natürlich kann man auch durch Einfügung einer 




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II. Die Beleuchtungsapparate. 55 

plancoDcaven oder biconcayen Linse zwischen der Sammellinse und 
ihrem Brennpunkt, den convergirenden Strahlenkegel in ein Bündel 
starker Parallel-Lichtstrahlen verwandeln. — 

Die Beleuchtungsweise mit parallelem, convergentem und diver- 
gentem Lichte wird vorwiegend bei mittleren und schwächeren Yer- 
grosserungen zur Anwendung gelangen, während bei starken und 
stärksten Yergrösserungen , bei denen es auf die grösstmöglichste 
Helligkeit und demnach auf die Goncentration des Lichts ankommt, 
hauptsächlich die letzte Art und Weise der Beleuchtung (Coincidiren 
von Brennpunkt und Object) zur Hülfe gezogen wird. 

Dass man, wenn man das Bild der Lichtquelle selbst in das 
Objecto resp. in die zu beobachtende und zu photographirende Stelle 
desselben verlegt, die grösste Helligkeit erreichen muss, ist ein- 
leuchtend. — 

Man ist nun im Stande das Bild des Leuchtkorpers selbst auf 
verschiedenste Weise auf das Object zi; verlegen und so den ge- 
wünschten Erfolg zu erzielen. 

Es ist aber hier auch das, was oben (S. 28) eingehend erörtert 
ist, in ganz besondere Erwägung zu ziehen, nämlich wie gross die 
leuchtende Fläche der Lichtquelle selbst ist. 

Bei einer Leuchtfläche, die selbst nur einen sehr kleinen Punkt 
einnimmt, wird man sich darauf beschränken müssen, denselben 
durch die Anwendung der Linsen, nur sehr wenig verkleinert in das 
Object zur Beleuchtung zu verlegen. Je mehr leuchtende Fläche die 
Lichtquelle hingegen bietet, beziehungsweise eine je grössere Fläche 
ihr auf eine Ebene projicirtes Bild liefert, eine desto stärkere 
Verkleinerung kann dieses Bild bei seiner Verlegung in das zu be- 
leuchtende Object erfahren. 

Mit der Stärke der mikroskopischen Vergrösserung steigt gleich- 
massig die Verkleinerung des zu beleuchtenden Gesichtsfeldes, es 
wächst aber auch die Grösse der zur Erzielung einer gleichen Hel- 
ligkeit nöthigen Lichtintensität. 

Man sieht hieraus, dass der Verkleinerung und Concentrirung 
des Lichtes ganz bestimmte Grenzen durch die gegebenen Verhält- 
nisse gesteckt sind. — 

Bei schwachen und mittleren Vergrösserungen genügt es des- 
halb, die Beleuchtung in folgender Weise anzuordnen: 

Man sammelt die von der Lichtquelle ausgehenden Strahlen 
mittels einer 8 — 10 cm im Durchmesser habenden Sammellinse und 



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56 Zweiter Abschnitt. 

regulirt den Abstand der Linse, der Lichtquelle und des Objectes 
derart von einander, dass das Bild der Lichtquelle auf dem Objecto 
sich befindet. 

Die Randstrahlen, welche zu DifPractionserscheinungen und un- 
scharfen Anlass geben könnten, beseitigt man durch Einschaltung 
passender Blenden. 

Bei Anwendung des Sonnenlichtes kann man ein sehr gleich- 
massig erleuchtetes Gesichtsfeld auch dadurch herstellen, dass man 
zunächst ein rundes Sonnenbildchen von 5 — 7 cm Durchmesser auf 
einer hinter der Sammellinse eingeschalteten matten Glasscheibe er- 
zeugt und dieses helle Bildchen dann des Weiteren als Lichtquelle 
behandelt. 

Hat man vorher die matte Scheibe mit einer Spur Vaseline be- 
tupft und die letztere auf der Scheibe mittels eines Läppchens gut 
verrieben, so ist das Sonnen bildchen sehr lichtstark und intensiv. 
Auf der matten Scheibe bezeichnet man fuglich den Kreis, welchen 
das Sonnenbildchen bei richtiger Stellung für den hinter der Scheibe 
befindlichen eigentlichen Beleuchtungsapparat einnimmt, mittelst 
eines Bleistiftes, oder durch ein mit entsprechendem kreisrunden 
Ausschnitt versehenes, auf der Scheibe befestigtes Papier; man hat 
dann nur nöthig, das von einem Spiegel auf die Sammellinse re- 
flectirte Licht durch Drehung des Spiegels derart zu reguliren, dass 
es während der Aufnahme etc. in dem betreffenden Kreis liegt und 
ist auch ohne nochmaliges Nachsehen im mikrophotographischen Ap- 
parat, sicher, dass die Beleuchtung richtig einsteht. Man umgeht 
auf diese Weise leicht und bequem die Anwendung des theuren 
Heliostaten. — 

Das entworfene Sonnenbildchen auf der Glasscheibe wird in 
diesem Falle durch einen der gleich näher zu beschreibenden Be- 
leuchtungsapparate verkleinert in das Object verlegt. — 

Ist die Anwendung nur einer grösseren Sammellinie bei schwä- 
cheren Vergrösserungen ebenso genügend wie die Benutzung eines 
guten Concavspiegels, so reicht sie bei stärkeren Vergrösserungen 
nicht mehr aus. 

Man könnte zwar meinen, dass man ein geeignet lichtstarkes, 
kleines Bild der Lichtquelle durch gehörige Entfernung derselben 
von der Linse erzielen könne; dem ist aber nicht so. 

Es ist hier zu bedenken, dass die Grösse des Bildes der Licht- 
quelle mit dem Wachsen der Entfernung der letzteren von der Linse 



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II. Die Beleuchtungsapparate. 57 

abnimmt; dass aber auch die Lichtintensität mit der Entfernung der 
Lichtquelle sich vermindert. 

Befindet sich der leuchtende Körper in einer der doppelten 
Brennweite der Linse gleichen Entfernung von derselben, so wird 
in gleicher Entfernung auf der anderen Seite der Linse ein Bild deö 
Leuchtkorpers in seiner natürlichen Grosse entstehen; wächst die 
Entfernung des Körpers von der Linse, so rückt sein Bild der Linse 
näher, verkleinert sich und zwar nach der Formel: 

a — p ' 

wo B die Grösse des Bildes, p die Brennweite der Linse, a die 
Entfernung des Leuchtkörpers von der Linse, und G die Grösse des 
Leuchtkörpers bedeutet. 

Man würde nun durch die Entfernung der Lichtquelle, da die- 
selbe eine mit der Entfernung im quadratischen Verhältnisse fort- 
schreitende Abnahme der Intensität in sich schliesst, zwar eine recht 
erhebliche Verkleinerung erzielen aber gleichzeitig eine zu grosse 
Einbusse an Intensität durch diese Entfernung der Lichtquelle erleiden. 

Nehmen wir die Lichtmenge, welche die Linse in einer Ent- 
fernung, die gleich der doppelten Brennweite ist, von der Licht- 
quelle erhält, als Einheit (1) an, so wird, wenn die Lichtquelle auf 
die doppelte Entfernung (4 fache Brennweite) gebracht wird, die 
Linse nur | soviel Licht empfangen und also auch im projicirten 
Bilde vereinigen können. Bei dreifacher Entfernung (6 facher Brenn- 
weite) erhält die Linse, und somit auch das von ihr entworfene 
Lichtbild, nur ^ der als Einheit angenommenen Lichtmenge, bei 
4 facher Entfernung (8 facher Brennweite) nur iV> ^^^ so fort! 

Bliebe das entworfene Bild also stets so gross, wie es bei der 
als Einheit genommenen Entfernung (2 fache Brennweite) ist, so würde 
es bei Verdoppelung dieser Entfernung nur \ der Intensität in jedem 
einzelnen Punkte zeigen, wie ursprünglich; bei dreifacher |, bei 4- 
facher iV u. s. f. Nun verkleinert sich aber das Lichtbild mit der 
Entfernung der Lichtquelle von der Linse und zwar nach der Formel 

a — p 
Es wird also, während es bei der Einheit (der doppelten Brenn- 

-T-' O ist, d.h. die natürliche Grösse der Lichtquelle hat, bei 



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58 Zweiter Abschnitt 

Verdoppelung dieser Entfernung (4 facher Brennweite) = -j — r-ö,also 
j so gross sein; bei Verdreifachung dieser Entfernung (6 facher 

Brennweite) = ^ ^ G, also } so gross sein; bei Vervierfach ung 

dieser Entfernung (8 facher Brennweite) = — — — Gy also y so gross 

o — 1 

sein und so fort! Das heisst: die Ton der Linse entworfenen Bilder 
werden sich bei einer Vergrösserung der Entfernung der Lichtquelle 
von der Linse im Verhältniss 1 : 2 : 3 : 4 : 5 und so fort gleichmässig 
und zwar im Verhältniss 1:3:5:7:9 u. s. f. verkleinern und 
ihre Flächen werden also 1, 7, iItj -^-j -^ so gross sein, als die als 
Einheit angenommene. 

Es muss also, wenn eine gleiche Lichtmenge auf verschiedene 
Flächen von der Grösse -f, |, 7^, ^ ßQlt, die Intensität jeder Fläche 
resp. jedes einzelnen Punktes derselben im Verhältniss 1 : 9 : 25 : 49 
aufsteigen. 

Die Intensität der von der Linse entworfenen Bilder wird also 
durch das Verhältniss ihrer FlächengrÖsse zu der die Linse treffen- 
den Lichtmenge ausgedrückt sein. 

Das heisst: 



bei der Einheit (doppelten Brennweite) 



"~ 1 

9 
bei der doppelten Entfernung (4 facher Brennweite) = —r- ^ 2,250, 



25 
bei 3 facher Entfernung (6 facher Brennweite) = —^ ^= 2,111 y 

49 
bei 4 facher Entfernung (8 facher Brennweite) = -—- = 3,055, 

81 
bei 5 facher Entfernung (10 facher Brennweite) ^ -^^ = 3,240, 

121 

bei 6 facher Entfernung (12 facher Brennweite) = ^ 3,361, 

OD 

169 
bei 7 facher Entfernung (14 facher Brennweite) = = 3,449, 

/'99'\2 
bei 50 facher Entfernung (100 facher Brennweite) = ; ; = 3,920, 

bei 1000 facher Entfernung (2000 fach. Brennweite) = ^ ^^ = 3,996, 

/QQQQy^ 

bei 5000 fach. Entfernung (10 000 fach. Brennweite) = ; ^^ = 3,999, 



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n. Die Beleuchtangsapparate. 59 

(2oo— 1)« 
bei unendlicher Entfemg. (2 x oo fach. Brennweite) == — -, — r»-^ = 4,0 

(~; 

sein. 

Man sieht hieraus, dass sich die Intensität des Bildes durch 

die Formel 

(2 X — 1)^ 

ausdrücken lasst, wenn x die Grösse der Entfernung der Lichtquelle 
von der Linse in Einheiten der doppelten Brennweite (2 p) ausdrückt. 
Wir werden also, um ein Beispiel zu geben, wenn die Entfer- 
nung der Lichtquelle von einer Linse mit 3 cm Brennweite 60 cm 
gross wäre, und die Intensität der Lichtquelle = 1 ist, im entwor- 
fenen Bilde eine Intensität von 

[(2.10)-ip_ 19« ^ 



10« 100 

haben. 

Selbstverständlich sind alle oben angeführten Daten auf ein und 
dieselbe Linsengrösse bezogen, denn mit dem Durchmesser einer 
Linse wächst auch die Intensität eines von ihr entworfenen Licht- 
bildes und zwar verhalten sich die Intensitäten der von zwei Linsen 
verschiedener Grösse und gleicher Brennweite entworfenen Bilder 
bei gleichen Abständen der Lichtquellen wie die Quadrate der Lin- 
sendurchmesser. — 

Wir sehen hieraus, dass das Maximum der durch blosse Distanz- 
steigerung zu erreichenden Intensität = 4 ist, dass jedoch schon bei 
vierfacher Entfernung dreifache Intensität erreicht ist und die Steige- 
rung von der drei- bis zur vierfachen Intensität sich auf die Ent- 
fernung von 4 bis <» vertheilt, also sehr langsam und nur wenig 
wächst. In der Praxis werden die Verhältnisse noch ungünstiger, 
da hier noch ein Verlust an Licht durch Absorption, Brechung und 
Reflexion während des Passirena der Luft und der Linse hinzu- 
kommt. Man wird deshalb kaum über die 6 fache Brennweite als 
Entfernung des Leuchtkörpers von der Linse jemals hinausgehen. 

Aus diesem Grunde schaltet man da, wo es sich um möglichst in- 
tensive Beleuchtung handelt, hinter der Sammellinse noch eine zweite 
kleinere Linee von kürzerer Brennweite, oder statt dessen ein ganzes 
Linsensystem, ein. 

Wie leicht ersichtlich, kann die Wirkung dieser kleineren Linse 
oder des entsprechenden Systems nun eine zweifache sein. 



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60 Zweiter Abschnitt. 

Entweder man schaltet dieselbe in die von der Sammellinse 
convergent gemachten Strahlen noch vor deren Vereinigung in ihrem 
Kreuzungspunkt (Brennpunkt) ein, siehe Fig. 19, und verkürzt so die 
Weglänge der Strahlen und verkleinert gleichzeitig das Bild des 
Leuchtkörpers im Objecte, oder man entwirft mit der Sammellinse 
ein Luftbild des Lichtkörpers an einem solchen Punkt vor der klei- 
neren Linse, oder dem System, dass das stark verkleinerte Bild durch 
diese Linse genau in das Object verlegt wird (Fig. 18). 

Beide Arten von Lichtconcentration werden aus Fig. 18 u. 19, 
in der S die Sammellinse, C die kleinere Linse, oder an ihrer Stelle 
ein Linsensystem, o endlich der Ort des Objectes ist, ohne weitere 
Erörterungen klar. — — 

Man kann natürlich bei Anwendung starker Systeme (anstatt 
der kleineren Linse), wenn man eine künstliche Lichtquelle in An- 
wendung bringt, die letztere direct, unter Umgehung der grossen 
Sammellinse, in den Brennpunkt des Systems bringen. Eins ist dabei 
aber Haupterforderniss : die Lichtquelle darf nämlich keine irgend- 
wie erhebliche Wärme-Entwicklung in sich schliessen, so dass 
man sie ohne Gefahr für die immerhin kostspieligen Linsen, welcher 
dieselben durch starke Erhitzung ausgesetzt würden, denselben sehr 
nahe bringen kann, wie es die mit kurzer Brennweite versehenen 
Systeme erforderlich machen. — 

Für diese Zwecke wird sich, ausser den von Th. Stein in so 
sinnreicher Weise angewandten elektrischen kleinen Glühlichtem ^), 
wohl deshalb keine der bislang bekannten Lichtquellen eignen. — 

Wir haben für unsere Aufnahmen und Arbeiten sowohl bei 
Sonnenlicht als bei Knallgaskalklicht stets statt einer einfachen klei- 
neren Linse, zwei unmittelbar hintereinanderliegende biconvexe Linsen 
von kurzer Brennweite mit sehr gutem Erfolge angewandt. Die- 
selben waren, wie dies oben in der ersten Combination beschrieben, 
in den von der Sammellinse kommenden, convergenten Lichtkegel 
noch vor seiner Spitze eingeschaltet. 

Bei Sonnenlicht wandten wir als Sammellinse die Linse eines 
photographischen Objectivs von 30 cm Brennweite an, während die- 
selbe bei Benutzung des Kalklichtes durch eine grössere, aus zwei 
planconvexen Linsen combinirten Sammellinse von 8 cm Durchmesser 
und kurzer Brennweite ersetzt war. 



1) Siehe oben S.49. 

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n. Die Beleuchtongsapparate* 



61 





A 




D 






B 


L 


C 








S 








L 








Fig. 20 







Diese Anordnung bietet den Vortheil, dass sie durch Verschie- 
bung der beiden kleineren Linsen in Richtung der Beleuchtungsaxe, 
je nach Art und Stärke dieser Verschiebung, parallele, convergente, 
divergente Beleuchtung und Vereinigung des Brennpunktes mit dem 
Brennpunkte des Mikroskop-Objectives, oder, was dasselbe ist, mit 
dem qu. Theile des Objectes gestattet. 

Die sämmtlichen Beleuchtungsapparate sind am besten auf einem 
fest mit dem Mikroskop selbst oder dem Standbrett desselben yer 
bundenen Schlitten anzubringen. 

Es eignet sich hierzu besonders gut ein aus getrocknetem 
Eichenholz der Längsfaserung nach gefertigter Schlitten. Derselbe 
hat einen Querschnitt von bei- 
gezeichneter Form und eine Länge 
von ca. 1 — 1,5 Meter. Er wird 
füglich aus einem Stück oder aus 
zwei winkelförmigen Theilen ge- 
fraist, die in der durch die Linie L 
angedeuteten Fläche zusammen- 
geleimt werden. Bis zu 1 cm an 

jedes Ende läuft durch die gan^e Länge des Schlittens ein Spalt S 
von 5 — 6 mm Breite. 

In den rinnen förmigen Theil des Schlittens passen längliche, an 
den drei Seiten AB, BC, CD, mit schwacher Reibung anliegende 
Klötzchen, die in der Mitte eine Durchbohrung und in dieser eine 
mit Flügelmutter versehene Schraube tragen. Die Schraube trägt an 
ihrem unter den Schlitten durch den Längsspalt hervorragenden 
Ende eine breitere Planscheibe, welche sich bei Anziehen der oben 
auf dem Klötzchen befindlichen Mutter gegen den Schlitten presst 
und so ein absolutes Feststellen der einzelnen Klötzchen in jeder 
beliebigen Stelle des Schlittens ermöglicht. — 

Auf diesen einzelnen Klötzchen, die eine leichte Auswechselung 
und Umsetzung gestatten, sind die einzelnen Bestandtheile des Be- 
leuchtungsapparates befestigt und zwar derart, dass sie vermöge 
eines kleinen, zur Längsaxe des grossen Schlittens querstehenden 
Schlittens, eine Seitenverschiebung, und somit genaue Centrirung, 
gestatten. 

Auf dem so construirten Schlitten befinden sich für gewöhnlich : 
Am untersten Ende desselben der Planspiegel (I), dann, in der 
Reihenfolge auf das Mikroskop zu, die Blendet, — die selbstredend 



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62 



Zweiter Abschnitt. 



derartig eingerichtet ist, dass sie das Einschieben von Blenden mit 
kleinerer Oeffnung gestattet — , die Sammellinse (D), die matte Glas- 
scheibe (H) oder an ihrer Stelle eine entsprechende Cüvette. — 
Am Mikroskope selbst befindet sich der durch einen Silberspiegel 
ersetzte Mikroskopspiegel, mit sämmtlichen auf dem Schlitten stehen- 
den Apparaten centrirt, und endlich unmittelbar unter dem Tische 
die Doppellinse (F) mit Blenden. Mit einem principiell in dieser Weise 
angeordneten Apparate haben wir bei Sonnenlicht und stärksten 




Fig. 21. 

Vergrösserungen sehr gute Resultate erhalten ebenso wie bei An- 
wendung künstlicher Lichtgeber, wo jedoch an Stelle des grossen 
Spiegels (I), die oben erwähnte grosse Sammellinse tritt, dafür die 
kleinere Linse (D) aber wegbleibt. — 

Wird der ganze mikrophotographische Apparat in horizontale 
Lage gebracht, so behält der Beleuchtungsapparat auf eine ent- 
sprechende Unterlage geschraubt seine Anordnung, nur filUt dann 
der kleine Spiegel (M) selbstredend fort. 

Letzteres ist gleichfalls der Fall, wenn bei senkrechtem stehen- 
den Apparate der Beleuchtungsapparat in der Verlängerung der 
Längsaxe des Mikroskopes aufgestellt wird. — — Dass je nach 



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n. Die Beleuchtungsapparate. g3 

Bedürfniss noch farbige Scheiben und dergleichen Nebenapparate mit 
Leichtigkeit in den Schlitten einzufügen sind, bedarf kaum der Er- 
wähnung. — — 

Neben diesen einfachen Beleuchtungsanordnungen, mit denen 
wir übrigens bei richtiger Anordnung, sowohl bei Sonnenlicht, wie 
auch bei künstlichen Lichtquellen, speciell Lampen- und Kalklicht, 
sehr gute Resultate erhalten haben, hat man in letzter Zeit ganz 
vorzügliche Beleuchtungsapparate, die allerdings einen ziemlich hohen 
Preis haben, construirt.- Dieselben ersetzen durchweg die beiden 
combinirten Linsen, welche sich unmittelbar unter dem Tische des 
Mikroskopes befinden. 

Der Zweck und die Wirkung dieser Linsen von kurzer Brenn- 
weite ist bereits des Näheren besprochen, sie sollen ein mit dem 
Brennpunkte des Mikroskopes-Objectives zusammenfallendes Bild des 
Lichtgebers erzeugen. 

Da nun aber die vom Objectiv des Mikroskopes ausgehenden 
und das Bild auf der matten Scheibe zeichnenden Strahlen eine sehr 
starke Divergenz haben, so müssten die in dasselbe im Brennpunkte 
eintretenden Strahlen, die von der unter dem Object befindlichen 
Linse convergent gemacht sind, wenn durchaus jede Diffractions- 
erscheinung vermieden werden soll, eine der Divergenz der ein- 
tretenden Strahlen genau entsprechende Convergenz haben. — 

Wollten wir also dieser theoretisch vorgeschriebenen Forderung 
vollständig genügen, so müssten wir für jedes Objectiv ein ent- 
sprechendes Beleuchtungssystem dem Apparate einschalten. Es 
wäre diese Anordnung eine höchst kostspielige und man kann sie 
in recht genügender Weise dadurch umgehen, dass man je nach 
der Stärke des Objectives die Convergenz des sich im Brennpunkt 
desselben vereinigenden Lichtbündels durch Verschiebung der Sammel- 
linse und der Concentrationslinse unter einander, wie gegen das Ob- 
ject, in entsprechender Weise regulirt. — Wir haben wenigstens 
stets auf diese Weise sehr Gutes erreicht. — 

Die Convergenz der das Lichtbildchen im Object bildenden 
Strahlenbündel muss natürlich mit der Stärke des anzuwendenden 
Objectives wachsen, und hat man deshalb verschiedene, selbst für 
die stärksten Objective genügende Beleuchtungssjsteme construirt. 



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ß4 Zweiter Abschnitt. 

Die Condensoren. 

Als älteste Modification ist hier zunächst die Ton Dujardin an- 
gegebene zu erwähnen. Dieser Apparat wie die übrigen anzu- 
führenden Apparate werden insgesammt mit dem Namen: Conden- 
soren, d. h. Lichtverdichter, bezeichnet. 

Der von Dujardin angegebene Condensor besteht in einer stark 
gewölbten planconvexen Linse, von kurzer Brennweite und geringem 
Durchmesser. Die plane Seite wird dem Objecte zugewendet. Er 
wirkt genau in derselben Weise, wie die vom Verfasser angewendeten 
Gombinationen zweier biconvexer Linsen. ; — 

Genau in demselben Sinne wirken die von Seibert und von 
Eiönne & Müller construirten Condensoren, von denen Letzterer zwei, 
Ersterer drei Linsen enthält. 

Der Klonne-Müller'sche Condensor besteht aus einer dem Object 
zunächst stehenden planconvexen Linse, deren plane Seite dem Ob- 
jecte zugekehrt ist, während die stark kugelförmig gewölbte andere 
Seite der Linse einer zweiten, in derselben Hülse befindlichen, 
schwächer biconvexen Linse in kurzer Distanz gegenübersteht. 

Am unteren Theile der die Linsen tragenden Hülse befindet sich 
noch eine zur Einschiebung der verschiedensten Blenden geeignete 
Führung. 

Die Blenden selbst sind je nach Bedarf von verschiedenstem 
Durchmesser und so eingerichtet, dass auch die die Beleuchtungsaxe 
senkrecht durchlaufenden Strahlen abzublenden sind und hierdurch 
(siehe unten) eine helle Beleuchtung auf schwarzem Hintergrunde 
bei geeigneten Objecten zu erzielen ist. — 

Dieselben Blendungsarten zeigt der Seibert'sche Condensor. 
Derselbe besteht, wie der Klönne'sche, zunächst aus einer dem Object 
mit der flachen Seite zugekehrten planconvexen, stark gewölbten 
Linse, der dann eine concav-convexe Linse mit grösserem Radius 
folgt, deren concave Seite der eben erwähnten Linse, und somit dem 
Objecte, zugewandt ist, während ihre convexe Seite der planen Seite 
der nun folgenden dritten, planconvexen Linse gegenübersteht. — 

Als grösster und wirksamster Condensor ist der von der Firma 
Carl Zeiss in Jena in neuerer Zeit gebaute Apparat zu bezeichnen. 

Derselbe ist ein fiir alle und jede Ansprüche und selbst die 
feinsten und durchsichtigsten Bacterienpräparate ausreichender. Er 
macht es durch die Construction, welche nach den Angaben des um 



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II. Die Beleuchtangsapparate. g5 

die Optik so hochverdienten Prof. Abbe -Jena') durchgeführt ist, 
möglich, alle Arten der geraden und schiefen Beleuchtung durch 
einfaches Bewegen oder Wechseln der Blenden auszuführen. Der 
Beleucbtungskegel ist ein die ganze Objectivfullung ausfüllender und 
eignet sich deshalb ganz besonders zur Untersuchung der nach 
Robert Kochs Methode gefärbten Präparate. 

Alle Veränderungen und alles Wechseln in der Beleuchtung 
lässt er auf leichte und bequeme Weise durchfuhren; ebenso lässt 
er die Anwendung von Polarisationsapparaten und die von einer 
Beleuchtung des Objectes auf dunklem Gesichtsfelde bequem zu. 

Letztere Art der Beleuchtung wird durch eine Blende, die seit- 
liches Licht passiren lässt, das centrale Licht aber abblendet, erzielt; 
sie besteht in einem mit drei ganz schmalen, radialen Speichen, 
welche eine kleine centrale Metallscheibe tragen, versehenen Ringe 
von Grösse der übrigen Blenden. 

Von gleicher Wirkung wie diese Art der Blendung ist ein viel 
früher von Nachet construirter Apparat: „Eclairage ä fond noir", der 
in einem Glasconus besteht, dessen Basis von einer in der Mitte kreis- 
förmig geschwärzten, convexen Fläche gebildet wird und der, mit dieser 
Fläche dem Object zugekehrt, mit der abgestumpften Spitze dem- 
nach nach unten, an Stelle des Gondensors gesetzt wird. Die Seiten- 
strahlen parallel auffallenden Lichtes werden von dem Conus durch- 
gelassen und in sehr schräger Richtung auf das Object geworfen, 
von dem die Gentralstrahlen durch den geschwärzten Theil abge- 
halten sind. Nach Einführung des Abbe'schen Gondensors und ähn- 
licher Apparate dürfte dieser Apparat mehr von historischem Inter- 
esse sein. — 

Leider fertigt die Zeiss'sche Fabrik die Beleuchtungsapparate 
nur in drei Formen und für die grösseren Stative ihrer Fabrik 
passend, übernimmt aber wegen der kaum durchzuführenden An- 
passung an andere Stative keine Ausführungen an solchen. 

Bei den kleineren Beleuchtungssystemen derselben Firma, welche 
denen von Seibert und Müller & Klönne gleichen, ist immerhin eine 
sehr starke Beleuchtung, die einigermaassen das erreicht, was der 
grosse Abbe-Apparat leistet, möglich, und sollen sie deshalb diesen 
kostspieligen Apparat in vielen Fällen ersetzen. — Die Gonstruction 
des Abb^ besteht in Folgendem: 



*) Archiv f. mikroskop. Anat. Bd. IX. 496. 
Jeserich, Mikrophotographie. 



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66 



Zweiter Abschnitt. 



Das LinseDsystem selbst ist ein Immersionssystem, es wird 
deshalb auf die plane, dem Objectträger zugekehrte, Seite der oberen 
Linse ein Tropfen Wassers gebracht und so der durch den Ein- und 
Austritt des Lichtes aus der Luft in Glas bedingte Verlust an Licht 
herabgemindert. Die Linsensysteme selbst werden in zwei Formen 
geliefert. 




Fig. 22. 

Das erstere enthält eine obere planconvexe Linse, deren ge- 
krümmte Seite überhalbkugelförmig ist und dicht an die zweite bi- 
conyexe Linse angrenzt. 

Das zweite enthält drei Linsen, eine obere kleinere planconvexe, 
eine mittlere concavconvexe und eine untere biconvexe, und kommt 
hauptsächlich bei stark schiefer Beleuchtung, sowie beim Beobachten 
mit Objectiven von sehr grosser Apertur in Anwendung. 



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n. Die Beleuchtungsapparate. 



67 



Das erstere System hat eine numerische Apertur von 1,20, das 
zweite von 1,40. 

Der mechanische Theil der Apparate hat eine derartige Form, 
dass er unter dem Objecttisch des Mikroskopes in eine Coulisse 
nach Entfernung des gewohnlichen Beleuchtungsspiegels einschieb- 
bar ist. 




Fig. 23. 



Der obere, das System selbst tragende, ringförmige Theil {T) 
ist unbeweglich und genau centrirt, er lässt nur ein Auswechseln 
der beiden erwähnten Systeme zu. Der untere, die Blende tragende 
Theil dagegen ist um eine Verticalaxe seitlich drehbar und ermög- 
licht so durch seitliches Drehen ein leichtes Auswechseln der Blen- 
den. Die letzteren sind mit concentrischen Oeifnungen von ver- 
schiedenem Durchmesser versehen und passen genau beim Einlegen 
in den Träger (h). 

Dieser obere Theil des beweglichen Blendenträgers ist mittelst 
eines Triebes {g) in einer geeigneten, schlittenartigen Führung ver- 

5* 



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68 Zweiter Abschnitt. 

schiebbar und lässt so durch einfaches Drehen des Triebes die 
Herstellung centrischer und schiefer Beleuchtung zu. 

Bei Anwendung des Abbe'schen Apparates und künstlichem 
Licht wird man natürlich die oben angegebene (S. 60) zweite 
Art der Beleuchtung benutzen müssen, d. h. ein Luftbild des 
Lichtgebers an einem solchen Punkte vor dem Systeme entwerfen, 
dass das verkleinerte Bild dieses Lichtpunktes in das Object üUlt. 

Zur Feststellung dieses Punktes verfahrt man in der Art, dass 
man auf dem Laufbrett des Apparates eine matte Glasscheibe ein- 
setzt und in eine derartige Entfernung vor dem Abbe stellt, dass 
ein auf die Scheibe gezeichnetes Bleistiftzeichen (Punkt oder Kreuz), 
wenn man durch den Tubus des Mikroskopes blickt, klar und scharf 
in der Mitte des Gesichtsfeldes erscheint. — 

Durch weitere Versuche stellt man dann, während die Glas- 
scheibe unverrückt bleibt, auf das auf ihr befindliche Zeichen, durch 
Regulirung der Abstände der Lichtquelle und der Sammellinse in 
ihrem Verhältniss unter einander und gegen die Scheibe, ein schar- 
fes und möglichst helles Bild der Lichtquelle ein. Es ist klar, dass 
jetzt nach Entfernung der matten Scheibe das in ihrer Ebene ent- 
worfene Bild der Lichtquelle in stark verkleinertem Maassstabe durch 
den Abbe in das Object selbst verlegt wird. Man thut gut, die 
Entfernungen der einzelnen Theile von einander zu messen und zu 
notiren, damit man sie für spätere Fälle besitzt und nicht jedesmal 
erst wieder zu ermitteln braucht. — 

Wendet man eine Lichtquelle von nur schwacher Wärmestrah- 
lung an, so kann man, wie bereits oben erwähnt, diese selbst an 
Stelle des bezeichneten Punktes der matten Scheibe setzen. — 

Will man die für die Beleuchtungslinsen in jedem Falle erfor- 
derliche beste Stellung ermitteln, so kann dies sehr leicht dadurch 
geschehen, dass man in einem dunklen Räume experimentirt und 
die erste, der Lichtquelle zugekehrte Linse (Sammellinse) mit einem 
aus Pappe gefertigten Schirm von ca. 0,5 m Grösse umgiebt. 

Man kann dadurch, dass man ein wenig Gigarrenrauch in die 
Lichtbündel bläst, dieselben leicht sichtbar machen und aus ihrer 
Gestalt und dem auf einen Schirm geworfenen Bild der Lichtquelle 
bald die für jeden einzelnen Fall geeignete Stellung der Linsen und 
des Lichtgebers zu einander ermitteln und durch Messungen der 
einzelnen Distancen ein für alle Mal fixiren. 



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Q. Die Beleuchtimgsapparate. 69 



3. Polarisationsapparate. 

Die Anwendung von Polarisationsapparaten wird, wenn auch 
nicht häufig, so doch hin und wieder besonders bei mineralogischen 
und forensisch -mikroskopischen Untersuchungen (speciell Blut und 
Haare) vorkommen und soll deshalb hier kurz erwähnt werden. 

Die Polarisation geschieht mittelst eines die nur in einer Ebene 
schwingenden Lichtstrahlen durchlassenden Nicorschen Prismas und 
zwar ehe das Licht das betreffende Object passirt hat. 

Man schaltet das Prisma am besten kurz vor dem Condensor, 
selbstredend in genau centraler Stellung, ein. 

Für den Abbe'schen Apparat haben die Polarisatoren einen ring- 
förmigen Ansatz an ihrem oberen Theile und werden in den Blen- 
denträger (bei b) eingelegt; etwa nöthige Blenden und Gyps- oder 
Glimmerscheibchen können auf den Polarisator bequem aufgelegt 
werden. 

Als Analysator (oberer Polarisationsapparat) wird am besten ein 
Nicorsches Prisma in Anwendung gebracht, das entweder (nach 
Nachet's Angaben) über dem Ocular oder nach der Construction 
von Hartnack - Oberhäuser unmittelbar über dem Objectiv einge- 
schaltet wird. Für mikrophotographische Zwecke ist die letzte 
Art der Anordnung die empfehlenswertheste. 

Bei der Polarisation ist natürlich die Anwendung sehr star- 
ker Lichtquellen deshalb erforderlich, weil das Licht beim Passiren 
beider Nicols eine sehr erhebliche Einbusse an Intensität durch gänz- 
liche Beseitigung des ordentlichen Strahles erleidet. 

Die Polarisationsbilder werden natürlich in vielen Fällen, wo 
sie sich gerade durch die herrlichen Farbenerscheinungen charakte- 
risiren, nur unvollkommen durch die Photographie wiedergegeben 
werden können, sie werden aber doch in vielen Beziehungen von 
nicht zu entbehrendem Werthe sein und auch vielfach in vollständig 
genügender Weise durch die Mikrophotographie wiederzugeben sein. 

Gerade in forensischer Beziehung hat die Anwendung des po- 
larisirten Lichtes und die Wiedergabe der Beobachtungen durch die 
Mikrophotographie sehr grosse Bedeutung. 

Dient doch, um es nur kurz zu erwähnen, gerade die Anwen- 
dung polarisirten Lichts wesentlich zur Identitätsfeststellung der 
Häminkrystalle, deren Werth als Beweismaterial stets sehr be- 



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70 Zweiter Abschnitt. 

deutend ist; kann man doch ferner bei Haaruntersuchungen oft- 
mals bei gewöhnlichem Lichte in ihrer Farbe vollkommen gleich- 
aussehende Haare durch Anwendung polarisirten Lichtes absolut 
sicher und scharf von einander unterscheiden. — 



4. Blenden. 

Haben wir im Vorstehenden die Anwendung und Wirkung der 
verschiedenartigsten Blenden zur Erzeugung centralen und schiefen 
Lichtes bereits eingehend besprochen, so wollen wir nun hier noch 
auf die Veränderung der Lichtstarke durch die Blenden je nach 
ihrer Grösse eingehen. 

Je kleiner die Blendenöffnung gewählt wird, desto mehr verliert 
das auf der matten Scheibe entworfene Bild von seiner sphärischen 
Aberration, d. h. desto gerader wird die stets etwas gekrümmte 
Fläche des virtuellen Bildes; sie föllt also in einem grösseren Theile 
mit der Ebene der matten Scheibe zusammen und giebt deshalb 
auch ein weiter nach dem Rand hin scharf einstehendes Bild. Dass 
das Bild im Ganzen überhaupt schärfer und klarer wird, wenn die 
am stärksten gebrochenen Randstrahlen, welche sehr leicht stö- 
rende Diffractionserscheinungen veranlassen, abgeblendet sind, braucht 
eben nur angedeutet zu werden. 

Wenn man also, ganz analog wie bei den Objectiven für Por- 
traits und Landschaften, durch Anwendung geeignet kleiner Blenden 
die Schärfe des Bildes nach den Rändern hin verstärken kann, so 
ist der Anwendung dieses Mittels doch sehr bald ein Ziel gesetzt. 

Mit Verkleinerung der Blendenöffnung nimmt nämlich die Licht- 
intensität ganz erheblich ab und zwar im umgekehrten quadratischen 
Verhältniss zum Durchmesser der Blende. 

Wir werden deshalb, wenn wir den Durchmesser einer Blende 
auf die Hälfte verkleinern, eine nur ein Viertel so intensive Beleuch- 
tung, ceteris paribus, haben und deshalb die Expositionszeit auf 
das Vierfache verlängern müssen. — 

Stereoskopische Aufnahmen. 

Ausser den oben beschriebenen halben und mit verschiedensten 
Durchlochungen versehenen Blenden zur Erzeugung einer schiefen 
Beleuchtung und zur Erzeugung von sehr schief beleuchteten Bil- 
dern auf dunkelem Hintergrunde, kommt in der Mikrophotographie 



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n. Die Beleuchtungsapparate. 71 

noch eine halbe Blendung zur Erzeugung eines ganz anderen 
Effects in Anwendung. 

Wir meinen die Anwendung einer halben Blende zwischen 
Object und Objectiv. Dass jede Hälfte des Objectives von dem 
Object ein etwas anderes Bild entwirft, ist klar; die Lichtstrahlen, 
welche vom Objecte ausgehen, fallen eben auf jede Hälfte des Ob- 
jectives unter einem anderen Winkel. 

Zwei solche Bilder, von denen eines mit der rechten, das andere 
mit der linken Hälfte des Objectives aufgenommen ist, lassen, durch 
ein Stereoskop betrachtet, die Objecte nicht als Flächen, sondern als 
Körper erscheinen. 

Man wird deshalb zur Erlangung stereoskopischer Mikrophoto- 
gramme bei schwachen Vergrösserungen, die halbe Blendung mit 
Erfolg anwenden können. 

Es wird zu dem Behufe vor das Objectiv ein Rohr geschoben, 
in dem eine central angebrachte, genau mit der Objectivöffhung 
correspondirehde, kreisförmige zweite Oeffnung durch eine halbkreis- 
förmige Blendung verschlossen wird. Diese Blendung ist im Rohre 
um ihren Mittelpunkt um 180° drehbar, um durch diese Drehung 
zwei Aufnahmen mit je nur einer Objectivhälfte nacheinander aus- 
führen zu lassen. — 

Kann man auf die genannte "Weise bei schwachen Vergrösserun- 
gen einen stereoskopischen Effect erzielen, so ist dies bei stärkeren 
Vergrösserungen nicht möglich und man hat aus diesem Grunde 
denselben Effect auf anderem "Wege zu erreichen gesucht und zwar 
dadurch, dass man die Winkelstellung des Objects zum Objective 
durch Bewegung des ersteren abändert. Die zu diesem Zwecke von 
Benecke construirte Wippe ist später von Fritsch-Berlin modificirt 
und verbessert worden. 

Beide Wippen legen den Objectträger nicht fest auf den Ob- 
jecttisch, sondern lassen eine schaukelnde Bewegung desselben um 
eine horizontale Axe zu. 

Läuft diese Axe genau durch den Mittelpunkt des Gesichts- 
feldes des Mikroskopes, so wird natürlich ein ümwippen des Trägers 
das Gesichtsfeld nicht ändern, sondern dasselbe Bild nur unter an- 
derem Beobachtungswinkel zeigen. — 

Eines ist bei dieser Einrichtung Hauptbedingung, dass nämlich 
die Axe, um welche das "Wippen des Objectes stattfindet, nicht nur 
wie erwähnt, durch den Mittelpunkt lauft, sondern dass sie auch 



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72 Zweiter Abschnitt. 

genau mit der Ebene des scharf eingestellten Objectes zusammen- 
fällt. Gustav Fritsch erreicht dies durch folgende, sehr sinnreiche 
und dabei doch einfache Construction *) : 

Das auf den Objecttisch aufschraubbare Untergestell der Wippe 
ist durch eine Horizontalschraube mit dem darauf liegenden Appa- 
rat verbunden und gestattet, durch Drehung dieser Schraube, Bewe- 
gung des eigentlichen Apparates in der Ebene des Objecttisches. 
Die Wippe selbst trägt einen als Unterlage für das Objectglas dienen- 
den Rahmen, der durch eine Verticalschraube das Höher- und Tie- 
ferstellen des Objectes ermöglicht und so stets die Ebene desselben 
mit derjenigen der Drehungsaxe der Wippe vereinigen lässt. Die 
Grösse des Ausschlags der Wippe wird durch eine an dem Ende 
derselben befindliche Stellschraube regulirt und durch einen seitlich 
angebrachten Index abgelesen. 

Die Einstellung des Apparates geschieht auf einfachste Weise 
dadurch, dass man auf denselben ein Objectglas von gleicher Dicke, 
wie das später zu verwendende, legt und auf demselben eingeritzte, 
mit der Drehungsaxe der Wippe parallel laufende Linien derartig 
für die Beobachtung einstellt, dass die das Gesichtsfeld halbirende 
Linie beim Umlegen der Wippe scharf eingestellt bleibt. Ist dies 
der Fall, so fällt die Ebene des Objectes mit der der Drehungsaxe 
zusammen und die Drehungsaxe läuft gleichzeitig durch den Mittel- 
punkt des Gesichtsfeldes. — Zwei nacheinanderfolgende Aufnahmen 
in je einer Lage der Wippe geben natürlich zwei sich stereoskopisch 
ergänzende Bilder. — 

5. Auffallendes Licht. 

Es bleibt nach dieser kurzen Abschweifung nur noch übrig, der 
Beleuchtung mit auffallendem Licht Erwähnung zu thun. 

Dieselbe wird im Allgemeinen nur bei schwächeren Vergrösse- 
rungen statthaben und geschieht am besten dadurch, dass man das 
durch eine Sammellinse in gehöriger Weise (siehe oben) concentrirte 



*) Details sind in der Abhandlung Prof. Dr. Gustav Fritsch's: lieber 
das stereoskopische Sehen im Mikroskope und die Herstellung stereosko- 
pischer Mikrotypien auf photographischem Wege, Abdruck a. d. Festschrift 
zur Feier des 100jährigen Bestehens der Gesellschaft der naturforschen- 
den Freunde zu Berlin. 1877. Ferd. Dümmler's Verlag. 



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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 73 

Licht entweder direct, oder durch einen Planspiegel reflectirt, auf 
das Object zu wirft. 

An Stelle der Linse kann man auch das von einem Planspiegel 
reflectirte Licht durch einen Lieberkühn' sehen Spiegel auf das Ob- 
ject werfen. Der letztere besteht in einem Metallhohlspiegel von 
kurzer Brennweite; er wird auf der zu beleuchtenden Seite des Ob- 
jectes aufgestellt und hat in seiner Mitte ein Loch, um bei centraler 
Beleuchtung das Objectiv des Mikroskopes, das er sonst verdecken 
würde, durchzulassen. Sehr schöne weiche Bilder erhält man übri- 
gens, wenn man nach dem Vorschlage Benecke's bei dem in erster 
Art beleuchteten Object noch von unten her mittelst des Mikroskop- 
spiegels mehr oder minder stark diffuses Licht zutreten lässt; man 
hat es auf diese Weise in der Hand den Hintergrund von schwarz bis 
fast weiss zu modificiren und so recht weiche Bilder zu erzeugen. — 



m. Die zur Hikrophotographie g^eeig^neten 
Mikroskope. 

Nur in den seltensten Fällen wird es dem Mikroskopiker ver- 
gönnt sein, zur Anfertigung seiner Mikrophotogramme sich eines 
besonderen mikrophotographischen Apparates bedienen zu können, 
während er seine Untersuchungen mit einem besonderen Mikro- 
skope ausführt. 

Eine solche doppelte Einrichtung würde immerhin erheblich 
theuer zu stehen kommen und deshalb in vielen Fällen der weite- 
ren Ausbreitung und Verwerthung der Mikrophotographie hindernd 
und hemmend in den "Weg treten. 

Vor der Anschaffung neuer und nicht billiger Apparate wird 
sich eben mancher Praktiker scheuen; obwohl ihm sicherlich oft viel 
darauf ankommt, seine Beobachtungen als Mikrophotogramme, und 
somit als unangreifbares Beweismaterial, fixirt zu haben, wird er sich 
dennoch von der Höhe der Anschaffungskosten eines vollständig 
ausgerüsteten mikrophotographischen Apparates abschrecken 
lassen. 

Diese Kosten werden aber um ein Bedeutendes reducirt, 
wenn man dem Apparat eine derartige Form giebt, dass er die Be- 
nutzung des Beobachtungsmikroskopes zulässt. 

Man ist deshalb bemüht gewesen, die Apparate für Mikropho- 



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74 Zweiter Abschnitt. 

tograpbie derartig zu gestalten, dass der Mikroskopiker, nachdem er 
mit Hülfe seines Instrumentes die nöthigen Beobachtungen yoUendet 
hat, mit demselben Instrumente auch seine Aufnahmen machen 
kann. 

Solche Apparate sind oft von recht handlicher und bequemer 
Construction, genügen dabei aber selbst den höchsten Ansprüchen 
vollkommen. 

Die Güte der erzeugten Bilder geht bei ihnen selbstverständlich 
mit der Güte des benutzten Mikrokops Hand in Hand. 

Je besser und praktischer die Construction des vorhandenen 
Mikroskopes für die gleichzeitige Benutzung zur Aufnahme der Bil- 
der mittelst der Photographie ist, eine desto bequemere Handhabung 
des ganzen Apparates gestattet es. 

Nur das Eine ist zu bedenken, dass das Licht mit unnachsicht- 
lieber Schärfe und Genauigkeit zeichnet, und neben dem Vortheil, 
der hieraus erwächst, den Nachtheil in sich schliesst, auch alle Feh- 
ler und Mängel rücksichtslos wiederzugeben. 

Aus allen diesen Gründen kommt die Güte und geeignete Con- 
struction der Mikroskope in Betracht, und scheint es deshalb hier 
am Platze die allgemein üblichen Mikroskopconstructionen kurz, mit 
besonderer Rücksicht auf ihre gleichzeitige Anwendbarkeit für pho- 
tographische Aufnahmen zu betrachten und dann später auf die mit 
Hülfe der gewöhnlichen Mikroskope, sowie auf die durch besondere 
Anordnungen selbständig zusammengesetzten, eigentlichen mikro- 
photographischen Apparate einzugehen. 

Die Construction der Mikroskope ist in ihrer technischen Aus- 
führung in Bezug auf Handlichkeit und Eleganz der Ausstattung 
mit den Erfolgen der Neuzeit auf dem Gebiete der Mikroskopie so 
erheblich fortgeschritten, dass es eine vergebliche Mühe wäre, alle 
Neuerungen auch nur andeutungsweise zu berühren; es muss des- 
halb für diesen Ort genügen, die Hauptrepräsentanten der ver- 
schiedensten Constructionen anzuführen, im Uebrigen aber auf die 
über diesen Gegenstand handelnden Specialwerke, die in vorzüglich- 
ster Auswahl vorhanden sind, zu verweisen. 

Für die Anwendung zur Mikrophotographie eignet sich jedes 
grössere Mikroskop, sofern es einen festen Bau und solche Systeme 
hat, welche überhaupt scharfe und gute Bilder dem Beobachter 
liefern. 

Der feste Unterbau ist deshalb eine stark in Rücksicht zu 



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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 75 

ziehende Nothwendigkeit, weil ein jeder mikroskopisch-photogra- 
phische Apparat fest und unverrückbar stehen muss; selbst die 
geringste Erschütterung wirkt auf das auf die lichtempfindliche 
Platte geworfene Bild potenzirt und lässt dasselbe in zitternde Be- 
wegung gerathen. 

Durch solche Bewegungen werden aber die Schärfen der Bilder 
stark beeinträchtigt und Linsen Systeme, die an und für sich recht 
gute Bilder zu liefern im Stande sind, können unter diesen um- 
ständen nur verschwommene Zeichnungen geben. 

Auf einen soliden und schweren Fuss des Mikroskopes ist des- 
halb ganz besonders zu achten. — Ais nicht minder wichtig ist, aus 
demselben Grunde, der Umstand in Betracht zu ziehen, dass alle 
beweglichen Thcile des Mikroskopes fest und gut in einander und 
zu einander passen, um jede vom Experimentator nicht beabsich- 
tigte, freiwillige Bewegung irgend welchen Theiles des ganzen Ap- 
parates unmöglich zu machen. 

Dieser Umstand föllt besonders schwer da ins Gewicht, wo man 
verhältnissmässig längere Expositionen anzuwenden genöthigt ist, oder 
wo man mit frischen, unverkitteten flüssigen Objecten zu operi- 
ren hat. 

Wer mit solchen Objecten zu arbeiten genöthigt ist, dem wird 
es nur gar zu häufig vorkommen, dass ein gut eingestelltes und in 
seiner Lage schon längere Zeit constant verbliebenes Object dennoch 
durch eine plötzlich eintretende Erschütterung des Bodens, zu wel- 
cher schon das Vorüberfahren eines Lastwagens, das Werfen einer 
Thür im selben Hause, genügende Veranlassung bietet, sich noch 
nachträglich verschiebt und somit eine Aufnahme verdirbt, oder in 
anderer Stellung erscheint, als es beabsichtigt war. — . 

Nächst der festen Stellung des Mikroskopes kommt natürlich 
die definirende Kraft der Linsensysteme und ihre Güte überhaupt in 
Betracht. Mit Objectiven, die geringes Definitionsvermögen zeigen 
und die bei dem gewöhnlichen Gebrauch nur unscharfe, verschwom- 
mene Bilder geben, ist selbstredend beim Fixiren mit der sensibilisirten 
Platte kein scharfes und genügendes Bild zu erwarten. — Deshalb 
kommt es hier auch ganz besonders auf gutes Halten der Linsen 
und Behüten derselben vor den kleinsten Beschädigungen und Ver- 
unreinigungen an. 

Während der geübte Mikroskopiker durch die Gewohnheit des 
Beobachtens bald dahin kommt, nur dasjenige im Gesichtsfelde zu 



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76 Zweiter Abschnitt. 

sehen, was ihn gerade interessirt, das aber, was unwesentlich und 
fehlerhaft ist, zu übersehen, giebt die Photographie alles Vor- 
handene ausnahmslos, gleichviel, ob es gut oder fehlerhaft ist, 
wieder. Es wird auf dem Bilde jeder Fehler der Linse, jedes auf 
derselben liegende Stäubchen erbarmungslos fixirt und stört oft den 
Gesammteffect des Bildes erheblich. 

Ebenso wie diese kleinen Fehler und Unregelmässigkeiten sich 
auf den Mikrophotogrammen oft in recht unliebsamer Weise breit 
und bemerklich machen, wird auf denselben ein anderer üebelstand 
sichtbar, der sich dem Beobachter für gewöhnlich entzieht, weil er 
sich an denselben gewöhnt (accomodirt) und ihn deshalb schliess- 
lich nicht mehr fühlt. 

Es ist dies der üebelstand, dass das von dem Linsen system ent- 
worfene Bild nicht in einer Ebene liegt, sondern eine mehr oder 
minder starke "Wölbung zeigt. Dadurch ist es nur möglich, stets 
einen Theil des Gesichtsfeldes scharf einzustellen; ist die Mitte 
scharf, so wird das Bild nach den Rändern hin unscharf werden 
und umgekehrt. 

Beim Mikroskopiren nun tritt dieser üebelstand deshalb sehr 
erheblich zurück, weil einmal das menschliche Auge das Vermögen 
besitzt, sich für verschiedene Entfernungen zu accomodiren 
und weil zweitens der Beobachter, fast unbewusst, beim Mikrosko- 
piren diesem Accomodationsvermögen durch Hin- und Herdrehen der 
das Objectiv auf- und abwärts bewegenden Mikrometerschraube 
nachhilft. 

Die lichtempfindliche Platte zeichnet aber alles ohne jede Sub- 
jectivität und wird also auch die durch die Bildwölbung bedingten 
unscharfen wiedergeben. 

Aus diesem Grunde hat man für mikrophotographische Aufnah- 
men von Bildwölbung möglichst freie Objective auszuwählen. — 

1. Correctionsobjective. 

Bei Objectiven für kleinere Vergrösserungen wird man kaum 
eine Differenz in der Schärfe der Einstellung zwischen Mittelpunkt 
und Randpartien bemerken können, dieselbe tritt erst bei stärke- 
ren und sehr starken Objectiven ein. Sie wird noch durch die Dicke 
der zum Bedecken der Präparate angewandten Deckgläser in wesent- 
licher Weise verstärkt. 



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III. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 77 

Die ein planparalleles Glas in schräger Richtung passirenden 
Lichtstrahlen werden nämlich durch die zweimalige, beim Eintritt 
und beim Austritt erfolgende Brechung von ihrem ursprünglichen 
Wege abgelenkt und zwar verschiede^], je nach der Dicke des be- 
treffenden Glases. Hat man nun ein Objectiv, welches bei einer 
ganz bestimmten Deckglasstärke durch die Stellung der Linsen 
des Systemes zu einander ein bis zum Rande hin scharfes Bild er- 
zeugt, so kann der Fall eintreten, dass bei Benutzung eines dickeren 
oder dünneren Deckglases, das Bild vollkommen unscharf in seinen 
verschiedenen Theilen erscheint. 

Die Stellung der Linsen des Systemes zu einander, welche im 
besten Falle der durch das Deckglas bedingten Ablenkung der Strah- 
len entsprach, giebt eben bei veränderter Stärke des Deckglases und 
damit Hand in Hand gehender Veränderung des "Weges der Licht- 
strahlen kein in allen Punkten scharfes Bild mehr. — 

In gleicher Weise wie durch die Dicke des Deckglases, wird 
die Schärfe des Bildes in allen seinen Theilen noch durch die Ent- 
fernung, in welcher das Bild entworfen werden soll, bedingt. Die- 
selbe ist abhängig von der Tubuslänge des Mikroskopes bezw. von 
der Entfernung der matten Glasscheibe vom Objective bei mikro- 
photograpbischen Apparaten. 

Auch in diesem Sinne muss deshalb durch Veränderung des 
Abstandes der einzelnen Linsen des Systems unter einander Abhülfe 
geschaflfen werden. — 

Man hat nun, um dies zu ermöglichen, Objective construirt, die 
eine Veränderung des Abstandes der Linsen unter einander gestatten. 
— Man nennt solche, mit in ihrer Stellung zu einander beweglichen, 
Linsen versehenen Linsensysteme „Correctionsobjective". 

Während man früher die äussere, dem Objecte zugekehrte Lin- 
sencombination beweglich machte und die innere Linsencombination 
fest stand, ist man jetzt auf eine umgekehrte Anordnung übergegangen. 

Die Correctionsobjective neuerer Construction haben eine fest- 
stehende Frontlinse und ein auf und nieder bewegliches System der 
oberen, inneren Linsen. 

Hierdurch wird ein doppelter Vortheil erzielt: einmal wird die 
allgemeine Einstellung des Bildes durch den Gebrauch der Correc- 
tion nicht verändert^) und zweitens braucht man nicht zu fürchten. 



*) Bei Gebrauch der mit Correctionsfassung versehenen Objective, in 

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78 



Zweiter Abschnitt. 



dass das Präparat durch Herabsenken der Frontlinse zerdrückt oder 
gar die Linse selbst beschädigt werde. 

Die Construction einer solchen Correctionsfassung ist kurz fol- 
gende: Der das Objectiv mit dem Tubus verbindende Theil (Ä) trägt 

in fester, unveränderlicher Verbin- 
dung an seinem unteren Ende den 
aufgeschraubten , die Frontlinsen 
enthaltenden Ansatz (B), Ueber 
diesem Ansatz (B) befindet sich ein, 
den ersten Theil (J.) ringförmig 
umfassender, auf demselben dreh- 
barer Mantel (E), der in seiner 
Drehungsebene durch einen schlit- 
tenförmigen Ansatz fixirt wird. 
Dieser Mantel trägt in seinem un- 
teren, inneren Theile ein Schrau- 
bengewinde, in welches ein glei- 
ches Gewinde (Z>) des das innere 
bewegliche Linsensystem tragenden 
Cylinders (C) eingreift. Dieser 
Cylinder wird durch eine geeignete 
Führung gegen drehende Bewegung 
gesichert und durch eine Feder (2^) 
herabgedrückt. 

"Wird jetzt der ringförmige 
Mantel {E) gedreht, so wird wäh- 




Vig. 24. 



rend der ganze übrige Apparat unverändert stehen bleibt, nur der 
innere Cylinder (C) durch die Schraube (/)) auf- oder abwärts be- 
wegt werden und es wird somit die relative Lage der das System 
bildenden Linsen verändert. 

Man kann also bei dickeren Deckgläsern die Linsencombina- 
tionen des Systemes mehr einander nähern, bei dünneren Deckgläsern 
von einander entfernen und so möglichst scharfe Bilder erzeugen. 



denen die untere Linsencombination beweglich ist, konnte dieselbe leicht 
auf das Präparat drücken und dabei dieses, sowie sich selbst beschädigen. 
Ausserdem musste der jedesmaligen Veränderung der Entfernungen der 
Linse vom Object, durch Nachdrehen der Mikrometerschraube entsprechend 
Rechnung getragen werden. 



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in. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 79 

Damit man nun aber bei Deckgläsern von bestimmter, sich 
gleichbleibender Stärke nicht immer wieder von neuem die ent> 
sprechende Correction zu suchen braucht, sowie dieselbe stets für 
eine bestimmte Tubuslänge oder Distanz der matten Scheibe ein 
für allemal feststellen kann, trägt der drehbare Correctionsring (E) 
eine mit Ziffern versehene Theilung, der ein am festen Theile (A) 
befindlicher Index entspricht und somit genaue Fixirung der jewei- 
ligen Correction durch Ablesen gestattet. — 

Für die regelmässigen Bedürfnisse der Mikroskopie ist man in 
letzter Zeit wieder, besonders bei der Benutzung von homogenen Im- 
mersionsobjectiven, auf die feste Fassung zurückgegangen und stellt 
dieselben auf die constante mittlere Correction ein. 

Man will dadurch die Möglichkeit vermeiden, dass beim Auf- 
suchen der besten Correction für das gerade vorliegende Object, 
der Correctionsfehler selbst grösser werde, als er bei einer sorg- 
fältig durchgeführten mittleren, festen Correction durch das Variiren 
der Deckglasdicke oder einer kleinen Abweichung von der normalen 
Tubuslänge überhaupt werben kann. 

Dass durch solche Correctionsfehler allerdings der Werth der 
Correction ssjsteme bei Apparaten mit nur ganz wenig variirender 
Tubuslänge ein illusorischer werden kann und man vielfach Besseres 
durch Benutzung fester, für mittlere constante Correction berech- 
neter Fassungen, erreicht, ist klar. — Bei Objectiven jedoch, die 
für mikrophotographlsche Apparate mit variablem Bildabstand die- 
nen sollen, ist eine Correctionsfassung mit beweglichen Systemen 
stets sehr erwünscht. — 



2. Die Immersionssysteme. 

Bei den stärkeren Objectiven wird, um einen Verlust an Licht 
beim Durchgang der Strahlen durch sehr verschieden brechende 
Medien zu vermeiden, oder denselben wenigstens zu vermindern, 
stets eine den Raum zwischen Deckglas und Objectiv ausfüllende 
Flüssigkeit (Immersionsflüssigkeit) angewandt. 

Je näher der Brechungsindex dieser Flüssigkeit demjenigen des 
Glases rückt, desto weniger Licht wird verloren gehen und eine 
desto feinere, definirtere Zeichnung aller Details des Präparates wird 
das Objectiv zu liefern im Stande sein. 

Man hat deshalb gerade in neuester Zeit, das früher zur Im- 



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80 




Fig. 25. 



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ni. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 31 

mersion allgemein angewendete Wasser verlassen und an seine Stelle 
starker lichtbrechende Oele gesetzt. 

Auf diese Weise sind die Objective für homogene Immersion 
entstanden, zu deren Construction zuerst J. W. Stephenson in London 
die Anregung gab, und die jetzt in ganz vorzuglicher Qualität ge- 
fertigt werden. Das zur Immersion benutzte Cedernholzol (von 
Juniperus virginiana) zeigt z. B. in dem von Carl Zeiss in Jena ge- 
lieferten, eingedickten Zustande einen fast gleichen Brechungsindex 
wie die Deckgläser und liefert deshalb besonders klare und licht- 
starke Bilder. — 

Dasselbe wird nach dem Gebrauch von den Objectiven mitt^s 
Chloroform oder Xylol entfernt, während man bei Wasserimmer- 
sionen das destillirte Wasser antrocknen lässt. 



3. Stative und der mechanische Theil. 

Die Mikroskope selbst zerfallen in ihrer Bedeutung für die Be- 
nutzung zur Mikrophotographie in zwei Hauptgruppen, nämlich die- 
jenigen Mikroskope mit festem, einfachen Untergestell und diejenigen 
mit complicirtem und umlegbarem Untergestell. 

Beide Construction sarten sind für die Zwecke der photogra- 
phisehen Aufnahmen benutzbar und sollen deshalb in ihren Grund- 
zügen besprochen werden. 

Als Prototyp für die einfacher construirten Mikroskope mit 
feststehendem Obertheil mag das in nebenstehender Abbildung wie- 
dergegebene dienen. 

Dasselbe besteht aus dem ineinander schiebbaren Tubus, der 
selbst mit starker Reibung in den Träger zur groben Einstellung 
verschiebbar ist. Die feinere Einstellung geschieht mittelst einer 
feinen Mikrometerschraube, die auf der säulenf5rmigen Führung den 
Tubusträger mit Tubus auf- und abbewegt, während der Objecttisch 
fest und unbeweglich stehen bleibt. 

Alle die Mikroskope älterer und einfacherer Construction, welche 
das Einstellen des Objects durch Bewegung des Tisches herbei- 
führen, sind für unsere Zwecke nicht gut verwendbar; sie verändern 
eben bei der Einstellung die Lage des Objecttisches und damit des 
Objectes zu den Beleuchtungsapparaten und führen so leicht Unzu- 
träglichkeiten herbei, die schon bei einigermaassen stärkeren Ver- 
grösserungen sehr störend sind. 

Jeserich, Mikrophotograpbie. 6 



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82 Zweiter Abschnitt. 

Der Beleuchtungsapparat ist bei kleineren Instrumenten, wie 
dies auch in vorstehendem der Fall ist, durch einen Schlitten in 
den unteren Theil des Objecttisches 'einschiebbar und lässt nach Her- 
unterziehen der Blenden und Herausziehen des Schlittens die Blen- 
den leicht wechseln. In den cjlinderförmigen Einsatz des Schlittens 
lassen sich selbstverständlich auch die Condensoren kleinerer Art, ' 
die oben (S. 64) näher und eingehend beschrieben sind, einfuhren 
und kommen dann die Blenden auf den unteren Theil des Conden- 
sors zu liegen. Der Spiegel ist nach allen Seiten beweglich und 
kann, wenn nöthig, seitlich aus der optischen Axe des Instruments 
ausgerückt werden. 

Bei vielen Instrumenten dieser Art ist die ünbeweglichkeit des 
Obertheiles insofern nicht festgehalten, als eine Drehung um die 
optische Axe des Instrumentes möglich ist. Für das Arbeiten mit 
Polarisationsapparaten und bei mineralogischen Arbeiten ist eine der- 
artige Einrichtung von grösstem Yortheil. 

Ebenso gestattet sie bei schiefer Beleuchtung, ohne an letzte- 
rer selbst irgend welche Aenderung vorzunehmen, doch das Object, 
je nach der Drehung des Obertheiles, von jeder beliebigen Seite 
her schief zu beleuchten, ein für photographische Aufnahmen nicht 
unwesentlicher Vortheil. — 

Noch bei Weitem grössere Vortheile für die Mikrophotographie 
bietet die Construction der Mikroskope auf umlegbarem Obertheil. 

Wie wir später näher sehen werden, gestattet sie eine leichte 
und bequeme Benutzung des Mikroskops zu horizontalen, sowie zu 
verticalen Apparaten. Ein wesentlicher Vorzug besteht ferner darin, 
dass bei dem Umlegen des Tisches und Tubus auch die Beleuch- 
tungsapparate genau der Bewegung folgen und somit stets genau 
centrirt bleiben. Der Raum vor dem Beleuchtungsapparat wird bei 
Schräg- bezw. Horizontalstellung des Mikroskopes vergrossert und 
gestattet directe Anfügung weiterer Hülfsapparate und Systeme. 

Die Construction eines solchen umlegbaren Mikroskopes, das 
alle für die Einfügung des Abbe^schen Beleuchtungsapparates, sowie 
für kleinere Beleuchtungd-Hülfsapparate nothigen Vorkehrungen in 
sich schliesst, und einen vollständig um die optische Axe drehbaren 
Obertheil (Tisch und Tubus) besitzt, ist die nebenstehende*). — 

Die grobe Einstellung des Objectiyes geschieht durch Drehung 



*) Von Carl Zeiss-Jena. 

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ni. Die zur Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. 33 

des in die Zahnstange eingreifenden Triebes; die feinere, endgiltige 
Einstellung geschieht mittelst der Mikrometerschraube, deren äusser- 
ster Rand eine radiale Theilung zeigt, so dass mittelst des am Stativ 
befestigten, pfeilformigen Index eine genaue Ablesung über den 
Grad der Drehung des Mikrometers möglich ist. — 

Tisch und Tubus zugleich sind um die optische Axe (die Mit- 
telaxe des Tubus) drehbar. Der Auszug des Tubus ist iu Millimeter 
getheilt, um die Länge dessel- 
ben durch Ablesen stets con- k ^ ^ ^ 
statiren zu können. 

Unter dem Tische befindet 
sich, auf einer Coulisse ver- '1 ^ 
schiebbar, und sich den Bewe- ^ 

gungen des Obertheiles an- — -= — *" 

schliessend, der Abbe/sche Be- ^jM^B^^^^^^^^ B 

leuchtungsapparat, von dessen 
genauerer Beschreibung wir hier 
absehen können, da sie bereits /,i 
oben (S. 66) erfolgt ist. tiT 

An Stelle des Abbe kann 
für gewöhnliche Zwecke ein ein- 
facher Beleuchtungsspiegel ge- "^1^^^ k 
setzt werden und es wird dann 
der bei Einschaltung des Abbe 

seitlich zurückgeschlagene so- ^^ 

genannte „Substage^ - Apparat 
unter das Objectiv geklappt. 

Derselbe besteht in einem p. ^ 

an drehbarem Arm befindlichen 

Conus, der durch Trieb und Zahnstange auf- und abwärts bewegt 
werden kann und Diaphragmen oder andere Einsatzstücke aufnehmen 
soll. Seine genaue Centrirung geschieht dadurch, dass er in einem 
Aussenringe durch drei radiale Stifte festgehalten wird, die unter 
einander mit ihren Längsaxen in einem Winkel von je 120^ geneigt 
sind. Zwei der Stifte sind mit Schraubengewinden versehen und 
gestatten so eine geringe Verschiebung des inneren die Substage 
tragenden Ringes nach allen Seiten, durch Anziehen oder Nachlassen 
der Schrauben, während der dritte Stift durch eine Feder nach 
innen gedrückt wird. — 

6* 

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84 Zweiter Abschnitt. 

Dieser ganze bewegliche Obertheil des Mikroskopes ruht auf einem 
äusserst solide und fest gebauten schweren Untergestell mit hufeisen- 
förmigem Fasse und ist um eine horizontale an demselben ange- 
brachte Axe drehbar, d. h. bis zur Horizontalstellung umzulegen. — 

Zum Schlüsse sei hier noch eines sehr wesentlichen mechanischen 
Theiles der Mikroskope gedacht, der sich in letzter Zeit wegen seiner 
grossen Vorzüge wohl überall Eingang verschafft hat und für die 
Mikrophotographie ebenfalls werthvoll ist. 

Wir meinen die Revolvereinrichtung zum schnellen und leichten 
Auswechsein der Objective. Dieselbe besteht in einer excentrisch 
vor den Tubus angeschraubten, um ihr Centrum mit Reibung dreh- 
baren, kreisrunden Scheibe. 




Fig. 28. 

Diese Scheibe trägt an ihrer unteren Seite cylindrische Ansätze 
zum Anschrauben der Objective in derartiger Entfernung vom Dreh- 
punkt, dass dieselben, unter den Tubus gedreht, genau in die optische 
Axe des Mikroskopes zu stehen kommen. In dieser Stellung wer- 
den sie jedesmal durch eine einspringende Arretirungsfeder festge- 
halten. Die nicht unter dem Tubus (ausser Gebrauch) befindlichen 
Objective sind durch eine die erste Scheibe überdeckende zweite 
Scheibe vor dem Verstauben geschützt. 

Die Länge der cylindrischen Ansätze ist derartig gewählt, dass 
die betreffenden Objective annähernd an die für Hervorbringung 
scharfer Bilder nöthige Stellung kommen und es nur einer geringen 
Nachhülfe mittelst der Mikrometerschraube bedarf, um genau ein- 
zustellen. 

Durch diesen leichten Wechsel der Objective ist es möglich, 
die gerade gewünschten Theile eines grösseren Objectes erst mit 
schwächerer Vergrösserung aufzusuchen und dann, nach Einschaltung 



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m. Die ZOT Mikrophotographie geeigneten Mikroskope. g5 

des betreffenden stärkeren Objectives, für dieses endgiltig und genau 
einzustellen. Man wird auf diese Weise viel Zeit, die man oft für 
Aufsuchung der zur Beobachtung bestimmten Theile verschwenden 
muss, sparen. 

Für den Fall, dass man nicht im Besitze eines Revolverappa- 
rates ist, kann man sich in bequemer und recht genügender Weise 
dadurch helfen, dass man den zur Aufnahme bestimmten Theil des 
Objectes mit einem kleinen, auf dem Deckglase mit Tinte gezogenen 
Kreise umgiebt; man hat dann nur den sehr kleinen, durch die üm- 
■ Ziehungslinie begrenzten Raum zu durchmustern. — — 



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Dritter Abschnitt. 



I. Die mikrophotographisehen Apparate. 

Die zum Aufnehmen der mikroskopischen Bilder vermittelst der 
Photographie benutzten Apparate bestehen, ihrer Bestimmung ent- 
sprechend, im Wesentlichen aus zwei Tbeilen, dem mikroskopischen 
und dem photographischen Apparat, an die sich noch für stärkere 
Yergrosserung die Anfügung eines geeigneten Beleuchtungsapparats 
als dritter wesentlicher Theil anschliesst. — 

Die mikrophotographischen Apparate zerfallen im Wesentlichen 
in solche mit verticaler, solche mit horizontaler constanter Lage und 
drittens diejenigen, welche sich, je nach Bedarf, in horizontale und 
yerticale, sowie jede schiefe Stellung bringen lassen. 

Zu den ersten gehören die kleinen Apparate für Anfertigung 
kleiner, später zu vergrossemder Bilder, während zu der zweiten 
Art diejenigen Apparate gehören, welche mit sehr grossem Abstände 
der Bildfläche vom Objecte arbeiten, und deshalb mit Umgehung 
der Camera ein dunkles Zimmer statt derselben benutzen. — 

Hauptsache für alle Apparate ist stets eine solide und unbeweg- 
lich feststehende Construction. 

Die horizontalen Apparate haben den Vorzug, dass sie bei 
Anwendung künstlicher Lichtquellen die Benutzung von Spiegeln 
und Reflectoren vermeiden, die, wie wir oben eingehend besprochen 
haben, stets, selbst bei bester Construction und Qualität, eine recht 
erhebliche Einbusse an Licht mit sich bringen. Zudem kommt 
noch der Yortheil der leichteren und handlicheren Bedienung eines 
in horizontaler Lage aufgestellten Beleuchtungsapparates und die 
Möglichkeit der Anwendung derjenigen künstlichen Lichtquellen 
ohne Spiegeleinschaltung, die nur in verticaler Stellung brennen, 
wie z. B. Gas- und Gasglühlicht, Petroleum- und Oellicht, die meisten 
elektrischen Bogenlampen etc. — 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 87 

Die yerticalen Apparate haben den Vorzug dass sie, da ihr 
Objecttisch horizontal steht, für Aufnahmen von leicht beweglichen, 
flüssigen, unverkitteten Objecten,. deren Aufnahme bei den horizon- 
talen Apparaten nicht möglich ist, dienen können, während sie 
ferner ebenfalls die Anwendung von Spiegeln bei Benutzung geeig- 
neter Lichtquellen umgehen lassen. 

Für Anwendung in letzterem Sinne eignet sich besonders das 
Ealklicht und das elektrische ^lühlicht. Dass der Vorzug der An- 
wendbarkeit für flüssige Objecto nicht zu unterschätzen ist, leuchtet 
ein, wenn man bedenkt, dass gerade den bei dem Mikroskopiren 
gemachten, wegen ihrer Wichtigkeit zu flxirenden Beobachtungen 
fast immer Augenblickspräparate zu Grunde liegen und es oft zu 
langwierig und in vielen Fällen sogar unmöglich ist, erst Dauer- 
präparate herzustellen. Hierzu kommt noch der umstand, dass 
viele und vvichtige Präparate die betreffende, durch die Photographie 
festzustellende Form nur kurze Zeit behalten und, gerade wegen 
ihrer schnellen Veränderlichkeit, sei dieselbe nun durch Wachsthum 
oder Zersetzung bedingt, sofort und ohne weitere Präparation 
photographirt werden müssen. — 

In der nun folgenden Beschreibung der gebräuchlichsten mikro- 
photographischen Apparate können selbstverständlich nur einzelne 
Repräsentanten der Hauptgruppen, soweit sie wesentliche construc- 
tive Eigenthümlichkeiten zeigen, oder historische Bedeutung haben, 
angeführt werden. Alle die besonders in neuester Zeit construirten 
Apparate hier wiederzugeben, würde für den zu Gebote stehenden 
Raum und den Umfang dieses Werkchens viel zu weitgehend sein, 
wäre auch wohl wegen der Vielseitigkeit und Fülle des Materials in 
erschöpfender Weise kaum möglich. 

Als einfachste Einrichtung kann die von H. Vogel vorgeschlagene 
Verbindung einer gewöhnlichen photographischen Camera mit Land- 
schaf tsobjectiv und eines Mikroskopes gelten. Das von dem Mikro- 
skop entworfene Bild wird durch das Objectiv der Camera auf 
der matten Scheibe wiedergegeben. Ocular des Mikroskops, bezie- 
hentlich der Tubus und das Objectiv der Camera werden durch 
einen lichtdicht schliessenden , ärmelförmigen Tuchansatz von ent- 
sprechender Länge verbunden. Der feste lichtdichte Schluss des 
Aermels an die beiden Tuben wird durch einen spannenden Gummi- 
ring oder eine fest angezogene Schnur besorgt. An Stelle des Aer- 
mels kann natürlich auch eine kleine pyramidenförmige Balgcamera 



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88 Dritter Abschnitt. 

treten, wie sie weiter unten beschrieben ist und bei vielen der gros- 
seren mikrophotographischen Apparate sich findet. — 

Wie oben bei der Beleuchtung erwähnt, entwirft jede Linse, 
beziehungsweise jedes Linsensjstem, von einem in doppelter Brenn- 
weite vor demselben befindlichen Gegenstand, ein in gleicher Ent- 
fernung hinter der Linse liegendes Bild dea Gegenstandes in seiner 
natürlichen Grosse. 

Rückt die Linse dem Objecte näher, so wird das von ihr ent- 
worfene Bild zurückrücken, aber entsprechend vergrössert werden ; die 
entsprechend weiter von der Linse abgerückte matte Scheibe wird 
demnach ein scharfes vergrössertes Bild zeigen. Nach welchen 
Verhältnissen die Yergrösserung mit den Abständen des Objectes 
und der Bildfiäche von der Linse sich ändert, ergiebt die auf S. 57 
ausführlich gegebene Berechnung. Man wird durch Regulirung 
des Abstandes des Cameraobjectives zum Mikroskopoculäre je nach 
Wunsch ein grösseres oder ebenso grosses Bild wie das Mikroskop 
an und für sich liefert, erzeugen können. Die Grenzen sind durch 
Länge des Kammerauszuges gesteckt. Einen Yortheil bietet diese 
Anordnung noch dadurch, dass die unten näher zu erörternde Fo- 
cusdifferenz, wenn eine solche bei dem Cameraobjectiv nicht 
vorhanden ist, überhaupt wegfallt, da das Bild durch das Camera- 
objectiv gezeichnet wird. — 

Ferner wird man auf die angegebene Weise sehr starke directe 
Vergrösserungen erzielen können, was unter Umständen von Werth 
sein kann. 

Ein Nachtheil der Anordnung liegt in der Einschaltung sehr 
vieler Linsen in den Weg der Lichtstrahlen und die dadurch be- 
dingte erhebliche Schwächung des Lichtes, sowie in der immerhin 
schwierigen Feststellung und Centrirung des Apparates. 

Zudem wird nicht jeder Mikroskopiker in Besitz eines gut ar- 
beitenden Landschaftsobjectivs sein, und nur ein solches ist zu ver- 
wenden, wenn nicht die vom Mikroskop in bester Weise gezeich- 
neten Bilder durch Ersteres verschlechtert werden sollen. 

Man hat deshalb die Apparate derartig eingerichtet , dass man 
mit den den Mikroskopen sowieso zugehörigen Ocularen und Ob- 
jectiven, auch ohne Anschaffung neuer kostspieliger Systeme, gute 
Bilder erzeugen kann. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 89 

1. Die kleineren Apparate. 

Die zunächst liegende und einfachste Einrichtung zu Erreichung 
dieses Zweckes war die, an Stelle des Oculares, das uns das vom 
Objectiv entworfene virtuelle Bild in mehr oder weniger stark ver- 
grössertem Maassstabe zeigt, direct die lichtempündliche Platte zu 
setzen. Dieses Princip fuhren die Apparate für kleinere Bilder durch, 
denen sich auch die ältesten Apparate, welche für Mikrophotographie 
benutzt wurden, in dem Wesen ihrer Anordnung vergleichen lassen. 

Alle diese Apparate haben keine ausziehbare Kammer und er- 
zeugen wegen der verhältnissmässig kurzen Distanz der Bildfläche 
von den Objectiven nur kleinere Bilder. Sie tragen die Cassette 
mit der lichtempfindlichen Platte oder die kleine Camera grösstentheils 
selbst durch den Tubus des Mikroskopes. 

Als Beispiel für derartige Apparate mag hier der von "Benecke 
angegebene, in Fig. 21 abgebildete Apparat dienen. — 

Auf den Tubus des Mikroskopes wird, an Stelle des Oculares, 
ein genau gleicher, gut schliessender Tubus aufgesetzt, der an seiner 
oberen Seite eine die lichtempfindliche Platte enthaltende Cassette 
(^A) trägt. Der Beleuchtungsapparat ist nach der auf S. 60 und fol- 
genden beschriebenen Weise angeordnet. Zur absoluten Feststellung 
des die Camera tragenden Tubus wird derselbe durch eine ringför- 
mige Zwinge fest angezogen und so gegen jedes Gleiten geschützt. 
— Die Einstellung geschieht in diesem Falle nicht, wie wir dies 
später sehen werden, vermittelst der matten Glasscheibe, sondern 
durch das dem Mikroskop zugehörige Ocular selbst. 

Um nun die Stellung des Oculares in seinem Verhältniss zur 
in der Cassette befindlichen lichtempfindlichen Platte derart zu re- 
geln, dass, wenn man mit Hülfe des Oculars ein Bild scharf einge- 
stellt hat, dasselbe auch auf der lichtempfindlichen Platte in gleicher 
Schärfe erscheine, verföhrt man wie folgt: 

Nach Entfernung des Oculares setzt man an seine Stelle die 
Cassette und schiebt sie in den Tubus, so tief wie möglich ein, das 
heisst, bringt sie in diejenige Stellung, welche sie bei erfolgender 
Aufnahme eines Objectes stets haben muss. 

An Stelle der lichtempfindlichen Platte hat man eine gleich 
grosse Glasscheibe gelegt, die an ihrer, dem Mikroskop zugekehrten 
unteren Seite ein mittelst eines Diamanten eingerissenes feines Kreuz 
trägt. 



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90 Dritter Abschnitt. 

Auf die obere Seite dieser Glasscheibe setzt man jetzt eine 
starke mit Füssen versehene Lupe und stellt dieselbe scharf auf das 
eingeritzte Kreuz der unteren Glasseite ein. Alsdann legt man ein 
möglichst detailreiches und fein organisirtes Object (Pleurosigma 
angulatum oder dergleichen) unter das Objectiv, und regulirt, durch 
die Lupe sehend, die Mikrometerschraube derartig, dass man ein 
scharfes Bild des Objects in allen seinen Details erhält. — Man 
sieht dann sowohl das eingeritzte Kreuz wie das Bild des Objectes 
durch die Lupe gleich scharf. — Ist dies geschehen, so entfernt 
man, ohne an der Mikrometerschraube oder der Einstellung das 
Geringste zu ändern, die Cassette mit ihrem Ansatz und setzt 
an ihre Stelle das Ocular des Mikroskopes. 

Nun schiebt man — während die Einstellung des Mikroskopes 
immer unverändert bleibt — soweit den Tubus ein, bis man gleich- 
falls ein scharfes Bild des Objectes erhält und liest die betreffende 
Stellung an der auf den Tubus angebrachten Millimeter-Eintheilung 
(siehe S. 83) ab und notirt sie. 

Sollte der Tubus keine Theilung zeigen, so kann man die je- 
weilig erforderliche Stellung durch einen Merkstrich markiren. Man 
hat nach dieser Feststellung bei den nun folgenden Aufnahmen 
dann nur nöthig, nach Einfügung des Oculars und Einschieben des 
Tubus auf die entsprechende (notirte) Länge, das Bild scharf ein- 
zustellen und alsdann an Stelle des Oculars ohne weitere Aenderung 
die Cassette mit der lichtempfindlichen Platte zu bringen. 

Die bei diesen Apparaten benutzte Cassette kann für ein oder 
mehrere Bilder eingerichtet sein. Bei Einrichtung für mehrere 
Bilder gleitet die eigentliche Cassette schlittenförmig in einer zur 
Seelenaxe des Tubus genau senkrecht stehenden Führung und ge- 
stattet nach einander drei oder mehrere Theile der Platte in den 
vom Objectiv entworfenen Lichtkreis zu bringen und auf diese Weise, 
je nach der Grösse der Platte auf derselben mehrere Aufnahmen 
neben einander zu machen. In der jedesmal geeigneten Stellung 
wird die Cassette durch eine kleine Einspringfeder festgehalten. 

Dass für jede Aufnahme natürlich in der Cassette auf der Bild- 
seite ein besonderer kleiner Schieber zum Oeffnen und Schliessen 
vorhanden sein muss, versteht sich von selbst. Eine solche Cassette 
für sechs und eine solche für acht Bilder, wie sie Benecke con- 
struirt hat, zeigen die nebenstehenden Abbildungen. 

Die Construction der ersteren ergiebt sich nach dem Gesagten 



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I. Die mikrophotrgraphischen Apparate. 



91 



von selbst, während bei der zweiten wohl nur hinzuzufügen ist, dass 
der innere, die Platte tragende Theil AG 1—8 um seinen Mittel- 
punkt drehbar ist und durch die einspringende Feder (7^) in der 
jedesmaligen Stellung fixirt wird. — 

Bei der Benutzung dieser Cassetten für mehrere Aufnahmen, 
lässt Benecke dieselben noch 
durch einen besonderen, auf vier 
Säulchen ruhenden festen Träger 
halten, weil der Apparat sonst 
durch die hochliegende grossere Be- 
lastung und die wiederholt notbig 
werdende Veränderung der Stellung 
der Cassetten zu labil wäre. — 

Im Princip gleichartig mit 
dem eben beschriebenen Apparate Fig. 29, 

construirt sind die einfachen Apparate von Jos. von Gerlach, f Meier, 
Harting und Hauer. 





Dieselben bestehen sämmtlich in einer unmittelbar über dem 
Tubus des Mikroskopes angebrachten kastenförmigen Camera. 

Das Instrument von Gerlach ^), welches ein besonderes Interesse 
deshalb erregt, weil es eines der ältesten mikrophotographischen 



^) Siehe auch Gerlach: Die Photographie als Hülfsmittel mikrosko- 
pischer Forschung 1863. 



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92 



Dritter Abschnitt. 



iDstrumente war, hat die in nebenstehender Abbildung wiederge- 
gebene Form. Auf dem Tubus des Mikroskopes ist mittelst der durch 
eine Schraube anziehbaren Ringklemme (Z) und des Metallringes (i) 
ein weites hölzernes Rohr (g) befestigt, welches die kastenförmige 
Holzcamera (d) trägt, auf der die Visirscheibe , beziehentlich die 
Cassette (b) ruht. ^Der oben auf derselben befindliche Conus dient 
zur Abhaltung fremden Lichtes beim Einstellen des ^Bildes auf der 

matten Scheibe (die, beiläufig er- 
wähnt, bei dem ersten Gerlach'schen 
Apparat aus geöltem Papier be- 
stand) und trägt in seinem Inneren 
eine auf die matte Scheibe einge- 
stellte Lupe. — 

Als Beleuchtungs - Vorrichtung 
diente Gerlach eine das von einem 
Concavspiegel reflectirte Licht noch 
weiter concentrirende , plancon- 
vexe, im Cy lind er (p) befindliche 
Linse. — 

Die Ueb erlast ung des In- 
strumentes durch den schweren und 
voluminösen, einzig auf dem Tu- 
bus des Mikroskopes ruhenden Ap- 
parat liegt klar zu Tage und es 
ist ebenso ersichtlich, dass durch 
diese fortwährend nach unten drük- 
kende Belastung die Mikrometer- 
schraube in starke Mitleidenschaft 
gezogen werden musste. — v. Ger- 
lach hat denn auch bald sein In- 
strument durch ein besonderes, die 
Kammer tragendes Fussgestell we- 
sentlich verbessert und ihm da- 
durch die vorher fehlende, für 
pig 31 gute Aufnahmen aber unentbehr- 

liche Stabilität gegeben. — 
Mit dem so verbesserten v. Gerlach'schen Apparate stimmen in 
ihrer Anordnung diejenigen von Meier, Harting und Hauer im We- 
sentlichen überein, nur besteht im Harting'schen Instrumente die 




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I. Die mikrophotographischen Apparate. 93 

Camera aus einem grösseren Conus, der an seiner nach oben ge- 
kehrten Basis die Cassette trägt, während seine nach unten ge- 
kehrte, den Tubus des Mikroskopes umfassende Spitze von einem 
festen Holzgestell getragen wird. — Zur Beleuchtung benutzt Kar- 
ting das von einem Prisma mit gewölbten Flächen concentrirt auf 
den Spiegel des Mikroskopes geworfene Licht. — 

Die vorstehenden Apparate zeigen neben dem Vorzug der gros- 
sen Einfachheit einen sehr erheblichen Nachtheil darin, dass sie 
bei Anwendung eines und desselben Objectives ohne Ocular immer 
nur ein und dieselbe Vergrösserung gestatten und stärkere Ver- 
grösserung nur durch Mitbenutzung der Oculare möglich machen. 

Dass ihre Beleuchtungsapparate sehr einfach sind, kann bei 
schwachen Yergrösserungen nur als Vortheil gelten und lässt sich 
bei stärkeren Yergrösserungen, wo es sich als Mangel fühlbar 
machen würde, leicht dadurch abändern, dass man einen der oben 
näher beschriebenen Beleuchtungsapparate einfügt. — — 

Ein in dieser Richtung verbesserter, sonst aber noch an die 
vorstehenden Apparate in seiner Construction sich anschliessender 
Apparat ist der von Zeiss-Jena gefertigte kleine mikrophotographi- 
sche Apparat. 

Derselbe zeigt wegen seiner horizontalen Lage eine grössere* 
Stabilität gegen Erschütterungen und liefert, abgesehen davon, dass 
er die eben erwähnten Mängel betreffs der bei ein und demselben 
Objectiv nur durch Wechseln der Oculare variablen Vergrösserung 
zeigt, recht genügende Resultate. 

Er besteht in einer pyramidenförmigen auf einem festen Holzbrett 
ruhenden, in einem Schlitten beweglichen Camera, die eine Cassette 
beziehentlich Visirscheibe, vom Format 18 X 18 cm an ihrer Basis 
aufnehmen kann. Vor der Camera wird ein mit umlegbarem Ober- 
theil versehenes, die erforderlichen Beleuchtungsapparate besitzendes 
Mikroskop (wie das S. 82 beschriebene) durch drei Schrauben ein- 
gestellt und mit der Camera lichtdicht verbunden. — 

Die genaue Einstellung des Bildes geschieht mittelst der unten 
nähe^ beschriebenen Einstell-Lupe. 

2. Die grösseren mikrophotographischen Apparate. 

Der letzterwähnte kleine Zeiss'sche Apparat bildet den Ueber- 
gang zu den grösseren complicirteren Apparaten, die ihrerseits 



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94 Dritter Abschnitt. 

wieder in horizontale, verticale und solche mit nach Belieben 
variabler Axe zerfallen. Die sämmtlichen hier zu erwähnenden 
und zu beschreibenden Apparate unterscheiden sich von den vor- 
stehend beschriebenen dadurch, dass sie eine in ihrer Entfernung 
gegen die Objective des Mikroskopes veränderliche Bildfläche haben. 

Diese Verschiebbarkeit der matten Scheibe bezw. der Cassette 
wird durch Einfügung einer ausziehbaren ßalgcamera in den Appa- 
rat erreicht und hat man es durch diese beliebige Veränderung des 
Bildabstandes in der Hand, mit einem und demselben Objectiv 
ohne Zuhilfenahme von Ocularen verschiedene Vergrösserungen zu 
erhalten. Dieselbe wächst mit Entfernung der Scheibe vom Objecte 
und man kann, wenn das Laufbrett, auf dem die matte Scheibe hin 
und her geschoben wird, mit einer entsprechend genauen Einthei- 
lung versehen ist und man die äquivalente Brennweite des ange- 
wandten Objectives kennt, ohne Weiteres die Grösse der erzielten 
Vergrösserung durch Rechnung finden und zwar auf folgende Weise: 

Man stellt die Entfernung der Visirscheibe von dem Objecfcive 
fest und dividirt diese Zahl durch die in gleichen Maassen angege- 
bene äquivalente Brennweite: der Quotient giebt die lineare Ver- 
grösserung an. Haben wir z. B. ein Objectiv von 2,6 mm äquiva- 
lenter Brennweite und einen Abstand der matten Scheibe von 
1040 mm, so wird die mit diesem Objectiv bei der gegebenen Stel- 
lung erzielte Linearvergrosserung eine 400 fache sein. 

Wie die Stärke der Vergrösserung, wenn man die äquivalente 
Brennweite des Objectives nicht kennt, auf anderem Wege be- 
stimmt wird, so dass man aus ihr rückwärts genau die äquivalente 
Brennweite des Objectives feststellen kann, soll weiter unten ein- 
gehend erörtert werden. 

a) Horizontale Apparate. 

Hier wollen wir zunächst die Construction der grösseren hori- 
zontalen Apparate des Näheren betrachten und beginnen mit dem 
von Zeiss construirten, der in seiner Bauart als Schema für die 
Mehrzahl der horizontalen Apparate dienen kann. ^ 

Derselbe ist, wie fast alle ähnlichen Apparate, auf die Benutzung 
des Beobachtungsmikroskopes berechnet und erfordert ein solches 
Instrument, welches einen umlegbaren bertheil (siehe oben) besitzt. 

Dieses in horizontale Lage gebrachte Mikroskop ist auf einer 
starken Eisenplatte befestigt^ die durch drei starke Schrauben in 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 95 

ihrer Stellung justirbar ist und auf einem in der Längsaxe des 
ganzen Apparates verschiebbaren, durch Flügelschraube feststellbaren 
Schlitten steht. Dieser Schlitten ruht wie die Camera auf einer 
starken, vor dem Verziehen geschützten Holzplatte. 

Das Mikroskop wird mittelst der drei Schrauben und des 
Schlittens vor dem Gebrauch in eine solche Stellung gebracht, dass 
seine optische Axe zu der Ebene der matten Scheibe senkrecht steht 
und dieselbe in ihrer Mitte trifft; alsdann wird es lichtdicht mit 
der Camera verbunden. — 

Die Camera selbst hat einen Balgauszug und bewegt sich auf 
einer sogenannten Scheere. Die Möglichkeit der scharfen Einstel- 
lung des Bildes durch Drehen der Mikrometerschraube von der hin- 
teren Seite des Apparates her, wird durch den Hooke^schen Schlüssel 
oder einen anderen, der weiter unten zu beschreibenden, zu diesem 
Zwecke dienenden Apparate bewerkstelligt. 

Auf den vorderen Theil des Grundbrettes lässt sich, wenn die 
am Mikroskop befindlichen Beleuchtungsapparate nicht ausreichen 
oder nicht benutzt werden sollen, mit Leichtigkeit ein die Beleuch- 
tungsapparate und übrigen Stücke tragender längerer Schlitten, wie 
er auf S. 61 eingehend geschildert wurde, anfügen und mit den übri- 
gen Apparaten centriren. 

Die ^robe Einstellung geschieht hier, wie bei allen folgenden 
Apparaten, am besten auf der matten Scheibe, die feinere und end- 
giltige Einstellung mittels der bereits erwähnten Einstell-Lupe. — 

Mit der hier angegebenen Construction stimmen die anderen 
horizontalen Apparate, wie sie von Benecke, Maddox, Highley, Sei- 
bert, Rood und Anderen angegeben und construirt sind, im Wesent- 
lichen überein und variiren nur hin und wieder hinsichtlich der An- 
oifdnung des Beleuchtungsapparates, gemäss den (auf S. 54 und fol- 
genden) gegebenen Modificationen. — 

Aus diesem Grunde brauchen wir hier nur kurz noch eines 
Apparates für schwache Vergrösserungen zu erwähnen, der bei wage- 
rechter Lage der Camera ein senkrecht stehendes Mikroskop benutzt, 
und können dann auf die verticalen Apparate übergehen. 

Der eben erwähnte kleinere Apparat ist im Wesentlichen nach 
Art des Chevallier'schen Mikroskopes gebaut. Der verticale Tubus 
des einfach und wie gewöhnlich gebauten Mikroskopes trägt eine 
horizontale, seitliche Fortsetzung. Im Scheitelpunkt des von den 
beiden Tubenaxen gebildeten Winkels befindet sich ein mit seiner 



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Dritter Abschnitt. 



Hypothenuse das Licht reflectirendes Prisma und wirft die vom 
Objectiv in verticaler Richtung kommenden Strahlen in horizontaler 
Richtung durch den Tubusansatz weiter in die mit letzterem ver- 
bundene Balgcamera. — 

Die Einstellung des Objectes geschieht in diesem Falle mittels 
Bewegung des Objecttisches, was, da der Apparat nur für schwache 
Vergrösserungen angewendet wird, keine Nachtheile für die Beleuch- 
tung in sich schliesst. Durch die Reflexion geht natürlich viel Licht 

verloren, doch wird auch dieser Ver- 
lust, wegen der Schwäche der Ver- 
grösserungen nicht wesentlich ins Ge- 
wicht fallen. — 

Ganz ähnlich ist der Apparat, 
wie er von Benecke & Kupflfer für 
Photographiren von embryologischen 
Präparaten und dergleichen construirt 
wurde. 

Beide Apparate kehren durch die 
Anwendung der Spiegelung das vom 
Objectiv entworfene Bild um. — 

b) Verticale Apparate. 

Die einfachste Construction für 
Verticalstellung ist die von Stege- 
mann-Berlin gefertigte, nach An- 
gaben von Rob. £och verbesserte. 
Dieselbe besteht, wie beifolgende 
Figur ergiebt, aus einem festen, 
schweren Fuss, der eine hohle verticale Messingsäule trägt. Li letz- 
terer ist ein mit Zahnstange versehenes Prisma durch den in die 
Zahnstange eingreifenden Trieb auf und ab zu bewegen. Am oberen 
Ende dieses Prismas befindet sich die Camera, deren unterer, das 
Objectiv oder den Tubus des Mikroskopes tragender Theil, durch 
einen besonderen Trieb ebenfalls in verticaler Richtung verstellbar 
ist und so in jede Höhe eingestellt werden kann. Die Kammer- 
länge beträgt, wenn der den Obertheil mit dem üntertheil verbin- 
dende pyramidenförmige Balg ganz ausgezogen ist, ca. 1 Meter. — 
Dieser Apparat kann ebensowohl zur photographischen Auf- 




Fig. 33. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 97 

nähme von Culturplatten als auch zu mikrophotographischen Auf- 
nahmen benutzt werden. In ersterem Falle trägt er ein photogra- 
phisches Objectiv, im letzteren Falle ist er mit einem Mikroskope 
zu conjugiren. 

Zur Benutzung für letzteren Zweck hat er einige wesentliche 
Veränderungen und Verbesserungen erfahren. Zunächst ist die Form 
des Fusses wesentlich verstärkt und verbreitert, sodass zwischen den 
beiden Vorderträgern desselben bequem ein Mikroskop eingestellt 
werden kann. 

Die. runde, das Prisma tragende Säule ist in eine viereckige 
umgewandelt und mit einer Scala versehen worden, mittelst deren 
man stets genau die Distanz des Objectives von der matten Scheibe 
durch Ablesen bestimmen kann. 

An dem unteren, das Objectiv oder den Tubus tragenden Theile 
ist ausser der Stirnwand noch ein kleines Rähmchen lichtdicht in 
horizontaler Richtung verschiebbar. Dasselbe dient zur Aufnahme 
einer Cuvette, die je nach den Umständen mit den verschieden ge- 
färbten Flüssigkeiten gefüllt wird, und so Arbeiten mit monochro- 
matischem Lichte ermöglicht. — 

Zur Anwendung für stärkere Vergrösserungen wird der Apparat 
mit dem Mikroskope, das selbstredend keinen umlegbaren Obertheil 
zu haben braucht, lichtdicht verbunden, während das Mikroskop mit 
dem geeigneten Beleuchtungsapparate (siehe pag. 60 u. £f.) in hori- 
zontaler Stellung versehen, und das in geeigneter Form concentrirte 
Licht durch einen an Stelle des Mikroskopspiegels angebrachten 
Silberspiegel in die verticale optische Axe des Mikroskopes reflec- 
tirt wird. — 

Durch Umlegen des Apparates, wie es vom Verfertiger vorge- 
schlagen wird, kann man natürlich auch verticale Präparate aufneh- 
men, doch scheint diese Anordnung deshalb bei starken Vergrös- 
serungen weniger günstig, weil die Stabilität des umgelegten 
Apparates wegen der alle Verbindungen vermittelnden einen Säule 
wesentlich leidet. — 

Einen im Wesentlichen gleichen Apparat, wie den ursprüng- 
lichen Stegemann'schen baut die bekannte Firma Seibert -Wetzlar, 
nur ist bei ihm die untere Stirnfläche der Camera an dem Träger 
fest und unbeweglich angeschraubt und die Kammer selbst statt py- 
ramidal, prismatisch geformt. 

Jeserich, Mikrophotographie. 7 



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98 



Dritter Abschnitt. 



Nächst diesem einfachen und für viele Fälle vollkommen aus- 
reichenden verticalen Apparate kommen dann die weniger compen- 
diösen, complicirteren Instrumente in Betracht, wie sie auf der mit 
der letzten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte ver- 
bundenen Ausstellung zu sehen waren. Als Prototyp solcher Appa- 
rate kann der von Dr. H. Burstert schon viel früher construirte, in 
nebenstehender Skizze wiedergegebene Apparat dienen: 

Die Camera ist mit dem 
festen und stabilen Holz- 
gestell Z/ÄS in unveränder- 
licher Stellung verbunden; 
die durch Balgauszug mit 
der Camera verbundene 
Stirnwand W ist auf dem 
den Beleuchtungsapparat (/, 
c, ef) und das umgelegte Mi- 
kroskop tragenden Schlitten 
(J^ fest aufgeschraubt. Die- 
ser Schlitten (JS) ist in einem, 
im Rück stück {B) befind- 
lichen , langen Führungs- 
schlitz auf- und abschiebbar 
und gestattet so Mikroskop, 
Beleuchtungs - Apparat und 
Stirnwand der Camera, ge- 
gen die matte Scheibe in 
verschiedenste Distanz zu 
bringen, ohne die Stellung 
der einzelnen Stücke selbst 
gegeneinander irgendwie zu 
verändern. Der Beleuch- 
tungsapparat ist analog wie 
bei Benecke's grossem Apparat von einer starken, mit dem Schlitten 
fest verschraubten Eisenstange getragen, auf welcher die einzelnen 
Stücke in Führung hin- und herschiebbar sind und durch Stell- 
schrauben festgestellt werden können. 

Durch Verrücken der durch die Kette {K) fixirten Stütze (ß) 
ist der Apparat in jedwede schiefe Lage zu bringen. Der Abstand 
des Objectives von der matten Scheibe wird durch eine am Rück- 




Fig. 34. 



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1. Die mikrophotograpbischen Apparate. 99 

gesteil angebrachte Scala, über der ein mit dem Schlitten verbunde- 
ner Index spielt, ermittelt. 

Die Einstellung geschieht mittels eines der gleich weiter unten 
zu beschreibenden Apparate. 

Will man den Apparat in verticaler Lage anwenden, so bildet 
das unterste Stück des Beleuchtungsapparates, ein grosserer silberner 
Planspiegel (/), oder eine in horizontaler Lage brennende Lichtquelle, 
soll er horizontal benutzt werden, so liegt er auf einem entsprechen- 
den Untergestell auf, und es tritt an Stelle des Spiegels die Licht- 
quelle. — Die Vorzüge des Apparates sind: das feste auf drei Punk- 
ten ruhende Stativ, und die Anbringung des ganzes Apparates, (Be- 
leuchtungsapparat und Camera) auf einem gemeinsamen Gestell. 

Man kann denselben derart stellen, dass der Spiegel im Sonnen- 
licht stehend, dasselbe in die optische Axe reflectirt, dagegen der 
übrige Theil des Apparates sich im Schatten befindet. — 

Die auf der letzten Naturforscherversammlung ausgestellten Ap- 
parate von Schippang, die später noch von Stenglein verändert wurden, 
sind im Princip gleich angeordnet, nur ist bei ihnen Camera und 
Beleuchtungsapparat auf einem gemeinsamen grossen, die ganze Länge 
des Apparates ausmachenden Laufbrett angebracht, das hier von 
einem in verticaler Stellung feststehenden, auf drei Stellschrauben 
ruhenden, eisernen Fusse getragen wird. Hier wie im Burstert^schen 
Apparate ist in die Oeffnung der Stirnwand ein gewohnliches pho- 
tographisches Objectiv zur Erreichung ganz schwacher Vergrosse- 
rungen einzusetzen. — 

Einen in Manchem mit dem eben beschriebenen Apparat über- 
einstimmenden, aber in seiner Construction doch wesentlich differi- 
renden Apparat wendet der Verfasser seit ca. 9 Jahren sowohl für 
Beleuchtung mit Sonnenlicht, als auch mit künstlichen Lichtquellen 
mit bestem Erfolge an und es sind mit demselben sämmtliche, 
auf den Tafeln gegebene Photogramme unter Anwendung künst- 
lichen Lichtes, nämlich des Kalklichtes, erzeugt worden. 

Der Apparat, den wir in der nebenstehenden Zeichnung wieder- 
geben, hat vor Allem den Zweck, dasselbe Instrument, welches als 
Beobachtungsmikroskop dient, ohne weitere Umstände auch zur 
photographischen Aufnahme der Bilder benutzen zu können und 
zwar durch leichte und bequeme Einfügung in den mikrophotogra- 
phischen Apparat. Es ist ferner darauf Rücksicht genommen wor- 
den, dass nicht immer ein Mikroskop mit umlegbarem Obertheile 



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100 



Dritter Abschnitt. 



zur YerfQgung steht und deshalb die EinrichtuDg derart getroffen^ 
dass die Anwendung eines jeden, auch mit nicht umlegbaren 
Obertheil versehenen Mikroskopes Statt haben kann. 




Fig. 35. 



Zur Anwendung eignet sich jedes mit gabelförmigem (hufeisen- 
förmigem) Fusse versehene Mikroskop. Sollte der zwischen der 
Gabel des Fusses freibleibende Raum, den, wie wir gleich unten 
sehen werden, die Strahlen des Beleuchtungsapparates passircn 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. IQJ 

müssen, zu schmal sein, so ist es ein Leichtes, diesen untersten 
Theil des Fusses durch einen anderen von geeigneter Gabelweite 
ersetzen zu lassen. Es wird diese Aenderung, da sie weder die 
Führung des Spiegels, noch irgend einen wesentlichen Theil des. 
eigentlichen Mikroskopes betrifft, leicht und ohne irgend welche 
Schädigung des Mikroskopes vorgenommen werden können und ver- 
hältnissmässig sehr billig sein^). — Zudem wird diese Aenderung 
auf die Verwendbarkeit des Mikroskopes als Beobachtungsinstrument 
ohne irgend welche Wirkung sein, da es vollkommen gleichgiitig 
ist, ob der Fuss eines solchen Instrumentes etwas breiter oder 
schmaler ist; im Gegentheil es gewinnt eher noch die Festigkeit des 
Ganzen durch einen breiteren Fuss. — Die Aenderung betrifft, wie 
gesagt, nur die Fussplatte, und es wird dieselbe an der Stelle abge- 
schraubt, wo der vertical stehende Theil des Mikroskopes auf die- 
selbe aufgesetzt ist. — 

Die Anordnung des Apparates ist im Wesentlichen folgende: 

Auf einer viereckigen, starken, eisernen Platte befinden sich vier 
genau senkrecht und sehr fest aufgeschraubte, eiserne Schienen, die 
in ihrer Stellung durch je zwei feste Lappen gehalten werden. Diese 
im Querschnitt rechtwinklig gebogenen Schienen, dienen zur Führung 
der Camera, welche zwischen ihnen mit ihren Yerticalkanten auf 
und ab gleitet und an einem, zwei nebeneinanderliegende Schienen 
verbindenden eisernen Laufbrett mittelst einer in einem Längsschlitz 
des Laufbretts sich bewegenden Schraube und Flügelmutter in jeder 
beliebigen Höhe fest und sicher eingestellt werden kann. 

Die Schienen zu beiden Seiten des Laufbrettes tragen eine 
genaue Theilung, auf welcher ein mit der Kammer fest verbundener 
Index spielt und die jeweilige Entfernung der matten Scheibe vom 
Objectiv ablesen lässt. 

Da jedoch der Index etwas tiefer liegt als die matte Scheibe, so ist 
um genau ebensoviel der Nullpunkt der Scala gegen die Höhe des Ob- 
jectives tiefer gerückt, so dass also die vom Index angegebene Zahl 
auch dem wirklichen Abstand zwischen matter Scheibe und Objectiv 
entspricht. — In der Höhe, welche der Tubus des Mikroskopes er- 



Die Firma 0. Ney-Berlin, Wilhelmstr., führt solche Aenderangen 
aus und baut auch vollständige Apparate nach den Angaben des Verfassers, 
die incl. Beleuchtungslinse und Einstellvorrichtung, Camera und Kalklicht- 
vorrichtung excl. Gasometer 220 Mark kosten. 



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102 Dritter Abschnitt 

reicht, befindet sich zwischen den vier Schienen ein zweiter eben- 
falls durch Flügelschraube auf dem Laufbrett in seiner Hohe genau 
zu fixirender, cameraartiger, ^ber sehr flacher Kasten. Die Verbin- 
dung beider Kammern ist durch einen vierseitigen, entsprechend 
grossen Balgauszug hergestellt. 

In ihrer Mitte trägt die nach unten gekehrte Stirnwand des 
kleineren Kastens eine runde, mit Schraubengewinde versehene Oeff- 
nung von solcher Grösse, dass in das Gewinde ein photographisches 
Objectiv eingeschraubt werden kann. 

Ein zweites ringartiges, an Stelle des Objectives einschraub- 
bares Einsatzstück kommt bei Anwendung eines Mikroskopes zur 
Benutzung und vermittelt, in der unten eingehender zu besprechenden 
Weise, die lichtdichte Verbindung der Camera mit dem Mikroskop. — 

In der eisernen Grundplatte befindet sich genau in der Mitte 
zwischen den vier Leitungsschienen, also auch genau der Mitte der 
ganzen Camera und dem in der Stirnwand befindlichen Objectivloch 
genau entsprechend, eine kreisrunde Oefifnung von ca. 6 — 7 cm Durch- 
messer. Dieselbe dient zum Durchlassen der von dem unterhalb 
der Grundplatte angebrachten Beleuchtungsapparate ausgehenden 
Lichtstrahlen. — 

Auf der Grundplatte wird das mit geeigneter Fussgabel ver- 
sehene Mikroscop durch drei Stellschrauben fest aufgeschraubt und 
zwar so, dass sein Tubus genau durch die Mitte der Objectivöffnung 
in der Stirnwand geht. Auf der nach unten gekehrten Seite trägt die 
Grundplatte einen winkelförmigen, starken, genügend langen Ansatz 
(Z7Fig. 36), an welchem der den Beleuchtungsapparat tragende Schlit- 
ten sich leicht und bequem in verticaler Stellung anschrauben lässt. — 

Dieser Schlitten selbst ragt durch die Grundplatte in einer 
seitlichen, dreiseitigen Ausbuchtung des in der Platte befindlichen 
Loches über dieselbe nach oben, bis dicht unter den Objecttisch des 
Mikroskopes hinaus und gestattet so, wenn nöthig, ein Heranbringen 
der zum Beleuchtungsapparate gehörigen Theile bis unmittelbar unter 
den Objecttisch. — 

Die Feststellung des Schlittens geschieht durch Klemmschrau- 
ben (K) auf dem Ansatzstücke der Grundplatte (U). um den an 
der Unterseite des Schlittens beim Verstellen entlang gleitenden 
Flanscheiben (siehe S. 61 und nebenstehende Figur) Raum zum 
Fassiren zu lassen, ist der verticale Thell des Ansatzstückes U mit 
einer entsprechenden rinnenartigen Vertiefung versehen. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 



103 



Die Art der Befestigung des Schlittens an dem Ansatzstücke 
ermöglicht es, den Schlitten je nach Bedürfniss mehr oder weniger 
weit durch das Loch der Grundplatte nach oben hindurchragen 
zu lassen, verbindet jedoch nichts desto weniger den Beleuchtungs- 
apparat in durchaus fester und absolut unverrückbarer Lage mit 
dem ganzen übrigen Apparat. — Die erwähnte Ausbuchtung der 
Grundplatte liegt auf derselben Seite des Gesammtapparates wie das 
Laufbrett der Camera und muss 
das Mikroskop selbstredend in der* 
jenigen Stellung auf die Grund- 
platte aufgeschraubt werden, dass 
es mit der offenen Seite der Gabel 
nach dieser Ausbuchtung hin, 
und somit also mit seiner Rück« 
Seite derselben diametral gegenüber, 
steht. 

Der ganze Apparat ruht auf 
einem fest gebauten, kräftigen vier- 
beinigen Holzgestclle, dessen Tisch- 
platte eine der in der eisernen 
Grundplatte befindlichen Oeffnung 
entsprechende Oeffnung hat, und 
wird auf dieser hölzernen Tisch- 
platte durch zwei Schrauben fest- 
geschraubt. 

Als unterstes Stück des Be- 
leuchtungsapparates kommt auf den 
Schlitten das vom Verfasser bei 
allen stärkeren Vergrösserungen 
benutzte Kalklicht oder eine andere in horizontaler Lage anwend- 
bare Lichtquelle (siehe oben S. 87). Will man statt der eben be- 
zeichneten Lichtquellen eine nur in verticaler Stellung brennende, wie 
Petroleumlampen und dergleichen, benutzen, so tritt an die unterste 
Stelle, analog wie beim Burstert'schen Apparate, ein grosser Plan- 
spiegel. 

Man kann auch statt dessen den den ganzen Beleuchtungs- 
apparat tragenden Schlitten auf die Grundplatte in horizontaler 
Richtung aufschrauben und in der beim Stegemann'schen Apparate 
erwähnten Weise das horizontale Licht durch einen kleinen, an Stelle 




Fig. 36. 



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104 Dritter Abschnitt. 

des Mikroskopspiegels gebrachten, silbernen Planspiegel in die opti- 
sche Axe des Apparates werfen. — 

Die Einstellung der Mikrometerschraube geschieht mittelst einei 
geeigneten, unten näher zu beschreibenden Stangenübertragung oder 
dergleichen Yon der matten Scheibe her. 

Die eigentliche Camera hat auf* einer der an das Laufbrett 
angrenzenden Seiten eine Thür, welche nach oben mit Scharnieren 
befestigt ist; der Zweck dieser Thür wird weiter unten eingehend 
ersichtlich werden. Die beiden Kammern sind in allen ihren 
Theilen yon dünnem ca. V2 ^^^ starkem Eisenblech oder Holz 
gefertigt. — 

Durch seine Construction gestattet der Apparat femer auch 
eine leichte und bequeme Benutzung in horizontaler Stellung, die 
besonders bei Anwendung von yertical brennenden Lichtquellen und 
nicht beweglichen Objecten dann angewandt wird, wenn man Ein- 
schaltung von Spiegeln in den Lichtweg umgehen will. 

Zu diesem Zwecke trägt der Apparat an der Laufbrettseite, 
circa in der halben Höhe, eine feste Kreisschiene, während die 
eiserne Grundplatte über die das Laufbrett tragenden Schienen um 
15 cm hervorragt und durch Scharniere fest auf der Tischplatte be- 
festigt ist. Wird der Apparat nun um diese Scharniere in schiefe 
bis horizontale Stellung umgelegt, so läuft die Kreisschiene durch 
eine entsprechende, mit Stellschraube yersehene Hülse der Tisch- 
platte und gestattet, durch Anziehen der Stellschraube, Fixirung des 
Apparates in jedweder schrägen Lage. In horizontaler Stellung liegt 
das Laufbrett auf ein am Ende des Tisches stehendes yerticales 
Brett auf. Diese Einrichtung ermöglicht ein sehr bequemes Regu- 
liren und Einstellen der Beleuchtung zunächst in horizontaler Lage 
und, nachdem dies geschehen, ein leichtes Aufrichten des Apparates 
in die yerticale Lage. Der Schlitten des Beleuchtungsapparates pas- 
sirt dabei einen geeigneten Ausschnitt in der Tischplatte. Da die 
Höhe der Tischplatte etwas über 50 cm und die des verticalen 
Brettes ca. 17 cm beträgt, so kommt der Apparat bei horizontaler 
Stellung mit seinem Laufbrett in eine Höhe von ca. 70 cm, die zum 
Bedienen desselben sehr bequem ist, während er andererseits bei 
schräger und yerticaler Stellung immer noch nicht unbequem hoch 
wird. — 

Auf der Figur ist der Tisch abgebrochen gezeichnet und des- 
halb verkürzt worden. — — 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 105 

Selbstverständlich kann statt der vier die Camera tragenden 
Leitschienen auch nur ein zwei Schienen verbindendes Laufbrett, 
sowie jede andere genügende Führungseinrichtung zur Anwendung 
kommen; im Interesse der Stabilität ist jedoch den vier Leitschienen, 
besonders da sie bei geeignetem Abstände von einander für die Be- 
obachtung und Bedienung des Apparates in keiner Weise hinderlich 
sind, der Vorzug zu geben. — — 

Die Anordnung des Beleuchtungsapparates bleibt diejenige, 
welche schon oben als erste beschrieben wordön ist. — 

Der Apparat gestattet also, nach dem Gesagten, eine Anwen- 
dung in verticaler, wie in horizontaler Lage ohne irgend welche 
Aenderung an den wesentlichen Theilen desselben, er gestattet 
femer jede beliebige Art der Beleuchtung und hat eine sehr grosse 
Stabilität deshalb, weil bei verticaler Stellung seine Unterstützung 
nicht an dem unteren Ende, sondern fast in der Mitte durch einen 
festen vier- oder dreibeinigen Tisch geschieht und sämmtlich^ Theile 
des Apparates fest und sicher mit der Grundplatte in Verbindung 
stehen. 

Die Anordnung des Beleuchtungsapparates kann in jeder der 
bekannten und bisher besprochenen Arten, ohne irgend welche erheb- 
liche Mühe geschehen, ebenso wie jedes auch nicht zum Umlegen 
eingerichtete Mikroskop Anwendung finden und sofort nach seinem 
Gebrauche wieder als Beobachtungs - Instrument benutzt werden 
kann. — Zudem kommen noch die leichte Handhabung und die 
verhältnissmässig grosse Billigkeit des Apparates^). — 

c) Verstellbare Apparate. 

Nach Beschreibung der horizontalen und verticalen Apparate 
bleibt es noch übrig, auf diejenigen einzugehen, welche sich in jed- 
weder Lage anwenden lassen. 

Bilden die beiden zuletzt geschilderten Apparate so zu sagen 
schon den Uebergang zu dieser Art von Apparaten, so soll noch im 
Nachstehenden der von Benecke construirte grosse mikrophotogra- 
phische Apparat als Vorbild für die in jede Richtung zu stellenden 



') Die Anwendung des Kalklichtes vertheuert übrigens, da sie bei 
richtiger Innehaltang der günstigen Bedingungen pro Stunde nur ca. 30 
bis 35 Ff. kostet, das Arbeiten nicht in irgend wesentlichem Maasse 
(siehe auch S. 48 u. ff.). 



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106 



Dritter Abschnitt. 
1* 




Fig. 87. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. ]^07 

Apparate angeführt werden. Die in dieser Art construirten Apparate 
finden ihre Anwendung da, wo es sich um directes Auffallen des 
Sonnenlichtes unter Vermeidung jedweden Reflectors handelt. 
Die Einrichtung des Benecke'schen Apparates ist folgende: 

Eine 1 m lange Balgcamera, deren Grundbrett (^1) aus zwei 
durch Scharniere verbundenen und durch starke Riegel (B) in einer 
Ebene zu vereinigenden Hälften besteht, hat an ihrer Stirnwand 
den das Objectiv ( V) tragenden, durch Zahn und Trieb vor- und 
rückwärts beweglichen, innen mit Sammt gefütterten Tubus (G). 
Zu beiden Seiten dieses Tubus stehen die runden Stangen HH, auf 
denen mittelst zweier Hülsen (KK) der Objecttisch verschiebbar 
ist. — Mit dem Objecttisch fest verbunden ist das die Blenden, 
Condensoren etc. tragende, in der OefiPnung des Tisches genau cen- 
tral eingesetzte Rohr (Z/). Gleichfalls fest mit dem Objecttisch 
verbunden ist die die matte Scheibe (0), farbige Glasplatte oder 
Cüvette und achromatische Sammellinse (iV) tragende Stange M, 
Die grobe Einstellung geschieht durch Bewegung des Tubus mittelst 
des Schraubenkopfes *, die feine durch Bewegung des Objecttisches 
mittelst geeigneter Mikrometer-Einrichtung. 

Die am hinteren Theile der Camera befindliche Mikrometer- 
schraube (P) besteht aus einer mit dem Schrauben köpfe fest verbunde- 
nen Mutter, die somit in ihrer Lage nicht vor- oder rückwärts beweg- 
lich, sondern nur um ihren Mittelpunkt drehbar ist. In dieser Mutter 
läuft die Spindel der Mikrometersschraube, die ihrerseits mit dem 
Hebel {R) durch eine geeignet lange Stange in Verbindung steht. 

Dieser Hebel (Ä), drehbar um die auf Stange H mittelst eines 
Ringes befestigte Axe (<S), greift in den Cylinder {Z) ein und über- 
trägt somit jede Bewegung nicht nur auf diesen Cylinder, sondern 
auf den mit dem Cylinder fest verbundenen Objecttisch und hier- 
durch auch auf das ganze Beleuchtungssystem. Der Hebel wird 
durch Rechtsdrehen der Mikrometerschraube von der Stange (Q) 
angezogen und entfernt somit das ganze, aus Objecttisch, Con- 
densor und dem übrigen Beleuchtungsapparat bestehende System 
gleichmässig vom Objective. Ein Todtgehen der Schraube ist durch 
die auf den Stangen HH befindlichen Spiralfedern ausgeschlossen. 

Das jedwede Neigung und Schiefstellung des Apparates ermög- 
lichende parallaktische Gestell verdient besondere Beachtung: 

Ein sehr fester, massiver Dreifuss trägt ein hoch und nieder zu 
stellendes Prisma (2), in dessen oberem runden Ende ein starker Zapfen 



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JOS 




Fig. 38. 



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I. Die mikrophoto graphischen Apparate. 109 

(4) fest einzustellen ist. Mit letzterem ist durch ein sehr kräftiges 
Scharnier ein massiver, seiner Länge nach durchbohrter Träger (5) 
verbunden, in dessen Durchbohrung, durch eine Klemme (6) fixirbar, 
ein starker stählerner, an seinem oberen Ende mittelst Scharnier (9) 
die Camera tragender Cylinder steckt. Dieser Cylinder ist durch 
ein mit ihm festverbundenes Zahnrad (10), in welches eine auf dem 
Verbindungsstück (5) gelagerte endlose Schraube (die in der Zeich^ 
nung der Uebersichtlichkeit halber fortgelassen ist) eingreift, um 
seine Längsaxe drehbar. Auf das untere, aus dem Verbindungs- 
stücke (5) hervorstehende Ende des stählernen Cylinders ist eine 
Hülse aufgesteckt, die einen Querarm (7) und, mit diesem durch ein 
Scharnier verbunden, eine lange, mit Handgriff versehene Schrau- 
benmutter (8) trägt. Durch Drehung dieser Mutter wird eine ent- 
sprechende längere Spindel auf- und abbewegt, die, an dem vorderen 
Theil der Camera befestigt, diesen auf und nieder bewegt, und so- 
mit den ganzen Apparat um die Axe 9 dreht. — Wird der Appa- 
rat nun am Morgen so aufgestellt, dass die Axe des Stahlcylinders 
mit der Weltaxe parallel läuft, so kann man, nachdem man ihn 
einmal nach der Sonne gerichtet hat, durch die archimedische 
Schraube den Trieb (10) stets so bewegen, dass der Apparat, um die 
parallaktische Axe sich drehend, der Sonne folgt und man sehr sel- 
ten mittelst der Schraube 8 nachzudrehen braucht. — 

Soll der Apparat als verticalstehender Apparat benutzt werden, 
so wird der parallaktische Theil entfernt und an Stelle von 4 direct 
der an 9 befestigte Stahlcylinder in das Prisma (2) gesetzt, im 
übrigen aber der Beleuchtungsapparat in eine der oben erwähnten 
Anordnungen gebracht. — 

d) Woodward's Zimmerapparat. 

Zum Schluss soll noch der Anordnung des mikrophotographi- 
schen Apparates, wie ihn der Colonel Mr. Wood ward benutzt, ge- 
dacht werden. Sie kann eigentlich kaum mehr zu den Apparaten 
im engeren Sinne des Wortes gerechnet werden, da von einer Ca- 
mera nicht mehr die Rede ist, verdient aber ihrer Eigenthümlich- 
keit wegen Erwähnung. — Bei derselben ist unter Wegfall der 
eigentlichen Camera das Operationszimmer statt letzterer benutzt 
und zwar derart, dass beide Fenster durch lichtdicht schliessende 
Laden verdeckt sind. In dem einen der Fensterladen sind gelbe. 



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110 



Dritter Abschnitt. 



oder besser rothe Scheiben eingesetzt, um auf die Platten nicht wirk- 
sames Licht in den Raum zu lassen, so dass ein Sichbewegen und 
Hantiren in demselben möglich ist. In dem anderen Fensterladen 
ist eine Spiegelscheibe eingefugt, vor der ein Planspiegel Aufstellung 
findet, der vom Innern des Operationszimmers durch Schnure oder 
aber durch einen Heliostaten derartig regulirt wird, dass er das 
Sonnenlicht stets in einer und derselben Richtung in das Zimmer 
reflectirt. Die mit der Spiegelscheibe geschlossene Oeffnung des 
Fensters ist durch eine undurchsichtige Platte, welche in mitt- 




Fig. 89. 

lerer Durchbohrung eine die vom Spiegel kommenden Licht- 
strahlen concentrirende Sammellinse trägt, verschlossen. — Diese 
Sammellinse ist durch einen innen geschwärzten Tubus licht- 
dicht mit den übrigen Beleuchtungsapparaten (Condensor etc.) des 
auf dem Fensterbrett ruhenden Mikroskops verbunden und be- 
leuchtet so nur die auf dem Objecttisch befindlichen Präparate. 
Der Tubus des umgelegten Mikroskopes ragt wagerecht frei in das 
Zimmer hinein. 

Durch das Zimmer laufen, von der Fenster- und der Hinter- 
wand getragen, fast am Boden, zwei feste Schienen, auf denen 



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1. Die mikroskopischen Apparate. Hl 

sich der zum Auffangen des vom Objectiv entworfenen, vergrosser- 
ten Bildes bestimmte Apparat hin und her schieben lässt. 

Derselbe besteht aus einem, auf den besagten beiden Schienen 
laufenden Holzgestell, das sich hoch und niedrig stellen lässt und 
auf seinem Tische die matte Scheibe, resp. die Gassette, in einer 
zur optischen Axe des Mikroskopes senkrechten Lage trägt. Da die 
Schienenfuhrung mit der optischen Axe parallel läuft, wird auch 
die Scheibe oder Gassette stets senkrecht zur optischen Axe beim 
Hin- und Herschieben des Tisches bleiben. — 

Zwischen den beiden Leitschienen läuft, in paralleler Richtung, 
eine leicht drehbare stählerne Axe, die an dem unter dem Mikro- 
skope liegenden Ende eine mit Rille versehene, kreisrunde Scheibe 
trägt und durch eine in dieser Ri]Ie laufende Schnur einer gleichen 
Scheibe, welche an dem das Mikroskop tragenden Grundbrett be- 
festigt ist, ihre eigene Drehung mittheilt. 

Diese Drehung wird dann weiter durch einen Schnurlauf und 
eine mit der letzten Scheibe in der Axe fest verbundene dritte 
Scheibe auf die Mikrometerschraube des Mikroskopes übertragen. 

Auf der zwischen den Schienen laufenden stählernen Axe ist nun 
eine Längsnute eingeschnitten, in welcher mit entsprechender Nase 
ein conisches Rad hin und her gleitet; in dieses Rad greift ein zwei- 
tes, auf der verticalen, mit dem erwähnten Holzgestell verbundenen 
Axe befestigtes Rad ein und nimmt dasselbe durch eine am üntertheile 
des Gestelles befestigte Fuhrung stets mit sich. — Die am Gestell 
befestigte Verticalaxe trägt an ihrem oberen Ende einen Knopf, 
durch dessen Drehung, die sich auf die conischen Räder, die Stahl- 
axe und von da auf die Mikrometerschraube des Mikroskopes über- 
trägt, die Scharfeinstellung des Objectes geschieht. — Die Anwen- 
dung des Apparates erhellt von selbst und es sei nur noch erwähnt, 
dass derselbe, da er nicht auf dem doch häufig schwankenden und 
kleine Erschütterungen wiedergebenden Fussboden, sondern auf den 
festen, massiven Hauptwänden des Hauses ruht, sehr gute Bilder 
liefern muss und geliefert hat. — 

An Stelle des Oculars verwendet Woodward eine achromatische, 
nach seinen Angaben von Tolles in Boston geschliffene Goncavlinse, 
welche, für chemische Strahlen corrigirt, die erhaltene Vergrösserung 
erheblich steigern lässt, und ein mit dem sichtbaren Bilde überein- 
stimmendes, auf der sensibilisirten Platte sich scharf zeichnendes 
Bild liefert; diese Goncavlinse nennt er „Amplifier" und es bietet 



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112 Dritter Abschnitt. 

dieselbe für die Mikrophotographie den V ortheil, dass sie auch bei 
Objectiyen ohne Correctionsfassung jeden beliebigen Bildabstand zu- 
lässt, was sonst ohne erhebliche Verschlechterung der Bilder durch 
sphärische Aberration nicht möglich wäre, da die bei der festen 
Fassung vorhandene Correction gerade nur für einen und ganz 
bestimmten Bildabstand justirt ist. — Die Anwendung des Am- 
plifiers ist dieselbe, wie die der Zeiss^schen Projectionsoculare (siehe 
unten: e) die Focusdifferenz und ihre Abhülfe). 



3. Die bei allen Apparaten sich 

wiederholenden Operationen und die dazu nöthigen 

Apparate» 

In den sämmtlichen bisher gegebenen Beschreibungen der Con- 
struction und Anwendung der einzelnen verschiedenen grossen und 
kleinen mikrophotographischen Apparate haben wir stets nur die 
Eigenthümlichkeiten und Sonderheiten jedes einzelnen gegeben^ die 
sich bei allen Apparaten wiederholenden, oder wenigstens bei allen 
Apparaten anzubringenden und zu ihrem Gebrauch nothwendigen 
Theile jedoch nur angedeutet. 

£s geschah dies deshalb, weil wir alle diese Einrichtungen zu- 
sammen eingehend erörtern wollten, da sie bei jedem der genann- 
ten Apparate zur Benutzung kommen können und sich immer in 
verschiedenen Variationen zur Erreichung desselben Zweckes wieder- 
holen. — 

Zunächst ist hier die Einrichtung der Camera und der Casset- 
ten zu erwähnen: 

a) Gamera-Einrlohtang. 
Die Camera, welche aus einem zumeist würfelförmigen oder 
prismatischen Kasten, der mit dem ausziehbaren Balge nach dem 
Mikroskope hin verbunden ist, besteht, trägt an der entgegen gesetz* 
ten Endfläche einen zur Aufnahme der matten Scheibe und Cassette 
geeigneten Falz. Derselbe muss derartig gefertigt sein, dass er, 
nach dem Einschieben der entsprechenden Stücke, einen lichtdichten 
Schluss bewirkt, und es wird dies am besten dadurch erreicht, dass 
die den einzuschiebenden Theilen zugekehrte Seite mit weichem 
Filz belegt ist, der sich fest und dicht an die Flächen der betref- 
fenden Theile anpresst. — 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. II3 

An dem Laufbrett, auf welchem die Camera läuft, oder an den 
dieselbe leitenden Schienen ist fuglich eine genaue Theilung ange- 
bracht, auf welcher ein mit der Camera fest verbundener Index 
spielt und somit stets die Entfernung der matten Scheibe von dem 
Objective controlliren lässt. Der Zweck und Werth einer solchen 
Einrichtung ist oben (S. 94) des Näheren beleuchtet. — 

An ihrer einen Seite trägt die Camera am besten eine Klapp- 
thür, welche auf der dem Einschub zugekehrten Seite um Schar- 
niere drehbar ist und durch einen Wirbel festgeschlossen werden 
kann. — 

Einmal gestattet eine solche Thür ein leichtes und bequemes 
Säubern des Innern der Camera und dann lässt sie ein Einsetzen 
und Herausnehmen, sowie Verschieben der Oculare im Tubus bei 
Weitem bequemer zu, als wenn man, nach Entfernung der matten 
Scheibe, von oben in die Camera hineingreifen muss. — 

Einen dritten und nicht minder grossen Vortheil gewährt, wie 
wir an der betreffenden Stelle sehen werden, diese Seitenthür der 
Camera endlich noch für die Einstellung des Bildes. 

Für alle diejenigen, welche vielfache stereoskopische Aufnah- 
men mit der Benecke'schen oder G. Fritsche'schen Wippe zu machen 
haben, ist noch die folgende Einrichtung der Camera zu empfehlen, 
die im üebrigen an der Verwendbarkeit des Apparates für alle 
übrigen Zwecke Nichts ändert. 

Wenn nämlich das zu photographirende Object in seiner Lage 
zur optischen Axe des Mikroskopes und des ganzen mikrophoto- 
graphischen Apparates nicht genau senkrecht steht, sondern einen 
Winkel bildet, so wird das Luftbild desselben ebenfalls nicht in 
einer zur optischen Axe senkrechten Ebene, welcher die matte 
Scheibe für gewohnlich entspricht, liegen, sondern mehr oder we- 
niger geneigt sein. Um also auf der matten Scheibe ein Bild zu 
erhalten, welches auf beiden Seiten des Mittelpunktes scharf einsteht, 
ist es erforderlich, dieselbe gegen die Axe zu neigen; dies hat man 
durch Anwendung folgenden Apparates möglich gemacht: 

Auf der Camera sitzt der zum Einschieben der Cassette etc. 
dienende Rahmen nicht fest und wagerecht auf, er hat vielmehr an 
zwei gegenüberliegenden Seiten in ihrem Mittelpunkte zwei kleine 
Axen, welche sich in an der Camera befestigten Lagern drehen. 
Von diesen Axenpunkten aus verjüngen sich nun die Wände des 
erwähnten Rahmen derartig nach den Seiten hin, dass der Rahmen um 

Jeserich, Mikrophotographie. 8 



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114 



Dritter AbscliDitt. 



die Axea nach beiden Seiten hin umgewippt werden kann (s. Fig. 40). 
Statt den Rahmen nach den Seiten hin zu verjüngen, kann man 
natürlich eben so gut auch den dem Rahmen zugekehrten Theii 
der Camera von der Axe her dachförmig abfallen lassen, während der 
Rahmen dann gleich stark in allen seinen Tbeilen bleibt (s. Fig. 41). 
Der Rahmen ist durch eine in eine Führung (F) greifende Schraube 
(S) zu fixiren; die Grösse der Neigung des Rahmens wird an einer 
seitlich angebrachten Kreistheilung mit darüber beweglichem Index 
festgestellt und so für jeden speciellen Fall ermittelt. — — 





Fig. 40. 



Fig. 41. 



b) Cassetten-Einrichtang. 

Die Einrichtung der Cassetten ist bei mikrophotographischen Auf- 
nahmen keine besondere, sondern deckt sich mit der bei gewöhnlichen 
Aufnahmen gebräuchlichen. Die Cassetten bestehen aus einem, an 
Stelle des die matte Scheibe tragenden Rahmens zu setzenden, glei- 
chen Rahmen, der auf seiner dem Objecte zugekehrten Seite den 
Schieber und auf der Hinterseite eine zum Einlegen der Platten die- 
nende Thür hat. 

Die Platten liegen mit ihrer Bildseite gegen in dem Rahmen 
befindliche Eckstücke an und werden in dieser Stellung durch eine 
auf der Innenseite der Cassettenthür befindliche Feder nach Schluss 
der Thür festgedrückt. Für stereoskopische Aufnahmen eignen sich 
für zweimalige Aufnahmen gefertigte Cassetten, welche, in der Kam- 
merführung entsprechend weiter geführt, zwei Bilder nebeneinander 
auf ein und derselben Platte geben (siehe auch S. 91). — 



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I. Die mikrophotographiscben Apparate. X15 

Die Seite der EckeDStucke, an welcher die vordere, sensibilisirte 
Seite der Platte anliegt, muss natürlich genau an derselben Stelle 
im Apparate stehen, wo sich die matte Seite der Glasscheibe beim 
Einstellen befindet. 

Je nach dem Ausziehen der Camera oder der Anwendung eines 
mehr oder weniger starken Oculars wächst auch der Durchmesser 
des zu fixirenden Bildes und es werden deshalb die Randtheile der 
die Cassette ausfüllenden Platten, die bei den starken Yergrosserun- 
gen meist ganz vom Bilde eingenommen werden, bei Anwendung 
schwächerer Objective oder bei geringerem Auszug der Balgcamera 
unbenutzt neben dem Bilde bleiben. Aus diesem Grunde hat man 
nun, um nicht unnütz grosse Platten verwenden zu müssen, für die 
grosseren Cassetten passende Einsätze coustruirt; dieselben passen 
schachteiförmig ineinander und folgen in ihrer Reihenfolge den all- 
gemein üblichen Plattengrössen bis zum kleinsten Format. — Die 
Lage der in den einzelnen Einsätzen befindlichen Eckstücke ist 
selbstverständlich eine solche, dass sie sämmtlich in ein und der- 
selben, mit der Vorderfläche der matten Scheibe correspondirenden 
Ebene liegen. — 

Nicht oft genug kann darauf hingewiesen werden, dass man jede 
helle Stelle an der Rückwand der Cassetten aufs Peinlichste ver- 
meiden muss. Durch die Gelatineschicht dringen, wie viele For- 
scher constatirt haben*), solche Strahlen, welche chemisch noch wirk- 
sam sind und deshalb wird, wenn die hinter der Platte liegende 
Cassettenwand nicht vollständig durch Schwärzung gegen Reflexion 
gesichert ist, die Platte durch Reflex dieser Strahlen leicht ver- 
schleiert und trübe. — 

Ebenso schädlich wirkt auf die Bilder solches, nicht zum Bilde 
selbst gehöriges Licht, welches von den inneren Theilen des Mijoro- 
skoptubus reflectirt wird. Durch das Ein- und Ausschieben der 
Oculare in den Tubus wird nämlich die innere Fläche desselben 
blank gescheuert, reflectirt die von dem Objectiv kommenden 
Lichtstrahlen und erzeugt hierdurch auf dem Bilde ring- und halb- 
kreisförmige helle, oft recht störende Flecken; solche Flecken 
können natürlich nur dann entstehen, wenn man, ohne Ocular, nur 
mit dem Objectiv arbeitet, bei Anwendung des Oculares wird das 
Nebenlicht durch die in den Ocularen befindliche Blende abgehalten. 



*) Siehe auch S. 53 Mr. Chardonnet's Versuche! 



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116 Dritter Abschnitt. 

Zur Vermeidung solcher Keflexe schiebt man entweder in den 
Tubus eine passende Blende ein oder setzt sie auf das Ende des- 
selben kappenförmig auf, oder man schiebt in den oberen Theil des 
Tubus einen denselben nach innen auskleidenden Gylinder von 
schwarzem Papier oder Sammet; letztere Methode ist sehr bequem 
und zuverlässig. — 

c) Lichtdichte Tnbnsverbindnng. 

Nächst der Gameraconstruction kommt bei allen Apparaten, 
welche kein besonderes Mikroskop haben, sondern durch Einschal- 
tung des Beobachtungsmikroskopes hergestellt sind, gleichmässig die 
lichtdichte Verbindung des oberen Tubus des Mikroskopes mit der 
Camera in Betracht. Es ist zu berücksichtigen, dass diese Verbin- 
dung eine solche sein muss, welche eine Hin- und Herbewegung 
des mit dem Objectiv verbundenen verstellbaren Mikroskoptubus 
gegen die feststehende Stirnwand der Camera gestattet. — Zur Er- 
reichung dieses Zweckes sind sehr verschiedene Vorschläge gemacht 
worden : 

Einmal befestigt man an den Tubus einen aus lichtdichtem 
Zeuge (Tuch) gefertigten, ärmelartigen Hohlcylinder und zieht densel- 
ben über einen ebenfalls tubusartigen, aus der Stirnwand der Camera 
hervorragenden Ansatz. Die Befestigung an beiden Tuben geschieht 
mittelst eines elastischen Gummiringes oder eines straff angezoge- 
nen Bindfadens. 

Schippang, Seibert und Andere stellen diese Verbindung mit- 
telst eines in den Tubus des Mikroskopes passenden Rohres her, 
das, um die nöthige Beweglichkeit zu haben, mit dem Balg der 
Camera durch einen kleinen Balg verbunden ist. — 

Zeiss empfiehlt für denselben Zweck Folgendes: Die Camera 
endigt nach dem Mikroskop zu in einen langen Messingtrichter, 
welcher eine durch Zahn und Trieb herausschiebbare Messinghülse 
trägt und leicht herausgenommen werden kann. An dem Tubus des 
Mikroskopes befindet sich eine kapselartige Doppelhülse, in welche 
die erwähnte, am Objectivbrett befestigte Hülse genau, aber ohne 
Reibung sich einschieben lässt und so nach beistehender Skizze den 
lichtdichten Verschluss ermöglicht (Fig. 42). 

Verfasser endlich benutzt zum Verschluss dicken, weichen Filz, 
wie solcher von den Pianofortefabrikanten zur Polsterung der Me- 
chanik angewandt wird, in folgender Weise: 



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I. Die mikrophotographischeD Apparate. 



117 



In die mit Schraubengewinde versehene. ObjectiYÖffnung der 
Camera wird ein genau passender, mit entsprechendem Gewinde 
versehener Ring eingeschraubt. Dieser Ring trägt an seiner unte- 
ren Seite eine lichtdicht schliessende, mittelst Schrauben und eines 
zweiten Ringes lichtdicht befestigte Filzscheibe, welche wiederum 
in ihrer Mitte ein kreisrundes Loch von solcher Grosse hat, däss 
der Tubus des Mikroskopes mit starker Reibung hindurchgeht. Da 
der Filz eine Stärke von über Va cm hat und sehr weich ist, so 





Fig. 42. 

schliesst er sich fest an den Tubus an, und lässt dem Letzteren freie 
Auf- und Abbewegung, ohne dass dadurch der lichtdichte Ver- 
schluss auch nur im Geringsten beeinträchtigt wird. Verfasser hat 
einen derartigen Verschluss seit ca. 4 Jahren im Gebrauch, der 
sich sehr gut gehalten hat und noch immer vollkommen gut und 
gebrauchsfähig ist. — 

d) Einstellang des Bildes. 

Ist Camera und Mikroskop gut und lichtdicht verbunden, so 
kommt es vor Allem darauf an, das auf der matten Scheibe ent- 



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113 Dritter Abschnitt. 

worfene Bild möglichst scharf und genau einzustellen. — Hierzu 
bedient man sich nun verschiedener Mittel: 

Wenn das Bild genügend lichtstark ist, so wird man es auf der 
mattirten Scheibe sehr gut und genügend scharf sehen können, 
vorausgesetzt natürlich, dass die Körnung der Scheibe entsprechend 
fein genug ist. Man wird übrigens die Sichtbarkeit der Details noch 
sehr erheblich dadurch heben und erhöhen können, wenn man mit- 
telst eines feinen Läppchens die matte Seite der Scheibe mit Va- 
seline überreibt. — 

An Stelle der matten Scheibe kann man sehr wohl auch eine 
auf der einen Seite mit möglichst glattem, feinem weissen Papier 
beklebte Glasscheibe setzen und zwar so, dass das Papier nach dem 
Inneren der Camera gekehrt ist, während von hinten auf die weisse 
Fläche fallendes Licht durch eine dunkle, auf die Rückseite des 
Glases aufgeklebte Scheibe von Papier abgehalten wird, da es stark 
störend wirken würde. — 

Man beobachtet dann das Bild von unten, resp. von der Seite 
her, durch die in der Camera seitlich angebrachte Thür, die man 
durch einen eingesteckten Stab halb offen erhält, während man 
Camera und Kopf mit einem Tuche zur Abhaltung fremden Lichts 
umhüllt hält. — 

Genügen diese beiden Einstellungsarten bei starkem Lichte und 
schwachen Vergrösserungen vollkommen, so werden sie da, wo das 
entworfene Bild wegen der Stärke der Vergrösserung oder der 
Schwäche der angewandten Lichtquelle nur lichtschwach ist, nicht 
mehr ausreichen. — Dasselbe wird bei Verdunkelung des sicht- 
baren Bildes durch Einschaltung farbiger Gläser oder Lösungen ein- 
treten. 

In allen diesen Fällen kann man dann noch ein sehr hell und 
deutlich sichtbares Bild dadurch erzeugen, dass man, unter Weg- 
lassung der matten Scheibe, das in der Ebene derselben entworfene 
Luftbild dem Beobachter sichtbar macht, und zwar indem man es 
mittelst einer schwach vergrössernden Lupe betrachtet. — 

Es ist unmittelbar klar, dass wenn das Bild auf der matten 
Scheibe scharf eingestellt ist und man auf die vordere matte Seite 
dieser Scheibe nun eine Lupe derart scharf einstellt, dass man die 
Körnung derselben deutlich und klar sieht, man nun nach Entfer- 
nung der matten Scheibe, wenn die Lupe in ihrer Stellung nicht 
verändert wird, das Bild mit gleicher Schärfe wahrnehmen muss; 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. IJQ 

es ist eben an die Stelle des sichtbar gemachten Bildes das in glei- 
cher Ebene liegende Luftbild getreten. — 

Mau erreicht diesen Effect nun auf zwei Weisen : Einmal, wenn 
man, gemäss 'den Angaben von Benecke, eine starke achromatische 
und aplanatische Lupe mit grossem Gesichtsfelde über der centralen 
Oeffnung eines rechteckigen dünnen Holz- oder Metalltäfelchens, 
dessen lange Seite der Breite der matten Scheibe gleich ist, in solcher 
Stellung befestigt, dass sie für die Ebene, auf welcher das Holztäfelchen 
aufgesetzt wird, scharf einsteht. Stellt man nun die Lupe an Stelle 
der matten Scheibe in den Rahmen derselben, so dass sie auf den 
Rändern aufliegt, so liegt natürlich jedes für die Lupe scharf ein- 
gestellte Bild genau in der Ebene der lichtempfindlichen Schicht. 
Durch die Schmalheit des Täfelchens wird es möglich, dasselbe über 
das Gesichtsfeld hinweg zu führen und yerschicdene Theile desselben 
zu beobachten. 

Eine zweite Methode zur Erreichung desselben Zieles ist die, 
dass man die matte Scheibe durch eine Spiegelglasscheibe ersetzt, 
auf deren der Camera zugekehrten Seite sich ein mit Diamant ein- 
geritztes Kreuz befindet. Man stellt nun eine einfache dreibeinige 
Lupe durch Einschrauben oder Verkürzen der Füsse derart ein, 
dass man das Kreuz durch die Spiegelglasplatte hindurch scharf 
sieht. — 

Beobachtet man nun gleichzeitig mit der Lupe das von dem 
Objectiv entworfene Bild und regulirt durch die Mikrometerschraube 
so lange, bis man auch dieses Bild gleichmässig scharf mit dem 
Kreuz sieht, so fällt die Ebene des vom Objectiv entworfenen Bil- 
des mit der der vorderen Glasfläche zusammen, oder, was dasselbe 
sagen will, mit derjenigen Ebene, in welche beim Einsetzen der 
Cassette die sensibilisirte Schicht zu liegen kommt. 

Man thut gut, vor dieser feineren endgültigen Einstellung die 
grobe Einstellung, so gut wie angänglich, mittelst der matten Scheibe 
vorzunehmen^ weil, besonders wenn das Licht noch etwas stark ist, 
das Auge sehr bald durch die Beobachtung mit der Lupe zu sehr 
angestrengt und dadurch für Feinheiten unempfindlich gemacht wird. 



e) Die Focnsdifferenz und ihre Abhülfe. 

Hat man auf die eine oder die andere Weise das Bild in ge- 
nügender Schärfe eingestellt, so kann man noch nicht ohne weiteres. 



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120 Dritter Abschnitt. 

besonders bei stärkeren Objectiven, zur Aufnahme schreiten; es 
würde sonst das Bild, trotz der besten Scharfeinstellung, meist un- 
scharf und ungenau in seinen Conturen ausfallen. Der Grund hierfür 
liegt im Folgenden: 

Beim Durchgang durch die Linsen des Objectives oder der 
Oculare erfahren die Lichtstrahlen eine Ablenkung von ihrem Wege, 
sie werden gebrochen. Diese Brechung ist nun aber nicht für die 
verschiedenen Farben eine gleichstarke, vielmehr werden, wie dies 
deutlich das durch Brechung im Prisma erhaltene Spectrum des 
weissen Lichtes zeigt, die rothen Lichtstrahlen am schwächsten, die 
violetten am stärksten gebrochen ; zwischen ihnen liegen in Bezug 
auf Stärke der Brechung die übrigen Farben der Reihenfolge nach, 
wie sie im Spectrum vorkommen. 

Das weisse Licht, bei dem wir gewöhnlich zu mikroskopiren 
gewöhnt sind, besteht nun aber aus den sämmtlichen einzelnen 
Farben, und auch das Licht der künstlichen Lichtquellen ist stets aus 
diesen Farben, wenn auch in etwas wechselndem quantitativen Yerhält- 
niss der Farben zu einander, zusammengesetzt. Aus diesem Grunde 
werden uns stets die mit einem Linsensystem, das aus einer Sortö 
Glas gefertigt ist, entworfenen Bilder mit farbigem Rande umgeben 
erscheinen, und zwar mit rothen innen, aussen violetten, wenn wir 
von der Linse aus uns über den Brennpunkt des weissen Lichtes 
entfernen, umgekehrt roth aussen, violett innen, wenn wir uns der 
Linse mehr nähern. Um diesen üebelstand zu heben, hat man nun 
sogenannte achromatische Systeme construirt, welche durch 
gleichzeitige Anwendung zweier Glassorten von verschiedener 
Farbenzerstreuungskraft ^), bei gleichem mittlerem Brechungsver- 
mögen, Bilder ohne farbige Ränder liefern. 

Liefern nun auch diese Objective und Ocularsysteme bei der 
mikroskopischen Beobachtung klare, von Farbenrändern freie 
Bilder, da sie für auf das Auge besonders wirksame Strahlen corri- 
girt und achromatisirt sind, so liegt die Sache für die photogra- 
phische Aufnahme doch ganz wesentlich anders. — 

Diejenigen Strahlen, welche durch ihre Reaction auf die Netz- 
haut die Erzeugung des Bildes bedingen, haben eine wesentlich 



^) Flint- und Crown-Glas. Für die Details müssen wir auf die phy- 
sikalischen Lehrbücher verweisen, da diese Auseinandersetzung an diesem 
Orte zu weit führen würde. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 121 

andere Zusammensetzung als die Strahlen, welche auf der sensibili- 
sirten Platte das Bild hervorrufen. Während am energischsten auf 
das Auge die gelben Strahlen wirken, ist die grösste chemische 
Wirkung bei den violetten Strahlen und noch darüber hinaus zu 
verzeichnen. Am besten ist dies durch die photographische Aufnahme 
des Spectrums ersichtlich, welche die stärkste Wirkung im Violett 
und darüber hinaus, in dem für das Auge nicht mehr sichtbaren 
Theile des Spectrums, zeigt, während gerade der für unser Auge 
hellste Theil des Spectrums, das Gelb, fast keine Wirkung auf die 
sensibilisirte Schicht mehr ausübt. 

Es wird hierdurch klar, dass, da die Achromate für die auf das 
Auge wirkenden gelben und rothen Strahlen corrigirt sind, sie für 
die weit stärker brechbaren, chemisch am meisten wirksamen Strah- 
len einen anderen Brennpunkt haben müssen als den für gelbe und 
rothe Strahlen, und dass deshalb ein mit dem Auge bei weissem Lichte 
eingestelltes Bild nicht in derselben Ebene liegt wie dasjenige für 
die actinischen Strahlen; letzteres Bild würde daher bei der Auf- 
nahme stets unscharf und verschwommen ausfallen. — 

Am leichtesten würde man diesen Fehler dadurch heben kön- 
nen, dass man solche Systeme construirt, die ein für die actinischen 
Strahlen und auch die auf das Auge wirkenden Strahlen corrigirtes 
Bild liefern. In dieser Richtung haben in Amerika zunächst W. Wales- 
Fort Lee, New Jersey entsprechende Oculare nach den Angaben 
Kutheford^s und Woodward's gearbeitet und sehr gute Resultate erzielt. 
In Deutschland werden solche Systeme in neuester Zeit vo^ Zeiss-Jena 
mit Anwendung neuer, von der Firma Schott & Gen. gefertigter, Glas- 
arten unter dem Namen „Apochromatobjective" hergestellt. Bei ihnen 
wird die secundäre Farbenabweichung und die sphärische Aberration *) 
gleichmässig für das Licht der verschiedenen Farben beseitigt und sie 
gewähren daher eine vollkommene Lichtconcentration im Bilde und 
zeigen ein mit dem von chemisch wirksamen Strahlen entworfenen 
Bilde zusammenfallendes, sichtbares Bild. Sie gestatten eine Reihe 
sehr verschiedener Vergrosserungen mit ein und demselben Objectiv 
und liefern im ganzen Gesichtsfeld gleichmässig farbenreiche Bilder. 
Die sphärische Aberration ist so weit wie möglich bei diesen Objectiven 
zurückgedrängt und sind deshalb die von ihnen erzeugten Bilder, 
fast bis zum Rande hin, durch die ganze Bildfläche, gleichmässig 



Siehe Catalog von Zeiss-Jena. 1886, S. 3. 

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122 Dritter Abschnitt. 

scharf. — Die homogenen Immersionssysteme dieser Art werden, 
um eine Beeinträchtigung der Feinheit der Correction (siehe auch 
oben S. 79) durch Veränderung der Linsendistanz zu vermeiden, 
in neuester Zeit wieder nur in fester Fassung geliefert, während 
die stärkeren Trockenlinsen und die Wasser-Immersionen mit 
Correctionsfassung versehen sind. — 

Zu diesen Objectiven liefert die genannte Firma entsprechende 
Oculare unter der Bezeichnung „Projectionsoculare", die, in den Tubus 
des Mikroskopes eingeschoben, die beim Anwenden der gewöhnlichen 
Oculare oder des „Amplifiers" von Wood ward eintretenden üebel- 
stände für die Mikrophotographie beseitigen sollen. — 

Sie bestehen aus einem Collectivglas und einem zusammenge- 
setzten Linsensystem, welches nach Art der eben beschriebenen 
apochromatischen Objective sehr sorgfaltig sphärisch und achroma- 
tisch corrigirt, namentlich frei von secundärer Farbenabweichung 
und von einer Focusdifferenz zwischen für das Auge wirksamen und 
actinischen Strahlen ist. Zwischen Collectiv und dem System ist 
eine das Bildfeld begrenzende Blende eingeschaltet,* der das System 
mehr od^r weniger genähert werden kann. 

Die Anwendung ist folgende: Das in seiner Form den gewöhn- 
lichen Ocularen ähnliche Projectionsocular wird in den Tubus des 
Mikroskopes gesetzt und alsdann sein auf die matte Scheibe proji- 
cirtes Rild so eingestellt, dass der Rand der Blende scharf einsteht; 
je geringer der Abstand der matten Scheibe, desto stärker muss 
hierbei natürlich die Projectionslinse herausgedreht werden. Ist 
dies geschehen, so stellt man das Bild wie gewöhnlich scharf ein. — 

Diese Oculare liefern scharfe und gleichmässig helle Bilder; sie 
können auch ausser zu den Apochromatobjectiven, für die sie eigent- 
lich bestimmt sind, bei allen anderen achromatischen Objectiven 
grösserer Apertur Verwendung finden und schliessen dann auch 
hier selbstverständlich dieselben Vortheile in sich. — 

Der Amplifier, wie er von Wood ward vorgeschlagen ist^) und 
welcher bei den Linsensystemen ohne Correctionsfassung (homogene 
Immersion) es dennoch möglich macht, sie auch bei jedem beliebi- 
gen Bild ab st and und dadurch bedingter Aenderung der Vergrösse- 
rung anzuwenden, soll durch diese Projectionsoculare von Zeiss er- 
setzt werden. — 



») Siehe S. 111. 

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I. Die mikrophotographischen Apparate. 123 

Dieselben werden je nach der Tubusläoge für Yergrosserungen 
von 2 und 4 (für den 160 mm Tubus) und 3 und 6 (für den 
250 mm Tubus) gefertigt. — Kann man sich durch Anwendung 
dieser Oculare in vielen Fallen über die vom Objectiv hervorge- 
brachte Focusdifferenz hinweghelfen, so ist es doch da nicht möglich, 
wo man ohne Ocular arbeitet und es müssten hier eben die Apo- 
chromatobjective benutzt werden (S. 121). 

Leider haben dieselben aber, wie dies durch die grosse Yor- 
züglichkeit ihrer Construction bedingt ist, einen sehr hohen Preis ^), 
und werden aus diesem Grunde nur in verhältnissmässig seltenen 
Fällen angeschafft werden können. 

Die Kostspieligkeit solcher Linsen würde deshalb der Weiter- 
verbreitung der Mikrophotographie sehr hindernd in den Weg treten, 
wenn es nicht möglich wäre, auch mit den gewöhnlichen Objec- 
tiven und Ocularen gute Bilder unter Umgehung der Focusdifferenz 
zu erhalten. — 

Man hat dies Ziel denn auch in vollkommener Weise, auf ver- 
schiedenen Wegen zu erreichen gesucht und wirklich erreicht. 

Zur Ermittelung der Grösse der Focusdifferenz — und 
diese Grösse muss man selbstverständlich genau kennen, wenn man 
dem Fehler abhelfen will — giebt es zwei bequeme Wege: Einmal 
kann man zuerst das Object auf der matten Scheibe oder nach einer 
anderen der beschriebenen Methoden in weissem Lichte einstellen 
und fügt dann in den Weg des Lichtes eine nur die blauen, che- 
misch wirksamen Strahlen durchlassende Lösung von Kupferoxyd- 
ammoniak ein. Das vorher scharf eingestellte Bild wird nun, wenn 
eine Focusdifferenz überhaupt vorbanden ist, nicht mehr scharf er- 
scheinen, sondern erst wieder scharf werden, wenn man entweder 
durch Drehen des Mikrometers einstellt, oder durch Bewegung der 
matten Scheibe, resp. der Hinterseite der Camera dasselbe er- 
reicht hat. 

Andererseits kann man, nach H. W. Vogel, zur Ermittelung der 
Grösse der Focusdifferenz (allerdings nur bei nicht zu starken Yer- 
grosserungen empfiehlt sich dieser Weg) auf den Objecttisch des Mi- 
kroskopes eine aus mehreren Zeilen bestehende, verkleinerte Photo- 
graphie eines Schriftsatzes (Taubendepesche oder dergleichen) oder bei 



^) Die Objective kosten: Trockensysteme: 190 — 220 M., Wasser- 
immersion: 300 M., homogene Immersion: 450—550 M. 



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124 Dritter Abschnitt. 

stärkeren Objectiven ein möglichst in Hundertstel Millimeter getheiltes 
Mikrometer^) derart legen, dass das Object nicht genau horizontale, 
sondern schräge Lage hat, und zwar so, dass die Neigungslinie senk- 
recht zu der Längsrichtung der Zeilen oder der Theilstriche steht. 
Stellt man nun auf eine bestimmte Zeile oder Linie ein, so wird 
dieselbe ihrer ganzen Länge nach schs^rf erscheinen, während die 
anderen Linien desto unschärfer werden, je mehr sie von der scharf 
einstehenden Linie entfernt sind. Wird nun, ohne an der Einstel- 
lung das Geringste zu ändern, eine photographische Aufnahme ge- 
macht, so wird auf dem erzeugten Bilde, wenn Focusdlfferenz vor- 
handen ist, nicht die ursprunglich scharf eingestellte Zeile oder 
Linie, sondern eine andere scharf gezeichnet sein, und zwar eine um 
so weiter von der erstbezeichneten . Linie entfernte, je grosser die 
Focusdlfferenz ist. — 

Es wird nun, um diese auf dem photographischen Bilde scharf 
gezeichnete Linie auch auf der wieder an ihre Stelle gebrachten 
matten Scheibe scharf einzustellen, einer ganz bestimmten Drehung 
der Mikrometerschraube oder Aenderung der Scheibendistanz bedür- 
fen. — Diese Aenderung giebt die Grösse der Focusdifferenz. 

Fi'ir grössere Focusdifferenzen muss man naturlich das Object 
schiefer legen, als für ganz schwache; für ersteren Fall wendet man 
deshalb eine stärkere Pappe, für letzteren ein dünnes Blättchen 
Papier zum unterlegen auf der einen Seite des Objectes an. — 

Hat man auf die eine oder andere Weise das Vorhandensein 
und die Grösse der Focusdifferenz constatirt, so kann man dieselbe 
nach aus diesen Bestimmungsmethoden sozusagen von selbst resul- 
tirenden Methoden corrigiren. 

Man hat nur nöthig, die bei den eben beschriebenen Versuchen 
gefundene Differenz zwischen den jeweiligen Stellungen der Mikro- 
meterschraube, oder aber auch andernfalls die Differenz zwischen den 
jeweiligen Stellungen der matten Scheibe genau zu fixiren. 

Ist, wie dies oben beschrieben (S.8d), die Mikrometerschraube mit 
Theilstrichen, auf denen ein am Stativ des Mikroskopes befestigter, 
feststehender Index spielt, versehen, so liest man die Grösse der 



*) Solche Mikrometor liefert die Firma Klönne & Müller, Berlin, für 
9 M. in äusserst guter Ausführung und sind dieselben auch für die directe 
Bestimmung der Stärke der Vergrösserung (siehe unten unter „i") selbst 
bei stärksten Vergrösserungen sehr wohl zu benutzen. — 



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I. Die mikrophotrgraphischen Apparate. 1^25 

erforderlichen Drehung von dieser Theilung einfach ab; ist solche 
nicht Yorhanden, so kann man sie leicht durch eine kleine kreisförmige, 
in Grade getheilte Metallscheibe, die man mit der Mikrometerscbraube 
concentrisch verbindet, herstellen. — Dasselbe gilt von der Fest- 
stellung der Distanz der matten Scheibe durch Ablesen einer zur 
Seite des Laufbrettes angebrachten Scala. — 

Nach dieser Feststellung hat man zur Erzielung scharfer Bilder 
nur nöthig, wie gewöhnlich bei weissem Lichte einzustellen und 
dann vor Aufnahme der Bilder die Drehung der Mikrometerschraube 
oder die Distanz der matten Scheibe um die angegebene Grösse 
zu corrigiren. Es ist klar, dass dann, wenn man auf die erste 
Zeile oder Linie einstellt, die zweitbezeichnete Linie scharf im 
Bilde gezeichnet wird. Stellt man die auf der Platte scharf ge- 
zeichnete Linie auf der matten Scheibe ein, so wird man gegenüber 
der ersten Einstellung eine Drehung der Mikrometerschraube oder 
Verschiebung der Camera von genau solcher Grösse vornehmen müs- 
sen, dass sie der Entfernung der optischen von der actinischen 
Ebene, d. i. der Focusdifferenz, entspricht. Um diese Grösse muss 
man deshalb, wenn man nach Einstellung des sichtbaren Bildes 
das chemisch wirksame Bild einstellen will, die Bilddistanz durch 
Mikrometerschraube oder Camera rückwärts stellen, d. h. man muss 
von der zur Scharfeinstellung der zweiten Linie erforderlichen Stel- 
lung auf die für Scharfeinstellung der ersten Linie nöthige Stellung 
zurückgehen. — 

Eine dritte Methode zur Hebung der Focusdifferenz kann an- 
gewendet werden, wenn man statt der matten Scheibe den von 
Benecke vorgeschlagenen weissen Papierschirm zur Einstellung an- 
wendet, auf den man das Bild beim Einblick in die Camera durch 
die Seiten thür (S. 113) einstellt. Es wird dann anstatt durch Drehen 
des Mikrometers oder Verschiebung der die Scheibe tragenden hin- 
teren Cameraseite, die Aenderung des Bildabstandes durch directe 
Bewegung der weissen Fläche bewirkt. 

Zu diesem Ende wird in den Falz am hinteren Ende der Ca- 
mera ein eigener hölzerner Kasten eingeschoben. Die Hinterwand 
dieses Kastens trägt in der Mitte einen Tubus, in dem sich mit 
starker Reibung ein passender, auf seinem Vorderende die weisse 
Einstellscheibe tragender Cylinder verschieben lässt. Dieser Cylinder 
trägt eine den jeweiligen Stand ablesbar machende Millimetertheilung, 
deren Nullpunkt derjenigen Stellung entspricht, bei welcher die weisse 



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126 Dritter Abschnitt. 

Scheibe sich in der Ebene befindet, welche nachher die in die Gas- 
sette gelegte Platte mit der sensibilisirten Seite einnimmt. Stellt 
man jetzt, während man den Tubus auf den Nullpunkt der Theilung 
schiebt, das Bild im blauem Lichte ein und entfernt dann die fär- 
bende Lösung, so wird, um das jetzt im weissen Licht erscheinende 
Bild ohne Drehung an der Mikrometerschraube scharf zu erhalten, 
eine der Focusdifferenz entsprechende Verschiebung des Cylinders 
im Tubus (und somit der Einstellscheibe) nöthig sein, deren Grösse 
man an der Theilung abliest. Man hat dann, wenn man später in 
weissem Lichte einstellen will, nur nöthig, den Tubus auf die be- 
treffende, empirisch gefundene Zahl der Theilung einzustellen. 
Dieselbe ist, da sie für die verschiedenen Längen des Gameraauszuges 
sowohl wie für jedes Objectiv eine andere ist, für jede einzelne 
Vergrösserung besonders zu ermitteln und zu notiren. — 

Bei stärkeren. Vergrösserungen oder bei schwach erleuchteten 
Objecten, bei denen man das Bild auf dem weissen Schirm oder 
der matten Scheibe zur Scharfeinstellung nicht mehr mit genügender 
Deutlichkeit wahrnehmen kann, und aus diesem Grunde die oben 
beschriebene Einstell-Lupe, gleichviel welcher Form, zu Hülfe nehmen 
muss, kann man auch an dieser Lupe direct die für die Gorrecction 
der Focusdifferenz nöthige Einrichtung anbringen. — 

Zu diesem Zwecke bringt man die Lupe in einen Tubus, in 
welchem sie auf- und abschiebbar ist. Man stellt zunächst im 
blauen Licht die Lupe so ein, dass sie das Diamant kreuz auf der 
Spiegelglasscheibe und zugleich das Bild des Gbjectes scharf erken- 
nen lässt. — (Bei der Benecke'schen Einrichtung ohne Spiegelscheibe 
(siehe S. 119) stellt man zuerst auf die Ebene ein, auf welche 
das die Lupe tragende Holztäfelchen aufgesetzt wird und dann, 
ohne Verschiebung der Lupe in ihrem Tubus, das mikroskopische 
Bild im blauen Lichte.) — — In beiden Fällen trägt die Thei- 
lung des inneren Tubus an der dieser Stellung entsprechenden 
Stelle den Nullpunkt. Nach dieser Einstellung entfernt man die 
blaue Durchgangsflüssigkeit und sucht nun, ohne am Mikrometer 
oder der Gameralänge etwas zu verändern, lediglich durch Ver- 
schieben des inneren, die Lupe tragenden Tubus, das im weissen 
Lichte unscharf gewordene Bild scharf einzustellen; ist dies in ge- 
nügender Weise erreicht, so liest man die Zahl ab, auf welcher die 
Theilung des Lupentubus jetzt einsteht; dieselbe giebt die Grösse 
der Focusdifferenz und man braucht nur, wenn man für Aufnahmen 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 127 

später bei weissem Licht einstellen will, die Lupe auf diese Stellung, 
die für jede Yergrosserung und jedes Objectiv ein für alle Mal zu 
ermitteln und zu notiren ist, zu bringen. — 

Für die bei diesen letzten Versuchen zu verwendenden Objecte 
gilt die Regel, dass sie möglichst feine und zarte Details zeigen 
müssen, damit man den höchsten Grad der Feinheit bei der Ein- 
stellung erreiche. Man wählt deshalb die sogenannten Testobjecte, 
bei welchen die äusserst zarte Structur nur bei sehr genauer Ein- 
stellung zu beobachten ist. Hierzu gehören vor Allem die Kiesel- 
panzer der Diatomeen, wie Pleurosigma angulatum, attenuatum und 
balticum, Surirella gemma, Grammatophora serpentina, marina und 
subtilissima. — 

An Stelle dieser eben beschriebenen mechanischen Methoden 
die Focusdifferenz zu beseitigen, kann man auch überall da, wo 
man nicht gerade im weissen Lichte einstellen will, die Focusdiffe- 
renz durch Einstellen und Aufnehmen in monochromatischem Lichte 
corrigiren. 

Für gewöhnlich wählt man als Lichtfarbe die an chemisch 
wirksamen Strahlen reichste Farbe: Blau. Man verzögert durch 
Einschaltung dieser farbigen Lösung, da sie die chemisch wirksam- 
sten Theile des weissen Lichtes passiren lässt, die Expositionszeit 
nur unwesentlich. 

Als blaugeförbte Lösung werden allgemein zwei verschiedene 
Mischungen benutzt: einmal eine Lösung von Kupferoxydammoniak 
(amnioniakalische Kupferlösung) und dann zweitens die bekannte 
Fehling'sche Lösung^). Beide Lösungen unterscheiden sich in ihrer 
Wirkung wesentlich. Man sieht diese Unterschiede am besten, wenn 
man, nach Benecke, die Lösungen spectralanalytisch prüft und an- 
dererseits auch, nach der Zerlegung des von ihnen durchgelassenen 
Lichtes durch ein Prisma, das entstandene Spectrum photographirt. 
Im ersteren Falle erhalten wir das sichtbare, im zweiten das acti- 
nische Spectrum. 

') Man bereitet Fehling'sche Lösung für diese Zwecke, indem man 
34,6 g Kupfervitriol in 200 com Wasser löst und andererseits 173 g wein- 
saures Natronkali (Seignettesalz) in 600 com einer Natronlauge von 1,12 
specifischem Gewicht. Nach dem vollständigen Auflösen mischt man beide 
Lösungen zusammen und füllt auf 1 1 auf. Die Lösung hält sich in klei- 
neren, voll gefüllten, gut verkorkten und verlackten Flaschen jahrelang 
unzersetzt. — 



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128 Dritter Abschnitt. 

Bei der Fehling'schen Losung ist nun das sichtbare Spectrum 
etwas weniger homogen als bei der Eupferoxydammoniaklosung, da- 
für hat aber die Fehling^sche Losung ein yiel besser begrenztes ac- 
tinisches Spectrum als die ammoniakalische Kupferlösung; bei erste- 
rer Lösung hört die chemische Wirkung bei der Spectrallinie H auf, 
während sie sich bei der zweiten Lösung noch über das Ultraviolett 
hinaus erstreckt. — 

Aus früheren Auseinandersetzungen ist es deshalb klar, dass das 
durch die Fehling'sche Lösung, gegangene Licht bei mikrophotographi- 
schen Aufnahmen die Expositionszeit wegen des Mangels an ultravio- 
letten Strahlen allerdings etwas mehr verlängern wird als die Kupfer- 
oxydammoniaklösung, dass sie aber andererseits auch, wegen der Be- 
grenzung des actinischen Spectrums auf einen kleineren Raum, 
schärfere Bilder liefern muss als die andere Lösung. Man wird 
deshalb in allen den Fällen, wo es auf eine geringe Verlängerung der 
Expositionszeit nicht ankommt, die Fehling'sche Lösung vorziehen. 
Selbstverständlich kann man auch statt der blauen Lösung eine 
andersgeßirbte Lösung in Anwendung bringen, besonders wenn, wie 
bei gefärbten Präparaten (Bacillen etc.) oder bei ortochromatischen 
Platten dies durch die Natur der Präparate oder Platten erfordert 
wird. Solche Lösungen verlängern aber stets die Expositionszeit 
in merklicher Weise, und man wird überall da, wo man blaues, 
an chemischen Strahlen reiches Licht verwenden kann, dasselbe 
auch ausschliesslich benutzen, da die dadurch bedingte Verlängerung 
der Exposition doch immerhin nur unwesentlich gegenüber der 
durch andere Farben bedingten erscheint. — •. — 

Die letztbeschriebene Methode der Focusdifferenzcorrection ist 
unstreitig sehr bequem und wird sicherlich am meisten benutzt wer- 
den, weil sie nicht erst die genaue Feststellung der Dlfferenz- 
grösse für jede Vergrösserung besonders erfordert, sondern ohne 
Weiteres anzuwenden ist. 

Am besten schaltet man die die gefärbte Lösung tragende Zelle 
hinter der Sammellinse, von der Lichtquelle aus gerechnet, ein; die 
Lichtstrahlen bilden nämlich von der Sammellinse aus ein conver- 
gentes Bündel und man kann deshalb, indem man die Glaszelle mit 
der Lösung verschiebt, dasjenige erreichen, was man sonst nur durch 
Anwendung verschieden starker oder verschieden dicker Lösungs- 
schichten erreichen würde. Nähert man die Zelle der Sammellinse, 
so wird dieselbe Strahlenmenge eine grössere Fläche der Lösung 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 129 

zu passiren haben, als wenn die Zelle dem Brennpunkte der Strahlen 
näher steht; in ersterem Falle wird also die Wirkung derjenigen einer 
in dickerer Schicht angewandten Lösung entsprechen, in letzterem 
Falle einer schwächeren oder dnnneren. — 

Die zur Aufnahme der Lösungen benutzten Behälter (Cuvetten) 
müssen natürlich möglichst glatte und parallele Wandungen der ebe- 
nen, grösseren Seiten haben. Aus diesem Grunde wendet man bei 
Beleuchtungsapparaten, die stets in horizontaler Stellung bleiben, die 
für die Spectralapparate behufs Darstellung der Absorptionsspectra 
in Handel kommenden Zellen mit planen Wänden an. Dieselben 
bestehen aus zwei Spiegelglasplatten die gegen ein ü-förmiges Glas- 
rähmchen, vermittelst eines geeigneten, mit Haken versehenen Mes- 
singträgers gepresst werden und so durch festes Anliegen an die 
genau eben abgeschliffenen Seiten des U -förmigen Einsatzstückes, 
die man füglich mit dicker Vaseline einfettet, dicht halten. 

Bei Benutzung von stets vertical stehenden Beleuchtungsappa- 
raten kann man sich sehr leicht auf folgende Weise eine passende 
Zelle für die Absorptionsflüssigkeit darstellen. Man sprengt von einem 
flachen Glascylinder mit genügend grossem Durchmesser und abge- 
schliffenem matten Rande den Boden ab^) und kittet den so ent- 
standenen Ring mit dem matten, eben geschliffenen Rande auf 
eine entsprechende Spiegelscheibe auf. Als Kitt benutzt man sehr 
gut einen aus 5 Theilen Oolophonium, 1 Theü Wachs, 1 Theil Caput 
mortuum bereitetes, in der Wärme zu benutzendes Gemisch, das 
man auf die vorher erwärmten Glasflächen aufträgt. Will man eine 
für alle Fälle brauchbare Zelle haben, so verkittet man entweder 
die für den ersten Fall beschriebene Zelle und fügt in die obere, 
offene Seite noch eine ein Glasrohr tragende Wand mittelst Kitt 
ein, oder man schleift die obere Seite der an zweiter Stelle beschrie- 
benen ringförmigen Glaszelle plan ab und kittet auch auf diese Seite 
eine mit einem Loch für ein Glasrohr versehene Spiegelglasscheibe 
auf. Das an den Cuvetten befindliche Glasrohr wird füglich, nach- 
dem es ca. 5 cm in der Ebene der Cuvette fortgelaufen ist, senk- 



*) Man erreicht dies bequem, wenn man mit einer scharfen Feile 
einen der Absprengungsrichtung parallelen, tiefen Einschnitt macht, auf 
diesem dann durch Aufhalten eines weissglühenden Eisenstabes oder 
Sprengkohle einen Sprang erzeugt und letzteren in der gewünschten Rich- 
tung mittelst des glühenden Eisens oder der Sprengkohle weiterführt. — 
Jeserich, Mikrophotographie. 9 



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130 Dritter Abschnitt. 

recht zu dieser Ebene aufwärts gebogen und dient als Sicherheits- 
rohr bei etwaiger Volumveränderung der Absorptionsflüssigkeit durch 
die Wärme, bezweckt auch gleichzeitig, dass die Guyette bei horizon- 
taler oder schräger Stellung stets gefüllt und frei yon Luftblasen zu 
halten ist. — 

f) Die Bewegung der Mikrometerschranbe auf weite Distanz. 

Wenn man durch Anwendung der bisher beschriebenen Hülfs- 
mittel nun in die Lage gesetzt wird, ein auch für die Zeichnung 
auf der Platte in jeder Beziehung und allen Ansprüchen genügendes, 
scharfes Bild zu erhalten, so wird die Einstellung in allen den Fäl- 
len noch Schwierigkeiten verursachen, wo der Balg der Camera sehr 
weit ausgezogen wird, und eine gleichzeitige Regulirun g der Mikro- 
meterscbraube, sowie Betrachtung des einzustellenden Bildes wegen der 
grossen Entfernimg des Bildes vom Mikroskope sehr erschwert wird. — 

Bei starkem Lichte und schwacher Yergrosserung wird man 
diesen üebelstand sehr gut dadurch vermeiden, dass man sich statt 
der matten Scheibe eines weissen Schirmes bedient und das auf 
demselben entworfene Bild durch die erwähnte (S. 73 u. 118) Sei- 
tenthür der Camera, oder, wie Benecke vorschlägt, durch ein in der 
Stirnwand der Camera befindliches, durch ein Reflexionsprisma das 
Bild im rechten Winkel reflectirendes Fernrohr betrachtet. — 

Für gleiche Fälle wendet 0. N. Rood einen hinter der matten 
Scheibe befindlichen Planspiegel an, in welchem man vom Mikro- 
skop her das Bild auf der matten Scheibe beobachten kann. Der 
Spiegel ist um eine Axe drehbar und kann natürlich auch Verwen- 
dung finden, wenn man statt der matten Scheibe die Einstell-Lupe 
benutzt, bietet hier aber die Unannehmlichkeit, dass man zu jeder 
Bewegung der Lupe sich erst wieder nach derselben hin begeben 
muss. — 

Reichen die eben beschriebenen Einrichtungen nun auch bei 
lichtstarken Bildern in durchaus vollkommener Weise aus, so wird 
man doch bei sehr starken Yergrösserungen und Anwendung künst- 
lichen Lichtes, besonders wenn es sich um Aufnahme von Objecten 
mit sehr feinen Details handelt, es nicht umgehen können, mit dem 
Auge bei der matten Scheibe oder Einstell-Lupe zu bleiben; ein Bild 
nämlich, welches auf dem weissen Schirme oder der matten Scheibe 
bereits so lichtschwach ist, dass man die Feinheiten der Zeichnung 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. J3J 

nicht mehr sicher zu erkennen vermag, erscheint mit der Einstell- 
Lupe ohne matte Scheibe betrachtet, stets noch vollkommen klar 
und lichtstark. — 

Für alle diese Fälle muss man es deshalb ermöglichen, mittelst 
geeigneter mechanischer üebertragungen, die Mikrometerschraube 
auch auf weitere Distanz hin von der Endseite der Camera aus zu 
bewegen. 

Zwei Arten solcher Einstellungen der Mikrometerschrauben auf 
grossere Distanzen hin haben wir bereits. oben beschrieben. Es ist 
dies einmal die von Benecke benutzte, durch Anwendung einer sehr 
langen Schraubenspindel für die Mikrometerschraube (S. 107) erzielte 
Einstellungsvorrichtung und dann die von Woodward angewandte 
üebertragung (S. 111) der Bewegung durch mit conischen Rädern 
verbundene Gestänge und schliessliche Uebersetzung der Drehung 
durch einen Schnurlauf ohne Ende. — 

Fritsch hat eine üebertragung der Bewegung auf die Mikro- 
meterschraube mittelst eines am Ende einer langen, vom Hinterende 
der Camera drehbaren Stahlaxe befindlichen Zahnrades vorgeschlagen, 
und es findet sich solche üebertragung zum Beispiel an den von 
Seibert gebauten Apparaten. Bei dieser Einrichtung ist es, wie dies 
auch bei den Seibert'schen Apparaten geschehen, sehr zu empfehlen, 
das in das Zahnrad des Mikrometers eingreifende Zahnrad auf einem 
besonderen, mit dem Stativ des ganzen Apparates fest verbundenen 
Axenlager laufen zu lassen. Hierdurch wird dasselbe in seiner 
Stellung zum Mikroskop genau fixirt, und das Gewicht des Gestän- 
ges bleibt ohne nachtheilige Wirkung auf das Mikroskop. 

Dasselbe ist zu empfehlen, wenn man nach Woodwards Art an- 
statt durch Zahnräder die üebertragung durch eine Schnur ohne 
Ende bewirkt. — 

Anstatt die um die Mikrometerschraube laufende Schnur ohne 
Ende durch ein zweites, mit einer Rinne versehenes, vermittelst eines 
Gestänges bewegten Rades zu bewegen, hat Walmsley dies dadurch 
bewerkstelligt, dass er eine Schnur mit sehr langen Enden benutzt 
und diese Enden durch geeignete Rollenführung bis an das Ende 
der Camera leitet; er regulirt dann durch Anziehen des einen oder 
des anderen Schnurendes die Mikrometerschraube. Diese Einrichtung 
scheint uns, so ingeniös und einfach sie ist, deshalb bedenklich, weil 
sie, besonders wenn ein Mikroskop mit drehbarem Tisch benutzt 



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132 Dritter Abschnitt. 

wird, dasselbe leicht in seiner Stellung durch das einseitige Anziehen 
der Schnur erschüttert. 

Ausser diesen, auf Zahnrad- oder Schnurlauf-Üebertragung be- 
ruhenden Einstellungen mittelst längerer Gestänge ist noch der 
Hooke'sche Schlüssel zu empfehlen, da er das Gestänge direct in 
die Mikrometerschraube ohne jede üebertragung eingreifen lässt, ohne 
jedoch die Mikrometerschraube zu belasten. Dies geschieht auf fol- 
gende Weise: 

Längs der Camera läuft eine lange Stahlstange in Lagern, am 
hinteren Ende mit einem grossen Kopf versehen, während an dem 
mit der Stirnwand der Camera abschneidenden anderen Ende ein 
Kugelscharnier die Drehung auf eine starke Messings hülse überträgt. 
In dieser Hülse, ist ein fester, metallener Cylinder ein- und aus- 
schiebbar, wird aber an der Drehung um seine Längsaxe durch einen 
im entsprechenden Längsschnitt der Hülse laufenden Stift verhindert. 
An dem ausserhalb der Hülse befindlichen Ende trägt dieser Cylin- 
der wieder ein Kugelscharnier und bewegt durch dieses eine, auf 
eigenem festen Stativ gelagerte, mit der Mikrometerschraube verbun- 
dene kurze Axe (siehe Fig. 32). 

Die Function des Schlüssels ergiebt sich von selbst; es sei nur 
noch bemerkt, dass es sehr empfehlenswerth erscheint, bei 
allen derartigen Einrichtungen die längs der Camera laufende Axe 
mit einer Längsnute zu versehen, in welche der zum Drehen die- 
nende Schraubenkopf mit entsprechender Nase eingreift und so, ob- 
wohl er der ganzen Länge der Axe nach verschiebbar ist, doch stets 
die Drehung auf die Axe übertragen muss. — Schlüssel anzuwen- 
den, welche mit Umgehung der vorerwähnten, auf eigenem Lager 
laufenden kurzen Axe, direct in die Mikrometerschraube eingrei- 
fen, muss deshalb als ungünstig widerrathen werden, weil in solchem 
Fälle das ganze Gewicht des Gestänges auf der Mikrometerschraube 
ruht und die Empfindlichkeit sowie Haltbarkeit derselben in ho- 
hem Grade beeinträchtigt. — 

Die vorstehenden Einstellungsapparate sind sämmtlich festste- 
hende, d. h. solche, welche zwar einer geringen, aber nicht starken 
Drehung des Mikroskopobertheiles nachgeben. 

Arbeitet man nun aber mit Hülfsapparaten, die ein Drehen des 
Mikroskopobertheiles um die optische Axe erfordern, so wird sich 
dieser Mangel recht fühlbar macheu. Um ihn zu heben hat Ver- 
fasser eine Einsteilvorrichtung construirt, die dem drehbaren Mikro- 



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I. Die mikrophotographiscben Apparate. 



138 



skoptisch nach all' und jeder Richtung hin folgt, eine sehr feine und 
genaue Einstellung zulässt und das Mikroskop bez. die Mikrometer- 
schraube nicht belastet. Dieselbe besteht in Folgendem: 

Auf das den Tubus des Mikroskopes mit der Mikrometerschraube 
verbindende, starke Zwischenstück wird mittelst Stellschraube fest 
eine in zwei Axenlagem (X) ruhende, horizontale Schraube ohne 





Fig. 43. 




Fig. 44. 




Ende (S) aufgesetzt, die an ihrem einen, ausserhalb der Lager be^ 
findlichen Ende, fest verbunden mit der Axe, eine runde Scheibe 
mit Rille für Schnurlauf (B) von ca. 5 — 6 cm Durchmesser trägt. 
Wird diese Scheibe durch Schnurlauf gedreht, so überträgt die ar- 
chitnedische Schraube diese Drehung auf das mit der Mikrometer- 
Schraube fest verbundene Zahnrad (Z) Und somit auch auf die Mi- 
krometerschraube. Durch diese Art der üebertragung- wird eine 



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J34 Dritter Abschnitt. 

sehr leichte und feine Bewegung der Mikrometerschraube ermög- 
licht, und es kann diese Bewegung, ohne das Mikroskop auch nur 
im Geringsten zu erschüttern, vor sich gehen. — 

Der Schnurlauf selbst wird wie folgt von der Scheibe {E) fort- 
geführt: Die endlose Schnur (Fig. 45) läuft über zwei, durch eine 
Klemmschraube an der Stirnwand der Camera verstellbare, auf einer 
Axe frei bewegliche Räder (siehe Fig. 44) und geht dann bis zum 
anderen Ende der Camera, wo sie gleichfalls über eine solche 
Zweiradklemme läuft und durch ein kleines Gewicht (G) mit 
Rad, wie bei Regulator-ühren üblich, stets straff gehalten wird. 
Das Gewicht wiegt höchstens incl. Rad 5 — 10 g, genügt aber voll- 
ständig zum Strammhalten des Schnurlaufes. Der Schnurlauf kann 
auf diese Weise stets den Bewegungen des Mikroskopes folgen und 
ermöglicht in allen Lagen leichtes und sicheres Einstellen von der 
matten Scheibe her. — Die schematische Anordnung ergiebt sich aus 
vorstehender Figur, wo S die archimedische Schraube am Mikro- 
skop, B das Rad an derselben bedeutet und G das kleine straff- 
haltende Gewicht mit Rad ist. — 

Am besten wird der Schnurlauf für gewöhnliche Fälle auf der 
Seite des Laufbrettes am mikrophotographischen Apparat angebracht, 
weil er dann ohne Weiteres gleichmässig gut bei verticaler, schiefer 
und horizontaler Lage des Apparates fungirt. Ist der Camerabalg ganz 
ausgezogen, so laufen die Schnüre durch den am Stützbrett ange- 
brachten Ausschnitt (s. Fig. 35), während bei theilweisem Auszug des 
Balges das Gewichtchen (Gf) in einen, auf Fig. 35 nicht weiter angege- 
benen, ca. 6 cm breiten Längsausschnitt in der Tischplatte spielt. — 



g) Einiges über Technik der Belenchtungsapparate. 

üeber die Anordnung des Beleuchtungsapparates ist das Nähere 
bereits in dem betreffenden Capitel (S.54 u. 60) angegeben. Es sei hier 
nur nochmals erwähnt, dass man bei Benutzung des Sonnenlichtes statt 
des Heliostaten sehr gut einen um seine horizontale Axe drehbaren 
Planspiegel, dessen am Ende des Beleuchtungsscblittens befestigtes 
Stativ um die Verticale drehbar ist, anwenden kann und hierbei 
hinter der Beleuchtungslinse eine geeignete, die Randstrahlen ab- 
fangende Blende einschaltet; bezeichnet man auf dieser Blende 
genau den Kreis, welchen die abgefangenen Strahlen des Lichtkegels 
bei richtiger Stellung des Planspiegels für die Beleuchtung treffen 



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I. Die mikrophotograpMscben Apparate. 135 

müssen, so hat maD, um die richtige Beleuchtung zu erhalten, nur 
nothig, den Spiegel stets derart zu reguliren, dass der gezeichnete 
und der yom Licht entworfene Kreis sich genau decken. Bei Be- 
nutzung künstlicher Lichtquellen wird man natürlich Spiegelreflexion 
soweit wie angänglich aus den oben angeführten Gründen zu yer- 
meiden suchen und in allen Fällen gut thun, den die Beleuchtungs- 
apparate tragenden Schlitten mit einer Scala zu versehen, damit 
man die für die specieUen Fälle ermittelte günstigste Stellung ein 
für alle Mal durch Notiren der Distanz für die einzelnen Theile 
feststellt und nicht jedesmal von Neuem immer wieder zu ermitteln 
braucht. — 

Statt der in den Glaszellen befindlichen farbigen Lösungen im 
Beleuchtungsapparate kann man natürlich auch Scheiben von farbi- 
gem Glase verwenden; jedoch sind nur sehr schwer und selten der- 
artig gefärbte Scheiben zu erhalten, dass sie vollständig die Lösung 
zu ersetzen im Stande wären; die meisten Glaser liefern nicht so 
eng begrenzte Spectren wie die Lösungen uod wirken deshalb 
schlechter; dies gilt ganz besonders von den blauen Gläsern. Statt 
der gelben Gläser empfiehlt Vogel*) durch Auftragen von gelbge- 
farbtem CoUodium gefärbte Gläser und bereitet dieses CoUodium 
durch Mischen von 75 ccm zweiprocentigen Rohcollodiums mit 25 ccm 
warmen Alkohols, in dem 0,3 g Aurantia oder Methylorange, ge- 
mischt mit Dimethylorange, gelöst sind. Als gelbe Lösung benutzt 
man zum Füllen der Zellen eine Lösung von doppeltchromsauren 
Kali. 

Eine Lösung mit einem Gehalt von 0,3 — 0,4 g Kaliumbichromat 
in 100 ccm destillirtem Wasser entspricht bei Anwendung von Eosin- 
platten schon in ca. 2 — 5 mm starker Schicht allen Anforderungen 
vollkommen. — 



h) Die Obturatoren und Momentyerschlüsse. 

Ein eigentlich nicht zu den Beleuchtungsapparaten selbst gehö- 
render, aber an dieselben am nächsten anlehnender, für sämmtliche 
mikrophptographischen Apparate gleichmässig anzuwendender und 
gleich nothwendtger Theil ist endlich der Obturator oder Licht- 
yerschluss. — 



J) Photogr. Mittheügn. Bd. 22, S. 52. 

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136 Dritter Abschnitt. 

Für diejenigen Aufnahmen, bei denen es sich um eine Exposi- 
tionszeit von mehreren Secuoden oder gar Minuten handelt, genügt 
ein zwischen die Linsen des Beleuchtungsapparates eingeführter, 
dunkler Papp- oder Filzdeckel. Man braucht bei der Mikrophoto- 
graphie nicht wie bei gewöhnlichen photographischen Aufnahmen so 
besorgt um lichtdichten Verschluss des Objectives zu sein. Bei 
den starken Objectiven mit verhältnissmässig geringem Durchmesser 
ist die Spur des in die Camera eindringenden Lichtes, wenn die 
eigentliche Beleuchtung durch Einschaltung eines Obturators, abge- 
halten wird, viel zu gering, um bei det Kürze der Zeit irgend wel- 
che Wirkung auf die sensibilisirte Platte auszuüben. — Man muss 
deshalb nur darauf achten, dass die Beleuchtungslinsen, resp. der von 
ihnen entworfene Lichtkegel ganz vom Obturator bedeckt seien. — 

Nicht genug kann es empfohlen werden, das den Obturator 
tragende Gestell, wenn irgend möglich, nicht mit den übrigen Thei- 
len des Apparates zu verbinden, sondern für sich aufzustellen, 
damit nicht durch dasselbe etwaige, beim Fortnehmen und Wieder- 
hinlegen des Obturators entstehende Erschütterungen dem Apparate 
mitgetheilt werden und so Unscharfen in den Bildern hervorbringen. — 

Besonders angebracht ist solche Vorsicht bei den Moment- 
verschlüssen, die, je kürzer die Expositionszeit ist, mit einem desto 
merklicheren Ruck fungiren. — 

Diese Momentverschlüsse können genau die bei den gewöhn- 
lichen Apparaten übliche Form und Oonstruction haben, nur ist hier 
zu bedenken, dass die von ihnen veranlasste Expositionszeit, ausser 
durch die an ihnen selbst angebrachten Regulirungsvorrichtungen, 
noch durch ihre relative Lage zu dem Beleuchtungsapparate verän- 
dert werden kann. 

Ebenso wie durch die Lage der die Absorptionslösung halten- 
den Glaszeile ein gleicher Effect, wie durch verschiedene Dicke der 
absorbirenden Lösung bewirkt werden kann, wird auch die Expo- 
sitionszeit bei Anwendung eines stets gleich schnell arbeitenden 
Momentverschlusses verkürzt und verlängert werden können, je nach- 
dem man ihn mehr dem Brennpunkt oder der Sammellinse nähert. 

Bei den Verschlüssen, welche auf dem Vorbeidrehen odier 
Fallen einer mit Oeffnung versehenen Blendungsscheibe, vor der Ob-' 
jectivöffnung basirt sind, wie die Verschlüsse der ersten und zweiten^ 
unten beschriebenen Art, wird selbstverständlich ein kleinerer kreis- 
förmiger Theil der Objectivöffnung kürzere Zeit belichtet bleiben, 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. \^^ 

als die ganze ObjectivöffDung ; und zwar betragt diese Verkürzung 
genau so viel Zeit, wie die Yerschlussscheibe dazu braucht, um eine 
der Differenz zwischen dem Durchmesser des kleineren kreisförmi- 
gen Theiles und demjenigen der ganzen Objectivöffnung gleich 
grosse Strecke zu passiren. 

Schaltet man also den Momentverschluss derartig in den Be- 
leuchtungsapparat ein, dass seine ganze Durchgangsöffnung vom 
Lichtkegel ausgefüllt wird, so muss er nothwendigerweise die bei 
der bestimmten Schnelligkeit seiner Function grösstmöglichste Expo- 
sitionszeit liefern, während dieselbe desto mehr verkürzt werden 
wird, je mehr man den Verschluss der Spitze des Lichtkegels nähert, 
d. h. einen je kleineren Theil die im Lichtkegel vereinigten Gesammt- 
lichtstrahlen von der Objectivöffnung des Verschlusses einnehmen. 

Noch grösser wird diese Differenz bei den Verschlüssen dritter 
Art, bei denen die eine Seite der Objectivöffnung länger offen bleibt 
als die andere; hier wird natürlich noch eine Verlängerung oder 
Verkürzung der Expositionszeit dadurch herbeigeführt werden 
können, dass man den Lichtkegel, wenn er nicht die ganze Durch- 
gangsöffnung ausfüllt, mehr der länger oder kürzer geöffneten Seite 
des Verschlusses nähert. — Im üebrigen gelten auch für diesen 
Verschluss die vorher angegebenen Bedingungen, sofern nur der 
Lichtkegel die Mitte der Verschlussöffnung einnimmt. — 

Die Einrichtung der Moment verschlusse besteht, abgesehen von 
denjenigen mit Centralverschluss, im Wesentlichen in zwei Arten; 
Bei der ersten bewegt sich vor der Objectiv-Oeffnung des Ver-? 
Schlusses eine mit entsprechender Oeffnung versehene Scheibe vorbei 
und lässt das Licht solange durchtreten, als diese Oeffnung der be- 
weglichen Blendungsscheibe zum Vorbeipassiren braucht; bei der 
z\veiten Art wird eine die Objectivöffnung schliessende Blendscheibe 
durch geeignete Vorrichtung zurückgezogen und dann von dersel- 
ben Seite wieder vorgeschoben. 

Beide Arten der Momentverschlüsse sind, unter Berücksichti- 
gung der oben gegebenen Cautelen, gleich gut bei mikroskopischen 
Arbeiten zu benutzen. Die sogenannten Klappenverschlüsse sind 
deshalb weniger empfehienswerth, weil sie wegen des Raumes, den 
die Klappen bei ihrem Functioniren beanspruchen, weniger compen- 
diös 'sind und deshalb nicht den übrigen Stücken des Beleuchtungs- 
a^pärates so nahe gebracht werden können, wie die gleich zu be- 
söireibenden Verschlüsse. ■— — 



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138 



Dritter Abschnitt. 



Die CeDtral-Momentverschlüsse sind im Verhältniss sehr theuer 
und man wird sie deshalb, da sie durch die anderen Arten vollkom- 
men ersetzbar sind, nicht häufig anwenden. — 

Die Verschlüsse mit an der Objectivöffnung yorbeipassirendem 
Obturator haben entweder eine Fallvorrichtung (Guillotine) oder eine 
sich um ihren Mittelpunkt drehende Blendenscheibe. — 

Eine Construction ersterer Art ist die folgende: In einem ge- 
eigneten Laufbrett (Fig. 46), welches in seiner Mitte die kreisrunde 
Objectivöffnung trägt, ist die Guillotine schlittenförmig eingeschoben 

und wird in ihrer Stellung 
durch eine seitliche Nase, wel- 
che in entsprechende Aus- 
schnitte des Fallbrettes ein- 
greift, fixirt. Diese Nase wird 
durch eine pneumatische Aus- 
hebungsvorrichtung seitlich aus- 
gerückt und löst dadurch das 
Verschluss - Fallbrett aus , das 
alsdann durch seine eigene 
Schwere vor der Objectivöffnung 
vorbeifallt und dieselbe kurze 
Zeit offen lässt. Bei horizon- 
taler Lage des Verschlusses, 
oder bei gewünschter Verkür- 
zung der Expositionszeit, wird 
um zwei an dem Rahmen be- 
findliche Stifte und ein an dem 
Fallbrett befindliches Ansatz- 
brettchen, wie dies in der Figur ersichtlich, ein Gummiband ge- 
schlungen, welches durch seine Elasticität die Fallbewegung be- 
schleunigt. 

Die andere Construction mit drehbarer Verschlussscheibe 
wird durch nebenstehende Zeichnung veranschauliaht : Eine kreis- 
runde Scheibe aus starkem Messingblech ist mit einer kreisförmigen 
Vertiefung versehen, in welche eine zweite kleinere kreisförmige 
Scheibe genau einpasst und um die auf der grösseren Scheibe im 
Mittelpunkte befestigte Schraube (M) leicht drehbar ist. Li der 
grösseren ersteren Scheibe ist die Objectivöffnung excentrisch einge- 
schnitten (0) und wird durch die kleinere obere Scheibe verdeckt. 




Flg. 46. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 



1S9 



Die obere, bewegliche Scheibe hat nun aber eine gleichgrosse Oeff- 
nung (Oj), welche bei Drehung der Scheibe genau über die untere 
Oeffnung hinweggeht. Die kleinere obere Scheibe trägt noch einen 
fest mit derselben verbundenen Knopf (N) und ein am Rande auf- 
geschraubtes Ansatzstück (H), in das der auf dem äusseren Rande 
der grösseren Scheibe befestigte Arretirungshaken (Ä) eingreift, und 
welches beim Funktioniren des Verschlusses gegen den mit Spiral- 
feder versehenen Puffer schlägt und so den Anprall mindert. — 
Auf demselben äusseren Rande sind noch zwei feststehende Knopfe 
(B und C) aufgeschraubt. Wird nun um die Knöpfe (B, C) der 




Fig. 47. 

grösseren und um den Knopf {N) der kleineren Scheibe ein Gummi- 
band gelegt, und die kleinere Scheibe in der Richtung von C über 
B nach A gedreht, bis der Arretirungshaken {A) hinter die Nase {H) 
einspringt, so wird das Gummiband angespannt und bei Auslösung 
des Hakens (A) die Scheibe um die gemeinsame Axe (M) in der 
Richtung von A über B nach C rotiren müssen. — Bei dieser Ro- 
tation nun passirt die Oeffnung der oberen Scheibe diejenige der 
unteren und bewirkt so die Exposition. Selbstverständlich wird 
die schnelle Rotation der Scheibe, nach fast einmaliger Umdrehung, 
durch die eben beschriebene Puffer Vorrichtung gehemmt. — — Die 
Auslösung kann bei diesem Apparat, wie bei dem vorigen, sowohl 
durch die Hand direct, als auch durch pneumatische Einrichtung be- 
wirkt werden. — Einigermaassen kann man die Expositionsdauer 



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140 



Dritter Abschnitt. 



bei beiden MomeDtverscblüssen dadurch variiren, dass man stärkere 
oder schwächere Gummibänder zum Anspannen der Verschlüsse 
benutzt. — — 

Ein Verschluss, bei dem der Obturator von ein und derselben 
Seite her zurückgezogen und wieder vorgeschoben wird, besteht im 
Wesentlichen im Folgenden: Auf einer um ihre Mitte rotirenden, 
durch eine Uhrfeder angespannten Scheibe ist excentrißch ein Stift 
(C) befestigt, der bei der Drehung der Scheibe einen in einer 
Führung (JP) gleitenden Schieber (E) zuerst zurückzieht und dann 
wieder in die erste Stellung vorschiebt. Dieser Schieber (E) ver^^ 

schliesst die ObjectivöfF- 
nung (0) und wird, der 
Construction zu Folge, 
den zuerst geöffneten 
Theil erst zuletzt wie- 
der schliessen, was für 
die oben gegebenen Be- 
merkungen (S. 137) über 
die Veränderung der Ex- 
positionsdauer von Wich- 
tigkeit ist. Der dem Ex- 
center zunächst liegende 
Theil der Oeffnung wird 
am kürzesten, der entge- 
gengesetzt liegende am 
längsten offen bleiben. — 
An dem Rand des £x- 
centers schleift eiüe mit 
Leder ausgelegte Bremsfeder (X), die durch eine Stellschraube (Y) 
mehr oder weniger an den Excenter gedrückt werden kann ; durch diese 
Bremsvorrichtung ist es möglich, die Exposition auf jede beliebige 
Zeitdauer zu reguliren. Der Excenter wird in seiner Stellung, analog 
wie bei dem eben beschriebenen Verschlusse, durch einen Arreti- 
rungshaken (Z)), der in die auf dem Excenter befindlichen Stifte (C 
und C,) eingreift, festgestellt. Die Auslösung des Hakens geschieht 
auch hier entweder direct oder mittelst pneumatischer oder elektri- 
scher Vorrichtung. Da auch für geöffnete Stellung ein Ärretirungs- 
stift (C,) vorhanden ist, so kann man den Verschluss auch sehr 
wohl und praktisch für längere Expositionszeiten benutzen; man 




Fig. 48. 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. ^41 

stellt dann die Bremse auf massig schnelle Bewegung mitteist der 
Bremsschraube (Y) ein, löst durch kurzen Druck auf den Gummi- 
ball den Haken (Z)) aus, so dass er den für offene Stellung die- 
nenden Stift (Cj) abfangt und schliesst durch einen zweiten Druck 
auf den Haken, nach Yerstreichenlassen der gewünschten Exposi- 
tionszeit. — 

Für Regulirung der Bremsvorrichtung haben wir die Erfahrung 
gemacht, dass, selbst bei exactester Arbeit, sich dennoch oft der 
Schieber nicht vollkommen gleichmässig bewegt und eine inner- 
halb verhältnissmässig nur kleiner Grenzen sich variiren lassende Expo- 
sitionsdauer nicht gestattet. Diesen Uebelstand kann man nach den 
Erfahrungen des Verfassers leicht und vollkommen dadurch be- 
seitigen, dass man auf die als Bremse dienende Lederscheibe ein 
Tröpfchen Oel bringt, so dass dieselbe glatter wird. Das Gleiten 
des Exceiiters ist dann ein vollkommen glcichmässiges und die 
Grenzen, in denen seine . Rotationsgeschwindigkeit regulirbar ist, 
liegen viel weiter auseinander, gestatten also viel genauere Einstel- 
lung für eine bestimmte Schnelligkeit. — 

Die Aufstellung des Momentverschlusses geschieht unter Berück- 
sichtigung der oben (S. 136) gegebenen Bedingungen, möglichst auf 
einem besonderen, jedenfalls aber sehr festen Gestell, damit die 
beim Functioniren des Verschlusses entstehenden Stösse sich nicht 
dem ganzen Apparate mittheilen. — — — 

i) Feststellung der Vergrössernng. 

Wenn wir schon oben (auf S. 94) des Näheren erörtert haben, 
wie man leicht und bequem aus der Distanz zwischen Objectiv und 
matter Scheibe mit Genauigkeit die Stärke der jeweilig erreichten 
Vei^össerung bestimmen könne, vorausgesetzt, dass man genaue An- 
gaben über die Aequivalent - Brennweite des benutzten Objectivs 
besitzt, so soll jetzt noch die Methode beschrieben werden, wie 
man, auch ohne bestimmte Angabe über Objective zu besitzen, mit 
mit absoluter Schärfe die Vergösserung bestimmen kann. 

Diese Bestimmung hat gerade in der Mikrophotographie beson- 
deren Werth, da wir es hier nicht mit den virtuellen Bildern son- 
dern mit fassbaren Bildern zu thun haben, an welchen wir mit Zirkel 
und Maassstab jede beliebige Messung leicht und dennoch exact 
ausführen können. 



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]^42 Dritter Abschnitt. 

Bei der ge wohnlichen Feststellung der Vergrösserung mit dem 
Mikroskope wird das Bild, das wir im Mikroskope sehen, auf die 
conventionelle Bildweite von 250 mm verlegt und mit einem in der- 
selben Ebene befindlichen Maassstabe verglichen. 

Die Zahl, um wie viel mal grösser alsdann das Bild auf dem 
Maassstab, gegenüber seiner wirklichen bekannten Grösse, erscheint, 
giebt die Linearvergrösserung. Die Projection des virtuellen Bildes 
auf die den Maassstab tragende Ebene geschiebt meist mit einer 
Camera lucida. 

Bei allen solchen Feststellungen kommt nun aber ein wesentlich 
die Genauigkeit beeinträchtigender Factor in Betracht, dass nämlich, 
je nach dem persönlichen Sehvermögen des Beobachters, das übrigens 
selbst bei einem und demselben Beobachter an verschiedenen Tagen 
noch Schwankungen unterworfen ist, die Sehweite gegenüber der 
Conventionellen Distanz hin und her schwankt. Bei grösserer Seh- 
weite wird nun aber ein und dasselbe Bild grösser erscheinen als 
bei kürzerer, und hierin der Grund für Fehler bei der Feststellung 
der Stärke der Vergrösserung liegen. — 

Solche Differenzen sind aber vollständig ausgeschlossen, wenn wir 
vor uns nicht ein virtuelles Bild sehen, das wir unserer persönlichen 
subjectiven Sehweite accomodiren, sondern wenn wir ein wirkliches, 
greifbares Bild, sei es nun auf der matten Scheibe, dem weissen 
Schirm oder dem photographischen Bilde vor uns haben. — Wir kön- 
nen auf solchem Bilde mittelst eines Stellzirkels oder eines mit Nonius 
versehenen Maassstabes die genauesten Messungen ausfuhren und 
erhalten rein objective, von jedem Beobachtungsfehler freie Zah- 
len. Haben wir zum Beispiel ein in Fünfzigstel Millimeter getheil- 
tes Mikrometer als Object benutzt und finden nun beim Nachmessen 
des auf der matten Scheibe oder dem Negativ von demselben entwor- 
fenen Bildes, dass ein solcher kleinster Theil eine Grösse von 40 mm 
hat, so ist die erzielte Vergrösserung 40 x 50 = 2000. 

Fehler jedweder Art sind bei dieser Bestimmung ausgeschlossen, 
vorausgesetzt, dass die Theilung des Mikrometers eine genaue und in 
allen Theileu gleiche war, wovon man sich leicht durch Nach- 
messen der einzelnen Theilstrichdistanzen auf der matten Scheibe 
überzeugen kann. 

Hat man auf diese Weise die Stärke der Vergrösserung für ein 
bestimmtes Objectiv bei einer ganz bestimmten Bilddistanz festge- 
stellt, so kann man, wenn man die Entfernung der matten Scheibe 



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I. Die mikrophotographischen Apparate. 143 

von dem Objectiv feststellt, — was sehr leicht mittelst der am Lauf- 
brett der Camera angebrachten Theilung geschehen kann — , auch die 
Yergrosserungen, welche dasselbe Objectiv bei anderen Bildabstanden 
hervorbringt, durch Rechnung finden. Mit Vergrosserung oder Ver- 
minderung des Bildabstandes vom Objective wächst oder nimmt 
die Starke der Vergrosserung in gleichem Verhältnisse ab. 

Die Bildgrösse, d. h. der das Bild begrenzende Kreis, bildet 
nämlich die Grundfläche des im Objectiv mit seiner Spitze liegen- 
den (von ihm ausgehenden) Lichtkegels, während der Biidabstand 
das in diesem Kegel von der Spitze auf die Grundfläche gefällte Loth 
ist. Der Durchmesser der parallel der Grundfläche durch einen Ke- 
gel gelegten, vom Kegelmantel begrenzten, Ebenen (hier die Bildgrösse) 
wächst aber und verringert sich in gleichem Verhältniss mit seiner 
Entfernung von der Spitze des Kegels (hier Bildabstand). Wird man 
also zum Beispiel bei einem Bildabstand von 30 cm eine Vergros- 
serung von 200 erhalten, so wird dasselbe Objectiv bei 70 cm Bild- 

200 . 70 
abstand eine Vergrosserung von k^ = 466,6 geben. 

Natürlich gilt diese Feststellung der Vergrosserung nur für die 
Fälle, wo ein Objectiv ohne Ocular in Anwendung kommt. — 

Benutzt man ein Ocular, so braucht man auf dieselbe Weise für 
jedes Ocular nur einmal die vergrössernde Kraft festzustellen, um 
dann alle übrigen Daten durch blosse Rechnung genau finden zu 
können. — 

Die Feststellung der Vergrosserung, welche ein Ocular liefert, 
geschieht in folgender Weise: Man ermittelt zunächst die Vergros- 
serung, welche irgend ein beliebiges Objectiv ohne Ocular liefert, 
fügt dann das Ocular ein, und stellt, unter Innehaltung einer glei- 
chen Bilddistanz*), scharf ein. Hat man jetzt die Stärke der mit dem 
Ocular und Objectiv erzeugten Vergrosserung gemessen, so findet 
man die Vergrosserung des Oculars, indem man diese Vergrosserung 
durch die mittelst des Objectivs für sich allein erzeugte Vergrosserung 
dividirt. Hat also z. B. das Objectiv für sich 200-fache, nach Ein- 
schiebung des Oculares aber 600 fache Vergrosserung ergeben, so ist 

600 
die Vergrösserungsfahigkeit des Oculares: ^^^^ = 3. 

*) D. h. man muss nach Einfügung des Oculares die Cameralänge um 
80 viel vergrÖBsern, wie das Ocular vom Objective entfernt ist (Tubus- 
länge). Siehe auch am Schluss dieses Theiles. 



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1 



X44 Dritter Abschnitt. 

Stellt man also, und das ist das Einfachste, ein für allemal für 
jedes Objectiv die Vergrösserung (F) für einen ganz bestimmten 
Bildabstand (Z>) fest und ermittelt die Yergrosserungsfahigkeit jedes 
Oculares für sich (0), so kann man, wenn man ausserdem bei jeder 
Aufnahme den Bildabstand (Z),) abliest, ohne weiteres die erzielte 
Vergrösserung (X) nach folgender Formel finden: 

x^ — 1) • 

Natürlich gilt bei Anwendung eines Oculares als Bildabstand 
die Distanz der matten Scheibe von der obersten Ocularlinse, mit 
der ja der hinterste Brennpunkt des in diesem Falle zu einem 
System vereinigten Oculares und Objectives fast zusammenfallt, 
während bei Aufnahmen ohne Ocular der Bildabstand von der hin- 
tersten Linse des Objectives gerechnet wird*). — 

Selbstverstäudlich muss man stets die Grossen in gleichen 
Maassen ausdrücken und gelten diese Berechnungen nur für grössere 
Bildabstande, während sie bei kleineren zu hohe Werthe geben! 



k) Messung der Objectgrössen. 

Hat man somit in der Mikrophotographie ein ganz vorzügliches 
Mittel, die Yergrösserungen mit absoluter Genauigkeit festzustellen, 
so kann man umgekehrt, wenn man die Vergrösserung für bestimmte 
Systeme festgestellt hat, auch durch mit diesen Systemen ausge- 
führte Aufnahmen, unter Berücksichtigung der eben berührten Funkte, 
die schärfsten Messungen selbst der kleinsten Details ausführen 
und zwar mit einer Präcision und Objectivität, wie sie selbst bei 
Anwendung der vorzüglichsten Messinstrumente nicht zu erreichen 
möglich ist. — 

Haben wir zum Beispiel ein Bild mit einer 1000 fachen Linear- 
vergrösserung aufgenommen, so ist jede auf demselben befindliche 
Länge von 1 mm durchaus gleichwerthig mit 0,001 mm; Theile von 
4 mm Länge auf dem Bilde werden also 0,004 mm in Wirklichkeit 
lang sein. — Die Art dieser Messungen hat ausserdem den grossen 
Yortbeil, dass sie stets revidirbar sind und man noch nach Wochen 
solche Theile des Objectes, welche man von Hause aus nicht hat 



*) Man rechnet nämlich stets den Bildabstand vom hintersten Brenn- 
. punkte des das Bild entwerfenden Linsensystemes aus. 



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n. Die Präparate. 145 

messen wollen, noch nachträglich, selbst wenn das Object längst 
nicht mehr vorhanden ist, messen kann. 

Besonders wichtig sind solche exacten und selbst bis auf die 
minimalsten Grossenverhältnisse noch absolut genauen Messungen 
da, wo aus der Grössen differenz weitere Schlüsse zu ziehen sind; 
wir meinen hier die Blutuntersuchungen in forensischen Fällen. 
Bei diesen Untersuchungen werden gerade die für den ganzen Gang 
der Beweisaufnahme wichtigsten Schlüsse in Bezug auf Unterschei- 
dung der Blutarten verschiedener Säugethiere von dem Blut des 
Menschen, lediglich aus den Grossenverhältnissen der Blutscheiben 
gezogen, und ist deshalb eine rein objective, in jeder Weise 
zuverlässige Messungsmethode, die die mit den besten Mikrometern 
erzielten Resultate an Schärfe weit hinter sich zurücklässt, wie die 
mikroskopische Methode es thut, von geradezu unschätzbarem 
Werthe. — Dieser Werth wird noch dadurch gesteigert, dass solche, 
zu Messungen angefertigte Aufnahmen als Beweismaterial bei 
den Acten bleiben können, und so stets noch Erläuterungen und 
Erklärungen über den mikroskopischen Befund nachträglich ge- 
statten. — 



II. Die Präparate. 

Nächst der Erfüllung der im Vorstehenden besprochenen, zur 
Erlangung guter scharfer Mikrophotogramme erforderlichen Bedin- 
gungen hängt die Darstellung guter Bilder nicht minder von der 
geeigneten Wahl und Herrichtung der Präparate selbst ab. 

Kann man auch im Allgemeinen den Satz als giltig aufstellen, 
dass jedes gute und sauber gefertigte Präparat auch für die mikro- 
photographische Aufnahme geeignet ist, so kommen doch zwei Fac- 
toren bei der Mikrophotographie sehr wesentlich in Betracht, die 
man bei der einfachen mikroskopischen Beobachtung nicht in glei- 
chem Maasse beachtet, da sie sich dort als Mängel weniger fühlbar 
machen. Es ist dies einmal die Nothwendigkeit, dass das betreffende 
Object gesondert und mit allen seinen Theilen in einer mit der 
Hauptebene des Objectträgers parallelen Ebene liege, und zweitens 
das Erfordemiss einer ganz bestimmten Tinction der Präparate. 

Jeserich, Mikrophotographie. 10 

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146 Dritter Abschnitt. 



1. Mechanische Präparation. 

Wir kommen zunächst auf das erste Erforderniss, die Noth- 
wendigkeit einer, zur optischen Axe des Mikroskopes senkrech- 
ten Ebene für die Lage des Objectes. 

Bei der mikroskopischen Beobachtung ist der Mikroskopiker 
gewohnt, ein Präparat als gut zu bezeichnen, wenn es alle Details 
gut gezeichnet enthält und in seiner ganzen Grösse frei ist von 
nicht dazu gehörigen, fremden Körpern. Sollten einzelne Theile des 
Präparates nicht genau in ein und derselben, zur optischen Axe 
senkrechten Ebene liegen, so hilft über diesen Mangel einmal schon, 
wenn er gering ist, das Accomodationsvermögen des Auges hinweg, und 
andererseits, wenn die Distanzdifferenzen grösser werden, eine kleine 
Hin- und Herbewegung an der Mikrometerschraube. Beide Mittel zum 
Scharfei nstellen aller Theile des Bildes werden um so unwillkür- 
licher und unbewusster vom Beobachter ausgeführt, je mehr derselbe 
an mikroskopische Arbeiten gewöhnt ist. — In gleicher Weise ge- 
wöhnt sich der geübte Mikroskopiker sehr bald daran, hauptsächlich 
nur das zu sehen, was wesentlich für die gerade vorliegende Beob- 
achtung ist, dasjenige, was ohne Werth oder gar störend ist, aber 
zu übersehen. — 

Ein geübter Mikroskopiker ist wohl im Stande aus einem nicht 
mit allen Theilen scharf einstehenden Object dennoch ein alle De- 
tails genügend wiedergebendes Bild zu zeichnen; anders arbeitet 
dagegen die lichteiApfindliche Platte; sie giebt stets nur dasjenige 
Bild, welches wirklich in der einen Ebene liegt, scharf und deut- 
lich; höher oder tiefer liegende Punkte erscheinen stets verschwom- 
men. Ebensowenig bleibt selbst der geringste Fehler im Präparate 
auf der Platte unbemerkt, mit un nach sichtlicher Strenge wird eben 
Alles wiedergegeben, gleichviel ob gut, ob schlecht, ob von Bedeu- 
tung oder ohne jeden Werth. — 

Der Mikroskopiker wird daher durch die Herstellung von Prä- 
paraten für die Mikrophotographie zu äusserst exactem Arbeiten ge- 
zwungen werden. Er wird alle Stäubchen, Luftblasen, Fragmente 
und dergl. aus seinen Präparaten fern zu halten genöthigt sein und 
seine Präparate durch ihre ganze Grösse hindurch eben legen 
müssen. — 

Ist aber auf die angegebene Weise ein in allen seinen Theilen 



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II. Die Präparate. 147 

gutes Bild erbalten, so bietet es aucb dadurcb, dass es positives Be- 
weismaterial ist, grossen Yortbeil und gestattet nocb nach Jabren 
Messungen, Erklärungen zu geben und zweifelhafte Funkte aufzu- 
klären, wenn schon lange das Präparat selbst vernichtet und zer- 
setzt ist. — 

Bei der Herstellung der Präparate kommt es demnach, nächst 
der Freihaltung von fremden, unzugebörigen Körpern, vor Allem darauf 
an, möglichst dünne, nur die in Frage kommende. Ebene zeigende 
Präparate herzustellen, und dieselben möglichst diaphan zu machen. 
Eine Doppelschicht, wie sie sich zum Beispiel leicht bei PHanzen- 
querschnitten dann einschleicht, wenn der Schnitt nicht fein genug 




Fig. 49. 

war, wird stets auf dem Bilde schlecht aussehen, weil die zu unterst 
liegende, nicht scharf einstehende Schicht durch ihre auf dem Bilde 
erscheinenden, verschwommenen Umrisse die Feinheit und Klarheit 
des eigentlichen Bildes stören wird. Aus diesem Grunde wird man 
bei Schnittpräparaten wie DünnschliflFen sehr feine, durchsichtige 
und klare Präparate herstellen müssen und darauf besonders zu 
achten haben, dass das fertige Präparat auch vollständig glatt auf 
dem Objectträger ausgebreitet wird und an keiner Stelle überein- 
ander verschoben und doppelt liegt. — 

Aus demselben Grunde wird man es vermeiden müssen, zuviel 
verschiedene Theile oder zu viel Individuen auf ein Gesichtsfeld 

10* 



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148 Dritter Abschnitt. 

zu bringen, da die nicht scharf einstehenden den Eindruck des Bil- 
des verderben. 

Für grössere Präparate wird es sich deshalb stets empfehlen, 
die Querschnitte mit einem Mikrotom, wie solche jetzt in sehr guten 
und exact arbeitenden Constructionen von den verschiedensten Me- 
chanikern angefertigt werden, auszuführen. Da bei diesen Instru- 
menten das fest eingespannte Messer durch eine sehr feine Führung 
stets in ein und derselben Ebene fortgeführt wird, und auch die Ab- 
stände zweier Schnittflächen von einander durch eine feine Mikro- 
meterschraube, je nach Bedarf, bis auf ein Minimum regulirt werden 
können, wird man selbstverständlich viel feinere und gleich massigere 
Schnitte erzielen können, als dies, selbst bei grösster Fertigkeit, mit 
der blossen Hand möglich ist. 

Die eingehendere Beschreibung der Construction eines Mikro- 
tomes würde hier zu weit führen und ergiebt sie sich zur Genüge 
aus beifolgender Figur (Fig. 49). 

2p Chemische Präparation. 

Nächst der mechanischen Präparirung der Objecte für die 
mikrophotograp bischen Aufnahmen kommt, als nicht minder wichtig, 
die chemische Präparation in Betracht. Auch hier ist bei den 
für photographische Aufnahme bestimmten Objecten vielfach eine 
andere Behandlung erforderlich, als sie blosse Beobachtungspräpa- 
rate nöthig machen. — 

Zunächst kommen hier die Auf be wahr ungsarten für die verschie- 
denen Präparate in Betracht: Wie im Vorstehenden bereits gesagt, 
kommt es bei für mikrophotographische Aufnahme bestimmten Prä- 
paraten darauf an, sie möglichst durchscheinend und fein in Details 
gezeichnet erscheinen zu lassen und man wird, um dies zu errei- 
chen, je nach der Natur des Objectes, dasselbe in verschiedene Me- 
dien einbetten müssen. Je näher das Brechungs vermögen des Mediums, 
in welchem ein Object ruht, demjenigen des Objectes selbst kommt, 
desto durchsichtiger und klarer wird das Object erscheinen. 

Ist das Brechungsvermögen des betreffenden Objectes, zum Bei- 
spiel eines Krystalles, vollständig erreicht, so wird derselbe über- 
haupt nicht mehr in dem Medium wahrzunehmen sein; seine Kanten 
werden um so breiter und dunkler erscheinen, je mehr sein Brechungs- 
vernaögen von dem des Mediums differirt, um so zarter, je kleiner 



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n. Die Präparate. 149 

diese Differenz ist. — Für sehr zarte und feine Objecte wird man 
daher, um die feinsten, an und für sich sehr durchsichtigen Details 
noch scharf und sichtbar zu erhalten, Medien zur Einlagerung wäh- 
len, die eine grosse Differenz des Brechungsexponenten gegenüber 
dem Objecte zeigen; bei dunklen, schwer durchsichtigen, opaken Ob- 
jecten dagegen wird man zur Aufhellung stärker lichtbrechende 
Medien zu wählen haben. Aus diesem Grunde lagert man die fei- 
nen Diatomeen etc. in der schwach brechenden Luft, ohne Hinzufü- 
gung eines flüssigen Mediums, während man opake, undurchsich- 
tige Objecte mit schwer erkennbaren Details durch Zusatz stark 
lichtbrechender Medien aufklärt. — Ein allgemein übliches Einbet- 
tungsmedium für mikroskopische Präparate ist der GanadabaJsam, 
der besonders bei wasserfreien oder vorher getrockneten Objecten 
mit gutem Erfolge angewandt wird. 

Für wasserhaltige Objecte, bei denen sich das Wasser ohne 
Veränderung ihrer Form oder Structurverhältnisse nicht gut entfernen 
lässt, verwenden wir mit gutem Erfolge eine Glycerin -Wassergelatine 
und zwar nach folgender Bereitungsweise hergestellt: 

1 Theil möglichst reine, farblose Gelatine wird in 6 Theilen 
destillirten Wassers gelost, alsdann 7 Theile Glycerin und 0,14 Theile 
Phenol hinzugefügt. Das Ganze wird 10 — 15 Minuten auf dem 
Wasserbade unter stetigem Umrühren erwärmt, bis die beim Mischen 
entstandenen Flocken wieder vollständig verschwunden sind, und 
alsdann durch Glaswolle oder Asbest noch warm filtrirt. Selbstver- 
ständlich inuss man alle zur Anwendung kommenden Körper und 
Apparate rein und staubfrei halten uod aus diesem Grunde auch 
die Glaswolle oder den Asbest vorher so lange mit Wasser waschen, 
bis dasselbe dauernd klar und frei von staubartigen Theilchen 
abläuft. — 

Die Anwendung dieses Mediums geschieht in warmem, dünn- 
flüssigem Zustande und hat den Vortheil, dass durch dasselbe die 
feinsten Formen der subtilsten Objecte nicht verändert werden. 
Für Aufnahme von beweglichen, lebenden Objecten eignet sich dieses 
zähflüssige Medium, wenn nöthig unter Fortlassung des Carbols, eben- 
falls sehr gut, da es wie gesagt, die feinsten Formen erhält und doch 
die Bewegungserscheinungen verhindert. — 

Auf die übrigen indifferenten Einbettungsmedien näher einzu- 
gehen, würde hier zu weit führen und gehen wir, in dieser Hinsicht 
auf die trefflichen Specialwerke über Mikroskopie verweisend, des- 



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150 Dritter Abschnitt. 

halb auf die chemisch wirksamen Zusätze zu den Präparaten 
über. — 

In der Mikrophotographie sind von diesen Zusätzen vor Allem 
alle diejenigen von ganz besonderem Interesse, welche eine Färbung 
der Objecte oder ihrer Theile bezwecken sollen. — 

Haben diese Färbungsmittel für die gewohnliche mikroskopische 
Beobachtung den Zweck, die einzelnen Theile der Objecte von ein- 
ander unterscheidbarer und deutlicher hervortretend zu machen, so' 
genügen sie diesem Zwecke, wie sich von selbst versteht, sobald sie 
die betreffenden Objecte, oder die in Rede stehenden Theile dersel- 
ben, durch ihre Färbung deutlich gegen ihre Umgebung abheben; 
die Art der Farbe ist dabei unwesentlich. 

Anders liegen die Verhältnisse bei den für photographische Auf- 
nahmen zu benutzenden Objecten. Hier kommt es nicht sowohl 
darauf an, dass die gefärbten Theile für das Auge gut sichtbar 
und scharf begrenzt erscheinen, als vor allem darauf, dass die Farben, 
welche angewandt sind, auch für die lichtempfindliche Schicht 
die geeignete Wirkung haben. Auf die photographische Platte, resp. 
die lichtempfindliche Schicht, sind nun aber, wie wir eingehend bei 
dem Abschnitte über Focusdifferenz erörtert haben, gerade vorwiegend 
diejenigen Strahlen wirksam, gegen welche das menschliche Auge 
weniger empfindlich ist. Rothe und gelbe Strahlen, welche auf unser 
Auge am stärksten wirken und uns also den Begriff der Hellig- 
keit erzeugen, treten in ihrer Wirkung auf die sensibilisirten Platten 
zurück und umgekehrt verhalten sich die blauen, violetten und ultra- 
violetten Strahlen gegen das Auge ziemlich indifferent, dagegen desto 
wirksamer gegen die lichtempfindliche Platte. Blau und Violett 
wirken photographirt fast wie weiss, Roth und Grün dagegen fast 
wie schwarz. 

Ein in seinen Details durch blaue oder violette Farben recht 
deutlich gezeichnetes und gegliedertes Bild wird deshalb auf einer 
photographischen Platte diese Details fast vollkommen verschwinden 
lassen und zur photographischen Aufnahme kaum geeignet sein, 
wenigstens nicht ohne Weiteres; ein roth oder braun gefärbtes 
Präparat wird dagegen, selbst . wenn seine Färbung derartig schwach 
ist, dass sie für das Auge kaum genügt, dennoch für die photo- 
graphische Aufnahme sich sehr geeignet zeigen. 

Man wird also bei allen den Objecten, wo man es in der Hand hat, 
welche Farbe man zum Färben anwenden will, stets solche Farben zur 



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n. Die Präparate. 151 

Hülfe ziehen, welche eine actinisch sehr geringe Wirkung zeigen, 
dagegen die stark chemisch wirkenden Farben zu vermeiden suchen. 

Ob die eine oder die andere Farbe zum Färben von Objecten 
für den mikrophotographiscben Gebrauch geeignet ist, oder nicht, 
kann man leicht durch den Versuch ermitteln und zwar wie folgt: 
Hat man einen Spectralapparat zur Verfügung, so wird man einfach 
eine Lösung der anzuwendenden Farbe durch denselben betrachten; 
liegt der Haupttbeil des Spectrums im Roth bis Gelbgrün, während 
die blauen, violetten und darüber hinausgehenden Strahlen wenig 
oder garnicht vertreten sind, so ist der Farbstoff zum Färben sehr 
geeignet; er wird um so ungeeigneter, je weiter sein Spectrum 
in's Blaue reicht. — 

Ist man nicht im Besitze eines Spectralapparates, so kann man 
sich dadurch helfen, dass man ein mit der betreffenden Farbe ge- 
färbtes Präparat im Mikroskop beobachtet, während man in den 
Lichtweg die Kupferoxydammoniak- oder noch besser die Fehling- 
sche Lösung einschaltet. Alle zur Tinction brauchbaren Farben 
müssen fast schwarz erscheinen, also möglichst frei von violetten und 
blauen Farben sein. — 

Als gute, zum Tingiren von Präparaten für photographische 
Zwecke geeignete Farben kommen neben Anilinroth (Fuchsin) und 
Braun, Carminlösung, Indigocarmin, in Oxalsäure gelöstes Berliner 
Blau, je nach der Art und Beschaffenheit der Objecte in Betracht, 
während für Injectionen noch die von Schnitze vorgeschlagene 
Ueberosmiumsäure, die Höllensteinlösung, Goldchloridlösung, die 
zum Theil durch Beizung wirken, zu bemerken sind. — 

Ueber die specifische Wirkung und Anwendung der einzelnen 
Anilinfarben finden wir das Nöthige in der gleich wiederzugebenden 
Anleitung von Rob. Koch zur Bacterienförbung und können es des- 
halb hier übergehen. Die Färbung mit Campecheholz geschieht bei 
Injectionspräparaten ebenso, wie bei der von Koch angegebenen 
Bacillenfärbung durch spätere Behandlung der mit Campecheholz- 
extract getränkten Theile mit schwacher Chromsäure. — 

Wie man am besten Imbibitionen und Injectionen ausführt, 
muss, als zur mikroskopischen Technik gehörig, als bekannt voraus- 
gesetzt werden und kann in den speciellen Werken über diesen 
Gegenstand nachgeschlagen werden; es sei hier nur bemerkt, dass 
gelbe, rothe und braune Imbibitionen und Injectionen nach dem 
oben Gesagten, wegen der geringen actinischen Kraft dieser Farben, 



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J52 Dritter Abschnitt. 

sehr schwach und zart auszuführen sind, wenn sie überhaupt Details 
auf dem Bilde erkennen lassen und nicht die gefärbten Theile mo- 
noton, undurchgearbeitet, dunkel wiedergeben sollen. — 

Ueber Bacterienförbung sagt Koch:^) 

um Ton gefärbten Objecten gute Photographien zu erhalten, muss 
Tor Allem die Bedingung erfüllt werden, dass das Präparat in den 
Theilen, welche auf dem Bilde besonders hervortreten sollen, z. B. 
Bacterien, Zellenkernen, möglichst intensiv mit einer solchen Farbe 
imprägnirt sei, die das blaue Licht nicht durchlässt, und die auf 
die lichtempfindliche Schicht also ebenso wie eine alles Licht absor^ 
birende schwarze Farbe wirkt, und das sind vorwiegend gelbe und 
braune Farben. 

Das Wichtigste bei der Bacterienfärbung ist, dass die bacterien- 
baltige Flüssigkeit in sehr dünner Schicht auf dem Deckglase ein- 
getrocknet wird, um die Bacterien in einer Ebene zu fixiren, dass 
diese Schicht mit Farbstoffen behandelt und wieder aufgeweicht wird, 
um die Bacterien in ihre natürliche Form, zurückzuführen und deut- 
licher sichtbar zu machen, dass das so gewonnene Präparat in con- 
servirende Flüssigkeiten eingeschlossen und schliesslich zur Her- 
stellung von naturgetreuen Abbildungen photographirt wird. Die 
Substanz ist stets in einer so dünnen Schicht auszubreiten, dass 
die Bacterien, Blutkörperchen u. s. w. sich nicht decken, sondern 
von einander durch kleinere oder grössere Zwischenräume getrennt 
liegen. Am Rande des eingetrockneten Tropfens findet man sehr 
oft einzelne isolirte Exemplare, welche sich vortrefflich dazu eignen, 
um sich von der Beständigkeit der Gestalt beim Eintrocknen des 
Bacterienkörpers zu überzeugen. Die einzigen auffälligen Verände- 
rungen welche vorkommen, bestehen in der Abplattung der kugeli- 
gen, gelappten oder verzweigten Zoogloeamassen und in der Ver- 
wandlung schraubenförmiger Körper in eine Wellenlinie. Dieser 
Uebelstand lässt sich indessen dadurch leicht vermeiden, dass man 
sofort, nachdem die letzte Spur von sichtbarer Feuchtigkeit vom 
Deckglas verschwunden ist, das Präparat in der später anzugebenden 
Weisß-v^iederaufweicht. Die Schleimhülle der Bacterien quillt dann 
vollständig wieder auf und gestattet dem Zoogloeahaufen oder der 
Spirale ihre natürliche Gestalt wieder einzunehmen. Bringt man 
ein mit getrockneter Bacterienschicht versehenes Deckglas in destil- 



1) Cohn's Beiträge zur Biologie der Pflanzen Bd. H. Heft 3, S. 401 ff. 

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n. Die Präparate. 153 

lirtes Wasser oder Glycerin, daun lost sich die Schicht schnell auf, 
und wird yom Glase fortgeschwemmt. Für sich allein genommen 
sind daher diese Flüssigkeiten zur weiteren Präparation der Bacte- 
rienschicht nicht zu gebrauchen. 

Durch Einlegen des Gläschens in absoluten Alkohol, noch besser 
in eine Lösung von Chromsäure (0,5%), lässt sich die Schicht un^ 
loslich in Wasser und Glycerin machen, aber eine unerwünschte 
Nebenwirkung dieser erhärtenden Flüssigkeiten besteht darin, dass 
die Schleimhülle der Bacterien nicht mehr aufquillt, und deswegen 
die Bacterien, fest am Glase angepresst, oder in die coagulirte Grund- 
substanz eingebettet, ihre natürliche Gestalt nicht wieder einnehmen 
können. Als ein Mittel, um die Schicht wieder aufzuquellen, ohne 
dass sie sich vom Glase ablöst, hat sich eine Lösung von essig- 
saurem Kali (1 Theil auf 2 Theile destillirten Wassers) erwiesen. 
Die Bacterien nehmen in derselben vollkommen ihre ursprüngliche 
Form wieder an, werden aber blasser und durchsichtiger als sie 
waren. Für grössere Formen ist dies kein Nachtheil, ebenso auch 
nicht für sporenhaltige Bacterien, da bei diesen die Sporen stark 
glänzend bleiben, also auch deutlich zu sehen sind. — 

Eine weitere vortreffliche Eigenschaft der Lösung von essigsau- 
rem Kali ist die, dass, nachdem die Bacterien aufgequollen sind, sie 
sich in derselben nicht weiter verändern. Man kann daher diese Flüs- 
sigkeit zum Conserviren des Präparates verwenden und letzteres sofort 
verkitten. Präparate, welche ich in dieser Weise angefertigt habe, sind 
Jahre lang ganz unverändert geblieben und werden sich vermuthlich 
auch noch lange Zeit halten. In den meisten Fällen, namentlich wenn 
es sich um die kleinsten Formen handelt, werden indessen die Bac- 
terien zur genaueren Untersuchung und zum Photographiren zu blass, 
und es ist dann notbwendig, sie durch Farbstoffe deutlicher zu 
machen. Die verschiedensten Farbstoffe, welche in der Mikroskopie 
und in der Färberei benutzt werden, habe ich versucht, aber vor 
allen eignen sich die Anilinfarbstoffe am meisten zur Färbung 
der Bacterien. Letztere nehmen die Anilinfarben mit einer solchen 
Sicherheit, so schnell und reichlich auf, dass man alle diese Farben als 
Reagens zur Unterscheidung der Bacterien von krystallinischen und 
amorphen Niederschlägen, auch von feinsten Fetttröpfchen und anderen 
kleinsten Körpern benutzen kann. Ausserdem wirken die Anilinfarben 
in ihren wässerigen Lösungen ganz ähnlich wie das essigsaure Kali, 
indem sie die Schicht aufweichen, aber nicht vom Glase ablösen. 



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254 Dritter Abschnitt. 

Unter den Anilinfarben habe ich anfangs nur die in Wasser 
löslichen benutzt und zwar vorzugsweise Methylviolett und Fuch- 
siu. Die übrigen, namentlich Safranin, Gelb, Eosin, Orange, Me- 
thylgrün, Jodgrün, Blau färben nicht so kräftig und sind auch 
nicht so bestandig. Für einzelne Objecte eignet sich Fuchsin besser, 
da es nicht so intensiv färbt wie Methylviolett. Gewohnlich jedoch 
giebt das letztere die besten Resultate. Von den verschiedenen 
FarbenabstufuDgen des Methylviolett habe ich die blauen (in den 
Preislisten über Anilinfarben mit Methyl violett BBBBB bezeichnet) 
mit Vorliebe angewandt. Später, als es mir nicht allein darauf an- 
kam, die Bacterien für das Auge, sondern auch für die photogra- 
phische Platte bemerklicher zu machen, wandte ich meine Aufmerk- 
samkeit auch den Anilinfarben zu, welche die chemisch wirksamen 
Lichtstrahlen, also den blauen Theil des Spectrums, nicht durch- 
lassen. Die besten Resultate habe ich in dieser Beziehung mit 
einem Anilinbraun, sog. Neubraun, erzielt. 

Die Anwendung der Anilinfarben ist ebenso einfach wie das übrige 
bisher beschriebene Verfahren. Von einer concentrirten, Spirituosen 
Lösung des Methylviolett oder Fuchsin setze ich einige Tropfen zu 
15— 30 g destillirten Wassers, so dass sich letzteres intensiv färbt; 
hiervon bringe ich mit einer kleinen Pipette einige Tropfen auf die 
zu färbende Bacterienschicht und halte die Flüssigkeit auf dem 
Deckglase durcH Drehen desselben in beständiger Bewegung. Nach 
einigen Secunden wird das Deckglas so schräg gehalten, dass die 
Anilinlosung an den Rand fliesst und die Bacterienschicht frei wird. 
An der mehr oder weniger blauen Farbe der letzteren erkennt man 
dann leicht, ob sie schon genügend geerbt ist oder nicht; in letz- 
terem Falle lässt man die Farbe von neuem darüber hinfliessen, bis 
die gewünschte Färbung erreicht ist. Mit einiger Uebung wird man 
bald die Concentration der Anilinlösung und die Dauer der Färbung 
für die verschiedenen Objecte richtig beurtheilen lernen. Wenn die 
AnilinlösuDg zu schwach ist, löst sich die Bacterienschicht vom 
Glase ab; ist sie zu stark, dann färbt sich die Grundsubstanz, 
welche die Bacterien umgiebt, zu stark und Letztere heben sich zu 
wenig von ihrer Umgebung ab. 

In einem gelungenen Präparate muss nach der Färbung die 
Grundsubstanz (d. h. der Rückstand der verdunsteten Flüssigkeit) 
kaum zu bemerken, die Bacterien dagegen müssen kräftig gefärbt 
sein. Die grösseren Formen färbt man weniger stark, so dass Sporen- 



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n. Die Präparate. 155 

bildung, GliederuDg, körnige ßeschafiPenheit des Inhalts noch gut zu 
erkennen ist. Sobald der richtige Grad von Färbung erreicht ist, 
wischt man die Anilinlösung vom Rande des Deckglases oder saugt 
sie mit Fliesspapier möglichst Yollständig weg^ oder spült sie mit 
destillirtem Wasser oder einer yerdünnten Lösung Yon essigsaurem 
Kali (1 : 10) fort. Auch hierin verhalten sich die einzelnen Präparate 
verschieden; manche vertragen das Abspülen mit destillirtem Wasser, 
andere wieder nicht. 

Die Färbung mit Anilinbraun ist von der eben beschriebenen 
mit Methylviolett und Fuchsin etwas verschieden. Da die mit Braun 
gefärbten Präparate in der Lösung von essigsaurem Kali die Farbe 
verlieren, dagegen die Aufbewahrung in Glycerin vertragen, so mu.ss 
man sie gleich von vornherein mit einem Tropfen einer concentrir- 
ten Lösung von Anilinbraun in gleichen Theilen von Glycerin und 
Wasser, welche von Zeit zu Zeit filtrirt werden muss, bedecken 
und einige Minuten stehen lassen. Alsdann haben die Bacterlen sich 
genügend gefärbt, und es kann die Farbstofflösung mit reinem Gly- 
cerin abgespült werden. Eiweisshaltige Substanzen, wie Blut, Eiter 
und dergl., welche sich mit den wässerigen Lösungen des Methyl- 
violett und Fuchsin nur schlecht färben lassen, geben mit in Gly- 
cerin gelöstem Braun ganz vorzügliche Präparate, welche sich auch 
besonders gut zum Photograph iren eignen. 

Zum Conserviren der so gefärbten Präparate kann man Canada- 
balsam, concentrirte Lösungen von essigsaurem Kali oder Glycerin 
verwenden. Zum Einlegen in Cauadabalsam eignen sich nur die mit 
Methylviolett und Fuchsin gefärbten Präparate. Man lässt sie nach 
der Entfernung der Färbeflüssigkeit eine viertel bis eine halbe Stunde 
liegen, so dass sie vollkommen wieder trocken geworden sind und 
kann sie dann in gewöhnlicher Weise in Cauadabalsam einlegen. 

Mit Methyl violett und Fuchsin gefärbte Präparate müssen, wenn 
sie zum Photographiren benutzt werden sollen und wenn man die 
Bacterien in möglichst natürlicher Form erhalten will, in eine Lö- 
sung von essigsaurem Kali (1 : 2) und zwar unmittelbar nach Ent- 
fernung der Farbstofflösung noch feucht eingelegt und mit einem 
der gewöhnlich gebrauchten Kitte verschlossen werden. Glycerin 
kann man zum Einlegen dieser Präparate nicht gebrauchen, da es 
die Farbe auszieht. Für die mit Anilinbraun gefärbten Präparate 
ist dagegen Glycerin die beste Flüssigkeit zum Conserviren. 

Zur Färbung der bei manchen Bacterienformen äusserst feinen 



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156 Dritter Abschnitt. 

Geisselfaden benutze man das £xtractum campechianum in einer 
concentrirten wässerigen Lösung, der, um Schimmelbildung zu ver- 
hüten, ein wenig Campber zugesetzt wird. Um derartige Präparate 
aufzubewahren, wird das Deckglas, an welchem die Bacterien haften, 
nach der Behandlung in eine schwache Chromsäurelösung oder in 
Müller'sche Flüssigkeit gebracht, worauf eine braunschwarz ge- 
färbte, unlösliche Verbindung des Extractum campechianum mit 
dem Chrom sich bildet, worauf man das Präparat dauernd in Gly- 
cerin oder Canadabalsam einlegen kann und es seine Färbung 
behält. 



3. Besondere Fälle. 

Hat man es somit in der Hand, bei selbstzufertigenden Präpa- 
raten die Farbe nach Wunsch zu wählen, so wird man doch öfter 
in die Lage kommen, bereits fertige, nicht eigens für mikrophoto- 
graphische Aufnahmen hergestellte Präparate benutzen zu müssen, 
da sie nicht in einem zweiten Exemplare zu beschaffen sind. — 
Sind solche Präparate mit den geeigneten Farben tingirt, so können 
sie freilich ohne Weiteres, unter Berücksichtigung des eben Gesag- 
ten, photographirt werden, sind sie aber mit für photographische Auf- 
nahmen ungeeigneten, stark actinisch wirkenden Farben gefärbt (blau, 
yiolett), so wird man erst auf Umwegen zu brauchbaren Bildern ge- 
langen können. 

Einmal wird man, wenn dies an gänglich, dem Präparate seinen 
Farbstoff entziehen und durch einen für die Photographie geeigneten 
ersetzen können. Zu dem Behufe behandelt man das betreffende 
Object, wenn Balsam oder Firniss als Zusatzmedium vorhanden ist, 
mit Chloroform, Terpentinöl oder einem anderen passenden Lösungs- 
vehikel, dann extrahirt man den betreffenden Farbstoff mittelst Al- 
kohol oder eines anderen entsprechenden Fluidums. Das so gerei- 
nigte Präparat wird alsdann nach einer der angegebenen Methoden 
mit nicht actinischen Farben neu geerbt. — 

Diese Methode hat einen grossen Nachtheil darin, dass ein 
fertiges, geeignet ausgebreitetes und fixirtes Präparat wieder gelockert 
und mit verschiedenen Agentien nacheinander behandelt werden 
muss. Es ist klar ersichtlich, dass ein feines, zartes Object bei 
solchen chemischen und mechanischen Einwirkungen, selbst in den 
Händen des gewandtesten Präparators, leicht beschädigt oder gar 



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n. Die Präparate. 157 

ganz yerdorbeo werden kann; besser wird es sicherlich durch solche 
Umfarbung nicht. — — « 

Zu dieser Gefährdung des Präparates, die gerade in den Fällen, 
wo es sich um nur schwer oder überhaupt gar nicht wieder zu 
beschaffende Objecte handelt, doppelt schwer in 's Gewicht fallen 
muss, kommt noch der Uebelstand, dass sich diese Entfärbung über- 
haupt nur in ganz concreten Fällen ausführen lässt, bei sehr vielen 
Präparaten jedoch schlechterdings unmöglich ist. — — 

Hierher gehören z. B. alle diejenigen Färbungen, welche durch 
Beizung der betreffenden Objecte selbst, wie z. B. durch Sibemitrat, 
Goldchlorid, Perosmiumsäure etc., erzeugt sind, oder welche durch 
Zusammenbringen zweier verschiedener Lösungen erst auf den Ob- 
jecten einen unlöslichen Farbstoff niederschlagen, wie Campecheholz, 
Kaliumbichromat oder Chromsäure und dergleichen. — 

Man wird deshalb besser zu der zweiten Methode, die für alle 
Fälle brauchbar ist und eine Aenderung am Objecte selbst nicht er- 
forderlich macht, greifen. — Dieselbe besteht darin, dass man statt 
des blauen, in den Lichtweg einzuschaltenden Mediums, ein anders 
gefärbtes zur Anwendung bringt. Bei Anwendung dieses Correc- 
tions Verfahrens spart man die gewiss nicht geringe und stets müh- 
selige Arbeit des ümpräparirens, man läuft nicht Gefahr das Prä- 
parat zu schädigen und kann endlich bei allen Präparaten aus- 
nahmslos gute Resultate erhalten. — 

Die Wahl des betreffenden, zur Bereitung der Absorptionslösung 
dienenden Farbstoffes wird man leicht auf folgende Weise treffen 
können : 

Man beobachtet das betreffende, gefärbte Object im Mikroskope 
und schaltet in die Beleuchtung eine dem zur Tinction benutzten 
Farbstoff complementäre Farblösung ein. — Im allgemeinen wird 
man bei blauen und violetten Farben mit einer gelben oder braunen 
Lösung das gewünschte Resultat erzielen. 

Je dunkler die eine oder die andere Farbstofflösung das Object 
auf dem monochromatischen Gesichtsfelde erscheinen lässt, desto 
geeigneter ist sie für den speciellen Fall. Als gelbe Lösung be- 
nutzen wir mit gutem Erfolge Kaliumbichromatlösung^), als braune 
eine Lösung von Bismarckbraun. — Besonders gut anwendbar sind 
diese Lösungen noch dadurch geworden, dass man nach den hoch- 



^) Ueber die Starke der Lösung siehe S. IBö. 

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158 Dritter Abschnitt. 

wichtigen Entdeckungen von H. W. Vogel im Jahre 1873 und den 
sieb hieran schliessenden weiteren Errungenschaften in neuester 
Zeit dahin gekommen ist, Emulsionen zu bereiten, weiche für die 
sonst actinisch weniger wirksamen grünen, gelben und rothen Strah- 
len besonders empfindlich sind; wir meinen die farbempfindlichen 
Platten, die wir im photographischen Theile näher besprechen wollen. 

Solche gelben und braunen Lösungen verzogern allerdings die 
Expositionszeit erheblich und können deshalb bei dem ohnehin 
schon schwachen Petroleum- oder Gaslicht, sowie den übrigen Licht- 
quellen unserer zweiten Gruppe nicht zur Verwendung bei stärkeren 
Vergrösserungen gelangen. Anders liegt jedoch die Sache bei Son- 
nenlicht und beim elektrischen Licht, sowie vor allen beim Enall- 
gaskalklicht. 

Sonnenlicht und elektrisches Bogenlicht sind von derartiger ac- 
tinischer Kraft und Stärke, dass sie, nach Fortnahme der blauen 
und violetten Strahlen durch gelbe oder braune Lösungen, immer 
noch kräftig genug bleiben, um bei nicht zu langer Expositionszeit 
noch genügend lichtstarke Bilder zu geben. — Leider ist aber das 
Sonnenlicht nicht stets zu haben und erhält - deshalb, wie oben ein- 
gehend ausgeführt wurde, den Forscher in stetiger Abhängigkeit 
von der Witterung, während das elektrische Bogenlicht, als künst- 
liche Lichtquelle zwar stets zu erhalten ist, in seiner Anwendung 
aber wegen der hohen Kosten, theuren Apparate und Maschinen, 
die es zu seiner Darstellung erforderlich macht, für den einzelnen 
Forscher und Privatmann immerhin viel zu beschränkt, wenn nicht 
gar ganz unmöglich ist. 

Gerade hier ist deshalb das Kalklicht, das, wie die oben detail- 
lirten Daten erweisen, leicht, bequem und ohne erhebliche Kosten 
zu beschaffen ist, am rechten Platze, besonders wenn man bedenkt, 
dass das Kalklicht sehr reich an zwischen roth und grün liegenden 
Strahlen ist und deshalb beim Passiren einer gelben oder braunen 
Scheibe oder Lösung an seiner chemischen Wirksamkeit bei Weitem 
nicht soviel verliert wie das elektrische Bogenlicht und das Sonnen- 
licht. Die Verlängerung der Expositionszeit bei Anwendung brauner 
und gelber Flüssigkeiten gegenüber den Aufnahmen bei directem 
oder blauem Lichte wird deshalb beim Kalklicht viel geringer sein, 
als sie es beim Sonnenlicht und dem elektrischen Bogenlichte sein 
muss. Es ist dies von um so grösserer Bedeutung, als das Kalk- 
licht an und für sich schon eine immerhin nur recht kurze Expo- 



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ni. Die Praxis der Aafiiahme. 159 

sitioDSzeit erforderlich macht, die bei VergrösseruDgen Yon ca. 750 
linear und gewöhnlichen Trockenplatten nur 1 — 3 Secunden be- 
trägt. — Es ist eben auch dies einer der vielen, die grosse Wich- 
tigkeit des Kalklichtes für die Mikrophotographie recht deutlich 
beweisenden Vorzüge. — — 

Auf die einzelnen für Dauerpräparate der verschiedensten Gat- 
tiingen nöthigen Behandlungsweisen können wir an diesem Orte nicht 
eingehen, müssen vielmehr auf die ganz ausführlichen Specialwerke 
von Frey, J. Vogel, Dippel, Eöllicker, Vogl, Schwendener u. A. ver- 
weisen. Dasselbe gilt von den extemporirten Präparaten, wie sie 
besonders häufig in forensischen Fällen vorkommen werden; doch 
sei bei diesen Präparaten nochmals ausdrücklich darauf hinge- 
wiesen, dass man alle zu beobachtenden Details genau in eine Ebene 
bringt, Luftblasen, Staub, sowie zu dichtes Aneinanderrücken vieler 
einzelner kleiner Objecto angelegentlichst vermeiden soll, damit die 
Klarheit und üebersichtlichkeit des Ganzen nicht gestört werde. 

Man thut eben viel besser daran, von einem verschiedene wich- 
tige Details enthaltenden Präparate mehrere Aufnahmen neben- 
einander zu machen, von denen jede einzelne einen besonderen 
Theil recht klar und deutlich erkennen lässt, als Alles auf einem 
Bilde haben zu wollen und dabei nur Weniges scharf und klar 
zu erhalten. — 



ULI. Die Praxis der Aufitahme. 

Wenn wir im Vorstehenden eingehend und möglichst erschö- 
pfend die einzelnen Theile des zur Aufnahme einer Mikrophotogra- 
phie nothwendig werdenden Gesammtapparates besprochen haben, 
so wollen wir im Folgenden, bevor wir zur Behandlung der bereits 
exponirten Platten, d. h. zur eigentlichen photographischen Praxis 
übergehen, noch kurz die Montirung des Gesammtapparates in Be- 
tracht ziehen und den Gang der an diesem Apparate bei der Auf- 
nahme eines Bildes auszuführenden Manipulationen. — 

Arbeitet man mit künstlichem Lichte, und dies wird man wegen 
des steten Zurhandseins entschieden dem Sonnenlichte vorziehen^ 
so ist als Aufnahmezimmer jedes mit festem Fussboden versehene 
Zimmer zu benutzen; man wird am besten und bequemsten natür- 
lich das Arbeitszimmer, in dem man seine Beobachtungen ausführt. 



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160 Dritter Abschnitt. 

auch zu den Aufnahmen benutzen und so alle Weiterungen und un- 
nützes Hin- und Herlaufen vermeiden. 

Will man mit Sonnenlicht arbeiten, so muss man als Auf- 
nahmezimmer natürlich ein nach der Sonnenseite, am besten nach 
Süden, gelegenes Local benutzen und thut in diesem Falle gut, den 
das Sonnenlicht reflectirenden Heliostaten oder grossen Planspiegel 
ausserhalb des Fensters aufzustellen; man hat dann nicht nöthig, 
um die etwa vom Fensterkreuz oder vom Fensterrahmen gewor- 
fenen Schatten zu meiden, mit dem ganzen Apparat des öfteren 
weiter zu rücken, sondern kann denselben stetig am selben Platze 
belassen. Zu dem kommt noch der Yortheil, dass man viel länger 
das Sonnenlicht ausnutzen kann, da es selbst dann noch durch 
den Spiegel in das Innere des Zimmers, und somit auf den Be- 
leuchtungsapparat, geworfen werden kann, wenn die Sonnenstrahlen 
mit der Fensterwand parallele Schatten werfen und also nicht 
mehr direct in's Innere des Zimmers dringen. Den Spiegel kann 
man sehr wohl, wenn kein Heliostat zur Verfügung steht, vom In- 
nern des Zimmers aus mit geeigneten Schnurläufen reguliren. 
Selbstverständlich muss man alle in den Weg des Lichtes kommen- 
den Glasscheiben beseitigen, oder durch sehr gute Spiegelscheiben 
ersetzen. — 

Es sei hier noch ganz ausdrücklich darauf hingewiesen, dass 
man bei Anwendung von directem, nicht durch eine matte Scheibe 
abgeblendetem Sonnenlichte, stets in den Beleuchtungsapparat eine 
mit Alaunlosung gefüllte Cuvette einschalten muss. Nur so ist es 
möglich, die Wärmestrahlen des Sonnenlichtes zu absorbiren und 
die Objecte und Objective vor der schädlichen Wirkung der im 
Brennpunkte der Linsen entstehenden, intensiven Hitze zu schützen. 

Bei Ausserachtlassen dieser Vorsichtsmaassregel ist es schon 
des Oefteren vorgekommen, dass die Präparate zerstört und die Ob- 
jective verletzt worden sind.^ — 

Eingehende Versuche des Verfassers haben dagegen ergeben, 
dass bei Anwendung des Ealklichtes in der oben (S. 60) beschriebe- 
nen Weise im Objecte, selbst bei grösstmöglichster Concentration 
des Lichtes, in keiner Weise eine -schädliche Temperaturerhöhung 
eintritt^), man somit beim Arbeiten mit Kalklicht auch ohne Ein- 



^) Die Versuche ergaben, dass ein mit bei 42^ G. schmelzendem 
Talg bestrichener Objectträger in den Brennpunkt des Condensors an Stelle 



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m. Die Praxis der Aufnahme. IgX 

Schaltung von, die Wärmestrahlen absorbirender Alaunlosung weder 
die Präparate noch die Objective irgend welcher Gefahr des Zer* 
störtwerdens aussetzt. 

Zudem wird noch das Sonnenlicht den ganz erheblichen Nach- 
theil haben, dass es einmal oft von Wolken bedeckt ist, und 
zweitens nicht in jedem Arbeitszimmer, selbst wenn der Himmel 
klar ist, zu benutzen ist; man wird deshalb, da man im Ealklicht 
eine selbst bei stärksten Vergrosserungen ausreichende, billige, 
bequeme Lichtquelle besitzt, die stets zu haben und deshalb in 
jedem Arbeitsraume und zu jeder beliebigen Zeit anzuwenden ist, 
dieses vorziehen, besonders, da es auch bei stärksten Vergrosserun- 
gen und unter Anwendung der gewöhnlichen Trockenplatten nur 
Expositionszeiten erfordert, die eine Minute nicht oder nicht wesent- 
lich übersteigen, bei starken (600 — 750) Vergrosserungen dagegen 
nur geringe Bruchtheile einer Minute (0,5—3 Secunden) ausmächen. 

Bei schwächeren Vergrosserungen wendet man entweder eine der 
schwächeren Lichtquellen, wie sie in der zweiten Gruppe beschrie- 
ben sind, an, oder man stimmt die Helligkeit des Kalklichtes, wenn 
man die Expositionszeit verlängern will, ohne die Beleuchtung zu 
wechseln, durch Vermindern des Druckes sowie der Ausströmungs- 
mengen der Gase herab. Zudem kann man, wie dies in dem Ca- 
pitel „Beleuchtung^ eingehend beschrieben, noch durch Einschaltung 
einer mattgeschiiffenen Scheibe oder Verrückung der Condensorlinse 
ganz vorzügliche Resultate erzielen. — 

Bei den künstlichen Lichtquellen thut man, aus den oben (S. 53) 
angegebenen Gründen, gut daran, Reflexionsspiegel so weit wie mög- 
lich zu umgehen ; man wird deshalb bei nur in verticaler Lage bren- 
nenden Lichtgebern (Gas, Petroleum, gewöhnliches Bogenlicht) am 
besten horizontale Apparate, ohne Einschaltung von Spiegeln vor- 
ziehen und solche nur da verwenden, wo sie bei beweglichen, flüs- 
sigen, extemporirten Präparaten wegen der nothwendig verticalen 
Stellung des Apparates nicht zu umgehen sind; allerdings verliert 
man stets, wie dies die vielen, bereits näher besprochenen. Ver- 
suche unzweifelhaft ergeben haben, durch Spiegel 25% Liclit und 



des Objectes gebracht, nach 6 Minuten langem, ununterbrochenen Verwei- 
len in demselben, noch nicht einen Beginn vom Schmelzen des Talges 
wahrnehmen liess, also noch nicht annähernd auf die, selbst für zarte Ob- 
jecte in keiner Weise schädliche Temperatur von 42° C. gekommen war. 

Jeaerich, Mikrophotographie. 11 



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162 Dritter Abschnitt. 

mehr, ein Verlust, der gerade bei künstlichen Lichtquellen beson- 
ders fühlbar wird. 

Darin, dass das Kalklicht bei jeder Stellung des Apparates, 
mag dieselbe nun horizontal, vertical, oder schräg sein, ohne An- 
wendung von Spiegeln zu benutzen ist, besteht ebenfalls ein 
wesentlicher Vorzug desselben. — 

Die Anordnung des Beleuchtungsapparates geschieht nach den 
oben (S. 60 und ff.) gegebenen Grundsätzen, und es muss der Be- 
leuchtungsapparat genau centrirt sein. Man kann empirisch durch 
Hin- und Herschieben der betreffenden Linsen die beste Stellung 
des Beleuchtungsapparates und genaue Centrirung ermitteln; besser 
ist es jedoch, die günstigsten Distanzverhältnisse auf die beschrie- 
bene (S. 68) Weise ein für allemal für jede Beleuchtungsart vorher 
festzustellen und die Centrirung dann wie folgt zu bewerkstelligen: 

Man lege in die weit ausgezogene Camera eine durchsichtige, 
den Platten an Grösse entsprechende Glasscheibe, deren Mittelpunkt 
(Kreuzungspunkt der Diagonalen) durch ein mit Diamant eingerissenes 
Kreuz bezeichnet ist. Man lege ferner auf die grosse Sammellinse 
eine derselben gleiche Papierscheibe, deren Mittelpunkt, der selbst- 
redend mit dem Mittelpunkt der Sammellinse zusammenfallt, eben- 
falls durch ein Kreuz, das mit Bleistift oder Feder aufgezeichnet 
ist, versehen ist. Hat man jetzt das Mikroskop in genau cen- 
trischer Stellung in den Apparat durch Festschrauben eingefügt, 
so blickt man durch den Tubus, aus dem das Objectiv und Ocu- 
lar entfernt ist, von der mit Kreuz versehenen Glasscheibe her 
nach der auf der Sammellinse befindlichen Papierscheibe und regu- 
lirt die Stellung der Linse so, dass beim Visiren die Mittelpunkte 
des Glasscheiben- und des Papierscheibenkreuzes sich decken und 
zwar in der Mitte der kleinen, zum Einschrauben des Objectivs 
dienenden Oeffnung des Tubus liegen. Die Mitte dieser Tubusöff- 
nimg ist durch das Augenmaass, da die Oeffnung nur sehr kleinen 
Durchmesser hat, leicht zu finden. 

Hat man auf diese Weise die Sammellinse centrirt, so stellt 
man die Lichtquelle auf den Schlitten direct oder durch Spiegelung 
derart ein, dass der von ihr durch die Sammellinse entworfene 
Lichtkreis mit dem der Objecttisch Öffnung concentrisch ist und fügt 
dann die Condensorlinse mit kurzer Brennweite ein. 

Diese letztere endlich centrirt man durch folgende Manipula- 
tion: man stelle sich ein für alle Mal einen Objectträger von der 



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IIE. Die Praxis der Aufnahme. X63 

gewohnlich angewandten Dicke her und klebe auf seine dem 
Objecte entsprechende Oberseite ein dünnes Blättchen weissen Pa- 
pieres, auf dem man mehrere concentrische Kreise, theils etwas 
grosser, theils kleiner als die Objecttisch Öffnung, gezeichnet und den 
Mittelpunkt genau markirt hat. — Man lege diesen Objectträger nun, 
nachdem Lichtquelle und Sammellinse bereits centrirt sind, auf den 
Tisch des Mikroskopes und zwar so, dass die Kreise mit der Tisch* 
Öffnung concentrisch zusammenfallen und regulire dann die Stellung 
der den Condensor bildenden Linsen derartig, dass das stark yer- 
kleinerte Bild der Lichtquelle, der helle Lichtkreis, mit dem Mittel- 
punkt der gezeichneten Kreise zusammenfällt. 

Die Zeichnung mehrerer concentrischer Kreise erleichtert die 
Centrirung ungemein; man kann, weil man den Lichtpunkt nach 
dem Durchfallen durch das Papier, also abgeschwächt betrachtet, 
sehr genau reguliren und kleine Helligkeitsdifferenzen scharf wahr* 
nehmen; so wird man zum Beispiel leicht bemerken, dass bei An- 
näherung der Linsen an das Object, das Lichtbildchen mehr blau, 
bei Entfernung mehr roth erscheint, weil der Brennpunkt der blauen 
Strahlen der Linse näher liegt als derjenige der rothen Strahlen (die 
Ränder der Lichtbildchen erscheinen natürlich entgegengesetzt ge- 
färbt). — 

Ist ein Condensor (siehe S. 64) an dem Mikroskope vorhanden, 
80 ist, da derselbe fast stets genau centrirt ist, nur die Centrirung 
für Lichtquelle und Sammellinse nöthig. — Wie die Centrirung auf 
anderem Wege bei genau centrirten Condensoren und besonders dem 
Abbe geschieht, ist bereits S. 68 aufgeführt. 

Nach genauer Centrirung der Beleuchtungsapparate in der einen 
oder anderen Weise, bei der man nur selten noch durch geringes 
Verrücken der Linsen zu corrigiren braucht, bringt man das Ob- 
ject auf den Mikroskoptisch und sucht mit Hülfe der matten oder 
weissen Scheibe (siehe S. 118) zunächst die passende Stelle auf 
und stellt ein. Zum Aufsuchen kann man, nach dem Gesagten, 
(S. 84) entweder einen um den betreffenden Theil des Objectes ge- 
zogenen Kreis, oder ein mittelst Revolverapparates umzuschaltendes, 
schwächeres Objectiv benutzen. 

Ist möglichst scharf eingestellt, so setzt man an Stelle der mat- 
ten Scheibe die durchsichtige Spiegelscheibe, schaltet die Absorptions- 
lösung in den Beleuchtuugsapparat ein und stellt jetzt endgiltig 
scharf mit der Einstell-Lupe ein (S. 118). 

11* 



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Ig4 Dritter Abschnitt. 

Nachdem der Apparat nun ca. 3 — 5 Minuten ruhig gestanden, 
prüft man nochmals die Einsteilung, überzeugt sich durch gehörige 
Regulirung der Lichtquelle, dass das Maximum an Helligkeit er^ 
reicht ist und fügt, wenn die Einstellung unverändert scharf geblieben, 
nunmehr, unter Vermeidung jeder Erschütterung des Apparates, an 
Stelle der Scheibe die die lichtempfindliche Platte enthaltende Cassette 
ein. Das Einlegen der Platte in die Cassette besorgt man füglich in 
der Pause von 3 — 5 Minuten nach der ersten genauen Einstellung. 

Beim Einlegen der Platte achte man darauf, dass die Hinter^ 
wand der Cassette keine Reflexe giebt (S. 115). — Nachdem die 
Cassette eingeschoben, schiebe man den Obturator oder Momcntver- 
schluss ein und ziehe dann den Cassettenschieber^), ebenfalls sehr 
vorsichtig und ruhig, zurück und bedecke den oberen Theil des Ap- 
parates mit einem leichten aber lichtdichten Tuche, damit jede Spur 
fremden Lichtes abgehalten wird. — 

Nachdem man nun einen Augenblick gewartet, exponirt man 
durch Wegziehen des Obturators oder Auslösen des Momentver- 
schlusses in gewünschter Zeitdauer, schiebt dann den Cassetten- 
schieber zu^) und entfernt die Cassette. 

Bringt man jetzt nochmals vorsichtig an ihre Stelle die xiurch- 
sichtige Scheibe und findet, bei der nun folgenden Revision der Ein- 
stellung mit der Einstell-Lupe, noch scharf und gut eingestellt, so 
liegt, wenn das erhaltene Bild nicht gut ausfallt, die Schuld kei-< 
nen falls an der Einstellung. — Es folgt nun die Entwicklung des 
Bildes in der im folgenden Abschnitte zu gebenden Art und Weise 

Diese Operationen werden sich bei den verschiedensten Auf- 
nahmen stets in derselben Art und Reihenfolge wiederholen und nur 
unwesentlichen Aenderungen je nach Art des Objectes oder Appa- 
rates unterworfen sein. 

Will man nicht die Focusdifferenz durch Absorptionslösungen,, 
sondern durch Verschieben der Camera öder Drehen der Mikrometer- 
schraube corrigiren, so geschieht diese Correction selbstverständlich 
nach der fertigen Einstellung im weissen Lichte, während man 
jede nachträgliche Aenderung umgeht, wenn man (nach der auf 
S. 125 angegebenen Methode) die Correction schon vorher durch Ver- 
änderung der Lage der Einstellscheibe oder Einstell-Lupe, nach den 
für jede Vergrösserung ermittelten Normen, vornimmt (S. 126). 



^) Nie zu vergessen! 

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ni. Die Praxis der Aufnahme. 165 

Nach Beendigung der Aufnahnae controUirt man genau die Distanz 
der Hinterwand der Caniera vom Objectiye durch Ablesen an der 
Laufbretttheilung, um genau die Starke der Vergrösserung nach der 
angegebenen Weise (S. 142) berechnen und feststellen zu können. 

Wendet man Kalklicht an, so wird man, wie dies bereits er- 
wähnt ist, stets den Spiegel vermeiden, da das Licht sowohl bei 
verticalem wie horizontalem und schräggestelltem Apparat gleich 
gut brennt; man wird die Stärke des Lichtes durch den Druck und 
durch, die Zu Strömung der Gase je nach der Yergrösserung reguli- 
ren, und die vorläufige Einstellung bei gedämpftem Licht, d. h. bei 
nicht vollständig geöffneten Hähnen, vornehmen. 

Während aller Operationen, bei denen man des Lichtes nicht 
bedarf, wie Einschieben der Cassette, der Pause von 3 — 5 Minuten, 
sowie sofort nach Beendigung der Exposition, dreht man das Sauer- 
stoffgas vollständig, das Leuchtgas bis auf eine kleine Flamme ab, 
und erreicht hierdurch einen doppelten Yortbeil: einmal spart man 
an Säuerstoff, und zweitens wird der Kalkcylinder nicht so stark 
durch Zusammensintern abgenutzt, glüht also länger im hellsten 
Lichte (S. 47). 

Das den Sauerstoff haltende Gasometer oder die Gassäcke stellt 
man am besten in einiger Entfernung vom Apparate auf, da dann bei 
der Bedienung des Gasapparates etwa vorkommende Erschütterungen 
sich nicht so leicht auf den mikrophotographischen Apparat 
übertragen. Um trotz der Entfernung der Gasbehälter die Knall- 
gasflamme, während man am mikrophotographischen Apparat be- 
schäftigt ist, reguliren zu können, bringt Verfasser an dem den 
Apparat tragenden Tische ein kleines, zwei Hähne tragendes Brett- 
chen an; diese Hähi\e sind in die Gaszuleituugen eingeschaltet und 
lassen so die Flamme auch vom Apparat aus reguliren (s. Fig. 35). — 

Von der grössten Intensität des Lichtes überzeugt man sich am 
besten, indem man eine seitlich liegende Wand oder dergleichen, 
die von dem Knallgaslicht erhellt wird, während der Regulirung be- 
trachtet; man wird an derselben leicht erkennen, bei welcher Stel- 
lung der Hähne das Maximum an Helligkeit erreicht ist, jedenfalls 
viel exacter und leichter, als wenn man, wie dies öfter geschieht, 
das Licht direct mit blauer Brille betrachtet. 

Hat der Apparat die vom Verfasser angegebene Construction, 
so wird der Experimentator in keiner Weise durch das grelle 
Licht geblendet und gestört, da die den Apparat tragende Platte 



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166 Dritter Abschnitt. 

nur die Strahlen in der für den Beleuchtungsapparat gelassenen 
Kreisöffaung nach der Richtung der Camera hin durchlässt, alle 
übrigen aber abblendet. — Man kann diese Abbiendung noch ver- 
vollständigen, wenn man rings um das Holzgestell des verticalen Ap- 
parates eine bis auf den Boden reichende Gardine, die auf Schnüren 
oder Stangen vor- und zurückziehbar ist, befestigt; man arbeitet 
dann in nur. schwach erhelltem Räume. In der Figur 35 ist diese 
Gardine, der grösseren Uebersichtlichkeit über die unter der Tischplatte 
befindlichen Theile wegen, fortgelassen. 



Expositionsdauer. 

Der wichtigste aller bei der Aufnahme der Bilder in Betracht 
kommenden Factoren ist die Länge der Expositionszeit; von ihrer 
richtigen Wahl hängt, nächst der guten Einstellung, am meisten das 
Gelingen der Aufnahme ab. Kann man auch ein zu kurz exponir- 
tes Bild verstärken und ein zu lange exponirtes Bild abschwächen, 
80 werden doch stets die richtig lange exponirten Bilder die besten 
Copieen geben. 

Besonders scharf ist der Unterschied noch bei den hoch licht- 
empfindlichen Gelatineplatten geworden, gegenüber den früher aus- 
schliesslich' angewandten, viel langsamer arbeitenden, nassen Platten. 

Die Dauer der Exposition ist von sehr vielen und ganz ver- 
schiedenen Umständen abhängig, so dass man die richtige Wahl der 
Erfahrung des Operirenden überlassen muss, der sehr bald an dem 
Eindruck, den das Bild, auf der matten oder weissen Scheibe ge- 
sehen, hervorbringt, mit zweifelloser Sicherheit die für jeden Fall 
erforderliche Expositionsdauer abschätzen und zu bemessen lernt. 
Im allgemeinen kann man als Norm aufstellen, dass es besser ist, 
ein Bild zu lange, als zu kurz zu exponiren; ein zu lange exponir- 
tes Bild lässt sich durch kürzere Entwickelung und Zusatz von die 
Entwickelung verlangsamenden Reagentien, stets noch gut erhalten, 
oder wenn es einmal schon entwickelt ist, wieder abschwächen, ohne 
in den Details zu verlieren; dagegen wird ein zu kurze Zeit 
exponirtes Bild zwar durch geeignete Verstärkung vollkommen stark 
und dicht genug zu erhalten sein, die Details werden aber immer 
mehr oder weniger fehlen und durch alle diese Mittel, da das Licht 
eben nicht durch die lichtschwächeren, dickeren Stellen des Objectes 
hindurch gewirkt hat, nicht zu erhalten sein. — 



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III. Die Praxis der Aufnahme. 167 

Yerkurzend wirken auf die Expositionsdauer, unter übrigens 
gleichen Umständen, einmal Beleuchtungslinsen von grosseip Durch- 
messer, dann directe centrale Beleuchtung und Vermeidung von Re«- 
fiectoren. . 

Bedeutend verlangsamt wird die Exposition durch Einfügung 
von gelben und braunen Absorptionsflüssigkeiten oder durch die An- 
wendung sehr vieler Linsen, weil bei dem Durchgang der Licht- 
strahlen durch verschieden stark brechende Medien stets ein erheb- 
licher Verlust durch Absorption und Reflexion entsteht; ebenso ver- 
längert die Einschaltung von Polarisatoren die Exposition auf ca. 
5 — 6 fache Zeit, wegen der im Nicol stattfindenden starken Absor- 
ption (Beseitigung des ordentlichen Strahles), und verlangsamen end- 
lich Blenden mit sehr kleiner oder halber Oeffnung (siehe oben 
S. 70 u. 71) die Aufnahme recht erheblich. 

Für dieselben Objective und Oculare wächst die Expositionszeit 
mit der Länge des Scheibenabstandes vom Objective, und zwar im 
quadratischen Verhältniss ; man kann also, wenn man die Länge der 
Expositionszeit für die bei einer bestimmten Cameralänge erzielte 
Vergrosserung kennt, ohne Weiteres dieselbe auch für alle anderen 
durch Veränderung der Cameralänge mit denselben Linsen (na- 
türlich unter gleichen Bedingungen der Beleuchtung) zu erzielenden 
Vergrösserungen durch Rechnung finden, indem man die jewei- 
ligen Abstände der Platte vom Objective in 's Quadrat erhebt. Bei 
doppeltem Abstände der Platte wird die Expositionszeit also eine 
vierfache, bei dreifachem eine neunfache sein müssen u. s. f. — 

Dass natürlich mit chemisch weniger wirksamen Farben (roth, 
grün und braun) gefärbte, sowie dickere, undurchsichtigere Präparate 
länger exponirt werden müssen als blau, violett gefärbte oder 
dünne, transparente Objecte, ist, nach den bei den Präparaten ge- 
gebenen Erklärungen (S. 150), von selbst verständlich. 

Die Lichtquellen wirken selbstredend nach ihrer Stärke ganz 
verschieden, Sonnenlicht wirkt am stärksten und bedarf bei kleine- 
ren Vergrösserungen Moment-, bei den stärksten nur den Bruchtheil 
einer Minute nicht überschreitende Expositionen. 

Nächst dem Sonnenlicht steht in seiner Wirkung das elektrische 
Bogenlicht, das jedoch- in seiner Wirkung je nach der Stärke des 
Stromes sehr variirt und für das deshalb keine festen Daten zu 
geben sind. 

Das nächst stärkste Licht ist das des verbrennenden Magne- 



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J[68 Dritter Abschnitt. 

siumSy das jedoch, wegen der stetigen Bewegung des leuchtenden 
Punktes, bei stärkeren Yergrosserungen (500 und mehr) nicht gut 
zu verwenden ist, bei schwächeren Vergrösser un gen aber sehr gut 
durch Gasglühlicht, elektrisches Glühlicht und gute Petroleumbrenner 
ersetzt wird. — 

Sehr stark bei geeigneter Herrichtung (siehe oben S. 60) des 
Beleuchtungsapparates wirkt das Knallgaslicht, denn es gestattet 
noch bei 1200 facher Linearvergrosserung mit gewöhnlichen Platten 
Aufnahmen von nur ca. 15 Secunden Exposition, . während diese 
Expositionszeit bei 750 facher Vergrösserung bereits auf 1 — 3 Se- 
cunden und weniger unter Anwendung gewöhnlicher Platten (nicht 
Moment- oder besonders empfindlicher Platten, wie Bernaert-, Eosin- 
bade-Platten und dergl.) herabsinkt.. 

Aus diesem Grunde ist gerade das Knallgaskalklicht berufen, 
das nicht stets und bestandig zur Verfügung stehende Sonnenlicht 
zu ersetzen, zumal es in seiner Darstellung wie Handhabung, bei 
Innehaltung der richtigen Maassnahmen sehr bequem, handlich, ge* 
fahrlos und, was die Hauptsache ist, verhältnissmässig recht billig ist; 
eine Stunde kostet nur ca. 30 — 35 Pf., wenn man sparsam arbeitet 
und nicht ohne Zweck das Licht hell brennen lässt. — 

Ausser von den genannten Bedingungen ist die Expositions- 
dauer noch sehr wesentlich von der Art der angewandten Platten 
abhängig. Die bisher gegebenen Daten gelten für die gewöhnlichen 
Landschafts- und Portraitplatten, wie sie von Schippang, Schüler & 
Günther, Sachs & Cie. in Berlin, Dr. Schleussner in Frankfurt a. M. 
in Handel gebracht werden. Die George Rothe^schen Platten sind 
bedeutend weniger empfindlich, geben aber klarere, unverschleierte 
Lichter. 

Bedeutend empfindlicher als die gewöhnlichen Platten sind die 
von Bernaert, sowie die Badeplatten von Eosin- und Erythrosin- 
silber. — — 

Die Empfindlichkeit der verschiedenen Plattenarten ändert sich 
natürlich auch sehr nach der Art der angewandten Lichtquelle; 
einige Platten sind mehr für blaues, andere mehr für violettes Licht, 
wieder andere endlich für an gelben Strahlen reicheres Licht em- 
pfindlich. 

Normalzahlen lassen sich deshalb keinenfalls aufstellen und muss 
der Operateur jede einzelne Plattenart erst genau in ihrer Wirkung 
und Empfindlichkeit studiren. Aus diesem Grunde thut man gut. 



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III. Die Praxis der Aufnahme. Ig9 

nicht gleich zu Anfang mit verschiedenen Sorten neben- und durch- 
einander zu arbeiten; man erhält sonst zu leicht schlechte oder nicht 
genügende Resultate und verliert bald die Lust. Arbeitet man je- 
doch anfangs stets mit derselben Sorte Platten, so wird man bald 
deren Eigenheiten erfasst haben und sicher in ihrer Behandlung 
sein. — 

Geht man jetzt erst zu anderen Plattensorten über, so wird 
man leicht und schnell die charakteristischen unterschiede der beiden 
Sorten erkennen und viel Zeit und Mühe sparen. — Es empfiehlt 
sich nicht, gleich mit sehr empfindlichen Platten zu beginnen, son- 
dern es ist entschieden instructiver, wenn man seine ersten Versuche 
mit weniger empfindlichen Platten anstellt. — 

Obwohl man sehr bald lernt, die Dauer der Exposition richtig 
nach dem vom Bilde auf der matten Scheibe empfundenen Gesammt- 
eindruck abzupassen, ist es doch des Oefteren recht praktisch, die- 
selbe durch einen Versuch zu ermitteln, und es geschieht dies am 
besten wie folgt; 

Man lege wie gewöhnlich die lichtempfindliche, zu prüfende 
Platte in die Cassette, nachdem man vorher in der üblichen Weise 
ein durchsichtiges Object eingestellt hat. Man öffne nun den Cas- 
settenschieber nicht vollständig, sondern ziehe ihn nur soweit zurück, 
dass zunächst der vierte Theil des entworfenen Bildes auf der Platte 
frei wird. Entfernt man nun den Obturator auf bestimmte Zeit, zieht 
nach der Abschliessung des Lichtes durch "Wiedervorschieben des 
Obturators den Schieber der Cassette bis zur Hälfte auf, exponirt 
wieder die gleiche Zeit wie zuvor, und wiederholt diese Operation 
im Ganzen viermal, so hat man schliesslich das gesammte Bild in 
vier verschiedene Theile getheilt, deren Expositionszeiten sich wie 
1:2:3:4 verhalten, und bei denen als Einheit die jedesmalige 
Expositionsdauer gilt. — 

Entwickelt man eine solche Platte, so wird man sofort erkennen, 
welche Expositionszeit die richtige ist, beziehentlich zwischen wel- 
chen der vier Zeitlängen die richtige Expositionsdauer liegen muss 
und welches Maximum und Minimum sie nicht überschreiten darf. 

Hat man die Aufnahmezeit für den ersten Theil der Platte 
schon zu lange oder für den vierten Theil der Platte noch zu kurz 
bemessen, so wird man bei einer zweiten entsprechend kürzer oder 
länger zu exponirenden Platte, ziemlich sicher das Richtige treffen 
und gleichzeitig aus den nicht richtig exponirten Plattentheilen er- 



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^ 



170 Dritter Abschnitt. 

sehen können, wie über- oder unterexponirte Platten sich aus- 
nehmen. — 

Zur Messung der Expositionszeit bedient man sich, so lauge 
man noch nicht im Secundenzählen genügend geübt ist, einer Se* 
cundenuhr, oder eines genau 1 m langen mit kleinem Gewicht ver- 
sehenen Pendels. 

Für kürzere Expositionen als eine Secunde dient der Moment- 
verschluss, unter Berücksichtigung der oben gegebenen Bedingungen 
(S. 136). Es ist hier der mit Bremsvorrichtung versehene Verschluss 
nochmals ganz besonders zu empfehlen, da er eine genaue Regelung 
der Oeffnungszeit auf geringe Bruchtheile einer Secunde noch mit 
Sicherheit zulässt. — 



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Vierter Abschnitt. 



I. Allgemeinem. 

1. Die Trockenplatten. 

Nach der Exposition der sensibilisirten Platte in der Camera 
unter den gegebenen Verhaltungsmaassregeln, wird dieselbe immerhin 
noch äusserliiih unverändert erscheinen; das Bild ist eben latent und 
bedarf erst einer gewissen Behandlung, um in Erscheinung zu treten. 
Von der richtigen Art und Weise, wie die weitere Behandlung 
durchgeführt wird, hängt vielfach das Gelingen des fertigen Bildes 
ab und ist deshalb das Studium der eigentlichen photographischen 
Praxis von nicht zu unterschätzendem "Werthe; kann man 
doch oft genug ein zu lange oder zu kurz exponirtes Bild noch 
durch eine richtige und sachgeraässe Behandlung völlig brauchbar 
machen. 

Bei den nun folgenden Besprechungen über die Behandlung der 
fertig exponirten Platten soll ausschliesslich auf die Trockenplatten 
Rücksicht genommen werden, das früher einzig und allein benutzte 
nasse Verfahren dagegen nicht des Weiteren erörtert werden. 

Vorzüge der Trockenplatten. 
Es liegt klar zu Tage, dass die Trocken platten in ihrer heutigen 
vervollkommneten Form ganz entschiedene Vorzüge vor dem frühe- 
ren Verfahren bieten. Haben doch gerade die letzten acht Jahre 
auf dem Gebiete der Trockenplatten-Fabrikation grosse Fortschritte 
gezeitigt, so dass man heute in der Lage ist, durchaus zuverlässige, 
sich stets gleichbleibende Trockenplatten von vorzüglichster Qualität 
im Handel zu beziehen, die in ihrer Leistungsfähigkeit das früher 
als Ideal für Trockenplatten geltende nasse Verfahren weit hinter 
sich zurücklassen. 



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172 Vierter Abschnitt. 

Gewähren doch femer gerade die Trockenplatten den erheblichen 
Vorzug vor den nassen Platten, dass sie fix und fertig lange Zeit 
haltbar sind und nicht, wie die nassen Platten, gleich nach der Ex- 
position entwickelt werden müssen. Ist doch endlich selbst ein auch 
nur einigermaassen geübter Experimentator wohl im Stande mit 
guten Trockenplatten brauchbare Bilder zu erhalten, während beim 
nassen Verfahren Geschicklichkeit und längere üebung die un er- 
lässlichen Bedingungen zu Erreichung guter Resultate waren. 

Hierzu kommt dann noch als weiterer Vorzug die grossere 
Empfindlichkeit der Bromsilbergelatineplatten, so dass es uns nicht 
V^under nehmen kann, dass gerade in dem letzten Jahrzehnt die 
Photographie in ihrer Anwendung für die Wissenschaft im Allge- 
meinen, als ganz besonders für die Mikrophotographie durch Ein- 
führung von Trockenplatten sich in immer weiteren Kreisen ver- 
breitet und immer mehr nutzbar gemacht hat. — 

Diese unzweifelhaften Vorzüge des „trockenen" Verfahrens ge- 
genüber dem „nassen** Verfahren, welche nicht nur in grosserer Ein- 
fachheit und Bequemlichkeit, sondern auch in besserer Leistungs- 
fähigkeit und leichterer Anwendbarkeit bestehen, lassen es gerecht- 
fertigt erscheinen, wenn im Folgenden nur die Trockenplatten 
Berücksichtigung gefunden haben, das nasse Verfahren jedoch, als 
auf ein nur in Ausnahmefällen noch angewandtes, unter Hinweis auf 
ältere, ausführliche Specialwerke, eben nur erwähnt wird. — 

üeber die eigenartige Verpackungsweise der Trockenplatten, 
wie sie von den verschiedenen Firmen ausgeführt wird, über die Art 
und Weise ihrer Aufbewahrung, sowie über die der Exposition vor- 
aufgehende Behandlung finden wir das Nähere im ersten Theile des 
„Negativprocesses" (S. 184) und wollen deshalb hier nur noch auf 
die bei allen Platten üblichen Grössenformate, sowie die besondere 
Gattung der „ortho"- oder „isochromatischen ** Platten eingehen. 

Ein Recept für die Bereitung der Emulsion, sowie die Herstel- 
lung der Platten vermittelst derselben hier zu geben, scheint uns 
zu weit führend, und verweisen wir in dieser Beziehung auf die 
ganz vortrefflichen Werke von Eder und Vogel. — 



Format der Platten und Reinigung schon benutzter Platten. 

Seitdem die Platten von besseren Fabriken in solcher Güte und 
von solcher Zuverlässigkeit geliefert werden, dass sie den selbst 



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I. AUgemeiBes. 173 

angefertigten Platten nicht nur gleichkommen, dieselben vielmehr 
übertreffen, beziehen fast alle Fachphotographen dieselben fix und 
fertig. — 

Noch mehr wird sich dies fiir den Mikrophotogaphen empfehlen, 
da sein Verbrauch an Platten, gegenüber demjenigen eines Fach- 
photographen, doch immerhin noch erheblich zurückbleibt. — 

Zudem ist zu erwägen, dass die Herstellung der Emulsion, wie 
auch das Giessen der Platten stets eine gewisse Fertigkeit und Er- 
fahrung erfordert, und dass ausserdem noch mancherlei Apparate 
und besondere Einrichtungen unumgänglich nöthig sind, wenn man 
ein gutes Product erzielen will. — 

Ist es deshalb für den Mikrophotographen gerathen, stets fer- 
tige Platten zu beziehen, so wird es für ihn nicht minder wichtig 
sein, auch die handelsüblichen Formate der Platten näher zu 
kennen. — 

Auf den ersten Blick scheint es für die Aufnahme von Mikro- 
photogrammen am praktischsten, Platten von quadratischer Form zu 
verwenden, da das vom Objectiv oder Ocular entworfene Bild stets 
kreisrund ist, also auf quadratischer Platte einen dieselbe nach den 
Seiten hin vollständig ausnutzenden, in das Quadrat eingeschriebe- 
nen Kreis bildet. 

• Nun sind aber die handelsüblichen Plattenformate nicht qua- 
dratisch, sondern oblong, und es müsste sich der Mikrophotograph 
deshalb entweder Platten quadratischen Formates besonders anfer- 
tigen, oder aus schon fertigen Platten durch Zuschneiden herstellen 
lassen. — 

Beide Herstellungsweisen haben jedoch ihre Bedenken: 

Bei dem Zuschneidenlassen aus grösseren Platten wird man, 
wie es auch gar nicht anders zu erwarten steht, für die kleineren 
Formate denselben Preis zahlen müssen, den die grösseren, aus 
denen sie geschnitten wurden, gekostet haben. Man hat also nur 
einen Yerlust an Zeit und keinen pecuniären Vortheil. — 

Bei der Herstellung besonderer quadratischer Formate von 
Grund aus tritt aber neben der Verzögerung, welche die beson- 
dere Anfertigung hier im erhöhten Maasse in sich schliesst, 
noch der Umstand in den Vordergrund, dass man stets frische, 
un abgelagerte Platten erhält; wenigstens ist nicht anzunehmen, 
dasa die Fabrikanten, neben der grossen Zahl verschiedener oblonger 



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174 Vierter Abschnitt. 

Formate auch noch, für verhältnissmässig hur seltene Fälle, andere 
quadratische Formate vorräthig halten werden. — 

Frische Platten haben nun aber gegenüber den abgelagerten den 
Nachtheil, dass sie leichter kräuseln und nicht so brillante, reine 
und schleierlose Bilder liefern wie diese (siehe auch Si 185). 

Aus allen diesen Gründen wird man entschieden gut thun, sich 
auch in der mikrophotographischen Praxis an die üblichen, überall 
käuflich zu habenden Platten form ate zu halten, besonders da in 
neuester Zeit in diesem Punkte durch üebereinkommen ein conven- 
tionelles Einheitsmaass geschaffeo ist. — 

Die von den deutschen Fabrikanten ^) und Händlern, denen sich 
auch die österreichischen angeschlossen haben 2), festgesetzten Gros- 
sen sind : 9 : 12, 12 : 16, 13 : 18, 13 : 21, 18 : 24, 24 : 30, 30 : 40, 
40 ; 50 und 50 : 60 cm, neben denen noch vorläufig: 10 : 13, 16 : 21, 
21 : 27, 26 : 31, 29 : 34, 34 : 39 und 39 : 47 cm bestehen bleiben. 

Richtet man nun seine Oassetten, resp. deren Einlagen, auf 
diese Maasse eiu, so wird man wegen Bezuges guter Platten nie 
in Verlegenheit kommen. — 

Da viele Plattenfabrikanten es jetzt auch eingeführt haben, 
schon einmal gebrauchte Platten von Neuem mit Emulsion zu über- 
ziehen, die Platten aber in bereits gereinigtem Zustande hierfür 
verlangen, so sei hier noch kurz des Reinigungsverfahrens für schon 
benutzt gewesene Platten gedacht: 

Man entfernt Lack- und Emulsionsreste durch Behandeln der 
Platten mit 5— 10 procentiger Natronlauge (1,06 — 1,15 spec. Gew.) 
in der "Wärme während längerer Zeitdauer. — 

Sehr energisch wirkt auch eine Lösung von je 6 Theilen 
Schwefelsäure und Kaliumbichromat in 100 Theilen "Wasser. — 

Nachputzen mit „Grüne's Plattenputzpulver" 3) oder Polirroth 
ist sehr zu empfehlen. — 

Schadhafte oder mit Blasen, Schrammen und Poren versehene 
Platten wirft man besser weg, da sie doch nur fehlerhafte Bilder 
geben würden. 



1) Photograph. Wochenblatt 1884 S. 377. — Phot. Corresp. 1885, 
S. 67. — Eder S. 151. 

2) Photo gr. Corresp. 1885 1. c. und S. 92. 

^) Geschlämmter Kieseiguhr bezogen von Benkendorff, Berlin SW., 
Friedrichstrasse. 



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r. Allgemeines. 



175 



Orthochromatische Platten. 

Wenn die gewöhnlichen Trockenplatten vor dem nassen Verfah- 
ren den Vorzug erheblich grösserer Empfindlichkeit im Allgemeinen 
zeigen, so sind sie doch, wie diese, noch immer für Roth, Gelb und 
Orün recht unempfindlich, und geben diese Farben nicht in ihrem 
richtigen Werthe wieder. — 

Es war deshalb ein immenser Fortschritt, als es vor ungefähr 
einem Jahrzehnt gelang, solche Platten herzustellen, welche farben- 
richtige Aufnahme gestatten. 




Fig. 50. 

Man hat nämlich, nachdem Vogel 1873 die Entdeckung gemacht 
hat, dass durch Färbung der Platten mit Farblösungen dieselben für 
rothe, gelbe und grüne Strahlen empfindlicher würden, wenn die Farb- 
stoffe diese Farben absorbiren, diese Entdeckung in der Praxis nutzbar 
gemacht, indem man mit Corallin (Vogel), Eosin (Attout & Clayton) 
etc. gefärbte Emulsionen zu besonders für die schwächer brechbaren 
Lichtstrahlen empfindlichen Platten verwandte. Man belichtet dann 
das Negativ unter Einschaltung einer gelben Scheibe und erhält das 
Maximum der Intensität zwischen den Fraunhofer'schen Linien D 
und E, während es bei ungefärbten Platten bei G und F liegt. 

Die obenstehenden Curven geben die Wirkung des Lichtes auf 
Bromsilbergelatine und zwar stellen 1 — 3 die Curven bei ungefärbter 
Emulsion (die der kürzeren Exposition entsprechende Curve ist 
punktirt, die der längeren Exposition entsprechende ist ausgezogen) 



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176 Vierter Abschnitt. 

dar, die Curve 4 giebt dagegen die actinische Wirkung von mit Eosin 
gefärbter Emulsion wieder. 

Anstatt die Emulsion bei der Bereitung zu färben, kann man 
auch die fertigen Platten in einer Farblösung baden. Die Lösung 
braucht nur sehr wenig Farbstoff zu enthalten, die Menge desselben 
wechselt natürlich nach Art des Farbstoffes; meistens genügt schon 
Vioooo — V500 %• Eosin z.B. braucht nur ersteren Procentsatz. 

Dass solche „iso-^ oder „orthochromatischen^ Platten gerade in 
der Mikrophotographie für das Arbeiten mit gelb, grün und roth 
gefärbten Präparaten, deren Details bei gewöhnlichen Platten zu dun- 
kel, fast schwarz sind, sowie für Aufnahme von blau und violett ge- 
färbten Präparaten in gelbem Lichte von hoher Bedeutung sind, ist 
klar, ebenso wie unmittelbar einleuchtet, dass sie sich ganz beson- 
ders für das an gelben Strahlen reiche Kalklicht eignen. 

Durch Einschaltung der gelben Scheibe oder einer entsprechen- 
den Lösung (siehe auch oben S. 135), die zur Dämpfung des blauen 
und des violetten Lichtes im Bilde nothwendig ist, wird natürlich 
die Expositionszeit wesentlich verlängert. — 

Im Allgemeinen kann man eine 3 — 5 fache Expositionszeit ge- 
genüber derjenigen für gewöhnliche Trockenplatten annehmen, doch 
variiren diese Verhältnisse, wie leicht erklärlich, noch wesentlich, 
je nach Eigenart des Objectes und des Lichtes (siehe auch S. 167). 

Ist es, nach dem oben Gesagten, schon bei gewöhnlichen 
Trockenplatten sehr zu empfehlen, dieselben fertig zu beziehen, 
so trifft dies in noch höherem Grade bei den orthochromatischen 
Platten zu, da die Art ihrer Färbung, in Bezug auf qualitative und 
quantitative Verhältnisse, von den Fabrikanten als Geheimniss be- 
wahrt wird, aber gerade der Erfolg von der richtigen Innehaltung 
dieser Verhältnisse, die mit jeder Emulsion wechseln, wesentlich 
abhängt. — 

In neuester Zeit, seit Anfang dieses Jahres, werden übrigens 
„haltbare, hochlichtempfindliche Farbenplatten" in den Handel ge- 
bracht^), die nach den Vorschriften von H. W.Vogel und J. B. Ober- 
netter präparirt sind. — 

Diese Platten finden ohne gelbe Scheibe Anwendung, geben 
aber trotzdem die Farben in ihrem richtigen Werthe wieder, ohne 
die Expositionszeit zu verlängern. — — — 



^) Zu beziehen von Otto Perutz. München, Müllerstrasse 21. — 

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1. AUgememes« 177 

Bei den orthochromatisoheii Platten im Allgemeinen, sowie gans 
besonders bei den letzterwähnten muss natürlich wegen ihrer Em- 
pfindlichkeit auch gegen rothes Licht beim Entwickeln in der Dun- 
kelkammer, sowie beim Einlegen in die Cassette das Licht sehr ge- 
dämpft werden, was am besten durch Vorziehen der Gardine vor 
das Dunkelkammerfenster oder Bedecken der Entwickelungsschaale 
geschieht. Ebenso muss man beim Betrachten der Negative im 
durchfallenden Lichte grosse Vorsicht anwenden. 

Zum Schlüsse sei noch bemerkt, dass die Obemetter'schen Plat- 
ten dunkler erscheinen, wie gewöhnliche Platten, dass sich diese 
Dunkelheit aber beim Fixiren yerliert. Man betrachte deshalb diese 
Negative stets in durchfallendem Lichte. — 

Den Entwickler für diese Platten finden wir bei den übrigen 
Entwicklern weiter unten in dem betreffenden Abschnitt. — 



2. Die Dunkelkammer. 

Die Operationen zum Fertigmachen der exponirten Glasplatten 
sowohl, wie zum Herstellen von positiven Bildern auf besonderen, 
sehr empfindlichen Papieren und auf Glasplatten, müssen, da die 
Platten sowohl wie das Papier stark lichtempfindlich sind, in einem 
vor dem Eindringen von chemisch wirksamen Lichtstrahlen absolut 
freigehaltenen Räume, der sogenannten „Dunkelkammer^ vorge- 
nommen werden. 

Wer in der Lage ist über genügenden Raum zu verfügen, thut 
gut, ein kleines Zimmer für sich vollständig zur Dunkelkammer her- 
zurichten. 

Herrichtung und Prüfung derselben. 

Zu diesem Zwecke werden die oder das Fenster vollständig 
lichtdicht beklebt und nur eine grossere Scheibe freigelassen 
und mit rothem oder orangegelbem Glase abgedeckt. Das rothe 
Glas gewährt genügende Sicherheit gegen das Eindringen actinisch 
wirkender Strahlen, während das bei nassen Platten völlig ausrei- 
chende gelbe Glas bei Trockönplatten nicht ohne jeden Beding 
ausreicht. 

Baden - Pritchard hat nämlich erwiesen, dass nur zerstreu- 
tes dunkelgelbes Licht dieselbe Sicherheit wie rothes Glas gewähre, 
und deshalb vorgeschlagen, hinter der gelben Scheibe noch eine 

Jeserich, Mikrophotographie. 12 



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178 Vierter Abschnitt. 

mattgeschliffene Glasscheibe einzuschalteo. Nach Eder kann man 
auch dasselbe durch Bekleben eines Orangeglases mit hellgelbem 
Seidenpapier vollkommen erreichen. 

Das gelbe Licht hat den grossen Vorzug, dass es für unser 
Auge erheblich heller erscheint als das rothe, und deshalb die 
Dunkelheit in der Dunkelkammer bei einer gelben Scheibe bei 
Weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei einer rothen Scheibe. Am 
besten kann man sich dadurch für alle Fälle helfen, dass man ein 
gelbes, stehendes Fenster einsetzt und seitlich von demselben zwei 
vor das Fenster zu klappende Rahmen anbringt, von denen der eine 
eine rothe, der andere eine mattgeschliffene, farblose Scheibe enthält. 

Sind diese Scheiben durch an den Seitenwänden des Fensters 
befestigte Scharniere um eine verticale Axe drehbar, so kann mau 
leicht nach Bedarf gelbes, zerstreutes gelbes und rothes Licht mit 
einander auswechseln. Bringt man über der Scheibe noch einen Papp> 
schirm zum Auf- und Niederklappen an, so ist man für alle Fälle 
gesichert und kann durch diesen Schirm das Licht von dem direc> 
ten Auffallen auf die Augen abblenden und erhält dieselben auf diese 
Weise empfindlicher für schwaches Licht. — 

Geht das Fenster der Dunkelkammer direct ins Freie und so, 
dass es hellem Sonnenlicht oder dessen Reflexen ausgesetzt ist, 
so ist es räthlich, noch einen rothen Vorhang vor der Scheibe an- 
zubringen. — 

Liegt der als Dunkelkammer benutzte Raum derartig, dass er 
directes Tageslicht nur in beschränktem Maasse oder gar nicht 
empfängt, so setzt man, wenn es anganglich ist, eine Scheibe in die 
nach dem Nebenraum liegende Wand ein und bringt vor dieselbe 
die zur Beleuchtung dienende Lampe an. Wenn man ein kleines 
Brettchen mit Scharnieren an der unteren, horizontalen Seite des 
Fensters von aussen her befestigt, so dass es an das Fenster anzu- 
legen und in horizontale Lage herabzuklappen ist, so hat man ein 
geeignetes Tischchen zum Aufsetzen der Lampe vor der Scheibe. 
Das Brettchen wird durch zwei Schnüre, welche die äussersten 
beiden Ecken desselben mit dem oberen Rande des Fensters ver^- 
binden, nach dem Herunterklappen in wagerechter Stellung gehalten 
und nimmt, wenn es nicht benutzt wird, an das Fenster herange- 
klappt, keinen besonderen Raum weg. — 

Solche Beleuchtung von aussen her ist sehr zu empfehlen, da 
sie einen beliebigen Wechsel der verschiedenen Beleuchtungsarten 



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I. AllgemeiDes. 



179 




Fig. 51. 



in der oben beschriebenen Weise gestattet und keiner besonders 
her^erichteten Lampe bedarf. 

In allen den Fällen, wo man sie jedoch, aus 
örtlichen Gründen nicht anwenden kann, bediene 
man sich einer geeigneten Dunkelkammerlampe. 

Dieselben werden in guter Ausfuhrung in den 
Handel gebracht und bestehen entweder in einer 
Laterne mit Petroleum-, Oel- oder Benzinlampe, 
deren Scheiben von rothem Glase gefertigt sind, 
oder in Lampen, welche mit einem Cylinder aus 
farbigem Glase versehen sind (siehe nebenstehende 
Abbildung). 

Die Laternen haben den Vorzug, dass sie an 
drei oder vier Seiten verschiedenartige Scheiben 
tragen können, von denen die jeweilig benutzte 
offen bleibt, während die anderen durch licht- 
dichte Thürchen verschlossen werden; man kann 
so das Einlegen der Platten in die Cassette, so- 
wie den ersten Theil der Entwickelung bei rothem, 
die weitere Entwickelung bei gedämpftem gelben Licht und die 
schliesslich e Beurth eilung des Negatives bei weissem Licht vorneh- 
men, indem man nacheinander 
die verschiedenen Glaswände 
der Laterne benutzt*). 

Die Laternen sowohl wie 
die mit rothem Cylinder ver- 
sehenen Lampen müssen für 
den Luftzutritt wie für den 
Luftabgang derartig vorgerich- 
tet sein, dass directes, von der 
Flamme ausgehendes Licht nicht 
nach aussen gelange. Zu die- 
sem Zwecke wird die zutre- 
tende, wie die austretende Luft .^^^^^^^2^^- 
durch geeignete Leitungen und "^^^^^^ 
übereinandergreifende Hülsen im Fig. 52. 

Zickzack hin- und hergeleitet; 




*) Eine sehr praktische Gonstruction solcher Laterne ist die in bei- 

12* 



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180 Vierter Abschnitt. 

bei den Lateruen geschieht dies durch entsprechende Schornsteine, 
während bei den Lampen direct auf den Cylinder eine geeignete 
Kapsel aufgesetzt wird; solche Kapseln sind jetzt überall im Handel 
zu haben. 

Hat man die Dunkelkammer auf die eine oder andere Weise 
hergerichtet, so prüft man dieselbe zunächst, indem man,. nach Ver- 
schluss des Glasfensters, längere Zeit in derselben bleibt, um das 
Auge an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nimmt man kein fremdes 
Licht wahr, so öffnet man das Fenster, so dass das Licht in der 
Weise, wie man es beim Arbeiten benutzen will, einfällt, oder zün- 
det, wenn man eine Lampe anwenden will, diese an und legt eine 
sensibilisirte Platte in einiger Entfernung von der Lichtquelle auf 
den Arbeitstisch. 

Bedeckt man einen Theil der Platte mit einer Pappe oder dergl. 
und entwickelt nach ca. 15 -> 25 Minuten langem Liegen die Platte 
in der gewöhnlichen Weise, so darf zwischen dem bedeckt gewesenen 
Theil und dem. unbedeckten kein Unterschied hervortreten. 

Ist die Platte in beiden Theilen gleich, so ist die Dunkelheit, 
sowie die Art der Beleuchtung für das Arbeiten mit Trockenplatten 
vollkommen genügend, ist der bedeckte Theil der Platte heller 
als der unbedeckte, so liegt ein Fehler entweder im Zutritt fremden 
Lichtes in die Kammer oder in nicht genügender Dämpfung des 
Lichts durch das rothe oder orangegelbe Glas. 

Für den Fall, dass man nicht ein vollständiges Zimmerchen zur 
Verfugung hat, genügt es vollkommen, sich die Ecke eines Zimmers 
mit einer dichten Tapetenwand abzuschlagen, oder sich ein grösseres, 
spindenartiges Gelass bauen zu lassen, an welchem man dann die 
eben erwähnten Beleuchtungsvorrichtungen anbringt. Wenn irgend 
möglich, soll man jedoch den Dunkelraum nicht zu klein wählen, 
weil sonst die Bewegungen in demselben gehemmt, und bei länge- 
rem Arbeiten die Wärme unangenehm und die Luft unerträglich 
wird. — 



folgender Zeichnung wiedergegebene einer amerikanischen TrockenpUtten- 
lateme, deren Anwendung sich nach dem Gesagten von selbst ergiebt. 



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I. Allgemeines. Igl 



Sonstige Einrichtungen in der Dunkelkammer. 

Dicbt unter dem Fenster der Dunkelkammer bringt man am 
besten den Arbeitstiscb an und zwar derart, dass man, vor dem 
Tisch auf einem Schemel sitzend, nach dem Fenster blickt. 

Die Tischplatte besteht am besten aus gutem, starkem Etchen- 
iiolze und ist ringsum mit einem etwa 2 mm hohen Rande umgeben. 
Durch diesen Rand wird ein Ueberfliessen etwa vergossener Losungen 
vermieden, vielmehr laufen dieselben, wenn die Tischplatte nach einer 
Ecke hin schwach geneigt ist, und diese Ecke ein kleines, in einen 
untergestellten Eimer mündendes Abflussrohr trägt, in letzteren ab. 
— Befindet sich in der Mitte des Tisches, oder etwas seitlich vom 
Fenster, eine in den Tisch eingelassene, wannenartige Mulde aus Blech 
oder Porzellan, die ebenfalls einen in den Eimer mündenden Abfluss 
hat, so ist das Arbeiten ein recht bequemes und sauberes. 

Kann man das zum Waschen etc. nothige Wasser nicht direct 
von einer Wasserleitung abzweigen und in die Dunkelkammer leiten, 
so bringt man, je nach den räumlichen Verhältnissen, ein Blechreser- 
voir idnerhaJb oder ausserhalb des Raumes an und verbindet es 
mittelst Rohres oder Gummischlauches mit einem Hahne, welcher 
sich' über der wannenartigen Vertiefung des Tisches befindet. — 

Die Reservoire müssen natürlich gegen Staub durch geeigneten 
Verschluss geschützt sein. Benutzt man statt blecherner Reservoire 
grossere Glas- oder Steingutflaschen, so versieht man dieselben mit 
einem Stopfen, durch den ein mit losem Wattepfropf versehenes 
Glasrohr reicht und den Zutritt der Luft vermittelt. Hat- man keine 
mit Oeffnung am Boden versehene Flasche oder Kruke , so kann 
man sich dadurch leicht und gut helfen, dass man den Stopfen 
doppelt durchbohrt und in die eine Durchbohrung das zum Luft- 
zutritt bestimmte, kurze, mit Watte verschlossene Rohr steckt, in die 
andere ein bis auf den Boden des Gefässes reichendes Glasrohr, 
das oberhalb des Flaschenhalses zweimal rechtwinklig (U-formig) 
umgebogen und dann an die zum Tisch führende Leitung an- 
schlössen ist. 

Ist das Rohr einmal angesaugt, dann läuft das Wasser selbst- 
ständig beim Oeffnen des Hahnes nach; übrigens kann man auch 
das Ansaugen dadurch umgehen, dass man das kürzere, nur durch 
den Stopfen reichende Glasrohr ebenfalls U-förmig umbiegt und mit 



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182 Vierter Abschnitt. 

einem nach unten hängenden Schlauch verbindet, in welchen man 
dann nur hineinzublasen braucht, um durch den Luftdruck das 
Wasser in die Leitung zu treiben. — 

Zur Benutzung eignet sich, wenn Regenwasser nicht zur Ver- 
fügung steht, jedes klare, nicht riechende und nicht zu harte 
Brunnenwasser. 

Zu beiden Seiten des Fensters, an der Vorderwand und den 
übrigen Wänden des Dunkelraumes befinden sich verschiedene Re- 
gale, auf welchen man die Lösungen für die Arbeiten, die die Platten 
enthaltenden Kästen, die Cüvetten und Schaalen hinstellt. 

Es ist unerlässlich, dass jede einzelne Flasche genau und 
deutlich signirt sei und dass sie ihren ganz bestimmten Platz auf dem 
Regale habe, auf den sie stets und mit strengster Peinlichkeit hinge- 
stellt wird. Nur wenn die musterhafteste Ordnung im Dunkelraum 
gehalten wird, ist ein rasches und expeditives Arbeiten möglich, und 
nur wenn die peinlichste Sauberkeit herrscht, wird man davor be- 
wahrt bleiben, gute Bilder zu verderben. In dem ohnehin nur 
schwach zu erhellenden Räume ist bei Unordnung nur gar zu leicht, 
und ganz besonders bei eifrigem Arbeiten, ein Verwechseln der ver- 
schiedenen Agentien möglich; die Folgen solcher Verwechslungen kön- 
nen aber ein schon vorhandenes gutes Bild verderben und vernichten ; 
ebenso bringen durch Unsauberkeit in der Dunkelkammer verunrei- 
nigte Lösungen bald einmal Flecke, Streifen und andere Fehler auf 
dem Bilde hervor. — 

Beides wird durch deutlich signirte, stets an ihrem Platze ste- 
hende und sauber gehaltene Lösungen vermieden. — 

Aus demselben Grunde ist die PJatte des Arbeitstisches stets 
rein und sauber zu halten, und man thut gut, für jed^ der einzel- 
nen Operationen des Entwickeins, Fixirens und Vorbadens besondere, 
nur für diesen einen Zweck zu benutzende Schaalen zu verwenden, 
damit nicht Spuren der einen Lösung die andere verunreinigen 
können. — 

Wird nicht in dem Dunkelraum gearbeitet, so lüftet man den- 
selben in der freien Zeit möglichst gut durch, damit er bei der 
Benutzung mit möglichst frischer Luft erfüllt sei und nicht das 
Arbeiten durch stickige Luft und Dunst unbequem und beschwer- 
lich mache. — 

Eine möglichst gute, fremdes Licht in die Dunkelkammer nicht 
einlassende Ventilation ist, wenn angänglich, sehr zu empfehlen. — 



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IL Negativprocess. 183 

II. Negativ-Proeess. 

1. Die Platten und ihre Behandlung vor der Aufnahme. 

Die erste Operation, welche man in dem Dunkelraum, behufs 
Ausführung einer pbotographischen Aufnahme vornimmt, ist: 

das Einlegen der Platten in die Cassette. 

Da die benutzten Platten sehr lichtempfindlich sind, so nimmt 
man diese Manipulation nicht in unmittelbarer Nähe der den Raum 
beleuchtenden Lampe oder Scheibe vor, sondern zieht sich etwas 
von derselben zurück, um jede Spur einer Einwirkung zu vermei- 
den. Man zieht am besten die matte Scheibe oder den rothen Vor- 
hang vor das Fenster. Die Platten nimmt man vorsichtig und mit 
sauberen, trockenen Fingern aus ihrem Kasten und betrachtet 
sie zunächst, indem man, um die Vorderseite, d. h. die mit der 
Emulsion belegte Seite, zu erkennen, sie fast wagerecht so hält, 
dass sie die Lichtquelle wiederspiegeln. Man vermeide hierbei zu 
grelles und zu lange wirkendes Licht, weil sonst leicht Schleier ent- 
stehen können. 

Hat man die sensibilisirte Seite der Platte, die leicht an der 
matten Oberfläche kenntlich ist, gefunden, so befreit man dieselbe 
durch sanftes üeberwischen mit einem reinen, weichen Tuche 
oder einem weichen Haarpinsel von etwa vorhandenen Staubtheil- 
chen und legt sie dann, mit der empfindlichen Seite dem Schieber 
zugekehrt, in die Cassette. 

Vor dem Einlegen der Platte hat man füglich die Cassette 
durch wiederholtes Klopfen und Hin- und Herschieben des Schiebers 
von allen verhandenen Staub- und Holztheilchen befreit. Die aus 
der Cassette auf die Platte fallenden oder von der Platte nicht ab- 
gewischten Staubtheilchen würden nämlich auf dem Bilde störende 
Lichtflecke und Disharmonieen hervoiTufen, ebenso wie Berührung 
der Platten mit feuchten, schweissigen oder gar mit Reagentien be- 
netzten Fingern stets hässliche und nicht zu vertilgende Flecke auf 
der Platte hervorrufen. — 

Ist die Platte eingelegt, so schliesst man die Cassette, überzeugt 
sich nochmals davon, dass der Schieber vollständig zugeschoben und 
durch den entsprechenden Wirbel am Oeffnen verhindert ist, hüllt die 



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184 Vierter Abschnitt. 

Cassette dann in ein dunkles Tuch, oder birgt sie in einer Tasche 
des Rockes und schreitet nun zur Aufnahme. 

Ehe ^ir zu den nach Vollendung der Aufnahme erfolgenden, 
die Entwickelung und Fixirung des Bildes bezweckenden, weiteren 
Operationen übergehen, wollen wir im Kurzen die Art der Ver- 
packung und Beschaffenheit der fertig in Handel kommenden Hatten 
erwähnen, da der Mikrophotograph wohl niemals in die Lage lommt, 
sich seine Trockenplatten selbst zu bereiten, dieselben vielnehr viel 
bequemer und sicherer von renommirten Handlungen fertig beziehen 
wird (siehe S. 173 u. ff.). — 

Die trockenen, fertigen Bromsilbergelatineplatten müssen, wenn 
sie sich gut halten sollen, vor Licht und Feuchtigkeit und vor Be- 
rührung mit fremden Körpern gut geschützt werden. Man verpackt 
sie deshalb in lichtdichten Kästen und zwar derart, dass sie nicht 
in gegenseitige, unmittelbare Berührung mit ihren sensibilisirten 
Flächen kommen. Das Zwischenlegen ganzer Papierblätter ist des 
halb nicht gerathen, weil das Papier in Folge seiner mehr oder we- 
niger hygroskopischen Eigenschaften nur gar zu leicht Flecke, die 
beim Entwickeln deutlich hervortreten, erzeugt. Von bedrucktem 
Papier ist selbstredend abzusehen; dasselbe bringt, analog den Hauch- 
bildern, einen derartigen Eindruck auf die Platten hervor, dass die 
Schriftzüge beim Entwickeln deutlich erscheinen. — 

Man verpackt deshalb die Platten derart, dass man in den 
Kästen, welche einen übergreifenden, die eine der kurzen Seiten ver- 
tretenden Deckel haben, Nutben anbringt, in welche die Platten 
entweder zu je zweien, mit der Rückseite (Glasseite) aneinanderge- 
legt, eingeschoben werden (Schüler & Günther, Berlin) oder jede 
für sich in besonderer Nuthe stehen. 

Solche Kästen, wie sie sehr hübsch aus starker Pappe z. B. 
von der Firma Schüler & Günther geliefert werden, ohne einen irgend 
merklichen Kostenaufschlag auf die Platten zu verursachen, eignen 
sich auch sehr gut zum Aufbewahren der zum sofortigen Gebrauche 
vorräthigen, vorher anders verpackt gewesenen Platten in der Dun- 
kelkammer. — 

Andere Fabrikanten verpacken die Platten in flachen Kästen 
und trennen sie von einander in der verschiedensten Weise: 

Simeons klebt auf die Ecken der Platten rückseitig Oblaten 
auf; Dr. Heid trennt sie durch kleine Schuhe, die er durch Zusam- 
menkniffen eines quadratischen Papieres in der Mitte und nochma- 



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II. Negativprocess. 185 

lig«8 mittleres Umkniffen des entstandenen Rechtecks zum Quadrat 
fertigt und über die Ecken der Platten zieht; wieder Andere legen 
an den kürzeren Endseiten der Platten schmale Oarton streifen oder 
ü-formig gebogene, je zwei mit der Glasseite zusammenliegende 
Platten an den Rändern umfassende Papierstreifen. Jnglis endlich 
trennt die Platten durch zwei an den g^enüberstehenden Seiten 
liegende, sehr lange Schnüre, welche, mit ihrem einen Ende am Boden 
des Kastens befestigt, zwischen den einzelnen Platten schlangen- 
förmig hin und her gelegt werden und beim Anziehen des anderen 
Endes immer die oberste Platte abheben. — 

Zum Aufbewahren stellt man die Platteokästen am besten in 
einen kleinen Wandschrank, der, mit lichtdicht und gut schliessen- 
der Thüre versehen, in seinem Innern ein zur Absorbirung der 
Feuchtigkeit dienendes Glas mit Chlorcalciurastücken oder eine 
Schaale enthält, die mit in Schwefelsäure getränkten Bimsstein- 
stückchen gefüllt ist. Die Erfahrung hat nämlich gelehrt, dass die 
Trockenplatlen sich an einem trocknen Orte fast unbegrenzte Zeit 
halten, ja sogar durch das sogenannte Ablagern sich bis zu einem 
gewissen Grade bessern, dass sie dagegen beim Liegen an einem 
feuchten Orte bald verderben und verschleierte Bilder liefern. — 

Manche Sorten geben bei sehr langem Lagern einen Rand- 
schleier, der sich mit der Zeit immer weiter nach der Mitte hin 
verbreitet; doch ist dieser Fall selten. — Im Allgemeinen arbeiten 
ältere Platten brillanter, reiner und haben viel weniger Neigung zum 
Kräuseln als frische. — — 

Neben dem Wandschrank zum Aufbewahren der Platten hat 
man passender Weise noch ein kleineres, für ein Paar Platten aus- 
reichendes, mit hermetisch schliessenden, durch Filz oder dergleichen 
dichtgemachten Deckel versehenes, zweites Kästchen angebracht, 
auf dessen Boden ein kleines Büchseben mit sandfassartig durch- 
löchertem Deckel steht. In dieses Büchschen bringt man einen 
mit Ammoniak getränkten Schwamm oder Watte, und es wird als- 
bald der Kasten mit Ammoniakdämpfen erfüllt werden. 

Legt man die Platten kurz vor ihrer Exposition in diesen 
Kasten und räuchert sie einige Minuten mit den Ammoniakdämpfen, 
so sind sie ganz erheblich empfindlicher als zuvor und arbeiten 
auch viel detailreicher. Vor dem Entwickeln mit Eisenoxaiat 
muss man natürlich so geräucherte Platten, um ein Niederschlagen 
von basischen Eisensalzen auf der Platte durch das Ammoniak zu 



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186 Vierter Abschnitt. 

verhüten, abspülen, was bei dem Pyrogallusentwickler selbstver- 
ständlich nicht nöthig ist. — 

Anstatt die Platten in Ammoniak dämpfen zu räuchern, kann 
man sie, was jedoch gefährlicher ist, auch in einer Lösung von 
1 — 7 7o gewöhnlichem Ammoniak in Wasser baden und dann trock- 
nen. — Ein Zuviel an Ammoniak bewirkt jedoch leicht Sohleier- 
bildung und muas man deshalb lieber mit zu schwacher, als mit zu 
starker Lösung arbeiten. — 

Auch bei Azalinplatten fand Vogel die Ammoniakräucherung 
wirkungsvoll. Die Wirkung des Ammoniaks auf das Bromsilber er- 
klärt sich wahrscheinlich durch seine theils lösende, theils die Mo- 
lecüle lockernde Kraft. — 



Schnelle Folge der Anfnahmen. 

Nachdem die exponirte Platte in der geschlossenen Cassette in 
die Dunkelkammer zurückgebracht ist, wird sie entweder sofort oder 
auch nach beliebig langer Zeit entwickelt, d. h. das bis dahin latente, 
nicht sichtbare Bild wird durch Einwirkung geeigneter Reagentien 
zum Vorschein gebracht, hervorgerufen. Während man bei dem 
früher üblichen nassen Verfahren diese Entwickelung sofort nach 
der Exposition vornehmen musste, noch bevor die Platte getrocknet 
war, weil man sonst Trockenflecken erhalten hätte, kann man bei 
den Trockenplatten die Entwickelung beliebig lange nach erfolgter 
Exposition hinausschieben und z. B. mehrere Aufnahmen hinterein- 
ander ausführen, um dann mehrere Platten hintereinander fortlaufend 
zu entwickeln. — 

Gerade in dieser Möglichkeit, die Platten längere Zeit nach der 
Exposition aufbewahren zu können, ehe man sie entwickelt, liegt 
ein grosser Vorzug der Bromsilbergelatine auch für die Mikrophoto- 
graphie. 

Der Experimentator kann seine Vorrichtungen am mikrophoto- 
graphischen Apparate ausführen, nach Einstellen des gewünschten 
Bildes die bereit gehaltene Plätte sofort an Stelle der Einstell- 
scheibe setzen und mit der Aufnahme beginnen; nach Beendigung 
derselben braucht er nicht erst die Entwickelung vorzunehmen und 
eine neue Platte zur zweiten Aufnahme vorzubereiten, er kann viel- 
mehr, nachdem er sich nur durch einen Blick auf die Einstellscheibe 
von der unveränderten oder günstigen Lage des Objectes überzeugt, 



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II. Negativprocess. 187 

sofort eine zweite Platte einschieben und mit ihr eine neue Auf- 
nahme machen. Kennt er die Empfindlichkeit seiner Platten und 
die actinische Kraft seines Lichtes, was besonders beim Arbeiten 
mit künstlichen, Consta nten Lichtquellen bald der Fall sein wird, 
genau, so hat er nicht nöthig, sich erst nach jeder Aufnahme über 
den Erfolg derselben durch Entwickelung des Bildes zu informiren, 
kann vielmehr hinter einander gleichmässig am Aufnahmeapparate 
fortarbeiten, um dann später die Arbeiten der Entwickelung, Fixi- 
rung etc. in der Dunkelkammer ebenfalls sozusagen in einem Zuge 
durchzuführen. 

Dass durch solch' ein zusammenhängendes Ausführen der Ope- 
rationen das Arbeiten sehr erleichtert und vereinfacht wird, ist 
klar, ebenso wie es einleuchtet, dass ein unmittelbares Aufein- 
anderfolgen mehrerer Aufnahmen hintereinander sowohl, wie so- 
fort hinter der Einstellung, bei vergleichenden Versuchen und bei 
Aufnahmen von beweglichen oder veränderlichen Objecten 
geradezu unentbehrlich ist. — Aus diesem Grunde wird der 
Mikrophotograph auch stets wohl daran thun, sich nicht mit einer 
Cassette zu begnügen, sondern mehrere, wenn möglich, Doppel- 
cassetten im Besitze und Gebrauch zu haben. — 



2. Apparate und Utensilien für die photographischen 
Operationen. 

Bei dem auf die Exposition folgenden Fertigmachen des Bildes 
selbst, wie bei vielen späteren Operationen werden nun in steter 
Wiederholung immer wieder gleichartige Gefässe und Apparate ge- 
braucht, so dass es angezeigt scheint, ehe wir auf die technische 
Ausführung der einzelnen Manipulationen eingehen, zuvor diese beim 
Negativprocess wiederholt zur Anwendung kommenden Hülfsapparate 
schematisch näher zu betrachten. — 

Zunächst müssen verschiedene der zu benutzenden Lösungen, 
da sie in gemischtem Zustande leicht zersetzlich und wenig haltbar 
sind, erst kurz vor ihrem Gebrauche vereinigt werden und zwar 
nach ganz bestimmten, quantitativen Yerhältnissen. 

Um dies zu ermöglichen, bedient man sich entweder für ein 
ganz bestimmtes Volumen abgestimmter Gefässe, die an der Stelle, 
bis zu welcher sie gefüllt werden sollen, eine deutliche Marke tra- 



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188 



Vierter Abschnitt. 



gen, oder man benutzt solche Gefasse, welche jedes beliebige Vo- 
lumen abmessen lassen. 

Erstere Gefösse stellt man sich - durch Ausmessen von geeig- 
neten Bechergläschen oder Cylindern und Markiren der betreffenden 
Oberflächenstände durch Aetzmarken*) selbst dar, letztere erhält 
man im Handel als Messcylinder, und haben dieselben den ganz 
entschiedenen Vorzug, dass sie für verschiedene Flüssigkeitsmengen 
und- verschiedene Mischungsverhältnisse gleich gut zu gebrauchen 
sind. Man -wählt möglichst schlanke, am besten 100 — 200 ccm fas- 
sende, in Cubikcentimeter getheilte, mit Ausguss versehene Mess- 
cylinder. Je schlanker die Cylinder nämlich sind, desto genauer 
lassen sich kleinere Theile in denselben ablesen, und 
desto leichter kann man sie beim Mischen zweier 
Losungen mit der Handfläche verschliessen. — 

Für Zusatz ganz geringer Flüssigkeitsquanten in 
Tropfen bedient man sich, wenn man nicht im Ab- 
tropfen aus Standflaschen geübt ist, sogenannter 
kleiner Tropfgläser. Dieselben bestehen aus einer 
an einem Ende in eine Spitze ausgezogenen, am an- 
deren Ende durch Gummi verschlossenen Glasröhre, 
oder aus einem ganz engen, nach Tropfen calibrir- 
ten, einseitig geschlossenen Cylinderchen mit Tülle, 
oder endlich aus einem Fläschchen mit eingeschliffenem 
Glasstöpsel, der der Länge nach zwei seitliche, einander diametral 
gegenüberstehende Auskehlungen hat, von denen die eine bis an ein 
seitlich in dem Hals befindliches Loch, die andere bis an die gerade 
gegenüber am Halse der Flasche befindliche Tülle reicht. Wird das 




Fig. 53. 



*) Zum Zeichnen für Glas bedienen wir uns folgender Dinte, die mit- 
telst einer Gänsefeder die Signaturen auf Glas aufschreiben lässt und 
dauernd als Mattschrift einätzt; da man auf diese Weise auch Negative 
und dergl. leicht und gut zeichnen kann, geben wir das Recept: Man 
fälle aus Chlorbaiiumlösung durch Schwefelsäure den Baryt als Schwer- 
spath aus, sammle und .trockne ihn auf einem Faltenfilter; alsdann mische 
man das so erhaltene, in einem Mörser fein zerriebene Pulver mit einer 
gleichen Menge Fluorammoniums und füge hierauf so lange käufliche 
Fluss-Säure hinzu, bis nach tüchtigem Durchschütteln eine dickflüssige, 
zum Schreiben geeignete Dinte entseht. Dieselbe muss, da sie Glas ätzt, 
selbstredend in Platin- oder Kautschuck-Gefössen bereitet und auch auf- 
bewahrt werden. — 



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n. Negativprocesa. ^ 189 

Fläschchen geneigt, so kann man durch Aufhalten eines Fingers 
auf die seitliche Halsöffnung den Luftzutritt genau reguliren und 
somit die Flüssigkeit gauz nach Belieben durch die andere Aus- 
kehlung und die Tülle flies- 
ßen lassen. Dreht man nach / gl 

dem Gebrauch den Stöpsel um ^^jS^^^feiS^^^^h^^^ 
90^, so kommen die Eeh- I ^""H^^K jjffi^^^^^^ftjBftit^ 
lungen an nicht offene Stellen ((i**"^^^BB|^^H|Ä|g^^^^*^^|| 

des Flaschenhalses und die ^^^^^^^^l^^^^fe^l 

Flasche ist dann vollständig ^^^^^^^^^^BE 

geschlossen (siehe Fig. 54). ^^^^^BBr 

Nächst dem Mischen der p, ^^ 

Lösungen zu einander, ist 

die Behandlung der Platten mit denselben eine sich vielfach wieder- 
holende Operation, die man früher, beim nassen Verfahren, mit 
Vorliebe in aufrecht stehenden Cüvetten vornahm, während mau 
jetzt beim Trockenplatten- Verfahren allgemein Schaalen benutzt. 

Diese Schaalen werden aus Glas, Porzellan, Papiermasse, Hart- 
gummi und Blech mit Lacküberzug gefertigt. Die Blechschaalen sind 
nur dann zu empfehlen, wenn sie mit einem guten, in allen Theilen 
deckenden Lacküberzug versehen sind, so dass nirgends Metall mit 
•den Lösungen in Berührung kommt. Die Grösse der Schaalen richtet 
sich nach den Maassen der benutzten Platten, doch arbeite man 
nicht mit für die Platten gar zu kleinen Schaalen, weil dadurch das 
Herausnehmen der Platten erschwert wird. — 

Damit beim Behandeln der Platten in den Schaalen die Reaction 
beschleunigt, und die Platte gieichmässig mit den Lösungen bedeckt 
werde, setzt man die Schaalen in wiegende Bewegung; man kann 
dies durch blosses Hinundherneigen mit der Hand bewirken oder 
indem man die Schaale auf einen Holzrahmen mit wiegenförmig ge- 
bogenen Läufern setzt. 

Zum continuirlichen Hiuundherwiegen sind sogenannte Schau- 
kelapparate construirt, die in einem auf dreikantiger Schneide wip- 
penden, die Schaale tragenden Rahmen bestehen, dessen Träger an 
den Arbeitstisch angeschraubt wird, während der auf demselben 
ruhende Rahmen durch einen abwärts hängenden, unten mit schwerem 
Gewicht versehenen, hin und her pendelnden Stab bewegt wird. — 

Zum Herausnehmen der Platten aus den Schaalen dient, wenn 
man das Beschmutzen und Färben der Finger vermeiden will, ent- 



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190 Vierter Abschnitt. 

weder ein umgebogener Nagel, ein Messer, ein Schlagring, wie er 
für die Zither gebraucht wird, oder noch besser der von Braun ge- 
fertigte Plattenheber, der aus einer auf den Finger zu steckenden, 
federnden, den Hebehaken tragenden Blechhülse besteht und um ein 
Billiges (0,5 M.) käuflich zu haben ist — 

Zum Abspülen der Platten mit Wasser dient entweder die mit 
Hahn versehene, vom oben erwähnten Reservoir herkommende 
Schlauchleitung, die mit einfachem oder brausen artigem Mundstück 
versehen wird, oder es reicht, in Ermangelung der Wasserleitung, 
vollständig eine gewöhnliche Spritz- oder Giessflasche aus. — 

Die Einrichtung der Dunkelkammer wird endlich noch durch 
eine kleine Sanduhr in Thermometerform vervollständigt, die beim 
Beginnen des Entwickeins umgedreht wird und am jeweiligen Stande 
des Sandes 1 — 10 Minuten ablesen lässt. — — 

Zum Auswaschen det fertig entwickelten und fixirten Platten 
bedient man sich sogenannter Waschkästen. Dieselben sind, da 
dies Waschen längere Zeit und laufendes Wasser erfordert, aber im 
freien Lichte geschehen kann, zum Ansetzen an die Wasserleitung 
construirt und für die Aufnahme mehrerer Platten auf einmal 
eingerichtet. — 

Sie bestehen in oblongen Blechkästen, in denen die Platten 
neben einander in aufrechter Lage hingestellt und von laufendem 
Wasser umspült werden. Bei den einen wird das Wasser oben zu- 
und am Boden abgelassen, bei anderen in umgekehrter Folge. 

Die Platten werden in den Kästen entweder durch am Boden 
angebrachte Leisten, mit denen im oberen Theile des Kastens die 
langen Seiten verbindende Querstäbe correspondiren, in ihrer Stellang 
gehalten, oder sie stehen in an den Längswänden angebrachten, genau 
mit einander correspondirenden Nuthen. 

Andere Constructionen tragen die Platten wiederum in eigenen, 
aus Draht gefertigten Ein satzkör beben odertheilen die Kasten durch 
Scheidewände, die alternirend das Wasser einmal oben, das andere 
Mal am Boden durchlassen, in verschiedene Fächer, in die dann die 
Platten gesetzt werden und zwar so, dass die eben dem Fixirbade 
entnommenen Platten dem Ausfluss am nächsten zu stehen kommen^ 
und dann immer weiter, beim Herausnehmen der am längsten ge- 
waschenen Platten am Zufluss, nach diesem hingerückt werden. 

Auf diese letztere Weise ist eine starke Bewegung des Wassers 
bedingt, und kommt das reinste, noch nicht benutzte Wasser zunächst 



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II. NegativprocesB. 



191 



mit den fast voUstäodig gewaschenen Platten in Berührung, um den- 
selben die letzten Spuren Fixirnatrons zu nehmen, während die 
salzhaltigeren Waschwässer mit den am Abflijiss eingesetzten, noch 
stark natronhaltigen Platten zusammenkommen; es ist so die grosste 
Ausnutzung des Wassers bei gründlichem und verhältnissmässi^ 
schnellem Waschen der Platten ermöglichte — 

Verfasser hat zur Erreichung desselben Zweckes seinen Wasch- 
kasten derartig construirt, dass derselbe am Boden keilförmig ge- 
schnittene Nuthen trägt, an welche sich abwechselnd, je einmal auf 
der rechten, dann wieder auf der linken Längs wand des Kastens, 
eine Seitennuthe anschliesst. Der Kasten ist für die grosste Sorte 
der anzuwendenden Platten passend, kann dann aber für alle Platten- 
sorten abwärts gleichfalls und zwar gleichzeitig benutzt werden. 




Fig. 65. 

Dadurch, dass die in der ersten Bodennuthe stehende Platte sich 
in die rechte Seitennuthe einlegen muss, die in der zweiten Bodennuthe 
stehende in die linke Seitennuthe, die dritte wieder rechts, die vierte 
links und so fort, muss natürlich das bei der ersten Platte zuflies- 
sende Wasser in dem Kasten zwischen den einzelnen Platten immer 
von links nach rechts, dann wieder umgekehrt, also in Schlangenlinie, 
fliessen und wird deshalb dieselbe Wirkung haben, wie es in dem 
vorher beschriebenen Apparate der Fall ist. — 

Die noch weiter construirten Waschapparate, bei denen die Platte 
unter dem Wasserstrahl dynamisch gedreht wird, sind ebenso vde 
die Schaukelapparate mit ührwerkantrieb wohl für grosse photogra- 
phische Ateliers, bei denen es sich täglich um das Waschen sehr 
vieler Negative handelt, von Bedeutung, für den Mikrophotogräphen 
aber ohne Belang. — 



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192 Vierter Abscbnitt. 

Nach dieser Abschweifung zu den beim Negs^tivprocess anzuwen- 
denden Apparaten kehren wir wieder zum Process selbst zurück. — 

Die exponirte Platte zeigte nach dem Herausnehmen aus der 
Classette, noch kein äusserlich erkennbares Bild; das in der £mul* 
810Q durch Agitiren (Emulsioniren) fein zertheilte Bromsilber ist 
jedoch an den vom Licht getroffenen Stellen in minimaler Menge 
zu Silberbromür reducirt und hat dadurch die Eigenschaft gewonnen, 
dass es beim Behandeln mit Reductoren (Eisenoxydulaalzen, Pyro- 
gallussäure etc.) geschwärzt wird« 

Die gelbe Emulsionsschicht wird demnach bei diesem Behandeln 
mit reducirenden Lösungen an den belichteten Stellen schwarz werden, 
an den nicht belichteten Stellen hingegen gelb bleiben, während die 
Halbtöne auch auf der Emulsionsschicht als Halbtöne auftretea wer- 
den, allerdings in Bezug auf ihre Intensität in umgekehrtem Ver- 
hältniss. — — 

Auß diesem Grunde, weil alle Lichter Schatten und alle Schatten 
Lichter werden, hat man denn auch die zuerst erhaltenen Glasbilder 
^Negative'' genannt. 

Die Erzeugung des sichtbaren Bildes aus dem latenten bezeich- 
net man mit: 

3. Hervorrufung oder Entwickelung. 

Zur Herrorrufung werden bei Bromsilbergelatine im Wesent- 
lichen folgende Agentien angewandt, nach denen auch die hervor- 
ragendsten Entwickler ihren Namen führen: 1. Eisenoxalat, 2. Pyro- 
gallol mit Zusatz verschiedener Alkalien, seltener 3. Hydrochinon, 
4. Hydroxylamin und 5. Natriumhydrosulfit. — 

Da letztes Salz sehr leicht zersetzlich ist und zudem noch län- 
gere Expositionszeit der Platten erfordert, hat es wohl als Zusatz 
zum Entwickler, nicht aber für sich als Entwickler so hohen Werth, 
dass es hier eingehend zu besprechen wäre. 

Dasselbe gilt vom Hydrochinon, dessen Weiter Verbreitung trotz 
seiner guten Wirksamkeit der enorm hohe Preis*) hindernd entgegen- 
tritt, während auch beim Hydroxylamin der Preis 2) noch ca. 4 Mal 
höher ist, als beim Eisenoxalatentwickler. — 



*) Das Dekagramm kostet heute noch 1 — 2,20 M., je nach Reinheit 
des Präparates. 

^) Hiervon kosten 10 Gramm 3,30 M. 



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IL Negatiyproqeas. 193 

Die Andeutung der letzten drei Entwickler möge deshalb hier 
genügen» und es mögen nur der Eisenoxalat-» und der. PyrogaIl6l<^ 
Entwickler, als die gebräuchlichsten, eingehend besprochen werden., r— 



a) Der Oxalat-Entwickler. 

Während man früher direct oxalsaures Eisenoxydul und pxäl- 
daures Kali nach Carey Lea in Wasser löste, hat jetzt die von Eder 
vorgeschlagene, durch Mischung von Eisenvitriol (Fog SO4) . und ' neu- 
tralem Kaliumoxalat (K^ C^ O4) entstandene Lösung von Kaliumferro- 
Oxalat (KaFeC^Og + HgO) allgemein Eingang gefunden. ' ; ' 

Man benutzt allgemein eine Lösung' vofi: 

A. 1 Gewichtstheil oxalsaurem Kali auf 4 Gewichtstheile Wasser, 

B. lOO.Theilen Eisenvitriol, 300 ccm Wasser, ca. 5 Tropfen Schwe- 
felsäure, 

die man unmittelbar vor dem Gebrauch im Volumverhältniss 4 : 1 
mischt. 

Da die Eisenoxydullösung sehr wenig haltbar ist und sich bfld 
?U Oxyd oxydirt, so thut man gut, sie in besonders hergerichteten, 
den Luftzutritt möglichst abschliessenden Flaschen aufzubewahren. 
Eisenoxydoxalat setzt sich nach Döbbereiner im. Sonnenlicht in Oxy- 
dul unter Kohlensäureentwickelung um, und man kai^n alten, oxy^ 
dirten Entwickler regeneriren, indem man ihn in verkorkten, oder 
mit Oel abgeschlossenen Flaschen dem Sonnenlichte aussetzt. Licht 
wird also der Zersetzung des bereits gemischten Entwicklers ent- 
gegenwirken, und man deshalb gut thun, den Yorrath an solchem Ent- 
wickler am Licht aufzubewahren. 

Bewahrt man die Eisenlösung, wie dies Verfasser thut, in klei- 
nen ca. 75 — 100 g Fläschchen, die bis in den Hals gefallt sind und 
nur wenig Luft enthalten, auf, so ist die Losung sehr lange haltbar; 
man hat dann in einer Flasche für ca. 4 — 6 Platten ausreichende 
Eisenlösung; selbstverständlich müssen die Fläschchen gut verkorkt 
sein, und werden die Korke füglich für längere Aufbewahrung noch, 
mit Siegellack oder einem Gemisch von Baumwachs und wenig ve- 
netianischem Terpentin überzogen. — 

Will man die Eisenlösung nicht getheilt aufheben, so bringt 
man sie am besten in eine grössere, mit unterem Tubus versehene 
Standflasche, bei der man den Luftzutritt an die Oberfläche der 

Jeaerich, Mikrophotograpbie. 13 



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194 Vierter Abschnitt. 

Lösung entweder durch eine auf der Oberfläche schwimmende Oel* 
Schicht (Dr. Burstert), oder durch ein mit Wasser gefülltes, in den 
Hals der Flasche eingesetztes Sicherheitsrohr verhindert. — In den 
Tubus bringt man entweder ein mit Schlauch und Quetschhahn ver* 
sehenes Glasrohr oder ein im Stopfen des Tubus drehbares, S*förmig 
gebogenes Glasrohr an, das beim Drehen nach unten die Losung 
ausfliessen lässt. — 

Ist die Eisenlösung in Folge von Oxydbildung gelb geworden, 
so ist sie nicht mehr brauchbar. — 

ZumGebrauche mischt man, sobald man die exponirte Platte 
aus der Cassette genommen bat, die Eisenlösung mit der Oxalat- 
Lösung im Yerhältoiss 1 : 3 bis 1 : 4, giesst sie in die bereit ste- 
hende, saubere Schaale, in die man alsdann die Platte legt und 
continuirlich hin- und herwiegt. — 

Man achte darauf, dass die Platte möglichst gleichmässig vom 
Entwickler bedeckt werde und keine freien Stellen zeige. Nach 
ca. 20 — 30 Secunden wird alsdann, sofern die Expositionszeit eine 
richtige war, das Bild zu erscheinen beginnen und in ca. 3 — 5 Mi- 
nuten fertig entwickelt sein. 

Es darf nicht plötzlich, mit einem Schlage kommen, sondern 
muss zuerst die Details der Lichter und nach und nach diejenigen 
der Schatten erkennen lassen. Die Entwickelung ist beendet, wenn 
die Details in den Schatten deutlich erscheinen und auch beim Be- 
trachten im auffallenden Lichte erkennbar sind. — Die hellsten 
Lichter des Bildes, wie z. B. der freie, nicht bedeckte Theil des 
Gesichtsfeldes, müssen intensiv schwarz und undurchsichtig sein, 
währenddem die tiefen Schatten noch klar, schleierfrei und voll- 
kommen durchsichtig bleiben sollen. — 

Um für die Entwickelungsdauer einen Anhalt zu haben, ohne 
in seiner Aufmerksamkeit von dem Entwickeln abgelenkt zu werden, 
benutzt man vielfach eine kleine Sanduhr, die man beim Einlegen 
der Platte in den Entwickler umkehrt (siehe oben S. 190). — 

Häufig genug wird man Platten erhalten, welche zu lange Zeit 
(über-) oder zu kurze Zeit (unter-) exponirt sind, und man hat, um 
auch in diesen Fällen noch brauchbare und gute Negative zu erhal- 
ten, verschiedene Zusätze zum Entwickler vorgeschlagen, welche 
entweder beschleunigend oder aber verzögernd auf den Process wir- 
ken sollen. 

Von den für den Oxalatentwickler gebräuchlichen Verzögerern 



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n. Negativprocess. 195 

sind hier die Bromsalzlosungen, Citronensäure und der Wilde'sche 
Jodyerzögerer zu nennen; von den Beschleunigern: unterschweflig* 
saures Natron und Quecksilberchlorid, — 

Die Verzögerer werden wie folgt bereitet: 
I. Bromkaliumlosung 1 : 10 in destillirtem Wasser. 
II. Wilde'scher Jodverzögerer : 1 g Jod in 200 ccm Alkohol und 
200 ccm Wasser gelost. 

Die Beschleuniger enthalten: 
I. Natriumhyposulfitlösung 1 : 500 bis 1 : 1000 in destillirtem 

Wasser*). 
II, Quecksilberchloridlösung: 1 : 200. 

Die Anwendung der Lösungen geschieht wie folgt: 

Zeigen die Platten nach 3 Minuten langer Entwickelung einen 
Schleier, so werden dem Entwickler bei der nächsten Platte 1 — 10 
Tropfen der Bromkalilösung (I) oder das Doppelte von der Wilde- 
schen Lösung (II) zugef&gt. Die Platten müssen jetzt ohne jede 
Verschleierung der Schatten entwickeln, also klarer sein und grös- 
sere Kraft, höher'e Lichter zeigen als zuvor. Wird zu viel Brom- 
kalium zugefügt, so erreicht man grosse, durch Contraste bedingte 
Härte, die für einzelne Aufnahmen, z. B. gewisse Arten von Bacillen, 
oft von Werth sein kann. — 

Oft kann man eine sehr stark überexponirte Platte noch 
vollständig brauchbar durch viel Bromkali machen, wenn man, sobald 
alle Details sehr schnell, zusammen, aber dünn erscheinen, sofort die 
Platte aus der Schaale nimmt, abspült, und, dem Entwickler viel 
(bis 1 ccm auf 10 ccm Entwickler) BromkaUlösung zufügend, dann 
weiter entwickelt. — 

Man muss natürlich den Bromkali-Zusatz für jede besondere 
Plattenart genau feststellen und abstimmen. 

Ein Zusatz von Citronensäure zum Entwickler, anstatt der 
Schwefelsäure, thut übrigens gleichfalls sehr gute Dienste und liefert 
recht klare, contrastreiche Bilder; das quantitative Verhältniss des 
Zusatzes ist natürlich der Plattenart hier ebenfalls anzupassen. — 

Von sehr guter Wirkung ist gleichfalls noch der von Eugen 



*) Photographische Correspondenz 1883, 75 u. 89. 
») Photogr. Wochenblatt 1884, 109. 



13* 

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196 Vierter Abschnitt, ^ 

Himly^) QHter dem Namen „Excelsipr^ hergestellte Zusatz zu den 
Entwicklern 2). — 

Derselbe verhindert das Hartwerden der Lichter beim Hervor- 
rufen und giebt die hellen Farben klarer und durchgearbeiteter 
wieder; die mit diesem Zusatz entwickelten Bilder sind in den 
Feinheiten modulirt und nähern sich ihrem richtigen Farbenwerthe, — 

Sowohl bei gewöhnlichen wie bei orthochromatischen Platten 
haben wir mit dem uns vom Yerfertiger freundlichst zur Verfügung 
gestellten Präparat, dessen Zusammensetzung leider Geheimniss ist, 
recht gute Resultate erzielt. 

Hat man stark unterexponirte Platten, so badet man sie 
vor der Entwickelung 1 bis höchstens 2 Minuten in der Hyposnlfit- 
losung (1), die man auch durch Zufügung von 1 — 4 Tropfen der 
Fixirlösung^) zu 50 ccm Wasser ersetzen kann, lässt abtropfen und 
Entwickelt wie gewöhnlich (bei Momentaufnahmen zu empfehlen I). 

Das rasch erscheinende Bild bleibt anfangs dünn; will man 
tiach dem Erscheinen der Details die Lichter kräftigen und die 
Contraste erhöhen, so setzt mau 10 — 20 Tropfen von Wilde's Ver- 
zögeter auf je lOÖ ccm des Entwicklers zu und entwickelt hun 
öoch 10 Minuten lang weiter; sind auch jetzt die Contraste noch 
nicht ausreichend, so fügt man noch 10 — 20 Tropfen Bromkali- 
lösung hinzu, um noch weitere 10 Minuten zu entwickeln. Man 
erhält so von stark unterexpontrten Platten, wie solche beson- 
derd leicht bei zarten, sehr durchsichtigen Objecten, die nicht viel 
Licht vertragen können, unvermeidlich sind, sehr schöne, brillante 
und contrastreiche Bilder. — 

Ist man sich nicht sicher, ob eine Platte lange genug oder schon 
zu lange exponirt war, so misst man am besten den Entwickler im 
Verhältniss 1:3 ab, mischt aber vorläufig erst ein Viertel der Eisen- 
lösung zum Kaliumoxalat und beginnt mit dieser Mischung die Ent- 
wickelung. Ein überexponirtes Bild wird durch diesen Entwickler 
zur Genüge entwickelt; genügt der Entwickler nicht, so fugt man 
nach und nach den Rest der Eisenlösung zu und entwickelt schliess- 
lich unter Zusatz von Bromkalium, zur Erhöhung der Contraste, 
zu Ende. — - — 



») Photogr. Wochenblatt 1885, No. 39, S. 305. — Photograph. Corresp. 
1885. No. 303, S. 457. 

^) Zu haben bei F. Beyrich, Berlin N., Linienstr. 114. 
') Siehe unten: „4. Die Fixirung". 



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II. Negativprocess. 197 

Em Zusatz von unterschwefligsaurem Natron (5 — 12 Tropfen 
pro 100 ccm) erhöht die Zartheit und verringert die Expositions- 
dauer, bildet aber leicht Schleier. — 

Nach Poclington giebt ein geringer Zusatz von Quecksillier* 
Chlorid zum Entwickler grosse Schwärzen und klare Lichter beim 
Oxalatentwickler 1). — 

Aehnlich wie mit Verzögerem versetzter Entwickler wirkt auch 
alter (d. i. längere Zeit bereits gemischter oder schon einmal ge- 
brauchter) Entwickler. Man kann recht praktisch die Entwickelung 
zuerst mit solchem Entwickler beginnen und, nachdem die Details 
auch in den Schatten genügend durchgearbeitet sind, denselben ab- 
giessen und nun mit neuem, frisch gemischtem Entwickler das Bild 
brillanter machen und zu Ende entwickeln. — 

Ob die Expositionszeit eine rich:tig6 war, lernt man sehr bald 
an dem Aussehen der Negative beim Entwickeln und nach der Ent- 
wickelung selbst schätzen : Zu lange exponirte Platten treten in allen 
ihren Theilen gleichzeitig hervor und zeigen bereits nach ganz Icur- 
zer Entwickelung die Details auch in den tiefsten Schatten; sie 
bilden, ehe man die Lichter bis zur gehörigen Stärke entwickeln 
kann, schon einen Schleier über die dunkelsten Schattenpartieen und 
werden deshalb dünn und flau. 

Zu kurz exponirte Platten dagegen entwickeln die Schatten- 
partieen nur zögernd und langsam; sie werden, wenn man auch die 
in den tiefsten Schatten liegenden Details scharf und deutlich her- 
ausbringen will, bereits in den Lichtern so dunkel geworden sein, 
dass die Details in diesen verdunkelt und verdeckt sind. — 

tJeberexponirte Negative haben allgemein einen dünnen, flauen 
Charakter, sind arm an Contrasten und verschleiert in den Schatten, 
ünterexponirte Negative zeigen zu starke Contraste, sind in den 
Schatten glatt und durchsichtig, glasig, ohne irgend welche Details. — 

Wie man über- oder ünterexponirte Platten noch retten und 
vollkommen brauchbar machen kann, ist im Vorstehenden gesagt; 
jedoch sei auch hier erwähnt, dass durch zu lange Entwickelung, 
besonders bei keinem oder nur zu geringem Bromkaliumzusatz, die 
Schatten leicht verschleiern, und das Bild flau werden kann. 

Ob zu lange entwickelt ist, erkennt man daran, dass dann auch 
die vom Lichte nicht getroffenen Stellen der Platten, besonders die von 



1) 1. c. 1884, 82. 

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198 Vierter Abschnitt. 

den Ecken der Gassette und der Schieberleiste bedeckten Theile, 
verschleiert sind. Sind diese Stellen jedoch klar und durchsichtig, 
so liegt die Verschleierung der tiefsten Schatten lediglich an un- 
richtiger Expositionsdauer und wird durch entsprechende Zusatz- 
losungen corrigirt. — — 

An den Oxalatentwickler schliesst sich ebenbürtig der jetzt 
immer mehr gebräuchliche 



b) Pyrogallol-Entwickler 

an, welcher aus einer Lösung von Pyrogallol, schwefligsaurem Natron 
(Natriumsulfit} und kohlensauren fixen Alkalien oder kaustischem 
Ammoniak besteht. — Zunächst seien hier die Recepte für alle drei 
Modifiationen des Entwicklers gegeben: 

L n. 

A. 100 g Natriumsulfit A. 100 ccm aqua destillata 
500 • aqua destillata 25 g Natriumsulfit 

14 - Pyrogallol 10 - Pyrogallol 

5 — 10 Tropfen Schwefelsäure 3 — 8 Tropfen Schwefelsäure 

B. 50 g krystall. Natroncarbonat B. 200 ccm aqua destillata 

(trocken 25 g) 90 g Potasche 

-500 - aqua destillata. 25 - Natriumsulfit. 

m. 

A. 100 ccm aqua destillata 

25 g Natriumsulfit 
12 - Pyrogallol 
3—8 Tropfen Schwefelsäure 

B. 10 ccm Ammoniak (0,91 spec. Gew.) 
40 - Wasser. 

Hieran reiht sich noch die Modification des ersten Entwicklers, 
der sogenannte ammoniakalische Sodaentwickler von folgender Zu- 
sammensetzung : 

IV. 

A. 1500 ccm aqua destillata 

100 g Natriumsulfit 
15 - Pyrogallol 

B. 500 ccm aqua destillata 

50 g Natr. carbonic. cry stall. = 25 g siccum. 
2,5 ccm Ammoniak (0,91 spec. Gewicht). 



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II. Negativprocess. 199 

Bei Bereitung der Standlosuqgen wird in allen 4 Modificationen 
zunächst das Sulfit in Wasser gelost und nach erfolgter Losung das 
Pyrogallol und die Schwefelsäure zugefugt. 

Zum Gebrauche mische man unmittelbar vor der Entwickelung : 
bei I: gleiche Theiie von A und B und destillirtem Wasser, bei II: 
3 Theiie A, 3 Theiie B auf 100 ccm Wasser, bei IV: 5 Theiie A 
mit 1 Theil B, bei III: 1—4 ccm A, 1—4 ccm B unter Hinzufu- 
gung von 4 — 60 Tropfen der 10 proc. Bromkaliumlosung') mit 
100 ccm Wasser und zwar so, dass man zuerst das Wasser in die 
Schaale giesst, dann A und schliesslich B zufugt und mischt; bei 
Lösung III ist eine genaue Abstimmung der Lösungen zu einander, 
nach den unten zu gebenden Maximen, für die verschiedenartigen 
Emulsionen vorzunehmen. 

Die Entwickelung selbst geschieht, nach erfolgter Mischung der 
Lösungen, in genau gleicher Weise, wie beim Oxalaten t Wickler. 
Man kann auch hier zuerst mit altem Entwickler beginnen und 
nachher die Kraft durch neuen Entwickler geben. Als VerzÖgerer 
wirkt auch hier am besten Bromkaliumlösung (10 proc.) und zwar 
sehr energisch; deshalb ist beim Zusatz derselben grosse Vorsicht 
geboten. Auch Himly's Excelsior (S. 196) ist recht brauchbar. — 

Der Kali- (Potasche-) Entwickler wirkt kräftiger als der Soda- 
Entwickler. Der ammoniakalische Sodaentwickler giebt eine dem 
Oxalatent Wickler sehr ähnliche, grau schwarze Färbung« 

Bei dem ammoniakalischen Sulfit- Entwickler (III) passt man die 
Zusatzmengen der Lösungen A und B sowie der 10 proc. Brom- 
kaliumlösung den verschiedenen Arten der Emulsion an. — Man 
lässt sie, innerhalb der oben gegebenen Grenzen, desto tiefer sinken, 
je härter die Platten arbeiten. — Bei einiger Uebung wird man sehr 
bald, unter Berücksichtigung des vorher Gesagten, das Richtige 
finden können. — 

Im Allgemeinen geben die Pyrogallolentwickler mehr braunrothe, 
gut deckende, härtere Negative, während die mit Oxalatentwickler 
hergestellten Negative einen grau- bis blauschwarzen Ton haben. — 

Schliesslich sei hier noch das Recept angeführt, wie es von 
Obernetter und Vogel für die oben (auf S. 176 u. ff.) erwähntisn,' 
ohne gelbe Scheibe arbeitenden Platten angegeben ist: 



1) Siehe oben S. 195. 



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200 Vierter Abschnitt. 

r • • '■' '■ : • • V. " 

A. ' 10 g Pyrogallol (sublimirt) 
100 - Alkohol (90proc.) 

B. 100 - Natriumsulfit (chemisch rein krystallisirt). 
2Ö0 - aqua destillata. 

C 100 - Natriumcarbonat (chemisch rein krystallisirt.) 
' 200 - aqua 'destillata. 
' Man nimmt zur Entwickeln hg von A und C je 5 ccm, von ß 
iOccm' und füllt auf 100 ccm mit destillirtem Wässer auf. Will 
inän recht kräftige Negative erzielen, oder hat man zu lange ex- 
ponirt, so fügt man auch hier zum Entwickler 2 — 5 Tropfen der 
rehnprocentigen Bromkalilösung. — — 

Hat man die Platte mit dem einen oder dem anderen Entwick- 
ler fertig entwickelt und abgespült, so legt man sie ca. 2 Minuten 
lang in eine concentrirte Alaunlosung; es wird hierdurch die gelbe 
Färbung genommen und grössere Klarheit eintreten. Alsdann spült 
man ab und fixirt. 



4. Die Fixirung, 

die bei' Oxalat- und Pyro-Entwickler gleich ist, nimmt man in fol- 
gender Weise vor: 

Die gut gewaschenen Platten, welche ev. noch nach der Ent- 
wiekelung ein Alaunbad passirt haben, werden im Dunkeln in eine 
Lösung von unterschwefligsaurem Natron in Wasser (1 : 4)^) gelegt 
und unter stetigem Hin- und Herschwenken in dieser Lösung so 
lange belassen, bis jede Spur des gelben Bromsilbers verschwunden 
ist, was man besonders gut beim Betrachten des Negatives von der 
hinteren Seite her erkennen kann. — 

Vielfach wird sogar empfohlen, und das mit Recht, nach dem Ver- 
schwinden des Bromsilbers die Platten noch einige Minuten im Bade 
zu lassen, damit die schwerlöslichen, letzten Reste des beim Fixiren 
entstandenen, unterschwefligsauren Silberoxydnatriums entfernt wer- 



*) Statt das Fixirbad im angegebenen Mischungsverhälthiss vorräthig 
zu halten, kann man auch eine längere Zeit haltbare, kalt gesättigte 
Lösung von Natriumhyposulfit als Vorrathslösung benatzen und davon un- 
mittelbar vor der Anwendung soviel wie gerade nöthig ist mit dem dop- 
pelten Volumen Wasser mischen. — 



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II. Negativprocess. ' 201 

deo, da sie sonst, auch nach dem Abspülen mit Wasser, in der 
Emulsion yerbleiben und dieselbe am Lichte nachgilben lassen wür- 
den. Zudem sind nicht YoUständig von diesem Silbersalz befreite 
Platten kaum mit Quecksilber zu yerstärken, da sie hierbei stets 
Flecke geben. 

Hat man die blatte nicht schon vorher in Alaun gebadet, so 
kann 'man dies jetzt noch nachträglich nach sorgfaltigem Abspülen 
thun! — 

Das Alauniren der Platten hat den Zweck, solche Emulsionen, 
welche sich leicht, besonders im Sommer, in Folge ihrer Loslicbkeit 
in warmem Wasser, von der Platte ablösen und kräuseln, hieran zu 
verhindern und bewirkt bei Pyrogallolentwicklern, wie schon erwähnt, 
noch Klärung des Bildes. Durchaus noth wendig für alle Fälle ist 
das Alauniren nicht. 

Fügt man d^m Fixirbade geringe Mengen Mohr^scben Salzes 
(Eiseboxydulammon^ulfat) oder Eisenvitrioles zu, so werden die mit 
Pyrogallus entwickelten Platten ähnlich den nach nassem Yerfahren 
erhaltenen und verlieren den Gelbschleier; Letzteren kann auch ein 
geringerer Zusatz von Wein- oder Citronensäure heben. — 

Ist das Fixiren beendigt, so folgt: 



5. Das Waschen 

des Bildes in den bereits oben näher beschriebenen, geeignet con- 
struirten Wasehkasten. Ist man nicht im Besitze eines besonderen 
Waschkastens, so kann man sich natürlich auch mit einer Schaale, 
in die man von einer Seite das Wasser zu-, von der entgegengesetz- 
ten aber ableitet, behelfen. Jedenfalls muss das Waschen immer 
sehr gründlich und in genügender Weise durchgeführt werden. — 

Bleiben auch nur geringe Spuren des Fixirnatrons in der Emul- 
sion, so verfallen die Platten nur allzubald und unweigerlich der 
Zerstörung. — 

Man muss deshalb besser zu lange, als zu kurze Zeit waschen, 
besonders wenn man kein fliessendes Wasser hat, mehrere Stunden, 
unter öfterem Wasserwechsel; bei fliessendem Wasser mindestens 
30 Minuten. 

Haben sich die Platten beim Entwickelungsprocess mit einer 
feineu, grauen Schicht (von oxalsaurem Kalk) überzogen, was bei 



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202 Vierter Abschnitt. 

Benutzung von hartem Brunnenwasser leicht vorkommen kann, so 
reibe man während des Waschens mit dem Finger diese Schicht ab. 

Es kann dies hier leicht und ohne jede Gefahr für die immer- 
hin recht widerstandsfähige Platte geschehen, während es später, 
nach dem Trocknen, kaum oder gar nicht mehr möglich ist. Üebri- 
gens verschwindet solcher „Kalkschleier^ meist beim Lackiren. -^ 

Weil das Fixirnatron so energisch zerstörend auf Platten wirkt, 
hat man auch vorgeschlagen, die letzten Spuren desselben durch 
chemische Mittel zu entfernen. Von den in diesem Sinne anzuwen* 
denden Mitteln sind zwar Hypochlorite und Bromwasser von gutem 
Effecte, da aber auch Alaun oder Chromalaun dieselbe Wirkung 
äussert und gleichzeitig noch den Vorzug besitzt, die Platten vor 
dem Kräuseln zu bewahren und beim Pjrogallusentwickler Gelbschleier 
zu heben, so können wir dieselben nur angelegentlichst empfehlen. 

Die nach dem Fixiren ca. 10 Minuten lang gewaschenen Platten 
werden zu dem Behufe in eine kaltgesättigte (oder auch 1 : 20), 
wässrige Alaunlösuug ca. 7 Minuten gebadet und dann nochmals 
gut gewaschen. — Chromalaun wendet man in 3 proc. Lösung an. — 

Selbstverständlich muss da, wo die Gelatine schon während der 
Fixirung kräuselt, das Alaunbad schon vorher augewandt, oder dem 
Fixirbad zugesetzt werden (nicht so gut). — 

Als weitere chemisch wirksame Zerstörer des Fixirnatrons seien 
nur erwähnt: Zusatz von etwas (ca. 1%) Salzsäure und Jodjod- 
kaliumlösung zum Alaunbad bis zur schwachgelben Farbe oder Baden 
der fixirten und gewaschenen Platte in Wasserstoffsuperoxyd (1 : 40) 
oder in verdünnte, dunkelgelbe Jodjodkalilösung oder endlich in 
Natriumhypochloritlösung. — 

Nach diesem Bade wird alsdann nochmals gut gewaschen. — 

Sind die Platten auf diese Weise fertig gewaschen und haben 
genügende Kraft und Helligkeit, so folgt nunmehr das Trocknen 
und darauf das Lackiren. 



6. Das Trocknen 

geschieht, indem man die gut gewaschenen Platten, nach dem Ab- 
laufenlassen, mit einer Ecke nach unten gekehrt, in ein sogenanntes 
Trockengestell setzt. 

Solche Gestelle bestehen aus zwei, sägebockartigen Füssen, in 
deren oberen Schenkeln zwei, mit Nuthen versehene Bretter be- 



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n. Negatirprocess. 203 

festigt sind, die in diesen Nuthen die Bilder tragen. Da man Bret- 
ter mit Nuthen käuflich^) erhalten kann, ist man wohl im Stande, 
sich derartige Trockengestelle leicht selbst zu bauen. In ihnen lie- 
gen die nach unten gekehrten Ecken der Platten frei in der Luft und 
lassen deshalb die Platten sehr gut abtropfen (siehe Fig. 56). — 

Will man das Trocknen der Platten beschleunigen, so legt man 
sie, nach dem volligen Auswaschen im Wasser, ca. 8 — 10 Minuten 
in Alkohol und dislocirt hierdurch das Wasser. 

Bei den Perutz'schen orthochromatischen Platten für Exposition 
ohne gelbe Scheibe, ist diese Behandlung mit Alkohol unerlässlich. 



Flg. 56. 

um die nach dem Fixiren, Verstärken oder Abschwächen stets noch 
in der Emulsion vorhandene rothe Farbe vollständig zu entfernen, 
da sie beim Copiren sehr hinderlich wäre (siehe S. 176). — 

So behandelte Platten trocknen zwar schnell, schon innerhalb 
einer viertel Stunde, es bilden sich aber leicht regenbogenfarbige 
Streifen und Flecken auf der Platte, und wird man deshalb, wenn 
nicht im speciellen Falle bei Eile schnelles Trocknen erfordert wird, 
lieber langsam ohne Alkohol trocknen lassen. — 

Nach genügendem Trocknen folgt alsdann die für die Fertig- 
stellung des Negatives letzte Operation: 



') In fast allen Handlangen. 



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204 Vierter Ät)8chnitt. 



7. Das Lackiren. 

Zwar sind die Gelatine - Negative an und für sich, gegenüber 
den früher üblichen „nassen^ Coliodium- Platten, bedeutend wider- 
standsfähiger und schon ohne Firniss oder Lack zum Gopiren ver- 
wendbar, doch ist es stets zu empfehlen, dieselben trotzdem mit 
einer Lackschicht zu überziehen und höchstens eine bis zwei Probe- 
öopieen vom unlackirten Negative zu nehmen. Es können sonst 
leicht aus dem Papier bei feuchtem Wetter Silbersalze in die Emul-^ 
sion übergehen und das Bild fleckig machen und verderben. — 

Ehe man zum Lackiren schreitet, überzeuge man sich vorerst 
genau und sicher, dass die Platten auch wirklich vollkommen 
trocken sind. Noch vorhandene Feuchtigkeit erzeugt nur gar zu 
leicht Blasen und Flecke im Negative. 

Recht practisch wärmt man vor dem Lackiren die Platte über 
einer kleinen Gas- oder Spiritus-Flamme so stark an, dass man die 
Rück-(GIa8-) Seite der Platte (die man selbstredend beim Anwärmen 
auch der Flamme zukehrt, indem man die an einer Ecke zwischen 
Daumen und Zeigefinger gefasste Platte über die Flamme gleich- 
massig hin- und herbewegt) noch mit dem Rücken der Hand eben 
dauernd berühren kann, ohne sich zu verbrennen (ca. 30 — 40** Gels.). 

Wirklich gut trockene Platten leiden durch die Wärme nicht. 
Zum Lackiren halte man die Platte, wie beim Anwärmen, zwischen 
Daumen und Zeigefinger der linken Hand fest und giesse den Lack 
auf der gegenüberliegenden Ecke in reichlicher Menge auf, während 
man die Platte hin und her wiegt, so dass der Lack gleichmässig 
bis zu der angefassten Ecke sich über die Platte verbreitet. 

Wenn möglich, vermeide man ein Berühren des Lackes mit den 
Fingern und neige, nachdem die Platte vollständig mit Lack bedeckt 
ist, die der gehaltenen entgegengesetzte Ecke etwas abwärts über den 
Hals einer Sammelflasche, steigere dann die Neigung der Platte, 
unter stetigem Hin- und Herneigen und Bewegen um die Abguss- 
ecke als Drehungspunkt, bis schliesslich die Platte eine vollständig 
verticale Lage hat; auch dann noch bewegt man die Platte, in 
ihrer eignen Ebene um die Ablaufecke als Drehpunkt solange hin 
und her, bis keine Spur Lack mehr fliesst. — 

Ein üeberfliessen des Lackes auf die Rückseite der Platte muss 
th unliebst vermieden werden, da sonst leicht, durch die auf der ent- 



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U. Negatiyprocesjät. gQ5 

sprechBnden Stelle der Vorderseite, bewirkte langsamere Yerdunstung, 
Streifen entstehen können. 

Fliesst kein Lack mehr ab, so stellt man die Platte an einem massig 
warmen, absolut staubfreien Ort zum Trocknen auf. Lack sowohl 
wie Platte müssen natürlich absolut frei von Staub und suspendirten 
Theilen sein ; man achte deshalb auf Reinlichkeit des Halses der 
Lackflasche und gies^e besser, um Verunreinigung des Lackvorrathes 
zu vermeiden, den von d^n lack irteu Platten ablaufenden Lack in 
eine ;be8ondere Sammelflasche, aus der man ihn ja immer noch, 
sofern er rein geblieben, zum übrigen Lacke giessen kann. 

Der, Lack ist in ganz vorzüglicher Qualität käuflich ^) zu erhal- 
ten und wir4 man ihn deshalb woh) kaum selbst darstellen. — — ^ 

Da man zuweilen auch in die Lage kommen kann, an schon 
lackirten Platten Aenderungen, wie Verstärken oder Abschwächen 
und.dergl., vornehmen zu wollen, oder rissig und schlecht gewordene 
Lacküberzüge zu entfernen und durch neue zu ersetzen, sei hier 
noch 



8. das Ablackiren der Negative 

erwähnt. Bei den sehr haltbaren und widerstandsfähigen Gelatine- 
Negativen kann diese Manipulation ohne jede Schädigung der Bild- 
schicht wie folgt geschehen : 

Man bade die Platte in Alkohol absölutus ca. eine Viertelstunde, 
dann nochmals in frischem, reinen Alkohol und kann sogar nach dem 
ersten Bade die Oberfläche der Platte mit einem weichen Lappen vor- 
sichtig abreiben, ohne irgendwie die Schicht zu gefährden. 

Nach Entfernung der Lackschicht lackirt man entweder von 
Neuem, oder dislocirt, wenn man weitere Operationen mit wässrigen 
Losungen vornehmen will, vorher den Alkohol durch Einlegen der 
Platten in Wasser auf ca. eine Viertelstunde. — 



*) Ganz vorzüglichen Lack liefern Wittich & Bonkendorffi, Berlin N. 
Derselbe ist kaum gefärbt, sehr dünnflüssig und trotzdem sehr wider- 
standsfähig. — Als Recept für selbstzafertigenden Lack diene übrigens: 
100 Theile Alkohol (90%tig), 10 Theile Schellack (gebleicht), 1 Theil 
Benzoe (Benecke). — 



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206 Vierter Abschnitt. 

Obwohl man im Allgemeinen bei einiger Erfahrung und üebung 
den Negativen schon beim Entwickeln selbst durch ev. Zusatz eines 
geeigneten Beschleunigers oder Yerzogerers die nöthigen Contraste 
und Kraft geben wird, so kommen doch noch oft genug, auch 
selbst dem geübten Praktiker, Fälle vor, in denen er bereits fertig 
fixirte Negative noch schwächen oder verstärken möchte. Beson- 
ders wird man solche Fälle dann haben, wenn man durch eine 
Probe-Copie sich von den Mängeln des Bildes überführt hat,— 

Wie man bereits lackirte Negative wieder für solche Operationen 
brauchbar macht, ist soeben gesagt; bei noch nicht getrockneten 
Negativen kann die Behandlung unmittelbar nach dem Waschen, 
bei getrockneten, aber noch nicht lackirten Negativen entweder un- 
mittelbar oder auch nach vorherigem Wiederaufweichen der Gelatine 
in einem Bade von destillirtem Wasser erfolgen. — 

Im Allgemeinen empfiehlt es sich, die Platten vor dem Ver- 
stärken trocknen zu lassen, weil dann die Reaction langsamer als 
bei noch nassen Platten vor sich geht, und sich aus diesem Grunde 
besser überwachen lässt. 



g. Die Verstärker, 
Die vorwiegend angewandten Verstärker zerfallen in drei Arten; 
der gebräuchlichste ist 1. der Quecksilber Verstärker, dem sieb dann 
als recht gut noch 2. der Uran- und 3. der Silberverstärker an- 
schliessen. 

a) Quecksilberverstärker. 

Die Quecksilberverstärkungen selbst kommen wiederum in sehr 
verschiedenen Modificationen zur Anwendung, von denen, je nach 
dem zu erreichenden Effecte, die eine oder die andere für den be- 
stimmten Fall vorzuziehen ist. 

Für alle Quecksilberverstärker wird zunächst gleichmässig eine 
2proc., wässrige Sublimatlösung gebraucht, der man bei späterer 
Behandlung mit Natriumsulfit noch 2 Theile Bromkali zufügt. 

Das gut gewaschene und, wie gesagt, besser noch getrocknet» 
Negativ wird in die qu. Sublimatlösung gelegt, und nun die Reaction, 
welche sich in einem immer stärker auftretenden Grau- bis Weiss- 
werden der Schwärzen äussert, genau in ihrem Fortschreiten be- 
obachtet. 

Nur wenig zu verstärkende Negative lässt man auf der Ober- 



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II. Negativprocess. 207 

fläche grau werden, während man zur Erreichung einer grösseren 
Verstärkung abwartet, bis die ganze Bildschicht, auch auf der 
Rückseite, vollständig weiss geworden ist. 

Ist dies geschehen, so spült man die Platte gut ab (für spätere 
Behandlung mit Ammoniak muss man sehr gut waschen) und legt 
sie in eine der folgenden Lösungen: 

Für nicht zu kräftige Verstärkungen wählt man am besten ein 
Bad Yon Natriumsulfit (10 proc.) und erhält so eine lichtbeständige, 
schon grauschwarze Färbung. 

Nach der Behandlung mit Natriumsuifit wäscht man ordentlich 
und trocknet, — 

Für stark überexponirte, harte Negative sieht man von jeder 
weiteren Behandlung des weissen Quecksilberbildes ab und wäscht 
und trocknet dasselbe direct. 

Will man kräftiger verstärken, so badet man das mit Queck- 
silber behandelte, gut gewaschene Bild in 5 — 25 proc. Ammoniak- 
lösung ^) und wäscht das grauschwarze Bild gut aus. — Andererseits 
kann man auch das mit Sublimat weiss gemachte Bild, um noch 
stärkere Kraft als mit Ammoniak möglich ist, zu erzielen, vorerst 
in einer 5 proc. Jodkaliumlösung baden , dann erst das gut ge- 
waschene, nunmehr bräunliche Bild mit 10 proc. Ammoniak behan- 
deln und schliesslich nochmals gut waschen. 

Folgt der Behandlung mit Sublimat später eine solche mit Am- 
moniak, so muss man, wie erwähnt, sehr gut waschen, weil sonst 
zweifelsfrei Flecke und Fehler entstehen. — 

Beim späteren Sulfitverstärken genügt kürzeres Waschen, — 

Gleiche Kraft erreicht man auch durch Behandeln der gut ge- 
waschenen, weissen Quecksiiberbilder mit einem der ammoniakalischen 
Pyrogallusentwickler. 

Schliesslich sei noch ein Verstärker erwähnt, der für alle Fälle 
passt, da er nach einander alle Stadien passirt. Derselbe besteht 
aus einer Lösung von 5 Th. Cyankalium, 2,5 Th. Kaliumjodid, und 
2,5 Th. Sublimat pro Liter Wasser, in die man das weisse Queck- 
silberbild legt. 

Die Farbe gebt hierbei allmählich von Gelbbraun in Dunkelbraun 



*) Selbstverständlich ist hier als Procentgehalt nicht der effective 
Ammoniak- (NH3) Gehalt, sondern der Gehalt an dem käuflichen, offici- 
nellen Ammoniak gemeint. 



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208 yiörte'^ Abschnitt. 

(Maximum!) über, um dann wieder, bei noch längerem Verweilen im 
Bade, an Kraft zu verlieren. — Man kann also j^den Grad der 
Yerstärkung bis zu dem dunkelbraunen, sehr contrastre^chen Maxi^ 
mum abpassen, da die Reaction nur langsam fortschreitet, thut aber 
gut für geringere Verstärkungen die Schwächung nach dem Maxi* 
mum abzuwarten, weil dann die Bilder an Brillanz gewinnen, ojine 
Details zu verlieren. -^ .... 

b) Uran Verstärkung. 

Noch viel lichtbeständiger*) als -die Quecksilber Verstärkung^ und 
sehr wirksam ist die „Uran Verstärkung", die man in folgender Weise 
applicirt: Auf die gut gewaschene, noch nasse oder wieder nass 
gemachte Platte giesst man eine ca. 1 proc. Urannitratlösung, lasst 
nach einer halben Minute ablaufen und giesst dieselbe Lösung nach 
Hinzufugung mehrerer Tropfen einer 2 proc. FerricyankaliumlöSfung^) 
von Neuem auf. 

Wirkt die Yerstärkung nicht kräftig genug, so fügt man der 
nach einer Minute abermals abgegossenen Lösung noch Ferricyanka- 
lium hinzu und verstärkt -weiter. Man erhält so ein rothbraunes, in 
allen Stadien der Verstärkung controUirbares Negativ, das man sehr 
gut waschen muss und zwar so lange, bis das Ablaufwasser, mit 
Eisenchlorid versetzt, nicht mehr blau wird. — 

Die Uran Verstärkung erfordert bei ihrer Anwendung viel Ge- 
wandtheit und Uebung und liefert deshalb nur in der Hand erfah- 
rener Praktiker brauchbare Resultate. Man bedenke bei ihrer An- 
wendung wohl, dass Braun eine stark deckende Farbe ist, und dass 
deshalb ein mit Uran verstärktes Negativ bei Weitem nicht so dicht 
zu sein braucht, wie grau und bläulich geförbte Negative. — 

c) Silberverstärker. 

Als dritte Verstärkungsmethode, die allerdings nur zur Erlan- 
gung massiger Wirkung anwendbar ist, sei endlich noch diejenige 

*) Uebrigens werden auch die Quecksilber -Verstärker lichtbeständig 
und vollkommen baltbar, wenn man sie, statt in Ammoniak, in einer drei- 
procentigen Lösung von Schwefelantimonnatrium (Schlippe'sches Salz), der 
ca. 2 7o Ammoniak zugesetzt sind, badet. — 

^) Das Femcyankaliam muss beim Mischen mit Uran klar bleiben 
und deshalb sehr rein und frei von Ferrocyankalium sein. 



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n. NegativprocesB. 209 

mit Silber erwähnt, wie sie bei dem nassen Verfahren stets üblich 
war und gerade hierbei den Vorzug gewährte, bei Unterbrechung in 
jeder Stärke, grosse Dichtigkeit ohne Schädigung der Halbtone zu 
gewähren und so die Bilder brillant und doch contrastreich zu 
machen. Lange Zeit ist man deshalb yergeblich bemuht gewesen^ 
auch die Silberverstärkung für Trockenplatten nutzbar zu machen, 
bis es schliesslich gelang, unter Beseitigung der bei diesem Ver- 
fahren immer eintretenden ungleichmässigen Reductionen und Roth- 
Schleier, dasselbe sicher zu beherrschen und zwar auf folgende 
Weise: 

Die vom Fixirnatron YöUig (am besten durch eines der S. 202 
gegebenen chemischen Mittel) befreite, noch nasse Platte behandelt 
man wie folgt: Wenn man eine schnelle Verstärkung wünscht, 
badet man die Platte nur kurze Zeit (5 — 10 Secundeo) in einer Lo- 
sung von: 

1 g Pyrogallol, 
1 — 5 g Citronensäure 
in 100 ccm Wasser 
und fügt dann auf 100 ccm dieser Losung je 60 — 80 Tropfen (4 bis 
5 ccm) einer 2 proc. Höllensteinlösung hinzu. Trübt sich der Ver- 
stärker, so wird er durch neuen, klaren ersetzt. 

Will man langsamer arbeiten, so badet man die Platte in 
einem Gemisch von gleichen Theilen einer Silberlösung (aus 1 Theil 
Eisessig, 1 Theil Silbernitrat und 50 Theile Wasser) und einer ein- 
procentigen, klaren, wässrigen Gallussäurelösung. 

In beiden Fällen muss man nach der Vollendung der Verstär- 
kung gut waschen, damit jede Spur Silbernitrat, welches ein 
Nachdunkeln der Platte veranlassen würde, entfernt werde und legt 
deshalb sicherer vor dem Waschen das verstärkte Negativ kurze 
Zeit in ein Fixirbad. 



Nachverstärken nnd partielles Verstärken. 

Wenn man schon verstärkte Negative nochmals weiter ver- 
stärken will, so behandelt man dieselben, nach stets erfolgtem gründ- 
lichen Waschen, noch ein- oder gar zweimal mit Sublimat und Am- 
moniak oder Sublimat und Pyrogallusentwickler (ammoniakaliscb) in 
der Seite 207 beschriebenen Weise. — 

Partielles Verstärken einzelner Theile einer Platte kann, 

Jeserich, Mikrophotographio. 14 



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210 .Vierter Abschnitt. 

wenn auch höchst selten, dennoch nothig werden und sei deshalb kurz 
erwähnt: 

Will man die Verstärkung scharf abgrenzen, so deckt man die 
nicht zu verstärkenden Theile des Negatives mit Asphaltlack wäh- 
rend der in gewöhnlicher Weise vorzunehmenden Verstärkung ab 
und entfernt denselben, nach vollendeter Verstärkung, mittelst eines 
in Benzin getränkten Läppchens. — 

W&nscht man nicht scharf begrenzte Theilverstärkung, so legt 
man das vorher getrocknete Negativ kurze Zeit in Wasser, presst 
letzteres mit Filtrirpapier ab und bepinselt nun die betreffenden 
Stellen mit Sublimat, um dann wie gewöhnlich mit Sulfit zu ver- 
stärken. — Einen gleichen Effect kann man iibrigens bei Pyroent- 
Wicklung auch durch Bepinseln der qu. Stellen, während der Ent- 
wicklung, mit stärkerer Ammoniaklösung (ein kurzes Herausnehmen 
aus dem Entwickler ohne Abspulen schadet nicht) erreichen. — 



10. Abschwächen. 

Umgekehrt wie ein Verstärken der schon fertig fixii-ten Negative 
unter besonderen Umständen wiinschenswerth, ja durchaus nothig 
werden kann, kann auch ein nachträgliches Abschwächen von fertigen 
Negativen erforderlich werden, das man alsdann wie folgt ausführt: 

Die Wegschaffung von Gelbschleiern bei pyroentwickelten Bildern 
mittelst Zusatz von Alaun, Citronensäure oder Eisen oxy dal salzen zum 
Fixirbade ist bereits Seite 201 besprochen. 

Will mau zu stark entwickelte Negative wieder abschwächen, 
so legt man die fuglich schon trocknen, vorher gründlich gewaschenen 
Platten in eine starke Fixirnatronlösung, der man einige Tropfen bis 
Gubikcentimeter gesättigter Ferricyankaliumlösung oder, nach anderer 
Vorschrift, eines gleichth eiligen Gemisches von 12,5 proc. wässriger 
Eisenchloridlösung und 25 proc. wässriger Kalioxalatlösung zuge- 
fügt hat. 

Je grösser der Zusatz von Eisensalzen zum Fixirnatron, desto 
schneller geht die sonst sehr gleichmässig verlaufende Abschwächung 
vor sich. Man muss die Operation schon etwas früher .unterbrechen, 
als der gewünschte Effect erreicht ist, da die Abschwächung noch 
während des Waschens, in Folge der noch in der Gelatine befind- 
lichen, nicht sofort* zu entfernenden Reagentien, kurze Zeit nach- 
wirkt. — 



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III. Der Positivprocess. 211 

Eine sehr energische Abschwächung erhält man in einem Bade 
von 2,5 Th. Sublimat, 2,5 Th. Soda (oder statt dessen 2,5 Th. Jod- 
kalium), 5 Th. Cyankalium im Liter Wasser. 

Sollen die Contraste eines Negatives verstärkt und die Schatten 
aufgehellt werden, so badet man die trocknen Platten in verdünn- 
ter. Cyankaliumlösung, oder räuchert die nassen Platten, indem man 
ßie über eine mit Cyankali gefüllte Schaale bei Zutritt von Luft 
deckt. — (Beides sehr probat!!) 

Eine 10 proc. Kupfervitriollösung, der 10 7o Alaun und 20 % 
Kochsalz zugefügt sind, und die vor dem Gebrauch mit einem gleichen 
Volumen concentrirter Kochsalzlösung gemischt wird, giebt gleich- 
falls recht gute Resultate. 

Nach allen diesen Operationen muss schliesslich sehr gut ge- 
waschen werden. — — Copiren Negative flau durch Verschleierung 
der Schattendetails, so kann man letztere aufhellen, ohne der Dich- 
tigkeit der Lichter Abbruch zu thun, indem man in einem durch 
Mischen von 4 ccm 2 proc. Chlorgoldlösung mit 100 ccm einer 10 
bis 20 proc, Rhodanammoniumlösung hergestellten Rhodangoldbad 
badet und hierdurch die Schatten bläulich aufhellt, während die 
Lichter dicht und braun copiren (Erhöhung der Contraste). Nach 
^er Abschwächung wird in Hyposulfit fixirt und gewaschen. — 

Mit Quecksilber zu sehr verstärkte Negative können durch 
Baden in verdünntem Cyankalium (sehr gute Methode) oder in ein- 
procentiger Fixirnatronlösung wieder abgeschwächt werden, ohne 
^n Details zu verlieren. — 



III. Der PositiTprocess. 

Hat man auf die eine oder andere Weise schliesslich eine brauch- 
bare, d. h. zum Copiren geeignete, Platte erhalten, so muss man nun, 
um Bilder, welche positiv sind, das ist, welche Licht und Schatten 
in gleicher Weise wie das Object selbst enthalten, zu bekommen, von 
dem Negativ eine Copie darstellen. Man bedient sich hierzu für 
gewöhnlich der verschiedenen lichtempfindlichen Pauspapiere, von 
denen wir hier zunächst das Silberpapier näher betrachten wollen. 



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14* 

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212 Vierter Abschnitt. 

1. Albuminpapier. 

Von der Selbstanfertigung des Albuminpapiers wird man stets 
absehen können, da dasselbe heute im Handel in den vorzüglichsten 
Qualitäten, wie man sie bei der Selbstdarstellung kaum erreichen 
wurde, yorkommt'); jedoch soll auf das Sensibilisiren , d. h. das 
Silbern der fertig bezogenen Papiere, Rücksicht genommen werden, 
weil doch des Oefteren der Mikrophotograph in die Lage kommen 
kann, sich sein Papier selbst zu silbern. 

a) Das Sensibilisiren 

des Papieres hat den Zweck, in der mit Choriden versetzten Eiweiss- 
schicht des fertig bezogenen, ungesilberten Papiers einen Nieder- 
schlag von Chlorsilber zu erzeugen. 

Man lässt das zu diesem Zwecke in nicht allzu grosse, der 
Platten grosse des Apparates oder derem Vielfachen entsprechende 
Blätter geschnittene Papier auf einer ca. 15 proc, wässrigen Höllen- 
steinlösung schwimmen, bis die Bildung von Chlorsilber in der Al- 
buminschicht sich vollzogen hat. 

Am besten verfährt man derart, dass man das Papier, mit seiner 
albuminirten Seile nach unten gekehrt, in der Mitte der beiden kür- 
zeren Seiten mit Daumen und Zeigefinger anfasst und nun so in 
die in einer Schale befindliche Höllensteinlösung einlegt, dass zu- 
nächst die Mitte des Papiers den Flüssigkeitsspiegel berührt, und, 
von hier ausgehend, das Papier, nach und nach, nach beiden Seiten 
hin sich niederlegt (siehe Fig. 57). — 

Man vermeide bei diesem Einlegen vorsichtig jede Luftblase, die 
sich zwischen Papier und Flüssigkeit festsetzen könnte, und ebenso 
jedes Berühren der Silberlösung mit der Rückseite des Papiers; im 
ersten Falle würden weisse, nicht sensibilisirte Flecke auf dem Papier 
beim Copiren bemerklich werden, im letzteren Falle Flecke und 
Streifen. 

Hat das Papier auf dem Bade 3 — 5 Minuten geschwommen, so 
ist die Umsetzung vollendet, und man nimmt nun dasselbe, es bei 



^) Die Firma Kolk & Kayser, Berlin-Charlottenburg, Kaiserin-Augusta- 
Allee liefert alle photographischen Papiere und sonstige Utensilien in 
bester Qualität. Ebenso die Fabrik photographischer Papiere. Dresden. — 



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III. Der Positivprocess. 



213 



einer vor dem Einlegen aufwärts geknifften Ecke anfassend, lang- 
sam und derart aus dem Bade, dass es sich langsam und gleich- 
massig von der Oberfläche der Lösung abhebt. — Mit der erwähn- 
ten Ecke nach oben wird es nun in einem schwach mit Tageslicht 




Fig. 57. 

oder mit Lampenlicht erhellten, staubfreien Raum an einer Schnur 
mit Klammem^) von beistehender Form (Fig. 58) zum Trocknen auf- 
gehängt, während man an der entgegengesetzten Ecke das Abtropfen 
etwa noch nachsieckernder Silberlösung durch Andrücken eines klei- 
nen Stückchens Filtrirpapier verhindert. — — 

Nach 2—3 Stunden ist das Trocknen been- 
det und wird das Papier nun abgenommen und 
in einer Büchse bis zum Gebrauch aufbewahrt. 
Es hält sich 1 bis höchstens 2 Tage ohne Bräu- 
nung, und thut man deshalb gut, es kurz vor 
dem Gebrauch nur in der gerade erforderlichen 
Menge zu silbern. 

Vor dem Gebrauch des Bades überzeuge man 
sich jedesmal erst genau, dass es auch vollkom- 
men klar und staubfrei ist und reinige es, wenn 
nöthig, durch Filtriren und befreie seine Ober- 
fläche von darauf schwimmenden Staubtheilchen dadurch, dass man 
einen Papierstreifen über dieselbe hinzieht. — 




Fig. 58. 



^) Sind zu 4 M. per 100 Stück im Handel zu haben. 



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214 Vierter Abschnitt. 

Ein mit der Zeit eintretendes Braun- oder Gelbwerden des 
Bades verhütet man füglich dadurch, dass man demselben etwas 
Citronensäure zusetzt, oder es noch besser mit kalkfreiem (ev. mit 
Essigsäure ge-waschenen) Kaolin schüttelt und nachher : filtrirt. — 

Ist das Bad durch öfteren Gebrauch zu schwach geworden, so 
kann man es durch Hinzufügung von Hollenstein wieder stärken und 
controllirt, wenn nöthig, den Gehalt durch titrimetrische Probe. 
Etwaigen Gehalt an Säure stumpft man durch Zusatz von ein paar 
Tropfen' Sodalösung ab. — — 



Haltbares Silberpapier, 

das, trocken aufbewahrt, viele Wochen unzersetzt und weiss bleibt, 
erhält man, wenn man nach dem Silberungsbade das Papier trocknet 
und dann nochmals auf eine ca. 10 proc. Citronensäurelösung, 
genau wie es oben beim Silbern beschrieben, mit der Rückseite 
schwimmen lässt und wieder trocknet. — üebrigens wird man halt- 
bares Papier, wenn es nicht aus Billigkeitsrücksichten geschieht, 
wohl kaum selbst darstellen, sondern, da es im Handel in ganz 
vorzüglicher Güte zu haben ist, fertig beziehen. 

Für den geübteren Arbeiter wird haltbares Silberpapier vor- 
theilhafter sein, da er das Tonen sehr bald genau beherrscht, für 
den Anfänger oder für solche Fälle, in denen man nach Fertigstellung 
vieler Negative eine Reihe von Copien unmittelbar nebeneinander 
anfertigen will, ist frisch sensibilisirtes Papier, wegen der leichteren 
Tonung vorzuziehen. 

Will man die haltbaren Papiere empfindlicher und für die Tonung 
den frischen ähnlicher machen, so geschieht dies, indem man sie, 
ähnlich wie die Trockenplatten (siehe Seite 185), in einem mit Am- 
moniakdämpfen erfüllten Kästchen unmittelbar vor der Exposition 
ca. 15—20 Minuten räuchert; sie sind dann empfindlicher und ar- 
beiten in Tönen, die denjenigen des frischen Papieres ähnlich sind. — 

Zum Aufbewahren haltbarer, sowie frischer Silberpapiere und 
ganz besonders der später zu erwähnenden Platinpapiere dienen am 
besten runde, ca. 60 cm hohe Blechbüchsen, die in ihrem Deckel 
ein geeignetes, kleines Cblorcalcium enthaltendes Gefäss tragen^). 
In diese Büchsen wird das zusammengerollte Papier gesteckt und 

^) Solche Büchsen liefern alle besseren Handinngen fertig. — 

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III. Der Positivprocess. 



215 



hält sich, da die Luft durch das Ghlorcalciüm ständig trocken ge* 
halten ist, sehr lange Zeit unverändert. Der Abschluss des über* 
greifenden Deckels erfolgt durch Ue berstreifen eines Gummiringes 
über den unteren Rand desselben. -^ 



b) Das Copiren 

selbst geschieht in folgender Weise. Man schneidet zunächst äu9 
dem in jedem Falle durchaus trockenen, sensibilisirten Papier 
Blätter, welche die Grösse des herzustellenden Bildes haben. Diese; 
sowie die folgenden Operationen sind, da das Silberpapier nicht 
sehr schnell vom diffusen Lichte verändert wird, in mit Tages- 
licht, schwach erleuchtetem Räume oder bei Lampenlicht, am besten 
des Abends, auszuführen. 
Bei allen diesen Manipu- 
lationen muss man auf 
peinlichste Sauberkeit be- 
dacht sein und vor Allem 
sehr saubere, besonders 
von Fixirnatron freie Fin- 
ger , Instrumente und 
Tische haben, da sonst 
unweigerlich die Bilder 
dem Terderben anheim- 
fallen und fleckig werden. 

Damit die Albümin- 
schicht nicht verletzt 
werde, benutze man sehr 
scharfe Messer und lege 

das Papier auf reines Schreibpapier mit der Rückseite nach oben, 
auf welcher man sich durch Bleistift die Schnittlinien vorzeichnen 
kann, oder man kniffe das Papier mit der Albuminseite nach innen 
längs der Schnittlinie scharf zusammen und schneide mit einem recht 
scharfen Messer. 

Nach ev. noch erfolgter Räucherung mit Ammoniak, die sich 
besonders bei schwächeren Papieren empfiehlt und grosse Brillanz 
giebt, wird das Papier in den das Negativ tragenden Copirrahmen 
gelegt. Solche Gopirrahmen bestehen, abgesehen von kleineren, in- 
dividuellen Variationen, im Wesentlichen in einem das Negativ direct 




Fig. 59. 



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216 Vierter Abschnitt. 

oder auf einer Spiegelglasscheibe tragenden, viereckigen Holzrahmei, 
der hinten zwei aufklappbare Querriegel tragt, die mit geeigneten 
Federn zwei Brettchen gegen das Negativ andrucken. 

Wird in solchem Rahmen auf das vorher gut von Staub befreite, 
mit der Gelatineschicht nach hinten gekehrte Negativ das sensibili- 
sirt§ Papier, auf dieses ein paarendes dunkles Tuchläppchen (Press- 
bausch) und darauf wieder die in zwei Theile getheilte Klappe 
gelegt, und nun die beiden Riegel darüber geschoben, so drücken 
die an den Klappen oder Riegeln befindlichen Federn die lüappen, 
und somit das Papier, fest gegen das Negativ. — 

Man kann bei solcher Einrichtung eine Klappe öffnen, um das 
Bild zu revidiren, ohne dass sich das Papier gegen das Negativ, da 
ja die andere Platte fest angedrückt bleibt, verschieben konnte. 

Hat man so den Copirrahmen beschickt und sich überzeugt, 
dass das Papier überall gleichmässig glatt und fest anliegt, so setzt 
man die Negative dem Tageslicht aus. — 

Für sehr harte Bilder eignet sich directes Sonnenlicht, während 
für alle normalen Negative diffuses Tageslicht, wie es von weissen 
Wolken oder einer weissen Wand reflectirt wird, am besten ist. 

Für sehr flaue Negative ist das Licht desto besser, je langsamer 
es wirkt, und man erhält oft von im hellen Licht zu matt copirenden 
Negativen noch recht gpte Bilder, wenn man die Wirkung des Lich- 
tes beim Copiren durch Vorlegen einer oder mehrerer grünen Glas- 
scheiben oder eines weissen dünnen Papieres vor das Negativ herab- 
mindert. — — 

Eine genaue Norm für die Dauer der Belichtung beim Copir- 
proicess ist selbstredend nicht zu geben, da die verschiedenen Papier- 
sorten an und für sich verschieden empfindlich sind, und auch das 
Tageslicht sich nach Tages- und Jahreszeit, Witterung etc. wesent- 
lich in seiner actinischen Wirkung ändert. (S. 16.) 

Man copire so lange, indem man öfter den Fortgang des Pro- 
cesses durch Oeffnen der einen oder der anderen Klappe an einem 
massig mit Tageslicht oder mit Lampe erhellten Ort controllirt, bis 
die feinsten Details in den Lichtern sichtbar geworden sind, die 
hellsten Lichter eine Spur Färbung zeigen und die tiefsten Schatten 
dunkel broncefarbig erscheinen. 

Eine üeberexposition muss deshalb erfolgen, weil das Bild bei 
der nachfolgenden Behandlung etwas an Intensität verliert, ein also 
nur genau bis zur erwünschten Stärke copirtes Bild nach der Fertig- 



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IlL Der Positiyprocess. 217 

stellubg zu blass und flau werdea würde. Schon nach kurzer üebung 
und verhältnissmässig wenigen Copieen wird man das richtige Gefühl 
für die erforderliche Starke haben. Das8 im Freien die Licht- 
wirkung viel intensiver ist als im Zimmer, bedarf wohl kaum der 
Andeutung. 

Die fertigen Copieen sammle man, wenn man, wie dies w<6hl 
meistens der Fall sein wird, nicht ein einzelnes Bild für sich fertig 
stellen will, in einem dunkeln Kasten oder dergleichen auf, aber 
nur dann, wenn man auch weiss, dass sifih das Papier ohne zu 
gilben hält, und behandele dieselben dann zusammen weiter. — 

Würde man die fertigen Bilder direct in das Fixirbad zur Lö- 
sung und Entfernung der nicht reducirten Silbersalze bringen, so 
würden dieselben zwar haltbar sein, aber einen hässlich rothen, 
fuchsigen Ton erhalten ; man verhindert dies, indem man die Bilder 
zunächst in Goldbilder verwandelt und dann flxirt. Den Process 
dieser Umwandlung nennt man, da er auf den Ton der Bilder einen 
wesentlichen Einfluss hat und denselben wesentlich verschönt: 



c) Das Tonen oder Schönen. 

Ehe man mit dem eigentlichen Tonen beginnt, muss man selbst- 
verständlich das im Papier noch vorhandene unzersetzte, vom Lichte 
nicht afficirte Chlorsilber entfernen; es geschieht dies dadurch, dass 
man die .Papierbilder in reines Wasser mit reinlichen Fingern 
einbringt und solange unter öfterem Erneuern des Wassers wäscht, 
bis das letzte Waschwasser völlig klar und ohne milchige Trübung 
von Chlorsilber abläuft. — 

Bleiben die Bilder nach dem Waschen mit einem weissen, hauch- 
artigen Beschlag überzogen, so rührt dies vom Zusammenkleben der 
Bilder in Folge nicht genügender Bewegung beim Waschen her; der 
Beschlag lässt sich mit dem Finger abwischen oder verschwindet 
beim Fixiren von selbst. — 

Ist genügend gewaschen, so bringe man die Bilder einzeln oder 
doch wenigstens in nur solcher Zahl, dass man die Veränderung der 
einzelnen Bilder genau überwachen kann, in das Tonbad. Dasselbe 
befindet sich in einer flachen Schaale und wird durch stetes Be- 
wegen der Schaale hin- und hergeschwenkt, so dass es alle Theile 
der Bilder gleichmässig berührt. Sind mehrere Bilder gleichzeitig 
im Tonbade, so achte man darauf, dass alle gleichmässig von der 



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218 Vierter Abschnitt. 

Fussigkeit bedeckt werden und vor Allem, dass nicht durch Zu- 
sammenkleben zweier Bilder das Goldbad Ton einzelnen Stellen der 
Bilder abgebalten werde und hierdurch Flecke entstehen. — 

Die Bilder ändern im Goldbade ihren hässlich gelbbraunen Ton 
in einen mehr gesättigt braunen, gehen dann in Blauviolett und 
schliesslich in Grau über. Nimmt man sie zu früh aus dem Bade, 
so bleiben sie später zu roth, während zu langes Verweilen einen 
grauen, matten Ton giebt. 

Die ganze Operation des Toncns nimmt man füglich im halb- 
dunklen Zimmer vor, indem man öfter bei hellerem Tageslichte den 
erreichten Ton betrachtet und, nach Erlangung des Gewünschten, 
die Bilder aus dem Bade, hebt, abtropfen lässt, um sie dann in reines 
Wasser zu legen. — 

Beim ControUiren des Tones thut man gut, das Goldbad seitlich 
nach der einen Ecke der Schaale hinfliessen zu lassen, damit man 
die Bilder unbedeckt vom Bade sieht und nicht durch die gelbe 
Farbe des Letzteren irritirt wird. — 

Bei dieser, wie auch bei allen anderen Operationen, achte man 
stets, wie dies nochmals ausdrücklich wiederholt werden soll, auf 
absolute Sauberkeit der Gefässe und Finger, da sonst Flecke und 
Fehler auf den Bildern entstehen werden. — 

Die Zusammensetzung der Gold* oder Tonbäder ist eine sehr 
verschiedene; die einen geben mehr braune, die andern mehr violette 
Töne; von der Legion von Recepten seien hier nur einige, die der 
Verfasser selbst benutzt und als probat gefunden hat, aufgeführt: 
I. IL 

1 g Goldchlorid a) lg Goldchlorid natri um 

50 - essigsaures Natron 50 - Wasser. 

150 - Wasser. b) 0,75 g Borax oder phosphor- 

saures Natron 
100 g Wasser. 
Zum Gebrauche mischt man 1,5 ccm der 
Goldlösung a mit 100 ccm der Lösung b. 

IIL 

a) 5 g essigsaures Natron b) 2 - Goldchlorid 

8 - kohlensaures Kali 100 -.Wasser. 

50 - Wasser 
Zum Gebrauche werden gleiche Theile der Lösungen a und b ge- 
mischt und dann auf je 1 Theil der Mischung 10 Tb. Wasser zugegeben. 



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ni. Der Positivprocess. 219 

.IV. 
a) lg Goldchloridnatrium b) 20 - RhodanamTnonium 

50 - Wasser 100 - Wasser. 

Zum Gebrauche werden 100 ccm Lösung b mit 3 com der Lösung a 
gemischt und ein paar Tropfen Fixirbadlösung zugefügt. 

Bad I ist ein saures, II und III sind alkalische Bäder. Das 
erste Bad giebt einen mehr braunen, das zweite und dritte einen 
mehr blau-violetten Ton. Die alkalischen Bäder zersetzen sich sehr 
bald unter Abscheidung von Goldoxydulkalium oder Goldoxydul- 
natrium, das saure Bad ist gemischt längere Zeit haltbar, ebenso das 
Rhodanbad. Sind die Bäder zu kalt, so erwärmt man sie, da Wärme 
die Schnelligkeit des Processes steigert, massig; ist den Badern viel 
Gold durch die Bilder entzogen und sie daher geschwächt, so kann 
man sie durch Zusatz von Goldlösung (siehe 11, III, IV) in ent- 
sprechender Menge wieder stärken. Das letztangefahrte Bad ist am 
stärksten wirkend und lässt die Bilder nicht so sehr zurückgehen, 
wie die anderen; es ist deshalb bei matten Gopieen besonders zu 
empfehlen. — — 

Bei ihm erhalten die Bilder zuerst einen lehmig gelben Ton 
und gehen erst langsam wieder in einen dann aber auch recht war- 
men Ton über; man erschrecke deshalb nicht über den ersten Ton, 
sondern warte ruhig ab, bis ein schöner Ton eintritt. — 

Ein fünftes sehr gutes Recept finden wir auf S. 231. 

Sind die Bilder in dem einen oder dem anderen Tonbade unter 
stetem umschwenken der Schaale bis zur gewünschten Farbe ge- 
bracht worden, so müssen sie, bevor sie in das Fixirbad kommen, 
noch durch Waschen von anhaftender Goldlösung befreit werden. 

Nach kurzem Waschen werden sie dann in 

d) Das Fixirbad, 

bestehend aus einer wässerigen, ca. 10 proc. Lösung von unterschwef- 
ligsaurem Natron gebracht. — In diesem Bade löst sich alles noch 
vorhandene, lichtempfindliche Chlorsilber auf, und wird hierdurch das 
Bild dauernd lichtbeständig gemacht. Da eine saure Reaction des 
Fixirbades ein Verschiessen der Bilder beim Fixiren zur Folge haben 
würde, so setzt man dem Bade, zur Abstumpfung etwa vorhandener 
Säure, ein oder mehrere Stückchen reiner Kreide zu. — 

Die Fixirung, welche durchschnittlich 10 — 15 Minuten in An- 
spruch nimmt, ist beendet, wenn die Bilder im durchfallenden Lichte 



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220 Vierter Abschnitt. 

klar und wolkenlos erscheinen und den anfangs auftretenden häss- 
liehen Farbenton wieder mit einem volleren, wärmeren vertauscht haben. 
Sie werden dann unverzüglich aus dem Bade gehoben und 
in eine Schaale mit reinem Wasser geworfen, um dann später einer 
sehr eingehenden, energischen Waschung unterzogen zu werden. — 



e) Das Waschen 

der fixirten Bilder ist deshalb von höchster Bedeutung, weil Positive, 
welche auch nur eine Spur Fixirnatron noch enthalten, sehr bald 
anfangen, üeckig und gelb zu werden und mit der Zeit vollständig 
zersetzt und zerstört werden. 

Man hat aus diesem Grunde denn auch für das Auswaschen der 
fertigen Papierpositive eigenartige Waschkästen construirt, in denen 
die Bilder, unter möglichst starker Bewegung, mit möglichst viel 
wechselndem Wasser in Berührung kommen. — 

Dieselben bestehen meist aus mit doppeltem Boden versehenen 
Blecbkästen, bei denen der obere Boden durchlöchert ist und das 
Wasser, durch ein oberes, mit Spritzöffnungen versehenes Rohr zuflies- 
send, das im Kasten schon befindliche Wasser in Rotation versetzt. 
Der Abfluss des Wassers geschieht durch ein unter dem oberen Boden 
im Kasten mündendes, zunächst aufwärts bis dicht unter den oberen 
Rand des Kastens steigendes, dort U-förmig umgebogenes Heberrohr. 
Dasselbe wird also, wenn der Kasten bis zu diesem höchsten Punkte 
des Hebers gefüllt ist, selbstthätig abheben und da es so stark ist, 
dass es mehr Wasser abfliessen lässt, als durch Zufluss in den 
Kasten gelangt, in bestimmten Intervallen den ganzen Kasten aus- 
leeren, damit er sich von Neuem mit frischem Wasser fülle. — 

Schippang setzt noch durch das zufliessende Wasser, das er 
über ein Schaufelrad gehen lässt, einen die Bilder tragenden, inneren, 
mit Lochboden versehenen Kasten in schüttelnde Bewegung, hat 
im üebrigen aber den intermittirenden Abfluss wie vorstehend bei- 
behalten. — 

Steht kein fliessendes Wasser zur Verfügung oder hat man nur 
wenige Bilder auszuwaschen, so genügt es auch schon, die Bilder 
in eine Schaale zu legen, aus der man ca. allstündlich das Wasser 
abgiesst und erneuert; ein 10 — 12 maliges Erneuern genügt dann 
vollständig, während beim laufenden Wasser ca. 1 — 2 stündiges 
Waschen hinreicht. — — 



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ril. Der Positivprocess. 221 

f) Das Trocknen und Fertigmachen. 

Die gut gewaschenen Bilder werden nach der erwähnten Zeit 
aus dem Wasser entfernt, auf einer schräggestellten Glasplatte ab- 
tropfen gelassen, nachher zwischen reinem, natron freien Fliess- 
papier abgepresst und zwischen glattem Schreibpapier fertig ge-r 
trocknet. — 

Wendet man diese Art des Trocknens an, so erhält man glatte, 
nur aufgerollte Bilder, die sich nachher leicht aufziehen lassen, wäh- 
rend beim Trocknen ohne Einlegen zwischen Schreibpapier die Bilder 
kräuseln und sich nachher schlecht aufziehen lassen. — 

Ehe wir zum Fertigmachen der Bilder übergehen, wollen wir 
noch eines praktischen Kunstgriffes gedenken, welcher ebenfalls 
nicht zum eigentlichen Copiren, sondern vielmehr zur Ausstattung 
der Bilder gehört. 

Die Mikrophotographieen wird man in ihrer Ausstattung gerne 
mit einem dunklen Rande umgeben, von dem das sich hell ab- 
zeichnende Gesichtsfeld sich abheben soll. — Wird diese Begrenzung 
des Gesichtsfeldes in Kreisform ausgeführt, so gleicht sie dem beim 
Beobachten im Mikroskop erscheinenden, von der dunklen Blende 
scharf begrenzten Gesichtsfelde. 

Die Yon der Blende des Mikroskopes auf dem Bilde gezeichnete 
kreisförmige Begrenzung des Gesichtsfeldes ist nun aber des Oefteren 
nicht scharf; dazu kommt noch der Umstand, dass oft die Ränder 
der Bilder mehr oder weniger verschwimmen, und man den Gesammt- 
eindruck des Bildes wesentlich dadurch erhöhen kann, wenn man 
diese verschwommenen oder undeutlich markirten Theile nicht mehr 
in das auf dem Positive abgegrenzte, runde Gesichtsfeld fallen, son- 
dern fehlen und nur den scharf gezeichneten Theil des Bildes auf 
dem Positiv erscheinen lässt 

Man erreicht diesen Effect auf verschiedene Weise: 

Will man ein für alle Mal den nicht günstig erscheinenden 
Theil des Negatives preisgeben und nur den scharf gezeichneten 
Theil erhalten wissen, so schneidet man sich aus starkem Carton 
eine Maske, welche genau solche Grösse hat, dass sie, auf das Ne- 
gativ gelegt, den guten, zum Copiren im Positiv bestimmten Theil 
vollständig bedeckt. — Man legt dieselbe nun auf den zu erhalten- 
den Theil des Negatives, ohne hin und her zu scheuern, auf, drückt 
sie senkrecht fest an und reisst mit einer Präparirnadel (starken 



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222 Vierter Abschnitt. 

Nähnadel), indem man die Maske festhält, den Umriss derselben 
fest und sicher in die Emulsion ein. Nach der nun folgenden Ent- 
fernung der Maske schabt man die ausserhalb des Kreises be- 
findliche Emulsion mit einem flach aufgesetzten Messer von der 
Platte ab und wischt den noch an der Platte hängenden Rest mit 
einem in Wasser getauchten Läppchen vollends ab. — 

Will man es vermeiden, am Negativ selbst Aenderungen vor- 
zunehmen, so kann man sich zwei verschiedener Wege bedienen. 

Einenfalls man copirt das sensibilisirte Papier, vor der Exposition 
unter dem betreffenden Negativ, unter einer Spiegelscheibe und deckt 
den Raum, welchen der betreffende Theil des Bildes ausfüllen soll, 
mit einer undurchsichtigen, starken Maske ab, legt dann den auf 
diese Weise erhaltenen, mit dunklem scharfen Rand versehenen, 
völlig weissen, dem Gesichtsfeld entsprechenden Theil unter die 
betreffende Stelle des Negativs und copirt wie gewöhnlich. 

Anderenfalls und besser copirt man zuerst unter dem Negativ, 
nimmt das wie gewöhnlich fertig copirte Bild aus dem Rahmen, deckt 
den Theil, welcher als Gesichtsfeld auf dem fertigen Bilde erschei- 
nen soll, mit einer geeigneten, undurchsichtigen Papiermaske ab und 
exponirt nun solange hinter einer Spiegelscheibe, bis der von der 
Maske nicht bedeckte Theil vollkommen broncefarbig erscheint und 
keine Spur mehr von dem auf ihm vorhanden gewesenen Bilde er- 
kennen lässt. — 

Selbstverständlich müssen die Operationen des Umlegens und 
Abdeckens bei Lampenlicht oder in nur massig hellem Räume vor- 
genomnlen werden und die Masken auch bei längerer Exposition 
völlig lichtdicht halten. 

Aus blauen Schreibheftdeckeln geschnittene Papiermasken rei- 
chen fast stets aus, während für den Gebrauch zum Ausschneiden 
der Bilder auf den Negativen in verschiedenen Grössen vorräthig ge- 
haltene Masken aus dünnem Zinkblech sehr empfehlenswerth sind. — 

Vor dem Aufkleben müssen die Bilder beschnitten werden, und 
bedient man sich hierzu Glas-, Papp-, oder am besten kleiner Zink- 
modelle^ von geeigneter Grösse, deren Ecken genau rechtwinklig 
sein müssen. 

Man bedenke hierbei, dass man einen genau rechten Winkel erhält, 
wenn man gerade beschnittenes Stück Papier einmal sozusammen- 
faltet, dass die Kanten genau sich decken, man also auf diese Weise 
leicht und doch sicher Normal-Rechtecke sich herstellen kann. — 



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in. Der Positivprocess. 223 

Bei Bildern mit rundem, sowie mit eckigem Gesichtsfeld macht 
es sich sehr schön , ' wenn man sie derartig beschneidet, dass der 
das Gesichtsfeld umrahmende, dunkle Rand auf beiden Seiten und 
oben gleich breit ist, während der nach unten gekehrte Theil des 
dunklen Randes etwas breiter ist, als die anderen. — 

Das Aufkleben der Bilder geschieht auf weissem oder farbigem, 
nicht zu düunem Cartonpapier, das man fuglich, da die Mikropho- 
tographieen in ihrem Format mit den gewöhnlichen Formaten nicht 
übereinstimmen und deshalb auch nicht auf die fertig geschnittenen 
Cartons des Haudels passen, selbst zuschneidet. Man verwendet 4 
bis 8 fache s Cartonpapier besserer Qualität, das man in ganzen 
Bogen im Handel beziehen kann. — 

unten lässt man den Garton recht passend ca. 3 mm unter 
dem Bilde hervorstehen, um einen Raum zur Bezeichnung des Bil- 
des, sowie Angabe der zur Erläuterung nothigen Daten, zu haben. — 

Als Elebestoff benutze man frische, nicht saure Gelatine oder 
gekochten Stärkekleister, den man dadurch bereitet, dass man in 
siedendes Wasser, vorher mit wenig Wasser gut durchgerührte Stärke 
in dünnem, continuirlichem Strahl unter stetem Rühren eingiesst, 
einen Augenblick aufkochen lässt und bis zum Erkalten häufig 
durchrührt, ev. noch heiss durch Mousselin drückt. 

Man trägt den vollständig homogenen Kleister schnell, am besten 
mittelst der Finger auf die Rückseite der Bilder auf, legt sie dann 
in passender Lage auf den vorher geschnittenen Carton und drückt 
sie mit einem weichen, reinen Tuche, von der Mitte beginnend 
nach aussen hin streichend, zuerst sanft, dann immer fester an. 
Beginnt man mit dem Andrücken von der Mitte aus, so wird man 
ganz leicht etwa zwischen Bild und Carton befindliche Luftblasen 
herausdrücken können und das Bild vollkommen glatt aufziehen. 

Dem Werfen der Bilder beim Trocknen, das ganz besonders bei 
ungeleimtem Carton auftritt, beugt man durch vorsichtiges Anfeuch- 
ten der Rückseite des Cartons vor dem Aufziehen der Bilder vor 
und mässigt man ferner dadurch, dass man die aufgezogenen Bil- 
der zwischen reines Papier gepackt, in eine kleine Presse oder zwi- 
schen zwei mit Gewichten belastete Bretter legt. — 

Etwa am Rande der Bilder überstehenden Klebstoff entfernt 
man durch Abwischen mit einem recht feuchten reinen Lappen oder 
durch Ablecken. — 

Will man die getrockneten, aufgeklebten Bilder noch im Aeusse-, 



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224 Vierter Abschnitt. 

ren verbessern^ so lässt man sie entweder durch eine Heisssatinir- 
maschine laufen^) oder behandelt sie in Ermangelung einer solchen 
mit einem heissen Plätteisen, indem man zwischen Bild und Plätt- 
eisen einen Bogen glatten Papieres legt. — — 

Recht gute Dienste leistet übrigens das Ue berstreichen der Bil- 
der mit dem schon für 1,50 M. im Handel erhältlichen Glättachat, 
oder noch besser das üeberziehen mit Gerat, einem käuflichen Ge- 
misch von Wachs, Terpentin etc.^). 

Das Letztere vertheilt man, wenn nöthig ein wenig erwärmt, 
durch Tupfen mit dem Finger über die Bildfläche und verreibt es 
dann mittelst • eines weichen Leders. Wolllappen sind nicht so zu 
empfehlen, da sich leicht kleine Fäserchen von ihnen loslosen und, 
auf dem Bilde haftend, mit eingerieben werden. Mit Gerat behan- 
delte Bilder erhalten, bei richtiger Behandlung, einen fast emaille- 
artigen Glanz, der aber leider bei sehr langem Aufbewahren ver- 
schwindet (durchschlägt) und dann erst wieder durch schwaches, 
neues Geriren und Aufreiben, allerdings aber auch viel dauernder, 
aufgefrischt werden kann. 

Selbstverständlich werden durch den höheren Glanz die Bilder 
viel brillanter, da die Tiefen dunkler erscheinen und mehr hervor- 
treten. Es ist dies eine Folge des Durchsichtigwerdens der oberen 
Bildfläche und damit bedingten Sichtbarwerdens auch der tiefer im 
Papiere liegenden Schwärzen. — 

Wie man emailleglänzende Bilder herstellt, wird bei den Pla- 
tinotyp-Papierbildern des Näheren erörtert werden. — 

Neben dem früher fast ausschliesslich gebrauchten Albumin- 
papier haben sich in neuerer Zeit verschiedene andere, schneller und 
in anderen Tönen arbeitende Papiere Eingang verschafft. Es sind 
dies: das Eastmanpapier, das Ghlorsilbercollodiumpapier (schon 
etwas älteren Datums) und das Piatinotyppapier. 

Von der Besprechung des Anilin- und des Blaudruckes können 
wir, als für unsere Zwecke nicht wohl geeignet, Abstand nehmen. 

^) Solche Maschinen werden in der für Mikrophotographen vollstän- 
dig ausreichenden Grösse schon im Preise von 36 — 40 Mark bei einer 
Walzenlänge von 17—20 cm von allen renommirten Handlungen geliefert. 

2) Als Recept zur Selbstdarstellung von Gerat diene: „Gleiche Ge- 
wichtstheile weissen Wachses und Terpentinöl werden in einem Porzellan- 
gefäss zusammen erwärmt und gut mit einander gemischt und später mit 
^twas Lavendelöl parfumirt". — 



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III. Der PositiTproeess. 225 

2. Das Eastmanpapier. 

Das Eastmanpapier ist ein aus Bromammonium, Jodkalium 
und Silbemitrat hergestelltes Gelatine-Emulsionspapier, das in hin- 
reichend guter Qualität zu angemessenen Preisen im Handel vor- 
kommt, so dass wir Ton seiner Herstellungsweise absehen können. 
Es liefert, ebenso wie das später zu besprechende Platinpapier, mehr 
grauschwarze, kohled ruckartige Töne, die, obwohl sie für Portraits 
vielleicht weniger geeignet erscheinen, sich gerade für Mikrophoto- 
gramme besonders empfehlen. — — 

Das Papier wird wie gewöhnliches Albuminpapier im Copir- 
rahmen unter das Negativ gelegt, nur müssen die sämmtlichen 
Operationen, wegen der hohen Empfindlichkeit des Papieres, bei 
rotbem Lichte, genau wie die Behandlung der Bromsilber-Trocken- 
platten, vorgenommen werden. 

Die Exposition geschieht in einem verfinsterten Zimmer, in dem 
nur eine gewöhnliche, nicht stark brennende Petroleum- oder Gas- 
lampe brennt in einer Entfernung von 35 cm von derselben oder im 
diffusen Tageslicht. 

Bei ganz dünnen Negativen beträgt die Expositionszeit Vs — 1 
Secunde, bei mittlerer 1—2 Seounden, bei stärkeren 2—3 Secunden, 
bei sehr dichten Negativen endlich: 3—5 Secunden im zerstreuten 
Tageslichte oder bei der eben angegebenen Lampenbeleuchtung ca. 
die zehnfache Zeit. — 

Die künstliche Beleuchtung liefert bei flauen Negativen recht 
gute, kräftige, contrastreiche Bilder, während bei starken, kräftigend 
Negativen Tageslicht vorzuziehen ist. Es deckt sich diese Differenz, 
in der Wirkung eines schnellen, gegenüber einem langsamen Go- 
piren genau mit dem beim Gopiren mit Älbuminpapier gemachtem 
Erfahrungen (S. 216). — 

Die fertig copirten Bilder werden mit dem gewöhnlichen Oxa- 
latentwickler, unter Zusatz von geringen Mengen (ca. 10 — 16 Tropfen)i 
der lOproc. Bromkalilösung, entwickelt, doch besser wird das Yer- 
hältniss der Eisen vitrioUösung zum Oxalat ein wenig herabgestimmt 
(1 : 4—1 : 5). 

Nach erfolgter Entwicklung, die ein kräftiges und brillante» 
Bild geben muss, wird das Bild, nach Abgiessen des EntwicklerSy 
ohne vorheriges Waschen, mit einer 0,4 proc. Essigsäurelösung ca. 
1 Minute lang behandelt, die Lösung abgegossen,^ und dieser Process 

Jeserich, Mikrophotographie. ^ ][5, 



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226 Vierter Abschnitt. 

2 — 3 Mal wiederholt. Hierauf erfolgt Waschen des Bildes in Wasser 
und endlich das Fixiren in 20 procentiger Losung von Natriunihypo- 
sulfit. — — 

Das nach dem Fixiren gut, ca. 1 — 2 Stunden lang, gewaschene 
Bild wird zum Trocknen mit seiner Bildseite auf eine saubere Ebo- 
nit- oder Glasplatte, am besten unter Wasser zur Vermeidung von 
Luftblasen, gepresst, mittelst dahinter gelegten Filtrirpapieres abge- 
trocknet; es löst sich nach vollständigem Trocknen (ca. 6 Stunden) 
mit hübscher Glanzfläche von der Unterlage, ev. unter schwacher 
Nachhülfe mit einena Messer, los. — Man kann natürlich auch die 
Bilder durch Aufhängen trocknen, verliert dann aber aa Glanz. — 

Wenn iiöthig, muss man eine etwa noch nach dem Fixiren 
vorhandene Unreinheit der hellsten Töne durch ein Baden in con- 
centrirter, etwas salzsauer gemachter Alaunlösung entfernen, während 
man etwa auf dem Papier sichtbar werdende Blasen durch Zusatz 
von etwas Kochsalz zu den auf das Fixirbad folgenden ersten Wasch- 
wässern entfernt. — 

Ein Tonbad wird für Mikrophotographieen bei Eastmanpapier 
kaum nöthig sein; will man indess, statt des zwischen Grauschwarz 
bis Sammetschwarz variirenden Tones, einen blauschwarzen oder 
bräunlichen, wärmeren Ton, so benutze man das oben angegebene 
(S. 219) Rhodangoldbad. Alle anderen Goldbäder sind nicht zu 
empfehlen. Das Goldbad wird vor dem Fixiren, nach Behandlung 
des Bildes in Alaunlösung, applicirt. — 

Ein Tropfen in Ammoniak gelösten Aurins soll, dem letzten 
Waschwasser zugesetzt, den Bildern einen mehr fleischfarbenen Ton 
geben. — Das Aufkleben der Eastman-Bilder geschieht nach dem 
vollständigen Trocknen in der bei den Albuminbildern angegebe- 
nen Weise. — 

Das Bromsilbergelatinepapier hat den grossen Vorzug, sehr 
schnell zu arbeiten und kann deshalb auch dazu dienen, von Ne- 
gativen direct positiv vergrösserte Papierbilder mittelst der unten 
beschriebenen (S. 233) Apparate herzustellen. Man erspart dann 
die mühsame Arbeit der Herstellung eines intermediären, vergrösser- 
ten Glaspositives, von dem erst wieder ein Glasnegativ genommen 
werden muss. — 

Aehnliche Töne wie das Eastmanpapier, giebt: 



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III. Der Positiyprocess. 227 



3. Das Platinotyppapier. 

Dasselbe wird durch Baden von mit einer lOproc. Gelatiue- 
]osung in 20 ^roc. Alkohol, der 3 g Alaun zugefugt sind, präpärir- 
tem Papier in einem Sensibilisirungsbade, das aus Ealiumplatin- 
Chlorid, Eisenoxydoxalat, Ealiumchlorat und Wasser besteht, her- 
gestellt. 

Da es im Handel in genügender Güte zu haben ist und sich 
in absolut trockner Luft sehr gut hält, so verweisen wir in Bezug 
auf seine Darstellung auf die Speciallitteratur ^) und bemerken nur, 
dass man zu seiner Aufbewahrung sich am besten der oben erwähn- 
ten (S. 214) Chlorcalciumbüchsen bedient. 

Die mit dem Platinpapier hergestellten Bilder haben grosse 
Haltbarkeit. — Wird das Papier nicht trocken gehalten, so er- 
scheinen die Bilder kraftlos und verschwommen, die Weissen in 
denselben unrein und gelblich; aus diesem Grunde bewahre man 
dasselbe in trockenen Büchsen auf, gebe stets auf absolute Trocken- 
heit des Copirrahmens und Pressbausches Acht und lege, wenn 
nöthig, zwischen Papier und Pressbausch: Gummituch. 

Die Belichtung wird wie gewonlich vorgenommen, dauert unge- 
fähr den dritten bis vierten Theil der Zeit wie bei Albuminpapier 
und ist vollendet, wenn die tiefsten Schatten einen dunkelgelben 
bis orangefarbenen Ton angenommen, d. h. die Eisensalze sich voll- 
ständig reducirt haben. 

Wenn man erst mehrere Bilder fertig copiren und dann zusam- 
men entwickeln will, so sammle man sie in der Cblorcalcium- 
büchse auf. 

Die Entwickelung der Bilder geschieht mit der Kaliumoxalatlösung 
des gewohnlichen Eisen entwicklers (siehe oben S. 193) und zwar, 
indem man diese Losung auf 40 — 50® erwärmt und das Bild darin 
schwimmen lässt. — Diese Lösung kann man so lange wiederholent- 
lich benutzen, bis sie zu viel grüne Krystalle (die nicht mit in die 
EntvTickelungsschaale gebracht werden dürfen, sondern zurückbleiben 
müssen) abscheiden. — 

Das entwickelte Bild wird in mindestens zwei Bädern von 1 Theil 
Salzsäure auf 80 Theile Wasser gebadet, (bei sehr hartem Wasser 



*) Photographische Mittheil. 1887, Heft I 251 u. ff. 

15* 

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228 Vierter Abschnitt. 

ist der Salzsäuregebalt auf 1 : 60 zu steigern) und zwar so lange, 
bis es das letzte Bad nicht mehr gelb färbt. 

Nach dem letzten SaJzsäurebad wird es noch mit Wasser eine 
halbe Stunde gewaschen und dann getrocknet. Um die PlatLnbilder 
mit Emaille zu iiberziehen, verfährt man, wie gleich beschrieben 
werden soll. 

Es sei hier noch ausdrücklich bemerkt, dass ein warmes Ent- 
wickelungsbad, wegen seiner stärkeren Wirkung, zu kurz expo- 
nirte, ein kaltes Bad überexponirte Bilder retten kann. 

Zur Regenerirung von verdorbenem Platinpapier schlagen Pizzi- 
gbelli & Hübl vor, dasselbe mit einer Lösung zu bestreichen, die 
aus gleichen Theilen einer Yjq — V20 proc. Lösung von Kaliumchlorat in 
Wasser und einer 1 proc. Chlornatriumlösung hergestellt ist,, und dann 
schnell zu trocknen. — — 

Gutes Platinpapier copirt bedeutend schneller als Albuminpapier 
und giebt eine an Bleistift- oder Kreidezeichnung erinnernde Copie. 
Es giebt weichere, nicht so contrastreiche Bilder wie das Eastnaan- 
papier und hat mit diesem die Unbequemlichkeit gemeinsam, dass 
4as Bild nicht (wenigstens nicht genügend stark) während des Co- 
pirens sichtbar wird, sondern erst entwickelt werden muss, also 
immerhin eine gewisse Uebung und Kenntniss der richtigen Expo- 
sitionszeit erforderlich macht. 

Allein die richtige Beurtheilung der Exposition ist sehr bald 
erlernt und es lässt sich ausserdem noch ein Ausgleich durch stär- 
kere oder schwächere Entwicklung herbeifuhren. — 

Will man Eastman bilder oder Platindruck bilder mit einer 
Emaille iiberziehen, so geschieht dies, indem man eine mit Kreide 
sauber geputzte Glasplatte mit anderthalbprocentigem RohcoUodium 
in der beim Lackiren beschriebenen Art und Weise übergiesst und 
auf diese Platte die Bilder aufpresst (Platinbilder werden besser 
vorher in Gelatinelösung gebadet). — 

Besser noch als das eben beschriebene Collodium ist für den 
vorliegenden Zweck eine Lösung von 1 Theil SchiessbaumwoHe in 
50 Theilen Alkohol und 75 Theilen Aether, unter Zusatz von 4 
Tropfen Ricinusöl, 

Nach Dr. E. Liesegang muss das Collodium recht dünn, die 
Gelatine recht dick sein. — 

Man vollfuhrt das Aufpressen dadurch, dass man die Platte 
mit der CoUodiumseite nach oben in eine Schaale mit Wasser bringt, 



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in. Der Positivprocess. 229 

das mit der Bildseite nach unten schwimmende Bild unter Wasser 
andrückt und, unter Vermeidung von Luftbläseben, Platte und Bild 
gemeinsam ans dem Wasser zieht, indem man die eine Seite zuerst 
heraushebt und das Wasser von der andern Seite abfliessen lässt. 
Das Bild wird nach dem Abfliessen des Wassers nochmals gut durch 
Ueberstreichen mit dem Finger aufgepresst, und dann zum Trocknen 
hingelegt. Noch ehe es ganz trocken ist, streiche man auf die Rück- 
seite eine dünne Schicht Gummi (nicht sauer !) ; nach dem Trocknen 
und Loslosen des Bildes Yon 4^t Platte legt man es auf den mit 
einem Schwamm befeuchteten Carton, geht mit einem weichen Läpp- 
chen darüber hei* und lässt unter schwachem Druck trocknen. — 

Man kann auch die Rückseite des getrockneten Bildes mit 
Negativlack bestreichen und, nachdem dieser etwas angetrocknet ist, 
das Bild auf den vorher mit absolutem Alkohol befeuchteten Garton 
drücken und festkleben. — — 

Will man das Anpressen unter Wasser umgehen, so lässt 
man das Papierbild, mit der Bildseite nach unten, ca. 1 Minute (nicht 
länger!) auf einer lOprocent., massig warmen Gelatinelösung schwim- 
men, und legt es dann unmittelbar, ohne Abtropfenlassen, auf die 
Gollodiumschicht. Man presst vorsichtig, von der Mitte des Bildes 
ausgehend, mit der Hand oder einem Tuch bausche die überflüssige 
Gelatine, und mit ihr die Luftbläschen, nach aussen. Zu starkes 
Drücken und Reiben ist eher schädlich als nützlich. 

Es empfiehlt sich die mit GoUodium überzogenen Platten, bevor 
man das Papierbild aufpresst, mindestens 8 Stunden trocknen zu 
lassen. — Vorsichtiges Anwärmen der collodionirten Platte vor dem 
Aufpressen ist sehr zu empfehlen, ebenso wie recht langsames, (ca. 
12 stündiges) vorsichtiges Auftrocknenlassen des Bildes nach dem Auf- 
pressen desselben. 

Nach dem vollständigen Trocknen müssen die emaillirten Bilder 
von der Glasplatte mit hartem Ton abspringen; thun sie das nicht, 
so sind sie nicht gehörig trocken. Will man schneller trocknen, so 
wärme man das schon massig trockne Bild von der Glasseite her 
wiederholt an. — 

Piatinbiider wie Eastmanbilder kann man auch dadurch sehr halt- 
bar machen, dass man sie mit einer Lösung von Schellack (weiss) in 
Alkohol; der man ein gleiches Volum einer gesättigten Boraxlösung 
ntch und nach unter Schütteln zugefügt hat, und die man vor dem 
Gebrauch mit ca. 5—10 Theilen Wasser verdünnt, lackirt oder mit 



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230 Vierter Abschnitt. 

derselben durch einen Zerstäubungsapparat bestäubt. In ersterem 
Falle ist das Bild glänzend, im zweiten matt. In beiden Fällen 
muss das Papier trocken sein, da sonst milchige Schleier entstehen, 
die allerdings mit der Zeit meistens verschwinden. — 

Ein anderes gutes Recept für solchen Firniss giebt Dr. Jacobsen : 
80 Theile gebleichten Schellackes, 
16 - Mastix's 
werden in 240 - Alcohol absolutus gelost, und nach ev. 

Filtriren mit: 1 - Gopaiyabalsam 

1 - Canadabalsam versetzt. — 
Vor der Bepinselung mit diesem Lacke werden die Papierbilder 
mit einer lOprocentigen, alkoholischen Harzseifenlösung überrieben. — 



, 4. Chlorsübercollodiumpapier. 

Betrachtet man selbst die beste auf einem der genannten Pa- 
piere ausgeführte Copie und vergleicht sie mit dem zur Herstellung 
benutzten Negative, so wird man stets finden, dass das Papierbild 
an Feinheit und Zartheit der Details gegenüber dem Negative er- 
heblich eingebüsst hat. Diese Einbusse hat ihren Grund in der 
mehr oder weniger faserigen und porigen Structur des Papieres, die 
sich auch der Albuminschicht mittheilt. 

Will man deshalb genau ebenso scharfe und in den feinsten 
Details zarte, positive Bilder herstellen, so muss man entweder zu 
Glaspositiven zurückgehen, oder Ghlorsilbercollodiumpapier benutzen. 
Letzteres giebt ebenso gute und zarte Bilder, wie man sie früher 
nur durch Uebertragen der auf Glasplatten erzeugten GoUodiumbilder 
auf Papier unter grösserer Mühe erzeugen konnte, und hat deshalb 
den letzteren Process vielfach zurückgedrängt — 

Das Ghlorsilbercollodiumpapier wird genau in der Weise, wie 
gewöhnliches Albuminpapier exponirt, es copirt 3—4 mal schneller. 
Das auf dem Papier fertig erschienene Bild wird wie ein Albumin- 
bild behandelt und am besten in dem Rhodangoldbade getont; nach 
ca. einstündigem Waschen erfolgt die Fertigstellung in der bei Al- 
buminpapier angegebenen Weise. 

Ein anderes, recht brauchbares Bad zum Tonen des Ghlorsilber- 
coUodiumpapiers ist das folgende, von Dr. E. Liesegang angegebene: 



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f 



ni. Der Positivprocess. 231 

20 g Natriumwolframiat, 
1 - braunes Chlorgold 
2000 - destillirtes Wasser. 
Vor dem jedesmaligen Gebrauch soll man, wenn das Bad ge- 
schwächt ist, eine geringe Menge Ghlorgold und doppelt so viel 
Natriumwolframiat hinzufügen! — 

Das fertige Papier muss vor Licht und Feuchtigkeit geschützt 
aufbewahrt werden*) und ist in guter Qualität um den Preis von 
1 Mark pro Bogen im Handel zu haben. — 

Zur Selbstdarstellung benutzt man in einem Holzrahmen ausge- 
spanntes, besonders^) präparirtes Barytpapier, das man mit einem 
gleichvolumigen Gemisch der käuflichen, Silbersalz und Chloride ent- 
haltenden, Aethersilbercollodiumlosungen, genau wie die Platten 
mit Lack (siehe S. 204), übergiesst und dann im Dunkeln bei massi- 
ger Wärme trocknet. 

Zur Selbstdarstellung des Chlorsilbercollodiums diene das fol- 
gende, ebenfalls von Liesegang gegebene ßecept: 

L 8 g Hollenstein in 5 g destillirten Wassers gelöst, dann in 
125 ccm Alcohol absolutus gegossen, 6 g CollodiumwoUe 
nebst 125 ccm Aether absolutus zugefügt und bis zur voll- 
ständigen Lösung geschüttelt. 
n. 5 — 6 g CollodiumwoUe in 250 ccm Aether- Alkohol (1 : 1 
oder auch 5 : 4) gelöst, nachdem bereits vorher im Alkohol 
1 g Citronensäure und 1 g Chlorlithium gelöst waren. . 
Beide Lösungen sind nach der Bereitung trübe, opalisirend und 
müssen deshalb vor dem Gebrauch klar dekantirt oder durch Baum- 
wolle filtrirt werden. — 

Zum Gebrauche mischt man von beiden Lösungen gleiche Theile 
und zwar so, dass man das Chlorcoilodium in das SilbercoUodium 
in feinem Strahl unter starkem Agitiren eingiesst. ~ Berücksichtigt 
mau diese Vorsichtsmaassregel nicht, so fällt das Chlorsilber zu dicht 
aus und setzt sich bald zu Boden, bildet also keine Emulsion! — 

Die gemischte Emulsion ist selbstverständlich lichtempflnd- 
lich und deshalb im Dunkeln aufzubewahren. — 

Statt des Holzrahmens kann man füglich auch ein dünnes, 
glattes, mit rückseitigem Griffe versehenes Holzbrett benutzen, auf 



*) Am besten in Chlorcalciambüchsen, siehe oben. 
^ Mit Gelatine, Gummi, Kreide und Schwerspath. 



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232 Vierter Abschnitt. 

welches man das gleich grosse Papier mittelat dreier Nadeln so auf- 
steckt, dass es, etwas excentrisch, mit 2 Kanten über das Brett her- 
vorragt. Biegt man dann noch die beiden anderen, nicht überste- 
henden Ränder ein wenig aufwärts, so ist ein üeberfliessen des Col- 
Lodiums auf die Rückseite yollig ausgeschlossen. Man lässt selbst- 
redend an der durch die beiden überstehenden Kanten gebildeten 
Ecke den üeberschuss an Collodium nach dem Präpariren ab- 
fliessen. — 

Das abfliessende Callodium sammelt man in einer besonderen 
Flasche und giesst es erst nach dem Abklären und entsprechenden 
Verdünnen mit Alkohol wieder in die Standflasche zum abermaligen 
Gebrauch zurück. 

Will man sehr kräftige Abdrücke von flauen Ncgatiyen erhalten, 
so präpariri man das Papier, nachdem es vollständig getrocknet ist, 
noch ein- sogar zweimal in derselben Weise. Die Präparation 
geschieht selbstredend auf der Baiytseite des Papieres. 

Dasselbe erreicht man auch, wenn man vom Silbercollodium 6 
Theile, vom ChlorcoUodium 5 Theüe zum Präpariren des Papieres 
mischt. Umgekehrt kann man durch Mischen von 6 Theilen Chlor- 
^ollodiam und 5 Theilen Silbercollodium mit recht harten Nega- 
tiven noch schön weiche Bilder erzielen. — 

Selbstverständlich geschieht die Präparatjion des Papi^es bei 
gelbem Lichte. — 

Dass das Papier, da seine Oberhautschicht sehr empfindlich ist, 
recht vorsichtig zu behandeln und nur mit sehr scharfen Instru- 
menten zu schneiden, sowie nicht scharf zu kniffen ist, erhellt von 
selbst. 

Ebenso feine Details erreicht man natürlich, wenn man die Gopie 
statt auf Papier auf einer Glasplatte vornimmt und somit 



IT. Diapositive 

herstellt. Solche Diapositive sind von grösster Bedeutung für Er- 
läuterung mikroskopischer Präparate vor grösseren Auditorien; man 
kann sie zu diesem Zwecke in einem ca. 12 — 30 mal vei^össernden 
Projectionsapparat (Skioptikon, Nebelbilderapparat und dergl.) statt 
der üblichen Glasbilder einführen und erhält dann das vergrösserte 
Bild auf eine weisse Fläche projicirt. — 



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IV. Diapositive, 233 

Auf diesem Frojectioiisbilde kann man dann durch Hinzeigen 
mit einem Stabe sehr leichte und deutliche Erläuterungen abgeben, 
die gleichzeitig Yon einem grösseren Zuhörer kreise wahrzunehmen 
sind. Dass in dieser praktischen Anwendung der Mikrophotographie 
gerade für Lehr- und Demonstrationszwecke ein grosser Vorzug 
liegt, ist klar, und es soll deshalb auch hier die Anfertigung der 
Diapositive näher berücksichtigt werden. — 

Zunächst sei bemerkt, dass man die Herstellung von Glasdia- 
positiven auf zwei verschiedenen Wegen vornehmen kann, einmal 
durch Contact-Druck und andererseits durch Projections- 
Druck. 

Im ersten Falle exponirt man die lichtempfindliche Platte 
genau wie sensibilisirtes Papier unter dem Negative im Copirrahmen. 
Zu dieser Exposition muss natürlich der Druck der das Copirblatt 
anpressenden Rückseite, der gewöhnlich nur auf dünnes Papier nicht 
aber auf eine dicke Glasplatte justirt ist, gemindert werden, und ge- 
schieht dies am besten, indem man die Druckfedern durch Keile ersetzt. 

Die Exposition, die man, um sie besser abmessen zu können, 
unter Benutzung von Lampenlicht bei ca. 30—40 cm Distanz vor- 
nimmt, und somit verlängert, dauert je nach der Dichtigkeit des 
Negatives 5 — 60 Secunden. — Hinundherbe wegen des Negatives vor 
der Lichtquelle in der angegebenen Entfernung, während der Expo- 
sition, verhindert ungleich massige Beleuchtung der einzelnen Theile; 
denselben Zweck kann man auch durch Einschaltung einer mattge- 
schliffenen Glasplatte zwischen Lichtquelle und Negativ erreichen. — 
• Im zweiten Falle wird das Bild des beleuchteten Negatives 
mittelst eines gewöhnlichen Objectives auf die in geeigneter 
Entfernung aufgestellte, lichtempfindliche Platte geworfen. Man 
hat es bei dieser Operationsart also in der Hand, gleich grosse, 
kleinere oder vergrösserte Positive darzustellen. Wie die Bilder 
am besten projicirt werden, soll sogleich erörtert werden; zuvörderst 
soll jedoch die Behandlung der fertig exponirten, positiven Glas- 
bilder, da sie für Contact- und Projectionsdruck genau dieselbe ist, 
besprochen werden. — 

Die Chlorsilbergelatineplatten, die analog, wie das oben beschrie- 
bene Papier (S. 230) bereitet werden*), geben zwar für Diapositive 



^) Man fugt hier nur dem GoUodium noch 1 ccm Canadabalsam zu 
und ersetzt die Citronensäure darch ein gleiches Gewicht Weinsäure. 



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234 Vierter Abschnitt. 

vielfach feinere und besser gefärbte Bilder als Bromsilbergelatine- 
platten, doch kann man dasselbe auch bei richtiger Behandlung mit 
den Letzteren erreichen, und wird dieselben einmal wegen ihrer grösse- 
ren Empündlichkeit und zweitens, weil man sie stets zur Hand 
hat und auf sie eingearbeitet ist, vorziehen. — 

Es sei vorweg bemerkt, dass sich von Pyroent Wicklern nur der 
Sulfitentwickler und der Sodaentwickler zur Darstellung von Diapo- 
sitiven eignet, stets aber überhaupt die Anwendung des Oxalatent- 
wicklers für vorliegenden Zweck vorzuziehen ist. 

Mit folgendem besonderen Pyroentwickler erhielt Verfasser 
nach Hadley's Angaben gute Transparentbilder, wenn nicht über- 
exponirt war: 

A. 60 Th. Pyrogallol B. 1 Th. Ammoniak 

45 - Citronensäure (0,88 spec. Gew.) 

60 - ßromammonium 4 Th. Wasser. 

1000 - Wasser. 

Zum Gebrauche wurden 80 Theile Wasser, 10 Theile A und 10 Theile 
B gemischt, entwickelt und nach 2 Minuten tropfenweise von B solange 
zugegeben, bis alle Details da waren (nicht über 10 Theile!), abgewaschen, 
fixirt und in einem Alaunbad mit Citronen- oder Essigsäure-Zusatz ge- 
badet. — 

Da die Diapositive sehr zart und klar sein sollen, so verdünnt 
man füglich den gewöhnlichen Eisenoxalatentwickler und fügt ihm 
etwas Citronensäure zu, oder man benutzt noch besser einen aus 
gleichen Volumen folgender Lösungen kurz vor dem Gebrauch ge- 
mischten Entwickler: 

A. 10 g Eisenvitriol, 100 g Wasser, 1 Tropfen Schwefelsäure, 

B. 40 g Kaliumoxalat, 100 g Wasser, 0,4 g Citronensäure, 1 g 
Bromkalium, 

den man sogar noch zur Erreichung grösserer Zartheit und Wärme 
mit einem Drittel Wasser verdünnen kann. 

Nach dem Fixiren legt man noch zur vollständigen Klärung in 
ein Bad von 3 g Alaun, 1 g Schwefelsäure auf 40 Theile Wasser. — 

Die Tonung der Diapositive im Gold bade gelingt schlecht*), und 
zieht man deshalb vor, klar und dünn gehaltenen Negativen durch 



') Nur wenn man mit Silberpyroverstärkung (S. 209) behandelt hat, 
wird das Goldbad besser angenommen. Man wäscht in diesem Falle 
nach dem Tonbade aus, behandelt mit schwacher Cyankalilösung und. 
wäscht nochmals (Eder). 



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V. Projectionsapparatc. 



235 



Quecksilberchlorid und Ammoniak oder den gehörig yerdünnten 
Uran verstarker wärmere Tone zu geben. 

Sind die Bilder fertig, so legt man auf ihre Bildseite eine matt 
geschliffene Glasscheibe von gleicher Grösse und verbindet beide 
fest, indem man sie gemeinsam mit einer, gleichzeitig vor Schram- 
men und Rissen schützenden, beide Seiten umfassenden, in der Mitte 
kreisförmig ausgeschnittenen Maske aus starkem, undurchsichtigen 
Papier beklebt. Statt der matten Scheibe wendet man noch besser 
eine Glasplatte an, die man mit einer Lösung von 15 g weissem 
Wachs in 100 g Benzin übergössen und dadurch mattirt hat. Für 




Flg. 60. 

Projection sind solche Positive deshalb nicht zu empfehlen, weil 
das Wachs zu leicht in der Wärme des Projectionsapparates 
schmilzt. — 

Selbstverständlich kann man auch ein ChlorsilbercoUodiumbild 
direct auf Milchglas oder mattem Glase herstellen, doch muss man 
dann stets die eben angegebene Modification des Collodiums an- 
wenden. — 

Ein Lackiren der fertigen Bilder ist unter allen Umständen 
wegen der Haltbarkeit zu empfehlen. — 



Y. Projectionsapparate. 

Der zur Darstellung der Diapositive nach der zweiten Art und 
Weise dienende Projectionsapparat hat im Wesentlichen die oben- 
stehende Einrichtung. 



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236 Vierter Abschnitt. 

In einem lichtdicht schliessendea Kasten befindet sich die 
Lampe, welche ihr durch einen Rcflector und eine grosse Beleuch- 
tungslinse concentrirtes Licht auf das Negativ oder eine vor dem- 
selben aufgestellte matte Glasplatte vrirft. Das negative Glas- 
bild, wird in zwei, an der Vorderwand der Kammer befindlichen 
Nuthen eingeschoben und bildet so die Rückwand einer kleinen, 
vor dem den Beieuchtungsapparat tragenden Kasten aufgestellten 
Balgcamera. Dieselbe ist mittelst der auf dem Bilde sichtbaren 
Häkchen mit der Vorderwand des Lampenkastens lichtdicht zu 
verbinden und trägt in der Vorderwand, die auf einem Schlitten hin 
und her beweglich ist, ein photographisches Objectiv. 

Dieser ganze Apparat wird auf einen langen, festen Tisch auf- 
gestellt und das durch das Objectiv entworfene Bild des Negatives 
auf eine weisse Wand scharf eingestellt, und dann bei rothem Lichte, 
unter Verschluss des Objectives mit einem Deckel, an Stelle der 
weissen Wand, genau in gleicher Ebene, die die lichtempfindliche 
Platte tragende Cassette gebracht. 

Man erreicht dies dadurch, dass man ein Brett von solcher 
Stärke anwendet, dass seine Vorderseite, die das weisse Papier 
trägt, von der an eine Holzwand anlehnenden, hinteren Seite gleich 
weit absteht, als dies bei der lichtempfindlichen Seite einer in die 
Cassette gelegten Platte der Fall ist, wenn die Cassette mit ihrer 
Hinterwand gegen besagtes Brett gelegt wird. — 

Ist die Cassette eingestellt und der Schieber derselben zurück- 
gezogen, so exponirt man, durch Entfernung des Objectivdeckels, die 
nöthige Zeit. — 

Das entstandene Positiv wird genau gleich gross wie das ange- 
wandte Negativ, wenn man die Camera soweit auszieht, dass das 
Objectiv vom Negativ genau um die doppelte Brennweite entfernt 
ist; das Positiv muss dann selbstredend in gleicher Entfernung von 
dem Objectiv stehen *). Rückt das Objectiv dem Negativ näher, 
so muss das gleichzeitig sich von dem Objectiv entfernende Bild 
wachsen, während es bei weiterer Entfernung des Objectives vom 
Negative als die doppelte Brennweite kleiner wird als das Negativ, 
lieber die Berechnung der Bildgrösse aus den Bildabständen siehe 
oben S. 57 Näheres. — 

Wendet man diesen Apparat zu 2 — 4 fachen Vergrösserungen 



*) Siehe auch oben unter: „Feststellung der Vergrosserung". 

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V. Projectionsapparate. 237 

an und benutzt für diesen Zweck gute, recht scharfe Negative, so 
kann man sehr wohl ebenso gute Bilder als durch directe Auf- 
nahme erzielen, nur darf die Vergrösserang uJcht wohl ober eine 
vierfache Steigerung hinausgehen, weil sich sonst leicht doch das 
Korn der Emulsion bemerkbar machen kann. 

Um vergrösserte Mikrophotogramme zu erzeugen, benutzt man 
recht praktischer Weise Eastmanpapier. Man heftet dasselbe, 
nachdem man auf ein mit Reissnägeln auf einem Reissbrett be- 
festigtes, weisses Papier eingestellt hat, statt des Letzteren bei 
rothem Lichte auf da^ Reissbrett und exponirt dann. 

Durch diese directe Aufnahme der Vergrösserung vom Negative 
umgeht man die umständliche Darstellung eines vergrösserten Dia- 
positives und von diesem wieder eines Negatives mittelst dessen man 
dann endlich erst die Bilder erzeugen kann. Dass durch solche 
dreimalige Umcopirung leichter Fehler in das schliesslich erhaltene 
Positiv kommen können, als dies bei einer directen Vergrösserung 
vom Negativ stattl^aben kann, leuchtet ein und ist deshalb vorlie- 
gender Apparat in seiner Anwendung sehr zu empfehlen. — 

Zudem besitzt dieser Apparat noch den erheblichen Vorzug, 
dass er, ausser zu genanntem Zwecke, noch ganz vorzüglich zu De- 
monstrations-Zwecken geeignet ist, ohne irgend welche Aenderung 
zu erfordern. 

Man setzt einfach an Stelle des Negatives ein auf die be- 
schriebene Weise erhaltenes Diapositiv und projicirt, unter Ver- 
kürzung der kleinen Camera, in 8 — 20facher Vergrösserung auf 
eine aufgespannte, weisse Tafel oder, eine nahtfreie Leinwand, wie 
man sie zu Nebelbildervorführungen benutzt. .Selbstredend kann 
man auch die Leinwand befeuchten und von hinten her projiciren, 
während die Beschauer in einiger Entfernung vor derselben Platz 
genommen haben, oder statt der Leinwand das heute in ziemlicher 
Breite käuflich zu habende, diaphane Pauspapier benutzen. — 

Bei stärkeren Projections-Vergrösserungen benutze man, je nach- 
dem man eingerichtet ist, starkes Glühlicht, ^ Kalklicht, oder das 
durch die Ney'sche Lampe für diesen Zweck brauchbar gemachte 
Magnesiumlicht ^); man kann dann mit Negativen von ca. 500 bis 
1000 facher Vergrösserung leicht und schön 10—20 Tausendfache 



^) Eine solche Lampe kostet incl. Projectionsapparat bei Ney circa 
M. 140. 



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238 Vierter Abschnitt. 

Linearvergrösserungen vorführen und des Näheren mit einem Zeige 
stocke erklären. — 

Statt des hier angegebenen Apparates kann man selbstverständ- 
lich auch einen der anderen, käuflichen Projection sapparate in An- 
wendung bringen, deren Beschreibung wir hier weglassen zu können 
glauben, da sie im Princip und den wesentlichen Theilen mit dem 
oben beschriebenen übereinstimmen und von demselben durch Bil- 
ligkeit übertroffen werden. 

Alles, was für gewöhnlich dem Mikrophotographen in seiner 
Praxis von Bedeutung und Wichtigkeit sein kann, glauben wir somit 
erörtert zu haben und verweisen in Bezug auf selten vorkommende 
Abnormitäten, sowie den Mikrophotographen weniger angehende 
photographische Specialitäten auf die diesen Theil ganz eingehend be- 
handelnden, vorzüglichen Special werke, wie solcher mehrere existiren; 
in denselben finden sich auch die theoretischen Erörterungen über 
Photochemie, die hier der Kürze wegen ebenfalls weggeblieben sind. — 

Wir schliessen mit der Angabe der gewöhnlichen, beim Dar- 
stellen von Mikrophotographieen mittelst Bromsilbergelatineplatten 
vorkommenden Fehler, ihrer Erkennung und Abhilfe und hoffen 
dadurch besonders dem noch nicht durch längere Praxis Geübten 
die Benutzung dieses Werkes zu erleichtern, sowie dem Misslingen 
der Aufnahmen nach Möglichkeit vorzubeugen. Dass hierdurch die 
Lust und Liebe zur Mikrophotographie sich steigere, ist an- 
zunehmen, denn viele Misserfolge verleiden schliesslich auch dem 
fleissigsten Arbeiter das Schaffen. — 



Tl. Fehler bei den Operationen. 

Die bei den einzelnen Operationen auftretenden Fehler sollen 
im Nachfolgenden so zu sagen genetisch behandelt werden, indem 
wir mit denen, die durch Lagern etc. der Platten entstehen können, 
beginnen, dann auf die Exposition eingehen, die Entwickelung folgen 
lassen und so fort. 

Nach Erledigung der beim Negativprocess eintretenden Fehler 
gehen wir auf diejenigen des Positivprocesses und endlich auf die 
der Fertigmachung der Bilder über: 



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VI. Fehler bei den Operationen. 239 

1. Fehler im Negativprocess. 
a) Fehler im Lagern der Platten vor der Benutzung. 

1. Die Platten nehmen den Entwickler nicht oder ungieich- 

. massig an: Sie haben zu trocken gelagert. Man weiche vor 
dem Entwickeln ein oder giesse grössere Mengen Entwickler 
darauf und bewege heftig (S. 185). 

2. Die Platten neigen zur Verschleierung und sind unem- 

pfindlich: Zu feuchtes Aufbewahren oder mit Schwefelwasser- 
stoff etc. verunreinigte Atmosphäre (S. 185). 

3. Die Platten zeigen Schleier und Flecken: 

a) Unreines Papier ist zum Verpacken benutzt worden. NB. Car- 
tonecken markiren sich stets etwas (S. 185). 

b) Die Platten sind mit zu starkem Ammoniak geräuchert oder ge- 
badet (S. 1. c). 

c) Die Platten sind mit schmutzigen, Fiximatron haltigen Fingern 
befasst (S. 182). — 

b) Fehler bei der Exposition. 

4. Die hellsten Lichter sind von hofartigen Ringen umgeben 

fl) Entweder Emulsion ist zu dünn oder 

b) Die Ruckseite der Cassette ist nicht genügend geschwärzt und 
hat reflectirende Stellen ; Abhülfe ergiebt sich von selbst (S. 115). 

5. Es erscheinen Lichtflecke und Lichtringe auf dem Negativ: 

Reflexe im Tubus des Mikroskopes; Abhülfe durch Schwärzen 
oder Belegen desselben (S. 115). — 

6. Das Bild hat Schleier: 

a) Es wird die ganze Platte gleichmässig verschleiert: Zutritt frem- 
den Lichtes vor oder während der Exposition. Abhülfe: Prü- 
fung der Dunkelkammer und der Cassetten auf fremdes resp. 
actinisches Licht (S. 180). 

b) Die von den Ecken und Rändern der Cassette bedeckten Theile 
der Platte zeigen keinen Schleier: üeberexposition oder frem- 
des Licht in der Camera. 

c) Die nichtbelichteten Stellen ausserhalb des Gesichtsfeldes sind 
schleierfrei: lediglich Üeberexposition. 

7. Die Platte zeigt dunkle, nach der Mitte sich matt verlau- 

fende Streifen: Seitenlicht durch die Falze der Cassetten. 
^. Das Bild erscheint flau und gleichmässig grau mit ausge- 
bildeten, aber matten Details: üeberexposition oder 
Anwendung von zu wenig Bromkalium beim Entwickler re^p. 



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240 Vierter Abschnitt. 

zuviel Ammoniak beim Pjroentwickler; Abhülfe: 'Vermehrung 
des Bromkaliums, Redocimng des Ammoniaks (bei Pyro). Ab- 
hälfe bei bereits fertigentwickelten Negativen: Wegätzen der 
Schleier bei fixirten und mit Sublimat verstärkten Bildern mit 
Cyankalium (S. 211) und nachheriges Verstärken, wenn nicht 
kräftig genug, mit Sublimat (S. 207). 
9. Das Bild ist zu contrastreich, hart, Details fehlen in den 
Schatten: 

a) Zu kurze Exposition. 

b) Entwickler enthält zu viel* Bromkalium, bei Pyro zu wenig 
Ammoniak. 

10. Das Bild kehrt sich zum Positiv während des Entwickeins 

um: 

a) Sehr starke XJeberexposition und dadurch bedingte Solarisation. 
Abhülfe: kürzere Exposition resp. Rettung durch sehr kurze Be- 
handlang mit sehr altem oder schwachem Entwickler (S. 195 u. 
196). — * 

b) Zusatz von zuviel Natriumhyposulfit zum Entwickler bei Mo^ 
mentaufnahmen (S. 196). 

c) Fehler bei der Entwickelung. 

11. Das Bild zeigt gelben oder rothen Schleier: 

a) Eisenentwickler. 

«) Es ist zuviel Hyposulfit als Beschleuniger zum Eisenentwick- 
ler zugefügt (S. 196). 

ß) Das Eisenvitriol war zu alt oder nicht sauer. Abhülfe: Zu- 
satz eines Tropfens Schwefelsäure zur Eisenlösung. — 

b) Der Pyroentwickler enthielt: 
a) Zuviel Ammoniak. 

ß) War zu alt. Abhülfe: Baden in salzsäurehaltigem Alaunbade. 
y) Die Platte war vom Entwickler nicht gleichmässig bedeckt 

Abhülfe wie bei ß. 
cT) Zu lange Entwickelung. 

12. Die Platte zeigt sandiges gelbes Pulver auf der Oberfläche: 

a) Unrichtiges Mischen des Entwicklers : zu viel Eisenoxydullösung. 
Abhülfe: Steigern des Oxalates; alter sandiger EntwicMer ist 
wegzugiessen! 

b) Die Oxalatlösung ist zu sauer. — 

18. Die Platte zeigt Zickzacklinien und scharf begrenzte 
Flecken: Der Entwickler hat dieselbe nicht auf einmal gleich- 
mässig, sondern un gleichmässig überspült. Abhülfe: gleich- 
massigeres Aufgiessen einer grösseren Menge des Entwicklers«. 



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VI. Fehler bei den Operationen. 241 

14. Das Bild ist hart und glasig: Zu viel Bromkalium (Eisenent- 

wickler), za wenig Ammoniak (Pyroentwickler), siehe oben No.9b. 

15. Das Bild zeigt Details, ist aber za dünn: 

a) Entwickler ist zu schwach oder zu alt. Abhülfe: Entwickeln mit 

concentrirteren Lösungen. 
h) Entwickler hat nicht lange genug gewirkt. Abhülfe; Längeres 

Entwickeln. 

16. Das Bild zeigt weisse, scharfumgrenzte, runde Punkte: 

Beim Entwickeln haben sich Luftbläschen an der Platte festge- 
setzt. Abhülfe: heftiges Schwenken der Entwickelungsschaale ev. 
Entfernen der Bläschen mit dem Finger. 

17. Das Bild ist zu kräftig und dicht: Zu lange Entwickelung, be- 

sonders kenntlich daran, dass auch die von den Ecken der Gas- 
sette bedeckten Theile der Platte verschleiern. Abhülfe: Kür- 
zere Entwicklung. 

18. Die Platte kräuselt im Entwickler: 

a) Unter Umständen zu ammohiakreicher Pjroentwickler. 
h) Zu frische Platten. Abhülfe: Alaunbad. 



d) Fehler beim Waschen. 

19. Die Platte zeigt milchigen Schleier beim Oxalatentwick- 

1er: Zu hartes kalkhaltiges Wasser bedingt diesen „Kalk- 
schleier". Abhülfe: verschwindet beim Lackiren von selbst und 
kann auch durch sehr verdünnte Salzsäure sowie Abwischen im 
nassen Zustande mit dem Finger entfernt werden (S. 201). 

20. Die Platte kräuselt: Waschwasser zu warm. Abhülfe: Alaunbad 

oder kälteres Wasser (S. 201). . 



e) Fehler beim Fixiren. 

21. Die Platte kräuselt oder bildet Blasen: 

a) Fixirbad ist zu concentrirt. 

b) Das Fixirbad ist zu warm. Abhülfe: Alaunbad (S. 201). 

22. Es wittern Sternchen und Aestchen auf der getrockneten 

Platte aus: Fiximatron ist nicht genügend ausgewaschen (ver- 
dirbt und zerstört die Bilder!) (S. 202). 

23. Die Bilder erscheinen unklar und wolkig: Nicht genügend 

lange fixirt. Abhülfe nochmaliges Fixiren. 

24. Die Bilder fixiren zu langa^am: Fixirbad ist zu schwach oder 

zu oft; schon angewendet. — (Kann auch an der Emulsion liegen!) 

Jesericb, Mikrophotographie. 16 

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242 Vierter Abschnitt. 



f ) Fehler beim Verstärken. 

25. Die Platten dunkeln nach: 

a) Die Emulsion hat aus dem Albuminpapier, wenn unlackirt co- 
pirt wurde, Silbemitrat aufgenommen. Abhülfe: Baden in Jod- 
jodkalium und dann Cyankalium, beide sehr verdünnt (S.204). 

b) Findet sich meist bei Sublimat- und Jodid-Verstärkungen. 
2G. Die Platten bilden brannen Schleier: 

u) Fixirnatron ist nicht genügend ausgewaschen. Abhülfe: Nach 

KurtzmüUer (Eder) Chlorgoldlösung. 
b) Bei Jodidyerstärkung oft. Abhülfe: Schwaches Ojankalibad. 

27. Die Platten werden gelb bei UranYerstfirknng : Schlechtes 

Auswaschen. 

28. Die Platten zeigen netzartige Flecken: Das Sublimat ist 

nach dem Verstärken nicht vollständig ausgewaschen (S. 207). 

29. Die Platten haben bei Silberverstärkung Rothschleier: 

ä) Zu lange oder nicht gleichmässig über die ganze Platte ver- 
stärkt. 

b) Verstärker ist nicht sauer genug. 

c) Fixirnatron ist nicht ordentlich ausgewaschen. Abhülfe: Oft ge- 
nügt Baden in 1 procent. Salzsäure und starker Chlomatrium- 
lösung. 



g) Fehler beim Lackiren. 

80. Die Platten erscheinen milchig: 

a) Nicht genügendes Trocknen vor dem Lackiren (S. 204). 

b) Nicht genügendes Vorwärmen vor dem Lackiren (S. 204). 

31. Die Platten zeigen unter dem Lack metallische Trübung: 

Bei Quecksilberverstärkung ist die Platte vor dem Lackiren zu 
stark angewärmt. 

32. Die Platten haben streifigen, fleckigen Lacküberzug: 

a) Herunterlaufen des Lackes während des Lackirens auf die Rück- 
seite der Platte (1. c). 

b) Der Lack war nicht rein und staubfrei. 

c) Zu starkes partielles Anwärmen. 

d) Platte war nicht genügend beim Lackiren bewegt worden. Ab- 
hülfe: Ablackirung (S. 205). 

33. Die Platten bekommen Blasen nnter dem Lack: Nicht genü- 

gendes Trocknen vor dem Lackiren. Abhülfe: Ablackiren (1. c.) 



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VI. Fehler bei den OperationeD. 243 



2. Fehler im Positivprocess. 

A. Beim Albuminpapier. 

a) Fehler im Papiere selbst oder dessen Vorbereitung. 

1. Das Papier giebt kraftlose Bilder: 

a) Papier ist za schwach geleimt. 

b) Zu schwach gesilbert. 

c) Zu schwach oder zu stark getrocknet. 

d) Silberbad ist zu sauer. 

2. Das Papier giebt zu harte Bilder: Das Papier ist zu lange 

und zu trocken aufbewahrt worden. 

3. Das Papier giebt scheckige Bilder: 

a) Die Oberfläche des Sensibilisirungsbades war nicht rein. Ab- 
hülfe: Abschäumen (S. 213). 

b) Das Papier ist nicht lange genug oder 

c) nicht auf seiner ganzen Oberfläche sensibilisirt (S. 213). 

rf) Es befanden sich Luftblasen zwischen Papier und Sensibilisi- 
rungsbad, dann sind die Flecke rund und weiss mit scharfen 
Rändern. 

e) Das Papier ist mit unreinen Fingern berührt. 

/) ünreinigkeiten sind zwischen Papier und Negativ oder auf dem 
Negativ während des Copirens gewesen. — 

4. Das Bild ist nach dem Copiren roth: 

a) Silberbad war zu schwach (S. 214). 

b) Albumin zu salzhaltig. 

b) Fehler im Copiren. 

5. Die Bilder erscheinen zu flau ohne Contraste: Zu flaue Ne- 

gative. Abhülfe: Vorlegen von weissen, grünen oder rothen 
Vorlagen (S. 216). 

6. Die Bilder erscheinen zu hart: 

a) Das Negativ ist zu hart 1 Abhülfe: Copiren in directem 

b) Mit zu vielen Vorlagen copirtj Sonnenlicht. 

c) Siehe ad 2. 

7. Die Bilder sind unscharf: 

a) Sie waren nicht genügend angepresst oder 

b) Das Papier war wellig. 

c) Fehler beim Tonen. 

8. Das Bild ist nach dem Fixiren rothgelb: Zu kurzes Tonen. 

9. Das Bild ist nach dem Fixiren blaugrau: 



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244 Vierter Abschnitt. 

a) Za langes Tonen (S.218). 

b) Zu langes Aufbewahren nach dem Oopiren. 

c) Das Tonbad enthält zu viel Chlorgold. 

10. Das Bild tont ungleich: 

a) Albuminirnng war schlecht. 

b) Das Tonbad hat nicht alle Theüe des Bildes benetct. 

c) Die Bilder haben im Tonbad aneinander geklebt. 
(Q ad 3e. 

11. Das Bild tont sehr langsam oder garnicht: 

a) Sensibilisiruqgsbad ist unrein. 

b) Goldbad ist mit Hjposuifit verunreinigt oder 

c) zu kalt oder 

(I) zu schwach und arm. 

e) Papier ist zu alt oder nach dem Copiren zu lange aufbewahrt! 

12. Die Lichter erscheinen gelb: 

a) Das Tonbad ist zu sauer. 

b) Zu viel fremdes Licht beim Tonen oder Bevidiren der Copie. 
13 Das Bild hat einen weissen Beschlag: Es ist nicht genug 

beim Waschen bewegt. Abhilfe: Verschwindet beim Fixiren von 
selbst!! 

d) Fehler beim und nach dem Fixiren. 

14. Die Bilder erscheinen in der Durchsieht wolkig: Nicht ge- 

nügend ausfixirt. 

15. Die Lichter erscheinen gelb: 

a)] Fixirbad war sauer. Abhülfe: Einlegen von Kreide. 

b) Fixirbad war zu alt und schwefelhaltig. 

c) Fixirbad war nicht gehörig ausgewaschen. 

16. Die Bilder sind streifig: ünregelmässiges Eintauchen und Be- 

netzen mit dem Fixirbad. 

17. Die Bilder sind fleckig (gelb): 

a) Anfassen mit unreinen Fingern. 

b) Bespritzen mit Hyposulfit. 

c) Fliesspapier zum Trocknen oder 

d) Carton war hyposulfithaltig. 

18. Die Bilder vergilben beim Aufbewahren; 

a) Saurer Kleister. 

b) Schwefel- oder natronhaltiger Garton. 

c) Tonbad oder Fixirbad zu sauer. 

d) ad 14 b. 

19. Die Albuminschicht bildet Blasen: Fehler liegt im Papier. 

Abhülfe: sehr verdünntes Fixirbad. 



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VI. Fehler bei den Operationen. 245 

20. Die Bilder werden rissig beim Aufziehen: Abhülfe: noch 
feucht aufziehen. 

B. Fehler im Eastmanprocess. 

1. Die Bilder sind ohne weisse Lichter: 

a) übercopirt. 

b) Actinisches Licht beim Einlegen in den Copirrahmen. 

2. Die Bilder sind matt: Zu kurze Exposition. 

3. Die Bilder sind gelb: Nicht genügend gereinigt. Abhülfe : Baden 

in verdünnter Schwefelsäure 1 : 100. 

4. 'Die Bilder sind nicht klar: Es fehlt Bromkali im Entwickler. 

Abhülfe: Vermehrung des Bromkali oder Alaunbad mit Salzsäure 
(S. 226). 

5. Die Bilder haben Flecke: 

a) Unreine Hände, Gefässe etc. 

b) Natronhaltiges Filtrirpapier oder CartOn. 

6. Die Bilder treiben Blasen: Fehler im Papier. Abhülfe: Zu- 

fügen von Kochsalz zum auf das Fixirbad folgenden Wasch- 
wasser. Verdünnen des Fixirbades. 

7. Die Bilder erscheinen nach Lackiren milchig: Nicht gut ge- 

trocknet. Abhülfe: Anspritzen mit Alkohol. 

Sonst alle Fehler meist wie bei Albuminpapier. 

C. Fehler im Plaflnofypprocess. 

1. Die Bilder sind kraftlos, verschwommen: 

a) Das Papier selbst, oder die Pressbäusche sind nicht trocken 
genug. Abhülfe: Aufheben in der Chlorcalciumbüchse. 

b) Zu kalter Entwickler. 

2. Die Bilder sind gelb in den Weissen: 

a) Wie eben. 

b) Nicht genügend in Säure gereinigt. 

3. Die Bilder haben gelbe und weisse Punkte: Berührung dor- 

selben mit Chlorcalcium in der Büchse. 

4. Die Bilder sehen körnig aus: 

a) Zu kurze, 

b) zu kalte Entwickelnng. 

5. Die Bilder sind hart: Zu warmer Entwickler. 

Aufkleben und Lackiren wie bei Eastmanpapier. 

D. Fehler im Chlorsilbercollodiumpapler. 

Dieselben decken sich mit denen beim Albuminpapier und können 
deshalb hier fortbleiben. 



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Zu den Tafein. 

In nachstehenden Tafeln sind im Lichtdrnck einzelne Mikrophotogramme wieder- 
gegeben. Die Wahl solcher Bilder für die Beifügung zn einem die Mikrophotographie 
behandelnden Werke ist äusserst schwierig. Es soll möglichst für jede Art der ver> 
schiedenen zur Aufnahme geeigneten Objecte ein Probebild gegeben werden, und doch 
ist die Zahl der Bilder durch den immerhin hohen Preis derselben im Interesse des Werkes 
eine sehr beschränkte. — Es ist deshalb vorliegend die Wahl so gut wie angänglich 
durchgeführt, und sind sowohl zoologische wie botanische und bacteriologische Präparate 
gegeben. 

Von anatomischen Präparaten haben wir deshalb Abstand nehmen znl können ge- 
glaubt, weil die ungeförbten Pflanzen schnitte und Diatomeen (Tafel I No. 2, Tafel II 
1 u. 2, Tafel IV, 1) zur Genüge den Beweis von der Wiedergabe der Details bei un- 
gefärbten Objecten liefern, während sowohl die einfach (Tafel I, 1) wie doppelt geförb- 
ten (Tafel III, 1 u. 2, Tafel lY, 2) Präparate zeigen, dass es recht wohl möglich ist, die 
chemisch am verschiedensten wirksamen Strahlen nebeneinander in gleichem Werthe 
und gleicher Schärfe zur Wiedergabe zu bringen. 

Dass man natürlich, wenn dies bei Roth und Blau, als diametral gegenüberstehenden 
Farben, nebeneinander der Fall ist,, einen gleichen Effect ungleich leichter bei allen an- 
deren Farbencombinationen erreichen kann, ist klar, ebenso wie leicht ersichtlich ist, 
dass wenn man in einem mit Gar min, der für chemische Wirksamkeit ungünstigsten 
Farbe, tief dunkel gefärbten Präparat, wie Aurelia aurita auf Tafel I dies ist, ein de- 
taillirtes Bild erzielt, dies viel besser bei allen anderen Farben geschehen kann. -^ 

Die sämmtlichen Bilder sind bei Kalk licht in der unten angegebenen Exposi- 
tionszeit mit dem auf S. 100 beschriebenen, einfachen Apparat aufgenommen; sie sind, 
da sie ursprünglich nicht für die Wiedergabe durch Lichtdruck bestimmt waren, in 
einzelnen Exemplaren durch die Eigenheit der Photolithographie etwas hart geworden. 

Im Allgemeinen beweist aber der Lichtdruck sicher, dass er sehr wohl berufen 
ist, zur Wiedergabe der mikroskopischen Forschungen im Bilde zu dienen; er ist eben 
ungleich billiger und haltbarer als Copieen auf photographischem Papier, liefert die- 
selbe Zahl der Bilder in kürzerer Zeit und braucht, nach den neuesten Erfahrungen, 
keine für den speciellen Zweck besonders präparirte Negativplatten. Selbstverständlich 
ist bei keinem der Bilder irgend welche Retouche zur Anwendung gekommen. Nirgend 
sind besonders lichtempfindliche Platten angewandt, sondern überall die gewöhnlichen 
Trockenplatten. — 

Tafel I. 1. Anrelia aurita (Ephyrastadium). Vergrösserung : 50. Expositionszeit: 3 
Secunden. Stark mit Carmin gefärbtes Präparat. Aufgenommen mit Eosin- 
platte im gelben stark gedämpften Lichte (Präparat von Elönne u. Müller). 
2. Triceratium antediluvianum. Vergrösserung: öOO. Expositionszeit: 1 Se- 
cunde (Präparat von Bourgogne). 

Tafel II. 1. Mark von Helianthus (Längsschnitt). Vergrösserung: HO. Expositionszeit: 
1 Secunde bei gedämpftem Lichte (Präparat von Dr. H. Burstert). 
2. Querschnitt durch den Stengel von Rumex. Vergrösserung HO. Expo- 
sition wie bei 1 dieser Tafel (Präparat von Dr. H. Burstert). 

Tafel III. 1. Milzbrandbacillen auf Blut. Vergrösserung 750. Exposition 18 Secunden 
Aufgenommen bei gelbem Lichte mit Eosinplatte. Das Blut war roth, die 
Bacillen blau gefärbt; trotzdem sind beide im natürlichen Farbenwerthe 
nebeneinander wiedergegeben (Präparat von L. Bernegau). 
2. Bacillus aus weichem Elsässer Weisswein, Jahrgang 1886. Golmarer Ge- 
wächs. Vergrösserung 750. Exposition 18 Secunden. Aufgenommen mit 
Eosinplatte bei gelbem Lichte (Präparat von Dr. G. Weigelt). 

Tafel IT. 1. Pleurosigma angulatum (Mitteltheil). Vergrösserung 1200. Expositionszeit 
14 Secunden. — Gleiche Schärfe durch das ganze Bild; die einzelnen 
Stellen der Structur erscheinen je nach der Beleuchtung verschieden 
geformt (Präparat von Bourgogne). — 
2. Milzbrandsporen (Reinkultur), Doppel färbnng: Methylenblau und Fuchsin. 
Vergrösserung 1200. Expositionszeit: 45 Secunden. Aufgenommen mit 
Eosinplatte im gelben Lichte. Blau und Roth erscheinen gleichwerthig 
und es ist deutlich die Keimung der Sporen in den einzelnen Exemplaren 
wahrnehmbar. — Zudem erscheinen die einzelnen Sporen nicht flach, 
sondern deutlich rund, walzenförmig (Präparat von L. Bernegau). — 



JAN 2 2 1917 

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Tafel I. 



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TEHLAG TON JULIUS 8PRIKOKK IH BBBLIK. LICHTDRUCK TON ALB. FRISCH IN B^ 



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Tafel I. 




Aurelia aurita. Linearvergrösserung: 50. 




Diatomeenpanzer. Linearvergrösserimg: 500. 

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VERLAG VON JCLIÜS SPRINORK IN BERLIN. 



LICHTDRUCK VON ALB. FRISCH IM : 



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Tafel IL 




Mark von Heiianthus. Linearvergrösserung: 110. 




Quersohüitt durch den Stengel von Rumex. Linearvergrösserung: up. j 

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VEULAO VOM JULIUS SPRINGER IN BERLIN. 



LICHTDRUCK VON ALB. FRISCH IN B 



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IIHibrand*B«oniß« auf Bliit Lineaivergrasseruiig: ?50. 




Spaltpilze aus d0iti Wein. Liuearver^rÖasieruiig: 750. (^ c\r\r\]c> 

igi ize y \^ 



VSJU<A6 von iVtWü SPRJKCEK IK BRItUS. 



LJCUTPBrCli TP» ALB. JBIStJtl IK I 



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Pleurosiuina aitgulatum. (MltteJtliflna) LiQeanrergrQäfiieruiigi 1300. 




Milzbrand - Spdrsn, tn^nkufturO hineB^rvorgrössetr^ag: ISStöjT^ r\r\(j}^ 



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