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Full text of "Die Oden Salomos, syrisch-hebräisch-deutsch : ein kritischer Versuch"

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THE  CAMPBELL  COLLECTION 

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CAMPBELL 
COI. L^TON 


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in  2011  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/dieodensalomossyOOgrim 


i  >  1 1 : 


ODEN  SALOMOS 


SYIUSOH-HEBKÄISCH-DEUTSCH. 


EIN  KRITISCHER  VERSUCH 


VON 


HUBERT  GRIMME, 

0.  ö.  PROFESSOR  AN  DER  UNIVERSITÄT  MÜNSTER   I.  W. 


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UBRADY 


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CAMPBELL 
COLLECTION 


HEIDELBERG,  1911. 

CARL  WINTERS  UNIVERSITÄTSBUCHHANDLUNG. 


Druck  von  Adolf  Holihausen, 

k.  und  k.  Hof-  und  Univcrsitlüs-Ruclulnii-kei'  in 


VORWORT. 


JJie  nachfolgende  Studie  nimmt  den  Faden  der  Unter- 
suchung' über  die  Oden  Salomos  dort  auf,  wo  A.  Harnack  ihn 
hat  fahren  lassen,  geht  also  von  seiner  Ahnung  eines  semitisch 
abgefaßten  Urtextes  zum  Versuch  einer  Wiederherstellung  des- 
selben in  hebräischer  Sprache  über.  Der  großen  Schwierigkeiten 
dieses  Unternehmens  war  ich  mir  wohl  bewußt:  galt  es  doch,  bei 
möglichster  Treue  in  der  Wiedergabe  des  vielfach  verderbten 
syrischen  Textes  einen  grammatisch  korrekten  und  inhaltlich 
klaren  hebräischen  Ausdruck  zu  erzielen,  der  außerdem  noch 
den  Anforderungen  metrisch -strophischer  Genauigkeit  und  dichte- 
rischer Schönheit  genügen  mußte.  Ich  möchte  hoffen,  daß  die 
darauf  verwendete  Mühe  nicht  vergeblich  gewesen  sei  und  die 
Übersetzung  bei  dem  Leser  den  Eindruck  hinterließe,  in  dieser 
Weise  könnte  das  Original  gelautet  haben.  Mit  den  von  mir 
hergestellten  Versen  und  Strophen  hoffe  ich  auch  bei  solchen, 
die  nicht  Anhänger  meines  metrischen  Systems  sind,  einigen 
Beifall  zu  erzielen;  wer  sie  nicht  nach  genau  abgewogenen 
Takten  lesen  will,  der  lese  sie  nach  Hebungen  oder  Wortgipfeln ! 

Da  die  hebräische  Rückübersetzung  der  Oden  im  Mittel- 
punkte meiner  Studie  steht,  so  richtet  sich  nach  ihr  auch  die 
deutsche  Übersetzung;  sie  ist  also  nicht  etwa  als  die  genaue 
Wiedergabe  des  syrischen  Textes  anzusehen!  Um  die  Leser 
stets  über  das  Verhältnis  meiner  hebräischen  Odenfassung  zum 
überlieferten  syrischen  Text  im  klaren  zu  erhalten,  habe  ich  mich 
entschlossen,  letzteren  mitabzudrucken,  wobei  es  sich  im  wesent- 


I\ 

liehen  am  eine  Reproduktion  der  von  Rendel  Barns  gegebenen 
Textform  unter  Benützung  der  von  Schulthess  (  Schu.),  Ungnad- 
Staerk  (  Ung.-St.),  Labourt  (  Lab.),  Diettrich  (=  Diet.)  vor- 
geschlagenen Konjekturen  und  eigener  Vermutungen  handelt. 
Au  der  Punktation  des  Originals  ist  fast  nichts  geändert  wor- 
den; die  auffällige  Verdeutlichung  der  3.  Pers.  Sgl.  fem.  des  Per- 
fekts durch  Unter-  und  Oberpunkt  sowie  die  von  hu  und  hi 
nach  wortschließendem  ä  durch  den  Oberpunkt  habe  ich  belassen, 
auch  auf  weitere  folgerichtige  Durchführung  der  Prinzipien  der 
Punktsetzung  verzichtet.  Die  in  der  Pistis  Sophia  erhaltenen 
Oden  sind  in  der  von  C.  Schmidt  veröffentlichten  und  für  die 
Ungnad-Staerksche  Odenausgabe  revidierten  Form   abgedruckt. 

Die  „Ausführungen''  haben  es  vorwiegend  damit  zu  tun, 
Konsequenzen  aus  meiner  hebräischen  Textformung  zu  ziehen; 
so  ist  in  ihnen  nicht  für  alles,  was  ich  in  der  hebräischen  und 
deutschen  Übersetzung  durch  Sperrdruck  als  christliche  Inter- 
polation bezeichnet  habe,  eine  eingehende  Erklärung  zu  linden. 

Ich  bemerke  noch,  daß  ich  die  syrischen  Begadkepat- 
Buchstaben,  wo  sie  Spirantenwert  haben,  als  w,  %,  &,  ch,  f  und  g> 
transkribiere  und  in  den  hebräischen  Odentexten  mit  dem  zwi- 
schen je  zwei  zusammengehörige  Stichen  gesetzten  Zeichen  | 
auf  die  dreitaktige,  mit  /  auf  die  viertaktige,  mit  //  auf  die 
fünftaktige  Versform  hindeute. 

Münster  i.W.,  den  12.  Juni  1911. 

H.  Grimme. 


DIE  ODEN  SALOMOS  1-  42 


SYRISCH-HEBRÄISCH-DEUTSCH. 


-oc<X>«C<»- 


In  den  folgenden  Texten  bedeutet 

Gewöhnlicher  Satz :  Grundtext  der  Oden ; 
Gesperrter  Satz:  Interpolation; 
Eineckige  Klammer  ():  Nötig  scheinender  Zusatz; 
Doppeleckige  Klammer  []:  Nötig  scheinender  Abstrich; 
Runde  Klammer  ( ) :  Sinnergänzung. 


ODE  1. 

(Tistis  Sophia,  Kap.  59.) 

Der  Herr  ist  auf  meinem  Haupte  wie  ein  Kranz,  und  nicht 
werde  ich  von  ihm  weichen.  —  Geflochten  ist  mir  der  wahre 
Kranz  und  er  hat  deine  Zweige  in  mir  aufsprossen  lassen;  — 
Denn  er  gleicht  nicht  einem  vertrockneten  Kranze,  der  nicht  auf- 
sproßt; sondern  du  bist  lebendig  auf  meinem  Haupte  und  hast 
gesproßt  auf  mir.  —  Deine  Früchte  sind  voll  und  vollkommen, 
angefüllt  mit  deinem  Heil.  .  .  . 

nönn  rntbp  '•S-ronfe  //  ns&ö  bnns-Kbi  rriws  ^ftunrbv  *n*    i 

'ibvrrbv  rrrin  üAtz  //  marnh  iüx  nto  nnwb  ninn  vb   n 

by  rnsm  ,  r 

//  ^nyit^-K1^  dwi  D^n  yiö  in 

;   1Der  Herr  ist  auf  meinem  Haupte   gleich   einem  Kranze,   und 
ich  lasse  ihn  nicht  fahren; 
2  Für  mich  ist  der  Kranz  der  Wahrheit  geflochten,    und   er  hat 
deine  Zweige  bei  mir  aufsprossen  lassen. 
II  3  Nicht  ist  er  wie  ein  trockner  Kranz,  der  nicht  blüht, 

Sondern  du  selbst  lebst  auf  meinem  Haupte  und  hast  auf  mir 
geblüht. 
II  4  Deine  Früchte  sind  reif  und  vollkommen,  voll  deines  Heiles, 


Einleitungsgedicht  (Fragment):  Der  Sänger  bezeichnet  seine  Oden 
als  Blüten  mystischer  Gottesanschauung.  —  Fünftaktisches  Metrum.  — 
Str.  I:  Zum  Bilde  vgl.  die  Beschreibung,  die  der  Talmud  (Schabbath  88  a) 
von  der  Krönung  des  Israeliten  mit  der  Krone  des  Gesetzes  gibt,  s.  Ferd. 
Weber,  Jüdische  Theologie  auf  Grund  des  Talmud  und  verwandter 
Schriften2,  S.  273. 

II.  Grimme,  Oden  Salomos.  1 


OD] 
ODE  2  fehlt. 

ODE  3. 

.K^i-saX  *ajji.3a\  &\»ocr>  ^j*  "i*^.  rfA3  .A  ^**.r*3C\  rdW 
.r^^roijji  jt-i^=a\  jjl.äi.'^d  Cllra4  .A  Ktocn  ^ojji  rcA  octd  CUp^ 
aa\  rdsawia  r^saujiA  rc'-W  j^.^m '''  .twji^vr33.l  acn  rtAr^ 
.rdi^CU  K'acnr^  rcAa'    .>&\*r^  rOK"  Ar^  ca^xJ.i   rd^Kh "    .„x^J 

C\ori\  AnJ&vsa.l  "U^  ocn 10  .K'ira  Khaor^  .t^T=a  oaal  *ujjir^.l 
rt!J.AX=).l  ocno11  ,r^C\co.l  r^ihOca  rcA.t  ocn  Ar^  .&\r<zzj  rcAl 
pdAl     rd*TJS3.l     anjjcn     ,<d     r^.lco !l      .r^acn.1     rdu     .rdnJ^rtt 

a  Cod.  prima  manu  >.'S73.!CT3C\. 

töibx / i 

*6  dk  *yitib  arikb  vtrHib  //  ^anun  oria  panxi  139  vnaRi    n 

lrnwn  ainab  ^k  an*       ainan  'npba  nanan  narS  bar  '»ö  uj 

Dirnn  pfapn 
-n«  arm  -l^s-;>,,,,     ainirnK  arn«  ax*:  "»a  eia>  *naöönn    i 
^«-oa  |ä  rrrm  ;an 
"rin  .t,t  two  pbnrn  //  nvrtö  rvwb-^a  rrrr  nb^bab  paroi  \  i 


ODE  8.  ;; 

nsnS  DTmisTm  misSön  //  rroßnn  ^aö  "»Hu  nn  im  n*t  vn 
vrrn 
wibbn  Hpwi  ipii  Isafen 

i 

1 ziehe  ich  an. 

I     "Und   seine  Glieder  sind    bei    ihm:    ich    hange    mit   ilmen  zu- 
sammen, und  er  liebt  mich. 
3 Nicht  wüßte  ich  ja  den  Herrn  zu  lieben,  wenn  er  mich  nicht 
geliebt  hätte. 
I    4Wer  vermag  der  Liebe  auf  den  Grund   zu  gehen  außer  dem 
Geliebten? 
5  Ich  liebe  den  Geliebten,  und  meine  Seele  sehnt  sich  nach  ihm. 
t    GWo  seine  Gnadengegenwart  ist,  da  bin  auch  ich,  aber  nicht 
als  P^remdling: 
Denn  es  gibt  keine  Eifersucht  beim  Herrn,  dem  Hohen  und 
Barmherzigen. 
T     8Ich  bin  (mit  ihm)  durchmischt:  denn  der  Liebende  hat  den  Ge- 
liebten gefunden, 
9Weil  ich  ihn,  den  Sohn,  liebe,  werde  ich  Sohn  sein. 
I   l0Wer  mit  dem  Unsterblichen   zusammenhängt,   der   wird  auch 
unsterblich  sein, 
11  Und   wer  Wohlgefallen   hat   am   (personifizierten)  Leben,   der 
wird  selber  lebendig  sein. 
I   12Das  ist  Geist  vom  Herrn,  ohne  Falschheit, 

Der  die  Menschen  lehrt,  seine  Wege  zu  erkennen. 
13Werdet  weise,  erkennt  und  wachet!  Hallelujah! 

Odenfragment:  Ausdruck  inniger  Liebesgemeinschaft  zwischen  dem 
Sänger  und  Gott,  aus  welcher  jenem  die  Erkenntnis  der  Wege  Gottes 
fließt-,  Vers  9,  der  von  einer  Gemeinschaft  mit  dem  Sohne  spricht,  ist 
christlich  umgeformt.  —  Fünftaktiges  Metrum,  im  Schlußzusatz  kein  Metrum. 
—  Str.  IV:  S  ndiähä:  gemeint  ist  die  Schechina  (nriDttf)  oder  Gnadengegen- 
wart Gottes,  worüber  Näheres  bei  F.  Weber,  Jiid.  Theol.2  S.  185  ff.  zu  finden 
ist.  —  Str.  V:  Das  Fehlen  von  „mit  ihm",  ohne  welches  der  Sinn  nicht 
rein  herauskommt,  im  syr.  Texte  ist  auffällig.  —  Str.  IV:  „Das  Leben" 
=  „Der  lebendige  Gott".  Es  ist  der  Theologie  der  Oden  Salomos  eigen, 
die  Gottheit  in  ihren  Eigenschaften  verkörpert  darzustellen,  ähnlich  wie 
Johannes  gern  von  dem  verkörperten  Leben,  Licht,  Brot  usw.  spricht. 

1* 


ODK   l 
ODE  4. 


,cnCU°A»».XJ.1  rdlo9  .iCQAr^  r£x*jn  vslOAn^  -*\ii*-r\  JLW  ccA 1 
.rCll^\cvx-  ,cnai^  &\A.i  Aj^so  .rt^rur^  K'i^rc^rj  »cnCUsoxQQJCt 
r*£x*Xa4  .r^oWi&ir^  jSi^OM  "xj.fn  ^SO  oaj^.IOaK'  *U\».  vyc.lOn3 
cCItso  vr^ni  o\=3cn»°  .cnlso  ^.»i*^=D.i  _  CUcn  .so  jsAuoaju  rdX 
.e^Hrdä  rcA.t  c^ocnox  rcAo  .Ai^aoA  }ac\o>so  ncA  .  vyASQJicnsoA 
octAa,  ^so  <^io\_*^so  v\£>aisa*cn:i  p^oa^JC  T-x.^  r^.Tw6 
."a\^&üc\     .vnoaCVziA^     jraii     **^.    Also  '      .ndüULi*    n^oASOO» 


\ 


v\OAC\ixjjo     .vvo'U'ia     cn\    ^*.i»o     .OCD    ^*T»    V>p30\JJ.l    A^sos 

o\=3cn»9    .oqa    oood    *&x&sA    r£j!n\^  rtl^rdso  >=>lc\    .ooA  ^hjjpC' 

(Aiixoajj  ^1a>  rtAr^  .Aso  oMr^  "Uflau.l  r^acn  ccA    .vno^O&oaOx.  A 

c^i*o\^.    vy^anm    oj&väo     .vyLQaüßoi    ^A^.    cocn 10     .v^iso 

.vvo^oA     K'oacvoA    v*-^    oaA11     .r^i.rj.ia    p£sAjj    A    ^.itsoi 

.vA    o^acn   rcA^c^OATua  12    .o^u.looM-r^.i   ^i.tso    A*w    f^ao^oYi 

«n&oAo  ^o^x^  Axäso  rcA.l13    .o\=3cn»  »^so  o\=3cn».i  i*\^  "o.tsoo 

.vy\     r^acn    c£il_^    r^ca\r^    vyr^    T*^.    Ta*-"^     A^u       .*ilr^ 

ovi    n,^.    rtli.so    oMKk     .vysojo    oM.z.i=a    .so    c^acn    ^qoasoo 

.rdcA\<D     .A^ 
a  Cod.  rtlJLl.z.o. 

W  pH  »pt  nh«  Dipöb  ibitri  is^nb  //  "»nb«  ■jtfnp  oipö  *)$na  ;*x     i 
tr^wftiö  niwnnbn  pttnn  //  roapö  nr^n  mra  -jtr-rp  rottn    n 

«hai  ■pon  trtoS''  ^  crotfn  "to^sö     ^riftaita  nrix  runtf  .^r-    w 


ODE  i.  ;) 

yixbb  nwi  lmtnr  'T'iiaac  //  ^rnna  lpma  ibi  "p  jnu  Dinnn  ^     v 

löbr 
13  ni*   ds-^d   //   Mb    nana    sS   ■"jrnian    nnm    vi 

[133*7113    ^]b     D^nit 

d^mäh  D^'isn  //  "■pippö  nnsi  -pcrcn  lrSp-^ttn  vn 

nnru  djh  nnfutf  //  *]b  iSa   ^i6m  "rnöirtp  ^b  oni  p*  viii 

^bsm  rwvb 
nw  toi  ""pH  ttiriaö  piöi  //  dv6k  nris  ntfKn  *}S  iba  Ssn    ix 

•»rm 

n*)bbr\ 

I     Niemand  darf  den  Ort  deines  Heiligtums  vertauschen,  o  Gott; 
2  Es  aber  zu  vertauschen  und  an  einen  andern  Ort  zu  versetzen, 
gibt  es  fürwahr  keine  Macht. 
II     3  Dein  Heiligtum  hattest  du  geplant,  bevor  du  Orte  schufest. 
4 Ist  das  uranfängliche  nicht  verschieden  von  solchen,  die  ihm 
untergeordnet  sind? 
III     5Du  hast  dich  selbst  deinen  Gläubigen  gegeben,  o  Herr; 
Nie  wirst  du  (bei  ihnen)  untätig  und  ohne  Wirkung  sein. 
iy     6 Kostbarer  ist  eine  Stunde  des  Glaubens  an  dich 

Als  alle  Tage  der  Jahre:  wer  zieht  deine  Gnade  an  und  wird 
(dabei)  zuschanden? 
y    8  Fürwahr,  das  Schicksalsbuch  ist  (dir)  bekannt,  und  ihm  sind 
deine  Geschöpfe  bekannt; 
Deine  Heerschaaren   halten   es,   und   deine  auserwählten  Erz- 
engel werden  (dabei)  kraftlos. 
Vi     9Du  hast  uns  mit  dir  Gemeinschaft   gegeben,  nicht  be- 
durftest du  unser; 
Vielmehr  wir  sind  es,  die  deiner  bedürfen,  o  Herr. 
VII   10Sprenge   auf  uns   deine   Tautropfen   und   öffne   deine 
Quellen, 
Die  reichlich  Milch   und  Honig   uns  zufließen  lassen. 


6  ODE  l. 

Vlii    n  Nicht   empfindest  du  Reue  über  deine  Verheissungen,    12und 
das  Ende  ist  dir  offenkundig. 
Was  du  gegeben,  hast  du  frei  gegeben,  13so  daß  du  (es)  nicht 
verminderst  und  zurücknimmst. 
IX    "Alles  war  dir  in  deiner  Eigenschaft  als  Gott  offenbar, 

Und  stand  von  Anfang  an  vor  dir:  und  alles  hast  du  gemacht, 
o  Herr. 

Hallelujah! 

Das  Vorstellende  verdient  kaum  den  Namen  Ode,  sondern  hat  als  Kette 
von  Sentenzen  ohne  innere  Disposition  (wie  Psalm  34  und  145)  zu  gelten; 
höchstens  die  beiden  ersten  Sprüche  könnten  als  zusammengehörig  be- 
zeichnet werden.  Zum  Mangel  an  künstlerischer  Formung  kommt  das 
Fehlen  tieferer  und  speziell  mystischer  Gedanken,  so  daß  man  zweifeln 
kann,  ob  dieser  Abschnitt  auch  nur  teilweise  von  dem  Verfasser  der  übrigen 
Gedichte  herrührt.  Ein  Anhaltspunkt  für  die  Annahme  christlicher  Ab- 
fassung liegt  in  der  Mehrzahl  der  Sprecher  von  Str.  VI  und  VII.  —  Fünf- 
taktiges  Metrum.  —  Str.  I:  Der  Gedanke  wird  durchsichtig,  wenn  man  be- 
achtet, daß  es  dem  Dichter  darum  zu  tun  ist,  den  Gegensatz  „Nicht  darf" 
("X  mit  dem  Partizip  nach  späthebräischem  Sprachgebrauch)  —  „nicht  kann 
man  vertauschen"  herauszuheben-,  S  lä  und  \dlan  sind  dabei  nicht  zu 
halten,  und  mettol  dz  ist  als  Wiedergabe  von  hebr.  *]K  oder  *3  „fürwahr" 
zu  deuten  (ebenso  in  Str.  V).  —  Str.  II:  Über  die  Vorstellung,  daß  der 
Tempel  vor  der  Zeit  erschaffen  sei,  vgl.  F.  Weber,  Jüd.  Theologie2,  S.  198. 
—  Die  Verbindung  von  men  nestahlaf  weist  darauf  hin,  daß  in  der  hebr. 
Vorlage  ein  Verb  gestanden  hat,  dessen  intransitiver  Begriff  komparativi- 
scher Steigerung  fähig  war,  also  etwa  n:ttf  „verschieden  sein".  Nimmt  man 
dazu  den  ganzen  Satz  als  eine  rhetorische  Frage,  so  ist  keine  Sinnschwie- 
rigkeit, mehr  vorhanden.  —  Str.  III:  „Dein  Herz":  nicht  sowohl  poetische 
Phrase,  als  vielmehr  Ausdruck  für  „dich  selbst".  —  Str.  V:  Der  Über- 
setzer hat  in  seiner  hebr.  Vorlage  Dinn  „versiegelte  Urkunde11  als  :nin 
„Siegel"  gelesen  und  dazu  das  Verb  P]öP  „kraftlos  sein"  mit  dem  gleich- 
lautenden „bekleidet  sein"  verwechselt.  Der  ganze  Spruch  handelt  von 
dem  Schicksalsbuche  und  führt  aus,  daß  es  Wissen  von  allen  Geschöpfen 
besitze,  daß  es  von  den  göttlichen  Heerscharen  getragen  weide  und  end- 
lich durch  seine  Macht  die  Erzengel  erzittern  mache.  —  Str.  VI:  Per  zweite 
Vers  zeigt  eine  metrische  Lücke,  die  durch  Einschiebung  von  „o  Herr" 
leicht  zu  füllen  wäre.—  Str.  VIII:  Wörtlich:  „Nicht  ist  bei  dir  Reue,  dal? 
du  Reue  empfändest'';  ich  streiche  den  Daß-Satz,  der  vermutlieh  rar  Ver 
deutlichung  des  mehrsinnigen  ans  vom  Übersetzer  hinzugefügt  ist.  — 
Str.  IX:  „als  Gott"  =  „in  der  Eigenschaft  als  Gott41  scheint  nach  einem 
längeren  hebräischen   Ausdruck  zu  verlangen. 


ODE 


:». 


ODE  5. 


I  Pistis  Sophia,  Kap.  58.) 

Ich  will  dir  danken, 
o  Herr;  denn  du  bist  mein 
Gott!  —  Nicht  verlaß  mich, 
o  Herr,  denn  du  bist 
meine  Hoffnung!  —  Du 
hast  mir  dein  Gericht  um- 
sonst gegeben,  und  ich 
bin  durch  dich  gerettet. 
—  Mögen  hinfallen,  die 
mich  verfolgen,  und  nicht 
laß  sie  mich  sehen !  — 
Möge  eine  Wolke  der  Fin- 
sternis ihre  Augen  be- 
decken und  Nebelhaft  sie 
verdunkeln,  und  nicht  laß 
sie  den  Tag  sehen,  da- 
mit sie  mich  nicht  er- 
greifen !  —  Möge  ihr  Rat- 
schluß machtlos  werden, 
und  wTas  sie  beraten,  über 
sie  kommen!  —  Sie  ha- 
ben einen  Ratschluß  er- 
sonnen, und  nicht  ist  er 
ihnen  gelungen;  und  sie 
sind  besiegt,  obwohl  sie 
mächtig  sind,  und  was 
sie  böswillig  vorbereitet 
haben,  ist  auf  sie  herab- 
gefallen. —  Meine  Hoff- 
nung ist  in  dem  Herrn, 
und  nicht  werde  ich  mich 
fürchten;  denn  du  bist 
mein  Gott,  mein  Erlöser. 


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oen  rtlvsat  A^pja  .Ajj.lr^  rfAc\ 
oen  AA^  vyKtv10  .  Ajj.Tr^  rfA  >lolCl2> 

rfA  r£-W  .^Vjj&ca.l  7Q.l_t33  .i-rsrtli 
den   »sas*.    cC.i.ra:!   A\^?3 12    .£>a=73r^ 


s  ODE  5. 

nnx  n»  "»tpnrbn  \vby  /  ■prm  ^  ■»iin  ■pi« 

dwj?  hm11  Wrpp  /  ^TihmSi  vn  wpw 

^ifpiK^fö  ni«  nrr  161  /  niyn  ^rr  banp 

Dtfon'bp  ab1'  lönpnü  /  vcteb  nnxy  rfwi 

ornöxpro  iSsi  /  rrSsmfc  rm&  w 

Win  netthAi  /  bip  nitopb  d^b  iötr 

npn»-«1?  ^  ••rm  "»a  /  ktk-*6i  ■i'Tirtp  nafe 

nbip  w  San  Tbna  /  üiamA  ^vbp  sin  nro 

^k  löpi  ^by  •'ins  "»a  /  rob*o6  bin  mSaa 

n  ■■  i  S  b  n 

I     1Ich  preise  dich,  Herr;  denn  ich  habe  dich  lieb. 

2 Höchster,  verlaß  mich  nicht;  denn  meine  Hoffnung  bist  du. 
3  Umsonst  ist  mir  dein  Gericht  zuteil  geworden, 
Und  ich  bin  durch  dich  gerettet  worden. 
II     4  Meine  Verfolger  stoßen  auf  mich  und  sehen  mich  nicht. 
5 Eine  finstere  Wolke  bedeckt  ihre  Augen; 
Gewitterdunkel  umschattet  sie  rings, 
6 Nicht  mögen  sie  das  Licht  sehen,  damit  sie  mich  nicht  greifen. 

III  7  Zunichte  wird  ihr  Planen, 

Und  was  sie  sich  ausgedacht,  wendet  sich  gegen  ihr  Haupt. 
8 Sie  ersannen  eine  List,  die  ihnen  nicht  gelingt; 
Sie  fielen  trotz  ihrer  Stärke. 

IV  Sie  bereiteten  sich  vor,  Übles  zu  tun, 
Und  erzielten  keinen  Erfolg. 

9 Meine  Hoffnung   ist   auf  den  Herrn:   deshalb   habe   ich  keine 
Furcht; 
Da  der  Herr  meine  Rettung  ist,  so  zittere  ich  nicht. 
V   10Als  Krone  ist  er  auf  meinem  Haupte:  deshalb  wanke  ich  nicht; 
Wenn  alles  bebt,  so  stehe  ich  fest. 

11  Und  wenn  das  Sichtbare  allzumal  vergeht,  ich  sterbe  nicht; 

12  Denn  der  Herr  ist  bei  mir  und  ich  bin  bei  ihm. 

llallelujah! 


oDi«:  6. 


Ausdruck  des  Dankes  für  den  göttlichen  Beistand,  mit  starker  An 
lehnung  an  den  Psalterstil.  -    Dreitaktigea  .Metrum.      Strophe  I:  „Gericht", 
„durch  dich"  nach  K.      Str.  II:  „stoßen",  zur  Vermittelung  von  K  „fallen" 
und  S  „kommen".  —  Str.  III:  Die  Strophik   erweist  den   überschüssigen 
Vers  von  K  als  echt. 


(Pistis  Sophia,  Kap.  G5.) 

Es  kam  heraus  ein 
Abfluß  und  wurde  ein 
großer,  breiter  Strom. 
Er  riß  alles  (mit 
sich)  und  wendete  sich 
zum  Tempel.  —  Nicht 
konnte  man  ihn  hem- 
men in  Dämmen  und 
gebauten  Ortern,  noch 
konnten  ihn  zurück- 
halten die  Künste  derer, 
die  die  Wasser  hemmen. 
—  Er  wurde  über  das 
ganze  Land  geführt  und 
erfaßte  alles.  —  Es 
tranken,  die  sich  auf 
dem  trocknen  Sande 
befinden ;  ihr  Durst 
wurde  gestillt  und  ge- 
löscht, als  ihnen  der 
Trank  aus  der  Hand 
des  Höchsten  gegeben 
war.  —  Selig  sind  die 
Diener  jenes  Trankes, 
denen  das  Wasser  des 
Herrn  anvertraut  ist! 
Sie  haben  trockne 
Lippen  erfrischt;   Her- 


ODE  6. 
rClAA-sa—m    p£1Acd2    Aläur^    rtH^a 

"^Q.l.t33      lX^       OCT3       .T-=3a=33  3        .Cn=3CUxr3 

ntlra.i^o  ^ux*^  *=73  r^aen  ■u^hS'.iacd4 
KbaaJ      7QI— ^3      rtlA.l       .K'^\.»i-jjrc^_\ 

^i*b\ii  ^a  .r&^zn  cn&v^.t»  >^oor^5 
.*A  >r30Q*^\r^c  cn^Qi  A,-=a.l  .*a\cy3 
_   jruKri6  .cnsaiA  A  j=aa»  cn&vuanx^a 

.rd&\ÄC\  rC.ai  c^iao3d  K'öctdo  r*&&\ 
th\*r4a  asjjlo  ^o.isai^  i*.^  Ai^f 
r£lAi  »cnancAA.  asxÄi.r^r<'Ao!).rt:lÄ»cn\ 
_  ocn&CV\.r*3c\r^  n^A  Ä^o  .r£ur^  >13.1 
As*,  i*\^  K&c^10    .rtoa  ^\.^.l       CUcn.l 


10  ODE  6. 

zensfreude  haben  emp-  rtl^a»i.=^  ^n  .vy*..io  ,i&\x.r^  rcicn-o11 

fangen     die     Entkräf-  %  18        .                   .     ""l 

Uten;  sie  haben  beelen      •■ ▼  ^- 

erfaßt,    indem   sie  den  .r&b\Tzn    ooa.i    »cncvA-i-sa-XLsai    Ai^cn 

Hauch  schickten,  damit 

sie    nicht    stürben.    — 

Sie  haben  Glieder,  die  »i£sa.l    rtlura^o     .K$\xi.n»     K&äao> 


C\sx^r^Ui    .>odCXzq   CWyi*cnb\r^x        CUcn 


gefallen  waren,  aufge- 
richtet; sie  haben  ihrer 


lOOD  ».niTra.!  c^£\XÄJC\  U    .ClSOxoK'  r^C\CT3 


Offenheit  (?)  Kraft  ge-      .^.Jn^    oj.jjK'    r^a.rz)    ^a    .n-Ä-saA 

geben  und  Licht  ihren  . .  i  ••  ,, 

.  ,  .  CVsoxd reo  cvkxi  oc\cn  ..i.li.äJ.1  rd^.icna 

Augen     gegeben.     —  _S  v 

Denn    sie    alle    haben  r^i<r>cuc\      cxcnfrv^rglnA  r£lYi*>  evraen»16 
sich  (sie?)  in  dem  Herrn  .        .  .        .*      17   •  ..    • 

erkannt  und  sind  durch  ~       • 

ewiges,  lebendiges  Was-  rf.i.'jj  rf_i.'.sa.=3  cujjo     .nclvnra        cu  K* 

ser  gerettet-  .«ioU«,    .^okla 

R  Cod.  ,i^CU         b  Harr.-,  Cod.  ntlij^ai        c  Harr.-,  Cod.  jaoa^c^ 
d  Cod.  (Harr.?)   c^iooOJ. 

linsi  na«  'ins*  rrri  ^Sn  //  niT  triöi  nib-bp  T-rob  rwia 

iron*o 
ttiö  p«  nnn*rnp  ttria  //  Dnnarrtoi  p&d  nritn  Tzsn    i 
n^Sr  obipnöi 
lrS«  VTDna  irr  ntf«  pnr  rs  "  x^t  mfn  lS-npi  ^tk  iw&n   u 
mrriK  lrnnn  mS^nn  //  )6vb  in^nn  iaf?  jna    r 

1 tf  n  p 
(InD^arin  "fw  pnttf*i  Sin  rpa*i  //  arni  :h  nn^  vrn  «r  aSfi    i 

■'iö-bp  law  ,/  d^jöi:*  möDm  BftSt  rraö  trfihü  cttüsp-iA    x 

Sin  k¥ö*i  parte 
ühb  jvSp-T  nna  //  "sphrn  rrntw  oman  ps-^^^r  intt*i  v 

m^:r  mhtt&  ii&n  //  wtt-te  ofnpw  rrrittö.1  w^ö  nttn  v  i 

|W1  HPD"1 


ODE  6.  1  1 

dws*i  iipn  tfStfia  Dnaw  //  nitoB  isS^  niofe  roanp  rrortoj  i\ 
rm  ^nxn  ijHfl  n^  "»a  //  Dirrs?^  tiäi  aa^Hö1?  näxy  lina    x 
M^rrtaa 

I     L Ähnlich   wie   eine   Hand    über   die   Zither   fährt,   so   daß   die 
Saiten  reden, 
2  So  fahrt  durch   meine  Glieder  der  Geist  des  Herrn  und  rede 
icli  durch  seine  Liebe. 
I     3Sie  vernichtet  alles,  was  fremd  und  alles,  was  bitter  ist; 
4  Vom  Anbeginn  bis  zum  Ende  ist  nichts,  was  ihr  widerstrebt 
und  sich  gegen  sie  erhebt. 
I     5Der  Herr  hat  reiche  Kenntnis  von  sich  verbreitet  und  er  eifert 
darnach, 
Daß  bekannt  werde,  was  uns  durch  seine  Güte  gespendet  wor- 
den ist. 
Er  hat  uns  seinen  Lobpreis  gegeben  für  seinen  Namen: 
GUnsere  Geister  preisen  seinen  heiligen  Geist, 
r     7Eine   Ergießung   (Emanation)  ist  hervorgegangen   und   ist  zu 
einem  großen  und  breiten  Strom  geworden; 
8 Dieser  hat  alles  überschwemmt  und  hat  den  (die?)  Tempel  zer- 
rieben und  verschwinden  lassen. 
[     9 Nicht  vermochten   ihn   zu   hemmen   von   Menschen    errichtete 
Dämme  und  die  Künste  der  Deichbauer; 

10  Über  das  Antlitz  der  ganzen  Erde  hat  er  sich  verbreitet  und 

hat  alles  angefüllt. 
I       Alle   Durstigen   der   Erde   haben   getrunken,    und    ihr   Durst 
wurde  gestillt  und  gelöscht, 

11  Als  die  Hand  des  Höchsten  ihnen  den  Trank  reichte. 

[  12  Selig  die  Diener  des  Trankes,   die   über    sein  Wasser  gesetzt 
sind! 
13  Sie  haben  die  trocknen  Lippen  verwandelt  und  das  entkräftete 
Herz  gestützt. 
[  14  Seelen   haben   sie  vom  Tode   zurückgehalten   im  Augenblicke 
des  Verscheidens, 
15Und  gefallene  Glieder  aufgerichtet  und  gefestet. 


12  ODE  7. 

X    l6Sie  haben  ihrem  Gange  Kraft  und  ihren  Augen  Licht  gegeben; 
17  Denn  alle  haben  sich  im  Herrn    erkannt   und    sind   aufgelebt 
durch  das  Wasser  des  Lebens [.J. 

Hallelujah! 

Vom  Geiste  des  Herrn  angetrieben  gibt  der  Sänger  eine  vielleicht 
prophetische  Beschreibung  der  Emanation  der  Offenbarung  aus  Gott  und 
ihrer  Wirkungen.  Unmittelbar  vor  der  Ausführung  ein  am  Auftreten  der 
Gemeinde  als  Sprecher  erkennbarer  christlicher  Einschub.  —  Fünftaktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  S  mdmalldla  neben  mdmallel  ist  verdächtig;  vermutlich 
stand  in  der  hebr.  Vorlage  des  ersteren  Tpn.  —  Str.  II:  loh  übersetze,  als 
ob  zweimal  hol  meddem  dj  im  Text  stände.  —  Str.  V:  S  Sohak  uzaiti 
hhaiklä:  Beide  Verben  stehen  so,  als  ob  sie  Synonyma  seien.  Dann  muß 
aber  mit  Gunkel  'aiti  als  „verschwinden  lassen"  genommen  werden,  was 
auch  in  dem  vermutlich  als  Vorlage  anzusetzenden  yblft  steckt.  —  Ob  mit 
haiklä  der  Tempel  zu  Jerusalem  gemeint  ist,  scheint  mir  nicht  ausgemacht; 
vielleicht  beschreibt  der  Sänger  die  Vernichtung  aller  Tempel,  der  jüdischen 
wie  der  heidnischen,  durch  die  Macht  der  göttlichen  Emanation.  —  Str.  VI: 
S  keliäne  dawnai  näSä:  aus  K  „Dämme  und  gebaute  Örter"  schließe  ich  für 
S,  daß  statt  dawnai  „der  Söhne"  zu  lesen  ist  dawnau  „die  gebaut  haben". 
—  Str.  VIII:  S  „gelöster  Wille"  sowie  K  „die  Entkräfteten"  führt  auf  hebr. 
[VST)  als  Vorlage.  —  Str.  IX:  S  „Seelen,  die  nahe  waren  am  Herausgehen", 
K  „Seelen,  indem  sie  den  Hauch  schickten":  vielleicht  liegt  hebr.  mn^wE 
rrnn  zu  Grunde.  —  Str.  X:  Ich  halte  gegen  Harris  an  der  Echtheit  von 
metiphon  fest,  indem  ich  darin  die  Übersetzung  von  hebr.  ^7?TÖ  „Gang" 
sehe,  das  einen  viel  besseren  Parallelismus  zu  „Auge"  abgibt  als  „Schwach- 
heit". —  S  'ennon  „sie"  erklärt  sich  vielleicht  als  Wiedergabe  von  grieeh 
avTovg,  das  aber  ursprünglich  ccvtovs  war.  —  Das  Schlußwort  dal  'älam 
„der  Ewigkeit"  nehme  ich  für  späten  Zusatz,  da  es  für  den  Sinn  über- 
flüssig ist  und  aus  dem  Metrum  herausfällt  (ähnlich  wie  am  Schluß  von 
Ode  10  und  32). 


ODE  7. 
.r<Ll.xA^     r<Al    Au?3     aa»ir£a     ^oa      .rC.saui  l    A^     K&otjjI 


ODE  7.  L3 

.,cha_^r^  "T-s^v-flor^  K'^CVsa.i^ ''  .)aDCUnDDr^.l  <\\~n  ,£>C\^c^ 
CUocn.l  A  y^  .cn^*VJJ  JA.  &i^\  rd\o7  .»cnCUx^AK'.l  A^73 
>^iia^  vryt^a  .»cnO&sAr^.l  A^r*3  K(C\cn  ,.1^  vryp^s  .AIjj 
r^n^^vÄ     K'^viw.T».!     cnarar^ 9       .aalrz)     vsOÄcnr^    rd\i     A\p3 

.»CTDCMÜ^    »T>3    r^C\CT3    *TQi.A.U     .r^&OlAu   t^  1=3.1   C\(D IU     .r^&X^.?».!    OCTD 

ja,    iruocn    1A^..1    "to.ttts    »^j»     .rtfacnr^    r?.\    .j^    ^is.i    ocno11 

r?\x  ,a3G&\*r^  CV.ocdi  A\pa 13  .co^\ax=>i  ^3  A  not^o  aai^s 
c^U)&vJ.t  crA  ^3oa» u  .^  ocpc\=3r^c\  r^sal^.i  itüaftL  .rdlnjj 
._  CUr^  m^..!  acrA  CV^..1Q^\I31  Ai^3  lo  .^JlW  oaL.ll  ^Lrd\ 
cnjjior^  "U^.  r^^\^.iiAlb  .aocn  ooax^i  ^3.1  oirtnoi  <<!A.!o 
•xuaoo1'  .r^ibaai.  aniA  As  ca.&uK'a  cn^ior^o  aa»&\2ir^  .aasafio 
.K&TuA  rös.T^.  &\ix>j=3  «=33  &\*Acnc\  .cnicnCU.i  ^a^.  arnl^ 
aaloiaSi  A  \,*73Q  .r^inra  r^ocn  jjA^jcn  .Ktocn  j*i\ä  i*.^  aaira18 
ainoasal  .>ct3aa£.Tix=D  r^jyi^.zn  ^.^»^\3a lü  ."^o.T^a  Aa  .lOjjrO 
ftnAis20  .r^i^a.i  cn&u&vrTS.i  K'iasovsa  ocal  ^fv.K'.i  .aLc^A 
»-•r^^J^J».!  r^i&xxnrao  .r^GiMA  cn\  ^oi'wya  cn^iortlA 
»cnaj^j-n  c\u>&\jo  .ccl*v.M  tcnazaja  cu\rtl321  ,>cnair> 
.r^U>C\  ocn  ^a*inl  A  \*yi  .cruaus  rdisaA  _  ftuniJO 
.>sn\&&  ^^-^  ^a^.a  .rc^»ir^  ^  p^rC'AßD  >5a*i^^a 
cn£\^..j*  aal  &\b\r^X  A\*73  .r^$\^:f*  rd\  i±^<.  crA  &\ln.u^r^ 
rd_»T_^3.i  CT3&a.a_i-^  ^jjsav^i  ^A*r^  c\T.sau2a  .r^i-rai 
r^acni     n^ssa*    vyt^o     w   c\cre*iciS3V=?3        arajnJO26      .rtflsa*i^33 


I  I  ODE  7. 

.cn&CU    ntoacVÄ.i    rein    o*^\2isaA    .cn&u'rrA  .raoa»  "U^  cöaOÄ  ^ 
.rCciUcn    .cn^a^iX  aajjo  ct3&\cu&\\.&jj<'  ©.tO!^29    .<T>£>cVAxnx:m 
11  Cod.  rc'-saxjji  b  Cod.  rtlxSai  c  Cod.  K^CU&Aajj. 

jn\^  *to  kot  rans-Sx  ttntoö  jr n  /  nptthrrbp  in  pn  rrora 
■»3Ti6  *&w  w  rri  wn  /  rSs  fÄnöi  ■•hu  ""torftä 
lnWa  nripn  irnito  /  löro  ^rcbtA  rata  ^jrnn     1 
jy&b  '•rntna  sttfm  /  inb'spK  jp&b   ••aiöa  ■»rri 
i  n  #  a  b m 

inapö  Darr  nbann  *aia  um  /  npin  nix£  njnn  ■o«  «in   J 

wm  ntopa  itti  pt  /  r\™  on6a  *aha  ittn 

(fiinjhö  nnpbi  iSxtrb  ^  jm  /  Wan  Tina  ":in  p-bp    i 

dtoki  CÄ^ipri  kiSe  »in  .'  jrta  ^aö  sin  ^ 

in -ins  nah  itrx  /  n^äS  niinrib  mann    v: 

d^ö3ö  r'n  ^a  lftv  abi  /  on^irns  ipv  \y6b 

^'b^b  irwan  ircHm  wrnn  /  ia*inb  rwrnn  rrch  vi 

nip-np  i#inö  irii«  ^Ssi  /  rnn  mips  p^p  p*i 

^an  baSa*'  irina  -napai  /  fia  n:h  löatpö  rrm  vu 

ttina  vtf-n&bö  ntoaö  /  rtfnpa  frbpn  snirp 

•»in* 
nan&n  miaai  nfvia  /  iS  n&pi  inmpb  ikx 


ODE  7.  ,r> 

\vbyn    lbfcrpi    /    rieb   liinn    D^iraa    lnifa^p" 

1  n  a  n  k  a 
pitoni  jniinö  nsi'^n  nbim  /  n*vi  anp'1  mri  ^a     \ 

nS  naa  ^iia  nyn  '•a  /  nin-«b  nrnaa  nifaj&n-D-p 
DrimbtB  lanpM  /  p^p  ""jh*  aito  D'nmtfö  nttf    xi 
ani^in  •'in*  mafinai  /  ava  arnaS  rm 
d$k  sSi  npn-^a  nf?i  /  rno  bin  ■■rp-^Ki  xn 

n^nna  rS«  nan  Sip  n^':b  /  i^rwiib  nkn  \h: 
n^bbn  lnaito  iT»im  imin:  mn 

[    1  Ähnlich  wie  der  Lauf  des  Zornes  gegen  die  Frevelhaftigkeit 
Ist    der    Freude    Lauf   zur   Liebe    und    bringt   Früchte    ohne 

Unterlaß. 
2 Meine  Freude  ist  der  Herr,  und  mein  Lauf  geht  zu  ihm: 
Gut  ist  dieser  mein  Weg,  3er  führt  mich  hin  zum  Herrn. 
Er  hat  sich  selbst  mir  reichlich  zu  erkennen  gegeben  4in  seiner 

Einfachheit; 
Seine  Güte  hat  seine  Größe  klein  gemacht. 
5Er  wurde  wie  ich,  damit  ich  ihn  aufnehme; 
6  Er  wurde  mir  gleich   erachtet,   damit  ich  ihn  anzöge. 
[     7 Nicht  erbebte  ich,  als  ich  auf  ihn  blickte; 
Denn  er  ist  mein  Erbarmer. 
8Wie  mein  Wesen  ward  er,  damit  ich  ihn  begriffe, 
Und   mir   gleich   an   Gestalt,   damit   ich  mich  von   ihm 
nicht  abwendete. 
t    9  Er,  der  Vater  der  Erkenntnis,  das  Wort  der  Erkenntnis, 
10 Er,  der  Schöpfer  der  Weisheit,  ist  weiser  als  seine  Diener; 
11  Und  er,  der  mich  bildete,  bevor  ich  ms  Dasein  trat, 
Wußte,  was  ich  tun  würde,  wenn  ich  geschaffen  wäre. 
7   12  Darum    erbarmte    er    sich    meiner    in    seiner    großen    Barm- 
herzigkeit 
Und    gewährte    mir,    ihn    zu    bitten   und   zu   empfangen   von 
seinem  Wissen  (?), 


16  ODE  7. 

18  Daß  er  unvergänglich  ist, 
Die  Fülle  der  Welten  und  ihr  Vater. 
VI    14Er  gestattete  ihm,  denen  zu  erscheinen, 
Die  sein  Eigen  sind; 
15  Damit  sie  kennen  lernten,  wer  sie  gemacht  hat, 
Und  nicht  meinten,  daß  sie  aus  sich  selbst  entstanden 
wären. 
VII    16  Das  Wissen  hat  er  als  Weg  zu  sich  gemacht, 

Hat  ihn  breit  und  lang  gemacht  und  zu  aller  Vollkommenheit 
hinführen  lassen, 

17  Über  ihn  hat  die  Ausflüsse  seines  Lichtes  gesetzt: 
Den  bin  ich  gewandelt  von  Anfang  zu  Ende. 

VIII   18Aus    sich    ist    er    geworden    und    ruhte    sich    aus    im 
Sohne, 
Und  um  seines  Erlösungsaktes  willen  (er)hält  er  Jeg- 
liches. 
19Der  Höchste  gibt  sich  zu  erkennen  unter  seinen  Hei- 
ligen, 
Dadurch,  daß  er  den  Sangeskundigen  Botschaft  bringt 
von  der  Ankunft  des  Herrn; 
IX  20Damit  sie  ihm  entgegengehen  und  ihm  spielen 
Unter  Jubel  auf  der  Zither,  der  melodienreichen, 
21(Damit)  die  Seher  kommen  und  vor  ihm  erscheinen 
22Und  den  Höchsten  preisen  in  seiner  Liebe: 
X       „Fürwahr,  er  ist  nahe  und  erschienen! 

23Und   der  Haß  wird  weggenommen   von   der  Erde    und 
versenkt. 
Mit  der  Eifersucht    24wird  das  Nichtwissen  vertilgt; 
Denn  gekommen  ist  die  Erkenntnis  des  Herrn." 
Xi   25Es    mögen    die    Sänger    die    Gnade    des    Herrn,     des 
Höchsten,  besingen 
26Und  ihre  Psalmen  zum  Opfer  darbringen! 
(Hell)  wie  der  Tag  mögen  ihre  Herzen  sein, 
Und  wie  die  Herrlichkeit  des  Herrn  ihre  Töne! 
Xii   27Und  nichts  sei  widerstrebend. 

Und  nichts  ohne  Erkenntnis  oder  stumm. 


ODE  7.  IT 

88Den  Mund  hat  er  seinen  Geschöpfen  verliehen, 
Um  des  Mundes  Stimme  zu  seinem  Preise  laut  werden 

zu  hissen. 
Preiset  seine  Macht  und  verkündet,  seine  Gnade! 

Ballelujah! 

Der  Sänger  führt  aus,  wie  er  mit  Hilfe  des  ihm  von  Gott  bescheerteo 

Wissens  den  Weg1  zu  Gott  gefunden  liabe.  Von  späterer  Hand  .sind  ein- 
gefügt: V.  5  f.  und  V.  8,  wo  von  der  Menschwerdung  des  Gottessohnes  die 
Rede  ist,  V.  14,  wo  gesagt  wird,  daß  die  Menschwerdung  mit  Zustimmung 
des  Vaters  erfolgt  sei,  V.  18—24  mit  der  Definition  des  Verhältnisses  zwi- 
schen Vater  und  Sohn  und  der  Darlegung  der  Aufgabe,  die  den  Sängern 
und  Propheten  in  der  christlichen  Gemeinde  obliegt;  vielleicht  auch  V.25— 28, 
worin  auf  das  Geziemende  des  Singens  der  ganzen  Gemeinde  hingewiesen 
wird.  —  Viertaktiges  Metrum  (außer  im  prosaischen  Schlußsatz).  —  Str.  II: 
S  baßi(,up9h  „in  seiner  Einfalt"  wird  durch  die  Metrik  dem  Vorhergehenden 
zugewiesen.  —  Str.  V:  S  men  deiohdjieh  „von  seinem  Opfer":  Da  hier  mit 
dem  Begriff  „Opfer"  wenig  anzufangen  ist,  hat  Nestle  vermutet,  der  syrische 
Übersetzer  habe  ein  ovaCa  seiner  griechischen  Vorlage  als  dvata  gelesen. 
Dagegen,  daß  „Wesenheit  (Gottes)"  das  Ursprüngliche  sei,  erheben  sich 
mir  Bedenken.  An  keiner  anderen  Stelle  der  Oden  versteigt  sich  der 
Sänger  zu  der  Kühnheit  der  Auffassung,  mit  Gott  wesensgleich  zu  sein-, 
sein  mystisches  Ideal  ist  die  Annäherung  (36,  8),  das  Vermischtsein  mit 
Gott  (3,  8).  Wie  paßt  ferner  V.  13,  die  zweite  Hälfte  der  Strophe,  zu  dem 
durch  Nestles  Konjektur  in  die  erste  Hälfte  getragenen  Gedanken?  Wäre 
es  logisch,  zu  sagen:  Weil  Gott  unvergänglich,  die  Fülle  der  Welten  und 
ihr  Vater  ist,  deshalb  gibt  er  von  seinem  Wesen  mit?  So  scheint  mir  von 
dieser  Seite  keine  Heilung  der  Stelle  möglich.  Sinngemäßer  wäre  die  Ver- 
änderung von  dewtopeh  in  ida\peh  „sein  Wissen" :  die  zweite  Strophenhälfte 
(dessen  mettol  de  ich  =  "O  „daß"  ansetze)  würde  dann  besagen,  worin 
dieses  Wissen  von  Gott  besteht.  —  Str.  VI:  S  law  —  jro  „gestatten".  — 
Str.  VII:  lekbäpä  bedeutet  hier  wie  Ode  10,  7  und  39,  9  wohl  „Enden, 
Ausläufer";  in  anderer  Bedeutung  steht  es  Ode  39,  10.  —  Str.  VIII:  Um 
zum  Verständnis  des  Schlußsatzes  zu  gelangen,  halte  ich  für  nötig,  das 
Genetivverhältnis  zwischen  mazmure  und  mepipä  durch  Entfernung  von  dd 
aufzuheben,  wodurch  lamsabbäru  ein  Objekt  bekommt.  Der  umständliche 
Ausdruck  „denen,  die  Gesänge  haben"  erinnert  an  I  Chr.  25,  7  TEP'HJabtt 
m.Tb.  —  Str.  IX:  S  da  wohl  =  ntfK  in  der  Bedeutung  „damit".  —  Str.  X: 
S  mettol  dd  =  ^  in  der  Bedeutung  „fürwahr".  —  Str.  XI:  S  ne\mäphon  = 
Dlö^a  „Töne,  Gesänge".  —  Str.  XII:  Das  zweite  ddlä  beweist,  daß  der 
vorhergehende  Stichos  ein  abgeschlossener  Satz  ist,  womit  sich  die  Lesung 
ddnaßä  nicht  verträgt;  unsere  Konjektur  dürfte  sich  durch  Einfachheit 
empfehlen. 

H.  Grimme,  Oden  Salomos.  2 


IS  ODE  8. 


ODE  8. 


nci^_oa_Jc\ 2  .rCLfti-Sa.1  ere^_*.iA  CV^CMaA  CUjca^  Ojjca^ l 
c^ircl^  <\»b\*zn\]  .K'cViaaoA  rCl^i^o  rdraA  p]  ^_C\a:3C\jj 
.creicrec\_l_:3  K&cx'n^a  aii2asaAC\a  .r£x_»:to  rCix-jj  rf^in^ 
C\CNCT3.1         CUCT3         .ClÄÄ^JchK'   ^3V=3-1         euere    asaxn^K'o    cöiao 4 

"U^.  oai^si»7  _  ai^aa».i\  erv3a*"icV\chK\i  cvsa»icV\cV\c^  Axasa 
.rd-ii.i— ^— sp       ei— ^— \    Ktocre    c\crec\      ,>cre        a^sa^.    rdi^n.i 

^-^»    rtA10      .pe.ra»T=73l     crech^j*    alnoo       .r^iit.l     ndsa^&vSk 
cu\cSa=Ab    pcA    a^       euA    rdir^   i.5]^    70*-^*)       euyioora 

^»T^3^>=»3.1  CUcre     »xW    Ol^11  e\iA     rdlr^    K<CUj£73.1     Xi.1^3 

»cVviw.i»  a^».io ll?  .cos  ^i^cte*).!  euere  >cV\cu3a*cn  oi^'2  .cos 
.^.«.sajji.i  ..A*r^  r^=jc\iA=3  ».jarajjai  M  .A  ^.^.i»  r^iixa.i  euere 
ndW   ^^i*.l    A^=73 16    .A».l    ^53    »Ar*'  rCir?  v^cn.r33    1*\^    ncAK> 

_  O W    cVvA-ÄcH-ßor^  _  oocre.^,1     ru.l     70.1-13    ^_soc\     _  oca—X 

_  OQQxro.lcre  cHlrichr^  rt-lr*1'  CUK*  cVvs*-nj^  rCilr^  _  ooQAAo^i^o 
>— L»l  n£x»jn  cCnLu  ^_ö^ucii  ^_^£3?^  chrnJ^  A*t  rc^'icV>c\ 
_  c\oa=3  r<l3r^  eV\aar3  rcAa  ^  oeras  eVvAn.^K' '  .aars  _  evjjrgin 
av.^73  ~°  .»cyvrxiAjöa.i  ndijLjja  c\cn»cH»t<>  r^mi.  1*^.  A»-i  M 
rC.3r^L1  _  cxcreA  Qax9^b>^n   r^A.1  oK1  .,im.  AsmCU  -uOxxi  Ax^cre 

ncAc\     .|cV\aa.».i\        acniso.iao     rdl^K'a B  >^*J    cKscuao    A»i 

a^Qooa   a^.=3  ~;     .oere        cvaa3a^..i    ^\zn    .»sox.   ^=n        o.tuocKtj 


ODE  19 


,v  Harr,  ex  errore  cvilnoa\a  b  Harr.;  Cod.  -fc_OÄi.cvnA 

°  Cod.  (Harr.?)  ndlWa        d  Cod.  cv^ojK'. 

ffwinp  s^e  Dirorw  3nni  /  rha  nS^S  töaab  iS:  iba     i 

rrartp  nrnipnro  ninSi  /  o^np  D^'n  *iitb  nnanS 
ci-a  nnsu  "o  D-ttrtön  nan  /  nmjrnp  b^ipan  lÄfam  i6ip    n 
oänpis  nöönnn  "o  /  lrtMn  "ob  tntia&n 
nib  nrriw  rrjr  Kirn  /  ddbp  ■>riK  p1    m 
oimp  mir  nnris  /  ddS  DiSön  \mm 
fvbpn  chk)  njri  ibspi  /  nsan  nin  lyiKPi    iv 
D3^k  TÜKtf  ainnS  kS-dj  /  ai^  -i&fcttf  oin^n  jrr  sS 
rm  möiün  wiök  riötf  /  13  Dnotfin  ^id  n»tf     v 
pdi-iks  witk  ^liriK  /  nöK3  ■»jh'p  ,,njn  ijh 
Tiönn  dst«i  Döba  Tnpn  /  djhk  s3  ^#ö  ■»»  3^k-kS    vi 
13  nt  jpbS  ^np  nbn  niritfb  /  i&S  ntf  tipki  tarnaK  Tnr 

■»fvowiö  pKi  W  nen  /  dhö  #1:2*061  ans  Tixsn  vn 

DiT^H  PDäTK^  "tt  IX  /  ''tWrtP  K1SK  DÖlpJT  "»Ö 

nra  voah  w^  ^  höh  /  triiaan  nSi  niian  tiööt  "ok  viii 

Drix  sin  ■o  titf  norrtK  /  ^np^  ornab  biw 
vis  onötto  mns3  rariK  /  "»hu  "form  Höj?  i9?m  tfÄtonn    ix 
DiraK  ottfb  cpöbiH?33  /  Dtran  lten  vhi»  pfr» 

rr  i  b  S  n 

I  öffnet,  ja  eröffnet  eure  Herzen  dem  Jubel  des  Herrn, 

2  Und  eure  Liebe  wachse  vom  Herzen  zu  den  Lippen, 

3  Um  dem  Herrn  ein  heiliges  Leben  als  Frucht  zu  bringen 
Und  in  Verzückung  von  seinem  Lichte  zu  reden. 

II  4 Erhebt  euch  und  steht  auf,  ihr  bisher  Niedergebeugten! 

5 Ihr  Stillen  redet,  da  euer  Mund  erschlossen  ward! 

2* 


20  ODE  8. 

'Ihr  Verachteten,  wohlan,  erhehet  euch; 
Denn  eure  Gerechtigkeit  ist  erhöht  worden. 

III  7Die  Rechte  des  Herrn  ist  mit  euch, 

Und  er  wird  euch  eine  Hilfe  sein. 
8  Friede  ist  euch  bereitet, 
Bevor  noch  euer  Krieg  gewesen. 

IV  »Hört  das  Wort  der  Wahrheit 

Und  empfangt  die  Erkenntnis  (des  Herrn,)  des  Höchsten: 
10  „Nicht  wußte  euer  Fleisch,  was  ich  euch  sage, 
Noch  euer  Herz  meine  Mitteilung  an  euch." 
V   n  „Bewahret  mein  Geheimnis,  ihr,  die  ihr  dadurch  bewahrt  seid! 
12  Bewahrt  meinen  Glauben  (=  Sicherheit),  ihr,  die  ihr  dadurch 

gesichert  seid! 
13 Erkennt  meine  Erkenntnis,  ihr,  die  ihr  aufrichtig  mich  erkennt! 
14 Liebt  mich  in  Liebe,  ihr,  meine  Liebhaber!" 
VI   15  „Nicht  wende  ich  mein  Antlitz  von  den  Meinigen,    16  weil  ich 
sie  kenne; 
Ich  habe  sie  durchforscht  und  ihr  Antlitz  in  ihrem  Urzustände 
gesiegelt. 
17  Ihre  Glieder  habe  ich  gebildet,  meine  Brüste  für  sie  bereitet, 
Damit  sie  meine  heilige  Milch  tränken  und   dadurch  lebten." 
VII   18„Ich  habe  Wohlgefallen  an  ihnen  und  schäme  mich  ihrer  nicht; 
19  Sie  sind  mein  Werk  und  die  Zeugungskrai't  meiner  Gedanken. 
20 Wer  wird  nun  gegen  meine  Werke  auftreten? 
Oder  wer  wird  ihnen  nicht  gehorchen?" 
VIII   21  „Ich  habe  Verstand  und  Herz  geplant  und  geschaffen; 

Sie  sind  mein  und  ich   habe   meine  Ausgewählten  zu  meiner 
Rechten  gestellt. 
22  Ich  offenbarte  vor  ihnen  meine  Gerechtigkeit: 
Nicht  sollen  sie  meines  Namens  entbehren;    denn  er   ist    mit 
ihnen." 
IX  23 Betet  und  preiset  und  bleibt  in  der  Barmherzigkeit  dos  Herrn, 
24 Mitgeliebt  in  dem  Geliebten,  mitbewahrt  in  dem  Lebenden; 
25  Und  miterlöst  in  dem  Erlösten  werdet   ihr  unvergänglich    er- 
funden 
In  alle  Ewigkeit  auf  den  Namen  eures  Vaters. 

llallelujah! 


ODE  :».  21 

Aufforderung  au  die  Auserwählten,  Friedensworte  zu  vernehmen, 
die  die  göttliche  Wahrheit  durch  den  Sänger  verkündigen  läßt,  Zu  Schluß 
eine  christliche  Wendung.  —  Viertaktiges  Bietrum.  —  Str.  I:  s  \iru,p&\ 
nach  dem  Zusammenhang  wohl  etwas  wie  „Verzückung".  —  Str.  III: 
„Hilfe"  statt  „Heller"  aus  metrischen  Gründen,  wie  auch  der  Binschub 
„Herr"  in  Str.  IV.  —  Str.  IV:  Dir  direkte  Rede  Gottes  beginnt  wohl  schon 
in  der  Mitte  von  Str.  IV,  nicht,  wie  Diettrich  annimmt,  zu  Anfang  von 
Str.  V.  —  Str.  V:  Man  beachte,  wie  hier  gleichwie  in  Str.  IX  der  ins 
Hebräische  zurückübersetzte  Text  eine  Kette  von  Wortspielen  ergibt.  — 
Str.  VI:  Unter  dem  „Siegeln"  des  Antlitzes  ist  das  Aufbewahrthalten  vor 
dem  Eintritt  in  den  Körper  zu  verstehen,  vgl.  Deuteron.  32,  34:  „Ist  es 
nicht  bei  mir  aufbewahrt  und  versiegelt  in  meiner  Schatzkammer?".  — 
Str.  VIII :  S  weenlä  gibt  einen  ungenügenden  Sinn:  die  nächstliegende 
Konjektur  ist  iveegle  „ich  offenbare".  —  Str.  IX:  Ist  das  ua  vor  hdwiwe  echt, 
so  wird  man  dasjenige  vor  d-dä  Jpwälä  tilgen  müssen.  —  Der  „Geliebte", 
„Lebende",  „Erlöste"  ist  der  Sänger  selbst,  der  seinen  Anhängern  das- 
jenige in  Aussicht  stellt,  was  er  bereits  errungen  hat. 


ODE  9. 

><T>a_l_*_rD^c\    rdisa.i    oasa^JfcvÄ2      .>t<M         a«A    \b\r4    rtlJr^ 

rtll.io  .;*A^A.i  rtlijj  cn^ru^-ioSo  _  Qariio^r^  CVAiaaj  rd'tjsa.l 
CVi3.na  .r^rsr^  KfcrurCrD  aioA^.4  ^  a^AisaCVr.  >030o^r<'  rcAruj 
.cn£\a__ n_ 1~^_=3  ania^K'a  cuujA\r^5  .nclsa»,r.'=?3.i  cn^u^-i^i 
^xLr^  _  genial 7  .»cnaooAjA  aaA  rtT-^iYr.  i*.^.  rC^rC*  in.J3Q^3  6 
rdA  .»cnOl^.T».!  J3C\öS  fA»K'o  .rdsinrD  _  CU2ü  rCA  fi^sax..! 
^aLtAl    rC.L.\.^8        ooScnm    rfA        CVnPQi.i        CUcn.TO        o.irarCli 

.c\ocn  rdjiA  Aj^gg  "U^  rC^a^oo  .r€xznx  <^vun*  r<ÄrtlÄ 9 
ca3n>n->  ctAilA.  toaifio11  .cnoArscn»  _  a^lo  r^ncicu.ix  cn&\=aoojo10 


ODE  9. 
ft  Cod.  »acn. 

M:'£:  oajnKi  dd^s::  '•S-ian  /  Bäht  Wim  Da-Jt«  lba     i 

irpttfö-bK  ntrn^  tfnpn  mbn  /  iähi  Tnrnip 

D^n  ddw  ijHn  ina«n  /  orrn  *rm  piha    I 
nona  nsm  lpmnn  /  jrbp  nip  inp  [  •  i  mhno  rrwi 
rhpb  iKam6  DVBittrba  /  r'TDn  ddS  biW  *rtbaK  iri 
wiharriA  trtapam  /  nwyh  vbnv  ein 
(t>*Tpb  ofcirfc  Tnepa  ntfa  /  na«  fern  dSip  nna  i| 
cab  mim  pnin  irroS»!  /  nnin  Waa  v'n  niinp 
nißa  nn:r  Dt  ntf*rbai    -n«  rna^w  naa  *ina  ■ort»    v 
aanjntfn  naum  oä^a  rritfn  /  aiS  nw  Daran 
mSbn 

I   2 Öffnet  eure  Obren:  ich  will  zu  euch  reden, 

Gebt    mir    euch    selbst,    so   will   ich    mich   selbst   euch 
geben: 
2  Das  Wort  des  Herrn  und  seinen  Gnadenwillen, 
Den  heiligen  Ratschluß,  den  er  über  seinen  Gesalbten 
gefaßt  hat. 
II    3Auf  dem  Gnadenwillen  des  Herrn  beruht  euer  Leben, 

Und  sein  Ratschluß  ist  ewiges  Leben  und  eure  Vollendung  ist 
unvergänglich. 
4  Seid   reich  in  Gott,   nehmt  den   Ratschluß   des  Höchsten   auf. 
5 Seid  stark  und  laßt  euch  durch  seine  Gnade  erlösen! 

III  GIch  verkündige  euch  Frieden,  euch,  seinen  Heiligen: 
7 Alle,  die  es  hören,  werden  nicht  in  Krieg  geraten. 

Und  die  es  erkannt  haben,  werden  nicht  verloren  geben. 
Und  die  es  annehmen,  werden  nicht  zu  Schanden  neiden 

IV  sEine  ewige  Krone  ist  die  Wahrheit: 


ODE  IQ.  23 

Selig-  die,  welche  sie  auf  ihr  Haupt  setzen   *ala  Schmuck! 
Kriege  sind  um  diese  Krone  gefuhrt  worden, 
10 Und  die  Gerechtigkeit  bat  sie  errungen  und   euch   gegeben. 
V   n Setzt  die  Krone  der  Wahrheit  auf  den  Bund  des  Herrn! 
12 Und  alle,  die  gerechtfertigt  sind,  sollen  eingetragen  werden  in 

sein  Buch; 
13 Ihr  Eingetragensein  bedeutet  Rechtfertigung  für  euch: 
Sie  siebt  auf  eueli  nieder  und  will,  daß  ihr  erlöst  werdet. 

Hallelujah! 

Verkündigung  von  Frieden  und  Rechtfertigung  für  diejenigen,  die 
die  göttliche  Wahrheit  hüten.  Der  ursprüngliche  Gedankengang  wird  durch 
zwei  christliche  Einschübe  in  Strophe  I  unterbrochen  und  entstellt.  — 
Viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  „Eure  (meine)  Seele"  =  euch  (mich)  selbst. 
—  S  sewjänä  =  fisn  „Gnade,  Wille",  ebenso  Ode  19,  8  u.  ö.  —  Str.  II: 
S  ''awä  fällt  aus  dem  Metrum;  ich  nehme  es  für  spätsyr.  Zusatz.  —  Str.  IV: 
Es  geht  nicht  an,  in  kefä  iakkirap  ddmojja  einen  zweiten  Vergleich  mit 
der  Wahrheit  zu  erblicken;  denn  gleich  hinterher  wird  der  Vergleich  mit 
einem  Kranze  wieder  aufgenommen.  Irgend  ein  schwerverständliches  Wort 
des  hebräischen  Urtextes  mag  eine  falsche  Übersetzung  bezw.  Paraphrase 
hervorgerufen  haben;  ich  rate  auf  **MSh  „als  ein  Schmuck".  —  Str.  V: 
Der  erste  Satz  kommt  in  der  überlieferten  Wortfolge  sehr  gewunden 
heraus;  die  Versetzung  von  Sarrirä  =  flEK  hinter  kdlilä  gibt  den  guten 
Sinn:  „Krönt  den  Bund  des  Herrn  mit  der  Wahrheit".  —  zdchä  und 
zakkupä  sind  hier  Termini  der  seelischen  Rechtfertigung;  kdpäw  sehe  ich 
für  einen  Mißgriff  des  Übersetzers  an,  der  den  Infinitiv  SD3H  „geschrieben 
werden"  für  DJID  „Buch"  nahm.  Die  in  unserer  Ode  zu  Tage  tretende  Idee 
der  stellvertretenden  Gerechtigkeit  ist  die  der  spätjüdischen  Theologie, 
vgl.  F.Weber,  Jüdische  Theologie2,  S.  292  ff. 


ODE  10. 
ira^Kto    .cnicnovs  >n.A  o>&\^c\    .cr>&vi3Q=>   rdijso   >r?3a&   ^i^1 

r£n_x-5i\a    .cn^a\    K&cclsal    t*3^*   t1^*^*   ^^IÄi  cui£5a\3 
&\*.nx.c\    &\lx^ȣ\r*o   ^\li.jj^>r^4      .K&airfajA    r^b\n\y    r^&xmx. 


24  ODE  10. 

rcA     rf-Wo  '       .oocn    ^»i.in^D.i     rCsasas^    .iaj.^K'    cixA_&Ai<^ct  6 

ania^r^a     >xsx=)     ClÄAcnos    _  oona\     A^.     c^icnCU.l    f^V-i^v 

11  St.-Ung.;  Cod.  ,.=DCYaj.=3  b  Harr,  ex  errore  A^A  et  rtloniAcra. 

rrma  "»ab  nnsri  /  riöHba  "4  "ins  täti     i 

ibibtf  rri-nx  nsnf?  ^  \m  /  rno-^a  r*n  "Ȋ  attw 

nttfsnb  ai&a  mattf  aitfbi  /  vS«  aia-'scsn  writtw  rr^nS    i| 

•»an  o^nSm  ffap  Tiaaw  "6  vm  l  D^ipn  nattfai  ninai  ■»npfrinn 

^nanaa  TiKö»3-Kbi  /  D^iiasn  dmm  nn^  liapa  n| 
m&aa  ^nin  •o 

rnn  [♦]  "na  iabn  /  oab-bp  -ruin  mapp  lirpi 

I   1Der  Herr  hat  meinen  Mund  geebnet  durch  sein  Wort 
Und  mein  Herz  geöffnet  durch  sein  Licht. 
Und  er  hat  in  mir  sein  unsterbliches  Leben  wohnen  lassen, 
2  Und  hat  mir  gegeben,  von  den  Früchten  seines  Heiles  zu  reden. 
U   3Um  zu  wenden  die  Seelen  derer,  die  gewillt  sind  zu  ihm  zu 
kommen, 
Und  die  Verbannten  glücklich  zur  Freiheit  zurückzuführen, 
4  Bin  ich  stark  und  mächtig  geworden   und  habe  ich  die  Welt 

gefangen  genommen, 
5 Und  ist  mir  die  Herrlichkeit   des  Höchsten   zuteil    geworden, 
und  meines  göttlichen  Vaters. 
Hl    GUnd    die  Heiden,    die   zerstreut   waren,    sind   allzumal 
versammelt. 
7Und    in    meiner    Liebe    ward     ich    nicht    verunreinigt 
dadurch,  daß  man  mich  auf  Opferhöhen   bekannte. 


ODE  11.  25 

Und    es    wurden    die    Ausläufer    des    Lichtes    auf    ihr 
Herz  gelenkt, 
8Und  sie  wandelten  in  meinem  Leben  und  wurden   |.| 
mein  Volk  [.  .]. 

Hallelujah! 

Im  Gefülile  göttlicher  Inspiration  will  der  Sänger  von  den  Früchten 
des  Heiles  reden,  um  die  geistig  Gebundenen  zu  befreien.  Die  Ausführung 
des  Themas  fehlt;  dafür  liefert  der  Iuterpolator  eine  Schilderung  der 
Früchte  der  christlichen  Mission  unter  den  Heiden.  —  Yiertaktiges  Metrum. 

—  Str.  II:  S  ualmesbä  geht  auf  Verwechselung  von  Sttf  mit  rotP  zurück; 
täiupä  war  wohl  im  hebr.  Urtext  ein  Adverbiale:  „in  Glück"  oder  „mit 
Ehren".  —  Das  h  vor  teShohteh  könnte  hebr.  *?  =  „fürwahr"  gewesen  sein. 

—  Str.  III :  S  bamraume  bekommt  charakteristische  Farbe,  wenn  man  in  ihm 
die  Wiedergabe  von  niöD  „Opferhöhen"  sieht.  —  Der  letzte  Vers  ist  in 
S  überlang;  so  mag  außer  h\älam  \älmin  auch  ueepparek  später  Zusatz  sein. 


ODE  11. 

>A  ^oeno3  .ca.=30.jj  ^m  ».vAjrtto  .>&\*.ao^  cd^cva  rtll^p 
rti>iar<l=3    .cnsoiia   [rdsjiort^a] a  är^enio    .rOxiicvsA    cn^iov^ 

rC_ij=J306    .£\nb\r£  ocn.l  rClA*r^  .r^nx-.l  rC^Ox.  A^  £\i"i&\x.r^o5 

b\x.\.^&\r^e\  .K&anvrfio  &\nnx.  r^Ac^  .r^x^.i»  rcfA.t  &\C\cn  reA 
b\—n  a,x.o  .cn^x-raenansj  ^n&\^.c\9  .>ora\r^  rtflsa»TS3  b\o\ 
r^T.r»ö10  .A=a  cn&u.ix.ct  cn&\A»lx.o  .rC^/ir^  A^.  rtl.iz.  r^CU^aA 
.Anjj  p^A.l  vVuiJr^  Ai*A  poa  .cniciaOls  vn.nc\  oiLanla  »J^.ijj 
r^T=33C\12     .oa/irtlara    r^\oic\    rCijCVi-.l    rd^ir^   vryr^   ^\»OCDO n 


26  ODE  11. 

.rf*i-'5ni  röiioora  oasj^irD  >&\san  b\zncazib\r^cs  .r?\r<L^  Ann 
.lrcli.53.1]1  aa5lßDCl=D.l  K'i^CNi^.l  rd^r^  .<rxDQ».lia\  A^ar^a 1 ' 
^_oaai.=3aA«l  ^>i.rz3r^c\  .an&vx>c\n.i,^\  A^?3  rdiraA  ^i-^fioo 1;> 
r^i^\r^  cvctA  ^rur^.1  CUcno  .vr^.irC'.n  * *—--*!  ^LrClA  rtli^3 
rtl^CXZjj  «39  CU1X-C\  .vy.lii'K'.l  c^i^asars  fft^»Q  16  .vrJao^.l'ia^ 
^ini.  i'T*v  1  .».»ii^x.  vyl^»ä  _  ocreAA  r^cn1'  .K'icnCttA 
ciüAcnK'a I8    .vJL.i    K'^asaÄ.DanX    ^aiis   ^3    *.xääct3C\    .rf-n^ 

*uA_^»_\.l  r£ji_^C\lC\  .vA*l  rtllAiz.  vyr^  *o^paiÄ  K'acna 19 
&\Ac\  .vryQQ*lia=3  r^i^r^  "U^  ocn  ^go2()  .f^iaoi'cixsg  vyin^l 
r^AjL^az.     .K'lr^Ä    rdso    "n.traiÄ,    nCLlr^0        .At^a.f    -oT-ra    anra 

a  et  b  Cod.  per  dittographiam?        c  St.-Ung.;  Cod.  (Harr.?)  rClr^. 

*inißb  ns;i  ncn  d  rubel  /  nniru  irann  ^S  -Ann 

irnriK  ^itei  iS  rto  Tirtoi    rinp  rrri-ra  p;j?p  "»rm 

neun  ttd  löibtfa  uprii«  /  ninMrft  rSta  ^S  vm 

■oa^n  ntfoa  nö*rm-bp  j6«ki  /  injn  Tfaap  rxp~T;  ttnö 

bnrrba  ■»rm  ppaö  /  Tis**?  nnp  onanö  eroa    ] 
npT^a  rrm6  "»irwi  /  rncrbz  ewpö  -otfui  nütfi 

rfc*  fp'bprrbn  |öri  /  sr^-ns  tow  ck-^    i 
htdki  lntatoMi  pÄrrtp  }n^n  I  boan  aipm  liflöa  t#phi 

hiiq  ^r^nvi  /  itfoaSa  wnn  tni 
■nia-ntrtB  rriß  rriwa  rai    mran  nratf  ^p  rm 
btö  hdd  '»Abi  ^P  Txn    psn  ■»iß-bp  ,;,,:,:r  *nw    I 
Uni"  löpa  nri:  ntt«  lirtu  wai .'  crwn  vm  rna  *riött  dpjjt 


ODE  11.  27 

lima  D"pitoun  nttf*  "ibm  /  rnaa  pflöb  '•Hub  lieic  ni 

■pon-Sa  shö  Mtfi  Mpttnp  /  rano  fiap  d1»  nin  viii 
ymo  vin  ntftc  /  D*ii?  rrvna  on&  rmi 
*pap  lihbKb  nSiy  linöi  /  ^öö  inta  Wn  wi    ix 
ni-160  bin  oina  /  in  btsn  pin  ^a  Dipa  arn 
mbbn  obiyb  pn  Dpa  dtiSh  ^  nun 

1     1  Mein  Herz  war  beschnitten  und  seine  Blüte  ist  sichtbar  ge- 
worden 
Und  Güte  ist  in  ihm  aufgekeimt  und  es  hat  Frucht  getragen 
für  den  Herrn. 
2  Der  Höchste  hat  mich  beschnitten  durch  seinen  heiligen  Geist, 
Hat  meine  Nieren  sich  aufgedeckt  und  mich  mit  Liebe  erfüllt. 
[     3Sein  Schneiden  ist  mir  zum  Heile  geworden, 

Und  ich  bin  [.]   in  seinem  Frieden  den  Weg  der  Wahrheit 
geeilt ; 

4  Von  Anfang  bis  zu  Ende  habe  ich  seine  Erkenntnis  empfangen 

5  Und  stand  fest  auf  dem  Felsen  der  Wahrheit,  dort,  wo  er  mich 

hingestellt. 
I     G  Redendes  Wasser  näherte  sich  meinen  Lippen 
Aus  dem  Borne  des  Herrn,  der  nicht  aufhört. 
7 Ich  trank  und  ward  trunken  von  dem  unsterblichen  Wasser: 

8  Doch  war  meine  Trunkenheit  nicht  einsichtslos. 
Vielmehr  verließ  ich  das  Nichtige 

Und  wandte  mich  hin  zum  Höchsten,  meinem  Gotte. 

9  Ich  wurde  reich  durch  seine  Gabe  und  ließ  die  Torheit, 

Die  über  die  Erde  verbreitet,  zog  sie  aus  und  warf  sie  von  mir. 
1   10Und  der  Herr  erneuerte  mich  mit  seinem  Kleide 
Und  erwarb  mich  durch  sein  Licht, 
Und  gab  mir  von  oben  eine  vollkommene  Ruhe: 
11  Da  wurde  ich   wie   ein  Gefilde,   das   sproßt  und  der  Früchte 
froh  ist. 
I   12  Und  der  Herr,  wie  die  Sonne  über  dem  Antlitz  der  Erde, 


ODE  11. 

18 Erleuchtete  meine  Augen,  während  mein  Gesieht  betaut  ward. 

Mein  Atem  wurde  lieblich  durch  den  Duft  des  Herrn, 
11  Und  er  brachte  mich  in  sein  Paradies,  wo  der  Reichtum  seiner 
Wonne  [.]  ist. 
Yil    l6Da  warf  ich  mich  vor  dem  Herrn  nieder  ob  seiner  Herrlich- 
keit und  sprach: 
„Selig  sind,  o  Herr,  die  in  dein  Land  eingepflanzt  sind! 
16  Die  dein  Paradies  bewohnen,  sproßen  wie  deine  Bäume 
Und  gehen  von  der  Finsternis  zum  Lichte  über." 
VIII    17  „Siehe,  sie  alle,  deine  Diener,  sind  gut, 

Die  Gutes  getan  und  sich  von  der  Sünde  zu  deiner  Güte  ge- 
wendet, 
lsSie    haben    die   Bitterkeit   der   (natürlichen)    Bäume   aus    sich 
entfernt, 
Nachdem  sie  in  dein  Land  verpflanzt  worden  sind." 
IX   19 „Alles  ist  gleichsam  ein  Überschuß  von  dir  geworden, 
Und  ein  ewiger  Festtag  der  Treuen  deiner  Diener. 
20  Groß  ist  der  Raum  deines  Paradieses, 
Nichts  Unnützes  ist  darin,     21  sondern  alles  ist  voll  Früchte. " 
Preis  dir,  o  Gott,  du  ewige  Wonne  des  Paradieses! 

Hallelujah! 

Der  Sänger  beschreibt,  wie  er  mit  gereinigtem  Herzen  den  Weg  zur 
göttlichen  Wahrheit  und  Erkenntnis  zurückgelegt,  am  Unsterblichkeits- 
wasser sich  berauscht  und  im  Paradiese  den  Herrn  angebetet  habe.  Zu 
Schlüsse  (christliche?)  Doxologie.  —  Viertaktiges  Metrum.  -  Str.  III.  Der 
Born  des  Herrn  erinnert  an  die  spätjüdische  Bezeichnung  der  Thora  als 
Quelle  des  Lebens,  vgl.  F.  Weber,  Jüd.  Theologie3,  S.  20.  —  S  «fcM  idetyd: 
offenbar  soll  gesagt  sein,  daß  die  Berauschtheit  das  Erkennen  nicht  hindere; 
dann  erfordert  aber  die  Deutlichkeit  Streichung  von  da.  —  Str.  V:  Da 
ddlä  Jpu-älä  dem  hebr.  Adjektiv  ccfi  zu  entsprechen  pflegt,  wird  in  \mih 
wohl  noch  das  Substantiv  n:"2ü  enthalten  sein.  —  Str.  VI:  S  jpparfuf 
kabbel  steht  für  einen  hebr.  (mit  1  eingeleiteten)  Zustandssatz.  —  Die 
Wiederholung'  von  ddmarju  wirkt  unerträglich,  zumal  die  folgende  Strophe 
das  Wort  nochmal  aufgreift;  die  Metrik  beweist,  dal)  es  am  Schluß  von 
Str.  VI  unecht  ist.  —  St.  IX:  S  Sarkdnä  wird  verständlich  als  Wiedergabe 
von  hebr.  "rr  „Rest,  Überschuß".  —  Die  Übersetzung  von  s  duckt 

durch  „Festtag"  ist  nur  ein  Versuch,  dem  syrischen  Texte  einen  passenden 
Sinn  abzugewinnen. 


ODE  12.  29 

ODE  12. 
K'äIT  vyK«c\"  .cm  Arar^.l  Aü^a  .c^iix.1  r^=a^^\2k  Ära  ' 
.,cnoircl_Ä  ,a_jj  ,^a_a_ooc\  ^oä  ra  n^ür.  r^.ii  nC-ira.i 
oco  rC-3a^&\Ä  nciirai  ooracvÄ.i  Aj^rz>  cd&m^.i*  >=3  ^fior^o  : 
.,cna^ii^\  rd3a»i.t73  oa=>cn»c\ 4  .crnoncu.l  rO^i^o  .kS*!*- 
.cd^\_jjCV— n_x^:i  p£ijj&\r730  .co.L.1  K&iCUr^i.i  rdi.ra\j  &v=zj 
r^AS^lsoci  .cn&u^i^vi  rc'J'inQa.'saa  .cnb\=ix.sxmx  r£l*.ici=nc\ 
.cni&ur^  rclic\^\  c€.\x  rdsa^J^Äi  ."U^,  cra£\aiAin  '  .>cnc\.in^.l 
f<l\.lC\b<'  .cn^OÄiTufa  CO^CviAn]  a  Ac^  n£.lAco  crnio^  vyr^o 
^njara  rcAr^  AäJ  **ic\&\^3  r£Ac\  .cn&\aAco  oa»&\*r^  r*t2k»ClßD 
cn.-m.iw  vyr^7  .oowior^  pcUAp^  cn&>sirq  .^.j*  rcAo  .'Torcfa  oco 
r4bK-\Y&mx  onjjj.ia  "U^.  r^icnCU  .ooÄ*aöoc  rtll.^CTD  *Ta^ 
K'&dsora  öocno  .IjjA  .ijj  CVitw  ans  ct'.rajbwG 8  .>cno&\»r^ 
.r^&\o»Ax.a  K&asijyn  ^taco  calrBO9  .aocn  ..ixl»&vx.i  euere 
o^\n.l\r^öd  c\cnA  rohere  cVur^.t  ^otso  .tu  cV>cv\  .tu  cvlraa 
oaco  .i-»3  a_ 3r^  .1— a._i^i  oca\  cv^.i*o 10  .rdsa^jyiÄ  ra 
cV\\^crnc\  .rtoa.T.twi  cn.rac\Ä  ocroA  Arai  A\^?3  .r^A\a»ax=> 
rtliir^  ira  ntlsa^J^.t  "U^  rCli^iio n  .cn^aitnaso  cr>T»f<l=> 
regere    .10.1    ».A*reA         oaaoa^12      .acre    rdaciu    creirco     .ocre 

,rtlaucne     .coiito    f<lT.sa\    a^_T»c\      .^oj-tz)    Aä.    a^ioixtr^ 

a  Cod.  per  dittographiam  ?  Falso^cre  huius  vocis  necnon  cm.Jc\cY\  et 
cncV*.C\A»Tu  puncto  supraposito  scriptum  est        b  Schu-,  Cod.  (Harr.?)  CU.IO    • 
c  Cod.  cniACVOD         d  Cod.  add.  in  margine        e  Harr,  ex  errore  rCiocmico. 

^sö  nönn  nfJw  d^ö  biwa  /  ht-ik  jp&b  rix  ^m  wa&n    i 


30  ODE  12. 

libntt  nxp-^ni  iniTnö  ünsm  I  ibd1»-1»  nöwsn  bp  m 
■ötti  lirn  p'tp  p«i  /  top  top  ^  WbnA  n^iS 

nitfntt  nnti  rrirw  sin  /  ln-fea  p  lSpaa  iv 
ct'nran  rräba  r'm  /  hit  D-öbipn  riaTi  rra 
onb  #■  ntr^K  hpp  nso'i  /  nrom  nix*  uao  ttpi    v 
ormiro  Drirna  /  ontnp  ipTi  nibtfa  npa 
in*  rr-bp  p*i  /  p^p-?»a  c.tSs  nan  netea  vi 
nanan  irrt  lriöin  /  anarja  kvi  ictt&n  nüiö  "a 
■»an*   ipvi   nai-Ss   la-iaainnn   itt*   ntf* 

i  n  ö  *t  a 

n  -n  b  b  n 

I   x  Er  hat  mich  mit  Worten  der  Wahrheit  erfüllt,  um  sie  mitzuteilen. 
2  Wie  das  Wasser  fließt,  so  ist  die  Wahrheit  meinem  Munde  ent- 
flossen. 
Meine  Lippen  brachten  sie  hervor    3und  machten  groß  in  mir 

ihre  Kenntnis: 
Daß  des  Herrn  Mund  der  wahre  Logos   und  das  Tor  des  [ .  ] 
Lichtes  ist. 
II  4Der  Höchste  hat  ihn  seinen  Äonen  gegeben, 

Als    den    Dolmetschern    seiner    Schönheit,  Verkündern    seiner 

Herrlichkeit, 
Bekennern  seines  Ratschlusses,  Herolden  seines  Plane 
Als  solchen,  die  sein  Wirken  überschauen. 

III  5Für  die  Feinheit  des  Logos  gibt  es  keinen  Ausdruck. 

Gleich  den  gesprochenen  Worten  ist  seine  Schnelligkeit,     und 

unaufhörlich  ist  sein  Gehen. 
Er  strauchelt  nicht,  er  dauert  ständig, 
Niemand  kennt  sein  Herabkommen  noch  seinen  Weg. 

IV  7Sein  Tun  ist  gleich  mit  seinem  Vollenden; 

Er  ist  Licht  und  das  Aufleuchten  eines  Gedankens. 
8  Durch  ihn  unterredeten  sich  die  Äonen  miteinander 
Und  wurden  Wort  die  Schweigsamen. 


1 1 


ODE  18.  :'1 

"Vom  ihm  aus  sind  Liehe  und  Billigkeit  entstanden; 
So  tauschten  sie  einander  aus,   was   mit    ihnen   ward. 
Sie  wurden    mit  Namen    bezeichnet    l0und   erkannten    ihren 

Schöpfer, 
Solange  sie  in  (ihrer)  Einigkeit  waren. 
Nachdem  zu  ihnen  der  Mund  des  Höchsten  geredet, 
Lief  durch  ihn  seine  Mitteilung  weiter; 
Denn  der  (eigentliche)  Wohnsitz   des  Logos   ist   der  Mensch, 
Und  seine  Wahrheit  ist  (zugleich)  die  Liebe. 
12  Selig,    die    hierdurch    alles    verstanden    und    den 

Herrn   in  seiner  Wahrheit  erkannt  haben! 

Hallelujah! 

Der  göttliche  Logos  auf  seinem  Wege  durch  die  Äonen  zur  Menschen- 
welt-, dazu  Doxologie.  —  Viertaktigea  Metrum.  —  Str.  I:  S  mettol  dd  = 
]Vtib.  —  S  hauui  perau  =  M13.  —  „Des  Lichtes"  statt  „seines  Lichtes" : 
aus  Gründen  der  Metrik  von  mir  gekürzt.  —  Str.  II:  S  mdnakkdfäne 
da\bädau:  Von  den  verschiedenen  Möglichkeiten,  nakkef  zu  übersetzen, 
bevorzuge  ich  „kontrollieren";  diese  Bedeutung  führt  auf  hebr.  IpB  als 
mutmaßliche  Vorlage.  —  Str.  III:  S  udach  tunnäjeh:  ich  nehme  Ver- 
schreibung  für  tunnäjä  an,  das  auf  hebr.  "Ol  oder  D"HS1  „gesprochenes 
Wort"  zurückgehen  wird.  —  kaUilupeh  wird  Dittographie  sein,  da  es  aus 
dem  Metrum  fällt.  —  S  mdkäm  hu  kaem:  Auffälliges  Syrisch,  das  als 
Wiedergabe  von  1W1  TlttJ?  verständlich  wird.  —  S  lä  idda\:  ungenaue 
Übersetzung  von  J7TP  j"X.  —  Str.  IV:  S  uahuau  bd  (-melpä):  führt  auf  .TH 
mit  2  essentiae.  —  Str.  V:  S  ueezdekep  men  pepgämä:  wörtlich  „sie  wurden 
durchbohrt  vom  Worte",  was  aber  den  Sinn  dunkel  läßt.  Ich  wage  die 
Vermutung,  daß  in  der  hebr.  Vorlage  gestanden  habe:  filü$3  "Dpi  „sie 
wurden  mit  Namen  genannt".  Der  Grund,  weshalb  in  hebr.  2p3  zwei  so 
verschiedene  Bedeutungen  wie  „durchbohren"  und  „nennen"  enthalten  sind, 
ist  wohl  der,  daß  ein  aus  dem  Babylonischen  bekanntes  Verb  kibü  „sprechen" 
im  Hebräischen  in  die  Klasse  primae  3  übergegangen  ist  und  hier  mit 
altem  2p3  zusammenfiel.  —  Str.  VI:  S  mettol  dd  =  "ittfND.  —  „Durch  ihn" 
soll  wohl  soviel  heißen  wie  „durch  den  Höchsten". 


ODE  13. 
.cn=3    fxlr*    ovjoo    r?.\i±.    CU>&\&      .octd     rdrsa    _   ^UjT73     Ktoa l 


32  ODE  14. 

cre&cv— t  .  ».T— p    cvrujio        ci^ils^  ^n   r^for^U1'   ocvx.0    .aauc\i\ 
.rt;a\.\cn    .cn£\cA   ^=3vVä=3    r&acca  pcA.i  _  ocn&o*    .crjaxacAo0 

»  Sehn.;  Cod.       Cicn^bur^      b  Cod.  K$\*.*^       c  Cod.  00 Ox.Cl=> C\\o. 

m'ifi  nan  lim  a  jni«  liroi  //  cm  inne  ■'hu  "uina  nin    i 

löttinn  initfabi  itfnp  bmn  //  dd^öö  ns^n  iriöi  innb  i%m  n 
iS  Tön 

1    l Siehe,  der  Herr  ist  unser  Spiegel.    Offnet  die  Augen 

Und  prüft  sie  in  ihm:  so  erkennt  ihr  den  Zustand  eures  Antlitzes. 
II  2Und  preiset  seinen  Geist  und  wischt  den  Schmutz  von   euern 
Gesichtern, 
Und   liebt   seine  Heiligkeit   und   ziehet   sie   an:     3so  seid  ihr 
allzeit  vollkommen  vor  ihm. 

Hallelujah! 

Fragment:  Ermahnung  zur  Reinheit  und  Heiligkeit.  —  Fünf  taktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  Da  entweder  der  Sänger  oder  Gott  als  Sprecher  zu  nehmen 
ist,  so  erwartet  man  „euer  Spiegel"  oder  „ein  Spiegel"  statt  „unser  Sp.u. 
—  S  pdpah-ilaf  ergänzen  sich  in  hebr. Weise  zu  einem  hypothetischen  Satze. 


ODE  14. 

vr^&v.wCVnx,^     A.V'^3     vysa.fxi     TÄx.ci' 5       .v>Aio-.    As»*.     K&tmA 
ia^.r^lb    .vviix.1  r<Sb\'ittt\  AxsAr^'   .v^pCVul  »cnoirt'.ao  .,£>cA 


ODE  1 1 

^\uiw  ^*aaiA  K'^-so  ocn  Auc^l'    ^  frarc^r.  A&\ra\  ^acnißDa  .>\ 

.ntlaiAcn 
"  Cod.  _  c\aQ»frv»c^        b  Cod.  m^.K'o         c  Lab.;  Cod.&vJrtfa 

TO"Sd  -pSs  •■hu  •»rp  p  /  lrriirbK  |in  ■•i'jja  <nin     i 

••ä'üpm / "Htf  72p  ^ 

*ppj  '32D&  nprrbm  /  ■•iin  Tttm  "»liö  non-Sa    u 
■pwo  nxp1*!»  ^wi  /  np-ba  ■jw  '•fnon  ■•rm 
p^ö  rnten*  ^ptf  fpöbi  /  ttim  ;p&b  -pisS  ai-opj*  m 
^rona  n&nn  nw  /  tik  i&yn  ihn  ^nup 
*pbnp  rrn  nifa  'S-nnai  /  *p  rnsai  *jn&K  n^ttf  wa^  iv 
•■porn  rro  ^Saani  /  m^pr^M  ,»ihiK  ^S-ttjx  p»S 

mbbn 

[  x  (Siehe,)  wie  die  Augen  des  Sohnes  nach  seinem  Vater, 
So  gehen  meine  Augen,  o  Herr,  auf  dich  allzeit. 

2  Denn  bei  dir  sind  die  Brüste 

und  meine  Lust. 

[  3  Wende  nicht  von  mir  deine  Barmherzigkeit,  o  Herr, 
Und  nimm  nicht  von  mir  deine  Freundlichkeit! 
4  Reiche  mir,  mein  Herr,  allzeit  deine  Rechte, 
Und  führe  mich  bis  ans  Ende  nach  deinem  Gnadenwillen. 
I  5Laß  mich  dir  wohlgefällig  sein  um  deiner  Ehre  willen, 

Und  um  deines  Namens  willen     6  gerettet  werden  vom  Bösen! 
Deine  Milde,  o  Herr,  bleibe  bei  mir 
Und  der  Fruchtertrag  deiner  Liebe! 
i  v  Lehre  mich  die  Lobgesänge  deiner  Wahrheit,  um  in  dir  Frucht 
zu  tragen, 
8  Und  eröffne  mir  die  Zither  deines  heiligen  Geistes, 
Auf  daß  ich  dich,  o  Herr,  preise  mit  allen  Weisen, 

H.  Grimme,   Oden  Salomos.  3 


3  I  ODE  15. 

lJUml  du  mir  nach  der  Fülle  deiner  Barmherzigkeit  wobl  tuest. 
Eile,  unsere  Bitten  zu  gewähren;  denn  du  genügst 
allen  unseren  Bedürfnissen. 

Hallelujah! 

Bitte  des  Sängers  um  Hilfe  und  Wahrheit;  mit  Doxologie.  —  Vier- 
taktiges  Metrum.  —  Str.  I:  Es  liegt  nahe,  die  Ode  mit  H3H  beginnen  zu 
lassen,  im  Hinblick  auf  den  gleichen  Anfang  von  Ps.  123,  2,  der  dem 
Dichter  bei  seinem  Bilde  doch  wohl  vorschwebte.  —  Ich  kann  der  Redensart 
„denn  du  bist  meine  Brüste  und  meine  Lust"  keinen  Sinn  abgewinnen  und 
nehme  eine  Textlücke  an,  in  der  nach  Ausweis  der  Strophik  ungefähr  vier 
Worte  gestanden  haben.  —  Str.  II:  S  sewiänä  =  prn  (wie  9,  2).  —  Str.  III: 
Gegen  S  muß  der  Satzteil  „wegen  deines  Namens"  mit  dem  Folgenden 
verbunden  werden.  —  S  perau  habe  ich  aus  Gründen  der  Metrik  mit  dem 
Doppelausdruck  von  Ps.  107,  37  übersetzt.  —  Str.  IV:  Die  Übersetzung 
„Zither  deines  heiligen  Geistes"  scheint  mir  passender  als  „heilige  Zither 
deines  Geistes"-,    ruhä  JcaddiSä  =  „heiliger  Geist"  auch  6,  6  und  11,2. 

ODE  15. 

ndiAcn  .00.^730*  k&^aa  .aLp^A  ocd  f<ß>o:u>  r^isax.!  pC.jväK'1 
.»jasom«'  )Cnaai\\o  »x-wl  a*c\cn.i  Aj^3~  .octd  rcii.^3  >£>a:u> 
nCA».^  aas  a\&ln  .>Ar^  ^n  rd^auj  Ali  r^tx.  cnicnCUO 
.<T>iix\  &\^=az-a  ctiiir^  >A  »oen 4  .n£x*jn  oqj^dcUa  &\»vjjo 
rtkior^6  .ctDi»rd=3  &\n.lÄ^c^o  .co&v^.i».!a  nC&\niA*rz)  A  ^\acn  ' 
rcA.l  cnl=z)  rdlraiaÄ  £\naxia  cn&CU  M\k'o  .^vnniL  r^a*.^^.! 
cn^CUrf*    ^CVrsi    vyK'o    .»\   aoq«  CD^vraCTDCVtTa  vyK'o  '    .H^raoau 

rtA.i  rcüjj  rdi.^3.1  cn^ic\r<Ac  CVja\.a>obl°  .i&Anra  A^-xJ^K' 
rtl^iooCU)   rtA.l   arsaa.^iK'a    .>cnaisa*CTDsaA  a^j*£>K'c\M    .K&\cvr*> 

.«lallen     .>cnali»-    ^AiAcWi    .^Lrc'  _  paol^l 
*■  Cod.  p^cH^-**:*  b  Sehn.;  Cod.   jalßoa  Cod,  aa^irdrs 


ODE  15.  ;;-> 

i&m  hna  p  /  innr,Äpaöb  wfa  #ötf  iöa     i 
"ißä  iptfri-ba  tdh  nun  /  "oiürpn  TTimpi  ^öttf  mn  •a 
iri^s  pbtfKi  d'wk  •»frrn  /  ltHp  or  ansi  D^y  Trep  13    u 

vSy  apnin  /  insn  nattfnü  ^  jnani 
rra  npittfn  npsi  /  vS«  vim  Riä-spi  aipm   1 1 1 
*svs  nSaa  an  rwra  /  ^  jna  lnan&ai  pp-*6a 
nona  pta  tstföKi  /  i6ü-Ta  ptariA  ••nttfo    iv 
^n a n 3  np^i  W«n  /  *i&  tmö  man  nnaa 
rrösöb  ijnri  /  niö-^a  D^nn  •»rrifSit  iSspi    v 
dd  ln^a^-nü«  bib  l  '^"lün  "»üao  iinin 
pp  i  W?  n 

I   1Wie  die  Sonne  eine  Wonne  für  diejenigen  ist,  die  ihr  Licht 
suchen, 
So  ist  der  Herr  meine  Freude. 
2  Denn  er  ist  meine  Sonne,  und  seine  Strahlen  haben  mich  auf- 
gerichtet, 
Und   sein  Licht   hat   alle  Finsternis   von   meinem  Antlitz   ver- 
trieben. 
II   3  Durch  ihn  habe  ich  Augen  erworben,  so  daß  ich  seinen  heiligen 
Tag  sah; 

4  Es  sind  mir  Ohren  zuteil  geworden,  so  daß  ich  seine  Wahrheit 

gehört  habe. 

5  Die  Idee  seiner  Erkenntnis  ist  mir  bescheert  worden, 
Und  ich  bin  durch  ihn  ergötzt  worden. 

[II   6lch  habe  den  Weg  des  Irrtums  verlassen, 

Habe  mich  ihm  genähert  und  von  ihm  die  Erlösung  empfangen. 
Ohne  Aufhören     7hat  er  mir  gegeben  und  als  sein  freies  Ge- 
schenk, 
Und  nach  der  Größe  seiner  Erhabenheit  hat  er  mich  gemacht. 
;v  8Ich  habe  Un Vergänglichkeit  angezogen  durch  seinen  Namen 
Und  habe  Vergänglichkeit  abgelegt  durch  seine  Güte. 
9  Das  Sterben  ist  vernichtet  vor  meinem  Antlitz 
Und  die  Hölle  vereitelt  durch  mein  Wort. 

3* 


36  ODE  16. 

10Und    aufgestiegen    ist    dem    Herrn    entgegen    das    un- 
sterbliche Leben 
11  Und  hat  sich  seinen  Gläubigen  kundgetan, 
Und  ist  gegeben  ohne  Einschränkung 
Allen  denen,  die  darauf  vertrauen. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  preist  den  Herrn,  der  ihn  zur  Wahrheit  und  zur  Erkenntnis 
geführt  hat;  der  Interpolator  fügt  daran  die  Erwähnung  der  Himmelfahrt 
des  personifizierten  Lebens,  d.  h.  Christus.  —  Viertaktiges  Metrum.  — 
Str.  III:  „Ohne  Aufhören"  gehört  naeh  Ausweis  von  Sinn  und  Metrum 
zum  folgenden  Verb.  —  St.  IV:  S  mäiupä  „das  Sterbliche";  da  das  He- 
bräische hierfür  keinen  genau  entsprechenden  Ausdruck  hat,  mußte  in  der 
hebr.  Rückübersetzung  zu  niö  „Tod"  gegriffen  werden,  das  zudem  einen 
besseren  Parallelismus  zu  „Hölle"  abgibt  als  „das  Sterbliche".  —  „Durch 
mein  Wort":  diese  sinnstörende  Wendung  ist  dem  Interpolator  zur  Last 
zu  legen,  der  wohl  älteres  „durch  sein  Wort"  änderte,  um  einen  Über- 
gang zu  Christus,  dem  Worte  Gottes,  zu  erzielen.  —  Str.  V:  Wenn,  wie  ich 
glaube,  Idurieh  „entgegen"  für  l9ar\eh  „zum  Lande"  zu  schreiben  ist,  so 
ist  für  dieses  Textverderbnis  die  syrische  Textüberlieferung  und  nicht 
etwa  ein  Übersetzer  verantwortlich  zu  machen.  —  „Das  unsterbliche 
Leben"  ist  Christus  selbst,  vgl.  I,  Joh.  1,  2:  „Und  das  Leben  ist  offenbar 
geworden". 

ODE  16. 

%  •  •  •  •  *  i 

^iliaftni     cn.in^o      .>cr>     rtllnD    KWäp^.I    co»^-.l    rd^v^r^ 

.>cnc\irC'.a  c^oen  rdfloS^  ,^\cv£oA   r£mx±.C\  >ni\    >ooi^    cnraCUM 
rOr^  A&Aim  a  .cn\  x^i\r^  rC-Jcr>  A^=x>    .c\cn   PCii-ra  jx\^  >=3CU>  ' 

r^.in^.     .cn£\CV*n£io    rCiT^i    gd&vuCI^jc^i  '      .orxucn    >=d    >\A=z)^c\ 
»cnCV— so— jjl.1     r^rd^ODfli 8       .cn^\2^=3-.l     r<LsjA<\Äc\     »cna.i.K'i 


ODE   16.  37 

r<^.in£A  ,i\Äp^  c\cn"  .cnb^xTxx'yil  rC^sar.  rO.ir^a  .»aDO.in.^ 
.rdnACl^     ..n&vc^a     rd^ir.     oj£y=33  .rClsa^s     rC'-i.-^a     .r^ar^o 

K'&v.sai.ßo Ifl  .cnÄ\ira\  ^in^Ävi.53  cn^cuiLua  .A^n.=a\c\  "aasai 
m^ 17  .ocn  rdiA  c^aacu.l  K'^toii.od  .ocn  r£x3ax.  r^icncu.i 
rdiA  r^ciYyjA  ^..l  r^br\im  .i.aai  ctfacairi  rtoaCUA  rdxsax.  *».i 
cn£\a*rCi  xu  ^?3  ijj.1  _  ooairaaoo ls  .r£s>-ip^.i  aaiÄri'  As»- 
acn.l    A^33    .rdi:=73    ^73    in.A.1    ^q.t^o    &vx\c\19    .».Asa-ta    r^cmc^.l 

.rtlaiicn     .aasaiA    p^in-»^©    r^^\jjCVni.^    .can\l    c^&vnXAj£?a=3a 
a  Cod.  cd&vulSlX-Ävs     b  Cod.  rcV^l  O     c  Diet.  ■  Cod.       c\oa»in^c\ 

nhxri  "ijtfö  Sninn  ntopöi  /  ntbnnön  nsun  ntoj»  im     i 
iwrata  ^rnnpi  tok^ö  /  YTriWina  '•i-wb  t#  ■»fepö  p 

ria  tfrn  Tiöfcnjn  /  *ib  nSsba  ironk  rs    n 
n  toöktti  lrnan  pina  /  iriöTK  p-^p  "Tonn  ^n« 

wi  ,|ihw  niro  /  irm  "a  b^öm  'i  nnsa  in 

rfiba  rar*  irotfra  n&ai  /  mhr»f»  "»ii*  ^jö«ö  nprp  iv 

dot  psi  tröttn  ntM  /  d^d  m  nt£?vi  ynxn  rrrnn    v 
rrnDK^öö  ro#*i  /  nTöp»i  nitnan  pn»!  ■ 
jrfo&pö-rm  nrfcpm  /  fhfeböa  rann  ninm  vi 
foT^s  isbtr  ribsri  /  nitiS  Sitoni  m6y  ipT"i6 
um  "iicfc  tfötf  nirp  /  nWn  ^trn  nnns  tfötfn  iik  nmi*  vn 
crnSu  nnn  onö^n  a^örn  /  pari  ms»  nS^n  "spÄm 


•>s  ODE  16. 

rrn  um  bsn  rrrr  dies  "a  /  rn*6  priö  bin  pii  vin 
mbSn  lbttb  maäi  n^nn 

I     '  Wie  das  Werk  des  Landmanns  der  Pflug, 

Und  das  Werk  des  Sckifl'manns  das  Ziehen  des  Schiffes  ist: 
2  So  ist  mein  Werk  das  Besingen  des  Herrn  in  seinen  Großtaten, 
So  sind  meine  Kunst  und  Arbeit  seine  Lobgesänge. 
II     ;{Denn  seine  Liebe  hat  mein  Herz  ernährt, 

Und  herauf  zu  meinen  Lippen  hat  es  seine  Früchte  gesprudelt. 
4 Der  Herr  ist  meine  Liebe:  darum  will  ich  ihm  spielen; 
5  Ich   bin   stark  in  seinem  Lobpreis  und  habe  Glauben  an  ihn. 

III  6Ich  öffne  meinen  Mund,  und  sein  Geist  erzählt  durch  mich 

7  Die  Herrlichkeit  des  Herrn  und  seine  Schönheit, 
Das  Wirken  seiner  Hände  und  das  Arbeiten  seiner  Finger, 

8  Die  Größe  seiner  Barmherzigkeit  und  die  Stärke  seines  Logos. 

IV  9Der  Logos  des  Herrn  erforscht  das  Unsichtbare, 

Und  das,  dessen  Idee  verhüllt  ist: 
10  So  kann  das  Auge  seine  Werke  sehen, 
Und  das  Ohr  seine  Gedanken  hören. 
V   nEr   breitete   die    Erde   aus    und   gab    dem  Wasser    im    Meere 
seinen  Platz; 
12 Er  spannte  den  Himmel  aus  und  setzte  die  Sterne  fest; 

Er  festigte  die  Schöpfung  und  stellte  sie  auf: 
13 Dann  ruhte  er  aus  von  seinen  Werken. 
Vi    14Und  die  Geschöpfe  laufen  in  ihren  Bahnen 
Und  verrichten  ihre  Arbeiten. 
15  Sie  kennen  nicht  Stillstand  noch  Müßiggang, 
Und  seine  Heerschaaren  gehorchen  seinem  Wort. 
VII   1GDie  Schatzkammer  des  Lichtes  ist  die  Sonne,  die  des  Dunkels 
die  Nacht; 
17 Die  Sonne  hat  er  für  den  Tag  gemacht,  daß  er  hell  sei; 

Die  Nacht  bringt  Dunkel  über  die  Enden  der  Erde, 
18  Und  der  Wechsel  beider  macht  voll  die  Schönheit  Gottes 
vm    l9Und  nichts  ist  vom  Herrn  anabhängig, 

Da  er  war,  bevor  noch  irgend  etwas  war. 


ODE  17.  39 

80Und  die  Welten  durch  seinen   Logos  geschaffen  sind 
Und  durch  die  Idee  seines   Herzens. 

Preis  und  Ehre  seinem  Namen! 
Hallelujah! 

1  in   Bewußtsein   seiner  Aufgabe,   Gott  im  Liede   verherrlichen   zu 

sollen,  singt  der  Dichter  das  Loh  Gottes  als  Schöpfers  der  Welt;  zu  Schluß 
Doxologie.  —  Viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  Statt  „Pflug"  erwartet  man 
„Pflügen";  sollte  vielleicht  ein  nach  aramäischer  Weise  gebildeter  mimierter 
Infinitiv  tthlttt  im  Neuhebräischen  des  Dichters  existiert  haben?  —  S  teibdhäpä 

—  m?nn  in  der  Bedeutung-  von  „Großtaten  (Gottes)".  —  Das  I&  vor  dem 
zweiten  tettohäpeh  weist  wohl  auf  hebr.  2  essentiae  zurück.  —  Str.  IV  scheint 
erklären  zu  sollen,  inwiefern  der  irdische  Sänger  imstande  sei,  von  Gottes 
vorzeitlichem  Schöpfungsplane  etwas  zu  wissen.  —  Die  Lesart  iiddazle  ge- 
nügt in  keiner  Weise;  ist  der  Sinn  „und  das,  dessen  Idee  offen  liegt" 
so  wTäre  zum  wenigsten  die  femininale  Partizipialform  galiä   zu  verlangen. 

—  Str.  VII:  S  simpä  „Schatz":  ungenaue  Wiedergabe  von  (rn)""i2fiK  „Schatz- 
kammer". —  Str.  VIII:  S  hwar  men  bedeutet  hier  nicht  „außer",  sondern 
„außerhalb",  „unabhängig  von".  —  Die  letzten  beiden  Verse  führen  den 
Beweis    zu    Ende,    inwiefern    nichts   von    Gott   unabhängig  ist. 


ODE  17. 

r^&\a»TfiD    ^?3    A    ^wt&vx.K'3      .acn    rClVnjj    ctA.t    **.l    >lnia& 

.^vtaia^r^o  oa=3  &\ä\odo  .&\noa3  c^&tu  rC!ÄO-.ia.i  <<&<\=»3:tg 
.&m.^^  rcAo  cni&\=3  ärA^a  .»J&va.i  r^iiü  r?b\a.x*x'Z3Ci 5 
_  acn\  ^ia^vßor^  rdlOQür^  vyntfa  .ocn.m^x  >20C\r<'vjJ.l  A^c\ 6 
>unLC\    .oa&jbaax,   aniÄra   r£sa»t:33   »Vnict   K'acn   ^.i».i   acoa ' 

.ooen  ^»uujK'.I  rf.i^'i^  &vu&&a  on&VÄAco.t  cCiyior^  >A  .r>aa* a 
ixÄ^rrfa    .a*£\l   Ac   »».I   rtAxi^    .[rcAvias] b  rtl^ccsn   ^ra.i^o9 


40  ODE  17. 

_c\aalA     A^     &uc\cn    A\rtfc\n       .&uc\cr>    >&\.c^    rf.ir<    *t3.1-2o\a.i 

A2^=»3      .anTÄ^>r^c\    ,£>cA    aiAÄ^r^o  M       .CUjjO    >V*l    r^&x^ioa 
^i*i     v^\     K'&vjjara.x.^i 15         ocres»!     rC^c^a    röi.icn    >\    aacn.i 

a  Fortasse   >ilrDC\cn  b  Cod.  per  dittographiam?  c  Cod.  >L.i 

d  In  m argine    ^"ixODr^ 

n"6nn  w  «in  "rna  Tipnsu  /  "nn  ■nro  «in  vr^ita  mria     i 
••♦•Ta  top  itatp  /  Tiöfcmiki  *ri&ä  ^  wr»3 
pWn  ana  TD$nnn  /  DM^nn  d;js  rnöri  -*n  nS  n\n    ii 
wwn6i  nnn«  *f?xi  /  nö«n  natfnö  ^rurn 
"»in  w-baa  fftpn  wpnr  «in  /  najb  "raäroi  wan  ■irrtai  m 
nbxn  onöb  *nöan  Dir  /  irai&a  ■■risa  Kirn 
nruDj  mriSn  nrisai  /  rrinip  fri  •o'rain  di&öi  iv 
••»te  aiiörpi  /  ?b  nm  Sham  u  mfro  pqki 
■»ain  Sin  nnina  /  '1&&  niojD  mhnA  nbis^i    v 
nbisi  tidu  nris  TÄftrffi  /  orinftb  ^iSd-S5-Sx  koki 
jntm   //   "»nanna  ■•ribKtfi  ipton-^a  *hvi  jn*o  vi 
^a  am«  »|$nm  ■•na  maba 
D^nnaS  *b  i'n-^'D  II  uiaapa  "»Sm  vm  ■»i-iaian1!  vn 

I    ^ch  bin  gekrönt  in  meinem  Gotte,  der  meine  lebendige  Krone  ist; 
2lch  bin  gerechtfertigt  in  meinem  Herrn,  der  meine  onvergäng 

liehe  Erlösung  ist. 
3  Ich  bin  ledig  vom  Nichtigen  und  ohne  Schuld, 


ODE  17.  41 

'Meine,  Banden  sind  durchgeschnitten  von  der  Band  .  .  . 
i      Ansehen  und  Gestalt  einer  neuen  Person  habe  ich  bekommen, 

Ich  wandelte  darin  und  ward  erlöst. 
5 Und  die  Idee  der  Wahrheit  hat  mich  geführt, 

Ich  bin  hinter  ihr  hergegangen,  ohne  abzuirren. 
1     GEs  staunten  alle,  die  mich  sahen  und  ich  kam  ihnen  fremd  vor; 

7  Er,  der  (mich)  kannte,  der  Hohe  in  all  seiner  Vollkommenheit, 

hatte  mich  groß  gemacht; 
Er  verherrlichte  mich  in  seiner  Freundlichkeit 
Und  hob  meine  Einsicht  zur  Höhe  der  Wahrheit. 

8  Und  von  dort  führte  er  mich  den  Weg  seiner  Satzungen, 
Und  ich  eröffnete  Tore,  die  verschlossen  waren. 

9  Ich  zerbrach  die  Riegel  [.],  daß  das  Eisen  erglühte, 
Und  es  sich  vor  mir  erweichte. 

T  10Da  schien  mir  nichts  mehr  verschlossen  zu  sein; 
Denn  das  Tor  zu  allem  war  ich. 
11  Und  ich  ging  zu  allen  meinen  Gefangenen,  sie  zu  lösen, 
Daß  ich  keinen  übrig  ließe,  der  gebunden  wäre  oder  bände. 
L   12Da  gab  ich  meine  Erkenntnis  ohne  Rückhalt  und  mein 
Gebet  in  meiner  Liebe, 
13Und  ich   säete   in   die  Herzen   meine  Frucht   und  ver- 
wandelte sie  in  mich. 
I      In   mir   wurden   sie   gesegnet   und    gerettet    14und  sie 
scharten  sich  zu  mir  [.]; 
Denn   sie   wurden  Glieder   von   mir,   während   ich   ihr 
Haupt  war. 
15Preis  dir,  unserem  Haupte,  Herr,  Gesalbter! 

Hallelujah! 

Der  Sänger  verkündigt,  wie  er  nach  erfolgter  eigener  Rechtfertigung 
und  Erneuerung  dazu  gekommen  ist,  die  verschlossenen  Tore  (der  Men- 
schensatzungen) für  seine  Anhänger  zu  öffnen.  Hieran  hat  der  Inter- 
*  polator  Worte  Christi,  des  Befreiers,  über  die  Frucht  seiner  Erlösung  und 
eine  Doxologie  angeschlossen.  —  Viertaktiges  Metrum,  in  der  Interpolation 
fünftaktiges.  —  Str.  I:  Das  doppelte  hd  ist  mit  „in",  nicht  mit  „durch"  zu 
übersetzen:  Gott  selber  bildet  die  Krone,  der  Herr  die  Rechtfertigung.  — 
Hinter  dem  unverständlichen  bd'ideh  ist  vielleicht  ein  Wort  wie  „Gnade" 
ausgefallen ;  oder  soll  man  vermuten,  daß  hinter  dem  folgenden 
ziemlich  überflüssigen  'appe  sich  etwas  birgt,  das  einmal  die  Ergänzung  zu 


42  ODE  18. 

beideh    abgab?    —  Str.  III:     S   cfe'&fa£yd  —  *JHV  V    Dann  wäre  wa  vor  rahhan 

zu  streichen.  —  St  [V:  Der  Ausdruck  „er  gab  mir  den  Weg"  ist  fast  zu 
schwach,  uiii  echt  zu  sein;  „er  führte  mich"  fatttolan)  würde  mehr  befrie- 
digen —  8  dil(i)  „mein  (Eisen)"  gibt  ein  falsches  Bild-,  so  nehme  ich  an, 
daß  ehemals  ii  „mir"  in  der  Bedeutung  eines  Dativus  ethicus  im  Texte  ge- 
standen habe,  das  durch  Dittographie  des  vorhergehenden  d-i  zu  dil(i)  ver- 
dorben wurde.  —  Str.  V:  „Denn  das  Tor  zu  allem  war  ich":  Da  wohl 
unter  den  erbrochenen  Toren  die  alten  überwundenen  Satzungen  zu  ver- 
stehen sind,  so  wird  die  Verkörperung  des  Sängers  als  „Tor"  seine  Eigen- 
schaft als  Verkündiger  neuer  Satzungen  bedeuten.  —  „Ich  ging  zu  allen 
meinen  Gefangenen":  sind  darunter  die  „Meinigen,  die  gefangen  waren",  zu 
verstehen,  oder  „die  ich  zu  Gefangenen  gemacht  hatte"  (vgl.  Ode  10,  4)V 
—  Str.  VII:  y9ep2)dre//{N)  paßt  mir  nicht  ins  Metrum;  ob  es  deshalb  zu 
streichen  ist? 


ODE  18. 

iCnClmnz.K':!  .i&v.^ir^a  r£sa*v^3i  oaraCUxra  >nA  *n*i£>£\r<' ] 
.aalix)  ^33  o\&l  rcA.l  vyr^  £XHcn  CVlz^.^ir^2  .>nL  ."us 
A.^_t53  .aali.3^3  rdissA  *tma  .»T^Ä  ^n  CVajjir^  rdiariaÄ 3 
^UQOd!    •aLk'  A^=t3  rtlsaA.i  rdvsn4    .cn^CVÄCU:*)11  ><r>  r^T»ix..i 

rcA  äi^  .rd^auj  tt  r^anl  rd&au  «A6  .v^A=73ax.  >ir*) 
.vpiiisa»  ^.voia^  .>=ai.Qo<^  rti&tOMA'  .K$\cA\ji  *=*d  K'iir.  ,pca^»Jb 
..•Ujjp^  r^^\r.ün=3.i  ^n"  AäV  i^^a B  Ab\r£  Aa  ^n  Aan^c 
r^Ar^10       .v>p3CVas     &\iA     K&arrca     r<&\o\\X       .,cn\r^    W1' 

.^\ lr^  ^n_»    rdA    Kß\an*Tßoc\       .vilis^    f<klmax.    »cna&uc«^ 

.t^CU^J^  b^r^  ^.l*  rcAa12  .v^\  rd^.i*  '»cn1  nc'AÄK'l  \\~nu 
vyr^  A^U^r^a  u  .v^\  rd^*  ,cn  rcA  AK'.l  A^z>  rCLW13 
aaAi»-  c\inooc\l0    .K'&xsa*!1  cn^cwjßo  vyK'o  .K$\^.i*  ncA  K'lCViv. 


ODE  18.  43 

CVäjjl^c\1s  .rd3a»T-"m!  cT3&vjL^i£\=3  c\c\cn.i  A.^73       acnb\=iTixZ7i^ ' 
alt«    ^».i    ^_aimc\  L9      .r^&icu^J^a    ac\cn   ^x^\cn^3.i    ^xLn^  A^ 

R  Cod.  on£>cv;A=73        l*  Harr.;  Cod.  jactj^i        '  Harr.;  ( 'od.  A^\  ^sa 
d  Lab.;  Cod.  r^lso»!         e  Schu.;  Cod.  (Harr.?)       ocre&aznAxsaa 

♦  ♦♦♦•♦•♦/♦♦♦♦.♦♦  ♦♦♦4* 

ifrbhrb  wnrri  /  tf-m  nanaa  ^ab  abrinn 
W>y  sS  jp6b  /  na«  liö»  •■  6  ft>  ■'Ta    h 
in:*rp  nabw  "o  "»ime  panai  /  nmto  iprnn  cr^n  inaa 
-pöKö  '*&&  nbn-js  /  nänn  non  apH>P  "fli*  iii 
■f  w  <*&&  prnn"|fi  /  DriiWp  app-bp  ofn 

^iöö   näan    ninn  d:   /  ^ttnarrö  nsn  nb^-bs  iv 

-i  p  &  n 
nini  pp-Ssa  ^barn  /  np^1  ^ö11  jnn  niäif? 
fpa^-ba 
wi  «in  ^an  baa  /  yin  pt  mbi  ipr\  vbx  nna    v 

im  D3  ^a  npim  xnm6  /  -|pt  *6  sin  d:  ^a  kiwi  pnrnih 
TPimA 

aian  ninx  ibai  /  pin  iba  npn-i6  nahm  vi 

n^n-a:  iSam  nni&na  ib'ri  /  nzrb  npnn  arnk  lattfm 

jr^p  nipa  nnn^a  rn  ^a  /  ihöwiAi  lWttn  a^msn  uw  vn 

jrbp  nirasö  nban  rrii  /  npina  ra^nrtt&  lipSi 

n^iSSn  iöüb  um  nnin 
i 


^ein  Herz  ist  erhöht  durch  die  Liebe  zum  Herrn, 
Und  ist  verschönt  zu  seinem  Preise. 
II     Durch  meinen  Namen    2sind  meine  Glieder  erstarkt, 
So  daß  sie  nicht  strauchelten. 


I  I  ODE  18. 

Durch  seine  Kraft   : sind  Krankheiten  meinem  Leibe   fern  ge- 
blieben, 
Und  er  hat  Gefallen  am  Herrn,  weil  sein  Rat  zuverlässig  ist. 
in     ' 0  Herr,  um  der  Schwachgesinnten  willen 
Nimm  doch  nicht  dein  Wort  von  mir! 
5  Auch  im  Hinblick  auf  ihre  (bösen)  Taten 
Halte  nicht  von  mir  deine  Vollkommenheit  fern ! 
IV     'Möge  dein  Licht  nicht  weichen  vor  der  Finsternis, 
Und  die  Wahrheit  nicht  fliehen  vor  der  Lüge! 
7Möge    deine    Rechte   unsere   Erlösung   als   Rechtferti- 
gung bewirken, 
8 Und    aufnehmen    von    überall    und    beschützen   jeden 
Elenden! 
V     9Du  bist  mein  Gott!    Ungerechtigkeit   und  Tod   sind    nicht  in 
deinem  Munde, 
10  Sondern  Vollkommenheit  ist  dein  Gnadenwille. 

Du  kennst  nicht  das  Eitle,  nwie  auch  es  dich  nicht  kennt; 
12  Du  kennst  nicht  den  Irrtum,  13  wie  auch  er  dich  nicht  kennt, 
Vi   14Wie  die  Spreu  erscheint  die  Unwissenheit 
Und  wie  der  üble  Geruch  des  Sumpfes. 
15  Und  doch  glauben  sie  von  ihr,  der  nichtigen,  sie  sei  groß, 
1,;Und  sie  kommen  in  ihrer  Gestalt  und  werden  ebenfalls  nichtig. 
VII      Aber  die  Wissenden  werden  klug,   besinnen  sich  und  werden 
nicht  unrein, 
Weil  sie  mit  ihrem  Denken    17im  Rate  des  Höchsten  weilen; 
18 Und  sie  lachen  über  die,  welche  im  Irrtum  wandeln, 
li)Und  reden  Wahrheit  aus  der  Eingebung  des  Höchsten. 

Preis  und  Majestät  sei  seinem  Namen!   llallelu  jah! 

Freude  über  die  durch  Gott  erlangte  Stärkung  und  Unterweisung; 
auf  Interpolation  wird  Str.  IV  zurückgehen,  die  den  Wunsch  nach  Recht- 
fertigung der  Gemeinde  ausdrückt,  sowie  die  Doxologie.  —  Viertaktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  Die  strophische  Aufteilung  der  ersten  SKtze  ergibt  das 

Fehlen  einer  halben  Strophe  (—  2  Verse):  die  laiche  dürfte  zu  Anfang  der  Ode 
anzusetzen  sein.  —  Str.  II:  „Durch  meinen  Namen":  Dieser  in  der  Hand 
sehrift  irrtümlich  dem  vorhergehenden  Satze  zugerechnete  Ausdruck  lautete 
im  Urtexte  wohl   „durch  seinen    Namen";    die   Änderung  ging   vom   Intei 
polator   aus,    um    dadurch    den   (utttmensehen    ill    den    Rahmen    der  Seihst 


ODE   I!».  !•' 

aussagen   des  Sängers   zu   stellen   (vgl.  das    zu  Ode    L5,  9  Gesagte).  — 

S  ndfal  men  kaiUli,:  die  Übersetzung  „vor  seiner  Kraft  fallen"  tut  dem 
Texte  Gewall  an.  Trennt  man  aber  men  hailth  von  n»fal  und  verbindet 
mit  dem  folgenden  Verb,  so  scheint  alles  in  bester  Ordnung. —  8  kam  fofewjänä 
ließe  sich  als  Wiedergabe  von  "2n  „Gefallen  haben"  einigermaßen  verstehen. 
—  Str.  IV:  S  la  nezchche  durch  W^N  wiederzugeben,  wird  durch  folgen 
des  men  nahegelegt.  —  Die  dritte  Zeile  drückt  ans,  daß  die  Erlösung  in 
der  Rechtfertigung  gipfeln  möge.  Für  „der  in  üblen  Umständen  gehalten 
istu  scheint  mir  |V3N  der  zutreffende  hebr.  Ausdruck.  —  Str.  VI:  S  \aur& 
=  pö  (vgl.  Ps.  1,  4  in  syr.  Übersetzung)?  s.  auch  Ode  29,  10.  -  -  St.  VII: 
Da  im  ersten  Verse  für  „mit  ihrem  Denken"  kein  Platz  ist,  so  weise  ich 
es  dem  folgenden  zu.  —  S  „Infolge  des  Hauches,  den  der  Höchste  .  .  .  ge- 
haucht" :  wohl  Paraphrase  von  hebr.  \vbv  niTB3tt.  —  Die  syrischen  Perfekta 
der  Str.  VI  und  VII  nehme  ich  für  Mißgriffe  des  Übersetzers,  der  gewöhn- 
liche, mit  1  eingeleitete  hebr.  Imperfecta  für  Imperfecta  conversa  hielt. 


ODE  19. 

CT3A>toa*.oa=3.i  r^iClxiAjca  cnb\>b\x~r?c\  ,>\  ^\nb\r*  rCinljj.i  rCloa^1 
cn&vnljja5  .rtlar^^aljj^r^.l  c\cr>c\  >cno^\»r^  pcCqqä.  r^tra2  .edi-rrt.! 
r<L±j=ibca  rt\a  .cura^xr^  >cnc\.i^.i  A^pa  .r£x.iOr»i  rtjjai 
rtjjai     Gn=3ClSwa     &vm&\A4      .cnaVu     r^.t&MJ     &\»nrh.x£so.l     K'ood 

&\in.AJC\7  .r^rctx-^oo  rClsajj^rD  r^i\\oi\3  r&znr^  ^oena  .^viLa 
ivil»   r^in^  vyr^    .cmjjr^.i    Aj^=o    r^b\isi   b^^D   cd\o    .h\acn 

.cdaiAcn 
a  Cod.  ootjCI^         b  Cod.  rC_5als»A         e  Cod.  &\»nCinaßD 


46  ODE  19. 

f  i  n  ir  n  d  i  i  n  //  ■»hh  prpnaa  inrittKi  'S  nanp  aSn  Dia     i 

#np-nn  inaSm  ns  aSmi 
ipn  «hp-rm   nhsni  //   nSn  nnü^  pin  mtf  i*6&    -»a    d 

aa-ntf-abn  noam 
ohr  "ittea  nisn  D'Saparn  //  dtttä  iea  craSiy  -pari  jnm  m 
n  f?  i  n  3  n  d  k  S  •»  n  r,  l  //  nSninnninSinanjtsnrnarn  iv 

D'in  o^ama 
irrii  Dssb  irirna  //  na^na^-nf?  ja  nbrn  banm    v 

ps&a  nrpn 
nSSin  nata   7  pp'n  sin  ■»a   m^an   nbatf-aSi   vi 

.  ♦ .  -na  nSni  nDrirnn* 
nim     //     p#»n-nn     armm     rniairrrm:  jprn  vn 
Sniin-n«  x~\ni  naiBn-na 

a  ••  i  b  S  n 

I   *  Ein  Becher  Milch  kam  mir  nahe:  ich  genoß  sie  als  die  Süßig- 
keit der  Güte  des  Herrn. 
2Der  Sohn   ist   der  Becher,    und   der  Vater   der,   der  ge- 
molken ward,  3und  es  melkte  ihn  der  heilige  Geist. 
II     Weil  seine  Brüste  voll  waren,  und  es  nicht  anging,   daß  seine 
Milch  vergeudet  würde, 
4  So  hat  der   heilige  Geist   seinen  Busen   geöffnet   und    hat   die 
Milch  der  Brüste  des  Vaters  gemischt. 

III  Und  er  hat  die  Mischung   den  Welten   gegeben,    während   sie 

unwissend  waren; 
5 Und  die,  welche  sie  annehmen,   besitzen  die  Priesterwürde 

IV  6Es   sproßte   der   Leib   der   Jungfrau,   und   sie   empfing 

und  gebar, 
Und  die  Jungfrau  wurde  Mutter  infolge  großer  Liebe. 
V   7Und    sie    kreißte    und   gebar   einen  Sohn,    ohne    daß    er 
sie  schmerzte, 
lud    dadurch,    daß    er    nichts    wurde,    wurde    Bie    \  o  1 1 
Genüge. 


ODE  L9.  4? 

vi  Und    nicht  verlangte    sie    nacb    einer  Geburtshelferin; 
denn  er  half  ihr,  daß  sie  am  Lehen  blieb: 
Da   gebar   sie,   als  wäre   es   ein    männliches  Wesen,    die 
Gnade   9und  brachte  hervor  .  .  . 
II  Und  besaß  die  Allmacht   1(,nnd  hatte  lieb  die  Erlösung, 
Und  hütete  die  Güte  und  ließ  schauen  die  Majestät. 

Hallelujah ! 

Der  Sänger  hat  von  der  Milch  der  göttlichen  Weisheit  genossen,  die 
der  heilige  Geist  den  Brüsten  Gottes  (des  Vaters)  entnimmt,  um  die  Wesen 
der  Äonen  zu  Priestern  zu  machen.  Die  Schilderung  dieses  mystischen 
Vorgangs  ist  dem  Interpolator  zum  Anlaß  geworden,  auch  dem  Sohne 
eine  Rolle  bei  der  Darreichung  der  Milch  zuzuweisen,  weiter  ihn  als  den 
von  der  Jungfrau  geborenen  scheinbaren  Menschen  zu  preisen.  —  Fünf- 
taktiges  Metrum.  —  Str.  I:  S  'esiipeh:  „ich  trank  sie",  nämlich  die  Milch.  —  Ob 
bdhaliupä  bedeutet  „aus  der  Süßigkeit"  (als  Becher)  oder  „als  die  Süßigkeit'', 
(so  daß  bd  auf  hebr.  D  essentiae  zurückginge),  bleibt  unentschieden.  —  Str.  II: 
„Weil  seine  Brüste  voll  waren",  das  der  syrische  Text  zum  Vorhergehenden 
zieht,  wird  durch  die  Strophik  dem  Folgenden  zugewiesen.  —  Str.  III:  Wenn 
man  l-]-l-m- die  Pluralpunkte  gibt  und  Samli  iamminä  =  T  übte  (inpassivischem 
Sinne  wie  Exod.  32,  29  gebraucht)  ansetzt,  behebt  man  alle  Sinnschwie- 
rigkeiten der  Strophe-,  daß  das  (göttliche)  Wissen  Priesterwürde  verleiht, 
sagt  auch  Ode  20,  1.  —  Str.  IV:  S  geppap  läßt  sich  verstehen  als  „es 
sproßte"  (so  nach  Brun,  Dict.  Syriac.-Lat.)-,  oder  soll  man  daraufhin,  daß 
Lactantius  dafür  die  Übersetzung  bietet  „infirmatus  est  (uterus)",  etwa 
geppap  in  kdfäp  „(der  Leib)  krümmte,  beugte  sich  nieder"  =  mj?3  ver- 
ändern? —  Str.  V:  Die  Strophik  beweist  für  die  Annahme  eines  größeren 
Satzeinschnittes  hinter  hdtiäp.  Für  die  beiden  Verben  hduä  und  hduäp  nehme 
ich  zwei  persönliche  Subjekte  an:  Mutter  und  Sohn,  die  gerade  vorher  ge- 
nannt sind.  Nun  wäre  es  sinnlos,  von  jenem  zu  sagen:  „er  war  nicht"; 
doch  wäre  er  als  Gott,  der  sich  zum  Menschen  erniedrigte,  gut  charakteri- 
siert, durch  den  Ausdruck  „er  wurde  ein  Nichts",  was  bei  Zurückführung 
von  syr.  lä  auf  hehr.  DSS*  „nicht,  Nichts"  sich  sprachlich  rechtfertigen  läßt. 
Einen  passenden  Gegensatz  dazu  bildet  S  säfkaip  hduap,  zumal  wenn  man 
in  säfkdbip  die  Wiedergabe  von  pBt&2  sieht:  „sie,  die  jungfräuliche  Mutter, 
war  voll  Genüge".  —  Str.  VI:  S  ach  gawrä:  Nicht  die  Jungfrau,  die  ge- 
boren hat,  ist  hier  mit  einem  männlichen  Wesen  verglichen,  sondern  das, 
was  sie  gebar  (wie  es  jetzt  P.  Batiffol  in  der  Revue  Biblique  1911,  S.  1> 
vertritt,  von  mir  aber  schon  in  der  Januarnummer  von  „Theologie  und 
Glaube",  S.  16  f.  ausführlich  dargelegt  war).  Solches  verschleiert  sich  im 
syrischen  Texte  allerdings  dadurch,  daß  kein  Objekt  zu  ieldap  vorhanden 
ist.  Um  es  zu  erhalten,  bedarf  es  der  Rückübersetzung  der  syrischen 
Phrase  ins  Hebräische  und  speziell  der  Erkenntnis,  daß  hier  syr.  bd  hebr. 


tö  ODE  20. 

nx  entspricht,  welches  sowohl  die  Nota  aecusativi  wie  die  instrumentale 
Präposition  darstellt.  Durch  ein  Vergreifen  des  Übersetzers,  der  die  „Gnade" 
abstrakt,  nicht  persönlich  auffaßte,  ist  das  Objekt  in  einem  Adverbiale 
untergegangen.  Dasselbe  wiederholt  sich  im  Folgenden  noch  fünfmal: 
auch  ta^i&p&  (BIdealu?  =  bb3E?),  „Allmacht",  „Erlösung",  „Güte",  „Maje- 
stät", alles  Eigenschaften  des  Gottessohnes,  die  der  Dichter  mit  diesem  selbst 
gleichsetzt,  sind  unter  der  Hand  des  ungeschickten  Übersetzers  zu  Adver- 
bialien geworden,  die  jetzt  in  der  Verbindung  mit  den  fünf  davorstehenden 
Verben  wie  fünf  Rätsel  dastehen. 


ODE  20. 
jain^a    cn\c\     .r?_ir^   _   oa^ra    den    emo    >&\»c^  rC*i:s*)l    rtlloa^ ' 
.ndml:^    vyr^  .1*.^  b\acn    r?.\2       .cn^vniAJio.i    rcClsion    nf.W 

vysau'ia  .rtoaarz»  rcA.i  vvtaAa^  «r^n4  .K'^Oääd.io  r£al.i 
n*A°  .rtli2ü  ,-al^  rtA  vytÄia  ,r€snxii  o^W-i  ncA 
A.^x=a\  K'^-ra^  pC'AäK'g  .vyc.aj.l  rtoajs B  rdi^CU  r<ll_n^\ 
Jtn.A '  .aa».öDiaÄ.i  r<?b\i.ttnb\\  >a3a*ioajj£\  redsir^o 6  vvn»iaA 
•in^-o  r£oa»:nsA  p^a  .nCnoau  ncA.l  rdi.t?3.i  ^Oni^  ^i 
.;n-jaa_=3&\c^c\  vyc*i  Ai>_  *uifloos  .oali*r^  ^n  rgl\>\a>  v>A 
.f^^\_jjCV_n_l.^     vy.t33.ita     v>A<D^>C\     orx^CUxiJ    A^    v^3^\Ä>r^C\ 

.r<lai\cn  .aasaiA  r^in^K'a  r?b\x)CLa.z*&\  .cnchcVxQajj.l  K'&vua^x.&vs 

»  Cod.  (Harr.?)  rCL^jra 

liiam'fe  |inp  iS  nnpü  "in  ■"  fro«  1S1  *:x  *rm  ;nr     i 

/  mp  n^^-Sx  ""pnpi  /  Di^'s^n  -pnr^2  :np-   m 


ODE  20.  19 

/  -jjn-nN  SidsS  üpnn-Ss  ;  "jtfÄja  ii  jpn-S*  iv 

DHtn  lipo  rnw  nw  /    pb  hhi  "p&mba  "»im  icn  t^ab    v 

nattn  t^ht^p 
pHm  vowi  iinö  *»pm  /,  "p^p*1  maai  lnrSttf-by  'spam  vi 

n^iSSn  i&trS  nissi  nfcrrn 

I    lEin  Priester  des  Herrn  bin  ich  und  leiste  ihm  Priesterdienste, 
Und   bringe  ihm   ein  Opfer  dar,   das  seinem  Willen  entspricht. 
I   2  Nicht  entsprechend  der  Welt  noch  dem  Fleische  ist  sein  Wille, 
noch  entsprechend  denen,  die  sündhaft  handeln: 
3  Das  Opfer  des  Herrn  ist  Gerechtigkeit  und  Reinheit  von  Herz 
und  Lippen, 
ill   4 Bringe  deine  Nieren  dar  ohne  Makel 

Und  laß  dein  Inneres  kein  anderes  Innere  betrüben 
Und  laß  deine  Seele  keine  andere  Seele  betrüben! 

V  5Du    sollst    keinen    Proselyten    werben    um    den    Preis 
deiner  Seele, 

Noch  trachten,  deinen  Nächsten  zu  verschlingen, 
6Auch  nicht  ihn  um  die  Decke  seiner  Blöße  bringen! 

V  7Zieh  die  nie  versagende  Güte  deines  Herrn  an:  dann  wirst  du 
ins  Paradies  eintreten 

Und   eine   Krone   von   seinem    Baume   machen ;    8sie   dir   aufs 
Haupt  setzen  und  dich  freuen. 

Und   stütze   dich   auf  seine  Gnadengegenwart,    so  wird  Ruhm 

vor  dir  hergehen, 
9  Und  du  wirst  von  seiner  Huld  und  Güte  empfangen   und    ge- 
deihen durch  die  Wahrheit  [.  .  .] 

Preis  und  Ehre  seinem  Namen!    Hallelujah! 

Der  Sänger  fühlt  sich  berufen,  Gott  ein  ihm  wohlgefälliges  geistiges 
Opfer  darzubringen.  An  der  Stelle  der  Ausführung  dieses  Gedankens  hat 
der  Interpolator  eine  Anzahl  ethischer  Pflichten  aufgezählt.  Der  mystische 
Gedichtschluß  gehört  wieder  dem  Sänger  zu.  —  Fünftaktiges  Metrum,  im 
Einschub  dreitaktig.  —  Str.  I:  S  korhänä  ddmahsawpeh :  Die  mah§awpä  darf 
hier  nicht  als  die  Opfergabe  selbst  genommen  werden,  sondern  drückt  deren 
Eigenschaft   aus.   —   Str.  II:  Für  S  besränaip  stand  im  Urtext  jedenfalls 

II    iJrimme,   Oden  Salomos.  4 


ODE  21. 

ein  Synonym  von  "ittD,  »las  ich  nur  zweifelnd  als  px  angesetzt  habe.  — 
Str.  I\':  Der  Sinn  des  ersten  reichlich  dunkeln  Verses  könnte  sein:  „Die 
Sorge  der  eigenen  Seele  geht  über  die  Gewinnung  von  Proselyten  (Snuckräi 
—  "üV)a.  Ich  bin  nicht  so  kühn,  mit  Harris  nafidch  in  kaspdck  zu  verän- 
dern, wodurch  der  Sinn  allerdings  recht  verständlich  würde.  —  Str.  VI: 
S  nihupä:  Hier  wohl  soviel  wie  nj{uh«,  d.  h.  nr3ttf.  —  Die  beiden  Schluß- 
worte der  Ode  /><>j>e^>ohtii  J,>h(ish//ieh  fügen  sieh  nicht  in  die  Strophenform ; 
sollte  vielleicht  ein  Zufall  sie  vom  Ende  der  folgenden  Ode  (dem  jetzt  ein 
Takt  fehlt)  nach  hier  verschlagen  haben? 


ODE  21. 

&\*jlx.a~  .oalniosAo  oniijjA  jji.i2>J^3  >lsa»ir^o  .A=^  r^.ix. 
.tä.  .yi.^1  &a\  p£=73.icyd  >a  oocno3  .r^icncu  i\in\o  rt^auj 
.nCLl-jj     r<l\_Är^    r<lJior^    rtSj^rS      .rdrarC^  ocns      &ul B 

r^liK'    jjLn,ZJ!73    ja,    cqa    rcIW    ^a»in    £\»c\cna 6      .»cnOÄr^  "ta-To 

.cn&vsjC\zix.^tc\      .r&Tsa.i   cn^i   3^  As^    .i^o      .»^aaflo    A^. 
a  Harr.;  Cod.  £\»r^        b  Cod.  ^.m^.Q. 

top  nttfi  Ton  *a  /  "ins  -rcn  onS  TiurYi  ^r 

Tttin  tfabai  "irnn  bübki  /  wwbi  non4?  "aian  ntjn 

a^Sm  böjn  anib&  Dna"pa  /  ^fiab  nr^zx  -S  ot    i 

-p'vrn-^n  lrinam  /  ^s  nattnö  *ikö  ^  b&im 

rnnrn  rtenna  rSa  anpm  /  rirt  lapm  Hirt*  c^x- 

Ttefcr^p  Sri  /  ^r  rjmpi  'äS  r-n  n 

n  *  i  h  b  n 


1    '.Meine    Münde   erhob   Lofa   /nr   Höhe   der  Gnade   dei    Herrn; 

Denn  er  hatte  meine  Banden  von  mir  abgeworfen; 
Und  mein  Helfer  erhöhte  mich  zu  seiner  Gnade  und  Erlösung, 
8Und   ich   legte  die  Finsternis  ab  und   kleidete  mich   in   Lieht. 
II    'Und  es  wuchsen  mir  Glieder  an  meiner  Seele, 

In  denen  nicht  Schmer/  noch   Leid  noch  Krankheit  ist. 
'Besonders  half  mir  der  Gedanke  an  den  Herrn 
Und  an  seine  unvergängliche  Gemeinschaft. 
5 Und  ich  wurde  in  sein  Licht  erhoben  und  trat  vor  sein  Antlitz 
GUnd  näherte  mich  ihm  unter  Preis  und  Danksagung. 
III   7  Mein  Herz   strömte  über,    so    daß   es   sich   in   meinem  Munde 
befand 
Und  über  meine  Lippen  trat. 

Und  es  wurde  groß  auf  meinem  Antlitz  der  Jubel   des  Herrn 
Und  der  Preis  (seiner  Heiligkeit). 

Hallelujah! 

Der  Sänger  schildert  den  Aufstieg  seines  Geistes  zu  Gott;  in  die 
Beschreibung  der  seelischen  Umwandlung  hat  der  Interpolator  eingefügt, 
was  der  Seele  besonders  nutzbringend  sei.  —  Viertaktiges  Metrum.  — 
Str.  I:  S  ddrä\ai:  ich  habe  '■B3  übersetzt,  da  dem  Bibl. -Hebräischen  die 
Redensart  „die  Arme  erheben"  nicht  geläufig  ist.  —  Str.  II:  S  supäfupeh 
bezw.  seine  hebr.  Entsprechung  steht  im  Genetivverhältnis  zu  „Gedanken"-, 
die  Gemeinschaft  mit  dem  Herrn  ist  das  Endziel  der  Vollendung,  wird 
also  nicht  auch  als  Mittel  dazu  genannt  sein.  —  Str.  III:  S  'abbal  =  ySttl 
mit  intransitiver  Bedeutung.  —  Zur  Ergänzung  vgl.  Ode  20,  Schluß. 


ODE  22. 

(Pistis  Sophia,  Kap.  71.) 

Der  mich  hinabgeführt      ntoaovsn   *-=^  A    &\_a*£*3:i   aco  l 
hat  aus  den  höheren  Orten, 

die  oberhalb,  und  mich  hin-     ocn°2    <^^>^  ^  •*  a*1^« 
ausgeführt  hat  aus  den  Ör-      öcn3  ^  ^^  ^^^  ^^ 

tern,die  im  Grunde  unterhalb, 


Der,  der  die  in  der  Mitte     ooa1  .>i*.i  A^a  »aa.iK-A  i.ira.i 

4* 


52 


ODE  22. 


Befindlichen  dorthin  getragen 
und  mich  über  sie  belehrt  hat, 

—  Der  meine  Feinde  und 
Widersacher  zerstreut  hat, 
der  mir  Gewalt  verliehen  hat 
über   Bande,    sie    zu   lösen, 

—  Der  die  siebenköpfige 
Schlange  mit  meinen  Händen 
niedergeschlagen  hat,  hat 
mich  über  ihre  Wurzeln  ge- 
stellt, damit  ich  ihren  Samen 
auslöschte.  —  Und  du  warst 
mit  mir,  indem  du  mir  halfest; 
an  allen  Orten  umgab  mich 
dein  Name.  —  Deine  Rechte 
hat  das  Gift  des  Schlimmes 
Redenden  vernichtet,  deine 
Hand  hat  den  Weg  für  deine 
Getreuen  gebahnt.  —  Du  hast 
sie  aus  den  Gräbern  befreit 
und  sie  mitten  aus  den  Leich- 
namen fortgeschafft.  —  Du 
hast  tote  Gebeine  genommen 
und  sie  mit  einem  Körper  be- 
kleidet, und  den  Unbeweg- 
lichen hast  du  Lebenskraft 
gegeben.  —  Dein  Weg  ist  ge- 
worden Unzerstörbarkeit  und 
dein  Antlitz.  —  Du  hast  deine 
Welt  zum  Verderben  geführt, 
damit  sie  alle  aufgelöst  und 
erneuert  würden  und  dein 
Licht  ihnen  allen  Fundament 
würde.  —  Du  hast  deinen 
Reichtum  auf  sie  gebaut,  und 
sie  sind  ein  heiliger  Wohn- 
ort geworden. 


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^znb\  cWacn  cVur^''  .aa^ix  .iaor^.1 
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b\i\.zD   cnxli^a    .v^Ärd^    n3.f-sal^\ 
r<?vn±zn  <W=3  cV\c\cnc\0  .v*.cV\C\*A=73 

1  Sei-.  Copt;  Cod.  ccAcv         h  Cod. 

cV\=jaa*C\         ■  l-:ll».;  Cod,  K'cVlCUl.T^r*) 
d    In  Cod.  linis   sticht  l.ak;    Cod, 

0\»CICDO 


ODE  22:  ;'>:; 

nwnÄö  ^pöi  i  mbs6  wiö     i 
•  •  jnia  tviöi  i  nwswi  T-npn 
nnoiö  pn^S  wbtftö  i  ^apriöi  ■w*  pian    n 

int  rptrS  ltihtrtp  ^riaan  i ■»ra  naan 

■»aa^Ta  -pttf  oiptrtaa  i  www  w  rwi  m 
^i^Köb  -[T  hSSd  i  jria-nan  yi?  nhbz 
DTian  aipö  ormarn  i  nniapna  anSnam  iv 
man1;  irrta  nnroi  i  nro  ^i:  mar*?;  rinpbi 
jHa*6  ^öbip  •sp'iin  i  T^si  "jam  o^an    v 
■ni«  Sd-hdiö  \ti  i  tr^nrn  bi  m*  \ghb 
a^tfnpn  atfia1;  \nm  i  -[rnaba  ■pSp  rviai 

rr  1  *?  b  n 

J0  du,   der  du  mich  herabgebracht  aus  den  oberen  Regionen, 
Und  mich  aus  den  niederen  heraufgeführt, 

2  Die  Dinge  der  Mitte  geordnet  hast 
Und  mich  belehrtest  über  sie; 

3  Der  du  meine  Feinde  und  Widersacher  zerstreut, 

4  Mir  Macht  gegeben  über  die  Fesseln,  sie  zu  sprengen, 

5  Durch    meine   Hände   den   siebenköpfigen   Drachen   niederge- 

schlagen : 
Du  hast  mich  auch  über  seinen  Nachwuchs  gesetzt,  um  seinen 
Samen  zu  verfolgen. 

6  Du  warst  bei  mir  und  halfest  mir, 
Und  dein  Name  umgab  mich  überall, 

7  Deine  Rechte  hat  das  Gift  der  Sünde  vertilgt, 

Und  deine  Hand  hat  den  Gläubigen  einen  Weg  gebahnt. 

8  Du  wirst  sie  aus  den  Gräbern  aussondern 
Und  sie  aus  der  Mitte  der  Toten  auslesen. 

9  Gebein  wirst  du  nehmen  und  es  mit  einem  Leibe  umkleiden, 

10  Und  den  Schatten  der  Unterwelt  Lebenskraft  verleihen. 

11  Du  Vollkommener  an  Wandel  und  Angesicht: 

Du  wirst  deinen  Aeon  dem  Untergang  entgegenführen, 
Damit  alles  aufgelbst  und  erneuert  werde, 


'  I  ODE  22. 

l8Und  dein  Licht  das  Fundament  für  alles  bilde. 
Und  auf  ihm  hast  du  dein  Reich  errichtet, 
Und    es    ist     zur    Wohnstätte    für    die    Heiligen     ge- 
worden. 

Hallelujali ! 

Der  Sänger  zählt  die  ihm  gewordenen  Beweise  der  göttlichen  Hilfe 
auf  und  sieht  nun  der  Belebung  der  Toten  und  der  Erneuerung  der  Welt 
entgegen.  Der  Interpolator  erwähnt  in  zwei  Schlußversen  die  Gründung 
des  (sichtbaren?)  Reiches  Gottes.  —  Dreitaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  Da 
von  V.  5  b  an  Gott  direkt  angeredet  wird,  so  müssen  die  voraufgehenden 
Verben,  in  denen  von  Gott  in  der  3.  Person  geredet  ist,  auf  hebräische 
Partizipien  mit  vokativischer  Funktion  zurückgeführt  werden.  Unter  der 
„Höhe"  (K)  ist  der  Himmel  oder  das  Paradies  zu  verstehen,  wo  — 
auch  nach  midraschischer  Anschauung  —  die  Menschenseelen  in  der 
göttlichen  Schatzkammer  (*o§ar)  oder  dem  „Behälter"  (guf)  ihrer  Ver- 
bindung mit  den  Leibern  entgegenharren;  „das  Tiefe"  deute  ich  nach 
Öde  34,  5  auf  die  Erde;  die  „Dinge  der  Mitte"  werden  die  zwischen 
Himmel  und  Erde  befindlichen  Äonen  sein.  —  S  räme  „werfend"  und  K 
„lehrend"  führen  beide  auf  hebr.  mitt  zurück-,  —  „über  sie":  Zusatz  nach 
K-,  ich  vermisse  hier  den  dritten  Verstakt.  —  Str.  II:  Für  den  Ausdruck 
„siebenköpfiger  Drache"  hat  im  hebr.  Urtexte,  nach  der  Metrik  zu  schließen, 
nur  ein  Wort  gestanden.  War  es  vielleicht  rfTJ?itf?  In  meiner  Studie  „Das 
hebr.  Pfingstfest  und  der  Plejadenkult"  habe  ich  wahrscheinlich  gemacht 
(S.  73  f.),  daß  die  Bibel  unter  diesem  Namen  die  Plejadengottheit  und  das 
ihr  zu  Ehren  gefeierte  Pfingstfest  versteht.  Wenn  sie  nun  Jahwe  von  dieser 
Pfingstfeier  Besitz  ergreifen  läßt  (Nuin.  28,  26),  so  stempelt  sie  ihn  dadurch 
zum  Überwinder  des  Siebengestirns  und  drückt  dieses  zum  Rang  eines  ihm 
feindlichen  Dämons  herunter.  Bei  den  Therapeuten  scheint  dieser  Gegen- 
satz besonders  scharf  betont  worden  zu  sein;  denn  Pfingsten  war  für  sie 
das  Symbol  der  Befreiung  des  Geistes:  so  könnte  das  Prinzip  des  Bösen 
bei  ihnen  wohl  unter  der  Gestalt  der  Plejadengottheit,  d.  h.  eines  Wesens 
mit  sieben  Köpfen  gedacht  sein.  Man  wird  obige  Stelle  bei  der  Forschung 
nach  dem  Milieu,  in  welchem  die  Oden  Salomos  entstanden  sind,  wohl  im 
Auge  behalten  müssen.  —  S  ]e////<irau  =  Ntf-flÖ  „Wurzelschößling"  (neben 
„Wurzel").  —  Str.  III:  „bei  mir",  „umgab  mich":  nach  lv.  —  .der  Sünde" 
=  rtth,  das  S  richtig  als  ?•$-.<•«>,  K  weniger  gut  als  r6M$  genommen  hat.  — 
S  uSasujui})  'itrha:  im  Hebräischen  genügt  nhbc  (ohne  ^|""H).  —  Str.  1\ 
Alle  folgenden  Perfektformen,  vielleicht  mit  Ausnahme  derjenigen  der 
Interpolation  V.  12b,  sind  futuriscli  zu  übersetzen,  d.  h.  sie  gehen  auf 
hebr.  Perfecta  eonversa  zurück;  denn  die  Belebung  der  Toten  und  !• 
neuerung  der  Welt  gehört  in  das  (Gebiet  der  ZukunftshotVnungen  wie  bei 
den  alttestamentlichen   Propheten,  so   bei  unserem  Oden>ängei  „Aus  der 


ODE  2a  66 

Mitte",  „mit  einem  Leibe":  nach  K.       S  „denen  die  unbeweglich  wm 
K  „den  unbeweglichen":  Paraphrase  von  hebr,  B'MBI,  unter  Zurückführung 

auf  die  Wurzel  Hol  „schlaff  sein1'.  S  malbodänupä  bfyajße  „Anstoli  zum 
Lcheir,  K  htQytCa  =  htiq  (in  der  gleichen  Verbindung  mit  [ri3  auch  bei 
Esra  9,  8  f.).  —  Str.  V:  Da  eine  Beschreibung  von  Weg  und  Antlitz  Gottes 
gar  nicht  in  die  Schilderung  der  letzten  Dinge  paßt,  s<>  nehme  ich  an,  daß 
der  hebr.  Text  eine  an  Str.  I   anknüpfende  vokativische  Anrede   an  Gotl 

(„Du  Vollkommener  an ")    enthalten    habe;    zu    ihrer  Form  vgl. 

Ps.  119,  1  "pl  ''»''ön,  zu  ihrem  Inhalt  Ps.  18,  31  WH  D"ttn  ^HM.  —  „und 
Antlitz":  nicht  nur  K,  sondern  auch  das  Metrum  weisen  diesen  Ausdruck 
dem  ersten  Verse  zu.  —  8  „dein  Fels",  K  „dein  Licht":  Ich  halte  die  Les- 
art von  K  für  die  richtige,  da  in  unseren  Oden  oft  vom  Lichte  Gottes, 
aber  nie  von  seinem  Felsen  die  Rede  ist.  Daß  die  zukünftige  Welt  sich  auf 
der  Lichtsphäre  Gottes  aufbauen  werde,  finde  ich  nicht  zu  kühn  gesagt. 
„Fels"  (=  TI2C)  erklärt  sich  aus  Verlesen  von  TIN  „Licht". 


ODE  23. 

..1CVaj1=3  dien  ^  r^   rtAr*^  .cnxinU   avrzjo    .r£x*.iQ.l    r^&io.Tu1 

CUco  cg_  r<Ar^     .aa*.:*aQQj    aiznc*      .,cr>    rtlÄa^jl    K&CVn*^2 

ai"=73o  .ocn   PdiLn.^1    rdraCUj3      .&\*x»ia   *r?3    cmk.    ^.xliA&a 

CVÄAcn4  .&\*x»i=3    ^33    >ODar<lio.i    _  CUcn        r^  r<.\r<    .,cn  CUml:* 

.norr-gla  A^ax3q\  .r-^rCiL^Qo  rtl.-ür^  f-^&i^r^  As*.  ^cnia6 
röa&vjj  *^ac\  catoo  aijj.io  ocn&v:^:^  -sn  i\u^o7  .aa»in.3Q\o 
.gos-q&vu1'  v-^ixsal  qcqa  r^acn  A^xVz.  f-tA.t  A^po 8  .cnxV^.l 
_  Qcotoa    r<(C\cn    i&\j£33    rel^a^vu    Ai*.    r&\cn    ^»r^.l    "U^   rtA*A> 

^    CV^.1-3.1        .CTDOOr^VJJl  CUCT3      K'^i^T^.l     CT3"i^\=J     •.*!     CUV^9 

rd^*^0    .cn\   ^sax,   av^a.io    .cqa    r^io    avm.io    .rCiix.   r£**r? 


56  ODE  23. 

pdniw  &ia^  ^>ira.i^.c\  r^&iaicm  ^i^aJ^o  .oocn  nekiraaußo:! 
.rcA^ji  &\<\\  rdz.»*!  &UJJ1'1  .n^f\»£\Ä  rfjjiar^  £vm^.c\  . r^rtli-^oo 
r^ocn  r^fot^.i  *ni^53C\    .nd^*.^  &\J^cni    rtll^iA    nC^a.ü^.l    A2^=a 

.».A-^^r^.l     rdx_»i     oai*is     >VJJ^>r<'olc       .r^oi£>c^e         qoq\a 

aaalA  *».i   CYuT=*3p^1s    .r^ccü_^Qo.i    K'&vn.XAjm    -.*.!    &v\^=d&k'c\ 

r^OQAr^.l    oa^-=3^=3    rf.n»^\Ä.l        f^&vrai     ri'^ual^     r^i^rt'    ^*1 

a  Cod.  r£=a.i^3         b  Cod.  eatthw         c  Cod.  cr>&\Lan         d  Cod. 
r^acn  e  Fortasse  legend.  cbi&vrD  f  Cod.  O.Vi^.&r^o. 

n^zb  .  .  ,  npba  /  lrritab*  ••öl  DWip  tontoö     i 
fx&  mTiüD  "Hpta  /  r&sp''  tsi  onna  rano 
dSipö  rrtinv  npba  /  rubttp  w  D*vna  ran«    u 
lrim  nktt-brc  lfw-to  /  Tpfrrraba  p*?p  nro  T&rwn 
ntfpä  rrr  pro  ^wn  //  dhöö  rrrnn  pin  mio  irnttnä  in 

rrnro  nihpbi  iro6i  *[&nb  //  rnii  nvr  rnjarrSx  rmnöHi  iv 
onipaitKö 

ornnirbp  ntrx  rnim  //  orib  pn  *6rb  rs  robmrrnKi  mn*i    \ 
dto  pin 

-^  rnihpnö  nipn  rra  njnS  //  min  ittto  rr;s\ — m  iSS*i   vi 
npöt^ 


ODE  28.  .r)7 

la-rrn  rnaSm  reiban  miri  //  rrtip  ^W  ^  wrnttjA  na*!  vn 
cnna  s%iwi  rohp'ai  naan  //  D^aai  anscp  bftjia  "»Fiertai  viu 

Dnasw 
bifein  p  nt^«  Srfe  «>in  fes'1  //  ms  arnh  min  mnr  npm    i.\ 

obmp 
•nrw  ifcöRTin  jr  //  y#;b  nrvn  mian  tafW?p  na  ntf«  Sabi    x 

fpbp  dk£  näan-ja  [•]  /  nb'im  ttinn  d^«id  kvi    xi 
D^ann  niy  nani  /  in  in  km  Sin  bhan*!  xn 
D^inn    lrnan  /   innan    D^tiitf-Sa    ipssrpi 
ibTii 

D^nba  ynstsn  pn  ama  /  bni  mS  mikn  \nmxin 
n p  1  d  b  i  p  b  biüöb/t&np-nm  |  a  n  i  a  k  rj  d  #  r S p i 

n  ^  i  h  h  n 

l   xMit  der  Freude,  ihr  Heiligen,  wer  wird  damit  bekleidet, 

Als  nur allein! 

2  Die  Gnade,  ihr  Auserwählten,  wer  wird  sie  empfangen, 
Als  nur  die,  welche  von  Anfang  auf  sie  vertraut  haben! 
[   3Die  Liebe,  ihr  Auserwählten,  wer  wird  damit  angetan^ 
Als  nur,  welche  sie  von  Anfang  erworben  haben! 
4  So  wandelt  denn  in  der  Erkenntnis  des  Höchsten 
Entgegen  seinem  Jubel  und  der  Fülle  seiner  Erkenntnis! 
I  5Sein  Gedanke  war  wie   ein  Gnadenbrief  von  der  Höhe  herab- 
gesandt, 
Und  ward  herniedergeschickt  wie  ein  vom  Bogen   kräftig  ab- 
geschnellter Pfeil. 
r   6Und  es  beeilten  sich  dem  Briefe  entgegen  viele  Hände, 

Ihn   zu   greifen,   zu   halten   und    zu   lesen;     7doch    er    entfloh 
ihren  Händen. 
7     Da  fürchteten  sie  sich  vor  ihm  und  vor  seinem  Siegel;  8denn 
es  gelang  ihnen  nicht  es  zu  lösen. 
Die  Kraft,  die  über  dem  Briefe  war,  überstieg  die  ihrige. 


58  ODE  23. 

\  l      'So  gingen  hinter  dein  Briefe  her,  die  ihn  gesehen  hatten, 

Um  zu  erfahren,  wo  er  bliebe,  wer  ihn  lese  und  auf  ihn  hören 
würde. 
VII    l0Da  kam  ein  Rad  ihm  entgegen  und  wollte  gegen  ihn  angehen; 
11  Und  es   trug   an   sich    das    Zeichen    des   Königtums    und    der 
Herrschaft, 
VIII    18Und  alles,  was  mit  dem  Rade  zusammenstieß,   das   mähte  es 
nieder  und  zerschnitt  es, 

13  Und  häufte  so  eine  Menge  von  Entgegenstehenden  auf,  füllte 

Ströme  (damit)  und  überschritt  sie. 
IX       Und  es  entwurzelte   große  Wälder   und    bahnte   einen   breiten 
Weg, 

14  Und  es  strauchelte  kopfüber,  an  wessen  Fuß  das  Rad  anlief. 
X    15  Aber  allen,  gegen  die  es  andrang,  wurde  der  Brief  zur  Rettung; 

Denn  sie  sammelten  sich  alle  hinter  ihm. 
XI    l6Und    es    erschien    an    ihrer    Spitze    der    geoffenbarte 
Führer, 
[.]  Der  Sohn  der  Wahrheit  (stammend)   vom  höchsten 
Vater. 
XII   17Da  erbte  er  alles  und  nahm  Besitz  davon, 
Und  der  Plan  vieler  wurde  vereitelt. 
18 Und    es  nahmen    sich    alle  Versucher    zusammen    und 
flohen, 
Und    es    wurden    die    Verfolger    vertilgt    und    ausge- 
rottet. 
XIII   19Es  war  (wurde?)  der  Brief  eine  große  Tafel, 
Ganz  geschrieben  vom  Finger  Gottes; 
-"Und  über  ihr  stand  der  Name  des  Vaters,  des  Sohnes 
und  des  heiligen  Geistes, 
Um  zu  herrschen  in  alle  Ewigkeit. 

Hallelujah! 

Zwt'i  oden  in  rein  äußerlicher  Verknüpfung.  Die  erste  (v.  1—4)  ent- 
hält Verheißungen  für  die  „Heiligen"  und  ..  Aiimtw  ählten" ;  die  andere 
schildert  in  apokalyptischem  Stile  die  Herabkunft  eines  göttlichen  Gnaden 
briefes  und  sein  Zusammentreffen  mit  einem  heranstürmenden  Rade.  Der 
Ausgang  dieser  Szene  bleibt  dunkel;  der  jetzige  Schluß  mit  der  Erwähnung 
des  Erscheinens  des  Gottessohnes  und  seines  Sieges  Über  alle  Feiude  muß 


ODE  24.  59 

als  christliche  Interpolation  genommen  werden.  -  In  der  ersten  Ode  vier 
taktiges  Metrum,  in  der  zweiten  (bis  auf  die  Interpolation)  ftlnftaktiges 
Rietrum,  in  der  Interpolation  viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I  und  II:  Der 
syrische  Text  gestattet  keine  einwandfreie  Übersetzung.  Wenn  die  Freude 
der  Besitz  der  Heiligen,  die  Gnade  und  die  Liebe  der  der  Auserwählten 
wäre,  was  soll  da  noch  die  rhetorische  Präge,  wer  sie  anziehen,  annehmen, 
sieh  antun  werde?  Die  Lösung  aller  Schwierigkeiten  sehe  darin,  daß  man 
die  Worte  „Heilige",  „Auserwählte"  im  hebr.  Urtexte  Vokative  gewesen 
sein  läßt,  womit  die  Anhänger  des  Sängers,  denen  auch  die  zweite  Hälfte 
der  Str.  II  gilt,  angeredet  waren.  —  Der  2.  Stichos  von  Str.  I  erweist 
sich  bei  der  Vergleichung  mit  den  späteren  Parallelstichen  als  lückenhaft 
überliefert.  —  S  lartiäseh:  h  drückt  hier  die  Richtung  aus  =  bü:  ob  unter 
„seinem  Jubel"  hier  ähnlich  wie  unter  dem  „Jubel  des  Herrn"  in  Ode  21,  7 
ein  von  Gott  ausgehender  oder  ein  auf  ihn  gerichteter  Jubel  zu  verstehen 
ist,  bleibt  mir  unklar.  —  Str.  III:  S  ye^arpä  sewißneh:  das  hebr.  Original  dürfte 
für  diese  Crux  interpretum  die  Genetiv  Verbindung  psn  n"i2K  „Gnadenbrief" 
gehabt  haben.  —  Ich  lese  mdraumä  statt  mdrimä,  da  „sein  Gedanke"  schon 
den  Hinweis  auf  den  „Höchsten"  enthält.  —  Str.  VII:  S  gfelä  —  737J,  das 
im  Hinblick  auf  v.  13  eher  mit  „Rad"  als  mit  „Wirbelwind"  zu  übersetzen 
sein  wird.  —  S  'akbalteh  =  flrKlp^  N2*l  „es  kam  auf  ihn  zu".  —  Str.  IX: 
S  reSä  huäp  re^le:  wohl  adverbiale  Redensart  „kopfüber".  —  S  mettol  dd 
=  ""ittfX.  —  Str.  X:  S  'cfiä-uä  Idleh:  nachläßige  Übersetzung;  'epäp-uäp  ]plau 
wäre  das  Richtige  gewesen.  —  S  'äprauuäpä:  die  ursprüngliche  syrische 
Lesung  war  vielleicht  bäpräh.  —  Str.  XI:  Es  nützt  nichts,  bdreseh  in  bdresäh 
zu  verbessern;  mehr  könnte  die  Lesung  bdreJaihon  befriedigen.  —  S  uawrä: 
Da  der  Sohn  doch  wohl  identisch  zu  setzen  ist  mit  dem  geoffenbarten 
Führer,  so  läßt  sich  u9  nicht  halten.  —  Str.  XIII:  S  \tieh  „über  ihm":  d.  h. 
der  Name  der  Trinität  war  die  Überschrift,  nicht  der  Inhalt  der  Mitteilung. 


ODE  24. 
A\T-^mo    .oqA    r^ocn    rtli»i.i  A.^53    .r^AxH-t»    A^    &vui^    r<ic\.* 1 

c\^\*.r?3    oraAA     r^ijjio       .omÄ^     ^\n.M.    r^&vuiÄ 3      .h£=3^c\£> 
{.a.^.n c    c\c\oa       .CUoa^£\r<\ia  a   CVjj^xÄ^r^  r^^ocn^o    .anlXcv*&=3 

^  ocri- \    ^3oa_»^>r^    rdAo i      ._  .tLäi    ^icn   vyc^   rtl»i.saA 

CVS  n^o  '       .r^aca    ^   ooaL.l     Ktocn     rcAj     A^rn       .K'^vla^rC.m 


60  (»DE  24. 

^  c\oq1'^3  .lar^a  '    .rdüjj    neben  »cnacH.K'       oorAraCUM  c£sa\cix.o 

^   CUcn     K'^oiäjj     -.r?3    *U^_   c\i£ßjj!t       .r^lix.        ocn^CU     &u\.i 
f^oen    &\&\.i    «^j^]  !     .ciiA&vßon^a        ocaals    c\ocn    ri.:n*i<^£\r73i 

.r£a\A<r> 
iV  Cod.  cuoa^&K'a       b  Cod. ooeno      c  Lab.-,  Cod.  ms-i      d  Harr.-, 
Cod.  Aa.i         e  Fortasse  per  dittögraphiam. 

potti  vSy  mitö  rvti  //  nS  «in  ttri  ta  rwtrtp  niv  n^     i 

trnna 
onS  jit-kS  D'Hi^a  //  "»Hirt*  miMn  iprcft  niöirm  lrinari   m 

pi  anS  "»a  Sas 
m  ntrs  n-in  tm  riaai  //  "ins  npa&a  rnöinro  ipatt  tarn   iv 

p«  o  tniwrta  iam  //  a*m  Dirnttö  irfero  rrtomö  inntf    v 

B'Oöipnin  nyi  ron  ci  //  naa  ^nn-ba  miinttp  *in*  #*am  vi 

[ ]  1DK&31  03*23 

irwhp  ipT  rSp  ETMianim  //  non  yfnm  lati  tih  navi  *a  vn 

rt  "•  i  b  b  n 


ODE  24.  ,;1 

i    lEine  Taube  flattert  über  dem  Gesalbten;  denn  er  ist  ihr  Haupt; 

Und  singt  darüber,   und  ihre  Stimme  wird   gehört. 
i     8Da  geraten  in   Furcht  die  Bewohner   und  entsetzen  sich  die 
Beisassen, 

3  Und  die  Vögel   lassen   ihre  Flügel   sinken,   und  das  Gewürm 
stirbt  in  seiner  Höhle. 
I      Und  die  Abgründe  tun  sich  auf,  und  die  (darin)  Verborgenen 
schreien  zum  Herrn, 
Gleich   Kindern,     4  denen    keine  Nahrung   gegeben   wird    aus 
Mangel  an  Brot. 
T     5  In  Abgründe  waren  sie  niedergedrückt  durch  das  Siegel  des  Herrn, 
Und   es  waren  durch  diesen   Beschluß  zu  Grunde  gegangen, 
die  vordem  gelebt  hatten. 
T    (iSie  waren  von  Urbeginn  verderbt  gewesen,  und  das  Leben  war 
die  Vollendung  ihrer  Verderbtheit: 
7  So   ging  jeder  Überrest  von  ihnen  zu  Grunde,   und  es  ging 
nicht  an,  ein  Gotteswort  ergehen  zu  lassen,  daß  sie  blieben. 
I     8Und  der  Herr  wird  die  Anschläge  aller  vernichten,  bei  denen 
nicht  Wahrheit  ist; 
9  Und  es  werden  der  Weisheit  ermangeln,   die  in  ihren  Herzen 

sich  widersetzen,  und  werden  verworfen  [ .]. 

[    1()Denn  der  Herr  wird  seinen  Weg  kundtun  und  seine  Gnade 
ausbreiten ; 
Und  wer  diese  erkennt,  kennt  auch  seine  Heiligkeit. 

Hallelujah! 

Prophetische,  iin  Einzelnen  wenig  klare  Schilderung  des  Endes: 
Eine  Taube  (der  heilige  Geist?)  erscheint,  alle  Kreatur  entsetzt  sich,  die 
Gegner  der  Wahrheit,  soweit  sie  nicht  schon  früher  zu  Grunde  gegangen, 
werden  vom  Herrn  vernichtet.  In  StrrI  christliche  Retouche,  indem  die 
Taube  als  der  bei  der  Taufe  Christi  erschienene  heilige  Geist  gedeutet 
wird.  —  Fünftaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  Die  Perfekta  dieser  und  der 
übrigen  Strophen  (mit  Ausnahme  von  IV  und  V)  werden  der  Nachahmung 
von  hebräischen  Perfecta  con versa  entstammen.  —  ,.Über  dem  Gesalbten; 
denn  er  ist  ihr  Haupt" :  in  der  ursprünglichen  Fassung  der  Ode  stand 
dafür  wohl:  „über  der  Erde  —  so  nach  Harnack — \  denn  sie  (die  Taube) 
war  ihr  Haupt".  —  Auch  das  Folgende  „und  singt  darüber"  wird  christ- 
lich sein  und  könnte  auf  den  im  Hebräerevangelium  der  Taube  in  den 
Mund    gelegten    Preis    Christi    Bezug    nehmen    (s.    „Ausführungen").    — 


62 


ODE  25. 


Str.  11:  S  pirahtä  =  zpv  „Vögel"  (neben  „ Vogel4*).  —  Str.  III:  S  äeh 
kennen  tfojäldän  „wie  Gebärende":  Gebärende  schreien  nicht  nach  Speise, 
wohl  aber  verlassene  Kinder.  Der  hebr.  Text  dürfte  ÖT)?'1  enthalten  haben, 
was  der  Übersetzer  als  nibv  las.  —  S  dilken  „die  ihrige"  (nämlich  „Speise"): 
vielleicht  bot  die  hebr.  Vorlage  cn1?  „Brot",  wofür  der  Übersetzer  DmS 
„ihnen*1  las.  —  Str.  IV:  S  iudl>u\  den  tdhome  „es  sanken  ein"  (oder  „man 
versiegelte")  „die  Abgründe":  Ich  halte  es  für  wahrscheinlich,  daß  in 
dieser  Strophe  von  den  ans  der  Tiefe  zum  Herrn  Schreienden  die  Bede  ist; 
so  mag-  vor  tdhome  ein  bd  ausgefallen  sein  oder  wenigstens  die  hebr. Vorlage 
mainn-  gelautet  haben.  —  Str.  V:  „Jeder  Überrest  von  ihnen":  Versuch 
einer  Übersetzung-  des  schwerverständlichen  syrischen  Textes.  —  S  lemettel 
pepgämä  =  "lüX  nnb,  ein  Anklang  an  Ps.  68,  12.  —  Str.  VI:  Der  Passus 
„denn  bei  ihnen  ist  nicht  Wahrheit"  wiederholt  so  auffällig  das  gerade 
vorhergegangene  „bei  denen  nicht  Wahrheit  ist",  daß  mau  gezwungen 
wird,  eines  von  beiden  als  unecht  auszuscheiden,  und  zwar  möchte  icli 
mich  für  Streichung  der  später  gesetzten  Phrase  aussprechen,  da  dann 
keine  weiteren  Textveränderungen  nötig  sind. 


ODE  25. 


(Pistis  Sophia,  Kap.  69.) 

Ich  bin  gerettet  aus  den 
Banden  und  bin  geflohen  zu 
dir,  o  Herr;  —  Denn  du  bist 
zu  meiner  Rechten  gewesen, 
indem  du  mich  rettetest  und 
mir  halfst.  —  Du  hast  meine 
Gegner  verhindert,  und  nicht 
sind  sie  sichtbar  geworden; 
denn  dein  Antlitz  war  mit 
mir,  mich  rettend  in  deiner 
<inade.  Ich    wurde   ver- 

achtet im  Angesicht  vieler 
und  hinausgestoßen;  ich  bin 
geworden  wie  Blei  vor  ihrem 
Angesicht.  —  Durch  dich  ist 
mir  eine  Kraft  geworden,  die 
mir  half;  denn  du  hast  mir 
Leuchter  gestellt  zu  meiner 


OCT3 


=?3 


K'ocn 


r 


.1       &\JL*x.^&c<'  ' 


-.1* 


den. 


3     * 


rCl^jx.  '    .ndniCV^o    .v/\<i 


<^a\ 


e3 


ODE  25. 


k_t33C\     >._\._ä._3Q-* 


63 


"n.fj^a    y=t     K'ocni    r^A.i ''     .Anco 

&\_»c\cnolü      .»..l-jr^     rC—icnicv—^ 
r<li..Qa.jjO      r^ii_i-=3      n£_j&\A-*.-jj 


Rechten  it  114 1  zu  meiner  Lin- 
ken, damit  keine  Seile  von 
mir  Lichtlos  wäre.  —  Du  hast 
mich  beschattet  mit  dem 
Schatten  deiner  Gnade,  und 
ich  wurde  überhoben  den  aus 
Fellen  gemachten  Kleidern. 
—  Deine  Rechte  ist  es,  die 
mich  erhöht  hat,  und  du  hast 
die  Krankheit  von  mir  weg- 
genommen. —  Ich  bin  ge- 
kräftigt worden  in  deiner 
Wahrheit  und  gereinigt  in 
deiner  Gerechtigkeit.  —  Es 
haben  sich  entfernt  von  mir 
meine  Gegner,  und  ich  bin 
gerechtfertigt  in  deiner  Güte; 
denn  deine  Ruhe  währt  bis 
in  alle  Ewigkeit. 

a  Schu.;  Cod.  jcnCUVJJr^ 
puncto  a  praecedenti  separatum. 

ntpi  *Näb  jwiö  mn  *a  /  hr6a  Tpbn  *p  Tnpis  ™S&j     i 

Tiara  vjp&\rb  w  yit  *a  /  wiyißb  mpi  nmat  na&n 

öT3fiS  map::  m  /  dw  Tpa  tidköji  "»htm    n 

^  nrnts  nrrm  /  ^öö  mbsspn  ^  wn 

nunba  "»a  nbiK&  rrrrja  /  ^K£tn  ^ütö  rrmö  '•S-nöfc  in 

nrnp  D^iab  ^bfc  noni  /  -|nn  rnbaa  ^bam  . 

^npnxa  B^rpKi  ^rnaa  pinw  /  ^a  ^n  narm  ^nr  ^nbnn  CJ  iv 

^riraü  npb  ha  ^aiton  pnatKi  /  [ räöipnb^a  ^ba  mn 

n  ••  i  S  b  n 

I    !  Ich  bin  aus  meinen  Banden  entkommen  und  habe  mich  zu  dir, 
mein  Gott,  geflüchtet; 


pCii-m.l      &uc\cr>c\ "      .».A-ra-nevA.! 

Tl-Y_2*— \        CTXMUlJCN         CT3^\CV71xQQn.=3 

b  Lab.;  Cod.  rcfAa  c  Cod.  (Harr.?) 


64  ODE  25. 

8 Denn    du    warst    mein    Ketter   zu    meiner  Rechten    und   mein 

Heiter. 
Meine  Gegner  hast  du  zurückgehalten,     4ich   sehe  sie  nicht 

mehr, 
Denn  dein  Antlitz  war  bei  mir,   um  mich  durch  deine  Gnade 
zu  retten. 
II     5Ich  war  verachtet  und  verworfen  in  den  Augen  vieler, 
Ich  war  vor  ihnen  wie  Blei. 
6 Da  wurde  mir  von  dir  eine  Kraft  zuteil, 
Und  wurde  mir  zur  ITilfe. 

III  7Eine  Leuchte  stelltest  du  mir  zur  Rechten  und  zur  Linken, 

Damit  nichts  an  mir  ohne  Licht  wäre. 
8  Du  bedecktest  mich  mit  der  Decke  deines  Geistes 
Und  entferntest  von  mir  die  Kleider  von  Fell. 

IV  ;1  [.]  Deine  Rechte  erhöhte  mich  und  ließ  die  Krankheit  an  mir 

vorübergehen : 
10  Da  ward  ich   stark   durch   deine  Wahrheit   und    heilig   durch 

deine  Gerechtigkeit. 

Alle  meine  Gegner  flohen  furchtsam  vor  mir  ll[ ] 

13 Und  ich  wurde  gerechtfertigt   durch  deine  Güte;   denn  deine 

Gnadengegenwart  währet  ewig. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  dankt  Gott  für  Rettung  aus  Not,  Verachtung  und 
(geistiger?)  Krankheit.  —  Viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  „zu  meiner 
Rechten"  und  „(ich  sehe)  sie  (nicht  mehr)"  nach  K.  Str.  11:  „vor  ihrem 
Angesichte"  und  „die  mir  helfend  zur  Seite  stehen":  nach  K.  —  Str.  111: 
S  tjicti.se  vieske:  Apposition  statt  Genetiv  nach  hebr.  Vorbilde.  -  Str.  [V: 
Entfernung  von  „denn"  und  Hinzufügung  von  „deine"  zu  „ Wahrheit": 
nach  K.  —  Die  Begriffe  „es  fürchteten  sieh"  (S)  und  ..es  entfernten  sieh" 
(K)  können  beide  leicht  auf  hebr.  mn  BurückgefUhrl  werden.  —  Per 
Passus  von  S  „Und  ich  wurde  Eigentum  des  Herrn  durch  den  Namen  des 
Herrn"  verstößt  gegen  die  Strophik:  so  wird  er  kaum  vom  Verfasser  der 
oden  herstammen,  Da  ihn  K  nicht  hat,  so  wird  er  überhaupt  nicht  alt 
sein,  sondern  einen  Einschub  in  die  syrische  Obersetzung  darstellen.  Im 
Zusammenhang  mit  «lieser  sputen  Texterweiterung  stand  wohl  die  Im 
Änderung  von  „deine  (inte"  bezw.  „Gnadengegenwart'   (K)   in  .seine 

und   „(in." 


ODE  26.  ,;-' 

ODE  26. 
A-Ltai^o a  .r^.ir^  cnL.1.1  A^=t3  rClirzA  K'&xjjClra.x.^  ^v.i^raK' ' 
cni^rxxr»  "  .ocn  cn^CU  >n\l  Aju^d  .crJL.1  K'^\Y*.in  r^^iisa\ 
cranial  pf.Sb.^K' '  .cqmjJ.1  K&"ür»3\  «.All  r€.\c\  .tfertla  i*^ 
.»ra.icn  qcwAa  «sn  iCnaisaT^ir^a  j*m.pV  .>n\  oqAA  *=*> 
>cra  caL.i  r^i\4janti>  rtlavwsai  rdm.T^o  *U\^  r^ijJi.ro  fso 6 
-=zjc\ '  .r^&\».iadt  >en  cnL.i  rtl^i^A  rtl'sa^a  rfAsa»Ai  -=»o 6 
.c\cn  cm».i  cnAsnaz.  acn£\i*jA  PClrn^a  r<i»oi.i  rtlx-»i 
Gr^9    .£*arA    r^ial    Gir?3    or^      .rf»i.r73.l    <D^'Ut73\    .ra&vÄ.l    GV=73  8 

air?3    ok*10     .[cnxai|!l    >ni&dt&:t     .r*£*iA    cnxai    r^.ii.i    aim 
jjL^i.ra    ai=a n    .axsaa&   ^n   Alsu.i     .rdsfeTsa   As^   j±iib\b\-mx 

A-»J1.\    i  &  \^   A&fio 13     .^a^i^^rvm.t    Gen    r^GaalG       .c^l&vxi 

.»NJB.I    ^.Lr^.l    rtlii.ia^A    r<\llG    .K^&vs*.    rC^Gnso    crA    &\*c^.l 

.rtlaiAcn     .cnl 

a  Fortasse  per  dirtographiam. 

^  it&np  mötö  lötin  //  iS  "3K  ^  ^nsS  n£nn  Tipan  sniu  i 
Li  'ib-^M  lfrmp*  //  iruw  nns  iöt-kSi  ^a  ™  .n 
opw  tftnö  ■6-rnin  //  j»anp  aai&i  ln^nn  anpö-ip  rritöö  m 

öip"TP  wi 

D^'nn  ltfsa  t&f  ^  i«  //  BÄnp''  'ö  ia  "»rnoTtt  nna"  ^  iv 

H.  Grimme,    Oden  Salomos.  5 


66  ODE  26. 

rwb&  tksb  bhv  *6  cm>  //  t4ö  ninb  p^p-ty  ptf'1  ^  ix    v 

!.♦♦♦♦♦♦♦♦]  J  iN 

■ffln  pirm  ihjm  //  wöttfa  d^öip  tf^nwö  Mrarft  n  mian  vi 

1     ^ch  sprudele  Preis  dem  Herrn:  denn  ich  bin  sein, 

2  Und  ich  trage  sein  heiliges  Loblied  vor;   denn  mein  Herz  ist 
bei  ihm. 
II     3  Seine  Zither   ist   in  meinen  Händen,   und  die  Gesänge  seiner 
Gnadengegenwart  schweigen  nicht; 
4  Ich  predige  ihn  von  ganzem  Herzen,  ich  [.]  erhebe  ihn  mit  all 
meinen  Gliedern- 

III  5Vom  Osten  zum  Westen  geht  sein  Lob  6und  vom  Süden  zum 

Norden ; 
Sein  Bekenntnis  geht  7  von  der  Höhe  des  Wolkenhimmels,  und 
bis  zu  seinem  Ende  reicht  seine  Vollkommenheit. 

IV  8Wer   könnte    die    Lieder    des   Herrn    aufschreiben    oder    vor- 

tragen ? 
9  Oder  wer  könnte  seine  Seele   das  Leben   lehren,   so   daß   sie 
gerettet  wird? 
V   10Oder   wer   könnte   so   auf  dem  Höchsten   ruhen,   daß   er   mit 
seinem  Munde  spräche? 
11  (Oder)  wer  vermöchte  das  Wunderbare  des  Herrn  zu  erklären? 

i2[ ] 

VI   13Zum  Wissen  genügt  Ruhen  (in  Gott):  die  Sänger  stehen  in  der 
Schechina 
14  Wie  in  einem  Strome  von  starker  Quelle,   der  dahinfließt  zur 
Hilfe  der  nach  ihm  Verlangenden. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  fühlt  sich  berufen,  die  unergründliche,  nicht  genug  in 
preisende  Wesenheit  Gottes  zu  besingen.  —  FUnftaktiges  Metrum.  Str  l. 
„Ich  sprudele":  in  S  Perfektform,  die  wohl  auf  ein  hebr.  Perfekt  der  Dauer 

zurückgeht.  —  Str.  II:  Ich  streiche  'jtahlxik,  d:is  den  Vers  Überlang  machen 
würde;  auch  scheint  mir  „preisen"  in  Verbindung  mit  „mit  allen  meinen 
Gliedern"  unmöglich.  —  Str.  111:    Das   Metrum   fordert   Satzschluß   hinter 


ODE  27.  67 

h^ari>h>\  dann  wird  aber  |fö  vor  men  röW  fallen  müssen.  Str.  V:  Daß 
auch  vor  den  zweiten  Vers  ein  „oder"  gehört,  lehrt  die  Analogie  der  beiden 
vorhergehenden  Sätze  und  das  Metrum.  Der  Satz  „heim  der  Erklärer 
würde  aufgelöst  und  zum  Erklärten  werden"  scheint  mir  mehr  verworren 

als  tiid'sinnig'.  Ich  führe  ihn  auf  »'inen  Scholiasten  zurück,  der  sich  be- 
müssigt  sah,  auf  die  rhetorischen  Prägen  des  Sängers  eine  Antwort  zn 
geben.  Auch  vor  den  Kegeln  der  Strophik  hält  der  Vers  nicht  Stand.  — 
Str.  VI:  Hat  der  Sänger  im  Vorhergehenden  ausgeführt,  daß  kein  Wissen 

an  die  Erkenntnis  des  Wesens  Gottes  heranreicht,  so  kann  der  Schluß  der 
Erörterung  unmöglich  lauten  „Es  genügt  zu  wissen  und  zu  ruhen".  Wohl 
aber  gäbe  einen  guten  Abschluß  der  Gedanke:  „Ruhen  (in  Gott)  genügt 
an  Stelle  von  Wissen".  Dieser  Sinn  läßt  sich  gewinnen,  wenn  man  ual  vor 
mettdnähu  streicht. 


ODE  27. 

.rdoWco     .^»i^M    [ ]b    reloa*x>    ^cO^iiÄa3     .%cn 

11  See.  Od.  42,  1        b  Lacuna  sec.  Od.  42,  3. 

i n i x  ^v  rrna  j  ■»  a  /  rh«-?«  rnpsi  tp  vifcns  i 

n  tf  •  n /  .  •jrpnirn,,ri&,,,Sfii 

n  ■•  i  b  b  n 

I    1Ich    breitete    meine    Hände    aus    und    näherte    mich    meinem 
Herrn ; 
2Denn  das  Ausbreiten  meiner  Hände  ist  sein  Zeichen, 
3Und  mein  Ausstrecken  bedeutet  das  Holz  .  .  ., 

der  gerade. 

Hallelujah! 

Fragment  einer  Ode,  die  von  der  geistigen  Annäherung  an  Gott 
handelte;  der  Interpol ator  machte  daraus  eine  Annäherung  an  Christus 
durch  das  Kreuzzeichen.  —  Viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  S  kediep:  lies 
nach  42,  1  kerbe]).  —  Auch  die  zweite  Strophenhälfte  wird  genau  nach 
42,  3  herzustellen  sein.  —  Daß  das  Fragment  hier  seinen  alten  Platz  hat, 
wird  durch  sejnen  in  das  Akrostichon  (s.  „Ausführungen")  passenden  An- 
fang bewiesen. 

5* 


68  ODE  28. 

ODE  28. 

A\po  .&vl3a*cn  l  .aa.'^aK'.l  rf.fioi*£3  ^K'.l.l  rcAa^  v^*r^  .^r^.io 
a^inrzr'  .cy2=3  ^\isa»CTDi  oct>  ^sa*cn.'^3.i  Ay-q  .b\sx*ib\&\r^  rCjcn 
J^r^     .oalm    >1^2i^     rcA    nCirsTjjo      .C\<D    cn£>cA    >x»ie\      .A^i=3 

rtA.l  r£jjj  aa^a'  .rtllrajj  rcA.i  yCne&U^D  &\3ajkßo£\£\r<'c\ 
p£axäxj=73  rcAo  .>=s  rtjjai  aa»&\»r^  ooolrqQ  .>jaawo  r^b\CCzn 
.A  oöcn  ..»vu.!  *A*K'  a-TJ^s.i^p^  .>cn  cCxjj.i  A^?3  .&oarA 
ooraA  b\*\.s)b\r<x  X\po  .A  Ax^ia&c^.i  oinßoo  .^x&.ti^iK':!  A^=n 
r^acn  n£Xaia2k  .>L.l  **l  rCtoaCUJ^o11  .c^uar^  .=»3  .tu  vyK* 
•  >a    «^cicn   &\A    rCiA^i   A\p3      .£\*ogd   **l  _  oog-irgAgopo     .A 

C\cn^:j.r?3  Ai»-  •AxK'  r^&\^».l»  rCA.TS.l  CUcn  .K'toä  p£nAA 
rdir^13  ocnliL^i  .äixxx-ma  oen^ru^-i^  ,cn  reAzuxra.i  A^»1" 
.,«^\c\x1aj.=3  &^^\  _  c\CD^>c\T*T-sa\c\  >\.x=ai.=3  &\»ocn  ."Ujjr^  pC.*.tj3  ^*i 
"U^.   f<A    Ac^        ocngjjr^    &v»c\cn    rcA.l    A2^3     ^.irar^    ccAa  14 

>_A s*.     ooen     a  ^i53V^    Ä\»rCb.*TQDC\ l6         oorUT^CM     £a     &v*c\cn 

^»1     OCD.1     nclii^o.f    ^"^^3°     .c\ood    ,i^\=    ^3.1    ^xLk'   As,  ob  l 

or>&\x:^i<3"v   röa.To&vsa    rcA.i  A\rq  ls    .oi=dCV3q\  as,-)  ^  ocru^ic 

.rtloiAcn     .K'^vsqäjj1    Aä    ^n    c\cn    i^v*."^    oarAc\    .r£SfeTSKI 

*   In  marg.  >*cw<\t  l>  Cod.  o  a  in  Cod,  punot  poat  #^^3 

•'  Diet.;  Cod.   rtlsa^jj 


>  v 


ODE  28.  ßö 

^aS-Sr  rinn  vx  Di  p  /  lrri-bn  dptoi  ria-f?p  mn  ^m     i 

iäm  wa  ipT  n#*  /  *6»a  ipTi  ^S  6r 
li^ruöKnw  p*o  nippa  /  vhSü  p-bp  tuökti  "w    u 

ann  *6i  13ÄÖ  mfiniA  pittn  /  i&p  '•tfim  'oana  Tpa 
d^öwiti  rsja-bp  Tiönim  /  p^a«  nw  antia  •raiam  M  in 
rvnrra  roöm6  rrh  ^  anai  /  ^ip$»i  nua^a  ff;n  iäsfi 
pVaö  "»nin  lattfrpi  /  ^nsnnj  na  s«n  iööin#»i  iv 
npittnb  i^-nn^n  ^nn^i  /  a^naan  nnaa  anb  Tiina  ■■a 

nÄap  nrprnK^  ^a  ntfa  /  rnsb  anb  Ti^mia  vi* 
^ispp*!    /    tf\s-ba     TiitoTi    n^x-Sy    ^dkü: 
D^sniö  a^aSaa 
Sana   aSato   ^a   /   arrbya   löip1'   mSoaa   n^K 

-[in a  aabi 

••pnöa  d.tiö  baSaai  /  ^^"a  o^an  Tiafcn  '•im  vi» 
ona  kS  ••rnfviö  d:i  /  arrna  ^n^'n  sS-^a  ^n^-aSi  vn 

oinaiö  Tipnp  ^a  /  )bi*  xS  bas  ^ni&  itfpa'n 
nrnsn  nai  in»  oan  /  nn^-riKi  "»anpa  Kitthvm 
d  n  •»  3  &  b 
nibn^n  ba&  aar  labi  /  ■'ins  nip  TMpi  kS  ^a 

r\^bbn 

I   1  Wie  die  Flügel  der  Turteltaube  über  ihren  Jungen,  wenn  ihr 
Schnabel  nahe  dem  ihrigen  ist, 

2  So  sind  auch  die  Flügel  des  Geistes  über  meinem  Herzen. 

3  Mein  Herz  ist  froh  und  hüpft  wie  ein  Kindlein, 
Das  im  Leibe  seiner  Mutter  aufhüpft. 

II  4Ich  habe  geglaubt,  darum  bin  ich  beruhigt; 

Denn  der,  an  den  ich  glaube,  ist  treu. 
5  Er  hat  mich  reichlich  gesegnet,   und  mein  Haupt  ist  bei  ihm, 

Und  mich  wird  weder  Dolch  noch  Schwert  von  ihm  trennen. 
[II  fiIch  bin  darauf  gerüstet,  daß  die  Vernichtung  komme, 


70  ODE  28. 

Und  bin  auf  seine  unvergänglichen  Flügel  gesetzt; 

7  Und  unsterbliches  Leben  ist  (aus  Gott)  herausgekommen   und 

hat  mich  geküßt: 

Und  davon  ist  ein  Geist  in  mir,  der  nicht  sterben  kann,  weil  erlebt. 

IV     8Es  stutzten,  die  mich  sahen,  wie  ich  verfolgt  war, 

Und  hielten  mich  schon  für  verschlungen. 

Denn  ich  erschien  ihnen  als  einer  der  Verlorenen: 

i,aDoch  wurde  meine  Bedrückung  mir  zur  Rettung. 

V   10Ich  wurde  gehaßt,  da  ich  doch  jedem  Gutes  tat, 

11Und  sie  umringten  mich  gleich  reißenden  Hunden, 

Die  voll  Unverstand  ihren  eigenen  Herrn  angreifen, 

12Da  ihr  Sinn  verderbt  und  ihr  Herz  verkehrt  ist. 

VI   9bIch  bin  ihnen  zum  Abscheu  geworden, 

Da  doch  keine  Eifersucht  gegen  mich  am  Platze  war; 

13Ich  hielt  das  (Prüflings-)  Wasser  in  meiner  Rechten 

Und  überwand  seine  Bitterkeit  durch  meine  Süßigkeit. 

yll    14Und  ich  starb  nicht,  weil  ich  nicht  ihresgleichen  war, 

Auch  meine  Abstammung  nicht  der  ihrigen  glich. 

15Sie   suchten  meinen  Tod,  aber  hatten  keinen  Erfolg; 

Denn  ich  war  älter  als  ihr  Gedächtnis. 

VIII   16Und  vergebens  bedrängten  sie  mich  17mitsamt  meinen 

Anhängern, 

Umsonst   strebten   sie  das  Andenken  dessen,    was  vor 

ihnen  geschehen,  zu  verwischen; 

18Denn  nicht  kommt  jemand   dem  Ratschluß    des  Herrn 

zuvor, 

Und  es  ist  sein  Herz   über  alle  (Menschen-')  Klugheit 

erhaben. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  drückt  seinen  freudigen  Dank  dafür  ans,  daß  ihn  Got1 
gesegnet  und  gegen  das  Verderben  gesichert  habe;  daran  schließt  sich  ein 
späterer  Znsatz,  der  der  Verfolgungen  und  Prüfungen  Christi  gedenkt  — 
Viertaktiges  Bietrum.  —  Str.  I:  Der  Satz  \pfumA  etc.  muß,  damit  der  \ 
gleich  klar  heraustritt,  als  Znstandssatz  nach  hebr.  Typus  gedeutet  wer 
*  den.  —  Str.  II:  S  tnawarrächu  «oarreeAon:  die  Verstärkung  des  Verbum 
finitum  durch  folgenden  Infinitiv  sieht  wie  ein  Hebraisinns  ans.  —  Str.  [II: 
Smetfoi&habe  ich  ans  metrischen  Gründen  nnübersetii  gelassen,  Das  Küssen 
der  (personifizierten)   Unsterblichkeit  erinnert  an  den  Kufl  der  Scnechina 


ODE  29.  71 

oder  auch  Gottes  selbst  (vgl.  F.  Weher,  .jü,i.  Theologie«,  8.  189,  337).  — 
Str.  V  und  VI  scheinen  im  Syrischen  durcheinandergerateu  zu  sein.  V.  9b 
spielt  offenbar  auf  dir  wegen  der  Eifersucht  ihres  Gatten  sieh  der  gesetz- 
lichen Prüfung  unterziehende  Ehefrau  an  (Nuin.  5,  12 — 81);  hierzu  hild<t 
V.  13  die  direkte  Fortsetzung:  Christus  sagt,  daß  das  bittere  (Prttfungs-) 
Wasser  (0"Hön  ,tt),  das  Symbol  seiner  Leiden,  von  ihm  ohne  schädliche 
Wirkung  genossen  sei.  Die  zwischen  diesen  Versen  stehenden  Sätze  bilden 
für  sich  eine  Strophe,  in  der  mit  Bezugnahme  auf  die  messianisehe  Stelle 
Ps.  22,  17  die  Feinde  Christi  mit  einer  Rotte  wütender  Hunde  verglichen 
werden.  Welche  von  diesen  beiden  Beschreibungen  ursprünglich  an  erster 
Stelle  stand,  läßt  sich  mit  Sicherheit  nicht  ausmachen.  —  Str.  VII:  S 
udlä  'eSkahfu):  als  syrische  Phrase  unverständlich,  aber  klar,  wenn  man 
darin  die  Übersetzung  von  "h'D'1  tib  sieht,  das  außer  „sie  konnten  nicht" 
auch  „sie  hatten  keinen  Erfolg"  bedeutet.  —  Str.  VIII:  Die  Randlesart 
näfsin-uau  „sie  warfen  das  Los"  ist  minderwertig,  da  sie  nicht  zu  ue  allen 
ddmen  bäpar-uau,  d.  i.  „und  meine  Anhänger"  paßt-,  S  maggän  muß  zu 
duchränä  gezogen  werden,  wie  sein  Parallelismus  zu  forikä'ifi  und  das 
Metrum  an  die  Hand  geben. 


ODE  29. 

.cnicnCVls   >n=3.ic\   cn£\r^b  >Aa  >CU>o  7    .c&Tsa  a.acn.t  >1  ,VAJ^>r^c\ 

rtlsin    .ini^^a^9      .a^sasa\    c^Tni^i    p£ix.o^.g      .rtlsasa^.^ 
>  "i.^).i-\^.nl    >=73ir^c\ lü      .caixvxrs    .noamA    r<ß\ClMa      .cn&vlsas 

CT3.m2*A    cnsior^.i    A^za      .rdsa.irai    r^£vuanx.£\    ^raoa^o11 

a  Cod.  cn\       b  onb\r^      c  St.-üng.-,  Cod.."ua^-x.r<'o       d  Per  dittogr. 


72  ODE  29. 

ia  nüiaK-Sx  >»3 in  nstp 

^S  fn:  inaitbai  i  inWtt  ■•:6p     i 
^oön  w-anai  i  ^öm  inanjoi 
•^sn  niörHbi  i  wann  btKtf  "»pöpa    n 
•nana  ^pn^i  i  ,»ööipnb"nii  pia*i 
inrn   i   "»ii*  sin  "»a  ^  in»i   i   ^ii«  ivtfoa  toökti  m 

lrman  &atf  ^  jrri  i  rnaa  "»»Wi 
aniaun  tp  hitiSi  i  man  niip  nanS  iv 
inaa  mit  nnpbi  i  ntDuta  nhnhb  ntnh 

nn  rj^n  pöa  tpi  i  [♦■J'd"«  '•in*  -qti    v 
inttirp  [Jinap  Taan  "«a  i  pbgh  maa  järi 
n  -n  S  b  n 

'Meine   Hoffnung  ist   der   Herr;    ich   werde   durch   ihn 
nicht  zu  Schanden  werden. 

I     2Er  hat  mich  nach  seiner  Herrlichkeit  gemacht 
Und  mir  nach  seiner  Gnade  gegeben; 
3  Nach  seiner  Liebe  hat  er  mich  aufgerichtet 
Und  nach  seiner  Majestät  mich  erhöht. 
II     4Er  hat  mich  aus  den  Tiefen  der  Hölle  emporgeführt 
Und  aus  dem  Rachen  des  Todes  gezogen; 
5  Er  hat  meine  Widersacher  erniedrigt 
Und  mich  durch  seine  Gnade  gerechtfertigt. 

III  6Ich  habe  geglaubt  an  den  Gesalbten  des  Herrn, 

Und  er  erschien  mir  als  der  Herr. 
7  Und  er  zeigte  mir  sein  Zeichen  (?  sich  selbst 
Und  er  leitete  mich  in  seinem  Lichte, 
Und  gab  mir  den  Stab  seiner  Macht: 

IV  8Um  zu  vereiteln  die  Pläne  der  Heiden, 

Zu  demütigen  die  Kraft  der  Gewaltigen, 
9  Um  Krieg  zu  führen  durch  sein  Wort 
Und  Sieg  zu  erringen  durch  seine   Macht. 
V  lüUnd  der  Herr  unterwart'  meinen  Feind  [.  .], 

Und  er  wurde  wie  Spreu,  die  der  Wind  verweht 


(»in«:  30.  7:; 

11  Und  ich  gab  dem  Herrn  die  Ehre, 
Weil  er  groß* gemacht  seinen  Diener,  f.]  den  Sohn  seiner  Magd. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  gedenkt  seiner  durch  Gottes  Beistand  bewirkten  Erhö- 
hung- und  Stärkung;  eine  in  Strophe  II  ungeschickt  angebrachte  luter- 
polation  bezeichnet  den  Messias  als  eins  mit  dem  Herrn.  —  Dreitaktiges 
Metrum.  —  Der  formelhafte  erste  Satz,  ein  Psalmenzitat,  das  sich  nicht  in 
das  Metrum  und  die  Strophenform  fügt,  scheint  (später?)  Vorspruch  zu  sein. 
—  Str.  II:  S  udmakkdchefj  „ich  habe  erniedrigt"  fällt  auf,  weil  im  Vorher- 
gehenden und  Nachfolgenden  der  Herr  Subjekt  ist;  ich  habe  es  deshalb 
in  der  dritten  Person  übertragen.  —  Str.  III:  Die  noch  nicht  interpolierte 
Strophe  mag  zu  Anfang  gelautet  haben:  „Ich  habe  an  das  Wort  des  Herrn 
geglaubt".  —  S  udhauid  li  'äpeh  „und  er  zeigte  mir  sein  Zeichen":  Hat  der 
Übersetzer  vielleicht  in  seiner  hebr.  Vorlage  iniK  „sich  selbst"  irrtümlich 
für  iniK  „sein  Zeichen"  genommen?  —  Str.  V:  „Sein  Diener  und  der  Sohn 
seiner  Magd":  beide  sind  dieselbe  Person-,  streicht  man  w»,  so  wird  der 
Schluß  unserer  Ode  gleich  dem  von  Ps.  116,  16. 

ODE  30. 
A^  cuxiJ^^Kta   .rC»&\x.t33  ansoo  nCicn^*       oa\a  c\^>o2   ._  aal 

^=33  .nCllÄJ  J*aX99Q  jnJO  OCD  TiÄX..!  A.^733  .r&VSa.t  cm*.Cl:»3 
rtA  r^&uia=D.!J  n^ru'TAA.a4  .>cr)a=J3  fi=axQQr3  ^oo  "U^  cdx_=3.l 
^nc\  ..n&J  rdi.t33.*T  cr>A>OÄßD  «sai  Aj^=t3°  .cn\  r<lsav>^^\^3 
.r^V-u^vsa  rd\c\  vy&voajso  rcA  .t^  c^Ktt 6  .ansax,  nelT^.t  aariA 
_   ocn^aoy       .iCDOi.ii     f^A     rw^\^-^3Q=D     ^cn*&\r^X     n£=a.T^-C\ 

mteaßrta  ifen  Di1?  nns:  "3  //  snn  ^h«  nipöb  cpö  mS  ii>«&  i 

tt&sn  ytei  mriDi  nsr  «in  ■£  //  rns  pwrtp  irnii  nntfön  inpi  n 

vSk  ^tannA  orniTirn  //  «to^nö  wo  -nta  iöw  in 

ptthj-^si  inip  piri  ■frin  «in  //  in;  iöW  n^&i  tik  ^nsteö  «ir-^  iv 

lrrwnoi  rata  TnEH?5  n#n  //  ainpn  pr  Dntbn  mrshfri  v 

rr  •»  i  S  b  n 


74  ODE  81. 

l    l Schöpfet  euch  Wasser  aus  dem  lebeudigeu  Borne  des  Herrn; 

Denn  für  euch  ist  er  geöffnet,  2und  naht  euch,  all  ihr  Durstigen! 
11     Und  nehmt  den  Trank  und  ruht  an  dem  Quell  des  Herrn; 

3  Denn  er  ist  schön  und  rein  und  erquicklich  für  die  Seele. 

III  Sein  Wasser  ist  viel  angenehmer  als  Honig, 

4  Und  nicht  ist  mit  ihm  zu  vergleichen  die  Wabe  der  Bienen. 

IV  5Denn   er   kommt   hervor  von  den  Lippen  des  Herrn  und  dem 

Herzen  dessen,  der  Jahu  (?)  heißt, 

6  Und  fließt  endlos  und  unsichtbar  dahin. 
V     Nicht  nimmt  man  es  wahr,  bis  es  einem  in  die  Seele  gedrun- 
gen ist: 

7 Selig  alle,  die  von  ihm  trinken  und  sich  an  ihm  ergötzen! 

Hallelujah! 

Erörterung  über  den  aus  Gott  rinnenden,  die  Menschenseelen  er- 
quickenden Gnadenborn.  —  Fünftaktiges  Metrum.  —  Str. IV:  S  udmen  lebbeh 
damäriä  Smeh:  Die  Übersetzung  „und  vom  Herzen  des  Herrn  ist  sein  Name" 
ist  zu  verwerfen,  weil  man  sich  weder  unter  dem  ,Namen'  des  Gottesquells 
noch  unter  einer  Beziehung  dieses  Namens  zum  Herzen  Gottes  etwas  Ver- 
nünftiges denken  kann.  Passender  dünkt  mir  die  Übersetzung:  „und  vom 
Herzen  dessen,  der  der  Herr  heißt";  dürfte  man  aber  annehmen,  daß  im 
hebr.  Urtexte  statt  TlX  geradezu  VT  gestanden  hätte,  so  böte  der  Satz  eine 
schöne  Steigerung  gegenüber  dem  gerade  vorhergehenden.  —  Str.  V:  S 
bamsa\tä  „in  der  Mitte":  sklavische  Wiedergabe  von  (D^"ipn  „im  Inneren". 
—  Die  Perfektform  'epä  geht  wohl  auf  das  Partizip  *]b(1)n,  'epiheir  aber  auf 
eine  unrichtig  als  Vergangenheitsform  gedeutete  hebr.  Imperfektform  (wie 
sie  hinter  DitOD  nötig  war)  zurück. 


ODE  31. 

.cnsoiA    r<ßvu>    r^YMCVnx.^\    Alma    .K&a.Tua    K&cv^jJ^  Arjjo 
_   O— inj    rdx_i_=3    cn_\     jdt  .nc\    rCzn»^zn     b\o\    cnlrs    xuiK'a  l 


ODE  81.  «ö 

a_Ln_r>C\     0<-\r<ß>c^:i  CUoa     Onaa1'       .rdl*.fr»      »ODCVrar^     aaX 

.^»\&£>r^    rC.AJ     vyr^      .&\Ax,a     &vr>&\z.c\     £\jna.Go     ^»j     rClir^8 

ocn&ojij-'^j  £\\.nßoa10  .K'in.i.DQ.rwa  rclil^  ^n  K'jJ^&vsoj  ,cn 
pcAjo  >cna»d\ir^a    .».sas^A  jaajsic^j   A.^3311   .,^c\^jLÄt73 b  \\^m 

.cdcviAco    ^_oaas^i\.l    rcTAniasA 
*  Cod.  r^a^xr.0         b  Cod.  r^>ClÄi.SS3 


irnriöö  D^iüriön  ims*]  //  mö'innri  *hk  ^b^ö  ippttf  i 

-nix  ■*)&&  xntom  tttiA  rurru  //  nbix  i3B&  norn  npinn  nnwi  11 

'»in« 

nttfnn  n^'nn  |p»i  //  nnöfei  niito  isnn  irpß  nns  m 

//  rrs^  Dnbnb  1^   nnpn   jrbsrbx  üSip  xt?3    iv 
»npn  vis  iS  nnD  riö  p^toam 
■Ta  oitfa:  ltini  //  nnöt?  iSspi  D^pttfy&n  ik^     v 

niö-^a  D^'mnp  nori 
-Sp  ^SStr  lp^rpi  //  nft'n  'linn««  "»öipa  ^irnrr  yi 

d  n  b  p b n  | *» n  n  #  x 
^nDij-^K    //    SnnrxS  103  nStrxi  trnnxi  Trip  vn 

^ ö p  n n £ x  ;  y  &  b  //  n  n  1 3  s?  mnpn  Dnnnö  ■» n k fc 3  vm 

inSn3nxi 


76  DDE  81. 

Tnai  nüs  //  D^tfann  mann  nnöH  -isx-aSi 

n  *  i  b  •?  n 

I     [  Die  Abgründe  sind  zergangen  vor  dem  Herrn, 

Und  die  Orte  der  Finsternis  vernichtet  vor  seiner  Erscheinung. 
II     2Der  Irrtum  ist  in  die  Irre   gegangen,    und   gewichen   ist   vor 
ihm  die  Torheit, 
Die  vom  Wege  abführte,  und  versunken  vor  der  Wahrheit  des 
Herrn. 

III  ;;Er   tat   seinen  Mund   auf  und    redete   von   Gnade   und 

Freude, 
Und    stimmte    ein   neues   Loblied   an   auf  den   Namen 
(seines  Vaters). 

IV  4Er  erhob  die  Stimme  zum  Höchsten   und  brachte  ihm, 

die  in  seiner  Hand  waren,  als  Söhne  dar, 
5Und  er  rechtfertigte  sich  vor  ihm:  denn  also  hatte  es 
ihm  sein  heiliger  Vater  erlaubt: 
V     6rGeht  hinaus,  ihr  Geplagten,  und  empfangt  Freude, 
Nehmt  durch  Gnade  Besitz  von  eurer  Seele  und  nehmt 
das  ewige  Leben". 
VI     7„Sie  sprachen  mich  schuldig,    als   ich  ....  stand,    wie- 
wohl ich  unschuldig  war, 
Und    sie    teilten    meine    Beute,    trotzdem    ihnen    kein 
Anteil  zukam." 
VII    b„Ich    aber    duldete,    schwieg,    blieb    ruhig    wie    uner- 
schütterlich, 
9Stand    vielmehr   wie    ohne  Wanken    ein  Fels,    der    von 
den  Wassern  gepeitscht  aushalf 
VIII    10„Ich  ertrug  ihre    Bitterkeit  infolge  meiner   Demut, 
"Um  mein  Volk  zu  erwerben  und  es  mir  zu  erlösen;" 
i\      „Und   um   nicht  die  Versprechungen  an   die   EriYäter 
hinfällig  zu  machen, 
Die  ich  gegeben  hatte  für  die  Erlösung  ihres  Samens.0 

11  allein  j  :i  li ! 


ODE  :>>2.  7? 

Fragment  einer  Beschreibung  des  Sieges  <1<t  Wahrheil  über  Finsternis 
und  Irrtum,  vom  [nterpolator  ausgenutzt,  um  eine  Schilderung  einzuleiten, 
wie  Christus  die  Seinigen  dem  ewigen  Leben  entgegenführl  und  sein  irdi- 
sches lieben  vor  dem  Vater  rechtfertigt.  —  Fünftaktiges  Metrum.  Str.  I: 
Ich  habe  „Finsternisse"  statt  „Finsternis"  übersetzt,  um  einen  genauen 
Parallelismus  zu  „Abgründe"  zu  bekommen,  sowie  auch  im  Hinblick  auf 
die  Metrik.  —  Str.  II:  Um  einen  vernünftigen  Sinn  zu  erzielen,  verbinde 
ich  sätvil>d  (nach  Abstrich  seines  ip)  mit  \ewda)}  menneh  und  nehme 
ihaiupäh  als  ungenaue  Wiedergabe  von  fi3n(1)3.  —  Str.  III:  S  laSmeh:  Da 
der  Name  des  göttlichen  Vaters  gemeint  ist,  so  habe  ich  für  angemessen 
gehalten,  in  der  Übersetzung  V3K  hinzuzufügen.  —  Str.  IV:  Aus  metrischen 
Gründen  habe  ich  das  Suffix  von  käleh  nicht  mitübersetzt,  —  S  *ezdddek 
parsufeh  „es  wurde  sein  Antlitz  gerecht  erfunden"  ist  wohl  schlechte 
Wiedergabe  von  hebr.  V33  plOStn  „er  rechtfertigte  sich  vor  ihm  (d.  h.  dem 
Vater)",  vgl.  Sirach  7,  5.  —  S  iaw  „er  gab"  =  ffO  in  der  Bedeutung  von  „er 
erlaubte".  —  Str.V:  Der  Vorschlag  Labourts  (Rev.  Bibl.VIII,  S.  13)  herupa 
(d.  i.  nttfBf!)  statt  haddupä  zu  lesen,  hat  manches  für  sich.  —  S  Uchon  ist  aus 
metrischen  Gründen  nicht  mitübersetzt  worden.  —  Str. VI:  Der  Ausdruck  „als 
ich  (auf-)stand"  sagt  hier  nicht  genug-,  ich  nehme  an,  daß  hinter  ihm  etwas 
ausgefallen  ist,  oder  daß  das  Fehlende  sich  in  dem  auffälligen  bhau  verbirgt. 

ODE  32. 

oen  c£^v^.c\\  rtli.i  c\cno    .r<ln*ij»j.l  rdx*.in  onli.&&=)  C<\x^b\r<?Xa 

.n£a\A  cd     .^xsaV^.b   >i^\ 
a  Cod.  ^.i^^k'.i  b  Cod.  ^^sal^A 

nSo-Kba  \vbv  nt^pa  pmnnb  7  fiüwö  pp'rran  nbanis  iököi 

n  ••  i  S  b  n 

I   Freude  ist  den  Seligen  bestimmt  aus  ihrem  Herzen 
Und  Licht  von  dem,  der  in  ihrem  Innern  wohnt, 
2  Und  das  Wort  aus  der  Wahrheit,  die  aus  sich  selbst  stammt, 
So  daß  sie  sich  unerschütterlich   stark   fühlen    in   der  heiligen 
Kraft  des  Höchsten  [.]. 

Hallelujah! 


78  ODE  33. 

Fragment:  Wie  der  Lohn  der  Seligen  sein  werde.  —  Viertaktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  S  *epiaiäan:  Ich  nehme  an,  daß  ein  (stummes)  u  abgefallen 
ist,  und  übersetze:  „So  daß  sie  sich  stark  fühlen  in  der  Kraft  ...".— 
S  h\älam  \älmin  ist,  wie  die  Metrik  zeigt,  später  Zusatz  (vgl.  das  zu  Ode  6,  17 
Gesagte). 

ODE  33. 

oa=j  b\b\\xic\  .rdinuA  £\nx-a B  K&CVniJL  ^Oib\  -.».1  ^vJLcni  x 
A^jjo  .><T)CI=731q  £*}  cdJ.TzarcA  .lraOf^b2  .iCnauaißD^vi  vryK' 
oaxÄCVflo  fza  cnlr»  A2LZ.O  f^sii  r£x»i  Ai*.  ^flO'1  .  calci c\&\  cnlA. 
^_A-*f^  Aä\  cd^Cv\  jJ^Jo4  .cm^aocA  r£=n:u»»o  .rd^iK'.l 
&v=nn  rtAr^5  .rClx*=>  vyr^  »U)^^  ceAo  .aal  Ci±zabvLr^x 
rdxW  >lr3G  .r^xzar^d  p£toC\  r^XTÄS^.l  .K&'USa^  r<ßv"i\a&\=D  b 
rCLl_J3._jj.l    CD&vuior^  aoanLa  '    .fi*Ale        ocnfrilrao       .CllÄ^K' 

r*A  Ar^  aln*)&&  rcA  .t^llM  r<bw*Oir€.ZD  CVAsnAjjK'o  s 
K'crAr^'.l  i*^.  ro^ani^  .anTÄ^iKto  »jq^-73CM, '-'  0.1=3 K& 
^_oacn^o  O-pi-A^^  ,.i-i'f<l=3C\  _  CV  s  =j  nClW  cdLA-SO-sa 
f<_\    >_iC\-2_=i_\l         CUcno       .»fcure'    rdW        OAU.l 10       .Kll^cO^ 

*  Cod.  ^umto         b  Cod.  f^&UC&a  Fl.;   Harr   per  orr.  ^j^y 

,l   Fl.;  Cod.  rcA  "   Harr,  per  <rr.        CUctA 

rrijp  pöS  rri  tw  /  nntfrrtp  -^rr-  jrih  nori  zu- 

iranjMrba  Sin  /  rotte  p^in  "zx- 

nxp-w  pKirnipö    6ip  ynv  dyiö-Sp  Dp*i 

ib*1!  ins*!  itm    BW)  wa  z:>:  s^-zs 


ODE  88.  7-' 

nun  nntbn  w  iriTxn  /  mian  rroöi  onmaa  iis 

n^biritt  d5k^i«i  /  wh*  rona*  nSs  roüi  iv 
■nann  nii  inTntfn-|a  /  nö»n  'a-na  Dan«  nöann 
naaina  •ni'Tö  d^hSk-idpi  ^x  /  Herh  ^'k  ipat)    v 
aarn  ^k  ^k  cd)  /  onttKö  rnm  lytrin  '•Tai 
niö'^a  tfnn  "6n  ■«h*  dk-o  /  iDiw-nb  ■wfra^'  ntfw  vi 
•■ötta  dppmk  ""Äpaöi  /  dphik  vm  "d  d^  nna 

FP 1  b  b  PI 

1  Wieder  eilte  die  Gnade,  senkte  sich  zur  Unterwelt  nieder 
Und  stieg  in  sie  herab,  um  sie  zu  entleeren; 

2  Und  sie  tilgte  das  Verderben  vor  sich  aus 

3  Und  vernichtete   all   ihre  Zurüstung. 

Dann  trat  sie  auf  eine  Höhe,  ließ  ihre  Stimme  erschallen 
Von  einem  Ende  der  Erde  bis  zum  andern, 

4  Und  sie  zog  alle,  die  auf  sie  hörten,  an  sich  heran, 
Und  keiner  erschien  als  Sünder. 

5  Sondern  unter  einem  Geschlecht  von  Vollkommenen  stand  sie, 
Verkündete,  predigte  und  sprach: 

6  „Wendet  euch  her,  ihr  Menschensöhne,  kommt,  ihr  Töchter, 
7 Und  verlaßt  die  Wege  dieser  Unterwelt!" 

„Und  naht  euch  mir:  ich  will  zu  euch  eintreten 
Und  euch  aus  der  Vernichtung  herausführen, 

8  Ich  will  euch  der  Wege  der  Wahrheit  kundig  machen, 
Damit  ihr  nicht  ins  Verderben  geratet  und  untergeht." 

9  „Hört  auf  mich  und  laßt  euch  erretten, 
Ich,  die  Gnade  Gottes,  rede  unter  euch; 
Und  durch  mich  werdet  ihr  erlöst  und  selig: 

10 (Denn)  ich  bin  euer  Richter." 
„Und  die  mich  anziehen,  werden  nicht  verworfen, 
Sondern  sollen  ein  neues,  unsterbliches  Leben  besitzen. 
11  Meine  Auserwählten  wandeln  in  mir,  und  ich  lehre  sie  meine 
Wege, 
Und   die   nach  mir  verlangen,   ihnen   gebe   ich  Vertrauen  auf 
meinen  Namen. 

Hallelujah! 


80  ODE  88. 

Die  personifizierte  Gnade  ermahnt,  nachdem  sie  die  Hölle  entleert 
und  zunichte  gemacht  hat,  die  Gemeinde  der  Vollkommenen,  ihr  treu  an- 
zuhangen. —  Viertaktiges  Metrum.  —  Str.  I:  S  hawala  —  nntf  (vgl.  Ps.  16, 
10;  103,  4)  „Grab",  ja  geradezu  „Unterwelt",  wie  LXX  in  Ps.  16,  10  über- 
setzt. —  Wenn  die  Gnade  zur  Unterwelt  hinabgestiegen  ist,  um  sie  zu 
entleeren,  so  kann  sie  unmittelbar  vorher  diese  nicht  schon  verlassen 
haben;  ich  nehme  deshalb  S  sew//a]>  „sie  verließ"  für  verschrieben  aus 
sebbap  „sie  ließ  sich  nieder".  —  Da  als  handelnde  Person  anscheinend  nur 
die  personifizierte  Gnade  auftritt,  so  halte  ich  für  nötig,  die  maskulinen 
Verbalformen  *aubed  bis  nd^ad  femininal  umzugestalten-,  hat  der  syrische 
Übersetzer  nach  einer  griechischen  Vorlage  gearbeitet,  dann  war  es  ja  seinem 
eigenen  Gutdünken  überlassen,  die  3.  Person  masculini  oder  feminini  zu 
wühlen.  —  Str.  II:  S  utiä  'ephdsi:  ungenügende  Wiedergabe  von  fHfl3  pRl 
„nicht  wurde  einer  gesehen".  --  Str.  III:  Hier  hat  sich  in  den  syrischen 
Text  ein  zwar  kleiner,  aber  folgenschwerer  Fehler  eingeschlichen.  Aus 
Str.  V  geht  hervor,  daß  es  die  göttliche  Gnade  selbst  ist,  die  die  Menschen 
anredet.  Nun  taucht  plötzlich  zu  Beginn  von  Str.  III  „die  vollkommene 
Jungfrau"  auf.  In  welchem  Verhältnis  diese  zur  Gnade  steht,  hat  noch 
kein  Erklärer  deutlich  machen  können.  Dieses  unbegreifliche  Wesen  hat 
aber  überhaupt  keine  Existenzberechtigung;  statt  bdjmlta  „Jungfrau"  ist 
bdpaubdta  „unter  einer  Generation"  zu  schreiben.  Nach  Str.  II  hatte  die 
Gnade  um  sich  eine  Gemeinde  versammelt,  in  der  kein  Sünder  war;  diese 
nennt  der  Sänger  jetzt  tauhdtä  zemirtd  =  D"ön  "1H  „ein  vollkommenes  (Ge- 
schlecht" und  läßt  die  Gnade  an  sie  besondere  Ermahnungen  und  Ver- 
heißungen richten.  —  S  'eppdnau:  nicht  „bekehrt  euch",  sondern  „wendet 
euch  her",  da  nach  Str.  II  unter  den  Hörern  kein  Sünder  ist.  —  Str.  V: 
Da  die  Gnade  in  Str.  I  als  Persönlichkeit  auftritt,  so  wird  man  sie  hier 
nicht  abstrakt  zu  nehmen  haben  und  deshalb  übersetzen  „ich.  die  Gnade, 
rede",  nicht  etwa  „ich  rede  Gnade".  —  Der  letzte  Vers  begründet  das 
vorher  Gesagte:  so  muß  wohl  ein  „denn"  =  O  ihm  vorgesetzt  werden.  — 
Str.  VI:  S  lälmä  =  ihn  „Leben"  (auch  „Welt").  —  In  der  /weiten  Hälfte 
der  Strophe  ergibt  der  überlieferte  Text  ungeregelte  Verse  mit  ungenügen- 
dem Sinn.  Vers  und  Sinn  werden  gut,  wenn  man  den  vorletzten  Stichen- 
teiler samt  folgendem  ya  vor  ddwä\en  setzt. 


ODE  34. 

nd_l     Ä(^"       .rC^-xX-Ä     r^rA.l     rti^r^    K'iM.In     rtfuicxK'     &vA 


ODE  35.  Kl 

c\cn    a.ooD ß    .&vu&\\:i    octd.I    cn^CVrsa.i     .  «^A&.i    *pj:=73    crara    &uA 
rcAc^    *r»x=33     &\iA     &vu&A       .am     A:sA     *U^<.    ^aisalü       .A^A.l 

nnt"  rniwiöa  ras  pmaa  /  tron  nSS  ntfp  ^in  pH    i 
in  p^iö-px  ^-^sö  nnsin  /  -iiirta&  pöpa  nnpo  piroa 

bä-pK  prinn  p'^p  Sin  /  p^Spn  pnnnn  miinn  n 
ona  nsr*m  p*  ^k  /  rfofo  miran  mtfa  pira 
rrib^n  lptthm  rm  irö«n  DDpu^b  nbjj  *td nn 

I   xEs  gibt  keine  Verstockheit  bei  Einfalt  des  Herzens, 
2 Noch  gibt  es  ein  Unglück  bei  rechter  Gesinnung; 

3  Auch  ist  kein  Sturm  in  der  Tiefe  einer  erleuchteten  Vernunft. 

4  Was  ganz  von  Vollkommenheit  umgeben  ist,  kennt  keinen  Riß. 
II  5 Gleich  dem  Unteren  ist  das  Obere  gestaltet; 

Denn  alles  ist  Oberes,  Unteres  nichts; 
Sondern  nur  in  der  Einbildung  derer  ist  es  so, 
In  denen  die  Erkenntnis  nicht  wohnt. 

6Die   Gnade    ist    euch    zur   Erlösung    offenbar    ge- 
worden: glaubt,  so  lebt  ihr  und  erlöst! 

Hallelujah! 

Über  die  Harmonie   in   der  Seele    der  Auserwählten    und    das  Ver- 
hältnis   zwischen  Irdischem    und  Göttlichem;    Doxologie.    —    Viertaktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  S  pdliz:  wohl  =  pia.  —  Str.  II:  Indem  alles  Irdische    . 
von  Gott  geschaffen  ist,  gibt  es  eigentlich  nur  Göttliches. 

ODE  35. 

<^c\ct3  ndlaiaso8   .^=3\  Aä=d   >a   c^i;j^ir*3    &ctcn.i    .>i»i   ^a   A^A 
.rglu.io    rCAJ^i        ooalstt    xiÄio4    .Clracni&K'o   Aü    ^»\^i\^   .A 

H.  Grimme,  Oden  Salomons.  6 


82  ODE  35. 

aaniaoara  >\»r^  ^vViaa 8    .oaxi^aCVis  ^\sxjJa\^>r<<c\    cn&vraoaClÄira 

nriDs  ntfirrtp  Töpn  oiSttf  pp  //  irotfa  ^p  *fwi  ■rm  wi     i 

nrtea 

*..i  pbp  dhö  new  //  Ssn  tth*i  ttbn  ptfb  ^  rn    u 

tid«  -irim  roeö  nrir  ^  tpi  //  ''ins  itnata  iStf  Tr»n  *:si  ii 

aipron  lrunaa  niacwi  7/  vi*  bv  ^  abn  wtwm  litrop  i^bi  iv 

Witt  rim  p'^jr^a  "p^a  itt^Ri  //  bir*?«  nbtt  K&ina  •»t  fehöKi    ^ 

I   *  Den  Tau  des  Herrn  hat  er  (der  Herr)  auf  mich    geträufelt  in 
der  Schechina, 
2 Das  Gewölk  des  Friedens  hat  er  über  mein  Haupt  gestellt  als 
meine  Schutzhülle  zu  jeder  Zeit. 
II   3Es  ward  mir  zur  Rettung,  als  alles  erbebte  und  erzitterte. 

4  Und  als  Rauch  und ihm  entströmten. 

III  Ich  aber  war  ruhig  in  der  Heerschaar  (?)  des  Herrn, 

5  Und  er  war  mir  mehr  als  Schattendach  und  Fundament. 

IV  6Und  wie  ein  Kind  bei  seiner  Mutter  wurde  ich  getragen,  und 

Milch  gab  für  mich  der  Tau  des   Herrn, 
7 Und  ich    wurde    stark    durch    seine  Gabe    und    labte    mich    an 
seiner  Vollkommenheit. 
V  8Und  ich  breitete  meine  Hände  aus,  während  meine  Seele  empor 
getragen  wurde, 
Und  ich  nahm  die  gerade  Richtung  zum  Höchsten  und  wurde 
bei  ihm   befreit. 

Hallelujah! 


ODE  86. 

Der  Sänger  fühlt  Bich  in  der  Schechina  und  beschreibt,  wie  ei  zu 
Gott  emporgetragen  wird.  —  Fünftaktiges  Metrum.  Str.  I:  Unter  „er" 
ist  „der  Herr"  zu  verstehen;  daß  dabei  letzterer  Begriff  schon  als  Genetiv 
(Tau  des  Herrn)  vorhergeschickt  ist,  entspricht  einem  in  <U%v  hebräischen 
Poesie  nicht  seltenen  Satzaufbau;  vgl.  Prov.  16,  26  h  rbtoV  bnv  #BJ  „der 

Hunger  des  Arbeiters  arbeitet  für  ihn".  Hiob  15,  20  bb'.nnri  K1H  Vtn  "Ö^ba 
„alle  Tage  des  Sünders  ist  er  (der  Sünder)  unruhig1*,  weiter  Prov.  13,  2; 
IG,  2,  9,  23;  17,  25;  18,  7,  11;  21,  2,  Ezr.  5,  17;  s.  auch  Ode  36,  5.  S  Inänä 
=  py  in  kollektivem  Sinne:  „Wolken";  das  erklärt  den  Plural  des  Verbs 
in  Str.  II.  —  Str.  II:  S  h<>  (furkänä  Irjuop)  =  z  essentiae.  —  S  dinä  „< 
rieht",  sicher  ein  Textfehler;  enthielt  der  hebr.  Urtext  vielleicht  B^Ätf 
„Wasserguß",  da  es  sich  um  die  Entladung  von  Wolken  handelt,  und  las 
der  Übersetzer  dafür  öBtf  „Gericht"?  —  Es  fällt  auf,  wie  viele  Einzelzüge 
des  Sturmgemäldes  der  Dichter  aus  Ps.  18  herübergenommen  hat.  — 
Str.  III:  S  üdpeZmeh  (fomäriä:  falls  nicht  tope&neh  Verschreibung  för  &a/cjb- 
gämeh  ist  (Vermutung  von  Diet trieb),  läge  es  nahe,  es  mit  „ Heers chaar 
des  Herrn"  ("31K  K32£)  d.  i.  Schaar  seiner  Engel  wiederzugeben.  —  Tellälä 
wird,  da  es  parallel  mit  „Fundament"  steht,  wohl  ungenaue  Wiedergabe 
von  ,13 D  „Schattendach"  sein.  —  Str.  IV:  S  udiaw  li  helbä  =  *b  3in  „es 
gab  Milch  für  mich".  —  Str.  V:  S  bdsulläkäh  „beim  Aufstieg":  vielleicht  für 
^IT^X  Nto3H3,  da  das  Metrum  einen  etwas  längeren  Ausdruck  verlangt. 


ODE  36. 

oa_j._ij^3a.r.    73.fr»       .rtl^a.i    araj^aoTta    A^Ji    A.2^    >2^\sa*.rjr^a 2 
»j^mL3     .cn^*i*r?3\.i    pC'Ado^    rCW  Ainx-^    .i^   cn&vuanx-^ic\ 

r<ll^cn       .rC^Q»i^J3.i     "U^   cra^arsi     vyr^5       .r£laicäa    p£W 
rtll-l-l*.    vryr^   t^nCi^.    jj&x&^K'o       .>03CVn*Tr»    ^?3    .Ijj    &uc\GOC\  6 

a  Cod.  »j^iia.^ 

6* 


I 


84  ODE  36. 

Witto  ^rrtp  wtöpsi  //  unnb  vfrm)  ■•hu  rrri-bp  wücd 

ttmi  w  n:j 
i:ib   ^ 3 n n S ^   K\ni    //   prnniötö  rvö&M  '»nnatf   ^ki    r 

nns  ■•nm  wo  ■snttö*!  //  '•awi  lihpai  wp  jrbs  rrärna  fl 

nbw  'nmp  aStrrn  //  pni-ppaa  tfrn  ■•ibi  ^fc-p»  ■»i  nna:    1 
inbnnn  rn-n 

I   1Und  ich  ruhte  aus  auf  dem  Geiste  des  Herrn,   der   mich   zur 
Höhe  erhoben 
2  Und   mich   auf   meine   Füsse   gestellt    auf   dem   Berg   Gottes, 
gegenüber  seiner  Vollkommenheit  und  Majestät; 
II     Während    ich    ihn    pries    mit    dem    Kunstwerk    seiner    Lob- 
gesänge, 

3Und  er  (der  Geist)    hat   mich    geboren  gegenüber   dem 
Antlitz  des  Herrn, 
HI     Und  indem  ich  der  Menschensohn   war,    wurde   ich  ge- 
nannt das  Licht,  der  Sohn  Gottes, 
4  Während    ich    pries    bei    Preisenden     und    groß    wurde     bei 
Fürsten. 
[V   5Nach  der  Erhabenheit  des  Höchsten  hat  er  (der  Höchste)  mich 
gemacht  und  gemäli  seiner  Heiligkeit  mich  erneuert, 
Und  er  hat  mich  aus  seiner  Vollkommenheil  gesalbt:  'da  wurde 
ich  einer  von  seinen  Nahestehenden, 
y     Und  mein  Mund  öffnete  sich  wie  eine  Tauwolke,     ;  and  mein 
Herz  sprudelte  wie  ein  Born  der  Gerechtigkeit: 
8Da    wurde    mein    Nahcscin    vollendet,    und    ich    wurde    lest 
gründet    im  Geiste  seiner   Leitung. 

llallelujalr 


ODE  87.  85 

Venu ii (lieh  Fortsetzung  und  Schluß  der  vorhergehenden 
Ode.  Nachdem  dort  der  Aufstieg  zu  Gott  und  das  Erreichen  .seines  nimm 
lischen  Wohnsitzes  geschildert  ist,  fügt  Ode  86  hinzu,  wie  der  Sänger  nun 

auch  noch  die  höchsten  Stufen  der  Gottesnähe  erreicht.  .Mitten  hinein  wirft, 
der  Enterpolator  die  Erwähnung  der  Geburt  des  göttlichen  Menschensohnes 
aus  dem  heiligen  (leiste  angesichts  des  Herrn.  — -  Fünftaktiges  Metrum.  - 
Str.  I:  S  bdraumeh  chmariA  „auf  dem  Berge  Gottes":  Anklang  an  die  Idee 
des  Götterberges  (Ezech.  28,  10).  —  Str.  III:  Unter  (hm  „Preisenden" 
und  den  „Fürsten"  werden  zwei  verschiedene  Klassen  von  Engeln  zu  ver- 
stehen sein;  und  zwar  setze  ich  erstere  mit  den  Engeln  gleich,  die  Gott 
nach  talmudischer  Lehre  nur  für  die  Dauer  eines  Tages  erschafft,  damit 
sie  ihm  Lob  singen  (vgl.  F.  Weber,  Jüdische  Theologie2,  S.  166),  letztere 
aber  mit  den  schon  im  Buche  Daniel  erwähnten  „Fürsten"  (der  Völker  oder 
der  Geister).  —  Str.  IV:  Zum  Subjektsausdruck  vgl.  das  zu  Ode  35,  1  Ge- 
sagte. —  S  laiodan:  Durch  das  Verb  der  vorhergehenden  Interpolation 
ist  —  vermutlich  erst  in  der  syrischen  Überlieferung  —  laivdan  zu  tywadtan 
abgelenkt  worden.  —  „Gemäß  seiner  Heiligkeit":  Da  es  keinen  Sinn  hat 
zu  sagen:  „nach  seiner  (d.  i.  Gottes)  Erneuerung  hat  er  mich  erneuert", 
so  halte  ich  für  möglich,  daß  ein  ursprüngliches  Wlp  „Heiligkeit"  als  ttHn 
„Erneuerung"  gelesen  sei.  —  „Er  hat  mich  aus  seiner  Vollkommenheit 
gesalbt" :  Daraus  ist  kaum  zu  schließen,  daß  der  Sänger  sich  als  der 
Messias  seines  Volkes  gefühlt  habe,  da  er  hinzufügt,  daß  er  (durch  die 
Salbung)  in  Gottes  Nähe  gelangt,  also  nur  in  seiner  eigenen  Glückseligkeit 
fortgeschritten  sei.  —  Str.  V:  S  hauä  .  .  baslämä:  wohl  Umschreibung  von 
hebr.  abtttfV)  „ward  vollendet". 


ODE  37. 
.=300*0 4      .>I=si^..l    r^inZlÄ    >\    j=»cn*l      .,<^a\    r?&\r<  oasa^&vS» 3 

■•Sip  vn&'nn  p^p-bin  i  ■■Hirt*  *r  "nfcha  T 

■6öS?  n*an  jrvan  I  nö»ü  ^x  rd»i  n 

.♦♦♦♦♦♦♦   I  •'h«  niiton  rä 


^  ODE  38. 

1    'Ich  habe  meine  Hände  zu  meinem  Herrn  ausgestreckt 
Und  zum  Höchsten  meine  Stimme  erhoben. 
-Ich  habe  mit  den  Lippen  meines  Herzens  geredet, 
Und  er  hat  mich  erhört,  als  meine  Stimme  zu  ihm  drang. 
II    3l)a  kam  zn  mir  sein  Wort, 

Das  mir  die  Frucht  meiner  Mühen  gab: 

Und  es  ließ  mich  in  der  Gnade  des  Herrn  ruhen 


Hallelujah! 

Fragment  einer  Schilderung  der  Erhörung  und  Beruhigung  des 
Sängers  seitens  Gottes.  —  Dreitaktiges  Metrum.  —  Str.  II:  S  iaw  Ur&iähä: 
Da  das  Metrum  seine  Wiedergabe  durch  ein  Wort  zu  fordern  scheint,  so 
habe  ich  es  mit  ir:n  übersetzt. 


ODE  38. 

rClll^O    r<iÄi.jaJL.    ^30      .rth.ifloo    K'&v.ajA    »JV^-Kto  l      .A*£v»r<(C\ 

Aam  ccAo  A  jjlxJK'o  ».ra^.  A\r^o J  .K&asa  rcA.i  rt&atf 
A  r^aen  r?\ci°  .den  c^ben  »eno^p^  r^iix/t  A\pJ  rdi^r^.l 
^Q.isar)  &t*^\  r^Aa1'  .&\*ocn  vrvA<n^3  aasa^..!  qdcvjot-Lio 
r*Ao  .r<fl>CU^.V  cnim  'U^  crA  ^Mai^J5  .cm  cVv.i^mcVuc.K'.l  A\po 
.r^^»icY»  rCuiordra  Ktocn  \\r?  ^*.l  p^iit'  .cn\l  cY\c\cn  rCls^i  K' 
^  paol^A  A  r^c\cn  rc'OAjOT  .oa\  cWacn  ^»i»  rtA.t  -q.isqv^o  s 
><d  K&culjj.i  -^in.ßD.1  eucn  r^ii^v\c\  KxYiajLi^i  pC1i=o2kiä> 
K'cWiJ^-SS     .1^     cVv.o  cn     K'Vjj     rCllnjj     CU^ax^iacn  '  cc'cYvCtmi 

cVAr£x.o  10  AzujcVctdo  An**=731  rOcKua  r<ln.v>cVc73l  k'cYAa, 
.cc'eViCU.s.^o  rdl> s ^*73  CUcn  A  iroKto  ^.Acn  aW  ^j.i  rC'i'ixA 
*a1^aj^3C\    r<l3ai^A    ^s.J^3C\    .oncmArDa    rdn*rajj.r3    ^n.icYoaa 


ODE  88.  87 

ocn&v— 3a~ 2>— jj  e  f.-jLn-a&v.'raa  c\cn<^a»oii  K'iraw  o^rvu.i 
•Ann.!.  *».T»mo ;1  .rdlx^i  rcAl  oorA  »»11  \  Q  .^  c\qai^iJ=33C\ 
12k  .*.ArajjL=73a  ..»inÄ1  i2k  »,i.2ki2k&>=a  ^c\cn  **i  _  CUcrec\  ^  ocral 
^\=a^jj^>r<'o  L5  .CDA  M.^-^  i*.^  ncA  Ar^  .nf_n\  002=3  &uA 
Axr^l  A^=?3  >i^YA  &\»i.uo  .r<llA^\^33  ,iär£l=3  &\1Ä3  rcAl  cC.JK' 
.^\__ni_Ä^K'o  b\xx\>&  »*1  £ni&vx.c^C\ 1G  .K'Üx.  >:n^.  K'ocn 
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0D^\-=)^_i_3  »cnoiA.AjL_l..a  rdT-m  jjLT3&\x»<^a 20  .jaicn^K'o 
K^ra^lra 21     .on&iaäfioi    r^&x^icvnraa    cn^a^^xra     .anl&xAa&rsct 

.rtiaiACD     .cn&u^.i£ii 

n  St.-Ung.;  Cod.  >jin.^o         b  Sehn.-,  Cod.  rCbisL.         c  Cod.  cn\ 
fl  Cod.  rtiriAi.1  onlirLAxsaAa  e  Cod.  _  qcp&\312uj        f  Harr.-,  Cod. 

•*iaS»         *  Cod.  ,ODC\ir<C_ac\         h  Schu.-,  Cod.  r^>CU».a.2kX.c\. 

DTina  wapAi  '•arom  //  ^ro^nn  cias-ö  nö«n  m*6  tpSj?     i 

D*narn 
w^rby  ^»m  //  xw^ba  ^-Tim  ^nir^in  D^m  d^dö    n 

rnfr-'ba  D^nn 
■6na  kS  n&an  kti  ntta  //  "»anpnn  *6i  ^rnm  •'ip  -jbrii  m 

nrrip  kSi  rrisia  npwn  rroni  //  itSk  ■'npöttftf  pr  San  wprri6i  iv 
niiöi  npifln  niörrba  //  tupf  i6ä  [J^m  *|Tö  [♦•ihtthai    v 

mfwö  jnrn  nnntrfa  rtes  //  nnwi  inwn  jpof?  D^t^pnö  *oki  vi 
nfntoi 


88  ODE  38. 

iritoi  nn  niöia  //  npinm  npnan  iö»ni  rfrx  ^  u  batfai    vi 

imriwn  dSw  ipni 

carnyn  onösn  w  //  Sjn  p  Diptfn  nritföb  crcri  nhpi  vn 

dhik  iSsd^ 
03  a*rren  fffiwa  crwüö  //  iDfnDh  n&rii  anix  «tr  nnsi     d 

neun  na  '•mdA  natoKi  //  rroitt&ri  "»ra  Tibar*6i  pianai      3 
■•ip  na^in 

"•rm-t^p  reia  lMiarA  //  ptfiKi  tihi  p-innai     x 
ins  srrp  renal  irtipn*i  //  np#*i  tfntf  bnttf  mrri  ':shM  sin    xl 

lps&a  nab  n«snn  'hai  //  m;i  kSdsi  arh*i  aaw  pöpi  xJ 

irrtppöai 
p^öai  ip&&  nnpaai  //  iiw  anbrei  Tritt*  na*iai  rena  xii 

■ufnwiö 

fp  i  b  "^  n 

I   xIch  stieg  auf  zum  Lichte:   die  Wahrheit,    einem  Wagenlenker 
gleich,  [ .  ]  fuhr  mich 
2 Und  ließ  mich  Schlünde  und  Spalten  betreten  und  überschreiten. 
II     Vor  Klippen  und  Wellen  schützte  sie  mich     s  und  wurde    Hin- 
ein Schild  der  Rettung, 
Und  setzte  mich  auf  die  Arme  dos  unsterblichen  Lebens. 

III  4Sie  ging  mit  mir,  beruhigte  mich  und  ließ  mich  nicht  irregehn; 

Weil  sie  die  Wahrheit  war,  6ward  mir  beim   Wandern  mit  ihr 
nicht  bansre. 

IV  6Und  in  nichts  irrte  ich  mehr,  weil  ich  auf  sie  hörte; 

Der  Irrtum  floh  ihr  Antlitz  und  begegnete  ihr  nicht. 
V  'Geradenwegs  ging  die  Wahrheit,     Bwas  ich   nicht  wußte,   das 

wies  sie  mir: 
Alle  Gifte  des   Irrtums  und  die  Versuchungen,  die  man  Siissig 

keiten  gleichachtet. 


ODE  38.  89 

i    9IIik1  ich  sah,  wie  geschmückt  waren,  am  Verderben  zu  stiften. 
Eine  Braut,  die  verdorben,  und  einen  Bräutigam,  der  Verderber 

und  zugleich   verdorben   war. 
I    10Da  fragte  ich  [.]:   „Wer   sind   diese?"    Sie  sagte:  „Der  Ver- 
führer zum  Irrtum  und  der  Irrtum, 
11  Anzusehen   wie  Bräutigam    und   dessen    Braut;    und    sie    ver- 
führen die  Welt  und  verderben  sie." 
I   12  „Sie  laden  viele  zum  Gelage  L3und  tränken  sie  mit  Taumelwein, 
Drängen   ihre   Weisheit   und   ihre    Kenntnisse   zurück     14  und 
machen  sie  sinnlos." 
C       „Und  nachher  verlassen  sie  sie;  jene  aber  gehen  umher 

Toll  und  verderbenbringend,  bar  der  Einsicht  und  selbst  ohne 
Verlangen  darnach." 
[   15Da  wurde  ich  weise,  so  daß  ich  nicht  in  die  Hände  des  Ver- 
derbers fiel, 
Und  freute  mich  bei  mir,  daß  die  Wahrheit  mit  mir  gegangen 
war. 
I   1GDa  wurde  ich  gefestigt,  lebte  und  wurde  erlöst, 

17 Und  mein  Fundament  wurde  zur  Seite  des  Herrn  gelegt. 
[   18Er    pflanzte    mich,    steckte    selber    die    Wurzel    ein    und    be- 
wässerte sie, 
Er   ließ   sie   gedeihen   und   segnete  sie:    „Ihre  Früchte   seien 
ewig!" 
I   19Tief,  hoch  und  breit  machte  er  (sie):  da  wurde   sie  voll   und 
groß, 

20  Und  der  Herr  allein  wurde   verherrlicht   in    seiner  Pflanzung 

und  in  seinem  Werke, 
In    seiner  Sorge,   dem  Segnen   seiner  Lippen   und   dem   treff- 
lichen Wirken  seiner  Rechten, 

21  In  der  Schönheit  seiner  Pflanzung  und  in  dem  Erkennen  seines 

Gedankens. 

Hallelujah! 

Der  Sänger  beschreibt,  wie  er  unter  der  Leitung  der  göttlichen 
Wahrheit  dem  Lichte  entgegengewandert  sei  und  unterwegs  Aufklärung 
über  das  Wesen  des  Irrtums  empfangen  habe.  Von  V.  16  an  herrscht  eine 
neue  Vorstellung:  Gott  als  Gärtner  nimmt  sich  der  Pflege  der  Seele  des 
Sä  iigers  an.  —  Fünf  taktiges  Metrum.    —    Str.  I:    Der  Anfang  ist  sichtlich 


90  ODE  39. 

in  Unordnung.  S  bnuhrd  daträrä  war  ursprünglich  wohl  kein  Genetivver- 
hältnis, sondern  mit  „Wahrheit"  begann  ein  neuer  S;itz.  Das  Vergreifen 
des  Übersetzers  zog  nach  sich,  daß  hinter  dawran  „es  fuhr  mich"  das  Wort 
„Wahrheit"  wiederholt  wurde.  Auf  einen  syrischen  Schreiber,  der  nicht 
erkannte,  daß  ddlmerkawpä  den  Begriff  „Wagenlenker'  (22H)  umschreibt, 
wird  das  yd  vor  äaicvan  samt  dem  vorhergehenden  Stichentrenner  zurück- 
zuführen sein.  —  Str.  11:  S  hnwnä  =  ^3  „Schild".  —  Str.  V:  S  ne^de 
„Schläge":  diesem  würde  hebr.  ni2Ö  entsprechen-,  doch  vermute  ich,  daß 
in  der  ältesten  Vorlage  niDtt  „Versuchungen"  stand,  woraus  durch  Verlesen 
oder  Verschreiben  DISO  wurde.  Von  der  „Süßigkeit  der  Versuchungen"  zu 
reden,  steht  dem  Sänger  wohl  an;  „Süßigkeit  der  Schläge"  ist  ein  Nonsens. 

—  S  d-m-y-t-  hat,  als  ddmaidä  „des  Todes"  gelesen,  hier  keinen  Sinn;  man 
fährt  besser  mit  der  Lesung  damupä  „Ähnlichkeit",  obwohl  man  alsdann 
den  Zusatz  eines  auf  ne^de  zurückweisenden  Suffixes  erwartete.  —  Str.  VI: 
Die  in  die  Augen  fallende  Unklarheit  des  syrischen  Textes  läßt  sich 
leicht  beheben,  wenn  man  yahndhahkdläneh  für  Verschreibung  von  uabnd- 
habbälu  nimmt.  —  Str.  VII:  Nach  „Ich  fragte"  ist  latrurä  überflüssig,  dd 
(vor  nie«)  unmöglich;  auch  die  Metrik  spricht  gegen  ihre  Echtheit.  — 
Str.  VIII:  S  mdjdwin  =  HaFti*  im  Sinne  von  „zurückschlagen"  (vgl.  Ps.  89, 
44),  „widerlegen".  —  Str.  XI:  S  \al  ideh  =  T'by  „zur  Seite"  (nach  Gunkel). 

—  Str.  XII:  S  hauen  ==  irrv,  dessen  optativischen  Sinn  der  Übersetzer  wohl 
nicht  erfaßt  hat.  Dem  Dichter  mag  der  göttliche  Segenswunsch  in  Gen.  1, 
28  vorgeschwebt  haben.  —  Str.  XIII:  Die  ersten  drei  Verben  haben  Kau- 
sativbedeutung;  das  Objekt  braucht,  da  es  genügend  klar  ist,  nicht  genannt 
zu  werden.  —  Str.  XVI:  Da  diese  Strophe  keinen  selbständigen  Satz  dar- 
stellt und  die  Schlußworte  der  vorhergehenden  Strophe  mit  recht  schwer- 
fälliger Phrase  erweitert,  so  liegt  der  Verdacht  nahe,  daß  sie  späterer 
Zusatz  sei. 


ODE  39. 

_    C\CT3^V-g-A.A      j.i\n*jL=73C\  Oca»'!-^^      -.xaJLA)C\        .^    C\CT3&1-1S~73 


ODE  39.  91 

^^c^ri^^o    .,cn*.ias^.ic\  cöa.i.rzj.!  onsax,  AiAcn  am\'   .rdu^a.i 

a^A     ^Qcix2^b\^Xi     K&C\loaJ  qqoqJ     ja       .QoOJGjAAn     cfA.l 

^33         CUc^    ja^o     v>Amc\       .ro&Asars     r^j:r?3  air^    ix^^ 

r£Är73C\  rtlaC73C\ 10  .r^iiira  ^n^vr?3.1  rCtoaixi  vyr^  ..*aa»&\*r^ 
rtlAx-i.-1-.m  _V=*n  f-»1  cr>&\ra.n.2^o  .r<lll^  oc\cn  ..1.30*1  ^\&y=*) 
&OH.ßD^£>c^O n  .An&>&\,5a  rfA^r^  *a5^_Avp3  rCl\o  .^Jri'  ^yixn 
r^&vsAcrA    ^ralz..!        OJctAo      .cni^vs    ^in^.i    ..A»pcA    r^uicsr^ 

d-idp  wh  QnDb  ixby  l  rse*üö  lasm  rhu  na  tp-nro     i 
l^pi  pnaö  n'iT  /  anitfsj  rrein  D&ti  lrro 
lbrianA  oia^a  ana-abim  /  lEi^r-sb  niifcKa  ana-naipi    n 
a^n  naip  "pn  kti  mini  /  ona  ^ins  matt  jp^ 

Dairntt1  onrui  ni-*6a  riapi  /  imp-n  jvbp-Dt^  i^aS  p-bp 
rwn  /  f?ana  nna  "iap»i  -[b»!   /  nöxöa  ""i-nt  antr:  m 
lpptf-ifri  D^n-bp  rrnapp 

a^an  itir  rrai  ntai  /  miö«a  piano  ppa  D*ra 
lnÄ^-K^i  id^-kS  /  mÄP1»  ij:hk  ivt&an  mappi  IV 
inö*     ^ir^sn    /    ■pSna-'naipf?     m»     jairn 

n  ■»  i  S  S  n 

I   1  Riesenströmen   gleicht   die  Kraft   des   Herrn:     2sie   reißen   zu 
Boden  die,  die  sie  verachten, 
Hemmen  ihr  Schreiten,  3  vereiteln  ihr  Hintibergehn, 
Zerreißen  ihre  Leiber,  vernichten  ihre  Seelen, 
4 Sind  schärfer  als  der  Blitz  und  geschwinder; 


92  ODE  40. 

11       Doch  die,  welche  voll  Glauben  sie  überschreiten,  wanken  nicht, 
5  Und  die  darin  wandeln  ohne  Fehl,  werden  nicht  erschreckt. 
"Denn  das  Zeichen  des  Herrn  ist  bei  ihnen, 
Und  das  Zeichen  ist   ein  Weg    für  die,    die  im  Namen 

des  Herrn  hinübergehen. 
'Zieht  darum  den  Namen  des  Höchsten  an  und  erkennt  ihn, 
Dann  werdet  ihr   ohne  Gefahr    übersetzen,  indem  die  Ströme 
euch  dienen. 

III  8Der  Herr  hat  sie  durch  sein  Wort  überbrückt, 

Er  wandelte  darauf  und  überschritt  sie  zu  Fuße. 
9  Und  es  stehen  seine  Grundfesten  auf  den  Wassern,  unzerstörbar, 
Vielmehr  Balken  gleich,  die  kunstvoll  gefügt  sind, 

10  Während  von  hüben  und  drüben  sich  Wellen  erheben. 

IV  Und  die  Spuren  des  Gesalbten,  unseres  Herrn,  bleiben 

bestehen, 
Sie  werden  nicht  überdeckt  noch  getilgt; 

11  Und   ein   Weg   ist   bereitet   für  die,  welche    ihm  nach- 

wandeln, 
Die   Gefallen    haben    am   Wege    seiner   Wahrheit   und 
seinen  Namen  anbeten. 

Hallelujah! 

Die  Gotteskraft  wird  mit  einem  Riesenstrome  verglichen,  der  die  Frevler 
mit  sieh  fortreißt,  von  den  Gläubigen  aber  auf  der  Brücke  des   göttlichen 
Wortes  leicht  überschritten  wird.    Drei  christliche   Interpolationen  führen 
aus,  dali  das  Zeichen  des  Herrn,  das   Kreuz,  der  wahre   Weg  für  die  Gläu- 
bigen sei,  dal!  Christus  trocknen  Fusses   über   die  Wasser    gewandelt    sei, 
und  daß  seine  Anhänger  seinen  Spuren  nachwandeln  sollen.  —  Viertaktiges 
Metrum.  —  Str.  I:  S  matten  La}>ar  riShon:    Das  Metrum  scheint    dafür    ein 
einziges   Wort    zu    fordern;    vielleicht  war  ('s  "CSn"1  „sie    stürzen    um", 
S  masarrohin  malbsräpkon    ..zerstören  ihre    Furten":    kann    von    Furten   der 
Gottesverächter  im  Gottesstrome  die  Rede  sein?  Ich  vermute,  daß  der  Ur 
text    hier  □""OP   „ihr  Hinübergehen"  hatte.    —    Str.  II:    Unter   dem  Zeichen 
des    Herrn    (von  S  verkannt)   wird    hier    (wie  27,  2    und   42,  2)    das    Kien. 
zu  verstehen  sein,  auf  dessen   vergeistigte   Fortdauer  auch  das   IVtrusevau 
gelium  (10,  89 ff.)  hindeutet.    -   „Zieht  an  .  .  .  dann  werdet  ihr  .  .    "     heluä 
isch  gebildeter  Bedingungssatz.  —  Str.  111:    s   \e$bApeh\  hier  „seine  (des 
Wortes)  äußersten  Ausläufer",  „Fundamente",  dagegen   in  Sti    i\    »seine 
Spuren".        S  bairärä'.   wohl  ein  Versehen   d»\s  (Jbei  der  rvi3&K2 

„mit    Kunst"   als  nEN2   las. 


ODE  10.  93 

V  ODE  40. 

>n\    rdjaa^  rtllÄcn  '    .»cnO^a    nC^.Clnrtt    rdoo^l    vyr^1    .»cnirC' 
>i^jo    .aarsCUxrs    >jjc\"i    r<—»ic\    .<d^»13  >a^       \ojo 6    .cn^-ürm 

.r&OiAcn     .r<injj    rcA.i 
»  Lab.;  Cod.  cra:n£>a»c\. 

rrcb  romafc  ab'n  bni  i  onir  nsrb  tf  an  rpja  '  i 

aik  "pSy i natt  p 

"•hnTtf  4b  ra1  p  i  "totö  ppan  rarta  n 

vnniötö  ■'iitrbi  i  iS  rmn  wir  'Tiatn 
lnanaa  ,»rm  y Ssrrn  J  lrina  •'ia  iWh  m 

■6  nrrit  nitoi  i 

d  pan  npwnrTi  i  vHv  ntoan  mhvii  iv 

I   1Wie  Honig  tropft  aus  der  Bienenwabe 

2  Und  wie  Milch  entfließt  dem  Weibe,  das  seine  Kinder  liebt, 

3  So  .  .  .  auch  mein  Hoffen 

auf  dich,  o  mein  Gott. 

II  4Wie  die  Quelle  ihr  Wasser  hervorsprudelt, 
5  So  sprudelt  mein  Herz  das  Lob  des  Herrn, 

Und  meine  Lippen  bringen  ihm  Preis  hervor 

Und  meine  Zunge  seine  Psalmen. 
III   6Es  frohlockt  mein  Antlitz  in  seinem  Jubel 


94  ODE  ii 

Und  mein  Geist  jauchzt  in  seiner  Liebe. 


Und  meine  Seele  glänzt  in  ihm. 
[V  7  Und  die  Furcht  vertraut  auf  ihn, 

Und  die  Erlösung  ist  in  ihm  sicher, 
8 Und  sein  Besitz  ist  Leben  ohne  Tod, 
Und  frei  vor  Vernichtung-  sind,  die  es  empfangen. 

Hallelujah! 

Freude  des  Sängers  in  Gott.  —  Dreitaktiges  .Metrum.  —  Str.  I: 
Der  syrische  Text  läßt  das  Tertium  comparationis  unklar;  da  auch  die 
nach  der  Analogie  aller  übrigeu  drei-  und  viertaktigen  Oden  zu  fordernde 
vier  versige  Strophe  sich  hier  als  lückenhaft  erweist,  so  nehme  ich  Aus- 
fall von  zwei  bis  drei  Wörtern  an.  —  Str.  III:  Auch  hier  reicht  der 
überlieferte  Text  nicht  aus,  um  eine  vierzeilige  Strophe  zu  hilden;  so  mag 
vielleicht  von  der  ursprünglichen  Keine  der  letzten  acht  formell  fast  gleich 
gebauten  Stichen  ein  hierher  gehöriger  verloren  gegangen  sein. 


ODE  41. 

r^iix.  c\-n-QQ-3c\ a       .»cno.lCU»         c\oq\a    r^isal         Quau ] 

i.^73U    rdien    Aj^pa     .»cnCllra    cn£>CU        a^^^o '    .ctd^»C\130*ctd.i 

^.la-Ln.aJ?3    rdijjo       .cn «^vanxJLrj    rtl^nr)    -.1x».jj  ''       .onn(\yx^D 

aasax.    A^.    K'.'ux^r^  Aa    AiAcn    Kfc\£\xi 5    .cn^\jk>Oa.x-^>    «sw    A 
.cnictDCVlra    «.iÄ^        icnuo "       .cn^CVn^rj    ,cr>a*io.»Jc\       .ndi^a.i 

A\p3    .|A  »»Vatil   •.A.rt'       oonlA       qt^j.i&u^    .r&T9KI    ctd^i    ^n 


13 


ODE  11.  96 

.^c\cn  aa=D  "tujn.l'^a.t  ,cn  c^&\\=*)  ^3  jjj.i  K'icnCUa  h>  .»cnarar^.i 
CT3^\x"33i(^  "tllD  ^73  Js^.fÄ^K'a  .octd  ijj  K'iixr)  rCVxi.1^3  1( 
K'&vuan.x.^      .crcrax.!     K'Üxrs    Tili»A    n^&\xÄi    räjJ.l1'     r<.^il^.i 

1  ( Jod.      gaoaio 

ins n«a  nnöt3  [5-bp  /  rS«  ria  ipnr  *|* 
lpp-tföa  D^nn  bapn  /  non  vn  ••inna  m'rn    n 

ninö  nf?  jm  ntfa  kSsji  /  irSp  van  f?na  er'  ^a 
mnaaa  lnaitbai  /  ■»in*  attf-bp  n$a  rnnan:  ni 

er  lrianaa  irnab  lim   /   nma  iria  urin 

ins  ^a  ^n-^   lnön1'  /  ■•in«  mi^pa  rr^ia  iv 

11  3Ä  IHK 

nüp    "»an^    /    rrttma    ^ipttf    '■jnat    nb«"^« 

■Tab  natfnöi 

niiT-ab  rpnsn  binan  /  lrrim*  bin  •da*  hökö    v 

nsnsn    p^p-ja  /  lpnata    dSiööi    nspan    tt^iin  ■ 

vis  SSaaa 

nnun   rpfcan  /  ia   tkö    rpntf   *)&*&&   ii*   mi  VI 

n  ö  k  n  "  d  p 
nrS  müaj  p^ttfr  ^a   /  oVipn  td1  antoa  sniji 

iöü  nö«a 

ram«  dj?ö  unn  vtf 


96 


ODE  41. 


l     lDen  Herrn  mögen  preisen  alle  seine  Kinder 

Und  die  Wahrheit  seines  Glaubens  (in  sich)  aufnehmen! 
-Seine  Söhne  mögen  sich  ihm  kundtun: 
Darum  laßt  uns  singen  in  seiner  Liebe! 
II     ^Wir  leben  im  Herrn  durch  seine  Gnade 

Und  empfangen  das  Leben  durch  seinen  Gesalbten. 
4 Ein  großer  Tag  ist  uns  aufgestrahlt, 
Und  wunderbar  hat  sich  erwiesen,  der  uns  von  seiner 
Hoheit  mitgegeben  hat. 

III  5So   laßt   uns   alle  eins   sein  auf  den  Namen  des  Herrn 

Und  ihn  ehren  in  seiner  Güte! 
6Unsere  Gesichter  mögen  leuchten  in  seinem  Lichte 
Und  unsere  Herzen  Tag  und  Nacht  seiner  Liebe  nach- 
sinnen! 

IV  7Laßt  uns  jubeln,  gleichwie  der  Herr  gejubelt  hat: 
8„Es  mögen  staunen,  die  mich  sehen,  daß  ich  von  einem 

anderen  Geschlecht  bin. 
9Der  Vater  der  Wahrheit,   der   mich   erworben  von  An- 
beginn, hat  sich  meiner  erinnert. 
10Sein    Reichtum    hat    mich    erzeugt    und    der  Gedanke 
seines  Herzens." 
V   uSein  Wort  ist  mit  uns  auf  all  unseren  Wegen: 

12 Der  Heiland,  der  lebendig   macht   und    unsere  Seeion 

nicht  verwirft. 
13Der    Mann,     der    gedemütigt    und    durch     seine    Ge- 
rechtigkeit erhöht  ward, 
14Hat    sich    als    Sohn    Gottes    in    der    Vollkommenheit 
seines  Vaters  gezeigt. 
VI    15Ein   Licht  ist  aufgestrahlt  aus  dem   Worte,  das   von  je 
bei  ihm  war: 
16 Der  Gesalbte,  der  eins  ist  mit  der  (göttlichen)  Wahrheit. 

Und  ehe  die  Welt  gegründet  war,  ward  kundgetan, 
l7Daß   er   die  Seelen    ewiglich    reuen    werde    durch    die 
Wahrheit  seines   Namens. 

Ein   neues   Lied   (erschalle)   bei  denen,   die    ihn 
lieben! 

llallelujali' 


ODE  42.  -)7 

Reinchristliche  Ode:  Aufforderung  au  die  Gemeinde,  in  Christi  Jubel 
miteinzustimmen,  da  nun  die  urzeitlich  vorherbestimmte  Erlösung  Tatsache 

geworden  sei.  —  Viertaktiges  Metram.  —  Str.  I:  8  nepid\un  üyäfieh  „sie 
mögen  sich  ihm  kundtun";  die  Übersetzung  „sie  werden  ihm  bekannt  sein* 

würde  nicht  in  den  Zusammenhang  passen.  —  Str.  IV:  An  diesem  „Jubel 
des  Herrn  (Christi)"  haben  wir  wohl  ein  Stück  Evangelium,  das  mit  dem 
Jubel  Christi  Matth.  11,  25-30  (Luk.  10,  21— 22)  eng  verwandt  ist.  — 
Str.  VI:  S  bairärä  had-lm  „eins  mit  der  (göttlichen)  Wahrheit**,  derselbe 
Gedanke  wie  Joh.  10,  30:  „Ich  und  der  Vater  sind  Eins".  —  S  ddnehhe 
„daß  er  retten  werde",   nicht  „der  rettet". 


ODE  42. 

cnjjiar^  >cncvi^aa>.\^^r<'.,i  rCl^xXÄ  rtioaxn  ,<^c0^xx£  .,cd  cn^r^ 
c\c\cn  ^ixjjK'  reA.I  ^  CUqqa  CVajlZjj  rcA.l  &\*c\cnc\4  .r^^*i^.i 
>Äo.ii  _  ooq\a  o^rvi^a0  .A  *a=iajö3.1  dico  A\CU  KbcnKto  .A 
A    &\ranc\r>      .ndJr^    >jj.l    A^=ft    A^-    oviöd:!        CUcn    ^c\rC.^.=3C\ 

vyrt'9  .>sCU).i  eniu  c\oaA^.  ^u^Tr^a 8  ._  c\ctA  ^^.li.i 
fx^T»i  »A*r^  A^-  ,*ui  rtll^cn 10  .r^^viA  A^.  rCll&vu.l  oa^i.l 
paw   rtlSAcn12     .rO&vub   b^n   j**&V53.i   rtlaai^  vy^b n     .A 

r^arzja16  .fcuo.i^K'o  ►j&v.u  Acux.10  As*,  an  ^a^  £\.i=>r^  rcAo 
A>&vmJC\  .cm  cYv»c\cr>  c^ivraa  pcAsj1'  .,sa±.  r^r^ÄJ^aAa  >\a.*b\r^ 
p£x*ic\  rcd^Jia18  .pfumai*.  cn=Dc  r^iaen  ^»r^i  rClsaÄ.  aasa^. 
cY\:ui^o19  .►ÄcyiÄ  oinxQQ^al  jjLM.p^d  rcA.i  A^pa  „Äicc* 
KxVa^flara  _  ocasa^,  cVulrao  .>cnäcHi.5a=3  rdi.jj.1  K'cVvx.aiA 
,&\a\   a^enia21     .„sa^&xÄ   A^i   r^aenj   rcA.t   A^pa  20    .c^cWjj 


Ah. 

14 


U.  Grimme,  Oden  Salomons. 


98  ODE  42. 

rcA.l    "U^    ■a»W*28       .v\A\cA     jaOÄJ     oara.l     r<s>.i  £>     A     a)&vÄC\ 
&\Jr^i   A^=o     .v>jra^   ^.ijj   Äf^  jai^^vi    ._  ^\ar?3   vrA   oin^vm 

.r<;cA\cn     ._  c\cn»fr\»c^   A»*c\         CUc^   c^irCk    >lal    A^sa      .>=az. 

a  Cod.  cnb\r^     ,uv  Cod.  A^.      b  Cod.  n£2&u>      l  Cod.  cns      d  Schu.-, 
Cod.  cViA-Äi-r^        '  ('od.,  ut  Harr,  putat,  &\^.saju. 

-[-i'in  nfin  in  irs  /  oonan  fpn  irn  '•rtonai 

//  ■•imK-jap  rrnm  ■'nSap  ab  *\ü&b  ■»nbpin  sb    i 

rnna  "»a  ■»i-Tröia  ^topai  '•ÄTn-Sa  iö*i 
d.tix   lia   //   orraa   -linai   ans  ^«i   »b*   *nöp    n 

nsna  //  *y*v\*-by  *$v   p    rr$a"bff   inn    rm:    H 
,,i,,OKö"bp  96nn  p  |rirrr»\a 

^n s  D^i-n  ^irtrn  mini  /  *|ipnrn  ^nsi  biitf 
npöp  rrn  l&a  ins  ^mi^  /  iS  Ti^'n  rn^öi  pöri    \ 
11  i d "n k  n x fc b  i  S  a  ^  KbntfH'pW^Kni  o^Sn  f]i^ 

■» n & tt; a  d n ■»  b x  n  i  i  k  l  /  r  ri  ä  ä  d  ^ ;  n  n  nSnp  ;rs'  \i 

i p toi  D^riön  nSx  -hn»     sitrS  n:i  nM^jr 
1  n  a  1 i  a  13  n  k  n  t*  p  1  /  d  *  ri  *?  *  "  ?  a  i :  i  n  n  &  k  •  i  \  1 1 
nxiS   -uton    i:S    nnai  /  *|ttrin    *riaffi   uiojnn 


ODE  42.  99 

nnx  ^a  -[ns  nnsi  /  iinvz  a-ip'1  aS  -pS«  *a  13 -»sn  ix 

IJTlß 

d  *  &i  n"'n  ä  n  ■»  a-  /  d  £  in  a  •■  8  tf  i  ri  k  1  d  S 1  p  ^  n  y  i  #  ^  k 

^S  rrri 

n  n  b  b  n 

[     2  Ich  habe  meine  Hände  ausgestreckt  und  mich  meinem  Herrn 
genähert; 
2Denn  das  Ausbreiten   meiner  Hände  ist  sein  Zeichen. 
3Mein  Ausstrecken  bedeutet  das  hochgerichtete  Holz, 
Woran  der  gerade  Weg  aufgehängt  wurde. 
[    4Ich  war  ohne  Nutzen  für  die,  welche   mich  nicht  auf- 
genommen  haben,    und   bin    bei    solchen,    die  mich 
lieben. 
5Verstummt   sind    alle   meine  Verfolger;    doch   die   auf 
mich  vertrauten,  suchten  mich,  weil  ich  lebe. 
[     6Ich  bin   auferstanden,   bin   bei   ihnen  und  rede  durch 
ihren  Mund, 
7Sie  achteten  ihre  Verfolger  gering  8und  ich  legte  auf 
sie  das  Joch  der  Liebe. 
r    9Wie  der  Arm  des  Bräutigams  auf  der  Braut,    10so   ist 
mein  Joch  auf  denen,  die  mich  erkennen; 
nWie  der  Baldachin  im  Hause  des  Bräutigams,  12so  ist 
meine  Liebe  über  denen,  die  mich  lieben. 
r   13Ich  ward  nicht  verworfen,  auch  wenn  es  so  schien, 
uUnd    ich    ging    nicht    zugrunde,    auch    wenn    man    es 

gegen  mich  plante. 
15Die  Hölle  sah  mich  und  ward  ohnmächtig, 
16Und  der  Tod   ließ   mich   zurückkehren   und  viele   mit 
mir. 
Essig  und  Galle  wurde  ich  ihm, 
Und  ich  stieg  mit  ihm  herab,  so  tief  jene  war. 
Ftisse  und  Haupt  ließ  er  sinken, 
Da  sie  meinen  Anblick  nicht  ertragen  konnten. 
I   H,Jch  versammelte  die  Lebenden  unter  seinen  Toten 
Und  redete  zu  ihnen  mit  Lippen  des  Lebens. 

7* 


17 


18 


100  ODE  42. 

Jt)  Damit  mein  Wort  nicht  verloren  ginge, 
21  Kamen   schreiend    zu   mir   die  Gestorbenen   hergeeilt. 
VIII       Sie  sprachen:  „Sohn  Gottes,  erbarme  dich   unser, 
Und  tue  mit  uns  nach  deiner  Freundlichkeit; 
-Und  führe  uns  aus  den  Banden  der  Finsternis  heraus 
Und  öffne  uns  das  Tor,  um  heraus  zu  dir  zu  gelangen! 
IX   83Wir  sahen,  wie  unser  Tod  sich  dir  nicht  naht, 

24So   laß   uns   mit   dir    erlöst   sein,   denn   du   bist   unser 

Erlöser!" 
25Da    hörte    ich    ihre    Stimme    und    zeichnete    meinen 

Namen  auf  ihr  Haupt, 
2G(Zum  Beweis)  daß  sie  frei  wären  und  mir  angehörten. 

Hallelujah! 

Drei  Oden  oder  Odenfragmente  in  rein  äußerlicher  Aufeinanderfolge, 
bis  auf  den  Anfang  des  ersten  (=  Ode  27)  christlichen  Ursprungs.  Das 
erste  Stück  —  in  viertaktigem  Metrum  —  redet  vom  Gebet  zum  Herrn 
(Christus)-,  das  zweite  —  in  fünftaktigem  Metrum  —  legt  dem  aufer- 
standenen Christus  Trostworte  für  die  Seinigen  in  den  Mund;  im  dritten 
—  in  viertaktigem  Metrum  —  spricht  Christus  von  seiner  Höllenfahrt  und 
der  Befreiung  der  in  der  Unterwelt  gefangen  gehaltenen  Frommen.  — 
Str.  I:  Statt  ]al  ist  \dlau  zu  lesen.  Die  Auffassung  von  Christus  als  dem 
verkörperten  „geraden  Wege"  entspricht  der  Johanneischen  von  Christus 
als  dem  Weg,  der  Wahrheit  und  dem  Leben  (14,  6).  —  Str.  II:  S  mil>(u>- 
kolhon  rädofai  „gestorben  sind  alle  meine  Verfolger" :  Ich  beanstande  die 
Ausdrucksweise,  weil  für  das  Sterben  der  Verfolger  Christi  im  neuen 
Testamente  kein  Anhaltspunkt  vorhanden  ist.  Vielleicht  hat  im  Urtexte 
lETT  gestanden,  das  in  erster  Linie  „verstummen",  dann  aber  auch  „sterben" 
bedeutet,  oder  ein  ahnliches  doppelsinniges  Verb.  Hier  wäre  »las  Verstummen 
der  Verfolger  wohl  am  Platze.  —  Str.  IV:  S  'öcä  gvnunä:  Der  Ausdruck 
„Brautbett"  oder  „Brautkammer"  genügt  hier  nicht,  da  auf  etwas  ange- 
spielt wird,  was  sieh  über  dem  Brautpaare  befindet.  So  kann  wohl  nur 
der  über  dem  Brautbette  aufgerichtete  Baldachin  (HBn)  genieint  sein.  — 
Str.  VI:  S'arp*=rp»l  »er  aeß  sinken".  —  Str.  VI:  S  »uraru  „Bitterkeit": 
wohl  irrtümlich  für  IT^p  „Galle".  —  Str.  VII:  S  uarhe^u)  byäp(i)  hennon 
ihmip(it)  stellt  nach  Ausweis  der  Strophik  einen  Nachsät/,  dar  Str,  IX; 

Daß  die  Strophenmitte  hier  eine  Gedankenscheide  bildet,  muß  dei  mangel- 
haften Verstechnik  des  (nterpolatora  zugute  gehalten  werden. 


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AUSFÜHRUNGEN 


I.  Textgeschichtliches. 

A.  Vom  syrischen  Texte  der  Oden  Salonios  bis  zu  ihrer 

hebräischen  Vorlage. 

Die  Oden  Salonios  liegen  uns  in  einem  wenig  befriedi- 
genden Zustande  vor:  dieser  Eindruck  drängt  sich  jedem  auf, 
der  sich  mit  ihrem  Studium  abgibt.  Wer  die  Heilung  der  Text- 
schäden erstrebt,  muß  sich  zuvor  klar  machen,  daß  nicht  eine, 
sondern  mehrere  Fehlerquellen  anzunehmen  sind ;  denn  die  Text- 
form hat  verschiedene  Stadien  der  Entwicklung  und  damit  auch 
der  Verschlechterung  durchlaufen.  Am  leichtesten  sind  solche 
Fehler  zu  erkennen,  die  dem  Herausgeber  der  Oden,  Rendel 
Harris,  unterlaufen  sind.  Es  sind  teils  Versehen  im  Druck,  teils 
Verlesungen  der  Handschrift.  Vier  der  ersteren  hat  Harris  selber 
berichtigt ;  andere,  die  er  stehen  gelassen  hat,  sind  von  Schult- 
hess,  Labourt,  mir  u.  a.  korrigiert  worden.  Eine  genaue  Ver- 
gleichung  der  Handschrift  dürfte  vielleicht  noch  einige  bessere 
Lesarten  zutage  fördern,  zumal  Harris,  wie  aus  Fußnoten  der 
Ungnad-Staerkschen  Übersetzung  hervorgeht,  die  Möglichkeit 
zugibt,  daß  einzelne  Wörter  seiner  Handschrift  verschiedene 
Lesungen  gestatten. 

Aber  was  an  Textschäden  dem  Herausgeber  zur  Last  fällt, 
ist  ohne  Zweifel  nur  geringfügig  im  Vergleich  mit  dem,  was  der 
Text  von  Seiten  der  syrischen  Abschreiber  erlitten  hat.  Man  hat 
Grund  anzunehmen,  daß  durch  sie  Verschreibungen,  glossen- 
artige und  dittographische  Erweiterungen,  endlich  Lücken  in 
den  Text  gekommen  sind  ;  denn  alles  dieses  findet  sich  auch  in 


101 

den  den  Oden  Salomos  angeschlossenen  syrischen  Psalmen  Salo- 
mos,  die  vermutlich  lange  Jahrhunderte  hindurch  die  gleiche 
literarische  Behandlung  erfahren  nahen  wie  die  Oden.  Im  Hin- 
blick auf  solche  in  den  Psalmen  Salomos  mit  Sicherheit  zu  kon- 
statierenden Schäden  des  Textes  habe  ich  geglaubt,  außer  ver- 
schiedenen mutmaßlichen  Verscbrcibungen ,  sieben  Fälle  von 
Dittographie  (11,  3;  11,  14;  12,  5;  17,  9;  24,  9;  26,  9;  38,  2), 
eine  Glosse  (24,  9)  und  eine  Auslassung  (27,  2)  auf  Rechnung 
von  Schreibern  des  syrischen  Textes  setzen  zu  müssen. 

Viel  zu  weit  würde  man  gehen,  wollte  man  den  syrischen 
Text  durch  Konjekturen  so  umgestalten,  daß  alle  befremdenden 
Ausdrücke  und  Sinnschwierigkeiten  aus  ihm  verschwänden. 
Solches  verbietet  der  Umstand,  daß  er  eine  Übersetzung  dar- 
stellt. Das  besagt  sein  Inhalt,  der  eigenartiger  und  altertüm- 
licher ist  als  das  älteste  originalsyrische  Werk;  das  verrät  der 
an  biblische  Poesien  unmittelbar  anklingende  Stil  und  Paralle- 
lismus der  Gedanken,  wovon  rein  syrische  Poesien  sich  weit 
entfernen;  das  kann  aus  den  koptisch  überlieferten  Stücken 
der  Oden  Salomos  geschlossen  werden,  die  sich  ganz  deutlich 
als  Übersetzungen  aus  dem  Griechischen  geben,  endlich  auch 
aus  den  (von  Harris  herangezogenen)  Angaben  des  Pseudo- 
athanasios  und  des  Nikephoros  über  das  Vorhandensein  der 
Oden  des  Salomo  im  griechischen  Alten  Testamente.  Sind 
aber  die  uns  vorliegenden  Oden  schon  durch  die  Hand  eines 
Übersetzers  gegangen,  so  gehen  manche  ihrer  Schäden  jeden 
falls  schon  auf  diesen  zurück,  dürfen  also  nicht  dem  syrischen 
Texte  zur  Last  gelegt  und  in  diesem  verbessert  worden.  Um 
sie  zu  erkennen,  bedarf  es  möglichster  Klarheit  hinsichtlich  der 
Sprache,  in  welcher  die  Vorlage  des  Übersetzers  gehalten  war. 

Einstimmig  haben  sich  die  bisherigen  Bearbeiter  der  Oden 
Salomos  für  die  Annahme  eines  griechischen  Textes  als  Vorlage 
des  syrischen  ausgesprochen.  Zu  Gunsten  dieser  Ansieht  läßt 
sich  manches  anführen;  etwas  ganz  Stichhaltiges  scheint  Inh- 
aber nicht  darunter  zu  sein.  Man  kann  darauf  hinweisen,  dal» 
doch   die  syrischen    Psalmen  Salomos,  die  im  Kodex  Harris  die 

Oden  Salomos  fortsetzen,  zweifellos  aus  dem  Griechischen  über 
setzt  seien;   das  ergibt   sich   ans  einigen  Wendungen,  die  ein 


105 

falsch  gelesenes  griechisches  Wort   zur  Grundlage  haben,   z.  B. 

5,  16  yplait  (od  statt  oc),  16,  (.)  fydäämaik  (lvt'oTti6v  (wv  st.  iv 
Toitco  oov),  17,  31  mettol  ch  (bri  st.  eVi).  Aber  die  Textgescbicbte 
der  syrischen  Psalmen  Salomos  könnte,  trotzdem  diese;  im  Kodex 
Harris  hinter  den  Oden  Salomos  stehen,  andere  Wege  gegangen 
sein  als  die  der  Oden;  ein  Zufall  könnte  beide  Liedersamm- 
lungen zusammengebracht  haben.  Weiter  hat  man  geglaubt, 
auch  in  den  Oden  Salomos  mißverstandene  griechische  Begriffe 
in  syrischer  Wiedergabe  anzutreffen.  So  setzte  Harris  6,  16  me- 
giphon  „ihr  Kommen"  =  Ttaqovoia  an,  das  aus  jKxqeoiq  verlesen 
wäre;  ich  habe  aber  in  den  Anmerkungen  zu  Ode  6  zu  zeigen 
versucht,  daß  dem  megiphon  ganz  wohl  ein  passender  Sinn  ab- 
zugewinnen ist.  In  7,  12  hat  Nestle  dewlwpeh  „sein  Opfer"  auf 
ein  aus  oidia  „Wesenheit"  verlesenes  dvola  zurückgeführt;  doch 
so  geistvoll  auch  diese  Konjektur  ist,  so  scheint  mir  doch  der 
Begriff  „Wesenheit"  im  Munde  des  Dichters  hier  unmöglich,  wie 
S.  17  dargelegt  ist.  Ich  selbst  habe  bei  6,  17  auf  die  Möglich- 
keit hingewiesen,  'ennon  als  Wiedergabe  eines  avxovq,  das 
eigentlich  avtovg  zu  lesen  gewesen  wäre,  zu  erklären,  und  bei 
33,  2 — 4,  wo  die  verbalen  Prädikate  anscheinend  ganz  unmoti- 
vierterweise vom  Femininum  ins  Maskulinum  übergehen,  griff 
ich  zu  der  Erklärung,  daß  der  Übersetzer  vielleicht  infolge  der 
zwischen  Maskulin  und  Feminin  nicht  unterscheidenden  grie- 
chischen Verbalformen  am  Sinne  irre  geworden  sei;  doch  für 
zwingend  halte  ich  meine  Erklärungen  keineswegs.  Eine  Zeit- 
lang glaubte  ich  auch,  die  ungemein  häufigen  satzeinleitenden 
cfo,  die  die  bisherigen  Übersetzer  gemeinhin  mit  dem  irreführen- 
den „denn"  wiedergeben,  als  die  syrische  Wiedergabe  von  grie- 
chischem de  nehmen  zu  sollen ;  aber  die  Durchsicht  der  syrischen 
Psalmen  Salomos  hat  mich  belehrt,  daß  der  syrische  Übersetzer 
für  seine  dd  gar  keine  Vorlage  hatte,  sie  vielmehr  nach  freiem 
Dafürhalten  dort  einsetzte,  wo  immer  sein  syrisches  Sprach- 
gefühl ihm  das  Bedürfnis  einer  ganz  losen  Satzanknüpfung 
nahe  legte. 

Aber  —  kann  man  sagen  —  die  in  der  Pistis  Sophia  über- 
lieferten koptischen  Oden  Salomos  hatten  nach  Ausweis  der  zahl- 
reich in  ihnen  auftretenden  griechischen  Wörter  eine  griechische 


106 

Vorlage!  Das  beweist  jedoch  wenig  für  die  Beschaffenheit  der 
Vorlage  des  syrischen  Übersetzers.  Mit  Sicherheit  ergibt  sich 
ans  einer  Vergleicbung  der  koptisch  überlieferten  Oden  mit  den 
entsprechenden  syrischen,  daß  die  Vorlagen  beider  stark  von 
einander  abwichen;  so  hat  K  in  5,  IS  einen  Satz,  der  in  S  fehlt, 
und  umgekehrt  S  in  25,  11  einen  solchen,  den  K  nicht  hat;  so 
las  in  5,  3  S  „deine  Güte",  K  „dein  Gericht",  in  6,  11  S  „von 
dem  Höchsten",  K  „von  der  Hand  des  Höchsten",  in  6,  13  S 
„und  den  Willen,  der  aufgelöst  war,  haben  sie  aufgerichtet", 
K  „Herzensfreude  haben  empfangen  die  Entkräfteten",  in  6,  16 
S  „ihr  Kommen",  K  „ihre  Offenheit",  in  22,  2  S  „und  mich 
warf",  K  „und  mich  lehrte",  in  22,  7  S  „dein  böses  Gift", 
K  „das  Gift  des  Schlechtes  Redenden",  in  22, 12  S  „dein  Fels", 
K  „dein  Licht",  in  25,  8  S  „ich  ward  bedeckt",  K  „du  hast 
mich  beschattet",  S  „er  hob  von  mir",  K  „ich  wurde  über- 
hoben", in  25,  12  S  „durch  seine  Freundlichkeit",  K  „in  deiner 
Güte"  usw.  Alle  diese  Abweichungen  finden  sich  in  vier  Oden. 
die  uns  zufallig  sowohl  koptisch  wie  syrisch  erhalten  sind : 
welche  Fülle  von  Varianten  müßte  ein  vollständiges  koptisches 
Odenexemplar  verglichen  mit  unserem  syrischen  Texte  er- 
geben! So  wird  man  behaupten  dürfen:  Geht  der  syrische 
Odentext  auf  einen  griechischen  zurück,  so  muß  dieser  einer 
Rezension  entstammen,  die  von  der  für  den  koptischen  Text 
maßgebenden  recht  weit  ablag. 

Unter  diesen  Umständen  dürfte  die  Voraussetzung  einer 
griechischen  Vorlage  für  den  syrischen  Odentext  nicht  unbedingt 
zuzugeben  sein.  Um  zu  einer  sicheren  Entscheidung  zu  gelangen, 
müßte  man  meines  Erachtens  einmal  die  sämtlichen  irgendwie 
auffälligen  oder  unverständlichen  Ausdrücke  und  Wendungen  des 
syrischen  Textes  in  ein  hellenistisch  jüdisches  Griechisch  über 
tragen;  Hesse  sich  dann  ein  bedeutender  Bruchteil  ?ÖD  ihnen  als 
Gräzismen  begreifen,  so  wäre  die  griechische  Vorlage  bewiesen; 
käme  aber  für  die  Textkritik  wenig  oder  nichts  dabei  heraus, 
würde  das  ein  Grund  mehr  zum  Mißtrauen  gegen  die  Hypothese  sein. 

Jedoch  kommt  der  ganzen  Frage  nach  einer  griechischen 

Vorlage  des  Syrers  nur  eine  sekundäre  Bedeutung  IU;  denn 
hat  eine   solche   existiert,   so    war  auch   sie  nur  eine  l  bersetlUDg 


107 

und  weist,  gleich  der  syrischen,  weiter  auf  einen  Text  zurück, 
der  in  semitischer,  und  zwar  biblisch -hebräischer  Sprachform 
abgefaßt,  allen  unseren  Übersetzungen  als  Vorlage  gedient  hat. 
Dieser  allein  kann  als  Hauptziel  der  Forschung  bezeichnet 
werden:  ob  auch  als  Endziel,  bleibt  einer  späteren  Erörterung 
vorbehalten. 

Es  ist  Harnacks  Verdienst,  zuerst  die  Hypothese  aufge- 
stellt zu  haben,  daß  die  Oden  Salomos  ursprünglich  in  einem 
semitischen  Idiome  abgefaßt  gewesen  seien.  Wie  er  den  Geist 
der  Oden  als  echt  semitisch  charakterisiert,  so  vermutet  er 
auch  für  sie  ein  ursprünglich  semitisches  Sprachgewand.  Er 
betont  (Ein  jüdisch -christliches  Psalmbuch,  S.  105),  „daß  in 
einer  Anzahl  von  Oden  Sinnschwierigkeiten  und  Dunkelheiten 
sich  finden,  die  durch  eine  Rückübersetzung  ins  Griechische 
nicht  gehoben  werden,  die  man  aber  auch  nicht  auf  Fehler  des 
syrischen  Übersetzers  zurückführen  kann,  da  er,  wie  wir  wissen, 
treu  und  mit  Verständnis  übersetzt  hat.  In  diesen  Fällen  liegt 
die  Annahme  nahe,  daß  die  Oden  hebräisch  (aramäisch?)  ab- 
gefaßt waren  und  der  griechische  Übersetzer  dem  Texte  nicht 
gewachsen  war,  wie  das  ja  auch  bei  den  Psalmen  Salomos  be- 
obachtet wird.  Das  Sprunghafte  und  Unlogische,  welches  sich, 
wenn  auch  nicht  sehr  häufig,  doch  öfters  findet,  empfängt  bei 
der  Annahme  einer  semitischen  Urschrift  seine  beste  Erklärung". 
Er  schließt  mit  den  resignierten  Worten :  „Doch  bin  ich  nicht 
in  der  Lage,  eine  Entscheidung  zu  geben." 

Ohne  hier  besonders  zu  betonen,  was  Harnack  über  das 
Verhältnis  des  syrischen  und  griechischen  Übersetzers  zum  Ur- 
text sagt,  finde  ich  doch  in  seinen  kurzen  Ausführungen  die 
Richtzüge  für  die  eigentliche  kritische  Arbeit  an  den  Oden  Sa- 
lomos. Unser  Ziel  muß  sein,  möglichst  deutliche  Begriffe  von 
ihrem  semitischen  Original  zu  bekommen,  weshalb  zunächst 
auszumachen  ist,  welches  Idiom  ihm  zugrunde  gelegen  hat. 
Meines  Erachtens  kann  nur  das  hebräische,  genauer,  das 
biblisch-hebräische  in  Frage  kommen.  Wenn  man  kühn  auf  den 
Text  losgeht  und  versucht,  ihn  hebräisch  an  Geist  und  Ohr 
erklingen  zu  lassen,  so  stellen  sich  die  von  Harnack  erstrebten, 
Mbcr   noch    nicht   beigebrachten   entscheidenden   Momente   zahl- 


108 

reich  genug-  ein,  um  aus  einer  Hypothese  eine  Tatsache  zu 
machen.  Im  folgenden  stelle  ich  das  aus  meiner  hebräischen 
Rückübersetzung  gewonnene  Beweismaterial  so  zusammen,  dal] 
die  von  Harnack  auch  ins  Auge  gefaßte  Möglichkeit,  der  Dichter 
der  Oden  habe  aramäisch  geschrieben,  in  der  Aufeinanderfolge 
der  Beweise  mehr  und  mehr  ausgeschaltet  erscheint. 

1.  Die  Anfänge   der   hebräischen  Oden  Salomos    bilden 
untereinander  ein  alphabetisches  Akrostichon. 

Schon  ein  flüchtiger  Blick  auf  die  syrische  Fassung  der 
Oden  lehrt,  daß  sie  eine  Sammlung  bilden,  deren  einzelne  Stücke 
nicht  ganz  ordnungslos  aneinandergereiht  sind.  Heben  sich  doch 
aus  dem  Ganzen  mehrere  kleinere,  an  dem  gleichen  Anfangs- 
worte erkennbare  Gruppen  heraus.  Es  sind  dies  Ode  6  und  7,  die 
mit  „Wie"  (ach)  beginnen,  Ode  8  und  9,  deren  Anfangswort  „Off- 
net" (j)<\pah)  ist,  endlich  Ode  14,  15  und  16,  bei  denen  sich  das 
„Wie"  der  ersten  Gruppe  aber  teilweise  in  anderer  sprachlichen 
Fassung  (achzdna)  wiederholt.  Eine  Absicht,  Oden  mit  gleichen 
Anfängen  zusammenzustellen,  ist  hiernach  unverkennbar;  auffällig 
bleibt  vor  der  Hand,  warum  zwei  „Wie  "Gruppen  gebildet  sind. 
Tragen  nun  sieben  Oden  die  Marke  einer  gewissen  äußeren  An- 
ordnung an  sich,  so  läßt  sich  mit  Fug  vermuten,  daß  auch  für  die 
Ordnung  aller  Oden  ein  äußeres  Prinzip  angewendet  worden  sei. 
Aus  dem  biblisch-hebräischen  Schrifttume  kennen  wir  nur  ein 
äußeres  Prinzip  der  Anordnung:  das  alphabetische  Akro- 
stichon. Mit  ihm  sind  in  verschiedenen,  tieferer  Disposition 
entbehrenden  Psalmen  Stichen  (Ps.  111,  112),  Doppelstichen 
(Ps.  25,  34,  145),  oder  auch  (i nippen  von  je  vier  Stichen  ^Ts.  9 
+  10,  37)  fürs  Auge  als  Teile  eines  größeren  Ganzen  kenntlich 
gemacht.  Man  kann  somit  erwarten,  etwas  Ähnliches  als  Mittel 
der  Verknüpfung  der  einzelnen  Stücke  zu  einer  Sammlung  auch 
bei  den  Oden  Salomos  angewandt  zu  finden,  zumal  dadurch  die 
bei  den  obigen  sieben  Oden  beobachtete  Gruppenbildung  als 
Zuteilung  zum  gleichen  Buchstaben  miterklärl  winde.  Aber  wie 

passen   dazu   die   zwei   durch   sechs  Oden  umeinander  getrennten 

„Wie0  Gruppen?  Wie  der  [Jmstand,  daß  auch  Ode  28  und  10 
mit  „Wie"  beginnen?    Um  die  erster«  Schwierigkeil  iu  heben, 


109 


genügt  es,  sich  vor  Augen  zu  halten,  cl ; 1 1 >  dns  Hebräische 
mehrere  Vergleichungspartikeln  hat;  man  hat  also  die  Über- 
setzung so  einzurichten,  daß  die  mit  dem  früheren  Buchstaben 
des  Alphabets  beginnende  Partikel  für  die  erste  „Wie"-Gruppe, 
und  die  mit  dem  späteren  Buchstaben  beginnende  für  die  zweite 
Gruppe  gewählt  wird.  Die  Lösung  der  zweiten  Schwierigkeit 
erfolgt,  wenn  wir  die  prinzipielle  Richtigkeit  unserer  Anschauung 
von  der  Anordnung  der  Stücke  erkannt  haben,  wozu  ein  Blick 
auf  die  folgende  tabellarische  Zusammenstellung  der  syrischen 
und  hebräischen  Odenanfänge  führen  kann: 

Ode    1.   [Kopt. :]  „Der  Herr  ist  auf  meinem  Haupte"  yttfiT&V  ^K 

„      2.  [Fehlt.]  


3. 

[Der  Anfang  fehlt.] 

♦  ♦♦♦♦♦♦♦♦ 

4. 

^lAJ.z.m    jür^  rtlA 

*]^nte  pu 

5. 

rdij^a   vJL   r£ir<S  K'.iom 

^  ttoj 

6. 

7. 

?n  pn  mann 

8. 

armS  lba  ibj 

9. 

CV^xi.ir^  CU>&& 

DOTtK  ibl 

10. 

rCl"T.*=73   >ma&   ^i£> 

^  ••rm  Ttt^n 

11. 

>nl    iv^s^r^ 

^b  n-nnn 

12. 

r^liac.1    nC'.sa^&vÄ    >lir?3 

nöa-nm  ••jjratwj 

13. 

o\»Va^o    r^co 

umö  raj 

14. 

■^y? 

15. 

tffctf  t>? 

16. 

cnjn^.i   r^JtAr^ 

nWö  lös 

17. 

b\WL*\<* 

■mm? 

18. 

>a\    }a»i£\&c^ 

*zb  Dönnn 

1  10 


Ode 

19. 

r^lnljj.i    rdoo^ 

nSn  di? 

11 

20. 

rdi^ai    rc^cn^ 

■■FW  [HJ 

11 

21. 

^n»ir^  >s»Ji.i 

*niünn  %9 

11 

22. 

>\    o\ajl^31    c\cn 

wnö 

ii 

23a. 

rc^i.*.iri l    K&\ c\ xu 

onrftnp  ttrrtw 

n 

23 b. 

CT30\niAJÖ30 

11 

24, 

&vui^    r<ja» 

rw  m? 

ii 

25. 

»iaooK'  p3  Äx^Vä^r^ 

VOMS  THöböJ 

ii 

26. 

K'&vjjCln.at.^    ^xs^raK' 

rfenn  Ttpan  pnj 

ii 

27. 

,**r^   &0^IÄ 

t  *ntna 

n 

28. 

rC-JCl*!    pC-ä^  v^rf 

nn  ^r^r 

ii 

29. 

»inoo    oro    rdij^a 

*ns  nsfc 

•1 

30. 

a*\   ol-» 

m*?  irxr 

ii 

31. 

cvtxa£\r^ 

Ipptf 

ii 

32. 

r^aijj    rC.lsO,^ 

ontfKöb  imttä 

ii 

33. 

^fta»^  Joi\  *»:i  &\^<r>i 

p-\b  ncn  rr 

ii 

34. 

rCi^ior^   &v*\ 

tn  f* 

ii 

35. 

r^ijrsa.i    anoaxßDi 

ii 

36. 

o\±xi.lo\o\t^ 

Tih: 

n 

37. 

»Ij.'K'   ix^iÄ 

,T  ,ri».-r 

ii 

38. 

KScoCVlA    £\oAfio 

-s^  r-v 

n 

39. 

n£Vi.x^    K&c\  lonJ 

;-^r: 

ii 

40. 

rctxra.l    Ä^il    vyp^ 

•w:"  ^i:r 

ii 

II. 

pci'i^aA         CUxnw 

*mA  HP 

n 

C 

»qjM  ^iä 

—  TIBIA 

11 1 

Hieraus  ergibt  sich  folgendes:  Die  Anfänge  von  Ode  1 
bis  33  zeigen  deutlich  eine  Anordnung  der  Reihenfolge  der 
Buchstaben  des  hebräischen  Alphabets  von  k  bis  *C;  dabei  sind 
einzelne  Buchstaben  mehrfach,  andere  gar  nicht  vertreten,  woraus 
hervorgeht,  daß  wohl  nicht  der  Dichter  bei  der  Abfassung  der 
Oden,  sondern  ein  Redaktor  bei  ihrer  Zusammenstellung  das 
akrostichische  Prinzip  hineingetragen  hat.  Es  weichen  von  ihm 
ab  die  Anfänge  von  Ode  18,  28,  32 j  das  ist  aber  unbedenk- 
lich, weil  Ode  18,  wie  aus  der  Strophik  hervorgeht  (s.  S.  43), 
an  ihrem  Anfange  beschädigt  ist,  ferner  Ode  32  nur  einen  letzten 
Odenrest  darstellt.  Der  Anfang  ''STäp  von  Ode  28  ist  regelrecht, 
wenn  man  syrische  Begriffe  vom  Akrostichon  zuläßt,  wonach 
eine  wortanlautende  Schwasilbe  zuweilen  nicht  mitgerechnet 
wird.1  Kleinigkeiten,  wie  die  Umstellung  der  Worte  !"H3  H3V 
oder  die  Übersetzung  von  ddrälai  durch  das  bezeichnendere  '•SJD 
sind  kaum  zu  bemäkeln,  da  der  syrische  Übersetzer,  wie  die 
syrischen  Psalmen  Salomos  dartun,  in  Kleinigkeiten  von  seiner 
Vorlage  abzuweichen  wagte.  —  Bei  Ode  34  bricht  aber  die  akro- 
stichische Ordnung  ab;  es  kann  von  hier  ab  ohne  starken  Text- 
eingriff kein  mit  ttf  oder  n  beginnendes  hebräisches  Anfangs- 
wort aus  der  Rückübersetzung  des  Syrischen  mehr  gewonnen 
werden.  Sehr  auffällig  ist  das  nicht;  vielmehr  müßte  auffallen, 
wenn  die  letzten  Stücke  der  Sammlung  noch  alle  akrostichisch 
herauskämen.  Zunächst  sind  ja  Ode  34  und  37  nur  Bruchstücke, 
die  nicht  den  Anschein  erwecken,  als  ob  sie  dem  Anfange  von 
Oden  angehört  hätten.  Dann  ist  Ode  36  die  Fortsetzung  von 
Ode  35.  Endlich  bilden  Ode  41  und  42  eine  Schicht  für  sich, 
von  der  später  bei  der  Scheidung  zwischen  alten  und  späteren 
Texten  manches  zu  sagen  sein  wird;  nehmen  wir  sie  deshalb 
als  Anhänge,  die  als  solche  aus  dem  Akrostichon  herausfallen. 
In  Ode  40  weisen  —  wie  die  Strophik  dartut  —  die  ersten  drei 
Verse  eine  Lücke  auf;  vermutlich  hängt  mit  dieser  das  Versagen 
des  Akrostichons  zusammen.  Stutzig  macht  allein  das  Fehlen 
von  akrostichischen  Anfängen  bei  Ode  35,  37  und  38.  Indem  ich 
darauf  verzichte,    eine  Erklärung   dafür   zu  versuchen,    will   es 

1  V^l.  II.  Grimme,  Der  Strophenbau  in  den  Gedichten  Ephräma  des 
Syrers,  S.  22  f. 


112 

mir  doch  scheinen,  als  ob  das  Zeugnis,  welches  Ode  1 — 33  für 
das  Akrostichon  ablegen,  durch  diese  drei  dem  letzten  Teile 
der  Sammlung  ungehörigen  nichtakrostichischen  Oden  nicht  mehr 
erschüttert  werden  könnte. 

Die  Ordnung  des  hebräischen  Alphabets  ist  auch  die  des  ara- 
mäischen, und  die  Mehrzahl  der  Odenanfänge  würden  bei  ihrer 
Übersetzung  ins  Jüd.-Aram.  sich  ähnlich  akrostichisch  ergeben  wie 
bei  derjenigen  ins  Hebräische.  So  bedarf  es  weiterer  Beweise,  um 
als  die  Sprache  der  Urschrift  der  Oden  das  Hebräische  festzulegen. 

2.  Viele  Sonderbarkeiten  und  Sinnschwierigkeiten  des 
syrischen  Odentextes  finden  ihre  Erklärung  in  un- 
verstandenen Eigentümlichkeiten  der  hebräischen 
Sprache. 

Ich   nehme   an,   der   syrische   oder,    wenn   man   will,    der 
griechische    Übersetzer  habe    eine   hebräische  Vorlage  ziemlich 
wortgetreu  oder  buchstabengetreu  wiedergegeben:  dann  wäre 
er  von  einer  sinngetreuen  Übersetzung  doch  noch  ziemlich  weit 
entfernt  gewesen.    Das  Hebräische  hat  eine  Reihe  von  Wörtern 
mit  Doppelsinn,  kennt  syntaktische  Verbindungen,  die  bei  wört- 
licher Übersetzung  ins  Syrische  sinnlos  werden,    gestattet  end- 
lich, mit  der  gleichen  Konsonantengruppe  stark  voneinander  ab- 
weichende Formen  zu  schreiben.  Alles  dieses  konnte  Fehler  und 
Mißverständnisse    bei    einer    nicht    sehr    sorgsam    angefertigten 
Übersetzung  nach  sich  ziehen.  In  unserem  speziellen  Falle  glaube 
ich  u.  a.  folgenden  Worten  und  Wendungen,  bei  denen  der  Über 
setzer  gestrauchelt  ist,  auf  die  Spur  gekommen  zu  sein : 
a)  Nomina: 
DITflK    „ihr  Zugehöriger,    ihres    Gleichen"    (neben    „ihr 
Bruder"):      oeneuje^  »ihr  Bruder"  (28,  11  ; 
H^IX  „Schatzkammer"  (neben „Schatz"):  k'ävsoao?  „Schal 

(16,  16); 
IHIK  „sich(?)';  (neben  „sein  Zeichen"):  cn^K'  „aein  Zeichen" 

•29,7); 
DAX  „nichts"   (neben   „nicht"):  cfA   „nicht"   (19,  B); 
-IpD   „im     Innern,     Herten"      (neben     „in     der     Mitte 
t<b\^Kxi=>   „in  der   Mitte  •   (30,  6)  j 


1 1 3 

m&D  „Kultstätten"  (neben  „Anhöhen"):  n^na'im  „Höhen" 
(16,  7) ; 
1J  „Proselyt"    (neben    „Fremdling"):   »i^cu   „Fremder" 

(20,5);  ' 
ihn  „Leben"  (neben  „Welt"):  n^k.  „Welt"  (33,  10); 
HÖH  „Brautbai dachin"  (neben  „Brautgemach"?):  r£jai^ 

„Brautkammer,  Brautbett"  (42,  11); 

Dnn  =  Dinn   „Urkunde  (vgl.  Neb.  10,  1  f.),  göttliches 

Buch"  (vgl.  Deut. 32, 34)  und  —  Dflin  „Siegel" :  rga&u» 

„Siegel"  (4,8); 

nn,,  „Überschuß"  (neben  „Rest"):  rcli^it  „Rest"  (11,19); 

pi?  „Wolken"  (neben  „Wolke"):  kIii^  „Wolke"  (35,  2f.); 

*)•)?  „Vögel"   (neben  „Vogel"):    <^*ia  „Vogel"  ^(24,  3); 

PQIp  „Annäherung"   (neben    „Nähe"):    cd-aia-n    „Nähe" 

(36,8); 
nnpy  „Ausläufer"  (neben  „Fersen",   „Spuren"):    r^^xnn^ 
„Fersen,  Spuren"  (10,7;  39,9); 
pin  „Gnade"  (neben  „Wille"):  pCa*=>^  „Wille"  (9,  2  u.  b\). 

b)  Verben: 

pK  mit  Partizip  „es  darf  keiner"  (neben  „es  ist  keiner"): 

up^  ccA  (mit  Part.)  „es  ist  keiner"  (4,  1); 
pN  mit  b  und  Infinitiv  „es  geht  nicht  an,    daß"  (neben 
„es   ist   nicht   nötig,   daß"):  'i   nc^ra&CT   c*A   „es  ist 
nicht  nötig,  daßu  (19,3); 
2  HS*!  „reden  über":  ^  Also  „reden  in"  (8,  3); 
"sp^in  „verschwinden  machen"  (neben  „gehen  machen"): 

>&\*c^  „bringen"  (6,  8); 
rniTI  „lehren"  (neben  „werfen"):  rt^i  „werfen"  (22,  2); 
b^1  „Erfolg  haben"  (neben  „können"):  jj^lp^  „können" 

(28,  15); 
(Di  „gestatten,    daß"    (neben    „geben"):    acn»    „geben" 
(7,14;  31,5); 
^jtDp  „schwach    sein"    (neben    „bekleiden"):    jt-aA    „be- 
kleiden" (4,  8); 
b  Nlp  „predigen  vor"  (neben  „jem.  rufen"):  ^.^^„(jem.) 
rufen"  (26,4); 

II    Grimme,  Oden  Salomos.  8 


D 
^ 


I  1  I 

rVDtP  Sit!?  Gefangenschaft   wenden":    K'&xmx.    rc'.nx.    ..Ge- 
fangene wegführen"  (10,  3). 

c)  Grammatische  Hilfswörter: 

DS  Nota  aecusativi  (neben  „mit"):  o  „mit"  (19,  8  — 10); 
D  Nota  aecusativi,  bes.  bei  STH,  und  „in  der  Eigenschaft 

von"  (neben  „in,  mit"):  ^  ..in,  mit"  (12,  3;  16,  2;  35,  3  : 

„in  der  Eigenschaft  von"  (neben  „wie"):  vyKS, wie" (33, 4); 

„fürwahr",    „daß"    (neben    „denn,    weil"):    A\pa  „denn, 

weil"  (4,8;  41,  8); 
^£  „vor"  (neben  „Antlitz"):  r^cyiÄ  „Antlitz"  (31,  5). 

d)  Syntaktische  Eigentümlichkeiten,   die   der  Syrer  falsch 
wiedergegeben  oder  nicht  erkannt  zu  haben  scheint: 
Adjektiv  mit  genetivischer  Ergänzung  ("[TT  D^Öfi):  im  Syr.  zu 

einem  Satze  auseinander  gerissen  (22,  11); 
Apposition   statt  genetivischer  Erweiterung  (DHIS?  Dmw"qS):    im 

Syr.  anscheinend  koordiniert  (25,  8); 
Fragesatz  mit  H  eingeleitet  (TWtö*  K7P1):  im  Syr.  anscheinend  als 

Behauptungssatz  genommen  (4,  4) ; 
Imperativ  im  1.  oder  auch  2.  Teile  eines  Bedingungssatzes  (ttf'D? 

etc.) :    im  Syr.  anscheinend    als  Befehl  genommen  (^13,  1 ; 

20,  7  f.;  39,  7;  auch  8,  23); 
Perfectum  conversum  mit  Futurbedeutung:  im  Syr.  als  Tempus 

der  Vergangenheit  genommen  (22,  8 — 12;  24,  lff.)j 
Perfekt  mit  Präsensbedeutung  (TlMn) :  im  Syr.  als  Tempus  der 

Vergangenheit  genommen  (26,  1); 
Imperfectum  conversum  mit  Perfektbedeutung:  im  Syr.  ansehei- 
nend als  Tempus  der  Gegenwart  genommen  ^18,   14—19; 

33,  1  f.) ; 
Vokativ      -  eventuell  mit  P!  eingeleitet  —  (D'ttf'Hp):  im  Syr,  als 

Genetiv  genommen  (23,  1  f.); 
Erklärung  eines  Subjekts   durch   vorhergehenden   Genetn  :    im 

Syr.  bleibt  die  Beziehung  de*  Genetive  dunkel  (85,  i.  86   i 
Zustandsatz  mit  l  eingeleitet  (1PPfe"?J?  OiTÄl):  im  Syr,  ansohei 

uend  dem  Vorhergehenden  koordiniert  (28,  IV 

Zusatz:  Einige  Unklarheiten  des  syrischen  Textes  scheinen 
ihre  \\ 'ur/.el  im  Verlesen  \ <»n  Wörtern  der  hebräischen  Vorlag 
zu  haben ;  ich  rechne  hierhin  u 


1 1 5 

v^rC_*  „dein  Fels"  (22,  L2):  ob  =  "plH  „dein  Licht"  (so  im 
\         kopt.  Texte!),   das  als   *pl¥  gelesen  V 
ocrA  „ihnen"  (24,4):  ob  —  um  „Brot",  das  als  ÜT\b  gelesen V 
rÄ».l  „Gericht"  (35,  4) :  ob  —  F)tO*tf  „Wasserflut",  das  als  DS# 
gelesen  ? 
cnAucvu  „seine  Erneuerung"  (35,  5):  ob  =  Wlp  „seine  Heili- 
gung", das  als  IttfTn  gelesen? 
r^.i^  „Schläge"  (38,  8):  ob  =  filDE  „Versuchungen",  das  als 
DISO  gelesen? 
Die  Mehrzahl  der  unter  II.  besprochenen  Fälle,  vor  allem 
die   syntaktischen   Mißgriffe    des    Übersetzers,   würden   bei    der 
Annahme   einer  aramäischen  Urschrift  der  Oden  Salomos  keine 
Erklärung  finden.  Somit  wächst  die  Wahrscheinlichkeit,  daß  wir 
mit  einem  hebräischen  Originale  rechnen  müssen. 

3.  Die  Oden  Salomos  nehmen  infolge  ihrer  Übersetzung 
vom  Syrischen  ins  Hebräische  ohne  weiteres  die 
rythmisch-metrisch-strophischen  Formen  der  bi- 
blisch-hebräischen Poesie  an,  verwandeln  sich  also 
aus  Prosagebilden  in  regelrechte  Gedichte. 

Die  Harris'sche  Ausgabe  der  Oden  teilt  den  Text  —  vermut- 
lich auf  Interpunktionszeichen  der  Handschrift  hin  —  in  „Verse"; 
da  ein  solcher  „Vers"  bald  nur  ein  Kolon,  bald  zwei  oder  mehrere 
enthält,  er  außerdem  öfters  (vgl.  z.  B.  Ode  18)  nicht  mit  den 
satzsyntaktischen  Abschnitten  zusammenfällt,  so  halte  ich  mich 
für  berechtigt,  ihrer  Überlieferung  starkes  Mißtrauen  entgegen- 
zubringen. Die  englische  Übersetzung  Harris'  sowie  die  deutsche 
Flemmings  erwecken  die  Annahme,  daß  ihre  Urheber  geglaubt 
haben,  Prosatexte  vor  sich  zu  sehen.  Daß  der  syrische  Text 
keine  Aufteilung  in  regelrechte  syrische  Verse  erlaubt,  hat  Schult- 
hess  gezeigt.  Staerk  hat  unter  Beibehaltung  der  Verse  Harris, 
ihrer  Gliederung  in  Kola,  wie  sie  die  Handschrift  aufweist, 
seine  Aufmerksamkeit  zugewandt;  doch  scheint  es  nicht,  als 
habe  er  an  äußeren  Formen  mehr  als  einen  allgemeinen  Paralle- 
lismus membrorum  „nach  Analogie  der  jüngeren  Psalmen"  (wie 
er  im  Vorworte  sagt)  darin  gefunden.  Bedeutend  mehr  von 
metrischer  Formung  hat  H.  Gunkel  geahnt;  er  sagt:  „Die  Oden 

8* 


116 

sind  in  einer  hebräische  Dichtungen  nachahmenden  Form  ge- 
halten. Die  Gedichte  zerfallen  in  kurze  logische  Glieder,  die 
sich  nach  vorne  und  hinten  kräftig  abheben,  und  von  denen 
immer  oder  fast  immer  je  zwei  zusammengehören.  Die  Aufgabe 
des  Herausgebers  ist  es,  diese  innere  Gliederung  aufzuweisen 
und  die  Halb-  und  Ganzzeilen  anzugeben  .  .  .Li  Bei  seinen 
Übersetzungsproben  bekommt  man  zum  erstenmale  den  Eindruck, 
künstlerisch  gebaute  Gedichte  vor  sich  zu  haben.  In  Diettrichs 
Bearbeitung  der  Oden  tritt  das  strophische  Prinzip  in  den  Vorder- 
grund und  bestimmt  wesentlich  die  philologische  Textbehand- 
lung. Dabei  gilt  als  Strophe  nicht  eine  in  ihrem  Umfange  inner- 
halb eines  Gedichtes  sich  stets  gleichbleibende  Stichengruppe, 
sondern  jedes  inhaltlich  geschlossene  Gedichtstück,  das  zumal, 
je  nachdem  es  als  ,,Aufgesang",  „Abgesang",  „Hauptstück"  (und 
innerhalb  des  Hauptstückes  als  1.,  2.,  3.  Strophe  usw.)  auftritt, 
nach  Aufbau  und  Umfang  sehr  wechseln  kann.  Für  die  Erkennt- 
nis der  strophischen  Gliederung  sollen  Parallelismus,  Responsion 
und  Inklusion  maßgebend  sein.  Dieses  H.  Müller  entlehnte  „me- 
trische" System  legt  also  auf  rythmische,  versische  und  strophi- 
sche Gleichheit  innerhalb  eines  Gedichtes  gar  keinen  Wert: 
stilistische  Eigentümlichkeiten  treten  in  ihm  an  Stelle  von 
metrischen. 

Wenn  ich  meine  Forschung  einzig  auf  den  syrischen  Oden- 
text  beschränkte,  so  würde  ich  nicht  viel  weiter  in  der  metri- 
schen Darstellung  zu  gehen  wagen,  als  Gunkel  es  getan,  viel- 
leicht in  etwas  noch  dem  Umstand  Rechnung  tragen,  dal)  die 
Verse  des  einen  Gedichtes  an  Länge  denen  anderer  Gedichte 
nicht  selten  überlegen  sind,  sowie  daß  sieh  der  Doppelvera  als 
Strophenmaß  doch  öfters  als  zu  kurz  erweist.  Gestützt  auf  meine 
hebräische  Übersetzung  der  Oden  glaube  ich  aber,  die  Fragen 
nach  der  metrischen  Beschaffenheil  des  Urtextes  viel  genauer 
beantworten  zu  müssen,  [ch  linde,  daß  er  sieh  genau  im  Rahmen 
der  —  von  verschiedenen  Seilen  als  „zu  genau"  oharakteii 
sierten  Regeln  hält,  die  ich  für  die  metrische  Struktur 
aller  biblischen  Gedichte,  vorab  der  Psalmen  aufgestellt  habe 

1  Einfeine  meiner  Begriffe  von  hebräischer  Metrik   haben  sich 
ilcin  Erscheinen   meines  A-ufsattes  „Abriß   der  bibl.  lubr.  Metrik"  iZDMli 


I  17 

Nach    ihnen  ist  für  das  Wesen  der  hebräischen  Metrik  bestim- 
mend: 

1.  Der  Takt,  Er  ist  stets  steigender  Art,  und  zwar  kann 
sich  sein  Aufstieg  über  1 — ;>  Silben  erstrecken,  während  der 
Gipfel  immer  durch  eine  Silbe  dargestellt  ist.  Der  erste  Takt 
des  Verses  kann  des  Aufstiegs  entbehren,  der  letzte  einen  ein- 
silbigen Abstieg  dem  Gipfel  folgen  lassen.  Wenn  der  Gipfel  auf 
eine  haupttonige  Silbe  fällt,  so  muß  der  ganze  Takt  wenigstens 
fünf  Moren  zählen;  fällt  er  auf  eine  nebentonige  Silbe,  so  be- 
trägt das  Minimum  von  Moren  die  Zahl  sechs.  Bei  Takten  ohne 
Aufstieg  verringert  sich  dieses  Minimum  von  Moren  auf  fünf, 
bezw.  vier. 

2.  Der  Vers.  Er  besteht  aus  einer  Folge  von  Takten,  und 
zwar  von  wenigstens  drei  und  höchstens  fünf  Takten.  Danach 
unterscheidet  man  drei  taktige,  vi  er  taktige  und  fünf  taktige 
Verse.  Innerhalb  einer  Gedichteinheit  darf  stets  nur  eine  Art 
von  Versen  verwendet  werden ;  keine  Ausnahme  von  dieser 
Regel  bildet  die  Erscheinung,  daß  der  viertaktige  Vers  öfters 
katalektisch  (also  scheinbar  dreitaktig)  auftritt,  so  daß  sein  letzter 
Takt  in  die  Pause  fällt.  Das  Versende  ist  zugleich  Ende  eines 
Satzganzen  oder  wenigstens  eines  größeren,  in  sich  abgeschlos- 
senen Satzteiles;  Enjambements,  d.  h.  die  Verteilung  von  gramma- 
tisch eng  zusammengehörigen  Wortgruppen  auf  das  Ende  des 
einen  und  den  Anfang  des  folgenden  Verses  sind  nicht  zulässig. 

3.  Die  Strophe.  Der  Vers  tritt  nie  einzeln  für  sich  auf, 
sondern  stets  in  Gruppen.  Bezüglich  der  Gruppen  ist  zwischen 
Strophenabschnitten  und  Vollstrophen  zu  unterscheiden.  Die  Ver- 
bindung von  zwei  drei-  oder  viertaktigen  Versen  ergibt  erst  einen 
Strophenabschnitt;  die  Vollstrophe  auf  drei-  oder  viertaktiger 
Basis  muß  wenigstens  drei  Verse  enthalten,  doch  werden  in  den 
allermeisten  Fällen  vier  Verse  verlangt.  Auf  fünf  taktiger  Basis 
erscheint  als  kürzeste  und  zugleieh  häufigste  Strophe  die  Ver- 
bindung von  zwei  Versen.     Die  Form  der  Strophe  kann  inner- 

Bd.  50,  529—584)  und  meiner  „Psalmenprobleme"  noch  geändert  oder  aus- 
taltet.    Besonders  die  Ilerübemahme  von  Sievers  Begriff  des  Taktes 
als  kleinster  abgeschlossener  Verseinheit  in  mein  System  war  darnach  an- 
getan, meinem  „Morengesetz"  eine  neue  Formulierung  zu  geben. 


IIS 

halb  einer  Gediebteinlieit  nicht  wechseln.  Hinter  der  Strophe 
kann  ein  Refrain  eintreten ;  wie  ein  solcher  inhaltlich  nicht  über 
das  in  der  Strophe  Gesagte  hinausgeht,  so  gilt  er  formell  nur 
als  Strophenanhang;  auch  darf  er  keine  andere  Taktart  als  die 
des  Gedichtes  aufweisen. 

Diese  der  biblisch-hebräischen  Poesie  eigenen  metrischen 
Elemente  finden  sich  nun  in  den  Oden  Salomos  wieder,  wenn 
man  sie  aus  dem  Syrischen  wort-  und  sinngetreu  ins  Hebräische 
übersetzt.  Dabei  verteilen  sie  sich  auf  die  drei  zulässigen  Vers- 
arten in  folgender  Weise : 

Drei  taktig:  Ode  5,  20.  4—6,  22,  29,  37,  40; 

Viertaktig:  Ode  7,  8,  9,  10,  11,  12,  14,  15,  16,  17.  1-11, 
18,  21,  23.  1—4  und  16—20,  25,  27,  28,  32,  33,  34,  39,  41, 
42.  1—3  und  13-16; 

Fünftaktig:  Ode  1,  3,  4,  6,  14,  17.  12—14,  19,  20.  1—3 
und  7—9,  23,  5—15,  24,  26,  30,  31,  35  +  36,  38,  42,  4—12. 

In  dieser  metrischen  Form  der  rückiibcrsetzten  Oden  Salo- 
mos liegt  der  Hauptbeweis  für  die  Annahme  eines  semitischen 
Urtextes  und  zugleich  die  volle  Bestätigung  dafür,  daß  keine 
andere  Sprache  als  die  biblisch-hebräische  von  ihrem  Autor  bei 
der  Abfassung  verwendet  worden  ist.  Die  jüdisch-  oder  christ- 
lich-aramäische Sprache  scheidet  jetzt  aus  der  Konkurrenz  aus. 
weil  —  nach  dem  Fehlen  rvthmisch-poetischer  Texte  /u  schließen 
—  sie  es  nicht  zu  fest  ausgeprägten  metrischen  Kunst  formen 
gebracht  hat. 

B.    Schcidmm   des  Odentextes   in  Grnndtext    und   Inter- 
polationen. 

Der  Entdecker   und  erste  Herausgeber  der  Oden   Salomos, 
llcndel    Harris,   vertrat    die    Ansicht,    daß.   wenn    vielleicht    auch 
nicht  alle  Oden   den  gleichen   Verfasser    hätten,    sie    doch    samt 
lieh    der    gleichen    geistigen  Sphäre    entstammten    und    als   Aus 

druck  judcnchristliclicr  Frömmigkeit  sä  gelten  hätten.   In  diese 

Auflassung   hat    llarnaek    Bresche  geschlagen.     Fr   hat   glaubhaft 

macht,   dal»   in   den  Oden  zwei  Seelen  leben,   eine    jüdische    und 
eine   christliche;    wo  jene   zutage   trete,    sei    der    IV\i    ursprUng 


119 

lieh  und  alt,  während  die  mit  dem  christlichen  Geiste  zusammen- 
hängenden Ideen  auf  einen  späteren  Überarbeiter  hinwii 
Earnaoks  Ausführungen  haben  ebensosehr  Widerspruch  wie  Zu- 
stimmung erfahren;  wie  aber  der  Widerspruch  sie  nicht  zu  wider 
legen  vermochte  —  trotz  der  gegenteiligen  Versicherung  P.  Batif- 
fols  (Les  Ödes  de  Salomon,  S.  116)  —  so  leiden  noch  alle  Ver- 
suche, dem  Dualismus  der  Oden  näher  beizukommen,  an  dem 
Mangel,  daß  man  fast  ausschließlich  mit  den  Mitteln  der  inneren 
Kritik  die  Einschiebe  zu  bestimmen  sucht,  da  die  überlieferte 
Fassung  der  Oden  in  ihrer  Formlosigkeit  keine  Handhabe  für 
die  äußere  Kritik  zu  bieten  scheint. 

Ich  urteile  nun  über  die  zu  erstrebenden  Ziele  der  Oden- 
kritik  nicht  anders  als  Harnack,  zweifle  aber,  ob  es  möglich 
sei,  sie  ohne  Verwendung  äußerer  Textkriterien  zu  erreichen. 
Nachdem  ich  es  aufgegeben  habe,  den  syrischen  Text  als  letzte 
Instanz  für  die  Entscheidung  der  von  den  Oden  uns  aufgege- 
benen Fragen  zu  betrachten,  und  als  Ausgangspunkt  der  eigent- 
lichen Kritik  ihre  hebräische  Rückübersetzung  genommen  habe, 
erscheint  es  mir  aussichtsvoll,  nunmehr  das  Gewicht  der  inneren 
Kriterien  auch  durch  äußere  zu  verstärken,  die  sich  im  Gefolge 
meiner  Rückübersetzung  einstellen.  Um  aber  nicht  den  Verdacht 
der  Selbsttäuschung  aufkommen  zu  lassen,  sei  vorher  darge- 
legt, wie  weit  meines  Erachtens  die  Umrißlinien  des  Originals 
bei  einer  solchen  Rückübersetzung  in  greif-  und  meßbarer 
Weise  wieder  in  Erscheinung  treten. 

Unser  syrischer  Text~  darf  uns  trotz  aller  seiner  Unbe- 
holfenheit oder  gerade  wegen  derselben  als  eine  recht  getreue 
Wiedergabe  seiner  Vorlage,  bezw.  des  Originals  gelten.  Die 
Prinzipien,  nach  denen  der  Syrer  übersetzt  hat,  macht  eine 
Vergleichung  der  syrischen  Psalmen  Salomos  mit  ihrer  grie- 
chischen Vorlage  deutlich,  zumal  man  für  erstere  denselben 
Übersetzer  wie  für  die  syrischen  Oden  Salomos  mutmaßen  darf. 
Dieser  hat  sich  nun  in  erster  Hinsicht  bemüht,  wörtlich  zu 
übersetzen;  er  erlaubt  sich  weder  Abstriche  noch  Zusätze  von 
irgendwelcher  Bedeutung:  über  die  gelegentliche  Erweiterung 
des  Textes  durch  ud  „und",  dd  „nun,  denn",  ger  „nun"  oder 
hächannä  „so"  (nach  vorhergehendem  ach  „wie")   wagt  er  sich 


120 

Dicht  hinaus.  Für  die  allermeisten  Begriffe  seiner  Vorlage  findet 
er  ein  entsprechendes  syrisches  Wort;  nur  selten  sieht  er  sich 
genötigt,  eine  Paraphrasierung  eintreten  zu  lassen.  Anscheinend 
um  bessere  syrische  Wortstellungen  zu  erzielen,  nimmt  er  nicht  ge- 
rade selten  kleine  Wortversetzungen  vor,  setzt  das  Verb  vor  das 
Nomen,  das  Nomen  vor  das  Verb,  verschiebt  ein  Adverbiale  usw. 

Steht  somit  die  syrische  Übersetzung  zu  der  Vorlage  in 
fast  sklavischer  Abhängigkeit,  so  wird  eine  Rückübersetzung 
ins  Hebräische,  die  nach  den  gleichen  Prinzipien  der  Genauig- 
keit und  Unselbständigkeit  gearbeitet  ist,  in  vieler  Beziehung 
dem  Urtexte  ahnlich  sein.  Bei  der  Rückübersetzung  der  Oden 
Salomos  kommt  noch  ein  großer  Vorteil  hinzu:  die  Wahl  der 
Synonyma  wird  dadurch  erleichtert,  daß  verschiedene  Oden  in 
Nachahmung,  alle  aber  in  durchgängiger  Anlehnung  an  die 
Ausdrucksweisen  der  Davidpsalmen  gearbeitet  sind,  man  also 
stets  den  Ausdruck  für  den  rechten  ansehen  darf,  der  dem 
Psalmenstile  am  nächsten  steht.  Nur  ganz  wenige  Wörter,  Aus- 
drücke für  Begriffe  der  späthebräischen  Theologie,  sind  nicht 
dem  Psalmenbuche  zu  entnehmen,  z.  B.  *iükö  „gottliches  Wort". 
nrstr  „Gnadengegenwart",  niDT  „Rechtfertigung",  nnnrnn  „Ver- 
zückung", nron  „Gemeinschaft",  nj  „Proselyt",  -imnn  „sich  ver- 
einigen". 

Aber  von  ausschlaggebender  Wichtigkeit  ist  hier  nicht  die 
Frage,  ob  eine  hebräische  Rückübersetzung  alle  Feinheiten  und 
Nuancen  des  Originals  hinsichtlich  der  Ausdrücke  und  Satz- 
wendungen erreichen  könne,  sondern  die,  ob  auch  die  metri- 
schen Verhältnisse  des  Originals  aus  ihr  zu  erschließen  seien. 
Die  Antwort  hierauf  wird  ein  nur  wenig  bedingtes  Ja  sein.  Der 
Rhythmus  des  Verses  wird  in  der  Übersetzung  meist  der  des 
Originals  sein,  weil  hebräische  Synonyma  verbaler  Natur  fast 
immer,  nominaler  Art  sehr  häutig  in  ihren  Tonverhältnissen 
übereinstimmen  und  der  poetische  Stil  die  Verwendung  ?on 
Flickwörtern,  durch  die  der  Rhythmus  der  Begriffswörter  unter 

brechen    werden   könnte,   last    nicht   zuläßt.    Es  kommt  hin/u,  daÜ 

ein  hebräisches  Begriffswort,  besonders  wenn  es  baupttonig  auf 

tritt,  durchschnittlich  die  zur  Füllung  eines  metrischen   Paktes 

nötigen    Elemente   enthält;   so   darf  man  wenn   mau  DO 


L21 

pulär  sprechen   will  —  die  drei-,   vier    und   ftinftaktigen  Verse 

Reihen  von  zumeist  drei,  vier,  fünf  Begriffswörtern  nennen. 
Ein  einzelner  Vers  der  Übersetzung  könnte  hiernach  zwar  nicht 
die  Gewähr  für  die  richtige  Bestimmung  seines  Metrums  bieten; 
aber   bei   einer  größeren    Zahl   zusammengehöriger   Verse   wird 

die  Vergleichung  ihrer  metrischen  Elemente  doch  meist  mit  einem 
sicheren  Ergebnis  hinsichtlieh  der  Versart  enden.  Auch  ein  stili- 
stisches Moment  stellt  sich  zur  Kontrolle  der  Richtigkeit  der  an- 
gesetzten Versmaße  ein:  der  rarallelismus  membrorum.  Er- 
scheint er  als  ständiger  oder  fast  ständiger  Begleiter  zweier  eng 
zusammengehöriger  Verse,  so  sind  diese  als  dreitaktig  anzu- 
setzen; Seltenheit  oder  Fehlen  des  Parallelismus  sind  dagegen 
Begleiterscheinungen  des  vier-  und  ftinftaktigen  Maßes.  Die 
Strophenausgänge  richtig  zu  bestimmen,  gelingt  besonders  bei 
Beachtung  des  Gesetzes,  daß  die  hebräische  Strophe  einen  in 
sich  abgerundeten  Gedankeninhalt  aufweisen  muß,  infolge  dessen 
ihr  Ende  stets  einen  stärkeren  syntaktischen  Haltepunkt  be- 
deutet. 

Somit  scheint  es  mir  möglich,  auf  der  Grundlage  einer  he- 
bräischen Rückübersetzung  der  Oden  Salomos  auch  die  Form- 
eigenheiten des  hebräischen  Originals  in  einem  gewissen  Grade 
zu  erschließen.  Damit  erhalten  wir  nun  neue  Kriterien  zur 
Unterscheidung  von  alten  und  jungen,  jüdischen  und  christlichen 
Odenbestandteilen. 

Wenn  eine  fremde  Hand  in  den  Organismus  eines  Gedichtes 
eingreift,  so  geschieht  solches  selten  ohne  Beschädigung  seiner 
äußeren  Form;  ändert  man  doch  meist  in  der  Absicht,  den  Ge- 
dankeninhalt neuen  Vorstellungen  anzupassen,  was  eine  gewisse 
Rücksichtslosigkeit  gegen  die  überlieferte  Form  erklärlich  macht. 
Die  gewöhnlichsten  Erscheinungen  von  Formverschlechterung 
an  überarbeiteten  Gedichten  sind  übermäßige  Verkürzung  des 
Umfanges,  Störungen  im  Metrum,  Störungen  in  der  Strophik, 
endlich  Beifügung  von  prosaischen  Bestandteilen.  Ich  glaube  nun 
nachweisen  zu  können,  daß  auch  die  Oden  Salomos  in  dieser 
Weise  textlich  beschädigt  worden  sind,  und  stelle  im  folgenden 
alles  zusammen,  was  ich  in  dieser  Hinsicht  gefunden  habe. 


1 22 


1.  Eine  Anzahl   von  Oden    ist   zu  Fragmenten   verkürzt 

worden. 

Was  als  Durchschnittsumfang  eines  hebräischen  Liedes  an- 
zusehen ist,  läßt  sich  mit  Hilfe  der  Psalmen  Salomos  und  Davids 
einigermaßen  ausmachen.  Erstere,  die  den  Oden  Salomos  zeitlich 
jedenfalls  recht  nahe  stehen,  enthalten  kein  Stück,  das  weniger 
als  6  Doppelverse  zählt;  meist  gehen  sie  aber  weit  über  dieses 
Mali  hinaus,  so  daß  ein  Psalm  (Nr.  17)  sogar  46  Doppelverse 
aufweist.  Von  den  Davidspsalmen  gilt,  wenn  man  zunächst 
Buch  I  — IV  ins  Auge  faßt,  daß  sie  nicht  unter  die  Zahl  von 
5  Doppelversen  heruntergehen.  Im  V.  Buche  finden  sich  aller- 
dings einige  kürzere  (ip  133  mit  4,  \p  131  und  134  mit  3,  xfj  117 
mit  2  Doppelversen):  aber  ihr  Inhalt  wie  ihre  Stellung  im  Buche 
lassen  keinen  Zweifel  darüber  aufkommen,  daß  sie  nur  Bruch- 
stücke von  Psalmen  sind.  Ergibt  sich  für  die  Psalmen  Salomos 
und  Davids  somit  als  mittlerer  Umfang  die  Zahl  von  10  bis 
12  Doppelversen,  so  sind  demnach  die  weitaus  meisten  Oden 
Salomos  als  normallang  zu  bezeichnen,  da  sie  gerade  diese 
Verszahl  besonders  lieben  und  nur  einige  Male  wesentlich  über 
sie  hinausgehen  (Ode  8  und  11  mit  18,  Ode  7  mit  24  Doppel- 
versen). Demgegenüber  muß  es  auffallen,  daß  in  6  Oden  die 
Zahl  der  Doppelverse  nicht  einmal  die  Hälfte  des  Normal umfangs 
(10)  erreicht,  nämlich  in  Ode  1  (mit  21/,  Doppelversen),  13  (mit 
4  Doppelversen),  27  (mit  2  Doppelversen\  32  (mit  2  Doppel 
versen),  34  (mit  4  Doppelversen")  und  37  (mit  3X/S  Doppelversen), 
Es  ist  mehr  als  wahrscheinlich,  daß  alle  Bechs  nur  Koste  von 
Oden  darstellen.  Bei  Ode  1  geht  das  aus  dem  jähen  Abbrechen 
des  Gedankens  hervor;  bei  Ode  27  sagt  es  die  Unverständlich- 
keit  der  letzten  Ausdrücke,  die  in  der  Wiederholung  (Ode  42 
sich   vollständiger  geben.    Ode   .">7    bricht   ebenfalls    ziemlich   im 

vermittelt  ab,  was  vielleicht  bei  einem  Sprache,  nicht  aber  bei 
einem  Stücke  erlaubt  wäre,  das,  wie  die  durchaus  subjektive 
Schilderung  der  Gottesannäherung  beweist,  reinen  Odenoharak 

ter   bat,     Als  Sprüche   könnte   man    zur   Not   Ode    13,   32   und 

bezeichnen.  Aber  Ode  34  verstößt  gegen  das  Geset    derSpruoh 
dichtung,  einheitlich  zu  sein,  indem  der  in  sieb  testgeschlossene 


123 

Gedanke  von  V.  1 — 4  mit  V.  5  eine  ganz  anorganische  Fort- 
setzung bekommt;  sodann  widerspricht  bei  Ode  13  die  Anrede 
an  die  Umgebung*  des  Dichters  der  von  einem  echten  Spruche 
zu  fordernden  Objektivität.  Auch  Ode  32,  die  noeli  am  ehesten 
auf  die  Bezeichnung  „Spruch"  Ansprüche  erheben  kann,  konnte 
ebenso  gut  ein  Fragment  einer  längeren  Erörterung  über  die  vom 
Dichter  an  sich  erlebten  Folgen  der  Gottesnähe  darstellen. 

Zu  diesen  6  Fragmenten  kommen  noch  2  weitere,  die  der 
Schreiber  der  Oden  irrtümlich  mit  anderen  Stücken  zusammen- 
gebracht hat:  Ode  23,  1 — 4  und  42,  1 — 3.  Das  erstere  Stück 
steht  in  gar  keiner  inneren  Verbindung  mit  dem  folgenden  und 
schließt  in  einer  für  verschiedene  andere  Oden  (z.  B.  8,  13,  33, 
34)  bezeichnenden  paränetischen  Weise,  ohne  daß  dabei  auf  die 
vorhergegangene  kurze  Ausführung  Bezug  genommen  wird;  das 
andere  ebenfalls  außerhalb  der  Disposition  des  folgenden  ste- 
hende Stück  ist  nur  die  Wiederholung  von  Ode  27  und  erweist 
sich  als  Fragment  dadurch,  daß  es  sich  ebenso  weit  von  dem 
wortreichen  Flusse  der  Ode  wie  von  der  Geschlossenheit  eines 
Spruches  entfernt. 

Umgekehrt  hat  sich  bei  Ode  35  und  36  der  Schreiber  den 
Fehler  zu  Schulden  kommen  lassen,  daß  er  Zusammengehöriges 
auseinandergerissen  und  damit  zwei  für  das  Auge  auffällig  kurze 
Oden  geschaffen  hat.  Verbindet  man  sie  zu  einer  einzigen,  so 
erhalten  wir  eine  Beschreibung  des  stufenweisen  Aufstieges  der 
Seele  zu  Gott;  wie  sie  der  Dichter  vollkommener  nicht  mehr 
geliefert  hat. 

Enthält  nach  dem  Vorhergehenden  die  Odensammlung 
8  Fragmente  von  Oden,  so  gerät  sie  schon  hiedurch  in  den  Ver- 
dacht, durch  Hände  gegangen  zu  sein,  die  ein  Interesse  daran 
hatten,  am  Grundtexte  allerlei  zu  ändern.  Sie  beließen  es  aber 
nicht  bei  Verkürzungen,  sondern  fügten  Neues  hinzu;  das  er- 
gibt sich  den  folgenden  drei  metrischen  Erwägungen. 

2.    Eine  Anzahl  von  Oden  zeigt  regelwidrigen  Wechsel 

des  Metrums. 

Jedes  hebräische  Lied  ist  auf  einem  Metrum  aufgebaut; 
jeglicher  Wechsel  desselben  mit  einem  anderen  zeigt,   daß  von 


124 

unberufener  Seite  in  den  Organismus  des  Gedichtes  eingegriffen 
ist.  Ein  solches  Eingreifen  wäre  demnach  —  wenn  man  von 
rein  prosaischen  Zusätzen  zunächst  absieht  bei  5   der   Oden 

Salomos  zu  konstatieren.  Es  sind: 

Ode  6:  fünftaktige  Basis  (Str.  I — III,  V— X),  viertaktiger  Ein- 
schlag (Str.  IV); 

Ode  17:  viertaktige  Basis  (Str.  I— V),  fiinftaktiger  Zusatz  (Str.  VI 
bis  VII); 

Ode  20:  fünftaktige  Basis  (Str.  I — II,  V— VI),  dreitaktiger  Ein- 
schlag (Str.  III— IV); 

Ode  23  (nach  Abtrennung  des  zufällig  an  den  Anfang  geratenen 
Stückes  V.  1 — 4):  fünftaktige  Basis  (Str.  III— X  bezw.  1 
bis  VIII),  viertaktiger  Zusatz  (Str.  XI— XIII  bezw.  IX— XI); 

Ode  42  (nach  Abtrennung  des  an  den  Anfang  geratenen  Stückes 
V.  1—3):  fiinftaktiger  Anfang  [ob  Basis?]  (Str.  II— IV 
bezw.  I — III),  viertaktige  Fortsetzung  (Str.  V — IX  bezw. 
IV— VIII). 

3.    Eine   Anzahl   von   Oden   weist   Störungen   im 
Strophenbau   auf. 

Daß  mit  dem  Wechsel  des  Metrums,  wie  ich  ihn  soeben 
für  einzelne  Oden  konstatiert  habe,  auch  ein  strophischer  Wechsel 
in  ein  Gedicht  einziehen  kann,  kommt  hier  nicht  in  Betracht. 
Wir  haben  nur  nach  Fällen  zu  forschen,  wo  bei  gleichhlei 
bendem  Metrum  die  Grundstrophe  des  Gedichtes  abnorm  ver- 
kürzt oder  verlängert  erscheint;  beides  läßt  auf  gewaltsames 
Eingreifen  in  die  ursprüngliche  Textform  schließen,  sei  es  nun. 
dali  dabei  ein  Redaktor  im  Spiele  ist  —  worauf  besonders  Ver- 
längerungen führen  — ,  oder  ein  Schreiber,  dessen  Nachlässig 
keit  sich  in  Textverkürzungen  zeigen  könnte.  Ich  finde  nun 
erstere  in  folgenden  5  Oden: 

Ode  21,  Str.  II   (Plus   von  2   Versen); 
Ode  22,  Str.  V  (Plus  von  2  Versen 
Ode  25,  Str.  IV  (Plus  von    1    Verse); 

Ode  36,  Str.  II  (Plus  von  2  Versen); 

<Me  39,  Str.  11  (Plus  von  2  Versen),  in  (Plus  ron  i  Vera« 


125 

Strophenverkürzungen  glaube  ich  annehmen  zu  müssen  in 
Ode  18,  Str.  I  (Minus  von  2  Versen); 
Ode  27,  St.  I  (Minus  von  2  halben  Versen); 
Ode  37,  Str.  II  (Minus  von  1  Verse); 
Ode  40,  Str.  I  (Minus   von    2   halben  Versen),   III    (Minus   von 

1  Verse). 

Das  Plus  von  Ode  25,  IV  sowie  das  Minus  von  Ode  27,  I 
und  40,  I  führe  ich  auf  Abschreiber  zurück,  da  ersteres  in  der 
koptischen  Fassung  der  Ode  fehlt,  letzteres  mit  einer  sinnlosen 
Textform  Hand  in  Hand  geht.  Für  die  übrigen  Strophenverderb- 
nisse mache  ich  einen  in  der  hebräischen  Verstechnik  noch  be- 
wanderten, in  der  Strophentechnik  aber  unsicher  tastenden  Über- 
arbeiter der  Oden  verantwortlich. 

In  üblem  Zustande  befinden  sich  Str.  V — VI  von  Ode  28. 
Man  könnte  beide  Strophen  für  die  Umgestaltung  einer  einzigen 
halten,  die  ursprünglich  aus  den  ersichtlich  eng  zusammengehö- 
renden zwei  Doppelversen  Str.  V1-2  und  Str.  VI3~4  bestanden 
und  in  den  dazwischen  liegenden  beiden  Doppelversen  eine  nach- 
trägliche Erweiterung  erhalten  hätte.  Aber  ebenso  nahe  liegt  die 
Vermutung,  daß  letztere  ursprünglich  die  Str.  V  ausmachten  und 
lediglich  durch  einen  Zufall  in  die  Mitte  der  folgenden  Strophe 
geraten  seien. 

4.     Eine    große    Zahl    von    Oden    weist    prosaische    Zu- 
sätze  auf. 

Als  Strophenerweiterungen  haben  wir  im  vorhergehenden 
solche  Zusätze  genommen,  die  im  Grundmetrum  des  Gedichtes 
gehalten  sind  und  inhaltliche  oder  formelle  Berührungen  mit 
den  übrigen  Strophenteilen  aufweisen.  Bis  auf  einen  Fall  (Ode  22) 
treten  sie  im  Innern  der  Oden  auf.  Eine  andere  Art  von  Zu- 
sätzen zeigt  Prosaform,  verleugnet  jede  nähere  Verbindung  mit 
seiner  Umgebung  und  findet  sich  stets  am  Gedichtende:  vielleicht 
mit  einer  Ausnahme  (Ode  29).  Hierhin  zählen  außer  dem  einer 
jeden  Ode  beigefügten,  vielleicht  aber  nur  der  syrischen  Fassung 
angehörigen  ..Hallelujah"  folgende  Odenschlüsse: 

Ode  y>:  „Werdet  weise,  erkennt  und  wachet!" 

Ode  7:  „Preiset  seine  Macht  und  verkündet  seine  Gnade!" 


126 

Ode  11:  „Preis  dir,  o  Gott,  du  ewige  Wonne  des  Paradieses!" 
Ode   12:  „Selig-,  die  hierdurch  alles  verstanden   und  den  Herrn 

in  seiner  Wahrheit  erkannt  haben!" 
Ode   14:  „Eile,  unsere  Bitten    zu  gewähren;    denn    du    genügst 

allen  unseren  Bedürfnissen." 
Ode  16:  „Preis  und  Ehre  seinem  Namen!" 
Ode  17:  „Preis  dir,  unserem  Haupte,  Herr,  Gesalbter!" 
Ode  18:  „Preis  und  Majestät  seinem  Kamen!" 
Ode  20:  „Preis  und  Ehre  seinem  Namen!" 
Ode  34:  „Die  Gnade  des  Herrn  ist  euch  zur  Erlösung  offenbar 

geworden:  glaubt,  so  lebt  ihr  und  werdet  erlöst!" 
Ode  41:  „Ein  neues  Lied  (erschalle)  bei  denen,  die  ihn  lieben!" 

Diese  Zusätze  darf  man  nicht  für  Refrains  des  Grund- 
textes nehmen ;  denn  es  fehlt  ihnen  die  Eigenschaft  des  Re- 
frains, am  Metrum  des  Gedichtes  und  an  seiner  Grundstimmung 
teilzunehmen.  Nur  für  den  Vorspruch  von  Ode  29:  „Der  Herr 
ist  meine  Hoffnung,  ich  werde  durch  ihn  nicht  zu  schänden"  gilt 
vielleicht,  daß  er  auch  die  Dienste  eines  Refrains  leistet,  da  er 
einen  Gedanken  ausspricht,  der  wohl  zum  Leitmotiv  der  ganzen 
Ode  taugt.  —  — 

Unter  vier  verschiedenen  Gesichtspunkten  läßt  sich  also 
der  Text  der  Oden  Salomos  als  beschädigt  erweisen.  Abschreiber 
dafür  verantwortlich  zu  machen,  geht  schon  in  Anbetracht  des 
Umfanges  der  Beschädigungen  nicht  an:  es  gibt  für  sie  keine 
andere  Erklärung,  als  daß  sich  in  ihnen  die  Hand  eines  fber- 
arbeiters  der  Oden  zeige.  Was  für  eine  Persönlichkeit  hinter 
diesem  steht,  ist  ohne  weiteres  noch  nicht  klar;  sie  wird  aber  greif 
bar,  wenn  wir  der  Schicht  formaler  Disharmonien  eine  solche 
inhaltlicher  Disharmonien  der  Oden  gegenüberstellen  und  for 
sehen,  ob  zwischen  beiden  ein  innerer  Zusammenhang  besteht, 

Eine  erste  Gruppe   inhaltlicher  Ungleichheiten   deckt   die 
Forschung  nach  der  Singularität   oder   V Iura li tat   des  reden 
den   Subjekts  auf.      Nicht    in    allen    Oden    wild    die    Person    des 

Sprechers  sichtbar.     Einige   wenden   Bioh   an   einen  Hörerkrt 

ohne    VOH    dem  Sprerlier  seihst  etwas   /u  \  erraten:    68  sind  Ode  8 

2'6  (erster  Teil),  80,  39  und,  wenn   man   den  Prosasohluti   mit 


127 

rechnet,  Ode  34.  Andere  lassen  sowohl  Sprecher  wie  Hörer  un- 
angedeutet;  es  sind  die  apokalyptischen  Schilderungen  Ode  23, 
24,  33,  39  und  das  in  seiner  fragmentarischen  Erhaltung  spruch- 
artig gewordene  Stück  Ode  32.  Dieser  in  Hinsicht  auf  das 
Fehlen  des  Sprechers  objektiv  zu  nennenden  Odengruppe  steht 
eine  weit  größere  gegenüber,  die  die  Person  des  Sprechers  er- 
kennen läßt  und  deshalb  die  subjektive  heißen  mag.  Es  macht 
keine  Schwierigkeit,  die  objektive  und  die  subjektive  Oden- 
gruppe für  das  Werk  desselben  Dichters  zu  nehmen,  besonders 
bei  der  Voraussetzung,  daß  ein  sich  inspiriert  fühlender  Dichter 
in  Frage  komme,  der  die  erstere  Gruppe  als  Sprachrohr  Gottes, 
die  andere  im  eigenen  Namen  vorgetragen  hätte.  Dagegen  tut 
sich  in  der  subjektiven  Gruppe  eine  Kluft  auf,  die  nicht  mit 
der  Annahme  eines  Autors  zu  überbrücken  ist.  Auf  der  einen 
Seite  stehen  Oden,  deren  Sprecher  eine  Einzelpersönliehkeit  ist 
(„Ich"-Oden),  auf  der  anderen  solche,  deren  Sprecher  im  Plural 
redet,  was  nach  hebräischem  Sprachgebrauch  stets  eine  Mehr- 
heit bedeutet  (,,Wir"-Oden).  Die  reinen  „Ich"-Oden  sind  so  zahl- 
reich, daß  die  Odensammlung  von  ihnen  den  eigentlichen  Stem- 
pel bekommt;  dahin  gehören  25  Nummern  (Ode  1,  3,  5,  7,  9,  10, 
11,  12,  15,  16,  19,  20,  21,  22,  25,  26,  27,  28,  29,  35,  36,  37, 
38,  40,  42).  Ihnen  steht  zunächst  eine  reine  „Wir" -Ode  gegen- 
über (Ode  41).  Ihr  „Wir"  läßt  deutlich  erkennen,  daß  darunter 
eine  größere  Gemeinde  zu  verstehen  ist,  wogegen  nach  vielen 
Stellen  der  „Ich ''-Oden  deren  Sprecher  als  die  führende  Per- 
sönlichkeit einer  religiösen  Gemeinschaft  anzusetzen  ist.  Der 
Gegensatz  zwischen  diesen  beiden  Sprechern  setzt  sich  nun 
fort  in  einigen  Oden,  die  beide  Subjekte  erkennen  lassen:  es 
sind  Ode  6  (mit  „ich"  in  V.  2  und  „unsere  Geister"  in  V.  6), 
Ode  14  (mit  „ich"  in  V.  8  und  „wir"  in  V.  9)  und  Ode  17  (mit 
„ich"  in  V.  1  ff.  und  „Lobpreis  dir,  unserem  Haupte",  „Wir 
wollen  dich,  unser  Haupt,  lobpreisen"  in  V.  15).  Der  Umstand, 
daß  in  Ode  14  und  17  „Wir"  in  dem  prosaischen  Schlußzusatze 
vorkommt,  verleiht  ihm  den  Charakter  eines  späten  Zusatzes; 
das  Gleiche  ergibt  sich  für  dasjenige  in  Ode  6  aus  dem  Fehlen 
einer  Erklärung  für  den  Zweck  des  Verses,  in  welchem  es  sich 
findet.  Sind  also  diese  drei  „Wir"-Stellen  Fremdkörper  in  „Ich"- 


128 

Oden,  so  wird  damit  auch  die  ganze  Ode  41  zum  fremden  Be- 
standteile in  der  sonst  nur  aus  Individualoden  und  objektiven 
Gedichten  bestehenden  Sammlung  der  Oden  Salomos.  Ich  wage 
noch  weiter  zu  gehen.  Außer  den  Stellen,  die  ein  „Wir"  ent- 
halten, werden  auch  alle,  in  denen  sich  ein  „uns"  oder  „unser" 
findet,  interpoliert  sein;  denn  die  „Ich"-Oden  lassen  erkennen, 
daß  der  Sänger  sein  „Ich"  von  dem  „Ihr",  womit  er  seine 
Hörer  bezeichnet,  deutlich  trennt:  er  ist  von  Gott  zu  sehr  bevor- 
zugt, um  sich  mit  anderen  Menschen  gleichzustellen;  sieht  er 
auch  seine  Aufgabe  darin,  andere  sich  nachzuziehen  in  die  Er- 
kenntnis und  Liebe  Gottes,  so  erwächst  doch  daraus  kein  Band 
innerer  Zusammengehörigkeit  oder  Brudergemeinschaft  zwischen 
dem  Führer  und  den  Geführten.  Dann  kann  auch  die  Benennung 
„uns"  oder  „unser"  nur  wieder  auf  die  Gemeinde  ohne  Berück- 
sichtigung ihres  Hauptes  oder  Vorbildes  zielen,  wird  also  zeit- 
lich später  liegen  als  die  Benennung  „ich"  oder  „mein".  Hier- 
nach sind  dem  Sänger  der  ursprünglichen  Salomonsoden  abzu- 
sprechen: V.  9  f.  von  Ode  4,  V.  5  von  Ode  6,  V.  1  von  Ode  lö, 
V.  9  von  Ode  14  (s.  S.  127!),  V.  7  von  Ode  18,  V.  10  von  Ode  39. 

Es  läßt  sich  die  Beobachtung  inhaltlicher  Disharmonien 
nun  auch  an  dem  Begriffe  des  „Ich"  der  Oden  Salomos  fort- 
setzen. Er  erwächst  uns  aus  der  Mitteilung  einer  Menge  von 
Selbstbekenntnissen  über  innere  und  äußere  Erlebnisse.  Vieles 
davon  rundet  sich  zum  Bilde  einer  in  seiner  Art  schwerbegreif- 
lichen, aber  keineswegs  widerspruchsvollen  Persönlichkeit  ab: 
wenn  z.  B.  das  „Ich"  hinsichtlich  seines  inneren  Erlebnisses 
sich  rühmt  als: 

redend  im  Geiste  des  Herrn  (16),  Gott  besingend  und 
predigend  (26),  mit  Herz  und  Lippen  lobend  (40),  bereichert  an 
Erkenntnis  (12),  mit  göttlicher  Erkenntnis  reichlich  begabt  ^11\ 
infolge  des  Genusses  des  Lebenswassers  trunken,  doch  nicht 
sinnlos  (11),  vom  heiligen  Geiste  am  Herzen  beschnitten  (11), 
an  Gott  glaubend,  daher  beruhigt  und  gesegnet  28),  auf  den 
Herrn  hoffend  (5),  Gott  liebend  und  von  ihm  geliebt  um 

Priester  dos  Herrn  geworden   und   ihm  opfernd  (20),  /um  Herrn 
hinstrebend   (27,  42),  zum   Lichte  aufsteigend  (88  ,   Gott  ent 
gegeneilend  (7),  erhöht   (21,  29,  B8),  erlöst  beivt    gerettet 


129 

21,  37,  38),  aus  der  Hölle  emporgeführt  und  aus  dem  Rachen 
des  Todes  beiVeit  (2t)),  mit  Gott  wie  mit  einer  Krone  geschmückt 
(1,  5,  17),  aus  Gottes  Vollkommenheit  gesalbt  (36),  gerecht- 
fertigt (17,  26,  2(.),  38),  mit  Licht  bekleidet.  (21),  mit  dem  gött- 
lichen Geliebten  vereinigt  und  durchmischt  (3),  in  der  Gnaden- 
gegenwart wohnend  (37),  zum  Paradiese  geführt  (21),  beruhigt 
(11),  auf  dem  Geiste  des  Herrn  ausruhend  (36),  in  Gottes  Nähe 
weilend  (21,  27,  42),  seelisch  erneuert  (11,  17,  21,  30),  im 
Geiste  der  Lenkung  (der  Welt)  begründet  (36),  in  Gott  gefestigt 
und  von  ihm  gepflanzt  (38). 

Hierzu  paßt  es,  wenn  das  „Ich"  hinsichtlich  seines  äußeren 
oder  vielleicht  nur  scheinbar  äußeren  Erlebnisses  sich  bezeich- 
net als: 

von  Krankheit  (Schwäche?)  verschont  (9,  18,  25),  aus 
Banden  entkommen  (25),  von  Fesseln  befreit  (17),  von  seinen 
Feinden  erfolglos  befehdet  (5,  25),  siegreich  gegenüber  seinen 
Feinden  (22,  25,  29),  siegreich  gegenüber  dem  siebenköpfigen 
Drachen  und  über  seinen  Samen  gesetzt  (22),  erst  verachtet  und 
verworfen  von  vielen,  dann  gefürchtet  von  seinen  Feinden  (25), 
bestimmt,  durch  das  göttliche  Wort  Krieg  zu  führen  (29),  den 
Heiligen  Frieden  verkündend  (9),  um  der  Schwachgesinnten  sich 
Zusammenhang  mit  dem  göttlichen  Worte  und  Vollkommenheit 
wünschend  (18),  die  Welt  gefangen  führend,  um  die  nach  ihm 
Verlangenden  zu  bekehren  und  die  Gefangenen  zur  Freiheit  zu 
führen  (10),  nach  Aufschließung  verriegelter  Tore  alle  seine 
Gefangenen  lösend  (17),  wünschend,  daß  seine  Anhänger  mit- 
geliebt, mitbewahrt,  mitgerettet  werden  (8). 

Neben  solche  vielfach  disparaten,  jedoch  sich  nicht  wider- 
sprechenden Züge  des  „Ich"  treten  nun  aber  manche,  die  nicht 
nur  wesentlich  anders  lauten,  sondern  teilweise  sogar  das  Gegenteil 
von  ihnen  aussagen.  Wären  es  Charakterzüge,  so  könnte  man  sie 
als  Äußerungen  des  Widerspruches  der  Menschennatur  hin- 
nehmen; aber  als  Aussagen  über  Erlebtes  sind  sie  mit  histori- 
scher Kritik  zu  messen  und  ergeben  dann  das  Bild  einer  ganz 
anderen  Persönlichkeit.  Die  folgende  Gegenüberstellung  möge 
den  Dualismus  in  dem  „Ich"  der  Oden  dartun.  Das  .Jch"  er- 
scheint: 

II.  Grimme,  Oden  Salomos.  9 


130 

einerseits  als  Knecht  Gottes  und  Sohn  seiner  Magd  (29,  11), 
andererseits  als  geboren  aus  dem  Geiste,  gegenüber  dem 
Antlitze  des  Herrn  (36,  3)    und  als  Sohn  Gottes  (42,  21), 

—  als  Glied  am  Leibe  Gottes  (3,  2)  —   als  Leib,  an  welchem 

andere  die  Glieder  bilden  (17,   14), 

—  als  von  Gott  mit  Erkenntnis  begabt  (15,  5)  —  als  umgeben 

von  solchen,  die  ihn  erkennen  (42,  10), 

—  als  von  Gott  reichlich  gesegnet  (28,  5)    —   als  andere  seg- 

nend und  belebend  (17,  13), 

—  als  von  Gott  erneuert  (36,  5)  —  als  seine  „Gefangenen"  in 

sich  verwandelnd  (17,  13), 

—  als  von  Gott  stark  und  groß  gemacht  (25,  10;  35,  T),  —  als 

durch  seinen  eigenen  Namen  erstarkt  (18,  17), 

—  als  von  Gott  erlöst   oder   gerettet  (38,  16  u.  ö.)  —   als  Er- 

löser  der  Toten   (42,  24),   leidend,   um   sein  Volk   zu   er- 
lösen (31,   10  f.), 

—  als    infolge    des   göttlichen    Namens    unvergänglich    (15,    8) 

—  als  infolge  seines  eigenen  Wortes  Yernichter  der  Unter- 
welt (15,  9), 

—  als   bestimmt,    die   Pläne    der   Heiden    so    vereiteln    (29,  8) 

—  als  der,  der  die  Heiden  zu  sich  versammelt,  so  daß  sie 
in  seinem  Leben  wandeln  (10,  6  ff.), 

—  als  angestaunt  von  den  Menschen  wegen  seiner  Erneuerung 

(17,  6)    —   als   von   den  Menschen   für  verloren  gehalten 

(28,  8)  usw. 

Die  in  der  ersten  Rubrik  gegebenen  Züge  des   ..Ich"  sind 
sowohl  unter  sich  einheitlich,  als  auch  passen  sie  zu  der  großen 
Menge    der   früher   erwähnten   Attribute   des  Oden  Sängers;    sie 
lassen   ihn   als   eine   menschliche  Persönlichkeit   erkennen,    die 
infolge    besonderer    Begnadung    über    irdische    Schwäche    und 
menschliches   Elend  hinausgewachsen    und    zu    mystischer   Ver 
einigung  mit  Gott  gelangt  ist.     Dagegen   offenbart   die   iweite 
Rubrik   eine    Persönlichkeit,   die    von    Gott   ihren   Ausgang   ge 
Dommen  hat,  dann  in  die  'rieten  menschlicher  Armseligkeit  herab 
tiegen  ist,  am  endlich  wieder  in  Begleitung  der  ihrem  Eilend 
entrissenen  Sterblichen  die  Erde  /u  \ erlassen.  Zwischen  beulen 
Persönlichkeiten  gibt  es  keine  innere  Vermittlung.    Da£  sie 


131 

trennen  sind,  zeig!  uns  ganz  deutlich  Ode  31,  3  ff.,  wo  auf  eine 
Idealfigur  hingewiesen  wird,  die  mit  denselben  Zügen  ausge- 
stattet ist,  wie  sie  letzterwähnte  Persönlichkeit  an  sich  trägt,  die 
also  Gott  zum  Vater  hat,  menschliche  Erniedrigung  erfahren 
hat  und  endlich  sich  und  ihre  menschlichen  Hegleiter  vor  Gott 
rechtfertigt.  Noch  einmal  tritt  sie  uns  objektiv  entgegen  in 
Ode  41,  11 — 17  als  Sohn  des  Höchsten,  eins  mit  der  Wahrheit, 
der  sich  erniedrigt  und  durch  seine  Gerechtigkeit  wieder  er- 
hoben hat  und  in  alle  Ewigkeit  durch  die  Wahrheit  seines 
Namens  die  Menschenseelen  lebendig  macht.  Das  singt  jubelnd 
von  ihm  eine  Gemeinde,  die,  wie  wir  oben  sahen,  mit  dem 
Dichter  der  Individualoden  und  seinen  Anhängern  nichts  zu  tun 
hat.  Wie  sie  keine  andere  sein  kann  als  die  christliche,  so 
ist  das  „Er",  welchem  sie  Preis  singt,  und  damit  das  „Ich", 
das  unorganisch  mit  dem  des  Odensängers  verbunden  ist,  Jesus 
Christus,  ihr  geistiges  Haupt.  Die  Verkettung  des  einen  mit 
dem  anderen  läßt  sich  nicht  nur  bei  Vergleichung  verschiedener 
Oden  unter  einander  beobachten,  sondern  es  gibt  Oden,  in  denen 
sie  unmittelbar  nebeneinanderstehen;  so  in  3,  9:  „Weil  ich 
ihn,  den  Sohn,  liebe,  werde  ich  Sohn  sein";  7,  5:  „Er  wurde 
mir  gleich,  damit  ich  ihn  annehme;  er  erschien  wie  ich  an 
Ähnlichkeit,  damit  ich  ihn  anzöge";  7,  8:  „Er  ward  wie  meine 
Art,  damit  ich  ihn  erfaßte,  und  wie  meine  Gestalt,  damit  ich 
mich  nicht  von  ihm  abwendete";  29,  6:  „Ich  glaubte  an  den 
Gesalbten  des  Herrn,  und  er  erschien  mir  als  der  Herr"; 
42,  1  f.  (=  27,  1  f.):  „Ich  habe  mich  meinem  Herrn  genähert; 
denn  das  Ausbreiten  meiner  Hände  ist  sein  (Christi)  Zeichen." 
Aus  solchen  ganz  aus  dem  Zusammenhang  der  Oden  herausfal- 
lenden Stellen  ist  mit  Sicherheit  zu  schließen,  daß  alle  auf  Chri- 
stus sich  beziehenden  Andeutungen  von  einem  Interpolator  her- 
stammen, der  ein  ebenso  großes  Interesse  hat,  christliche  Züge 
einzuflechten  wie  nichtchristliche  abzuschwächen,  zuzudecken 
oder  zu  entfernen. 

Nachdem  nunmehr  an  solchen  inhaltlichen  Disharmonien 
der  Oden  die  hinter  ihrer  Überarbeitung  stehende  Persönlichkeit 
klar  geworden  ist,  wird  ihre  auf  die  Oden  gerichtete  Tätigkeit 
noch   wesentlich    umfangreicher   erscheinen,  wenn  wir   auf  die 

9* 


132 


früher  ermittelten  Fälle  formaler  Disharmonie  zurückgreifen  und 
sie  zu  den  inhaltlichen  Ungleichheiten  in  Parallele  stellen.  Die  fol- 
gende Tabelle  möge  den  Überblick  über  ihrVorkommen  vermitteln. 


> 

es     = 

©     "Z 


Metrischer 
Wechsel 


Strophenüber- 
t'Qllung 


Prosa- 

zusätze 


■—    ■  — 


„Ich-4   = 
Christus 


o 


13 


231 

27 


32 
34 

37 


421 


6,  5  f. 


17,  12-15 
20,  4—6 

23,  16-20 


21,  4 
22,  12 bc 

25,  11 

(28,9-13?) 


36,  3 

39,  5b,  6,  8b 


42,4—12,13—26 


3,  13 

— 

— 

4,  9  f. 

— 

6,  5 f. 

7,  28 c 

— 

11,  21 b 

— 

12,  12 

— 

— 

13,  1 

14,  9 

14,9 

16,  20b 

— 

17,  15 

— 

18,  19 b 

18,7 

20,  9b 

— 

34,  6 


41,  r 


10,  6-8 


15,  9 
17,  13  f. 


3,  9 


7,5,8 


28,  8 
31,3-11 


27,  1  f. 


29,6 


39,  10 
41 
-      42, 20 f., 26  42,  1  f. 


Aus  dieser  Tabelle  erhellt,  daß  an  6  Stellen  (6,  Bf.j  14, 
9;  17,  15;  28,  8ff.j  41;  42,  4—26)  inhaltliche  Ungleichheit  mit 
formaler  zusammentrifft;  dasselbe  findet  sich  noch  fünfmal  im 
Rahmen  der  gleichen  Ode  (3;  7;  18;  27;  39V     Das  berechtigt 


133 

uns  zu  dein  Schlüsse,  daß  für  die  Gesamtheit  der  Inhaltlichen 
und  formalen  Mängel  der  Oden  ein-  und  dieselbe  Person  ver- 
antwortlich zu  inachen  ist:  der  christliche  Interpolator.  Man 
kann  ihm  ebensowenig-  gänzlichen  Mangel  an  poetischem  Stil- 
gefühl wie  Unkenntnis  der  elementaren  Regeln  der  hebräischen 
Liedtechnik  vorwerfen;  denn  von  anderem  abgesehen  spricht 
für  seine  dichterische  Begabung  die  frisch  und  lebendig  dar- 
gestellte Szene  der  Höllenfahrt  Christi  in  Ode  42,  und  seine 
metrische  Kenntnis  beweist  vor  allem  die  in  Vers  und  Strophe 
korrekte  Ode  41.  Andererseits  liegt  ihm  aber  das  Bedürfnis, 
die  Oden  Salomos  zu  einem  christlichen  Erbauungsbuche  um- 
zugestalten, so  sehr  am  Herzen,  daß  er  lieber  gegen  Stil  und 
Metrik  sündigt,  als  daß  er*  einen  christlichen  Gedanken  unaus- 
gesprochen zurückhält.  Schließlich  kann  man  zu  seiner  Ent- 
schuldigung noch  anführen,  daß  er  der  Vertreter  einer  Periode 
ist,  die  an  den  letzten  Resten  der  biblisch-hebräischen  Sprach- 
und  Kunstentwicklung  zehrte. 

Da  es  mir  hier  vorwiegend  darum  zu  tun  war,  die  Be- 
deutung der  formalen  Kritik  bei  der  Odenforschung  nachzu- 
weisen, so  möchte  ich  in  die  innere  Textkritik,  so  weit  es  sich 
um  Stellen  handelt,  die  im  vorstehenden  noch  nicht  gestreift 
sind,  hier  nicht  näher  eintreten.  Weil  ich  aber  im  Drucke  der 
hebräischen  wie  deutschen  Übersetzung  der  Oden  noch  einige 
weitere  Stellen  als  Interpolationen  hervorgehoben  habe,  so  sei 
hier  noch  kurz  die  christliche  Idee,  die  mir  darin  mehr  oder 
weniger  deutlich  durchzuleuchten  scheint,  angemerkt: 

Ode  7,  14 f.  (Motivierung  der  Menschwerdung  Christi); 
„     7,  18 — 24   (Verhältnis    zwischen   Gottvater    und   Christus; 

Aufgabe   der   Gemeinde   gegenüber   der   Ankunft  Christi); 
„     7,  25— 28 ab  [?]  (Pflicht  der  Gemeinde,  die  Güte  des  Herrn 

—  Christi  —  zu  besingen); 
„     9,  2  (Erwähnung  des  Gesalbten); 
„     9,  4  [?]  (Erwähnung  Gottes  als  Vaters); 
„     10,  5  (Gott  der  Vater  des  Heilands); 
„     15,  10  (Auferstehung,  vielleicht  Himmelfahrt  Christi); 
„     17,  12  (Christi  Fürbitte  für  die  Gläubigen); 


134 

Ode  18,  8  (Die  universelle  Mission  des  Heilands); 

„     19,  2  f.  (Trinität  und  Verhältnis  der  drei  Personen  zur  Gnade) ; 

.,  19,  6 — 9  (Gehurt  Christi  aus  der  Jungfrau;  im  Christus- 
kinde die  Fülle  der  Gotteseigenschaften); 

„  24,  1  (Kundgebung  des  heiligen  Geistes  über  dem  Ge- 
salbten) ; 

„     27,  2  f.  =  42,  2  f.  (Das  Kreuz  als  Zeichen  Christi); 

..  28,  9 — 18  (Der  durch  Leiden  geprüfte  Heiland,  verglichen 
mit  dem  des  Ehebruches  grundlos  angeklagten  Weibe; 
die  Unmöglichkeit,  Christus  zu  töten  und  sein  Werk  zu- 
grunde zu  richten); 

„     39,  11  (Christus  als  Weg  der  Wahrheit); 

„  42,  4 — 26  (Auferstehung  Christi,  seine  Liebe  als  Band 
zwischen  ihm  und  den  Gläubigen,  seine  Höllenfahrt  und 
Befreiung  der  Abgestorbenen). 


II.  Mutmaßungen  über  das  Alter  von  Grund- 
text und  Interpolationen. 

In   seinen   grundlegenden  Ausführungen   über   die   beiden 
Schichten   innerhalb   des    überlieferten  Odentextes   hat  Harnaek 
auch  die  Frage  nach   ihrem  Alter  gestreift.  Er  meint,  daß  der 
jüdische  Grundtext  wegen  seiner  Erwähnung  des  legitimen,  also 
jerusalemischen  Tempels    vor  dem  Jahre   67  n.  Chr.    entstanden 
sein  müsse,  daß  er  aber  nicht  gut  älter  als  50  v.  Chr.  sein  könne, 
indem  er  wohl  für  jünger  anzusetzen  sei  als  die  um  diese  Zeit 
entstandenen    Psalmen    Salomos.    Für    die    christlichen    Inter- 
polationen nimmt   er  die  Zeit   um  100  n.  Chr.   als   Entstehung« 
termin  an;   maßgebend  ist   für  ihn   dabei  der  eigenartige  dog 
matische  Standpunkt  des  Interpolators,  den  er  eine  „geförderte 
Christologie",  die  noch   nicht   den   palästinensischen   Boden    ver 
lassen  hat,    nennt.    Würde  diese  vielleicht    noch    einen    höheren 
Ansatz  erlauben,  so  scheint  ihm  ein  solcher  deshalb  unzulässig, 
weil  Ode  L9  einen  apokryphen  Legendenzug  benutze,  dal»  näm 

lieh    hei    der    Geburt    Christi    ohne    Schuld    seiner   Mutter    keim 

Bebamme  zugegen  gewesen  sei. 


1 36 

Harnacks  Argumente  sind  von  ungleicher  Beweiskraft.  Fttr 
die  Chronologie  des  jüdischen  Urtextes  sind  sie  kaum  durch- 
schlagend. Die  Erwähnung  des  Tempels  von  Jerusalem  als  Mittel- 
punkt der  wahren  Gottesverehrung  in  Ode  4  ist  eine  Selt- 
samkeit, die  mit  dem  religiösen  Programm  des  mystischen 
Sängers  im  vollendeten  Widerspruche  steht.  Wie  kann  ein  Mann, 
der  dem  allgemeinen  Priestertum  der  in  Gott  Lebenden  das  Wort 
redet,  an  der  Idee  des  Zentralheiligtums  festhalten?  Wer  die 
dogmatische  Beschränktheit  von  Ode  4,  ihre  vielen  Gemein- 
plätze, endlich  ihren  Mangel  an  Disposition  näher  ins  Auge 
faßt,  der  muß  an  der  Echtheit  dieses  Gedichtes  fast  irre  werden, 
mindestens  aber  ihm  eine  Sonderstellung  gegenüber  allen  übrigen 
Oden  einräumen,  und  kann  demgemäß  auf  ihr  keine  weitgehenden 
Schlüsse  für  die  Gesamtkomposition  des  Odenbuches  aufbauen. 

Ob  weiter  in  Ode  6,  8  des  Tempels  von  Jerusalem  Er- 
wähnung geschieht,  ist  recht  zweifelhaft;  denn  das  hier  ge- 
brauchte Wort  läßt  sich  als  Einzahl  oder  auch  Mehrzahl  von 
..Tempel"  wie  von  „Palast"  deuten.  Die  obere  Zeitgrenze  der 
Entstehung  der  Oden  Salomos  durch  Hinweis  auf  die  angeblich 
älteren  Psalmen  Salomos  auf  das  Jahr  50  v.  Chr.  zu  setzen,  ist 
deshalb  gewagt,  weil  beide  Sammlungen  gar  keine  historischen 
Vergleichspunkte  unter  einander  zeigen.  Während  der  Sänger 
der  Psalmen  sich  von  den  Zeitereignissen  zum  dichterischen 
Schaffen  treiben  läßt,  ist  der  der  Oden  ein  weltfremder  oder 
weltvergessener  Mann,  dem  das  innere  Erlebnis  zur  Quelle  des 
Dichtens  und  prophetischen  Schauens  wird.  Man  forscht  bei  ihm 
vergebens  nach  einem  Echo  großer  Zeitereignisse;  denn  er 
schwebt  in  mvstiseken  Höhen,  zu  denen  irdischer  Schall  nicht 
hinaufdringen  kann. 

Das  deutlichste  Zeugnis  für  die  Periode  seines  Schaffens 
scheint  mir  seine  Sprache  und  Dichterart  zu  sein.  Er  handhabt 
die  hebräische  Dichtersprache  mit  Leichtigkeit  und  bewahrt  die 
Tradition  der  biblischen  Gedichtstechnik;  das  ist  Grund  genug 
zur  Annahme,  daß  er  nicht  den  allerletzten  Zeiten  der  jüdischen 
Nationalliteratur  angehöre.  Man  möchte  ihn  daraufhin  spätestens 
in  das  letzte  Jahrhundert  vor  Christus  setzen;  denn  um  Christi 
Geburt  fristete    —   wenigstens  nach  der  üblichen  Annahme   — 


L36 

das  Hebräische  nur  noch  als  Sprache  der  Schule  ihr  Dasein ; 
behauptete  sie  aber  vielleicht  damals  in  der  Liturgie  des  Tem- 
pels noch  einen  Platz,  so  mußte  auch  solches  nach  der  Zer- 
störung- Jerusalems  aufhören. 

Ich  möchte  demnach  statt  dem  Jahre  50  v.  Chr.  lieber  den 
Beginn  des  ersten  Jahrhunderts  als  obere  Grenze  für  das  Alter 
des  Grundtextes  der  Oden  ansetzen.  Die  untere  Grenze  dürfte 
mit  dem  Jahre  70  n.  Chr.  viel  zu  tief  gegriffen  sein;  das  ergibt 
sich  aus  dem  bis  auf  wenige  Jahrzehnte  recht  sicher  anzu- 
setzenden Zeitpunkte  der  Arbeit  des  christlichen  Interpolators. 

Harnacks  Bedenken,  die  Interpolationen  noch  vor  den 
Schluß  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr.  zu  setzen,  teile  ich  nicht; 
mir  scheinen  sie  den  Stempel  der  spätapostolischen  Zeit  zu 
tragen.  Den  von  Harnack  betonten  apokryphen  Zug  in  der  Ge- 
burtsgeschichte des  Heilands,  daß  „es  nicht  aus  Unbedachtsam- 
keit geschehen  war,  daß  sie  (die  jungfräuliche  Mutter)  keine 
Geburtshelferin  gesucht  hatte",  führe  ich  auf  eine  irrige  Text- 
auffassung  zurück.  Nach  meiner  Meinung  ist  die  Stelle  zu  über- 
setzen: „Und  dadurch,  daß  er  nichts  wurde,  wurde  sie  voll 
Genüge;  und  nicht  verlangte  sie  nach  einer  Geburtshelferin; 
(denn  er  half  ihr,  daß  sie  am  Leben  blieb)'",  enthält  also  keinen 
erzählenden  Zug,  sondern  beschreibt  in  Antithesen  das  Verhältnis 
zwischen  der  irdischen  Mutter  und  ihrem  göttlichen  Sohne. 

Wie  dem  Interpolator  keine  Entlehnungen  aus  den  Apo- 
kryphen nachzuweisen  sind,  so  fehlen  bei  ihm  auch  alle  direkten 
Anlehnungen  an  den  Kanon  des  Neuen  Testamentes.  Was  er 
von  Tatsachen  aus  dem  Leben  Christi  vorbringt,  z.  B.  Beine 
irdische  Geburt,  das  Wunder  des  Wandeins  auf  dem  See,  sein 
Predigen,  Leiden,  Auferstehen,  Hinabsteigen  zur  Vorhölle,  ist 
alles  anscheinend  unbeeinflußt  von  ihrer  Darstellung  in  unseren 
kanonischen  Schriften.  Ebenso  steht  seine  Theologie  auf  eigenen 
Füßen.  Manches  darin  möchte  man  johannäiseh  nennen  so  seine 
Auffassung  von  Christus  als  eines  Wesens  mit  dem  Vater 
(41,  16),  als  dem  mensehgewordenen  Werte  oder  Lichte  Gottes 
(7,  18;  41,  11,  15)  und  als  dem  Haupte,  dem  die  Gläubigen 
als  Glieder  zugehören  (17,  14\  oder  von  der  Belebung  der 
Abgestorbenen   durch   ihr  Hören  auf  die  Stimme  des  Beilands 


L37 

(42,  19 ff,  vgl.  Job.  5,  25);  aber  da  gewisse  Grundideen  der 
johannäi sehen  Theologie  schon  aus  dem  Urtexte  der  Oden 
Salomos  aufblitzen,  so  muß  damit  gerechnet  weiden,  daß  schon 
in  der  ältesten  Christengemeinde  Anhänger  einer  ..johannäischen" 
Glaubensrichtung  vorhanden  waren,  somit  dem  Jnterpolator  die 
obigen  Ideen  auch  wohl  aus  mündlicher  Überlieferung  zufließen 
konnten.  Zudem  beherrschten  ihn  diese  an  Johannes  streifenden 
Anschauungen  nicht  so  völlig,  daß  er  nicht  auch  gelegentlich 
in  ganz  anderem  Geiste  spekuliert  hätte.  Wie  seltsam  realistisch 
redet  er  von  dem  Verhältnisse  der  drei  göttlichen  Personen  zu 
einander:  „Der  Sohn  ist  der  Becher,  und  der  Vater  der,  der 
gemolken  ward,  und  es  melkte  ihn  der  heilige  Geist"  (19,  2)! 
Das  ist  doch  die  Christologie  in  ihren  Uranfängen,  wie  sie  auf- 
hören mußte,  als  mit  Paulus,  Johannes  oder  den  apostolischen 
Vätern  System  in  die  christliche  Theologie  kam. 

Wenn  somit  von  direkten  Beziehungen  der  Interpolationen 
zu  dem  neutestamentlichen  Kanon,  wie  er  nun  vorliegt,  keine  Rede 
sein  kann,  so  dürfte  doch  ein  leider  nur  in  winzigen  Fragmenten 
erhaltenes  Schriftdenkmal  der  ältesten  christlichen  Literatur- 
periode von  Einfluß  auf  sie  gewesen  sein:  das  Hebräer evan- 
gelium.  In  drei  auffälligen  Einzelheiten  berühren  sich  die  Inter- 
polationen mit  diesem,  und  zwar  teilweise  dort,  wo  es  den 
kanonischen  Evangelien  gegenüber  eigene  Wege  geht.  Zunächst 
in  der  Auffassung  vom  heiligen  Geiste  als  einem  weiblichen 
Prinzip.  Im  2.  Bruchstücke  des  Hebräerevangeliums  nennt  Christus 
den  hl.  Geist  seine  Mutier;  dazu  stimmt  die  Ausführung  in 
Ode  36,  3:  „Und  er  (der  Geist)  gebar  mich  gegenüber  dem 
Antlitze  des  Herrn u.  Da  hier  offenbar  von  der  vorzeitlichen 
Geburt  Christi  die  Rede  ist,  so  bedeutet  die  in  Ode  19  be- 
schriebene innerzeitliche  Geburt  Christi  aus  der  Jungfrau  (Maria) 
keinen  theologischen  Widerspruch  zum  Obigen.  Weiter  schildert 
das  Hebräerevangelium  (Fragment  1  b)  die  Theophanie  nach  der 
Taufe  im  Jordan  also:  „Es  geschah  aber,  als  der  Herr  von  dem 
Wasser  heraufgestiegen  war,  da  stieg  die  Quelle  alles  heiligen 
Geistes  herab  und  ruhte  auf  ihm  und  sprach  zu  ihm:  ,Mein 
Sohn,  in  allen  Propheten  harrte  ich  dein,  daß  du  kämest  und 
ich  in  dir  meine  Ruhe  fände.    Denn    du   bist   meine  Ruhe,   du 


138 

bist  mein  erstgeborener  Sohn,  der  du  herrschest  in  Ewigkeit.'" 
Was  der  hl.  Geist  hier  sagt,  ist  keine  Rede,  sondern  ein  Hym- 
nus, wie  schon  aus  dem  Inhalt  hervorgeht,  aber  noch  klarer 
wird,  wenn  man  die  Worte  ins  Hebräische,  die  vermutliche  Ur- 
sprache des  Evangeliums,  umsetzt: 

*p  nrnim  aiin  iwnp 
■htm  ■»ia  nna  titoö  nn«  ■£ 

Auf  die  Theophanie  spielt  nun  der  Interpolator  offenbar 
in  Ode  24,  1  an,  wo  er  sagt:  ..Eine  Taube  flatterte  (flattert?) 
über  dem  Gesalbten,  denn  er  war  (ist?)  ihr  (?!)  Haupt;  und  sie 
sang  (singt?)  darüber,  und  ihre  Stimme  ward  (wird?)  gehört." 
Der  bezeichnende  Ausdruck  „und  sie  sang  darüber"  läßt  sich 
aus  keiner  der  kanonischen  Darstellungen  der  Theophanie  er- 
klären, da  alle  dem  hl.  Geiste  nur  eine  kurze  Anrede  in  den 
Mund  legen;  es  ist  aber  sehr  wahrscheinlich,  daß  der  Inter- 
polator ihn  gewählt  hat  im  Hinblick  auf  den  Hymnus  des  He- 
bräerevangeliums. Wenn  endlich  das  letztere  (Fragment  15)  es 
zu  den  schlimmsten  Verbrechen  rechnet,  ..wenn  jemand  seines 
Bruders  Geist  betrübt  hat  (contristaverit)",  so  stellt  Ode  20,  4 
dazu  eine  auffällige  Parallele  mit  den  Worten:  ,,Und  laß  dein 
Inneres  kein  anderes  Innere  betrüben,  und  laß  deine  Seele  keine 
andere  Seele  betrüben."  Danach  scheint  es  mir,  als  ob  der 
Interpolator  im  Bannkreise  des  Hebräerevangeliums  gestanden 
habe,  was  um  so  wahrscheinlicher  wird,  wenn  man  als  Tatsache 
nimmt,  daß  dieses  in  hebräischer  Sprache  abgefaßt  gewesen  sei. 

Die  Nichtbenutzung  der  griechisch  geschriebenen  Schritten 
des  neutestamentlichen  Kanons  und  das  nahe  Verhältnis  zum 
llebräerevangelium  lassen  mich  die  Interpolationen  als  ein  noch 
in  das  erste  christliche  Jahrhundert  fallendes  Schriftwerk  nehmen. 
Das  verbürgen  auch  noch  zwei  andere  ihrer  Ausführungen,  deren 
eine  (10,  6 f.)  einen  Einblick  in  den  Stand  der  christlichen  Mission 
zur  Zeit  des  Intorpolators  tun  läßt,   wahrend  die  andere   (7,  L9ff 

etwas  \  on  der  Gemeindeordnung  verrät  DerWortlant  derersteren 


L39 

ist:  „Und  die  Heiden,  die  zerstreut  waren,  sind  allzumal  ver- 
sammelt. Und  in  meiner  Liebe  ward  ich  nicht  verunreinigt  da- 
durch, daß  man  mich  auf  Opferhöhen  bekannte;.11  Diese  Schilde 
rang  der  Ausbreitung"  des  Evangeliums  läßt  erkennen,  daß  im 
Zeitalter  des  Interpolators  die  Missionicrung  der  Heiden  schon 
reiche  Früchte  trug-,  andererseits  aber  die  Gleichbehandlung 
von  Juden-  und  Heidenchristcn  noch  als  etwas  Neues  und  Außer- 
ordentliches in  der  Gemeinde  empfunden  wurde.  Hier  scheint 
mir  der  Interpolator  unter  dem  irischen  Eindrucke  der  Missions- 
taten eines  Paulus  zu  stehen. 

In  der  anderen  Stelle  (7,  19  ff.)  wird  von  „Heiligen"  in 
einer  Weise  gesprochen,  als  ob  alle  Gemeindemitglieder  an  dieser 
Bezeichnung  teilnähmen;  es  ist  ferner  von  „Sehern"  die  Rede, 
die  mit  vorhergenannten  „Gesangeskundigen"  und  bald  nachher 
auftretenden  „Sängern"  gleich  zu  sein  scheinen.  Damit  führt 
uns  aber  der  Interpolator  in  Gemeindeverhältnisse  ein,  wie  sie 
in  der  palästinensischen  Urkirche  geherrscht  haben;  denn  auch 
die  Apostellehre  hebt  aus  den  Mitgliedern  der  „geheiligten 
Kirche"  (Kap.  10,  5)  die  Propheten  hervor  als  solche,  die  nicht 
nur  „im  Geiste  reden"  (Kap.  11,  7),  sondern  auch  singen,  indem 
„den  Propheten  gestattet  ist,  Dank  (in  eucharistischen  Liedern) 
zu  sagen,  soviel  sie  wollen"  (Kap.  10,  7). 

Als  Hauptzeugen  dafür,  daß  der  Interpolator  womöglich 
noch  um  einige  Jahrzehnte  früher  lebte,  als  Harnaek  angenommen 
hat,  sehe  ich  jedoch  seine  Sprache  an.  Er  schreibt  ein  Hebräisch, 
das,  mit  dem  des  Grundtextes  der  Oden  verglichen,  fast  barba- 
risch zu  nennen  ist  und  das  innere  Verhältnis  zu  den  alttesta- 
mentlichen  Autoren,  aus  dem  jener  seine  Klarheit  und  Leicht- 
flüssigkeit bekommt,  vielfach  vermissen  läßt.  Es  ist,  als  ob  der 
Geist,  aus  welchem  heraus  er  seine  Zusätze  macht,  über  die  alt- 
hebräischen Phrasen  hinauszuwachsen  trachte.  Andererseits  ist 
doch  sein  Hebräisch  etwas  fast  unbegreiflich  Altertümliches, 
wenn  man  es  in  den  Rahmen  des  altchristlichen  Schrifttumes 
einsetzt.  Man  hat  es  bisher  fast  allgemein  abgelehnt,  Notizen 
der  Kirchenväter  über  hebräisch  geschriebene  Schriften  der 
apostolischen  Gemeinde,  vor  allen  das  Hebräerevangelium  und 
dasjenige  des  Matthäus,  wörtlich  zu  verstehen,  und  möchte  dem 


140 

Begriff  „Hebräisch"  hier  die  Bedeutung-  von  aramäischer  Volks- 
sprache geben.  Ich  halte  eine  solche  Entscheidung  für  verfrüht, 
ja  verfehlt,  weil  m.  Er.  noch  nicht  alle  Zeugen  in  dieser  An- 
gelegenheit genügend  abgefragt  sind.  Mir  ist  es  sehr  wahr- 
scheinlich, daß  das  Hebräische  als  Sprache  der  Liturgie  der 
palästinensischen  Christengemeinde  mindestens  bis  gegen  das 
Ende  des  ersten  Jahrhunderts  n.  Chr.  fortgelebt  habe.  Das  kann 
eine  kurze  Betrachtung  der  ältesten  christlichen  Hymnen,  die 
im  Lukasevangelium  (Kap.  1,  43—45,  46—55,  68—79;  2,  29—32) 
und  in   der  „Apostellehre"  (Kap.  9—10)  erhalten    sind,   dartun. 

Ihre  Erklärer  bezeichnen  sie  als  Nachklänge  des  hebräi- 
schen Psalmengesanges,  in  welchen  aber  infolge  ihrer  griechi- 
schen Abfassung  die  formale  Technik  zu  einer  im  einzelnen 
regellosen  Annäherung  an  die  Umrißlinien  der  Psalmen  ver- 
kümmert sei.  Ich  beurteile  sie  anders;  wenn  sie  jetzt  den 
Psalmen  nur  ähnlich  sind,  so  wird  das  seinen  Grund  darin 
haben,  daß  sie  uns  nur  in  griechischer  Übersetzung  vorliegen; 
ihre  Urform  wird  hebräisch  gelautet  und  hinsichtlich  der  Metrik 
der  Psalmenform  entsprochen  haben.  Um  solches  zu  erweisen, 
genügt  ihre  Übersetzung  ins  Hebräische  unter  Beobachtung  der 
Grundsätze,  die  für  mich  bei  der  Übertragung  der  Oden  Salomos 
maßgebend  waren. 

1.  Der  kleine  Hymnus,  mit  welchem  Elisabeth  die  Matter 
des  Herrn  begrüßt  (Luk.  1,  42 — 45),  ist  eine  <pdi}  ntvuair/.r  im 
Sinne  von  Ephes.  5,  9;  denn  Elisabeth  sang  ihn,  während  ..sie 
vom  hl.  Geiste  erfüllt  war".  Seine  griechische  Fassung  lälit 
unschwer  erkennen,  daß  er  aus  3  Distichen  besteht: 

FrXoyijitrrj  or  iv  yvvat^lv,  "/.cd  £ÜXoyr](j,€VOQ  6  xctQTtdg  rijg  xoi 

klag  iJov. 

y.al  n 60 ev  j.101  iovio  Hva  Ek&rj  /  ,">/',{.'  /0'~  *V£iOt;  poi  ifii; 

I     tdoi<  ydcg  &g  iyivszo  ?)  cpojvij  ioc  du.uujuor  oov  sig  tä  ioiä  uoi\ 
iaxLQTTjasv  iv  dyctkXidcet  tö  ßgecpog  iv  //;  xoiklct  juov, 

xai  (.taxagia  h  rciOTevactoa  on  Iötcn   i  >/„• 

Ins  Hebräische  libersetzl  nehmen  diese  Distichen  riertak 
tige  Form  an,  und  das  Ganze  erscheint  als  eine  cm  ige  Strophe, 


141 

deren  Distichen  wohl  nicht  ohne  Absicht   alle   mit  dem  Gleich 
klang  -ai  schließen. 

^a  '•rnrDH  sian  "o  ^  nrnm  l  -ji^a  na  -pai  mtta  nii  nynz  i 

sstaa  ib'n  nha  np*w  /  '"»ima  ■^nana^'p  nvro  nin 
THirnife  n'r-ian  ntf«  /  r6a<  ^  nröK&n  n^m 

2.  Der  Hymnus,  den  Maria  auf  diese  Begrüßung  hin  singt 
(Luk.  1,  46 — 55),  zeigt  5  Distichen,  deren  jeder  die  eben  vor- 
hergegangenen an  Wortfülle  sichtlich  überragt: 

Msyalvvsi  f)  ipv%rj  f.iov  tov  kvqiov,  xal  if/al'kiaGsv  tö  nvEv^iä  {iov 
\    etil  reo  dsaj  tw  GwTfJQi  (.iov,  ort  Erceß'kEipsv  erü  Ti]v  TcmsivioGiv 

{  TTJQ    ÖOvhjQ    CCVTOV. 

Idov  yao  and  tov  vvv  naxaQiovGiv  y.E  tcclgcli  ai  ysvsal, 
\    oti,  €7ioirjG£v  tiöi  fxeydXa  6  dvvaTÖg,  xal  ayiov  tö  ovo\ia  ai)TOv. 

xal  tö  e'Xsog  avTOv  sig  ysvsäg  %al  ysvsäg  Totg  cpoßou^svoig  avTÖv ' 
€7Toh]Gev  noccTog  iv  ßoax'iovi  avTOv,   disGKÖQrtiGsv  vTceorjcpävovg 
öiavoiq  xaqdiag  ccvtcov. 

"/.a&slXsv  övvaGTag  arcb  &qÖvcov  nai  vifJwGsv  Tairsivovg, 
TTsivfovTag    iv67TXr]G£v    äya&ajv    ytai    nXovTOvvTag    s^ansGTsiXsv 
Ksvovg. 

ävTsXaßsTO   iGQaijX  Ttatdög  ccvtov,  (.tv^adTJvaL  sXsovg, 
xadtog  sXdXrjGSv  rcoög  Tovg  rraTsqag  fatöv,  Tat  ^ßgaaf.i  xal  tw 
Gnsq\.iaci  avTOv  sig  tov  alwva. 

Bei  der  Übersetzung  ins  Hebräische  zeigt  sich,  daß  jeder 
Stichos  einen  Fünftakter  ausmacht: 

*ipa  mh  ^a  •'ipttfiü  nrbia  1}  //  ttii  |Hm  *inßb  *&&  itdöiI    i 

■00  tfripi  -w  -0)  "»äp  Wan  •o  //  nninn-ba  ^n^ir  nripö  nin  n 
nib  rrfra  dw  nwi  lpnta  pSfnn  3)  //  Tirr^p  mni  irib  nam  m 

ontrjpi  aitb-*6a  a^am  //  d^wj  onm  mxD3£  a^a^  tth4)  iv 

annaic 5)  lrrnanb  nin  iaa  //  nan  naiS  nap  ^httra  Ton  v 


142 

1  „im  Hinblick  auf  Gott";  2  oder  fJÄit;  3  „(Während  seine  Gnade 
.  .  .  für  solche  ist,  die  ihn  fürchten,)  stärkt  er  seinen  Arm  und  zerstreut 
die  Übermütigen  .  .  .";  4  die  folgenden  Perfekta  können  auch  auf  die  Zu- 
kunft gedeutet  weiden;  :>  das  vorhergehende  b  gehört  der  Idee  nach  auch 
zu  den  zwei  folgenden  Worten,  was  der  griechische  Übersetzer  nicht  erkannt 
zu  haben  scheint.  —  Das  fiinftaktige  Metrum  dieses  Gedichtes  ist  der  sicher- 
ste Beweis,  daß  nach  den  viertaktigen  Begrüßungsworten  der  Elisabeth 
jetzt  eine  andere,  nämlich  Maria,  zu  Worte  kommt. 

3.  Als  (pdt)  7Trsvf.iaiLy.ij  bat  auch  der  Hymnus  des  Zacharias 
(Luk.  1,  68 — 79)  zu  gelten;  schon  im  Griechischen  läßt  er  sich 
bequem  in  7  Distichen  abteilen: 

EvXoyrjzdg  uvoiog  ö  d-sög  zov  ^Iagcnfi,  bn  STCSG/.sibazo  -/.cd  inoit]- 

GSr    XviQWGir    Züj    XaCO    CCUTOr, 

x.ai  Ijyeigsr  yJgag  GiozijQiag  fjyXv  sr  oYkco  davsid  ncciödg  avioi" 

"/.adiüQ  slähjGsr   diä   Gzöuazog  twv   cr/icor   du   cdCovog  7TQO(prt- 

zcov  avzov, 
GtoTTjOiav  et;  ix&gwv  fj^xCor  xal   it;  xsigog  it&vxtav  %&v   iitGOvr- 

ztor  f][.iäg ' 

TtotfjGai  l'Xsog  (.tszä  zwr  nazsQtor  fyiwv  xai  fAvrjodijveu    dta$rt- 
xrjg  äylag  avzov, 
\    OQKör  or  cüf,WG£v  7tQog  ^4ßqadu  zöv  Ttazsqa  i]uwr, 

zov  öovrai  fftuv  äcpoßwg  ix  x£tQ^g  iy^d-owr  Qvo$sriag 
Xazqsvsir  ccözü)  er  öaiozrpi   xat   dixaiOGvrt]  ivtbttiov  aviov  ;id- 
Gaig  zaig  fyisoaig  i)utdr. 

"Aal  gv  ös,  7raidlor,  TtQOCprjvrjQ  vxpiGiov  y.lrjth'lG)i  ' 
7TQ07iOQSVG)j  ydo  srCoirior  kvoiov  sroifiäGat   ööovg  ai  rov  ' 

zov  öovrai   yrfoGir  oion-oiag  no  laCo  uviov  iv  ä(pimi  (.(u.ombv 
avzior, 

Iöiä  G;iX('<yxra  slsovg  &sov  i)uu»\  iv  oig  intoxti' .  n  t  A//. 
zoli)  i£   vi/uji^ 

irticpävat   rolg  iv  (Morst  xai  g/k)   &avdm  i  U&vdQ 

(     zov  xazsvVvrat   toi)Q  rtödag   rhuiov  elg  bdd/V  sioni^. 

Bei  der  Übersetzung  ins  Hebräische  erscheint  jeder  Stichos 
als  regelrechter  ftlnftaktiger  Vers: 


143 

rvaa  wt^  pp  onm  //  nrrm  rrwi  npc  ■»a  binfsrbk  w  -pna    i 
■nap  nii 

wiitortäi  üw  tö  npitr^  //  awaari  Dlp'ntfinp  'aa  nsn  im  n 

i#n  Pwa*Tnn  2)  //  wnpTina  nitSi  utoitdp  non  mt^S  m 

Iran  BTQl6  patr  3 

npix)  ntshpa  riap^  :;)  //  nna-^a  iri'mfi  rttitti  13b'  nrft  iv 

lra^a  riub 
ranTnn  trksb  "»hu  fab  a^pn  //  |t6i?  iraj  ^  «Sp'1  ^n  runm  v 
nttfa  lrrfc*  non  "«öma  //  ornsrarr  rirrboa  iapb  ni?ittf*n  nrnnS  vi 
an    kto  4>   mps*  rn 
rnTir1?«  lrürrrw  parte  //  niö^atpibi«  *]Wia  <:«tfite  T«rte  vn 

1  Ich  habe  im  Hinblick  auf  Cod.  Syr.  Sin.  xvQiog  nicht  übersetzt; 
2  öqxov  dürfte  alte  Verschreibung  für  öqxov  sein;  3  „damit  wir  ihm 
dienen";  4  NSttö  in  konkretem  Sinne,  wie  in  HB  KXlä  „das,  was  aus  dem 
Munde  hervorgeht";     5  ich  habe  JHK  nach  Is.  9,  1  hinzugesetzt. 

4.  Die  in  prophetischem  Geiste  vorgebrachten  Worte  des 
Simeon  (Luk.  2,  29 — 32)  entsprechen  nach  ihrem  Umfange  un- 
gefähr denen  der  Elisabeth: 

{NüV    6c7tolv£LQ    TÖV    ÖOvlÖV    0OV,    deöTlOTCC, 
"/.CCTCC    TÖ    (tfj[.ld    GOV    £V    ELQrjVr)  ' 

!OTl    SlÖOV    Ol    Öcpd-Ccllioi    fiOV    TÖ    CWTTJQIÖV    OOVy 
o  fjZol(.iaaag  y.axä  tcqööwtiov  tuxvtwv  tG)v  lao)v, 

j     cpü)Q  elg  änovAlvipiv  e&vwv 
\    v.ai  do^av  Xccov  aov  ^iGgarjl. 

Auch  sie  bilden  in  der  hebräischen  Übersetzung  eine  sechs- 
versige  Strophe  im  viertaktigen  Metrum: 

atettfa  -pina  /  pix  "pas?  ntban  nhv 

Mprrtea^jß  nwan  nttf«  /  "[npn^-ri«  vp  uri  ^a 

birtop  *]öp  Tiaai  /  D;mn-S«  v  ni^te  m» 

1  Oder  vielleicht  TU  „um  die  Augen  der  Heiden  aufzudecken"? 


144 

Es  kann  eigentlich  nicht  sehr  verwundern,  daß  die  Hymnen 
des  Lukasevangeliums,  die  so  sehr  an  Blütenlesen  alttestament- 
licher  Gedichte  erinnern,  von  Haus  aus  in  hebräischer  Sprache 
abgefaßt  und  nach  hebräischer  Metrik  geformt  waren.  Aber  das- 
selbe gilt  auch  noch  für  eine  Gruppe  von  Texten,  bei  denen  der 
christliche  Geist  entschieden  betont  wird  und  ein  besonders 
wichtiger  Teil  der  altchristlichen  Liturgie,  das  Abendmahl,  im 
Vordergrund  steht:  die  eucharistischen  Gesänge  der  Apostel- 
lehre. In  der  schriftlichen  Überlieferung  erscheinen  sie  als 
griechische  Prosatexte.  Daß  sie  aber  keine  Prosa  darstellen,  hat 
E.  von  der  Goltz  (Das  Gebet  in  der  ältesten  Christenheit,  S.  331) 
gezeigt,  der  seine  Beobachtung  eines  in  Form  und  Inhalt  zu 
Tage  tretenden  Parallelismus  dazu  benutzte,  um  eine  Reihe  von 
Strophen  freierer  Art  herauszuschälen.  Ich  gehe  weiter  und  sehe 
hinter  dem  Griechischen  dieser  Texte  einen  reinhebräisehen 
Ausdruck  und  hinter  dem,  was  nach  v.  d.  Goltz  freie  Rhythmik 
und  Strophik  wäre,  die  strenge  Form  des  hebräischen  iunftak- 
tigen  Verses  in  paarweiser  Wiederholung.  Außerhalb  dieser  Form 
stehen  nur  die  in  doppelter  Ausprägung  auftretenden  Doxologien, 
deren  längere  Form  aber  vielleicht  auch  als  einzelner  Fünftakter 
anzusetzen  ist. 

Ich  schicke  als  einen  besonders  schlagenden  Beweis  für 
ihre-  hebräische  Abfassung  folgendes  voraus.  In  Kap.  9,  4  wird 
das  eucharistische  Brot  als  tö  vläoua  „Bruch"  bezeichnet,  ein 
Wort,  das,  wie  A.  Harnack  (Die  Lehre  der  zwölf  Apostel,  S.  30, 
Anm.  >  sagt,  ans  der  Literatur  der  beiden  ersten  Jahrhunderte 
nicht  zu  belegen  ist  und  gewählt  wäre,  um  so  stark  wie  mög- 
lich an  die  Einheit  des  Brotes  zu  erinnern.  Diese  Erklärung 
ist  durch  eine  andere  zu  ersetzen:  tö  yläaiia  ist  die  griechische 
Wiedergabe  von  hebr.  *ötf,  das  die  Bedeutungen  „Bruch"  und 
„Korn"  in  sieh  vereinigt;  er  versinnbildete  also  für  die  hebräisch 
redenden  Christen  sowohl  den  Stoff  des  hl.  Brotes  wie  die 
Handlung,  die  mit   jenem  vorgenommen  wurde. 

Eis  war  der  in  Frage  stehende  Text,  der  die  ganze  Abend 
mahlzeremonie  begleitet,  abgesehen  von  den  uns  hier  Dicht  be 
schädigenden  Anhängen  ilO,  6),  ursprünglich  wohl  nur  ein 
einziger  Hymnus;   erst   durch  die  Doxologien  scheint   er  nacb 


L45 

träglich  in  verschiedene,  teilweise  ungleiche  Stücke  zerrissen  zu 
sein.  So  gebe  ich  im  folgenden  seine  griechische  Fassung  wie 
dessen  hebräische  Übersetzung  als  textliche  Einheiten  wieder 
und  unterscheide  die  Doxologien  durch  Kleindruck  von  dem 
eigentlichen  Hymnus: 

9,  2  Ev^agiGTOv^ev  gol,  itaTeg  fytcijv,  vrreg  tfjg  äylag  d^iuekov 
/laßlo  tov  Ttatdog  gov,  i)g  eyvwgiGag  rjfiTv  öiä  'hjGov  tov 
TtaiÖÖg   GOV  '    Gol  r)  S6^a  sig  rovg  atibvccg. 

3  Ev^agiGcov^ev  gol,  tvcctsq  rjjAwv,  vneg  Tfjg  Lcofjg  y.al  yvd)- 
Gecog,  ijg  (iyvü)QLGag  f]\iiv  Siä  'IrjGov  tov  rcaiöög  gov  '  aol  r) 
66%a  dg  rovg  aiibvag. 

4  Q.G71SQ     1]V    TOVTO    TÖ     Y.l(XGjJ,a     ÖieGKOg7TlG[A,£VOV    STcdvw    TCOV 

ÖQtüiv  xai  Gvva%$ev  eyevevo  er,  oVto)  Gvva%&r}Tü)  gov  fj  ix- 
/.IrjGLa  and  tlov  TtegctTLov  Tfjg  yfjg  elg  tjjv  gjjv  ßccGilsiav ' 
öti  aov  Igtiv  r)  dü$a  xal  y)  dvvcCjUtg  &lu  'ItjGov  Xqigtov  eig  rovg  aiutvag. 

10;  2    El)%(XQLGtOV[.tEV    GOL,    Tt&TEQ    ayi€,     V7ZEQ     TOV     äyiOV     d/J.6(,l(XTÖg 

gov,  oft  y.aTSG%rjv(x)Gag  ev  Talg  xagölaig  ^jwwv,  y.al  vrceq  Tfjg 
yvwGEwg  %al  TtiGTecog  xal  ad-avaciag,  rjg  eyvtbqiGag  fj[iTv  öid 
IrjGOV  TOV   Tiaiöog  GOV  '   Gol  i)  do£«  dg  rovg  aioovag. 

3  Hv,  deGTtOTa  TtavToxQccTOQ,  e/.TiGag  rä  rcavxa  evexev  toV 
d[.iö[,taT6g  gov,  TQOCpiqv  TB  %al  tcqtöv  edioxag  Totg  äv&gu)7toig 
eig  arcoXavGiv,  iva  goi  ev%agiGTrjGu)GLv,  ftfuv  öe  e%aQLG(o 
Tivsv^iaTLKrjv  Tgocpfjv  y,ai  jtotöv  xcct  Lwfjv  alwviov  öiä  tov 
Ttatöog  gov. 

4  Figo  7tdvTü)v  ev%agiüTovf.iev  gol,  otl  dvvaTÖg  ei '  goI  f)  $6%a 
dg  rovg  uiöjvag.  5  MvrjG&rjTi,  ytvgie,  Tfjg  eyyXrßiag  gov  tov 
gmaGd-ai  avcrjv  änö  itavTÖg  ttovtjqov  v.ai  TeXeicijGai  avTrjv 
ev  Tjj  äydnrj  gov,  Kai  Gvva^ov  avzijp  aitb  tüjv  TeGGagcov  ave- 
f.itüv,  ttjv  ayiaGÜeiGav,  elg  ttjv  gtjv  ßaGiXeiav,  r)v  eToi^iaGag 
ai)TTJ  '    $Tt  a°v  zgtIv  r\  dvvct(j,ig  xal  f)  66^a  eig  rovg  ccitovag. 

An  diesem  Texte  fällt  vor  allem  auf,  daß  der  vorletzte 
Abschnitt  (10,  3)  ohne  Doxologie  abschließt,  der  letzte  (10,  4 f.) 
aber  eine  solche  sowohl  nach  seinem  Anfangs-  wie  Schiulisatze 
aufweist.  Diese  Unregelmäßigkeit  erkläre  ich  mir  aus  der  Ver- 
schiebung einer  Doxologie  vom  Ende  des  vorletzten  Abschnittes 
in  den  Anfangssatz  des  letzten;  und  zwar  mag  die  Veranlassung 

H    Qriinme,  Oden  Salomos.  10 


14  (> 

dazu  ein  Mißverständnis  gewesen  sein,  das  dem  griechischen  Über- 
setzer hei  der  Übertragung  von  10,4  passierte.  Seine  hebräische 
Vorlage  wird  gelautet  haben:  ^myb  mic  nsi  npin  "»a  baö,  d.  h. 
„Mehr  als  alle  fürwahr  (^  postpositivum,  wie  z.  B.  in  Psalm 
49,  16  nnp1»  >»a  biKtf  to  „aus  der  Unterwelt  fürwahr  holst  du 
ihn")  bist  du  stark:  so  gedenke,  Herr,  deiner  Kirche  (sie  zu 
erretten  usw.)".  Indem  er  nun  dieses  *a  verkannte  und  glaubte, 
es  mit  einer  satzbeginnenden  Konjunktion  zu  tun  zu  haben, 
nahm  er  hm  „mehr  als  alle"  für  einen  brachy logischen  Ausdruck, 
den  er  durch  Hinzufügung  von  „bekennen  wir  dich"  seinen 
Lesern  verständlich  zu  machen  suchte.  Wegen  der  damit  erzielten 
glatten  Satzkonstruktion  wurde  ruhig  in  den  Kauf  genommen, 
daß  nun  zwei  Gedanken  neben  einander  traten,  die  gar  keinen 
inneren  Zusammenhang  haben. 

Weiter  vermute  ich  in  der  Doxologie  von  9,  4  eine  kleine 
Interpolation.  Die  Worte  diä  ^Irpov  Xqlotov  erzeugen  den 
schiefen  Gedanken,  als  ob  die  göttliche  Ehre  und  Kraft  durch 
Jesus  Christus  bedingt  wäre;  streicht  man  sie,  so  wird  der  Sinn 
verständlich  und  die  Doxologie  der  von  10,  4  entsprechend. 
Andererseits  dürfte  am  Schlüsse  von  10,  3  zwischen  dia  und 
tov  ttcclööq  oov  ein  'Irjaoij  einzuschieben  sein,  wie  die  Schlüsse 
von  drei  vorhergehenden  Abschnitten  an  die  Hand  geben.  End- 
lich finde  ich  den  ersten  Satz  überladen  durch  zweimaliges  io0 
7taidög  oov,  von  denen  das  hinter  /laßid  stehende  wohl  nach- 
träglich hinzugesetzt  worden  ist. 

Übersetzt  man  den  also  berichtigten  griechischen  Text  ins 
Hebräische,  so  runden  sich  seine  Abschnitte  zu  Gruppen  von 
teils  2,  teils  4  fünftaktigen  Versen  ab: 

■-pnp  sw*  T2  lawriri  ifcn  //  #Hpn  [•]  rn  fßa  \s6b  iraa  *it: 

-»xpö  inip  jrapn  //  -irr  jrapai  on-r^y  toö  rwi  natb  nrra 

anpa  lnu*  naättfn  -rata  //  wipn  t&*  pih  &hp  -x  -~: 

irriaS 


i  I, 
-pap  ptb^  td  ■anjHin  n^s  iimsrhz  o^nm  nönm  njnn  jpöbi 

co^y1?  "1133.1  I1? 

ontoan  nöpwn  nrwtföi  te*  //  -pttf  -rdpa  rviro  S:d  ^tf  b*  nna 

■pw  <ri^>  Ta  rnÄ-'ta  D*rn  //  rrntt  nritföi  bss  urim  min 
piriitei  njrrtsö  nS^nS  //  *\rnyb  "»iinnst  C-Onptn^  Mbiü 

nS  rwari  ntf«  ^rnabö-b«  //  rra^pön  nni«  nrrnn  jdtkö  pipi 

Es  gilt  nun,  einige  chronologische  Folgerungen  aus  dem 
Vorstehenden  zu  ziehen.  Wenn  die  Lukashymnen  Übersetzungen 
von  hebräischen  Originalen  sind,  so  werden  diese  wohl  schon 
um  die  Mitte  des  ersten  christlichen  Jahrhunderts  in  der  palä- 
stinensischen Christengemeinde  gelebt  haben.  Die  Abendmahls- 
texte der  Apostellehre  verraten  durch  ihren  unkünstlerischen 
Stil  und  die  stereotype  Verwendung  gewisser  rituellen  Formeln 
eine  spätere  Abfassung;  doch  möchte  ich  sie  nicht  nach  100  n.  Chr. 
entstanden  sein  lassen,  da  ihre  griechische  Fassung  samt  der 
der  ganzen  Apostellehre  schon  wenige  Jahrzehnte  später  vor- 
handen war.  Auch  diese  Texte  sind  palästinensischen  Ursprungs, 
wie  aus  dem  Hinweis  auf  das  Getreide,  das  „auf  Anhöhen" 
wächst,  deutlich  hervorgeht.  Zwischen  die  Hymnen  des  Lukas- 
evangeliums und  die  der  Apostellehre  möchte  ich  nun  die  Inter- 
polationen der  Oden  Salomos  einschieben;  darauf  scheinen  mir 
ihr  Stil  und  ihr  Inhalt  hinzuweisen.  Dann  wäre  nicht  das  Jahr 
100  n.  Chr.,  wie  Harnack  vorschlägt,  sondern  eine  etwas  frühere 
Zeit,  etwa  das  Jahr  80  n.  Chr.,  als  unterste  Grenze  ihrer  Ent- 
stehung anzusetzen. 

Von  diesem  Termine  schließe  ich  weiter  bezüglich  der 
Entstehung  des  Grundtextes  der  Oden  Salomos:  sie  muß  um 
wenigstens  50  Jahre  der  der  Interpolationen  voraufliegen;  denn 
wenn  der  christliche  Intcrpolator  es  wagen  durfte,  die  Oden 
teilweise  gänzlich  sinnwidrig  umzuarbeiten,  so  muß  er  sie  für 
literarisch  freigewordenes  Eigentum  angesehen  haben,  was  wohl 

10* 


148 

nur  dann  geschehen  konnte,  wenn  der  Verfasser  schon  geraume 
Zeit  vorher  gestorben  war.  So  lasse  ich  den  Grundtext  der  Oden 
Salonios  in  einem  Zeiträume  entstanden  sein,  dessen  obere 
Grenze  das  Jahr  100  v.  Chr.,  dessen  untere  aber  das  Jahr  30 
n.  Chr.  gewesen  sein  mag. 


Nachträgliches. 

Rendel  Harris  gibt  in  der  2.  Auflage  der  „Ödes  and 
Psalms  of  Solomon  (1911)"  u.  a.  folgende  neue  Lesungen  seines 
Kodex:  7,  4  ^-u^xr^  statt  ,^i^\r^;  8,  22  rd\\«^o  (==  Diet.s 
Konjektur)  statt  cd\jKh  (wodurch  meine  Konj.  rtd^r^o  erledigt 
wird);  11,  21  rtlW  (=  Ung.-St.s  Konj.)  statt  rtüi^j  31,  2 
K&cii^x.a  (=  meine  Konj.)  statt  K'^o^xx-o;  38,  2  »jin^Kb 
(=  Ung.-St.s  Konj.)  statt  ^p^o.  —  Aus  W.  Frankenberg, 
Das  Verständnis  der  Oden  Salonios  (XXI.  Beiheft  zur  ZAW), 
entnehme  ich  als  beachtenswerte  Textveränderungen:  9,  13 
cxaLs  statt  cvsA.t;  21,  1  r^ix.  statt  r^xx.;  26,  7  rclVjjcvx. 
statt  oaA^ar-. 


S.  78,  Z.  6  v.  u.  streich  „per  err.". 

S.  81,  Z.  19  v.  o.  lies  „werdet  erlöst"  statt  „erlöst". 

Im  ersten  Verse  von  Ode  28  habe  ich  rdio»  mit  einem 
Singular  übersetzt,  im  Hinblick  auf  den  Parallelismus  von 
„Taube"  mit  „Geist"  sowie  aus  metrischen  Gründen. 

S.  76,  Z.  5  v.  ii.  lies: 
Um  mein  Volk  zu  erlösen  und  es  mir  zu  erwerben?* 
S.  105,  Z.  11  u.  7  v.  u.  lies  ger  statt  tb. 


Inhaltsverzeichnis. 

Seite 

Die  Oden  Salomos  1  —  42,  syrisch-hebräisch-deutsch 1—100 

Ausführungen : 

I.    Textgeschichtliches: 

A.  Vom  syrischen  Texte  der  Oden  Salomos  bis   zu  ihrer 
hebräischen  Vorlage 103 

B.  Scheidung    des    Odentextes    in    Grundtext    und   Inter- 
polationen   118 

II.    Mutmaßungen    über   das   Alter   von   Grundtext    und   Inter- 
polationen      134 

Nachträgliches 148 


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Ödes  of  Solomon.  l830_ 

Die  Oden  Salomos  "^ 


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OF     MED!/'  -v/A,  ~«c 

59     QUEEN'S     PARK 

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